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N hi Chriſtian Friderich Sattlers Herzoglich⸗ Würtenbersifchen Regierungs-Raths und Geheimden Archivarii, des Koͤnigl. Groß-Brittanniſchen hiſtoriſchen Inſtituts zu Goͤttingen und der Koͤnigl. Preußiſchen gelehrten Geſellſchafft zu Frankfurt an der Oder wuͤrklichen Mitglieds

Geſchichte

des

Herzogthums

unter der Regierung Der

Dersogen

Zwölfter Theil.

Funden und einigen Rupfern befiärket, = Er 9 J = - N TR

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Ulm, bey Aug. Lebr. Stettin. 1782, ER,

Vorrede.

Na tritt einſten der ſchon lang erwartete zwoͤlffte Theil diſer Wuͤrtemb. Geſchichte an das Liecht, nachdem derſelbe theils durch allerhand un⸗ verhoffte Gzſchaͤffte in der Cenfur, theils durch die Menge der unter der Preſ⸗ fe des Buchdruckers ligenden Arbeiten verhindert worden. Ich habe die Hoff⸗ nung gar. nicht gehabt foichen zum Ende gebracht zu fehen, weil meine Lebens, Jahre und die Damit verknuͤpfte Abnahm der Seelen Kräfften folches ſehr zwei⸗ felig machten. Schon war ich gefonnen in der Vorrede difes Theils denfels ‚ben als den legten anzugeben und zu gleich den geneiaten Kiebhabern meine fehul- dige Dankfagung für die fo gute Aufnahm difer Arbeit abzuftatten, ungeacht Ach mich zu erinnern wuſſte, daß ich als ein Menſch nichts vollkommenes zu liefern vermochte und Daß der Syrach c. 18. v. 6. gar recht fehriebe, daß ein Menſch, warn er gleich fein Beſtes gethan hätte, doch foiches für Faum ans ‚gefangen zu halten habe, und, wann er mepnet, er habe es vollendet, es Doch noch weit fehle. Bey folcher Erinnerung bin ich jedoch defto mehr meinen Les fern für den geneigten “Beyfall verbunden, zumahl mir ſehr wohl bewuſſt ift‘ daß man hin und her über meine nicht angenehme und manigfaltige Schreib Art feine Unzufridenheit zu verftehen gegeben habe. Ich glaube aber, daß man meine Entſchuldigung auch für billich annehmen werde, indem ich feinen Ro⸗ manen oder zu den fogenannten belles lettres gehöriges Buch), wo man eben an feine Schreibart gebunden, eine ſolche Arbeit der gelehrten Welt

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Dosrtrtede

zu liefern bedacht war, worzu mich die manigfaltige Ausdrücke und Schre'bs art der Narhrichten und Urkunden gleich/am verpflichtet haden, von welchen ich abzugehrenum mich theils ſicher zu ftellen, theils aus andern Urfachen Bis denken getragen, indem Ich gar wohl weiß, was einem , der die frockene Wahrheit ſchreibt, zu begegnen pflege. : Man hat aber auh vornemlich dem allsütigen und barmherzigen Gott zu danken, daß, Indem ich Difen zwölften Theil aus⸗ tiefere , ich zugleich: den dreh ehenden Theil zur. Cenlur geben Fan. In dem zwölften Theil habe ich Die Nachrichten von dem Ryßwicker Feiden und dem gleich Darauf gefolgten Spanifchen Erbfolgs- Krieg bis andte Hochftetter Schlacht mitgetheilt. So vielich mich erinnern Tan, hat Feine Zeutihe Feder von dem erfiern etwas gemeldet, fondern meiftens aus den partheyſſchen franzöfifchen Nachrichten etwas geliefert. Ich glaube daher nicht übel gethan zu haben wann ich aus der Gefandten Berichten das abgangige eraanzet habe. In dem dreyzehenden Theil werde ich Die Achtloſigkeit der maͤchtigſten Reichs⸗ Staͤnde und die oͤfftere Klagen der wohlgeſinnten und vernuͤnftig denkenden Staͤnde vor Augen legen und den betruͤbten Ausgang mit dem ungluͤcklichen Utrechter, Badiſchen und Raſtatter Friden beruͤhren. Auf ſolche Weiſe bin ich doch fo gluͤcklich geweſen, den Anfang und das Ende diſes heillofen, aber dem in Anfehung des Herzog Kberhard Ludwigs und des Schwab. Krayſes ruͤhmlich geführten Neichs - Kriegs erzehlen zu koͤnnen. Difer Herzog tratt zu den betrübteften Zeiten die Negierung an und war diefelbe gut , lang er feis ner Grau Muter Erinnerungen Gehoͤr gab und feine Leydenſchafften fih zum. Nachtheil feiner Lande mehr, als fich gebuhrte, nicht regieren lieſſe.

Die Muͤnzen betreffend, fo find derfelben hier vorgeftellf 6. Guͤldene und 10. Silberne. Verfchiedene der legtern haben Randſchrifften und unterfcheiden fih von den hier befindlichen nur Durch die Randfchrifften, da fie übrigens mit einerley Stempel geprägt find. Man hat aber nicht ermanglet , folche Randſchrifften hier zu bemerken.

Die Goͤldene find folgende, nemlich auf der erftern Platte Fig. z. des Herzogs Bruſtbild mit der Umſchrifft: EBERHardus LVDovicus D. G. DUX WVRTEMB. / '

Auf der Ruckfeite ſtehet das wierfeldige Wappen mit dem Fürftenhut und nebenher mit Palmenzweigen und unten die Jahrzahl 1694. nebſt einem Roͤſſ⸗ fein, welches der Miünzmeifter Joh. Jacob Wagner zu feinem Zeichen ges führt, deſſen Name auch neben der Jahrzahl ftenet mit den Buchſtaben 1.1. W. Obenher ſtehet des Herzogs Wahiſpruch: CVM DEO ET DIE. 7

8: 2

Vorrede.

Fig. 2. Iſt eine Ducat mit des Herzogs B rufbild und der Umſchrifft: EBERH. LVD. D. G. DVX WVRT.

Aufderandern feite: das vierfeldige Wappen mit dem Fuͤrſtenhut und dem Wahiſpruch: CVM DEO ET DIE. Unten die $ahr»Zaht. M.D.C.XCIV.

Fig. 3. Iſt wieder eine Ducat von einem andern Stämpel mit des Hers 3098 Bruftbild und gleicher Umſchrifft. |

Auf der Ruckſeite das vierfeldiste Wappen auf einem gezierten mit Laubs werk eingefaflten Schild mit der unten ftehenden Teutfchen Jahrzahl: 1697. und oben mit dem Fürftenhut und der gewoͤhnlichen Umfchrifft.

Fig. 4. Iſt ein groffes Goldftück mit des Herzogs geharnifchfem Bruſt⸗ bild im Sspigen - Halftuch und mit dem Dänifchen Diden mit der Umfehrifft; EBERH. LVD. D. G. DVX WIRTEMB. ,

Auf der Kehr» Seite iff das 4 feldigte Wappen mit den 3. Helmen und Wappen -Zierde, neben zu dem Namen des Münzmeifters 1.1. W: oben mit dem Wahlſpruch auf einem Band: CVM DEOET DIE. und unten mit der Inteinifchen Jahrzahl: MDCXCVN.

- Bon diefem nemlichen Stampel ift auch eine Dicke 2. Thaler im Werth habende Münze von Silber vorhanden mit der Randfchrifft; »IL »MONDO &E x TONDO # was man damit gewollt, iſt zweydeutig, weil das Wort Tondo zweyerley Verftand hat und es heiffen Fan die Weit iſt Fugeltund, oder die Welt ift unvernunfftig.

Fe. 3. Kine vierfache Ducat mit des Herzogs Bruftbild mit dem Ele phanten- Drden auf der Bruft und der Umfchrifft; EBERH. LVD: D:G: DVX WVRTEMB.

Auf der andern Seite das vierfeldige IBappen mit 3. Helmen und der Um⸗ ſchrifft: CVM DEOET DIE. Unten mit des Münzmeifters Namen und der durch folchen unterbrochenen Jahr-Zahl 1699.

Fig. 6. Iſt ein Goldguͤſden, welcher den von der linfen gegen der rechten Seite reutenden geharniſchten Herzog mit bloffem Kopf, einer Feld + Binde und Commando⸗Stab unter dem Pferd den Neichs » Apfel vorftellet mit der Um— ſchrifft: EBERH. LVD. D.G. DVX WURT. ET TEC.

Auf der andern Seite ftehet das 5. feldigte Wappen mit den 5. Helmen auf demfelben,, weil er damahls daffelbe mit dem Heydenheimifchen Lappen vermehrte. und das Wuͤrtembergiſche in einen Mittelfchild verwandelte und fos wohl die Helme mit dem einfopfigtem Reichs Adler, als Dem Heydenkopf vers mehrte. Vermuthlich wurde dife Muͤnze erſt anno 1705. geſchlagen, als der Herzog zum General der Cavallerie bey der Reiche⸗Armee erklaͤrt wurde, weil der Reichs⸗ Apfel darauf ſtehet zum Zeichen, weil ihn noch nicht darzuerhoben Ds

3 ' Na

Vorrede.

Unter den ſiſbernen ſtehet Fig. 7. voran mit des jungen Herzogen bloſſem Haupt auf der einen Seite mit der Umſchrifft: EBERH. LVD.DVX WIRTEM. Auf der andern Seite ftehet ein fezglendes Schiff, an welches ein Fleineg angebunden mit der Devife: SPES. MAGNA. MINORI. Und unten ift der Name eines Münzmeifters Johann Chriſtoph Müllers I. C. M. zu finden,

Fig. 8. Iſt eine etwas groͤſſere Münze , welche abermahl des jungen Ders 3098 °B uftdild mit bloſſem Haupt und unter Demfelben eben difes Muͤnz Meis ſters Name mit den Anfangs s Buchftaben : J. C. M. vorftellet.

Die Mucfieite aber zeigt eine aus einem in dem Meer ftehenden Felſen fpringende Quelle mit der Umſchrifft: NON MIHI SED POPULO. auffen auf dem Rand aber ftebet das datum: d. 1. Januarii 1685.

Fig. 9. ft eine Gedaͤchtnus⸗Muͤnze auf die Vermaͤhlung des Herzogsmit der Herzogin Johanna Elifabetha, einer gebornen Marggravin zu Baden s Dure lach, auf weicher zwo auf beeden Seiten der Münze aus Wolken hervor ra- gende Hande in einander gefhlungen zu feben find. Eine dritte aus der obern - Wolke aebende Hand gibt aleiyfam den Seegen und Beſtetigung dies Ehe— bundes Die Umfchrifft ft: ETERNOSIC FOEDERE IVNGIT AMORIS.

Auf der Kehr-Seite ftehet die Schrift:

SERENISIMIS NOVIS CONIVGIBVS EBERH. LVDOV.D. G. DVCI WVRT. ET TEC. ET JOHANNZE ELISAB. MARCH. BAD. THALA MVM TELICEM OMINATVR MDCXCVI. |

Die Umſchrifft iſt COELOCONIVNCTA VIREBVNT. Aufdifer Münz wird man bey diſer Aufſchrifft vermuthlich ahnden ‚daß nicht nach dem Wort omi- . natur auch eine Perjon benennt worden ‚welche einen thalamum felicem prophes zeyet habe, fondern gleich Die Kahrzahl 1697. gefeßt werden. Es ift aber in felbigem Jahr der fo hoch erwuͤnſchte Fride zu Roß wick gefchloffen worden und demnach ver Erfinder difer Muͤnz hade andeuten wollen, daß diſes Jahr, wo—⸗ rinn der Fride erfoiget auch difer neuen Ehe glücfiich feyn wolle, weßwegen auch nach dem Worte ominatur fein punctum ſtehet, welches fonft notyiwene ‚Dig erfordert wuͤcde. We aber nach ſolchem Friden bald wieder ein neuer

gefarlicher Krieg erfolgen ut, welcher infonderheit das Herzogthum —— ae | | berg

Vorrede.

berg ſehr hart betroffen hat: alſo iſt bedenklich, daß die Einigkeit diſer neuen Ehe bald hernach wieder unterbrochen worden, da das Herzogthum mehr Schar. den durch folchen Land⸗als durch den Reichs» Feind erlitten hat. |

Fig. ro. Iſt ein Thaler, worauf Herzog Eberh. Ludwigs Bruſtblid mit der Umſchrifft: EBERH.LVD. D.G.DVX WURTEMB. und unter deffen rechs ter Achlel die Anfangs Buchſtaben des Namens des dDamalinen Hof Sigel fchreiders und Hof: Rupierftechers Joh. Daniel Daniels I. D.D.

Die andere Seite ftellt nur das auf einen Spanifchen Schild geftochene vierfeldige Wappen mit dem Fürftenhut und unten neben den zwey untern Feldern die vertheilte Jahrzahl 1694. vor nebft dem Namen des unter dem Schild ftchens den Münzmeiftersl.1.W. (Johann Jacob IBaaners) Dife Münze ifi hernachmals unter eben gleichem Stampel gepraͤget und nur durch eine Randſchrifft bezeichnet worden: IL MONDO E TONDO. |

Eben difer Thaler ift unter durchaus gleichem Stampel mit der Rand⸗ Schrift gepräget worden: Afpiciunt. Oculis.Superi. mortalia. juftis. Und noch mit dergleichen Randfchrifft: Ne impiæ manus me ledant. Dann es war Damals die Betruͤgerey des Geld» Befchneidens fehr ftark im Schwang, wefs wegen auch die vornen vor der Worrede ftehende auf der Leifte vorgelegte Krayß» Münze gepraget worden, wovon $. 12. pag. 26. nachzufehen ift.

Fig. ır. Iſt wiederum ein Courrent- Thaler des Herzogs Brufibiid vor ftellend mit gleicher Umfchrifft. Unter des Herzogs Bildnus ſtehen noch die Buchſtaben: P.H.M. welches des Medailleurs zu Augfpurg Philipp Heinz

rih Müllers Namen bezeichnet. |

i Die andere Seite hat wieder das, vierfeltiate Wappen , welches mit Palm - Zweigen umgeben ift, über welchem der Fürften- Hut ruhet. Neben dem Schild ftehet abermahl der abgetheilte Name des Dünzmeifters Joh. Ja⸗ cob Wagners und unter dem Schild fein gervönliches Zeichen , nemlich dag Roͤſſten und neben demfelben die abgebrochene Sahrza®" 1694. *

Die zweyte Kupfer-Tafel ſtellet lauter ſilberne Medaillen vor, nemlich Fig. 12. die beede Bruft: Bilder des Herzogs im Harniſch und mit dem Daͤn⸗ fchen Elephanten- Drden , und feiner Gemahlin mit der Umſchrifft: EBERH: LVD: erJOH.ELISAB. D.G.DVCES WVRTEMB.E.T. Unterdes Her- 3098 rechtem Arm ftehet Die Jahrzahl: 1705. und unter derfelben der Name des Medailleurs P. H. MVLLER.

Aufder Ruckſeite ftehet ein Cupido in einem zierfichen Garten und zwey Loor⸗ beer» Zweige unter einem Fürftenhut zufamenfniipfend, deſſen Köcher an einem

Poſtement anlehnet mit der Umfchrifft; COGIT IN UNVM. 18. 13

Vorre de.

Fig. 13. ſtellt des Herzogs geharniſchtes Bruſtbild mit dem Elepsanten, Ds den vor mit der Umſchrifft: EERH. LVD.D.G.DVX WIRTEMB.E.T, Unten am Arm ftebet wieder des P. H. M. Name.

Auf der andern Seite raget ein Arm aus der Wolken hervor und haft den Reichs» Fahnen in der Hand mit der Umfehrift: PRO DEO ET IMPERIO.

Fig. 14. Sfteine fleinere Medaille nit gleichem Bruſtbild des Herzogsund Umſchrifft nur mit dem Unterſchied, daß unter dem geharnifchten Acm die Jahr⸗ zahl 1701. ftebet. | |

Auf der Ruckſeite iſt wieder ein bfoffer Arm, welcher die Neihs- Sturm, fahne haͤlt mit der Umſchrifft: Pro Deo & Imperio. |

Fig. 15. Des a geharnifchtes Bruſtbitd ehne den Dänifchen Orden und unter demfelben der Name des Hof. Sigel» Schneiders]. D. D. und mit der Umſchrifft: EBERH. LVD. D.G. DVX WIRTEMB.

Die Kehrfeite zeiget wieder einen bloffen Acın aus den Wolken hervorgehend miteinerandern Vorftellung des Reichs - Fahnen. Neben ber ftebet die Sonne, welche den Fahnen mit ihren Strafen befcheinet nebft einigen Wolken mit der _ Umfchrifft; PRO DEO ETREPVBLICA.

Fig. 16. Eine viel Eleinere Medaille von gleicher Vorſtellung auf beeden Seiten, nur, daß der Fahn einen fehr langen Schwangel bat. ee . Dife Münzen haben wegen anderwertiger eingefallener Gefchäfften in alls hiefiger Militaͤr⸗Akademie nicht geftochen werden konnen, fondern haben einem Rupferftecher zu Nürnberg zum ftechen ungluͤcklicher Weiſe anvertrauet werden muͤſſen, indem feine Arbeit ihm zu Feiner Ehre gereichet, weil Fein einiges Bild⸗ nus feinem Urbild gleicher und noch Darzu auf zum Abdruck der Kupferfliche uns tüchtiges Papir abgedruckt worden, da hingegen Das geftachene Portrait des Herzogs Eberhard Ludwigs fo wohl indem Stich, als Papir eine ungleich beffee re Renntnus des jungen Heren Neckers entdecket. Der Derleger hoffet deß⸗ wegen ben den Liebhaseen difer Geſchichte Vergebung zu erhalten, indem die Zeit des Ausgebens difes zwölfften Theils um fo weniger geftattet diſen Sechs ler zu verbeffern, als ohnehin diefelbe etwas lang angeftanden und man fich ger drungen aefehen , durch die baldige Yuslieferung ſolchen Mangel zu. erfegen,

tutfgardt, I, Chriftian Fridrich Sattler,

den 20. Sunij 1782.

Herzogl, Wuͤrtemb. Regierungs Rath und Ges heimder Archivarius, des Koͤnigl. Groß⸗Britan⸗ niſchen hiſtoriſchen Inſtituts zu Goͤttingen, und der Koͤnigl. Preuß. gelehrtenGeſellſchaft zusranks furt an der Oder wirkliches Mitglied,

Zwey⸗

Fuͤnfzehender Abichnitt.

$.

$ en eilften Theil difer Wuͤrtembergiſchen Gefchichte habe ich damit befchlofs fen, daß Herzog Fridrich Carl am neuen Jahrstag anno 1693. von

dem König in Frankreich großmuͤthig ohne alle Ranzion feiner Gefan⸗ genfchafft entlaffen worden. Ehe aber derfelbe nach Hauß kam, wurde dem jungen Rand = Prinzen von dem Kayſer die Venia ztatis und die Res gierung ertbeilt. Dann der Kayfer ließ unter dem 20. Sanuarii das Diplo- ma auöfertigen und unter folhem Datum nicht allein an die Herzogin ein Schreis ben (2), fondern zugleich an die Stände des Herzogtbumd , worunter aud) die Ritterſchafft gezehlet wurde , ein Patent ergehen. (b) Im jenem verdienet bemerkt zu werden, daß der Kanfer das Zutrauen gegen der vermittibten Hers zogin Magdalena Sibylla Äufferte , daß, weil fie bisher zu deffen gnädigfter Zufridenheit ber vormundfcafftlichen Negierung wohl vorgeflanden , fie auch

dein jungen Herzog weniaft bis zu feinen vollfländigen Jahren in denen bed un

(a) Beyl. 1. (b) Beyl. 2. &U. Theil, n A

2 Gefchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1693 und feiner Landen Wohlfart betreffenden Angelegenheiten mit getrenem

und vernünftigem March unausfeplih beyſtehen und ihn in derjenigen Treu und Devotion, melde fie ihm bisher eingepflanzt- habe, gegen dem Kay⸗ fer und Reich beftändig erhalten möchte. Es war zugleich ein Creditiv für dem zu folher Einfeßung in die Regierung abgefchidten Graven von Zeil, welcher den 21. Januarii, neuen Calenders, ſchon mir folhen Schriften zu Stuttgard anlangte. In dem Patent fowohl, ald in dem Diplom wegen geflatteter Ve- nie ztatis meldete der Kayſer, daß er den jungen Herzog wegen der an feiner voͤlligen Wogtbarbeit noch abgehender weniger Zeit difpenfiert habe. Dann der Herzog hatte dad 17. Jahr noch nicht zurudgelegt , da man gleihmwohl in ältern Zeiten bey difem fürftlihen Hauß Beyſpiele finder, daß fie vor ſolchem Alters-Jahr ohne erlangte Venia ztatis ſchon die Regierung angerresten. (c) Der gedachte Gran von Zen! Fam aber ganz unvermutbet an und nahm nur in der Saft = Herberge zum Bären feinen Abſtand. Am folgenden Tag , als an einem Sonntag wurde er nach der Morgen + Predigt in einem mit 6. Pferden befpannten Wagen aus dem Wirths-Hauß durch zmeen Eavalliers, nemlicd) den Hauß = Hofmeifter Zruchfeffen von Höfingen und den Forfimeifter von Cafto- gnier abgeholt , welche in eier andern zweyſpaͤnnigen Gutſchen dahin fuhren. Im Auffahren feßte fi) der Truchſes zu dem Kayſerl. Commiſſario ruͤcklings in den Wagen. Der Caftognier erſuchte zwar die beede Bediente deſſelben, nemlich feinen Amtmann und feinen Secretarien in die andere Öutfche , welche aber folches verbathen und ihrem Herrn zu Fuß nachfolgten, fo, daß der Ca- ſtognier allein in derfelben nahfolgen mußte. Der Kayferl; Gefandte wurde bis an den fogenaunten Reutfchnecden geführt, allwo er von den beeden Öcheis men Raͤthen Marimilian von Menzingen und Johann Eberhard WVarenbülern von Hemmingen empfangen und von ihnen nebſt einer Anzahl vorangehenden Hof: Savalliern und Dfficiern den Schneden hinauf. durd den Ritter -Oaal über einen Gang in das fogenannte Altanen - Zimmer geführt. Entzwifchen ließ man auch die Kandfchafftlihe Deputierte , nemlich den Praͤlaten Hochfletter von Ber benhauſen, den Landfchaffts » Confulenten Srurmen ‚und die beede Burgers meifter von Stuttgard und Tübingen Guͤetlern und Bauren in deu Nitter - Saal beruffen,, welche bis auf weiteres Beruffen dafelbft blieben. Heber eine Eleine Weile wurde der Abgefandte von den obgedachten beeden adelihen Geh. Raͤ— then aus vorbemeldtem Zimmer wieder durch den Ritter - Saal in der verwits sibten Herzogin Gemad begleitet. Als er in das Vorzimmer eintratt, eroͤff⸗ nete ihr Hofmeifter Benjamin von Menzingen die Tsuͤr an dero Gemach, wors auf. biefelbe dem Abgeſandten bis dahin entgegen gieng und ihn ke

| Als

(e) Geſchichte des Graven von Wuͤrtemb. zte Fortſetz. $. 14. Pag. 98. und 152.

o

Kuͤnfzebender Abſchnitt. 8

Als ſie aber einige Schritte mit ihm zuruckgetretten war wurde die 1693 Thuͤr wieder zugezogen und die Herzogin mit dem Geſandten allein ge⸗ laſſen. Rad) einiger, Unserredung aber. wurde fie wieder eröffnet und der jun⸗ ge Herzog erfordert. Einige, Savalliers hohlten ihn aus feinem Gemad ab, welcher ebenmäflig bey gefchloffenen Thuͤren mit dem Gefandten ſich beſprache⸗ fe, nad) weldyem die geheime Raͤthe und die landſchafftliche Deputierte herbey geruffen und endlich ded Gefandten Ober » Amtınann und Seererarius , mels che entzwifchen unweir der Thüre des Ritter = Saald aufwarteten , hinein ers fordert wurden. Erfterer hatte. eimige groffe Patenten. bey fi „. nad. deren Meberreihung man auch den Kanferl. General‘ der Cavallerie von. Styrum abhohlte, welchem man nur die Nachricht von der erlangten \ enia zratis ers theilte, worüber er feinen Gluͤckwunſch ablegte. Nun giengen die landſchaft⸗ liche Deputierte nah Hauß und die geheime Räthe zu Herzou Friderich Carls Gemahlin derofelben von foldyem Vorgang Nach icht zu geben. Worauf ent⸗ zwifchen des jungen Herzogs Eberhard Ludwigs bißberiger Hofmeifter von Staffhorſt zur Gratulation zugelaffen wurde, welcher im sJercu8. chen denm auſſen flebenden Cavalliers, Canzley- und Hof = Dienern fagte , Daß jeder bins eingehen und mit Gluͤckwuͤnſchen ihre Schuldigkeit bezeugen fönuten. Es vers weilete fi alfo lang , bid man zur Tafel kommen Fonute , da der Kayſerl. Geſandte die verwittibte Herzogin , der junge Herzog feine ältere Prinzeffin Scwefter und der General Styrum die jüngere binzuführte, Nach vollendes tem Gebeth nahm die Herzogin. die oberfte Stelle. und zu ihrer linken Hand die beede Prinzeffinen. Der Herzog aber bath den Defandten auf der rechten Hand feiner Frau Muter Platz zu nehmen, nad) weldhem er und endlich der General Styrum ſich feßten. An andern Tafeln wurden die Geh. Rätbe , bie landfchafftlihe Deputierte und die Hof» Cavalliers und Dames gefpeißt. Es ift aber ſchon gemeldet worden, daß difer Fuͤrſt den 18. Sept. 1676. ges bohren worden , und was feine ihm angebohrne Lande für leydige Schickſale gehabt haben. Nun muß ic noch nachholen, daß die Sorge feiner Auferzies bung feiner Fran Muter überlaffen worden ,„ welche auch jebr tuͤchtige Mäuner darzu erwähler , nemlich zum Ober : Hofmeifter Sohaun Friderih Staffborften, welchen fein Zögling hernad) zu feinem Geheimen Rath und Hoffmarfchall ers nannte, zum Unters Gouverneur Johann Rudolf Seuberten und zu feinem Lehrer Wilhelm Eberhard Fabern, nachmaligen Sonfiftorial: Rarb und Stiffts⸗ Predigern zu Stuttgard. Er zeigte bey Zeiten einen groffen Verſtand, wor⸗ dur) er fi am Kayſerl. Hof, an welchem. er zu. verfhiedenen mahlen war, fehr beliebt madyre und auch von den Röm. König Jofeph feiner Freundſchafft gewuͤrdiget wurde. Als er im Fahr 1690. beflen Krönung zu Augſpurg bey⸗ e 2 mohns

4 Geſchichte det Herzögen von Wuͤrtenberg

1093 mohnte, erzählte ihm der König, was er täglich zu verrichten hätte und | fragte den Herzog: ob er auch fo viel findieren müffte? welcher es mit Nein beantwortete und binzufeßte, Daß ed darum gefhähe, weil der König mehrere Zander, alder, regieren müffte. Woraufder König verſetzte: So ſehe ‚sh wohl, daß ich noch zu wenig thue. (d)

$. 2:

Nun Fam zwar Herzog Friderich Carl ben 11. Febr. wieder zu Stuttgarb auf der Poſt unter heftigen Schnee und Regen an. Er hatte aber unterwegs ſcchon von der vorgegangenen Aenderung wegen der von Herzog Eberhard Ruds wigen erhaltener Venia ztatis und übernommenen Regierung einige Nachricht erhalten. Als ihn nun den 14. Febr. Herzog Eberhard Ludwig bey feiner Zuruffunfft durch feine vorbenannte geheimde Räthe von Menzingen von Bas zenbülern und dem von Rühle melden lief, daß weil die Kay. May. aus eiges ‚9 nem Xrieb und Onade ihm die Volljährigkeit gegönner und er die Megies „» zung würklich angetretten hätte, er ihm für feine bißherige Adminiftration y, und väterliche Vorforge gehorſamen Danck abflatten laffe, wie aud) die Herzos „, sin Magdalena Gibylla für alle Shro und ihrem Sohn in Zeit währender „‚, Adminiftration erzeigte Gnad und Gutthat, wie au für alle Mühe, „, Sorgfalt und Treu gehorfamen und dienftlihen Dank zuentbieten und beede „ihn verfichern lieſſen, daß ſie fi) erfreuen würden, wann fie ihr danfbares „Gemuͤth und Erkanutlichkeit in der That zu bezeugen Öelegenheit haben füns sen, fo konnte Herzog Friderih Earl feine Empfindlichkeit nicht verbers gen, fondern gab zu erkennen, wie ihm folches eben zw einer Zeit begegne, da er für die Wohlfare und Rettung ded Lands fein Leib und Leben, Haab and Gut aufgefeßt habe. Er befchwehrte fich aber vornemlich über den Kaya ferl. Hof, daß man ihn fo unverfchuldser Dingen und ohn all Urfache vor der ganzen Welt eines WVerfehens befchuldiget habe, weßwegen er fich auch nicht zur foffen wüflte, biö er von felbigem Hof einige Genugthuung erhalten hätte, Uebrigens gönnte er dem nunmehro regierenden Herzog gerne was erjeßo has be und würde, wann die Kayf. May. ihn beute die Adminiftration wieder geben wollte, ſolche Morgen dero Vettern wieder abtretten. Seine Ehre wis re aber dabey allzufehr verwidelt und müffte er die Urfadhen von der Kay. May. wiffen, warum er von feinem Jure quefito, dem väterlichen Zeflament und in contradıcdtorio erhaltener Adminiftration zu einer folden Zeit, da man ſchon gewuſſt, daß er feine Freyheit wieder erhalten , derfelben entſetzt wors

beit,

(d) Erben Kayfer Jofepds zu Coͤlln gedrudt. ſ. 32.

Fuͤnfzehender Abſchnitt. 5

ben. Als man ihm aber entgegen hielte, daß man ſolches von feiten bed 1693 Fuͤrſtl. Hauſes nicht gefucht babe, fondern da der Kayfer foldhes aus eigner Bewegund gethan, aud) nicht ausſchlagen ſollen, fo fehiene er zwar einiger maffen berubiget zu ſeyn, verlangte aber eine General - Decharge und Haupt: Quittung, damit er fo wohl wegen bed regierenden Herzogd, ald auch wegen der Zandfchafft zu allen Zeiten fiher feyn möhte, machte audy noch aus dere Forderungen, welche dahin eine Verbindung hatten, und eine reiffe Bes rathſchlagung erfordersen, wo auf Geiten des Adminiftratoris zu bedenken war, wie viel derfelbe in geführter vormundfhafftliher Negierung ausgeflans den und auf Seiten ded jungen Fürften, daß er dad Land und Regierung in fehr üblen Umftänden angetretten. Dann ber Sammer im Herzogthum war übergroff und die Verpflegung der auf der Poftierung ſtehenden Trouppen ſchie⸗ ne faſt unmoͤglich, fo, daß, wann aller Laſt demſelben allein auf dem Hals ger laſſen und felbigen zu tragen nicht zeitliche Huͤlfe erfhiene, bey vorhin erlistes nem Ruin und aller Orten auf fi tragenden Schaden man ſchlechterdings Fein Mittel zu erdenken wuſſte, fondern bie Poftierungen naͤchſtens aufgehoben werden und die arme Leut und Lande zu ihrem, des Krayſes und ganzen Reichs unwiderbringlihem Schaden unterligen mufften, wobey bie Landfhafft ſich über harte Anftvengung zum Unterhalt der aufgeftellten Hauß = Trouppen fehr beklagte, Und weil ber geweflte Adıniniftrator verlangte, daß der res gierende Herzog einige in waͤhrender Bormundfhafft gemachte Vergliche, ins fonderheit wegen einiger dem Adminiftratorn überlaffener Gefäll zu Wins nenden ratificieren möchte, fo wurden ſolche für unverbindlich gehalten, weil ein minderjähriger ungeacht der erlangten Veniz ætatis in einige Veräufferung nicht willigen koͤnnte, zumahl Herzog Fridr. Carl die Bedingung, unter wels cher ihm die Güter überlaffen worden, nicht erfüllt, fondern fidy dennoch in Kayſerl. Kriegsdienſte begeben hätte. Die übrige Puncten muffte man an bie Landſchafft gelangen laſſen. Es wollte auch demſelben gar nicht gefallen, daß leich mit Uebernahm der Regierung der regierende Herzog die obgemeldte Re- orme der Rand » Miliz auf eine gewiſſe Maaß aufgehoben und die beguͤter⸗ te und zu Kriegsdienſten gezwungene Unterthanen ihren Abſchied erhielten, wordurch die Anzahl der 6000. M. fehr verringert wurde. Weil nun der Krayß mit dem Eintritt in difed Jahr difem Fuͤrſtl. Hauß von felbften den Antrag wegen Meberlaffung folder noch auf den Beinen babenden geworbenen fo lief man fi mis denfelben in Tractaten

Hauß-Trouppen gerhau hatte, ein und wurde nad; verdrüffliher Handlung endlich den 23. Januarij bey dem

Krauß gefchloffen ein Sufanterie urn bon 3100, M. und eines zu ar 3 se

& Gefcbichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1693 nebſt einem Dragoner Regiment jeded d 600, M. in den Gold uns Verpflegung zu nehmen,

Nr

Entzwifhen wurde die ſchon von den correfpondtrenden Fürften entworfs fene fo genannte declaratio nullitätis der Hanoverifchen Chur = Belehnung und der Fürften = Verein zu fland gebracht und wider Vermuthen von allen auf dem Reichstag befindlichen Fürftl. Gefandten unterfchrieben,, weil man befördhs tete, daß der Kayſer die Frage, wie die neue Chur in das EChurfürftl. Col- legium eingeführt werden koͤnnte? auf die Bahn bringen und damit durchs dringen dörffte. Dex mit allzufeurigem Eyfer in difer Sache begeifterte Hefs fen » Saffelifche Gefandte, von der Mahlfpurg, meynte num den jungen Herzog zu einer. hefftigern Inſtruction, ald er bißher von dieſem Fürftliden Hauß hatte, zu vermögen, daß er beede Stüde in veßen Namen unterichreiben und befiglen follte. Auf deffen Anſtifften ſchickten auch die famtliche Gefandte vers ſchiedener fo wohl geift = ald weltlicher Fürften ein Schreiben unterm 13. Febr. zu, worinn fie dife Chur-Sache für eine fo lang das Teutfche Reich ſtehe, uns erhörte Sache befchrieben und beflagten, daß fo wenige Fürften Antheil näb: men, ungeacht die Örundgefege des Reichs dardurch erfchüstert und die Fürfts liche unſchaͤtzbare Rechte gänzlich zu Boden gefretten würden. Sie legten bie declarationem nullitatis difem Schreiben bey und erfuchten den Herzog fich durch Feine widrige Einſtreuungen verleiten zu laffen und ihren Abſichteu beyzus tretten. (e) Herzog Eberhard Ludwig antwortete aber nur difem Geſandten, „daß er Feine Urſach finde von denjenigen Abſichten, weldye währender feiner Adminiftration genommen worden, abzugeben. Wie er aber in der „Hauptſach felbft mit dem Fürftl. Collegio gemeinfhafftlihe Sache zu ınas „chen und nichts, was dem Fürftenfland zum Nachtheil gereichen koͤnnte, ges „ſchehen zu Laffen entfchloffen fen, in modo agendi aber man allemahl auf ‚, moderatiora confilia angetragen, alfo koͤnnte er auch hingegen wegen feis z, ned Herzogthums Lage und fo kurz erſt angetrettener Regierung ſich vor z, der Zeit nicht gern weiter, ald die Moth erfordere, einlaffen, zumahlen er „mit der Öelegenbeit, da er der Roͤm. Kayferl. May. wegen des Erz: Vans „ner-Amts feine und feines Hauſes Befugfame zu empfehlen ſuchte, alles „dasjenige zugleich, aber in gebührender Moderation, eingebradyt habe, 4, was er bavor gehalten, daß auch feines Orts pro tuendis juribus & pri- „, vilegiis Principum immer eingewands werden Finnen. (k) Es wurde a;

ber

*

(e) Beyl. 3. () Beyl. 4.

kLuͤnfzehender Abſchnitt.

ber auch von den correſpondierenden eine Zuſammenkunfft nad) Frank»: 1693 furt veranlafft , wohin fie denfelben den 10. Febr. einluden, weil auch Maragr. Ludwig Wilhelm zu Baaden-Baaden dafelbfi einfommen mürbe, Solches fchiene widerjpredyend zu ſeyn, daß difer Fürft ald Kayferl. General auf der correfpondierenden Fürften Seite tretten und fo gar die declaratio. nem nulliraris genehm halten konnte. (g Der Kayfer hatte ihn aber fols ches zu thun befoblen, damit fie ein Vertrauen zu ihm gewinnen und ihre Wölker nicht von der ihm anvertrauren Armee abfordern möchten. Difes Eins ladungsichreiben blieb unbeantwortet und weil die correfpondierende in ihrem Schreiben vom 3. Febr. gemeldet hatten, daß einige Fürften mit gleichgüls tigen Augen dem Verluſt ihrer unfhäßbaren Befugfamen entgegen fähen, fo beantwortete er ſolches nur damit, daß er nicht unter ſolche Fürften zu zehlen fey, weil er nichtd unterlaffen habe, was zu Aufrechterhaltung der Fürftl. Freyheiten beytragen Fünnte, auch fi) von andern Fürften nicht trennen wuͤr⸗ de. Er hätte aber die unglüdlide Lage feiner Rande vor Augen haben müfs fen, da auch die Vorzüge ded Fuͤrſtenſtands bariun beſtuͤnden, daß jeder ſich bes juris fuffragii bedienen dörffte, wie er ſolches der Erhaltung feiner Kerr: fhafften am gemaͤſſeſten erachte. Der Herzog hatte entzwifchen jehr wohl ges than, daß er der declarationis nullitatis ſich nicht theilbafftig gemacht hats te, weil ſolche Schrift zu End ded Merzen auf dem Rath Hauf zu Megens fpurg offentlid und ſchimpflich zerriffen und hingegen des Herzogs Schreiben an den Kayſer ald ein gründliches und wohlgefajtes Schreiben aufgenommen wurde.

EEE

Nun follte der Feldzug eröffnet werden. Prinz Ludwig Wilhelm von Baden kam auch den 3. April von Wien nad) Günzburg die allierte Armee zu commaudieren, Wlan verfprach fich viel gutes von ihm und er ſelbſt mach⸗ te den Ständen ded Reihe groſſe Hoffnung von feinen Verrichtungen. Dann ald der Schwaͤbiſche Krayß der beeden auöfchreivenden Fuͤrſten Gefandte an ihn dahin ſchickten um ihn zu bewilllommen , gab er ihnen zu vernehmen, daß

die Liebe gegen Schwaben als feinem Vaterland ihn aus Ungarn herauf ges trie⸗

(g) Schoͤpflin in feiner Hiſtor. Zaringo-Bad. Tom. III. lib. V. $. 43. pag. 228. meldet, Daß der Marggr. mıt Dem Kanfer unzufriden geweſen, weil er eine bef» fere Belonung erwartet babe. Es mag fiyn, Daß erfolhen Vorwand gebraucht um des Kayſers Übficht au verbergen , oder war ed nur eine Vermuthung. Oben cn Anecdote wurde aber bon Dem Befandten an Herzog Eb. Ludwigen einberichtet.

8 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberch, 1693 trieben, wo er hoffte, wann man ein Vertrauen in ihn ſetzte, nicht al⸗ lein diſen Krayß von dem uͤbeln Fractament, fo derſelbe von Freund und Feinden erlitten, za befreyen, ſondern auch die Miliz und ganze Deconos mie deffelben auf einen guten und richtigen Fuß zu feßen und zu verfchaffen, daß man deffen Verfaffung anderwerts einen Verdienft zulegen müffte, worzu aber eine enge Verbindung mit Franken erfordert werde, Man hätte ihm zwar da8 Dber » Coınmando fiber die Krayß Völker jedoch unter dem Vorbehalt aufgetragen, daß ſolches nur auffeinePerfon eingefchränft ſeyn follte, womit er auch zufriden wär, Das Herzogthum Wuͤrtemberg konnte ſich aber Feiner Befrey⸗ ung von den Trangſalen des Feinds ruͤhmen. Dann obſchon die allierte Ges nerals den 1. May. nemlich der Prinz Louis von Baden mit feiner Gemahlin, der Marggr. von Brandenburg -Sulmbad, der Landgr. von Heflen = Darmflatt, beede Fürften von Hohen s Zollern und Detingen und andere Öeneralen zu Stutigard zufamen Famen um fi) wegen des Feldzugs zu unterreden und bie Zuſamenruͤckung der Teutſchen Voͤlker zu erwarten: ſo Eamen ihnen doch die Franzoſen unter dem Duc de Lorge zuvor, indem fie den 7. May bey Phis lippsburg über den Rhein giengen und fo gleich Deydelberg berenneten. Der Eommendant, von Heydersdorf, hatte die Ordre von dem Marggraven bon Baden fih zu wehren, weil die Stadt gnug befeftigt war bis zu einem Succnts, welcher ihm verfprochen war. Er wurde zu widerhohlten mahlen beorderseine Bataillon vom Schoͤnbeckiſchen Regiment in die Stadt zu ziehen, welches vers nachläffige wurde. Der Feind hatte noch Feine Breche gefchoffen, nod) ges ſtuͤrmt, fondern nur die Stadt mit 6. vierpfündigen Stüden beunruhigt, als ber von Heydersdorf den ı2. May die Stadt übergab und 600. M. in das Schloſſ warf, welche ſich einige Tage tapfer hielten. Weil aber der Feind ſich nicht Damit aufhalten wollte, fo hebte er nach Plünderung und Verbrennung der Stadt die Belagerung anf. Difer Verluft war wichtig, weil ein beträchtliches Magazin an Mehl und Habern dem Feind in die Haͤnde fiel, welches fürdie ans ruͤckende Saͤchſiſche Völker beflimmt war. Nun zoge ſich ein anderes feindlis ches Corpo auf den Gränzen des Landes zufamen, welches verfchiedene Einfäls le in daffelbe wagte und ſich des Neckars zu bemächtigen fuchte, weßwegen man in Franken und in den Aemtern Meinfperg, Neuenfladt und Meckmuͤl bie zum Fechten taugliche Mannfchafft aufbothe und die Stadt Rauffen befehte, Zwar machte der Feind allerhand Bewegungen und freute aus, ald ob er Maynz belagern wollte, weßwegen er einen blinden Marſch die Bergſtraß bins ab machte; Der Margar. zu Baden aber bezoge fein Lager bey Heylbronn, bey welchem fich die beede Würtemberg. Geheime Raͤthe von Mühle und KRulpis im Namen des Krayſes befanden. Er hatte aber mehr nicht, ald bie Fraͤnk⸗ und

Sünfzebender Abfehbnire. A

und Schwaͤbiſche Krayß⸗Trouppen bey fih und war demnach zn ſchwach dem 1693 Feind unter Augen zu gehen. Bey Wißloch ſtund ein Flein Corpo Franzofen, welches die Belagerung des Schloffes zu Heydelberg bedeckte. Als aber diſe aufgehoben murde, zog ſich der Feind wieder herauf und poflierte füch die Caval⸗ Yerie bey Laimen und Wiblingen ‚dagegen die Infanterie fih am Nedar las gerte. Endlich Fam den 11. Julij die Nachricht, daß die Franzöf. Haupt⸗ Armee unter Commando ded Dauphins bid an die Enz anruͤckte und dad Haupts Duartier zu Sllingen fey, weßwegen ſich dev Öeneral Palfy mit dem General⸗ Major Bibra bey Mündingen conjungirte, aber nur ein corpo von 7000, M. zufamenbringen Eonnte, welches aus Cavallerie beflunde. Den 12. Ju: lii blieb die Armee zwar ligen, aber die merodeurs giengen über ben Euz- fluf und thaten mit rauben und brennen groffen Schaden, wie dann gleich den erften Tag cin dritter Theil des fhönen Flecken Enzweyhingen nebft der Kir⸗ he eingeäfchert wurde. Den ızten marfchierte der Danpbin längs der Enz naͤ⸗ ber herauf und nahm fein Haupt» Quartier zu Ober-Riexingen, wo ſtarke Commando über den Fluſſ giengen , welche die Feſtung Aſperg befeßten und. die Stadt Gröningen, nebſt den Dörfern Hemmingen, Schhwieberdingen und aus dern Drten ausplünderten, wo fie aber von dem General Palfn übel empfan⸗ gen und in dem Schlöfflein zu Hemmingen nad einigem Gefecht 30. Feinde inaffecriert und Io, gefangen wurden, Weil ihm aber die feindlihe Macht zu groß über den Hals kam, fo zog er fi) über Zuffenhaufen nad) Canſtatt zu: ruck der Dauphin ließ hirigegen an die Herzogin Magdalenen Sibyllen einen fehr böflihen Brief ergehen, worinn er Shro Salvegarden anerbothe, deffen Beantwortung fie den ıgten Julii durch den Würtenbergifchen Proviant = Comz miffarien Pfeilen und Trompeter Roufslin. an den Dauphin überfchicte. „Sie hatte fih aber nach Heydenheim und der abgeordnete wurde nicht allein ſehr gnaͤdig aufgenommen, ſondern auch der Trompeter mit 10. douplonen beſchenckt und die Sauvegardes nochmahlen verſprochen, welche man. abholen und ihnen Sicherheit verſchaffen muſſte. Nun wurde der Kirs chen» Ratha- Secretarius Frommann nebft dem Rathsverwandten Völter und ‚dem Trompeter Leuchtlin zuvor an den General Palfy um folder Sicherheit willen verſchickt, welcher aber folhe nicht bewilligen wollte, weßmwegen man neue Ordre von Heydenheim einholen muffte, über welchen Verzug die Fraus zofen ungebultig wurden, zumahl ihnen auch die Öeflattung der Sauvesgar- des nicht gefallen wollte,

XII Theil 8 $- 5-

18 Befchichte der Herzogen von Würtenberg,

1693 J. 5.

Nun ſtoſſte ben 15. Julij dee Duc de Lorge zu des Dauphins Armee und der Feind paffierte den Enzfluß. Das Haupt: Quartier wurde nah Egloss heim verlegt und der rechte Flügel bis gegen Görlingen bey Reonberg gelagerr. Als erfigemeldte Abgeordnete in dem Haupt» Quartier anlangten die Sauves- gardes abzuholen, empfieng fie der de Lorges ebenmäffig mit unerwarteter Hoͤfllichkeit und gab ihnen fogleih 5. dergleihen Schuß «Engel für die Stadt Stuttgard zu mir der Erinnerung ihren marche zu befchleunigen, damit bie merode ihnen nicht zuvor kommen und ein Unglück verurfachen möchte, indem bie fo genannte Schnapphanen fchon die Dörfer Feuerbah, Botnang und Heßlach auögeplündert und viele Ausſchweiffungen verübet hatten. Und weil die Stadt Beſigheim nod mit 300. Rayferl, Soldaten befeßt war, fo muffte der Franz. General Montcaflel mit 8000. M. davor ruden. Die Befakung verlief aber am folgenden Tag die Stadt und zog über den Nedar zu der Ars mee. Es begab fich-eben damahl, Sof ein unter einem Würtembergifhen Nes gimment zu Pferd geftandener Obrift- Lieutenant, Jacob Andread Mortani ohne Abſchied heimlich in franzöfifche Dienſte gieng und von der Kayſerl. Ges neralität für einen Weberläufer erklärt wurde. Weil er nun alle Gelegens beit des Landes wuſſte und auch fonft als ein nefärliher Mann angefehen und vermuther wurde, daß er bey bes Dauphins Armee flünde, fo wurde er auch von Herzog Eberhard Ludwigen durch ein offentlich Refcript als ein folder ers klaͤrt und den Unterthanen befohlen, wo fie feiner habhafft werden koͤnnten, ibn bey dem Kopf zu nehmen und gefänalich einzuliefern. Er Viel ſich auch wuͤrklich als ein Chef eines Trouppen-Raubgeſindels gebrauchen. Den 16. kam ein franzoͤſiſcher Proviant⸗-⸗Commiſſarius la Motte zu Stuttgard an allen Vorrath an Fruͤchten und Wein zu unterſuchen, welcher zu Unterhalt des Dau phins und ſeines Gefolges dienen ſollte. Der Trompeter, welcher den Com niſſarium begleitete, wurde von dem Staat mit 400. Reichsthl. und won der Stadt mit einem Klepper beſchenkt. Weil man aber durch diſe vers nahm, daß man fih mit dem Land in Contributions-Tractaten einzulaffen entſchloſſen hätte, fo ſchickte man gleich folgenden Tages die beede Regierungss Raͤthe von Rathſamhauſen und Heyland in das feindliche Quartier, weiches bey Reckar-Bevhingen den Necker-Fluſſ paffierte und fo gleich unterſchidliche Dörfer und die Städte Marbach, Backnang, Winnenden und Beilftein in die Aſchen legte. Die Palfifhe Hufaren hatten infonderheit der erſtern Stadt ſolches Ungläd zugezogen, welche die daſelbſt befindliche Sauvegardes nider⸗

met⸗

Sünfzebender. Abfebnitr. 11

metzelten, weßwegen auch. die nach Otutsgard abgeſchikte ſolche Schutz⸗ 1693 Leute durch fo genanute Creutz⸗ Neuter oder Gardes, vor welchen bie Hufaren mehrere Achtung hatten, abgelöfet wurden. Nun famen die Abge- ordnete von der. franzsfifhen Armee den 20. Julij wieder zu Stuttgard aır, Sie hatten aber verfprochen innerhalb 3. Tagen ſich wieder einzufinden und die Antwort von dem Herzog und Landſchafft mitzubringen da die Feinde entzwi⸗ ſchen viele Waͤgen um Lebens-Mittel für den Dauphin und die Generalitaͤt abzuholen, nah Stuttgard ſchickten, welche dieſelbe gleichwohl baax bezahlten, fo, daß man ſich über deren Betragen daſelbſt nicht zu beklagen hatte. Nur bliebe die Antwort des Herzogs wegen der geforderten Contribution zu Yang aus, weßwegen die Franzofen fehr ungehalten wurden und den Würtenbergi: fhen Commiffarium Pfeilen, welcher ald Geiffel bey der Armee bleiben muff: te, gefangen nach Aſperg führten. Diſe naͤherte fi damahl dem Kayſerl. Las ger und verlegte das Haupt Quartier nad) Kalten Welten, fo, daß man bald eine vorgehende Schlacht vermuthete, und die Umflände fo wohl im Rand als auch zu Stuttgard fehr gefärlich wurden. Dann die Kayferl. Armee hatte ete lichhundert Schnapphanen, Leute, die nur zur Veraubung des Feindes ges braucht wurden, aufgebotten, melde ſich in die Gegend der Stadt Stuttgard begaben und mit der Efcorte , welche einen Transport von Meel und Eyß dem ‚Dauphin fiefern follte, auf dem Öalgenberg, in einen Scharmuͤtzel einlieffen, wobey der Scharfrichter zu Stuttgard , Andreas Biel, welcher in Mangel anderer Fuhren dife Victualien nebft den Bettels Fuhrleuten in dad Ragerfühs ven follte, erfchoffen wurde und die Efcorte fid) wieder in die Stadt flüchten muſſte. Die Schnapphanen eine Art eines Freys Corps hatten aber nicht gnug an difer Beute, fondern begehrten auch, daß man ihnen ale Franzofen mit . ihren Pferden ausliefern follte, widrigenfalls fie diefelbe mit Gewalt holen woll: ten. In dem man nun fih darüber beratbfchlagte , fielen fie die Stadt an öreyen Orten an. „Ihre Anführer waren der Poſtmeiſter von Eberſpach, ein Faͤhndrich Schober und ein anderer Jonathan St. Amour. Eine Parthie drang fo gleich durch den ehemaligen Thiergarten bey dem ſogenannten Falken⸗ thor und bey dem Thor am Neuenbau in die Stadt. Die andere bemaͤchtigte ſich des Eſſlinger Thors und der dritte Hauf ſetzte zwar bey dem damahls fos genannten Giechen = Thor an , wo er aber abgetrieben und gezwungen wurde ebenmäflig duch den Thiergarten den Weeg zu ſuchen. Weil die franzöfifcge Pferde in dem Fuͤrſtl. Marſtall ſtunden, fo bemeifterte fid) der erſte Truppe fo gleich derfelben und führte fie.davon. "Die Franzofen hatten fidy meiftens in dad Schloff geflüchtet, - welches die Merodeurs mit Gewalt zu bezwingen ſchon Hoffnuug ‚hatten, als ein Regierungs⸗-Raths⸗ Secretarius, wel:

B2. cher

12- Befchichte der Herzogen von Würrenbeter,

1693 der fidy auch in das Schloſſ gefluͤchtet hatte, den Entſchluſſ faffte ein weif-

fed Tuch an flart eines Fahnen auszuſtecken und fi unter der Bedingung zu ergeben, daß ihred Lebens verſchont werden follte. Bey dem Nuffuchen der übrigen bin und her in der Stadt verfrochenen gefhahe der Einwohnerſchaft in den Kellern grofer Schade und der Hofmeifler des Dauphin wurde nebft dem in blauem Sammet mit guldenen Borden gefleidveren und ihm zugegebenen Trom⸗ peter gefangen fortgeführt, melde aber des Stadtſchreibers Adjundus Da: vid Ulrih Schweicker mit 6. fl; ranzionierte, dagegen die Schnapphanen feine filberne Trompeten behielten. Difes Gefindel liefe mit Heu = und Miftgabeln, Mufqueten, VBrügeln und Piffolen durch die Stadt , wobey den Einwohnern bang gemacht wurde geplündert zu werden. Ein von dem Kayſerl. Obriften Carolin mit ungefähr 60. Dragonern detachierter Hauptmann, Heylbron⸗ ner Fam aber der Stadt zu Hülf, brachte diſe unbändige Leute aus derfelben und nahm die gefangene Franzofen in das allierte Lager.

a $. 6. » »

Nun muffte man aber beforgen, daß die Stadt wegen ſolchen Vorgangs des Duc de Lorge Rache empfinden doͤrffte. Derfelbe lieffe fich aber begütis gen. Doch wurden fie auf dad nee in Augſt geſetzet, als den 25. Julij ei. aige Sranzofen vor das Giehen: Thor Famen und nad) der Öefangenen Efcor- te fih erfundigten. Jedermann lief erfchroden von dem eben damahls gehals tenen Gottesdienſt aus der Kirche. Mur der alleinige bey der Gemeinde aus⸗ geharrte Diaconus M. Chriſtoph Friderich Stodimayer lieffe fi bey der Hands lung einer Kinds s Tauffe nit ſtoͤren, fondern führe damit unerſchrocken forf, Den folgenden Tag wurde aber nicht allein die Stadt, fondern auch das ganz 3e Land in groffe Gefahr gefeßt. Dann der commandierende Kayſerl. Gene- ral- Lieutenant , Marggrav von Baden hatte dem obgedadhten Obrift Caro- lin de Sommaripa , welcher ein Würtemb. Regiment commandierte , befohs len die Unterthanen ded Herzogthums anzufeuren , daß fie in flarfer Anzahl ſich zuſammen rotten follter, dem Feind allen möglichen Abbruch zu thun Und dem eben damahls verfammelten Krayß wurde beygebradt, daß folches ſchon ‚bewerkftelligt fey und der Marggrav nur wuͤnſchte, daß ſamtliche Krayßs . Stände difem Beyſpiel rähmlich folgen möchten, weßwegen auch auf deffen Veranſtalten ein Patent befchloffen wurde, welches man fehr fhleunig in allen Krayß-Landen befannt machte. Nun war Herzog Eberhard Ludwig fehr darüber: betretten, weil fein Diredorial» Gefandter in das Patent geſetzt hats ge, daß folder Lands Anfbors indem Herzogtum ſchon bewerkftellige wäre

und

Fuͤnfzehender Abfebnier. 13

und alle Unterthauen die Waffen ergriffen hätten. Dann er war bes 1693 forgt, daß ein ſolch Patent beim mitten im Land flehbenden Feind Fund werden.nud er als Director des Krayfes in Verdacht geratben dörffte , als 06 er diſen Aufbott veranſtaltet hätte und dem Feind dadurch Gelegenheit ges geben wurde mit Brand und Plünderung das ganze Herzogthum zu Grund zu richten. Er war auch fehr wider den Marggraven aufgebracht, daß er fol Paz tent ohne fein ald Directoris Vorwiſſen zu veranlaffen fih unterftanden und der Geſandte befam deßwegen einen flarfen Verweiß. Nun entichuldigte ſich der Geh. Rath NRühle, daß das Diredtorium feiner nicht allzeit meifter ſey, fondern den Schluſſ der Staͤnde auch wider feinen Willen befolgen müffte , worzu er in diſem Fall deflo mehr verbunden gewefen , als der Krayß fo beffz tigen Eyfer zu Rettung des Herzogthums bezeugte und in offentlichen Zeituns gen man fich aus diſem Patent viel gutes verfprach und nicht zweifelte,, daß, wann die aufgebottene Unterthanen dem Feind in den Muden kaͤmen, eine vollfommene Victorie erfolgen muͤſſte. Es war auch an die Zeitungdfchreis ber und deren Cenfores fehr unbedachtfam ein ſolches Worhaben vor der Zeit zu verratben, weßwegen der Herzog ſcharf unterfuden lief, wo ſolche Zeituns gen gedruct worden. Weil nun in dem ganzen Patent nur des Marggraven gedacht wurde und ber Herzog frey blieb ſolches zu befolgen oder durd) entgegen lauffende Befehle folhen Aufbott abzuftellen , fo hatte er genugfamen Stoff fidy bey dem Dauphin zu entſchuldigen, wie fich dann auch fand, daß folder Bes icht ungegründes wär. Nichts defloweniger Fam unter dem Commando des Maitre de Champ, Baliviere ein Detachement yon goo. M. Savallerie vor die Stadt Stuttgard und begehrte entweder eingelaffen zu werden oder die vorhandene Sauvesgardes zurud zu geben, Nun war die Verweigerung des erfien Begehrens gefärlich und die Franzoſen befeßten fo gleich den Fürfts lichen Öarten , das Schloff und alle Zugänge der Stadt. Der Commillaire la Motte aber trug den auf das Rath-Hauß befchiedenen Räthen vor, daß dev Dauphin fehr ungnädig aufnehme , daf nicht nur feine Convoy zu der Abſuͤhrung der Lebens » Mittel in der Stadt aufgehoben und unter währen den Tractaten wegen ber Contribution dannoch alles in dem Rand die Waffen zu ergreiffen aufgebotten worden , fondern auch die abgeordnete Raͤthe ihn recht Jeaͤffet und fi mit ihm moquiers härten, indem er ihnen nur drey Lage Auf: fhub zur Einbringung einer zuverläffigen Antwort gegeben, jeithero aber nies mand von ihnen erfchienen wär, welchen Schimpf er aber nicht auf ſich leyden koͤnnte, fondern folden mit Feur und Schwerd rächen wollte, wie damit , wor fern nicht laͤngſtens am folgenden Tag die geforderte völlige Contriburion ber 4eouoo, Thaler und 200000, ib. für die aufgehobene Convoy mit baarem | 3 | Geld

14 Gecſchichte der Herzogen von Würtenberg,

1693 Geld bezahlt wuͤrde, übermorgen ber Anfang mit Werbreunung des

Schloſſes gemacht werden follte. Als man ihm aber vorfiellte, daß feir ne Anforderung zu vergnügen eine pure Unmöglichfeit wäre und der Herzog au einem folhen Aufbott Feinen Antheil genommen hätte, fo maͤſſigte fich derfelbe und nahın den Vorfchlag an foldhed Geld zu Straßburg bezahlen zu laffen und entzwifchen Geiffel mitzunehmen. Alles difes muſſte nun an die Herrſchafft nach Heydenheim berichtet werden, deren Refolution aber wieder verzogen wurde, worüber die Soldaten im Unmwillen alles raubten , was ihnen von Lebens⸗Mit— teln ben gebemmter Zufuhr beliebte. Endlich wurde von Herzog Eberhard Zudwigen den Negierungs » Rath Heyland und dem Rent: Sammer »Secretario Wuͤrzen aufgetragen mit dem Feind wieder Tractaten anzutretten. Erſterer verbatbe fih aber folhe Verfhidung und der Cammer » Secretarius Würz muffte im Namen ded Herzogs und der Kirchen = Nathö »Secretarius Chris ſtian Frommann im Namen der Stadt in das feindliche Lager gehen und den Vorfall mit den Schnapphanen durch einen mitgenommenen Sauve garde entfchuldigen. Diefe näberten fi aber wieder der Stadt, weßwegen die Franz zofen alle There und enge Öaffen , ja fo gar den Marfts Plag mit Wägen und Herbft » Büttenen beſetzten.

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Entzwifchen flund die allierte Armee noh mit 30000. Mamı bey Hehyl⸗ bronn und Lauffen und die Franzöfifche mit 60000. M. bey Liebenftein und Otmarsheim, welche die erflere zu einem Treffen zu nöthigen fihiene, als fie fo nahe anrüdte, daß es falt unmöglid war ohne ſolches von einander zu kom⸗ men. Des Marggraven Armee war aber fo verfchanzt, daß derfelben ohne groffe Gefahr nicht beyzufommen war. Man rechnete ed hernach deßwegen dem Marſchall de Lorge zu einem Hauptfehler auf, daß er. des Marggraven Lager bey Lauffen angreiffen wollen, wo ed am beflen befeftige war , da er vielmehr bey Wimpfen oder Nedar » Sulm über den Rhein gehen und dem Marggra⸗ ven in den Rucken fallen follen , wo Feine fo flarfe Verfhanzungen waren, Man muß dahin geſtellt feyn Yaffen , ob der de Lorge nicht auch feine Urſa— chen gehabt habe ſolches zu unterlaffen. So viel iſt indeffen gewiß , daß der Dauphin und der de Choifeul dennod auf der Seite von Lauffen den Au— griff wagen wollen, und der de Lorge und die ganze Franzöf. Generalität folches als höchfigefärlich mißrathen babe. Um ſich aber des Angriffs und des Blutvergieffend zu eutledigen gebraudyte dev Marggrab die Lift, daß er unge⸗ faͤhr 70. Tambour ausſchickte und in verſchiedenen Orten den ———

agen

Fuͤnfzehender Abſchnirt. 15

fhlagen lief, welche den Stritt zwifchen den Franzöfifchen Feld » Herrn 1693 entſchiede, indem fie in die Meynung geießt wurden, als ob ein flarker Sucenrd der Allierten Urmee zufäme, fo, daß bie feindliche Armee den 3. Anz: guſti zuruckwiche und die angefangene Batterien unausgefertigt ſtehen lieff , und in dad Herz ded Herzogthums wieder eindrang. Herzog Eberhard Ludwig hät: te deßwegen gern gefehen,, daß ein anfehulider Rath in das feindliche Lager mie den MWürzen gegangen wäre und die Contribution berichtiget hätte, weil er für ſich felbft unanftändig erachtete einen ſolchen Mann zu ſchicken, der das Auſehen nicht hatte fich den feindlihen Commiffarien entgegen zu feßen. Die Geheimde Raͤthe entzogen ſich aber even fo fehr difem Gefhäfft, ald der Hey⸗ land, weßwegen fi der neuangenommene Geheimer vorfißender Rath und Prefident aller Sollegien Joachim Ruͤtger von Owſtien darzu erbothe. Uns geacht aber der Herzog einen verfuchtern Rath wünfchte , weil difer Owſtien von des Landes DVerfaffung noch Feinen genugfamen Unterricht hatte, fo mufje te man doc in der Noth denfelten den 30. Sulij abrenfen und die erfte Pros be feiner zu gewarten » habender Dienfte ablegen laffen. Difer enfrige Rath muffte aber eine vollfommene Inſtruction haben, mit welcher er fehr aufgehals ten wurde, da indeffen zwiſchen dem Franzöfifhen Commiffario und dem Würs zen unter Vertröflung eined erwartenden Herzogl. Raths verabfchiedet wurde, daß 400000, Thaler und zwar die eine Nelffte baar bezahlt die andere Helff⸗ te aber mit tüchtigen Geiffeln verfichers und mis folcdem Accord ver Commifla- rius Pfeil an den Herzog abgefchickt werden ſolle. Wofern aber den folgens ben Tag derfefbe nicht wieder Fame, fo wurde der Stadt Ötuttgard gedros het, daß der Anfang ber Execution mit Einäfherung derfelben gemacht würs de. Der Pfeil floge aber nicht fo gefchwind und fezte dadurch die gute Stadt in groffe Gefahr , wo nicht der Würz ſolchen Verzug mit der Unfiherheit wer gen der Franzöfifhen Merodeurs entfchuldiget hätte , indem dife wuͤrklich Sablenberg, Roraker und Sillenbuh mithin drey nähft an Stuttgard geles gene Drte ausgeplündert harten. Nun kam anflatt des Pfeilen der Prefi- dent von Owſtien bey dem Dauphin an , brachte aber Fein Geld, fondern nur eine Inſtruction. Es hatte auch das Anſehen, daß dem Feind länger » in dem Herzogthum zu bleiben bang wurde, fie aber groffen Mangel am Geld gehabt hätten. Dann ob fie fchon wieder droheten, daß jeden Tag, bis das Gelb ankaͤme, ed entweder Stuttgard oder 20. Dörfer mit der Ein’ äfcherung büffen mufften , fo gaben fie doch wieder nach , daß menigflend an

400

den Thl. au Haar bezahlt und das übrige innerhalb Jahres⸗Friſt abgetragen werden follte, für welche Zrift fie 6. Geiſſel, nemlich zween * the

16 Gefcbichte der Herzogen var Wittenberg,

1693 the, zween Prälaten und zween VBurgermeifter nach Straßburg ge:

ffellt werben muͤſſten, worüber innerhalb 3 Tagen die Ratification er⸗ wartet wurde. Sie befchlennigten ihren Abzug darauf und den 31. Julij führten fie ihre Bagage und Artillerie bey Pleivelöheim über den Nedar, da an felbigem Abend ein folder Sturm in ihrem Lager und in dem Dorf eis ne folche foͤrchtige Brunft entſtund, daß viele Generaln an Pferden ,„ Silbers gefhirr und an andern einen großen Verluſt hatten und einige Bediente ver— brannten , woben eine folhe Verwirrung fich Aufferte, daß mir weniger Manns haft ihre ganze Armee haͤtte zu Orund gerichtet werden koͤnnten.

NE ;

Der Secret rius Würz machte demnach nebft dem Præſidenten Owſtien ein Ende an den Contributiong » Tradtaten. Er begehrte Feine Modera- tion mehr , ald nur darinn, daß jeßo baar 50000 fl. und auf den ı Ditobr. 100000 fl. bezahlt, mit den übrigen Zielern e8 bey dem Accord gelaſſen und die Geyſſel nicht mis Arreſt belegt, fondern innerhalb Straßburg fren paſſiert werden follten. Doch wurde dem Herzog vorbehalten bey dem König noch erwas an der Contribution herabzubringen, worauf die Ratification erfolgte, Ch) Unter dem Vorwand der Kayferl. Armee den Proviant zu benehmen mufls ten aber von dem Herzogl. Kalten zu Stuftgard 1000. Scheffel Früchten, je— Doch gegen baare Zahlung oder Abzug vom der Contribution an den Proviants Auffeher da Preft geliefert werden, Weil nun ungeacht des Contributiongs Accords den 4 Aug. die Merodeurs das Klofter Denkendorf ausplünderten und zu Stuttgard die Virtualien und Mein mit Gewalt weggenommen wurden, fo ſchickte man den Commiſſarium Pfeilen an die franzöfifche Ge— neralität fi über foldye Gewaltthätigkeiten zu befchweren. Dife eutfchuldigte fich aber damit , daß die Geyſſel fchon den 6. Auguſti geſtellt werden follten, aber noch nicht angefommen wären und das Herzogthum mit der Verzögerung ſelbſt die Schuld trage , da es fcheine , ald ob man nicht redlich mit ihnen umgeben wollte , wie dann, wann man anfänglich recht zu Werk gegangen wir und der Rathſamhauſen und Heyland auf den beſtimmten Termin. zuruk⸗ gekommen wären und dem Contributions-Accord gefchloffen hätten, man ſich mit dev Helffte beanügt und Feine Spur binterlaffen hätte, daß _ein Feind im Land aewefen wär. Der Dauphin, Marchall de Lorge, Bouffleur und Choileul wurden damals zu Stuttgard erwarte, ie kamen aber nur bis

Kornweſten, wo fie wieder umkehrten. Die zur Begegnung abgeorönese Res \ | gie⸗ Ch) Beyl. 5. und 6.

Fuͤnfzehender Abſchnitt. u

gierungs-Raͤthe Textor und Sturm bedaurten nur, daß fie deu Öotz 1693 tesdienft verfäumen mufften , welche bey Unpäfflichfeit des Diaconi Stodimaners und Abwefenheit aller übrigen Geiftlichen dev Pfarrer von Bot⸗ nang M Pfifterer verrichten muffte. Ob nun wohl die Stadt Stuttgard von allen weitern Erpreffungen fich befreyet vermennte , fo forderte doch der franz zöfifche Commiffarius von derfelben nunmehr für jeden der durch die Schnapps banen gefangenen Reuter 200 fl. und dein Koͤniglichen Becker und Einfäuffer für ihren damahls erlittenen Schaden einen Erfaß von 4424. Livres welches zufammen gerechnet fid) auf 12213 fl. belieffe mit Bedrohung , daß ſonſt die Stadt verbrannt werden follte. Dife ließ aber die Kanferl. Öeneralität um Gottes willen bitten, ſolche Gefangene loß zu laffen und der Stadt zu verſcho⸗ nen. Den Herzog aber erfuchte fie die Stellung der Geiffel zu befördern, Bee⸗ Des erforderte mehrere Zeit, ald die Gedult der Franzofen geſtattete. Gleich⸗ wohl fihiene es, daß entweder noch einig Mitlegden bey ihuen wohnete, oder fie ein Mittel wufften , welches ihnen nutzlicher wär. Dann fie nahmen fo vielen Wein aus Sem GCammerfchreiberey: Keller, ald dife Summe ungejähr Ausmachte. Hier halff num Feine Entfhuldigung. Den 8 Auguſti kam aber. erſt die Herzogl. Refolution , daß ohne Verwilligung der Landſchafft die Stel⸗ lung der Geiffel nicht bewillige werben Fönnte , entzwifdhen aber der Burger⸗ meifter Güetler von Sruttgard und der Burgermeifter Wolff von Tuͤbingeu ſich als Genffel in das franzöf. Lager flellen und die übrige entſchuldigen follten. Der Herzog ſchickte auch felbft durch feinen Trompeter Leuchtlin (1) ein Schreiz ben an den Marſchall de Lorge deßwegen. Difer traff aber unterwegs dem zur Einnahm der Stadt Efflingen beorderten Brigadier Mazel an , welcher ibn fonleich fagte , daß er wegen fo langfamer Stellung der Geyſel alle Orte, welche um Stuttgard ligen, zu verbrennen bie Drdre habe. Gleichwohl erbo⸗ the er ſich zwar die Schreiben an die Königl. Armee nach Ingeröheim zu ſchi⸗ Ken und fernere Drdre zu erwarten, zweiffelte aber, ob man dife zween Geyſſel annehmen dörffte. Wie dann der Commiffarius la Motte ſich fehr beſchwehrte, daß man in Eeinem Stuͤck parole hielt, und abermahl die Stadt mit Brand bedrohere , weßwegen ſich der Regierungs-Rath und Landſchaffts⸗ Confulent Sohann Heinrid) Sturm und der Kirchen » Rathö-Secretarius Joh. Chriſtian Fromman , der ältere VBurgermeifter Joh. Georg ee der tadt⸗ (i) Weil ich die 3. in diſer Erzehlung benennte Trompeter theils bey Leben, theils in Portraits gefehen, und beobachtet, daß fie alle ſchwarze Allonge - Peruquen getragen, fo fcheinet es faſt, als ob dife Peruquen ein Montiirungs: Stüf di» r wären, welche heut zu tag eine wunderliche Figur vorſtel⸗

XII. Theil,

18 Geſchichte der Aerzsaen von Wuͤrtenberg,

1693 Stade» Hauptinam Joh. Chriſtoph Rheinhard , feines Handwerks ein Schuſter, und Georg Marx Dollmetſch, Ober-Raths Canzelliſt ſich aus Vaterlandsliebe von ſelbſt erbothen ſich bis zur Ankunfft der andern von dem Herzog ernennten Geyſel in dem franzoͤſiſchen Lager zu ſtellen, worauf an ſtatt der bißher in der Stadt gelegenen Cavallerie wegen Mangel des Futters 200. Mann zur Fuß eingelegt wurden, welche einer neuen Commendanten, Chevallier d’Eftrees mit ſich brachten. Difer wurde nun den auf das Rath⸗ Kauf befchiedeuen Raͤthen und Gerichts = Verwandten vorgeftellt bebielte aber fogleich den Negierungd » Rat) Textorn, den Stadt: Vogt Geudern , Megier rungs-Secretarien Stoffen und Johann Friderich Sattlern nebft dem Stadt⸗ ſchreiberey⸗ Adjuncto Schweickern im Arreſt. Den gten Auguſti fan auch der Marchall de Bouffleur und Duc de Maine daſelbſt an, welche das Schloſſ, den Thiergarten, die Stadt und den Neuenbau oder alte Ruͤſt-Haus beſahen, beren Bediente aber in den Kellern fehr übel haufesen und in leßterm Ort alles, was ihnen an Waffen wohf gefiel, raubeten. Bouffleur verficyerte bey diſer Gelegenheit, daß ihm Leyd um diefe Stadt und um das ſchoͤne Land thue, weil beſchloſſen ſey, daß wegen fo langem Berzug der Geyſel noch difen Tag 6, den folgenden Tag 12. übermorgen 18, Orte und endlid) die beede Haupt» Städte Stuttgarb und Tübingen in Afchen = Hauffen verwandler werden follten, "und dennoch die geforderte Sunmen bezahlt werden müfften. Man ſahe auch wuͤrklich noch felbigen Tag die fchöne Flecken Feldbach und Weil das Dorf in Flammen ſtehen, und verfehiedene Ort im Nürtinger Amt erhielten dergleichen Brandbriefe. Die Ungft fehiene fich zu vergröffern , als die fich ſelbſt aner⸗ bottene Öeyfel nicht angenommen werden wollten bis endlich ihre Vorſtellun— ger Gehör fanden und fie nach Straßburg abgeführt wie auch die Brand⸗ Briefe eingezogen wurden. Die in Arreſt gewefene Raͤthe und Kanzley» Verz wandten wurden zwar auch entlaffen,, aber ihnen gleichwohl eine Wacht zuger geben. Weil nun dife fich anmaffeten bey dem Textorn und Schweidern im Bett zu ligen, fo bliebem fie lieber auf dent Rath» Han im der, Verwarung: Entzwifchen verzögerte fich fo wohl Die Zahlung der baaren Angab der 50000, fl. ald auch die Stellung der von den Franzofen verlangten Geyſel, welche dars durch erfchwerk wurde, weil auch zween Praͤlaten von ihren erpreßt wurden. Nichts deſto weniger wurde der Commiffarius Pfeil an die franzöfifche Arz mee geſchickt, damit, weil fie gleichwohl Geyſel hätte das Land mit ferner rem Brand und andern Executionen verfchont , die im Arreſt feyende erledi⸗ get und die Befakung abgeführt werdem möchten. Difer brachte aber die Ant⸗ work zuruͤck, daß das Schloff zu Stuttgard ſchon ein Ufchenhauf wäre, wanu der: Dauphin nicht für daſſelbe gebethen hätte- Dann der Marſchall de Lor-

ge

Rünfzebendet Abſchnitt. 19

ge hatte nichts mehr mit ſolchen Executionen zu thun, ſondern ſol⸗ 1693 che Vollmachten einem gewiffen Povange aufgetragen, welder alle Scheuren in der Stadt aufzeichnen Tieß unter dem Vorwand Backhaͤuſer daraus zu machen , aber in der Abſicht durd) folche die Stadt anzuzuͤnden, weil man den Contributiong» Accord , wie er fagte , fe liederlich halte. Es zoge fols ches aud) fonften derfelben verfchiedenes Unheil zu, weil jedermann feines ans geblichen Verlufts hier fich erholen wollte, indem z. E. ein Lieutenant, Me- fivier von des de Lorge Leibwacht für z. zu Mundelsheim , Badnang uud Beilftein erfchoffene Sauves- gardes 250. Louisdor erprefite,

—— Ma

Nun kam erſt den 11. Augufls die Benennung der ernannten Geyſel von den Herzog ein, nemlich die beede damals fo genannte Dber s Rärhe D. Vi— fher und D Bardili, der Praͤlat Bardili von Blaubeuren , und Prälat Lude

wig Dreher von Hirſau, der Profeflor Gymnafi und Abend = Prediger M.

Reuchlin nebft den beeden obbenannten Burgermeiftern , welche lezte damahl fh on zu Straßburg waren. Seder wurde deßwegen befonderd beruffen, daß fie den 12. Ang. zu Stuttgard einkommen, und ſich in die Geifelfehafft beges ben follten. CK) Es war hohe Zeit diefelbe zu uͤberſchicken. Dann Lieute- nant General Tullard begegnete ihnen bey Eberſpach unterhalb Ghppingen, wohin er mit 2000. M. zu Pferd marfchirte des Vorhabens einige Drte eins zuäfchern, welcher aber bey Erfehung difer Leute fi) zurudzoge und nur frag: fe, warum Fein Edelmann unteribnen fey? Auf gegebenen Unterricht, was es für eine Befchaffenheit in Teutfchland mit den Edelleuten habe, gab er ſich zufri— den und erinnerte nur die baldige Zahlung der banren Angabe zu befördern. Der Prälat Bardili wurde aber unterwegs Frank zu Gruibingen, an deffen Stelle der zu Efflingen mit Arreſt belegte Vogt zu Göppingen Georg Sigmund Schott tretten muffte. Zugleich Eamen den 13. Aug. aud für die banre Anz gab der 50000. fl. Wechfelbriefe auf Baſel und Straßburg au, welche unter einer Efcorte in dad Lager begleitet und die Wechfelbrief durch den Kuchens meifter Schocken und Trompeter Leuchtlin dem St. Povange eingeliefert wurden. Man empfieng fie freundlih und tractierte fie wohl, Und weil Herzog Eberhard Ludwig eine ſcharfe Ordre bey dem Pouvange an den fran⸗ zöfifchen Intendanten , Commiflarium und Commendanten ausgewuͤrkt

hatte, welche diſen befahlen fich ar aufzuführen , fo wurden ir al⸗ 2 ein

{k) Beyl. 7.

20 Geſchichte der Herzogen von MWärtenberg,

1693 lein die anf den Rath-Hauß gefangen ſitzende alſogleich loßgelaſſen,

ſondern auch die Schluͤſſel zur Kunſt-Kammer und Neuenbau, aus welchen fie die ihnen anſtaͤndige Sachen. wegnahmen, wieder zuruckgegeben. An eben diſem Sonutag predigte der ſchon bemeldte Diaconus Stockmayer vom ungerechten Haußhalter. Man hatte aber einige dunkele Nachricht, als ob nad) vollendetem Gottesdieuſt in der Stiffts-Kirche ein Franciſcaner vor den Altar treten und Meſſ halten wollte, weßwegen der fchon gemeldte Schweis- fer fich fogleich zu dem Diacono in die Sacriftey begab und denfelben erin- nerte die Kirche fchlieffen zulaffen. Nun mochten die Franzofen ſolches merfen, weßwegen der Mond nur in Hofen und Hembd die Kutte und Meßgewand unz ter dem Arm tragend famt dem Commendanten und etlichen Officiern und Ge- meinen eylends herbey licffen und ſich der Kirchen - Thür bemächtigten, welches man endlich muſſte gefchebeu laſſen, daß alfo der Moͤnch, doc) ohne Einwey⸗ hung des Altars oder Gebraudy des Weih- Waffers, feine Meff lefen Fonute, welches aber Feine Folgen hatte, weil gleich den folgeuden Tag den 14. Aug. die feindliche AUrınce von Heutingsheim aufbrad und fih in die Gegend von Schoͤckingen zoge, die Artillerie aber bey Vayhingen zu difed Orts gröftem Un⸗ glück flehen ließ, meil fie ein groffes Magazin dafelbft hatte, welches fie vor— ber aufzehren wollte. Dann die Feinde hatten in derfelben groffe Backoͤfen er: richtet, worinn man auf einmal 300 Laib Brod zu baden vermochte, dergleiz chen fie acht in ded Kronen: Wirthd- Hauß und faft eben fo viele in einem au⸗ dern an der Stadt » Maur hatten. Nun gieng den 17. Auguſts in dem erften. ein Feuer aus, welches, weil die Franzofen fih mit Rettung der Kranden und des Proviants befchäftigten und die wenige anwefende Burger des Feuers nicht mächtig, werden konnten, die Badereyen mit vielem Meel und Brod und bey nahe die ganze Stadt verzehrte und nur noch das Schloff nebft 20. Häufern fiehen blieben , welches den Abmarſch der Armee wegen des Verlufts der Baz ckereyen fehr befürderte. Die Beſatzung zu Stuttgard konnte aber noch nicht abgeführes werden ,„ weil vorber eine Abrechnung wegen des: hinterlaffenden Mehls und Haberd muſſte getroffen und: dad genoffene von der Contribution abe gezogen werden, Weder der Dber Mach Textor , noch der darzu deputierte Sammer : Rarh Badmeifler wollten aber fich finden laffen, weßwegen der Com? mendant im Unwillen dem Baͤrenwirth Völter uud dem Stadtfchreibereys Ad- jundto befahl foldes Gefhäfft in dem Franzöfiichen Lager zu übernehmen, wor bey: gleichwohl legterer die Erlaubnus erhielt feinen Schreiber Georg, David Megerlin au feine Stelle zu feßen. Dev Commendant ließ aber auch den Stadt⸗ Vogt Geuder mit Gewalt fort in die Geyſelſchafft führen , und die Stads hat- te noch immer ihre Noth, alö welche mir Händlern Marquerentnern, Offis

eier

Luͤnfzehender Abſchnitt. ——

ciern und Pfaffen um Lebeus-Mittel aufzukauffen angefuͤllet war. 1693 Endlich zog die Garniſon den 19. Aug. nebſt den in der Naͤhe gelegenen

Trouppen fort , welches in guter Ordnung geſchahe, wobey nur der gemeine Döbel einen Lermen veranlaffte, indem fidy derfelbe hberzudrange und ein Mas jor die allzunahe trettende Leute mit Stoͤcken auseinander jagte und dife durch ihr Gelaͤuff zu allerhand Verwirrungen Anlaff gaben , indem einige fhryen , ald ob ein Feuer ausgegangen wir , andere die Wegnahm junger Keute vor— fhüßten und wieder andere vorgaben , daß die Kayſerl. Huſaren in die Stadt eingedrungen wären, Weil man aber bey zeiten auf den Örund fam, fo legte fi) die Unordnung , und die Sauves Gardes wurden der Armee nachgeſchickt, da die Haupt ⸗Armee ſich ſchon gegen Durlach und dem Rhein zu gezogen hatte.

$. "16,

: Der Contributiond » Accord wurde aber von beyden Theilen nicht fo rich⸗ tig gehalten, indem der König die Geyſel zu Straßburg einfperren und endlich gar nah Meg führen und in das Gefaͤngnus legen lief, weßwegen Herzog Eberhard Ludwig den 7. Sept. ficy aegen dem Marquis de St. Pouange fehr beihwehrte, zumahl difer nicht allein diepenige Geyſel, weldye aus Befehl des Herzogs fich geftellt,, fondern auch diejenige, fo fich ſelbſt darzu anerbotten bis jene angekommen wären, zurudbehalten hatte und diefelbe wieder das Voͤl⸗ Fer Recht ald Kriegsgefangene behandelte , ungeacht ihr Tractament in der

Convention ausdruklich vorgefhrieben war, daßfie zu Straßburg auf freyem Fuß bleiben follten, (1) Alle dife Gründe waren nicht vermögend eine Ach— tung zu erwecken, und denen mit Gewalt mitgenommenen Perjonen die Frey⸗ heit auszuwuͤrken. Nur der Vogt zu Guͤglingen hatte das Gluͤck ſich mit: eis ner Ranzion von 1300. Livres zu befreyen, Nun hatte aber Herzog Fer» dinand Wilhelm von Würtenberg = Nenenftadt den 18. Julij aus Befehl des Königs von Engelland die franzöftfche Linien in Flandern überfliegen nnd zer⸗ nichtet, wie auch bey 7. Millionen Livres an Brandfhagungen und Contri- bution aus ber Gravſchafft Artois erhoben, aber für feine Perſon nicht eis nen Heller erhoben. Man murhmaffte deßwegen, daß der König aus Uns muth über ſolches Verfahren e8 nicht allein da8 Herzogthum Geldern , fonderw auch Würtemberg darinn entgelten laffen, daß er fowohl wider den Accord feinen Abzug für das gelieferte Proviant geftatten wollte, als auch die ſamt⸗ ‚liche Geyſeln in die Citadelle zu Straßburg einfperren und hart tractieren lieſſ. Man gebrauchte endlih den Schwediſchen Gefandten: am franzöfifchen Hof,

z Palm⸗

(1) Beyl. 8. a.

23 Gefcbichte der Herzogen von Würtenberg ,

1693 Palmqueſt, zu einer Fürbitte, welches aber ebenmaͤſſig nichts verfangen wollte. (m) Bon feiten des Herzogthums fehlte man, daß, ungeacht auf

den 1. Octobr. wieder ein Ziel an der Eoutribution follte bezahle werden, man dennoch die noͤthige Anſtalt nicht dazu machte, fondern erft den <. O4. der Anfang gemacht wurde. Es iſt ungewiß,, ob man ed einer Sorglofigkeit oder dem Geld : Mangel zufchreiben follte, daß man Fein Mittel ausfinnen Fonns te folches Ziel aufzubringen , indem weder bey dem Herrn noch Landſchafft eis niged Geld oder Eredis zu finden war. Der nody auf den Graͤnzen flebende Feind drohete mir ver Execution und härterem Tractament der Geyfel. In folder Noch wurde endlich mit Zuziebung der Landfchafft das Mittel ergrifs fen eine allgemeine Brandfhaßung auf alle noch ſtehende Haͤuſer und Gebäus de, Commercien und fleurbare Gewerbe von 100, fl, einen Öulden zu legen und zutheuerſt auf die VBeftänder eined Hauſes den dritten Theil des Hauss zinfes zu erfordern, ungeacht der Eigenthuͤmer felbft feinen Antheil bezahlt hats te, weil gleichwohl die Belländer ihre Habfeligkeit gerettet hätten. Nichts deſtoweniger Eonnte bey der Verödung und Armuth des Kandes die erforderlis he Summe nicht aufgebracht werden , zumahl noch viele raufend Gulden zur Umfehung und Transport des Gelds, neben dem Eoftbaren Unterhalt der Geys fel erfordert wurden und auf den 1. Januarij des Einfftigen Jahres ſchon wies der ein Ziel mit 196875. fl. bevor flunde. Ungeacht nun der Herzog gezwuns gen war fid) in einen ſolchen Accord einzulaffen und felbft von diſem viele Verdruͤß⸗ Yichkeiten demfelben entflunden, fo hatte er doch das Ungluͤck, daß feine Krayß-Mitſtaͤnde den Verdacht von ihm falten, ald ob er gut Franzöfifch ges finnt wär. Auch der gemeine Mann faffte einen folchen Haff wider ibn, daß feine Gefandte zu Ulm e8 nicht wagen durfften aus ihrem Quartier zu gehen. Marggr. Louis von Baden, ald commandierender General der allierten Ars mee, muffte ebenmäflig von vielen wider ihn auögeflrenten Pafquillen und bitteren Vorwürffen vernehmen, welche ihm ungeacht der entzwifchen verftärk- ten fo [hönen vorgegebenen Armee eine folche Unthaͤtigkeit vorrüdten. Der zu beiffend = Iuftigen Werfen geneigte Poet und Profeflor des Stuttgardiſchen Gymnafii, Johann Ulrich Erhard, machte ſich ebenmäffig bey guter Laune über diſen groffen General und die ſamtliche allierte Armee luflig , hatte aber bad Ungluͤck verrathen zu werden. Der Marggrav begehrte deswegen von Herz zog Eberharden feine Auslieferung. Difer erboth fi aber nur, daß, wann der Marggran ihn befuchen würde, er den Poeten in Verfon flellen wollte. Nun war derſelbe, welchen ich felbft noch gefeben, von folder Kleinen und poflierliz chen Geſtalt, daß man ihn für einen wohl gebildeten Zwergen halten Fonnte, in

(m) Theatr. Europ. Tom. XIV. p. 458. 463. und 600.

Fuͤnfzehender Abfehnirr, 23

indem er nicht wohl 4. Schuhhod war. Als nun der Marggrav mir feiner 1693 Gemahlin den 17.Nov. nad) Stuttgard kam, bieltder Herzog fein Wort, und flellte ihn vor, fragte aber den Marggragen was er mit einer folchen klei— nen Creatur anfangen wollte? worüber der Fuͤrſt nur zum Lachen bey deffen Anſchauung bewogen und der Poet nach einer in gebundener Nede gerhaner Entfhuldigung und Fußfall, wo feine kleine Geſtalt recht fihtbar war, bes gnadigt und mis einem. Gnaden-Gedaͤchtnus enklaffen wurde. Man Eonnte aber dem Leuten nicht verargen, daß die Ungedult über die erlittene Trang⸗ ſalen ihnen harte Reden auspreflte, indem fie nicht allein ſchon 6. Sabr im bes ſtaͤndiger Angft und Sorgen fliehen und fo viele Auflagen erdulden mufften, fondern auch noch Fein Ende an ihren Elend fehen Fonnten, Der Dauphin fowohl, ald dev Duc de Luxembourg brachten Fridens-Vorſchlaͤge mit fidy nad; Teutſchland und der König hoffte durch; Gewaltthaten dem Kayfer und Reich einen Friden nah feinen Belieben aufzudringen. Die Untershanen mochten foldyes erfahren haben, indem man argwolnete, daß der Feind den Vortheil gebrauchen wollte, daß er den ſchwuͤrigen Unterthanen wider feine Dbrigkeit aufzumwieglen fuchte , zumahl er in ſolchen Vorfchlägen einflieffen lafs fen, ald ob verfchiedene Neichd » Stände den Friden ſehnlich wuͤnſchten and den König fehr body gebethen hätten, dergleichen an dad Neich gelangen zu laſſen, welches auf dent Reichstag ein groffes Auffehen machte, Kein Öefandter woll- te aber won ſolchem Borgeben das geringfie wiffen und proteffierten vor dem Kayferl. Principal: Commiffario , Fürften von Lobkowiz offenslidy dawider und der Schwediſche Gefandte erflärte ben der fo feht zunehmenden franzoͤſi— fhen Macht diejenige für Feine Patrioten, welche etwas von Friden ſpraͤchen, indem der Dauphin mit feiner groffen Armee, deren ſich der König fo body berühmt und ſich groffen Fortgang feiner Waffen von derſelben verſprochen hatte, auffer den Mordbrennereyen in dem Herzogthum Würtenberg nichts ausgerichtef noch einen haltbaren Ort eingenommen hätte, fondern wegen gus ter Contenance des Marggraven von Baden ſich mit Fordten zuruckziehen muͤſſen. Niemand gedachte aber der ſchlechten Anſtalten gegen die feindliche Einfälle, wie dan, ungeachtet der Dauphin nach feinem Abzug feine Armee fehr zertbeilte und einen Theil nach Flandern und einen nach Stalien ſchikte und nur einen unter den beeden Marfchallen de Lorges und Choifeul in die Marggrävliche Lande einrucken lieff , dennoch die Allterte nach Trennung der Sachfen und Heffen nicht mehr widerftehen konnten, fondern dent Feind aus⸗ weichen und biß nady Herrenberg zuruckziehen mufften, wo aud) Prinz Johann Friderid von Würtenberg durch ein Duell mir dem Gen. Palfy das Leben verlohre,

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24 Gefcbichre der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1694 E San Er)

Es Tief auch mit dem Eingang in dad folgende Jahr der fernere Bericht ein, daß Franfreich dem König in Schweden als Fünfftigen Unterhändler Fris dend s Vorfchläge gerhan und, ald der Gr. Ochſenſtirn gegen dem Franzöf. Gefandten d’ Avaux im Diſcurs gedacht daß ohne Inrucgebung Straßburg und Luxenburg an keinen Friden zu gedenken wär, difer geantwortet habe, daß die Wieder» Abtretung der Stadt Straßburg den Frieden nicht aufhalten, noch aud) derfelbe an Quxenburg hafften würde. Gie waren überhaupt fo be> ſchaffen, daß man einen ehrlichen Friden zu erhalten gute Hoffuung haben konn⸗ te. Dann man hatte ſolche Anfchläge von feiren der Ullierten gefaßt, welde der Kron Frankreich Abſichten fehr in Unordnung haͤtte bringen oder zernichten koͤnnen. Allein der Bifchoff von Münfter und der Herzog von Wolfenbüttel zerrüfteten alles, indem fie ihre Trouppen zurucdbebielten und dadurd) die Kayſerl. und Reichs-Armee auffer Stand ſetzten ihre Anfchläge auszuführen oder auch nur dem Feind den nöshigen Widerſtand zu thun. Sie meynten den Kanfer und den Herzog von Hanover dardurch zu zwingen , daß fiedas Vor— haben wegen der neunten Chur auf fich beruhen laffen möchten. Aber eben biz fes war dev Weeg , welchen man den Haus Hanover zeigte, fich nothwendig machen zu koͤnnen, wann es die nothleydende und entkräfftete Krayfe durch feis ne Hülfe aufrecht erbielte und fich Werdienfle zur Chur machte. Dann foldhe Krayfe würden gezwungen gemwefen feyn alle Bedingungen einzugeben nur da= mit fie von ihrem Untergang errettet würden. Beede Fürften waren aber zus gleich ded Kriegs müde und zogen ihre ſchoͤne Mannſchafften zuruck bey den gus ten franzöfifhen Fridend » Vorfchlägen den Kayfer zu einem Friden zu veranz laſſen, da e8 dennoch auf einer andern Seite wegen der Chur nicht nad) des Kaͤyſers und des Hanfed Hanover Wunſch gieng, weil: Brandenburg und Sachſen durchaus fih der Einführung der Boͤhmiſchen Chur widerſetzten, fo lang aber dad Haus Oeſterreich darzu nicht gelangen konnte, Hanover fich auch feine Hoffnung machen durfte. Beede obgemeldte Churfürften rierhen viels mehr, daß man difed Chur: Gefhäffte auf eine bequemere Zeit ausfeken moͤch— fe, worzu der König in Engelland und der Landgr. zu Heſſen-Caſſel den Hers 30g von Hanover zu vermögen auserfehen wurden, Man hoffte den Reichstag dardurd wieder in den Gang zu bringen , woran auch die für Hanover ſtim— mende Churfuͤrſten arbeiteten nnd denen fogenannten drey dilfentiergnden Vor⸗ ſchlaͤge zur Vereinigung machte , aber ſolche dem Kanferl. Principal-Commiſ—⸗ rien nur durch einen Secrerarien einhändigen liefen. Diſes feßte aber alles: vollends in gänzliche Verwirrung , indem difer forderte, daß ſolche |

durch

Fuͤnfzehender Abjchnier. | 2% durch den Ehur- Maynzifhen Diredtorem felbft übergeben werden 169 müffte und diefelde niht annahm. Dann ed wurde durch folden Schritt auch dad Commercium zwifchen dem Commiffario und dem Chur⸗ fürftlihen Collegio unterbrochen. Dagegen- die Churfürfflicde fi mit den Fürftlichen zu vergleichen und wegen ihrer Mebergehung bey difem Chur = Ges ſchaͤffte Genugthuung zu verfhaffen fi bemüheten um nur den Reichſstag wies der in bad rechte Öelaiß zu bringen, Der Hanoverifhe Gefandte von Limbach machte aud) die Neiche » Sturmfahnen » Sache wieder rege und ber Schwediſche Gefandte, welcher mit dem Würtemb. Gefandfhaffts = Secretarien Webern in groffer Vertraulichkeit ftund , entdedte diſem, daß der Handverifche ein Merk unter Handen habe, worinn er dem Vorgeben nad) aus bewährten His fiorien und andern zuſamen gebrachten Urkunden beweifen wolle, daß dasjenige Panier oder Fahne, fo des neuen Erzamts halber von Hanover vorgefchlagen

ri

werbe , durchaus nicht daffelbige fey, fo dem Hochfürfllihen Haug Wuͤrtem— berg zufame. Man waͤr aud) ganz nicht gefinnt von dem , was folden Pas nierd wegen erweißlich dargetban würde, etwas an fich zu ziehen, vielmehr aber geneigt aud) fo gar in zweifelhafften Dingen bierinn nachzugeben um gu zeigen, daß man foldes hohen Haufes Gerechtfame nicht zu berühren begehre. Wie dann der auderfehene Hanoverifche Fahn in ganz andern Farben, als der MWürtembergifche beftehen und der Unterſchied fh genugfam zeigen follte. Man wär fonflen von Seiten Hanover auf die Auserfehung eined Stäbleins und bems nad) dad Stäbelmeifler » Amt anzunehmen folglid) von jenem abzugeben bes dacht gewefen : man habe aber beforget , weil Sachſen vorhin einen Staab führte, daß foldyes auch flrittig gemacht werden doͤrffte. Uebrigens fagte der Schwebifche Gefandte , daß der von Limbady die Würtembergifche Dedudion als fehr wohl abgefafft gerähmt habe. Der König in Schweden war aber auf bie Hanoverifche Seite getretten und drang ſtark auf die Berichtigung der neuns ten Chur, damit die nähere Verſtaͤndnus der Stände und folglich auch die Reichsberathſchlagungen wieder hergeftellt würden. Dagegen der Dänifche Ger ſandte vielmehr anriethe diefe Sache dermahl bid auf einen erfolgenden Friden zuben zu laſſen, weil fonft die Gemüther nur mehrerd gegen einander aufge⸗ Kracht würden und das Reich in gröffere Verwirrung gefeht werden dörffte, zumahl die vornehmfle Rayferlihe Staats » und Gewiffens » Räthe auch dahin geneigt wären. Auch der Frauzöfifhe Hof nahm Antheil an difer Sade, dann ald man dem Franzöfifhen Gefandten zu Stockholm erklärte, daß der Weſtphaͤliſche und Nimwegiſche Fride zum Grund des Eünfftigen Fridens gelegt werden muͤſſte, fagte er, daß der Kayſer folches nicht fordern Fönnte, weil er den Weftphälifchen Friden ſelbſt nicht hielte und dfe Neunte Chur auf die bißhe⸗

XIL Theil. D rige

* Geſchichte der Herzöge vor Wuͤrtenberg

1694 rige Weiſe durchtreiben wollte, Die fo genannte correfpondierende Fuͤr⸗

ſten wurden: dardurch noch aufmerkſames gemacht, zumahl fie in Sor⸗ gen ſtunden, Daß der Herzog von Hanover fein Geſuch mit Gewalt durchtrei⸗ ben wollte. Sie ergriffen des Königs in Dänemark Meynung und lieffen an: den. König in Schweden ein Schreiben ergehen und am Kayferl. Hof die Erklaͤ⸗ zung thun, daß fie dem Haug Hanover nicht fchlechterdings die Hoffnung zur Chur dermahlen benehmen wollten, fondern nur verlangten, daß man bis nach erlangten Friden mit difer Sache zuwarten und den Fürften = Nash nicht vorz ‚beygehen moͤchte, indem ‚fie widrigenfalld eher alles auf das aͤuſſerſte ankom⸗ men und Land und Leute auf die Spike ſehen, als ſich fo ſchlechterdings um: ihre durch. den Weftphälifchen. Fridenfchluff fo theur erworbene Gerechtigkeit bringen laffen wollten. Sie brachten auch befwegen wieder einen Fürftens Verein: auf die Bahn ,. welchen die beträchtlichfte Fürften unterfchrieben. und. ges nehmigten. Ungeacht fie nun den. Herzog Eberhard Ludwig erinnerten ſolchem ebenmäffig beyzufretten, indem fie hofften, daf die übrige Fürften. des Schwaͤ⸗ biſchen Krayfes difem Vorgang folgen und der gemeinen Sache Fein geringes: Gewicht geben würden: Der Herzog konnte ſich aber nicht darzu entfchlieffen, fondern hielte davor, daß man: vielmehr die Waffen wider den auswärtigen: Feind, ald wider den einheimifchen anwenden ſollte, welcher ohnehin noch uns gewiß wär, indem: er nod nicht glauben Fonnte daß Hanover die Chur-⸗Sache mit. Gewalt durchtreiben würde.

$. 12%

Der Herzog: hatte aber auch in: dem Anfang. difes Jahres mit dem Biſchoff von Coſtanz einined zu thun. Dann ed wurden fhon einige Sabre über bie: fhledhte in dem Schwaͤb. Krayß eingeführten Münzen. Klagen geführt , ba: danı den 10. (20) Nov. vorigen Sahres. der Schluff erfolgte ,. daß.alle folche: leichte Gelder in die Münz-Städte zu. Sturtgard nnd. YAugfpurg geliefert und gerechte ganze und halbe Thaler „. wie auch geringere Münzen daraus gepräz get werben follten.. Es wurden. deßwegen gleich im. Senner des Jahres 1694.. dergleichen. Thaler geſchlagen, worauf. auf der einen: Seite das. Coflanzifche Wappen mit den Biſchoffshut und das Würtembergifhe mis dem. Fürfkenhut und auf. der andern Seite. ded Schwäbifhen Krayſes Wappen. flunde. Der: gleichen Thaler kamen dem Biſchoff zu Öefichte und er bemerkte ſo gleich, daß auf dem Bifchöflichen Wappen die einfache Inful ohne Biſchoffs⸗Staab uns Degen gefeht wär, woraus man. nicht willen Fünnte, ob er ein gemeiner Präz: lat oder Biſchoff wär. Vermuthlich war ihm der Fuͤrſtenhut auf dem. won tember⸗⸗

Sünfzebender Abſchnitt. 27

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tembergiſchen Wappen anſtoͤſſig, weil er nur aus einem adelichen Ge⸗ 1694 fchlecht derer von Roth abſtammte. Er nahm deßmwegen foldhen ver> meynten Fehler fehr hoch auf und ſchlug deßwegen vor, daß man einen andern Stock auf feine Verantwortung verfertigen und die Juful fo wohl, als den Fürz ſtenhut weglaffen und die beederfeitige Wappenſchilde deflo gröffer machen folls te. Es waren aber zwey dergleichen Präg » Stöde geflohen und der eine in dev Münz » Stade Stuttgard und der andere zu Augſpurg verpraͤget. Der Augſpurgiſche Auffeher anf die dafige Münzen, Job. Jacob Imhof wollte es aber nicht auf fich nehmen die Praͤg-Stoͤcke zu verändern, weil er theils deu Herzogl, Würtembergifhen Rechten nichts nachtheiliges unternehmen wollte, theils vermuthete, daß schon ein-groffer Theil zu Stuttgard geprägek ſeyn dörffte , mithin die Thaler von ungleiche Gepräg erfcheinen börfften, wobeg. er ſich ohnehin beklagte, daß von den Schwaͤbiſchen Prälaten und gegen dem Boden-See nod) immer dem Krayß » Schluff zuwider gehandelt und die ſchlech⸗ te Münzen nicht in die Münz Städte eingeſchickt, ſondern an die Juden und Kaufleute in gar ungleihem Tax verhandelt würden. Der Herzog merkte aber wohl, daß Sem Biſchoff der Fuͤrſtenhut mißfällig wär, konnte aber zwar ge> heben laſſen, daß ein anderer Praͤg-Stock verarbeitet würde, aberbingegen nicht geſtatten, daß der Fuͤrſtenhut von feinem Wappenſchild weggethan würs de, welches wider die Principia artis heraldic® und feinen als eines gebohr⸗ ven Fürften Nefpect lieffe. Der Geh. Rath von Kulpis muffte demnach dem Softanzifhen Hof ⸗Rath von Dürkheim fchreiben, daß dem Herzog nicht enfges gen fey, wann man in dem neuen Stock den Biſchoffs-Staab und Degen nes ben der Inful auf dem Coſtanziſchen Schild feßte , dahingegen der Herzog ſich ohne einigen Helm mit dem Fuͤrſtenhut, ald eines aus altfürfll. Hauß gebohrs neu Fuͤrſten Zeichen begnügen laffen Eönute, wie er dann and) zufriden feyn woll⸗ te, wann der Biſchoff feine Anzahl Thaler nur unter feinem alleinigen Namen und allervolleften Wappen in einer berechtigten Münz s Stadt ausprägen zu Laffen verlangte , bedeutete ihm aber, daß nicht allein die unter Herzog Eberhards III. und des leztverfiotbenen Biſchoffs Fracife Johanu aus dem adelihen Haug von Praßperg Namen ehmals geprägte Krauß » Medallien alſo, wie die jetzige, befchaffen geweſen, fondern aud) die Praxis zeige, daß von andern groffen geiſt⸗ lichen Fürften Die bloffe Suful ohne Staab und Schwerd gefeßt werden, wie die Bicchoͤffliche Luͤbeckiſche Guldiner zeigen. Weil aber auf gedachten Thalern das geiſtliche Wappen neben dem Fuͤrſtl. Wuͤrtembergiſchen auf der rechten Hand und an dem Schild in der Umſchrifft des Biſchoffs Mame und hohe Würde bes zeichnet ſtehe, fo würde Fein vernünfftiger Meuſch daffelbe für eines ſchlechten Praͤlaten Wappen anſehen. ‚Die ao erſchienen alfo mit beeder Rn 2 Aus⸗

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28 Gefcbichte det Herzogen von Wuͤrtenberg, 1694 Ausfchreibenden Fuͤrſten Schilden, doch, daß die zu Augfpurg geprägte Stüde etwas dünner, aber hingegen etwas gröffer durch die Umprägung gum Vorfchein kamen. Damit aber auch den Kippereyen der Juden und Raufs leute begegnet würde, fo behielte fih der Herzog bevor der ſamtlichen Stände Gedanken zu vernehmen und mit ber Stadt Frankfurt, mit welcher er ſchon deßwe⸗ gen in Handlung ffund, eineConformitet zu fuchen.Difennterden correfpondiren- den Kranfen gemachte Anſtalt fand auch im folgenden Fahr bey dem Kayfer ſolchen Beyfall, daß er wegen feiner Erblande denfelben beyzusretten fich gefallen ließ.

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Sutzwifhen Fam Marggr. Ludwig Wilhelm von Baden zu End des Mayen von feiner Reyfe nah Engelland wieder zu Hauß an. Er bat- te mit felbigem König ſolche Abrede genoinmen, welche zu befferm Forts gang der allierten Waffen Hoffuung machen konnten. Bey feiner Rukkunft erhielt er die Nachricht, daß der franzöfifche Marſchall de Lorge die Anftalt machte mit einer beträchtlihen Armee über den Rhein zu gehen. Des Marg> graven erfte Sorge war demnach dad Herzogthum Würtenberg vor einem feinds Yihen Einfall zu ſchuͤßen, zu welchem Ende er 10. Bataillonen gegen Heylbronn beorderte, diſe Stadt mehrers zu beveftigen und die vor einem Jahr ruinierte Veſtungswerke zu Afperg in Eyl wieder berzuftellen, fo dann eine Linie zwi⸗ {chen difen beeden Orten zu ziehen. Daun das Herzogthum Fonnte mit ber Cons eribution nicht aufkommen und ungeadht aller angewandten Muͤhe, auch einer andgefchriebenen Kopffteur zu den ſchon verfallenen Zielern das benöthigte Geld zufamenbringen. Der Herzog meynte fih mit einer Öegenforderung zu helffen, weil die Feinde nach dem Contributiong Accord noch mit fengen, morden und rauben fortgefahren , ungeachtet fie verfprochen hassen nichts feindliches mehr von der Stunde deö gefchloffenen Accords an gegen dem Herzogthum vorzus nehmen. Es fand aber Fein Gehör, fondern, ald man in beeden Terminen den 1. Octobr. 1693. und den 1. Iannarij 1694. die verfprohene Summe nicht ganz zahlen Fonnte, fo brachteman die Geyſel nad Meg und ließ fie nicht allein Hunger und Kummer leyden, fondern ſteckte fie and) in die erbärmlichfte Ger fängnuffe und behielte an ftatt 6. Perfonen, deren 13. zurad. Den 11. Jus nij gieng num ber de Lorge würflid, bey Philippsburg über den Rhein und feßte fich erfilich bey Bruchfal und Graben und hernach bey Wißloch und befeßte Ladenburg in der Abficht in die Berg » Strafe einzufallen. Der Marggran lammlete entzwifchen erft feine Armee bey Sontheim , mit welcher er unvers merkt dem Feind nachgieng und ſolche unterwegd mit 6000. Sachſen verftärkte in der veſten Hoffnung den Tranzofen eine Schlacht zu liefern und ihren Hoch⸗ mus

Sünfzebender Abfebnitr. 29 nn mut durch einen über fie erhaltenden Gieg zu dämpfen, Dife wollten 1694

aber den bedroheten Angriff nicht erwarten, fondern giengen nach etlichen

ungluͤcklichen Scharmüßeln über den Rhein zuruck, fo, daß beede Armeen einander im Geſicht flunden und nur der Rhein fie von einander ſcheidete. Herzog Eberhard Ludwig befand fich felbft bis den 21. Julij bey der allierten Armee gegenwärtig. Nachdem er vorher feine Dankbarkeit für die groffe Freue und auögeflandene Gefahr feiner Frau Muter durd) ein Geſchenk zu erkennen gegeben hatte. (n) Endlid) wurde der Marggrasv des Stillſitzens müde und ſtellt fih bald bier, bald dorten ebenfalls den Rhein zu paffieren um die Feinde in dev Ungewißheit zu erhalten, bis er endlich mit den von Heylbronn angefoms menen Schiffen oberhalb Schröd bey Dachslanden eine Brüde ſchlagen ließ und ben 15. Ang. ebenmäffig über den Rhein gieng und ſich bey Hagenbad) jeßte , von welchem Ort aud er die feindliche Lande in Contribution feßte und verfchie- dene feindliche Magazine verderbte. Mlan hätte damahls groffe Progreffen im Elſaß machen können , wofern die Münfterifche und die Wolfenbüsselifche Troup⸗ pen bey der Armee angefommen wären und alle unter des Marggraven Befehl geftandene Meichs » Völker ihm den ſchuldigen Gehorfam geleifter und zumahl auch die Sachſen über den Rhein zu gehen nicht verweigert hätten, (0) Ein ungefährer Zufall binderte aber folhe am meiſten, indem der Rhein ſchnell zu wachſen anfteng und, weil er bey ſolchen Umfländen und erwarsendem feindlis chem Angriff die Armee in Feine Öefahr feßen wollte, den Marggraven nöthigs te uͤber felbigen zurudzugehen , wieer dann den 13. Sept. die mit reicher Beute beladene Armee wieder zurucführte, als eben die Feinde gegen derfelben anz ruͤckten ein Treffen zu liefern, worzu ihme der angeloffene Rhein günftig zu ſeyn beuchte. CP) Herzog Eberhard Ludwig hatte aber feinen Geheimen Rath und Hof» Marfhalle von Staffhorft bey der Armee gelaffen , welder an dens ſelben berichtete, daß der Marggrav ihm die ausgefchriebene noch ruckſtaͤndige Contributionen einzutreiben und ſolche zu Befreyung der noch zu Metz gefan— ‚gen ligender Geyſel anzuwenden uͤberlaſſen wolle. Eine ſolche Art der Gene- ‚rofitzt konnte nun der Herzog nicht begreifen , wie fie gemeynt wäre, weil ‚die Eintreibung folder Gelder ihm fehr ſchwer in Das Werk zu fegen fiel, zus mahler den König nit zu einer mehrern Ungnade reißen und die unfhuldige Geyſel in Fein gröfferes Ungluͤck flürzen wollte. Weil aber der Marggrav wegen eingefallener frühen Kälte dem Feldzug ein Ende machte und die Armee in die Winter Quartiere geben lieſſ, 2 ſelbſten aber fih nach Günzburg bes

3 gab, ¶(n) Beyl. 8. b. (0) Sachſens Einleit. zur Geſchichte von Baden. Tom. 3. pag. 556. (p ) Schospflin Hiftor. Bad, Tom. 3, lib. 5. $. 32. pag. 216,

39 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1694 gab, ſo lieſſ der Herzog durch ſeinen damahls auf dem Krayſſtag zu Ulm befindlichen Geb. Rath Kulpis den Marggraven erſuchen, daß er dem zu Mayız commandierenden General von Thuͤngen foldye Contribution eins zutreiben ben Befehl ertheilen und dem fo arınen und verderben Herzogthum zu gutem kommen laffen möchte. Bey der noch fortdaurenden Verwirrung und Unthaͤtigkeit des Neichstags erfcholl den 2. Mov. ungefähr ein nicht ganz uns wahrfcheinlihes Gerücht, daß zu Baſel geheime Fridens-Tractateu zwifchen dem Kayfer und dem König in Frankreich gepflogen worden feyen und der Rays fer fi) ſolche Uneinigkeit zu nuß machen wollte, damit das Reich von ſolchen Fridenshandlungen ausgeſchloſſen werden Fönnte, Der Kayferl, Commilfarius son Seylern, welcher jolher Conferenz beygewohnt haben folte, widerſprach aber ſolchem Gerüchte und wollte nicht geflatten , daß einige Nachricht davon in den Negenfpurger Zeitungen gegeben würde, ungeacht ſonſt in andern gez drudten Zeitungen fo gar die Franzöfifhe Fridens Bedingungen eingeruct flunden , weldyes Verbott die Sache erfi verdächtig machte und auf dem Reichs⸗ tag ein fo groffes Auffeben verurfachte, als auch ein Schreiben etlicher Sathos Yifher Sefandten an den Papft, worinn fie die neunte Churfürften » Stelle als der Roͤm. Catholiſchen Kirche fehr gefärlich fchilderten. (9) Uebrigens feßte ſich der junge Herzog mit feinem Betragen in diſer Chur-Sache in ſolches Anſe⸗ hen, daß der König in Dänemark den 27. Sept. durch feiner Gemahlin Hof⸗ meifter und Nittern des kleinen Ordend von Danebrog, von Geißmar, den E⸗ lephanten⸗Orden uͤberſchickte, welcher ihm felchen den 30, Sept. übergabe.

%- ,24

Ich habe ſchon gemeldet, daß das Hauß Oeſterreich für die Einführung der Danoverifhen Chur die Hoffuung befame ald König in Böhmen Siz und Stimme im Churfürftlichen Collegio zu erhalten und es ſchienen mit dem Eins tritt in das folgende Sahr 1695. die Umſtaͤnde beeden Partheyen fehr günftig. Es änderte fi) aber bald wieder, ald bey der Wahl eines Biſchoffs zu Negens fpurg der Kayfer den Erzbifcyoff von Coͤlln, welcher von dem Dom Eapitul poſtulirt war , übergieng und demfelben deir Herzog von Sachſen-Zeiz, wels Her zur Catholifchen Religion übergegangen war, begünftigte, Dann bifes verdroſſ den Churfürften von Bayern und man hatte Urſach zu glauben, daß derfelbe jeßo um fo weniger die Einführung der Voͤhmiſchen Chur in das Chur⸗ fürftl, Collegium befördern dörffte , als man ohnehin Feine fonderlide Nei— gung bey ihn dazu verfpürte. Die Hanoͤveriſche Hoffuung wurbe aber auch dardurch fehr nidergeſchlagen, obfchon dev Schwedifche Geſandte ſich für Beede erklärte und dadurch einen groffen Vortheil zu haben fchiene, als die Fuͤrſtl. Haͤu⸗

(4) Beyl. 9. fer

Luͤufzehender Abſchnirt. 31*

fer Wolffenbuͤttel, Gotha, Meynungen und Coburg ſich uͤber diſen 1695 Geſandten gegen dem König ſehr beſchwehrten, weil durch diſe

Boͤhmiſche Chur dem Evangeliſchen Weſen, wie ſie nach damaligen Aus— ſichten meynten, der letzte Herz-Stoſſ gegeben wuͤrde. Dem Hauß Wuͤr— temberg wurde aber diſe Chur⸗Sache nunmehr zur groſſen Beſchwerde. Dann ob es ſchon den Hauß Hanover die Chur ſelbſten ſchwer zu mar hen. ſich nicht vermerken lief fondern nur mit andern patriotiſchen Fürften verlangte , daß man dad Fürfil. Collegium bey Verhandlung difer Sache, welche in die Verfaffung ded Reichs einen fo wichtigen Eins fluff hatte und in die guldene Bulle als ein Grund» Gefeß eine Aenderung eins führte nicht übergeben follte ſo hatte ed doc aud) wegen der Reichs-Fahne Urſach ſich vorzufehen. Die Belehnung mit den. Reichs-Lehen, woruntet auch die Reichs⸗Sturm-Fahne begriffen war, gab nun" Anlaſſ ſich ſicher zu flellen. Dann der Herzog Eberhard Ludwig follte nun nach angetrettener Re— gierung diefelbe wie aud) die Böhm nnd Tyroliſche Lehen empfangen und ſchick⸗ te zu ſolchem Ende mit dem Anfang diſes Sahrs feinen Hof: Marfchallund Ges beimde Räthe Johann Friderich von Staffhorft und Johann Georg Kulpis au den Kayferl. Hof mit der Inſtruction, eine Erklärung des Sturin:s Fahnens für den allgemeinen Reichs-Fahnen in dem Lehenbrief auszuwuͤrken und bey: dem Nömifchen König fich vernehmen zu laffen , daß der Herzog nicht mehr wuͤnſchte, ald daß Ihro May. einmahl zur Armee kommen und er dad Vers gnuͤgen haben koͤnnte des habenden Nechts halber ven Reichs-Fahnen vorzufühs ven und difes auſer Uebung rubende Amt wieder einzuführen und in diefelbe zu bringen. Der König antwortete aber nur , daß ihm lieb ſeyn würde dem: Herzog wieder fprechen zu Eönnen.ohne des Reichs-Fahnens zu gedenken. Der Reiche : Vice »Canzler, Grau von Windiſch-Graͤtz, fuchte der Gefandten anz- fuchen abzuleinen und fagte ihnen. nur daß Hanover das Reichs-Panner⸗ Amt nichtmehr begehren würde und mithin eine folche Erklärung in dem Le⸗ henbrief unnösbig war. Weil aber der von Limbach als Hanoverifcher Co- mitials Gefandser die obgemeldte Wuͤrtemberg. Dedudtion zu widerlegen fich: bearbeitete und des Graven von Windifchgräß Antwort dem Kulpis verdächtig: ſchiene, fo drang ev nur deflo mehr. auf die Erklärung, daß der Reiches Sturmfahn der. allgemeine Reichs-Fahn ſey. Und weil er vermuthete, daß: er des Limbachs angeführte fchwache Gründe hinwiederum beantworten durff⸗ te, gleichwohl.aber dad Haug Wuͤrtemberg behutſam gehen und wiffen- wollte, ob der Herzog von Hanover auf ſolches Erzamt Anſpruch zu machen beharrte? und ob die für. denfelben herausgefommene Schriften publico nomine vers fertigt. worden. und dafür zu. erkennen feye ? fo erfuchte Kulpis den ee anze

32 Gefebichte der Herzogen von Wuͤttenbetg,

1695. Kanzler Hugo ebenmäffig um eine Erklärung,indem die lestere Schrift etwas anzüglich zu fenn erachtet wurde. Es Fam aber lang Feine Antwort

darauf. Uns der Kayſerl. Hof oder wenigſtens der Reichs - Vice = Kanzler fuchs te dem Hauß Würtemberg dadurch Raͤnke zu machen, daß er einen Vorwand von der Franffurter Eonferenz nahın, weil er den Gründen diſes Haufes mes gen bed Reichs-Panniers nicht zu widerſtehen vermechte und meynte, daß er von folcher Seite her dem Haus Hanover einen guten Dienft thau und Geles genheit finden möchte folch fein Gefuch werigflens fchwer zu machen und dahin auszulegen, ald ob Würtenberg den Kayſerl. Abfichten zumider handle. Dann der Herzog Eberhard Lndwig hatte einen Oefandten bey folcher Fuͤrſten-Con⸗ ferenz, welches ihn ſchon genug fchiene ed übel auslegen zu Fünnen. Als man aber fich viele Mühe gab die Geſandten audzuforfchen ,„ was difes Hauſes Ges finnung dabey wäre, entdeckte ihm Kulpis diefelbe offenberzig dahin , daß zwar fein Principal auch dazu eingeladen worden, aber die Vorantwort ertheilthas be, daß er vorher wiffen wollte, mas für Gefandte gegenwärtig wären und was die materia deliberanda fey ? mit dem weitern Anhang, daß, wann folche Sachen vorwären welche Shro Kay. May. Reſpect entgegen fFünden, oder Unruhen im Reich verurfachten und insgefamt zum Nachteil des innerlis chen Ruheſtands und aemeiner Reichs Vericffung , hingegen zum Vortheil des allgeineinen Reichsfeindes auzfchlagen koͤnnten, Ihro Durchleucht Eeinen Antheil nehmen koͤnnten. Wofern man aber bey ber nenen Chur: Würde als Yein anf folche Mittel und Weege die Rechte und Befugſamen der Fürften zu erhalten oder wieder herzuftellen das Augenmerf nehmen wollte, melche den Reichs + Gefeßen gemäß wären und Feine Zerrättung im Neich machten, würs de fich der Herzog nicht entziehen koͤnnen die gemeinfchafftliche Rechten der Fürften zu verfechten. Nun gefiel fo wohl dein Reichs » Vice Kanzler , als auch dem Kayſer folche Geſinnung ſehr wohl, fie hielten aber doch dafür dag man im Unfang nichts nachtheilige3 vortragen würde, bis ein Franzöfifchs Seftunter , wordurch er den Bifchoff von Münfler meynte, ein Feuer aufzus blafen verſuchen würde, Wie dann der Neichd » Bice » Kanzler fich fehr über denfelben befchwehrte , daß er feine Zronppen zur Unzeit von der Armee zus ruckgezogen habe und harte Bedingungen vorfchreiben wolle, unter welchen er folche wieder zu ftellen fich erbietbe. Man babe ihm aber ſchon gefagt, daß, wofern er fein ſchuldiges Neiche » Eontingent ohne die geringffe Bedingung und unentgeltlich nicht auf feine Koften an den Ober» Rhein ffellen wolle, es kei— nes capifulierend brauche , indem der Ehurfürft von Brandenburg die dem Bis ſchoff obligende Anzahl ftellen, wofür ihn der Kayfer gemiffe Anmweifungen auf

Fuͤnfzehender Abfebnite. | 33

ERBEN NOIR auf das Stifft Muͤnſter geben würbe , worüber aud) deſſen Gefandter 1695

ſehr erſchrocken ſey und gebethen habe feinen Herrn nicht zu uͤbereylen.

$. 15.

Es wurde aber dem Herzog auch die Belehnung ſowohl mit den von der Kron Böhmen, als mir den von der Gravſchafft Tyrol rührenden Lehen ſchwer gemadt. Dann die erſte wurden gar für heimfällig erklärt, weil fie nicht zur vechten Zeit erfordert worden wären, ungeacht der Herzog nicht finden konnte- daß von ihm oder feinem VBormunder im geringften etwas verſaͤumet worden wär. Die Tyroliſche Leben wurde er aber zu Inſprug zu empjangen ange⸗ wiefen und ihm dabey bedeutet , daß entweder ſolches von ihm in Perſon oder durch eine anftändige Geſaudtſchafft geſchehen ſolle, wobey wenigfi der Prinz cipal = Öefendte vom Herrenftand feyn müffte. Diſes wurde nun als eine ber denkliche Neuerung angefeben , weil vorbin , obſchon andere und zwar aud) Va⸗ fallen von hohen Hänfern vor dem Leheuhof nemlich der Cauzley des Lebens Herin belehnet worden , dennoch dad Hauß Würteinserg niemals anderswo, als wo der Lebens Herr felbft gegenwärtig geween und dev Leheus-Erfor⸗ derung halb ſelbſt in Derfon Audienz ertbeilet batte, zu Worms, Augfpury, Eilln, Pforzheim ꝛc. belehnet worden. Nun wurde zwar das letztere verglis hen und der Herzog zum Nachgeben bewogen, aber wegen der Böhmifchen Les ben muſſte die Lebens » Einpfänanus noch auf eine andere Zeit anögefeht wer⸗ den, weil man in der Hanoserifhen Chur: Sache eine Abſicht hatte, mit welcher man noch nicht herausrucken, fondern vorher den Herzog müde machen wollte. Nichts defloweniger wurde den 1. Merzenim Reichs-Hofrath ohne einigen Widerfpruch der Schluff nad) des Herzogs Verlangen abgefafft, daß der Wirtemberg. Sturmfahne für ven allgemeinen Reichs: Fahnen zu halten fey, Cr) und der Kulpis berichtete, daß difes als eine luſtbare Materia Ju- ris publici in dem Reichs-Hof-Rath mit fonderbarem Geſchmack abgehans de/t worden und der Referent in feiner Relation feine Gelehrſamkeit zimz

lich feben laffen , fo, daß verſchiedene Raͤthe in die Worte ausgebrochen, Daß, wann alle Tage dergleichen Marerien in dem Rath abgehandelt würden , fie mir viel gröfferm Luft das Collegium besresten wollten. Den 14. Martij wurde auch im Kayſ. Öebeimden Rath in Gegenwart des Roͤm. Königs und 31. Geheimer Raͤthe das Gutachten des Reichs-Hof-Raths abermahl einfiims mig beftetigt und bejchloffen, daß dem Hang Wuͤrtemberg mit dem verlangten Decreto declaratorio , in welchem der Reichs⸗Sturmfahn fuͤr den allgemeis f (r) Beyl. 10. zen

XI. Theil. E

34 Sefchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg

1695 nen Reichs-Fahnen zu halten, willfahrt werden ſollte. Und obwohl

die Kayſ. Relolution nur auf eine ſolche Erklaͤrung abgezielet hatte, ſo erhielte man dannoch die Hoffnung, daß in dem Lehenbrief anſtatt des Worts Sturm-Fahn der Ausdruck allgemeiner Reichs-Fahn eingeruckt wer— den doͤrffte. Nun war der Geh. Rath Kulpis ſtolz, daß die aus feiner Feder gefloſſene Deduction durchaus einen fo glorreichen Sieg erhalten. Er gab deßwegen dem Herzog allerhand Auſchlaͤge an die Hand zu herrlicher Behau— ptung des Erz > Pauner = und Reichs-Amts auf ſolche Kayſerl. Declaration das Fuͤrſtl. Wappen zu verbeſſern und das Feld des Sturm-Fahuens in eis nen Mittel = oder Herz » Schild: zu veemandlen und im dad abgehende Feld das Mömpelgardiihe und in deffen Stelle dad Heydenheimiſche Wappen , nemlich den Heydenkopf, wie auch aufden Wappenſchild zween neue Helme, nemlich zur Rechten den einfachen Neih3- Adler , wie ihn noch Kayfer Maximiliau in feis _ nem Wappen geführt und den Heydenkopf auf bie linke Hand zu ſe— Ben. Vornemlich aber riethe ihm Kulpis in dem Herzogl. Titul das Prædi eat des Heyl. Röm. Reiche. oberiten Banner » Herrn zw führen. und vom dem Kayſer zu erbitten , daß difer dem Herzogl. Hauß zuftebende allgemeiner Reichs-Fahn in Anweſenheit der Kayſer⸗ oder Roͤm. Königl, Majeſtaͤten ge: braucht werden follge. Wobey auch in Vorfchlag Fam mit Kayſerl. Erlaubans einen fubofhcialem und Erb: Panners Herem zu erwählen., welcher in Abs wefenheit der Herzoge das Amt vertretsen koͤnnte. Herzog Eberhard Ludivig verwarf aber alle folche voreylige Vorfchläge, beſonders weil er das Decre- tum declaratorium weder in Handen hatte , noch folched zur. Publication gebracht werben konnte. Es kam alfo Fein folder Vorſchlag zum Stand, als daß man , aber erfi zehen Jahr hernach, eine Veränderung mit den Wappen: Schild machte, wo gleichwohl der Sturmfahn noch in feiner Ordnung der: Felz der bliebe und die Anzahl der Helme auf vorgefhriebene Weife vermehret und in den. Schild, das Heydenheimiſche Wappen eingerücdet wurde. Ein befferer Gedanke war von difem Rulpifen daß. er ben Herzog erinnerte auf ben zr. Sulij eine Art. eines: Jubilzi anzuſtellen, eine Dankpredigt anzubefehlen und offentlihe Reden zu Tübingen zu veranlaffen, weil vor 200 Sahrendie Öravı Schafft: Wirtenberg das glüdlihe Schickſal gehabt zu einem. Herzogthum erho⸗ ben. zu. werden: , da man bey folder Gelegenheit. der: geretteten Ehre des. Sturm » Fahnens gedenken koͤnnte. Ich finde aber: aud) Feine Spur, daß der. Herzog ein. folches veranſtaltet, fondern vielmehr: daß er dem Kulpis feine voreylige Gedanken, verwiefen und: deren Befolgung zu: reifferem Nachdenken. ausgeſetzt habe.

$.. 16.

Künfzebender Abfebnier, 33

§. 16.

Herzog Eberhard Ludwig handelte auch wuͤrklich ſehr kluͤglich, daß er in den Schranken der Behutſamkeit geblieben. Dann der Hanoͤveriſche Geſand⸗ te am Kayſerl. Hof, von Oberg, hatte kaum von dem feinem Herrn nach—⸗ theilig vermeynten Schluß einige Nachricht erhalten, als er ſich fogleich bey dem Reichs-Vice-Canzler befchwehrte und auf ein Patune zwifchen dem Kayfer und Hanover beruffte, von welchem aber niemand, ald der Gran Kinßky Nach- richt hatte, welcher gleihwohl jenen Minifter belehrte, daß der Kayſer foldyes nachmald wieder redrefüiert habe. Der Geh. Rath Kulpis pochte hingegen auf die Kayſerl. Nefolution und Tief fi einflend an des Reichs-Hof⸗Raths⸗ Praͤſidenten Tafel vernehmen, daß man allem Anfehen nach von der Reichs⸗ Fahne in einer-groffen Uumiffenheit ſeyn müffte, indem fonft nicht vermuthet werden könnte, daß die Kayſerl. May: zum Nachtheil eines dritten dem Hauß Hanover foldes Erz: Amt verfprehen koͤnnen oder bie Hanoverifche Raͤthe als ehrliche Leute das Haug Wiürtenberg um feine Rechte bringen wollten. Der Herzog von Würtenberg war demnach zu Belehrung des gemeinen Wefend ges fonnen folched Reichs-Amt als des Heyl. Roͤm. Reichs Oberſter Panner : Herr in feinem Titul zu führen, Damit es der ganzen Welt immerdar, wie der Churfürften Aemter, vor Augen lige, wie er auch in feinem Wappen eine Aenderung vorzunehmen gedenke. Difer Ton nun wollte einigen anftöffig und am Kayſerl. Hof ben damaliger Rage unangenehm werden. Und man verwuns derte ſich, daß dife Geſandten bey dem DOberhofmeifter Fürften von Dietrich: flein ſchon wegen Ceremoniels bey der Eünfftigen Lehen -Eimpfängnus vermeyn⸗ te neue Forderungen machten. Dann, weilerft feit einigen Jahren zwiſchen den Chur-und Fürften der Unterfchied mit dem Auffahren zur Belehnung mit 2. oder 6. Pferden gemacht werden wollte, fo begehrten fie, daß man ihnen für diſesmahl um fo mehr vergönnen möchte fih der 6. Pferde zu bedienen, als das Haug Würtemberg im Beſitz wär. Der Fürft antwortete, daß, wann die actus proffeflorii gegründet wären, die Kayferl, May. dem Hers 309 nicht aus Handen gehen würde, nur fiehe im Weeg, daß, wann Shro May. als die einen befondern egard auf den Herzog machten, hierin etwas befonderd verfügen wollten, es von andern Fürften fo gleich zur Folge gezogen werden dörfite. Die Öefandten mwendeten dagegen ein, daß, wann e8 Fürs flen von alten Haͤuſern wären, eine Berweigerung fehr unbillig feyn würde. Sie Sefandten fuchten ſolches Seremoniel nur für ihren Fuͤrſten, weil es das erſtemal wär, daß nach foldyer vor wenigen Jahren durch die Churfürften eins geführten Neuerung die uns Lehen empfangen würben. Auffer bifem

DEN Ä wuͤr⸗

36 Geſchichte der Zerzögen von Würtenberg,

=

1694 wuͤrde ihnen gleichgültig feyu, ob die Geſaudtſchafft mit 2. oder. &. Pfers den aufführen, wobey fie mit laͤchelndem Mund beyfügten, daß, wann man

nach) der Natur der Lehens s Empfängnus » Handlung reden wollte, man fo gar zu Fuß geben follte, indem es der gröfte Adtus der Erniedrigung fen, wel⸗ chen ein Reichd» Fürft oder Stand der Kayſerl. Map. in feinem Leben erweife. Entzwiſchen Fam aber von dem Hanöver. Kanzler Hugo die Antwort auf Kul- pifend obgemeldte Anfrage an: Ob die Limbachiſche Schrift unter offenelichen Namen herausgegeben worden oder als eine Privat» Schrift anzufeben fey ? Der Inhalt difer Antwort war aber nur, daß die Schrift vom Unterfchied des Sturm : Fahnend und des Reichs-Paniers, welche zu gleicher Zeit mir ber Wuͤrtemb. Dedudion bervorgefommen , von feiten des Hauſes Hanover bez faunt gemacht worden ‚von welder aber die Frage nicht, fondern von ber. Limbachiſchen Wivderlegung der Wuͤrtemb. Deduction war, indem diſe zer— ſchidene Sachen enthielt, welche wider den Reſpect des Fuͤrſtl. Hauſes lief und nicht unbeantwortet bleiben konnte. leichwohl fchrieb er auch, daß Haz nover dißfalls Feine Partie wider Wuͤrtemberg machen, fondern der Kayſerl. May. überlaffen werde, was Sie dem Hauß Hanover für ein Erzamt beyzur legen gebeufe, indem fein Shurfürft, wie ihn Hugo damals ſchon neunte, nichtd mit mehrerer Sorgfalt fih angelegen feyn lieffe, ald daß dero Chur⸗ Sache niemanden zu einiger Beſchwerde Anlaſſ geben möchte, in welcher Abz - ficht andy die Abhandlung von dem Unterfchied der Sturm-⸗ und Reichs-Fahn gefehrieben worden, nemlich zu erweiſen, daß man dem Hauß Wuͤrtenberg kei⸗ ne Urfach an Hand geben wolle. Weil aber der von Oberg nicht aufhoͤrte der Publication der Kayſerl. Declaration fich zu widerfeßem, und der Reichs— Bices Kanzler ein point honneur de3 Kayferl. Hofes dabey vorfchüßte, bie Wuͤrtenberg. Gefandte aber auf die Belehnung drangen und alle Einwürfe wis derlegten, fo raumte endlich dev Reichs » Vize» Kanzler feinem Herzen und ent⸗ deckte, was er auf demfelben hätte, daß zwar der Kayſer einmahl entfchloffen wär ben Herzog bey der audgefallenen Nefolution zu handhaben, aber dagegen vermeyne, daß der Herzog per moduın conditionis reciproc® fich erklären würde, baß er fich dem neunten Eloltorat zu Gunſten des Hanoverifhen Haus feö nicht widerſetzen wollte. Dife harte Zumutbung wurde abgewiefen weil folche dem Herzog gar zu nachtheilig wär und ihm das koſtbare Kleinod, das exercitium liberi fuffragii in rebuscomitialibus , benaͤhme, welches er ges gen ein jus quefitum aufopfern folte. Weil die Chur-Sache noch nicht in Fürften: Rath hab in Vortrag gebracht werden wollen , fo habe er aud) noch Keine Gelegenheit gehabt in difer Sache feine. Gefinnung zu enrdeden. os fern aber Ihro Kayf, May. dife Materie im Fuͤrſten⸗-Rath auf ee Reichs⸗

Fuͤnfzehender Abſchnitt. 37 Reichstag vorzutragen ſich entſchlieſſen koͤnnte, ſo wuͤrden dieſelbe erfahren, 1695 daß Wuͤrtenberg ein patriotiſch Votum führen wuͤrde, welches der Treue

gegen dem Kayſer und Reich, wie auch der Beſtrebung das Reich in der Ru— he zu erha ten gemäß und ſchicklich waͤr. Wofern aber die Einfuͤhrung einer neuen Chur dem Reich ſchaͤdlich befunden wuͤrde, ſo konnte ſich der Herzog an fo weniger per modum conditionis binden laſſen, als er im Begriff ſtehe in deffen Geel einen Eyd abſch wören zu laffen , daß er Ihro May. und dein Reich getren und hold ſeyn und dero Schaden warnen und den Nußen beförz dern wollte, Es dörffte auc der Hanoverifchen Chur folde Zumuthung mehr binderlich feyn. Dann, wann e3 in dem Meich bekannt würde , wie es gewiß nicht verborgen bleiben koͤnnte, fo würde ein neues gravamnen den Fürften in die Hand gegeben werden, daß , wann ein Stand etwas am Kayſerl. Hof in pundo juftitiz fuchte , man ihm folches nicht angedeyben lieffe , bis er fich des MWiderfpruchs in difer Chur» Sache begeben hätte, welches in difem Kalk deſto bedenflicher wär , weil die Declaratio wegen der Meichs + Fahne uns bedingt ausgefallen wär, von welcher man nicht mehr abgehen koͤnnte. Dem Herzog aber würde e3 ſchimpflich fallen und einen Vorwurff aufbürden , als ob er feines Privat = Intereffe halber ſich in einer fo wichtigen und offentlichen Sache des juris liberi fuffragii begeben hätte. Weil ſolchen Reden zwifchen dein Öraven und den Geſandten offentlich in dem Kayſerl. Vorzimmer viele Geſandten zugehört hatten, fo machten fie ein groffes Auffehen und die Kay⸗ ſerl. Staats-Raͤthe hatten ſelbſt keinen Gefallen an dergleichen Zumuthungen. Einige hielten aber davor, daß es nur ein Verſuch geweſen um mit guter Ma— nier deu Hanoveriſchen Geſandten zur Ruhe weiſen und ſich entſchuldigen zu koͤnnen, daß der Kayſer auf feiner Seite das ſeinige gethau und einen Ver— ſuch unternommen, aber dem Herzog nichts deraleichen anfinnen Einnen. Die Geſandten befhmwehrten fi aber in erhaltener Audienz bey dem Kayfer daruͤ⸗ ber, weldyer ihnen zur Antwort erfbeilte , daß er von des Herzogs von Wuͤr⸗ tenberg redlichen und aufrechten Öefinnung guugfam verſichert ſey und deßwe⸗ wegen dahin trachten wollte, daß er mit Publication der ausgefallenen Reſolution vergnuͤgt werden moͤchte. |

$. 17.

Nichts beſtoweniger war der Neichd » Vice: Kanzler noch immer dein Hor⸗ zog zuwider und, weil er wuſſte, daß der Kayſer demſelben wegen ſeines pa⸗ triotiſchen Betragens ſehr wohl gewogen war ſo ergrieff er ein anderes Mit— tel dem Herzog von Hanover nutzlich zu ſeyn und ſuchte den Herzog Eberhard Ludwig anzufhwärzen, Darzu der Frankfurter Fuͤrſten⸗EConvent dies

3 REN,

38 Gefebichte der Herzogen von Wuͤrtenberg

1695 nen, wo einige Fürftlihe Sefandte allzubigig ſich bezeugten und allers

band dem Kayfer widrige Bewegungen wegen der Handverifchen Chur machten. Weil nun der Herzog difen Convent obgedachter maffen durd) feinen Megierungs- Rath Heyland beſchickte, fo muffte Difes zum Vorwand dienen ,

and, obſchon Kulpis feined Heren Öefinnung dem Reichs + Vice Kanzler alle

bereit zu feiner groffen Zufridenheis entdeckt hatte, fo mufftejeßv die Gegen? wart difes Gefandten ein groffes Vergeben wider den Kayſer ſeyn. Man gab fo gar vor, ald ob der an den Frankfurter Convent abgefihiefte Kayſerl. Com- miflfarius Grau von Goes einberichtet hätte , daß niemand fi) imperti- „, nenter ald der Würtembergifche bezeugte und als der Münfterifche den „Vorſchlag wegen Aufftellung einer gewifen Armatur gethan, und fi fonft ,, Feiner darauf erflären wollen , fey der Wirtembergifche der erfle gewefen, welcher folden Vorfchlag gebilligt und -denfelben nit mehrerer Ausführung „als raͤthlich angeprieſen und den Recefl mit unterfhrieben babe, welder „dem Kayfer fehr empfindli wäre. ,, Nun warfolches wider alle Warheit. Dann ald der Münfterifche folhen Vorſchlag gerhan hatte, war der Heyland noch lange nichtzu Frankfurt, fondern kam erſt etliche Wochen hernach dafelbft

*

an und wollte auch nach feiner Ankunfft durchaus nicht in die wider den Kay⸗

ſerl. Reſpect lauffende Geſinnungen einſtimmen, noch viel weniger aber den ſchon verfaſſten Receſſ unterſchreiben. Der Herzog aͤuſſerte ſich auch bey allen Gelegenheiten, daß er in ſeiner Vorfahren auf die Erhaltung der Ruhe im Reich abzielende Grundſaͤtze eingetretten und von demſelben abzugehen gar nicht geneigt wär. Und ob er ſchon endlich feinem Geſandten erlaubte den Neceff zu unterſchreiben, fo aefchahe ed doch unter groffer Einfchränfung und Mäfs figung der darinu enthaltenen Aeufferungen , ohne welche er denfelben mit ner Unterſchrifft anzunehmen verwaigerte und beſtaͤndig proteſtierte. Wie dann auch der Ober-Rath Heyland an den Kulpis vor ſolcher Verleumdung berichtete, daß er fein Votum dem Graven Goes aufrichtig entdeckt und „, die Antwort erhalten habe , daß er folge rühmliche Sentiments allerhoͤch— „ſten Orts zu ruͤhmen wiffen würde und hoffte, daß man darinn bebarren „, werde, „, Die Würtemberg. Geſandte zu Wien Eonnten auch nicht glauben, daß der Grav foldhen widrigen Bericht eingefhickt haben follte , weil der Daͤ— nifhe Geſandte am Kayſerl. Hof gegen ihnen ein Mißverguügen bezeugt hate te , daß man ſich von feiten Wuͤrtenberg zur Unterfihrifft der Neceffe, wie fie aufgefeßt waren , nicht verfteben wollte. Hingegen berichtete des Öraven von Strattmann Sohn aus dem Hang ein von dem Peakonario vernommen zu haben , daß die zu Frankfurt verfammelte Fuͤrſten ihre Ubfichten an den Koͤ⸗ nig in Frankreich überfchrieben hätten und diſer diefelbe darinn beſtaͤrket ha=

be»

4

Sünfzebender Abſchnitt. 39

be. Nun mar bey folden Umſtaͤnden die Wuͤrtembergiſche Gefinnung 1695 weit davon entfernt, da man von Seiten difed Haufed allen Kräften aufgebotten hatte difem Neichöfeind wehe zu thun. Und man glaubte am Kah— ferl. Hof felbft, daß die Gefandte zu Frankfurt auch unſchuldig feyen und der Daͤniſche Hof dem dafelbftigen Franzöf. Geſandten Bon repau von folhen Ans fhlägen und Receſſen eine Anzeige gethan und difer nad) franzöfifher Gewon—⸗ beit fo gleich um Unruhe in Teutſchland zu erweden zu feinem Vortheil einer Mipbraud davon gemacht habe. Gleichwohl wurde Herzog Eberhard Ludwig bewogen wegen des feinem Geſandten angethanen Unrechts und Ehrenverletzli— cher Verleumdung am Kayſerl. Hof Genugthuung zu fordern. Bey ſolchen verwirrt untereinander lauffenden Begebenheiten ereignete fich daß der Hands verifche Gefandte mit dem Kulpis zur Rede Fam , da difer Gelegenheit nahnz - jenen zu Gemüt) zu führen , daß das Hauß Hanover ſich felbft zumider und beffer gerasben fey formohl dem Kayfer , ald auch deffen Minifterio dasjeni— ge offenherzig anzuzuzeigen, was er gegen ihnen felbft zu melden Fein Beden— Ten gehabt habe, daß nemlich das Hauß Hanover dem Haug Mürtemberg wegen feiner Gerechtſame nicht im Weeg zu fleben begehre. Weil num difer antwortete, daß er mit nächiter Poſt eine Inftrudion auf gleichen Schlag. vermuthe und fidy bereits in einem übergebenen. Memorial erklärt habe , daß Hanover weiter nichts , ald ein auderwertiges Erzamt verlange: fo binters brachten foldhes die Wuͤrtembergiſche Gefandie dem ihnen widerwertigen Gras wen yon Windifchgräz und erklärten ſich gegen ibm , daß man Würtemb, feits wobl geſchehen laſſen koͤnnte, daß ihrem Gegentbeil zu feiner Chur ein andes res Erz-Amt gegeben würde, Bis aber ein ſolches ausfindig gemacht werz den koͤnnte, würde umbillig feyn, warn man dem Hauß Wiürtenberg fein (dom babendes Recht nehmen oder verflümpeln wollte, Mir difer Erklaͤrung hätte ſich der Kayſer und Hanover ſchon begrägen Finnen, indem man daraus wohl abnehmen konnte, daß man auf difer Seite difem Hauß Feine Schwürigfeiten machen würde, da auf der andern Seite Würtenberg gedrungen gewefen wäs re fid) zu: widerſeßen. Nichts defio weniger verlange der Kayfer von dem Herzog eine eigenhändige fhriffilihe Erklärung. Eutzwifchen war derfelbe in einer mifflihen Stellung „. weil ex auf der einen. Seite dad. Hauß Hamover: zum Öegenpart hatte und auf der. andern Seite diecorrefpondirende Fürffen ein Mißvergnuͤgen über ihn: bezeugten, daß er fich Feines Beyſtands getroͤſten konnte. Er fand deßwege je länger , je mehr rathſam behutſam zu gehen und weil man einen Lehen⸗Herrn nicht verbinden. kounte von dem vorigen Les beubriefen: nur in einem: Wort abzuweichen oder Aenderung darin vorzuneb: men, ſo gab er darinn nach, daß bie Erklärung des Reihe »Srurmfahnens ar

49 Gefchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1695 zu einem allgemeinen Reichs-Panier in dem Lehenbrief unterwegen bleibe und nur die Kayſ. Declaration durdy ein Decrerum Cxfare- um fund gemadt und die Belehnung bald vor ſich geben möhte. Aber auch difed wurde noch immer ſchwer gemacht, weilder Herzog ſich zu Feiner ſchrifft⸗ lichen Verſicherung oder Correfpondenz mit dem Kayfer in difer Suche entfchliefs fen konnte, zumahl er feine Geſandte zu Wien hatte, welchen ſolches nach— £heilig gewefen wär, |

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En dlich wurden die Öefandte auch müde über ſolchem vergeblihen Hans del und meynten den Kayſerl. Hof durd) eine Anzeige zu beffern Gedanken zu vermögen, ald ob fie abaeruffen wären. Der Herzog wollte aber nicht darein willigen, weil er eine Ungnade von dem Kayjer beforaete,, wordurch auch bie Publication des decreti declaratorii hätte ruckgaͤngig gemacht werden Eins nen. Die Gefandte hatten ohnehin noch mehrers zu beforgen im Auftrag, aber Feines bißher beruͤhret, damit nicht ein Geſuch das andere binderte, Dann fie follten audy die Einführung ded Tedifchen Siges und Stimme auf Reichs- und Krayßtaͤgen betreiben, weil der Kanfer ſchon im Jahr 1600, die Vertröftung von fi) gegeben batte, daß, wann hienächft einiges weiteres Ca— tholifches Votum aufgenommen und eingeführt würde, das Tedifche gleichfalls mirgeben follte. Nun wurde dife Bedingung durch das Sulzbach- und Kleg⸗ ganifche Votum in den Stand gefeher und der Herzog berechtigt die Vollzie— hung folder Iufage zu begehren. MWeßwegen er jeßt bathe die erforderliche Decreten an den Kanferl. Principal Commiflarıum anf dem Reichs-Tag und an den Schwaͤbiſchen Krayß ergeben au laſſen. Zweytens hatte der Herz 09 fih in vorigem Jahr 1693. mit Marggr. Ludwigen von Baden im Dias men des Kayfers verglichen die Verpflegung des Collonitziſchen Hufaren Res giments auf 4. oder 5. Wochen zu übernehmen, damit es nicht zu Grund aes ben oder zum Feind überlauffen müffte, dagegen aber der Kayfer hernach fols che anfchaffen möchte. Weil aber ſolches nicht erfolgte, fondern ungeadjt der erfolgren feindlichen Werbeerung und Brands dife Laſt den ganzen inter bins

durch dem Herzogthum anf den Half gelaffen wurde, fo, Daß der Huſar feis nen Unterhalt mit dem bloffen Saͤbel von den Unterthanen erprefite , fo erlit⸗ te dasfelbe einen Schaden von mehr als einer Zonne Golds, deren Erſatz die Gefandte nunmehr ſuchen follten, Und weil Drittens die Franzofen bei) errich⸗ tetem Contributiond = Zractar verfprochen,, daß aller nach ſolchem gethaner Schade an derSumm der Eonsriburion abgezogen werden follfe, und aber bey dem vorge⸗

Fuͤnfzehender Abfebnier. 4

vorgehabten Abzug bis zu Herbeybringung der Öenfel fich derſelbe fo ſehe 1695 vergröffert, dag die Kron Frankreich faft 2. Millionen heransbliebe und die Contribution mithin weit nicht zureichte , fo verlangte der Herzog, dag der Rays fer fo wohl bey dem Reich zu einigem Erfah old aud wegen der verbrannten Städt und Dörfer und übrigen Kriegs: Schäten bey Eünfftigen Frivenshands lungen ingedenk feyn und zu einiger Entjchädigung und unentgeltlicher Ents laſſung der armen Geyſel behülflich feyn moͤchte. Dann dife wurden wider als le Menfchlichfeis mehr ald Barbariſch von den Franzofen gehalgen, indem man fie in ein Loch der Eitadelle zu Metz einfperrte, wo man in etlichen Tagen Feis ne frifche Lufft ihnen zulommen lief] und der Praͤlat Dreher zu Hirſchau nebft dem Vogten zu Göppingen Schotten dad Leben einbüfften. Der Kerkermeis ſter forderte täglich für ihre fehr fehlechte Narung 12. Reichsthl. und mufften übrigens an allem Mangel leyden, weil dad Herzogthum aus eigenen Kräfften fie nicht befreyen und das Herzogthum, ald ein veroͤdetes Land einen Credit mehr hatte. Wiewohl auch im Land felbfl diejenige‘, fo für ihre Befreyung zu ſorgen hatten, keinen Ernſt darzu bezeugt haben mochten, indem man ſehr ungleich davon urtheilte und ein vornehmer Rath fo gar den Anſchlag gegeben beben follte, daß man fie vollends crepieren laffen koͤnnte. Ed war aber ders felbe Rath kein Würtenbergifched gebohrned Landeskind, welches fo unmenſch⸗ lih für feine Mitburger und Neben » Menfhen denken konnte. Judeſſen bes fremdete es jedermann, das der Handverifche Geſandte ſich fo viele Mlühe gab die Publication des offterwähnten Decrets und die Lehens-Empfaͤngnus zu bintertreiben, indem man nicht auderfl vermuthen Fonnte, als daß folches ver: fahren dem neuen Eledtorat bey feiner Entſtehung den Herzſtoſſ geben und als len Ständen die Augen öffnen dörffte fih demfelben mit mehrerer Herzhafftigs

keit zu widerfeßen. Und weil nicht allein der Inhalt der Kayſerl. Nefolution uns: geacht der zurnfgehaltenen Publication jedermann befandt war, fondern auch ber Geh. Rath Kulpis feſt glaubte, daß der Herzog fchon ein erlangtes Recht hätte. feinem Titul das Predicat eines Oberften Panner⸗Herrns des Noͤm.

Reiche beyzufügen und ſolches fo wohl in feinem Land durch offentliches Refcripr, ald auch andern Churfürften und Ständen durch befondere Schreiben Fund zu machen, zumahl er nichts neued erlangt hätte, indem er fchon daffelbe in feiz nem Wappen führte, fo verficherten faft alle am Kayſerl. Hof anwefende Ge; fanbte gegen den Würtenbergifchen, daß ihre Principalen dem Herzog ſolch Prædicat fo gleich geben würden. Difer befürchtete aber, daß es det Kay: ferl. Hof ungleic) ansdenten und er mit dem Hauß Hanover in einen haͤrtern Kampf verwicelt werden dörffte, und begnägte ſich dermahlen nur 'mit Her ausgefallenen Reſolution, zumahl er nicht allein geheime Nachricht hatte,

| Theil. 5 „bi daß

42 Gefcbichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1695 daß der Kayferlihe Hof nimmermehe von berfelben abzugeben fi entfchlieffen wiirde, fondern auch der Herzog von Hanover ſich gegen Herzog Eberh. Ludwigen aller Mäffigung befliffe, wie er dann zu Ende difeö Sahres ein Schreiben an ben Kayfer ergeben lief, welches in fehr freundfchafftz Yihen Ausdrücken feine Gefinnung entdeckte und nur bathe, daß, weil der Sturmfahnenftritt noch nicht Elar genug fey, der Kayſer mit Publicierung der Declaration nicht voreilig hervorruͤcken, fondern difer Sache noch einen Aufland geben moͤchte. (P) Endlich näherte ſich die Zeit, da der Kayferl. Hof nad) der Sommer s Luft zu genieſſen abgehen wollte und die Mi- niftri auf ihre Güter zu verreyfen pflegten. Es flund auch ein Schwäbis {her Krayg » Convent bevor, welchem der Geh. Rath Kulpis beyzumohnen verz langte, weil er gewiſſe Raͤnke feinem Worgeben nach erfahren hatte, welche bey diſem Convent einen groffen Einfluff haben könnten und er bein Herzog noth⸗ wendig vorher felbft mundlich entdecken müffte. Solches nun veranlaffte die Geſandte den Kayſer zu bitten, daß man ihnen wegen foldhen dringenden Krayß⸗ Sonventö die Übrenfe erlauben und, wofern dem Kayfer nicht gefä!lig war in den naͤchſten Wochen die Belehnung nach dem alten Stylund Herkommen vorgehen zu Yaffen, ſolche auf eine andere Zeit verfhieben möchte. Solcher Entſchluſſ war nun ſowohl dem Kayfer, ald dem Handverifchen Gefandten durchaus nicht zus wider. Sie reyfften alfo zu Anfang des Junij ab, nachdem der Fuͤrſt von Salm und Reis: HofsRarhdr Präfident noch immer die Hoffuung zu beffes rem Fortaang auf den Weeg gegeben hatte und der Kayſer ſchickte ihnen ein Decret nad, daß fie mit feinem guten Belieben abgereyfft wären, und ihnen ein Termin von 3. Monaten gegeben wurde, welcher fid) aber auf 4. Sabre verzögerte, indem bie Lebend- Empfängnus erfi im Jahr 1699. erfolgte.

$. 1%

Zu dem erwähnten Krayß⸗Convent hatte aber ber Marggr. Ludwig von Baden ſchon im Anfang difes Sahres Anlaff gegeben welcher beeden Schwäbs und Fraͤnkiſchen Krayſen den Vorfchlag gethan, daß er ihnen fehr nutzlich zu ſeyn erachte, wann fie in die groffe Allianz zwifchen dem Kayfer, Spanien, IH Hand ıc. eingenommen zu werden begehrten, weil in foldher ein befonderer Articul enthalten, daß Fein Allierter ohne ben andern fich in Frivenshandluns gen einlaTen, fondern in folhem Stuͤck aller und jeder Allierten Interefle ges meinfaomlih beobachtet werden follte und man dadurch verfichert wär, daß bey

ſolchen Fridens⸗Tract aten bie beede Krapfe nicht wohl übergangen werben koͤnn⸗

dene _ (p) Beyl. 11. #.

Sünfzehender Abfchnier. 43

ten. Er lief folches infonderheit an Herzog Eberhard Ludwigen gelangen, 1695 bey dem Kayſer, alddem Haupt der Allianz darum anzufuchen. Nun hatte man ſchon im Jahr 1689. an dad Herzogthum Würtemberg daffelbe begehrt, two aber der Adminiftrator, der Geheimde Rath von Mlenzingen, die Res gierungs s Räthe Schröder und Kulpis, der Kriegs » Math Tobias Heller und bes Adminiftratoris Hofrat Chriftelius es nicht für vathbfam angefehen. Je⸗ Bo aber hielt man bes Marggraven Beweggründe für fehr erheblich, zumahl ſich die Umflände geändert hatten, indem damahl der Krieg erſt angegangen, da man nod) nicht gewuſſt, wie die Sachen wegen der franzsfifchen Kriegs » Ans falten fi anlaffen würden, jeßo aber ed das Anfehen hatte, daß ded Feindes Kräfften mehr ab⸗als zunähmen. Damahls war aud) nur das Herzogthum als lein eingeladen, jeßo hingegen ber ganze Krayß in ber Verbindung mit dem Fraͤnkiſchen, deren jeder damahl in ſchlechter Verfaffung flunde und jegt mit feinen Trouppen eine Figur machen Fonnte. Die ganze Abficht wurde aber nicht erreicht, weil der Ober -Rheinifhe Krayß auch beysretten follte, welcher wes gen bed Ausfchreib » Uınts in einer Trennung ſtunde. Dann nah Abſterben bed Pfalzgraven zu Simmern entffund ein Stritt wegen des Diredtorii ; wels ches Recht Churs Pfalz an ſich zoge, dagegen der König von Schweden wegen Zweybrüden und andere Fürften ebenmäfjig folches in Unfprady nahmen. Der Landgrav von Heffen Caſſel machte den gröften Widerfpruh, weil ber Churs fürft Sarholifher Religion wär und die paritas Religionis in einem vermifchs sen Krayß erfordert würde. Der Ranfer befürchtete würklich gefärliche innerlis che Unruhen im Reich, welche defto bedenklicher waren, weil fie auf den Gräns zen des Reichs in der Nachbarſchafft des damaligen Reichöfeinds entflehen und bemfelben zu groffem Vortheil gereihen Eonnten, zumahl man eben im Werk begriffen war eine dem gemeinen Weſen fehr nugliche Allianz zwifchen dem Fraͤnk⸗Schwaͤb⸗ und Ober-Rheinifhen Kranfen zu flifften. Man gedachte auch am Kanferl. Hof, daß die paritas Religionis bey dem Krayß Auss f&hreibenden Amt nicht in Betracht gezogen würde, weil bey bem Nider sSäds ſiſchen Krayß beede Ausfhreibende Fürften fi) zur Evangelifhen Religion bes Fonnten. Niemand wollte aber dafelbft bedenken, daß difer Krayß aus lau⸗ tern A. ©. verwandten Ständen beftünde. Gleichwohl wollte ſich difer Hof nicht in folhe Strittigkeit mengen, fondern lieſſ an Herzog Eberhard Ludwis gen celangen, wie er an deffelben für dad gemeine Wefen führende Conduite ein fonderbares Vergnügen fhöpffte und dahero zu ihm dad allergnädigfte Vers trauen trüge und befonderd erfuchte bey ben Evangelifchen Ständen, melde es. mit Caſſel hielten, feine gute Dienfte anzuwenden, damit man wenigftend jetzo dem dermahligen Krayß⸗ N Feine Schwuͤrigkeit wegen ber Relis 3 gis

r

44 Gefebichte der Herzogen son Muͤrtenberg,

1695 gion machen, fondern durch rechtſchaffene Zuſammenſetzung obgedachte

Allianz befördern möchte. Man machte ſich deſto eher Hoffnung darzu, daß er ſolche Commiſſion übernehmen würde, als er nicht allein mit deu widrig - gefinuten in naber Verwandfchafft und ald auöfchreibender Fuͤrſt eined benach⸗ barten Krayſes in guten Anfehen flünde, fondern auch Churs Pfalz ſich gegen ihm für ſolchen Dienft verbunden erachten und bey dem gefanıten Reich einen befondern Nachruhm erwerben würde. Der Herzog verlangte aber zu feiner Beglaubigung ein gnädigfted Nefeript, damit feine Bemähung den Endzweck ber Ruhe im Reich defto beffer auswuͤrken möchte, zumahl die Kron Schweden als Pfalzgrav zu Zweybruͤcken felbft dem Churfürften bengetretten und andere niehrere Svangelifche vemfelben folgen dörfiten. Der Herzog ſchickte in folder Abſicht feinen Geh. Rath von Menzingen an die beede Kandgraven von Heffen und den bey dem Fürften ⸗Convent zu Frankfurt anweſenden Regierungs: Mas Henland nad Hanau, Naffau » Weilburg und die graͤvlich Solmiſche Haͤuſer. Nun wollten die Evangelifche Stände den Haufe Simmern eben dis fes Amt nicht entziehen, fondern geriethen nur auf den Gedanken demfelben eis wen Evangelifchen beyzufeßen, weldes aber dem Kayfer unanfländig war und Benfelben dahin vermodhte, daß er auch ben Mlarggraven von Vareuth dem Herzog zuordnete die Evangelifche Stände zu beffern Geſinnungen zu führen. Run follte der Herzog in einem Schreiben an ben Graven von Solms gemels | det haben, daß nicht allein der Evangelifchen begehren in dem Weſtphaͤl. Fris den nicht geruͤndet wär, vielmehr aber man die bermahlige Befchaffenbeit dem Zufall und der durch den Todesfall und Abſterben der Simmerifhen Linie ents fandenen Veränderung beyzumeſſen hätte, fondern auch nur ein Xheil der E⸗ vangelifchen ſolchen Krayſes eine Aenderung des Directorii fuchten, ungeacht diefelde insgeſamt einerley Meynung führten. Obwohl man aber nicht anderft vermithete, ald daß der Herzog bey damahligen zeitläufften nur die patriotis ſche Abſicht führte eine hoͤchſtnoͤthige gute Verfländnus beyzubehalten, fo bezeugs ten doch die beede Churfürften von Brandeburg und Sachſen eine Verlegenbheit daruͤber, weil man Catholifcher ſeits ed anberfl und dahin auslegen doͤrffte, als ob die Evangelifhe Kranß » Stände etwas unbillihes begehrten, und, wie ber Kayſerl. Con Commiflarius auf dem Reichs⸗Tag die Sprache führte, eis nen Uunfug begiengen. |

$. 29%

‚Dagegen beklagte fih Herzog Eberhard Ludwig wegen ber Kaufbeuriſchen Sache ben dem Corpore Evangelico über ben Reichs⸗Hof⸗Rath. Dann nach dem

Künfzebender Abfcbnier. 45. tem Weſtphaͤl. Friden follte diſe Stadt nach der Vorfehrifft bed Anni 1695 normativi in den voriaen Stand geſehet und die Drdensleute -auds geſchaft werden. Der Biſchoff von Coſtanz wollte mit der Execution nichts su thun haben und uͤlerlieſſ diefelbe des Herzogs Groß-Vater, welcher alles vach tem Facto poffeflionis vollzoge. Kaum war aber foldhes zu Stand ges bracht, fo niftelten die Drdensleute wieder ein und die Execution wurde nicht als Yein wieder mit Hülfe des Bifhoffs über den Hauffen geworffen, fondern e8 ſetz⸗ te auch zwifchen beederley Religionsverwandten nene Händel. Die Reis - De- . putation, welche zu Frankfurt im Sahr 1655. diefelbe entſcheiden follte, Fonts - te folches wegen der Catholifchen Einftreuungen nicht vollbringen und die Des ſchwerden der Evangelifhen Burgerfhafft nahmen von Tag zu Tag zu. Nun follte das Schwaͤbiſche Krayß-Ausſchreib⸗ Amt wieder die Commiſſion übernehs men, ber Herzog Eonnte aber alles erinnernd ungeacht foldhe nicht zum ſtand bringen, und endlich fanden die Catholifhe den Weeg zu dem Reiche » Hofs Math offen, wo alles vorhergegangene über den Hauffen geworfen und wider den Haren Inhalt des Nürnbergifchen Executiond s Receffed verfahren wurde, fo, daß die Evangelifhe Burgerfhafft fih an bad Krayf » Diredtorium zu wenden gemüffigt wurde. Difes Eonnte aber ohne dad Corpus Evangelico. sum nichts ausrichten. Und zum Unglüd wollte dad Saͤchſiſche Diredtorium ſich abermahl unter dem Vorwand entladen, ald ob ed ein Gravamen wäre, welches vor das ganze Meich gehörte. Hier hatte nun die Neichd » Stadt Feine Hülfe zu hoffen, weßwegen alle andere Evangelifhe Stände fi an deu Churs fürffen von Brandeburg wandten, welcher aud) diſes Gravamen von folher Erheblichkeit fande, daß man Urſach habe von dem gefamten Corpore Evange- licorum ein gemeinfames Schreiben in nahdrüdlihen Worten zu verfertigen und der Kay. May. übergeben zu laffen. Dann wann ed dahin fommen follte, daß dasjenige, was den Krayß-Aemtern ex perpetua Commiflione zuſtehet, alfo nad belieben durch den Reichs-Hof-Rath geändert werden Eönnte, da3 ganze Evangeliſche Wefen in Umſturz kommen und alle Fridens-Schluͤſſe und Reich - Drdnungen gernichtet werden müfften. Der Brandenburgifche Ge: fandte gab folhes dem Wuͤrtemberg. Gefandfhaffts: Secretarien auf dem Her: 30g zu berichten, mit fernerm vermelden, daß der Ehurfürft feinem am Kay: ferl. Hof befindlihen Gefandten befohlen hatte, ſolches Schreiben beftens zu unterfiüßen. Der Chur: Sädfifche bebarrte-hingegen deffen ungeacht noch auf feiner Meynung und bedeutete den Brandenburgifchen,, daß fo lang die Chur⸗ Strittigkeit noch fortwährte, die Evangelifche correfpondierende Fürften bey feinem gemeinfamen Schreiben an den Kayfer nıitanftehen würden. Der Hers 309 war demnach gendshigt durch Particular- Afliltenz dergleichen Beſchwer⸗

3 den

46 "Gef dichte der Herzotten von Wuͤrtenberg,

1695 den zu begegnen. Der Braunfhweig »Zelliiche Öefandte aber hatte von dem

Herzog zuHanover ben Auftrag nicht geſchehen zu laffen, daß der Reichs⸗Hof⸗ Rath die ad Pundtum reftituendorum circa ecclefiallica gehörige Sachen an fich ziehen und demfelben ald einem notoriſch incompetenten Richter das rinn zufprechen durchaus nicht nachgeſehen werben folle, wiewohl difer Gefands te Feine Gelegenheit hatte fi offentlich deffen etwas vernehmen zu laffen, weil das Churs Wefen noch immer die Reichsſstags-Geſchaͤfften und Berathſchlagun⸗ gen in eine Unthätigkeit ſetzte, alö welche jeßt wieder in eine groffe Gaͤhrung und eine zehende Chur in Vorfchlag Fam, welche man dem Erzbifchoff von Salzburg beftimmte. Dann die Catholifhe Reiche.» Stände wollten nicht das mit vergnuͤgt ſeyn, daß Boͤhmen in dad Churfürftl, Collegium eingeführt würde, weil es vorhin fon dariun flehe, dagegen Hanover eine neue Chur feye, weßwegen man auf eine neue Catholiſche Chur bedacht feyn müffe. Nun fagte zwar difer Erzbifchoff,, daß er die Churfuͤrſtl. Würde gar nicht begehre, fondern fih mit feinem Erzbifchöffliden Stand und Fuͤrſten-Raths Diredto- rio nicht geringer, ald ein Churfürft achte: Er verfiel aber darüber mit dem Biſchoff von Paſſau in einen hefftigen Stritt, welder ein fehr altes erlofches ned Erzbiſtum, Loch in DbersDefterreih, fo in feinen Sprengel gehörte, poiederum auflebend machen wollte. Er gab vor, daß ſolches noch älter, als das Erzbiftum Salzburg wär und mithin einen Vorzug vor difem hätte. Das Biſtum Paffen war ehmals würklich eine zugehörde des alten Erzbiſtums und ber Biſchoff fieng dem Erzbifchoff zu Salzburg an den Rang flrittig zu machen. Weil Lord) in den Erzherzoglichen Landen ligt, fo begünftigte der Kayſer das Paſſauiſche Gefuh und Salzburg hatte Urfady ſich demfelben defto hefftiger zu widerfegen. Es wurden viele Schriften deswegen gewechfelt.

F. 21,

Endlih muß ich bey difem Fahr noch beinerken , daß bie Dörffer Boltrins gen und Oberndorf dem Haug Wuͤrtemberg dur) Abſterben der Leheumäns ner erledigt heimgefallen. Sie gehörten in Altern Zeiten gewilfen Edelleuten zu, welche von dem Dorff Poltringen den Namen führten Inden im Sahr x191. Pflazgr. Rudolph von Tübingen in dem Stifftungs-Brief ded Kloſters Bebenhaufen Henricum de Poltringen ald Zeugen anführte. (pp) Er war des Pfalzgraven Dienſtmann, welder ihm von Leib und Gut diente, wel⸗ ches in Urkunden mit ſolchen Ausdruͤcken von den Minifterialen gemeldet wur⸗ de. Nachgehends kamen dife Güter auf die von Hailfingen als ein Eigenthum

\ und

(pp) Befold doc. rediyv. Mon, Wirtemb. fub Bebenh. n. 3. P. 359.

Fuͤnfzehender Abſchnitt. 47

Zi

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und nach deren Abſterben zu Anfang des 15. Jahrhunderts auf die 1695 von Guͤltlingen. Als aber Sebaſtian von Guͤltlingen einen Wuͤrten⸗

bergiſchen Unterthanen in Wuͤrtembergiſcher Obrigkeit entleibte, nahm die das _ mahlige Oeſterreichiſche Regierung, welche den von Guͤltlingen als einen Land⸗ ſaſſen behandelte, deſſen Guͤter in Beſitz, biß endlich derſelbe anno 1533. wie⸗ der begnadiget und ihm alle ſeine Guͤter wieder unter der Bedingung zugeſtellt wurden, daß er und ſeine Soͤhne fuͤr die ihnen erwieſene Gnade bas Schloſſ und Dorff Pfeffingen und den dritten Theil an Poltrinaen und Oberndorf mit allen und jeden derfelben hohen und niedern Ober und Gerechtigfeiten vor König Ferdinanden ald Herzogen zu Wuͤrtenberg als ein altvaͤterlich Schildle⸗ ben empfangen und tragen ſollen. Boltringen und Oberndorf verkauften im Sahr 1553. die von Gültlingen an Gr. Otten von Eberflein zu ihrem dritten lehnbaren Theil, welcher aber ohne mannliche Erben abftarb , fo, daß dad Lehen heimfiel. Es meldeten fih um difes Reben Philipp und Johann Facob Graven von Eberſtein als befugte Rehens s Nachfolger und Herzog Ludwig von MWürtenderg belehnte fie im Fahr 1588. damit. Geine Räthe begiengen aber einen Irrthum, welchen des Gran Dttend Tochtermann Franz Ehriftoph von Molkenflein entdeckte und ein gröfferes Mecht dazu zu haben vermeynte, dann dife Fein Recht an fol Lehen hätten, weil fie von einer andern abgetheilten Linie wären. Nun lieff zwar difer Herzog bieſelbe dabey: Als aber derfelbe auch mit Zod abgieng , fieng der von Wolkenſtein auf das nene-an ſolche Bes lehnung anzufechten und die beede Graven wurden genöthigt dad Lehen anno 1603. ihrem Lebens Herrn Herzog Friderihen unter dem vorbehalt abzutrets ten , daß man fie entweder damit ald einem neuen Lehen begnadigen oder ein Stuͤck Gelds geben follte. Der Herzog Eonnte fi zu deren Feinem entfchlief- fen und endlih wurde dife Strittigkeit unter Herzog Johann Friderichs Mes gierung 1608. durch einen Verglich entfchieden , daß die Graven von Eberftein fi mit dem bisherigen Genuff begnügten und dife Lehen dem Freyherrn Chris ſtoph Franzen von Wolkenflein zu einem rechten neuen Mannlehen geliehen wurden. Als aber im Jahr 1695. deffen Urenkel Anton Maria bey St. Des ny8 im Hennegau bey einen Scharmäßel ald Bayriſcher Dhrift » Lieutenant blieb und Feine mannliche Leibes-Erben hinterlieſſ, fiel deffen Leben dem Hauß Wuͤrtenberg als eroͤffnet wieder heim. Weil nun diſes fuͤrſtl. Hauß mit der Ritterſchafft wegen der Steurbarkeit und andern Stuͤcken vor dem Reichs— Hof⸗ Rath in einem Stritt verfangen war, ſo wurde das Lehen eingezogen und ſeither nicht mehr verliehen. Es hatten aber die Edelleute von Ehingen theil on diſen Doͤrfern, welchen fie theils als Lehen, theils als Eigenthum befafs fen, welches Ientere Jacob von Ehingen vermoͤg eines Verglichs mis denen von

Mole

3 >

48 Geichichte der Zerzogen von Wuͤrtenbetg,

1695 Wolkenſtein im Jahr 1618. Herzog Johann Friderichen zu Lehen auf⸗

truge. Als aber Albrecht Philipp von Ehingen keine Erben hinter⸗ lieſſ, ſo tratt er im Jahr 1697. noch bey ſeinem Leben diſe Guͤter ab. Weil aber auch ein Theil diſer beeden Dörfer von dem Marggraͤvlichen Hauß Bas den zu Reben gieng, und durch difes leßtern von Ehingen Abſterben demfelben heimfiel, fo verkaufte difed Hauß folhen an dad Hauß Deflerreih. Pfeffin⸗ gen blieb endlich noch denen von Gültlingen bis auf 1699. da fie ſolches wes gen druͤckenden Schuldenlaftd an das Herzogl. Haug Würteuberg theild vers kaufften, theils vertaufhten.

1696 6. 22. °

Das Fahr 1696. tratt num mit gleicher Verwirrung ein, wie bad Hers kommen in der Welt e3 mis fih brachte, da man wohl die Unordnung in ders felben ihre Drönung nennen Fonnte und zu allen Zeiten nennen kan. Der Papſt vermehrte folche in Teutfchland mit dem Aufang diſes Sahrs, indem er fih unterfieng wider die Canonifhe Rechte und Concordata Germaniz in einem fogenannten Paͤpſtlichen Monat dem Biſtum Coflanz einen ungeſtal⸗ ten und gebredjlichen Canonicum Peter Philipp von Berlepfh ex plenitu- dine poteftatis Papalis, wie er fih ausdrüdte, aufzudringen, welcher feis nen Canonicatz3 - Dbligenheiten Feine Genüge tbun kounte. Solches machte nun bey den Catholiſchen Stiffteru ein groſſes Auffehen und es beunrubigte fie infonderheit der Ausdruck, daß der Papſt aus feiner Macht = vollfommenbheit- fi anmaffte alle Rechte der Teutfhen Kirchen und Stifter über den Hauffen zu floffen. Gie lieffen deßwegen an den Kayfer und Pabſt Schreiben und Droteflationen ergehen mit Bitte ſolche Beſchwerde aufzuheben. Unter andern aber fehrieb das Stifft zu Speyer an den lehtern und nennte die Evaugeliſche Rehre öfiterd eine Ketzerey und die derjelben zugethane bald Keger, bald he- terodoxos oder acatholicos. Als nun ſolches zu Regenſpurg befandt und von daraus weiter andgebreitet wurde, fo gab Herzog Eberhard Ludwig fos gleich feinem Gefandtfchaffte : Secretarien auf fomohl bey dem Schwebifchen, als andern Evangeliſchen Gefaudten von folder Ungebühr, welche wider Die Sandiones pragmaticas Imperii, profan und dem Religions s Friden gerade entgegen lieffe und eine Verbitterung der Gemüther und Mißtrauen unter den Reichs » Ständen vernrfachen Eönnte, Nachricht zu geben und wie feine Vor⸗ fahren jederzeit beforgt waren, ſolche zu unterdrüden, auch des Herzogs Mey— . mung dahin zu eröffnen, dag man wieder den Verfaffer, welchen er einen Erzs ignoranten fhalte, welcher nicht wäflte, was das Infirumentum pacis und

ber

kuͤnfrehender Abſchnitt. a3

der Religions» Fride mit fih brachte, folches ernfllih ahnden möchte. 1696 Er wurde aber deſto mehr aufmerkffam gemadr, als fo gar verlauten wollte, daf dife Schrift zu Coffanz verfaffet worden, indem ihm ald Krayß⸗ Diredtorn ſehr angelegen war, eine foldie Hyzne aus dem Krayß zu verban⸗ nen, da man vielmehr daran arbeitete den Friden in Europa wieder herzuftelz len. In der Hoffnung foldyen bald zu erlangen übergab der Schwäbifche Krayß auf dem Reichstag ein Memorial, worinn er die Stadt Straßburg und die Veftung Lurenburg beftens anbefahle, daß man bey dem verhoffenden Friden diefelbe nicht in franzöfifhen Händen laffen möchte. Der Chur: Rhein = Ober: Rhein-und Weſtphaͤliſche Krayß tratten dem Schwäbifchen Memorial durd gleiche Fürbitre bey. Als aber das Neichs - Diredtorium den Schweden - Bres mifchen Öefandten fragte, ob er wegen Zweybruͤcken auch Antheil daran nähe me, fo zweiffelte difer daran, weil nicht allein folch Begehren und Memorial unndtbig fey, indem man in der Kriegs- Erklärung wider die Kron Frank reich fchon die Zuruckgabe alles deffen, was nach und wider den Weſtphaͤl⸗ und Nimwegiſchen Friden dem Meich entzogen worden, begehret habe, fondern euch fowohl die Allierte, ald Frankreich e8 aufnehmen würden, ald ob der Fride allein auf der Reſtitution difer beeden Veſtungen bernhete. Es hielten auch andere davor, daß der Kayfer folche Memorialien darzu gebrauchen würs de die Fürften und Stände von den Fridend- Lractaten audzufchlieffen und den Vorwand zu nehmen, weil fie ihr Votum fchon gegeben und den Kayfer ges beften hätten nur dasjenige zu beobachten, was in ihren Memorialien enthals ten wär, Den Kapferlichen und Catholiſchen war aber an Straßburg nicht viel gelegen , weil fie die Hoffnung hatten, daß ihre Neligion von der Kron Fraukreich mit mebrerem Eyfer eingeführt werden dörffte. Man warff die Trage auf, ob alle die von Frankreich vorgenommene Reformarıones und Aenderungen in Neligiondzund Kirchen» Sachen bepbehalten oder alles in vos rigen Stand gefeßt werden müffte? Die Abſicht war daben nur der Stände Gemuͤther zu trennen und den Inhalt der Memorialien zu vereiteln. Dann die Catholiſche behaupteten das erſte und die Evangeliſche das lehte. Das Schrei: ben an den Kayſer gerietbe alfo beynahe in das fleden. Herzog Eberhard Lud⸗ wigen fchmerzte folches ſehr, weil er eine Einfchränfung der Reſtitution in ei: nigen befondern Stüden derfelben im ganzen fehr nachrheilig erachtere und beförch; tete, daß jolche Trennung fowohldie Veranftaltung zu den Fridensbandlungen, als auch jolche ſelbſt erjchweren dörfften, ungeacht der Friede und deffen Befoͤr⸗ derung dem ganzen Reich und dem Herzogthum Wuͤrtemberg infonderheit fo höchfinöthig war, damit es fich von feinem erlittenen übergroffen Schadenmie- der in etwas erholen koͤnnte.

XII. Theil. & F. 23

jo Geſchichte der Herzogen von Würtenberg,

RR 1696 $. 23.

Indem er aber wegen der ſchaͤdlichen Folgen folder Trennung beforge war ſo gerieht er felbften mit feinem Mitausfchreibenden Fürften des Schwaͤ—⸗ biſchen Krayſes in eine Zwiftigkeit. Dann er hatte auf Veraulaſſung des Marggr. Ludwig Wilhelms von Baden, welder die am Obern-Rheinſtrom ſtehende Armee unter feinen Befehl hatte, einen engen Krayß » Convent nad Stutt- gard auf den zten May ausgefchrieben fih wegen der Auflalten zum sorbas benden Feldzug zu unterreden. Dem Biſchoff von Soflanz war aber der Ort zu folder Zufammenkunfft anftöffig. Er ſchrieb demnach unterm 26. April an den Herzog, daß er zwar in Unfehung des Orts Fein Bedenken habe, indem er des Herzogd angeführte Beweg-Urſachen für erheblich hielte: gleichwohl ſtehe er darum an, weil ibm nod ganz wohl erinnerlid fey, ald anno 1689. ein enger Convent zu Stuttgard gehalten worden, wie ungleich e3 faſt durchaer bends dahin ausgeditsten werden wollen, ald wann dergleihen Convente in der Refidenz eines auöfchreibenden Fürften wider den Reichs und Krayß-Styhl lief⸗ fe und man gleichfam die Freyheit der Stimmen tur etwas hierdurd) zu verdrinz gen ſuchte. Dbwohl nun der Biſchoff nicht davor angefehen feyn wollte, ala ob er unter ſolchen widerfpenfligen Ständen begriffen wär, fo erinnerte er doch dem Herzog unter dem Schein eines wohlmeynenden Raths, daß er alle zu einer ombrage und Mißverfiändnus etwan Anlaſſ gebende Sachen aus dem Weeg raumen und vielmehr gutes Vernebmen und Uebereinſtimmuug, fo bey difen Zeiten noͤthig und noch das einige Mittel zur guten Confiitenz fey, bauen belffen möchte. Es war aber dem Herzog folder Bezuͤcht fehr em— pfindlich, weßwegen er dem Bifchoff zu verfichen gab und ihn erinnerte, daß nicht allein mehrfältige Exempel der in den MReftdenzen der Kraß = Ausfchreiz benden Fürften gehaltenen Krayß-Taͤge vorhanden wären und nichts beffower niger fich niemand über eine Einjchränfung der Stimm = Freybeit jemahlen bes klagt habe, fondern aud im Fahr 1690. da ebenmäffig ein Convent zu Stutt— gard gehalten worden, die damahls anweſende Gefandte bezeugen mäfften, daß jeder fo frei votieren koͤnnen, ald wann derfelbe in einer Neichs - Stadt wär gehalten worden und niemand daran gedacht babe, daß man die Krayß- Deputierte auf einige Weiſe abfangen wollen, indem Fein einiger jemahl an den Herzogiichen Hof auffer dent Coftanzifchen, gekommen, mithin dergleichen unerhebliche Einwürffe au dem Fuͤrgang des Convents allhier nichts hatten bins dern können, wann ed anderfi dem Bifhoff wär gefällig gewefen die Stadt Stuttgard zu genehmigen, zumahl da ed nicht von der Staͤnde Willkuͤhr, ſon⸗

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Künfzebender Abſchnitt. . 51

dern von ber Krayß-Ausſchreibenden Fuͤrſten Gutbefinden abhienge 1696 den Ort ihrer Zuſammenkunfft zu beſtimmen und ein groſſer Theil ihrer Vorzüge darinn beſtuͤnde, worauff man auch deſto mehr zu beſtehen hätte, als doch quocunque modo demſelben eingegriffen oder wenigftens folches ſchwer gemacht werden wollte. Nichts defloweniger wollte er dem verdeckten Patrio⸗ ten, dev nur feine unerlanbte Privat - Gemürhe s Bewerungen ausüben wollte, wachgeben und ungeacht er niemals glauben können, noch wuͤrklich alaube, daß jemand einige ombrage ſchoͤpfen könnte, geſchehen laffen, daß der Convent zu Ulm gehalten würde. Nun bätte ſolches Schreiben dem Biſchoff ebeumäffig zur Empfinölichfeit reißen koͤnnen: Er war aber zufriden, daß er feine Abs ſicht erreicht hatte die Zufammenkunfft von der Reſidenz des Krayg - Directorii abgewender zu haben, worüber er eine Eifergucht vezeugte und proteflierte nur, daß man ja von ihm nicht glauben follte, ald ob er der Anfliffter der Gegens Parthey fey, zumahl der Herzog in Auſehung der Hebung des Catholifchen Öots tesdienſts fo vieles in dero Mefidenz nachgegeben und verſprach eine Aufrecht⸗ erhaltung des guten Vernehmens. Mithin wurde difer Krayßtag zu Ulın ges halten, und zwar, wie id) gemelder habe, auf Veraulaſſung des Marggraven Ludwigs von Baden, welcher dem Krayß glei im Anfang vortrug, daß, weil der Feind jenfeit Rheins groffe Bewegungen mahe und fo viel er Nachricht habe, der Dauphin ſelbſt zu einer groffen Unternehmung in Ober: Teutfchland _ fid) mit einer Armee von 50000. M. einfinden werde, dagegen ex nicht wohl 30000. M. demfelben in das Feld entgegen führen koͤnne, jondern zu Bede— Kung eines fo langen Strichs von dem Mayn bis nad Bafel einige Negimens ter fliehen laffen müffte, er zwar am Kayſerl. Hof nın mehrere Regimenter an- gehalten: derfelbe habe aber foldhe in Hungarn noͤthig und nichts , als die Cons tinginter der Reichs-Fuͤrſten ausfinden Eönnen, auf deren Ankunft ex feinen Staat machen Fünne, ob fie fihon von dem Kayſer ernfllich aufgemahnet wor: den wären. Nichts defloweniger vertröflete er Herzog Eberhard Ludwigen mit obiger Mannſchafft fein aͤuſſerſtes zu thun und wann er von dem Feind aufges ſucht werden wollte, e8 lieber auf den Ausichlag dev Waffen aukommen zu laß fen, alö ſich, wie vor zwey Sahren in ein verſchanztes Lager einzujperren und das übrige bed Feinds Discretion zu überlaffen. Auf auswärtige Hülfe ha— be man ſich gar nicht zu verlaffen, fondern, wofern Franken und Schwaben nicht in dermaliger Verfaffung geflanden wären, fie ſchon laͤngſt hätten zu Grund gehen müffen. Der Marggrav wurde aber feiner Sorge eutlediger, indem zwar der Feind den 10. May, über den Rhein herüber gieng und {ih bey oͤwißheim feßte, aber den 19. Junij unverrichter Dingen wieder jelbigen repaflierte., Es iſt dabey nicht RN daß, da zu Anfaug diefes Kriegs > 2 ie

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52 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg

3696. jeder Krayß nicht wohl 3000. Mann auf bringen zu koͤnnen vorgeſchuͤtzet, fie | dennoch jeßt mit einander 25000. M. zu flellen im Stand gewefen,ungeachter fie entzwifchen von Freund und Feinden ausgefogen worden. Marggrav Louis zu Baden hatte fich gewiß einen groffen Verdienſt gemacht, daß er Herzog Friderich Carls Vorſchlag ein Gewicht gegeben mit geriugerm Koſten eine fols he berrächtlihe Mannſchafft aufzuſtellen und fich feloft zn ſchuͤßen, als von fremden Völkern aufgezehret zu werden und dennoch wenigen Schuß zu geniefz fen. Iebo entdeckte er Herzog Eberhard Ludwigen, daß er ein neues Mittel ausgefonnen, daß dife beede Krayſe Franken und Schwaben jeder 6. bis 8000. M. noch weiter auf die Beine zu bringen fiH entſchlieſſen möchten, worz zu ihnen Engell zund Holland, weil fie ihnen mit Volk keinen Beyſtand leiſten koͤnuten, eine jährliche Beyhuͤlf an Geld von 600000. fl. zu derfelben Aufbrings and Erhaltung erbotten hätten. Und weil fie mir der fo genannten groffen Al— tanz in Tractaten flünden derfelben beyzutretten, fo würde ihre Aufnabın mit deſto gröfferm Reſpect geſchehen koͤnnen. Herzog Eberh. Ludwig ließ fich folz hen Vorſchlag nicht mißfallen, fondern gab feinen auf den 14. Juni] ausge— ſchriebenen allgemeinen Krayß= Tag abgeoröneten Gefandten auf nicht nur jol- then Eintritt in dife Allianz, fondern aud) die Vermehrung der. Krank - Maunz ſchafft aus fremdem Sedel als fehr thunlich beſtens den Ständen auzurathen, doch daß wegen des erflern dem Krayß die Hände nicht gebunden, nod) der? felbe ftillfhweigend in die Strittigfeiten mit andern verwickelt würde, welche unter den verbundenen Mächten und Ullierten fich hervorthun dörfften, ſon— dern fie nur auf den jeßigen Reichskrieg mit der Kron Frankreich eingejchränft und, weil der Schwäbifche Krayf vor andern am meiflen gelitten und noch leyz de, auch fo ein groffes zu Rettung des Watterlands aufgewender hätte, er ans dern Allierten auch gleich gehalten und bey. den bevorftehenden Fridenshandlunz gen nicht nachgefeßt oder gar verlaffen wuͤrde. Wegen der Englifhen und Hollaͤndiſchen Subfidien Geldern aber erfuhte man den Marggraven ſich bey bifen Mächten um einen Vorſchuſſ zu verwenden.

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Entzwiſchen machte man im Haag Vorbereitungen zu einem Friden. Von sen Ullierten waren von dem König von Engelland der von Villiers und Stip ney , von Holland der Mat) Penfionarius Heinfius , Boreel und Dyckveld, von dem Kaͤyſer der Reichd- Vices Kanzler von Kaunig und der Gray von Stratman , von famtlichen Churfürften von beeden Kranfen Franken und Schwa⸗ ben, von dem Bifchoff von Münfter und von dem Hauß Brauuſchweig und Caſ⸗ | ſel

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Sünfzebender Abfebnitr. 53

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ſcher Nation erinnern fan, welcher die Ryßwickiſche Fridenshandlung nad) ihe ven theild befondern Umfiänden befchrieben hätte, und anderntbeild fo wohl der Schwaͤbiſche Krayß, ald auch infonderbeit Herzog Eberbard Ludwig ihre Ges faudten dabey hatten, Zwar habe mich audy bier fo viel möglich eingeſchraͤn— ket, damit ich dem unzeitigen Vorwurf einiger jungen Öelehrten entgehen möchte, ald ob ih mich in Materien eingelaffen batte, welde eigentlich nie in die Würtembergifche Geſchichte gehören, gleihwohl habe ih um des Zufamen- hangs willen ein und anders berähren muͤſſen, welche zu der von den Wurtembers giſchen entfernt fcheinenden und. doch nahen Angelegenheiten Erleuterung dienen. Sch Fan mic; aber nicht enthalten des berühmten Kulpifen Einleitung in die Ryß— n tifche Fridenshandlung meinen geneigten Leſern mitzutheilen, weil fie dem— jenigen, was id) bier erzehle , ein Kiecht geben. Er bemerkt zu erſt, daß dir fer vorbergegangene Krieg ſehr unglücklich geführet worden und führt zwo Ur⸗ fachen an, welche ſchon von langer Zeit die Affairen auf einen fo fahlechten und verwirrten Fuf gefeßt haben, daß anf die legte Feine menſchliche Reme dur vorhanden, noch in das Merk zu richten gewefen, nemlih 1) die Un— gleicheit und üble Einrichtung, womit der ganze Krieg geführt und ‚woraus nichts als Mißvergnuͤgen und Jaloufie des einen aegen den andern erweder worden und 2) die Particular-Abſichten, welche fid) foaleih vom erſten Ent⸗ wurff der Fridens- Iractaten fpüren laffen und den Grund zu dem hödjffver- berblichen Mißtrauen geleger haben, fo nachmalen durch den ganzen Lauff der Handlungen geherrſchet und alle Berwirrungen und Uebereylungen, fo babey vorgefallen, verurfachet haben. Die Wuͤrtenbergiſche Lande, welche vor den Riff gefianden und fowohl Freund und Feinden zum Naub gedienet , haben nur gar zu wohl gefunden , was für Unordnungen im Zeutfhen Neid) vor⸗ gegangen und da deren Regent abfonderlich in den legten Jahren feine. eiges ne Perfon bey den Kriegs = Werrichtungen in Gefahr zu fegen ſich nicht geſcheu⸗ et, bat aus eigener Erfarung erlernet, wie und wo ed aller Orten gefehlt babe. Wie gar fchlecht die Waffen beftellt gewefen, zeigen nicht nur die Pro greifen, welche die Kron Frankreih an allen Orten felbiger Monardie, wo der Sitz des Kriens gewefen, gemacht und die Unfuchungen, fo von einem Jahr zum andern um Succurs fo wohl an Geld, als Proviant, Manufhafft und Schiffe bey den übrigen Alliierten geführt worden, fondern hauptfächlich auch ihre eigene Rechtfertigungen, womit ae die vor ſich ohne vorgängige a 3 \ richt

54 Geſchichte der Herzogen von Würtenberg,

1696 ride an ihre Bundegenoffen aefchloffene Neutralität in Italien und die Uebereylung, welche fie nebſt Engelzund Holland bey der Unterfchrifft des Fridens erwiefen , bemänteln wollen. Gleichwie nun dife beede letztbenann⸗ te Mächten das vornehinfte Inrerefle bey difem Krieg gehabt, indem es der einen, wie der andern um die Erhaltung der Religion, Freyheit und ganzen Eigenthums zu thun war, da fonft beeden durdy die Mefures, welche der König in Frankreich mit dem König Iacobo in Engelland genommen hatte, ein gaͤnzlicher Umſturz angebrohet wurde; alfo war es auch billich, daß fie das meiſte darzu beyfteuren follten. Es würde aber unter ihnen jelbfi niemand in Abrede ſeyn koͤnnen, daß nicht aud) elbiger Orten faft in allem die Nechs nung übel gemacht, die Einfinfften, welche zum Krieg gewidmet waren, mebrentheild zu Furz gefallen, nod) übler verwaltet und verwendet, injonders heit aber die Eintheilung der Unfoften mit jolcher Ungleichheit gemacht worden, daß beede Nationen gegen einander die gröfle Beſchwerden geführt und jolde Jaloufie geheget, daß nicht weniger, als gleichſam eine vereinigte Negierung in der Perjon König Wilhelms vonnoͤthen gewejen eine ganzlihe Trennung zu verhüten. Unter den vereinigten Propinzen der Niderlanden babe ed ebenmäf- fig an Mißvergnügen und Befchwerden nicht gemanglet, da immer eine vor der andern überladen und aus dem Commercio gedrungen zu werden fid) be> Hager bat. Daherd dann hauptſaͤchlich die übele Dispolition der Seemacht and der beträchtliche Verluft fo vieler 1000. Schiffe entflanden. Zugefchweis gen, daß die gröffe Krafit und der Kern der Zronppen , fo vor Engel: und Holland geftritten, aus Teutſchen beffanden und vermittelft der geringen Subs fidien, welche einigen Chur-und Fürften des Reichs zur Ergoͤhlichkeit anges diehen, auf die 40. biß 56000. Mann dem Neid) entzogen worden, Wie daun auch der Derzag von Savoyen ſchon mit der Abſicht in die Allianz getretten, melde er bey deren Verlaſſung offentlich an den Tag gelegt, daß ihm der Krieg nicht weiter Ernſt gewefen , als fo viel ihn zu Erhaltung der erften und beten Fridens-Conditionen von der Kron Frankreich und zu feiner Bereits cherung mit der Ullierten Subfidien dienen wollen, wie folches faft durchges hends in derjenigen Mund , welche in Savoyen geftritten haben, und faft allen Staliänern ganz ungezweiffelt wär. |

Go.

Da ed nun dife Bewandnuß, fährt der Kulpis fort, mit der Faͤhrung des Kriegs gehabt, worburch der Friede erworben werden follen, fo ift gar leicht zu beurtheilen, was durch eine folche Fridenshandlung zu erhalten möglich gez

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Sünfzehender Abfebnitr, 55 weſen, wo vom Anfang bis zum Ende Spaltungen und Mißtrauen der 1696 Grund aller Tractaten und mehrere Furcht unter allerſeits Interef- Tenten gewefen von feinem eigewen Nachbar, ald vom Feind vervortbeilt zu werden. Go viel äufferlich befaudt worden, fey der erfle Vorfchlag zu den Fridens-Tractaten aus Schweden gefommen, wiewohl auch in Holland durch bie frauzöfifhe Flüchtlinge, welche noch in Frankreich ihren Briefwechfel ge⸗ habt, theild auch dur; emiflarios ebenmäffige verſchiedene Anwuͤrffe gefches heu ſeyn. Weil aber ſolche Vorfhläge, fo der franzöf. Umbaffadenr zu Stock⸗ holm getban , infonderheit fo viel dad Reich betroffen, nicht zulaͤnglich, noch mit der Schwedifhen Guarantie über den Weſtphaͤl. Friden überein kom— mend angefehen worden, wurde dem Kayſerl. Hof die Schuld gegeben, daß devfelbe eine Conferenz in der Schweiß veranlaffer, fo jedoch auch die Würz Fung nicht erreicht, fondern da die allianzmägige Communication das von nicht geſchehen, bey Engell: und Holland, weiche ohnehin ded Kriegs müde, folhen Argwohn erwekt babe, daß fie auch ihres Drts franzöfifche heimliche Geſandte zugelaffen und die Handlung fo weit mit ihnen getrieben, bis das fo genannte Preliminare, fo am 3. Sept. a. c. im Congrefl. der Alierten im Haag vorgetragen worden, herausgekommen in dev Meynung , dad da3 Fundament des durd die groffe Allianz wieder herzuſtellen verſpro⸗ chenen Weſtphaͤl. Fridens dadurch endlicy erhalten worden und man Allierter ſeits in dem Stand ſey nunmehr auf ſolchem Grund die ſchwediſche Vermitt⸗ iung anzunehmen und das weitere bey den Tractaten auszumachen. Was foniten dieſe geheime Unterhaudlungen, deren die General: Staaten niema—⸗ len big auf jeßtbemeldten 3. Sept gefläudig ſeyn wollen (obſchon man nady und nach fattfame Rundichafft von ben Conferenzien , welde anfangs zu Lütz tih , daun zu Maſtricht und andern Graͤnzorten, zulesit aber in verfchiebenen Städten der Provinz Holland, auch fo gar im Hang ſelbſt und einigem allerz nächft gelegenen Privat s Landhäufern gehalten und von feiten dev Kron Frank⸗ reich darzn vornemlich dev de Callieres, von deu Generalz Staaten aber Bo- reel und Dyckveld auserfehen worden ersalten hat) bey allen Allierten vor Verdacht erweder und darüber offenslihe und nachdruͤckliche Beſchwerden ent⸗ fanden, deßgleichen was dabey abfonderli wegen Reititution der beeden ‚Städte Straßburg und Luxenburg vor Mühe und Beſchwerlichkeiten fi) erges ben, fen befandt und werde zum theil in folgendem gemeldet werden. Als nun das Werk in der aröffen Chrifi flunde , fo erfolgte bald Darauf durch ven Nach Penfionarium Heinfiam bie Eröffuung der obgedachten Preliminar Pro- pohition, und daß durch deu Ruff der herannahenden Fridend - Tractaten bie beede Krayſe Franken und Schwaben bewogen worden ber groffen Allianz beys i zus

6 Gefebichre der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1696 zutretten, auf. daß, wie fie die meifte Laſt des Kriegs getragen, fie

aud) einen proportionierten Antbeil bey der Einrichtung der Fridens⸗ Conditionen haben und ihr Intereffe mit deito befferer Sorgfalt beobachten laſſen Eünnten. So loͤblich aber dife Entfhlieffung von jedermann angepriefen wurde, fo groffen Schimpf zoge fi) eben damahl der Herzog von Savoyen zu, da er aus eben demjenigen Grund , woraus der beeden Krayfe Abficht in ib» ven gröften Glanz geftellet wurde, zu der von jedermann geſchimpften Treu⸗ nung und den am 26. Aug. 1696. erfolgten Schluff eines Particular- Sris dens mit der Kron Franfreih unter dem Vorwand Anlaff nahm, daß eineds theils die ihn verfprochene Subfidien nicht richtig eingebraht wurden, andern⸗ theild aber hauptſaͤchlich die in Holland geführte abfonderliche Tractaten ihn anmwiefen, wie er gleiche eigennüßige Anfchläge fallen und mit —— ſeines Interefle nicht. auf die legte Stunde, noch auf andere Discrerion e ankommen laffen follte, wobey es jedoch nicht verbleiben, fondern, nachdem ſich diſer Prinz kurz darauf an die Spike der franzoͤſiſchen Armee acfteller und feiz ne eigeue Trouppen zu derfelben floffen laffen und damit vor Valenza gerus det ware, wurde auch der Kayferl. und Spaniſche Hof genötbiget die NMeus tralität in Italien anzunehmen , da ed dann gleichfalls hieſſe, daß Engel: und Holland es an dem verfprochenen Succurs an Geld und Schiffen in der miss selländifchen See ermangelu lieffen.

Diſe Vorfallenheiten veraͤnderten die Lage der Sachen im Haag ganz und gar und anſtatt die Kayſ. und Spaniſche Geſandte zuvor gegen die Engel— und Hollandifche die empfindlichfie Verweiſe ausgeſchuͤttet hatten, fo kehrten es difenun um und wollten folches Verfabren niche nur ald ein vorlängft gez habtes Verfländnus mit Frankreich ausdeuten, fondern auch den Kayferl. Hof befchuldigen, daß man dem Herzog von Savoyen die Vermittlung des Fridens aufzutragen und den Friden in Savoyen zu fchlieffen gemeynt fey, damit fie fich Meifter der Tractaten machen und alle miteinander anfopfern Fönnten. Nun zogen die Kanferliche zwar etwas gelindere Saiten auf und erbotben fich end⸗ lich die Präliminarien berichtigen zu helffen : als aber der von Saylern auch zu den Zractaten berbey Fam, fo wollten fie diefelbe nicht mehr erfennen, fondern in Zweifel feßen , daß folche nicht anderſt, als nach der zu Stockholm gethanen Erklärung zu verfteben feyn ſollten. Hieraus fo wobl, ald auch aus denen Schwuͤrigkeiten, welche die Kayſ. Oefandtfchafft wegen der Wahl des Orts der Tractaten beybrachte, indem fie diefelbe erfilich in einem = im

eich, .

Sünfzehender Abſchnitt. 57

Reich, nachgehends in der Schweiß, ja wie ihnen die Schuld beyge- 1696 mefjen wurde, nad; Stockholm oder gar in Savoyen zu ziehen begehrz

sen, entftunde ein abermahliged Mißtrauen aller Allierten gegen die Kapfers liche, als ob es difem Hof mehr um ein Aequivalent, ald um die fo mübs faın erbaltene Reſtitution der Stadt Straßburg zu thun wär, fo wohl wer gen bes Particular-Intereffe, fo das Hauß Oeſterreich dabey hätte, weil fo anſehnliche Stüde, welche das Aequivalent ausmachten , demfelben wies der zuftelen, wie nidye weniger die Reftitution des Herzogthums Lothringen um fo viel vollfommener zu machen, als auch, daß von Catholiſcher feiten

nicht geſtattet würde einen fo anfehnlichen Ort, als die Stadt Straßburg iſt,

wieder in Evangelifche Hände kommen zu laffen. Nachdem man nun fid) vers glihen hatte, daß die AUllierte von Haag und die Sranzofen von Delfft aus auf dem Königl. Hauß zu Ryßwick zufamen fommen follten und fie damit den 29. Aprilis (9. Maj) 1697. ben Anfang gemacht hatten, fo fand fi body, je nöber man in der Handlung zufamen kam, je mehr Anlaff vorbemeldtes Mißtrauen zu vermehren, deffen fih fowohl Freund ald Feinde, nachdem ein jeder feine Convenienz dabey fand, viel eher zu bedienen, als diefelbe aufzuhe— ben und zu vermindern ſuchte. Wie dann auch unter den Neichd - Öefandten

ein Mißvergnuͤgen, fo fon vor den Zractaten feinen Aufang genommen,

über dem leydigen Eeremoniel entfiund, indem die Churfürfflihe ben Chara - cterem reprefentativum annahmen und mithin ale Honores gleih den ‚Königlichen and von der Kahſerl. Goſandtſchafft forderten. Die fürfll. Bevoll⸗ maͤchtigte, weiche den Charadterem reprzfentativum zwar nicht hatten, wollten jedoch auch nicht für Gefandte vom zweyten Rang angefehen werden und verſagten den Churfürftlichen den Titul Excellenz und übrige auhangenbe Honores, wofern dife den Fürften des Neichd Facultatem mittendi Lega-

tos primi Ordinis nicht ausdrücklich zuftehen und deren Gefandten bey Bes

ſuchungen in ihren eigenen Haͤuſern die fo genannte Hand und Ober Stelle laffen würden. Bey den Handlungen ſelbſt ward ferner wider die Kayſ. Ges fandtfhafft wegen unzulaͤnglicher Communication Befhwerde geführte und Dingegen von diſer mit jcheelen Augen angeſehen, daß die von dem Reich abs geordnete ihre Angelegenheiten gerade zu der Mediation und durch diefelbe der franzöftfchen Gefandfhafft anbringen und nicht vielmehr durch der Kayfers lichen Hände gehen laflen wollten. Diſe Veſchwerden würden ohne Zweifel die Tractaten in noch gröffere Verwirrung gefeget und viel länger verzögers haben, wofern nicht der Zufprud der auswertigen Allierten und die North ſelbſt, nachdem dife endlich ſich durch einen abfenderlihen Schluff ihrer Fris dend = Trastäten getrennet, ben Ausſchlag nur gar zu bald gegeben und das

XII. Theil, H Reich

h

38 Geſchichte der Herzotzen von Wärtenbere ,

1696 Meich gezwungen hätte fo gut möglich durch einen gleichmaͤſſigen Schluſſ eines Fridens bie der Gefahr ausgeſetzte Stande vom gaͤnzlichen Uus gergang zu zeiten, | ; Hy

6227

Nach vorausgefeßter difer Hauptbetrachtung über bie Handlungen bes Ryßwickiſchen Fridens gehe ih nun zu demjenigen über, was näher mit ben MWürtenbergifhen Geſchichten eine Verbindung hat. Der Herzog Eberh. Lud⸗ wig harte nebft dem Bifchoffen von Coſtanz feinen Geſaudten den Geheimdeu Math von Kulpis und difer Bifchoff feinen Canzler von Thuͤrheim im Haag, theild weil der Schwäbifhe und Fraͤnkiſche Krayß ich in die groſſe Alliauz bea geben hatten und nun ihre Aufnahm ſollte berichtigt werden, theils weil fie bey

den Fridenshandlungen felbft ihre Angelegenheiten zu beforgen hofften, weil fie der Gefahr am näheften gelegen waren. Dije Gefandte wurden aber abs gefodert, weil man fie zu einem Schwaͤb. Krauß: Comveus vonnoͤthen batz te. Der Herzog hatte Furz zuvor deu bißherigen Hollſteiniſchen Rath uud Commilffarium bey den General: Siaaten Auton Günther Heeſpen zu ſei⸗ nem Regierungs s Rath in feine Dienfle genommen, welche er auch den 7. Septemb. antratt, nachdem er vorher von dem von Kulpis im Namen deö Herzogs in. Pflicht genpimmen worden. Die anno 1693. von den Franzojen wegen noch fhuldiger Contribution weggenommene Beifel aus dem Herzogthum waren wider den Courributionds Lractat nicht fowohl ale Geiſel, ſonderu vielz mehr als Staats Gefangene zu Meg zuruck bebaltene arme Leute noch in der Sefangenfhafft. Sein erfier Auftrag nun war bey dem Schwediſchen, Enz gel: und Holländifhen, wie aud) den Kayſerlichen Geſandten zu unterbauen, daß bey Vergleihung der Präliminarien der König in Frankreich dahin verz mocht werden möchte ,„ damit dife ungluͤckliche Keute in Auſehung der in dem Druck herausgegeben Bewegurfachen eutweber unentgeltlich vollkommen ihrer Geiſelſchafft entlaffen oder wenigſtens nah Straßburg, ald demjenigen Ort, wohin fie vermög bed Kontributiond » Tractais geführt werben ſollen, zus ruckgeſchicket und auf ihre Parole in Freyheit geſetzt würden, bis ded Herzogs wider die Kron Frankreich audgeführte Öegenforderungen ihre Entſcheidung erlangten. Daneben follte er den Beytritt der gedachten beeden Krayſe zu der aroffen Allianz bekandt machen und die Beytritts-Ackten auswechslen und son der bevorftehenden Aflociation der ſechs obern Krayſe Bericht abflatten. Das Auswechßlungswerk gerieth aber gleich anfangs in flecken, weil man dem Herzog weder non ſeiten des Koͤnigs, noch ber Geueral⸗ Staaten den Titul e=

Sinfzebender Abſchniet. 58

Serenifimus nicht geben wollte, ſondern behauptete, daß man in 1696 beeden Canzleyen folhen nur denenjenigen Fürften gäbe, welche gera⸗ de aus KRöniglihen Haͤuſern abſtammten, dagegen fie ihm nur den Titul Cel- Sifimus gaben, Es ſchiene gerad umgekehrt zu feyn, weil man die aus Kös nigl. Hänfern gebohrne Prinzen und Prinzeffinen Ihro Hoheit und die aus altfuͤrſtl. Hänfern abſtammende Durchleuchtigſt und Durchleuchtig nennet. Nichts deſto weniger wollte der Herzog ſich mit ſolchen nicht begnuͤgen laſſen, weil ihm der Kayſer ſelbſt in dem Aufnahms⸗Inſtrument des Schwaͤbiſchen Krayſes in die groſſe Allianz den Titul Sereniſſimus gegeben hatte, wels ches der Öefandte Heeſpen, dem Penfionario Heinfio und dem Grefhier Fa- gel wie auch dem Mylord Villier und Stipney vorzulegen befeldt wurde mir der Anmerkung, daß obfchon ber Herzog aus befonderer Hochachtung ges gen dem König in Engelland demfelben nichts vorzufchreiben gebädhte, er doch aſch nichts aufferordentliched verlangte, Nicht weniger belehrte er die Engels länder, daß ihre Titulatur in denen ihm lehhin gegebenen Recrediven fehr unordentlich fey, da dem Herzog der Titul Reverendiflimus und dem Bis {HoF von Eoftanz, ald einem nebornen Edelinann Confanguineus beygelege worden, weßwegen er beede Canzleyen erinnerte ed in beffere Drönung zu brins gen und daß nah dem Teutſchen Reichs-⸗Styl Keverendifimus und Sere.. nifimus einander gleich. ſtehen. Wegen der Affociation ber ſechs obern Krahſe machte der Penfionariusaber den Einwurf, daß der Landgrav von Hefs fen sCaffel über derfelben gar mißvergnuͤgt fey und ſolche nice zu fand kom⸗ men laffen wirde. Der von Heeſpen hatte hingegen dem Heflifchen Gefandten foldyen Unterricht von derfelben ertheilt, daß man hoffen Eounte dem Laudgra⸗ ven alles Mißvergnuͤgen zu benehmen. Bey den Preliminar: Zractaten fies ne zwiſchen den Kapferlihen und Holldndifchen ein Mißtrauen zu entfliehen, weil die erftere dad Fridenswerk dirigieren wollten, worzn ſich die Holläns der berechtigt bieten. Mithin ſtund zu beforgen, daß, da fie ohnehin bes Krieges müte waren, fie von der Allianz um fo eher abtretten, einen Partie cular⸗Friden machen und dem Kayfer nebft dem Neid; allein den Krieg zu fühs ven und Fride zu machen überlaffen börfften. Difes war aber fehr mißlich, weil der Kayſer bebaupsere, daß der Reichs-Staͤnde Angelegenheiten duch feine als des Ober » Haupts Hände lanffen muͤſſten, Dagegen dife und infons beit die Evangeliſchs ihm ſolches nicht wohl einraumen Eounten, fondern ben Torfhlag einer Neichö Deputation auf bie Bahn brachten, worzu Hers zog Eberhard Ludwig zwar fehr geneigte war, aber bie Hoffnung darzu fehr entfernt und unendliche Schwürigfeiten vor fich fahe. Der König in Schwes ben haste Hofiuung zur Medigtion, Pepe ber Herzog feinen Geſandten

2 am

o

$0- Geſchichte der Aerzsgen won Wuͤrtenberg,

1696 an des Königs Öefandten Baron von Linienroth verwiefe. Difer bes

zengte nun gegen jenem fein groſſes Mißfallen fo wohl über die Uneis nigfeiten, ald auch über die Aufzüglichkeiten. Dann er wuſſte, daß die Kron Frankreich ernfilid den Friden fuchte uud meynte, daß man ſich bie franzoͤſi⸗ ſche Hitze zu nutz machen follte, ebe fie erkaltete, da man fo leicht nicht mehr zu einem guten Friden gelangen dörffte. Bey ben Tractaten aber würde eis ne ernfilihe und anfrichtige Einigkeit und auf allen Fall ein Vermögen den Krieg fortzufehen erfordert, damit man ber Kron Frankreich Gefehe vorfchreis. ben Eönnte, ehe man zu Tractaten ſchritte.

Ge. 28%

Weil der König in Engelland nod) in den Niderlanden ſich aufhielte, und ded von Heefpen Verrichtung bey den Tractaten barinn beflunde fo wohl des Herzogs eigene, ald auch des Schwaͤbiſchen Krayfes Angelegenheiten zn befors gen , fo wurde er zu bifem König nach Xoo abzugehen und nicht allein denfels ben vorläuffig wegen des Herzogs fuchenden Eutfhädigung um Hülfe zu bitten, fondern aud) die Affoctation der 6. obern Krayſe annehmlich zu ınachen be: ſelcht. Der König antwortete über ben Vortrag deö Geſandten nur kurz, daß alles, was ihm von dem Herzog zukaͤme, lieb wär, ald deffen gute Abſicht und Conduite er allezeit erfannt hätte und deffen Freundſchafft er beſonders hoch ſchaͤtzte. Er erinnerte ihn darinn fortzufahren und ſich verfihert zu hal⸗ ten, baßer bed Herzogs Üngelegenheiten zu herzen nehmen und beforgen woll⸗ ge, es gebe gleich zum Friden oder zur Fortfegung des Kriegs. Wegen ber ‚Affociation ließ er ſich nichtö vernehmen, fondern gab unter waͤhrendem Vor⸗ rrag durch verſchiedene günflige Zeichen zu verfiehen , daß ihm diefelbe nicht entgegen fey. Als aber bed folgenden Tages auch in ber Heimreyfe der von Thuͤrheim und Kulpis dafelbfl ankam nad zur Audienz gelaffen wurden, leg- eer fomohl dem Schwäbifchen Krayß, als auch des Herzogs Conduite ein groffed Lob bey und dad ganze Engliſche Miniftertum gab der Aſſociation feinen Beyfall, befürchtete aber nur, daß die Bollziehung groffe Schwuͤrigkei⸗ ten finden und einige für die Wohlfars des Reiche nicht allzuwohl gefinute eine Taloufie faßen dörfften,, indem der Landgr. von Heffen einen Verdacht anf den Marggraven von Baden getvorffen hätte, weldyer die Armee commanbies zen follte. Dem erſtern Einwurff begegneten bie beede Schwaͤbiſchen Kraußes Geſandte mit der Kayſerlichen dem Graven von Kauniz gegebenen Ordre fols che Aſſociation moͤglichſt zu befördern und wegen des andern überzeugte des Schr Rath Kulpis den Helfen » Saffeliihen Geſandten von Goͤrz von der gus

N] sen

Sünfsebender Abſchnite. 6

ten Abfihe des Marggraven und aller Stände, daß er ſolche erkanu⸗ 1696 te und feinem Herrn anzuruͤhmen übernahm, zumahl man fidy die Hoffnung machte, daß das ganze Reich difer Aflociation bensresten wuͤrde und man auf diſem Weeg zu einer allgemeinen Verfaſſung gelangte, woran man auf dem Reichstag ſchon viele Fahre veraeblidy arbeitete. Als aber der von Heſpen wieder deu 29 Septembr. in dem Hang anlangte, fiengen die General: Staaten au bie Fridenshaudlungen fehr ftarf zit betreiben , indem fie offentlich fidy vernehmen lieſſen, daß fo wohl in Engels als Holland der Gelds mangel ſich vergröffere und das Volk über die viele Abgaben ſchwuͤrig werde, zumahl ber Krieg fo ſchlecht geführt würde. Es kam damahl vornemlich auf ‚bie Srage au: ob man mit ber von den Franzofen übergebenen Erklärung ihs rer Friedens = Unerbierungen fiher ſtehen und zu friden feyn koͤnnte? Der meis fien Allierten Meynung darüber gieng dahin, daß man vor allen Dingen eine dergleichen Declaration in Terminis generalifimis mit Uebergehung aller Specialitzten in Forma probante, da man der Worte gewiß und vor als ler Zweydentigkeit gefichert wär, verlangen follte, in dem man alsbanır erſt zu den Tractaten ſchreiten und zugleich eine Gegen-Erklaͤrung der Mediation ausſtellen koͤnnte. Nun hatte eben damahl der Kayſer ohnehin der Kron Schweden Mediation unter ber Bedingung beliebt, daß diefelbe den Grund ber Tractaten, nemlich die Herftellung des Nimwegiſchen and infonderheit des Weftpbäl. Fridens, worzu ſich die Franzoſen vermög gedachter Erklaͤrung erbotten haben und die Kron Schweden die Gewaͤhrleiſtung zu thun verbunden ſey, feſtſezen und der Kron Frankreich fo wohl, als den Allierten eine Er— klaͤrung geben ſollte, daß der Weſtphaͤl. Fride nach feinem wahren Verſtand laut des Nuͤrnbergiſchen Execution-Receſſes ohne Einſchraͤnkung oder Aus⸗ nahm wieder hergeſtellt werden muͤfſfte. Der Wuͤrtemb. Geſandte entſchuldigte ſich hier, daß er von dem Herzog feine Inſtruction wegen ber franzoͤſiſchen Declaratton habe, weil difer vorher mit dem Fraͤnkiſchen Krayf und feinen Mit Ständen com municieren und ihre Gedanken vernehmen müffte, wolls te ſich aber von andern wohlgefinnten Allierten nicht trennen. Die Generals Staaten hielten zwar entzwiſchen wochentlich zwo Conferenzien zu Oſtgeeſt mit den Franzoſen: Machten aber nichts defloweniger alle Anflalten zu einem Fünfftigen Feldzug und ermahnten auch die Reichs-Allierten mit groſſem Ey⸗ fer dazu, betrieben aber unter ber Hand mit gröfferm Ernſt ihre Fridenshand⸗ lungen in ber Hoffnung fo bald damit fertig zu werden, bamit fie die ſchon ausgefchriebene Abgaben zu Bezalung ihrer Staatsſchulden and andern Roth⸗ wendigkeiten anwenden Fönuter. Der von Heefpen meynte deßwegen im Na⸗ men bed Schwaͤbiſchen Krayſes fein —— uͤber die Italiaͤniſche Neu⸗ a A | was

62 Geſchichte det Herzogen von Wuͤrtenberg,

1696 tralitaͤt offentlich zu erkennen zu geben, damit die Hollänber ſich deſto mehr ſcheuen möchten ein gleiches zu thun: Dagegen die Kayſerliche ſolche Hollaͤndiſche Fridens⸗-Tractaten gern ſahen, weil fie wenigſtens von diſem Staat keine Vorwuͤrffe mehr hoͤren durfften, welche derſelbe ſeine Hand⸗ lungen damit zu bedecken gebrauchte. |

\

S. 29.

Bey Anfang des Octobers beflunde es alfo mit dem Fridendwer! baranf, daß man theild wegen des Orts noch nicht einig war und Frankreich in Anſe—⸗ bung deffen, was ehmald dein Graven von Fürftenberg zu Coͤlln widerfahren, fi) zu Feiner am Rhein gelegenen Stadt entichlieffen Eonnte, der Kayfer aber auffer Aachen oder Bafel Feine bequeme Stadt zu erwählen wuſſte, theils daß man eine ganz generale Erklärung von den Franzofen forderte, nemlich nur fchlechterdingd von der Haud zu geben, daß alles, was Frankreich nach dem MWeftphälsund Nimwegiſchen Friden auf einige weife dem Teutſchen Reich entzogen habe, reftituieret werden follte, theils ftoffte es fih noh an der Schwediſchen Mediation, weil diefe Kron als Guarant des Weſtphaͤliſchen Fridens erft nad) folder Reftitution die Vermittelung auf fih nehmen und beede Dbligenheiten nicht neben einander flehen Fünnten. Was nun die franz.’ Erklärung betraff, fo wollten die Franzofen ſich zu Eeiner ſolchen generalenents fhlieffen, fondern zwar den Weftphälifhen Friden zum Grund legen, aber nur den Nimwegifchen halten. Der Gr. von Kauniz erinnerte deßwegen bey einer Zufamenkunfft der Allierten, daß man bey ſolcher Befhaffenheit un— ter folhen und infonderheit im Reich feft zufamen halten und ein rechrfchaffes sed Vertrauen auf ein ander feßen follte, bey welcher Rede er den Würtens bergifchen ftark anfahe und hernach die Erleuterung gab, indem er hinzufekte, baß einige zugegen wären, welche ed mit beeden Theilen hielten und ſolches mit ihren Votis verriethen, daß fie die Kayf, May. und den König von Enz gelland einander gleichflellten, deren Meynungen doch bisher gerade gegen einander lieffen. Der von Heeſpen erklärte fi aber hierüber gegen dein von Kauniz aus dem bißher von feiren diſes Herzogl. Hauſes negen dem Kayfer bezeugten Mefpect , daß er damit fehr wohl zufriden war. E38 zeigte ſich fols ches auch gleich hernach, als die Franzofen dennoch eine neue Erklärung von fi gaben und diefelbe den Reichs-Allierten eher nicht mitgerheilt werben wolls te, ala biß fich vorher der Kayfer und der König von Engelland darüber eins verflanden hätten, weil man mit den übrigen Allierten bald fertig zu werden hoffte. Es hätte fi aber der von Rauniz abermahl wegen der ee

e-

Fuͤnfzehender Abſchnitt. 2

—— ————

Mediation erklaͤrt, daß ſolche dem Kayſer annehmlich wär und ver⸗ 1696 hoffe, daß im Fall die Cron Frankreich ihren gegebenen Zuſagen nicht

nachkommen, ſondern die Weſtphaͤl⸗ und Nimwegiſche Friden wieder in ihre vollkommene Gültigkeit zu fegen verweigern, folglich fo wohl der Allierten, alö der Mediation nur fpotten wollte, die Kron Schweden die Gurantie und Vollziehung beeder Friven verfhaffen und über fi nehmen würde, Der von Heeſpen meynte nun, daß eine Kequifition der Vermittlung erfolgen muͤſſte und erinnerte den Schwedifchen Gefandten mit der Erneurung von deu Kayferlihen, Enaelzund Holändiihen fh nicht begnügen zu laflen, indem die Reichs-Allierte nicht damit zufriden feyn würden, wann man fie mit der ‚bloffer Notification abfertigen wollte, fondern andere Mittel ergreiffen und vor ſich ſelbſt forgen mäfften. Zwar hätte der Herzog ein vollfommenes Vers tranen zu der Kron Schweden, boffte aber, daß der König, ald zugleich ein Reichsſtand die Rechte der Fürften ebenfall3 beobachten würde, zumahl dife eben nicht ald Stände, fondern al? freye mir den answertigen Mächten ver: bündete Fürften zu betrachten wären, mithin auch verlangen würden vor ſich felbft zu fpreden und fi der angemafften Wormundfhafft zu entziehen. Der von Lilienroth bilfigte folches, bielte aber davor, daß die beede Krayfe Franz fen und Schwaben feinen Köniaauch ihrer ſeits um die Medration erſuchten follten. Die Kayſerliche wollten fich bingenen zu Feiner formlichen Requifi- tion verftehen oder wegen des Orts ſich herauslaffen. Weil man mım aud

nicht recht wuffte, wie ed mir den Engel-und Hollandifhen Fridens- Hands.

kungen flünde und diſe Geſandte ihre Reden nud ganze Aufführung nach der Beſchaffenheit des Windes einrichteten, fo meynten die Reihe -Allierte daß es rathſamer fey, je eber, je lie er zu offentlihen und ordentlichen Tracta⸗ ten zu fchreiten, als die Linterbandlung Fänger in ihren Handen zu laffen uud gedachten die Sache an die Schwediigen Mediation zu bringen, wo man nicht allein wegen des beſſern Vertrauens nrebrere Sicherheit und Gelegenheit zu finden hoffte die noͤthige Vorſicht zu nehmen, fordern auch diejenige Pun— cten, wo man nicht einig werden konnte, durch Auskunffts-Mittel zu ver: gleihen. Man gedachte ſolches den Kanferlihen vorzurragen und durch den von Dyckvelt dem de Callieres annehmlich zu machen, hernach aber fih uns mittelbar an die Schwedifhe Mediation zu wenden und zugleich eine Gegen—⸗ Declaration zu übergeben, vermitselff deren man vor allen franzöfifhen Mißdeutungen und infonderheit der gefaͤrlichen Folgerey verlichert wäre, wel⸗ che die Franzofen jezo bey dem Weftphälsund Nimwegiſchen Friden aufzuftel> Ien fuchten,, ald wann durch Stillſchweigen und bfoffe Aunahm ihrer Säge ih: wen etwas eingeranmt würde, Der Wuͤrtemb. Geſandte war aber vielmehr

der

64 Geſchichte der Herzogen von Würrenbere,

1696 ber Meynung, daß vor allen Dingen die Mediation richtig gemacht

und die Schweden förmlich darum erfucht, die Frage aber: ob man anf bie von Frankreich ausgeftellte Erklärung die würklidde Handlung anfangen koͤnnte, in hoͤhern Bedacht genommen werden müflte, Zu welchem Ende er verfchlug, daß man unterfuchen follte, eb man nicht ohne weitere franzoͤſiſche Erklärung, welche ohnehin noch im Zweiffel fund, dennoch ficher und ohne Nachtheil zur Erfuchung um die Mediation fchreiten follte? Und ob nicht dife vielmehr beförderlic) feyn Eönnte den Grund der Tractaten beffer einzurichten ? Dann weil man von den Franzofen niemahl eine, beffere Erklärung erwarten koͤnnte, fo flünde zu bedenken, ob nicht die Allierre felbft das Fundament ded _ Fridens, worüber fie fich einlaffen wollten, alfo einzurichten hätten, wie fie ihre Sicherheit dabey zu finden meynten, ohne, daß ınan eine abfhlägige Aut⸗ wort zu gewarten hätte. Dann diſe Eöunte vermieden werden, wann zuvor die Mediation requiriert und ein Entwurff eines Präliminard der kuͤnffti⸗ gen Zractaten zugleich übergeben würde. Den Kayferlichen war nur die formlis che Requifition des Mittlerd nicht anftändig , weßwegen fie vorher verlangten, daß man die verfchiedene Übfichten der Kayferlihen und der Reichs⸗-Allierten vereinbaren folte. Weil aber verfchiedenes vorgienge , ehe man ed zum Con- grefl brachte, fondern erſt nachgehends demfelben zumiffen machte, fo bes fhwerten ſich die Reichs-Allierten und die Kanferliche legten die Schuld auf die Holländer , welche die ganze Fridendhandlung an fich zu ziehen ſchienen, da man entzwifchen bed Heeſpens Votum befolgte und einen Aufſatz entwarff, welchen fie zur Grundlage der kuͤnfftigen Tractaten den Sranzofen vorlegten, daß dife alles Sans reſerve reftituieren müfften, was bißher von ihnen wis der die gedachte beede Friden zuwider gehandelt worden. Dife Worte zers nichteten aber bad ganze Syſtem der Franzofen auf einmahl, weßwegen fie folche durchaus nicht zulaffen wollten, fondern vielmehr mit Öegen - Referva- tionen broheten, welche der Allierten Noficht zuwider war. Dife fannen demnach auf einen andern Ausdruck und feßten dafür dans fon entier. Und weil auch dife von den Franzofen verworfen wurden, fo ſchmeichelte man fid) wenigfiend , daß der Raths-Penſionarius Heinfius die Callierifdye Decia- sation in forma probante herbeybringen würde, werauff man hoffte den Mediatorem requirieren zu fönnen. Der Collniſche Geſandte, ald ein Gas tholiſcher, fehte hinzu, daß die Reftitution in Ecclefiafticis fowohl als in Politicis gefchehen mäffte worüber man ſich fehr verwunderte,, weil bie meiſte euswendete geiftlihe Guͤter und Rechte den Evangeliſchen zugehoͤrten.

$. 30.

Sünfzebender Abfebnier. 7

Der Churfürft von Brandenburg entdedte ohnehin einen zum Nochtheil and Unterbrüdung der Epangelifhen gemachten Plan, worzu eine Sophiſti⸗ fe Auslegung des Weſtphaͤl. Fridens dienen folte. Man hätte fi ein der⸗ gleichen Unternehmen nicht vorfiellen folen, nachdem alle dergleichen Verdres bungen fo hoc) verpönt worden. Des Churfürften Geſaudter entdeckte ſolches andern vertrauten Evangelifhen nur iu geheim und erſuchte aud den König in Schweden , ald einen Gewehrsmann und Mittler bey dem bevorflehenden Friden dergleichen Bewegungen zu begegnen und ben wahren Berfland des Weſtphaͤl. Fridenſchluſſes beyzubehalten. Der Grav von Oxenſtirn war fehr willig darzu und erinnerte nur, daß diejenige Reichſs⸗Staͤnde, welche bie Fridend » Tractaten durch Geſandten im Haag bejuchten, fi hierinn befous ders bemühen möchten, Weil nun Herzog Eberhard Ludwig ebenmaͤſſig feis ‚nen Gefandten daſelbſt hatte und der Churfürft in difen jungen Fürflen ein -auönehmendes Vertrauen feßte, fo erfuchte er deufelben fi ſolchen Ränfen zu wiberfeßen, indem ber Catholifhen Plan durch den bevorflchenden Friden _ ausgeführt werben follte. Es kam aber auch damahlen die nähere Verbindung zwiſchen denen dem Feind nächligelegenen 6. Krayfen Franken, Schwaben, Bayern, Ober⸗und Untern Rhein und Weſtphalen in gröffere Bewegung, von welcher ber Schwäbifhe Krayß dem Tränkifhen Nachricht gab. Obwohl er nun befördytete, daß ſchaͤdliche Rangſtrittigkeiten und der innerlihe Zwift in dem Oder: Rheinifhen Krayß wegen des Diredtorii und Nusfchreibamts difed Vorhaben zernichten dörffte, fo drang doch der Vortheil hervor, weit man nicht nur der feindligen Macs beffer, ald vorhin gewahfen war, ſon⸗ dern auch bey auboffendem Friden Leine fo wichtige Gewaͤhrleiſtung vonubthen babe, ald welche man ſich ſelbſt geben konnte und fih nit auderer höhere Mächten Willführ ausgefeßt fehen durfte. Und weil aud andern Kran der Beytritt offen ſtund, fo Fonute man fih eined gröffern Auſehens gewaͤrti⸗ gen und den Vortheil gewinnen das ſchon lange nicht zu erhalten geweſene Teutſche Verfaßungs⸗Weſen unvermerkt auf guten Fuß zu ſetzen. Difer Fraͤnkiſche Krayß war auch fo begierig nad) der Erreihung folden Endzweds, daß er fo gleich einen Conferenz⸗Tag zu Frankfurt veranlaffte, ehe er noch guverläffig wuflte, ob die übrige Krayſe gemeynt feyen fih in eine ſolche bes ftaͤndige Verbündung einzulaffen,, wie die Abficht dahin gieng und wie der Con. steil zu veranftalten, wie auch durch wen oder auf was Art derfelbe zuſamen zu beruffen oder zu bewerkflelligen ſeyn möchte, fo, daß er erſt noͤthig fand fi Hey dem Schwaͤb. Krayß Raths zu erholen. Eine ſolche Zufamenfeßung waͤ⸗

xll. Theil. Ss Te

66 Geſchichte der Aerzonen von Würtenbere,

1696 ve auch würklih fehr gut gewefen, indem der Feind ſehr gefährlide

| Anſtalten zu einem groffen Unternehmen auf das künfftige Früh = Sabre machte und den Maragraven von Baden in Sorgen fehte und dahin vermochs

te fo wohl bey dem Kanfer, ald au bey Engelsund Holland die Gefahr;

mworinn das Herzogthum MWürtenberg flünde, nachdruͤcklich vorzuftellen und ben Schwäbifhen Krayß anzurarhen, daßer an eben difen Höfen, bey Chur⸗ Brandenburg und dem Bilhoff von Muͤnſter ein gleiches mit der Anzeige thun follte, daß man zwar von feiten difed Krayſes noch ferner alle mögliche Kräfften anzuwenden fortfahren würde in der Hoffnung nicht verlaffen zu wers

den: Wofern aber ferner folhe, wie bißher, fehlſchlagen follte, fo würde

man folhe Mittel zu ergreifen gemüffigt feyn, deren man fonften gern entüs

brigt wuͤnſchen dörffte. Herzog Eberhard Ludwig Fatte aber entzwifchen von dem

Churfürften in Bayern und durd) des Schwäb. Krayſes im Hang befindlichen Ge⸗

fandten vernommen, daß die Intereflierte Chur sund Fuͤrſten der dreyam Rhein

und Weftphalen gelegenen Krayfe zum Beytritt zur vorhabenden Aflociation bes

fondere Luft bezeugten und der Churfürft von Maynz allbereit die Propoßiti-

on nicht allein zu dem Convent gemacht, fondern auch folden auszufhreiben

bereitö entichloffen fey. Dann, weil die Kron Frankreich jetzo in Italien Lufft

bekommen ihre Völker an den Dber + Rhein zu zieben, fo fey in allweg zu

befoͤrchten, daß biefelbe, welcher fo viele andere Mächte zum Widerſtand nicht hinlaͤnglich waͤren, den alleinigen beeden Krayſen Franken und Schwa⸗

ben auf den Halß kaͤme und, wann diſe zu Grund gerichtet wären, auch ans

dern deſto gefärlicher werben börffte. Die gedachte Allianz war aber noch nicht

einmal im kayhmen und fehlte hberall an guugjamer Mannſchafft. Der

Marggr. von Baden fuchte fi aber Berdienfte mit Aufrechterhaltung der

beeden Krayſe zu machen und weil die Englifhe, Hollaͤndiſche, Chur Bram

denburgifhe Truppen ihren Ruckweeg aus Italien nad) dem Rhein nahmen,

“fo bewarb er fi an ihren Höfen um biefelbe, daß che fie nach Hauß gieugen, - unter fein Commando famen und feine unterhabende ſchwache Armee verſtaͤr⸗ ken möchten. Als aber ber Sränf- und Shwöbifche Krayß und infonderheit

dad Herzogthum MWürtemberg in groffer Sorge wegen deffen Rettung ſtunden,

fo wurden beede auf einer andern Eeite durdy den Anmarſch 12. aus Italien

gleichfalls beariffener Kanferlihen Regimenter nah Mähren, Schleſien in

groffen Allarm geſetzt. Dann fie follten zur Helfite den Weeg über Bregenz,

die andere Heiffte aber durch Tyrol nehmen und ungeacht der gerade Weegfie

anderft führte, follten fie durch dife beede Krayſe gehen unb damit fie auf bi-

fe Marſch⸗ Route Fämen , einen Ummeeg von 40. Meilen nehmen, welches wider alle Bernunfft und Reichs⸗Ordnungen lieffe- Herzog Eberh. et 412 \

Fuͤnfzehender Abſchnitt. 67

lieſſ ſich daruͤber gegen Marggr. Ludwigen von Baden durch Schrei⸗ 1696 en vernehmen, wie er nicht anderſt begreiffen koͤnnte, als daß einige —E gegen beyde Krayſe uͤbelgeſinnte, bein Feind aber gewogene Leute demſelben den leßzten Herzſtoſſ geben und in dem Herzen des Reichs gefaͤrlichere Feinde aufftelen wollten, ald der auöwertige ſey. Er Eönnte ſolchemnach difen Um⸗ wen und Marf > Route durchaus nicht geflatten, fondern fey feſt gefonnen im Fall ſolche unbillige Umführ-und Eindringaung in den alle Kräfften für die allgemeine Erhaltung aufopfernden Krayß beharrt werden wollte, eber die Pos flierung gegen den erklärten Neichöfeind bloß zu flellen und feine eigene Negis menser zu Abhaltung der Kanferlichen an die Donau geben zu laflen, wie er dann auch an die Stadt Ulm verlangte alle Brüden, welde über diſen Fluß in ihrem Gebiet giengen, abwerfen zu laffen. Sn ſolchem Gredit kunde alfo der Kayferl. Hof und deffen ungezogene Trouppen. Es zeigte aber auch ein folcher Eutſchluſſ die auſſerſte Verzw eiflung, welchen ein fonft fo getreuer Fürft nur immer faffen konnte, zumahlen die Franzofen mit einer Armee von 50000, M. die auf den Gränzen des Herzogthums gemachte Linien anzugreiffen dros beten. Sie hatten eine unbefhreibliche Menge von Fourage und Lebens-Mit—⸗ teln zuſammen gebracht, weiche fie leicht durdy aufgebottene Fuhren über den Rhein bringen Eonuten, dagegen biffeit des Fluffes gegen die Linien alles aufs gezehret war und für die aufzubringende Eavallerie bey ensftehendem Lermen ein folher Mangel ſich zeigte, daß fie nicht wohl 24. Stunden daſelbſt häts ten aushalten Finnen, fondern fi zuruckziehen muͤſſen. Sn folhem Noth⸗ fall exborhe ſich Herzog Eberhard Ludwig bey Vayhingen und Bradenbeim Magazine aufzurichten und aus den Aemtern Kirchheim, Tübingen, Nürtins gen, Schorndorff und dem Murharder Thal gegen Bezahlung die Nothdurfft abfolgen zu laſſen, worzu aber der Fraͤnkiſche Krayß feinen Theil auch begrra- gen follie. Nun wurde zwar der Schreden wegen der Kayſerl. Regimenter einiger maſſen geflillet, ald eine Kayſerl. Reſolution anlangte, daß die erſte Golonne zwar durch den Schwaͤbiſchen Krapf geben, aber alles Erappenmäfs fig bezahlt und eine gute Kriegszucht beobachtet werden, die andere hingegen über Tyrol ankommende Feinen Umweeg, fondern den geradeften Weeg nad -ibren augewiefenen Quartieren gebrauden folen. Des Herzogs Krayß⸗Mit—⸗ Stände wollten aber dem Herzog in die untere Aemter Weinfperg, Neuſtatt and Medmül etliche Fraͤnkiſche Krayß⸗Regimenter einlegen, deren fchleehte Zahlung bißher befanns gung war, weßwegen der Herzog folche nicht einnehs men wollte, es wäre dann, daß der Schwäbifhe Krayß dafür die Gewähr leifteie , welches berfelbe von fich abwälzete und der vielen obhabenden Unkoſten müde den König in Schweden fehnlich erfuchte an ſtatt der in dem Fridends Ges | S 2 | ſchaͤſſt

6 Geſchichte Ver Herzsgen von Wuͤrtenberg

3695 fchäfft gebrauchten Verzögerungen folches nunmehr zu befördern unk die Vermittlung auf fich zu nehmen. (q )

$. 31.

Dann der Herzog hatte entzwifchen dem Heeſpen befohlen fih bey bem naͤchſten Congreſſ dahin fich vernehmen zu Taffen, daß, wann vorderift der de Callieres. ſich genugſam legitimiert hätte, deinfelben die Anweiſung zu ges ben, baß er feine Erklärung durch die Hand des von Lilienroths ald Mediato- ris ſchrifftlich und im forma probante auszuftellen, wobey ihm gleichguͤltig fey, was man für eine Formul gebrauchen wollte. Man. müffte aber aller Argliſtigkeit Allierter feitd duch; eine Öegen: Erklärung fo glei; vermittelft

des Mediatoris vorbauen und die Rechte des Reichs mit ungefährer Meldung aufrecht erhalten, daß man obgemeldte franzoͤſiſche Erklärung die Tractaten anf den Fuß der Münftersund Nimmegifchen Fridensfchlüffe einzurichten. wicht anderft, ald nach dem wahren Verfiand derfelben Friden annehme und die von dem de Calliers befonders benennte Reftitufiones zwar in fo meit für billig balte,. diejenige Orte aber, welche Erafft ermeldter Fridensſchluͤſſe und bei Nuͤrnbergiſchen Executions⸗Receſſes gleichfalld darzu gehören und von ihm mit Stillſchweigen übergangen worden , mit Darunter verflanden und ben. das bey intereflierten Ständen durch deren Auslaffung nichts benommen haben . wollte. Worauf man fo gleich ohne ſich dißfalls weiter mit den Prelimina- Fien fuper fundamento tradatuum aufzuhalten die Tractaten ausresten folls te. Der zu Stockholm anwefende Kayferl. Geſandte von Auerfverg ſchrieb an den Öraven von Kauniz daß in einer zroifchen dem Öraven Benedict vor Drenftirn und dem dafigen franzoͤſiſchen Gefandten d’Avaux gehaltenen Con- ferenz diſer leßtere gemeldet habe daß, wofern nur die Kron Schweden um die Mediation behörig erfücht worden wäre, er folhe Friedend : Bedingungen in Handen habe , welche der de Callieres nimmermehr aufweifen koͤnnte. Zus gleich Lieff aber Herzog. Eberh. Ludwig den Congreff erinnern, daß man unter währenden Fridendgedanfen vie Kriegsverfaſſung nicht nur bepbebalten, ſon⸗ dern. auch möglichft verflärken möchte um mit bewaffneter Hand den Friden zu z, erlangen und ben Degen mit dem Delzweig zu verwechflen. Difen End» zweck aber zu erreichen müffte man die Laſt des Krieges nicht den beedem ,, alleinigen Krayſen Franken und Schwaben auf den Half legen, weil dad. yr ganze Reich zu einem Beytrag verbunden ſey. Mithin moͤchte man bey: Zeiten darauf bedacht ſeyn, wie auf das Fünfftige Früjahr umd zwar noch ehe der Zeind in dad Feld gehe eine beträchtliche Armee von Allierten Voͤl⸗ (a) Denk. 12. ter

Sünfsehender Abfebnier. =

„kern an den Obern⸗Rhein geflellt und dein Feind vorgebenge würs 1696 „, de. MWidrigenfalls und wann man fo wohlin Auſehung der Anzahl, „als auch des zeitlichen Anzugs nicht diſen Winter genugſam verſichert ſeyn koͤnnte, wuͤrde man ſich genoͤthigt ſehen andern Exempeln nachzufolgen und „auf alle dienliche weiſe und zwar nicht heimlicher weiſe, wie von andern ges ſchehen, fondern mit mehrerer Reprzfentation der Sachen bewandſame „, au gefamte Allierte und nodymalen dero ſuchender Huͤlfe in dem wider vers heffen entflehendem Verlaffungsfall quocunque modo feine Rettung zu fnchen, indem ed vor GOtt und der Melt unverantwortlid; wir die obere Reichs = Lande nach fo vielen aufgewandten Millionen erfi zu Ende des y, Kriegs in den gänzlihen Ruin fehen zu laffen, da er gleihwohl zu feinen „», Mlierten dad Zutrauen habe, daß ſie ed dahin nicht kommen laffen, ſondern ihm vielmehr nach allen Kraͤfften beyfpringen und ihn der nöthigen Huͤlfe zu rechter Zeit nicht entblöffen werden. Wie man aber folcheö bey dem Con- greff der Allierten für fehr noͤtbig hielte, daß das ganze Reich den ſchuldig⸗ ften Antheil naͤhme, fo gedachte man auch daſelbſt, daß der Nutz und bie Eh⸗ ze des Reiche in allweg auch erforderte bey Fünfftigen Fridenshandlungen eine eigene. Reichd + Deputation abzuordnen, welde vor die allgemeine Reichds Angelegenheiten forgete und defjen Notturfft ſowohl überhaupf, als aud) die Pretenfionen famtlicher Stände deutlich und nachdruͤcklich vorftellte, fo dann ſolche unter Mitwuͤrkung dev Kapferlihen Geſandtſchafft betrieb. Ob⸗ wohl nun , wie obgedacht, Herzog Eberh. Ludwig eine folde Reis » De- putation auch wuͤnſchte, fo jabe er doch bey der damahligen Verwirrung des Reichstags, daß ed faſt unmöglich wär. Und obwohl die Stände ihre Anger kegenheiten durch die Reichs-Allierte bey dem Congreſſ zu beforgen ſich ans gelegen ſeyn lieſſen, fo war ed doch nicht binlänglich , weil fonft in dergleichen Sachen mit den Franzofen nicht gehandelt und noch weniger gefchloffen wer⸗

den konnte.

$. 32.

Nun brachte endlich den 13. (25.) Octobr. der: von Dyckveld die Ant⸗ wort von bem de Callieres auf der Allierten Entwurff vow dein Fundament des Fridend, daß er weder von dem Wort der Preliminarien etwas hören ober wiſſen, noch die Ausdrüfe entierement oder dans fon entiere feyden koͤnnte, inden er gar zu wohl verſtuͤnde, daß dardurch die Kayſerliche einen allzugroffen Vortheil in der Zurndforderung des Elfaffed zu gewinnen ſuch⸗ gen, worauff man ſich aber Feine Gedanken machen doͤrffte, da er hingegen

we⸗

79 Befchichte der Zerzogen von Muͤrtenberc,

1696 wegen der Engelzund Hollaͤndiſchen Grund-Articuln keine Schwuͤrig⸗ keit zu machen werlangte , fondern ſich gleichbald erbothe den König Wilhelm für einen König in Engelland zu erfeunen und nur forderte, daß ed in einem befondern Tractat geſchehen muͤſſte, welches ihm aber abgefhlagen wurde. Nicht weniger geflund der de Callieres ein, daß alles, was durd die Reunionen den Ständen abgenommen worden , ihnen wieder nach der von ihm ausgehändigten Verzeichnus zuruckgegeben werden follte und erbothe ſich noch hinzu zu ſehen, daß, wanu nod) etwas mehrerd gefunden würde, fols ches ebenfalls dahin gehören follte: Wegen Straßburg wollte er aber jeßo das ganze Herzogthum Lothringen zu einem Aequivalent machen. Und endlich wollte er feine eigene Worte zweiffelhaffe machen, inden er nichtö geredet zu haben eingeftehen wollte, ald was man ihn mit Zeugen überweifen koͤnnte, da er ſich auch noch dife verdächtig zu machen vorbehielte. Bey ſolchen Um⸗ fiänden hatte man hohe Urſach eine ſchrifftliche Declaration von dein Franz zofen zu benehren und den Schwedifhen Hof um die Mediation zu erfuchen, weil dem Mittler oblige dahin zu trachten, damit dasjenige, was von ihm gehandlet worden, dermaſſen fejtgeftellet wirrde, daB bie Partheyn deſſen ger fichert wären. Um nun die Fridenshandlungen nicht aufzuhalten, ſo begnuͤg⸗ te man fidy die franzöfifche Erklärung ohne die Worte dans fon entiere aus zunehmen. Und weil er nichts ſchrifftliches ausſtellen wollte, fo lieſſ man auch dahin geftellt feyn, daß er feine Erklaͤrung nur dem Mittler dietieren oder fonft guugfam entdecken möchte und gedachte dabey neben der generalem Erklärung zugleich eine particuliere zu verfaffen und nicht allein die Staͤdte Straßburg und Kurenburg zu begebren, fondern and) die Ruckgabe des Herz zogthums Lothringen dermahlen noch auszufeßen. Hingegen bemerkte man, daß in der franzöfifchen Declaration wegen der durd) die Reunidhen abges nommenen Lande und Drte nur der Cammern zu Meg und Biſanz gedacht war, die zu Vreyſach, welche das Elfaß und die Verein » Geräte der Kren Frankreich zuerfannte, hingegen mit Stillſchweigen übergieng, weßwegen man den de Callieres auch difer zu gedenfen erinnerte. Der von Dyckveld übers nahm ſolches und machte auch gute Hoffnung wegen der der franzoͤſ. Exkläs zung angehängten Elauful: Si dans la Declaration particuliere il fe trouveroit quelque chofe d’omis, qu'on en rendroit raifon. Nun ftelte fih der de Callieres wegen der Reftitution der beeden Städte - Straßburg und Qurenburg, aber nur, wie fie in der Kron Fraukreich Hände gekommen, einverfianden zu ſeyn, war and) zufriden , daß die Keftiturion bed Herzogthums Lothringen ausgeſetzt bliebe: wollte aber die von der Cam—⸗ mer zu Breyſach gemachte Reunionen nit annehmen, bamit ex feinem Koͤ⸗ nig

‚Sönfzebender Abfihnier. . . 71

nig nichts vergeben moͤchte, welcher die zehen Verein-⸗Staͤdte nicht 1696 dabinten laſſen wollte, und zog auch feine generale Meldung der Re- ö union zuruck, inden der König, fein Kerr, nad) der mir Savoyen vorgegans genen Veränderung nicht Urſach habe ſich von den Allierten Gefege vorſchrei⸗ ben zu laffen, zumahl er ſchon gnugſame Zeichen feiner Großmuth von fi gegeben und von freyem Willen 26. betraͤchtliche Städte zurudzugeben ſich ers bothen babe. Der von Dyckveld meldete deßwegen in foldem Bericht , daß der de Callieres jeßo mehrern Trotz und Hochmuth ald vorhin von ſich vers merken laffe, Der Chur» Brandenburgiihe Öefandte von Schmettau geriethe darüber mit dem Holläuder in einen weitläufftigen und verbrüfflihen Wort⸗ fireit, indem ev difem vermwiefe, daß, weil der Franzoß vorbin feine Erfläs zung auf alle Reunionen in allgemeinem Ausdruck ausgeſtellt hätte, er dife Einihränfung auf die Metz- und Biſanziſche, wie aud) die eigenmächtige Abgehung angenommen babe, als wordurch die Franzofen fidy ein Recht aus mafften ihren Satz zu bebanpten und bey den Tractaten nichts mehr von Breys fach würden hörem wollen. Den Allierten aber ſey ein groffer Schimpf und Nachtheil zugezogen worden. Der Penfionarius und Dyckvelt entfchuldigten fi , dag man den Franzoſen zwar billig entgegen balten koͤnnte, daß unter der allgemeinen Heritellung der beeden Friden, worzu fie ſich ſchlechterdings erbotten baͤtten, alle Reunionen begriffen wären: die Allierte hätten aber den Fehler felbft begangen , daß fie fo gleich auch die Particularitzten eins gemifcht und ihren Gegentheil zu folcher Einfhranfung veranlafft hästen. Se mehr man fi mit ferupulieren in den Prelininarien aufhalten wollte, je mehr würde man verlieren und ed endlich dahin gerathen, daß, wie Cal- lieres fagte, ebe 6. Wochen vergiengen, die Franzofen einen gewiffen Ter-, min den Allierten fegten, nach welchen fie au ihre bißher gethane Erbierhuns gen nicht mehr gebunden feyn wollten, da man ſehen würde, was man für Ehre aufgehoben babe. Die Kayſerliche waren ben ſolchen Umfländen wuͤrk⸗ Yich geſtunt die Schwediſche Mediation zu erfuchen, wurden aber von dem Spanifhen Gefandten de Quiros gehindert, welder vorher eine beflimmte der Kron Franfreih wegen Lurenburg der ihnen gegebenem

Refolution von Lurenbur Vertroͤſtung gemäß erwarten wollte. Und weil die Zeit hinſtriche und ſolcher fihlechter Fortgang der Sriedenshandlungen keine andere Ausſicht ala zu forts

feßendem Krieg gab, fo wurden diejenige Mächte, welche bißher Subfidien an Savoyen bezahlt hatten erinuert folde Gelder und Mannfhafften nody fernerd wider Frankreich anzuwenden. Was dad Neid; betraff, jo machte man fi” groffe Hoffnung durch die Allociation der 6. Krayfe eine ſchoͤne

Armee anfzuftellen. Die Zeit war aber viel zw kurz bey dev ſich ohnehin ze ĩ⸗

72 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1696 zeigenden Uneinigkeit der Staͤnde dieſelbe zu rechter Zeit auf die Bei⸗

ne zu ſtellen, fo, daß man Fein ander Mittel vor ſich ſahe, als dies jenige mächtige Stände , welche bißher zur Beſchuͤtzung ded Reichs Feine Troup⸗ pen ald gegen Subfidien und mit ihrem Vortheil hergegeben und auch ſonſt nichts gelitten hatten, zu ihrer Pflicht zu exinnern.

$ 33 .

Weil nun die Franzoſen nach den vom Dyckveld ertheilten Berichten in ihren Erklaͤrungen ſo ſehr veraͤnderlich und durch die Holländifche Internun- _ tiatur nicht zu Feflfezung eines fihern Grunds ber Fridens- Zractaten zu bringen waren und auch fonft Fein geringer Verdacht ſich einfande, Daß bie Holländer die Selegenheit zur Verhandlung anderer fie näher angebender Mas gerien bey dem de Callieres fich zu nuß machten und deßwegen die Schwebi- ſche Mediation fo viel möglich zu entfernen fuchten , fo tratten die Kayferlis che dem ob angeführten Wirrtembergifchen Voto immer näher, daß man je eher, je lieber zur Schwedifchen Mediations - Requifition ſchreiten und bie Negotiation aus der Holländer Händen bringen follte, indem man bey ben Schweden mehrere Hoffuung und Vertrauen hatte, daß dasjenige, was bißher bey der Örundlegung ded Fridend und der franzöfifchen Declara- tion noch ausgeſetzt worden, entweder durch dad Anfehen des Königs im Schweden ergänzt oder aud) durch die Formul der Kequifition und ber ſamtlichen Allierten Oegen - Erklärung gut gemacht und vorbehalten werden koͤnne, indem man eben nicht der Meynung fey durch die Nequiäition die Tractaten anzufangen und die Präliminarien ohne gnugſame von Frankreich darüber erhaltene Genugthuung abzubrechen oder gar zu übergehen, fondern nur die Sache in dem Stand, wie fie jegt unter der Holländer Direction lige, ber Mediation zu übertragen und durch deren Bemuͤhung dasjenige auch in Preliminaribus vollends zum Stand zu briugen, was aunoch ber Haupthandlung im Weeg ſtehe und von dem von Dyckveld vermittelft der mit dem de Calliere zu verfchiedenen mahlen gehaltenen Conferenzien nicht ges hoben werden können. Nur wollten fie nod) einigen Zweiffel haben, ob der von Lilienroth im Stand fey mit dem de Calliere zu fprechen und derfelbe ſich gegen ihm herandlaffen werde. Worauff der von Lilienrosh autwortete, daß fie beede ihre Ordres haben, mithin fehr unnoͤthig fey fih mit difer Frage aufzuhalten. Der von Heefpen, welder vorläufig dem Schwediſchen Ges fandten der Kapnferlihen Vorhaben entdeckte und ihren Zweifel benehmen wollte, fagte hierauf, nie man hoffte, daß Ihre Kin, May. in Schweden

durch

Luͤnfzehender Abſchnitt. 73

u

durch Uebernehmung der Mediation der bereits uͤber den Weſtphaͤliſchen 1696 Friden tragenden Gewaͤhrleiſtung ſich keineswegs zu entſchlagen, auch deß⸗ wegen an vollkommener Herſtellung der beeden Friden pro fundamento negociationis nichts ermanglen zu laſſen gemennt waren. Worüber der von Kilienrorh feine Werwunderung bezeugte, daß bie Allierte noch einigen Zweiffel darein feßen koͤnnten, nachdem fein König ſich ſchon fo vilfältig guͤn⸗ flig darüber erklärt und die Kron Frankreich bißher allezeit äufferlih zu er— Fennen gegeben habe, daß fie die beede Frieden wieder herftellen wolle. Wo⸗ fern fie nun in folder Vezengung ihres guten Willens beharre und das MWiderfpiel nicht mit der That an ben Tag lege , fo höre die Guarantie obs nehin auf, weil Fein Kal sorbanden ſey, worüber fein König foldye zu leiz ſten Gelegenheit babe, fo lang die Allierte nicht zu deu Tractaten fchritten und dabey die Kron Frankreich überzeugten, daß derfelben die Eraänzung der beeden Friden Eein rechter Ernſt fey. So bald fih nun ſolches entdedte, verflünde es von fich felbft , daß Shre Koͤn. Majeftät wieder in die Verbins, dung der Guarantie tretten muͤſſte. Es wär ihm auch nicht entgegen. wann bey der Requifition ſolches von den Allierten angeführe und einbeduns gen werden koͤnnte, wann man nur der Sache eine qufe Urt gäbe und fich feiner empfindlichen und harten Ausorücde bediente. Der Penfionarius bes barrte aber den 1. Mov. darauf, daß man die Mediation nicht requis Tieren Eönne, ehe da8 Fundament feftgeleget und zugleich bey demfelben die Veſtung Lurenburg in dem dermaligen Beveſtigungsſtand zu reftiruieren richtig fep, widrigenfalle man eher die Tractaten abbrechen follte, indem das . Englifhe Parlament fehr gut aefinnt und die General-Staaten ebenfalls mit ben nöthigen Geldern gefaffe fen. Der Schwebifche Gefandte wollte aber ‚fehr empfindlich werden, daß man nicht zur Requifition fhreiten wollte und die AUllierte ein fo fchlechted Vertrauen zu difer Kron truͤgen, da er doch wifs fen müffte, ob er ald Gewaͤhrsmann, oder ald Neutral oder als Mittler da fey. Als Neutral wolle man ihn wegen der obhabenden Guarantie nicht erkennen. Bey difer zeige fih der Fall noch nicht, weil die Kron Frankreich die beede Frieden herzuftellen fi) erbiethe und zur Mediation wollte man ſich nicht entfchlieffen, fondern fo lang bis zur Extremitzf allein mit eins ander handlen. Es habe aber das Unfehen, daß es wuͤrklich zum Fall der Guaranfie gelangen Eönnte, weil die Kron Frankreich nicht alles durch die Reunionen abgenommene zurudgeben wollte, da fein König die Franzofen dahin vermögen Eönnte, den beeden Friden eine Genugthuung zu verfchaffen. MWeil nun die General s Staaten fo fehr auf die Reftirution ber Stadt Lurenburg drangen, daß fie auch den Franzoſen mis Fortfezung des Kriegs XI. Theil. 8 dro⸗

74 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1696 droheten, fo glaubten die Reichs-Allierten berechtigt zu ſeyn von ih⸗

nen zu begehren, daß fie ihnen wieder zur Reftitution der reuniers gen Drte und Ränder mit eben fo groffem Eruſt bebülflich feyn folkten. Nun merkte der von Dyeveld „daß man die Staaten vom dee Internuntiatur entfernen wollte und machte Schwuͤrigkeiten foldhes an den de Callieres zu bringen, weil er nicht nachgeben würde, nachdem fein König duch Savoyen wuͤrklich in groſſem Wortheil flünde, fo, daß die Schwediſche Mediation nichts ausrichten würde, Der Graf von Kauniz meynte feyn Abſehen mit der Schwedifhen Mediation durchzutreiben, indem er des von Lilienrorh Beſchwerden dem Congreff vorleate. Der Heefpen unterffüßte ihn. mit der Fra⸗ ge: Ob man demnach auf den Fall, wann die Franzofen alled verwaigerten,, die Friedenshandlungen fich zerfchlagen oder die Sache an bie Mediation bringen wollte? Jenes erforderte eine ſtarke Ueberlegung, bey difem aber fen Feine Gefahr weil man fi durch der Requifition fich nichts vergebe, fondern vielmehr: durch die zugleich, einbringende Declaration feine Forderun⸗ gen und Befugſamen insgefamt aufrecht behalte und der Mediation alles in dem Stand, mworinn ed jeßo flünde, Äbertrüge- Dem von Dydveld war diſe Frage fehr unangenehm und er muffte alfeın feinem Witz aufbieten, wordurch er fo viel erlangte, daß ihm die Kayſerliche und die meiſte Alliers te benfielen und ihn. erfuchten. mit dem de Callieres wieder zu fpvechen und ihm. begreiflih, zu machen , daß feine Einfhränkungen den. vorhin. gethanen. Anerbietungen mwiderfprechen mithin man Allierter feit3 befugt fen auf der Generalen Erklärung wegen der Reunionen zu beharren.

J. 34.

Es fchiene aber: den 5. Nov. fih ein. Mißverſtaͤndnus zwifchen beim Hols Kindern und dem de Callieres zu. äuffern ,„ und bie Vertraulichkeit zwiſchen beeden Theilen erloſchen zu feyn, weil jene mieder flärfer von Kriege -Müz fiungen und herzhaffter Fortfezung des Kriegs: zu fprechem anfiengen. Der Euglifche Gefandte Villiers fprady ebenmaͤſſig wieder aus einem hoͤhern Ton von den Wachsthum ihres Credits und: Finanzwefens. Die Reichs-Allier⸗ ten. hörten. zwar folde Zufprüche gern, weil fie ſehr nöthig waren, faflten aber. doc) ein, Mißtrauen gegem die Holländer, als ob dife nur durch ſolche Kriegs » Aunftalten. ihre eigene Angelegenheiten und Fridenshandlungen begünz fligen. wollten. Jedoch änderte ſich eindmald die Scene, ald der de Callie- zes ed wagte zu dem Holläudern nach; den: Haag zu kommen und ihnen feine vorhin ſchon übergebene Lifte der: Reuniersen und wider zu. reflituieren. ver=

| ſpro⸗

Sünfzebender Abfebnier. „£

fprochenen Orten mit Beyſezung der Reunions; Kammern fhrifftlih 1696 zuzuffellen und auch dem von Lilienroth zu geben , jedoch die General⸗ Slauful anzuhängen: Le Roy rend les reunions comme deflus faites depuis le Traitt& de Nimegue: S’il fe trouvent d autres reunions, qui font effetivement telles, on en fera raifon. Man bemerkte dars and, daß der Franzoß fein Augenmerk nur auf die 10. Verein-Staͤdte ges zichter babe. Der von Rilienrotl) hatte aber fihere Nachricht von Paris ers halten, daß des Franzoͤſiſchen Hofes gaͤnzliche Meynung ſey und des de Cal- lieres lezter VBerhaltungs: Befehl dahin gehe, daß alle nah dem Nimwes aifchen Friden gemachte Reunionen durchaus reifituiert werden follten, Wie er dann verficherte, daß, wann man dem de Callieres recht auf den Reib gebe, er eine Generals Erklärnug eingehen, übrigens aber, was er durch befondre Ausdruͤcke zu feines Könige Vortheil gewinnen Fönntez ſich Dadurch einen Verdienſt zu machen befleiffen würde. Bey welcher Eröffnung man bemerfte, daß der König in Schweden wegen dev fid) äuffernden Kalts finnigkeit in Anſehung der Mediation nicht weit von der Verzuͤcht derfelben entfernt fey und feine Entfchlieffungen nach feiner Convenienz nehmen wer: be. Dagegen er über Herzog Eberh, Ludwigs ganzed Betragen und bezeug: tes gutes Vertrauen durch feinen Gefandten ein abfonderlihed Vergnügen bezeugte, Nun änderte dev de Callieres abermahl feine erfigemeldte Des claration ſchon wieder und erbothe fih wegen der Specials Benennung ders jenigen reunierten Stüde, zu deren Reftitution er fi gleich anfänglich verftanden, die Anzeige dev Chambres auszulaffen und die obige Clauſul nur mit Auslaffung des Worts Comme beyzufügen. Nun hätte foldyes Wort nichts zu bedeuten gehabt und des Franzofen Erklärung angenommen werden koͤnnen: die Auslaffung der Cammern war aber den Kayſerlichen verdächtig und die Öfftere Veränderungen beſchwerlich, weil fie jeden Dofttag ihre Bes richte verändern mufften. Der Chur: Brandenburgifhe war aber mit der ganzen Clauſul nit zufriden, indem 1) die Worte cy deflus die begehrte Reftitution auf die in dem franzöf. Memorial benannte Stüde eiuſchroͤuk⸗ ten und alle andere Genugthuung ausfhlöffen; 2) die Worte effectivement telles fchon vorhin anzeigten, anf was Weife die Franzoſen hienaͤchſt bey den Fractaten ihre argliftige Griffe machen und alles, was nicht ausdruͤcklich bes nennet worden, ohne Zweifel nicht unter dem Namen ber Reunionen werflans den haben würden. 3) Wären die Worte: on en fera raifon gar zu zweys deutig und verhieffen Feine würkliche Widergabe , fondern vielmehr eine_fols che, welche die Franzefen taliter, qualiter mit leeven Gründen und Spie⸗ gelfechten den Allierten zu geben ſich —— zueigneten. Sein Churſuͤrſt hiel⸗ 2 te

76 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg, ——— —ñ —ñ nn 1696».te demnach um fo mehr darvor, daß man feſt auf einer allgemeinen

Erklaͤrung beſtehen follte, ald er ebenmaͤſſig gewiſſe Nachricht aus Paris hätte, daß es nicht anderſt dorten verflanden werde, ald daß alle Reu- nionen, fo nach dem Nimwegiſchen Friden gemacht worden , reftituiert werden follten und daß der de Callieres ſchon drey Poſten nacheinander das hin inftruiers worden fey. Weil man nun nicht anderſt vermuthen koͤnnte, als daß difer Franzos auch über feine Inftrudionen feinem König etwas zu erwerben ſuchen, aber die Friedenshandlung fich nicht zerſchlagen laſſen wers de, fo wäre derſelbe rund darüber zu befragen und wann er feine Befehle vers laͤugnete, fo würde man wohl Mittel finden es dem franzöfiichen Hof anzu: zeigen und ihn von den Tractaten wegzuſchaffen. Derfelbe machte aber einen Unterſchied zwifchen den eigentlich fo genannten Reunionen im engen Vers ftand und demjenigen, was die Kron Frankreich auf andere Weife und mit offenbar ungerechter Gewalt eingenommen hätte.

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Ungeacht nun die Fridenshandlungen durdy die fo offt veränderte franz zoͤſiſche Erklärungen mehr zuruck, ald vor fi) gegangen waren, fo wurde doch in allen Zeitungen Hoffuung zu einem nahen Friden gemacht , welches die ſchaͤdliche Folge hatte, daß nicht nur der Enffer zu den ſo hoͤchſtnoͤthigen flars fern Kriegs: Anftalten zu dem Funfftigen Feldzug und Fortſezung des Kriegs, ald dem einigen Mittel einen vortheilbafften Friden zu erlangen, nachlieffe , fondern auch ſchimpflich und fehr verdächtig wurde, fi) alfo von den Franzos fen binsergehen zu laffen. Solchemnach berarbichlagten fidy den 2. (12.) Nov. die Ullierten, wie man einflen eine richtige Declaration von dem de Callie- res erlangen könnte, worauff man entweder die Handlungen fortfeßen, oder, wann je bey den Franzofen Fein Ernſt zum Friden wär, abbrechen fünnte, Der Schluß fiele dahin aus eine bewährte Mittheilung der offtgemeldten Lis fe der Reunionen zu begehren und vermög bed Königlichen Hofes zu Vers failles dem de Callieres gegebenen Befehlen alle Reunionen nad) dem Nim— wegiſchen Friden zu behaupten, Feinen Unserfchid derfelben oder eine Abſon⸗ derung. der Stadt Luxenburg von folden zu geflatten, wie auch, meil der König in Schweden wegen Zwenbrüden damit interefliert wär, mit ihm fid) zu

unterreden. Der von Schmettau ermahnte aber noch dabey famtliche Alliers _

te feft zufamen zu ftehen, Fein Mißtrauen unter fich zu erweden, oder aufs keimen zu laffen, fich zur tapfern Verfaffung anzufchifen und alfo dem feinds lichen Zroß durch gleichen Trotz zu begegnen und folden niderzufhlagen. Er

mepns

Sänfzebender Abfebnite. | 77

meynte, daß man dem de Callieres eine neue Formul ſchlechterdings 1696 auf sen Fuß der Weſtphaͤl. und Nimmegifchen Friden verfaffen müff- te, welche ald Feine Neuerung, fondern nur ald ein Expediens demfelben vorgelegt werben Eönnte. Der Wuͤrtemberg. Gefandte gab aber dabey zu bes denken, weil folder leätere Vorſchlag eine neue Handlung vorausfeße, ob bey noch nicht requiriertev Schmwedifher Mediation man fi) vermitselft Hollaͤndiſcher Unterhandlung einlaffen follte? Seinem Herrn fey zwar gleich: gültig bey einer Corredion der Callierifhen Declarationen oder Einrichs tung einer neuen Formul, wie diefelbe verfaffet würde, indem er nicht zweiffle, daß die nötdige Vorficht genommen würde deffen Cavillationen zu entgehen. Meil aber die Sahe wichtig ſey, fo empfehle er folche nicht allein je eher, je lieber in Richtigkeit zu bringen, fondern aud) diefelbe durch dad ordents lich Gelaiß der Mediation gehen zu laffen. Dem übertriebenen Begehren des mehrbemeldten franzöfifchen Oefandten nun einiger maffen zu begegnen erklärte fich endlich der Gran von Kauniz aud) wegen ded Orts, wo die Tra⸗ ctaten eröffnet werden koͤnnten, baß er Befehl habe von den Reichs-Orten abzuftehen und fo bald die bisherige Schwürigfeiten wegen der franzöfifchen Declarationen würden gehoben feyn, eine Stadt in den vereinigten Niders landen vorzufchlagen, indem fie zeigen wollten, daß fie Kapferliche und Als lierte nicht, fondern der Franzos die Schuld trage, wann die Fridenshands lungen feinen Fortgang gewinnen Eönnten. Zugleich entwarff man Alliers ter feitö eine andere Declarationg »Formul, wobey man fo viel möglid des de Callieres Worte beybebielte und vertraute noch immer folde Erklärung wegen ber Reunionen dem von Dyckveld an diefelbe dein Frauzoſen zu bins terbringen und ihm dabey zu melden, daß, fo bald er ſich anbeifhig gemacht hätte feine Erklaͤrung der Mediation entweder ſchrifftlich einzuhändigen oder zu didtieren, man fogleidy zur Requifition des Mittlers zu fchreiten,, den Ort zu benennen und die Tractaten anzutreten bereit fey. Dann der de Calliere Fam entzwifchen fehr offt von Delfft zu den Holläudifchen Fri: dens- Händlern Boreel und Dyckveld nach dem Haag, welches unanfländig fhiene und den Kayferlichen verbächtig war, indem dife dawider proteftierten und weil foldhes nichts verfangen wollte, endlich vom Haag wenzugeben dros beten. Dann fie nahmen ed auf, daß es fo wohl von den Hollindern , alg auch dem Franzofen zu ihrer Verachtung geſchaͤhe und ganz unformlich wär, ehe man ſich zu den Tractaten entfchloffen habe, an einem Ort, wo die Alliers te ihren Congrels und wichtigſte Berathſchlagungen bielten, einem feindlis hen Minifter einen fo offentlihen Zugang zu verftatten und gleichſam einen befondern Congreis halten zu ee Wie aud der Schwediſche Gefandte Br Sehr

78 Gefchichte der Herzogen von Wuͤrtenbern,

1696 ſehr hoch aufnahm, daß die Generals Staaten die Diredtion der Tras

ctaten an fich zieben wollten, als welches ohnehin die Kanferliche nicht thunlich hielten, weil fie glaubten, daß dife zu unmädhtig waren den Uns ordnungen bey folcher Art zu handlen und dem unartigen Bezeugen des frans zöftfchen Gefandten zu widerſtehen, zumahl es fchiene, daß die Umfläude im⸗ mer ärger werden doͤrfften.

$. 36.

Ungeacht nun ber von Lilienroth fich Aufferlich wegen der Mediation . eine groffe Kaltfinnigkeit bezeugte, fo wurde doc dad von dem Schwäbifchen Krayß an feinen König abgelaffene Schreiben und darinn bezengte gute Vers trauen fehr wohl aufgenommen, zumahl jeßo aud) auffer dem Paͤbſtl. Nunrio die beede Kronen Dänemark und Portugall, wie auch die Republik Venedig ihre DVermittlungen bey der Kron Frankreich anerbotten, aber alle mit höf- lihen Entfhuldigungen abgewiefen wurden. Zwar hatte difer Hof dem Herzog von Savoyen einige Hoffnung darzu gemacht: Es war Fein Ernſt bey dem König damit, weil fich diſes Herzogs Unmacht mit einer ſolchen Unters nehmung durchaus nicht reimen lief] und eine ſolche Macht erfordert wurde, welche ihrer Vermittlung ein Gewicht zu geben vermochte. Die Dänifche Me- diation fdeiterte durch die mit der Kron Engelland und den Öeneral» Erans tan getroffene Allianz, worinn fich derfelbe König wider Frankreich ald Pars then erklärte und fich erbothe wegen der Hanoverifchen Chur von den Eorres fpondierenden Fuͤrſten nicht allein zu trennen , fondern auch, wann der Kane fer derfelben Rechte zu erhalten dife Cache bey ihnen vertragen laſſen würs de, fi) bey ihnen zu bemühen, daß fie fich difem fürftlichen Haufe nicht wis berfeßen möchten. (7) Entzwiſchen lieff fidy der de Callieres vernehmen , daß fein König Lırxenburg in dem Stand, wie ed zur Zeit der Einnahm ges wefen und alle nach dem engen Verfland reunierse Orte reſtituieren, dies jenige aber, welche er mit Gewalt der Waffen eingenommen , nicht zuruckge— ben wollte, worunter er die zehen Verein; Städte verſtunde. Er trug auch fein Bedenken anflatt der zwendeutigen Worte on en fera raifon den Auss druck on les rendra auffi zu gebrauchen, nur wollte er abermahl die bes meldte Reiche » Städte feinem König vorbehalten. Wobey er zugleich meldes te, daß, weil der Kayfer 3. Geſandte im Haag hätte, der König noch den Monsieur Harley und Courtin ihm zu Gehülfen zu geben und über dem Hauptwerk zu handlen den Anfang zu machen gedaͤchte. Und ald mar ihm

ent⸗ (r) Beyl. 13.

Sünfzebender Abſchnitt. 79

entgegenſetzte daß vorderiſt der Ort, die Praͤliminarien und die Paf- 1696 feports vorher richtig ſeyn müfften, fo fagte der Franzos , daß fein König ſehr verlangte ein Ende am difen Zractaten zu machen nnd daß man ihn nicht länger aufhalten, fondern fich Lieber erklären möchte, ob man abs brechen oder ſich zu den Zractaten bequemen wollte? Und damit an Franks reich ebenmmäflig Fein Mangel erfcheine, fo fey er inffruiert einen gelegenen Drt in den vereinigten Miderlanden vorzufchlagen. Man antwortete ihm aber, daß der bißherige Verzug nit den Allierten ſondern ihm de Cal- lieres felbft zuzufchreiben fey , weil er wegen ber Preliminarien fo viele Hindernuffen einſtreue und die Allierte allein wegen Luxenburg bey 6. Wochen lang aufgehalten , fo, daß dife wegen jeder feinen vielen Widerruffungen und Veränderungen ihre Berichte ändern und neue Verhaltungsbefehle einholen müffen. Allein de Callieres legte die Schuld nur auf feinen König und er: bothe fi) wegen Luxenburg zu tractierem nod) ehe man zu den Haupt: Trar ctaten fchritte, wie er dann die Bevefligungswerfe in dem dermaligen Stand zu laffen über fich nehmen wollte, wofern man die Unkoſten zahlte. Mau voollte dem von Dyckveld die Antwort auftragen, woben aber die Kayferliche eine abermalige Ahndung wegen ded de Callieres heimlichen Conferenzien im Haag thun muſſten, welchen der Penfionarius antwortete, daß die Als lierte den Franzoſen felbft ſprechen koͤnnten, weil ihm die heimliche Zufamens kuͤnfften felbft verdrüßlic waren und er offentlicy zu erfcheinen verlange. Der von Dydveld aber bath die Allierte ibn mit ihren Commiſſionen ihm nach⸗ zugehen zu. verfchonen , ed wäre dann, daß ihm einer von dem Allierten zus gegeben würde. Weil nun der Gran von Kauniz vermeynte, daß man ſich bey dem Callierifcher letzten Erklärungen beruhigen koͤnnte, fo boffte er ſich bald mit ihm beſprechen zu koͤnnen. Diſes wurde aber fogleich wieder vereitelt, inz dem der deCallieres den Koͤnig Wilhelm von Engelland einmahl als König erkannt batte,jego aber ſolches wiederzweifelhafft machen wollte, woröurchdiePreliminar- Handlungen: im eine Unthaͤtigkeit geriethben und man jeßo fehr nöthig fand, wegen eines hinlänglichen Widerſtands im Haag die Anſtalten zw verabreden. Es kam eine Armee am Mittel Rhein auf die Beine zu ſtellen im den Vor— ſchlag, wobey man aufdie Affociation: der 6. Krayfe groffen: Staat machte. Allein man hatte mehr die Abſicht auf die Sicherheit des Eunffsigen Fridens, als auf die Fortfezung ded Kriegs genommen. Sie follte erſt errichter und zu Ende difes Jahrs defwegen eine Zuſammenkunfft zu Fraukfurt gehalten werden , da erfl nody erwartet werden muffte, ob? und wanır ein Schluff erfolgen oder die Mannſchafft herbey geſchafft werden doͤrffte. Gleichwohl

wurde eine ſchleunige Huͤlfe erfordert, wann: der Feind gleich bey angehendem ruͤh⸗

80 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1696 Fruͤh-Jahr die angedrohte Unternehmung sollziehen wollte. Man wuſſte auch

noch nicht, wo die Artillerie und andere Notturft zu diſer vierten Armee herz genommen werden follte., Zur Bedeckung des obern Rheins follten zwar bie aus Savoyen zurnckgehende Engell Holland = Bayer e und Brandenburs gifche Völker gebrandht werden, zu deren nothwendigen Unterhalt die zur Arz mee am Mittel: Nhein beftimmte Gelder anfgiengen. Solchemnach wurde die Begierde sach einem baldigen Friden , fo gut man ihr haben könnte, miez der lebhafft. Es zeigte fi) auch) eine Hoffnung dazu, als der Schwedifche Öes fandtfchafts Secretarius an den von Lilienroth berichtete, daß der Franzöf. Staats-Rath Pompone ihn verfichert babe, daß fi der Fride an den Luxen⸗ burgifhen Veſtungs-Werken nicht zerfloffen würde, zumahl ber Spaniſche Hof und die General = Staaten nicht die geringfie Neigung zum Nachgeben äufferten. Der de Calliere gab aber foldyer Erklärung einen ganz andern Verftand , daß die Allierte hoffentlich ſich nicht damit aufhalten würden. ABßeil nun difer Franzos nur mit den Worten und Erklärungen fpielte, fo verlohr er ben den Engel: und Holländern je länger, je mehr feinen Credit und König Wilhelm erklärte fih, daß er feine Königliche Wuͤrde deffen ungeacht zu bes haupten wiffen würde, Er

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Der de Callieres befam aber dennoch den 8. Dec. den Vefehl von feis nem Hof, daß, weil man dafelbft groffe Neigung zum Frieden babe unb einmahl aus der Sache zu kommen begehre, dem König der kuͤrzeſte Weeg der liebfte feyn würde. Er wär demnach zufrieden , wann er Öefandter ſich mit dem Boreel und Dyfveld zuſammenthuu und über die füglihe Art und Weiſe, , wie er den König von Engelland als einen König erklären könnte und was dabey für Ausdrücke geb.audyt werden ſollten, vergleichten, ſolches ſchrifft⸗ lid) verfafften und dem Mediatorn in des de Callieres Gegenwart zuftellten und difer dabey fagte , daß difes feines Könige Meynung und ihrem Verglich emäß fey. Hiernaͤchſt koͤnnten fie aber aud) dem vermittlenden Öefandten die

xtenfion der Reunionen eröffnen. Die beede Holländer übernahmen dem— nad) einen ſolchen Auffag zu entwerfen und dem König zur Genehmhaltung zn ſchicken. Der Spanifche Gefandte war aber nicht damit zufriden, fondern meynte, daß man auch zugleich wegen Luxenburg eine bejtimmte Antwort has ben koͤnnte, welche Sache und die Reunionen eben ſo noͤthig, als die Reco- gnition des Königs von Engelland wär. Obwohl ihm nun der Chur s Brans denburgifche zu verfichen gab, daß aller zu reftituieren feyende Stuͤcke, er.

Luͤnfrebender Abſchnitt. 831

der Spauierverlangte, zu gedenken allzuweitlaͤuffig fey, ſo war doch nichts 1097 vermoͤgend, ihn auf andere Gedanken zu bringen, ſondern er beharrte durch⸗

aus auf einer pohtiven Antwort auf alle feine Articul und Forderungen, fo , daß die damalige Eonferenz fich zerſchlug, weil auf ſolche Weiſe ale Als lierte befugt wären auf einmahl eine ſolche categorifhe Antwort auf ihre Fırrdes rungen zu begehven, worüber bie Fridendhandlungen fich zerfchlagen doͤrffteu, ſo, daß man bermahl nur ded Königs von Engelland Agnitıon zu betreu ben bejchloffe und je länger, je mehr die Schwebifche Mediation zu requi- rieren nöthig fand. Die Holländer madıten fehr viele Einwendungen dawider und injonderheit, daß einmal von allen Intereiienten der Schluff aefaffer worden, daß bie Miediasion nicht eber ſtatt haben koͤnnte, bis der Grund mit den Präliminarien vorher richtig gelegt worden. Man antwortere ihnen darauf, daß die Aenderung der Umſtaͤnde ſamtlichen Ullierten auch erlaubte ben vorigen Schluß abzuandern und aufzuheben, woruͤber ſich die Holländer ſehr unruhig bezeugten und der Penhonariüs den Allierten in ber nächften Eonferenz entdeckte, daß der de Callieres fih ohne alle Schen gegen ihm vernehmen laffen, daß dasjenige, was die Allierte ben den Präliminarien er» halten haͤtten, ihr einiger Gewinſt fey uud fein König bey den Tractaten nicht weiter gehen würde, Der Würtemb. Gefandte fragte hierauf den Penfio- narium , mit welchen Ausdruͤcken der de Callieres ſich deffen vernehmen lafs fen ? Dann die Allierten machten ſich die geniffe Hoffnung bey den Tractaren ein mehrers zu erhandlen und Fonnten nicht glauben, daß der Franzoß fols ches fo beſtimmt gefagt hätte. Die Antwort erfolgte darauf, daß er nicht zweite , der de Callieres werbe poſitive fi difer Ausbruͤcke bedient has ben , daß nemlich fein König über die Preliminarien weiter nichts eingehen würde und vermeynte er, daß man preliminsirement son demfelben billig nicht fordern koͤnne, daß er ſich zu etwas weiterm erffären ſollte. Er glaubs

‚te aber, man habe nicht Urſach ſich hieran zu ſtoſſen, fondern zwiſchen ven Ul-

timato bey den Preliminarien und den Tractaten ſelbſt einen Unterſchied zu machen. Jeus erforderten ihrer Natur nach eine Extenfion bey denen darauf folgenden Tractaten. So würde es auch ein anders ſeyn, wann Callieres anſtatt deſſen, was er je3o geſagt: Gein König wirde weiter nicht geben, ſich vernehmen lieſſ, daß derſelbe aud) weiter über nichts mehr trsctieren laſ⸗ fen wollte. Gleichwie nun das Zugeſtehen ein Effet und Veſchluß der Tra⸗ ctaten ſey; alſo komme ed damit anf eine wohlgefuͤhrte Negoctation und eis ne gute Einſtimmung der ſamtlichen Ülltersen zu der Verfolgung ihres Neds ten an, wovon man dad befte hoffen muͤſſe. Weil nan bey fo seränderlihen Lagen der Handlung nichts hauptſaͤchliches im Hang zu thun war, fo ſchickte

XII, Theil, L | der

82 Gefchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

EFF FZUR

1697 ber Herzog dem Heeſpen wieder an den König von Engelland wegen des bevorfiehenden Feldzugs und Unterhalts der Englifhen Trouppen das noͤthige zu verabreden.

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Entzwifchen hatte Herzog Eberhard Ludwig in difem Jahr den Verbruf, Boß einige Weinhändler in feinen Landen und infonderheit der Herrſchafftliche Schloß s Kiefer Hanß Törg Öteltfer zu Göppingen feinen Wein mit Silber⸗ glättin zu verfchönen wagte, wordurch in verfchiedenen benachbarten Kloͤſtern and zu Ööppingen felbft einigen Sauerbronnen: Gäften groffe Ungslegenbeit, ja zum Theil der Tod felbft verurſacht worden. Weil der damalige Stadt⸗ Arzt Brügel zu Deydenheim wider anderer Aerzte Meynung verficherte , daß das Lithargyrum nichts boͤſes zur Folge haben Eöunte und difer Mann jonft den Ruhm eined gelehrten Urztes hatte, fo wurden audy audere Leute ſicher gemacht fich difer Kunſt ohne weiteres Bedenken zu bedienen, Nun war der Weinhandel in vorigen Zeiten faft die einzige ergiebige Quelle, worburd Geld in dad Derzogthum floß. Mithin Fonnte dem Herzog nicht gleichgültig ſeyn, ſolche verfioppr zu fehen , indem der Ruff von verfälfchten Weinen fih ſehr bald und fchnell in die benachbarte Lande ausbreitete und \infonderheit die Stadt Ulm fid) wegen ihres Wein » Stadelö ſehr beſchwerete, daß faft kein Faß Wein verkaufft werden Eönnte, fondern man ſich des Tyroler, Schafbäufer und aus derer Weine gebrauchte worzu zwar auch der Hochgeftiegene Preiß der Weis ne vieles beygetragen haben mochte, weil die viele groffe Winterguartiere und Menge der in der Nähe ligenden Völker auch vielen Wein verzehrten. Das Zeugnus bed obgemeldten Arzts veraniafite den Herzog feine beede Leib > und: Hof: Urzte D. Salomon Reyfeln. und Johann Caſpar Härlin darüber zu bes fragen, welche in alweg das Lithargyrum für ſchaͤdlich und den ans allerhand: Gewürzen bereiteten, aber mit Wißmuth beſtreuten Schwefel noch viel ſchaͤdli⸗ cher hielten und beede Gattungen ſcharf zu verbiethen an bie Hand gaben. Entzwifchen entdedteman au) einen Bildweber von Pforzheim, welcher als ein durch ven Feind abgebraunter Mann aus Dlitleyden zu Otuttgard gebuls det wurde und ınit difer Kunſt die Weine annemlich zu machen handelte, worz » durch diefelbe nuter Leuten vom Stand bekannt wurde welche ihre einige Fahr ze her erwachſene ſaure Weine füß und glänzend madten. Difer Umſtand machte bie Unterfugung beſchwerlich, wie auch, weil der ſchuldhaffteſte Weinz: fuhrmann zu Göppingen von welchem man dad meifte zu erlernen hoffte, Ber. aber mit feinem Pfexd fhürzere und den Half brach der Unterſuchung ent⸗

gieng,

Luͤnfzehender Abfehnire 83

——— gieng. Man hielte ſolches Ungluͤck fuͤr ein beſonderes Gericht Gottes 1697

über ihn, weil er mit feinem ſchaͤdlichen Wein dem Prioru und vier

Eonventnaln des Wengen + Klofters zu Ulm dad Leben abkuͤrzete. Es zeigte ſich noch die fernere Schwürigfeit, daß in andern aufler dem Herzogtbum ligens den Herrſchafften und Gebieten , wo ein flarfer Weinhandel getrieben wurde, die Fuhrleute und Weinhändler ſolche ſchaͤdliche Kunſt ohne Vorwiſſen der uns ſchuldigen Verkäufer trieben. Nichts defloweniger. lieſſ Herzog Eberhard Ludwig ſolchem Unweſen in dem Weinhandel unter dem 10ten Dlartij ein Pas tent ausgehen, worinn er jeinen Unterthanen nachdruͤcklich vermög der Megis ments : Ordnung von dem Sahr 1497. und der Policey Ordnung von dem Jahr 1577. fit 16. verboth fremten oder einheimiihen Weinkäuffern vor dem Faff oder fonft durch Verſchickungen dergleichen verkfünftelten Wein hinzugeben bey Verluſt und Straff Keibs , Lebens, Ehr und Guts. Die benachbarte tände, infonderheit Bayern, Eychſtaͤtt zc. erſuchte er aber auf ihre eigene Weinhaͤndler, Fuhrleute und andere inihren Wein-Staͤdeln befindliche Perfos nen genaue Aufſicht zu haben. Mit welchen Anftalten diſes Unweſen ſchiene ges ſtillt zu ſeyn, als im folgenden Jahr die Stadt Ulm entdeckte, daß ein in ihrem Gebiet zu Giengen wohnender armer Mann, Michel Fetzer, ſolche verwerfliche Kunſt getrieben, aus dem Wuͤrtenbergiſchen Weine erkaufft und hernach verfaͤlſcht, und den Vortheil von dem obgedachten Steltſer erlernt ha⸗ be. Nun wurde zwar der Fehzer von feiner Obrigkeit mit der Landes-Ver⸗ weifung beftraffet. Man Eonnte aber difen Kieffer nicht mit folder Straffe ans ſehen, weil ex nicht allein ſolche Kunft für unfehädlicy angefehen , zumahl der damahlige Stadt: Arzt Maßkoßky zu Göppingen ald ein gelehrter Mann dies felbe bey feinem Weinhandel gebraucht zu haben im Ruff ſtund, fondern auch unr einmal vor dem WVerbott nachher aber nimmer ſich derfelben bedient zu haben überwiefen werden Eonnte , dagegen der Fetzer auch noch nad) dem Ver: both die Weine verfälfcht hatte. Dagegen wurde ein Fuhrmann von Groß— Eyßlingen, Georg Zeller, welcher nicht allein diferley Weine verführt, fop« dern auch Biren: Moft unter den Wein gemifcht , oder ſolchen für rechten Wein verfaufft hatte, auf 6. Wochen lang ad opus publicum nad) Mohen s Twiel verurtbeilt wurde , worburd difer Unordnung Einhalt gefhahe. Als aber acht Jahr hernach ein Kieffer zu Eßlingen, Johanu Jacob Ehrni die Kunſt mit einiger Veraͤnderung wieder hervorſuchte und ſolche unter Vorzeigung ihme von angeſehenen Leuten ertheilten Atteftaten einführte und ungeachtet er wuſſte, daß ſeine angeprieſene Kuͤnſte hoch verbotten waren, dennoch viele Leute zu Weiuſperg, Waiblingen, Stuttgard zc. verſuͤhrte, mithin dem Weinhandel wieder einen groſſen Stoſſ gab, ſo a gut befunden die Straffe zu je | : 3 | en,

84 Gſchichte der Herzogen von Wuͤrtenbertt

1697 fen, ein Exempel zu ſtatuiren, den Ehenj mit der Schwerdt⸗ Stra⸗ fe anzuſehen, die Beſitzer ſolcher verfaͤlſch ea Weine theils an Seld,

theils mir Conſiſcation der Weine zu firaffen , theils ſelbige in den Boten

lauffen zu laſſen. ER |

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Mit dem Eingang des folgenden Jahrs hoffte man num daß die Reichs⸗ Gefchäffte wieder in den Gang kommen würden, nachdei fie faſt das ganze - vergangene Schr wegen ber in Auſehung der Neundten Chur zwiſchen dem Ständen entſtaudenen Ötrittigfeiten in einer Unthätigkeit geblieben waren. Daun man arbeitete nun im Daag unter VBerwittlung ber entzwifchen re- quiriersen Vermittlung der Kron Schweden emſiger in Haag am Friden, da aber die Stände befürchteten daß He von der Theilnehmung au den Fri⸗ denähandlungen ausgeſchloſſen werden dörfften. Es verweilete fidy gleichwohl doch noch einige Monate, bis fie wieder auf dem Kath» Hanf zufamen Fas men. Melde Zeit die Fürſten aumwendeten ihre Verzeichnuſſen zu verferti⸗ gen, was fie an die Kron Fraukreich für die erlitzene Shiden zu fordern zu haben meynten. Herzog Eberh. Ludwig übergab auch jo wohl auf dem Reichstag, ald im Haag eine jo betitulte: *’ ausführliche Borjiellung, was bad Haus Würtenberg und deflen in Schwaben gelegene Lande von der Kron Franfreich 4 tempore des gebrochenen Stillſtands biß hieher wider aller Völker Rechte unbillig erlitten und deßwegen von ber allerchriſtlich⸗ ſten May. billig Reparation zu [uden cum provocatione ad tractatus pacis futurz ns conciliatores, arbitros & compaciicentes z- j, quifimos.,, (f) Gie war in teutſch und franzoͤſiſcher Sprache verfaßt, vermög deren Das Herzogthum vorher, ehe und dann das Reid, einige Kriegs⸗ Erklärung gegen Frankreich gethan hatte, einen Schaden von 905075. fl. erlitten beste, wobey noch bazu die Beraubung der Ürtillerie abf Den beeden Veſtungen Aiperg und Tuͤbingen und Sprepgung berfelben Befeſtigungs⸗ werler nicht mit eingerechnet worden, welches ſich auf etlich Tounen Goldes belief. Rach dem im Jahr 1693. geſchehenen Einfall wurde ohne Aurxech⸗ nung der verbraunten Städte und Dörfer ungeacht der Contributions⸗Tra⸗ taten der Schade auf 1962959 fl. geredjuet und was dergleichen mehr mare. Es wollte fi; aber die FSridens» Hoffnung einsmals verlieren, als die Erklärungen der franzöflihen Gefandten im Hang und zu Stockholin burchaus nicht miteinander überetuffinnnen wollten, daß der Weſtphaͤl⸗ und Rims wer ¶) conf, Theatr, Europ, Tom. XV, pag. 166.

Sünfzchender Abſchnitt. Be

———— —— NEE

wegiihe Fride zum Grund gelegt werben follte. Der Kayfer wollte fih 1697 auch nicht eher zur Benennung des Orts der Tractaten herauslaffen , bis . folder Punct und Die Lothringiſche Reſtitution in den Preliminarien richtig gemacht wär. Solches fegte nun die Reichs-Allierte in ein Nachdenken. Daun es ſtund zu beforgen,, daß, wann ber Kayfer ſolche Aufzuͤglichkeiten sebrandte, Engel: und Holland befondere Tractaten mis Frankreich antrets fen würden, weil fie bes unglücklichen Krieges müde waren und weder ber Weſtphaliſche, noch Nimwegiſche Fride fie berährte, Gleichwohl hatte ſolche Begegnus Die unvermuthete nutzliche Wuͤrkung, daß jo wohl die Chur-als Faͤrſtliche, welche ſich bisher wegen der Neunten Chur getrennet hatten, ſich einsmals wieder auf dem Rath⸗-Hauß einſanden um das Fridensgeſchaͤfft ums ter die Hand zu nehmen, wiewohl noch einige Wochen dahin giengen. Nun haste der Kayſer, wie ınan verſicherte, feinem Principal » Commifjfarien zu verfichen gegeben, daß er wohl leyden koͤnne, wann eine Reis » Deputarion mis gewiffer Maaß den Fridenshandfungen beywohnte, welches aber aus dem Commiflions Decret ausgefaffen biiebe, weil der Kanfer verlangte ; daß man ihn darum erfuhen follte, womit er ihnen zu verfiehen gab, daß die Reichs⸗Staͤnde das Mecht zum Krieg uber Friden miteinzuſtimmen nicht ans derſt, als mir Kanferliher Vergonſtigung hätten. In der Thar beſoͤrchteten patriotifhe Fuͤrſten felbfi , dag fie um ſolches wichtige Negal gebracht werden dörfften, weil ihre Geſaudten bey der bißherigen Unuthärigkeit des Reichs⸗ tags in eine faſt unbegreifliche Nachlaͤſſigkeit ihrer theuren Pflichten gegen dem Reich und ihren Priucipalen und bey den immerfort waͤhrenden Uneis nigfeiten in eine Verdroſſenheit verfallen waren, dergleihen man in ältern Reichötägen nicht warnehmen konnte. Man wuſſte ſich alfo nicht darein zu finden, als die Churfuͤrſtliche eine Reichs⸗ Deputation zu den Fridens⸗Tra⸗ etaten vorfehlugen und das Oeſterreichiſche Direitorium folches mißriethe, weil vermög der Frfarung dergleichen Deputationen das Fridenswerk mehr hinderten, als befoͤrderten. Bey folcher Verwirrung zeigte fich gleichwohl das ungefähre Schickſal guͤnſtig, dag zu Frankfurt den 13: Januarij der Af. ſociations⸗Receſſ der 6. Dberw Krayſe zu Staud gebracht wurde, wordurch fie fi) verbindlich machten eine Arınee von 60000, M. auf die Beine zu ſtel⸗ Ien, wordurch die Reichs⸗Tags-Geſandten gleichwohl Materie bekamen in ihren Aflambieen zu difcurrieren. Dann da diſe Äflociation anfaͤnglich nur zur Sicherheit des kuͤnfftigen Fridens ſollte errichtet werden, ſo wurde fie jetzo anfgeftellt fo laug der Krieg waͤhrte, ſich derſelben im Feld zu be⸗ dienen. Man verſprach ſich vieles von derſelben, ebe fie noch im Feld ſtun⸗ de, Marggr. Ludwig von Baden ſchmeichelte ſich mis der Hoff⸗ —— nung

86 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

Bann

1697 nung etwas hauptſaͤchliches um fo mehr auszurichten, als er auch noch

| Englifche Völker unter feinem Commando und den Ehurfürften vou Sachſen vermocht hatte der Aſſociation beyzutretten, indem er den 25. Mars tij an den Wuͤrtembergiſchen Geh. Rath von Kulpis nad Ulm fhriebe, daß die Allociation der 6. Krayfe nunmehr bald_ vollends in eine allgemeine Reicyd: Verfaffung zu immerwährenden Nutzen des gangen Reichs erwachſen würde, indem ber Churfürft von Sachſen derfelben beyzutretten im Begriff ſtehe. Man Fan des Maragraven Freude aus feinen Worten lernen. Daun er ſchrieb alſo: J ai fi bien fait avecl’Eledteur de Saxe, qüil eft entre

aus les vrais interets en embraffant la commune defenfe de ’Empire de maniere, qu’il m'a ete promis d’entrer dans l’aflociation etablie a "Francfort & n’attend pour y envoyer un Envoyeavec plein pouvoir, quune lettre & l’invitarion des fix Cercles, qui font deja allies. La chofe eft fure & je vous prie d’en donner de ma part avis ä Mons. I Elefteur de Mayance pour que l!’on ne perde pas un moment ä luy ecrire. Und weil der Feind drohete ein groſſes Vorhaben auszuführen, fo wollte er demſelben zuvorfommen und gab famtlichen unter feinem Commando flehenden Trouppen den 30. Martij die Ordre aus ihren Quartieren aufzubres chen. Die Engelländer lagen im Heydenheimer Amt und mufften gegen Ep⸗ Pingen gehen, dagegen 10. Kanferliche Negimenter aus Böhmen erwartet murden , welche in dem Herzogthum zu fteben Eamen. Dann man vermutbes _ te, daß ber Feind bie Linien angreiffen würde. Die beträchtliche Neichs Ars mee flund zwar auf dem Papier, Eonnte aber fo bald nicht im Feld fliehen und man war genöthigt zu Beſchuͤtzung der Tinten den Ausſchuſſ ded Krays fed mit Gewöhr und Schanzzeug aufzubierhen. Weil aber der ganze Schwall von Völkern denen Aemtern im UntersLand des Herzogthums auf dem Half lag, fo drohete der gröfte Theil der Untertbanen Hauß und Mof zu verlafs fen. Der Herzog hatte dad Commando über den Kran: Ausfhufl in den untern Öegenden ded Landes feinem Ober Ammann und Obriftien Krumks baren und in dem Obern Theil dem Obrift » Wachtmeifter Negeln Äbergeben, weil ihr Besragen in vorigem Jahr von dem Marggraven und ganzer Genes ralitaͤt ſehr gelobet worden.

F. 40. | Unter ſolchen Kriegs- und Fridends Gefhärften flarb den 5. April der König in Schweden. Die Mediation der Kron Schweden fhien alfo mit ihm erlofchen zu ſeyn and die Meichs » Srände beforgten, daß nicht allein eis |

Fuͤnfzehender Abſchnitt. 87

ne geraume Zeit dahin gehen dürfte, bis die Friegführende Mächten 1697 wegen eines andern Mittlerd einig werben Fünnten und dadurd) der Fride nod) weit entfernt bliebe, fondern audy die Churfürften Zeit gewinnen dörfften aus ihrem Mittel eine Neichd » Deputation auf die Bahn zu bringen und diefelbe mit Ausichlieffung der Fürftenim Namen des Reiche zur Beywohnung bey den Fridenshandlungen zu bevollmaͤchtigen. Wider alles Bermurben blieb aber König Carl XII. von Schweden bey der Mediation , worzu er Karlen Bonde dem von Lilienrothe beygab und zu ben von der Mediation abgefons berten Angelegenheiten feinen bey den Teutſchen Reiche: Tags: Gefhäfften bisher gehabten Schnoilßky beyzuwohnen abordnete und ihm den ausdrüdlis chen Befehl ertheilte der bedruͤckkten Mir s Stände worunter Zweybrüden und Veldenz begriffen war, Eutfhädigung und Reflitution anzunehmen und für die Neligion beforgt zu ſeyn. Difed muffte nun Herzog Eberhard Ludwigen angenehm feyn, weil er nicht nur deflo gröffere Hoffuung haben konnte eine Öenugtbuung für die in währendem diſem Krieg erlittenen Schär den, fondern auch die Rettitution der Gravſchafft Mömpelgard in Kirchens und in Politifchen Sachen deſto leichter zu erlangen , und von difen Geſand⸗ ten ſich alles Beyſtandes zu getröften. Dann nebfl der zwifchen der Kron Schweden und diſem Herzoglichen Hauß hergekommenen Treundfhafft hatte der gedachte Schnoilßky von difem Fürftens Hauß viele Gnaden genofjen und: auch deffen Angelegenheiten, wie wohl ohne deſſen Stelle und Stimm zu fühe ven, ſchon viele Jahre beforges. Eben dazumahl wurde von einem ungenannten zu Regenfpurg ein Bedenken ausgeſtreuet, daß man die Hanöverifche Chur = und Lauenburgiſche Erbfolge» Sache fo wenig , als Religiond » Angelegenheiten zu den Fridenshandlungen ziehen folle. Ct) Man fahe au, daß der Verfaffer fehr wohlgeurtheilt habe, indem die nachmals wegen der fo genannten Ryßwickiſchen Clauſul entflandene Strittigkeiten ſolches genug zu erkennen gegeben. Dann man hatte fi) nunmehr fowohl wegen der Mediation, ald auch wer gen bes Orts, wo die Gefandte von allen Partheyen ihre Fridens » Conferen- zien halten follten , verglichen , da das zwifhen dem Haag und Delfft dem König in Engelland als Prinzen von Naffau gehörige Schloff Ryßwick erwähe: let wurde. Bey folher Hoffnung zu würklihen Zractaten wurden nun aud) zu Negenfpurg den 3. May. die Berathſchlagungen wieder angefangen, nach⸗ dem fle 5. Sabre wegen der nennten Chur unterbrochen blieben. Die Fürfllis he Geſandten verglichen fih mit dem Churfuͤrſtl. Collegio nicht nur wegen eis ner nad) dem Haag abzuordnenden Deputation ,„ fondern man vereinbarte ſich auch ungeacht des vorbemeldsen. Gutachtens wegen: eines Articuls, welder in

(c) Beyl. 14.

88 eſchichte Ber Zerzogen von Muͤrtenberg, *

⸗7,

1697 in Anfehung der Religion dem Friden einverleibet werben ſollte. Unter den Deputirten wurde auch derHerzog von Wuͤrtenberg ernennet. Das oͤſterrei⸗ chiſche Directariem konnte folgen Schluſſ nicht himertreiben, warf aber noch 15. Fragen auf, durch welche er hoffte Uneinigkeit anser den Ständen zu erwecken, und dadurch entweder Die Deputarion zu vereitels , oder wenigſt aufzuhalten, Damit fie zu fpät kommen moͤchte, weil der Director das Her⸗ kommen ded Reichs-Tags wuffte , daß dergleihen Fragen wegen der porigen Deputatiouen viele und langwürige Strittigkeiten erreget hatten. Zu gröffem Gluͤk waren fie aber fon von dem Ehurfürftt. Collegio beantwortet und auf Die Seite geraunt , dag man fie in feine Betrachtung zoge. Dann man hiels te davor daß die ünguli des corporis Deputatorum nur den Namen der Devutierten und fowohl die Churjürftlidye als andere feinen befonderu Chara- cter führen, wie auch ſich des Pradicets der Excellenz und andern Ceremo⸗ nield fowohl unter ſich, als gegen dem Reichs-Couvent und von diſem gegen jenen allerdings enthalten follten. Gie wurden auch nicht ald Delegierte des Neichö: Convents geachtet, foudern , weil ihre Principalen von Reichs wer gen darzu ernennet waren, fo konnten beren Geſandte vermög der ihnen geben der befonderer Vollmachten auch ia ihrem Mamen den Tractaten behwohnen, wobey fie mit den auöwertigen Öefandten wenig, mit Franckreich aber nichts zu thun hätten , weil alles durd) die Hand der x hwedifhhen Mediation giens ge. Dod wurde einem oder anderm Deputierten nidjts in den Weeg gelegt, wann er befonders mit einem auswertigen Gefandten umzugehen harte. Was geacht man aber zur Berwunderung auf dem Reid: Tag wegen des Ceremo⸗ niels den Friden zu befördern zimlich vernünftig und einig war, fo machte doch der Uneinigkeits-Geiſt nicht allein darin einen Huffenshals wegen Stel⸗ lung des Directorial -Zifhes, damit er auf den rechten Fleck und feinen Zoll oder Strich näher oder weiter gegen den Chur s oder Fuͤrſtlichen geſetzt würde, fondern es mengte fih auch ein Mißverſtaͤndnus zwifchen den Deputierten al- ternierenden Käufern, alö aberınals der Baden » Badifhye Geſandter in Ab⸗ wefenheit eines Wärtenbergifchen auf dem Meichötag einen Vortheil im Vors fiß zu erſchleichen fid) bemühete. Herzog Eberhard Ludwig ſchickte aber deu 9. Junij feine Erklärung an den Reichs» Convent, “daß er die Ernennung feir „ner Perſon zur Deputation um fo geneigter fey anzunehmen, alöer feines „Herzogthums und Lande halber dabey am meiſten interciliert wär, und „, da Erin märendem jebigen allgemeinen Reichs-Krieg alles Aufferfle für 7, das gemeine Wefen und Widerbringung eines fihern und beftändigen Ruhe⸗ „ſtands aufgefeht , auch noch ferner zu diſem Zwei uud des ganzen lieben „Vaterlands Beruhigung gereichen könne , willigft mit anzugeben bereit

ſey,

Fuͤnfzehender Abſchnitt. 80

„ſeh, ſo werde er feine £heils ſchon im Haag habende, theils wuͤrklich da⸗ 1597 „hin abgereyſſte Miniſtros hierunter der Gebuͤhr nach eheſtens zu begewal⸗ „tigen und zuinfiruierennicht ermanglen.„ Dife Erklärung ließ er durch feinen Gefandtfhafftd »Secretarium Weber ſowohl dem Reichs-Directorio ald auch dem unter den Evangelifchen den Vorſitz habenden Magdeburgifhen Gefandten. binterbringen, damit derfelbe folche den übrigen Öefandten in vollem Rath andeuten and verfügen möchte,daß fie dem Neichs » Fürftenraths Protocolleinverleibt würde. Weil aber ſolche Anzeige nur durch einen Secrerarium gefcheben, fo ſtunden die beede Fürften » Naths » Directoria au diefelbe ad Protocollum zu nehmen. Das ganze Fuͤrſten⸗Raths⸗Collegium hielte aber entzwifchen das entworfene Schema Seflionum, worinn der Badiſche Öefandte dem Haug Würstenberg vorzudringen meynte, für uͤbereylt, zumahl ſich zeigte, daß bey Reiche: Deputationen und andern Eonventen, wo fic die alternierende Käufer insgefamt oder zum Theil einge: funden haben, dad Haug Würtenberg bey der erſten mit Solennitzt anges henden Seffion wenigftens vor Heffen und Baden jedesmahl den Nang ges nommen und behaupter habe. Der Würtenberg,. Secretarius nahm deßwe⸗ gen Gelegenheit in Beyſeyn des Defterreihifchen Diredorii dem Badiſchen Gefandten zu fagen, daß er garnicht Urfach habe fich difes verkehrten Sche- matis und der Unordnung zu einigem Vortheil zu bedienen, Doc wurde bey ſolchen Ereiguungen von dem Herzog vor nöthig erachtet dem Schwedens Bremiſchen Öefandten , welder von feinem Hof den Gegenbefehl zu Regens fpurg zu bleiben erhalten hatte, fein Votum aufzutragen, welder ihm auch das von den Evangeliſchen Ständen wegen bes Fridenss Gefhäffts an feinen König abgelaffene Schreiben mittbeilte. (u) Difer haste nun Gelegenheit bey feiner Legitimation nicht allein die obgemeldte als eine extra collegium gegebene Nachricht nicht ad protocollum genommene Erklärung zu widerho⸗ len, fondern auch das Würtembergifhe Worzugs = Recht nochmals zu behanp> ten, damit beedes formlich ad protecollum genommen würde. Worauf von dem Fuͤrſten-Raths Directorio eine folde Erklärung erfolgte, vermög deren

der Geſandte davor bielte, daß dem aus folder Würtemb. Nachſetzung beforgs ten Nachrheil vorgebeugt feyn würde, weilbeede Diredtoria felbft eingeflans den und ad protocollum gegeben hatten, daß fie bey Abfaſſung ſolchen Sche- matis Feine eigentlihe Nachricht gehabs hätten, welchem der abwechslenden Fuͤrſtlichen Haͤuſer der Vorſitz gebührte.

. 40. Diefes hinderte aber dannod) Herzog Eherhard Ludwigen nicht an feine Bermählung mit der Prinzeffin Johanna Elifabethen, Margar, Fridric

Magnu—⸗ (u) vid. Beyl. I5

All. Theil. M

9e Gefcbichte der Herzogen von Würtenbere,

1697 Magnufen von Baden + Durlach) und Auguſten Marien, gebohrner

Herzogin von Holſtein, Zochter zu gedenken welche auch ven 5. May verabredet wurde, weßwegen fich der Herzog wach Bafel begabe woſelbſt der Baden⸗Durlachiſche Hof wegen der Kriegs - Unruhen und Verheerung feiner Lande ſich aufbielte. Der Marggrav verfprad in der Heuraths-Abrede feis ner Prinzeſſin Tochter nach dem alten Gebrauch und Herkommen feines Haus fed zebentanfend Gulden zum Heurathgut, Legitima , Auöfteur und gänzlis &er Abfertigung zu geben und ſolche bis zu bald anſcheinenden fridlichen Zeiten ‚mit jaͤrlichen 500, fl. zu verzinfen , wie auch diefelbe mit fuͤrſtlichem Geſchmuck, Kleinodien, Silber » Gefhirr und andern, tie es ben dem fürftl. Hauß Bas den hergefommen und einer Fuͤrſtin gebühre , auszuflatten, doch mit dem Vor⸗ behalt über folde Summe der 16000. fl. aus väterlicher Liebe ihro ein mehrers zu geben, womit fie nebfl dem, was fie erbweis oder in andere Weege übers kommen würde, ald mit zugebrachten paraphernalien und Eigenthum nad) dero Willkühr zu difponieren die Macht haben und foldyes bey ermanglenter Difpofition auf ihre naͤchſte Erben ab inteftato fallen ſoll, dagegen fie für fi und ihre Erben gleich nach dem ehlichen Beylager vermdg der Baadiſchen Erb⸗Gewonheit auf väter müter- und brüderliches Erb und fo viel dasjenig betrifft, fo den Töchtern von der Marggravufhafft zu Erb > und Heurath-Gut abgefolgt wird, auch auf das ſchweſterliche Erb und insgemein auf alle andere ns Neben s and Zufäll, fo von der Marggravfhaft berrübren und ihro auf ferhalb folchen Verzuͤchts jego oder Fünfftig von denfelben zuſtehen moͤchten, ges bürlihen Verzuͤcht za thun fhuldig und damit gedachter Marggraufhafft Bans ben aller und jeder Zu = und Anſpruͤche abgefhieden und hintangetheilt feyn und bleiben fol. Dagegen Herzog Eberhard Ludwig feine Fünfftige Gemahlin mit 5000. Rthlr. oder 7500. fl. zu beinorgengaben zufagte , welche ihro entweder baar bezahlt oder mit 375. fl. verzinffe nnd bis auf ihr Abſterben gereicht wer⸗ den , ſolches aber, wann fie ohne Leibes-Erben abfterben würde, dem Hauß Wuͤrtemberg wieder heimfallen folle, Zu einem Handgeld oder Kramſchatz fagte er ihro jährlich 1000. fl. uud für das Heurat-Gut nicht allein zehentaus fend Öulden zu, fondern verwieſe fie auch zu Bezeugung, wie hoch er dife Als lianz und Freundſchafft fhäge, mwittumbsweife auf die Stadt und Amt Leon— berg, Daß ihro davon jedes Jahrs 2500. fl. an Geld, 1250, Schäffel Fruͤch⸗ gem zu rauem gerechnet , und 208. Aymer Wein zu ihrem Wittumb gereicht werden folle. Es wurde ihro auch die alleinige Obrigkeit und Jurisdidtion über ihre Dienerfchafft in ſolchem Schloff und Stadt eingeraumer. Und weil die Ober » und Unter» Umtleute und dad Gericht zu Leonberg dew Gerichtäzwang in bes Stadt und dem Amt verwalten und dabey öfters Sachen vorfallen Eins ö

nen,

Fuͤnfzehender Abſchnitt. er):

nen, bie der Prinzeffin eigenes Intereffe und Reſpect, oderaud ihre 1697

- Bediente berühren, fo foll zu Einbringung ihrer Gefäll, auch Hands babung ihres Mefpects ihro die Erkanntnus zugelaffen und die Beamte an fie gemiefen werben, dagegen ber Herzog ſich alle übrige Obrigkeit, Landsfuͤrſt⸗ liche Hoheit, Der» Nider» und Mittelgerechtigfeit , alle geiſtliche Jurisdi- ction &c vorbehielt. Auch fol fie, wofern der Herzog vor feiner Gemah⸗ „lin mit Tod abgeben und Reibes » Erben Hinterlaffen würde , welche unter ih⸗ „, ven Sahren wären, ald legitima tutrix, fo lang fie im Wittibſtand bleibt, „von der Bormundfhafft und Landes sNegierung nicht ansgeſchloſſen werben, +, fondern neben und mit einem Landhofmeiſter, Marſchall, Cauzler und Ge⸗ +, beimden Raͤthen oder welche zu folcher Zeit dife Stellen befleiden werben und „in Fünff befteben follen , ohne einige weitere Adminiftration dergeſtalt zus „gelaſſen werden, daß ohne der geheimden Raͤthe als Mit-Wormundere Vor: „wiſſen und Einwilligung fo wohl, was die völlige Regierung , ald auch bie ,, Veconomie betrifft, durchaus nicts vorgenommen oder ausgemacht werden », foll, e8 wäre dann, daß der Herzog ein anderd dilponiert hinterlaffen würde, Bey Beftellung der Kirchen nnd Schuldiener in den zu dem Wittumb gehdris gen Stadt und Dörfern follte die Ernennung der Herzogin verbleiben unter ber Bedingung, daß fie keine Pfarrer oder andere Geiſtliche vorſchlagen oder ernennen fole, ald welche verpflichtete Stipendiaten oder Kichendiener an ben Orten wären, weder Herzogbas Jus nominandi hergebracht hätte. Die Confirmation und Examination hingegen foll durch das Herzoglihe Confi- forium und die Einfeßung durch des Herzogs Nachfolger im Regiment Su- perattendenten Augfp. Couſeſſion geſchehen. Uebrigens wurde wegen ber berſchiedenen Erbfaͤlle beflimmt , wie es gehalten werden ſolle. Zur Vollzies bung der Heimfürung richtete er aber vorhero eine neue Leib-Guardi zu Pferd auf, welche ihm den 30. Martij den Eyd-der Treue ablegte, und das einhellis ge Rob erhielt, daß unter aller Europäifchen Potentaten keib » Guardien ſchwer⸗ Yid) eine zu finden fey, welche an auserlefener Mannſchafft, Ordnung und Koſt⸗ barkeit difer gleich kaͤme, Feine aber , die ed derfelbe bevorthäte. Dife Verlöbs nus hatte eine andere zur Folge, indem fo gleich hernady Marggr. Cart Wils beim von Badens Durlad) fih den 16. Junij mit Herzog Eberhard Ludwigs Prinzeffin Schwefter Magdalena Wilhelmina verlobte, wobey der Herzog der⸗ felben ald einer Tochter eined regierenden Fürften 32000. fl. Heurathgut und weil das Beylager ſchon in den nächftfolgen Tagen, nemlich den 27. Sunij ſoll⸗ te gehalten werden, und man mit der Ausſteurung nicht fertig werden Fünnte, ihro an deren flatt 10000. fl. zu zahlen verfprad. Der Bräutigam aber ers bothe fic) feine Fünfftige Gemahlin mit 7500, fl. zu bemorgengaben und zur h „6 2 Verſi⸗

92. Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

2697 Berſicherung bed Heuraths mit 64000. fl. zumwiderlegen und fie mit dem.

Amt und Schloffr Graben zu bewidmen. Beede Fuͤrſtliche Häufer hats ten alfo gnug mit Luſtbarkeiten zu thun. Dann den 15. May gefchahe die feyers liche Heimfuͤhrung der Herzogin Johannen Eliſabethen, Herzog Eberh. Lud⸗ wigs Gemahlin, welchen den. 3. Junij der regierende Marggr. Fridrich Mag— nus, den 10. deſſelben Marggr. Ludwig Wilhelm und den 13. Junij der Herz zog von Lothringen und den rgfen die alte Marggraͤvin von Durlach einen Bes ſuch abflatteten und den 27. Junij dem Beylager des jungen Marggraven beya wohneten. Worauf beede junge Fürften den 2. Julij nah Mudenfturm zur allierten Armee abreyfften und Herzog Eberhard Ludwig den 24. Aug. mitders felben bey Maynz über den Rhein gieng in Hoffnung unter währenden Fridens⸗ Handlungen noch etwas nußliches auszurichten.

$.. 4%.

Indem mar nun bey Hof in Galle und Vergnuͤgen lebte, follte vermoͤg Ber im Fruͤh⸗Jahr genommenen Abrede wegen der zum ffand gekommenen AT- fociation im Maymonat eine Zufammenfunft der verbündeten Fuͤrſten zw Trankfurs gehalten werden um ſich zu vergleichen, wie man bey den Fridends Tractaten mitwwürfen und nad) Anleitung des bisherigen: Firften = Vereins wie auch der darauf gegründeten nähern Verbündung die Mechte der Fürften: dereinft auf feſten Fuß feßen koͤnnte. Nach der Wolfenbütrelifchen Erklärung hatte man fic nicht wenige Hoffnung und Abſehen bey folcher Zufamenkunft: auf das Färftl. Haug Würtenberg gemacht, weifman zu Frankfurt vermuthe⸗ te, daß der Herzog zur Beſchickung ded Fridens-Eongreſſ und Reiche = Depus tation würde erbethen: worden: feyn und ber Herzog ſich Damit beladen. haben: laſſen. Zu der Vergleihung einer neuen: Fürften » Bereinung war aber der Herzog nicht eingeladen ,. ungeacht derfelbedurch feinen Negierungs - Nath Hey⸗ land bey dem Allociationg » Wejen dad meifte gethan zu baben erkannt wurde Die Herzoge von: Braunfhweig erfeßten ſolches Verſehen und entfchuldigten: fih durch ein Schreiben , daß fie vermennt gehabt, als ob ein. dem: Merzog bes nachbarter in. dem Verein flebender Fuͤrſt die Einladung thun wuͤrde, weil fie indgefamt auf dad Haug Würtenberg Fein. geringes Aufſehen gehabt hätten. Mithin muffte obbemeldter Heyland nah Frankfurt: abreyfen und vernehmen , was gehandlet. worden. Man hatte aber ſchon den zr. May einen Schluff. ges macht, worinu ſie viel vorausfehten, weldes von: der Kron Frankreich nicht am erhalten war, weßwegen ber Regierungs⸗Rath Heyland groffes Bedenken ung gut zu heiſſen, woruͤber manfeine a 9 deſto⸗

Fuͤnfzehender Abſchnitt. RX deſtoweniger wurde fo ſtark in diſen Geſandten gedrungen, daß er das 1697

anſtatt eines Keceſſes ausgefertigte Protocoll unterſchreiben muſſte, wobey er aber ſeines Principalen Genehmhaltung ſich vorbehielte, welche gleiche" wohl nicht erfolgte: Cw) Weil die Fridens-Tractaten nun entzwiſchen den: - Anfang genoinmen , fo gab Herzog Eberhard Ludwig feinen: im Hang habenden. Geſandten den Befehl ſowohl im Namen des Krayſes, ald auch) feiner eigenen: Perſon denfelben beyzuwohnen und nebft dem Frandifhen Gefandten von Schros' tenberg von allem vorgehenden Bericht abzuflatten und nicht fo wohl wegen deß⸗ jenigen, was ihm wider alles Völker » Necht abgenommen , ald vielmehr ; was wider den Contributiong » Werali (X) ihn und feinen Untertbanen aba’ gedrungen und wegen aller wider denfelben zugefügten Schäden eine Genug⸗ thuung und Entfhädigung zu begehren und feft darauf zu beſtehen, wie fie im: obangezogener gedruckten ausführlichen Vorſtellung enthalten fey , worauf er fih auch bezieben und auf ſolchem Pfad bleiben foll, bis der geheime Rath KRulpis in dem Haag ankomme. Dann difer wurde nebft dem Eoflanzifchem: Cauzler von Dürheim von dem Krayß abgeordnet den Zractaten beyzumohnen „. da der von. Heefpen fih der Krauß: Angelegenheiten nicyts mehr anzunehmen, fondern nur ded Fuͤrſtlichen Haufes Saden zu beforgen aufgegeben wurde doch, daß er bey fich ereignender Öelegenbeit alle Puncten, welche der Krayß⸗ Sefandfhafft aufgetragen worden , in des Herzogs Namen betreiben helffen fols le. Und weilder Krayß als ein Circulus mixtus in Religions Sadyen nicht: wohl eine Inſtruction geben konnte, fo wurde ſolche Sache ebenmäfftg dem von: Heefpen aufgetragen. Dann die Eatholifche Krayk » Stände waren ohnehiu eyferſuͤchtig, daß der Herzog ald ein Epangelifher Stand zween Öefandte bey) den Tractaten. haben wollte und verlangten , daß man paritatem. religionis: beobachten und: audy zween Eatholifhe aborönen follte , welchem auszuweichen man einen Unterfchied des Auftrags machen muſſte. Heſpen empfieng deßwe⸗ gen ben von den Evangelifchen zu Regenſpurg gemachten Entwurff eines Ar⸗ ticuls, welder dem Fridens = Suftrument. einverleiber werden follte Der Herzog gab ihm aber. die fernere Erleuterung und Befehl fi mit andern Evan⸗ gelifhen Öefandten darüber zu vernehmen ,. wie man ſich fo’ wohl gegen Frans reich, als die Catholiſche im Reich, welchen man: nicht rauen: durffte, ſicher ſtellen köͤnnte. Inſonderheit hatte ex fein Augenmerk dabey auf Straßburg: gerichtet, wo der König im Kirchen s und Schul = Wefen,. wie auch in Verwal⸗ fung der Kirchen = Einfünfften und Stiftungen manche Aenderungen unters: nommen bafte, damit in Anſehung derfelben alles: wieder inden Stand ges feßt wuͤrde, wiees in den Jahren ı 649: und 1650. geweſen, weil in der Kriegdr M: zZ Erklaͤ

(w) vid. Beyl. aum. ı6; (xX) vid. ſupra Beyl; num. 6.

9% Gefcbichre der Herzogen von Wuͤrtenberg,

nn dl mn nn nn 1697 Erklärung von 1689. befchloffen worden , eher keinen Friden zu mas chen, es werde dann der Weſtphaͤl. Frideusſchluſſ tam ın ecclefialticis, quam in politicis wieder volllommen hergeſtellet. Belangend aber die übrige Religions: Stristigfeiten , daran die Kron Frankreich feinen Autheil hätte, fo follten zwar folche auf den Reichstag verwieſen, entzwifhen aber alles in dem alten Stand gelaffen und nichts geändert werden. Doc) müflte man difen Puncs

ten wegen der A. C. Verwandten und Reformierten in der Pfalz wohl vorher

überlegen, weil der Herzog ben erflern zugefagt ihnen pro juititia & zquitate beyzuftehen und nur wuͤuſchte, daß beederjeits Neligiond = Verwandte fich mit einander in der Guͤte vergleichten und ſolcher Verglich dem Fridenjchluff einges ruͤckt werden könnte. Der brandenburgifhe Geſandte hatte damahl über des abtrünnigen Georg Ferdin. Budifches Obfervationes hiftorico politicas über den Weftphäliichen Friden, fo unter der Approbation der Wienerifchen Hohen » Schul im Jahr 1695. an das Liecht getretten, Oegenz Anmerkungen gemacht und auf dem Reichstag die darinn fo vielerley gefaͤrlich aufgeſtellte Grund— füße geahndet. Der Herzog wuͤnſchte zwar auch, Daß ſolche in Betracht gezo⸗ gen würden: Er erinnerte fih aber, daß dife Anmerkungen noch nicht in Bes rathſchlagung gezogen worden und folglich auch noch nicht offentlid, an das Liecht zu bringen wären.

6. 4%

So viel aber das weltlihe Wefen anbetraff, fo hatte der Herzog auffer der Gefahr, worinn die Gravſchafft Mömpelgard war, und den Erfaß der erlittenen Schäden nichts zu erinnern. Wegen des erflern Puncten hatte ex fehr vieles vorzubringen und zwar zuvordrift wegen feined Vetters Georgen ſelbſt. Diſem hatte ex fein Vorhaben eröffner ſich feiner Iingelegendeit anzuneh— men. Die Antwort war aber fo dunkel und verwirrt, daßniemand feine Mens nung errathen konnte, weßwegen man nöfbig fand fo wohl der Kayſerl. Ges ſandtſchafft, ald auch der Schwedifchen Mediation etwas näher heraus zu ges ben, wie difer Herzog Georg ſich felbft öffterd vor dem Liecht ſtehe und wider dad regierende Hauß ohne Urfach oder Noth ein Mißtrauen trage, als welches fein anders Interefle dabey habe, als was jedem Haupt bey feinem Hauß obs lige, zumahl berfelbe ſchon 71. Jahr alt fey und nur einen einzigen Prinzen , aber Feine foͤrmliche Megierung, Canzley oder eigene rüchtige und verpflichtete Käthe habe, welche die jetzige Angelegenheiten beforgen oder nad) Notdurfft bey difen Tractaten vortragen Eönnten. Herzog Eberhard Ludwig erfuchte das bes durch den Heeſpen obgemeldte Geſandten alled, was fein Better etwan durch

abge:

t

Fuͤnfzehender Abfehnier. 05

abgeſchickte Leute oder vermittelt Schreiben bey dem Congreſſ einbrins 1697 gen möchte, feinem Gefandten zeirlich und ehe etwas verhänger würde,

vollkommen mitszutheilen und hingegen, was erald dad Haupt des ganzen Herz zoglichen Hauſes zur MWoblfart und Beſtem der gefürfleten Gravſchafft Moͤm⸗ pelgard und der beeden Herrfchafften Harburg und Reichenweyher, wie auch der fiben Herrſchafften vortragen laffen würde, gutwillig in Betracht zn ziehen und es bey der Kron Frankreich dahin einzurichten wie es dem Weſtphaͤliſchen Fridensihluf und der Billigkeit gemäß wär. Und weil der Herzog Friderich Sarl aus Noth die Sraffchafft von der Kron als ein Lehen angenommen hats te diefelbe dem Hauß zu erhalten, _fo wurde dem Heeſpen aufgetragen infons derheit dieſelbe von folder Verbindlichkeit wider frey zu machen , weil fie nur eine Folge der reunionen war, weldedurd die Präliminarien des Ryßwicki— fhen Fridens ſchon zeruichtet und alfo auch die Lehenbarkeit aufgehoben wers den mufften, zumahl die Gravſchafft im Jahr 1680. nur den franzöfifchen Hans den durch ſolches Mittel entriffen werden Fonnte, man aber fafl nicht wiffen Eonnte, in weffen Namen der. Lehens-Eyd abgefhworen worden. Dann e8 hatte weder Herzog Georg, noch fein Sohn dife Lehens-Auftragung gutgeheif: fen, fondern derfelben befläudig widerfprochen. Herzog Friderich Earl als ein zeitliher Vorimunder, wovor er fi) ausgeben müffen , konnte am fo weniger jemand von dem ganzen Herzoglichen Hauß verbindlich machen weil fie ein Reichslehen war und von Zeit zu Zeiten von dem Kayfer und Neich anpfans gen wurde. Der Herzog muffte aber auch wegen der 4. Evangelifchen darzu gehörigen Derrfchafften Blamont, Hericourt, Chaftellot und Clermont forgen, damit diefelbe bey der freyen und alleinigen Evangelifchen Neligions- Hebung erhalten würden, indem die 3. übrige jederzeit bey der Catholiſchen Stanbenslehre blieben. Bor allen Dingen aber muſſte man fich vorſehen, damit ihn die Erbfolge in der Gravſchafft und deren Zugebörden mit der Zeig nicht ſchwer gemacht würde, weil Herzog Georg ſchon fehr als war und deſſen ‚Prinz Leopold Eberhard die Vermuthung von fih geb, daß er ohwe leheusfaͤ⸗ bige Erben abgehen dörffte.

$- 43.

Entzwiſchen fehten die Kayſerliche Gefandte Gran von Kaunitz, Heinrich

Sr. von Strattmann und der Baron von Seilern einige Säße auf um folde , fo viel das Reich betraff, den Franzofen übergebem zu Eönnen. Die Reichs— Allierten warfen aber einen Verdacht anf diefelbe , daß fie folche poſtulata obs ne ihren Rath und Vorwiſſen dem Gegentheil aushändigen würden, 144

96 Geſchichte der Herzogen vor Muͤrtenbertt, 1697 fie den 17. May ſolche erinuerten damit behutſam zu geben, damit fie zugleich Gelegenheit befämen auch ihrer Principalen Poitulata an die franzöftfhe Geſandſchafft zu bringen. Giewufftennod nicht, daß man zu Nes genfpurg eine Neichs » Deputatıon abzuordnen befhloffen hatte , fondern verz muthete folhes nur, dag es damit feinen Fortgang erreichen würde, weßwe⸗ gen fie auch derfelben vorbehielten, ihr Antigen vorzutragen. Die Kayferliche Hingegen enlten jebr um Ben Friden zu befördern, ebe dife Deputation nacy dem Haag käme, dann fie wufften, daß die Reichs» Otäude auf der Reftitution der Stadt Straßburg feft beharrten und von feinem Äquivalent hören woll- ten, dagegen dem Kayfer die Zurusfgabe der beeden Veflungen Breyſach uud Freyburg ald feiner öfterreichifchen Parrimonial- Lande harı auf dein Herzen la; ge. Seine Geſandtſchafft hatte den Vortheil, daß die Franzofen mit vem Fris ben ebenmäffig eyleten, weil fie wegen der Erledigung des ſpaniſchen Throns einem.neuen langwuͤrigen und Eofibaren Krieg entgegen ſahen nnd eines theils eine Erholung ihrer Kräfften nöthig hatten, andern theild zu Erreichung ihrer Abfichten auf den Partage - Tractat einen Friden münfhten um mit andern Mächten foldyen zu verabreden, welche fie in währendem Krieg mit demfelben nicht zum Staud zu bringen vermochten , zumahl aud) die oftomenifche Pforte jeßo befferes Kriegs-Gluͤck haste und fid) einen beſſern Friden verfprechen Konnte. Nichts deflo weniger lieſſ der Kayfer zum Schein durch ein Commif- fiong= Decret die Stände zu Negenfpurg erfuchen, daß die Depufation einflen zum Stand fommen und die Deputierte fid) eulfertigft nad) dem Haag beges ben möchten. Er wuſſte aber, daß auf dem Meichdtag nach dem Herkommen nod immer Strittigkeiten vorfielen , welche die Abreyſe verhinderten. Die SKanferliche Sefandtfhaft war aber gleihwohl fo willfärig gegen die Reichs- Al⸗ Vierten fie nach Ryßwick zu befcyeiden, wo er-ihnen die Kanferl. Proponenda sorlegte, damit fie ihre Erinnerungen darüber machen könnten. (y) Diefamte iche Allierte veralichen fich hingegen , daß man die Sranzofen erfuchen follte ein Fridens » Project zu entwerfen, um fi) mit ihnen Darüber vergleichen zu koͤnnen, da ſich indeffen die Meichs = Deputierte auch nah und nad) im Haag’ einfanden. ie brachten ven Auftrag von den Evangeliſchen mit fih, daß fie ihre wider den Weftphäl. Friden erlittene Beſchwerden den Kayſerlichen mit bein Begehren übergeben follten, daß derfelben bey den Fridens-Tractaten gedacht und ihnen abgeholfen werden möchte. Dife vermweigerten aber foldyes anzunehmen, wordurd) die Deputierte genöthigt wurden fih au die Schwediſche Mediation zu menden und ſolches auch. den Engel- und Nolländifchen Geſand⸗ ten mitzutheilen, damit. fie fo wohl in.ecelefiaficis als politicis reſtituiert werden

(y) vid. Beyl, num, 17,

Sünfzebender Abſchnitt. 97

werben möchten. (2) Nun hielte zwar die Mediation ſolches Begeh⸗ 1697 ven für fehr billig x weil aber ihr. König ein Gewaͤhrsmann des Weſt—⸗

phal. Fridens war, fo vermeyuten fie auffer Stand dadurch gefeßt zu ſeyn, fols ‘he Reitirution den Tranzofen vorzutragen , welches ben Kapferlichen obläge. Als fie es deßwegen wieder verfucdhten, war der von Seylern im Haag auch ans gekommen und machte neue Schwürigfeiten, indem er vorher Die Berichtigung der zu reflituieren feyenden Orte zn fand zu bringen fuchte, da man hernach erſt über die Weife, wie man foldhe in ihren vorigen Zuftand feßen follte, res den koͤnnte. Kulpifen wollten deßwegen dife Fridenshandlungen gar nicht ges fallen, indem er nach feiner Aukunfft dafelbft den 22. Junij berichtete, daß, wann Fein beffered Vertrauen und Einigfeie fich zeigte und im Feld durch die Kriegs » Öperationennidyr cin mehrers, als bißher gefchehen , verrichtet würs de, man einen ſchlimmern Friden, ald den Nimwegifhen, zu hoffen hätte. Weil nun nad Ankunft der Reichs-Deputierten auch dad Ceremoniel zu bes richtigen war, fo gab Herzog Eberh. Ludwig feinen Oefandten auf fich von ans dern Fürfklichen-nicht zu rennen, fondern die Rechte und Würden des Fürftens ſtands beſtmoͤglichſt, doc) alfo zu behaupten , daß dadurch die gute Eintracht und Bufammenftimmung unter den Allierten und Deputierten nicht zerflört, noch das ohnehin ſich fo fchlecht aulaffende Fridens-Geſchaͤfft einiger maſſen geſteckt werden dörffte.

$- 44.

Den 7. Julij übergaben bie beede Wuͤrtembergiſche Geſaudte von Kulpis und Heeipen den Schwediſchen Mediatorn von Lilienroth fo wohl des Schwär bifhen Krayſes, ald auch ded Herzogs befondere Poſtulata wegen ber erlittes nen Schäden , ald auch wegen Zurudigabe der Gravſchafft Mömpelgard und darzu gehörigen Herrſchafften, welche difer verinög feiner von dem König im Schweden erhaltenen Ordre der Franzoͤſiſchen Gefandtfchafft einzuhandigen vera ſprach, aber dabey zu vernehmen gab, daß er bereits vor zwey Jahren von feis nem Hof den Befehl gehabt die Würtenbergifche Angelegenheiten und infonderw beit die aus dem mit der Kron Frankreich errichteten und von berfelben übers ſchrittenen Contributiong s Xractaten herrührende Forderungen auf alle Weis fe zu unterflüßen. Obwohl er nun an ſich nichts ermanglen laffen und als ein Auskunffts⸗Mittel vorgefchlagen,, daß die erlittene Schaͤden an der noch ruck⸗ ftändigen Contribution abgezogen werden koͤnnten, fo hätten Doch die Frans | ofen (z) vid. Beyl. num, 18. *

XII. Theil. N

98 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1697 zoſen fehlechterdings fich zu Feinem Erſatz der Kriegs» Schäden verfies ben wollen. Diſes würde aber nicht hindern, noch einmahl einen Ver; ſuch zu thun. Die verzögerte Ankunfft einiger Weiche + Deputierten hinderte aber den Fortgang der Tractaten zwiſchen dem Reich und der Kron Frankreich, deren Gefandefchafft entzwifchen die Vollmacht auch mit den Reich zu handlen erhalten hatte, aber ſolche noch gegen der Reichs⸗Deputierten Vollmachten nicht auswechslen konnte. Weil nun deßwegen die Franzoſen Schwuͤrigkeit machten von den Kayſerlichen der Krayſe Forderungen anzunehmen, fo erwähl- ten die Würtembergifhe und Schwaͤb. Krayf » Oefandte den Weeg ſolche in einer Privat- Conferenz den Franzofen felbft vorzutragen und zur Unterbau ung ben den übrigen anwefenden Chur = und Fürfilichen Oefandten zu recom- mendieren , die Kayferliche aber um deren Protection zu erfuhen. Dife letz⸗ gere fanden die Würtembergifche Poftulara fehr billig und der Gray von Kau— niz gab fo wohl in feinem , als feiner Collegen Namen die befle Vertroͤſtungen alles zu thun, was zu ded Herzogs Vergnügen gereichen koͤnnte, weil er ſich bey difem Krieg fo wichtige Verdienfte gemacht hätte. Der Grav von Ötratt- mann hingegen fagte ihnen fo gleich, daß die Franzofen nichts von Erfegung der Schäden hören wollten, welche ſich über dife Poftulara am meiſten befdawehr: ten , inden fie ſolche einer Härtigkeit befhuldigten and exorbirant nennten. Dann fie beförchteten , daß man dadurch ad fpecialia kommen dörffte, welchen fie aͤuſſerſt auszuweichen ſuchten. Die ©. inferliche bezeugten aber jeßo dennoch eine Unzufriedenheit, daß man folched. nicht durch ihre Hände lauffen laſſen, weßwegen ſich Kulpis nebfl des Fraͤnkiſchen Krayfes Geſandten von Schrotenz berg entfchuldigte , daß, weil die beede Krayfe Franken und Schwaben und ins fonderheit das Herzogthum Wuͤrtenberg den Krieg faſt allein führten und die meifte Beſchwerden und Koſten truͤgen, diefelbe auch vorzüglich bey den Fridens⸗ handlungen Theil zu nehmen und ihre Genugthuung und Sicherheit nit aus der Hand eined Dritten zu erwarten fonbern ihres. Interefle ſelbſt wahrzus schmen für billidy erachteten.. Jedermann bemerftenun daraus, daß der Kay⸗ ferlihen Abfihrbefländig dahin gienge die Tractaten nach ihrem Willen zu len⸗ Ten und zu führen. Nachdem aud) der von Seylern im Haag angekommen war, wurden die Preliminarien niemald mit guten Augen angeſehen, nod) felbige fchlechterdingd angenommen ſondern man fuchte derfelben mit guter Manier abzukommen, weßwegen man zu muthmaffen besechtigt ſeyn wollte daß der Vorſchlag von ben Franzofen ein Projed des Fridens zu fordern auf die Bahn. gebracht: worden damit die von den Kayferlichen: sorbin zum Vorſchein gekom⸗ mene Preliminarien für aufgehebt gehalten: und: die Franzoͤſiſche zum Grund ben Tractaten gelegt werben könnten. Dagegem bie Allierten feſt auf ben. voriz © gem

Fuͤnfzehender Abſchnitt. 99

gen beſtehen und nicht davon abweichen wollten. Nachdem nun die Wir: 1697 temberbergiſche Geſandten vor Uebergebung ihrer Poſtulaten bey den Franzoſen ihren erſten Beſuch abgelegt hatteu, empfiengen fie den 11. Julij von dem erſten Franzoͤſiſchen Ambaſſadéur de Harlay den Gegenbeſuch, wos bey ex fich verlauten lieff, Daß er nad) beygelegten Ceremonialien hoffte und vers langte mit ihnen näher bekannt zu werden und öffterd zufamen zu kommen, wels ches zur Beförderung der Tractaten fehr vieled beytragen würde, ald worzu fie ihrer ſeits aufrichtig geneigt wären und fid) gegen den Allierten ein gleiches vers fäben , welches man bald aus deren Antwort auf das ihnen ausgelieferte Fris dens- Projedt erfehen koͤnnte. Wofern in ſolchem Projedt etwas zu dunkel oder anftöffige Ausdrücke enthalten wären, wollten fie ſolches fo gleich verbeſſern. In der Hauptfach wäre daſſelbe ihre endlihe Erklärung, worüber fie weiter nichts zu fagen wuͤſſten. Die Unerbietungen , fo der König durd eine unge— heure Anzahl freywilliger Reftitutionen thäte, wären fehr groff und nad) ihs ver Wichtigkeit zu betrachten, weilinfonderheit feines Königs Waffen nod in vollem Ruhm flünden und dadurch guugfam zeigten , daß es ihme nicht an. Kräften mangle , weil er wider fo viele. Wllierte den Krieg allein mit folcher Stärke ausgebalten hätte, felbigen nody ferner auszuführen. Sein König mäs ve nicht gezwungen worden zu den Anerbietungen, welde der de Callieres in den Preliminarien gethan, weßwegen er hoffe, daß man ſich nicht weiter das mit aufhalten, fondern ernfllich darzu thun und je eher, je lieber zu einem ges deylichen Schluff zu gelangen fuchen würde. Des von Kulpid Antwort war fürzlich dife, daß es auf feiten der Würtenbergifchen Geſandten an Erleichtes rung guter Kundſchafft und guter Abſicht nicht ermanglen werde. Nah Maß: ‚gab der vielen von dem König gemachten Eroberungen welche al⸗ le in waͤhrendem Krieg geſchehen, muͤſſten aber billich auch die Reſtitutionen groff ſeyn und deren Villigkeit bey einer Fridenshandlung nicht nach der Staͤr⸗ fe der Waffen beurtheilt werden, indem man fonft nicht leicht überein Eoms men Eönnte. Bey dem Empfang der Preliminarien fey die diffeitige Mey nung deutlich gnug gefagt worden, Im übrigen fey nichts mehr, alö ein fürs derſamſter allerfsitd verguüglider Schluff der augefangenen Handlungen verz mistelft eines fichern und gerechten Fridens zu wünfchen.

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Entzwlſchen erbielte man von ben Unterreduugen des Graven von Works land mit dem Marechal de Boufleur Nachricht uud daß nicht allein der Koͤ— nig in Engelland und Die General: Staaten ernftlich den Friden fuchten, ſon⸗

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200 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1697 dern auch hie letztere ſchon weit darinn gekommen ſeyen. Die Klagen daruͤber wurden allgemein und der Engliſche Geſandte Williamſon im Haag war dadurch veranlaſſt den König zu rechtfertigen, daß, weil die Frans zofen aller Drten ausgefprengt hätten, als ob König Wilhelm den Friven nicht ernftlich verlangte, derjelbe feine Ehre zu reiten und fo wohl der Euglifchen: Nation, ald der ganzen Welt das Unrecht zu zeigen, fo ihm durch difen Be— zuͤcht widerführe , auf feiner Geſandſchafft vielfältigen Zufpruch difen Schritt endlich thun müffen. Er habe aber dabey durch feinen Günftling eine folche - Erklärung thun laffen daß die Franzofen nicht Urſach hätten darüber groß zu: ſprechen und ſich flolz zu mahen, indem ded Königs Abſicht gar nicht fey den Friden zu übereylen, fondern wann Fein fiher oder billiger ride zu erhals sen, ben Krieg mit gröfferer Stärke, ald jeinals fortzufezgen und das Aeuſſer— fle daran zu wagen, worunter er auch von der Englifhen Nation gewiß nicht werde verlaffen werden indem ed derfelben nicht an Mitteln fehle. Dann obs ſchon jeßo ihre Finanzen in einem fehr verwirrten Zufland wären , fo fey body noch Geld und Mittel gnug vorhanden. Difer Entfhuldigung ungeadht waren aber folche Unterredungen fo wohl Herzog Eberhard Rudwigen , ald auch dem von Lilienroth fehr verdächtig, indem beede eine geheime und darzu uͤbereylte Fridenshandlung vermutheren, da leicht wegen Straßburg etwas bem ganzen Meich und infonderheit dem Fraͤnk- und Schwäbifchen Krayß, vornemlidy aber dem Herzogthum Würtemiberg wachrheiliged verhängt werden koͤnnte. Dann der Herzog bemerkte in dem neuern Franzoͤſiſchen Fridens » Entwurff mißlies big „baß die Reftitution der Stadt Straßburg in dem Zufamenhang der Wors te felbft gar ſchwer gemacht und dafür ein. Mquivalent anerbotten, nadyge> hends aber auf Vorſtellung tüchtiger Gründe bes Schwediſchen Mediatoris endlich fo ausgedruckt worden, daß gleichwohl die Reftitution difer Stadt fs, wie fie zur Zeit der Einnahm geſtanden, gefhehen und zur Raſierung der neus erbauten Werker 8. biß 10. Monate nachgeſehen werden folle, da entzwifchen die Kron Frankreich ihre Beſatzung in. dem Ort behalten koͤnnte. Difer Um— fland war: fehr verdächtig und deßwegen fehr viel daran gelegen, daß ſolche Stadt wo nicht vor, doch gleich. mir dem Schluff der Tractaten mir allen jeße maligen Bevefligungs: Werken dem: Reich. abgetretten und ohne Hinausferung: auf etliche Monate geraumt würde. Der Herzog hoffte daher, daß das Frans zöfiche Anerbieten von Feinem der hohen Allierten dergeftalt angenommen,. noch son der Reftitution im. dem dermaligen Beveſtigungsſtand abgewichen, fonz dern einmütig darauf bebarret würde. Um aber auch des Königs in Engelland, weſſen man fich von feiner May. und den General: Staaten. hierunter zu verfes ben, verfichert zu ſeyn, fogab er feinem Negierungs s Math Heeſpen den an fehl

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Fuͤnfzehender Abſchnitt. 107

fehl fi zu dem König fehleunig in dad Lager bey Loo zu begeben und fels 1697 ben augelegentlichft zu erfuchen, daß er die Reftitution der Stadt Straßburg in gegenmärtigem Zufland entweder. in den ordentlichen mit deu Tranzofen baltenden oder in andern befondern Conferenzien kraͤfftigſt unterffügen und ohne folche Feinen Frieden einzugehen belieben , fonderu ſowohl inden Par- ticular Tractaten davor forgen, ald auch feine und der General: Staaten Am- baffadeurs dahin inftruieren wollte. Des Herzogs vornehmfte Abficht war aber dabey den König von einem befondern Friden abwendig zu machen. Dann der von Lilienroth erzehlte den Wuͤrtenbergiſchen Gefandten, daß, ald er bie Franzoſen erinnerte bey Verfertigung des Projedts gleichwohl auch die Billiger Zeit zu gebrauchen, indem fonft die Allierte die Fridenshandlungen abbrechen dörfften, dieſelbe Darüber erblafft feyen: Nachdem fie aber die Portländifhe Uns terredungen vernommen hätten, fo feyen fie ganz verändert uud flolz worden. Wegen der Stadt Straßburg bekam der Herzog noch die Nachricht , daß die Sefuiten ſich ſehr flark der Zuruckgab der Stadt Straßburg widerfeßten und fowshl am Kayſerl. ald Franzöfifhen Hof daran arbeiteten, daß man das AR- quivalent für dife Stadt beharren follte, weil fie beförchteten,, daß , wann diefelbe wieder in vorigen Stand gefeht würde , fie ihr fhöned Collegium das felbft und den Vortheil des Handels verlieren doͤrfften. Mithin war Feine Zeig zu verfaumen allen folden Ausfichten zu begegnen,

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Der von Heeſpen reyſſte demnach deu 6. (16.) Auguſti nad) Loo, gab aber doch dem von Lilienroth Nachricht davon welder ſich fehr verwunderte bißher von allem demjenigen , was ihm ber Würtemb. Geſandte wegen Straßs burg anzeigte, fogar nichtd vernommen zu haben und verfidherte, daß, obſchon der Rath Penfionarius Heinfius und andere Holländifche zw difen Tractaten Abgeordnete, wie auch die Kayferliche Geſandte ihn dasjenige, fo ihnen von: des Graven von Portland mit dem Boufllcur gepflogenen Handlung wiffens war, hinterbracht hätten, dannoch nichts von Straßburg gedacht worden. un geacht diſer Stadt Reftitution ein Haupt - Punck bey difen Tractaten war und bie gröfte Schwürigfeit machte. Es habe ihm auch die Conduite der Kron Enz gelland und der Generals Staaten folgen Eindruck gegeben, daß er vermuthes fe, fie würden ihre Mlierteim Stich laſſen, wenn man ſich nicht wohl vorfaͤ⸗ be. Er lobte deßwegen bed Herzogs Wachfamkeir fehr konnte aber weiter nichtö ſagen, als daß er eine gute Wirkung der Reyſe wuͤnſchte und erzehlte , daß bie Franzofen unmillig auf ihn ſeyen, daß er deu Mllierten die Erklärung;

Rz wegen

103 Gefehichte der Herzogen won Wuͤrtenberg,

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1697 wegen bed Termins, wie lang fie au ihre Anerbietungen gebunden ſeyn wollte, nicht formlich hinterbracht habe‘, wobey er den von Heeſpen ers

ſuchte allen guten Freunden bie Warnung zu geben, daß nach deffen Verfliefs fung bie alternativa propofitio wegen Straßburg und Lurenburg in eine pu- ram verkehrt werden börffte, Wegen des Elfaffes hätten die Franzofen aller Worftellungen ungeacht eine widrige und harte Antwort ertheilt, fo, daß Teutſchland fih nur Gefeße vorfchreiben laffen muͤſſte, wofern man nicht andes ze Maßreguln ergreiffe, worüber ſich aber derfelbe nicht herauslaſſen wollte. Nun fragte ber. von Heefpen : Was dann der Herzog von Mürtemberg und beede Kranfe Franken und Schwaben zu thun hätten ? Und erhielt zur Antwort, daß jeßt nichts mehr anf die Particular- Stände anfomme, weil die Sranzofen nicht mit allen Reichs-Allierten befonders, fondern mit dem Rayfer und Reich zufas men tractieren wollten, wo fie ein gewonnen Spilvor fi ſaͤhen, weil dife nicht einerley Intereffe hätten. Er hatte aber auch Urſach entweder mit dem Gra⸗ ven von Kauniz oder Starenberg davon zu fprechen. Der erflere rühmte des Herzogs Sorgfalt zwar wegen folder Abordnung an den König ebeumäffig , entdedte aber dem Heefpen, daß ob man ſchon aus ded Öraven von Portland Meden nichts gewiffes vernehmen koͤnne, dennod) fo viel daraus zu fehlieffen fey, daß, weil Engelland den Friden ernftlicd, verlange und dabey auch den Herzog von Lothringen feinem Verſprechen zu folge gern reftituiert wuͤnſchte, und gleihwohl den Krieg allein fortzuführen nicht gefonnen wäre, er mit Straß⸗ burg ein Auskunffts s Mittel finden dörffte. Uebrigens verwiefe er denfelben an den Graven von Auersberg, welcher erfi von dem König zuruckgekommen war. Difer beftetigte , daß feinem Erachten nach der Franzöfifche Fride mit Engels und Holland fhon vor drey Wochen richtig worden ſey. Wegen Luz zenburg fey am Englifhen Hof als einer gefchebenen Sade nichts mehr zu thun. Wegen Straßburg hingegen machte er noch eine zweifelhaffte Hoffnung. Als nun Heeſpen nad) Loo kam, wo ſich dev König mit Sagen beluſtigte, wollte der Grav von Portland durchaus nicht eingefiehen , daß die wenige Unterrez dungen mit dem Marſchall von Bouflleur das Hauptwefen bes Fridens, fons deru nur einige Particularitzten, welde den König uud die Kron Engelland beträffen,, berührt hätten. Was die Allierte und dad Reich anlangte, wirs de ber König, fo viel in feinem Vermögen ftünde , allen Borfhub erweifen. Man müffte aber feine Forderungen alfo einrichten, wie man felbige mit etz was mebrerm , als mit bloffen Worten zu behaupten ſich getraue, womit er auf ſtaͤrkeren Waffen : Benftand zielte. Die Zeit fen Fur; , welche man ſich zu erklaͤren übrig habe, indem Frankreich einen Termin vorzufchreiben ſich daB Recht beransgenommen , weil ed dev Teutſchen Außzuͤglichkeiten von a | eis

Fuͤnfzehender Abſchnitt. 103

Zeiten her gelernet hätte, und wäre fein Rath, daß man ſich mit groſ⸗ 1697 fen; Forderungen und Oenugtbunngen für gefühlte Schäden, welde

ohnehin niemal anderſt, als durch eine beträchtliche Uebermacht zu erlangen ſey, nit aufhalten, fondern zur Sache thun follse, wie e3 die Uinffände lit⸗ sen. Man möchte bedenken, wann jegund die Sranzofen nach Verflieffung des angefegten Termins alles, was fie günftiges in den Präliminarien eingeraumt, wieder zuruͤcknaͤhmen, ob man im Stand fey, ſolches auf ein oder andere Weis fe ihnen wieder abzugemwinnen. Ihro Englifhen Majeflät Abſichten feyen und bleiben gut. Doch getrauten fich Diefelbe nicht es weiter darauf ankommen zu lafen. Der Zufland der vereinigten Niderlanden und des Königreichd Ens gelland fey bekandt, indem alles nad) dem Friden ſchreye, worauf fie jeßt ih— ve Maßreguln richten müffen, zumahl da8 Volk einmahl von der Meynung ein- genommen fey, daß derfelbe gewiß erfolgen würde und deßwegen ſich zu denen zum Krieg erforderlihen Geld Summen nicht verftehen wolle. Die Wichtigs keit ber Stadt Straßburg erfenme man in allweg und würden Ihre May. gern fehen, wanır man difen Ort in vollfommenem Stand von der Kron Frankreich erzwingen Eönnte. Weil aber dife nichts davon hören wollte und es in fo fern ber Vernuuft gemäß fey, daß man von dem Feinde die Verbefferungen, fo er in währendem Krieg durch feinen eigenen Fleiß , Vorfihe und Koſten gemacht

hätte, nicht wohl fordern koͤnnte, fo müffe man ſich zufriden geben. $- 47

Der Hefpen begeguete ihm aber , ed ſey zwar zu bedauren daß man die Kron Frankreich durch den Krieg niit beffer zur Ratfon bringen koͤnnen und man nunmehr die Sachen nad) ihrer dermiahligen Lage nehmen müffe. Mar koͤnne aber dod) and) nicht ſagen, daß dieſelbe dahin gediehen ſchlechterdings dass jenige , was Frankreich anerbiethe zu Gnaden annehmen zu müffer und ſich Zermine vorfchreiben zu laffen. Es Fomme jetzt niche fo wohl auf die Fortſe⸗ Kung des Kriegs an, wo die Uebermacht der Waffen allein gälte , wiewohl. aud Frankreich; mit Beſtand fidy deren nicht ruͤhmen koͤnne, fondern auf eine gedeyhliche und einmuͤthige Fridenshandlung am , worzu man allerſeits geneigt ſey und allerſeits ſolche Schritte gethan habe daß ſattſam daraus erfheine wie e8 nicht um groffe Conqueten und Avantagen über den Feind, fondern nur ‚am. die VBerficherung einer fünftigen Ruhe und Vefiges des Geinigen zw thun fey. Solche fey aber nicht zu erhalten, wofern nicht‘ die Barriere mit Bes fand gegen der Kron Frankreich gemacht und darinır infonderheit in Anſehung ber oberm Krayſe Straßburg in einem guten und zuserläffigen Defenfiong-Stand

| geſetzt

104 Geſchichte der Zerzotgen von Witrerberr,

Rn geſetzt wiirde. Es fey iiber diß bekandt, daß Frankreich des Fridens fehr hoch bendthigt fey , welches wohl in obacht genommen zu werden verdiene und derfelben der Orundfag gar nicht einzuranmen fey, daß man fih nur anf die Uebermacht der Waffen gründen und die Öeredhtigkeit aus den Aus gen feßen dörfte, welches. nicht guͤtlich handlen, fondern Geſetze vorfchreiben heiſſe. Man müffte dabey in Erwägung ziehen, daß Frankreich die Schranfen durch den Rheinſtrom vor fi) zu ſehen und ſolchen Zweck leicht erhalte, wann es Straßburg erhalte oder in ſolchen Zuſtand ſetze, ap es allezeit daruͤ— ber meiſter bleibe, dagegen aber ſich in den Stand ſetze Teutſchland beſtaͤndig in Alların zu halten und die obere Lande zu überfallen und zu verheeren, che man ihnen zu Hülf zu Eoinmen vermöchte. Worauf der von Portland nur ſei⸗ ne vorige Autwort widerholte und hinzuſeßte, daß ein groſſer Unterſchied zwi— ſchen Engelland und Frankreich ſey, weil der Koͤnig in jenein die Unkoſten von dem guten Willen des Volks erwarten muſſte, da hingegen bey letzterm derfels be über feiner Unterthbanen Gut und Vermögen nad) Belieben handeln könne, Frankreich habe fchon zwey Sahre gute Anerbierungen gethan. Man könne aber difer Kron nicht zumusben daran gebunden zu feyn , wann man fie nicht annehmen wollte. Der Herzog von Würtenberg und die beede Kranfe haben dad ihrige redlid) und mehr, aldandere, gethan, weßwegen der König alles zu ihrer Genugthuung und Sicherheit anwenden würde’, ſich aber in folchen Ha- zard zu feßen und den Termin verftreichen zu laſſen, wäre ihm nicht zuzumu⸗ then. Was Straßburg betreffe, follte man in Betracht ziehen, ob man diſes Orts ſich jemahl zn bemächtigen und aus franzoͤſiſchen Händen zu bringen ges tranet babe und ob man, nachdem ed fo viel Muͤhe aefoffer , ehe man es zur unbebingten Ruckgabe gebracht, ſolche fo gar verfcherzen wollte. Dem aber der von Heefpen entgegen feßte: Man wuͤſſte ja wohl , wie erbärmlidh es in Frankreich ausfähe und wann die Allierten recht zuſamen hielten und mit Fort⸗ ſetzung bes Kriegs droheten, fo wär gewiß, daß die Franzoſen wieder erblaß fen und näher geben würden. Dife wuͤſſten nur ihre Blöffe beffer zu bede— Ken, da man hingegen Allierter feits durch Kleimmütigkeit nicht nur folche ent⸗ deckte, fondern noch mehr vergröfferte. Er gebe zu bedenken , ob der König und feine Nation die Nechnung beffer bey einem unfichern Friden, ald bey einer Fortfegung ded jehigen Krieges fände. Dann man wäünjchte , daß es überall Jo wohl ftände , als fich die Sachen in Engelland wieder anlieffen. Man müfs fe geſtehen, daß man auf allen Seiten den Friden wünfchte,, aber basfelbe dem Beind vorenlig zu verratben, ſey eben fo viel, ald vemfelben eine Charre blan- che zu geben einen Friden nach feinem Belieben darauf zu fegen. Engelland habe feine Neigung jnm Friden genng gezeigt : Es koͤnne aber auch von Frank⸗ rei

Sünfsebender Abſchnitt. ee

reich fordern unter billigen Bedingungen folchen zu erhalten und zu bes- 1697 fhleunigen. Wann demfelben damit ein Eruſt ſey, fo werde fich dad

Werk an einigen 100. Ruthen Maur und Wällen nicht ſtoſſen, zumahl ed ein böfes Anzeigen war dasjenige niderjureiffen, was doch wieder aufgebaut wers den müffte. Der Befchluff folcher Unterredung gieng aber dahin , daß zwar der König feine Verhaltungdz Befehle an feine Oefandte ertheilen wollte auf der, vollkommenen Neftitution der Stadt Straßburg zu bebarren , aber über den gefeßten Termin fich eigenfinnig zu bezeugen würde ihm nicht zugemuthet wers den koͤnnen. | |

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Tach zwween Tagen meldete der von Portland gegen dem von Heefpen, daß der König das groffe Intereſſe, fo der Herzog und die beede Krayfe bey Erhaltung der Fortificationd - Werke zu Straßburg hörten , erkenne. Er haͤt⸗ te auch den Franzofen bifher fo nachdruͤcklich, als es immer ſeyn koͤnnen, zus fprechen laffen. Ihro May. wär überans empfindlich , daß Sie ihren Alier: ten, die ed jo wohl verdienten , darunter nicht ale Vergnügung zu verfchaffen vermöchten. Allein die Unmöglichkeit läge am Tag und wollten die Franzofen fi) ihren in Hauden habenden Vortheil zu nuß machen , weil fie wohl feben, daß man fie nicht zwingen fünne wogegen alle Erklärungen, fo gerecht und Fräfftig fie audy immer ſeyn möchten , nichts verfangen würden, Man muͤſſte demnad) die Sicherheit des Fridens auf eine andere Weiſe ſuchen, wie dan Ihre May. nunmehr foldes ihre vornehmſte Sorge feyn lieffe , da man dann das Vextrauen in Sie ſetzen follte, daß Sie nichts zu Erreichung ſolches hoch— nothwendigen Zwecks vergeffen würden und entzwifchen der Meinung wären , daß man fofort , ald man nur in generalibus bey dem Fridenswerk übereins kaͤme, die Allianzen nicht nur im Reich, fondern auch mit Engel: und Holland ernenren, die Eydgenoffen darzu ziehen und ſolche fihere Maßreguln nehmen müßte, daß fih Frankreich nicht gelüflen laffen dörfte auf neue etwas zu was gen. Man möhte um Öottes willen. die Zeit inacht nehmen und ſich nicht mit unmöglichen Forderungen aufhalten , fondern ſich dasjenige zu nutß machen, was? und wie man ed bekommen fünnte ? und auf das gründliche, was zur Sicherheit diener , mit Ernſt gedenken. Hol» und Engelland Fönnten Fein Geld mehr geben und weil man foldemnady den Krieg nicht weiter fortführen koͤunte, möchte man doch alle Öedanfen auf deu Friden wenden und fi nicht mit leeren Entwürfen aufhalten. Nun wänfchte der von Heeſpen ſolche König: liche Refolution aus des Königs eigenem Mu zu vernehmen, welches aber ber

All. Theil. von

706 - Gefchichte Dee Herzogen von Würtenberr,

1697 von Portlandnicht verfprechen wollte. Der Stantd»Secretarius Blad⸗ waith nahm: ed aber auf fich ihm eine Audienz zu verfchaffen , wofern er nur ſein Anbringen’ ganz kurz forifftlich verfaffen möchte, damit er ſolches dem. König vorlegen koͤnnte. Es veyffte aber damahl der Heſſen-⸗Caſſeliſche EammersPräfident Baron. von Goͤrz durch Roo nad) Öraven: Haag ,. melden: Heeſpen bejuchte, ihm: bie Gefahr , worinn Straßburg ſich befand , entdeckte: und ihn: um Beyſtand erſuchte, welchen diſer auch auf fih nahm und weil. er am Engliſchen Hof wohl gelistenwar, Audienz erlangte, Su der Stunde derſelben befand ſich Heefpen: auch, bey Hof, welchem der von Portland ſogleich dirfelbe) auch zu verfhaffen verfprady und unter anderm fagte , daß man Urſach babe ein Mißtrauen in den. Kanferl. Hof zu: feßen , welcher wegen feines befondern Vortheils mehr zu einem Aequivalent , ala der Meftitution Straßburg geneigt wär und damit jenes deſto leichter auf die Bahn gebracht werden könnte, nicht ungern: fähe ,. ja felbft daran arbeitete , daß der von den Franzofen gefehte Ter⸗ min: fruchtloß verffreichen möchte ,„ wordurch man fich in viel gröfferm Gebräng Befinden. würde. Der von Odrz fagte auch fogleih im Heransgeben von: der Audienz dem. Heefpen, daß alle Vorftellungen ſchwerlich mehr die Sade äus dern. doͤrften. Weil nun Heefpen fogleich. zur Audienz berufen wurde, fo ers öfnete er dem: König: die Urfach feiner Abſchickung, daß des Herzogs und der beeden Krayſe Wohl und Wehe auf der Reftitution ver Stadt Straßburg. im dermaligem Zuſtand beruhe, auch: diefelbedie einige Belohnung ihrer im Krieg: empfundenen Beſchwerden darinn faͤnden, um welche fie nunmehr gebracht wer⸗ den wollte. Sie haͤtten demnach keine beſſere Zuflucht als zu Ihrer Engliſchen Majeſtaͤt, welche fie baͤthen auf beharrender Reſtitution derſelben zu: bleiben: und erklären: zu. laſſen, daß ohne dieſelbe kein Fride gemacht: werben: koͤnnte, indem Sie daraus ihren aufrihtigen. Ernſt zum Sriden erfehen wollten, zumah— len:die Kron Frankreich von dem Teutſchen Reich nichts zu: befürchten. aber fie demſelben ſchaden koͤnnte. Der. König. fagte aber nur kurz,, daß wenige Hoff? ung zur Erhaltung; der: Stadt Straßburg mit. dem dermaligen Beveſtigungs— werkern mehr zu: machen wär: ,. ob ex fich ſchon alle. Muͤhe deßwegen geben wuͤr⸗ de. Nach genommenem Abſchied erzehlte der Grav von Portland fowohl dem. Heeſpen, als auch: dem: yon: Goͤrz, wie es mit: den: Eonferenzien: zwifchen ihm and dem Marechall' de Bovfücur zugegangen. Dann: aldi difer nach Erober zung: Namur gefangen genommen: wurde, ſey er: mit: Demfelben: in: Bekandt⸗ ſchafft gerathem and weil: ſie öfters: einander. zu: complimeneiren: Gelegenheit ges habt, fo habe ihm Bouilleur einft wiſſen laſſen, daß er ihn: germ ſelbſt ſprechen wollte welches aber der König: anfaͤnglich nie zugeben: wollen, aber. nad) eiz: nigen Tagen: geſagt habe, daßß, wanniihn: ber Frauzoß wieder zw: ver⸗ angse,,

Sünfzehender Abfehnier, | 107

4 un —“

Yangte, er ſolches geſchehen laſſen koͤnnte, da fie dann zwar aud vom, 1697 Friden, aber nur, was die Allierte befvoffen , in generalibus ges

redt, und, weil fie ald Soldaten von den befondern Auſprachen eines jeden Ses tereffenten nicht genug Wiffenfchafft gehabt, z. E. von den Reunionen ıc. nichtö gefchloffen hätten, zumahl fie weder Feder, noch ‚Dinte bey ſich gehabt. Bouffleur habe fidy [düchtern dabey bezeugt aus Forcht eines Werweifes von. beederfeits Gefandten , daß er als ein Dfficier fih in ihre Staatd und Fri⸗ bens » Sadyen menge, wefern ſolches feinen Fortgang hätte. Dagegen ervon Portland darauf verfekt habe, wie er nicht fehen Eönnte , daß die Öefandte und Miniftres ſich befchweren fünnte, wann fie ihnen das Geſchaͤfft erleichterten, und die generalia in fo weit ausmachten, ſo, daß ihnen nur nod) die Ipecia- Ita mit der Feder in das reine zu bringemüberblieben. Der von Portland haz be alex unter ſolcher Erzehlung mehrmal gemeldet, daß man den Franzoſen wegen Straßburg nicht mehr zumuthen koͤnnte, als fie in den Präliminarien ans - erbotten, nemlich folhe zu reſtituieren, aber die von ihnen gemachte Beveſti⸗ gungs-Werker niderzureiffen und eine Befaßung auf 8 bid 10 Monate, bie ſolche Rafierung geſchehen, dariun zu behalten vorbehalten hätten.

$.7149,

Entzwifchen erwarb fih der Geh. RathKulpis ein groffes Anſehen bey dem - Fridens-Congrefſ, fo, daß ihm der von Seylern der Kayſerl. Gefandtfchafft, aber nicht des Kayſerl. Hofes geheime Ubfichten über dem Franzöf. Project eröffnete und eine gar dienfthaffte Verfiherung vertrauliher Sommunication und Freundſchafft thate, wach welcher er verlangte, daß er feine Meynung fowohl über die General - als Specialitzten des gedachten Projects entdecken und, wann es ihm nicht beſchwerlich fiel, felbige mit ihm conferieren möchs te, da er dann nicht nur ale Stund und Augenblid fo wohl bey Tag, als Nacht bey ihm willfommen und Patron feyn follte, fondern auch der Kay. May. und dem Neid) einen fonderbaren Dienft und Gefallen erweifen,, und des Herzogs als feines Principalen nebft des Shwäbifhen Krayſes Angelegenheiten merklich befördern würde. Und weil die Evangelifche auch um ihre Erinnes rungen in Anfehung der Religion angefprochen wurden , fo ließ derfelbe in eis ner unter feinen Ölanbensgenoffen gehaltenen Eonferenz fich vernehmen , daß auch der Beyftand und Beytrettung der Catholifchen zur Herftellung des Weſt⸗ phaͤl. Fridens fo wohl in Kirchenz und Religions = alduguch in weltlichen Sa⸗ chen nach den Grundgeſetzen, Conflitutionen und Verordnungen des Reichs, wie auch nach Anmweifung ihrer von N Reichötag habenden Inſtructionen erfors

2 Ders

208 , Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

I 8 1697 dert werden muͤſſte. Ms nun der Chur» Gächfifche Geſandte ſolches den Chur s Mapynzifchen hinterbrachte, fo erfolgte der einmuͤthige Schluſſ, daß man ſich darzu allerdings ſchuldig erkeune difes poltulatum communinomine Imperiizufecundieren und von den proteltierenden erwars ten wolle, was deßwegen weiter fpecialiter werde an die Hand gegeben werz den. Auf die Specialia aber zu geben wollte ſich nicht thun laſſen, weil die Franzoſen, wo moͤglich, in generalibus bleiben und mit Unterſuchung der Umftände jeder Sache ſich nicht aufhalten wollten. Und weil die Kanferliche, durchaus nichts von der Religion in den Friden eingebradyt zu werden geflats teten, fondern nur fagten, daß man die abgenommene Provinzen und Orte vor allen Dingen zu fuhen und fich zu verfihern habe, daß hernach der Kaya fer mit dent Reid) die Execution des Weſtphaͤliſchen Fridens verfügen würde, fo wurde der Chur-Sähfifche und Brandenburgiſche nebit dem Kulpis zu dem von Lilienroth abgeordnet-ihn um deffen Meynung zu befragen , wie fie fich zu gerhalten hätten. Dann man fey Erangelifher Seits gefonnen nur in der Generalitet die Reftitutionem pacis in ecclefiafticis ſo wohl, als in po Hiricis zu begehren und zugleich, weil ein gewiffer Articul zu Regenſpurg ver⸗ faßt worden, zu verfuchen , ob bey dev Fortſetzung der‘ Friedenshandlungen felbiger entweder in dad Inftrumentum paeis ſelbſt gebracht oder wenigfiens als eine Beylag angezogen und bey der Execution des Fridens vollzogen wer⸗ den möchte. Weil man nun vermuthe, daß die Kayferliche auf ihrem Sinn beharren dörfften, fo wollten fie ihn ald Mediatorem erfucht haben, entweder Biefelbe zu beffern Gedanken zu vermögen oder wenigſtens ihre obflehende Ent⸗ fchuldigung und dabey gethane Verficherung , daß der Kayſer und das Neich die Erecntion des Weftphälifchen Fridens verfügen werde, ſchrifſtlich zu verlanger, MWofern fie aber auch ſolches abfchlügen, fo bathen fie den Schwediſchen Me- diatorem ihnen Abgeordneten das fchrifftliche Zeugnns auszuftellen , daß bie Kanferliche ihnen foldhes zur. Antwort gegeben hätten. Im Hinfahren zu fol cher Audienz nabm der Chur-Saͤchſiſche den Kulpis zu ſich in feine Caroſſe und ab ihm die Oberhaund. Der von Schmettau und Dankelmann fuhren in dem vandenburgifchen : Wagen. Der Mediator empfieng fie in dem Vorzim⸗ mer and weil die Churfürftliche den Charadterem reprzfentativum hatten, Tief er ihnen fo wohlim Hineingehen, ald im Sitzen in dem Audienz -Zimmer die Vorhand und beobachtete folched auch gegen dem von Kulpis, weil er gleiche -Sommiffion mit ihnen hatte, und weil difer folche Ehre abzuleinen führte, fo nahm der Mediator , welcher ihm zur linfen Hand gieng ibn bey der Hand und feßte ihn neben den Ehurfürfllichen über ſich. Er fiel auch dev Evangelis ſchen Gutachten vollfommen bey um die Tranzofen dadurch dahin zw vermöz 7— gel,

‚Sünfzebender Abfebnirn, 169 gen, daß fie gegen die Evangelifche Religion auch) in ander Provinzen, 1697 welche fir nicht veftituierten, nicht nad) ihrem Belieben und Gewonheit | verfahren möchten. Wobey er den Abgeordneten riethe, daß fie fich vorbehals ten follten , wann es ad Specialia komme, daß fie alßdann auch ſolche beybrins gen würden, Danndie Sranzofen gaben ihren übergebenen Entwurff des kuͤnff⸗ tigen Fridens nur für Articulos generales aus, fo nur die vornehmfte Puns cteu beruͤhrten, und wann man darunter verglichen fey, würden fich die Spe- cialitzten , welche abfouderliche Stände und Perfonen beträffen , ſchon Teiche und ohne Mühe beyfügen laffen. Bey folhem allgemeinen Project müffte. man alfo audy generale Erinnerungen machen und ſich hüten, daß man die gans ze Abficht derfelben den Franzoſen noch nicht entdecken, noch einiges beybringen möchte, welches vor der Zeit ihnen mißfällig oder anftöffig werden. Eönnte, Weßwegen er auch davor hielte, daß man die obberührte Claufulam referva- toriam ratione Ipeeialium nicht eben bey dem Articul, wo man von Kirs chen⸗und Neligiond » Sachen handle, fondern znleßt in terminis generalibus anhängen follte, indem er wohl wuͤſſte, daß fie ſehr darauf fehen würden und daß es die Hauptſach fey , warum fie mit des Reflisution der Stadt Straß⸗ burg fich bißher fo hart bezengt hätten,

Gunter

Es machte zugleich damahl theils dad Hauoveriſche Chur-Gefuh, theils die Anforderungen der Stände wegen erlittener Schäden einige Verwirrung in den Zraetaten. Dann der Braunfchweig » Zellifche Geſandte von Botmar machte ein groffes Auffehen bey denfelben , ald er difen Fridens- Handlungen: als ein Churfürfilicher beywohnen wollte und fein Herzog ihn unter ſolchem Ca- ractere bevollmächtigte. Nicht allein die fogenannse correfpondierende Fuͤrſt⸗ liche , ſondern auch einige Churfürftliche proteflierten damwider, Der son Rilis enroth fragte deßwegen einftend den Kulpis im einer Privar: Vifite, was er son bifer Chur hielte, weil er wuͤſſte, daß einige Fuͤrſten ſich derfelben ftarf widerfeßten und Würtemberg auch Antheil daran naͤhme, dife Sache aber auch: zu den Tractaten gezogen werben wollte. - Der Kulpis beantwortete aber fols ches , daß Würtenberg fich wegen der Chur noch nicht heraus gelaffen, ob er‘ folcye dem Hauß Hanover gönne oder nicht, und daß ed auch in difer Sad fehe gelind und behutfam gegangen war , mithin an den etwas harten Anfchläs gen der correfpondierenden Feinen Antheil genommen hätte, ungeacht das Fürftl. Hauß Hanover ſolches in der Reichs-Panier-Sache niche verdient , ſondern die Lebens » Einpfängnus Bunt Hauß Wuͤrtemberg ſchwer gemacht und

O3 dis

go Geſchichte der Herzogen von Würtenbere,

x -

1697 bie Publication der Kayſerl. Reſolution bintertrieben habe, Es ge— höre aber diefe Sache nicht zu den Fridenshandlungen , weil fie die ins

nere Verfaſſung ded Reichs betreffe und die ſich widerfeßende Fürften nur das zum unzufriden wären, weil man fie nicht aud) darinn als in einer Neiches Sache zu Nath ziehe , welches beedes den König in Frankreich nichts angienz se Weil nun aud) die Churfürften zu Cölln und Trier droheten, dog, wann man den Zellifchen Oefandten als einen Ehurfürfllichen annehmen wollte, fie mit den correfpondirenden Fürften gemeinfchafftlihe Sache machen wollten / ſo behielten die Kayferliche folche Vollmacht zuruck. Wegen der Stände Anz forderungen theilten fic) die gegenwärtige Meichs » Stände nebft den Reichs-Al⸗ lierren , indem einige nach der Schwedifchen Mediation Erinnerung gut befans den felbige dermahl nod) nicht einzubringen, fondern noch in generalibus zw. bleiben, damit man den Franzofen nicht gleich iin Anfang mit fo groffen Ans forderungen Anlaß gäbe flugend zu werden : andere aber waren der Meinung, dag nöshig fen der Franzofen eigentliche Geſinnung heraus zu loden und nicht allein über alle Specialia ihre Erklärungen zu begehren , fondern auch nicht auf die Kekte zu warten, da andere entzwifchen vorarbeiten und ihre Schad⸗ loßhaltungen erlangen , nachhero aber fid) um die übrige nicht fehr befümmern börfften. Beede Meinungen hatten wichtige Gründe und die Neichs » Stände konnten fich nicht darüber vergleichen, fondern faßten den Schluß des Schwe— difchen Mediatoris und der beeden Allierten Mächten Engelzund Holland Gedanken darbey zu vernehmen , da dann zu den erſten abermahl der Chur⸗ Saͤchſiſche Geſandte von Boſe nebft dem’ Kulpis abgeorbnet wurde, Bey dem den 29. Julij gehaltenen Congreß der famtlichen Allierten wurde aber von den Engel:uod Holländern davor gehalten , daß man bey den Generalibus blei— ben follte, weil fie glaubten, daß man auf foldem Weeg die Anforderungen nit weniger Gefahr und Nachtheil wagen und wann foldhe abgeſchlagen wuͤr⸗ den, daunnoch allezeit auf andere fpecialia fortgehen koͤnne. Die Tranzofen wurden auch bey ber Generalitzt willfäriger feyn , ald wann man ihnen alle diejenige Folgen, welche man aus der generalen Difpofition ziehen Fünute, entdeckte. Sie verficherten übrigens eined getreuen und allianzınäffigen Bey» ftands in allem, was billig und recht wär und erinnerten, daß man die Billigs feit nach ben Umfländen abmeffen und bedenken follte, daß man mit Gewalt nichts zu erhalten die Kräfften habe und daß beffer ſeyn würde, dasjenige, woruͤber man ſich andzulangen nicht gefraute, nicht zu begehren, weil doc aller Nachlaß ſchaͤdlich fey und die Franzofen fich gleichfalls näher berauslaffen würs ben , wann fie der Ullierten Redlichkeit verfpärten. Es blieb alfo um fo eher dabey, ald auch die Schwediſche Mediation beypflichtete und dem Kulpis wars

se

Eiinfzebender Abſchnitt. —J {tr

de von den Reichs-Allierten aufgerragen, ihre gemeinfhafftlige Erin⸗ 1697 nerungen auf das Franzöfifche Fridens⸗ Project mit dem Chur Mayn⸗ zifthen Hofrath Otten aus einem von dem Maynziſchen Directorio entworffe⸗ nen und einem andern von ihn Kulpis mit Zuziebung der Chur⸗Saͤchſ⸗ und Brandenburgiſchen Geſandten vorhin gemachten Aufſatz auszufertigen, damit er den 1. Aug. den Kayſerlichen übergeben werden koͤnnte. Die Eugl-und Holz laͤndiſche Begierde nach dem Friden und das Betragen ihrer Geſandten brach— tew aber entzwifchen die Tractaten und die Maßreguln der Reichs-Allierten in ſchaͤdliche Unordnung, daß es ein fehlechtes Ausſehen zu dem ganzen Fridengs Werk gewann , indem fie ſich mit ihrem Unvermögen gar zu bloß gaben und ſich ſelbſt Nachtheil zuzogen. Die Reichs-Allierten hatten deßwegen Urfad, aller ihrer Sorgfamfeit aufzubieten, nachdem der Englifhe Geſandte Williamſon fi bey der den 30. Sulij gehaltenen Confetenz der Allierten verlauten laffen , daß, wann fon die Zranzofen nicht fo fehr „ald die Engelländer eyleten, man gleichwohl Allierterfeitd Feine Zeit zu verfaumen habe, indem man nicht laͤn— ger ald auf den Augultum oder September einigen Staat machen Fünnte , in welcher Zeit fich ergeben muͤſſte, ob man Friden oder Krieg haben würde, Dann nad) difen zween Monaten fiele der Termin ein ,. da man wieder anf die Zurüftungen zu dem fünfftigen Feldzug gedenfen und infonderheit die Englifche Narton wiffen müffte, was fie zu gewartem haͤtte. Muͤßte der Krieg fortger feßt werden, fo‘, daß man dem Volk zeigen koͤnnte, daß es anf der Allierten Seite nicht ermanglet habe „. fondern die Franzofeu nicht billig feym wollten, ſo wär ſich veftiglich zw verſehen, daß es noch ferner das aͤuſſerſte anwenden: werde. Dann man dörfte nicht glauben Daß ed entweder abfolute den Friden: verlangte, oder der Nation an Mitteln zu Fortfeßung des Kriegs: mangelte. Sondern ed komme uur darauf an, daß fte nicht in der Ungewißheit bleibe, Sie hätte „. fo’ lang der Krieg währte „3. Millionen Sterling: ausgeworffen, wovon hiufuͤro kein Heller abgehen: würde. Allein fie muͤſſte auch ſehen und wiſſen, wie diſe Summe angewendet werden ſollte und, wann man ſolches der Nation nicht klar und buͤndig beweiſen koͤnnte, ſo doͤrffte es ſchwer fallen eine ſolche Anzahl Gelds aus des Engliſchen Volks Händen zw bringen. - Sa er ließ fich weiter heraus aldi e8 Gelegenheit gab’ von dem Vertrauen gegen dem König zuveden und ſagte, daß auch unter ber Nation Leute wären, welde glauben wollten, ald ob: derfelbe der Auswärtigen ſich mehr annehme und für: fie beſſer, alö für feine eigene Unterthanen und Volk forgter

RE $ ST. ar Die Coͤlln⸗ Teutſchmeiſter⸗und Pfaͤlziſche Reſtitutivns⸗Forderungen war

ven: aber entzwiſchen bey den Kayſerlichen eingekommen. Der Barom von Sey⸗ lerm

113 Gefcbichte der Herzogen won Wuͤrtenberg,

war, die Ehre hatte den Accord zu unterfchreiben und den Ort in Befiß zu neb- men. a) Weil nun die Kayferliche dife Sache fehr betrieben , fo waren die Wuͤr⸗ tembergifche Gefandten gezwungen denfelben fo zu übergeben, wie fie ihn ents worffen hatten , weil fie nicht rathſam fanden folchen länger zurudzubalten. Die fernere Speeialitzten übergiengen fie mit Stillſchweigen, und feßfen nur hinzu, daß die Reftitution cum omnibus Juribus & fub abolitione om- nium eorum, qu2 quocumque titulo , tempore ac modo in contrari- um facta vel pr&tenfa fuerunt , gefchehen muͤſſte. Und endlich hängten fie noch bie Slaufulan: Domino Eberhardo Ludovico pro damnis , qu& tam durante bello, quam ante ejus declarationem, quæ contra fpe- eiales tradtatus data fuerunt , ea fatisfadtio preftabitur , quæ artieu- Io feparato exprefla eft. Dann es war unter den Ullierten durchgehends abs geredt, daß bie Verzeichnuffen der erlittenen Schaͤden naͤchſtens auch eingebracht werden follten, weil fi) der 2te Articul der Kayferl. Antwort auf das Franz zöfich Fridens- Project darauf bezoge. Die Würtemb. mufften ſich mithin fols hhes aud) gefallen laſſen in dem Vorhaben , daß jenahdem die Sranzofen ſich über dife Forderungen und deren verfchiedene Begruͤndungen erflären würden, fie au) ihre Maßreguln nehmen wollten. Als nun ber von Kulpis dem von Rilienroth ebenmäflig in einem Befuc die Moͤmpelgardiſche Reſtitution em— pfahl, nahm difer Öelegenheit von den weitern Unterredumgen zwiſchen Dem Graven von Portland und dem Marquis de Bouffleur zu reden , daß fowohl der Stillſtand, ald auch der aänzliche Accord zwiſchen der Krou Engelland, den General s Staaten und dern König in Frankreich nur allzumahr ſey. Worüber der Schwediſche Gefandte fich fehr beklagte , indem die unglücdliche Folgen, welchs die gegenwärtige Fridenshandlungen haben koͤnnten, ſolchem Berfahren a zumeſ⸗

(3) vid, Beyl. 19.,4)

Fuͤnfzeheuder Abſchnitt. 113

zumeſſen feyen. Man empfand auch ſogleich, daß die Franzoſen ſich 1697 der Engliſchen und Hollaͤndiſchen uͤbertriebenen Fridensbegierde ſich auf

alle Weife zu nuß machten, indem die bey den Reichs-Allierten gefundene Schwaͤche die Tractaten,, wie der Kulpis meldet, in materialibus und for- malibus je mehr und mehr [wer machte. Herzog Eberhard Ludwig ſchickte zwar feinen Öefandten fowohl feine eigene und ded Marggr. Ludwigs von Bas deu, als auch der Neichd » Deputierten Erinnerungen über das franzöfifh Fris dend= Project, empfand aber, daß Teutſchland die Unbeugfamkeit der Frans zofen allein wieder empfinden muſſte. Bey welden Umſtaͤnden er alle feine Sorafalt für die Zuruckgabe der Stadt Straßburg ald eines ISchlüffeld zum Teutſchen Reich wendete, Kür feine Entſchaͤdigung fahe er nun Feine andere Hoffnung, als die Großmuth des Könige vor ſich, indem er feinen Oefandten meldete, daß er wenigfiend dad Zutrauen zu ihm trage, daß er fich zur Genug⸗ thuung der Schäden verfiehen würde, welde ibm und andern Stäubden vor ber Kriegserklaͤrung und bey denen wegen der Contribution gepflogenen Tractaten zugefügt worden, allenfalld aber wollte er fih damit begnügen laſſen, wann nur von difer Krone biendchft keine Nachforderung der unter waͤhrendem Krieg angeforderten und verfprochenen Contrikutionen gemacht, fondern ſolche gaͤnz⸗ lich nachgelaſſen wärden. Er beförditete, daß etwan auch nod ein leydiger Rang- oder Ceremonien-Stritt die Tractaten verderben moͤchte. Nun beriche teten zwar die Geſandten, daß ſie ſich uͤber das bißherige Tractament ber Churs fuͤrſtlichen nicht zu beſchweren haͤtten, angeſehen ſie den Fuͤrſtlichen ohne wech⸗ ſelſeitiger Beylegung des Excellenz-Tituls bey Viſiten, Conferenzien und Mahlzeiten auch in ihren Häufern die Oberhand geben, aber in Conferenzien, welche in tertio loco gehalten werden, untereinander vermifcht fißen und fi zugleich mit den Fürſtl. Vevollmaͤchtigten deputieren laſſen. Allein der Hands veriſche Geſandte mengte eine Unruhe mit ein, als er bey einer Conferenz als ein Churfuͤrſtlicher erſchiene und ein groͤſſeres Gefolge als gewoͤulich mit brach⸗ te. Weil die Kayſerliche diſes Geſaudten Vollmacht noch nicht bekandt machen wollten, ſo theilte er dieſelbe durch Abſchrifften unter einigen Geſandten aus, welches aber die unaugenehme Folge hatte, daß die Fuͤrſtliche dem Schwediſchen Mediatorn eine Proteſtation offentlich uͤbergaben, welche ihn ſehr ſchmerzete. Weil nun die Reichs-Deputierte von dem Reich die Inſtruction hatten nichts bey diſen Tractaten vorgehen zu laſſen, was nicht dahin, ſondern auf den Reiches tag gehörte , fo Fonnten die Wuͤrtembergiſche ungeacht der bißher gebrauchten Moderation nicht ambin fich derfelben theilbafftig zu machen. Und eben fo fehr beihmehrten fi die Reichs-Allierte über die Kayſerliche, daß fie diefelbe und die Neichs - Depntierte nicht zu ben Conferenzien ziehen wollen. Sa fie ver:

XII. Theil, —J langs

314 Gefebichte der erzogen von w aͤrtenberg,

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1697 langten ſo gar, daß die Reichs-Deputierte ihnen, wie dem Kanfer felbft , ir der Antichambre aufwarten follten , wann eine Eonferenz ‚gehalten werde, weßwegen feiner bey der naͤchſten zu Ryßwick gehaltenen erz fehiene in der Hoffuung, daß die Franzofen ſelbſt des ReihsToncurrenz verlans gen dörften. Weder bey ben Kayſerlichen, mod Koͤniglichen war aber dad Vers Langen nad) der Reichs⸗Deputierten Anfanft groß. Dann der wichtigſte Punct in Anfehung des Reſichs war die Stadt Straßburg , welche die Franzofen nicht gern aus den Händen laffen wollten. Sie griffen alfo zu den alten Kunftgriffen and feßten vor der Meich& = Deputierten Ankunft einen Termin , nemlich den letzten Auguſti, daß wann innerhalb ſolchem der Kayſer und das Reich die Franzoͤſiſche Anerbietung nicht aunaͤhmen, ſie au diefelbe auch wicht me)r gez bunden feyn wollten. ie verlieffen ſich feit darauf, daß die Deputierte vor difem Termin fchwerlih ankommen doͤrfften. Den Kayferlihen war ſol hes ebenmäffig erwünfcht , weil fie deſto gröffere Hofuung haben konnten, Lurenz Burg, Freyburg und Breyſach wieder in ihre Dände zu befommen. Nichte der flo weniger muffte ihre Verſtelluug der Weeg darzu feyn. Dann fie fhügfen vor, daß das Meich auch darüber gehört werden muͤſſte. Und als bie drey Mächten Spanien , Eigelland und die Staaten dem Öraven von Kauniz als Kayferlihen Principalz Öefandten fehr hart anlagen die Frauzoͤſiſche Auerbie— tungen: anzunehmen, fo gab er vor Didre zu haben ohne dad Neich wicht zu fhlieffen indem der Kayſer fich noch erinnere, dai man feinen Öefandten we— gen des Nimmegifchen Fridens Vorwürfe gemacht babe, und der Kron Frank⸗ reich leicht feine Reunions- Kamnterw wieder hervorſuchen, und auch diſen Friden unter dem Vorwand daß er mit dem Reich nicht aufgerichtet wäre, durchloͤchern doͤrffte. Auf dem Reichstag wollte man ebenmaͤſſig einen Auffent⸗ halt machen, indem die Churfuͤrſten ſehr darauf draugen, daß noch vor dem Frideunsſchluß die innerliche Reichs-Verfaſſung zur Sicherheit deſſelben richtig gemacht und ein per pet uus Miles beybehalten werden moͤchte. Es wir auf gewefen;, wann man ſolches ſchon vor 20 und 30 Fahrer zu Stand gebracht haͤtte. Jezt war aber die Zeit zu kurz und der Vorſchlag gefhah zur Unzeit Bey fo vielen widerwertigen Köpfen zumahl die Allierte Mächte bey folder Ausſicht nur noch mehr zur Uebereylung bed Fridens erinnert wurden.

$- 52

Den 17 (27) Auguſti berichtete Heeſpen, daß, ald er fi über der Franzoſen Härtigkeir gegen bern Penfionario befiaget hatte derſelbe ihm Die Nachricht gegeben: dag die Sache mit dem: Neidy auf 2. Puncten beruhe ,

worüber

/

| Sünfzehbender Abfebnier. 113

—— nu nenn nn in nn nn ——— ——— woruͤber er nicht glaube, daß etwas mehrers, als was die Franzoſen 1697

ſchon auerbotten hätten , zu erhalten wär, nemlich 1) Straßburg in

dein Zufland , wie fie. es bekommen hätten, zurud zu geben und 2 ) die Fra⸗ ge wegen des Elſaſſes unentſchieden zu laffen, ob daffelbe im Weſtphaͤl. Fris den der Kron Frankreich überlaffen worden ? Wann man von Reichd wegen im Stand waͤr uͤber beedes fich zu erklären, zweifle er gar nicht, Daß ed angenommen würde. Wann man aber den Termin verſtreichen laſſen wollte, fo dörften die Sranzofen von Straßburg ger nichts mehr hören und über das Elſas eine ſolche Auslegung des Weſtphaͤl. Fridens erzwingen wollen , daß e3 ihnen ganz überlaffen worden. Die von ihnen gefchehene Anerbietungen ſeyn betraͤchtlich und dörfften fchwerlich durch Gewalt der Waffen erobert werden, Für Straß⸗ burg babe der König von Eugelland und.die Staaten gar Fein Mquivalent erkennen wollen, aber in gegenwärtigen Zuſtand Eonnten fie die Stadt "den Reich nicht verfchaffen , und wire das rathſamſte, dag man nur nehmen moͤch⸗ te, was man noch zu vechter Zeit haben koͤnnte. Als nun der von Heeſpen eigentlich wiſſen wollte , wie weit eigentlih Engelsund Holland den Puncten wegen Strasbourg zu freiten meynten, wann das Reich ſich eines nähern ers Härte lieſſſer ſich endlic) nad) vielem Achſelu-Zucken und Ausflähten dahin sernehmen, daß, wann man unfer allen Meichs » Allierten Über den Vortrag einig war, und alsdann felbigen in ihre der Holländer Hände vertrauen wol: te mit den Sranzofen darüber zu bandlen, und nah ihrer Abſicht ein Mittel ‚zu finden, damit ſie Strasburg in dermaligem Beveſtigungs-Stand wieder bes kommen möchten, und die Franzoſen von den übrigen unbefcheidenen Fordes rungen, jo. fie daneben machten, abſtuͤnden, er es uͤbernehmen wollte, daß dieſer Punct noch vor DVerfichung des Terminus fejtgeftellt und das Alquiva- lent ganz und gar aufgehoben feyn ſollte. Wofern nun er Heefpen ed dahin bringen koͤnnte, jedoch auf folde Weije , daß zu dem Öeheimmus nicht mehr , als zween oder drey Öefandten mit zugezogen würden, wäre er erboͤthig, mit ihm weitere Dlaßreguln zu ergreiffen. Seine Meynung fey aber dahin anzus nehmen, weil die Frauzoſen annod) glaubten, ald ob dad Neid) feſt auf Strass burg befteben und die Tractaten ſich zum Teil an difem Wuncten ſtoſſen wuͤr⸗ den , daß wann fie noch zu vechter Zeit nachgeben dörfften, man aus Liebe zum Friden auch andere Bedingungen bey Frankreich damis befdrdern und die Fris dens » Handlung gleichfam anfdie Wang legen koͤnnte. Wegen Lurenburg exs öffnete. der Penfionarius gleichfalls im Vertrauen , daß die Franzofen ganz und gar von Feinem Mquivalent mehr redeten und die Staaten der Mlens nung wären, daß fie diefe Veſtung und Stade wieder in bermaligem Stand bekommen würden nicht fowohl wegen ihrer Rage und Convenienz, als, weil \ 2 fie

116 Geſchichte der Herzogen ven Wuͤrtenberg

1097 ſie den Frieden beſchleunigen wollten Die Wuͤrtemb. Geſandten konu⸗ ten aber ohne Inſtruction keinen feſten Schluſſ faſſen, und dieſe konn⸗ te wegen Kuͤrze der Zeit nicht erhalten werden. Es meldeten ſich damahls auch einige Refugies bey den bemeldten Geſandten an in der Hoffnung durch des Herzogs Vorſchub wieder nah Hauß gehen zu doͤrffen. Die Evangeliſche Ge⸗ ſandte hielten darüber mit Mylord Beinbrock eine Conferenz, da man ſich ver? gleihen wollte, ob man ed nur durch Recommendatien an Fraufreih briuz gen, oder in Anſehung, daß man aus dergleichen Gewiffens: Zwang und ty⸗ zannifcher Unterbrütfung der Untertbanen wider einen ausmwertigen Prinzen eitre gerechte Urſach zum Krieg nad) des Grotii (aa) Meynung nehmen koͤnne, und eine formliche Anfprache daraus machen folle? Neil man ader zu keinem Schluß gelangen konnte fo erwählte der Herzog den erffern Weeg. Weil nam ent: zwifchen der Termin zur Erklärung zu Ende gieng , Yieße fi der vom Lilien: roth den ı5 (25) Auguſti gegen den Reichs = Deputierten und in deren Nas men gegen die Chur-Maynziſche Gefandte verlauten , daß er ſich nicht im die Schwuͤrigkeit der Rayferlichen finden koͤnne. Cinmahlfey die höchffe Noth vor⸗ handen fi, gegen den Termin vorzufeben, als welche alle Tage gefärliher würde, weil Engel-und Holland dife Woche mit ihrem Friden fertig und das Reich figen Yaffen würden. Es feheine, die Kayſerliche Gefandfhaft wolle lieber den Krieg fortfegen. Dann die Reichs + Allierte hatten ihnen ein fo ge: nannt pro memoria übergeben, noch vor dem Termin der Reftitution der Stadt Strasburg auf möglichfie Are ſich zu verfihern. Cb) Man. möchte aber doc) bebenten ob man im Stand fey fi von den auswärtigen Mächten zu trennen , weiche villeicht noch vor dem verfloffenem Termin die Unterſchrift vors nehmen dörfften. Es fey demnach ſehr noͤthig von: denfelben nochmalen eine zuverläffige Antwort zu verlangen, ob fie beſtaͤndig dem Reich beyftehen woll« ten, damit die Franzoſen wenigftens die Stadt Straßburg in dem Staund, worinn fie diefelbe erhalten, dem Reich wieder zuftellen müfften. Die Ranfers liche blieben aber dabey , daß fie gemeſſenen Verehl hätten anf den gegenwärz tigen Beveftigungs » Stand zu beharren zumahlen aud) die Reichs-Deputier⸗ te Feine andere Inſtruction hätten, von welcher fie nicht abgehen kͤunten. Der Char »Mannzifche Geſandte von Schönborn unterffühte ſolche Meynung, da- mit. die Sranzofen Feine Uneinigkeit zwifchen dem Kayfer und Reich vermerken möchten, woraus fie fich einen Vortheil verſchaffen Eönnten. Der vun Kulpis wuſſte aber , daß die Franzoſen zwar die Eitadelle ſtehen zu laſſen verwaigerten, aber. nicht: ungeneigt: wären. aber dem Zuſtand der Beveſtigung in Bande (aa) de Jure belli & pacis, Lib. II. c. 25: n..8.. kb): vid, Beyl,.19, b):

Fuͤnfzehender Adſchnitt. 117

Handlung zu tretten. Er hoffte demnach ein Auskunfts-Mittel fin⸗ 1697 den zu koͤnnen, daß ihrer Inſtruction nichts deſtoweniger ein Genuͤgen

geſchaͤhe. Es lag ihm aber im Weeg, welches er der Reichs-Deputation im Vertrauen entdeckte, dad zwifchen der Schwedifhen Mediation und den Kays ferlichen das gröfte Mistrauen herrſchte. Und gegen Herzog Eberh. Ludwig brauchte er den Ausdruck, daß er befürchte, es ſtecke ein Schelmenftüd daruns ter um dad Weich um Straßburg zu bringen , damit fie hingegen Rurenburg wieder befämen oder dev König die Catholiſche Religion zu. Straßburg einführ ren, und die Sefniten ihr ſchoͤnes Collegium erhalten koͤnnten. Dahingen bie Kayſerliche fich über den von Lilienroth beklagten, daß er die Gunft des Trans zoͤſiſchen Hofes ſuchte, damit er nach gefchloffenem Friden die Geſandtſchaft dafelbft exrhielte , wie and) daß deffen Gemahlin ein koſtbares GefchenE von den: Franzoſen erhalten hätte, welches aber fehr zweifelhaft, wiewohl auch der Verfaffer der Memoires de la Guerre de Flandre gleiche Nachricht gibt Tom. I.p. 20:1. (bb) als ob der Gemahlin eines Franzsfifchen Geſandten dergleichen reiche Geſchenke gegeben worden. Der Hollaͤndiſche Penſionarius lachte daruͤber in die Fauſt und ſchmeichelte ſich wieder in die Stelle eines Mitt⸗ lers eindringen zu koͤnnen, indem er dem Reich Straßburg zu erhalten ver⸗

ſprach, es möchte auch koſten, was es wollte, $. 53.

Nun ſchiene ſich die Handlung einesmals zu aͤndern, als den 18 (28) Yun bie Sranzofen ſich ſchriftlich exflärten,, daß fie die Zuruckgabe der Stadt Straß⸗ Burg nach dem Anſuchen dev Allierten zu bewilligen bereit feyen. Dann ſie mochten des Penfionarii Anſchlaͤge in Erfarung gebracht haben welche fie vereitlen wollten. Die Neih3+Deputierte hielten auch wirklich. davor , daß fo lang man auf der gebahuten Straß gehen koͤnnte, man Feine Neben: Weege zu-fuchen habe und des Penfionarii Vorfchläge unnoͤthig waͤren. Cie fanden fi aber betrogen. Dann die Franzofen erbothen ſich zwar die Stadt Straßs burg berzuashen , wollten aber das ganze Biſtum behalten, womit fie einen groffen Theil Landes diſſeit des Rheins zu gewinnen vermeyutenund die Stadt dennod unser foldens Vorwand in ihrer Gewalt behielten, wie fie auch bie Reftitution nur von der Stade und nicht von: deren Öebiethen und Rändes zehen verſtanden haben wollten, weil dife indem Elſas gelegen wären, wel ches fie ganz unnachlaͤſſig behaupteten. Weil num die Franzoſen fo ausfchweis fend waren, fo erinnerten die Kayſerliche und infonderheit der Baron von Sey⸗

| v3 lern

bb) Conf. Struv. Reichs⸗Hiſtorie pag. 1299

118 Gefchichte der Herzogen von Würrenbere,

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1697 lern die Reichs-Allierte auch aus einem hoͤhern Zen zu ſprechen und dem Franzoͤſiſchen Hochmut mit herzhaftem Entſchluſſ entgegen zu gehen.

Es kamen demnach die drey Fragen auf die Bahn: 1) Wie man ſich von ſeiten ber Reichs-Allierten verhalten ſollte, wofern von Fortſetzung des Kriegs geſpro⸗ chen werden wollte, nicht nur auf den Fall, wann alle Allierten als Spanien, ‚Engelland und Holland dem Reich feft beyzuftehen entfchloffen wären, ſondern auch, wann einige, oder alle Mächten von dev Allianz abgeben und ber Stanz zofen Härtigkeit dadurch wachfen wollte? 2) Da zur nachdruͤcklichen Fortſe— Bungdes Kriegs das Allociationg- Merk mehr durch einmüthige, ald mehrer ve Stimmen für das heilfamfte Mittel in Vorſchlag gebracht worden, daß ſolches im Haag nicht nur in Gegenwart ihrer Allierten und Freunde, welche es durch ihren Zufprud) befördern Eönnen , fondern auch im Ungefiht des Feindes benz felben zum Schrecken mit gutem Erfolg verhandels und bewuͤrket werben mv? ge, wie fie fi) in difem , ald 3) darinn zu verhalten hatte, wann man Die Frage aufwerffen wollte, ob man die Tractaten ungeacht dev Franzofen Klar hexvorſcheinenden Spötterenen und VBerachtungen denuoch fortjeßen, und im Gang erhalten , oder, wie einige dayor halten , mit gleihmäffiger YAnfekung eined Termins, inner welchem die Franzoſen ſich anf die im Namen des Kayſers und Reichs ad Protocollum Mediationis gegebene Deciaration zu erklaͤ⸗ ren , in dem Entftehungsfall auf einmahl abbrechen fellte ? Auf welche Fragen fie Geſandten eine Inftruction verlangten, als es einsmals mit der Aſſociation der 6 Kranfen ein gutes Ausſehen gewann , weil auch die Kron Schweden flar£ daran arbeitete uud ihren Beytritt verfücherte, fo, Daß ed nur darauf berubete, ob die Ullierte 3 Mächte bis an einen gemeinſamen Friden feft audharren und mit zufammen gefeßten SKrüften Die Kron Franckreich oder ihre Geſandten zu gelindern Gedanken bringen möchten. Man fchics te deßwegen einen Courrier mit der letztern Franzöfifhen Erklärung an den König von Engelland und die Kayferliche hielten mit den Holländer eine Cons feren; , deren Innhalt aber fo geheim gehalten wurde , daß man foldden nicht erfahren konnte. Der von Heefpen und der Wolfenbürtteliihe Dber : Marihall von Steinbergen wurden aber den Aug. (10, Sept) von dem zweyten Frau⸗ zoͤſ. Geſandten Comte de Crecy nad) deſſen vormaliger oͤſtern Einladung und Bezeugung, daß er mit den Reichs-Geſandten in nähere Bekandtſchafft zu ges tathen wünfihte,, zum Mittagmahl eingeladen und mit aller Hoͤflichkeit ums erhalten. Dbwohl man aber meiftend von den Fridens » Zractaten und ders ‚maligen Rage der Staatds Umftände ſich befprachete, und nichts verhielte , was abfeiten der Allierten wider das bißherige Verfahren der Sranzöf. Gefands ten für Beſchwerden geführt worden, fo xuͤhmte Doc der Heeſpen, daß der

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Sünfzebender Abſchnitt. 119

de Crecy in den darauf ertheilten Antworten ſich aller Mäffigung 10697 bedient und von den letzten Vortheilen der Franzöf. Waffen mit einer feiner Nation nicht gewwönlichen Befcheidenheit geredet babe. Wegen der Stadt Straßburg lieffe er fi zwar verlauten ,„ daß man ſich auf den gegenwärtigen Zuftand der Beveftigung Feine Gedanfen machen dörffe und bie Wichtigkeit des letztmals auerbottenen Alquivalents erkennen follte, bebarrte aber doch niche - darauf , fondern lieffe ſich weitläuffig über Auskunffts » Mittel heraus wor⸗ durdy bemeldte Beveftigungen zu einem mittelmäffigem und erträglichen Zuftand, welcher der Befhaffenheit des Orts zur Zeit der Einnahm deffelben gemäß fey, mit Aufhebung der in dem Franzöfiichen Project angehängten und niemahls annehmlich befundenen Bedingungen gebracht werden finnten, Wegen Moͤm⸗ pelgard nnd der vier Herrſchafften Clermont, Hericourt , Blamont uud Chatelor babe man feinen Anſtand ſolche zuruckzugeben. Auf die Herrfchafs ten Harburg und Neichenweiler bingegen wollte er ſich nicht einlaffen fordern fügte nur furz , daß von dem Elfaff nicht weiter zu veden fey , ald man fich ſchon erkläre habe,

$e 54:

Nun waren die Tractaten würflidy den 31T Augufli (ro Sept.) bey nahe in ein ſtecken gerathen, weßwegen fich der erflere Tranzöfifhe Gefandte Monfieur de Harlay bey dem von Lilienroth fehr befhmwehrte, daß die Sa⸗ den noch immer fo fchlechten Fortgang hätten und die Zeit fo vergeblidy vers ſtreiche, indem ſchon zween Monate lang die Tractaten in einer Unthätigkeit ‚wären , welche villeicht in Flandern nuglicher hätten angewendet werden koͤn⸗ sen. Der von Lilienroth antwortete ihn aber , Daß fo viel er glaube es fich wohl bald zu einem oder anderm Ende ſchicken würde und ihre Abreyfe vielleicht bald igefhehen koͤnnte. Es dörffte ihnen aber nicht gleichgültig ſeyn, wie fie vom einander ſchieden. Dann er koͤnne ihnen Franzoſen nicht verhals few, daß, wanır fie ben ihren bißherigen Conduite nnd Fierfe behariten, man allerfeits bald unverrichter Dingen von einander geben doͤrffte. Wanır fie aber den Friden mit ſich nah Hauß bringen wollten, fo wäre der ai Schritt dazu , daß fiedie Reftirution der Stade Straßburg feftfeßten. Als nun Harlay darauf fragte: Sb er dann meynte ,„ daß die Allierte um difes einigem Orts willen den Krieg forifegen würden? befam er zur Antwort, daß ev alle Neigung und Anſtalt darzu fände nicht allein in Anfehung des Platzes Wichtigkeit felbffen , fondern auch vornemlich wegen der Sicherheit des allges-

meinen Ruheſtands, Befeſtigung des Niheinftromsund Erhaltung des Re ri

120 Geſchichte der Serzogen von Mürtenbert,

Rechte auf das ganze Elſaſſ, mwobey er ihm zugleich vorftellte, daß der Kron Frankreich eigene Conduite ihro nachtheilig und ſchaͤdlich ſey, wann fie anſtatt des biebevor gebrauchten Glimpfs nunmehr nichts als Hochs muth und Troß zeige und wie fie bey allen ihren Vortheilen dannoch zuruck⸗ ‚gefeßt würde. Dann was dad Meich betreffe, möchten fie Franzoſen erwäs gen , in welchen Stand fie durch den Waffenſtillſtand gerathen wären, und ob es nicht wahrſcheinlich ſey, dag, wann fie das Werk mit mehrerer Mäfs figung behandelt und ihre Forderungen nicht foweit getrieben haften, ſie noch in ruhigem Beſitz der Reunionen, des Elſaſſes, der Stadt Straßburg und Lothringen, welche fie jeßt groͤſtentheils zuruckgeben müfften, noch viele Jah— ze bleiben und villeicht gar in den Stand bringen koͤnnen, daß der Waffens fiillftand in einen Friden verwechßler worden wär. Wann fie auch in dem biß⸗ berigen Weeg beharren und etwa nach dem verfloffenen 2o Sept. mit dergäue lichen Meberlaffung des Elfaffes hervortretten wollten, würde gewiß nichts aus ders , als der Verluſt des in Handen habenden Vortheils daraus entflehen , weil die Kron Schweden ſich nothwendig darein legen und die Garantie des Weftphälifchen Fridens leiſten müffte, welchem folches ihr der Franzofen Vers fahren ſchnurgrad entgegen ſtehe. Dann die Öränze, welche fe zu ziehen bes gehrten , fey eine neue Erfindung , und müfjte er fangen, daß wann fie einmahl aus der Sache kommen wollten darzu kein ſchicklicher und billigerer Weg, als per arbitrium ſey. Wie er auch die Unbilligfeit gegen Engelland, Loth— ringen und andere fehr nachdrücklich vor Augen Iente. Nachdem nun Harlay bißher geduldig zugebört hatte, Elopfte er den von Lilienroth mit difen Worten auf die Achſel: Jifaut dire, que vous prechez bien. Worauf diſer ernſt⸗ lich von ihm begehrt, daß die Franzoſen ihre legte Declaration zurucknehmen und manierlid) tractieren , infonderheit mit der Sradt Straßburg ben Unfang machen möchten. Daun ohne diefelbe Eönnte der Weſtphaͤliſche Fride nicht wies ber bergeflellt werden. Der von Lilienroth war aber, wie er gegen dem von Rulpis verficherte,, von feinem König wegen feiner in Teutſchland am Rhein habenden Provinzen zu folder Erinnerung inſtruiert. Bey dem Abſchied des Harlay gab derjelbe auf den erſten Puncten zu verſtehen, daß er davon nicht abgehen könne, weil er ausdrücklich darzu befelcht fey, bath aber den von Kiliz enroth ihm aufrihtig und ohne Hinterhalt zu fagen , ob er der aewiffen Mleys nung fey , daß die Ullierte wegen Straßburg bie Frivenshandlungen abbres hen und Engelland nebft den Staaten dem Neich beyftehen würden? Woranf er die Antwort erhielte , daß er auf fein Gewiſſen und ewige Seeligkeit nicht anders fagen künne , ald daß ed gewiß gefhehen würde, weßwegen fie fich wohl bedenken follten , was fie thaten. Folgenden Tags befuchte der Gran von

| Port⸗

1697

Fuͤnfzehender Abſchnitt. 121

Portland den von Lilienroth und war ſehr enytruͤſtet, daß die Franzo⸗ 1697 fen fih fo hart bezeugten, Weil nun difer demfelben biebevor an

die Dand gegeben, den Bouflleur durch ein Schreiben der genommenen Abres de zu erinnern, daß der Münffer- und Nimwegifche Fride zum Grund ges Yegt, Straßburg uud das durch die Reunionen weggenommene zurudgegeben und Kürzlich die Praͤliminarien feſtgehalten werden ſollten, fo lieſſ ex feld Schreiben den Schwediſchen Geſandten leſen, welcher fi daffelbe gefallen lieſſ und erwarten muſſte was darauf erfolgen wuͤrde.

Br 56,

Die Franzofen waren eben zu Ryßwick in einer Gonferenz begriffen, uud der von Lilienroth lieſſ fi bey ihnen anmelden, da der de Callieres fid; beklagte, daß man zwar zuſammenkomme ohne etwas auszurichten, ob⸗ wohl die Zeit Eoftbar fey und der Termin berbeynahe. Der vermittlende Schwede fiel ihm aber in die Nede, daß niemnlen die Frage von dem Zers min wäre, weil er von niemand geachtet würde, fondern es berube nur als lein darauf, daß fie ihre legte Declaration zurucknaͤhmen und ordentlich zu bandlen ſich entſchloͤſen, welchem aud der von Harlay beyfiel, daß man nicht fo wohl von dem Termin, ald vielmehr, wie man wieder zum tras etieren kaͤme, fprehen müfte. Nun zeigte ihnen der von Lilienroth deu Weeg darzu, daß nur der Franzofen und des de Callieres fiert£ folhen Auf⸗ fenthalt verurfachte,, indem man mit ihnen nicht umgehen koͤnne und, wofern fie nicht von ihrem ilebermuth abgiengen, fey gar nicht abzufehen, wie man die bey nabe fhon abgebrochene Handlungen wieder in den Gang zu bringen vermoͤchte. Diſe entfchuldigten fich mit. ihrer habenden Inſtruction und dag fie neue Befehle erwarten müßten, da man entzwifchen doch nicht müffig ges ben, fondern in andern Puncten fortfahren follte. Der von Kilienroth fags te ihnen zwar zu ſolches den Allierten zu Gemüth zu führen , weil es feine Dbligenheit erforderte, feßte aber hinzu, daß fo lang bie Franzofen von dein» jenigen, was ſie einmahl eingewillige, wieder immer abweichen wollten, die Allierte fich nimmer mit ihnen in Tractaten einlaffen koͤnnten. Nun befprach er ſich hierüber aud) mit den Kayferlichen, welche ihm eine Antwort ertbeils ten, fo er nicht mißbilligen konnte, fondern wuͤuſchte, daß ihre Gefinnung vorlaͤugſt alfo gewefen wäre, indem fienun ben rechten Weeg gefunden haͤt— ten. Denn, weilman am Kayſ. Hoffich über dem fchlechten Zuſtaud der Fries denshandlungen nicht zu rathen, nod) zu beiffen wuffte, fo ſchickte man deſ— fen Geſandten jeo den Befehl zu mis den Reichs-Abgeordneten zu Rath zu

Il. Teil, Q ge⸗

® 222 GBefchichte der Herzogen vor Mürtenbere,

——

1697 gehen und felbige zu den Conferenzien zu ziehen, indem die Franzo— fen ſich die Uneinigkeis zwifchen den Kayſerlichen und Reichſs-Deputier⸗

ten zu Nuß machten. Der Penfionarius bezeugte ebenmaͤſſig eine Beſtaͤndig⸗ keit daß: fo lang die Franzofen bey ihrer Declaration blieben, man nichts mit ihnen tractieren: fönnte, welchen Weeg der von Lilienroth den Würtenz Bergifchen Gefandten gleichfalls anriethe feft darauf zu beflehen. Der de Crecy warff deswegen dem von Lilienroth vor, daß er mehr für die Allierte, als für Frankreich fpräche und bekam zur Antwort daß diefer ihre fierre gewiß die AUllierte zur Fortſeßzung des Krieges nöthigen dörffte, und daß die Franzoſen feft glauben ſollten, daß ohne Straßburg kein Fride zu hoffen wär. Was aber feine Perfon betraͤffe, fo ſey ev als Mediator ſchuldig ih⸗ nen. Franzofen zu mehrerm Glimpf zuzuſprechen, fo lang der Weftphäls und Nimwegifhe Friden vermög ihrer eigenen erfien Erklärungen und ver Kron Schweden Gewaͤhrleiſtung deffelben, worinn Straßburg auch bearifs - fen wär, nicht gaͤnzlich vollzogen war, Wofern aber beede Theile durch ges dachtes: Retabliffement gleic, gemacht würden, jo follten fie fehen , daß er

dad Amt eines Mediatoris mit einer durchgehenden Gleichheit beobachten würde. Er wurde aber, als ihn Heefpen feine Uuterredung mir dem de

Crecy. wegen Mömpelgard binterbrachte,, in feiner Meynung geſtaͤrkt, daß

man für eine Haupt = Regul annehmen könnte, daß alles, was in der erſten

Franzoͤſ. Reunionsstifte benennt ſey, ohne einige Ausnahme oder Vorbes

halt: eines nüzlichen Eigenthums oder Dber » Herrfchaft wieder zurucfgegeben:

werden follte ed mochte auch gelegen ſeyn, wo ed wollte. Bey dem uͤbri⸗

gen aber wollten fie eine Ausnahm machen, daß, was nicht im Elſaſſ lage,

gleichfalls vollſtaͤndig veflituiere werden folle, was aber zum Elſaß gehöre,

darüber fie bie Souverainet& anfpräden. Den Spaniern.fey hingegen nicht

zutrauen, wiemwohl er glaubte daßfie ohne Engelland und den Staaten nie

Friden machen könnten, weil fie den Friden in den Niderlanden nicht geniefr

fen koͤnnten, fo lang jene ihre Trouppen nicht aus denfelben ziehen wollten ,.

worzu fie aber nicht. gezwungen werden koͤnnten. Daun difed Königreich. hats

te das Schickſal, daß den 10. Aug. die Stadt Barcellona von den Franzoſen

erobert und durch felbige das ganze Reich in: Contribution gefeßer wurde ‚.

ſo, daß es bey: dem: ohnehin ſchwachen König nad): den Friden ſeuffzete. Dia fer Umftand zerrüttete. die Unfchläge der Allierten Mächte, inden der König in:

Engelland kurz zuvor feinen Liebling , den Örafen: vom Portland nad: dem

Haag geſchickt hatte mit der vergnüglichen Nachricht, daß fo wohl er, als auch die Staaten ihre Meynungen geändert und den Schluſſ gefaſſt haͤtten bey:

hren Allierten auszuharren und. ohne Diefelbe gar. nicht. oder. auderſt Friden

zu

Fuͤnfzehender Abfehnier. 123 zu machen, „eöfeyen daun bie in den.Preliminarien verfprodene Puns 1697 cten von Fraukreich vollfommen erfüllt, wanı nur das Teutſche Reich ſich angreiffen nnd zeigen wolle, wie man ben Krieg fortzufeßen gedenfe, zur mahlen bey einigen Ständen, welchen eine groffe Animofitzt bey dem Krieg oder Zractaten wegen der Kage ihrer Ränder nicht zu rathen fey, da man eis nen fo maͤchtigen Nachbarn nicht zum Zorn reißen börffte, wobey er infonders beit den Herzog von Wuͤrtenberg verfchont wünfchen möchte, da die obauges führte Bedrängung der Kron Spanten ihnen ebenmäflig fehr große Sorge mach⸗ te, daß fie bey den gefafften Gedanken nicht durchdringen Eönnten. Der Hers 30g Datte ohnehin auch in dem Krayß Urſach wachfam zu ſeyn, weil der Abt zu Kempten feine veformirte Untertbauen zu Groͤnbach, Herbißhofen und Zeinfelberg in der Ausübung ihres Gottesdienſts mit gewaltthätiger Weg- nebmung ihrer Kirchen zu bedrängen fortführ,, unerachtet fo wohl der Churfürft zu Brandenburg ald Ölaubensgenoff difer Leute, ald auch Herzog Eberhard Ludwig, ald Krayß-Ausſchreibender Fürft denfelben zu Einftellung folcher Bedrängnuffe erinnert hatte, Beil nun ſolche offenbar wider den Weſtphaͤ⸗ liſchen Frieden lieffen und derfelbe durch dife Ryßwicker Tractaten auch die Ne- ligion geficyert und heraeftellt werden follte, fo meynten der Churfürft und die Öemeinden, daß deufeiben bier geholfen werden Fönnte, wann der Ders zog diefe Sache daſelbſt anbraͤchte und fie in den Fünftigen Friden eingefchlofs fen wirden. Nun bätte der Herzog um ded Churfürften willen ſich gern bey den Iractaten der Sache angenommen: Er Tonnte aber nid;t fehen, wie folde, ‚da man-mit einen auswärtigen König zu thun hafte und die unter den Ständen bed Reichs obſchwebende Otrittigfeiten nicht dahin gehörten, dafelbft ſtatt finden koͤnnten.

$. 57.

Bey ſolchen verwirrten Umſtaͤnden wurden die Sachen faſt von Tag zu Tag gefaͤhrlicher und die Geſandten der beeden Krayſe Franken und Shwas ber hatten Urſach ſehr zu erfchreden, als der am Eugliſchen Hof befindliche Zel⸗ lifche Geſandte dem Heſſen-Caſſeliſchen Baron von Görz die Ordre brachte bey ihnen audzuforfchen , weil der König den Friden fehr betreibe und gleichwohl wahrnehme, daß ſich derſelbe nur an der Keſtitution der Stadt Straßburg ſtoſſte, ob beede Krayſe bey dem Verluſt derſelben eine andere Genugthuung oder barriere zu ihrer Sicherheit anzugeben wuͤſſten? dem fie aber antwortes ten, daß fie vermög ihrer Juſtruction feine Vergleichs + Mittel annehmen Eins ten, zumabl kein Mquivalent oder Satisfaction auf der Welt zu finden wär, wordurch beede Krayß einiger maffen zu [Bee gefteht oder in einige Sicherheit

2 ge⸗

124 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrrenbert,

1697 gegen dem Verluſt der Stadt Straßburg geſetzt werden moͤchten. Als ſie ſolches dem von Lilienrot im Vertrauen entdeckten, erſchrack er heff⸗

tig und verſicherte, daß, wann man ihm die Negociation allein uͤberlaſſen hätte und ſich nicht fo viele andere, inſonderheit der Grav von Portland ſich zus letzt mit eingemifcht und alles verdorben hätten, er nicht allein Straßburg, fondern and) einen guten Theil des dagegen anerbottenen Zquivalents verſpre⸗ ehen dörffen , da man jetzt in Gefahr ffünde fo wohl das eine, ald aud) das ans dere zu verlieren. Und da man nun alles ganz verkehrt angegriffen und behans belt habe, fo ſeyen ihm auch die abermalige Conferenzien des Öraven von Ports Yand mit dem Marquis de Boufleur verdächtig , daß alles vollends verdorben werden muͤſſte. Wie er ihnen dann aud) entdedte, daß die General: Staaten fehr wankten, weil der König Wilhelin, es keſte auch, was es wollte, des Kriegs überhoben feyn wollte. Man erfuhr aber von bemeldten Conferenzien, daß dife beede Öeneralen einander nur Verweife gegeben und beede fehr miß> vergnügt von einander gegangen, nachdem der König in Frankreich nunmehr alles an feine Gefandfchafft zu Delfft und an die Ryßwicker Eonferenzien verwies fen hatte, wo Biefelbe Handlungen gluͤcklicher, als anderswo, geführet wer⸗ den Eonnten. Entzwiſchen erfochte der Prinz Eugenins von Savoyen den 11. Sept. bey Zeuta in Ungarn einen herrlihen Gieg wieder den Türken, deffen man fic) gegen der Franzofen Hochmut bedienen wollte, zumahl man auch febr beförchtete, daß die Kayſerliche und Reichs » Ständifche Geſandte im Haag mit ‚einem nachtbeiligen Friden ſich übereylen laffen dörfften. Man fchickte deßwe— gen einen Eylborten nad) dem Haag dife Zeitung ſchleunigſt dahin zu überbrins gen and ber Pralerey der Franzofen wegen der eroberten Stadt Barcellona ein Ende zu machen und difen Sieg entgegen zu feßen,, da hingegen das Aſſocia tions Werk in Veutfchland niht nah Wunſch von flatten geben wollte. Dann man fahe nun den groffen Schaden vor Augen, welchen die Fürflen durd) den Menfchenhandel und Werbungen für fremde Michten dem Neich gethan hatten, ba jeßo ſchwer fiel fo viele Leute auf die Beine zu bringen, als bey der Aſſo eiation erfordert wurden und Fein Theil auf den andern wegen ermanglender Voͤlker ſich verlaffen Eomnte. Der König in Engellaud befchäfftigte fich deß⸗ wegen alle bißherige Subfidien » Gelder einzuziehen und den Reichs-Fuͤrſten ih⸗ re in einer beträchtlichen Mannichaft beſtehende Trouppen heimzuſchicken, das mit fie ſolche zum Dienft des Neichd gebrauchen Fönnten, dagegen er foldhe Gelder den beeden Mordifchen Kronen geben wollte, den Abgang difer Wöt: Fer auf den Nothfall erfegen zu koͤnnen. Entzwifchen gab ber Penfionarius Heinfus den vertrauten Geſandten an die Hand, daß, nachdem nunmehr der zweyte von den Franzoſen angefehte Termin, bey deffen Eudigung nemlich den

Fuͤnfzehender Abſchnitt. 125

ben 20. Sept. der Fride entweder gefchloffen ſeyn müffte oder fie uns 1697 " verrichter Dingen nah Hauß veyfen würden, zu Ende lauffe, man fi)

ohne Zaudern auf eine Antwort bedenken und im Fall man nicht mit ihnen überein kommen koͤnnte, Feiner abermaligen fhimpflichen Eiflärung erwars ten, fondern ihnen zuvorkommen und ihre Abfertigung zn erſt geben, übris gend aber mit Herzbaftigkeit dem Gegentheil begegnen follten. Als aber ber dritte Englifhe Geſandte Wilfiainfon die Würtemberg. Geſandte befuchte, wollte er nur vom Friden oder wenigftend einer kurzen Ruhe hören, damit die üble Anftalten und Verwirrungen in, dev Adminiftration, welche durch die Fortfezung des Kriegs fih immer mehr verfhlimmert habe, einiger mafs fen gehoben und dad Königreich in den Stand gefeßet würde feinen Allierten beffern Beyſtand zu leiſten. Dem der von Kulpis aber unter Augen fagte, daß man zukünftigen Allianzen Fein Vertrauen haben koͤnnte, wann die alte Engagements nicht gehalten würden, welde Antwort auch der Holländifche Penfionarius und der von Dydveld dem Baron Goͤrzen gaben nnd ihn theur verfiherten, daß fie ihre Allierte nie im Stich Iaffen würden, wie dann gleich folgenden Tags eine Conferenz gehalten wurde, worauf man fih anf den Fall einesfortfeßenden Kriegs zu verfeyen habe, zumalen verlantete, daß die Franzofen zu Delfft überall bekannt wachen lieffen, daß, wer etwas anfie zu fordern hätte, ſich bey ihnen melden folle, weil fie bey zerfchlagenden Fris denähandlungen gleich am 21. Septembrid abreyfen wollten,

G. 58%

Entzwifchen wurden die Neich3 » Wllierten und Deputierten den 5. (15) Sept. von den Kapferlihen nad) der erhaltenen Drdre zu den Conferenzien zugelaſſen, welche von den General: Staaten eine zuverläffige Erklärung bes

gehrten , ob fie die Erhaltung der Preliminarien mit dem Reich vermög der Allianz feft halten, auch von denſelben bey gegenwärtigen Tractaten fih nicht son ihnen trennen wollten und wie weit man fidy auf fie wegen ihres Beyſtand verlaffen dörffte? CC) dife hielten aber nicht rathſam dermahlen nod) fid) her> aus zu laffen, fondern nahmen ed nur ad referendum an. Mithin entfchloßs fen fi die Neich3 > Stände an den König in Engelland eine Deputation abzus orönen und gleiche Erklärung auszubitten. Solches Gefhäfft wurde dem Chur⸗ Trierifhen Geſandten Baron von Saffia und dem von Kulpis aufgetragen, in beren Abweſenheit der von Dyekveld die Antwort an die Reichs-Staͤndiſche Ge⸗

fandte brachte, daß fie mit den ernfihafft fuͤr das Reich gefprochen 3 und

(c) vid. Beyl. num, 20,

186 Befebichte der Kerzouen von Mrronberet,

1697 und ſich fo gar erklärt hätten, daß fie das Reich nicht verlaffen koͤnnten, noch in dem Fall, wann fie demſelben Feine Satisfaction geben und den » MWeeg nicht mit ihnen zu bandlen oder zu ſchlieſſen eröffnen wollten, fie im Stande wären ihren Tractat zu vollziehen, fondern alles an die Staaten felbft zu bringen verbunden wären. Difes num hatten die Franzofen alfo aufaenoms men, ald wann fie ganz und gar abbrechen wollsen und feyen fie alfo in ſolcher Meynung von einander gefhieden. Difer Abgeordnete fügte aber hinzu, daß er keines Abbruchs gedacht habe und wollte auch nicht melden, daß über des Reichs Anbringen an die Hollaͤndiſche Geſandſchafft ein beſtimmter Schluff ges fafft fey , fondern gab den Neich8 » Deputierten nur zu überlegen, ob bie zwis fen dem Reich und den Franzofen annoch flrittige Puncten, inſonderheit die Reftitution der Stadt Straßburg verdienen fid) auf Dad neue dem ungewiffen Fall eines unglücklich geführten Kriegs zu unterweryen und ob das Meich dens felben beſſer, als bißher, fortzufeßen und die Kron Frankreich zu beffern Be— dingungen zu zwingen vermöge, wie and), wad man den Nllierten, wann fie fi) zum Beyſtand entfchlöffen, deßhalb für eine Sicherheit oder Warfcheinlicys keit zeigen Fünnte mit Bitte fich darüber zu berathſchlagen und ihn eine Aut⸗ wort wiffen zu laffen. Als nun die Reidys » Deputierte den 9. Septembr. bies züber eine Conferenz hielten, eröffnete ibnen der Fraͤnkiſche Krayß⸗Geſandte von Schrotenberg, daß er von dem Krayif » Convent zu Nuͤrnberg ein Nefeript erhalten habe des ungefärlichen Suhalts, daß man bey gegenwärtiger Be—⸗ fhaffenheit der Conjundturen und innerlihem ſchlechten Zufland des über Permögen befhwerten Krayfes einen Friden, er fen, fo gut er wolle, einges hen und wegen der Reltiturion Straßburgs denſelben nicht hindern oder aufs halten follte in Hoffnung , daß die Franzoſen das Aquivalent noch wohl vers beffern dörfften., Dagegen der von Heefpen fi zwar bemühere durch alle moͤg⸗ lihe Vorftellungen nicht nur die Abtrettung der Stadt Srrafburg, fondern auch die groffe Zaghafftigfeit dev Stände zu mißrathen, Fonnte aber nicht mehr ausrichten, ald daß der von Schrotenberg perfprad) feinen Auftrag fo viel thunlich in feinem Voto zu lindern und fih übrigens auf den Inhalt folher Suftruction zu beraffen, ald wovon er wicht abzugeben vermoͤchte. Unter währenden folden Interredungen Fam des von Lilienrot aus der Conferenz wis den Franzoſen darzu und zeigte ibnen an, daß er ven ganzen Morgen mit denfelben umfonft gearbeitet habe ihnen ihre Nerte zu benebmen, indem fie ihm zu verfieben gegeben, daß fie nunmehr weber Straßburg herausgeben, noch überhaupt die Friedens: Bedingungen oder das Aiquivalenf für diefe Stadt um einen Daumen breit verbeffern fünuten. Ex fen ganz erihöpfft and wüfe ge nichts mehr zu fagen, ald was ihm etwan die Allierte au Die Hand geben

wols

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Sünfzchender Abtchnite, 137

wollten. Dife Eonnten aber zu feinem Schluff gelangen, zumahl der 1697 Chur-⸗-Bayriſche Geſandte Prielmayer ſich vernehmen lieff, daßer nicht

wife, was er daraus fchlieffen follte, daß alle Evangelifhe Vota nacheinan⸗ der auf die Herzbafftigkeit und Fortfegung des Kriegs, die Satholifche aber auf den Friden giengen. Ju welde Materie aber ſich niemand einlaffen wollte zu reden. Man gieng alfo aus einander und vernahm nur noch, daß die Tra— etaten mis Engels und Holland auf dem Schluff ſtuͤnden, indem man nur noch wegen eines Commercien » Tractats ein und anders auszumachen hätte,

$. 59

Zu Loo machte man dem von Saffich und dem son Kulpis eben fo wenige Hoffnung zur Refitution der Stadt Straßburg. Weil aber der König dens noch auf die Sicherheit der beeden benachbarten Krayfe bedacht zu feyn ich ſchul⸗ dig befande, fo ließ er durch den Öraven von Portland die beede Abgeorönes te verſichern, daß er and die Öeneral- Staaten zur Vergröfferung der Kehler Schanz und zu einem Waffen: Plag eine Million beyzufcieffen die Ver— teöflung gegeben , wobey er fie erinnerte ſolches geheim zu halten, Der Ges faudte des Holländifchen Staats von Dyckveld war aber fo unbefonnen oder ſchalkhaft, daß er diſes Geheimnus dem Kayferlicen ſogleich verrierh welche aljobald dawider arbeiteten daß ſolch Geld zu Ausbefferung aller Veftungen und Verſchanzungen am Rhein angewender werden müffte , ungeacht der von Portland ausdruͤcklich gemeldt hatte, daß die beede nächftgelegene Rranfe Aber" den Berluft der Stadt Straßburg einigermaffen beruhiger und in Sicherheit: gefeht werden möchten, damit fie nicht fo leicht etwas feindliches von Straße burg aus zu: befahren hätten. Die Krayſe hatten alſo, weil der König im Haag erwartet wurde nur dahin fich zu verwenden, daß er bey folder Vers ordnung bleiben und die Öelder um fo weniger vertheilt werden möchten , als ihnen von denfelben wenig oder gar nichts zu nußen gefommen wär, "Daun: man batte von Wien aus durch eine vertraute Hand die Nachricht erhalten daß ſich je länger, je mehr entdecke, daß man am Kayſerlichen Hof aller Borz ftellungen ungeachtet nur damit umgienge, Straßburg gegen ein anfehnliches Arquivalent in franzöfifche Hände zu fpielen, und daß deßwegen alle Schwuͤ⸗ sigfeiten wegen Keſtitution der Stade Straßburg in dem Bebeſtigungsſtand, worinn fie fih dermahlen befande ,. gemacht worden, um den Termin vorbey ſtreichen zu laſſen, indem man genugſam vorſehe, daß die Franzoſen niemahls darein willigen wuͤrden, da man entzwiſchen unter der Hand uͤber das Mqui- valent ſich beſchaͤftige. Eben diſe Hand berichtete auch, daß ein gewiſſer un

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108 Gefchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

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1697 ſerl. Staats⸗Rath vorgeftellt habe,wie man denKrayſen einenZaum anlegen

mauͤſſe, damit fie am Kayſerl. Hofnicht mehr fo hoch, als erfi juͤngſt gefche- hen , fprechen Eönnten , und daß bad Hauß Deflerreich durch die Erhaltung der Veſtungen Philippsburg , Freyburg , Breyſach und ganz Kothringen mehr. gewinne , ald wann man auf ber Stadt Straßburg, welde man dem Meich einverleiben muͤſſte, beflünde , fo , daß man augenfcheinlich ſaͤhe, daß difer Hof nur feinen, und nicht des Reichs Mugen beobachte, (d) Der von Lilienroth bemerkte es felbften auch , daß heimliche Tractaten zwiſchen den Kayſerlichen und Franzöfifchen Oefandten unter Händen wären, Fonnte aber auf Feinen rechten Orund kommen. Er bedauerte deßwegen Teutſchland. Dann er fagte , daß, wann diſes Schreiben mit den vorigen von Zeit zu Zeit erhals tenen gleihmafligen Nachrichten und der bey difer Fridenshandlung geführten Bezeugung zufammen bielte , fo erfcheine deutlich, wie er fagte, Daß das Deich von allen Seiten hintergangen würde und nicht nur vor Frankreich, fondern auch von dem Kayferlichen Hof and den Catholiſchen Ständen felbften ſich am meiften zu hüten und deren zu deſſen Schwächung aus verſchieduen eis gennüßigen Abſichten abzielenden Anſchlaͤgen zu feinem eigenen Untergang zu fürchten habe, Sa es wollte damahl verlaiten , Daß die Tranzöfifche Ges fandten nunmehro nächftens bey dem König von Engelland Audienz ſuchen, nnd ihm folche Entdeckungen von Anfchlagen ded Kayferl. Hofs von dein Menns ten Eledtorat , den Schweißerifhen Handlungen , der Polnifhen Wahl und andern Schritten thun wollten ,„ welche derfelbe nicht anderſt, als durch fie erfaren Eönnte. Man konnte bey nahe auch fagen , daß die Teutſchen von ihs ven Ullterten bintergangen worden , indem Spanien , Engellard und die Ges nexal = Staaten den Io. (20) Sept. den Friden mit Frankreich fehloffen. Der Schwediſche Mediator trug Bedenken denfelben zu unterzeichnen, weil er nur zu einem allgemeinen Friden bevollmaͤchtigt wär , und folglid an Parti- cularitzten feinen Antheil nehmen koͤnnte. Die Engel und Hollaͤndiſche Gefaudte vedeten ihm zu die audgefertigte 7. Fridens-Inſtrumente zu unters fchreiben und die Franzofen gebrauchten ihren Zroß gegen ihm und ſagten, Daß er entweder uuterfchreiben , oder feine Media ion niverlegen folte, Weil nun in Betracht der ungluͤcklichen Umſtaͤnde dem Reich mehr daran gelegen war , daß die Tractaten mis Fraukreich fortgefeßer, ald daß durch verwaigerte Uns terzeichnung die Mediation in Gefahr gefekt und die Fridenshandlung gehindert reürben ‚fo entfchloß ſich endlich derfelbe darzu. Der erſte Erfolg auf difen Friden war, daß man auch mit Teutſchland zu einem Waffenſtillſtand eylte. Die Wuͤrtemb. Gefandte wuͤnſchten aber nichts mehrers, als daß Marggrav

Lud⸗ td) vid. Beyl. num. 22,2)

Fuͤnfzehender Abſchmier. +8

Ludwig Wilhelm von Baden fi eutſchließen möchte nad) dem Haag zu 1697 Fominen, ald wordurch dem Neid) ein groffer Muß geſchafft, und nicht nur die von Engel» und Holland zur Beveftigung der Kebler: Schanz verſprochene Million zur Nichtigkeit gebracht , fontern auch nod vor des Königs Hinuͤber⸗ reyſe nah Engelland mit demſelben gar heylſame Maaß : Reguln ſowohl zur kuͤnfftigen Gewaͤhrleiſtung und Sicherheit des Fridens insgemein, ald auch des Aſſociations-Werks abſonderlich gefaßt und deſto eher unter diſes Königs and des Marggraven Divection mit deſto mehrern Nachdruck betrieben werden koͤnnte.

$. 59

Den 17. (27.) Sept. wurden alfo die Tractaten zwifchen dem Kahſer und Reich und der Kren Fraukreich gleichſam wieder ven vornen angetrteten. Es zeigte ſich aber im Anfang gleich ein ſchlechtes Ausſehen zu einem glüdlis ern Fortgang, indem die Franzoſen fi) gleichbald erklärten , daß ihr König Straßburg und das Elſaß nimmermehr aus feinen Händen laffen würde. Es mengte ſich auch wieder eine Ceremonien-und Coͤmplimenten-Strittigkeit zwi⸗ ſchen den Chur und Fuͤrſtlichen Geſaudten ein, da erſtere diſen Feine Lega- tos vom erſten Rang zugeſtehen, und letztere jenen den Kxcellenz-Titul nicht geben wollten, Zu allem Gluͤck war aber der Chur-Saͤchſiſche, von Boſe, fo beſcheiden, daß er dem Zank ein Ende machte und dem Wolfenbüttez liſchen foldhes durd) ein Brllet zu vernehmen gab: Ha plu a fa Majefte le Roy ınon Msitre de me revefir vous affurant de mon cof& que bien loin d’aveir quelque inftrudtion de difputer aux Princes d’ une mar fon aufli Iluftre que celie de leurs Alteffes Serenifimes vos Maitres le Droit mittendi legatos primi ordinis "Vous verrez plutot par 1a maniere de Vous recevoir en Vous donnant la main chez moy la con- ‚fideration , que j ai pour votre chere perfonne &c. Da er im P. S. noch meldete : Je vous prie d’en aflurer aufli les Miniftres de Wur- tenberg &e. So fehr aber die quswertige Allterre von ihres Volks groſſem Verlangen nad) dem Friden den Teutſchen vorſchwatzten, jo erfuhr man do hernach das Gegeutheil. Dann die Wuͤrtembergiſche Geſandte berichteten den 21. Sept Cr. Octobr.) daß der fremden Allierten Geſandte zu jedermanns Verwunderung wieder in der ordentlichen Conferenz erfchienen , aber fich nicht fang dafelbfl verweilet hätten und es nur darum aeichehen dem gemeinen Volk im Engels und Helland, welches über diefe Darticnlar » Friden cin durchge hends aufferordentliches Mißvergnuͤgen offenslich bezeuge , die Meynung zu bes nehmen, daß man ſich ganz und gar von dem Teutſchen Reich getreunet babe,

XILI. Theil. R Der.

x

130) Befchichre der Herzogen var Mürtenbert ,

1647 Der König von Engellaud ſelbſt kam ebenmaͤſſig zu befferer Erkanntnus und lief] fich bitterer Meder gegen deu Kayſerl. Hof verlauten, daß die Beede Kranfe Franken und Schwaben , welche alle das ihrige vedlich und ruͤhm⸗ lich gethan und an dem unglücklichen Schickſal Teinen Autheil haben , jeßo den Undank empfinden und am meiſten darunter leyden müften. Man bemerkte auch deutlich, daß. Engel» und Hollaud die Unbilligkeit, fo fie dem Reich durch ihre Abſonderung erwiefen bereuen and fih num dahin bewerben, wie fie ſich mit. demſelben bey; den künftigen VBerfaffung und Gewaͤhrung des Fridens fi) anfö neue widerfeßen und gleichſam auöfönen mögen. Dann die Franzofen waz ren. fo dreufte bey ihrem. anlächlenden Gluͤck, daß fie von feinen Vorſtellun— gen: höxen. wollten fonderw.fih auf ihre habende Befehle beruften, ob man ſchon viele Fußſtapfen hatte. daß die Kayſerliche es alfo mit ihnen abgevedet haͤtten. Sie zeigten folhe Hartnaͤckigkeit fogleid) in der erflen den 1. Dit. ges haltenen Conferenz ald man. von den Würtenbergifchen Angelegenheiten rede: te und der Baron von Seylern auf die Erfeßung der Schäden nad) dem Eonz tributions⸗Verglich drange , mithin ben Unterfchied zwifchen: den Forderungen anderer Stände und der: Würtenberaifchen. erwiefe,, worfte eben ihre Drdre zum Vorwand nahmen, übrigens aber ſich zur Reſtitution der Gravſchafft Moͤm⸗ pelgard gutwillig erbothen. Es fügte fih eben daß, ald man dife Angeles genheit. unter die Hand nehmen: wollte, die Würtenbergifhe Geſandten dem Baron: von Seylern. eine diefelbe berührende Juformation in die Conferenz mir den: Franzoſen [Bieten „fo, daß dife fagten wie fie glaubten daß eine En chanterie mit. unterlaufe weil man die Zeit ſo genan getroffen hätte. Daum: zu: ſolchen Conferenzien wollten die Kanferliche die Reichs -Deputierten nicht: ziehen ,. fondern nur denen welche fie unter ſich hielten, beywohnen laſſen, nachdem fie es gut befanden. Es Fam. hier alfo nur darauf an daß man ſich über die Einrichtung ded Articuls vergleihen follte, weil der von Seyler fols den: nur in der Öeneralität zu verfaffen gefonnen war , daß dife Graofchaffe mit ihren Zugehoͤrden fo zuruckgegeben werben follte , wie ed in dem: Weitz phäls und Nimwegiſchen Friden enthalten wär , nur daß er auch die Worte in Alfatia & ubicunque firarum mit Stillſchweigen üdergeben wollte aus: Beyſorge, daß die Tranzofen einige dem ganzen Elſas nachtheilige Worte eins: zuruͤcken Öelegenbeit: nehmen moͤchten. Die Wuͤrtembergiſche Geſandte vers fafften: alſo den: Articul zu des. Herzogs Zufridenheit mit Auslaffung: alles defs ſen, was dem Gegentheil zu grüblen. Anlaſſ geben konnte. Daun Herzog: Eberhard Ludwig zog ſich, als er den: 28.. Sept. wieder aus dem: Allierten Lager bey; Creuzenach zu: Stuttgard ankam, die Engliſch und Hollaͤudiſche Fri⸗ Kenfchläße und die ſchlechte Fridens / Hoffnung ſehr zu: Herzen, weil en glaubte, daß

oarfın fzebender Ab chnitt.

daß feine Lande dadurch in noch gefaͤhrlichern Zuſtand, als fie zuvor 1697 geweſen, geſehzt wären und fi in waͤhrendem Friden Feiner beſtaͤndi⸗

gen Ruhe getroͤſten koͤnnten. Es giengen ihm auch die ſorgſame Gedanken bey, es woͤchten die Kayſerliche Geſandten den Waffeuſtillſtand fruchtlos vorbey ſtrei⸗ chen laſſen und dadurch wenigſtens verurſachen, daß die ganze Laſt von den Kayſerlichen, Schwaͤb- und Fraͤnkiſchen Krayß-Regimentern durch die vors habeunde Cantonierung innerhalb dev au’ feinen Landen gemachten Linien meh⸗ rentheils auf die vorhin entkräfftere und verderbte Unterthanen gewälzet wers den und auf dem Half bleiben, folglih dem Herzogthum der legte Herzſtoſſ gegeben werden dörfte. Er haste noch über difes zu gewarten,, daß, wann er zu dem Aufenthalt der Sachen und Verfaumung des Termins Anlaff gäbe , dev Feind wieder einzubrechen verfuhen und die ruckſtaͤndige Contribution von fuͤnf Tonnen Golds deſto härter eintreiben doͤrſte. Solchem nun vorzukom⸗ men befahl er ſeinen Geſandten, daß, wofern die Kayſerliche das Werk in die Laͤuge ſpielen wollten und es das Anſehen zu Abbrechung der Tractaten gewins nen würde, fie mit andern Chars und Fuͤrſtlichen um fo weniger zu Fortſezung ded Kriegs mit einfliinmen, fondern allen Fleiß anwenden follten felbige Abs ſichten zu vernichten und das Herzogthum aller fernern Contributiond = Anfors derung, unter welchem Vorwand ed auch wäre, zu befreyen.

131

S 60,

Nun ſteſſte 23 fih zu Anfang des Detobers wieder theild mit dem Articul von der Religion , tbeild wegen Kotbriugen und Mfalz. Der Brandenburgi> fe und Schweden-Bremiſche Geſandte machten zwar Auffäße , wie man ded erftern in dem Fridensſchlufſſ gedenken follte, die übrige Evangelifche hingegen wuͤnſchten, daß diſer Articul nad) der zu Regenfpurg gemadten Formul um fo mehr eingerichtet werden möchte , als der Kayſer und die Catholiſche Stände folden zur Verwunderung durchaus gebilliget hatten. Dife wuſſten aber vermög der zn Baſel genommenen Abrede, daß die Franzofen difen Artis cul nicht eingehen und es nicht ungeacht ihrer Einwillinung zu erhalten ſeyn würde. Man muſſte ſich alfo mit der alleinigen Beſtetigung des Weftphälifchen Fridens begnügen laſſen, weil der von Seylern den Brandenburgifchen Ent⸗ wurf und die Beylage von einer ganzen Liſte der Evangelifhen Beſchwerden verwarf und fih damit entfchulbigte, daß man bier nicht mit Neichs » Stäns den , jondern mit Franzoſen zu thun hätte, welche bey dem geringften Anſchein zu einer Weitlaͤufigkeit fogleich ihre Schrifften und Protocollen zufamen zu pa? cken droheten. Die 3. geiftliche Churfürften unterſtuͤßten ihn und wollten den

Na Friden

232 Gefchichre der Aerzsen won Wuͤrtenberg,

"1697 Friden befhleunigt haben , weil die Franzofen ſolche Anſtalten mad ten, welche das Anſehen hatten, ald ob fie ihre Völker in derſelben

Lande einrucken laffen wollten. Wegen der Pfalz ſahe es aber noch nefährfiz: her aus, weil difer Chuvfürft durchaus nicht nachgeben wollte und die Franzo—⸗ fen immerzu dem Reich: mit neuen Terminen zuſetzten, und bey deren Ver— flieffung den Friden aufftoffen zu laſſen droheten, da die beede vorligende Rrayz fe Sranfen und Schwaben der aͤuſſerſten Verheerung auögefeßt geweſen feyw würden. Herzog Eherhard Ludwig trug defwegen feinem Oefandten auf mir Zuziehung des Eoftanzifchen bey den Kanferlichen ed dahin zu unterbauen, daß fieum obvermeldter Puncten wilenden Schlufder Tractaten ja nicht länger hin⸗ dern, noch dad Reich neuerdings in Aufferfie Öefahr ſehen, fonderm, wann je von den Franzoſen nicht ein mehrers zu erhalten wär, aufden Fuß, wie die Sachen jego flünden , fihlieffen möchten. Wofern aber weder die Kayſerliche, noch die Pfaͤlziſche Geſandtſchaften fi) zum Nachgeben verfteben wollten, und mithin die Sachen fich zur völligen Ruptur anlaffen oder endlich dahin kommen möchten, daß einige Krayſe oder Chur- und Fürffen ſich trennen und ihre Nei— gung mit Frankreich zu fchlieffen , mithin die bevorfliehende Gefahr abzumenz den au den Tag gäben, fo hatten fie Befehl den Friden, wie er zum theil verglichen: , oder von Frankreich noch bebarrt würde , ohne Vorbehalt folchen: ſich anzuhaͤngen, an der Verzögerung Feinen Antheil zu nebmen und ſolches der Mediation bey zeiten anzuzeigen, welches ihnen um ſo weniger verdacht wer— den koͤnnte, als Chnr = Brandenburg-fih ſchon in den Spaniſchen Friden ein— ſchlieſſen laſſen, und beede Churfuͤrſten zu Coͤlln und Trier ein gleiches zu thun entfchloffen feyen. Er hatte zwar auch Nadyridt-, daß die Franzofen bie noch ruckſtaͤndige Contributionen erft nad) der Auswechßlung der Fridens - Ratifi- eationen erlofchen zu ſeyn verlangten und ſtund in Sorgen, daß Frankreich in dem Zeitraum zwiſchen der Unterfehrifft und Rautification des Fridens auf’ ein oder andere Art diefelbige durdy Execntionen einzutreiben ſuchen dörften. Seine Sefandten berubigten ihn: aber mit: ber Nachricht, daß foldyes nur die— jenige Contributionen von folden Landen betveffe, welche die Franzoſen noch in wuͤrklichem Befiß haben, zumablen der vorhergehende $. 50. ausdruͤcklich melde, daß gleich nach unserfchriebenem Friden alle Feindjelinfeiten aufnören: follten. Endlich wurde aud noch wegen Moͤmpelgard von den Franzofen verz ‚Iangt , daß man der von dem König vergebenen Lehen nur überbaupf gedenz- Zen follte , da ſie fi auf den Waͤſtphaͤliſchen Friden Art. IV. 5 1%. wegen: der Pfälzifchen Xehen beruften. Obwohl man: ihnen: nun den groffen Unterz- ſchied zwiſchen difen und jenen Lehen zeigte, weil die Pfaͤlziſche wegen des in- de Acht erklärten Churfürften und Lehenleuten von dem Kayſer eingezogen. werz: dei:

Einfzchender Abſchnitt. >

den konnten, Dagegen bie von Moͤmpelgard ruͤhrende nad) der Franzo⸗ 1697 fen eigenem Geſtaͤndnus ohne einigen beftändigen Schein des Rechten entzogen worden, ſo wollten ſie dech von ihrer Meynung nicht weichen. Als man fie nun fragte, welche Lehenſtuͤcke dann gemeynt wären ? konnten ſie nicht nehr, dann das einige Dorf Baldenheim nennen, dA) Woruͤber der von Seylern in Vorfchlag brachte daß es dem jetzigen Lehenmann de Chanlay zur Ehre gereichte und lieb wäre mit Namen in dem Fridens-Juſtrument ges nennt, ald durd) eine General: : Slauful eingefchloffen zu werden, worüber die Franzofen fehr wohl vergnügt waren, Und weil der neue Lehenmann felbft um diſes Lehen zu Stuttgard ſich meldete, fo war er wegen feiner Verbienfte dem Herzog auch nicht unangenehm. Zwar wendeten die Würtemb. Gefandte noch ein, daß fie noch Feine Inſtruction darüber hätten und die Sache den Herzog Eberhard Ludwigen eigentlich nicht, ſondern Herzog Georgen beruͤhrte, bey welchem ſie nicht gern eine Ungnade auf ſich laden wollten: der von Seylern aber blieb dabey, weil der Fride doch um diſes Lehens willen nicht aufgehals ten werden Fonute and er fi) erboth diefelbe zu entjchuldigen und alle Ungnas de auf ſich zu nehmen. Ob man aber ſchon wegen der Zugehörden der Grav⸗ ſchafft M Mompe qard ſich ſehr wohl in acht nehmen muſſte und nicht raͤthlich ſeyn wollte ſih deutlicher hera us zu laſſen, ſondern man im uͤbrigen ſich ſo viel moͤg⸗ lich an die Worte des Weſtphaͤl. Fridens zu binden den Umſtaͤnden gemaͤß er⸗ achtete: fo brachte doch der Vorbehalt aller zu den ſamtlichen Grav- und Herrſchafften gehoͤrigen Lehen und die Ausnahme des Dorfs Baldenheim, wel⸗ ches der von Chanlay von dem Herzoglichen Hauß als Eigenthums-Herrn der geſamten Gravſchafft Moͤmpelgard beſaſſ, die unſtrittige Folge mit ſich, daß diſes Herzogl. Hauß auch in den Beſih der darzu gehörigen Lande wieder

gefeßt werden. müffte.. R3 $. 61.

dd) Das Burgſtall und D orf Baldenheim wor anno 1394. ein Lehen von der Herr⸗ ſchafft Reichenweiher nnd der Lehenmaun Hartmann son Rathſamhauſen, wel— cher fie aus Handen Gran Eberhards des milden, 8 zu Anfang des Novem-⸗ bers fich in Perſon zu Reichemwei her befand, empfienge. Den Kirchenfag tr diſem Dorf truge damahl Walther von Andlaw nebft dem en Theil des» Lapenzehenden zue Lehen und enipfteng denſelben im Jahr 1420. von Gran Ru— dolphen son Sulz; als Vormum dern Ser beeden Graven Sudmwigs und WUlrichs. eben ſig zu Steichenweiher. Nach den nenen Entdeckungen waren die Lehen —— Zugehoͤrden der Bert ſchaͤfften von welchen fie rührten , deren Beſi— Her aber machten ein eigen ek und Genoſſſchafft aus, welche an dle Herr= ſchafft genau zu Dienſten und Schuß angebunden weren,.

134 Geſchichte der Aerzogen von Muͤrtenberg,

1697 $...61%

Der Herzog erwarb fich aber auch einen ausuehmenten Ruhm, ald ee fich in den Religions + Angelegenheiten den 11. Octobr. fo nachdruͤcklich durch feinen Kulpis vernehmen lief, da er ihm aufgab ‚in generalibus nur bey „der Aufrehterhaltung des Weftphäliichen Fridens zu bleiben und fich moͤg⸗ „lichſt dahin zu bemühen , daß zwar difer Punct fo wohl in Unfehung der wieder zum Reich kommender, als in Frankreichs Handen bleibenter Orte „auf einen fihern und dem Weſtphaͤl. Friden gemäffen Fuß gefeget , doch „aber alles fo tractiert werden möge, Daß es weder dem Hauptwerk Hinders „nus ober Auffhub gebe, noch auch deßwegen man mit ben Kayferlichen und „Catholiſchen Gefandfhafften in weitere Conteitatlones gerathe. Uebri— „gens würde ihm niemand ungleich ausdeuten, fondern fey ihm vielmehr von Rechtswegen ex perpetua commiſſione & intentione flatuum , wels jr be jeder Krayß- ausjchreibender Fuͤrſt vor feinen Religionstheil in eirculis mixtis hat, abfonderlich obgelegen , daß gleihwie man Catholiſcher ſeits „fich ihrer Religion annimmt, alſo auch er beedes als Evangeliſcher Reichs⸗ „Deputatus und zumahlen auch als Evangelifher Krayße- ausſchreibender Fauaͤrſt in einem mixtierten Krayß caufam fox religionis in feinem und „, (amtlicher Evangeliſcher Conſtatuum Namen auf alle Weife ſecundiere „, und daß darunter nichtö wider den Weſtphaͤliſchen Fridenſchluſſ vorgenomzs „, men werde, vigilieve. Er halte ſich auch zu feinen ſamtlichen Mitſtaͤnden „des Töblichen Krayſes von beeden Neligiond > Iheilen gaͤnzlich gefichert, Daß da fie insgefamt die völlige Reſtitution der Stadt Straßburg reſpectu ‚, ftatus politici & ecclehiaftici in ſtatu occupatrionis enfrigft gefucht und ‚, die gemeinfame Krayß⸗ Inſtruction ſolches ausdruͤcklich in ſich haͤlt, ſie auch „anjetzo, da man diſen Importanfen Ort zurucklaſſen muß, danuoch anf „deſſen innerliche Conſervation mit bedacht ſeyn und ſolche nicht nur durch „des Krayſes Geſandten ungehindert urgieren laſſen, ſondern auch ihres Orts „darzu kraͤfftigſt cooperieren werden. Dann beede Wuͤrtembergiſche Ges „ſandten berichteten nachmals den 19. (29.) Octobr. daß des Herzogs ruͤhm⸗ „licher Eyſer in diſer fo hochwichtigen Materie ihm bereits die Gloire ver⸗ „ſchafft habe, daß ſolche Conduite bereits andern zum Exempel der Nach— ‚, folge durchgehends aufgeftellt werde, Als man aber noch der Stadt Streß» burg Ungelegenbeit in einer Conferenz berichtigen und der Brandeburgiſche Gefandte durch eine Clauſul derfelben Religions-Freyheit erhalten wollte, fo wurde fie fogleich von den Kayferlihen und Tranzöfifhen Gefansten verworfen und wollten auch der Evangelifhen Gefandten Erinnerungen nicht angenom⸗

men

Sünfzebender Abfebnire. 135

men werden. Ueberhaupt wurden aber die Sachen des Reichs nach der 1697 Treunung der allierten Mächten immer ſchlimmer und die ganze frans zoͤſiſche Cavallerie wurde ungeacht des Waffenftillffands in die Coͤlln⸗ und Trieriſche Lande verlegt, wo fiemit allerhand Erpreffungen, Quartieren, Fors derungen der Fourage zc. fortführen, fo, daß nunmehr alle Stände bey den Kayſerlichen auf Beförderung des Fridend drangen und die Chur-Coͤllniſche droheten, daß, warn den 24. Det. ber ride nicht geſchloſſen wär, fie ih fo gut möglich retten und fi) bloß an den Nimwegiſchen Friden halten wollten. Der übertriebene Stolz der Franzoſen bewoge die Neichs = Abgeordnete die als lierte Maͤchte vermög eines befondern Articuls ihrer Tractaten zu erfuchen, dag fie dife Franzen wenigflens dahin vermögen möchten nur in den Schranken ihs ter eigenen Anerbierungen zu bleiben und mir Erſchwerung des Fridens durdy immer mehr hervorgeſuchte Neuerungen ded Reichs nicht unanfländig zu fpots ten. Solches hatte zwar die Würfung , daß zuerſt die Spanier ,„ hernad die Mediation und endlich die Engelländer und die Staaten ihr Heyl verfuchten x bie beede erfleve richteten aber ein gar weniges and und’ die beede leßtere brach— sen uach langen Wort: Streit ed nur dahin , daf die Franzofen ſich haupk— faͤchlich nur auf eine genugſame Sicherheit des intra terminum gewiß erfolgens den Spruchs in der Pfaͤlziſchen Sache ſich beruften und endlich vorſchlugen, da, wann man ihr ganzes den 20. Jalii herausgegebene Project nad) der am 20. Sept. gefhehenen Erflärung annehmen wolle, fie alsdann folches zu unz terfchreiben erbötbig wären. Niemand wollte ſich aber zur Unnehmung gedadhe ter Üperbieiung entſchlieſſen und die Pfaͤlziſche Augelegenheit madte vie Sache fhwer , weil der Churfürft den Paoftlihen Ausfpruch bewilligt hatte, welchen das Reich beftetigen follte. Dann die Kayſerliche Hoheit und Würde und als le Reichs-Grundgeſetze wurden dadurch erſchuͤttert, weil in Neihs - Lebens Sachen kein fremder Richter erfannt werden kennte. in unerträgliches Gra- vamen würde daraus entfianden ſeyn, wann ein ganzes Evangeliſches Chur— fuͤrſtenthum des Pahſts Ausſpruch unterworfen: werben follte. Difer muffte nach) der Berordnung des Weſiphaͤl. Fridend ergeben wider welchen der Pabfe und feine Cleriſey proteftiert harte. Mithin fiel es den Reichs-Staͤnden hoͤchſt bedenklich einen ſolchen Friden zu unterſchreiben und alle ſolche Unordnung gut zu heiſſen. Zwar wollte es der vom Seylern entſchuldigen, daß die Churpfaͤl⸗ ziſche Raͤthe ſolches nur vor ſich gethan haͤtten, weil ſie darzu gezwungen wors den, indem das Reich ſich der Pfaͤlziſchen Sache nichts angenommen haͤtte: dem antwortete aber der Chur⸗-Brandenburgiſche von Schmettau, daß es Dem Pfaͤlzern um ſo ſchwerer zu verantworten ſey ohne Communication mit den Kayſerlichen, worzu fie fo genau angewieſen worden, ſolches zu unternehmen, und

136 Geſchichte der Herzogen von Woͤrtenberct,

1697 und jetzo den Reichs-Geſaundten ſolch von ihnen gethanes Unrecht aufs

bürden wollten, da man doch dien Feine Kundſchafft davon gegeben, Sondern alles in geheim gehandett hätte. Der von Seyiern machte aber zugleich ‚Hoffnung , daß die Kapferliche mit den Tranzofen alte Fridenspuncten vollends in dad Reine zu bringen im Werk begriffen wären, da die Wuͤrtembergiſche Geſandten dem Herzog gleihwohl nicht verhalten konnten, daß bey dijen nicht weniger, ald andern dad Fridenswerk betreffenden Puncten und geheimen Unterhandlungen des Paͤbſtlichen Stuls und der Catholiſchen Geiſtlichkeit nicht allein wider das Reich und die Evangeliſche Religion vornemlich in Verdacht kaͤmen, ſondern daß fie auch derſelben ſich bey den auswertigen Allierten bedient haͤtten und ſie Geſandten bewogen worden dieſelbe zur Sorgfalt zu ermahnen.

5162, ö

Weil nun duch den Baron von Seylern allerhand Raͤnke in der Pfaͤlzi⸗ fchen Sache gebraucht wurden , wobey die Evangeitihe Keligion in Gefahr lieffe , fo waren die derfelben zugerbane Geſandten gejonnen sicht allein dawi⸗ der zu proteftieren, fondern auch diſem Kayſerlichen Miniſter zu ſagen, dag fie auf ſolche Weife den Friden nicht unterjchreiben würden, ob man fi [don fchmeichelte, daß der Fride den 19. ( 29.) zum Stand gebracht werben ſollte. Das Ende ber Tractaten war alfo fo ſchlecht, als der Anfang und Fortgang war. Dann ald ınan eben den Befihluff ver Tractaten erwartere , fan uns vermuthet der von Seylera zu den Evangeliſchen und gab ihnen von der uns glücklichen Clauſul, welde dem IV. Articul noch angehängt werden follte, Nachricht. Diſe unterredeten fih auch mit den Catholiſchen, welche wider ihre Gewonheit ſich aufferlich alles Guthen erborhen und allenfalls den Krieg einem fo ſchimpflichen Zriden vorzuzieben meynten, wie aud) allen Beyſtaud verfpra> chen , wofern man nur ſichere und ſchleunige Mittel vorſchlagen koͤnnte fowohl die der Gefahr naͤchſt ligende Stände zu bedecken, alö auch den Krieg fortzus fegen. Dife ungewohnte Öusherzigkeit muſſteaber ben Evangeliſchen in einem folchen Puncten fehr verdächtig feyn , deßwegen man bey dem Mediatore und bey den auöwertigen Allierten Rath ſuchte. Dife wuſſten aber Feine tröffliche Antwort mitzutheilen. Mur der Engliſche Geſandte riethe, daß bey ſolcher Belhaffenheit man nur auf Mitrel gedenken muͤſſte, damit beederley Reli—⸗ gionsverwandte im Reich des Ruheſtands genieſſen koͤnnten, weil gleichwohl den Catholiſchen nicht verdacht werden koͤnne, wann ſie den Friden ungeacht diſer Clauſul unterzeichneten. Der von Lilienrot war uͤberdruͤſſig mehrere ab⸗ ſchlaͤgige Autworten von ben hochmuͤtigen Franzoſen anzuhoren und hatte weder

das

Sünfzehender Abfehnier; 137

das Anfehen und Gewalt difen Puncten aufzuhalten, noch dem Troß 1697 einigen Einhalt zu thun , weßwegen er lieber der fernern Conferenzien der Kayferlihen mit den Franzofen fih entfhlagen wollte, damit er nicht ges noͤthigt würde dife Clauſul mit feiner Gegenwart zu authorifieren. Entzwis ſchen, da man fich nicht zu rathen wuſſte und das Klagen bis um 10. Uhr in der Nacht fortwährte,, verlangte der Grav von Kauniz endlich eine foͤrderſamſte Erklärung, weil die Franzofen entfchloffen wären nicht eher von Ryßwick weg: zugeben, bis alled richtig und der Fride unterfchrieben wär. Man wollte fid noch mit Auskunftömitteln bebelfen , daß man einen fogenannten Articulum feparatum aus difer Clauſul machen nnd in dem Fridend = Iuflrument über» gehen follte , welches aber nicht angenommen werden wollte. Dagegen ſchlu— gen die Franzofen ein anderes Mittel vor, unter welchen die meiſte Evangeli— fhe-Öefandte die Unterzeichnung verwaigern und fich mit einer Erklärung ad protocollum mediationis verwahren Eonnten. Die Würtembergifche bes trachteten bie übergroffe Gefahr und Vermeſſenheit wegen der unglüdlichen La—⸗ ge des Herzogthums und unterfchrieben den Friden mit gleihmäffigem Vorbe— halt einer Erklärung gegen der Mediation. (e) Immittelſt nan die Kayſer⸗ liche und Franzöfifhe Oefandte mit Collationierung der Fridens » Inftrumens ten fich befhäftigten,, wurde in dem erften Conferenz = Zimmer Allierter feits die Neichd + Deputation , nachdem fie nichts mehr zu ſprechen, fondern nur zu unterzeichnen hatte, eröffnet. Worauf durch die Secretarios die von den Kaya ferlihen und Sranzöfifhen Geſandten bereits unterzeichnete beede Inftrumen- ta nebft den beeden Separat - Articuln , welche das Pfaͤlziſche Compromifs betraffen , dem Churs Maynzifchen Gefandten Freyherrn von Schönborn zuges ftelle und bey demfelben mit der Unterfchrifft der Anfang gemacht, weldhem die andere zur Reichs-Deputation Bevollmaͤchtigte nach der Ordnung, wie man fie aufrufte, folgten. Der Würtembergifchen Gefandten Ordnung war zwifchen Pfalz: Neuburg und dem Baden» Badifchen Gefandten , welcher leßtere zwar anfänglicy auf denjenigen Raug Anſpruch machte , welcher ihm iin Schemate Seflionis gegeben war : Nachdem aber die Würtembergifche einen ben deffen Verfaſſung durch den Defterreichifchen Diredtorem auf dem Reichstag gefches henen Verfloff erwiefen hatten, meynte der Babifhe, daß, weil zwey Inftru- menta unterfchrieben werden muſſten, man ihm weniaftens in einem den Bor: zug laffen könnte. Er muffte aber dem Haug Würtemberg folden jedoch mit Vorbehalt der Alternationg » Drduung in beeden Juſtrumenten zugeftehen. Uebrigend wurde die Ordnung der Neiche > Collegien nah dem Vorgang des Weſtphaͤliſchen Fridens beobachter , wobey gleichwohl die Schwaͤbiſche Praͤlaten (e) vid. Beyl, num. 22, den XII. Theil,

Gefchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1697 ben Vorzug vor den weltlichen Fürften behaupten wollten. Das De:

fterreihifhe Diredtorium verwieß ihnen aber ihre Unbefugfame derges ſtalt, daß fie davon abzuftehen gut befanden. Die Neben-Articul aber wolls ten von den Meichd »Deputierten nicht unterfchrieben werden. Nun böfften die Franzoſen, daß diejenige Öefandten, welche den Friden nicht unterzeichnen wollten, fich beffer beſonnen hätten und Lieffen durd; den Graven von Raus niß den Meichd = Deputierten hinterbringen, daß die beede Friedens-Inſtru— menten fo febr feblerhafft gefchrieben wären, daß fie fih fhämen müfften, wann eines follte weggefhidt werden, weßwegen fie felbige mit mehrerer Genauigkeit umfchreiben und fertigen laffen wollten, da denjenigen, welche vorigen Tags zu unterfchreiben Bedenfen getragen, frey ſtuͤnde nody beyzu⸗ retten, indem ihnen folched mehrere Ehre brächte, als wann fie erſt hernach zur Erklärung, melde fie nicht wohl von fich abwälzen koͤnnten, verbunden würden. Nach alfo unterfchriebenem Friden befhäfftigten FH die Evangelis ſche Gefandte den Hergang zu entdecken und die Mittel auszufinden denen Folgen der Ryßwickiſchen Clauful auszuweichen. Wald hatten fie eine Spur, daß die Pfälzifche, bald die Kayſerliche, bald beete diefelde ausgebruͤtet häts ten und die beede Würtemberaifche Sefandte berichteten, (k) daß ihre bißs herige Entdefungen immer mehr beftetigt würden, indem der Hokändifche Pen- fionarius Nachricht erbielt, daß der Kayferl. und Pfälzifchen Höfe Negotia- tionen zu Parid durch den Zofcanifchen Gefandten dafelbft gefuͤhret worden und daß der de Callieres, nachdem er fi) vernehmen laffen, daß die Evans gelifche nicht Urſach hatten, das Werk fo hoch zu treiben , indem fein König in dem Beſitz derjenigen Drte geweſen, wo die Katholifche Neligion unters balten werden follte und mithin darüber Bedingungen vorfchreiben koͤnnte, hinzugefeßt habe; Le Roy les a voleu rendre ä cette condition la & YEmpereur & PEledeur Palatin en font contents,

$.: 63.

Solche Umſtaͤnde und die entzwifchen eingefommene Nachrichten veran—⸗ laſſten nun Herzog Eberhard Ludwigen feinen Negierungs >: Nash Sohenn Hiller von Gaͤrtringen ald feinen Abgeſandten nad Regenſpurg zu ſchiken, da er ihm aufgab bey ber erſten Seſſion, welcher er beywohnen würde, ſich vernehmen zu laffen, daß weder bey feinem Prineipelen, noch bey tem „Schwaͤbiſchen Krayß geſtanden, daß der Reichs⸗ Inſtruction, fo man für die yr Deputierte bey den Comitiis abgefafft hätte, im vielem Stüden nicht habe vr Wachs (£) vid, Begl, num, 23, und 24,

Sünfzebender Abſchnitt. 139

-—

nachgelebt werben koͤnnen. Die Ada und Protocolla bey der 1697 Friedenshandlung hingegen würden bezeugen , wie enfrig er fi um Straßburg bey dem Neich zu erbalten votando & remonftrando der „Sach angenommen babe, Weil er aber, nachdem die Allierte Potenzien „ſich aus der Allianz gezogen und dad Reich allein einem fo mächtigen Feind bey dermahligem Zuſtand nichts abgewinnen Eönnen , der Fatalitzt wie ans dere Chur-und Fuͤrſten, ja die Kayferl, May. felbflen untergeben und ‚, weichen müffen, die Erfarung auch ſchon genugfam bezeugt, daß man mie y, längerer Verweilung nicht3 gewonnen, fondern fih nur Schaden auf den Halß ziehe, fo würde er wohl genöthigt dad Inftrumentum pacis, fo, wie ed vor Augen lige, neben andern Chursnnd Fürften auch genebm zu halten und in die allgemeine Ratification mit zu condefcendieren. Daran dann umd damit Feine Zeit verſaumt würde, er Öefandter um fo mehr zu arbeiten Befehl hätte, als fonft zu beforgen, daß das Herzogthum noch in die ſtarke Philippsburger Contributiong ; Reftanten verfallen oder deßwegen mit ein oder anderer Execution annody Iincommodiert werden „, möchte, Weil aber durch ſolch Verhängnus fo gar wenig Sicherheit ben dem getroffenen Friden ſich zeige und noͤthig ſeyn wolle, daß man feine „Gewaͤhre in Beybehaltung einer rechtfchaffenen Reichs-Verfaſſung fuche, fo fey and den leztern Reichs-Fuͤrſten-Raths⸗Protocollis zwar zu erfes ben, daß man den Pundtum fecuritatis publicz zu Regenfpurg wies „, der an die Hand zu nehmen begriffen fey. Dieweil aber aus den Neichss Adis gnugſam befaunt, daß folches beilfame Werk auf den Reichstag „niemahl rechten Fortgang gewinnen wollen , fondern vielmehr gute pas „triotiſche Raͤthe hiebevor mehrmahlen durch unnöthige Einftreuungen uns terbrochen worden, fo feye von des Herzogswegen auf alle dienliche Wee— „, ge dabin zu arbeiten varbfam befunden worden, bamit dife allgemeine Reiche» Verfaffungs» Sache auf den Aflociations Convent nah Fraufs „furt vorbereifungsweife verwiefen und an demfelben nihts geändert wers „de, was dorten zwifchen den 5. oder 6. Krayfen allfhon wohl veit ges ‚, feßet worden und naͤchſtens bey jeßt wieder ausgefchriebener Zufammenz „kunfft der Sechs Krayfe darinn weiter verhandelt werden möchte. Wann ;, aber die queftio Quanti auf die Bahn Eomme, fo cnnformiere er fid; „, mit denen, welde die Verfaffung auch zu Fridends Zeiten auf das Tri- „plum ber im Senner anno 1681. audgeworffenen Mannſchafft und alſo „, auf 120000 Mann und darunter auf das ganze Reich auf 84000. Mann „zu Fuß und 36000, zu Pferd einzurichten für nöthig ermeffen. Als die fer Oefandter zu Regenfpurg He „bezeugten ſamtliche Aumwefende 2 ein

„» [23

„» [24

140 Gefchichre der Herzogen von MWürtenberr,

1697 ein Vergnügen, daß dife Stimme wieder erfegt wäre. Und ale

derfelbe bey dem Kapferlihen Principal-Commiffarien, Fürften von Lobkowiz Audienz erbielte, fo wurde er von 3. Eavalliern au der Gutſche empfangen und nicht allein dur auf beeden Ceiten en haye geſtandene Bebiente in Galla » Kleidern bis an das Fuͤrſtliche Vorzimmer geführer fon> dern aud in der Mitte veffelben von dem Fürften felbft empfangen und in deſſen Gemach geführt, wo er ihm einen roth = fammeten Lehn-Stul feßte und mit eben foldhen Ceremonien wieder begleitete.

9. 64.

Als un der den 20 (30) Octobr. gefäloffene Fride auch zu Negen- fpurg befandt wurde , fo frenneten fich fowohl zu Ryßwick, als aud) auf dem Reichdtag die Gemuͤther der Evangelifchen, welche die Unterſchrifft der Wuͤr⸗ tembergiſchen Geſandten für fehr übereylt und für einen groffen Fehler aus— Yegten. Der Wetterauifchen Graven und der Stadt Frankfurt Abgeordne⸗ te begiengen foldyen unter gleicher Abſicht ebenmaͤſſig die Gefahr von ihren Landen und Gebieten abzuwenden, Der Herzog fand aber feiner Öefandten Gründe für ſehr erheblih, welche andere Stände nicht mit ihın gemein hat⸗ ten, und Fonnte deßwegen ihre Aufführung nicht im gevingften mißbilligen, zumabl er nicht fehen Fonnte, wie man die Frauzoͤſiſche Clauſul zu vernich- ten vermöchte, da man in allen Stüden difed Feinds Gebotten fi unter: werfen muſſte. Nichts defloweniger befahl er dem Öefandten zu Negens fpurg wit dem Magdeburgifhen, VBraunfchveig-Zellifhen und Weimari⸗ fchen fich vertraulich zu unterreden und von ihnen zu vernehmen, ob fiemit ihrer Verwarung und Precaution, welche fie ad protocollum mediato- ris gegeben, der Sache ein Genuͤge gethan hätten und wie die Sachen ba» bin eingerichtet werden möchten, damit man im woͤglichſter Einſtimmigkeit hernach die Vota im Reichsfuͤrſtenſtand führen koͤnnte. Der Magdeburgiz ſche konnte der Wuͤrtembergiſchen Geſandten Betragen nicht mißbilligen, da man noch einige Hoffnung fih machte, daß ded Königs in Engelland Bemuͤ⸗ huna eine gute Würkung haben dörffte, inden man demfelben bißher beyge⸗ bracht hatte, daß die Beybehaltung der Catholifchen Religion nur an deuen in der Pfalz ligenden von dem König in Frankreich befeffenen Orten flatt finden ſollte. König Wilhelm und die Öeneral > Staaten befhwerten fi beßs wegen befftig, dad man dife Clauſul aud auf die reunierte und mithin auf alle zuruckzebende Orte zöge, welhe auh dem Franzöfiichen Hof die nach⸗ druͤckliche Vorſtellung machten, daß, wann derfelbe die Clauſul auch gr:

er

Sünfzebender Abſchnitt. 141

fer der Pfalz geltend machen wollte , fie ſolches ald einen Fridensbruch 1697 und alfo aufnehmen würden, ald ob fie Dintergängen wären und als ob ed in Engelland ſelbſt eingeführt werden wollte, Es ſcheint auch, daß dergleichen Vorftellungen einige Würkung gehabt , weil einige Zeit bers nad die Franzoͤſiſche Geſandten hin und her die Clauful nur von einigen von ihrem König gefliffteten Capellen verftanden haben wollten, an andern Orten aber dennoch eine andere Sprache führten. Entzwiſchen führte Herzog Ebers hard Ludwig zu Regenfpurg aud) andere Klagen, Dann nachdem fo wohl das Fürftlihe Detingifhe Hauß, als and Querfurt und Pfalz Sulzbach im Fürs ſten-Rath Sig und Stimme führen wollten, fo fuchte derfelbe ebenmäffig das Teckiſche Vorum wieder hervor , Eonnte aber nicht allein nicht darzu gelangen, fondern man wollte ihm aud das Mömpelgardifche wieder ſchwer machen und , weil es einige Zeit erledigt geftanden, nicht mehr aufruffen. Sole Verwais gerung war idın fehr empfindlich, weil mehrere Fürften und Stände auch lang feine Gefandte dafelbft hielten, no auch andern darzu Vollmacht gegeben hatten und nichts deſto weniger ald abwefend in ihrer Ordnung auffgeruffen wurden. Kaum war aber der Fride unterfhrieben, als ſo gleich auch die Klagen über der Kayferlichen Gefandten zu Ryßwick Verfahren einlieffen, daß fie anf alle Weiſe die Reichs-Deputierte von den Fridenshendlungen auszus ſchlieſſen geſucht hätten, weldem man den fchlechten Friden zuſchriebe und Herzog Eberhard Ludwig entdefte auch durch andere Vorwürffe die Urſachen deffelben. Dann er befahl den 10. Novembr. feinem Reichſstags-Geſandten öffentlich in vollem Rath die Erklärung zu thuu , wie er gewuͤnſcht hätte, daß die Reiche » Deputation balder eröffnet worden wär, wie es wohl hätte feyn koͤnnen. Weil aber fowohl in Anfehung des Kayfer!, Gefandten, als auch des Reichs verfchiedenes vorgegangen, darüber Chur: Fürften und Staͤn— de fih verwahren müflten, daß ſolches zu Feiner Folge gereichen follte, fo wollte er folhe Verwahrung nochmals widerholen ımd feine Nechte des Fürz ftenftands nad) dem $. Gaudeant &c. wider alle nachtheilige Auslegung defz felben vorbehalten. Und dieweil die fhädliche Trennung der Allierten vers urſacht, daß man dad ganze Eljas und die Stadt Straßburg ald dem rechten Schluͤſſel zum Reich difer förchrerlichen Kron-auf ewig abtretten und alles Erz faßes der fo unſaͤglichen Schäden und aufgewendeten Koften , fo fi) auf vies Ye Millionen erſtrecken, fi injfonderheit bey noch währendem Tauͤrkenkrieg begeben muͤſſen, ſo habe der Herzog nicht anderſt thun koͤnnen, als dem in 60. Articuln beſtehenden Friden und demjenigen, was am 20. (30) Octobr. noch eingeruckt worden, beyzutretten und ſolchen zu genehmigen, jedoch dag er, was wegen der Chur⸗-Pfalz unter den Partheyen beſonders verglichen wore

142 Geſchichte dert Hetzogen von Wuͤrtenbetg,

1697 worden, keinen Antheil nehmen wollte. Er fünnte aber auch nicht „hinterhalten, daß er feiner Geſandten gefafften Entſchluſſ nicht zu miß⸗ ,, billigen wuͤſſte, daß fie aus ganz befondern Urſachen ungeacht der zuleßt „aufgedrungenen Religions» Clauful zu dein art. IV. das Inftrumentum pacis in vorgefchriebener Zeit unterfhrieben , indem fie nicht ohne Grund vorausgefeht, Daß difes eine Sach wär, welche lediglich die Kayfer!. May. und dad Reich berühre , woriun wohl niemand feyn werde, welcher der A. C. verwandten Ständ und ihren Unterthanen dasjenig frittig machen würs. de, was im Weſtphaͤliſchen Friden ihnen fo beiliglich zuerfanne und ſchon laͤngſt unmwiderrufflich fefigefegt worden. Nachdem aber auch auf dem Reichstag felbft der übrigen proteflierenden Chur- und Fürftl. Geſandten in dem Mediationg ; Protocol fehr wichtige Gründe wider die gedachte Clauſul anjeßo anf die Bahn kommen wurden, fo finde er fih in allweg ſchuldig auch auf eine allgemeine Reichs » Declaration mit andern anzus fragen und ed dahin einrichten zu belffen, weil in terris Imperii zuvers fichslich Feine Neuerung bierunter würde verlangt oder von jemand ders gleichen behauptet werden wollen, daß man dabero um fo weniger Beden⸗ kens tragen werde einmütbig zu flatuieren fidy folder Clauſul im ganzen Römifhen Reich wider die proteflierende Chur = Färften und Ständ wes „der inn-⸗noch aufer Sericht nimmermehr zu pra&valieren, ,„, Uebrigens ſey inallweg zu Verfiherung des Frideus hoͤchſt noͤthig fich in eine gute Verfafs fung zu feßen und die Aufflellung einer beftändigen Anzahl Völker nicht nur in der alleinigen Deliberation zu laffen, fondern zeitlich zu der Sache zu thun und foldjes in das Werk zu bringen, wie auch mit Abdanfung der auf den Beinen habenden Trouppen der überall geruͤhmten Aflociation mit der That

feinen Nachtheil zu bringen.

»

=

F. 65.

Es berichtete aber der Würtemb. Gefandte, daß alle diejenige, welchen er Gelegenheit gehabt die Urfachen zu eutdefen, warum die Würtembergifche Deputierte das Friedens = Inflrument, wiewohl nur fub fperati , unters ſchrieben hatten, ſolche fo trifftig und wichtig befunden, daß wegen gefärliz cher Rage von feiten des Herzogl. Hauſes Würtemberg man ſich nicht anderft verhalten können. Ben den entfernten hingegen habe es eine andere Beſchaf—⸗ fenheit, welden es würflich wehe thun müffe den Friden alfo anzunehmen. Inſonderheit unterflüßte ter Weymarifche Oefandte auf dem Reichsſstag und dejfen Principal durch ein Schreiben an den Herzog mit vielen wichtigen ee

taͤu⸗

Fuͤnfzehender Abſchnitt, | 143 fanden und Ausdruͤcken ber Wärtenbergifchen Bevollmächtigten zu Ruf» - 1697 wie Verhalten wegen der Unterfchrifft des Fridens. Es lieffen indefs fen Berichte des Maynziſchen Deputierten und der Evangelifhen Reiches Abgeordneten ein. Jener legte nur die Schuld des fchlechten Fridens auf die Abtrettung der Bundöverwandten Mächten von der Allianz und der Frans zoͤſiſchen Hiärtigkeit in den Handlungen mit dem Teutſchen Reich, wobey er wegen der befannten Glauful nur obenhin Meldung thate, daß einige protes ſtierende Fuͤrſten deu Friden nicht unterſchreiben wollen. Difer aber gab eis ne Erleuterung von der ganzen Handlung und befonders von der im 4ten Ars ticul aufgedrungenen Clanful und wie widrig fi der Graf von Kauniz das bey bezeuget babe. CE) Dife gab aber beynahe feine Gelegenheit zu grofs ſem Mißtrauen und Trennung unter den Ständen beeder Religionen. Man glaubte deßwegen, daß die Kron Frankreich folhe nur zu eben difen Ends zwed fo hartnaͤckig bebaupter habe, damit fie bey entſtehenden Unruhen wies der im Zrüben fiſchen koͤnnte, wiewohl man aud) auf einige Teutſche nemlich Chur: Pfalz, Naffan, Leiningen, Hanau , 2c. einen Verdacht warf, daß fie den Franzoſen ſolche an die Hand gegeben, aber nicht angerathen haͤtten. Solchen Abſichten nun zu begegnen bielte man von feiten des Reichs fehr nöthig das Affociationgs Werk äufferft zu befchlennigen und dardurd zu zeis gen, daß folde Raͤnke Feine Wirkung mehr haben koͤunten. Damit man aber deſto leichter ſolchen Endzweck erreichen möchte , wurde eine Vorſtel⸗ lung an den Kayfer und an die Catholifche Stände erfordert, daß mit einer Wereinbarung dev Kräfften auch eine cunjundio animorum verbunden würde und die überhand nehmende Meligiond s Beſchwerden abgeftelle werden muͤſſten, ohne welches man fi in Feine Affociation einlaffen , noch eine foiche beftehen koͤnnte. Man ahndete auch infonderheit, daß die Rayferl. Gefandte bey den Roßwickiſchen Fridens-Tractaten fehr wider die Jura der Stände ſich vergangen hätten, woraud vieles Unheil und infonderheit auch die hoͤchſt befchwerliche Elauful des Art. IV. entfprungen. Die Evangelifche wären deßwegen der Meynung wegen ber von ben Kayferl. Gefandten begangenen Fehler die Catholiſche in partes zu ziehen, wegen des Religions-Puncten hingegen ein einffimmiged Votum commune abs zulegen, daß, nachdem die Neichd > Deputierte und mit denfelben folglich auch die Evangelifche durdy den fo nachtheiligen modum tradtandi der Kayferlis chen Öefandten von den öffentlichen Conferenzien und Fractaten ausgeſchloſ⸗ fen und daraufhin auch eine dem Evangeliſchen Weſen fo nachtheilige Clau— ful dem IV, Articul angehängt und aufgedrungen worden, man fich hieruͤ⸗ ber

(g) vid. Beyl, num. 23, ind 26,

144 Gefebichre det Herzogen von Wuͤrtenberg,

1697 ber nicht nur hoͤchſtens befchwere , fondern auch wieler fonften zu ber

forgen habenden Uebelftände halber vor nörhig erachte, daß man fid) deßwegen deutlich gegen einander zu erflären und einmütig den Schluff zu faffen habe ſich folder Clauſul im ganzen Nömifhen Reich wider die Pros teflierende Chur: Fürflen und Stände oder den MWeftphälifchen Friden wer der in» noch aufferhalb Gerichts nimmermebr zu gebrauhen. Ungeacht aber foldyer Beſchwerden, daß der Kayfer da3 Jus belli iu fofern den Reiches Ständen gern geflattete, daß fie auf ihren Koften den Krieg führen durff⸗ ten und das Jus pacis audy durch den Öenuff eines ohne ihre Einwilligung gefhloffeuen Fridens gönnete, fo wurde dannoch den 16. Novembr. die Ra- rification deffelben auf dem Reichſstag vorgenommen und zu Ende gebracht, wobey die Gatholifche wegen des gravaminis des modi tradtandi mit den Evangeliſchen gemeinfhafftlihe Sache machten und dem deßhalben verfafften Gutachten an den Kayfer aud) dad Votum commune der Evangelifchen wes ‚gen der offtberührten Clauſul dur ein Poft-Scriptum anhängten. Ch) Difes führte nun harte Klagen über die Kayſerl. Oefandten , daß fie felbit ungeacht der Ranferlichen Approbation ihrer der Evangelifchen babenden Vers haltungs = Befehle den Franzofen zu der befchwerlihen Clauſul Anlaff gene> ben, indem fie der Evangeliſchen Neligiond » Angelegenheiten von den Fris denöd » Tractaten ganz und gar abgewiefen und fi über ihr billiges Verlangen, worzu fie vom Reich inftruiers gewefen , fo gar entrüfter hätten. ° Es getrds fteren fich die Evangelifche darinn, daß die Catholifche an derfelben ,„ als wels he dem in dem Weſtphaͤl. Friden befletigtem und erleutertem Religions— Friden zuwider wär , keinen Antheil nehmen und deßwegen eine Verſiche— rungs-Urkunde auöftellen wuͤrden, zumahl die Franzöfifhe Gevollmächtigte ſelbſt erfanne haͤtten, daß fie den Weftphälifhen Friden aufrecht zu halten verbunden wären und folhem Feinen Abbruch zu thun begehrten. Sie bezo— gen fid) auf das Protocol einer Verhandlung zwifchen den Franzoͤſiſchen Ge⸗ fandten nnd den Meichd » Deputierten, worinn jene ſich verwunderten daß man fo aroffen Lermen über difer Elauful erwekte. (i) Bey der bejchloffenen Ratification widerhohlte der Würtemb. Gefandte feine vorherige Stimmen mit einigen Zufäßen und beklagte, daß fo ſchlechte Zuſammenſtimmung und »» Mangel einer gemeinfchafftlihen vertraulichen Berathſchlagung fo wohl ,, bey dem geführten Krieg als nachherigen Fridenshandlungen den Verluſt des ganzen Elfaffes und der Stadt Straßburg zur Folge gehabt, wordurch „auch die aroffe Allianz getrennet worden. Und meil einige vorgebende ‚, Stimmen über den modum tractandi Befhwerden geführt hätten, fo muͤſſ⸗ te (6) vid. Beyl, num. 27. (i) vid. Beyl, num. 28.

Riinfzehender Abfchnirr. 145 USER RE TARE 8 11 1 BEA ER REN EEE RER REN „, te auch fein Principal damit einflimmen, indem er wünfchte, daß _ 1697 „die darzu verordnete Reichs-Deputation, wie es wohl hätte ſeyn „koͤnnen, bälder wär evöffner und von ber Kayſerl. Geſandtſchafft die mit „, gutem Fug und Grund geſuchte Admifion zu den offentlihen Conferens zien mit den franzöj. Bevollmächtigten vorgeſchlagener maſſen auch nur, „wann je einer oder andere nicht behoͤrig bevollmaͤchtigt geweſen wär, in ges „ringerer Auzahl waͤre verſtattet worden. Weil aber deren keines geſche⸗ „hen und viele Dinge bed diſer Fridenshandlung in Auſehung gedachter Kap: „ſerl. Geſandtſchafft vorgegangen, worüber Churfürften und Stände bewos „gen worden durd ihre Öefandten im Haag ad protocollum Mediatorum „zu erklaͤren, daß, was in dev Art zu trackieren vorgegangen, weber Eimffs „, tig in einig Exempel gezogen, noch Chur s Fürflen und Ständen an ihren ‚, zur Geuüge ausgeführten und vorhin kundbaren Rechten in nichts einigen „Nachtheil bringen-folle : fo widerhole er aus habendem Befehl nebft ans „, dern vorhergehenden Votis folhen Vorbehalt und Declaration nieht zweiffe „lend, daß difer Beſchwerde dergeftalt werden doͤrffte, damit al⸗ „ler Abbruch und ſchaͤdliche Auslegung des F. Gaudeant Ge. abgeſtellt und „hinfuͤro dergleichen nicht mehr zu befahren ſeyn möge. (k)

Die Kayſerl. wuſſten ſich aber zu entfchnldigen, daß die Deputation lang nicht eröfjner werden koͤnnen, weil unterfchiedliche Deputierte fid) nicht gebuͤh— vend legitimiert hätten, weßwegen fie nur dem Chur-Maynziſchen son allem zwiichen ihnen und den Franzoſen vorgegangenen Nachricht gegeben , und ihre Auffuͤhrung fonften zu bemäntlen. Und der Kapfer lieff alles bey dem Ver— ſpruch bewenden, daß er alles mehrers unterfuchen wellte und das vorgegans gene den Chur » Fürften und Ständen nicht zur ſchaͤdlichen Folge gereichen follte. Er fuchte aber jederzeit der Öegenwart und Iuziehung der Stände bey allen Fridenshandlungen auszumweichen und im Haag wollte er Eeine Zeugen baben, wie e8 mit Leberlaffung der Stadt Straßburg gegen die oͤſterreichiſche Erblan— de hergegangen. Wie dann auch wegen des voti communis Evangelico- zum Feine Kayſerl. Nefolusion erfolgen wollte, fo, daß endlich die Evange⸗ liſche nach langem Warten ein Monitorium an den Kayſerl. Hof ablaufen zu

laffen (k) Ueber dife Materie Fan infonderheit des Hrn. Staats-Rath Mofers im Jahr

1732. herausgefommener ſchoͤner Bericht von der jo berühmt, als fatalen

elaufula Articuli IV. paeis Ryswicenäis &c, nabzefchen werben.

XII. Theil. 2

e ?

=”

146 Geſchichte der Herzogen von Würtenbetg,

1697 laſſen noͤthig fanden, welchem die Catholiſche beytratten. Weil aber

das Reich eine beſendere Ratification nach dem Haag ſchikte, fo vers droſſ auch diefes den Kayſer, ald ob es ein Exempel ohne Beyſpiel und dem Kahſerl. Nefpeet, wie auch dem Reichs = Herkonmmen zuwider wär und gleich» ſam das allerhöchfte Reichs-Haupt von feinem Körper abgefiynitten würde. Ungeacht es aber ſchon eine gefchehene Sache war und man entgegen fezen konn⸗ te, daß das Reich den Nimwegiſchen Friden ebenmäffig und zwar mit guter Zufrivenheit des Kayſers befonders ratificiert habe, fo konnte er fich doch nicht beiridigen, zumahl die Kron Frankreich dem eich gleichfalls eine befondere Ratification ertheilte. Wolfenbüttel und Wuͤrtenberg berufften fi) aber gar fchicflich und den Umfländen gemaͤſſ aufden $. Gaudeant, &c des weftphäliz fchen Fridens, daß, weil vermög deffen Chur = Fürften und Stände das Jus belli & pacis hätten, fie auch ein befonderd Ratifications-Inſtrument auss fiellen könnten. Der Kayfer wuffte nichts einzuwenden blieb aber auf feiner Meinung , daß das Meich ſolche befoudere Ratification durch heimliche Raͤu⸗ fe erſchlichen hätte und hielt fie für überflüffig , weil er dem Reich zu wiffen ges than ‚- daß er fo wohlin feinem, als auch des Reichs Namen den Friden vatifiz cieren würde, wie dann die Franzofen in ihrer wegen folder Genehmhaltung auögeftellten Urkand fi des Ausdrucks bedient hatten, daß fie im Namen ded Kayſers und ded Reichs gefchehen fey. Samtliche Ratificationen wurden über erft am 7ten Sanuar. des folgenden Jahres ausgewechſelt. Nun follte gleich— balden der Fride wach folder Auswechslung vollzogen und die Befagungen aus Ben veften Dertern 30. Tage hernach abgeführe werden. Die Franzofen wiünfche ten aber, daß ihre Völker noch länger auf ben teutſchen Boden bleiben koͤnn⸗ gen, in welcher Abſicht fie von dem Neich auch noch ein Driginal z Dupklicar des Reichs» Gutachtens und eine lateinifche Meberfegung deffelben verlangten. Sie hofften , esfollten Schwürigkeiten auf dem Reichs - Sonvent gemacht und dadurch die Vollziehung des Friedens verzögert werden. Diſe Lift mißlung ih— nen aber , indem die meifte Stände auf die Beförderung folder Ueberſetzung drangen, damit bie zu veflituiven feyende Stände deflo eher des Friedens gez nieffen Eönnten. Wie dann auch mit der Ratification zugleid; von allen Staͤu⸗

den der Schluff wegen einer beffern Verfaffung genebm gehalten wurde, Dan

aun begriffen fie ven ſchlechten Zuflaud derfelben und befürchteten , daß ein neuer Krieg fogleich wieder entftehen dörffte , wiewohl ſolcher vernünfftige Bes griff in dem naͤchſtfolgenden Krieg. durch einen verkehrten Willen bey den vorz nehmften Ständen verdrungen wurde. Herzog Eberhard Ludwig betrieb folz ches auch unausſetzlich, damit die auf die heilſamlich angegebene Schlüffe wer gen eines militis perpetui nicht nur als ein todter Buchſtabe auf dem Papir

bliebe ,

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Fuͤnfzehender Abſchnitt. 147

—8

bliebe, ſondern wuͤrklich auf die Beine geſtellt und die Abdankung der 1698

erforderlichen Trouppen verboften wuͤrden, zumahl, weil ſonſten Die

auſſer Dienſt geſeßke Leute dein Feind zugetrieben, dad Reich der geuͤbten Soldaten verluſtigt und der ſo hochbenoͤthigten gemeinſamen Verfaſſung in der That ein groſſer Nachtheil zugezogen würde, Der Biſchoͤfflich-Augſpurgi— ſche Geſandte, Umgelder, unterſtuͤhte ſolch Votum und obſchon ſonſt die Geiſtliche gar nicht geneigt waren, den fo nutzlichen Unkoſten auf einen oder zween Öoldaten zu wenden „fo tratt doch der ganze Hauf fo vieler Köpfe zw einem feltenen Exempel densfelben einmütig bey. Hingegen machten ſie we— gen bes Sommando ſolcher Reichsvoͤlker viele fih auf Die Religion beziehende Einwendungen , denen aber Chur: Brandenburg und audere die fraurige Vor: gaͤuge ber Biftämer Mes, Toul und Verdun vor Augen legten , in was ber trübtem Stand ffe jetzt aller ihrer Freyheit und Würden beraubt gegen voris gen Zeiten wären und worein euch fie kommen müfften, wann man blinders dings nur auf die Religion fähe, Nasbihläge and den Klöffern hohlte und vernünftigere Grundfäge einen Staat aufrecht zu halten auf die Seite fetzen wollte. - Und das Churfürftl, Collegium wellte die Ciufellung des Abdan⸗ kens allein auf die Zeit, da der Friede vollfommen vollzogen ſeyn würde, einfchränfen,, damit die ſtark bewaffnete Stände und Unterthanen bey jebo aufs hoͤrenden Subſidien in die Länge nicht beſchweret würden,

7 F. 66.

Ich habe ſchon gemeldt, daß im Anfang des Jahres 1698. die Ratifica- tiones des Ryßwickiſchen Fridens ausgewechslet worden. Weil nun die Has noveriſche Chur: Sache bis dahin ausgeſetzt worden, fo meldete fi diſer Her⸗

zog fogleich uud diefelbe kam auch auf dem Reichstag wieder in Bewegung ,

da Herzog Eberhard Ludwig feinem Geſandten aufgab, daß, gleichwie man von feiten feines Hauſes deu glimpfichften Weeg gebraucht, er auf demfelben ferner fortgehen follte, wofern nur die Jura principum aufrecht blieben und dife Sache auch vor dem Fürften = Ratb gebührend verhandlet würde, Der Herzog batte deſto mehr Urſach feine Geſinnung nicht zu ändern , ald Hanover den ehmaligen Schwediſchen Geſandten SnoilzEy erfucht hatte den der Churs Sache fid) entgegenfeßenden zu binterbringen , daß ber Kayſer die Verfiches rung von fich gegeben hätte, dasjenige, was in difer Sache aus nöthiger Eyls fertigfeit vorgegangen , daß man zu Negenfpurg nur das Churfürftl. Collegium zu Rath gezogen , denen Fürften und Ständen an ihren Rechten nichts dero- Sieren zu laffen, fondern fie annoch zu hören und ins Fünfttge nichts mehr ders -

f 2 gleis

* *

148 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1698 gleichen ohne ihre Zuziehung vorzunehmen. Sie moͤchten demnach ſich

nicht mehr damit beunruhigen und darinn dem Kayſerl. Erbieten nicht weiter entgegen ſtehen. Bey welcher Gelegenheit der Hanoͤveriſche Geſandte, von Limbach, wegen des Herzogl. Hauſes Wuͤrtemberg hinzuſetzte, daß wie ſein Principal jederzeit mit diſem Fuͤrſtl. Hauß in gutem und Freundſchafft geſtanden, alſo derſelbe auch damit nicht auszuſetzen, ſondern ſolche vielmehr zu erneuten begehre, deſſen man ſich gewiß verſichert halten koͤnne. Es beruhete alſo darauf, waun diſe Sach in ſolchen Weeg koͤnnte ge⸗ bracht werden, ob die übrige ſich der Chur noch widerſetzende Fuͤrſtl. Häufer and Stifter fo wohl, ald der Herzog dabey am Ende auch zufriden fern Fönnz sen, wann zumahl Hanover fih ein anderd Erz-Amt auszufeher und mie vor ellen Dingen feyn muͤſſte, des Wappens, Titnls und Namens eines Reichs— Panner-Herrns zu gnugſamer Verſicherung vorbin urkundlich zu enthalten and davon abzuſtehen beliebte, Und weil die Herzoge von Braunſchweig, in⸗ fonderheit Hanover bißber fich vorzüglich iz Behauptung der Fürfllihen Rech— te und Vorzüge eyfrig bervorgerhan , fo müffte er ſich jeßo auch reverfieren Deu elten Fürftl, Haͤuſern wegen ihrer Vorrechte ald Churfuͤrſt feinen Nachtheil zu verbängen , fondern ein ſolches Betragen und Öefinnung zu führen, als er sorhin jederzeit, ehe er die Chur Würde gefucht, in dergleichen Fallen ſelbſt an die Hand gegeben hätte. Nun gieng aber Herzog Ernft Auguſt den 23. Sanuarii aus difer Zeitlichkeit, da ed wegen Notification difes Todesfalls einige Schwürigfeit feßte , indem man befürchtete, daß fo wohl der Chur: fürftl. Würde, in der Anfage gedacht, als auch gegen den Churfürften ein befferes Ceremoniel beobachtet werden börffte. Die fogenannte opponierens de befchloffen eine foldhe Notification nicht anzunehmen. Nun Fonute fih der Herzog von benfelben wicht trennen, befahl aber feinem Oefandten als le Behutſamkeit und Höflichkeit zu gebraucen,

6. 67.

Euntzwiſchen wurde Herzog Eberhard Ludwig fehr aufmerffam gemacht und in eine Verlegenheit geſetzt, ald einesrheild der König in Frankreich obs ne Noth den Papft in den Ryßwickiſchen Friven eingefchloffen wiffen wollte, worunter die Evangelifche ein Myſtérium iniquitaris gerborgen zu ſeyn be; forgsen , und anderutheils der zur Gatholifhen Neligion im vorigen Jahr übergangene Ehurfürft Friderih Auauft von Sachſen und König in Polen zwar feinen Unterthbanen wegen Aufrechterhaltung ibrer Nechte uud Religi— on eine in den gnaͤdigſten Ausdruͤcken verfaſſte Nefolusion ertheilte, aber

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Sünfzebender Abſchnitt. 149°

vermuthet wurde, daß der Papſt und feine angehörige aufgebracht 1698 wären um fo mehr in difen neuen König in Polen zu fegen für feine ergriffene Neligion einen beffern Eyfer und Proben feiner Aufrichtigkeit zu geben, Wie man dann auch nicht begreiffen Fonnte, daß der Papſt ſolche Einfhlieffung in den Friden annehmen würde, weil in demfelben der Weſt⸗ phaͤliſche Fride beſtetigt und ſolcher zu des Ryßwickiſchen Grund gelegt, je— ner aber von bed Papſt Vorfaren verworfen war. Man wollte aber durch Brie⸗ fe ausdem Haag wiffen, daß die Übficht der Kron Frankreich, dabey wär, daß, wann heut oder morgen das Neid) mit derfelben wieder in einen Krieg verwis delt und dev Ryßwick. Friden in Anfebung folder Macht ein Loch befommen würde, derſelbe doch in dem Neligionöwefen nnd wegen des dem Papſt zus gewachſenen Nechts feinen Beſtand haben follte. Herzog Eberh. Ludwig gab deßwegen dem Churfürften von Brandenburg fo gleich Beyfall, welcher bes fländig auf eine genauere Verfländnus unter den Evangeliſchen Fürften drans ge, damit fie aus einem Mund und Herzen für ihre Religion fprechen und bandlen möchten. Es blieb aber folches ein Wunſch, weil die Gefandte auf dem Reichstag bierinn fo wenigen Eruſt für ihre Religion bezeugten, ald bey dem Allociationsz Wefen, welches zwar in der erffen Kiße ein gutes Ans feben gewann, aber bald nach dem Herkommen erfaltete, zumahl einige fols ches noch aufzufchieben rietben, bis der Fride mit Frankreich gänzlich vollzo—⸗ gen wär. Der Bayrifche Krayg konnte ſich ohnehin nicht zu einem Beytritt ensfchlieffen und bie Rheiniſche Krayfe wollten vorher einen Nachlaſſ in ih» zen Anſchlag haben, fo, daß mau fchlechte Ausfihten zu deren Berichtis gung hatte ungeacht der Würtembergifche Öefandte von Hiller unermüder an dev Beförderung difer hoͤchſtuoͤthigen Zufammenfegung der Kräften arbeites te. Dagegen war er doch fo glücklich das Moͤmpelgardiſche Votum wieder zum Aufruf zu bringen, welcher bey zo. Jahre unterlaffen wurde , weil wes ber ein Würtembergifcher noch Mömpelgardifher Gefandter ſich aufdem Reichs— tag befand. Endlich brachte er e8 doch den 18. Febr. dahin, daß ein Schluß in dem Fuͤrſten-Rath wegen der Unzahl eines militis perpetui gemacht wurde nud wie dev Fuſſ deßelben auf die gehen Krayſe auszutheilen wär, da bie mehrere Stimmen zu Fridenszeiten auf 80000. und zu Kriegszeiten auf 120000, Mann auſtimmeten. Zwar hatte Wiürtenberg ehmal den Grunds ſatz im Mund geführt, daß die Verfaſſungs-Materie ala eine Collectations⸗ Sache, da feiner in ded andern Beutel votieren dörffte, angefehen werden muͤſſ⸗ se. Jetzo aber behauptete man ans dem Reichs-Abſchied von 1654. $. 183- wegen geänderter Umſtaͤnde das Gegentheil und führte ein nachdruͤckliches Vo- tum , indem es ſich auf die Reiche - 3 beruffte, wie offt der Pundus fe- 3 Cu-

150 Geſchichte der Herzogen von Muͤrtenberg,

1698 curitatis publicæ auf dem Reichstag vorgebracht worden," aber

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*

120 [dd »

7

y, niemahl recht fortgewollt, fondern die patriotifche geführte Conft- lia unterbrochen, mithin das ehmals weitiäuffige und mächtige Teutſchland auffer der bendtbigten Beſchuͤtzung gelaffen, allen feindlichen Injurien ex- poniert, aud) endlich iwdie enge terminos, -worinn es dato ſtehet, re- duciert worden. Nun wäre einem jeglichen zu ern.effen überlaffen, weſ— fen man biernächft mit allzuſpaͤter Neue zu gewarten bäfte, wofern man niche ein hinlänglihes expediens ergreiffen wollte , ohne Weitläuffigkeit und langen Auffenhalt zu der fo hoͤchſtuͤthigen innerlichen Verfaſſung des Reichs zu gelangen und die noch übrige gnugſame Kräften zu deffen Netrung anzus _ wenden. Man habe inner zo. Sahren dem end jo vielen Zuwachs feis ner Land in die Hände gejpielt und durch Verwarlojung denfelben To mächtig gemacht, daß man, weil er Zeutfchland taft nur aus den demſel⸗ ben entzogenen und dem Feind überlaffenen Landen ſolches zu befriegen im ſtand wär, jeho deſto mehr feine eigene Kiäfften anmenden müflte, Welches ohne Zweifel die Urfach gewefen, waruın die Kay. May. und die drey Neichs » Collegia im Monat Septembr, des verwicdhenen Jahrs faft einhellig davor gehalten, daß ein foldy beilfam Merk, nah Art nnd Weiſe des zu Frankfurt den 21. Januarii 1697. verfafften Aflociations- Recefles einzurichten und zu fand zu bringen wär. Wie nun difed aus gutem Math und Vorbedacht gefheben und diejenige motiven, welche den Anlaff dazu gegeben, auf dieſen Tag und Otunde noch militieren, fo bielte Seine Herzogl. Durchl. aus aufrichtiger patrietifcher Intention das vor , daß ed einmahl dad kuͤrzeſte und ſicherſte Mittel wär, die zu Frank furt ohnlängft vorgewefene Aflociations » T’ractaten wieder hervorzuneh— men, dad Reich » Verfaffungdwerf pr&paratorie dahin zu verweifen, fols gends folches zur völligen Confiltenz und Executicn zu bringen, aud) die

noch abgehende löbliche Krayfe zum Beytritt aufumuntern, mithin den

heilfamen Reichs-und Erecutiond » Ordnungen, wo fie nad) gegenwaͤrti— ger Rage der Umftände noch applicabel, ihre ungehinderte Würkune zu laffen. Damit aber, fuhr der Öefandte fort, fein gnaͤdigſter Herr aud) an den Tag lente, daß Seine Herzogl Durchl. an nichts erwinden laffe, fo erklären Sie fi) bey der proponierten materie ratione quanti da: hin, daß ſolches nah Groͤſſe Ber exponierten meitläuffigen Gränzen und ber force deren, auf die man ein wachſam Aug zu halten babe, propor- tioniert, mithin auch zur Zeit des Fridens auf das Triplum deffen, fo anno 1981. beliebt worden, und alfo auf 120000. Mann, nemlich ein Drittel zu Pferd und zwey Drittel zu Fuß gerichtet werden müffe, mn

% sr BbEr

aber die mehrere Stimmien ur dißmahl auf fo viel nicht ausfallen 1698 wollten , fo wollte man gebethen haben difes Votum denen bey:

„zuzehlen, welche auf dad mehreſte und fo viel man fchon vernommen , auf jr 89000. M. angefragen haben. Go viel aber den Repartitiong> Fuß bes treffe, fo hätte zwar Seine Fürftl. Durchl. vor andern groffe Urfach eine Moderation zu ſuchen, wie Sie dann auch wuͤnſchen mödten, daß die „Reichs-Matricul ohne Hindernuß der entzwifchen hochbenötbigten Reiche: », Berfaffung einigft auch mit gebührendem Ernſt und Nachdruck vorgenoms „men und zu einer billiheu Gleichheit gebradht werden wollte, ald Sie dann „ſolches beftermaffen recommendierten und fich derentwegen alle Nothdurfft y, vorbebielten, Weil aber die Sache von allzulauger Hand fey, fo wären », Sie der Meynung, daß eutzwifchen und bis das Matricularzund Mode- „rations-Weſen der Nothdurfft nach erwogen und eingerichtet oder auch ein anderes beffered Expedieris gefunden und feflgcfeßt würde, der von „Kayſ. May. und dem gefamten Neih im Fahr 1681, beliebte Reparti- y„, Bons» Fuß beobachte würde. Was im übrigen in der Magdeburgifchen „Geſandtſchafft abgelefene votum commune Evangelicorum enthalten, „darauf wollte man ſich Kürze halber gefliffen beruffen cum refervatione ul- teriorum. Su ſolchem aber erfuchten dife Glaubensgenoſſen ihren Gegens theil beweglichit alles and der Ryßwickiſchen Clauful entſtehende Mißtrau—⸗ en und beforgende Unruhen in Religions : Sachen zugleich wegzuraumen, ()

668

Tun kamen noch mehre Sachen auf die Bahn, welche den Herzog ſehr beunruhigten. Dann weil die Kron Frankreich die Veſtungen Philippsburg, Freyburg und Breyſach nicht nur dem alleinigen Kayſer, ſondern auch dem Reich abgetretten hatte, ſo meynte der Kayfer, daß dad Beſatzungs-Recht ihm als Kayſer und dem Reich gemeinſchafftlich ſey und begehrte dabey, daß alle zu Philippsburg befindliche Artillerie uch Breyſach und Freyburg gefuͤhrt werden follte. Nun war zwar der meiſte Theil der Reichs » Stände ungehal- ten über ſolch unbilliges Anſinnen und der Herzog gab feinem Gefandten nur den Ausdruck in den Mund, daß ed unſchicklich war einen Mitar abzudecken, damit man einen andern befleiden koͤnnte. Die meifte Reichs - Rranfe wollten aber die ımentgeltlihe Verfehung diſer Beitungen dem alleinigen Schwaͤb⸗ und Fraͤnkiſchen Kran aufbürden. Der von Hiller fragte aber nur, ob dann die übrige Krayſe nicht zamı Reich gehörten? Wann fie aber auch deffen Glie⸗

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()) vid. Beyl, num. 29.

152 Geſchichte det Aerzsgen von Mürtenberr,

1698 bermären, fo würde unbillig feyn, denenjenigen folche Laſt aufzufegen, . welche in dem vergangenen Krieg faft allein die gröfte Gefahr, Scha⸗ den und Beſchwerden erlitten hatten. Obwohl nun difer Öefandte von Des ſterreich und einigen andern flarf unterffügt wurden, fo, daß ihm auch die meh rere im Fuͤrſten⸗Rath beyfielen, fo drang doch der Gegentheil mit Huͤlfe der Ehurfürften durch, daß den benachbarten Krayfen die Provifional » Berfors gung der Veſtungen obläge, dagegen man denfelben zu einer Vergüsung an ihrem Reichs : Berfaffungs » Contingent einige Hoffnung madıte. Dife war aber noch fehr weit entfernet und die Hoffnung felbft zur Vergütung ungewiß und uns zureichend den Nachtheil zu erfeßen. Weßwegen ſich der Würtembergifche Ges fandte im Unmuth auf die allgemeine Menfchenvernunfft bezoge und gegen als le Berantworsung fi verwahrte, welches fo vieles fruchtete, daß verfchiede— ne widriggefinnte wendig gemachte wurden und ihren Höfen mit Berufung auf die Würsembergifche Gründe andere Gefinnungen durch ihre Berichte beyzus bringen verfpraden, Und weil der Münfterifhe Gefandte namentlich das Würtembergifche Votum zu widerlegen unternahm ſo würdigte Fein einiger Geſandter deſſelben Stimme einigen Beyfalls, fondern man war durchgängig der Meynung, daß dife Widerlegung vielmehr das Wuͤrtembergiſch Vorum beſtaͤrkte, als entkraͤfftete, wordurch der Muͤnſteriſche ſchamroth bewogen wurs de daſſelbe bey nahe zuruckzunehmen und die Benennung des Wuͤrtemb. Vo- ti auszuflreihen , zumahl der von Hiller ihn nur anf die angenfcheinliche Las ge der Umfläude und auf die gefunde Vernunft 'verwiefe. Difer berichtete aber auch den 37. Martii, daß der Franzöf. Minifire Pompone den an dems felben Hof anwesenden Brandenburgifhen Gefandten von Spanheim verſichert babe, daß feines Königs Abſicht nicht anders fey, als die in locis reftitutis bereitö etablierte Catholiſche Neligion zu erbalten, mit nichten aber der pros teflierenden Kirchen » Einfünffte oder Religions-Uebung zu benehmen, wels ebe er audy in denen der Kron Frankreich abgetrettenen Drten z. E. Straͤß— burg 2c. bey dem Zuſtand der Neligion, worinn fie vorhin gewefen, laffen und niemanden zur Catholiſchen Neligion allda zu nösbigen oder derentwegen zu versreiben begehre. Sehr beſchwerlich fiel aber Herzog Eberhard Lud— wigen, daß fein Verter; Herzog Georg von Mömpelgard fein Votum auf dein Reichstag in Keligiond s Sachen einem Catholiſchen Rath aufgetragen hats te, teil mon nicht abfeben konnte, wie das regierende Hauf denen aus folz her abentheurliher Handlung zu gewarten ſtehenden nachtheiligen Folgen wes der bey Frankreich, noch bey dem Kayfer und Satholiihen werde begegnen Fönnen. Einige vertraute hielten aber dennod) davor, daß die Ryßwickiſche bekannte Clauſul nicht wider die Gravſchafft Mömpelgard gebraucht werden

koͤn⸗

Sünfzebender Abſchnitt. 153

koͤnne, weil die Reſtitution derfelben ganz unbefhränft in dem Art. 1698 13. des Ryßwickiſchen Fridens verfprocden worden in den Morten abolitis penitus iis, quæ quocungue titulo , tempore modo in com-

trarium focta vel pretenfa fuerunt , oder daß aufden Fall, warn Frank reich dennoch etwas zum Vortheil der Eatholifchen Religion unternehmen wolls fe, man fi) der von dem König felbft und dem Pompone geäufferten Eins ſchraͤnkung der bemeldten Elauful auf etliche wenige in dem Pfälzifchen erbaus fe Kirchen nicht ohne gute Wuͤrkung au dem Königl. franzöfifchen Hof bedies nen Fönnte. Bey Herzog Eberhard Ludwigen machte aber die eingeloffene Nachricht von des Königs in Spanien gefärlichen Lebens-Umſtaͤnden fhon das mahl viele bange Sorgen , daß die Gravſchafft Mömpelgard wieder Noth Ieys ben börfte, meil diefes Königs Abſterben einen abermahligen gefärlichen Krieg androhete, da die Verfaffungsd» Materie noch im weiten Feld war und je [dus ger, je mehr in Verwirrung geriethe , indem jetzo die Schwäbifhe Krayß⸗ Stände ihre Vota auf dem Neihstag andern Öefandten zu vertretten anvers traueten, welche ganz widrige Abſichten wegen ihrer Principalen hatten und deßwegen ihre Neben: Commiffionen entweder mit fchlehtem Nachdruck führs fen, oder oft gar wider ihrer Committenten Jnſtructionen anflimmten.

F. 68.

Eine andere Mißverfländnus erzeiate fih im Schwabifhen Krayß, wels che fhon im vorigen Jahr ihren Anfang nahm. Dann man hatte kaum bie Nachricht von einem zwar nody nicht gefchloffenen , doch nahen Friden erbals ten, als fogleich infonderbeit die geringere Stände bey dem Wuͤrtembergiſchen Diredtorio auf eine fogleih vorzunehmende Verminderung oder gänzliche Abs dankung ber auf den Beinen habenden zehen Megimenter drangen. Herzog Eberhard Ludwig hatte aber durdy feine Gefandte im Haag von dem Fortgang der Fridenshandlungen genaue Berichte und war ganz auderer Meynung, dag man vielmehr den würflichen Schluſſ und infonderheit deffen Vollziehung vor— her erwarten müffte, weil er ans dem Vorgang des Nimwegifchen Fridens ers lernet hatte , wie wenig der Kron Frankreich zu frauen wär und daß diefelbe durch die ſchlechte Verfaffung Teutſchlands immerzu Wortheil zoge. Er hatte ‚aber auch feine befondere Urfachen. Dann er hatte noch nebft feinem Contins gent von feinen eigenen Hauß » Zruppen drey Negimenter unter den Krayß⸗ Bölkern ſtehen, weiche ihm zur Verpflegung wieder heimfallen mufften. Weil dife nebft andern bey der Armee waren und gleichwohl die Gränzen des Krays fes durch Cantonierungen befhgt werden mufften, worzu er difen ganzen Som⸗

XII, Theil, u mer

254 Geſchichte der Herzogen von Wirtenberg, m 1111111 hun. 1698 mer mit faſt unertraͤglichen Koſten feine Landauswahl zum groſſen Nachtheil des Feldbaus gebrauchte, ſo hoffte er bis zu erfolgendem geſi⸗ cherten Friden diſe Regimenter neben andern Krayß-Voͤlkern dahin zu legen, indem bey der Weitlaͤuffigkeit dev Graͤnzen man derſelben nicht wohl entbeh— xen koͤnnte. Marggrav Ludwig Wilhelm von Baden ald commandierender General, auf deffen Anratben fonft der Krayß fehr groffes Vertrauen ſetzte, unterſtuͤtzte ſolches mit mehrern wichtigen und vernünftigen Gründen. Allein dißmahl waren feine Vorfchläge nicht angenehm, fondern erregten bey den. Ständen verfchiedene Gemüthöbewegungen, indem fie und ihre Untertbanen den Friden genieffen wollten, ebe fie deffen verfichert waren. Die Ruhe und eine Erho— kung wär ihnen in allweg zu gönnen gewefen. Sie waren über Diefen erbärıns lihen Friden, wie fie ihn felbft neunten , fehr mißvergnuͤgt und erfannten , daß fie nicht allein eine Gewährfhafft deffelben nöthig hätten fondern daß fie auch Feine beſſere, als eine beftändige den Kräfften des Feindes gemäffe Ar- matur haben oder hoffen koͤnnten. Nichts deſtoweniger duͤnkte fie die Ent— bebung der bifher getragenen Laft-wichtiger zu feyn, als eine Eünftige Sicherz beit. Weil ihnen aber ber Herzog zuwider war , fo begehrten fie nun deffo _ defftiger,, daß man demfelben vor allen Dingen feine drey Negimenter wieder zuruckgeben follte weil fie wuſſten, daß deren Verpflegung ihm fehr beſchwer— lich, fallen doͤrfte. Nun verlangten fie auch von den Cantonieruugen befreyt au: werden. welche man ohne Beybehaltung der famtlihen Krayß-Voͤlker "wicht wohl aufzuheben vermochte, weil. der entzwifchen gefchlioffene Fride noch nicht von. den Eriegenden Mächten ratificirt war. Damit aber die Mißvergwügs te doc, einiger maffen zufriden geftellt würden vertröflete man fie mit einer Redudion bey dem. Öenerals Staab Artillerie, Commiſſariat, Proviaut⸗ führen ze. welches hingegen fie noch; nicht berubigte indem fie vielmehr drohe⸗ ‘ten nicht: auseinander zu gehen, bis and) die Abdanfung der Völker geſchloſ⸗ - fen. wär und dem. Herzog feine Regimenter heimgegeben würden, wie fie dann auch deren: Verpflegung nicht länger als bis zw Ende diſes Jahrs auf fih neh⸗ "men wollten. Der Directorial: Gefandte führte ihnen zu Gemuͤth, daß die Ratification ded Neichs noch wegen der Ryßwickiſchen Clauful und der. Unterz fehrifft des. Fridens Schwürigkeisen fände, und nicht allein. ein. neuer Krieg wegen. bed.heförchtenden tödlichen Hintritts des Königs in Spanien bevorflüns de „. fondern: auch auf dein Rei bstag eben deßwegen der Schluſſ gefaffet worz den die. Kriegsverfaſſung beyzubehalten. Es wollte auch bedenklich fallen: ,. daß da der Schwäbifche Krayß bißher fo ruͤhmlich das feinige getban und durch fein gutes Exempel andere angefriicher hätte, derſelbe jetzo zu erſt andern ein: Vorgang, in der Reduction feyn wollte, welches, ſowohl zu: Negenjpurg auch,

Faͤnehender Abfebnitr. 158

auch zu Fraukfurt, wo man wegen Errichtung einer Aſſociation und 1698 allgemeinen Kriegöverfaffung ernfllic arbeitere,, ſehr ungleidh aufges nommen werden muͤſſte. Nun berufte ſich Coſtanz, ald das Haupt der Miß⸗ veranügten auf den Fraͤnkiſchen Krayß, welder auch ſchon eine Abdankung befchloffen hätte: dev Würtemberg. Geſandte zeigte aber das Gegentheil, daß nemlich die Franken dem Anfehen und Vortheil ihres Krayſes gemäffer erada teten, wann man die Ratijication und Vollziehung des Fribens erwartete, indem man alsdann mehrers Licht bekäme und mit beferm Beſtand als jcKo et⸗ was gewiſſes ſchlieſſen könnte, Gie blieben aber hartwädig bey ihrem Wahn und ſuchten nunmehr allerhand Beſchwerden wider daß Diredtorium bed Krays fes hervor , welche eine groffe Treunung zur Folge haben dörfte, wofern man ihnen den Beyfall zu verfagen fortfuͤhre. Weil der Herzog damahl zu Baſol war, fo fel ſolches den Dinterlaffenen Raͤthen fehr beſchwerlich. Der Krayß⸗ Conveut ſollte num wegen der bevorſtehenden Weynachten auseinander gehen, weßwegen ſie nur alles in dem Stand zu erhalten ſuchten, worinn es damahl ſtunde und einen naͤchſt bevorſtehenden anderwertigen Convent mit Coſtanz zu verabreden, indem ohnehin die Stände fi vernehmen laffen muſſten, ob und was fie für eine Anzahl ihrer Völker beybehalten wollten,

$.. 69.

Nun wurden , nachdem mit dem Eintritt ded Jahre 1698. die Rati—⸗ fication des Fridens erfolgte, die Krayß » Stände den 10. Sanuarii wieder zufamen berufen und der bey ben Fridens » Iractaten zu Ryßwick gewefene Geh. Rarh Kulpis nebft dem Negierungs » Rath Johann Backmeiſter dahin abgeoröner, damit jener den Ständen von dem Hergang Difer Frideushaud⸗ lungen allenfalls Nachricht geben koͤnnte. In dem erſtern Vortrag nun lieg Herzog Eberhard Ludwig nachdrädliche Vorftellungen machen, in welche uns glückliche Umſtaͤnde man durch den für dad Reich ſo ſchlecht audgefalleuen Fris deo deßwegen gefeht worden, weil die allierte Mächte fich von demfelben ge⸗ trennet und damit verurſacht haͤtten, daß man ſich den Friden vorſchreiben laſſen muͤſſen. Man babe aber deſtomehr Urſache durch rechtſchaffene Zuſa⸗ menſetzung der Gemuͤther und Kraͤffte fo wohl indem Krayß felbft , al mie ondern Reichs-Krayſen und Ständen das liebe Vaterland wider auswertigen Gewalt zu ſchuͤßen. Nebſt der Vereinigung dev Gemuͤther erſuchte er bie Stände ein beffered Vertrauen zu dem Kauf Würtemberg zu tragen , beffen Zaude wegen ihrer unglüklihen Lage eben fo wohl und noch mehrers als andes ser Stände eine Erholung noͤthig u » weil es in dem verwichenen Krieg

2 mehr

EIS |

56 Gefebichte der Herzogen von Würtenberg,

1698 mehr ald andere gelitten und dennoch mir denfelben gleiche Laſt getras

gen hätte und. noch jeßo in keine Reduction zu willigen wüffte, da man zu Frankfurt und Negenfpurg mit vielem Ernft auf eine den Umfländen ges mäffe Neichs = Verfaffung gedächte und alle Reduction verwärfe , worauf er alle in dem bißherigen Krieg begangene Fehler erzehlte, nemlich die fchlechte Anftalten unter den Allierten , die viele befondere Abſichten derfelben mit Hintanfeßung ded gemeinen Nußend , da Engelland und Holland felbft unters einander uneinig gewefen , und der Kern der Teutfhen Mannfhafft gleiche wohl den Engel- und Holländern gegen geringe Subſidien überlaffen worden, Der erſte Antrag zum Friden fey zwar von Schweden gefcheben , aber heims lih von dem Kapfer in der Schweiß und von Holland zu Maflriht und Lüte tich mit Beyſeitſetzung des Reichs fortgefeger worden. Franken und Schwas ben feyen zu dem End in die Allianz eingetvetten , damit fie bey den Zractas ten defto eher entfchädiget werden moͤchten, weil fie theild von den Kayfers lichen zu fpär zu den Handlungen zugelaffen worden , theils unter den Reichs⸗ Deputierten fogleich wegen des Ceremonield, ungeacht fonft Feines beobachtet werden follen , Strittigkeiten entflanden , indem die Churfürfiliche den König: lichen mit dem Excellenz : Tirul gleich gehalten und die Fürftliche mit dem Praͤdicat der Bevollmächtigten beehrt werden wollten, wie auch die Kayferlis che übel aufgenommen hätten, wann die Reichsgeſandte fih unmittelbar an die Mediation gewendet, welches doch alle Glieder der Allianz gethan hät: ten und fie Kranßdeputierte gleichwohl wegen genoffenen fchlechten Beyſtauds von denen Kapferlichen darzu aezwungen geweſen. Oeſterreich habe bey fols hen Uinftänden für fich einen auten Friden erlangt, Spanien feyen die meifte verlohrne Pläße wieder zuruckgegeben, und Engelland alle Satisfaction zus geflanden worden, Mur das einzige Teutſche Reich habe hingegen den Kuͤr—⸗ zeru zieben müffen , weldyes gegen dem Verluſt des ganzen Elfaffes und der Stadt Straßburg das einige Fort Kehl erhalten hätte. Nun habe der König von Engelland folches beberzigt und ihm Rulpis zu difes Forts Beveſtigung eine Million berzugeben fich erbotten. Und obwohl difer Würtemb. Gefandte nad) dem Friden den Schwaͤb- und Fräufifchen erinnert , daß noch Hoffuung darzu vorhanden wär, wofern nur Gefandte dahin gefchieft werden möchten, fo fey doch ſolches bißher vernachläffigt worden , theild weil man wegen Befes Bung difer Veſtung nicht einig werden koͤnnen, theild wegen des Ceremoniels, wer die Ehre haben follte , die Unkoſten zu folder Geſandtſchafft zu uͤberneh— men.

$. 7

Sünfzebender Abfebnirr. 157

$. .- 7% 1698

Man follte gedenken, daß, wo nicht alle, doch einige Stände ſich dur foldye Gründe hätten bewegen laffen follen , welche die allgemeine Wohlfars zur Abſicht hatten. Als aber die Haupt» Materie difed Convents, nemlich

die Beybehaltung der famtlichen Krayß-Voͤlker und deren Vertbeilung in bie verſchiedene Lande follte fortgefeßt werden , fo blieb doch die Erholung der Uns tertbanen oder vielmehr der verfhhiedenen Eaflen bey den meiſten das einige Aus genmerf, Dann obfchon die Fürftliche weltliche die Benbehaltung des ganzen Krayß-Corpo riethen und einige andere auf 8000. Mann flimmten , fo vers langten doch die famtliche Prälaren und Städte durchgängig eine Abdankung und feßten die Unzahl der bleibenden Miliz nur auf 4000. M. womit fie die Mehrheit ver Stimmen gewannen. Der Diredtorial- Gefandte wendete zwar ein, daß das einige Herzogthum Würteınberg mehr ald 4000. M. erforders te, ald welches den feindlichen Unfällen zu erft und am meiften unterworfen und dem ganzen Krayß an deffen Erhaltung vornemlic) gelegen wär. Wofern fie nun auf ihrem Schluff beſtehen blieben, fo würde difes Herzogl, Hauß auf andere Weegefich zu fhüßen bedacht ſeyn müffen , doch aber fo, daß es ſich von dem Krayß durchaus nicht trennen , fondern alled dasjenige beobachten wollte, was ihm als ausfchreibenden Directorial > Fürften oblige. Es fand aber kei⸗ nen Eingang bey ihnen , fondern , weil e8 hauptſaͤchlich auf die Zuruckneh⸗ > mung der bey dem Krayß⸗-Corpo flehenden Würtemmbergifhen Truppen ans gefehen war , fo verlangten fie vielmehr, daß man folhe Redudion unvers weilt vornehmen möchte und Coflanz drang am befftigfien als das Haupt bifer Parthey darauf. Nun war die Frage, weil die famtliche weltliche Fürften, das Stifft Auafpurg und die mehrere Graven miteinander übereinffimmten , ob die nidere Collegia der Prälaten und Städte ohne die geringfte Ruckſicht auf das gemeine Wefen wider die aleihwohl gleihfiiinmende höhere Stände mit ihrer Mehrheit einen guͤltigen Schluff maden koͤnnten, befonders , wie dermahl fogleic zu erweifen flünde , wann alles durdy zum Theil erzwungene Comploten gienge ? wie dann die höhere Collegia nicht allein folhen Ber⸗ gang an den Kapfer uud den Marggras Ludwig Wilhelm von Banden , als commandierenden Oeneraln der Franke und Schwäbifchen Krayß s Völker bes richteten , fondern ſich andy offentlidy verwahrten und wider alle widrige Fols gen ficher flellten. Der Kayſer lieſſ deßwegen den 19. Febr. ein Schreiben an den Krayß ergeben , worinn er der geringern Stände Verfahren mißbilligs te und fie erinnerte, daß, wann ſchon allbereitö Durch die Majora ein widris ger Schluff erfolgt wär , fie dannoch die Öegengründe nochmals in reifere Ers U 3 mwäguug

148 Geſchichte der Herzogen von MWürtenberg,

1698 mägung ziehen und mit der Abdankung ihrer wohlgeübten Miliz noch

zur Zeit inhalten,, vielmehr aber ihm mit einer ergiebigen Beyhuͤlf ih⸗ rer Truppen an die Hand gehen möchten. (m) Ueber diſes war in dem Krayß- Schluff , woriun die Anzahl der 12000. Mann durch einmürhige Stimmen feftgeftellt worden, eine Clauſul enthalten, daß folde Anzahl nicht anderſt, ald wieder durch einen einmuͤtigen Schluff verringert werden follte, worburd der Mehrheit der Stimmen ihre Würfung benommen wurde. Und man hoffte, daß das angeführte Kayferliche Schreiben fie auf andere Gedan⸗ fen bringen müffte , weil es diefelbe auf den allgemeinem Neichd > Schluff von 11. Dec. vorigen Jahrs verwiefe, daß bey dermaligen Umſtaͤnden an Feine Redudion zu gedenken wär. Der Marggr. von Baden war damahl zu Guͤnz⸗ burg und berufte einige Krauß» Stände dahin , an welche er durch eine fehr bündige Anrede verlangte der Kayferl. Willensmeinung gnug zu thun und der Mißvergnügten Gründe widerlegte. Weil ſie aber auch eine widrige Einbils Hung wider Würtenberg gefafft hatten und fich beklagten , ald ob ed zu weit gegangen, indem ed einfeitig Executionen verhängt und anders wider dad Her⸗ fommen vorgenommen , fo entfchuldigte der Marggrav den Herzog , welcher damahls zu Heybenheim fich befande, daß die Stände ihm zu viel thäten, und das Hanf MWürtenberg jederzeit in allem einen rühmlidyen Eyfer für das alls gemeine Wefen bezeuge. Er könnte aud) nicht ſehen, worinn difes Fuͤrſtl. Hauß ſich etwas zu viel ald ein Mitfland herausnehmen Fünnte, Auf wel⸗ hen Vortrag der Geh. Rath Kulpis als Direttorial Gefandter im Namen der beputierten Stände antwortete, daß fie folhen Vortrag dem gefamten Krayß hinterbringen wollten, „, und weil er zugleich ala Würtenbergifcher y», Öefandter zugegen fey , fo fey bekannt, daß der Herzog an folchen widrigen Anſchlaͤgen wegen allzugroffer Reforme der Krayf s Völker Eeinen Antheil j, nehme, fondern ganz geneigt fey die 12000. Mann auf den Beinen zu bes „halten, welche Gedanken aud) alle weltliche Fuͤrſten geäuffert hätten, aufs y, fer Fürflenberg , welches aber entzwifchen dennody auf 8000. Mann eins y, geftiimmet habe. Wepwegen Würtenberg mit fehrifftlihen Proteftationen „und Erklärungen gefafft fen um fich damit auf alle Fälle, indem es die Mebrs y, beit der Stimmen nicht hindern koͤnne, ad protocollum zu verwahren, ‚, Yoie ed bann die Majora gelten laffen und was diefelbe mit fidy bringen, in „, ein Conclufum bringen müffen,, wie es auch fonft dazfelbe niemabls im „geringſten ſchwer gemacht habe. Worftellungen fey er befugt zu machen und „, ec Kulpis habe alles mögliche hervorgeſucht, wie-er befelcht gewefen, fo, „daß man weder beim Herzog , noch feinen Näshen oder ihm einige Schuld

„be (m) vid. Beyl, num, 30, bey⸗

Sünfsebender Abſchnitt. 159

„beylegen koͤunte und dieſelbe bey erfolgenden widrigen Begebnuſſen, 1698 „waunn die Stände zu beſſern Gedanken kommen würden und ihre je „, Bige Anfchläge bereueten, auffer Verantwortung feyen. Der Coftanzifhe Geſandte von Dürheim wollte fi mir dem Unvermögen der Unterthanen rechts fertigen und berufte fi) auf Bayern, weldes fich ganz and der Verfaffung ges feßt babe. Welchem aber der Marggran begegnete , daß man burd) ein Fleis "neres Uebel ein gröfferes verhüten müffe und nicht folge, daß, wann einer nicht thäte, was er zu thun fchuldig war, andere ihm nachfolgen daͤrften, zumahl - Bayern auf erfcheinenden Nothfall fogleich unter den Waffen fleben koͤnne und es dev Geſahr nicht fo nahe, ald Schwaben fey. Weil nun der Herzog in der Nachbarſchafft bey Günzburg war, fo legten der Herzog und der Marggrav wechfelweife bey einander Beſuche ab. Bey welcher Gelegenheit jener durch Biefen nody ferner an den Kayfer gelangen lieff , daß er feines Theils nicht den geringften Schritt thun wollte, woraus man fchlieffen koͤnute, daß er wir der deſſelben Willen gethan hörte.

G. 7%

Die in der Sparkunſt mehr, als in der Staatöwiffenfhafft geübte Praͤ⸗ Taten konnten aber nicht begreifen , daß die Staͤrke des durch die mehrere Stims men errungenen Schluffes follte entfräffter werben und wurden deßwegen des flomehr aufgebracht , weil fie nicht anderft alaubten als daß: das koſtbare Kleinod der Freyheit und das Örundgefeß durch die Majora einen ihnen ges falligen Shluff machen zu koͤnnen in Gefahr flünde. Herzog Eberb. Ludwig: Eonnte ſich alfo deflo weniger Hoffnung machen, daß feine Negimenter von dem Krayß beybehalten: werden dörften. Dann die Stände hatten fich neuerdings: verabredet nicht vom der Anzahl der beybehaltenden: 4000, Mann abzugehen, Sie wollten aber auch wiffen. und fragten die Wuͤrtemb. Abgeſandte, wohin des Herzogs Abficht wegen der ihn beimfallenden Trouppen gienge? Dann fie gedachten daß er dieſelbe wegen Unvermögenbeit feined Landes: abzudanz Een. genoͤthigt feyn würde, da fie ibm den Vorwurf machen koͤnnten, daß er ſelbſt dasjenige thaͤte, was er am ihnen mißbilligte. Er gab ihnen aber eine ihren Fürwig nicht befridigende Antwort, „, daß er folde Mannſchafft mittler- z, weil, bis er von der Kayf. Day. eines andern berichtet würde. als in Dero „, Erinnerungs » Schreiben vom 19. Febr. enthalten und dem: allgemeinen vr Reis Schluff gemäß fen fo fort ſtehen Laffen wollte, weil ſolche ſamtli⸗ „che Chur» Fürften und Stände und folglich auch der Schwaͤb. Krayß wegen „der noch unfichern. Conjnucturen dem 1. Dec.. bed nächflabgemwichenen Jahrs a { [24 ex

160 Gefcbichte det Herzogen non Mürtenbere,

1798 „‚, exratione publica ebenmäffig genehm gehalten hätte, mirbin ihm nicht gebühre unter der Formalität eined wegen befonderer Convenienz

„, and darüber majorifierenden Schluffes abzuweichen oder dad Reichsgutach—⸗ „, ten umzufloffen. Weil nun der Krayß den zurudgebenden Würtenb. Res gimentern nicht mehr, ald zween Winter» Monate die Verpflegung angedeps ben laffen wollte , fo Eonnte fich der Herzog nicht darauf einlaffen , fondern gab den Ständen nur zu verſtehen, daß er der gewiffen Zuverficht lebe, es wurden die Ray. May. ihm ſchon zu rechter Zeit wiffen laffen , wer die Troups pen, welche nach jeßterwehntem Reichsſchluſſ und der Kanferl. Ratification deffelben in difem der Gefahr noch nicht erledigten Krayß ſtehen blieben bis der pundus fecuritatis publicz auf dem allgemeinen Reichstag richtig würde, zu verpflegen habe. Siewären zwar nur dem Krayß bis zu erfolgendem Fri⸗ den überlaffen und difer unterfchrieben , aber noch weit von der Vollziehung entfernet , weil die Kron Frankreich fi) nichts von der Zuruckgebung der Bes fiungen Freyburg , Breyſach, Philippsburg und Kehl vermerken ließ. Viel—⸗ mehr wurden die Veftungswerke je länger , je mehr verdorben und fonft an den Magazinen und andern dahin gehörigen Dingen groffer Schaden zugefügt. Die Regimenter waren ungeacht des wegen der Abdankung gemachten Schlufs ſes noch zu Ende des Hornungs ihrer Pflichten nicht losgezehlt, noch , wie ed nad) dem Ueberlaſſungs-Receſſ gefcheben follte , aus der gemeinen Eaffe tes croutiert, fondern flunden noch auf den Poftierungen und unter dem Commans do des Krayfes. Nichts deſto weniger beſtunden die Stände darauf, daß fie wegen des zu Ende des Detoberd gefchloffenen Fridens nur die zween Mo— nate des Novembers und Decembers zur Verpflegung ausfegten. Hingegen überwanden fie fi die Krayß » Miliz gleichwohl auf 6000. Mann ald einen mili- tem perpetuum zu befliimmen , wobey fie fich erflärten , daß fie fih den Keiche : Schlüffen jederzeit gemäff bezeugen und weil fie noch mehr ald 2000, Mann über dife Anzahl auf den Beinen hätten ſolche unter billigen Bedins gungen dem Kayfer entweder nad) Hungern oder in die von Fraukreich dem Kayfer und Hauß Deflerreich zurudgebende Veflungen überlaffen , jedoch das Eigenthum difer Truppen fich vorbehalten wollten , damit fie, wofern auf dem Reichdtag die Unzahl der Reichs + Armee zu Fridenszeiten auf 80000, Mann gefeht würde , fie folche Leute zurucfordern und die den Krayß befrefs fende Zahl der 3000. Mann flellen könnten. Weil nun unter folden 2000. Mann au ein Würtenbergifches Contingent flunde , indem der Herzog nus ter 5. Regimentern Leute hatte , welche er eben des Krayfes Dispofition nicht fo ſchlechterdings überlaffen wollte , fo zog er ſolche Contingenter zuruck um diefelbe in Compagnien nnd Bataillonen eintheilen und eigene Wuͤrtem⸗ bergis

Fuͤnfzehender Abſchnitt. 161

bergiſche Regimenter errichten zu koͤnneu, welche aber dennoch als 1698 Krayß-Trouppen nach des allgemeinen Krayſes Verordnungen com⸗ mandiert, und ſolche Einrichtung nicht als eine Trennung angefehen werden ſollte. Meil aber foldjes Vorhaben eine groffe Verwirrung verurfachte , fo fand e8 viele Schwürigfeiten bis ſelbiges bemwerfftelliget werden konnte, wie es dann erſt in folgendem Jahr vollendet wurde, daß einige Compagnien uns ter das Vadifche und einige andere unter dad Fürftenbergifhe Regimeut zu Fuß, fo dann einige unter die fo genannte Zollerifhe Reuter unterbracht wurden,

de: 72,

Und fo gieng ed auch zu Negenfvurg. Dann ald den 13. April ein Kay⸗ ſerl. Commiſſions-Decret zum Vorſchein Fam , worinn unter anderm aud) die genaue Vollziehung des Fridens empfohlen wurde, deutere folches der Kayſerl. Commiſſarius auf die Ryßwickiſche Religions-Clauſul, legte aber derfelben feinen genauen, fondern ganz widerfprechenden Verſtand bey. Dann der Jans ze 9.4. bed Fridens handelte von den Herrfchafften und Drten , welche die Krone Frankreich dem Teutſchen Reich zurudgeben wollte und behielt fih nur dabey bevor , daß die Roͤmiſch-Catholiſche Religion in ſolchen Orten, wo fie zur Zeit des gefchloffenen Fridens eingeführt geweſen, verbleiben fol. Der von Seilern wollte fie aber auch von den Orten, wo die Franzofen niemals bins gekommen oder zur Zeit des gefchloffenen Fridens nimmer im Beſitz gewefen und mithin nicht zuruckgeben koͤnnen oder die Satholifche Religion niemals in Hebung gekommen , wie auch von den Kirhengütern, auf welde die Clauſul doch Feis ne Unfprache zu machen fidy erflärte, verftanden haben. Weil er aber wuffte, daß die A. C. Verwandte folche weitläuffige Auslegung nicht annehmen wolls ten und fih auf verfihiedene mildere Erklärungen der Franzöfifchen Gefandten zu Ryßwick und des Bon repos am Dänifchen Hof gründeten , fo verlangte er bie erftere von dem Würtemb. Geſandten, welcher ihm aber. zur Antwort nur fagen lieſſ, daß, weil er felbflen ald Kayferl. Gefandter bey den Fridens - Hands lungen zu Ryßwick gewefen , ihm am beften befandt feyn koͤnne, was bey fols hen Zractaten vorgegangen und was die Evangelifche Deputierte von folder Clauſul und derfelben von den Franzofen felbft au die Hand gegebenen wahren Berftand binterbracht hätten, auch wie dife Glaubensgenoſſen nur den Miß—⸗

brauch difer Elauful zu vermeiden fuchten , mithin die nach dem Fridenfhluff ad protocollum Mediationis gegebene weitere Erklärung ihnen nicht zus wider zu feyn erachten koͤnuten. Weßwegen er Concommiffarius yon eis Ver gebethen werde dad Werk dahin einrichten zu helfen , daß alle unnoͤthige XII. Tbeil, & Mates

162 Geſchichte der Herzogen von Würtenbern,

1698 Materie zn Mißtrauen gehoben und dagegen gutes Vernehmen geſtiff— tet, eine Zuſamenſetzung der Gemüter und Kräften vermittelt und bey.

noch währendem Tuͤrkenkrieg und vor Augen ſtehendem Spanifhen Succeffionds Frieg eine Einigkeit zwifchen Kayf. May. Chur » Fürften und Ständen erhals ten werden möchte. Entzwifhen kam ein franzöfifcher Bevollmaͤchtigter de Chamois zu Regenſpurg an, welcher bey der von dem Würtenb. Öefandten ibm gegebenen erflern Viſite difen bey dem Eintrit des Hauſes empfieng und in feinem Zimmer oben hinſetzte. In dem Discours nun gab er eine Erleutes zung der Ryßwickiſchen Elauful , welche mit des de Callieres zu Ryßwick ſehr wohl übereintraf. Won der im Werk feyenden Reichs » Verfaffung wollte er nicht viel halten, fondern mennte , daß den Fürften des Reichs beffer mir Par⸗ ticular » Berfaffungen gerathen feyn würde, wie er auch gegen die Neunte Chur⸗ Würde einen Widerwillen bezeugte. Der König gab aber felbfi aud denen an feinem Hof befindiichen Evangelifchen Gefandten feine Geſinnung wegen der mißbrauchten Elanful zu vernehmen, daß fie nicht anderſt zu verftehen fey, als daß in locis refliturtis dad den Roͤm. Catholifhen gegebene Exercitium ihrer Religion beyzubehalten , Eeineöwegs aber die Evangelifche in dem ihrigen zu beeinträchtigen, vielweniger aber folches ihnen zu benehmen, oder ihr Einfoms men zu beſchneiden die Abficht fey, indem e8 übrigens damit nach der Vorſchrifff des Weſtphaͤl. Fridens gehalten, auch ihnen Evangelifchen Feine nachtheilige Conſequenz aus gedachter Clauſul gemacht werden foll. Und weil der de Chamois feines Königs Geſinnung wegen der neunten Chur Würde dahin era öffnete , daß man ſolche ald eine wider den Weſtphaͤl. Friden anftoffende Sache betrachte, fo wurde der Kayſerl. Hof ſchuͤchtern gemacht und verfielauf die Ge— danken dem Fürfil. Handverifhen Hauß einen andern vortheilhaften Vorzug zus gehen zu laffen, wie auch der Franzoͤſ. Hof in Anſehung der Ryßwickiſchen Claus ful fehr wanfelmütig zu werden anfleng, daß man zwar ſchlechterdings bey den Worten , wie fie da vor Augen ligen , zu bleiben , übrigens aber die bißher

fo manigfaltig gethane Franzoͤſ. Verfiherungen nimmer in Betracht zu ziehen hätte.

$. 73 | x Bey folhen wider einander Yauffenden Umfländen wurde nöthig erachtet ben dem Schwaͤbiſchen Krayß das Werfaffungswefen einftend in Ordnung zu bringen , weßwegen aufbden 4. (14.) Sunij ein Krayß-Convent andgefchries ben wurde , wo zuvorderft , weil der bißherige Krayß-Secretarius Backmei⸗ fer von Herzog Eberharden die Megierungs > Mathe : Stelle erhalten hatte and von bem Krayß ald defien Syndicus ernaunt war, der von dem Krayß⸗

Di-

Sinfzehender Abfebkier, 15%

Directorio prefentierte Regierungs⸗Raths⸗Secretarius Maskoßky 1698 durch ordentliche Umfrage bey dem Pleno die Beſtaͤtigung als Krayß⸗ Secretarius erhielte. Wobey ih nicht unbemerkt laſſen Fan, daß ſchon um dieſe Zeit das bißher ſogenannte Ober⸗Raths-Collegium das Praͤdicat eines Regierungs-Raths-Collegii anzunehmen den Aufang gemacht habe, wiewohl es erſt nachher und faſt 20 Jahr hernach in den voͤlligen Gebrauch nach und nach eingeführt worden. Die Hauptabſicht diſes Conuvents habe ich ſchon gemeldet. Weil nun der Krayß nach deſſen lezterm Schluß ſeine Mannſchafft der 12000 Mann auf die Helffte herabgeſezt hatte, fo meynte Herzog Eberhard Ludwig - bey damaligen noch ſehr zweiffelhafften Umſtaͤnden, daß der von dem Reich dem Krayß auferlegte Matricular = Fuß a 8000 M. und unter denſelben feine eigne bey dem Krayß geflandne 3 Negimenter , ald der Grund zu einer guten Miliz beybehalten werden möchten. Das Prälatifhe Collegium blieb aber beftändig auf feinem oͤconomiſchen Plan oder Vorfaz des Herzogs Geſuch ſich zu wibderfezen und den durch die Mehrheit erhaltenen Schluß zu behaupten. Der Marggraf Ludwig von Baden, ald commandierender Öeneral der Schwäs bifchen Krauß: Völker beruffte hingegen einige Deputierte von dem Krayß zu fi) nah Guͤnzburg und eröffnete ihnen feine Meynung mit einigen unanges nehmen Ausdrüfen dahin , ‚, daß vermög der Reichs⸗Krayß⸗ und Frankfurs „tiſchen Affociations- Schluße die Prälaten zu Beybehaltung der 3900 M. s, verbunden wären , und man fi) durch ihre Stimmen nicht irre machen Yafs „ſen, noch denfelben fo ſchlechter Dingen , wie bißher gefchehen, Wlaz geben „, follte , zumasl die Prälaten vermittelft eined Complots zu Werk giengen und einander baburd) felbft die Freybeit der Stimmen benaͤhmen, auch mit „Zuziehung einiger Reichs » Städte die höhere Collegia zu überflimmen, mits y, bin deren gute patriotifche Abſichten zu bintertreiben fuchten. Nun wife „, man zwar wohldie Meidhs » Verordnungen , daß ein jeder Prälat, fo ur: fprünglid von geringer Extradion und Einficht fey und auch eine Reichs- Stadt eben fo wohl , ald ein Reichs-Fuͤrſt, fein freyes Votum babe: Es Fönngen aber alle tife, fo zwarleine Immunitæt, aber Feine ſolche Souve raineté, wie bie Reichs-Fuͤrſten, hätten zuerſt erwehnter Fuͤrſten groffem „Schaden nicht votieren, noch ganze Fuͤrſtenthuͤmer um der Praͤlaten ſu⸗ chender Oeconomie willen in die Schanz geſchlagen werden, da es den Fürs ften mehr um ihre Souverainete, als den Prälaten um die Freyheit zu thun ſey, indem diefe e8 fo groß nicht achten, ob fie freye Reiche - Stäude oder Königliche Unterthanen wären, mweil fie auch einer niderträchtigen Uns „, terthänigfeit und Gehorfam von Geburt her gewohnt wären und dannoch „Praͤlaten blieben , und dabey vor fih wohl leben Fönnten, Solche difen | BB 3 Stand

164 Gefchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1698 Stand fildernde ——— hatte aber eine Wuͤrkung ‚its

dem ed vielmehr fchiene ‚daß diefe geiftliche ae nur deſte mehr zu Behauptung ihres Eigenfinns angefeuert worden.

es L

Energie mufften die Eyangelifche Unterthanen in der Shurfärftl, al,

fehr harte Religions » Bedrülungen erdulden, und ed gewann das AUnfehen , daß man in difen Landen dem Religions: und Weſtphaͤl. Friden , wie der Ges fondfe von Hiller den 28 Junij berichtete, den Boden allerdings auszuſtoſſen ſuchte. Es verurfachte ein allgemeines Auffehen bey den Evannelifchen , weil fie ihre Glaubensgenoſſen wider den Elaren Vuchſtaben des Weſtphaͤl. Fridens

und ded zwifchen dem Churfürften und feinem verfiorbenen Vorfaren zu Hall aufgerichteten Receſſes fo bedrängt feben mußten und der Churfürft den Say aufftellte , daß er feinen Untersthanen als ein Landes » Herr feinen Iren und Glauben zu halten verbunden werden koͤnnte. Die Catholiſche hingegen laurs ten nur , ob ed dem Churfürften gelingen würde , indem fie fi) die Hofnung machten gleiche Gewaltthaten gegen ihre Evangelifche Untertbanen und endlid gegen ihren Nachbarn auszuuͤben. Ein Unglüf war, daß zwiſchen einige Maͤchten eine neue Zufammenfezung wider die neunte Chur: Würde errichtet wurde , worinn meiſtens Evangelifche verwicelt waren, woelched dem in fo

groffer Gefahr flehenden Evangelifhen Wefen fehr groffen Nahtheil und Hin⸗ dernus verurſachte. Die Evangeliſche Pfälzer hohlten von ven Juriſten-— das enltäten zu Marburg, Helmflatt und Frankfurt an der DderNathfäläge ein, und verlangten nun auch eines von der Univerſitaͤt zu Tübingen, weildie Sa⸗ de hauptſaͤchlich die Auslegung des "Meligions » Weftphäls and Ryßwickiſchen Fritens betraff, was bey einem der gefamten Evangeliihen Berfafung fo hoch⸗ wichtigen Werk zuthun fey, an die Hand zu geben. Der Ehurfürft von Brans denburg nahm ſich des Werks fehr eifrig an und ließ durd den von Hiller die Juriſten-Facultaͤt erfuchen fi derfelben mit Genehmigung des Herzogs Eber⸗ hard Ludwigs anzunehmen , welcher auch den damaligen berühmten Rechts⸗ lehrer Ferdin. Chriſtoph Harpprechten darum angieng. Gedachter Shurfürft theilte feine Meynung dem Herzog dahin mit , ‚, daß famtliche Evangeliſche ‚, Stände durch Geſandte fid) bey der Kron Schweden verwenden , und nicht ‚, allein bey dem Kayſer, fondern auch bey famtlichen Catholiſchen Ständen nr Vorſtellungen zu thun haͤtten, damit dem vollen Lauff ſolcher Zrangfalen, „wordurch in ſacris & profanis alles zerruͤttet würde, Einhalt gethau und „durch längeres Nachſehen und zu mehrern widrigen Thaͤtlichkeiten Fein fer nerer

J Fuͤnfzehender Abſchnitt. 165

„nerer AUnlaff geaeben oder der Öegentheil dazu angereist werden 1698 „, möchte. Der Magbeburgifche war fo gar gefonnen , wie der von „Hiller berichtete , den Catholiſchen durch das Deflerreihifche Diredtorium „, zu drohen , daß, mwofern fie nicht remedieren würben , er mit ihnen kei⸗ „, nen Zug mehr thun wollte. Die meifte Evangelifche tratten ihm bey , daß ,, man mir ihnen feine Deliberation mehr angehen könnte, indem ihre Prin- cipia befandt feyen, daß fie dißfalls durch die alleinige Formidinem mali „, zur Billichfeit gebracht werden koͤnnten, ohne welches Mittel die Evangelis „ſche um Religion , Freyheit und Güter , als ihr fürnehmfles Kleinod kom⸗ „meu muͤſſten. Der Würtemb. Geſandte lieffe fi aber dagegen vernehmen, z, daß der Herzog von Würtenberg nad dem rühmlichen Exempel feiner Vor⸗ „faren vor die Wahrheit des Evangelii und vor die durch fo viel vergoffenes „teutſches Ehriftenblut erworbene Rechte billich miteyffern , und gern alles , „, was zu derem fiherer Beybehaltung Convenienter zu thun und zu fpres chen fey , mit angehen wollten doc) vermeynten Seine Durchl. daß dabey ,, die gemeinfame innerlihe Zufamenfezung in dem Reich nicht aus den Augen „zu feßen, fondern fo viel immer möglid) beybehalten und contra quoscun- ‚, que in feine rechte Confiftenz zu bringen wir. Wiewohl nun bey dermas „ligen Umfländen daran zu zweiflen fey , indem auf Seiten des Gegenparths „groſſen theild blinder Dingen auf die Religion und infonderheit auf die Kivs „chenguͤter gefeben, die wahre Staats » Örundfäze durch hie und da einfchiebens be verdorbene Eingebungen hintangeſezt und nur dahin gesracdhtet werde , y, wie die Evangelifehe unter fich verwicelt, ihnen ein Bein untergefchlagen , „und diefelbe vollends zu ihrem unglüdfeligen endlichen Fall gebracht werden „, möchten: fo koͤnnte doch foldyes alles nebft einer in Vorfchein gekommenen „Schrifft: Contraventions del’Eledteur Palatin dans les affaires Ec- ,, elefiaftiques du Palatinat &c. der Brandenburgifchen und infonderheit ‚, der Ehwed und Dänifhen Geſandtſchafft mirgetheilt und die unlängft von „, von dem de Chamois gethane Vertröftung wegen Einfhränfung und rech⸗ „, ten Gebrauchs der befannten Clauful, weilniemald etwas fchrifftliches des „rentwegen ausgeſtellt werden wollen, zu Papier gebracht, ihm Franzöf. y, Sefantten vorgewiefen , er feines und anderer Königl, Miniftern gegebenen „Worærs bierunter erinnert und beffen Befräfftigung veranlaßt werden , um y, gründlid zu wiffen, woran man mit difer Kron wär, indem bey vor⸗ „, ligenden Umſtaͤnden auf die hiebevor befchehene mündliche Erklärung derfels ;, ben Öefandten wenig Staat zu machen fey.,, Dann die obgedachte fran: zöfijhe Schrifft kam zu Paris zum Vorſchein und wurde fogleich dem Pfälzis ſchen Sanzler Wiefer zugeſchikt, Ada, man dem Churfuͤrſten verweiſen wols

3 len,

FA

186 Geſchichte der Herzotgen von Wuͤrtenberg,

1698 len, daß er die ungluͤckliche Clauſul nicht nad) aller ihrer Ausdehnung

in feinen Landen vollziehe. Man wollte auch willen, daß der Chur— fürft von der Pfalz und die Catholiſche dem franzoͤſiſchen Hof ſolche Schrift an die Hand gegeben hätten um die angefang:ne Unserdrüfung der Evangelifchen an folden Enden deſto anſehnlicher beſcheinen uud fortfeßen zu koͤnnen.

J.

Schon ſeither einigen Jahren gieng man damit um den Julianiſchen Calender mit dem Gregorianiſchen zu vergleichen, weil beede eine groſſe Ver— wirrung in dem Umgang mit auswärtigen Reichen, in der Handlung, im dem Kirchenwefen wegen Ungleichheit der Fefte und fo gar im Eeremoniel mach⸗ gen, weil man einen Vorzug darinn ſuchte, ob man ben alten oder neuen Cas lender oben an feßen follte. Difer Unterſchied im Kirchenwefen zeichnete ſich inſonderheit durch deffen Mißbrauch in difen Sahren aus, als die Catholiſche bey Reformation in der Lehre und Bedruͤckung der Evangelifhen Unterthanen gemeiniglich mit Aufdringung ded neuen Gregorianiſchen Calenderd den Au⸗ - fang madıten. Die Zwiftigkeiten des Fürften von Schwarzenberg mit feinen Untershanen zu Marköreir machte dem Corpori Evangelicorum damahls verdruͤßliche Gefchäfften befürderte aber auch die Verbefferung des Calenderwe⸗ ſens. Bekannt iſt, daß man von feiten der Eatholifchen diefe Sache alö eis ne Neligiond s ober Kirchen: Cache anfiehet und deßwegen das Mecht die Car lender anzuordnen dem Papſt zufchreiber. Man bemerkte aber jetzo, daß ber Kanfer in einem Commitlions- Decret vom 26 Mart. (4. April) 1664- die Calender » Sache ald ein bloffes Policey-⸗Weſen angegeben babe und ſuch⸗ te darunter ein befonderd Geheimnus, , welches ſich jeßo eutdeckte, als die Zur dringlichkeiten der Catholifchen wider die Evangeliſche und wider ben Kirchens Zuſtand vom Jahr 1624. fich überall häufferen. Die ſamtliche Evangel. Ges fandte hohlten neue Verhaltungs » Befehle deßwegen ein und ber vom Hiller meldete in feinem Bericht, daß man fehr benierig wär, was fein Principal, ald ein angefehener Evangelifher Fürft für Gedanken bierinn führte. Nun war dieſem Herrn fehr bedenklich, daß man in Sachſen bie beede Rieder; Srhalt uns Kerr bey deinem Wort zc. und D Herre Gott, bein göttlih Wort zc. zu fingen verbosten hatte. Man muthmaffte daraus, daß, wann bie Markbreis ter Gemeinde wegen bes ihro aufgedrungenen Calenders unterliegen follte, berfelte auch in Sachfen eingeführt werde und eine allgemeine Unordnung dars aus entfiehen dörffte. Dann, ald im Sahr 1664. der Kayfer unter dem Vorwand, daß das Calenderwefen ein par spolitifh Werk fey, den Epangelifchen

den

Fuͤnfzebender Abfebnirr. | | 167

ben Gregorianiſchen Calender aufbuͤrden wollte, war Sachſen nicht unges 1698 ueigt darzu, weßwegen man jetzo, da der Churfürft zur Catholiſchen Nelis gionübergegangen war , defto eher glauben konnte, daß er defto willfäriger ſeyn würde ſolchen in feine Lande einzuführen. Der Calender wurde demnad) vers döchtig durch den Mißbrauch, weiler, wo nicht diredte, doch perindiredtum in den pundtum religionis und in das Kirchenwefen mit einliefe. Churs Brandeburg bewilligte damahl auch den Öregorianifchen als einen Provifional- Ealender anzunehmen aber jeßo änderte difer Churfürft um folcher Umſtaͤnd willen feine Meynung, indem er der Catholiſchen gefärliche Abfihten und Uns ternehmungen fehr zu Herzen z0g und dem Öraven von Dona, feinem Gefands ten an dem Koͤrigl. Schwedifchen Hof ernfllih aufgab, in nachdenklichen Aus⸗ drücen dem König dife Sache zu Gemuͤth zu führen und zu erfuchen, daß er ald der mächtigfte unter den proteflantifhen Mächten und ald Principal: Gua- zant des Weſtphaͤl. Fridens, wie auch wegen der Anwartſchafft auf die bes trangte Pfalz fih an die Spige flellen, das Evangelium und die Religion zu Herzen nehmen und feinen Geſandten zu Vorkehrung dienfamer remon- Nrationen fürderlichft die Verhaltungs » Befehle ertheilen möchte. Dife Ers innerung hatte auch bey dem König die Würkung , daß der Schweden : Bres mifche Geſandte Herzog Eberhard Ludwigen verficherte, wie fein König mit allem Eyfer fich des Evangeliums annehmen würde. Ein widriges Schickſal verwidelte aber die U. E. verwandte und die Neformirte in der Pfalz wegen der geiftlichen Einfünfften in eine harte Strittigkeit. Beede Theile wendeten ſich an gedachten Herzog, welcher auch einen Verglich unter ihnen zumegen brachte. Die erfiere wurden aber nachher von ihrem unrubigen Advocaten, welchem fein guter Verdienft durd den Verglich entgangen war, verführt, daß fie von felbigern abgeben, neue ungegründete Anſpruͤche hervorſuchen und durdy Anlauff des Shurjürften fih von den Reformirten zu beederfeitigem Nachtheil trennen wollten. Der Churfürft von Brandenburg erſuchte demnach den Ders zog, daß, weil beede Theile vorhin das Vertrauen zu ihm gehabt, er die . C. verwandte zur Billigfeit, Ruhe nnd Friden verweiſen, mithiu beeder Ruin abwenden und dein gemeinen Evangelifhen Wefen dadurd) eine groffe Wohlthat erweifen möchte. Wie ſich der Herzog biebey verhalten habe, bas be ic) nicht finden koͤnnen. Die Begebenheit zu Kirn, -einem Rheingräflichs Kyrburgiſchen Staͤdtlein, wojelbfl die Gemeinde wegen eines mit Genehmhal⸗ tung ihrer Herrſchafft von den Satholifhen gebrauchten und abgebrochenen aber in einer andern Kirche wieder verfeßten Altars groffe Verfolguugen erlitten, machte dein Corpori Evangelicorum damahls fehr bieled zu fhaffen, Sie entdeckte aber jezo, daß zwijchen der Kron Frankreich und den Catholiſchen ins | | Reich

168 | Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1098 Reich ein ſehr gefaͤhrliches Verſtaͤndnus verborgen ſey, welche letztere nicht

beobachteten, daß durch einen ſo empfindlichen Eingriff einer auslaͤndiſchen Macht in die Befugſamen und Rechte des Reichs das Anſehen und Reſpect der Kayſerl. May. und der Chur-Fuͤrſten und Staͤnde ſehr geſchwaͤcht und verleßt würden. Der Franzoͤſiſche Vevollmächtigre de Chamois entſchuldig⸗ te fich wegen feiner vorhin gegebenen Vertröflungen in Anſehung der Ryßwi⸗ Kifchen Clauful nur, daß vielleicht ein Mißverfland mit unterlaufe. Die Evangeliſche aber waren auffer Stand gefegt mir den Gatholifchen einige Hands Yung zu unternehmen ehe man wuflte, woran man mit ihnen wegen der Ryßwickiſchen Slauful und deren wahren Berfland wäre, dife fahen aber wohl ein, daß fie ber Evaungeliſchen auf der gefunden Vernunfft gegründeten Aus⸗ legung nicht widerfprechen Fonnten, weßwegen fie einer Erklaͤrung auszuwei—

chen alle Mittel hervorſuchten. Unter folgen war auch eines den Evangeli—

{hen etliche Öegenbefchwerden entgegen zu feßen, welchen man aber nur vorläufig antwortete, daß folche Unorönungen nur von dem ungewiffen Ver⸗ ftand der ſchaͤdlichen Clauſul herruͤhrten, worüber man Evangel, ſeits fchon Yängft mit ihnen fi zu vereinbaren fi erbosten babe. Die Evangelifche hätten die reine Abſicht alles nah den Frideusfhlüffen und den Grundgefes Ben der Vernunfft und ded Reichs in Drönung zu feßen in Hoffnung daß der Öegentheil gleiche Neigung hätte und zu deffen Beweiß alle unordentliche Tbätlichkeiten abflellen und das Religionsweſen im Reich unbeunruhigt laffen würde. Dann man könnte nicht begreiffen, wie bey den nur in einigen Orten entftandenen Calender = Klagen andere dabey nicht intereffierte derentwegen Antheil nahmen und die Einführung der alten oder neuen Calender unter die Clauful gezogen werden wollte ‚da man Svangelifcher feitd der Roͤmiſch⸗ Gatholifhen Kirche die Fefltäge nicht fchwer machte , wofern fie im Beſitz ges weſen, weßwegen man auch nicht finden Fünnte, mit was Recht den Evans gel. Herrſchafften und ihren Unterthanen vermög bifer Elauful den Öregoriaz nifchen Calender aufzwingen koͤnnte. Nun erkannten fie felbfi ihre Öegenbes ſchwerden ungegründet und wollten num ſolche nicht für übergeben halten, fons

dern ſolche zurucknehmen. Aunſtatt deffen widerrufften fie nicht allein dife Zus

zudnehmung gleichbald auf Zureden ded Kayf. Coneommiflarii yon Geis

lern wieder, fondern wollten auch nicht mehr leyden, daß die Evangeliſche

fi) diefen Namen beylegen follten, fo, daß es dad Anfehen gewinnen wollte, ald ob ver ganze Reichs-Tag ſich zerfchlagen dörffte.

x 6.

Entzwifchen wollten die ehe Fürften bey dem Kayſerl. Prinz

cipals Sommiffarien wegen der neunten Chur: Wärde eine abermalige

ung

*

Sünfzebender Abſchnitt. 169

lung thun und foldhe ſchrifftlich übergeben , damit er diefelbe an den 1698 Kayſerl. Hof ſchiken möchte. Sie erfuhten den Würtenb. Geſandten berfelben beyzutresten , theils weiler bey difem Fürften vieles vermochte , und difer nicht allein mit feiner Gemahlin , fondern auch mit feiner ganzen Famis lie öffters von ihm bewirthet wurde, theild , weil der Herzog bisher der Fürs fien Rechte ſich ſehr angelegen feyn ließ. Der von Hiller verweigerte aber Antheil zu nehmen und gab ihnen zu verſtehen, „daß zwar fein Principal », feine Meynung nicht geändert habe , fondern difes Chur s Wefen für eine „dem Reichs-Fuͤrſtl. Collegio fehr nachtheilige Sache bielte, allein zu einer fols „chenVorſtellung nicht beyſtaͤndig feyn Eönnte, weldhe der allgemeinen Wohlfart „allzubedenklich fiel, fondern Seine Hochfürftl. Durchl. wären bedacht, weil . Sie zumahl auch wegen des Reichs-Panner-Amts vor alien andern befonz „ders intereßiert wären, in Conformitzt ihres hievorigen Widerſpruchs von „den Sahren 1693. und 1695. wiederum abgefondert an die Kayſ. May. „Zzu geben und diefelbe für allen weitern Progrels und Alteration der Ju- „rium Imperiiund der Stände zu bitten, ,, Weber welche Antwort die übris ge Fuͤrſtl. Oefandte ein Mißvergnügen bezeugten und für eine dem ganzen Fürften » Collegio und dem Fürfil. Hauß Würtenberg felbft bedenklihe Tren⸗ - mung aufnahmen, und mit dem Erbieten dagegen wegen ded Reichs: Fahs

nens allen Benfland zu leiften auf feinen Beytritt zu dringen, Inſonderheit liefje fi der Holftein » Slücdftärtifche vernehmen, daß ja Würteuberg biebevor bey den Franffurter Zufammenkünfften aufihre Seite getvetten und verhoffents Lich zu merklichem Nachtheil der gemeinen Sache nicht erſt jezo verlaffen werde. Worauf fih der vom Hiller nur anf feine Inſtruction bezoge, und zugleich fich vernehmen ließ , daß man auf obbemelte Weife die gute Parthie nicht verlafs fe, fondern durch die zu feiner Zeit vorzulegen flebende Vorftellungen felbft nicht weniger die gemeine Sache ſich angelegen feyn lieffe da zus mahl das Hanoverifche Geſuch um die erneuerte Belehnung mit der Chur dem Vernehmen nad am Kayferk Hof noch nicht fo weit gefommen, ald man vers muthete, mithin dermahl eine Bewegung zu machen allzufrühe feyn doͤrffte. Weil fie nun nicht anderſt ſich bereden laffen Eonnten, ald daß dad Hauß Wiürs temberg alliufiher gemacht würde , fo entfihloffen fie ſich ſolche Vorſtellung buch den Sachſen⸗-Gothaiſchen und Bifhöfflih » Mänfterifhen Gefandten überreichen zu laſſen. Dife beede Abgeordnete konnten ſich aber wegen des Rangs nicht vergleichen und Die Sache beruhete demnach auf ſich.

Se, 177% Die Religions » Angelegenheiten und durch die Catholiſche Geifflichkeit uns serhaltene Mißverfländnuffe daurten noch „und man beſorgte noch deu 1 cto Ye

#70 Gefebichte der Herzogen von Würtenberg,

1698 Octobr. einen Aufbruch des Reichs» Tags, weil die Gemüther beeder Parthehen je länger , je mehr gegen einander verbitfert wurden, ba

ver eine durch feinen Eigenfinn das ganze Evangelifhe Wefen zu unterdrüden ſuchte und der andere faft Fein ander Mittel wuſſte, als durch Extremitätew foldyen Eigenfinn zu brechen. Der Würtembergifche Gefandte riethe aber zu mebrerm Glimpf und flellte nicht allein die gefärliche Folgen vor Augen, fons dern gab nochmals an die Hand, daß man an die Kayſerl. May. ſelbſt und an andere Catholiſche Stand, welde für das allgemeine Wefen nody bes forgt feyen, die Notturfft bringen vor alleur aber in einer fo hochwichtigen Sach die noͤthige Verhaltungsbefehle einholen und felbige von allerſeits Principalen vermittelft einer vertrauten Correfpondenz reifflih überlegen laffen koͤnnte. Dis fe Meynung fand auch bey allen Öefandten den Beyfall. Als nun der von Hil- fer am folgenden Tag mit dem Kayferl. Concommiffario yon Seilern zur Rede kam wegen der Franzsf. Eingriffe in die Kirchen» Sachen der Graufchafft Moͤmpelgard, meldete difer mit groffem Eyfer, daß ed fchlechtersings bey dem Haren Inhalt der Ryßwickiſchen Clauſul bleiben müflte. Dann wäre ed den A. C. Verwandten recht gemwefen bey dem nudo fadto pofleflionis fo vieler geiftlihen Güter nad) dem Weftphäl. Friden zu bleiben, fo wäre ed auch den Catholiſchen billih auf der Clauſul zu beflehen , daß alles , was Franfreidy ur Zeit des gefchloffenen Fridens befeffen oder doch befinen koͤnnen, folder

Birsohtion unterworfen fey , folglid auch das Mömpelgardifhe und was die Satholifche von Kirdyen und deren Gefällen damals ingehabt, ihnen bleiben müffe.- Und wo auch nur der neue Ealender von Frankreich eingeführt gewe⸗

fen, müfften die Lutheriſche auch fo gar die Eatholifche Feyeriäge neben dem alten Salender feyren. Der Öefandte begegnete ihm aber, daß die Gravſchafft nicht unter die Clauful gezogen werden Tünnte , weil im Urt, 13. des Fridens ganz etwas anders verglichen worden, nemlich, daß alled in den Stand ges fezt werden follte ‚wie ed vor dem Nimwegifhen Friden geweſen. Nun fey aber damahls die Satholifhe Religion daſelbſt nirgends eingeführt geweſen. „Geſezt aber , fie erſtreckte fid) au) dorthin , fo würde doch die Clauſul fehr „mißbraucht und ber Zuftand, wie er tempore concluf&. Pacıs gewefen , ‚, nicht in achtgenommen, indem der jüngfiverfiorbene Erzbiſchoff von Bifanz y, kurz vor feinem Tod in der Stadt Mömpelgard zu der Päbftlihen Reliz „gions-Uebung eine Kirch verlangt , ungeacht weder vor noch in oder nad) „, dem Krieg deraleichen Webung dort gewefen. Und obfchon diefelbe Religion „, in der Schloß-Capelle geübt worden , fo habe foldyed doch nad dem Abzug ber Befakung wieder aufgehört , da nicht zu vermutben fen, daß mau jez „, mals die Abſicht gehabt einem Evangelifhen Reichs-Fuͤrſten in fein Hauß und

Sünfzebender Abfebnire: 171

und Reſidenz, wo kein einiger Catholiſcher Unterthan oder Einwoh⸗ 1698

ner ordentlicher Weiſe ſey, eine Cathol. Religions-Uebung oder Euthaltung der Arbeiten an deren Feyertaͤgen aufzudringen, als womit die Evangeliſche nichts zu thun haͤtten. Die Clauſul erſtrecke ſich auch nicht auf die geiſtliche Gefaͤll, welche ohnehin im Moͤmpelgardiſchen mit deutli— chen Worten an ihren rechtmaͤſſigen Herrn wieder gewieſen worden. Im uͤbrigen begehre der Herzog ſo wenig, als andere Evangeliſche Staͤude dem Ryßwickiſchen Friden oder Clauſul einſeitig etwas zuwider zu thun. Daß aber dieſelbe plus juſto extendiert und ſowohl ratione locorum, als des „Status religionis ſelber, wie er zur Zeit des geſchloſſenen Fridens gewe— „ſen und mehrer andern Jurium in Mißbrauch geſetzt werde, ſey weder „recht, noch dem Kayfer und Reich vortraͤglich, fondern höchftnörhig eine ges meinfame ordentliche Fridens » Execution zu veranfalten und die unglüds liche Elauful mit ihrer Wirkung in rechtmaͤſſige Schranken zu bringen, „mithin den Neligiond> und Weſtphaͤliſchen Friden , ald den Grund aller Eis „nigkeit im Reich in übrigen Stufen unumgeſtoſſen zu laffen, die Gemüther „allerſeits hierdurch zu beruhigen und cuicunque tertio die Gelegenheit von „innerlichen Unruhen zu profitieren bey zeiten zu benehmen.,, Der von Sets lern blieb aber hart auf feiner Meynung beſtehen. Dann ob er fehon vorgab, daß dergleichen Excefle nicht recht feyen und die Befchwehrte nur ihre Klagen erwiefen vorbringen follten, und man ihm dagegen bielte, wie wenig folden geholfen würde und man an dem Erempel der Reftituendorum nad) dem Nuͤrnbergiſchen Executions-Receſſ erfehen koͤnnte, daß ınan nicht allein folche Beſchwehrte nicht einmahl hören wollte, fondern aud) viele Gemeindeu , wel» he eine Catholiſche Herrſchafft hätten , mit Feiner Klage kuͤhnlich zum Vorfchein kommen dörfften aus Forcht geflvafft oder härter gedrudtzu werden s fo wolle ten doch ſolche Vorftellungen feinen Eindrud bey ihm maden. Danner war fehr aufgebracht, daß die Evangelifche in ihrem Voto communi wegen: der ridens⸗ Handlungen die Rayferl. Gefandten fehr empfindlich angegriffen häts ten. Wie er dann durch feine Anſtifftung bey einigen e8 dahin gebracht hats te , baß fie eber einen offenbaren Mißbrauch der offtbemeldten Clauſul, es möge auch geben ,„ wie es wollte, fleiff behaupten, als auf die Wohlfart des Reichs einige Nacficht nehmen wollten. Herzog Eberhard Ludwig geneh— migte folhed Votum feines Gefandten vollfommen mit dem Auhang, daß man von Öeiten des Kayferd und des Reiche den de Chamois ala Franzoͤf. Bevollmächtigten wegen feiner Erklärungen über die offtberüährte Clauſul zur Rede feßen follte um einflen von dein König eine richtige Antwort zu erhals ten , und zu feben , ob das verfprochene Denombrement der unter die | 2 Clau⸗

172 Gefcbichte der Herzogen von Würtenberg, 1698 Clauſul gehörige Orte eine fo ausſchweiffende Erſtreckungder Clauſul nach fi zieben koͤnnte, als die Catholifche wider den Weſtphaͤl. Fridends ſchluß auszuführen , die Abſicht hatten. Der Würtemb. Geſandte bedaurte aber nur , daß 1) einige Evangelifhe Oefandte und infonderheit die Kron Schweden unerachtet ihrer gegebenen guten Vertröflungen fo gleichgültig dabey waren und hingegen bey einen wenig bedeutenden Geremr'siel einen unüberz windlichen Eyffer bezeugten und 2) diejenige, welche ſich dev Sachen nad) ih: ven Pflihren annahmen , fogleid) Tumultuanten genennet, auch 3) alle Vers bandlungen der Evangelifchen alfobald den Catholiſchen verrathen wurden. Ueber difes hatte der Chur » Sädhjfifche Geſandte, ald ein Diener eines cathos liſchen Herrn foldhe gebundene Hände , daß mande Vorſtellungen in das Stecken gerierben.

6. 78:

Entzwifchen litte die Gravſchaft Mömpelgard von der Kron Frankreich immer neue Religions Beſchwerden, indem der König dem Erzbiſchof und Cas pitul zu Bifanz die Vollmacht ertheilte in die Stadt Mömpelgard einen Meß— Priefter zu verorduen. Herzog Eberh. Ludwig ald das Haupt des Hauſes Wärtenberg fuchte deßwegen Hülfe bey dem Reichstag, konnte ed aber bey obvermeldten. Umſtaͤnden nidjt zum Vortrag bringen. Und obfchon der Koͤ⸗ nig ſich nod) immer durch feine Näthe vernehmen ließ, daß er unter der Ditpo- fition die Religions » Clauful Eeine andere Derter zu ziehen verlange, als welche zur Zeit des gefchloffenen Fridens wärklich in feiner Gewalt gemefen , wie er aud) von denen fowohl durd) die Reunionen, als hernach in währendem _ Krieg den Proteflierenden abgenommenen geiftlihen Gefaͤllen nichts vorzuentz halten gemehnt fey : fo durffte man dod) diſem Hof nicht im geringflen trauen, weil die Satholifhe im Reich fih no immer in ihren Unternehmungen vow bemfelben allen Beyſtand offentlich verfpradhen. Der König wollte auch die Souverainete ber Herrſchafften Elamont , Clerinont, Chaitelor und He- ricourt nicht erfennen. Ex hatte ſchon in den Weftphäl. Fridens ⸗Tractaten groſſen Luſt dazu und meynte ſie unter einem andern Vorwand unter feine Ge⸗ walt zu bringen, welcher ihm aber damahls benommen wurde, Seht aber hatte er durch den Nimwegifchen Friden die Gravſchafft Burgund erbalten und machte an dife Herrfchafften als Keyen derfelben Anſprach. Die Gravſchafft gehörte ehmald befanuter maſſen der Kron Spanien welche ebenfalld vor 2:0 Sabren dife Herrſchafft zu Lehen der Gravſchafft machen wollte. Sowohl diſe Kron als der anmaßliche Lehenherr, als auch das Fuͤrſtl. Hauß Wuͤrten⸗

berg

Sänfsebender Abtchnit 178

berg compromittiert, auf das Parlement zu Grenoble und der Pros 1698; . ceß wurde biß zum Ausſpruch gebracht, ald einmald die Kron Spas. nien in die Nehemäßigkeis ihrer Forderung einen Zweifel zu feßen begunnte, und nimmer erſchiene, weßwegen das Parlement das Haug Würtenberg im Jahr 1514, von folder Anſprach loßzehlte. Obwohl nun das Herzogl. Hauß Wuͤrtemberg von ſolcher Zeit des Ausſpruchs an bis auf jetzige Zeit in ruhi⸗ gem Beſitz der Souverainete geblieben und in dem Weſtphaͤl. Friden nur die beede Herrihafften Clerval und Paflavant ald Burgundifche Lehen, alle ans, dere Herrfchafften ald fouverain erfannt wurden , fo ſuchte doch die Kron Frankreich nunmehro diefelbe wieder hervor , da Feine Vorftellung helfen wolls fe, ungeacht in dem Myßwidifchen Friden dife Herrfchafften ald freye Länder von den beedeu obbenaunten Burgundifchen Leben unterfchieden und dem Hera zogl. Hauß mit allen vor dem Nimwegifhen Friden genoffenen Rechten und Freyheiten zugefprochen wurden, fo, daß ald der Würtemberg. Geſandte ſich derentivegen mit dem de Chamois beſprach und alle Gründe ihn Feines ans dern zu überzeugen vermochten , er nur noch zu Gemuͤth führte, daß dem König an feiner Ehre feinen eigenen durch fein Parlement zu Grenoble gerhas nen Ausſpruch und dem Ryßwickiſchen Friden aufrichtig zu halten mehr, als an dem wenigen , wad er den Fürfil. Hauß Wuͤrtemberg zumuthe, gelegen fey. Der de Chamois wollte aud) noch behaupten, daß wegen des Eingriffs in die Religion der Herzog ed noch für eine Ehre halten follte, daß die Ue— bung foldyen Kirchendienftes nicht in dem Schloß, fondern nur in einer Kirche in der Stadt verlangt würde, Jedoch machte derfelbe Hoffnung , daß durdy den an dem Würtemberg. Hof befindlihen Envoye wegen difer und anderer Beſchwerden mehrers, ald mit gehaͤſſigen offentlichen Klagen am Kapferlichen Hof gehoben werden koͤnnte. Auſſer difer noch unfihern Hoffnung fund alfo die Gravſchafft Mörnpelgard in der gröften Gefahr verlohren zu gehen, zua mahl, wie der von Hiller berichtete, der Grau von Seilern, welder den Tranzofen die Stadt Straßburg in die Hände gefpielet und die ungluͤckliche Clauſul auf die Baͤhn gebracht hätte, immer nene Nänfe hervorſuchte und feine Glaubensgenoſſen zu allem anftifftete , was dem Evangel. Wefen binders lic) fallen Eonnte , ed mochte auch dem Kayſer und dem Neich darüber entſte⸗ hen, wad da wollte, Bey welden bedenklichen Umffänden das Corpus Evan- gelicorum endlich befchloffe ficy feines Gegentheild Unternehmungen ſchritt⸗ weiſe herzhafft entgegen zu gehen und zuerſt dem Chur-Pfaͤlziſchen Geſandten die Notturfft muͤndlich vorzutragen und ſolchen Vortrag nicht allein den ſelben zum ewigen Gedaͤchtnus ſchrifftlich zu hinterlaſſen, ſondern auch in Abweſenheit des Kayſerl. Principal: Commiſſarien 5 Con- Commiſſario Graven vonSei⸗ 33 lern

174 Geſchichte der Herzogen von MWiürtenberg,

1698 lern per Deputatum zu übergeben mit Bitte der Kayſerl. May. die

Wichtigkeit der Sade und nothwendige Remedur unverlängt norzus fragen. Solches ſollte ebenmaͤßig bey Chur ⸗Maynz geſchehen daſſelbe an das Corpus catholicorum zu bringen. Weil man ſich aber auf diſe Geſandte nicht verlaſſen konnte, ob ſie ſolches etwau verkehrt oder gar nicht an ihre Princi— palen bringen doͤrfften, welches man nad) ihrem bisherigen Verhalten ihnen wohl zutrauen konute, ſo behielten ſich die Evangeliſche bevor ſolches an die Kay. May. ſelbſten, an den König in Schweden , an Churs Pfalz und ande⸗ ve Catholifhe Stände durch Schreiben gelangen zu laffen , fondern auch vers mittelft der an ſolchen Höfen flehender Evangel. Geſaudten die Sache mundlich mit Nachdruk zu betreiben. Eine ſolche Entfchlieffung war ſehr noͤthig: Man fand aber , daß dife Hiße einem Stroh: Feur gleichte, welches gleich wieder verloͤſchte. | | |

I. 79%

Es Vief aber eben damahls die erwünfchte Nachricht ein, daß der Englifche

im Haag ſtehende Geſandte Williamfon nebſt dem Holländifchen Penfionario Heinfio über den Evangel. Trangſalen und Catholiſchen Gewaltthätigkeiten im Meich eine befondere Sorgfalt an den Zag legte und von dem Schweden: Bremia {hen Öefandten eine genaue Nachricht davon verlangte. Die Evangeliſche mach⸗ ten fich ſolches zu nut und bathen difen Gefandten, beede obbemeldte Staats⸗ Männer um Benftand zuerfuhen. Und der Wolfenbüttelifche erforſchte von dem de Chamois , weffen man ſich auf Seiten der Kroun Frankreich, als Guarant des Weftphälifhen Fridens, wann die Catholiſche im Reich mit iha ten Contreventionen oder in Abſicht führender Zernichtung difes ihnen jeders zeit verhaßt gemwefenen Fridens aljo ohne Scheu fortfahren follten, zu verſehen hätte? Der Franzoß antwortete darauf, daß feinKönig fürdie Erhaltung folchen Friedens ohne'allen Zweifel Sorge tragen würde. Nun wäre ed in alleweg difer Krone Staatöreguln gemäß gemefen das Epangelifcheldefen aufrecht zu erhalten: Man erkannte aber, daßdifer Beyfland ein Remedium ipfo malo pejus ſeyn würde. Endlich verfprad dag Corpus Evangelicum dem Hauß Wiürtenberg wegen Mömpelgard beyzuftehen und trug dem Magdeburgifihen und Holftein« Gluͤckſtaͤttiſchen Gefandten aufdie nöthige Vorftellung bey dem Franzoͤſiſchen zu tbun. Der Holfteinifche gab bey folder Gelegenheit, weil er and) den Ryßwi⸗ ckiſchen Tractaten beywohnte, die Nachricht, daß die zu ſolchem Geſchaͤfft im Haag abgeordnete Wuͤrtenbergiſche Geſandtſchafft ſich unter andern Urſachen auch darum vor andern zur Unterſchrifft des Fridens entſchloſſen habe, damit ſie mit dem 13ten Articul deſto beſſer zurecht Fommen und derDispofition der —— oͤm⸗

Fuͤnfzehender Abfebnitr. 175

Moͤmpelgardiſchen entgehen möchten, weßwegen es eine groſſellnerkaͤntlich⸗ 1698

keit wär, waun Frankreich deſſen ungeacht ſolche Gravſchafft darunter ziehen wollte, welches er dem Franzoͤſ. Geſandten unter die Augen ſagen und zugleich dem Daͤniſchen Geſandten von Majercron zu Paris und ſo wohl an ſeinen Koͤnig, als auch dem zu Coppenhagen befindlichen Geſandten de Torſis zuſchreiben wollte, Andere entdeckten dem von Hiller, daß der zu dem Fridens » Congreß accre- ditierte Here von. Öeiler dein nun verfiorbenen Geh. Rath von Kulpis ſtark zugeſprochen fich der Unserfchrifft zu unterziehen um beffere Bedingungen für das Hauß Würtemberg auszuwuͤrken. Allein jezt fehe man fowohl von Frans reich, ald dem von Seilern den Undank, daß beede mis Hefftigkeie Mömpels gard nad) feiner Länge und Breiten unter die betrübte Clauſul zn ziehen bes harren. Nachdem nun dem von Hiller des Corporis Evangelici Sefinnung befandt war , fo machte er einen Aufſatz ded an den Franzöf. Gefandten zu thun habenden Vortrags , welchen feine Vertraute, nemlich der Chur » Brans denburgiſche, Magdeburg , Schwedens Bremifche, Gotha und Braunſchweig⸗ Zell und andere fidy wohl gefallen liefen weil nicht allein 1) die angedrohes te Einführung der Catholiſchen Religions» Hebang in der Reſidenz Mömpels gard feinen Verzug litte, zumal man dad Verzeichund der Orte, wo das Simultaneum ſtatt haben follte, taͤglich erwartete, fondern auch 2) die von dein Neich verlangende Huͤlf aufzuͤglich, ja faſt Feine Hoffnung zu einem Bey⸗ "fand übrig ſey, da die Catholifche wider das Kayſerl. Commilfliong » Decret fich nicht einmal mit den Evangeliſchen einlaffen wollten , folglih 3) am Eüs de Feine andere Zuflucht , als an das Corpus Evangelicum übrig feyn würs de und nichts deffoweniger 4) der Weeg offen bliebe ſich auch an das Reid) zus wenden. Die Haupturfad) aber war. 5) weil die Wornehmfte unter den Epans geliſchen gemeffene Inſtruction hatten und es bereits nachdrüklic zum öfftern gegen ihrem Öegentheil erkläre hatten, daß fie in keinem einigen Stüd ſich mit Rath und: Benftand defjelben annehmen würden, wann er der Evangelis ſchen Hülfe bedörffte , fo lang ſie Catholiſche über die Richrigftellung der Claus ſul fich nicht einlaffen würden. Nichts defloweniger blieben fie bey ihren Ges finnungen and verfielen endlich auf Anzuͤglichkeiten. Danır ed hatte ein ges ‚wiffer Gefandter Herr von Saviſch in offenem Rath aller Evangel » und Catho— liſcher Geſandten ohne Scheu erzehlt, was bey den Ryßwickiſchen Fridend- handlungen vorgegangen und unter anderm auch geheimer Tractaten Meldung gethan, woraus bie fo ſehr ausgedehnte Religions-Veraͤnderungen und andes red Unheil entiprungen. Niemand hatte damahlein Wort dawider geredet. Als aber die Evangeliſche in ihren über der Catholifchen erfte Erklärung ges machten Erinnerungen folde Entdeckung an ihren Dre geſtellt feyn lieffen, fo bes

456 Gefchichre der Herzogen von Würrenbertt,

1698 begehrten diſe dannoch zu wiffen, auf wen ſolches gemeyut wär? und wer es vorgegeben hässe ? mis dem Anhang , daß fie diejenige fo ſich darzu verftünden , für Calumnianten hielten und weil ſie ſolche Entdeckung für eine Injurie aufnaͤhmen, diefelbe rerorquieren muͤſſten. Worauf bie Evangelifche begehrten , das ihr Gegensheil ſolche grobe auf Reichstaͤgen uns gemwonliche Ausdruͤcke zurucknehmen möchte, widrigenfalls fie ein foldy ſchimpfli⸗ ches Lractement denjenigen wieder in ihren Buſen ſchiebten, welche einigen Antheil daran genommen hässen uud hingegen fih und ihren Principalen ihre Ehre vorbehielten. / | ?

$. "80,

Wegen Mömpelgard Eonnte der fonft bey dem Franzöfihen Geſandten wohl⸗ ſtehende Holſtein-Gluͤckſtaͤttiſche nichts auswuͤrken, was difem Staat hättezu einigem Nußen gereichen fönnen, Die Gemüther wurden demnach) je länger, je mehr gegen einander aufgebracht und ed fchien, ald ob groffe und gefährliche Veränderungen bevorftehen dörfften, als einsmals der Maynzifche ſolche abzus wenden dem ChursSächfifchen einen Verglich anerbothe mit dem Worfchlag, daß alles, was vom 5. Septembr. an bißher zwifchen beeden Xheilen verhan⸗ delt worden, ald nicht verhandelt zurudigenommen werden follte, welches fid)

der Chur⸗Saͤchſiſche endlich unser der Bedingung gefallen lief], daß die Cathos

liſche das ſchon vorlänaft ergangene Kayſerl. Commiflions - Decret befolgen und dad Hauptwerk ſelbſt anzugreifen Ach erklären follten. Der Chur» Mayns

ziſche war fehr vergnügt darüber und nahın dife gewührige Untwortohne Widers rede als fehr billig an. Dann er fo wohl, ald der von Seilern beförchteten,

daß der Catholiſchen Betragen dem Kayſer hinterbracht werden doͤrffte, da lezte⸗ rer um ſo mehrers zu verlieren hatte, als die mehreſte Catholiſche an dem har⸗

ten Bezeugen und Worten auf ihrer Seite ein groſſes Mißfallen bezeugten und er wenigſt im Verdacht ſtund, daß er verkehrte Berichte au feinen Hof abgege⸗

ben hätte. Der Maynzifche ſammelte demnach die legtere Schrift der Eathos Yifhen, damit fie nicht weiter auskaͤme und verfierte die: Angelegeuheit der

Evangeliſchen mit nächften in die Anfag zu bringen, Man hatte alfo einige

Hoffnung die Sache in beffern Gang zu bringen, wofern man nur verfichert

feyn Eonnte, daß der von Seilern mehrere Rudficht auf die Wohlfart deö ges

meinen Weſens nehmen und fernere Hindernuffe einzuſtreuen unterlaſſen wolls

te, wie dann die Aebte zu Eufenthal unweit Germersheim, zu Klingenthal

und Herd in einer befondern an die Kron Frankreich geftellten Schrift ihn einer

Unwahrheit bezuͤchtigt und behauptet, daß Mömpelgard in Anſehung der ai

en⸗

J

Sünfzebender Abſchnitt. 177

hen» Güter gar nicht unter die Clauſul gehörte. Ungeacht aber fols 1698 cher Vorkehrungen flreueten nicht allein die Catholiſche ihre letzte Schrifft durch genommene Abſchrifften überall aus , fondern der Chur » Mayııs ziſche ſuchte nene Ausflühte die Religions-Sache in die Anfag zu bringen zu vereiteln, indem er vorgab, daß die Deflerreichifhe ihm die Hand darzu nicht bieten wollten ehe und bevor die Veſtung Breyfach an den Kayſer zus rudgegeben wär. Dife Untreue zu belonen lieffen auch die Evangelifche ihre leßtere Erflärung unter der Hand herumgehen, wordurch ber von Seilern bewogen wurde zum Schein den Kauf näher zu geben und dem Corpori Evan- gelicorum Danf zu fagen für das in. ihne feßende Vertrauen wegen Mits theilung ihrer über die Religions »Befhwerben führender Klagen und verfichers te eine fonderbare Begierde zu haben zu Beybehaltung guter Ruhe und Eis nigkeit im Reich etwas beyzutragen. Nichts bdefloweniger wollte auf fein Anftifften die von dem Maynziſchen verfprocdene Anfage nicht erfolgen, fons dern difer machte nun fo gar folhem audzumeichen wider der Evangelifchen Vota communia Einwendungen, welche man aber nur mit der Unweifung auf das obgebachte Kayſerliche Commiflions - Decret beantwortete. Ends lid) gefchahe doch den 9. Decembr. der Vortrag wegen ber Neligiond » Bes ſchwerden, wo die Evangelifche ein abermaliges gemeinfchafftlihdes Votum durch Magdenburg ablegten und die Catholiſche ebenmäflig das ihrige aus einem Mund eröffneten, worinn fie zwar mehrere Hoͤflichkeit zeigten, aber der Evangeliſchen Erklärung nur ad referendum nahmen. (n)

F. 81. |

Difed ganze Jahr war aber auch nebft dem Schwäbifchen Crayß der Hers

zog Eberh. Ludwig befchäfftiget wegen der Veſtung Kehl, welche dem Rei von der Krone Frankreich zurucdgegeben wurde. Und nun von bemfelben mie einer Beſatzung verfehen und dife unterhalten werden follte. Die entlegene Kranfe und Stände verweigerten beydes und bürdeten dife Befhwerbe dem als leinigen Fraͤnk/ und Schwäbifchen Krayß auf, welcher bißher währenden Kriegs die meifle Laſt getragen und zugleich nebft jenem auch die Veſtung Philippss burg beſetzen und verfehen follte.e Der Herzog feßte ſich auf dem Reichstag hoͤchſtens dawider, zumahl er wuffte, wie nadyläffig die Stände und infonders beit die Geiſtliche in Beyſteurung ſolchen Unterhalts der Befagung wären und mithin ihn und feinen Landen alles auf den Halß fallen doͤrffte. Es gefchahe (n) vid. Beyl, num. 31. auch,

XIL Theil. 3

178 Geſchichte der Serzogen von WMWürtenbert,

1658 auch, was er vermuthete. Dann der Krayß » Commilflarius Schell „berichtete den 12. Nov. an denfelben, daß die Befagung zu Kehl groſ⸗ ſen Mangel an Brod leyde, weil die Stände nicht einhielten und man ihm nir⸗ gend einige Frucht zu erfauffen erlauben wolle, und bathe den Herzog um Erlaubnis zu Erkauffung 200. Sch. Kernen und Rocken aus den Aemtern Freudenſtatt und Dornſtetten. In dieſem Nothfall ertheilte er ihm auch ſol⸗ de, beſchwerte ſich aber bey dem Krayß daruͤber um ſo mehr ald er wegen des in difem Jahe eingefallenen ſtarken Migwachfes und in vorigen Jahren von den Armeen aufgezehrten Vorraths ſich nicht entblöffen Eounte., Er wurde noch mehr in Sorgen gefeht , ald zugleich ver an den Schwäbifihen Krayß accreditierte franzöf. Envoy& de Gergej wegen der Erneurung der Comz mercien⸗Freyheit AUnfuchung gethan hatte. Dann es aͤuſſerte ſich im Els ſaſſ, Burgund und Lothringen ein groſſer Frucht⸗ Mangel und er hatte Urs fach zu beforgen, daß Franfreich ebenfalld die Frucht: Ausfuhr unter. fols cher Freyheit fuchte, welche er bey damahligen Umftänden nicht fuͤglich abſchla⸗ gen konnte. Die Schweiß ſuchte gleihmäfig ihre Brodfammer in dem Krayß und führte die Früchten in folder Menge aus demfelben, daß man Einhalt tbun muſſte, und die Proviant = Commiffarien mißbraudten ihre Patenten zur Beforgung ber Kayferl. Beſatzung zu Freyburg , daß fie mehr auffauffs ten , ald fie noͤthig been um damit ihre Gewinnfucht zu färtigen. Die Reute waren die gefährlichfle. Dann man fand am Kayf. Hof Feine Hülfe wider diefelbe weil der Defterreich. Doffanzler Grav Buccellini als ein wun⸗ derlicher Staliäner in der Nleynung flund, daß alle Beſchwerden der Reichs— frande nur von einer Mißgunft gegen dem Hauß Oeſterreich herruͤhrten. Ge: 88 Degegen hatte dev Herzog das Vergnuͤgen ‚daß ihm den 14. Der. ein Prinz gebohren wurde, welcher in der Zeuffe den Namen Fridrich Ludwig erhielte. Das ganze Land freuete ſich uͤber diſe Geburt, als einige Tage herz nach nehmlich den 20. Decembr. das Abſterben des geweſenen Adininiſtrato- ris, Herzog Fridrich Carls ſolche Freude unterbrach. Seine Lebens-Umſtaͤnde habe ich meiſtens in vorigem Theil beruͤhret, weil er 15 Jahr lang die Bormundfchafft üder Herzog Eberhard Ludwigen und die Adminiftration des Landes zu unglücklichen Kriegszeiten auf fid) gehabt. Sch habe auch ſchon gemeldet, daß Herzog Eberh. Ludwig. zu Aufang des Jahres 1693. die Veniam ztatis erhalten und die Megierung des Landes angetretten,

Herzog Friderich Carl aber ihm biefelbe aus Befehl des uͤberlaſſ em has

Fuͤnfzehender Abſchnitt. ur 1789

Fa

habe. Difes war ihm nicht angenehm und weil erglaubte,, daß der Kayſer 1698 eine Ungnade aufihn geworfen, fo reyßte er fogleich nach feiner Befreyung aus der Öefangenfchafft an folhen Hof um fich zu rechffertigen. Er fand hier auch alle Zufridenbeit, zu deren Bezeugung ihm die General: Feld - Marfchalls Stelle beygelegt wurde, welches er aber ein ganzes Jahr lang geheim bielte and nad) deffen Verfluß in folder Qualitzt ven Feldzügen beywohnte, Als er aber im Sahr 1695. wieder in die Campagne gieng, wurde er von einer Krankheit überfallen, welche mit Abwechslung bald zu einem längern Leben Hoffnung machte, bald fein baldiges Ableiben anzeige bid endlich an obbes meldtem Zagfolches erfolgte. Er hinterließ den Ruhm eines wahrhafften Hel⸗ den, welcher in allen Öefahren und Widerwertigkeiten einen 'unerfhrodenen Much befaß , wie dann fein Wahlſpruch deffen Zeuanus gibt: Dura placent fortibus. Marggr. Ludwig Wilhelm von Baden pflegte von ihm zu fagen » daß, wann feine unterhabende Armee aus lauter Fridrid) Carln beflünde, er den König in Frankreich nicht nur vom Rhein, fondern aus ganz Frankreich mis leichter Mühe zu vertreiben ſich getrauete. Mit feiner Oemahlin Eleono> za Juliang, gebohrner Marggravtır von Brandenburg : Aufpady erzeugete er 5. Prinzen und zwo Prinzeffinen , nemlich Herzog Carl Alexandern, welder den 24Janunarij : 684. gebohren wurde und endlich dem HerzogEberhardLudwigen in der Negierung nachfolgte. Der andere Prinz Fridrih Earl, welcher daB Tageslicht den 18. Det. 1686, erblickte, gieng noch vor vollendeten fibenden Jahr feined Alters in die Ewigkeit. Diſem folgte der dritte Prinz Heinrich Sriderich, welcder den 16. Oct. 1687 gebohren wurde und den 27. Sept. 1734. zu Winnenden, wohin er von der Kayfer!. Armee am Rhein krank gebradjt wurde , feinen Öeift aufgab. Der vierte Prinz Marimiltan Emanuel wurs de gebohren den 27. Febr. 1689. Er Fam zn König Carln XI. in Schweden und wurde nad) abgelegten Proben feiner Tapferkeit in der Schlacht bey Pul⸗ tawa gefangen, aber von dem großmütigen Ezaar Peter nebfi Schenkung feis ned Kayferl. Degend wieder in die Freyheit geſetzet, da er in der Heimreife den 25. Sept. zu Dubno durch eine Krankheit in die Ewigkeit eingienge. (0) der fünffte Prinz Triderich Ludwig fam den 5. Nov 1690, in dife Welt und wurde in einer unglücklichen Schlacht bey Guaftalla feines Lebens beranbet. Die Prinzeffinen aber waren Dorothea Charlotta , welche in difed Zeitliche den 1. Sept. 1685. gebohren, aber daraus im Jahr 1687. wieder abgefordert 2 wur⸗ (0) Er hatte das Gluͤck unter feinen Brüdern, daß fein Leben, Reyſen und Feld⸗— züge Durch feinen gewefenen Lehrer und Secrerarium Johann Wendel Bardili . nachmaligen Profeflorem des Stuttgard, Gymnafii und endlich Probften zu - Herbrechtingen befchrieben wurden,

180 Gefcbichte der Zetzotgen von Wuͤrtenberg,

16099 wurde, und Chriſtiana Charlotta, welche geboren denzo. Aug. 694 und im

Jahr 1709. mit Marggr. Wilheim Friderich vonBrandeuburg-⸗Onolzbach vermaͤhlet wurde. Endlich muß ich noch des den 21. Junij erſolgten Todesfalls der Herzogin Marien Dorotheen Sophien, Herzog Eberhards ILL, zweyter Gemah⸗ lin gedenken, zumahl die Tochter Sophia Charlotta, verwittibte Herzogin von Sachſen⸗-Eiſenach wegen ihrer Erbſchafft ſehr beſchwehrliche Handel erregte.

$- 83

Mit dem Anfang des folgenden Jahres erfuchte Marggr. Lubwig von Baaden den MWürtenb. Gefandten fein Votum auf fih zu nehmen und ſich wes gen de3 neunten Ele<torats gegen den correfpondierenden Fuͤrſten und infons derheit dem Herzog von Wolfenbüttel und Biſchoff zu Muͤnſter, welche fih an die Kron Frankreich hängten , dahin zu erklären, daß er zwar pro juribus Principum nod) ferner mit ihnen gemeinfchafftlihe Sache zu nehmen nicht ers manglen werde , aber die extrema mit Zuziehung folder Kron nicht ergreifs fen koͤnne. Weil nun dad Hauß Würtenberg in difer Angelegenheit den ges lindeften Weeg erwähles hatte , fo bemerkte man am Kayferlihen Hof, daß auch andere welche einen hefftigern bißher betreten hatten, difem Beyſpiel folgten , wie dann auch Heffen = Caffel und Sacfen » Gotha folhem nachzuges ben Hoffnung machten. Dem Kayferl. Hof war ed vergnüglid) und der Kayf. Concommiflarius von Seilern verſicherte deßwegen den Würtenberg. Gefands ten unter den verbindlichften Ausdrücden , daß Herzog Eberh. Ludwig fowohl wegen feiner gegen der Kayſerl. May. bezengten Treue und habenden Verbien: fie gegen dem Reich, als auch wegen foldyer geführten beftändigen Moderari on bey dem ganzen Kayfer!. Hof in fonderbarer Liebe und Achrung flünde,. MWeil nun aud der Braunfchweig » Zellifhe Geſandte dife Maͤßigung rühmte , ſo ergriff der von Killer die Gelegenheit dem von Seilern zu fagen , daß fein Principal deßwegen die Hoffnung fi) machte, daß Hanover binwiderum bie zu dem Hauß Würtemmberg jederzeit erzeigte gute affextion in diefer Sache eis gen und fregwillig um fo mehr von dem Reichs-Faͤhnrichs-Aummt abflehen würde, ald ja allenfalld nody ein anderes Erz: Amt audzufinden wär, womit difem Fürftl. Hauß kein Nachtheil zugezogen würde, wobey er fidy über. des von Dberg führendes unfreundſchafftliches Berragen beichwehrte. Der König von Franfreid; oder vielmehr deffen Beamte bezeugten fich aber ebenmäffig fehr hart gegen dem Hauß Würtenberg wegen der der Stadt Mömpelgard einger führten Catholiſcher Religiond »ebung , indem man diefelde nicht nur unter

die Ryßwickiſche Clauſal zu ziehen noch immer beharrte, fondern auch Fi rz⸗

Sünfsebender Abſchnitt. 181

eu

Erzbiſchoff zu Biſanz deu Befehl ertheilte ſeine Jura in ſacris daſelbſt auszus 1699 üben, welches deſto beſchwerlicher war, weil eine fremde geiftliche Jurisdi-

ction auch wider den Religionsfriden daſelbſt eingeführt wurde. Nun befchwers te ſich zwar Herzog Eberhard Ludwig bey dem Corpore Evangelicorum: Man wuffte ihm aber keinen andern Nach zu evtheilen, ald daß man ein gröfs ſeres Uebel zu verhüten die etwan erfolgende Thaͤtlichkeit vermittelft einer Pros teſtation gefcheben und den Hauptwerk wegen der unglüdlihen Clauful den Lauff laffen muͤſſte, bis man fehen möchte, ob und auf was Art diſem audy anderer Drten einreiffenden Uebel entweder ganz oder zum Theil begegnet wers den könnte. Man gedachte damahl zuvorderſt eine Haupt-Regul zu mahen und nach berfelben die befondere Fälle zu beurtheilen , welches Mittel auch der Schweden - Bremijche gebrauchen wollte, weildeffen Angelegenheit in Anfes bung3weybrüden mit Moͤmpelgard ganz conform war. Lind weildie KronFrank⸗ reich neuerdings auf Blamont, Clemont, Chatelot und Hericourt Anſpruch machte und zu deffenBehuff dad obangezogene fehiedärichterlicheL.audum anfochte, fo wollte fidy der Wuͤrtemb. Geſandte nicht darauff einlaffen,, indem er fi nur, es moͤchte mit dem Laudo eine Befchaffenheit haben, wie es jmmer wollte, auf den Ryßwickiſchen Friden bezoge , vermög beffen dem Haug Würtemberz dife Herrfchafften in eben ſolchem Recht und Freyheit zurudgegeben werden folf: ten , wie es bdiefelbe vor dem Nimmeg » und Ryßwickiſchen Friden mit aller Souverainete ohne Widerſpruch befeffen habe. Dbwohl nun dem Kayſer und Reich daran gelegen war , daß Moͤmpelgard Feine fremde Macht als Lehens Herrn erkannte und deßwegen zu hoffen Urfach hatte, daß fie diſes Fuͤrſtl. Haus fes Rechte verfechten belffen follte , foldy aud) deffen Recht erkannten , fo ſtund ihnen doch dad Unvermögen im Weeg daffelbe zu behaupten , weldes in dem Mangel des Willens zu einer aufrihtigen und thätigen Zufammenfegung deu

Grund hatte. | $ 84»

Eben damahl aber , da bie Klage wegen befoͤrchteter gewaltthätiger Eins führung des Catholifchen Kirchendienſtes zu Mömpelgard auf den Reichstag vorgebracht wurde, lief die besrübte Nachricht ein, daß den 4. Januarii der König 500. Mann zu fuß und 200, Mann zu Pferd unter dem Commando eined Obriſt, Lieutenantd zu Mömpelgard einruden laffen , welche durch milis tarifche Gewalt in das Collegium, fo vor 100. Sahren von Herzog Fribrichen dem Tübingifchen Theologifhen Stipendio in dem Baumefen ganz gleich und in

der Abſicht Lehrenden und Lernenden z" Epangelifchen Religion zur Wonung | 33 Dies

182 Gefcbichte der Herzogen von Würtenbere,

en ER RE BEIDE ORTEN AR SARRNEDER TU CEHBES TEENS 1699 dienen follte, erbanet worden und wo die Evangel. Gemeinde eine Zeither ihs ven Gottesdienſt gehalten hatte, eben unter waͤhrendem folchen eingebrochen feyen, Kanzel, Stuͤhl und anders zum Kirchendienft gehöriges zerhauen und ers flörer, den Allmoſen⸗Kaſten angegriffen und den Eatbol. Gottesdienſt einges führt, offentlihe Meffe gelefen und darauff die famtlihe Mannfchafft in der tadt einquartieren laffen, worunter injonderheit die Burgermeifter und andes ve Dienerfcha fft fehr flark belegt worden. Man hatte aber dabey wahrgenoms men, daß von der ganzen Burgerjhafft Fein einiger feffbaffter Mann oder Burs ger, fondern nur 20, ſchlechte und arme Beyſaſſen, die der Nömifd) Catholis Then Religion zugethan gewefen, ſich eingefunden haben, fo, daß die Execu- tores ſich felbft über difen Umſtand verwundert haben. Weilnun Herzog Öeora ‚nad feiner Gewohnheit in difer , wie in andern wichtigen Sachen Herzog Eberh. Ludwigen Feines Buchſtabens gewürdigt hatte, die angefochtene und bes drangfe Burger hingegen ibre Zuflucht zu dem regierenden Hauß nahmen, fo wuſſte difer in ſolchem Nothfall Eeinen andern Rath zu finden, als daß der Her⸗ 509 auf der Stelle feinen Regierungs: Nach Widten auf der Poft dahin abſchick⸗ ge um fo wohl der Burgerfchafft, ald auch Herzog Georgen Beyftand zu leiflen and ihnen vorzuftellen,, daß man dermalen der Gewalt weichen und fidy auf die Goͤttliche und des Reiche Hülfe verlaffen müffe. Zu Megenjpurg aber muffte der von Hiller ſolche wichtige Begegnus, fo fidy mit dem Art 13. ded Ryßwi⸗ ckiſchen Fridens durchaus nicht vereinigen ließ, dem Evangelifhen Corpori forgfältig vortragen, damit e8 mit dem Herzog gemeinfchafftlihe Sache machen und ſich difer Umſtaͤnde annehmen möchte, zumahl das obgedachte Collegium niemals in Catholifchen Händen gawefen und weser im Dreyffigjäbrigen, noch folgenden Kriegen niemals einiger Satholifcher Gottesdienft darinn gehalten worden, Nun fleng der Franzöf. Geſaudte, als er den Mürtenbergifchen eins fiens befuchte, von freyen Stuͤcken felpft an von ven Mömpelgardifchen Beſchwer⸗ ben zu reden und zu behaupten, daß die Cathol. Religionzwar vermög der Clau⸗

ful ſtatt haben müffte, die zu dem Collegio aber gehörige Gefälle demjenigen, welder ein Recht dazu hätte , nicht vorenthalten werben könnten. Welchem der von Hiller entgegen fehte , daß die Kayf. May. and das Neid) im Werk bes griffen wären die Elauful- Angelegenheit in eine Nichtigkeit zu bringen, da ſich eigentlich zeigen wuͤrde, was unter die Difpofition der Clauſul gehöre oder nicht. Entzwiſchen fey doch billih , daß Mömpelgard dem Urt. 13. pacis Ryswicenfis gemäß in allen Stücken uud ohne längern Anſtaud reltituiert und infonderheit die Fürftliche Reſidenz mit neuerliher Einführung der Röm. Catholiſchen Neligions ⸗Uebung verfchonet würde, indem befannt ſey, daß biefelbe mit der Franzoͤſiſchen Sarniſon dahin in das Schloß gekommen und mit fels

bis

Sönfzehender Abfebnier, 185

biger Abzug wieber aufgehoben, mithin derÖrt vollkommen reſtituiert und 1699 der Herzog Öeora bey Sahr und Tagen in ben freyen Beſitz gefeßet worden, woraus von felbfi flieffe daß derfelbe die in Neulichkeit von einem Franzoͤſ. Granadier-Hauptmann zu Leſung der Me geſuchte Kirche und Collegium mit Recht abgeſchlagen und ſich derentwegen auf die Entfheidung ded gefamten Reichs bezogen babe, al& welchem die Vollziehung ded Fridens auf bem Reichsboden alleinig zufäme und man daher zu der Gerechtigkeit Liebe des Königs das Vertrauen habe, Sie würden nichts thätliches dawider zu verhäns gem begehrem, welches der de Chamois unbeantwortet lieffe und fi) verwuns derte, dag mam wegen der vier freyen Herrfchafften die Beſchwerde an das Reich und nicht vielmehr am den zu Stuttgard befindlichen Gefandten de Ger- EY gebracht , und mit diſem nicht das geringfle davon gereder habe, Der von Killer benahm ihm aber die Verwunderung mit der Entdeckung, daß dife Sa⸗ che bad Reich berähre und Herzog Eberhard Ludwig ald das Haupt des Fürftl. Hauſes das von Herzog Georgen gegen ihm bezeugtes nachtheiliges Betragen nothwendig dem Kayſer und Reich vor Augen ſtellen muͤſſen.

F. 85.

Nun wurde vom dem Corpore Evangelico der Hollſtein ⸗Gluͤckſtaͤttiſche Geſandte wegen ſolcher Franzoͤſiſchen Bedruckungen zu dem Franzoͤſiſchen abs geordnet mit dem Bedeuten, wie mißvergnuͤgt bie Evangeliſche über ſolche Rös nigliche Unternehmungen ſich befänden da fie vielmehr gehofft hätten , daß Seine Mayeſtaͤt bey fo ſtarken vor Würtenberg freitenden Gründen um fo weniger in Neichsländern mit folden Thaͤtlichkeiten verfahren laffen würden , als das Reglement der Religions» Elauful zu gutem Wernehmen ausgeſeht wär und die Kron Frankreich hierzu ein Verzeichnus der daruuter ſtehenden Rirs hen zu geben verſprochen hätte. Dad Evaugel. Corpus laſſe demnach der - König erſuchen, difem Vorhaben feinen ſtracken Lauff zu laſſen, und den Her⸗ zog von Moͤmpelgard als einen freyen Staud des Reichs ſolcher eigenmaͤchtigen Execution zu entheben und ir Sachen, welche die Evangeliſche Stände bes ‚treffen fich fo zu bezeugen, damit diefelbe nicht auffer allem Vertrauen gegen difer Krone gefeht würde , wie dann auch der König. von Dännemark in der Zus verficht geftanden , daß deſſen Borworte bey der Kron Frankreich in mebrern Betracht gezogen worden wären. Als nun der de Chamois einwendete, daß feines Königs Befugfame wegen Moͤmpelgard fonnenflar wäre und der Fuͤrſt Georg felbft Feine Klage führte, mithin: audere ſich nicht in ſolche Sache zw mengen hätten fo antwortete der Hollſteiniſche, daß das Hauß MWürtemberg

fein

(

134 Geſchichte der Aerzogen von Wuͤrtenberg,

-

1699 fein Recht noch für viel klaͤrer hielte, und dife Sache beſſer, als durch einfeis tiges gewaltthätiges Verfahren wider einen imFriden begriffenen Fürften des Reichs ausgemacht werden mäjfte. Und wann der Herzog Georg gegen dergleis hen Gewaltthaten ſich nicht felbft vertheidigen wollte, fo kaͤme ſolches dein res gierenden Hauß von Rechts wegen zu. Man bemerkte aber, daß die Kron Fraukreich mir den Catholifchen im Reid) einverffanden wär die Evangelifche zu unterdruden und denfelben Feine Gerechtigkeit widerfahren zu laffen , wie auch daß unter währenden Fridenshandlungen au difem Entwurff gearbeitet worden, Dann der König in Frankreich follte die Haupt » Perfon in der Ausführung beffelben feyn , weil deffen Macht von jedermann gefürchter wurde. Es fahe demnach für die Evangelifhe Kirche menſchlichem Erachten nad) fehr gefährlich aus und Fam damahl der Carmeliter-Ordens⸗General, weldyer ein Grand d’Espagne war , von Rom aus in Deutfchland an, welcher bie Catholiſche Religion auszubreiten Vorfhläge dahin brachte. Wegen Sachfen ſtund man in groſſen Sorgen, daß die Catholiſche Geiſtlichkeit dem Koͤnig in Polen hefftig angelegen ſeyn und ihn zu gleichen Schritten mit dem Churfuͤrſten von der Pfalz anfenren doͤrfften, da die Evangelifche Fürften ed zu hindern nicht wagen würden , obfchon ſolche Verhaltungsbefehle von unterſchiedlichen an ihre Ges fandten einlieffen , welche über bie Sorgfalt des Corporis Evangelicorum ein befonders Wohlgefallen und groffen Eyfer bezeugten, welchen fie mit Nach "und Hülf für die Religion anzuwenden gedächten. Infonderheit war von dem Dänifch und Schwediſchen Gefandten zu vernehmen, daß ihre Könige durch eis ne ganz neulich errichtete Allianz fich derentwegen in eine genaue Verbindung nit eianander gefeßet haben. Lind der legte widerſprach ganz nachdruͤcklich dem aus ungleicher Abſicht ausgebreiteten Geruͤchte, als ob fein König dur dad mit der Kron Frankreich gemachte Buͤndnus die Ryßwickiſche Clauful oder irgend etwas anderd wider dad Evangeliſche Weſen flillfchweigend oder aus— drüclich anerkannt oder gutgeheiffen hätte. Als auch ver Holfteinifche Geſand⸗ teden ı Febr. den Würtenbergifchen befuchte , entdeckte er diſem, daß er dem franzöfifchen Bevollmächtigten zu verſtehen gegeben , wie die Evangelifche ihn ſchon zerſchiedene billigmäffige Vorſtellungen gethan, aber niemahl etwas vers guügliched von ihm gehört hätten welches fie in die Gedanken ſetzte, ald ob er mit allzuvieler Zuneigung gegen die Catholiſche hingeriffen würde, Difes wollte der de Chamois nicht auf ſich Fommen laſſen, fondern fagte, daß er vielmehr den Befehl habe mit den Evangelifchen,, wann fie wollten, ein Buͤnd⸗ nus zum Wortheil ihrer Religion und Beybehaltung des Weſtphaͤl. Fridens zu errichten. Was aber fein König zu Mömpelgard gethau, das gründe fich auf den Ryßwickiſchen Friden. Dann er wäre ein ——— weicher vor als

In

Sünfzebender Abſchnitt. 185 len Dingen reltituiert und die Catholiſche Religion , welche einmal 1699 eingeführt gewefen , wieder feffgefeßt werden müffte. Worauf ihm der Holfteinifche erwiederte , daß dife Religions » Lebung mit dem Abzug der frau⸗ zoͤſ. Beſatzung felbft aufgehoben und folglich Fein Spolium begangen worden. Er wüffte ſich auch Feines zu entſinnen, ed wäre dann, daß ſolches von dem König ſelbſt durdy feine Reunionen oder zur Zeit ded Kriegs gefchehen, da daun die augezogene Rechts-Regul in allweg wider die Kron Frankreich gebraucht werben koͤnnte und muͤſſte.

Entzwifchen berichtete ber Negierungs: Mach Widt, daß nad feiner Ans Funft zu Moͤmpelgard der feltfame Herzog Georg fih zwar feinen Beyſtand nicht misfallen laffen, aber auch in keinem Stüd fi) der Sache angenommen oder bey difem Neligions Eingriff der fürftlichen Authoritzt bedienen wollen. Weßwegen die Stadt-Vorſteher wegen ÄAufferfter Noth endlich gut befauden mit Zuthun des gedachten Regierungs-Raths dem Befelchshaber der franzoͤſ. Trouppen eine Verſicherungs-Acte zuzuſtellen, daß fie gegen den eingeſehten Cathol. Meffs Priefter in feiner Religions =lLebung einen Gewalt ausüben wollten. Worauf die Mannfchafft den 6. Febr. ohne die geringfte Unordnung abzoge und der Cure, (Mep + Priefter) welcher fi) zu Mandeure , einem zwifhen dem Hau: Würtenberg und dem Bifhoff zu Biſanz gemeinfchaftlichen Dre, aufbielte, den Kirchendienft in dem Collegio verſahe, ungeacht der Koͤ— nig ſolches nicht geflifftet hatte und nicht mehrere ald drey Catholiſche Burger nebſt fo vielen Schuß » Verwandten und erlichen wenigen abgedanften Soldaten und Landläufigem Gefindel, welches als fremdlinge auf eine Zeitlang daſelbſt geduldet wurde, bie ganze Gemeinde vorftellten. Herzog Eberhard Ludwig konnte ſich deßwegen nicht beruhigen , biß difed Gebäude von difem aufgedruns genen Kirchendienſt wieder befreyet würde , indem bey folder Befchaffenheit die Elauful nicht im geringften ftatt haben konnte. Weil nun die Evangel. Stäns de entfchloffen waren ihre Beſchwerden an den Kayfer gelangen zu laffen , fo war ihm aud nicht entgegen , difer widrigen Begegnus wider den Friden Mel: dung zu thun und nicht allein um die Abſchaffung der Cathol. Religions» Hebung in der Stadt Mömpelgard und infonderheist in dem Collegio, fondern auch um Vernichtung des abgezwungenen Verfiherungss Scheind der Burgerfhafft zu kitten. Man fahe aber fehr wohl, daß die Krou Frankreich ein flarfes Aug auf —— en Und Georg ſich in ſeinen wunderlichen Kopf geſetzt eher alles und zutheuerſt auch fein Recht einer freyen

XII. Theil, Aa Stims

*

186 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1699 Stimme auf dem Reichstag auf das aͤuſſerſte anfommen zu laſſen, als diefelbe dem Geſandten des regierenden Hauſes aufzutragen. Herzog Eberh. Ludwig gab demnach difem auf allen Fleiß anzuwenden, damit wenig: fiend dad Mömpelgardifhe Votum nicht unaufgerufen bliebe. Der Hollſteini— ſche Geſandte muſſte entzwiſchen von dem Kayſerl. Concommiſſario und dem Bayriſchen Geſandten den Vorwurf anhoͤren, daß er ſich gegen dem de Cha- mois vernehmen laſſen, als ob der Kayſer und das Reich das franzoͤſ. Ver— fahren zu Moͤmpelgard ungleich aufnehmen wuͤrde, da er doch von beeden kei— nen Auftrag darzu gehabt hätte. Der Würtenbergifhe Gefandte begegnete aber ſolchem, daß die Evangelifche hierinn nicht? durch den Holſteiniſchen Ges fandten gefprochen hätten, ald was zu Beybehaltung der Kay. May. nnd der Stände Anſehen, Refpect und Recht noͤthig gewefen und was die Capitulatio Cofarea nebft andern Reichs⸗-Satzungen, wie aud) dad Vertrauen gegen dem Kayfer und den Mit» Ständen einem jeden rechtſchaffenen Patrioten von felbft an die Hand gäben. Und wollte er auch nicht glauben, daß er Bayriſcher Ges fandter oder jemand anders im Reich folche militarifche Erecution einer fremden Macht auf dem Reichsboden vor gut und gültig erachten würde. Herzog Eberh. Ludwig hatte auch den Verdruff, daß ihm das Aufrufen des Mömpslaardifchen Voti fhwer gemacht wurde, weil Herzog Georg ſolches ruhen zu laſſen gebes then und ſich deffen Prinz perfönlich zu Negenfpurg beſchwehrt hatte, daß das regierende Hauß Würtenberg » Stuttgard feinen Vater nur als einen Cadetten betrachte. Er berufte ſich auf defjen Alter von 73. Jahren, vermög deffen er beffer , ald Herzog Eberh. Ludwig aus der Erfarung wuͤſſte, mas feinem Hauß nußlid wär. Ungeacht nun das Haug Wärtemberg » Stuttaard das Haupt ded ganzen fürftlihen Hauſes war fo wollten doch die beede fürftliche Directoria unter dem Vorwand folches filtierten Voti ſich zu ſolchem Aufrufen nicht vers fieben, weil beeden daran gelegen war, daß ein Evangeliſch Votum weniger im Fürften-Rath würde, fo, daß dem Herzog Eberh. Ladwigen beynahe nichts übrig bliebe, als fich über den Mißbrauch des Direftorii zu befchweren , wels ches die Gewalt ſich anmaſſte, jedem Fuͤrſten-Hauß fein Votum zu benehmen. Der de Chameis drange ſich ebenmaͤſſig in dife Sache und wollte Herzog Eberh. Ludwigen kein Recht eingeftchen auf dem Reichſstag etwas wegen Mömpelgard zu fprechen und ſich difer Örasfchafft anzunehmen, ungeacht er felbft bey ven Ryßwickiſchen Fridenshandlungen gewefen und ihm wohl bekannt feyn müffen, daß fein König mit difem Herrn ald dem Chef feines Haufes feyerlic, traltiert hatte, michin ihm nicht geziemete, wann er ihn jeßt feine Angelegenheit ents

weder allein oder nebſt dem Herzog von Mömpelgard zu beobachten auöfchlieffen wollte, |

$. 86.

Sünfzebender Abfebitier. | 187

$. 86. 2699

Damahl waren faft Feine andere Materien, welche auf dem Reichitag die Geſandte beſchaͤfftigten, als eben die Berichtigung der Ryßwickiſchen Elauful, bie Meformation in der Pfalz , die neunte Churwürde und die Verforgung der Veſtungen Kehl und Philippsburg. Lauter Materien, welche von der gröften Wichtigkeit waren und bey Herzog Eberhard Rudwigen eine befondere Aufmerk- ſamkeit erforderten. Ju der neunten Chur» Sache ſtunden die fogenannte Cor- relpendierende nad) dem Abfterben Herzog Ernſt Augufls zu Hanover in Sors gen, daß deffen Nachfolger gleiche Begierde nach difer Würde zeigen würde, Weil ale Bemuͤhungen wider diefelbe fruchtlos blieben , fo eutfchloffen ſich der Herzog von Wolfenbüttel und der Biſchoff von Muͤnſter, welche auch fonften dis ſerChur fi am befftigften widerfehten,der beeden Kronen Frankreich und Schwe⸗ den Beyſtand zu fuchen , ald welche die Aufrechterhaltung des Weſtphaͤliſchen Fridens zu gewähren fhuldig waren. (pP) Uber eben difed Unternehmen beförs derte, was fie zu verhindern gedachten. Dann difer Nachfolger wurde ben 9. Senner zu Wien ebenmäßig mit ber Chur belehnet zu der Zeit, als der dafelbft angefommene Franzoͤſ. Geſandte Marquis de Villars wider diefelbe mit dem Meiche = Vice» Canzler zu fprechen angefangen hatte. Der Kayſerl. Hof wur⸗ de nur durch die Anhänglic;keit an dife Krone deſto eyfriger gemacht feine Au- thoritast und Macht, die Churwürde nach Belieben auszutheilen, zu behaupten. Und weil die vermählte Röm. Königin, eine Braunfhmweigifhe Prinzeffin war, deren Ankunfft erwartet wurde , fo eylete man auch bewegen mit der Belechs nung, damit derfelben nichts zugefchrieben werben fönnte, Bey felden Ums ftänden berathſchlagten ſich die correfpondierende Fürflen Salzburg , Gotha , Holſtein-Gluͤckſtatt, Wolfenbüttel, Heſſen-Caſſel, Münfter, Worms und Teutſchmeiſter unter Zuziehung des Würtembergifchen Sefandten mit einander, was nun zu thun wär und fchloffen durdy ein refpeltueufes Memorial bey dem Kayſer anzufragen , weil der Kayſerl. Con-Commillarius ihnen die Vertrös fiung gegeben hatte, daß das neunte Churmwefen mit Vergnügen allerfeitd Churz Fürften und Stände ausgemacht werden follte , worinn dann dife Vergnügung beftehen würde , indem fie hofften, daß die nun widerhohlte VBelehnung den Reichsſsgeſezen und den darinn gegründeten Rechten und WVorzügen der Fürffen keinen Nachtheil bringen würde. So wohl Würtenberg , ald auch andere, aufferbalb Wolfenbüttel und Münfter , proteftierten dabey, daß fie mit der Requifition der Kron Frankreich nichts zu thun haben wollten und behielten fi bevor folden Schluß uud Schreiben ge ihre Principalen zu berichten

a2. ru⸗

(p) vid. Beyl. num. 32,

188 GBefebichte der Herzogen von Würrenbert,

1659 ftrultionen einzuholen. Weil aber die Requifition an Frankreich und

Schweden verrathen wurde , fo begehrte der von Limbach an den von Hiller Feinen Autheil daran zu nehmen, woranf difer antwortete , daß das Fuͤrſtl. Hauß Würtemberg befaunter waffen biß daher mit groffer Moderation und Achtung gegen den Fürftl. Hauß Hanover gehandelt hätte , ungeacht ed in An⸗ fehung des Reichſs-Pannuiers fich vor andern dabey Interefliert befunden, Man babe auch dermahl noch an difer Requifition feinen Autheil genommen , weßs wegen er nicht zweiffele daß Hanover durch mwechfelfeitiges freundvetterliches Bezeugen in der angezogenen Reichs-Fahnens-Sache und fonft das bißherige Berragen beybehalten würde. Nun verficherte zwar der von Limbach, daß die Chur» Sache auf den Reichs-Tag gebracht werden follte,, feßte aber gleichbald offenherzig hinzu, daß man den Fürften? Rath über die queitionem, Au? nicht zu Math ziehen , fondern nur zur allgemeinen Genehmhaltung um den Gtäns den eine etwelche Beruhigung zu geben vortragen werde, womit aber bie Fürs fien feine Oenugthnung fanden. Wegen der Reichs-Panuier-Sache verfis cherten fo wohl der von Limbach, als audy der Zelliihe Gefaudte, daß fie die geringfte Abſicht nicht hätten dem Fuͤrſtl. Hauß Würtenberg zu progjudicieren oder eine Mipfälligkeit zu erwecken, fondern begierig wären mit Shro Fürfil. Durchl. zu Würtenberg das zwiſchen beeden Fürftl. Häufern von Alterd hergebrachte gute Bernehmen , welches wegen der gemeinfamen Reichs- und Religions » Ungelegenheit fo vortheilhafft wär, beffändig zu unterhalten. Das gegen der von Hiller nur begehite, weil der vorgegebene Unterfihied des Reichs⸗ Nanierd und des Würtembergifhen Sturmfahnen noch nicht erwieſen oder ein? geilanden fey , daß dad Hauß Hanover nicht daranf beſtehen, ſondern dad Hochfuͤrſtl. Haug Würtenberg feines Nechts halber auffer Sorgen ſetzen, mits bin auf den Fall, wann die neunte Chur zum Stand kommen follte ſich ein anderes Erz = Amt darzu gefallen laffen möchte.

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Die Fuͤrſten befamen aber eine neue Sorge wegen eines von ben Churfürs fien bey den Reichs = Lehens » Empfängnuffen fih aumaffenden neuen Vorzugs, da fie nicht allein dad Recht haben wollten mit einer fehsfpännigen Gutſchen und Begleitung etlicher andern auffahren zu dörfen, da Dingegen die Fürften nur mit 2. Pferden und einer einigen Öutfchen ſolches thun follten , fondern and) verlangten, daß ihre Wagen in dem innern Burghof bleiben dörfften , bis ber Belehnungs⸗HActus vorbey wär, da der Fürften Gutfchen aus dem innern in den Auffern Hof fahren und dafelbft warten follten. Solche andringliche

Herab⸗

Sünfzebender Abſchnitt. 189

2 ⸗— ⸗—2 *

Herabſetz⸗ und Verachtung gieng nun den Fuͤrſten ſehr zu Gemuͤth. 1699

Sie war neu und bißher gedachte niemand an einen ſolchen Vorzug, fondern die Fürften behaupteten, daß erflered in eined jeden Belieben geflanden und fieim Befig wären ebenmäffig nad) ihrem Wohlgefallen mit 2. oder 6. Pfers den aufzufahren. Der Holfteinifche Gefandte war eben zu Wien im Namen “feines Herzogs die Lehen zu empfangen, hatte aber den Verdruß in beeden Stuͤcken difes Ceremonield bey dem Kayferl. Obrift: Hof» Meifter Widerftand zu finden, fo, daß er drohete unverrichter Dingen abzurenfen. Der Landgrav von Heſſen⸗Caſſel bielte deßwegen für ſehs noͤthig ſich des Herzogs von Holftein anzunehmen und den Kayſer im Namen aller Ultfürftiihen Haͤuſer um Abs ftellung difer neuerlich fudyenden Differenz zu bitten und ed wieder in die Wees ge zu bringen, def ihre Wagen ſowohl, als der Churfuͤrſtlichen währenden Actus inveltitur& in dem Hof, wo die-Gefandte abfleigen , halten dörfften. Er ließ ſolches auch an Herzog Eberhard Ludwigen gelangen, eine gemeins ſchafftliche Sache daraus zu machen. Difem war nun würklich daran gelegen, . weil er ebeninäffig feine Zehen empfangen wollte und die ungewönliche Diitin- etionen der Churrürften fehr überhand nahmen. Und weil der Kaifer an alle Churfuͤrſten wegen der neunten Chur geſchrieben hatte, mithin zu beforgen fund, daß difes Werk mit Hebergehung des Fürftlichen Collegii unverſehens vollzogen werden börffte , fo hielte der Landgrav ebenfalls für nöthig vorläufig einen zuverläffigen Schluß zu faffen , was die Fürften in ſolchem Fall zu thun hätten, wann fie verkürzt und unverfehend überfallen werden wollten, We⸗ "gen ded erſten war dem Herzog nicht entgegen deßwegen bey der Kayferl. Ges fandtfchafft zu Regenfpurg ein gemeinfames Anbringen zu thun und daß fein Geſandter dabey namentlich mit einftimmte und Antheil daran naͤhme. Wegen des andern Puncten aber gab er demfelben den Befehlder andern correipondierens ben Fürftl. Geſandten, welche wegen der obgedachten Requifition au Frank; reich uud Schweden feinen Untheil nahmen, Gedanken auszuforfhen , mwors auf er ihm gebürende Berhaltungd Befehle zugeben laffen wollte. Und weil ber Hanoverifche wiſſen wollte, was man auf feine obangeführte Erklärung für Gedanken führte wegen ded Reichſs-Paniers, fo wollte der Herzog dages gen wiſſen, ob dann Hanover gemeynt wär von demfelben zu Gunſten des Würtemberg. Haufed abzuſtehen, vermög ded im Jahr 1695. ergangenen Schluſſes und Entfcheidung des Kayſ. Geheimden Raths und Reicha s Hofs Raths zu erfennen daß der dem Haus Würtemberg zufommende Kayſerl. and Reichs » Sturmfahn das alleinige allgemeine Reichd » Panier wär und fi) mit einem andern Erzamt zu begnügen. Der Zellifche Gefandte nahm es auf fich ſolches an feinen Hof zu berichten un verſicherte, daß ihm fehr rn | a3 eyn

——

190 Gefchichre der Herzogen von Würtenberg,

1699 ſeyn würde, wann dife Sache auf eine veranigliche Weife beygelegt werden koͤnnte. Es ſtunde alſo nur, wie ihm der von Hiller begegne⸗ te, bey Hanover ob es ſolchen Vorſchlag annehmen und dein Herzogl. Hauß Wuͤrtenberg wegen Abſtehung von dein bißher in Abſicht gehabtem Reichs-Faͤhn⸗ rich Amt zuverlaͤſſige Verſicherung geben, mithin daſſelbe bey dem bißherigen freund-vetterlichem Willen und Maͤſſigung erhalten wollte. Das Hauß Has nover hatte defto mehr Urſach darzu, alddas Hauß Würtemberg nicht nur vor fich ſolche Moderation gebraucht, fondern auch andere Fuͤrſten, welche ſich der neuen Chur hefftig miderfeßten , zu gleicher Geſinnung vermochte, wie dann der von Hiller dem Zellifhen Gefandten zu deffen Beweiß ein Schreiben von Heffen » Darmflatt ſamt der darauf gegebenen Antwort vorlegte. Obwohl nun diſer damit fehr zufrieden war und deßwegen auch Beförderung deſſen vers fprad) , dag der Fürften sRath auch wegen der Chur: Gahe und der quæ- itione An ? vernommen würde , mithin die Fürftlie Rechte aufrecht erhals ten blieben , fo bebarrte er doc) Darauf, daß der zum Erz: Amt in Vorſchlag gefommene groffe Haupt » Fahı der Würtembergifhe Eleinere Sturm⸗ oder Renn-Fahn nicht ſey, folglich dem Haug Würtemberg niemahl etwas zum Nachtheil hierunter gefucht worden war. Diſes war aber eben dasjenige, worüber fi Würtemberg beſchwehrte, weil folder Unterfhied nch nicht im geringften erwieſen, hingegen offenbar war, daß das Hauß Würtemberg von Jahrhunderten her das Meiche » Fahnrichs = Amt ohne einige Diſtinctioa geführt und ſonſt niemand mit einigem Reichs-Fahnen belehnt worden, mithin difem Fuͤrſten⸗Hauß damit groffes Nachtheil ben einer Lngewißbeit zugezogen würde , welches von einem in freundfhafftlieyer Verbindung flehenden Mits Fürften nicht erwartet werden koͤnnte. Der Zellifhe Gefandte gedachte aber damahlen auch gegendem Würtenbergifchen, Daß bey der ernenerten Belehnung nicht einmal ein Xehenbrief ausgefertigt, fondern nur ein Schein der erforder: ten Reben, wie gleich anfangs bey beim verflorbenen Herrn auch gefcheben , ad»

gehändigt morden. $. 58.

Weil aber auch der ordentliche Lauf der Reichs-Tags-Geſchaͤfften unters brochen war , und die Catholifche fid) mit den Evangeliſchen wegen ber Ryß⸗ wickiſchen Clauſul nicht vergleichen wollten, ſondern ſolchem auszuweichen als lerhand Ausfluͤchten hervorbrachten, ſo zeigte endlich den 23. Martij der Frans zoͤſ. Bevollmaͤchtigte den Ständen an, daß fein König naͤchſteus Die Verzeich—⸗

nus der unter der gedachten Clauful begriffenen Orte überfenden a gleiche

Fuͤnfzehender Abſchnitt. 191

gleichwie diſe Liſte auf keine Weiſe dieſelbe erweiterte, ſondern nur die 1699 Beobachtung des Fridens zum Endzweck ſetzte: alſo waͤre ihm leyd,

wann unter den Reichs-Staͤnden derentwegen einiger Mißverſtand entſtuͤnde ober die offentliche Reichs⸗Geſchaͤffte verhindert würden. Sie kam aber erſt den 23. May. zu Regeuſpurg zum Vorſchein und man bemerkte zwar ſogleich, daß Moͤmpelgard nicht darinn ſtehe, konnte ſich aber bey der bißherigen fo harız

nädigen Beharrung des de Chamois nicht darein finden , ob dife Stadt mit

Fleiß oder aud Verfehen übergangen worden, ob aud) der Wuͤrtemb. Geſandte folche Uebergehung mit Dank annehmen oder ſonſten ſich deren zum Vortheil bedienen ſollte, zumahl die Catholiſche mit diſer Liſte nicht durchaus zufriden

waren und man vermutethe, daß ſie folches bey dem de Chamois ahnden doͤrff⸗

ten. Sie war uͤberdiß wider dad Reichsuͤbliche Herkommen in franzöftfcher Sprache verfaßt und nennte nicht allein an einigen Orten die Evangeliſche Res ligion eine Secte, fondern bediente fih auch der in offenslihen Schriften ungewönlicher Worte Lutherifh und Calvinifh, welches man den Sranzofen fehr übel deutete und um fo mehr ahndungswuͤrdig bielie, als die Catholiſche die Lifte in das Teutſche überfeßen , folche durch den Druck bekannt machen und dife Ausdruͤcke wider dev Evangelifhen Verwarnung zum Schimpf ihres Ge: gentheils gefliffenslich beybehalten wollten, ungeacht dev de Chamois ſelbſt den Chur: Maynzifchen erfuchte ſolche Worte abzuindern. Man bemerkte ferner Drte darinn benennet,, von welchen man offenbar muffte, daß fie zur Zeit des gefchoffenen Fridens nicht in Franzoͤſiſchen Händen gewefen. Infonderheit war fehr verdächtig, daß die Lifte nad) den Franzoͤſ. Biſchoffs-Sprengeln eingerich— tet war, wordurch dife Kron die geiftliche Jurisdiction der Franzoͤſiſchen Bis ſchoͤffe über die auf Teusfhem Grund und Boden ligende Evangelifhe Orte und Herrfhafften und unter folchem Vorwand aud) ihre weltlihe Ober⸗Herrſchafft

auszubreiten ſuchte. Dife ausfchweiffende Art andere Glaubensgenoſſen, Die

gleihwohl Mit: Stände find , zu verfolgen , dergleichen man von den Evans geliſchen gegen jene fein Beyfpiel fand, gieng Herzog Eberhard Ludwigen fehr zu Gemuͤthe. Gleichwohl gedachte er alle Gelegenheit zu fernern Uneinigfeis ten wegzuraumen und befahl feinem Gefandten das Auskunffts: Mittel vorzu: ſchlagen, daß der Öegentheil zwar bie Kifte in dad Teutſche überfeßen und au ſtatt der obberührten glimpfigere Ausdrüce gebrauchen koͤnnte. Wofern fie

‚aber. dife anzügliche Worte beharren wollten, fo riet) er, daß, weil ohnes

bin viele Abfshrifften in der Geſandten Hände herum liefen, man zwar das Franzöfifche Driginal bey der Reichs-Canzley behalten, aber die nordiſche Kro⸗ ven und die Öeneral: Staaten erjuchen follte bey dem König in Frankreich fols yes Gravamen anzubringen und ihn zu erfuchen, daffelbe durch ein anderes

| . dem

192 Gef&bichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1699 Reichs-Styl gemaͤſſes Lateiniſches Exemplar dem Reich auszuhändis

gen und damit zu erkennen zu geben, daß dergleichen Anzuͤglichkeiten nicht aus Vorſatz in das Franzoͤſ. Exemplar eingefloſſen ſeyen. So lang nun ſolches nicht geſchaͤhe, koͤnne er nicht darvor halten, daß man ſich mir dem de Chamois in eine Handlung daruͤber einlaſſe. Gegen die Catholiſche Ver⸗ deutſchung aber koͤnnten die Evangeliſche die Liſte ebenmaͤſſig in die Teutſche Sprache uͤberſetzen und zwar anftatt der ſchmaͤhlichen Reichsuͤbliche Ausdrüs cke gebrauchen, aber, wo der Catholiſchen gedacht wuͤrde, hin und ber das Wort Papiſtiſche einflieſſen zu laſſen. Auf diſe und die Pfälziihe Reforma- tions⸗-Sache paſſeten die Catholiſche ſehr aufmerkfam , was fie für ein Schick⸗ fal haben würden. Cinige Iaureten in der Stille darauf, andere Eonnten ſich nicht enthalten ihre Abfichten vor der Hand zu entdecken. Unter den letztern war der Abe zu Kempten, welder vor einiger Zeit das veformierte Dorf. Gruͤmbach an ſich erfaufft hatte. Weil es unter dem dreyßigjährigen Krieg ſchon wegen der Neligion Verfolgungen litte, fo ſetzte ſchon Herzog. Eberhard 1li. als Crayß-ausſchreibender Fuͤrſt daffelbe, vermög ded Nürubergifhen Exe- cutions-Receſſes in primo termino reftituendorum, wieder in den Genuß bed Zuſtands, worinn es im Jahr 1624. flunde. Der bemeldte Abt machte ſich fo wenig ein Gewiſſen, als andere die Fridensfhläfe, Verträge zc. umzus floffen und drobete difer Gemeinde , daß er mit derfelben nicht zufriden wär und nur zuſehen wollte, wie es mit dem Pfätzifhen Religions: Wefen ablaus fen werde und hernach auf gleiche Weife mit ihro zu verfahren gedächte. Gie wendete fich in vorigem Jahr 1698. an die Juriſten-Facultaͤt zu Tübingen, welche ibro in einem wohlgeftellten Conſilio, worinn nad) dem Urtheil des.Cor- poris Evangelici ihre Befugfamen fehr wohl audgeführer waren, den Auſchlag an die Hand, bey difem Corpore und dem Herzog von Wuͤrtenberg Hülfe zu jus hen. Jenes feßte aber an difem Confilio nur aus, daß bie Facultät den Ständen des Reichs vi fuperioritatis territorialis das Recht einraumte, ihre eigene Religion durchgehende offenrlich einzuführen , ungeacht die Evangeliſche auf dem Neichötag folhem unbefhränften Gewalt bißher bey jeder Gelegenheit offentlich widerfprochen und behauptet hatte, daß ſolches dem Statui anni no‘. mativi und der zum Vortheil der Unterthanen gerichteten Abſicht der pacifcen- tium allerdings entgegen lauffe. Wegen der Wuͤrtemb. Hülfe hingegen mußs te man nicht, ob man den Bifchoff von Coſtanz auch erfuchen follte, weil Herz zog Eberh. Ludwig ohne denfelben nicht wohl etwas unternehmen Eonnte, und man vermuthete, daß difer fic) der Sache entweder nicht annehmen, oder fols che ſchwerer machen doͤrffte.

8%

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Luͤnfzehender Abfebnier. | 193

\ $. 89. 1099

Ueberhaupt feßte das Pfälzifche Religions-Weſen, die viele Eingriffe der Catholiſchen Geiftlichfeit und die Ryßwickiſche Clauſul das ganze Neid) in die äufferfte Verwirrung und die Evangelifhe Kirche in die gröffe Gefahr, weß—⸗ wegen die folher Religionsverwandte für rärhlic befanden der Kron Engels Yand und den Generals Staaten, welche leßtere ſich diefelbe fehr zu Gemüth zogen, die Noth der Evangeliſchen Kirche vorzuftellen und fie um ihren Bey⸗ fand zu erfuchen. Ich bediene mich bier von Wort zu Wort der Schildes rung des damaligen Zuſtands, welche der Würtembergifche Geſandte Herzog Eberhard Ludwigen vor Augen legte, indem er ihm den 1. Junii berichtete daß der Weftphälifche Friede an Orten, wo die Römifchs Garholifche das Arbitrium haben, von denfelben nach eigener Convenienz auslegt, ba und dorten durchloͤchert und mithin der wider den ermeldten Friedeufchluß publicierten Päbftlihen Bulle zufolge diefe in vim jurisjurandi inter ſtatus verglichenen Sandtion ihre Kraft genommen und dad befandte Princi- pium, quod harretico non fit fervanda fides in der That in offentliche „Uebung gebracht würde. Gleichwie aber die Evangelifche in ihrer Relis „gion, Gewiffens > Freybeit, geiftlihen Gütern und Jure Sacrorum auffer aller Sicherheit geſeßt, da und dorten an Mitgliedern geſchwaͤcht, das „Churfuͤrſtenthum Sachfen und andere unter Catholiſchen Herrfchaften ſte— bende oder mit der Zeit etwan darunter gerathende Glaubens s Genoffen gleicher Geſtalt exponiert und dem Evangelio dadurd) eine gänzlihe Uns terdrafung tm Reich angedrohet würde, alfo müffte man um fo mehr dies fein immer weiter um ſich freffenden und bereits den Grund der Sache ans „greiffendem Malo nunmehr und da etwan noch durch gütliche interpofitio- nes und remonftrationes auszulangen mit Ernſt angreiffen, als ja obnes bin bey folcher Befchaffenheit Fein Evangelifher mehr den Catholiſchen ſich vertrauen, confiliis vel armis mit ihnen concuirieren oder fonft ichtwas insgemein veranffalten Fönnte, welches pro fundamento eine Vereinigung „, der Gemuͤther und zum Endzwed die gemeine Erhaltung vorausſezte. Man hätte zwar bisher diefes und anders mehr beweglich vorgeftellt, damit ,„, aber nody nichts erhalten Fönnen, ald daß gemiffe Zelotes Ecclefie Ro- , man& die Religions » Clauful und das Pfälzifhe Religions » Wefen mit „ihren Confiliis immer höher getrieben, was fie hente derentwegen zuges >, fagt, morgen wieder wieberruffen, der Evangel. Stände, worunter Rös „nige, Chursund Fürften wären, gefpottet und fie bereits feit Jahr und » Zagen vergeblich auf das Rath » Haus gefprengt in der unzweiffenlichen

All. Theil, Sb Abſicht

*

194 Geſchichte der Herzogen won Wirtenberg,

1699 ,, Abficht über die publica Imperii & privata familiarum pacta hins

‚, überzufpringen die fo hoch Intereflierte compacifcengen zu fappli- „, canten zu maden, alle dagegen führende Klagen mis manderley Aufzügs ‚, lichkeiten zu binsergehen und in allen Stüden nach ihrer verderbten Phans „taſie zu verfahren, um, wann fie damit fertig, alddann ihre gefährliche „Ausſichten in Sachſen und fonften gleichergeftalt practicieren zu Eönnem: „Diſes feyen die Grund sUrfachen ‚derjenigen, welche eine unumgaͤugliche „Notturfft erfordern eine dem Publico ſo ſchaͤdlich fallende conduite einiſt ‚, zu entbefen, der ganzen Welt vor Augen zu legen und: zu dem Ende fo », lang mit ihrem Gegentheil in negotiis comitialibus nimmer vergeblich zu ,, concurrieren, bis ſolche Mit» Stände, deren vielleicht der wenigfle Theil ,, feinen Conto und Gefallen. an ſolchen Kunflgriffen fünde dem Werk recht ;, unter Augen feben, public fidei,, ald dem einzigen Band aller Gefells », Ihafften unter die Arme greiffen, von Aufrechterhaltung der errichteten Fries „, dendgefeßen mis Ernſt fprechen, mithin die Gemuͤther allerfeits wieder bes ruhigen und zu vechtichaffener einmuͤthiger innerliher Zufammenfegung beils ſamlich difponieren möchten. Belaugend aber die in Vorſchlag gebradte ‚, Enthaltung von fönftig anflellenden Rathsverſammlungen bid man von den „Catholiſchen verfihert feyn möge in den auf dem Zapet ligenden Religions⸗ »» Angelegenheiten zu ordentlicher Handlung ad protocollum ſchreiten zu koͤn⸗ „, nen, fo fcheinet zwar einerfeits felbige von befonderer Bedenklichkeit und alfo ‚, beihaffen zu feyn, daß man fid) dadurch in noch gröffere Widerwärtigkeit „, vertieften und wohl gar aus aller Communication feßen doͤrffte: anderers „ſeits aber zeiget fid) hingegen ein faft nicht geringer Inconvenienz, wann „, man von ben Catholiſchen verlaffen fi auch von den Evangelifhen trennen „, follte, weil gleihwohl vermittelft des Reichstags die Fürften und Stände eis ‚, ne genauere Correfpondenz miteinander durch ihre Geſandte haben koͤnuten.

G. 9 jo PR

Der Holfteinifhe Gefandte fand aber Öelegenheit dem Franzöfifchen zu fas gen, daß der allevchriftlichfte König ohne allen Zweifel die wegen Miömpelgard gemachte vielfältige Vorſtellungen in gerechte Achtung gezogen und dahero folches

-mit gutem Vorbedacht and der Lifte gelaffen, welches er feinem König binwies derum gerühmet babe. Der de Chamois hörte folded au und widerfprad) e3 nicht, fondern fagtenur, daß er foldes dahin geftellet feyw laffe und nicht wifs fe, 062 und was? daran ſeyn möchte. Als aber aud) die Satholifche davon Anregung thaten, ließ er ſich verlauten, daß die Berührung ber Gravſchafft

| 3* | herr Mömpels

—N

Fuͤnfzehender Abſchnitt. 195

Moͤmpelgard uͤberfluͤſſig ſey, weil fie in der Clauſul begriffen wär. Bees 1699 be Theile wurden alfo geäffer, und man wußte wieder nicht, was man ‚glauben follre. Deffen aber war man geſichert, daß einige Freunde der Elanful ſich alle Mühe geben eine Erklärung wider Mönpelgard zu erbafhenr. Und ald man folches nicht erbielte,, fo verlangten die Catholiſche in ihrer legten Ant⸗ wort auf ber Evangeliſchen Norftellung mit fehr unanfländigen Ausdruͤcken, daß diefe ihnen ihre Verhandlungen mit dem de Chamois mittheilen follten, Diefes verurfadhte, daß man diefelbe von Negenfpurg wegzoge und das Relis gionswefen folder Grafſchaft durch den zu Stuttgard ohnehin befindlichen franz zoͤſ. Envoye de Gergy und durch die Evangel. Öefandte am franzöf. Hof abzus bandlen fich entfchloffe, verinög deffen man zu erhalten ſich bemühte, daß man ‚die Auslaffung diefer Grapſchafft in der Kite, als eine von Frankreich felbft erkannte rechtmäßige Sache vor befannt annehmen, dem König davor danken und zugleich) die Abſtellung des Catholiſchen Kirchendienfles, fonderheitlich in dem dortigen Collegio auf eine anfländige Weife erbandlen jollte. Weil man nun den Sarholifchen den Weeg zu fernern Bewegungen abgefchnitten hatte, fo erfhiene endlich den 38. Zunit ihre Erklärung über die Ryßwickiſche Clau⸗ ful. Sie war aber wieder fo befchaffen, wie man fie von ihnen erwarten konn⸗ te. Dann fie war denen nad) dem natürlichen Verftand des sten und gten Ars ticuls des gedachten Friedens von den Evangelifchen führen den Principiis fhuurgerad entgegen und auf Feine Weiſe dahin abzwedend, dag dem in biefer Sache ten 2. (12.) Febr. 1698. ergangenen Kayſ. Decret zur Folge berfelben abgeholffen und die proteftierende Stäude wider die fo maniafaltig fih aͤuſſernde Mißbraͤuche des Religions: und Weftphäl. Friedens in gehörige Sicherheit ges feßt werden möchten. Dann ob ſchonin erſt angezogenem Decret enthalten war, daß Churfürften und Stände ihren vernünftigen Rath und Gutachten ertheilen wollten, wie allenfalls die verlangte Declaration dergeftalt eingerichtet werben koͤnnte, Damit eines theild die fich befchwerende Stände dadurch veranügt und anberntheild diefelbe vor Feine Contravention von Franfreid wider den Frieden aufgenommen würde, und. obfehon auch die Evangelifche diefe Neligiond:Claus ful nad) dem wahren Verſtand durchaus nicht zu ändern, fondern nur deren unrechtmaͤßigen Extenfion zu begegnen und im übrigen den Weſtphaͤliſchen Frieden aufrecht zu erhalten begehrten, fo fehicfte fi) doch der Gegentheil vers moͤg des Hiller. Berichts gar ſchlecht darzu an, wie aus Gegeneiuanders Haltung beeder Theile ad protocollum gegebenen Meynungen und deren uns partheyifchen Unterfuchung nach dein angezogenen Art. 3. und a. des Ryßwi⸗ eifchen Friedens fogleich erhellete. Dann im zten Articul wird der Weſtphaͤl. und Nimwegifhe Fried zum Grund des Ryfwickiſchen in facris & profanis { Bb 2 gelegt,

196 Gefchichte der Herzogen von Würtenberg,

1699 gelegt, nifi quatenus nunc aliter expreffe conventum fuerit. Wors iun nun quoad facra die Aenderung gedachter Friedensfchlüffe beſtehen

foll, zeigte die Elauful im Art: 4. an in den Worten: religione tamen ca- tholica in locis fic reftitutis in ftatu, quo nunc eft, remanente. Hieruͤ⸗ ber fagten num die Evangelifche, daß 1.) diefe Clauful nur in denjenigen Orten ſtatt finde, welche Frankreich bis zum Friedenfhluß wärklih im Beſitz gehabt und nad) den ausdrüdlichen Worten des Friedens von derfelben Kron reltituiere worden. . Und daß 2) hingegen diejenige Drte der Clauſul nicht unterworfen feyen, wegen welder dafelbft ein anders. difponiert zu finden , wie 3. E. im Art. 9. bey Zweybrüden und im Urt. 13. bey Mömpelgard, kraft deren ſolche nach dem Zuſtand, wie fie vor dem Nimwegiſchen Frieden in allen Stuͤcken geweſen, reftituiert werden follen. Dagegen die Catholiſche die Clauſul nicht allein in ‚aller Weite und Braite annahmen, fondern folde auch auf alle von Frankreich jemals ingehabte Derter, ob fie ſchon zur Zeit des gefchloffenen Friedens von dDiefer Kron nimmer befeffen worden, und folglid) auch nicht reitituierg werben Eönnen, verſtanden haben wollten. Dan Eonnte ihnen noch mehrere folche dif- ferentien vorrücden, welcde nad) allen Neguln einer vernünftigen Auslegung durchand nicht ſtatt finden Fonnten und es zeigte fid) offenbar nad) denen von ber Kron Franfreid) entzwiſchen erhaltenen Erklärungen , daß die Catholifche fich wuͤrklich in diefer Sache viel ungerechter und härter gegen ihre Evangel. Mits Stände bezeugten, indem diefe Kron nicht allein die unglimpfige Worten Ses cten, Lutheraner, Calviniſten abgeändert hatte, fondern aud) die von den Ev⸗ angelifchen mit den geiftlichen Gefällen feit dem leßtern Frieden gemachten Ans ſtalten ungeändert oder, wie ed im franzöfifchen Exemplar gelauter, fans etre rectifie gelaffen wurden. Es flunde alfo nun dahin, ob und wie fern? die Catholiſche die vernünfftige Auslegungen begreifen und ſich ferner erklären börfften, worzu man aber wegen der immer härter werdenden Verfolgungen wider die Evangelifche in der Pfalz fchlechte Ausſichten vor Augen hatte. Entzwifchen wuffte Herzog Eberh. Ludw. nicht, weffen er fih wegen Möms pelgard zu verhalten hätte, da der Holfteinifche Gefandte in gutem Vertrauen mit dem de Chamois ſtunde und den von Killer nochmals erinnerte, daß der Herzog mit dem an feinem Hof befindlichen de Gergy wegen Abftellung der Cathol. Religions » Hebung in Handlung tretten follte, woraus man vermuthes te, als der de Chamoy dem Holffteinifchen eine Undeutung gethan hätte; als ob der König diefe Sache von dem Neichötag gern entferner fähe, damit er deſto freyere Hand hätte mit dem Herzog felbft fich vergleichen zu koͤnnen. Der Chur⸗ fürft von Brandenburg aber warnete den Herzog ja nicht bey dem franzöfif. Hof anzufragen, and was Urfachen der Stadt und Graffhafft Moͤmpelgard a ifte

Sünfzebender Abſchnitt. 197

Lifte nicht gedacht worden, weil fonfl eine Antwort erfolgen dörffte, wels 1699 che der Gravſchafft verdrüßlidy werden koͤnnte, fondern fehr behutſam

zu gehen, woraus man zwar and) die Vermuthung faffen Eonnte, daß der Koͤ⸗ nig ganz geheim diefe Sache abgehandelt und feinem Hof nichts davon befandt werden folltes Man war aber beffen nicht gewiß, zumahl Herzog Öeorgen meis fie Dienerfchaft der Eathol. Religion zugethban war und er bey dem Antritt feis ner Regierung nad) dem Friden gegen beim regierenden Haus ſich ganz abgeneigt und fremd bezeugte, fo daß es ſchiene, als ob man ein beſſeres Tempo erwarten und fiber das ganze Mömpelgardifche Wefen andere Anſchlaͤge faffen müffte. Dann der franzöf. Geſandte lief fid) vernehmen, daß ihm der Satholifchen leß- tere Antwort auf der Evangelifhen Erklärung gar nicht gefalle mit der Verfts cherung, dag eine neuerdings erwartende Lifte das Mißverfiändnuß der beeders feitigen Religions-Verwandten gänzlich aufheben und allem bisher geflagten Mißbrauch der Elauful abhelffen, auch fein König die Proteftierende falva hac claufula bey dem Genuff des Weftphäl. Fridens nach Vermögen erhalten zu helfen richt ermanglen würde, Er gab aber ein nenes Mifftrauen an die Hand über fein Betragen, indem er dem Chur: Maynzifchen Directorio und dem Churfächfifchen Gefandten eine Lifte ſchickte, worinn die unfchiefliche Aus— drüde abgeändert waren. Die Catholifche lieffen bey den Evangelifchen anfra= gen, ob fie mit ihren nachgedruckten Liſten zufrieden wären, welche foldyes mit Sa beantworteten. Der de Chamois hingegen ſchickte dem Herzog eine andere Lifte, worinn die unglimpfige Worte noch flunden, die Grafſchaft Möinpels gard aber mit Stillſchweigen übergangen war, woraus man nicht undeutllch ſchlieſſen konnte, daß man die Evangelifche nur Affen wollte und der Gefandte mit dem Öegentheil unter der Dedin läge.

6. 91.

Entzwiſchen hatte Herzog Eberh. Ludwig weber die Reichs-noch die von der Kron Böhmen und dem Hauß Dejlerreih rührende Lehen empfangen. Zwar hatte er um die Belehnung angefucht und im Jahr 1695. foldye zu ems pfangen gehofft. Ich habe aber fchon oben gemeldt, warum feine Gefandte unverrichter Dingen damahls von Wien abgereyfit feyn, nemlich weil der Her: 309 verlangte, daß man wegen des von Hanover gefuchten Erz« Panner > Aınts in dem ag als die einige allgemeine Reichsfah⸗ ne erklären oder durch eine vom Reichs » Hof Math und Kayf. Geheimen > Rarh geicyloffene Declaration den Herzog zufrieden ftellen follte, beeded aber von dem Haus Hanover hintersrieben wurde. Nun fhite er feinen Regierungss

Bb3 Rath

198 Geſchichte der Herzogen von Würtenberr,

1699 Rath und Shwäb. Krayß⸗Syndicum Joh. Backmeiſter und den Krayß⸗ Secretarium Wilhelm Ludwig Maßkowsky zu Aufang des Julii nad Wien mit der Inftruction, daß zwar der Lehenbrief in der alten Form audges ftelt, aber ibm eine Verficherung gegeben werden möchte, daß Fein anderer Chur = oder Fürft mit ſolchem Inügni, Praedicat und Namen eines Erz— Panner » Herruns jemald gewürdigt oder eine Reichsfahne unter diefem oder anderm Namen vorgezogen oder zugefellt werden follte. Und weil der Herzog gefonnen war, den Reichs» Sturmfahn in den Herz: Sıhild feines Wappens zu feßen, an beffen Stelle aber einen Heydenkopf, ald das Zeichen der Herrſchafft Heydenheim, welches er in feinem Titul gebrauchte, aufzunehmen, fo fuchte er bey dein Kahſer an, daß ihın von der Kayferl. Eanzley der Titul eined Herrn von Heydenheim und die Erlaubnis diſes Wappens in feinem Schild zu führen ertheilt werden möchte. Wie er auch wegen der vielen von den Churfürften fus chenden Nenerungen im Cerem oniel dem Gefondten aufgab alles Daßjenige zu beobachten, was in folchen Fällen von andern Reichs-Fuͤrſten der alten Haͤufer beobachtet werde und nichtd in Bewegung zu bringen, worzu mau Feine Hoffe nung babe, fondern mit Ergreiffung dienliher Ausfuuffts s Mirtel zu-vermeys den und ſich ald in einer zu ded Herzogs Wilkühr ſtehenden Sache gleichgültig ‚zu halten. Endlich wurde er angewiefen, wofern man bey dem Kayferl. Hof eine gute Meigung verfpürte, den groffen Verluſt und Schaden, welchen das Haug Würtemberg in legterm Krieg zum Vortheil ded Kayſers und Reichs, wie auch fonflen empfunden, und wie ſolches in fo gar nichts in Betracht ges zogen worden, zu erkennen zu geben und einen Verſuch zu tyun, ob nicht, wie andern Chur- und Fürften auch gefcheben, eine Anwartſchafft auf das erſte beims fallende und in Schwaben liegende Neichölehen zu erhaiten fey. Der Gefands te traff aber zu Wien im Minilterio alles in gröfter Verwirrung au. Der alte Grav von Windifchardg und der Grav von Kinßky, weldye von diefer Bes lehnungs-Sache die befte Wiffenfchafft hatten, waren geflorken und der bißhes tige geheime Referendarius als Geh. Rath nacher Inſprugk verfeßer. Nies mand wollte fich zu den ihn anvertrauten Öefchäfften anichiden, andere waren in Aemter gefeßt, wovon fie Feine binlänglihe Kundſchafft hatten , und des Reichs » Vice» Kanzlerd Secretarius yerfahe feines Herrn Amt. Das Gefhäfft des Vackmeiſters veranlaffte ihm am meiften mit dem Hanoverifchen Gefandten von Oberg zu Fampfen, Diefer verfichertenun in der erffern Vifite, daß fein Herr fih gegen dem Herzog von Würtenberg fehr obligiert befinde wegen der Modera- tion, welche berfelbe in dem Churmefen bißher bezeuges hätte, und verlanate nichts mehr, ald hinwieder feine gute Zuneigung und Dienfibegierde gegen dem Herzog und deffen ganzen Fuͤrſtl Hauß erweifen zu koͤnnen. Wobey er nur bathe

Sünfzebender Abſchnitt. 199 bathe ſich durch widrige falfche Ansflreunngen fo von Widerwärtigen gez 1699 fchehen würden, fi) nicht irre machen zu laffen, fondern verfichert zu feyn, daß das Fürftl. Collegium in diefer Chur-Sache nicht übergangen, noch bie Einführung in das Churfürftl, Collegium yon feinem Herrn verlangt werden follte ehe und dann mit den Fürffen communiciert und diefelbe wider alles bes forgende Prajudiz ficher geftellt wären. Als er aber nichts deſto weniger dars anf beharrte, daß fein Herr auf diefem Erzamt beftehen bleiben würde bis ihm der Kanfer ein anders ausfindig machte, welches dem Hauß Hanover zu thun nicht oblige, und daß das Reichs Hof» Raths» Collegium fein Gutachten ers theilt hätte, ehe der Gegentheil gnugfam gehört worden, fo antwortete ihm der Würtembergifche Sefandte, daß er fih zwar nicht darein men— se, ob der Kayfer oder das Haug Hauover ſchuldig fey ein anderes Erz⸗Amt audzufinden, bielte aber davor, daß von einem hohen Reichs »Dica- ſterio zu mild gedacht würde, wann man vorgeben wollte, daß ed caufa non fatis cognita nicht nur vor fidy geurtheilt, fondern fo gar alles an dus höchfte Dbers Haupt durch ein Gutachten gebracht und durch guug gegründete Beweg⸗ gründe zum Beyfall gebradyt habe. Weil aber der Hanoverifche gemeldt hatte, dag auch Chur» Sachen Anfprad auf diefes Reichsamt machte, weil ed einften die Reichſs-Fahne geführt habe und ſich durch das Wort Führen zu einem Irr⸗ thum verleiten laffen, fo würde dem Haus Hanover räthlich ſeyn defto eher von feiner Auſprach abzuflehen und fi nicht nebft vem Hauß Würtenberg aud) Churs Sachſen zu einem Gegner zu machen, als wordurch er die eingebildete Chur felöften in Gefahr ſetzte. Das Hauß Würtenberg würde aber ſchon wiffen dem Chur» Hauß Sachſen zu begegnen, indem das Wort Führen in einem vielfachen Verſtand genommen werden Eönnte ohne dem Erzfaͤhnrich⸗ Amt einigen Nach⸗ theil zu bringen, indem Herzog Albrecht von Sachſen als obrifter Hauptmann die Neichd » Armee commandiert habe, ba man ihme durch die Gegenwart ber Reiche » Haupt» Fahne bey der Reichör Armee das Anſehen und Gewalt feis ner Ötelle gegeben hätte, ob er fie ſchon als Reichsfaͤhnrich nicht fondern ala obers fer Hauptmann bey und unter feiner unterhadenden Armee geführt habe. Daß ober die Orurmfahne dad allgemeine Reich, Panier wäre, fey fchon gnug und fons nenklar erwiefen, worauf auch die Kayf. May. fich gegründet habe, fo, daß MWürtenberg nicht davon abgeben koͤnne. Allein der von Oberg wollte nicht nachgeben, fondern erfuchte nur den Backmeiſter diefen Stritt dermahl ruhen au laffen, bis die Frage wegen eined Erz » Amts wieder auf das Tapet kaͤme, bis wohin fie dem Kayſer nicht vorgreiffen und bis ein anderes Erz » Amt ausfius big gemacht wuͤede, von dem einmahl verfprochenen abzugeben vermoͤchte, da man entzwifchen verfichert feyn Fönnte, daß fein Principal alles mögliche zu des Herzogs Vergnügen beytragen würde, 9. 92.

200 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1699. $. 02,

Nun muffte der Würtemb. Geſandte feinem Auftrag zu folge wegen ber Velehnung fic durch eine Schrift an dem Kayferl. Hof melden. Als aber berfelbe fich bey dem geheimen Referendario Conſpruch anmeldete, verwieß difer demfelben fogleich, daß man alles, was man in dergleichen geheimen Sachen handle, aldbald zum Druck kommen und in den Buchläden herumfahs ren laffe. Man habe das Werk wegen des Reihe » Sturmfahnens zu hoch ges trieben, daß wann man in ber Stille zufamen getretten wär, fid) die Sad noch wohl darüber hätte vergleichen laſſen koͤnnen, da man jeßt bergeftalt bees derfeitd offenslich engagiert fen, "daß es ſchwerer halten würde fi loßzuwick⸗ len. Wie er dann aud die im Jahr 1695. gefaflte Refolution vergeftalt eins ſchraͤnckte, daß ſolche nicht fo abfolute ausgefallen fey, wieman von feiten des Haufes W. vorgegeben habe. Weil aber die Sache zu weiterer Unterfus Hung ausgeſetzt worden, fo koͤnnte nichts deſtoweniger die Lebens » Empfängs nus vor fich gehen, und entzwifchen der Lehenbrief, wie bißher, ausgefertigt werden müffte. Dann die Herzogl. Anſuchung war auf die Publication und Execution der gedachten Kayfer!. Refolution wegen des Sturmfahnens und darauf erfolgende Velehnung eingerichtet. Als fie nun den 2. Auguſti in den Meichd Hof Math übergeben wurde, fo verficherte der Reichs-Hof⸗Raths⸗ Präfident Grav von Oetingen, daß das darauf erfolgende Gutachten vermuths lich wieder gänftig vor Wuͤrtemberg ausfallen und befördert werden dörffte. Der Hanöverifche Geſandte hingenen arbeitete ſtark dawider und lieſſ fih zwar vernehmen, daß er dem Fürfil. Haug Würsternberg feine Verwarung wider allen vermeynenden Nachtheil oder eine dißfalls erhaltende Verſicherung nicht hindern , doch aber auch vorläufig ſich des ex pacto erlangten juris quaeliti nicht begeben koͤnnte. Es regte fidy auch dev Ceremoniel » Stritt wieder we⸗ gen des Auffahrens bey Lehens sEmpfängnuffen. Dann der Kayf. Hof wollte zwar ten Fürftl. Geſandten geflatten fidh 6. Pferben zu bedienen, wann der Kapfer auf dem Rand zu Ebersdorf wär, dagegen man ihnen zu Wien nur zwey Pferde erlaubte. Nun lieff der Würtemb. Gefandte dermahl noch den Holfteinifchen darinu handlen und begehrte fich nicht darein zu mengen, Damit er feine.übrige Gefchäffte nicht erfchiweren möchte, zumabl ihm der von Oberg je mehr und mehr hefftiner entgegen arbeitete: Dann bey der vorgegans genen Belehnung des Herzog Georg Ludwigs von Hanover wurde gaͤnzlich von dem Erz» Panners Amt abftrahiert, weswegen er jeßt verlangte, daß aud Das Haug Würtenberg von feinem Geſuch abſtehen und diefe Sache ruben lafs fen follte. Es würde aber ſolches demſelben ſehr ſchaͤdlich gefallen feyn —* der

erzog

Fuͤnfzehender Abſchnitt. 201

‚Herzog wollte wegen ber bevorſtehenden Lehens-Empfaͤngnus in keiner Uns 1699 gewißheit bleiben, weil infonderheit der von Oberg aufs neue von allges | meinen Neichsfahnen redete und eine Verfchiedenheit derfelben von dem Reichs⸗ Sturmfahnen behanptete, wie auch bie Publication der obgedachten Kayſ. De- clasation hintertriebe, welches mit den Handverifhen Freundſchafftlichen Vers fiherungen nicht befteben Eonnte. Der von Oberg beruffte fih auch darauf, daß das Churfürftl. Collegium in feinem Conclufo vom 17. Oct. 1692. fi vorbehalten hätte wegen eined Erz » Amts ebenmäffig darzın zu reden, welchen aber der Wuͤrtemb. Gefandte begegmete, daß demnach die nur von dem Kayſer in dem vorgegebenen Pacto gefchehene Beſtimmung eines Erz: Amts nicht fiher und fo befchaffen wär, daß man ſolche für ausgemacht und auffer Stritt erachtet werben könnte. Vielmehr Eönnte eine folde Unficherheit des Erzamts dad gans ze Churweſen unrichtig machen und in eine Verwirrung feßen, wann die Churs fürften die Einwilliaung ſolches Amts verwaigerten. Man hoffte ſolchemnach von dem Reichs-Hof-Rath ein abermaliges günfliged Öutachten zu erhalten, indem man auf ſolchen Fall glaubte, daß Hanover zu mehrerm Nachgeben vers mocht werden koͤnnte.

$- 93.

Entzwiſchen lieffen allerhand andere widerwaͤrtige Berichte in. Dann die Pfaͤlziſche Reformation machte Ley den Evangeliſchen immer mehrers Aufs feben. Der Ehurfürft von Brandenburg hatte feinen Oefandten de Boezelaer en diefem Hof, welchem aud) das Corpus Evangelicorum auftrug ſich deßwe⸗ gen ernftlich zu verwenden. Als num viefer ſich fehr flark wegen ſolchen Relis gions-Neuerungen befhwehrte und ihm der Pfälzifhe Canzler Wifer antwors tete, daß die Pfalz nur ex amniftia reftituiert worden und folglich ver Wohls thaten des Fridens ex capite gravaminum nicht fähig fey, fo fragte der Brans denburgifche Geſandte denfelben, ob dann wegen Würtemberg, Baden und anderer ein gleiched zu halten fey? und der Sanzler antwortete nur mit einem Achſel-Zuͤcken. Weil aber der de Boezelaer ſolches an das Corpus Evangeli- cum berichtete und der Herzog nebft ben Evangelifhen daraus wahrnahme , was die Abſicht der Catholifhen in Anſehung ded Herzogthums und anderer Evangeliſchen Lande wäre, fo wurde Herzog Eberhard fehr darüber verlegen, daß das Herzogthum der Pfalz gleich gehalten und ausdruͤckentlich deffen in dem Bericht mit Namen gedacht worden, ungeadytet im Art. V. F. Quacunque monalteria &c. 25. des MWeftphäl, Fridens wegen der Wuͤrtembergiſchen Eloͤ— ſter, Siiffter ze, bey dem puncto gravaminum namentlich verſehen worden,

XII. Teil, &c daß

202 Geſchichte der Herzogen von Würtenberg,

1699 daß fie in dem Stand des anni decretorii beſtaͤndig und ruhig verblei—⸗ ben follten, Der von Hiller proteltierte deßwegen fogleih, als er zus mahlen dife Stelle auch in der von dem Boezelaer dem Ehurfürften von der Pfalz übergebenen Deduction ebenmaͤſſig wahrnahm, dawider. Weil aber ders felbe feinen Srrthum erkannte, fo wurde gut befunden, daß bey der Dictatur der namentlichen Benennung bed Herzogthums nicht gedacht, fondern nur übers haupt die Worte andere Stände dafür beybehalten würden. Solche Sorgfalt war deflo nöthiger, ald man bald darauf den 21. Septemb. bie zuverläffige Nachricht erhielt, dag der Paͤbſtl. Nuncius zu Wien gar flark auf die gütliche Vergleichung des Spanifchen Succelliong: Wefensd drange, damit nach deffen Hinlegung das vorbhabende groffe Werk einer allgemeinen Reformation vor bie Hand genommen werden Eönnte. Das Corpus Evangelicum wurde dadurd) deſto mehr gewarnet auf guter Hut zu flehen und fih mit ſtarkem Much der Chur» Pfölzifhen Kirchen und Religiond: Reformation und gäanzlicher Zernich⸗ tung bed Weſtphaͤl. Fridend zu widerfeßen, indem es das Anſehen gewinnen wollte, daß auch die Evangelifche Kirchen in Sachen ein gleiches Schickſal über fid) ergehen und das theure Kicht des Evangelii verdunfeln laffen muͤſſte. Nun war man bedacht diefe Sache au den Kayfer und Könige und an alle Catholiſche Stände des Reichs durdy Schreiben gelangen zu laffen. Obwohl aber Herzog Eberhard Ludwig mit der Chur: Pfalz in guter Nachbarfchaft zu bleiben und wiber difen Churfürften in feinen Votis nicht gern hoch fprechen zu laffen ent» fhloffen war, fo gab er doc) feinem Gefandten auf, daß „weil des Churfürften Beginnen wider den Flaven Verfland nnd die Worte des Inftrumenti pacis „», Weltphalice ſchnurgrad enigegen lieffe und auf dermaliged Nachgeben der z, ganzen Chriftlichen Religion durch ſolche gewaltthätige Einführung der Ca⸗ „tholiſchen Religion auch anderer Orten eine groffe Gefahr beuorflünde, er »» fi) von den mehrern Evangelifchen votis in einer fo hochwichtigen Sache auch y, nicht trennen koͤnnte, indem er zu frieden fey, mann der Geſandte zu den »» Auffägen an die Chur: Pfalz und den darinn etwan enthaltenen Bedrohungen, », beßgleichen zu den andern Schreiben des Corporis Evangelici an die Kay, „» May. wie auch an die Kronen Engelland, Schweden, Dänemark und bie », Staaten von Holland feinetwegen mit dem Beytritt concurrieren möge, jes „doch unter der gebrauchenden Vorficht, daß er felbft an dergleichen Auffäge y, keine Hand anlege oder härtere Gedanken einmifche, fondern nur ald in einer „gemeinſchafftlichen Religionds Sade feinetwegen ſich bevauslaffe, daß er als „les mit angehen und genehm balten würde, was durd die Mehrheit in die; „ſem fo überfchweren ReligionssFal für dißmahl vor zulaͤnglich ermeffen wärs de, da er das übrige alled Gott und ber Zeit heimftellte,,, Von Wien aus aber

*

Fuͤnfzehender Abſchnitt. ..203

aber berichtete dev Geſaudte Backmeiſter, daß ihm nach feiner Dahinz 1699 Funft, nachdem ev als dev zuleßt Angekommene den übrigen die gewöhnliz che Notification gethan hätte, nur der Königl. Öefandte, von Urbich, bie er⸗ fie Vifite gegeben, bingegen der Franzöfifhe de Villars, der Hollaͤndiſche und bie Churfürfiliche foldyes zu thun geweigert hätten, welches der Dänifhe gegen dem Franzöfifchen geahndet, mit dem Begehren, daß, weil ſamtliche Fürften des Reichs Interefle hierunter verlierte und der König von Frankreich ſolches zu erhalten und zu beförudern die Verficherung von ſich gegeben, er folhes an feinen König berichten ſollte. Man hatte defto mehr Hoffnung darzu, als man dem Kayferl. Öefandten zu Paris zu vernehmen gegeben, daß die Kron Franka reich Breyſach nicht eher zu reltituieren gefonnen feye, als biß der Kayſer fos wohl in der Chur- ald Ceremoniel» Sache gegen den Fürften ſich auderft bezews gen würde und der de Villars erffärte ſich ebenmaͤſſig, daß fein König ſich fo lang und viel der neunten Chur entgegen feßen wollte, als ſich noch einiger Stand des Reichs dardurch beſchwehrt zu feyn erachten dörffte. Bey foldhen Ausfihs ten lieff Herzog Eberh. Ludwig auch am Kayferl. Hof wegen befferer Sicherheit der Reichs» Gränzen anmahnen, weil man nirgendöher ſich einige Hoffnung darzu wachen konute. Die Veſtungen am Rhein wollte niemand befeßen oder den Unterhalt hergeben. Die Kehler» Schanze flune in Gefahr, von dem Rhein weggenommen zu werben. Der Hof» Kriegs: Marhs + Präfident und eld-Mar⸗ fchall von Starenberg Eonnte aber dem Backmeiſter Feine Vertröftung geben, als taß er binwiederum klagte, wie wenige Neflerion fo wohl im Neich, ald auch am Kanferl. Hofdarauf gemacht würde, ob er ſchon dieſe Sache zum äfftern ſtark betrieben habe, indem man bald Kayferl. Truppen in das Reich ſchicken wollte, welche aber ohne Geld und Brod leben follten, bald aber follte die Des ſterreichiſche Megierung zu Wien, bald die zu Sufprugg dad Commando über die Defterreichifche Truppen und Veſtungen und der Marggr. Louis zu Baden über die Reichs-Veſtungen haben, welches getheilte Commando nichts ald Con- fufion verurfachen würde,

$. 94.

Nun war diefem Gefandten auch aufgetragen bie von der Kron Böhmen und von dem Hauß Deflerreich rührende oder fogenannte Ulaubenrifche Lehens⸗ Empfaͤngnuß zu beforgen. Das Böhmifche Lebens» Gefuch ſtunde jetzt in gus ten Umftänden, weil man fand, daß der Herzog nichts an ſich erwinden laffen ober begangen hätte, welches ihn der Lehen verluftige machen Fönnte, wie man bißher vorgegeben hatte, Nur fey von Herzog Fridrich Carln als Adminiltıa-

cz tore

204 Gefchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1699 tore verſehen worden, daß man den Todesfall Herzog Wilhelm Lud⸗ wigs nicht zur Boͤhmiſchen Lehens⸗-Canzley einberichtet babe, welches aber Herzog Eberhard Ludwigen keinen Nachtheil bringen koͤnnte. Hingegen machte der Oeſterreichiſche Hof⸗Canzler Buccelini die Tyroliſche Lehens «Ems pfaͤngnus fchwer, indem er nicht allein den im Jahr 1692. gemachten Verglich wieder umfloffen wollte, fondern aud) darauf beharrte, daß dife Lehen zu Ins fprugg empfangen werden müfften. Sch habe ſchon im vorigen Theil gemeldet, daß die Herzoge von Würtenberg in Altern Zeiten, ehe nemlich das Hauß Des fterreich Anſprach auf die Heimfälligkeit difer Lehen » Stüde gemacht, felbige von einem jededmahl regierenden Erz: Herzog empfangen haben, wo fie fid) in Perſon befunden, bey welchem Herfommen und Vorzug fie verbleiben und fi nicht an die Regierung zu Infprugg verweifen laffen wollen. Ein gewiffer Halb: gelehrter der Schwäbifchen Kandvogteys Verwalter Mayer, bradyte aber dem Hof⸗Canzler Buccelini bey, als ob die Erz: Herzoge von Oeſterreich Derzoge von Schwaben ſeyen und die hohe Obrigkeit wo nicht über alle Schwaͤbiſche, doch wenigſtens über die in der Landvogtey und Landgerichtlichem Diftrict geleges ne Reichd sund Rrayß » Stände habe und ſolche nur ald Grund-Herren, wie er fie nannte, erkenne. Auf welchen Principiis der Gras Buccelini fleif beharrs te und fich befchwehrte, daß der Bifchoff von Coſtanz und das Haug Würtemberg ihre Mit» Stände wider das Erz» Haus Deflerreich aufreißten und ed am beſten wäre, wann man ed bey dem alten bewenden lieff. Der Öefandte gedachte fich aber in feinen Wort » Streit mit difem eigenfiunigen Mann einzulaffen,, fons dern beantwortete ihn nur, daß er mit ſolchen Sachen nichts zu thun habe und dad Hauß Würtenberg eben der Meynung fey, daß man es bey dem alten bleis ben laffe, nemlich daß Defterreich nach dem Morgang deſſen Vorfahrer, weil der Kayſer dermahl ald vegierender Erz» Herzog von Deflerreich zu Wien ges genwärtig fey, den Herzog dafelbft die Lehen empfangen lief], welches aber den unuͤberwindlichen Eigenfinn des Graven nicht ruͤhrte, fondern ihn vielmehr vers leitete zu Begehren, daß die Herzoge von Würtemberg in Perfon dife Lehen em⸗ pfangen follten, welches man ihm mit feinem eigenen Wunſch widerlegte, daß man ed bey dem alten bewenden lieff, weil die Graven ſolche Leben nicht eins mahl durch gebohrne, fondern nur durch erbare Perfonen vor der Zeit empfaus gen hätten. Dife wurden aber den gebornen Perfonen entgegen gefeßt, weil man fie nicht mit dem Ehrens Zitul Hoch: oder Wohl - oder Wohledelgeborne ꝛc. nach dem Styl felbiger Zeiten belegen Fonnte, Gleichwohl waren fie der nächfte Grad nad) dem Adel und wurden indem 15. und. 16. Jahrhundert unter dem Namen der Erbarkeit begriffen, zu welcher aud) die Gelehrte gehörten, aus welcher Claſſe oder Heerſchild die Doctores Juris die Freyheiten und rn dels

Sünfzebender Abſchnitt. 205

Adels erlangten, gleihmwohl noch nicht fo hochgehalten wurden, ald 1699 ob fie von gebohrnen Perſonen abflammten.

$. 95

Die Reichs-Lehens-Empfaͤngnus machte entzwifchen die Reichs » Sturms fahre ſchwer, weil einige deren, welche fich der neunten Chur widerſetzten, ſich an die Kron Franfreich bängten, worüber am Kayſerl. Hof ein groffer Lern entflund. Nun hatte man auch ungeacht des Hauſes Wuͤrtemberg bißher bes zeugter Mäffigung auf dasfelbe einen Verdacht, ald ob ed damit verwidelt wär. Der Geſandte gabe fich deßwegen viele Mühe ſolchen Argwohn zu benehmen. Der von Dberg wollte ſich ebenmäflig diefen Verdacht zu Nutz machen und übers gab eine nene Schrift in den Reichs-Hof⸗-Rath wegen der Reichsfahne. Weil er aber nur das alte wieder in Eurzen Sägen aufmärmete, fo kam fie in Feine - Betrachtung und der Meferent machte dem Backmeiſter Hoffnung, daß es bey bem vorigen Gutachten bleiben dörffte. Weil nun der Kayfer mit dem Hanf Hanover fehr behutfan verfahren muffte und glaubte, daß das Haug Würtems berg fich mit einer fchrifftlichen Declaration, daß der Reichs-Sturmfahn der allgemeine NReichöfahn fey, begnügen und nicht darauf beharren würde, daß man offentlich und in dem Lehn: Brief viel davon gedenken follte, fo muffte aud) ber Backmeiſter endlich einwilligen, daß der=- Lehen» Brief nad) der alten Form eingerichtet würde, in welcher ohnehin jederzeit difer Fahne der Rayferl, amd des Reichs Sturmfahn genenner worden und der Churfürft Bals duin zu Trier folche Benennung im Sahr 1332. erleutert hatte, daß es das Vexillum Imperii fey und nur Sturmfahne in volgari heiffe, weil es jebers mann am gnemeinften in die Sinne gefallen, wann man bey befchloffenem Reichskrieg die Haupt: Fahne des Neichs fliegen laffen, damit die Reichs-Voͤl⸗ ker demfelben zueylen follten, wie Anno 1499. Kayfer Maximilian 1. denfels ben nach befchlofenem Krieg widerdie Eydgenoffen zu Coſtnitz auffledte. Der Gefandte begehrte demnach nur, daß die Declaration fo abgefaffet werden möchte, daß das Fürftlihe Haug Würtemberg wider alle fernere Anfprüche an diefes Reichs-Panier ſattſame Verfiherung erlangte. Weil aber der von Oberg in obgemeldtem Exhibito fehr ſtark auf das zwifchen dem Kayſer und dem Haug Hanover gemachte Pactum und auf die vermeynte Anſprach des Shurfürften von Sachſen an das Reichs-Panier drange, fo konnte folches der Wuͤrtembergiſche Gefandte nicht gar mit Stillf hweigen hingehen laffen, fondern

übergab hinwiederum eine Schrifft 4) ob er ſich ſchon in die merita cauſæ nicht €c3 eins

(q) vid, Beyl. num. 33.

206 Geſchichte der Herzogen von Wiürrenberg,

1699 einlaffen wollte, und bath die Declaration. bald publicieren zu laſſen. Nun follte den 24. Aug. mit der Deliberation in diefer Sache der Ans

fang gemacht werden. Weilaber der Reichs: Hof: Narbe: Präfident, Gras von Detingen, welcher ald Gefandter an die Dttomannifche Pforte abrenfen folls te, und er die Anſtallten dazu machte, gleichwohl dem Neferenten Franz Trides xich von Andlern nicht wohl traute, fondern denfelben im Verdacht batte, ald ob er mehr Neigung gegen die Hanöverifche Parthen hatte und deßwegen felbft der Deliberation beywohnen wollte, fo wurde die Sad) immer verfchoben, zus mahl der von Dberg nur immer verlangte, daß diefe Sache fo lange auf fich bes ruhend bleiben follte, biß fein Hof eines andern anftändigen Erz» Amts verfis dert wär. Und alder erfuhr, daß diefelbe im Reichs-Hof-Rath vorgenoms - men worden, fo lieff er fo gleich zu dem von Andler und zeigte eine aufferors deutliche Defftigkeit gegen ihn. Er hatte gute Urfach dabey, dann er hatte bißher die Einwendung gemacht, daß, ald das erfte Gutachten für Würtems berg erflatter worden, man den Gegentheil noch nicht gehört hätte. Wanu nun nad) denen von Hanover beygebrachten Gruͤnden das Öutachten wieder alina flig für Wuͤrtemberg ausfiele, fo verlore ed deflo mehr. Es ſchien auch wuͤrklich die Sache hädelichter zu werden, weil man beede hobe Häufer nicht in mehrere Meitläufftigkeit aegeneinander verwickeln wollte. Endlich erfolgte dad Gut⸗ achten dahin, daß der Wuͤrtemb. Fahn Fein Particulier-Fahn, fondern ein alls gemeined Reichs-Panier fey, wofür ed aud) der Kayſer billich erklären und dem Haug Wuͤrtemberg die Verfiherung durch eine fehrifftliche Declaration geben Eönnte, Daß demfelben weder jegt, noch Fünfftig, zumahl aber Durch das der neunten Chur zugedachte Erzamt nichts praajudiciert, fondern vielmehr, wann dißfalls noch einiger Zweifel ſich äufferte, derselbe aus dem NBeeg geraumt und das Haug Wuͤrtemberg bey deffen habender allgemeinen Reichöfahnen wider jes bermann auf das Eräfftigfte gehandhabt werden follte. Weil nun eine dergleichen Erklärung nicht hinlänglich erachtei wurde, indem die Frage nicht berührt wers den wollte, ob diefer Fahne das einige allgemeine Haupt» Panier oder neben demfelben noch ein auders dasſelbe fey? und man diefelbe fehr verfchraubt fande, fo gedachte der Herzog die ganze Sache bermalen auf fid) beruhen zu laffen und feinen Sefandten ohne Lehens-Empfaͤngnus abzufordern, indem der Herzog ein für allemahl verlangte, daß man dem Fürftlihen Hauß Hanover eine ex- clufivam von dem Erz: Panner- Amt geben follte. Der Öefandte berichtete aber, daß die Kayſerliche Staats-Raͤthe den Abbrud) diefer Handlung, da es nun fo weit gefommen, fehr mißrietben und verficherten, daß, wann der Herz zog einen andern von ihnen gemachten Entwurff einer Declaration fich gefallen. lief, der Kayfer und deffen Minilteriumn ihn dabey aufs Erafftigite ſchuͤßen würs | den,

Fuͤnfzehender Abfehnier, 207

den. Nun befande der Herzog ſolchen nicht fo weit von feinen Abſichten 1699 entfernt. Allein er bemerkte darinn, daß die ihzm gehörige Reichs + Tabs

ne nur zum Kriegs Gebraud, der nicht in curüis folennibus Imperatorum tauglich wär, eingefchrändt wär, mithin diefem Panier ein anderes an die Sets te gefegt werden dötffte, welches er doc) forgfältig vermeiden wollte,

F. 96.

Wie es aber dem Würtemb. Gefandten ergieng, fo widerwärtig waren and) die Uinftände der Reiche» Tags» Öefhhäfften. Dann der Otritt wegen ber Ryoßwickiſchen Clauſul zwifchen dem Corpore Evangelico und den Catholifchen batte, wie ſchon gemeldet worden, alles in eine Unthaͤtigkeit geſetzet, weil dife weder eine Antwort aufjener letere Erklärung geben, noch zu einer anerbottes nen Vergleichung die Hand bieten wollten, fo, daß bie Evangeliſche auffer Stand gefeht wurden ſich mit ihrem Gegentheil in einige Handlung einzulaſſen. Einsmals verlangte der Teutſchmeiſter eine Verminderung feines Matricular— Auſchlags fehr dringend und weil er ein Glaubensgenoſſ war, -fo betrieben die Sarholifche fein Anligen und lieffen die Evangelifche durd) den Chur-⸗Maynziſchen zu einer Conferenz einladen. Dife entfehnldigten ih aber nur, daß ihnen die noͤthige Verhaltungs= Befehle noch abgiengen, fonft aber würde ed an ihnen nicht ermanglen, daß man in den Reich» Collegiis wieder zu den Deliberatio- nes oder zu einem Schluß gelangen koͤnnte. Nichts defloweniger lieffen fie dem Shur: Maynzifchen Directorio die Anzeige thun, daß man Fein Bedenken tras ge dem Ventfchmeifter die Matricular- Moderation angedeyhen zu laffen, wann fie im Stand wären eine formliche Deliberation darüber zu halten, Nun wollten die Satholifhe auch Feine Schuld an der Unthätigkeit des Reichs⸗ tags fragen, weßwegen man ihnen zu verftehen gab, daß ihre legtere Er⸗ Harung nicht nur wider die ausdruͤckliche Worte und Meynung ded Nypwicifhen Fridens, fondern auch wuͤrklich härter wär , als bad jenige , weffen ſich die Kron Frankreih vernehmen laſſen. Zudem fo hätten die Evangelifche dem Roͤmiſch-Catholiſchen Corpori mit fattem Grund gezeigt, worinn fie in dem Pfälzifchen Religions-Weſen wider den Neligionds und MWeftphäl. Friden befchwehrt würden, aber von demfelben Feine Antwort, am allerwenigften eine Hülfe erlangen können. Mithin müffte difen vorher abs geholfen und der Weeg zu den Deliberationen gebahnet werden. Worüber fi) der Chur» Maynzifche vernehmen ließ, daß, weildie Kron Frankreich ger linder gienge , als die Catholifche gehofft hätten , fo dörften dife jetzund villeicht nicht weniger den Evangelifchen nähern, indem ihre Meynung eben nicht nn

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208 Geſchechte der Herzogen von Würtenberg,

1699 ſen, daß ihre ausgehändigte Erklärung ihr Ultimatum wär, fondern fiebäts

ten nur die letzte Chur⸗Pfaͤlziſche Reſolution aufdie Brandenburgifche Wers bung und was die Evangeliſche daruͤber an die Catholiſche bringen wuͤrden, er⸗ warten wollen um ihre eigentliche Meynung gleichfalls eroͤffnen zu koͤnnen. Es entſtund aber wiederum ein leydiger Ceremonien-Stritt, welcher wenige Hoff⸗ nung zu baldiger Wiederantrettung der Deliberationen machte, indem der Sachſen-Gothaiſche Gefandte die Notification des Todesfalls des Herzogs von Sadhfen » Coburg durch feinen Gefandtfchaffts » Secretarien vermittelft einer Gutſche verrichten ließ und die Churfürftl. Secretarien ſich den Fürftlichen unter dem Vorwand bey Abftattung der Condolenz nicht gleich flellen wollten, daß die Churfürftl. Gefandten Ambafladeurs wären , die Fürfkliche aber fi uns ter folhem Caracter nicht Jegitimierten. Dife Öefandten wurden dadurd) deffo mehr aufmerkffam gemacht , als ihnen die Nachricht zukam, daß der Franzoͤ⸗ fifche und Holländifche Geſandte dem Wuͤrtembergiſchen den erflen Beſuch zu ges ben verweigerten , und der leßtere daran fchuldig war obſchon die Generals Staaten Feine Urſach darzu hatten. Difes Zwiſchenſpiel hinderte aber das Corpus Evangelicorum nicht den: Churfürften von der Pfalz durch den de Boezelaer neue Vorftellungen zu machen , welde der Holländifche Geſandte Valckenier unterftüßte. Zween eigennüßige der A. C. zugethane fogenanute Theologi Schleffer und Debus reißten aber den Churfürften zur Verfolgung der Reformierten , weil dife Neligionsverwandte jenen vorhin die Kirchen‘ Öüter entzogen und ſich in die Pfalz eingedrungen baten. Aus Rache machten fie den Plan , daß der Churfürft diefelbe nimmermehr verfolgen , ihnen das uns erträgliche Simultaneum aufdringen und die geiſtliche Güter abnehmen und fols che den Catholiſchen zuwenden follte. In der That fihiene auch der Churfuͤrſt den Auafp. Confeffiond > Verwandten viel günfliger , weil er dife beede Theo⸗— logen wider die Reformierte zu feinen Abſichten gebrauchen Fonnte und fie ihm das Zeugniß offentlich gaben , daß fie wider ihn nichts zu Elagen hätten, fons dern vielmehr ihnen von demſelben vieler Vortheil verfhafft würde, Nun wurs de den Reformierten in allweg nur mit dem Maaß gemeffen , mit welchem fie ehmalen den U. C. verwandten gemeffen hatten. Allein fie handelten thöricht, daß fie dife ald Feind verfolgten, und einen andern in deſſen Luͤcke ſetzten, mwels her ihnen weit gefährliher werden Eonnte , indem man nicht anderd vermus then konnte, als daß der Churfürft nad Vertilgung der Neformierten auch das Garn über die A. E. verwandte zufamen ziehen börffte. Der Brandens burgifhe Gefandte führte deßwegen demfelben zu Gemuͤthe, daß er den Weſt⸗ phälifchen Friden umfloffte und was ihm für Nachtheil daraus bevorſtuͤnde. Ungeacht man nun vermuthete, daß ſolches keinen Eindruck in das harte 9—

muͤt

Fuͤnfzehender Abſchnitt. | ! 209

muͤth des Churfuͤrſten machen doͤrffte. Weil er ſich gegen dem Schwe⸗ 1699

diſchen Geſandten von Muͤller ſehr anſtoͤſſig erzeigt hatte, ſo wuͤrdig⸗

te er doch diſe Vorſtellungen jetzo nicht allein einer gnaͤdigen Aufnahm, ſon⸗

dern verſprach auch eine beſſere Ueberlegung der Sache und lieſſ ſich gegen dem de Bozelar vernehmen, daß er bißher andere Catholiſche Stände um ihre

Gutachten hierinn erfucht, deren aber Feiner ihm geantwortet hätte,

——

Entzwiſchen war noͤthig den Hanoveriſchen Geſandten dahin zu vermoͤgen, daß er ſich der Lehens-Empfaͤngnus des Herzogs Eberh. Ludwigs und einer ihm gefaͤlligen Declaration wegen des Reichsfahneus nicht widerſetzen moͤchte, weil ohne di.e fich der Herzog nicht wohl zu jener eutfchlieffen Fonnte, zumahlen er immer in Sorgen ſtunde, daß der von Oberg ſolche zu hindern alled wagen würde, Endlich brachte man ed doch durch befftige Vorflellungen und viele ans gewandte Mühe dahin, daß erden 11. Nov. connivendo eine folge Declara- tion, worinn dem Fuͤrſtl. Hauß Hanover die exclufiva von der Reichsfahne gegeben würde, geitatten wollte, Dagegen ihn unter dev Hand nnd in der Stils Yevon der Kayf. May. die. fchrifftlihe Verfiherung zu einem andern Erzs Amt gegeben und beeded dermahlen noch biß die Sache wegen eined Erzamts in dem Churfürftl. Collegio vorkomme, fecretierst werden follte. Nun waren beede Auffäge vorhanden und es kam nur darauf an, daß der Reichs-Vice⸗ Ganzler foldje dem Kayfer vortragen und um Anſetzung eines Termins zur Les hend: Empfängnus bitten folite. Difer zgauderte aber damit und der von Ds berg hatte Zeit gewonnen den gethanen Schritt zurud zu ziehen , weiler bey einem weuen Erz: Amt wieder einen neuen Sttitt befürchtete. Die Kayferl. Raͤthe fuchten defwegen jeko den Mürtenberg. Oefandten zur Annahm der Kayferl. Verfiherung zu vermögen, weil fonfl die gure Neigung, foihre Ray.- May. gegen dem Herzogl, Haug Würtemmberg trüge, fich niche wenig vermins dern und man es für einen Eigeufiun auslegen dörffte die Invellitur eher wieder in die Länge aufzufchieben, zumahl diefelbe ein ganzes Herzogthum und fo viel ihöne Herrfhafften betreffe. Der Gefandte begegnete aber diefem Anſinnen, daß dem Herzog foldyed um fo weniger zugemuthet werben fünne, als er ſich aller Maͤſſigung befliffen, das Fuͤrſtl. Hauß Hanover aber dagegen fich fo hart bezeuge und das Anfehen habe, daß es ſich der Anuehmung folder Kanferl. Verſicherung zu mebrer Obltination bedienen und wann Fein anderes ihm ges fälliges Erz-Amt ausfindig gemadıt werden Fönnte auf dem Reichs-Panner—⸗

Aumt befteben doͤrffte. Er Geſandter hoffte demnach bey dermaligen Conjun- All. Cheil. Dod ctu⸗

910 - Geſchichte der Zerzogen von Würtenberg,

1699 turen und der mifflichen Lage des Landes, daß man von feiten des

Kayſerl. Hofes gegen dem Herzogl. Hauß noch einige Confideration tragen und den Herzog vielmehr in feiner bißherigen Treue und patriotifchen Geſinnung erhalten, ald denfelben Eleinmütig machen werde, Dann es [fund in. ber Kayſerl. Verficherung, daß, wo möglich, dem Hauß Hanover ein anderes Erz-Amt andgefunden werben ſollte. Weil nun dife Worte noch in einen Zweifel feßten, ob ein anderes Erzamt audgefunden werden koͤunte und folglich das Fuͤrſtl. Hauß Hanover no immer auf dem Erz be⸗ ſtehen doͤrffte, weil es ſich auf das mit dem Kayſer getroffene Pactum beruffte, fo begehrte der Backmeiſter, daß die bemeldte Worte, wo möglich, auss gelaffen und der von Dberg verlangte hingegen, daß folche beybehalten würden, Nun waren die. bißherige Auffäge nur privatim und auffer dem Reichs-Hof—⸗ Rath entworffen worden, weßwegen difed Meichs » Gericht drey deffen Beyſi— Ber, Andler, Schellerer und Kirchnern auftrug fid) wegen einer dem Herzog gefälligen Declaration und Verficherung mit dem Würtemb. Gefandten zu vergleichen und folche dem Kayſer vorzulegen, Dife machten auch einen folchen Entwurff und dad Collegium ein abermaliged Gutachten, welches enthielte, daß ed die Sache noch einmal pflihtimäffig erwogen hätte und nicht anderft eins zurathen wüffte, als daß dem Herzog ein foldyes Decretum mitzutheilen wär, MWofern nun der Hanoverifhe Sefandte Feine neuere Einwendungen machte, fo hatte ver Wirtembergifche die Hoffnung , daß die Lehens-Empfaͤngnus nid» flend erfolgen möchte. Es fchiene aber, daß jener difer Handlung auf allen Seiten Hindernüffe in den Weeg legte, indem nicht allein der wunderliche Gras. Buccelini noch immer den Verglich wegen der Blaubenrifchen oder fo genannter Tyroler Reben zu zernichten drohete und alles bervorfuchte, was den Reichs— Ständen wehe thun Fonnte, fondern auch der Kayf. Ober-Hofmeiſter wegen des Seremonield bey den Lehens »Empfängnuffen fich hart bezeugte. Letztern aber widerfehte fich der Reih8s Vice » Canzler, Or. von Kauniß und behaup⸗ tete hefftig, daß diefeyerliche Auffahrung zu difer fo ernidrigenden Handlung der Fürften dem Kayſer zur Ehre gereiche und was man einem Fürften in Perfon nicht verwaigere , auch deffen Repraefentanten, der ſolches groffe Gefchäfft abs legte und in feined Herrn Seel fhwören müffte, nicht verfagen Eönnte, mels cher Meynung alle Benfiger beyfielen und difes Ceremoniel für etwas willkürs liches hielten, da man wohlaud Exempel finden dörffte, daß Chursund maͤch⸗ tige Fürften nach ihrem Belieben mit zwey Pferden aufgefahrenfeyen. Es fchies nen aber überhaupt die Conjundturen dermahl dem Herzog nicht guͤnſtig zu ſeyn, indem nicht allein die Schwangerfhafft ber Roͤm. Königin, ald einer Prinzeß fin and dem Hauß Braunſchweig und die Gegenwart deren Fran Muster, fons -

dern

Fuͤnfzehender Abſchn'tt. 211 ET ——— bern auch das lezthin gemachte Concluſum des ſamtlichen Churfuͤrſtl. 1699 Collegii diſem Fuͤrſtl. Hauß zu ſtatten Fam, fo, daß der Backmeiſter Schon entfdyloffen war fi von feiner Negociation loßzuwickeln, vorher aber dem Kayſerl. Minilterio deutlich vor Augen zulegen, wie ungütlih mit dem Fuͤrſtl. Haug Würtemberg verfahren würde, |

§. 98

Dann denn 8. (18.) Octobr. wurde die Trage, ob der Herzog von Has nover in die Zahl der Churfürften aufgenommen werden foll? auf des Kayſers Begehren wieder im Churfürftl, Collegio vorgetragen, weil die bißher diflen- tierende Mitglieder deffelben Coͤlln, Trier und Pfalz fich gegen deinfelben vers nehmen lieffen , daß fie den übrigen Churfürften beytretten wollten. Wie dann auch wuͤrklich gefchebe und den 17. Octob. ein Gutachten an die Kayſerl. May. erftattes wurde. (7) Mau gieng fo ſchnell zu Werk, daß der Churfürft zu Maynz zugleich ſchon von der Einführung ded neuen Ehurfürften reden wollte, welches aber noch durch den Mangel der Verhaltungs » Befehle verhindert wurs de. Die Fürftliche Gefandten wurden wegen folder abermaligen Nintanfeßung fehr betvetten und hielten degwegen eine Conferenz, worinn fie befchloffen fols hen Vorgang ſchleunig an ihre Höfe zu berichten und neue Verhaltungsbefehle einzuholen. Dann fie wollten das Abfehen der Churfürften daraus bemerken, wieweit diefelbe die Fürften berabzufeßen, dem Reich ein ganz anderes Syſtem zu geben und die Örundaefeße deffelben umzufehren fuchten. Es muffte ohnehin den Fürftl. Gefandten wehe thun, daß das Chur: Maynzifche Directorium fein Bedenken getragen das ganze Fürftliche Collegium durch befondere Anfagen auf das Raͤthhauß vergeblich zu bemühen ungeacht weder es ſelbſt, nod andere Ehurfürftliche fi bey ihnen einfanden, noch fi) deßwegen entſchuldigen lieffen. Dbwohl nun Herzog Eberhard Ludwig mit deu correipondierenden Fürftlichen in der Neunten Chur-Sache nicht gleiche Gedauken führte, fo befande dife doch nörhig bey ſolchen Umſtaͤnden feinen Gefandten zu folder Conferenz zu zieben, weiler zwar gelindere Weege erwäblt hatte, aleihwohl aber darinn einig mit ihnen war, dag man ber Fürften Rechte und Vorzüge aufrecht erhalten und ſich den Churfuͤrſtl. Abſichten widerfegen follte. Der von Oberg wuflte fich fols che Umftände fo wohl zu nuß zu machen, daß wider feine Uebermacht faſt nies mand aufzukommen vermochte, ungeacht nicht wohl zween Miniftri an dem Kaya ferl. Hof waren , welche das Hanoverifche Verfahren billigten , infonderheit weil der Geſandte auf den Herzog von Würtemberg und die von den vornehm⸗ fien Kayferl. Staats -Räthen gerbane Vorfehläge fo ſchlechten Egard bezeugte.

| Dd 2 Nur

Er) vid, Beyl. num. 34. und 35.

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212 Gefchichte der HZerzogen von Würtenberg,

1699 Nur der Reich8s Vice» Kanzler von Kauniz war wider dad Fürftl, Haug dergeflalt eingenommen, daß er alle Schutt auf Würtemberg legte, ald ob ed zu hart und allzu eigenfinnig wär, und dem von Dberg fogleich das Reichs⸗Hofs-Raths-Gutachten nebſt dem neuen entworffenen Decret zu wiffen machte. Difer wurde darüber fo aufgebradt, daß er fo wohl dem Reichs⸗ Hofe Narhes Vice» Präfidenten Graven von Zeyl und den deputirten Raͤthen unter die Augen fagte, daß dife Sache ihr Collegium gar nichts angienge und baffelbe fi) gar nicht darein zu mengen hätte, indem dad Fuͤrſtl. Hauß Hanos ver einmahl den Fahnen habe und fih von den Reichs-Hof⸗-Raͤthen benfelben nicht nehmen laffen würde. Dife allzubefftige Dreufligkeit und der Chur» Fürs flen Betragen vermehrte dad Auffehen der Fürften, deren Angelegenheit durch obgemeldten Churfuͤrſtl. Schluſſ vom 8. Nov. fehr augegriffen und verwundet wurde, fo, daß viele rechtfchaffene Kayſerl. Räthe die Ars und Weife zu fols chem Schluff zu gelangen fehr mißbilligten. Dann viele derfelben waren unmits telbare Reichs-Staͤnde, weldhe an der Fürften von den Churfürften fo unbillig erleydenden Bedruͤckungen Antheil nahmen und fich vielfältig mit dem Wuͤrtemb. Sefandten darüber befpradhten. Sie meynten, daß die Fürften unter ſich einen beftändigen Verein wider alle diejenige, welche ihnen in ihren Nechten und Freys heiten Eintrag thun wollten, anfrichteten. Difer müflte auf die Grundgefeße des Reichs gebauet feyn, niemanden einigen Anſtoſſ geben und von dem Kaya. fer befletigt werden, wordurd der Weeg geöffner würde, daß die Fürften und Graven ihre Fürften » und Graven: Täge halten Eönnten. Die alte Fürftlis chen Haͤuſer müfften den Anfang machen, da nicht zu zweiflen fey, daß nad) und nad) mehrere und endlic, alle beytretten doͤrfften, wobey jedoch) jene die offes ne Hand behalten koͤnnten darein aufzunehmen, wen fie wollten, indem die Aufſtellung fo vieler Kleinen Fürften dem Reich fehr vieleö bey lehterm Krieg gefihas det hätten. Sie erfuchten auch den Backmeiſter ernftlich ſolches dem Herzog vor zutragen, weilftenicht zweiffelten, daß derfelbe fich difen Vorfchlag gefallen laffen würde. Und weil der von Oberg noch immer männiglich zu überreden trachtes se, daß dad Fürfllihe Haug Würtenberg nur einen Particular-Fahnen has be, welchem durd dad Hauß Hanoser nichts benommen würde, fo fahe ſich der Backmeiſter veranlaffer deſto ernftlicher wieder auf die Publicatiomdes Kay. Geheimen » und des Reichs-Hof⸗Raths Conclufi zu dringen und wofern die Kay. May. noch einen Anſtand hätte, die Lehens⸗Empfaͤngnus bis zu volls kommener Sicherheit ded Fuͤrſtl. Hauſes Würtenberg audzufegen und um feis ne Dimiflion zu bitten, wie er fih dann nach erhaltener Audienz auf allen Tal würklih bey dem Kayſer beurlaubte, jedoch mit der Verficherung, daß Seine Herzoglihe Durchleucht nichts deſto weniger in allergesreuefter Devotion | | zu

Sünfzehender Abfebnier. 213

Ye

zu bleiben gebächten, Der Kayfer gab aber nurbie Antwort, daßer felbft bes 169 9 dacht ſeyn wolle dife diflerentien fo gut möglich beyzulegen, lieffe fich aber wer

gen verlangter Dimillion nichts vernehmen, als daß er an des Herzogs De- votion keinen Zweifel trage, weßwegen er ihm auch feine Wohlgewogenheit und Zuneigung zu erweifen nicht ermanglen werde. Der Ör. von Kauniz muffs te ihn aber nochmalen verfihern, daß Ihr Kay, May. den Herzog gern cun- foliert fehen möchte und darauff Bedacht nehmen wollten, wie ein anders Erz⸗ amt auszufinden wär, an welches Werk fo gleich die Hand gelegt werden folls te: Es falle ihm jedoch ſchwer das Fuͤrſtl. Hauß Hanover aus dem Beſitz zu feßen, bis ein anderes ausgefunden wär, weil dasfelbe fo gar fehr foldyes abs bitte. Nun lieff fih der Gefandse hinwiederum verlauten, daß der Herzog zwar den Hauß Hanover nichts nachtbeiliges thun oder verfügen. laffen wollte, er müffte aber gegenwärtig und in Zukunfft binwiederum gefichert ſeyn, das mit er fi nicht in fernere Strittigkeiten einlaffen dörffte , wie er dann die era haltende Declaration fo lang geheim zu halten fich erbiethe, bis er fich derfels beu zu feinem Schuß zu bedienen genoͤthigt feyn würde. Nun lieffe fi der Kayſer ſolches Auskunffts-Mittels fehr wohl gefallen. Der Hanoverifche Öes fandte wollte aber der Geheimhaltung nicht trauen, indem die Declaration vor beim Reichs-Hofrath verhandelt worden, da dann geſchehen koͤnnte, daß, wann auch) fhon der Herzog von Würtemberg felbige mit Stillfhweigen verbers gen wollte, difes Orts ſolche offenbar werden koͤnnte. Es war noch immer nur um bie Worte wo möglich zu thun, wider welche fich der Backmeiſter ſetzte, weil allzubefaunt war, daß Hanover das Erz: Panner: Amt keineswegs fahren zu laſſen gemeynt feye und, wann man ed auf den Tal der Möglichkeit ausfegen “wollte, dasfelbe daunoch damit belehnt zu werben begehren dörffte, welches dem Hang Würtenberg noch nachtheiliger werden könnte, zumabl es alsdann wegen des von dem Churfürftl, Collegio vorbehaltenen Rechts über das Erz: Amt zu fprechen entweder mit difem Collegio oder mit dem ganzen Reich zu fireiten haben müffte oder ehe das Churfürftl. Conclufum dem Haug Würs temberg bekannt würde, Hanover dadfelbe erfchleichen Fönnte und Feine Hülfe mehr zu finden feyn dörffte. Der Bacmeifler redete alfo no immer von Abbrechung der Negociation und von feiner Heimreyſe. Er wuſſte aber, daß ſolches dem Kanfer fehr mipfällig feyn würde und daß derfelbe ed nicht gern das bin gebradjt feben wollte, weßwegen er endlich nur bathe ihn nicht Länger aufs zubalten , fondern entweder mit einer folchen Interims-Refolution, daß als led und auch die Belehnung des Herzogs in ftatu quo verbleiben folle, oder mit einem bloffen Recreditiv ihn abzufertigen, indem er auf ein ungewiffes

wo möglıch fi nimmer an dem Hof verweilen koͤnnte, ſondern allens DD 3 falls

314 Gefchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1699 falls auch ohne Recreditiv abreyfen und die Kayſerl. fernere Verordnung ers

warten müffte. Er zweiffelteaber garnicht, daß Seine Kay. May. Dero Anz ſehen darzwifchen legen und etwan Hanover aud) eine fhrifftlihe Verfiherung zu einem andern Erz» Amt geben und darüber die Einwilligung des Collegii Klettoralis.auswürfen , im übrigen aber e8 bey dem mit Hanover getroffenen Pacto verbleiben laffen würde, Der von Dberg häfte die Abreyſe des Bad meifters gern gefeben, damit er in diſes Geſandten Abweſenheit deſto freyere Hände hätte in geheim für feinen Herrn zu arbeiten und die Wuͤrtembergiſche Lehens⸗Empfaͤngnus bintertrieben , folglich alles in ftatu quo bleiben möchte, Dann ald der Gr. von Kauniz die Abreyſe hoͤchſtens mißrierhe und meynte, daß, wann man dem Hauß Hanover eine ſolche Verfiherung gabe und dev Herzog von Würtenberg ein Salvatorium annähme, der Sache gebolffen ſeyn koͤnnte, fo beharrte der von Dberg nur deflo bartnädiger auf dem Erz⸗ Panner-Amt, als noch niemalen, ed wäre dann ein anderes anflandiges Amt wärklid) andges funden. Er madte aber ſolches ſelbſt zweifelbafft, indem er vorgab, daß der Kayſer durch das obangezogene Churfürftl. Gutachten von dem Jahr 1692. ges bundene Hände hätte und Fein anderes Erz-Amt ohne Einwilliaung difes Col- legii geben könnte, widrigenfalld daffelbe nur zum Unwillen wider dası Hauß Wuͤrtemberg aufgebracht werden doͤrffte. Er meynte fo gar, daß der Herzog für eine fonderbare Achtung aufnehmen müffte, wann Hanover ein anderes. Erz⸗Amt anzunehmen ſich bequemte, indem er fich ſchmeichelte, daß, weil die Churfürften den Fürftenfland fo weit herabzuſehen trachteten, fein Princis pal deſto leichter mis dem Erz-Panner-Amt durchdringen koͤnnte.

$: 99

Solche Aufführung machte aber dem Oberg die meiſte Kayſerl. Staats⸗ Raͤthe unguͤnſtig, welche deßhalben den Wuͤrtemb. Geſandten zur Beſtaͤndig⸗ keit erinnerten. Derſelbe wollte ohnehin den bey dem bevorſtehenden Sabress wechſel gewonlichen Ausgaben ausweichen und lieſſ feinen Canzelliſten nebſt eis nem Diener und einem Theil ſeiner Bagage wuͤrklich nach Hauß gehen um zu zeigen, daß es ihm ein Ernſt ſey, welches der von Oberg nicht glauben wollte, da entzwiſchen diſer Hergang auch einen Einfluſſ in die Reichſstags⸗Augelegen— beiten hatte. Daun die neunte Chur-Sache veranlaſſte die Evangeliſche cor⸗ vefpondierende Fürften den König in Frankreich als Mit» Guaranten des Weſt⸗ phälifchen Fridens zu erfuchen, daß er wegen difer Sache ſich in das Mittel, les gen möchte. Sie beſchwerten ſich aber vornemlid) nur über die Churfürften , daß zwar durch den Ryßwickiſchen Friden die Nuhe in Europa und Wie

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Fuͤnfzehender Abſchnitt. Bi

heit in Teutſchland wieder hergeftelle worden, das Churfürftl.Collegium aber 1699 wider den im Ryßwickiſchen erft neulich beftetigten Weſtphaͤl. Friden in ger meinfchafftlichen Neichsangelegenheiten und infonderheit in Verſtaͤrkung des Chur⸗ fürften » Stand3 einfeitig verfahre, mithin die Fürflen in ihren Öerechtfamen verfürze und dadurch Anlaff zu groffen Mißverfländnuffen gebe. Weldye Re- quifition fie um fo noͤthiger und unfchuldiger zu ſeyn erachteten, als fie bereits alles gethan hätten, was Ständen des Reichs oblige, und ihnen krafft der Keichs » Conftirutionen benahbarte Mächten um Benftand zn Beybehaltung ih⸗ ver und der gemeinen Wohlfart zu erbitten oder wohl gar Bündnuffe mit ihnen zu ſchlieſſen auf gewiffe Maaß in alle Weeg erlaubt wär. Die Kron Frankreich hatte ſich [don erbotten, daß, wann fie von gefamten correfpondie- renden darum erfucht würde, fie in diefem Handel den Fürfien nach ihrem Bes gehren beyſtehen wollte. Als fie aber auh den Würtemberg. Gefandten von Hiller um feine Meynung befragten, fo antwortete er ihnen, daß fein Herzog die Jura Principum auf alle ſchickliche Weiß und Weeg zu vertbeidigen ganz willig und bereitwär. Er erinnere fih aud) gar wohl, was deu Fürflen und Stäuden des Reichs im Weltphälifchen Friden zufäme: Weil aber die in Vors fhlag gefommene Requifition der Kron Frankreich eine Sache von groſſer Wich⸗ tigkeit wär, die in keines Geſandten Willkür ſtehe, fo wollte er folche feinem gnaͤdigſten Herru binterbringen und deffen Befehle erwarten. Es Fam deßwe⸗ gen eine Zufammenfunfft der correfpondierenden in den Vorfchlag und fie hats ten auh Herzog Eberhard Ludwigen darzuerbetten, welcher aber fid) erklaͤrte daß er nicht dabey erfcheinen Eönnte, worüber fie fehr in die Verlegenheit gefehe wurden, da fie ſich von diefem betraͤchtlichen altfürftligen Hauß, wie fie ſich vernehmen lieffen, vieled verfprochen hatten, weil es fich bisher vernehmen lafs fen, daß es für die Nechte des Fürftenflands alles beytragen würde. Der Here zog entfchuldigte ſich aber, daß er dermahl nicht räthlich finde dergeftalt Antheil an ihrem Unternehmen zu nehmen, da er einen Öefandten zu Wien habe bie bisher verzogene Lehens-Sache und andere Angelegenheiten zur Richtigkeit zu bringen, und ihm einige Theilnehmung vielen Nachtheil verurfachen Eünnte, zumabler auch wegen des Haufes Hanover dafelbft fehr behutſam zu gehen und mithin noch Feine freye Hände hätte, verhoffte aber folche bald wieder zu gewis nen und feiner Zufage eine Genüge zu thun. Die Franzöfifhe Requilition bielte ihn davon ab. Der Erzbifchof von Salzburg verlieff aber diefe Parthey gar, welches fie fehr ſchmerzte und veranlaffte ihm zu drohen, daß fie fi um - ein anderes Directorium umfehen müfften, indem fie nicht zweiffelten, daßder Hoch⸗ und Teutſchmeiſter es auf begehren übernehmen würde. Nun wurde zwar dem Chur» Maynzifchen anf Befehl des Kayſers beygebracht die Shur⸗

216 Seſchichte der Herzogen von Wöürtenberr, 1699 Chur, Sache den Fürften endlich auch vorzutragen und ſolchen Vortrag mit et⸗ welcherDeclaration de non præjudicando zu begleiten, das Hauptwerk aber mit der vorbin kefandten Mehrheit des Fuͤrſten-Raths durchzutreiben und denen um die Freyheit und Rechte der übrigen Stände eyfernden Fürften das Nachſehen zu laffen. Dann der Kayfer hatte diefe Sache bißher im Fuͤrſten⸗ Math vortragen zu laffen Anfland genommen, um Zeit zu gewinnen ſich der meiften Stimmen zu verfihern. Die Eorrefpondirenve fahen bey folder Rage der Umſtaͤnde nicht, wie fie mit einigem Schein der Ehre und Genugthuung für die biöherige verächtlide Hintanfegung fih darauff einlaffen koͤnnten. Die meifte hielten aber davor, daß man nur gleihfam für fich gefprädyweife dienlis cher Drten zu verfteben geben müffe, daß die Fuͤrſten fo lang zu diſer Sache nicht concurrieren Einnten, bis fie in den Stand gefeßt würden ihr freyes Vo- tum mit Nachdrud und gehöriger Würfung zu geben, ob es dem Reich noͤthig eine neue Chur aufzuftellen? Auch wen folde und uuter welchen Bedingungen beyzulegen wäre? und was für Verdienfle ver andern ein folcher Canditat has be? dann es waͤren unter den correfpondievenden folche Fuͤrſten, welchen ungleich groͤſſere Verdienſte beygelege werden fönnten. Und auffer diſem würde ber Vors trag ein bloffes Spiegelfechten ſeyn, welches in einer jo wichfigen und die gans ze Derfaffung des Reichs betreffenden Sache ohne Verlegung oder Umſturz als ler Reichs » Grundgefege nicht geſchehen koͤnne. Wegen der von ben Ehurfürs ſten in ihrem Gutachten angehängten Bedingungen und Vorbehälte bezengten wenigftens die Evangelifche gegen dem Chur » Brandenburgifchen ihr Mißvers guügen und begehrten von ihm mit ihnen gemeinfchafftlice Sache zu machen und nicht zuzugeben, daß bie Paritas religionis im Churfürftl. Collegio aufs gehoben und zernichtet würde. Difer Widerſpruch machte am Kayferl, Hof ‚groffes Auffeben und hatte die Würkung, daß die Sache bis auf bequemere Zeiten und Umſtaͤnde verfhoben wurde, Der Wuͤrtemb. Geſandte hatte aber anug zu thun am Kayferl. Hof das Hauß Würtemberg zu entſchuldigen, daß daöfelbe Feinen Antheil anderft nehme , ald daß man hoffe die Fuͤrſten bey ihs zen Rechten und Freyheiten und die Örundgefeße des Reichs unverſehrt erhals sen zu fehen, da man übrigens ſich der Maͤſſigung bey allen Gelegenheiten befleiſſe.

§. 10%

Die Reichſs-Tags-Hand lungen hatten aber noch einen andern Einflus hinwi⸗ berum in das Wuͤrtemberg. Geſuch au dem Kayſ. Hof. Er betraff der Churs fuͤrſten vorbehaltene Miteinſtimmung wegen Erneurung eines Erz-Amts fuͤr den neuen Churfuͤrſten. Danu als der Backmeiſtes ſich entſchloſſ unter Vorbehal—⸗

tung

Fuͤnfzehender Abſchnitt. 27

ung der Herzogl. Wuͤrtemb. Rechte diekehend-Empfängnus zu betreiben,jes 1099 Doch unter der Hand auch ein unnachtheiliges Decretum falvatorium auszu⸗ würfen, fo wurde abermahl eines entworfen, worinn dev Churfuͤrſtl. Beyſtim⸗ mung Ernennung eines Erzamts Meldung geſchahe. Weilman aber vermus tbete, daß der Kayſer folche den Churfürften nicht einraumen würde, fo muſſ⸗ teaud) die ſer Auffag abgeändert werden. Und weilder Neid: Vice: Canzler vernommen hatte, daß der Öefandte ſich ernſtlich zur Abreyſe rüfte und bereits einige Bagage voraus geſchickt hätte, fo lieſſ eribn durch feinen Secretarien erſuchen fich nicht zu übereylen, fondern ihm des Herzogs Ultimatum zu erkeus nen zu geben, worauf diejer zur Antwort gab, mie ihn Reichs-Vice-Canzler felöft befanns fey mit was groffer Gedult er bißher fo wohl die Lehens-Em—⸗ pfängnuffen, als auch dad Decretum Declaratorium betrieben und fünff voͤlli— ge Monate erwartet, zu deren Erleichterung er fo vieles nachgegeben habe und aefchehen laffen, daß Hanover in feinem vermeynten Vefiß ded Erz » Panners Amts fo lang verbliebe, bis die Chur» Sache zu Ende gieng nnd difem Fürftl; Hauß ein anderd Erz» Amt beygelegt würde. Man febe aber, wie wenig das gegen deffen Geſandter zum Nachgeben geneigt fey und wie derfelbe vielmehr vor feinen anfänglichen Yeufferungen zurudgehe. Sein Gewalt an dem Kayſerl. Hof fey fo groß, daß Feine Vorſtellungen, fie feyen fo Eräfftig, ald fie immer wollten, damwider aufzulommen vermoͤchten. ntzwifchen Eönne das Hauß Mürtemberg fich feines Rechts nicht begeben oder fidy etwas davon benehmen laſſen, fondern fey gezwungen andere Conjunturen abzuwarten. Man trage auch deßwegen Fein Bedenken folhes der ganzen Welt zur Beurtheilung vorzulegen, welchemnach er nicht mehr aͤuſſern koͤnne, als er ſich fhon vernehmen laſſen. Der Kayfer Lieff fi) aber auf die ihm hierüber eritattere Relation verlaufen, daßer einmaldem Hauß Hanover nicht jeßo gleich benehmen könne, was er demfelben in dem fo feyerlichen Pacto verfprochen und zugelegt habe. Er wollte aber unfehlbar ein anderes Amt hienaͤchſt ausfindig machen. Man fand gleichwohl noͤthig mit dem Handverifhen Gefandten auch Darüber. zu fprechen, welcher aber nicht einmal geflatten wollte, daß der dem Hauß Würtenberg gebührende Fahne als ein Reichsfahn erklärt werden follte und in feiner Verwegenheit fo weit gieng, daß er die Formalien des Fünfrigen Lehenbriefd gebieteriſch vorfchreiben und die bisher in allen Kehenbriefen gewöns liche Worte mit der zugebührenden Herrlichkeit, Gerechtigkeit und Zugehörde ausgelaffen wiffen wollte, welchen Eigenfinn der Kayſer fehr mißbilligte und demfelbein bedeuten ließ, daß, wann er fich nicht inner 24. Stunden näher er klaͤren würde, men esibm melden, da er einen folhen Ausfchlag geben wolls te, daß man damit vergnügt feyn muͤſſte. Ihro May. Fönnten aber aud) nims mermehr geflatten, daß bie Lebens: Empfängnus länger anfgefchoben würde, XI. Theil. ne spe ſon⸗

218 Sefebichte det Herzogen von Wärtenbert,

1699 fondern, weil man den Gefandten fo lang aufgehalten hätte, wollten Sie noch diefe Woche, welche Aeuſſerung fonft gar nicht zu gefchehen pflegte, die Lehen ertheilen. Dem Badmeifter war biebey nicht wohl zu Muth, weil ereine Kayſerl. Ungnade, wegen angedroheter Abreyfe, befürchtete auf ſich geladen zu haben, als ihm von dem Graven von Kauniß ein neues ' Proje&t der Declaration zugeftellt wurde mit der Anzeige „daß Ihre Kayfı „May. aus zerfehiedenem Betracht dermahlen fih nit weiter ſchrifftlich her— „auslaffen könnte. Es würde aber dem Herzog von Würternberg genug ſeyn, „daß Shro May. ganz ernfllich gemeynt fey ein anders Erzamt auszuflnden „und difen Schwürigkeiten dadurch völlig abzuhelffen und dasjenige, was zu „Ende ded Decrets verfprochen worden, zu bewürfen, Er Gefandte follte ,, aber die Belehnung nicht länger auffchieben, fondern fih auf den 23. Des _ „cembr. welchen Tag Ihre May. dazu beftimmt hatten, mit feinem Mit» Bes „vollmächtigten einfinden. Bey welcher Hebereylung der Backmeiſter fich nicht anderft vorzufehen wuffte, als folhe Kayferl, Verfiherungen mit alleruurers thänigftem Dank anzunehmen und zu Salvierung der Herzogl. Öerechtfame ein nochmaliges Memorial bey der Abfchieds > Undienz bey dem Kayfer und ein Duplicat in den Reich: Hof: Rath zu übergeben (I). Worauf er den Obriften von Neuperg, ald einen ohnehin zu Wien anwefenden Würtemb. Leheumann zu feinem Mitgefandten erfuchte und mir Anfhaffung 6. Pierde und einer faubern Gutſche fich befchäfftigte. Das Kayſerl. Decret wurde ihn noch vor dem Les bens + Einpfang eingehändigt (U. Worauf der Obrift Eberhard Friderich von Neuperg und der Reg. Rath Backmeiſter um eilf Uhr in einer fechs - [pänniz gen faubern Gurfche welche ihnen der Dänifche Envoye von Urbich nebſt feinem erft aus Dänemark erhaltenen Zug Pferden zu folder Handlung bergab, in die innnerfle Burg führen und fi fo lang im Ritter» Saal aufbielten, bis ihs nen ber oberffe Kämmerer anzeigte, daß der Kayſer zugegen wär. Mach abs gelegter gewönlicher Submiflion hielte dev Backmeiſter die Anrede und legte auch die Dankfagung nach der Belehnung ab (U). Dife war deßwegen fonderbar, weil fie nicht nur in der Chriſtwoche am Mitwoch vor dem Chrifttag vorgenommen wurde, da fonft dergleihen Handlungen vorzunehmen wider das Herfommen war, fondern and), meil das Driginal der obgedachten Salvatorial- Declara- tion vor der Lehens-Empfaͤngnus nicht zum Vorſchein kommen wollte, bis endlich der Gefandte drohete, daß, obſchon alle Anflalten darzu gemacht was zen er zu berfelben nicht erfcheinen koͤnnte. Wordurch fich das Original finden Yieff und ihın kaum eine Stunde vor dem Auffahren uͤberbracht wurde. Mage) () vid. Beyl. num. 36. (t) vid, Beyl, num, 37. (u) vid, Beyl, num, 38. R

Sünfzebender Abſchnitt. 219

acht auch den Geſandten ſich der 6. Pferde und zwar in ber Stadt Wienzube- 1699 dienen vergönnt wurde, da man folched nur zu Eberödorf geſtatten wollte und die Gefandte in der Hoffnung ſtunden, daß unter waͤhrendem Actu der Lehenss Empfaͤngnus die Gutſche in der innern Burg fleben bleiben koͤnnte, fo wollte man doch ſolches nicht erlauben, ungeacht den Churfürften es nicht verwaigert wurde, und die fehsfpännige Gutſche muffte nach vielem Widerfpruch in den äuffern Burghof fahren , bis die ganze Handlung verrichtet war. Der Öefands ge proteltierte zwar und man entfchuldigte ſich, daß ed ein Verfeben wär: ed fand fid) aber in gem Hof» Protocol, daß ed mit Fleiß alfo angeordnet war (W). Der Backmeiſter reyſſte alfo von Wien noch bey dem Beſchluſſ difed Sahres und überlieff die Lebens » Einpfängnus über die Boͤhmiſche und fogenannte Tprolifche Reben dem Würtembergifgen Agenten zu beforgen.

S. ıor,

Sonften ift bey diefem Jahr noch zu melden, daß Hann Conrad vou Gültlingen den 13. Sept. feine beede Dörfer Pfeffingen und Zeuffringen an Herzog Eberh. Ludwigen theils verkaufft, theils vertaufcht habe. Die Öraven von Württemberg hatten ſchon die hohe Obrigkeit wenigſtens zu Pfeffingen, indem Gran Eberhard im Jahr 1409. Wfaff Laften von Tübingen, als Kir): Herrn zu Pfeffingen all fein Gut, welches er dafelbft hatte, für aller Steur, Scha— Bung, Wacht, Dienſt und andere Befchwerben auf Lebendlang befreyete, doch Daß, wann er mehrere Güter erfauffte oder ihm fonft zufielen, die fleur> und fhaßbar wären, er ſolche wie andere Unterthaneu beſteuren follte. Wie auch Gray Eberhard der ältere im Jahr 1474. in einer Urkunde zu verfteben gab, daß, nachdem er vermög feiner Negalien und Freyheiten ein eigen Ge⸗ richt zu Pfeffingen angeordnet und beftellt habe und gleichwohl Mär von Hails fingen eben fo wohl arme Leute daſelbſt befige, er difem Märfen aus befons bern Önaden das Gericht zu Pfeffingen übergeben habe folches zu befegen und zu entfeßen und nad) allem jeinem Gefallen zugebrauchen. Nachgehkads kamen dife Güter an dad Gefchlecht derer von Guͤltlingen, welches aber dad Ungluͤck batte in groffen Schulden = Lafl zu gerathen, welches obigen Conrad nöthigte folche beede Dörfer an Herzog Eberharden zu überlaffen, welcher im 19000fl. an Geld und das Dorf Pflummern unter dem Beding dafür gab, daß er difes Dorf ald ein Lehen von dem Hauß MWürtenberg tragen follte. Und nahden fon im Jahr 1669. die verfhiedene Berechnungen der Tage nad) dem Sulianifhen oder fo genannten alten und dem Öregorianifchen oder Ee 2 et

i (w) vid. Beyl. num, 39,

ä

220 Gefchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1699 neuen Galender verfhiedene Unorduungen im gerichtlihen Haͤn—⸗ dein, Kauffmannſchafft, Wechfeln, zc. wie auch Feyrung der Felte bemerket worden, fo fiel man damahls auf die Gedanken die Calender in eis ne'Einförmigfeit zu bringen , zumahl der berühmfe Profeffor Weigel ers innerte ,„ daß beede Kalender Aftronomifhe Fehler haben, welde mie der Zeit zu noch gröffern Unordnungen Anlaffgeben koͤnnten. Dann man konn⸗ te Eeinen richtigen Cyclum finden. Endlich wurde nad des Weigels gethas nem VBorfhlag und nad) deffen im Frühjahr erfolgtem Abfcheiden fernerem eins gehohlten Bedenken des Jenaiſchen Mathematici Hambergerd, des Regenfpurs goͤſchen Mayerd, und Joh. Ehriftoph Sturmen zu Aldor gefchloffen die nach der Nicänifhen Kirchen » Verfammlung nad) und nad) zuviel eingefchaltete Tage bey dem inftehenden Anfang ded 18ten Sahrhunderts wegzulaffen. Solches wurde nun in den Würtembergifchen Landen auch beobachtet und weil die Calender auf das Fünfftige Jahr 1700. meiftens fchon gedruckt waren, fo lieff Herzog Eberh. Ludwig unter dem 16. Det, 1689. durd) ein Mefeript fund machen, daß, nadıs dem die Evangel. Fürften und Stände auf dem fürwährenden Reichstag aus bervegenden Urfachen einmuͤthig gefchloffen, daß in nächftfolgendem 1770. Sahr die von Zeit des Concilii Niczeni biß hieher nach und nad) zuviel einaefchaltete Eilff Tage in deu Zeit -Negiflern und gebrauchten Calendern in nähftkünfftigem Februario auf einmahl auszulaffen feyen auf folgende Weife, daß nemlidy an- no 1700. der Januariusin der Zahlder Tage auf diealte Form fortlauffen, nach dem 18. Febr. des alten Calenders aber fo gleich der 1. Tag des Mariij darauf gezehlet und hinkünfftig die Feft Rechnung, wann je fein befländiger und volls Fommener Cyclus anszufinden ſeyn follte ‚nach dem accuraten Aftvonomifchen Calculo eingerichtet werden follte, welche Veränder s und Verbefferung des alten Sulianifchen Calenderd auch der Herzog, wie andere Evangelifche aus der. ihnen fowohl in facris, als politicis zuftehbender hoher Gewalt und Bortmäffigkeit in feinem Herzogthum und Landen in feinen Kirchen fowohl, als in dem gemeis nen Wefen durdhaus eingeführt haben wollte: Als befahl er, weil ſchon eine groſſe Anzahl neuer Calender nod) nach der alten Form in und auffer Lands ges druckt worden, welche demnach ganz unbrauchbar feyen, in der Eyl andere Eas lender von den damahligen in der Stadt Stuttgard befindlihen Buhdrudern Melchior Gerhard Korbeern, Paul Treuen und Ehriftian Gottlieb Nöffiin nad ber neuen Form gedrudt und von ben Buchbindern Klendenfuß und der Babis fhen Wittib Bogen» Calender ohne Kupferftih und Detodez oder Schreib» Tas el⸗Calender verlegt werden follten. Wie auch endlich Backmeiſter in feinem nmwefen zu Wien ein abermaliges Kayferl. Decret ausgewuͤrket hatte, daß wann hienachft,ein neues Catholiſches in den Fuͤrſten⸗Rath eingeführs nn as

*

er Sünfzehender Abſchnitt. = 291

das Tedifche Votum ſo wohl anf ben Reichs-als Krayßs Tägendem Hauß 1700 Wuͤrtemberg wieder eingeraumt werden follte,worzu man fich nahe Hoffnung machte, weil der Ehurfürft von Maynz die Einführung ded El, Lorchiſchen Sitzes und Stimme fuchte (X). |

G. 102.

Obwohl nun am Kayferl. Hof die Neunte Chur: Sade ruhen muffte, fo fanden dody die correfpondierende Fürften ſehr nöthig auf ihrer Geite aufmerks fan zu feyn und den Goßlarer Convent in das Werk zu feßen. Zu weldyem Ende fie fih nody immer alle Mühe gaben den Würtembergifchen Gefands ten dahin zu vermögen, daß er fich mit ihnen wegen der bey Frankreich fus ‚enden Garantie des Wefiphälifchen Fridens einverſtehen möchte, indem fols che zu fuchen die hoͤchſte Nothdurfft erfordere. Wobey fie noch immer auf den Goßlarer Eonvent ein befondered Augenmerk richteten und dem von Hiller ihs ve Mennungen wegen Aufrechterhaltung der im gedachten Friden gegönnten Proerogativen und Rechte entdeckten und ihm zu verfiehen gaben, daß man auch von andern hochwichtigen Angelegenheiten dad weitere mit einander zu überlegen gefonuen wäre. Wofern nun, wie fie hofften, der Herzog fi, entfchlieffen wollte foldye Conferenz feines hehen Orts auch zu beſchicken, fie die Verſicherung naben , daß dem Herzoal. Haug Wuͤrtemberg in feinen jeßig oder Fünfftigen Angelenenheiten pro virili an Hand gegangen werden folle. Sie bemerkten aber auch, daß fo viele Gatholifche aus Veranlaffung der Repropofition in ben Vorjchlag zu der Chur neben Hanover gebracht worden und gleichwohl von ben Evangelifchen Churfürfilichen mit andern ihren Blaubensgenoffen nicht dag geringfte communiciert würde, ungeacht ihnen befannt fey, wie tief folches - in das Religionsweſen hineinliefe und verfchiedene Conclufa bey dein Corpo- re Evangelicorum gemacht worden, daß man in allen Sachen , fo den Evans gelifchen auf einige Art bedenklich ſeyn koͤnnen, fleiffig mit einander commu- nicieren, vor einen Mann flehen und fi in feinem Stuͤck abfondern Tolle, Sie hielten deßwegen für fehr nöthig dem Chur: Sähfifsn und Brans denburgifchen Gefandten deßwegen eine Vorftellung zu thun, daß man aud) in dem ermeldten hochwichtigen Handel folhen Schlüffen nachleben, mithin die Evangeliſche Fürften in kein Mißtrauen feßen oder auf die Gedanken bringen möchten , als ob fie bey ſolcher Befchaffenheit vergeblich anftellenden Conferens zien ſich gänzlicy entziehen wollten, Weil fie nun auch den Würtenbergifchen Geſandten darzu zogen , fo antwortete difer, daß er war wohl begreiffe, wie

ESEe3 be⸗

(x) vid. Beyl. num, 40,

222 GSeſchichte der Zerzogen von Wuͤrtenberg,

1700 bedenklich es dem Evangeliſchen Wefen falle, wann dasChurfuͤrſtl. Collegium,

nachdem es ſeit derBoͤhmiſchen Unruhe von der Gleichheit unter beederley Mes ligions-Verwandten auf einen einigen noch uͤbrigen Evangeliſchen Churfuͤr⸗ ſten heruntergekommen, mit noch mehrern betraͤchtlichen Catholiſchen Mitglies dern auf das neue verſtaͤrkt, mithin deſſen ohnehin über die Maaß anſprechen⸗ den Pouvoir noch höher getrieben wärde, babe auch foldes an feinen Herrn berichtet und den Befehl erhalten bey ein und anderm Churfürfilichen deßwegen nachdruͤckliche Vorſtellung zu thun. Von einer beförchtenden Nöfonderung von den Evangeliſchen Conferenzien haͤtte er keine Inſtruction etwas zu gedenken, ſondern halte fuͤr beſſer, wann man per modum einer vertraulichen Com- munication den beeden obgemeldten Churfuͤrſtl. Gefandten die Wichtigkeit der Sache und das daruuter nothleydende Evangeliſche Intereile freundlid) vorflels Yen und fie bello modo zur Beobachtung dienlicher Vorſicht und vertrauter Correipondenz difponieren wollte. Die übrige Fuͤrſtliche ſowohl, ald die beede Churfürftliche nahmen foldye Gedanken und an die lehtere gethanen Vors tvag fehr wohl auf und verficherten dife, daß fie an dem Auſchlag der Cathos liſchen feinen Antheil nähmen, wie aud) der Churfuͤrſt von Brasdenburg feis nen groffen Mißfallen darüber bezeuge , zumahl es dein Churfürftl. Col- legio ebeumäffig felbft einen empfindlichen Stoff gebes würde, wann das Ca⸗ tbol. Vorhaben einen Fortgang gewänne, weßwegen fie den Fürftlichen alle gute Vertröflungen gaben, daß fie von ihren Höfen Befehl erhalten würden noch ferner mit den Fürftlichen in einer fo hochwichtigen Sache zu communi- cieren and fich vorzujeben, 2

(. 103.

Hatte nun der Herzog hier wider die Catholifhe feine Wachſamkeit aus zumenden, fo befchäfftigte er fih zu Hauß mit Annahm fremder Untertbanen von bißher im Land unbekannter ÖlaubendsLebre , nemlic der Waldenfer und Reformierten. Bon den erften hab ich ſchon die Nachricht gegeben, daß der Herzog von Savoyen folche fehr bedränget , und ihrer viele fih in bie Schweiß geflüchtet, daß fie auch wegen ihrer groffen Anzahl und Ausſchweif— fungen denen Eydgenoffen im Berner Öebieth beſchwerlich worden. Nun nah⸗ men fih die Öeneral:Staaten derfelben forgfaltig an und vermochten Herzog Eber⸗ hard Qudwigen nicht nur durch bewegliches Zufchreiben, fordern auch durch eige ne Abſchickung eines aufferordentlihen Envoye des berühmten Peter Zaltes niers einen Theil derſelben zu Eude des vorigen Jahrs in feine Lande anfzunebs men. Das eigene Mitleyden über den Nothſtand ſolcher armen herumfchmeifs

F feus

"Ss nf zehender Abfebnitr. j; 223

fenden und von allen Lebens» Mitteln ensblöfften Leute trieb ihn darzu an fie 1700

- feinen Schuß und als wuͤrklicheUnterthanen allen Beyſtand genieffen zu laffen. Weil aber nach den Grundgeſetzen des Herzogthums Würtenberg und infonders heit auch des Prager Vertrags Feine andere ÖlaubendsLehre oder Secte, als die in der Augſpurgiſchen Eonfeffton bekannte angenommen werden Fonnte, fo ‚war der Herzog fo forgfältig ſich ihr Glaubens-VBekanntnus ausftellen zu laffen und nachdem er befunden, daß dieſe Leute wenigflend für Mitglieder einer von denen im Reid) beftetigten fo genannten proteftierenden Neligionen erkannt wers den koͤnnen (Y), fo aeflattete er ihnen an denen angewiefenen Orten die freye Uebung ihrer Religiom dergeftalt, daß fie alle ihre Functiones nnd Andachten mit Predigung des görtlihen Wortes, verwaltung der Sacramenten, Einfees guung der Ehen, Gebrauch ihrer chriftlich und gewohnlichen Lithurgien nach der Vorſchrifft ihrer Kirchen » Difeiplin fo wohl offentlich in ihren Kirchen, ald ans dern an derer flatt dienenden Drten und in ihren Häufern ausüben dörfften. ‚Zu welchem Ende erihnen auch erlaubte ihre Vorleſer, Vorfänger, Schul⸗ meifter und andere dergleichen Perſonen anzunehmen, wie auch ihre Pfarrer und Seelforger, woher es ihnen beliebe, zu beruffen, doch, daß fie von den Herzoglichen Raͤthen nach geſchehener Benennung und Vorftellung in des Her⸗ 3098 Namen genehmigt, beſtetigt and fo wohl zu Abſtattung der gewönlichen Pflichten zugelaffen, ald auch vorgeftellt und eingefehet werden follen, welche dann unter Zuziehung ihrer Aelteflen und Diaconen Kircyen = Verfammlungen und Colloquia zu halten befugt feyen, wobey ſich der Herzog doch das Jus circa Sacra vorbehielte. Dbwohl aber nunmehr dad Herzogthum mir einer reichen Anzahl Untertbanen wieder nefeegnet war, fo fanden fich doch nod) hin und her Gegenden in den Aemtern Maulbronn und Leonberg in den Marfungen der Flecken und Stättlein Kuittlingen, Dürmenz, Wierßheim und Heimßheim, welche durch die fehwere Kriege noch ziemlich entuölfert und dd und ungebauf lagen, wo ihnen diefelbe Güter zu einem Geſchenk dergeſtalt überlaffen wurden, daß fie nicht allein folhe, fondern auch andere in den benachbarten Dörfern wuͤſt ligende Güter wieder zu nuß bringen, wie aud) in den erflern Dörfer und Weyler anbauen Eonnten. Sie fiengen auch bald verfchiedene Orte anzubaus en, welche fie meiftens mit welfchen Namen belegten, ald Corres, großsund fein» Villar, Serres, Peroufe, Pinache &c. welde alle die Freyheiten im Handel und Wandel, wie andere Unterthanen genieffen (Z). Indem aber bis fe ihre Güter in Befig nahmen, fo wurden auch die reformierte Flüchtlinge aus

(y) conf. Tom. IV. $. 7. difer Würtemb. Herzogl. Gefchichte. (z) vid. Articles touchant lareception des Vaudois dans le Duché de Wirtem- . berg. d, d.... Sept, 1699,

224 Gefcbichre der Herzogen von Würtenberg, -

1700 aus Frankreich zu Cannſtatt zu Burgernlaufgenommen. Sie hatten ſchon im Jahr 1685, durch einenSieur deGroot zu ihrer Aufnahm dafelbft einigen An⸗ wurff gewagt, welcher ihnen aber mißlunge, weil fie unter dem: Vorwand, ald ob fie durch) Manufacturen dad Land bereichern würden, allzugroffe Fordes rungen machten und weil fie ald gefärliche Olaubend » Verwandte verimög der Lands» Verordnungen von folder Aufnahm ausgefchloffen wurden, Nun aber änderten fich die Umflände, weil diefe Leute wegen der Religion durch bewaffs nete Apoſtel von Haab und Out vertrieben wurden. Gie fanden in der Schweiß ihre Narnng nicht und das Mitleyden nahm bey dem zärtlichen Ges müth des Herzogs an dem berrübten Zufland difer Leute Autheil. Er gab ih⸗ nen alfo einen Auffenthalt in der Abſicht eine eigene Colonie zu Caunſtatt zu ers richten und einige Freybeiten, welche ihre Umſtaͤnde erfoderten (a). Es modjs fe aber nicht wenig beygerragen haben, daß die Satholifche Neligiondverwandte ſehr gefährliche Anfchläge Aufferten und dev Ehurfürft von der Pfalz wegen ber wider die Reformirte unternebmenden VBerfolgungen nicht allein dem Corpori Evangelico aufdeffen Vorftellungen Feine Refolution ertheilenwollte, fondern fortfuhr die angefangene Reformationen mit militarifher Gewalt durchzu⸗ treiben, | $. 104.

Entzwiſchen war aber Herzog Georg zu Moͤmpelgard den T. Junij in die Ewigkeit eingegangen und fein Sohn Leopold Eberhard folgte ihm ſowohl in der verwirrten Regierung, -ald au) in dem Mißtrauen gegen dem regierens den Hauß, da er ſich von feinem eben fo verkehrten Canzler Woͤlfel gleichers maffen leiten lief, Weil nun die Kron Frankreich noch immer wider den Fris den Einfälle in die Gravſchafft und Eingriffe in das Meligionswefen dafelbft unternahm und difer Herzogzu Paris durch feine Schwefter die vermäblte Herzogen zu Wuͤrtemberg-⸗Oelß und durch gedachten Ganzler eine geheime Handlung hatte, wovon Herzog Eberh. Ludwig nichts in Erfarung bringen Fonnte, fo war wicht nur derfelbe, fondern auch andere Evangeliſche Fuͤrſten ſehr verlegen, indem man gute Urſach zu vermuthen hafte, daß ſolche geheime Negociation zum Nactheil des ganzen Herzogl. Hauſes gereichen Dörffte, Man geriethe deßwegen zu Negenfpurg auf die Gedauken, daß man beede Lis nien mit einander zur Vergleihung zu bringen ſuchen muͤſſte, womit ed aber fehr fhwer bielte. Es beunruhigte unfern Herzog aud dad jüngfl von dem Kayferl, Hof erhaltene Decret'wegen des Teckiſchen Voti, als worinner auf ein neu einzuführendes Catholiſches Votum vertroͤſtet wurde. Dann er hatte

ſchon (a) vid. Beyl. num. 41. at:

Sünfebender Abſchnitt. 225

chon ein dergleichen Decret erhalten und dennoch wurbe das Theckiſche Vo- 1700 tum, ungeadt etliche Catholiſche V otaeingeführt worden, übergangen , daß

er nicht darzu gelangen konute. Er behauptete auch, daß er kein neues Votum ver⸗ lange, ſondern nur deſſen Readmiſsion ſuche. Weil man ihm nun ſolche ver⸗ moͤg des Reichs-Abſchieds von 1570. F. 108. und 163. ſchuldig ſey, und ſol⸗ ches keinen dergleichen Anhang leyde, fo meynte er, daß da ohnehin auch ein Decret an das Neidys + Diredtorium durdy die Kayferl. Commillion ausgewuͤr⸗ ket werben muffte, die conditionierge Mit» Einführung eines Sarholifchen Vo- ti übergangen und darinn ellein auf die Readmiflion des auf ein Catholiſches Votum Eeinen Bezug babenden Tedifchen Voti angetragen werden möchte. ber auch diefesmal wurde ihm feine Hoffnung vereitelt, weil man Fein Evans gelifcheg Votum mehr einzuführen bedacht war, da entzwifchen der König in Schweden fehr flark daran arbeitete, daß das Churfürftliche Collegium den einmütigen Schluff faffte dem Herzog von Hanover die Chur zu zuerkennen, welches die Correipondierende fehr übel auslegten, daß dife Kron um ihrer Privat-Convenienz willen wider die Pflicht eines Quarants des Weftphälis ſchen Fridens und wider der Fürften offenbares Interefle handelte und zutbens erft die Readmiflion der Kron Böhmen in dad Churfärftl, Collegium bewils ligte. Bey welchen Umſtaͤnden dev Goßlarifche Convent den 8. Febr. abers mahl den Herzog denfelben zu befchicken erfuchte, ‚, indem derfelbe ein mächtiger „Herr von den anfehnlichften altfürftlichen Haͤuſeru fey und für die Vorzüge und »» Rechte des Fürftenflands jederzeit rühmlichft beforgt gewefen. Die Corre- fpondierende verhofften demnach, Er würde bey einer fo groffen offenbaren Gefahr einer beträchtlichen unerfeglichen Unterdrüdung der Fuͤrſten das feis „nige für ihre allgemeine Wohlfart um fo mehr aud) jego mitwürfen, als „beede Partheyen groffe Reflexion auf ihn machten , folglich deffen Thun und „Laſſen dem Werk in hoc frangenti groffe Beförderung oder Hindernus brins „, gen Eönnte. Wie dann aud) der Münfterifche Oefandte in Öegenwart des von Hiller fi) zu Regenſpurg vernehmen lieff, daß die mehrefte Fuͤrſten und Graven im Schwähifhen Krayß auf ben Herzog von Würtemberg fähen und da desfelbe nur wollte, aud) fie ihres Dres pro, juribus Statuum mitfpreden würden. Die mebrefte altfürjtlihe Häufer und anfehnliche Stifter feyen auf dein Fuͤrſten-Convent verſammlet, allwo man mit verlangen auch eines Wirz tenbergifchen Raths gewärtig wär und nicht zweiffelte, daß diſes Fürftens Hauß fi in einer fo eclatanien Angelegenheit davon nicht abfondern wuͤrde. Der von Hiller verfiherte zwar alles Beyſtands, entfchuldigte fich aber nur wer gen Beſchickung des Convents mir dem Mangel einer Inttruction und brachte Bingegen die Nothwendigkeit der Vifitation der beeden Reichs-Gerichte und bie

%

226 Gefchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg, 1700 Klage auf die Bahn, daß der Reichs-Hof-Rath zum Nachtheil der

Stände und infonderheit der Krayß⸗-Ausſchreibenden Fürflen wider die Cammergerichts- und Erecutiond- Ordnung Commillionen erkenne und von dem Sammer »Öericht zwifchen den flreitenden Partheyen die Verfuche einer Güts Yichfeit unterlaffen würden, wie auch daß die Reviliones und Vifitationes vor and nach dem Weſtphaͤl. Friden über hundert Jahr unterblieben, mithin folche und andere Gebrechen zu verbeffern wären, welche Erinnerung wohl aufgenoms men und nicht nur nöshig befunden, fondern aud) von Brandenburg flark unters bauet wurde,

$. 105.

Nun lachte eben damahl in Teutſchland eine von dem Reichs-Hofrath ers Fannte Commiſſion groffe Bewegungen. Die Sefniten zu Paderborn machten Anfprac in dem dreyffigjärigen Krieg au das Clofter Falkenhagen, welches die Öraven von der Lippe befaflen und erhielten ed mit Gewalt in damaliger Unruhe, Na erlangtem Weftphälifchem Friden wurde es den Graven von der Lippe vermög deffelben, des arctioris modi exequendi und des Nürnbers gifhen Executions-Receſſes wieder von den Ausfhreibenden Fürften des Nis der: Sähfifchen Kranfes zugeftellt. Die Sefuiten ruheten aber nicht bey dem Reichs-Hof-Rath eine Commiffion auf die beede außfchreibende Fuͤrſten des Weſtphaͤliſchen Krayfes, als beede Catholiſche, nemlich den Bifchoff von Münz fler und den Churfürften zu Pfalz, auszumürfen, welche dife Ordens - Geifts liche wieder einfeßen follten. Und die Graven von der Kippe wendeten fid) au das Corpus Evangelicum und veranlafften daffelbe au das NMider » Sächfifche Krayß s Ausfchreib » Umt zu verlangen , daß ed den Öraven handhaben und als lenfalls Gewalt mit Gewalt abtreiben follte. Difer Ausdrud fchiene aber dem Wuͤrtemb. Gefandten zu hart zu feyn, zumahl er eine innerliche Unruhe im Reich befdrchtete. Die übrige wollten hingegen nicht von ihrer Meinung abs geben , fondern führten ihm zu Gemuͤthe, daß kein Glimpf mehr, da alle mögs Yiche Weege betreten worden, ſtatt haben koͤnnte, wo der Öegentheilunbewaff> nete Provocationes , welche nur auf Reichs-Geſetze fih gründeten, verachte, und wofern man difen Seftiten und ihren Helffern nicht herzhafft begegnen wolls te, fo würde ed um die Öewiffend » Freyheit , Religion, geiftliche Jurisdidtion und der Weftphälifche Fride durch dergleichen Raͤnke gefhehen feyn. Der von Hiller befam aber nichts defloweniger Befehl keinen Antheil an ſolchem Schreis ben zu nehmen, fondern folde Befhwerde an den Kayſer bringen zu helffen und ebenmäffig an den Churfürften zu Maynz ald Erz» Kanzlern und Vilita- torem des Reichs⸗Hof⸗Raths gelangen zu laffen. Dann deffen Vergehen war

de⸗

Sünfzebender Abſchnitt. 227

ſto cefärlicher, ald der Churfuͤrſt von Brandenburg durch einen une 1700 befandten Weeg gewarnet wurde, daß der Kayferliche, Spanifche und Franzoͤſ. Hof befonders bedenkliche Anfchläge wider die Evangel. Religion ges macht hätten und nicht allein der Cardinal d' Eſtréé deßwegen zu Nom ges wefen und von dem Vorhaben volllommen benachrichtigt, fondern fol Werd auch allbereitd bey einigen Nöm. Catholiſchen Gefandten zu Negenfpurg uns terbauet ſey. Weilnun die Vorfichtigfeiterfordere, daß man Evangel. ſeits nicht ſicher ſeyn, fondern alle Gegen-Anſtalten und Præcautionen nehmen ſollte. Und weil man gleich nach dem Ryßwickiſchen Friden einen Evangeliſchen Eon: greff zu veranlaffen geneigt gewefen , fo feye ſolches deſto nöthiger jeßo zu bes werkftelligen. Wobey der Magdeburgifche an den von Hiller verlangte fols ches an feinen Herrn zu berichten und um.deffen Meinnug, wie ed zu mena- gieren, zu erfuchen. Nun war difer mir jenem dahin entfchloffen, daß, weil dife Anſchlaͤge wider die ganze Evangelifche Kirche giengen, man auch vertraus te Nachricht durch Öefandte an den König in Engelland und andere Evangelis fhe Mächten davon geben und infonderheit die auf dem Sprung zu einem Bruch fiehende beede Nordifche Kronen Schweden und Dänemark zu friedfamern Ges dunfen bringen müffte. Dann wann dife wohl unterrichtet und zu befferm Ver⸗ ſtaͤndnus gebracht wären, fo koͤnnten die Eoangelifche auch fihere Maaßreguln nehmen. Gegen dem Churfürften felbft gab aber der Herzog feine Meinuug dahin zu verſtehen, daß fo viel an ihm fey, Er dad Epangelifche Wefen , wie auch den Religions-und Weftphälifchen Friden aufrecht zu erhalten gern alles anwenden wollte, wann er nur auch wüflte, was bey einem abfonderlichen Congrels für Auskunffts⸗Mittel im Vorfchlag wären und weffen man fid) ges gen Eugelland, Schweden, Dänemark und Holland zu verfehen habe. Dann er babe aus Engelland die Nachricht, daß das Parlament dafelbft dem König die Öeld» Beyträge je länger, je mehr einſchraͤnke und von den Franzöfifchges finnten ſicher gemacht würde. Ihme dem Herzog würde aber nicht zu mißs deuten ſeyn, wann er ben allen ſolchen Veratbfchlagungen die Lage feines Lan— des in Bedacht nehme und nachdem Chur- Pfalz die Neligion in Gefahr feße, Baden > Durlad) zu ſchwach feye und nicht allein auffer Ulm fafl niemand, fo der Evangelifchen Religion zugethan, berrächtlih, fondern auch in den Detins gifhen Landen das Verhaͤngnus zu beforgen ſey, welches ben Chur- Pfalz nicht abgewender werden koͤnne, wann er die Berfaffung ded vermiſchten Schwäbifchen Krayfes auf alle Weiſe und Wege zu erhalten und etwan auch dad gute Verſtaͤnd⸗ nus mit Franken beybehalte. Es kam ihm auch febr bedenklich vor, wie die Evangelijhe Stände, welche feit weniger Zeit wegen des Neunten Chur: Wes ſens und anderer Angelegenheisen mit den beträchtlichften hohen Stifftern auf Ff 2 ein

228 Geſchichte der Herzotgen von Wuͤrtenberg,

1700 ein oder andere Weiſe in neuerlicher Verbuͤndung ſtuͤnden, zu betrachten

waͤren und wie eines neben dem andern ſtehen werde. Daß durch die Ryßwickiſche Clauſel und das Schickſal bey Pfalz und Chur-Sachſen der Muth den Catholiſchen ſehr gewachſen, ſey offenbar und die Mittel dagegen ſchwer auszuſinnen. Und wann auch gleich von dem Corpore Evangelico wegen Chur⸗ Pfalz gefibrieben werden wollte, wie aus dev Brandeburgifchen Entdeckung zu fehlieffen fey , fo fähe man bey folder Bewandnus zum vorand, daß man bed Zwecks fehr verfehlen werde, weßwegen aud) der Herzog feinen Geſandten bes fahl es in feinem Voto zu mißrathen. Wofern aber die majora in contrarium giengen , fo follte er den Auffag des Schreibens zum Hinterbringen annehmen und weitern Befehl erwarten.

$. 10%.

Weil aber der Herzog erfilih nähere Nachrichten von der drey Potentas sen gefärlihem Vorhaben und fo dann auch, worauf dad Abſehen bey einem unter ben Evangelifchen aufzuftellendem Congrels eigentlich gienge? wiffen wolls te, fo fchlug der Brandenburgifche Gefandte daB erftere ab, meil die Endes fung des Satholifhen Anſchlags als ein groffes Geheimnus gehalten würde und nicht wohl durh Schrifften, wie er Hiller foldyed nicht anderft in feinem Bes zicht zu wiffen machen konnte, zu communicieren wären, fondern erſt bey dem Congrels mundlich eröffnet werben muͤſſten. Bey dem zwenten beklagte ſich derfelbe, daß ungeacht die Catholifche Einbrüche bekannt gnug waren, dennoch die wenigfte einen beilfamen Rarh oder zulänglidhe gute Auskunffts- Mittel vorgefchlagen hätten. Viele nahmen fi der Sache gar nicht an, fondern liefs fen andere dafür forgen, Andere machten nur Schwürigfeiten und fchlügen nur papierne Mittel vor, welche unter den Bank verſteckt und ger nicht beants wortet würden. Wanı aber auch ein unfhuldiger Schluſſ gemacht würde, fo äufferten fi bald da, bald dorten divortia opinionum, welde Fund ges macht und verrasben würden und bey dem Gegentheil nichts ald Verachtung nach fi zögen, ja dadurch vielmehr einen Muth erwedten. Solches unglüdlidye Schickſal habe das Evangeliſche Wefen von der Zeit des gefchloffenen Weftphäs liſchen Fridend an gehabt. Weßwegen die höchfte Noth erforderte diſen ſchaͤd⸗ lich und unverantwortlichen Gebrechen zu begegnen und nach Beſchaffenheit der Umftände zulaͤngliche Maaß-Reguln zu ergreifen und eine genauere Corre- fpondenz, als bißher gefchehen, zu pflegen. Es muͤſſten audy nicht alle Fleine Stände, ald welche gemeiniglidy wenige Einficht in dergleichen Sachen haben, fondern nur die vertrautefte beträchtliche Fürften zu dem Congreſſ gezogen wers

h den.

Fuͤnfzehender Abſchnitt. 229 den. Meil nun Herzog Eberh. Ludwig ein maͤchtiger Fuͤrſt waͤr, welcher ſich 1700 des gemeinen Wefens bißher ruͤhmlich angenommen, auch ſowohl wegen der Lage ſeines Herzogthums, als wegen Moͤmpelgard Urſach dazu habe vor arts dern Antheil zu nehmen, fo trage der Churfuͤrſt ein befonders Vertrauen zu ibm. Der von Hiller feßte ihm aber Discours- weife des Herzogs Dubia ent⸗ gegen und warff die Frage auf: Ob ed auch rathſam wär bey dermaliger Lage der Umftände offentliche Alkianzen zu machen, indem man aus der Erfarung wuͤſſte, daß der Gegentheil ſogleich Ligas machte, welche zu Kriegen auszus ſchlagen und bey dem ſchwaͤchern das Axioma politicum wahr zu maden pflegten: Bonum eft facere foedera,, fed illi, qui fervat, Die Exems pel von vorigen Zeiten ligen am Tag und geben die Warnung, daß man fall bey durchgehendd im Reich von beederley Religionen vermifchten Krayfen of fentliche Factiones fo lang möglich vermeyden und offentliche Bünduufe in Mes ligions- und andern Sachen nicht eher eingeben müffte, ald bid man durch aus drohenden offenbaren Gewalt oder gänzliche Aufhebung aller Sicherheit wider Willen endlich darzu getrieben würde? Nun konnte der Brandeburgifhe zwar ſolches nicht mißbilligen, feßte aber dem von Hiller dad andere Extremum der bißherigen Sicherheit und gänzliche Hintanfeßung der Einigkeit, guten Bers ftändnuffes und wohlerwogener Vorfihtigfeit entgegen, ald wordurch von der Zeit des MWeftphälifchen Fridens allen Handlungen wider die Öefeße, Gerechtigs feit, Friden und andere Sachen der freye Lauff gelaffen, zwar die wider ein und anders führende Beſchwerden auf das Papier gebracht, aber dem Öegens theil aller Much feine täglich machende bekannte Anfchläge zu vollziehen in die freue Hand gegeben worden, daß man bey jeder Gelegenheit die Fridenfchläffe und Reiche » Gefee ohne Schen zu durchloͤchern Fein Gewiffen mehr mache, Bee⸗ den Extremis num auszuweichen müffte man einen mittlern Weeg erwählen, die fcopas diffolutas Evangelicorum in eine genauere und feflere Verbindung bringen, gemeine Angelegenheiten vertraulich einander mittheilen und nad dem Benfpiel des Gegentheild gemeinfchafftliche Sorge für die gemeinſchafftliche Wohlfarth zu tragen anfangen, welches dann die Würfung haben würde, daß dev Gegentheil wenigftens zu mehrerer Mäffigung und behutfamer Erwägung beforgenden Unheils gebracht und die Evangelifche beffer in Achtung gezogen, auch zu Abhelffung und beliebiger rechtmaͤſſiger Remedur aller Gravaminum

ein mehrerer Ernſt gezeigt werden dörffte. 4 ©. 20%

Nun wären diefe wohlgemeynte Vorfchläge gut gewefen, mann fie mur in Teutſchland auszuwuͤrken möglich ‚und die viele Köpfe der [3 / =

230 Gefchichte der Herzogen von Wuͤrtenberc,

1700 Miniftres an allen Teutſchen Höfen das einig nothwendige, nemlich die allge⸗ meine Wohlfarth, ſich harten einpraͤgen kͤunen. Der von Hiller vernahm auch, daß der Churfuͤrſt von Brandenburg einigen Correlpondierenden ebens mäffig von dem Geheimnus Nachricht gegeben, welche ſolches nur für einen Kunftgriff anfaben, fie von der Requifition an die Kron Franfreid) wegen der neunten Chur abwendig zu machen. Obwohl num daffelbe feine Wahrſcheinlich— Teit hatte, fo würfte es dod) fo viel, daß fie unterbliebe, weil Hanover und Zell [hwerlidy an der Eonferenz der Evangelifhen aus Ruckſicht auf die Catho— lifche und infonderheit auf Pfalz Antheil nehmen wollten und die beede Kronen Dänemark und Schweden anderwertd miteinander zu thun hatten. Der Vors fhlag eines Evangelifhen Convents und einer Requifition der Kron Frank reich zerfielen alfo von felbflen, zumahlman ſich ohnehin von beeden nichts gutes verfprechen Eonnte. Nichts deflo weniger warnete der Kayſ. Geſandte am Franzöftfchen Hof den König, daß die Proteftierende eine fo genannte Ligam unter fich aufzurichten fuchten, und bathe den König dem Churfürften zur Pfalz in feiner Religions-Neuerung und vermeyntem gutem Vorfaß nicht zuwider zu ſeyn. Der Franzöfifche Öefandte zu Negenfpurg de Chanois ziefte deßwe⸗ gen dem Corpori Evangelicorum die vorhabende Ligam vor, welchem aber der Würtembergifche fo gleich antwortete, daß er von Feiner Liga sder Allianz unter den Evangelifchen nichts wuͤſſte. Dann wann dad Haupt mit den Gliedern und dife unter fih nach den Orundgefeßen des Reichs in ors denflicher und althergebrachter Verfaſſung, mithin ein jeder bey dem Genuff des feinigen ungekraͤnkt gelaffen und [ub communi Cæſaris & Statuum Impe- rio genugfam gefchüßet würde , fo Fönnte man bey ſolchem allgemeinen Vincu- lo, als dem natürlihflen Band ſich veranügen und aller anderwertigen Buͤnd⸗ nuffen entäbriget bleiben. Dife Antwort wurde fehr wohl aufgenommen, weil fie zugleich eine Lection für alle Stände des Reichs bey damahligen Umſtaͤuden nach allen Ausfihten enthielte und die Fortfegung der fridlichen Gefinnung difes Herzoglihen Haufes zu erkennen gab. Nun hatte aber au) der de Chamois ausgefpüret, daß man bin und ber von einem Buͤndnus zwifchen dem Kanfer, dem Pabſt und den beeden Kronen Spanien und Frankreich wider die Proteftierende ſchwatzte, fo erklärte er ſolches vor eine Unwahrheit, indem der Rönig wohl nad) den alten Marimen wüflte, daß ſein Intereſſe nicht leyden würbe die Proteflauten im Meich unferdrüden zu laffen. Und der Grav von Zinzendorf wollte audy nicht mehr gefiehen, daß er den König in Frankreich zu einer Liga wider die Proteffanten in Teutſchland eingeladen oder von einer zwifchen difen Ölaubensverwandten vorhabenden Allianz aefprochen habe. Er wollte auch nichts von einem dem Chur» Pfalz zu leiflen habendem Beyſtand wifs

Sünfzebender Abſchnitt. 231. ——— e —— wiſſen, indem er vielmehrerfahren haͤtte, daß der Kayſer das Chur: Pfälzis 1700 ſche Verfahren gar nicht billige, Entzwiſchen ereignete ſich doch wieder eine Gelegenheit die Evangelifche und Catholiſche in eine Uneinigkeit zu feßen, ale» dev Cardinal von Lamberg, ald Kayferl. Principal»Commilfarius auf ven Meichötag Fan. Dann es efnenerte fich der ehmalen ſchon entflandene Tituls Stritt, weil man demfelben Evangelifcher feitd den Titul der Heiligen Roͤ⸗ miſchen Rirche Lardınal nicht geben wollte (D). Herzog Eberhard Ludwig Fonnse fi) von dem Vorgang feiner Vorfaren und anderer Evangelifchen nicht trennen, befahl aber doch feinem Geſandten dem Cardinal unter den erften aus dern zu feiner Ankunfft zu gratulieren und bey den übrigen Evangelifchen es dahin einzuleiten, daß man ſich bey zeiten vergleichen und verfuchen möchte ihn dahin zu vermögen, daß er fih mis dem Titul der Nöm. Kay. May. ‚unfers alergnädiaften Herrn böcbitanfennlich:n Commillarü Hschfärftl. Emi- nenz begnügen möchte. Wollte aber nicht zu erhalten feyn, fo gab er feis nem Geſandten die Erlaubnus mit andern Evangelifchen aus den vormahligen Vorfhlägen nene Auskunffts: Mittel zu fuchen und die vorgefchlagene ad re- ferendum anzunebmen..

G, 108, |

Entzwifchen vergliche fich Das Herzogl. Hauß Würtenberg,und zwar Herzog Eber⸗ hard Ludwig im Namen des regierenden Hauſes und die verwittibte Herzogin Clara Auguſta im Namen ihrer beeden abwefenden Söhne Herzog Ferdinand Wilhelms und Carl Rudolphs, fo dann Herzog Friderich Auguſt zu Würtems bergs Neuftädsifcher Kinie mit den Graven Johann Friderih und Ludwig Gotts fried von Hohenloh den 2. April wegen einiger Jurisdictiong ; Strittigfeiten zu Elnhofen und andern Orten, da befonders dad Herzogl. Hauß die Hohe und Malefigifche Obrigkeit im erſtern Ort nicht weiter zu erſtrecken zufagte, als wie ſich ſolche nad) Kayfer Karls V. peinliher Hals» Gerichts -Drdnung , den ges meinen Rechten, vorhandenen Receſſen und altem Herkommen gebühre. Und weil das Hauß Hohenloh 3. Theile an dem Dorff und hingegen Würtenberg nur einen Theil an der Vogteylichkeit harte, fo wurde verabredet, daß erſteres zwar 3. Sahre hintereinander und Würtenberg nur ein Jahr das Directorium hey denRug⸗ gerichten fuͤhren, jedoch diſes jedesmal wegen Landsfuͤrſtlicher Obrigkeit deu Vor— ſitz haben und nicht allein die Appellationes an das Wuͤrtemb. Hofgericht gehen ſondern auch die Einwohner zu Ellnhofen den Accis nach der verglichenen Maßgebung des Jahrs 1008 dem HaußWuͤrtenberg entrichten ſollen, wie auch we⸗ gen des Zolls und Glaits verglichen wurde, daß unweit Beutingen ein neuer Fell⸗

ru⸗

(b) conf, Wuͤrtemb, Geſchichte part, X, pag. 128. $. 76. ad ann, 1667.

232 Geſchichte der Herzogen von Würtenberg,

1700 ruͤgel zum Zeichen des der Herrfhafft Wuͤrtemberg ber Enden zugehörts gen Hohen Gelaits-Rechts aufgerichter , ferner wegen des Kirchen : Ges betts, zu Ellhofen neben der Herrfchafft Würtemberg, ald Landes: Fürften, Mas lefig- und Mitvogtsherrn auch für die Graven von Hohenlohe ald Mitvogts⸗ Herrſchafft gebether werden folle. Das übrige enthält beygelegte Strittigfeit we⸗ gen Guͤltfruͤchten, Gültgefiügel, Zünfftigkeit der Handwerksleute ꝛc. und endli wurde den Kaltſchmiden und Kefflern zu Neuenſtadt, Weins fperg und Meckmuͤl erlaube ihre Zunfft und VBrüderfchafft bey den Hohens lohiſchen, wie von Alters zu ſuchen. Zu deffen Verſtaͤndnus dienet, daß vor ets lichen Sahrhundertendas Reffler soder Kaltfhınid » Handwerk in Ober: Zeutfch> land in eine Brüderfhafft zufammen vereinet, aber, weil fie unter verfchiedes nen Herrfcafften flunden, wieder fid) in 7. geringere Brüderfchaften vertheilt wurden, deren jede ihre beflimmte Gränzen und ihren Schutzherrn hatte, mit deren Einftimmung fie fi) über folde Eintheilung veralichen zu haben ſcheinet, je nachdem ihre Gewalt ſich erfiredet hatte. Der Würtembergifhe Schirms⸗ Bezuͤrk fieng von Ulm an und gieng der Donau nad) aufwerts bin bie nach Dons efhingen und von dar biß nad) Villingen an den Viſchmarkt, von Villingen biß nad) Triberg, von dorten biß gen Haufen im Kinzinger Thal und von dans nen bis gen Nipolzau zum Klofter, von wannen dad Gezuͤrg der Murg nad) abhin gieng bis nach Gernfpah und von dannen zum Klos fer Herrenalb ,„ darnach gen Neuenbürg und Pforzheim , von dar nach Bretten, von dannen nah Heylbronn, darnach gen Hal und von Hall gen Gmünd und von hier an über die Alb biß wieder nah Um CH). Ob wohl nun die Grayfhafft Wuͤrtemberg ſich noch nicht durd) difen ganzen Bezuͤrk ers firedte: fo ware ihre Macht dannoch anſehnlich, weil fie damals noch die Lands vogtey über Schwaben hatten. Dann eine alte Urkunde gibt zu erfennen, daß ſchon Eberhard der Durchleuchtige ben Kefflern als ibr Schutzherr Privis legien und Freyheiten ertheilet habe. Die Städte Neueuſtadt, Weinfperg and Meckmuͤl lagen aber dem Anſchein nad) nicht in dem obbemeldten Bezuͤrk, ſondern gehörten zu dem Hohbenlohifchen, deffen Graͤnzen von Deringen nach Heilbronn und von dar gen Moßbach und fo weiter geben C"*). Gleichwohl las gen gedachte Städte in den Öränzen des Herzogthums Würtenberg und vers meynte man, daß, nachdem fie von Chur: Pfalz an dad Herzogl. Hanf ges kommen, diefelbe auch in den Würtembergifchen Keſſler-Krayß übergegangen feyen, lieff aber vermög difes Veralichs dem Hauß Hohenloh feine bißheris ge Gränzen des Kefller : Schußes ungefränfer, zumahl ſolches das Kefflers Recht von dem Reich zu Leben trägt, $. 109, (*) vid Beyl. num. 42, (=) Haulelmann im Diplom. Beweis der Hohenl, Landes= Hoheit. p. 202.

- Fuͤnfzehender Abſchnitt. rin | 238

$._ 109. 1 700

Der Herzog tratt aber den 19. April die Reyſe an um die Niderlanden, Engelland und einen Theil Frankreichs zu ſehen, da er nicht wur das merfwürs digfte in diſen Landen, fondern and) die Königliche Höfe zu Paris und zu Wit⸗ theal beficytigte und dad Gluͤck hatte König Wilnelmen noch aufzuwarten. Auf der Hinrenfe beſprache er die Churfürften zu Trier und zu Bayern und wur⸗ be auf der ganzen Reyſe überall mit groffer Distinciion empfangen, Dagegen er auf der Ruckreyſe aus Engelland durch erlittenen Sturm in groffe Lebens— gefahr geriethe. Gleihwohl hatte er das Ölüd den 4. Sept. glücklich wieder zu Stuttgard anzulangen: In folher Zeittrug nun der Maynziſche Geſandte dent Würtembergifchen vor, daß er auf Veranlaſſung ded Kapfer:. Hofes erbietig fen alles bengutragen, was zu Erreihung des Zwecks den Weeg zu den offeutlichen Handlungen zu eröffnen dienen möchte und flellte dahin, ob fols her nicht zu erhalten wär, wann man, was dad vergangene betraf, den Fürs fien des Reich, wie bey den Churfürften Trier, Cölln und Pfalz geſchehen, eine Erklärung thäte, daß ihnen das bißherige nicht nachtheilig ſeyn follte, jes Bo aber nad) bermaliger Lage das ChursNegotium durd) ein Kayſerl. Com- miflions Decret auf den Reichs⸗Tag gebracht und in Anſehung des kuͤnfftigen eine deutliche Verordnung gemacht würde ohne Einwilligung ſamtlicher Chur⸗ Fuͤrſten und Stände über die verordnende neunte Chur Fünfftighin Feine weitere Churfürften Stelle in dem Reich einzuführen. - Der von Hiller zudie die Ach⸗ feln und nahm/jeldes nur ad reierendum,. Nun hatten die Correlpondies vende {how vor "einigen Monaten difes Auskunffrs- Mittel gewußt. Man war aber beffen nicht gewis und Eonnte deßwegen deu Öejandten Feine Infleuctios nen dariiber geben. Man erbielte aber von andern Geſandten Nachricht, daß die Churfürflen mit diem Vorſchlag gar nicht zufriden feyen, weil fie dar— vor hielten, daß ibusn-ein Vorrecht bierinn vor den Fürflen gebährte und ih⸗ nen die queltio au? & quis? mis dem Kayſer allein zu entfcheiden überlafs fen werden müffte. Die Maynziihe Vorfhläge erreichten alfo ihren Zweck nicht, indem fie fowohl bey den EChurfürftliden, als den Correflpondierenden ſolchen Lernen und Widerwillen erregten, daß von feinem Theil der gerings fie Zug mehr aethan werdeu wollte und diefelbe wegen auderer mit einlauffen- der Umſtaͤnden cheiterten. Weil nun der von Hiller Feine Antwort geben konn⸗ te, [biete Chur: Mayız den 15. Maji feinen Directorial- Sefandten nach Stuttgard den Herzog zur Beliebung obiger Vorfihläge zu bewegen. Weil aber derſelbe damahl [don zu Öraven- Haag angelommen war, fo fertigten

XI. Theil. Sp ihn

234 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1700 ihn die Geheimde Raͤthe damit ab, daß ſie ſolches Anbringen an ben

Herzog berichten und entzwiſchen, da beym Nürnberger Convent zulängs liche Vorfchläge in dad Mittel kommen doͤrfften, Antbeil daran zu nehmen und zu Bezeugung ihrer anf die Chur » Maynzifhe Vorftellung mahenden Achtung in folder Abſicht allbereitd dem von Hiller folhen Eonvent zu befuhhen den Bes fehl zugefchickt hätten. Man habe aber auch vernommen, daß fowohl einige Churfuͤrſtliche ala Correlpondierende Fürften ihre Erklärungen dagegen gethan haben. Der von Hiller verlangte hernachmals vor feiner Übreyfe noch von dem Ehurs Maynzifchen eine Erleuterung darüber und infonderheit, ob die Chur⸗ fürften ein neues Geſetz oder das alte ſchon vorhandene nur Elärer und beflimms ter zu machen gefonnen wären. Dann im erflern Fall würde es das Anfehen haben als ob fo wohl die Chur sals Fürften ohne vor fich gehabtes Recht oder Geſetz gehandelt ünd jene unbefugt dad Recht einen Churfürften zu wählen mit dem Kanfer allein und mit Ausſchluſſ der Fürften fich zugeeignet, bife aber ih⸗ ve Anſprache aufdie Einwilligung zur neunten Chur vergeblich behauptet häts sen. Dife hätten aber in beeden Fallen ein Recht aus dem Weſtphaͤl. Friden auch damit einzuffimmen. Der Chur» Maynzifche Eonnse fi aber auf folge _ Frage nicht heraudlaffen, fondern antwortete nur , daß diefelbe mit der Zeit nach allen Ausfichten auf dem Nürnberger Convenst vorfommen würde. Er ſehe aber gar gern, daß, weil das Fürftl. Hau Würtemberg in diefer Sa⸗ che jederzeit gemäfligte Aufführung gezeiget, auch jemand dahin abgeordnet würde. Die befondere Achtung difed Churfürftl. Geſandten gegen diſes Herr zogl. Hauß äußerte ſich auch darinn, als diſe Unterredung bey einem Beſuch geſchahe und der von Hiller vermuthen konnte, daß der Maynziſche das ge⸗ fuchte Vorrecht der Churfuͤrſten bey dergleichen Gelegenheiten beobachten wuͤr⸗ de. Er fand ihn aber gar billich , indem er ihn zwar nur oben an ber Treppe eimpfieng und wieder bid dahin begleitete, aber ſich entſchuldigte, daß er ihn gern gar hinunter begleiten wollte und, wie er lachend fagte, die Unterlaffung difed Seremonield ohne Nachtheilige Folge ſeyn follte, weil er es dermahlen nicht thun Könnte , indem er wegen bed Podagra üble und gefchwollene Fuͤſſe hätte, wie ber von Hiller felbft wahrnahm. Nun veyffte der von Hiller wärklich ven 26. May. nach Nürnberg ab, mweldem der von Seyler bey dem Abſchied fagte, daß dad Kayſerliche durch Chur⸗Maynz eröffnete Anerbieten serhoffentlich der Fuͤrſten Abſicht gemäß und ihm lieb wär, daß der Herzog als ein vornehmer Fürft des Reichs den Nürnberger »Convent mit zu befhiden den Schluff gefafft und ihn von Hiller darzu auserſehen hätte, ald von wels chem ſchon fo viele überzeugende Proben feines in allen Stüden gebraudten Glimpfs vorhanden wären. Wegen des Reich» Paniers Amts aber lief er

ſich

Sünfebender Abfehnier. 235

fi nicht deutlich heraus , fondern meldete nur, daß bie Kayferlihe 1700 May. von dedReichd » Hof» Raths erflatteten Gutachten nicht leicht abs giengen, wollte alfo glauben, daß auch) hierinn auf daffelbe Reflexion gemacht werden dörffte. Die mit einlauffende Umflände der Böhmifchen Einführung in das Churfürftl. Collegium und andere Catholiſche Eventual-Churen ers fhmwebrten aber die Sache am meiften. Als er zu Nürnberg anfam, erzehlte ihm ebenmäffig der Sachſenzeiziſche Sefandte, daß der ganze Convent fich fehr über diefe Beſchickung erfreute, indem man hoffte, weil difes Fuͤrſtl. Hauß bißher den gelindern Weeg gegangen , die ſich hervorthuende Schwürigkeiten dadurch gehoben werben dörfften, zumahl man damals Briefe vorzeigte, baß bad Herzoglid) Hauß Hanover zu Wien auf die Ausfertigung des Churfürftl. Leben = Brieffs dringe mis dem Begehren dad Erz-Amt, die Vereinigung der Chur s Lande mit der Primogenitur nebft dem jure extrem& appellationes der Aureæ Bull& zufolge demfelben einzuverleiben.

NARBEN 1 dere

E8 wurde aber audy auf den 4ten May ein Krayßtag nah Memmingen ausgefhr.eben, wohin der Herzog feinen Öeheimden Rath und Ober »Hofs Marſchalln von Staffhorft abordnete. So gleich entftund ein allgemeines Klas gen bey den Ständen über dad Hauß Defterreih, welches die ganze Krayßs Verfaffung in Gefahr bed gänzlihen Umflurzes bedrohete. Dann der Lande Vogteys Verwalter Mayer bezeugte zwar in Worten eine groffe Neigung gegen demſelben, trachtete aber den Ständen unter der Hand auf alle Meife wehe zu thun und fie um ihre Freyheit und Unmittelbarkeit, als dem Grund der Krayß Verfaffung, zu bringen und fuchte allerhand ungegründete Ans fprachen hervor, daß man mit diefem hohen Hauß ſich in Strittigkeiten einlafs fen und, weil ed feinen andera Richter als fich felbft erkennen wolle, von fels bigem alles mit Gewalt aufbuͤrden laffen müffe wie er dann unter dem Vor⸗ wand ber Landvogtey mit Nlandatis und Executionibus ärger, als noch nie verfahre und das dominium maris auf bem Boden: See ausuͤbe. Sie bathen bewegen den Herzog folde Veſchwerden auf dem Nürnberger » Convent anzus bringen und fie Eräfftigft nad) feinem hohen Vermögen zujunterflüßen, weil es Jura der Stände angehe und allem Anfehen nad) nicht bey den Eleinen bleiben, fondern, wann es bey difen gelinge, fi) aud auf die gröffere Stände erfires Een doͤrſſte. Der Biſchoff von Coſtanz megnse fo gar, daß man mit dem Frans kiſchen Krayß daraus communicieren follte inder Hoffnung daß difer gemein⸗ ſchafftlich mit ihnen handlen, und, wann ed. an den Fürften- Convent gebracht

| Gg 2 wuͤr⸗

or Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenbetg,

1700 würde, man ſich dort um fo eher der Sache annehmen doͤrffte, als der bemelde Convent nicht eben um der neunten Chur willen, ſondern and Gelegenheit derfelben vornehmlich um der Erhaltung der hohen Fürftlichen wohlbergebrachten Jurium, deren Reichs-Freyheit und Unmittelbarkeit wils Ien veranftalter fey , damit folche und andere Stände nicht unterdrüdt wärs ben. Dife waren um fo mehr befümmert,, ald der Graf Buccellini wegen eis ner Angelegenheit, welche an ihn gebracht worden, mis Rebellen und Factio- Diften um ſich warfund bey dem Reichdtag wenig fruchtbared zu hoffen war, weil nicht allein daſelbſt alles auf die lange Bank geſchoben würde, ſondern auch das Hauß Oeſterreich im Fuͤrſten-Rath das Direttorium führte. Der Hera zog war aber gar nicht geneigt dife Sache an folden Eonvent zu bringen, weil derfelbe fowohl dem Kayſerl. Hof, als auch einigenStänden auf dem Reichstag vers haſſt war, da man beforgen muffte , daß, wann der Eonvent feine Aofichten nicht erreichte, man es an feinem Dre mehr aunebmen würde, Wielmehr ries the er bey folhen Einfichten, daß man zu erfi fih an die Kayf. May. und an den Reichſtag wenden follte, da man entzwifchen erlernen fünne, was des Convents Verrihtung für einen Erfolg babe, Nun lieffe fi) der Bifhoff von Soflanz difen Rath zwar nicht mißfallen, bebarrte aber Doch auf ded Herzogs Beyſtand, zumahl man fehrifft + und mundlihe fihere Berichte hatte, was das Defterreichifche Minifterium für gefärlihe und dem Krayß nachtheilige Ans ſchlaͤge gefaſſet habe und diefelbe auf alle Weife und Weege auszuführen trachs te, wie ed aud) bereitd gegen den Egdgenoffen dergleichen mit der Sraufhafft Kyburg verfuchte, welchen der bey ihnen anmwefende Geſandte angezeigt hätie, daß fie felbige inner 24. Stunden abtretten oder einer gewaltthätigen Ents feßung gemwärtig feyn follten, dagegen tiefe gebrohet hätten die Stodad im Htellenburgifhen wegzunehmen. Weil der Krayß vermuthen Fonnte, daß der Herzog nicht allein den Haff des Hauſes Oeſterreich auf fih laden würde and gleichwohl die Eingriffe und Thaͤtlichkeiten in die Coflanzifche Rande ſich immer vermehrten, fo faffte der Krayß den Schluff dieſem Bifhoff und auss fchreibenden Fürften allen Beyſtand zu leiſten, worinn die Stände aber dem Krayß: Ausfchreibamt die Sorge und Hülfe überlieffen nad) erheifhender Noss turfft hierinn zu verfahren und fowohl jetzo, ald in Zufunfft in dergleichen Fällen dem Hody: Stift und andern noshlegdenden Ständen mit wuͤrklichem Benftand die Gewalt abzutreiben , indem ſchwer fiel die freundnachbarliche Communication mit Defterreich mit ſolchem Schluffzu vereinigen. Weil nun auch die Herzogl. Regierung ſolches nicht rätblich finden konnte, fo entfchloffman ſich durch Schreiben an den Kayfer zu wenden, worzu man gute Öclegenheit hats te, weil derfelbs an den Krayß verlangte, daß man an des Verforgung *

Fuͤnfzehender Abſchnitt. > 237

Unterhalt der beeden Defterreichifchen Patrimonial-Weftungen Breys 1700 fad und Freyburg Antheil nehmen muͤſſte.

$. III,

Auf dem Neichörag kam nun noch vor bed von Hiller Abreyſe nach Nuͤrn— berg durch den Schwedens Bremiichen der unerwartete Vorſchlag anfdie Bahn, dag man Chur-Sachſen das Directorium bey dem Corpore Evangelicorum nicht mehr laffen könnte. Er fand bey vielen Benfall. Der von Hiller mißs riethe aber ſolches hoͤchſtens und antwortete den Zelliſchen Geſandten, welcher gleiche Gedanken mit Schweden führte, dag Eein Stand das Direktorium vor fid) oder etwan wegen ded Vorfiges habe, fondern derjenige, welchem die Epan s gelifche es auftrügen,, wie foldes auch vorhin bey Chur-Sachſen gefchehen, welches anfänglich e8 anzunehmen Bedenken getragen, hernach aber, als ie übrige Evangelifche Stände daffelbe einem andern auftragen wollten, endlich angenoinmen. Nun fey wohl zu vermuthen, daß man allerley Unordnungen zu! verbüsen auf die Gedanken geratben dörffte, einen andern vorfißenden in Vorſchlag zu bringen. Das allgemeine Wefen erfordere aber, daß man das Directorium ſo lang möglich dem Hauß Chur-Sachſen überlaffe. Daun der Chur: Prinz wär ned) jego nebft dem ganzen Saͤchſiſchen Hauß der Evangelis fhen Religion zugetban, das Land und das Conliltorium befenne fich eben⸗ mäffig darzu und habe bißher die Angelegenheiten derfelben Kirche mannlich vers fechten helffen, da man noch nicht zum voraus wiffen koͤnne, wie es nad) Abs fierben des Königs in Polen ergehen dörffte, Wofern aber diſes Churfuͤrſtl. Hauß, beffen Confiltorium und Geheimde Rath, oder wen der König die Difpofition des Kirchenwefend aAnvertrauet habe, von dem Directorio gleichs ſam verdrungen und dadurch wider die Evangelifche verbittert würde, fo koͤnn— te leicht gefheben, Daß bey der ohnehin ſtarken Bemühung des paͤbſtlichen Nun- til der Chur» Prinz zur Annehmung der Catholifhen Religion und Einführung derfelben in deffen Rande bewogen und bardurd der Esangeliſchen Kirche obs ne Hoffnung einer Hülffe eine allzutieffe Wunde geſchlagen würde. Weil nun die Kron Schweden ein Aug auf das Evangel, Directorium gefchlagen haben mochte, gleihwohl aber der Piälzifhen Religions » Unruhen als ein Pfaͤlziſcher Agnat und Stammd > Verwandter fi fo wenig annehme und fehr viele in den Gedanken flünden, doß diefelbe die auf fich habende Verpflichtung der Weſt⸗ phalifhen Fridens-Gewaͤhrung und der daranf beruhenden Teutſchen Relis giond» Angelegenheiten wenig achte: fo müffte bey einer fo gefärlichen Abändes zung des Chur⸗Saͤchſiſchen Directorii, wann fie ſtatt finden fohte, die Be⸗

693 | ſchul⸗

238 Geſchichte der Zerzogen von Wuͤrtenberg,

1700 ſchuldigung gegen die Kron Schweden noch groͤſſer, die Gemuͤther der Evange⸗ liſchen Stände noch mehr von derſelben entfernet, den Roͤm. Catholiſchen der Vortheil in die Hände geſpielet werben und die Kron bey beeden Partheyen fih zu felbft eigenem Nachtheil in groffes Mißtrauen feßen. Es fahe wuͤrklich obs nebin mit der Evangeliſchen Religion fehr gefärlicy aus, nachdeme ber Fräns kiſche Cathol. Adel an einigen Orten nad) dem Beyſpiel der Chnr: Pfalz, Mirzburg, Kempten ıc. mir ihren Evangeliſchen Unterthanen, Kirchen, Schulen und Gefaͤllen zu verfahren anfieng. Der Churfuͤrſt von Branden⸗ burg lieſſ deßwegen im Halberſtaͤttiſchen und andern Chur-Lauden, wo Roͤ⸗ miſch-Catholiſche Güter und Einkommen waren, dieſelbe nur aufzeichnen um zu zeigen, daß, wann dergleichen Glaubens; Genoffen via facti zu procedies ren erlaubt fey, die Evangeliſche folches in ihren Kanten mit eben dem Recht thun koͤnnten. Es hatte audy dieWürkung, das fogleih den 31. Aug.famtlis che Satholifhe Praͤlaten, Canonici der Collegiat- Stifter, Webriffinen und Pröpfte im Fuͤrſtenthum Halberflatt-an den Kayfer gelangen lieſſen, wiefie bißber allen ruͤhmlichen Schug ultra tenorem pacis Weſtphalicæ von den Ehurfürften von Brandenburg genoffen. Weil aber die Evangeliſche in ber Pfalz und anderer Orten von den Gatholifhen nicht fo gütig gehalten, fons dern ihnen hart zugefeßer würde, fo bäthen fie den Kayſer um Gottes willen darein zu fehen, damit die Evangelifche wider Recht und des Heyligen Reiches Verordnungen nicht länger befchwert, fondern ein Mittel zur Befriedigung der Evangeliſchen ansgefunden und die Catholifhe in den Brandenburgiſchen bey ihrem bißher genoſſenen ruhmwuͤrdigen Schutz gelaſſen werden moͤchten.

F. 112.

3

Entzwiſchen wurde zu Nuͤrnberg nicht allein an einem neuen beſtaͤndigen Fuͤrſten-Verein, fondern auch an einer Requiſition der Kron Frankreich in der Neunten Chur-Sache von den Correſpondierenden gearbeitet, zu deren Unterſchrifft ſich aber der Wuͤrtembergiſche Geſandte wieder durchaus nicht vers ſtehen wollte, ſondern ſich nur mit der Abweſenheit des Herzogs aus ſeinen Landen entſchuldigte. Nachdem aber Herzog Eberh. Ludwig den 4. Sept. wieder zu Stuttgard angelangt war, fo erinnerten ſie deu von Hiller unaugfeßs lid, daß, weil er entzwiſchen wieder nad Regenſpurg zurudgefomilien, er Die Reyſe nach Nürnberg auch wieder antrerten und fich der Notturfft 8 Meichs » Fürftenflands annehmen möchte. Die Correlpondierende hatten ebeus mäflig ein Memorial mit einem Verzeichnus ihrer erleybenden Beſchwerden an ben Kayſer nach Wien abgeſchickt, welches aber ihr Agent nicht TB

wolls

Sünfsebender Abſchnitt. | 239

wollte ‚fo daß fie ſolches mit der Reichs-Poſt an den Kayſer abfenden muffs 1700 ten. Entzwiſchen kamen Schreiben und ein Memorial von der Kron Frauk⸗ zeich bey dem Chur: Maynzifehen Directorio ein. Sn dem erfleru gab fie von dem zwifchen Frankreich, Engelland und den General: Staaten vorbereitungds weis gemachten Partage-Tractat Nachricht und ſchickte zugleich eine Copey mit dem Bedenten ein, daß, weil der König befondere Ruckſicht auf das Reich, ala einen beträchtlichen Cörper made, er Chur» Maynzifcher folden Tractat famts lihen Ständen befannt machen moͤchte. Miele Großfprecherenen des de Cha- mois begleiteten das Schreiben, indem er ded Königs friedliebende Abſicht berausftrihe,, welder um bed Friedend willen fo vieles nachfehe, ungeacht er das Recht hätte die ganze Spanifhe Monarchie anzufprechen , weßwegen er fi vorbehalte bey befindendem Widerſtand fich nichs davon abtreiben zu laffen bis er gänzlidy überwunden nnd ſchachmatt gemacht wär. Das Memorial aber enthielt eine Erftärung bed Königs auf der Correfpondierenden Requifition

der Guarantie wegen der neunten Chur (c). Der de Chamois ftellte ſolches

den Chur: Maynzifchen mit inftändigem Begehren zu daffelbe ohne Verzug dictieren zu laffen, im widrigen Fall er auf Ordre feines Königs dife forınlid) an dad Reich gebrachte Sach den Geſaudten felbft zukommen laſſen muͤſſte. Der Chur-⸗Maynziſche übergab aber ſolches ſogleich dem Kayſerl. Commiſſa- rio, welcher ſelbiges an den Kayſerl. Hof ſchickte. Der Franz. Geſandte eyl⸗ te aber darum fo ſehr mit der Dictatur, weil man Nachricht haben wollte, daß die Churfürften damit umgiengen vor Erteilung folder Koͤnigl. Refolu- tion den Herzog von Hanover in der Eyl in ihr Collegium aufzunehmen und zugleich den König in Böhmen einzuführen, welcher Streich aber durch difes Memorial nody abgewender, und die Confoederierten ben 10. Dctobr. deſto heftiger in den von Hiller zu dringen erinnere wurden wieder nach Nürnberg zu kommen und ihren allbereit feis feiner Abreyſe gefafiten und noch fernerd führenden Anſchlaͤgen beyzutretten. Difer führte aber no immer bie alte Sprade, daß fein Herzog zwar die Wohlfart bes Pubiici vor Augen habe und fih ſolchen Augenpunct durdy nichts verruͤcken laſſen würde. Es fey aber ih⸗ nen Geſandten bekannt, daß man in ſolchen wichtigen Dingen mit groſſer Be⸗ huütſamkeit zu verfahren hätte und dad Maaß des Betragens nad) der Beſchaf⸗ fenheit der einen jeden in dad befondere berührenden Umftände nehmen muͤſſte. Dife wären nun bey jegmaligen Zeitläufften fo mandyerley, daß bad Herzogl. Hauß Würtemberg aus vielen hochbedenklichen Urfachen anders nicht, al fehr vorfichtig gehen muffte. Der Endzweck bey diefer Angelegenheit der neunten Chur fey allerfeits auf die Erhaltung des Fuͤrſtenſtands und Beybehaltung all⸗

(c) vid. Beyl. num. 43.

240 I Geſchichte der HZerzogen von Woͤrtenberg

1700 allgemeinen Ruhe gerichtet, da jeder denjenigen Weeg nehmen muͤſſe, worzu ihm dieKlugheit uad) derLage der vflände die beſondere Anleitung gebe. Zu Wien gab man aber dem Franzoͤſiſchen Geſaudten de Villars auf das Memo- rial den kurzen Befcheid, daß weder in der Guͤldenen Bulle, nod) in dem Weſt⸗ pbal. Heiden ein Verbott vorhanden ſey, wordurch der Kayfer und Churfuͤrſten verhindert würden neue Churs Würden im Neid) einzuführen. Mit den fürfts lichen fey ınan erbiethig geweſen und fey es noch ſich hierüber zu vernehmen und finde man gar nicht, wie dem Weftphälifhen Friden in einige Weiſe zuwider ges handlet worden. Mithin hätte die vorgefehägre Guarantie hier gar Feine flatt, voordurd der König in Frankreich den Ruheſtand im Reich umzukehren Geles genheit nehmen koͤnnte. Der Nürnberger: Conpent wurde demnach zu Ende bed Novembers anf einige Monate aufgehoben und der Herzog von Wolfen⸗ bütel fand nötbig einen Gejandten nad) Paris zu ſchicken uud wider die obges meldte Rayferl. Antwort dem König ber correlpondierenden Fuͤrſten-Gruͤude befs fer beyzubringen und zu unterbauen. Weil aber der vonHiller der correlpondierens Den ergreiffendeTriebfedern nicht billigen fonnte, fo verhehlten fie alle ihre Verbands lungen vor ihn. Einsmals aber fhickten fie den Gothaiſchen Gefandten von Hagen an ihn und begehrten zu wiffen, ob das Herzogl. Haug Wuͤrtemberg die ganzliche Abſtellung ber Neunten Chur oder nur allein bie fo genannte Öenugs thuungs» Mittel zu betreiben gemeynt wär? dem ber von Hiller antwortete, daß er ſchon Öffters fo mund ⸗als fhrifftlich feine habende Inttruction eröffnet babe, welche dahin gienge, daß dife Suche ad comitia gehöre und wie ber Herzog pro falvandis juribus Frincivum dag feinige nad Erbeiſchung der Nothdurfft and befindenden Umfländen jederzeit mit beyzusvagen ſich erbothen babe, wie ihn dann ber Derzog zu Unterhaltung guter vertraulicher Corre- Ipondenz ausdrucklich angewiefen habe, fo werde er dabey auch unansgefeht bereit Heben. Wider der übrigen Correipondierenden Willen aber fi in ihre Deliberationen einzubringen wäre er nicht geneigt und noch viel weniger in einer fo wichtigen Sache etwas zu reden oder zu thun, ald was ihm befohlen würde, Es möchten alfo die Geſandte hierinn thun oder laffen, mas fie wollten. Ent—⸗ zwifchen erhielte man Nachricht, daß der König in Sranfreih ben Molfendbits telifchen auf das gängftiafle beantwortet und verfiihert habe ihnen allen Bey⸗ ſtand wider die Neunte Ehur zu leiften, da man auf der andern Seite nicht bes _ greiffen Fonnte, daß auch dev Kayſerl. General» Lientenans Marggrav von Bas den fi der Guarantie- Requifition theilhafftig gemacht harte,

Yuf

Sünfzebender Abſchnitt. 241

$. 113. 1701

Auf folhe Antwort entäufferten fih die Fürftliche correfpondierende Ges fandte gänzlich des Würtenbergifchen und anderer, welche nit mit ihren Ents fhlieffungen einffimmenwollten, fo, daß difen folches befchwerlicdh wurde, weil auch andere den Fürftenfland beruͤhrende Sachen vorfielen, wo eine gemeins ſchafftliche Zuſammenſetzung unumgänglicherfordert wurde, Churfürft Friderich von Brandenburg nahm eben damahl den Titul eined Königs von Preuffen au und jedem Fürften war daran gelegen wegen ded von difem nenen König zu em⸗ pfangen habenden Ceremoniels und Tractaments forgfältig zu feyn. Dann der Holändifche Sefandte am Wieners Hof, Hoppe, wagte ed dem Würtembergis fhen und andern Fürftl. Gefandten wider dad bißherige Herkommen bie erfte Viſite zu verwaigern und fo wohl den Franzöftfhen, ald auch den Schwedia [hen Gefandten darzu zu verleiten, ungeacht die noch ältere Kron Dänemark, als Schweden, ihnen folche Ehre noch bis jeßo gönnete und der zu Negenfpurg

anmwefende Franzöftfdye Gefandte de Chamois die fo mund als fhrifftliche Drs dre hatte den nad) ihm ankommenden Fuͤrſtlichen die erſte Vifite zu geben. Der von Hiller führte deßwegen den 11. Januarij eine befftige Klage über ſolches widerwertige Betragen der correlpondierenden Fürftlichen Geſandten und zwar um fo mehr, als er an den VBefuchungen ded Chur» Brandenburgifchen gebins bert wurde.” Difer befuchte aber den Würtenbergifehen und verficherte ihn, daß fein König ald Churfürfl das Vertrauen zu Herzog Eberh. Ludwigen tras ge, daß .er vi officii direttorialis im Schwäbifchen Krayß über der Verords nung des Weftphältfchen Fridens feſt halten und vermög deffen den Abe zu Kempten nachdruͤcklich anhalten würde den Reformirten im Algoͤw die Deins felberger Kirche ohne fernern Widerftand zuruck zu geben und ihnen ihre freye Meligions + Hebung ungehindert zu laffen. Wofern aber difer Abt folches nicht thun wollte, fo gebächte der Churfürft in feinen Landen den Catholiſchen ebens falls eine Kirche zu nehmen und fie fo lang den Evangelifhen einzuraumen, bis jene Kirche zurudgegeben wär. Obwohl nun der Herzog durch Schreis ben an den Abt fein möglichites thate, fo wollten doch weder die Drohungen des Churfürften,, noch die Vorflellungen und Warnungen des Merzogs und des Corperis Evangelici das geringfte verfangen, indem er mit feiner Re— formation une deſto hefftiger fortfuhr- und ſich auf das im Weſtphaͤl. Friden art. V. G. 30. feftgefegte Axioma gründere: cujus elt regio, illius etiaın eſt religio, Das Corpus Evangelicum ließ demnad) einwiderhohltes Warnungss Schreiben an ihn ergehen und fhidre dem Herzog einen Auszug eines Pros II. Theil. Hh | 105

242 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1701 tocolls zu mit dem Erſuchen deſſen Geſandtſchafft zu dem bevorſtehenden

Krayß-⸗Convent aufzugeben, daß fie den bedrangten Unterthanen ges bührenden Benftand Leiften und dem Kemptifchen Abgeerdneten nachdruͤckliche Vorſtellungen thun, infonderheit aber ihın wohl begreifflich machen follte, daß das obgedachte Axioma durch den gleich darauf folgengen . 31. Hoc tamen non obftante &c. fehr eingefhrändt und durch den Beſitz der Religions-Ue— bung von dem Jahr 1624. bey nahe gar aufgehoben worden, Und weil der Abt fih) auch auf dad Exempel der Chur: Pfalz beruffte, fo muſſte ihm der groffe Unterſchied zwifchen beeden Fallen gezeigt werden, daß die MNeformierz te im Allgöw nicht allein feirher der Neformation in ruhigem Beſitz des Neliz giondsExercitii und fo gar auch im Jahr 1624. gewefen, da diſe Neligionds verwandten in der Pfalz ſolchen Beſitz nicht gehabt , fondern auch der Churfürft nur dag Simultaneum eingeführt, der Abt aber die Kirchen gar hinwegge⸗ nommen und feinen andern , ald den Satholifchen Ricchendienft zulaffe. Man erinnerte ſich hierbey des obberährten von der Suriften Faculteet zu Tübingen der Commun zu Groͤnbach geftellten Confilii. Und weil ganze Facultzeten oder einzele Öelehrte dem Evangelifchen Weſen entweder zu viel oder zu wenig einraumten, die famtliche Schriften aber in dem Pfälzifhen Religions » We fen vollftändig zu Negenfpurg aus der Preffe kamen, fo ſchickten die Evange⸗ lifche Fürften diefelbe den verfchiedenen Juriften » Facultäten zu unter fid) gleichs förmige Grundlehren zu führen. Es war fehr nöthig, weil der Anfang difes Sahrbunderts der Evangelifhen Kirche wegen der von ihrem Gegentheil erleys denden Bedruͤckungen und Strittigfeiten gefährlich werden wollte und dad Saͤch⸗ ſiſche Directorium einer Kaltfinnigkeit befchuldiges wurde, fo, daß man je läns ger, je mehr eine Aenderung damit zu machen gedachte, und gleichwohl die auf der andern Seite beförchtende unglücliche Folge ungern zu verftehen gab. Der Würtemb. Gefandte hatte alfo wieder Gelegenheit difem Directorio das Wort um fo mehr zu reden, ald der Saͤchſiſche Gefandte es fonft gut mit dem Evangeliſchen Wefen meynte und erft kürzlich dem Corpori Evangelicorum mit Bezeugung vielen VBergnügend zu vernehmen gabe, wie er von dem franzöf. Bevollmächtigten gehörer, daß fein König den Weflphälifhen Friden ben Ständen des Reichs ohne Unterfhied der Religion alles feines Suhalts gern und willig gewähren würde und ihm ſolches gegen ihnen zu verfihern aus— drüclich befohlen babe,

$. 114»

Nichtsdeſtoweniger befhäfftigte die Rißwyckiſche Neligiond »Clauful die Wirtembergifche wegen der Gravſchaft Moͤmpelgard, als man noͤthig fand em

Sünfzebender Abſchnitt. 243 demFranzöfifhenÖefandten deChamois fid) in eineConferenz einzulaffen. 1701 DanuHerzog Eberhard Ludwig hatte zu Ryßwick durch ſeine Geſandten Kul⸗ pis und Heeſpen wegen diſer Gravſchafft handlen laſſen und das Corpus Evan- gelicorum konnte auf alle ſeine Vorſtellungen, daß Moͤmpelgard gar nicht un⸗ ter diſe Clauſul gehoͤre, keine Antwort erhalten. Man muſſte demnach den Wuͤrtenbergiſchen Geſandten auch darzu ziehen und die beede Megierungss Raͤthe Enoch Heyland und Albr. Guͤnther von Heeſpen muſſten ein Gutachten erſtatten. Diſe bemerkten, daß die Catholiſche, und inſonderheit diejenige, wels che vor andern eyfrig ſeyn wollten, die zerfchiedenel feyerliche Vertraͤge hintanſeßen wollten und deßwegen bey einer vor einigen Jahren fhon zu Steckborn, einem in dem unterns oder fo genanntem Zeller⸗See ges legenen Staͤdtlein, zwiſchen den Kayſerl. und Franzofen gehaltenen Eonferenz und gemachten Plan das Übfehen gehabt, wie man den ihnen jederzeit gebäf> fig geweſenen Weftphälifchen Friden Burchlöchern und endlich gar über den Haus fen werfen möchte. Und gleichtwie dife GeiftlichEeit jederzeit gewohns geweſen, fih hinter da8 brachium feculare zu verſtecken und infonderheit der mächtigs ſten Potentasen zu Ausführung ihres Vorhabens zu bedienen: alfo meldeten diſe Raͤthe, Daß fie in difer Angelegenheit ihr Augenmerk auf den Kayſer und die Krone Frankreich geworfen. Obwohl aber in Ewigkeit die Evangelifche Feine Hoffnung zur Einigkeit in der Lehre und noch weniger in Anfehung der Vortheile, welche die Roͤmiſch-Catholiſche Cleriſey durch die Herrfchafft über die Gewiſſen und an fih Ziehung der Layen-Guͤter davon ziehet, mit derfelben machen koͤnnen, fo hätten doch viele rechtfchaffene Cardinaͤle und fo gar Päbs fte folhen ausfhweiffenden Religions Eyffer verworfen und Feines Weegs raths ſam befunden, die einmal bingelegte Strittigfeiten wieder hervorzufuchen und die Religion inÖefahr zu ſetzen, wie in desCardinals Oſſats Briefen Beyſpiele und Wars nungen zu finden. Wann deßwegen bey den Rißwyckiſchen Fridenshandluns gen die Evangeliſche recht wachfam gewefen wären, fo wäre vielleicht nicht zu zweiflen, daß durch folde Vorftellungen die gefärliche Clauſul hätte verbüter werben Fönnen, tafonderheit, wann man ihren zu Gemuͤth aeführer hätte, was dergleichen Fridensbruͤche und Verleßungen fo theur erworbener Versräs ge für Gefahr and Straffen nach ſich zu ziehen pflegten und wie wenig bie Catholiſche bey ihren angefponnenen Religions-Kriegen gewonnen, indem fi gewiß vernünftige Catholiſche gefunden haben würden, welde lieber gutes Dernehmen zwifchen beeden Neligionstheilen beybehalten hätten, zumahl aller etwan verhoffender Nutz der Geiſtlichkeit allein und einig zugienge, wel— he gleihwohl au Gütern, Unfehen, Vermögen und Gewalt ſchon laͤngſt fo veich und mäcdjtig worden, daß ihre Neligiond» Verwandte fattfam erkennen, daß man mehr auf ihre Herabſetzung bedacht ſeyn follte, weil fie öfters dem

Hh 2 welt⸗

244 Gefchichte der Herzogen von Würtenberg,

1701 weltlichen Staat gefärlihwerben. Nun fey aber ben verftrichener Gelegen⸗

heit vergeblich mehr davon zu reden und habe man auf dem Reichätag bißher nur dahin bedacht feyn müffen, wie die Ausdehnung der berührten Elauful und die von foldhen Zeloten daraus. ziehende Folgen verhuͤtet werden moͤ⸗ gen. Mithin hielten die obgemeldte Raͤthe in ihrem Gutachten davor, daß, weil man mit der Kron Frankreich und nicht mit der Geiftlichkeit des Teutſchen Reichs zu thun gehabt, man zwar auch von difer alleinigen Kron eine hinlängliche Erklärung verlangen folle, daß man eine Öenüge daran has ben koͤnne. Weil aber diefe Kron einen befondern Religions-Eyfer vers merken lieffe ungeacht fie eben Fein zärtlihes Gewiſſen habe, fo werde ſchwer⸗ Yich darzu zu gelangen feyn, ald welche nur auf ihre Convenienz fehe und keinen Vorſtellungen Gehör gebe, fo werde beffer feyn, wann man fich an die vermittlende Kron Schweden um eine folde Erklärung wendete, zumahl ein Mittler folche beffer, ald ein Paciicent geben koͤnnte. Der auf dem Reichsſtag von dem Corpore Evangelico gemachte Entwurf duͤnkete ihn theils zu weitläuftg, theild ohne Drdnung zu feyn und fie meynten, daß man als lein dahin bedacht ſeyn folte aewiffe dem Ryßwickiſchen Friden gemäffe Grunds Meguln fefl zu feßen und unter jede die in der Franzoͤſ. Lifte enthaltene ald darunter gehörige Exempel anhängte, weldyes dann etwan_auf folgende Weis fe geſchehen könnte, wann man voraus ſetzte, daß zwar der Weſtphaͤl. Fride zum Grund des Nyßwidifchen gelegt, jedoch durd) die in den IV. Articul eins gefhobene Elauſul einiger maffen eingefchränft worden. Damit aber allen aus foldher Limitation entflehenden Zweifeln bey zeiten vorgebeugt werden möhte, fo verlangten die Evangeliſche, daß die Kron Frankreich fih rund erklärte 1) daß ſolche Einfhränfung niemanden zu gutem dienen follte , ald der bemeldten Krone, welche denen zur zeit ded gefchloffenen Fridens uns ter der Bottmaͤſſigkeit derofelben geflandenen Catholiſchen Unterthanen alfo vorzufehen begehrt und mithin gar nicht andern Eatholifchen Neiche = Ständen, als welche mit den Evangelifchen in offtgemeldtem letzterm Friden das wenigs ſte nicht gehandelt hätten. 2) Daß ſolchemnach die Elauful allein bey denjes nigen Drten, welde Frankreich bey dem Fridensſchluſſ im wuͤrklichen Beſitz gehabt und nad) ſolchem abgetreiten, fiart finden folle. 3) Daß obige Limi- tation alleinig von dem nudo exercitio religionis, illoque publico tam re- fpectu introducentis, quam perfonarum, propter quas introductio fa- cta eft, zu verfiehen fey und fo dann 4) daß die Particula nunc über den Tag, da der Fride unterzeichnet worden, Feined wegs erſtrecket werben koͤnn⸗ te oder follte, Dann durdy diefe wenige Grund »Reguln würden alle Speci- al- File entfchieden werden koͤnnen, wie fie foldhe zu End des Gutachtens

auf

Künfzebender Abſchnitt. ! 245

aufdie Gravſchafft Mömpelgard und die Herrſchafften Hericourt, Clemont, 1701 Chatelotund Blamont anwendeten und davor hielten, daß man auf demje⸗

nigen beharren ſollte, was bisher wegen ber Stadt und Gravſchaft behauptet wor⸗ den. Mit den vier Herrſchafften aber habe es eine andere Beſchaffenheit, in⸗ dem die Kron Frankreich die Catholiſche Meligion nicht in Anfehung der ges dachten Clauſul, fondern vermög der ibro vermenntlich zugeflandenen fouve- rainete eingeführt babe, fo, daß vergebens zu ſeyn feheine , wann man fchon derfelben in dem Negenfpurger Auffaß infonderheit gedenken wollte, Weps wegen das ficherfte und faft alleinige Auskunffts « Mittel feyn dörfte dabin zu gedenken, wie man difer Kron die irrige Meynung wegen der anmaffenden Souverainete durd) dienliche Gründe und Mittel benehmen und in die Wees ge, wie ſolche denen jedesmaligen regierenden Herrn ohne Widerſpruch einges ſtanden worden, einleiten möchte, worzu aber allem Anſehen nad) eine abfons derliche Handlung an dem Königl. franzoͤſiſchem Hof oder zugleich mit dem zu&tutts gard anmwefenden Franzöf. Envoye deGergy und dem zu Regenfpurg befindlichen Bevollinächtigen vonnoͤthen feyn dörffte. Wegen diſes letztern Vorſchlags beklagte fi) der von Hiller den 8. Martij, daß theild der Evangelifchen fo gar Ealtfinnig in dergleichen fo hoch angelegenen Sachen fi bezeugen, und die wenigfte Gefandte die erforderliche Werbaltuugs- Befehle von ihnen Nds fen empfangen haben. Der Schwedens Bremifche enthalte fi gar der Evans gelifchen Gonferenzien und die Sache Gottes und ber Religion werde mit folchem wenigen Ernſt behandlet , daß der Öegentheil ſolche Lauigkeit mit Händen greiffen und zu der Evangelifhen Glaubensgeuoſſen groͤſtem Scha⸗ den und Seelen: Gefahr alles nad) Belieben wider den Religions-und Weſt⸗ phil, Friden ungehindert ausführen koͤnne.

$- 113.

Die franzöfifche Beamte und Geiftlichkeit wußten ſolche Nachlaͤſſigkeit ebens mäffig und unternahmen immerzu neue Eingriffe in Kirchen > Saden in difer Gravfchafft und infonderheit in den obbenannten vier Herrfchafften , weil man fie für Burgundifche Zehen bielte. Die meifte Gefandte des Corporis Evan- gelicorum beſchloſſen deßwegen bey dem de Chamois eine widerhohlte Vors ftellung zu thun. Man Eonnte aber nicht fehen , wie felbige eine Wirfung haben Eönnte , weil man täglich vermuthere , daß man difen franzöfifchen Bes

vollmaͤchtigten von Regenfpurg wegzugeben nöthigen würde, weil man in der Meynung ſtund, daß der Kayſerl. Principal» Commilfarius , Cardinal und

Biſchoff zu Paſſau das an den Reichs te geftellte Manifeft wider Sn

3 \ reich

246 Geſchichte der Herzogen von Würtenberr,

1701 reihfhonin Handen habe. Der Dänifche Öefandte übernahm es aber doch den de Chamois zu fragen, weil der König mit gewaffneter Haud in der Gravſchafft reformiere , wad man fich wegen der widerwertigen Elauful zu Demfelben zu verfehen habe ? Der Gefandte antwortete darauf, baß die Eins nahme ded Collegii zu Mömpelgard und die Einführung der Catholiſchen Res Yigtond » Hebung eine von daſigem Fürften und der Burgerfhafft durch muͤnd⸗ and fohrifftlihe Erklärungen ausgemachte Sache ſey, weßwegen er ſich vers wunderte, daß man diſe Klage wieder an ihn braͤchte. Villeicht wollte man nur ſeinen Koͤnig bey dermahligen Conjuncturen bey dem Reich verhaſſt ma⸗ chen und den vier Herrſchafften koͤnnten die aus dem Oßnabruͤgiſchen Friden art. V. F. 42. angezogene Worte: Sive aliunde procedant jus reformandi non dependet, nicht zuftatten Eommen, indem, wann folche eine Würkung baben koͤnnten, felbige auf mehrers anders in Frankreich wider den Sinn der Fride machenden Dartheyen erweitert werden fönntens Dem aber der Dänis ſche Geſandte begegnete, daß das Haug Würtenberg die fihon öfters gefuchte Remedur nody nicht erhalten hätte und deßwegen feine Klage noch führte z daſſelbe habe aber zu difem Vortrag Feine Veranlaffung gegeben, fondern daß “Corpus Evangelicum laſſe ſolchen vor fi thun um eine Probe in difer fo klaren Sache zu nehmen, weſſen man ſich im übrigen ganzen Handel wegen der befandten Clauſul gegen feiner Kron zu verfehen babe. Er möchte es als fo in keinem widrigen Übfehen aufnehmen. Er Dänifcer wollte feine Erklaͤ⸗ zung au gehörigen Drten binterbringen und weiters mit ihn davon ſprechen. Worauf der Würtenbergifhe erinnerte, was er biebevor bey dem Corpore Evangelico angebracht habe und mit was ſchlechtem Willen und Confens man fi) dafelbft die Catholiſche Religions Uebung müffen aufzwingen laffen und daß ded Fürften mundlihe Erklärung nur gewefen, daß er wider gröflere Macht und Gewalt nie handlen koͤnnte, wohin aud ber VBurgerfchafft aus: gehändigte unverfänglihe Handfchrifft gezielet habe um der angedroheten und zum theil ſchon erlittenen ſchweren Trangſalen und auf dem Halß gehabten militariſchen Execution uͤberhoben zu ſeyn. Es koͤnne auch ſolches Herzog Eberhard Ludwigen, als dem regierenden Herzog von Wuͤrtenberg und Haupt des ganzen Fuͤrſtl. Hauſes auf keine Weiſe nachtheilig ſeyn. Was die Herr⸗ ſchafften betreffe, ſo beruffte man ſich nicht allein auf die obangezogene Worte, ſondern auch anf die unmittelbar vorhergehende Worte five ab Electoribus, Principibus & Statibus Imperii feuda procedant, fo, daß, wann gefeßs ten, doch uneingeflandenen Falls diefelbe Lehen von Burgund wären, das Recht zu reformieren dannoch um fo weniger flatt finden koͤnnte, ald zur Zeit des Weftphälifchen Fridens die Herrſchafften noch Reiche » Kande gewefen und was

Sünfzebender Abſchnitt. ai

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was bie Gravſchafft Burgund damahl nicht gehabt, dad habe auch nach⸗ 1701 gehende von Spanien nicht an die Kron Frankreich übertragen werden

koͤnnen, weldes der de Chamois nicht widerfprechen Fonnte, fondern nur zum binterbringen annahın. Der König wuſſte nun ebenmäffig nicht anderſt zu antworten, ald daß er die Sache fo lang aufzufchieben fuchte und fich der Umſtaͤnde genauer erkundigen, entzwifchen aber doch im Vefiß bleiben wollte,

$. 116,

Mittlerweil lieſſ fih der Churfürff von Brandenburg ald König von Preuß fen den 18. Januarij zu Koͤnigsberg Frönen und folches nicht allein durch feis nen Geſandtſchaffts-Secretarien, welcher fi hierzu einer Gutfche bediente, allen Geſandten auf dem Reichs-Convent anfagen in der Hoffnung, daß deren Principalen ihm folhe zu Feines Menfchen Nachtheil gereichende Königliche Wuͤrde nicht mißgönnen würden , fondern lieff auch daffelbe allen Chur-und Fuͤrſtlichen durh Schreiben zu wiffen thun. Der von Hiller fhikte feinen Geſandſchaffts-Secretarien ebenmäaffig in der Öntfche zu dem nun Königl. Preufs ſiſchen Gefandten , welcher difem nur meldete, daß er ſolche Notification feis nem Herrn dem Herzog von Wärtemberg binterbringen, er für feine Perfon aber entzwifchen geziemend gratuliert haben wollte. Worauf der Brandenburs gifhe verſicherte, daß man von feiten des Königs an ded Herzogs von Würs tenberg geneigtem Bezeugen nicht zweiffele und es denfelben nicht gereuen, fondern verfichert feyn würde, daß Ihre Majeftät der König in Preuſſen dages gen hinmwieder dienen und dem Durchleuchtigſtem altfürftlichen Haug Würtens berg zeigen wollte, wie hoch Sie foldyes allezeit gehalten und Fünfftig noch mehr balten würden. Der König lieff auch durch feinen Gefandten dem Würtenbers aifchen nohmalen bedeuten, daß er dem Fürftl, Haug Würtemberg in titulis & honoribus alles gern nach deffen Verlangen zugehen laffen würde. Und weil derſelbe in dem Notificationg » Schreiben dem Herzog noch den altfränfifchen Titul Hochgebohrn beylegte und difer denfelben ausgelaffen zu werben wünfd)s se, weil er nad) dem neuen Styl den Öraven nur gegeben werde, fo willfahrs te man ihm und bediente ſich nur des Wortes Durchleutig. Nichts deflowenis ger, weil die Reichd » Stände fo forgfältig wegen des Ceremoniels waren, ließ der Kayſer diefelbe durch den Baron von Seylern erfuchen, den Churfürften zu Brandenburg ald einen König zu erkennen, indem die Kayf. May. zu der Churs und Fürften Beſtem ausbedungen, daß er auf Reichs-und Krayß⸗Taͤgen, oder wo der König ald Chur-oder Fürft des Reichs erſcheine, Fein mehrers Geres moniel, Ehr oder Rang begehren oder genieffen follte, ald er vorhin a

on⸗

248 Geſchichte der Herzogen von Würtenbere,

170! fondern dißfalld alles im alten Stand bleiben follte. Doch blieb der

Zweifel noch übrig, wie ed derfelbe halten wollte, wann fie mit ihm ald König zu fchaffen hätten. In folder Ruckſicht erwählten nun einige Fürs fien und infonderheit Sachſen-Gotha den Plan, welhen die Derzoge von Wolfenbüttel mit der Kron Schweden im Jahr 1688. wegen ded Ceremonield abgeredt hatten. Herzog Eberhard Ludwig lieſſe fich ſolchen auch gefallen und fein Sefandter zu Regenſpurg muffte folchen ſehr ſtark betreiben und eine Con— ferenz mit dem Churs Brandenburgifhen antretten, weil Sachfen: Gotha bey längerer Verweilung ohne Beytritt anderer Fürften fih zu vergleichen gedach⸗ te. Man legte zum Grund, daß, weil der Chur »Sächfifehe Gefandte als Director bey dem Corpore Evangelico wegen der Religions Uenberung des dermaligen Königs in Polen verdächtig zu werden fhiene und man deßwegen in Religions» Sachen dffterd mit dem Churfürflen zu Brandenburg zu hands len Gelegenheit haben dörffte, nerhwendig ein guted Verſtaͤndnus mit dems felben gleichfam ald dem Haupt der Evangelifhen Stände erfordert würde, welches ſonſten ganz geſperrt und viel Unweſens verurfacht würde. Die Gas che erbielte aud) würklich eine folhe Wendung, daß der Herzog den 19. April dem König durch ein Schreiben zu folder Würde Gluͤck wuͤnſchte und dem von Hiller aufgab ein gleiches zu Negenfpurg gegen bem Graven von Metternich zu thun. Difer empfieng nun jenen Oefandten mit allen feinen Leuten vor der Zhüre berauffen unter Vorgehung 2. Mofmeifter mit Staͤben und führte ihn fo in fein Zimmer , wo er denfelben in einem Fauteuil oben an feßte und nach Anhörung des ihm gemachten Gluͤckwunſches mit vielen verbindlichflen Verſi— cherungen antwortete, daß fein König durch ded Herzogs gleich anfangs gerhas ne Erklärung und nun vor fo vielen andern darauf erfolgte würflihe Gratula- tion fehr hoc) fich verbunden erachtete und, wie er vor dem Ihme fo nahe Als liierten hochfuͤrſtl. Hauß Würtemberg jederzeit eine fonderbare hohe Achtung gehabt, alfo würde Er foldyes auch in der That nah Möglichkeit zu erfennen geben. Nach genommenem Abfchied wurde der von Hiller wieder von dem Geſandten und allen feinen Vedienten bid an den Wagen begleitet und no felbigen Abend von dem Graven mit der Gegen» Bifite beehret.

Ser

Neben allen difen Begebeuheiten fehte der den 2. Nov. vorigen Jahrs erfolgte Todesfall König Karls Il. auch die Stände ded Reichs in Unrus be. Sie waren unentfchloffen, ob fie fi in den vor Augen fiehenden Suc- cellions, Krieg mengen follten, da fie die Früchten eines Eur; vorher erhaltes

nen

Fuͤnfzehender Abſchnitt. 249

——

nen ſchlechten Fridens noch nicht einerndten konuten. Wenigſtens entſchuldig⸗ 1701 ten ſich die Churfuͤrſten am Rhein, daß fie ſchon offt genug ihre Land und Leute für den Kayſer und das Reich aufgeopfert hätten, und man ihnen in dem groͤſten Noͤthen nicht zu Hülf gekommen, ſondern vielmehr durh die Kay—⸗ ferl. und Reichs-Voͤlker verbeerer habe. Die General: Staaten ſchlugen zwar gütliche Tractaten vor: Weil aber der Kayſer folche Anflalten machte, welche die baldige Eröffnung einer Kriegs: Scene in Italien verkündigten , fo wollte fih Frankreich nicht damit aufhalten, ſondern drange auf eine kur⸗ ze Refolution, weffen er fich zu verfeben habe. Man beforgre diefem nad) , Daß dife Krone nach ihrer Gewohnheit zuerſt loßbrechen und in die am der ‚Hand gelegene Stände mit ernfllihem Gewalt wegen eines pofitiven Ent⸗ ſchluſſes ſehen dörffte. Sm Reich hatte e3 ein feltfames Ausfehen, da die im Weeg ligende Religions sund neunten Chur» Ötrittigkeiten dem Kanfer viele Mühe machen konnten nur einen Theil der Neichd: Stände zu einer Kriegs⸗ E:flärung zu vermögen. Dann die correlpondierende Fuͤrſten konnten ſich nicht wohl wider die Kron Frankreich erklären, weil fie ſich viele Hoffnung machten wider die gedachte Churwuͤrde ven derſelben Beyſtand zu erlangen. Der König ſuchte auch Herzog Eberhard Ludwigen auf feine Seite zu brins gen. Daun ber von Hiller berichtete den 8. Febr. an den Herzog, daß, ald er den Tag zuvor mit dem Franzöfifchen Oefandten in einer Geſellſchafft ges wefen, derfelbe den Graven von Metternich und ihn auf die Seite geruffen und ihnen erzeblet habe, daß er dem Ehur- Maynzifchen Geſandten, als Reichs Direktori ein Schreiben übergeben wollen, welches er aber unter der Entſchuldigung nicht angenommen babe, daß er zu foldem Amt von feinem Churfuͤrſten noch wicht bevollmaͤchtigt worden. Weil er num nicht wäüflte, wie bald er ſolch Schreiben an feine Behörde bringen koͤnnte und gleichwohl den Inhalt fo lang nicht zuruck behalten dörffte, fo wollte er fie beede ſolches Vefen laffen. Cie fanden darinn, daß der König den 20. Januarij der Reiches verſammlung melden wollen, was maſſen er aus Begierde zur allgemeinen Ruhe ich entfchloffen habe das von dem verfiorbenen König in Spanien hinters Laffene Teſtament in dem Vertrauen anzunehmen, dad mar aud) von feiten des Reichs gleichen Entzweck belieben werde, Nun nahmen Die beede Ges fandte nur auf ſich ſolche Entdeckung ihren Prineipalen zu binterbringen. Doc fragte dev Würtembergifche den de Chamois, ob der König zu allerfeis tigen vergnügenden Verglichs-Mitteln aus bezeugter Liebe zu Erhaltung des Fridens eben fo wohl die Hand biethen würde? und erhielt die Antwort, daß zwar die Republif Holland darzu Vorfchläge thun wollte, wann fie aber dem en nicht gefislen, fo würde er nicht ein Staͤublein dahinten und ed uͤbri⸗ XII. Theil, Si gens

250 Gefchichre der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1701 gend aufdadäufferfie ankommen laſſen. Den 7. April brachte auch wuͤrk⸗

lich ein Eylbotte bein de Chamois eine gewiffe Memoire, in welcher die von der Rron Engelland und den General: Staaten dem König vorgeihlagene Sriedend- Mittel enthalten waren, Diſer ſchickte gleichbald eine Abſchrifft davon dem Würtenbergifchen Oefandten zu mit dem Begehren ihin die Gefins nung feines Hofes darüber mitzusheilen. Der von Hiller merkte aber, daß man ihn in dad Franzöfifge Netz verwikkeln wollte und fand nicht rathſam feine Meynung heraus zu laffen, fondern dankte ihn nur für dad gegen ihm bezeugte Vertrauen und verficherte, daß Herzog Eberhard Ludwig nichts meh— rers, ald die Venbehaltung des Friedend wuͤnſchte. Dann der de Chamois hielte ſolche Vorſchlaͤge nicht für beſſer, ald für eine Kriegs-Erklaͤrung und. glaubte, daß fein König ohne weitläufige Antwort ſich des Beſies der Spas nifchen Rande verfichern und dabey handhaben, übrigens aber erwarten doͤrff⸗ te, wer ihn angreiffen wollte.

G. 118.

Bey ſolchen kriegeriſchen Ausſichten hatte der Schwaͤbiſche Krayß mit dem Fraͤnkiſchen ſich ſchon den 23: Nov. vorigen Jahrs zu Heydenheim vers glichen, daß ſie einander mit Rath und That getreulich ſchuͤtzen und beede Krayſe in ihrer Verfaſſung und Ruhe, auch Sicherheit vor allen Anfaͤl— Yen erhalten wollten, zu welchem Ende fie ein Corps von 14200, Mann und zwar Franken 5. Regimenter, Schwaben aber 7. Regimenter aufftellen wollten (d). Solche Vereinbarung follte nun beflesiger werden, zu welchem Ende zu Ulm auf den 14. Üpril ein allgemeiner Krayßtag beliebet wurde, Solchen beſchickte Herzog Eberh. Ludwig durd) feinen geheimden Kath Maximilian von Menkingen und die beede Ober-Raͤthe Johann von Backmeiſter und Ans ton Günther von Heefpen und der fränfifche Krayß bielte feinen Convent zu Nürnberg. Bey folhen Verſammlungen erfihienen nun auch ein Kayferlicher and ein Franzöfifher Gefandser, welden man zu Nürnberg zu erkennen gab, daß beede Krayſe die unſchuldige Abſicht führten fi) in Feine neue Unruhe zu verwickeln, fondern auffer allem Engagement fo lang zu bleiben, bid vom gefammten Reich ein anders befchloffen würde, jedoch noͤthig erachteten ihre Mannfhafften zu ergänzen und folde um ein Drittel zu vermehren, womit bee⸗ de Gefandte fehr wohl zufriden waren. Nur war der Kayſerliche noch in eis ner Unrube,, daß audy ein formlicher Neutralitaͤts-Tractat mit Frankreich ers richtet werden wollte, weil der Kayfer fi die Hoffnung machte dad Neich in

den (d) der Inhalt dies Receſſes ftehet im Theatr. Europ Part. XVI. pag. 2.

Sänfzebender Abſchnitt. 251

den ſchon angefangenen Krieg einzuflechten. Der Herzog beforgte aber, daß, 1701

wann es dem Kayſer in Italien nicht nad) Wunſch gelingen wollte, fich def fen ganze Urmee bevans > und ben Krayß in Gefahr ziehen doͤrffte. Der Schwaͤbiſche aber erflärte fih auf Anrathen des Herzogs, daß man in feinem gefärlihem Engagement ſtunde, noch ſich einzulaffen gedenfe , fondern ſich nur in eine hinlaͤngliche Verfaſſung feßen wollte feine Graͤnzen wider alle Ans fälle beftens zu verwahren. Und wann der Franzöfifche nicht zufriden fehn wollte, ald es wider den Rißwyckiſchen Friden wäre, fo koͤnnte man ihnt mit der Autwort begegnen, daß, wie man der Kron Frankreich nicht verwehre ſich folhergeftalt in Sicherheit zu ſetzen, alfo würde man fich auch diſſeits Feine Gefetze vorſchreiben laſſen, fondern in den Schranken des Fridens bleiben, Und weil ver Kayſer evenmäffig einige Negimenter zu Bedeckung der Vorders Defterreihifchen Lande in den Krayß vorrucken zu laffen zu vernehmen gab, fo bath ihn der Krayß nicht mehrere an ben Dbers Rhein zu beordern und zu der ankommenden Unterhalt folhe Anftalten zu machen, damit der Krayß Feine Beichwerde davon habe, wie man ihm dann auch zu verfteben gab, daß, wann es auch zum Bruch in Deutſchland komme, man fih mit Kayſerlichen Völkern nicht beladen laffen werde. Der Fraͤnkiſche Krayß Iud aber unbewuſſt und wider des Schwäbifchen Willen auch deu Bayriſchen Krayß zum Behytritt der Aflociation ein und flug ihm einen Konferenz» Tag nad) Nördlingen vor. Der Churfuͤrft Marimilian Emanuel lief ſich ſolches ſehr wohl gefallen und erbothe ſich, wann ſchon der Bayrifhe Krayß Fein Belieben darzu trüge, vor feine Perfon darein zu fretten und einen Öefandten zu ſolchem Ende dahin zu ſchicken. Der Schwaͤbiſche Krayß war auch eingeladen fowohl den Heyden⸗ heimer Recefs zu ratiticieven, als auch mit Bayern fich einzulaffen, weil ber Ehurfürft mie dem Heydenheimer Recels fehr wohl zufriden war und fi für feine Perſon zu Stellung 10. bis 15000. Mann erborhe. Und von dem Ehurs Rheiniſchen Krayß erwartete man auch eine wilfärige Antwort. Man follte faſt nicht glauben können , daß diſer Churfürfl, welder dem Frank: und Schwaͤ⸗ Bifchen Krayß zumuthete eine Armee von 20090. Mann aufzuſtellen, damit man der Kron Frankreich tapfern Widerſtand thun koͤnnte, ſich nachmals auf Die feindliche Seite ſchlagen würde, da er nad) feiner um biefe Zeit gefhehener Refignation des Gouveraementg in den Niderlanden vielmehr feinen grofs fen der Kron Spanien gegebenen Vorſchuſſ, melden er wieder bloß allein zu Befoͤrderung bed gemeinen Weſens anzuwenden verſprochen hatte, wann man nicht wäfte, daß ihm die Kron Frankreich für die verlobrs ne Hoffnung zur Kron Spanien zur Kayferl. Kron zu verhelffen die Zufage ges thau häste, Herzog Eberh. Ludwig hatte aber damald fon einen Verdacht 52 wis

252 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1701 wider den Churfuͤrſten gefaſſt, daß er in geheimen Verbindungen mit

den Kronen Frankreich und Spanien ſtuͤnde und gab feinen Krayß-Ge— fandten auf einige Gewißheit Davon auszuforfhen, ehe man ſich mit ihm in eis ne Affoviation einlieſſ. Der Bayriſche Gefandte wollte aber nicht mit ber Sprache herauögehen und entſchuldigte fih nur mit dem Mangel einer genaus ern Information und Verhaltungsbefehlde. Endlich gab er zu Ulm eine Bes fremdung des Churfürften zu erfenuen, daß man einen Argwohn auf ihn fafls te , welchen er doch nicht verdient zu haben glaubte, indem er jederzeit fein patriotifched Oemürh weit anderfl gezeigt babe, ald daß man einige wider die Ruhe des Reichs errichtete Bindnuffe bey ihm vermuthen koͤnute. Er vers hoffte audy nicht, daß man ihm die Geheimnuffe feines Hauſes zu entdeden gerpflichten, fondern jeßo mit feiner Verficherung zu friden feyn werde, daß unter denfelben nichts fey, welches ihn hindern koͤnnte fid) in die Verbündung mit beeden Krayſen einzulaffen. Man war auch deßwegen von feiten ded Kray⸗ ſes bedacht ihm die Meynung eines wider ihn gefafften Verdachts zu beneh— men uud fih mit ihn einzulaffen - da hingegen der Herzog Feine Neigung mit dem alleinigen Churfuͤrſten zeigte, aber gefcheben Lieff die Aflociation mit dem ganzen Krayß zu errichten, indem e8 nicht nur um Verflärfung der Manns ſchafft, fondern auch bauptfählih um die Einmütbigfeit der Öefinnungen zu thun war, da man von feiten des Schwäbifchen Krayſes verfihert feyn muffs te, daß der Bayriſche famtliche Krayß ſich zu Feiner andern Parthey fchlagen, fondern, wann ed zum Ausbruch ded Kriegs am Rhein Eommen follte, nebft Franken und Schwaben allein auf die innere Sicherheit das Augenmerk neh— men würde, bis die allgemeine Neichöverfammlung ein anderd, wie gewönlicd, befhlöffe.e Wofern aber die Bayriſche Stände damit verzögen oder es ſich fonft nicht anderft ſchicken wollte, fo wär der Herzog eben nicht gemeynt ges wefen dem Churfürften Anlaſſ zu einem Mißvergnügen wegen eines auf ihn. gemworfenen Verdachts zu geben, fondern endlich die Tractaten mit ihm als lein anzutretten. Die Anzahl der anerbottenen 15000. Mann machte ihm aber die Sorge, daß fie den beeden Krayſen mehr befchwer »ald nuglich werden doͤrfften, zumahl auch das Commando einen Zweifel erregte und ſchon in ofs fentlichen Zeitungen der Churfürft einer Verbindlichkeit mit der Kron Franke reich bezüchtiget wurde, da es gefärlich fchiene, wann der Herzog feine Troup⸗ pen und Lande einem folhen Commando anvertrauen wurde, welches man ihm nicht wohl verwaigern Fonnte,

6. 119,

Fuͤnfzehender Abſchnitt. 253

F. 119. 1701

Der Fraͤnkiſche Krayß unternahm aber ohne Vorwiſſen des Herzogs oder des Schwaͤbiſchen Krayſes im Namen der Ausſchreib⸗Aemter von beeden Krayſen den Ober-und Chur-Rheiniſchen Krayß zu einer Aſſociation eins zuladen, deſſen ſich der Herzog nicht verſehen hatte. Dann dieſer Schritt war um ſo mehr uͤbereylt, als man eben noch nicht wuſſte, ob der Zweck und Abſicht des Schwaͤb. Krayſes ſey wegen der Spaniſchen Erbfolge auſſer aller Partheynehmung und in puris terminis defenfionis zu bleiben und bey fo vielen nicht einerley Intereflfe habenden Churzund Fürften der Zweck nicht fo leicht erreicht würde, ald ed unter wenigen und nächfigelegenen feyn Fönnte. Wann aber die Abficht fey eine flarfe Armee auf die Beine zu flellen, fo gab er zu bedenken, ob man fih nicht auch an die Eydgenoflichafft wenden follte und ob nicht bey fo vielen Ständen und Krayfen der modus conful- tandi, expediendi & defendendi ſchwerer gemacht würde, infonderheit wann die in offentlihen Zeitungen enthaltene Nachrichten von dem Churfürs ſten zu Eölln wahr feyn follten. Und wann man je mit den 3. geiftlichen Churfürften ſich einlaſſen wollte. fo müffte man auch wohl überlegen, was man mit dem flark bewaffneten Chur: Haug Pfalz, welches bekandtlich in bez fondern Engagements flünde und zwifchen ihnen liege, zu than hätte. Ent⸗ zwifchen fahe Ber König in Frankreich die Aflociation der beeden Krayfe Schwaben und Tranfen in fo fern fehr gerne, wann fie eine genaue Neutrali- tet beybebielten. In welcher Hoffnung er auch den Beytritt des Bayrifchen Krayſes betriebe, weil er ſich f[hmeichelte, daß der Churfürft die entworffene Neutralitäts-Armee commandieren würbe, wobey man ihm zum Schein gleichwohl Herzog Eberh. Ludwigen an die Seite feßte. Niemand Eonnte aber begreiffen, wie dife beede Fürften neben einander commandieren koͤnn⸗ ten, indem man ohnehin damahl entdecdt haben wollte, daß der Päbfllihe Stuhl die bevorflehende Unruhe nur zum Vortheil der Roͤm. Catholiſchen Kirche und Unterdrüdung der reinen Evangelifchen gebrandhen wollte und fols che Entdeckung ein groffes Auffeben machte. Die Deflerreichifche Gefandte zu Megenfpurg erhoben die Worfichtigfeit des Schwäbifhen Krayfes und des Herzogs von Wuͤrtemberg gar fehr, daß man von Chur- Bayern zu wiſſen verlangte, in welchen Engagements der Churfürft flünde. Man Fonnte auch nicht rathen ihm das Commando zu laffen ,„ weil fein Bruder der Churs fürftvoon Coͤlln ſich fo fehr verdaͤchtig mache, indem er feine nahe Anverwandfchafft mit dem Duc d’ Anjou , al feiner Schweſter Sohn

| Ji3 zum

254 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1701 zum Vorwand nehme, warum er anſtehe ſich für den Kayſer zu erklären, DieUmſtaͤnde des Reichs wurden aber immerzu bedenklicher, als auch derKoͤ⸗ nig in Schweden dem Koͤnig in Polen drohete in ſeine Saͤchſiſche Lande ein⸗ zufallen, weil er glaubte, daß diſer den Polniſchen Krieg mit Saͤchſiſchem Volk und Geld fuͤhrte und mithin diſe Quelle verſtopfen wollte. Diſer fuchte deßwegen bey Herzog Eberh. Ludwigen ſowohl, als bey andern Fuͤrſtl. Hoͤ⸗ fen um Huͤlfe an, welche Anmuthung aber jedermann wunderlich vorkame, weil die Unmoͤglichkeit eines Beyſtands bey gegenwärtigen Conjunctuten vor Augen lage und von dem weltklugen Koͤnig Auguſt die Einſicht erwartet wer⸗ den konnte, daß das Reich zur hoͤchſten Unzeit in den Schwed-und Polniſchen Krieg verwickelt werden wollte, da man die Kron Frankreich vor den Tho— ven ald einen. Feind ſahe. Dann die Franzofen machten jeufeit des Rheins allerhand gefärlihe Bewegungen, welche auch den Kayferl. und Reichs-Ge— nerals Lieutenant Louis von Baden veranlafften beede verbündete Kranfe zu erinnern ihre famtlihe Maunfchafften an die Gränze ihrer Krayfe anrüden und durd) diefelbe alles dasjenige beobachten zu laffen, was die Sicherheit und Erhaltung derfelben erfodere. Solchemnach wurde für die Schwäbifhe Voͤl⸗ ker ein Lager bey Heylbronn zu ſchlagen beliebet und der Fraͤnkiſche Krayß ers fuchet ebenmäffig bey einem nahe bey difer Neich3s Stadt liegenden Fraͤnkiſchen Ort feine Mannfchafft zufammen zu ziehen, damit man bey einem feindlichen Uebergang über ben Rhein fo gleich entweder folhen abzuwenden oder Netz tung zu thun vermödte. Die meifte Franzoͤſiſche Macht zoge ſich aber in das Elſas und men hatte Nachricht, daß fie die Waldſtaͤdte und infonderbeit die Stadt Coſtanz nebſt den Deflerreichifchen vorderen Erblanden augreiffen wolls te, da dad Neid und vornemlih der Schwäbifche Krayß ſich die Rechnung machen konnte, daß, obfchon der de Chamois das Reich wegen beybebaltens ber Nuhe und Frideus ficher zu machen fuchte, daunoch diefelbe in dieſen Krieg verwickelt werden müfften. Bey Zufammenziehung der Schwaͤbiſchen Eontingenter zeigte fih nun in dem Lager bey Heylbron , daß die meifte Stände mit Aufftellung ihrer Gebühr fehr nachläffig gewefen und man dife Krayp- Völker faſt nicht in das Feld zu führen vermochte. Herzog Eberhard Zudwig legte bey folcher Befchaffenheit den Schimpf vor Augen, melden die Stände dem Krayß zugezogen hätten und erklärte fi) von aller Verantwor— tung und Theilnehmung an folder Schande frey zu feyn. Und, als einige infonderbeit geiftlihe Stände fo unverfhämst waren ihm eine gröffere Anzahl Zrouppen aufjulegen und was ihnen abgienge, den Erfaß zugumutben, fe gab er ihnen und theild Städten ihren Undank zu verfiehen, indem er einen zimlihen Theil der den verarmren Ständen obligenden Maunſchafft iiber feis ne

Sünfsehender Abfehnite. | 255

neGebuͤhr auffich genommen und nicht nur im vorigen Krieg mit vielenfaus 1701 fenden zu übertragen geholffen, fondern auch fonflen dem Krayß zum beſten

und zu deffen Aufrechterhaltung vorgefhoffen, davon er noch den geringften Erfag nicht erhalten koͤnnen. Dagegen viele andere, infonderheit geiftliche Stände Ränder und Güter erfaufften, koſtbare Pallaͤſte aufführsen und andern Staͤn⸗ den gegen Verpfändung der beften Güter groffe Summen vorgeflredt, aber zu Erhaltung ded gemeinen Wefens nichts ald Klagen über ihr Unvermögen beygebracht, ihrer [hönen Einkünften verfhont uud alle Laſt auf ihre arıne Untershbanen gelegt und ihr Gewiffen unverantwortlid beſchwaͤrt hätten, Welche und andere Vorwürfe zwar fo viel fruchteten, daß fie des Herzogs patriotiſche Abſichten mit Dank erkannten, aber im übrigen dannoch ſich mis vorfihügendem Unvermögen aushalfftern wollten. Das bey Heylbronn ange⸗ feste Rager machte aber ein groffes Aufſehen, indem das Gerücht ergieng, daß der Schwäbifhe Krayß fih mit dem Hauß Oeſterreich verglichen hätte, fo bald fie ihre Anzahl Leute auf den Beinen hätten und fonft ihre Krieges Anftalten im Staud wären, der Kron Frankreich den Krieg anzukuͤnden. Man legte ſolches dem Krayß fehr ungereimt übel aus, weil der König das Wort von ſich gegeben, daß fo lang der Kayfer Fein Lager fhlüge, man vers ſichert ſeyn koͤnnte, daß er auch keinen Luft darzu habe, weil er nichts meh⸗ rers als den Friden wuͤnſchte. Durch dieſen Krayß⸗-Schluſſ und formirendes Lager wuͤrde aber nun alles in die Flammen gefeßt. Obwohl nun der Kron Frankreich zur Schande gereichte, wann fie fih durd ein Lager von einer Hand voll Leute aufbringen lieffe, fo bezeugte fie ſich doch unruhig über ſolches Gerüchte, zumal ſolches je-länger, je mehr durch Briefe befletigt und vielleicht sergröffert wurde, Man wollte fo gar einige Stände ded Krayfed wiſſen, welche fehr verdächtig bierinn wären, weßwegen man den von Hiller durch den Dänifchen Gefandten zur Rede ſetzte. Diefer wollte aber nicht mehrers davon wiffen, ald, daß ein Mufterungds Lager bey Heylbronn gefchlagen wuͤr⸗ de, welches fo wohl der Franzöfifihe, als der Kayferliche für unſchuldig ers Fannt und gebilligt hätten, weil es blos zur Sicherheit des Krayfes angefes ben fey, wobey es auch fo lang bleiben würde, bis die Stände davon getries ben würden. Das Gerücht habe auch Feine Warfcheinlichkeit, weil der als leinige Schwäbifche Krayß dem Kayſer wenig helfen würde, in weldem Bes tracht, da alle andere Krayfe noch wenigen Luſt zum Krieg hätten, derfelbe gar nicht Urfach habe zur Unruhe und Gefahr Unlaff zu geben, zumahlen er der naͤchſte wär, welcher über den Hauffen geworffen werden Eönnte, ehe ihm Hülfe geleifter würde, Weil aber der Dänifche Gefandte auf die Frage: Welcheé Stände dann verdächtig wären? mit der Sprache nicht ler

we

256 Befcbichte der Herzogen von Whrrenberit,

1701 wollte, fo geriethe der Würtenbergifche aufdie Gedauken, ale ob auf Ders zog Eberhard Ludwigen und auf den Margar. Ludwig von Banden gezielet würde, weil legterer ein Kayferl. General war und den Vorſchlag zu difem Lager behauptet hatte, da bingegen der Fraͤnkiſche Krayß feine Negimenter nur hier und da zur Muflerung aufftellre. -

$. 120.

Entzwifchen hatte der Herzog vermittelft eines Rechtshandels mie der Schwaͤbiſchen Ritterfhafft und feinen Lehenleuten zu Fänpfen, welden ihm fein Vormunder hinterlief. Dann es war ſchon im YAuguft » Monat des Jahres 1679. das Lehenbare Dorf Kindad) durch Abſterben Fridrichs von Kaimingen, des leßten feines Geſchlechts, als ein eröffuer Zehen dem Lehen » Deren heimge— fallen , welcher fi berechtigt hielte die Schagung und Steur dafelbfi zu neh» men. Herzog Fridr. Carl verlangte auch von feinen Lehenleuten in dem damaligen Krieg die gemönliche Zehen » Dienfle , um fo mehr, als fie den Schutz des Landes genoffen. Weil aber dife ihre Steuren zu ihrer Ritters Caff einfhütseten, fo nahın der Herzog ſolches auf, als ob fie die dem Land einverleibse und ald ergänzende heile defjelben conlticuierende Lehenguͤter zu unmittelbaren Reichs-Guͤtern machen und dem Land entziehen wollten. Her⸗ 309 Frid. Carl behauptete fein Recht und zoge die Steuren würklid ein, worüber die Lehenleute fich an ihren Kanton wendeten und die Jamtliche Ritters ſchafft nahm fi ihrer Mitglieder an, fo , Daß es vor dem Kayferl. Reiches Hof » Rath zu einer befchwerlidhen Nedtfertigung Fam und der Kayfer ben 3. Maj. 1691. ein Mandatum an deujelben ergehen ließ die Lehen-Leute mie ihren Lebendienften zu verfhonen , weil fie gegen dem Kayſer und Reich fchon ihre Schuldigfeit gerhan hätten. Sie waren wegen ihrer Perjonen in allweg dem Reich zu Dienſten verpunden , aber durch eine andere Verpflichtung aud) gegen dem Leben» Herin , welchem fie far den Öenuff feines Eiyenıhums ihre Dienfte gewidmer hatten. Weil aber Herzog Frider. Earl die gröfte Unge— rechtigfeis in den Verordnungen des Reichs-Hof-Raths gefunden zu Haben feſt glaubte, fo kehrte er fich auch nicht an diefelbe, fondern bedrohete feine Lebens leute mit der Execution und zog die Steuren nad) , wie vor, von den heimge—⸗ fallenen Leben ein, weßwegen die NRitterfhafft ein abermaliges Mandatum inhibitorium unter dem ı. Junij 1691. auswuͤrkte. Es wurde aber nicht al: lein nicht befolgt , fondern der Herzog lieff vielmehr denen von Gültlingen , Dietrichen von Weyler und andern ihre Früchten hinwegnehmen um fid) mit ber That in dem Beſitz feines Rechts zu handhaben. Man machte Vorftelluna

gen

Süunfzebender Abſchnitt. 257

gen uud zeigte die Nichtigkeit ver Ritterſchafftlichen Gründe. Allein ſie fan⸗ 1701 den auch eben fo wenig Gehör, als die Mandata. Herzog Friderich Carl gründere fih wegen der Steurbarfeit des Lehens Lindach vornemlich darauf, daß , ald Herzog Ludwig difes Gut in den Jahren 1579. und 1581. Erafmen von Laimingen zu Leben gab, er fich nebft dem Jure Epifcopali die Lands⸗ fürftliche und hohe Obrigkeit vorbehalten habe , dad Beſchatzungs-Recht aber den vorzüglichflen Theil von diſer ausmache, mithin weder die von Laimingen diſes Recht der Ritterfchafft überlaffen, noch dife ed annehmen Fönnen, zumahlen dieQshenleut difes Herzogthums im Jahr 155 1. felbft in ihrer Bittſchrifft an den Rayfer für Herzog Ehriftoph befaunt haben , ‚, daß die Nitterfchafft und „Lehenleut des Fuͤrſtenthums Würtemberg uf den Loͤblichen Stammen und Namen der gebobrnen Fürften von Würtenberg , ald ihre Zehenberrn und »» NB. niemand andern vom Heyl. Neid, Römifhen Kayfern und Königen y gewidmet und derhalb als gehorfame getreue Lehenleut nad) allen Rechten „ſchuldig find bey denfelben ihnen angebohrnen natürlichen und vom hailigew „Reich zugeordneten Reben » Herrn allezeit zu bleiben zc. und fonften in gemeis ‚, nen Rechten verfehen iſt, daß Veränderung Laud und Leut oder der Unters „thauen und derfelben zugehörigen Lehenleuten au andere Herrfhafften nit „geſchehen fol , kan oder mag , ed geſchehe dann mit vorgeheuder ausdruck⸗ „licher derfelben Merrfchafft zugemandten und Lehenleut Bewilligung ꝛc. Der Herzog machte den richtigen Schluſſ, daß, wann ber Lehensherr ein auf dem Lehengut hafftendes Recht nicht ohne feiner Landfchafft Bewilligung vers Guffern koͤnne, ein Lehenmann ſolches um fo weniger zu thun befugt fey, als ihm folches nicht zum Genuff überlaffen worden , oder, wann er ed auch ges habt , foldyes doch wieder auf den Eigeuthumsheren nad) dem Verluſt des Bes ſitzers zurudfallen follte. So, gedachte Herzog Friderich Earl und feine Näs the , würde jedes anders Gericht, als der Reichs-Hof-Rath, geurtheilt has ben, weil er es der Vernunft und den allgemeinen Rechten gemäß erachtete. Wie er auch wegen der Lehensdienſte ſich auf die natürliche Befchaffenheit der Leben bezoge, vermög deren die Lehendienfte eine unzertrennlihe Beſchwerde ber Reben wären und Feine Verbindung mir denen dem Reich ſchuldigen Dienften hätten und dem alleinigen Reben » Deren vermög ihres Lehen » Eyds geleifter werden müfften. Herzog Eberh. Ludwig hoffte durch eine im Jahr 1695. ge⸗ druckte Ausführung unter dem Titul: In Jure © Faflo negründere De- duftio &c. worinn des Hochfuͤrſtl. Hauſes Würtemberg Befugſame wider bie von des Heil. Reichs Ritterfhafft in Schwaben wegen pretendierter fernerer Collectation in den durdy Kauf oder Apertur confolidierter Leben , fo dann bey gegenwärtigen franzöf, Krieg von deflen mehrern adelihen Vaſallen uns Il, Theil, K k ter⸗

258 Gefcbichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1701 ternommeneDenegation ihrer ſchuldigen Lehendienſte an dem Kayf. Reiches Hof⸗Rath angemaffte Proceff vorgeflellt wird ze. auf beffere Öefinnungzu bringen: Die Sache ruhete aud) darauf bis auf dad Jahr 1699. da die Rit⸗ terfchhafft unter dem 9. Aug. ein neues Mandatum poenale wider den Herzog auswuͤrkte und ſich auch auf die erworbene Gunſt des gedachten Reichs-Ge— zichtes verlaffend nicht unr die Jura fequel® , armorum &c. anmaſſte, fons dern auch andere heimgefallene Reben. nemlich Hemmingen, Schöeingen Doltringen, Oberndorf, Rierheim ,„ Haufen ob Fröna und Unter Rieringen bervor fuchte. (e) Mithin wurde difer Stritt immer ernfihaffter und verwirrs zer, nachdem das Haug Würteinberg den im Herzogthum Würtenbera fißens den Adel und Kehenleute ald Landſaͤſſig auſprache und die Gültigkeit der Kays - ferlichen wider die Rechte eines ungebörten Dritten erfchlichene Privilegien nach den allgemeinen Rechten aufochte. Man fing auch an aus den Archiven von ber Befchaffenheit und Verbindung der Leben mehrere Nachrichten zu ziehen, ald man in difem Theil der Wiffenfchafften bey den damahligen Zeiten der Ins wiffenheit auf den hohen Schulen erlernt hatte. Der Reichs: Hof-Nath hats te auch jederzeit ben allen Ritterfhafftlichen Klagen das audiatur & altera pars auffer Acht gelaffen und die Befunfamen der Chur-und Fürften ems pfindlidy bintangefeßt. Herzog Eberh. Ludwig ſahe demnach Feinen andern Weeg mehr, ald dife Unordnung an das ganze Reich zu bringen und Hülfe- zu fuhen. (f) Das Reichs-Directorium wollte aber weder die gedrudte Deduttion, nocd das Schreiben an den Reichs-Convent unter der Eutfehuldis gung annehmen, daß ed nody nicht bevollmächtigt fey. Jedoch unterbaute der von Hiller diefe AUngelegenbeit hin und wieder bey den übrigen Öefandten, Deren einige ihm binterbrachten, daß verfchiedene vornehme Kitterfchafftliche Ölieder nit in Abrede genommen hätten , daß fie felbftien fi nicht fun— diert erachteten, es aber dennoch fo weit zu treiben wagen wollten, als fie _ koͤnnten. Bey dem Kayf. Con-Commillario konnte er nichts deſtoweniger fid) eine Hoffnung machen Beyfall zu finden und wagte ed nur demfelben beys aubringen, wie übel foldye ritterfhafftlihe Colleit® verwendet würden und wie ſchlecht es um das Juſtizweſen flehe und mehr zur Bedruͤckung und Pri- vat-Convenienz ald zur Handhabung gleichen Mechtend verwaltet werde, fo, daß man öffterd derfelben Feinen Plaß mehr geben Eönne, fondern folde, wie ed vor Gott und der Gerechtigkeit liebenden Welt zu verantworten fey , fih felbft Recht fhaffen müffte. Die Chur⸗Trieriſche Raͤthe machten aber bey nahe eine Verwirrung darinn, indem fie die fogenannte anfgetragene Les | hen (e) Luͤnig Reichs = Archiv. Part. fpec. contin. 3. pag. 603. 612. 613. (& DBeyl, 44, und 45, Theatr, Europ- Tom. XVI. p. 196, feqq.

Sünfzebender Abfebnier 250

ben auönehmen wollten und dadurch dem unruhigen Confulenten 1701 Burgermeifter Anlaff gaben ein groffes Negifter folder Lehen zufamen

zu ffoppeln. Als man fie aber unterfuchte, fo fand ſich Feines, welches der Bafall mir gutem Willen zu Lehen gemacht hätte, damit er entweder feines Reben: Herrn Schuß genieffen möchte oder eine Gnade erlangt und mit Lehen⸗ machung feines Eigenthbums dankbar ſeyn wollen, weldyes lauter Geburten ber damaligen Unwiffenheit in Leben » Sachen waren, da fich vielinehr befand, daß, wann der Lehen: Herr ein zuvor gewefenes Reben geeignet und mithin der Lehen-Hof verringert worden, der Vafall von feinen andern eigenthumlichen Gütern folche Lüde wieder erfeßen oder, wann er das geeignete Lehengnt vers Eaufft, ſich verſchreiben müffen ein anderes Gut zu erfauffen und den Ab⸗ gang zu ergänzen, oder liste der Lehen: Herrumdes Vafallen willen Schaden, fo wurde für billig erachter folden aut zu thun und allenfalls ein eigenthums lich Out zu Zehen anzuerbieten , oder wurde einem oder andern, weldyer der Graven und Herzoge Feind war, fein gut weggenommen und hernach wegen eingelegter Fuͤrbitte unter bedingter Rebenfchafft wieder zurudgegeben oder bes gieng ein Landfäffiger Edelmann ein grobes Verbrechen, welches er mit Wers luft feiner Güter büffen muſſte, da er es für eine Gnade halten muffte, wann man ihn unter der Beſchwerde der Kehnbarkeit wieder zu dem Genuff derfelben fommen lief, Dife Sache blieb aber noch lang verligen, bis das Schreiben des Herzogs zur Dictatur und die Sache zur Berathſchlagung kommen konnte.

8 TAT,

Mittlerweil hatte das Herzogl. Hauß durch den Todesfall Herzog Ferdi— nand Wilhelms von Würtenberg, Neuftättifcher Linie, eines Sohnes des obs berührten Herzog Friderichs einen Verluft erlitten, welcher von jedermann and infonderheit von Kayfer Leopolden fehr bedauert wurde, indem er gaͤnz⸗ lic) ensfchloffen war denfelben in feine Dienfle zu nehmen und ihın eine en chef commandierende Stelle anzuvertranen. Weil nun deffen Herin Vater fih durdy Tapferkeit und Verſtand den Ruhm eines groffen Kriens: Helden ers worben und id) die vornehmſte Umftände feines Lebens in dem vorigen Theil zu berühren Öelegenbeir genommen , fo Fan ich nicht umgehen difes durch feis ne Heldenthaten berühmten Herzogs Angedenken zu erhalten. Er wurde dems nad) gebohren den 12. September des Jahres 1659. und weil man an ihm eis nen vortrefflihen Verſtand bemerkte, fo reyfite er nebft feinem Altern Bruder Fridrich Auguſten unter der Aufſicht Friderihen von Wegler und Unterweis fung Georg Friderich Stoffels fon im Jahr 1572, duch die Schweiß nad)

82 Frank⸗

abo Geſchichte der Zerzogen von Wuͤrtenberg,

1701 Frankreich, wurde aber fo gleich im folgenden Jahr wegen zwiſchen dem deutfhen Reich und der Kron Frankreich ausgebrochenen Kriegs wieder

nad) Hauß berufen. Das fenrige Naturell Lie] ihm nicht zu lang in ber Rus be zu bleiben, fonderner tratt als ein freywilliger unser AUnführung des Brauns fchweigifhen General: Feld-Marfhall : Lieutenantd Herzogs Hannß Adolphs von Holftein Plön und eines Edelmanns von Plato im Jahr 1675. mit deſſen Völkern den erften Feldzug an und wohnte dem Treffen bey Trier bey, wo der Franzöf. General und Marſchall de Crequy nebſt vielen hohen und nidern. Generalen und Dfficiern gefangen wurde, Weil aber difer Herzog aleich darauf inKönigl.DänifheDienfte giena,fo folgte ihm der Prinz unter der Aufficht des nach⸗ maligen Wuͤrtemb. Geheimen Raths Benjamin von Menzingennad. Er wur de aber bald wieder nah Hauß beruffen und muffte init feinem Herrn Vater eis ne Reyſe an ben Kayferl. Hof thun, wo er fich durdy ferne kluge Aufführung deffen Gnade und Gunſt bald erwarbe. Mach deffen Abreyſe gieng er wieber an den Dänifhen Hof und wurde von dem damahls regierenden König Ehriffis an V. mit einer General- Adjutanten » Stelle begnadiget, woben ihn bald her⸗ nach difer König zum DObrift» Lieutenant feiner Leib -Guarde zu Fuß mit dem Rang eined General» Majord und im Jahr 1682. zum Dbrijten bey derfelben nebft der General-Lieutenants ; Stelle erhobe und zugleich Aufferft mit feinen Dienften zufriden den Ötern » und Elephanten » Orden aus eigner Bewegnus ers sheilte. Nun brach nach gefchloffenem Friden zwifchen Schweden und Dänes mark der Krieg in Ungarn aus, da difer Prinz dem Entfaz der belagerten

Stadt Wien ald ein Freywilliger und im folgenden Sahr der unglücklichen Bes

lagerung der Stadt Offen beywohnte, wo er das Ungluͤck hatte, daß ein Stüd von einer Bombe nicht allein feinem vor Gran erbeuteten Tuͤrkiſchen Pferd den

Schenkel wegnahm, fondern auch dem Prinzen an dem Fuß eine Quetſchung

machte, welche gefärliche Folgen hatte. Nichts deflo weniger, als eine ſcharf⸗

fe Rencontre vorfiel und man ein groffed Treffen vermutbete, lieffe fich derfels

be auf fein Pferd heben und bezeugte zur höchflen VBerwunderung der Öeneralis

tät feltene Proben feiner Tapferkeit. Im Jahr 1585. gieng er wieder ald ein

Volontair wider den Erbfeind zu Feld und wohnte ber Belagerung Neuhäns

fel bey, welche ihm bey nahe das Leben koſtete, indem er aus allzugroffem

Tener den Feind bis an den Schlagbaum verfolgte und aus einem Janit⸗

ſcharen⸗Rohr eine Kugel bid aufs Hirn eindrunge, daß man nach ver:

nünftiger Vermuthung Feine Heilung hoffen Eonnte, welhe Wunde er au in ihrer Narbe bid in feinen Tod aufmeifen konte. Den 14ten Tag bers

nach, als er difen faft tödlihen Schuff erhalten hatte, wagte er ed deunoch mit

bass verbundenen Kopf in dem Sturm vor Nenhänfel die fraͤnkiſche Dras

go⸗

Sünfzehender Abfebnier. | 26:

goner anzuführen. Mach weldyem er ſich als Freywilliger zur Franzöfis 1701 fhen Armee begab , ald felbige die Stadt Luxemburg belagerte. Im

folgenden Jahr nieng er mit der chriſtlichen Armee wieder vor die Stadt Of⸗ fen. Er lief einften bier felbft Sturm und überflieg die Breche, drang aber fo tieff in den Feind ein, daß, als die flürmende wieder zurudgefchlagen wurde , er fih nimmer mis ben feinigen zurudziehen konnte, fondern im Gedränge fih Faum in ein Hauß flüchten konnte, wo er gleidhs wohl in Gefahr flund gefunden und in slüce gehauen zu werden. Endlich wagte er ed doch wieder hervor zu gehen und nahm mit Freuden eined neuen Augriffs gewahr, worinn die Chriften den vortheilhafften Poſten behauptes ten und der Prinz fich rettete, daß er noch einmal feine Tapferkeit gegen die Türken in dem Treffen bey Sicklos zeigen konnte. Dann der König in Dis nemark ruffte ihn im Jahr 1687. ab um ihn in feinen Dienften gebrauchen zu koͤnnen, worzu fich bald eine Gelegenheit ereignete, indem die groffe Vers änderung in Engelland vorgienge und der Prinz Wilhelm von Dranien den König Jacob von feinem Thron verdrange und fid) mir Daͤniſcher Hülfe dars auffeßte. Herzog Ferdinand Wilhelm wurde darzu auserfehen um das Com⸗ mando uber 7000. Dänen zu führen. König Wilhelm und der Mylord Marlborong erfreuten fih unferd Helden Gegenwart, deſſen Thaten fie in dem Treffen und Eroberung der Städte Troada, Charlemont und Chali- fergus geſehen hatten. Leßterer erbothe ſich fo gar, daß fie das Commando mit einander führen wollten. Nachdem bie theild durch gute Defenfion , theild aber und zwar vornemlich durch eingefallenes Megenwetter und Ges mwäffer mißrathene Unternehmung wider die Stadt Limmericy aufgehoben werden mußte, fo wollten beede Generalen dody die Zeit durch muͤſſiges Er⸗ warten befferer Umſtaͤnde nicht verlieren, fondern ruckten vor den mit 7200, Irrlaͤndern befegten Ort Cork, welchen fie innerhalb 4. Tagen zur Uebergab zwangen und die ganze Befagung zu Gefangenen annahmen, ob fie fhon im Anfang groffe Schwürigfeiten] fanden, indem die Ebbe und Fluth fie fehr binderten, welche aber dannoch überwunden wurden, als die Königliche Englis ſche und Dänifche Touppen fi der an den Mauren ftehenden Käufer bemeis ſterten und die Garniſon in folden Schreden feßten, daß fie ſich ald Gefanger ne ergabe. Nun follte die Stadt Kingfal erobert werden. Es fchien aber die Natur difem Anfchlag nicht geneigt , weil die widrige Winde die Zufuhr der Munition, Lebens: Mittel and andere Erfordernuffen aufbielten oder gar benahmen : Nichts defloweniger beflriste der Muth der beeden Generale auch bife Schickſale, indem fie die Pferde der famslichen Cavallerie darzu ges brauchten alle Nothwendigkeiten —— führen oder auch zu tragen. pH

3

262 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

nm

1701 ſich mit einer langwuͤrigen Belagerung nicht aufzuhalten, aͤngſtete Herzog Fer⸗ dinand Wilhelm die Stadt miteinem ungewoͤnlich ſtarken Feur, fo, daßdie Belagerten fogleich fagten, daß der Herzog von Würtenberg auf der Batterie fey. Als aber deffen ungeadyt die Armee bey fparer Jahrszeit und eingefalles nem üblen Wetter an gutem Ausgang zweifelte, ermunterte der Herzog mit . reichlichen Gefchenfen aus eigner Chatoull und nachdrucklichem Zufpruch bie ermüdete Soldaten und bracht e8 fo weit, daß der Commendant den fehon veranftalteten Sturm nicht erwarten wollte, fondern gegen Bedingung eines - freyen Abzugs die Stadt übergab.

$. 122,

Bißher hatte der Herzog feinen Bruder Herzog Carl Rudolphen zum Gefaͤrthen. Difer gieng aber zu dem König bey Endigung difed Feldzugs nah Holland über, und der Herzog Ferdinand Wilhelm eroberte mit Anz fang des Jahres 1691. die Stadt Ballimor durch allen erfinnlichen Gewalt, ehe man derfelben zu Hülf Eommen Eonnte. Nachdem nun erflerer wieder von dem König in Irrland anfam, rücte difer mit dem damahl commanbdierens den Englifchen General Ginkel vor die Stadt Athlon, ungeacht fie mit einer - Armee von 30000. Srrländern bedeckt und die Stadt felbft febr flark bevea flige war, aud) man nirgends einen Weeg oder Öelegenheit finden Eonnte eis nen Sturm vorzunehmen. Dann man muffte vorher einen Fluff paflieren , weßwegen der Ort für unüberwindlich gebalten wurde und der Srländijche General Saint Rut fagte, daß er ein Pfaff werden wollte, wann der Plag eingenommen würde. Michts defloweniger gefhahe ed, indem Herzog Ferdis nand Wilhelm durch einen Heberläuffer einen Pfad erfuhre, vermittelſt deffen man über den Fluff kommen konnte. Daun ed war ein verborgener Felß im Fluſſ, deffen man fi als einer Brüde bedienen mochte. Man berennre als fo den Ort und der Herzog lieff fich durch zween ſtarke und groffe Granadier durch dad Waſſer tragen, allwo er fogleich mit dem Degen in der Fauſt mit feinen Zeuten den Plag beſtuͤrmte und im Anblick der feindlichen Ucmee einnahm. Indem aber dife ſich zurudzog, ungeacht fie in einem wohl beveftigten und fehr vortheilhafften Lager ſtund und ihr beyzukommen unmoͤglich ſchiene, auch ihm an Mannfhafft weit überlegen war, fo faßte er doch den Entſchluſſ dife Armee anzugreifen, welches aud) fo wohl gelunge, daß er in Zeit von zwo Stunden einen herrlichen Sieg erfohte, wovon die Eroberung von ganz Irr⸗ land abbieng, Dann die Beftürzung war fo groß in diſem Neid, daß, als ber Herzog fo gleich die Stadt und Veſtung Galloway ‚angriff, diefelbe ſich in 2. Tagen ergab, da fie ihn doch wenigſtens, weil ev mit keinem ————

e⸗

Sünfzebender Abſchnitt. 263

Geſchuͤtz und gnugſamen Lebens - Unterhalt verfehenwar, 4. Wochen hätte 1701 aufhalten koͤnnen. Endlich wagteer ed ſich diſen Schrecken zu nutz zumachen

und die Stadt Limmerich anzugreiffen. Die Zeit im Jahr war ſpaͤt, nemlich im September. Das Wetter wurde kalt, naß und hoͤchſtwidrig, der Ort beſſer, als das vorige Jahr beveſtigt und mit einer Befakung von 18000 Mann verſe⸗ ben, fo, daß er.nichts ald das Vertrauen der Armee zu feiner Klugheit, wie auc) den Muth feiner Soldaten auf feiner Seite hatte. Demnad) lieff er eis ne Bruͤcke über den breiten Fluſſ Channon in dem AUngeficht 4000. Mann zu Pferd und etlich Batallionen zu Fuß, welche ſolches verhindern follen, fchlas gen und bald darauff dad Fort Cronmwell durch Sturm einnehmen, welches die Stadt Limerich fo fehr beftürzte, daß fie fid) fo gleich in eine Capitulation eins lief und die Stadt übergab. Als er ſolchemnach nah geendigtem fiegreichen Feldzug nad) Londen reyſſte, war der allgemeine Zuruff: Es lebe der Herzog von Würsenberg. Der Prinz Georg von Dänemark befand ſich damahl zu Konden und der Herzog nahın feinen Weeg zu deffen Herrn Vatter nad) Cops penhagen, wo man ihm nicht gnug Ehre erweifen und feine Verdienfte erbes ben Eonnte. Mit ſolchen Sieged »Korbeeren gefrönet reyſſte er nach den Wis derlanden dem König in Engelland aufzuwarten und Bericht zu erflanen.

8.110238

Nun wollte difer König ihn nicht entlaffen, weil die Umſtaͤnde daſelbſt einen ſolchen General erfordersten und die Franzofen die Stadt Namur belas- gerten. Weil den Alliierten fehr viel an derfelben gelegen war, fo rieth der Herzog einen Entfaß zu wagen und gab folhe Vorfchläge an die Hand, wel, che auf allerdings unhintertreiblichen Gründen berubeten., Sie wurden aber doch von einigen andern hohen Perſonen bintertrieben, weldes König Wils beim hernach, als die Veflung verlohren gieng, fehr bedauerte, und dem Herzog ein befonderd Commando mit der Ordre anvertraute, der umter dent Marſchall von Luxemburg bey Steenkerken flehenden franzöfifchen Armee eis ne Schlacht zu liefern. Den 3. Aug. 1692. griff der Herzog mit feinen Dis nen und denen Engellzund Holändifhen Guarden ven Feind fo muthig an, daß er denfelben gleich anfangs in Verwirrung bradjte, feine Stuͤcke eroberte und mit folchen denfelben eine halbe Stunde befhoffe- Weil ihn aber der Holländifhe General Gran von Solms aus Mißgunſt mit dem begehrten Succurs nicht unterflüßte und die ganze feindliche Macht dem Herzog auf den Hals fiel, fo mufite er voll Unwillen derfelben dad Feld raumen, zus mahl aud eine Verraͤtherey mit unterlief. Der Herzog war bey difer Bra

en⸗

2 2 ao. Gefcbichte der Herzogen von Wuͤrtenberg, Ro

1701 benheit in gröfter Öefahr, indem ihm eine Mufqueten : Rugelbas Halßtuch vom Half hinweg und feinem Edelluaben dad Leben nahm, auch ſonſten bie meifte feiner VBediente, Adjutanten und Soldaten tod gefchoffer wurden. Nichts defloweniger winfchten fi die Franzofen keinen ſolchen Sieg mehr, indem fie einen gröffern Verluſt ald die überwundene hatten und den Kern ih⸗ ver beſten Dfficiers und Leute verlohren. Des Herzogs Bruder Carl Rudolf bielte auch mit feinem einigen Negiment Dänifher Trouppen die gaͤnzliche Macht der Feinde fo lang auf, daß der Reſt der weichenden ohne befondern Schaden in Sicherheit Fam und der Feind foldhen nicht verfolgen Eonnte. Dis fen unglüdlihen Streich, welcher zwar nicht duch fein Verfehen ſich ereignet, erfeßte er im folgenden Jahr 1093. wieder, da er alleincommandierte, ald ihm ber König auftrug die franzöfifche Linien zu bezwingen, welches er fo wohl bes wuͤrkte, daßer mit einer geringern Mannfhefft, ald die zur Beſchuͤtzung ders felben vorhanden war, ſolche mit Verluft weniger Leute durchbrach und 7. Mils lionen Livres Brandſchahungen erbeutete, an welden er, ungeachtet er den zehenden Pfenning fordern konnte, nicht einen Heller fich zueignete. Der Schre⸗ den war fo groß in Frankreich, daß alles weit und breit flüchtere und er würde auch denfelben fidy zu nuß gemacht haben, wofern dem König nicht ein neues Ungluͤck durch eine Niderlage bey Landen in Braband begegnet wär, welches duch Mangel genugfamen Vorraths an Kugeln auf den Batterien verurſacht wurde, MWeilder Herzog von der Armee abwefend war, fo hatte er feinen An⸗ theil daran, ald daß er feinen Vortbeil nicht weiter verfolgen konnte, fondern durch feinen Ruckzug die fehr geſchwaͤchte Armee verflärken muffte. Dannoch muſſte auch difes Unglüd dem Herzog glücklich werden. Dann der obgedachte Grav von Solms, welder General der Holläudifhen Infanterie und Dbrift der Holländifchen Guarde des Königs, ald Sratthalters der vereinigten Niders lande war, blieb in der ſchon berührten Schlacht. Der Herzog erbielte dems nach folche beede Stellen unter Mitbeliebung der Öeneral » Staaten und zwar mit fo feltener Ehre, daß, ald der König denfelben dem Regiment vorftellte , er ihm die Pique felbft in die Hand gab und zu dem Negiment fagse: Ich weiß Euch Eeinen beffeen Obriſten zu geben, als den Herzog von Wuͤrten⸗ berg. Schon zuvor wurde er von dem König in Dänemark als General der Dänifchen Jufanterie erkläret, welche Erhöhung er aber nicht eher, als bis auch dife Beförderung erfolgte, bekannt werden lief. Mit difem Negiment machte er dem König einften die Freude bey einem gemiffen Feſtin, daß ſolches Durch verfchiedene Wendungen den Namen des Königs W. vorftellte , welches ald ein feltenes Kunftflück in der Tactic fehr gerühmet wurde, wie ich ſolches in dem Exerciers Buch des Herzogs, welches fih ehmals in der ur N eu⸗

Sänfzebender Abfebnier. 265

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Neuenſtaͤttiſchen Buͤcherſammlung befande, im Jahr 1729. felbflenges 1701 fehen habe. | \

$. 124 |

Als nun der Feind im Jahr 1694. einen Anſchlag auf die Stadt und Bes ſtung Niewport gemacht und der Herzog durch feine aller Orten habende Corres fpondenz davon Nachricht erhalten haste, unterbrady er denfelben durch feine Waͤchſamkeit, daß folder nur auf das ſchlecht bevefligte Ort Furnes ausgeführt werden konnte. Wobeyer gleihwohlim recognofcierenan der Seite bed Chur⸗ fürften von Bayern durch einen Carbiner an das rechte Bein getroffen wurde, Dbwohl aber die Kugel nur eine Quetſchung machte, fo war doch diefelbe ſehr ſchmerzlich und ſchiene gefaͤrlich zu werden, fo, daß er in diſem Jahr wenig vers richten Eonnte. Dagegen er im folgenden Jahr 1695. zwar feine Probe feiner Tapferkeit, jedoch) feine Erfarung und Klugheit zu erkennen gab. Dan als die Alliterte die Stadt Namur belagerten, machte fi) die feindlihe Armee unter dem Marfhall Villeroy ſolches zu nugen und fiel dagegen in Flandern ein, bemächtigten fi) der Städte Dirmuyden und Deynfe und machten den Anz ſchlag den Prinzen von Vaudemont mit feinem unterhabenden Corpo von 30000. Mann aufzuheben. Der Herzog war bey demjelben und commanbdierte feine Dänen. Der Feind flunde aber 60000, Maun flark vor ihm im Anges ſicht meiſtens Infanterie und der von Montal mit 15000. Mann Cavallerie, welcher fih fehmeichelte den Prinzen von Vaudemont und den Herzog einzus [liefen im Ruden, difer erfuhr aber ſolches durch feine Spionen und hatte nur noch einen Weeg, durch welchen er der Öefahr entgehen kounte. Mithin eylte ex unvermerkt ſich zu retten und aus der Schlinge zu ziehen, welches er mit folder Klugheit verrichtete, daß der Feind ſolche Flucht nicht wahrneh⸗ men fonnfe, indem er einige Stüde aufpflanzte und etliche Negimenter folcher geftalt fleben lieffe, damit der Feind meynen follte, ald ob das ganze Corpo noch da flünde, welche aber nach und nad) nebft der Artillerie aa abgezogen wurden und gegen Öent zogen, wo ſich das ganze Corpo wieder flellte. Der Ruckmarſch geſchahe alfo mir folcher Klugheit, daß er nicht mehr ald ungefähr 150. Manu verlore, welche theild gefangen, theils gefödet wurden und eine allgemeine Verwunderung erwedte, zumabl der franzöfiihe Marfchall feinem König fhon gleihfam Gluͤck gewünfcer hatte, daß der gluͤckliche Fang einer ganzen Armee fo wohl von flatten gienge, eben ald wann er fie ſchon im Garn hätte, und die Franzoſen in ihrem Lager ſchon groß geſprochen, als ob fle von der Allierten Nafen und Ohren Fricafleen machen wollten. Der König von Ens ‚geland war fehr beforgs für diefes Corps, weßwegen er dem Prinzen von

XII. Cheil. gi 7 Vaus

266 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1701 Vaudemont in ſehr gnaͤdigen Ausdruͤcken danckte, welcher aber dem

König dagegen berichtete, daß er diſen klugen Ruckzug nicht ihm, fons dern dem Herzog von Wuͤrtenberg allein zu danken habe. Mit diſem Feldzug machte der Herzog feinen Heldenthaten ein Ende, weil die General⸗Staaten demfelben dad Gouvernement zu Breda auftrugen. Weil aber ein anderer KHolläudifher General von Saliſch ſich ebenmäflig darzu Hoffnung gemacht hats te und bie General» Staaten denfelben nicht gern aus ihren Dienften gehen lafs fen wollten welches aus Verdruſſ gefchehen wäre, fo tratt ber Herzog ſolches ihm mit Belieben der Republik Holland ab und erhielte dagegen das anfehnliche Gouvernement zu Schluyß, über die umligende Veftungen und ganz Holläus diſch Flandern. Entzwifchen wurde die gefärliche Verſchwoͤruug wider den Koͤ⸗ nig in Engelland gemacht, nach welcher derfelbe auf der Jagd hätte umgebracht und etlich und zwanzig tanfend Mann au den See > Küften zu Calais, Duͤnkir⸗ Ken und andern Orten ligende Trouppen in vielen in Bereitfchafft haltenden Ueberfarts s Schiffen nach Engelland übergebracht und das Abſehen von dem Duc de Berwyck ausgeführt werden follten. Difer Anſchlag wurde noch zu rechter Zeit dem Herzog durch ein Schreiben entdeckt, welches derfelbe durch feinen General » Adjutanten fogleich über dad Meer mit groffer Gefahr dem König ſchickte und zugleich in der Eyl und mit vieler Muͤhe eine zimliche Anzahl Voͤlker nah Engelland überfchiffen lieffe, in welchem Königreich nicht wohl 9000, Mann zu Beihügung übrig waren. Durch welde Anſtalten dad Vor⸗ haben des Königs Sacobi und bed Herzogs von Berwyck zernichtes wurde, Nachdem nun im folgenden Jahr der Fride auf difer Seite gefchloffen und Bingegen der Krieg zwifchen der Kron Polen und den Zürken fortgeführt wurs de, erinnerte ſich der König Auguftus des klugen und heldenmiffigen Coms mando ded Herzogs in der Schlacht bey Steenkerken, davon er ein Augenzeug war, und bathe fidy denſelben von dem König von Engelland und den Generals Staaten aus. Nun hatte er zwar bifed Commando Äbernommen und. bie Zürs fen fo weit gebracht, daß fie geneigter wurden Caminiek und ein groffes Stuͤck Randes in Pobolien an die Kron Polen abzutretten: Weil aber die Teutſchen and Polen ſich nicht mit einander vertragen konnten, und dife Armee mit dem groben Geſchuͤtz, Munition, Proviant und andern Erfordernuffen nicht bins laͤnglich verſehen wurde, fo dankte er mir groffem Verluft feiner eigenen Mits tel, welche er zum Beſten der Armee angewandt hatte, im folgenden Sahr wies ber ab und gieng zu dem König in Dänemark, welcher ihm im Jahr 1700. das Eommando über feine Axmee wider den Herzog von Holſtein⸗Gottorff auftrug. Sn diſem Feldzug nun vollzoge er die gegebene Ordre mit glücklicher Ruinies zung ber Kolfleinifchen Schanzen, muffte aber aller von ihm gethanen u

Koͤnfzehender Abfchnier, 267

fiellungen ungead)ret die Veſtung Toͤnningen belagern, welche auch 1701 wuͤrklich ein ungluͤckliches Ende nahm, indem Feuer in das Daͤniſche Laboratorium fiel und durch ſolches auch das übrige Pulver in die Lufft flog, wordurd die befte Feurwerker und Conſtabler verlohren giengen und die Belas gerung aufgehoben und Fride gemucht werden muffte, Hierauf richtete ex deu Dünifchen Kriegs-Staat beffer ein und gieng wieder zu feinem Gouvernement nad Schlupf, woſelbſt er den 7. Sunij diſes Jahrs in die Ewigkeit eingieng.)

F. 125.

Entzwiſchen wollte die Aſſpciation der ſamtlichen obern Krayſe noch im⸗ mer Hindernuſſen finden. Der Churfuͤrſt von Bayern veranlaffte ſolche, weil ihm feine Krayß-⸗Mitſtaͤnde und er binwiderum ihnen nicht fraueten. Dann ed ſchiene, als ob er tie ganze Aflociation der obern Krayfe hindern wollte damit die Kron Franfreih und er ihre Aoſichten deſto ungehinderter ausführen möchten. Der Banrifhe Krayß bielte zu Wafferburg eine Zufams menfunfft und der Kanfer ſcte feinen Freyherrn von Seylern dahin, wels her in jeinem Vortrag voraus feßte, daß fomtliche Meiche - Stände dem Hauß Oeſterreich in jeiner gerechten Sache vermög der Neichögefeße beyſtehen müffs ten und die harte Ausorüde gebrauchte, daß fich niemand davon ausnehmen oder gar an Frankreich hängen Fönnte, wie einige pflichtvergeſſue und daher Höttsund menfchlicher Straffe unserwürfige Reiche s Lehenleute in Welfchland bercitögethanbätten, womit er aber eben fo wohl dem Churfürften von Bayern und feinem Bruder dem Churfürften von Coͤlln, wie aud) ben correfpondierens gen Fürflen eine Warnung geben wollte. Dann dife letztere hielten eben das zumahl aud) einen Fuͤrſten-Convent zu Frankfurt, auf welchem der Reichs⸗ Hof⸗Rath ven Binder ihnen zu verſtehen gab, daß der Kayſer ihre bedenklis die Zufamenkünffte fehr hoch empfände, zumahl fie ſich bey dermahligen Laͤufften an fremde Kronen in folder Chur: Sache wendeten und beren Beys ſtand ſuchten, ungeacht man ihnen fchon gnugfame Vertröftungen zu möglich, ſter Genugthuung gethan haͤtte und nur eine Erflärung von ihnen erwartete, worinn fie beftehen ſollte. Dann, wann fie nur nicht auf die harte zu Goß⸗ lar verabredbete Bedingungen hinaus Lieffen, fo würden Ihre Kay. May. als led darzu beytragen, Worauf ſich aber die Gefandte nicht einlieffen, fondern nur antworteten, daß fie bißher alle ihre Erklärungen in geziemenden Auss drücken gethan hätten. Uebrigens feye ed im Reich noch nicht dahin gefoms men, daß Fürften und Stände niht mehr um Erhaltung ihrer Rechte und Freyheiten fprechen doͤrfften. Und a war jeht ſehr viel an difer

3 As

268 Geſchichte der Herzogen von Wartenberg,

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1701 Sache gelegen, weil er eine gewiſſe Schrifft unter den Titul Juris Auſtriaci in Monarchiam Hifpanicam aſſerti zu Wien hatte drucken laſſen und dem Prinzen Eugenio von Savoyen aufgegeben folde in Italien befandt zu ma⸗ Sen In Teutſchland war fie nody unbefandt, weil fie gleichfam ein Kriegs⸗ anifelt wider Spanien und: Frankreich feyn follte, ob fie fchon Feine Form desfelben noch hatte. Der Kayſerl. Concommiflarius von Saylern theilte aber dennoch foldye den Magdeburg Schweden: Bremen: Zel- md Wuͤrtem⸗ bergifchen Gefandten vertraulich mit, welches den Herzog Eberh. Ludwigen erinnerte feine Hauß⸗Trouppen in Bereitfchafft zu halten. Als er aber dies felbe den 4. Julij bey Blochingen mufterte, fiel ein flarked Dounermetter ein, mo unmeit dem Herzog zween Dragouer von dem Blitz getöder wurden. Nah welcher Verrihtung er fich in das Feldlager bey Offenburg zu den Schwäbis ſchen Crayß⸗Trouppen verfügte und bie Arbeit an den Linien von Kehl an über Willſtaͤtt und Offenburg bis an den Schwarzwald zu Bedeckung dei Schwaͤbiſchen Krayſes und infonderheit des Herzogthums Würtemberg betradys tete. Die Iufammenfeßung der 5. obern Kräyfe wurde ebenmaͤſſig dadurch wieder rege gemacht, weßwegen bie Directorial-und Ausſchreibaͤmter der Chur-Rheinifhen Fraͤnk-Schwaͤbiſch-Vayriſchen und Ober: Rheinifhen Krayfen den 17. Aug. zu Heylbronn zufammentratten und den Unter dem 23. Nov. vorigen Jahrs zwifhen Franken und - Schwaben zn Heydenheim ges machten Neceff zum Grund legten. Mei! difer die alleinige Abſicht hatte , die Sicherheit des Reichs und der gedachten Krayſe beyzubehalten, fo trug der Churfürft von Bayern fein Bedenken demjelben beyzutretten. Weil aber derfelbe eine gröffere Anzahl Tronppen mit 15009. Mann fowohl in feinem, als auch des ganzen Bayrifchen Krayſes zu flellen ſich erbothe, fo war ſolches den übrigen 4. Krayſen bedenklich und fie wollten nicht mehr ald 10000 Mann unter der Bedingung annehmen, daß foldhe nicht einfeitig bon dem Churfuͤr⸗ ſten, fondern von famtlihen Ständen des Kranfed geftellet und beliebet würs - de. Daun fie beforgsten noch immer, daß er bey Stellung einer gröffern Ans zahl Völker auf das Commando der ganzen Armee Anſprach machen dörfite, Hierdurch wurde nun dem Churfürften feine Abſicht gänzlich verrückt, dages gen der Defterreichifhe Krayß feinen Veytritt anerbothe, welches ihm um fo mehr mißfällig werden muffte, mweiler aud) gegen dem Hauß Doflerreih zum Beyſtand fih hätte verpflichten müffen. Nun muffte das anf difem Convent verabredete den einzelen Krayſen hinterbradht werden. Mithin wurde fogleich von dein Schwähtfchen auf den 3. Septemb. ein engerer Convent zu Heylbronn beliebes, aud ohne Zuziehung ſamtlicher Stände nichts aefchloffen werden konnte, auffer daß mau noch darauf beharrte Die Obere Krayſe zu ſchuͤhen und m

Sünfzebender Abfebnite, 26%

in Ruhe zuerhalten, doch, daß, wann das Reich incorpore oder infeinen 1701 Gliedern Noth leyden ſollte, man auch in ſolchem Fall getreuen Beyſtand zu leiſten ſich ſchuldig erkenne.

Gr 126,

So lang man num in foldem Gelaiß blieb, war die Kron Frankreich fehr wohl mit difer Aflociation zu friden und wuͤnſchte, daß Bayern darein nad den Aeuſſerungen des Churfürften aufgenommen würde. Der de Chamois muffte folhemnad dem Würtembergifchen Oefandten zu verftehen geben, daß bey dermaligen gefaͤrlichen Läuffen den zufammenfeßenden Krayſen fehr viel daran gelegen wär fi bey Ruh und Friden zu erhalten, worzu fi in alles weg Fein fihererd Mittel, ald die zu Heylbronn in Vorfchlag gefommene Allociation, zeigte Dife zu befördern würde auch fehr aut fern, wann man die erforderliche Krayß⸗Convente auf gleiche Zeit anzuftellen ſich vergliche eis nen Schluff mit einander abzufaſſen. Auf foldye Weife würde fein König wifs fen können, woran er eigentlich wär. Dann ob er fchon fein Abſehen zu Ers haltung des Fridend deutlich genug zu erkennen gegeben, fo fheinten doch die Erklärungen der Krayfe und theild Stände noch etwas dunkel und ungewiß zu ſeyn, zumahl bier und da die Mitwuͤrkung des Reichs wider beede Kro—⸗ neun Sranfreih and Spanien für.eine ganz richtige Sache auögegeben würde, Mit welhen Vorftellungen er erweifen wollte, daß die vor andern vorligende Krayfe von einem etwan entflebenden Krieg nicht den. gerinaften Vortheil, fondern lauter Gefahr und Schaden zu newarten hätten. Dem aber der Würs temb. Geſandte antwortete, daß die Franken fich durch den von feiten Schwas ben noch nicht gehaltenen allgemeinen Convent nicht hindern lieſſen, ſondern wohl wüfften, daß weder der Bayr snocd die beede Rheiniſche Krayſe fi vers

ſammlet hätten, der Schwäbifche Feine Urfady habe fich vor jenen zu verſamm⸗

Yen und deffen bißherige Erklärungen deutlich genug feyen. Worauf der de Chamois ſich über die Allianz des Kayſers mit Engel-und Holland befhwehrs . te und. meynte, daß ſich noch zwo Schwürigkeiten. babey finden würden, deren die eine wäre, baf der Rayfer und dad Reich eine Armee an den Rhein ſtel⸗ Ten follten um Franfreich eine Diverfion zu machen, da man wohl wuͤſſte, daß viele Stände Feine Luft zum Krieg hätten und das Hauß Defterreich maͤch⸗ ‚tiger zu machen. ‘Die andere fey, daß der Kayſer auf die ganze Spanifche Erbfolge Anfprach machte, welches Engelsund Holland ihres eigenem Inter- effe halben nicht in eine Hand kommen Taffen wollten. Worauf ber von Ails lex ben de Chamois fragte: Ob dad Reid; in Anfehung des Kayſers in diſen

213 Haͤm⸗

270 Geſchichte der Herzogen von Würtenberg, Ü

1701 Haͤndeln nicht eben das thun koͤnnte, was der König fein Herr in Ruckſicht

auf feinen Enkel thaͤte? Er flünde ihm ald ein Alliierter mit aller Macht bey und wollte body mit niemand gebrochen haben. Auf gleiche Weife Eönnten ed ja auch die Stände des Reichs und andere Alliierte ded Kayſers machen. Dis fe Vergleihung wollte aber dem Franzofen nicht gefallen, weßwegen er doch meynte, daß es eine dem Intereſſe der Stände entgegen lauffende Sache wär. Und weil er aud) vernommen hatte, daß der Kayſerl. Hof den Evangeliihen mit Aufhebung der Ryßwickiſchen Clauful fchmeichle, fo lieff ee fidy anders . werts verlauten, daß man gewiß ſchlechten Staat darauf machen koͤnnte, wie die Erfarung zeige und wann man wiffen wollte, woher dife Elauful gekom⸗ men, fo konute ed gar dienlich mit dem in währendem letztern Krieg zu Flo⸗ renz und Steckborn bey Coſtanz errichteten Neceffen, geführten Protocollen and Schrifften per fingula vota gezeigt, mithin unlaugbar dargeshan werden, baß ſolche nicht von Frankreich, fondern von andern an die Hand gegeben wors ben, deren Namen aber der Wuͤrtenbergiſche Gefandte ber Feder nicht anver⸗ Grauen wollte, Wie fhlehe man fih auch auf Engelsund Holland in Religis ond» Sachen zu verlaffen habe, werden die vergangene Zeiten und infouderheit Die Ryßwickiſche Zractaten zeigen. Und wann die Evangelifche Feine Hülfe bey der Kron Frankreich in dergleihen Sachen ſuchten, würden fie fehr bloß fieben. Man verwunderte ſich deßwegen fehr über der Holländer Verwegen⸗ beit von dem Reich in ihren gröften Nöthen einen Beyſtand zu fuchen und gleichwohl den Evangelifchen, welche das meifte dabey zufegen muͤſſten, nicht Bas wenigfie zu ihrer Sicherheit zu gewähren,

$. 127.

Zu Ende ded November langte der neue Kayſerl. Principal s Commif- farius Cardinal von Lamberg und Biſchoff zu Paffau nad) langem Warten zu Megenfpurg an, uud man vermuthete nun, daß die Kriegs: Erklärung wider Frankreich und dem Duc d’Anjou bey dem Reich gefucht und in Vortrag ges bracht werden börffte. Der Kayſer hatte aber durdy Schreiben hin und her ſchon ben Ständen zu verſtehen gegeben , baß dife Sache nicht nur auf dem Reichs⸗ tag, fondern auch bey den Krayfen angebracht werden ſollte. Die Ryßwicki⸗ (de Religions; Clauful, die Pfälzifhe Verfolgungen der Evangeliſchen, die Kemptifche und andere Bedruͤckungen ihrer Unterthanen mit Hinweguehmung ihrer Kirchen und Vertreibung ber Seelforger machte um fo mehr in dem Reich geoffe Unruhe und Mißtrauen unter den Ständen , als die Evangelijche nirs gends einige Huͤlfe finden Eonnten, fondern des Gegentheils Gewaltthaͤtigkei⸗

sen

Fuͤnfzehender Abfebnitr. | 271

ten vielmehr immer zunahmen. Die Evangeliſche Fuͤrſten hatten demnach ho⸗ 1701 he Urſach aufzuſehen, daß ihnen gegen eine guͤnſtige Erklaͤrung in Anſehung des dem Hauß Oeſterreich leiſtenden Beyſtands eine Huͤlfe in Religiond⸗Sachen zugeſagt und verſichert oder wenigſtens bey dem Fünfsigen Friden Feine neue Ryßwickiſche Clauſul aufgedrungen würde, Herzog Eberh. Ludwig wurde aber verlegen darüber , daß ed auch auf den Krayßtaͤgen in Vortrag gebracht wers ben follte. Dann er gedachte , daß er ein Evangelifcher Fürft wäre und als Director eines vermiſchten Krayfes die Propofition thun follte , wo die Catho⸗ lifche die mehrere Stimmen hatten , gleichwohl aber fih im Gewiffen verbuns den erachtete, die Bedingungen und Erinnerungen in feinem Voto zu berühs ren, unter welden Er und andere Evangelifche Stände ded Krayſes die Kriegds Erklärung wider Frankreich bewilligten. Es war aber zu vermuthen, daß die Eatholifche folche Erinnerungen und Vorbehälte nicht in die conclufa com- munia einbringen laffen dörften ungeacht die Evangelifche die mächtigfte Staͤu⸗ de wären. Nun flünde ihm zwar noch frey diefelbe feinen votis comitialibus noch anzuhängen. Er erinnerte ſich aber, daß auch auf dem Reichstag ders gleichen Erinnerungen in die Reichs⸗Gutachten einzubringen ben Evangeüſchen ſchwer gemacht worden und daß unfchuldig ſeyn würde gleichſam zweherley Vota zu führen. In ſolchem Zweifel gab er feinem Gefandten zu Regenfpurg auf auszuforſchen, was für Gedanken die Evangelifhe Stände in andern vermiſch⸗ ten Krayſen führten. Diſer konnte nun die dermalige Meynungen zwar eins berichten, war aber nicht gewiß, ob man bey den Cabineten und Hoͤfen dabey bleiben wuͤrde, bey welchen die Principia ſich ſo veraͤnderlich als die Winde eigten. Dem Herzog blieb alſo übrig nachzudenken, ob? und wie weit bey articular - Rrapß = Eonventen in einer Sache , welche dad Wohl oder Weh bes ganzen Reichs befreffe oder die Religion beruͤhre durdy die Mehrheit der Stimmen unmaͤchtiger Stände und welche meiſtens auffer Gefahr über dem Boden⸗See oder ber Donaw ganz ſicher feyn und in der Religion nicht das ges ringfle zu befahren haben , binden laſſen könne? Daun man fagse einander in das Ohr, daß die Bewegungen der Gemuͤter im Reich noch fehr unterfejieden und noch nicht fo befchaffen feyen , Haß der Kayferl, Hof damit zufriden ſeyn koͤnne, indem auſſer Coͤlln und Bayern noch mehr andere eine ſtarke Neigung ur Neutralität haben und die mehrere Stimmen ſchwerlich für die Krieges Deciarätion ausfallen dörften. Der Kayſer wuſſte aber auch den Bedinguns gen und Berwarungen ber Evangelifchen auszuweichen, weil er bey den vers sehmften Reichs⸗Staͤnden wegen des Beyfalls zu der Kriegs⸗Erklaͤrung durch Geſandte beſonders handlen lieſf, wie dann der von Hiller einberichtete, dag Ber Kayſer das Ehur⸗Saͤchſiſche Votum mit 400000, Rthlr. an fih a⸗

272 Gefcbichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1701 habe. Es war faſt unbegreiflich, daß die Kayferliche Sammer ſolche Summe

Gelds darzu verfprehen können, ba dieſelbe zu dem augehenden Krieg ſelbſt des Gelds ſehr beduͤrſtig war und man wuſſte, daß die Kayſerliche vornehm⸗ fie Dienerſchafft an den Einkuͤuften ſehr ſtarken Antheil nahme oder diſe ſchon meiſtens angewieſen waren. Die Geſandte ſetzten aber meiſtens voraus, daß, wann die Trage im Reich vorgelegt würde, ob man dem Kahſer wider Franka reich beyſtehen follte, dadurch der Ryßwickiſche Fride zernichter würde. Wo— fern man nun die ungerechte Religions s Elauful dannoch beybehalten wollte, fo ſaͤhe man wohl , wohin die widerwärtige Neligionds Verwandten ihr Abſe⸗ ben gerichtet und die Evangelifche bey ihrer Erklärung in Anſehung des Beys flands fih wohl in acht zu nehmen hätten. Dann bey Engel: und Holland hats te man fid) in Religions» Sachen wenig heilfames zn verfprechen , indem ihre Gefandten offentlich herans fagten , daß fie nur die Sicherheit ihrer Handlung und Commerz : Wefens fid) angelegen: feyn laffen müfften , mithin vor andere mit der Religion fih nicht aufhalten könnten. Wann man folchemnacd beym Schwaͤbiſchen Krayg per conclufa communia oder andere offentlihe Entſchlieſ⸗ fungen ohne vorhergehenden Neichs » Schluf oder Miteinſtimmung anderer mehrer Meichyd » Stände fich jeßo ſchon einlaffen wollte, fo würde dem Herzog - Kein Eatholifcher verdenken Eönnen , wann er fich entweder allein oder mit aus dern Evangelifhen Ständen wenigſtens eine Slauful mit einrudte , wodurd) man zu Feſtſtellung guser Einigkeit auch in Religions »- Saden fid) die Noth—⸗ turfft vorbebielte. Der Herzog war aber gewißigt, wad man fih auf ſolche geiftliche Leute verlaffen Eounte. Dann er hatte ſich bißher bey dem Abt zu Kempten durch feine Krayß-Geſandten für deffen reformierte Gemeinden zu Herlißhofen, Deinfelberg zc. vermittelſt Vorftelungen als Krayß-Ausſchrei⸗ bender Fürft verwendet. Es fchiene auch), ald wann der Abt auf beffere Ges danken gebracht worden wäre, indem er dem Herzog die Zufage thate, daß, wann bie Unterthanen ſich von. neuem an ihne ald ihre Obrigkeit wendeten, er ihnen eine vergnügliche Antwort ertheilen wollte. Diſe wollte aber ungeacht des öffterö widerholten Auſuchens nicht erfolgen, weßwegen das Corpus Evan- gelicorum ‚den 21. Sanuarij den Herzog abermahl erfuchen Lieff ſich difer Bedrangten ferner anzunehmen und feinen nachbrücklichen Beyſtand angebeys ben zu laffen, damit ihnen die vergnügliche und billichmaͤſſige Hülfe ohne weis tern Auffenthalt widerfaren möchte Ueberhaupt war aber dem Herzog bey ſolchen Ausſichten der hartnäckig fortwährenden Religions: Bedräugnuffen unbegreiflich,, daß fih noch Leute finden follten, welche den ſchlechten Ryßwi⸗ ckiſchen Friden durch den bevorftebenden Krieg wieder zernichtet willen und gleihmohl die ungluͤkliche Religions-Clauſul beybehalten wollten. uk er

R onn⸗

Sünfzebender Abfebnier. j 273

Eonnte nicht einfehen, wie ed fi mit bergefunden Vernunfft reimen lieſſe, 1702 daß die Roͤmiſch⸗Chatholiſche folche Clauſul allein auf Frankreich [hoben und

mit den Evangeliſchen auf einer Seite bey dem letztern Friden geſtanden und folchen nunmehr aufheben und nur dasjenige beybehalten wollten, was dem Weſtphaͤliſchen Friden entgegen lauffe, weldher dod zum Grund ded Ryßwi⸗ ckifhen Fridens gelegt und darinn durchaus beſtetigt worden, zumahl es das Anſehen gewinnen wollte, als ob dad ungereimte Unternehmen bey damahlis gen Umſtaͤnden uichtd deflo weniger mit Gewalt durchdringen dörffte.

h $... 128.

Es kamen noch die wider Chur: Cölln ald Shurfürften und ald Bifchoffen zu Luͤttich ergangene Kapferlihe Mandata darzu in Betrachtung, daß einige Fürften ſich ſehr beſchweret zu feyn erachteten, daß 1.) zwifchen der Chur-und Fürfilihen Wuͤrde ein ganz fremd, nie erhörter und fehr bedenklicher Untera ferfchied gemacht worden, indem man ihn ald Churfürften nur fub poena priva-- tionis regalium, dignitatum &c. zur Partition angewiefen, als Fürften und Bifchoff aber unter ausdräcdlicher Bedrohung poen® banni & mortis gleich feis nen Räthen die Parition vor Gericht zu erweifen von ben Reichd- Hof: Math vorgeladen hätte. 2.) Daß man den Ständen des Reiche ihr noch in beftes hendem Friden zu bloſſer Befhügung und Sicherheit und zwar mit Vorbes halt des Kayſers und Reichs gefeßinäffig gebrauchtes ganz unfchuldiges Jus foe- derum fhwädye, ja foldyes wider Chur-Coͤlln ohne Einwilligung der. Stände bereitä vor nichtig erkläre. 3.) Daß man fie in einer dad Meich eigentlich gar nichtö angehenden Particular Erbfolgs- Sache zum Krieg nötbigen, folglich das Jus belli& pacis mit der That entkräfften wollte , da man fich doch von vorigem Krieg noch nicht erhohlt habe, der innerlihe Zuſtand im Reich durch die mas nigfaltige Gravamina verwirrt, der Kayſer mit aller feiner Macht in Stalien verrickelt, zur genugfamen Verfaffung und Beſchuͤhung noch Feine binlänglis he Anflalt gemacht, die Graͤnz-⸗Krayſe zu ihrem endlichen Untergang vieler Orten eutblöfft und infonderheit die Evangelifche ihrer von ganz frifcher leydi— ger Erfarung ber billidy faffender Apprehenfion halber noch in feinem Stück beruhigt oder verwahrt flünden, 4) Daß man mider einen anfehnlichen Stand des Reihe auf Land, Leut, Ehr und Leben durch unzweifenliches eins feitiged Zuziehen einiger Churfürften mir Ausfchlieffung der übrigen Mitglie— ber des Meiche wider dad alte Herkommen, die gemeine Lebens Nechte, den MWeltphälifhen Friden und der Stände unmwiderfprechliche Befugfame bey dem Meichd : Hof Rath mis Achts⸗Proceſſen verfahre, auch 5.) durch Erlaſſung

l. Theil, - Mm | der

274 Geſchichre der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1702 der Diener, Unterthanen und Miliz von ihren habenden Pflichten bereits zu

wuͤrklicher Execution ſchreite und die Chur-Coͤllniſche Raͤthe und Diener na⸗ mentlich mit darein ziehe und dadurch auch andere Herrſchafften von allen Die— nern bloß ſtelle oder wenigſtens ihre Pflichten zu beobachten ſchuͤchtern made, Man zoge noch andere Beichwerden aus difen Mandaten, welche ebeninäffig wegen Ahts» Erklärung der Herzoge von Suvoyen und Mantua in Betracht gezogen wurden und bediente ſich eines Vorſchlags, welchen der Nider-Saͤch— ſiſche Krayß dem Kayſer zu Gemuͤth führte und. unser anderm verlangte, daß alle folhe bey dem Reichſs-Hof⸗Rath gebrauchte Irregularitseten zernichter, das gefamte Reich von der gefafften Apprehenfion befreyet und, weil man zu difem Kayſerl. Neih8s Gericht Fein ſicheres Vertrauen mehr haben Fönute, ein befondered aus unpartheyifchen Reichs > Fürften beſtehendes Gericht angeordnet würde. (8) Es ſchiene ein ſehr unzeitiges Verfahren von dem Kanferlichen Hof zu feyu, welches ein Ausfehen zu aröfter Zerrüttung zwiihen dem Haupt und Öliedern des Reichs gab, zu einer Zeit, da fich der Kayſer um der Reiches Stände böhftuörbigen Benfland bewarb. Herzog Eberhard Ludwig Eonnte deßwegen nicht begreifen , wie der Kayſer ſolches Verfahren gutheiſſen Fönnte und wollte ſich noch nicht herauslaffen, fondern erwarten, ob dife wichtige Gar che allein zwifchen dem Churfürffen von Coͤlln und dem Kayſer oder von diſem euch mit Zuziehung ſamtlicher Chnrfürften auf einen andern Fuß gefeßt werden wollte oder koͤnnte, weil Churs Bayern fehr aufgebracht und wegen ded Vers fahrens wider Chur » Cölln und obgedachte beede Itallaͤniſche Fürften aͤuſſerſt mißvergnügt war. Mithin fahe. der Herzog dermahlen noch zu, was faıntlis che Fürften und Stände ſprechen und ob fie nicht auch ihre Befugfame beodachs ten würden, da er fi) von difen nicht wohl trennen koͤnnte.

$. 129.

Es ereignete ſich aber auch in der Evangelifchen Kirche felbften eine Tren⸗ nung unter den Theologen, in welche Herzog Eberh. Ludwig oder vielmehr feir ne Theologen verwicelt wurden, woraus fich gleichwohl derfelbe gluͤcklich herz ausbrachte und mit vieler Ehre dem ganzen Stritt ein Ende machte. Dann hatte der Diaconus M. Johann Georg Boͤſe zu Soran in dem Jahr 1698. eine Teutſche Abhandlung, aber unter dem Iateinifchen Titul: Terminus peremtorius falutis human& herausgegeben, welche zu Roftod, Wittenberg und anfänglich auch zu Leipzig ald irrig verworffen, aber nach des D. Johann Benedict Carpzovs im Fahr 1699. erfolgtem Abſterben durch ein anderwertis

es

(g) Europ, Staats-Canzley Part- 3. pag. 89. s

Fuͤnfzehender Abfebnitr, 275

ges Bedenken der gedachten Theologifchen Facultaͤt zu Keipzig und zu 1702

Halle der heyligen Schrift und reinen Evangelifhen Lehr gemäß ers kandt wurde. Hieruͤber geriethen die beede Theologen D. Nechenberg und Sts tig zu Leipzig in eine befftige Strittigkeit mit einander, welcher anf einen blofs fen Wortkrieg binauslieff, indem erſterer von halsſtarrigen, verbleudesen und verſtockten Suͤndern fchriebe wie ed unfer theurer Erloͤſer Matthaͤi XII, V. 14. 15. mit deutlihen Worten felbft gelehrt hatte, dahingegen D, Ittig von ſolchen handelte, welche noch Buſſe thun und durch wahre thätliche Reue zu recht kommen koͤnnten, bevor ihnen die Önadenthür, mie den thoͤrichten Jung⸗ frauen, verſchloſſen und ihnen alles fernern Anklopfens unerachtet nimmer ge⸗ Öffnet würde. Diſe letztere Meynung wurde für gefaͤrlicher gehalten, als jene, indem bey dem groffen rohen Welthauffen bey deffen Faulheit im Nachdenken und Sicherheit ſich ſehr wenige fänden, welche über ihre Sünden tieffinnig, über die Warnung Proverb. 1. v. 24. erfchroden und über einen terminum gratiz verzagt und nachdenfend würden, dagegen hunderte, ja fanfende ruch⸗ Iofe ſichere Suͤnder wären, die auf Gottes unumſchraͤukte Gnade hinein bis auf die legte Stunden ihres Lebens fündigten und ed auf dad äufferfte aufleben liefen , unerachtet eine fo unzahlbare Menge Menfhen plöglid dahin flürbe oder doc; in der lezten Todes⸗Noth und gaͤnzlich danider liegenden Leibes⸗ und Gemuͤthskraͤfften nicht einmahl mehr tuͤchtig wären ihre Verderbnus zu erkennen, felbe zu bereuen, die Kraft des Todes und Leydens Chrifli recht zu erwägen, fich diefelbe im Glauben zuzueignen und dadurch fi) mit dem erz zuͤrnten und gerechten Gott auszufönen, alfo, daß es leyder Fey manchem beifs fe, wie die chriffliche Kirche finger; Ich foͤrcht fürwahr die goͤttlich Gnad, die er allzeit verfpottet (verfäumer) hat, werd ſchwerlich ob ihm ſchweben. Herzog EberhardLudwig hatte deflo mehr Urſach auf dife in Sachſen entſtandene Strittig⸗ keit forafältig zu ſeyn, ald der damahlige Sanzlerder Hohen Schulzu Tübingen D. Mihael Müller ſchon eine Streitſchrifft de induratorıım poenitentia herausgegeben, welche der Ittig ald einen Beyfall feiner Lehre aufgenommen und im Senner dieſes Jahre zwo Fragen an die Theoſogiſche Facultaͤt zu Tübingen folhe zu beantworten einfchickte, welche ſchon eine Trennung unter ben Gliedern derfelben veranlafften. Difer Umfland vermochte fie zu einer Vorſichtigkeit bey dem Herzog ſich Befcheids zu erholen. Difer verberh ihnen aber in difer Materie weder publice disputando, noch auf einige andere Weiſe ſich einzulaffen oder einigen Antheil zu nehmen, fondern entzwifchen dem . Sttigen nur zu antworten, daß bie Facultät wuͤnſchte dife weirauffehende Strittigkeit durch gütlihes Vernehmen gehoben zu ſehen, ald welches weit rathſamer wär, ald dad fchon anfgegangene hefftige Feur noch gröffer zu ma— Mm 2 den,

276 Geſchichte der Serzogen von Wuͤrtenberg,

1702 chen. Die Wuͤrtembergiſche Theologen haͤtten auch nicht Macht ohne Herzog⸗ liche Erlaubnus in diſe Sache fich einzumengen. Dann man nahm dem Itti⸗ gen ſehr uͤbel auf, daß er ſolchen Stritt an verſchiedene Conſiſtorien, Facul⸗ taͤten und einzele Theologen hatte gelangen laſſen, wordurch die Uneinigkeit nur mehr ausgebreitet wurde. Der Herzog gab deßwegen ſeinem Geſandten auf andern Evangeliſchen zu hinterbringen, daß dad Wuͤrtemb. Conſiſtori- um der Meynung fen. daß man beeden Theilen bey zeiten ein Stillſchweigen auferlegen und bife Materie ala eine Quxftionem problematicam um jo mehr erklären möchte, weil gleichwohl beede Theile die H. Schrifft und dero reis ne Lehrer für ihre Meynungen anzögen. Nun berichtete der von Hiller, daß der Chur» Sähfifhe Gefandse ohne Zweifel difen von einem fo angefehenen Evangelifhen Fürften herfommenden heylſamen Borfchlag mit beyden Häns den ergreiffen und denfelben an die Regierung zu Drefden und Weiffenfels fhleunigfi bringen würde. (h) Wie dann auch difer Math fo gute Würs £ung hatte, daß dad um fidy greiffente Feuer gluͤcklich gedaͤmpfet wurde. Zwar wollte bed miderholten Herzogl. Verbotts ungeachtet der bamahlige Profeffor Theologi® zu Tübingen, D. Michael Foͤrtſch eine Streitfhrifft über die Worte des Propheten Hofes €. 9. v. 12. Wehe ihnen, waun ich von ihnen gewichen bin, herausgeben und des Ittigs Meynung Beyfall geben: Es wurde ihm aber beditten, daß er die unausbleiblihe Ungnade auf fich laden würde, welches ihn dermaffen verdrofſ, daß er bald daraufim Jahr 1705, den Beruff nad) Sena mit guter Eiumilligung des Herzogs annahm.

$. 130.

Entzwiſchen wurde zu Ulm den. 10. Febr. ein Schwaͤbiſcher Krayß⸗Con⸗ went gehalten, wo. ſich auch ein Vaprifcher Gefandter wegen Wifenfleig und Mindelheim einfand: und die Berichtigung der Aflociation auf den Fuß des ſchon offt berührten Heidenheimiſchen Receſſes betriebe, weil der Churfürft von dem Frönkifchen Krayß eingeladen war. Der Gefandte war aber nur ad audiendum & referendum bevollmaͤchtiget und von feiten des Schwäbifchen Krayſes hatte man, bie Abfiht bey dem Aflociations- Werk je und allwege nicht auf Particular- fondern allgemeine Verfaffungen ganzer Krayſe gerichtet um dadurch zu. einer allgemeinen. Berfaffung des ganzen Reichs zu gelangen, hagegen der Churfürft von Bayern: nur für feine Perfon und Lande beyzutrets ten geneigtmwar. Und obſchon auch die allgemeine Meichd: Verfaffung ihm vicht zuwider war, fo. geſchah doch folched nur darum, meil er hoffte, daß bie Ch) vid, Beyl, num, 46. 47: und 48

| Sünfzebender Abfebnitr. 277 Mile tea iuiatae bel E die Kriegs⸗Erklaärung wider das HaußBourbon dörfte zernichtet oder wenig⸗ 1703

fiens ſchwer gemacht werden, weil die Berbündung nur zur Ruhe und Si⸗ herheit des Reichs abgezweder feyn follte. Das Erz: Haug Deflerreih war der Aflociation fchon beygetretten und die Umſtaͤnde erfordersen fidy mit dem Fraͤnkiſchen Krayß deswegen zu vergleichen, zu welchem Ende eine Conferenz zu Nördlingen vorgefhlagen wurde, Hier drang num der Kayſer fo wohl auf die gedachte Kriegs» Erflärung, ald auch den Beytritt zur fo genannten grofs fen Allianz, worinn er von den General⸗Staaten ſtark unterflüßet wurde, Dann es fand fih auch ein Geſandter von denfelben dabey ein, weldyer die hohe Notdurfft betriebe ven Franzöfifchen Abfihten Schranken zu fegen. (i) Herzog Eberh. Ludwig bielte aber nebfl dem Bilhoff von Coflanz davor, daß, ob man wohl beeded nicht verwaigern Fonnte, dennoch dermalen noch zu voreylig wäre darüber fich heraus zu laffen. Der Marggrav son Baden war gleiher Meynung, durffte aber als ein in Kayferl, Dienften ſtehender Genes zal feirie Meynung nicht frey entdecken. Die Ehatholiſche Stände hingegen waren geneigt dem Kayſer fchlechterdings zu willfaren, weil der Anfang der Waffen in Stalten bißher sunter dem Prinzen Eugenio yon Savoyen nicht uns gluͤcklig, aber die feindliche Armee ihn an Stärke weit überlegen war. Hers zog Eberhard Ludwig gedachte auf Mittel beede Meynungen zu vereinigen und fand ſolches, indem er feinen Mitflänven zu überlegen gab, ob der Bey⸗ fland ded alleinigen Krayſes binlängli wär, wann bie übrige Kranfe auf dem Reichötag widriger Meynung wären, da man die Kron Frankreich zur Rache reigen und von andern Ständen fi verlaffen fehen würde. Mithin rieth er dife Sache wegen der Kriegs » Erklärung auf einen allgemeinen Reichstag zu verweifen und dem Kanferl. Commiflario, Graven von Loͤ⸗ wenftein in dad Ohr zu fagen, daß ſamtliche Stände des Krayſes zu Negens fpurg dem Kayſerl. Verlangen nah Wunfc entgegen zır gehen, dermalen aber nur das Allociations- Werk zu Nördlingen zu berichtigen und jene Sa⸗ he auf fi berubend zu laſſen geneigt wären. Hierauf erfolgte zu Nördlins gen das Affociations-Conclufum den 10. Mag, zwifchen den 5. Krayſen Franken, Schwaben, Oeſterreich, Ober und Chur⸗-Rhein dergeftalt, dag von Franken go00. Schwaben 10809, Oeſterreich 16000. Ober: Rhein 3620. und Ehurs Rhein 6500. Mann und alfo zuſainmen eine Armee vor 44900. Mann mitaller Zugehörde nächftens auf die Beine geftelle und einans der damit wechſelsweis beygeflanden, die gemeine Wohlfart des Weiche das durch beforgt und difer Weeg zur gemeinfamen Beförderung einer vollffäus digen Reichö s Verfaffung zu bahnen beliebt werben fole, Der Ehurfürfk

Mm 3 | vom

Gi) vid, Beyl, num, 49.

278 Gefcbichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1702 von Bayern erbothe ſich bald hernach den 5. May. noch immerzu diſer Aſſociation beyzutretten, wofern es nach dem Heydenheim⸗und Noͤrd⸗ lingiſchen Receſſ beharrlich bey der benoͤthigten Defenſion bleiben würde, deſſen ihn auch der Schwaͤbiſche Krayß verſicherte. Herzog Eberhard Ludwig gab ihm dabey zu verſtehen, daß er vor ſeine Perſon bis zur allgemeinen Kriegs-Erklaͤrung des Reichs nur die Grund-Regulnu einer Beſchuͤhung und alle Maͤſſigung gebrauhen würde, Worauf der Churfürft beruhigt zu ſeyn fhiene und durch feinen Geſandten eine Schrift vorwiefe, vermög deſſen er hinwiderum den Krayß aller guten Nachbarſchafft und Zuneigung verſichern lieſſ. $. 131.

Es ereignete ſich aber zu Regenſpurg ein ganz unerwarteter Auftritt mit einem Stritt, welchen man aus bein Herkommen nicht entfcheiden konnte. Dann e3 ſtunde fehon eine geranme Zeit ein Wolfenbütelifher Oefandter, Alexan- . dri, auf dem Reichstag , welcher fich wegen Abweſenheit des Kayferl. Prins cipals Commiffarii nicht behoͤrig legitimieren Eonnte. Weil er num nichts des fioweniger bey den Conferenzien des Corporis Evangelici erfcheinen wollte, fo lief er dem Saͤchſiſchen Directorio feine Vollmacht zum Reichſs-Convent vors weifen, wo man ihm Schwuͤrigkeit zu machen Feine Urfach fande , indem man auc einen Hennebergifhen,, ob er fich fchon bey dem Reichstag nicht accre- ditieren konnte, zugelaffen hatte. Nichts deflo weniger mengte fih ein Bes denken ein, ob der Wolfenbütelifche dem Würtembergifchen , ald einem ſchon vorlängfi ordentlich legitimierten vor» ober nachfigen follte und ob difer nichts bey dem Vorfiß einzuwenden hätte? Der von Hiller hatte nicht daran gedacht "den Alexandri etwas in den Weeg zu legen. Die an ihn gebrachte Anfrage machte aber die Sache weitläuftig. Dann obfhon der Würtembergifche fi erklärte, daß das Haus Würtemberg mit Wolfenbütel in Feiner Competenz fiehe und man wenig Vortbeil davon habe, wann ed auf eine Furze Zeit vor oder nach gefchehener Accreditierung wieder nachfigen müffte , fo veranlaffte doc; die Anfrage ihm ein Nachdenken , weil eineötheild dad Corpus Evange- licum die Sache felbft nicht vor fo aar Elar anfahe und die Anfrage nicht für unnoͤthig erachtete, und anderntheild derfelbe vor feine Perfon keinen Nang auf dem Reichstag hätte, fondern derjenige, ben er ald ein offentiicher Ge⸗ fandter führte, feinem Principalen gehörte, worüber er nicht nad) feinem eiges nen Belieben fchalten und walten Eöunte, fondern an denfelben die Sache bez richten und Befehl erwarten müffte. Damit er aber foldhes mit deſto befferm Beftand thun Eönnte, fo wollte er vorher des Corporis Evangelici Gedanken vernehmen, damit hernach und wann Fünfftig auf allerhand dermahlen Ye

nicht

Sünfzebender Abſchnitt. 299

nicht vorfehende Fälle diſes Erempel einen Anſtoſſ geben Eönnte , dem 1702 Herzoglihen Haug Würtemberg nichtd widriged auf ein oder andern \ MWeeg beygemeffen oder zugemuthet werden koͤnnte. Der Chur « Brandens burgifche Geſandte von Metternich antwortete fo gleih , daß man foldye Anfrage dem Würtembergifchen gar nicht übel deuten koͤnnte, indem ex ſelbſt feinem fonft vorfigenden,, aber noch nicht gehörig an den Reichs-Convent le- gitimierten Öefandten den Rang geben würde und ed die communem caufam berübrende Sach wäre, welchem aud) alle andere Geſandte beyfielen und ents zwifchen für daß befte hielten, wann der Wolfenbütelifche von felbften fich die Furze Zeit noch der Evangelifchen Eonferenzien entbielte. Der Herzog ertheils te aber feinem Geſandten deu Befehl, daß, mann fonft Feine andere Urfachen zur Ansfchlieffung vorhanden wären, ed zu feinem Nachtheil gereichen koͤnnte, wann ein offentlicher Geſandter, der von feinem Principaln ordentlich accre- ditiert wär und nicht durch fein Verfehen, fondern fatto majorum nicht zu ‚feiner ordentlihen Legitimation gelangen Fönnte, in andern dem Neichötag gleichnehaltenen Zufammenkünfften den unſtrittigen Platz feines Principalen einnähme da Er Herzog nicht gern die Urſach eines folchen Mißverftands durch Ausſchlieſſung oder Zurucfegung eined andern Geſandten dem feinigen aufs bürden laffen wollte, da er mit allen feinen Mit: Ständen in gutem Verneh— men zu ſtehen fich befliffe und auf dem Reichötag dev Nachrede eines zu Zivies tracht geneigten Stands zu entgehen trachtete. E8 zeigten ſich aber bey difer Fürftt. Refolution noch andere VBedenklichkeiten in dem Fall, wann ein mit Würtemberg alternierendes Hauß oder Öefandter nad der Brandenburgis Then Meynung dem Wolfenbütelifhen oder anderm befanntlich vorgehenden Gefandten nicht weichen wollte, indem alsdann Würtemberg fowohl einem alternierenden wider die Ordnung , ald auch dem Wolfenbütelifhen dannoch nachgehen müffte, da man wegen ded Hauſes Baden beforgt zu feyn Urſach hatte, weil ed jederzeit wegen des Vorſitzes Neuerungen anzufangen gewohnt war, daß es die Gelegenheit ergveiffen börffte Unruhe und Mißverfländnuffe zu erregen. Dife Beforgnud wurde aber durch eine wichtigere Begebenheit vers drungen, als die Herzoge von Wolfenbütel ebeumäffig, wie Chur »Cölln, bes handelt wurden und die Zell: und Hanoverifche Völker allbereits in difes Haus ſes Rande eingefallen waren, Feindfeeligkeiten darinn verübten und mit würffis cher Vollziehung der Acht verfuhren. Dann es hatte das Hauß Wolfenbütel fi zwar mit der Kron Frankreich in eine Allianz eingelafen und mit difer Krone Vorſchuſſ Völker geworben, aber ſich dabey erbotten, was von demgans zen Reich wegen der Spaniſchen Erbfolge gefchloffen würde, demſelben Folge zu leiften und den Kayſer nebft dem Reich in difer Allianz ausgenommen,

Difed war nun ein folder Vorfall, welcher auch andere Reiche » Stäns de

280 Gefebichte der Herzogen von Würtenberg,

1702 be ſchuͤchtern machte, daß der Reihds Hof: Rath ebenmäffig gegen fie,

wann fie nicht auf den Wink ded Kanferl. Hofes giengen, alfo verfaren und dad ganze Reich uxı deffen Freyheis bringen und dem Kanfer unterjochen dörfften. Man wollte aber wiffen,, daß die General: Staaten baran fchuldig wären, welche dem Kayfer gerasben bätten diejenige, welche ſich nicht in die groffe Allianz begeben wollten , darzu unter allerhand andern Vorwänden zu zwingen. Wie dann derZellifhe Gefandte dem Würtembergis ſchen im Vertrauen entdeckte, daß ein gewiſſes heimliches Verſtaͤndnus gemacht worden, wovon Herzog Carl Rudolph von Wuͤrtemberg⸗Neuenſtatt, welder fi damahl ald Dänifcyer General in Holland befande und deffen Muter Claa za Augufla eine Schwefter der Derzoge von Wolfenbüttel war, die völlige Keuntnus hätte und von welchem Herzog Eberh. Ludwig dad ganze Geheims nus erlernen koͤnnte. Und die Holländer geflunden frey, daß aud difem Grund der Churfürft von Coͤlln alfo gezwungen würde wider welchen fie fo gar ihre Völker gebrauchen lieffen. Die Wolfenbütelifhe Sache fuchte man durch einen Verglich zu endigen, daß die beede Herzoge die von Franzöfifhem Geld geworbene flarfe Mannfchafft dem Reich überlaffen follten, welches aud) der ältere Bruder Herzog Rudolf Auguſt bewilligte, der Herzog Anton Ulrich) bingegen fid) anfänglich nicht darzu ensfchlieffen wollte, gleichwohl aber ends lich auch genehmigte, |

$. 132.

Bey difen General: Staaten befhwerte fich aber auch nunmehr Herzog Reopold Eberhard von Würtenberg- Mömpelgard wegen der ihm eufzogenen vier Herrfchafften Hericourt, Blamont, Clemont und Chaftelot und begehrs te ihren Beyſtand, weßwegen der Holländifche Gefandte von Spanheim zu Res genfpurg von dem MWirtembergifchen begehrte, daß er ihn feine Gedanken über folhes Anſuchen eröffnen möchte. (K) Difer konnte ihm Feine andere Antwort ertheilen, ald daß diejenige, welche am Ryßwickiſchen Friden Aus theil hätten, fo lang man noch durdy Handlungen im Haag vder Ryßwick ets was thun Eönnte, vermittelt der Vorftellungen auf die Reftitution dringen follten. MWofern aber der Krieg ausbraͤche, fo fey nichts übrig, ald daß man mie Hülf der Waffen sder bey einem Fünfftigen Friden durd) gure Bedingungen der Sache helffen müffte, wobey die Kayſerlich-⸗ Gefinnte der Meynung wäs ren, daß man foldhe verwaigerte Reltitution als einen Fridensbruch in das hienaͤchſt kundmachende Kriegs: Manifeft anführen follte. Diſes wollte aber

lang (k) vid, Beyl, num, 50.

Känfzebender Abſchnitt. 28T

lang nicht zum Vorſchein kommen, theild weil der König Wilhelm in 1702 Eugelland den 19. Martij in die Ewigkeit eingegangen war, welches zu groffen Aenderungen in den Staats: Sachen Ausfichsen gab, theild weil der Kapfer noch nicht gefaflt war daſſelbe auf dem Neichörag in Vortrag kommen zulaffen. Dann ich habe ſchon gemeldet, daß er der meiften Höfe in Teutſch— land Beyftand durd) feine Gefandte verfichert feyn wollte, und daß man aud von feiten des Reichs den Krieg wider Franfreich erflären würde. Nicht wes niger zauderte man an dem Wiener» Hof mit den Anilalten, indem die allociers te Krayſe fich fehr beklagten, daß ınan ihnen auf die demjelben vorgelegte Bes dingungen Feine Antwort gäbe, wie auch die zu denen von Deflerreich anerbots tenen 16000. Mann gehörige Regimenter noch nicht ernennt oder zur Ötelle ges bracht oder den aſſocierten fonft angewiefen wären. Der Reichstag fund auch ungeacht der bevorffehenden Kriegdgefahr wegen Abweſenheit des Principals Commillarii und Ermanglung eines Maynzifchen Directorial-Oefandten in volllommener Unthätigkeis. Jedermann bemerkte, daß der Kayferl, Hof mit Verzögerung ded Vortrags wegen der Kriegs: Erklärung nicht wohl thäte, weil die meifte Geſandte dermahlen fehr gut für den Kayſer initruiert war ven, aber zu befoͤrchten ſtund, daß mande Höfe durch allerhand Raͤnke oder Borfallenheiten ihre Gefinnung wieder ändern oder wenigflend warten dörfften, bis der Fortgang der Waffen fich beffer ergeben und der am untern Rhein außs gebrochenen Gefahr und Macht des Feindes nahdrüclicher würde begegnet werden Fönnen, als der bißherige Unfang gezeigt hätte. Wie dann der Wells phaͤliſche Krayß fich weder zum Auszug wider Frankreich, noch zum Beytritt zu der Nöcdlinger Aflociation oder einigen andern befondern Verbindungen fich entfchlieffen wollte bis man von feiten des Reichs einen reiffen Entfehluff und fid) wider die fo nahe angedrungene feindliche Macht zuverläffiger gefafft haben würde. Zwar drang den zo. April. die auf den Englifchen Thron gefliegene Königin Anna fehr ſtark und mir unumflöfflihen Gründen bey den Ständen des Meichs darauf, daß fie der Tripel⸗Allianz zwifchen dem Kayfer, Engels and Holland fchleunig beytretten follten, weil fouften die Spaniſche Erbfolge ben Hauß Defterreich entriffen und die Franzoͤſ. Made zu ganz Europens Nachtheil unüberwindlich gemacht werden dörffte, (I) die Allierte feinen nach⸗ druͤcklichen Erufl zeigten und in der Mitte des May: Monats noch etlich und 20000. Mann Eugelländer nebfl dem diefelbe commandierenden General abs giengen. Wiewohl aud) der Verdacht, welchen man auf den ſtark bewaffnes ten Churfürften von Bayern zu werfen Urfach hatte, das meifle zu ſolchen a | a G) vid, Beyl, num, SI,

XII. Tbeil, Nu

282 Befcbichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1702 zögerungen beytrug, welcher ſich durch Feine Vorſtellungen zu befs ſern Gedanken bringen laſſen wollte, weil ſeine Abſichten bey der Aſſociation ſcheiterten.

9. 133.

Nun entſchloſſ ſich der Kayſer eine neue Anſtalt zum Krieg am Rhein zu machen, wohin der Roͤmiſche Koͤnig als Generaliſſimus beordert und jedem commandierenden General⸗Feld⸗Marſchalln ein Feld-Marſchalln⸗Lieuténant zugeordnet wurde, welcher nach jenem und dem Obriſten Feld + Zeugmeifter die nächfte Perſon feyn follte, Herzog Eberh. Ludwig darzu ernennet, erhiels te aber erſt zu Enddes Mayen dad unserm 15. deffelben Monats datierte Patent, worinn ber Kayfer die Ausdrüde gebrauchte, daß er in Aufehung. deffelben zu „den Kayferlihen und des Publici Dienſten mit fonderbarer Diſtinction fühs „» renden anfehnlihen Enferd und ruhmwuͤrdig bezeugender Application deſſel⸗ » ben, auch begmohnender vernänfftiger Conduite und fonft befigender vors trefflichen Qualitzeten, wie nicht weniger aus dem guädigftien Vertrauen, „ſo er in feine Perſon gefeßt habe, ihn zu einer folchen Senerals Feld» Mars » Thal» Lieutenants » Stelle ernennt und beftellt habe. Und weil die Rays ferliche mit der Ullierten Trouppen vereinigte Armee allbereitö zu Anfang difes Monats über ven Rhein bey Manhein gegangen war, folgend der Bruch auch, wie am untern Rhein. fchon geſchehen, hieroben naͤchſtens erfolgte, fo ſchickten Ihro Kay. May. demfelben unterm 16. May. die Ordre zu ſich uns derweilt zu diſer Armee zu begeben: und feine obhabende Stelle unter dem Com⸗ mando ded Marggrav Ludwig Wilhelms von Baden auszuüben, (m) indem. diſe Urmeedie Veflung Landau bereits berennet hatte: Zugleich kam unter dem 15. May auch) die Kayſerl. Kriegs - Erklärung zum fland und: den: 1. Junij zu Regenſpurg unter der Hand zum Vorſchein, da man an: berfelben vieles aus⸗ zufeßen fand. Dann obſchon die Wohlgefinnse bey der Sach felbft und. wegen des der Kayf. May. leiftenden Beyſtands nicht im: geringfien auſtunden, fo wollte doch. aud) den Beflgefinnten nicht gefallen, daß dife Erklärung auch im: Namen deö Reihe und ohne vorhergehende Zuratbziehung ber Chur Fürften und Stände verfaffet und fo einfeitig verfahren worden, zumahlen difer nicht ana derſt, als daß darinn ‘des Reiches Unterthanen und Getreuen beyihren Pflich⸗ „ten, ſo ſie dem Kayſer und Reich ſchuldig bey Verwuͤrkung Haab und Guts, Leib und Lebens die Ruptur anbefohlen und nach bereits gemachtem Anfang: „allein des naͤchſtens etwan erforberuden vernünftigen Raths und zufammens

(m); vid, Beyl. num, 5%

Sünfzebender Abſchnitt. 283

»» fügender Macht der Chur Fürften und Ständen gedacht worden, 1702 welches wider das alte Teutſche Herkommen, wider die Form des Reichs,

den Weftphäl. Friden und die Wahl-Eapitulation anfloffte und fehr bedenks lic) fiel, daß fie nebft dem Laſt und Gefahr des Kriegs auch zugleich wie ſchlech⸗ te Untertbanen angefeben und ihre hohe Öerechtigfeiten und Freyheiten in Ges fahr aefeßt feben mäfften. Herzog Eberhard Ludwig war nun verbunden vers mög der erhaltenen Kayſerl. Oeneral » Feld: Marfchall: Lieutenants ; Stelle fi den 12. Juni zer Kayſerl. Armee zu verfügen, wohin er auch feine Hause Trouppen zu geben beorderte. Dem Franzöfifden Abgeſandten an den Reichs⸗ tag, de Chamois wurde aber ben 24. Junij dur einen Erb: Mlarfchallds Sanzelliften vermistelft eines Kayſerl. Decreti der Abſchied zugeftellt , wels chen er zwar mis aller Beſcheidenheit annahm, jedoch zu allen Chur⸗ fuͤrſtlichen Gefandten Herumfuhr und fih ſehr befchmerte , daß man ihm nur 14. Tage vergönnet babe and den Krayfen des Reichs zu reyſen, da man feinen Vorfaren 3. Wochen geflattet babe, wie auch, Daß ihm ber Kayſer den Abſchied gebe, da er doch nicht an ihn, fordern an die Stände des Reichs bevollmaͤchtigt worden. Er habe eine hochſchwangere Gemahlin und ein todkrankes Kind, welche er innerhalb 3. Tagen verlaſſen muͤſſte. Bey einigen Fuͤrſtlichen und infonderheit bey dem Würsembergifchen binters kieff er die Warnung, daß man auch aus der Art und Weife ihn fortzuſchaf⸗ fen erlernen Eönne, wie fehr man ſich bemühe am Kayſerl. Hof die Reichs⸗ Stände um ihre Nechte und Freyheiten zu bringen. Weil ihn aber der Weeg durch dad Herzogthum Wuͤrtemberg führte, fo bath er den von Hiller ibm und den feinigen dorten guten Beyſtand zu verfchaffen, welches ihm nad) dem Hilleriſchen Bericht wohl zu gönnen war, weil er zu Negenfparg , wie ihm jedermann dad Zeugnus gab, fidy fehr verträglig und liebreich aufgeführt und in Anfehung des Herzogs die ganze Zeit feined Daſeyns dem von Hiller alle Ehre und Höflichkeis erwiefen habe. :

$. 134.

Entzwifchen war der Kayferl. Principal, Commiffarius Eardinal von Ramberg und Bifchoff zu Paſſau auf dem Reichs-Convent angekommen, das Yon die erfte Folge war, daß zu Anfang des Julij fi der Chur: Maynzifche Director endlich bey demfelben legitimierte und mithin die Neichstags Ges fhäffte wieder in den Gang kommen Eonnten, Worauf der Würtemb. Ges fandte fo gleich dad Memorial wider die Ritrerfchafft demfelben mit dem Bes gehren zufchidte ſolches zur Dictatur * Auſage zu bringen, Er a

n 2 aber

284 Geſchichte der Herzogen von Würrenberg,

1702 aber unter allerhand Entſchuldigungen nicht annehmen und wieſe den Secre- tarium damit ab. Endlidy nahm er es gleichwohl unter der wun derlichen Verwahrung an, daß er vor der Dictatur wiſſen mäffte, wohin der Gefands ten Inftruitiones giengen. Worauf ihn der Wuͤrtembergiſche belehrte, daß er fhon 5. Jahre zu Regenfpurg wär und fo viel gelernt hätte, daß bie Stäns de ih der Annahm dergleihen Memorialien und der Anſage nicht anzunehs men hätten, fondern ſolches dem Directorio oblige, damit die Geſandte herz nach ihre Meynungen über die Hauptſache entdecken Eönnten, Worüber er ed annahm und, nachdem der Gefandse ihn feldft zu befprechen Gelegenheit bes Kam, die Beförderung verſprach. Die meiſte Geſandte waren auch ſchon und zwar günftig inſtruiert und der Nanoverifche verficherte, daß er ein von feis hem Herrn eigenhändig unterſchrieben Keſcript erhalten babe, vermög defs fen er auf feinen umſtaͤndlich erflatteten Bericht befelcht wär, des Herzoglis hen Hauſes Würtenderg Augelegenheis in der Ritterſchafftlichen Colleltati- ons⸗Sache nachdruͤcklich zu unterflüßen und daß auch der zu Wien befindlis che Handverifche Gefandte gleihen Befehl habe. Die andere Folge folcyer Ankunft war das Commiilions-Decret, wordurd die Stände zur Kriegs⸗ Erklärung wider Frankreich aufgefodert wurden. Der Cardinal war fo bes gierig in difer Sache, daß er ſchon deu 25. Julij einen Schluſſ baben wollte ungeacht natürlicher weife Feinem Geſandten moͤglich war die bendrbigte Ver⸗ baltungd » Befehle zu erhalten, weßmwegen ed um fo mehr ein großes Nachdens fen verurfachte, ald den würklichen Kriegs » Operationen dermahl weder etz was gegeben oder benominen wurde und hingegen dad Commilliong- Decret ſolche Umſtaͤnde und Ausdruͤcke enthielte, Daß man über alle und jede derfels ben bey der vorläufigen Frage; An? ohue groffe Behutſamkeit und forgfältis ge Beobachtung der Frage: Wie? fih nicht wohl uud. fiher vernehmen lafs fen konnte. Daun es brachte 1) mit ſich,“ daß man den König in Frank ‚, zeih und den Herzog von Anjou mit allen ihren Zoͤldnen oder ſolchen, y, die Penſion von ihnen ziehen, Helfern und Helfers - Helfern ohne Uns terſchied für Neichd- Feinde, Wer die ſeyen, förmlich erkiären folle. Es war aber bekannt, wie Chur» Cölln und Bayern flunden, in was beträcdhts licher Macht difer leßtere fich befand und weſſen die angränzende Krayſe auf jegige und kuͤnfftige Fälle fich dabey etwan möchten zu begreiffen haben, 2) Ram von Chur »Eölfn inöbefondere vor, E35 hätte difer Herr feine halt» bare Städte und Derter dem König von Franfreih und dem Duc d’An- „jou mit dem befliſſentlich oder veraͤchtlich erdachten fo feindlich als eitlen Schein oder Namen des von ihnen gewaltfam vorenthalte nen

ys Burgundifhen Reiches Krayfen unzulaffiger weile eingeraumt. Nun kam bie

Fuͤnfzehender Abſchnitt. 285

die Entſcheidung deſſen allen uͤber der Frage: An? einem Geſandten ohne 1702 fonderbaren Befehl um fo weniger zu, als bekannter weiſe wider Chur⸗-Coͤlln ein Achts-Proceſſ angefangen und von dem Reichs-Hof-Rath die Execution mit Belagerung Kayferöwerth vorgenommen worden, ehe noch die Stände des Weiche oder pares curi® nad) den Gefeßen und altem Herkommen darüber ges hört worden. Zugefchmweigen, daß Fein Öefandter wiffen fan, and welchem Grund fein Principal den König von Frankreich und deffen Enkel für einen Feind erklären fol. Der Kayſer fchüge die Spanifhe Erbfolge vor, Engels und Holland ten gebrochenen Partage-Tractat und mit unterlauffende Si— perheit in Anfehung der Handlung und der Gränzen, die Reiche - Stände aber. haben verfchiedene Ausfihten, daß Fein Gefandter mit Beſtand fih auf „, einige Weiſe erklären koͤnnte. 3) Erxforderte dad Commilliong - Decret, „daß man aller mittelzoder unmittelbarer Verflandnus, wie die genennt y, werden möge, ſich alfobald abthun und foͤrders durchaus enthalten, aud) „ſolche den feinigen ſchaͤrfeſt verbieten folle. Difes führte zwar der Krieg gemeiniglich mit fidhs ed fey aber bekannt, daß Engelland dur) eine beſon⸗ dere Abſchickung das Paquet-Bot zwifhen Douvre und Calais wieder hers geftelit und dag Holland den Kaufhandel mit Frankreich nicht aufheben wers de, fo lang difes denfelben aufzuheben nicht den Anfang machte. Man müffe demnach auch wiffen, wie weit das Reich zu geben rathſam finde, 4) Würde dem Reich zugemuthet mit der Kayferl, May. und dero Bundes . genoffen fih auf das genauefle zu verfuupfen und zu verbänden, welches aber eine befondere Vollmacht und groffe Sorgfalt erfodere, damit man nicht wieder, wie bey dem Nimweg- und Ryßwickiſchen Friden gefheben, im Stich „gelaſſen würde, 5) Wurde darinn gedacht, daß der Kayfer wider den ges meinen Feind bereits eine offentliche Kriegd- Erklärung ergeben laffen und mit der That zu vollziehen angefangen, daß zu folge der Kayferl, Vers ordnungen verſchiedene Neichd > Krayfe und Stände fi) der Sache bereits angenommen und daß nun auch) die übrige Chur: Fürften und Stände p gleich ohne Zeit» Verlufl zufammen tretten, des Haufed Oeſterreich Rechte und ded völligen Europ® Nothſtand bedenken, zu Wiederherbeybringung des abgenommenen Mittel ausfinnen und fürfehren, den begonnenen Krieg für einen Neichöfrieg erkennen, felben formlich erflären und zu Fortfühs zung des Reichſs-Kriegs, auch Erzwingung eined baldigen Fridend mit yp vernünftigen Rath treulihfi an Hand geben sc. mögen. Was nun die Stände dabey zu beobachten und weffen fie etwa bey Zweifeld ohne meiftens theils erfolgenden willjährigem Entſchluſ ratione jurtum vors kuͤnfftig ſich mie dienſamer glimpfiger Verwahrung re haben möchten, gebe der viel n 3 in

\

286 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1702 receſſu habende Buchſtab ſelbſt und der dagegen haltende Inhalt des . Gaudeant &c.art. 3. des Weſtphaͤliſchen Fridens nebſt natürlicher Ans

Yeirung der Negieruugd » Form und dem alten Derkfommen im Reich genugfam zu erkennen. Und weil 6) die Catholiſche Geiftliche bey foldyen Unruhen fih meiſtens gefäfftig erweifen, fo fragte.ber von Hiller bey dem Herzog an, ob bey dem fo weit ausfehenden Neligionswefen die Epangelifche das ihrige' thun und fih wider eine neuerdings einfchiebende gefärliche Religions » Claus ful fo viel möglih verwahren ſollten? Weil aber der Herzog ald ein Stand des Schwäbifhen Krayſes mit Deflerreih in der Aflociation Fund, fo hats te er nicht allein fchon feine Meynung zu erkeunen gegeben, fondern fid) auch gegen dem Krayß dahin erklärt, wie ev nit anderſt ſehen koͤnnte, ald daß man fi unumgänglich mit difem Krieg beladen muͤſſte. Dann ed wurde eben damals auch zu Frankfurt ein befonderer Convent gehalten, wo die Qu&- Rio: an? fchon bericktigs war und der Herzog auch feine Geſandte daſelbſt hatte, fo, daß ed nur noch darauf beruhete, ob die Kriegs > Exrfordernuffen zu Regenfpurg ober Frankfurt vollends richtig gemacht werden wollten. Ent⸗ zwiſchen lief] fich der Herzog vernehmen, daß er das dreyfahe Buͤndnus zwi⸗ fchen dem Kayfer, Engeland und den Staaten wegen der Spanifden Erb⸗ folge getveulich zu halten, aber aud) dagegen, was derfelben gutes zuwachſe, heil Daran zu nehmen gedenfe. Und weil man fih fon mit Frankreich feindlich eingelaffen und der Herzog für feine Perfon den Character eines Kayſerlichen General: Feld Marfhalls Lieutenants angenommen hatte, fo _ wollte ibm nicht gebühren gleic) anfangs andere Dinge, ald die nothwendig zum Krieg gehören, zu bedingen, fondern er müffte erwarten, wie fi die Vota fonften ergeben und was fi zur Sicherheit des Reichs in ven Reiches Mathe: Wedingungen ergeben werde, woben er feinem Gefandten aufgab nichts ſchwer zu machen, jedoch wegen ein und anderer guter Erinnerungen dem Hera 30g feine Nothdurfft vorzubehalten. Nun zoge man in Erwägung, wie ed in den beeden letztern Franzöfifchen Kriegen und denen darauf erfolgsen uns gluͤcklichen Fridenshandlungen hergegangen und befand für noͤthig in einer fo hochwichtigen Sache gewiffe Vorfihten und Bedingungen zu gebrauchen, ins dem es mit den meiften fonderheitlich Evangelifhen Ständen gar vollends zur Neige gehen dörffte, wann das Werk abermahl mir fo fhädliher Parsheylichs keit, fchlechter Zufammenftimmung und ungleihen Parsicular » Abfichten auss geführt werden wollte, wobey der Würtembergifche Geſandte nur dabey blies be, was nad) VBefchaffenheis der Umflände und bereitö genommenen Maßres guln in Semäßheit der zu Nördlingen durch die der Allianz angehaͤngte Bes bins

Sünfzebender Abfebnicr, 287

dingungen fich zeigende Abſicht ohne Hindernus des Hauptwerks mög 1702 lich erachtet wurde.

s $. 135

Jetzo deuchte aber den Churfürffen von Bayern Zeit zw fern die Lars ve abzunehmen, welches durch die Einnahm der Stadt Ulm gefhahe. Der 8. Septemb. war der ungluͤckliche Tag au welchem der von ihm gemachte Plan vollzogen wurde. Und der Schwäbifhe Krayß muflte ed ſeyn, an welchem der Anfang difes unfeligen Vorhabens gemacht werden follte. Man gerietbe hierüber in die gröfle Beſtuͤrzung, worzu die Evangelifche um fo mehr Urſach hatten, als diefelbe zu Regenſpurg no vor erhaltener Nachricht den 9, Sept. den Schluff fafjten zu Reihögefhäfften eher nicht mehr beyzugreiffen, man hätte dann. zuvor ihren erleydenden Beſchwerden abgeholffen, und mis dem Ryßwickiſchen Triden auch die dariun befindliche Clauſul des 4ten Articuls aufs gehoben. Sie hinterbrachten ſolchen Schluſſ dem Principal⸗-Commiſſarien und erſuchten denſelben die Sache in ſolche Weege zu richten, daß nach rich⸗ tig geſtellter Reichs-Kriegs-Erklaͤrung, wozu fie alle Befoͤrderung thun wollten, die wichtige Religions-Beſchwerden ohne fernern Anſtand zugleich in Betrachtung gezogen und na Maaßgab der Reichögefeke erledigt werden möchten, damit fie fi nicht wisder, wie im leßterm Krieg gefcheben, allein das Schlacht: Opfer ſeyn müfften. Die Antwort darauff meldete zwar nichts von dem Ryßwickiſchen Friden und der Elauful oder deren Aufhebung. doch war fie im übrigen zimlich günftig und lautete dahin, daß der Evangelifchen Begehren billih wär und er Commiflarius über ihre dabey verfpürte gute Abs ſicht ſich beſonders erfreuete. Die Kayſ. May. würden zur Reichs Conftitu- tionsmäffigen Remedur alles beytragen und wollte er Principal» Commiffa- tius die Roͤm. Eatholifche zu gleichem Bezeugen zu: vermögen an ſich nichts ers winden laffen, worüber den Esangelifchen eine fhrifftlihe Werficherung ges geben werden ſollte. Mittlerweil erhielte an eben dem 10, Sept. der Churs pfaͤlziſche Geſandte einen Eylbotten mit der Nachricht, daß der Churfürft vom Bayern die Stadt Ulm mir 5000. Mann: befeßs babe, Difer gab in eigner er dem Principals Commiflario, den Churfürftl, Gefandten und dem

ürtembergifchen fo glei Nachricht davom, worüber der von Seylern den. letztern zu fprechen verlangte und fich vernehmen lieſſ, daß nunmehr die Noth⸗ durfft erforderte uneingeftellt den Krieg zu erklären. Der von Ailler antwors tete aber, daß diſer Zufall von groffer Wichtigkeit und ſorglichem Nachgedenken ſey, moräber ihm vermuthlich feines Verhalts halber noͤthige Ordre gegeben wu

288 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1702 wiirde, Doch wuͤrde er nichts hindern, wann bie übrige Geſandtſchafften zur Kriegs⸗-Erklaͤrung ſchreiten wollten, Der Schweden-Brehmiſche hingegen

hielte diſen neuen Zufall fuͤr die Evangeliſche fuͤr ſehr bedenklich, mit welchener

ſich vor allen Dingen vernehmen muͤſſte. Dann er vermuthete fo gleich, daß unter difer Sache etwas verborgen feyn müffe, weil der Concommillarius fo

aufferordentlih nur aufden Wuͤrtenberg⸗ und Durlachiſchen Geſandten feßte aus Forcht, daß fie nähere Nachricht von diſer Einnahme und widrige Juſtru⸗ ction erhalten doͤrfften. Den 11. Sept. famen famtliche Geſandſchafften zus famen, Mur der Oeſterreichiſche Director des Fuͤrſten-Raths von Bader⸗ kirchen wollte nicht eher, ald erſt um 11. Uhr erſcheinen. Die Catholiſche wollten fi auch vorher unterreden, indem ſie vorgaben, daß der Principal— Commiſſarius ihnen der Evangeliſchen verlangen mitgetheilt hätte, welches fie ſehr billih finden und fi fo daranf erklären würden, daß die Evangelijche damit zufriden feyn Eönnten, da entzwifchen dife ſich mit der Wichtigkeit fols cher Weberrumpelung der Stadt Ulm unterhielten , daß fie eine der beträchts lichften Neihö » Städte wär, welche ein vortreffliches Zeughauß und ein Mas gazin für eine ganze Armee hätte, mithin den Evangelifchen füreinen Waffens Peg diente und mehr ald manches Fuͤrſtenthum werth wär, weil fie nad) ihs rer Lage die beede Krayfe Franken und Schwaben im Zaum halten koͤnnte. Ins fonderheit wär dem Herzogthum Würtemberg dife gewalthätige Hinwegnahm fehr nachtheilig, da es von vernen die forgliche frauzöfifihe Macht und den Ehurfürften von Bayern auf dem Naden hätte, von welchem man fittlicher weife nicht vermuthen Eönnte, daß er ohne anderwertiges Verſtaͤndnus ders gleichen weitſichtige Dinge vor fih allein unternehmen follte. Daun es kam ihnen fehr bedeuklich vor 1) daß der Kayſerl. General Grav Schlic bey dem

Churfürften in einer fehr geheimen Unterredung zu Schleußheim gewefen, welche gleichbald der ganzen Nachbarfchafft fehr verdächtig und gleich darauf die Anſtalten zu der Einnahm gemacht worden. 2) Daß der Chur »Bayrifche Gefandte zween Zage vor derfelben von morgens 8. Uhr bis gegen dem Mit⸗ tag bey dem Principal» Commiflario und dem von Seylern gewefen, da nies mand ihre Unterredung unterbrechen dörffen und gleich. folgenden Tags die Bayriſche Trouppen ihren Marſch in der Stille gegen Ulm fortgeſetzet haben. 3) Wollte manBriefe vonWien haben, baß nicht allein der Bayrifche Öefandte das felbft fehr viele Unterredungen mit den Kayſerl. Miniftern gehabt, fondern aud)

4) daß derKanfer von demChurfürften von Bayern nichts, fondern nur einige gewiſ⸗ ſe Reichs⸗Staͤdte, etwas zu befahren hätten, 5)Bienge denen bey den Ryßwickiſchen Ziackaten geweſenen Evangel. Geſandten bey , daß auf die Steckborniſche

Handlungen mit der Religions; Elauful und Ueberlaffung der Stadt urg

Sünfzebender Abſchnitt. 289

a Fe a a 1 rs Ha ER IR burg es aud) alfo hergegangen, dabie Kayſ. Miniftri zwar alle'gute Verfis 1702 cherungen dagegen gethan, aber dannod) das meifte darzu beygetragenbätz ten. Es war auch 6) famslihen Evangelifchen verdächtig, daß die Catholiz ſche bey lehterer Raths-Verſammlung von difer ihnen ſchon bekannten Eins nahm, ehe fie von den Evangelifchen gegen ihnen geahndet worden, nichts fons ders gemacht haben und guten unbekuͤmmerten Muth zu ſeyn fehienen, wels ches deſto bedenkliher wurde, ald 7) der Chur-Mainziſche bey den Cathos lifchen auf der Evangelifhen Begehren, da fie noch in vorgemeldter Confes venz beyfamen waren, nicht anfragen wollte, wie fie ſolche Ulmiſche Uebers rumpelung anfäben, und ob fie wegen fchleiniger Zurudgabe mit den Evans geliſchen einen fichern Berlaff nehmen wollten? Wobey difer fid) entfchuldigte, daß ed Fein Neligionswerk, fondern eine gemeine Sade wäre, welche man nicht A corpore ad corpus bringen fönnte. Und als die Evangelifche ibm vorfiellten ,„ daß ed zwar eine allgemeine Reichs-Sache wär, aber doch jeder geftehen muͤſſte, daß die Evangelifche in gröffern Schaden und Bekuͤmmernus gefeht würden, weil ihnen wider den Land-Religions-und Weſtphaͤliſchen Friden ein fo wichtiges Mitglied entzogen worden und daß ed nichts neues, ſondern berfommend wär, daß ein Corpus ded andern corporis Anbringen in Bedacht genommen habe, fo wollte er fich doch nicht darzu bewegen laffen. Der Salzburgiſche Director war gleihmäffig fehr gleichguͤltig dabey und der Deflers reichifche wollte gar nichts davon hören, fondern drang nur einig und allein auf die Kriegs Erklärung, wie bie Abrede genommen wär. Ein Catholi— fher bielte aber davor, daß ed dermahl gar nicht bequem wär davon zu reden and fagte dem Würtembergifhen aleihfam in das Ohr, daß ohnehin die ungleiche Rede gieng, ald ob der Kayferl. Hof mit den Bayriſchen hierüber in Verſtaͤndnus finde, worauf der von Baderskirchen nichts mehr davon erz

waͤhnte. $. 136,

Bey folhen Umfländen ſchlug Magdeburg auf dem Reichstag vor, daß man die Refttution der Stadt Ulm an Bayer und eine genugfame Sicher— beit verlangen und, wann es nicht willfarr würde, den: Eurfürften mit Ges walt dazu zreingen follte. Diſes wurde aber nicht beliebet, daß man ihn das mit bedrohete, fondern es wurde nur dem Chur: Maynzifhen aufgetragen die Reititution freundſchafftlich im Namen des Conventd an den Bahriſchen Ges fandten zu begehren, weil die beede Krayfe Franken und Schwaben noch nicht bebedt waren. Ferner unterlieff er aber dem Auitrag eine Örnüge zu thun, ſondern begab ſich abends ſpaͤt um 8. Uhr zu dem Principal⸗Commiſſario,

XII. Theil, O o zu

298 Gefebichte der Herzogen von Würtenberg,

1703 zu welchem bald darauf eine Öntfche ohne Fackel ebenmäffiafuhr.. Um _ 11. Uhr wurde ſchon ein Eylbotte fortgefchidt, weldes die Evangelia {he in ihrem Verdacht und forgfamen Gedanken beflärkte, fo, daß fie das mahls gänzlich glaubten unmoͤglich bey der vorfeyenden Kriegs » Erklärung mit einftimmen zu koͤnnen. Entzwiſchen fam die Nachricht ein, daß den 10. Sept. die Veſtung Landau von den Ullierten eingenommen worden, bey welcher ſich Herzog Carl Alexander fehr hervorthat, weßwegen ihm dev Roͤm. König Jos feph den 15. Det. ein fehr gnaͤdiges Handbrieflein zuſchickte (n). Hingegen wollte man Nachricht haben, daß der Stadt Ruͤrnberg ebenmaͤſſig, wie auch Augſpurg und Regenſpurg gedrohet wurde, wordurch die Beſtuͤrzung vornem⸗ lich wegen der verdaͤchtigen Verſtaͤndnus des Kayſerl. Hofs ſich vergroͤſſerte. Nun gab zwar der Oeſterreichiſche Director den Ständen zu verſtehen, daß der Kayfer in allweg von dem Churfürften von Bayern alle Hochachtung heg⸗ te, aber demfelben Unrecht geihähe und eine grobe Lüge wäre, wann man vorgäbe, ald ob er mit diſem Herrn in einem Verfländuus fünde, weßwes gen man ſolches von feiten des Reichs befbraffen und auf ben Urfprung nadja fpüren müffte. Die Sefandte gaben ihm Feine Antwort darauf, fondern giens gen aud dem Ning. Nur der einige Chur» Brandenburgifche gab ibm zu vers ſtehen, daß eine Nachforſchung fo unmoͤglich ald unzulanglich fey die von vers fchiedenen Umftänden herrührende Apprehenfion zu benehmen, fondern dad befte Mittel ſey dagegen eine ernftlide Verbefferung defien, was Bayern mit ser Stadt Ulm unternommen babe. Vielmehr vermehrten fih die Gründe zu einem fernern Argwohn, indem nicht allein 1) der Bayriſche Gefandte noch immer beimliche Sonferenzien mit dem Principal’ Commiffarien bielte und bingegen die von allen Neihögefandtfhafften aut befundene Vorftellung gegen dem Chur⸗Bayriſchen hintangefeßt wurde, fondern auch 2) der ſchon geraume Jahre zu Münden gemefene Kayf. Refident Gtephani vor einiger Zeit nach Wien gegangen zwiſchen dem Kayfer nnd dem Churfürften gewiffe Vorſchlaͤge zur Vereinigung zu hun und 3) fo. wohl diſer, ald der zu Wien ftebende Bayrifche Geſandte Mehrmann mit einigenvornehmen Kanferl. Staats⸗ Raͤthen emfige Unserredungen gepflogen, fo, daß 4) von Wien aus fo viele Briefe aller Orten hin die Verfiherung gegeben , daß man in Hoffnung eines guten Accords mit Bayern ſtehe. Wobey der Würtembergifche Gefandte gleich» wohl berichtete, daß man fi durchaus nicht überwinden koͤnne der Kayſerl. May. einige Schuld benzulegen, fondern vielmehr beforge, daß wider Wifs fen und Willen des Kayſers nah dem Vorgang der Stecfbornifchen Conferenz fonft ein böfes geiftliches Concert dahinter ſtecke, indem die fo befehwerliche ans

! ge⸗ (n) vid. Beyl. num. 53.

Sünfzebender Abſchnitt. 291

geführte Anzeigen faſt keinem Zweifel mehr flatt geben und zu beförchs 1702 ten flünde, daß, wann die Stadt Ulm nicht auf frifcher That gerets ter wurde, nachmals diefelbe,, wie Donawoͤrt in Baprifchen Händen bleiben dörffte, weil dem Kayfer mehr an der Spanifchen Erbfolge, ald andifer Stade Ulm gelegen ſey, da hingegen Bayern mit derfelben und ihren zugehörungen mehr , ald mit allem demjenigen gewinne, was daffelbe von fremden Mächs ten nimmer ziehen koͤnnte. Und weil die Nömifche Geiſtlichkeit mit ihrem. Anhang die Hände in alle Sachen fhluge und ihre Anſchlaͤge alle geheime Staats: Cabinete leitete und nach ihrem Sinn und Vortheil einrichtete, fo beforgte man, daß der Churfürft wider feinen Willen durch diefelbe bewogen werden möchte auf Unfoften der Epangelifhen mit dem Kayfer einen Verglich einzugehen. Dann den Gatholifhen würde durch einen fo wichtigen veflen Pag ein ungemeiner Vortheil zugegangen und hingegen den Evangelifhen ein unerfeßlicher Verluſt zugeflanden feyn. Difes waren die forgfame Ges danken ber Geſandtſchafften, welche mit Herzog Eberhard Ludwigen ein bes fonders Bedauren trugen und demfelbeu riethen alle feine Aufmerkfamkeie und Handlungen auf difen Vorfall zu richten und ale Maßreguln darnach zu nehmen , wie dieſer Ort ohne Verzug wieder erobert und fernerm feindlichen Einbruch gefteuert werden möge. Zu welchem Ende fie ihn ermahnten nicht allein von Schwaͤbiſchen Krayß⸗Ausſchreib-⸗Amts wegen oder auch bey befindender MWiderfegung des Vifchoffs von Coflanz in eignem Namen den Ehurfürften von Bayern difer gewaltigen Unternehmung halber duch Schreiben oder durch Abſchickung eined Öefandten gleichfam zur Rede zu feßen und die Zuruckgabe des entzogenen zu verlangen, fondern aud an die Kanf. May. an die alloci- erte Krayſe, die Alliierte Kron Engelland und Republik Holland, an Schwes den, Daͤuemark, Preuffen und alle Evangel. Stände, wie auch an den Reichs— Convent deßwegen zu ſchreiben, und vermistelft bebörigen Beyſtands fchleus nige Remedur zu begebren, wie. aud) von den habenden Krayß> Trouppen und gefamter Allierter Armee am Dbern Rhein fo viel Leut zu eigner Beſchuͤ⸗ Bung gegen weitern Bayrifchen Einbruch an ſich zu ziehen und an dienliche Or— fe zu poflieren, worzu der ſolche Armee commandierende Roͤmiſche König ſchwerlich aus Handen geben, noc weniger den beeden Krayſen Franken uud Schwaben zumuthen koͤnne ihre Trouppen, welche fie felbft zu ihrer Bes fhüßung betörfften, auffer Lands zu balten. Solches Andringen wiirde auch den Kayſer antreiben die Zurudgabe der Stadt Ulm zu befchleunigen und beeden Krayſen die Aerme zu ungebinderter fernern Kriegs » Operation in Feinds Landen frey zu machen, indem nicht möglich wär anf der einen Sei⸗ te die mächtige Kron Frankreich und auf der andern Seite und zwar in dem Oo 2 Ein⸗

202 GEecſchichte der Herzogen von Wiürtenberq ,

1702 Eingeweyde des Reichs wiber die ſtarke Verfaſſung desChurfürften von Bay⸗

ze ern zugleich die Waffen zu führen und beede auf dem Halß zu haben, Bey folhen Betrachtungen wurde nun in groffen Zweifel gezogen, ob die Evans gelifche und-infonderbeit dad Hauß Wuͤrtemberg zu der mit übergroffem Eys fer betriebenen Neihö- Krieges Erklärung beytretten würden oder koͤnnten bevor die Gefantte befondere Verbaltungs: Befehle erhalten hätten. Der von Ailler firauchelte aber, ob man ihm eine Inſtruction wegen Unficherheit des Weegs zufchicken koͤnnte, weßwegen er auf folhen Fall, wann die Mas terie zur Beratbfchlagung käme, ſich nur dahin vernehmen zu laffen entjchlofs fen war, daß er zwar f yon vor geraumer Zeit besrdert gewefen fey ſich güns flig zu erklären, wie er dann ſolches noch nicht zu hindern begehre: Weil aber das bekannte hochwichtige Emergens ſich mit der Stadt Ulm bervorges than, welches in allen Anichlägen eine groffe Veränderung zu wegen zu brin⸗ gen tüchtig fen, fo müffteer ſich genau beſtimmte Vorſchrifft von feinem guädigs fien Herrn und alles dasjenige was zu fihern Maßreguln die derinahlige Umftände erforderdeten. Er müflte daneben in Sorgen flehen, ob feine Berichte eingeliefert würden, da er fi) unter andern beflagte, daß ed bey gewiffen Leuten auf dem Reichstag dahin gerathen bie Geſandte der Staͤn⸗ de zu nöthigen fi) nach) ihren Gedanken und Wunſch zu richten und nichts zu zeden, zu fchreiben oder zu thun, ald was ihnen gefällig fey. Und wann difes nicht geſchaͤhe, wie es danu unmoͤglich allezeit ohne Nachtheil der Prins cipalen feyn Fönne, fo werde man bey allen übrigen guten Verdienſten faur oder über die Achſel angefehen, auch wohl gar für einen Gegentheil erklärt, Solches falle nun fehr tröftlih, wann man noch darzu von feiten eined ganz zer Reichs ⸗Convents oder doch deren, die nun wider Churs Bayern fprechen müffen, alle Stund eines Ueberfalls beforgt feyn ſolle.

RT;

Entzwifchen Fam auch der Catholiſchen Erklärsoder Verfiherung auf der Evangeliſchen obangeführtes an fie begebren zum Vorſchein. Es war aber fo befchaffen, wie von diefen Reuten erwartet werden Eonnte. Dann ed fagte nicht mehr, als“ daß der Catholiſchen Chuͤr⸗Fuͤrſten und Stände ans „, wefende Räthe verfiherten, daß die Religions» Beihwerben bey und nebft „, andern obhabenden Reihs> Sachen in behörige Berathſchlagung gezogen, „auch der Billigkeit und den Fridensſchluͤſſen gemäß erörtert werden follte, „, wie dabin ihre Meyuung allezeit gezielet habe, Weil fie nun der Erklaͤ⸗ zung foft von Wort zu Wort gleich war, welche der Cardinal von Lamberg.

| ald

Süunfzebender Abſchnitt. 293

als Rayferl. Principal» Commiflarius von fich gegeben und die Evangeliſche 1702

das Wort zrioenſchlüſſe ahndeten und dafür das Wort Reichs-Conſtituti-

onsmaͤſſig wuͤuſchten, fo befremdete es dieſelbe, daß der Gegentheil ſolche Ahndung nicht beobachtet hatte, indem ſolcher dardurch laut genug zu verſte— ben gegeben hatte, daß man den Evangeliſchen nochmals die Ryßwickiſche Staujul aufbringen wollte, Man fabe alfo ſolches für eine Sade an, welde die Kriegs» Declaration hindern oder fo viel wuͤrken dörffte, daß die Evanges liſche nicht anderſt, ald unter der ansdrücdlichen Bedingung, daß der ganze Ryßwickiſche Fride und mithin auch diefe Clauful vernichter ſeyn follte, dies felbe bewilligen wurden. Sie machten demnach den 10. Sept. bey dem Prins cipal: Cominiffarien eine neue Vorftellung, welche aber nichts fruchtere. (0) Die auch der Ehnrfürft von Bayern unter eben difem Dato an die beede Krays-Ausſchreibende Fürften ein Schreiben einſchickte, worinn er fein Unters nehmen rechtferrigte. Es ſchiene aber eine fürmliche Ankoͤndung des Kriegs zu ſeyn und man vedete ſchon davon, daß ein gedrucdtes Manifeft nachiolgen dörffte, wie dann, ald der Würtembergifhe Geſandte dem Cardinal von Lamas berg davon Nachricht gab, foldhes Schreiben ſchon im Druck durd) den Bays rifhen Oefandten befanut gemacht war, welches audy an den Kayſer, an den Fraͤnkiſchen Krayß und den Kavſerl. Oefandten in der Schweiß, einen Gras ven von Trautmansdorf, gefhickt wurde. Der Cardinal ertheilte aber eine ſolche allgemeine Antwort, welche den von Killer eben nicht vergnügen konn⸗ te, jondern ihn veranlafite fih an erfahrne und vertraute Öefandte zu wens den und ſich Raths von ihnen zu erholen, Difen war es nun verdächtig und fie hielten nur davor, daß der wahre Urfprung und Örund biefes Unfalls noch nicht offenbar und lauter genug, aber gleihmwohl befannt wär, was für ſtar— ke Unzeigen eines unter dem Bayrifhene Unternehmen fledenden höchftgefärkis chen Verfländnuffes fich aͤuſſerten, deren einige man nicht einmal der Feder anvertrauen koͤnnte. Man wuͤſſte auch nicht, mit wen man ed zu thun härs te und ob diejenige, an welche ſich der Herzog und andere um Nach und Hüls fe wendeten, aufrichtig wären und Wahrheiten oder Verftellungen von fidy ges ben tieffen oder durch ſcheinbare, aber in der That fehädliche Anſchlaͤge ihr

Vorhaben zum Nachtheil der Evangeliſchen hinauszuführen ſich beeyfferten,

Suter Rath fey aljo theur. Doc müfle man thun, was man fünne, der nächfigelegenen allierten und aflocierten Gedanken vernehmen und ſchleunige Vorkehrung aller dienlicher Mittel an die Hand nehmen. Wofern ſich nun allerhand gefärliche Aufzüglichkeiten, vorſchuͤßende Schmwürigfeiten und andes 19 Ausflüchten äufferten, fo wäre es nicht ohne Verdacht und koͤnnte man ſich | 293 dar⸗

(0) vid. Beyl. num. 34.

294 Getchichte der Herzogen von Mürtenbere, Fe

1702 darnad richten. Die Sade möchte aber befchaffen fern, wie fie wollte, fo

erforderten fe dannoch eine ordentliche umſtaͤndlicheBeſchreibung und Anzei— ge, wie noͤthig ed ſey, diſes aufgehende Feur nod) in der Glut zu erflicden und

-

dem Kapfer ein vor allemahl rund herauszuſagen, daß die gefamte und inſon⸗

derheit die Evangeliſche Stände weder in der Spanifchen Erbfolgs Sade, noch fonft wider auswertige Feinde Eeinen zug thun wollten oder könnten, fie hatten dann vorher den innerlichen Feind unterdruͤckt, ihm die Mittel zuſchaden benommen, die Stadt Ulm und was nod) ferner weggenommen werden möd)- te, vollfommen in vorigen Stand gefeßt und den Erfaß des verurfachten Schas dend erhalten. Den Kayſer müffte der Herzog zum Gebrauch feined Kapyferl. Amts erinnern und infonderhbeit auch Gefandte an den Königl. Preuffifhen Hof abfehicken, welcher wegen Bareuth und Anſpach interefliresund von grofs

fem Auſehen, fey würflih Hand an dad Werk zu legen und alles dahin anzus |

wenden, was ber hochverpoͤnte Land Religions: und Weftphälifche Fride, Die Erecutiond- Ordnung, Wahl: Eapitulation und andere Reichs-Geſetze nebft ber hohen Notturfft deö gefärlichen und weitauffehendeu Handels erfordern,ermah: nen weil durchgehends davor gehalten würde, daß, wofern nicht bey zeiten mis Ernſt darzu gethban würde, hernach ſchwerlich mehr zu helffen feyn doͤrffte.

$. 138.

Nichts deſtoweniger wurde den 18. Sept. von den beeden hoͤhern Colle- giis der Krieg wider den König in Franfreih und den Duc d’ Änjon einmüs muͤthig befchloffen. Der Bayrifche Oefandte kam bey Beſchluſſ der Verath> ſchlagung auch noch herbey und verlafe noch fein Votum. Die Churfürfkliche giens gen aber unter folder Verlefung fort und machten mir ihren Gutſchen ein fold aufferorbenrlich Geraffel, daß man nichts davon hörte. Nur bemerkte der Würs tembergifche, daß auch wider die Aflociation foßgezogen wurde, weßmwegen er fich vorbebielte ſich beſonders zu erklären. Und als den 21. Septemb. das im Fürftl. Collegio abgefaffte Conclufum verlefen wurde, fonahm man war,

daß der Salzburgifche Direktor die Evangelifche Erinnerzund Bedingungen nicht im mindeften berührt und von den Gatholifchen nicht ein einiger ded Bay⸗

riihen Sridenbruchs fi angenommen, fondern fi nur anf erwartende fernes

re Inſtruction bezogen, übrigens aber gethan habe, als ob dife wichtige Sache

ihre Principalen gar nichtd angienge, Viele unter ihnenwaren, welde fih, wis

der von Hiller berichtete, offenbar darüber erfreueten, ungeacht fie viel Uns

heil davon zu befahren hatten, welches nebſt vorgemeldten und andern wichtis

gen Entdeffungen die ganze Sache immerzu mehr verdaͤchtig machte,

ach⸗

Sünfzebender Abſchnitt. 295

acht der Kayſer die aflocierte Krayſe eines beffern unterm ı?. Sept. 1702 versröftete. (P) Nun Fonnte man leicht vermurhen, daß, wanı man den Churfürften zur Reftitution der Stadt Ulm zwingen und feindlich in fein. Rand gehen müffte, die Stadt Negenfpurg und folglich auch die Reiche - Öes fandte darunter Noth leyden würden. Der Chur: Sädfifhe und Chuts Brandenburgifche erinnerten deßwegen den Principal» Commiflarien difer Beſorgnus, welcher aber nur dem Banrifchen Gefandten ſolches Bedenken ers öffnete und bey ihm anfragte: Ob man zu Negenfpurg ficher feyn würde oder nicht? welches den Evangelifchen fehr feltfam vorfam, weil in foldem Fall des Zwangs die Entfcheidung ber Frage nicht von des Ehurfürften Willen oder Vermögen abhangen koͤnnte. Wiener Briefe wollten aber gar nichts aus der Sache machen und meldeten nur, daß der Churfürft fhon lang ein Aug auf die Stadt Ulm geworffen babe. Weil er fie nun habe, fo würde ed weiter nidts zu fagen haben. Und mir dein Churfürften und der Kron Frankreich zugleich einen Krieg anzufangen, ſchicke ſich nicht. Wann man mit jener fertig wäre, fo Eönnte im Fall der Noth auch an Bayern gedacht werben, weßwegen man nur in Negenfpurg ruhig feyn follte. So unübers legt bifer Gedanke war, fo groffes Auffehen aber machte Dagegen das Vers fahren des Kayſerl. Hofes gegen Wolfenbüttel und beflärkte ven Argwohn immer mehr. Dann ungeadyt difes Fürfil. Hauß nichts thärliches wider dad Reich, wie Bayern, gehandelt hatte, fo befahl der Kayfer dem Herzog Ans ton Ulrichen dannoch fo gleich die Regierung über Land und Leut alfo bald niderzulegen und lief nicht ab, bis folches Hauß wehrlod gemacht worden. Und ald die Evangeliſche den Deflerreichifchen Geſandten fragten, wie auf das den 14. Sept. ausgefallene Conclufum der drey Reichs⸗Collegien, daß der Kayſer vermög feines Amts den Churfürften zur Reltitution der Stadt Ulm vermögen mödte, für eine Kanferl. Refolution erfolgt fey ? ants wortete derfelbe mit frofliger Mine, daß ed wohl aufgenommen wors den. Mithin befam dife Sache ein berrübtes Ausfehen, daß der Evans gelifhen Erinnerungen bey der Kriegs: Erklärung in dem Reichs-Gutachten gar nimmer gedacht werden dörffte, weil die meiſte Catholifche nicht darein willigten und zumahl die anfänglich eyfrig gewefene Evangelifche auch unter dem Vorwand anftengen laulicht zu werden, daß weder aus Schwaben noch Franken einige Beſchwerde über die Baprifche Unternehinungen zu vernehmen gewefen wäre, ungeadht fchon 14. Tage verfloffen feyen, wornit das Tempo verfäumt würde wegen diſes groffen Vorfalls die Notdurfft in das Gntach⸗ ten wegen der Kriegs » Declaration einzubringen. Man fbäfte demnach ſchon die Stadt Ulm auf ewig für verloren , wie die Stadt Straßburg, wofern ie (p) vid. Beyl. num, 55, j

296 Geſchichte der Herzogen von Würtenbirt,

1702 fienicht in der erſten Hitze mithin bald wieder hergebracht würde, worzu man

Fein Mittel ſahe, als daß Herzog Eberhard Ludwig und die beede Haͤuſer Brandenburg -Anfpad) und Bareuth das befle dabey thun und den König in Preuffen als einen nahen Anverwandten difer letztern und andere anfehns liche Evangelifhe Mächten erſuchten dem Kayfer ein vor allemah! die Erklaͤ— rung zu thun, daß fie ihm wider feine Feinde nicht die geringfte Mälfe leiften, fondern alle ihre Macht fo lang allein gegen Chur » Bayern anwenden würs den, bis die Stadt Ulm wieder in ihre gaͤnzliche Freyheit gefeßt wir. Man erinnerte auch den Herzog von Megenfpurg aus fo gar auf alle in and anges legene Ulmiſche Flecken und Drte, infonderbeit, was von Ödppingen das eus ge Thal bis über Geißlingen hinauf gelegen wär, ein fleiffiged Aufſehen zu habeu, felbige nebft der Geißlinger Staig wohl zu befegen und bergeftalt veſt zu halten, daß, wann je die Stadt Ulm zu aroffem Nachtheil zuruck und verloren blieb, dad Herzogthum gleichwohl zu einiger Ergoͤtzlichkeit am End auch Antheil nehmen und den wichtigen Paſſ des Geiſſlinger Thals nicht au in Bayriſche Hände Eommen laffen follte,

$. 139%

Man hatte aber entzwifchen durch aufgefangene Briefe den zwiſchen Tranfreic und Bayern abgeredten Plan entdedt den ganzen Schwäbifchen Krayß unter ihre Bottmäffigkeir zu bringen, weßwegen der Herzog fo gleich ben 23.Sept ben dem Römifhen König und: Marggr. Ludwig Wilhelm von Daben wichtige Vorftellung that die nörhige Gegen = Auftalt zu madyen, wel⸗ che es auch zu Semuͤth zogen und inſonderheit derKoͤm. Koͤnig ſeiner Sorgfalt halben fuͤr diſenKrayß die Verſicherung von ſich gab und den Entſchluß faſſte dem Marggras ven von Baden anfzutragen mir einem Theil der Armee und inſonderheit denFraͤnk⸗ und Schwaͤbiſchen Trouppen der auf dem Rucken eingebrochenen Gefahr eutgegen zu gehen, da indeſſen noch ein Theil unter Commando des Marggraven vonBareut und des Feld-Marſchalls von Thuͤngen zur Beſchuͤtzung der Linien ſtehen bleib en follte. Herzog Eberh. Ludwig war felbft im Begriff mit difem Corpo dem Ehurfürften aufden Leib zu geben uud ihn aufbeffere Gedanken zu bringen, Er wurde auch nicht gefäumer haben difed Vorhaben an deu Krayß zu berichten, wofern nicht die nörhige Communication mit Coſtanz durch die Bayriſche Bewegungen ſchwer gemacht worden wir. Nun kam endlih den 25. Sept. anf das ſchon berührte conelufum trium Collegiorum die Kayſerliche Keſo- lution zu Regenfpurg au, worinn alles genehmigt, Inhibitoria au den Chur— fürften von Bayern nebſt einem Kayſerl. Handſchreiben, wie aud ni

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ria an bie Krayß⸗ Ausſchreib⸗Aemter in Franken, Schwaben, Chur⸗ 1702 und Obern Rhein und Weſtphalen eingeſchickt wurden, worinn die Evangeliſche nicht wenige Conſolation fanden. Nur konnten ſie nicht verein⸗ baren, daß eines theils der Churfürft feine Graͤnzen gegen Böhmen und Oe⸗ ſterreich unverwahrt lief und dadurch zu verflehen gab, daß er von dem Kays fer nichts widriges zu befürchten habe und andern theild waren fle mißveranügt, daß durch foldye halbe Anflalten die ganze Laſt dem Schwäbifchen Krayß aufs gebürder und die Sache auf langwürige ſchaͤdliche Pladereyen gezogen werden follte, wordurd die dariun befindliche guten theils für Bayern wohlgefinnte Stände abgemattet und dahin getrieben werden börfften dem Chur »Fürften mis Aufopferung der Stadt Ulm nachzugeben und zu ihrem eigenen und infons derheit des Hauſes Würtemberg nnuͤberwindlichem Schaden den Friden zu ers Fauffen, Durd bie bie und da aufgefangene Briefe legte fich aber gleichwohl der wider den Kayferl. Hof gefaſſte Argwohn meiftentheild und man bemerk⸗ te, daß nur die Meligions: Schwärmerey den Öegentheil benebelt habe die Wichtigkeit des Schadens einzufeben, deren zwar der Ehur » Brandenburgifche Geſandte fehr wohl begegnete, ald er fih vernehmen ließ, daß fein König die naͤchſte befte Catholiſche Orte ebenmäffig hinwegnehmen und bis zur Reltituti- on ber Stadt Ulm in Handen behalten dörffte. Richts deſto weniger konnten ſich einige nicht überwinden das Mißtrauen gänzlich zu verbannen, weilman gegen Wolfenbüttel die Avocatorien gebrauchte, gegen Bayern aber foldhe nicht noͤthig erachtete, ungeachtet fie dad wuͤrkſamſte Mittel gewefen wären den Shurfürften zu euffräfften, weil der gröfte Theil feiner Armee feinen Luft wis der den Kayſer und dad Reich zu fechten bezeugte. Endlich unterfachte man auch die bey der Heberrumpelung vorgegangene Fehler und faud eine groffe Nachlaͤſſigkeit in der Bewarung der Stadt, fo, daß man Bedenken trug, waun Diefelbe wieder in ihrer Freyheit wär, ihro hinfüro die eigue Wahrneh⸗ mung mehr anzuvertranen, fondern daran za ſeyn, daß bem Herzog von Würs temberg der Schuß über diefelbe gegen die Gebühr aufgetragen würde, wels her ohnehin ſich die Auſprach zu einiger Gethuung für die aus difer Fahrläffigs Feist entſtandene Unfoften und Schäden vorbehielte. Der Ehnrfürft war aber ' noch nicht mir diſer Einnahm vergnuͤgt, fondern er bemächtigte ſich auch den 1. Desobr. der Stadt Memmingen. Obwohl nun biefelbe ebenfalls der Evange⸗ liſchen Religion zugethan war, fo fiengen doch die Eatholifche Stände des Krayſes jego an die Augen aufzuthun und zu begreiffen, daß es nicht zur um die Religion, fondern auch um die Unterdrückung und Verluſt ihrer Freyheit zu thun fey, indem die Bayer der Kidfler am wenigflen ſchoneten, fondern dielelbe durch alle Arten der Bedruͤckungen mehr ald andere Stände mitnahs XILI. Theil, Pp men.

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208 Geſchichte der Zerzotten von Muͤrtenberg,

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1702 men. Den Reichstags ⸗Geſandten wurde deßwegen auf das neue

bange, weil der Churfuͤrſt drohete, daß, wann vermittelſt der Kriegs-Erklaͤrung feiner ulcht geſchonet würde, man ihm nicht übel nehmen koͤnnte, wann er weder ber Stadt Negenfpurg, noch des Reichs-Tags bins wiederum ſchonete.

$. 140.

Da nun der Kayſerl. Hof und der Principal» Commiffärius die Gefands ge noch immerzu vertröftete, daß fie folder Drohungen ungeacht nichts zu bes fürchten hätten, fo wallete der Verdacht wieder auf das neue auf, ald ob ein geiftlicher heimlicher Tuck darunter verborgen läge und man es zu gütliden Handlungen bringen wollte, wo die Stadt Ulm dad Schlachtopfer ſeyn muͤſſ⸗ te. Dann der durch die unter Oeſterreichiſchen Schuß von den Eatholifchen aus⸗ gefonnene und vollführte Verluſt dev Stadt Straßburg war noch zu nen und zu ſchmerzend, als daß man ſolchen ſchon vergeſſen Eonute. Unbegreiflich ſchien ihnen auch, daß ungeacht bereits gedachtermaſſen bie Kayſerl. Reſolution auf deu Schluß der drey Reichs-Collegien ſchon vor 14. Tagen angekommen war und man den ungefaͤhren Inhalt ſchon wuſſte, dannoch der Principal: Commilla- rius folche nicht förmlich eröffnen wollte, fondern an den Shurfürften einen Trom⸗ peter fchidte und von demfelben erbielte und alles in tieffefter Stille verhandels te, auch von ben Bayriſchen Unternehmungen nichts wiſſen wollte, fondern vorgab, daß ed nur an den beeden Krayfen Franken und Schwaben gelegen wär, melde 20009. Mann zu ihrem Befehl und den Roͤmiſchen König mit feiner Armee an ber Hand hätten nicht allein ihre Lande zu ſchuͤßen, fons dern auch dad entzogene wieder zu erobern. Das Neich habe zu Regenſpurg und der Kayſer zu Wien das feinige gethan. Welchen aber der Würtembers gifche Gefandte antwortete, daß ber Kayfer weber feinem Amt, noch den Pflich⸗ ten ber Aſſociation eine Genuͤge gethan, indem man wohl ſaͤhe, daß die Ab— manungsſchreiben ben dem Churjürften nichts verfangen und mit ſchreiben und langweiligen Teactaten nichts geholfen , fondern diſem Feind nur mehrer Raum zn Ausführung feiner Abſichten geneben mürde, mie man bey zu Ende gehendem Feldzug mis Schaden wahrnehmen würde. Die Aluterredungen ded Sardinale mit dem Churfürftlihen Baprifhen daurten aber noch immer fort und ed kam nod) ein befonderer Bayrifcher Rath in der Stille zu Regenfpurg an und dife heimliche Handlungen bewogen das Reich fi) dur ein Conclu- ſum ſehr zu beſchweren, daß, ungeacht dife Sache das ganze Reich angienge, man dannoch nicht das geringſte mit demſelben communicierte. In der That

war

Fuͤnfzehender Abſchnitt. 299

mar ed ein Raͤthſel, ob der Biſchoff von Paſſau als ein Principal⸗ 1702 Commilflärius , oder als ein Eardinal im Namen der Römifchen Kirs che mit den Bayern handelte. Auf beeden Wegen flunden die Evangelifche und der ganze Schwaͤbiſche Krayß in Gefahr die Städte Ulm und Memmins gen zu verlieren, weil die Roͤmiſche GeiftlichEeit durch ihre verborgene Gänge alles möglich) machen EFonnte, - Der Chur » Maynzifhe, Saͤchs-und Brandens burgifche leiffeten dem Würtembergifchen in allen Vorflellungen guten Beyfland und lieffen den Herzog beweglich erjuchen die Geißlinger Staig und dad ganze Thal bis Göppingen wohlzu befeßen und dem Reichs » Convent oder wenigſtens den Wohlgeſinnten von Poſt⸗zu Poſt-Taͤgen von derStellung der Reichs-Alliier⸗ ten und Bayriſchen Armeen und deren Verrichtungen Nachricht zu geben. Nun war Herzog Eberh. Ludwig den 13. Sept. mit Dero Hauß⸗Trouppen gegen dem Schwarzwald und von dar gegen der fogenannten Alp marfciert um Die Bayriiche Bewegungen zu beobachten und den obern Theil des Herzogthums zu bedecken. Es folgte ihm einige Cavallerie und Hufaren nah nm an die Graͤnzen des Krayſes gegen Ulm und der Donan poftiert zu werden. Der Chur⸗ fürft rückte hierauf mit feiner ganzen Armee gegen Ulm und weiter die Donau hinauf gegen dem Schwarzwald die Bereinigung mit der Franzöf, Armee zu er— Veichtern, welche bißher vereitelt wurde. Den 23. Sept. gieng aber wieder ein Corpo von der Franzöf. Armee oberhalb Breyſach über den Rhein herüber um zu den Bayern zu floffen. Solches wurde nicht nur aber durch die Schwäbis fche Krayß-Trouppen unter der Anführung Gr. Earl Eyond von Fürflenberg das son abgehalten, jondern auch unweit Fridlingen über den Rhein zuruckzuge— ben genothigt. Worauf der Ehurfürft fih wieder die Donau hinunter zoge und ſich bey Ehingen lagerte. Unter währenden foldem Marſch fchriebe ders felbe ſchwere Braudſchatzungen aud, womit die der Donan nah gelegene Würs tembergifhe Aemter Heydenheim, Blaubeuren, Zuttlinges, Urach, Münflus gen ꝛc. hartbetroffen wurden,

NN AR:

Weil nan dad Reid obgedachter maffen die heimliche Tractaten zwis ſchen dem Cardinal und dein Chur-Bayriſchen Öefandten und die Hinderhals tung der Kayſerl. Relolution geahnder hatten, fo antwortete berfelbe auf das letztere, daß ſolches degwegen gefiheben fey, weil man den Ehurfürften nicht zum Zorn reißen wollte, da man ſich nod immer die Hoffnung machte, daß die Rayferfihe Yehortatoria mandata endlich ettvas bey ihm wärfen würs den, doch wollte man Die von dem Roͤmiſchen König aufgefaugene Briefe

Da mit⸗

300 Befchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

3702 mittheilen. Auf die übrige Puncten des Conclufi gab er den Gefandtennur Berweife, daß man ihm ald Kayferl. Commillario um fein Thun und Raffen eine Verantwortung zumutbhete, wovon er niemanden ald dem Kapfer Red und Antwort zu geben fhuldig war. Und was er mit dem Bayrifchen Geſandten zu thun hätte, betreffe das Stifft Paſſau an, wegen weflen er Materie genug hätte. Dife Antwort befridigte aber die Gefandte um fo wes niger, ald zwar die Kayſerliche Versröflungen von fi) gaben, daß verfchies dene Regimenter aus Schleſien im Anmarſch wären, man aber verfiderte Nachricht hatte, daß noc fein Mann beordert, noch einige Anfale gemacht, hingegen der Bayrifche faft täglich mit dem Cardidnal in Eonferenzien begrifz fen wär und in dem Ehurfürftl. Collegio fi vernehmen lieffe, daß man ſich wicht übereilen follte, indem villeicht no) difen Monat fi vieles ergeben wuͤr⸗ de. Es muffte alfo den Sefandten fehr wehe thun zu ſehen, daß ein Bayri⸗ fcher geheimer Secretar zweymahl mit dem Cardinal in beimlicher Unterres dung geflauden, darauf abgereyßt und wieder nach Regenſpurg zurudgekome men fen, entzwiſchen aber viele Courriers hin und her gegangen, deren Mita bringen ſehr geheim gehalten und alles nur von dem Gardinal und andern paͤbſtlichen Miniflern und geifllihen verhandelt und im Gegentheil die North und Angelegenheit des Neichs und Schwäbifhen Krayfes fehr nachlaͤſſig uͤberſe⸗ ben würde, Man gab deßwegen dem Herzog an die Hand, daß biefer Krayß unverzüglich einen Gefandten au deu Kayſerl. Hof ſchicken fellte- deffen Con- duite genau zu beobachten. Und weil der Roͤmiſche König jetzo fih nie mehr entfchlieffon wollte die Sranfzund Schwaͤbiſche Krayß-Trouppen von feiner Armee abzugeben, indem der König in Frankreich auf dien Bayriſchen Ausbruch mehr Staat, als auf alles andere machte und gefounen war feine groͤſſeſte Macht an den Dbern Rhein zu fhiden um dad darunter flecdende Vorhaben mit aller Gewalt auszuführen und zu vorderft die beede Krayfe Franken und Schwaben über den Haufen zu werfen, fo wurde bey folder Befchaffenheit von den Comitials Gefandten? davor gehalten, daß, weil der Churfuͤrſt nicht mehr ald 5. biß 6000, alte vegulierre Maunſchafft auf den Beinen hätte, feine andere Macht aber in neugeworbenen Bauren befiünde, deren man in Schwaben und Franken weit mehrere aufbringen fünnte, Herz 309 Eberhard Ludwig ſolcherley Ausſchluſſ in dem Schwäbifchen Krayß eylend aufbieten und beufelben damit decken ſollte. Der Würtemb. Gefandte beobs achtere aber hiebey, daß weder Baden, noch Aufpad und Bareuth ihren Ges fandten einigen Buchftaben wegen der Bayriſchen Händel zur Initrudtion zus geſchickt bätte, fondern dem Herzog und feinem Gefandten das Sollicitierem and Sorgen ganz allein überlaffe, mithin zu vermuthen ſtehe, daß eine ſolche An⸗

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Anſtalt kaltſinnig genug oder garnicht zu ſſand kommen doͤrffte. Dagegen 1702 der Koͤnig in Preuſſen ſeinem Geſandten in Regenſpurg befohlen hatte den Herzog alles Beyſtands zu verſichern und zu melden, daß fein Geſandter zu Wien dem Kayfer erklärt babe, daß er fich Feiner Hülfe wider Frankreich zu getröften hätte, bi der Schwäbifhe Krayß durch befreyung der Stadt Um in vollfommene Sicherheit gefeßt feyn würde. (9) Es geriethe aber der Chur— Bayriſche Geſandte mis dem Würtembergifchen bey Gelegenheit in einen Difs curs, worinn ber erfiere feines Herrn Verfahren und die entzwifchen auch erfolg» te Einnahm der Stadt Kempten zu rechtfertigen fuchte, difer aber ihm wors fielte, daß der Schwäbifhe Krayß hierzu nicht die geringfte Gelegenheit geges ben hätte und Herzog Eberh. Ludwig mit dem ganzen Neid) wünfchte, daß der Churfürft zu feinen ehmaligen patriotifchen Öefinnungen zuruffebren und dad angefangene wieder in beffere Weege einleiten möchte. Worauf jener gar nachdenklich antwortete, daß, was biöher geſchehen, nicht von feinem Deren allein herkomme.

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$:. 142;

Mittlerweil ereignete fi) das den 14 Octobr. zwiſchen den Reichsvoͤl⸗ kern unter dem Marggraven von Baden und den Franzofen geſchehene Tref⸗ fen bey Fridlingen, da beede Theile ſich den Vortheil zuſchrieben und Dankfeſte hielten. In der Folge zeigte ſich aber doch, daß der Franzoſen und des Chur— fuͤrſten von Bayern groſſe Entwürfe ſehr dardurch zernichtet und die Conjun- ction diſer Reichs-Feinde gaͤnzlich auf dieſes Jahr vereitelt worden, mithin das Treffen in ſo fern entſcheidend geweſen. Die Beſchreibung diſer Schlacht iſt hier unnoͤthig und dabey nur zu melden, daß die Schwaͤbiſche Krayß⸗Troup⸗— pen das Beſte dabey gethan und da ihre Cavallerie dem Feind zu fruͤhe den Rucken gebotten und die Infanterie ſich ſchon verſchoſſen hatte, dieſe dannoch mit dem Degen in der Fauſt dem Feind zugeſetzt und den Sieg ſtrittig ge⸗ macht und nicht allein 7. feindliche Canonen erbeutet, fondern auch den 3. Nov, das nahe bey dem Schlachtfeld gelegene Teutſchmeiſteriſche Schloſſ Heyders- beim eroberten, wobey fie mehr als hundert Franzofen gefangen nahmen, Weil nun der Ehurfürft indeffen 36000, Malter Früchten an Contribution von dem Schwäkifchen Krayß verlangte, fo riethe der Concommiflärius yon Seyler dem von Hiller, daß er nebft dem Coſtanziſchen Gefandten die fortwähs ‚rende Beſchwerden ded Krayſes an die Reichsverſammlung bringen moͤchte. Diſer bedankte ſich aber fuͤr ſolchen Rath und ſagte ihm rund heraus, daß

Pp3 der

(g) vid. Beyl. num, 56. und 57,

302 Befchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg, 1702 ber Krayß bey dermahligen Umftänden ſich nicht fo wohl uͤber den Churfuͤrſten, als vielmehr über deu Kayſer zur beklagen babe, indem derſelbe wegen des. „dem Kayfer und Neid) geleiſteten treuen Beyſtandes angegriffen würde, eins »‚, folglich folhes eine gemeine Reihe: Sache und den Kranß: Ausichreibens „den Fuͤrſten allzubeſchwerlich fey fih immerbin allein an den Laden zu legen „und uͤber alles Bitten und Anfuchen fih) ſchon zween Monate ohne die ges „ringſte Hoffnung zu einer Hülfe zu fehen und noch darzu zu einem Miders „ſtand wider den Feind am Rhein verbunden zu werden, gleichwohl aber „zur Hülfe wider Bayern von eigner Krayß-Maunſchafft nicht einen Manu „, gebrauchen zu dörffen. Wann alfo bey ſolcher Beſchaffeuheit durch Kayfers „liche und Meichd- Vermittlung und erufllicher Auſtalt nicht auderswoher „Voͤlker zur Stelle gebracht und auch von Böhmen und Oeſterreich ans Eeine „nachdruͤckliche Diverfion unverlaͤngt gemacht werden wollre, fo müffte der „Krayß dem Reich meiftentheils entzogen und wohl gar durd längeres Zaus », bern deinfelben das gröfte Unglück zugezogen werden. Welchem er von „Hiller nod) weiter beyfügte, daß han zwer von heimlichen Tractaten mit » Chur: Bayern rede: Er wollte aber nicht hoffen, daß man mis Borbeyges +», hung des Reichs dergleichen etwas vornehmen oder gar ſchlieſſen würde, ed „waͤre dann der Schwäbifche Krayß vor allen Dingen ex Integro reltituiers, | „um den bißber erlittenen Schaden, greffen Tort und Nachtheil vollkommen „befridigt und gegen alle fernere Bayriſche Vergewaltigung auf das Fünfftige » gänzlich gefihert. Der von Seyler gab ihm allen Beyfall und eine bey dem Fuͤrſten-Rath gemachte Vorſtellung hatte gleiche Würfang, daß man den Kayſer erbathe, gleichwie der Krayß von vornen und hinten von Feinden angegriffen wuͤrde, dem Churfuͤrſten ein gleiches zu vergelten. Nun erſolgte zwar dad vierte Reichs⸗Concluſum: Man machte ſich aber ſchlechte Hoffnung zu einem gluͤcklichen Erfolg, fe, daß man ſchon drohete von ſeiten des Fraͤuk⸗ und Schwäbifhen Krayſes zu ihrer Nettung andere mißliebige Mittel zu exe greiffen. Es gieng aber alles ganz ander. Dann der Cardinalftellte dem von Hiler vor, daß, weil die Armee am Obern Rhein unmöglich geſchwaͤcht werden koͤnnte, fo hielte der Kayfer davor, daß man den Chur-Fuͤrſten nicht zu hefftig reißen, fordern bey dem Reichs-Convent mit überbäufiten Klagen, Vorſtellungen und Schlüfen ruhen moͤchte, bis man fid) in beffere Verfafs fung fegen koͤnnte. Der Herzog ertbeilte aud wirklich feinem Geſandten den Beſehl mit allzuvielem Aubringen und Treiben behutſam zu gehen. idee der fioweniger wurde den 8. Nos. auf Kayfer!. Befehl die Kriegs; Grölarung wider Sranfreich und die Kayſerl. Avocatoria wider Bayern zu Regeuſpurg unter offentlichem Tromelſchlag kund gemacht, woraus man wicht ohne a % mathe

Fuͤnfzehender Abſchnitt. 303

nn ——

muthmaſſete, daß der Kayſer ſich um Voͤlker beworben habe, welche von ſei⸗ 1702 ten Boͤhmen und Oeſterreich dem Churfuͤrſten zu ſchaffen machen koͤnnten.

Dann der Chur-Saͤchſiſche Geſandte verſicherte den Wuͤrtenbergiſchen, daß der Koͤnig in Polen go00. Mann Sachſen beordert babe unter dein General Möbel gegen Schleſien abzumarfchieren und felbine bereitd bey Groß-Gloggau ſtuͤnden um zu andern Kayferl. Trouppen zu floffen uud unter den Generaln KHeifter, Möbel, Schlid und Solari in Bayern einzudringen, Allein bie Kavferliche Völfer Fonnten nichts tbun, weil man zum voraus wuffte, daß fo bald fie an Ort und Stelle kämen, den Ruckmarſch wieder antvetten müffs gen, indem man der aus Stalien aufommenden Leute mit angehenden Fruͤ— Ling zur Verſtaͤrkung der unter des Prinzen Fugenii Commando ſtehenden Armee und der andern zu Beobachtung der ZTürkifchen Bewegungen an den Hungariſchen Graͤnzen bedörffen würde ohne etwas in Bayern audgerichter zu haben,

$. 143.

Solche Umſtaͤnde erforderten nun einen Krayßtag zu Heylbronn auf ben

2. Nov. auszuſchreiben, worzu der Herzog feinen Geh. Rath, Hof: Marfchals Yen und Dber: Vogten zu Göppingen Joh. Friderichen von Stafforft , den Geheimden Legationg » Nat) Johann von Backmeiſter und den Reg. Rath Anton Guͤnther von Heeſpen abordnete. Weil man aber vermuthete, daß der Churfuͤrſt auch wegen Mindelheim und Wieſenſtaig einen Geſandten dahin ſchicken wuͤrde, ob er ſchon nicht formlich eingeladen, ſondern nur zur Beybe⸗ haltung bey dem Krayß wegen der dahin zu leiſten habender Steuren und andes ver Preitandorum demfelben von difer Zufammenfunfft Nachricht gegeben worden, fo gab ihnen Ber Herzog auf dien Öefandten nur in Saden, wels che die Krayß⸗Oekonomie und Militar: Berfafung befraffen zuzulaffen, im

übrigen aber in Sachen, welde die Bayrifhe Unruhe und Bewegungen bes

zührten, mit gutem Glimpf abzjuweifen. Der Ober-Vogt zu Wifenfteig,

von Camerlohr, Fam auch würkiich dafelbft an. Weil ihn aber der Biſchoff

von Koftanz von allen Zuſammeukuͤnfften ausſchloſſe, fo blieb er mit gutem

- Willen von dem Vortrag der Propofifion weg und reyffte endlich, wiewohl ohne Erlaubnus des Churfürften, wieder nad) Hauß. Difer war fehr unzu⸗

friden über ſolches Tractament, zumahl er ſonſt auch verdruͤſſlich zu feyn Urs

fach hatte, weil der Schwäbifhe Krayß die Conjundtion feiner Armee mir

dem Franzdfiichen erwartefen Succurs vermittelft eines veranftalteren Raudz

flurms vernichtet hatte. Der Kayferlihe Hof fprac vieles von groffer Hülfe,

welches ihn haste ſchuͤchtern mahen koͤnnen, fo, daß er fih damit begnügen

muſſ⸗

304 Gefebichte der Herzogen von Wuͤrtenberg, 1702 muffte die Donau wieder von Ehingen hinab zu gehen, feine Völker in die Winter: Duatiere gehen zu laſſen und die Graͤnzen und Päffe mir Linien zu verfehen , da eutzwifchen die Schwäbifhe Krauß» Stände des Churfürften Schreiben vom 10. Sept. worinn er fein Verfahren wegen Veberrumpelung der Stadt Ulm und Feindlihfeiten gegen dem Krayß zu rechtfertigen gefucht hats fe, grünblicy widerlegten und Genugthuung verlangten und weil foldyes nicht zu hoffen flunde, mit dem Fraͤnkiſchen Krayß eine nähere, doch Allociationgs mäffige und ununterbrochen fortdaurende Verbindung ſchloſſen. Die Krayßs Ausfhreibende Fürften wurden erbeten eigne Geſandte nah Wien und an betraͤchtliche Stände des Reichs Geſandte abzufchicken und fehleunige Hülfe zu fuchen. Daun man wuſſte aus der Erfarung, daß, obſchon bie "Berichte der Geſandten an ihre Höfe richtig einlieffen, dennoch theils felbige ben Herta fhafften gar nicht, oder nur obenhin hinterbracht, theils von denen zu Wien befindlichen Gefandten unnußzlich gemacht wurden, wann diſe am Kapferk, -Hof von groffen Anftalten hörten, auf welche man fih dod nicht verlaffen durff— fe, weil fie meiftens nur in Worten befunden. Dem Herzog wurde dabey bang, wo er folde beträchtlihe Stände fuchen follte, welche Huͤlfe leiften konnten, indern die am Rhein ligende Krayfe nebft Schwaben und Franken gnug mir ſich felbft zu thun hatten und ihrer Völker nicht meifter waren, der Defterreihifhe wegen groffen Geld »Mangeld nichts thun Fonnte , und die Saͤchſiſche mit andern Angelegenheiten verwickelt waren. Mithin Fam der Worfchlag wieder auf die Bahn, daß dife nothleydende Kranfe in die groſſe Allianz eintreten möchten. Man fand aber wieder die vorige Schwuͤrigkei⸗ ten, daß faft Fein Stand dem andern einige fihere Huͤlfe zufagen Fonnte, und man auf die langweilige Erklärungen der Kron Engellaud und der General— Staaten warten muffte oder auch diejenige Stände, welche mit Trouppen vers fehen waren, ſich zu deven Unterhalt nicht verſtehen, ſondern den nothleydens den Krayſen allein aufbürden wollten. Weil nun täglich Franzöfifhe Dfficier und Gemeine durch allerhand Weege bey der Bayriſchen Armee anlaugten und folche ſehr verftärften, fo bielte man bereits die beede Krayſe Franken uud Schwaben für verloren. Der Marggr. Ludwig von Baden gab befwes gen den Ständen einen Verweiß, daß man ſich bey gegenwärtiger Unruhe fo weich und kleinmuͤtig erzeige. Man habe in vorigem Krieg ein weit mehres res über fid) ergeben laſſen müffen und babe fi) doch aus foldyen Unfällen herausgerungen, wobey er fie tröflete, daß die Hülfe gewiß erfolgen würde und man am Kapferl. Hof ernftlic darauf bedacht fen. Einem fo unveriches nen und unerhoͤrten Vorfall fey aber nicht fo leicht zu begegnen moͤglich. Eut⸗ zwiſchen trafen aber bie beede Krayfe daunoch der Allianz mit Engellaud um

Sünfsehender Abſchnitt. | 305

und befchloffen bis zu exhaltender anderwertiger Hätfe ihre Land: Muss 1708 ſchuͤſſe zu ihrer VBefhägung in eine Ordnung zu bringen und zugebraus

hen. Bisher waren von den Marggraven die zwey Aufaren- Regimenter Palfy und Gombofch nebſt dem Obrift » Lieutenant von Elz an die Donau bes ordert und follten noch länger den Ausfchäffen beuftehen. Sie begiengen aber unleydenlihe Ausfhmweiffungen, daß niemand in Dörfern oder auf den Strafs fen fiber war und man muffte den Marggraven bitten ſolche dem Krayß abs zunebigen. Nun hätte man ihr ferneres Daſeyn wünfhen mögen, weil man wenigſtens von feiten des Churfärften fiher zu ſeyn glaubte: Man ſtund aber auf der andern Seite theils wegen Frankreich in deſto groͤſſerer Forcht, weil diſe Krone drohete dem Churfuͤrſten mit aller ſeiner Macht zu helffen und eher mit Hintanſetzung der Niderlande dem die Reichs⸗Armee am Rhein comman⸗ diereuden Marggraven mit einer weit überlegnern Macht auf den Half zu ges ben und ibn zum Weichen zu nöthigen, damit fie in Schwaben eindringen und den ſchon offt mißlungenen Succurs dem Churfürften zuführen Fönnten, weßs wegen man dife üble Gäfte eben fo nöthig bey der Armee am Rhein A theils weil man ihre Ausſchweiffungen nicht mehr erdulden konnute.

F. 144.

Entzwiſchen machte der Churfuͤrſt Hoffnung zu Verglichs⸗Tractaten und verſchiedene Nachrichten lieffen ein, daß ſelbſt der Schwaͤbiſche Krayß ſich zwi⸗ ſchen dem Kayſer und dem Churfuͤrſten dabey interponieren doͤrffte, wobey man auf Herzog Eberhard Ludwigen beſondere Reflexion machte. Diſer lieſſ ſich auch ſolches gefallen, daß der unter andern Vorwand nah Wien zu reyſen bes ſtimmte geheimde Geſandtſchaffts⸗Rath Backmeiſter unterwegs bey dem Chur⸗ fuͤrſten eine Audienz ſuchen und wann es ihm ein Ernſt waͤr, die Sache zu Wien mit guter Manier anbringen ſollte. Nur muͤſſte man zuſehen, daß nichts unter des Herzogs, ſondern unter des Krayſes Namen und unter Communi- cation mit Baden geſchaͤhe. Dann der von Hiller berichtete den 14. Decembr. daß der Chur - VBaprifche Geſandte ihn aus der Fürftl, Neben s Stube zu fich in den groffen Rath » Saal erfordert und ihm vorgehalten babe, das die Gefands te der Sc,wäbifchen s Rrayßs Stände und darunter audy Er Würtembergifchee noch immer wider feinen den Churfuͤrſten Klage fuͤhrten. Weil aber diſer mit dem Herzogen von Wuͤrtenberg wohl zufriden waͤr und ſolches ihm gern in der That zeigen wollte, fo moͤchte man ihm vertraulich entdeden: ob dem fo wär? und worinn die Klagen beftünden? Die Antwort gieng dahin, ne zwar im Schwäb. Krayß wu genug babe zu Elagen, welches of⸗

I. Theil, fen

306 Gefcbichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1702 fenbarund ihm als Bayriſchen Sefandten nicht verborgen feyn koͤnne. Doch wüffte er von Hiller von Feinen andern in Shriften an die Reichs: Vers ſammlung übergebenen Beſchwerdeun, ald was vorlängft ſchon offentlich dictiert worden. Das uͤbrige beſtuͤnde in mundlichen Anzeigen, die mau wegen forts waͤrender unverdienter Betraͤngnus nothwendig zur Wiſſenſchafft der Staͤnde um Huͤlfe bringen muͤſſte und deren nur gar zu gern uͤberhoben zu ſeyn wuͤnſchte. Auf des Krayſes Seite klage man, daß er mit mehrern Memorialien nicht laus ter fehrye und auf der andern Seite verwundere er Bayriſche fih, daß er fih auf bie Weife verwende, wie es feine Pflichten erfordern. Wann ber Churs fürft mit dem Herzog von Würtemberg zufriden wär, wie er auch nicht ans derfi Urſach häste, fo möchte er dann machen, baß die Befchwerden durchges hends aufhörten und der Krayß und dad Herzogthum der bißherigen tieff eins ſchneidenden Erpreffungen fürobin überhoben blieben. Er Bayrifcher ſtellte fi aber, ald ob ihm die von Würtemberg gethane Beytraͤge ganz fremd. wäs ven, nahm den Würsenbergifchen bey der Hand und fagte, daß er glei; heu— ge derentwegen ſchreiben und an möglichfler ausen Würkung nicht zweiflen wolls ge, erzehlte von den rechtmäffigen Klaren Forderungen, die ber Churfürft au den Kayſer zu machen hätte, und wie fo wohl au difem Kayferlichen als aus dern Höfen noch immer widrig gefinnte Näthe wären , wann einige audere zur Guͤthlichkeit ratheten. Sein Herr müffte ſolches geſchehen laffen und ſich woͤh⸗ ren, wann er angegriffen wuͤrde. Welchem der Wuͤrtembergiſche antwortete, Daß die Sache entweder mis den Waffen oder durch guͤtliche Weege mit Kay⸗ ferl. May. und mit Reftitution des Shwäbifhen Krayfes ind befondere eroͤr⸗ tert und beygelegt werden muͤſſte. Der erfiere Weeg fey gefärlih und allens falld Keinen heil nuglih. Der andere aber fey der befte und, wie gewiß zu glauben, dem Herzog von Würtemberg ber angenehmſte und um fo billicher, als die Stände in Schwaben ganz unſchuldig, weil fie mis dem Churfuͤrſten wegen feiner Forderungen an den Kayſer lediglich nichts zu thun hätten. Nach wenigen Tagen kam der Chur: Bayrifhe Gefandte, Freyherr von Zuͤndt, zu dem von Hiller in fein Quartier und fagte, daß er vor etlihen Tagen pernoms men, daß wahrhaftig gewiffe Aemter des Herzogthums zur Benführung Fou⸗ zage und anderer Lieferungen für die Bayrifhe Trouppen angehalten würden, worauff er feinem Churfürften Vorſtellungen gethan ſolches zu hintersveiben, worauf eine angenehme Antwort erfolgt fey, deren Formalien er ihm aus eis nem Schreiben vorlafe des Inhalts: Ihre Churfürftl. Durchl. werden aus dem groflen Zgard fo Ste vor Ihre Hochfuͤrſtl. Durechl. zu Wurs temberg tragen, Ihrem geheimen Ariegs- Direflorio befehlen kuͤnff⸗ tishin die Wuͤrtemb. Aemter von allen weitern Prafiationen zu befrey⸗

en.

Fuͤnfzehender Abſchnitt. 307

en. Welchem er ferner beyfuͤgte, daß ſein gnaͤdigſter Churfuͤrſt Ihro Hoch⸗ 1702 fuͤrſtl. Durchl. zu Wuͤrtemberg bey allen Gelegenheiten gar gern zeigen woll⸗ ten, was für eine fonderbare Eltime Sie von Ihnen maden und follt er Ges fandter mit ihme von Hiller alles gute Bernehmen pflanzen, worzu er auch bad feinige gern beytragen wollte und zwar mit foldyer Menage, daß etwan andes ve nicht wohlgefinnte Feine ungleiche Auslegung davon zu machen Urſach hätten, woben ex ſich bejchwerte, daß bey lezterm Krayßtag man ben Wifenflaigifchen Dber + Vogten von Cammerlohr nicgt zulaffen wollen und endlich dem Fraͤnk⸗ und Schwäbifhen Krayß zu Beförderung eines baldigen Fridens riethe von als Ien gefärlichen Weitläufftigkeiten zu abftrahieren und aufihre Erhaltung zu fer ben. Dife beede leßtere Puncten beantwortete der Wirtembergifche, daß man bey dem Krauß: Convens von nichts, ald von Bayrifchen Kriegs» Bedrängnuf fen gehandelt hätte. Wie nun er von Zündt aufdem Reichötag dergleichen Bes rathſchlagungen beyzumohnen ſelbſt nicht begehre, fo Eönnte er leicht erachten, Daß ed unſchicklich geweſen war den von Camerlohr bey der Krayß = Verfamms lung zu folden Handlungen zuzulaffen und winfchte vielmehr jedermann, dag der Churfürft bey Neichd= und Krayßverfammlungen, wie andere, bald wies der in allen mit Dero Rath beyfretten moͤchte. Das andere betreffend fey der Krieg wider Frankreich von gefammten Reichs wegen erklärt und angefangen, fo, daß Franken und Schwaben das ihrige zu thun verpflichtet wären. Doch hindere diſes nicht mit dem Churfürflen, wann das ihnen entzogene wieder zus ruckgegeben worden, in Sicherheit und Friden zu fliehen, wann man nur wolls ge, woran ed aber von feiten der beeden Krayfe nicht ermanglen würde. Der Churfuͤrſt würde wenigen Vortheil vom Krieg haben, indem, wann ed nicht nach defjelben Abfichten gienge, er nothbwendig Schaden haben müffte: Wann ihm aber alles dem Schein nad) nach Wunſch gieng, fo würde ed der alleinigen Kron Frankreich zum Vortheil und ihm zum Nachfehen dienen und deffen Lans de dannoch verheeret werden,

$. 145.

Der Papſt fhien ebenmäffig forafältig zu feyn die Ruhe in Teutſchland beyzuhalten und fchidte den Cardinal Grimanı mit Fridends Vorfchlägen an den Kayſerlichen Hof und ein anderer befand fich an dem Chur» Bayrifchen Hof zwi⸗ fügen difen beeden Höfen das gute Vernehmen wieder herzuftellen. E83 war ihm fehr viel daran gelegen, weil er glaubte eine bequeme Zeit zu haben die Vor⸗ theile feiner Kirche zu befördern und im Truͤben zu fifchen, wozu er den Kayſer und den Churfürflen von Bayern jederzeit gebraudte dad Netz auszuwerfen.

2q 2 Dann

308 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1703 Dann nach den mancherley beſonderen Abſichten der Reichs⸗-Staͤnde woll⸗ te der eine da und der andere dorthinaus und die alte Krankheit des Reichs war noch in groͤſter Gaͤhrung, wordurch es auf die Neige gekommen, weil nies mand einigen Staat auf feine Rettung machen oder einen ſichern Entſchluſſ oder Votum aufden Reichstag faffen konnte. Und die gefährliche Ausſichte in Itas lien machten ibm zugleich bang, indem ihm das axioma politicum: Gallum amicum habeas, non vicinum, nur allzumahr in die Augen leuhtete. Die Hoffnung des Herzog Eberhard Ludwigs lebte demnady wieder auf, als die son Bayern audgefhriebene Lieferungen in den MWürtenbergifchen Memtern zu den Magazinen eindmald aufhörten , dagegen der Chur⸗ fürft über die Abfendung des Shwäbifhen Krayß = Serretarien Nlafs Eoffy an den Hayferl. Hof unruhig wurde und den von Hiller um die Urſach derfelben befragen lief. Difer verfiherte aber den Chnrs bayrijhen Oefandten, von Zünt, daß fie die gütliche Auskunfft der entflandes nen befhwerlihen Bewegungen nicht nur nichts hinderten, fondern vielinehr alles beytragen würden, was vermittelft der Zurucgabe der dem Krayß ents zogenen Orte zu Wiederherſtellung alt » nadhbarlicher guter Verftanduus dien⸗ lich ſeyn könnte. Seine Antwort war darauf: Er erfreue ſich darüber, daß die Zufahr aufhörte und foldye nach der freundverterlihen Abſicht feines gnäs digften Churfürften abgenommen worden, indem er nicht zweifle, daß des Herzogs Durchleucht auf feiner Seite zu Fortpflanzung fernern guten Vers nehmens binwiederum alles mit beytragen helffen würden. Wann man die Chur » Bayerifche billigmäffige borſchlaͤge haͤtte hoͤren und Ihro Eharfürfil. Durdl. vor Dero gerechte Forderangen befridigen wollen, fo wär ed im Schwaͤbiſchen Krayß ſchon vor zween Monaten alles wieder in vorigen Stand gerathben. Man habe aber bißher alles noch verworfen und rede von nichts, ald wie man von allen Seiten ber feinen quaͤdigſten Churfürfter anfallen wolle. Gefchäbe nun diefes, fo würden fie fihb wöhren and für den daraus entfiehenden Schaden andern die Verantwortung überlaffen. Doh hoffte er feines Orts noch immer ein güslihes Accommodement. Wegen des Wifens ſteigiſchen Ober⸗Vogts von Cammerlohr [Klug er nichts mehr aus, als daß er vermeynte, er hätte wohl bey dem Krayß-Convent geduldet werden Füns nen und wär ed ihın von dem Ehurfürften nicht wohl aufgenommen worden, daß er ohne abfonderliben Befehl von Heylbronn weggegangen. Welchem allem er noch hinzufügte, wie er von gewiffen vornehmen Perfonen vernom⸗ men, daß ihrer Meynung nad Er aud gar vom Reichstag weggefchafft wers den dörffte. Ob nun diſes recht, möglich oder vorträglid wär, ober was in dem Sal, wann folhes würklicd unternommen werden wollte, darauf erfols gen

Sünfzebender Abſchnitt. 809

gen könnte? überlaffeer andernzu beurtheilen. Womit der von Hiller feis 1703 nen Abſchied nahm und von ihm bis vor den Wagen begleitet wurde, wie er

ihn bey feiner Ankanfft unten im Hauß empfangen hatte, Briefe von Wien wollten auch wärklich verfihern, daß der Bayriſche Geſandte nimmer länger zu Negeufpurg geduldet werden follte. Man Eonnte aber nicht abfehen, wie es zur Execution zu bringen und wie der Reichstag ferner beſtehen koͤnne, fo lang der Ehurfürft in dem Stand bleibe, mworinn er damahl war und wobey er fi zu erhalten alle Kräfften anmende, indem er feine erfle wohlgeuͤbte Auss wahl unter die alte Regimenter floffte und alles zur zwenten Auswahl aufbothe , wad nur alters halber die Waffen tragen Fonnte, fo, daß bie Nachbarn guse Urſach hätten wohl auf ihrer Hut zu ſtehen, welche die Hand wider Bayern angelegr hätten und Feine Hülfe zu hoffen hatten. Dann man batte Nachricht, daß bie Zürken unterhalb Belgrad Bewegungen machten und 30200, Mann dafelbft fieben hatten, welches deflo verdädhtiger war, ald man wuffte, daß fo wohl der Großvezier, ald viele andere im Anſehen flehende fehr gut franzöfifd) gefinnt wären, nnd in Wien einen unbefchreiblichen Schre: Ken verurfadte, da des Kayſers Macht nicht zureichte an fünff Orten Arme: en zu unterhalten, Der Ober-und Nider-Saͤchſiſche Krayß lieffen fich wegen ihres ſchuldigen Contingents nichts zuverläffiged vernehmen, ungeacht die in bein innerften Eiugeweid des Reichs-Coͤrpers entflandene Unruhe um fo mehr gefärliche Folgen drohete, als in Bayern zutheuerſt die Schergen und Schins deröfnechte als ein Jreys Corps aufgebothen würden. Als deßwegen der Eng- liſche Geſandte Whitwort, dem Wärtemberzifchen entdedte, daß er von feis ner Königin, Befehl habe mis dem Reichſs-Convent wegen dem Beytritt zur großen Allianz zu bandlen, welches er thun wollte, fo bald der Hollaͤndiſche aud) darzu inliruiert wärs fo antwortete ihm bifer, daß den Reidys - Stäns den die befie Neigung darzu beygebracht würde, wann man dem der Gefahr meiftens ausgeſetzten und ſehr bedrangten Shwäbifhen Krayß die fchon laͤngſt verſprochene hoͤchſtnoͤthige Huͤlſe allianzmäflig leiſtete und fih damit felbften auch vor gefaͤrlichen Folgen erwehre, melde nicht ausbleiben Fönnten, wofern man bifen Krayß alfo länger ohne hinlaͤnglichen Beyſtand lieffe. Worauf er antwortete, daß in Engelland ſolches fehr wohl zu Herzen gefafft würde, wies wohl es noch länger damit ald ein ganzes Jahr fich verweilete.

$. 146.

Entzwifhen machte der Ehurfürft dem Reich noch immer bie Hoffnung zum Verglich, do, daß er benjeiben immer ſchwerer machte theild mit nenen Veränderungen, theils mit Einſchraͤnkungen feiner Zufagen, je nachdem er

13 i mebs

310 Geſchichte der Zerzogen von Wuͤrtenberg,

1703 mehrere oder wenigere Hoffnung zur Franzoͤſiſchen Huͤlffe hatte. Den 16. Jauuarij verlaſe ſein Geſaudrer deu Fuͤrſtlichen eine Anzeige, daß der Chur⸗ fuͤrſt die mit den Fraͤnk⸗ und Schwaͤbiſchen Krayſen habende Strittigkeiten der Kayſerl. May. zur Vermittlung übergeben wollte. Diſes ſetzte nun eine For: derung wegen vorgegebner veranlafiter koſtbarer Verfaſſung und erforderter gnugfamer Sicherheit der Bayrifchen Lande voraus. Man bemerkte aber, daß derfelbe nur die Einnahm Ulm und Memmingen damit rechtfertigen und bes baupten wollte, damit er zu einer Befridigung für feine an den Kayfer mas chenden Forderung gelangen moͤchte. Der Schwaͤbiſche Krayß follte alfo bie Luͤcke ausfüllen , welche der Kayfer zu erfehen fhuldig war. Das befchwers Vichfte aber ſchiene zu ſeyn, daß die Engelsund Hollaͤndiſche Gefandten der Meynung feyn wollten, ald ob man obgemeldte Städte zu Beybehaltung des Fridens dem Churfürften auf befländig überlaffen könnte, wie. aud) die täglich ſich mehr äuffernde manderley Schwürigfeiten den Krieg mit Churs Bayern anzufangen oder auszuführen, und der Mangel anfländiger Mittel foldye in der Güte zu heben und die unveranstwortliche Langſamkeit derjenigen, welde ben Ständen in Schwaben zu Rettung gebachter Städte helffen Fönnten und fol» ten. Welchemnach endlich die Wohlgefinnte rierhen, daß der Krauß bey den beträchtlichen und infonderheit Evangeliſchen Ständen ded Reichs am Kays ferlichen Hof, wie auch bey der Kron Engelland und den General» Staaten mit allem Eyfer dawider arbeiten follte. Difem zuvorzufommen brachte der ShursBayrifche Gefandte neue Ausfichten zur gürlihen Ausfunfft hervor, worauf bie Churfürflen meynten, daß, wann Bayern die abgenommene Städte zurudgäbe und feine Voͤlker von den benachbarten Landen abführte, wie auch bie in Schaden gefegte mit einer Genugthuung befridigte, man von Reichswegen zu Abthuung ded übrigen bey Kayferl. May. wohl einen Ans trag thun Eönnte. Herzog Eberhard Ludwig flimmse mit ein, do, daß er auch die Sicherheit vorausfeßte und entzwifchen die Fortſetzung ber Anftalten zu Dämpfung difer Unruhe wuͤnſchte, weil gleichwohl die Reftitutionen in kurzer Beit gefchehen Eönnten, da ohnehin, wann man der Sicherheit gewiß wär, ſolche Anſtalten aufhörten , welches von dem ganzen Fürfien » Rath ebenmäffig beliebet wurde. Nur ſtunde noh dahin. ob auch der Churfürft foldyeg genehmigte, worzu def Münfterifhe Gefandte, welcher ein Churbays erifher Vaſal war, gute Vertröftung gab, daß berfelbe zur Zuruckgabe der beeden Städte, zur Abfuͤhrung feiner Trouppen und Gewißheis der Fünfftigen Sicherheit geneigt waͤr und nur die Entfhädigung der Beleydigten ihm zu hart deuchte. Die Neichs - Ständifche Gefandten wurden um fo mehr zu fols chem Entſchluſſ veranlafft, ald der Pabft mit feinem mächtigen Anbang in Teutſch⸗

Fuͤnfzehender Abſchnitt. 311

Teutſchland den Churfuͤrſten ſtark unterffügte und demſelben anſehnliche Auf⸗ 1703 lagen auf die Bayriſche Geiſtlichkeit verwilligt hatte. Die ſamtliche Italiaͤni⸗ ſche Fuͤrſten und Staaten wollten die Bayriſche Bewegungen dahin einleiten, daß der Kayſer bewogen würde feine noch in Welſchland übrige Trouppen von dorten herauszuziehen und allen Kriegslaſt den Allierten aufzubuͤrden, wel⸗ ches denfelben beſchwerlich genug fallen würde, weil auſſer Frauken und Schwaben niemand etwas zu diſem Feldzug beſteuren wollte. Was das er⸗ ſtere belangte, fo legte man ein Paͤbſtliches Billet an des Königs Sobiesky in Polen hinterlaſſene Witrib zum Beweiß vor, woraus zu erfehen war, daß der Pabſt mir Bayern und mit Frankreich zur Unterdrüffung ver Evangelis fhen einverflanden wär und den erftern mit Belegung der Geiſtlichen Hülf lets ſtete. Man machte auch deßwegen bey allen Evangelifchen Höfen ernſtliche Borftellungen auf guter Hut zu ſtehen. Die Bayriſche Geiftlichkeit empfand folche Beſteurung fehr hart, imdem- alle Kirchen und Elöfter ihre Capitalien berfchaffen und diejenige, bey weldyen fie zinßbar ſtunden, die Gelder ſchleu⸗ nig abtragen oder ber fhwerflen Execution gemwärtig feyn muſſten. Ungeacht "aber der Churfürft wohl einfeben konnte, daß ale ſolche und die Franzöfiiche Beytraͤge mit groffen Geld: Summen wicht hinlangten feine Abſichten audzus führen, wofern ihm die Krone Frankreich nicht mit Zuſchickung einer Armee and mehrern Geld aus der Noth vettete, fo fuchte er doch den Kayfer und dad Reich nur mir guten Versröflungen aufzuhalten, in der Hoffnung, daß bey bevorflehendem Frühling der ihm verfprochene Succurd ankommen würde , da er gleichwohl die freye Hand behielte bey deffen Ausbleibung fich fo gut möglich zu veraleihen. Wenigſtens haste man aus feinen aufgefangenen Briefen ers lernet, daß er zu groffen Dingen fidy flarke Hoffnung gemacht habe, indem er in einem Schreiben vom 16. Nov. vorigen Jahrs meldete: le regarde les Eitats de Suabe entre le Danube & l’Iller comme un pays, que j.ai con- quis. Und in dem wächftfolgenden; Si je fais la jonction (mit Frankreich) je fuis en etat de donner la loy ätout "Empire. Rienne peut etre plus beau, ny plus grand, que cela pour moi.

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Bey folder Beſchaffenheit fieng der Kayſerl. Hof ernftlichere Anſtalten zu einem Widerfland zu machen und des Churfürften Abfichten zu vereitlen, ehe Franken und Schwaben übern Haufen geworfen und ded Reichs Grundvefte vernichtet würde. An allen Höfen Teutſchlands fand er aber Schwürigfeiten, woraus man wohl abmerken Eonnte, daß niemand dife Unruhe nach Verdienſt

34

312 Geſchichre der Herzogen von Wuͤrtenberg, 1703 zu Herzen gezogen habe ober ziehen wolle, Die vou Böhmen und Des flerreich aus wider Bayern anmarfchierende Armee war nicht über 16. bie 17000, Mann theild alter Leute, theild Recruten flark und das Styrumbiſche Corpo war ungefähr die Helffte davon, da hingegen Bayern mit einer weit flärkern Armee in feinem Vortheil ſtund. Die unter ded Generals Lieutenants, Marggr. Ludwigs von Baden Commando am Dbern- Rhein flehende Armee war auch nicht fo befchaffen, daß fie denen zwo gegen Teutſchland gewidmeten FSranzöfifhen Armeen zugleich Widerftand thun Eonnte, fo, daß hoͤchſt zu bes forgen flunde, ed dörfften die Franzofen hier oder da mit erflerm günfligem Wets ter durchbrechen und fih mit den Wayern vereinigen, oder doch denfelben Lufft machen und damit ausführen, was die aufgefangene Briefe auswieſen, wofern nicht das fhädliche Zuruchalten der Chursund Fuͤrſten eingeſtellt und bie pflihtmäffige benötbigte Hülfe eylfertig herbeygefchafft würde. Weil nun difes nicht zu hoffen flunde , fo widerhohlten die wenige Wohlgefinnte deß⸗ wegen ihre an Herzog Eberh. Ludwigen gethane Erinnerungen, daß derfelbe und auf deffen Veranlaffen auch Bareuth und Anfpac jemand ohne offentlichen Character an den Königl. Preuſſiſchen, wie auch die Saͤchs- und Braunfchweis giſche Höfe und an die General: Staaten fhien und unter mündliher Vor—⸗ ftellung der übergroffen Gefahr um unverzuͤgliche Hülfe anfuhen folte. Dann die Shurfürftliche wollten wegen Unficherheit des Reiches Tags folhen nad) Linz verlegen und machten fi würklih zum Einpaden gefaflt, wiewohl die Fürftliche fehr empfindlich dariiber waren, daß fie fo unfreundfchafftlid wären und difem Collegio nicht die geringfle Nachricht davon ersheilten. Gleichwohl wurde noch an einem Verglich zwifhen dem Reich und dem Churfürften von Bayern zum Schein gearbeitet. Weil difer bie Reftitution der Städte Ulm and Memmingen wieder ſchwer zu machen fuchte, fo ſchlugen einige die Se- queftration difer Städte unter ben Vorwand vor, daß dadurch alle befürd tende Conjundtion der Frauzöfifchen und Bayriſchen Armeen abgewendet würs de. Difes Eonnte aber Herzog Eberh. Ludwigen nicht gleichgültig feyu, weil der Kayſer und dad Reich eine gemeine Sache mit einander machten und fid) jeder Theil dabey intereffiert erachten follte, gleichwohl aber die reichs⸗-kuͤn—⸗ dige Erfarung bezeune, daß ed in der That auf eines hinausliefe diß oder jes zed feinem rechtmaͤſſigen Beſitzer gar zu entziehen oder foldes zu fequeftries ‚zen, zumahl and ein Sequeltrum eine zweifelhaffte oder firittige Sache vors aus ſehe oder flillichweigend darand machte, mithin dem Churfürften unbillig ets was zu⸗ und dem Schwabiſchen Krayß abgeiprochen würde, worzu doch nad allen Reihöfhlüfen niemand eine befugse Rechnung machen koͤnnte. Nichts deſto weniger , wann je eine Sequeltration dannoch ſtatt fänte, fo batte Hers 308

Fuͤnfzehender Abſchnitt. 313

309 Eberh. Ludwig das gröffe Necht dazu , weil derfelbe ohnehin Krayß⸗ 1703 Director und Obrift und mit dem Churfürften ſonſt in Eeiner abfonders lichen Stristigfeit verfangen war und allenfalld fo gut, ale ein anderer das feine allein gegen Frankreich anwenden koͤnnte. Mittlerweil fchiene es dem Churfürften dennod ein Exrnfl zu einem Verglic) zu werden, Dann ohne die Conjunetion mit dem Franzöfifhen Succurs, welche noch zweifelhaft war, konnte er feinen gemachten Plan nicht ausführen. Die Stade Neuburg an der Donau wurde zu Anfang difed Jahrs durch die Churpfälzifdhe Wölfer und zwo Battaillonen Würtembergifhen Krayß s Zrouppen eingenommen und beſetzt und Herzog Eberh. Ludwig gieng als Kayſerl. und Reichs-General der Ca— vallerie mit 3000. Mann von Schorndorf über Gmünd, Bopfingen und Nörds lingen ebenmäffig gegen die Donan die gedachte Stadt Neuburg in die Sicher⸗ beit zu feßen, zu der in der Oberun » Pfalz fi verfammienden Armee. Che er aber dafelbft anlangte, fo war fie fhon von dem Churfürften in Bayern Mies ber belagert und den 2. Febr. erobert. Weßwegen fi der Herzog vornahm difem Churfürften in der Obern Pfalz eine Diverfion zu machen und ihn vom einem Einfall in Schwaben abzuhalten, wo er auch fo glüdlich war nebft dem Kanferlichen General Styrum. in weniger Zeit fi difes Stuͤcks Landes zu bes mädtigen, wordurd ber Churfürft bewogen wurde den ihm angetragenen Waffen » Stillfland einzugehen, Er fehte aber die Bedingung hinzu, daß, wofern auch) der Kayſer fchon benfelben nicht halten wollte, dennoch das Reich Darzu verbunden fenn follte. Dann er hatse nur die Abficht das Reid vondem Kayſer und feinen Ullierten zu trennen, wobey er ſich erbothe alle bißher ges pflogene heimliche Zractaten mit dem Kayfer zu entdecken, (1) und dem Reich die Ruhe zu verfchaffen.

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Weder der Kanfer, noch dad Reich wollten aber dem Churfürften trans en, weil man befürchtete, daß jener ohne das Neich der franzöfifchen Made nicht gewachſen und wann derfelbe überwunden wär, dife nebſt Bayern dans noch dad Reich ebenfalld angreiffen und ohne des Kayſers uud feiner Allierten Beyſtand über den Haufen werfen dörfiten. Die Evangelifche Kirche würde dadurch in gröfter Gefahr der Ausrottung geſtanden fenn, indem die Erfarung lehrte, daß die Paͤpſte fi der Bayriſchen Waffen hierzu jederzeit bedienee hatten. Und der Päpfklihe Stul war am Kayſerl. Hof fehr verdächtig, daß

(r) vid. Beyl, num, 58. bers U. Theil. Kr

314 Befedichte der Herzogen von Wuͤrtenberg, üJ 1703 derſelbe den Churfuͤrſten unterſtuͤße. Mithin ſchickte der Kayſer zween Ge⸗ neraͤle wider Bayern, deren der eine General Schlick, von der Seite der Erzherzoglichen Lande und der andere, General Styrum, mit einem Theil feiner Allierten von feiten ber Obern⸗Pfalz in die Bayriſche Lande einfallen und des Churfuͤrſten Macht theilen ſollten. Beede Generalen waren aber un⸗ gluͤcklich. Dann obſchon der Anfang ſich gut anlieff, indem der letzte diſer Generäle, bey welchem auch Herzog Eberhard Ludwig ſtund und den rechten Fluͤgel diſer Armee commandierte, den a. Mart. die von den Bayern gemach te Linien zwiſchen den Städten Neumark und Dietfurt gluͤcklich uͤberſtiegen und der Herzog zu erſt in die Linie eindrang, fo verlohren fie doch hernach et⸗ liche Treffen, weil ſie dem Churfuͤrſten an Erfarenheit nicht gewachſen wa⸗ zen. Auf der Weſtlichen Seite des Herzogthums Wuͤrtenberg gieng es nicht beſſer. Dann der Marſchall de Villars gieng den 15. Febr. mit 40000. Mann bey Neuburg über den Rhein und griff die Linien bey Offenburg am, wo fie noch ſchwach und nur mit 2000. Mann befegt war, indem Prinz

Louis von Baden nicht mehr ald 10000. Mann bey feiner Armee hatte und

folglic) die Trouppen von Offenburg zurudziehen muffte, welches auch glüdz Lich. vollzogen wurde. Herzog Earl Alexander bezeugte dabey einen beſondern Eyfer, als er nod die Stuͤck und Munition ans dem Magagzin zu Offenburg zettete. Dem de Villars rechnete man ſolches ald einen groffen und für Teutſchland gluͤcklichen Fehler aus, daß er ſich mit den Auflalten zur Belages zung Kehl aufbielte und nicht vielmehr mit feiner ganzen Macht auf des Prinz zen Ludwigs Armee loßgegangen, indem bife Die Franzoſen nicht hätte auf⸗ halten, jene aber Teutfchland einen vechten Herzfioff geben und die Conjun- Kion mit Bayern mit leichter Mühe befördern fönnen. Der Margarav konn⸗ te fich hiebey nicht uͤberwinden, daß er dem Schwaͤbiſchen Krayß nicht follse eis nen empfindliden Verweiß geben, daß deſſen Stände ſich zu Feiner beſſern Verſaſſang entfchlieffen wollten, damit er verſtaͤrkt werden fünnte dem Feind antgegen zu gehen und feine Unternehmungen mit Gewalt zu unterbrechen. Wobey er gleichwohl den Krayß ermunzerse den Much nicht fallen: zu laſſen, inden er fich in die Linien zwifhen Bühl und Stollhofen gezogen, wo er ſich mit Gotteöhülfe getrane. allen Einfall in den Krayß zu verhindern oder doch ſchwer zu machen, wofern man nur bad Gebürg an dem Kniebis wohl bes feßte. (f) Difes Schreiben ſchickte er an den Cardinal vom Lamberg, als Kayferl. Principal » Commiflarium nach Regenfpurg, welder noͤthig fand ſolches durch die Dictatur offentlich bekandt zu machen. Herzog Eberh. Lud⸗ wig wurde darüber ſehr verlegen gemacht, weil er bezuͤchtigt wurde, als ob

er

Theatr. Europ, Tom, XVI. pag. 32.

Sünfzebender Abſchnitt. 315

er dife Armee durch Abziehung der Schwäbifhen Krayß- Infanterie 1708 roider Bayern geſchwaͤcht uud die Verflärfung der Verfaffung niht

beffer beobachtet hätte. Sein Gefandter fuchte ſolche Diktatur zu hinterfrefs ben, weil die Franzoſen uud Bayern ſolche Schwäche daraus erlernen und fi ſelche Verrathung zu nu machen Eonnten. Der Badiſche Gefandte drang aber dur in Hoffnung den Krayß zu mehrer Angriff feiner Kräfften zu vers mögen und die andere Krayfe aufzumuntern ihre Contingenter defto ſchleuni⸗ ger herbey zu ſchicken und ihu zu verflärfen. Nun wurde die Vellung Kehl den 20. Febr. berennt und den 27flen mit 42. halben Carthaunen und 22. Feuer- Mörfeln zu befchieffen angefangen. Vor des Marggraven Rudzug nah Bühl hatte er noch den Neft der Schwäbifhen Infanterie und 2. Mayns zifhe Bataillons hineingeworffen und den gten Martij mufften fie capitulieren, wo fie die Erlaubnus erhielten mit allen Ehrenzeichen aus: und nach Philipps⸗ burg zu ziehen. Die franzöfifhe Armee verftärfte fih entzwifchen immer mehr und der Marggrav muffte wegen Schwäche feiner Armee zu Rand »Stürs men feine Zuflucht nehmen. Dagegen nad) Meberfleigung der Linien bey Diers furt fih die Franken mit den Kayferlihen, Schwäbifchen und Würtenbergis ſchen Tronppen unter Anführung des Generals Styrum vereinigten und den Marſch gerade auf Vehringen oberhalb Keblheim nahmen um einen Webers gang über die Donan zu verfuchen, welches ihnen durch ben Churfürften vers eitelt wurde, ob er ſchon nody immer den 1. Martij dem Reiche »Couvent die Hoffnung zu einem Verglih machte und fi) zur Reltitution der abgenommes nen Drte erbothe und nur die Stadt Ulm ausnahm, weil er mit berfelben wegen ber Helfenfleinifhen Güter befondere Strittigkeit zu haben vorgabe, welche jedoch den Friden nicht hindern follten. Wegen der Zurudziehung feis ner Völker aber mwünfchte er, daß die beede Krayfe Franken uud Schwaben fi nicht weiter in den Spaniſchen Exbfolgd» Krieg einlieffen, ald der Hey— denheimiſche zur Beſchuͤtz⸗ und Erhaltung ihrer Lande und Ruhe errichtere Res ceff vermöge, in welden Fal er fih nohmald erbothe in ihre Aflociation einzutreten und die Hoffnung machte, daß vieles gutes daraus entſtehen dörffs te. Als man ſich daranf vernehmen laffen follte, was man dem Ehurfürften antworten follte, waren die Stimmen ſehr verwirrt, bis endlich der Würtems bergifche fi auch vernehmen lief, da Dann ale andere difem Voto

beufielen. (t) | | $. 149»

Als aber der General Schlick von Paſſau in die Bayrifche Lande big nad) Schaͤrdingen eineudge , gieng ibm der Churfürft mit 18000, Mann ents Ä Nr 2 ge⸗

(t) vid. Beyl. num, 59,

%

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316 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

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1703 gegen und hatte dad Gluͤck ihn den 11. Martij zu ſchlagen, da ber

General fid) Feines Angriffe vermutbete und ſich noch bey einer Allem- ble belufligte und die Hanöver rund Saͤchſiſche Cavallerie durch fein fchlechtes Sommando aufopferte. Den 17. Martij bemächtigte fich hingegen zwar die Styrumiſche Armee der Stadt Neumark unter Anführung des Marggraven son Bareuth und fand dort ein wohlgefülltes Magazin und Zeughaus, wels ches difer wegführen lief, weil der Churfuͤrſt Furz vorher, als er dife Stadt wohl beveftigt hatte ſolches dorthin führen lief; Sie haste aber den Marſch

weiter fortgefeßt did gegen Schmidmuͤl an dem Vils-Fluſſ, wo ed ben 28.

Martij zu einer Eleinen Action mit den Bayern Fam und von bifen die Avant⸗ guardi der Kayferlihen Trouppen zurudgerrieben und der Maragr. von Ans

ſpach getödet wurde. Dife widrige Wegebenheit nöthigte den Gen. Otyrum

fein Vorhaben Amberg zu belagern fahren zu laſſen und fih wieder bis Neus markt zurudzuziehen, wo er von dem Churfürften einen Angriff erwartete, Herzog Eberh. Ludwig befand ſich nebſt feiner fhönen Grenadier-Guarde and) bey difer Armee und fowohl dife, ald aud der Churfürft wuͤnſchten eine beftändige Brüde über die Donan zu haben, deren fie fih nach Notturfft bes

dienen Eonnten. Leßterer haste auch dad Abſehen feinen Landen eine Sicher⸗

heit zu verfhaffen. Die Brüde zu Regenſpurg konute ihm zu feinen Abſich⸗ ten dienen, mithin näherte er fidy difer Stadt um fo mehr, ald der General Schlick nit allein der Stade Vilshofen meifter wurde, fondern auch ihn einiz ge ehrenrührige Reden zur Beſtraffung der Stadt reißten, wovon ihn nur die Meihöverfammlung zurudbielte.e Gleichwohl zog er feine bifherige Maͤſſigung in den Tractaten zurud und forbeite von dem Reichs-Convent fols che Dinge, melde theils nicht in deffen Gewalt flunden und zum theil auf Die Verfeßung oder Aufhebung deſſelben zielten. Das leßtere war feine eigents liche Abſicht, weil er die Stadt Regenfpurg gar zu gern in feiner vollfommes nen Gewalt gehabt hätte, da hingegen die Reichs-und infonderheit die Evans gelifhe Gefandte die Aufhebung gar nicht ratbfam fanden, weil das Cor- pus Evangelicum dadurd) zerfireuet und ihm all fein Anſehen und Gewalt

benommen, aud) fonften die Gefandte der ſamtlichen Reiche» Stände an ih—

rem Vernehmen gegen einander gehindert oder folched gar unterbrochen wurde,

Es verlangte der Churfürft über di von dem Reichs-Convent innerhalb 24.

Stunden wegen der Neutralität der Stadt Regenſpurg eine Erklärung ded Generale Styrumb. Dad Reichs- und die beede Fürftl, Directoria Tieffen aber

die Zeit dahin gehen bid auf wenige Stunden vor Verflieffung ded vorgefchries

benen Termins, da man nicht mehr mir difem General communicieren konn⸗ ge, indem fie zwar den folgenden Tag die Geſandte auf das Math » Kauf ers fov⸗

Fuͤnfzehender Abſchnitt. s17

‚forderten, aber erff um ı2. Uhr Ealtfinnig genug und gezwungen 1703 dad Bayriſche Verlangen eröffneten, welches diſe dergefials erbitterte,

daß fie difen Directoriis unter Augen fagten, wie die ganze Reichs Berfamms lung und die Stadt von ihnen unverantwortlid verrathen und verfaufft fene. Dann der Churfürft wurde durch ſolche Verſaumung ded Termins aufgebracht ; daß er gleich bald für die Stadt anrüdte, welche aus Forcht einer angedrohes ten Bombardierung am Ofterfeft eine Capitulation einzugeben and Beſatzung einzunehmen ſich genötbigt fahe. Der Reichs⸗Convent war daben in ber groͤ⸗ ſten Gefahr, weil die aͤuſſerſt⸗ſchwuͤrige Burgerſchafft die ſchuldhaffte nicht wuſſte und kein Geſandter ſicher war, ob er nicht zuerſt ein Opfer ihrer Ras che werden folte. Die vornehmſte Urſach difed Vorfalls war, daß der Rays fer die Senehmhaltung des von dev Reiche» Verfammlung gemachten Schlufs ſes Feine Völker in die Statt zu legen oder durch diefelbe einen Durchmarſch zu geflatten zuruckhielte. Nichts defloweniger gebrauchte ber Churfürft auch noch dem Schein nah die Möffigung, daß er verſprach die Befakung der Stadt abzunehmen und fie in vorige Freyheit zu feßen, wofern Ihro Kayf. May. ſich überwinden koͤnnte eine genugfame Verfiherung von ſich zu ftellen, daß diefelbe und das Reich Feine Beſatzung dahin zu legen ober die Donau: brücke wider ihn gebrauchen wollte. Damit nun ber Kayſer ſolches deſto eher bewilligte, wollten die Stände über dad Reichs-Verfaſſungs-Werk Feinen Schluſſ noch Gutachten erflatten, welches doch der Kayſerliche Hof fehr ſtark betriebe. Es war auch diſes Verfaſſungs-Werk ſonſt noch groſſen Schwuͤ⸗ rigkeiten unterworffen, weil nicht allein das Churfuͤrſtliche Collegium ſich mit dem Fuͤrſtlichen nicht vergleichen konnte, ob eine allgemeine Reichs-Caſſa, Artilleriesund Schifforuden « Werk aufgeftelt werden follte, welches jenes erzwingen wollte, diſes aber für unthunlich verwarf, Inſonderheit wollten die Fuͤrſten die Ritterfchafftliche Collectation mir in das Gutachten eingebracht haben, welches die Churfürften verwaigerten und fo gar droheten mit Uebers gehung ded Fuͤrſten-Raths ein Reichs» Gutachten an die Kayſerl. May. zu erfiatten. Endlich vermochte des Wiürtemb. Gefandten Zufprud bey dem Chur» Maynzifhen Direttorio fo viel, daß es geflunde gleich andern Gefands ten günftig in difer Sache inftruiert und erbiethig zu ſeyn, diefelbe vor ſchlieſſ⸗ licher Eroͤrterung der Reichs-Verfaſſungs-Materie zum Vortrag zu bringen, damit fie entweder durch ein Polt-Scriptum oder durch ein befonderd Reicyds Conclufum zugleih an den Kayſer gelangen moͤchte. Wegen ber Reiches Berfaffung war man aber ohnehin gewiß überzeugt, daß die mädtigere Stäns de unter dem Deckmantel der Freyheit den Reichs-Schluͤſſen nicht nachleben and die geringere derfelben Vorgang ex capite convenientie nadfolgen wir;

Rrz den

318 Befchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1703 den. Dieinder Collettation » Sad der heimgefallenen Lebens Güter der Mitterfchafft verwidelte Staͤnde behaupteten nun in ihren übergebenen Memorialien, daß ſolche einen ſtarken Zuſammenhang und Einfluff in derfelben Juraarmorum und mithin aud) in dad Meicys + Verfaffungs » Werk hätte, Der Würtembergifhe Gefandte erinnerte bewegen den Saltzburgiſchen Di- reitorem , daß er folde Materie in den Schluff des Fuͤrſten-⸗Raths einlanfs fen laffen möchte, welches auch mis Beyhuͤlff des Brandenburgifhen und eins muͤthiger Miteinſtimmung des ganzen Fuͤrſten⸗Raths unter den in der Beys lage enthaltenen Formalien geſchahe. (U) Der Chur-Brandenburgiſche war auch fo gefällig difes Ingrediens in dad Ehurfürftt. Collegium mitzunehmen um foldyes auch dorten auszuwuͤrken. Der Chur⸗Maynziſche Director blieb aber noch dabey, daß man diſe Sache nicht mireinmifhen möhte, indem er ſolche beſonders in Vortrag bringen wollte, dagegen dex Wuͤrtembergiſche Geſandte glaubte, daß, weil er im Fuͤrſten-Rath einen einmuͤthig gefaſſten und im Churfuͤrſtl. Collegio ſchon vorlängft vor billig und gerecht erkanuten Schluſſ vor ſich haste, es dabey fein Verbleiben und keine ungleiche Raͤnke mehr ſtatt haben koͤnnten, zumahl im Fuͤrſten-Rath ſich verſchiedene Geſandten befans den, welche anſehnliche Glieder der Ritterſchafft waren und dannoch davor hielten, daß es der Gerechtigkeit und gemeiner Wohlfarth ſehr gemaͤß ſey, bdaß Chur⸗Fuͤrſten und Ständen in heimfallenden Lehen ihre vor der Lehn⸗ armahung darauf gebabte Rechte und Befugfamen ungeflört bleiben möchten um fich deren zu gemeinem und der Ritterfchaffe felbit mitgenieffendem eigenem Schuß und Bedeckung bedienen zu Eönnen, wann etwan nur in andern, als fub confolidationis titulo den Ständen zufallenden und denfelben vorhin mit der SchakungdsÖerechrigfeis nie verhaffter gewefenen adelichen Gütern der Ritterfchafft ihe hergebrachtes Steurs Recht ungekränft gelaſſen würde, mies wohl dife auch mehrern Vortheil von ber auf unlehnbaren Gütern den Stäns den überlaffender Beſchatzung, ald von der Ritterſchafft genöffen. Der Schwäbifhe Krayß lieff aber ebenfalls ein Schreiben an den Reichs-⸗Convent unter bem 12, April abgehen, (W)

$. 15%

Entzwiſchen wollte aud aufgefangenen Briefen, melde der Kayſerl. Principal s Commillarius und die Oeſterreichiſche Geſandte an ihren Hof ges fhrieben hatten, der Chnrfürft erlernt haben, daß der Kayſer ſich der Stadt Regenfpurg und des daſelbſtigen Donau» Paffes dennoch verfichern wollte, Es

wurs

(w) vid. Beyl, num. 60. (w) vid. Beyl, num. 61.

Luͤnfzehender Abſchnitt. 319 wurde auch den 22. April die Kayſerl. Reſolution durch ein Commiſſi- 1703 ons-Decret bekannt gemacht, daß der Kayſer die Einraumung der Donau-Bruͤcke zu Regenſpurg durchaus nicht genehmigen oder fi mit dem Shurfürflen auf feine Erklärung einloffen koͤnute, fondern den zwifchen der Reichs» Verfammlang und dem Churfürflen gemachten Accord für ungültig erklärte. Worüber aber der Fuͤrſten-Rath ſich fehr aufhielte und wider fols che derRegierungs⸗Forin des Reichs ganz widrigeRefolution proteftierte,indem die Ehurfürften und Stände das Jus fuffragii decifivi hätten. ie machten deß⸗ wegen Schlüffe, von denen zwar der Kayſer mir feiner Meinungabgehen, aber fofche nicht ver nichtig erflären koͤnnte. Und wann and) ſchon die Ungültigkeitös . Erklärung auf folde Fälle eingefhränket würde, die der Reiche s Berfamms lung mit Gewalt aufgedrungen wären, fo fände diefelbe doch um fo weniger ftatt, als fie nicht von dem Kayſerl. Hof abbienge, indem von dem Weich: nicht vermuthet werden Eönne, daß ed etwas dem Kayſer und ſich felbft nach— sheiliges oder fhimpfliches aufdringen laffen würde, Nun erkannte ſolches der Cardinal ſelbſt und lieff durä) feinen Geſandten difen Ausdruck entfchulbis gen, daß ded Kayſers Meinung eben nicht dahin gienge, fondern derfelbe nur feine Davon abgängige Meinung zu verflehen geben wollte, wann deffen Com- miſfion oder audy der Convent zu einem oder anderm genoͤthigt werden wollte, Und der Cardinal, welcher eben damahl den Würtenbergifchen bey der Tafel bebielte, erboshe fi zw dergleichen Erffärung ad protecollum, Meil aber ſolches auf verſchiedenes Anerinnern niht erhalten werden konnte, fo droheren ſamtliche Geſandte ſolches an ihre Principalen zw berichten, weldhes zu. unans genehmen Ahndungen und Folgen Anlaſſ geben Eönnte, wie dann ſamtliche Ehur » Fürften und Staͤnde ein großes Mißvergnuͤgen von fih vermerken Yieffen. und dem Kayſer nichtd_einzuraumen gedachten, worzu er nicht befuge wär, vielmehr fi verwunderten, daß ev bey dermaligen mifflichen Umfläns den ſolchen Eingriff wagte, Man wuſſte damahl zu Negenfpurg noch nicht , ab die Conjunction der Franzofen und Bayern flatt haben würde, indem die erſtere unweit Huͤuningen an drey Orten den Rhein paffterten, alle Artillerie— Droviantsund Munition: Wögen auf enge Slaifen richteten und eine unges meine Menge Zwiback machten. Dann die Königliche Ordre gieng dadin die Conjunction mit Bayern zu bewerkſtelligen, es möchte auch die Helffte der Armee koſten. Der Churfuͤrſt gieng deßwegen folche zu erleichtern mit feiner ganzen Macht die Donau binanf gegen dem Schwarzwald und vermochte das durch die Allierte Armee und mit derfelben auch Herzog Eberhard Ludwigen die Bloquierung dev Stadt Amberg aufzuheben und ihm immerzu auf der Seite zu folgen und ihn zu beobadisen, Dagegen die Franzofen auf die

330 Gefebichre der Herzogen von Würtenberg,

1703 Linien zu Bühl loßgiengen in ber Hoffnung folche durchzubrechen und alsdann durd) dad Herzogthum MWürtenverg die Conjunttion zu bes werkftelligen. Den 14. April wurde ein Krayß-Convent deßwegen zu Effs Lingen gehalten, wohin der Herzog feinen geb. Rath und Hof Marfchallen son Staffhorft, den geh. Geſandſchaffts Nach von Backmeiſter und den Re⸗ gierungs: Rath von Heſpen abordnete. Man Eonute ihnen bey den veränders lichen Krieges Vorfallenheiten Feine beftimmte Verhaltungs s Befehle mirtheis len, als bie behoͤrige Vertheidigungs- Mittel wider die den Krayß faft ganz umzinglende Feinde zu berathſchlagen und bie alliierte und aflocierte Mächte und Stände um Beſchleunigung des fo hoͤchſtnoͤthigen Succurſes zu erſuchen, wie aud) die nadläffige Krayß⸗Staͤnde zu Stellung ihrer Eontingenter anzus halten und feine Entfehuldigung anzunehmen, jedod der befauntih auffer ſtaud gefegten Sculdigkeiten auf andere noch aufrecht flehende Glieder zu übertragen. In der Propofition felbfi erinnerte man die Stände fih mit Klagen nicht aufzuhalten, indem ed bermahlen nicht um ein Dorf oder ſchlech⸗ ten Stand, fondern um die Wollfart und Uufrechterhaltung bed ganzen Krays feö zu thun fey , indem in 200. Jahren derfelbe in keinen fo critifhen und ges färlichen feinem Umſturz fo naben Käufften geflanden fey. Das meifte beruhe auf einer Reichsſchluſſmaͤſſigen Verfaffung und berzhafften Entfchlieffungen, da man fich einer geredhten Sache bewuflt ſey. Man verwunderte fich aber, daß aud) die unter Bayriſcher Bottmaͤſſigkeit flehende Stadt Ulm dannoch ihre Deputierte abordnete. Unter währendem bifem Konvent berichtete ber Marggrav Ludwig von Baden den 25. April, daß die Franzofen den 1gten mit groffer Furie und den 23. und 24ſten diſes Mlonats die Linien bey Ober⸗Buͤhel angegriffen, jedoch Feine General-Attaque darauf gethan und nach⸗ dem fie zum drittenmahl mit Verluſt zuruckgetrieben worden, fo viel er durch Kundfhaffter erfaren, ihren Ruckweeg auf Straßburg genommen haben. Weil nun noch Zeit zur Mettung vorhanden fey und der Augenfchein gebe, daß der Allerhöchfte dem Teutſchen Reich ungeacht feiner Nachlaͤſſigkeit Zeit geben wolle fih von feinem Untergang zu vetten, fo bath er den Krayß um Gpttesmwillen ohne den geringften Zeisverluft den Schwarzwald und alle Thaͤ⸗ ler, fo viel nur immer möglidy fey zu verbauen, zu befeßen und ihm einige Mannfchafft zu ſchicken, damit dife Linie, welche wahrhafftig dad Reich bids er erbalten habe, zu fland gebracht und barein gefeßt würde, daß man Bienächft dergleichen gefärlihe Zufälle nicht mehr zu beforgen habe, weßmwegen er ben Krayß erfuchte ihm nicht übel zu nehmen, wann er in difer Abſicht fo wohl zu dem Gemeinen, ald eines jeden befonderm Beſten eine Anzahl Schaͤn⸗ zer andfchreibe und felbige im Fall des Ausbleibens mie ber Execution darzu zwins

Fuͤnfzehender Abſchnitt. 321

TELLER

zwinge. Der Krayß [biete aber den MWürtembergifchen Öefandten 1703 von Heeſpen und den Fuͤrſtl. Auerfpergifhen abgeordneten Rath,

von Anethanu, au den Marggrasen ihın für feine Sorgfalt zu danken und wer geu der fernern Anordnungen Abrede zu nehmen. |

Weil nun die bißher in der Obern Pfalz geſtandene Allierte Armee dis ſes Land bloß ftellte, fo war dem Neichd -Convent bang und die Öefandten “machten fih zur Übreyfe fertig, ungeacht fie noch nicht wufften, wo fie bin

reyſen mollten, jedoch indgefamt wünfhten, daß der Reichstag nicht zerſtoͤrt oder gar zerfrennt würde, indem deffen Erhaltung das einige Mittel noch war bie fo fehr untereinander getrennte viele Stände in etwelder Correfpondenz und Einigkeit zu erhalten, wobey man nur auf die Conjunttion der Franzöfs und Bayriſchen Armeen die Ruckſicht nahme. Dann der Ehurfürft erhielte die troͤſtliche Nachricht, daß der Villars jetzo die unfehlbare Hoffnung habe zu ihm zu floffen, dagegen Herzog Eberhard Ludwig mit der Usantguarde, worunter feine eigene Trouppen waren, ben 28. Apr. bey Heydenheim fund, Sm mweitern Herabruden wollte er fi die Entblöffung der Stadt Ulm von dem gröften Theil ihrer Bayrifhen Befakung zu nug maden und flug dem ims mer binter ihm ziehenden General Styrum vor, daß die Stadt Ulm durch eine Rift wieder eingenommen werden koͤnnte, wann man den Fleinen Bleu» Fluff, welcher durch den Graben in die Stadt lauft, durdy einen Waflergang auf die fo genannte Schweſtermuͤhl ableitete und fih duch den vom Waſſer ents blöfften Graben vermitselft mitgenommener Sturm »Raitern der Stadt bemeis fterte, da auf der andern Seite der Stadt am Frauen» Thor der General Sty— zumb einen Lermen mit Stürmen machen und die Befaßung dahin Locken follte damit ber Herzog unweit dem Gloͤckler-Thor deflo ungehinderter eindringeh koͤnnte. Es wäre zwar bey nahe verrathen worden, weil ein Catholifcher Hammer » Lehrjung dem Commendanten verrietbe, daß etwas verdächtiges Horgieng , indem der Schwefler - Müller durch feine Knechte und der Obere Blaicher nebfl zween Leibheimern Burgern noch immerfort arbeiteten den Gras ben zu reinigen. Der Anſchlag wurde von dem General Styrum genehmigt und hätte in der Nacht vom gten und 10. May auögeführt werden follen. Der Herzog Fam um die beſtimmte Zeit mit feinen Grenadiern von Blaubeuren bey dem Blaicher an, melden der Commendant gefangen zu nehmen oder feiner furchtfamen VBefagung die Gefahr zu entdecken nicht wagen durffte, fondern fi wur mit Verentung bed Walls beguügen muſſte. Der Nerzog erwartete XII. Theil. ©: | den

323 Geſchichte der Herzogen von Wiürrenberg,

1703 den Styrum in dem Blaihers » Garten mit gröfter Geduld an ben

Schraufenfid) lehnend, wo er alle Viertelflunden zehlte. Der Styrum kam aber zu fpät, ald der Tag ſchon anzubrehen anfleng und man guug zu thun hatte die Völker wieder ungefeben zurud zu führen, (X) worüber der Herzog fehr unwillig wurbe , weil er mit feinen Leuten in vollfommener Bes veitfchafft ffunde und man einen erwünfchten Ausgang der Ueberrumpelung zu hoffen haste. ‚Die Tranzofen hatten aber entzwifchen durch Verraͤtherey eined Bauren einen andern Weeg zur onjundtion ausgekundfchaffter, indem der franzöfifche General de Blainville mit einem ſtarken Detachement dur das Rinzinger» Thal über das Gebürge, wo die Soldaten die hohe Klippen wie Gemfen überfleigen muſſten, eindrunge die Paͤſſe durch Bibrach, Haßlach und Hauſach eroberte und endlich den 1. May ſich der Stade und Veſtung Hornberg bemächtigte, wo er ben Commendanten nebft der Befagung gefan⸗ gen nahm, fo, daß der de Villars mit 30000. Mann ungehindert bid nad) Donefhingen und Tuttlingen vorrüden Eonnte, welcher fi) bey letzterm Drt mit dem Churfürften conjungierte. Die Ausfichten waren fehr gefärlich und dannoch wollte man Herzog Eberhard Ludwigen weiß machen, daß der Ehurs fürft niemand zu ſchaden pder feindlidy zu behandlen geneigt fey, fondern nur mit franzoͤſiſchem Beyſtand einen allgemeinen Friden zu erzwingen und vor allen Dingen Franken und Schwaben zur Enthaltung von allen Kriegs: Ope- rationen zu vermögen oder im Werwaigerungdfall fie zu feindlichen Unternebs mungen anffer Stand zu feßen fuchten. MWeniaftend berichtete der von Hiller, daß ein gewiffer vornehmer Gefandter ihn befucht und unter anderm ihm beyges bracht habe, daß, wann die Schwäbifhe Krayßs Stände und infonderheit der Herzog von Wuͤrtenberg fid) begriffen und alle feindliche Bewegungen uns terlieffen, fie ſich vieler Beſchwerlichkeiten entladen koͤnnten. Doch müffte man bäldift und ohne Anſtand darzu thun. Er habe zwar feinen Befehl ihm diſes zu fagen und bäthe auch ihn nirgendd zu nennen: Gleichwohl wuͤſſte er die Abſichten und erboͤthe ſich das feine auf Begehren mit verhoffendem gutem Succels darzu beyzutragen. Worauf ber von Hiller antwortete, daß der Shwäb. Krayß und darunter auch dad Herzogthum Würtemberg die gerings fie widrige Abficht niemahls gegen Bayern gehabt habe, fondern nur den Krieg wider bie Feinde des Reichs mir angehen müffen, indem er ſolches wegen feis ner Rage nicht vermeiden koͤnnen. Weil aber jet die Franzoſen mit groffer Macht in Schwaben gezogen worden, fo flünde man zwiſchen Thür und Aus gel. Auf der einen Seite wären Ihro Kayf. May. und Dero Aliierten und

k } auf (x) vid. Das unter Chur-Bayr- und Franzoͤſ. Gewalt hart gedruckte Schwa pag. 94. ſeqq. Theatr. Europ, Tom. XVI. p. Bi g te Schwaben,

Sünfzebender Abfchnier, —323

auf ber andern Seite die Kron Frankreich und Bayern, Zu weldyer Geis 1703 te man £reffe oder wie man ed machte, befäme man den einen ober

andern Theil auf den Hald. Wäre demnach guter Rath tbeur, der Chur— fürft hingegen fo erleucht und billig, daß er unfchuldige Teutſche Mit: Sräns de in ihrem Reichögefehmäfligen Bezeugen anzufechten nicht geſinnet ſeyn würs be. Der Öefandte erwiederte, daß man and zweyn Uebeln das geringere erwäblen und im Fall der Noth den natürlichen Rechten folgen müffte, weiche einem jes ben die Selbfterhaltung rathen. Teutſchland und feinen Allierten fey nichts damit gedient, wann man fie) vergeblidy in Gefahr feßte. Es würde auch durch Enthaltung von Feindfeligkeiten noch wohl bey Zeiten ein Auskunfftss Mittel zu ergreiffen feyn , daß man fich retten und ein jeder beſſer damit zus friden feyn können, ald wann man e8 auf das Aufferfte anfommen lief. Doch wären difed nur feine Privat » Gedanken und widerhohlte die Eriunerung, daß man ſich begreiffen möchte. Wobey er endlich hinzufeßte, daß näcdhlivergans genen Mitwochen die Stabt Ulm par furprife überfallen und die Bayriſche Beſatzung nidergemaht werden wollen, worzu etlihe Regimenter zu Pferd ‚und zu Fuß unter gewiſſem Commando angerudt wären. Eine Magd, die ed von ihrer Herrfchafft aufgefangen, babe ed aber einem Schloſſer⸗-Geſellen (dem Hammerſchmids-Jungen) entdeckt, durch welchen die gauze Sache ruch⸗ bar worden. Verſchiedene Per onen (der Blaicher, der Schweflermüller und die beede Leipheimer) feyen deßwegen würklic im Gefaͤngnus und dörffte dife Begebenheit der Stadt Feinen WVoriheil bringen. Difed war uun eben der Berfuh, welder dur‘ den Herzog eben an einem Mitwoch hat ausgeführt werden follen. Es mag deßwegen das Anſinnen an denfelben deflo dringender gemacht worden feyn, weil der Churfürft ſchon unterm 5. Martij dergleichen aud) felbft an den Fränkifhen Krayß durch Schreiben getban hatte. (y) Es fheint auch, daß mehrere Öefandte diſes Bayriſche Anfinnen unterflüßt ha⸗ beu, weil der von Hiller ſchon einige Wochen vorher, ebe der Plan die Stadt Ulm zu überfallen gemacht worden, berichtete, daß etliche vornehme Oefandte ihn bey offentliher Rathshaltung gewarnet hätten, wie bey fo fchledhter Vers troͤſtung zur geringſten Hülfe fowohl von dem Kayſerl. Hof, ald auch den Dbersund Nider-Sähfifhen Krayſen und andern Ständen und bey Feiner beffern Hoffnung in Fünfftigen Zeiten, beede Krayſe Schwaben und Franken ihrem Schikſal überlaffen,, ja felbige noch dazu weiter nichts anders thun, ald bey folhen Kriegs-Anflalten zu ihrem offenbar vor Augen ſchwebendem Verberben mithelfen würden. Sie müflten daher gegen Wiedererhaltung der Städte Ulm und Memmingen —— andere ſchickliche Maaß⸗Reguln

82 ers (y) vid. Beyl. num, 62.

324 Geſchichte der Herzogen von Würtenberg,

1703 ergreiffen und fid) begnügen ermelöse Drte nebft andern gegen dem

Rhein hin gelegenen Päffen und Plaͤtzen zu befeken, bis die Laͤufte ers wan rider Verhoffen fi beffer anlaffen möchten. Womit fie nicht allein fi felbft , fondern aud) dem Kayfer und Reich einen gröffern Nutzen ſchaffen wür« den , ald wann fie fich zu Feines Menſchen Dank umſonſt ruinieren oder gar zn einem Waffens Plaß und Magazin der Feinde wider dad übrige Teutſche Meich machen liefen. Man wollte glauben, daß der General- Lieutenant Marggr. Ludwig von Baden gleicher Meinung wär und fi) ebenmäffig fo ers klaͤren würde, wann er felbige wegen feines obhabenden Caratters eröffnen doͤrffte oder wollte, B,

$. 152

Ungeacht difer wichtigen Beweggruͤnde blieb Herzog Eberhard Ludwig unbemweglih, zumahl die beede Mächten Engel: und Holland nicht nur immer mehrere Völker dem Schwäbifchen Krayß zuſchickten, fondern auch anfehuliche Summen Subfidien»Öelder dahin uͤbermachten und durch abgelaffene Schreis ben unterm 17. May an dad Krayß-Ausſchreib-⸗Amt die Fürften und Stäns de bey gegenwärtigen Läufften zur Beftändigkeit ermunterten. Die bisher zu Göppingen geftandene Armee der Alliierten wurde aud durch nach und nach antommende Chur-Sädfifhe und Fränkifhe Krayß-Trouppen verflärfer, worauf fie den 29. May zwifchen Tübingen und Reutlingen fidy gelagert. Weil nun entzwifchgn die Päffe am Schwarzwald auf dad neue von den Kaya ferlihen und Schwäbifchen Völkern befegt, mithin dem Feind die Correfpons denz von Seiten ded Rheins abgefchnitten wurde, fuchte derfelbe foldhe auf einer andern Seite über den Boden: &Gee wieder herzuftellen und ſchickte zu foldem Ende ein Detachement yon ungefähr 6000. Mann gegen Lindau und Bregenz fih difer Pläge zu bemächtigen und fich dadurch einen Paff dur die Eydgenoſſſchafft zu eröffnen. Selbiges muffte fih aber wegen allenthals ben gefundener guter Gegenwehr und Verfaſſung wieder zurud und zu ber noch bey Tuttlingen flehenden Franzdf. Armee kehren, welche die Veftung Hohen⸗Twiel wegnehmen zu wollen fchiene. Sie fand aber foldhe dergeftalt befhaffen, daß ihr der Luft zu derfelben Velagerung bald vergieng, weil fie nid nur mit einer flarken und tuͤchtigen Befakung und mit allen Erfordernufs fen verfehen, fondern au) von der Natur und Kunſt genugfam beveftigt war und die Würtembergifhe Befahung dem Feind groffen Abbruch und Schaden zufügte. Difer entfchloff ſich demnach über Biberach, Navenfpurg und andes ze Drte, welde derfelbe befeßte, fich der Stade Ulm zu nähern, wo er den 2. Junij anlangte. Bey welchen Umſtaͤnden die beede Mächte Engelsund Hols

land

Sunfzebender Abſchnitt. Ä 825

land ſehr ſtark auf die Stellung der von dem Teutſchen Reich vers 1703 ſprochenen 120000, Mann drangen. Dife fiunden aber ſchon auf den Papier, Dingegen nicht im Feld, weil die meiſte Stände nur Entſchuldigun⸗ gen beybrachten und alle die Schuld auf dad Hauß Defterreich legten, daß bey folchem der gröfte Abgang fich fände, ungeacht demfelben anernſthaffter Yusfühs rung des um feinetwillen von dem Reich angegangenen Kriegs am meiflen ges legen wär. Wie dann auch daffelbe Hauß mit den meiflen Ständen des Obers und Nider⸗Saͤchſiſchen Krayfes unter der Hand in befonderen Tradtagen ſtun⸗ de, vermöge deren ihm diefelbe Voͤlker überlieffen und ven Stellung ihrer Reichs⸗Contingenter frey geſprochen wurden. Hingegen fchickte den 16. Junij der Chur⸗Bayriſche den übrigen Reichſstags-Geſandten ein Kriegs» Manifeft zu wider ben Kayfer, die beede Krayfe Franken und Schwaben, wider diejes nige, welche vor ded Reichs Kriegs s Erklärung wider die Kron Frankreich die Waffen ergriffen, wie and wider alle Stände, welche folchen Reichöfrieg geſchloſſen und erklärt hätten und endlich befchloff er difes Manifeſt mit einer Gegen s Kriegs» Erklärung wider dad Hauß Oeſterreich, jedoch unter dem Vor⸗ behalt Eeinen dero Mit» Stände zu befehden, ald diejenige, von welchen der Churfürft bereits feindlich angefallen worden oder die noch darzu helfen wolls ten, unter welchen die beede Krayſe Franken und Schwaben ausdrudlich bes nennt waren, daß fie zu Feindfeligkeiten gefchritten feyen und führte unter ans dern Urfahen, warum er die Waffen ergriffen, auch an, daß ed groffen Theile in difem Krieg um Gottes eigene Sache zu thun fey, welches den Evans gelifhen famt und fonderd, infonderheit dem Herzog fehr nachdenklich zu ſeyn fhiene, zumahl der Shwäbifhe Krayß den Churfürflen nicht, fondern difer den erflern angegriffen und nichts anders gethan hatte, ald, daß er zu feiner Beſchuͤtzung und Wieder » Eroberung desjenigen,, was ihm abgezwacket wors den, einen Theil feined Contingents bergegeben. Da entzwifchen die allierte Armee aus der Gegend von Tuͤbingen über Kircheim, Göppingen und Saͤeſſen zurudgienge , allwo der Kanferliche General - Lieutenant Marggr. Ludwig von Baden mit vielen Trouppen zu derfelben floffte, welchen nach und nad) mehrere nadfolgten. Sie feßte fi bey Haunßheim gerade gegen der franz zöfifhen Armee über , welche zwiſchen Lauingen und Dillingen wohl vers ſchanzt ſtunde und eben nicht mehr fo flark war, weil der Churfürft mit feis nen Bayern und einigen franzöfifhen Voͤlkern e8 wagte in die Grav⸗ fhafft Tyrol einzufallen, wo er zwar fo glüdlich war innerbalb weniger Zeit fi derfelben zu bemaͤchtigen, aber auch nadı Berfluff eines Monats mit grofe ſem Verluft folche wieder verlaffen muflte. Den 21. Zul, fiel ein Öefecht vor zwifchen dem Graven von de la Tour und dem franzöfiihen Oensral Heron 3 x bey

326 Geſchichte der Herzogen von Würtenberg ,

——

1703 bey Munderkingen, welcher letztere jenen angegriffen und geſchlagen

hatte, Worauf die allierre Armee den 23. ſich treunte und der Margs gr. nebſt Herzog Eberhard Ludwigen mit der Helffte fich gegen Augfpurg wens dete, und wiewohl durch einen weiten Umweg durd) die Herrihafft Heyden⸗ heim und die Aemter Blaubeuren und Urach erſt den 28. Auguſti die Donau bey Ehingen paflierte und von dannen über Biderahy, Memmingen und Mins beiheim den 5. Sept. eben zur rechten Zeit unter ſtarken Mörfchen zu Aug— fpurg anlangte, als die Franzofen und Bayern im Begriff ſtunden felbigen oder ben folgenden Tag Guarniſon in die Stadt zu legen, welchem aber die Allier sen zuvor Famen und diefelbe befeßten.

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Der Herzog hatte entzwifchen dad Vergnügen, daß bad Reich denfelben ben 9. Jul. zu einem General der Eavallerie ernannte, wiewohl ihm ſolches von Chur« Brandeburg noch erfchweret wurde, ald der Fürft von Zollern Ca⸗ tholiſchen Theils zu gleiher Würde erhoben wurde. Dann das Churfürftl, Directorium gab dem Herzog das Praedicat Durchleuchtic und dem andern Fuͤrſtlichen Gnaden, worüber ſich difer durch feinen Geſandten befchwehrte und jenes Praͤdicat Durchleuchtig ebenmaͤſſig verlangte und von Brandenburg einiger maſſen unterſtuͤtzt wurde, weil das Churfuͤrſtliche und nun Koͤnigliche Hauß von demſelben abſtammte, wiewohl das Chur⸗-Maynziſche Directorium die Anſprache an ſolche Titulatur ungegruͤndet befand, weil das bißher Graͤv⸗ liche Hauß Zollern erſt vor karzer Zeit in den Fuͤrſten⸗Stand erhoben worden. Esregten ſich auch eben dazumahl die Religions » Befchwerben auf dem Reichs⸗ Tag wiederum, meil man den 7. Julij zu Erörterung derfelben ſich wegen einer Deputation zwifhen beeden Meligiond «Verwandten verglichen hatte. Der Catholiſche Theil waigerte ſich aber Lang diefelbe zum Stand fommen zu laſſen und man wuſſte ſchon, daß foldyer wegen der Falkenhager⸗-Sache nicht nachgeben würde, wie er dann an den Kayſer ein hefftiges Schreiben derhals ben abgehen lief. Sie war von aͤuſſerſter Wichtigkeit , weil nad) den Prin- cipiis des Reiches Hof: Raths und der Römifch» Catbolifhen der $. Qua- cunque monafteria &c. Art. V. Inftrumenti pacis Weftphal. gänzlich) zernichtet werben wollte, Erafft deffen in reftitutis ex capite gravaminum dad nudum factum pofleffionis von dem Jahr 124. beobachtet und dages gen weder in pofleflorio, noch petitorio das geringfte nicht vorgenemmen werden ſollte. Wofern nun ein von falfchen Grundfägen eingenommener Richte "einen Reltitutum wider dife hochverpoͤnte Verordunng aus dem ers

langs

Fuͤnfzehender Abfchnitr. 327

angten Beſitz herauszuwerfen ſich unterſtehen doͤrffte, ſo wuͤrde kein 1703 ee Stand mehr feiner geiftlichen Güter gefichert ſeyn koͤnnen. Herzog Eberh. Ludwig war bey ſolcher Beſchaffenheit hoch interefliert, zus mahl die Sasholifhe noch nie fo weit zu gehen und ben Friden fo offenbar zu brechen gewaget hatten und bey bamahligen fo trüben Zeitläufften, da bie Evangeliſche für dad gemeine Weſen al ihr Vermögen anmwendeten, biefelbe in die Gefahr ded Verluſts ihrer Kirchen s Güter gefeßt werden wollten. Es kam noch dazu, daß der Churfürft der Reis: Verfammlung und der Stadt Regenfpurg einen abermaligen Termin von zween Lagen zu ihrer Erklärung anſetzte, widrigen Falld er fie angreiffen wollte, fo, daß abermahl die gröfte Noth vorhanden war. Die Fürftt. Directoria berufften die Gefandte morgens frübe zufammen, kamen aber erft um 12. Uhr Mittags zum Vorfchein und brachten alte gar nicht nothwendige Sachen auf die Bahn, welche vielen Schwuͤrigkei⸗ ten unterworfen waren, bis endlich der Termin bey nahe verſtrichen war. Es war nur um die Ratification des Kayſers zu thun, welche ſie wegen der Neu— tralitaͤt der Stadt ſchon in Haͤnden hatten, fo, daß diſe und der Reichs⸗Convent ſchon laͤngſt aus Sorgen hätte geſeht werben koͤnnen, wann die Directoria zur Sache hätten thun wollen. Dann fie lieffen dermahlen die Gefandtezu Rath kommen undlieffen fie ohne ihre obhabende Propoftiion wieder nah Hauß geben. Man Eonnte audy nicht anderft glauben ober begreiffen, als daß diefe Leute fi) von dem Churfuͤrſten hätten beſtechen laffen, um bdenfelben in den Befig einer Evangelifchen Stadt zu feßen. Die Stände gedachten deßwegen es bey der Königin in Engelland und den Öeneral- Staaten anzubringen, daß die Alliierte, welche den Feinden Catholiſche Städte eutriffen, foldye jo lang innbes halten follten, bis Regenfourg, Ulm, Memmingen und andere Evangeliſche Städte wieder cum omni cauſa in vorigen Stand geſtellt würden, Weil nun Herzog Eberh. Ludwig auch Öefandte im Haag hatte, fo wurde derſelbe erbethen ſich die Sache angelegen feyn zu laffen, da ihm felbft auch fehr viel daran gelegen war. Sie wurden deſto mehr darinn beſtaͤrkt, als nach der ungluͤcklichen Schlacht des Styrumbs ſich äufferte, daß fie durch Unvorfichtigs keit des Generals verlohren gegangen und wieder meiſtens Evangelifche Regi— menter dabey nothgelitten, auch die fiegreiche Bayern und Franzoſen ebenmaͤſ⸗ fig die bey Augſpurg ſtehende allierte Armee vermittelſt eines Nebels überfals len wollten. Gie wurden aber übel empfangen und nachgehends nicht nur - durch den Dänifchen General Reventlau , welder die Schlickiſche bey Paſſau geftandene Armee unter fi hatte, das Bayerland mit| Contributionen und ans dern Kriegsbeſchwerden ſtark heimgeſucht, fondern aud) zu der bey Augfpurg fiehenden Armee ald ein Magazin gebraucht, da hingegen der Churfürft feine Welt⸗

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1703 Weltgeiſtliche durch allerhand Erfindungen von Schatzungen unter dem Vorwand der Religion ihre Schäge ausleerte. Unter vielen Vorzund Ruckmaͤrſchen ruckte Morggr. Ludwig von Augſpurg hinweg gegen Kempten und Riedlingen die Winterquartiere zu bezieben, wo er ſich zwar fo wohl.pos flierte, daß er den Franzoſen die Communication mit Frankreich abfehnicte, ihm aber auch diefelbe befonders durch unverfehene Einnahm der Stadt Kemps sen mis Augfpurg benommen wurde, Worauf der Marggrav. und Herzog Sherhard Ludwig nah Hauß giengen uud dem General von Thängen das Coms mando übertrugen, dagegen ver Marquis de Villars den Ehurfürften mit feis ner Abreiſe nach Paris erfreuete, weil er fih nicht mis demfelben nad Wanf ſtellen Eonnte und der Franzofe jedesmahl die Belagenung der Stadt Augfpurg binderte. Nun hatte er freye Hände uud fieng den 6. Decembr. an diefelbe zu belagern. Obwohl nun die Stadt mit Fenereinmwerfen fehr geängftet wurde, fo ware doch) die Burgerſchafft noch unverzagt und willig Gut und Blut fürihs re Freyheit aufzufeßen, als einsmahls den 13 Dec. hinterrucks derfelben der Commandant General» Feld: Marfhall»Lieutenant von Bibra mit dem Churs fürften zu accordieren anfienge und die Stadt dem Feind übergeben wurde. . Weil in den Uebergabs - Puncten der Stadt nicht im geringften vorgefehen wur⸗

de, fo ſetzte fid) der von Bibra in den nicht gar ungegründeten Verdacht einer

Verraͤtherey, daß er aud) dife Evangelifche anfehnliche Stadt den widrigen Blaubenögenoffen in die Haͤnde liefern wollen. |

Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

$. 154.

Bey ſolchen gefaͤrlichen Umſtaͤnden ſchickte nun ein groſſer Theil bes Schwaͤbiſchen Krayſes einen Abgeordneten nach Zuͤrch, welcher den Eydgenofs fen den Jammervollen Zuſtand deſſelben vortrug und ſich erkundigte, ob nicht unter des Cantons Vermittlung etwan bey der Kron Frankreich eine Art der Neutralitaͤt zu des Krayſes und ihr der Eydgenoſſen eigenem Beſtem erhals ten werden koͤnnte. Diſe gaben ſich auch wuͤrklich die Muͤhe ein ſolches zu erzielen und hatten gute Hoffnung darzu, weil diſe Kron ſehr geneigt darzu ſchiene, als der Kayſerliche und Hollaͤndiſche Geſandte Nachricht von ſolcher Unterhandlung erhielten und ernſtlich dawider proteſtierten, weil ihre Prin⸗ cipalen auch keinen Schatten einer Neutralitaͤt geſtatten koͤnnten, worauf der Abgeordnete unverrichter Sachen abziehen muſſte und nur bie Nachricht mac, Yauß bringen Fonnte, daß auf difem Weeg nicht zu hoffen war. Man warf aber anf die Franzoſen ſelbſt den Verdacht, daß fie ſolches den Molläns _ dern verrathen hätten und wuͤnſchten, baß dife Iractaten vereitelt würden, weil fie des Churfürften, als ihres Allierten, und der Kron eigenem

Fuͤnfzehender Abfchnier. 3 29

fe and Alfichten. gerad entgegen Tieffen, welches fie bey verwaigerter 1704 Unterbandlung entdeckt hatten und hingegen auf difem Weeg die Schuld auf andere legen Fonnten. (X) Gleihwohl hatte difer Vorgang dem Nutzen, daß verſchiedene Reichs-Staͤnde die Gefahr des Krayfes jego mehr zu Kerzen nahmen und beförchteren , Daß, wann die beede Krayſe durch die Nachlaͤſſigkeit ihrer Mirfkände zur Werzweifllung gebracht würden, fie andere Magreguln zu ihrer Rettung erareiffen und fih auf die Pflichten derfelben nicht mehr verlaffen börffreu. ie vertröfteren diefelbe deßwegen, daß fie ſich mehrers angreifen und eine gute Anzahl Völker nebft andern Nothwendig⸗ keiten herbey fchifen wollten, wie dann der Magdeburgifhe Geſandte dem Wuͤrtembergiſchen dur ein Billet eröffnete, daß fein König feine allbereitd an der Donan ſtehende Manufchafft allerförderlichit Bid auf 16000 Mann verftärken und mit deſto ſtaͤrkerm Nachdruck allem beforglihen Ungluͤck vors bauen belffen wollte und der Brandenburgiichen Geſandſchafft befohlen habe ſich infonderheit mit der Fränf- und Schwäbifihen Stände Gefaudter zu Mes genfpurg und vorzüglich mit dem Herzoglich = Würtembergifhen Gefandten fleiffig und vertraulich zu unterreden und die Krayſe zu warnen, daß fie nur fi mit einer Neutralitaͤt nicht uͤbereylen möchten. Difer antwortete aber dem Diagdeburgifchen, daß die Mit: Meichd » Stände durch ihr unverantworts liches Zaudern bie beede Krayſe zu deraleichen Schritten felbft noͤthigten und allen Theilen mebr mit einer Neutralität, als mit dem Verderben der Kray> ſe geholfen feyn dörffte. Es flund auch wuͤrklich zu befürchten, daß diſe vers tröftete allerförderlichfle Hülfe vor Ende des Junij ſchwerlich und mithin zu ſpaͤt anfommen dörfite. Und weilder Reichstag neben einer Bayriſchen Bes fagung um fo weniger beftehen Fonute, als dife eine anſteckende higige Krank; heit mit ſich nad) Negenfpurg gebracht hatte, von welder aud) viele Einwoh— ner in die Ewigkeit bingeriffen wurden, fo machten fich die Reichstags Gefands ten gefafft von Regenſpurg abzurenfen und die vertrauliche Unterredungen wur— den geflöret. Nun ſtellte fih der Churfärft feine Leute wieder berausziehen zu wollen, begehrte aber eine Sicherheit zu haben, daß Feine andere Trouppen hineingezogen oder die Donaus Brädfe wider ihn gebraucht werden ſollte, wors über weitläuffige Handlungen gepflogen wurden, da entzwifchen der Churfuͤrſt fi den 9. Januarij der Stadt Paffau und des dabey gelegenen Schloſſes bes mächtigte, und der Biſchoff und der ihm zu Huͤlf geſchickte General Gr. von Groußfeld mit einander zu flreiten Anlaſſ erhielten, welder mehr oder wenis ger einer Verraͤtherey fich ſchuldig machen koͤnnte, worunter viele Schriften in offents *) Gruͤndl. Vorfiellung was es mit dem Krayf= Ausfchreib- Amt und De ‚in dem Schwäb, Crayß por eine Bewandnus habe, pag. 69. num, 3a. fegg.

XII. Theil, It

gg0 Gefchichte der Herzogen von Würtenberg,

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1704 lichem Druck erſchienen. Dann man vermuthete, daß der Uebergabs⸗Accord

ſchon vor dem Angriff richtig geweſen und nur etliche Burger durch das Bombardement den Schaden erleyden muſſten. Die Urſach des Ver— dachts war, weil man behauptete, daß unter den Uebergabs-Punkten auch einer enthalten geweſen, vermoͤg deſſen die Bayern verſprachen ſich von den Defterreichifhen Landen zu entfernen, mweldes fie auch wollgogen und ſich dein Fränfifchen Krayß näberten. 6 i

155.

Des Schwaͤbiſchen Krayſes Angelegenheiten erforderten aber nothwen— dig eine Zuſammenkunfft auf den 7 Januar. nad) Stuttgard auszuſchrei— ben. Dann es wurde zwar im Novemb. des vorigen Jahrs eine zu Lindau gehalten, wohin aber bie Stände des untern Theils wegen Kriegs-Gefahr ſich nicht zu reyfen gefrauten. Man muſſte alfo jeßt den nicht erfchienenen von dem dorten vorgegangenen Nachricht geben. Meiſtens wares um die Winters Duartiere und Poflierungenzu thun. Dife veränderten fih aber faſt täglich nach den Bewegungen der beederfeitigen Armeen, wobey ſich Herzog Eberh. Ludwig fehr beſchwerte, dag man feinen Landen und der Stade Heylbronn die fanıtlihe Chur » Pfälzifhe unartige Trouppen ohne Noth aufbürdete. Es zeigten fi) aud) bey dem Krayß groffe Mängel. Dann ungeacht ſchon vies Ye Stände zur Montierung der Trouppen ihr Geld » Contingent einges - fhicke hatten, fo beflagte ſich doch der meifte Theil derfelben daß fie barfüffig marſchieren muͤſſten. Die Republik Holland wollte auch feine Subfidien #* Gelder mehr geben, ohne welde man doch fremden und einheimiſchen Völkern den norhwendigen Unterhalt nicht verfchaffen konnte und zu Stuttgard wuffte man felbft zu Haltung der Krayß-Seſſionen feinen ſchicklichen Platz auszufinden, fondern muſſte ſolche in einem Privats Hauß und zwar in ded Geh. Rath Badmeifterd obern Saal halten. Zu Res genfpurg ermangelte man hingegen eines Kayſerl. Principal- und Con-Com- miflarii, weßwegen alles in neue Unordnung verfiel, indem die Kayſerl. Re-' Solutionen dem Neich8 : Eonvent burd) das Maynziſche Diretorium bekannt ges’ macht wurden , worüber die Öefandte fehr verlegen fi) bezeugten, da nach dem Herkommen und Regierungd » Form es durch ein Commilfions - Decret hätte gefcheben ſollen. Die Geſandte beſchwerten fih über Schwächung ihrer Frey⸗ heiten und hart angegriffenen Refpect und legten einem Kayſerl. Staats-Rath die Schuld bey, welcher famtlicher und infonderheit der Evangelifchen Fürften Rechten und Vorzuͤgen, wie auch dem Sardinal von Lamberg fehr entges' gen feye und meynen follte bald durch Annulationg - Decreten bald durch

unmoͤgliche Verſetzung des Reichſstags, bald durch vorgefchlagene ſchaͤdliche Par- ticular-Deputationen die Reichsverſammlung zu vernichten oder doch ſelbiger

Sünfzehender Abſchnitt. ad 331

zu der in einen allgemeinen Neichöfrieg gezogenen und verwickelten Stänz 1704 de gröften Tort alle Thätigkeit zu benehmen, mithin der Principal- Commillion aus ihrer anfehnlihen Verrichtung , die Stände aber aus ber Mittheilnehmung des Negiments und die Evangelifhe ihres vor einen Mann ftehenden Corporis und Juris eundi in partes zu verdeingen, welches bißher den bedrangten fhwächern ein fchleuniger Beyſtand, den Widerfachern aber in ihren manderley Anfchlägen und Fridensbruͤchen eine unleydenlihe Hin⸗ Bernud gewefen, weil man nicht ihrem Belieben nach handlen und leyden woll fe, fondern der Ungebühr in corpore communi nomine & uno ore ſich alas bald entgegen feßte, ber bedrangten ſich annahm und auf folhe Weife der Vortheil erhalten wurde, daß difer oder jener Gefandter, infonderheit durch des Öegentheild gewönliche Droyworte, falfye und verleumderifhe Auflagen und andere dergleichen Raͤnke nicht fhüchtern gemacht oder ſonſt gefährt wers den könnte. Man verwunderte ſich fehr darüber, daß jeßo, da infonderheif die Epangelifihe ſich am meiſten der allgemeinen Noth entgegen feßten und dem Hauß Oeſterreich den beiten Beyſtand leifleten, dergleichen unternehmen wollte. Es war aber der alte Kunflgriff, daß man die Evangelifhe Hülfe gern annahme, wordurch dife ihre Kraͤfften verlohren, indem man fie gleichz fam an die Spiße ftellte aud in der Gefahr nicht unterflüßte, damit man feine eigene noch aufrecht erhaltene Kräffte wieder fie deflo fiherer gebrauchen koͤnn— te, Die Evangelifhe bemerkten alfo geboppelte Noch und Angriff, indem der Kayferl. Hof mit feinem Feind, dem Churfürflen von Bayern, auf einen Endzweck arbeitete, welcher zugleich jene zu ſchwaͤchen die Abſicht führte, Dann indem er ſich der fuͤrnehmſten Reichs-Staͤdte in Schwaben bemächtigte um foldye aid Bayriſche Lad» Städte zu behalten und zu foldem Ende ihre Städt: Verfaffung änderte, fo erinnerten fich die Evangeliſche, daß die Kron Schweden in dein 30. jährigen Krieg ſich offentlih vernehmen laffen die Waf⸗ fen nicht eher niderzulegen, bis die Stadt Augſpurg gänzlig reſtituiert ſeyn würde, weil der Evangelifhen Haupt⸗Staͤrke in den fürnehmflen Evangel. Meichys » Städten beflünde and der Kanig Guſtav Adolph dem fchuellen glüclis hen Fortgang feiner Waffen nähft Gottes Huͤlfe vornemlich difem Behuff zus geſchrieben, welches auch die Catholiſche Geiſtlichkeit nur allzuwohl gewuſſt und deßvegen ſolchen Reichs-Staͤdten Fallſtricke gelegt und nachgeſtellt habe. Dein Churfuͤcſten war aber auch nicht unbewuſſt, daß, wer Augſpurg, Ulm und Memmingen im Beſißtz hätte, in dem groͤſten Theil des Schwaͤb. Krayſes die Herrſchafft aushben und das Direltorium führen könnte. Man hatte au gewiffe Nachricht, daß man am Kayf. Hof, wie and) bey Engel: und Hola land mehr auf ihr Interefle fähe den Churfuͤrſten wieder auf ihre Seite zu ziehen, als auf die Erhaltung des N Epangelifhen Wefens und des Krays * fes

332 Geſchichte der Herzogen von Würtenberg,

1704 ſes ihr Augenmerk richtete. Man fand deßwegen rathſam bey diſen Maͤch⸗

ten, wie auch bey Schweden, Daͤnemark, Preuſſen und den fuͤrnehmſten Evangeliſchen Staͤnden ſich fleiſſig zu bearbeiten, worinu Herzog Eberh. Lud⸗ wig alle Muͤhe anwendete. x

Sa: 358 Entzwiſchen fiel der franzdf. Marfhall de Marfin mit einem Theil der in Bayern ftebenden Armee und der Commendant zu Ulm de Blainville mit einem Theil feiner unterhabenden Beſahung in Franken und Schwaben ein. Der Vegtere überrumpelte den 12. Sannarit die Stadt Ölengen und der erſtere ſuch⸗ te den Fraͤnkiſchen Krayß beim und thate mis Braudſchaßzangen und Plündes zungen groffen Schaden. Herzog Eberh. Ludwig flund damahlen mit 7. theil® Schwaͤbiſchen Krayß⸗ theils feinen in Hollaͤndiſchem Sold flehenden Negimens tern bey Aalen, zu welchen nod 3. Weſtphaͤl- und Pfaͤlziſche Regimeuter flofe fen follten , mit welchen ev dem de Marlin auf den Hals eylete, welder die Stadt Nördlingen hinweg zu nehmen ſuchte, aber bey ſolchem Succurs auf fein Vorhaben Verzuͤcht thun muffte. Und als Prinz Carl Alexauder von Wuͤrten⸗ berg , welcher bey der unter dem Öeneral von Thuͤngen flebeuden Armee fi befand , erfuhr, daß der de Blainville die Stadt Munderlingen an der Donau belagerte, um ſich folden Paffes über difen Fluſſ zu bemeiflern und die Vers einbarung der franzdf. und Bayriſchen Armeen zu erleichtern, fo kam er diſer Stadt zu Huͤlf und zwang difen Franzofen nicht allein dieſe Stadt zu verlaffen, fondern auch über Half und Kopf fih nah Ulm zuruc zu ziehen. Dife Vers richtung war deflo mehr ruͤhmlich, ald der Schwaͤbiſche Krayß wieder in groͤſter Gefahr fund, weil ein neuer franzöfticher Succurs nach Bayern in Bereitfchafft am Rhein fund und die fhon in Bayern waren, den Weeg demfelben durch dad Herzogthum Würtenberg zu bahnen droheten. Dagegen fehlte es überall an Renten zum gnugſamen Widerfland und jedermann legte die Schuld auf dem Schwäbifhen Krayß. Dann er hatte nicht mehr ald gooo. Mann aufzuftellen und follte vermög der Allociation deren 12000. ober nad) Proportion bed fräns kiſchen Krayſes wenigſtens 14000. Mann auf deu Beinen haben. Die Stände fahen die Gefahr vor Augen und waren durch die überall andringende Noth bey nahe in die Verzweiflung gefegt,fo, daß, ald auf den 27. Martijein KrayßtagzuEfflin⸗ gen gehalten wurde, ber Wuͤrtembergiſche Direktorial- Gefandte von Backmeiſter fi nicht getraute in der Propofition zu gedenken, daß dem Krayß die Schuld des betrübten Zuftandes. beygemeffen würde, weil berfelbe nicht in Zeiten, da man noch wohl gekonnt , difem Unfall mit Nachdruck begegnet wäre, beſonders, weil der Margarav Ludwig von Baden benfelben treu» und eruftlich gewarnet hatte ſich in beffere Verfaffung zu feßen. Gleichwohl Eonnte er ſolches nicht gänzlich mit Stilljchweigen übergehen, weil Herzog Eberhard Ludwig ſelbſten auch ſolche pn aͤr⸗

| Sünfzehender Abſchnitt. 333 An um rl a a Ta nn 2 1 H 2 rn BER en a Fe ſtaͤrkung gern gefehen hätte, fagte aber nur, daß er folde Aufbürs 1704 dung an feinen Ort geftellt feyulieffe und die vorhin nidergefchlagene Ge: | muͤther niche mehr betruͤben wollte , jedoch nicht zweifle, daß man jeßo zu ſpaͤt bereue den Reichsſchluſſ und die nad) des Krayſes Lage und der noch in friſchem Gedaͤchtuns fenender Erfarung erforderliche militarifhe Verfafung aus ben Augen unter einer falich einzebildeten dconomifchen Abfihe durch die mehrere Stimmen hindan gefeßt zu haben. Jehzt muͤſſe man aber eine fremde Laſt tra— gen, die man ſich um ein merkliches haͤtte erleichtern koͤnnen. Man ſey zwar in Umſtaͤnden, da man ſich weder zu rathen, noch zu helfen wiſſe: dannoch muͤſſe man den Muth nicht ſinken laſſen, ſondern der göttlichen Regierung vers trauen, indem es dad Anſehen habe, daß das von den Rebellen in Ungarn aufgegangene , aber fchon etwas nachgelaffene Ungewitter ſich gar bald wieder legen würde, Der Rayfer frage mit dem nothleydenden Krayß ein groffes Ers baren und die Königin in Engellaud habe denfelben ihrer Koͤnigl. Milde, wie auch die Öeneralz Staaten nicht nur ihres Beyſtands durch Schreiben , und mundlih duch ihrem Geſandten den Baron von Rechtern verfichern laſſen, fons dern auch aller dienlicher Orten die Hülfe und rechtſchaffene Unterſtuͤhung ans empfohlen. Der König in Preuffen habe zwar einige Vergeltung für feinen Beyſtand verlangt, allein ed verlaute , daß der Kanfer ein Mittel gefunden, vermoͤg deſſen man ſich ſeines Succurfed unentgeltlich getröften werden koͤnne, wegwegen dad Ausſchreib⸗Amt hoffe, daß beede Krayfe Franken und Schwaz ben herzhaft zufamen tretten, ihre unterm fremden Jod ſeufzende Wie: Stäns de befreyen and den Ruhm difes ſchon zwey Jahrhunderte fo feft beyſamen ers baltenen und andern zu einem löblien Exempel dienenden getreuen Reiches Gliedes aufrecht behalten werde. Ss fiel aber freylich ſchwer nur die Recrou⸗

tierung und noch vielmehr die Vermehrung der noch ſtehenden Verfaffung zw ers langen da alle Stände über die Ungezogenheit der Kayſerlichen, Holländer,

Sachſen, Pfälzer und Weſtphaͤliſhhen Trouppen erflaunliche Klagen führte , daß fie durch ihre Gewaltrhärigfeit die Stände auffer allen Stand feßten. Nur das Haug Fuͤrſtenberg und Sulz, wie auch das Stifft St. Blaſij erbothen ſich ein ganz neues Regiment aufzuſtellen, wofern das Hauß Württemberg und ek liche audere Stände ihre Eontingenter darzu ftoffen laffen wollten.

\. 157.

Nicht aber der Schwaͤbiſche Kray allein, fonderw das ganze Reid) nahm Antheil an der Sorge für die beffere Kriegsverfaſſung, weldye hingegen durd) andere Materie unterbroden wurde, Dann ed mengten fih die Neligionds Sache und die Klage wider die Andringlichkeit dev Ritterſchafft darein, weil man fi vorher verbindfich gegeneinander gemacht hatte, daß eine Materie mit der andern abgehandelt werden follte , aber diſe beede letztere

t 3 infs

334 . Befcbichte der Yerzogen von Wuͤrtenberg, TEEN EEE ET en 1704 hintangefeßt wurden, worüber fih die Evangelifche fehon den 7. Martij I vermittelſt eines durch den Magdeburgiſchen Geſandten abgelegten Voti communis ſehr befhwehrten, daß die Catholifche weder die Benennung ihrer Ge⸗ ſandten zu derverglihenenDeputation eröffuen wollten, ſondern jederzeit Hinder— nuſſen in den Weeg wärffen (2), zugleid; aber auch jeder Öefandter wegen der Meichs » Kriegs : Berfaffung feine Stimme ablegte. Der Würtembergifche tratt diſem gemeinfchafftlichen Evangeliſchen Voto bey und eutſchuldigte nicht allein den Schwaͤbiſchen Krayß wegen nicht hinlaͤnglicher Vertheydigungs-Anſtalten, ſondern behauptete auch, daß man bey dermaliger Beſchaffenheit des Reichs nicht mehr auf die projectierte Anzahl der Contingenter einige Ruckſicht neh— men koͤnnte, fondern jeder Krayß und Stand dem Benfpiel des Fränf- und Schwäbifchen folgen und nad) allen jeinen Sräfften die Rettung des Reichs bes fördern muͤſſte. Diſes könnte aber nicht bewürket und von dem Papir in Die ‚That gebracht werden, als wann man ed redlih mir andern meynte, alle bes fondere Abſichten auf die Seite ſetzte, ein gutes Vertrauen gegen einander häts te, zufolge der Treue und Glanbens, wie aud) der Reichsverordnuugen ein jez der dem andern dad feine ungeſtoͤrt lieffe und die befandte Hindernuffen aus bem Weeg raumte, infonderheit aber die hohe Reichs-Lehen an ihren fürnehmflen Befuͤgnuſſen nicht ſchmaͤlerte, mithin Chur-Fuͤrſten und Ständen, ja ganzen Kranien, zumahl dife für den Kayſer und dad Reich alled aufjegten, die zu fols. cher Verfaflung unentbehrliche Jura armorum & collectarum gegen allen fers nern hoͤchſtſchaͤdlichen und ungerechten Eingriff fiher ſtellete, wobey ein jeder ſich ohnehin zu fügen ſchudig wär. Difes alles fey bilih und leicht, wann man nur wollte und ſich ſelbſten wicht Länger zu feinem Verberben im Weeg zu ftehen begehrte. Er hängte dije Beſchwerde mit an, weil dad Reichſs-Directo- rium fehr ungern ſolche Materie zur Propofision brachte. Zwar kam fie den 11. April endlich vor im Fuͤrſten⸗Rath und fo wohlinder Wuͤrtenbergiſchen, als Ca⸗ ſtelliſhen Sache erfolgte ein guͤnſtiger Schlaff fuͤr beede Theile wider die Ritter⸗ ſchafft (a). As fie aber zur Ke-und Correlation gelangen follte, fande fie wieder Hindernuffen, indem die Nitterfhafft abermahl ein Memorial nebit einem Auszug aller ihrer wider das Haug Würtenberg verfertigter Schriffs ten an den Reichs-Convent einſchickte. Es bemerkte aber jedermann , daß “fie den Statum Controverfiae zu ihrem Wortheil ganz anderſt vorgelegt , als er in der That war. Das Churfuͤrſtl. Collegium wollte dife Sache nicht berühren, fondern fuchte folche zu hindern oder durch der dergleichen wankels müthige Säße in gröffere Weitlaͤuffigkeit, durch dife aber in Verwirrung zu ringen. Der Chur» Bayrsund Saͤchſiſche Geſaudte bezogen ſich {hen drey Jahr lang auf den Mangel eines Verhaltungs-Befehls, doch, daß der Letz⸗ tere nichts hindern wollte, weil ex uͤberhaupt in diſer Materie zu Gunſten der ur⸗ (z) Theatr. Europ. Tom. XVII, pag. 7. (a) vid. Beyl. num. 63.

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Fuͤnfzehender Abſchnitt. 335

Fuͤrſten zn ſprechen bereit wär. Der Chur⸗-Trieriſche war ein Ritter» 1704 ſchafftlicher Drdinari» Correlpondent, welcher aud) die Ritterfhafftliche Schrifften unter der Hand austheilen lief und zwar verficherte eine guͤnſtige

Inſtruction zu haben, aber gerade das Öegentheil in der That zeigte, wie

auch der Pfaͤlziſche Sefandte untren an feinem Principalen handelte, indem ex wider deſſen offenbares Interefle dife Sach au den Kayſerl. Hof gezogen has ben wollte, Der Würtenbergifhe Geſandte wurde bey folden Raͤnken derges ſtalt in die Ungeduld gebracht, als das Churfürftt. Collegium dife Materie fo ſehr hintanfente und den 18. April die zwifchen dem befandten Cammer⸗ Gerichts: Beyfigern Wiganden und dem Bifhoff von Würzburg obſchwebende Händel wider die genommene Abrede folher vorzoge, daß er fih offentlich dawider in feinem Voto beſchwehrte. (D) Eutzwifchen gewann die Ritters {Haft Zeit mit einer abermaligen Schrift unter dein Titul: Kurze und wahrs haffte Borftelluug das Nittergut Lindach betreffend, hervorzutretten und ſich mit theild offenbar ungegründeten,, theild fehr ehrenruͤhrigen Saͤtzen zu vers theydigen,, indem fie darinn behauptete, dag das Jus colleitandi, armorum &c, zu Lindach ante feudalitatem niemalen den Haug Würtemberg, fon: dern der Nitserfchafft gehört babe und daß überhaupt das Beſchatzungs-Recht im Reich ein Kayſerlich Refervat, wie auch die Reichs-Ritterſchafft fehr alt in ihrer Berfaffung und hingegen dad Herzogl. Hauß Wuͤrtemberg fehr neu und vor der Kreitione ducatus ſehr wenig bedeutend gewefen. Man hielte aljo durchaus davor, daß es eine Schrift fey, welde Materie zu Unterbals tung neuer böfen Raͤnke denenjenigen an die Hand geben und fie Füßlen follte, welde in Vorzugds Sachen und andern bergleihen Gelegenheiten eine niders traͤchtige Eyferfucht wider das Alt-Fuͤrſtl. Hauß Würtemberg, welches ſchon im es beiden Jahrhundert unter die mächtigften Hänfer in Ober » Teutfchland gerechnet worden, (c) hegen und. bey jedem Anlaſſ an den Tag legen. Und wider daß DVorgeben, ald ob das Jus colledtandi ein Refervatum der Kayfer war, leh⸗ nete fih das Churfuͤrſtl. Collegium beſonders durch eine feyerlihe Proteffas tion auf offentlihem Reichötag ad Protocollum auf und ald das Oeſterreichi— {he Fuͤrſten-Raths-Directorſum diſes Collegium begätigen wollte, als ob die Ritterfhafft nur die Meinung gebabt, daß in ältern Zeiten die Kayſer difes Recht gehabt, fo widerſprachen ihm alle Fürftlihe Gefandten , daß die Rays. fer au daffelbe weder in Ältern, noch in neuern Zeiten die. geringfte Auſprache gemacht oder machen koͤnnen und man nur einfaltige und ungelehrte Xeute defs Lb) wid. Beyl. num. 65... ſen (c) Die Graven von Wuͤrtenberg hatten nicht nur die Gegend der eigentlich Würze tenb. Lande, fordern auch andere z. E. die Grasfchafft Egloff, die Lainauifche Lande bey dem El, Greuzthal, und fonft-auf dem Schwarzwald und in Ober: Schwaben. Weil fie ſich aber in viele Linien vertheilte, fo fielen fie meiftens ‚andern Befizern zu

336 _ Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

1704 fen bereden koͤnnte. Es mag auch diſer Umſtand, daß die Ritters

ſchafft ſolche verwerfliche Gruͤnde auf die Bahn gebracht, die Churfuͤr— ſten bewogen haben nunmehro diſe Sache in Ueberlegung zu nehmen, indem der Chur⸗Saͤchſiſche Geſandte dem von Hiller den 22. May die Nachricht ertheilte, daß ihm fein König eine Inſtruction des Herzogs Abſichten uud Wunſch gemäß ertheilet habe, und den 23. May das ganze Collegium aufdife Seite tratt, fo, daß endli den 4. Junij ein Conclufum trium collegiorum zum WVorfchein kam, worinn der Churfürftl. Schluff zum Grund geleget wurde. (d) Nichts defloweniger berichtete der Öefandte, daß den 7. Julij difes Reichs-Gutachten von dem Chur: Maynzifchen Direltorio noch nicht an den Kayf. Hof abgeſchickt worden, weil daffelbe vorher eine Verehrung erwartete, ohne welche nichts ers langt werden koͤnnte. Als aber 102. Ducaten deinfelben zugedacht wurden, fo wurde die Abſchickung endlich erleichtert, ! |

F. 158.

Entzwifchen erbielte Herzog Eberh. Ludwig zu Anfang des Aprilen von dem Holländifchen Sefandten Nechtern von Almelow die Nachricht, daß von den Zwölf an der Donau flebenden Bataillons die meifte abzund an die Mofel geben follten, welches eine allgemeine Beſtuͤrzung verurfachte, weil fie den arös fien Theilder dortigen Infanterie ausmachten und der Churfuͤrſt Anſtalten vors

kehrte einem neuen Succurs entgegen zu geben. Auf der einen Seite war mau faſt gezwungen die Hollaͤndiſche und Saͤchſiſchen Volker abzuführen, weil diſe Schutz— engel zur Straffe des Krayſes da waren und alles aufzehrten und auf der andern Geis te wurde derfelbe dem Feind bloß geftellt. Bey dem Abmarfch der Sachen mufften fie mitz ten durch das Herzogihbum Wuͤrtemberg gehen, wo fie nicht zum Beſten hsuferen und gleichwohl ihr commandierender General von Schulenburg noch auf eine Verehrung Anz ſprach machte. Man hätte fie noͤhig gehabt, weil die Feinde jo wohl an der Donau,als am Rhein unerſchwingliche Sontributionen in dem Herzogtbum und in dem ganzen Krayß aus— ſchrieben. Diefelbe zogen fich ftark bey Regenſpurg und Donewerth zufammen, worüber fo wohl der von Rechtern, als auch die Franfen fid) fehr mißvergnuͤgt bezeugten, und zwar dije , weil man unerwartet der Preuffifchen Voͤlker fo viele Völker von der Donau ab- und in die Linien zoge und der von Rechtern, weil die Nepublif ihre Völfer nicht zu ihrem eige— rien Gebrauch abmarfchieren loffen Fonnte, wordurch ihr Gefandter zu drohen ‚bewogen wurde, daß, wann man fich bey dem Reich auf nichts verlaffen Tünnte, die Staaten mit demfelben nichts mehr zu fchaffen haben wollten. Man hatte alfo nebft der” Gefahr aud) den Schimpf mit dem Zuruckhalten und Zaudern gewonnen. Dagegen verfprach er, dag, wann fie fih ernftlich angriffen, fie ihres Eräfftigften Beyſtands verfichert feyn Tonnten, Inden die Staaten wohl wüflten, was an den beeden Krayfen Franfen und Schwaben gelegen ey. Zu ſolchem Ende reyffte er felbft zu dem Marggraven von Baden und fuchte ihn darzu zu vermögen, damit Die beede Krayſe der Frankfurter Abrebe gemaͤß mit Zufemmenztehung der Trouppen bedeckt, das Commando ander Donau recht beftellt , die Magazine wohl eins gerichtet und die farutliche Trouppen zur Ausrucdung und Formierung folcher Lager, die einander im Nothfall unterftügen und die feindliche Abſichten unterbrechen koͤnnten, befelcht wuͤrden. Allein der König in Frankreich war entfchloffen den Plan, welchen er mit dem Ehurfürften abgeredet hatte, auszuführen und den Krieg mitten in Teutſchland zu ſetzen.

(d) Beyl. 06, Dann

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Dann die Franzoſen giengen zu Aufang des May-Monats unter Anfuͤhrung des Marz 1704 ſchalls de Tallard über denRhein und zogen ſich gegen dem Kinzinger Thal und Schwarz⸗ wald. Der Churfuͤrſt hingegen lagerte ſich bey Ulm un die Bereinigung mit dem neuen franzöfte ſchen Succurs zu erleichtern. Nun hatte zwar der in Ober-Schwaben commandierende Kayrerl, General: Feld: Marihall von Thuͤngen fich bey Tuttlingen gegen dem Schwarzwald und den Linien gezogen den Churfürften an dem Heroufziehen an der Donan und die Franzofen anweiterm@inbruch undVerſtaͤrkung zu verhindern.Er war aber nach dem Abmarſch der 5000 Sachſen nach Polen an Infanterie zu ſchwach die gezogene Linie wider Die auf beeden Seiten anruͤckende Franzoͤſiſche und Bayrifche Armeen zu behaupten und muffte fich nach Rotweil in das Herzogthum Mürtemberg zuruczichen um auch feiner feits den Succurs zu erwarten. Herzog Eberh. Ludwig ſtund bisher mit feinen eigenen Hands Trouppen von 4000. Mann zu Unter-Tuͤrkheim, und kam die Ihüngifche Armee zu verſtaͤrken mit feinem Corpo fiber Tuͤ— Bingen und Sul; den 1a May eben zurrechten Zeit aud) zu Rothweil an, als die Gefahr wes gen des andringenden Feindes am gröften war, welche er abzuwenden Durch den wenige Tas ge hernach mit 75000 Dann Brandenburgern und Sranfen anfommenden Marggraven von Bareuth in den Stand gefeßet wurde. Den 10. May übernahm der Generalskieutenant Marggr, Ludwig wieder das Commando difer Armee, mit welcher er fo gleich gegen Villingen wider den Feind anrudte um Ihn zu einem Treffen zu noͤthigen. Difer hatte aber Feinen Luft fi) einzulaffen, fondern nahm feinen Marfch immer auf der rechten Hand fort gegen Bay— ern, welchem nach die Ailierten ihm nachfolgten und fich bey Duttlingen lagerten, wo der Herzog init einem Detachement ausgienge und einer ftarfen feindlichen Convoy begegnete, welche er nach einem harten Treffen zu ſchlagen zud nicht allein den gröften Theil des Churz fürftlichen DübersService, fondern auch) deffen Kriegs-Canzley zu erbeuten das Gluͤck hate te. Beede Armeen aiengen hierauf in die Grabſchofft Nellenburg und kamen bey Stocdach fo nahe bey einander zu ſtehen, daß fie einander in Ihren Lagern mit canonieren beumuhigten. Der Churfürft gieng über Pfullendorf na) Ulm, dem die Allierten aufder Seitenachfolg- ten, bey Riedlingen die Donau poffierten und fich ebenmäffig unweit Ulm fetten. Weilnun die Engel- und Hollaͤndiſche Armeen im Anmarſch waren und der Herzog von Marldorgug uebit dem Prinzen Eugenins von Savoyen zu Stuttgard erwartet wurden, fo reyffte Herzog Eberhard Ludwig yon der Armee ab und kam den 19. May ebenmaͤſſig dafelbft an ſolche Gaͤ⸗— fie zu empfangen, und fich mit ihnen zu verabreden, $...153 Difer Völker Abſicht zu verbergen gab man vor, daß fie an der Mofel zu fchaffen finden wuͤrden und lieſſ am untern Rhein eine groffe Menge Schiffe mit vielem Prosiant, Stuͤcken, Munition und gnderm Kriegs-Geraͤthe nach) Colin und Coblenz gehen, weßwegen die Franzoſen nicht-anderft glaubten, als daß es Trarbach, Diedenhofen und andere Orte an der Mofel gelten würde, worinn fie defto mehr beftärft wurden, ald der Herzog von Marlboroug feinen Marſch gerad nach diem FSluf nahm. Nachdem aber derfelbe ſich plotzlich auf die linfe Hand wendete und. bey Koblenz über ven Rhein und von dar auf Maynz gienge, meynten fie, dad es auf Landau und dad Elſas angefehen wäre. Hier fanden fie, das fie ſchon zweymal betrogen feyen, indem der Herzog bey Ladenburg den Neckar paſſier— te und gegen dem Herzogthum Würtenberg den Marſch nahm. Der Ehurfürft zieng aber mir feiner ganzen Macht vor das Ulmiſche Schloſſ Albeck, wortum eine Wirteiubergifche Beratung lag, und fieng es den 6. Zunii an törmlich zu belagern. Das Schlaf war aber nicht ſo befchaffen, daß es eine harte Belagerung aushalten fonnze und als infonderbeit der Chorfuͤrſt dem elben mit beftändigem Canoniren und Bombardieren ftarf zufeßte, auch ende licy eine Bombe das Schloff anziindete, fo mwte fish die Befagung nebſt der Veſtung auf Gnad und Ungnad ergeben, worauf der Churfuͤrt das Schloff vollends fprengte und das XII. heil, Un ® 137

Fuͤnfzehender Abſchnitt. 337

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338 Gefcbichte der Herzogen von Wuͤrtenberg,

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1704 platte Land, fo weit er reichen Fonnte,äufferft verheerte um den Alltertemallen Unterhalt‘ zu benehmen. Den 8. Junii fameder Engel=und Holländische Succurs bey Heylbronn an. Er beftund aus 30000. Mann und nahm die avallerie linker Hand des Nedars den Weeg über Lauffen, Marpach, Schorndorf und fo weiter; Die Englifche Infanterie famt der Artillerie, Schiffbrüden, und anderm Kriegsgeräthe gieng rechter Hrud des Nedars über Bracenheim, Bietigheim, Aiperg, Canftatt bis Göppingen : Und Die Zte aus denen in Englifchs und Holländifhem Sold geftandenen Lüneburg» Heffifchen und andern beftes hende Colonne nahmen die Route tiber Bayhingen an der Enz, Leonberg und Böblingen und vereinigte ficd) zu Göppingen mit den übrigen Colonnen, Die groffe Generals der Kay⸗ ferl; General Lieutenant Marggr, Louis von Baden, der Engliſche Herzog von Malboroug und der Prinz Eugenius von Savoyen hielten demnach den 0. Funii mit Zuzlehung Herz zog Eberhard Ludwigs eine geheime Konferenz in einem zwiſchen Waibligen uud Schorne dorf gelegenen Dorf groffen Heppach wegen der in gegenwärtiger Campagne porhabender Unternehmungen, worauf Herzog Eberh. Ludwig wieder zu der bey Ermingen ftehenden Armee gieng, welche den 24. unit auf Elchingen ruckte, wo fie fich mit den Engel= und Holländifchen Völfern vereinigte und in dad Amt Heydenheim, wo fich dife Armee unweit des Klofters Herbrechtingen lagerte ruckte. Hier traff bey derfelben die noch zuruckgeblies bene Englifche Snfanterie nebft der Artillerie und den Schiffbruden ein. Nun war das Herzogthum Würtenberg von der Dongufeiten in Sicherheit gefetst und am Rhein bedeckte folche3 der Prinz Eugeniud von Savoyen wider die beede franzoͤſiſche Marfchälfe Villeroi und Tallard, weldye, nachdem letzterer dem Churfürften neulich die Verftärfung von uns gefähr 9. bis 10000. Mann zugeführt hatte und ſich wieder zu der am Rhein ftehenden zahlreichen Urmee begeben hatte, mit einer ftarfen Armee noch ſtunden. Weil diſes Prinz zen Armee hinter den Linien bey Bühl fehr ſchwach war, fo wurde fie mit den, Königl. Preuſſiſchen, welche über Urach, Tuͤbingen und Calw marfchierten und mit denen and den NMiderkanden unter Anführung des Herzogs Carl Rudolph von Wärtenberg : Neuftatt kom⸗ menden Dänifchen Völkern verftärft. Weil nun die an der Donau fiehende allierte Armee gar genug war etwas wichtiges auszuführen und den Churftirften in die Enge zu treie en, fo fuchten fie einen Paſſ in des Churfürften Kande zu eröffnen und brachen von Here brechtingen den 30, Zunit gegen Donauwehrt auf um das dafelbft auf den Schellenberg befindliche feindliche Retrenchement anzugreifen , welches mit 20. Bataillons und 20, Esquadrons Franzofen und Bayern unter dem Chur s Bayrifchen General Arco bejegt war. Des Herzog Eberh, Kudwigs Leib -Regiment Grenadierer waren auch darzu coms mandiert und die Allierte hatten dag Gluͤck nach einem unglaublichen Widerftand und fehr hartnäcigen Gefecht innerhalb zwo Stunden daffelbe zu überfteigen. Herzog Eberhard Luds wig ftund mit der Gavallerie rechter Hand des Bergs 8. ganzer Stund unter dem Feur von - der Stadt und dem Retrenchement und befam auch vornen auf der Bruftharnifc) einen Muſqueten-Schuſſ, welcher aber nicht durchgieng, fondern nur eine Quetſchung verurfachte, wie aud) Prinz Carl Alerander in dem Angriff eine Verlegung in das Die Bein bekam. Nachdem and) die feindliche Esquadrons nad) Überftiegenem Retrenchement vom Schels lenberg herab gegen der Stadt Donamdrt und felbiger Bruden eyleten, wurden fie voondem Herzog vergeftalt empfangen, daß der meifte Theil Davon nidergemacht und bey goo Mann in die Donan gefprengt , aud) verfchiedene Standarten, welche noch bis auf die unglüflicye in dem Neuen Bau zu Stuttgard Anno 1757, entftandene Brunft aufbemahret worden, ers beutet wurden. Difes fiegreiche Treffen, welches fich den 2. Julij ereignete und worinn 13, feindliche Bataillons und Esquadrons gänzlic) ruiniert wurden , hatte verfchiedene Fols en. Dann obfchon die feindliche Armee fich an dem Kechfluff nocy fe vortheilhafft vers chanzte, daß man ihr nicht beylommen konnte, fo wurde Doch der König In Frankreich * N)

Sünfzebender Abſchnitt. 339

\ thigt demChurfürften einen ner enSuccurs von 3z5000 Mann eylends zufchicken und dae 1704 Durch ſeine Armee am Ober⸗Rhein zu Schwächen, zumahl derfelbe meiftens aus den Troup⸗ pen des Königl. Haufes beſtunde. Dann der Ehurfürftl. Armee war die Zufuhr der Lebende Mittel bey nahe ab geſchnitten, weil die Dänifche Cavallerie von 21. Esquadrons unter dem obgedachten Herzog Carl Rudolph von Würtenberg von der Armee am Rhein anlangte und bisnach München zu ftreiffen die Ordre hatte. Tallard meynte unterwegs ſich der Stadt Billingen zu bemeiftern, Die Noth der Churfürftlichen Armee zmang ihn aber um fo mehr die Belagerung aufzuheben, als der Prinz Eugenins von Savoyen ihm mit einer wiewohl fchwächern Armee auf dem Fuß nachfolgte. Der Churfürft wurde auch beugfamer gegen der Reichs-Verſammlung und der Stadt Negenfpurg gemacht, indem er den 11. Zulij die Bes fatzung aus der Stadt, jedoch gegen Ausitellung eines Neverfes, daB Feine andere Trouppen zur Beſatzung hinein gelegt werden follten, abführen lieffe. Der Würtemb. Gefandte mochte viel darzu beygetragen haben, weil die Stadt deßwegen ein Dankfihreiben an den Herzog erges hen lieff. (e) Es hätte aberfolches bey nahe zu groffen Zwiftigfeiten Anlaffgeben fönnen, ins dem der KRayferl. General Erbeville ungeacht des von dem Reichs-Convent ausgeſtellten Res verfes fich der Stadt am Hof bemaͤchtigte und der Stadt Regenfpurg eine Kayferl. eigens aufdrang. MWeilnunentzwifchen der Marechallde Tallard dem Churfürften den neuen Suc⸗— curs zugeführt und unter dem hochmütigen Gompliment vorgeftellt hatte: Monfeigneur, je vous prefente iey cette Armee invincible, qui a pris Landau, battules ennemis A Spi- erbach , pafl& les lignes malgr& tout Peffort de les garder & quivous mettra en etat de poufler votre deffein A bout en furmontant toutes les difficultes par la valeur de nos trouppes,, fo ftund nun nod) zu beforgen, daß das Blatt fich wieder wenden und derChur⸗ fuͤrſt Gelegenheit ergreiffen dörffte fi) an der Stadt Regenfpurg zu rächen, auch Die Reichs⸗ Berfammlung den Schimpf davon tragen dörffte, aldob diefelbe wider ihr gegebenes Wort ehandlet hätte. Der General d’Erbeville entfchuldigte fich mit der von dem Marggraven von Baden empfangenen Ordre. Die meifte Gefandte waren aber über diefelbe fehr mißvergnuͤgt. = Ne I 60. Zu allem Gluͤck wandte aber der Sieg der Allierten bey Höchftett alles ab. Dann während dem, daß Tallard jenfelt der Donan gegen Ulm fich näherte, bedecfte auf der andern Seite der Prinz Eugenius das Herzogthum Wuͤrtemberg und lagerte fich in dem Heydenhei« mer Amt, dagegen der Feind ans feiner Verſchanzung bey Auafpurg aufbrach und die allierte ‚Armee fic) trennte, ald der Marggrav von Baden mit einem Theil der Armee bey Neuburg üs ber die Donau gieng um die Stadt Ingolſtatt zu belagern. Der andere und ftärkere Theil der Armee, bey welcher Herzog Eberh. Ludwig und der Herzog Carl Rudolf war, gieng unter dem Herzog von Malborong gegen Rayn um der Donau nahe zu ſeyn. Weilnun der Feind fich ebens mäßig diſem Fluſſ in der Abſicht näherte den Prinz Eugenium „welcher zwifchen Heydenheim und Donawerth mit feiner Kleinen Armee ftund, über den Haufen zu werfen, fo gieng Herzog Eberh. Ludwig den g. Augufti mit einem Detachement von 29. Esquadrons von der Haupt⸗ Armee über den Lech und Donau difen Prinzen eilends zu verftärfen, welchem auch den folgen⸗ den Tag die ganze allierte Armee nachfolgte und fich bey Donauwerth poftierte, mit welcher fich ver Prinz vereinigte. Nun war die allierte Armee nach folcher Zrennung nicht mehr fo ſtark als die vereinigte Bayı = und franzoͤſiſche Armee,mit welcher dife Feinde fih groffe Dinge aus⸗ zurichten Die Hoffaung machten. Ihr Abfehen war fich zwifchen jener und dem Herzogthum MWürtemberg, wie bey Augfpurg, zu verſchanzen und darauf mit einem groffen Theil ihrer Ars mee unterdem Marſchall Tallard in difes Herzogthum einzubrechen, weldyem der Marſchall von Villeroy durch den Schwarzwald entgegen gehen follte folches gänzlich zu verwüften und nach ſolcher Berrichtung ganz Teutfchland fic) zu unterwerfen. Der Plan war fchon und glaͤn⸗ zend. Niemand wollte aber glauben, dag der Churfürft etwas dabey gewonnen,fondern nur Die (e) vid, Beyl, num, 67. uUu2 Kron

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340 Geſchichte der Herzogen von Wuͤrtenberg, Luͤnfzehender Abſch.

KronFrankreich durch Ausfuͤhrung desſelben die Univerſal-Monarchie zu ſtand gebracht und den Churfuͤrſten zu ſeinem Vaſallen und Pair gemacht haben wuͤrde. Zu des ChursHaufes Bayern groͤſtem Gluͤck unternahmen aber die muthige Generäle DrinyEugenius und Herzog Malbo—⸗ roug der Feinde hochmuͤthige Auſchlaͤge durch zwo Schlachten nemlich die am Schellenbergund die bey Höchftett mit Gottes Hülfe niderzufchlagen und zu vernichten, Difes Vorhaben war fchon vorhin bey dem den 6. Aug, zu Neuburg gehaltenen Kriegs-Rath aufdie Bahn gebracht, da zwar Prinz Eugenius durchaus nicht zu legterin Treffen eimwilligen wollte unter dem Vor— wand, daß Engelland nichts, fondern der Kayfer alles auf die Spiße ftellte ; als aber der Herz zog von Marlboroug betrübt aus der Eonferenz weggieng, weilder Marggr. von Baden mit dem Prinzen ausalläugroffer Vorſichtigkeit mit einftimmte, fehickte der Prinz Eugenius dem Herzog ein Biller nach, worinn er ihm meldete, Daß er nur darum nicht einwilligen wollen um ihr Vorhaben geheim zu Halten,da er vielmehr entfchloffen fey fi) an einem beftimmten Ort mit ı ibm zu verabreden und zu conjungieren, Man glaubte auch, daß man dem. Marggraven die Belagerung Ingolſtatts aufgetragen um ibn unter folchem Vorwand pon ihren Anfchlägen zu - entfernen. Solchemnach wurden die Anftalten von difen heldenmüthigen Generalen zu einer Schlacht verglichen, weiche den 13. Ang. glüdlich zu Werk gefegt wurden. Mit der Befchreie bung derfelben will ich mich nicht aufhalten, ſondern nur den Uinftand melden,daß Herzog Eber- hard Ludwig den rechten Flügel im zweyten Treffen commandiert habe und bey nahe mir dem Ehurfürften handgemein worden, indem beede Faum einen Piſtolenſchuſſ von einander waren und Herzog Carl Rudolphen wurde unterhalb dem Ordensitern ein zimliches Stüd von dem Rock durd) eine Kugel weggeriffen ohne an dem Keib einigen Schaden zu nehmen, ungeacht er mitten indem gröften Feur mit feinen Dänifchen Trouppen ſtunde und fich wegen feiner und feines unterhabenden Corps bezeugten Bravour der commandierendenGcneräle Bewunderung erwarbe. Dife entſcheidende Scylacht hatte die glüdliche Folge, daß nicht allein das Herzogs thum Würtemberg und der ganze Schwäbische Krayß von feinem Untergang gerettet, fondern auch des von Hiller einige Tage zuvor aufdem Reichötag gegebenes Votum indas Werk ges feat wurde. Dann als den 11. Aug. daſelbſt eine Fürbitte für die Echlefifche Evangelifche Uns terthanenin den Vorschlag kam, nahm derfelbe Gelegenheit die Beobachtung der bey jeßigen innerlichen Unruhen irRom.Catholifche Hände gefallenen oder Fünftignoch darein gerarkensen Evangeliſchen Städte undLande inSchwaben anzurathen mit der Vorftellung, was famtlichen diſen Religionsgenoffen daran gelegen und wie das Evangelium aus folchen nahmhafften Or: ten felbft, wann fie in eines ohnehin übermächtigen Catholiſchen Herrn, deffen Vorfahren fchon eine alfzuenfrige Neigung zu Unterdruckung der Evangelifchen Lehre bezeugt hatten, Gewalt bleiben follten, in Franken und Schwaben jeßt oder in derZufunft vollends gar zu Boden getrets ten werden dörfte. Nachdem nn die Franzofen Augfpurg, Kauingen, Dillingen, Memmingen, Biberach und andere befetste Städte ſelbſt verlaffen hatten und mit ſolcher Uebereylung und Schrecken davon liefen, daß, ob man fie ſchon nicht jagte, fie dannoch anthells Orten viele Ba⸗ gage undWaͤgen ftehen lieffen, und die Stadt Ulm fich allein noch hielte, ſo wurde dem Gene- ral von Thüngen aufgeltagen mit 20000 Mann diejelbe zu beisacın. Der bißherige Commen⸗ dant dafelbft Marquis de Blainville, ein Sohn des berühmten Colberts, war daſelbſt an ſei⸗ nen in der Schlacht bey Höchftett empfangenen Wunden gefiorben und wurde in feinem Ge⸗ wiſſen dergeftalt gerührt, dag er in feinem binterlaffenen Teſtament verordnete für die der Stadt Ulm unrechtmäffig abgedrungene Geld »- Eummen von feinem Vermögen 100000 Franz fen der Stadt und 60000 Sranfen den Armen oder jener eine zehenfache Steur und Difen 1000, Duplonen daſelbſt auszuzahlen, welches aber von deffen Erben nicht befolget wurde. Die Etadt, welche den Bayrischen General Bettendorf jet zum Com endanten hatte, wurde alfo den 9. Sept. wieder in ihrige Freyheit und der ganze Schwaͤbiſche Krayß in vorige Ruhe nnd Stand gejeizt,

Beyla⸗

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Beylagen.

Num. 1.

Kayſerl. Schreiben an die Herzogin Magdalenen Sibyllen zu Wurtenberg wegen ber Herzog Eberhard Ludwigen errheilten veniz Ä ztatis. d.d.zo. Jan. 1693.

Leopold von Gottes Gnaden Erwoͤlter Roͤmiſcher Kayſer, zu allen Zeiten Mehrer des Beichs.

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$ urchleuchtige Hochgebohrne Kiebe Muhm und Lrſtin, Deis ner Lden werden von dem Hoch = und Wohlgebohrnen Unſerm und des Reiche Erb: Truchfeffen, Reichs- Hof Nathe Vice ; Prefidenten Sammerern und Lieben Getreuen Sebaltian Wunibald Grafen zu Zeyl und Heren zu Waldburg mit mehrerm verftändigt werden, wasmaſſen Wir mit der ren freundlich geliebten Sohns Eberhard Ludwigs, Herzogs zu Würtembergzc. Lden wegen feiner noch unvolllommener Mündigfeit aus Kayſerl. Macht gnaͤ⸗ digſt difpenfiret und Ihne die Regierung Seiner Lande felbft zu führen fähig erklärt haben. Wie nun Wir Uns hierzu umb fo vil lieber relolviert,, als XII. Theil, (U) | Wir

#

2 Behylagen.

Wir Uns verſichert halten, daß derſelbe wenigſt biß zu Seinen vollſtaͤndi⸗ gen Jahren in deuen des Reichs und Seiner Landen Wohlfart betreffenden Angelegenheiten Dr Lbden getrewen und vernuͤnfftigen Raths und Beyſtands ohnausſetzlich pflegen und ohne denſelben nichts thun werde; Als geſiunen Wir an Deine Lden gnaͤdigſt, daß Sie gedachten Dero Sohns Lden in Sr Lden newen Regierung, dero Sie bißher zu Unſerer gnaͤdigſten Satisfaction wohl vorgeſtanden mit Rath und That alliſtiren und Ihne ferner in der devotion und Trew gegen Uns und das Reich beſtaͤndig erhalten helffen, welche Dr Lden Ihme eingepflanzet haben, allermaſſen vnſer gnaͤdigſt vertrawen zu Ih— to abſonderlich geſtellet iſſ. Wir verpleiben anbey Deroſelben mit Kayſerl. Gnaden und allem gutem wohl beygethan. Geben in Unſerer Statt Wien ben zwanzigſten Januarij Anno Sechzehenhundert Drey und Neunzig Unferer Reiche des Römifchen im Fünff und Dreyffigften, des Hungarifhen im Acht and Dreyfligften und des VBöhmifchen im Siben und Drenffigften. Leopold.

Ve. Leopold Wilhelm Ad mandatum Saerx Cxf. Majeftatis G. 3. Königsegg. proprium ©. F. Consbruch..

Num. 2. ange Kayſerl. batent an die Regierung und Stände des Herzogs

Wuͤrtenberg wegen folcher ertheilten Venia ztatis.

Moferd Wir Leopold von Gottes Gnaden Erwoͤhlter Röni- Fe > fcber Rayfer,, zır allen Zeiten Mlebrer des Reichs Urfunden, in Germanien „zu Hungarn, Böheim, Dalmatien, Croa- n.47.p.416. tien u. Sclavonien. König, ErzHerzog zu Oeſterreich, Herzog zu Burgund, Steyr, Kärndten Krain u. Würtenberg , Graff zu Tprolzc, Entbiethen der vormundſchafftlichen Negierung u. denen Staͤn— den von. Prelaten, Rittern und Städten: wie auch allen: übrigen Beamten u. Unterthanen: bed Herzogthumbs Wuͤrtemberg und zugehörigen: Landen Unfere Kayſerl. Gnade und füegen Euch. hiemit zu. wiſſen, wasmaſſen Wir bey gegen wärtigen: zweifelhafften und zerütteten. Conjundturem und noch continuivens ber Gefangenſchafft u. Abmefenbeit des bißherigen: Adminiftratoris zu Wuͤr⸗ tenberg Lbden, wie auch aus: andern: Unfer Kayſerl. Gemuͤth bewegenden: Urs ſachen durchleuchtig hochgebornen Eberhard Ludwig Herzogen zu Würtemberg, und Toͤckh, Grafen. zu, Mömpelgard ,„ Unfern. lieben. Wettern: und Fuͤrſen

Beylagen. 3

Veniam ztatis ertheilt und mit Ihme wegen der an feiner voͤlligen Vogtbar⸗ keit noch abgehender weniger Zeit dahin gnaͤdigſt diſpenſiert haben, daß ders jelbe nunmehr bie Regierung der Ihme angeflammeten Land und Leuten felbft autretten und führen möge, Und befehlen Euch ſolchemnach von Römifcher Kapferl. Macht hiemit guedigift , daß Ihr gedachten Eberbard Ludwig Her⸗ zogs zu Wuͤrttenberg Lden fuͤr Eweren Regierenden Landsherru erkennen und deſſelben Gebott und Verbotten, als welche Unſerer gnedigſten Zuverſicht nach nie wider des Heyl. Roͤm. Reichs Unſers allgemeinen Vatterlandts Dienfte ges heu werden, gebuͤhrende Folge und Gehorſamb leiſten, wie nicht weniger dem⸗ ſelben auff deſſen Begehren die gewoͤhnliche Landtshuldigung abſtatten, fort all daßjenige præſtieren ſollet, was getrewen Raͤthen, Ständen, Landfaͤſſen und Underthanen gegen Ihrem Landtsherrn zu thuen obliget. Darahn vollziehet Ihr Unfern guedigften willen und mainung und Wir verbleiben Euch mit Rays ferl. Gnaden gewogen. Geben in Unfer Start Wienn den zwanzigiften Janua- r.1 anno Sechzehenhundert Drey und Neunzig , Unferer Reihe des Römi: hen im fünff und dreyßigiſten, des Hungarifchen im Acht und dreyſſigiſten und des Boͤhaimiſchen im Siben und dreyſſigiſten.

Vt. Leopold Wilhelm Ad mandatum Sac.x Cæſ.æ

G. 3. Königsegg. au Concbruch.

Num. 3.

Schreiben der correſpondierenden Fuͤrſtl. Comitial - Geſandten an Herzog Eberhard Ludwigen um Beytritt zur eingelegten Nullitzten Klag wider die Handver. Chur und errichteten Fürften : Verein,

d.d. 43, Febr. 1693.

Durchleuchtigſter Herzo —— Herr!

E ver Durchl. ruhet ſonder Zweifel annoch in unentfallenem Andenken, was vor einigen Monaten und zwar im Augufto vorigen Jahrs verſchiedener geiftzund weltlichen Fuͤrſten allbier beym Reichs-Convent anweſende Raͤthe, Bottſchafften und Geſandte wegen des Hanoͤver. Chur-Geſuchs mittelſt eis nes abgelaſſenen Schreibens Deroſelben geziemend vorgeſtellt und dabey an⸗ gelegenlichſt gebetten haben, uses Sa intendierte Churs Werk en

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4 ; Beylagen | a

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Sache fey , fo die Grund-Geſetze des Reichs nothwendig labefackiren, bie Formam Imperii ändern und des Meichs » Fürften» Standes unſchaͤtzbare Ju- ra gaͤnzlich deitruiren nrüffte, daß dahero Diefelbe geruben möchten Unferer guädigften Herren dabey führenden aufrechten intention dergeffalt zu. accedi- zen, damit alles prejudiz abgemwendet , die fundamental - Gefeße in ihrem bißherigen Vigore erhalten, mithin dev Neichs » Fürften = Stand bey feinenz fplendore , Hoheit und Anſehen conferviert werben moͤchte.

Nun hätten zwar hoͤchſtgedachte unfere qusbigfte Herrn allerdings wohl vermuthen ſollen, es würde im diſer gemeinnüßigen Sache durch einmuͤ— tig zureichendes concert das dero Zeit vorgeweſene pr&judiz kraͤfftigſt abger kehret und des Fuͤrſten-Stands Jura gebührend manutenirt worden ſeyn: Sie haben aber mit ihrem ſonderbarem Leydweſen erfahren muͤſſen, daß diſes hoͤchſtangelegene Werk ein und andern Orths ſonder Zweifel durch ungleiche Berichte und Vorſtellungen gleichſam mit indifferenten Augen angeſehen und daſelbſt, Da man doch neben andern Reichs-Fuͤrſten bey diſem importanten Werde gleiches Intereſſe hat , die Sorge und Arbeit Ihnen alleine überlaf? fen und zum Teil wenig beygetragen,, mithin dadurd) veranlaffet worden, daß der Kayf. Hof am % Decembr des verwichen 1692. Jahre die Inveftitur mit Hintanfeßung der beſchwornen Kayferl. Capitulation, der durch verfchides ne fecula heiliglich gehaltenen güldenen Bull und des Weftphälifchen Fridens* fchluffes vermeintlich ertbeiler folglich einen ſolchen adtum exerciert hat, derz gleichen fo lange das Teutſche Reid) geftanden, unerhört und worauf man nicht gedenken können , noch weniger aber glauben follen, daß dreyer Chur * Fürs ften und fo viler getreuer Freyer Reichs » Fürflen Vorftellungen ohngeachtet, derfelbe vorgehen, bevorab aber bey noch währenden zweyen ſchweren Kriegen vorgenommen werden koͤnnen. Ob dann wohl vorhoͤchſtgemelte unfere gnaͤdig⸗ fie Herrn Principalen bey folder unerhörten procedur und da Sie in der poffefione vel quafi, auch dem exercitio ihres zuflehenden juris liberi fuffragii (wovon teftantibus adtis auch in der gröften Noch und nad) ausges flandenem 30. jährigen Kriege bey conftituirung des achten Eledtorat3 man fein swegs abgewichen ) betrübet und turbiret werden wollen , gleich. einigem andern, fo die Sachen wenig zu Herzen genommen, ftill figen. und dabey ſich die cronfolation difes feyn laffen koͤnnen, daß Sie ſo viel an Ihnen gewefen vor die. confervation des Fürften: Standes und deffen hohen Gerechtſamen gefprochen und mit unausgefeßtem Fleiffe gearbeitet hätten; So haben dod) biefelbe eines theild wegen ihrer abgeflatteten ſchweren Pflichten, andern theild aber zu. Verhütung aller blame und Verantwortung, bey der an⸗

Beylagen. - 5

Haͤnde keines wegs ſincken laſſen, ſondern mittelſt inſinuirung copeylich bey⸗ gelegter declaration bey der hoͤchſt anſehntlichen Kayſerl. Commiffion Shre und. zugleich des Neichs + Fürften Stande jura Fräfftigft falvires, feind auch dabey des unveränderlichen feften Vorſatzes ſolchem nod ferner zu infiffirem und das Ihnen auvertraute unſchaͤtzbare Kleinorh des juris liberi fuffragii auf alle erlaubte und Neiche » Conititutiong = mäffige weife zu defendiven. Gleich— wie Sie aber Ihro die feſt gegründete Hoffnung machen , daß Ew. Durchl. in forafamer VBeberzig su. Erwägung der aus difem Werfe dem Fürflenfland uns ausbleiblich erwachfenden fatalen fuiten mit und nebft Ihnen der Sachen fid nahdrücdlichft anzunehmen, nicht minder aus einem parriotifchen Antrieb u, Liebe zu Ihrer eigenen Confervation . was von Denfelben getban, verrichten zu laffeı geneigt feyn 5 ald zweiflen vorhoͤchſtgedachte unfere gnaͤdigſte Herrir nit, Euer Durdl. der declaration nullitatisaccediren, aud fonft alles dasjenige in der That mit beytragen belffeu werden , was zu des Fürften - Stanz. des verthädigsund maintenirung immer gereichen mag. Geſtalt dann diefels be in Dero hohen Namen Wir darumb auf das Fräfftigite hiemit nochmals re- quirirt haben wollen, Es ift zwar befaunt , daß einige Vermittelungen u. fogenannte temperamenta, als proteftiren, relerviren und dergleichen un⸗ dienliche Dinge mehr hin u. wider bißhero infinuiert werden wollen: Euer Durchl. werden aber nah) Dero hohen Begabnus durch folche und andere Einz firenungen und artificia von dem rechten tramite fich keineswegs ableiten lafs fen im mehrer Betrachtung, daß dadurdy die auf das aͤuſſerſt vulnerirte jura Principum im 'geringften nicht gebeilet werden Eünnen , fondern die Grunde gejeße notwendig geſchwaͤchet und geändert werden müfen. Euer Durchl. retten nebft Unfern guädigften Herrn Principalen ſolcher geflalt den allkereits betruͤbten Fuͤrſten-Stand von dem noch ferner imminierenden Ilbel und verz richten dasjenige, was Dero gloire and Ihres hohen Hanfes Hehyl erferdert. Wir aber empfehlen und zu Ener Durchl. und verbarren in Erwartung einer vorderfameften Antwort und Erklärung mit unausſetzlichſtem refpect Ä

Euer Durchl. unterthaͤnigſt gehorfamfte Regenſpurg. verſchiedener fo geiſt⸗als Weltlicher Fuͤrſten zu den 34 Febr. 1693. nody gegenwertigem Reichstag gevollmaͤchtigte

| Raͤthe, Bottſchafften und Geſandte. Declaratio Nullitatis als Beylage zu diſem Schreiben. Demuah man an ſeiten Fuͤrſten und. Staͤnde des Reichs mit hoͤchſter

Befremd- und Beſtuͤrzung vernehmen muͤſſen, welchergeſtalt das Fuͤrſtl. Hano⸗ La) 3 veri⸗

6 ‚Beylagen.

———— —— RE

veriſche Chur-Geſuch am Kayſ. Hof durch allerhand gethane unablaͤſſige und

hefftige inſtanzen dermaſſen vorgedrungen, daß daſelbſt aller diſſeitigen ſo wohl bey Ihrer Kayſerl. May. ſelbſten mit geziemendem reſpect beweglichſt und allerunterthaͤnigſt, als auch anderwertig hin und wider gebührend beſche⸗ henen gruͤnd- und unwiderleglichen Vorſtellungen ungeachtet denen alldort ſub⸗ fiftirenden Fuͤrſtl. Handveriſchen Miniſtris am des verwichenen Monats Deeembris. 1692 die-Inveftitur über die Chur: Würde vermeyntlich ertbei? Vet worden und dann befannt , daß ſolches Verfahren wider die von Kayfern zu Kayfern befhworne und beylig gehaltene güldene Bull, auch dem fo theur ers worbenen Weſtphaͤliſchen Frivenfchluff einfolalid wider des Reichs Grundge— feße und Richtſchnur, ald das Band, wordurch Haupt und Ölieder mit einans der verbunden , notorie lauffe; Solchem actui aber unter andern defecten es infonderheit an dein in dicta pragınarica fandione Inftrumenti Pacis

art. 8. feftgeftellten rechtinäffigen fundamental und effenriellen requifitis,

nemblich an dem nothwendigen vorhergehenden ded Samtlichen heyl. Römifchen Reichs Chur-Fürften und Ständten Herkommen , freyem Wernehmen , gutbefinden und ausdrucklicher Bewilligung und confens hauptfächlic, gebricht und ermangelt , inmaffen felbiger atus nicht de comitiali confenfu, fondern

infciis& ınvitis Imperii Principibus & Statibus ganz ohnvermuthet vors gangen , mithin deficientibus neceflariis requifitis keineswegs beſtehen

fan: als befinden ſich Fürften und Stände bey Ihren habenden fo Elaren Ges rechtſamen und zumahlen bey deren Reichöfundigen poflefione vel quafi (wos zinn diefelbe ſich bauptfäcglic gründen und welcher fie fi) zu begeben Feines Weegs gemennet feyen ) in difer hoͤchſtwichtigen fowohl die formam invertie; render, ald derer befondere hohe Jura, prerogativen und precedentien bes treffenden Sade, ihrer auffhabender [hwerer Pflichten halber gemüffiges zu confervation derfelben und zu Beybehaltung Ihres gröflen und hoͤchſten Klei— nots, des in omnibus Imperii negotiis competierenden Juris liberi fuf- fragii alles , fo dagegen vorgenommen , vor null und nichtig zu declariren, Geſtalt dann wegen verfchiedener fo geift ala Weltlicher Fuͤrſten und Stände, namentlich Bamberg, Würzburg , Eichfläte, Münfter, Sacfen » Coburg, Sadıfen = Gotha,. Sachfen » Altenburg, Braunfhrweig = Wolffenbüttel, Baaz den »Baaden, Hochfuͤrſtl. Hauß Heffen, Hirſchfeld und anderer mehr hiemit ausdrücklich declariert wird", daß diefelbe folden Adtum Inveftiturz auf keis nerley weife approbieren, vielmehr aber für illegal , unkräfftig , null und nichtig halten, des Herrn Herzogen zu Hanover Durchl. fo lang bie queftio: An & quomodo? nicht in allen dreyen Reichs⸗ Collegiis proponiert, auch diefelbe per unanimia vota und darauf erfolgten gemeinfamen Reihe -Schluff

vor

J

Beylagen. 7

vor einen Churfürften angenommen und erkläret worden , dafür nicht erfennen,

folglich auch dexofelben fowohl in realibus als perfonalibus nicht dem min⸗

- deften von einer legal - Inveftitur fonft dependirenden effectum gefländig

feyu oder admittieren,, fondern biß dahin alleine die per auream Bullam &

inftrumentum pacis, tanquam fummas & immutabiles Imperii leges

eingeführte ang Nebihepe formam}agnofcieven koͤnnen und wollen. Regen⸗ 10. epr

31. Januar. —— 093

fpurg den Abgeleſen undinfinuiert Ihro Hochfürftl. verſchiedener fo geiſt- ala Weltli—⸗ Gnadeu dem Kayſerl. Hoͤchſt-anſehentlichen cher Fuͤrſten und Staͤnde des Principal-Commiſſario inderoAudienz- Reichs zu dem noch fortwährens Zimmer in Regenſpurg zu St. Emeran, den Reichstag gevollmaͤchtigte Sonnabends den *. Febr. zwiſchen 3.und Raͤthe, Bottſchafften und Ge: 4. Uhr Nachmittags. ſandte.

Num. 4. | Schreiben Herzog Eberhard Ludwigs an die Kayſ. May. wer

ger der Hanover. Chur = Sabe und Erz» Panner = Amts. Ä d.d. 15. Febr: 1693.

Allerdurchleuchtigfter zc.

H% an Ew. Kay. May. die Durchleuchtige Fürftin , Fraw Magdalena Si— bylla, verwittiwere Herzogin zu Würtemberg gebohrne Landgraͤffin zn Hef: fen, Meine Hochgeehrteſte Sram Muter am 4ten Der. verwichenen 1692.flen Sahres von damals getragner Dber ⸗Mit-Vormundſchafft wegen occafione der von ihrer Lden dem Herrn Herzogen zu Hanover gefuhten Chur -MWürde in geziemender devotion und mit guter Ausführung gelangen laſſen, daß dag Reichs » Panner oder Reichs = Fendrich8 Ant, przdicat und Infigne yon ur⸗ alten Zeiten hero difem meinem Fürftl. Hauß ohn einige communication, fubordination oder anderwerter Befchränfung allein zuſtehe und dahero von dem Fürftl. Hauß Hanover Feine pretenfion auf dergleihen Kleinod Ambt und pr&dicat gemacht werden Fönne, mit allerumdertbänigffer Bitte Mir und einem jeden regierenden Herzogen zu Würremberg in feiner dißfalls habenden przrogativ. Reichs » Uınbt und Wappen nach denen in Handen hbabenden Lehenbrieffen allergnädigft zu manuteniren und deme auf Feinerley weife pre judiciern zu laffen haben Ew. Kayf. May. unter dato Wien den 14. De- cemb.

8 Beylagen.

cemb. in allergnaͤdigſter Antwort Reichs-vaͤtterlich conteſtiert, daß Sie ob der von hochgedachter meiner Fraw Mutter Gnaden eingewandten ruͤhmlichen Sorgfalt und daß dieſelbige über denen Mir und Meinem Fuͤrſtlichen Hauß zus ſtehenden Recht und Befuͤgnuſſen ſowohl hielten und folchen Feine Vernachthei— lung wollten zuziehen laffen, ein allergnädigftes gefallen trügen mit dem anz gehenckten Reichs zvätterlihem Erbieten wegen folden Erz-Panner-Amts nichts verfügen zu laffen , jo mir und meinem) Hauß verfänglich ſeyn Fünnte, Sid im übrigen und wegen des Hauptwerfs dahin beziehbend , daß wo man auf Seiten des Fürftl. Collegii alle bey folder newen Churwürde felbft walz tende Umbftänd , wie Sie gegen Meinem Fuͤrſtl. Hauß ſich deffen abfonderlich verficherst bielten , nur reiflich erwägen möchte, man die daruufer geführte wohlmennende Intention and Sorgfalt E. K. M. vielmehr mit Dand erfens nen und approbiren, ald zu ungleichen Gedanden und Spaltungen ſich verz leiten zu laſſen, Urſach finden würde alles mehrern Beſags von höchfigedacht E. K. M. allerguädigften Antwortfchreibens.

Nachdem es nun E. K. M. mittlerweil allergnaͤdigſt gefallen wegen der an meiner Vogtbarkeit noch abgegangenen wenigen Zeit zu Meiner nochmaligen allerundersbänigften Dandfagung dabin allergnädigft zu difpenfiren, daß id) die Regierung Meiner angeflambten Land und Lenth felbfien antretten und führen können; alfo reaflumier Ic) billig den völligen Inhalt eingangs gedachter bey - E. K. M. von Meiner Sram Mutter Gnaden wegen ded Reichs-Panner⸗ Ambts gemachter. fo hochbemuͤſſigter allergehorfamfter Vorſtellung und fage ER. M. nicht weniger vor die allergnädigft ertbeilte vor » Refolution und daß Sie folhen paſs zu weiterer Erörterung ausſtellen wollen hiemit allerun- berthänigften Danck, hab auch nicht ermänglet den Meinigen in Vefeld zu ges ben , die weitere Befugſame, fo mein Fuͤrſtl. Hauß wegen gedachten des Heyl. Reichs: Fenderihs Amts, Waapen und Namen nicht nur von einem ober zweyen, fondern mehrern Seculis her rechtmälfig bergebracht und wie Meine hoͤchſtſelige Vorfordern ſolches in effedtu als ein Erz> Ambt vom Reich jeder— zeit gehalten , tractiert und geführs, aus denen ältern documentis zuſa⸗ men zu ziehen umb E. K. M. ſowohl, als Chur-Fuͤrſten und Stränden des Roͤm. Reichs, falls wider beſſern Verhoffen des Herrn Herzogen von Hanos ver Lden dißfalls noch einige inſtanz thun ſollte, weiter bekannt zu machen, wie hoch Ih bey diſem pallu ſonderlich interelliers fey', der allergehorſam⸗ ften Zuverfiht, E. Kay. May. Mid und mein Fürftl. Hauß „weldes ber bes, kandten Auwartfchafft halber mit E. Kay. May. hohem Erz Haus fo nabe verbunden, bey ſolchem Reichs-Ambt fo mehr zu ftabiliven, aber

einem

Beylagen. 9

keinem andern, wer der auch waͤre, deſſentwegen weiteres Gehör zu geb en, der Sachen offenbarer Billig - und Gerechtigkeit wegen von ſelbſten allergnaͤd igſi

inclinieren werden.

Mas im uͤbrigen die von bed Herrn Herzogs zu Hanover Lden gefud: te Chur» Würde anbetrifft, fo koͤnnen & K. M. fih allergnädigft verfi- chert hälten, daß wir indgefambe Dero vor dad aemeine Wefen und des Ba: terlands beftem hoͤchſtruͤhmlich führende Confilia mit aller veneration je: derzeit zftimire,, alfo auch Derofelben bey difem Werd fonder Zweifel gehabs te wohlmeynende Intention und Sorgfalt mit allerunterthänigfiem Dand gern erkenne und nichts mehr wünfdhen möchte, ald daß aud die Sad felbften mit allen dabey waltenden Umſtaͤnden in ſolchem Stand wäre , daß gleichfalls darinn Ew. K. M. allergnädigftes Anſinnen nad meiner gegen Diefelbe fonft tragenden Treu und devotion ohne einzige VBedendlichkeit vermahlen fo gleich vollkommen adimplieren koͤnnte. Nachdeme aber bey noch vorgewährter Ad miniftration wegen Meines Fürftl, Haufes mit andern hohen Fürftl. Haͤu⸗ fern u. Stifftern des Neunten Eleltorats halber fih dahin ſchon wohlbedaͤcht⸗ lich eingelaffen worden , daß man ded Herzogs zu Hanover Ken, fo lang. die queftio: an & quomodo ? in allen dreyen Reichs » Collegiis. nicht propo niert und nach bein in omnibus Imperii negotiis competirenden Jure li- beri fuffragii ein gemeiner Reichsſchluſſ zu Sr. den favor darüber abgefafft morden, weder in realibus noch perfonalibusfür einen Churfürften des Reichs zu agnofciren oder einigen von folder Churwürde dependirenden effedt Ih— zo einzuftehen , ſich de jure fehuldig erachten Eönne: Als werden E. K. M. in allermildefter confideration dife der Sachen VBefchaffenbeit verhoffentlich dermahlen Mich, wie Sh darum alleraehorfaınft gebetten haben will, nicht verdenden,, wann Sch von dem Köbl. Neichöfürftlichen Collegio zu beybehal: tung deffen und befonders der alten Fürftlihen Haͤuſer, auch übriger Geiſt— und Weltlicher Fürften fo thewwr erworbenen und lege pragmatica durch den Weſtphaͤl. Frivensfchluß befletigter Jurium , prerogativen und Frepbeiten, in fo fern mich nicht zu fepariren vermag , wiewohlen Ew. K. M. Ih hei⸗ liglic) verfichern Fan, daß an meinem Dreh ganz gewiß und zuverfichtlichen auch bey den übrigen correfpondirenden geift « und weltlichen Fürften nicht‘ wenis ger , ald derjenigen Churfürften,, fo ihren confenfum hierinnen noch nicht ex- pliciver, das Werd nicht dahin angefehen, daß zu einiger innerlichen difsen- fion und Spaltung damit Urſach gegeben werden folle, da zumahlen bey jegigen beſchwerlichenKriegszeiten eine vechtfchaffene Zufamenfeßung zwifchen Haupt und Glidern und difer unter fich felbften fo hochnörtbig iff, und Sch Meines Orths XII. Theil. (8) alles,

‚10 Beylagen.

alles, was zu deren Conlervation erfprießlich feyn Fan, eufferfien Bermo⸗ ges nach beyzutragen beſtaͤndig gemeynt bin, fondern wievon Ew. Kayſ. May. allein die Gnad und Guͤtigkeit, quacunque occafione data allerunterthaͤnigſt anszubitten gefucht wird , daß Sie in diſer des H. Reichs form und Stand fo mercklich concernierender Hauptfach bey der allgemeinen Neichs -Verfamblung zu Negenfpurg obnmaßgeblich annoch zu verfahren , mithin über die von ©, _ R.M. bey dem ganzen Werd geführte wohlmeynende intention und Gorg- falt pro ftylo comitiali uud , wie zu hoffen, auch dancknehmigſt zu erflären, die allerfeits fo hoch verlangte Gelegenheit zu eröffnen , fich allerguädigft gefal⸗ Ien Yaffen möchten: Als werden E. K. M. in Kayferlichen Hulden vermerken, daß Sch eben folches difen meinen erften alerunterthänigften precibus mit al: lein gehorfamftem refpect mit anhende und zu Ew. Kay. May. befländigen hos

hen Kayſerl. Gnaden und Hulden mich damit allerunterthänigfterlaffe. Stutt⸗ gard den ı5. Febr. 1693,

Num. 5.

Trait& de Contribution de guerre, que le Duché de Virtenberg doit payer au Roy de France. d.d. 9. & 13. Aug. fiyl. nov. 1693.

e jourdhui neufteme jour d’Aouft mil fix cent quatre vingt & treife le

Sr. dela Grange Confeiller du Roy en fes Confeils ,„ Intendant de Ju- flice, Police & Finance en Alface & Brifgow & de l’armee de Sa Maj. en Allemagne & le Sieur Francois Fiiderie Wurz, Secretaire de la Chambre des Rentes de Mr. le Duc de Virtemberg depute de la part de S. A. S. & des Etats du pays etant aflembles pour regler le payement des Coniribu- tions qui font deues au Roy par le dit Duche de Virtemberg depuis lecom- mencement de la guerre , ils font convenu de ce, quif’enfuit : Ceſt à ſca- voir , que le dit Sr. Wurz promet de faire payer a fa Majefte entre les. mains du Treforier de l’Extraordina're de la guerre à Sırasbourg par le Prince & dits E:ats de Virtemberg la fomme de Douze cent mille livres argent ayant cours dans la dite Ville de Strasbourg avec le Sol par Livre, fcavoir trois cent mille livres comptant, trois cent autres mil livres dans la fin du, Decembre prochain & les fix cent mil livres reftant dans les fix mois de l'année prochaine esgalement & pour meitre le dit pays dans ung entiere liberté pendant le cours de la prefente guerre de fair payer toutsles ans entre les mains du Receveur des Contributions à Philippsbourg la fomme de ırois cent mil livres avec les fols pour livre à commencer du

‚pre-

Beylagen. 11

premier Janvier prochain, quel’on comptera 1694. & de quartier en quar- tier par annde & pour !a feurete de payement de dits douze centmil livres & de Paccord du prefent traitte le dit Sr. Wurz promet de le faire ratifier par le Prin:c tant pour luy que pour fes Etats en meilleure forme , qulil fe pourra & ce Nous en remettre la Ratification dans ce quince du prefent mois au plus tard avec fix Oftages de plus notables d’entre les Confeillers, le Cierge & les Magiftrats de Villes du Vurtemberg, qui compofent les dits Etats pour etre garde à Strasbourg jusqu’au payement de la dite fom- me, ou qu'ils ayent donne des Cautions folvables & fufhfantes dans la ditte Ville de Sırasbourg pour en repondre, apres quoy ils feront renvo- yez chez eux avec des pafleports & en toute feurete. Et du coté de dit Sr. de la Grange il a et€ promis, que moyennant le payement de la dite fomme de doux cent mil livres la foumifhon faite par le dit Sr. Wurz pour le payement des Contributions du dit Duche a Pavenir, qu’il fera en forte, que le dit pays ſoit maintenu dans une entiere liberte de Commerce & d’empecher, qu’ilne foit fait aucun tort aux habitans par les gens de guer- re &toutce quien depend, foit par le feu dans leur perfonnes, meubles, beftiaux & effets & en cas, qu'il leur en fut fait, de leur faire reparer tout auſſitot fans aucune difheulte & le dommage & confomption rabattie fur la fomme promife. Et pour,la plus grande feurete du dir pays de Wir’en- berg il a encore accorde au dit Sr. Wurz que le die pays demeurera de- charge du payement de la contribution de la prefente annee & de meme de tout ce qui on peut eıre deu du pafle, foit que limpofition en a eıe fai- te plus forte , que de troiscent mil livres par anne ou outrement, & de toutes autres pretenfions tant generales, que particulieres au fujer d'im- pofition des Villes & Baillages.

Fait double fous nos feings au Camp de Pleidelsheim le neufieme jour d’Aouft 1693. Et depuis il a ete convenu, que la ratification fera envoye a l’avance le douze de ce mois au lieu du quince.

de la Granse. Wurz.

Et fur les remonftrations faites a Monfeigneur par Mr. d’Owftein pre: fident du pays de Vurtemberg fur les termes du payement du traitte cy def- fus l'on f’arrefta pour le premier payement, fcavoir qu'il fe fera par cent mil livres dans quinze jour du jour de la date du dit traitté & les deux cent autres mil livres dans le premier O&obre prochain & a Pegard du grair, qui pourront ou feront livrer pour les vivres l’on convienr, quilg feront | (8) 2 , payez

12 Beylagen.

payez ou desduit fur la fomme promife au prix du marehèé de Stoutgartte- nu auparavant que l’armze du Roy ſoit entre dans le dit pays du Duc de Vurtemberg en rapportant des reseis du dit grain de Commiflaires de guer- re, qui en feront reception. Er quant au furplus du dir traitié, qu'il fe- ra exesute dans toutes fes etendues & eirconftances. Fait double fous nos feignes au Camp d’Ingersheim la 13. d’Aouft. 1693.

La Grange. de Owftein. Wurz.

-Num. 6.

Contributiong z Accord zwifchen dem Franz. Intendanten und dem Herzogthum Würtenberg. d.d. 9. Aug. 1693.

Demnag auf den heutigen 9.ten Augufti 1693. Mons. Theatr. Eu- de la Grange, Königl. Rath und Intendant im El: rop. Tom. ſaß und Breyßgau, wie auch der Königl. in Teutſchland flehenz A1V.P-458- den Armee und Herr Franz Friderih Würz Fuͤrſtlicher Wuͤrten⸗ bergifcher Neut: Sammer» Secretarius aldvon Ihr: Durchl. dem Herrn Herzogen zu Würtenberg und der Landfhafft hierzu deputirter um fih wegen Bezahlung der Contributionen , weldhe dad Herzogthum Wiürtens berg von Anfang difes Krieges her dein König ſchuldig iſt, zu vergleichen zufas men getretten, fo haben fie ſich nachfolgender maffen vereiniget , nemlich: Es verfpricht ermeldter Herr Wuͤrz, daß Ihrer Koͤn. May. oder an beren zu Straßburg fubfittierenden Nentmeifter der extraordinairen Kriegs - Cafla durch den Herrn Herzog und die beſagte Landſchafft fol bezahlt werden die Sum—⸗ me von 1200000. Pfund in ſolchem Gelde , das zu Straßburg gang und gebe iſt, zufambt einem Sol auf jedes Pfund oder Livre und zwar Dreymalhundert taufend Pfund baar, andere 300000. Pfund zwifchen bier und dem legten naͤchſtkuͤnftigen Monat3 Decembr. fo dann die übrige 60000. Pfund in den ſechs erſten Monaten des nähftkünfttigen Jahrs zu gleichen Zielen. Und damit ermeldted? Würtemberger Land zeit waͤhrenden difes gegenwärtigen Kriege3 in vollfommene Befreyung gefegt werde , fo verfpricht er ferner dem Contributiong »Einnehmer zu Philippsburg jährlih und vom 1. Jan. ded naͤchſtkommenden 1694. Jahres an zu vechnen 300000, Pfund entrichten zu laſſen uud zwar allemahl ein viertel Sahr voraus : Damit man aber der Zahr lung halber difer Zwölfinahl hundert taufend Pfund und daß alles, was in di: fen Vergleich enthalten iſt, richtig gehalten werde , verfichert ſeyn möge , ald verſpricht ermeldter Here Würz denfelben durch den Fürften fo wohl fir fih, aid für feine Land » Stände in der beflen Form es feyn Tan ratificiren zu J en

Beylagen. 13

ee fen und ſolche Ratification zwifchen dato und laͤngſt ben 15.den diß Monats einzuliefern nebſt 6. Geiſſeln aus den fuͤrnehmſten Raͤthen, der Geiſtlichkeit und den Magiſtrats-Perſonen der Wuͤrtembergiſchen Staͤdte, woraus die beſag⸗ te Land » Stände beſtehen, welche zu Straßburg ſollen behalten werden big entweder folde Summe wird bezahlt ſeyn, oder biß fie werden genuafame Bürgfchafft geſtellt haben, nach weldem fie mit Pafleporten verfeben und in aller Sicherheit follen zurud und nach Hauß gefhicde werden, Von Seiten aber des ermeldten Herrn de la Grange iſt verfprochen worden , baß mittelſt der ermeldten zwoͤlfhundert tauſend Pfund und der vom Herrn Wuͤrzen be— ſchloſſenen Zuſage wegen der kuͤufftigen Contribution ſolchen Herzogthums er verſchaffen wolle, daß ſelbiges Land in gaͤnzlicher Freyheit Handels und Wandels ſoll erhalten werben und verhindern, daß den Einwohnern einiges Leyd nicht geſchehe, fie auch von der Miliz und allem, was davon dependi- vet, weder durch Brand , noch fonften an ihrem Leib, Mobilien, Wiebe oder ihrem andern Vermögen nicht beſchaͤdiget werden follen ; Und da ihnen dergleis chen würde zugefüget werden , ſolches alfobalden ohne MWiderrede gut zu mas hen und den Schaden oder was darauf gegangen , an der verſprochenen Sums ma abziehen zu laffen. Auch hat felbiger zu mehrer Sicherheit des ermeldten MWiürtemberger Landes ihm Herrn Würgen accordiert, daß das Land fürohin nnangefochten bleiben folle wegen der Dißjährigen contribution und darzu wes gen alles deſſen, fo von vergangener zeit hero mag ausſtehen, obgleich dasfelbe par force wäre aufgelegt worden, wie auch wegen der 300000, Pfund oder fonften und aller andern ſowohl gemeinen, als fonderbaven Forderungen, wels de auf Städte und Aemter etwa wären geleger worden. Und ifl difes in du- plo auögefertiget und von nnd unterzeichnet worden im Lager zu Bleidelsheim den g. Aug. 1693.

Nach difem hat man fich verglichen, daß die Ratification folfe ehender eingefhiet werden, nemlich auf den 12.10 diß Monats anflatt des 15en.

de la Grange. Wuͤrtz.

Auch iſt bald hernach noch mehrere Erleuterung jetzt angefuͤhrten Con- tributions⸗tractats erfolget:

Auf beſchehene Remonſtration an Monfeigneur le Dauphin von dem Herrn Auſtien, Fuͤrſtl. Wuͤrtemb. Prefidenten wegen der in obangerentem Vergleich enthaltenen Zahlungs = Zerminen hat man ſich dahin erklaͤret, daß, was die erſte Zahlung anlanget nemlich der 100000. Pfund folche in 15. Tas gen von dato diß Vergleichs anzunehmen: die andere zweymalhundert taufend

(B)3 Pfund

14 r Beylagen.

Pfund aber zwiſchen jeßt und dem naͤchſtkuͤnfftigen erſten Ockobr. geſchehen fols le. Und was die Fruͤchten betrifft, welche bereits gelieffert worden oder an— noch zum Proviant geliefert werden, fo iſt man zu friden, daß ſolche bezahlt oder von der verfprochenen Summa abgezogen werden mögen nach dem Preiß, wie fie auf dem Marckte zu Stuttgard einen Monat vorhero, ehe die Königl. Armee in das Würtemberger Land eingedrungen, gegolten hat, doch, daß der Commiffarien, die die Früchte empfangen , Quittungen vorgewiefen werden follen. In allem übrigen aber foll der befagte Vergleich in allen feinen Arti— culn und Umfländen vollzogen werden. Auch iſt diſes doppelt außgefertigt und unterzeichnet worden im Lager bey Ingeröheim den 13. Aug. 1693.

de la Grange. J. R. von Aufien. Mürg,

Num. 7. |

Fuͤrſtl. Berhl an den Abten zu Hirfan Johann Ludwig Drehern wegen Stellung feiner Perfon in die Geifelfchafft. d. d. 10. Aug. 1693.

Von Gottes Brraden Eberhard Ludwig, Serzog zu Wurtemberg zc.

Urſern gnaͤdigen Gruß zuvor, Wuͤrdiger, lieber Getreuer. Nachdem in des den mit dem Feind zu Abwendung fernern Randverderbend und gänzlichen ruins endlid zum fland gebrachten Contributiong »tradtaten neben anderm auch ftipuliert worden, daß biß zu Abtragung ber padtierten Summ in des nen verglichenen terminen Sechß Geyſel und zwar von den Fürftl. Raͤthen, von ber Geiftlichfeit und den Burgermeiftern der Städte geftellt werden fols len, der Feind auch denen erſt geftern eingelangten Briefen nach ernfllih uns ter der Bedrohung der ohnfehlbaren execution des Brands auf deffen Voll: ziehung dringet und diejenige Perſonen, fo ſich unterdeflen freywillig ald Gey⸗ fel in das franzöfifche Lager begeben, keineswegs in foldher qualitzt erfen- nen will; fo haben Wir Uns umb unferfeits all dasjenige zu tbun, was bey ermanglender anderwertiger nachtruckſamer Hülf ben jeBigen leydigen con- jundturen zu etwelcher Aufredhterhaltung unferd Herzogthums immer gereiz chen Fan, guädigft refolviert, daß auch Ihr neben den übrigen von uns hierzu ernannten Perfonen denen tractaten gemäß an die Franzofen audgefolgt wer— den follerz Wir haben beneben nicht ermanglet die franzöfifche Generalitzt zu erſuchen, daß Sie gefambte Geifel nicht mit der Armee herumſchleppen, fondern gleich nach beſchehener Auslieferung nachher Straßburg escortiven zu laſſen belieben möchte, fo fie auch zugefagt , allwo fie auf freyem Fuß verbleis

| ben

u

Beylagen. 15

EEE an au ST TEE ro ESS TTI TEE ET en see

ben und auf gemeinen Landes koſten erhalten, die Geifelfchafft aber nidyt weis ters, als uff den errichteten Contributions- tradat extendierg werden iols le. Allermaſſen Wir Uns dann guaͤdigſt verfehen, Ihr werdet aud) eures

Orths zu Bezeugung euers patriotifden Eufers und Liebe zu Aufrechterhal⸗ tung des betrangten Vatterlands Euch hierinnfalls ohne die geringſte exception

gern und willig brauchen laſſen und zu folge gnaͤdigſter intention und ob ſum-

mum in mora periculum Euch neben übrigen darzu denominirten Perſonen

dergeſtalt befuͤrdern, damit Ihr Euch laͤngſt bis morgen zu obigem Ende in

Stuttgard und ſo fort im franzoͤſiſchen Lager einfinden moͤget; Alſo verſichern Wir Euch hiemit, daß She nicht nur in diſer eurer Geifelihafft nicht fielen

gelaffen und ſowohl von Uns, alß auch Unfern Fünfftigen Succefforn im Res

giment in allem fhadloß gehalten, aud nad) befinden wieder abgelöfft, fondern

dife eure bierinn bezengende Treue und devotion hiernächft gegen Euch uud

bie eurige mit fürftl. Onaden, ald wamit Wir Euch auch ſtets gewogen vers

bleiben, erkennt werden ſolle. Heydenheim den 10. Aug. 1693.

Kberhard Ludwig, Herzog zu Wuͤrtenberg zc, Num. 8. %

Schreiben Herzog Eberhard Ludwigs an den Marquis yon St. Pouange wegen Verbeſſerung des Zuflands der Geyſel.

en: 1693, Monfieur. -

e fuis perfuade , que Vous ne disconvenez point , que je n’aye ſatisfait J a ce, qui eft port par le traitı& de Contribution tanı à Pegard du pre- mier payement, que touchant les Orages, veu que Vous m’avez temoigne Vous meme vorre ſatisfaction pour ce, qui regarde le premier point par la leıtre, que Vous m'avez ecrite du 23. du mois pafle & que Vous m’a- vez aflur en meme temps, que Monfeigneur le Dauphin avoit auf agree les Otages , que Je vous envoyai alors. J’ay fait partir depuis aufli Ab- be de Blaubeuren pour fe rendre aupres des auıres Orages & Strasbourg , ce forte, Monfieur, quil n’y a prefentement rien Aredire ni au nombre, ni a la qualite des Otages fuivanı ce, qui a ete flipule par le Traine de - Contribution. Apres cette demarche , qui. Vous doit convainere de ma bonne foy , je m’etois flatte, que Vous ne feries nulle difheult& de renvo- yer tant les perſonnes, qui fe font offer: volontierement pour eire Otages

en

16 | Beylage ft.

en attendant, que les autres, que jravois nomme pour cela, fe puffent rendre au Camp, que les Baillifs de mon pays, qu’on a enlev& de diffe- rents lieux & que Vous feriez traitter le (ix autres conformement au Droit de Gens, qui fait une tres grande diftindion entre les prifonniers de guer- re & les Otages, fur tout ceux , qui ont er& ftipul&s par des traities fo. lemnels. Mais jay eté extremement furpris d’apprendre par la lettre, que les dits Otages m’ont ecrite de Strasbourg, que non feulement ils n’ent pas pu obtenir , qu’on euft relach€ les perfonnes, qu’on y a amenez par deflus le nombre de fix Otages promis dans le dit Traitié, mais qu’on les y traitte meme fur le pied de prifonniers, les ayant desarme&s d’abord en y arrivanı & les ayant logés aux Cafernes du Fort de Pierre, ouils font gardez focyneufement par Votre ordre. Ce qui eft direftement contraire a la coutume & obfervance de tous les peuples civilifez, la quelle ne lear donne le dreit de maltraitter les Otages, ſi ce n’et en cas, que l’on non veuille fatisfaire a ce, qui a eté flipul de part & d’autre. J’ay cru , Mon- fieur, etre de mon devoir de Vous reprefenter cela tanı pour deferer ä la priere des dits Ocages, les quels n’erants la plus part pas en etat de fouf- frir des traittemens fi rigoureux ä caufe de leur age, je me vois obligé en confcience d’en prendre foin , que pour Vous prier de vouloir donner les ordres neceflaires , a fin que ceux , quine font pas du nombre des fix Ofages ftipules par le dir Traitt& de Gontributions foient elargis & recon- duits en feurete fur les frontieres de mes Etats & que les fix Otages, qui doivent demeurer ä Strasbourg foient traitt&s conformement à la qualite , qui leur convient , en leur rendant les armes & leur donnant la libert& de fe loger dans la Ville pour avoir leur commoditez & de fortir, quand ils voudront, fur leur varole. Comme je ne pretends rien en cela, qui ne foit conforme a l’equite naturelle & aux jufßes intentions de Sa Majefte Tres Chretienne & que Je ne doute pas, Monfieur que Vous ne foyez port& Vous meme ä m’accorder fans aucune dificulte ce, qui eft pori& par la traitt@ de Contribution le quel j'obferveray tousjours fort religieufement, jay lieu d’eiperer, que Vous ne me refuferez pas ma priere & que Vous me ferez d’autant plus connoitre par la la fincerit€ de votre proced&, dont je fuis d’ailleurs aſſez perfuade etant du refte avec beaucoup d’affedtion &c.

Everhard &e.

Num. $.b.

Beylagen. 17

| Num. 8. b. Donations⸗Brieff gewiſeer Geld - Sruchtsund Wein: Gefälle der

verwittibten Herzogin Magdalenen Sibyllen für Dero hohe Verdiens ſte bey Dero geführten Interims » Vormundfchafft und dem ‚feindlichen franzöfifchen Einfall. d.d. 11. Jun. 1694.

Von Gottes Gnaden Wir Eberhard Ludwig, Herzog zu Wuͤrtem⸗ berg 2c. Bekennen offentlih für Uns, Unfere Erben und Nachkommen Regierende Herzogen zu Würtemberg und thun Fund mämniglid. Demnach Mir mit fonderbarem Vergnügen wargenommen, was für herzliche Muͤterli⸗ che Lieb und Treu, auch ohnzählig viel und manigfaltige Öutthaten die Durch— leuchtigſte Fuͤrſtin Frau Magdalena Sibylla Herzogin zu Wuͤrtemberg und Ted, Gräfin zu Moͤmpelgard, Frau zu Heidenheim ꝛc. gebohrne Landgräs fin zu Heſſen ꝛc. Unfere freundlich geliebte und hochgeehrte Frau Muter in Dero allaufrübzeitigen Witwenfland von den erflen Kindesbeinen an und in der ganzen Zeit Dero getragenen Obermitvormundſchafft, auch feit Unferer fürs gewährten Regierung mit gutem Rath und forafältiger afiftenz biß auf dife fund Mus gerveulichft erweifen, auch Unfers Herzogtbumbs und zugehöriger Land und Leut bey den zu Anfang difes Kriegs befchehenen franzöfifhen Eins bruch ohnerachtet aller feindlichen Gefahr durch Ihre beftändige Gegenwart in Unferer fürftlihen Refidenz und mit ganz ohngemeiner Treuforgfältigkeit und Klugheit zu ihrem ohnſterblichem Ruhm fid) angenommen und vor deffen Erhaltung geforger, welches fonften , wann diefelbe nicht anmwefend geblieben, der Zeit leicht von dem Feind mit Feur und Schwerdt in enfferffen Ruin oder durch die innerliche damahlige confufion in groffe Zerrüttung geſetzt werden koͤnnen, wie nicht weniger, daß diefelbe biß zu felbft angetrettener Unferer fuͤrſtl. Negierung eine zeitlang in befandter Unfers freundlich geliebten Vet— ters Herrn Herzog Fridrich Carls Lbden als damaligen Adminiftratoris Ab: wefenbeit ferner den ganzen Regimentslaft auf fih allein gehabt und in allen Borfallenheiten ald eine getreue Lands Muter ſich erzeiget, dafür Ihro Gna— den Wir hiemit gehorfamen Dank erflattet und den Allerhoͤchſten um reihliche Vergeltung demütigft angeruffen haben wollen: Ald haben Wir dannenhers und in betrachtung difes alles auch zu bezengung Unferer kindlichen devotion und danfbarer Erfanntlichkeit Uns refolviert, hochgedachter Unferer Iran Muter Gnaden umb Dero fürftlihen Eftat hinfüro deflo beffer führen zu koͤn— ae gegen fo vihlfaͤltig gehabte Mühe und Beſchwerlichkeit hinwiederumb

. Thei D x eis

Tu a ne u

28 Beyligem

ein'ge Ergöglichfeit zu genieffen per modum donationis remungratoriz ges

wiffe jährliche Keibrenten an Geld, Frucht und Wein nebft übriger Zugehör zu

fhenfen, zu übergeben und einzuraumen, thun, ſchenken und übergeben auch

hiemit felbige wiffentlich , wohlbedaͤchtlich und fregwillig aus eigener Bewegnus

in krafft difed Briefes und wie ed nach Ordnung Geiſt-und weltliher Rechten

mit allen folennitzten, und zierlicykeiten derfelben in der beflen und cräfftigs

ſten Form immer gefchehen folle, auch für allermaͤnniglich Widertreiben und Abſprechen gute Craft und Macht bar, baben fol, kan und mag auf Shro Gnaden Leibs-Lebenlang und unverruften Witwenftand alljährlichen von Uns oder Unfern fürftlihen Succefloribus ohnfehldar auf Art und Weis, wie uns derfchiedlich hernach folgt zu præſtieren und abzuführen und zwar

Erſtlichen an Geld Iweytaufend Fuͤufhundert Gulden, den Gulden zu Sechzig Creutzer gerechnet, welche Summ Ihro Gnaden aus Unfern Cam: merjchreiberen Gefaͤllen, als welche derofelben Wir hierzu afficiert und felbige daranff verfichert haben wollen , au guten gangbaren obnverfchlagenen Sorten in zweyen ferminen gereicht und damit der Anfang von jüngfiverflrichenem Georgij difes lauffenden 1694. en Jahrs gemacht:

Zum Anrdern an Fruͤchten Eilfhundert fuͤnffzig Scheffel, davon an Rocken, Erbis, Kernen, Gerſten, Waizen und dergleichen, nachdem es won jeder Gattung deroſelben Hofbrauch erfordern wird.

ie nicht weniger Drittens zweyhundert Aymer Wein und nahmentlich bey der Kellerey Waiblingen 50. Bey der Kellerey Neuffen 50. und bey. der Kellerey Schorndorf 100. Aymer angewiefen und fo viel die audgemorffene quanta au Frucht und Nein berrifft, von der Zeit au, da Ihro Gnaden den Wittumbſitz wuͤrcklich beziehen werden, ohne Abgang gelüffert s So daun

zum Vierten Diefelbe bey würdklicher Beziehung Dero Wittumbſitzes aud Unſerm Marflall ohrientgeltlich mit zwey fpann guter Pferde nebſt zwey Gutſchen, einer Ealefche und einen Padwagen, wie auch ſechs Reut-Klep⸗ pern vor Dero Bedienten: Ingleichem

Sünfftens mit einem filbernen Service auf eine Tafel von 16. Perſonen ſamt deffen Zugehör , über welches ein ordentliches Inventarium zu fertigen, verſehen werden follen, welches Service Ihro Gnaden, folang Sie im Leben bleiben und Dero Widdumb befigen werden, zu gebrauchen und zu behalten haben. Wann aber Diefelbe nach Gottes Willen mit Tod abgehen würden, fo fol alsdann felbiges Silver Geſchirr Uns oder Unfern Fünfftigen Juccelfo-

ri⸗

Beylagen. 19

ribus wiederumb zuruckfallen, es wäre dann, daß Ihro Gnaden (welches Gott verhuͤte) vor ſolcher Zeit durch feindlichen Gewalt, Feuersnoth, Raub, Abnahm oder in andere Weeg ohne Ihr verſchulden deſſen verlufligt würden, auff welchen fall Ihro Gnaden die reititurion zu thun nicht ſchuldig ſeyn, noch Deroſelben dafür etwas abgefordert werben ſoll.

Ferner und zum Sechſſten ſollen Ihro Gnaden uͤber die in Dero ſub dato Darmſtatt den 60 Novembris anno. 673. errichteten fuͤrſtl. Ehe-Pacden beftimte zwölff Hirſch, zwölf wilden Schweinen und vier Neben, noch ferner ins kuͤnfftige acht Hirſch, acht wilde Schweine und ſechs Rebe, mithin zufamen zwanzig Hirſch, zwanzig Schwein oder Bachen und zehen Rehe jähriid und eines jeden Jahrs befonderö gegeben, So dann endlichen Derofelben zu meh— rerem Behueff Dero jürfil. Hofftants von Unferer fuͤrſtl. Rent-Cammer dreys hundert Claffter Brennholz angewielen und ohne Derofelben Coften zu Dere Hoflager gelüfert werden,

Wie num mehr hochgedacht Unferer Fran Mater Önaben forhane von Uns befcehehene donation und Uebergab gebührend accepriers: Alſo haben Wir aud) die darzu behörige afligrationes ohnverweilt ertheilen laffen, wollen auch, daß mis allerfeitig richtiger Abfuͤhrung ordentlich beygehalten, auch ind kuͤnff⸗ tige Unferer Frau Muter Onaden difer donation halben an denjenigen, fo Ihr in Erafft obangezogener Heurarhs- notul oder auch von Unferd Kern Vatters Gnaden oder Uns felbften befhehener Berehrung halber gebühren mödhe fe, nichts abgezogen oder aufgerechnet, jedoch im übrigen mit dem refervat und Anhenckung difer ausdrucklichen Bedingnus, daß joldhe von Uns aus ganz abfonderlihen und ohngemeinen erheblichen Urfachen befchehene donation bey Unfern fürftl. Hans Fünfftig zu einem prejudiz , exempel, Nachfolge oder Schuldigkeit Feines Wegs angezogen oder in andere Weeg wider Unfere in- tention extendirt werden folle,

Deffen zu wahrem Urkund und mehrerer Werfiherung haben Mir Ins nit aigenen Handen unterfchreiben, darzu Unfer fürftlich Secret Inſigel hen⸗ gen laffen an diefen Brieff der gegeben iſt zu Stuttgard den Eilfften Junij An- no Eintanfend , Sechshundert Neunzig und Viere,

Eberhard Ludwig A. 3. W.

(&) 2 Num.g.

20 Beylagen.

Num. 9.

Literæ aliquot Legatorum Catholicorum ad Pontificem ex Comitiis contra nonum Electoratum exaratæ. d.d.4. Nov. 1694.

Sandkisfime Pater !

A‘! Sandiratis Veſtræ pedes , quos ofculo humillime veneramur eo ma- jori fiducia fupplices iterum confugimus, quo certius paternis Ejus- dem curis & fere ante biennium interpofitis apud Auguflifimum Impe- ratorem noflrum officiis impeditum effe comperimur, quod Serenifs. Dux Hanoveranus inconfultis plane Prineipibus & Statibus Imperii non fine fu n- mo religionis Catholic» diferimine in Collegium Elediorale hucusque non irruperit, infigni vero huic & vere paflorali Sandiratis Veſtræ Zelo quan- tum debeatur , Prineipes ac Domini noftri pr& aliis devotifime agnoſcunt, eaque de caufa literis hisce noftris immortales Sandtitati Veſtræ gratias .humillime agere fimulque teflari voluerunt , foli Eidem ıribuendum efle, quod religiofifimus Cæſar agnito Catholicz rei periculo juftifimas Princi- pum querelas petitioni Hanoveran«. pofihabere noluerit, quibusdam etiam Imperii Prineipibus fcripto clementifime declarari mandarit, arduu n hoc pratenfi novi Eledtoratus negotium in publicas totius Imperii deliberatio- nes dedudtum & nonnifi cum ſtatuum omnium fatisfadione finitum iri. Cui quidem zquifimz Czfaris declarationi acquiefcere & ur in perquirendo hoc negotio fundamentales Imperii conftitutiones obfervarentur, expedlare po- terant Catholiei Principes, fi quiefcere interea Hanoverani & ceflare abin- juſto labore voluiffent. Atpoftquam indefefis eorum machinationibus con- tinuo urgeri Cxfarem & pofthabita fupradidta declaratione Imperatoria in- ıodudionem in Eledtorale Collegium, quam fibi promiflam ajunt, non modo importune flagitari, verum etiam de componendo hoc negetio pe- iculofa confilia denuo agitari manifeflo conſtat. Hinc Sanctitati Veſtræ tanquam vigilantifimo Eccleſiæ capiti, qua par ef, animi devotione :»c- curatius exponendum eſſe duxerunt, quam in ancipiti fluctuet Catholico- rum fecuritas , non dubitantes Eandem hasce ardentiflimas preces benigne - fufeipere & pericl'tanti fere in Germania orthodoxæ religioni paterna ſol- licitudine mature fubvenire non dedigna uram. |

Et primum quidem, quod variis diverforum ſtudiis animisque fug- geflam amicam compofitionem artinet, ferutatorem Cordium Deum conte- ſtamur, nos a conſiliis paciheis nunquam-abhorruifle, fi modo in medium

af-

Leylatem 21

afferri queant, quæ fine religionis Catholicæ diferimine , Reip. & funda- mentalium ab’ antiquo legum everfione ac deprefione Prineipum admitti poffe boni publici ratio & zquitas fuadeant. Arquam male his omnibus profpiciant, qui per propofitam folam admiflionem Regis Bohemix ad or- dinarias Collegii deliberationes religioni & reipublicz abunde confultum putant, Sandtitas Veftra pro ea, qua poller, prudentia facile agnofcet. Quanguam enim Auguftifimo C&fari Bohemiz Regi hanc Autheritatis & fuffragii accefionem Catholicorum neme invideat, zquipollere tamen il- lam novo Ele&oratui Acatholici Principio fincere nullus dixerit , nili qui Germaniæ Principibus præſertim eatholieis illudere in animo habcat. Ple- no enim jure coeligendi fummum Imperii caput ( cui ardentifime acatho- lici una cum Hanoverano Duce inhiare videntur ) Behemi& Rex jam ab ipfis Aurex Bulle temporibus fine ullius contradidtione gauder, cui adji- ci in ordinariis Eledorum deliberationibus fuffragium quantillum eft, ad pr&tenfum nonum Eledtorarum refpiciatur. Quo vero animo imagina- rium hec zquivalens obtrudatur Catholicis, liter& a fepe memerato Du- ce Hanoverano ad Saxonix Electorem exarat@, quarum exemplar in lati- num verfum hisce noflris propterea adjungimus, teflatum faciunt , qui- bus circumveniri hac ratione Catholicos & imponi illis pofle non obfeure profitetur. Eadem finceritate ab ipfis pr&tenfionis ſuæ incunabulis quin- que abhinc annis erga Electores Augufte Vindelicorum eligendi Roma- norum Regis caufa tunc congregatos ufus eft, cum per Legatum fuum extraordinarium Comitem a Platen de tribuendo Catholicis vero & faris pingui »quivalente magnifice præfatus alternaiivum jus fuum in Epiſco- patum Ofnabrugenfem retento tanıum ad vitam ufufrudtu Carholicis ple- nifime ceflurum effe feripto publico declaravit. At inanes fuiffe has ille- cebras illis facile fubolvit, qui paucis abhine annis a fepedidto Duce in conventu Noviomagenfi memorati Epifcopatus Ofnabrugenfis extenfionem fummo ardore flagitandum efle recordabuntur. Cæterum quam exiguum Catholicis zquivalens erga prztenfum nonum Eledoratum concefluri fint. Proteflantes ex co vel maxime elucer, quod ne huic quidem admiſſioni Bo- hemiz Regis & Ele&oris ad erdinarias deliberationes Electoralis Collegii Eledierum acatholicerum alter, nifi extortis per nuperam conventionem ab Auguflifimo Cafare fat duris conditionibus aflentiri voluerit , alter adhue ardentifime contradicar, neque aflenfum daturus fir, niſi forfan no- vum inde Iyirum & conditiones Imperio Catholieisque graves reporter,

Altiorem Carholicarum rerum curam habere illi videntur , qui ſſuxam ‚mortalitatis ferien ſollicite expendentes familiam & Eledtorarum eadem

(€) 3 fa-

22 Beylagen.

fatorum invidia ad Suecorum Regem devolvi pofle non abs re extimef- eunt impendenii tum gravi periculo per publicam Imperii conftitutionem, qua flabiliatur in urrumque cafuın novum Eiedoratum Catholicum infti- suendum eſſe, accurrendum exiflimant. Quorum quidem prudentifhma follicitudo ,„ quamvis laudem non exiguam mereatur, imparem tamen eſ- fe tanto malo Sandtitas Veltra facile deprehender, ubi Principum acatho- licorum animos viresque & res A feculo geitas accuratius infpicere digna- ra fuerit, Primo enim aſſenſum ad didtos Electoratus Carholicos de novo inflituendos iperare quis auſit ab ıllis, qui modo Regem Bohemiz Electo- rem ad deliberationes Coilegıikjectoralis ordinarıas admitti neutiquam de- bere tam fervide clamant? Deinde nimium fibi de Suecorum R:ge, $a- xonico & Brandenburgico Electoribus ae Duce Hanoverano polliceri viden- iur „qui fuppofira etiam modo didta conititutione & evenientibus fupradi- Ais calıbus novi Elettorarus Catholici ereetionem eosdem quiere Ipedta- turos efle arbitrantur , geum pluralitate inprimis vororum in Eledtorali Collegio & fufeitetis Audio Inipiis mox conjundto armorum robore & re- liquerum acatholicorum padatis ad fe viribus facile amoliri aut fatali ſal- tem & Catholicis exitiali forte bello Germaniam involvere poflent, At po- namus concefluros hane Electorum conititutionem Acathelicos ,„ & qued fperare vix lieer eveniente caiu potentiam atque arma fua ıntra jus & pa- etorum fidem cohibiturss, duo tamen funt, Beatifime Pater, qu& reme- dium hoc inutile & malo, quod ab inkitutione noni Ele&oratus Catholicæ Religioni imminer , plane inadzquarum effe demonftrant. Vix enim habe- bit Germania inter teculares Catholicos Principes, qui tanız dignitati & fplendori ſuſtinendo pares fint , maximis quibusque & validifimis Prin- eipatibus vel Augultifim& Domus Auftriac& patrimonio innexis vel hare: ditati Electoralium fımiliarum, ex quibus Kledtores noviter inftituendos adicilcere e re Germanorum eſſe neutiquam videtur,, cum ipfemer adeo Dux Hanoveranus in literis ſuis tupradidtis ſignanter aſſerat, duns Eledto- ratus non in una familia & minus in una eademque perfona fubfiltere pofr fe. Deinde valde difparia ſunt novum Klectoratum Acatholicum de pr&- fenti inftituere & Cafıbus Catholicorum deficientium, quos divina clemen- tia facile avertere poteft in fururum profpicere. Manet enim femper anti- quus Catholicorum numerus & creicit numerus acaıholicorum, quorum augmento, quod Catholicis equivalere pofit, nihil in omnibus his com- potiionis confiliis reperitur. Quamobrem indignam eſſe clementifimi Principes ac Domini noftri exiftimant ram inhignem & pr&cipuam Catho- licz Religionis prerogativam absque ulla neceflitate prodigere ‘& cum di-

vi.

Beylagem 23

vina providentia Catholicos Elediores fex , Acarholicos autem duos tantum eſſe voluerit,, pofteriorem numerum adjedto Serenifimo Hanoverano in eam potentiem evehere, cui fi defieiente , quod Deus avertat, Palstino Suecorum Rex accedar, precariam qualı fore Catholicorum autharitatem libertatemque facile perfpicient, qui res a fesquifeculo in Germania ge- ftas memoria revolvere voluerint. Hlud denique a Sanctitatis Vellr® pa- terna follicitudine expendi humillime rogamus, li vergere in illum cafum Rempublicam fara voluerint, quod Catholicis a fupradidis quatuor Prin- cipibus præſertim in Electione Regi» Romanorum expeltandum vel potiug timendum fit, quorum vaſtiſſimæ ditiſimæque provincix O.eano mari vi- cinæ fluviis Europz maximis munitz fibi invicem concatenatz Regum vi- cinorum faderibus, connubiis, auxiliis roborat& tres fertili(imos Imperii Circulos & quicquid fere inter mare Balıhicum Rhenumque terrarum eſt, compledtuntur & accedente Regum vicinorum ac religquo:-um Acatholico- rum in Germania vires illas dejicere facile atque opprimere poflunt, priusguam modo exhauftis quatuor Rheni Eledtoraubus & religuis penein faucibus Preteftantium fitis principar:bus 3 tam longe difhtis Auftriacorum & Bavarorum ditionibus fuppeti& ferri pofint. Quid vero aufuri fint, ha- bitz fuperiore anno in urbe Dresdii inter Danix oratorem & Commiflarios Ele&orales Saxonicos conferentiz Protocollum, cujus exemplar latinis verbis adjungimus, ut & ultima Ducis Hanoverani cum Wılhelmo Anglie Rege & uniti Belgii Urdinibus de Ezilcupatu Ufnabrugenfi extinguendo pacta in latinum itidem quoad paflum concernentem verta & copialıter hie adjundta federa fat demonftrant. Quæ omnia fi cum deperditis olim tor Archi-& Epifcopatibus & Abbatiis conferanıur, nihil aliud, quam ultimum Catholic Religionis exeidium & Acatholicorum in Germania Imperium fperare videntur.

Inter hæc undique imminentia mala una eft paterna ac nunguam fatis laudanda Sanditatis Veſtræ. vigilantia, quæ Principum ac Dominorum ſol- liciros animos in illam fpem erexit, non commiffum iri , ut fub felici ejus- dem & aufpicarifıme Ecclefi@ regimine per infauftam hance & ominofam Ducis Hanoverani ambitionem Ca:holica religio in Germania tor cafıbus & periculis absque ulla neceflitate objiciatur , quibus tandem aliquando ad ultimam perniciem deduei poſſet. Quam ob rem Sanditatem Veftram ſæpe didti Principes ac Domini noflri humillime implorant, ut periclitan- tem in Germania commiflam fibi gregem paternis oculis mature refpice- re & potentifhmis penes Imperatoriam Majeftatem officiis feriisgue apud

alios

24 Beylagen

alios Eledtores & Principes ram Ecclehafticos quam Seculares admonitio- nibus eo dirigere rem dignetur,, ut huic negotio tam exitiali fefe ea, qua par eft, animi conftantia opponant , Sacra vero Cxfarea Majeftas ponde- ratis , pro rei gravitate ingentibus malis, quibus Germaniam nonus ille Ele&oratus inundaturus efler, immodicam & intempeflivam Ducis Hano- verani pr&tenfionem quiefcere in perpetuum jubeat , afferta vero ejusdem merita ad temporum meliorum deliberationem rejiciat quibus affırmari ex afle quear, an nulla alia, quam Electorali laurea recompenfari Dux idem pofht ,„ quod Imperio eique vicino Hungariæ Regno nonnifı in ex- trema neceſſitate conftitutis auxilia durifimis ac vix ferendis conditioni- bus pene vendiderit & cum didta tertia fadtione conſilium exequi & belle inteflino in patriæ vifcera graflari noluerit. Quæ fi tantis premiis ornare fas efle videbitur , multis certe Eledtoratibus coronari Principes Catholi- . cos oportebit, qui {uas fubditorumque opes, militem , arma, annonam, pecuniamque pro Cæſare & Imperio majori fidelitate & Zelo non venali profuderunt. At vero ſi religione permoveri Cxfaris animus ad abjicien- dos de novo Electoratu cogitationes nullo modo poſſit, autinevitabilis quæ- dam Reipublicæ necefitas, quæ tamen nullatenus apparer, Electoratuum multiplicationem exigere videatur , ur Sanctitas Veftra paternas curas fuas illue intendere velit, humillime precamur , ut primum in compenfatio- nem fecularis odtavi nonus Ecclefiafticus eadem qua illa lege-decifus eum Hanoverano feculari decimo fimul & eodem adtu undecimus creetur Ec- cleſiaſticus, amboque pariter in Collegium Eledorale introducantur & fir- interim conditiones ftabiliantur à reverendiimis & refpedive Serenif. Amis Electoribus Catholicis propofirz de duobus Electoribus Catholicis in fupradidtos calus extindionis aut devolutionis fubllituendis. Cedat eriam, ur obtulit , alternativo jure fuo in Epifcopatum Ofnabrugenfem Serenifi- mus Dux Hanroveranus, fimulque Rex Bohemix ad ordinarias Eledorum. deliberationes admittatur. Non permittit infignis & Orbi univerfo notus Sanditaris Veſtræ Zelus, ur juftifimas has & humillimas Principum ac Dominorum noftrorum preces, quas ad Ejusdem facratos pedes ex fpe- ciali illerum juffa filiali fiducia deponimus, exaudiendas effe dubitemus aut fub Ejusdem laudabilifimo Pontificatu Eccleiam Dei tam ingens detri- mentum pati pofle credamus , quin potius omnino confidimus quodSan- Ciiras Vefira periculofum hoc noni Eledtoratus negotium a Germania aut plane avertat,, aut fupradidtas falıem zquifimas & religioni orthodox& confervand& neceflarias conditiones paterna authoritate & follicitudine fua ad effectum deducat, Qua infignem fibi apud Deum gratiam & Pontifica-

tui

Beylagen. a

wi fuo immertalem in vecclefia omnique pofteritate laudem conciliabit, Principes vero noftri interea pro Spiritus Sandi afhftentia & profpero re- rum fucc:ulargiendo precibus ardentiflimis Deum ter opiimum maximum interpellare non deſiſtent, cui Sandtitatem Veftram pro diuturno & felici univerfalis Ecclefix regimine, nes vero patern® Ejusdem benedidioni quam devotifime commendamus. : Ratisbon& in Comitiis 4. Novembris.

1694.

Num. 10.

Reichs⸗Hof-⸗Raths Gutachten wegen geficchter Wuͤrtemb. Ber lehnung und declaratiop des Reichs » Sturmfahnens, d. d. ‘15, Martij. 1695.

Allergnaͤdigſter Rayfer und Herr!

FE der Fuͤrſtl. Würtembergifchen Belehnungds Sache haben im Namen €’ berhard Ludwigs Herzogen zu Wuͤrtemberg Dero anher geſchickte Bevoll⸗ maͤchtigte Gewalthabere und Abgeſandte Johann Friderich von Staffhorſt und Jos hann Georg Kulpis mittelſt eines unterthaͤnigſten Memorials de præſ ı9. febr. nuperi vorgebracht, wie daß beſagtem Herzogen wohl nichts liebers ge⸗ weſen, als waun derſelbe ſeine Allerunterthaͤnigſte Devotion in Perſon haͤtte bezeugen und Seinem inniglichen Verlangen nach ſelbſt gegenwärtig an Ew. Rayf. May. Hoflager erfheinen zu können. Nachdem aber umb Geine Ber reits eufferft ruinierte Lande noch immer ſchwebende feindliche Kriegögefahr , fo dann Ihme bey dem in jeßigen conjunduren mit einer namhafften Arma- tur zu Ew. Kay. May. allergnädigften Gefallen und ded gemeinen Weſens Dienft concurrierenden Schwäbifchen Krayfes = Ausfchreib - Ambt und Dire- ctorium eine foldye weite Entfernung vor dißmal nicht zulaffen wollten, fo verhoffte Er und bittere zugleich allerunterthänigfi Ew. Kayf. May. allergnäs digft geruhen wollen , bey folcher reichölundigen Befchaffenbeit wegen jeßtmas ligen nicht erfcheinens denfelben allermildeft vor entfchuldiget zu halten. Das mit aber nichts defloweniger Die gegen Ew. Kay. May. tragende devation im fhuldigftem Gehorſamb genau beobachtet werde, fo hätte derfelbe vermög uͤ⸗ berraichten creditifs und Driginals Gewalts Sie Übgefandse Bevelcht und bes vollmächtigt von Ew. Kayſ. May. im Namen und anftatt Seiner Dero alte vätterliche Neichs » Herzogtbümber und Lande, zund Herrſchafften auch Ew. Kayſ. May. und des heyl, Reichs - Sturus oder allgemeinen Reichd Fahnen _ fambt davon dependierenden Regalien , auch zugebürenden Derrlichkeiten , XII. Theil. (2) Ge⸗

26 Beplageit.

Gerehtigkeiten und allem dem, was von Ew. Kay. May. und dem Heyl. Neich zu Lehen rühres und auf weyland Wilhelm Ludwigen Herzogen zu Würtemberg Seines Vatters erfolgten tödlihen Hintritt an Ihne Herzog Eberhard Ludwis gen, alß deffen binterbliebenen einzigen Sohn in Frafft der Eredtion befagter Herzogthümer und bißheriger ſucceſſi ve erfolgter Belehnungen erblich gefallen, allerunterthaͤnigſt zu fuchen‘, zu Lehen zu empfangen, Ew. Kay. May. darum gewonlich Gelübd und Eyd zu thun, in Sein Herzog Eberhard Ludwigen Seel zu fhwören und gewonlichen Keheubrief zu nehmen und Revers zu geben, wie fi) da8 denen Lehen Rechten und Gewonheit nad) gebühre und eygne, mit ges horfambfler Bitt Ew. Kayf. May. Allergnaͤdigſt geruhen wollten, beſagtem Herzog alle und jede derofelben habende Regalien, Herzogthüämer, Land und Leuth, welcher vorgedachter maffen von Derofelben und dem Neid) zu Leben rühren und auf Ihne jure fuccefionis erblich devolviert und erfi In anno 1676. nad) Ausweiß des legtern Lehenbriefs verliehen worden, wieder zu verley— ben. , auch Ihnen Abgefandten einen beliebenden Ort, Tag und Zeit zu Able— gung des fchuldigen Ayds und Lehen-Pflicht zu benennen, berentgegen Gie allerunterthaͤnigſt erbietig wären die abfonderliche Verſchreibungen, welche vermög des zwifchen Ihro Kay. May. Rudolpho II. für fich and im Namen bed gefambten höchftlöbl. Erz = Hauß Defterreich , fo dann weyland Herzog Seiderichen zu Wiürtenberg für fich und Dero Fürftl. Pofteritzt anno 1599. zu Prag auffgerichteten Vertrags ein jeder regierender Herzog zu Würtemberg noch vor Empfang der Reichölehen von handen zu geben fchuldig , gebührend audzuliefern. '

In difem ſub figno O beygelegten Memoriali haben Sie Abgeſandte wegen obberührten Em. Kay. May. und des heyl. Reichs » Sturin = oder allger meinen Reichd: Fahnen fernerweit angeführt, daß nachdeme die vermittibte Herzogin zu Würtemberg in einem Schreiben de dato 4. Od. 1692. wegen Dero damaligen minderjährigen geweſſten Sohns jeßtregierenden Herzogs Ew. Kayf. May. allerunterthänigft vorgeftellet, daß das Ambt und Predicat eines Pan nerheren oder Reichs -Fendrichs einzig und allein einem regierenden Herzogen zu Würtemberg zuſtehe und das Infigne des Reichs-Fahnens niemanden ald difem Fuͤrſtl. Hauß gebühre, felbiges auch alfo befchaffen , daß es in flatu Juris weder einige reſtriction, viel weniger fubalternation , uody anderwärt- te Befchrenkung , mit was Namen oder pretext felbiges coloriert werden möchte ‚leiden fönne, mit Bitt, daß Ew. Kayf. May. uicht allein ein auz derwärtiges Fuͤrſtl. Hauß von Seiner ſothanen Reichs-Ambtskund Wappens⸗ halber machenden prætenſion abzuſtehen nachdruͤcklich zu erinnern, en auch diſes Fuͤrſtl. Hauß Wuͤrtemberg in ſeiner dißfalls habenden

eichs⸗

Beylagen. | 27

Reichs-Ambt und Wappen Erafft deren in denen vorhandenen Kehenbriefen vers fprochenen Manutenenz , auch tragenden Kayſerl. Amts zu fchüßen allergnaͤ⸗ digſt geruben wollten, hätten diefelbe unterm 14. Decembr, ejusdem Anni 1692. in Antwort aller Guaͤdigſt referibiert, daß Ew. Kay. May. wegen gedachten Neichd = Panner- Amts nichts , fo Ihme Herzoge von Würtenberg verfänglih feyn könne, verfügen, fondern fo viel dasfelbige anbelange, die Sach zu weiterer Erörterung ausftellen und in der Inveflirur wegen der Chur davon abftrahieren wollen , wie auch hernachmals zu des Fuͤrſtl. Würtemberg. Haus ſes allerunterthänigften Dand wuͤrcklich beſchehen. Dieweilen aber bey bevors- ftehender dißmaliger Belehnung billig zu vigilieren, daß ed zu Eünfftiger des fio mehrerer Sicherheit von niemanden in difem Jure, fo das Haug Wuͤrtem⸗ berg vor etlid) 100. Jahren quiete poflediert, fernerd angefochten zu werden, eine claufula declaratoria & explicatoria dem paflui concernenti des Lehenbriefs beygefüegt und inferiert werden möchte, alß haben Gie die bies runter verfierende Juſtiz und Billichkeit in folgenden rationibus vorgeftellet, daß nemblidy , weilen der Kanferl. und des heyl. Reichs- Sturm = Fahne an und für fich felbflen der allgemeine Haupt und Reichs: Fahne ſeye, der vers mög des Reichs-Abſchieds zu Speyr de anno 1542. $. 40. zu Ihrer Kanferl. auch Roͤm. Königl. May. allerhoͤchſten Perfon gehöre und niemahlen, ald wann Dieſelbe ſelbſten im Feld ſeyen, aufgerichtet und gebraucht werden ſollte, ſeye ſolches ein genugſamer character univerfalitatis der im übrigen auch haupt⸗ ſaͤchlich daraus erhelle, indem er das eygentliche univerfal- Infigne den Ad⸗ ler in ſich fuͤhre, wordurch er von allen andern une rd des Reichs notanter unterfchieden und dahero and) in den Hiftorien, Adtis publicis & fcriptoribus Juris publiciser Sturm Fahne , Reichd- Adler und Reichs; ‚> Fahne jederzeit vor eind genommen werde, welchen Sturm-oder Reichs-Fah⸗ nen dad Haug Würtemberg durch feinen den Roͤm. Kayfer und dem Neid treu geleiftete Dienfte ſchon vor etlich 100. Fahren laut der vorhandenen Lebens brieff rechtmäffig erworben und geführt, auch folde acquirierte dignitzt nie⸗ mahlen zu negligieren oder zu abandonnieren begehrt , wie folches fowohl ex Adis poſſeſſoriis formalibus, qui in Exercitio hujus Juris in bellis Imperialibus confiftunt, als aud andern adibus zquipolentibus aus welchen animus conftans retinendi pofleflionem geſchloſſen werden koͤnne, in mehrerm zu erlernen fey. Alſo hätte im Seculo 13, Hartmannus Comes Wurtemb: & Gruningenfis das predicat figniferi Sacri Imperii in feis nem Titul geführt, davon ein alter Stifftungs = Brief wegen des Cloſters Stein: beim an der Murr de4 Non. Martij 1257. zeuge. In Seculo XIV. fey der. Reftaurator ſolcher Dignitzt Ulricus , ein Sohn Grau Eberhard des | (D) 2 Durch⸗

38 Beylagen..

Durchleuchtigen von dem Kayfer Ludovico IV. anno 1336. Am Sounta vor Mitfaſten mit ſolchem Reichs-Amt und Fahren son neuem belehnt worden, geflalten der Original- Brief annoch vorhanden. Naͤchſt diſem hätte deſſen Sohn, Grav Eberhard der Greiner gemannt , unter Rayfer Carolo IV. ein _ und audere Adtus exerciert. Ex Seculo XV. gehörten hieher die Exem- pel Grav Ulrich des vielgeliebten und Gran Eberhards, fo hernach Eberhar- dus Barbatus genannt u. der erfte Herzog zu Würtemberg worden, welche uns ger Rayfer Friderico LEL anno 1459. in dem Krieg wider Herzog Albrechten von Defterveich und Herzog Ludwigen von Bayern nebſt andern Färften nicht allein die Reichs » Hauptmannfchafft verwaltet, fondern auch das Neichs = Dans nier fliegen laffen , deßwegen aud bey ber Eredtion ded Herzogtums Wuͤr⸗ temberg ein befonderer Zehenbrief von Kahyſer Maximiliano 1 difes Sturms und Reihe» Fabnens halber Ihme Herzog Eberhardo Barbato unter eygenz bändiger Subfcription Bertoldi damahligen Churfürftens zu Maynz und Ertz⸗Canzlers vom 23. Julij 3495. zugeftellt worden feye.- In Seeulo XV. babe Herzog Wlrich bey Aurrirt feiner Regierung gleichfalls difes Sturm = ımd Reichs » Fahnena halber eine befondere confirmation in dein Lehenbrief de dato Coͤlln den 27. Sulij 1505. erhalten, auch in ber flrittigen Seſſions⸗Sach mit Pommern, welche auf unterfchiedligen Neichötägen publice ventiliert and mit allerhand produdtiis Comitialibus ausgeübt worden , vor dem gan zen Reich fattfam bezeugt, daß er foldye przrogativ des befißenden Sturm: and Reiche» Faynend wegen welches Amts auch unter andern Argumen- ten er die pr&cedenz vor Pommern behauptet , auf alle weife und Weeg zu eonfervieren ernſtlich gemeyut feye welches auch fein Sohn Herzog Chriſtoph gleihmäflig beobachtet und fey befonders merkwürdig, daß auf dem Reichstag zu Augfpurg 1559. als Kayfer Ferdinandus I. feinen Herrn Brudern und Vorfahren am Reich Kayfer Carolo V. die Exequien mit groffer Pomp und Vorführung der Kleinodien celebrieren laſſen wollen, ihme Herzog: Ehriftos phen oder feinen Geſandten folches habenden Rechts halber den Reichs-Fah⸗ nen in felbiger proceflion vorzutragen angemutbet worden ie auch endlis

hen in Herzog Chriſtophen hinterlaffenem Sohn Herzog Ludwigen die ältere Kinie der Herzogen von Wuͤrtemberg erlofchen und die fucce on aufdie Moͤm⸗ pelgardifche linie und namentlich Herzog Friderichen gefommetr hätte derſel⸗ be gleichfalld zu Anfang des Seculi XV Il. in dem ertheilten Lehenbrief de da- 10 Pilfen ıg. April 1600. vom Kayſer Rudolpho die confirmation des Reichs und Sturm » Fahnen erhalten welches ebenermaffen von allen und je⸗ den lucceſſoribus Herzog Johann Friderichen, Herzog Eberharden und dem Letztverſtorbenen Herzog Wilhelm Ludwig beobachtes worden ſeye, wie bie

Beylagen. | 29

bandene Rehenbriefe conformiter bezeugten und hätten alfo son uralten Zeiten an biß auf dife Stund die alte Grafen und Herzoge von Würtenberg die bes ſtaͤndige Beybehaltung folhen Reihe » Sturm » Fahnend und des dar ber rührenden Reichs⸗Ambts per infignia , per ımonumenra publica , Ntatuas , nummos und dergleichen uͤberfluͤſſig bezeuget, dahero dann nicht allein ex parte Imperatoris & imperii fothane Wuͤrtemb. prerogativ oder daß diſein Fuͤrſtl. Hauß den Reichs-Fahnen zu führen gebühre in verfchidenen occa- fionen agnofciert , fondern ed fey auch ſolches vor eine richtige und ausgemach— te Sad) bey denen vor mehr dann andertbalbhundert Jahren bif daher herauß⸗ gefommenen Seriptoribus hiftoricis, heraldicis & publici juris ftatuierg and davor gehalten worden, daß der Herzog von Würtemberg vexillifer- Imperii oder des Heyl. Roͤm. Reichs oberfler Panuerherr ſeye, welchen com- munem confenfum pro Duce Wirtembergico auch fo gar ber befandte Braunſchweig oder Hanoverifhe Minifter , welcher vor erlihen Jahren unter den Namen Cfarini Furftenerii ein gewifes Buch de Jure ſuprematus & Legationis Principum Germaniz geſchrieben in deffen Capitulo 42. gleiche fall erkennen müffen, auf deffen teſtimonium bierinnen mit deflo mehrerm effect provoeiert werden koͤnne, wiewohl im übrigen die verificationes als les deffen ſchon vor einiger Zeit durch eine abfonderliche in offenen Drud aus gelaffene dedudtion umbftändlid) vorgejteller werden. Und weilen dann durch ein anderwertig Fürftl. Hauß dem Aufferlihen Verlaut nad) bey der przten Jierten neuen Chur etwas dergleichen geſucht, mithin dem jeBigen Herzog zu Wuͤrtemberg in difem Reichs-Ambt und Fahnen in ſo fern allerdings zu nahe: getretten werden wolle , fo finde man ſich necefitiert bey der renovatione Inveiiiturz und Fertigung eines neuen Lehenbriefs forgfältig dahin zu trach⸗ gen, damit zu Vermeidung aller weiteren difhceultzten ſothanem neuem Le— beubrief eine claufula declaratoria oder explicatoria, welche aus der eis gentlichen Natur und Befhaffenheit ver Sach ſelbſt berflieffe bey dem paflu concernente inferiert werden möge, welches denen conflitutionibus publi. eis und fundamental: Gefegen des heyl. Roͤm. Reichs, infonderheit aber der dispofition des Weftphäl. Fridenſchluſſes allerdings gemäß ſey, Frafft welches: omnes & finguli ftatus in antiquis ſuis juribus, pr&rogarivis, horum: que omnium pofleflione ita ftabiliti formatique fint, ut änullo unguam fub quocunque przfextu de facto turbari poflint vel debeant. Weber daB verlieffe fich auch der Herzog zu Wuͤrtemberg ganz zuverfichtlid auf den tenor Ew. Kay. May. Capitulation , deren Articulus 3, die confervierung der jurium flatus und dabey die Verfiherung gar nachdruͤcklich mit fidy bringe, daß Diefelbe alle und jede Stände bey Ihren Hochheiten, geiſt « u, Weltlichen nr DI Wuͤr⸗

30 Beylagen.

Wuͤrden, Rechten und Gerechtigkeiten jeden nach ſeinem Stand und Weſen verbleiben laſſen ohne Deroſelben und maͤnuiglichs Eintrag und Verhinderung u. fie and) dabey als Roͤm. Kayfer handhaben, ſchuͤhen nnd fihirmen und nies manden einig privilegium darwider ertheilen und da einige darwider ertheilt worden wären, diefelbe gaͤnziich caflieven und annullieren wollten, mit gehors ſamſter Bitte forhane gebettene claufulam declaratoriam dem neuen Lehen— brief allergnädigft inferieren zu laffen. Sub pr&fentato 21. Febr. haben obermeldte Geſandte die verinög des Pragerifchen recels de anno 1599. noch vor Empfang der Reichslehen andzufersigende Verfchreibung von dein jetzigen Herzogen gefertigrer in originali exhibiert und anbey abermahlen um wuͤrk⸗ liche Belehnung und zugleicy auch allerunterthaͤnigſt gebetten ,„ daß foldye Ver⸗ ſchreibung oder Recefs gebührend regiftriert und ihnen der exhibition halber behörige recognition ertheilt und nachgehends feines wörtlihen Inhalts dem Herkommen gemäß dem neuen Leheubrieff inferiert werden möge. Difes alles ifE bey gehorfamften RHRath erwogen und befunden worden , daß fo viel die Belehnung felöften betrifft, die Fuͤrſtl. Wuͤrtemb. Gefandte um biefelbe zu techter zeit gebührend eingefommen feyn , u. dieerforderte requifita fambt dem zwiſchen weyland Kayſers Rudolphi II. Kay. May. als damahligen älteften Erzberzogen zu Defterreich und Herzog Friderichen zu Wuͤrtemberg den 24. Ja- nuar. 1599. aufgerichteten Vertrag mit des jeßfregierenden Herzog Eberhard Ludwigens ſchuldiger ratification unter Hand und Siegel produciert haben, dannenhero auch gehorfambfter Neichs = MofsMath bey der Belehnung fein Bes benfen trägt, und zu E. K. M. allergnädigften Belieben ftellet die Werords nung zuthun, daß erfibefagter Anwartſchaffts⸗receſs in Dero Loͤbl. Oeſterr. Canzley mit dem originali collationiert werden möge, quo pr&vio denen Sefandten zu der würklichen Belehnung Zeit und Orth allermildefi zu benens nen. Das 2te Anbringen der Fürfil. Wuͤrtemb. Gefandten beruhet darauff , daß, mweilen die Herzoge zu Würtemberg mit Ew. Kay. May. und des Reichs turmfahnen von alterd her belehnet , felbiger je und alleweil quoad ufum exercitium für des Reichs Fahnen und allgemeines Neiche = Pannier geach— tet von den Scriptoribus hiftoricis, Genealogicis, Heraldicis & juris publici , in infignibus & monumentis vexillum Imperii , das oficium vexilliferatus Imperii, die Herzoge aber vexilliferi vel figniferi Impe- rl genannt, wie ſolches in denen ad acta gegebenen gedrudten und-fchrifftlicen dedudionen angeführt worden, Nun aber es an deme fey , daß durd) ein ans derwortig Fuͤrſtl. Hauß dem eufferlichen Verlaut nad) zu der neuen Chur etwas ergleichen gefucht , mithin dem Herzogen in difem Reichs- Umt und Fahnen allerdings zu nahe getreten werden wolle, Deßwegen dann des jeßigen Hers

3098

Seylasen. 31

zogs Muter, als geweſſte Mitvormunderin und damalige Regentin um Abs - wendung ſolches præjudicii in literis an Ew. Kay. May. d. d. 4. Octobr. 1692. allerdemuͤtigſt nachgeſuchet, und in Ew. Kay. May. Antwort vom 14. Dec. ejusdem anni deffen vertröfter worden fey, Sie die Fürftl. Wuͤrtemb. Geſandten in commiffis hätten allerunterthänigft zu bitten , daß bey jeBiger Inveftitur zu des Herzog3 fünfftiger Verwahrung der in dem Lehenbrief bes nannte Sturmfahne feiner Natur und Eigenfhafft nach erleutert und nad) den Worten: Mit unſerm und des Reichs »-Srriem - Shen Die claufula derlara- toria oder allgemeinen Reichs» Kabnıen hinzugefezt werden möge. Obwohlen nun gehorſ. R. H. Rath auffer den jegigen exhibiris judicialirer nicht befandt ift, was es mit obermeldtem anderwertigem Geſuch für eine Befchaffenbeit has be, fo Fan jedoch. derfelbe nicht wohl anderft finden, als daß der Herkog zu MWürtemberg dermahlen in re ipfa nichtd neues oder mehrers ſuche, als was er und fein Fuͤrſtl. Hauß zu vorber in krafft der Belehnung ſchon gehabt hat u. was deren Eigenfchafft mit fich führer, deßwegen mit der gebettenen exprimigs zung obiger clauful& declaratoriz in dem Kehenbrieff oder da Ew. Kay. May. daſelbſt es einrichten zu laffen allergnädigft Bedenken hätte, vermittelt eines abfonderlichen Kayſ. decreti declaratorii um fo mehr feines Reichs⸗Le⸗ hen-Rechtens verfichert werden koͤnne, ald Ew Kay. May. und Dero hödhjfts loͤbl. Erzhauß Defterreich weaen der auf das Herzogthum Würtenberg habens den Anwartſchafft felbfien hoch daran gelegen iſt, daß die Wuͤrtemb. Jura far- ta telta verbleiben und ehender vermehrt, als diminuiert, mithin felbiges Hauß wegen deſſen bey E. K. M. und dem publico habenden meriten con- foliert werden möge. Jedoch ſtehet auch diſes zu E. K. M. allergnädigften Wohlgefallen. 5

Ita conclufum in Confilio Imp. Aulico 11. Martij, ledtum ve-

ro & approbatum 15. ejusdem 1695.

Num. 11. | Hanoͤveriſch Schreiben an die Kayf. May. Der von dem Herzog

zu Wuͤrtemberg gefuchten declaration einen Anſtand zu geben. d. ı3. Nov. 1695.

w. Ray. May. werben Ihro gnaͤdigſt erinnern, wasgeſtalt von Derofelben Mir zu dem bey Meiner Chur zu führendem Erzambt das Reihe Erzs Panner-⸗-Herrnu-Ambt definiert und deßfalls gnaͤdigſte Verficherung gegeben

worden. Nach der Zeit hab ich vernommen, baß ded Herrn Herzogen zu Würs tem⸗

zeylagen.

temberg Lden die Wuͤrtemb. Sturm» Fahne für des Reichs Erz - Panier halten wollen. Nunconteliere gegen Ew. Kay. May. Ich hiemit zum höchflen und _ Tan aufs altertheurefte Bezeugen, daß, wie im geringiten ich nicht fuche jez manden in der Welt occalione meiner Chur auf einige Weege zu przjudicies zen, Alſo ih am allerwenigſten dem Fuͤrſtlichen Haufe Wuͤrtenberg zur Ver ſchwerde über mich Urfache zu geben inrendiere , ald mit welchem meine Vor⸗ faren allezeis in gutem Vernehmen geflanden und ich daffelbe mit des jeßtres gierenden erzogen Lden ebener gefialt zu cultivieren an mir nichts ermanglen lafe fen werde, Mir iſt zu der Zeit, wie ich die Ehre gehabt obgedachte Verſicherung wegen ded Erz » Panner = Herrn = Antövon Ew. Kay. May. zuempfangen , von der Fuͤrſtl. Würtembergifchen auf befagtes Meichs » Erz » Panner> Herrn: Ambet machenden pr&tenfion nod) nichts bewufft gewefen. Ich fan aud) jeßo noch wicht finden, daß man Fuͤrſtl. Wuͤrtemb. ſeits darinnen fundiert feye , ge> flalten Fein einziger Acdtus vorhanden , da das Hauß Wuͤrtemberg das Meichds Haupt = Panier follte geführer haben , fondern alle altus und nororia praxis Imperii von vielen Seculis her feyn dagegen. Auch ift fonft nicht abzufehen, wie fothane Fürftl. Würtemberg. pretenfion denen Umfländen gemäß feye , wie Ew. Kay. May. Shro ab dem unterthänigft biebey gefchloffenen fcripto re- feriexen zu laffen gnaͤdigſt belieben wollen. Es verlangen aber, wie ich bes nachrichtigt vorden , ded Herrn Herzogen zu Würtemberg Lden , bevor Gie die Wuͤrtemb. Neichölehen empfahen , von Ew. Kay. May. zu ſtabilierung -mehrbefagter pr&tenfion eine declaration , daß die Würtemb, Sturmfahne des Reichd Haupt: Panier feye. Nun ift difes eine LQuæſtio Facti und on- tiquæ hiftori® , worinnen guugfamer Beweißthum beyzubringen if. Daß folhes in demjenigen, was Fuͤrſtl. Wuͤrtemb. feitö difer materie halber herauds gegeben worden, nicht geſchehen erhellet ab dem vor unterthänigft allegierten fcripto , bey welchen Limfländen dann darinn ohne ordentliche cognition nicht verfahren werden fan. Wann Ich bloß deßwegen fotbane des Herrn Herzo— zogen zu Würtenberg Lden verlangende Declaration Einwendung machte, weil von Ew. Kay. May. mir vor mehrerwehnte gnädigfte Verfiherung we— gen bed Erz - Panner > Herin Amts geſchehen, fo erkenne Sch gar wohl, daß Seine Lden ſich darüber zu befehweren Urfach haben würden , indem Sie ſa— gen koͤnnten, daß Sie Ihr Recht meines interefle halber in fufpenfo zu lafs fen nicht fchuldig feyen. Demnach ich aber dabenebenfl anzeige, daß die ans feiten Sr Lbden bev difen Werke führende Intention nicht ausfindig gema— het, zu dem auch Seine Lden nicht wird prejudicierlid) feyn Finnen, wann die Sad) fo lange indem Stande, warinn fie bißher gewefen , gelaffen wird, biß diefelbe , wie eddie Notturfft in einer folhen Sache erfordert, elerf

Beylagen. | Ä +

Ciert und ewörtert worden: Alß werden Ew. Kay. May. auch hoffentlih Sr. Lden mich nicht verdenden,, wann Em. Kay. May. ic hiemit unterthaͤ⸗ nigft erſuche, Diefelbe Feine Voreilung darunter vorgeben zu laſſen, fondern dem Werde zu jeßbefagtem Zwecke Anſtand zu geben gnaͤdigſt geruben wollen, Sch verfihere nochmals, daß ich dem Fuͤrſtl. Haufe Würtemberg nichts fo dem- felben mit Recht zufommen Fan, firistig zu machen begehre oder demſelben was zu feiner mehrern Aufnahm gereihen möchte, mißgönnen, fondern hingegen darzu, fo viel von mir dependieren und erfordert werden kan, gern coope- zieren werde. Ich verbleibezc. Hanover den 13. Novembr. 1695,

Num. 12.

Litere Circuli Suevici ad Regem Sueciæ pro promovenda pace inter federatos & Coronam Gallie. d. d. + Nov. 1696.

Sereniflime atque Potentilfime Rex, Domine Clementiflime!

12% atrociſſimi belli moleftiis per integros oo ann?s & quod ex- eurrit, Chriftiano Orbi non exiguum pra&buit folatium Illufris illa follicitudo , qua S. R. M. Veftra reducend& tandem aliquando communi tranquillitati in hoc usque tempus invigilavit. Poflquam enim illo acer- rimo mentis ſuæ lumine perfpexiffer in hoc concufli terrarum orbis motu Europxzarum gentium res absque ferali illarum exitio ftare diutius haud pofle, inid potiimum S. R.M. V.a laudanda prorfus cura incubuit, ur quam alii armis parare niterentur quietem, Ipfa confiliis, adhortationi. bus , ofhieiis denique indefefis producerer. Factum inde, ut non in fui magis decus, quam infigne illorrum emolumentum, quos f&vifkmus hu- jus belli turbo pereulit, S. R. M. Veftra operam fuam offerret, qua ia’ componendis tanta animorum pariter ac virium contentione agitatis con- troverfiis ii uterentur, quibus non ferro penitus , fed amica magis con- ventione tantem tranfıgere eflet propofitum. Ac licet divinum in ultionem potius, quam fecuritatem nostram intentum Numen epregiis hisce de. ftinatis fucceflus , quos illa merentur, nondum plene tribuit, ambigen- dum tamen non videtur tor piorum defideriis, votis, precibus fatigatum ad ultimum illis benedidurum , dolendamque hadenus tarditatem diutur- nire profperitate compenfarturum. Proinde cum inclyti Circuli Suevici Prineipibus & Statibus Dominis noflris & fuperioribus omnia in eo ſtent confilio ex fua eiiam parte, quantum licebit, providere, ut exitialis hu- (€) jus

XII. Theil.

34 Beylagen.

jus belli turbis, in quod ſola wende avitæ libertatis ratio procul habita omni aliena invadendi libidine illos impulit, aliquando exſolvantur, rup- taque nullo illorum five conſilio five merito pax quantocyus coaleſcat, in mandatis nobis dederunt , pr&fentbus hisce R. M. Veftram venerari, de- votifimisque Ipfı gratiis pro maximo hee augendis publicis commodis ob-

lato beneficis illorum nomine adis ulrerius a Majeftate Veftra Regia roga- tu noſtro contendere, ne ab ea, quam tanta Nominis fui gloria ingrella

eft, via prius defedtere velit, quam arduum hoc & fola animi fui magni- tudine dignum reftaurand& pacis opus ad finem perduxerit éxoptatum. Et quoniam tot à S. R. M. Veftra exhibita excelſæ benitatis fux documen- «a abunde nobis perfuadent , eo maxime Ipfam fore intentam, ut, quam {uo labore Chriftiano orbi conciliare fuscepit concordia iis ſtatuenda fır fun-

damentis, quæ ad Juftitiz prefcriptum fua quibusvis tribuant, omnes-

que fururarum diffenfenum caufas graviore alioquin procella deinceps erupturas radicitus tollant, neutiquam veremur,, cunda illa, quæ futu- pacis legibus concedi nobis poftulabimus , æquiſſimo Maieitaris Ve- fire Regix arbitrio five Mediationi, quam ex Mandato fpeciali poft alias Potentias , Nofrorum quoque Principalium & Committeniium nomine quam decentifime requirimus , vel ob eam folam caufam commitiere , quod nihil 'illerum fit, cui non omni luce elarior fua confler, juſtitia.

Neque enim: grave foret, R. M. Veſtræ prafenter ante oculos ponere,

quam iniqua ab exorto hoc nefandifiimo beilo fimus perpefi, quam foe- difimis incendiis ac direptionibus etiam conıra apertam padtorum fiıdem

amoenifimz regionis hujus vaftar fint-provinciz, quamque.d’ra citra ul-

lam belli rationem fertilifimis illarum agris induda fit folitudo, niſi ve-

rendum effet, ne nimii videamur commemorandis in ipſo inftantis ttanſa- &ionis limine iis, quæ omnium expofira conſpectui fuperflua haud indi-.

gent recenfione. Interim ne diutiore cundatione faluberrima hze pacis

eonfilia evanefcant, ipfumque, quodtando utrinque ardore paratur bellum fub furturam expeditionem rem omnem ad extrema vix ulla deinceps hu-

mana ope fanabilia deducat, nulli dubitamus, quin $. R. M. Veftra pro,

{umma, qua poller prudentia ,„ eo fit allaboratura, ur rejedis, qua mo-

ram hucusque negotie huic injecere, impedimentis, par:ibus militanribus

omnibus perfuadear, ur illi inchoando brevi cocant nec pro fuo in Chri-

fianam rem fiudio prius deftitura,, quam gravifkmis hisce belli labori- bus magnum fincerz, juſtæ, ac perennis pacis diem impofuerit. Ulti- aaum quod litesis hisce adjicere convenit,, ef, ur fummi Numinis tutelæ

S.R.M..

Beylagen. 35 S. R. M. Veſtram ad peragenda quævis felicia precibus commeademus ar. dentiſſimis. Dabantur Ulmæ die +, Nov. 1696.

S R. M. Vcſtrat

humillimi Principum ae Statuum Cireuli Sueviei Conſiliarii Legariac Depurati in con- ventu generali congregati.

Nem. 13.

Explication fur le 2. article du Traitt@ conclu entre le Roy d’en- gleterre & les Erats generaux d’une & le Roy de Dennemarck d’auıre parta la Haye au moy de Nov. 1696.

omme il pourroit naitre des troubles dans Pämpire 3 l’occafion de

Electorat d’Hanovre &c. Le Roy de Dennemarcg promet de fe tenir pafıvement en cette aftaire, & n’y fera plus d’oppofition & quand Il’Em- pereur fera des propofitions pour fauver les droits des Princes, Sa Ma. jefte Danoife employera fes oflices aupres des Princes, avec les quels EI- le eft en engagement, pour qu’ils fen contentent, & quand S.A. C. d’Ha- novre fera introduite dans le College Eledtoral le Roy de Dennemare la reconnoitra en cette dignite. Etcomme de cette maniere le Roy de Den- nemarcg facilite cette affaire, tant quil peut, le Roy & Leurs Hautes Puiffances employerunt leurs offices le plus eficaces aupres de la Maifon de Lunebourg, Celle & Hanovre afın qu’aufli de Leur coté ils favorifent les Interets de Dennemare & qu'ainſi l’amitie reciproque puifle etre en-

tierement rerablie. Num. 14.

Extrat Bedenkens, ob und welcher geftalten die neue Ele&to- rat- Sache, wie aud) die Lauenburg. Erbfolgs - Sache und dann der Re⸗ ligiond » Punck in vorfiehende Fridenshandlung gezogen werden möge. 1697. Den Religions - Puncten betreffend.

ad endlich den Religions » punct belangt ſo iſt zwar nicht zu laͤugnen, daß

es mit diſem eine andere aan und dem Aufferlichen Anſehen nah ! 2 eine

36 | Beylaren:

eine ſolche Seflalt habe, daß ed feinen möchte, als ob derſelbe ad locum tra- &atuum gar wohl und füglich zu bringen fey. Wer aber mit feinem Gefichs te nicht auf der bloffen fuperficie bleibet, fondern weiter hineinfichet und bes tracdhtet, wie der Status Germaniz zu zeiten der Weſtphaͤl. Fridend » tradta- ten befchaffen gewefen und was es jeßo mit bemfelben vor eine Öelegenheit ha⸗ be , der wird lang anftehen müffen „bis er begreiffe, wie die Sache pro præ- fenti rerum , temporum atque traftatuum coditione dorthin gezogen werden möge: Bey der Weftphalifchen Fridens- negotiation hat der Kanfer mit den Satholifchen eine Partie , die Evangelifche aber die andere formiert, welchen dann wicht nur die Kron Schweden fondern auch Franckreich proal- ‚sferenda atque augenda re Evangelica contra Catholicos beygepflicitet‘, welches feiner Gott Treu und Ehr »vergeffener convenienz nah und wann

nur das Hauß Defterreich darüber zu Grund fönnte gerichtet werden, wohl alle Enz

sholifche Kirchen in denen Oeſterreichiſchen Königreichen und Landen nicht nurin Evangelifche Gotteshaͤuſer (denen fih doch der König in feinem Koͤnigreich weltbefandter maffen gar geneigt ermwiefen ) fondern auch in Tuͤrckiſche Mo- fcheen verwandlen lieffe. Stünde nun dad Reich init Frankreich in Friden , To Eönnte dife Cron aufs wenigfte de jure und mit Fueg (obgleich nicht ohne merkliche Gefahr des gemeinen Meichöwefens) von den Evangelifchen zu gua- rantierung derer durch den Münfterifhen Fridensſchluſſ ope Gallorum rheils erworbenen, theils beftetigten , von ihren Catholifchen Mit » Ständen aber in

ein und andern Fall etwa gefränfter Rechten in fubfidium und wann ja

Fein anderer Weeg zu einer billid) = mäffigen Abhelffung zu treffen wäre, erz fuchet werden. Welches aber, wie ed bey jegigem ganz ungewohnten Zufland zu pradticieren ſey, von einem jeden gleich gemerket und beurtheilet werden mag. Man iſt jetzo nicht in dem fland Franck reich um guarantierung ded Muͤnſteriſchen Fridens anzulangen, fondern ſelbiges dahin zu bringen dem Miünfterifhen Fridens⸗-Inſtrument nad) deffen fo grober und excefliver vio- lierung durch gehörige Genuͤge und ins Fünfftige beffindige Folge zu leiſten. Welchem nah an Frankreich) (mwiewohl accurate zu veden nicht fo fehr ex .ca- pite padtionis Monafterienfis, fondern weilen es die Evangeliſche Fürften und Stände eben fo wenig in ihren juribus eccleſiaſticis als Politicis alfo

zu vergewaltigen befuegt gewefen ) bie reftitution auch in diſem ſtuͤck aufges |

fordert and zum Exempel Frankreich dahin gewiefen und angehalten werden muß die vorgenommene und ausgeuͤbte gewaltfaıne proceduren wider die Evans gelifche in dem Herzogthum Würtenberg infonderheit der Gravſchafft Moͤm⸗ yelgard , Naffau » Sarbrücden und anderer Orten allerdings wiederum abzu— Schaffen und einem jeden zu ruhigem Beſitz und Gebrauch feiner vor oder nad)

v dem

®

ar

Beylagen. en 7

dem Muͤnſteriſchen Fridenſchluſſ hergebrachten Gerechtigkeiten gelangen zu Yafs ſen. Es kan zwar dabey eine clauſula generalis gar leicht augefuͤget werden, daß der Weſtphaͤliſche Fridenſchluſſ in allen feinen articuln atque in caufis tam ecclehafticis , guam politicis allerfeits ferner heiliglich beobachter , teffen Verſtand und Meynung durch einfeitige Interpretationen nicht inver- tiert werben , auch hierzu famtliche Pacifcenten fid) hierdurc) anderweit gegen und untereinander folenniflime verbunden haben wollten. Gebet man aber

weiter auf particular » Fragen oder Fälle und wollte die gravamına E- vangelicorum contra Catholicos atque Catholicorum contra Evangeli- cos in loco traltatuum zu Markt bringen , fo haben die Franzofen wieder zum etwas zu ladyen und mit Werwunderung, daß die Teutſchen tempora fo garnichtzu diftinguieren und dahero aud) ſeripturam nicht zu conciliieren wüffs ten, abermahl ihr Lied anzuflimmen: Ce font des Allemans. Pan bat ed zu thun mit einem böfen und abgefagten Feind nicht nur des Deflerreichifchen, fondern auch des ganzen Teutfchen menfhlichen Geſchlechts, der herumbgehet theils wie ein brüllender Loͤwe mit feinen graufamen Kriegs » ationen , theils wie ein fchleichender Fuchs (zumahlen bey Fridvenshandlungen) und fuchet welchen er verfchlinge. Er beobachtet unfere Weege und Gänge auf das ges nanefte um und entweder mit offentlicher Gewalt niderzufchmeiffen oder durch heimliche pradtiquen ein Bein unterzufchlagen. Wie nun Fein Zweifel, daß er alle von feiner böfen Natur ihm eingepflanzte und durch viele leyder ! gar zu glüdliche experimentierung ausgeuͤbte und bewehrteſte Künfte bey denen Fridend » tradtaten hervorfuchen und applicieren werde: Alſo ift feiner malice mit defto mehrer Vorficht , zumahlen aber mit möglichfler Einigkeit und Zus famenhaltung und alfo nicht in einem diflipierten Corpore , fondern mit ge- fchloffenen Gliedern und in unzertrennter Ordnung entgegen zu gehen. Finder er, will nicht fagen eine offene Thür feinen Fuß in unfere Handel zu ſetzen, fondern nur einen Siß oder Schlupfloch, worburch er fein Gifft hinein blaſen Fan, fo ift feine Sache gewonnen , die unfere hingegen jammerlich verborben und wird dad leftere ärger, als das erfie. Pifcator faltem idtus fapit & quamvis fero, ferio tandem fapiunt Phryges, ja auch ein in dem Ges brauch feiner Vernunft noch nicht befindliched verbrauntes Kind fürchtet das Feur, utiin bello, ita etiamin pacihcatione bis peccare non licet, ja bey vijer noch weniger, als in jenem , dieweilen was bey einer Kriegs adtion o⸗ der occafion verfeben oder verfaumet worden , durch einen andern glücklichen fuccefs wiederum hereingebracdht werden fan. Was aber durch eine Fridens- handlung verlehren geht, was dem Tenffel am legten moment bey einer Sees len, das ift jeßo den Franzoſen ben difer Fridenshandlung gelegen. Daran (E) 3 hans

38 Beylagen.

hanget gleichſam ſeine und unſere zeitliche Ewigkeit. Gelinget ihm der Streich noch einmahl, wie er ihme ſchon vormahlen gelungen und bey einer ſolchen con- tenance ftattlich gelingen würde, fo ift ed humano judicio umb Zeutfhlaud gethon. Es würden die Franzofen darüber ſich nicht weniger zu erfreuen, als zu verwundern haben und wann ed nur dabey bleibet , noch einmal fingen und fagen: (ed zu guter letzt auch Teutſch zu geben) Es feind und bleiben Teutſche.

Num. 15.

Literæ Legatorum Evangelicorum in Comitiis degentium ad Regem Sueci® pundo negotii Religionis in tractatibus Pacis obfervanl. d. d. 31. Maji. 1697.

Seremisfine ac Potentisfime Rex, Domine clementisfime !

Sr Regie Majeftati Veſtræ perfpedum effe non dubitamus, quam gravia nonnulli facriRom. Imperii Eletores, Principes & Status Aug. Confefioni addidi in negotio Evangelic& Religionis contra Statum anni hu- jus feculi XX1V. pr&fertim à Corona Galliæ perpefli fint & prope indies patiantur. Quemadmodum vero nuper de ineunda pace publica fuscepto & Reg. Majeftate Vra graviffimo Mediationis munore tradtari coeptum Sa- cri Rom. Imperii Eledtoribus, Principibus ac Staribus Aug. Confefionis, ne in re maximi momenii ipfi ſibi deefsent, contendere vifum eft, ut in rebus ecclefiafticis ac univerfo Religionis Evangelicz negotio omnia & fingula in eum, qui temporc publicatæ pacis Weftphal. erar aut efle cer- te debeat,, Statum reftituantur. Quare cum fint, qu& Domini clementif- fimi & fuperiores noftri conceptis verbis inferi tabulis pacis cupiant ea Regiæ Maj. Veſtræ hunc in finem nomine ac juffu illorum hic offerimus & tanto majori fiducia à Majeftate Vra flagitamus, dignetur id negotii pre czteris dare fplendidifim& Legationi fux in concilianda pace partes ip- fius obeunti, quanto illud magis ad irmandam pacem Weftphalicam, Pi- vini Numinis honorem, propriamque Reg. Majeftaris gloriam pertinere arbitriamur. De reliqua Majeftati Vræ felicem rerum omnium fücceflum viramque longifimam precamur, Regiæ ejusdem gratiæ, qua poflumus,

anı-

Beylag en. | 39

animorum fubmifione nos commendantes. Dabantur Ratisbonz d. 31. Maji 1697- Ä Sarrar Reg. Mejeflatis Veſtrae RR? Humillimi SacriRom. Imgerii Eledorum , Prineipum & Statuum Aug. Confefioni addictorum Contiliarii & Legati ibidern congregati.,

Poftferiptum ad Regem Sueciz.

Eſt præterea, de quo Sacr. Reg. Majeflatem Vram nomine Dominorum elementifimorum & fuperiorum noftrorum humillime compeilatam veli- mus ad aflidam Sileſiæ ſtatuum & procerum Aug. Confefioni addidto- rum ſortem pertinens, quorum liberum religionis exercitium, de quo conſtat differtis verbis in Intrumento Pacis Ofnabrugenfis iis proſpectum effe indies magis magisque labefadatur, quæ quidem afflitiones potius ingravefeunt, iametſi apud Sacr. Cxf. Majeftatem Sereniffimi Saxonicus & Brandenburgenfis Eledtores cum alias, tum anno 1690. dum Auguftz Vindelicorum de Eledtione Regis Romanorum agebatur , fummaque ope levamen calamitatum iis afferre niterentur , teftantibus literis, quarum exemplum in vicem prolixioris narrationis exhibemvs. Quæ pro miferis iflis hominibus nihil mali meritis Divi Regie Majeftaiis Vræ Parentis glo- rioſiſſmmæ memoriz mens fuerit, ex Articulo peculiari actis Noviomagen- fibus inferto atque hic adjundo elucefeit, quem, ut tandem vim fuam fortiarur, tabulis future pacis comprehenfum iri, vel ideo fperamus, auod fervarz in iis locis Evangelic& Ecclefi@ decus non minus Regiæ Ma. jeftati Vræ cordi efle ſciamus, quam pientiflimis antecefloribus fuis fuit & ad gloriam fuam non parum referat, pacem Weltphalicam, qu& facro- fanda merito efle debet in hoc folo negotio inanem rei fpeciem non in. duere. Hoe eft, quod Domini Clementifimi & Superiores noftri Reg. Ma. ‚jeftatem Veftram enixe rogant, infigris beneficii loco habituri, quicquid in illa opis prejudiciique invenerinr, quos fides & charitas chriſtiana fibi ram arcte conjunxit. Ut in literis humillimis d. 31. Maji 1697.

Articulus inferendus futuræ patificationi.

Refituantur omnia in Ecclefiaftieis in eum fatum, in quo juxta In-

firumentum pacis «Weftphalica fuerunt vel efle debeant ita ur jam didta

"Pax una cum infecutis poſtea Recefibus Executionum in fuo robore firmi- ter

20 Beylagen.

ter permaneat & contra perpetuam hanc Imperii legem fundamentalem ac fingulos ejus articulos, pr&fertim Artic. V. in eoque paſſim determi- natum annum 1624. neque fub finiftra interpretatione neque fub alio quovis prztextu aut nomine exceptiones aut genuino fenfui contrari® 8X- plicationes guomodocunque excogitari potuerint, locum habeant vel ad- mittantur. Inprimis vero exprefle conventum eft, ut in omnibus provin- ciis, Eledtoratibus, Ducatibus & Principatibus, Cemitatibus, Caftris, Ci- vitatibus , oppidis, pagis & villis, nominatim in Palatinaru inferiori ejusque appertinentus, fpecialifime in præfectura Germersheimenfi, Du- eatu Lauterenfi, Simmerano cum Præfectura Beckelheimenfi, Bipontino, Velden, Montispeligardenfi, item Comitatu Sponheimenfi Citeriore & ulteriore,, utraque Alfatia, Comitatu Naflovienfi ad Saram , Sarzponta- no & Sarwerdano, Comitatu Hanovico-Lichtenbergenfi, emnibusque ad dietos Comitatus de Naflau & Hanau fpedantibus Dynaftiis & -Prefe- duris in Comitatu Leiningenfi, in terris Rhein-& Wilgraviorum, Ba- ronum de Fleckenftein & Oberflein falva prztenfione Oetingenfi, decem Civitatibus Alſatiæ ur & Argentorati, Wormatie & Spir® aliisque quibus- eunque Sacri Rom. Imperii locis eorumque pertinentiis & dependentiis tam a Corona Galli& reftituendis, quam jam dudum derelidtis & a modo me- morato Imperio recuperatis ,„ ubi quicquam in Ecclefiafticis à tempore pacis Weftphalic& contra ejus tenorem & executionem hadtenus fub quo- cunque titulo aut prætextu immutatum eft exercitium religioris tam pu- blicum, quam privarım una cum annexis, omniaque & fingula jura Ec- clefiaftica Patronatus, Collatur&, nominandi, przfentandi, Collegia, mo- nafteria, coenobia , fundationes , univerfirates, Academiz , Recepturz , col- lecturæ aliaque corpora Eeclefiaflica, Templa, oratoria, coemiteria, cam- panæ, earumque ufus, zdes paftorum arque preceptorum, minifteria, eonfiftoria, judicia matrimonialia, Senatus Eccleſiaſtici, Camerz redituum Eecclefiafticorum , eorumque {ordinationes, conflitutiones & uſus, Xeno- dochia, hofpitalia, ſcholæ eoque! pertinentia, nec non ad alias, quocun- que nomine veniant, pias caufas deflinata =dificia, bona mobilia & im- mobilias agri, reditus, cenfus, decimæ, frudus ur & præbendæ & Ca- nonicatus pariter cum documentis & adis in eundem flatum, quo ante deftitutionem gaviſi funt & in quo juxta tenorem præfatæ pacis Weftpha- licæ ejusque executionem fadtam fuere, fine ulla exceptione aut fpecie juris retentionis, impenfurum in rem fadtarum & fimilium plane & plene reflituantur. Eumque in finem illi omnes cujuscunque dignitatis, ſtatus

atque conditionis, comprehenfa totius inferioris Alſatiæ nobilitate, im- . me»

*

Beylagen. | 4r

mediari & mediati, Vafalli & fubdiri, qui vigore didti Inftrumenti pacis tale Exercitium habuerunt vel ejusmodi jura & bona poflederunt aut ad ufus eorum Ecclefafticos ullo modo pertinuerunt , fed pofita five juffu vel injuflu Regis Galli@ per ejas miniftros ram civiles , quam milita- res five per Diecsfanos iftorumque Vicarios & Ofheiales ac quoscun- que alios impediti, turbati vel deſtituti five in totum five ex parte fuerint vel ipfi vel eorum hæredes & fucceflores didum exercitium religionis aut jurium & bonorum pofleionem (nen adhibira judiciali discufione) pro- pria {ua auctoritate re inſtituere, recipere a:que recuperare valeanı & por- ro in quieta illorum omrium & fingulorum pofleflione perperuo maneant non obftantibus fed caffatis hoc ipfo omnibus interim factis murationibus, Contrariis, itidem decretis, mandatis , provilionibus, privilegiis, indul- tis ,Ediäis, Commiflionibus , inhibitienibus, refcriptis, fententiis, rebus judicatis, inveflituris, renuncistionibus padis feu dediditiis vel aliis & in univerfum omnibus exceptionibus quocunque nomine aut pr&textu al- legari aut excogitari queant. Nullusque plane feu confilio feu ope huic reſtitutioni refiftere aut eandem impedire audeat. Ut vero eo facilius re- dinte gratio procedar & reftiruendi priftinum religionis flatum , jura atque bona obtineant , ferenifimus ac potentifimus Rex ſueciæ vigore fidejuf- fionis atque Guarantiz in fe receptæ omnes & fingulos juxta dictam Welt. phalicam & pr&fentem pacem refituendos tali modo eflicaciter tueatur ac protegat, ur intra fpatium quatuor menfium ä publicatione hujus inftru- ment computandarum fublatis & rejedtis prætenſæ donationis vel tradi- tionis à Gallis aut aliis quibuscungue fadtz, continuatz per longum tem- pus poflefhonis antiqu& , templorum & zdikciorum extrudtionis, habitz ante reformarionis tempus poflefionis temploram & cultu vacuorum, col- lapforum aut deſtructorum, majoris in quibusdam locis numeri Catholi- corum, Die:efani Patronatus vel alterius cujisque juris & quibusvisa- liis exceptionibus, nuda fadti poffeflione infpedta pure rellituiio & cxecu- tio peragatur. Ä

Quod fi quis huic refitutioni & Executioni repugnaverit, eamque impediverit aut reftitutum de novo turbare aut plane deftituere vel fun- ‚dationes & redirus, à quocunque debeantur, ad alios, quam juxta Inftru- menrum pacis Weftphalicz deftinatos rei Evangelic& ufus trahere,, diminve- re vel plane intervertere five directo five per indireftum tentaverit, five Clericus five Laicus poenam fractæ pacis ipfo jure & fadto incurrat.

Et quamvis ex pr&cedentibus fatis conſtet, qui er quarenus refliruen- di ſint, quoniam tamen nonnulli refituendorum defideria fua & grava-

All. Theil. a, mina

42 Beylagen.

mina nominatim transmiferunt, & ut eorum ratio habeatur , poftularunt, cujus rei caufa lilta five caralogus prout adjunctum exemplar oftendit, in przfenti conventu exhibitus et: ideoque placuit modo dictum catolo- gum ad finem hujus inftrumenti fubjungere, fecundum quem fingula lo- ca ibi defignata fine ulla mora aut tergiverfätione reftituenda in ftatum pri- ftinum erunt, quamprimum apparuerit ea poft fupradidtum tempus à qui- buscunque vel quocungue modo mutationem palla efle , hac tamen ex- prefla conditione , ut non nominati pro omifis non habeantur, fed eo- dem jure cum jam nominatis gaudere debeant. De cztero quoniam plu- simis gravaminibus Ecclefiafticis poft pacem Weftphalicam hinc inde ena- tis occalionem pr&buere,, dubia nonnulla circa genuinum fenfum Inftru- menti pacis fubfecura & hadtenus magno partium ſtudio ventilara, dicto vero Inftrumento paeis art. V. $. 17. eam ob rem cautum fit, ur fi dubii quid hinc aut aliunde insidat aut ex caufßs pacem religiofam aut illam transadtionem tangentibus refulter, de eo in Comitiis vel aliis Imperii Conventibus inter utriusque Religisnis proceres non nifi amicabili ratione tranſigatur. Ideoque pr&veniendis novis querelis, qu& in magnas ple- rumque animorum exacerbatinnes, aliquando in turbas etiam non fine tranquillitatis public damno definere folent, hac przfenti lege placuit,. ur ftatim poft hano pacem conclufam in comitiis adhus duranıibus de du- biis illis, inprimis Statuum jus reformandi & diecefanum concernenti- bus prout illud in fuperioritate territoriali vel condominio ratione exerci- tii fimultanei aut privativi fundatum efle perhibetur , inter urriusque re- ligionis confortes fupradidto modo amicabiliter agatur & quantocyus id fieri poterit tranfıgatur, quemadmodum id bon fidei & pacifceensium in» tentioni convenit. Interea vero & donec de his dubiis res compofita fue- rit, nihil amplius pofthac in negetio religionis innovetur fub pœna fradtz pacis & amiflionis cauſæ, de qua agitur, in eos conſtituta, qui huie conventioni contravenire de fado aufi fuerint. Quam in rem & pro ſta- bilienda ejusmodi majori fecuritate non modo fumma in Imperio tribuna- lia novis omnibus fadis & attentatis quocunque Jure ea fuscepra fuifle di- cantur, mandatis fine claufula mature occurranı & cunda reftiti in eum ftartum curent, qualis illein unoquoqueloco ante novam turbationem & poft hanc pacem ejusque executionem fuit: Verum etiam Diredtoribus Circu- lorum protedtorium fpeciale ab Imperatore hoc ipfo conceflum eft, cujus virtute poterunt & debent providere, nec ifte ftatus religionis ullo modo mutationem tantifper patiatur , donec de fupradidis dubiis decifum & verus Inftrumenti pacis fenfus erutus atque ftabilitus fuerit, Quod fi vero

in

DBeylagen. 43

in uno vel alio Circulo Direltores ex una faltem religione confituti eve- niantur, Protectorium illud ad eum vicini Circuli Directorem pertineat, qui cum gravato ejusdem religionis eft, & ab eo fuper auxilio & manu-

tenentia imploratus fuerit.

Num. 16.

Sranffurter - Fürften - Vereins » Recels wegen Beſchickung der ; Cat c 31. Maji. Rißwycker Fridens-Tractaten. d.d. 1697.

31. Maji. Allum Franckfurt am Mlayn. den uni 1697.

er denen von allen Orthen eingelauffenen glaubwärdigen Berichten nad) e8 das wahrfheinliche Anſehen gewinnen will, dag nunmehro das bißber pr&parirte Sridens-negotium mit Ernft weder vorgenommen und zu deffen möglichfler Beförberung geeylt werde und dann eines jeden treuen Pa- trioten Pflicht und Schuldigkeit erfordert feine Sorgfalt dahin unermuͤdet zu richten, damit nit allein ein befländiger und fiherer Fride möge gefchloffen, ſou⸗ dern auch indem modo tradtandi nad) denen Reichs» Grund + Öefeßen verfahs ven werden möge: So haben einige für die gemeine Meichs » Wohlfare, aud Ihre Wohlshergebrahte prerogativen und Gerechtigkeiten -wohlgefinnete Reichs = Fürften eine Nothwendigkeit erachtet degwegen Shre Miniftros 1, Raͤthe occafione des zwifchen denen Sechs aflocierten Srayfen abermahls ver: anlaffenden congreflus anhero zufamen zu ſchicken und ift zwifchen denſelben nad) vorgängiger Ueberlegung nachfolgendes abgeredet und ad protocollum: gebracht worden 1. Weil in denen legibus Imperii fundamentalibus und infonderheitdemIn- - ftrumento pacis Monafterienfis deutlic) verfehen, daß all und jede Stände des Reichs in allen deliberationibus fuper negotiis Imperii and infons derheit auch ubi pax facienda ihres freyen juris fuffragii genieffen follen. » Und dann da die Fridend «tradtaten im Grafenhag vorgenommen werden follen und alfo die famtliche Reichs » Stände dafelbft durch ihre abgeſchickte nit gegenwärtig ſeyn möchten , bey dem Neichötag zu Regenſpurg in Vor: ſchlag gekommen um ber Stände concurrenz bey den Fridens» Tradaten benzubehalten eine befondere deputationem extraordinariam deßfalls auss zumaden; Go ift von denen fambtlichen anwefenden folhe Reiche » depu-

ration gutgefunden und allerſeits beliebet worden zu deren beförderung die ) 2 noͤ⸗

#

Beylagen.

nötige und zuraichliche Infirudiones fo bald möglich nach! Regenfpurg ab: zulaſſen. |

2) Und gleichwie bey ſolcher Deputation dahin fonder Zweifel wird reflectiert

werben, daß aus allen dreyen Reichs » Collegtis einige dazu gewählet werz den mögen: Alſo überläfft mar den Herren Churfürften und der Reichs— Städte Rash billich, auf wen fie in folhem Deputationg » negotio ihre reflexion richten wollen 5 Ratıone des Fuͤrſtl. Collegii aber wird zuvorz derſt forgfältig zu precavieren ſeyn, daß nicht die Wahl aufdiejenige Fürs ſtenthuͤmer, welche einigen derer Churfürflen zugebören, falle u. diſe das durch Gelegenheit erlangen aud) bey dem negorio pacis alle auftoritzt an fich zu ziehen. Und ald man hiernächfl der Meynung iſt, daß die Zahl der deputandsrum ex Collegio Principum hoͤchſt auf 6. oder 8. zu re- ‚Rringieren : So fcheinet zwar der expeditefle Weeg zu feyu, wann dem Corpori Catholicorum fo wohl, als Proteftantium freygelaffen würde, daß ein jedes unter ſich diejenige, welchen die deputation aufzufragen, per majora ausmachte und ſolche hernach dem ganzen Collegio zur ap- probation nominierte , geftalten dann folches bey denen Circulis mixtis mir gutem ſuccels pradticiert wird und hat man gut befunden diſes zu Regenfpurg in Borfchlag zu bringen. Sollte aber difer modus eligendi nicht beliebet werden wollen , wird man alle feine Bemuͤhung dahin zu rich⸗ ten haben, daß auf diejenige Reichs » Fürften, welche bißhero die Jura Principum zu herzen genommen und gegen die attentierte Neuerungen beftändig vertaidiget , infonderheitregardieret und ex parte Catholicorum nebſtOeſterreich, fo ſich wohlnicht füglich excludiren laffen wird, Muͤnſter und Baaden »Baaden, ex parte Evangelicorum aber einige derer Hänfer Sachſen, item Vraunfchweig Wolfenbüttel, Würtenberg und Hollſtein— Gluͤckſtatt in confideration genommen werde. Nachdem auch |

3) Die concertierung einer den deputatis Imperii mitzugebenden Inftru- ction anno) zu Regenfpurg viel Zeit wegnehmen dörffte, die Nothweu—⸗ digkeit aber erfordert, daß diſes negotium fo viel möglich befördert werz de, So hat man aud) von den contentis ſolcher Inftrudtion allhier vor- gaͤngig zu deliberieren rarhfam gefimden uud dafür gehalten, daß felbige infonderbeit in nachfolgenden werde beruhen müffen , daß erftlich die In- ftrumenta pacis Weſtphalicæ in ihrem rechten und wahren Verflande zum fundament des abzuhandlenden Fridens gefeßt und nad) felbigem als les in Ecclefiafticis und politicis hinwider regliert und reftituiert wer⸗ de , da dann von der Cron Frankreich die Wider = Ubrrettung der er taͤd⸗

äh ER

Beslauen 48

Staͤdte im Elfaß und alles deffen, fo fienach dem Weſtphaͤliſchen Friden vel via fati & armorum oder aber unfer dein Pretext derer angema fl? ten reunionen occupiert und dem Roͤm. Neid) entriffen wie aud) die ‚reftirution derer von Speyr abgeführten Cameral - Alten depönierten Gelder und anderer Zugehdrungen inftandig zu begehren und dahin unabs Anderlih anzutragen, daß folches fo fort bey difen Fridens-Lractaten abgehandelt , Feines Wegs aber auf ein arbitrium , welches vielen Weit: lauffzund Beſchwerlichkeiten unterworffen zu feyu pfleget, außgefeger wer: de; Und nachdem Zweitens auf der reltitution der Stadt Straßburg bie Securitzt und communication des Roͤm. Reichs und deffen ſaͤmbtlicher Eraife infonderheit beruhet: So tft darauff um fo viel mehr obnänderlich zu befieben, weil die Cron Sranfreih im denen verglihenen pr&liminar- Articuln fi darzu bereits verbindlich gemadjt, geflalt dann wegen eini⸗ ger dißfalls offerierender zquivalenten feine Handlung einzugehen , fon: dern folche , fie mögen beſchaffen fern , wie fie wollen, fo fort zu rejicie: ven und nettement zu declarieren , daß ohne wider einraumung der Stadt. Straßburg Fein Frid gefchlofien werden fünne. Gleichwie aber ſolche Stadt quoad ecclefiaftica & civilia billig in folhem Staud, wie fie tempore Gccupationis gewefen, hinwider gefiellt werden muß: Alſo ift dahin zu feben , daß die fortificationes (teil die vormalige mehrertheils demo- liert und geändert) in fatu prefenti gelaffen, auch die darinn tempo- re occupationis gefundene oder wenigſt jeßo noch vorhandene Artillerie augleic) mitausgeantwortet werde. Drittens die Veftung Philippsburg anraichend, ift deren wieder-Abtrettung ebenfalls nachdruͤcklich zu urgie: ven, und Fan dieſelbe, wann dad ganze Elſaß und Lothringen wieder an das Neich Fommen follte, raliert, widrigenfalls aber mufffie in flatu quo behalten und fo wohl zu derfelben , als der Stadt Straßburg Fünfftiger de- . fenfion und Befakung von dem Reich gebührende Verfehung gemacht wers den , wie dann auf die rafierung der von Frankreich neuerlich angelegten Beftungen Mont Royal, Fort Louis, Hunningue. Landau, Schletts ſtatt, Saar - Louis &c. befländig anzutragen ift. Und als Viertens die felbft redende Billigkeit erfordert , daß alle bey difem von der Cron Frankreich fonder rechtmaͤſſige Urſach angefangene Krieg damnificierte Weiche » Stände des erlittenen Schadens und aufgewandten groffen Koſten halber zuraichliche fatisfadtion erhalten; So haben die Deputati and) ſol⸗ che mit gebührendem Eyffer und Sorgfalt zu pretendieren , auch die von denen befchädigten deßfalls formierende Prztenfiones nad) euſſerſtem vermb⸗

} (5) 3 gen

46

u

Beylagen.

*

gen zu ſecondieren. Sollte Fuͤnfftens durh die Gnade Gottes der Friede geſchloſſen werden, muͤſſen noch vor erfolgter ratification à die pacis concluſæ alle hoftilitzten und fo wohl lauffende, als ruckſtaͤndige contributiones ceflieren, zu der Execution ein furzer terminus gefe⸗ Bet und da ein oder der ander Theil dasjenige, fo abgehandelt, ins Werk zu feßen difhcultzt machen follte, derfelbe von ben Mediatorn und übri- gen pacifcenten durch die Waffen dazu gezwungen werden. Wie dann auch - Sechfitens wegen der Fünfftigen fecuritzt und guarantie des Fridens dahin zu fehen, dag die jeßige groffe allianzin modum federis defen- fivi mit Beirudung aller fpecialitzter in pundo auxiliorum mutuo pr&ftandorum perpetuiert oder wenigfi nod) auf etwa zehen Jahr feftge- feßt, die affociation derer Sechß confederierten Craiſſe und dererjeniz gen, fo folder ferner accedieren follten , durch die verfaffende Tabulas pacis corroboriert und approbiert , auch die Cron Schweden und andere Potenzien zu uͤbernehmung einer verbindlichen real= und determinierten . Guarantie vermogt werde. Da auch Siebendeng bey difer Fridens ne- gotiation einige mit dem jego führenden Krieg nit verwandte ſachen und bißhero im Roͤm. Neid) attentierte und agitierende Neuerungen mit vorz gebracht und deren Erledigung zugleich gefucht werden follten , haben die Deputati ſchlechter dings dahin anzutragen , daß felbige ad Comitia vel Judicia Imperii oder wohin Sie fonft ihrer Aigenfhafft nad) gehören , verwiefen und damit der Fridenfchluff nicht retardiert, noch das Reich unter der Kriegslaſt deßwegen ferner gelaffen werden. Achtens haͤtten auch die Reichs-deputierten mit andern Miniſtris, die etwan von gau⸗ zen Crayſen oder particular Chur-und Fuͤrſtl. Haͤuſern in loco tracta- tuum ſeyn wuͤrden, Gallermaſſen einem jeden eine eigene Schickung zu thun frey flebet ) fleiffig zu communicieren und insgeſambt dero Chur— Fürften und Stände an die Kron Frandreich formierende pr&tenfiones und vechtmäffige Forderungen von Reichs wegen zu Tecundieren und ihnen alle afiftenz dißfalls zu leiſten, einfolglichen dadurch zu demonftrieren,, daß man in Imperio in guter Einigkeit und Vertrauen zufamen halte. - Und obwohl

a) Wann ed dergeflalt mit difer Neicha » deputation , wie gehoffet und ge—

wuͤnſchet wird, zu finde kommen ſollte, der gefambten Stände Jura pa- cis ud competierende concurrenz bei dem Fridens⸗negotio gebüh- rend Salviert worden, als ift jedoch bey difer wichtigen Vorfallenheit auch

dahin zu ſehen, daß dem Reiche » Fürfien » Stande fein luſtre und in de> nen

Beylagem a? —— —— ———— —————— —— nen Reichs-fundamentalgeſezen, gegründete prerogativen beybehal⸗ ten werden, fo ift gut und ratbfanı befunden worden, daß die in Corre- fpondenz fiehende Reichs⸗Fuͤrſten, wo immer möglich, ihre aigene Mi- niftros nad) dem loco tractatuum ebenfalld abfenden oder, wann ja eis ner ober der ander folches zu thun feiner convenienz nicht gemäß befinz den möchte, er dannoch wenigftens einen derer daſelbſt anwefenden wohls gefinnten Miniftrorum bey dein Fridens » congrejsaccreditieren und ihm

die Führung feines voti mit auftragen fole. Gleichwie aber

5) aus denen Adis Noviomagenfibus befannt , daß dafelbft wegen des des nen Reichs » Fürflen competierenden Juris ſummæ legationis einige dif- ficultet erreget werden wollen: alfo ift zwar um die admiflion zue dem Fridens » negotio und dag commercium mit den übrigen anweſenden Miniftris nicht ſchwer zu machen rathfam befunden worden die abfendende Miniftros anfangs nur ald Plenipotentiarios zu qualificieren: Es foll aber in die Vollmachten die claufula: refervando nobis libertatem il- lum charadere legationis primi ordinis infigniendi mit eingeruckt , auch wann ed die Rothdurfft und Geftalt ber fachen erfordern und zulafs fen folte, folcyer charadter nad) vorgängigem gemeinfamen Öutbefinden, infonderheit, wann man zur fignierung ded verfaffenden Inftrumenti pa- eis ſchreiten follte, denen famtlichen anmwefenden Fuͤrſtl. Miniftris wuͤrk⸗ lich beygeleget werden.

6) Als auch bey den Nimwegiſchen Fridens⸗Tractaten die Kayſerl. Geſandtſchafft ſo viel zu verſtehen geben wollen, daß die bey dergleichen negotiationibus concurrierende Fuͤrſtl. Miniſtri ſowohl Ihre Vollmachten, als producie⸗ rende poſtulata ihnen einhaͤndigen und ſich dergeſtalten per manus lega- tionis Cæſareæ zu denen congreſſibus legitimieren ſollten, ſolches aber wie es von denen Churfuͤrſtl. Miniſtris nicht zu geſchehen pfleget, denen Fuͤrſtlichen eben wenig anzumuthen, allermaſſen dann auch bey oberwehnter Nimwegiſcher Fridenshandlung die mehreſte ſich immediate an die Me. diations-Miniſtros addreſſiert und bey denenſelbigen ihre legitimation und deſideria eingebracht: fo iſt dafür gehalten worden, daß man fols chem Wege, abfonderlich da die mehrfien Reichs-Fuͤrſten in die errichtete groffe allianz getreten und fie nicht allein als Status refpedtu Imperii, fondern auch reſpectu exterorum als confederafi concurrieren, bey jes Biger Fridenshandlung ebenfalls zuinfiftieren und die hohe Mediation un⸗

mittelbahr anzugeben babe,

7)

48

Beylagen.

7) Damit auch zwifchen den Reichs-Fuͤrſtl. hohen Käufern die bisher gepflo⸗

8)

gene vertrauliche correipondenz um fo viel mehr entreteniert und beybes halten werde, fo follen die abfendende Miniftri zue guter Vertraulichkeit und mutueller afliftenz infiruiert , auch von den poftulatis, fo ein jeder derer hoher Herrn Principalen-wird producieren laffen, denen üs brigen Nachricht und Copey mitgetheilt werden, fie auch allerfeiss dahin angewiefen feyn, daß fie mit andern anwefenden Miniftris in guter Ver— traulichkeit leben und über alle vorfallende angelegenheiten fleiffig commu- Nicieren,

Wegen des Ceremonielg derer zu den Fridens: Tradaten abgehenden . Fuͤrſtl. Miniftrorum ift dife Abrede genommen, daß fie zusordrift von al- len Vifiten de ceremonie zu abitrahieren haben, allermaffen dann dies ‚felbe durch ein von den Mediationen gemachtes Reglement ohnedem abs gefchaffet feyn. Da fie aber derer vorkommenden negoriorum halber eis nen oder den andern derer Kayferzund Königlichen, and Churfuͤrſtl. und Holländifhen Minittrorum in ihren Häufern werden anfprechen müffen, fo ift dafür gehalten, daß die Fürftl, Pienipotentiarii feine Schwürigkeit

zu machen ‚haben, denen Kayferl. und Königlichen Ambalfadeurs sie

Excellence und Hand auch in ihren Hänfern zu geben. Und nachdem die Generals Etaaten der vereinigten Niderlanden beraits bey vormaligen Nies mägifchen Fridenshandlungen die denen Prineipibus Germaniz com- petierende Jura Legationis und daß ihnen die-eledtion , ob fie Mini- ftros primi vel fecundi ordinis ſchicken wollen, nicht geffritten werben koͤnne, erkennt, fozweiffelt man nicht, es werden diejelbe bey. foldden Sen- timents annoch verharren und deßwegen eine reiterierte declararion her» aus zu geben Fein Bedenken tragen. Wann man deffen verfichert, haben die Fuͤrſtliche Pleni potentiarii denen Holländifchen Ambaffadeurs zwar bie Excellence, wann fie ſolche pretendieren follten, endlich nit zu de- negieren, daruff aber allerdings zu beſtehen, daß bey denen abftattenden

. Vifiten Ihnen von denen Hollaͤndiſchen Miniſtris der locus potior ge⸗

geben werde und zwar ſolches um fo viel mehr, weil fie nicht als ablega- ti oder Envoyés abgeſchickt, fondern ald Plenipotentiarii, welche pro differentia & gravitate commifli negotii fo wohl ad Miniftrös primi, als Zecundi ordinis referiert werden Finnen. Was. hienegft die Churs fuͤrſtl. Miniftros anberrifft, werden felbige denen erhaltenen Berichten nad theils ale Legati, theils als Plenipotentiariierfcheinen. Mit des nen letztern bleibet e8 bey der Regul, daß man deuen Churfuͤrſtl. Pleni- potentiariis nicht mehr Ehre erweifen folle, ale man vor denenfelben

1 em⸗

Beylagen. Y 49 empfangt. Ben denen Erſten aber wird dahin zu vigilieren feyn , daß die Electores das Jus fumme legätionis denen Fürfklichen ebenfals zuges fteben. Geſtalt dann auch bey denen Niemegiſchen Fridens-ractaten, fie ſolches nicht offentlich conteſtiert. Wann diſes gefhehen , werden Die Fuͤrſtl. Plenipotentiarii zwar mit deufelben converfieren koͤnnen, jes

doch haben fie bey denen viſiten die main d’honneur allerdingd zu pr - tendieren, von der Excellence aber zu abftrahieren, und in tertia perfona durch den Gebrauch des Worts Ste mit ihnen zu converfieren,

9) Iſt bey difer conferenz nochmals die befländige Abrede genommen wors den, daß man bey denen vor die Erhaltung der Reichs-Fuͤrſten Rechts bißhero kovierten einmäetigen principüs ferner beharren und infonderheit in der neunten Eledtiorat =Sadye befländig dahin anfragen wolle, Daß foldhe nicht anderd ald in Comitiis Imperii prævio unanimi Statuum fuf- fragio fünne außgemachet werden, geflalt dann, wann bey den Traftati. bus pacis dißfalls etwas moviert werden follte, felbige unter die dahin nicht gehörige Sachen zu referieren und daß fie dafelbff ab und zu dein Reichs-Tag verwiefen werde , unveränderlich zu fourenieren iſt.

10) Damit auch zwifhen denen bißhero annoch vereinigtenalle fepararion und Trennung umb fo viel mehr verhuͤtet werden möge fo it fhließlichen abs geredf worden, daß man wenigftehd alle Jahr allhier in Frandfurt wieder

= zufamen kommen folle und iſt darzu der N. Sept. nähflfünftig hiermit bes liebt und ausgefeßt worden , da dann eis jeder ohne fernere notification ſich allhier einfinden , dasjenige, fo etwa vorgefallen , vertraulih commu- nicieren und die nach geſtalt der Sachen nöthige Inftrudtion mitbringenſolle. Urkundlich iſt difes von denen anwefenden Fuͤrſtl. Miniftris unterſchrie⸗ ben worden, Adum, ut fupra. | Bon wegen Ihro Hochfürftl, Suaden Wegen der Hochfuͤrſtl. Saͤchſiſchen Haus zu Münffer lub fperati. fer Gothiſch-und Weimarifcher Linie Erchenheim. B. Steyberrvon Hagen. %. €. Steybere von Wolzogen. A. E. Avemann,

Wegen Ihro Durchl. zu Braunſchweig⸗ Wolffenbuͤttel. 7. L. Luͤdecke. Von wegen des Hochfuͤrſtl. Hauſes Wuͤr⸗ temberg ſub ſpe rati Enoch Heyland. Von wegen des Hochfuͤrſtl. Hauſes Baden⸗

Durlach NV. Gemmingen.

XII. Theil. (G) Num. 17.

go Beylagen.

Num, 17. Norfrag der Reichs » Alliierten an die Kayſerl. Gefandfchafft

wegen ber den Sranzöf. Öefandten zu übergeben geſchloſſenen poftulato- rum. d.d. 17. Maji. 1697. J

De allhier anweſende zu denen Fridens-Tractaten legitimierte Churs fuͤrſtl. und Fuͤrſtliche Geſandte und Plefipotentiarii finden ſich gemuͤſ— ſigt der hochanſehnlichen Kayſerl. Geſandtſchafft geziemend vorzuſtellen, daß, nachdeme juͤngſt zu Ryßwick proponiert worden, daß man als Morgen die Poſtulata gegen Frankreich Alliierter ſeiten uͤbergeben ſollte, man auch die Nachricht haͤtte, daß die Hochanſehnliche Kayſerl. Geſandtſchafft daran gear— beitet, fo wäre man der Zuverſicht, es würde dieſelbe ihrem juͤngſt gethanen Verſprechen gemäß in einer Sache, davon dad Wohl und Wehe des Reichs

ependiert, mit den anwefenden obgemeldfen Öefandten und Plenipoten- tiariis vorher communicieren und dehberigren, auch Shnen bardurd Gele: genbeit geben ihrer Önädigflen Herren Meinung darüber zu eröffnen und un⸗ ter Kayſerl. May. allerbödyften direction fich eines gewiffen dißfalls zu vergleis chen, jedoch mit Vorbehalt deffen, was dad gefamte Reich bey vorhabender deputation, womit es in Collegio Electorali ſchon feine Nichtigkeit habe, auch diefelbe in Collegio Principuin hoffentlich ehiſt erlangen werde, hiernächft weiter pro intereffe Imperii dißfall® zu proponieren haben möchte, zumahl da ihre hohe Principalen fo wohl als partes integrantes der beeden höhern- Peichd » Collegiorum , ald auch abfonderlid qua feederati durd Die groffe Allianz von dergleihen Haupt + Dunct, worauf dad Fundament der ganzen Fridend » negotiation ruhet ‚Feines wegs audgefchloffen werden könnten , fons dern dasjenige, was an das Reich von Reichs wegen gebracht werden folle , vorher mit Ihnen zu concertieren feye. Man erfuche dvemnad die hochan⸗ ſehnliche Rayferl, Geſandtſchafft, wie die Chur = Bayrifche ,. Chur-Saͤchſiſche und Chur» Brandenburgifdje Öefandten bereits geftern in particulier gethan, anjeko insgeſamt ganz dieuftlih, es wollte diefelbe fich gefallen laſſen Dero Meinung darüber und was man diſer communication halber zu gewarten ohnbefchwerdt zu eröffnen, An feiten obgedachter Churfürftl. und Fuͤrſtlichen G:fandten und Plenipotentiarien feye man'berait zu einer conferenz in lo- co tertio, weil die Churfürftl. Gefandten in Shrer Excellenz des Herrn Graven von Kaunitz, befannten obftaculi halber, nicht erſcheinen, die übris ge Plenipotentiarii aber, fo difes obftaculum nicht hätten , nur allein no- mine Ihrer Principalen ſprechen, mithin Fein gefambr conclufum befördern

helffen

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Seylagen. | fi

helffen könnten , wovon man niemand andzufchlieffen begehrte, auch nicht koͤnn— fe, weil nebſt Ihrer Kayferl, May. das ganze Neich per conclufum Impe- Tii den Krieg an Frankreich declariert, mithin pars belligerans feye und alfo auch inter partes pacifcentes völlig concurrieren muͤſte. Inzwiſchen und big dahin hätten finguli flatus prefentes vice & abfentium Confla-

tuum juribus mit zu vigilieren. Haag den 17. Maji 1697. Auf welchen Vortrag die Kapferliche Gefandfchafft die Reichs» Alz liierte zu einer Conferenz nach Ryßwick einladen und ihnen ihre proponenda vorlegten , wie folgt:

Proponenda Cæſarea.

1) Ut pax perpeiua inestur Cafarem, Imperium, Regraque & Provinci- .as hereditarias in er & Galliam. |

2) Reftitwenda omnia a Gallia poft pacem Monafterienfem ejusque exe- cutionem quacunque ratione occupara.

3) Abolenda feu redintegranda omnia unionum feu reunionum nomine u-

- bieunque ada, uti &, qu& poft dictam pacem ejusque executionem

nomine feu prætextu Sundgoviz, Landgraviarus Alſatiæ & prefedu- provineialis guocunque modo innovara ſunt.

Dilueide explicandum , nihil nomine Suntgoviæ, Landgraviatus Al- fatie & præfecturæ provincialis Gallix ceflum fuiffe, nifi quod ad Do- mum Auftriacam ante pacem Monafterienfem pertinuerar. Galliam quoque ultra diftridtus trium Epifcopatuum , quatenus ad hos olim fpedtarunt, nihil pr&tendere debere, falva ſatisfactione infra memo-

4)

randa. 5) Ad inſtantiam Serenifimi Electoris Palatini nominatim poſitum iri, ut reſtituantur omnes totius Domus Paatinæ ditiones, loca & jura per pa- cem Weſtphalicam illi reſtituta ſublatis Galliæ aut Duciſſæ Aurelianenſis prætenſionibus quibuscunque.

Sarcienda omnia damna Cæſari & toti Imperio , Circulis inprimis Rhe-

nanis, Franconiæ & Suevix omnibusque & fingulis Imperii Statibus il- lata. is

4) Cavendum in genere de integritate locorum reftituendorum, redden: dis doeumentis literariis, celeritate executionis & fimilibus.

(8) 2 8) Sa-

6

' a 2 52 Beylagen.

8) Satisfieri quoque debere omnibus Faderatis, illisque liberum manere cum inter fe, tum cum aliis pacem mutuis federibus firmare.

Monita confederatorum Imperii.

Ad ı) ad verba regnaque & Provincias hzreditarias aliquid oretenus mo-

nendum. (hæc verba omittantur.) i

ad 2) loco Mionalterienfem ponatur Weftphalicam, poft verbum ratione addarur ram in facris, quam in profanis occupara & mutata, fola cau- fa fortificationum Civiratis Argentoratenfis excepta, quæ in ftatu præ- fenti reſtituenda.

ad 3) placer.

ad 4) Etiam.

ad 5) Itidem.

ad 7) poft verba Documentis literariis addatur prefertim Camerz Impe- rialis. k

ad 8) poſt verbum federatis addatur prout finguli fuas pr&tenfiones in progreflu herum Tractatuum fpeeialiter exponent.

Poſt articulum 5. addatur pro fexto: Serenifimo Electori Colonienfi, feu- Epifcope & Principi Leodienfi reſtituendus præter civitatem & caftrum Di- nantenfe ex ipfa pace Neomagenfi debira Ducatus quoque Bullionenfs cum caftro & oppido poft pacem Monafterienfem & quidem durante Neu- tralitate Ecclefie Leodienſi ablatus urrumque in ftaru prafenti fine ulla ex- penfarum repetitione fub guocunque colore & pr&textu demum fadz cum

omnibus appendentiis & dependentiis, tormentis aliisque inftrumentis & munitionibus bellicis ſicut & documentis literarum tempore oeccupationis ibi repertis. Cxteris alte memorati Domini Eledtoris pr&tenfionibus tam Archiepifcopatus fui Colonienfis, guam Epifcopatus Leodienfis per omnia falvis, nominatim autem fibi reiervando reliqua omnia, quæ in commo- dum cæterorum Imperii flatuum cauta funt vel cavenda erunt.

ad 6) poft verba Circulis addatur Eledtorali Rhenano, Franconiz, Sue-

viæ, fuperiori Rhenano & Weftphalico, omiflis verbis inprimis Rhe- nanis, Franconiz & Sueviæ.

poſt verba illata äddatur: Damna quoque & expenf& tam ante declaratio- nem, quam in pr&fenti bello ob invalionem Gallicam factæ refundende.

Num. I 8.

Beylagen. s3

Num. 18.

Memoire des Plenipotentiairs des Etats proteftans de l’Empir'e «ux Plenipotentiairs Mediateurs de la Couronne de fuede fur le reiabliſſi. ment tant dans les affaires Ecclefiaftiques, que dans les Polii- _ \ ques. d. d. 25. Juin. 1697.

I a Paix de Weftphalie devanı etre la bafe & le fondement du traitté & faire de la part de PEmpereur & de l’Empire avec le Roy tres chetien & ainfı reiablice dans fon entier &c. il eft jufte, qu’elle foit auffı bien dans les affaires ecclefiaftiques, que däns les Politiques. Er pour cer effet on . demande de la part des Eledieurs, Princes & Etats de ’Empire, qui font de la religion Proteilante, que leur remarque c’y jointe faite a cet egard foit inferee dans les Pretenfions à faire de la part de ’Empereur & de l’Em- pire. | | Les raifons pour cecy font: 1) qu& la declaration de guerre faite de la part de P’Empire conire la France Pannee 1689. & confirm&e par S.M. Imperiale dit en termes formels; Que la France à fait des infradtions innombrables au traitr€ de Weftphalie & de Nimwegue tanı dans lesaf- faires Ecclefiaftiques, que dans les Politiques. Or il eft hors de conte- ftation , que ce, qu'on ceconnoit avoir ete rompu, doit etre rerabli par la paix & fi onn’y parle pas des affaires ecclefiaftiques , ce fera taiffer celle cy römpues & ne retablir , que les Politiques ,„ ainfı la Paix de Weftphalie ne feroit rerablie, qu’en partie.

2) Que tous les Etats de PEmpire tanı Catholiques, que Proteftants affem- bles äla Diete ont reconnu cette necefhte de rerablir la Paix de Weſt- phalie & auffi bien dans les affaires Ecclefaftiques, que Politiques & que c’eft en ces termes, que parle Pinfiru&ion, qui vient d’cıre re- folue a Ratisbonne dans les Colleges de l’Empire pour les Deputes a la negotiaton de la paix avec la France,

3) Que c’eft de ce rerablifiment entier, que depend le repos de PEmpi- re & la bonne Union de fes Erats & qu’ainfi il faut le mettre hors de doute & oter tour fujer de defiance entre eux.

4.) Que la Couronne de Suede comme partie & Garant de la Paix de Weit. phalie eft engagee de la maintenir tant à l’egard des affaires Eccleſia- fliques, que des Politiques & puis qu’on fait difhculte de parler des pre- mieres les Electeurs, Princes & Etats Proteftants de l’Empire fe trou-

(G)3 vent

34 Beylagen.

vent obliges de reclamer la garantie de S. M. le Roy de Suede & de tous les autres fouverians, qui font compris dans la dite paix & par eonfequent interefles à fon retablilfement; En particulier celle de S. M. le Roy de la Grande Bretagne & de leurs Hautes Puiſſances Mefhieurs les Eıats Generaux des Provinces Unies.

5) Que les Ambaffadeurs & Plenipotentiaires des Eledteurs & des Prin- ces de PEmpire icy prefentes ont des Ordres pohtifs d’infifter 2 cet Article & ne fcauroient prendre parı autrement aux pretenfions à faire au Nom de l’Empire.

6) Qu’on demande les rerabliflemens des affaires Politiques dans tout le grand detail: Et pour quoy voudroit on refufer de faire en meme temps mention des affaires Ecclefiaftiques en general & en artendant, que la Depuration de PEmpire fexplique en detail fur cet fujer.

Les dits Ambafladeurs & Plenipotentiairs des Electeurs & Princes Prote- ftants ne fcauroient fe contenter des raifons alleguees au contraire par Ambaffade de S. M. Imperiale conftanıs en ce, qui hit:

ı) Que la reftitution desaffaires Ecclefiaftiques ſeroit aflurde par le rera- bliffement general de la paix de Weflzhalie & qu’ainfi on n’auroit pas befoin d’en parler expreflement.

2) Que ce n’etoit point avec la France, qu’il faut convenir de cette re- ftitution des afaires Ecclehaftiques & qu’apres, que cette Couronne auroit reftitude les endroits occeupes, on regleroit de bonne foy dans Empire & devant ces tribunaux , ce qui pourroit y etre change l’in- tention de fa Majefte Imperiale etant fincere fur ce fujer.

3) Que ce feroit donner occafıon ala France a faire difhceulte fur cette res ftitution & ainfi on engageroit l’alfaire en dispute.

On a deja repondu en fubftence a ces arguments par ce, que deflus & on y ajoute encore. ı) Que fi on eſt @’accord, que les affaires Ecclefaftiques font comprife das la reftitution generale de la paix de Weilphalie, pour quoy point donner certe ſatisfaction aux Etats de I’ Empire Proteftants d’en parler expreffement , puis qu’ils le croyent neceflaire pour leur feurete.

2) Quela France ayant rompue fuivant ce , qui a eté dit cy deflus fous

N. 1. les traites de Wefiphalie & de Nimwegue , ileft necefläire , Er es

Beylagen. 55

les retabliffes avec cette Couronne auf bien a ' egard des affaires Ec-

cleſiaſtiques, que des politiques. Aufl on empechera parlä que la France ne puifle pretendre dans la fuite du traité, qu’aucune de ces infrations en matieres Ecclefiaftiques doive fubfifter. Quand on au- ra ainfı retabli en general avec la France la regle des reftiru:tions Ec- clefiaftiques , en ſuite ceux , quifont lefes & tout le-corps des Prote. ftanıs interefle dans cette. affaire feauront a quifaddrefler pour en a- voir Peſſet.

On’a d’ autant plus de raifon de fe promettre le confentement de S. M. Im-

' geriale pour Pinfertion dela dite claufe, que la fus dite inſtruction pour les Deputes de ’Empire faite à Ratisbonne conjoindtement par les Erats Carholiques & Proteflants dir clairement, que les Paix de Weftphalie & de Nimwegue deivent etre reiablies tant a P’egard des affaires Ec- elehiaftiques , que des politiques d’une maniere , qu’apres la Paix il n’y aye plus befein d’aucune autre recherche, arbirrage , compromifs ou auire reglement. Suivant cecy & lefens clair de la paix de Welt. phalie ceux qui font a reflituer en matieres ecclefiaftiques ne peuvent ‚pas etre renvoyes au Dicafteres de P Empire & des .Proces, puisque la regle generale de la paix de Wefiphalie decide de leur griefs en ter- mes formels , fcavoir que nudum factum polleflionis anni 1624. (& refpettive anni 1618. pro reitituendis in ſtatum ante motus Bohemicos ) deber efle unicum & folum refticutionis in ecclefia- ſticis & obfervantie futuræ fundamentum. Et quod palta , transattiones, conventiones, concefliones & fententie in con-

- trarium lat penitus annihilari debeant.

3) Que la France ne fcauroit faire aucune d’fliculte fur le rerabliffement des Loix fundamentales de !’Empire, comme eft celle de reglement des aftaires Ecclefiafliques; Car ce feroit ne vouloir point de bonne foy la Paix, mais laiffer matiere de difpute fur le tapis , qui ne peut man- quer de brouiller les Etats de !'’Empire entre eux & avec leur Chef, ce que la prudence veut, qu’on previenne.

Son Excellence Monsieur l’Ambafladeur Mediateur eft tres humble- ment prie par les Ambafladeurs & Plenipotentiares des Eledeurs & Prin- ges de l’Empire iey foufignes au nom de leurs Maitres & en celuy de tous les Eledteurs , Princes & Etats de Y’Empire, qui profeflent la religion Proieſtante de vouloir fourenir leur demande fusdite, tant en qualit€ de

> par«

56 Beylagen.

partie dans la Paix de Weftphalie & Etat de !’Empire, qu’en celle de Ga- rant & de pafler la deflus des ofices eficaces aupres de l’Ambaffade de Sa Majefie Imperiale & par tour, ou fon Excellence le trouvera utile & ne= ceffaire. Fait à la Haye ce 25. Juin. 1697.

Monitum fuit ex parte Statuum Evangelicorum, ut Articeulo feeundo poftulatorum Legationis Cæſareæ poft verba: à Commutatis ratificatio- num formulis inferantur fequentia: in fuo genuino ſenſu fecundum Protocolla & acta defuper expedita per omnia tam in Ecclefiafticis, quam & in Politicis plenarie reftituatur. Poft hæc pergatur in con- textu. a)

V. Pofen Ambaſſadeur de Smettau Ambaſſadeur extraor.i- exiraordinaire de S. A. naire de S. A. El. de Brandene Elf. de Saxe. . bourg.

de Botmar Minifre Plenipo- A. G. Heespen Minifire Plenipo- tentiaire de 5. A.S.le tentiaire de S. A. S. le Duc de Duc de Brunswig - Lune- W iriemberg. bourg.

| Num. 19. * Extra& Berihts an Herzog Srider. Carln, daß Prinz Carl

Alexander in feinem 14. Jahr die Capitulation wegen eroberter Ve— finng Ebernburg in den Uprochen unterfchrieben habe. .d. 30. (20, Sept.) 1697:

en 26 (16.) Septembr. wurde mein Prinz mit 1500. Maun 1. Obris fien , 2. Majors und 12. Capitainsin die Iranchees vor Ebernburg commendiert und löfete einen VBrandenburgifchen Obriften, Namens Grill ab. Nachdem nun anfangs difer Brandenburgifche Obrift dem Prinzen alle Poſten gezeigt , fo gieng der Prinz wieder zuruck bey feine commandierte und nachdem die Abtheilung der Poften gefchehen, marchierte Ex a la tete feiner Mannfchafft nachmittags um 4. Uhr in die tranchee , vifitierfe dar⸗ auf das erftemahl des Nachts umb 11. Uhr alle Poften und hatte mit fich ges nommen feinen commandierten Obrifte Wachtmeifter von den Darmflättifchen nebſt mir und 2. Fourier-Schuͤtzen. Nach difem viſitierte Er nebft Und zum zweytenmahl um 4. Uhr alle Poften, Wie wir nun den 27. (17.) gefpeifet und

!

Beylagem _ 57

und bald erwarteten, daß der Prinz follte abgelöfet werden , fo liefen die Belagerte die chamade fchlagen und ſtecketen eine weilfe Fahne heraus, wor⸗ auff der Prinz gleich auf die batterien befehlen Tief] mis fchieffen einzuhalten und darauff naher zu der breche, worauff der commendant ſtunde, hin: gienge um von ihm zu vernehmen , was er verlangfe, worauff er Ihm auts wortefe, Er wollte accordieren und wollte derhalben 2. Capitains herausfat: den und der Prinz möchte ihm wieder 2. Oftages hinein fenden., Worauf Sch dem General Lieutenant dife propofition hinterbringen muffte umb deſ— fen Befehl zu bolen, daraufder General-Lieutenant den Betagen ordonies ten lieff den Graf Strattmann nebfl einem Brandenburgifcgen Capitain ger gen zween von ihnen hinein zu jenden. Darauf die Capitulation denfelben Abends gefhlofen worden und die garnifon, Tambour battant, meche . allume&e und andern gewonlichen ceremoniel ab=zmarchieren follten. Nach— dem nun beyde Partheyen wegen dero Puncten einig, wurden folche aufges feßet und nachgehends beyder theilen Puncten von dem Prinzen auf folgende Art unterfihrieben ; Signe par le Prince Charles Alexander Duc de Wur- tenberg, Colonell des Tranchees, wie aud von dem Commendanten, welcher fi) Monſ. Tarcy nennet. Nach difem marchierte der Prinz des folgenden Tags als den 28 (18.) frübe umb 10. und ıı. Uhr mit 300. Gre- nadier und 200. Mousquetierer halb auf die Ereche und nahdem Er feine Leute in 2. Reigen getheilet, marchierete der commandant mit feiner Gär- nifon herunter und wie er an ben Prinzen kam, madjete er ein groſſes com- pliment, daß er fo glücklich wäre thın den Plag einzuraumen und machte nad) ihrer Art gar viel facon. Unter anderm gedachte er , daß eben an- bir fen Tage ald den 28 (18) er wäre dabey gewefen, wie Ihre Hochfuͤrſtl. Durchl. wären von den Franzofen gefangen worden und muͤſſe Er nun von dem Prinzen eben an demfelben Tag Ihm wieder die Stadt übergeben, welches er der Commendant aud) nachgehends dem General- Lieutenant erzeblet. Mie nun die Garnifon abmarfchieret, führeten der Prinz feine T’rouppen bins auf über die breche und lieff nachgehends feinen DObriftlieutenant , welcher bey Ihm commandiert ward von den Beyrifhen auf den Schloſſ. Ich Fan anjeko nicht anders ald Ihr Hochfuͤrſtl. Durchl. unterthäntgft zu gratulieren wegen der erlangten groffen Ehre Ihres Prinzens , dergleichen Exempel nicht in der Welt erlebet worden , daß ein Herr im 14.den Jahr dergleichen verriche tee, weßhalb alle wohl intentionierfe ein bon augure daraus fhlieffen. Ge⸗ wiß alle Generals und Officiers temoignieren ihre Freude daruber und has ben en jettant leur chapeauz en Pair dem Prinzen gratuliert und iſt feiz we honneur deſto gröffer , weilder Herr General- Lieutenant Shme Feiz

XII. Teil. (2) nen

53 Beylagen.

en ofhcier weder den Obriff- Lieutenant Herman , noch Obriſt Reiſchach zugegeben, wie Er vor difem gegen mir erinnert, fondern wollte, daß Er allein hingehen follte , dann er mir nichts anders befohlen , ald.difes: Mon- fieur, ne l’epargnes pas, mais ne le faites pas auſſi tuer mala pro pos. Ich habe aber den major Bouk dem Prinzen recommendiers felbigen mit ſich zu nehmen um die Abtheilungen der Poflen Ihm helffen zu machen: Der Herr General Lieutenant hat heute gegen mir gedacht, daß Er Ihr Hochf. Durchl. ſelbſt ſchreiben wolle. Nachdem heute die Gewißheit der fu- fpenfion d’armes arriviert ; fo gehen morgen der Herr Herzog von Wuͤr⸗ temberg und Marggrav von Anſpach von der Armee ꝛc. . 2.2... Ubri⸗ gens hoffe nunmehr , Ihr Hochfuͤrſtl. Ducchl. werden mir nunmehro die Gna⸗ de erweifen und mir erlauben, daß ich nunmehro den Titul ald Hofmeifter bey Dero Prinzen darf ablegen , weil ich bifem ungeachtet wie zuvor gegen Ihm als ein treuer Diener mich anfehen werde, weil fon perfuadiert, daß Er meiner wohlmeinenden Erinnerungen auch nach difem wird anhören. In difer Hoffnung verbleibe mit allem unterthänigffem refpect |

Ewrer Hochfuͤrſtl. Durchl. unterthaͤnigſter treu gehorſamſter Kuccht

de Diwiz, Num. 19. b.

Memoriale der MeichSalliierten an die Kayſerl. Geſandtſchafft wegen der Stadt Straßburg reflitution, d. d.13.(23) Aug. 1697.

N— die allhier anweſende Churzund Fuͤrſtl. Herrn Geſandte und Pleni- potentiarien, theils von der Kayſerl. hochanſehentlichen Geſaudtſchafft, theils der übrigen hohen Alliierten vortrefflichen Herrn Ambafsadeurs auch von audern zuverläffigen Drten verflanden haben , daß man wegen reftituti- on der Statt Straßburg in groffer Gefahr feye, wann man nüht die accep- tation ſothaner reftitution yor Berflieffung ded termini ultimi Augufti Namens Ihrer Ray. May. und des Reichs thue, indem die Franzöf. Am- bafsadeurs ſich hautement verlauten laſſen, daß, wann folder terminus verfloiien , die Cron Frankreich an die preliminaria nicht mehr gebunden , einfolalih auch) die Statt Straßburg in natura zu reflituieren nicht mehr ſchuldig feyu , fondern e3 allein auf ein equivalent ankommen laffen wollenz Uud aber difes der eflentielfte.-punct ift ohne welchen dad Geſambte Reich niemals im Friden confentieren fan oder wird, indem es ohne reftitution Strasburg fid) feiner Sicherheit auf ewig verluſtigt und entfeßs fehen ya o

Beylauen. 59

So haben obgemeldte Herrn Geſandte und Plenipotentiarii ſich gemüffig et befunden bey ſo bewandten Umſtaͤnden ſich an die hochanſehnliche Kayſerliſche Geſandtſchafft durch gegenwertiges Memorial zu addréſſieren und dieſe lbe Namens Ihrer allerfeitigen hohen Herrn Principaln inſtaͤndigſt zu erſuch en, daß diefelbe ohnangefeben der ohnbilligen pretenfion der Franzöfifchen Herru Ambafladeurs wegen dergleichen prefigierung eined termins, fo in trada- ten zwifchen fouverainen Potenzen eine ohnerhörte Sache iſt, gegen welche manier alle befugfame vorzubehalten , dermahlen und zu Vorbeugung gröffern Schadens undÖefahr ohnmaßgeblich fich gefallen Laffen wollte beieiten und ebe fols cher terminus erfcdeine, die reftitution felbften von der Statt Strasburg in natura uud mit rejicierung alles zquivalents zum beſten Ihrer Kayferl. May. und des Reichs feſt zu flellen und etwa per declarationem ad proto- collum Mediationis ſich deffen zu verfichern, dabei ferrer vorzuffellen höchfts nöthig feyn wird den modum reftirutionis ebenfalld alfo vor zu vergleichen und wenigftend dahin, daß die Statt Straßburg wohl gefhloffen und in ihren gehörigen Defenfions-ſtand, welcher nicht geringer feyn muß, alß folder tempore occupationis gewefen,, zumahlen da folder modus reftitutionis in preliminaribus bereits feft geftellet worden iſt, ſamt gugebörig unſtreitig befeffenen Teerritorio , wie ed ante reunionem geweſen, reftituiers werde. Jedoch will man durch dife declaration demjenigen, was Kayſ. May. und das gefambte Reich vermög des Weſtphaͤliſch und Nimwegifchen Frivens -Schlufs ſes oder auch fonften zu fordern bat im geringflen nicht prejudiciert haben.

Grafen: Haag den 13. (23.) Aug. 1697, Num. 20,

Memoire der Neichs : Mllierten an die General : Staaten mit erfuchen dad Teutſche Neich nicht im flich zu laffen. d. d. 10. (20.) Sept. 1697. 17 la part des Ambafladeurs & Plenipotentiaires des Electeurs & Prin-

ces de PEmpire entr&s dans la grande Alliance il eſt à reprefenter ä Leurs Excellences Meſſieurs les Ambaffadeurs de leurs Hautes Puiflances en confirmite de ce qui a eté reprefente en ſubſtance aux Ambafladeurs

d’Angleterre & d’Espagne. ı) Quil eſt connu, que par la dite grande Alliance Leurs Hautes Puif- fances fe font engagees envers Sa Majeſté Imperiale & les Allies dans

Empire lies de leur cotẽ par obligation reciproque de ne point trait-

ter, moins conclare la paix Vun fans l’autre & fans un commun con- )% | fen-

60 Beylagen.

fentement, maintenant on apprenoit, que l’Erar avec PAngleterre & V’Espagne ont avance leurs Traite jusqu’a la conclufion, quoique l’Em- pereur & l’Empire font encore fort en. arriere avec les leurs, ne pou-

vanı jamais conclure une paix honnette & durable fur les conditions offertees par la France. Kit

2) Que les dies Hauts Allies fe fouviendront , que PEmpereur & PEmpi-

re non voulo confentir aux preliminaires qu’apres les aflurances de Leurs.Excellences Mefieurs les Ambafladeurs d’Anglererre, d’Espa- gene & de l'Etat, qu’ils feroint tout leur poflible pour obtenir dans le Traite meme ce qui manquoit par le preliminaire au retabliflement d’une bonne paix dans l’Empire & quils perüfteroient la deflus. Que c’eft fur ces aſſurances, que de la part de Sa Majeſté Imperiale & de l’Empire en a en fuite confenti aux dits preliminaires & Peſt engage dans la negotiation. Que bien loin d’obienir ce bur, la France vou- lant pas fa derniere declaration renverfer les preliminaires met par la les affaires des Allies & en particulier celles de 1 Empire dans un Etar pire, qu’elles n’ont jamais eté & ceux qui doivent de fa part coneurrir @ la negociation dans l’impofibilit€ de Pavancer. Que les chofes etants en telle afıetie on n’a pas lieu de douter, que les Hauıs Allies & en particulier leurs Hautes Puiflinces fe fouvenant de leur obligation &

interets communs ne voudront tenir ferme avec P’Empereur & l’Em- pire fur accompliffement entiere des preliminaires. |

3) Que fi contre toutte efperance la France n’y voudroit point confentir & que la Couronne d’Espagne,abandonnant fes ſideles Allies voulut faire fa paix particuliere, en ce cas de la part des Eledteurs & Princes de ? Empire ont prie Leurs Hautes Puiffances de vouloir declarer, fi PEm- pire fe peut promeitre leur aflıftance reelle conformement a leur Allian- ce a fin de refoudre aufli de fon core comment continuer la guerre avec

vigeur & animer les autres Puiſſances intereff&ss dans repos-de PEu- rope poury concourir. |

4) Que de la part de l’Empire on peut affurer les Hauts Alli&s qu’outre les Trouppes des cing Cercles aflocies fur le pie de 60000. hommes y compris le fixieme de Baviere dont pres de 40000. agiffent effedtive- ment fans compter les Trouppes de PEmpereur & des autres Allies, qui ne font pas encore dans la dite aflociation. Sa Majefle Imperiale

& les autres Cercles de PEmpire fourniront leurs contingents ‚pour Parmement general du dir Empire, ce qui joint aux efforıs, que les

‚Eraıs

Beylagen. | 61

Etats armés voudront faire au de la compofera des armees tres fortes & a agir offenfivement du core de PEmpire. Que fi S. M. le Roy de la grande Bretagne & leurs Hautes Puiffances veulent prendre la meme relolution de continuer la guerre, jusqu’a ce qu’on portera la France a accomplir fön dit preliminaire & & fonder 1a deflus une paix feure,,

' honnete & generale on pourra fen promertre avec Paide de Dieusun bon fucces. C’eft fur cela, que leurs Excellences Meflieurs les Am- bafladeurs de Leurs Hautes Puiflances font pries de vouloir declarır par ecrit la refolution de Leurs Seigneurs & Maitres,

Num. 21. |

Auszug Schreibens eines Reichsftändifchen Sefandten zu Wien an einen andern im Hang von den Übfichten ded Kayferl. Hofs bey der reflitution ver Stadt Straßbnrg. d. d. ı. (11) Sept. 1697.

Als ich geſtern zu Eberſtorff war, erfuhr ich daſelbſt, daß morgens fruͤhe ein Courrier aus dem Haag angelanget, welcher fo viel man euſſerlich vers ‚nehmen koͤnnen, mitgebracht, daß die Franzofen zu Herbeybringung bifes (Kayſerl. ) Hofes endlicher refolution den terminum biß aufden 2oſten hu- Jus extendiert, mit Commination, daß, wann alsdann noch nichts catego- rifches eingelangt, fie den congrefs wieder diffolvieren und wieder nad) Paz ris fid) begeben wollten. Weilen nun kein Kayferl, Miniftre allda zugegen, Shro Kayferl. May. auch fowohl vor, ald Nachmittags mit der Jagd ſich di- vertiers, ald har man nicht eigentlich vernehmen fünnen , wohin diſes Hofs fentiments in pundo pacis endlich abzielen werden. Indeſſen Fan man je mehr und mehr Penetrieren , daß difer aller grimaces ungeachtet nur damit umgehe , daß Straßburg gegen ein anfehnlihes zquivalent in Franzöfifchen Händen verbleiben möge und daß deßhalber alle difhcultzten wegen der re- ftitution von Straßburg in ſtatu quo gemacht worden umb den termin vorbenftreichen zu laffen , indem man genugfam vorſiehet, daß die Franzoſen Niemahls darein confentieren werden, da man indeffen -Diffeitd unter ber Hand über das equivalent tradtierer. Auch hab ich vernommen, daß ein ges wiffer Rayferl. Miniftre difes vorgeftellet habe , daß man durch Straßburg denen Kranfen einen frenum anlegen mäffe , damit fie nicht mehr fo hoch am Kayferl. Hof, als Kurzens noch gefhehen , fprechen Fönnten und würde das Hanf Defterreih dur die occupierung Pbilipsburg , Treyburg, Breyſach and ganz Losbringen mehr gewinnen , ald wann man auf die reflitution

)3 Straß

62: Beylagen:

Straßburg , fo dem Reich wiirde einverleibt werden müffen , beffehen follte , alſo, daß man wohl fieher , daß difer Hof nur feine und nicht ded Reichs convenienz beobachtet. Die Enael:und Holläudifche Miniftri beftehen dans noch feſt auf die reftitution ermeldter Stadt Straßburg. Zu dem Ende fie bey geflrigem Courrier wiederumb nachdruͤcklichen inftruiert worden, wie fie dann auch fo fort durd Schreiben ber Graffen Kinffy welder auf feinem Landgut 2. Meilen von. bier fich befindet, davon part gegeben haben, Was num letzlich concludierst werden wird, muß die Zeit lehren. —6

Num. 22.

Proteſtatio Legatorum Wirtenbergicorum contra propriam ſub- ſeriptionem paeis Rysvicenfis. d. d. 20. (30.) Octobr. 1697.

("% plurimerum Sacri Romani Imperii Eleftorum & Prineipum Augu- ftan® Confeffioni addictorum Legari & Plenipotentiarii ideo, quod Ex- cellentifima Chriftianifimi Regis Legatio claufulam quandam Articulo IV. Religionem concernentem, fuper qua: non inftrudi fuerunt, Inftrumento pacis die 20. (30.) Octobris in Palatio Ryswicenfi fignato inferi urſerit, ad ejusdem fubferiptionem concurrere recurfaverint, vel, ut ipfi confequenter affeverarunt, non potuerint & ne propterea publicz tranquillitaris redin- tegratio in totum protrahererur velincertis eventibus aliis exponeretur, ab Ilufrifimis & Excellentifimis Legatis Gallicis pro temperamento in me- dium allatum fuerit, ur fupra dido modo fubfceriptionem reeufantibus li- berum fitvelab eadem penitus abftinere, ita tamen, ut intra fpatium fex feptiimanarum ratificauioni pacis prefixum mentem Dominorum fuorum Principalivm de accepraris ejusdem Articulis declarent vel iisdem jam tum fub fpe & conditione rarificationis opponere: infraferipti Serenifbmi Ducis Wirtembergiei Miniftri Plenipotentiarii, quo fuum promovend& pacis ſtu- dium co magis teflarentur, ultimum propofitionis membrum eligere & fic prafentibus hisce Serenifimo Domino Principali ſuo qu&vis inde com- petentia refervare voluerunt, Iluftrifimos & Excellentifimos Dominos Le- gatos Mediatores ea, qua par eſt, obfervantia requirentes, ut hane re- fervarionemad Ada recipere dignentur. Hagæ Comitum die 20. (30.) Octo- bris 1697.

* (L.S.) oh. Georgius de Kulpis.

(L.S.) A. G. de Hefpen.

*

Beylagen. | 63

Num 23.

Relation der EHE —— Herzog Eberhard Lud— wigen zu Wuͤrtemb. daß ber Fride geſchloſſen und von ihnen unferjei worden. d.d. 3:, Octobr. 1697. ———

Durchleuchtigſter Herzog, Gnaͤdigſter Fuͤrſt und Herr!

J wrer Hochfuͤrſtl. Durchl. Gnaͤdigſtes Reſcript vom 15. Octobr. ich diſen

Morgen per Staffeta eingelauffen, und geruhen Diefelbe als einen ef- fect Dero und darinn Gnaͤdigſten Inftrudion anzufehen , wann wir den ' Entſchluß gefaflet , nachdem in bifem moment yon den Kayferl. und Frans zoͤſiſchen Geſandtſchafften der Fride unterſchrieben worden, denſelben, wie ſehr wir auch die fatalitzt der gegenmwertigen conjunduren bedauren, mit zu zeichnen umb dadurd) die effedus pacis vor Ewr Hochfuͤrſtl. Durchl. und Dero exponierte Lande auf alle nur erſinnliche weiſe zu verſichern und feſt zu ſtellen.

Uber dasjenige, was die Franzoſen ſonſten Uns vor harte conditiones aufgedrungen iſt noch geſtern Nacht ohngefehr umb diſe Zeit dazu gekommen, daß fie in allen reunierten und zu reſtituierenden orten Religionem Catho- licam in ftatu quo'zu laffen ftipulieret und eine claufulam dem Articulo IV. desfallß dem Inftrumento einzuruͤcken mit folder opiniatretöt urgies vet, daß weber der Mediatoren, noch der Allijerten, noch der Kayſerl. Ges Tandefchafft und der Catholicorum Conftatuum Zuſpruch nichts dagegen vers mocht, wordurch dann verfchiedene der Evangeliſchen Miniftrorum bewogen worden gegen eine von ber Franzoͤſiſchen Gefandtfchafft ad protocollum me- diatoris gethanen declaration die AUnterfhrifft ob defetum Inftrufionis zu declinieren, Wir verfhieben biß zu übermorgender Poft die particula- ria zu berichten haben aber difes vorläufig bey Gelegenheit des von der Kay⸗ ſerl. Geſandtſchafft lPedierten Courriers unterthänigft melden und uͤbrigens zu Hochfuͤrſtl. Hulden und Gnaden in tieffſter ſubmiſſion empfehlen wollen zc.

Ä Auff dem Königl. Hauß zu Ryßwick J. ©. Äulpis.

umb Misternaht zwifhen den 30. ( 20.) 74,6. vn Herhieni und 31. (21.) Bd. 1697. pen.

Num. 24

64 Beylagen.

Num. 24.

Extractus relationis der Wuͤrtemb. Geſandten an den Herzog zu Mürtemberg betreffend die Veranlaffung der. Religions : Clauful. d..d. 26. Od. (5. Nov.) 1697.

De Abſehen, daß etwau von denenjenigen, fo das erſtemahl nicht mit uns terfchrieben,, noch jemand accedieren follte, iſt umſonſt geweſen, indem diefelbe insgeſamt bey der vorigen relolution gebiieben, augefehen die gleich anfangs angezogene Verhinderung , nemlich der Mangel zulänglicher Inftru- tion annod) vorhanden war. Der Herr von Seilern bat deßhalb dem Herrn Brandeburg. Gefandten von Schmettau zugefprochen und davor halten wols len, daß ein Minifter deficiente mandato dennoch fub fpe rati unterſchrei— ben koͤnnte: Es hat aber derfelbe geantwortet, daß ſolches fiat habe, wo gar keine Infirudion vorhanden; wo aber contraire Inftrudtion, dörffe ein Mi- niftre es mit den Kopf zu verantworten haben , wann er, obgleich lub Ipe rati, gegen feines Herrn Intention etwas eingehet, wobey er dann umbs ſtaͤndlich die vornehmſte Urfachen und Bedendlichkeiten, fo nicht allein wegen‘ der Religion, fondern auch bey andern verfchiedenen pundten vorfielen, ders geftalt repr&fentiert, daß der Herr von Seilern fih zu mehrmahlen verlaus ten laffen, daß er gleichfalld von der Uuserfehrifft eines ſolchen Fridens ſich ent⸗ ziehen zu koͤnnen wünfchen möchte, wobey er dann fehr angerühmer, wie eyfz frig die Kanferliche Gefandtfhafft der Franzöftfhen urgierten Religions: clauful widerſprochen und wie gern diefelbe hätte fehen mögen, daß dife ma- terie nicht wäre gereget worden. Ungeachtet aber difer aufferlichen Bezeugunz gen fo ift nicht nur die fuspicion, daß alles, was deffalld vorgefallen, eine mit den Franzofen abgeredete Sache fey, fondern man hat auch davon glaub— wärdig die folgende Nachrichten, daß erftlich vor Aufang der Tractaten von dem Churfürften yon Pfalz an den König in Frankreich gefchrieben und ders felbe erfucht worden , daß er ben Churfürften zu der vorhabenden reformation zu flatten kommen und nicht nur occafione belli damit den Anfang madjen, fondern auch bey dem bevorftehenden Friden profpicieren möge, daß alle zu ſolchem Ende gemachte Verinderungen bleiben müfften. Die Antwort Ihrer Königl. May. fole dahin gegangen feyn, daß diefelbe zwar den Eyffer Shrer Shurfürftl. Durchl. Ihro gefallen lieſſen: Weilen e8 aber die Sachen im Reid) aus treffe, würden Diefelbe ſich beffer bey dem Kayfer, ald Dero Schwefter Mann, angeben und deffen Beyftands ficy bedienen Finnen. Der König mögte die fanıtiiche Proteftierende dardurch nicht des obligieren, wiewohl er gern helfe fen

Beylagen. 65

fen wollte, wann er fuͤgliche occafion hätte, Weiter hat der Herr Penfio- narius Heinfius in behörigem Vertrauen fid) vernehnten laſſen, daß ſchon feither 3. oder 4. Wochen ihre particulier - correfpondenz gebe, daß jes mand wegen des Churfürften von Pfalz am Franzoͤſ. Hofe etwas negotierte, fo man aber nicht penetrieren Eönnfe , des Herrn von Lilienroths Nachrichten aber, fo etwas jünger , follen etwa vor 14. Tagen dad eclairciffement ges bracht haben , daß ed die Beybehaltung der Catholifhen Religion in der Pfalz und daß deren confervation bey den hiefigen tradtaten per expreffum fi- puliert werden möge , betreffe. Es hat zwar über dem noch aus denen von einigen Franzoͤſ. Refugies in Frankreich habenden Correfpondenzen behaups

tet werden wollen, als wann die Franzoͤſ. Geſandtſchafft zu demjenigen,

was fie der Religion wegen dem Frieden inferieren lieſſen, gar nicht in- firuiert wären: Es iſt aber folhes nicht wahrſcheinlich und gehen ded Herrn Mediatoris penetrationes nur dahin, dag ihre deßfalls habende Befehle-als lein auf die Pfalz gerichtet fenen , geflalten Jauch die Franzöf. Geſandſchafft Veßtend nicht nur bey der Mediation , fondern aud bey andern Allijerten vielfältig declariert, daß die ganze Sache allein auf einige wenige Kirchen ankomme, welche ex liberalitate Regis in der Pfalz von newem erbauet worden. Difes gleichwie ed offenbar , alfo befhwerten ſich Die Engel = als Kollänbifche Gefandtfchafften gar febr, daß man ihnen niemahlen anders zu vernehmen gegeben , ald die Beybehaltung der Catholiſchen Religion folle allein bey dem Pfalzgrävifchen articul jeßtbefagter maffen Aipuliert werden und man fie darinn bintergangen, daß die Clauſul nachmals dem Ärticulo Reu- nionum angehaͤnget, und alfo aufallezu reflituierende Orte extendiert worden, welches wie ed auch an Shro Königl. Mey. von Enaelland gleich ans fangs in folden terminis referiert worden, alfo follen diefelbe am verwiches

henen Sonnabend auff die Mylord Pembrocks Ausfage nad) ihro vom 20. -

(30.) Odtobr. erftatteten Bericht gar nachdruͤcklich nicht nur Dero, fondern aud) ben Holländifhen Miniftris referibiert haben, daß , wann der König in Franckreich ſolche bey dev Pfalz flipulierten condition wmißbrauden und felbe weiter würde extendieren wollen, fie es vor einen Bruch des tradats und ald wann ed in ihrem eigenen KoͤnigReich gefhehen aufnehmen wärben. Man glaubt nah allen difen Umbfländen, daß aud zu Anfang der Franzofen Will mag gewefen feyn die mehrbefagte clauful bey dem Articulo Palatino zu urgieven , nachdem aber die überaus ſchlechte conjundturen immer mehr facilitzt gezeiget und die inftigationes der intereflenten felbft darzu gekom⸗ men, haben fie noch difes vermeintlihe meritum vor ſich erworben und es

eneral machen wollen, Ob die er Geſandtſchafft ihren Antheil an dem

XII. Teil. J Con-

x6 Beylagen.

Concert habe, wie es dem Herrn von Seylern inſonderheit beygemeſſen wird, von den Pfaͤlziſchen Geſandten aber und fonderlic) dem Graff von Vehlen dass felbe alfo betrieben gar nicht gezweiffelt wird , ftebet dahin. Gewig iſt, daß, wie der Herr von Senlern zum erftenmahl das project des Fridens = Iuftrus ments mit der Franzdfifchen Geſandtſchafft durchgangen, derfelbe ſchon dazu—

mahlen , wiewohl mie nur gar wenigen bey dem Ende des Articuli 3, und der darinn enthaltenen clauful in facris & profanis gemeldet, daß die Franzo⸗

fen ihnen noch etwas dabey zu erinnern vorbehielten. Auch hat der Herr Graff von Cauniß nachbero gengt , bafı Die Frauzoſen fon 3. Tag vorher, che ed geſchehen, die prejudicierlide Religiond > Clauful hätten vortragen laffen wollen. Ex babe ed aber allezeit verhindert in Hoffnung , daß fie es gar daruͤber vergeffen würden , und bielte er Davor, wann die Evangeliſche wuͤſſ⸗ ten, wie vieler vor Ihnen gethan, Sie würden ihm obligation haben, Der Herr von Seylern indeffen um ſich defto beffex zu exculpieren, gedenfet die Schuld anf die Evangeliſche ſelbſt und deren. Neligiond »Eyffer zu laden , ins Hem er vorgibt, wann man anfangs fimpliciter bey dev reftitutione pacis Weftphalicz geblieben wäre, die Sranzofen aud auf einige namentliche ex- ception nicht wuͤrden gekommen jnn. = Bey difer (unter den Evanges Lifchen gehaltenen ) conferenz iſt auch über die Intriguen der Catholifchen bey gegenmwärtiger negociation verfchtedenlich raifonniert worden, welche unter anderm aud) bahero zu Tage geleget worden, indem difer fo fehr bedenkliche punct biö auf die legte Stunde mit Fleiß verfhhoben und alfo eylfertig und enfrig prefliert worden , damit ben Evangelicis nit Zeit gegoͤnnet würde fich zu begreifen und unter einander die confilia zu conferieren,, inmaſſen der erſte offentliche Vortrag des Herru von Seylern fo am 19 (29.) Octobr. geſchehen mit diſer exprefsen declaration begleitet war, daß wann diſer punct nicht noch heute richtig würde, alßdann gar Fein Fride erfolgen koͤunte. Hästen die Franzoſen pofitive ordres darüber gehabt, würden fie nachma—⸗ len nicht relachiert , nody viel weniger dad temperament admittiers haben Können, welches die Kayſerl. Geſandtſchafft danaͤchſt in ihrem Namen ins Mitz tel gebracht, daß nemblich diejenige, fo nicht ſattſam infruiert wären, ents weder nur fub fpe rati unterfhreiben oder von der Unterſchrifft gar difpen- hiert und dennoch den Friden zu genieffen haben follten , wann Cie von ihren hohen Herrn Principalen aufjer der general Reicyd » ratificafion annoch ei: ne particuliere declaration de acceptatis fimpliciter pacis articulis ins erhalb 6. Wochen beybringen wollten. |

Num. 25.

F Beylaxen. | | 67 n

Num. 25.

Bericht des Chur: Mannzifchen Meichs Deputationg - Dire&tori aus dem Haag au den NeihdrConvent vom Verlauf des gefchloffenen Reichs s Fridend. d. d. ı. Nov. 1697.

Mean ſehet in keinen Zweifel, es werde der hochloͤbl. Reichs-convent zu Mes genjpurg fchon laͤngſtens einigen Bericht über die alldiefige Fridens-con- ferenzien erwartet haben, welches diſſeits auch gewiß nicht wäre unterlaffen worden, wann die Sachen ſich dergeflalten hätten fügen wollen, daß die vors gewefene difhculteten fich eher hätten erheben laſſfen. Nachdem aber die ans wefende Herrn Plenipotentiarii dad temperament pesle mesle in denen deliberationen zu ſizen cum refervatione & absque confequentia aud ac- ceptiert, fo ift die Eröffnung der Deputation am Mitwochen, fo der zote paflato gewefen zu Nacht zu Ryßwick gefchehen, damit der Bereits gefchlofs fen gewefene Trid von Neihöwegen ante lapfum termini auch hat unters ſchrieben werden Finnen, wie dann foldje Subfceription und Sigillation his Morgens 5. Uhren gemwähres hat. Wobey abzunehmen feyn wird, daß die ers theilte Reichs-Inſtruckion bey gegenwärtigen conjundturen unmöglich hat beobachtet werden koͤnnen ſo doch denen anweſenden Geſandtſchafften und Reichs⸗ Gevollmaͤchtigten um fo weniger zu imputieren, als bekannt iſt, daß nad erfolgtem abfonderlidem Friden der übrigen ausländifhen Herrn Alliierten das ganze Röm. Reich der völligen discretion der Kron Frankreich allerdings ift überlaffen worden , welches daraus wohl Fan begriffen werben, daß die Frans zoͤſiſche Sefandtfchafft die allergeringite raifon, nody auch die Juftitiam Caufa- rum nicht habe sttendiertz deswegen man dann mit gutbefinden der hochan⸗ fehnlihen Kayſerl. Geſandtſchafft die conditiones lieber acceptieren, ald fich länger in dem unglücklichen Krieg verwickelt fehen wollen, dazumahlen nad) ' verfhiedenen reifflihen deliberationen man nicht finden Eöunen , wie der Krieg mit beffern progreflen gegen die Cron Frankreich nach deren Herrn Alliiers ten feparation zu Kayferl. May, und des Reichs beftem follte vortgefeät wers ben, bevorab da nicht zu prelumieren, daß von feiten der Herrn Alliierten - der gemachte und publicierte Friede abermahl dem Roͤm. Reid) zu lieb follte gebrochen werden, worzu fie fich auf vielfältige an Sie geſchickte ſubdeputa- tiones und ihnen gemachte VBorftellungen Feineswegs bequemen. wollen, um fo mehr man dann den ſchlechten Friden difer unglüdlichen feparation einzig und allein zu imputieren hat. Won weldyer Begebenheit ein jeder Reiches Gevollmaͤchtigter feinen gnaͤdigſten ya Principalen bereits umbſtaͤndliche Ss) 2 AA»

68 Beylagen.

Relation zu dem End abgeſtattet haben wird, damit zu obgedachtem Regen⸗

ſpurg die deliberationes in pundo ratificationis unverzüglid; vorgenoms

men und ein Reichs-Gutachten gemacht und verfaffe werden möge, zu deſſen Beförderung das bereitö gebrudte Inftrumentum pacis angefchloffen. Weis Ien aber dabey abzumerken feyn wird, daß nicht alle Deputati fothanes In- firamentum paeis unterfchrieben und figniert, fo dienet zur Information, daß folhe fubfeription deßwegen von einigen und meiflend Herrn Protefti- zenden underlaffen worden, weilen in $. 4. circa finem bey denen locis re- ftituendis cotra Inftrumentum pacis Weftphalicz eine Uenderung in re- ligione von denen Franzöfifhen Herrn Gefandten in folgenden formalien : Religione tamen Catholica Romana in locis fic reftitutis in flatu, quo nunc eft , remanente, hat auffgetrungen werden wollen, welche Sie abs- que fpeciali mandato Ihrer böchft und hohen Herrn Principalen nicht eins gehen Eöunen. Dahero dann aud) die Franzoͤſiſche Geſandſchafft zugegeben daß felbige, unerachtet Sie nicht fubfcribiert , jedoch des armiftirii biß zur ratification zu genieffen, indeffen aber entweder allhier oder zu Negenfpurg particulariter in gefeßter 6. woͤchiger Zeit anzuzeigen, daß Dero hoͤchſt und hohe Herrn Principalen in fpecie mit in die ratiicationem Imperii gemils liget hätten , ſonſten fie pro exclufis geachtet werden follten. Welche de- claration vor ber Franzöfifchen Geſandſchafft ad Protocollum Mediato- rum zu der nicht fubfcribierter hochloͤbl. Ständen des Reichs Werfiherung ausweiß der Beylag gegeben worden. Und ift wohl feinem Menſchen einzus bilden und faft unglaubbar, wie hart fonften und ſchwer die mit der Franzöfts {hen Gefandfhafft gehabte tradtaten nady dem publicierten Friden der übris gen ausländifhen Herrn Alliierten hergangeu find. Indeflen hat man doch vor hoͤchſtnoͤthig erachtet Difes dem hochloͤbl. Reichs⸗Convent in Zeiten zu bes richten , wie fi daun auch demſelben anmefender Churfürften, Fuͤrſten und Ständen Gefandte und Gevollmächtigte befehlen. Gravenhaag den 1. Nov. 1697»

(L.5.) Churfuͤrſtl. Maynziſche Eanszley. Beylag.

Extrait du Protocoll de la Mediation te nu au Chateau de Riswick. le 32. d’Odtobre, 1697.

ur ce qui a efle rapporıe par P Ambaflade Imperiale Meflieurs les Am- X) baffadeurs de France que quelques uns des Eftats de I Empire de la Confeflion d’ Augsbourg ne pouvoient par faute d’ordre fıgner le ——

Beylageln. 69

de Paix qui ?:gifloit de dejconelure a cauſe de P Article qui regarde la religion ia la fin du ;$. 4.me du 'dir Traitte Mefhieurs les dits Ambafladeurs de France nous ont declare, que ce defaur de Signature n’empecheroit point la conclufion de la paix & qu’ils confenteient, que les dits Eſtats re- fufans ne lailsafsent pas de jouir du benefice de la cefsation d’hottilire du- ranı le terme de fix fomains convenu pour l’echange des rarifications pen- dant le quel temps ils’feroient auſſi oblig&s declarer , ſoit icy ou & Ratis- bonne f’ils acceptent ou non toutes les conditions du dit Traitte. Er fau- te par Eux de les accepter purement & fimplement ils declairoient,, que la guerre contintersit contre les Refufans non obflant memes les Articles portes dans le dit Traiti€ en leur faveur, qui en ce cas deviendroient ca- dues. La paix au furplus demeurant reciproquement faite pour eftre exe- euıee aPegard de tous les autres Eftats de ’Empire, qui l’auroient fignee & accepice. Je

(2.85) M. Bonthy. (L.$.) Lilienroth.

| Num. 26. Relation der Evangel. Reich : Depucierten aus dem Haag wegen

ber in puncto religionis ganz widerig abgegangenen Fridend = Trada- ten. d. d. 53. Nov. 1697.

padden Shurfürften , Fürften und Stände des heyl. Roͤm. Reis der U. C. zugethan der unumbgänglichen Nothdurfft zu feyn erachtet Dero in der zu denen Fridens » Tradtaten bevollmächtigten Reich » deputation benannten Conftatibus über die allgemeine Reich noch eine befondere Inftrudion fons berlich dahin zu ertheilen , damit gleich als Reichskuͤndig, da bey Gelegenheit bes grundverderblichen Kriegs und vorhergehender gewaltthätiger ufurpatio- nender Cron Frandreich unterfhiedliche des Reichs anfehnlihe Laͤnder und Staͤdte wie in politicis, alfo u. vornemlich audy in Ecclefiafticis manig> faltige Uenderungen fo wohl auf Königl. Befehl, und von Dero DBedienten , ald durch die benachbarte Röm. Eatholifche GeiftlichEeir unternommen und vers übt worden , bey dem damahls vermutheten nunmchro gefchloffenen Friden ald fo viel die Evangelifhe Religion , deren freyed exercitium , geiftlihe Eins . Zünffte und was fonft darzu gehöret , betrifft , wiederum unmaigerlich u. volls kommen in dem Stand; wie ed die Verfaffung des Reichs und fonderlich das Inftrumentum pacis Weftphalicz erfordere , reftituiere und gefeßet ‚werde: So hat man zwar diſes Orths durch gute Vereinigung fleiffig gepflos

| (33) ges

70 Beylagen.

gene Rathſchlaͤge, auch in allen vorgefallenen Faͤllen mit Zuziehung deren ‚auswärtigen Evangel. Cronen und Republiquen, ſonderlich der Cron Schwes den als Mediatoris und beſondern guarant das Statusreligionisin Impe- _ rio nicht ermanglet alled dasjenige mit ſchuldigem Eyffer and Sorgfalt ins Werck zu rihten , was zu Erlangung difes heilſamen Zwecks je nutzlich und nöthig erachtet worden und folches umb fo viel mehr, ald uns unferer guide - digſt und guädigen Herrn Principalen , auch Herrn und Obern befondere In- ftrudtiones gleichfalls dahin anweifen , wir und dabenebenſt anffer der Pflicht and Gewiffens halber hierzu allerdings verbindlich) erkennen; Müfen aber dennoch beklagen , welcdhergeftalt der Ausgang unferer geführten intention nicht gleichförmig gewefen und daß. man alles angewandten Fleiſſes ungeachtet nicht allein in puncto reftitutionisnidhts erhalten, fondern von neuem vieles zu verlieren ſich bemüffiger befinden , da doch bey genauer überlegung der Um⸗ ſtaͤnde und da die Mediation in Koͤnigl. May. von Schweden Händen, auch die Macht ded Kriegs oder Fridens bey der Cron Engelland denen Evangel. Shur-Fürften u. Ständen ded Reichs, auch denen General⸗-Staaden der vereinigten Niderlanden und derer allerfeicd befländigen Vereinigung berubet, man vor die hoͤchſtbedraͤngte Neligionsverwandten einen weit vortheilhafftern u. denen Reichs-conſtitutionen gemäffen Friden. ſich hätte verfprechen follen, welcher nächft goͤttlicher Huͤlff auch villeicht wäre zu erhalten gewefen, wofern verfchiedene in geheim gepflogene und fehr verdaͤchtige Handlungen auch einiger confederierten beſondere Fridenfchlüffe nichr die gefaßte gute Hoffnung zu Waſſer gemacht und alles in den gefärlihen Stand, wie wir es nunmehro vor Augen ſehen, gefeher hätte. Es begreifft aber die von den Evangel. Chur-Fuͤrſten und Ständen ertbeilte Inftrudion und der angeführte Articus lus inferendus dreyerleyobjedta reflitutionis in Ecclefiafticis in ſich, als 1) in denenjenigen Landen, da vor oder in währenden Krieg von denen Lands⸗ berrn felbft der Status religionis contra tenorem pacisWeftphalicz mu- tiert worden, ald wohin anf gewiffe Maaß auch die Schlefifche Religions » Ans gelegenheiten zuziehen feyn. 2) In denjenigen Landen, bie Frankreich vermög des Fridens wiederumb reftituiert und da pendente ufurpatione Gallica oder auch deffelbigen höchfinachtheilige Weranderung vorgenommen worden, Zu welchen bey dem Fortgang ded Fridendsnegotii fi) ferner und 3) ereignet, daß man auch auf diejenige Lande, fo an Frankreich entweder gänzlich ce- diert oder dod) difer Cron die poſſeſſ davon ad interim überlaffen werden muͤſ⸗ fen, befoudere reflexion zu machen die Notturft erachtet hat. Ob nun wohl zu wünfchen gewefen, daß difed alles hätte in obacht genommen und fonderlih der wohl verfaffte Art. reftituendorum wie er der Inftrudion beygefäger,

auch

Bexlagen. | or

auch dem inftrumento pacis einverleibt werden koͤnnen: So hat man doch gleich anfangs wahrgenommen, iſt auch aus der allgemeinen Reihe Inftru- Gion, wie nicht weniger aus dem Kayſ. notifications Commiflions De- cret de dato Regenfpurg den . » . . diſes Jahrs bekannt und haben fich defs fon unterfchiedene Kahſerl. Miniftri vor geraumer Zeit her vermerken laffen, daß auf gegenwärtigen Fridens » tradtaten nichts, als was das Reich mit Frankreich zu entfcheiden , nicht aber , was die Conftatus unter ſich oder die innere Reichs-Verfaſſung betreffe, ald dahin man die flristige Religions: punden jedod) wider den warhafften Verſtand gedachter Reihe Inftrudtion mit Gewalt ziehen wollen , vorzutragen wär, wie bann dev Baron Geiler gleich anfangs den ‚4. Maji und alfo ehe noch einige poftulata eingegeben worden , auf das Chur-Saͤchſiſchen und Brandenburgifhen Gefandtens Bes fragen: Ob dann die Kayſerl. Geſandtſchafft, mann fie die Reichs - deputatos nicht zu den conferenzien mit den Franzöf. Miniftris zulaffen wollte , auch die Religions Ungelegenheiten vermög derer Reichd » Schlüffe und des Inftru- menti pacis Weltphal. eifferig treiben würden ? Beantwortet, daß diefe Frage anher gar nicht gehörig, ald da man einig und allein auf die Wieders berbeybringung ber entzogenen Zander und Städte zu fehen. Sollte ſich ſo⸗ dann befinden , daß eine oder die andere Veränderung in ecclefiafticis vors genommen worden und ein Stand gegen den andern etwas zu füche ı vermeyns te, mäffte ſolches nicht bey difen Ttactaten , fondern bey Kayſ. Men. und dem Meich vor = und angebracht werden, So er bey einer andern Gelegenheit den 12, Maji und zu unterfchiedenen mehrmahlen wiederhohlt. Zu welchem ges kommen, daß Engelsund Holland den Friden auf alle Art haben befördert, die Annehmung der Mediation und deren prelimindrien übereylt und alfo alles dasjenige , was einen Aufenthalt verurfadhen oder (mie e8 Ihnen uns wiffend von wem vorgeftellt worden) derer Reiche » Stände unter fi) habende unerdrterte Strittigkeiten gänzlich audgelaffen und removigrt wiſſen wollen. Dahero leicht zu erachten, wie wenig man bey dem erfien membrto der ers theilten Inftrudion auszurichten vermocht, da man vielmehr mit groffer Bes butfamfeit verfahren muͤſſen umb der Cron Engelland und ber Hereinigten Ni— derlanden zu behauptung der zweyen übrigen membrorum beyzubehalten. Di: fe nun betreffend hat man anfangs, als die Kayſerl. hochanſehnlich Geſaud⸗ Schafft den g. Maji denen damahls noch in geringer Anzahl anmefenden Reichs» Ständen die entworfene poftulata zum erfienmahl communiciert, gleich wahrgenommen, daß in dem $. 2, von Pace Monafterienfi, nicht aber Pz- ce Weftphalica, uugeacht in denen vorhergehenden preliminaribus difes nie, aber jenes gedacht worden, Erwehnung gefchehen, und dahero wohl muthmaſ⸗

| | ſen

12 Beylagen.

fen Finnen, daß hierunter nicht3 anders, als die exclufio ecclefliacorum von diſen Tractaten gefucht werde. Ob auch endlich nach groffer Bemuͤhung und bin und wider geſchehenen Vorflellungen felbiged geändert und bey anders wertiger auch weitläuffiger Uebergebung gedachter poftulatorum an die Koͤ⸗ nigl. Franzöf, Geſandſchafft die verlangte Wort Pax Weftphalica eingerudt worden: Sp erſchiene doch deren widrigen gefinnten gefährliche Anſchlaͤge fer ner hieraus, als difer methodus tractanti verworffen und per fingulos Ar- ticulos zu verfahren beliebt wurde, fintemahl da in dem ben 9. Julij über: gebenen Artic II. ein weitläufftiger catologus aller nur erfinulihen reſtitu- endorum in politicis enthalten, wollte man der Evangeliſchen Erinnerung, fo doc) nur in der general -regul poft verb: omnia, tam in facris, quam . profanis einzuräden und der angeführten Bedingung kuͤnfftighin fuo loco &

tempore die fpecialia der reftituendorum in ecclefiaflicis einzubringen beſtund, auff Feine Art zulaffen, ungeacht auff diffeit inſtaͤndiges erfuchen ſowohl die mediation, ald Eungelland, Dennemark und die General» Gtaaben ſich enfferigft darunter bemüheten, von der Kayferl. Gefandfchafft aber keine ans dere Antwort, als wir oder vielmehr die aus unſerm Mitrel abgeſchickte De- putation felbft erhalten koͤnnten, daß es nemlich der Kayſerl. allergnädigften ertheilten Inftrudion gänzlich zumwiderlauffe und daß fie dife unfere daruns ter führende Gedanfen allbereitd vor geraumer Zeit au Ihre Kayf. May. als Ierunterthänigft berichtet, die dann aud) das Werd durch die Miniftros reiff⸗ lid) überlegen, nicht weniger das Gutachten unterfchiedener vornehner prote- Stierender Ständen bed Reichs darüber vornehmen laffen und befunden, daß es auf Feine Art rathſam fen von reftitutione in ecclefafticis in dem Fris dens- inſtrument bie geringfte Erwehnung zu thun, damit eines theils Franck⸗ reich ans den Reich - Sachen gelaffen, andern theild aber ihme Dadurch nicht Gelegenheit gegeben würde bie reflituenda in politicis ſchwer zu machen und denfelben ratione ecclefiafticorum folche claufulas oder conaitiones fine quibus non anzufügen, daß fie in den dem Inftrumento pacis Weftphal, gemäffen Stand nicht wieder gefeßt werden koͤnnten, da man hingegen von Kayſ. feiten die Verfiherung geben wollte, daß bierunter nichts gefaͤrliches oder dad der Religion einiges Nachtheil bringen Eönnte, gefucht würde, fons bern, wie Kayf. May. ſchuldig, alfo wäre Sie auch erbietbig, wann nur vors hero von Frankreich die reflitution der abgenommenen Ländereyen und Städte erfolget, fo dann auch die ecclefiaftica auf vorigen und Neich8 scon- ftitutionen gemäffen Fuff feßen zu Yaffen. Allein muͤſſe dife Strittig— keit coram dietis & dicafteriis Imperii ausgemacht , nicht aber dem ar-

bitrio einer auöwertigen Eron unterworfen werden, Wie mau aber diffeits + in

D —— —— 06 ——————————— —— in Anſehung derer in Händen habenden general und particular-Inſtructio- nen bierbey nicht beruhen , nod) die Öefahr eines laydigen Ausgangs über ſich nehmen fönnen , über diß auch in dem Fortgang des negotii (davon unten mit mehrerm ) ſich ereiguer , wie man Kayſ. Geſandſchafft feiten mundlich zwar Verſprechungen gethan, dergleichen declarafiones aber fchrifftlid von ſich zu flellen völlig abgeichlagen und das bloffe Zumuthen vor eine Beſchim⸗ pfung auffnehmen wollen; So bat man vielmehr ferner Darauf zu beftehen und bey der Mediation ein weitläuffig Memorial einzugeben , aud) bievon an al: le anwefende Evangel. im Oſnabruͤckiſchen Friden mitbegriffene und alfo deffen fefthaltung verbundene Cronen und Republiquen Eröffnung zu thun die Nothdurfft zu ſeyn erachtet. Doc war die hierunter bezeugte Sorgfalt in ſo fern vergeblich augewendet, weil von diſem methodo tractandi abermahl abgegangen und denen Königl. Franzoͤſ. Miniſtris ein projectum pacis jes dech unſer ſeits mit Vorbehalt eines Gegen-projects uͤberlaſſen und in difes (oder wie es infcribiert wurde Refponfio Legationis Cæſareæ ad proje dum Gallicum ) auf des gefambten Reichs Erinnerung die vormahls vers longte Wort in facris & profanis inferiert worden, da dann bey difer Ge: legenbeit anzurühmen , daß ſamtliche anwefende Catholiſche Mis - Ständ fo laug man Epangel. feiten in terminis generalibus geblieben oder bleiben koͤnnen, der Reichs-Inſtruction gemäß treulich beygeflanden, auch zu unters ſchiedenen mahlen , fonderlid in einer den 15. Zulij bey Chur: Maynz gehalz tenen Unnferenz auf des Evangel. Diredtorii anfragen fich hierüber cate gorice und einflimmig erklaͤrt. Wie nun aus vorbergeheudem hoffentlich zu Genuͤge erhellee, was Mühe, Arbeit und Worftellungen es erfordert, ehe man zu einigem zwar geringen Vortheil den fo vielfaltig beträngten Religions— Verwandten nur die obangeführte claufularn gereralem in das inftrumen- tum pacis einfieffen laffen koͤnnen: So wird dabero auch leichtlich zu fchlief- fen jeyn-, wie unmöglid ed bey fo bewandten Umfländen gemefen all fpecia lia zu geben eder den von ſamtlichen Evangel. Chur Fürften und Staͤnden entworffenen der Inſtruction beygefuͤgten Articul zu inferieren. Zwar hat es diſſeits an fleifigem erinnern nicht ermanglet und hat man gleich anfangs bey Gelegenheit der exſtern poftulation dev 1. Maji bey den Holldndifhen Mi- niftris (die Koͤnigl. Engelländ: u Danifbe waren dazumahl noch nicht an⸗ gelangt ) auch dem Mediations-Gefandten Freyherrn von Lilieuroth bienon Erwehnung gethan beyderſeits aber und fonderlic den legtern der. beſtaͤndi⸗ gen Meynung befunden ſich damahls noch mit der generali claufula reſtitu- tionis pacis Weftphaliez taın in facris, quam profanis vergnuͤgen zu laſ⸗ ſen, wie er dann nebfi vielen andern vernuͤnfftigen Gruͤnden anzufuͤhren wall

Il. Theil. | AR)

74 | Beylagen:

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te, daß, wann die Proteſtierende diſes ihr führendes zwar billiges Abſehen Chemlich ad Tpecialia zu gehen ) allzuzeitlich eutdeckten, fen allerdings zur befoͤrchten, daß ſamtliche Catholiſche Puiſsancen zuſamentretten, den Friden quoad politica auf andere Art ſchlieſſen, die eccleſiaſtica aber gar exclu- diren moͤchten. Welcher Vorſchlag dann und weil die mehreſte von den pro— teſtirenden Geſandſchafften (in Betracht die Reichs⸗députation dermals noch uneroͤrtert, noch nicht angelangt, auch man wuͤrklich zu Regenſpurg lu— der hac materia in deliberation begriffen war ) die wenige gegenwärtige gleichfalls. genehm gehalten haben. Als es aber an dem war, daß bey Forts gaug des negotii nad) nunmehr von den Koͤnigl. Franzoͤſ. Minittris:äberges benen Frideng- project man au feiten des Weiche feine Gegenerinnerung auch anmerden und überreichen follte, wurde unter allen Evangel. Geſandſchafften, nemlih den Chur⸗Saͤchſ. Chur = Brandenburg. Fuͤrſtl. Eulmbach. Braun⸗ fchtweig » Rüneburg. Zell. Wolfenbüttel. und Wuͤrtenbergiſchen in dem erſtern quartier den 19. Julij.eine Iufamenkunfft veranlafft und ſonderlich in Ber rathſchlagung gezogen , ob man die reititutionem in ecclefiafticis nur in terminis generalibus , wie bißher geſchehen, fuchen oder nummehro ad [pe cialia gehen und ſonderlich den difer halben zu Megenfpurg entworffenen Är- ticulum denen damals zu übergeben flehenden monitis inferiren follte? Da dann vor allen Dingen des Mediatoris Gedanken hierüber zu vernehmen - hoͤchſtnoͤthig erachtet und felbiges an Chur-Sachſen, Chur-Brandeburg und des Schwäbifchen Crayſes Plenipotentiarium den Würtenbergifhen Ger beimben Rath Kulpis aufgetragen und von Ihnen in Antwort zuruckgebracht wurde, daß Er gedachter Freyherr von Lilienroth davor achtete, ſich noch⸗ mals ander general infertion begnügen zu laſſen mit Verſicherung, daß, wie Ihne feine Inftrudion ohne dif dahin verbinde Fünfftighin bey Entwerfe fung des vollkommenen Inftrumenti nit allein der obangeführte Articulus Ratisbonenfis , fondern aud) alle fpecialia in hac materia , fo viel deren jemals mit Beſtand zu erlangen angeführt und exprimiert werden follten ,„ > da dann obbenannte Gefandtfchafften difer Meynung ebenermaffen , auch ſon⸗ derlich dahero Beyfall geben mülten , weilen Frankreich dazumahl allbeveits den terminum exclufivum vom 30, Aug. vorgefchrieben,, fo Engell - und Holland ohne welche Wir dody hierinn mit Belland nichts zu unternehmen: germöchten, vorben gehen zu laffen ganz nicht geſinnet und alfo dazumahl ſchon, wofern man inlerierung difes Articuli fortgefahren und dadurd) , wie abufehlbar zu beforgen gewefen , Zwiſtigkeiten im Reid) ſelbſten erreger die ex poft facto erfolgte feparation vorgenommen , benen proteltievendew «ber die Schuld davon aufgeladen haben, würden. Nun aber enblid dad Fri— deus⸗

[

| Beylagen. »2 denswerck dahin gedieben , daß man im verfloffenen Monat Octobris das in- firumentum. pacis, mie felbiged unterfchrieben und vollzogen werden follte, angefangen zu entwerfen, bat man proteftierender feit3 ſich ferner bemüher and fleiffig beratbichlager , auf was Art, wo nicht durd den offtangeführten Articulum Ratisboneniem , ald worzu nunmehro alle Hoffnung verfhwuns den , dennoch in andere Weege den betvaugten Meligtond = Verwandten ger holffen und ‚wie das obangeführte andere objectum in fid hält, in denen Zanden, welche Frankreich vermdg des Fridenfhluffes an ihre rechtinäffige Kanz deöberen wieder abtritt, die bißhero in Religions-Sachen befchebene Were änderung nad) Verordnung bes inſtrumenti pacis W eftphal. und nad) dem in denen Nürnberg. Executiong- Recefibus aud darauf erfolgten Kayſerl. edictis enthaltenen ardiori modo exequendi abgethan , in vorigen Stand’ gefeget und ihnen der Genuff des F. III. cum effectu feft geitelet werden möchte , da man dann vornemlich dabin getrachtet, wie zu Erhaltung auler

Verſtaͤndnus mit denen Catholifhen Mit-Staͤnden und um Feine Treunung verſpuͤhren zu laffen eine genieinfame Sach bed gauzen Reichs, wie ed vermog

dev Reihe s Initruction allerdings ſeyn follte, daraus gemacht und alſo no- wine communt getrieben werden fönute , zu weldem Ende und zwar zu Erz haltung des erfiern der biebey befindliche Articulus, jedoch fo viel die Worte: de quibus Articulus fpecialis &c. betrifft, per majora beliebt, den Ca- tholicis communicierg und von ihnen daruͤber deliberiert worden, Meßmer

gen ffe aber und fonderlid über angezogenen Worten folden Argwohn gefchöe

vfer , Daß fie and) ob man felbige gleich hernach ausgelaffen , dannoch zu feiner beyderfeitigen Unterredung zu bringen gewefen , ſondern bey der von Chur⸗-Maynz. Diredtorio einmahl überbrachten Antwort, daß nemlich denen tocis à Gallia reftituendis durd) die $. 3. befindlidye general- Clauful ger nugſam vorgefehen , daß man , wie darinnen den Reichs- conftitutionibus gemäß zu verfahren feine vorgefchriebene Drdnungen babe, welchen beyders feitö nachzuleben und dannenbero nicht nachzugeben, daß fih auswertige Cro— nen davein za miſchen Urſach hätten, weldyes doch ohnfehlbar. erfolgen würde, wofern bievon als re fimpliciter domeftica in Infirumento pacis Erweh— nung gefcheben follte , unbeweglich und aller Vorftellungen ungeachtet befländig verhartt. Ob man fi ſchon diffeits auch nochmals duch eine declaration zu helfen gefinnet gewefen_ in Meynung, daß felbige die Mediatores ala ein von ihnen erfundenes Temperament der Kayſ. Geſandtſchafft vorſchlagen follten: So has doch auch difes Feinen Fortaang erreichen wollen fondern als der Erz ſtere Schwedifche Gefandte Graff Bonde felbigen gedachter Kayſerl. Geſandt⸗ ſchafft als von den Evangeliſchen Hand gegebgu und zwar in Gegenwart

de⸗

76 | Beyxlagen.

—W4

und —— wiewohl allemahl ohne Erlangung des hierunter ab⸗ gezielten Zwecks gebrauchet habe.

Das Dritte objeckum, nemlich die Erhaltung der Religion in denjeni⸗ en Landen, ſo Frankreich durch jetzigen Fridenſchluſſ entweder foͤrmlich ce iert, oder difer Cron die poſſeſs davon überlaffen werden muͤſſen betreffend,

fo hat. man zwar vermeynet felbiger durch beykommenden Articul gnugſam zu profpiciern, wiewohl als die Mediation felbigen , daß er loco.congruo dem inftrumento pacis moͤchte einverleibt werden, ber Königl. Franzoͤſ. Ge⸗ ſandſchafft ganz glimpflich vorgetragen hat diſe zwar empfindlich gnug zur Antwort ertheilt: Ihr König: habe den Weſtphaͤliſchen Friden. nod) nie gebro- chen, werde auch ſolches hinfüvo noch weniger thun, allein wolle er ſich in ſei⸗ men Landen oder: denjenigen, davon ex. ſich in rechtmaͤſſiger poflefs: befinde, Kein. Geſetz vorfchreiben laffen. Das Reich cediere ihm nichts, ald was allbe⸗ zeits in feiner Gewalt ſey; Wann. difed zu einer andern Zeit über Frankreich etwas. gewinnen und mieber geben wollte, würde: ihm. ſodann allerhand Bez dingungen mit anzufuͤgen gleichfalls frey verbleiben. Vor jetzo aber habe es hie⸗ mit eine ganz andere Bewandnus. Und hiebey iſt ſelbige verblieben, ob. man diſſeits ſchon gleich drey andere formularien vorgeſchlagen, ſonderlich um we⸗ ninftens: in Straßburg den: Statum ecclefiafticum, wie ſelbiger vermoͤg der wit: Frankreich; geſchloſſenen Capitulationen,,, jedoch ohne. diſer allegierung

fenm

Beylagen. ER

in

ſeyn ſoll, zu erhalten und alſo, wofern diſer Stadt von Reichswegen nicht zu helffen, dennoch derſelben auch dasjenige nicht zu benehmen, was fie vormals ex alio capite erlangt haben mag. Nun haͤtte man zwar vermeynen ſollen, es wuͤrde dabey fein bewenden haben, und dasjenige, was allhier nicht zu äns bern geweſen, durch die ſamtliche Reichsverſammlung bey erfolgender ratifica- tion durch explicationes, proteftationes, refervationes und dergleichen koͤnnen verbeflert werden , finteniahl man auch im Begriff gewefen und in der Meynung geflanden, daß nichts, als die würkliche Unterſchrifft zu Vollziehung 5:8 Fridenfchluffes noch ermangle: Co ift dennoch über alles vermuthen die Koͤ— nigl. Franzoͤſ. Gefandtfchafft den 28 Octobr. mit ihrer hoͤchſt- præjudicierli⸗ den intention circa Ecclefiafiica herausgebrochen und verlanger, daß dem $- Regiftuentur inprimis &c. poft verba: nullo deinceps tempore am- plius turbanda feu inquieranda , folgende Wort : Religione tamen Ca. tholica Romana in locis fic reftirutis in ftatu, quonunc eft, manente, eingerudt würden , mit angefügter Bedrohung, daß, wofern nicht noch diſen Abend (ed war aber 11. und 3 Uhr) dife infertio erfolgte, fo gleich die Un— terhandlung gebrochen und der Krieg wider diejenige, fo bierinn einig Beden- Een hätten, forrgefeßt werben follte. Weilen nun difer Articulus allein anf die proteftierende ChursFürften und Stände angefehen zu feyn fchiene und aber Chur » Brandenburg Heffen Eoffel und andere anſehnliche Mit - Stänz de mehr unvermutbend , daß eine neue propoßtion an den Tag kommen follz se, allbereitö wiederum wad) dem Haag zurudgefehrt, „afte die Chur⸗Saͤch⸗ fiihe Geſandtſchafft die zurudgebliebene Evangeliihe Miniftros in ein Ne— ben- Zimmer , Beratbfchlagte, was in difem frangenti zu thun feyn möchte und wurde Unanimiter dahin gefchloffen , dem Baron ©eiler, fo den Vor— trag gethan, in Antwort wieder wiffen zu laſſen, daß weil die gethane pro- pofition, indem fie dem Art. V. des Initrumenti pacis Weftphal. und denr darin gefegten termino regulativo de anno 1624 gänzlich zuwider lief, ie mehreſte und fonderlicy proteftierende Stände aber allbereitd von einander gegangen, fo koͤnnten ſich die zurudgebliebene ohne vorhergehende deliberati- on mit den übrigen zu nichts entfchlieffen: Es feye nun, daß Frankreich die Unterhandlungen vorfeßen oder abbreden wollte. Welche declaration danır fo viel fruchtete, daß felbigen Abend alles aufgehalten und bis folgenden Tag verfchoben blieben. Bey anbrechenden Morgen aber binterbradte der Churs Saͤchſiſche Geſandte ben Engliſchen Miniſtris, auch fonderlich dem Raths⸗Pen ſionario, was geſtern nach ihrer Abreyß von Rißwyck noch vorgegangen und vom der Koͤnigl. Franzoͤſ. Geſandtſchafft von neuem zugemuthet worden, wels che ſich allerſeits ungemein RN ed vor eine nuter einigen Car 8) 3; |

tho⸗

78 Beylagen. i

tholiſchen abgeredere Sache hielten und verfprochen ſowohl Königl. May. von Engelland durch einen Courrier, als auch der Verſamblung der Geueral⸗ Staaten hievon Nachricht zu ertheilen. Wie dann fernerweit das Direttori- um in dem Chur Brandenburg. Quartier famtlihe Evangelifche Stände zus famen beruffte, weldye, nachdem fie die propofition angehört, in Eyl, weis len bey Chur-⸗-Maqynz gleichfalls zur conferenz angefagt worden, fi) mitz einander beredeten und der unumgänglichen Nothdurfft zu ſeyn erachteten, daß, weilen dife von neuem gethane Franzöf. propofirion dem Inftrumento pa- cis Weftphal. der Kayf. Wahl: Capitulation , der Kriegs-declaration , infonderheit aber der vielmals angezogenen Meichs = Inftruction zuwider Tiefs fe, man auch mit den Conſtatibus catholicis cauſam communem machen und fie, wie fie an fich felbft fhuldig, dahin vermögen follte fich der Evange⸗ liſchen in diſem Fall mit allem Ernſt anzunehmen. Zu welchem Ende man ſich zu dem Chur⸗Maynz. Geſandten begab. Da dann von Chur-Sachſen der Vortrag beſchahe und von Chur + Brandenburg und dem Wuͤrtemberg. ges heimden Rath Kulpis mit vielen andern Argumentis beflärfet wurde. Auf welden jene, als die Proteitierende in ein befonder Zimmer abgetreten was ven, deliberierten, dife nach deffen Endigung zurndrufften und durch das Shur-Maynz. Diretorium folgende Antwort wiſſen Tiefen, wie fie, nems li Catholici über dem von der Franzoͤſ. Gefandtfhafft von nenem gethanen poftulato nicht wenig befremder wären, Sie als Mit» Stände und Mit-Glie⸗ der des heyl. Roͤm. Richs erfenneten fich auch allerdings ſchuldig zu unverrüdter Feſthaltung des Inſtramenti pacis Veſtphal zufolge der geſchehenen Kiegs⸗ declaration und darauff gegruͤndeten Reichs-Inſtruction ohne Unterſchied der Religion caufam communem mit den Proteftierenden zu machen. Zu wel- chem Ende fie dann entfchloffen fo wohl bey der Mediation, als Kanferl. Ge: fandfchafft nachdruͤckliche Vorflellungen zu thun. Wollten aber doch erinnere haben, im Fall man nicht ganz und gar die omiflion hujus clauful& erhalz ten Fönnte, auf ein zulänglicy temperament zu gedenken, müfften aber aus ben declarieren, daß, wofern nad) allen moͤglichſt geſchehenen remonftratio- nibus feines von beeden verfangen wollte, fie bey jebig Eläglihem Zuſtand, da bie Aliierte von dem Roͤm. Neich gefondert und die vorligende Stände ſon— derlich Lüttich, Coͤlln, and Trier annoch mit Franzöf. Volk beſchweret, aud) genaunte 2. Städte in der gröften Gefahr vom Feind bey verzdgertem Friden eingenommen zu werden, fich genötbiget befänden, den Friden, wie er auch feye, zu unterjchreiben und das übrige bis auf beffere Conjundturen auszuſe⸗ Ben, ed wäre dann, daß man ihnen zeigen und klaͤrlich darthun könnte, auf was Art und mit was Vermögen der Krieg fortzufehen ſeyn möchte, Auf feiz

ten

Beylagen. 79 ten diſer, nemblich der Proteſtierenden muſſte man ſich endlich mit diſer Decla ration, weilen ſelbige nicht weiter zu bringen geweſen, vergnuͤgen und ruͤh⸗ mete Nachmittags bey gehaltener zuſammenkunfft in Rißwyck die Mediation gar ſehr, wie das Chur: Maynzifche Qiredtorium nomine Romano Catho— licorum obbenaunsen Vortrag mit groffem Nachdrud bey Ihr abgelegt. Zu gleicher Zeit wurden auch an die Engelländifche, Dänemärdifche und General. Staadifhe Öefandfchafften und zwar an die Erſten ... . . an die andern aber 2... und fo dann au die Dritten . . . . . davon Die erffattere re. lationes abgeordnet , Dero afiltenz gleich der Chur- Sächfifche Gefandte Morgens allbereitd vor fein particulier gerhan, in difem frangenti zu er— fichen. Wie dann nicht weniger bey der Kayſerl. Oefandfchafft durch Chur— Sachfen, Chur: Brandenburg und Würtenberg gleiches Anbringen gefchahe , auch gleiche Antwort , daß man nemlich 1) um difeclaufulaın gänzlich hin: weg zu laffen aufferfted anwenden oder 2) ein zulänglich-temperament aus zufinnen oder 3.) wo diſes beedes nicht verfangen, endlich dannoch unterfchreiz ben wollte und fich darzu bemüffiget befinde, erfolgte. Als num alles auf fols che Maaß beobachtet, gieng die Mediation zu der Franzöf. Gefandfchaffe und hatte Ihr der hernach erftatteten Relation nach zwar alle die Borftels lungen gethan, fo hierzu nötbig erachter wurben, bey felbiger aber fo wenig , als hernachmals die Engelländifche und Staadiſche Miniftri (welche zwar , weilen die Franzöf. Öefaupfchafft ihnen einige Tag her fo ungefchener alles, was fie vor ihre alliterge proponiert, abgefchlagen nicht mit denſelben mündlich geredet, fondern folches gleichfalls durch die Mediation thun laſ— fen) erhalten können. Vielmehr aber hatten dife zu ihrer Entfchuldigung eins gewendet, daß fie reiterierte ordres hätten, auf difer clauful zu beftehen , ed treffe diefelbige wenige oder nur einige Kirchen an, fo ihr König gebauet oder Andachten geflifftet babe. Sur übrigen bliebe der Weftphäl. Friede quoad facra & profana unverleßt und hätten fie auch vermög der dem Art. III. bey⸗ gefeßten clauful, nifi quatenus aliter conventum fuerit, Recht zu difem monito. Erſuchten annebſt die Mediation der Churbrandenburg. Geſand— ſchafft zu hinterbringen, wie fie fich nicht etiva auf Die ratione Chur» Branz denburg in dem Engel= und Holländifchen Friden gefchehene inclufion zu verlaſſen haͤtte. Damm ihr König, wofern nicht diſer Fride von Ihrer Churfuͤrſtl. Durchl. unterſchrieben wuͤrde, daran nicht gehalten feyn wollte, Und als man endlich proteſtierender ſeits der Mediatorum gır- ten Rath zu wiſſen verlangte, ſagten ſie, wie ſie an ihrem Ort hierein nicht willigen, auch ſolglich den Friden nicht unterſchreiben würden, ſtelleten dahin,

‚ab die Proteſtierende Staͤnd dergleichen zu thun ſich zu. verantworten getraue⸗ ten,

so Bevlagen.

teu, verlangten jedoch zu wiſſen, was jegliches beſondere Meynung hierůber ſeye? Chur-Sachſen convocierte alfo diſe in ein Neben-Zimmer zuſamen und nach geſchehener propoſition, was nemlich im Fall fein temperament zugelaſſen wuͤrde, zu thun ? und ob ſothanes Infirumentum von deu Prote- ftierenden zu unterfchreiben fey oder nicht? Wo er gleich bev Mediation Chur⸗ Sachſen, Chur: Brandenburg, Schweden. Brehmen, Sacfen » Coburg , Sadjfen » Oosha , Brandenburg : Culmbah Braunfhweig -Rüneburg Zell, Braunfhweig » Wolffenbüttel, Heſſen-Caſſel, Holſtein-Gluͤckſtatt der bes ſtaͤndigen Meynung, daß , weil dife propofition durch welche der in In- firumento pacis Weftphal. fo feft und mit vielem Blut gegründere termi- nus regulativus in eeclefiafticis und zwar in denen Landen , fo mit aller fouverainete an dad Neich eder deffen Stände zurud kommen, zerrüttet wuͤrde, ber allgemeinen Meich3 : deren proteltierenden Ständen Specialsnud- der gnädigften Principalen particular - Inftrudtionibus è diametrozuwis ber lieffen, Fönnte man diffeits einen folchen Friden nicht eingehen oder unters fhreiben, e8 komme auch zu welchen extremitzten es wolle , wofern nicht zuvor Zeit gegoͤnnet würde , hierüber fernerweite Befehl von den Gnaͤdigſten Herrichafften einzuholen. Die Würtenbergifhe hingegen, derer Wetteranifchen _ Graffen und der Stadt Frankfurt Deputatı vermeynten, daß Ihrer gnaͤdig⸗ ften Principalen , Herrn u. Dbern Fürftenthumb u. Lande der Gefahr allzu: fehr exponiert und folglich fie ſich der Unterfhrifft, jedody cum poteftatio- ne von dem Evangel. corpore quoad reliqua anfepariert zu bleiben C wie fie dann aus ſolchen Urfachen den Articulum feparatum, das Chur: PfäLz. Compromils betreffend zu unterfchreiben Bedenken gehabt ) nicht wohl entz brechen könnten. Indeſſen wurde, wiewohldod nur difcurfive, von Mits teln , wie aud der Sad zu kommen , geredet und untern andern vornemlich vergefchlagen, daß 1) Franfreich im Gegentheil wiederumb verfprechen möche te in denen Landen, fo ihro cediert oder davon fie [un gleich⸗ falls in poſſeſſion bleiben, die Religion gleichermaſſen in ftatu quo zu laſ—⸗ ſen, oder weilen, als oberwehnt, der Gegentheil vorgegeben, wie ihr Koͤnig nicht geſchehen laſſen koͤnnte, daß da Er unterſchiedene fundationes aus Ans dacht hin und wider, fonderlich in dem Amt Germersheim geſtifftet, felbige wieder in die Hand der Evangeliſchen verfallen follten. So wäre man endlich 2) zufriden , daß die fundationes a Rege Chriftianifimo ex propria li- beralitate dotatæ, jedody, daß felbige fpecialiter zu vernehmen, exci- Piert werden möchten. Und hiemit wurde die Kayſerl. Geſandtſchafft erfucht, teilen die Mediation vorgegeben, daß es wider ihre Inftrudion lieffe einig temperament in Vorfchlag zu bringen, fich hiemit nicht feruer beladen Taf

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fen wollte der Koͤnigl. Sranzöfifchen ſolches nohmalen zu binterbringen, je doc) mit difer abermaligen allerfeitigen Verſicherung, daß mwofern auch difes keinen Platz Anden follte, man diffeitd der auveränderlichen befländigen Mey— nung jeye, das Fridend -Initrumentum ,es ſeye dann, daß man vorhero von feinen guddigften Prineipalen hierüber genüglid) infiruiert werde, nimmer zu unterfchreiben , fondern ed vielmehr auf alle extremiteten anfommen zu Iaffen. Erwehnte Kayferl. Geſandtſchafft nahm ſich diſes Werks alfo an, und nachdem fie eine zimliche Weil mit den Königl, Franzöfiihen und zwar dazumahl ohne Beyſeyn der mediation conferiert, erklärte Herr Graf Cauniz bey feiner Zurudfunfft , wie dife fih zu Annehmung einiged Tempera- ments nicht habe wollen bewegen laffen , doc) aber endlich zugeſtanden, daß, mweilen Wir fonderlich den defettum inftructionis vorſchuͤtzten, fie den Friden, ungeacht er von obbenannten contrsdicenten nicht gezeichnet wär, dannoch vor gefchloffen halten wollte , jedoch, daß binnen dato und des termini ra- tificationis von ſechs Wochen unfere guädigfte Principalen dero endlihe de- claration., ob fie den Friden, wie er entworffen und von der Kayſerl. Gefands [hafft nebenft andern Conftatibus unterfchrieben worden, fimpliciter ans nehmen oder indem Krieg verwidelt bleiben wollten ? allhier oder zu Regen— fpurg ratificando tractatum thun laſſen follten, wie folhes die von gedachter Geſandſchafft ad protocollum Mediatoris gegebene und von ihm commu- nicierte Erklärung mit mehrer zeiget. Und hiebey hat e8 foldergeftalt fein Bewenden gehabt, alfo, daß das Fridens-inſtrument zwar von der Rays ferl. und andern Geſandſchafften unterfhrieben , von obbenannten Ev angelis ſchen aber nicht gezeichnet fondern denen gnädigften Principalen vorbehalten, ihre dazu bewegende Urfady aber auffgefegt und von der Chur-Saͤchſiſchen, Chur » Brandenburg » und Brandenburg »Culmbadifhen Gefandfhafften den Mediationg;©efandten ad protocollum Mediationis übergeben worden.

Sign. Öraffenhaag den „;. Novemb. 1697. Subferibebat ad requifitionem c&terorum Legatorum & Plenipotentiariorum Aug. Confeßs. addictorum

Sereniflimi Eledoris Saxoniz Legatus Chriftophorus Dietricus Bofe junior. Num. 27.

Votum commune Evangelicorum circa modum tra&tandi pacem &$. 4. Pacis Riswicenfis, d. d. 16. Nov. 169”. dere dem aus dem Haageingelangten fihern Bericht nah) die Evans gel. Reichs » Stände durch den zu Rißwick yon der Kayſerl. Ambafsı- xil. Tbeil. \ (8) de

32: BSeylagen. ,

de adhibierten modum tradandi pacem inter Czfarem , Imperium & Galliam (wie es damit im Anfang, in progreffu negotii und im Ende zu: gegangen und welcher auch in andern Dingen dem libero & Comitiali fuf- fragio juribusque ſtatuum auch dem Stylo Imperii und der denen Reichs— deputierten von Neihömwegen ertbeilten und von Kay. May. approbierten: Inftruction in vielen Stüden gar nicht gemäß. befunden worden ) ſich dadurch. vornemlich zum höchften graviert n. lediert zu feyn halten muͤſſen, dag man ihre habende Neligions » Angelegenheiten u, gravamina von denen Tractaten mit Franckreich ganz und gar abgewiefen und felbe damit zu Feiner Zeit hören noch ihre defwegen vorgebradyte monita admittieren, ja ihnen nicht einmahl eine fchrifftliche Verfiherung ad protocollum Mediatoris geben, ſondern fih über dergleichen fo billiamäffiges Verlangen vielmehr entruͤſten wollen woraus am Ende erfolget iſt, daß die Franzdf. Ambafsade mit der befanns sen dem Religion: Friden im Reich ſo nachtheiligen claufula bey dem 4ten Ar- ticul umb ſolche Zeit herfür gebrochen, da die Evangeliſche fih zu refolvieren: kaum noch wenige Stunden übrig gebabt, welcdes gar nicht hätte gefchehen koͤnnen, wann man ihre Neligtons » Sach gleich Anfangs zu den Tradtaten mitgezogen und darüber mit der Franzöf. Gefandtfchafft gehandelt hätte. So erachtete man fidy gemüffigt fi biemit ad protocollum zu verwahren und zu refervieren ‚. daß alles ,. was folchergeftalt circa modum tradtandi pacem ' zu groffem przjudiz und Befhwerde der Evangelifhen pafliert und deffen: remedur re adhuc integra anf vielfältiged remonftrieren u. erinnern nicht 3u erhalten geweſen, dem Religions = Friden.u. Art.4.& z. Inftrumenti:

pacis Weftphal. allerdings ohnabbruͤchig feye und weder jetzt noch Fünfftia in: einige. confequenz gezogen ,. noch zu Abbruch u. Nachtheil des Religion: Fris dena im Reich, wie derfelbe im Weſtphaͤl. Fridenfhluf dito Art. a. und 5. befeſtiget und gefaſſet iſt, allegiert werden folle oder koͤnne, nicht zweifflend,, werden die gefammte Satholifche Stände geneigt feyn denen. Evangelifchen. eine ſolche Verfiherung de pace religiofa farta tedta confervanda fo fort: poft pacem ratihabitam von ſich zu ſtellen, daß man.ein und anderfeits im: Meich dabey acquiefcieren koͤnnen und die Evangelifhe dadurch tranquilliert— werden mögen;,. mithin in der That gezeiget werde‘, daß. man. fi utrinque: aufrichtig zu meynen und in eiumütig:vechtfehaffene poftur , als die guaran- tie des Fridens, zufamen zu feßen verlangen ‚. welches auf diſe weife am beſten gefheben Fan,. wann man gegeneinander ſich erfläret: und unanimiter fta- tuiert, daß die Catholiſche, die ohne dem.in terris Imperii feine Neuerung: circa pacem religiofam verlanget: haben, noch verlangen. Finnen fi der. - durch Frankreich dem. Reich bey dem 4ten Articul obtrudierten. Clauful im: ganz:

Beylagen, 83 ganzen Reich wider die protellierende Stände weder in noch auſſer Gerichts uimmermehr prævalieren, nod) daran für, fich den geringften Antheil nebs men, fondern ed Lediglich bey dem Weſtphaͤl. Fridenſchluſſ bewenden laffen wollten. Solchergeſtalt bleibet die clauful allein eine Sache zwifchen dem eich und der Cron Frankreich, wird mit dem Neligion = Friden,, welcher. vinculum concordiz Statuum iſt, nicht meliers und haben deßhalben die Stände unter ſich nicht zu thun, fondern find vielmehr ſchuldig einander hie— riun treulich zu afliltieren, damit niemand fichdifer clauiuldurante hac pace zum wenigflen weiter nicht gebrauche, alöder Franzoͤſ. Geſandtſchaft gegen dieMe- -diation und fonften gefchehene muͤndliche Erklaͤrungen felbften geben, daß nemblich dife clauful allein von wenigen und vom König in Franckreich propriis ſumptibus neuerbaut und dotierten Kirchen zu verftehen feye. Sollte wider Verhoffen bifer equitable VBorfchlag feinen Ingrefs finden und man Catholifcher feits felbften von difer,Llauful , die an fo vielen Orten den Religions-Friden altériert, profitieren wollen , fogibt man zubedenken anheim, was hierdurch für Miß⸗ - trauen und Trennung der Gemuͤther bey gegenwärtigen ohnehin betruͤbten u.

gefährlishen conjuncturen zwifchen beederfeits Religions » Berwandten entfles ben und was hieraus für Unheil erwachfen dörffte, Derentwegen man aber Eyangel. feitd, da man allein de damno vitando certierg, jeßo und bey der polteritzt entſchuldiget ſeyn und fich deßhalben beftermaffen verwahrer haben wolle; cum refervatione ulteriorum falvo eo, was im Haag bifer wegen mit Franfreih.entweder ſchon verglichen oder noch verglichen werden möchte,

Num..., 28... Extract Protocolli der Werrichtung der Neichs » Deputierten im Haag bey den franz. Geſandten wegen des Art. IV. des Ruͤßwick. Fridens,

N 29. Da. 2 d. d 1697.

Syn ihm haben wir uns zugleich zum Herrn de Callieres begeben, da wir eben, wie das erfleinahl empfangen und unfes compliment, welches mit vorigem gleiches Inhalts, mis aller Höflichkeit und douceur beantworter wors den; Er hat ſich infonderheit in approbation der Würtembergifchen con- duite bey ſubſcription des Fridens entendiert und gebetten, dahin ferner zu cooperieren, daß auch die übrigen, welche nicht gezeichnet , fich befänffs tigen laffen und beſſer begreiffen Es haͤtten dieſelbe nicht Urſach 5

{ 2 fo

84. ; Beylagen.

fo groſſes Weſen daraus zu machen, angeſehen dem exercitio der Evangeli⸗ ſchen Religion dadurch nichts abgienge, Ihrer Koͤnigl. May. Intention auch nicht ſey ſelbigen Glaubensgenoſſen etwas zu entziehen, viel weniger das Inſtrumentum pacis Weſtphalicæ, welches ſie felbſten beſtaͤndig zu hal— ten ſich obligat erkennten, noch die Freyheit der ſamtlichen Reichs-Staͤnde in Eccleſiaſticis fo wohl, als in fecularibus, wovor fie ſich bey bemeld⸗ tem Weftphäl. Fridenfhiuff mit allem Ernſt interefliert hätten, zu ſchwaͤchen oder umbzufloffen. Gleichwie aber das Inftrumentum pacis das coexer- citium Religionis Catholic & libertatem confcientiz nicht ausſchlieſ— fe, alfo Eönute auch Ihrer Koͤn. May. nicht verdadyt werden, wann Gie denen, die fich derfelben bedienen wollten, allen Borfhub und zugleich ihre devotion und chriſtliche liberalitzt zu erweifen ſich nicht entbrechen koͤnnen. Man begehre den Evangelifhen weder ihre Kirchen, noch Einfünffte in den reftituierenden Drten zu nehmen, noch zu vingern, werde and) auf genans ed unterfuchen daß dergleichen geſchehen, fich nicht finden: foudern e8 ver— ftehe ſich die K. IV angehängte Meligions » Clauful allein von den Kirchen: und Stiftungen , welche währender poffefion Ihro Königl. May. dafelöft fundiert habe, auch nicht weniger zu erhalten fich ihres Gewiſſens und ho— hen refpedt3 halber: verbunden hielten. Wann ed nun bergeftale nur etwa auf 10. à 12. Kirchen, melde aus Eönigl. Freygebigkeit in der Pfalz und fonften von neuem gebauet und dotiert wären, anfame, möchte man confi- derieren , ob ed fich der Mühe verlohne ein fo groffes Lermen darüber aus zufangen und zu allerhand difidenz und Srrungen von neuem Anlaff zu. geben , bevorab da auch die Satholifche Neligion faft mehr dabey verlöhre, ald gewinne, indem wegen reciproquer difpofition bemeldter Claufal dies felbe gleichfalld reflringiert und in ftatu quo bleiben müffte. Wir haben darauf infonderheit wegen Würtemberg zu vernehmen gegeben, daß uns bie zulegt unvermuthet urgierte clauful nicht weniger, als andern fehr empfind⸗ lich vorkommen , auch nicht fehen , wie diefelbe mit dem Inftrumento pacis Weftphal woran Shro Königl, May. von Frankreich fi doch ſelbſt adftrin- giert erkenneten, conciliiert werden koͤnne. Warn aud) diefelbe wider uns fere particulier > fo wohl als des Reichs Inftrudtion lauffe, fo hätten wir billih dabey nicht geringen Anſtand gefunden und dannenhero die Unterfchrifft zu facilitierung ded Fridens zwar mir vollenzogen , jedody gemeldter claful halber unfers gnädigften Herrn ratification ad protocollum Mediationis vorbehalten, deren Wir dann gegenwärtig ſeyn muͤſſten. Es bätten dabey aber fo wohl die Kayferl. ald Chur- Pfälzifhe Geſandten die Verfiherung gegeben , daß man ſich gemeldter Clauful nicht zu Unterdruckung der Relis gion

Beylagen. !5

gion zu mißbrauchen gemeynt wäre und erfrenten Wir und aud; deraleichen von Shrer Excellenz zu vernehmen, da Wir und dann daher die ungezweif: felte Hoffnung machten , daß den uͤbrigen, wovon wir uns nicht feparieren koͤnnten, in ihren deßfalls gethanen Vorfchlägen ſatisfaction widerfahren werde , was demnach zu allfeitiger Beruhigung dienen Fönnte, deffen würden wir und um fo ernfllicher zu unterziehen nicht ermanglen, als in dem Loͤbl. Schwäbifchen Crayß beyderfeits Meligiond: Verwandte neben einander leben müfften und ohne ein gründliches Vertrauen in fpiritualibus, deren dire- ction Gott allein anzubefehlen, der Ruheſtand im weltlichen insgemein nicht füglich zu erhalten feyn werde. Er bat darauf regeriert, daßer Uns, den MWürtenberg. Oefandten wegen unferer gegenſtehenden Inftrudtion nicht vers denken Fönnte, daß Wir nicht pure, fondern cum refervatione ratihabi- tionis ber Unterfchrifft beygewohnt, nachdem fie die Franzöf. Geſandtſchafft ſelbſt diſen Vorſchlag gethan, zu dem andern expedienti aber ſich nicht vers ſtanden. Er wollte aber jedoch hoffen, daß wir damit bey der Herrſchafft feinen Undanf verdienen, nad) des’avouiert werden, fondern diefelbe mehr Nutz und Vortheil von unferm verfahren, ald die andere, haben wuͤrde, welche fih der Ehre der Unterfhrifft verluflig gemacht und dennoch nodymahs len, da fie allein in dem Kriege zu bleiben nicht vermögten, mit fehlechter grace ebenmöäffig würden herbey fresten müffen.

J

Num. 29.

Votum commune Evangelicorum pun£to fecuritatis publicz. dd. 78. 2 ehr. 2098.

By; die. der Augſp. Confeflion zugethane Stände im Reid) niemals ein

anderd Abſehen gehabt, ald mit ihren Cathol. Mit» Ständen ein aufs richtiged Vertrauen zu unterhalten und mit felbigen vor dem Wohl- und Rus heſtand, auch reputation des geliebten Vaterlands in einmütiger defenfi- on zu ſtehen: Solches gebe der letzlich aeendigte Krieg fonder meitläufftiges Anführen zur Genüge zu erkennen. Man begreiffe aud ganz wohl, daß ben jeßigen gefärlihen Ausſichten das einige Mittel zur confervation einer beftändigen Guarantie des jüngfihin getroffenen Fridens und zu einer wahrs bafften Sicherheit im Reich ſey, daß dasfelbe ſich in eine ſolche Verfaſſung fege, damit ed im Stande wär feine Gränzen gegen alle ſich hervorthuende Gefahr behörig zu_befhügen. In Erwegung folder Umbflände feyen famts

liche Evangeliſche Stände bereit zu der vorhabenden allgemeinen Reichs - Ar- (&) 3 ma-

86 Beylagen.-

N nn nn ———— matur treulich beyzutretten und bey allen Vorfallenheiten vor die Teutſche Freyheit Gut und Blut willigſt aufzuſetzen: Geftalten fie ſich darzu ohne. Ausnahm erklären und difes fo nöthige vorhaben aufs beſte recommendieren. Alldieweilen aber von felbften fih an den Tag leget, daß folches heilfame Ab⸗ feben deu erwünfhten Zweck nicht erreihen wird, wann nicht zugleich aller Anlaſſ zu Mißtrauen unter den Ständen gänzlid) aus dem Weeg geranz met werde, fo wird noch in gutem andenfen ruhen, was Status Evangeliei in dem überreichten gemeinfchafftlihem Voto de dato !S, Nov. verwicenen Jahrs zu vernehmen gegeben, mie nemlich aus der dein Rißwickiſchen Friden Articulo IV. inferierren clauful alferhand ungleiche und Beſchwerliche in- terpretationes gemacht und dadurd) zu ſchaͤdlichen Unordnungen und Befchwer zungen in viele Weege Öelegenheit gegeben werden Fünnte und wie man dir fen nad) aus patriotifcher und aufrichtig treuer Intention yor das Watters land zu Verhütung aller daher beforgten und nach diſem bereits fich ſchon

- hin und wider ereigneten inconvenientien ſich diffeitd gemäffigt gefunden , nach Inhalt obberührten Voti communis fo wohl bey Ihro Kay. May. als tenen Statibus Catholicis um eine declaration über obige clauful gezies mend anzuſuchen, wordurch allen daher entfichenden Zweiffel geflenert und hingegen gezeigt würde, daß das Inftrumentum pacis Welftphal. ala das

ſtaͤrkeſte vinculum concordie im Reich in feinen Kräfften verbleiben folle.. Nachdem num Ihre Kay. May. hierauf in dem neulichen Commiſſions- Decreto de dato , Febr. die allergnädiafte Antwort ertheilet, day Sie befagten U. C. verwandten zu Shrer confolation die allerunterthänigft ges bethene declaration zu eriheilen nicht vor unkillig finden, fondern darzu als Vergnädigft geneigt feyen, dabey aber von Churfürften, Fürften und Staͤn— den ein. allerunterthänigftes Gutachten verlanget, auf was maſſen mehrer: wehnte declaration alfo eingerichtet werden Fünnte, damit es einestheils son der Cron Frankreich für Feine contravention wider den Friden aufges nommen und andern tbeild die fich befchwerende Stände vergnügt werden, ‚möchten: Als haben Evangelici Status daher nit Umgang nehmen Finnen, die Gatholifche conitatus auf das beweglichfte hierdurch) zu erfuchen , diefelbe wollen die Ihnen allzeit bezeigte aufrichtige Intention und gegebene Verſiche— rungen nunmehro in der That weifen und erfüllen und nebft Ihnen daranf bedacht feyn, wie unverzüglich zu Abfaſſung des allergnädiaft erforderten Reichs-Gutachtens gefchritten und darinn nad) Anweiſung der Neihö-Fun. damental- Gefäße und der felbft fi) an Hand gebenden Billichkeit folche Mitsel in Borfchlag gebracht werden, wordurch der gewuͤnſchte Zweck wegen der neuen clauſul ohne Anſtoſſ erreiches und nicht allein ratione u by

Meli⸗

Brylagen. | &7

\ | Religions» Sachen alles in gute Sicherheit geftellet werde, fondern man fich auch Hoffuung machen koͤnne, daß wegen des preterifi die obhandene gra-- vamina hiernächft vor die Hand genommen. und zu billicher Entſcheidung ge⸗ bracht werden ſollen; Hierdurch werden Ihro Kayſ. May. ſich gefambte der Augſp. Confeflion zugeshane Stände zu unſterblich allerunterthaͤnigſtem Danck verbinden, das alte Teutſche Vertrauen im Reich zwifchen Haupt und Ölies bern und difer unter fich bevefliget, auch jeder mehr und mehr angetrieben werden bey der vorftehenden Reichs: DVerfaffung vor dad Aufnehmen. und . Sicherheit des Watterlands fein aͤuſſerſtes zu thun, ald worzu man. Evan⸗ gelifchen theils von ſelbſten geneigt und ſolche Armatur quovis modo zu; befördern fich hoͤchſten Fleiſſes angelegen feyn laffen wird, Cum refervatio- ne ulteriorum, infonderheir was bie guädigffe Herrn Principalen auf dad obz: beruͤhrte Kayſerl. Commiſſions-Decret annoch pro inftrudtione anhero wer⸗

den kommen laſſen. Num. 30.

Kayſerl. Schreiben an den Schwaͤbiſchen Krayß Die bisherige: Kriegöverfaffuug beyzubehalten. d. d. 19. Febr. 1698.

Leopold von Gottes Baden ıc.

Ey an Euch abzulaffen bewegt Uns die geflrigs tags allbier eingelangte ohnvermuthete Nachricht Eurer bey fuͤrwaͤhrender Crayß Verſammlung vor⸗ habender Abdanckung, deren Wir Uns um fo weniger verſehen, je mehr des Loͤbl. Crayſes für das Vatterland und das gemeine Weſen tragende Liebe undSorgfaltzu: beffen eigenem Ruhm fo wohl, als andern zum flattlichen Exempel bis dahero bervorgeleuchtet und von demfelben die beftändige Beybehaltung der Arma- tur und Aflociierung anderer Eraiffen und Ständen biß zu völliger Veftftels: lung des allgemeinen puncti Securitatis public für nöthig gehalten und ur- giers worden. Mir halten zwar. in friſchem und erkantlichem Angedenken, was für groffe Beſchwernuſſen, Ungemad) und Trangſalen der [öbl. Crayß vor andern bey dem nunmehr geendigten Krieg außgeſtanden, mit was ruͤhmlichem Eyfer und Standhafftigfeit auch derfelbe ſich biß zu deffen Ende für feine und des gefamten Reichs defenfion aufs eufferfte angegriffen und wie dahero dem— felben.die wohlserdiente Erleichterung Feines wegs zu mißgoͤnnen ſeye. Nach⸗ demmalen aber weder der Frid völlig: exequiert, noch die allgemeine Reichs⸗ Verfaffung zu Negenfvurg zum Stand gebracht und dann annebſt nicht une zeitig zn. beſorgen, daß, wann der Loͤbl. Craiß in feinem. bißherigen Eyffer en

als:

Ealten und feine auf den Beinen habende armatur diffolvieren ober verrin⸗ gern wollte, ſolches bey andern aflociierten und wohlgeſinnten Craiſen eine fchaͤdliche Nachfolge verurſachen und mithin die voͤllige Einungen und allocia- tionen auf einmal ohne Hoffnung felbige wiederum zur erwuͤnſchten Confiltenz zu bringen verfallen würde: Go tragen Wir zu der loͤbl. Ständen und Eurer bekannten Vernunfft und patriotifchen Gemüthern das zuverfichtlihe Vers tranen , daß, wann fehon hierunter bereitd per majora ein widriger Schluſſ gefaffe worden wär , Ihr dannoch ſolched alles in abermalige und reiffere Erz wegung ziehen und mit ber Abdaukung Eurer wohlgeuͤbter Miliz noch zur Zeit und bid zur Auffrihtung der allgemeinen VBerfaffung einhalten, immitz _ telft aber vielmehr dahin bedacht ſeyn werdet, Daß Unſerm juͤngſtgethanen und durch Unſers lieben Vettern und General - Lieutenants des Marggraven von Baden Loden widerholendem Geſinnen gemaͤß Uns in bevorſtehendem Feldzug gegen dem allgemeinen Erbfeind mit einer ergiebigen Beyhuͤlff an die Hand gegangen werde, damit wir durch eine gluͤckliche operation and) der Or⸗ ten einen ſichern Friden erzwingen und deſto ehender in den Stand geſetzet wer⸗ den mögen zur Behauptung des Reichs-Ruheſtands umd Sicherheit auch uns ſers Orts mit beſſerm Nachdruck concurrieren zu Finnen , folglich der Loͤbl. Sraiß mit wenigerm Bedenken oder Gefahr zur Abdankung ſchreiten und fi einiger maffen fublevieren möge. Geſtalten Wir dann foldes an Euch noch⸗ malen guädigft und angelegenlicy gefinnen und es gegen Euch mit Kanferl. Snaden, womit Wir Euch wohlgewogen bleiben , zu erkennen geneigt feindt, Wien deu ıg. Febr. 1698.

Num. 31.

"Votum commune Evangelicorum per Magdeburgenfem datum in caufa Religionis & claufule Rysvicenfis. d. d. 9. Dec.\1698.

LEN 03 anjebo in propofition gefommene Kauf. Commiflions - Decret (d.d.. 12. Febr. a. c. ) begreiffe unterſchiedliche Dinge in fih. Alldieweil aber son den hochlöbl. Salzburg. Directorio dermahlen allein aus demfelben deren Evangel. Ständen Religions + Angelegenheiten in propofition gebracht wors den, fo wollte man zwar das übrige dahin flellen, fi) aber auch hiemit ad Protocollum verwahren , daß man hiedurch ein und anders die Jura Sta. tuum in communi betreffendes filentio nihragnofciert habe. Ad propo- fitam materiam finde man in jeßtgedachtem Kayſerl. Commiflions- decret, welchergeftalten Ihre Kay, May, gewuͤnſchet hätten , daß ber Be ri⸗

Beylagen. 89 Fride in eccleſiaſticis ſowohl, als politicis durch den neulichen zu Ryßwick geſchloſſenen Friden in allen Stuͤcken unverändert wär erhalten worden: Nach⸗ dem aber ſolches die conjundturen nicht zugelaffen und in ein und anderm eine Veraͤnderung gefheben muͤſſen, fo verlangten allerhoͤchſtgedachte Ihre Kay. May. von Churfürften , Fürften und Ständen ded Reichs ein Gutachten, welchermaſſen Gie auf der Evangel, Stände an Diefelbe gebrachtes Votum commune die defiderierenve allergnädigfte Kayferl. Declaration dahin abs geben könnten, damit eines theils die fi) befhwehrende Stände vergnuͤget und anderntheild es von der Cron Franckreich für feine contravention des geſchloſ— ſenen Fridens auffgenommen werden mödte. Weil nun die aflequierung bis fes fcopi fürnemlid) von dem dependierfe., daß die dem Ryßwickiſchen Fris ‘den Art. LV. inferierte Religions »Clauful in ihrem wahren billigmäfligen WVerfiand genommen, von niemand aber aus eignem Willen und convenienz einſeitig und licentiofe mißbraucht oder extendiert würde, wie man Exem⸗ pel hätte, daß es bereits an theils Drten geſchehen: Als hätten gefambte all— ‘bier verfamblete Evangel. Staͤnde nicht unterlaffen fih darüber zu bereden uud eines vor communis zu vergleichen, ſo man hiemit ablefen und ad proto- collum geben wollte,

‘Votum commune Evangelicorum.

Es würden hoffentlich die Herrn Catholifche mit denen Yugfpurg. Con- Fels. Verwandten barinn gleihe Meynung führen die Clauful des artic IV. Inftr Pacis Ryswicenfis habe allein in den Worten ſtatt, welche die.Cron Franckreich biß zum Fridenſchluß würklid im Beſitz gehabt und reftiruiert oder ratione welcher in gedachten Friden nicht ein anders difponiert worden, feye auch im übrigen alfo zu verſtehen, daß dadurch fo wenig immer möglid) von dem Infir. Pacis Weftphal als weldyer bafıs & fundamentum des letztern Fridens abgewichen werde, Wie nun in folder clauful von Entziehung der Kirchen, Schulen, geiftl. Einkünften und der Jurium Ecclefiafiicorum mit keinem Wort gedacht, fo verftebe fich von ſelbſten, daß die Evangelifche den Sta- tum , fo fie ex Inftrumento pacis Weftphal, erlanget , mithin die Ges wiſſens-Freyheit und das liberum exercitinm Religionis cum annexis behalten , folglich an Kirchen, Schulen, ©eiftlichen Gefällen und dergleichen nichts verlieren Fönnte,, die Catholifche hingegen fid) damit zu vergnügen haͤt⸗ ten, daß fie an ſolchen Orten, wo vor difem fie fein exercitium ihrer Reli—⸗ gion gehabt , felbiged nunmehr befümen und behielten, jedoch in der Maag, wie es termpore conclufz pacis gewefen; welchem nad bie Augfp. Con-

XII. Theil. CM) efs,

>

90 Beylagen.

—— —— feſs. verwandte der ungezweiffelten Hoffnung lebten, die Herrn Catholiſche wuͤrden dasjenige, was ein nud andern Orts Aber diſes vorgenommen wor—⸗ den, als dem Fridenſchluſſſentgegen lauffend, fuͤrderſam abſtellen und in Zus kunfft ratione der Religions-Sachen alles in dem durch ben Fridenfchluff bes dungenen Stand unverändert laffen , weßhalben noͤthig, dag von Ihrer Kay. May. und dem Reich gewiffe Commiflarii von beeden Theilen zu der Sachen Unterſuch- und Beförderung abgeordner würden.

Antwort der Eatholifchen. d. d. ro Dec. ejusd. anni.

Gleichwie aus der geſtern eröffneten einmütigen Meinung der Herrn Augſp. Confels. Verwandten man Catholiſchen theils gerne erſehen, daß fie den leßtgefchloffenen Ryßwickiſchen und darinn befterigten Weftphälifchen Fri: den , infonderheir auch die dem erſtern beygefeßte Claufulam finalem ad Ar- tic. 4. veft beyzubehalten erbietig: Und man nun Cathol. theils ebenfalls ges meynt, bie obbenannte beyde Fridenfchlüffe und fpecial Clauful nicht aus ders, ald nad dem Buchfläblihen Inhalt zu verftehen und zu beobachten, auch denfelben weder weiter zu extendieren noch zu reftringieren , einfolglidy die erweißlich befindliche contraventionen alfo abzuſtellen, wie man fich gegen Sie eines gleihmäffigen verfehen thue. Zumahlen ſich aber in Eingangs ers wehnter ber Augfpurgifchen Confefliong + Verwandten einmütiger Meynung auch folhe Dinge befinden, worüber man nothwendig an die höchft und hohe Herrn Principalen zu dem Ende geziemend zu referieren gemüffigs ift umb fic) hiernächft mir mehrerm darauff vernernmen laſſen zu koͤnnen; als flelle man zu ben Herin Augſpurg. Confeflions s Verwandten das zuverläffige Vertrauen, Sie werden dife geringe Verweilung fo weniger übel nemmen, als felbige obs ne dem bloß zu der Sachen Richtigftellung und Fortpflanzung allerfeitig inner⸗ lichen guten Vernehmens angeſehen.

Num. 32. | Requifitio Legati Dani: Holfatici & Guelpherbytani ad Reges Gal-

lie & Sueci& pro tuendis Juribus Principum contra nonum Eledtora- tm. d.d. 1. Jan. 1699.

ori Sacro Romano Imperio norifimum eft adeoque nee Sacrz Regie M:jeftati Sueciz ad pr&fentia, quæ hic Ratisbon& habentur Comitig satisne Provinciarum ac Ditionum in Germania ftarum Ablegatum Extra- ordinarium & Plenipotentiarium Dominum Fridericum Georgium de Sneils- ky fugere poteſt, quanıo ardore & fludio Serenilimus Dux Hanovera-

nus

Beylagen. 91

nus Dominus Erneſtus Auguftus fato non ita pridem fund is dign tatem

Electoralem non modo petierit; verum etiam a Sacra Cæſarea Majeſtate tandem anno 1692. die 9 (19) Decemb. tribus lice: Electoribus cum ma- xima Principum Statuum que Imperii parte tum temporis reclamantibus in veſtituram deſuper obtinuerit. Neminem etiam præterit modo dictos Prin- cipes & Status non ſolum Sacræ Cæſareæ Majeſtati & diverſis aliis in Aulis non una vice ſedulo exponi curaſſe, quantum mutationis novitas illa al- latura ſit Legibus fundamentalibus Formæque Imperii ab aliquot jam ſecu- lis Aureæ BVLLE ſanctione firmatæ; fed et in præſentibus Comitiis ſæ- pius declaraffe , fe ob iſtas tanti ponderis rationes novæ huic dignitati E- lectorali ſuffragari minime poſſe, Quodque monita illa aliisque non igno- tis difheultatibus juncta tantam vim habuerint , ut non folum impedimen- 10 fuerint, quo minus Serenifimus Dux Hanoveranus ad Eled&orale- Col- legium admitteretur , verum etiam fpem fecerint fore ur cum morte, qu& divina fie volente providentia ante annum abhinc fupervenit, ipfe quoque titulus Electoris fir expirazurus , pr&fertim cum non alio Jure & funda- mento is niteretur, quam quod præter fubfequutam & fatis quidem rui- nolis bafıbus fuffultam inveftituram quatuor Legati Eledtorales votis qui- dem circa qu&ftionem An? concordibus,, fuper quzftione vero Quomo- do ? multum difcrepantibus fuffragati ſunt. Non fine ſumma itaque ad- miratione percipi poteft ,„ quod poftpofitis hisce omnibus Serenifimus Dux Hanoveranus Dominus Georgius Ludovicus filius natu maximus & ho- diernus in Ducatibus Succeflor ad Exemplum pie defundi Domini Paren- tis denuo petitienem hanc iterare & de obtinenda Eledtorali dignitate, re- novandaque inveftitura certior efle veli. Cum autem ex jam enarratis luce meridiana clarius pateat Serenitatem fuam male congruo hoc fuo de» fiderio Prineipibus Statibus Imperii conıra claram Aureæ bullæ dispofitio- nem & Pacis Weftphalic Tabulas novum denuo pr&judicium inferre co- . nari, neminique fas fit tali modo in leges Imperii pro lubitu involare, im« mo easdem infringere. Ideo gravibus his rationibus commotus Sacr& Re- gie Majeftatis Danie & Norwegiz, qua Ducis Holfaro - Gluckftadienfis

nec non hoctempore ex commifhene Serenifimorum Ducum Brunfuico

Guelferbytenfium ad pr&fentia Imperii Comitia Ablegatus Plenipotentia- rius infra fcriptus autoritate à clementifAmo fuo Rege & præfa tis Serenif- fimis Ducibus hune in finem fibi exprefle datorum Mandatorum , ea, qua par eſt, fubmifione Sacram Regiam Majeftatem Galliæ, ( Sueci& ) eximie obteftatur, ur diffuadendo Sacrz Cæſareæ Majeftsti hoc quicquid

‚eft negorii nullum officii munus pretermittere dignetur & ferias infuper

(M) 2 Geri

92 Beylag en.

fieri admonitiones curet, tam.ad Serenifimm Deminum Dacem Hano— veranum aliis que in Aulis, ubi profuturum illud ſua Regia Majeſtas ju-- dicaverit, ne pe:itioni inveſtituræ ſuper Eledorali dignitate inſiſtat, quin. potios dignitate Principis, qua mukis jam à feculis fruitur contentus .con-- ſilia dietis legibus fundamentalibus adver’a vel.qualicunque modo contra- ria ex anims ejiciat cum præſens rerum in Imperio facies urilitasque pub— lica novum Collegii Eleftoralis incrementum nullo modo resipere poflevi-. deatur.. Quod fi. vero pars adveria opinionem {uam nihilominus tuerivo: löiffer „. negotium illud utique ab initio ftatim ad Imperii comitia rem tti necefli;m fuifler , ubi cognita primum ejus neceflitare poft matur» defu- per habito confilio libero Startuum fuffragio relinqui debuifler An? & Quo- modo ?. fepe memoratus Elcdtorarus debear conferri ? fieuti de facta col- lätione odtavi Eledtorarus acta publica & Infirumenrum pacis Weitphalicz abunde tefantur. Quamvis autem.nemo facile aliter perfuadere fibi por-

erit ,. quin allatæ graves rationes accedente. pr&fertim.ope. Altiſſimæ memorat& Sacræ Regi® Majeftatis Suecie ( Gallie) eum, qui juſte defi- deratur , fortiantur efletum., Rei tamen gravitas omnino pofeit, ur, fi obnixe hadtenus factæ Inſtantiæ effectu fuo præter fpem deſtituantur, Sa- cra, Regia.Majeflas Sueciæ ( Galli@) infuper de pra&ftanda Pacis Weſtoha- lice (.qua.numero Eledtorum modus exprefle ponitur.) adeo fandte pro- miſſa Garantia. fubmifhifime requiratur, quemadmodum etiam hisce pr&z- fentibus.omni folemni , quod id.heri deber,.modo requiritur.. Quod fu-- pereft ,„. Porentifimus Rex Daniæ, qua Dux Holfati® ,„ nec non Sereniffie- mi Duces Brunfuico- Guelferbytenfes omnimode ſibi perſuaſam habent,

Sacram Regiam Majeftatem Sueciz.non minus‘, quam Regem Gallie Chriftianifimum (. a quo tanquaın ejusdem: Pacis Weſtphalicæ fponfore pra=flaio Garanti@.pari modo decenter jam requiritur) ea vel conjundim: vel feparatim adhibiturss media ,. quibus Szren'fimus Dux Hanoveranus- ‚Gignitatem Elefteralem tanto ſtadio anhelans à propoſito ſuo dimoveri ,

debitusgue ſæpe didis Trafatibus Weitphalicis vigor & .obfervantia con-- ftare queat. Denique infra fcriprus Pleniporentisrius fui officii eſſe exifi- mavit „. publice hisce prefentibus adhue seltarum facere auchoritari Sacræ Gzxfarex Majeftatis Imperii conftitutionum: fandimonia firmatæ per ea,

quæ emni decenti m>do pro confervandis Principum Statuumque Juribus: hic exponere in commiflis habuit ,.nihil quiequam derogari , de c&tero: vero nemine akifime. memoratz Sacr& Regix Majeftitis Daniz, qua: Dueis Holfatix nee non Serenifimarum Ducam Brunsuico - Gvelferby-

tenkum promitiens hoc amicitiæ & benevolentix ſigſgum tanquam femızi:

teraum;

J

BSeylagen:- 93%

- ternum menumentum quod Sacra Regia Majeflas Sueciæ (Gällie) in manutenehdis Pacis Weltphalicz Tabulis , confervandisgqse*Principum ju-

ribus bac oecaficre lueulenter extare voluit altifime fzpe dictam Sacram:

Regiam Majeflarem Sereniftmosque Duces omni officierom generefedulo de- mereri femper fore paratifimos. Actum Ratisbon& die ‚',..Januarii. ı 699.

RR | IE SEND. 33. Wurtemb. Memorial an den Kayſer, worinn einige Hanöverifche: - Einwendungen wider die Reiche: Sturm = Fahne beantwortet werben. - d. d. 15. (25) Aug. 1699. Allergnaͤdigſter Rayfer und Herr !.

Fw. Kayf. May: haben in der deu 25. Julij (4. Aug;) juͤngſthin Mir ale: lergnaͤdigſt verflatteren Audienz in Kayferl. Gnaden angehört und ans:

genommen, was Nahmend des Negiereuden Herrn Herzogen zu Württems berg Meines gnädigflen Fuͤrſten und Herrn Hochfuͤrſtl. Durchl. wegen publi-

cation derjenigen Reſolution, fo in Dero Lehen und Reiche + Panier: Sache: fon vor vier Jahren auff des Hochpreißlichen Kayſerlichen Neihs + Hof Rarhe:

Gutachten in dem Hochlöbl. Kayferl. Öeheimen Nath in Ew. Kay. May. Ges

genwart aufgefallen und alßdann allergnaͤdigſter admittierung zu würflicher

Abſtattung der Lehensgebühr Sch fo mind» als ſchrifftlich allerunterthänigft gebesten und vorgeftellt , wird auch von Hoͤchſtermeldt Ihro hochfuͤrſtl. Durchl. an ber.allerguädigfien Willfahr Feines wegs gezmweifelt.. Indem aber euffers: lich verlauten will, daß zu hintertreibung ſolch allergnädigften. refolution abermahlen allerhand bervorgefucht und unter andern vorgegeben werde , daß ı) in Comitiis Wormatienfibus anno 1495. wäre fouteniert worden, daß: Chur » Sadfen der groffe, Würtemberg aber der kleine Reiche + Fahnen ger: bühre, woraus dann nicht unflar zu ſchlieſſen, daß der Wuͤrtembergiſche nicht der Allgemeine Reichs-Fahnen feyn müffe und daß auch 2) folch allgemeiner. Meichs» Fahnen von andern als Wuͤrtemberg geführet worden fey in fpecie in: dem Zug zu Neuß, da Kanfer Fridericus Tertius felbft zugegem geweſen und Herzog Albrechten einem Cadet zu Sachſen denfelben anverrraut.habe., da beneben 3) Ew, Kay, May. von dem einmahl per padtum dem Hanf Has: nover zu. der neunten Chur deftinierten Erz: Ambt des Reiche + Panners fo weniger abweichen, noch dermahlen ein anders an deffen flatt vorfchlagen Eönns ten, aldö4)da8 Collesium Eledtorale in feinem conclufo vom 17.04. 1692, mit Benennung des Erzamts fo lang zurudzubalten allerunterthaͤnigſt gebetten biß, die. quæſtio quomodo EN EHE and) vorgenommen ſeyn wer⸗

3 dei

94 Beylagen.

be und was dergleichen mehr ſeyn ſolle. Co begehrt man Sich zwar von ſei⸗ ten Würtemberg in die merita cauf® nunmehro, da die Sad) in denen beeden hoͤchſten Contiliis des Kayſerl. geheimen und Neichehofrarhs allfchon ſattſam ventiliert und zausgemacht worden, nicht mehr einzulaffen, will jedoch zu deſto mehrerer Erleuterung des Ungrunds der beeden erſten Einwürffe und zur demonftration , wie der erfie ex ignorantia Hiftoriz und Verleitung der von Reichd s Sachen gar Feine oder doch wenige Wiffenfchafft habender fremas der Scribenten herrühre, der andere aber ein calus plane extraordinarius .& fingularis fey fo nicht in confequentiam gezogen werden koͤnne, fich auff den Anſchluſſ Lit. A. Quoad Teertium aber fich auf die allerunterthänigfte Producta vom 7. (17.) Febr. 20. (30.) Martij. 15.(25.) April und 20. (30.) Julij 1695. allergehorfamft bezogen haben , ald worinn fattfam darges than, warum folches Patum dem Fürftl. Haug Würtemberg nullo jure prejudicieren fönne und daß von Ew. Kayf. May. allergerechteftem Gemuͤth nicht zu prefumieren, daß, wann Gie tempore initi pacti yon den Juri- bus des Fuͤrſtl. Hauſes Würtemberg fartfam informiert gewefen wären, Sie demfelben und mithin auch Dero hochloͤbl. Erkhauß , ald welches Dero bekannten Anwardtſchafft halber auch biebey genau interefliere ift , ein fo groffes prejudicium wider der Sachen gervechtfame zuzuziehen alleranädigft gemennt gewefen feyn ſolten. Ob aber-ad 4.) das Conclufum Electorale Ew. Kay. May. an adminiftrierung ber heylfamen Juftiz folchen Erz Pans wer: Ambtd halber und an benennung eines andern Erzambts , daraus hernach mit dem Charfürftl. Collegio zu feiner Zeis und wann die Neunte Chur bi dahin zu feiner Zeit zur Richtigkeit kommen follte, eben fo wohl, als wegen bes absque fufhciente cauf& cognitione plenaque fcientia & volunta- te in das allegierende Pactum miseingefloffene communiciert werben koͤn⸗ ne , binderlich ſeyn möge oder nicht vielmehr durch dergleichen Einflreuung Ew. Kayf. May, allerhöchften authoritzt und Richterlichem Ambt in ders gleichen via ordinaria aufgeführten inter Dominum diredtum & Vafal- lum de Feudo Imperii verfierenden Sach zu nahe getretten werde, fol ches überlafft man billich in allertieffefter Submilion Ew. Kay. May. allere böchfterleuchteter dijudicatur , muß auch all übriges einwenden fo lang an feinen Ort geflellt feyn und auf feinem Werth und Unwerth beruhen laffen, biß man aus der allenfalls fich allerunterthäniaft ausbittender communication, morinn folches eigentlich beftehe , erfehen haben wird und fo dann die weitere Nothdurfft dargegen , in fo fern fie die merita cauſæ nicht concernieren, vorftellen fan, maſſen, wie obgemeldt, die Sach felbft allfchon zur Genüge debattiert und man dahere Sich bamit utpote re judicata & decifa Feines wegs

Beylagen. 95

wegs ferner beladen wird, fondern Eich dißfalls aufs feyerlichfte verwahrt has ben und der allergnädigfter Publication der ſchon einmahl gefafften aller ge⸗ rechteſten Reſolution erwarten will. | Ew. Kay. May. allerhöchften Kayſerl. Gnade und Protedion ſich damit allerunterthaͤnigſt empfehlend. de ac 75 (25) Augufti Anno 1699, A it; \

Objieitur, daß in Comitiis Wormatienfibus anno 1495. dem Fuͤrſtl. Hauß Wuͤrtemberg wegen diſes Fahnens von Chur-Sachſen wäre dubium moviert worden und damals ſouteniert worden, daß dem Chur ⸗Haus Sachſen der groſſe Reichs-Fahnen, dem Haus Wuͤrtemberg aber ber Eleinere Neichd » Fahne beyzulegen feye. Es ift aber 1.) ſolch dubium weder in rei veritate , noch in hiftoria illorum Comitiorum fun« diert, maffen in felbigen comitial- adtis fowohl als in den Adis Ere- ctionis Ducatus Wirtenberg. weldye auff eben felbigem Reichstag nicht das allergeringfte vefligium von ſolch angebendem Lite zu finden , das hero e8 ein groffer Irrthum, welcher 2) feinen Urfprung von einem andländifchen und zwar franzöfifhen Scriben- ten, derer Ignorantia in rebus Imperii der ganzen Welt befande iſt, genommen hat. Difer Scribent heifft Coquille und bat ganz in einem Neben-Ort, ba ernicht einmal vom Statu Imperii ex profeflo handelt, fondern den Statum Niferniz beſchreibet, ſolche Fabel immifciert. Dag aber daffelbige von ein und andern attendiert worden, daran iſt 3) Limnzus ſchuld, welcher ſolche in fein Jus publicum aus difem Aucto- re gefchrieben und find hernachmals ein und andere fcriptores Juris pu- blici dem Limnzo darinn incaute nadhgefolger , gleich wie 4) bie Authoritas Limnzi, am allergeringfien aber des Coquille nichts przjudicieren fan in einer Sache, von weldyer die Alta comitialia und insgeſamt die hiftoria illius temporis nicht ein Wors melden, alfoift befonderd Pro N 5) wohl zu obfervieren, daß der Limnzus felbft in eben felbigem Ort, wo er es aus dem Coquille nachſchreibet, deffen fidem in dubium vociert mithin das ganze Werd nicht aflertive, fondern nur relative memo- riert hat, weldes dann andere gelehrtere Publiciften und namentlich Obrecht in feiner Diarribe in vexillo Imperii gar notanter remar- quiert bat, welder, wie nicht weniger alle übrige feriptores Juris pu- blici, fo von difer Materie und dem movierten dubio handeln, endlicy insgefamt deu Schluff vor das Hauß Wuͤrtemberg machen, daß citra di- ſtinctionem der Herzog von Wuͤrtemberg vexillifer Imperii feye. um,

96 Beylagen.

——

''Num, 34. a

‚Protocollum conferentiale eflicher correfpondierender Fuͤrſten we— gen der Churfürfllichen gefuchten Vorzüge in der Neunten Chur » Sache, tum im Heffen » Saffelifhen Quartier den 11. (21,) ‚Novembr. 16,9.

‚In pr&fentia.des Sachſen-Gothaiſchen, Wormſiſch, Heſſen-Caſſeliſchen, Muͤnſteriſchen, Holſtein-Gluͤckſtattiſchen und Wuͤrtembergiſchen Geſandten.

—— eine ausfuͤhrliche Erzehlung deſſen geſchehen, was den 10. (20.) hujus wegen der neunten Chur unter den Churfuͤrſtlichen pafliert, fo wurde beliebt ſolches durch folgende gehorſamſte Nachricht an allerfeits gnädigs fie Herren Principalen zußringen , ſo ich (der Würtemb, Geſandte von ls ‚ter ) meines Orts gleichfalld ad referendum genommen Denen inder IX. Chur » Sache correfpondierenden Fuͤrſten fey vorhin „und fonderlich ab dem von 4. (14.) April difes Jahrs an Kayf. May. abges :fafften allerunterth. Schreiben der Verlauff alles deſſen, was in difem negotio vom Anfang bisher patliert, zur Öenüge bekannt , auch was feirh dem an Chur⸗ Mainz fomwohl . als auch fonft derenfwegen fchrifftlich vorgeftellt und hin wider ‚von Gr. Ehurfürfil, On. geantwortet worden, Ob man nun wohl nicht anders hoffen follen, als daß nach beſchehenen fo vielen trifftigen reimonftrationen und dar⸗ auf erfolgten ſincerationen die Öerechtfame der Reichöfürften in Billigmäffige ‚confideration cum effectu würde gezogen worden feyn,fo hat ih doch am 8(18) diß das MWiderfpihl folgender geftalt ergeben: Nachdem der Chur-Maynziſche Geſandte von feinem guädigften Herrn Ordre erhalten die IX Chur-Sadein Col- legio Plectorali zu reproponiren, Er aud) denen übrigen Churfuͤrſtl. Miniftris Nachricht davon ertheilt, fo ſeind von demſelben der Chur-Maynziſche, Bay: riſch, Saͤchſiſch und Brandeburgiſche indem Bayriſchen, die Chur⸗-Trier⸗-GCoͤlln⸗ und Pfaͤlziſche aber, als bißhero diſſentierende im Chur-Trieriſchen Quar- tier zuſamen kommen und haben durch Vermittlung des Chur⸗-Mahynziſchen Geſandten bin und her fo lang mit einander hieruͤber communiciert, bis fie gegen 12. Uhr famptlidy auf das Rathhauß gefahren mwofelbften der Ehurz Maynzifche nad) allerfeitö in Collegio Electorali genommenen ordentlichen Seſſion die bißber unter Ihnen in Conteitatione geflandene repropofition gethan,

-

SS Beylagen. 7

getbau, bie im Kayſerl. an Chur» Mainz ergangenen Schreiben enthaltene uud von denen nun bepgefrettenen dreyen Churfürften zu Trier, Cöln und Pfalz pretendierte Erklaͤrung de non pr&judicando verlefen, Chur: Mainz, Bayern, Sachfen und Brandenburg ein gleiches declariert, Chur: Trier, Coͤlin und Pfalz aber ihre vora circa quzftionem an? zu favor des Herrn Herzogend von Hanover Durchl. ad Protocollum gegeben, fo der Chnrs Maynzifhe mit mehr andern vorgefommenen Importanten Umbfländen unter dem Directoriat-Inſigel noch felben Tag per Staffera Kayf. May. biuters bradt. Nachdeme Ex zuvor aud) wegen der introduction felber bey den übris gen Shurfürftl. Geſandſchafften Erwehnung nnd Anfrag gerban, felbe aber, weilen fie noch zur Zeit hierüber nicht infiruiert zu feyn zu verfieben gegeben, dermablen unerörtert gelaffen. Wann nun in difer hoͤchſt Importanten vor gefambte Chur: Fürften und Stände aebörigen Sache von dem Churfürfll. Collegio einfeitig verfahren, übrige Fürften und Stände in dein ihnen com Petierenden Jure ſuffragii turbiert, die fundamental» Neichs » Öefege dadurd) unterbrochen, forma Imperii in der Thatinvertiert, Sie Fürften und Stände in ihren Rechten, Würden und Ehren auf vielerley weife verkürzet und mehr andern ſchon zimblich hervorfcheinenden Dingen ihrem Stand, Wefen und Freyheiten, hoͤchſtnachtheiligen Gefaͤrlichkeiten exponiert würden, fo muͤſſte allerſeits Gnaͤdig⸗ fien Herrn Principaln ſchleunige Nachricht hievon gegeben und denenſelben inUn— terthaͤnigkeit anheim geſtellt werden, was bey diſem frangenti zu thun und wie ſolch ſhwerem przjudiz zureichlich zu begegnen feya möchte, nachdem alles, was in diſer Sech bishero vorgekehret worden, im geringſten nichts verfangen, noch darauf einige reflexion gemacht werden wollen.

Beylag zu obigem protocoll nemlich Chur-Mainziſch Reichs— | Virettorial: Anbringen in pundto noni Eledtoratus. d.d 8 (18) Nov. 1699. '

Der Roͤm. Kayf. May. wird von des Chur» Maynzifhen Reichs » Di- redtorii wegen biemit in geziemendem allerunrertbänigftem relpedt zu vers nehmen negeben welchergeſtalt die drey Herrn Churfürften zu Trier, Eöllu und Pfalz in der vorfommenen gten Churfady unter heutigem dato aud ihre vota dabin eröffnen laffen, daß für das jegige Durchl. Haus VBraunſchweig⸗ Rineburg » Hanover eine neue Chur aufzuricyten und fo lange deffelben Mannss ſtammen von Gott erhalten wuͤrdt, darinnen der in dev güldenen Bull expri- mierte modus fuccedendi in eleiteralibus zu. ablervieren ſey. Worbey Chur: Zrier die condition, wie von Chur: Maynz und Chur Bayern biebes vor in ihren abgelegten Votis gefcheen , ingleichem auch die readmiflion der

XII. Toeil. (N) Cron

98 Beylagen.

Cron Böhmen ad omnes actus Collegii außbedungen, Chur » Cölln aber ſich wegen der conditionen und übrigens bey vorkommung der quzflion quomo- do? die Nothburfft referviert, wobey fie foldye fensimentg führen würden, wordurch der gemeinen Neichd » Wohlfart nicht weniger ald der Catholiſchen Religion genugfam vorgefehen werde. Und Chur » Pfalz conditioniert, daß zur Catholifhen Religion Sicherheit. gegenwärtig und zukünftig die Cron Böhmen ad Collegium Eledtorale in adtibus collegialibus omnibus ad- mittiert und auf den Fall, da die Chur » Bayrifhe Wilhelminifche oder ges genmwärtige Catholifche Chur » Piälzifhe Rudolphiniſche Linien deficieren folls ten aufmaaß und weife, wie fi) dero übrige Herrn Mit» Churfürften hierinns falld explicieren werden, wohin fie ſich allerdings bezogen haben wollten, ei- ne neue Satholifche Chur gleich jeßo refolviert und auffer contradidtion geftels Yet werde. Worüber, wie aud) über dad, mas noch mehrers vor introdudi- on und admiffion ad Collegium Electorale zu erörtern feyn möchte, man ſich allerfeitd in dem Collegio zu vergleichen hätte, wie fie fi) dann dißfalls die Nothdurfft vorbehalten haben. Womit dann und mit demjenigen, fo als lerhödyft gedachte Shre Kayf. May. den 17 Dctobr. 1692. diferhalben ges bührend fchon hinterbracht worden, alle und jede Churfürften quoad que- ftionem «n? zu ber gten Chur ihre Einwilligung gegeben haben. Schluͤßlich empfihlt allerhoͤchſtgedachter Ihro Kayf. May. zu dero Kayf. Aulden und Gua⸗ den fich das Chur⸗Mainziſch Reiche » Diredtorium allerunterthänigft, Regen⸗ ſpurg den ıg, Novembr. Anno 1699.

(L.S.) Chur »: Maingifche Sanzley.

Num. 35.

Churfürftl, Collegial: Gutachten wegen der Neunten Chur Er; theilung. d. d. ı7. Od. 1692.

es Röm. Kayſ. May. geben des Heyl. Roͤm. Reichs Churfürften zu gegenwärtigem Reichstag gevollmächtigte Räthe und gefandte hiemit al» Yerunterthänigfi zu vernehmen. Nachdem behy allerhoͤchſtgedachter Kahſ. May. und denen famtlihen Herrn Churfürften ded Herrn Herzog Ernft Auguſt zu Braunfchweig » Lüneburg Fürftl. Durdl. um Ertheilung der Churwuͤrde gezies mende Anſuchung gethan und dann ein Churfürftl. Collegium demnaͤchſt auf veranlaffung mehr allerhöchfigebachter Kayf. May. difes fo hochwichtige Werd in gebuͤhrende reiffe deliberation und berasbichlagung gezogen, ald hat man

in Unſehung Sr Durdl, und Dero fürftl, Hauſes hohe meriten, Dar, 2.7 ee

Beylagen. 99

ſplendor und bey gegenwaͤrtigen Laͤufften wider bie gemeine Feinde theils wuͤrk⸗ Yich leiſtender theils aufs kuͤnfftig verſprochener conſiderablen Dienften und fer⸗ nern aſſiſtenz, wie auch aus andern trifftigen Urſachen mehr vor gut befunden und quoad quæſtionem An? affırmative dahin gefchloffen, daß Er Fuͤrſt⸗ lihen Durchl. und dero Männlichen Defcendenten die neunte Churwürde zu conferieren; confentieren aud biemir in befler Form barein und daß von Shro Kayf. May. böchftgedaht Sr Durdl, vor fid) und dero Männlis che Defcendenten mit diefer neuen Chur und der davon dependierenden Würde, Seffion und Stimme auf Reiche » Wahl und andern Collegial- Taͤgen, auch allen übrigen einem Chur : Fürften des Reichs zuftehenden Ju- ribus, prerogativen und przeminentien behörigei maffen förderfamft inve- ftiert und belehnet werde, Worbey Cathol. feits die ausdrückliche Bedingung geſchehen, daß auf etwan nad) Gottes verhängnus über kurz oder lang erfolgte Abgang der Chur-Bayriſchen oder Chur + Pfälzifhen Linie oder wann und fo offt aud) fouft die dvermahlen Cathol. ſeits waltende Majora in Collegial- Gas chen auf die Evangelifhe Seite Eommen follten, alsdann alfogleich auch wies der ein nener Cathol. Churfürft Surrogiers werden ſolle. An feiten der Augſp. Confefion aber man fidy zu der eventualen Einführung eined neuen Cathol. Churfürften nody zur zeit nicht auderfi verfleben wollen, ald wann die beede Fälle des Abganas der Chur» Bayr-zund Chur: Pfälzifchen Linien wuͤrklich zuſamm exiftierten und alfo wann und fo offt die Majora auf die Evangel. Seite fommen würden, jedod) mit ber refervarion , daß es hienaͤchſt ‚auch bey der hieraudentftehenden paritzt der Votorum zwifchen beederfeits Religions » Verwandten fein verbleiben baden fole. Worüber man fi zwifchen beyden Theilen bey ausmachung der qu&ltion quomodo? und zwar noch ante admiflionem ad Collegium des Herrn Herzogs zu Hanover Drchl. leichtlich vergleihen und ein beftändiges ftatuieren haben wird. Im übrigen gleichwie die Benennung ded Fünfftigen Erzambrs, Churs Landen und Ans ihlags auch fonft ein und anderer erheblichen punden mehr circa modum annody umnerledigt find und dem Churfürftl. Collegio exprefle krafft difes vorbehalten worden : Als erfuche man biemit Shre Kayf. May.’ allerunsers thanigft Dur den Kayſ. Lehenbrief oder fonften in einige andere weife hieruns ter nichtd zu verordnen oder zu verhängen, bis dad Conclufum Collegii Ele- doralis in quæſtione quomodo? erfolget: Sendern bid dahin die Ausfertis gung des gedachten Lehenbriefs allergnädigft zu Tufpendieren um felben hienächft erwehntem Conclufo gemäß einrichten zu laffen. Schluͤßlichen wird ein oder andern Herrn Churfürfien, welcher biöhero ſich vernehmen zu laffen angellans (NR) 2 den,

a66..;: Beylagen.

den, frey ſtehen, wie und auf was weife Sie ihren aſſenſum hienaͤchſt eröffs nen wollen, welches der ac. | ae

Num. 36. a4.

Salvatorial- Memorial des Wuͤrtemb. Gefandten an die Kayſ. May. pro confervandis Juribus Wirtemb. in cauſa vexilli Impe- rialis. d. d. 23. Dec. 1699.

Kur Ener Rayf. Map. ertheiltes allerhöcht refpedtierliches Decret und al- leranäpiaft beflimmte Zeit zur Lehens-Empfängnus haben zwar von ded regierenden Herrn Herzogs zu Würtenberg Hohfürftl. Durchl. zu deſto meh» rer conteftation dero allerunterthänigften devotion mein Mitbevollmächtigs ter und ich die Lebens: Pflicht allerunterthäniaft abgelegt, tragen audy feinen Zweifel, Ener Kayf. May. deme, was in oberwehntem Decret allergnädigft verfichert worden , ben effect geben und mittelft eined andern Erzamts dad _ Hochfuͤrſtl. Hauß wegen deffen Beſitzenden Reiche » Fahnen jeßt und Fünfftig ficher zu flellen allergnäbigfi geruhen werden. Weilen aber Euer Kayf. May, fo wenig ald Dero hohen Minifterio verborgen feyn Fan, wie von allergnaͤ⸗ digſt bekannten Drten her die deßfalld ganz neuerlich erregte Strittigkeit fo weit getrieben und fich darunter dergeflalt bezeugt worden, daß, wann ed bey demfelben geflanden, man das Hochfuͤrſtl. Hauß nicht nur feines wohl herges brachten und big dato ruhig beſeſſenen Mechtens gänzlich berauben, fondern auc den Weeg zu einiger bierunter bloß mit deffen Beſtetigung erweifenden Kayſerl. Gnade abfchneiden mögen, und alfo folcherfeits man gar zu klar, mie

wenig regard man anf die übrige getreue umb Euer Kayf. May. und das heylige - Reich nicht weniger wohl meritierte Mitfürften und conftarus made, darges than und dadurd) die Beyforg vermehrt worden, daß man von bortber noch fers wer, wie bis dato, alies machinieren werde umb Euer Kayf. May. allers gerechtefte Reiövätterliche intentiones, fo Sie vor alle getreue Neichöglieder insgemein und infonderheit vor Ihro Hochfürftl. Durchl. meinen gnaͤdigſten Fuͤrſten und Herrn tragen und deſſen Sie Seine Durchl. durch mehr angezos genes Decrer allermildeft verfihert, auch noch in mehrerm zu effedtuieren als lergnäbigft versröftet, zu bintertreiben. Go werden Ew. Kayf. May. als lergnaͤdigſt erlauben daß wider dergleichen beforgliche Falle Ihro Hochfuͤrſtl. Durchl. und Dero Fürftl. Hauß Öerehtfame, auch daß denifelben durch die jegmalige Belehnung keineswegs pr&judiciert feyn , fondern nah Ew. Kayf.

May. allergnädigfien Verfiherung der bey dem Hochſuͤrſtl. Haug fleheude als ein

Beylagen. | 101

ein unftrittiger allgemeine Reichöfabn weder durch Pr&ponier zoder Beygeſel—⸗

lung eines andern jeß noch kuͤnfftig diminuiert oder verringert werben folle, bierdurd) init alleruntertbänigftem refpedt beftens verwahre und darüber Em, Kayſerl. May. allerhoͤchſte manutenenz nechmahlen allergehorfamft ausbits te, dabeneben in Ew. Kayferl. Mayeftät fürwährende protedtion Se Hodys fuͤrſtl. Durchl., zu Dero allerhöchften Kayferl. Gnaden aber mid) allerunter;

thänigft empfehle, Wien den 13 (23.) Decembr, 1699. Num. 36. b.

Extra&tus Reichſs⸗Hof⸗ Raths Protocolli wegen ad acta gelegten diſes Memorialg, Jovis. d. d. 24. Decembr. 1699.

yurremb era Herzogthumb in pundo Inveſtituræ five Fuͤrſtl. Würs tembergiſcher Gefandter Johann Backmeiſter fub pr=fentato hodier- no exhibendo, das Ihme vorgeftern ertheilte Decretum in copia thut ſich wider alle wegen deö von feinem Herrn Principalen befißenden Reichs-Fah— nen , wie bißhero , alfo auch noch fernerd beforglich erfolgende heimliche Uns serbauungen auch daß dem Zürftl. Hauß Würtemberg durch die geflrigen Tags vorgangene Belehnung keines Weegs prejudiciret feyn, fondern Ihrer Kayſ. May. allergnedigſter intention nad) der bey erſt ermeldtem Fuͤrſtl. Hauß Wuͤr⸗ temberg ſtehende als ein unſtreitiger allgemeiner Reichs-Fahn weder durch Przponier > oder Beygeſellung eines andern jetzt noch kuͤnfftig diminuiret oder verringert werden ſolle, beſtens verwahren, mit gehorſamſter Bitt, die allerhoͤchſte Kay. manutenenz dem Fuͤrſtl. Hauß Wuͤrtenberg jederzeit hieruͤ⸗

ber mitzutheilen. Ad acta. Stanz Wilderich von Menßhengen.

Num,.. ‚37:

Kanferl. Declarationg ; Decrer über die Kayſerl. und Reichs— Sturmfahne, daß dem Fürftl. Hauß Würtemberg Fein Nachtheil zugezos | gen werden folle, d. d. 22. Dec. 1699. Mon der Roͤm. Kayf. May. Unſers alleranädigften Herrn ; wegen dem allbier anweſenden Fürftl. Würtemberg. Ab⸗ Luͤnigs Reichs- gefandten Herrn Johann Badmeiftern in Guaden zu bedeus BE Pat ten , ed beiten allerhöchfiged. Shro Kayſ. Map. fih all dass ur po

jenige allerunterthänigft vortragen laſſen, was der Abge fand» | (MR) 3 | se

102 Beylagen. ge wegen ber bevorſtehenden Fuͤrſtl. Wuͤrtemb. Belehnung und einrichtung des Lehenbriefö in PO des Fuͤrſtl. Hauſes Württemberg von undenkhlichen Jahren zu Lehen tragenden Kayſerl. und des Heyl. Reichs Sturmfahn mit feinen Herr: lich s und Gerechtigkeiten und daß demfelben wegen einignenerlicher Anfechtung fein pr&judiz zugezogen , noch der bey dem Fürfil. Hauß ſtehende per Ma- jorum merita acquirierge Reichs Sturmfahnen weder durch pr&poniers oder Beygeſellung eines andern obfcuriert oder diminuiert werden folle, weitläuftg und mit vielen rationibus allerunterthänigft vorgeftellet und umb allergnaͤdigſte Kayſerl. declaration und Verfiherung inftändig allergehorfamft gebetten und daranff fi) neben feinem Mirzbevollmächtigten von Neuberg zu Ablegung der Kebenpflidhten erbotten und umb admittierung zu dem Jurament allerunterthaͤnigſt angeſucht: Oleichwie nun Ihro Kayf. May. ald den viers ‘ten Odtobris Sechözehenhundert zwey und neunzig die verwittibte Frau Herz zogin zu Württemberg damahls tutorio nomine dergleichen Vorſtellung aud) gethan und gebesten , weilen das Ambt and predicat eines Wannerz Herrn oder Reichs-Fendrichs einzig und allein einem Regierenden Herzogen zu Würs berg zuftehe und das Infigne des Weiche » Fahnen niemand alß diſem Fuͤrſtl. Hauß gebühre , ſolches auch alfo befhaffen, daß es Feine reftriction oder fubaltemnation , noch anderwertige VBefhrendung leiden koͤnne: Ihre Kayſ. May. nicht allein ein anderwertig Fuͤrſtl. Haug von feiner ded Reichs-Ambts und Wappens halber machender pretenfion abzuftehen nachdrudlich zu ers innern , fondern auch das Fürftl. Haug Württemberg an feiner dißfalls has bender przrogativ crafft vorhandener Lehenbrieffen zu fügen allergnedigft geruben wollten , die Kayferl. allergnädigfte Unwort fub dato 4 Decembr. gedachten 1692. Jahrs dahin erfolget, daß Shore Kayſerl. May. wegen gedachten Reichs-Panners-Ambts nichts, fo dem Herzog von Wuͤrtemberg verfänglich ſeyn Eönnte, verfügen, fondern ſo viel dasſelbe belanget, die fach zu weiterer Era Örterung außftellen und in der inveltirur wegen der Chur davon abftrahieren wollten : das Fürftl. Hauß Würtemberg auch fich biß daher darzuthun bemüber habe, daß der in dem Würtemberg. Lehenbrief genannte Kayſerl. und des Reichs— ſturmfahn Fein particulier, fondernein allgemeiner Reichöfahne ſeye, fo in des nen Neichs s Kriegen auch allen und jeden Fallen , wo fonften dife Reichs⸗ Fahne von Rechts und Gewonheit wegen flügen und gebraucht werden müflte, von einem jedesmahld regierenden Herzogen zu Würtemberg vorzufühs ven und berfelbe fi deffen ſambt allen zugebührenden Herrlichkeiten, Gerech— tigkeiten und Zugehörde zu bedienen , dahingegen von feithen ihro Shurfürftl, Durchl. zu Braunfchweig gegen Sr Kayf. Day. bereitd die gutwillige erclaͤh⸗ zung geſchehen, daß, wann demnaͤchſt bey fürnehmen der zur quæſtion, quo- mo-

Beylagen. 103

modo? des neunten electorats ausgeſtellten Puncten ein anderes anfländis ges Erzambr außgefunden werden fünute, Sie ſolches annehmen wollten: Als haben allerhoͤchſtgedachte Kayfı May. allergnädigft befohlen dem Fuͤrſtl. Wuͤr⸗ temb. Abgeſandten dero allergnädigfte declaration und Verfiherung dur diſes Ihr decretum dahin zu ertheilen, daß Sie dero allerhoͤchſten Orts als led Ernſts daran ſeyn, und dahin Fräfitigfi cooperieren wollten, daß zu obs bemelter Zeit dev neunten Chur ein folhes Erzambt beygelegt werde, welches der Fuͤrſtl. Würtemberg. zu Lehen rührenden Kapferl. und Reichs-Sturm⸗ fahnen auf Eeinerley weife abbrüchig und prejudicirfih feyn koͤnne. Wie dann , wann folches anſtaͤndiges Erz-Ambt ausgefunden feyn wird, weder des jeßregierenden Herrn Herzogend zu MWürtemberg noch dero Fünfftigen Succelloren wegen des beym Fürftl. Hauß Wirtemberg ſtehenden Kayhſerl. und Reichs-Sturmfahn und deme vermög der Lehenbriefen anglebenden Herrs lichkeiten Gerechtigkeiten und Zugehoͤr etwas in, Weeg gelegt, weder ein ans derer jemahl præponiert oder beygefellet , fondern von Ihro Kayf. May. und Dero Nachkommen im Neid Er Herzog Eberhard Ludwig und alle ihme fuc- cedierende regierende Herzogen zu Würtemberg barben auffs Fräfftigfte geſchuͤ⸗ Bet und gehandhabet werden follen. Es verfehen ſich aber Ihre Kayf, May, dabey allergdaft , daß auf dife ihre Kayferl. deelaration and Verficherung die Beede zur Empfangung der Belehnung bevollmächtigte Abgefandte nunmehro ohne ferneren Anſtand die obligende preftanda preftieren und wuͤrcklich able: gen werden, worzu Shre Kayf. May. Ihnen Tag und Stund anfeken und bes nennen laffen wollten.

Signatum zu Wien unter Ders hiervor gedruckhten Kayf. Secret JInſi⸗ gel den zwey nnd zwanzigften Decembr. Anno Sechzehenhundert neun und neunzig.

DaBv. Raunig. We 1.5) C. F. Consbruch,

Num. 38. Anrede des Würtemb. Gefandten bey der Lehen Empfäng- nus. d. 23. Dec. 1609:

w. Kayf. May. ift allerguädigft befanudt, wie daß auf zeitliches Ablei— ben des weyland durcchleuchtigften Fürften und Herrn, Herrn Wilhelm

Ludwigs, Derzogen zu Würsenberg and Teck ze. Chrifimildeften Andenkens die

104 Beylagen.

die beede Herzogthuͤmer Wuͤrtemberg und Teck ſambt allem dem, ſo von Ew. Kahſ. May. und dem heyl. Rom. Reich zu Lehen ruͤhret, auf Sr Durchleucht einzigen hinterlaffenen Herrn Sohn ben jeßregierenden auch Durchleuchtigſten Fuͤrſten und Herrn, Herrn Eberhard Ludwigen Herzogen zu Wuͤrtemberg und Teck ꝛc. Unſern gnaͤdigſten Fuͤrſten und Herrn erwachſen und auf dieſelbe durch rechtmaͤſſige ſucceſſion devolviert, wegen Dero minorennitzf aber und da Sie obhochernanut Ihres Herrn Vatters Durchl. gleich in dem erſten Jahr ihres Alters verlohrn durch die von Ew. Kayſ. May. allergnaͤdigſt be⸗ ſtaͤttigte Vormundſchafft fo lang adminiſtriert worden, Bis Ew. Kayſ. May. aus eigener allermildeſter Güte des jetzregierenden Herrn Herzogs Hoch⸗ fuͤrſtl. Durchl. veniam ætatis ertheilt und Sie dadurch zu deſto baldiger Aus trettung der Regierung Ihrer angeſtammten Herzogthuͤmer, Land und Leu—⸗ ten faͤhig gemacht. Woraufhin ©. Durchl. nicht ermanglet gleichbalden dass jenige zu beobachten was Ihro als einem gefreuen und gehorſamen Meiche »7 uͤr⸗ ſten obgelegen geweſen und obSie zwar wegen damahls in den obern Reichs⸗Lan⸗ den obgeſchwebten groſſen Kriegsgefahr nicht ſo gleich die wuͤrkliche Belehnung dero beeder altvaͤtterlicher Herzogthuͤmer und darzugehoͤriger Graff-und Herr⸗ ſchafften auch was ſonſten von Ew. Kayſ. May. und dem heyl. Reich Lehen iſt, empfangen koͤnnen, doch ſich darumb in gebuͤhrender Zeit allergehorſamſt angemeldet und umb allergnaͤdigſte indulta allerunterthaͤnigſt angeſucht, auch erhalten, nach deren expirierung aber dero Bevollmaͤchte anhero an Ew. Kayſ. May. Hoflager abgeſchickt und als aus ganz unvermutheteten incidentien Ew. Kayf. May. allergerechtefte Intention zu feinem effect gelangen koͤn⸗ nen , fondern biß dahero differiert werden müffen , ſolche Schickung dermah⸗ len reiteriert. T Res Kan Daß nun Ew. Kayf. May. anjeßo Sr Durchl. in Dero allerunterthänigs ften Anfuchen allergnädigft deferieren und zur wuͤrklichen Inveltitur die jes Bige Zeit beſtimmen wollen , ſolches erkennen Ihro Hochfuͤrſtl. Durchl. mit allerunterthaͤnigſtem Dank und wäre Ihro nichts liebers geweſen, als wann Sie ihre allergetreueſte devotion mit perſoͤnlicher Erſcheinung haͤtten bezeigen und Ihrem ſonderbaren Verlangen nah vor Ew. Kayſ. May. allerboͤchſten Thron ſich ſelbſt haͤtten ſiſtieren koͤnnen. Weilen aber der ſchlechte und be— daurliche Zuſtand dero Landen, worein fie durch den letzten ſchweren Reichs— krieg gefeßt worden, nebſt denen noch fuͤrwaͤhrenden mißlichen conjuncturen ein ſolches nicht zulaſſen und ©. Durchl. wider dero Willen davon abhalten, fo leben fie der allerunterthaͤnigſten Hoffnung, Ew. Kayſ. May. Sie dißfalls vor entſchuldiget halten, hingegen Uns als Dero Gevollmaͤchtigte krafft des Bey Em, Kayſ. May, Reichs⸗Hof⸗Rath uͤbergebenen Gewalts zu Abſtattung der

Beylagen. 10% 2 —— r dúe ——— ——

der Lehens-Gebuͤhr in Kayſerl. Gnaden admittieren werden. Wie dann Ew. Kayſ. May. im Namen und von wegen mehr hoͤchſtgedachten unſers gnaͤdig⸗ ſten Fürften und Herru Wir biemit alerunterchänigft erſuchen allergnädigft zu. geruhen Ihro Hochfuͤrſtl. Durchl. angeregte Herzogt?aͤmer Würtemberg und Teck nebhſt zugehoͤrigen Öraffsund Herrſchafften, fo dann auch Ew. Kayſ. Map. und des Reichs allgemeinen Sturmfahnen und was ſonſten ein jeder regieren— der Herzog zu Wuͤrtemberg von Ewer Kayſ. May. und dem heyl. Roͤm. Reich zu Lehen zu empfangen und zu fragen bat ſambt allen und jeden ihren Rega- lien , Prarogativen, Würden, Herrlich s und Gerechtigkeiten, wie ſolche in denen hievorigen Lehenbriefen ſpecificiert, auch biß daher exerciert und genoſſen worden oder von Rechts und Gewonheit wegen zu exercieren und zu genieſſen ſeyn, allergnaͤdigſt zu verleyhen und zugleich alle und jede derfelben privilegia , Rechte, Ordnungen und loͤblich hergebrachte Gewonheiten zu confirmieren, auch behoͤrige Lehenbrief darüber ausfertigen, Uns Seiner Durchl. Bevollmaͤchtigten aber dagegen in Unſers gnaͤdigſten Fuͤrſten und

Herrn Seel und Namen die gebuͤhrende Lehens⸗-pflicht, als worzu Wir al: lerunterthaͤnigſt erboͤtig ſeyen „abſchwoͤren zu laffen. Die erwartende Kanferlis &e allergnäbigfte Willfehr werden Ihro Hochfuͤrſtl. Durchl. als ein gehorfas mer und getreuer Reichs-Fuͤrſt allerunterthaͤnigſt zu demerieren ſich jederzeit

befleiſſigen. Dankſagungs-Rede nach abgelegter Lehens⸗-Pflicht.

Wann das Hochfuͤrſtl. Haus Wuͤrtemberg ſich derjenigen Gnaden und Wohlthaten erinnert, ſo deſſen jedweilige Regenten von denen Roͤm. Kayſern und Koͤnigen, die aus dem hoͤchſtloͤbl. Erzhauß Oeſterreich entſproſſen, em: pfangen, muß es ſich daruͤber mehr verwundern, als daß es Worte genug fin⸗ den ſollte dieſelbe zu deprzdicieren. Und find darinn vor andern biejenige Megenten difes hochfuͤrſtl. Hauſes gluͤcklich geweſen, welche den bey deinfelben fehr gebräuhlihen Namen Eberhard geführer haben , indeme Eberhardus in denen Hiſtorien Princeps, Comes und mit dem Zunamen Illufris ges nannt, von denen beeden glorwuͤrdigſten Rayfern Rudolpho I. und Alber- to 1. mit dem Marſchallen⸗Ambt in dem Herzogthumb Schwaben und Ad- vocatia über die Stadt Ulm begnadiget worden , welche Advocatien Kayfer Carolus IV. noch weiter Eberhardo cognominato Contentiofo auf die übrige Reichs » Städte in Schwaben extendiert und nachdem difer tapfere Herr fein meiſtes Leben in Unruhe zugebracht deffen Sohn audy Eberhardus hinges gen eine befto-friedlichere Megierung gehabt, iſt derfelbe feiner Saufftmut halber, die ihm auch den Zunamen mitis erworben , bey eben diſem Kayſer

All. Theil. (9) Ca-

106 | | Beylagen.

Carolo IV. fehr werth und angenehm gewefen. Noch gröffer war die Öna« de Kayferd Maximiliani I. gegen Eberhardum Barbatum , als welchen Seine May. nad dero Auſpruch feiner Tugenden und aufrichtigen Gemuͤths halber allen Chur: und Fürffen ded Reichs recommendiert und Ihn aus ſon⸗ derbarer Kayſerl. Zuneigung proprio motu in die Zahl der Herzogen des Reichs auffgenommen und mitten unter biefelbe geſetzet, dabeneben Ihm den ſchon lange vorher bey difem Gräflihen Hauß geſtandenen, aber durch die dar⸗ zwifchen gefommene turbulente ratione exercitii mehrfältig alterierten Kaya ferl. und des heyl. Reichs » Fahnen und Panner » Ambt durch einen abfonders lichen Lehenbrief aufs neue anbefohlen und befletiget , welches alle bey deffen Nepote ex fratre alfo continuiert und auf die übrige pofteritzt bis auf jes Bige Zeit fortgepflanzet worden , nur daß die durch erfferwehnte eredtion in - feiner maaß combinierse Herzogthümer Würtemberg und Xed fchier dad ganze vorige Seculum durd) und auch in difem nunmehr zu End eylenden Seculo in denen fafl immer auf einander gefolgten befchwerlichen Kriegsläufften vielen Trübfeligkeiten unterworfen gewefen biß [ub Eberhardo dem dritten diſes Nas mend unter ben Herzog der Weftphälifche Fride es in etwas wieder in Ruhe gefeßet und Kayſer Ferdinandus III. demfelben auf dem Reichstag das Lob der beywohnenden Prudenz beygelegt und ſich vielfältig deffen Raths bedienet. Am allergröften aber fen die Gnade und Güte, welde Ew. Kayf. May. dem Enkel difes Eberhardi III. des jeßregierenden Herrn Herzog Eberhard Luds wigs Unſers guädigften Fuͤrſten uud Herrn hochfuͤrſtl. Durchl. erwieſen, indem Ew. May. Seine Durchl. in der ganz zarten Jugend und da Sie ſchon in dem erften Jahr Ihres Alters Ihres Herrn Vatters durd) den Tod verluſtigt wor⸗ den, mit mehr dann Reichsvaͤtterlicher Gnade angefehen, vor Dero Vormund⸗ ſchafft und Adminiftration allerguädigft geforget und als die bald hernad) ers folgte ſchwere Kriegöläufften Seine Durchl. dero Land und Leute zu verlaffen "and dag Exilium zu ergreiffen genoͤthigt, Sie in Dero abfonderlichen Rays -ferlihen Schug und protection auffgenommen, bey dem dem ganzen Roͤm. Reich fo hoͤchſterfreulichen und glücfeligen Wahl und Erönungstag Ew. Kayf. May. dlteften Herrn Sohns Röm, Königl. May. Seiner Durchl. nicht nur die al: lerunterthaͤnigſte Aufwartung und devotions: Bezeugung geflatter , fondern die Kayſerliche allerhöchfte Onade mit einer folch allgütigfien Zuneigung vermiz {her , daß da zumahlen Seine Durchl. der fondesbaren ganzen eſtime Shrer Roͤm. Koͤn. May. gewuͤrdiget worden, bey Ihro Durchl. hinwiederumb die als lergehorfamfte devotion , fo Sie Ew Kayf. May, ald dem hoͤchſten Ober: Haupt fhuldig und die allergetrenefte herzinnigliche Xiebe und veneration fo Sie vor Dero allerhoͤchſten Wohlthäter getragen, welches nemblich unser bee⸗ ish den

Beylagen. 107

den ben Vorzug haben follte , gleichfam geftritten , deffen dankbares Angedens fen fo mehr in Ihro Durchl. Herzen und Gemuͤth befländig bleiben wird , als damit Ew. Kayf. May. Guade noch nicht aufgehört, fondern fih in der gang freymwillig ertheilten venia ztatis und eben in diefer jegigen Stunde durd) bie ollergnäpdigfte Verleihung Ew. Kayſerl. May. und des Heyl. Reichs Lehen noch mehrers gezeiget ,„ davor namens Seiner hochfürftl. Durchl. Wir hiemit den allerunterthaͤnigſten Dank erflatten und da all angeführtes Ihro Durchl. nicht zweiflen läßt , Sie ſamt Dero Fürftl. Hauß ſich Ew. Kayf. May. allerhöchften Gnade, Schutz und Schirms gänzlich werden koͤnnen gefichert halten, alfo Sie auch diefelbe durdy unausfegliche Treue und devotion zu confervieren und zu demerieren ſich änfferft befleiffen werden. Bitten nur ben höchſten Gott herzs inniglich, daß Seine Allmacht Ew. Kayf. May. gebeiligten Thron beftetigen, Dero Reihe und Lande , fo lang die Welt flehet, Kayfer und Megenten , bie von berofelben entfproffen feyen , geben und nebſt vollommener Leibsgeſundheit und allerhöchften Wohlergehen Ew. Kayſ. May. nad fo vielen erhaltenen Siegen und im Drient und Decident wieder herbeygebrachten Ruheſtand eine in das hoͤchſte Alter fich erſtreckende friedliche und glorwärdigftie Regierung verleihen wolle. Bor Uns aber thun zu fortwährenden Kapfer!, Gnaden und Hulden Wir Und alleruntershänigft empfehlen.

Num. 59,

Extra&tus Kanferl. Hof Protocolli über die Würtemb. Leheng; Empfaͤngnus. Mercurii 23. Decembr. 1699.

Sjpaben Ihre Kauf. May. anf das Derofelben am 13. Novembris jüngfts bin übergebened gehorſambſtes Ref. refolviert, daß denen zu empfans gung der Fuͤrſtl. Wuͤrtemb. Belehnung bier anwefenden Herren Gevollmaͤchtig⸗ ten, aldö..... Herrn von Neuberg und Herrn Johann Packmeiſter zugelafs fen werben folle mit 6. Roſſ auffzufahren und auff heunt den Tag zu der Bes lehnung allergnedigft befiümbt , iſt durch die Kayſerl. Hoff » Fourier Ihnen Herrn Gevollmaͤchtigten, Dann denen Hoff» und Erb » Aemtern und fonften wie gemöhnlich den Tag vorhero die Unfag geſchehen. Worauf dann mehrgedachte Herrn Gevollmaͤchtigte in ihrem aigenen mit 6 Roſſen beſpannten Wagen nas her Hoff über die auffziebende Brucken in die innere Burg gefahren, dorthen abgefiiegen nud in bie erſte antecamera gangen , da inzwifchen Ihre Rayf. May. in der andersen antecamera hervorfommen und fi in Ihrem Thron nidergefeßt , alßdann die Gevollmaͤchtigte herein gelaffen worden, welche nach dreyen Fußfaͤllen, wie Styli, bey Buͤnne knienblieben und der Herr Pack⸗ 2 mei⸗

108 Beylagent.

meifter anflatt des Herven von Neuberg die Belehnungsbegebrung im Nahmen feined guädigflens Hervens Ihrer Dur. Herzogs Everhard Ludwigs gethan, worzu Shro Kayf. May. durch den Herrn Neihss Vice s Eanzlern Öraffen von Kaunig diefelbe admittiert, . quo pr&vio Sie auffgeflanvden auff die Bünne getreten, vor Ihrer May. nidergefuiet und die Hände in das Evangelij- Buch, weldhesder Kayſerl. Obrift = Hoffmeifter Herr Graf von Harrad) zur rechten und der Obr. Cammerer Hr. Graff von Waldſtein zur linden gehalten, eingelegt und dad jurament prelegente D. Vice , Cancellario preicri- ptis verbis in die Seele Ihres Gnedigften Herrn Principalens außgefyworn, da inmitteld unter wehreudem Aydſchwur Ihro Kayſ. May. ſich entdeckt und daranf aud Händen Derofelben zur rechten geflandenen Herrn Hoff » Marfcyals lens Fürflens zu Fundi , Graffens zu Manpfeldt dad bloffe ſchwerd nahmen, und deffen Knopff offtgedachten Herrn Gevollmaͤchtigten zum kuſſen dargereicht, demnegft feint diefelbe von der Bünne zuruck abgetretten, vor berfelben wieder nidergefniet und hat der Herr Padmeilter die Dandfagung getbon und Cie beede darauf nad) gethanen dreyen Fueßfaͤllen, wie beyin eingang, fich ausder antecamera retiriert. Wobey notiert wird, daß alß die Belehnung augen fangen, der Herrn Gevollmädhtigten Wagen, wie herkommens, auß dem ins nern anf den groffen Burgplatz auß > finita inveftitura aber wieder eingerudt, allwo diefelbe eingefeffen und wieder naher Hauß gefahren. |

Pro Extra@u Prothocolli Czfareo - Auliei - H · von Grevenbruch, Hoff⸗ Seeretarius.

Num. 40

Kayſ. Decrer pro readmiflione des Herzogl. Haufes Würtenz berg zu dem Teckiſchen Sitz und Stimme auf Reichd und Krayß-Taͤgen. d. d. 23. Dec. 1699.

Fer Roͤm. Kayſ. May. Unſerem allergnaͤdigſten Herrn it in Unterthaͤnigkeit

vorgetragen worden, was bey Deroſelben der Fuͤrſtl. Wuͤrtembergiſcher Ober⸗Rath und Abgeſandter Herr Johann Backmeiſter wegen wieder einfühs zung des Fuͤrſtl. Tedifhen Voti auff Reichs und Krayf > Lügen gehorſamſt nachgefucht und gebetten hat: Sleichwie nun Ihr Kay. Diay. fich der langwuͤ⸗ rigen fürsreffligen meriten , welche das Fürftl. Haug Wirtemberg umb Sie und dad Heyl, Roͤm. Reich in viele Weege erworben, gnaͤdigſt erinnern und derentwegen nicht weniger, als aus fonderbarer der jeßt regierenden Fuͤrſtl. Durchleucht zu Wuͤrtemberg zutragender Neigung Derofelven in allen thunlichen

; Dim

& | Beylagen. 109

Dingen zu willfahren geneigt fint: So haben Sie zu deffen Bezeugung ſich gnaͤ⸗ digft erfiehret, daß, wann biernädhft ein neued Catholiſches Vorum in dem Reichs » Fürften» Rath introduciert werden mögte, Ihre Ray. May. fo dann Ihres allerhoͤchſten Orts befördern heiffen wollen, daß aud) dem Herrn Herz zogen von Wuͤrtemberg wegen des Fürftl. Zedifchen Voti in befagtem Fürftens Rath gewillfahrer und Sis und Stimm eingeraumet werden möge. Welches allerhoͤchſtgedacht Ihre Kay. May. obberührtem Herrn Abgefandten zur Nach— richt hiemit anzufügen gnaͤdigſt anbefohlen haben und verbleiben bemjelben ans bey mit Kayf. Önaden gewogen. Signatum zu Wien unter Dero bervorges dructem Kapferl. Secret - infigel den drey und zwanzigften Decembris An- 0 Sechszehenhundert und neun und neunzig. f

D. %. 3, von Raunitz. C. F, Consbruch.

Num. 41. Articul, worauf die Franzoͤſiſche Fluͤchtlinge zu Canſtatt ans

genommen worden. d. d. 30. Januarij. 1700.

spesdem des Herrn Herzogen zu MWürtenderg und Ted ꝛc. Hochfuͤrſtl. L Durdl. von einigen Deputierten derjenigen in die Schweiß geflüchteten Tranzöfifhen Familien, welde von Ihro Hochfuͤrſtl. Durchl. in Dero Schuß genommen und bey Canſtatt etabliert zu werden Vegehrt, untershänigft ges beiten worden, daß gleihwie Ihro Hochfürſtl. Durchl. dur eine allſchon den 11 Mov. 1699. guädigft gegebene declaration ihnen die freye Uebung ihrer Religion eingewilligt, diefelse nunmehr fi auch ferner und etwas naͤ— ber zu erfiären gnaͤdigſt belieben möchten, was ihnen vor Vortheil und com- moditzten, wann fie fih in Dero Lauden niderlaffen würden, fonften zus kommen follten: Als haben Höchfigedachte Ihro Hochfuͤrſtliche Durchl. die Vers orbunng gethan, daß denenfelben nachgehende Puncten vorläufftig zu wiſſen gemacht werden follen. | 1. Wollen Ihro Hochfuͤrſtl. Durchl. in Dero Aemtern, wo ihr Weeg bie zu dem Ort ihres Erablifleinents hindurch gehet, denen Beambten Befehl geben, das ihnen die Fuhren umfonfi angejchafft werden, fo wohl ihre Lah⸗ men und andere geb echliche Perſonen, welde nicht fortfommen koͤnnen, als auch ihre Waaren und Güter, wann fie anderft deren nicht zu viel bey ich haben, fort zu bringen. & II. Sollen alle folhe Waaren und Öfter welche fie gleidy mit ſich bringen von dem Zoll und andern befreyet ſeyn. h)

)3 ILL,

119 Beylagen

II. Zu Canſtatt, allwo fie fi in Ermanglung eines anderwertigen Unter⸗ ſchlaiffs vorerſt einzulogieren ſuchen muͤſſen, ſoll ihnen durch die Beampte beſtmuͤgliche afliftenz geleiſtet werden, daß fie mit gar zu hohem Zins oder unbilligen conditionen nicht übernommen werden.

IV. Denenjenigen, welche Mittel haben Hänfer zu Fauffen, fol ſolches nicht allein erlaubt ſeyn, fondern auch, wie in vorigem $.° -darunter an Hand gegangen werden. |

V. So lange Sie alfo in der Statt fih wohnhaft aufbalten , fol ihnen ers laubt feyn, wann unter ihnen felbft Rechts-Streit vorfallen ſolche durch ihre eigene Richter, welche fie aus ihrem Mittel ermehlen und beftellen moͤ— gen, nad) des Landes Gebraud und denen darinn eingeführten appellationen zu entſcheiden; Wann aber fie mit jemanden der alten Unterthanen in Ir⸗ rung geratben, find fie Billich der Jurisdidtion des ordentlihen Magi- ftrats unterworffen, jedod) follen alsdann zween von ihren Richtern mit zu dem Gericht gezogen werden.

VI. Steihwie aber das Abfehen hauptſaͤchlich dahin gehet, daß fie allmaͤh— lid) eine eigne colonie richten und vor Cautſtatt hinaus entweder diff = oder jenfeitö längft dem Neckar, wo ed am bequemfien, felbft bauen follen, fo wird denjenigen, die den Willen und das vermögen haben einen Bau zu führen, verfprodhen

1.) Ein freyer Platz zu einem Hauß, Hof und Scheuren, fo ihnen eigenthums lich geſchenkt feyn foll.

2.) Der freye Steiubruch, welcher in ber Nähe ſich befindet, woraus fie fo wohl Steine zum Bauen, ald zum Kalfvreunen nad) Nothdurfft umfonft nehmen mögen.

3.) Eoll ihnen auch das benöthigte Bauholz in denen Waldungen, mo ed zu haben, und ohne Schaden der Wildfahr gefcheben Fan, gleichfalls gratis ans gewiefen oder da ihnen die Arbeit und berbeyführen zu ſchwer fallen wolls t>, indem Preiß, wie ed die Herrfhafft auff dem Zloff felbft zublen muß, kaͤufflich angeſchafft werden.

Li. Solce en Gebäude follen zehen Jahr lang von allen Aufla⸗ werden befreyet ſeyn. ——

vin alfo ein an Etabliffement formiert, follen fie alds dann auch, wie andere Communen in diſem Herzogthum ihre eigene Ju- risdichion und Gericht haben, wovor ſie, wann Jemand was au fie oder auch fie unter ſich etwas zu fordern haben, belangt werben müffen, und folches Gericht mögen fie aus tuͤchtigen Perfonen aus ihrem Mittel, wie auch anderwerts üblich , beftellen, und in demfelben nad) denen Lands-conſtitu tionen recht geben nnd nehmen, wie dann IX,

Beylegen. 111

IX. Ihre Magiſtrats-Perſonen aller der Ehren, Freyheiten und Gerechtig⸗ keiten, wie andere in diſem Lande genieſſen ſollen.

X. Die Handwerker und Manufadturiers diſer Colonie ſollen ſodann auch aller deren Freyheiten und Gerechtigkeiten genieſſen, die denen Waldens fern, fo fich in difem Herzogthum neulich gefeßt haben , in dem 22ten Ar- ticul ihrer Conceflion vergönnet werden; So foll aud) "x

XI. Ihren Handelöleuten nad) dem 21. Articul bemeldter Concefhion das freye Commercium , wie andern Unfern Unterthanen mit Ein und Aus: führen der Waaren, Befuhung der Jahr-und Wochenmärkten , auch) Hals

sung offner Läden und Srämlein an dem Ort ihres Etabliffements oder wo wir ed ihnen fonften abſonderlich verflatten werden, offen und erlaubt feyn, Geſtalten auch

XI. Da fie einige nene Fabriquen und Handlungen, welche hiebevor in dis fen Landen nicht bekannt gewefen oder im Öange ſeynd, einzuführen Vor⸗ ſchlaͤge thun und fi capable darzu erweifen werden, Ihro Hochfuͤrſtl. Durchl. fi) vorbehalten , diefelbe nach befindender Nothdurfft mit abfons derlihen Freyheiten und Privilegien fo wohl die Einfuhr der darzu benoͤ⸗ thigter und fonften difer Drten nicht befindlicher materialien, ald au die Ausfuhr und debit der effecten, deren producier » und Verfertigung felbft betreffeud beflens zu befördern und zu encouragieren,

XIII. 3u ihrer Subfiftenz wird ihnen verfprochen folche Verordnung zu mas chen, daß ihnen die Lebensmittel nicht geflaigert, noch übertrieben, fondern fie derfelben nad) denen Räuff und Schlägen wie andere Unterthanen habs bafft werdeu mögen. i IV. Wann einige unter ihnen, die fich felbft auf den Feldban legen wol⸗ len, Fan man ihnen zwar darzu fo viel Öelegenheit uud commoditzt ald den Waldenfern in Ermanglung des T'errains in der Revier ihres Eta- bliffemenes nicht verfprechen, wo fih aber in dem Amt Cantflatt und felbiger Gegend ihnen gelegene Herrenlofe und ungebaute Güter an Aecker und Weinberg , welche letflere die meifte feyn werden , befinden, follen fie - die Erlaubnus haben folche anzugreifen, auch deßfalld deren Freyheiten genieffen , die in dem den 25 Novembr. 1698. auögelauffenen General- Refcript,wie auch in dem9ten Articul der Waldenfern Concefion enthalten.

XV. Einem jeden aber insgemein, fo darzu mis Mitteln verfehen , ift wie andern Uufern Unterthanen frey und erlaubt fi in Unferm Herzogthum poflefioniert zu machen und ligende ©üter zu erfauffen, welde fie fo dann mit eben den Rechten und Freyheiten, deren die vorige Pofleflores genoffen , auch befigen , halten, haben und auf Ihre Erben nach denen allgemeinen Laud⸗Rechten and Gewonheiten transmittieren mögen.

o

112 Beylagen.

XVI. Wie ſie dann auch im uͤbrigen allen, ſo bald ſie die Erbhuldigung ge⸗ leiſtet, als andere eingebohrne alte Unterthanen conſideriert und gehalten werden, des Landfuͤrſtlichen Schutzes, freyen Abzugs und andern Vortheil und Wolthaten einer guͤtig und gerechten Regierung genieſſen ſollen, wels che alle allhier zu exprimieren zu weitlaͤufftig fallen wuͤrde.

Von denjenigen, die nun hierauf ſich anhero zu ziehen und ein beſtaͤn— diges etabliſſement zu machen refolvieren wollen, wird eine zuverlaͤſſige Specification fowohl ihrer Perfonen, als auch Profefion und Vermögens voraus verlanget, damit Ihro Hochfürftl. Durchl. auch ſehen mögen, was Sie fuͤr Unterthauen bekommen und was Sie ſich von ihnen hinwider vor Hoffnung zu des Landes Beſtem und Auffnehmen zu machen haben.

Deſſen zu wahrem Urkund find gegenwärtige Conceſſſions-puncten uns ter dem groſſen Canzley Innſigel ausgefertiget worden. Geben zu Stuttgard Den 30. Jan. 1700,

Num. 42. Herzog Ulrichs zu Wuͤrtemberg Freyheits-Brief, ſo er den

Kaltſchmiden welche im Land und den hierinn beſchriebenen Zuͤrken und Krey⸗ ſen ſitzen biß auf Widerruffen gegeben. d. d. 29. Sept. 1507.

Fir Ulrich von Gots Gnaden Hertzog zu Wirtemberg unnd zu Teckh, Graf⸗ fe zu Mumpelgart ꝛc. befeunen und thun khundt offenbaur mit diſem Brief, das Wir für unns und unnfer Erben den Kaltſchmiden, die in unnſerm Fuͤrſtenthumb unnd in difen Krayfen, fo hienach gefihriben flend, figen wands len und wonen die gnad gethon haben und thund die mis diſem Brieff, Alſo das fie järlichen ain Gericht oder mer ob ed jnen füget- haben mögen jn unnfer Ötat ainer, wölicher fie wöllent unnd do mit jrem Gericht alle die fo dad Handwerck tryben, wo fie die ankommen flraffen und beffern , ald jr Recht uund Gewons hait von Alter herkomen und gehalten ift ungenarlih. Unnd fol fürohin nies mandt zwüfchent diſen nachbeflimpten terminien und Kranfen Eeffel unnd pfannen vayl haben oder pleKen er thu es dann mit guttem Willen unnd Verhenugknus ber Keſſler-Haundtwerck als deffelben hanndtwercks Recht iſt vsgenommen die fryen Jarmarckt die ſollen fry ſin, doch woͤllen Wir die nachmaͤrckt nit gemaint, ſonnder dieſelben hiemit vsgenomen haben und woͤliche ſich (oßgenomen vff Ben hetz⸗ beſtimpten Rechten fryen Jarmarckten)ſtrefflich widerſezten und dieDing dem Hand⸗ werck zuſtendig nit halten wollten, der oder die ſollen zu ainer hegligen Zyt unnd als dick das beſchicht zehen Guldin Riniſcher zuRechter pen verfallen fein, dieſelben pen zu ainer heglichenZyt ununs halbs und der ander halbtayl den obgemelten Kalt⸗ ſchmiden on abgang und minderung werden, ſoll unnd mögen dieſelbigen, fo Se

wur⸗

Beylagem | 113

wuͤrdig fint oder werden mit dem Rechten nach jrem Gericht darumb befümbern unnd an x fen jn unſernStetten unnd Dörfferu oder off dem Land, wo fie mögen, als jr Rede unnd Gewonnheit herfomen fint ungenarlih. Wölicher oder wöliche Ralts ſchmid die anders erblich ja je Bruͤderſchafft nit gehörn fi fürohin daryn thun wolten, do fol ain yeglicher fich mit gehen pfunden daryn kauffen, daran unns der halbtayl werden unnd der ander halbthayl den Kaltſchmiden verfolgen fol ongenarlih. Unnd wir gebieten hayffen und empfehlen ouch mit difem Brief allen onfern Voͤgten Schulthaiffen ampilüten unnd andern den unnfern fie daran nie zuhindern, Sonder getruwlich dartzu zu fürdern und zu ſchirmen, wo ouch frembd Spengler oder Keffier die nit jun der vorgenannten Brüderfchafft wern in unfern gebietten Feffel oder pfannen pleßen oder vay! baben würden, Inen Dad zuuerbierten unnd wölicher das darüber fett denfelben zu ſtraffen in Gefaͤungk⸗ nuß wie ümer yeden nach geflalt der fa und feinem Verfchulden nach gut bes dunckt. Und die vorgefchriben Gnad fol weren alg lang Wir oder unfer erben das nit widerruffen. Unnd ift der Krayß des erſten von Ulm bie difeit der Tho— now bid gen Thuneſchingen und da dannen gen Vilingen bis an den Vifhmarckt von Vilingen gen Tryberg, von Tryberg gen Hufen under Wolffach von Hus fen gen Rupolgow, da dannen gen Kniebis da dannen zur Nuwenburg da dans nen gen Pforzhain da dannen gen Bretbain da dannen gen Gartach under Lyn—⸗ berg , da daunen gen Swaygern , da dannen gen Hayligpronn da bannen gen Neckerſulms da dannen zur Nuwenſtatt, von dannen gen Meckmüln von dans ven gen Löwenflein gen Murrhart da dannen gen Aulen, da dannen gen Day denhain, dadannen gen Blaubüren da dannen neben Ehingen hin ung gen Dluns drichingen da bannen ung gen Ruͤdlingen an die flat da dannen gen Veringen, da dannen gen Hettingen da dannen gen Ebingen und da bannen gen Tuttlin— gen. Und fie all und ain yeglicher befonder die jn difem unferm Schirm yeßo fint oder fürbas darzu Fomen Sollen und und unufern Erben oder unnfern Amptluͤtten von uufern wegen jr yeglicher allen Jar unnd aind jeden Jars befonnder geben fünff ſchilling Deller alles ungenarlih. Unnd des zu Urkund haben Wir unns fer Secret » Funfigel offentlich thun hencken an difen Brieff der geben iſt zu Stutgarten off Saunt Michels des hayligen Ertzengelstag ald man nad) Chriffi unnſers lieben Heren gepurt zalt Fuͤnffzehenhundert und Giben Jare. | Num. 43. BEN

Memoires du Plenipotentiaire de France ä la Diere !mperiale fur le fujer du IX. Eledtorat & requifition de la garantie Royale. _

d d 28 Sept: 1700. un e Pienipotentiaire de France a receu ordre du Roy fon M:itrede faire connoitre aux Eledteurs,, Princes & Etats de PEmjir: af

XI. Theil, (P) fem-

114 Beylagem

fembles par leurs Deputes ala Distte generale a Ratisbonne que quoique Sa Majeſte ait tous jours regardee comme une nouveaute egaleınent contraire aux Conftitutions fondamentales de Empire & aux Traittes de Weftphalie I’ Eredion du 9.me Ele&orat faite. au commencement de la derniere guerre en faveur du Duc d’Hanovre; Ellea ce pendant garde le filence & fur le fond de l' affaire & fur P obmiflion des formalites qu’on deveit au moins obferver pour con- ferver en quelque maniere les Droits des Princes de P’ Empire perfua- dee que leur recours à P Empereur auroit tout Peffet, qu’ils sen pro. mittoient & qu’obtenant de leur chef la juftice, qu’ilsen devoient attendre. Les juftes plaintes caufces par cette nouvelle eredion ſe roient bientoft appaiftes, mais les proteftations des Princes offen. ces par cette innovation font depuis plufieurs annees entierement in- utiles , qu' ils connoiflent par la reponfe, que I’ Empereur leur a faite en dernier lieu , qu’ilsne doivent rien efperer de leur remon- trances , que les raifons folides tant de foisemployees demeurant fans effet. Ou’enfin ils ont compris que leur unique refource confiftoit a s’addrefler aun des Guarants des traittes de Weftphalie engages a maintenir P execution de ces traittes & que dans cette vue ils ont effedtivement eu recours a Sa Majefte pour le maintien des loix de. Empire & des conditions des traitt&s egalement blefsces par les no- veautes introduitesen faveur du Duc de Hanovor. Le Roy vou- lant marquer en toutes occafions & principalement dans la conjondtu re prefente fon affedtion pour les Princes de Il’ Empire l’artention qu?il donne a .leurs interefts le defir, qu’ila de faire pondtuellement exe cuter les traittes dont ileft guarant Sa Majeſté portée par ces confi- derations a ordonn& a fon Plenipotentiaire ala Diette de P Empire de declarer , qu’apres avoir recen l’adte de requifition figne des plus confiderables Princes de P Empire elle fe croit obligee comme gua- zant des traitt&s de Weftphalie de proteger ces Princes fuivant leur demande dans les droits , qui leur font acquis par ces memes trait- tes & de foutenir les refolutions, qu’ils ont prifes & les liaifons for mèées pour maintenir lears prerogatives,, que fon intention .non feu lement eſt d’interpofer pour cet eflet les oflices les plus preflants, mais aufli d’employer , fi Peft neceflaire les autres remedes conve- nables pour empecher , que les loix de PEmpire & les conditions des traittes ne foient violtes par P’etabliffement de la nouvelle dignite Eledorale , qu’on pretend d’eriger non feulement fans neceflit& , mais ENCO-

Beylagen. ‚115 encore au prejudice de la bulle d’or, de la declaration faire par ’Em- pereur le 16. de Mars 1647: & des traittes de Wefiphalie , qu’en- fin Sa Majeft& ne doutant pas, que les initances faites de fa part en faveur des Princes correfpondents ne foient ex aminees avec toufe Pattention necefläire , Elle faffure aufli qu' il ne fera pris deformais dans cette affaire , que les refolutions le plus conformes au mainti- en de la tranquillit& generale de Empire.

Num. 44.

Schreiben Herzogs von Wurtemberg ad Comitia wegen der mit der fogenannten Reichs » Ritterfchafft habenden differentien, d.d. 5. Apr. 1701.

Don Gottes Gnaden, Eberhard Ludwig, Herzog zu Württemberg ꝛc.

Unfeen freundlichen und günftigen Gruß zuvor; Hoch und Wohl wirdige, Wohlgebohrne, Edie, Voͤſte, und Hochgelehrte, befonders liebe Herrn und liebe Befondere !

Age Herrn und Euch mögen Wir ob commune intereſſe Electorum, Principum & Statuum Imperii biemit nicht verhalten , was geſtal⸗ ten einige zeithero des heyl. Reichs Nitterfchafft in Schwaben aller 5 Canto- nen wegen Unferer heimgefallenen oder fonften rechtmaͤſſig confolidierten mer hiſten da (ua prima origine von vufern Vorfahrern und Bor » Eltern auß Gutthaͤtigkeit concediert und herrürenden Leben an dem Kayſerl. Reiche » Hoffs Rath wider Uns und Unfer Fürfil. Haug lub pretextu Shrer Privilegio- rum in pundo der ferner pr&tendierenden Steuren, juris armorum nnd anderm vermenntlihe Klag geführet, wofelbfien auch ohngehört Unferer & absque folida discuflione ac fufliciente cauſæ cognitione alfo gleich in der fchnelle verfchiedene mandata fine claufula wider Unß ertheilt , mithin. auf-die parition bißhero eyfferig getrungen worden. Wann aber diſe Sachen von groffer confequenz und weitern Ausfehen und nicht allein Uns und Uns ſerm Fürftl. Hauß, ald welches ſich bißhero wider des Meichs » Adels ohus gebört der Chursund Fürften des Reichs per importunas preces fub & obreptitie nach und nach erſchlichene privilegia per obfervantiam in con- trarium tot adtibus cum fcientia & patientia Nobilitatis quiete exer- citis corsoboratam ſich befländig manuteniert, fondern auch die Jura & (P) 3 rega-

116 Beylagen.

regalia der Chur und Fuͤrſten des Reichs indgemein concerniert, auch Unz fere Vorfahrer am Regiment von zeit zu zeiten mit andern Chursund Fürs fien wegen mit unterlauffetden gemeinfaınen Interefle in difen und andern des Reichd s Adels gefuchten novitzten communiciert haben , in vorigen von Unfern Herrn Vettern, Herzog Chriſtophen hochſeel. Angedenkens mit vers ſchidenen Chur» und Fuͤrſten und in dem naͤchſten zu End geloffenen Seculo zwifchen denen Stifftern Bamberg und Würzburg , auch denen Brandenburs sifchen Käufern Bareuth und Onolzbach abfonderlihe Bergliche getroffen wor» den, dergleichen in prejudicium der Fuͤrſtl. Hoheit, regalium und jurium ergebenden mandatis feine parition zu laiften , fondern auf alle Begebende Faͤlle mir einander zu communicieren und caulam communem zu maden, die Sachen auch, da bevorab ungehört der Chursund Fürften abermahlen She nen eine weitere eXtenfion aud) auf die Jura armorum in denen Kebengütern in cafum aperturæ & cujuscungu& juftz confolidationis erhalten, von groffer przjudiz und weit ausfehender confequenz und bey folder Bewand⸗ fame die heimfallende und confolidierte Lehen endlichen denen Aigenthums—⸗ Herrn ſchlechten Nutzen und refpedt bringen und diefelbe ohne dad exerciti- um jurisdidtionis, darvon jedoch die colledtation und andere dergleichen Jura herflieffen, gleich vor bloffe Sad und Guͤltherrn zu achten wären, ber Risterfchafft prztenfa privilegia auch, fo viel und wiſſend, von denen Chur⸗ and Fürften des Reichs nie erkandt, fondern von denen, fo hierunter interef- fiert ,„ bevorab von Unſerm Fürftl. Hanf beftändigft contradiciert, auch fols che in dad Reich mit Einwilligung der Chur » Fürften und Stände per modum Sandionis pragmaticz in perpetuum valiturz nicht publiciert worden, mithin felbige Feine vim legis erhalten haben und weil dadurch Jura tertii touchiert, in dergleichen controverfiis via mandati 5. C. & per modum przcepti an dem Reiche » Hof» Nash nicht fo gleid) anzufangen, fondern viels mehr wie in privilegiis jus terfiorum tangentibus Rechtens die Sachen ad‘ foram Eledorum & Principum Imperii privilegiatum nemlich ad judi- tes ordinationris Imperii & auftregas inter principes & nobilcs con ftitutas zu verweifen gewefen wäre; Alß haben bey folder Beſchaffenheit au die Roͤm. Ray. May. Unfern allergnädigfien Herrn Wir ohnlängften nicht allein in diſer Sachen bie Jura & interefle der Chur » und Fürften des Reichs In com muni , fondern auch vornehmlich Unfers Fuͤrſtl. Hauſes à multis retro fe- eulis wohlhergebvachte ohnunterbrochene Befugfame in partieulari in den pro cels , fo wie eingangs gedacht, die Ritterſchafft in Schwaben ohrts am Kocher wider Unß an vem Kanfer!. Reichs-Hof-Rath incaminiert, außfuͤhrlich als lerunterthänigft vorftellen laſſen, und hiervon denen Herrn, benenfelben uud | Eud

Beylagen. 117

Euch ſolche deduction neben dem, was ermeldte Ritterſchafft an dem Kayſ. Reichſs-Hof-Rath übergeben und darauff Unſer ohngehoͤrt alſo gleich erkennt worden, hiemit communicieren wollen, die Herrn, Dieſelbe und Euch dar⸗ bey angelegentlich erſuchend wegen gemeinſamen mitunterlauffenden intereſſe wo nicht aller, jedoch der mehiſten Chur: und Fuͤrſten des Reichs, bevorab derje⸗ nigen, welche unmittelbare Reichs von Adel zu Vaſallen haben, auch da in dem letztern Fuͤrſten⸗ congreſs zu Nuͤrnberg im Sept. 1700. die Abred dahin genommen worden, wann von denen beeden Kayſerl. Reichs-Dicaſteriis die correfpondierende Fürften kuͤnfftig in einige Weege ferner gegen die Reichs conftitutiones lediert würden und Sie ſich zu befchweren haben follten , auf gefhehene communication dagegen befindenden Umbftänden nach ein gemeinfas mer Schluff gefoffet, aud) wider die etwan decernierende Execution die Bes hörige Remedur gefucht werben folle, hiervon auch gefambter Churz und Fürs ſten preeminenz und Hoheit neben der confervation ihrer Jurium & rega- lium merklich dependiert, Diefelbe geruhen das Werk feiner Wichtigkeit nad) in reiffe deliberation zu ſtellen, damit dergleichen hoch» prejudicierlis chen attenratis geflenret und Hierunter der Roͤm. Kayf. May. Unferm als lergnaͤdigſten Herrn förderlichft ausführliche Remonftration und alferunters thaͤnigſte Anfuhung umb nachdruͤcklichſte Abſtellung dergleihen Beſchwerden vor jehzt und kuͤnfftig geſchehen möge. Verbleiben darbey denen Herrn, Des nenfelben und Euch zu Erweifung freundlichen Dienflen und günftigen Wils lens bereit und wohl beygethan. Otuttgard den 5. Aprilis 1701.

Num. 43.

Wuͤrtemb. Schreiben an Chur - Maynz wegen ber Ritterſchafftl. Andringlickeiten. d. d. 4. Aprik 1701.

w. Liebden geben Wir biemit dienfifreundlih zu vernehmen, was geffaf- ten einige zeit bero des Reichs Ritterſchaft in Schwaben ohrtd am Kos her und nachgehends aller 5. Cantonen wegen der apert wordenen oder fons flen vehtmäffig confolidkerten Zehen puncto colledtarum, juris armorum & aliorum wider Uns an dem Kanferl. Reichs: Hof: Rath} verfdjiedene Pro- ces extrahiers, da man auch mit Erkennung derfelben per Mandata S. C, Unfer vorher ungehört und ohn eingehohlten Bericht , fo dody in ſolchen Sa; den nach den Reichs-Satzungen uͤblich ſeyn folle, gleich fo belden ad narra ta partis fihneil verfahren, dag Wür dahero bewogen worden, an die Roͤm. Kayf. May. eine auöführliche allerunderthaͤuigſte remonitration verfoͤrtigen ; x

(P) 3 zu

118 Leylagen.

zu laffen auch gewillt ob commune Eleftorum & Principum interefle die Sade ad Comitia zu bringen. Wanı Wür dann ex Adis berichtet, was geflalten im Schr 1616. den 27. (17) Januar. zu Ochſenfurt in Frandhen in eben diefer materie ein befonderer Verglichs recell zwifchen Ewr Lbden Vorfahren Herrn Johann Gottfriden Biſchoffen zu Bamberg, Herrn Julio Bifhoffen zu Würzburg, Herrn Ehriftianen und Herrn Joachim Albrechten, Marggraven zu Brandenburg und Unferm Ur: groß> Herrn : Vattern,

Herrn Johann Friderihen Herzogen zu Würseinberg allen in Gott feelig ruhenden dahin wohl bedächtlich getroffen worden im dergleichen Fallen nichts nachzugeben, fondern allemahl communicatis confiliis caufam communem zu machen, Ew. Lbden vorfahrer und Kerr Better, weyland Churfürft Sohann Philipp. Seel. Unfern Groß » Herrn Vattern Herzog Eberharden aud Seel. Dero von dem Erz: Stift Mainz recognofeierten und apert wordenen Kiebenfteinifchen Lebens» Antheil an der Statt Boͤnigheim und zus gehörigem in den vorgeweſſten Bekandten Pfands- und Nußnieffungs »tracta- ten eben diſes Jus collectanti im Auſchlag pro quota mit übergeben, dafs felbe auch bißhero ruhig exerciert worden , mithin Ew: Lbden und Dero beeden Erz sund Hochfliffter aigenes intereſſe merdlich hierunter verfiert: Als haben mit Derofelben Wir hiemit freundlib communicieren und Dies felbe angelegentlich erfuchen wollen wegen der Chur s und Fürften des Reichs, bevorab derjenigen, welche unmittelbare Reichs von Adel zu Bafallen haben, auch Shro und Ihrer Erz und Hoch-Stiffter eigenem mit obverfierendem intercfle mit Uns caufam communem zu maden und Ihre zu Regenfpurg befindliche L.egation auß fragendem Diredorio dahin unfchwer zu inftruies ven, daß die Sachen auf Unfere dahin abgehende remonftration, wo nicht ınodo ordinario, dod) extraordinario ad deliberandum gebracht und der Rom. Kayſerl. May. Unferm allergnaͤdigſtem Herrn wider dero Meidyös Hof: Marbö in difem und anderm gefchehenen den Juribus Principum eine zeithero fchnelled verfahren nachdruͤckliche reimonftration gefchehen, mithin wie dißinal das Unß imminierende gravamen fiftiert, fo zugleich auch die hos he jura und regalia der Chur-und Kürften des Reichs ohngekraͤuckt erbals ten werden. Hieran verfügen Ewer Lbden die felbft redende Billigkeit, Unß aber erweifen fie dabey einen fonderbaren angenehmen Gefallen und Wür verbleiben nechſt Göttlihen Schuß» Empfehlung anbey zu Erwenfung anges nehmer Dienftgefälligkeiten Ewr Lbden jederzeit fo Beraith alß willig, Stuttgard den 4 Aprilis 1701. ;

Num,

Beylagen. 119

Nun. 46- Inftruftion an den Würtemb. Gefandten zu Negenfpurg wegen

der Theologifchen Strittigkeit über den terminum gratiz peremtorium, „35: Febr. ‚1702.

Eberhard Fudwig, Herzog zu Wuͤrtemberg ꝛc. zc.

Woe⸗ ſich zwiſchen zweyen Theologis zu Leipzig über die materie de Ter- mino gratie peremtorio für ein gefärliches Chifma entfponnen, dars innen viel andere Evangelifche Lehrer und ganze corpora theologica mit vers wickelt worden , davon werdet Shr auch zu Negenfpurg dad mehrere partiei- piert haben, fintemahlen die Buchläden derfelben Streit = Schrifften voll find. Nachdeme aber dereine Theil auch Unſere Theologifche Facultzt zu Tübins gen in difes litigium mit einfledhten wollen, Uns aber die Sachen fo vorfoms men, daß nöthiger und nußlicher fey difed Fewer zu dämpfen, ald mehr Oehl darzuzutragen: So haben Wir ald ein chriftlich Evangelifcher Färft bey den unferigen darüber interloquiert und ed anvorderſt auff beyden feiten wohl zu überlegen befoblen, da dann Unfer Fürftl. Confiftorium nach wohl erwogenen Dingen eudlich dev Meinung fenn wollen, weil beede Theil die H. Schrifft und dero reine Lehrer vor ſich citieren, man möchte in die Sache ex oflicio greiffen und zumahlen bey Ihrer Majeſtaͤt in Polen, ald Churfürften in Sachſen und Dero Evangelifhen Regierung zu Dreßden erinnerlicy cooperieren helffen, daß beeden Theilen und welche parse von difer oder jener Sentenz genommen mit weiterem fchreiben und flreiten einzuhalten , ernfllich möchte injungiert, die quæſtio felbft aber pro problematica gehalten werden, alled mehrern Bes fagd dero völligen Gutachtens, Ä

Meilen Wir nun daffelbe Uns ex omni parte wohl gefallen laffen, fo verlangen Wir, daß Ihr mit andern Evangelifchen Oefandten über dife mate- rie conferieren und da fie an dem modo communicandi mit der Chur-Sädhs fifchen Geſandtſchafft keinen Anſtand Härten, in Unferm Namen es dafelbften, wie Unfere Theologi es unterthänigft an Hand gegeben , fpecialiter vortras gen und wie biefelbe die Sache anfche, Uns hienächft wieder berichten ſollet. Mir leben dabey der Zuverficht , weilen Wir nichts, ald die Beförderung ber Ehre Gottes in Abwendung aller Spaltung in Unferer Evangelifhen Kirchen zu Unferm einigen Abſehen haben, werde anff ſolche Weife mir görtlicher Huͤlff darzu am bequemften zu gelangen feyn. Uns Wir verbleiben Euch ꝛc. zc. Stutt⸗

Hard den 25, Febr, 1702. Num. 47:

126 Beylagen.

Num. 47. Bericht des Comitial- Gefandten von Hiller wegen der Streit

frage de termino gratiz peremtorio, d. d. 2. Mart. 1702. Durchleuchtiafter Herzog, zcn ꝛc.

We Ener Hochfuͤrſtl. Durchleucht wegen des zwiſchen D. Nedenberg und Ittig zu Leipzig ſuper termino ſalutis humane eutſtandeuen hefftigen Streits fub dato 25. Febr. mir gnaͤdigſt befohlen, habe ſamt den Anſchluͤſſen mis unterthaͤnigſtem Reſpect wohl erhalten und ermangle id) nicht ſolch Chriſt⸗ Fürftlicher Gnädigfter Verordnung ohne Saͤumnus gehorfamft nachzukommen. Es ift difer unglüdfelige Zweyfpalt feit feinem erften Urfprung aud) bier kund worden, wovon der Hergang diſer feyn ſoll. Es hat der nuchder Hand vers florbene Diaconus zu Sorau M. Johann Georg Böfe in Anno 1698, ein teutfches tractätlein fub titulo: Termini peremtoriı falutis human hers ausgegeben, welches zu Wittenberg, Leipzig und Roſtock als irrig verworfen , zu erſtgedachtem Leipzig aber nad) Abſterben D Carpzovii und zu Halle durch anderwärtige T’heologifche Bedenken der heyligen Schrifft und reinen Lehr ges maͤß erachtet worden. Bald hernady Hat fih D. Neumann in Wittenberg durch eine im Truck gegebene difputation dawider gefeßt und hiedurch D. Rechen— bergen zur Beantwortung gereißt. Biß hieher nun hatte D. Ittich insbefonder _ noch nichts mit difem Handel zu thun. Als aber bernad) der Senior Faculta- tis Theologicz in Keipzig mit Xod abgieng, D. Oléarius das angetragene Seniorat aus modeltie oderandernihm bekannten Urſachen deprecierte und D. Rechenberg vor Steichen darzu fame, folle difer, fi verum, quod dicunt, in Unwillen gerathen und fo gleich in difer controvers die Parthie wider D. Rechenbergen mit fhreiben und predigen genommen haben. _

Das Urtheil, fo von den Evangelifchen Öefandten allbier über die in difer Sach herausgekommene viele Zankſchrifften führen , beflebet darinn, daß es in der That auf einen bloffen Wortfrieg hinauslauffe, daß D Recheuberg von halsſtarrigen, verblende und verſtockten Suͤndern rede, wie ed Chriſtus Mat- thzi XIII. v. 14 und 15. mit deutlihen Worten felber gelehrt. D. Ittich aber von foldhen , welche nod) Buffe thun und durd) eine wahre thätliche Reue zu rechte Eommen Fönnten, bevor ihnen die Xhür der Önaden , gleich den z thöz - richten Jungfrauen verfchloffen und ihnen alles fernern anklopfens unerachtet nimmer eröfinet würde. Worinn ſie, wann man ihre Intention ausdenen PU- . blicierten Schrifften. genau erwägef, am Ende doch miteinander übereinflims men. Wegen ded von M. Boͤſen gebrauchten termini peremtorit hätte man

wuͤn⸗

Beylagen. 121

wuͤnſchen mögen, daß er bey ber phrafi feripture und deren Lehrart geblieben wäre. Doc glaubt man, daß D. Ittichs meinung auf art und weife, mie fie oͤffters publice gepredigt und gefchriben worden mehr Gefahr , ald jene has be, indem beym groffen rohen Welt s Haufen fi wenig findeten, welche über ihre Sünden melanchoiifh, über die Warnung Proverb. I v. 24. erſchrocken uud über einen terminum grati® verzagt würden, dahingegen 100. und 1000. zuchloje fihere Sünder wären, die auf Gotted unumfchrändte Gnade hineim bis auf die leßte Stunde ihred Todes fündigten und ed auf das letſte anftehen Liefe fon, da doc) eine fo unzahlbare Menge Menſchen plöglic dahin ffürben oder doch in der legten Todes Noch und gänzlich darnider ligenden Leibs- und Gemüthös Kräften nicht einmahl tüchtig mehr wären ihre Verderbung zu erkennen, felbe zu beveuen,, bie Krafft ded Todes Ehrifli recht zu erwägen fich diefelbe zu ap- plicieren und dadurch mit dem erzürnten Gott fi auszufönen , alfo, daß ed leyder bey manchem heiffe, wie die chriftliche Kirche finger: Sch foͤrcht fürwahr, Bie göttlich Gnad, dieer allzeit verfpottet hat, werd ſchwerlich ob ihm ſchweben. Quoad modum agendi hält man denfelben allerdings für liebloß und Ars gerlich, indem die Hefftigkeit der menfhlichen paflionen vieles Orten hervor leuchte, wordurch nicht jo wohl Gottes vorgefhüßte Ehre befürbert und ber - NebensMenfh erbaut, ald vielmehr das Muͤthlein gekuͤhlet wider die Lehre Pauli ı. 'Timoth. Vi. v. 3. 4. 5. unnüßed Schulgezänfe angefangen, bes nen Glaubens Widerfachern Gelegenheiten zu ſchimpflichem fpotten , denen Mitgliedern der Eoangelifch » Chriftliejen Kirche aber zu zweifelhafften gefärs lichen Gedanken Anlaſſ und Aergernus gegeben würde. Sufonderheit will D. Sttichen übel geditten werden, daß er weit und breit an Facultzten, confi. ſtoria und Minifteria hierunder gefchrieben ihren Veyfall, gleich ob das Wort Gottes und eined jeden Gewiffen ſolchem weit nachgienge und dabey nichtd mit zu entfcheiden hätte, mähfam zufammen geſucht, den Zauckapfel difes Wort» Kriegs unter alle deutſche Theologos hineingeworfen und dardurch verurfacht , daß gleichwie dißfalld nicht alle einerley Meynung gewefen, 'alfo aud an zerfchiedenen Orten unter bißher fridlichen Amtsbruͤdern und Collegen nicht geringer Widerwillen , Zwift und Uneinigkeit darüber entflanden. Difes, Gnaͤdigſter Fürft und Herr, iſt, was von dem Rechenbergs und Sttihifchen Streit fo wohl in facto, ald Judicio unter zerfchiedenen Evans gelifhen Geſandten allhier per difcurfum vorgefommen mit der allezeit dars bey geführten Meinung, daß felber durch herrfchafftliche aurhoritzt zu Daͤm⸗ pfen, beede Partheyen durch einfältige ſchrifftmaͤſſige Erklärung guͤtlich zu vergleihen oder in Entflehung deffen ihnen einfimals filentium zu imponies zen wäre. Welchemnach Eur Hochfuͤrſtl. Durchl. guadigft erineffen werben, XII. Theil, (2) wie

122 Beylagem

wie hoch Sie Dero hierinnführende hocherleuchte fridlichende heylſame Gedanken und Ehrift » Fürftlihe ruͤhmlichſte intention preifen werden. Und wie mir nicht zweifelt, es werde der Chur » Sädifche Geſandte difen von einem fo confi- derabien Evangelifhen Reichs: Fürften herfommenden faluraren Vorfchlag mit beyden Handen ergreiffen und felben an die Evangelifche Negierung nad) Dreßden und Weiffenfels fhleunigft bringen: alfo will id) aud) an deſſen heyl— famer Wuͤrkung keineswegs zweiflen. Wovon hienaͤchſt das mehrere wieder unterthaͤnigſt referiert werden ſoll. | Übrigens feind die Koͤniglich-Schwediſche, Preuffifche und andere Evans gelifche Miniftri befchäfftigt ein Memorial vor die in Religions »Saden bedrangte Ungarn ad Cæſarem zu bringen und difen armen Leuten. wieder in etwas Luft zu ſchaffen. Womit zu beharrenden Hocfürftlihen Gnaden ich mich unterthänigſt empfehle ꝛc.

—— unterthaͤnigſt⸗ verpflicht gehor ſamſter Regenſpurg den 2. Martij. 1702. Diener Ko i er.

| Num. 48. | | Extra& aus des Herzogl. Würtemb. Confiftorii Gutachten über

die Strittigkeit de termino gratiæ peremtorio. d. d. 3. Mart. 1702.

Bey ſolcher ver Sachen Beſchaffenheit nun fo will, Gnaͤdigſter Fuͤrſt und Herr, uns ſubſignierten Theologis Confiftorialibus nad) reiffer der Sachen Erwägung bedunden , ed erfordere die hohe North, daß Euer Hoch⸗ fuͤrſtl Durchl. ald ein hohes Fulcrum von unferer Evangeliſchen wahren Kivs hen in das Mittel trette und alle zulängliche media ergreiffe, damit bifes, Feuer möchte fo bald immer möglich gedämpffet, ‚che noch feruerer Schade und Aergernus in der Evangelifhen Kirchen daraus entſtehen koͤnnte. Dann wann ed gar zu weit würde amb fich freffen , fo koͤnnte e3 nicht wohl anderft feyn, als daß die Wuͤrtembergiſche Kirch endlich mit müffte eingeflocdhten werden. Dahero fo halten fubfignierte jedech ohne alie unterthaͤnigſte Mapgas be darvor , daß zu fernerer Beybehaltung der Einigkeit, Ruhe und Fridens in der Kirche difes Herzogthums noch einmahl ein Fürftl. Refcript möchte an die Theologifche Facultzt ansgefertiget werden, ded mehrern Inhalts, daß die Profeflores Theologiæ insgeſamt jeßt und insfünfftig follten von difer con- trovers abftrahieren , auch nicht zugeben, daß Studiofi bey Jifputationen Gelegenheit fuchen darinn zu opponieren , allermaffen difed gemeiniglic) em | | is

Berlagen. 123

Anfang zu mehrern Weitläufftigkeiten zu feyn pfleget, wie ed bey der Men: zerifchen Controvers aud) geſchehen, da mit fonderbarem Fleiß Studiofi von Gieffen nacher Tübingen mit objectionibus armiert, geſchickt worden, wels che auch das Feuer nur immer groͤſſer gemacht.

So wuͤrde es auch uͤbelſtändig ſeyn, wann zum Exempel durch den Cancellarium das einemahl des Itrıgii ſententiæ pro cathedra verfochten wuͤrde, hingegen ein anderer mit der Zeit pro Rechenbergio militierte oder wenigſtens utramque ſententiam pro problematica hielte. Dahero fer⸗ ners auch dem Fuͤrſtl. Keſcripto einverleibt werden koͤnnte, daß man auf der Canzel, wann die materi de penitentia von verſtockten Weltherzen und ders

"gleichen vorfomme , man alle moderation gebrauchen follte, ratione phra- fium & modorum loquendi und Feine andere in ufum bringen, als wel: che in dein Wors Gottes enthalten feyn. Unter ſich ſelbſten aber follten die T'heologi in Einigkeit des Geiſtes leben, wann fie fchon differente Meinung in hoc pundo fovieren ſollten.

So au ein Studiofus von Ihnen publice oder privatim wollte in-

formation- oder decifion in der controvers haben, fo will und bedunden , es wäre am beilfamften wann fie abgewiefen würden mit difem monito: Es follten ſich befonders die muthwillige ftudiofi vor allen vorfeglihen Sünden his ten, damit fie nicht in den Caralogum der induratorum fommen, daß enfris ‚ge Theologi Urfady nehmen müffen zu zweiflen, ob fie Theil hätten an dem Reich Gottes. Fromme hingegen hätten fich vor keinem termino peremto- rio zu fördhten , fondern fie gebören ad voluntatem Dei gratiofam , nicht judiciariam. Nr

Zu Dämpfung aber des auswärtigen Feuers führen fubfignierte dife uns

Kerthänigfte Meinung, Ewer Hochfürftl. Duchl. würden ein Gott fehr wohlges fällig und bey feiner Kirchen hoͤchſtnußliches Werd verrichten wann biefelbe ſich gnaͤdigſt koͤnnten gefallen Iaffen an dero Abgefandten naher Negenfpurg den Dbers Rath Hiller Gnaͤdigſte Ordre zu ſchicken, daß er in difer Sad mit dem Chur» Göhfifchen Abgefandten conferieren follte, mit Vorftellung , wie nöthig es ſeye, daß die Chur » Sähfifche Regierung difem Übel in Zeiten fleus zen möchte und daß, wo die baide flreitende T’heologi ſich nicht in der Güte vergleichen wollten Einem Theil , wie dein andern das filentium cum au thoritate imponiert würde mit fernerer reprzfentation,, was dife Uneinig⸗ keit bereits für ein groffes Aergernus bey vielen tanfend chriſtlichen Herzen ver-

urſachet, da vor dem Angeſicht der ganzen Evangelifchen Kirchen bie zwey in einer Facultet beyfamen ftehende Theologi einander auf das aufferfle beſchim⸗

fer haben, Weilen aber ferners nüht unzeitig zu beforgen , ed möchte ein Ex Ä (D) 2 fols

124 Beylagen.

ſolches filentium , wann es ſchon ex authoritate ſuperiore imponiert wuͤrde, nicht in die Harre oblerviert werden und alsdann de novo die Flamm mit deſto gröffern impetu auöbrechen , anerwogen gemeiniglich vorgeſchuͤtzt wird, ed treffe bie Sad caufam Dei an, da weltliche Obrigkeit nicht Macht babe folche zu henmen. So wollten fubfignierte fernerd der unvorgreiflichen Meinung fern, daß in der Conferenz mis dem Chur-Saͤchſiſchen Herru Abgeſandten neben der impofitione filentii diefes mit angehendt werden möchte , ob nicht foldye controvers de Termino gratix pro Problematica zu declarieven , daauf baiden Theilen ponderofz rationes aus heyliger Schrifft und vornehme Dolores und Lehrer der Kirchen ſtuͤnden. Und [chris net, daß diſes medium deſto leichter möchte anſchlagen, dieweil zu vermua then, daß nicht nur Hr. D. Speuer gern ſehen moͤchte, wann dife Strittige keit beygelegt würde, Hr. D. Recheunberg auch) in feinen Schriften zu erfens nen gibt , ex habe fich zum Vertrag mie D Iltigen wollen einlaffen , ſondern auch D. Hannekenn , welcher fonften pro adverfario ermeldten D. Speners gehalten wird, felbfien gern befennet , ed koͤnne foldye Sentenz de Termino Gratiæ wohl toleriert werden, indeme unlaugbar , daß etliche von unfern als ten Theologis denfelben admittiert haben.

Hierdurch würden baider flreitenden Partheyen defideria um etwas con- tentiert, weil keine nichts verlohren hatte. Und ift difed nichtd neues, ſon⸗ dern es haben ſich je und je Strittigfeiten in rebus Theologicis erhoben , welche hernach problematice tradtiert worden, In dem Papflum koͤnnten mehr dann 20 dergleichen bey dem einigen Bellarmino extrahiert werben. E. g. in der Haupt Materie, an homo per bona opera falvetur ? So ift befandt , daß die meifte Jefuiten und andere Roͤmiſche fcribenten ed de- fendieren. Er hingegen fagt ; ex mera sratia, begehrt aber darum die ana dere fentenz nicht ald heterodoxam zu traducieren. Bey ben Reformierten finden ſich gleichfalls in dev Haupt > materi de predeftinatione drey Sen- tenzen. Die Eine ald der fupralapfariorum ift rigidifima. Der Sup- lapfariorum ift dura. Der Amyraldiftarum ift mollis. Es iſt aber in Synodo Alenconienfi und hernach Carentonienfi difes auch das expediens geweſen, daß man foldyes pundtum fub indifferentia problenatis halten folle , biß Gott eine gröffere Erleuchtung werde ſchicken. Bey ben Patribus ift ſolches öfters zu finden. Zum Exempel zu den Zeiten Auguftini und Hie- ronymi ift difes eine weitläuffe quxftion gewefen : an Epifcopatus & Pres- byteratus differant jure divino. Item: an omne mendacium fit pec- caminofum etiam jocofum & ofhiciofum. Der feel. Auguftinus hat bee— des defendiers wider deu ferligen Hieronymum. vid. Epift. Auguftini

19,

Beylagen, 125

19. Difer hat hingegen feine rationes audy wohl entzegengefeht. Man ha

aber ex utraque parte die Sach nicht begehren höher zu treiben, ald daß man cum modeftia diffentiert. vid. Epift. Hieron. g9 Hæc epiftola inter Auguftinianaseft II. Ja man hat gar an Auguftino particularitatem meriti Chrifti toleriert , wie er dann nicht nur Einzfondern Vielmahl die ‚propofition hat: Chriftum non perdidiffe , quod emit fanguine fuo: fonderheitlich aber tract. zoo. in Joh explicierter den locum non oro pro mundo , daß Chriſtus pro impiis nicht geftorben fey.

In unferer Kirche ift vor ohngefähr 40. Fahren die Controvers aufgefoms men s an in Baptifmo detur materia c«leftis. D. Mufzus hat davor ges halten, quod non. Calovius hingegen hat das contrarium defendiere und befagten Mulzum deßwegen hefftig angegriffen. Andere moderatiores Theologi haben die materi für problematifd) angeſehen, hauptſaͤchlich auch dar⸗ um, dieweilen D.Mufzus neben fheinbaren rationibus auch die Authoritatem

‘- Auguftini, Chemnitij, Hafenrefferiund dergleichen vor ſich gehabt nnd iſt D. Calovii Eyfer ald zu hißig taxiert worden. Und dergleichen Fönnten mehr Exempla allegiert werden, Wollen dannenhero nicht zweiflen, ed werden. die Hern TheologiLipfienfes obigeö temperament, weldyed ganzinnoxium iſt, willig und geen annehmen, und bamit dad Aergernus heben auch die Kir⸗ he wieder in Ruh und Einigkeit gebradyt zu ſehen, fich felbft gratulieren. Es kame zwar unser fubfignierten auch difes in Vorſchlag, ob nicht dein Einen Theil Eönnte eingeraumt werden, quod aliquis detur Terminus gratiz divinz , videlicet refpctu peceatorum in, Spiritum Sandtum : Dem andern Theil aber darinn, quod in omnibus alıis peccatis talis term inus non detur. Beil aber auch dife diffindion unter und (*) ihre difhcul. t2t gefunden , -fo wollen wir lieber davon abftrahieren und bey Ew. Hochs fuͤrſtl. Durchl. nur difes, wie oben gehorfamlich geberten haben, Dero ton Gott verlichene Hoheit zu Interponieren und difed Teuer, welches bereits die Evangeliſche Kirch fo ſehr afligiert, auf alle zulängliche weife und Mits tel zu dämpfen. Der Hoͤchſte deffen beyligfter Name darımter gepriefen und Seiner Kirchen Ruhe » Stand gefördert wird, wird die Chrifffärftl. Inten- tion anfehen und wie wir hoffen, dad Werf alfo ſeegnen, daß es zugleich zu Ewr Hochfürſtl. Durchl. ohnſterblichem Nachruhm geraichen wird, Otutts

gard den 3. Martij Anno 1702. D Sodftetter. Jaͤger. D Hedinger- ve (Da Num. 49. (*) D. Hebinger Fonnte fidy wegen des Verſtands der Sünde wider den Heyl. Geift mit feinen Collegis nicht vergleichen, |

126 Beylagen.

Num. 49.

Memorial deg Holländifchen Gefandten an den Fraͤnk⸗- und Schwaͤbiſchen Krayß wegen Beytritts zur groſſen Allianz. d.d. ı. Mart. 1702,

Der SKürften und Stände des Köbl. Schwäbifchen Arayfes Herrn Abgefandte und Deputierte. |

Mein⸗ Herren. Denen Hochmoͤgenden Herrn General⸗Staaten der vers einigten Niderlanden iſt gefällig gewefen mir aufzugeben, daß ich zu forderft difen Loͤbl. Crayß Dero vor denfelben tragenden abfonderlichen con- fideration und Begierde zu Unterhaltung aller guten Freundſchafft und ver; sranlichen Correfpondenz, anben aber andy difes zuverſichern, daß nachde⸗ nalen die gegenwärtige Conjundturen ganz Europa in die eufjerfte Gefahr > eines bevorfiehenden Untergangs feßen, Ihre Hocdhmögenden nichts anders als die Veveftigung dev Allgemeinen Freyheit und Ruheſtands intendieren und Ihnen nebft ihrer eigenen Libertet die von ganz Europa zum hoͤchſten zu Herzen gehe, wie Sie dann darzu alles, mas in Ihrem vermögen ift, mit Beyzutragen geneigt feind und deßhalb umb allem angedrohetem Unheyl vors zufommen und difen Endzweck dermaleinfl zu erhalten der Nothdurfft zu foyn erachtet einen gewifen Allianz - Tractat mit Ihrer Kayſ. May. und Ihrer Königl. May. von Groß » Britannien einzugehen und zu fehlieffen , worvon Ihre Hochmögende mir dermalen auch difem Köblichen Creyß Nachricht zu ges ben und zugleich denfelben fehr freundlich zu Invitieren und zu erfuchen, daß er mit darein zu tretten und zu Beförderung difes fo bailfamen Werkes aud feinerfeitö contribuieren wolle allerınaffen Ihre Hochmoͤgenden hierüber Ih⸗ ze Meynung weitleufftiger in dem Schreiben, welches Sie deßhalb an den Loͤbl. Ereyß abgehen laſſen und Ich die Ehre zu uͤberliefern gehabt, zu erken⸗ men gegeben haben. Ihre Hochmögende zweiflen nicht , ed werden diſe Köbl. Greiffe , weldye Ihren Eiffer vor die Wohlfart Ihres Waterlands und ganz Europe in allen Begebenheiten erwiefen , nicht allein die Nothwendigkeit folcher Allianz von felbflen erkennen , fondern auch aus denen fo wohl in derfelben, alß auch in vorberährtem Schreiben angeführten Urſachen und-mo- tiven anmerden, daß befagte Zufammenfeßung das einige Mittel ſey, wos mit dem obnaudfprechlichen Uebel, welches allen Prinzen und Staaten von Europa betrohlich bevorſtehet, noch endlich vorzukommen ſeyn moͤchte. Ich will dannenhero die bereits beſchehene Vorſtellungen bier nicht widerholen, ſondern nur noch diſes anfügen, daß es eine bekannte Regul iſt, Es ſey beſ⸗

ſer

Beylagen. RN. 10, Beh Sp en N ah a m ——— fer einem Unglüd vorzufommen , ald daffelbe zu erwarten und daß Ihre Hoch⸗ moͤgenden ſich feſtiglich verſehen, daß diſe Loͤbl. Creiſſe dero vorhin erwieſe⸗ nen Eyfer auch ben diſer Gelegenheit werkſtellig machen und mit Ihro in des nen abgefaſſten heylſamen deſſeinen concurrieren, zu ſolchem Ende auch in diſe Allianz mit eintretten und daruͤber eine ſchleunig und fuͤrderſamſte Re- folution nehmen werden. Ich mag mic mit großen Erzehlungen hier nicht. aufbalten, was nad dem Tod des verftorbenen Königs in Spanien glorwürs diafter Gedaͤch nus vorgefallen, welchergeſtalten Ihre Hohmögenden Ihre Of- ficia und Bemuͤhungen die Rueh und Sicherheit aller Potentien in Europa feſt zu fiellen angewendes und wie felbe allefampt fruchtloß abgangen ohne. daß einige von deren gethanen vorſchlaͤgen ben geringften Effedt erraichen kbnnen. Dife Sachen find fo neulich miteinander vorgefallen, daß fie bey als. Ien Mitgliedern difer loͤbl. Crayſe völlig befand feyn, Diefelbe aud) gnug⸗ ſam daranf abnehmen werden, daß dad Übfehen des Königs in Frankreich das. hingegaugen über die allgemeine Ruhe in Europa ernftlihe Handlung zu pfle⸗ gen, aud) feine Intention mit oceupation der Niderlande und des Mays Yaupdiichen nicht fo innocent gewefen feye, als feine Miniftri esüberallinfinuies ren wollen. Dann aus deme, daß er die Barriere , welche zu ber Sicherheit des Staats Ihrer Hochmoͤgenden und ded ganzen Untern Rheins, fo dann der Staͤnde ded Reichs an der Mofel gedienet, nunmehro weggethan und ſich des Reichs Lehen in Stalien bemächtiger worburd das Reich indgemein und abfonderlich die Schwäbifche und Defterreichifche Sramfe Ihre Bedeckung gehabt , erfcheinet klaͤrlich, daß der König von Frankreich zu Ausführung feines groffen Vorhabens Feinen Augenblick zeit zu verlieren gedenfer und darff Ich noch wohl diſes hinzu feßen, daß, wann er die Niederlande und das Mayländifche behala,_ ten follte, Feine Ruhe noch Sicherheit durch einige Macht in Europa mehr zus wege zu bringen ſeyn würde, weilen er aus diefen Ländern, bevorab da er burd) die Macht von Spanien verftärdt und mit den Weſt-Indiſchen Schägen bereis chert werden follte, ohne weitere Hindernus durdy Tyrol nnd Friaul in die Schwaͤbiſche und Defterreichifche Creiſe nach eignem Gefallen eindringen fan und waiß Ich nicht, was fir Oerter fefle aenug find, Ihne davon abzuhalten oder welche Macht hiernaͤchſt gefunden werden fellte, die einer ſolchen Potenz, als difer Monarch fo dann befigen würde, koͤnnte oder dörffte Widerfland bietheu. Diſe uud andere mehr zu beforgende Unglüdöfälle, welche Shre Hochmögende zu . Errichtung vorbefagter Allianz bewogen haben, werden, wie ich nicht zweiffle, auch dife Loͤbl. Creyſe derfelben auf das fürderfamfte beyzutretten bewegen, das mit man aller foldyer angedroheten Gefaͤhrlichkeiten mit zufamen gejeßten Eraͤff⸗ ten vorkommen und ſteuren moͤge. Wobey Ich weiter nichts anzufuͤegen ii - a als

628 Beylagen.

EEE EEE RETTET EEE ET —— als dad Ich diefen Loͤbl. Craiſen annoch zu betrachten gebe, was fchon wuͤrcklich an dem Unter⸗Rhein und in den Luͤttichiſchen Landen geſchiehet, wo der Koͤnig in Franckreich bereits viele Städte durch feine Waffen occupiert, verſchiedene ans dere fortificiert und eine groffe Quantitzt Kriegs» Munition darauß kommen laͤſſet, welche wider der Fürften Willen aufibrem Grund und Boden ausgefchifft . und mit gewaffneter Hand durchgefuͤhret wird, worzu noch ein mehrers Magas zinen damit aufzurichten erwartet und durchgehends ſolche pr&paratoria gemacht werden, woraus nichts anders, als eine unverſehene Invafion in das Roͤm— Reich und zwar in der Intention zuvermuthen, damit der Staat von Ihro Hoch⸗ moͤgenden von demſelben ganz abgeſchnitten ſeyn moͤge. Von was confequenz ein ſolches dem ganzen Reich ſeye, will ich dev Deliberation der Loͤbl. Crayſe anheimbflellen und imübrigen Fürften und Stände berfelben Meinesvor Sie tras genden relpects und Confideration benebensder Hochachtung verfichert haben, welche Ich vor Ihre Herrn Abgefandte habe und folche denenfelben insgefampt und beſonders inder That zu erweifen allberais fein werde, Ulm den 1. Martij. 1702,

m 4A. van der Meer,

| Num. 350. " Memoire du Miniftre du Duc de Wirtenberg - 'Monbeliard aux

Etats generaux touchant la reftitution de la Principaute & Comt& de Monbeliard. d. d. 14. April. 1702.

- Tres hauts & puiffants Seigneurt.

N A. Ser. Monfeigneur le Duc. Leopold Eberhard de Vurtemberg, e Prince regnant de Mombeliard n’ayant rien fouhaite plusardem- ment, que de fe conferver l!’honneur de la bonne amitié & de Peftroi- te correfpondence, que fes illuftres predeceffeurs ont heureufement eftably & conftamment entretenu avec votre tres puiffante Republi-

ue. Elle m’a ordonne de remercier tres humblement V.V.H H.

. P. de la part, qu'elles ont dernierement aggree de prendre dans les affaires de Monbelliard & en meme temps de les aflurer du tres particulier defir, que Son Alt. Serme en a pour marquer à V.V.H. H P.P. fon entiere reconnoiflance & la tres ardente inclination qu’ Elle poffede hereditairement pour les interefts & pour le bien du - Service de votre fleuriflant Eftat. M. de Heemskerk votre Ambafla- deur a bien execute avec la derniere exaditude les ordres , que

Bey la gen. | 129

V.V.H.H.P. P. luy avoient donnée ä Pegard des contraventions de paix continuces au paisde Monbeliard. S. Excell.ce n’a rien oublie de ce, qui pourroit fervir pour concourrir folidement avec Meflieurs les Ambafladeurs de Sa Maj. Imperiale & de Sa Majeft£ Brittanique. Ces trois illuftres Miniftres toujours de concert ont tres amplement remonftr& ala Cour de France, que les quatre dependances delaP;in- eipaute & Comté de Monbeliard , noınmees Hericourt, Blamorf, Ciemont & Chaftelot enonc£es par la France dans la Lifte des Reu- nions touchant l' Empire & en execution de la Paix effectivement rendues à Son Alt. Seren. de Monbeillard etant du depuis de nou- veau reunies àâ la Bourgoigne par des arrefts de reunion & par la for- ce des armes & en meme remps la religion catholique Romaine y eftant introduite bien quelle n’y avoit jamais et& exerc&e pendant Ja guerre. Rien ne povrroit efire plus conforme au maintien du traitte de Ryswic, que les dits arrefts caflez de retablir ce Prince dans la fouverainete & dans les Droits d Empire pour P Ecclefiafti- que & pour le feeulier. Cependant fur toutes les intervenfions, re- quifitions & inftances faites de la part de ces trois Miniftres la Cour de France n’a pas laiff® de fe declarer par expres, qu’a l’egard des reunions d’ Empire ayant flipul& une caflation des arrefis de Sa Ma- jeſte tres Chreftienne, fe feroit toujours referv£e tous les droits, qu’elle pourroit pretendre fur le pais reftitus. V.V.H H. P. P. eftant entierement informees du contraire & que fuivant l’extrait du regiftre des refolurions du 3. Septembr. 1696. & fuivant tout le con- tenu du dit traitt& de Ryswic la paix n’a pas efl& accordee qu’aux conditions de rendre 4 Empire toutes les reunions fans aucune re- ferve , & qu’au cas de contravention Palliance de Sa Maj. Imperiale & Sa Maj. Britannique & de V. V.H.H. P.P. fubfiftera pour la gua- rantie. Il sen ſuit que fur la meme declaration V. V.H.H.P.P. font remifes dans PEſtat dela dite alliance pour guarantir les droits de Empire fur le dit pais de Monbeliard d'autant plus que la me. me Cour de France à continu& de declarer mesme par escrit, qu’a- vant la paix de Nimeghens l’Espagne n’auroit entrepris exercer aucune jurisdidion fur le dit Paisen confideration des Alliances des Princes de Monbeliard avec V.V.H.H.P. P,& avec d’autres Prin- ces& Etats de la Religion Proteftante, que cette railon cefloit au- jourdhuy, quela Beurgoigne auroit fur la Lorraine. fur la fuiffe & fur d’autres pais voifins, les memes droits, qu' on pretendoit pre-

XII. Theil. (R) fen-

230 | Beylagen.

fentement fur les dites guatre dependances de la principaute deMon- beliard. , Que tous fes Princes & Eftats fe feroient prevalus de la foiblefle d’Efpagne & de ladefaire du Duc Charles de Bourgoigne & que par confequentla France en droit de l' Efpagne pourroit bien exer- cer tous les droits pretendus par les anciens Comtes de Bourgoigne fans avoir egard a la difpofition de la Paix de Veftphalie, ni a toutes autres conventions au contraire & non obftant toutes les prefcripti- ons & poſſeſſions immemoriales. Ainfy P’incomparable fageffe , qui gouverne toutes vos glorieufes deliberations & actions & le tres parti- culiere zele pour la confervation de la religion , qui va eternifer la sloire de V.V.H.H P.P trouvera, qu’eiles pourront bien avan cer les interests de la caufe commune & que ce fera pour la gloire de leurs alliances fi elles avifent d’achever Pouvrage, qu’elles ont fi genereufement commenc£e pour f’afleurer la religion &-la liberte du dir Pais de Montbeliard. C’eft pourquoy V. V.H.H P.P. font tres humblement fuppliees d’y vouloir favorablement reflechir de la conjondture prefente & de concerter avec fes hauts alliez’ de tous le moyens:, qu’Elles jugeront les plus convenables pour obtenir le dit entier retabliffement de S. A. Sme de Montbelliard & pour cet effect d’ inftruire des: ordres: naceflaires Meſſieurs leurs illufires Miniftres a la Cour Imperiale, ala Diete de Ratisbone &aupres des louvables. Cantons des Suiffes. Le tour puiffant conferve V.V.H.H P.P. dans; le plus heureux eftat du monde & benniffe toutes les grandes:conful- tations , qu’Elles continuent prefentement pour le bien de tourte I” Europe & pour la gloire immortelle de leur tres puifsante Republi- que; Je: ſuis avec toute la veneration imaginable: De: Vos hautes; Puifsanrs | le: tres humble & tres: obeiffant Serviteur' Gabriel Woelffel Seigneur d Ebeling. Num. ST.

Erinmerungs: Schreiben der Königin Anne yon Engelland am die Stände des Teutfchen Reichs, daß fie dem Buͤndnus zwiſchen dem Kayſer, Engel, Holland beytretten möchten. d. d. zo. April. 1702.

Anna Dei gratia Magnæ Britanniæ, Franciæ & Hyberniæ Re-

gina, fidei defenſor &c. Amen & Coufultifimi Viri, Amici perdiledi. Cum: morte fu- neſtiſſima nuperi fratris noftri: charifimi Wilhelmi: III. eo fifli-

Beylagen 131

fifim® memorie Magnæ Britanniz Regis &c. in noftras jam manusex voluntate Divina tradita fint Regnorum, dirionumgue Britannicarum gubernaeula flatim atque inprimis foto penitus animo incubuimus , ut tam gravem, tamque improvifam jacturam communis Europe cau- fz ftudiofi quam minime fentirent. Fuit certe acerrimus boni publi- ci propugnator, fuit ingens libertatischriftiani orbis periclitanris co- luinen , firmifimumque confederationum omnium vinculum. Nos vero in eodem folio jam collocatz ita commodis Europz fullentändis, ita confiliis fuis tam pr&clare inchoatis etiam ftrenue provehendis , actionumque quarumliber legibus fandifime praftandis operam 0. mnem ftudiumqueadditurz ſumus, ut, cum curas illas molitiones- que egregias antecefloris noitri in nobis quafi redivivas cernant 4 mici noftri federatique non tam defleant amiflum Pıincipem fortif. ſimum, quam mutatum falutis public præſidium cogitent. Cumque perilluftre adeo exemplar quotidie ob oculos habentes fedulo nobis efingendum_propofuerimus , nulla tamen in parte idem imitari ac- euratius conabimur, qguamin follici'a illa vigilantia, qua velut excu- babat usque pro Sacro Rom. Imperie ut fuus fibi fplendor & augufta dignitas conflarent ac jura quzvis farta tedta confervarentur. Nos i- taque multum feriogue in animo expendentes magnitudinem pericu- lorum , quibus Europa quidem univerfa, maximeque S. R. Imperü Principes ac Status pre nimia Gallorum potentia tanquam circumfepti jam tenentur , nequivimus fane, quin de ijs perfcriberemus ad am- plifimum Veftrum Confeffum & prudentiflimis Veftris confiliis fen- tentiz noſtræ momentum zdjecerimus. Supervacaneum eflet apud Vos prolixe commemorare Regis Galli@ infitam atque effrenatam do- ‚minandi libidinem , percenfere veteres injurias atque artes & infi- ‚dias omnes enumerare,, quibus Imperii {ui fines irrequietus zque molieBatur. Hzc olim pertradata ita commoverunt Europe Princi- pes, ut non nifi confociatis viribus ambitioni Gallice occurrendum eſſe exiftimarent. Nuperrime vero Domus Burbonicz Nepos in fo. lium Hifpanicum ingeftus , fpreta Juris Cefarei in illam fuccefionem toties & tam fandte confirmatz æquitas, armis occupatz provinciz Hifpano Belgic®, armis itidem obfeffus Ducatus Mediolaninfis ac et- iam ipfa Imperii propugnacula vi & fraude ufurpatz, tantum & potentie Gallorum & injuriis cumulum adjecere , ut non jam pax & tranquillitas , fed ipfa libertas publica periclitari videatur. Quippe cum Gallix Regnum Hifpanieumque magis magisque indies veluti

(R) 2 coa-

132 Beylagem

KrSURPERTEFTPSEERENE TG URPRVENDERPEREPIREHAENEENSSCHULDSN RE eoalefcant & unius plane confilio atque arbitrio utrumque jam guber- netur, palam omnibus efle putamus cundando fore, ut non folum Cxfarexz ſuæ Majeftatis jus in fuccefionem Hifpanicam penitus elu- datur,, fed & Gallorum immodica jam potentia eo faftigii porro eva- dat , utin Europe totius dominationem , cui tam diu inhiaverunt, demum involare non dubitent , atque adeo Sacri Rom. Imperii Prin- cipibus , Statibusque funeflifimum præ czteris importent exitiüm. Duo auteın calamitofifimis hisce Galliæ conatibus, quam optime na- tureque foret profpetum nuperus frater nofter charifimus ordines- que uniti Belgii Generales per neceflarium duxere Cæſareæ ſuæ Maje- ftatis ad partes venire & fociale cum Eadem fedus fancire, quod nos quidem pro ea fide, religione , conftantiaque indeflexa, qua fe- deris tam faluraris conditiones quaslibetcunque & tueri ipfz tuendas- que ab aliis curare ftatuimus . Vobiscum (quorum tanti intereft , quique pro falute Germaniz tanquam in excubiis pofiti eſſe videmi ni) communicandum cenfuimus , fpem habentes certifimam cundta Sacri Rom Imperii membra promptis & alacribus animis eas penitus rationes fuseeptura & ftrenue efhicaciterque promotura , quibus Im- perii ipfius honor & fecuritas confervetur , Gallorum ambitiofe mo- litiones reprimantur atque eo pacto quies firma & perennatura in Eu- ropa redintegretur,, ftabiliaturque. Rogamus itaque Vos atque in- vitamus amicifime juxta Articulum didi federis XIII. ut in ejus fo- cietatem accedere & acceflione Veftra robur eidem & firmitatem ma- ximam addere velitis.: Quo fadto Vosmet adjungetis Imperatori Ve- firo auguftifimo, Ordinibusque federati Belgii fummis boni publici ftudiofiffimis , nobisque infuper , quæ jam curas unice impendi- mus, nervisque omnibus anniſaræ fumus, ut labentem Chriftiani Orbis libertatem fuflinere & @ pernicioiis Gallorum inceptis vindica- re poflimus. Nullatenus itaque ambigentes , quin fuffragia veftra publicis Europe votis & periculofifim& huic temporum conftitutio- ni parata fortiterque accommodaturi fitis. Vos & confiliorum veftro- rum felices exitus fupremi Numinis curæ ac moderamini enixecom- mendamus Dabantur in Palatio noftro Livi Jacobi !o. die Menfis Aprilis, Anno Domini ;,o2. Regnique noftri primo.

Vefira bona Amica J.® Vernon. Anna Regina.

Num. 52.

Beyladem 133

Num. 52.

Kayſerl. Handſchreiben an Herzog Eberh. Ludwigen zu Wuͤr⸗ tenberg mit Ordre ald General- $eld- Marchall - Lieutenant ſich in dad Feld zu begeben. d. d. 16. Maji. 1702.

Leopold von Gottes Gnaden Erwoͤlter Römifeber Rayfer , zu aller Zeiten Mehrer des Reichs zc.

SS urhleuhtigs Hohgebohrner ‚, Lieber Vetter und Fürft ꝛc. Ob Wir zwar Unfers freundlich geliebten Sohnes, des Durchleuchtigſten fürftens Jofephi bed Römifihen und zu Hungarn Königs Lden dad General- Commando über Vnſere und die Alliierte Troppen in dem Römifchen Reich, bereitd aufgetragen, unter deſſen aber Vnſers lieben Vetters, Fürften Generalleuthenamdtens und Beldtmarfchallens, Ludwig Wilhelmb Marggraffens zu Baaden Lden ꝛc. ſchon mit einiger Anzahl von Vnſern und erwöhnter Allijerten Troppen auß⸗ und über Rhein geruckt, alldort aud) bid auf weiters erfolgende Zufambenfeßung der dahin gewidineten Armada gegen die Franzöfifche Arontier ſich gelegert haben, fo dann ebeflens in offentlihen Bruch, welcher bereiths an dem unsern Rhein ans gangen, Fommen wirdt. i

So haben Wier, weilen unter andern fehon angewiefenen Generaln, auch Deine Lbden zu obgedachtem commando in das Römifche Reich deftiniert worden , Sye, bis erwähnte Ihre unfers freuntlich = geliebten Sohns Lden felbften allda ankommen werden, Immittelſt mit allenrefpedt und Aufſehen an gedachte Geis ne des Marggraffend zu Baaden Lbden ꝛc. weifen und zugleich berfelben bedeuten wollen, daß Sie zu nebung Shrer obhabenden Stelle und Befelchs fi dahin - ohnverweilt zuverfügen wiffen mögen und verbleiben Dero Lbden benebend mit vets terlichen Hulden und allem gutem wohl beygethan. eben auf vnſerm Schloff Rarenburg den Sechtzehbenden Monat3 tag Maji im Siebenzehenhundert und anderten , onferer Reiche des Nömifchen im vier und vierzigſten, des Hungas zifhen im Siben nnd vierzigflen und des Boͤheimiſchen im Sechs und vier Bigften Jahr.

Leopold, ° | m Ad mandatum Sacr Cæſ Majeſtatis Gv Manßfeld⸗ proprium. Carl Kocher von Lindenheim. (R)3 Num, 53.

134 B eyl ag en.

Num. 53. Schreiben König Jofephs an Herzog Carl Alexandern zu Wuͤr⸗

semberg wegen Dero bey Eroberung Landau bezeugten Tapferkeit. d. d. ı5. Octobr. 1702.

ochgebshrner , Lieber Hheim und Fuͤrſt. Sch habe nit unserlaffen Shro Kayf. May. und Lbden Meinem alleranädigft Hochgeehrtiſten Herrn Vat⸗ tern bey der über die Beſchehene glüdliche Eroberung Landau jüngfihin gethas "ne notification Ew. Lbden in denen obgewefften occafionen erwiefene ge- - nerofiter und tapfern Valor beftermaffen anzuruͤhmen.

Wann nun allerbödhftged. Kayf. May. und Lbden hieran ein fonderbas

res Wohlgefallen fpüren laffen und ſich abfonderlich erfreuen, daß Ener Lbden vermitteld Dero Erwiefenen Tapferkeit einen guten Antheil von fothaner Erz oberung Ihro zufchreiben Eönnen und dadurd) bey der werthen pofteritzt Shs ro einen unfterblihen Namben gemacht , nit wenig andern zu gleicher ruͤhm⸗ licher Nachfolg ein Treffliches Exempel gegeben haben.

Alß laſſen Sye dife Ihre hierob empfangene Veranügung durch Mid; Euer Loden Dheimbsund gnediglich Conteltieren,, Diefelbe verficherent, daß Sye obbemeldte Ihro und dem Publico Befchehene anſehnliche Dienfte nies mahlen in Wergeffenheit ftöllen , fondern bey allen VBorfallenheiten fonderbas re reflexion darauff machen wollen. Wie Ich mir dann aud) in particus lari abfonderlich gratuliere, daß Euer Lbden aus dem Numero derjenigen ſeyn, mit welchen Gott der Allmaͤchtige Meinen Erfien Feldzug fo Glortos gefeegnet hat. Und ich verbleibe Derofelben anbey mit Oheimblicher affe- &ion, Königl. Hulden und Gnaden aud) allen gueten jederzeit wohlbeygethan. Aſchaffenburg den 15. Octobris Anno 1702.

Euer Lbden

Öuetwilliger Joſephus.

Num. 54.

Vorſtellung des Corporis Evangelici bey dem Kayſerl. Principal- Commiſſario wegen der Ryßwickiſchen Neligions » Clauful u. Religionss Beihwerden, dd. io; Sept. 1702.

hro Hochfuͤrſtl. Eminenz feye fonder weitläufftiges Anführen bekannt, wie 3 man dahier bey dem Reichs » Convent auf dem punct ftehe die delibera- - ti.

.

DBeylagen. 135:

tion über das letzt an das Reich gebrachte Kayſerl. Commiſſions⸗Decret onzugehen. Nicht weniger ſey Ihro Hochfuͤrſtl. Eminenz auch unverborgen, was feit des geſchloſſenen Ryßwick. Fridens wegen der in dem art. IV. desſelben enthaltenen przjudicierlichen elauful und fonft anderer hochwichtigen gra- vamınum in Neligions z fachen halber zwifchen beederfeitd Neligionsverwands ten zeit anbero vor befchwerliche Srrungen entflanden und deßhalben fo wohl. an Ihr Kayf. May. zu verſchiedenen mahlen allerunterthäniaft gebracht worz den, als dahier bey dem Reichs-Convent vorgegangen. Man wolle Shs zo Hochfuͤrſtl. Eminenz mit weitlänfftiger Wiederholung deffen allen anjes ho nicht befhweren, fondern fih an feiten eines Corporis Evangelicorum auff die Kayſ. May. allerunterthänigft bebändigte Memorialia, die in dem | Reiche » Collegiis eröffnete Vota communia und an die Herrn Catholiſche gethane Vorftellungen in der Kürze beziehen, Wiewohl nun darin unter ans dern enthalten , und die Sache endlich dahin gediehen daß per diverfä con- Clufa die bündine Abrede unter den Evangelifchen Ständen genommen worden mit den Herrn Catholifchen zu Feiner Reihe» deliberation zu coneurrieren ‚ehe und bevor die Angelegenheiten der Evangeliſchen bey dem Reich vorgenommen und zu billiger Eroͤrterung gebracht worden, fo hätte man doch an feiten des Evangel. Corporis dife Sache geftern in aberinahlige deliberation geſtellt, da man dan geſchloſſen des Kayſerl. hoͤchſt anfehnlichen Herrn: Principal- Commiflarii hochfuͤrſtl. Eminenz in Unterthänigfeir per Deputationem zw erkennen zw geben wie man zwar in Erwägung jetziger conjuncturen und da das Werk fh in ein und anderm geaͤudert, infonderheit durch die vorhabende Kriegs⸗ declaration der letzt getroffene ganze Ryßwickiſche Fride, folglich‘ auch die Belhwerliche clauful des Art. IV. aufgehoben würde, Bereit feye zu allerz unterthaͤnigſtem refpedt gegen Kayf. May. und amore publici zu. Eingangs erwehnter deliberation beyzutretten, dabey aber der ganz ungezweiffeltem zus verficht lebeten, ed würde vorhero von einer hoͤchſtanſehnlichen Kayſerl. Com- miflion und den famtlihen Herrn Carholifchen denen Evangeliſchen eine bins laͤngliche Verfihernng gegeben: werden, daß. die obhaßende Irrungen und Religions-gravamina nicht bey ſeiten gefeßt, fondern pari paffu mit: andern: jetzo vorfommenden Reichsgeſchaͤfften vor die Hand genommen; zur Erörtes zung gebracht und denenfelben nach Inhalt der Reichs» Conftitutionen abges holffen werden follten. Allermaſſen nun difes zu: Herffellung des inſonderheit bey jetzig anfcheinenden hoͤchſtgefaͤrlichen Laͤufften fo nöthigen alten Teutſchen Vertranend gerichtet und die Evangeliſche Stände deſto mehr verbinden wird bey bevorfiebenden Kriegs» Borfallenheitem zur Sicherheit des geliebten Vats terlandd und ungekränkter Erhaltung deſſen Theurer Freyheit ihr äufferftes: beyzutzagen: u. Out: und Blur willig davor aufzufeßen: , wann fie er

{ ale:

136 Beylagen.

ſtalt vorher genuͤglich geſichert ſind, daß der Ausgang des kuͤnfftigen Kriegs nicht, wie letzlichen zum Nachtheil und Abgang ihrer theur erworbenen Mes ligiond Freyheit ausfchläget, fondern man ohne Kränk: oder Schmälerung des nftrumenti pacis Weltphalic® in Religions » Sachen einmütig bey einans der zu halten und die Wohlfart des gemeinfamen Varterlandes ohne Abs fiht auf einiges particular Interefle , auch mit gemeinfamen einmüthigen Confiliis & Viribus treulich zu beforgen und zu verthäbigen beffändig ent⸗ fchloffen fen: Alſo gesröfte man fih umb fo viel gewiſſer des Kayſerl. hoͤchſtau⸗ fehnlihen Herrn Principal Commiflarii hochfuͤrſtl. Eminenz werden nad Ihren bey allen Begebenheiten bereits hoͤchſtruͤhmlichſt erwieſenen patrioti- ſchen Eyffer vor den unverrudten und unlaugbar in guter harmonie und eins müsbiger Zufamenfeßung des allerhöchflen Dberbaupts und der famtlichen Stände beruhenden Wohlftand des geliebten Vaterlands Teutſcher Nation ihren höchftvermögenden hohen Credit dahin anwenden, daß das bißhero eins geriffene ſchaͤdliche Mißtrauen aus denen Gemüthern gänzlic gehoben und alle vie deliberation und in dem Kayſerl. Commifliong- Decret abgezielte nöthige Verbindung hinderende obftacula and dem Weege geraumer, mithin die Evangeliſche in den ſtand gefeßet werden mögen fich der gemeinfamen Mots turfft des Reichs ihrer Treuen und Auffrechten Intention nad) mit allen Kräffs ten und Eyfer zu unterziehen,

Num. 55. |

Kayſerl. Schreiben an die ausfchreibende Fürften im Schwäb, Krayß wegen der Chur: Bayrifchen gewaltthärigen Einnahm der Stadt Ulm, ed. 18: Sept.;270%...

Leopold ꝛc. |

ser Andacht und Lden werden bey fich felöft leicht erachten, wie unvermuthet und befremdlich Und zu vernehmen gewefen, daß des Churfürs ſtens zu BayernLden eben zu der zeit,da man anf allgemeinem Reichstag zu Regen⸗

fpurg über gegenwärtigen Zuftand ded Reichs und defjen Sicherheit die Berath⸗ ſchlagung anzutrettenim Werck begriffen und faft!alle Geſandtſchafften dazu mit inftrudtionen verfehen geweſen, nicht nur Unfere u. ded Heyl. Reichs Stadt Ulm fridbruͤchiger weiß überfallen und eingenommen, fondern and die Fraͤuck⸗ und Schwäbifhe Crayſe, wofern fie fich der mit Uns habenden Buͤudt- und Vers ftändnus nicht abthun würden, gleichfam mit offener Fehde bedroher hate, Was Seine Lden zu difem weitausfehenden uud gar nachdendlichen paflu eigentlich es

Beylagen. 137

bewogen haben moͤge, laſſen Wir dermahlen an ſeinen Ort geſtellet ſeyn, bevor⸗ ab, da Wir annoch die Hoffnung noch nicht aufgegeben, daß, nachdem S. Lden

von Regenſpurg aus verſtaͤndiget worden, wie dad geſambte Roͤm. Neid) dero ,

attentation anfehe und was ed deßwegen fowohl ihrem Gefandten vorftellen, ald an Uns geziemend gelangen laffen, Sie dem Reichsſchluſſ und Unferer au Sie abgangener pätierliher und wohlmeynenden Ermahnungen zu folg von ihs tem publicierten Vorfaß abftehen und die Stadt Ulm in ihren vorigen fregen

- Stand unverweilst reftituieren werden. In dem jedoch foldes auf dem Erfolg -

beruhet, inzwifchen aber dife Anmaſung denen Reichs Conttitutionibus und dem profan Friden fo wohl, als der Execution» Ordnung mit dem Weſtphaͤ⸗

liſchen Fridenfhlug diredte zuwider und gar nicht zu begreiffen ift, daß Se

den ihro erlaubt zu feyn meynten mit der Kron Frankreich dergleichen Allianzen zu machen, andern nicht minder freyen Chur: Fürften und Ständen aber verbies sen wollen ihrem Ober: Haupt Hüife zu leiften oder mit demfelben in Buͤndnus zufteben: Sohaben Wir Euer Andacht und Lden hiemit guädigft verfihern wols len, daß im Fall wider alle beffere zuverficht offtgedacht Se Lden fidy fo weit ver⸗ tieffet, daß Sie alle Uns und dem Reich, wie auch Dero freyen Mit» Ständen ſchuldige confideration auf die Seite feßen wollten und bey Ihrem angefangenen Vorhaben vermeffentlihverharren, Wir folden falld nicht allein Unfer Kayſerl. Ambt dargegen nahdrüdlicy vorkehren und gebrauchen , fondern and) alles dass jenige, was Wir Erafft derjüngft confirmierten aflociation von Unfers Defters reichiſchen Crayſes wegen zu preftieren verbunden, wie groffer Schade Uns auch anderer Drten darob zu wachfen möchte, ohne Abgang erfüllen und folchen uns gerechten Gewalt mit gebörigem Gegengewalt abzutreiben nicht ermangeln wers den an Euer Andacht und Lden guädigft gefinnende, daß Sie foldhe Unfere Ent s fhlieffung Dero Crayß und Mit: Ständen befandt machen und Sie dahin aufs muntern und vermögen wollen, daß Sie durch oberwehnte unziemliche Bedros bung Ihre Freyheit und patriotifdhe intentiones nicht einfchränfen,, nod fi von der conjundtion Shrer trouppen mit den Unfrigen abſchrecken laffen, fons bern hierinnfalld und in allen-andern mit Unfers freundlich geliebten Sohns des Roͤm. Königs Lden und mit Unferm General- Lieutenant ded Mardgrafens zu Baaden Lden de concerto gehen und verfichert feyn wollen, daß Diefelbe nichts mehr vor Augen haben, noch ſich etwas eyfriger angelegen feyn laffen wer: den, ald was zu ded gemeinen Weſens beftem und derer Ständen befländiger Wohlfartd und Sicherheit am erfpriefflichften zu feyn befunden werden wird, Wir verbleiben im übrigen Ener, Andacht und Lden mit zc, ꝛc. Eberflorff den 18 Septembr. 1702.

XII. Theil. Sy RN N

138 Beylagen.

Num. 56.

Koͤnigl. Preuffifhes Schreiben an Herzog Eberh. Ludwig yon Würtemberg wegen des zu leiſten habenden Beyſtandes wider Bayern. | d. d. ı0. Od. 1702. | Friderich Rönig in Preuffen zc.

1% iſt Ew. Lden freundvetterlich Schreiben vom 25ſten des juͤngſt verwiches

nen Monats Septembris wohl zugekommen und haben Wir daraus mit mehrerm erſehen, wohin ſowohl bey des Churfuͤrſten zu Bayern Lden vorgenom⸗ meneu feindlichem Einbruch in den Schwaͤbiſchen Krayß, als auch in ſpecie we⸗ gen der Kayſerl. freyen Reichs-Stadt Ulm Ew. Lden Gedanken gehen und was Sie deßfalls von Uns verlangen. Nunift Uns lieb und nehmen es vor eine Pros be Ew. Lden vor dad gemeine Wefen führenden ruͤhmlichen patriotifchen inten- tion, daß Sie über hochgedachtes Churfürften Lden gethane ganz unvermuthete ſchaͤbdliche und weitausſehende demarchen fo vernünfftige reflexiones machen and daraus mit Und vertraulich fich vernehmen wollen. Es koͤnnen auch Ew. "den verfichert feyn, daß Wir alles, was in Unferm Vermögen iſt, gern und yoillig dazu Beytragen werden, damit difem Unmwefen bald anfangs geſteuret und die daraus befahrende unglüdlihe Wirkungen in der Gebuhrt erdrudfer werden mögen. Und gleichwie die zu foldem Zweck dienende Mittel Unfers erınefs fend nirgends beffer, als bey der Reichs- Verfammlung zu Regenfpurg wer den überlegt und befchloffen werden koͤnnen: Alfo-wollen Wir auch Unferer allda habenden Gefandtfchafft unverzüglich befehlen ſich hierüber nit Ew. Lden and anderer wohlgefinnten Reichs » Stände dafelbfl fid) Hefindenden Miniitris zufamen zu thun und eines gewiffen fich zu vereinigen, Em, Lden anheim ſtel⸗ lend, ob Sie dem Ihrigen deßhalb auch gemeffenen Befehl ertheilen wollen. Es fichet auch bey Uns veft und werden Wir Uns nimmer auf andere Gedans een bringen laffen, daß die Stadt Ulm ohne den gerinaften Auffchub in fa- cris & profanis wieder in ihren vorigen Stand gefeßet und auf Feine Weife in des Churfürften von Bayern Lden Händen gelaffen werden müfe. Ew. Lden wollen folches auch anı Kayferl. Hof und wo ed fonften dienlich ſeyn,

eruſtlich urgieren laſſen zc. Schönhaufen ben Io Odobr. 1702, | | Num. 357. | Copiæ Billets des Magdenburg. Sefandten an den Würfenb. in eadem materia. af Seiner Hochfuͤrſtl. Durchl. zu Wuͤrtemberg Schreiben au Ihro Kön. : May, meinen allerguädigflen Herrn haben Diefelbe anhero refcribiert and

Beylagen. | | 139

und Uns befohlen, daß wir mit dem Herrn Öefandten aus der Sach ven Chur⸗ Bayrifhen Einbrud in den Schwäb. Krayß und die occupation der Stadt Ulm betreffend vertranlih communicieren und warn allbier ferner deßhalben etwas vorkommen follte in alle diejenige mefures mit eintvetten follten, wels che einiger geffalt dienen werden, ſowohl Ihre Churfürftl. Durchl. von Bays ern zu feinem devoir und auff einen beffern Weeg , ald auch wegen der Stadt Ulm alles wider in vorigen Stand zu bringen, geflalten Ihre Königl. Man. fi) deßhalben gegen Ihre Hochfuͤrſtl. Durchl. in dero freund ⸗vetterlichen Antwort » Schreiben aus Schönhaufen vom 10 O4. ein mehrerd und hoffents lich zu Ihro Hochfuͤrſtl. Durchl. Vergnügen expliciert hätten. An deu Geh. Rath und Envoye zu Wien Herrn von Bartholdi iſt gleihmäflige Inftru- tion ergangen und Wir find in fpecie iterato befehliht in und auffer colle- giis auf alle weiß difen principiis zu infiftieren, dabey aber allezeit zu bes

- Dingen, daß ed aud) von andern ebenfalld gefchehen möge, ebenumäffig zu bes

fördern, daß vor allen Dingen Ulm wieder in Neichöfreyen Stand gefeßt wers den müfle. Habe es Meinem hochgeehrten Herrn Öefandten nicht verhalten wollen, ob Sie etwan heute hievon noch unterthaͤnigſt zu referieren gut fins

ben möchten. “| Num, 58.

Extract aus einem Chur» Bayrifchen Refcripe an dero Geſand⸗

ten zu Regenfpurg. d. d. ar. Febr. 1703.

Weilen alle momenta pretios, als erwarten Sr. Churfuͤrſtl. Durchl Von einem hochloͤbl. Reichs-Convent weitere reſolution. Indeſſen iſt es um den angetragenen und von Ihrer Churf. Durchl. nun auch realiter erwie⸗ ſenen Stillſtand der Waffen zu thun und im fall es je mit dahin zu bringen, daß ſolcher bis zu Austrag der Sachen auch Kayſ. ſeits gehalten werde, man wenigſtens von Reichſswegen ſich aus der Sach halte und daran keinen Theil nehme, ſondern vorderiſt auf feine eigene conſervation und Wohlfahrt bes dacht ſey, ald wohin auch Ihr Churfuͤrſtl. Durdl. ihr wahres Abſehen, wie Sie e3 in dem Werk ſelbſt ehift darzulegen gewillet, ganz treumeinend und patriotifcher weis gerichtet, darauff man fich ficher zu vertrauen. Sufonders heit verlangen Sie zu vernehmen, ob man dann die vorhabende gütliche tra- ctaten ferners fortfeßen oder durch deren gaͤnzliche Unterbrehung die Sad, die ſich noch fhon fangen laflen möchte, zur extremitzt freywillig anfoms men laffen wolle. Ihr Churf. Durdl. feind zu noch mehrer Vezeugung ihs ver gegen dem gefambten Neich tragenden finceritzt nicht zugegen fi bie s

naͤchſt

149 Beylagen.

naͤchſt in puncto ſatisfactionis auch ad Specialia herauszulaſſen und dem Peicyd » Convent von allem, was zwiſchen Sr. Kayſ. May. und Deroſelben für eine Handlung unter handen gewefen , auch wie railonable Sie ſich darins falls erklaͤhrt, eine ganz getreuliche communication zu geben umb das Neid darüber felbft urtheilen zu laffen, ob Sie nicht alles gethan, was von einem gesreuen Neichd » Stand immer defideriert werden mögen, weldyed aud) klaͤr⸗ lich zeigen wird, wie das gürliche accomodement ganz nit au Ihnen erwuns den, aud daß nit Sie, fondern der Kayf. Hof die gefchehene ofterta allers dings verworffen und die Sach recht gefliffentlich zu denen gegenwärtigen Weis terungen eingeleitet, man aud) gewiffer mit unterlauffender confiderationes halber an feiten des Reichs in alle Weeg hohen Fug und Urſach babe fi des Werks und der darunter waltenden allgemeinen Reichs-Wohlfart mit Nachdruck anzunehmen. |

Num. 59.

Wuͤrtemb. Votum über die beede letztere Vorſtellungen des 4 Chur⸗VBayriſchen Gefandten. d. d. 4. Mart. 1703.

1.) an acceptiere die anerbottene reſtitution der Stadt Ulm, Memmin⸗ gen und übriger occubierter Ort mit aller ihrer Zugehoͤrde und wie

2.) biefelbe an ſich ganz billih und zu Hebung der entflandenen innerlichen. Unruhen vor allen Dingen ohnumbgaͤnglich wäre, alfo müffteman auch vor, wie nach den Reichs gefegen gemäß unverändert darauf beſtehen.

3) Die Sicherheit, welde Churfürftl. Durchl. vorläufig dagegen verlangten,

wuͤrde fi) von felbften geben, wann Sie ihres fincerierten fridfertigen Ges muͤths rexle Proben zeigen, die occupata cum omni caufa reftituieren und das Reid) vor fernerer innerlicher Gefahr in der that felbfl zuvor auch fis cher fielen, Kayſ. May. aber nebfl dem Reich auf erflattendes alferunters thänigftes Gutachten der Güte flattgeben und Ihre Trouppen anderswohin

der Rothdurfft nad) führen wollten, daß aber

4.) die refturion ermeldt Occupierter Ohrt auf gütliche tractaten erfi ausge⸗ feBet oder |

5.) beede Loͤbl. Krayſe Franken und Schwaben aud dem von gefamten Reichs wegen in publicis comitiis folenniter declarierten Krieg tretten follten, das Fönnte umb fo weniger feyn, ald ein jeder dad Betrangte Vatterland nach Kröfften zu retten und wieder erheben zu belffen von Pflichten wegen gehalten wäre. Was

6.) vor angegangenem Reichskrieg zwifchen Franken und Schwaben zu Heyden⸗ beim in continuation deren alten Buͤndnus geſchloſſen worden, Fünute dero⸗

fels

Beylagen. 141

felben jehmaliges patriotifcyes Bezeugen Feines wege hindern‘, noch aud) von irgend jemandan Eie derentwegen mit Fug etwas widriged gefucht werden, als lermaſſen man auch nicht begreiffe, wie hierunter im Reich einige differenz moͤchte Finnen behauptet werden , vielmehr wären Sie ihres rühmlichen Bes zeugend halber zu loben und wie Ihre Churfürftl. Durchl.

7.) biebevor groffe Proben ihres treuen Eyferd vor das gemeine Beſte bes zeuget und felbft zu erkennen gegeben, wie nöthig ed fey der allzufehr übers band genommenen Franzoͤſ. Macht zu wiberflehen, alfo machte man ſich billih) auch noch die gute Hofnung, Cie würden in difem Vorhaben andes

ze nicht nur Feineöwegs hindern, fondern vielmehr felbes auf all thunliche weife befördern, mithin den hohen Ruhm ded mit gevetteten allgemeinen wehrten Vatterlands , ald ein großmuͤtiger mächtiger Teutſcher Fürft auf die hohe pofteritzt fortpflanzen, da fonften weder Gie noch dad übrige Reich, fondern allein der gemeine Feind zu allerfeits unwiderbringlichem Schaden davon profitieren u. am Ende, fo Gott und die Teutſche Tapfers Feit nicht davor wäre, einer wie der andere mißhandelt werden würde, Der in letzter Erklärung angeführten franzsfifhen Macht wäre

8.) ganz leicht zu begegnen, wann Kayferl. May. aud) beede Erayfe Frans fen und Schwaben nebſt andern Ständen der innerlichen troublen übers

- boben würden, freye Hand befämen , ihre Städt an der Donau und Iller felber befegen und dad übrige Volk dem Feind entgegen führen koͤnnten, allermafien Sie im verwichenen Jahr mit Gottes Beyſtand allbereit guten Succefl gehabt und ihre progreflen nod) weiter würden getrieben haben, da Sie von innen nicht wären verhindert worden. Was

9.) in der lehten Vorftellung von Annäherung der Kayferl. Trouppen auf den Bayrifchen Gränzen angeführt worden, wäre ein Erfolg deffen, was fi) vor 6. Monaten fhen mit unvermutheter occupation der Stadt Ulm angefangen und bis bieher ohne MWeiterung wohl hätte redrefliert wers den koͤnnen und follen. Und würden Shre Churfürftl. Durchl. aus difem hocherleucht abnehmen, wie tief Kayf. May. und den Ständen des Reichs zu Gemuͤth gegangen feyn müffe, da ihnen feit dem Septembri ber fo viel anfehnlige Staͤnd, Städte und Drte durch die Bayrifche trouppen ents zogen mworben. Gleichwie aber der Einhalt der Kayſerl. und Alliierten Waffen inner dem Reich von Ihro Churfürftl. Durchl. realem Bezeugen

er conteftierten Liebe zum Friden und völliger reftitution der occu- pierten Plaͤtze gröften theild dependierte, alfo würden Sie aud) hiedurch Das mehefte darzu contribuieren und vor veraieffung Teutſchen Chriftens bluts, auch ſonſt erfolgenden ruin fo vieler hundert unſchuldiger Armer (S) 3 Mens

142 | Beylagen RIED RR OR ch BEE

Menſchen, fi felber , Ihr Land und Gewiffen fiher feßen koͤnnen. Zu

diſem Zweck deſto eher zu gelangen haͤtte man

10.) von Reichswegen wuͤnſchen mögen, daß auf dad Concluſum vom ı.

und 22. Febr. eine zulänglichere Erklärung erfolget wäre und würde dem⸗ felben nichts liebers ſeyn, ald wann folche fürderlichfl erfolgete, mithin man im fland wäre, Kayf. May. dem Reich, denen von allen feiten betrangten treuen Reichſs-Creyſen, Ihrer Churfuͤrſtl. Durchl. zu gutem durch allers unterthaͤnigſtes Gutachten etwas evfprigßliches behtragen, die unglüdfelis

ge inunerliche motus flillen und den lieben Friden in altem gutem Zeuts

ſchen versrauen wieder herſtellen zu koͤnnen.

Num. 60.

Extractus conclufi Principum die Neichsverfaffung und das darz

zu nöthige Jus armorem & colledtandi der Stände besveffend. d. d. 27. Martij. 1703. /

Gleihwie bey fo koſtbarer Verfaſſung Kayferl. May. und die Stände des Reichs zu Kriegs-und Fridenözeiten alle Ihre Kröfften anzuwenden has ben , hingegen von verfchiedenen Drten her, Bevorab von gejamten Löbl, Fraͤnkiſchen Crayß und dem Hochfuͤrſtl. Hauß Würtenberg Elagbar zu verneh⸗ men iſt: Welchergeſtalten die ohnmitt elbare Ritterſchaft von Fraucken, Schwa⸗ ben und dem Obern Rhein in denen eröffneten Lehen, welche ante feudali- tatem Chur⸗-Fuͤrſten und Ständen cum omnibus juribus zufländig ges wefen,, auch felben durante feudo quoad proprietatem omni jure das mit affıciert geblieben , das jus colledtandi und die jura armorum, deren ihre Mitglieder währender Lehenſchafft ufufructuario jure genoſſen, auch nach deren apertur fortnieffen und zu deren Behauptung gewiffe ohne Vor⸗ willen oder Verwilligung der Reichs» Stände in prejudicium tertii con. tradicentis per fub- et obreptionem erhaltene Kayſ. privilegia und Reichs; Hof-⸗Raths-⸗Mandata in Mißbrauch ziehen wollen: Alfo haben gefambte ChursFürften und Stände zu folg der ſchon vorläugft von zerfchieden dißfalls errichten Unionen forgfältig daran zu feyn, daß difem zu fhädliher Schmähs lerung der hohen Neichölehen und fo vielev Stände vornehmſten jurium wi— der Die gemeine Rechte und des Reichs Fundamental - Gefäge lauffendem unleidentlihem Beginnen alles Ernſts geſteuret die Chur-Fuͤrſtlich und aus bere hohe Feuda Imperii Regalia au Ihren Rechten ungeſtuͤmmelt erhals ten und Damit zu forfeßender hoͤchſtnoͤthiger gemeiner Reichsverfaſſung in ur

| oms

Beylagen. 143

a a 66 kommenem Stand bewahret werden moͤgen. Zu welchem Ende Kayſerl. May. von geſambten Reichswegen allerunterthaͤnigſt erſucht wird ermeldte Ritterſchafft in Franken, Schwaben und am Obern Rhein in ſolch ihrem nul lo jure fundiertem Geſuch ab- und Dero loͤbl. Reichs-Hof⸗Rath dahin als lergnaͤdigſt anzuweiſen, daß Chur-Fuͤrſten und Staͤnden derſelbe mit Er— kennung einiger Proceſſe und Mandaten dißfalls nimmer beſchwerlich fal len, noch weniger aber ihnen das beneficium prime inftantix der Aus— sräge in dergleichen ad fumma tribunalia immediate ſich nicht qualificies zenden Fallen difputierlic machen möge,

Num. 61. Schreiben des Schwaͤb. Kreyfes an den Reichs: Convenf we

gen der von der Reichs > Nichterfchafft erleydenden Beſchwerden. d. d. ı2. April. 1703,

Marquard Rudolph Bifhoff zu Coftanz, Here

Von Gottes | Der Neichenau und Dehringen 26, Gnaden re Herzog zu Wuͤrtemberg und i Teckcx F

Unſern freundlich und guͤnſtigen Gruß mit ganz geneigtemWillen zuvor.

Hochs und Wohlwuͤrdige, Wohlgebohrne, Edle, Veſte und Hoch⸗ gelehrte, Beſonders liebe Hertn und liebe Befondere.

E⸗ wird denen Herrn und Euch annoch guter maſſen erinnerlich ſeyn, was fuͤr eine Deduction yon wegen des Schwaͤbiſchen Crayſes in zerſchiedenen mit der Loͤbl. Reichs - Ritterfchafft in Schwaben habenden Gravaminibus und fons derheitlich and) deren eine Zeithero am Kayferl. Hof ſub & obreptitie ers haltenen Fürften und Ständen des Reichs hoͤchſt prejudicierfidhen Privilegie en halber in Anno 1652. durch offentlihen Druck publicierg und Shrer Kayferl. May. zu allergerechtefter remedur allerunsershänigft überreiche, zus gleich aber aud) einem gefambten Reicdy8 » convent ob commune Interefle oınnium & fingulorum Statuum Imperii zur Eräfftigften fecundierung den 1. (11.) Juni) befagten 1692ten Jahres recommendiert worden. Nun iſt zwar diſes der fuͤrgewaͤhrten Reichs⸗troublen halber bis dato auf ſich ver⸗ ſitzend geblieben und hat man vornehmlich in diſem durch den letzten ſchweren Reichs⸗Krieg am haͤrteſten mitgenommenen Obern Reiche Landen mit Beſor⸗

gung

€44 Beylagem _ |

—— —— gung des publici und ber Rettung und defenfion des geſambten Vaterlands wider die denfelben mehrmalen betroffene und dem gänzlihen ruin angedrohete Gefahr genugſam und fo viel zu thun gehobt, daß man beböriger poußsierung des mit fattem Grund vorgebrahten nicht gedenken, dahingegen die Ritters ſchafft fich deffen wohl zu prævalieren gewuſſt und auf alle weiß .getrachter fich in die Pofleflion der erfchlihenen privilegien zu feßen auch noch vor Beſchluſſ bed lehten Ryßwickiſchen Fridend eine in unzimlichen terminis abgefaffte fo genannte Gegen s dedudtion zum Vorſchein Eommen laſſen, von deren le- salen infinuation zwar diß ortd nichts bewuſſt, nody auch, wie foldenfalls der rechtliben Ordnung nad) feyn follen, davon dem Crayß behörige Commu- nication gefchehen, mithin man ſich auch darüber judicialiter fernerweit eins zulaffen nicht Urfach gehabt hat, jedoch bereits den unbegreiflihen Unfug und

Ungrund folder Gegen » deduction hinwieder männiglich würde vor Augen ges Legt haben, wann nicht der kaum erblidte Ruheſtand fich fo bald wieder verlos

ven hätte und die jeßmalige befchwerliche conjundturen gar zu frühe audges

brochen wären. Meilen aber deren ohngeachtet die Reichs » Ritterfchafft ih⸗

ve vermeinte privilegia in Schwang zu bringen und derentwillen getreue vor

bie confervation des ganzen Reichs all eufferfied auffegende Fürften und

Stände mit allerhand befhwerlichen proceffen zu moleftieren ſich unterſtehet,

wie bey dem difem Crayß incorporierten Fürftl. Stift Elwangen in pundo

zetradtus und widerrechtlihe extenfion folhen juris ultra tempus legale

auch andern mit einflieffenden dem Statui immediato freyer Fürften und Ständen zu nahe trettenden Umſtaͤnden gefchiehet und man dahero auf befags

sen Fürftl. Stifftd davon bey leßterm allgemeinen Erayß » Convent mit der

Anzeig ‚gegebenen Nachricht, daß ed auch ſolches an das ganze Neid) gelangen

laſſen und beffen afiftenz darunter Begehren werde, feinen Anfland gehabt

nit der zugleich verlangten fecundierung des Crayſes ob commune interef-

fe Principum & Statuum Circuli an hand zu gehen. Haben demnad)

von tragenden Crayß-Ausſchreib⸗ Amts wegen ed denen Herrn und Euch

hiemit beftens recommendieren wollen keineswegs zweiflende dem Fürfil.

Stifft in feinem billichmaͤſſigen Gefuh aud) von dem ganzen Neid) zu Abs _ wendung des gemeinfamen prejudicii werde gewillfahrt und bey dem vers

nehmen nad) bevorftehender Abhandlung der materie in genere aud auf difes ſpeciale abfonderlicy refletiert werde: Und Wir verbleiben denen Herren and Euch zu Erweifung freundliher Dienfle und guädigen Willens jederzeit

bereit und wohl beygethan. Datum ven ı2. Aprilis 1703. Marquard Rudolph Epifcopus Conflantienfis.

Eberhard Ludwig, Heczog zu ha

um,

Beylagen. 145

Num. 62.

Extra& Schreibens aus Nürnberg wegen Bayriſcher Anſuchung an den Fraͤnkiſchen Krayß fih aus gegenwaͤrtiger Unruhe herauszuwicklen. d. d. 5. Martij 1703.

Geſtern war ein Churbayriſcher Courrier hier angelangt ein Schreiben an den Erayß-Convent mitbringend, darinn der Chur uͤrſt demſelben communi- Clert, was er den 1. Marti] zu Regenſpurg für eine weitere Declaration getban, derowegen er hoffen wollte, e8 werde ſich der Krayß zu widrigen Unternehmungen wicht einleiten, noch weniger.aber eine Gelegenheit auffer Acht Laffen, wodurch man ſich mit leicht nnd guter Manier ausdem gegenwärtigen Unwefen herausziehen und den alljeitigen erwänfchten Nuhefland wieder berbey bringen möge. Es ıfl aber fols her aljobalden mit der Antwort abaefertiat worden, daß man ohne vorher einholen⸗ de genugſame Laltruetion ſich hierüber nicht vernehmen laflen Eönnte und hat ers meldtes Schreiben mehr Muth, als Forcht gemacht, indem dafür gehalten wird, bag ed abermals nur bloſſe amulements fegen um bie operationes einzuftellen, biß man bad tempo einen rechtſchaffenen Streich beyzubringen erlangt haben werbe, worauf man es hieſiger Drtben nicht ankommen zu laffen, fondern feine patriotifche Intentiones vielmehr rechtſchaffen auözuführen befländig gemeint iſt.

Num. 62.

Fuͤrſten-Raths Conclufum in der Wuͤrtemb. und Cafrellifchen mit der Ritterſchafft habenden Collectations-⸗Strittigkeit. d.d. 11. April. 1704.

S 18 im fürftl. Collegio vie per Dictaturam publicam communicierte Fuͤrſtl. Wuͤrtemberg- und Graͤflich Caſtelliſche Memorialien famtdenen Fräuf: und Schwaͤbiſchen Erayß : Schreiben, wie aud) was dagegen die Ritterſchafft von Frans Ten, Schwaben und Ober-Rhein eingebracht alles banptfächlidy das Jus collectan- di &Karmorum &c. in denen eröffneten Lehen betreffend in bebörige Propofition und Deliberation geftellet worden und nun hierüber erinnerlich vorfommen, wie daß die derentwegen geführteBefchwerden und Klagden bey Abhandlung derReiches VerfaſſungFuͤrſtl. feits fchon erwogen, auch damals reſolviert worden, was dißfalls an Ihre Rayf. May. gebührend zu bringen ſeyn möchte, ſolches aber aus befannten Urſachen bis anberozurud geblieben, fo hat man nochmals dahin gefchloffen, daß, gleichwie beyder ſo koſtbaren VerfaſſungKayſerl. May. und die Stände des Reichs

XII. Cheil. (%) zu

146 Beylagen.

zu Kriegdsnud Fridens-Zeiten alle ihre Kräften anzuwenden hätten, hingegen von verfhiedenen Drten bevorab aus gedachten Memorialien von geſambtem Köblichen Fraͤnkiſchen Krayß und dem Hohfürftl. Haug Wuͤrtemberg, auch Herrn Graven von Eaftell mit mehrerm Elagbar zu vernehmen, welcher aeilalt die ohnmittelbare Reichs: Risterfchafft von Franken, Schwaben und Dbern Rhein in denen eröffneten Reben, welheante feudalitatem Chur-Fuͤrſten und Ständen cum omnibus juri- bus zufländig gewefen und felbige durante teudoquoad proprietatem omni jure damit afficiert geblieben, das Jus collettandi und die Jura armorum, deren ihre Mitglieder währender Lehenſchafft uſufructuario jure genoffen, auch nach deren aperturfortgenieffen und zu deren Behauptung geroiffe ohn vorwiffen oder Berwils ligung der Reichs-Staͤnde in preejudicium tertii contradiventis per fub-& obreptionem erhaltene Kayſerl. Privilegia und Reichs-Hof⸗-Raths⸗Mandata in Mißbrauch ziehen wollen, alfo gefamte Chur: Fürflen und Stände forgfältig daran zu feyn hätten, daß diſem zu ſchaͤdlicher Schmälerung der hohen Reichslehen undfo vieler Stände vornehmfter Jurium wider die gemeine Rechte und ded Reiche un- damental-Öefeße lauffenden Beginnen alles Ernſts gefleuret, die Chur-Fuͤrſtliche und andere hohefeuda imperiiregalia an ihren Rechten ungeſtuͤmmelt erhalten und damit zu fortfeßender hoͤchſtnoͤthiger gemeiner Reichs- Verfaffung in vollfems

menem Stand verwahret werden möchten 5 zu welchen Ende Kayferi.Nlay.vonges fambten Reichs wegen allerunterthäniajt zu erfuchen wären ermeldte Nitterfhafe

in Franken, Schwaben und am Obern Rhein in folch ihrem nulio Juretundiertem Geſuch ab» und Dero hochlöbl. Reichs » Hof: Narh dahin alleranädigfl anzumeifen, daß Chur: Fürften und Ständen derfelbe mit Erkennung einiger ProcelS und Man. daten disfalld nicht beſchwerlich fallen, noch weniger aber Ihnen das beneficium prime inſtantiæ der Uusträge in dergleichenad fumma Tribunalia immediate fih nicht qualificierenden Fällen diſputierlich machen möge.

Num. 64.

Fuͤrſtl. Conclufnm pro Elwangen contra die Ritterſchafft puncto retractus pretenfi.d.d. 12. April. 1704.

raten das Fürftt. Stifft Elwangen Inhalts dictierten Memorialis som zr. Martij vermwichenen Jahrs ſich fehr befchweres und angeführt, welchergeftalt zu boͤchſtem praejudiz deffelben und in confequentiam alfer Chur »Fürften und Staͤn⸗ de die Reichs »Ritterfchafft in Schwaben Orts am Kocher ein per importunas pre.

ces neulich erhaltenes privilegium de anno 1688. eined dreyjähriaen Einſtands⸗

Rechts in ufum zu bringen ſich bemuͤhete, welches wider die Kahſerliche capitulati-

on,

Beylagen, | 147

on, juracommunia und die bißherige Reichs » Obfervanz Lauffen thaͤte; Und nun folches in behörige deliberation gefommen, hat manden Schluff dahin genommen, daß Ihre Kayjerl. May. hierüber indem derenthalben abgebenden Reichs - Önts achten geziemend zu erfuchen, auf daß forhbanedgravamen abgethan und es dißfalls in terminis juris & æquitatis gelaffenwerben moͤchte.

Num. 65. Extra&tus Fuͤrſten⸗Raths Protocolli in der Wigandiſchen Sar

che und Wuͤrtemb. Votum wegen hintangefegter Colleltations - Sahecon- tra die Nitterihafft. d.d. 18. April. 1704.

Wuͤrtemberg „Es fey bekannt, daß zwiſchen beyden hoͤhern Collegiis ſchon laͤngſt verlaſſen worden die fo vielen hohen Reichs-Staͤnden anges gelegene materiam coliectationis fo bald vor die Hand zu nehmen und zu ers ledigen, als die Re-und Correlation mist dem Reichaftättifchen Collegio im Reichverfaffungss Werd geſchehen würde. Nachdem nun folhes unerachtet der fürgegangenen Re- uud Correlation wider vermutben des gefambten Fuͤrſtlichen Collegii nicht erfolgt , fo wäre hernach dife collectations- Sade bid nad) denen verwichenen Diter» Ferien verfchoben worden. mit widerhohlter Zuſag felbe fo dann vor allen andern Materien gewiß vorzunehmen und zu refolvieren, wie dann felbige von dem hochloͤbl. Fuͤrſtl. Directorio (dafür man hiemit fhuldig geziemenden Dank eritatte) dem Verlaff gemäß zuerfl in difem Collegio reproponiert, de novo überlegt und darauff zum Schluſſ gebraht worden, Db man nuu wohl verhoffe, ed würde in dem hochloͤbl. Churfuͤrſtl. Collegio folder Verlaſſ gleichfalls vollzogen und ante omnia ein Con- - elufam über mehrbefagte Materie verfaffer, einfolglih daraus mit difem hoch— loͤbl. Fürftt. Collegio commmniciert werdens So habe man doch abermahe len dad ©egentheil und daß eine und andere Materie in Vorzug gefommen vernehmen müflen, bäthe dahero ein ganz hochanſehnlich Fürftt. Collegium bey hochloͤbl. Churfürftlihen dife Sache in die Weege zu rihten, damit fo vieler Chur: Fürften und Ständen, ja ganzer vier Crayſen und des gefambten Reichs darunter Verlierende fonderbare Angelegenheit nach nunmehrig dreyjaͤh⸗ zigem zuwarten eine abhelffliche Maaß endlidy gegeben und die Jura Statuum nicht länger zurudzoder gar auffer confideration gefeßt werden möchten.

Status ſecundierten Wuͤrtemberg, damit diſe Sache dermahlen zur Eroͤr⸗ terung gelange. (2) 2 Salzs

148 | Beylagen—

Salzburg haͤtte deßwegen bey dem Chur-Maynziſchen Directorio inftanz gemacht, welches dagegen die Hoffnung gegeben, daß man hiernaͤchſt darin zum Schluſſ gelangen würde, indem nur einige Vota, deren Initructio- nes nod ermangleten, abgiengen. Indeſſen haͤtten die Churfuͤrſtliche von der Cammergerichtlichen Viſitations-Sache geredet und darüber einen Schluſſ abgefaſſt. Quibus disceſſum. |

Num. 63%.

Conclufum trium Collegiorum in caufa Statunım Imperũ contra cor- pus equeftre puncto collettarum, arınorum &c.d. d.4. Juni] 1704.

Hi vorgefommen, was wegen ded Herrn Herzogen zu Wirtemberg Hochfürftl, Durchl. und des Herrn Öraven von Eaftell ‚dann beyder Fraͤnk- und Schwaͤbi⸗ ſchen Crayſen contra die Reichs-Ritterſchafft, in ſpecie aberDrrs Rhoͤn und Werra, und Orts Kocher In puncto collectatis is, armorum & aliornm jurium in heimge⸗ fallenen und conſolidiertenLehen bey allhieſigem Reichs-Conveut durch verſchiedene memorialien, Schreiben und ausführliche deductionen angebracht und für Bes fhwerde geführt, fonderbeitlich aber, daß gegen die kundbare Lehen-Rechte, Reichs⸗Geſetze, auch die Wahl, capitulation ohne Vorwiſſen der Stände deB Reiche zu deren hoͤchſtem Nachtheif in praajudicium tertii contradicentis dev Ritterfchafft privilegia ertheilt, felbe extendiere, Mandata, & proceflus mit Vorbeygebung des denen Ständen des Reichs competierenden beneficit prim& inftantixe und Austrag⸗Rechtens von dem Kayſerl. Reichs : Hof» Rath ohne Unterfchied in folhen ad fumma tribunalia nit gehörigen Sachen ers kannt, die Proceflus aber durch ſolche Mandata poenalia fine claufula ab. executione angefangen würden: Auch was hinwiederumb gegen eingangs ges nannte Herrn Stände die Reichs-Ritterſchafft, fonderlich aber die beyde Ohrt Rhön: Werra und Kocer auf die geführte Beſchwerde bey verſchiedenen in altis bemerkten apert wordenen und confolidierten Lehenguͤtern und Dorfs fhafften in punto des sorgegebener maffen ab immemoriali tempore exer- cierten Juris collettandi & aliorum jurium durdy viele übergebene und per dictaturam publicam communicierte memorialien und difen beygelegte weits laͤufftige exception- und replic- fchrifiten, deductionen und Iperies facti &c. zu Erhaltung ihrer praetendierter gerechtfamen gleichmaͤſſig der allhiefia fürs währenden Reichs + VBerfammiung für gegen fundamenta und refpeitive gra- vamina vorgeſtellt, allerfeits gebesihen und man darauf in behörine Berath⸗ ſchlagung gezogen; So ift nach der Sachen reiffer Ueberlegung dafür —— un

Beylagen, 149

und geſchloſſen worden, daß der obgedachter Herrn Stände eingebrachte Bes ſchwerden Ihrer Kayferl. May. mis Einſchickung allerfeirs dietatorum allers unterthaͤnigſt vorzuſtellen und Dieſelbe in geziemendem refpect,(wie hiemit geſchie⸗ het) zu erſuchen waͤren, Sie allergnaͤdigſt geruhen moͤchten eine ſolche Verfuͤ eg⸗und Verordnuag anDeroKayſerl. Reichs-⸗Hof-Rath ergehen zu laſſen, daß diſen der ob⸗ gedachten klagenden Ständen Beſchwerden abgeholffen, dergleichen kuͤufftig verhiis tet, die Stände in ihren Juribus & beneficiis, collectarum, armorum, fonderz lich primæ initantie & Auftregarum weder beeinträchtigt, noch befchwerer, _ ſondern vielmehr denen Lehen: Nedten, Reichs» Fundamental-Gefegen uud Wahl ⸗-Capitulationen gemäß bey dem ihrem geſchuͤht und gleiches Recht erhals ten werben möge, wohin man dann alles diſes Ihro Kayferl. May. von Reiches wegen befler maffen um fo mehr ad petita Statuum vorzuſtellen veranlaffer würde, alö zu jet alleverfi hoͤchſtgedachter Seiner Kayferl. May. Ehur- Fürs ften und Stände des Reichs das alleruntershänigfte Vertrauen völlig dahin ges ſtellet hätten, Sie würden difer und dergleichen der Stände Beſchwerden Ih⸗ rem hoͤchſtgeprieſenen welebefaunten uſtiz, liebenden Eyfer nach durch ſchleunige remedur abzuhelfen von ſelbſten allergnaͤdigſt geneigt ſeyn. Signatum Res genfpurg den 4. Juni] 1704. |

Churfuͤrſtl. Maynz. Canzley, Num. 67. Dankſchreiben der Stadt Regenſpurg an den Herzogen von

Wuͤrtenberg fuͤr die gute Dienſte ſeines Geſandten bey Befreyung von der Bayrifhen Beſatzung. d. d. 21. Julij 1704.

Durchleuchtigſter Herzog, Gnaͤdigſter Fuͤrſt und Herr!

(eRerzechfürftlDuecht, iſt von Ders hochanſehnl. allbier ſubſiſtierenden Ge⸗ “- fandtfchafft zweyfels frey bereits geziemend referiert, was geſtalten der EhursBayrifche zu beſetzung hieſiger Donaw-Bruͤcken und Thors annoch alls bier geflandenen Trouppen Commendant und Brigadier, Graf son Santi- ni vergangenen Ir. Juli], nachdem Er Tags vorher die von Ihro Churfuͤrſtl. Durchl. zu Bayern zu völliger evacuation hieſiger Stadt empfangener Ordre ‚and wiſſlich gemadt, die Schläffel zu dem annoch inngehabten Thor und Brüs den folenniter zu Unfern handen liefern laffen, darauff von ermeldten Poſten, welche ſobald unſere hieſige Stadt-Mili- beſetzet, feine Trouppen ab» und fols | AR) 3 gende

150 Beylagen.

gends völlig zur Stadt hinaus gezogen, mithin da nicht weniger die von Einem hochloͤbl. Reichs⸗Convent concertierte beyberfeitige Aflecuratorien gegenz einandersextradiert worben, wir in den vorigen freyen Stand zu gefambter Stadt und Burgerfchafft berzinnigiter Freude bergeftellt zu feyn die Confola- tion erhalten. Öleichwie nun, was Ewer Hochfuͤrſtl. Durch! zu Erhaltung ſolch gluͤcklicher conjunctur vorkehren zu laffen gnaͤdigſt gefallen, wir mit unterthaͤnigſtem Danck venerieren und deren Erfolg für den erwünfchten effect der anzuwenden beliebten hödhflen Vermittlung und der von Dero vortrefflich⸗ fien Sefandtfhaffe mit ruhmwuͤrdigſtem Eyffer bewerfftellten Intention fchuls digſter maffen erfennen: alfo nehmen mis Ewer Hochfuͤrſtl. Durchl. gütigften Erlaubnus die Freyheit für dife hohe Gnade in gehorfamfter Ehrerbietuug den untertbänigften Dank biemir abzuflatten angelegenslichft bittend, Ewer Hoch⸗ fuͤrſtl. Durchl. wollen ferners geruhen auff hiefige Stadt mildefte reflexion zu machen und was etiwa weiters zu Feflfeßung des Ruheſtands und Sicher⸗ beit der Comitien und Stadt gedeyhen möchte zu gleihmäffig erſprieſſlichem Ausſchlag gnaͤdigſt zu dirigieren, von und aber die Verfiherung anzunebs men, daß die genieffende höchfte Hulden mit gehorfamften relpect zu beehren wir una isgeſetzt forafältig und unfere Ehrerbietigfle Ergebenheit nach allem ° Vermögen an den Tag zu legen befländig werden aefliffen fenn. Inmaſſen Ewer Hochfuͤrſtl. Durchl. der göttlichen Gnaden Direktion zu begluͤckteſter Regierung und allen andern hochfuͤrſtlichen Proſperiteeten mit devotem Ge⸗ muͤth empfehlend iu ſchuldigſter ſubmiſſion verharren

Ewer Hochfuͤrſtl. Durchl.

Datum den 21. Julij. 1704. unterthaͤnigſte Cammerer und Rath der Stadt Regenſpurg.

Regiſter

8b. Donation$ = Brie

Regiſter | der Beylagen , wo folche in der Materie angeführt worden,

Nro Litere aliquot Legatorum Catholi-

Nro. @&anferl. Schreiben an die Herzogin 1 K Magdalenen Sibyllen zu Wuͤrten— berg wegen der Herzog Eberhard Ludwigen ertheilten veniæ ætatis. d. d. 20. Jan. 1693. pag 1. Kayferl, Patent an die Regierung nnd Stande des Herzogthums Wuͤrtemberg wegen folcher ertheilter venize zetatis, d.d. 20. Jan. 1693. IND Schreiben ver correfpondierenden Färftl. Comitial » Gefandten an Herz zug Eberh. Ludwigen um Beytritt zur eingelegten nullitzeten = Klag wider die Hondverifche Chur und errichteten Fürs fen = Verein, d.d.13.(23.) Febr. 1093.

p- 6.

Schreiben Herzog Eberhard Ludwigs an die Kayf. May. wegen der Hands ver = Eur = Sache und Erz = Panner- Amts. d.d. 15. Febr. 1692. p. 6. Traite de Contribution de guerre, que le Duch& de Wirtemberg doit payer au Roy de France. d. d. 9. & 13. Aug. ftyl. nov. 1693. p. 16, Contributions - Accord zwifchen den franzdf, Intendanten und dem Herzog- thum Würtemberg. d. d. 9. Aug. 1693. 2 p- 10. 92.

Herzogl. Befehl an den Abten zu Hirf- au Joh. Ludw. Drehern wegen Stel⸗ lung feiner Perfon in die Seifelfchafft. d.d. ro. Aug. 1693. p. 19. ga. Schreiben Herzog Eberh. Ludwigs an den Marquis de St. Povange wegen Verbefferung des Zuftands der Geyſel. d.d.28. Aug. (7 Sept.) 1603. p. 21. gewiffer Geldes Frucht = und Weinz Gefälle der ver: wittibten Herzogin Magdal. Sibylien für Dero hohe Verdienſte bey Dero geführ- ten Interims-Vormundſchafft und den feindf, franzöf, Einfällen, d. d. 11. Jun. 1694, P-29,

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corum ad Pontificem ex Comitiis eon- tra nonum Blectoratum exarat, d.d. 4. Nov. 1694. Pp- 30. Reichs-Hof⸗Raths⸗-Gutachten wegen leer Wuͤrtemb. Belehnung und eclaration des Reich = Sturm = Kahe nens, d. d. 15. Martij. 1695. p.33. Hanoverifch- Schreiben an die Kayf. May. der von dem Herzog von Wuͤr— temberg gefuchten Declaration einen Anſtand zu geben, d.d.13. Nov. 1695. 42.

Literæ Circuli Suevici ad Resch Sueciæ pro promovenda pace inter foederatos & Coronam Gallicam, d.d 4. (14.) Nov. 1696. p- 68. Explication fur le 2. Article du Trai- conelu entre le Roy d’ Angleter- re & les Etats generaux d’une & le Roy de Dennemarck d’autre part ala Haye aumoy de Nov. 1696. p. 78. Extratt Bedenkens, ob und welcherz geftalt die neue Klektorat=&adj, wie auch die Lauenburg. Erbfolg » Sache und dann der Religions = Pırnct in vor— fiehende Fridens = Handlung gezogen werden müge, 1697. P- 87: Liter Legatorum Evangel. in Co- witiis degentium ad Regem Suecix puncto negstii Religionis in tracta-

tibus Pacis obfervandi. d. d.31.Ma- ji. 1697. P- 89. ' Frankfurter Fürften - Vereins Recefs wegen Beſchickung der Ryßwicker Fri⸗ dens-⸗7ractaten. d.d.31. Maji (10. Ju- nij.) 1697. P. 93. Vortrag der Rekchs⸗-Alliierten an vie Kayſ. Sefandfchafft wegen der den fran⸗ zoͤſ. Geſandten zu übergeben gejchlofs fenen poftulatorum. d. d. 17. Maji. 1697, P- 906,

Nco.

= I Regifter.

Nro.Memoire des Plenipotentiairs des 18 Etats Proteitans de Empire aux Ple- nipotentiairs Mediateurs de la Cou- ronne de Suede fur leretabliffement tant dans les affaires Ecclefialiques que dans les Politiques. d.d. 25. Juin. 1697. Pag. 97. Iga. Extract Berichts an Fider. Carln, dag Prinz Earl Alexander in feinem 14. Jahr die Capitulation we gen eroberter Veſtung Ebernburg in Ben Aprochen unterſchriben habe. d.d. 20. (30.) Sept. 1697. P. LI2. 19 b. Memorial der Keichs = Alliierten an die Kanferl. Gefandtichafft wegen der Stadt Straßburg Reftitution. d.d. 13. (23.) Aug. 1697. p. 116.

General=: Staaten mit Erſuchen das Zentfche Reich nicht im Stich zu laſ— fen. d.d. ro (20." Sept. 1697. p. 125. Auszug Schreibens eines Reichs = Stänz diichen Sefundten zu Wien an einen andern im Haag von den AÜbfichten des Kayierl. Hofs bey der Reftitution der Stadt Straßburg. d. d. 1. (I1.) Sept. 1697. p- 128. Proteftatio Legatorum Wirtemtber- gicorum contra | propriam fubfcriptio- nem pacis Ryswycenfis. d. d.20.(30.) Okt. 1697. p. 137 Relation der Würtemb. Gefandten an

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Herzog Eberh. Ludwigen, daß der Sride

geichloffen und von ihnen unterzeichnet worden. d.d.2T.(ZT. JOR. 1697. p. 138.

Extract relationis der Würtemb. Ges fandten betreffend die. Veranlaſſung der Religions-Clauſul. d.d. Ein

(3.Nov.) 1697.

Bericht des Chur - Mannz. Feihe Deputations-Direttorii aus dem Haag an den Meich$ = Convent vorn Verlauff des gefchloFenen Reichs-Fridens. d. d.

1. Nov. 1697. p. 143.

Relationder Evang. Reichs⸗ Deputier⸗ ten aus dem Haag wegen der jo pun-

&to religionis ganz widrigen Fridens—

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Traltaten, d, d. 5. Nov, 1697. P.143.

Memorial der Neichd » Alliierten an die’

Nro. Votum communeEvangelicorum cir- 27 camodum traftandi pacem & $.4. pa- cis Riswyc. d. d. 16.Nov. 1697: p. 144. 28 Extratt Protocolli der Berrichtung der Reich$ = Deputierten im Haag bey. den franz. Gefaudten wegen des Art. IV. des Rißwyck. Fridens. d. d. 29. Oct. (8. Nov.) 1697. pag. 144. Votum Commune Evangelicorum puntto fecuritatis public. i: d. 18. (28.) Febr. 1698. 151. Kayſerl. Schreiben an den Ehwib. Krayß Die Kriegs-Verfaſſung beyzubehalten. d. d. 19. Febr. 1698. p. 158. Votum Commune Evangel. per Mag- deburgenfem datum in caufa Religio- nis & claululee Riswycenßs. d.d.9. Dee. 1698. 2. 172 Requifitio Legati Dano - Holfatici & Guelpherbytani ad Reges Gallix & ‚Suecie pro tuendis Juribus Princi- pum contranonum ae d.d. I ‚Jan. 1699. Wuͤrtemb. ——— an Kayſ. Pan worinn einige Hanover. Einwendungen wider die Reichs: Sturmfahne beantz mwortet werden, d.d. 15. (25.) Aug.: 1699. p- 205. Protocollum conferentiale etlicher correfpondierender Kürften wegen der Ehurfürftl. an gewmaſſ ter Vorzüge In der ki. Sache. d.d. Ir. (2r.) Nov. I p. 211. 5 Collegial⸗ Gutachten we— gen der Neunten Chur-Sache. d.d. 7 Oct. 1609. p. 211. . Salvatorial- Memorial des —— Geſanoten an die Kavſ. May. pro con- ſervandis Juribus Wirtemb. in cau— fa vexilli Imperialis. d. d. 23. Dec.

1609. pP. 218. 36b. Extraftus Reichs» Hof: Nat - Pro- tocolli wegen ad aéta gelegten difes Memorial®. d. d. 24. Dec. 1990. p. 218. 37 Kayſ. Declarations- Decret über Die Kayferl, und Reichs - Sturmfahne, daß dem

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Nro.

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Nro. Memorial des Hollaͤndiſchen Gefandten 49 an den Fraͤnk- und Schmöbifchen Krayß

dem Fuͤrſtl. Hans Wuͤrtenberg Fein Nachtheil zugezogen werden folls. d.d. 22..Dec. 1699. - pP. 218. Anrede des Wuͤrtemb. Gefandten bey der Shen» Empfängenus.d.d. 23 Dec. 1690. .. p.218, Rxtractus Kayſerl. Hof = Protocolli tiber die Wuͤrtemb. Sehens = Empfäng- nus. d. d.23. Dec. 1699. B;210, Kayſerl. Decrst pro readmiflione des Herzogl. Haufes Würtemb. zu dem Tedifchen Sitz und Stimme auf Reichs⸗ und Krayßtaͤgen. d. d. 23. Dec. 1600. Articul, worauff die Franzoͤſ. Fluͤcht— linge zu Canſtatt aufgenommen worden, d. d. 30. Januar. 1700. p. 224. Herzog Ulrichs zu Wuͤrtemb. Freyheits⸗ brief, je erden Kaltſchmiden welche im Land und denen hierinn befrbriebenen Zürfen undKrayſen fiten bis auf Wider⸗ ruffen gegeben.d.d.29Sept.1507.P.232. Memoires du Plenipetentiare de France a la Diete Imperiale für le fujet du IXme Eleftorat & requifi- tionde la garantieRoyale. d. d 28. SeDE. 1700... p- 239. Ecyreiben Herzog Eberh. Ludwigs an den Reichs-Convent wegen der mit der fogenannten Reich » Ritterfchafft ha— benden differentien, d. d. 3. April. 1701. P.%258. Wuͤrtemb. Schreiben an Chur: Maynz wegen der Nitterfchafftl. Andringlich— feiten.d./di 4. Apr... 1701. 93258, Inftruftion anden Würtemb, Geſand— ten zu Regenſpurg wegen der Theologis ſchen Strittigkeit über den terminum gratiæ peiemtorium. d. d. 25. Febr. 1702. p- 270. Bericht des Comitial- Gefandten von Hiller wegen der Streitfrage de termi- no gratiæ peremtorio. d. d. 2.Mart. 1702. p- 276.

-Extradt aus des Herzogl. Confiftorii

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Gutachten über gedachte Streitfrage. 59 d.. d. 3. Martij, 1702,'' p. 276. XI. Theil, cu)

wegen Beytritts zur groſſen Allianz. d. d. ı. Mart. 1702, 2.0077 emorie du Minifiredu Ducde Wir- tenberg- Montbeliard aux Etats ge- neraux touchant la reftitution de la Principaut€ & Comt& de Montbeli- ard. d. d. 14. April. 1702. p. 28o. Erinnerunas = Schreiben der Koͤnigin Anne von Engelland an die Stände des. Teutſchen Reichs, daß fie dem Buͤnd— nus zwiſchen der Kayſ. May. Engel: und Holland beytretten moͤchten. d. d, 10. April. 1702. p- 281. Kayferl, Handfchreiben an Herzog Es bery. Ludwigen zu Mürtemb. mit der Ordre als General - Feld - Marfchall: Lieutenant fich in das Feld zu begeben, d. d. 16. Maij. 1702. 2. 282; Schreiben König Joſephs an Herzog Earl Xlerandern zu Mürtemb. wegen dero bey Erober ang Landau bezeugten Tapferkeit. d.d. 15. 0&. 1702. p. 200. Vorftellung des Corporis Evangel. bey dem Kayſerl. Principal- Commif- fario wegen der Ryßwickiſchen Neligis ons = Clauful und Beſchwerden. d. d. Io. Sept. 1702. P- 203; Kayſerl. Schreiben an die Ausſchrei— bende Fürften des Schwaͤb. Krayfes wegen der Chur-Bayriſchen Einnahm der Stadt Ulm, d. d. 18. Sept. 1702.

®e 2 m D: 205. Königl, Preuſſiſches Schreiben an Herz zog Eberh. Ludwig von Würtenberg we⸗

- gen des zu leiften habenden Beyftandes -

wider Bayern, d. d. 10. O&. 1702,

p. 301. Copiæ billetö des Magdeb. Gefandten anden Würtembergifchen in eadem ma- teria. P. 30T, Extract aus einem Chur = Bayrifchen Refeript an dero Gefandten zu Regen⸗ wurg. d..d. 21. Febr. 1702. p: 312. Wuͤrtemb. Votum über die beede letzte⸗ ve Vorfellungen des Chur-Bayriſchen

Öefanp:

-

Y Regifter,

®efandten. d. d. 4. Mart. 1702. P- 315. Nro. Extraftus conclufi Principum die bo Heihs-Verfaffung und das darzu noͤ⸗ thiae Jus armorum & collettandi der ©tände betr. d. d. 27. Mart. 1703. P. 318. Echhreiben des Echwäb. Frayfes an den Neich3=Convent wegen der von der Ritterſchaft erlegdenden uw: Be d..d. T2.. April. 1703..: p: 31% 62. Extract Schreibens aus Nr we⸗ gen Bayriſcher Aufuchung ſich gegen⸗ waͤrtiger Unruhe auszuwicklen. ——

61

Marti). 1703. P- 323- 63 Fürften = Rarbs - Conclufum in’ der Wuͤrtemb. und Gaftellifchen mit. der

Kitterfihafft babender Collettationde Strittigfeit. d. d. Ir. Apr. 1704. P- 334-

—— Zweytes

Aceck, Echloſſ geſprengt. 337 Alliirte bezeus gen feinen Ernft zum Krieg. 281

Anna , Königin in Engelland kommt quf den Thron. 281 Uperg von den Franzoſen eingewmmen. 9 wird feiner Artillerie beraubt. 84 £.Nociation der obern 6. Krayfe wird ſchwer gemocht. 58. 60. 65. —miecht leere Hoffnung zur Ar⸗ mee. 79 85. z = Gonferenz zu Frankfurt gen ge⸗ halten. 92

z Wöärtemb. beſchickt ſolche auch. 92 wird wieder vorgeichlagen. 118. 138. Pe h wegen Menſcheuhandels in das

= - > -

- = - z

ſtecken. 124 z = findet Schwürigfelten wegen der Re= lisiom 143

wird nachlaͤfſſig behandelt, 14) ven —— aber ſtart betrieben. 150

Nro Furſtlich Cone'uſum pro Elwangen

64 contra die Ritterſchafft puncto retra- ctus pr&tenfi d. d. ı2. Apr. 170%

pP: 334 65 Fxtraktus Fuͤrſten⸗ Rartı8 »prorocolli in der Wigandijihen Sache und Waͤr— temb, Vorum- wegen bintangefekter Co!le&tations = Sache wider die Ritter: ſchafft. d d. 18. Apr. 1704. p- 335. Conchnfum tfium Colteg! orum in eauia der Reich = Staͤnde wider das Corpus equeſre puncto coltectarum, armorum &c. d. d. 4. ——

66

67 Danckſchreiben der Stadt Hegenfhng

an den Herzog von Wuͤrtenberg für

die aute Dienfte feines Gefandten bey.

Befreyung ton der Bayrlſchen Befes gung. d. d. 21. Julij 1704. P- 339.

Regiſter.

Aſſociation wird von Frankreich gern geſe⸗ hen. 253. 269. = = erneuert zu Heydenheim und Heyl⸗ bromn. 3 268 = = wird zu Nördlingen vollends berichz tigt. 277 Augſpurg wird von Bayern erobert. ur Aueſchuß (Land-⸗) thut gute Dienfte,

Backnang wird abgebrennt. Io, Backmeiſter wird Krayß-Syndicus. 102. Baden, Stritt mit Wuͤrtemb. wegen des

- e7

Borfißes in der erften Seflion =

tionen. 137 Baldenheim ein Modmpelgardiſches? 5

134 Baſel, daſelbſt wird wegen der Religlon el⸗

ne heimliche Abrede zwiſchen den Kay— ferlich, und Frauzoſen gehalten, 131. Bayern wird zum Beytritt der Allociation eingeladen, 251%

Bayern

Il. Regiften

Bayern wird zur Kayferl, Kron Hoffnung

gemacht. 251 = = tft fehr verdächtig wegen Sranzdf. Buͤndnus. 252. 281

= = fucht die Kriegserklaͤrung wider Grat, reich zu vernichten. 277 bemaͤchtigt ſich der Stadt Ulm. 287 ⸗ſchreibt Brandſchatzungen in aus. = = will Franken und Schwaben ſich terwerfen. 300 = = will fein Unternehmen nicht allein ge⸗ than haben, 301 = = Schlägt einen Waffen - Stillftand-ver: geblich vor. 313 =. deffen Gefandter wird auf Krayßta⸗ gen nur in ceconomicis zugezogen, 303.

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307 = = madıt Hoffnung zum Berglich der Wuͤrtemb. Vermittlung. = = dejjen Bedrangnuffen temb. hören auf. 308 = biethet feine Scherger und Schinders— knechte auf. 309 = macht Forderung an die Krayſe we: gen Forderung an deu Kayfer, 310 = erbiethet fich noch zum Beytritt zur Afiociation. 315, == fündigt dem Kayfer und Neich den Krieg an. 325 = = bedrängt feine Seiftliche fehr hart. 328 Beilſtein wird abgebrennt, Bieren⸗ Mofts Mifchung mit Wein mit ae ter Straf angefehen, 83 Blaubeurifche Xehen , denfelben eine Be: fchwerde aufgelegt. 33 deren Empfangnus wird gehindert. 204. 209 Bohmiſche Chur findet Widerſtand. 30,-33 Böhmifche Lehen werden richtig ——

gegen AS

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- = -

203

Boltringen, ein heimgefallen Lehen. "6 Brandenburg laͤßt fic) in den Spanifchen Friden einſchlieſſen. 132

⸗braucht Repreflalien wider die Catho⸗ liſchen. 238 241

(U) 2

Brandenburg will dem Kayſer wider Fran: uicht helffen, als bis Ulm reftituire ey.

2 = z -

vertröftet den Schwaͤb. Krayß ce anfehnlichen Hülfe, Bukifchd Obfervationes über den BERN. Friden. 4. olenderverbeſſ erung kommt auf Bahn. 220 Calliere Franz. Geſandter thut zum Friden. macht ſeine eigene Wort verrät

- - - -

- -

wird troßig durch den Savoyifchen sr B "ändert feine Erklaͤrungen fehr offt. F = willmehr haben, alserinftruirt war. 76 = begibt ſich heimlich nach dem Haag. 79 Carl Alerander Prinz von Würtemberg,

errichtet als ein Tajähriger Prinz die Car

pitulation von Ebernburg. ET = trägt viel bey zur Eroberung Landau,

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290 = = rettet die Artillerie bey a. der Offenburgiſcheu Linien. 314 = Schlägt die Franzofen bey un fingen. = = wird in der Schlacht am Selen berg verwundet. Gatholifche machen einen Plan den ef Friden zu verdrehen. 65. 164 = *= deren heimliche Tractaten wider das Reich und die Neligion, 136 227 = deren gefärliche heimliche N, mit Frankreich. 184 = = wollen den Evangelifchen dife Genen nung nicht gejtatten. 168 = = gebrauchen grobe Ausdruͤcke wider die Evangelifche,. 176 gehen haͤrter mit ihren en R [3 Sranfreich um. 207 wollen das Churf. Collegium er mehren. = Suchen zu Stecfborn folchen zu ten. 243

Catho⸗

R

- 2 * *

R

II. Regiſter.

Entholifche befümmern fich wenig um den Berluft der Stadt Ulm. 289. 294. 295 deren heimliche Tuͤcke gegen den = an geltisfen. * = gehen Die Yugen auf durch Hayrifche Bedrücung der Klöfter. s = wollen den Meftphälifchen vernichten. Geremoniel bey Reichs - Se ſtrit⸗ tig. 35. 188. 198. 200 s = hindert die Fridenshandlungen. 57. 156 = Frankreich nimmt fich der Fürften in difer Sache an, 203 = = hindert den Reichstag. 208 Ehur,, die Neunte macht den Reichstag unz thätig. 84. 87 = = fol nicht durch den Ryßw. Srid: en entfchieden werden. 87 = = Frankreich wird durch Fuͤrſten Beyſtand erſucht. = von Maynz Verglichs-Mittel Br gefchlagen. 233 = der Fürften Befchwerden wollen am Kayf. Hof nicht angenommeu werden, 238 s = Sraufreich nimmt fich der Fürften an.

- Fe riden 26

a

239

Ehnrfürften verlangen für ihre Gefandten den Characterem reprafentativum. 57

= = Suchen grofje Vorzüge im Ceremoniel. 188. 200

ihr Betragen wird fehr mißbilligt. 212

- =

va

221 Eifer, Wuͤrtemb. werden falſch als nur exammilia zu reitituieren angegeben. 201 Ein, Acht vom Reichs-Hof ⸗Rath erkannt ohne Einwilligung der Reichs-Staͤnde. 285 CollePandi jus gehört dem Kayſer gar nicht, 335 Lontributions-Traectaten werden m⸗ mer und ge ichloffen. 14 feg. - = föonnen nicht gehalten werden, 28. 84 Er Benz; Biſchoff, Stritrigkeiten ia ar Muͤnz. = = reift mit Wuͤrtemb. wegen Anſtellung der Couvente. 50

ſoll mit Gurholiichen vermehrt werden, |

Coſtanz, Bifchoff , wegen der voreyligen Ab⸗ dankung der Bölfer, 154 Crayßtag will nicht zu Stuttgard gehalten

werden. 50 Greuzreuter als Sauves gardes nad) Stutt= gard geichikt. NEE Dauphin begegnet, der Herzogin Magd. Sibyllen fehr höflich. 9

z = deffen ſchlechte Heldenthaten. 23 rettet das Schloff zu Stuttgard vom Brend. 18 Dietfurter Linien werden überftiegen, 3135 Direktoria des Reich und Fuͤrſten⸗Raths machen ſich verdaͤchtig der Verraͤtherey.

2 - *

317 327

Eberhard Ludwig Herzog erhält veniam sr 1 Seremoniel dabey. 2

ſich bey dem Roͤm. Koͤnig Jo⸗ ſeph beliebt.

e wohnt feiner Krönung bey. wird angefchwärst am Kay. Hof. 38 Commiffion aufgetragen wegen des Direktorii im Ober : Rheinifchen Krayß

—R

43 = ihm wird der Titel Durchleuchtig von Engelzund Holland verwaigert, 58 deſſen Betragen von Engelland ſehr gelobt. 60 fommt in ein Gedräng wegen u; Truppen Durchmärfch. = ‚fat deßwegen einen defperaten er ſchluſſ. 67 = = macht gute Anftalt zum Unterhalt der Reichs-Armee. 67 = = rather neben den Friedenshandlungen auch die Kriegsserfaffung beyzubehaltei. 6

- - *

- - - -

- - * *

8 wird zum Reichs Depatato erwaͤhlt.

88

2 = deflen Betragen von Schweden wohl aufgenominten, 75 z = vermählt fich mit einer Yrinzeifinsoir Baden, sy

= = wohnt der Belagerung Eoernbung

bey :: feine Begierde zum Friden.

II. Regifter.'

Eberhard Ludivig Herzog erwirbt fich groffen

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Ruhm wegen der Religions-Sachen. 134 - lobt die Unterfebrifft feiner Gefandten des Ryßwickiſchen Fridens. 140 142 = betreibt den Militem Keen gluͤcklich. ⸗geraͤth In Stritt mit Dem Schwib, wrayp, 251. 254 = requiriert feine Zehen. 297 = widerfeßt fich einer vom Pabſt vorges fihlagenen Reformation. 202 = Keiih = Lehen = Empfängnus wird ſchwer gentacht. 209 = wejmwegen der Gefandte von ab⸗ zureyſen droht. 213 z wird mit den Reichs-Lehen belehnet.

218 = nimmt MWaldenfer und Steformierte auf. 222 = Hieyfe nach den Niderlanden, Engel: land ıc. 23 = dt bey einem Donnerwetter im Le⸗ bensgefahr . 268 = übernimmt das Commando auf dem Schwarzwald. 268 = erhält die Kayferl, Feld = Marfchall- Lieutenants - Stell. 282 = wird ermahnt wegen Ulm forgfältig zu feyn, 29T. 293. 296 = zu einem Land = YAufbott ermahnt. 300 = deffen Expeditiones gegen Bayern,

313

folf die Strittigfeiten zwiſchen Bayeın mid dem Meich vermittlen, 305 = deifen kande vonBayern fehr bedrängt,

308 = furbt die Stadt Ulm mit Kift wieder einzunehmen, 321 = bleibtin allen Verſuchungen unbeweg⸗ lich. | 324 = wird vom Neid) zum General der Ca⸗ valferie erflärt. 326 = fommt der Neichs = Armee zur rech⸗ gen Zeit zu Half. 337 = ift gluͤklich durch einen Angriff einer Bayriſchen Convoy. 337 = wohnt der Schlacht am Schellenberg gluͤcklich bey, 338

(u) 3

Falkenhagen,

Egolßheim Franzoͤſ. Hauptquartier, 10 Elnhofen Verglich wegen der Jurisdiction mit Hohenloh. 231 Elſaſſ Reftitution wird verweigert; 69. 156 mohin es gehöre, fol

bleiben. 115 = = Echweden beharrtauf deſſen rs

tion. Engell land gebraucht eine unordentliche T Ti tufatur. 59 - König Wilhelm wird von Calliere als König erkannt, 70 = fucht ernfilich den Friden, 99. LIT. 123 = wird von Herzog Eb, Ludw. davor

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gewarnet, TOI. 104 z = macht wirklich den Sriden richtig. 112 = = defjen allzugroffe ae ante ſchaͤdlich. 113 = = will keinen Friden ohne feine es machen.

= = nnd will dennoch die Allianz dlade fan auffünden. 125 will Straßburg durd) eine er⸗

=

2 - * *

ſetzen. 129 = = bereuet feine Unbillichkeit gegen Franz | fen und Schwaben, 139 = = erbietet fich zu einer Million Kehl zu beveftigei. 156

Englifi- und Holländifcher Sucais fommt in MWürtemb. an.

33 ruct gegen Bayern a. 235 Enzweyhingen zum Theil eingeäfert. 9 Erhard (Joh Ulr.) ein luſtiger Poet. 22 Evangeliſche, denſelben will diſe Benennung nicht mehr geſtattet werden. 168 = = beingen ihre Klagen an den Kayſer ie Schweden ıc, 174 Religion flehet in groffer Gefahr, 3. 2 Eugenius Prinz von Savoyen (eis Wehen in Siherheit. 338 a = Steitt hindert die Fridenshand— 87.129. 150 u Wilhelm Eberh.) 95. sp, Ludwigs 8 Lehrer.

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3 groffe Bewegungen

wegen deſſelben. 226 Fehler bey biöherigem Krieg, 156 Ferdi⸗

II. Regiften

Ferdinand Wilhelm Herzog zu Würtemb, Neuftart Abſterben und Lebenslauff. Foͤrtſch, Michel, Profefior Theologiee zu a Sn erhält in Ungnaden Ab⸗ chied 276 Franzoſen bedrohen Wuͤrtemb. mit Einfall. = überziehen das Herzogthum wrklich 9 leg. = = Jaffen ſich in Contributions - Tra- ctaten ein, ' To feq. halten fic) befcheiden gegen Stuttgard, 11

= 2

= = thun Fridens⸗ Vorſchlaͤg e. 24 e = ſuchen die Erklaͤrungen ewenbeutig Ei machen. 64

z = ihre Fridenshandlungen find fehr ver: aͤnderlich. 81.84. 121.135 2 = &ontributiond - Tractaten werden nicht gehalten. 84 = wollen mehr Gefandten zur Fridens— —— ſchicken. 78 eylen ſehr mit Dem Ryßwick. Fr iden. 96 haben nicht Urfech trogig zu ſeyn. 104 feßen dannoch den Teutſchen einen Terz in. 100, 221. 132 ihr Troß hindert den Friden. 121.130 follen ihre legte Erklärung zuruck— nehmen. I20. 322 = deren Einfall in Mömpelgard nach dem Friden. 184 Geſandten diſer Kron wird der = fchied angekuͤndt. ⸗greiffen gluͤcklich die Linien bey A fenburg an. 214 = deren Armeen werden verftärdft am Rhein. 315 = ihre Begierde zum Bayrifihen Suc- curs. = wird vereitelt. 320 = dringen dod) durd) das Kinzinger Thal durch. 322 = machen einem prachtigen Plan zu Er- oberung Zeutichlands. 339 = welcher durch die Hochftätter Schlacht sernichtet, 340

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259

2

Frankreih macht den groͤſten Staat auf die Bayriſche Haͤndel. 300 Frider. Carl, Herzog kommt wieder aus ſei⸗ ner Gefangenfchafft. 4 = ift ſehr empfinolich über abgenonmene Adminiftration. 4 deſſen Verordnungen abgeändert, 5 gehet mit Tod ab. 178 deffen Nachkommenſchafft. 179 Fridrich Ludwig, Herz.Eberh. Ludwigs Prinz gebohren. 178 Fridlinger Treffen macht der Franzoſen Ab- fichten zu nicht. 301 Fridens-Tractaten zu Bafel gehalten, 30 verurfachen vieles 57.

9.74 Schwürigfeit bey dem Aufang ak s 62

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ben.

= = SKayfer und die Seemächten wollen

allein handlen mit Ausjchlieffung des Reichs. 62

ſollen ohne Præliminarien angetret—

ten werden. 68

= = haben fihlechten Fortgang. 7I. 85

700%...

= = Holländifihelnternunciatur daͤchtig dabey. 72

= = mehrere Mächten bothen fi} zur Me- diation an. 78

= = Teutfchland fuchte einen Friden fo gut man ihn haben konnte. go

z = werden gehindert durch die viele Par— theyen. 126

= = nehmen einen Anfang und werden von Wuͤrtemb. aud) beſchickt. 93 = von denfelben will’der Schwaͤb⸗-und ⸗-Fraͤnkiſch Krayß ausgefchloffen wer— den. 98 = = gerathen faſt in das fteden, 119. 126 s = Kayferliche werden verdrüßlich daruͤ—

= - - =

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er. 121 = = ziehen die Neichs = Deputierten zuCon— ferenzien. 125

= = werden von neuen angefangen. 129 = = dejjen Unterfchrifft wird übel angefes ben. 140 Fridens⸗

II. Regiſter.

Fridens⸗ Tractaten, Staͤnde proteftieren wider den modum tractandi. 115 = fo aber nicht Gehör finder. 145 = das Reich hält den Fridenſchluſſ ges

va

nehm ohne den Kayſer. 146 = = Ratification deſſelben erfolgt. 155 = = Execution finder Schwuͤrigkeiten.

203

Srommenn, Kirchen R. Secr. an den Ge—

neral Valfy abgeſchickt. 9

= = tohd als ein Geyſel von den Franze⸗

fen weggenommen 17

Fuͤrſten, deren Gefandten will die facultas

mittendi fegatos primi ordinis nicht ges ftatter werden. i 5

z = wollen vom Kayſ. Hof ſehr im Cere⸗

moniel herabaejegt werden. 188. 198

= = ein Kürten Verein vorgefiblagen. 212

Georg „Herzoa zu Wuͤrtemb. Moͤmpelgard

ein ſchlechter Regeut. 94. 152. 185

geht mit Tod ab. 224

Voat, wird mit Gewalt als Gey⸗

fel weggefuͤhrt. 20

Geyſel werden den Franzoſen gegeben. 19

z = werden übel gehalten. 21.47.58

Goſſlarer Fuͤrſten-Convent wird gehalten, 221

Hz. Eb. Ludwig inſtaͤndig von andern

nme

Pr

I Gender,

Fuͤrſten dazu efrgeladen. ⸗der Schluſſ daſelbſt wir) für hart ge⸗ halten. 267 Gfͤetler, Burgermeiſter, wird franz. Gey— ſel. 17 Fjaoverlihe Haͤrtiskeit wegen der Neich?= : Sturm = Fıhnen= Fa). 209. 217 5 = deſſen Gefandten Uebermacht am Kayſ. dof. 2#1 ⸗will das Erz⸗Faͤhnrich⸗Amt nicht fah⸗ ren laſſen. 273 Handseriiche Chur, dieſelbe wird von einigen - Ständen für nichtig erflärt- 6 s = Wuͤrtemberg. Moderation in derſelben Sad). 6.265: 32.160, 189% 2135

s = welches gelobet und die declaratio nullitatis zerviffen wird, 7 wird gehindert. 23. 37. ZI macht dem Herzog viel Verdruſſ. 33

a

" Zu

KHandverifche Chur wit am Kayſerl. Hof ⸗r⸗ zwungen werden, 37.19 = macht Verwirrung in den Nyimwic,

Sridenshandlungen. 109.13

= = wirdwieber hervorgeſuht. 11m 211 = = wird von Frankreich miäbilffer. 162. 2 15 94

= = wird von den Fürften widertsrochen, 160. SAL

= = Baden aebraucht viele Moderation in diſer E ade. 180

⸗wird dem Fuͤrſten⸗Rath vorzutragen befohlen. 216 Harlay beſucht die Wuͤrtemb. Geſondte. co. Heeſpen kommt in Wuͤrtem. Dienße. —8 = = wird bey dem Ryßwickiſchen Friden gebraucht, 03 wird an dem König im Engelland ges fickt wegen der Stadt Straßburq. 100, | | 101,102, Heidelberg von dem von Heydersdorf fchlecht beſchuͤtzt. 8 Heidenheim, Herrſchafft, deren Wappen im den Würtemb. Child mufnenenmmen. 108 Hiller (Johann) wird als Geſandter nach Regenſpurg geſchickt. 138 ⸗deſſen Aukunfft macht viele Freude. 139 = wohnt dem Muͤrnberger Conbent an.22g dohen-VTwiel wird mit einer Belagerung vergeblich bedrohet. 324 Hollands heimliche Fridens-Tractaten. 61 = Internunciatur wird verdädhtig. 72.

2 - * -

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EN k 74 77 = will die Mediation führen, 81.117 = = Echweden Fandie Holla ͤnd. Direfiion

der Kridenshondlungen nicht ertragen, 79 = Fündet don Allierten ſelbſt die Inter-

Li

nuneiater anf, 79 = = Sucht den Friden ernſtlich. cJ Hornberg son den Franzoſen eingenommen.

322 Jeſuiten als Fridens-Stoͤrer betrachtet. 8 226

Johann Fridrich. Prinz von Waͤrtemb. formt im Duell sm, 23 Johanna Eliſabethe, Gemahlin Herzog Eberh. Ludwigs. Ep) Jo⸗

II. Regifter,

Sohanne Eliſabetha foll nach deffen Tod Bormunderin und Adminiftratorin ſeyn. 94 Jus belli & pacis will den Reichs⸗Staͤn⸗ den entzogen werden. 85 2 = wird von Hz Eb. Ludw. fich vorbehal⸗ ten, SPLT = erfieres wird den Fürften Bol» und diefes verwaigert. 144 e s reformandi wird den Gatholifchen nicht eingeraumt vi fuperioritatis terri- torialis. 192 = = collektandi wird dem Kayſer von dem ganzen Reich abgejprochen. 335 Kaltſchmiden und Keſſlern wird erlaubt ihre Zunft im Hohenlohiſchen zu ſuchen. 232 Kauffbeuren, Reftitution vom Reichs⸗ er Rath hintertrieben.

wu

Kauniz, Gr. Beſchwerden wider ——

143

= iſt dem Haus Wuͤrt. fehr zuwider, 212 Kayfer will Feine Neichögefandte bey den Fridens haben. 145

= deſſen Hofin groſſer Verwirrung. 198 Ey will den Beyſtand der Neichs- Stände für eine Schuldigkeit halten. 267 entſchuldigt ſich vergeblich wegen der Bayriſchen Haͤndel 200, 207 2 = will mit Bayriſchen Haͤndeln nichts mehr zu thun haben und will ſolche den Krayfen aufbuͤrden. 298

= 2 fucbt vergeblich Hülfebey den meiften Reichs - Ständen. 311 ⸗deſſen Eingriff indie Rechte derReichs⸗ Stände, 319 330 Kanferliche Gefandte wollen im Namen des Reichs mit Frankreich Friden fchlieffen. 95. TIL

= = wogegen die Teutſche Geſandte pro: teftieren 96 deren Falfchheit in den ig:

1

au =

lun 114 - dieſelbe lauffen Klagen auf dem

Reichstag ein. 141.143 = = welches Fein Gehör findet. 115 z = Refolutionen durd) den Maynzifchen Direttorem befandt gemacht. 330

2 *

Kehl, Veſtung, wird den Schwaͤb. Krayß

der Unterhalt aufgebuͤrdet. 177 Kempten Abt bedraͤngt ſeine reformierte Unterthaiten. 123192. 244

Ketzer-Titul macht Unruh im Reich 48° vn am Obern Rhein wird auch

Erklaͤrung wider Frankreich he fehr zweifelhaft. 237%.

= = das Chur = Sächfifche Votum um 400000 Rthl. erfaufft. 271

wird vom Kayfer und Neich verzögert.

- - - -

281

= 2 viele BedenklichFeiten dabey. 282 284 292

= = vom Reich wider Frankreich) doch fihloffen. 294

ei rd‘ a Negenfpurg publieiert. 302 Kulpis, deſſen voreyliger Stolz. 35 ENT ee nfengge Gedenkungs-Art. gr = deſſen Befchreibung von dem uͤbelge⸗ führten Krieg und Fridens = Tractaten. 33. feq.

= = wird zu den Ryßwikiſchen Sridens- Handlungen gebraucht. 58 ſtehet in groffem Anfehendarben, 107

- - = =

IIE

= = vertheydigt den Herzog gegen den. Krayß. 158 Landan von den Kayſerl. erobert. 290

Legitimationg = Stritt der Gefandfen auf dem Reichstag. 278 Lehenaufge: ragene,falf ſcherBegriff davon. 259 Lehend = Empfängnus eine ernidrigende Handlung, 210 Wuͤrtemb. ſchwer gemacht. 209 Lehenleut ſind auf den Stammen Wuͤrtemb. gewidmet. 257 -deren Landſaͤſſigkeit behauptet. 25 Lothringenwird firStr aßburg anerbotten.7o Ludwig Wild. Marggr. von Baden bezeugt fid) der Hanoͤv. Chur widerig. 7 = = bdefen Berdienfte gegen dem Schwaͤb. Krayß. 52.00, = = fest das ganze Herzogthum Ai ein Patent in Gefahr, 37 0

- 2 = =

Lud⸗

II. Regifter,

Ludwig Wilh. Marggr. von Baden En

diget fich mit Liſt eines Angriffs.

fucht die Franzoſen zu einer Sad zu bringen.

= = gebet über den Rhein und wien zuruck.

e = vatbet dem Schwaͤb. Krayß zur al. lianz mit den Mächten, 42 = = verfpricht fich viel von der Aflocia-

tion. 85 Kurenburg, Stadt, deren Refitution mi ftarf betrieben, Measdalena Sybilla, Herzogin, ih Regierung ° = ihro wird vom Dauphin fehr Göffich begegnet, Marbach von Franzofen eingeaͤſchert. Marggroͤningen ausgepluͤndert. 9 Maßkosky von Würtemb. als Krayß = Se- cretarius præſentiert. 163 = = wird zur Lehens- Empfängnus abgez ſchickt. 200 Memmingen wird von Bayern men, > Menfchenhandel dem Teutſchen Reich an gefärlich. 124 Miles perpetuus fonımt inVorſchlagr 14. 142 wird zutheuerſt von SED. De 7.149 Mömpelaard macht Herzog Eb, —— viele Sorgen. 94 = = ‚wird der Kron Frankreich als gehen aufgetragen, 05 P) Dietehenfchafft aber wieder süfgehoben. = Reftitution verfprochen. 119. 130 : bie darzu gehörige ren IPSFIDEN ans gefochten. #172. ISL; = das Votum wieder aufgerufen. 149 = Herzog trägt fein Votum einem Gas tholifchen Gefandten auf. 152 = wird wegen der Religion gefähret, 170. 180. 194. 224; 243 Corpus Evang. ſich der Sa⸗ che an. 4. 183. 246 s = Collegium daſelbſt * Gewalt er genommen, : = Votum anf dem Reichstag frg gemacht. 186 XI. Theil.

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dife Handlung wird nach an

gezogen. 195. 196

= = jucht Hülf wegen feiner Reftitution bey Holland. 280

Mortani gehet olme Abjchied aus Würtemb. Dienften zu dem Feind über, 10

Muͤnſter, Biſchoff, hindert den Mn Frankr.

2.2 will fid) gegen Franfr. nicht ft bezeugen,

Munderfingen unglüdliches Treffen dafelbit.

326 = = welches Herzog Carl Alerander er der gut macht.

ale ra son Schwäbifchem Krayp =

8 Nördlingen ‚, dafelbit wird eine Alociaton zwifchen den Krayfen errichtet.

277 Oberndorff ein heimgefallen Lehen. 46 Deſterreich ſucht nicht des Reichs,

mar feinen Nutzen.

viele Befchwerden werden wiber var felbe geführt, 235

Owſtien, Würtemb. Geh. Raths-Præſident fehliefft die Contributions-Trattatcn, 15

pet flifftet Verwirrung im Reich. 48

5 will auch in den Rißwyckiſchen 5 Sriben eingefchloffen ſeyn. 148 z = jucht in der Bayriſcheu an im trüben zu fifchen. - 311 iftam KanferlichenHof verdächtig. 313 Yaflau, Biſchoff und Kayſ. Principal⸗Com⸗ miſſarius einer Verraͤtherey beſchuldigt.

= z

2-4

- - - =

329 Pfälzifche Angelegenheiten erfchweren den

Sriden. 135 = = Religions = Bebrüdungen. 164 = = Kirchen Güter werden ftrittig. 1

Pfaͤlz. Reformation macht groſſe Ver⸗ wirrung. 20x = werden durch unruhige ee

unterhalten, Pfeffingen und Teuffringen theils ee theils eingetaufcht. 219 Pfeil, Würtemb. Commiffarius wird zuden Contributions = Tractaten gebraucht. 15

Phi⸗

I. Regifteu

Philippsburg will der Kayfer von aller Ar⸗ tillerie entblöffen. 151 Portlands Handlungen dem Bouffleur. 9. 102. IO6. 121 = = ihm wird der Berluft Straßburgs beys gcmefjen. 124 Praͤlaten, Schwäbifche, werden wegen ihrer Hinterltftigkeit wohl beantwortet. 159.163 Preuſſen, nimmt den Königl. Zitulan. 241 = = ift dem Hauß Würtemb, fehr —— im Ceremoniel. en allgemeine von dem abe sorgefchlagen. 202 z = welcher fich Würtemb. mitModeration widerfeßt. ibid. Refugies , Franzöfifche , —— ſich den Fridenshandlungen. Regierungs-Raths Prædicat nimmt Ken Anfang. 163 Reformierte werden zu Canftatt aufgenomz men. 22 Negenfpurg wird von Bayern fehr 295. 298 ⸗ſtehet nebſt dem Reichstag in Gefahr. 316 Heich3 - Deputation zu den Fridens⸗ * ctaten wird vorgeſchlagen. 69 = = voirdden Ständen nur in feiner Math erlaubt. > = = wird doch verglichen. ze Defterreich fucht folche wergeblich = . hindern, 88 2 = umndtiger Geremoniel-Stritt dabey.

ibid.

Kayſer begehrt zum Schein eine De- putation. 96

- Kommt zu Ryßwick endlich an. 96

wo fie aber verächtlich behandelt wird. 11 ſollen zu Conferenzien gezogen de 121.125 : 2 .Boie Unterlaffung gibt Anlaff zu Kla⸗ 143. 145 Ras Gerichte, deren Vifitation wird

2 2 -

s=s 2:

fucht. Reichagefandte wollen von den Ravferlichen hintangeſetzt werben, 57° 95

Keichögefandte ftehen feft auf derReftitution Straßburgs. 96

Reichs-Hof⸗-Rath Befchwerden der Ehans

gelifchen gegen denfelben. 46. 225 = = DBefchwerden der Fürften wegen Coͤll⸗ niſcher Achts⸗ Erklaͤrung. 273 Keichs- Stände mächtige wollen Feinen An⸗

theil nehmen an Kriegs = VBerfaffung. 317 behaupten ihr Jus fuffragii decifivi,

= 2

Reichs⸗Staͤdte deren ehmaliger Vorzug. ee

Heichs - Sturmfahnen- Stritt wird re hervorgefnchr.

e wird von Hanover Tr mehr

306. 39. 42

z = als die allgemeine nie Sahne ere

Hört. 3. 197. 205

Limbach. Schrifft ift anftbffig wider

den Nejpect gegen Wuͤrtemb. 36

= willfaͤrige Anerbietung zu gebendem

Titul. 41

= = foll ein anderes Erz-Amt dafuͤr au

rast und von Hanover abgeftanden wer:

- - - -

188. ſeq. 20%

2 = "it fein Theil von Erzamt abs

ftehen 9. ſeq. 207

Erz maſſt fi ſich auch Ehur:Sadfen an, 199. 20

e = beruhet nur aufeiner guten Dee

tion. 206 ſeq.

Keichs - Sturm » Fahne Kayf, Declaration zur Exclufion Hanover gegeben. 209 foll dem Churfürften - Rath ih

> - * *

werden. 214 = =_ Decretum ſalvatorium vergeblich ge⸗

macht. 216 Reichs: Tag wird unthättg, 84. 85 = = will aufgehoben werden. 316° = = ftebet in groffer Gefahr. 317 Es

Reichs-Verfaſſungs-Sach wird ‚fehr ver— wahrlofitt 139. 150 deren Verwahrlofung fehr Sehe

z &

Reinhard ( Stadthauptmann) PR Ach felbft zur Geyſelſchafft. 17 Religions-Sachen follen nicht gu Fridens⸗

bandlungen gezogen werden, 87 He

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II. Regifter.

Religions » Sachen Coangelifche wollen fol: be Doch einen Articul dariun haben. 93. 108 IZI. > wegen berfelben werden zu Bafel und Steckborn zwifchen den Catholifchen heim: liche Gonferenzien gehalten. 121.175 wegen folcher erwirbt fid) Hz. Eb. Sud wig groffen Ruhm. 134 = = merden von den Gefandten zu Regen⸗ fpurg fehr nachläffig behandlet. 149. 172. 228. 245.

= = machen groffeßerbitterungen. 170.287

= = wird von den Gatholifcjen mit grofs fer Gefahr bedrohet.

Da

= = UWebung, wer darinn zu ee :

habe und wie ? ? = = übertriebener Religionsenfer port.

2 Engelland und Holland nehmen fi derfelben nichts an. 379.272 z = DBedenklichkeit bey der Kriegs - Erflä- rung. 286 Reunionen, was dadurch dem Reich abge- nommen worden, fol wieder N werden. ar z = doch nicht, was RR su fach reuniert hat. 70 Ritterſchafft, Würtemb, Händel ſelben. 217 werden von ihren Mitglieden, ſelbſt fuͤr unbefugt gehalten. 258 = Mitrtemb. Memorial will von Mayız nicht angenommen werden. 283 = ein günftiger Reichs = Schluff wird abgefaſſt. 334 3 = wird von diſem Corpare der Status controverfie verkehrt und offenbare Uns wahrheiten eingemengt. 334 Ryßwickiſche Religions = —— 136. 140. 143. 162.170 s = Fridensd = Unterfchrifft wird fehr ges billigt. 142 » = Seide wird vom Reich genehmigt. 144 z = wird von dem Kayferl, Commiflario mißdeutet. TOLL, 171

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⸗⸗Verzeichnus vongranfreich

was unter diſer Clauſul begriffen ſeyn ft te. gL

3 z

dife erregte wegen ihrer Unanffändige

keit vielen Stritt. 191 Conf. Catholiſche.

falſche Erklaͤrung derfelben, 105

macht den Reichstag unthätig. 207

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I U en VE Tu \ 5

Vorſchlag zu Ausfunffts-Mitteln, 244

wird zu Steckborn bey Coftanz m hecket.

z = deren Aufhebung von Enangelifdeen geſucht. 287

Sachſen will das Directorium inter Ly-

angelicos genommen werden, wider

welches Wuͤrtemberg ſich ſetzet. 237

= = Mölfer find fehr ungezogen. 336

Salzburg Erzbischof will nicht Churfuͤrſt werden,

= = deffen Händel-mit Paſſau. ibid.

-2deſſen Directorium im Fuͤrſten-Rath ſteht in Gefahr. 215

Savoyens Abſichten bey diſem Krieg. 34.5

- - = =

deffen F Fride wird fehr verabfcheuet. 6r Schellenberger Sieg. 338 Schnapphanen eine Art eines Frey=Corpe. LI fallen in Sturtga: dein. ibid, Schwaͤb. Krayß tritt in die groffe Allianz. 58 beſchickt die Ryßwickiſche Fridens— Tractaten. 93 = fordert eine Entſchaͤdigung von Frank⸗ reich. 97 will von den Fridens-⸗Handlungen aus: geſchloſſen werden. 98 = = dringt mit Öewalt auf die Abdankung feiner Trouppen. 153. 157. 163 = = um einbefferes Vertrauen gegen Wuͤr⸗ temb. erjucht. 155 = = Srageentitehet, ob die mehrere Stim- men der ſchwachen Ständen vor den maͤch⸗ tigern mehr vermöge. 157. 163 = wird vom Kayſer verneinet. 357 = feßt feinen Militem perpetuum auf 6000. Mann. | 160 = wird mit Sranzdf, Einfall bedrohet.

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254 verurfacht groffes Auffehen durch 3 # eines Lagers.

2 Shwih.

II. Regiffer.

Krayß geiſtlicher Staͤnde er hafftigfeit.

= = hindert den Franzoͤſ. Succurs —*

Bayern durch einen Landſturm. 303

= widerlegt die Bayriſche ——

KT

ng. tritt nebſt Franken in die groffe ET

E43 z lianz. 304 = = mird einer Nachläffigfeit befchuldigt. 314. 332

s = fucht Hülfe bey den Schweißern. 228 = wird wegen der Nachläffigfeit ne ſchuldigt.

334 Schwedens Mediation bey den nn b ande

lungen. 59. 72. 81 = ft noch zweifelhaft, 62. 86. 7. 73 = der Kayfer will fi) zu Feiner Requi- fition verftehen. 63 = wird vom Schwäb. Krayß erjucht Ye Mediation auf fich zu nehmen. = ‚Franzof. Gefandter dafelbft thut ah: dere Fridens -Vorfchläge als der de Cal- lieres. - 68 König Karl XL. ftirbt. 86 = = deſſen Nachfolger erhaͤlt dieſelbe zu Vergnuͤgung Herzogs von Wuͤrtemb. 87 = = Holland will die Requiſition Schwe⸗ dens hindern. 73 s = Wuͤrtemberg aber gefucht. 74 z = drohet den Sranzofen mit der Guaran- tie des Weſtphaͤl. Fridens. 120 Bir deffen Mediation yon den Franzofen verdächtig gemacht. 122 z = will den Friden zwifchen Frankreich und Engelland ꝛc. nicht unterfchreiben. 128 Seubert (Seh. Rudolf) Unter -Gouverneur Hz Eb. Ludwigs, 3 Eenlern,, (von) ein groffer Feind der Evans geliſchen. 170, 173 = fpielt die Stadt Straßburg in Gran Hinde, 77% = Aft fehr undanfbar gegen Wirte berg.

z = wird wegen unwahrhaffter Berichte angeklagt. 17 ⸗⸗der Wuͤrtemb. Geſandte ſagt ihm die

trockene Wahrheit wegen Bayern, 302

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_ Spanien von den Franzofen in Contributi- on gefeßt. 122

Succeflionöfrieg wird den Reich3- Ständen beſchwerlich. 248 =

aus Hofmeifter Herzog Eberh. Kude

—— daſelbſt wird die Ryßwick ſul ausgehecket. 270 Straßburg will von Frankreich abgetreten

werden. 24 = = nm deffen Reftitution bitten die obe= re Krapſe. 49. 103 = = wirbvon Defterreich gegen ein Aequi- valent dahinten gelaffen. 57.102.106.127 Calliere will ganz Lothringen Dagegen geben. zo z s will reitituiert werden » wie es an Sranfreich gekommen. 70. 100, 103. 115. 116. 11 Sorge wegen der Re! igion für ——

- - - -

z 2

be. 93.

= deren Reftitution beharrt das Reich

und von Defterreich gehindert, 96

= mird son den Jeſuiten hintertricben, 101

= ft der Hauptpunct Dijes ‚rosa 308, 114. 119. 123

Biftum von den Franzofen verlangt,

Sturm (Joh Heinr.) ſtellt fi) felbft Aue Genfelfchafft.

Stuttgard werden Sauvegardes mit Si lichkeit gegeben. 10.

unklagbares Bezeugen gegen derfelben,

e = wird von Kayf. Schnapphanen Kodes nommen. ibid.

= = da8 Schloffund Stadt wird mit Brand bedroht. 14.15

hie: groffe Bedrängnuffe von dem

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Feind.

Rm der Stifftskirche wird Meſſ se

fen mit Gewalt. -

Styrum und Schli® werden von Bayern ge= chlagen. 36

Seiten Schalkheit gegen din Evange⸗

liſchen. 327

Straß⸗

——

II. I 2 | :

Errafburg Stadt ift dem Teutſchen Reich fehr nöthig. = e deren Berluft wird dem Portland bey:

gemeffen. 124 s = wird vollends verlaffen von Engel=und one: 127. 141 s = dagegen fie eine Schadloßhaltung ver- fprochen. 127. 129 = = wird ihres Religions-Stands verfi- Ben: 152

deren Verluſt macht neue Beſorgnus.

Votum wird geſucht. 40. 41 z = ein Decret erhalten. 220 = = macht Hz Eberh. Ludwigen viel zu

ſchaffen. 224

Terminus peremtorius falutis human macht groffen Streit unter den Theolo— gen. 274

z = welcher durch Würtemb. Vorſchlag gluͤcklich gedaͤmpfet wird. RL

ZTeuffringen theils erkaufft, theils enger

tauſcht. 219 Teutſchlands ſchlechte Anftalten Be den Feind. 3. 103

= = entfräfftet ſich durch Bepftan deffen Alliierten, 54 = = Forderungen an Sranfreich machten Verwirrung. 110 e = wird von feinen Alliierten verlaffen. 155 a ungeſchickte bey Engel- und Hol- and. ⸗⸗eines Cardinals und der Päpfttichen Kirche ftrittig, 231 Trompeter wird reichlich befchendft 10 z = mit ſchwarzen allonge-beruquen, 17. Tuͤbingen legdet groffen an Artil⸗ lerie. 54

—— wird abgebrannt. 20 Viſite, die erſtere, bey ankommenden Ge—

ſandten wird ſtrittig. 241 ij" die Stadt von Bayern un

der Verluſt derfelben ift wichtig. =

wird ſchon für ann: gehalten.

- 207: 298

einer. groff enNachläfigkeit, —— 29

* will in Sequeſtration gezogen ——

312

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13 3x

= wird wieder von der Bayrifchen Herr⸗ fo fft befrevet 340 Waldenſern werden nebſt Reformierten aufgenommen. Man Wappen des Herzogs foll verändert

Weinverfaͤlſchung reifft im Herzogthum rn ein.

z = mit Schwerd : Straf angefehen, 95

Weſtphaͤliſche Fride foll nach feinem wahren Verſtand zum Grund gelegt werden, 61

z = will von Schweden guarantiert werz

den =: Tatholiſche ſuchen ſolchen zu t

en. Wilhelm, wird als Kdnig in Engelland cr

fannt und nicht erkennt. 79 Winnenden Stadt wird abgebrannt. ro Wolfenbüttel hindert dengriden mit Sranfr,

2 e = als in die Ahr erflärt behandelt. en = = macht bey den Evangelifchen 2le Aufſehen. Wuͤrtemberg, Hauß, bey Deputationen. sg deſſen Verfahren gegen dem Krayß N ae 158 = =. evbiethet ſich zu allem Gehorfam ges gen dem Kayſer. 159 nimmt eine Reforme vor bey ſeinen Krayß = Contingentern, 160 z = vermeidet-alle Streitigfeiten auf dem Reichstag. ⸗iſt von jederzeit maͤchtig geweſen. = Kand mit franz.

behauptet den Bor

- - - =

Zu

279 Einfall —— 866 = = durch ein Krayß⸗ Patent in groſſe en fahr geſetzt. ⸗ſucht eine Entſchaͤdigung von Franke reich. 84. 97 = der untere Theil hart gedruckt, 86 = = ſucht das wider den Contributiondz Verglich abgenommene. 03 übergibt feine Forderungen an reich s = iftfehr wegen Straßburg beforgt, 2 Zeil (Gras von) fiberbring tbleveniam tis dem Herzog. Zinta, Sieg wider die Tuͤrken erfochten. an

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Corri-

Corrigenda.

pag. 169. lin. 20. zu dringen addatur fuchten. ‘pag. 173. lin. 34. Untenehmungen, ließ Unternehmungen. p. 193. lin. 4. anftatt Religionsperwandte muß heiffen Re— liston verwandte, p. 200. lin. 12. W. muß MWürtemberg heiffen. p. 201. $. 03. lin, 14. Eberhard muß Eberhard Ludwig heiffen. p. 225. lin, 9. Ellein, liß Allein. p- 229. lin. 1. Meil, liß Weil. p. 230. lin. 17. Chanois, liß Chamois. ibid. zielte liß hielte. p. 231. lin. 5. etneuerte, liß erneuerte. p. 247. lin. 30. Durch? leutig, liß Durchleuchtig. p. 271. lin. 18. unjchuldig liß unſchicklich. p. 282. lin. 9. Herzog Eb. Ludw. darzu ernennet, corrigatur Herzog Eb, Ludwig wurde

auch darzu ernennet, p. 287. lin. 19. fie fich deleatur ſich.

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