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. GESCHICHTE

DES

LEVANTEHANDELS

IM MITTELALTER

Dr. WILHELM HEYD,

Oberbibliothekar an der k, üffeutlichen Bibliothek in Stuttgart.

ERSTER BAND.

STUTTGART. VERLAG DER J. G. COTTA'SCHEN BUCHHANDLUNG. 1879.

Vorwort.

Seit Depping seine für die damalige Zeit recht ver- dienstliche Histoire du commerce entre le Levant et l’Europe (Paris 1830. 2 Voll.) schrieb, ist der Gegenstand, mit wel- chem sich dieses Buch befasst, nicht wieder monographisch behandelt worden. Eine Fülle von Urkunden und andern Geschichtsquellen, von deren Existenz Depping keine Ahnung hatte, ist seit dieser Zeit namentlich in Italien und Frankreich zu Tage gefördert worden, eine reiche Erndte winkt dem Geschichtschreiber, und warum sollte er zögern, sie einzuheimsen? Unsere der Culturgeschichte so freundlich zugewendete Generation wird es ihm danken, wenn er nicht wartet, bis die Archive vollends ihren ganzen Documentenschatz der Oeffentlichkeit übergeben haben werden, worüber noch viele Jahrzehnde angestrengter Arbeit von Einzelnen wie von ganzen Vereinen hingehen dürften, wenn er vielmehr entschlossen zugreift und aus dem schon jetzt von allen Seiten zufliessenden Material ein Bild zu gestalten versucht von der fruchtbringenden Berührung

75130

vın Vorwort.

gefällig, mich durch Zusendung einer Anzahl höchst inter-

essanter kaufmännischer Berichte von Italienern aus Por- ift besass, zu überraschen. Endlich

kamen meine Beziehungen zu den Herr Professoren

tugal, die er in Absc

Phil. Bruun in Odessa und Fr. Flückiger in Strassburg, dem vorliegenden Buch ebenso zu Statten, als sie für mich persönlich anregend und aufmunternd waren, Ihnen Allen, wieden Herrn Bibliothekvorständen von Berlin und München,

welche mir selt

ne Bücher zur Benützung überliessen, sage ich hiemit zum Schlusse meinen herzlichen Dank.

Stuttgart im November 1878,

Der Verfasser.

Inhalt.

Seite Vorbemerkungen über einige der benützten Quellen und deren Abkürzungen beim Citiren . . 2 2 2.2.2... . KI-XA

Erste Periode. Die Anfänge. Von der Völkerwanderung bis zu den Krenzzügen.

1. Die Zeiten Kaiser Justinians und seiner Nachfolger . . 1-29 II. Vom Auftreten Mohammeds bis zum Beginn der Kreuzzüge

1. Die Araber und die Handelsstrassen durch ihr Gebiet 2059 59-65

2. Die Griechen . . 3. Russland und Scandinav u a. Verkehr mit den Arabern

a b. Verkehr mit Byzanz. 2 222222. 77-85 4. Deutschland 2 222er. 8597 5. Grossbritannien TUN 6. Frankreich. 222 WM 5 Tallen; . 00 0a we a Die Juden. 22220. 1-2 Zweite Periode. Blüthezeit.

1. Grundlegung der Handelscolonien im vorderen Orient (Zeitalter der Kreuzzüge) nn. 145469

1. Die Kreuzfahrerstaaten in Syrien im ersten Jahr- hundert ihres Bestehens . . . 145208

a. Die Handelscolonien in den Kreuzfahrer- staaten... 5 140-158

b. Die Kreuzfahrerstaaten als Sitze des Levante- handele . 22222 0022. 180-208

x Inhalt, Seite Byzanz unter den Komnenen und Angeli , 20821 Latein serthnn 21-343 Die Kreuzfahrorstanten in Syrien im zweiten Jahr- hundert ihres Bestehens . . . 343-396

5. Die Insel Cypern als Vorland der Krenzfahrerstaaten 395—402 #. Kleinarmenien als befrenndetes Nachbarland der

Krenzfahrerstanten ı = og = = . AR-10 7. Das muselmännische Syrien alsHinterland der Kreuz-

fahre m. re re BOÄLT 8 Aegypten 417-469

11. Erhöhte Blüthe des Levantehandels in Folge der Er- schliessung von Innerasien (vom Ende des 13. Jahr- handerts bis gegen das Ende des 14, Jahrhunderts) . 470-604

A. Vordere Gebiete des Levantehandels . . , « 470-604 Griechisches Reich nnter den Paltalogen und gleichzeitige fränkische Herr- schaften in Griechenland bis zum Tu- riner Vertrag 1381 . , . 470-5 2. Bulgarei ee ns an. BTTEHRE 3. Das türkische Kleinasien . . . . - . 584-604

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Freie dener. Ahr!

©. 1. Bd. 10 Abth. 1.

xal Vorbemerkungen.

Werk bedeutend gefördert. Einen synoplischen, aus Knrien des sechs-

zehnten Jahrhunderts zusammengestellten Paraplus hat auch für die ge- ecke fert (im Anhang zu seinem Periplus des ältere Karten sind noch nicht ausreichend für dieselbe

mr:

Erste Periode.

Die Anfänge.

Von der Völkerwanderung bis zu den Kreuzzügen.

Hoyd, Geschichte des Levantehandels. I. 1

eismende Some vom I) MILE | Tue, & Waren abäne, woren |

webhe an den Höfen und Mintelalters im Gebemach den Ükienr zurückgeführt; von’ F, nichr sehen zuch das Ge

Hauptrouten für dem dem Wag

118 Erste Periode. Von der Völkerwanderung bis zu den Kreuzzügen.

geistige und leibliche Nahrung, Pflege in Krankheit, Unterstützung in Noth zu Theil wurde. Das Verdienst, diese Stätten geschaffen und durch milde Beiträge erhalten zu haben, schreibt Wilhelm von Tyrus der Gesammtheit der Kaufleute aus Amalfi zu, welche Jerusalem besuchten. Aber bei Sanuto! finden wir die Notiz, dass vielmehr ein einzelner aus der Mitte dieser Kaufleute /nego- tialor quidam de Melphia civitate. das Kloster Santa Maria de Latina gebaut habe. Und noch bestimmter mit Nennung des Na- mens berichtet Amatus, jener Maurus, der Vater Pantaleons, habe ein Hospital in Jerusalem gegründet und es mit reichen Mitteln unterhalten, wobei freilich gefragt werden kann, ob Amatus damit die Klosterherberge Santa Maria de Latina meint oder nicht viel- mehr diejenige, welche in der Folge die Wiege des Johanniter- ordens geworden ist.2 Mag aber Maurus jene ältere Anstalt oder diese jüngere gegründet haben, so ist aus seiner Betheiligung auch für die von uns gesuchte chronologische Fixirung ein Anhalt zu gewinnen, indem Maurus um 1071 sich aus seinem vielseitigen Wirken ins Kloster zurückzog, um dort zu sterben. 3

Nach dem bisher Gesagten umfasste das Handelsgebiet der ‚Amalfitaner einen weiten Kreis von Küstenländern am Mittelmeer hin, wie auch die oft citirten Verse Wilhelms von Apulien noch weiter bekräftigen, welche von der Stadt Amalfi rühmen:

Huc et Alexandri diversa feruntur ab urbe, Regis et Autiochi. Haee freta plurima transit. Hie Arabes, Libi, Sieuli noscuntur et Afti.

Ilnec gens est totum prope nobilitata per orbem, Et mercanda ferens et amans mercata referre.d

Amalti wurde reich durch diesen Verkehr und in den Maga- zinen seiner Kaufleute vereinigten sich die kostbarsten und sel- tensten Wanren, besonders Seidenzeuge fand man dort in grosser Fülle.5 Als der Abt Desiderius von Monte Cassino den Besuch

1 Ser. fidel. eruc. bei Bongars 2, 178.

? Man vergleiche dazu Rtrehlke in der Zeitschrift für christliche Ar logie und Kunst von Quast und Otte Bd. 2. (1858) 8. 118-120, welcher übrigens die Spitalgründungen in Antiochien und Jerusalem dem Pantaleon zuschreibt in

wie mir scheint, gezwungenen Deutung des Chroniktexten. 3 Aimd p. 282.

4 Gesta Roberti Wiscardi lib. III. v. 481 f. ed. Pertz 83. 9, 275. Früher Ias man v. 483. Indi atatt Libi; eine unmittelbure Berührung zwischen Indiern und Amalfitanern wäre aber nicht wohl denkbar.

3 Guill. Ap. I. c. v. 478. Nulla magis locuples argento, vestibus, Amatus (p. 38) nennt Amalfi reich an Gold und Seide.

142 Erste Periode. Von der Völkerwanderung his zu den Kreusklgen,

lichsten Info:

ionen über Handelsplätze, Wege und Gelegen- heiten. Darauf baucnd konnten auch occidentalische Juden die sere Expeditionen im Inter- esse des Handels lassen sich auch ihnen wohl zutranen, da für sie das karoliugische Zeitalter _ und damals schrieb gerade Ibn Kordadbeh sein Routenbuch eine Periode ungewöhnlicher Blüthe war.! Der arabische Autor selbst scheint jene Grosshändler als Occidentalen bezeichnen zu wollen, da nach seiner Darstellung ihre Reise von Europa aus und wieder dahin zurückgeht.

weitesten Reisen unternehmen. Grö

1 Grätz, Gesch. der Juden 5, 216 fl 245 M Jüdische Hundelsckife ge- hörten damals nicht zu den Seltenheiten; als einmal vor einer Senstadt des marbonnensischen Gallien Schiffe erschienen und man sich um Ufer darüber tritt, welcher Nation sie ungehören, äusserte ain Theil der Zuschauer die Vermuthang, es saien Schiffe jüdischer Kaufleute, der Scharfblick Karls d. Gr. erkannte sie dann freilich als normännisohe Piratenschiffe. NMonach. 8. Gall, bei Portz 88. 2, 797. 757

EEE

Zweite Periode.

Blüthezeit.

1. Grundlegung der Handelscolonien im vorderen Orient (Zeitalter der Kreuzzüge).

meine ir Ammon wide er = - um Exmäd küner, ud, we in. kamen indie Jen Cruschämälser

- Sule des Maren

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214 Zweite Periode. I. Grundlegung der Handelscolonien Im vorderen Orient = -

\

legienbriefs bitten liess, weigerte sich dessen der neue Kaiser, ® nach Cinnamus, eben weil ihm der Uebermutl der Venetianens: er lästig war, vielleicht auch weil Einflüsterungen von Seiten andererse ser abendländischer Handelsnationen bei ihm geneigtes Ohr gefundene —n hatten. Die Venetianer, welche durch die vielfache den Griechen —t geleistete Kriegshilfe sich für alle Zeiten einen sichern Anspruck-M=x! auf den Dank der byzantinischen Kaiser erworben zu haben er glaubten und sich so belohnt sahen, waren darüber aufs Asusserste> # exbittert. Die Kreuzfahrt, welche sie im Jahr 1122 unternahmen, sn gab ilmen Gelegenheit, Rache zu üben. Sie legten sich zunächst®r = s! vor die feste Hauptstadt der Insel Korfu, deren Belagerung sie ze jedoch aufjeben mussten (Frühjahr 1123), weil dringende Hife— —® gesuche sie schleunigst nach Palästina riefen. Auf dem Rückweg === hatten sie mehr Musse, die griechischen Inseln zu brandschatzen. =. In Rhoıus verweigerte man ihnen den Proviant, den sie einneh- = inen wollten, und behandelte sie als Feinde, alsbald wurde die ® Stadt angegriffen, erobert, geplündert. Darauf warfen sie sich = auf Chios, nahmen die Hauptstadt und hielten sie den ganzen =! Winter 1124-25 besetzt. Von da aus brandschatzten sie Samos, Lesbos, Andros, im Frühling aber plünderten sie auf dem Heim weg noch die Stadt Modon an der Südküste von Morea.?2 Kaiser Johannes war zu schwach, um sie an diesen Feindseligkeiten hin-

dern zu können. Und als die Venetianer im Jahr 1126 in ihrem Beginnen fortführen, indem sie die Insel Cefalonia besetzten, hielt

er es doch für gerathener, einzulenken. Er liess in der Stille

n Dogen wissen, dass Gesandte zur Austragung des Streits an

seinem Hofe willkommen wären.? Der Doge, der als hochbejahrter

Greix den Frieden nicht ungern sah, liess sich bereit finden, und so

kam im August 1126 eine Uebereinkunft zu Stande, in welcher die Venetianer die alte Bundesgenossenschaft mit Byzanz erneuerten,

der Kaiser aber die neuen Feindseligkeiten über den alten mit

VII. p. 158 f Dandolo p. 26. ix awar 175 Pouaiov arrovz Soll das heissen: er vertrieb sio aus dem griechischen er kündigte ihnen die im griechischen Staatswesen erworbenen © es zu einer eigentlichen Austreibung gekommen, a0 hätten dies venetisnischen Chranlten gesngt. weiche das Itereioe hatten, die

führt, . Rtreit, ig und die Wendung des vierten Kreuszuge gegen Constantinopel. Anklam 1877. 8. 37. not. 61). 3 Chron. Altin. p. 155 f. Dandolo p. 274.

248 Zweite Periode. 1. Grundlegung der Handelscolonien im vorderen Orkan. :

mit zwei Flotten entgegentreten zu können. Denn zu der grie-

chischen Flotte sollte eine zweite gleich starke stossen, welche

auf des Kaisers Kosten in Venedig ausgerüstet und bemannt i würde; auch die venetianischen Colonisten im griechischen Reich sollten theils die von ihnen bewohnte Stadt gegen den äusseren Fein vertheidigen helfen, theils auf der von Venedig zu erwar- tenden oder wenn diese aufgehalten würde, auf der griechischen Flotte Kriegsdienste leisten und zwar sollten je von vieren drei Mann die Galeeren besteigen und nur die unter 20 wie die über 60 Jahre Zühlenden befreit sein.! Würden in dem gemeinsam zu führenden Krieg Städte erobert, so sollten darin die Venetianer ihre Kirche, ihr Quartier, ihre Landungsstätte, ihren zollfreien Verkehr haben, und käme ein Friede zum Abschluss, so sollte die Republik in denselben eingeschlossen werden. Die Gegen- leistung Isanks bestand in der Bestätigung der Privilegienbriefe, welche seine Vorgänger zu Gunsten Venedigs erlassen, und in der Zurückgabe sämtlichen Eigenthums, das den Venetianern am 12. März 1171 durch Manuel entrissen worden, nicht blos ihres Quartie sondern auch ihrer beweglichen Habe, mochte diese nun in Privatbesitz übergegangen, in Paläste oder Klöster gewandert oder endlich dem kaiserlichen Schatz einverleibt wor- den sein.? Freilich diese Zurückgabe erwies sich in vielen Fällen als eine Unmöglichkeit, weil der Verbleib mancher Stücke nicht inehr zu ermitteln war. Nun fanden die Venetianer ein Aus- kunftsmitrel darin, dass sie sich zur Entschädigung für das nicht wieder Auffindbare die (Quartiere und Landungsstätten der Fran- zosen und Deutschen schenken liessen, welche eine Revenue von 50 Pfand Hyperpern jährlich abwarfen. Dabei behielten sie sich aber doch auch das Klagrecht gegen solche Griechen vor, welche erweislicher Massen venetianisches Gut in der Mannel’schen Zeit an sich gerissen und nicht wieder zurückgestellt haben. Endlich erwirkten sie noch von Isaak die Zahlung bedeutender Entschädi- gungsgelder. Dieselbe Gesandtschaft, welche im Februar 1187

1 Romanin, storin di Venezia 2, 127 not. 3 benützt diesen Passus des Vertrags zu einer Berechnung der Anzahl der vonetianischen Colonisten im griechischen Reich, geht aber dabei von der fülschen Voraussetzung aus, dass die Colonisten die ganze in Venedig auszurüstende Flotte (40-100 Galeeren und auf jeder 140 Ruderer) bemannt haben, während doch die Flotte wohl- bemannt und kampffühig von Venedig ausfuhr und jene Colonisten nur einen Theil ihrer Schitfe besetzten.

? Das Bisherige ist in den drei vom Monat Februar 1178 datirten Privi- legienbriefen Isaaks bei Taf. und Thom. 1, 178-203 enthalten.

xzen Alexias mer. Di- wünschtet: nlen dureh <biel und Orta- einen Vertrag - und Trurz- . erreichter chen Passus au: ur zugeben konnte, da zur Zeit ıF mehr von Sicilien aus drohte. rch, dass die Republik ver- er Romanien angreife, auch ch dem Bericht Dandolos: et ‚jen Abschluss des Ver: ii Republik, wotern der en Alexius als Thron- Wedanke, welcher später xam. welcher aber nach oria erwogen wurde, u Gestalt einer Drohung aut : wieder desavouirt, indem Aschützer des Prätendenten Neben der Erneue- ss .srbält der Vertrag ein er die Ahwahanti

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" Derserbem Sk aus Amin Hein Tene ii lern (waren Pr:iipp am

336 Zweite Periode. I. Grundlegung der Handelscolonien Im vorderen

nun an gehörte Satalia zum Sultenat Ikonium. Da nun die Ve- netianer schon mit dem Sultan, welcher die Stadt eroberte, com- mercielle Beziehungen anknüpften und solche mit seinen Nach- folgern forterhielten, so ist nicht zu zweifeln, dass ihre Schiffe nach wie vor in Satalia ungestört landeten; sie vermittelten unter Anderem den \aarenverkehr zwischen Aegypten und Satalia, ! über welchen wir später Weiteres beibringen werden. Aber auch andere Abendländer bewegten sich ja unter den seldschukischen Türken, wie wir gesehen haben, frei und ungehindert; so nahm denn der Hafen Satalia’s auch nach 1207 gewiss Schiffe ver- schiedener abendländischer Handelsmächte, nicht blos venetia- nische auf. Ob dagegen die türkisch gewordenen Seestädte am schwarzen Moer _ denn bis zu diesem erstreckte sich das Sulta- nat Ikonium _ zur Zeit des lateinischen Kaiserthums euro- päische Schiffe sahen, ist sehr fraglich.

Im vorderen Theile Kleinasiens bestand unter dem Namen des Kaiserthums von Nicäa noch ein Rest griechischer Herr- schaft, dessen kräftige Beherrscher sich der Angriffe der Lateiner ritterlich erwehrten und bald selbst die Offensive ergriffen, um das zurückzuerobern, was die Lateiner im vierten Kreuzzug an sich gerissen hatten. Der Kampf zog sich durch viele Jahre hin. Doch gab es auch mitunter Pausen und eine solche benützte der venetianische Podestä in Constantinopel Jacopo Tiepolo, _ der- selbe, welcher im Jahr 1220 den Vertrag mit dem Seldschuken- sultan abschloss, um Privilegien für seine Nation von dem Kaiser Theodoros Laskaris zu erwirken (1219).? Auch hier sind wir nicht im Besitz des ältesten Vertrags, denn der von 1219 weist zurück auf einen kürzlich abgelaufenen früheren ‚a principio nuper Iransaclae Ireugae). Laskaris erlaubt den venetianischen Kaufleuten mit allen beliebigen Waaren sein Reich zu betreten und durch dasselbe zu reisen, olıne einer Zollvisitation oder einer Zollabgabe oder irgend einer Besteuerung unterworfen zu sein, während umgekehrt des Laskaris Unterthanen in Constantinopel und sonst im lateinischen Kaiserthum den üblichen Zoll /commer- kium; zu entrichten hatten. Er gab ferner die gewöhnliche Ga- rantie dafür, dass weder die Habe von Schiffbrüchigen noch der Nachlass Verstorbener angetastet werden solle. Endlich wurde

1 Das venetianische Schiffsstatut vom Jahr 1255 enthält Vorschriften be- züglich der naves, quae caricabuntur in Alexandria usque Sathaliam. Taf. und Thom. 3, 430.

2 Taf. und Thom. 2, 205 . ef. Dandolo p. 341.

weiche der reiche Pisaner dem Grafen ‚len orılaina dem Ritter vorzuziehen.

vor dem Einfall Saladins zugetrusen, ch Pivbanus Freiheit und Herrschaft ,s So osuser nach wenigen Jahren. Den Kaufler“ swwährte er im Jahr 1202 Befreiung win

. wi Yius im Lib. jur. 1, 230.

\meudlsgung der Handelseolanlen Im Sendaren

ıten Jahrhunderts und vielleicht his zur Er Stadt durch die Saraesnen bestanden ı Antiochien war durch die Kiriegsrigr nitgenommen worden als die Grafschaft n ausser der Hauptstadt nur noch Auch nach Saladins Tode konnte weil die kriegerischen Bultanz oe und Nachkommen Saladins, ihm keine .n denn die beiden Seestädte Galınlum xlicea, welche Saladin im Jah 1188 er- wischen inne liegende Land in dem Händen tzeine kurze Episoden christlicher Herrschaft mais Communication mit dem Moser, weiche

Sizwonshafen). Kann man sich da wen- Ste Armenien und das muschmännische

S äie Niederlassungen der Genuesen - ‚mites fort.? und es gibt ein

366 Zweite Periode. 1. Grandiogung

aml Tyras wiederzugewinnen, wele lose Vasallın, nachlässige Beamte ihr nt iiesean in

nunmehr

tornirmw der später übliche Titel Ba ältercun Vırscon«” Jedenfalls bestand für dis

in Torus sin Localvorstand, welcher von dem Baile wis Besmllung empfieng und demselben wmier; Auch er Sue Bailo? und hatte seinerseits wiet Oulies uirfer sich Ali, die iu em Quartier angesiedelt waren oder’ sudeites, <chwuree Gehorsam nicht blos-dem Baile, für zus Seren, sumleen such den Baili oder Vicee Jenwlte ine ırzcod ein anderer Mandatar dies D -ninloreu unter vursetzen würdet Ih ähnlichem dur Unturuninung wmeiwäber dem General-Bailo stand lee Votisul von Buirms, der Cumsul, später Bailo von ua ler Wiorenines 9) vom Autischien.

Hähe auch Genus das Bedürfnis, seine Centralgewalt zu stellen, legte aber eines einzigen Mannes, sondern zweist, iss ins nicht hanid, surndern romsulrs® oder auch consules el wor

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Sr al lin ar eye

en ‚Jahres.? Wie viel oder w ubniss in Cypern Handel a ‚> 'u Ermanglung aller weitere

‚rinısten Beziehungen wurden ‚ern und der Republik Gen „ar: Jahre der Regentschaft, m

von Ibelin (} 1227), < Beirat (f 1286) anvertrı Sec vuchülen, wollte ich hier wie =, eher, welchen zu jener Zeit d san dem Teilen Königreichen J

© Aunumusuhadbe Macht durchstr

. üu gawssische sich am f ua "rs ceäled und tren mit se wu allen Grund, dem Has „a nuss Johann bedachte sie i sen. wichlich mit Privilegien „was Ruder Philipp hatte sich

u 17, 167. (Anmal. Arg ST zo Bergung vergl. Töche,

402 Zweite Periode.’ I. Grundlegung der Handelseolonien im vorderem

Städten, von welchen aber nur Montpellier speciell genannt. ist. Uebrigens enthält dieser spätere Vertrag einige modificirende Nebenbestimmungen: wenn die Provengalen Waaren aus Syrien (d’outremer) oder aus dem Gebiet des Sultans von Ikonium oder aus andern vorderasiatischen Häfen nach Cypern brachten und dort verkauften, zahlten sie einen Byzantius vom Hundert; kamen sie in den Fall, solche Waaren unverkauft weiterzuführen, so entrichteten sie für die aus Syrien gebrachten keinen Ausgangs- zoll, wohl aber für Alaun, Wolle, Leder und Seide aus Kleinasien nach einem bestimmten Tarif, dessen Detail ich übergehen muss. !

Von provengalischen Consulaten ist noch nicht die Rede so wenig als von provengalischem Colonialbesitz, ausser dass die Stadt Marseille durch Verleihung König Amalrichs vom Jahr 1198 ein bäuerliches Gut (Casale) Namens Flacia besass.

So lange’ die syrischen Seestädte in den Händen der Christen blieben, waren auch sie das Hauptziel der abendländischen Han- delsschiffe und der Hauptsitz der kaufinännischen Niederlassungen. Cypern dagegen eine Neben- und Zwischenstation von ziemlich untergeordneter Bedeutung. Mit einem Schlag änderte sich diess, als Accon gefallen war. Wir werden sehen, wie nun erst alle Handelsnationen des Abendlandes ihre Blicke auf die Insel rich- teten und sich dort Quartiere und Freiheiten zu verschaffen suchten.

6. Kleinarmenien als befreundetes Nachbarland der Kreuzfahrerstaaten.

Es war von grossem Vortheil für die abendländische Kauf- mannswelt, dass auch in der südöstlichen Ecke Klein- asiens, welche an das Fürstenthum Antiochien angränzte, ein christliches Volk sich festgesetzt hatte, dessen politische und religiöse Interessen gleichmüssig zum Anschluss an die Kreuz- fahrerstaaten und an die romanisch-germanische Welt hintrieben.

hist, du commerce de Montpellier 1, 253 burgensis Montispessulanus heisst. iner Vaterstadt fungirte er öfters als Zeuge bei öffentlichen Acten (1225. 1245), einmal (1223) erscheint er als Consul derselben, ». Teulet, layetten des chartes T. 2 33. 89. 608. ve 'n mit König Heinrich I. von Cypern, ist zu f.

ieser Vertrag, abı lesen bei Mery et Guindon 1, 41

6

410 Zweite Periode. I. Grundiegung der Handelscolonien Im vorderen

Ebenso wird in beiden Diplomen noch nicht von einer venetiani- schen Gerichtsbehörde gesprochen, welche Streitigkeiten unter Venetianern zu schlichten berufen wäre, sondern immer nur vom Dazwischentreten anderer Venetianer als Schiedsrichter, sofern eben solche bei dem Handel anwesend waren; wo nicht, sollte dor Erzbischof von Sis richten, welcher neben seinen geistlichen Functionen auch die eines Reichskanzlers und Oberrichters hatte.t Wenn aber auch die Niederlassungen der Venetianer in Armenien damals noch auf einer niederen Entwicklungsstufe standen, so war doch ihr Verkehr schon ausgedehnt. In den beiden Diplo- men von 1201 und 1245 wird vorausgesetzt, dass sie von Ar- menien aus nicht blos die christlichen, sondern auch die sara- cenischen Nachbarländer frequentirten. Unter den letzteren war gewiss das Sultanat Ikonium nicht selten das Ziel ihrer Handels- reisen, stand ja doch Venedig seit dem Anfang des dreizehnten Jahrhunderts mit den Beherrschern desselben in Vertragsverhält- nissen, welche der commerciellen Verbindung mit diesem Lande nicht anders als förderlich sein konnten.

Armenien hatte übrigens in diesen Jahren für die abendlän- dische Handelswelt noch nicht die volle Bedeutung, welche es später erreichte. Achnlich der Insel Oypern galt es noch als ein Nebenland der syrischen Kreuzfahrerstaaten, aber bälder als Cy- pern trat es aus dieser untergeordneten Rolle heraus, um hinfort, wie wir sehen werden, eine der wichtigsten Etappenstationen des Levantehandels zu werden.

7. Das muselmännische Syrien als Hinterland der Kreuzfahrerstaaten.

Um den Zusammenfluss orientalischer Waaren in den Kreuz- fahrerstaaten zu schildern, haben wir schon zurückgehen müssen auf das Hinterland derselben, d. h. auf den Theil Syriens, welcher in den Hünden der Muselmänner geblieben war. Denn aus den ‚grossen Emporien Haleb und Damaskus, aber auch aus klei- neren Verkehrsstationen wie Höms und Hamah zog der Handel der Franken in den syrischen Seestädten seine Hauptnahrung.

1 Tanglols p. 34. Dulaurier 1. c. p. LXXXVI.

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santehlandel. 1 27

442 Zweite Periode. I. Grundlegung der Handelscolonien im vorderen Or

herausgegeben haben. ! Sie enthalten übrigens zunächst blos die- jenigen Vergünstigungen, welche zwei venetianische Gesandte, Marino Dandolo und Pietro Michiel bei Almelik Aladil ausgewirkt, und weisen mit keiner Silbe darauf hin, dass dieser Mission eine Ge- sandtschaft des Sultans nach Venedig vorausgegangen sei.? Die Zeit, in welche die Mission Dandolos und Michiels fällt, muss über- dies erst ausgemittelt werden, da jenen Aktenstücken das Jahres- datum fehlt. Nun haben die ersten Herausgeber in denselben eine Hindeutung auf einen sich damals vorbereitenden Kreuzzug finden wollen, zu dem die Venetianer Schiffe herzugeben im Be- griff waren. Sie glaubten, es sei damit der Kreuzzug der Jahre 12171221 gemeint, und verlegten somit jene Mission ins Jahr 1217.% Graf Riant dagegen findet, * dass ebenso gut auch der vierte Kreuzzug gemeint sein könne. Ich habe aber schon früher nachgowiesen,? dass die Stelle, auf welche jene Ausleger sich berufen, nicht von Kreuzfahrern spricht denn solchen hätte ja der Sultan keine Sichorheit auf seinem Gebiet zugesagt viel- mehr von Pilgern, wie sie jahraus jahrein auf venetianischen Schiffen nach dem hl. Lande fuhren. Ferner glaubten Hopf und Streit? in dem ersten jener Aktenstücko specielle Hinweisungen auf den vierten Kreuzzug zu entdecken, indem nur dem Dogen Dandolo wegen seiner hervorragenden Rolle in demselben Prüdi- kato ertheilt werden konnten, wie wir sie hier lesen: leo fortis, dux prudens, miles militum, prudens comestubilis . . . capitaneus totius exereitus Christianorum. Allein bei dem bombastischen Cu- rialstyl der orientalischen Herrscher darf man die Ausdrücke nicht so sehr pressen. Auch Dandolos Nachfolger Pietro Ziani wird

1 Taf. und Thom. 2, 185—189. Diese vier Actenstücke bilden eine eng zusammengehörige Gruppe, die zwei weiteren p. 190— 193 hängen weder mit ihnen noch unter sich zusammen. Sie sind zum Theil wiederholt von Maslatrie frait&s de paix et de commerce. Suppl. p. 70 ff. edirt.

® Wesshalb Hopf, Art. Griechenland a. a. O. Bd. 85. 8. 188 auch blos t, vielleicht seien Dandolo und Michiel in Folge einer vom Sultan an

Venedig gerichteten Einladung als Rotschafter nach Kairo gegangen. Dass er dem Michiel den Vornamen Domenico statt Pietro gibt, ist ein Verschen.

3 Taf. und Thom. 2, 184 f.

4A. 0. 0. p. 120 dos Sep-Abdrucke.

8 Colon. commerce. 2, 188 not. 2.

inotaux, les Vönitiens ont-ils trahi la chrötient6 en 1202? Revue hi- storique T. 4. (1877) p. 92.

? Streit, Venedig und die Wendung des vierten Kreuzzugs gegen Con- stantinopel (Anklam 1877) Beil. C. 8. 49.

482 Zweite Periode. II. Erhöhte Blüthe in Folge der Erschliessung v. Innerasien.

Glück wünschen und die Versprechungen des Vertrags von Nym- phäum wenigstens annähernd erfüllt schen.

Durch wiederholte Gesandtschaften in den Jahren 1275 und 12801 befestigte die Republik Genua ihre guten Beziehungen zu Kaiser Michael. Doch ist nur von der ersteren ein Ergebniss in Gestalt eines Vertrags auf uns gekommen? und auch dieser vielleicht nur zur Hälfte, indem wir darin blos lesen, was der Kaiser verlangte und der Gesandte zugestand, nicht aber zugleich was die Republik wünschte und der Kaiser ihr einräumte. In den Paragraphen dieses Vertrags wird wohl dos Podestä gedacht, den die Republik ihren Colonisten in Romanien (d. h. im grie- chischen Reich) vorsetzte, aber von den Wohnsitzen, welche die letzteren einnahmen, ist nicht: die Rede. Die Bestimmungen sind mehr völkerrechtlicher als commereieller Natur. In letzterer Hin- sicht bedingt sich der Kaiser aus, dass die Genuesen aus seinem Reich weder Silber noch Gold exportiren und griechisches Ge- treide, überhaupt Lebensmittel blos ihren Volksgenossen, nicht aber Feinden des Kaisers zuführen; auch schützt er seinen Fiscus vor Beeinträchtigungen durch solche Genuesen, welche fremde Waaren als eigene declariren nnd damit der Verzollung entziehen. oler durch solche, die unter der Hand Waaren kaufen oder ver- kaufen und so die Entrichtung der Accise umgehen.

In denselben Jahr 1275, in welchem dieser Vertrag abge- schlossen wurde, verlieh? Michael Paläologus dem (enuesen Ma- nuele Zaecaria, der bei ihm viel galt, die Stadt Phocäa,t von den Italienern Fogia, Foglia, Folia, auch Foins genannt. Sie lag am nördlichen Eingang des Golfs von Sınyrna und die naheliegenden alaunhaltigen Berge, welche schen die Griechen auszubeuten angefangen hatten, wurden zu einer wahren Goll- grube für ihre Besitzer. Manuele Zaccaria gewann durch den Handel mit Alaun ungeheuren Reichthum.® Bedeutendere

! Annal. Jan. j. 200.

2 Sauli, della eolonia dei Genovesi in Galata T. 2. Doc.

3 Uober diese Verleihung ». Sanudo bei Hopf 8. 146. Hopf, Art. Giustiniani bei Ersch und Gruber. Sect. 1. Rd. 68. on Munuele's Bruder Bencdetto schon zu Lebzeiten des ersteren Mitbesitzer von Phocäu war, ist fraglich; jedenfalls war er dessen Besitznuchfolger.

4 «baxara schon bei Anna Comn. ed, Paris p. 205. Phocia bei Taf. und Thom. 1. 118. Ihn Batuta (2, 314) macht duraus Fudscheh. Dei Hamilton (Reise in Kleinasien deutsch von Kiepert 1, 64) begegnet uns der Ort unter dem Numen Fougen.

3 Diese letzte Form im Atlante Luxoro, Atti della Soc. Lig. 5, 95. Mun- taner (übern. von Lanz 2, 170-172) hat Fuylia,

$ Belege bei Hopf, Art, Giustiniani bei Ersch u. Gruber Sect. 1. Bd. 68. 8.810.

486 Zweite Periode. UI. Erhöhte Blüthe in Folge der Erschliessung v. Innerasien..

Wilhelm II. als Preis für seine Loslassung aus der Kriegsge- fangenschaft entwinden; nach Wilhelns Tod ergriff Karl von Anjou Besitz von dem Fürstenthum. Iın Archipel hatte Michael die an Thracien und Kleinasien sich anschliessenden Inseln inne, während die auf der Seite Griechenlands (im engeren Sinn) lie- genden den vonetianischen Geschlechtern verblieben, welche sie im Verlauf des vierten Kreuzzugs occupirt hatten. Endlich be- hauptete die Republik Venedig neben ihrer Colonie in Negrepont die Städte Modon und Koron, sowie die Insel Kreta.

Wenn also feststeht, dass von den zwei grossen Handels- mationen Italiens die genuesische im Gebiet des Michael Paläolo- gus grösseren Einfluss hatte als die venetianische, so beschränkte sich dieses Uebergewicht im Wesentlichen auf Macedonien, Thra- cien und die Westküste Kleinasien» saınmt den dazu gehörigen Inseln _ ein Umkreis, innerhalb dessen freilich die Weltstadt Coustantinopel und die grosse Wasserstrasse nach dem schwarzen Mcer, 'Thessalonich mit seinen grossen Märkten, Inseln wie Chios und Rhodus lagen. Anders staul die Sache im eigentlichen Griechenland und auf den griechischen Inseln. Hier war die Re- publik Venedig stark durch mittelbaren und unmittelbaren Besitz, hier behauptete sie Stationen, welche für die Handelsschifffahrt sowohl als für den Seekrieg hohe Beileutung hatten. Hier operirte sie durch ihre Baili auf Negrepont so geschickt, dass sie bald ‚durch die ganze Insel hin die Rolle einer Protectorin spielte. ! Hier stand sie (seit 1262) im Bunde mit dem Fürsten Wilhelm Il. vun Morea und arbeitete mit ilım zusammen der um sich grei- fenden griechischen Herrschaft entgegen, soweit ihre wechsel- den Beziehungen zu Michael Paläologus ihr hiezu freie Hand liessen. ?

Ex standen sich auf diese Weise zwei Zonen gegenüber, eine griechische im Norden und im Osten des Archipel, eine fränkische im Westen und im Süden. Zwischen Beiden war eigentlich nie Friede, so lange Michael Paläologus herrschte. Die Köinpfe, welche auf dem Continent geführt wurden, lassen wir hier füglich bei Seite. Von der ein sseren Expedition zur See aber, dem Eroberungszug de: ist eben schon die Rede gewesen. Neben diesen gross ‚gen gieng übrigens ein Kleinkrieg her, welcher dem Handelsverkehr die empfindlich-

se

! Hopf, Art. Griechenland a. a. 0. Id. 85. 8. 3 2 1b. 5. 284-290.

490 Zweite Periode. I. Erhöhte Blüthe in Folge der Erschliessung v. Innerasion.

nation gewährte. Die Gesandten des Jahres 1284 waren eines freundlichen Empfanges wohl schon desswegen sicher, weil sie in Begleitung einer Markgräfin von Montferrat kamen, welche dem jungen Kaiser zur (temahlin bestimmt war. Ihnen folgten im Jahr 1288 Jacopo Doria, im Jahr 12091 Niccolo di Palazzo; ? aber was zwischen ihnen und dem Kaiser abgenacht wurde, ist der Nachwelt nicht überliefert worden. Erst nach längeren Ver- handlungen, welche zuerst in Constantinopel durch Angelo Mar- eello und Marco Zeno, dann in Venedig durch den Metropoliten von Iusbox und den Constantinux Foscamalus gepflogen wurden, kam im Jahr 1285 ein Friede zwischen Andronikus und Venedig zu Stande, dessen Bedingungen nur eine Wiederholung der Pactate des Jahres 1277 sind, während er durch seine auf zehn Jahre berechnete Dauer sich vortheilhaft von den blos auf kurze Fristen abgeschlossenen Waffenstillstäinden mit Michael unterscheidet. Andronikus verstand sich in diesem Frieden da- zu, eine Pauschalsumme von 24,000 Hyperpern zu erlegen als Ersatz für die Schäden, welche zur Zeit Michaels durch die Kaperschiffe der Griechen und ihrer Bundesgenossen den Vene- tianern zugefügt worden waren.® Dass aber von nun an die Schiffe der Venetianer in den griechischen Gewässern vor den Angriffen von Seeräubern geschützt sein werden, das hätte An- ‚ronikus nimmermehr garantiren können. Denn durch seine Nach- lässigkeit gerieth die griechische Marine so in Verfall, dass seine eigenen Unterthanen den Piraten wehrlos preisgegeben waren und die Küstenbewohner angewiesen werden mus Innere des Landes zurückzu: um der Beraubung zu ent- geben. Dass unter diesen Umständen Fremde lediglich auf ihre eigenen Schutzwaffen angewiesen waren, versteht sich von selbst.

Noch war seit dem Regierungsantritt des Andronikus kein Jahrzehend verflossen, als Accon und der ganze Rest der Kreuz- fahrerstaaten in Syrien in die Hände des Sultans von Aegypten fielen. Damit war die südliche Strasse les Levantchandels, wenn auch nicht geradezu ungangbar, so doch sehr unsicher gemacht; um so unerträglicher erschien es den Venetianern jetzt, dass auch die nördliche Strasse über Constantinopel und das schwarze Meer durch das Uebergewicht der Genuesen in diesen Gebieten ihnen

sten, sich ins

! Annal. Jan. p. 811.

2 Cunale, nuova istoria della repubblica di Genora 3. 202. 3 Taf. und Thom. 3, 322 f. 339 ff.

achym. 2, 105.

494 Zweite Periode. II. Erhöhte Blüthe in Folge der Erschliessung v. Inneraalen.

sandte in Vonedig abgeschlossen, ! vom Kaiser am 7. März 1808 ratifieire wurde, nicht blos auf alle Entschädigungsansprüche wegen der Verheerung seines Gebietes durch Ruggiero Morosiı sondern versprach soger seinerseits bedeutende Summen als Er- satz für Schaden, den er den Venetianern zugefügt. Von den griechischen Inseln, welche die Venetianer im Lauf des Kriegs oceupirt hatten, durften sie Zea (ya), Seriphos (Sarphus:, Santorin /sancta Erina) und Amorgos behalten oder mit andern Worten: Andronikus erkannte die Herrschaft der venetianischen Geschlechter, welche sich hier seit 1296 aufs Neue festgesetzt hatten, der Michieli, Giustiniani, Ghisi und Barozzi, als zu Recht bestehend an.t Dagegen musste Kos (Lango), welches erst neuestens Belletto Giustiniani erobert hatte,5 während es früher nie den Lateinern gehört, jetzt dom Kaiser zurückgegeben wer- den. In Sachen des Handels bestand Andronikus darauf, dass die venetianischen Kaufleute innerhalb seines Reichs weder Salz noch Mastix verkaufen sollten.

So war nun freilich der Friede wiederhergestellt. Aber die Venetianer konnten im Allgemeinen mit dem Stande ihrer An- gelegenheiten im griechischen Reich keineswegs zufrieden sein. Daher intriguirten und conspirirten sie immer aufs Neue gegen den Fortbestand der Paläologenherrschaft. Als der Bruder König Philipps des Schönen von Frankreich, Graf Karl von Valois, welcher im Jahr 1301 die Enkelin des vertriebenen lateinischen Kaisers Balduin II. geheirathet hatte, seine aus dieser Verbin- dung Hiessenden Ansprüche auf das byzantinische Reich geltend machen wollte, fand er an der Republik Venedig bald eine Bun- desgenoxsin.® Im Jahr 1806 erschien sein Bevollnächtigter Thi- baut de Cepoy in Venedig; mit ihm wurde eine gemeinsame Ex-

1 Urk. im Lib. Pact. IV, fol. 140 f., wovon ein Regest bei Taf. und Thom. der Doge Andr. Dandolo 8. 131 und Auszüge bei Navagero p. 1011. Marin 5. 278-290, Romanin 2, 389.

2 Urk. im Lib. all. fol. 189-142. (Taf, und Thom. ungedr.)

3 Navagoro p. 1009.

3 Vergl. Hopf, Art. Giustiniani_ bei . Andros an. 0. 8. 225

usätze a0.

rach und Gruber 8. 308 f. 1 Veneto-byzunt. Anulekten

ıstiniani a. a. O. Dass schon in den Jahren 1241 und 12 diese Insel dus Object venetianischer Angriffe gewesen (Dund. p. 408), bedeutsam.

$ Es hätte dazu kaum der Aufmunterung durch Pubst Clemens V. (Com- mem. regenli T. 1. p. 56 d. d. 14. Jan. 1806) bedurft; übrigens erliess schon Benediet XI. im Jahr 1804 eine solche Aufforderung an alle ilaubigen. Dor. sulle reluz. tuse. p. 112 f.

502 Zweite Periode. II. Erhöhte Bläthe in Folge der Erschliessung

nungen verschiedenen Inhalts, welche Gavino Tartaro als Statt- halter der Gemeinde (Genua im byzantinischen Reich und in den Ländern aın schwarzen Meer am 20. Dec. 1300 eben für die in seinem Sprengel befindlichen Colonien promulgirte, wie dies andere Podesti’s für die ihrigen auch thaten, und organische Statute, welche in Genua amı 16. März 1304 für sämmtliche Colonien ent- worfen wurden. Beides wurde zusammen mit einem Ausschreiben des Erzbischofs von Genua und einem eriminalrechtlichen Ediet des Podestä von Pera Rosso Doria (letzteres vom 18. Juli 1804) zu einem sechsten Buch zusammengefasst und damit eben unter dem Podestat Doria's das ganze Rechtsbuch abgeschlossen. ! Speciell dem Podestä von Pera und den ihm unterstellten Colo- nisten galt endlich ein von der genuesischen Regierung consilium gubernalorum) emanirtes Statut vom 14. Febr. 1317.2 Wir wollen es versuchen, aus diesem Statut und aus andern Documenten ein Bild von den innern Zuständen der Colonie zu gewinnen.

Der Podestä empfieng seine Bestallung in Genua. Sein Wirkungskreis war nicht auf Pera beschränkt, vielmehr gebot er über alle in Griechenland bleibend oder vorübergehend sich auf- haltenden Ctenuesen und die da und dort auf griechischem Boden eingesetzten genuesischen Cunsuln oder sonstige Beamte standen unter ihm, dessgleichen im vierzehnten Jahrhundert nuch die eonsularischen ‘Vertreter der Nation arı schwarzen Meer (mit alleiniger Ausnahme des Consuls vun Kaffa) und im türkischen Kleinasien bis nach Sivas hin.? Daher hiess «der Podesta von Peora auch wohl potestas (vicarius) Januensis in imperio Romania oder potestas Junuensium in imperio Romanie eomrersantium, ja einmal auch ricarius pro conmuni Janu@ in toto imperio Romania et mari majori.d Bei iechischen Kaisı yat er ge wissermassen als Ministerresident seine Vaterstadt, obgleich diese

dem

rin della repubblien di Genova 2, 234 IT.) beschriebenen Statutarrechtshuch von Genun, welches von dem ersteren nur um ein Capitel differirt. zeigt uns deut- lieh. dass die Ataturi di Pera bi 8. 754 nichts sind als genuesischen Recht, weiches mit der Calonie nur #0. weit etwas zu schaflen hat als es auch für

dieso wie für die Mutterstudt zur Norm der Rechtssprechung diente. 1 Die Verordnung vom 19. Mai 1316 für solche, die mach Katta schitfen

wollten (p. scheint erst unehträglich beigeschrielen worden zu se

Nie ist wör om Eingang des Ordo de Caflıı vom Is. März 1U16

(of. Gar. u 2

? Saul 3 Statut erklärt wird. 301, Gar. Atti della Soc. I.

Atti della Soc. Lig. 13, 11612 lc p 761 £. wo Savaslo Fülchlieh uls Sehustopoli dus ganze schw

260. Anna Peralc.p-

ui u... Statuti

504 Zweite Periode. II. Erhöhte Blüthe In Folge der Erschliessung v. Innerasien.

tische Institution, welche übrigens nicht von Anfang an bestand, sollte dem Zuweitgreifen des Podest im Sinne der Aristokratie _ vorbeugen. Die mannigfachen Verfassungsänderungen in der Mutterstadt spiegelten sich nämlich auch in dem politischen Leben der Colonie ab. Nun finden wir seit 1270 in Genua einen sogen. Abbate del popolo ungefähr mit den Attributen eines römi- schen Volkstribunen, dessen Macht wechselte, je nachdem die demokratische Partei herrschte oder darmiederlag.! Um 1306 wurde diese Institution auch in Pera eingeführt, wie uns der Grieche Pachymeres berichtet, welcher ein überraschend scharfes Verständniss derselben an den Tag legt;? sie erhielt sich bis ins fünfzehnte Jahrhundert hinein. 3 Seine richterliche Thätigkeit entialtete der Podestä oder dessen Stellvertreter vicarius curie potestatis! in der Curie. Alle Ge- nuesen in Pera und Constantinopel, auch diejenigen, welche Va- sallen des Kaisers geworden waren, wurden von diesem Ge- richtshof gerichtet. Vor griechisches Gericht konnten die Ge- nuesen blos in zwei Fällen kommen, einmal als Angeklagte, wenn sie einen Unterthan des Kaisers verletzt hatten und ihr Podestü sich weigerte sie zu strafen, und dann als Kläger gegen Unter- thanen des Kai: in Civilsachen; solche Klagen der Genuesen anzuhören, waren vom Kaiser eigene Beamte bestellt, zwei Griechen, von denen übrigens der Porlestä an den Kaiser appelli- ren durfte, wenn ihr Spruch aus Parteilichkeit uder in Folge un- zulänglicher Kenntniss der italienischen Sprache unbefriedigend In ähnlicher Weise fieng uun auch der genuesische an, «ie Schlichtung der Streitigkeiten zwischen Griechen als Klügern und Genuesen als Beklagten an zwei Mittelsmänner mediatores® zu delegiren, aber Kaiser Andrmikus prutestirte da- gegen und die genuesische Regierung orlnete an, dass wieder wie zuvor der Pod das Urtheil spreche. Du der Handel das Hauptelement im Leben der pontischen ienuesen war, wurde wohl die administrative und richrerliche Thätigkeit des Podestä hauptsächlich durch einmmereielle Ange-

2 Puchym. 3 Abbas Peyre (1308) Atti Le p. 13h Ta et populi Deyre (1830. 1.

„_curte a eronache Lid. jur. 1, 18:

inus de Petra ruhen bl un 441. Abazia di Pora (A2Tn.

506 Zweite Periode. II. Erhöhte Blüthe in Folge der Erschliessung r. Innerasien.

alle auf ihren Kauffahrern befindlichen nichtgenuesischen Waaren wahrheitsgetreu anzugeben; ebenso sollten die Wagmeister an der Gemeindewage zu Pera den griechischen Zollinspectoren jeder- zeit melden, wenn Nichtgenuesen Wanren an Genuesen verkauften oder von ihnen kauften, damit jene zur Zahlung der Aceise an- gehalten werden könnten. !

Wus die Religionsübung betrifft, war den Genuesen voll- kommene Freiheit eingeräumt, sich in Gnlata eigene Kirchen zu bauen und darin durch eigene Geistliche den Gottesdienst nach römischen Ritus verschen zu Inson; der griechische Kaiser machte bei der Verleilung des erweiterten Quartiers blos den Vorbehalt, dass die drei griechischen Kirchen, welche innerhalb desselben standen, griechischen Gottesdienst behalten und den griechischen Patriarchen unterstellt bleiben sollen.? Die genue- sische Colonie stand in kirchlicher Beziehung unter dem Erz- bischof von Genua; ihre aus der Zerstörung des Jahrs 1296 rasch wieder erstehende Hauptkirche war dem Erzengel Michael, dem Patron von Pera,3 geweiht und der an ilır angestellte Probst fungirte zugleich als Generalvikar jenes Erzbischofs. * Auch meb- rere abendländische Mönchsorden besassen Klöstur in Galata;> einzelne Mitglieder derselben wussten sich sogar bei den Griechen in den Ruf grosser Gelehrsamkeit und Vertrautheit mit altgrie- chischer Philosophie (Aristoteles) zu setzen und übernahmen Ge- sandtschaften theils im Dienste der Colonie, theils im Auftrag der griechischen Kaiser zumal bei den Unionsverhandlungen zwischen Byzanz und Rom.s Die bedeutendsten Klosterkirchen daselbst scheinen $. Paolo und $. Franceseo (jetzt Teni Dschami, gewesen zu sein; der Reisende Clavijo wei zählen, dass sie sich durch grosse Reliquienschätze eben so sehr als durch interessante Grubstätten anszeichneren.* Ausserdem

s von beiden zu er-

1 Ani 1, 10m. 10. Inf.

2 Lib. jur. 2, 442 Atti IR, 106. ef. Paspati, Brlavr. mir. D- 271.

3 Stella p. 1115. Ati della Sue. Lig. 13, 158. 105. 167. 174 u. 8. 438. 415. Delgrann, ilustrazione del registro areivescavile,

Heoatav aoepinz. Täb. jur. 2. 497. ordlinis fratrunı predienturum vicurius in l0co de

Peru. Lig. 18, 1

% Cantneuz. 2, 502 M. 3, 62.

3 Purpati in der Zeitschr. des constantinopolitanischen Ssllogos Bd. 7. 8. 115, in den Brlarr. ueler. p 220. Mammer, Constantinopel 2. 111.

F Clasijo T1t.

508 Zweite Periode, II. Erhöhte Blüthe in Folge der Erschliessung v. Inneraaien.

dieses Haus zu grosser Blüthe. Wie schöne Revenuen es dorther bezog und wie bald Phocia sich von der Zerstörung durch den venetianischen Admiral Ruggiero Morosini (1296) erholte, das ersehen wir aus der Thatsache, dass Benedetto Zaccaria, der da- malige Herr der Ansiedlung, schon im Jahr 1298 wieder 650 Centner Alaun um die ungeheure Summe von 1,300,000 Lire ver- kaufte.! Der einzige schwarze Punct, welcher dieses Wohlleben trübte, war das unaufhaltsame Vorrücken der Türken, denen vol- lends «as ganze Festland Kleinasiens ohne Rettung verfallen schien. Zum Schutz gegen diesen Feind wurden nunmehr Vor- kehrungen getroffen. Nach der Angabe des Chronisten Ducas, welcher freilich 180 Jahre später schrieb, aber als Besitzer eines Hauses in Nenphocäa die Geschichte dieser Stadt mit besonderem Interesse erfurschto, wäre es Anfangs blos auf ein kleines Kastell zur Bergung des Besitzers und seiner 50 Arbeiter abgesehen ge- wesen; als aber (lie von den Türken bedrängten Griechen in der Landschaft Mainomenos, in Magnesia und Nyuphäum, den Bau in seinen Anfängen sahen, gesellten sie sich zu den Lateinern und legten auch Hand ans Werk, so dass nicht blos ein Kastell, sondern auch eine Stadt erstund, in welcher jene Griechen neben ‚den Lateinern unter dem Schutze des Kastell sich niederlassen konnten.? Diese Veränderung scheint bereits um 1300 vor »ich gegangen zu sein: denn der Catalane Muntaner, welcher im Jahr 1307 einen Kriegszug gegen „Fuylla® Foglia) machte, beschreibt en als Kastell und Stadt, letztere von ınehr als 3000 Griechen bewohnt, welche sich mit Alaunbereitung besel Gründer des neuen Niederlassungsortes nennt Ducas zwei 6 muesen aus der Familie Cattanco, Andren und Jacopo soll wohl heissen Dinnenico? Ex hatte nämlich schon Benedotto Zaccaria in (len letzten fünf Jahren seines Lebens Pl einem Start- halter ülı seinem Neffen Tedisio, und als Beneiletto starb. bestellte se Im und Besitznachtolser Palevloge Zuccaria wieder einen Statthalter für Phocäa in der Person des Anıdreolo Cattaneo, ines Vertrags sellist Herr von Phucäa afı Benedetto Zaecar ch au starb. Diesen Andwolo Ci ulm Dimenieor ü Tenbar Dueas, indem er von der Befestienmmg und Ei Aber seine ‚Aumalnne I;

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18

welcher spät wurde. da die Nachkonme

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1 Hl. Art 6 eh und Grnber Seet, I. Tl. 6x. 8. 310. 3 Due. pi 6

er von Lanz ı. 172

510 Zweite Periode. IL. Erhöhte Bläthe in Folge der Erschliessung v. Innernaien.

hohen vielbedeutenden Titel eines Podestü; dieser Titel war auf den genuesischen Colonialvorstand übergegangen; nur einen Bailo durfte Venedig zur Zeit der Palüologen in Constantinopel haben,! welcher in Rang und Geltung dem Podesta ziemlich nachstand. Die Beziehungen dieses Bailo zum Hof waren z. B. nicht von der Art, dass es ihm vergönnt gewesen wäre, an grossen Kirchen- festen der Hoftafel anzuwohnen wie der genuesische Podestä;? doch machte er allsonntäglich dem Kaiser seine Aufwartung wie dieser, nalım auch an den Festen des Hofes Theil, nur in ziem- lich untorgeordneter Stellung. Der schwierigste Theil seines Aıntes war wohl eben die Vertretung der Interessen seiner Vater- stadt und seiner durch das ganze griechische Reich hin ange- siedelten Landsleute gegenüber dem Kaiser und dessen Beamten; denn bei dem Uebelwollen der Griechen gegen die Venctianer kamen alle möglichen Arten von Verdrehung, Umgehung und Verletzung der Verträge vor und jeden Augenblick wurden bald da bald dort Personen, Rechte und Habe der Venetianer angetastet, so dass Entschädigungsforderungen und Rechtsverwahrungen beim Kaiser zu den stehenden Geschäften des Bailo gehörten. Ausser- dem nahmen Verbrechen von Venetianern gegen Griechen verübt oder Händel der Venetianer unter sich die richterliche Thä keit des Bailo in Anspruch;t an drei Wochentagen hielt er Ge- richt, theils in seineın Amtshaus, theils in der Kaufhalle lobium ;, theils in dem Porticus der Marienkirche. Für alle diese und andere Amtsgeschäfte waren ihm zwei Räthe beigegeben, welche sich freilich häufig den amtlichen Sitzungen und Gängen ent- zogen, um ihren Privatgeschäften nachzukommen. 5

Für die Wohnungsverhältnisse der venetianischen Colonisten in Cunstantinopel galt immer noch die im Jahr 1277 festgestellte und im Jahr 1285 bestätigte® Norm, vermöge deren der griechische Kaiser gehalten war, ihnen ein Haus für

1 Reetorem, qui vocetur Bajulus. Taf. und Thom. 3, 83. Bajulus cu rector. Ib. 97 f. CH. auch ib. p- 139. 327. Niceph, Greg. 1, 97.

® Codin. Curop. 55 M. TI-76.

3 Cuntacuz. 1, 61.

4 Alk Richtschnur für

jo Rechtsprechung galt das Cupitulure bajuli Con- stantinopolitani. Noch Filiasi (Memiorie dei Veneti primi e secondi VL 2. p. 191 .) hatte ein solches vor sich; er churukterisirt es als Civil- und Criminaleodex.

3 Vorstehendes entuehme ich Berichten des Builo Marco Minutto aus den Jahren 1817 (9 und 1320, welche ich durch die Güte des Ilerrn Prof. Thomas im vollen Wortlaut vor mir hatte: Auszüge finden sich in den Cummem. regest. T. I. p. 186. (ar. 74) und p. 214 f. (nr. 200).

$ Taf. und Thom. 3, 199. 326 f. Commemor. regesti T. 1. p. 248 oben.

512 Zweite Periode. I. Erhöhte Blüthe in Folge der Erschliessung v. Innerasiax,

stand es sehr schlecht mit der Sicherheit der Personen und Habe, welche ihnen so gut wie den Genuesen in den Verträgen gewährleistet war. Es scheint, dass die griechische Bevölkerung immer noch mit Erbitterung zurückdachte an die Zeiten der Unterdrückung durch die Lateiner und dass sie von den unauf- hörlichen Versuchen der Venetianer, die Lateinerherrschaft in Con- stantinopel wiederherzustellen, wohl unterrichtet war. So waren ‚denn Misshandlungen und Beraubungen der Venetianer durch die Griechen an der Tagesordnung. Klagten sie darüber vor dem griechischen Gericht, so wurden sie von den Richtern oder von Griechen, die gar nichts mit der Sache zu schaffen hatten, so überschrieen, dass man ihr Anbringen gar nicht hörte. Sie hatten vertragsmässig das Recht, für Eigenthums-Beschädigungen, die sie durch Griechen erlitten, Ersatz aus dem griechischen Staats- fiscus zu fordern.! Aber kamen sie nun in dieser Absicht nach Constantinopel, so wurden sie wieder zurückgeschickt mit An- weisungen auf die Habe der Boschädiger, da war in der Regel nichts herauszubekommen, abermals reisten sie in die Hauptstadt, un zu ihrem Geld zu gelangen, verstanden sich nach langem Warten zu einem Nachlass in ihrer Forderung und wurden zu- letzt noch von den Beamten des Kaisers um einen Theil des Restes gebracht. Ebenso wurde ihnen die Handels- und Zoll- freiheit vielfach beschräukt und verkümmert. Nach den Ver- trägen war den venetianischen Kaufleuten blos verboten, Salz und Mastix im griechischen Reich zu verkaufen,? aus demselben Frucht auszuführen war ihnen gestattet, nur wenn dieselbe im Reich selbst teuer zu werden anfieng und einen gewissen fest- bestimmten Preis überstieg, war ihnen auch das verwehrt.3 Die Venetianer holten aber auch aus den pontischen Gegenden, na- mentlich von der Bulgarei, Frucht. Ueber diese war in den Ver- trägen blos bestimmt, dass sie dieselbe ungehindert durch griechi-

Gebiet führen dürfen.! Nun legte man von griechischer e die fragliche Bestimmung so aus, dass die Venetinner pon- tische Frucht blos durchführen, nicht aber auch auf griechischem zu Markte bringen dürfen, und Griechen, welche von den

3 Vertrag vom Jahır 1803. Lib, al. fol. 140. col. 2. (Taf. 2 Ih. fol, 140, ol. 4. Die Mastixinsel Chios war du des griechischen Kaisers, der aus ihrem Produc 3 Taf, un (Taf. und Thom. Ile 1

md Thom. ungedr.)

ıls noch im Besitz

ein Monopol machte.

Thom. 3, 98. 144. 392 1. 349. Vertrag vom 11. Nov. 1810. gedr.)

2.300.

Periode. I. Erhöhte Blüthe in Folge dor Erschliessung v. Innerasien.

514 Zweit

Herrschaft erhalten hatte, eine sehr einflussreiche Stellung ein. Die Colonie in Nogrepont, an deren Spitze ein Bailo mit seinen Räthen! stand, bildete einen Centralberd für diese Machtentfal- tung; sie war, wie ein venetianischer Kaufmann sich in einen Briefe sehr sinnig ausdrückt, Augapfel und rechte Hand der Republik.? Zwar blieb das unmittelbare Besitzthum derselben Anfangs innerhalb der früher beschriebenen Gränzen, d. h. es befasste kauın mehr als ein geräumiges Quartier in der Insel- hauptstadt mit Communalhaus, Markuskirche u. s. w.3 Aber in ‚ler Hand von einsichtsvollen, staatsmännisch gewandten und das Interesse der Republik fest ins Auge fassenden Baili wurde dieses kleine Stadtquartier ein Stützpunct weithin verzweigter Bestre- bungen. Die auf der übrigen Insel gebietenden Dreiherren, ge- schwächt durch vielfachen Personalwechsel, Gebietstheilungen und Zwistigkeiten, sich selbst überlassen Seitens der Fürsten von Morea, deren Vasallen sie fast blos dem Namen nach waren,! fanden bald, welch einen ungleich besseren Halt im Kampf gegen Griechen, Türken und Cntalanen die Republik Venedig gewährte, ‚ie ihre Colonie zu Negrepont in Zeiten der Gefahr nie ohne den Schutz ihrer Kriegsschiffe liess. Sie fühlten sich immer mehr als Schutzbefohlene Venedigs und waren froh, wenn sie als solche in die Verträge desselben mit andern Mächten eingeschlossen wurden. Auf der andern Seite machte sich die Republik für die Vertreibung der eingedrungenen Uatalanen aus der Insel 1317 dadurch bezahlt, dass sie dio Castelle und Städte mit ihren Leuten besetzte und blos das offene Land den Dreiherren liess.5 Während so das Trachten Venedigs nach politischer Oberhoheit anf Negrepont mit jedem Jahr sich mehr realisirte, war es auf commerciellem Gebiet längst zu diesem Ziele gelangt, schon da- durch, dass laut eines Vertrags vom Jahr 1262 alle Waaren, welche zur See ankamen, mochten sie gelandet werden wo sie wollten, der Republik ihren Zoll entrichten mussten, ® welcher

! Sanudo bei Murat. 88. 22, 797. Mopf, Art. Griechenland a. a. O. Il. 85.

fin den Sitzungsberichten der Ber. Akad. philos. hist. C1. 3. Febr. 1862.

Es wurde in den Jahren 1305—8 mit festen Mauern umgeben. Hopf, Art. Griechenland a. a. O. Bd. Rd. 8.375. In den Jahren 1338, 1340 und 1943 arbeitete mun an der Vervollständigung der Festungswerke $, 408 1.

3 Hopf a. a. 0. 8. 410.

5 Hopf a. a. O. 8. 418. 426. 498.

5 Taf. und Thom. 8, 47. 89.

516 Zweite Periode. U. Erhöhte Blüthe in Folge der Erschliessung v. Innerasien.

Während auf dein nördlicheren Theil dieser Inseln der Bailo von Negrepont sein wachsames Auge richtete, nahm der Duca von Krota das Interesse der Republik auf den südlicher gelege- nen wahr. Der Umstand, dass Venedig Kreta, dieses lang- gestreckto imponirenide Schlussglied der griechischen Inselwelt mit starker Hanı beherrschte, übte einen unverkennbaren Druck auf die kleineren Eilande in weitem Umkreis. Aber ungleich schwerer fiel ihre Eigenschaft als Zwischenstation für den Handel nach Syrien und Agypten ins Gewicht. Doch wir haben ihre geographische Weltstellung oben schon geschildert. Auch die Erzeugnisse, welche sie für den Handel beisteuerte, sind dort nanhaft geinacht worden. Es erübrigt nur die Geschichte der Insel als venetianische Colonie weiterzuerzählen. Nachdem Michael Paläologus sich Constantinopels bemächtigt hatte, entsandte er auch nach Krota Truppen, welche vereinigt mit den griechischen Einwohnern die Colonisten aus Venedig hart bedrängten (1264. 1 Doch erwehrten sich letztere des Feindes, in den Verträgen der Jahre 1265, 1268 und 1277 versprach Michael sein Kriegsvolk aus der Insel zurückzuzichen, auch in Zukunft die Venetianer auf diesem Boden nicht wieder zu bekämpfen.? Von By wurde in der That fernerhin kein Versuch zur Eroberung. der Insel gemacht. Aber abgesehen von einen inneren Zwist, bei welchem einzelne venetinnische Geschlechter aus Anlass eines Acts der Privatrache ihr Haupt gegen den Duca Andren Zeno (reg. 12651269) trotzig erhoben (1269),3 machten die gricchi- schen Archontengeschlechter, ebenso reich an Grundbesitz als mächtig durch ihren Einfluss auf das Landvolk, dem venetia- nischen Regiment viel zu schaffen. Aus ihrer Mitte standen zu- erst die Kortazzi auf un ihre Absicht, der Fremdherrschaft ein Ende zu machen, schien zweimal der Erfüllung nahe als sie 1274 den Duca Marino Zenv in einem Engpus und mit der Blüthe venetianischen Adels niedermachten, und

nz aus

n, ielen

wieder als sie den Dica Pietro Zeno 1277 in seiner Hauptstadt Candia belagerten. Balıl darauf aber erschien Marino Gradenigo

1 Taf. und Thom. 5, 54. Laur. de Monuein

2 Taf. und Thom. 3, Aronikus noch im Jul

3 Laur. de Mu die von Hopf (Griech 0.8. 504) festgesetzte Rezien Zeno sowie durch dus Datum (1. ). unter welchen Rebellion un den Dogen schreibt. (Tat. und Thom. , 12 1)

onicon de robus vo olbe wiederholte se

gabe wird berichtigt di

518 Zweite Periode. I. Frhöhte Blüthe in Folge der Erschliessung v. Innerasien.

für eine nach dem Orient handelndo Nation einen unschätzbaren Werth hatten, weshalb sie auch durch Festungswerke ınit stehen- der Besatzung gesichert wurden. Als die beileutendere galt Koron mit seinem geschützten Hafen für (nleeren und andere Schiffe, ! es hatte auch güssere Revenuen als Modon. Beide Colomien wurden als zusammengehörig betrachtet und standen unter der Obhut von drei, später zwei Custellanen (Schlosshaupt- leuten), welche zu bestiinmten Zeiten gegenseitig den Sitz wech- selten. Mit den übrigen Machthabern Morca's in fast ungestörtem Frieden lebend konnten diese Castellane ihre Thätigkeit um so miehr den Interessen der Marine zuwenden; Pilgerschiffe, Han- delsgaleeren, Kriegsflotten Venedigs sowohl als anderer Mittel- meermächte suchten in ihren Hüfen Schutz oder doch zeitweiligen Aufenthalt und nahmen nicht selten ihren Rath und ihre Hilfe in Anspruch, wenn feindliche Flotten oder Korsarenschiffe drohten.?

Nachdem wir im Bishorigen einen Ueberblick gewonnen haben über die Zustände und Machtverhältnisse der beiden be- deutendsten Handelsnationen Italiens in Griechenland zur Zeit Michaels und Andronikus IL, möge noch das Wenige hier seine Stelle finden, was uns über die pisanische Colonie in Con- stantinopel überliefert ist. Michael Paläologus fand, als er dus eroberte Constantinopel betrat, in derselben pisanische Kauf- leute in nicht sehr grosser Anzahl vor, liess ihnen Wohnsitz- innerhall» der Stadt und einen eigenen Consul.* Ex scheint, das» sie ganz ihr altes Quartier behielten: wenigsteus finden wir div Peterskirche, welche ihnen schon im völften Jahrhundert ze- hörte, much in dreizehnten und vierzehnten in ihrem Besitz. ' Der pisanische Cunsul genoss als Vertreter seiner Nation d Ehre, bei hohen Festen dem Kaiser seine Huldigung darbringen zu dürfen, spielte aber sonst keine bedeutenile Rolle. Nur Ei mal wird in den Annalen der byzantinischen Geschichte eines nieht eben rühulichen Dienstes gedacht, welchen ein pisanischer Consul dem Kaiser Andronikus leistete. Franeiscaner hatten in

1 Im Jahr 1281 erhielten die Custellane von Koron Befehl, „unum arse- ‚utum, in quo sub cohopertu possint salvari et teneri galec et uliud navilium“, bauen zu lassen. Thomas, die ältesten Verordmungen der Venetianer für aus- ige Angelegenheiten. Abh. d. bayr. Akad. Cl. I. Bi. 13. Abth. 1. 8. 118. 2 Ilopf, Art. Griechenland a. a. 0. Bd. 85. 8. 307 f. 341 f. 396. 440. 3 Pachym, 1, 162 f. 168. 4 In contrata 8. Petri Pisanorum. Commem. reg. 1. 215 (nr. 209) Copie des Orig. bei Tuf. und Thom. ungedr.

3 Codinus Curopal. p. 57.

520 Zweite Periode. II. Erhöhte Blüthe in Folge der Erschliessung v. Innerasien.

Mündungen des Arno. Die grosse Einbusse an Galeeren sowohl als der Ruin des Hafens vermichteten die Blüthe Pisa’s als See- und Handelsmacht. Von diesen zwei Schlägen erholte sich die Stadt um so weniger, als sie in den durch ganz Toscana wüthen- den Parteikanpf zwischen Welfen und Gibellinen als Haupt der letzteren tief verwickelt war und sich der Uebermacht der Welfen nur durch Concentration ihrer gesammten Kraft erwehrte.

Daher kam es, dass auch in Constantinopel eine Abnahme der Handelsthätigkeit der Pisaner sich fühlbar machte. Bereits aber erschienen dort die Bürger der Welfenstadt Florenz, welche dazu berufen war, einst in das Erbe von Pisa einzutreten; schon Pegolotti verzeichnet sie als eigene Handelsnation in Con- stantinopel, zu einer Zeit wo sie weder über einen Hafen noch über Galeeren zu verfügen hatten. !

Aus Mittelitalien waren ausserdem noch Anconitaner als eine besondere Kaufinannsgemeinschaft in Constantinopel ansässj; An ihrer Spitze stand ein Consul, welcher von der Mutterstadt aus je auf drei Jahre hingesandt wurde und einen Ausschuss von Kaufleuten /collegium mercatorum in Romania e.ristentium; als Bei- rath neben sich hatte.? Das byzantinische Hofceremoniell wies ihm ganz der Bedeutung seiner Nation entsprechend den Platz hinter dem pisanischen Consul an.? Zuden beschickte die Stadt Ancona die byzantinischen Kaiser wiederholt durch besondere (esandte, wenn sie Missbräuche abgestellt oder ihre Freiheiten erweitert sehen wollte.! Aus Anlass einer solchen Gesandtschaft setzte Kaiser Andronikus II., indem er die Bestimmungen ein früheren jetzt verloren gegangenen Decerets abänderte, die Lei- stungen der anconitanischen Kaufleute an den griechischen Staat so fest,3 dass sie als Eingangs- und Ausgangszoll einschliesslich der Wäge- und Sensalgebühren blos zwei Procent zahlen sollten; ‚dabei verbat er sich aber Defraudationen, da es vorkam, dass anconitanische Kaufleute ihre Waaren als genuesische oder vene- tianische einschmuggelten, um sich des Zolls ganz zu entledigen.

Endlich war der Süden Italiens in Cunstantinopel durch

nkhaus Alberti hatte im Jahr 1348 ialbank. Perrens, hist. de Florence

1 Pegol. p. 24. Das florentinische unter Anderem in Constantinopel eine 8,28 1. ? Makuscer, monumenta hist. Slav. merid. I. 8 Codin. Curopal. 57. 4 Makuscor 1. 5 Jul. 130%, griech. boi Miklosich et Müller, aeta gracca T. 3. p. lat. bei Nakuscer 1. 0. p. 156-8.

pi

522 Zweite Periode. II. Erhöhte Blüthe in Folge der Erschliessung v. Innerasiem.

jederzeit eine Durchgangsstrasse nach dem Orient war, so wird ınan sich nicht wundern, wenn jene Kaufleute auch über Messina hinaus weiter gegen Osten strebten. Wann eine Colonie derselben in Constantinopel sich bildete, lässt sich so genau nicht fest- stellen. Sicher ist nur, dass um 1290 ein Dalmacio Sunier als eatalanischer Consul am Hofe des Kaisers Andronikus II. erschien und ihn auseinandersetzte, wie die Bewohner von Ara- gon, Catalonien und Mallorka, speciell aber die Bürger der See- städte Barcelona, Valencia, Tortosa das griechische Reich und dessen Metropole zu frequentiren gedenken und wie sie desshall nicht bloss überhaupt freien Zugang, sondern auch Herabsetzung des Zolls zu ihren Gunsten begehren. Der Kaiser gestand ihnen zu, dass sie in seinem Gebiet ohne alles Hinderniss verkehren und dass sie von je 100 Hyperpern Waarenwertl blos 3 Hyperpern als Eingangs- wie als Ausgangszoll entrichten sollten; ihren Waaren selbst aber garantirte er Sicherheit vor Raub namentlich im Fall des Schiffbruchs. Das Diplom, welches diese Vergünstigungen enthält, ist sowohl im griechischen Original! als in lateinischer Uebersetzung? erhalten; wir vermissen darin den Namen des Kaisers und das Jahr der Ausstellung, es gehört aber, da der König von Aragon zugleich König von Sieilion genannt wird, in den Zeitrauın zwischen 1282 _1295, in welchem diese beide Kronen vereinigt waren; wie Capmany gerade auf das Jahr 1290 verfällt, ist schwer zu sagen, diese Datirung kann nur approximativ ver- standen sein. Manches in diesem Diplom scheint darauf binzu- deuten, dass die Catalanen hiedurch ihre Handelsverbindungen mit dem griechischen Reich erst eröffneten; dann wäre jener D. Suder als ein Gesandter anzusehen, welcher zugleich den Auftrag hatte, die Golonie der Catalanen in Constantinopel zu begründen,

ed Sella in den Miscell. di storia ital. 10, 120 ff. und die Bemerkungen in der Einl. P. Yayra's p. 33—87. Aber nicht blos die Stadt Barcelona und Cntalonien überhaupt erfuhr diese Gunst, vielmehr nahmen duran Theil die Balearen und was in Südfrankreich dem Ilaus Aragon unterthan war: die Grafschaft Rous- illon mit Perpignan, die Landschaft Cerdagne, die Handelsstädte Narbonne und Montpellier. 8. ebendort p. 181-142 die Diplome Friedrichs II. aus den Jahren 1300, 1305, 1313 und 1332; letzteres ‚uhr supplire ich für das zu Gunsten Montpelliers ausgestellte, bei Sella undatirte Diplom aus Masiutrie, documents sur le commerce maritime du midi de la France. Bihlioth. de 1%. cole des charten. &drie IL. T. 3. p. 205.

1 Capmany, mem. hist. sobre la marina, comercio y artrs de Barcelona T. 2. 9. 467 1. Zacharlae, jus graco-romanum 8, 606 f. Miklosich ot Müller, acta graeca 3, 97 1.

2 Cupmany 1. c. p. 367 f. mit angehängter Erörterung über die Aus-

24 Zweite Periode, II. Erhöhte Blüthe in Folge der Erschli

ang v. Innerasien.

Blatt. Die Coinpagnie kündigte dem Kaiser von Gallipoli aus Fehde an, worauf dieser ihren Admiral samnt allen Catalanen und Aragonesen zu Constantinopel tödten liess. Ob durch diesen Mordbefehl auch friedliche Kaufleute getroffen wurden, steht: da- hin. Schwerlich konnte aber während dex nehrjährigen Rache- kriegs der Compagnie gegen die Griechen eine catalanische Kauf- mannscolonie in Constantinopel bleiben, ohne sich der grössten Gefahr auszusetzen. Die Mitglieder derselben siedelten vielmehr ohne Zweifel in die feste Burg der Cumpaymie, nach Gallipoli über, wo sie einerseits durch die da zusammentliessende unermess- liche Beute sattsam Gelegenheit zu Handelsgeschäften traf, an- dererseits aber auch an der Vertheidigung des Platzes gegen feindliche Angriffe thoilnahm. ! Später als die Compagnie von Gallipoli abzog und ihren Sitz im Herzogthum Athen auf- schlug (1311), richteten catalanische Kauffahrer ihre Fahrt ohne Zweifel auch dorthin, wo sie guter Aufnahme sicher sein konnten. Aber ungleich wichtiger in commercieller Bezichung war eben doch Constantinopel und so wünschten die eatalanischen Kaufleute lebhaft eine Wiederherstellung der alten freundlichen Beziehungen zu dem griechischen Reich. Solches scheint. auch bald gelungen zu sein, sie erreichten sogar eine Herabsetzung des Ein- und Ausfuhrzulls von je 3 Procent anf je 2 Procent noch vor 132. Denn in diesem Jahr berief sich die Stadtbehörde vun Barcelona auf ein kaiserliches Privilegium, welches ihren Kaufleut genannten Zollansatz gewühre; nur klagten die Barcelone sie den Zoll oft zwei- bis dreimal zahlen müssen: wenn sie näm- lich ihre Waaren nicht gleich an den ersten griechischen Seeplatz. wo sie anlanden, absetzen und dieselben an einen zweiten oder dritten zu verbringen genöthigt seien, so verlangen die Zallbe- amten hier dieselbe Zahlung wie die am ersten Ort. Um die Abstellung dieser Unbill auszuwirken, erbat sich jene Stadtle- hörde die Intereession König Jayıne’s II. beim griechischen Kai die Kaufleute G. Carbonell und Genossen, welche eben im B griff waren nach Constantinopel abzureisen, wullten den köni lichen Brief mitnehmen.? Als eine Wirkung der königlichen In-

„dass

0 f. 132. 144, (letzte Linie) 1d2. n © der wulfentragen.- den Weiber setzte, um mit ihnen Gallipoli gegen die anrückenden Genuesen zu vertheidigen, waren duch gewiss nicht ursprünglich bei der Sählnertrupg e

gewesen 2 Capmany 2, 81

6 Zweite Periode. II. Erhöhte Blüthe in Folge der Erschliessung v. Inneranfen.

treibende Nation in Constantinopel aufzählt, ! so haben wir dies in dem weiten Sinn zu nehien, den das Mittelalter überhaupt mit dem Wort Provengalen verband. Wir werden dabei nicht blos an Marseille als die Hauptstadt der Provence im engern Sinn denken müssen, sondern auch und vielleicht mit grösserer Be- ‚tonung an Montpellier und Narbonne. Zwei Einzelfälle von Seeraub, welche zu Klagen und Processen Anlass gaben, illu- striren diesen Verkehr zwischen südfranzösischen Städten und Constantinopel und geben einen Einblick in die Handelsartikel, welche dabei ausgetauscht wurden. Kaufleute aus Narbonne, Montpellier und Beziers hatten sich im Jahr 1334 mit ihren Waaren, worunter Alaun, Wachs, Häute und Getreide, in Constantinopel auf einem Narbonner Kauffahrer eingeschifft und geriethen auf dem Weg nach Aiguesmortes in die Hände spanischer Seeräuber.? Andererseits schickte der Grosshändler Raimund Seraller aus Narbonne im Jahr 1855 seinen Neffen Jean Tascher ınit Tüchern im Werth von 6000 Goldgulden auf einem messineser Schiff ab, um sie in Constantinopel oder Pera zu verkaufen, aber in der Meerenge von Abydos rbucca Romaniae) wurde Tascher von drei venetianischen Galeeren überfallen und vollkommen ausgeplündert.+ Soviel wir wissen, war übrigens von allen stidfranzösischen Städten Narbonne die einzige, die von byzantinischen Kaisern Privilegienbriefo aufzuweisen hatte. Das erste derselben stellte Andronikus III. aus. Hinsichtlich des Zolls war die Vergünstigung, die er gewährte, nicht gross, indem er je 4 Procent für Einfuhr und Ausfuhr festsetzte; er nahm dabei das Interesse seines Fiscus wahr, indem er die Erwartung aussprach, dass die Narbonnesen unter ihren Waaren nicht auch solche fremde Waaren ein- schmuggeln, für welche ein höherer Zoll entrichtet werden müsse. Die Colonie sollte ein Aıntshaus besitzen und einen sclbstgewähl- ten Consul an ihrer Spitze haben, welcher die unter ihnen vor- kommenden Streitsachen entscheiden, aber kein Urtheil in Capi-

Sie worden auch in dem Vertrag zwischen Andronikus IIT. 108,

1 Pegol. und Venedig v. J. 189% genannt, Mielor. et Müller, neta grasca

2 Germain, hist. du commerce de Montpellier 1, 509 |. E; Fall (um 1350) bei Port, ensai sur hist. du comm. marit. de Narbonne p. 117.

3 Irups ordinaires, toiles de Rens (Rheims), drups blancs de Valener, dcarluter, draps de Louviers.

4 Dieser Fall nebst den Weiterungen, zu denen er Anlass gab, ist von Maslatrie urkundlich festgestellt in seinen Documents sur le commerce mari- time du midi do la France. Biblioth. de l'&cole des chartes. Rörle II. T. 3.

rag

528 Zweite Periode. II. Erhöhte Rlüthe in Folge der Erschliessung v. Innerasien.

führten, was aber gleichfalls dem Eingangszoll, also’ der Cog- nition des Zullbeamten unterlag. Sobald sie aber diesen Doppel- zoll erlegt und die Quittung des Zollbeamten in der Hand hatten, waren sie von jeder weiteren Leistung entbunden; nur wenn sie die mit dem orlösten Geld eingekauften Waaren im griechischen Reich selbst wieder weiter verkauften, hatten sie wieder 2 Pro- cent zu zahlen, ebenso wenn sie ins schwarze Meer weiter ge- gangen waren und von dorther Waaren brachten.! Pegolotti, welchem wir diese Uebersicht über die verschiedenen Zollverhält- nisse verdanken, setzt hinzu, wenn man den Zollbeamten oder Schreibern oder Dolmetschern ein Geschenk mache, so werden sie schr artig und taxiren die Waare, die man importire, gerne unter ihrem Werth. Man wird im Allgemeinen dem sehr sach- kundigen Pegolotti wohl glauben können, dass es sich mit den Zollansätzen bei den verschiedenen Handelsnationen so verhielt, wie er sagt. Aber für die Narbonnesen, die doch auch zu den Provengalen zählten, galt laut dem Privilegienbrief des Kaisers Andronikus III. der Zullausatz von je 4 Procent für Einfuhr und Ausfuhr und es gab noch solche, die mehr zu entrichten hatten als 4 Procent; denn der Kaiser verbittet sich ja die Einschmugg- aaren von solchen unter den Waaren der Narbım-

lung der V nesen.

Auf dem Markt von Constantinopel und Pera gab es dann noch allerlei Ausgaben, an welchen meist der Käufer und der Verkäufer zu gleichen Theilen zu tragen hatten: für das Wägen oıler Messen, wobei freilich die Genuesen in Pera, wenn sie ihre dortige Gemeindewage benützten, frei ausgiengen, für das Sichten (arbelliren) von Spezereien, bei welchen sich Ausschuss zu zeigen pflegte, zur Belohnung von Sensalen (1J, Proceut:, Last- trägern, Packern u. x. w.

Der Hauptmarkt war in Pera; in Constantinopel wurden weniger Handelsgeschäfte vollzogen. An beiden Plätzen aber kamen die gleichen Waaren zum Verkauf. Es wäre unmöglich dieselben auch nur iu annühernder Vollständigkeit aufzuzählen. Einen Begriff von ihrer Fülle gibt Pegolotti,2 obgleich es ilnn

Ich glaube, duss in dieser Stelle nach pagano 2 per cen- chen vollte entrando. Auch lubo ich auf seiner Liste der Nationen, die 2 Prov. zullten, die Catalanen gestrichen. weil sie notorisch damals und so lange noch das Paläulogenreich aufrecht stand, 3 Proc. Zoll entrichteten.

2 I. pe HR

530 Zweite Periode. IT. Erhöhte Bläthe in Folge der Erschliessung v. Innersalen.

‚lenken, welcher zwischen den genuesischen Colonien in der Le- vante und ihrer eigenen Mutterstadt ausbrach. In Genua hatten nach langem Ringen zwischen Welfen und Ghibellinen die ersteren «lie Oberhand behalten und die Herrschaft über die Stadt an das Haupt der Welfen in Italien, an König Robert von Neapel übertragen (1318). Die lovantischen Colonien dagegen behielten ihre ghibellinische Farbe bei und auch der Kaiser An- dronikus stand auf dieser Seite; es lag nicht in seinem Interesse den König von Nenpel mächtig werden zu lassen, war ja doch Roberts Bruder Philipp von Tarent durch seine Verheirathung mit Katharina von Valois ! (1313) Erbe der Ansprüche Balduins II. auf den griechischen Kaiserthron; wir finden daher, dass Andro- nikus nicht blos die vertriebenen genuesischen Ghibellinen ‚2 son- dern auch den Antipoden Roberts, K. Friedrich II. von Sicilien um jene Zeit mit bedeutenden Geldsummen unterstüzte.® Diese ‚ghibellinische Opposition im Orient konnte der herrschenden wel- fischen Partei in Genua um so weniger gleichgültig sein, als auch die aus der Stadt verbannten Ghibellinen an sich selbst schon eine bedeutende Macht waren. So wurde denn im welfischen Lager zu Genua eine kriegerische Diversion gegen das griechische Reich sowohl, als gegen die eigenen in Griechenland und den pontischen Gegenden angesiedelten Landsleute beschlossen. Eine Flotto der genucsischen Welfen machte sich im Jahr 1324 unter dem Oberbefehl Carlo Grimaldi’s auf den Weg nach dem Orient. Als Grimaldi vor Pera ankam, fand er die Genuesen da- selbst so wohl gerüstet, dass er nicht wagte sie anzugreifen, viehmehr sich mit einigen Kapereien in den griechischen Ge- wässern begnügte; aber weiter ins schwarze Meer vordringend fügte er den Genuesen in Tana und Pesce (südlich von Tana am Fluss Bei-su) Schaden zu. Den Rückweg durch den Bosporus verlegten ihm die perotischen Genuesen, indem sie bei der Meer- enge Hieron [in bechagiro = Bocca di Givo; eine ihm an Zalıl überlegene Flotte aufstellten. Grimaldi wandte sich desshalb nach Sinope. Der dortige Herrscher Ghasi Tschelebi versprach ihm Hülfe, bemächtigte sich aber durch heintückischen Uebertall eines grossen Theils der Mannschaft und fast aller Führer der Flotte, liess sie theils zusammenhauen, theils ins Gefängniss führen,

1 Buchon, recherches et materinux I. p. 52 fl.

2 Gesandtschaft des Stophanos Syropulos in dieser Suche. Commem. 2, 174. 219 f. (von H. Thomas mitgetheilte Copien).

3 Testa, vita Friderici IT. p. 183.

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534 Zweite Periode. II. Erhöhte Blüthe in Folge der Erschliossung v. Innerasien,

‚jene Union gegen die Türken ein, welche wesentlich eine Schöpfung der Venetianer war, und liess sich bei den gemeinsamen Ver- handlungen zu Rhodus im Jahr 1332 sogar durch den venetiani- schen Gesandten Pietro da Canale mitvertreten.! Fürs Dritte, als er im November desselben Jahrs die alten Verträge mit Ve- nedig seinerseits bestätigte, zeigte er sich bereit, eine Reihe von Entschädigungsforderungen der Republik und einzelner Bürger derselben zu erfüllen.? Aus diesem Grunde beobachteten nun die Genuesen die Verträge mit dem griechischen Reich nicht eben sorgfültig, verstärkten ihre alten Befestigungen zu Galata und überschritten sogar die Grenzlinien ihres Quartiers, um auf der hinter Galata sich erhebenden Höhe castellähnliche Bauten auf- zuführen, welche sie mit Waffen aller Art füllten.? Der Kaiser, welcher sich auf die Nachricht von dein Einfall der Lateiner in Lesbos hin sogleich zur Wierereroberung dieser Insel anschickte, wollte die Stadt nicht verlassen, ohne vorher die Peroten ge- demüthigt zu haben. Er liess vor allem jene castellähnlichen Bauten auf der Höhe, deren Aufführung den Bestimmungen des Privilegienbriefs vom Jahr 1304 gänzlich zuwiderlief, nieder- brennen, berannte aber Galata selbst nicht, welches sich schon auf eine ernstliche Belagerung gefasst machte und völlig gegen die Hauptstadt abschloss. Nunmehr stellte sich heraus, wie stark das Bedürfniss des Verkehrs zwischen Vorstadt und Hauptstadt war; ex fehlte in Galata ball an manchem zum Teben Nöthigen, was man bisher in Constantinopel geholt hatt» und den Leuten, die vom Rleinverkehr lebten, ihr Markt und damit auch ihr Verdienst abgeschnitten. So fanden es die Machthaber in Galata doch für gut, nach siebentügigem Grollen die feindliche Haltung gegen Andronikus aufzugeben und der Kaiser brach von dieser te durch Friedensversicherungen beruhigt mit einer stattlichen Flotte zur Bekämpfung des Domenico Cattaneo auf.! Nachdem er diesem fünf Schiffe an der lesbischen Küste genommen und Truppen ans Land gesetzt hatte, un ihm in seiner neugewählten Hauptstadt Mitylene zu belagern, richtete er seinen Hauptangritf zunächst auf Phocäa, wobei er der Unterstützung des Sultans

1 Vollmacht vom 26. Aug. d. J. Taf. und Thom. ungedr.

? tiriech. bei Miklos. et Müller, acta grace. 3, 105 111, lat. im Lid. Puet., ungedr. bei Taf, und Thom.

3 Nieeph. Greg. 1, 5

4 Miceph, Greg. 1, 528; Cuntaeuz. I, 476 f. spricht weniger genau unter- ichtet blos von bitteren Vorwürfen, welche der Kaiser den Peroten wegen s Raubs der Insel Lesbos gemacht hube.

536 Zweite Periode. II. Erhöhte Bläthe in Folge der Erschliessung v. Innerasien.

her waren. Der Sultan der Osmanen, Orchan, nahm diese feindselige Stimmung der Genuesen gegen Andronikus mit in Rechnung, ! als er im Jahr 1887 den Hellespont, dessen äsia- tisches Ufer er schon länger inne hatte, auf zwei Punkten zu überschreiten und die Stadt Constantinopel selbst anzugreifen wagte. Ob eine bestimmte Uebereinkunft mit den Bewohnern Galatas ihm Aussicht auf ihre Hülfe oder doch auf ihre Neu- tralität eröffnete, können wir nicht mehr entscheiden, und die Frage ist auch insofern von keiner grossen Wichtigkeit, als der Angriff Orchans, ehe er die Hauptstadt selbst berühren konnte, von «dem griechischen Kaiser abgeschlagen wurde; gleichwohl dient jene Nachricht vortrefflich dazu, zu zeigen, bis zu welchem Grad das durch den Vertrag von Nynıphäum besiegelte Bündniss zwischen Byzanz und Genua unter dem dritten Paläologen ge- lockert war.

Andronikus III. starb im Jahr 1341 und hinterliess das Reich einem neunjährigen Knaben Johann Y. unter der Regent- schaft der Kaiserin Anna (von Savoyen). Bald aber erhob der Grossdomestikus Johannes Kantakuzenus die Fahne des Auf- stands und brachte es nach einem mehrjährigen wechselvollen Kampte dahin, dass er zum Interimskaiser bis zur Grossjähri keit Johanns erhoben wurde (1347). Der lange Bürgerkrieg untergrub den Wohlstand des Vulks, lähmte den Handel und die Industrie desselben, schwächte das Reich und gab äusseren Feinden alle Gelegenheit, sich auf Kosten desselben zu vergrössern. Damals erweiterte der König von Serbien Stephan Duse, sein (iebiet bis zum Archipel und nahm den Titel eines Kaisers von Cunstantinopel an; um vom Strymungebiet aus, das er be- herrschte, vollends ganz Thracien und die Hauptstadt des byzan- tinischen Reichs zu erobern, dazu schien ihm blos eine eooperirende Seemacht zu fehlen; zweimal (1346 und 1350) fragte er bei Ve- nedig an, ob es ihm nieht zur Realisirung seines Plans helfen wolle und but das zweite Mal als Preis das ganze Despotat Epirus oder Pora; aber beide Male erhielt er die Antwort, die Republik könne ihren Verträgen mit den griechischen Kaisern nicht untren werden. zog es vor die Rolle einer Vermittlerin zwischen Serbien und Byzanz zu spielen. ?

Venedig unterhielt im Allgemeinen damals freundliche

1 Niceph. Greg. 1, 539. ? Nonum. hist. Slav. merid, 2, 174. 178, 192

26.6.3, 110. 175. 1

18.

535 Zweite Deriode. If, Erhöhte Bilihe in Folge der Erschliessung v. Innerasien.

waren, befund sich die Insel doch wieder in genuesischen Hän- den. Die Suche verlief folgendermassen. Im Jahr 1345, als die Stadt Genua eine aufständische Faction an der ligurischen Küste zu bekämpfen hatte und in der Stantskasse kein Geld vorräthig war, um eine Flotte gegen sic auszurüsten, that sich zufolge eines öffentlichen Aufrufs eine Anzahl vermöglicher Patrioten zusam- men und rüstete aus eigenen/Mitteln, aber unter der Bedingung des Wiederersatzes der Kosten aus den städtischen Einkünften eine Flotte aus, an deren Spitze der tapfere Popolane Simone Vignosi trat. Da nun die Aufstündischen auseinandergingen, ex zum Schlagen gekommen wäre, gab man (lieser Flotte eine andere Bestimmung zum Schutze der pontischen Co- Imien. Im Frühjahr 134% von Genua ahyegangen, erreichte sic auf ihrer Fahrt um 8. Juni die Zwischenstation Negrepont. Hier war nun gerade eine andere Expedition unter dem Oherbefehl des Dauphin Humbert IL. von Vienne zum Auslaufen he-

it: ihre Hauptaufgabe sollte die Bekämpfung der Türken sein, die Sinyrna bedrängten. Aber der Dauphin hatte (ohne Zweifel eben von Negrepont aus) Unterhandlungen mit der Kaiserin Wittwe Anna in Constantinopel angeknüpft und sie um Abtretung der Insel Chios an das von ihm befchligte Kreuzheer für die Dauer von drei Jahren, für welche der Kreuzzug berechnet war. gebeten: ! es sollte ihm diese Insel als Basis für seine Operationen auf dem kleinasiatischen Festland dienen. Die Kaiserin harte Anfangs willfihrig geantwortet, duch scheint die Sache wieder rückgängig geworden zu sein und der Danphin schickte sich an, die Tusel mit Gewalt zu besetzen, als Simone Vignosi mit seinen 29 Galeeren in Negrepont einliet Vergebens bot der Dauphin ihın nnd den übrigen mit ihm verbundenen Schiffspatronen un- geheure Summen an, wenn sie ihn bei seiner Unternehmung nicht in den Weg treten, vielmehr sich ihm anschliessen wollten. Aber in jeılem Genuesen war die Erinnerung daran frisch, dass Chios noeh vor Kurzem genucsischen Dynasten angehört hatte, und der Wunsch rege, die Insel möchte wieder genuesisch wer-

ohne

! [Vulbonais| Mömoires pour servir ü Thintoire de Daup Paris 1711 fol. y. 577. 580. Dies Kreuzzugs Humberts; aus N Kreuzzugs in der Bill, de 1. schöpft. welche nur leider ige übersehen hat,

muesische Chronist Stella bei Murat. XVII. p. 1085 f. 1088

.d die Istorie Pintolesi. Prato 1835 p. 453 f. zur Kunde derselben Expedition liefern.

540 Zweite Perioile. 1. Erhöhte Blüthe in Folge der Erschliessung v. Innerasien,

hiffsmannschaft widersetzte sich seinem Vorhaben und zwang ilm zur Urnkehr nach Chios. 1

Nachdem (ie Griechen von Chios und von Phocän unter sehr günstigen Beilingungen, d. h. mit möglichster Schonung ihres Privatbesitzes und Sicherung ihrer bürgerlichen und religiösen Freiheit dem neuen Regime unterworfen wurden waren, welches sie aus Unterthanen des griechischen Kaisers mit Einem Schlag zu genuesischen Staatsbürgern machte,? nachdem ferner für ge nügende militärische Besetzung der Insel sowohl als der Städte auf dem kleinasiarischen Festland gesorgt war, kehrten die Er- oberer heim und nun fanden längere Unterhandlungen zwischen ihnen und der Commune statt, welche endlich am 26. Februar 1347 zu einer definitiven Auseinandersetzung führten.? Die Com- mune hatte, wie wir gesehen haben, zur Ausrüstung und Be- mannung der Flotte nichts beigetragen, wohl aber sich anheischig gemacht, allen etwaigen Schaden, welcher der Expedition zu- stossen würde, zu tragen und den Schiffseignern ihre Auslagen aus den Staatseinkünften zu ersetzen. Nun berechneten sich beim Schlusse des Feldzugs die Auslagen auf 203,000 Lire, die Staats- ka: aber war immer noch leer. So wurde denn den Unter- nehmern der Expelition das ganze nutzbare Eigentum auf der Insel sowohl als in Phocäa über zu halten: jeder der Schiffspatrone erhielt eine welche ihm das Anrecht auf eine bestimmte (uote der öffentlichen Ein- künfte gewährte und so constituirten sich die Eroberer von Chios und Phocäa zu einer Actiengesellschaft, welche wie andere ähn- liche Gesellschaften der damaligen Zeit den Namen Maona vier Malıona 4 führte, währen die Actionäre selbst Maoneseı

lassen, um sich daran schadllos

genannt

1 Stella 1. 1090. tragsurkunden vom 12. 270.

572 und wieder unter dem fulschen Jahr 1447 p. 1498 ff, auch I 285.

4 Verschiedene Erklärungsversuche für diesen Namen siche un fulgenden Stellen: Serra, storin dell’ antieu Liguria e di Genova 4, 103 (ei. Cupolagn). Paguno, delle imprese e del lominio dei (ienovesi nell muova istorin di Genova 1,277. Olivieri, curte e ero joscritte p. u. Hopf, Art. Giustiniuni Promis, la zeceu di Seo p. 330. Amuri, dipl. arab. p XXV. Auari, storin dei Musulmani in Sieilin 3, 86. not. 4. ct. Dory et Engelmann, glossnire des mols ex Is et. portuguis di de Varalıe. Ed. 2. (1869) p- 179. Um von ei lich veriehlten Ableitungen zu schweigen. bemerke ich nur, «lass mehrere Erklärer, wie z. B. auch llopf, das griechische Moıdz (Einheit) als Wurzel betrachten. Man darf aber nicht ver- ‚gessen, dass die Älteste der Assoeintionen, welche ‚len Nainen Maona führten,

pt. für Chios, vom 20. für Phocäa

542 Zweite Periode. II. Frhöhte Blüthe in Folge der Erschliessung v. Innerasien.

ippschaft. Im Gegensatz zu den Mitgliedern der älteren Maona, welche meist in Genua sesshaft geblieben waren und durch Pächter ihre Revenuen eingezogen hatten, nahmen die Mitglieder der jüngern, die Ginstiniani, in der Mehrzahl ihren Sitz auf Chios selbst wıd lebten dort nicht blos als Kaufleute, Banquiers, Ren- tiers, sondern vertheilten auch die Finanz- und Verwaltungsänter unter sich, wolche die Gesellschaft zu vorgeben hatte. Fast alle Aeınter nämlich auf Chios und in Phocän wurden von der Maona besetzt. Die Commune Genua hatte schon beiin ersten Vertrag init Simone Vignosi und Genossen nur Dreierlei sich verbehalteı die politische Oberhoheit über das Ganze, die Jurisdie Civil- und Crininalsachen und das unmittelbare Eigenthumsrecht auf die Hauptstadt Chios und ihr Castell, sowie auf die Städte Alt- und Neu-Phocia sammt deren Castellen. In Folge dessen ernannte die Cummune Genun blox folgende Beamte: 1; einen Podestä für die Insel Chios, 2) einen Podestä für beide Pho 3) drei Schlosshauptleute (eastellani) für die Castelle von Chios, Alt-Phocäa und Neu-Phocäa. Aher vermöge des Wallnodas, welcher bei allen diesen Acwtern vertragsmüssig beobachtet wurde, hatte die Maona den grössten Einfluss auf die Beserzung derselben, so dass Niemand, der der Maona unangenehm war, Podestä oder Castellan werden konnte. Auch war der Podestä von Chios bei allen Handlungen, die nicht. rein juridi den aduinistrativer Natur waren, an den Beirath der Raths- eollegion gebunden, welche aus der Mitte der Maonesen h gingen. So blieb in der That wenig Raum für die Entfaltung der Autorität der Republik Genua. Dafür kostete aber auch die Erhaltung der Colonie die Commune so gut als Nichts. Denn die Maona bestritt alle Ausgaben für Verwaltung und Pulizei für Landtruppen und Galeeren, für Befestigungen, Hufena ten u. . w.; selbst denjenigen Beanıten, welche die Commune zu wählen hatte, reichte die Maona den Gehalt. Fragen wir nun, wie sie diese Ausgaben alle bestreiten und dabei die Kosten des Eroberungszugs decken konnte, so müssen wir abermals auf die früher schon geschilderte Fruchtbarkeit der Insel, namentlich ihren Mastixreichtlium, sowie auf die Ertragsfühigkeit der Alaun- minen Phocäas hinweisen. Vom Mastix wurden jährlich nur etwa 430 Centner verkauft, hauptsächlich um die frühe Erschöpfung der Bäume zu verhüten; da aber der Centner auf 40-45 Lire kam, so warf allein der Mastixverkauf jührlich 1719,00 Lire ab. Sehr viel ertrugen auch die Steneru, deren drückende Last

ion in

514 Zweite Pe

ode. II. Erhöhte Rlüthe in Folge der Erschliessung v. Innerasin.

biik Genwa über 200 Jahre lang von einer aus genuesischen Geschlechtern bestehenden Compagnie regiert, verwaltet und fis- kalisch ausgebeutet wurde; ihr Gebiet umfasste nicht blos Chios und die beiden Phocäa, sondern auch die kleineren Inseln Samos, Xikaria, Oenussa und Santa Panagia. In comınercieller Beziehung war damit eine ganz unschätzbare Acquisition gemacht. Chios bildete den Anfang einer längeren Kette von Handelscolonien, als deren Mittelpunkt wir uns Pera zu denken haben, während die Endpunkte einerseits in Kaffa und Tana, andererseits in Trapezunt und Tauris liegen. Die Sicherheit der Verbindungen ‚wischen der Mutterstadt und diesen entfernteren Colonien, die Sicherheit der Schifffahrt genuesischer Kauffahrer nach dem Bos- porus und dem schwarzen Meer wurde durch den Besitz von Chios wesentlich erhöht. Sie wäre leicht in Frage gestellt ge wesen, wenn nicht dem sonstigen Uebergewicht der Venetianer iin Archipel wenigstens dieses Gegengewicht entgegengetreren wäre. Aber abgesehen von diesen Gesichtspunkten höherer Handels- politik gewann der genuesische Handel ein reiches Material durch die Producte von Chios und Phocia. Während vum letzteren blos dor Alaun _ aber dieser freilich mit starker Betonung seines Werthes als eigenes Erzeugniss zu erwähnen ist, neben wel- chem das Getreide Kleinasiens als 'Transitwaare figurirt, so tritt lie Insel Chios mit einer Fülle von Produeten des eigenen Bodens und der eigenen Industrie auf. Allem voraus gehr das feine Mastixharz; davon verkaufte die Maona nach Hopfs Unter- suchungen jährlich im Durchschnitt 120 Centner nach dem Ocei- dent hin, 114 nach Armenien, Cypern, Rhodus, Syrien und Aegypten, ! 20% ins grieehische Reich und ins türkische Klein- asien. Die mittelalterlichen Reisenden vergessen über diesem nur in Chivs zu treffenden Artikel in der Regel was sonst noch auf der Insel zu finden war, doch verfehlt Clavijo nicht ihre Gärten und Weinberge zu erwähnen? und Hopf vervollständigt aus archi-

meist nuch arehivalischen (Quellen erschöpfend bearbeitet. Als Auszug hieraus iche Theil der Abhandlung vou Dom. Promis. novesi (Mem dell’ acead. di Torino Ser. I. T. 28. part. 2 p 3) unzuschen. Diejenigen Urkunden übrigens, damentalbestimmungen über dax Verhültnies der Maonn zur Insel Chios einerseits und zur Commune Genua andererseits enthalten, waren schon vorher im Anhang von Puguno's oben eitirtem Buch puhlieirt worden und sind ‚jetzt zum Theil auch im Lib, jur. zu lese 1 In Alexundrien wurde eine Kiste Mustix zu Pilot's Zeit mit 100 Ducaten bezahlt. Piloti p. 37 2 Clavijo p #2

546 Zweite Periode. I. Erhöhte Blüthe in Folge der Erschliessung v. Innerssien.

«las len Bewohnern Galata’s gar nicht gefallen wollte. Er setzte ‚den Zoll, den die Mauth in Constantinopel von fremden Waaren erhob, herab, um durch diese Erleichterung die handeltreibenden Nationen zu veranlassen, dass sie Constantinopel wieder häufiger als bisher zum Stapelplatz wählen. Die Vorstadt Galata hatte nämlich im Lauf der Zeit die Hauptstadt in commercieller Hin- sicht so sehr überflügelt, dass die Zolleinnahmen dort unge- führ 200,000 Hiyperpern betrugen, hier aber kaum 30,000. ! Die ‚jetzt verfügte Herabsetzung des Zolltarifs in Constan- tinopel konnte leicht das Verhältniss umkehren. Auch dass Kantakuzenus die griechische Flotte wieder in bessern Stand zu setzen suchte, war den Genuesen sehr unwillkommen; denn je weniger die Griechen über eigene Transportmittel zur See ver- fügen konnten, desto mehr konnte die genuesische Handelsmarine den Verkehr beherrschen, und je weniger Kriegsschiffe die Grie- chen aufzubieten hatten, desto sicherer waren Chios und Phocäa vor Angriffen von dieser Seite. Die Bewohner Galatas nahmen Alles dies so schwer, dass sie sich zu einem ernstlichen Kampf rüsteten, um ihr bisheriges Uebergewicht in Handel und Schiff- fahrt zu erhalten. Aber sie konnten nicht hoffen, einen Kainpf mit den Griechen erfolgreich zu bestehen, wenn sie nichr jene Höhen inne hatten, welche sich hinter Galata erheben und das- selbe dominiren. Sie trugen das Verlangen nach dem Besitz der- selben zunächst bittweise dem Kantakazenus vor mit der Behauj- tung, ihr Quartier reiche nicht mehr aus für die Volksmeng.

Er war aber nicht Willens, jene Position aufzugeben, deren Wichtigkeit er recht wohl einsah. So wurden denn die Feind- seligkeiten von Seiten der Genuesen im Sommer 1348 eröffnet, als Kantakuzenus eben in Didymoteichos krank lag; die Griechen konnten dem Kampf um so weniger ausweichen, als selber der- ‚jenige Theil der Genuesen, welcher um des Handelsgewinns willen den Frieden erhalten wissen wollte und noch im letzten Moment vor dem Ausbruch zu diesem Zweck eine Gesanltschaft im die Hauptstadt herüberschickte, auf der unannehmbaren Forderung bestand, die Griechen sollten alle Anstalten zur Wielerherstellung ihrer Seeacht aufgeben. Während die Constantinopolitaner die Thore der Stadt geschlossen hielten und die weitere Entwicklung der Dinge sorgenvoll erwarteten, steckten die Genuesen die auf der Galataseite des goldenen Horns stehenden griechischen

1 Niceph. Greg. 2, 842.

550 Zweite Periode. II. Erhöhte Blüthe in Folge der Erschliessung v. Innerasien.

sich endlich genöthigt, in den Verträgen von 1363 und 1867 die Macna als Herrin auf Chios anzuerkennen gegen eineu von ihr zu entrichtenden Jahreszins von 5(X) Hyperpern. !

Wenn die Genuesen auf der einen Seite die byzantinische Kriegs- und Handelsflotte in gänzlicher Unmacht zu erhalten strebten, so waren sie auf der andern Seite sorgsam darauf be- dacht, die Venetianer in der Levante nicht zu mächtig werden zu lassen. Die Republik Venedig hatte, nachdem sie eine Reihe von Jahren ihre Huuptthätigkeit der Erweiterung ihres Besitzes auf dem italienischen Contineut gewidmet,2 ihr Augen- merk eben jetzt wieder stark auf die Levante gerichtet. Wir schen dies schon aus den Anstrengungen, welche Venedig zur Bekämpfung der seldschukischen Türken machte. Ganz beson- ders rührig aber waren die Venetianer im schwarzen Meer; die Handelsstüdte an den Küsten desselben wurden der Schauplatz eines gewaltigen Ringens beider Rivalen und die gegenseitigen Beziehungen derselben waren schon zu der Zeit schr gespannt, als es den Genuesen gelang, den Venetianern Chios vorwegzu- nehmen, wodurch der Zorn der letztern nicht wenig gesteigert wurde. Es wäre schon damals zum Krieg gekommen, hätte nicht einerseits der genuesische Doge Giovanni di Murta den Bruch aufgehalten, und wäre nicht andrerseits durch die furchtbar. Pest des Jahres 1848 die Kraft beider Nationen gelähmt worden. + Als nun aber im Jahre 1350 der neue genuesische Doge Gio' di Valente den alten Plan der Genuesen, ihre Rivalen ganz ans dem schwarzen Meer zu verdrängen, wieder anfnahm,+ auch einige Schiffe der Venetianer in Kaffa mit Beschlag belegte, > war der Krieg unvermeidlich. Der von Venedig ausgeschickte Admiral Mareo Ruzzini überraschte mit seinen 35 Galeeren 14 genuesische Kauffahrer, die nach Pora und Kaffa bestimmt waren, in dem Hafen von Alcastri$ (Sept. 1350): nur 4 davam entrannen

anni

1 Sperone, reul grandezzu di tienova p. 206 f. 2 Iiies war besonders unter dem Dogen Franc. Dandulo 1:129—39 der Fall Iomanin 3, 108 1. 3 Romuni 155 f., 15%. Stella p. 100, 4 Dandolo p. 420. ef. Nicoph. Greg. %, 3 Romanin 3. 15%. # Ich finde einen Hafen Kastri oiler Kustro un der Südspitze von Euhi östlieh von Karystos, s. die Karte Grischenlunds von Aldenhoven und Giov. da Uzzuno bei Pagnini 4, 222. Allein Niceph. (ireg., der damals selbst auf Eubön war, bestimmt als die Loculität, wo die genuesischen Schilfe üherrascht wurden, einen Hnten zwischen Oropus und Aulis, also auf der Ostküste Böu- tions 8, 43 6).

552 Zweite Periode. II. Erhöhte Blüthe in Folge der Erschliessung v. Innerasien.

sächlich die Rolle zu, die Genuesen an den Küsten des italieni- schen Festlands und der zu ihm gehörigen Inseln anzugreifen, damit ihre Macht sich theilen müsste und die Venetianer in der Levante desto freiere Hand hätten.! Andrerseits war es den Venetianern recht wohl bekannt, wie viel Grund zu Beschwerden über die Genuesen Johannes Kantakuzenun hatte. Doch war nicht gleich der erste Versuch, ihn zum Eintritt in den Bund gegen Genua zu bestimmen, von dem gewünschten Erfolg begleitet, denn Kantakuzenus war eben damals in einen Krieg mit den Serbiern verwickelt.? Auch die Pisaner lehnten zuerst die Einladung zum Beitritt ab, weil sie ihre schon im Sinken begriffenen Kräfte nicht durch einen neuen Krieg vollends er- schöpfen wollten; erst als es schon zu spät war, liessen sie sich herbei.® Uebrigens fühlten sich die Venetianer im Bunde init den überaus seetüchtigen und kriegsgeübten Aragoniern schon stark genug, um den Krieg zu eröffnen. Im Sommer 1351 er- schien eine Flotte von 25 Galeeren unter dem Oberbefehl des Niccolo Pisani vor Galata;! da die Ankunft bei Nacht erfolgte und die Thore Galatas wie gewöhnlich offen standen, drangen die Venetianer ein und konnten nur mit Mühe von den allarıir- ten Bewohnern wieder hinausgedrängt werden; im Uebrigen er- gieng sich das venetianische Geschwader vorläufig in Kupereien. Gleichzeitig bearbeitete der venetianische Gesandte Giovanni Dol- fino, welcher mit der Flotte Pisanis gekommen war, den Kanra kuzenus aufs Neue. Letzterer drückte auch jetzt wieder seinen Wunsch aus, in dem bevorstehenden Kampf neutral zu bleiben, was die Venetianer veranlasste, ihren Bailo aus Constantinopel

1 Siehe über diese Verhandlungen (uritu, Anales de la corona de Aragon (Ausg. v. 1610) T.2. p. 241 £. Marin 6, 89-91. Romanin 3, 160. Die Du- gumente selbst im NMemoriul historico espahul T. 2. (Madr. 1851) p. 274 M.

? Cuntacuz. 3, 118.

3 Matt. Villuni (od. Prugomanni) I, 14%. ef. auch Sauli I, 326 1. Mopf, Art. Griechenland 1. . p. 447.

lo p. 421. Sauli 1, 330 f. wirrt in der Erzählung dieser Ereig-

Ihro 1350 und 1351 unter einander, indem er Iehanptet, Ruzzin hubo den nächtlichen Angriff wut Guluta ausgeführt und den Unterhändler Dol-

Paorgryg bei Cuntac. #, 186., welcher durch einen Brief die Bemühungen des Dolfino unterstützte, ist weder oin Fürst von Ravenna (}, wie die ulte Inteinische Lebersetzung des Kantakuzonus meint, noch ein König vos Ungarn, wie Lebeau vermuthet (list, du Bas-empire nouv. & 0 p. 800), sondern der König von Aragon Peter. Sonst heisst der Künig von Aragon in Griechischen Urkunden (z. B. Miklos. et Müller acta patrinrch. Cpul. 2, 77.98) un$ "Payotvag.

554 Zweite Periode. II, Erhöhte Blüthe in Folge der Erschliessung v. Innerasien.

zweimonatliche Belagerung (15. Ang. bis 20. Oct. 1851) von Seiten Doria's zu bestehen hatte, ! bis ein neues Geschwader der Vene- tianer unter Pancrazio Giustiniani und ein aragonisches unter Punce de Santa Pan? herankamen und den Feind zuın Aufbruch von Negropont veranlassten.? Dadurch bekaın Pisani freie Hand zur Vereinigung mit den neu angekommenen Streitkräften, über welche er gleichfalls den Oberbefehk zu führen beauftragt war.“ Vor der Hand hatte freilich jede der beiden Flotten genug damit thun, sich vor den Unbillen der winterlichen Jahreszeit in sichern Häfen am Archipel zu bergen.® Der Entscheidungs- kampf sollte erst im Jahr 1352 in der Nähe von Cunstantinopel erfolgen.

Je näher die Entscheidung herankam, um so empfindlicher fühlten die Genueseu ihre Isolirung. Wiederholt machten sie daher Versuche den Kantakuzenus von der Tripelallianz abzu- ziehen, aber vergeblich; die Genuesen selbst arbeiteten einer ‚gegenseitigen Annäherung wieder dadurch entgegen, dass sie die griechischen Stülte Horaklen am Marmaraneer und Sozopolis am Pontus occupirten, wozu freilich wenigstens im ersteren Fall die feindsclige Haltung der Einwohner Anlass gab.® Mit mehr Er- folg näherten sie sich den Türken. Einerseits nämlich schlossen sie damals ein Bündniss mit dem Herrn von Altohuogo Khidhrbeg. Andererseits schickte der Admiral Paganino Dorian die zwei Pe- voten Filippo Delomede und Bonifazio Sauli zu dem Osmane sultan Orchan, dessen Gebiet sich bis zur asiatischen Küste des x vorstrockte. Durch Geschenke und Verheissung von Tribut wurde ein freundliches Verhältniss zu ihm hergestellt und ein fornlicher Vertrag zu Stande gebracht, dessen Wortlaut

! Dand. 1. e, Fogl. 1. c. Nach Niceph. Greg. 3, I6-51 wäre Oreos im Norden der Insel von den Genuesen belagert, und von Pisani mit Hilfe von 300 Reitern aus dem Herzugthum Athen vertheidigt worden.

2 So luntet mach Curita und Capmany der Name im Spanischen; teinischen Urkunden schreibt sich der Admiral Pontius de Santa Pace.

3 Dund. 1. c. Curita p. 244 £. Im Weggehen nahm er den Venetianern noch Fielion um Busen von Yolo weg. Sant. p. #24.

3 Dandolo 1. e. Cantweuz. 3, 219.

5 Matt. Villani 1, ‚ph. Greg. 5, 5}

6 Nieoph. 6 Cantaruz. 3, 209-218. Die auf Meraklea’s Besetzung bezügliche Rede des Philothens im ersten Heft des ersten Bandes

-3%) der Aneedota graeen (ivädeyn, Adpuındv avendöran) ed. Constant.

Nis et Alb. Grapputo (Venet. 1874) bietet wenig über den eigentlichen

in Ir

Nerzung.

? Ungedruckter Tracta signalisirt von Hopf Art. Griechenland a. n. ©. 417 (leider olme genauere Angabe des Datum).

556 Zweite Periode. II. Erhöhte Blüthe In Folge der Erschliessung v. Enmeraaien.

Opfer gehörte sie zu den unentschiedenen, bei welcher jeder Theil sich den Sieg zuschreibt, aber beide gleich sehr erschöpft sind und nicht begehren weiterzukämpfen. Bald wandte sich der venetianische Admiral zur Heimfahrt nach dem Abendland, seinem Beispiel folgten die Aragonier mit der Leiche ihres tapfern Füh- rers Ponce de Santa Pau an Bord, welcher kurz zuvor an den in der Schlacht erhaltenen Wunden gestorben war. !

Obschon die Griechen an dem Schlachttage kein einziges Schiff verloren hatten, weil sie sich bald feig aus dem Kampfe zurückzogen, konnte doch dem Kantakuzenus nicht zugemuthet werden, dass er nach dem Abzug seiner Bundesgenossen den Kampf allein auf sich nehıne, um so weniger als die Streifereien der von den Genuesen herbeigerufenen türkischen Hülfstruppen lästig zu werden anfiengen und eine förmliche Belagerung Con- stantinopels durch die (tenuesen und Türken sich vorbereitete.? Er machte daher seinen Frieden mit Paganino Doria, trat vom Bunde mit Venedig zurück, versprach den venetianischen und eatalanischen Schiffen das Landen oder das Fassen von Proviant auf seinem Gebiet zu versagen (sie müssten denn nur einen Ge- »andten oder Bailo ausschiffen wollen) und auch griechischen Schiffen den Besuch der catalanischen und venetianischen Küsten zu verwehren; dessgleichen sollten griechische Untertanen nicht mehr ferner auf den Schiffen der Feinde Genua’s Dienste nehmen ‚oder sich an Händeln betheiligen, welche ‚schen Catalanen und Venetianern einerseits, Genuesen andererseits sich entspinnen. In comwmereieller Hinsicht wurde bestimmt, dass weder der Kaiser diejenigen Griechen, welehe von Genuesen Waaren kaufen, noch die Commune Genua diejenigen (ienuesen, welche von Griechen Waaren kaufen, mit Zoll belege. Die Chiechen, welche in Pera Wein verkaufen, sollen den dortigen Accisebeamten ihre Abgabe entrichten wie «ie im gleichen Fall befindlichen te-

! Der Rapport, welchen er am 2. März 1952 „in loco dieto Ioca de Wir« (ilieron) in portu de Corrumba* seiner Partei den Sieg vindieirend erstuttete. ist sehr kurz. Er findet sich unter den Documentos concernientes ü la urma da que en 1351 mandü nprestar el Key D. Podro IV. de Aragon en contru de Genovenen (ed. D. Juan Sanz y Burutell) im Memorial hintorieo espanol T (Made. 151) p. 249-389 und zwar auf Seite 439. Auf Grund berichte und nach der Chronik D. Peidro's IV. hat Curita, anules 1. c. p- die Schlacht geschildert. Sonst liefern Cantacuzenus 3, 218-234, Nicephorus Gregoras 3, 86- 94 uni M. Villani I, 184187 (ed. Dragomanni) die meisten Details, weniger bieten die genuesischen und venetianischen Chrouisten; unter letzteren ist Lorenzo de Monneis hervorzuheben, weil er sich auf die Relntion eines Mitkümpfers stützt (8. 214).

? Cantaeuz. 3, 233 1. Niceph. Greg. 8, 91 f. 99. 144 f. N. Villani 1.200,

558 Zweite Periode. II. Erhöhte Blüche in Folge dor Erschliessung v. Innerasien.

und nach kurzem und schwachen \WViderstand nicht nur sämmt- licher 35 Galeeren sich bemächtigte, sondern auch fast die ge- sammte Maunschaft (über 5000 Mann), soweit sie nicht in Kampfe geblieben war, gefangen nach Genua abführte.! Dieser Schlag, durch den Arm eines halbtodtgeglaubten Feindes geführt, wirkte erschütternd auf die Venetianer. Noch im vorigen Jahr hatten sie Friedensanträge von Seiten Giov. Visconti's stolz abgewiesen; ., als dessen Erben und Nachfolger im Regiment, die ler Matteu, Bernabö unı Galeazzo Visconti aufs Neue Friedensunterhandlungen einleiteten, liessen sich die Venetianer zuerst zum Abschluss eines Waffenstillstandes (15. Jan. 1355.? und hierauf zur Unterzeichnung eines Friedensinstru- ments (1. Juni d. J.) gene bereit finden. Im Verhältuiss zu ‚len bedeutenden Begebenheiten des Kriegs erscheint das, was in Frieden festgesetzt wurde, höchst unbedeutend. Der Haupt- punet ist, dass die beiden Handelsuationen sich gegenseitig ver- sprachen, in den nächsten drei Jahren keine Handelsschiffe nach 'Tana zu schicken. Die Rechte und Besitzungen der Italiener in Romanien wurden durch die Friedensbedingungen nicht berührt, ausser insofern der Herzog von Naxos in den Frieden wir ein- geschlossen und den Genuesen auferlegt wurde, die ihm gehörigen Inscht, wenn sie solche im Lauf des Kriegs erobert hätten, her- auszugeben. 3 schon der Friede als solcher war von be- dentendstein Einfluss auf die Beziehungen der Italiener zur Le- vante, indem durch ihn der Levantehandel wieder von den lä: gen Störungen des vergangenen Kriegs befreit wurde und einer nenen Blüthe entgegengieng.

Mittlerweile bereitete sich in Constantinopel eine neue Um- wälzung vor. Die Absicht des Kantakuzenus, das Reich sich und seinem Hause unter Ausschliessung der Paläologen zuzu- wenden, trat iminer deutlicher hervor. Mit Absicht hielt er den rechtmässigen Kaiser Johannes V. Paläologus vom Sitz der Regierung fern. Je mehr dieser winer Volljährigkeit entgegen- rückte, dexto ungeduldiger erteng er die Verbannung. Frühe salı er sich nach fremden Bundesgenossen un, welche ihm zur Seite stehen könnten, wenn er einmal seine Rechte gegen den Usurpator init Waffungewalt gelten! machen wollte. Es scheint, dass er

ber

1 Matt, Vilani 1, 339-335. Stella p. 1099. Fogl. j 452. Dand. p. 424. Sanur. p. 620 f.

2 Ranut. p. 630 f.

3 Das Friedonsinstrument steht im Lib. jur. 2, 617 f.

562 Zweite Periode. II. Erhöhte Blüthe in Folge der Erschliessung v. Innerasien.

Mulaspina (1365).1 Schon vorher trug sich Pabst Urban V. mit dem Gedanken, dem bedrängten griechischen Reich Succurs aus dem Abendland zukommen zu lassen. Aber nur Einer der klei- neren Machthaber, der ritterliche „grüne Graf“, Amadäus VL von Savoyen,? folgte in der That den: Aufruf und schiffte sich mit einem wohlgerüsteten Heere ein,3 um seinem Vetter dem Kaiser Johannes Luft zu schaffen. Es gelang ihm, im August 1266 Gallipoli den Türken zu entreissen, aber als er in Con- stantinopel ankam und hörte, dass der Kaiser von dem Bulgaren- könig gefangen gehalten werde, unternahm er zunächst eine Ex- pedition ins schwarze Meer, zu welcher auch die Colonialgemeinde Pera zwei Galeeren stellte,* und erwirkte durch glückliche An- griffe auf bulgarische Küstenfestungen die Freilassung des Kai- sers. Darauf zur Verfolgung seines eigentlichen Zwecks zurück- kehrend, eroberte er noch zwei kleinero türkische Festungen (Mai 1267), trat aber dann den Heimweg an, weil die Dienstzeit seiner Söldner und seine Geldmittel zu Ende giengen. Eine nachhaltige Wirkung können wir diesem kleinen Kreuzzug unmöglich zu- schreiben; denn was half es, dass der Graf bei seinem Abzug das eroberte Gallipoli dem Paläologen übergab, dessen schwachen Händen es doch gewiss binnen Kurzem entfiel? Völlig fruchtlos aber waren die Bemühungen des folgenden Pabstes Gregor XI., die griechischen und lateinischen Herren der Levante zu einem grossen Bund gegen die Türken zu vereinigen.5

Es wären selır bedeutende Landheere und mehr als Ein Feld- zug erforderlich gewesen, um die Fortschritte der Osmanen zu henmen. Die Seemächte Genua und Venedig sahen sich ausser Stande, solche Heere aufzubieten. Venedig insbesondere musste eben damals alle seine Kräfte zusammennehmen, weil im Jahre 1363 ein höchst gefährlicher Aufstand auf der Insel Kreta aus- gebrochen war. In Folge der Einführung einer neuen Steuer nämlich hatten sich die jederzeit zur Revolution geneigten griechi-

! Raynald. a. a. 1866. nr. 22.

2 Das Folgende nach Data, «pedizione in Oriente di Amedeo VI. conte di Savoia. Torino 1826, welches Buch auch für die kürzere Erzählung hei Ci- brurio, storin della monurchin di Savoin 3, 102-204. Huuptquella gewesen.

3 Datta behauptet p. 59 f., i ‚geweren, welche ihm Rheier von Venedig, Genua und Marseille gegen Miethe überlassen haben; «loch orschen wir aus Romanin 3, 232., dus die Republik Venedig ihm zwei Guleeren überliess und nuch eine Summe Gehlen vorstreckte.

4 Data p. 19:

5 Raynald. a. a. 1872. nr. 20. Buchen, noı Hopf, Art. Griechenland a. a. 0. Bd. 86. 8.

. recherches 11. 1. 218 fl

566 Zweite Periode. IT. Erhähte Blüthe in Folge der Erschliessung v. Innerasien.

Muaft und Untersuchung. Da die Podestä’s von Pera den Baili von Constantinopel anf ihre Beschwerden barsche Antworten gaben und sich zur Rechtfertigung ihres Verfahrens auf Instructionen beriefen, so war allerdings eine directe Verhandlung zwischen «len Mutterstädten angezeigt. Der genuesische Doge versprach Untersuchung der Sache und cınpfahl den Behörden in Pera frenndlichere BehandInng der Venetianer. Ob aber dies ernstlich geineint war, ist sehr fraglich, da schon iin Jahr 1864 der Doge Lorenzo ('elsi die Sendung einer Gesandtschaft nach Genua in anderen Angelegenheiten benützte, um von Nenem über die vielen Gewaltthätigkeiten, Unbilden und Schädigungen Klage zu führen, welche die Podestä’s von Pera den Venetianern zuzufügen pflegen. !

Ein grösserer Riss bereitete sich vor, der letzte grosse Rivalitätskrieg zwischen Genua und Venedig, welchem füglich der Name des Kriegs um die Insel Tenedos bei- gelegt werden könnte, wenn es statthaft. wäre, seine dem Orient zugekehrte Seite allein ins Auge zu fassen. Tenedos, eine der wenigen Inseln des griechischen Archipel, welche den Byzanti- nern noch geblieben, bezichungsweise wieler in ihre Hände ge- kommen waren, gewann vermüge seiner Lage unmittelbar vor der Mündung der Meerenge von Ahydos jetzt eine grosse Beileu- tung für die Hundelsnationen, welche mit Constantinopel und dem schwarzen Meer in Verkehr standen. Als Herren der beiden Ufer jener Meerenge kunnten die Osmanen ihnen «den Durchgang verschliessen oder erschweren. Galt es den Pass durch eine Kriegsflutte zu foreiren, so war Tenedos für letztere ein gut ge- legener Sammelplatz. Floh ein Kauffahrer von türkischen Schitfen verfolgt aus der Meerenge ins offene Meer, so bot ihn Tenedos eine nahe Zufluchtsstätte. Auch zur Beobachtung der türkischen Küstenforts und ihrer Besatzungen, zur Orientirung über die Pläne mul Absichten der Türken eiguete sich diese Insel vor- treich. Längst trachteten die Venetianer nach dem Besitz der- selben. Wir haben geschen, dass sie ihnen schon im Jahr 13 vun Kaiser Johannes V., che dieser zur Alleinregierung gelangte, als Pfand für eine vorgestreckte Samme Geldes bestellt wurde, ? Als «dann im Jahr 13 Graf Amadäus von Savoyen durch Ve- nedig kam, um von da aus seine Expedition gegen die Türken

1 Muslut . de Chypro 3, 748 £. 2 Romanin %. 255 nat, &. hat dieselbe Urkunde im Auge; seine Juhrszuhl aber falsch.

1355

5368 Zweite Periode. II. Erhöhte Blüthe in Folge der Erschliessung v. Innerasien.

Johannes auf der erwähnten Reise ins Abendland von venetia- nischen Gläubigern festgehalten wurde, zeigte Andronikus so wonig Mitgefühl für die Noth des Vaters, dass er die nöthigen Goldsumnen zu seiner Auslösung zu schicken sich weigerte und os dem jüngern Sohn Manuel überliess, das Geld aufzubringen. Dafür büsste Andronikus eben damals im Gefängniss und Manuel wurde an seiner Stelle zum Nachfolger seines Vaters designirt. ! Diese Verhältnisse benützten die Genuesen, knüpften mit dem gefangenen Andronikus Einverständnisse an, befreiten ihn aus dem Gefängnis und nun verlor Johannes, der Freund der Ve- netianer, den Thron und die Freiheit (1376). Auch der damalige Bailo Pietro Grimani und die in Constantinopel sich aufhaltenden venetianischen Kaufleute wurden gefangen gesetzt und ihre Güter geplündert.? Die Genuesen aber liessen sich von denı ihnen verbündeten Usurpator die Insel Tenedos mit ihrem Kastell schenken und zu ihrem perotischen Quartier einen weiteren Vor- stadtbezirk fügen.® Soweit würe nun den Genuesen Alles ge- glückt. Aber ihr Versuch, sich der Insel zu bemächtigen, schei- terte an der Treue, welche der dortige Statthalter mit der ganzen Einwohnerschaft dem rechtmässigen Kaiser bewies; man war in Tenedos davon unterrichtet, dass dieser die Insel den Venetia- nern bestimmt habe; so wurden denn die Genuesen abgewiesen und die Insel dem venetianischen Admiral Marco Giustiniani übergeben, welcher damals im Archipel anwesend war. Die Ve- netianer säumten nun nicht, die Insel zu befestigen und einen Bailo in der Person des Ant. Venier hinzuschicken (Jan. 1377,.4 Einem genuesischen Gesandten aber, Damiano Caltaneo, welcher in Venedig erschien, um Tenedos für den Kaiser Andronikus zu reclamiren, wurde bedeutet, dass Venedig sich auf keine Ver- handlungen in dieser Sache einlassen werde, bevor der Kaise

‚Johannes wieder auf den Thron zurückgekehrt sei. An eine fried- liche Auseinandersetzung war nach dem Allem kauın zu denken,

1 Diese von der gewöhnlichen Erzählung etwas abweichende Darstellung. beruht auf den Untersuchungen Bergor de Xivrey's in den Möm. sur In vie et les ouvrages de Manuel Puldologue (N&m. de ’Acad. den inseript. T. XIX. p. 2). 8. 30-89.

2 Auch in Pera wurden damals Waaren und Gelder der conatantinopoli- tanischen Venetianer auf Requisition des Andronikus sequostrirt. Cusati, gucrra di Chioggia p. 226.

38. die Urkunde vom 29. Aug. 1876 im Lib. jur. 2, 819-821, welche übrigens nur eine Bestätigung der nicht auf uns gekommenen ersten Ver- leihung

4 Btella p. 1106. Romanin 3, 259.

5710 Zweite Periode. IT. Erhöhte Blüthe in Folge der Erschliessung v. Innerasien.

Nationen empfindlich geschädigt hatte, traten Pabst Urban VI. und Graf Amadäus VI. von Savoyen (der uns schon bekannte „grüne Graf“) als Friedensvermittler auf.! Sie fanden geneigtes Ohr bei den kriegführenden Mächten, welche des langen Ringens müde waren. Die ersten Friedensverhandlungen freilich, ge- pflogen zu Oittadella im Sommer 1380 und wieder vom Februar bis April des Jahrs 1381, führten zu keinem Resultat.? Aber Graf Amadäus liess sich dadurch nicht irre machen® und berief aufs Neue Gesandte der betheiligten Staaten in sein Schloss zu Turin, wo der erste Zusammentritt derselben am 19. Mai 1381 stattfand.‘ Nachdem die kriegführenden Mächte ihre Vorschläge und Gegenvorschlüge sattsam entwickelt hatten, sprach der gräfliche Schiedsrichter sein Urtheil aus® und dieses gieng fast ohne Aenderung in die Schlussacte über, welche am 8. Au- gust unterzeichnet wurde. Von diesem umfänglichen Docu- ment? kommen hier blos die zwischen Venedig und Genua ver- einbarten Friedensbedingungen und auch diese nur, soweit sie die byzantinischen Gebiete betreffen, in Betracht. Was hinsichtlich Cyperns und Tana’s beschlossen wurde, muss anderswo seine Stelle finden. War der Krieg hauptsächlich wegen Tenedos ent- standen, so bildete diese Insel auch einen Hauptgegenstand ıler Friedensverhandlungen. Die Genuesen verlangten, Venedig solle sie an Genua als an die rechtinässige Besitzerin herausgeben, worauf die Venetianer erwiederten, sie haben die Insel keines- wegs mit Gewalt an sich gebracht, seien vichnehr von den Ein- wohnern flehentlich um die Besitzergreifung gebeten worden. da sie sonst unausbleiblich den Türken verfalle, sie werten nimmer:

U Casuti le pe 134 M. Cibrario, storia della monarchia di Snvoja 5». 350 Su. Casati 1. 6 p 134-166. Was die Genuesen beim zweiten Congress zu

ö. und in der 40

Cittndella verlangten, liest man bei Dan. da Chinazzo 1. ©. P- paduanixchen Chronik des Guleazzu Gutturo bei Murat. SS. 1

3 Ti Republik Florenz ermunterte ihn zum Beharren m Werk der Vermittlung „inter istas dns urbes, duo muxima Italia humina, maris duminas, commertiorum alumnus*, und erklärte, wie sehr sie sich freuen würde. wenn much Beendigung dieses vorderblichen Kriegs wieder Kuuffahrer die Meere

urchsegeln könnten. Brief vom 4. Juli 1481 im Giornule degli urchivi tusca 7.101.

3 Cnsati p. 175 f. Vergl. auch die Briefe bei Cibrario 1. #. p. 35

5 Canati p. 1R0-228.

5 Ib. p. 2aR fl.

3 Ex findet sich bei Verei, storin della Marca Trivigiina e Veronese 18. App: p TI-N2., im Lib. jur. 2. 858-906 und in den Mon. apect. hist. Slav. merid. 4, 119-163.

patriotischen Zorn über jene Cuncession des Turiner Friedens dazu hinreissen, dem Zweck ihrer Mission auf eigene Faust ent- gegenzuarbeiten, damit Tenedos, wenn irgend möglich, der Re- publik erhalten bliebe? Wer wollte hierüber jetzt noch ent- scheiden? Doch wird dio erstere Auffassung keineswegs gerecht- fertigt durch die nachfolgende Haltung der Signoria. Noch einmal versuchte in ihren Auftrag Carlo Zeno den Muazzo zur Vernunft zu bringen, er fand denselben unerschütterlich und die Bevölke- rung, welche nicht Haus und Hof verlassen wollte, stand fest zu ihm; cs blieb dem Zeno nichts übrig, als die Insel in Blokade- zustand zu versetzen und cino hohe Summe Geldes dem zu ver- sprechen, welcher den widerspänstigen Gouverneur todt oder lebendig in die Hände des Gerichts bringe.! Zu erfolgreicher Bekämpfung desselben war eine grössere Flotille mit Landungs- trappen nürlig; eine solche gieng am 14. Aug. 1382 unter Fan- tino Giorgi ab; sie nötligte nach langer Belagerung den Muazzo zur Capitulation, welche am 18. April 1883 erfolgte.2 Unterdessen war die Cominune Florenz, welche sich anheischig gemacht hatte, das von Vencdig zu hinterlegende Pfand zu über- nelmen, desshalb in starkes Gedränge gekommen. Weil Tenedos nicht rechtzeitig übergeben worden, verlangte Genua Auslieferung des Pfundes® und seynestrirte, als dies verweigert wurde, alle erreichbaren Wolltüicher und sonstige Waaren der Florentiner.4 Florentinische Gesimdte, welche am 14. Sept. 1382 in Genua ein- trafen, gaben die Erklärung ab, es sei ihrer Signoria unmöglich, das Pfand herauszugeben, da sie dasselbe nicht wirklich an sich genommen, sondern vielmehr nach geschehener Consignation in den Händen der venetinischen Regierung gelassen habe; wohl aber sei sie bereit, die Strafsumme aus ihren Mitteln zu zahlen, weun man ihr eine Frist von 18 Monaten hiezu Insse. Es kam dar- über ein Vertrag zwischen den beiden Communen zu Stande.’

1 Andr. Guttaro p. 463 f. Auf diesen Versuch bezieht sich der Rrier des Dogen A. Conturini an die Commune Florenz vom 1. Mai 1882. Doc. sulle relaz. tose. p. 127.

% Andr. iattaro 1. c. Ueber die ferneren Schicksale des Muazzo s. Hopf. Art, Griechenland a. a. ©. Bd. 88. 8

3 20. Mul 1382. Giorn. degli archi

32. Aug. 1382. Cnsati p. 330 f.

5 Cnsati p. 335.

5 Casati p. 344. bestätigt durch Giorn. degli archiv; tosc. 7, 181 1. (U kunden vom 22. und 29. Aug. 1381) und durch die Urkunde im Archiv. stor. ital, T. 18. (1847) p. 119 fl.

324. Nov. 1882 bis 21. Jan. 1989 (ratif. 7. Febr.). Casati p. 834 f. 936 |.

toscani 7, 184.

574 Zweite Periode. IT. Erhühte Blüthe in Folge der Erschliessung v. Innerasien.

Seite sah Genua diesen Freund der Venetianer fortwährend als seinen Feind an und verlangte, dass die Venetianer sich ver- pflichten sollen, ihm nicht zu helfen und auch cominerciell nicht mit Constantinopel zu verkehren, vielmehr bis zu Austragung des Thronstreits in Pera ihren Stapel aufzuschlagen, wo sie hin- sichtlich des Zolls und der Aceise wie die Genuesen gestellt sein sollen.! Nun verbreitete sich aber unter der Versammlung zu Turin das Gerücht, der Kaiser Johannes habe mit der genuesi- schen Colonie in Galata, die er früher freilich zu seinem eigenen Nachtheil befehdet,? wieder Frieden gemacht.3 Und so war es auch. Es hatte ganz neuerdings eine Aussöhnung stattgefunden zwischen Andronikus und seinem alten Vater Johannes, in Folge deren im Mai 1881 festgesetzt wurde, Johannes solle den Thron wieder besteigen und bis zu seinem Tode einnehme nach seinem Tode aber Andronikus Kaiser werden und nicht der vom Vater zum 'Uhronfolger bestimmte Manuel.! Damit gieng natürlich auch ein Ausgleich zwischen dem alten Kaiser ohnes in Galata Hand in Hand. Iılossen wurde, galt es noch zweifelhaft, ob das Gerücht hievon sich bewahrheiten werde oder nicht. Für den ersteren Fall wies Graf Amadäus die Forderung der Gemuesen ab, dass die Venetianer Constantinopel meiden sollten; +lenn wenn div letzteren mit Constantinopel freundlich verkehrten, so wurden damit nicht mehr solche Bestrebungen unterstützt, welche gegen (ie Genuesen gerichtet waren. Im zweiten Fall hielt er es für wünschenswerthi, dass Genna doch so hald als möglich seinen Frieden mit Kaiser Johannes mache, n er den Andronikus zu Gnaden annehme und als künf- 'Thronfolger anerkenne. So wurden beim Friedensschluss urin die politischen Angelegenheiten zu Byzanz in ähnlicher Weise auf dem Papier geordnet, wie sie bereits tatsächlich sich gestaltet hatten. (ema aber gieng, wie ex im Friedensschlus gefordert war, am 2. Nov. 1382 eine Allianz mit Kaiser Johannes

von

1 Casuti pe 19 1. 191. 2 2 Stella p. IIR aa. 19

. 345 f. eine Urkunde bekräftigt. Ducns p. 46 1. neue Wendung wuch be- richtet, uber die Zeit derselben ist jetzt erst durch dieses Document festgestellt. 8. die weiteren Ausführungen Müllers 8. 328 ff.

3 Cut p. 232 1. 2%

576 Zweite Periode, I. Erhöhte Blüthe in Folge dor Erschliessung v. Innerssien.

dem Wunsche des Grossmeisters entsprechend stehende Filial- banken darin zu etabliren.! Neben diesen Italienern sassen Geld- wechsler aus Montpellier und Narbonne, welche hauptsächlich den Geldverkehr des Ordens mit Cypern und mit Frankreich ver- witrelten.2 Aber auch der Waarenhandel hatte hier einen nicht ganz ungünstigen Boden. Die vorbeifnhrenden Schiffe setzten hier nicht selten einen Theil der Waaren, die sie aus dem Orient mitgebracht, ab; auch aus dem nahen Kleinasien ® kamen Landes- erzeugnisse herüber. Andererseits fanden hier forentinische Tücher Absatz, welche, »o lange Florenz noch keine eigenen Galceren besass, fiber Venedig spedirt wurden.t Die Grossmeister wuss- ten den wohlthätigen Einfluss, welchen die Ansiedlung fremder Kaufleute auf der Insel üben musste, wohl zu schätzen. Einer von ihnen, Roger des Pins, verlich im Jahr 1356 den „Bürgern und Kaufleuten von Narbonne einen Privilegienbricf.® Lant desselben sollten sie eine Handelsniederlassung mit Loggia und Consulat in der Hauptstadt der Insel gründen. Dem von ihnen gewählten Consul sollte das Recht eingeräumt sein, in allen Han- dels- und Schifffahrtssachen zu erkennen, Strafen bis zu 50 By- zantien zu dietiren, über angeklagte Narhonnesen das Urtheil zu sprechen, wogegen jeiloch dem Klüger die Berufung an die Han- delskammer freistand; wenn eim Narbonnese als Kläger auftrat gegen einen nicht dieser Nation Angehörigen, so bildete die Han- delskammer das Forum. Bei der Einfuhr sollten Gegenstände des Cunsuns, wie Wein, Getreide, Oel, gesalzenes Fleisch zoll- frei sein, Seife® und Sklaven dagegen nicht. Die Producte der Insel‘ sollen sie ungehindert ausführen dürfen, aber Lebensmittel nur soweit sie solche persönlich consumiren. Keine Abgabe soll auf ihnen lasten; nur allein wenn die Kosten für Erhaltung und Reparatur der Häfen von den Inselbewohnern zu tragen seien, sollen sie auch daran Theil nehmen. Endlich sollen sie bei der Vertheiligung der Stadt gegen äussere Feinde mithelfen. Es

1 Poruzzi 1. 0. P. 208. 387 f.

2 Muslatrie, documents sur le commerce marit. du midi de Ia France. Biblioth. de I&cole des chart. Sörie II. T. 3. p. 206 f. (Belege aus den Jahren 1351, 1358, 1885).

# Altoluogo, Ania, Palatscha, Satalia. Pegol. p. 9.

4 Benedetto Dei bei [Pagnini] della docima de’ Fiorentini 2, 240. Roma- in, storin di Veneria 4, 94.

5 Auszüglich mitgetheilt bei Port, essai sur Thlst. du comm. marit. de Narbomne p. 119-121.

6 Dienen Artikel nämlich produeirte man in Rhodus selbst. Pegol. p. 98 f.

? Darunter waren nach Pegol. p. 92 leinene Zeuge.

578 Zweite Periode, II. Erhöhte Blüthe in Folge der Erschliessung v. Innorasien.

Innern überall landsmannschaftliche Sympathien, als deren Aus- druck eine lange Reihe von Privilegienbriefen grosser und kleiner Gebieter in der Herzegowina, in Bosnien und Serbien sich dar- stellen: ! so wurde ihnen der Landweg bis ans schwarze Meer wesentlich erleichtert und sie wählten wohl öfter diesen als die Seefahrt durch den Bosporus, obgleich sie auch in Constantinopel eine Ansiedlung und somit eine Art von Etappenstation besassen.

Erst als das lateinische Kaiserthum untergegangen war, aber auch das bulgarische Reich von der imposanten Grösse, die es unter der Dynastie der Aseniden erreicht, viel eingebüsst hatte, knüpften die italienischen Handelsmächte nachweisbar mit der Bulgarei Verbindungen an. Die Genuesen, welche damals das schwarze Meer mit ihrer Handels- und Kriegsmarine beherrschten und die Küstenländer in dessen ganzem Uinkreis befuhren, scheinen den Anfang gemacht zu haben. Ihrem Beispiel folgten die Ve- netianor, denen dabei die constantinopolitanische Niederlassung als Stützpunct diente. Auch sie nämlich kamen dem bulgarischen Lande von der Seeseito aus bei. Nur eine Ausnahme mochte es sein, wenn einzelne ihrer Kaufleute von Dalmatien aus den Land- weg durch die südslavischen Lünder einschlugen und auf dem- selben bis zum schwarzen Meer vordrangen. Der König Stephan Urosch III. von Serbien (13201331) empfahl zwar den Vene- tianern neben dem Besuch seines Landes? auch die Route durch dasselbe bis zum Pontus und Bosporus, indem er Allem aufzu- bieten versprach, dass den Durchreisenden keine Unbill wider- fahre, und sein Nachfolger Stephan Dusehun (1331-1355) wieder- holte diese Einladung. Aber die zügernde, ausweichende und inisstranische Haltung, welche die Republik dein Vorschlag der Serbenkönige gegenüber einnimint, zeigt deutlich, dass man bei der Uneultur der Landesbewohner auf die Sicherheit dieses Weges nicht eben stark baute.3 Sicherer fühlte man sich unbedingt auf den eigenen Schiffen. Auch eignete sich der Hauptausfuhrartikel

1 Miklonich hat sie in der Monumenta Serbien «pectantia historinm Ser- bine, Bosnue, Kayusii (Vienn. 1859) genummelt.

2 Die Studien, welche Mijatovie über die Geschichte des in der Zeitschrift Glamik, Id. 23. glich

3 Monum. Slav. merid. 1, 156. 162. 166 f. 377. 2, 76. Marin 4, 177 f.. Wenn Stephan Urosch im Jahr 1330 «den venetianischen Kaufleuten freien Durchzug durch sein Gebiet nach dem byzantinischen Reich anbot, aber dagegen den nach Bulgarien ausschloss (1, 377), 80 erklürt sich duraus, «dass er zu jener Zeit in Krieg mit dem Bulgarenezur verwickelt

S. Jirecek, Gesch. d. Bulgaren 8. 293.

serbischen Han-

554 Zweite Periode. II. Erhöhte Blüthe in Folge der Erschliessung v. Innerasien.

3. Das türkische Kleinasien.

Zur Zeit als das lateinische Kaiserthum bestand, hatten, wie wir wissen, die venctianischen Podestäs in Constantinopel ihre Machtstellung benützt, um ihrer Nation auch durch Kleinasien hin freie Balın zu schaffen durch Abschliessung von Handels- verträgen mit den Kaiyern von N und mit den Sultanen von Ikonium. Gleichzeitig begannen die italienischen Kaufleute von Kleinarmenien aus die Tauruspässe zu überschreiten und das Sultanat Ikonium zu frequentiron, während provengalische Han- delsschiffe einen Waarenverkehr zwischen der Südküste des letzteren und der Insel Cypern vermittelten. Im Laufe des drei- zehnten Jahrhunderts ging nun aber eine gedoppelte Veränderung mit den genannten Ländern vor sich. Das Seldschukenreich ge- rieth durch die Entscheidungsschlacht bei Erzengan 1244 in ein Abhängigkeitsverhältniss gegenüber den Mongolenchanen, welches seine Existenz untergrub; Thronstreitigkeiten und Landtheilungen vollendeten seinen Zerfall. Es zerbröckelte in mehrere Fürsten- thümer, deren Zahl und Umfang wechselte. Je kleiner dieselben waren, un so mehr lag in ihnen der Drang sich auszubreiten. In östlicher Richtung nun war dies nicht möglich, weil hier das grosse Mongolenreich vorlag. Aber gegen Westen zu eröffnere sich grössere Aussicht auf Eroberungen. Hier hatte das Kaiser- thum Nieäa von selbst aufigchört zu bestehen, seit Michael Pa- lävlogus sich wieder der alten Kaiserresidenz Constantinopel be- mächtigt. Damit vollzog sich ein schlimmer Wechsel für die griechisch gebliebenen Gebiete an der Westküste Kleinasiens. Hatten sie bisher unter eigenen kräftigen Regenten leidlich ge- blüht, so spielten sie jetzt nur noch die Rolle einer Provinz, deren Interessen zudem bei der durchaus nach Europa gerichteten Politik der Paläologen stark vernachlässigt wurden. So ent- wickelten sie denn gegenüber dem Andrang seldschukischer Emire nur geringe Widerstandsfähigkeit. Seit vielen Jahren war die Grenze zwischen dem Gebiet der Griechen und dem der Seld- schuken durch das Mäanderthal gebildet wurden; jenseits dessel- ben gegen Süden war alles Land in den Händen der Sultane von Ikonium und nach der Auflösung dieses Reichs in denen der Herren von Mentescho, deren Hauptsitz die alte Metrupole

586 Zweite Periode. II. Erhöhte Blüthe in Folge der Erschli

sung v. Innerasien,

des Kaystros zwischen Tlıyra und Sardes residirend. Er hatte drei Söhne,! an welche er wieder Theile seines Sultanats bei Lebzeiten abtrat. Einem derselben Khidhr-Beg übergab er die Stadt Ephesus mit Gebiet,2 einen andern Omar-Beg belehnte er mit Smyrna® __ beides schon vor dem Jahr 1383, aber so dass diese Besitzverhältnisse auch nach seinem Tode, ja während der ganzen Lebenszeit der beiden Söhne fortdauerten.

Wie nun die von Aidin abstammende Diadochenfamilie ihr Gebiet auf Kosten des griechischen Kaisers bis zum Golf von Smyrna ausdehnte, so setzte sich eine andere seldschukische D; nastie weiter gegen Norden am Hermosfluss fest, indem ihrGründer Saru-khan Magnesia (M. ad Sipylum} eroberte und zu seiner Residenz erhob.? Auch das Küstenland rechts und links von der Hermosmündung gehörte zu dem Lande des Saru-khan und seiner Nachfolger, welches im Allgemeinen der griechischen Provinz Lydien entspricht. Daran schloss sich von hier bis zum Helle- spont sich erstreckend das Gebiet derjenigen Seldschukendynastie an, welche gewöhnlich durch den Namen Karasi bezeichnet wird, während sie eigentlich von Kalaın gegründet, durch Karasi aber und seinen Sohn Demirkhan (den Adschlanbeg des Sead- eddin?) nur fortgesetzt wurde.5 Ihre Residenz war Bali-Kesri (östlich von Adramptti), ein Nebenzweig derselben jedoch, welche bei Tbn Batuta, Schehabeddin und Kantakuzenus durch die Person ‚Jakschi's, eines Bruders von Demirkhan, reprüsentirt ist, hauste in Bergamah (Pergamum).® Endlich in der nordöstlichen Ecke Kleinasiens drangen die Sultane der Osmanen unaufhaltsam vor, sie eroberten Brussa, Nieomedien und Nieäa in den Jahren 1326 bis 1330, wodurch für die Griechen der Verlust der ganzen Provinz Bitlynien entschieden war, und um eine noch breitere

-Khalfa

et Müller, acta gruen 1 497. 2, 104. Vergl. Nudse bei Virien de Suint- 605. Y Was Zahl und Namen derselben betrifft, so lässt die Harmonie zwischen Ton Batuta und Cantacuzenus nichts zu wünschen übrig: Omar "Luoig. Khidhr Nero, an Imdaindgaz- S 2 Ihn Ratufa 2. 300. ; 3 Ihn Batuta 2, 310. Due. 27 4 Nicoph. Greg. 1, 21 1. 18. Schehabeddin p. 389. 868. Im Aututa 2, 313 f In Nympl Ni) öntlich von Smyrnu waltete sein Bruder Ali gleichfalls als Für Schehabeddin p. 367. Vergl. dazu Defremery, nous. aunal. des way. 1851. 2. 10. 5 Nieoph. Greg. 1, 214. Duc. p. 14. Schehabeddin p- 380. 865. Ibn Ba- tun 2, 817. 5 Ibn Datuta 2, 316. Cantneuz. 2, 70. Schehabei schi Marmara zur Residenz.

R. 235. 461

dem

A. 3. Das türkische

Heerstrasse nach Eurcpa zu 2x Gebiet ihrer südlichen Nachlarn aus dem Reich.

Wenige Jahrzehende hatten ii Strecke vom Mäander bis zum nehmer herrschenden Macht zu erkel«n. 5 Chronik von Romanien um 134 atschi ganzen westlichen Kleinasi-n griechische Stadt.i Bezeichner starke Gebietseinbusse. »0 la; fahr für ihre europäischen La schaften im Archipel, in Attika und Murea. Dass die nachdem sie sich der Westküste K nach den anliegenden Ins-Ir. ihı sich erwarten und Rhudus |i der Herr von Mentesche es um 14m ii entriss. Es war nicht blus ei: tapfer: Resultat klügster Erwägung. wenn der Johanuiterer rade diese Insel zu »einem bleibenden Sitz erkor im Kampfe gegen Saraceuen un G dort eine nicht zu unter: deckte die Inseln im südli türkische Eroberungsgelüste. schaffte nach Kräften und willkommene Unterkunft nicht blos den Pilgerschiff: ins heilige Land fuhren, % sowiern auch den nnzähligen Handels- schiffen,? welche auf ihrer Reise nach Kleinanuenie: 2 Syrien oder Aegypten die Insel berührten. Als dehnung der von den Seldschuken besetzten Küstenlamwler war zu gross, Schiffszalıl und Mannschaft des Ordens zu kl den Expeditionen jener zur Se können. Die Seldschuk«nfürst ben die Piraterie im (rossen. Schon vorher zwar harte diesen Küstenland Seeräuber genug beherbergt. Namentlich w

Ania aus, wel des heutii Kusch Adassi -Scola 4 Hopf I. c. p. 146. Sie wurde erst viel spiter von erobert 2 Näheres aus neuerüffneten Quellen bei erkenlanı hei

itont. Art: Ersch und Gruber bil. 393 f. Munlatrie hist, Vechaentkrräucn elae Wine: Bey Phrnr Arasw Ta dl 9,19. 3 Wie Bosio rühmt in seiner Imtoria della wueru religione di S. Gierosolimitano Part. 4 Vergl. z.B.

wurd. storin ital,

21. 338 1,

ereialen

Nsie mineum an

sole des charier. Siöre M. T. £

500 Zweite Poriode. II. Erhöhte Blüthe in Fulge der Erschli

sung v. Innerasien.

Geld und Schiffen zu Gunsten Smyrma’» abzunöthigen. Wenn sogar die Dogen von Venedig sich hiezu selten willig finden liessen, viehnehr durch wiederholte päbstliche Mahnschreiben ge- trieben werden mussten, ! so geht daraus hervor, dass die Han- delswelt auf die Erhaltung Smyrna’s keinen besondern Werth legte. Auch wird berichtet, dass diese Erhaltung desswegen so hohe Kosten verursachte, weil die Stadt selbst wenig Revenuen hatte.2 Beides legt die Vernuthung nahe, dass Sunyrna damals kein beileutendes Emporium war.3 Namentlich für Waaren, die aus denı Inneren Kleinasiens herauskamen, konnte es schon dess- wegen keinen regelmüssigen Stapelplatz abgeben, weil die Türken nicht aufhörten, die Stadt auf der Landseite zu beobachten, zu belüstigen und zu bedrängen. +

Während so das christliche Sinyrna für den Levantchandel der Abendländer keine günstige Stätte darbot, thaten dies auf- fallenderweise zwei türkische Städte desselben Küstenreichs in ziemlich hohem Grade. Dies waren Altoluogo und Palatia. Das erstere hat Lelewel, indem er die Uebersctzung eines griechischen Namens darin vermuthete, mit dem Cap Hypsele oder vichnehr mit der auf demselben gelegenen Bergfestung (von Saınos uus gegen Norden am Eingang des Golfs von Scala nuova zu suchen) identifieiren wollen.* Maslatrie schwankte bei der Fixirang jener Oertlichkeit noch zwischen der Stätte des alten Kolophon und der von Ephesus.' Es ist aber über allen Zweifel exhaben, dass Altoluogo das mittelalterliche Ephesus vorstellt. Ich werde (lies in der Anwerkung® durch fünf Originalstellen

1 Vergleiche die von Muxlatrie in Archiv. des mies, neientif. T. 2. (85T) 3 1. not. registrirten B 2 Bonio 2, 57.

3 Ex waren noch undor« Zeiten, als Nichnel Puläologus von Smyrna sugte: est utilis ud usum mereaclonum et habet bonum portum et est affluens Tunis omnibur (Vertrag von Nymphäum 1261. Lib. jur. 1, 13

3 Busio, . 80.90. 96 6. 101. 108. 2 ge. Partulan p. 15

ole des churtes. Serie I. T. 1. p. 150.

® Täclolpli de Suchem de itinere terrue sanewue liber ed. Deycks p. 25:

ia eiritun qune olim Ephesun dieebutur, nun Altelot 1. e. altus locus \u- eatur“. Der Ori vom Niederrhein uus dem Ende des 14. Jalrh.. $’s Orient und Oceident 1, „eyne ander Stat, die hiesch vom Alders Fphesun ind hiescht nu Alcebot“. Ramon Muntaner ed. Lanz j. 371: „Altolloch que daltrament apella In eseriptura Epheso“, Buondelmonti liber insularum archipelagi p. 105: „Ephesus hodie Alto loco dietun“. Gier. Bembn d Anesinum in den Sitz-Ber. der Münch. Akad. 1861. Bd, 1. 8. com: „Ephesi quae nune a nostris Altologo dieitur*.

592 Zweite Periode, I}. Erhöhte Blüthe in Folge der Erschliessung v. Innerasien.

stand auch an der Marine eine Stadt, welche gleichfalls den Namen Altuhtoggo führte, wie es scheint erst im Anfang des vier- zehnten Jahrhunderts gegründet und von Italienern ! bewohnt, die aus politischen Gründen ihrem Vaterland den Rücken gekehrt hatten. Der Pilger Iudolf wirft diesen Italienern vor, dass sie Anfangs mit den Türken gemeinschaftliche Sache gegen die Christen ‚gemacht haben; wahrscheinlich war Seeraub ihre Hauptbeschäf- tigung. Dass an ihrem Wohnsitz der Handel geblüht habe, be- richtet Ludolf nicht und der ihn gleichzeitige Pegolotti erwähnt in seinem Kaufmannsbuch dieser Stadt an der Marine gar nicht. Vor der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts fand der Waaren- umsatz einzig in der Türkenstadt auf dein Burgberg von Ayasoluk stutt; zwischen hier und der Küste mussten die abendländischen Kaufleute nach Pegolotti Frachtführwerk in Anwendung bringen. Altolnoge war kein Handelsplatz ersten Rangs, doch immerhin »0 bedentend, dass Pegolotti es der Mühe werth findet, die ita- lienische Kaufmannswelt über die dortigen Verhältnisse zu orien- tiren, die daselbst geltenden Masse und Gewichte zu beschreiben und init den genuesischen, pisanischen, florentinischen, constan- tinopolitanischen, eypriotischen, rhodisischen zu vergleichen, end- lich auch darüber Auskunft zu geben, von welcher Herkunft, Farbe, Länge die Tücher sein müssen, um dort guten Ahsatz zu finden. Die abendländischen Kaufleute brachten nänlich dahin Wolltiicher aus Narbomne, Perpignan, Toulouse, ferner Silber, Wein, Seife, sie hulten dagegen Alaun, welcher von Kutahia, der Hauptstadt des Linnenländischen Fürstenthums Kermian. herauskam,? Getreide, Wachs, Reis und nicht gesponnenen Hauf. Der Ansgangszoll betrug in der Regel 4, bei Wachs 2 Procent; Eiugangszoll wurde nur von Wein und Seife gefordert. 3

Der Fortgang dieses Handelsverkehrs wurde gewiss manch- mal durch seeräuberische Expeditionen unterbrochen _ denn auch

qnatuor parva miliarin. Ludolph. p. 24. Dalla eitta d’Altoluogo infino al

miglin por terra. Pogol. p. 41. Altologo u miglia sei ontro terrn con chiesa di 8. Giovanni e a un miglio dalla fassn d’Ffeso (d. h. von den Ruinen des alten Epherus). Portoluno Ns. della Civieo-Beriana (in Genua) eitirt in den Atti della Sorieth Ligure 5. 238.

IA Christinnis de Lumbardia per discordiam espulsis. Ludolpb. p. 25. Iliebei ist zu bemerken. dass Ludolf auch die Genuesen und Pisaner uls Lom- barden bezeichnet (p. 42), und weiter daran zu erinnern, dass das benachli Ania ein Wohnort fränkischer, besonders genuesischer und pisanischer Pie raten war.

2 Pegol. p. 870.

3 Pegol. p. 4U-

1.94,

604 Zweite Periode. II, Erhöhte Blüthe in Folge der Erschliessung v. Innerasien,

genuesische Consulat in Simiseo ist urkundlich nachzuweisen seit 1817, 1 wahrscheinlich aber älteren Ursprungs. Auch über dieser Stadt lässt die Karte der Laurentiana vom Jahr 1351 eine ge- nuesische Flagge wehen, und zwar mit mehr Berechtigung als bei Sinope; dort ‚sass der Consul der Genuesen auf fremdem Boden, hier aber auf dem Territorium seiner Nation. Wir wer- den dies noch deutlicher in der nächsten Periode sehen, in welcher auch Samastro als weitere genuesische Oolonie ins Licht treten wird.

Würden wir die Nordküste Kleinasiens noch weiter in öst- licher Richtung verfolgen, so würden wir in das Gebiet des christ- lichen Trapezunt gelangen, welchem eine Betrachtung für sich gebührt, so gut wie dem christlichen Armenien in der südöst- lichen Ecke. Das in der Mitte zwischen beiden Reichen liegende Binnenland gehört allerdings noch zum türkischen Kleinasien. Aber da es für‘den Handelsverkehr zwischen Oceident und Orient blos insofern von Bedeutung war, als die grosse Verkehrsstrasse zwischen Kleinarmenien und Persien hindurchführte, so ist dieses Gränzgebiets von Kleinasien und der in ihm gelegenen Handels- stadt Siwas in anderem Zusammenhang gedacht: worden.

1.OM. Gaz. p. 366.

Berichtigungen.

15. lin. 2, 12 und 14 lies Jordanes statt Jornandes. 98. lin. 11 von unten lies Labbe statt Cabbe.

164. lin. 12 und 8. 166. lin. 14. streiche beim Namen Amalrich die Zahl I. 165. lin. 2. füge zu Raimund die Zahl III. statt IV.

ATI. not. 1. lin. 4. lies arabischen statt arabisichen.

195. not. 7. Als letzte Zahl sollte statt 987 stehen 885.

200. not. 2. lin. 8. ist nach T. die Zahl 2 ausgefallen.

298. lin. 8. Nies Kalavryta statt Kalaoryta.

467. lin. 3. von unten lies siciliano statt italiano.

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