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0 . Sa

Don 6 —* IL.

II.

Goethe’

Gedichte.

Erfter Theil

Neue Auflage

} Stuttgart und Tübingen,

in ber J. © Cotta'ſchen Buchhandlung. \ ‚, 183%

Ang UNIVERSITY ©

= S JAN 1994

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Verzeihniß bes Inhalts.

> Zueignung. . . . « . . . .o x

Vorklage. 9 An die Guͤnſtigen. —W . . . . 9 Der neue Amadid, 5 . . Fe oo. I Etiebt der Fuchs, fo gilt der Walg. - Er 11 SHeidenrdölein. + . N . . . . 18 Blinde Kuh. 7 Ehriſtel.. u. Er . 13 Die Sproͤde.. Pa 4 Pa 13 Die Bekehrte. . . W .. 0. . 15

Rettung. + 0 0 . * v —W 16 Der Mufenfohn. ® % | ® . o 1 7 > Gefunden. . $) . 0 18

Gleich und gleich. oo. . . 188 Wechſellied zum Tanze. ... —4—44 19 Eelbſtbetrug. + 2 .. 280 Kriegserklaͤrung. + . . er 0 8 . 20 Liebhaber in allen Geftalten. ..4 2 Der Goldſchmiedoͤgeſell. eo.‘ . 0. . . 23 Antworten, bey einem gefelifchaftlichen Sragemie . . . 24 Berſchiedene Empfindungen an Einem Platze. 2.20. 26

ne nn * E © ' Zu .

on Selie

Wer kauft Llebesgoͤtter? . 9 N, 27 Der Abſchled. —W . 28 Die ſchoͤne Nacht. ts . 2.029

Sitick und Traum nt 730 Lebendiges Andenken. Le lee 30 Gluͤck der Entfernung. © . . 31 An Luna. . . .. . 32

Brautnacht. te oo. 33

Schadenfreude. « . . . . . . . 33 Unſchuſld.. er . . j 0034 Scheintod. ET Novemberlied. . ... 242 33 Un die Erwaͤllite. 8686 Erſter Verluſt. + W W 87 VachseſͤhSlll.. 37 Naͤhe des Geliebten. er . u. 38 Gegenwart. et ir en 39 Un die. Entfernte. 4—4338 Am Sluſſe. ... .... 440

Die Freude. . 0.0.48 Ab ſchled. .. Ar Wechſel. » . - \ . ...' 92 Beherzigung: - MeredsEtilie-. >. eo 00 00% er Sn ze ‚43 Südliche Fahrt oe re re ep ee 43 Muth. cs © + Pr GE Er Gr 3 7

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Erinnerung. . . N . . ee 4 Willkommen umd Abſchied. ee . eo: 0 4 Neue Liebe neued Leben. ae er . . . 45 Ma Belinden ee 4

Mund 0 teil. dd Mir einem gemahlten Band, . oe

Mit einem goldnen Haldfetihen. ... . An Lottchenn.

Auf dem See. > D) . 0

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Vom Berge.⸗ 0,

Blumengrußsßsß.. 88, Im Sommer. ⸗2 Maylied. + . . . .,

Fruͤhzeitiger Fruͤhling. „+ .0 . W Gerbſtgefuͤhl. 0 0 0 + 1 . * Raſtloſe Ziebe. .,* . 0 .* . +

Schaͤfers Klagelied. DE .. .,., 9

Troft in Thraͤnen. ae SE vr Nachtgeſang... 0, nn. 0.00, Schuhe en. An Mignon.. ..6. Bergſchloß. . . . ».., Schu Lee An ein goldnes Sen, dad er am Balſe trug x Monne der Wehmuth.

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m MWandrerd Nachtlied. 8 + . ®

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Jaͤgers Abendlled. . „+ „+ ur) . .

An, den Mond. + FR Zu . 0) „» «

Einfchränfung. d4 —W

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Rum neuen Jahr.

Btiftungdlied. °

Fruͤhllngdorakel.

Die gluͤcklichen Gatten.

Bundeslied.

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Dauer Im Wechſel.

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Gewohnt, getan.

Generalbeichte.

Weltſeele. Kophtlſches Lied.

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\ v Yanitas! vanitatum vanitas!

Ariegogluck. Offne Tafel. VRechenſchaft. Ergo bibamus!

Muſen und Grazien in der Mark.

Epiphanias.

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Die Luftigen von Weimar. Steifianifched Lied.

Schwelzerlied. Finniſches Lied, 4 Bigeunerlieb.

x Mignon. . 2 Der Sänger. Dad Beilchen.

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Balladen.

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j Gets Der untreue Knabe «+ . . . oo. . 110 Erltoͤnig. a er Er 111 Der Fiſcher. . . . . . . . 113 Der Kuoͤnig in Thule. 2 2. 114 + Dad Bluͤmlein Wunderfhön. + . . .. 1113 Niiter Eurtd Brautfahrt.. . . . . . 118

Hochzeitlied.

. 6 ® 119 Der Schapgräber. . . . . . . . 121 Der Rattenfaͤnger. e 133 Die Spinnerinn . . . . . . . 123 Vor Gericht. 1234

Der Edeltnabe und die Muͤllerinn. 00. Der Zunggefell und der Müplbad, . . . . 137 Dr Müllerinn Verrat, . . . . . . 129 Der Müllerinn Reue . . 133 Wandrer und Paͤchterinn. 4—133

Wirkung in die Ferne. 137 Die wandlende Glocke. oo. 139 Der getreue Ecart. Fe . 140 Der Todtentam · a ee 12341 Die erfie Walpurgiänacdht. . . . N) . . 148 Der Zauberlehrlinnngg.. 147 Die Braut von Gorintb, « . . 150: Der Gott und die Bajadere. W 156

Elegien. 3. Roͤmiſche. Zwanzig.. 161 bis 180 II. Alexis und Dora.. 183 Der neue Pauſiadb.. + . . . . . 189 | Euphroſine. * 198

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ö Seite Dab Wiederſehen.. ee tale. n te 200 Amyntas... FE EEE . 200 Metamorphoſe der Pflanzen, . 5 202 Hermann und Dorothea © . 0. . 204 —2 nun »

= ot epielh, | Epiſteln. Zwey. . . 8— 207 bis 214

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\ . Epigream.me. Von Venedig. Hundert und Drey. oe tet. 215 bid 236

Weiſſagungen des Bakis. Zwey und Drenkig. Ce Pe Er 237 bIB 244

Bier Jahreszeiten. Sundert. 4 ot et . 245 Did 256

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Goethe's Gedichte, 1. a

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Der Morgen kam; es ſcheuchten ſeine Bi. Den leifen Schlaf, der mich gelind umfing,- -, Daß ich erwacht, aus meiner flillen Hätte Den Berg hinauf mit frifcher Seele ging; Ich freute mich bey einem jeden Schritte ‚Der neuen Blume, die voll Tropfen Bing; Der junge Tag erhob ſich mit Entzüden, Und alles ward erquickt, mich zu erquiden,

Und wie ich flieg, zog von dem Fluß der mit.

Ein Nebel fih in Streifen fact hervor.

Er wich und wechfelte mich zu umfließen,

Und wuchs geflügelt mir um’s Haupt empor: Des (hönen Blicks ſollt' ich nicht mehr genießen, Die Gegend dedte mir ein trüber Flor

Auf einmal ſchien bie Sonne Burst Im Nebel ließ fih eine Klarheit ſehn. Hier ſank er leife ſich htnabzuſchwingen; n Hier theilt' er ſteigend ſich um Wald und Dip Wie hofft’ ich ihr den erften Gruß zu bringen! , Sie hofft’ ich nach der Träbe ‚döppelt fhön. Der luft'ge Kampf'ihar'Tarr ne night vollendet, Ein Glanz umgab mich umd ich ſtand ne

sen.

f he .

Bald fah’ ih mich von Wolfen wie umgoffen, 2 . En Und ı mit mir ſelbſt in Dammrung. eingefchloffen.

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*— 2228 ‚4 von —W

Bald machte mich, die Augen aufzuſchlagen, Ein inn'rer Trieb des Herzens wieder kuͤhn, Ich konnt' es nur mit ſchnellen Blicken wagen, Denn alles ſchien zu brennen und zu gluͤhn. Da Ihwebte mit ben Wolfen hergetragen Ein göttlih Weib vor meinen Augen bin, Kein fhöner Bild fah’ ih in meinem Leben, Sie ſah' mic an und blieb verweilend ſchweben.

Kennſt dur mich nicht? fprach fie mit einem Munde, Dem aller Lich’ md Treue Ton entfloß: nn Erkennſt du mich? die ich in manche Wunde” - Des Lebens dir den reinften Balſam gof.

Du Eenuft mich wohl, an die, zu ew'gem Bunde, -

Dein ſtrebend Herz ſich feft und fefter ſchloß. Sah' ih dich nicht mik heißen Herzensthraͤnen . Als Knabe ſchon nach mir dich eifrig fehnen ?

Jal! riefih aus, indem ich felig nieder. Zur Erde fank, lang hab’ ich dich’ gefühlt; Du gabft mir Ruh’, wenu durch die jungen Glieder. Die Leidenfchaft ſich raftlos durchgewuͤhlt; Du haft mir wie mit himmliſchem Gefieder Am heißen Tag’bie Stiene fanft gefühlt; Du ſchenkteſt mir der Erde Befte San, oo. Und jedes Gluͤck win ich durch dich nur aan J

Di6 neny ich hicht. Zwar hör’ ich. dich von vielen . Gar oft genannt, und jeder heißt dich feing. -. #2 umn Ein jebes Auge glaubt anf dich zu zielen, - ı nn u. Faſt jedem Auge wird dein Strahl zur Peienn. Ach da ich irrte, hatt’ ich viel Geſpieeeeenn Da ich Dich Tenne, bin ich faſt allein; . ne. 9” Ich muß mein Glüfanr mit mic felbft genieſen. Dein holdes Licht wverdegen: und derſchlichen. 7

5

Sie lächelte, Me ſprach: Du ſtehſt, wie ug Wie nöthig war's.cuch wenig zu entfnißen! ©. -

Kaum bift du fiher vor dem gröbften Trug, Kaum bift bu Herr vom erſten Kindenwillen ;.: . So glaubft bu dich ſchon Uebermenſch genug, ' Verſaͤumſt die Pflicht bes Mannes zu erfuͤllen! ie viel biſt du von andern unterſchieden? Ertenne dich! Te? mit der Welt in Frieden.

Verzeih mie, rief ich aus, ich meint es gut,

Soll ich umſonſt die Augen offen haben?

Ein froher Wille lebt in meinem Blut, Ich kenne ganz den Werth von deinen Gaben! Fuͤr andre wächst in mir das edle Gut,

Ich Tann und will das Pfund nicht mehr vergraben!

Warum ſucht' ich den Weg fo ſehnſuchtsvoll/ Wenn ich ihm sticht ben Brüdern zeigeh fol?

Und wie ich ſprach, ſah mich das hohe Deſen. .

Mit einem Blick mitleid’ger Nachficht an;

Ich konnte mich in ihrem Ange lefen,

Was ich verfehlt und was ich recht gethan.

Sie lächelte, da war ich ſchon geneſeen. Zu neuen Freuden flieg mein Geift heranz " Ich konnte num mitinnigem Bertraum Mich au ihr nahn und ihre Nähe ſchauen.

Da recte fie die Hand aus in bie Streifen

Der leichten Wollen und des Duft$ umber, Wie fie ihn faßte, ließ er fich ergreifen,

Er tieß fich ziehn, es war Kein Nebel mehr. Mein Auge konnt’ im Thale wieder ſchweifen, Gen Himmel blickt' ih, er war heil und hehr. Nur ſah' ich ſie dem reinften Schleyer halten,

Er ſtoß um fie und ſchwoll in taufend Falten.

6

Ich kenne dich, ich. Ienne beine Schwaͤchen Ich weiß, was Gutes in dir lebt und glimmt! nt So fagte fie, ih hör’ fie ewig fprechen, - oo Embpfange bier, nad ich dir. lang’ beſtimmt, Dem Gluͤcklichen kann es an nichts gebrechen, - Der dieß Geſchenk mit flillee Seele nimmt: Aus Morgenduft gewebt und Sonnenflarheit, Der Dichtung Schleper aus ber Hand der Wahrbeit, ..

Und wenn es dir und deinen Freunden ſchwuͤle Am Mittag wird, fo wirf ihn in die Luft) Sogleich umfäufelt Abendwindeskuͤhle, Umhaucht euch Blumen: Würzgeruh und Duft, . Es fchweigt das Wehen banger Erdgefühle, . Zum Wolfenbette wandelt ſich die Gruft, Befänftiget wird jede Lebenswelle, , Der Tag wird lieblih, und die Nacht wird helle. u

\

So kommt denn, Freunde, wenn auf Euren Wegen Des Lebens Buͤrde ſchwer und ſchwerer druͤckt, u Wenn Eure Bahn ein frifcherneuter Segen Mit Blumen ziert, mit goldnen Früchten ſchmuͤckt, Wir gehn vereint dem naͤchſten Tag entgegen!

So leben wir, fo wandeln wir begluͤckt. - Und dann auch fol, wenn Enfel um und trauern, Zu ihrer Luft noch unfre Liebe dauern,

* 7

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Gluͤck und Unglüß wird Gefang

.-

1

u.

® 2; .

Borklage

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Mie nimmt ein Teidenfchaftlich Stummeln Geſchrieben fich fo feltfam aus! un fol ih gar von Haus zu Haus’ Die lofen Blätter, alle füumeln. .: ° ©

Was eine lange weite. Strede | Im Leben von einander ftand, Das kommt nun unter Einer Dede Dem guten gefer in die Hand.

Doc ſchame dich niet, der Gebeehen, Vollende ihnen bad Heine‘ Buch; Die Welt ifk voller Widerſpruch, Und ſollte ſich's nicht ——

1, f

An die. infigem, muuunglabneupsen,. 9

Dichter lieben wicht zu föieigen, Wollen ſich der Menge zeig. . :. Lob und Tadel muß ia ſeyn!

Niemand beichtet.gern in Proſa; Doch vertraun wir oft fub Ro _ .; In der Mufen ſtillem Hein,

Was. ich irrte, was ich ſtrebte, Mas ich litt und was ich lebte, en Sind hier Blumen nur im Strauß; Und das Alter wie die Jugend, Und der Fehler wie die Tugend Nimmt ſich gut in Liedern aus.

13

Seibeurdslein X

Sah ein Knab' ein Möglein Rein, Möslein auf der Heiden, Bar fo jung und morgen ' Lief er fchnell ed nah-zu fehn, Sah's mit Ken Freuden. . RFL Roͤslein, Rdslein, Vröglein roth, Roͤslein auf der Heiden.

Knabe ſprach: ich breche dich, Roͤslein auf der Heiden! . Roͤslein ſprach: ich freche dich, Daß du ewig denkſt an mich, Und ih will's nit leiden. MNöslein, Roͤslein, Möslein rot, " Roͤslein auf ber. Hetden. - :. 1:

und der milde Knabe brach ‚ws Roͤslein auf der Heiden; Moͤslein wehrte ſich und ſtach, Half ihr doch kein Weh und A, Muſſt' es eben leiden. Roͤslein, Nöglein, Roͤslein roth * Näoͤslein auf derHeiden.

13 Blinde Kuh.

O liebliche Thereſe!

Wie wandelt gleich in's Boͤſe

Dein offnes Auge ſich

Die Augen zugebunden Haft du mich ſchnell gefunden, Und warum fingft du eben mich?

Du fateft mich aufs beite, Und bielteft mich fo fefte; Ih ſauk in deinen Schoos. Kaum warft du aufgebunden, . War alle Luft verſchwunden; Du ließeft kalt den Blinden log,

Er tappte hin und wieder,

Verrenfte faft die Glieder, Und alle foppten ihn.

Und willſt du mich nicht lieben;

Sp. geh’ ich ſtets im Trüben,

Wie mit verbundnen Augen hin.

4

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EHri tel

+

Hab’ oft einen dumpfen duͤſtern

Ein gar fo ſchweres Blut! Wenn ich bey meiner Chriftel bin, Iſt alles wieder gut.

Ich feh fie dort, ich feh fie hir

Und weiß nicht auf der Welt

Und wie und wo und wann fie mir,

Warum fie mir gefaͤllt.

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Heiden

N

Sah ein Ana’ ı Möslein auf der Heid War fo jung und me. Lief er ſchnell es nah Sah's mit yielen Fr Möslein, Mödleln, Roslein auf der Kr.

Knabe fprach: Nöslein auf der ı Nöslein ſprach: Daß du ewig den. Und ich wil’s ı- Roͤslein, Roͤs Roͤslein auf d

Und de 38 Roͤslein Roͤslein ı Half ihr Mufit’ Mögl: Ri

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15 Die Syrötde

_ yem reinſten Fruhlingsmorgen Schaͤferinn und fang, d fhön und ohne Sorgen, uch die Felder klang, ı! le ralla! rfis bot ihr für ein Maulchen rey Schaͤfchen gleich am Dr, aft blickte fie ein Weilchen ; te ſang und lachte fort, . Aallevallal! - Ind.ein andrer bot ihr Bänder . ser dritte bot fein Herz; fie frieb niit Herz und "Bändern wie mit den Laͤmmern Scherz, le la! le rälla! u

.. *

Die Beteprteo

Den dem Glanze ber Abendröthe - Sing ich ftil den Wald entlang, : .- Damon faß und blies die Flöte, Daß es von den Felfen Hang, io Sollal:... >. Und er zog mic, ad! an fi 6 nieder, Kuͤßte mich ſo Hold, fo ſuͤße Und ich fagte;” blaſe wieder " Und der gute Sungo dach· mn Sl. BT. - Meine Ruhe it num verloren, Meine Freude floh dauon Und ich höre vor einen Ohren Immer nur den alten Ton, So Iala, le ralla. u. ſ. w. ————

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14

Das ſchwarze Schelmenaug' dad’rekf; Die Ihwarze Braue drauf, Seh’ ich ein einzigmal hinein, Die Seele geht mir auf. _ Iſt eine, die fo lieben Mund, ' Liebrunde Wänglein hat? Ah, und es ift noch etwas rund, Da fieht Fein Aug’ fich ſatt!

Und wenn ich. fie denn. faſſen darf. Sm Iuft’gen deutſchen Tanz, Das geht herum, das geht fo ſcharf, Da fuͤhl ich mich ſo ganz! Und wenn's ihr taumlig wird und warm, Da wieg' ich ſie ſogleich An meiner Bruſt in meinem Arm; 5 iſt mir ein Königreich!

Und wenn fie liebendb nach mir blidt Und alles rund vergist, Und dann an meine Bruft gedruͤckt - Und mweidlich eins gekuͤßt, Das läuft mir durch das Ruͤckenmark Bis in die große Zeh! Ich bin fo ſchwach, ich bin fo ftark, Mir ift fo wohl, weht

Da moͤcht ich mehr und immer mehr, Der Tag wird mir nicht lang; = Wenn ich die Nacht auch- bey ihr wär”,

Davor mär mir nicht bang.

Ich dent, ich Falte fie einmal oo Und buͤße meine Luft; rei Und endigt fich nicht meine Qual, Sterb’ ih an ihrer Bruftl -

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45 Die: Sproͤde.

An dem reinften Fruhlingsmorgen

Bing die Schäferinn und fang, Jung und fhön und ohne Sorgen, Daß es durch die Felder lang, .

So la la! le ralla!

Chyrſis bot ihr für ein Maͤulchen Zwey, drey Schaͤfchen gleich am Ort, Schalkhaft blickte ſie ein Weilchen; Doch ſie ſang und late fort, '

So la la! le valle!

Und.ein andrer bot ie. Bänder - _ und der dritte‘ bot fein Herz; ;

Doc fie trieb niit Herz und "Bändern So wie fit den Laͤmmern Shen, Rur la la! Te Hall! na

Die Bereprteo

Den bem Glanze der Abendröthe - Bing ich ſtill den Wald entlang, . Damon ſaß und blies die Bo.

Daß es von den Zelfen Hang, .

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Kuͤßte mich ſo hold, fo ſuͤß : Und id fagter” blaſe wiedert Und der gute Se S kt”: I De: Sa Eee

Meine * it nun verloren, Meine Freude floh dauon— Und ich hoͤre vor meinen Ohren Inmer nur den alten Ton, So lala, le ralla.

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16 Rettung”

Mein Mädchen warb mir ungetren, Das machte mich zum Freubenhaffer; Da lief ih an ein fließend Waſſer, Das Waſſer lief vor mir vorbey.

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Da fand ich num, verzweiflend, ſtumm;

Im Kopfe war wir's wie betrunken, Faſt wär’ ih in den Strom gefunden, . Es ging bie Melt mit mir herum.

Auf einmal hoͤrt ich was, das rief Ich wandte juſt dahin den Ruͤcken Es war ein Stimmchen zum Entzuͤcken: „Nimm dich in Acht! der Fluß iſt tief.“

Da lief mir was durch's ganze Blut, Ich ſeh', fo iſt's ein liebes Maͤdchen; Ich frage ſie: wie heißt du? „Kaͤthchen!“ O ſchoͤnes Kaͤthchen! Du biſt gut.

Du haͤltſt vom Tode mich zuruͤck; Auf immer dank' ich dir mein Leben; Allein das heißt mir wenig geben; Nun fey auch meines Lebens Släd!

Und dann lage’ ich ihr meine, ch, Sie ſchlug die Augen lieblich nieder Ich kuͤßte fie und fie mich wieder,

Und vor der Hand nichts mehr von Ted,

\ 3

L 2

ir Der: Maſenſoh v.

Durch Feld und Wald zu ſchweifen, Mein Liedchen wegzupfeifen, So gehts von Ort zu Ort! 5.. Und nach dem Tacte reget, Und nach dem Maaß beweget Sich alles an mir fort.

Ich lann ſie kaum erwarten Die erſte Blum' im Garten, Die erſte Bluͤt' am Baum. Sie grüßen meine Lieder, - Und kommt der Winter wieder, Sing’ ich noch jenen Traum.

Ich fing’ ihn in der Weite, Auf Eiſes Läng’ und Breite, Da blüht der Winter fhönl . Auch diefe Blüte ſchwindet Und neue Freude findet

Sich auf bebauten Hohn.

Denn wie ich bey der Linde _ "" Das junge Voͤlkchen finde, - Sogleich erreg' ich ſie. Der ftumbfe Burſche blaͤht ſich, Das ſteife Maͤdchen dreht ſich Nach meiner Melodie.

Ihr gebt den Sohlen gFlugen Und treibt, durch Thal und Huͤgel, Den Liebling weit von Haus.

Ihr lieben holden Muſen, Wann ruh' ich ihr am Buſen Auch endlich wieder aus?

Baches. Gedichte. I.

* *. nn

L “"Grfundbem::

AN * Ich ging im Walde

Im

So für mi hin, Und nichts su ſuchen Das war mein Sin. Im Schatten ſah' ich Ein Bluͤmchen ſtehn, Wie Sterne leuchtend, Wie Aenglein ſchoͤn. Ich wollt' es brechen; Da ſagt' es fein: Soll ich zum Welken Sebrochen ſeyn ⸗/⸗ J Ich grub's mit allen | " Den Würztein aus, Zum Garten trug ich's

‚am hübfhen Haus,

Und pflanzt ed wieder Um ſtillen Ort; m. Fun zweigt ed iumer u Und bluͤht ſo fart.

> 2

Gleich und gleich. Ein Blumenglöghen

Vom Boden hervor

War früh gefpröfft Sn lieblihem lor; | . Da kam ein Bienchen z Und nafchte fein: u Die müffen wohl bepde

‚Kür einander ſeyn.

—— -

ag Wehfeltich zum Lanze

Die Gteißgältigen - Komm mit, o Schöne, Forum mit mir zum Zange; Tanzen gehöret zum feftlihen Tag. ' Biſt du mein Schaf nicht, fo kannſt du Pi; werben; Wirſt du es nimmer, fo tanzen wir dedi.it Komm mit, o Schöne, komm mit mir zum Tanze; Tanzen verbertlisht den feſtlichen Tag. Die Bärtliden.w:i..

Ohne dich, Liebſt Ohne dich, Süße, wa Wärft du mein Schatz ht tanzen; Bleibſt du es immer,

Ohne dich, Liebfte; im Ohne dich, Süße, was wäre der Tanz? . Die Sleiypiittigen.

Laß fie nur lieben, und laß du und tanzen! Schmachtende Liebe hermeidet den Tanz. Schlingen wir fröhlich den drehenden Reihen, Schleichen die andern zum daͤmmernden Wald, Laß fie nur lieben, und laß du und tanzen! Schmagtende Liebe vertiteidet den Lang.”

Die Bärtlihen. - Laß fie ſich drehen, und laß du uus wandelt) Wandein der Liebe ift himmliſcher Tanz. Amor, dev Nahe, der hoͤret ſie ſpotten. Mäder ſich einmal, und raͤchet fi. bald. Laß fie fih und laß du und wandeln! Wandeln der Liebe ift,himmlifcer Tauz.

Ann.

Der neue Amadis.

als I} noch ein Knabe wi, Sperrte man mich ein; und fo faß ich manches Jahr . ueber mir allein, u Wie in Mutterleib, RSG

Doc) dis warſt mein gekvenee, 2 Goldne Phantafie, . Und ich ward ein warmer Held, Wie der Prinz Pipt, Und durchzog die Welt,

Und Bar Dra Sei

Mitterlih befreyt ich daun "Die Yrimerlun fh; > .n Sie war gar zu obiigeant, Fahrte mich zu Tiſch Und ich mar dalant

Und ihr Kut mar Sotterbrodt, GSluͤhend wie der Wein. MA! ich liebte faft mich todt Nings mit Sonnenſchein Dar fie emailirt. *2

Ach wer hat fie mir. entführtt: ‚Hielt fein Zanberband v Sie zurde vom ſchnetlen Fliehn Sagt, wo iftihr md?’ : Wo der Weg, dahin J

11 Stirbt der Fuchs, fo gilt der Vale.

Nach Mittage faßen wir Junges Volk im Kühlen; Amor kam, und ſtirbt der Zus Wollt’ er mit ung fpielen. .

Jeder meiner Freunde ſaß Froh bey feinem Heruchen . Amor blies die Kadel aus, Sprach: bier ift das Kerzchen!

Und die Fadel, wie fie glomm, Ließ man eilig wandern, . Jeder drücte fie gefhwind In bie Hand des andern, en

Und mir reichte Doriliis

Eie mit Spott und Scherze;

Kaum berührt mein Ginger. fi, Hell entflammt die Kerze. J

Sengt mir Nugen-und- Bat; Sept die. Bruft in Flammen, - -: Ueber meinem. Haupte (ding: ' Saft die Gluth aufammen, : E

Loͤſchen wollt' ich, patſchte zu; Doch es brennt beſtaͤndig; Statt zu ſterben ward der Fuchs Recht bep mir lebendig.

12

2eidbeunndslein: y

Sah ein Knab' ein Rd8lern Red, Nöslein auf der Heiden, - War fo jung und morgenfhöm ' Lief er fchnell ed nah. zu fehn, Sah's mit yielen Freuden. *r Roͤslein, Kösdteln, Nöglein roth, Roslein auf der Heiden. .

Knabe ſprach: ich breche dich, Roͤslein auf der Heiden! Roͤslein ſprach: ich fteche dich, Daß du ewig denkſt an mich, Und ich will's nicht leiden. . Roͤslein, Nöslein, Roͤslein rot, " Möslein auf ber Hetden. - +.

Und der wilde Knabe brach \ B Nöslein auf der Heiden; Roͤslein wehrte ſich und ftadh, Half ihr. doch kein Weh und Ach, Muſſt' es eben leiden. Roͤslein, Nöglein, Roͤslein roth, Roͤslein auf der Heiden.

13 Bliwde Kuh

O lieblihe Thereſe! Wie wandelt gleich in's Boͤſe Dein offnes Auge ficht Die Augen zugebunden Haſt du mich ſchnell gefunden, Und warum fingſt du eben mich?

Du faßteſt mich aufs beſte, Und hielteſt mich ſo feſte; Ich ſank in deinen Schoos. Kaum warſt du aufgebunden, War alle Luft verſchwunden; Du ließeft Falt den Blinden los,

Er tappte hin und mieder, Verrenkte faft die Glieder, Und alle foppten ihn. Und willſt du mich nicht lieben; So geh' ich ſtets im Trüben, Wie mit verbundnen Yugen bin.

. , j * ——

Eheriſtel. ET I" . Hab' oft einen dumpfen duͤſtern Sinn,

Ein gar fo ſchweres Blut! Wenn id) bep meiner Chriſtel bin,

ft alles wieder gut. u nn SH feh fie dort, ich feh ſie hher

Und weiß nicht auf der Welt, | Und wie und wo und mann fie mir, Warum fie mir gefält.

14

Das ſchwarze Schelmenaug' dad'rein, Die ſchwarze Braue drauf, Seh’ ich ein einzigmal hinein, Die Seele geht mir auf. _ Sfr eine, bie fo lieben Mund, ' Liebrunde Wänglein bat? Ah, und es ift noch etwas rund, Da fieht kein Aug? fich ſatt! nu

Und wenn ich. fie denn. faffen darf Im Inft’gen deutſchen Tanz, Das geht herum, das geht fo (harf, ° , . Da fühl ich mich fo ganz! Ä 2 Und wenn’s ihr taunılig wird und warn, Da wieg’ ich fie fogleich An meiner Bruft in meinem Arm; S iſt mir ein Koͤnigreich!

Und wenn ſie liebend nach mir blickt Und alles rund vergift, " Und Dann an meine Bruft gedruͤckt - Und weidlich eins gefüßt, Das läuft mir durch dag Ruͤckenmark j Bis in die große Zeh! Ich bin ſo ſchwach, ich bin ſo ſtark, Mir iſt fo wohl, ſo weh!—

Da möcht’ ich mehr und immer mehr, Der Tag wird mir nicht lang; = Wenn ich die Nacht auch. bey ihr wär”,

Davor wär mir nicht. bang.

Ich dent’, ich galte fie einmal ey Und buͤße meine Luf; ee: Und endigt fich nicht meine Qual, _ . Sterb' ich an ihrer Bruftl -

15 Die Spröbe

An dem reinften Fruhlingsmorgen Ging die Schäferinn und fang,

Jung und ſchoͤn und ohne Sorgen, Daß es durch die Felder Klang, . So 1a la! le ralla!

Thurſis bot ihr für ein Mäutden Bruch, drey Schäfcen gleich am Drk, Schallhaft blidte fie ein Weilchen; Doc fie ſaug und lachte fort, b So la la! le rallal 5

Und. ihr Bänder Und der di derz; H Dog fie f und’ Bändern So wie m m Scherz, Rur la la ö "

Die Betehrte

Bey dem Glanze der Abendröthe Ging ic ſtill den Wald entlang, Damon faß und blies die Flöte, _ Daß es von den Felſen Hang, ,... Solalaı .

Und er zog mich, ach! an ſich nieber, " Kußte mich ſo Hold, ſo ſuß © Und ich fagte? State wiebert Und der gute Sungownen Sl. .

Meine —* iſt num hrioren, Meine Freude floh daan⸗ und ich hoͤre vor meinen Diem. Ammer nur den alten Ton,

So Iala, le ralla. u. ſ. w.

16 Rettung”

ww, °

Mein Mädchen warb mir ungetreu, 3 Das machte mich zum Freudenhaffer; Da lief ich an ein fließend Wafler,

Das Waſſer lief vor mir vorbey.

.

Da ftand ich num, verzweiflend, ſuanm; Im Kopfe war wir's wie befrunkſen,— Saft wär’ ich in den Strom geſunlen, Es ging die Welt mit mir baum; -

Auf einmal hoͤrt ich was, das rief . Ich wandte juſt dahin den Rüden Es war ein Stimmen zum Entzüden: „Nimm dich in Acht! der Fluß ift tief.“ u

Da tief mir was durch's ganze Blut, Ich ſeh', fo iſt's ein liebes Mädchen ; Ich frage ſie: wie heißt du? „Kaͤthchen!“ O ſchoͤnes Kaͤthchen! Du biſt gut.

Du haͤltſt vom Tode mich zuruurt; Auf immer dank' ich dir mein Leben; Allein das heißt mir wenig geben,

Nun fey auch meines Lebens Gluͤk!

Und dann tlagt ich ihr meine Mrd, Sie ſchlug die Augen Jieblid nieder;.., . : Ich kuͤßte fie und ſie mich miedher. Und vor der Hand nichts 6 mehr v von Ced.

5 ir Der Mufenfihn

Durch Feld und Wald zu ſchweifen, Mein Liedchen wegzupfeifen, So gehts von Ort zu Ooru Und nah dem Tacte reget, Und nach dem Maaß beweget Sich alles an mir fort.

Ich kann fie kaum erwarten Die erfte Blum’ im Garten, Die erfte Bluͤt' am Baum. Sie grüßen meine Lieder, -

Und kommt der Winter wieder, Eing’ ich noch jenen Traum.

Ich fing’ ihn in der Weite, Auf Eiſes Läng’ und Breite, Da blüht der Winter ſchoͤn! Auch diefe Blüte ſchwindet Und neue Freude findet er Sich auf bebauten Höhn... - on

Denn wie ich bey der Linde _ "" Das junge Völkchen finde, :-- Sogleich erreg’ ich fie. Der ftumpfe Burfche bläht ſich, Das ſteife Maͤdchen dreht ſich Nah meiner Melodie,

Ihr gebt den Sohlen Flugel

Und treibt, durch Thal und Hügel, Den Liebling weit von Hanf.

Ihr lieben holden Mufen,

Wann rub’ ich ihr am Buſen Auch endlich wieder aus?

Goethers Gedichte. I.

In

X

Gefunden. Km

u.

SH ging im Walde . So für mih hin, Und nichts zu ſuchen Das war mein Gin. Im Schatten ſah' ich Ein Bluͤmchen ſtehn, Wie Sterne leuchtend, Wie Aeuglein ſchoͤn. Ich wollt” es brechen; Da ſagt' es fein: Soll ich zum Welken

Gebrochen fen? .

Ich grub's mit allen Den Würztein aus, Zum Garten trug ich’E .

‚am huͤbſchen Haus,

Und pflanzt ed wieder .

Am ſtillen Ort; BE

Nun zweigt es immer Und bluͤht fo faxt.

—— 7 Gleich und gleich.

Ein Blumengloͤcchen

Vom Boden hervor

War fruͤh geſproſſet on Sn lieblichem Flor;

Da kam ein Bienchen

Und nafchte fein:

Die müflen wohl bepde

Fuͤr einander ſeyn.

-

B xy

Wehfeltich zum Lange

Die Gleichguͤltigen. 7 Komm mit, o Schöne, komm mit mir zum Tanze; Tanzen gehoͤret zum feſtlichen Tag. Biſt du mein Schatz nicht, To kannſt es werben; Wirſt du es nimmer, fo tanzen wir doch.n Komm mit, o Schöne, komm mit ie zum Tanzes Zangen verhetrlicht den feftlichen Tag. : ° Die Zärtiidon.::i. . Ohne did, Liebft Ohne did, Süße, we Wärft du mein Schag tanzen; Bleibſt du es immer, Ohne dich, Lichte, m Ohne dich, Süße, was wäre der Tanz? " Die Gletygttttigen. Laß fie nur lieben, und laß du und tanzen! Schmachtende Liebe Yermeidet den Tanz. Schlingen wir fröhlich den drehenden Reihen, Schleihen die andern zum dämmernden Wald, Laß fie nur lieben, und laß du und tanzen! Sqhmachtende Liebe vernseidet den Lang: "” Die Zärtliden. Laß fie ſich drehen, und laß du uns wandein 1 Bandeln der Liebe ift himmliſcher Lang. " Amor, ber Nahe, der hoͤret fe-fpgtten,. , Rachet ſich einmal‘, und.rächet ſich bald. - Laß fie ſich begpen und laß du und wandeln? Mandeln der Biebe it pimmlifcer, un ji

20

u Selbfikerrug - Der Vorhang ſchwebet hin und her Ben meinet Nachbarinn.

" Bewip ſie Taufchet übergueer, . —X ig zu Hauſe bin. J

Und ob der eiferſuͤcht ge Groll,

Den I®.am Tag gehegt / J

Sich, wie er nun auf immer ſeoll m tiefen, Herzen regte:

das ſchone Kind, ht gefühlt."

ber Abendwind, Bortang fpiel

PER DE Wenn ich doch fo ſchoͤn wär" Wie die Mädchen auf dem Land! tu; Sie tragen gelbe Hüte Mi, zofenrorhem Band,

Slauben, daß man ſchoͤn ſey⸗

Dice’ ic) iſt erlaubt. In der Stadt ach!! ich hab’ es Dem Junker geglaubt.

Nun im Früpling ach! iſtrs Um die Freuden gerhan; Sun ziehen die Dirnen, Die ländlichen, an,

Und die Taill' und der Schleyp Veraͤndr' ih zur Stund’; Das Leibchen:ift länger, Das Roͤcchen iſt rund,

Trage gelblichen Hut,

Und ein Mieder wie Sqhuee: ; Und file, mit andern, -'

Den blühenden Klee:

. Spärt er unter dem Chor Etwas Zierliched- aus; Der lüfterne Knabe Er winft mir ind Haus.

Ich begleir ihn verſchaͤmt Und er kennt mich noch nicht, Er kneipt mir die Wattgen Und ſieht mein Geſicht.

.4 Die Staͤdterinn droht Euch Dirnen den Krieg, Und doppelte Kige Behaupfen den Sieg.

Lieb habe r

in allen aeraiten |

Ich:wolltꝰ ich wär’ ci Bun & burtig and friſch

Und kaͤmſt Du zu anglen, Ich würde nicht manglen. Ich wollt ich wär’ ein Fiſchl So hurtig und friſch.

- Da Eönnt’ mich's nicht plagen,

23

gch wollt” ich wär’ ein ie! ' Da wär’ ich dir werth. - D wär ich ein Wagen?

Bequem dic zu tragen.’ Ich wollt’ ih wär’ ein Perk!

Da waͤr' ich Dir wert. .. .. Sch wollt' ih wäre Gelb: Dir immer im Selb; Und thärft Du was kaufen, Kam’ ich’ mieder gelaufen. Ich wollt’ ich wäre Gold! J Dir immer im Selb. - - E Ich wollt' ich, wär treu! ’- Mein Liebchen ſtets neu . _ Sch wollt’ mich verheißen, .- «. - Wollt’ nimmer verreifg. -- Ich wollt' ich wär tren! Mein Liebchen ftetd nem. Ich wollt' ich war’ alt! Und rungzlig und kalt; CThaͤtſt Du mir’ verfagen,

I 2...

Ich wollt' ich wär’ alt!

Und runzlig und Falt. Wär’ ich Affe ſogleich!

Boll nedender Streik’; _

Haͤtt' was dich verdroffen, Ä

Se macht ih. Dir Pofen. |

Kar ich Affe ſogleich! |

Vol nedender Streik. u ° Bis! ich. gut wie ein- exhaf 2

Die der Löwerfo braun; .—

Hart’ Augen wie's Luͤchschen,

Und Liften mie’ 8 Fuͤchschen.

Wär’ich gut wie ein Schafl . :

Wie der Loͤwe ſo puan pin... 3

28

Was alles ich waͤr . Das goͤnnt' ich Dir ſehr; Mit fuͤrſtlichen Gaben, Du follteft-mich haben. . Mas alles ich wär, ' "Das gönnt’ ich Dir fehr. n . Doch bin ich wie ich bin, Und nimm mich nur hin! Willſt du Beſſre befigen, So laß Dir fie ſchnitzen. I bin nun wie ich bin; So nimm mich nur hin!

Der Goldſchmiedsgeſell.

Es iſt doch meine Nachbarinn Ein allerliebſtes Maͤdchen! Wie fruͤh ich in der Werkſtatt bin, BR ich nach ihrem Laͤdchen.

Zu Ring’ und Kette poch' ich dann Die feinen goldnen Draͤtchen. AH! denk' ih, wann? und-.wieher, warn? Iſt ſolch ein vn. hir ut den.

Id keile; wohl zerteir ia dam Auch mauches goldne Dräthen. .. : Der Meiftee Deummt, der: harte Hann) Er merk; es mar Dat Ladchen.

17 Und flug6 wie nur der Handel fill, Gleich greift fie nad dem Raͤdchen.

Ich weiß wohl, was fie fpinnen will: Es hofft das liche Maͤdchen.

Das kleine Fuͤßchen tritt und tritt; Da denk' ich mir das Waͤdchen, Das Strumpfband denk' ich auch wohl mit, Ich ſchenkt's dem lieben Maͤdchen.

Und nach den Rippen führt ber Schat Das allerfeinſte Faͤdchen. D wär’ ich doch au feinem Platz, Wie kuͤßt ich mir das Mädchen!

-

. YUntworten, dey einem gefellfhaftlihden Frageſpiel.

Die Dame.

Was ein weiblich Herz erfreue In der Hein: und großen Melt? Ganz gewiß ift es das Meue,

Deſſen Bluͤte ſtets gefaͤllt;

Doch, viel werther iſt Die Treue, Die, auch in der Fruͤchte Zeit, Noch mit Blüten ung erfreut,

Der junge Herr. J Paris war, - in Wald und Höhlen, Mit den Nomphen wohl befannt, Bis ihm Zeus, um ihn zu quälen, Dres. der Himmliſchen geſaubtz⸗ Und es fühlte wohl im Wählen,! : - In der alt:- und neuen Beit,: Niemand mehr Verlegenheit.

- 25

Der Erfahrne _

Geh den Weibern zart entgegen, Du gewinnft fie auf mein Wort; Und wer rafch ift und verwegen, Kommf vielleicht noch beffer fort;

Doch wen wenig dran gelegen

Scheinet, ob er reizt und rührt, Der beleidigt, der verführt. .

Der Zufriedne.

Vielfach ift der Menſchen Streben Ihre Unruh, ihr Verdruß; Auch iſt manches Gut gegeben, Mancher lieblihe Genuß; _ -- Doch das größte Gluͤck im Leben Und der reichlichfte Gewinn Iſt ein guter, leichter Sinn.

Der luſtige Rath.

Wer der Menſchen thoͤricht Treiben Taͤglich ſieht und taͤglich ſchilt, Und, wenn Andre Narren bleiben, Selbſt fuͤr einen Narren gilt, Der traͤgt ſchwerer, als zur Muͤhle Irgend ein beladen Thier. Und, wie ich im Buſen fuͤhle, Wahrlich! ſo ergeht es mir.

Goethe'z Gedichte, J. | - 3

26

Verfihiedene Empfindungen an einem

Das Maͤdchen. Ich hab’ ihn gefehen! " Wie ift mir geſchehen? O himmlifher Blick! Er koͤmmt mir entgegen; Ich weiche verlegen, Ich ſchwanke zuruͤck. Sch irre, ich träume! Ihr Kelfen, ihr Bäume, Verbergt meine Freude, Verberget mein Gluͤck!

Der Juͤngling. Hier muß ich ſie finden! Ich ſah ſie verſchwinden, Ihr folgte mein Blick. Sie kam mir entgegen, Dann trat ſie verlegen Und ſchamroth zuruͤck. Iſts Hoffnung? ſinds Traͤume? Ihr Felſen, ihr Baͤume, Entdeckt mir die Liebſte, Entdeckt mir mein Gluͤck!

Dee Schmachtende. Hier klag' ich, verborgen, Dem thauenden Morgen Mein einſam Geſchick. Verkannt von der Menge, Wie zieh' ich ins Enge Mich ſtille zuruͤck!

O! zaͤrtliche Seele, O! ſchweige, verhehle Die ewigen Leiden, Verhehle dein Sit!

_

Platze.

27 —Oer Jigen Es lohnet mich heute .- Mit doppelter Beute a Ein gutes Geſchiitktheee. Der redliche Diener Bringt Haſen und Huͤhner Beladen zuruͤck. Hier find’ ih gefangen⸗ Auch Vögel noch bangen, Es lebe. der Jäger! Es lebe fin: Si! up?

————

Wer kauft Liebesgotter?

Bon allen ſchoͤnen Waaren, Zum Markte hergefahren, Wird keine mehr behagen Als die wir end. getragen Aus fremden Ländern bringen, O höret was wir fingen! u Und feht die ſchoͤnen Voͤtel, il Sie ſtehen zum Verkauf.

u 25

Zuerſt beſeht den großen, Den luſtigen, den loſen Er huͤpfet, leicht und munter, Von Baum und Buſch herunter; Gleich iſt er wieder droben. Wir wollen ihn nicht loben. a O ſeht den muntern Vogel Er ſteht hier zum Verkauf.

28

Betrachtet nun den Fleinen, Er will bedaͤchtig ſcheinen Und doch ift er der Loſe,

So gut ale wie der. Groͤße; Er zeiget meift im Stifen - Den allerbeſten Willen.

Der loſe Heine Vogel,

Er fteht hier zum Verkauf.

O! feht das kleine Taͤubchen, Das liebe Turtelweibchen! Die Maͤdchen ſind ſo zierlich, Verſtaͤndig und manierlich; Sie mag ſich gerne putzen Und eure Liebe nutzen. Der kleine zarte Vogel, Er ſteht hier zum Verkauf.

Wir wollen ſie nicht loben, Sie ſtehn zu allen Proben. Sie lieben ſich das Neue; Doch uͤber ihre Treue N Berlangt nicht Brief und Siegel; - Sie haben alle Flügel.

Wie artig find bie Vögell - Wie veizend ift der Kaufl. .

. at

Laß mein Aug' den Abſchied fagen, Den mein Mund nicht nehmen kann! Schwer, wie ſchwer iſt er zu tragen! . Und ich bin doch ſonſt ein Mann...

29 Traxrig bed Mh dieker Stunde; 3

Selbſt der Liebe ſuͤßtes Pfanb, Kalt der Kuß von deineh Munde, Matt ‚ver. Dem‘ 112.3 deiner Sand,

Sonſt, ein leicht geſtohlnes Maulchen,

O wie hat es mich entzuͤckt! So erfreuet ung ein Veilchen,

Das man früh. im Mär; gepfluͤct. | Di piluce nun kein —* Keine

oſe mehr für dich.

Aber leider et hi m

\

Ihr den fuͤßten Weihrauch auf.

r Fon

Die (Hin: Nagt

—— ich dieſe Hutte, Deiner ebiten Aufenthalt, Wandle mit verhülten Schritte „Durch den öden, finftern Wald: Lina bricht durch Buſch und Eigen, Zephyr meldet ihren Lanf,

Und die Birken ftreun mit eigen

Wie ergetzꝰ ich mich im Kuhlſen

Dieſer ſchoͤnen Sommernacht!

O wie ſtill iſt hier zu fuͤhlen, Was die Seele gluͤcklich macht/

Laͤßt ſich kaum die Wonne faſſenz Und doch, woltih, Himmel, di

Tauſend ſolcher Naͤchte laſſen, Gib’ mein Madqhen Eine mir.

Fruͤhling iſt eo, liebes Bin . F

. zer} e . d..

80 Gluͤck und Traum:

Du Hakı * pres Bramnarfehen; A Zufammen zum Altare gehen, Und Dich als Frau, und mic ald Mann. Dft nahm ich wachend Deinem Munde,

In einer unbewachter Stunde, ' "" J So viel man Kuͤſſe nehmen kann. " "

Das reinſte Gluͤce, das wir enipfunben, Die Wolluſt mancher reichen Stunden \ Flo, wiedie Seit, mit dem Genug.

Was hilft e8 mir, daß ich genieße?

Wie Träume fliehn die wärmften site, Und alle Sreube wie ein suf.

ra) a u 1:6

Lebeudiges Andenkeü. J iin un

Der Kiehften. Band und Schleife rauhen, Halb mag fie zürnen, halb.erlauben, ..:. Euch ift es viel, ich will es glauben Re ir!

Und gönn’ eu ſolchen Selbſthetrug:

Ein Schleyer, Halstuch, Strumpfband, Finge Sind wahrlich keine · kleinen Bingez Allein mir find fie nicht genug.

Lebend'gen Theil yon, ihrem ar Ihn hat, na. leiſem Widtuſtrabe. Die Allerliebſte mix gegeben, ur Und jene Herrlichkeit wird, wicht. Vo. oR Wie lach' ich all der Tröbelmanrel. Sie ſchenkte mir die ſchoͤnen Haare, . - Den Ehmud des ſchoͤnſten Angeſichts.

\

Sol ih dich gleih, Gelichte, miſſen; Wirſt Dur mir doch nicht ganz entriffen; Zu ſchaun, zu tadeln und zu kuͤſſen „Bleibt die Neliquie von Dir.

Gleich ift des Haare und mein Geſchicke; Sonſt buhlten wir mit Einem. Slide . Um fie, jetzt find wir fern von ihr.

. Geft waren wir an fie gehangen; Bir ftreichelten die randen Wangen, Uns lodt’ und zog ein ſuͤß Werlangen,

Wir gleiteten zur volleru Bruft. O Nebenbuhler,, frey von Neibe,.

Du füß Geſchenk, du fhöne Beute, . '

Erinnre mid an Gluͤck und Luſt!

Gluͤck der Entfernung.

Trink', o Süngling! heilges Gluͤcke Taglang aus der Liebſten Blicke; Abends gaͤukl' ihr Bild dich ein.

Kein Verliebter hab’ es beffer; _ Doch das Gluͤck bleibt immer größer, Gern von der Geliebten fepn.

Ew'ge Kräfte, Zeit und Ferne, Heimlih wie die Kraft der Sterne, Wiegen diefes Blut zur Ruh.

Mein Gefuͤhl wird ftets erweichter; Doch mein Herz wird täglich leichter, Und mein Gluͤck nimmt immer zu.

Nirgends kann ich fie vergeſſen; Und doch kann ich ruhig effen, ”. Heiter ift mein Geiſt und frep;

Und unmerkliche Bethörung - Macht die Liebe zur Verehrung, Die Begier zur Schwärmerep.

32

Aufgegogen duch die Sonne, Schwimmt im Hauch äther’fcher Wonne So das leichtfie Wolfchen nie,

Wie mein Herz in Ruh und Freude, Frey von Furcht, zu groß zum Neide, Lieb’ ich, ewig lich’ ich fie! |

A PR. L vu Schweſter von dem erften Licht, Bild der Särtlichkeit in Trauer! Nebel ſchwimmt mit Silberfchauer Um dein reizendes Sefiht,; Deines leifen Fußes Lauf -- Weckt aus tagverſchloſſnen Hoͤlen Traurig abgeſchiedne Seelen, Mich, und naͤcht'ge Voͤgel anf.

Forſchend uͤberſieht dein Blick Eine großgemeſſne Weite. Hebe mich an deine Seite! Gieb der Schwaͤrmerey dies Gluͤck; Und in wolluſtvoller Ruh Säh’ der weitverſchlagne Ritter, Durch das glaͤſerne Gegitte, Seines Maͤdchens Naͤchten zu.

Des Beſchauens holdes Gluͤck Mildert ſolcher Ferne Qualen, Und ich ſammle deine Strahlen Und ich ſchaͤrfe meinen Bid; - . Hell und heller mird es ihon - Am die unverhüllten Glieder - Und num zieht fie mich hernieder, Wie dich einft Endpmion.

—m -

33 Brautnacht.

Im Schlafgemach, entfernt vom Feſte, Sitzt Amor dir getreu und bebt, Daß nicht die Liſt muthwill'ger Gaͤſte Des Brautbetts Frieden untergraͤbt.

Es blinkt mit myſtiſch heil’gem Schimmer

Bor ihm der Flammen blafes Gold; \ Ein Weihrauchswirbel fuͤllt das Zimmer,

Damit ihr recht genießen ſollt.

Wie ſchlaͤgt dein Herz beym Sclag der Stunde, Der deiner Gaͤſte Laͤrm verjagt;

Wie gluͤhſt du nach dem ſchoͤnen Munde,

Der bald verſtummt und nichts verfagt.

Du eilſt, um alles zu vollenden,

Mit ihr ins Heiligthum hinein;

Das Feuer in des Waͤchters Haͤnden

Wird wie ein Nachtlicht ſtill und klein.

Wie bebt vor deiner Kuͤſſe Menge Ihr Buſen und ihr vol Seficht; Zum Zittern wird nun ihre Strenge, 4 Denn deine Kühnheit wird zur Prlicht, Schnell Hilft dir Amor fie entkleiden,

Und ift nicht halb fo ſchnell als dur;

Dann Hält er ſchalkhaft und beſcheiden Eich feit die bepden Augen u.

Säadenfrende

Sn de⸗ Papillons Schalt Flattr' ih, nah den legten Sigen, Zu den vielgeliebten Stellen,. -

Zeugen himmlifcher Vergnägen, Leber Wiefen, an die. Quellen, Um den Hügel, durch ben Walk,

3

Ich helauſch ein zartlich Paar; Bon des ſchoͤnen Mädchens Haupte Aus den Kränzen ſchau ich nieder;

- Alles was ber Tod mir raubte

Seh’ ich bier im Bilde wieder, Bin fo gluͤcklich wie ich war,

Sie umarmt thn Tächelnd ſtumm, Und fein Mund genießt der Stunde, Die ihm gät’ge Götter fenden, Hüpft vom Bufen zu dem Munde,

: Bon dem Munde zu den Händen,

Und ich Hüpf’ um ihn herum. - Und fie ſieht mich Schmetterling.

Zitternd vor des Freunde Verlangen _

Springt fie auf, Da flieg’ ich ferne. . „Riebfter, komm, ihn einzufangen! Kommi ich hätt’ ed gar zu gerne, Gern das Heine bunte Ding.“

Un, ſich ulnd.

Echoͤnſte Tugend einer Seele, Meinfter Quell der Zärtlichkeit! Mehr als Byron, als Yamde Ideal und: Seltenheit!

Wenn ein anbres Teuer brennet, Flieht dein zaͤrtlich ſchwaches Licht;

Dich fuͤhlt nur wer dich nicht fennet,

Wer dich kennt ber fühlt dich nicht.

35 Bit! Indem Paradiefe: "|

Lebteft bu mit und vereint; ..ı .. ': Noch, evſcheinſt / du maucher Wieſe . °‘ Mergens, eh die Semane ſcheint. 0

Nur der ſaufte Dichter ſiehet Dich im Nebellleide siehn;, in Phoͤbus kommt, her Nebel fliehet, pn

Und im Rehel piſt du, hin. 4 N 5

N on Bra tin und

SR rem

Scheintod.

Weint, Mabchent! He bey Yinoee Sins!" bier

Sant er von nichts, von_ohngefähr danieder.

Doc ift er wirklich todt? Ich ſchwoͤre nicht dafiir:

Ein Nichte, ein Ohngefahr ertzegt · ihn . . mins Befa

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Dem Esitm, dech dem alten. wi Zu dem die Sonne. Nieht,... u Der ung ihr fexnes Angefis icht nn Mit Wolken Aberzightz.. a R N

Dem Knaben-fey dies Li san, E Der zwiſchen Rofen:-fplel; ' ©. 7: 27° Uns höret und zur reiten ZAt- - -- - Nah ſchoͤnen Herzen nelt.

36

Durch ihn «hat nnd des Winters. Nacht, So haͤßlich ſonſt uub raus : ı J ar manchen werthen end serrant. Und mande.lishe guau... ° '

Ju 1 el. ' Zu uni.

Bon nun. ab folf fein ſchones Bin Am Sternenhimmel ſtehn, nn ' Und er fol ewig hoid und mid ° " Uns auf und unter gehn.

An. ‚Bi „Ermählte .

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si 1. . \ 2053 Yo ai FR:

2. ie Gans‘ unb eipp af * 8

Liebes Maͤdchen, bleibe treu! Lebe wohl! und manche Klippe Fährt dein Liebſter noch vorbey; Aber wenn er einft den Hafen, Nah de e, wieder grü br, Mögen’ He bie het ſtrafen, , Wenn er ohne dich genießt...

in * Ta |

Friſch gewagt iſt ſchon geisonnen,

Sterne leuchten mit wie Sonnen; | Nur dem Reigen ift ed Naht, " 7

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Druͤckte noch der Kummer mich; Doch in aller dieſer Weite Wirk' ich raſch und nur fuͤr dich.

Halb iſt ſchon mein Wert vollbracht! u u u

Mir’ ih. mäßig. bir gun. Seite, -- - 7

27

Schon iſt mir. ind: Thal grſunden, |

Wo wir einft zuſammen gehn,

Und den Strom in Abendfiunden : Sanft hinunter gleiten ſehn. 1 Diele Pappeln auf den Wiefen, Diefe Buchen in dem Hain!

Ah! und hinter allen diefen

Wird doch auch ein Huͤttchen fen.

. ‚Exfer Verluſt.

Ach! wer bringt die ſchouen Tage,

Jene Tage der erſten £iebe, Ach! wer bringt nur eine Stunde Sener holden Zeit zuräd! .

' Einfam naͤhr' ich meine Wunde, Und mit ftetd erneuter Klage Traur'. ih um's verlerne Sluͤck.

Ach! wer Bringt die fchönen Rune

- Sene holde Zeit zuruck!

Wenn die eben wieder nihen, Ruͤhret ſich der Wein im Faſſe; Wenn die Roſen wieder gluͤhen, Weiß ich nicht, wie mir geſchieht.

Rage ht. |

v

64

38

Thränen: Tinten von Dem wenn Was ich thue, mas ich daffe; ; Nur ein unbeftinunt Vertangen Suhl’ ih, das die Beuſt durchgluͤht. Und zuletzt muß ich mir fagen, Wenn ich mich bedenf’ und fafle, Das in folhen ſchoͤnen Tagen Doris einft für mich geglüht.

Nähe des Getfebten.

36 benfe dein, wenn mir ber Sonne Schimmer Dom Meere ftrablt;

Ich benfe dein, wenn fih des Mondes Simmern Sn Quellen mahlt.

Ich ſehe dich, wenn auf dem fernen Wege Der Staub ſich hebt;

Zn tiefer Naht, wenn auf dem ſchmalen vee Der Wandrer bebt.

Ich Höre dich, wenn dort mit dumpfem Rauſchen Die Welle ſteigt.

Im ſtillen Haine geh’ ich oft zu lauſchen,

Wenn alles ſchweigt.

Ich bin bey bir, du ſeyſt ud nach fo ferne Du bift mir nah!

Die Sonne fintt, bald leuchten mir die Sterne, O wärf bu da}!

+ .

39

Gegenwart, |

Alles kuͤndet Dich an! Erfcheinet die herrliche Sonne, Solgft Du, fo Hoff’ ich es, bald.

Trittſt Du im Garten hervor, - &o bit Du die Rofe der Mofen, ' Lilie der Lilien zugleich.

Kenn du im Tanze dich regft, So regen fi alle Geſtirne Mit Dir und um Dich umber.

Nacht! und fo wär’ es denn Nacht! Tun Überfcheinit du des Mondes Lieblihen, ladenden Glanz,

Ladend und lieblich biſt Du, Und Blumen, Mond und Geſtirne Huldigen, Sonne, nur Dir.

‚Sonne! fo ſey Du auch mir Die Schöpferinn herrlicher Tage; Leben und Ewigkeit iſt's.

An die Entfernte. mente So Hab’ ich wirklich dich verloren?

Bift du, o Schöne, mir entfiohn? Noch Klingt in den gewohnten Ohren

\

Ein jedes Wort, ein ieder Ton.

ve

40 So wie des Wandrerd Blick am Morgen Vergebens in die Luͤfte dringt,

Wenn, in dem blauen Raum verborgen, Hoch über ihm die Lexche ſingt;

So dringet aͤngſtlich Hin iind wieder Durch Feld und Buſch ımd.Wald mein Blick; Dich rufen alle meine Lieder;

O komm, Beliebte, mir zurüd!

Am Flıuffe

Verfließet, vielgeliebte Lieder, Zum Meere der Vergefienheit! Kein Knabe fing’ entzuͤckt euch wieder, Kein Mädchen in der Blüthenzeit.

Ihr fanget nur von meiner Lieben; Kun fpricht fie meiner Treue Hohn. Ihr wart in's Waſſer eingefchrisben ; So fließt denn auch mit ihm davon.

Die Freude. Es flattert- um die Quelle

Die wechſelnde Libelle, Mich freut fie lange ſchun; Bald dunkel und bald helle, Wie der Chamäleon, Bald roth, bald blau, Bald blau, bald grün; D daß ih in der Nähe Doc ihre Farben ſaͤhe!

41

Sie ſchwirrt und ſchwebet, raſtet nie? Doch ſtill, ſie ſetzt ſich an die Weiden. Da hab' ich ſie! Da hab' ich ſie!

Und nun betracht' ich ſie genau, Und ſeh' ein traurig-dunkles Blau

So geht es dir, Zexgliedrer deiner Freuden!

Abſchieb.

Zu lieblich iſt's, ein Wort zu brechen, Zu ſchwer die wohlerkannte Pflicht, Und leider kann man nichts verſprechen, Was unſerm Herzen widerſpricht.

Du uͤbſt die alten Zauberlieder,

Du lockſt ihn, der laum ruhig war,

Zum Scaufellahn der füßen Thorheit wieder, Erneuft, verboppelft die Sefahr.

Was ſuchſt du mir dich zu verſtecken! Sep offen, flieh nicht meinen BlieL Früh oder ſpaͤt muſſt' ich's entdeden, Und bier haft bu bein Wort zurüd.

Was ich gefollt, hab’ ich vollendet; Durch mich fey dir von nun an nichts vermehrt: . Allein“ verzeid dem Freund,“ der fih nun von die wendet, Und till in ſich zuruͤcke lehrt.

GSoethe's Sedichte. I. 4

42 U Weqchſell.

Auf Kieſeln im Bache da lieg' ich, wie helle! Verbreite die Arme der kommenden Welle, Und buhleriſch druͤckt ſie die ſehnende Bruſt; Dann führt ie der Leichtfinn im Strome danieder; Es naht fich die zwente, fie ftreichelt mich wieder: So fuͤhl' ich die Freuden der wechfelnden Luft.

Und do, und fo traurig, verfchleifft du vergebens Die koͤſtlichen Stunden des eilenden Lebens, Weil dich das geliebteſte Mädchen vergiſſt! D ruf fie zuruͤcke die vorigen Zeiten! Es kuͤßt fi fo fühle die Lippe der Zweyten, Als kaum fich die Lippe ber Erſten geluͤßt.

Beherzigung.

‚u, was fol der Menſch verlangen?

Iſt es beſſer, ruhig bleiben?

Klammernd feſt ſich auzuhangen?

Iſt es beſſer, ſich zu treiben?

Soll er ſich ein Haͤuschen bauen?

Soll er unter Zelten leben?

Sol er aufdie Felfen trauen?

Gelbſt die feften Felſen beben.

Eines ſchickt ſich nicht fuͤr alle! Sehe jeder wie er's treibe, Sehe jeder wo er bleibe, Und wer fieht, daß er nicht falle)

TU on nn

_ 43 Meeres Stille

Tiefe Stille herrfcht im Waſer, Dhne Regung ruht das Meer, Und befümmert fieht der Schiffer Glatte Fläche rings umher. Keine Luft von keiner Seite! Todesſtille fürchterlich! In der ungebeuern Weite Meget keine Wene ſich.

Slädlige Fahrt.

Die Nebel zerreißen, Der Himmel iſt helle Und Aeolus loͤſet Das aͤngſtliche Band.

Es ſaͤuſeln die Winde, Es ruͤhrt ſich der Schiffer. Geſchwinde! Geſchwinde! Es theilt ſich die Welle, Es naht ſich die Ferne: Schon ſeh' ich das Land!

Muth.

Sorglos uͤber die Flaͤche weg, Wo vom kuͤhnſten Wager die Bahn Dir nicht vorgegraben du ſiehſt, Mache dir ſelber Bahn! Stille, Liebchen, mein Herz! Kracht's gleich, bricht's doch nicht! Bricht's gleich, bricht's nicht mit dir!

AA

Erinnerung.

Wilſſt du immer weiter fchweifen? Sieh, das Gute liegt ſo nah. Lerne nur das Gluͤck ergreifen, Denn das Gluͤck iſt immer da,

—.

Willkommen und Abſchied.

Es ſchlug mein Herz; geſchwind zu Pferde! Es war gethan faſt eh' gedacht; Der Abend wiegte ſchon die Erde, Und an den Bergen hing die Nacht: Schon ſtand im Nebelkleid die Eiche, Ein aufgethuͤrmter Rieſe, da, Wo Finſterniß aus dem Geſtraͤuche Mit hundert ſchwarzen Augen ſah.

Der Mond von einem Wolkenhuͤgel Sah klaͤglich aus dem Duft hervor, Die Winde ſchwangen leiſe Fluͤgel, Umſauſ'ten ſchauerlich mein Ohr; Die Nacht ſchuf tauſend Ungeheuer; Doch friſch und froͤhlich war mein Muth: In meinen Adern welchrs Fener!“ In meinem Herzen welche Gluth!

Dich ſah ich, Kind die milde Freude Floß von dem fügen Ülikiaif mihz : - 7 Glanz war mein Herz an deiner Seite, len Und jeder Athemzug für dich. 0. Ein roſenfarbnes Fruͤhlingswetter Umgab das liebliche Geſicht, | en Und Zärtlichkeit für mid Ihr Götter!

Ich hofft’ es, ich verdient es nicht!

49

Doch ach! ſchon mit der Morgenſonpe Verengt der Abſchied mir das Herz: In deinen Kuͤſſen, welche Wonne! In deinem Auge, welcher Schmerz! Ich ging, du ſtandſt und ſahſt zur Erden, Und ſahſt mir nach mit naſſem Blick: Und doch, welch Gluͤck geliebt zu werden! Und lieben, Götter, welch ein Gluͤck!

Irene Liebe neues Leben.

Herz, mein Herz, was fol das geben? Mas bedränget dich fo fehr? Welch ein fremdes, neues Leben! Ich erkenne dich nicht mehr. Meg ift Alles, was du lichteft, Weg warum du dich betrübteft,: - Meg dein Fleiß und deine Kuh - Ach wie kamſt du nur dazu!

Feſſelt dich die Jugendbluͤte, Diefe liebliche Geſtalt, Diefer Blick von Teen’ und Büte, Mit unendliher Gewalt? Will ich raſch mich Ihr entziehen, Mich ermannen, ihr entfliehen,. " Führer mich im Augenblid Ach! mein Weg zu ihrx zuxuͤck. Und an dieſem Zauberfaͤdchen, Das ſich nicht zerrxißen Jaſſt, C⸗ Hält das liebe, loſe Mädchen, Mich fo wider Willen ſeſt Mus in ihrem Sauberfreife :. ı Leben num auf ihre Weife. :' i - Die Verändrung ah mie grsfl: Liebe! Liebe! laß mich s ..: ..

46 Un Belinden'

Barum ziehft du mich unwiderftchtich Ach in ine Pracht? War ich guter Junge nicht fo felig In der dden Nacht?

Heimlich in mein Zimmerchen verfchloffen, Lag im Mondenihein Ganz von feinem Schauerlicht umplofen, Und ich daͤmmert' ein;

Traͤumte da von vollen golduen Stunben Ungemifchter Luft, Hatte fchon das liebe Kind empfunden. Tief in meiner Bruft.

Bin ich's noch, den bu bey fo viel Lichterm An dem Spieltiſch haͤltſt 7 Oft ſo unertraͤglichen Geſichtern Gegenüber ſteliſt ?

Reizender iſt mir des Fruͤhlings Bluͤte Nun nicht auf der Flur;

Wo du, Engel, biſt, iſt Lieb' und Guͤte, Wo du biſt, Natur, b

——

Maylted co?

Wie herrlich leuchtet Mir die Natur: . Wie glänzt:die Sonne! Wie lacht die Flur!

47

U’ €8 dringen Blüten Aus jedem Zweig, Und taufend Stimmen Aus dem Geſtraͤuch,

Und Freud’ und Wonne Aus jeder Bruft. O Erd'! v Sonne! O Gluͤck! o Luft!

O Lieb'! o Liebe! Sp golden⸗ſchoͤn, Wie Morgenwolken Auf jenen Hoͤhn!

Du ſegneſt herrlich Das friſche Feld,

Im Bluͤtendampfe Die volle Welt.

O Maͤdchen, Maͤdchen, Wie lieb' ich dich! Wie blickt dein Auge! Wie liebſt du mich!

So liebt die Lerche Geſang und Luft, Und Morgenblumen Den Himmelebuft.

Wie ich dich liebe Mit warmem Blut, Die du mir Jugend Und Freud und Muth

Su neuen Liedern Und Tanzen gibſt. Sep ewig gluͤcklich, Wie du mich liebſt!

48 Mit einem gemahlten Band,

Kleine Blumen, Fleine Blätter ©treuen wir mit leichter Hand Gute junge Zrühlings : Götter Tandelnd auf ein Iuftig Band. '

Zephyr, nimm’s auf deine Flügel, Schling's um meiner Liebften Kleid; Und fostritt fie vor den Spiegel _

AU in ihrer Munterkeit.

Sieht mit Rofen fih umgeben, Selbſt wie eine Roſe jung. Einen Blick, geliebtes Leben! And ich bin belohnt genung.

Fuͤhle, was dies Herz empfindet, Meiche frey mir Deine Hand, Und das Band, das und verbindet, Sep kein ſchwaches Nofen: Band!

Mit einem goldnen Halskettchen.

Dir darf dieß Blatt ein Keltchen bringen, Das, ganz zur Biegſamkeit gewöhnt, Eich mit viel Hundert Eleinen Schlingen Um deinen Hals zu fehmiegen fehnt.

Gewähr dem Närrchen die Begierde,. Sie ift voll Unſchuld, ift nicht Fühn, Am Tag ifl’8 eine Kleine Zierde,

Am Abend wirfft du's wieder hin.

Doc bringt dir einer jene Kette, Die ſchwerer deut und ernfter fafft, erden?’ ich dir es nicht, Lifefte, Wenn du ein klein Bedenfen daft,

49 Kan Lotich'en.

Mitten im Getuͤmmel maucher Freuden, Mancher Sorgen, mancher Herzensnoth, Denl' ich dein, o Lottchen, denken bein die Bonn, Wie beym ftilen Abendroth Du die Hand und freundlich reichteſt,

Da du uns auf reich bebauter Flur,

In dem Schoße herrlicher Natur,

Manche leicht verbälte Spur .: .- Einer lieben Seele zeigten.

.

Wohl if mirs, daß ic dich nicht beriaunt, rt Daß ich glei Di in der erſten Stunde, en Ganz den Herzensaͤusbruck in dem Munde,

Die ein wahres gutes Kind genannt,

Stil und eng-unb ruhig auferzogen, Wirft man ung auf Binmal in. die Welt, .. Uns umfpilen Bunderftaufend Bogen, r Alles reist und, mancherley gefällt; Mancherley verdrieht und, und von Stund! u“ Stunden, Schwanft das leichtunruhige Gefuͤlt Wir empfinden, und was wir ET HDEN, Spilt hinweg das bunte Religewubi.

Wohl, ich weiß Fr "da dariſcleichten und ima Manche Hoffnung, mandher Schmerz. gottchen, mer kennt unfre Sinnen? - Eu Lottchen, wer kennt unfer Herz? ß Ach! es’möchte gern gekannt ſeyn, Aberflichen Mm dad Mitempfinden einer Ereatur, Und vertrauend zwiefah neu genießen Alles Leid und Freude der. Natuf, . .

Goethe's Gedichte. I. 5

60

Und da fucht bag Aug’ fo oft bergen Rings umber, und findet alles zu;

So vertaumelt fi der fchönfte Theil des Lebens Dhne Sturm und ohne Rub;

Und zu deinem ew’gen Unbehagen .

Stößt dich heute, was Dich geſtern 308. Kannſt du gu der Welt nur Neigung tragen, Die fo oft dich trog,

Und bey deinem Weh, bey deinem Gluͤcke, Blieb in eigenwil’ger ſtarrer Ruh’ 7 Eich, da tritt der Geiſt in fich zuruͤcke,

Und das Herz es fchließt fi zu.

- So fand ich dich und ging dir fr entgegen.

O ſie iſt werth zu ſeyn geliebt!

Rief ich, erfiehte dir des Himmels. reinſten Sm,

Den er dir nun in deiner Freundinn giebt.

..

Yuf'dem Se e n

*0 Und friſche Nahrung, neues Viut .

Saug' ich aus freyer Welt; Wie iſt Natur fo hold und gut, Die mich am Buſen haͤlt! Die Welle wieget unſern Kahn

» Da Rudertackt hiuauf, Und Berge, wolkig himmelan, Begegnen unſerm Lauf.

Yung’, mein Aug’, was fiutſt du nie

- Goldne Träume, kommt ihr wieder? Weg, du Traum! fo Gold du bill; - Hier auch Lieb' und Leben if.

-

51

Auf der Welle blinken Tauſend ſchwebende Sterne; Weiche Nebel trinken Mings die thuͤrmende Ferne; Morgenwind umſtuͤgelt Die beſchattete Bucht,

Und im See beſpiegelt Sich die reifende Frucht.

dom Berge

Wenn ich, liebe Lili, dich nicht Lichte, Welche Wonne gäb’ mir dieſer Blick! Und doch wenn ich, Lili, dich nicht liebte, Sand’ ich Hier und fänd’ ich dort mein Gluͤc?

Blumengruß

e

Der Strauß, dem ich gepflüdet, Grüße dich viel tauſendmal! / Ich Habe mich oft gebüdet , Ach! wohl ein taufendmal, . | Und ihn and Herz gedrüdet Wie Hunderttaufendmall

62

Sm Sommer

Mie Feld und Au - So blintend im Thauf -. Wie Perlen: fhwer Die Pflanzen umher! Wie durchs Gebuͤſch Die Winde ſo friſch! Wie laut im hellen Sonnenſtrahl Die füßen Voͤglein allzumal!

Ach! aber da, Wo Liebchen ich-fah, Im Raͤmmerlein, So nieder unb klein, Sp ringe bededt, Der Sonne verttedt, . Bo blieb die Erde weit und breit Mit aller ihrer Herrlichkeit!

Maylied,

Bmwifchen Walzen uud Korn, . Zwifhen Hecken und Dorn, u Zwiſchen Bäumen und Gras, _ Wo geht's Liebchen? Sag mir das!

Fand mein Holdchen

Nicht daheim;

Muß das Goldchen

Draußen ſeyn. Gruͤnt und bluͤhet

Schoͤn der Map;

Liebchen ziehet

Froh nnd frey.

53 An dem Felſen beym Fluß, Wo ſie reichte den Kuß, Jenen erſten im Gras, Sch’ ich etwası Iſt fie das?

Fruͤhzeitiger Fruͤhling. Tage der Wonne Kommt ihr fo bald? Schenkt mir die Sonne, Huͤgel und Wald?

Reichlicher flleßen Baͤchlein zumal. Eind es die Wieſen⸗ Iſt es das Thal?

Blauliche grumer Himmel und Hoͤhl Goldene Fiſche

Wimmeln im See,

Buntes Gefieder Naufchet im Heinz Himmlifche Lieder Schallen darein.

Unter bes Grünen Blühender Kraft, Naſchen die Bienen Summen am Saft. Leiſe Bewegung Bebt in der Luft,

Reizende Regung, Schlaͤfernder Duft.

54

Mächtiger ruͤhret

Bald ih ein Hauch, Doch er verlieret Bleich fh im Strauch.

Aber zum Bufen Kehrt er zuruͤck. Helfet, Ihr Mufen,

FKTragen das Sid!

Saget feit geftern, Die mir geſchah? Liebliche Schweſtern, Liebchen iſt da!

Dr

Serbfigefähh

Fetter grüne, du Laub, Am Rebengelaͤnder Hier mein Fenſter herauf! Gedraͤngter quellet, Zwillingsbeeren, und reifet Schneller und glaͤnzend voller! Euch bruͤtet der Mutter Sonne Scheideblick; euch umſaͤuſelt Des holden Himmels Fruchtende Fuͤlle; Euch Fühler des Mondes Sreundliher Zauberhauch, Und euch bethayen, ach Aus diefen Augen Der ewig belebenden Liebe Vollſchwellende Thränen,

/

8 Raſthoſe Liebe

- Dem Schnee; dem Regen, Dem Wind entgegen,

Im Dampf ber Klüfte, on Durch Nebeldäfte, Immer zu! Immer sn! ze Ohne Raſt md Ruh! °

Lieber durch Leiden Moͤcht' ich mich. fchlagen, Als fo viel Freuden Des Lebens ertragen.

Alle das Neigen

Von Herzen zu Herzen,

Ah wie fo eigen en

Schaffet das Schmerzen! . ie ſoll ich fliehen?

Wälderwärts ziehen?

Alles vergebens!

Krone ded Lebens,

Gluͤck ohne Muh,

Liebe, biſt du

Schaͤfers Klageliedb.

Da droben auf jenem Ber, Berge Da ſteh' ich taufenbmal,

An meinem Stabe gebogen Und ſchaue hinab in das Thal.

Dann folg' ich ber -weibenden: Herde, . Mein Händchen bewahret mir fie,

Ich bin herunter gekommen

Und weiß doch felber nicht wie, -

56

Da ſtehet von ſchönen Blumen

Die ganze Wieſe ſo voll.

Ich brehe.fle, ohne zu wien, :-

Wem ich fie geben. ſol. en

Und Regen, Sturm und Gewitter. Verpaff ih unter dem Baum. _ . Die Thüre dort bleibet verfhloflen; -. - Doch alles ift leider ein Traum,

Es fichet ein Regenbogen Wohl über jenem Haus! = Sie aber ift weggezogen,

Und weit in das kand hinaus.

Hinaus in das Land und weite, Vielleicht gar über die Gee. Voruͤber, ihr Schafe, vorüber) Dem Schäfer iſt gar fo weh.

Troft in Thränem....

Wie kommt's, daß du ſo traurig bift, Da alles froh erfcheint?

Man ſieht dir's an den Augen an: Gewiß du haſt geweint.

„Und hab’ ich einſam auch geweint, So iſt's mein eigner Schmerz,

Und Thränen fließen gar fo füß, @rleichtern mir das Herz -

Die frohen Freunde Taden "dich, O! fomm an mufre Bruft! j Und was du audy. verlosen haft, nn

Lo 2 220

Vertraue den WVerluſt. .

67

„Ihr laͤrmt und raufcht, und ahaet nit; Mas mich den Armen quält. Ze Ach nein! Verloren hab' ich's nicht,

©» fehr es mir auch fehlt,’

So raffe denn dich eilig auf, .

Du bift ein junges: Blut. 1 In deinen Jahren hat man Kraft,

Und zum Ermerden Muth. u.

„Ah nein! erwerben kann ich's nicht,

Es ſteht mir garzufem. 09 Es weilt fo had, es blinkt fo rain, r Wie droben jener Stan.” 0

Die Sterne, die begehrt man nicht, Man freut ich ihrer Pracht Und mit Entzäden blickt man auf In jeder heitern Nacht. J

„Und mit Entzuͤcken bui⸗ ich aß,

So manchen lieben Tag:, . on Verweinen laßt bie Nächte ae. * So lang ic weinen mag.’ or E .n

. ”. . F rn En | . .r .. ..

! .

Ma ht tet e fon n se O! gieb, vom neigen ‚weißen vb (79 un Traͤumend, ehr halb Gehör! un “n Bey meinem Saitenfpiele' u i. Schlafe! was wit dir meer —8

Bep meinem Spitenfpiele. pin Segnet der Sterne Heer :..:. ..: .. Die ewigen Gefühle : : -. ni Schlafe! was win bu:mehet :. 7

58

Die ewigen Gefuͤhle

Heben mich, hoch und hehr, Aus irdifhem Gewuͤhle; Schlafe! was wilft du mehrt. -

Dom irdifhen Gewühle Zrennft du mich nur zu fehr, Bannſt mic. in diefe Kühle; . Schlafe! was wilft du mehr?

Bann mich in diefe Kühle,

Giebſt nur im Traum Gehör. Ah! auf dem weichen Pfuͤhle Schlafe! was willſt du mache?

Sehufug t.

Was zieht mir das Herz ſo? Was zieht mich hinaus? Und windet und fhraubt mich Aus Zimmer und Haus? Wie dort fih die Wolfen

Um Selfen verziehn!

Da möcht’ ih hinüber, -

Da moͤcht' ich mobl binl

Nun wiegt fic & Dex Naben Sefelliger Flug;

Ih miſche mich, drunter

Und folge dem Bug.

Und Berg und Gemäuer. ‚Umfittigen wir; Sie weilet da drunten;

Ich fpähe nach igr,

59

Da kommt fie und wanbelt; Ich eile ſobald,

Ein fingendber Vogel,

Zum bufhigen Wald.

Sie weilet und horchet

Und lächelt mit fih:

„Er finget fo lieblich

Und fingt es an mich.”

Die fheidende Sonne Verguldet die Höhn;

Die finnende Schöne

Sie läßt es gefchehn.

Sie wandelt am Bache Die Wiefen entlang,

Und finfter und finftrer umſchlingt ſich der Gang;

Auf einmal erfchlen? ich Ein blinfender Stern. „Was glänzet da droben? So nah und fo fern 7 Und haft di, mit Staunen, Das Leuchten, erblidt; Ich lieg dir zu Füßen,

\ Da bin ich begluͤckt!

An Mignon

Ueber Thal und Fluß getragen . Siehet rein der Sonne Wagen. Ach! fie regt, in ihrem Lauf, So wie deine, meine Seen, Tief im Herzen, Immer morgens wieder auf,

66 °

Kaum will mir die Nacht noch frommen, Denn die Träume felber Tommen Nun in trauriger Geftalt,. Und ich fühle diefer Schmerzen, Stil im Herzen, Heimlich bildende Gewalt.

Schon feit manden fhönen Jahren Seh’ ih unten Schiffe fahren; Jedes kommt an feinen Ort; Aber ah, die fleten Schmerzen, Feſt im Herzen, Schwimmen nicht im Strome fort.

Schön in Kleidern muß ich Fommen, Aus dem Schrank find fie genommen, Weil es heute Fefttag iſt; . Niemand ahnet, daß von Sqmerzen Herz im Herzen Grimmig mir zerriſſen iſt.

Heimlich muß ich immer weinen, Aber freundlich kann ich fcheinen

Und fogar gefund und roth; Wären tödtlich biefe Schmerzen Meinem Herzen,

Ach! ſchon lange waͤr ich todt.

a a, . *i *

Berafäleh

Da droben auf jenem Berge u Da fteht ein altes Schloß, oo Wo, hinter Choren und Thuͤren, Sonft lauerten Ritter und Roß.

_ 61

Verbrannt find Thuͤren ımd Thore Und überall it es fo il; - Das alte verfallne Gemaͤuer Durchklettr' ich, wie ih nur will, -

| Hierneben lag ein Keller, So vol von koͤſtlichem Wein; Nun fleiget nicht mehr, mit Krügen, Die Keinerinn heiter hinein.

‚Sie feßt den Bäften, im Saale, Nicht mehr die Becher umber, " Sie füllt, zum heiligen Mahle,

Dem Pfaffen das Flaͤſchchen nicht mehr,

Ste reicht dem luͤſternen Knappen Nicht mehr, auf dem Gange, den. Tran, Und nimmt für flüchtige Gabe Nicht mehr den flüchtigen Dank.

Denn alle Balten und Deden, Sie find ſchon lange verbrannt, Und Zrepp’ und Gang und Capelle In Schutt und Trümmer verwandt.

Doc als mit Zitter und Flaſche Nach dieſen felfigen Höhn

Ih, an bem heiterften Tage, Dein Liebchen fteigen gefehn; ..

Dar drängte ſich frohes Behagen Hervor aus veröbeter Ruh; -

Da, ging's wie in alten Tagen Recht feperlich wieder zu.

. Als waͤren⸗fuͤr ſtattliche Gaͤſte Die weiteſten Raͤume beret. MUS kaͤm' ein. Pärchen gegangen - Aus jener tuͤchtigen Zꝛeit.

62

als ftind’, in feiner Eapelle, Der wirdige Pfaffe ſchon da, Und fragte: wollt ihr einander? ? Wir aber laͤchelten: Ja!

Und tief beivegten Gefänge Des Herzens innigften Grund, Es zeugte, flatt ber Menge, Der Echo fhallender Mund.

Und als fih, gegen den Abenb, Im Stillen Alles verlor, Da blickte die gluͤhende Sonne Zum fchroffen Gipfel empor:

Und Knapp und Kellnerinn glänzen, Als Herren, weit und breit; Sie nimmt ih zum Kredenzen Und er zum Dante fich Zeit.

Geifies- Gruß,

Hoch auf dem alten Thurme ftebt Des Helden edler Geiſt, Der, wie das Schiff voruͤbergeht, Es wohl zu fahren heißt.

„Sieh, dieſe Senne war fo ſtark, „Dies Herz fo feſt und wild, „Die Knochen voll von Rittermark, Der Becher angefuͤlt: oo

„Mein halbes Leben ſtuͤrmt' ich fort,

„Verdehnt' die Halft! in Ruh, . ‚Und du, du Menfhen : Schifflein dort, „Fahr' immer, immergul“ - -

;

63 An ein goldnes Herz, das er am. Kalfe trug.

Angedenken du verfiung’uer Freude, " Das ich immer noch am Halfe keage, 0 Haͤltſt du laͤnger als das Seelenband uns berder Verlaͤngerſt du der Liebe turze Tage?

Flieh ich, Lili, vor dir! Muß noch an deinem Bande Durch fremde Lande, |

Durch ferne Thaͤler und Wälder wallen!

Ad, Lili's Herz konnte fo bald nicht

Bon meinem Herzen fallen.

Wie ein Vogel, der den Faden bricht Uud zum Walde kehrt, Er fhleppt des Gefaͤngniſſes Schmach, Noch ein Stuͤckchen des Fadens nach; Er iſt der alte frepgeborne Vogel nid, 5 Er hat fhon jemand angehört,

Wonne der Wehmuth.

Trocknet nicht, trocknet nicht,

Thraͤnen der ewigen Liebe!

Ach! nur dem halbgetrockneten Auge

Wie oͤde, wie todt die Welt ihm erſcheint! Trodnet nicht, trocknet nicht, Thraͤnen ungluͤcklicher Liebe!

64 Wandrers Nachthied.

Der bu von dem Himmel biſt, Alles Leid und Schmerzen ftillefl,

Ah! ich bin des Treibens müde!

Was ſoll all der Schmerz und Luft?

Suͤßer Friede! u Komm, ach komm in meine Bruft!

u

Ein gleiches.

Ueber allen Gipfeln

Iſt Ruh',

In allen Wipfeln

Spuͤreſt Du

Kaum einen Hauch;

Die Voͤgelein ſchweigen im Walde, -: " Warte nur! Balde

Ruheſt du auch.

* to 122

LK

Jägers Abendlied.

Den, ber doppelt elend iſt, ne T,

Doppelt mit Erquickung fülel, : ° . °. Im Felde ſchleich' ich ſtill und wild,

Geſpannt mein Feuerrohr.

Da ſchwebt ſo licht dein liebes Bild,

Dein ſuͤßes Bild mir vor.

-6&

Du wandelft jetzt wohl ftil und milb Durch Feld und liebes Thal, Und ach mein fhnell verraufhend Bild, Stellt ſich dir's nicht einmal ?

\y - Des Menfchen, der die Welt durchftreift WVoll Unmuth und. Verdruß,

Nah Dften und nach Werften ſchweift,

Weil er dich laſſen muß.

Mir ift es, denP ich nur an dich, Aldin den Mond zu ſehn; Ein ftiler Friede kommt auf mich, Weiß nicht wie mir geſchehn.

Anden Mond,

wa Sülleft wieder Buſch und Thal Still mit Nebelglang, - zöfeft endlich auch einmal Meine Seele ganz;

Breiteſt der mein cd Lindernd deinen Blie, Wie des Freundes Auge, mild Ueber mein Geſchick.

Jeden Nachklang fuͤhlt mein Herz Froh⸗ und truͤber Zeit, Wandle zwiſchen Freud' und Schmerz In der Einſamkeit.

Fließe, fließe, lieber Fluß! Nimmer werd' ich froh, So verrauſchte Scherz und sub Und,die Treue ſo. ER Goıtpei Gedichte. I. . 6

66°

Ich beſaß es doch einmal, " Was ſo koͤſtlich iſt! Daß man doch zu feiner Qual immer es vergißt! Rauſche, Fluß, das Thal entlang, Ohne Naft und Rub, Rauſche, flüftre meinem Gang Melodien zu! Wenn du in der Winternacht Wuͤthend uberſchwillſt, Oder um die Fruͤhlingspracht Junger Knoſpen quillſt. u Selig, wer fi vor der Welt Dhne Haß verſchließt. Einen Freund am Buſen halt Und mit dem ‚genießt, _ Was von Meuſchen nicht geivußt, Oder nicht bedacht, - Durch dad Labyrinth ber Bruſt J Wandelt in der Nacht. en

—X

SCinfsräntung

ch weiß nicht, was mir bier gerält, In diefer engen, Heinen Welt Mit holdem Zauberband mich hält Vergeß' ich Doch, vergeß’ ich. gern, _ Wie feltfam mich das Schiefal leitet; Und ah! ich fühle, nah’ und fern Iſt mie noch manches zubereitet. O wäre doch das rechte Maß getroffen! Was bleibt mir nun, ale, eingehuͤllt, Bon holder Lebenskraft erfuͤllt, tn In ſtaler Gegenwart die Zukunft zu erhoffent

.

| 67" offnung.

Schaf, dad Tagwerk meiner Hände, Hohes Gluͤck, daß ich's vollende! Laß! o laß mich nicht ermatten! Nein, es ſind nicht leere Traͤume: Jetzt nur Stangen, dieſe Baͤume Geben einſt noch Frucht und Schatten.

Sorge.

Kehre nicht in dieſem Kreiſe eu und immer neu zuruͤck! Laß, o lab mir meine Weife, Goͤnn', o gönne mir mein Gluͤck! Soll ich fliehen? Son ich's faſſen? Nun gezweifelt ift genug.’ - Willſt du mich nicht glücklich laſſen, Sorge, nun fo mach mich Hug!

Eigentbum

Ih weiß, daß mir nichts angehört, Als der Gedanke, der ungeſtoͤrt Aus meiner Seele will fließen, Und jeder günftige Augenblick, Den mid ein liebendes Geſchick Bon Grundaus läßt genießen.

68 In Sina

Liebchen, kommen biefe Lieder Jemals wieder dir zur Hand, Sitze beym Klaviere nieder,

Wo der Freund ſonſt bey dir ſtand.

Laß die Saiten raſch erklingen Und dann ſieh in's Buch hinein; Nur nicht leſen! immer ſingen, Und ein jedes Blatt iſt dein!

Ach, wie traurig ſieht in Lettern Schwarz auf weiß, das Lied mich an, Das aus deinem Mund vergoͤttern, Das ein Herz zerreißen lann!

n

Sefellige Lieder.

[ ] Was wir in Befeliihaft fingen, Wird von Herz zu ‚Herzen Yringen.

Zum neuen Jahr.

Zwiſchen dem Alten, Zwiſchen dem Neuen, Hier uns zu freuen Schenkt uns das Gluͤck. Und das Vergangne Heißt, mit Vertrauen, Vorwärts ic hauen, Schauen zurüd. .

Stunden der Plage, Keider, fie ſcheiden Treue von Leiden, Liebe von Luft; Beſſere Tage Sammlen ung wieder, Heitere Lieder Stärten die Bruſt.

..Keideniund Freuden Jener verfhmundnen, Eind die Verbundnen Froͤhlich gedenk. Ol! des Geſchicke Seltſamer Wendung Alte Verbindung, : -. Reues Geſchenk! !

Danft es dem regen, Wogenden Gluͤcke, un Dankt dem Geſchicke Maͤnniglich Gut, Freut euch des Wechſels Heiterer Triebe, Offener Liebe, Heimlicher Glut!

92 .-

Andere ſchauen Dedende Falten, Ueber dem Alten, Traurig und ſcheu; Aber uns leuchtet Freundliche Treue. Sehet das Neue Findet uns neu.

So wie im Tanze Balb ſich verſchwindet, Wieder ſich findet Liebendes Paar; So, durch des Lebens Wirrende Beugung, Fuͤhre die Neigung Uns in das Jahr.

/

Stiftungslieb.

Mag gehſt du, ſchoͤne mahtarim Im Garten fo allein? Und wenn du Haus und Felder Pest, Will ich dein Diener feyn.

Mein Bruder fhlid zur Selnerinn Und ließ ihr Feine Ruh. ° " u Sie gab ihm einen friſchen Trunt Und einen sup das.

Mein Vetter ik ein kluger Wicht,

Er iſt der Kochinn hoid. 2.0. © Den Braten dreht er, für und ze Um füßen Minnefold,

13

Die ſechſe die verzehrten dann Zufammen ein gutes Mahl;

Und fingendtam ein viertes Paar Geſprungen im den Sal

Willtommen! und millfommen auch! Fürs wackre fünfte Paar,

Das voll Geſchicht' und Reuigkeit Und friſcher Schwaͤnke war.

Noch blieb fuͤr Näthfel, Wit und Seit: Und feine Spiele Platz;

Ein fechstes Pärchen Fam heran, Gefunden war der Schaß.

Doch eines fehlt’ und fehlte fehr,

Mas doch das befte thut.

Sin zärtlich Pärchen ſchloß fih an, Ein treues nun war's gut.

Geſellig feyert, fort und fort,

Das ungeftörte Mahl,

Und eins im andern freue ſich : Der heil’gen Doppelzahl.

Sr ibtingbonakel

Du propherſcher Vogel du,

Bluͤtenſaͤnger, 01: Cducon!

Bitten eines jungen Paares,

In der ſchoͤnſten Zeit ded Jahres, Höre, liebſter Vogel du, '

Kann es hoffen; ruf ihm zu:

Dein Coucon, dein Eoucon,

Immer mehr Suncon, Coucon.

Goethes Berichte. I. -

1

dd

Hörft du! ein verlichted Paar

Sehnt fich herzlich zum Altar; Und es ift bey feiner Jugend, ; Voller Treue, voller Tugend,

It die Stunde denn noch nicht voll? Sag, wie lange es warten fol? Horch! Coucou! Hoch! Coucou! Immer ſtille! Nichte hinzu!

Iſt es doch nicht unſre Schuld!

Nur zwey Jahre noch Geduld!

Aber, wenn wir uns genommen, Werden Pa, pa, papas kommen? Wiſſe, daß du uns erfreuſt,

Wenn du viele prophezeyſt.

Eins! Coucou! Zwep! Coucou! Immer weiter Coucou, Coucou, Cou.

Haben wir wohl recht gezaͤhlt;

Wenig am Halbdutzend fehlt.

Wenn wir gute Worte geben;

Sagſt du wohl, wie lang wir leben?

Freylich, wir geſtehen dir's,

Gern zum laͤngſten trieben wir's.

Cou Coucou, Eon Coucou,

Cou, Eon, Eon, Cou, Eon, Cou, Cou, Eon, Cou.

Leben iſt ein großes Feſt,

Weann ſich's nicht berechnen’ läßt.

Sind wir nm sufammen blieben;

Bleibt denn auch das treme Lieben? 7

Könnte das zu Ende gehn ; oo.

Wär’ doch Alles nicht mehr fhöm. -

Eon Koucou, Eon Eon]: |

Eou, Son, Cou, Con, Cou, Cou, Eon, Cou, Con. (Mit Grazie in infnitum.),

79 Die glücklichen Gatten.

Nach diefem Fruͤhlingsregen, Den wir, fo warm, erfieht, Weibchen! o! ſieh den Segen, Der unſre Flur durchweht.

Nur in der blauen Truͤbe

Verliert ſich fern der Blick; Hier wandelt noch die Liebe, Hier hauſet noch das Gluͤck.

Das Paͤrchen weiſſer Tauben, Du ſiehſt, es fliegt dorthin, Wo, um beſonnte Lauben, Gefuͤllte Veilchen bluͤhn. Dort banden wir zufammen Den allererften Strauß, Dort fchlugen unfre Flammen, Zuerſt, gewaltig aus.

Doch ale uns vom Altare, Nach dem beliebten Ja, Mit manchem jungen Paare; Der Pfarrer eilen ſah;

Da gingen andre Sonnen Und andre Monden auf,

Da war die Welt gewonnen, Tür unfern Lebenslauf.

- Und Hunderttaufend Sieg Belräftigten den Bund, Im Wäldchen auf dem Hügel, Im Buſch am Wieſengrund, In Hoͤhlen, im Gemaͤuer Auf des Gekluͤftes Hoͤh,

Und Amor trug das Feuer Selbſt in dad Rohr am Sen.

-

ob

Bir wandelten zufrieden, - Bir glaubten und zu zwep; Doc anders war's befchleden Und fieh! wir waren drey, Und vier’ und fünf’ und fechfe; Sie ſaßen um den Topf,

Und nun. find die Gewächfe Saft al’ ung übern Kopf.

Und dort, in fhöner Fläche, Das neugebaute Haus Umfchlingen Pappelbaͤche,

So freundlich ſieht's Heraus. Ber fchaffte wohl, da drüben, Sich dieſen frohen Sie?

Sft es, mit feiner Lieben, Nicht unfer braver Fritz?

Und wo, im Kelfengrunde, Der eingeflemmte Fluß Sich, fhäumend, aus dem Schlunde Auf Räder frärzen muß. "Man fpriht von Müllerinnen Und wie fo fchön fie find; Doc immer wird gewinnen Dort hinten unfer Kind,

Doch mo das Gruͤn, fo dichte,

um Kirch’ und Rafen fteht,

Da wo bie alte Fichte

Allein zum Himmel weht;

Da rubet unfrer Todten > Fruͤhzeitiges Geſchick,

Und leitet, von dem Boden,

Zum Himmel unſern Blick.

77

Es blitzen Waſſenwogen Den Huͤgel, ſchwankend, ab. Das Heer es kommt gezogen, Das und den Frieden gab. Wer, mit der Chrenbinde, Bewegt fich ftolz voraus? Es gleicher unferm Kinde! So fommt der Carl nah Haus;

Den liebften aller Säfte Bewirthet nun die Braut; Sie wird, am Sriedengfefte, Dem Treuen angetraut;

Und zu den Feyertänzen. Drangt jeder fich herbey;

Da ſchmuͤckeſt du mit Kränzen, Der jüngften Kinder drey.

Bey Flöten und Schalmesen Ernenert fich die Zeit, Da wir und einft, im Reihen, Als junges Paar gefreut, - Und in des Jahres Laufe, Die Wonne fühl ich ſchon! Begleiten wir zur Taufe Den Enkel und den Sohn.

78 Bundeslich

In allen guten Stunden, Erhöht von Lieb’ und Wein, Soll diefed Lied verbunden Bon und gefungen fepn! Uns hält der Gott zufanımen, Der uns hierher gebraht. Ernenert unſre Flammen, Er hat fie angefacht.

So glühet fröhlich heute, Sedd recht von Herzen eins! Auf, trinkt erneuter Freude Dies Glas des chten Weins! Auf! in der Holden Stunde Stoßt an, und küffet treu, Dep jedem neuen Bunde,

Die alten wieder nu! . '

Wer lebt in unferm Kreiſe,

And lebt nicht ſelig drin?

Genießt die freye Weiſe

Und treuen Bruderſinn!

So bleibt durch alle Zeiten Herz Herzen zugekehrt!

"Bon keinen Kleinigkeiten

Wird unfer Bund geitört.

Uns hat ein Gott gefegnet Mit freyem Lebensblid, Und Alles, was begegnet, Erneuert unfer Gluͤck. Durch Grillen nicht gedränget, Vetknickt fich feine Luft; Durch Zieren nicht geenget, Schlägt freyer unfre Bruft.

‘79 Mit jebem Schritt wird weiter Die raſche Lebensbahn, Und heiter, immer heiter Steigt unſer Blick hinan. Uns wird es nimmer bauge, Penn Alles fteigt und fällt, Und bleiben lange! lange! \ Auf-ewig fo’ gefellt.

Daner im Weäfel,

Hielte diefen frühen Segen

Auch nur Eine Stunde fe!

Aber vollen Blütenregen Schuͤttelt ſchon der laue Welt.

Soll ich mich des Grünen freuen? Dem ich Schatten erſt verdankt;

Bald wird Sturm auch das zerfireuen, Wenn es halb im Herbſt geſchwankt.

Willſt du nach ben Fruͤchten ‚greifen; Eilig nimm bein Theil davon!

Diefe fangen au zu reifen

Und die andern keimen ſchon;

Gleich, mit jedem Regengufle, Aendert fi dein’ holdes Thal,

Ach! und in demfelben Fluffe Schwimmſt du nicht zum zweptenmal,

Dr nun ſelbſt! Was felienfelte Eid) vor dir hervorgethan, Mauern fiehft du, fiehft Pallaͤſte Stets mit andern. Augen an. Weggeſchwunden ift die Lippe, Die im Kuffe fonft:genas, -

Jener Fuß, der an ber Klippe Eich, mit Gemfenfreche, maß.

Bene Sand, die gern und milde Sich bewegte wohlzuthun,

Das gegliederte Gebilde,

Alles ift ein andres num.

Und was fih, an jener Stelle, . Run mit Deinem Namen nennt, Kam berbep, wie eine Wele, Und fo eilt’d sum Element. ”-

Laß den Anfang mit dem Ende Sich in Eins zuſammenziehn! Schneller ale bie Gegenftände Selber did voruͤberfliehn. Danke, daß die Gunſt der Muſen Unvergaͤngliches verheißt, Den Gehalt in deinem Buſen und die Form in deinem Geiſt.

Tiſchlieb. Mich ergreift, ich weiß nicht wie, Himmliſches Behagen. Will mich's etwa gar hinauf Zu den Sternen tragen? Doch ich bleibe lieber hier, Kann ich redlich ſagen, Beym Geſang und Glaſe Wein Auf den Tiſch zu ſchlagen.

Wundert euch, ihr Freunde, nicht, Wie ich mich gebaͤrde; Wirklich iſt es allerliebſt

Auf der lieben Erde:

Darum ſchwoͤr' ich feyerlich,

Und ohn' alle Faͤhrde,

Daß ich mich nicht freventlich, Wegbegeben werde.

|

Da wir aber allzumal Sp bepſammen weilen, Dicht’ ich, Klänge der Poral - Zu des Dichters Beilen, Gute Freunde ziehen fort, Wohl ein hundert Meilen, Darum foll man hier am Ort Anzuſtoßen eilen,

Lebe Hoch! wer Leben (haft! Das ift meine Lehre. Unfer König denn voran, Ihm gebührt die Ehre, Gegen inn: und äußern Feind Sept er fih zur Wehre; Ans Erhalten denkt er zwar, Mehr noch, wie er mehre,

- Run begrüß’ ich fie ſogleich, Sie die einzig Eine. Jeder denke, ritterlich, Eich dabey die Seine. Mertet auch) 'ein fchönes Kind, Wen sch eben meine, Mun ſo nicke fie mir zu: Reh’ auch ſo der Meine!

Sreunden gilt das dritte Glas, Zweyen oder dreyen, - :Die mit und, am guten Tag, Sich im Stillen freuen - Und der Nebel truͤbe Nacht Leis und leicht zerſtrenen; Dieſen ſey ein Hoch gebracht, Alten oder Neuen.

8:

Breiter wallet nun ber Strom, \ Mit vermehrten Wellen. Leben jest, im hohen Ton, Redliche Geſellen! Die ſich, mit gedraͤngter Kraft, Brav zuſammen ſtellen, In des Gluͤckes Sonnenſchein Und in ſchlimmen Faͤllen.

Wie wir nun zuſammen ſind, Sind zuſammen viele. Wohl gelingen denn, wie uns, Andern ihre Spiele! Von der Quelle bis ans Meer Mahlet manche Muͤhle, Und das Wohl der ganzen Welt Iſt's, worauf ich ziele.

Gewohnt, gethan.

Ich habe geliebet; nun lieb' ich erſt recht!

Erſt war ich der Diener, nun bin ich der Knecht. Erſt war ich der Diener von Allen; Nun feſſelt mich dieſe ſcharmante Perſon,

Sie thut mir auch alles zur Liebe, zum Lohn, Sie kann nur allein mir gefallen.

Ich habe geglaubet; nun glaub' ich erſt recht!

Und geht es auch wunberlich, geht cd auch ſchlecht, Ich bleibe bey'm glaͤubigen Orden:

So duͤſter es oft und ſo dunkel es war

In draͤngenden Noͤthen, in naher Seſahr/

Auf einmal iſt's lichter geworden.

a

83

Ich habe geſpeiſet; nun fneif’ ich erſt anti

Bey heiterem Sinwe, mit fröhlichen Blut

Iſt alles an Tafel vergeffen.

Die Jugend verfchlingt nur, dann ſauſet ſie fort; Sch liebe zu tafeln am Iuftigen Ort,

Ich koſt' und ich ſchmecke bey'm Effen,

Ich habe getrunken; nun trink ich erſt gern!

Der Wein er erhoͤht uns, er macht and zum Deren Und löfet die ſtlaviſchen Zungen.

Ja fchonet nur nicht das erquidende Naß:

Denn (hwindet der ältefte Wein aus dem Faß, So altern dagegen die Jungen,

Ich habe getanzt und dem Tanze gelobt Und wird auch kein Schleifer, kein Walzer. getxbt, So drehn wir ein ſittiges Taͤnzchen. Und wer ſich der Blumen recht viele verflicht Und halt auch die ein’ und die andere nicht, Ihm bleibet ein muntered Kränzchen.

Drum friſch nur aufs Neue! Bedenke dich nit: Denn wer fi die Nofen, die blühenden, briat Den kitzeln fuͤrwahr nur die Dornen.

So heute wie geſtern, es flimmert der Stern. Nur halte von haͤngenden Koͤpfen dich fern Und lebe dir immer von vornen.

'84 Generalbeihte

Laffet heut, im edeln Kreis, Meine Warnung gelten! . Nehmt die.ernfe Stimmung wahr,. Denn fie fommt fo felten. Manches habt ihr vorgenommen,

Manches. iR euch fchlecht befommen,

Und ich muß euch ſchelten.

Meue foll man Doch einmal In der Welt empfinden?! So befennt, vertraut und fromm, Enre geößten Sünden! Aus des Irrthums falſchen Weiten Sammelt euch und fucht, bep Briten Euch surehtzufinden,

Ja, wir haben, fey’s bekannt, Wachend oft getraͤumet, Nicht geleert das friſche GSlas, Wenn der Wein gefhäumet; Manche raſche Schäferftunde, Fluͤcht'gen Kuß vom lieben Munde, Haben wir verſaͤumet.

Stil und maulfanl ſaßen wir, Wenn Philifter ſchwaͤtzten, Weber göttlihen Geſang Ihr Geklatſche ſchaͤtzten; Wegen gluͤcklicher Momente, Deren man ſich ruͤhmen koͤnnte, Uns zur Rede ſetzten.

85

Willſt du Abſolution Deinen Treuen geben; Wollen wir nach deinem: Winlk Unablaͤßlich ſtreben, Uns vom Halben zu entwoͤhnen, Und, im Ganzen, Guten, Schönen, Reſolut zu leben.

=

Den Philiftern allzumal. Wohlgemuth zu fchnippen, Senen Perlenfhaum des Weines Nicht nur flach zu nippen, Nicht zu liebeln, leis mit Augen, Sondern feft und anzufangen An geliebte Lippen,

Weltfeele

Vertheilet Euch, nach allen: Regionen, Von dieſem heil'gen Schmaus! Begeiſtert reißt Euch durch die naͤchſten Sonen In's AU und füllt ed aus!

Schon fhwebet Ihr, in ungemefinen Fernen, Den ſel'gen Goͤttertraum, Und leuchtet nen, geſellig, unter Sternen Im lichtbeſaͤten Raum.

Dann treibt Ihr Euch, gewaltige Kometen, In's Weit' und Weitr' hinan. Das Laborinth der Sonnen und Planeten Durchſchneidet Eure Bahn.

86

Ihr greifet raſch nach ungeformten Erden Und wirket, ſchoͤpfriſch jung, Daß fie belebt:und ſtets belebter werben, m abgemefinen Schwung.

Und treiſend fuͤhrt Ihr in bewegten äften Den wandelbaren Tlor, und fchreibt dem Stein, in allen feinen Brüften, Die feiten Formen vor.

Nun Alles fih, mit goͤttlichem Erfühnen, Su übertreffen ftrebt; Das Waffer will, das unfruchtbare, grünen Und jeded Stäubchen. lebt.

Und fo verdrängt, mit liebevollem Streiten, Der feuchten Qualme Nacht ; Nun glühen fhon des Paradieſes Weiten, Sn überbunter Pracht.

Wie regt fih bald, ein holdes Kicht zu ſchauen, Seftaltenreihe Schnar, Und Ihr erftaunt, auf den beglüdten Auen, Nun ale das erfte Paar.

Und bald verlifcht ein. unbegrnge Streben, Im fel’gen Wechſelblick. Und ſo empfangt, mit Dank, das chonſe geben. Vom All in's All zuruͤck.

87. Kophtiſches Ried,

Laſſet Gelehrte ſich zanken und ftreiten, Streng und bedächtig die Lehrer auch ſeyn! Alle die Weifeften aller ber Zeiten Lächeln und winfen und ſtimmen mit ein: Thöricht, auf Beſſtung der Thoren zu harren! Kinder der Klugheit, o habet die Narren Eben zum Narren au, wie ſich's gehört!

Merlin der Alte, im leuchtenden Grabe, Mo ich als Juͤngling gefprochen ihn habe, Hat mich. mit ähnlicher Antwort belehrt: Thoͤricht, auf Beſſrung der Thoren zu harren! Kinder ber Klugheit, o habet die Narren Eden zum Narren auch, wie ſich's gehört!

Und auf den Höhen der Indischen Lüfte Und in den Tiefen Aegpptiſcher Gruͤfte ' Hab’ ich das heilige Wort nur gehört: Thöricht, auf Beſſrung der Thoren zu harren! Kinder der Klugheit, o habet die Narren Eben zum Narren auch, wie fih’8 gehört.

N x Kin Undred,

Geh! gehorche meinen Winken, ‚Nuße deine jungen Tage, Lerne zeitig kluͤger ſeyn: Auf des Gluͤckes großer Wage Steht die Zunge ſelten ein; Du mußt ſteigen oder ſinken, Du mußt herrſchen und gewinnen, Oder dienen und verlieren, Leiden oder triumphiren, Amboß oder Hammer ſeyn.—

88

Vanitas! vanitatum! vanitas!

Ich hab’ mein Sach auf Nichte geſtellt. N Suche! .

- Drum if’6 fo wohl mir in ber Welt, Juchhe! Und wer will mein Kamerade ſeyn, Der ſtoße mit an, der ſtimme mit ein, Beyp dieſer Neige Wein.

ss ſtellt' mein Sad auf Geld und Gut. Juchhe!

Darüber verlor ich Freud’ und Muth.

D weh! Die Münze rollte hier und dort Und haſcht' ich fie an einem Ort,

Am andern war fie fort.

Auf Werber ſtellt? ich nun mein Sach. Juchhe! Daher mir kam viel Ungemach. D weh! Die Falſche fucht fig ein ander Theil, Die Treue maht mir Langeweil; - Die Belle war nicht feil,

Ich ftellt’ mein Sach auf Reif und Fahrt. Suche! | Und lieh meine aaa O weht: Und mir behagt es nirgends recht, Die Koft war fremd, das Bett war fchlecht, Niemand verfiand mich recht.

89

Ich ftellt’ mein Sach auf Ruhm und Chr, Juchhe! Und fieh! gleich hatt’ ein Andrer mehr, Oweh! Wie ich mich hatt’ hervorgethan, . Da faben die Leute fcheel mich an, Hatte Keinem Recht gethan.

Ich ſetzt' mein Sach auf Kampf und. Krieg. Juchhe! Und ung gelang fo mancher Slieg. Juchhe! Wir zogen in Feindes Land hinein, Dem Freunde ſollt's nicht viel beſſer ſeyn, Und ich verlor ein Bein.

Nun hab' ih mein Each auf Nichts get. Suhde! Ind mein gehört die ganze Welt. Suche! Zu Ende geht nun Sang und Schmaus. Nur trinkt mir alle Neigen aus; Die legte muß heraus!

\

een

Kriegsgläüäck.

Verwuͤnſchter weiß ich nichts im Krieg, Als nicht bleffirt zu fepn. | . Man geht getroſt von Sig zu Sie Gefahr gewohnt hinein; Hat abgepadt und aufgepadt Und weiter nichts ereilt, Als dab man auf dem Marſch fich paat, Im Lager langeweilt. Goeiqe Gedichte. J. 8

-

| 90

‚Dann geht dad Santonizen au, "Dem Bauer eine Laft, Verdrießlich jedem Edelmann, Und Bürgern gar verhaßt. Sep höflih, man bedient dich fchlecht, Den Grobian zur Roth; Und nimmt man felbft am Wirthe Recht, Ißt man Profoßen: Brot.

Wenn endlich die Kanone brummt Und Inattert 's Flein Gewehr, -. Trompet’ und Trab und Trommel ſummt, Da geht's wohl Yuftig ber; Und wie nun das Gefecht befiehlt, Man weichet, man erneut 's, Mey retirirt, Mman avancirt Und immer ohne Kreuz.

Nun endlich pfeift Musketen-Bley Und trifft, wills Gott, das Bein,

Und nun ift alle Noth vorbey,

Man fchleppt ung gleich hinein

3um Städtchen, das der Sieger deckt,

Wohin man grimmig kam;

Die Frauen, die man erft erfchredt,

Sind liebeuswüärdig zahm.

Da thut ſich Herz und Keller log, Die Küche darf nicht ruhn; Auf weicher Betten Flaumen-Schoos Kann man fi gütlich thun. Der fleine Fluͤgelbube hupft, Die Wirthinn raftet nie, Eogar das Hemdchen wird zerzupft, Das nenn” ich Doch Charpie!

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91

Hat Eine ſich den Helden mun Beynah berangepflegt, So kann die Nachbarinn nicht ruhe, Die ihn gefellig hegt. Ein Drittes kommt wohl emfiglich, Am Ende fehlet keins, Und in der Mitte ſieht er fich Des fümmtlihen Vereins.

Der König hört von guter Hand, Man fey voll Kampfes: Luft; Da koͤmmt bebende Kreuz und Band Und zieret Rod und Bruſt.

Sagt, 06’8 für einen Martismann Wohl etwas Beſſres gibt!

Und unter Thränen ſcheidet man Geehrt ſo wie geliebt.

Dffne Tafel.

Viele Gaͤſte wuͤnſch' ich hent Mir zu meinem Tiſche! Speiſen ſind genug bereit Voͤgel, Wild und Fiſche. Eingeladen ſind ſie ja, Haben's angeno mmen. Haͤnschen, geh’ und ſieh' dich um) Sieh' mir ob fie kommen! Schöne Kinder hoff ih num, Die von gar nichts wiſſen, Nicht,“ daß es was huͤbſches ſep, "Einen Freund zu kuͤſſen. Eingeladen ſind ſie all, Haben's angenommen. Haͤnschen, geh' und ſieh' dich um! Sieh' mir ob fie kommen!

92

Frauen den!’ ich auch zu fehm, Die den Ehegatten, Ward er immer brummiger, Immer lieber hatten. Eingeladen wurden fie, Haben's angenommen, Haͤnschen, geh’ und ſieh' dich um! Sich’ mir ob fie kommen!

unge Herrn berief ih auch Nicht im minditen eitel, Die fogar beſcheiden find Mit gefülten Beutel; Diefe bat ich fonderlich, Haben's angenommen. Hänschen, geh’ und fieh’ dich um! Eich’ mir ob. fie kommen!

Männer Ind ich mit Reſpekt, Die auf, ihre Frauen Ganz allein, nicht neben. aus Auf die fhönfte ſchauen. Sie erwiederten.den Gruß, - Haben's angenommen. Haͤnschen, seh’ und ſieh' dich um, Sich’ mir ob fie kommen!

Dichter Iud ich auch herbey, Unſre Luft gu mehren, Die weit lieber ein fremdes Lied Als ihr eignes hören. Alle diefe ftimmten ein, Haben's angenommen. Händchen, geh” und ſieh' dich um! Sich’ mir ob fie kommen!

[4

‚93

Doch ich fehe Niemand gehn,

Sehe Niemand kommen! Suppe focht und fiedet ein, Braten will verbrennen:

Ad, wir haben’s, fuͤrcht' ich uun,

Zu genau genommen |

Haͤnschen, fag’ was meinft dis wohl!

Es wird Niemand-Fommen,"

Haͤnschen lauf und fäume nicht,

Ruf mir neue Säfte!

Seder komme wie er ift,

Das ift wohl das Beſte!

Schon iſt's in der Stadt befannt, Wohl iſt's aufgenommen.

Haͤnschen, mach' die Thuͤren auf:

Sieh nur, wie fie kommen!

Rehenfhaft

Der Meifter,

Friſch! der Wein ſoll reichlich fließen! " Nichts Verdrießlihs weh’ uns an!

Sage, willſt bu mitgenießen, Haſt du beine Pflicht gethan ?

Einer.

Zwey recht gute junge Leute

Liebten ſich nur gar zu ſehr; Geſtern zaͤrtlich, wuͤthend heute, Morgen waͤr' es noch vielmehr; Senkte Sie hier das Genicke,

Dort zerrauft' Er ſich das Haar;

Alles bracht' ich ins Geſchicke, Und fie find, ein gluͤcklich Paar.

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9%

. ähor Sollſt uns nicht nach Weine lechzen Gleich das volle Glas ‚heran! Denn das Aechzen und das Krächzen Haft du heut fchon abgethan.

. Einer Warum weinſt du, junge Waiſe? „Gott! ich wuͤnſchte mir das Grab; Denn mein Vormund, leiſe, leiſe, Bringt mich an den Bettelſtab.“

Und ich kannte das Gelichter,

Zog den Schaͤcher vor Gericht, Streng’ und brav find unfre Richter, Und das Mädchen bettelt nicht,

Chor. Sollſt ung nicht nah Weine lechzen! Gleich Das volle Glas heram ! Denn das Aechzen und Das Kraͤchzen Haft du Heut ſchon abgethan.

Einer

Einem armen Heinen Kegel, - DR fich nicht befonders regt, Hat ein ungebeurer Flegel Heute grob fich aufgelegt. Und ich fühlte mich ein Mannfen, Sch gedachte meiner Pflicht, Und ich hieb dem langen Hanſen Gleich die Schmarre dur’ Geſicht. "Chor . Sollſt uns nicht nach Weine lechgen! - Gleich dag volle Glas heran ! Denn das Aechzen und das Krächzen Haft du heut ſchon abgethan,

95

@iner - 7.

Wenig hab’ ich nur zu fagen: Denn ich babe nichts gethan. Ohne Sorgen, ohne Plagen Nahın ich mich der. Wirthfchaft an; Doc ich habe nichts vergeffen, Ich gedadite meiner Pflicht: Alle wollten fie zu effen, Und an Eſſen fehlt' es nicht.

eEbhbor. Sollſt ung nicht nach Weine lechzen! Gleich das volle Glas heran !; Denn das Aechzen und das Kraͤchzen Haft du heut fchon abgethan.

Einer

Einer wollte mich erneuen, Macht’ es ſchlecht: Verzeih’ mir Gott! Achfelzuden, Kuͤmmereyen!

Und er hieß ein Patriot.

Sch verfluchte das Gewaͤſche, Rannte meinen alten Lauf. Narre! wenn ed brennt, fo löfche, Hat’s-gebrannt, bau wieder. auf!

Chor. Sollſt uns nicht nach Weine lechzen! Gleich das volle Glas heran! Denn das Aechzen und bad Kraͤchzen Haſt du heut ſchon abgethan.

Meiſter. Jeder moͤge ſo verkuͤnden, Was ihm heute wohlgelang! Das iſt erſt das rechte Zuͤnden, Daß entbrenne der Geſang.

96 Keinen Druckſer hier zu leiden, Sep ein ewiges Mandat!

Nur die Lumpe ſind beſcheiden; Brave freuen ſich der That.

Chor. Sollſt uns nicht nach Weine lechzen! Gleich das volle Glas heran! Denn das Aechzen und das Kraͤchzen Haben wir nun abgethan.

7 Drey Stimmen.

Heiter trete jeder Saͤnger, Hochwillkommen in den Saal; Denn nur mit dem Srillenfänger Halten wir’d nicht liberal; Sürchten hinter dieſen Launen, Diefem ausftaffirten Schmerz, Diefen trüben Augenbraunen, Leerheit oder fhlechtes Herz.

Chor. Miemand ſoll nach Weine lechzen! Doch Fein Dichter ſoll heun, Der das Aechzen und das Kraͤchzen Nicht zuvor hat abgethan!

..

:89

Ergo bibiamuatt 7*

Hier find wir verfammlet zu loͤblichem Thun, Drum, Brüderhen! Ergo bibamus. - ;: Die Släfer fie klingen, Geſpraͤche ſie ruhn, Beherziget Ergo bibamus. Das heißt noch ein altes, ein tuͤchtiges Bott: - Es paſſet zum Erſten und paffet fo fort, Und fchallet ein Echo vom feftlichen Ort, Ein herrliches Ergo bibamus.

Ich hatte mein freundliches Liebchen gefehn, Da dacht’ ih mir: Ergo bibamus.

Und nabte mich freundlih; da ließ fie mich ſtehn. Ich Half mir und dachte: Bibamus.

Und wenn. fie verföhnet euch herzet und kuͤßt,

Und wenn ihre dad Herzen und Küffen vermißt; .

So bleibet nur, bis ihr was Beſſeres wißt, Beym troͤſtlichen Ergo bibamus.

Mich ruft mein Geſchick von den Freunden hinweg; Ihr Redlichen! Ergo bibamus. .

Sch fcheide von binnen mit leichtem Gepaͤck: * Drum doppeltes Ergo bibamas.

Und was auch der Filz von dem Leibe ſich ſchmerst/

So bleibt für den: Heitern doch immer geſorgt;

Weil immer dem Frohen ber Fröhliche burgtz Drum, Brüäberchen! Ergo bibamus. ?

Was follen wir fagen zum heutigen Tag ' 3 Ich dächte nur: Ergo bibamus. .

Er ift nun einmal ‚yon befonderem Schlag; -,

. Drum immer aufs neue: Bibamus. . .r

Cr führet die Freude durchs offene Thor, Es glänzen die Wolfen, es theilt fich der Fior,

Da ſcheint ung ein Bildchen, ein goͤttliches, vor; Wir klingen und ſingen: Bibamus.

—*

Goethe's Gedichte. J. 9

‘98 | Mufen und Grazien in der Mark,

O! wie iſt die Stadt fo wenig.

Laßt die Maurer kuͤnftig ruhn!

Unſre Birger, ımfer König -

Könnten wohl wad Beſſers thun. Ball und Oper wird und tödten;

Liedchen, omm auf meine Flur,

Dann befonders die Poeten,

Die verderben bie Natur.

D wie freut ed mich, mein Liebchen, Daß du fo natürlich biſt; Unfre Mädchen, unfre Bübchen, Spielen künftig auf dem Miſt! Und auf unfern Promenaden Seigt fich erſt die Neigung ſtark. Liebes Mädchen! laß ung waden, Waden noch durch diefen Quark, _

® 4 44 «

Dann im Sand ung zu verlieren, Der ung keinen Weg verfperrti - Did den Anger hin zu führen,

„Bo der Dorn dad Roͤckchen zerrtl Su dem Doͤrfchen laß uns ſchleichen, Mit dene. ſpitzen Thurme hier; Welch ein Wirthshaus ſonder gleichen! Crocknes Brodt! und. ſaures Bier!

Sagt mir nichts von gutem Boden, Nichts vom Magdeburger Land‘ Unfre Samen, unfre Todten, Ruhen in! dem leichten Sand. _ Selbſt die Wiſſenſchaft verlieret —— Nichts an ihrem raſchen Lauf, Denn bey ung, wäs vegetiret, Alles keimt getxocknet auf,

99

Geht es nicht in unſerm Hofe Wie im Paradieſe zu? Statt der Dame, ſtatt der Zofe Macht die Henne Bin! glu! glu! Uns befchäftigt nicht der Pfauen, Nur der Gaͤnſe Lebenslauf; Meine Mutter zieht die grauen, ' Meine Frau bie weilfen auf.

Laß den Wigling und beftichelnt Gluͤcklich! wenn ein deutfher Man Seinem Freunde, Vetter Micheln, . Guten Abend bieten Tann,

Wie ift der Gedanke labend: Sol ein Edler bleibt ung nah! Immer fagt man: geftern Abend War doch Vetter Michel ball

Und in unfern Kiebern keimet SH’ aus Sylbe, Wort aus Wort. Ob ſich gleich auf deutſch nichts reimet, Reimt der Deutſche dennoch fort.

Ob es kraͤftig oder zierlich,

Geht uns ſo genau nicht an;

Wir ſind bieder und natuͤrlich, Und das iſt genug gethan.

Epiphanias.

Die heilgen drey König’.mit ihrem Stern, Sie effen, fie trinfen, und bezahlen nicht gern; Sie effen gern, fie trinken gern,

Sie effen, trinfen, und bezahlen nicht gern.

100 Die heilgen brep Koͤnig' find kommen allhier, Es find ihrer drey und find nicht ihrer vier; Und wenn zu drepen der vierte wär Sp wär’ ein heilger drey König mehr.

Ich erſter bin der weiß und auch ber fhöw, Bey Tage folltet ihr erft mich fehn! Doch ah! mit allen Spererepn Werd' ich fein Tag Fein Mädchen mehr erfreum.

Ich aber bin der braun' und bin der lang’, Bekannt bey Weibern wohl und bey Gefang: Ich bringe Gold ftatt Specerepn,

Da werd’ ich überall willlommen fepn.

Ich endlich bin der ſchwarz' und bin der Hein’ Und mag auch wehl einmal vecht Inftig ſeyn. Ich effe’gern, ich trinfe gern, Ich effe, trinke und. bedanke mich gern.

Die Heilgen drey König’ find wohl geſinnt, Sie fuhen die Mutter und bad Kind; Der Joſeph fromm fist auch dabep, Der Ochs und Efel liegen auf der Stren,

Wir dringen Myrrben, wir bringen Gold, Dem Weihrauch find die Danıen hold; Und haben wir Wein von gutem Gewaͤchs, Sp trinfen wir drey fo gut ale ihrer feche.

Da wie nun hier Thöne Herrn und Fraun, Aber keine Ochſen und Efel fhaun; So find wir nicht am rechten Ort Und ziehen unfered Weges weiter fort.

101° :

Die: Lüftigen von Weimar,

Donnerstag nach Belvedere, Freytag geht's nach Jena fort: Denn das ift, bey'meiner Ehre, Doch ein allerliebiter Ort! _ Samstag iſt's worauf wir sielen, "

Sonntag ruticht man auf das Land; |

Bwäzen, Burgen, Säneidemählen. Eind ung alle wohlbelannt.

Montag reizet ung die Bühne; Dienstag ſchleicht dann auch herbep⸗ Doch er bringt zu ſtiller Suͤhne Ein Rapuſchchen frank und ſrev. Mittwoch fehlt es nicht an Ruͤhrung: Denn es gibt ein gutes Stuͤck; Donnerstag haukt die Verfuͤhrung Ans nach Belveder zuruͤck.

Und es ſchlingt munterbrocen Immer ſich der Freudenkreis

Durch die zwey und funfzig Wochen, Wenn man’s recht sn führen. weiß. ‚Spiel und Tanz, Genräg; Theater, Sie erfriſchen unfer Blut; ' nn.

Laßt den Wienern ihren Prater; Weimar, Jena, da ift’& gut!

D

. 100 Die heilgen drey Rönig’ find kommen allhier, Es ſind ihrer drey und ſind nicht ihrer vier; Und wenn zu dreyen der vierte wär So wär’ ein heilger drey König mehr.

Ich erfter bin Ber weiß und auch der ſchoͤw, . Bey Tage folltet ihr erft mich fehn!

Doch ach! mit allen Specerepn

Werd' ich fein Tag Fein Mädchen mehr erfreum.

Ich aber bin der braun’ und bin der lang’, Bekannt bey Weibern wohl und bey Gefang: Ich bringe Gold ſtatt Specerepn,

Da werd’ ich überall willlommen fepn.

| Ich endlich bin der ſchwarz' und bin der Hein’ Und mag auch wohl einmal recht luſtig ſeyn.

Ich effergern, ich trinke gern,

Ich effe, trinke und. bedanfe mich gern.

Die Heilgen drey König’ ind wohl gefinnt, Eie ſuchen die Mutter und das Kind; Der Sofeph fromm fißt auch dabey, Der Ochs und Efel liegen auf der Streu,

Wir bringen Myrrhen, wir bringen Gold, Dem Weihrauch find die Danıen Hold; Und haben wir Wein von gutem Gewaͤchs, So trinfen wir drey fo gut als ihrer feche.

Da wir nun hier Thöne Herrn und Frau, Aber keine Ochfen und Efel fhaun; So find wir nicht am rechten Ort Und ziehen unferes Weges weiter fort. .

Die Qufiigen von WBeimez

Douncrötag malt Bervace dreytag geht's mat Zeus Tri: Denu bes ik, bey meiner Eier,

Wenn man's ic zu nen. ne (Spiel und Ta, ira 26 Sie erfriſchen ne F-

Luft den Bias cs Beim, Ja, 55

192

Sirtlianifhes Lich

Ihr ſchwarzen Aeugelein!

Wenn ihr nur winket, Es fallen Haͤuſer ein, Es fallen Staͤdte; eo Und dieſe Leimenwand . Vor meinem Herzen ·3· Bedenk doch nur eiumal - . Die four’ nicht fanen! .

EEE

Söwetsertien,

| aufn Best. Fa Bin i geſaͤſſe een Ha de Voͤgle ne Zugeſchaut; Haͤnt geſunge,

Haͤnt geſyrunge,

Haͤnts Naͤſtli

Gebaut. gIn Garte Bin i geſtande Ha de 3mbli Zugeſchaut; en

Haͤnt gebrummiet, Haͤnt geſummet, Haͤnt Zelt Gebaut.

ur d' Wieſe Bin i gange, Lugt'i Summer voͤgle a;

' % 193

a geſoge, Haͤnt gefloge,

Gar z' ſchoͤn haͤnts

Gethan.

und da kummt nu

Der Hanſel,

Und da zeig k

Eemfioh, _ .

Wie fie’d machen,

Und mer laden

Und machen’d

Au ſo.

Finniſches Liede

Kam’ der liebe Wohlbelannte, Voͤllig fo wie er gefchieden; Kup erkläng’ an feinen Lippen, Haͤtt' auch Wolfsblut fie geröthet; “hm den Handſchlag gab’ ih, wären Seine Fingerfpigen Schlangen.

Wind! o hätteft du Verftändniß, Wort' um Worte truͤgſt du wechfelnd, Sollt' auch einiges verhallen, Zwiſchen zwey entfernten Liebchen.

Gern enibehrt' ich gute Biſſen, Prieſters Tafelfleiſch vergaß ich, Eher ald dem Freund entfagen, Den ich Sommers rafch bezwungen, Winters langer Well’ bezaͤhmte.

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28

—F Mais o

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Kennft du das Sand? io die Citronen Stahn, Bu Im dunfeln Laub die,Spld: : Drangen, glähn, ' J Ein ſanfter Wind von’ blauen Himmel Hi , | Die Mprte ſtill und Hot) der Lorber Re rn Kennft du es wohl ?

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| Dahin! Dahin Moͤcht' ich mit dir, 8- mein. Gehebter ziehn.

Kennſt du das Hau 83 Auf Säulen ruht. fein Dip, Es glänzt ber "Saal, ns ſchimmert das Gemad,, ., .. Und Marmorbilder ſtehn und/ſehn mich an; Was hat man, bir, du armes Kind, getgauY Keunft dus es wohl? Dakin! bapiur " Moͤcht ich mit bir, o mein Beſchutzer ziehn.

Kennſt du den wers, ab feinen Woltekent,..

Es ſtuͤrzt der Fels und über MM die Bu. .

Kennft du ihn wohl. - ee. na Dabin! habe! et Seht unfer Weg! o Vater, laßt und ziehn!

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408: Der Sängern

Was hoͤr ich druußen vor dem Thor,

Bas auf der Bruce ſchallen?

Laß de MO...

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Laßt n Ba nen ten

Gegräßet ſeyd mir, edle Seten, :”

Seerußt ihr, ſchoͤne Damen!

Wilqh reicher Himmel! Stern bey Ste! Wer tennet ihre Namen? ° ;- © . Im Saal vol pracht und Herrlichteit Eolieft,” Augen, euch ; bier iſt nicht BR J Sich ſtaunend m ergegen.. _

De Singer druͤat' die Augen ei und ſchlug in vollen Tönen; I 0 Die Ritter ſchauten muthig beein; Und in den Schoß die Schönen, Der König, dern es wohlgefiel, Leß, ihn zu ehren für fein Spiel, Eine geldne see holen,

Die goldne Kette gib mir nichtl Die Kette gib den Nttern. Vor deren kuͤhnem Angefiht Der Feinde Lanzen fplittern; Gib fie dem Kanzler, den du Haft, Und laß ihn noch die goldne Laft Bu andern Laſten tragen,

.

109 Ich ſinge, wie ber Vogel fingt,

j Der in den Zweigen wohnet;

: Daß Lied, das aus der Kehle bringt,

| : gt Lohn, der reichlich lohnet.

Doch darf.ich bitten, bitt’ ich eins: Laß mir den beften Becher Weins In purem Golde reichen.

Er fegt' ihn an, er trank ihn aus: D, Trank voll füßer Labe! O, wohl dem hochbeglüdten Haug, Wo das ift Kleine Gabe! Ergeht's euch wohl, fo deuft an mie, Und danfet Gott fo warm, als ich Für diefen Trumf euch Danke,

Das Veilcheßn.

Ein Veilchen auf der Wieſe ſtand, Gebuͤckt in ſich und unbekannt: Es war ein herzig's Veilchen. Da kam eine junge Schaͤferinn, Mit leichtem Schritt und unterm Sin, Daher, daher, - Die Wiefe her, und fang. .

DEN denkt das Veilchen, wär’ ih nur Die fchönfte Blume der Natur, .

Ach, nur ein kleines Weilden,

Bis mich das Liebchen abgepfluͤckt, Und an dem Bufen matt gedruct! Ach nur, ach nur,

Ein Viertelſtuͤndchen lang!

‚210

Ach! aber ach; das Mädchen kam Und nicht in Acht das Vellchen nahm, Ertrat das arme Veilchen.

Es fang und ſtarb und freut fich noch! Und fterb’ ich denn, fo ſterb' ich dech Durch ſie, durch ſie, Zu ihren Fuͤßen doch.

Der untrene Knabe.

Es war ein Knabe frech genung, War erſt aus Frankreich kommen, Der hatt' ein armes Maͤdel jung Gar oft in Arm genommen,

Und liebgefof’t und liebgeherzt, Als Bräutigam herumgeſcherzt, Und endlich fie verlaffen.

Das braune Nräbel das erfuhr, Vergingen ihr die Sinnen, Sie lacht' und weint’ und bet’ und ſchwur: So fuhr die Seel! von hinnen. Die Stund’, da fie verfhieden war, Wird bang dem Buben, grauft fein Haar, es treibt ihn fort zu Pferde.

Er gab die Sporen krenz und quer, Und ritt auf alle Seiten, Heruͤber, hinuͤber, hin und her, Kann keine Ruh erreiten, Reit't ſieben Tag' und ſieben Nacht; Es blitzt und donnert, ſtuͤrmt und kracht, Die Fluthen reißen uͤber.

2118

Und reit't in BE und Wetterſchein Gemäuerwerk entgegen, Bind't's Pferd hauß' au, und kriecht hinein, Und duckt fih vor dem Megen. . Und wie er tappt, und wie er fühlt, Sich unter ihm die Erd’ erwuͤhlt; Er ſtuͤrzt wohl hundert Klafter.

Und als er fih ermannt vom Schlag, Sieht er drey LKichtlein ſchleichen. Er rafft fih auf und Frabbelt nad; Die Lichtlein ferne weichen; AIrr' führen ihn, die Quer’ und Läng’, Zrepp’ auf, Trepp’ ab, dur enge Gaͤng', Berfallne, wüfte Keller. ,

Auf einmal fteht er hoch im Saal, Sieht figen hundert Gäfte, Hohläugig grinfen allzumahl . Und winken ihm zum Feſte. Er ſieht fein Schäßel unten au, Mit weißen. Tuchern augethan, Die wend't ſich

Ertts ® ii

Be reitet fo fpät dur Nacht und Wind? Es ift der Vater mit feinem Kind;

Er hat den Knaben wohl in dem Arm,

Er fafft ihn fiher, er Hält ihn warm.

. Mein Sohn, was birgft du fo bang dein Geſicht? Siehſt, Water, du den Erlkönig nicht?

Den Erlenkönig mit Kron’ und Schweif?

Mein Sohn; es ift ein Nebelftreif,

112

„Du liebes Kind, komm, geb mit mir! „Bar ſchoͤne Spiele fpiel' ih mit dir; Manch‘ bunte Blumen find an dem Strand; „Meine Mutter hat manch’ gülden Gewand.”

- Mein Vater, mein Vater, und hoͤreſt du nicht, Was Erlenkoͤnig mir leiſe verſpricht? Sey ruhig, bleibe ruhig, mein Kind; Mm duͤrren Blättern fäufelt der Wind.

„Willſt, feiner Knabe, du mit mir gehn? „Meine Töchter follen dich warten fhön; „Meine Töchter führen den nähtlihen Reihn, „Und wiegen und tanzen und fingen dich ein.’

Mein Vater, mein Vater, und fiehft du nicht dort Erlkoͤnigs Töchter am duͤſtern Ort? Mein Sohn, mein Sohn, ich ſeh' es genau: Es feinen die alten Weiden fo grau.

„Ich liebe dich, mich. reist deine ſchoͤne Geſtalt, „Und bift du nicht willig, .fo brauch’ ih Bewalt.” Mein Vater, mein Vater, jebt faßt er mic, en! Eritönig hat mir ein Leids getban!

Dem Vater grauſet's, _er reitet gefchwind, @r hält in Armen das aͤchzende Kind, Erreicht den Hof mit Müpe und Noth; In feinen Armen das Kind war’ todt.

\

| 113 Der Fiſcher.

Das Waſſer rauſcht', das Waſſer ſchwoll, Ein Fiſcher ſaß daran, Sah nach dem Angel ruhevoll,

Kuͤhl bis ans Herz hinan.

Und wie er ſitzt und wie er lauſcht, Theilt ſich die Fluth empor;

Aus dem bewegten Waſſer rauſcht Ein feuchtes Weib hervor.

Sie ſang zu ihm, ſie ſprach zu ihm: Was locſt du meine Brut, Mit Menfchenwis und Menfchenlift Hinauf in Todesgluth? Ah! müßten du, wie's Zifchlein ifk t So wohlig auf dem Grund, . Du ftiegft herunter, ‚wie bu bift, Und würdeft erft geſund.

Labt fi die liebe Sonne nicht,

Der Mond ſich nicht im Meer?

Da ward um ihn geſchehn:

Kehrt wellenathmend ihr Geſicht Nicht doppelt fchöner her? Lot did; der tiefe Himmel nicht, Das feuchtverflärte Blau?

Lockt dich dein eigen Angeficht Nicht her in ew’gen Chau?

Das Waſſer ranfcht, das Waſſer ſchwoll, Nest’ ihm den nadten Fuß; Sein Herz wuchs ihm fo ſehnſuchtsvoll, Wie bey ber Liebſten Gruß, Sie ſprach zu ihm, fie fang zu ihm;

Halb zog fie ihn, halb ſank er hin,“ ""- Und ward nicht mehr gefehn..

GBGoethe's Sedichte. J. | 40

11%

Der König in Thule

Es war ein König in Thule Gar treu bie an das Grab, Dem fierbend feine Buhle Einen golden Becher gab.

Es ging ihm nichts darüber, _

Er leert* ihn jeden Schmaus; Die Augen gingen ihm über, So oft er trank daraus,

Und als er tan zu ſterben, Zaͤhlt er feine Städt’ im Reich, Goͤnnt' Alles feinen Erben, Den Becher nicht zugleich,

Er. faß beym Koͤnigsmahle, Die Ritter, um ihn her, Auf hohem Wäterfaale, Dort auf dein Schloß am Meer.

Dort ſtand der alte Zecher, Trank letzte Lebensgluth, Und warf den heil'gen Becher Hinunter in die Fluth.

Er ſah ihn ſtuͤrzen, trinken Und ſinken tief ins Meer.

Die Augen thaͤten ihm ſinken; Trank nie einen Tropfen mehr.

ot

B7 115 Das Bluͤmlein Wunderſchoͤn. Lied des gefangnen Srafen.

Graf.

3 kenn' ein Blümlein Wunderſchön Und trage darnach Verlangen; Ich möcht? es gerne zu fuchen gehn, _ Allein ih bin gefangen.

Die Schmerzen find mir nicht gering; Denn als ich in der Freyheit ging, Da hatt? ich e& in der Nähe.

Von diefem ri bloß La ic die Auge Und kann's von hi Bo Mit Bliden nicht u. Und wer mir's ve [Lupe

Es wäre Ritter o Der follte mein Trauter bleiben.

Rofe . Ich Blühe ſchoͤn, und höre, dies. ® Hier unter. deinem Gitter, Du meineft mid, die Mofe, geibiß, Du ebler,. armer Ritter! . Du haft gar einen hohen Sinn; Es herrſcht die Blumenfönigiun Sewiß auch in deinem Herzen,”

Graf.

Dein; Purpur-ifl aller Ehren werth,

Im grünen Weberkleide,

Darob dag Mädchen dein begeht, , 2

Wie Gold und edel Geichmeide. . Dein, Sum. erhöht das ſchoͤnſte Geſicht:

Allein du biſt das Blümchen nicht, Das ich im Gtihen verchte .; .

116

' 2 i l i te. Das. Röslein hat gar ftolzen Brauch Und ftrebet immer nach oben; Doch wird ein liebes Liebchen auch) Der Lilie Bierde loben, f

Wem's Herze fchlägt in treuer Bruft

Und ift fih rein, wie ich, bewußt, Der hält mich wohl am hoͤchſten.

Graf. Ich nenne mich zwar keuſch und rein, Und rein von böfen Fehlen ; Doc muß ich hier gefangen fepn, . Und muß mich einſam quälen., Du biſt mir zwar ein fhönes Bild Bon mancher Jungfrau, rein und nild:

Doch weiß ich noch was Liebers.

gelte Das mag wohl ich, die Nelte, ſeyn,

Bier in bes Waͤchters Garten,

Wie würde ſonſt der Alte mein

Mit To viel Sorgen warten?

Im fhönen Kreis der Blätter Drang, Und Wohlgeruch das Leben lang, Und alle tauſend Farben, |

Graf.

Die RNelte ſoll man nicht verſchmahn. Gie iſt des Gaͤrtners Wome: = - Bald mnb ſie in dem Lichte ſtehn, Bald ſchuůͤtzt er fie vor Sonite; Doch was den Grafen gluͤclich macht, Es iſt nicht ausgefuchte Pricht;: Es iſt ein ſtilles Bluͤnhen.

112

Bellden.

Ich fteh verborgen und gebildt, Und mag nicht gerne fprechen, Doc will ich, weil ſich's eben ſchickt, Mein tiefes Schweigen brechen. Wenn ih es bin, du guter Mann, Wie fhmerzt mich's, daß ich hinauf nicht lanu

„Dir alle Geruͤche ſenden.

Graf. Das gute Veilchen ſchatz ich ſehr: Es iſt ſo gar beſcheiden, Und duftet fo ſchoͤn; doch brauch ich mehr In meinem herben Leiden. IH will es euch nur eingeſtehn: Auf diefen duͤrren Felſenhoͤhn IE Liebchen nicht zu finden,

Doch wandelt unten, an dem Bad, Das treufte Weib ber Erde, Und feufzet leiſe manches Wh \ - Bis ich.erlöfet werde, Wenn fie ein blaues Blümchen Wit; Und immer ſagt: Vergiß mein mit! So fuͤhl ichs in der Ferne.

ga, Mad,

Ben;

Drum t Auch n

Und % So ruf [i2} Da ton

113 Ritter Curts Brautfahrt.

Mit des Braͤutigams Behagen Schwingt ſich Ritter Curt auf's Roß. Zu der Trauung ſoll's ihn tragen, Auf der edlen Liebſten Schloß; Als am oͤden Felſenorte Drohend ſich ein Gegner naht; Ohne Zoͤgern, ohne Worte Schreiten ſie zu raſcher That,

Lange ſchwankt des Kampfes Welle, Bis ſich Curt im Siege freut; Er entfernt ſich von der Stelle, Ueberwinder und geblaͤut. Aber was er bald gemahret In des Buſches Zitterfchein! Mit dem Saͤugling ftill gepanret Schleicht ein Liebchen durch den Hain.

Und fie winkt ihn auf das Platzchen: Lieber Herr, nicht fo geſchwind!

Habt ihr nichts an euer Schägchen ? Habt ihr nichts für ener Kind? _

Ihn durchgluͤhet ſuͤße Stamme,

Daß er nicht vorbep begehrt,

Und er findet nun die Amme,

Wie die Jungfrau, liebenswerth.

Doch er hoͤrt die Diener blaſen/ * Dentet nun der hohen Braut, a Und nun wird auf feinen Strafen · Jahresfeſt und Martt fo laut. Und er waͤhlet in den Buden " T Manches Pfand zu Lieb’ und Huld; Aber ah! da kommen Juden Mit dem Schein vertagter Schuld.

ut 484

119

Und nun halten bie Gerichte Den behenden Nitter auf. O! verteufelte Gefchichte! Heldenhafter Lebenslauf! Soll ich heute mich gedulden ? Die Berlegenheit ift groß. MWiderfaher, Weiber, Schulden, Ach! kein Ritter wird fie los,

Hochzeitlie'd.

Wir ſingen und ſagen vom Grafen ſo gern, Der hier in dem Schloſſe gehauſet, Da wo ihr den Enkel des ſeligen Herrn, Den heute vermaͤhlten, beſchmauſet. Nun hatte ſich jener im heiligen Krieg Zu Ehren geſtritten durch mannigen Sieg, - Und als er zu Haufe vom Roͤſſelein flieg, _ Da fand ex fein Schlöffelein oben; Do Diener und Habe zeritoben,

Da bift du nun, Graͤflein, da biſt du zu "oa

Das Heimifche findeit dur ſchlimmer! Zum Fenſter da ziehen die Winde hinaus, Sie kommen durd alle die Zimmer. IN Was wäre zu thun in der herbftlihen Nacht? Sp. Hab’ ich doch manche noch ſchlimmer vollbracht, Der Morgen bat Alles wohl beffer gemacht, . Drum rafch bey der mondlichen Helle,

Im's Bett, in das Stroh, in's Geſtelle.

-.-— |} —— »

120

Und als er im willigen Schlummer fo lag, Bewegt es fih unter dem Bette. Die Matte die rafchle fo lange fie mag! 9a, wenn fie ein Bröfelein hätte! Doch ſiehe! da ſtehet ein winziger Wicht, Ein Zwerglein fo zierlih mit Ampelen = Licht, Mit Redner: Gebärden und Sprechergewicht, Sum Fuß des ermüdeten Grafen, Der, fhläft er nicht, moͤcht' er doch ſchlafen. Wir haben uns Feſte hier oben erlaubt, Seitdem du die Zimmer verlaſſen, Und weil wir dich welt in der Ferne geglaubt; So dachten wir eben zu praſſen. Und wenn du vergoͤnneſt und wenn dir nicht graut; So ſchmauſen die Zwerge, behaglich und laut, Zu Ehren der reichen, der niedlichen Braut. Der Graf, im Behagen des Traumes: Bedienet euch immer des Raumes! Da kommen drep Reiter, ſie reiten hervor, Die unter dem Bette gehalten; Dann folget ein ſingendes, klingendes Chor Poſſierlich kleiner Geſtalten; Und Wagen auf Wagen mit allem Geraͤth, Das einem ſo Hoͤren und Sehen vergeht, Wie's nur in den Schloͤſſern der Koͤnige ſteht; Zuletzt auf vergoldetem Wagen, Die Braut und bie Säfte getragen.

So rennet num Alles in vollem Galopp Und kuͤhrt fih im Saale fein Plaͤtzchen. Zum Drehen und Walzen und Inftigen Hopp Erkieſet fich jeder ein Schaͤtzchen. Da pfeift es und geigt es und Hinget und klirrt, Da ringelt's und fchleift es und rauſchet und wirrt, Da piſperi's und kniſtert's und flifterts und ſchwirrt3 Das Sräflein, ed blicket hinüber, Es duͤnkt ihn, als läg’ er im Fieber.

121 eo

Nun daypelt’S und rapyelt’s und Happert’s im Saal, Bon Baͤnken und Stühlen und Tifchen, Da will nun sin jeder, am feſtlichen Mahl, Eid) neben dem Liebchen erfriſchan ur Sie tragen die Würfe, die Schinken fe Hein Und Braten und Fiſch und Sefluͤgel herein; Es kreiſet beftändig deu Löftliche Wein, Das tofet und Ipfet fo lange, Verſchwindet zulept mit Gefange. _

Und follen wir fi ingen, was weiter veidehn; So ſchweige das Toben und Toſen. Denn was er, ſo artig, im Kleinen geiehn,

Erfuhr er, genoß er im Großen,

Trompeten und klingender, fingender Schall, Und Wagen und Reiter und braͤutlicher Sawau, Sie kommen und zeigen und neigen. nl an: Unzählige, felige2ute Sp ging ed und geht ed noch heute.

t . J L s

Der 8: sun. |

UI —. Arm am Bentet,-Trant

Schleppt' ich meine langen: Tage. :. Armuth iſt die groͤßte Plagt

Reichthum iſt das höchfte Butt .. el

Und zu enden meine. —* ..6

Ging ich einen Schatz zu graben.

Meine Seele ſollſt du haben!

Schrieb ich hin mit eignem Blut. Goethe's Gedichte. J. 11

122

Und To zo’ ih Kreif um Kieife,

Stellte wunderbare Flammen, -

Kraut und Knochenwerk zufanımen; -

Die Beihwörung war vollbracht. Und auf bie gelernte Weiſe Grub ich nach dem alden Schatze, Auf dem angezeigten Platze.

Schwarz und ſtuͤrmiſch war die Nacht. |

Und ich fah ein Licht von weiten, Und es Fam gleich einem Sterne, Hinten aus der fernften Ferne,

Eben als es zwölfe ſchlug;

Und da galt fein Vorbereiten.

Heller ward's init einemmale

Don dem Glanz der vollen Schale, Die ein fchöner Knabe trug.

Holde Augen ſah ich blinten Unter dichtem Blumenkranze; In des Trankes Himmelsglanze Trat er in den Kreis herein.

Und er hieß mich freundlich trinken; Und ich dacht’ ; es kann der Knabe, Mit der ſchoͤnen lichten Gabe, | Wahrlich! nicht der Böfe ſeyn.

Trinke Muth des reinen Lebens]

Dann verftehft du die Belehrung, Kommſt, mit Ansftliher Beſchwoͤrung, Nicht zurtckiun biefen Ort. Grabe bier nicht mehr vergebens.

Tages Arbeit! Abends Gauſte

Saure Wochen! Frohe Feftel

Sep bein kuͤuftig Zauberwort. _ —5

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123 Der Rattenfänger

Ich bin der mwohlbelannte Sänger Der vielgereifte Rattenfänger, Den diefe altberähmte Stadt

Gewiß beſonders nöthig hat; J Und waͤren's Ratten noch ſo viele, Und waͤren Wieſel mit im Spiele; Von allen ſaͤubr' ich dieſen Ort, Sie muͤſſen mit einander fort.

Dann iſt der gnt gelaunte Saͤnger Mitunter auch ein Kinderfaͤnger, Der ſelbſt die wildeſten bezwingt, Wenn er die goldnen Maͤhrchen ſingt. Und wären Knaben noch fo trutzig, Und waͤren Maͤdchen noch ſo ſtutzig, In meine Saiten greif ih ein,

Sie muͤſſen alle Hinter drein.

Dann ift der vielgewandte Sänger 27 Gelegentlich ein Mädchenfänger ; In keinem Städtchen langt er an, Wo er's nicht mancher angethan. Und wären Mädchen noch fo blöde, Und wären Weiber noch fo fpröbe; Doch allen wird fo liebebang Bey Zauberfaiten und Gefang. Bon Anfang.)

Die Spinnerinn.

Als ich ſtig und ruhig Mann,

Ohne nur zu ode ... Trat ein fchöner, junger Daun Nahe mir zum Roden.

124 2

Robte, was zu loben war, Sollte das was ſchaden? - Mein dem Klachfe gleiches Haan, Und den gleichen Faden.

Ruhig war er nicht dabey, Ließ es nicht beym Alten; Und der Faden riß entzwep, Den ich lang’ erhalten,

Und des Flachſes Stein: Gewicht GSab noch viele Zahlen; ber, ah! ich Eonnte nicht Mehr mit ihnen prahlen.

Als ich fie zum Weber trug, Fuͤhlt' ich was fich regen, Und mein armes Herze flug Mit gefehwindern Schlägen.

Nun, beym beißen Sonnenftich, Bring’ ich's auf die Bleiche, Und mit Mühe bi’ ih mich Nach dem nächften Teiche.

Was ih in dem Kämmerlein Stil und fein gefponnen, Kommt wie kann es anders fen? Endlih an die Sonnen.

2—

B:0 r Geriäk

Bon weni ich eB Habe‘; bus Tag” id er nicht, Das Kind in meinem Leib. Pfui! fpept ihr aus: die Hure dal r Bin doch ein ehrlich Weib, 7

123

Mit wen ich mich traute, dag ſag ich ench nicht. Mein Schatz iſt lieb und gut, Traͤgt er eine goldene Kett' am Hal, Trägt er einen ſtrohernen Hut. iR:

Sol Spott und Hobn getragen ſeyn,, HM: Trag' ich allein den Hohn. Ich kenn' ihn wohl, er kennt mid) wohl, Und Gott weiß auch davon.

Herr Pfarrer und Herr Amtmann ihr, Ich bitte, laßt mi in Ruh! Es ift mein Kind, es bleibt mein Kind, Ihr gebt. mir ja nichts dazu.

s' da: *

Der Edelknabe und die Muͤllerinn.

Edelknabe. Wohin? wohin? Schöne Mülerinnt Wie heißt du? -

Muͤllerinn. N. Life.

Edelfnabe. Wohin denn? Wohin, . Mir dem Rechen in der Hand? *

Muͤllerinn. Auf des Vaters Land, Auf des Vaters Wieſe.

Edelknabe. und gehſt fo allein?

. " br

v

126

Muͤllerinn. Du Heu fol herein,

Das bedeutet ber Medien; Und im Garten daran

Eangen bie Birn zu reifen an; Die will ich brechen.

Edelknabe. Iſt nicht eine ſtille Laube dabep?

Muͤllerinn. Sogar ihrer zwey, An beyden Ecken.

Edeltnabe. Ich lomme dir nad), Und am heißen Mittag Wollen wir uns drein verſtecken. Richt wahr, im grünen vertraulichen Haus

Müällerinw.. . Das gäbe Geſchichten.

Edelknabe. Ruhſt du in meinen Armen aus?

Muͤllerinn.

Mit nichten! | Denn wer die artige Müllerinn eat, Auf der Stelle verrathen iſt.

Euer fchönes dunkles Kleid

That mir leid

Sp weiß zu färben.

Gleich und gleiht fo allein ws recht! Darauf. will ich leben und ſterben. Ich liebe mir den Muͤllerknecht;

Un dem ift nichts zu verderben,

——

t27 Der Junggefell under Muͤhlbach.

J = 72

Geſell.

Wo willſt du klares Baͤchlein hin, So munter? on Du eilft, mit frohem leiten Sinn, Hinunter. Bas fuchft du eilig in dem. Thal? So höre doqh und ſprich einmal!

Bad.

Ich war ein Baͤchlein, gunggeſel7 Sie haben Mich ſo sefaßt, Damıı 17 Minen, " Im Graben,” ._ Zur Mühle dort hinunter fol,

Und immer bin ich raſch und vol,

„@rfelk *2.— Du eitef, mit gelaſſ nem Muth, Zw: Müßle,' it ?. .! . Und weißt nicht, was ic jünges’ Su Hier fühle. Es blickt die Shine Muͤllerinn Wohl freundlich manchmal nad bir hin?

Ba 6. > ge offnet feuh / deym Dorzemiät, Den Laden, * Und kommt, ihr liebes Angepst Zu baden, Ihr Bufen iſt fo vell und weiß; Es wird mir gleich zum Dampfen heiß

08° ‚G&efelbi,, ru

Kann fie im Waſſer giebetglatd Entzuͤnden; Wie fol man Ruhemit Fleiſch und Blut Wohl finden? - 4 Wenn man fie Einmal nur gefehn,. Ah! immer, muß man noch ihr lin.

FR Du RT EL Se Ar Dee - I I Fe Dann ſtuͤrz' ich auf die Mäder mid Mit Braufen, 7 Und alle. Schaufeln drehen ſich Sm Saufen. j Seitbom das. ſchoane⸗ Mibchen nhai. Hat auch das Waſſer beff’re se

"Sefein”

Du Armer, ſabiſt du nicht den samen, Wie Andre? Sie lat did an, and fagt im Shi. Nun wandeel 2:1 Sie hielte dich wohl ſelbſt zuruee Mit einem ſuhen ebene? ve .

Nine

Yan

par iron. ſarer /ſo ſarwer von Ort Zu fließen: Mn

Ich kruͤnrs mich yon. fadıte ſote

Durch Wieſen; Und Fam? zB, erſt auf · mjch ya Ps Lo. Der Weg wi’ baßd zumw aethan.

v.

—⸗

Der Mittertun

ng Seſell.

Berete s meiner —2* en

Ja ſcheide · Du murmelft mir vieleicht: einmer Zur Freude.

Geh, ſag' ihr gleich, und (ag “hr iR; in

Mas ſuull. ber gnabe wunſcht w und Deo

Woher der Freund ſo fruͤh und ſchneue, Da kaum der Tag im Oſten graut? Hat er fih in der Walbfapeiies.. - So Falt und Mifch es iſt, eriant'? Es ftarret ihm der Bach entgegenz: Mag er mit Willen barfufgehun:: °. . Was flucht eyfeinen Morgenfegen Durch die beſchneiten, wilden Hoͤhn?

Bewrva

9* Tr >

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Ah, wohl! Er kommt vom warmem Bette,

Wo er ſich andern Spaß verſprach Und wenn er nicht ben Mantel. ie

Wie ſchrecklich wäre. feine Schmahl..

Es bat ihn jener Schalt betragen, . ---; ;, Und ihm den Buͤndel abgepact; Der-arme Freund ift ausgezogen, ;-

Und faft, wie Adam, bloß und nadt,

Warum au ſchlich er dieſe Mege Nach einem friſchen Yepfelpaar,.., ,...

So wie im Paradiek, mar... Er wird den Scherz. nicht leicht erneuern; Er druͤckte ſchnell ſich aus dem Haus,

Und bricht auf einmal nun, im Frepen ven

In bittre, laute Klagen aus, error

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Das freylich ſchoͤn im Mühlgehege,- DE

- - . « . —R H r -. 12 3 _!

4

30

„Ich las in ihren Feuerblicken Nicht eine Spylbe von Verrath; Sie fhien mit mir fi zu entzuͤcken, Und fann auf ſolche ſchwarze That! Konnt’ ich in ihren Armen träumen, Wie meuchlerifh der Bufen fchlug? Sie hieß den holden Amor ſaͤumen, Und günftig war er und genug.

ı „Sich meiner Liebe. zu erfreuen! - Der Nacht, die nie ein Ende nahm! Und erft die Drutter anzufchreien, Nun eben ald der Morgen⸗kam!

Da drang ein Dutzend Anverwandten Herein, ein währe Menfchenftrom ;

Da kamen Vettern, Tudten Tanten,

Es kam ein Bruder. und en Ohm. .

„Das war ein Toben, war ein Wüthen! Ein jeder ſchien ein andres Thier. Sie forderten bes Mädchens Blüthen,

Mit fchredlichem Gefchrei, von mir. Was dringt ihr Alle, wie von Sinnen, Auf den unſchuld'gen Füngling ein? Denn ſolche Schäße zu gewinnen,

Da muß man viel behender ſeyn.

„Weiß Amor ſeinem ſchoͤnen Spiele Doc immer zeitig nachzugehn, . @r läßt fürwahr'nicht in der Mühle Die Blumen fechzehn Jahre ftehn. Sie ranbten num das Kleiderbindel, Und wollten auch den Mantel noch, Wie nur fo viel verflucht Geſindel Im engen Haufe fich verkroch!

| 131

Nun ſprang ich anf, uud tobt' und Auchke, Gewiß, durch alle durchzugehn, Ich ſah noch einmal die Verruchte, Und ach! ſie war noch immer ſchoͤn. Sie alle wichen meinem Grimme; Da flog noch manches wilde Wort; Da macht' ich mich, mit Donnerſtimme, Noch endlich aus der Hoͤhle fort.

t

„Man ſoll euch Maͤdchen auf dem Lande, Wie Maͤdchen aus den Städten, fliehn. So laſſet Doch. den Frau'n von Stande Die Luft, die Diener auszuziehn! Doch fepd ihr auch von den Geuͤbten, Und kennt ihr keine zarte Pflicht, Sp ändert immer die Geliebten, Doch fie verrathen müßt ihr nicht.” .

„So fingt.er in der Winterftunbe, Ro nicht ein armes Hälmchen grünt. Ich lache feiner tiefen Wunde:

Denn wirklich ift fie wohlverdient.

So geh’ es Jedem, deram Tage Sein edles Liebchen frech betriegt, Uad Nachts, mit allzukuͤhner Wage, - Zu Amors falfcher Mühle Friccht,

U

4

132 Der Mullerinn Reue

zZuͤngling. Nur fort, du braune Here, fort!

Aus meinem gereinigten Haufe, Daß ich dich, nach dem ernſten Bott, Rn Nicht zaufer J Mas ſingſt du hier fuͤr Heucheley | Bon Lieb’ und ftiler Mädchentren ? Ber mag das Mädchen hören!

Sigeunerinn.,

Ich finge von des Mädchens Neu, Und langem, heißem Sehnen; Denn Leichtfinn wandelte fih in Treu "Und. Thränen. Sie fürchtet dee Mutter Drohen nicht mehr, - Sie fürchten des Bruders Fauſt nicht fo ſehr, Als den Haß des herzlich Geliebten.

Jängling. Ben: Bigeunun Una’ und won Werrat, Bon Mord und diebiihem-NRauben; Man wird dir jebe falſche That Wohl glauben. . Wenn fie Beute vertheilt, Gewand und But, Schlimmer als je ihr Zigeuner täut, Das find gewohnte Gefchichten.

Zigeunerinn.

„Ach! wehl ach weh! Was Hab’ ich gethanl Mas hilft mir nun das Laufchen! . Ich hör’ an meine Kammer heran Ihn rauſchen. Da klopfte mir hoch das Herz, ich dacht? O, haͤtteſt du doch die Liebesnacht Der Mutter nicht verrathen!“ -

133 - Skanling, Ach, leider! trat ich auch einft Amon

Und ging verführt im Stillen: Ah Suͤßchen! laß mic zu die ein

Mit Willen!

Doch gleih entſtand ein Lärm und Befrei; Es rannen die tollen Verwandten herbey. Noch ſiedet das Blut mir im Leibe.

Zigennerinn.

„Kommt nun dieſelbige Stunde zuruͤck, Wie ſtill mich's kraͤnket und ſchmerzet! Ich habe das nahe, das einzige Gluͤck Verſcherzet. Ich armes Maͤdchen, ich war zu jung! Es war mein Bruder verruht genung, :&9 ſhlecht an dem siebten zu handeln,

Der Die ter. So gieng das fchwarze Weib in das Hang, In den Hof zur fpringenden Quelle; Sie wufch fih Heftig die Augen aus,

Und helle

Ward Aug’ und Geſicht, und weiß und kla Stellt fih die fhöne Muͤllerinn dar Dem erſtaunt⸗ erzuͤrnten Knaben. u

Müllerifin”” Pr .. Ich fuͤrchte fürwahr dein erzuͤrnt Geſicht, Du Süßer, Schöner und. Trauter! Und Schläg’ und Meſſerſtiche nicht; Nur lauter Sag’ ih von Schmerz und Liebe dir, Und will zu deinen Fuͤßen hier Nun leben oder auch ſterben.

134.

Juͤngling.

O Neigumg; fage, wie haft du fo tief Im Herzen dich verftedet? Wer hat dich, die verborgen fchlief, Gewecket? Ach Liebe, du wohl unſterblich biſt! Nicht kann Verrath und haͤmiſche a Dein göttlich Leben tödten.

Mällerinn.

Liebft du mich noch fo hoch und fehr, Pie du mir haft gefchworen, So ift uns beiden auch nichts mehr Berloren. Nimm bin das vielgeliebte Weib! Den jungen unberührten Leib, Es ift nun Alles dein eigen!

Beide,

Nun, Sonne, gebe hinab und hinauf! Ihr Sterne, leuchtet und dunkelt! Es geht ein Liebesgeſtirn mir auf Und funkelt. So lange die Quelle fpringt und rinnt, So lange bleiben wir gleichgefinnt, Eins an bes Andern Herzen.

\ 135° Wandrer und Pigteriun.

*

Er. Kannſt du, ſchoͤne Paͤchtrinn ohne seien,

Unter diefer breiten Schattenlinde, ve

Wo ih Wandrer Furze Ruhe finde, Labung mir, fuͤr Durſt und Hunger, reichen?

Sie.

- Rift du Bielgereifter hier dich laben; Sauren Raam und Brot und reife Früchte, . Nur die ganz natuͤrlichſten Gerichte,

Kannſt du veichlih an der Quelle haben. -

Er.

St mir doch, ich muͤſſte ſchon dich kennen, Unvergeßne Zierde holder Stunden! Aehnlichkeiten hab' ich oft gefunden; Dieſe muß ich doch ein Wunder nennen.

Si ie. Ohne Wander findet ſich, bey Wandrern, Oft ein ſehr erklaͤrliches Erſtaunen. Ja, die Blonde. gleichet oft der Braunen; Eine reizet eben, wie die andern.

Heute nicht, * * z |

Hat mir biefe Bildyn ‚gen 0 hinenr 2. Damals war fe Sonn Shuuen, ° " J In dem feſtlich aufgeſchinuckten Saale; |

Sie,

Freut es Hi, fo. kanm es wohl heſchehen,

Daß man deinen Mahechenſcherz wellende: - . Purpurfeibe:noß'von Igfer- Sende, sic! © Da du fie zum erſtenniah geſehen⸗ 313: .

run Ex. stulr Nein, fürwahr, das haft du nicht gedichte. Konnten Geifter dir es offenbaren; Bon Juwelen haft du auch erfahren Und von Perlen, die ihr Blick vernichtet,

Sie

Diefes Eine ward mir wohl vertrauet: Daß die Schöne, ſchamhaft zu geſtehenn. Und in Hoffnung, wieder dich zu fehen, - Manche Schlöffer in die Luft erbauet.

Er

Trieben mich umher dach alle Windel Sucht' ich Ehr' und Geld auf jede Weiſe! Doch geſegnet, wenn, am Schluß der Reiſe, Ich das edle Bildniß wieder finde,

Sie. Nicht ein Bildniß, wirklich ſiehſt du jene Hohe Tochter des verdraͤngten Siutes: Nun im Pachte des verlaßnen Gutes Mit dem Bender freuer ſich Helene. wo Asch 47.72

€,

Aber dieſe. herzlichen "fh LESER TORTEN Kann fie der Beni itzer —J ber eiben? .. ih er Reiche Felder, breite fi Bei DE u mr, n' ei Mäht’ge Quellen, Lühe, nen und?

Sie;

Ser doch in alle Welt’ eitlaufen br. 1:;17 Wir Gelchmifter haben: .uiel wenn... som Au“ Wenn der Gute, mie manſagt, geſtorhen, :. 17 Wollen wir das Hinteeineduufe, :. ..ı “ii >. an

' 2

rn

| 137 Er. Wohl zu kaufen iſt es, meine Schoͤne! Vom Beſitzer hoͤrt' ich die Bedinge;

Doch der Preis iſt keineswegs geringe, Denn das lebte Wort, es iſt: Helene!

Sie,

" 2 Konnt' und Glied und Höhe nicht vereinen! Hat die Liebe diefen eg genommen? Do ich ſeh' den. wadern Bruder kommen! Henn er’s hören wird, was kann er meinen?

Wirkung in die Ferne.

Die Königinn fteht im hohen Saal, . Da brennen ber Kerzen fo viele; Sie Tpriht zum Pagen: „Du läufft einmal Und hohlſt mir den Beutel zum Spiele. Er liegt zur Hand Auf meines Tiſches Rand. Der Knabe der eilt fo behende, War bald an Schloſſes Ende.

| Und neben der Rnigian —* ame Stund | Sorbet die fhönfte der Frauen. ; - : | Da brach ihr. die Taſſe fo hart an dem Drum, Es war ein Graͤuel zu fhauen. Derlegenheit! Scham! Ums Prachtlleid iſt's gethan! Sie eilt und fliegt fo behende Entgegen des Schloffes Ende. Serthe3 Sera 1 . 12

x 133

Der Knabe zurüd zu laufen Fam Entgegen der Schaͤnen in Schmerʒen. \; Es wuſſt' es Niemand, doch beyde zufanm’, | Sie hegten einander im Herzen:

Und o des Glädd!, .

Des guͤnſt'gen Feſchicisi

Sie warfen mit Bruſt ſich 4n Bruͤſten Und herzten und kuͤßten Hal) Luͤſten.

Doch endlich Beybe ſich reißen los; Sie eilt in ihre Gemäder;, Der Page drängt, ſich zur. Koͤniginn groß Durch alle die Degen und Faͤcher. Die Fuͤrſtinn entdeckt Das Weſtchen befleckt: Fuͤr ſie war nichts unerreichbar, | Der Koͤniginn van Saba vergleichbar. eo:

und fi ie bie Hofmeifterinn rufen laͤßt: „Bir kamen doch neulich zu Streite, Und ihr behampteter- ſteif und feſt, Nicht reiche der Geiſt in die Weis; „. Die Segemwäst nur . . . . min Die late wahl Spurs :, oe 1.30%... Doch Niemand wir in die Ferne i. .:: Sogar nicht die himmliſchen Greue 4,

„Run feht! So eben warb mir zur Seit” Der geiftige Süßtranf 'verfüttet, Und gleich darauf hat er dort hinten fo weit Dem Knabent die Weſte merrunet Ts Beforg dir fie neu! © BEE Und well ich mähifren, ' ' on Daß fie mir zum Beweiſe gegolten Ich zahl’ fiel fonft wirft du geſcholten.“

« —— —— 8 \

I

139 | Die wandlende Glocke.

Es wer ein Kind das wollte nie Zur Kirche fih bequemen Und Sonntags fand es ſtets ein Wie, u Den Weg in's Feld zu nehmen. " u

Die Mutter ſprach: Die Gloce tat er

Und fo ift dir's befohlen; 7 rl dan

Und haſt du dich nicht hiagewoͤhnt, Sie komint und wird Dich hohlen. 2

Das Kind es denft: bie Slode hanet Da droben auf dem Stuhle. Schon hats den Weg ind Feld gelenkt, Als lief es aus der Schule. .

Die Glode Glocke tönt nicht mehe Die Mutter hat gefackelt. Bu Doch. welch ein Schreden yinterber!

fe} din

Die Glocke kommt gewackelt. . Bus . Sie madelt fhnell, man glaubt es tan, ni Das arme Kind im Schreden: - IT WE aNl

Es lauft, ed kommt, als wie im, A Die Glocke wird es decken.

Doch mimmt es richtig feinen Sat

. Und mit gewandter Schnelle. . _

Eilt 28 durch Anger, Keld und Bu Zur Kirche, zur Kapelle: oo 2. out:

Und jeden Sonn: amd: Feyertag Gedenkt rs an den Schaden, . . =, 79

„Laͤßt durch den erften, Sidemfhleg. - .:

Nicht in Perſon ſich laden. 7 .: 0.0

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140

Der getreue Edart.

O wären wie weiter, o wär ich zu Haus! Sie kommen. Da kommt fchon der nächtlihe Graus. Sie find’8 die unholdigen Schweitern. ‚Sie ftreifen heran und fie finden ung bier, Sie trinten das muͤhſam geholte das Bier, Und laſſen nur leer und die Krüge,

So ſprechen die Kinder und drüden ſich ſchuell, Da zeigt fih vor ihnen ein alter Geſell: Nur file, Kind! SKinderlein, file! Die Hulden fie kommen von durſtiger Jagd Und laßt ihr fie trinten wie's jeder behagt, Dann find fie euch Hold die Unholden,

GSeſagt fo geihehn! und da naht fih der Graus Und fiehet fo gran und fe ſchattenhaft aus, Doch ſchluͤrft es und fchlampft es aufs befte. Das Bier ift verſchwunden, die Rrüge find leer; Nun fauft es amd brauft es, das wuͤthige Heer, Ins weite Sethal und Gebirge.

Die "Rinderlein änaftlich gen Haufe fo ſchnell, Geſellt ſich zu ihnen ber fromme Gefell: Ihr Puͤppchen nur ſeyd mir nicht traurig.

Wir kriegen nun Schelten und Streich! bis auf's Blut.

Mein keineswegs, alles geht herrlich und gut, Nur fehweiget und horchet wie Mäuslein.

Und der-esench anräth und der ed- befichlt, Er ift e8, der gern mit den’ Kindelein fpielt, Der alte Getrene, ber Edart. Rom Wundermann hat man euch immer erzählt; Nur hat die Beftätigung jedem gefehlt, Die habt ihre num Föftlic in Händen,

141

Sie kommen nah Haufe, fie ſetzen den Krug Ein jedes den Eitern beiheiden genng Und harren der Schläg’ und der Scheltem. Doc fiehe man koftet: Ein herrliches Bier! Man trinkt in die Munde ſchon dreymal und vier . Und noch nimmt ber Krug nicht ein Ende.

Das Wunder ed dauert zum morgenden Tag; Doc fraget wer immer zu fragen vermag; Wie iſt's mit den Krügen ergangen? Die Mäuslein fie lächeln, im Stillen ergeht; Sie ftammeln und ftottern und ſchwatzen zulezt, Und glei find vertrodnet bie Kruͤge.

Und wenn euch, ihr Kinder, mit treuem Geſicht Ein Vater, ein Lehrer, ein Aldermann fpricht, So horchet und folget ihm pünktlich! Und liegt auch das Zünglein in peinlicher Hut, Verplaudern ift ſchaͤdlich, verſchweigen ift gut; Dann fällt fih das Bier in den Krügen,

Der Todtentanz. -

- Der Thürmer der fchaut zu Mitten der Racht Hinab auf die Graͤber in Lage; Der Mond der hat alles in's Helle gebracht; Der Kirchhof er liegt wie am Tage. Da regt ſich ein Grab und ein anderes dann: Sie kommen hervor, ein Weib ba, ein Mann In weißen und fhleppenden Hemben. 4

142

. Das reckt num, es will ſich ergehen ſogleich, Die Knöchel zur Runde, zum Tanze, So arm und ſo jung, und ſo alt und ſo reich; Doc hindern die Schleppen am Kane. Unb; weil Hier bie Scham nun nicht weiter gebeut, - Sie ſchuͤtteln fih alle, da liegen zerſtreut Die Hemdelein über ben Hügeln.

: Nun hebt fih der Schenkel, nun wadelt das Bein, Gebärden‘ da gibt es vertradte; x Dann Elippert’8 und klappert's mitunter hinein,

Als fchläg’ man die Hölzlein zum Tacte.

Das kommt nun dem Thürmer fo lächerlich vor; ! Da raunt ihm ˖ der Schalt, ber Verſucher in's Dei Gehl! hole dir einen der Lalen.

/

Gethan wie gedacht! und er fluͤchtet ſich ſchuel Nun hinter geheiligte Thuͤren. Der Mond und noch immer er ſcheinet ſo hell Zum Tanz, den ſie ſchauderlich fuͤhren. Doch endlich verlieret ſich dieſer und der, Schleicht eins nach dem andern gekleidet einher, Und Huf ift es unter dem Nafen.

Nur einer der trippelt und ftolpert zulezt

Bd tappet und grapf’t an den Grüften;

Doch hat kein Geſelle fo ſchwer ihn verlezt;

Er mittert dad Tuch in den Lüften. ..

Er rättelt bie Thurmthuͤr, fie ſchlaͤgt ihn zuruͤck Geziert und geſegnet, dem Thuͤrmer zum Gluͤck? Sie blinkt von metallenen Kreuzen.

Das Hemd muß ex haben, da raſtet er sis,

Da gilt auch Fein langes Beſinnen.

Den gothtfchen Zierat ergreift nun’ der wWiht

Und klettert von Zinne zu Zinnen. a Zu

Nun iſt's um den armen, den. Thuͤrmer getbans‘

Es rudt ſich von Schnoͤrlel zu Schuöslel Hinan,:

Langbeinigen Spinnen vergleichbar; hen“ | „.

} \

143

Der Thuͤrmer erbleichet, ber Thaͤrwer erbebt, Gern gäb’ er ihn wieder den Lalen. Da bädelt jest hat er am laͤngſten ‚gelebt Den Zipfel ein eiſerner Zacken. Schon truͤbet der Mond ſich, verkhwindenben, Seins, Die Slode fie donnert ein maͤchtiges Eins. Und unten zerfchellt. Bad. Gerippe. = . '..ı.:

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. X .;

Die erfe Werpurgisnagt

Ein Druide.

Es lacht ber Mail

Der Wald ift frey

Bon Eis und Meifgehänge,

Der Schnee ift fort;

Am grünen Ort

Erſchallen Luftgefänge:

Ein reiner Sie. .,. ' Liegt auf der Hh5 Doch eilen wir nach oben,

Begehn den alten, beil’gen. Brand, Allvater dort zu loben.’ Die Flamme ‚lodre durch den Rauch! So wird das Herz erheben. u \

Die Druiden,

Die Hamm lodre durch den Kara? Begeht den alten .heilgen Brauch, .-: Alluster Dort zu lobent Hinauf! hinanfenad.obent

444 Einer aus dem Volke.

Munt ihr fo verwegen handeln? Wollt ihr denn zum Tode wandeln? Kennet ihr nicht die Geſetze Unſrer harten Ueberwinder?

Rings geſtellt ſind ihre Netze Auf die Heiden, auf die Suͤnder. Ach! ſie ſchlachten auf dem Walle Unfre Weiber, unfre Kinder.

Und wir alle

Nahen uns gewiſſem Falle.

Chor der Weiber.

Auf des Lagers hohem Walle Schlachten ſie ſchon unſre Kinder. Ach! die ſtrengen Ueberwinder! Und wir alle _

Nahen uns gewiſſem Falle,

Ein Druidre.

Wer Opfer hent Zu bringen fheut, Verbient erſt feine Bande. Der Wald ift frep! Das Holz berbey, Und ſchichtet es zum Brande! Doch bleiben wir Im Buſchrevier Am Tage noch im Stillen, Und Männer ſtellen wir zu Hut, Um euer Sorge willen.. Dann aber laßt, mit friſchem Muth, Uns unſre Pflicht erſauen.

148 Chor der Waͤchter.

Vertheilt euch, wackre Männer, bier

Durch dieſes ganze Waldrevier, Und mwacet hier im Stillen, , Ben fie die Pflicht erfuͤllen.

Ein Waͤchter. Diele dumpfen Pfaffenchriften, Laßt und Fed fie überliftent Mit dem Teufel, "den fie fabeln, Wollen wir fie felbft erſchrecen.

Kommt! Mit Zacen und mit Gabeln,

Und mit Gluth und: Alapperftöden Larmen wie bey näher Meile Durch die engen deiſenſtrecen. Sauz und Eule

Heul in unſer NRundgeheule!

Chor d er.

FR mit 5 K Soden,

Die ber Teufel; 1 F Und mit wilden ; [2 Durch die leeren [0 Kanz und Eule \ Heut in unſer drndoehelen⸗

‚Ein Druide,

So weit gebracht, Daß wir dey Naht Alvgter heimlich fingen!” DOG iſt es Tag, . Sobald man mag Ein reines Herz dir bringen. Du kannſt zwar heut,

Und manche Zeit,

Soethes Gedichte. I.

Bun

4146

Dem Feinde viel erlauben.

Die Flamme reinigt fih vom Rauch:

Sp reinig’ unfern Blauben! " Und raubt man uns den altem Brauch; Dein Licht, wer will ed rauben! .

Einſchriſtlicher Wächter. Hilf, ach Hilf mir, Kriegsgefellel Ach, es kommt die ganze Hölle! Sieh, wie die verherten Keiber Durch und durch von Flamme glühen! Menſqhen · Wölf und Drehen Weiber, . Die im Zlug vorübergiehen!. Welch entjeglihes ‚Betöfel : - Laßt une, laßt uns alle fliehen! Dben flammt und faust der Boͤſe; Aus dem Boden Dampfet rings ein Höllen: Broden.

Ehor ber. Kliſtihen Winter Schredliche verherte Leiber, | Menſchen-Woͤlf' und Drachen: Weiherl. Welch entſetzliches Getöfe! J Sieh, da flammt, da dit der Bil} . Aus dem Boden em Dampfet ringe ein hl Broden.

TTS Verdi Füiben.

Die Flamme reinigt ſich ydm ‚Raus - Sp reinig’ unfern, Plaibep!, ns gi“ 1 Und raubt man uns den alten ag Dein Licht, wer kann es Tanken) —* >

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4 7

| 147 Der Zauberlehrling.

Hat der alte Hexenmeiſter Sich doch einmal megbegeben ! Und nun follen feine Geifter Auch nah meinem Willen leben, Seine Wort’ und Werte Merkt' ih, und den Brauch, Und mit Geiftesftärte ö Thu' ih Wunder auch.

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3

Mate! walle! W

Manche Streck,eee4u.

Daß, zum Zwecke,

Waſſer ſüeßfeeee We: Und mit reichene, vollem Schwale DR u) Zu dem Babe. 0 ergiegen a Ta 19 . rn on. u nu Bu ?

Und nun konim, bu alter Befen! , Nimm die fehlechten Lumpenhuͤllen. Bift ſchon Tange Knecht gewefen; . Nun erfülle meinen Willen! Auf zwey Beinen ftehe, Dben fey ein Kopf,

Eile nun, und gebe ' 3 Mit dem Waſſertopf! ER

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nen

Waleiwilel . . °. | Manche Strede, Daß, zum weit, men Waſſer fließes. on Und mit reichem, vollem Schmale, Zu dem Baba ſich exgieße.

‚148

Seht, er läuft zum Ufer nieder, Wahrlich! ift fhon an dem Klufe, Und mit Blitzes ſchnelle wieder Iſt er hier mit raſchem Guſſe. Schon zum zweptenmale!

Wie das Becken ſchwillt! Wie ſich jede Schale Bol mit Waſſer fuͤllt!

Stehe! fiehel '

Denn wir haben

Deiner Gaben

Volgemeflen!

Ach, ih mer es! Wehe! wehe Hab’ ich doch das Wort vergeſent

Ach! das Wort, worauf am ‚Ende Er das wird, was er gewefen.. . . . 5 Ach, er läuft und. bringt bchende! .. Waͤrſt du doch der alte Beſen! Immer neue Guͤſſe Bringt er ſchnell herein, Ach! und hundert Fluͤſſe Stuͤrzen auf mich ein.

Nein, nicht länger Kann ich's laſſen; Will ihn faſſen, Das iſt Tuͤcke! Ah! nun wird mir immer baͤnger! Welche Mienel welche Blicke!

O du Ausgeburt der Hölfel. " :' ‚Soll dad ganze Haus erſaufen? .: -- Seh’ ich über jede Schwelle - "I. - Doch fhon Waſſerſtroͤme laufen, 7 1 4 5”.

R 149 Gin verructer Befen, De ze Der nicht hören will!

Sto@, der du gewefen, Steh doch wieder ſtill!

Winfts am Ende - Gar nicht laffen? Will dich faſſen, Will dich halten, Und das alte Holz behende , mt dem ſcharfen Beile ſpalten. N"

bt, da Tommfer ſchlepPpend wieder! Wie ich: mich num -auf dich werfe, x -o Gleich, o Kobold, liegft du nieder; -: Krachend trifft die glatte Schaͤrffe. Wahrlich! brav getroffen } eg Seht, er ift entzwep! Und nun Fann ich hoffen,- Und ich athme frei

eher wehel “or. Bepde Theile Stehn in Eile Schon als Knechte Voͤllig fertig in die Höhe .. . Delft mir, ach u bohen. met ‚Und ‚fie laufen! Naß und naͤſſer Wird im. Saal und auf den Stufen, Welch entſetzliches Gewähr! - ::. - Hersiand Meifter! Hör? mich xufen! Ach, da kommt der Meiſter! Herr, die Noth iſt groß! - Die ich rief, die Geile, 27" Werd’ ich num nicht log, TE

150

„In die Se, . Beſen! Beſen! a Pan Sepd's geweien. DE Denn als Seifter m. Ruft euch nur, zu feinem Zweae, |

Exft hervor der alte Meiſter.“

1 . [2 . .. D

. -

Die Braunsvon Cortnth —8 ij Im ——

Nah Corinthus von Athen gejogen Yo Kam ein Tüngling, dert no) unbefannt, Einen Bürger hofft' ex ſich gewogen; Br Bepde Däter maren gaſtverwandt, Ze Hatten frühe ſchon | en Toͤchterchen und Sohn Braut und Bräutigam voraus genannt.

ber wird er auch willklommen ſcheinen, Wenn er theuer nicht die. Gunſt erkauft? Er iſt noch ein Heide mit den Seinen, Und fie find ſchon Chriſten und actanſt. Keimt ein Glaube nen, Wird: aft Lieb: und rm Mie ein böfes Unkraut ausgerauft.

Und ſchon Ina das ganze Haus im Stiüm, | Bater, Töchter, nur die Mutter wacht; Sie empfaͤngt den Gaſt mit veſtem Willen; Gleich ins Prunkgewach wird ex ser . Wein und Effen prangt,

Eh er es verlangt! . | _

So yerforgend wuͤnſcht fie. gute. Nacht...

-

151

Aber bey dem mwohlbeftellten Eſſen Wird die. Luft der Speife nicht erregt; Müdigkeit läßt Speil’ und Trank vergeffen, Daß er angekleidet ſich aufs Bette legt; Und er fhlummert fafk,

Als ein feltner Gaſt Sich zur offnen Thür herein bewegt.

Deun er ſieht, bey feiner Lampe Schimmer, Kritt, mit weißem Schlever und Gewand, Eittfam ſtill ein Mädchen in das Zimmer,

Um bie Stien ein ſchwarz⸗ und goldnes Band, Wie fie ihn erblidt,

Hebt fie, die erichridt, Mit Erftaunen eine weile Hand. - - Bin ich, rief fie aus, fo fremd im Haufe, Daß ich von dem Saſte nichts vernahm? Ab fo: hält man mic in meiner Klaufe!

Und nun .übesfällt.:mich hier bie dem,

Ruhe nur fo fort

Auf dem Lager dort,

Und ich gehe ſchnell, fo wie ic kam.

Bleibe, ſchoͤnes Maͤbchen! ruft der Knabe, Rafft von ſeinem Lager ſich geſchwind: Hier iſt Ceres, Hier iſt Baechus Gabe; And du bringſteben Amor, liebes Kind! Biſt vor Schreden blaß! Liebe, komm und laß u und fehw, wie froh bie Götter find.

7 Ferne ib’; d Jungling! bleibe ſtehen; "4 gehöre nicht den Freuden an. Schon der ˖ lezte Sehritt iſt, ach! geſchehen, Durch der guten Mutter kranken Wahn,

Die geneſend ſchwur:

Jugend und Natur

Sep dem Simmel. kuͤnftig unteren

a 152

Und der alten Götter bunt Gewimmel Hat fogleih das file Haus geleert. Unfichtbar wird Einer wur im Himmel, Und ein Heiland wird am Kreuz verehrt; Opfer fallen bier,

Meder Lamm noch Stier, Aber Menſchenopfer ımerhört.

Und er fragt und wäget alle Worte, Deren leines feinem Beift entgeht.. " Iſt es möglich, daß am ſtillen Orte ® . Die geliebte Braut bier vor mir ſteht? Sep die meine nur!

Unfrer Väter Schwur | Sat vom Himmel Segen uns erfleht.

Mich erhältft du nicht, du gute Seele! - Meiner zwenten Schwefter gönnt man dich.

Wenn ich mich in ftiller Klaufe quäle, -

Acht in ihren Armen den’ an mich,

Die an dich nur denkt, \

Die fi liebend kraͤnkt;

In die Erde bald verbirgt fie ſich

:. Nein! bep diefer Flamme fey’s geſchworen, Sütig zeigt fie Hymen und vorandz

Bilt der Freude nicht und mir verloren, - Kommft mit mir in meines Vaters Haus. Liebchen, bleibe hier!

Feire gleich mit mir

Unerwartet unſern Hochzeitſchmaus.

Und ſchon wechſeln fie der Treue Zeichen; Golden reicht ſie ihm Die Kette dar, - - Und er will ihr eine Schaale reihen... _ Silbern, kuͤnſtlich, wie nicht eine war,

Die iſt nicht für mid; Doch, ich bitte Dich, Eine Locke gib von deinem Sam

153

“ben PFEETE die dumpfe &eifterftiinde Und nun ſchien es ihre erſt wohl zu ſeyn. Gierig ſchluͤrſte ſie, mit blaffem Munde, Nun den dunkel blutgefaͤrbten Wein;

Doch vom Weizenbrot, -: " Das er freunblih bot, Nahm fie.micht den Sleinften Wiffen ein.

DEE dem Juͤngling reichte fie die: Schale, Der, wie ſie, mm baftig luͤſtern tan, Liebe fordert. dr beym ſtillen Mahle;

Ach, fein armes Der war Urdetrant. Doc fie widerfteht; "

Wie er immer fleht, £

Bis dr weinend auf das. Bette fant.

37 And flo konnnt und wirft fich zu ihm nieder; Ur geie uagern ſehe ich dich gequält! Aber, achl Leruͤhrſt di meine Glieder, Fuͤhlſt Hin ſchaudernd, was. ich dir verhehtt. Wie⸗der Schnee fo weiß, Aber kalt wie Eiß, . SE das Liebchen, das bu dir erwaͤhlt.

1:77" Direflig faßt er fie, mit ſtarken Armen, Von der Liebe Jugendkraft durchmannt: Hoffe doch bey mir noch zu erwarmen, Waͤr ſtedu ſelbſt mir aus dem Grab germir! Wechſelhauch und Kußl:: . : Liebesuͤberfluß! en Bremuerbu' nit und eäßten mich entberint

::::06: Liche fehliahet fefker fiegufanmeh, ThranenMiſchen ſich in ihre Luſt

Gexris ſeugt/ ſie feines· Mundes nmen; Eins Senn ‚in Mader: "“ BD .

Seine Liebeswutb .-. " > Wärmt ihr flarred Blut: Ze rg

Dach es Thller Tamı Herʒ in Bra?

154

Unterdeffen ſchleichet auf dem Sauge Haͤuslich ſpaͤt die Mutter noch vorbhey | Hoshet:an der. Thuͤr and horchet ange⸗

Welch ein Hnderbarer Ton es fep.- . : .: | Klag: und Wonnelaut ur Ä Bräutigams nnd Braut, A E

Und. des Liedefkemntelng. Naferav. par *

ı. „. Waberweglich Bleibt fie m der Türe,

"Brit fe.ceft-fih überzeugen mlßr

Und fie hört die hoͤchſten Liebesſchwuͤre; Lieb' und Schmeichelworte, mit Verdruß nn Stil! der Hahn erwacht! Aber morgen Nacht en Bift du wleder da? und Auf uf Su.

.Laͤnger halt die. Mutter wicht. des ißuͤrnen, Deffnet das befaunte Schloß :geichnuiud 1 v. Gibt es hier im Haufe fülde-Dirnem, 2». ;? Die dem Fremden gleich zu Wien: BR So zur Thür hinein. my. Ben der Lampe Shen -... :

Siehtfie, Gott! fie ſieha ihr —* Sieh,

Und. Der Juͤngling will ins erſten Schrecken Mit des Mäbihens ‚eignen Schleierſtor⸗

Mit dem Teppich die Geliebte decheng. Doch fie windet gleich ſich vera bey, Wie mit Geiſt's Gewalt qui

Hebet die Geſtalt A

. Lang' und langſam ſich Im Bit PRFBIIE x

‚Mutter Mutter ! ſpricht fie hohle Worte: So mißgdunt Ihr mir die ſchoͤne macht2 Ihr vertraibt mich Som beim "warmen Dit,”

Bin th zus. Werzweiftung:inur:erwadt? :- Iſt's Euch nicht genug, ei 9 Daß inꝰs Leichentuch / 9. win

Daß Ihr trih mig in du⸗ Grab —*

455

P Aber aus ber fhwerbebedten Enge . " Rreibet mich, ein eigenes, Gericht. Eurer Priefter ſummende Geſange | Und ihr Segen haben kein Gewicht; Salz und Waſſer ift Nicht, wo Tugend fuͤhlt; " Ah! die Erde kuͤhlt die Liebe nicht.

Diefer : Juͤngling war mir ee verſprochen, Als noch Venüs heitrer Tempel and. Mutter, Habt Ihr doch das Wort ‚gebrochen,

‚Weil ein fremd, ein falſch Geluͤbd' Euch band l,

" Doch Fein Gott erhört,

Wenn die Mutter [hwört, Zu verfagen ihrer Tochter Hand.

Aus dem Srabe werd’ ich ausgetrieben. Noch zu ſuchen das vermiſſte Gut, Noch den ſchon verlornen Maun zu dieben, Und zu fangen feines Herzens Blut, - .. Iſt's um ben gefchehn, . Muß nah andern gehn, Und das junge Bol$ erliegt ber Butt...

2 "Schöner Juͤngling! kannſt nicht länger chen; Du verfiecheft nun an biefem Ort; :

- Meine: Kette Hab’ ich Die gegeben: . P

‚Deine Lore nehm’ ih mit mir ——

Sich’ fie an genaut-

Morgen bift du grau,

Und nur braun erfheinft du wieder dort, -

Höre,: Mutter, nun bie.legte Bitte: ' Einen Scheiterhaufen fHichte bu; : Deffne meine unge kleine Hutte, Bring’ in Flammen Liebende zur NAuhl Wenn der. Funke ſpruͤht Wem die Aſche gluͤht, er Bu Elen wir den alten Göttern zu. : -

a

156

Der Gott und die Bajadere Indifde Legende, ind . Mahadöh, der Hesr der Erde, . Kommt herab zum ſechstenmal, Daß er unfers gleichen werde, Mit zu fühlen. Greud’ und Qual. bier zu wohnen, elbft gefchehn. der ſchonen, . en menſchlich fehn. - An : fi als Wandrer betrachtet, Die Großen belauert, auf Kleine geachtet, Verläßt er fie Abends, um weiter zu gehn.

Als er nun binausgegangen, _

Mo die Ießten Hauſer find, "

Sieht gr, mit gemahlten Mengen,‘ Ein verlornes fhönes Kind.

GSruͤß' dich, Zungfrau! Dank ber PR

Bart’, ich fomme gleich Hinaus

und wer bift du? Baiadere,

Und dieß ifk dev Siebe Baus.

Ee růhrt fi, die Zimbeln zum Tanze zu fölngen; Sie weiß ſich fo lleblich im Kreife zu tragen, . ° Sie neigs ſich und biegt Mh, und reicht Ihm dem Strauß.

Sqmeicheind sieht fie ihn zur Schwelle, Lebhaft ihn in's Haus hinein. J Schoͤner Fremdling, lampenhelle Soll ſogleich die Hütte fepn. Biſt dus mid‘, ich will dich laben, Lindern deiner Füße Schmerz. Was du milk, das ſollſt du baten, Muhe,, Freuden · oder Scherz. ® Sie lindert Sefchäftig geheuchelte Leiden; : Der Goͤttliche laͤchelt; er fichet mit Freuden, Durch) tiefes Verderben, ein menſchliches Herz.

157

Und er fordert EHlavendienfte; Immer hejtrer wird fie nur,

Und des Mädchens frühe Kuͤnſte

Werden nad) und nad Natur.

=Und fo ftelet anf die Blüthe

Bald und bald die Frucht ſich eins

Iſt Sehorfam im Gemüthe,

Wird nicht fern die Liebe ſeyn. Aber, fie ſchaͤrfer und fhärfer zu prüfen, Waͤhlet der Kenner der Höhen und Tiefen Luſt und Entſetzen und grimmige Pein.

)

Und er kuͤßt die bünten Wangen, und fie füglt der Liebe Qual. Und das Mädchen fteht gefangen, Und fie weint zum erftenmal; ' Sinkt zu“ feinen Füßen nieder, Nicht um Woluft noch Gewinnſt, Achi und die gelenfen Slieder, Sie allen! Dienſt. - _ Und fo zu ded Lagers vergimiglicher Feier ° Vereiten ben dunkien behaglicen Schleiet Die nächtlichen Stunden das. fhöne Gefpinuft,

Spät entſchlummert unter Scherzen⸗

Bald Sie hoͤret Sie raſet Wer bift

158

Bey der Bahre ftürzt fie nieder,

Ihr Gefchrey durchdringt die Luft;

Meinen Gatten will ich wieder!

Und ich fuch’ ihn in der Gruft.

Sol zu Aſche mir zerfallen

Diefer Gtieder Götterpraht?

Mein! er war ed, mein vor allen!

Ah, nur Eine füße Naht! . Es fingen die Priefter? wir tragen bie Alten, Nach langem Ermatten und fpätem Erkalten, Wir tragen bie Jugend, noch ch’ ſie's gedacht,

Höre deiner Prieſter Lehre: ,

Diefer war dein Gatte nicht. .- --,

Lebft du doch als Bajadere, *

Und ſo haſt du keine Pflicht.

Nur dem Körper folgt der Schatten.

In das ſtille Todtenreich

Nur die Gattinn folgt dem en. |

Das ift Prlicht und Ruhm zugleich. - Ertöne, Drommete, zu heiliger Klagel.-. +, D, nehmer, ihr Götter! die Zierde der age, m O, nehmer den Juͤngling in Slammen zu euch !

So das Chor, das ohn’ Erbarmen | Mehret ihres Hergens Noth; Und mit ausgeſtrecten Armen Springt ſie in den heißen Tod.

Doc der Goͤtter⸗Fuͤngling pebet Aus der Flamme fi ich empor,

Und in feinen Armen fchwebet Die Geliebte mit hervor. De BE Ze Eu Es freut ſich die Gottheit der reuigen Sinde; | Unfterbliche heben’ verlorene Kinder Mit, feutigen Armen zum Hiillmel empor."

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Wie wir einft fo gluͤcklich waren! Muͤſſens jebt durch euch erfahren.

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Saget, Steine, mir an, 0! fprecht, ihr hohen Pallaͤſte! Straßen, redet ein Wort! Genius, regft du dich nicht? Ja, es ift Alles beſeelt in deinen heiligen Mauern, Eivige Roma; nur mir ſchweiget noch Alles fo fill. O! wer fluͤſtert mir zu, an welchem Fenſter exblick ich Einſt das holde Geſchoͤpf, das mich verſengend erquidt ? Ahn ich die Wege noch nicht, dur die ich immer und immer, Zu ihr und von ihr zu gehn, opfre die roͤſtliche Zeit? Noch betracht' ich Kirch’ und Palaft, Ruinen und Säulen, Wie ein bedaͤchtiger Mann ſchickich die Reiſe benugt. Doc bald ift es vorbep; dann wird ein einziger Tempel Amors Tempel nur fepn, der den Geweihten empfaͤngt. Eine Welt zwar biſt du, o Rom; dich ohne die Liebe Waͤre die Welt nicht die Welt, waͤre denn Rom auch nicht Rom.

IE Ehret, wen ihr wollt! Yun bin ich endlich geborgen! Schöne Damen und ihr. Herzen der feineren Welt, Fraget nach Oheim und Vetter und alten Muhmen und Tanten; Und dem gebundnen Geſpraͤch folge das traurige Spiel. Auch ihr. übrigen fahret mir wohl, in großen und Heinen Sirteln, bie ihr mich oft nah der Verzweiflung ge: bracht. Wiederholet, politiſch und zwecklos, jegliche Meinung, Die den Wandrer mit Muth über Europa verfolgt... So verfolgte das Liedchen Malbrongh den reifenden . . Britten. , GEinſt von Paris nad Bivorn,, . dann hen Livorno nad .. Nom, Goethe's Gedichte. 1. 14

J 162

Weiter nach Napel hinunter; und wär’ er nad Suyena geſegelt, Malbrough! empfleng ihn auch dort! Malbrough! im Hafen das Lied. Und fo mußt’ ich bis jegt auf allen Teitten und Schritten Schelten hoͤren das Volk, ſchelten der Koͤnige Rath. Nun entdeck' ihr mich nicht fo leicht in meinem Aſple, Das mie Amor der Fürft, Königlich ſchuͤtzend, verlieh, Sier bedecket er mich mit feinem Fittig; die Liebfte Fuͤrchtet, römifch gefinnt, wuͤthende Gallier nicht! Sie erkundigt fih nie nad neuer Mähre, fie ſpaͤhet Sorglih den Wunfhen des Mann's, dem fie fih eig nete, nad, Sie ergetzt ſich an ihm, dem freyen rüftigen Fremden, Der von Bergen und Sihnee, hölgernen Hiuſern er⸗ zaͤͤhlt; Theilt die Flammen, die ſie in feinem Buſen entzundet, Freut ſich, daß er das Gold nicht wie der Roͤmer be⸗ denkt. Beffer ift ihre Tiſch nun beſtellt, es fehlet an Kleidern, Fehlet am Wagen ihr nicht, der nach ber Oper fie bringt. Mutter und Tochter erfreun fi ihres nordifchen Gaftes, Und ber Barbare beherrſcht Roͤmiſchen Buſen und Leib.

RE .J

III. 2 dich, Saite, nicht reu'n, daß du mir ee * dich 3 ergeben!8 Sat es, ich denke nicht frech, denke nit nie von « die. . Vielfach wirken die Pfeile des Amor; einige rinen, = - " Unyıvoms fchleihenden Gift Eranket auf Jahre das Hetz. Aber mächtig befiedert, mit frifch gefchliffener Schärfe, ‚Dringen bie andern ins Marl, zuͤnden behende das Blut,

163

In ber herviſchen Zeit, da Goͤtter und Goͤttinnen liebten, Folgte Begierde dem Blick, folgte Genuß der Begiet. Glaubſt du, es babe ſich lange die Goͤttinn der Liebe bp

ſonnen,

Als im Idaͤiſchen Hain einft ihr Anchiſes gefiel? Hätte Luna geſaͤumt, ben fhönen Schäfer zu. kuͤſſen;

O, ſo haͤtt' ihn geſchwind, neibend, Murora geweckt. Hero erblickte Leandern am lauten Feſt, und behende

Stuͤrzte der Liebende ſich heiß in die naͤchtliche Fluth. Rhea Solvia wandelt, die fuͤrſtliche Jungfrau, der Tiber

Waſſer zu ſchopfen, hinab, und fie ergreifet der Gott. So erzeugte die Söhne ſich Mars! Die Zwillinge traͤnket/

Eine Wölfinn, und Rom nennt ſich dle Fuͤrſtinn der Welt,

a. 0 ge

IV.

Fromm find wir Liebende, ftil verehren wir alle Dämonen, Wünfchen ung jeglichen Gott, jegliche Göttinn geneigt. Und fo gleichen wir euch, o roͤmiſche Sieger! Drssöiene 45

Aller Völker der Welt bietet ige Wohnungei -; . Habe fie ſchwarz md fireng; aus altem Bafalt der Egypter...a

Dder ein Srieche fie weiß, reizend, aus Marmor geformt. Doch verdrießet es nicht die Ewigen, wenn wir beſonderz

Weihrauch koͤſtlicher Urt Einer der Goͤttlichen ſtreun Ja, wir bekennen euch gern, es bleiben unſre Gebete,

Unſer taͤglicher Dienſt Einer beſonders geweiht. en Schaltbaſt/ munter und ernſt begehen wir heimliche Feſte,

: Und das Schweigen geziemt allen Geweihten genau. Eh an die Ferſe lodten wir felbft, durch gräßliche Thaten

Uns die Erinnpen her, wagten es eher, des Zeus Hartes Gericht am rollenden Mad und am, Felſen an, dulden, -

Als dem reigenden Dienft unfer Gemuͤth zu entzichuch Dieſe Goͤttin, fie Heißt. Gelegenbeitz Iernet fie Eenuent.-- Sie erſcheinet euch oft, immer in andrer Geſtalt.

164

Tochter des Protens möchte fie ſeyn, mit Thetis gezenget, Deren verwanbelte Lift manchen Heroen betrog. © betriegt nun bie Tochter den Unerfahrnen, den Bloͤden; Schlummernde nedet fie ftets, Wachende fliegt fie vorbey; Bern ergibt fie fih nur dem rafchen thätigen Manne; Diefer findet fie zahm, fpielend und zärtlich und hold. " Einft erſchlen ſie Auch mir, ein braͤunliches Mädchen, bie Haare - Sieten: ihr daukei und reich über bie Stiene herab; Kurze‘ Locken ringelten fih um's zierliche Haͤlschen, Ungeflochtenes Haar krauſ'te vom Scheitel ſich auf. und ich verkannte fie nicht, ergriff die Eilende, lieblich GSab fie Umarmüng and Kuß halb mir gelehrig zuräd. D, wie war ich beglüdt! Doc ftille, die Zeit iſt vorüber, Und umwunden bin ich, zömifche Flechten, von euch.

u v. Eroßiempfind*ich mich nun auf klaſſiſchem Boden begeiſtert; Vor: und Mitwelt fpricht lauter und reizender mir. Hier tefnig’ ich den Math, durchblättre Die Werke ber Alten - Anısaypie geſchaftiger Hand, täglich mit neuem Genuß. Aber die Nachte hindurch Hält Amor mich anders befchäftigt; - ui ich auch halb nur gelehrt, bin Ich: doch doppelt 0 begluͤckt.

Und belehr ih mich nicht, indem ich des lleblichen Bufens Formen ſpaͤhe, die Hand leite bie Huͤften hinab Dann verfteh? ich den Marmor erſt recht; ich den? uud ver:

1 gleiche, ' ev. Sehe mit kahiendem Aug', fühle mit ſehender Sand; Raubt die Liebfte mir gleich einige Stunden bes Tages, Höfe Stunden der Nacht miv zur Entſchaͤdigung Hin. Wirb doch nicht immer gefüßt, es wird vernünftig geſprochen; Ueberfaͤllt fie der Schlaf / lieg’ ich und denke mir viel

165

Oftmals hab’ Ich auch ſchon in Ihren Armen gedichtet,

Und des Herameters Maß, leife mit fingernder' Hand, Ihr auf den Ruͤcken gezählt. Sie athmet in lieblichem

Schlummer, Und es durchgluͤhet ihr Hauch mir bis ins Tiefſte die Bruft.

Amor ſharet die Lamp' indeß und denket der Zeiten,

Da er den naͤmlichen Dienſt ſeinen Triumvirn gethan.

L

1;

v1.

„Kannſt du, o Grauſamer! mich in folhen Worten be: trüben? - Reben fo bitter und hart liebende Männer bep euch? Wenn dad Volk mich verklagt, ich muß es dulden! und bin

ih Etwa nicht ſchuldig? Doch, ah! ſchuldig nur bin ich mit dir! Dieſe Kleider, ſie fi nd der neidifhen Nachbarinn Beugen, Daß die Wittwe nicht mehr einfam den Satten beweint. Bit ir ohne Bedacht nicht oft bey Mondſchein gefommen, Grau, im dunkeln Sürtout, hinten gerundet dag Haar? Haft du dir fcherzend nicht felbft die geiftliche Maske ge » Wählet ? Soll's ein pralate denn fern! gut, der Prälate bift bu. In dei geiguchen Nom; kaum fcheint es zu glauben, doch ſchwoͤr ih; Yi Nie hat ein Geiſtlicher ſich meiner Umarmung gefreut. Arm war ich leider! und jung - und wohl‘ befannt ben Ser fuhrern. galesnteri dar mir oft in die Augen gesafft,

Und: ein Kuppler Albanl's mich niit gewichtigen Setteln, - :'- Bald nach Oſtia, balb nach den vier Brunnen gelodt, Aber wer nicht kam, wär das. Mädchen. So hab ich von

Herzen Def ten —7 und Violentrunwf dazu.

106 &

Denn „ihr Mädkhen bleibt am Ende bach die Betrognen,“ Sagte ber Vater, wenn auch leichter die Mutter es nahm. Und fo bin ich denn auch am Ende betrogen! Du zuͤrneſt Nur zum Scheine mit mir, weil du zu fliehen gedenfit, Geh! Ihr fepd ber Frauen yicht werth! Wir.tragen die Kinder Unter dem Herzen, und fo tragen die Treue wir auch; Aber ihre Männer, ihr ſchuͤttet, mit eurer Kraft und. des gierde, Auch die Liebe zugleich in den Umarmungen aus!“ Alfo ſprach die Geliebte, und nahm den Kleinen vom Stuhle, Druͤckt' ihn kuͤſſend ans Herz, Thraͤnen entquollen dem Blick. Und wie ſaß ich beſchaͤmt, daß Reden feindlicher Menſchen J Dieſes liebliche Bild mir zu beflecken vermocht! Dunkel brennt das Feuer nur augenblicklich und dampfet, Wenn das Waſſer die Gluth ſtuͤrzend und gaͤhling verhuͤllt, | ber fie reinigt fich ſchnell, verjagt die trübenden Dämpfe, Neuer und mächtiger dringt leuchtende Flamme Binauf.

vu

O, wie fühl’ ich in Mom mich ſo froh! gedenk' ich ber Zeiten,

Da mich ein graulicher Tag hinten im Norden umfing, Zrübe der Himmel und ſchwer auf meine Scheitel fich ſenkte,

Farb’: und geſtaltlos die Welt um den Ermattgten.iage::.. Und ich über mein Ich, des unbefriebigten Geiſtes

Düfte Wege zu ſpaͤhn, ſtill in Betrachtung verſank. Nun umleuchtet der. Glanz des helleren Aethers die Stirne;,

Phoͤbus rufet, der Gott, Formen, und Farben hervor. Sternhell glaͤnzet die Nacht,. ſie klingt von weichen Ber

fängen, Und mir leuchtet der Mond ‚heiter als noxdiſcher Tag.

N

) 167 Welche Saigkeit ward mir Atprbligen!: Krkum ih? en⸗ pfaͤnget Dein ambroſiſches Haus, Jupiter Water, den Gaſt? Ach! hier lieg' ich, und ſtreke nach deinen Knieen die Hände Flehend aus. O vernimm, Jupiter Zenius, mich! Wie ich hereingelonmen, ich kann's nicht ſagen; es faßte Hebe den Wandrer, und zog mich in die Hallen heran. Haft du ihr einen Herven herauf zu führen geboten? . Serie die Saint BVergib Zap mir des Irrthaͤms Ge . win ". ' Deine Tochter. Zortuna fe: auch! Die herrlichſten Gaben Theilt als ein Mäbıhen fie: aus, wie es bie Laune ge⸗

deut. gift du der wirthuice Gott? O! dann ſo verſtoße den Gaſt⸗ freund

Nicht von deinem Obpmp wieder zur Erde hinab! „Dichter! wohin verfteigeft du dich?“ Vergib mir; der hohe Sapitolinifche Berg ift dir ein zweiter Olymp. : Dulde mich, Jupiter, hier, und Hermes.führe mid) fpäter, - Ceſtius Nahl vorbep,. ‚leife zum Orkus hinab,

f . f} nt . % ... . .. . 3. ... 2

/ " VAR. Te vor BEE 5 Denn du mir aa, bu Habeft als Rind , Seliehe, den

Nicht gefallen, und dich habe die Wuter verſchmaͤht,

Bis du groͤßer geworden und Wirdich entwickelt; ich glaub’ es: Gerne denf ich mir dich als ein befonderes Kind.

hehlet Bildung: und: Farbe” bo@;anch der Biutde des ara

nn.

Wenn He Beere sank; uam uns era ati 9 Bir duͤckt.

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7 e . ° er . 2 2». a AT u ih VIX. tr 55.57

Herbſtlich ‚leuchtet die Flamme vom ‚ländlich geſelligen Herde, . RKniſtert und. glaͤnzet, wie raſch! ſauſend vom Reiſis empor.

Dieſen Abend erfreut ſie mich mehr; deun no gur Kohle Eich dns Buͤndel verzehrt, unter bie. Aſche ſich neigt, Kommt mein liebliches Mädchen. . Daun ganmen Reiſis une na Sheite,.:,

und die erwaͤrmte Nacht: wird uns ein glänzendes geil.) ı_ Morgen frühe-gefchäftig' verläßt fie: das Lager der Liebe,

Bet aus der Alche behend Flammen aufs Menue hervor, Denn vor andern verlieh ber Schmeichlerinn Amor bie Gabe,

Freude zu wecken, die kaum ſtill wie zu Aſche verfant.

Alerander und Caͤſar und Heinrihunb Friedrich, die Großen, Gaͤben die Hälfte: mir gern ihres erworbenen Ruhms, Könnt’ ich auf Eine Nacht dies Lager Jedem vergännen; Aber die Armen, fie Hält ftrenge bes Orkus Gewalt. Freue dich alfo, Lebend’ger, der liebeerwärmeten Stätte, Ehe den fliehenden Fuß ſchauerlich Lethe dir netzt.

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—X . .Y . . ; * „co. ft . 424 . . “>

. . Bu er} | 5 . A Fan ; ‘3 u Euch, o Orssien, legt bie wenigen Blätten-ein Dichter Auf den reinen Altar, Knoſpen der Roſe dazu, mb er thus es getroſt.: Der Kuͤnſtler frenet fich ſeiner Werkftatt, wenn ſie um ihn immer ein Pantheon ſcheint. Jupiter ſenket die göttliche Stirn, und Juno erhebt fie; Phoͤbus fchreitet hervor, ſchuͤttelt das locige Haupt;

169

Trocken ſchauet Minerva herab, und Hermes, der Leichte, Wendet zur Seite den Blick, ſchalkiſch und zaͤrtlich zu⸗ gleich.

Aber nach Bacchus, dem Weichen, dem Traͤumenden, hebet

Cpthere Blicke ſuͤßer Begier, ſelbſt in dem Marmor noch feucht. Seiner Umarmung gedenket ſie gern, und ſcheinet zu fragen: Sollte der herrliche Sohn uns an der Seite nicht ſtehn?

XII.

voͤreſt du, Liebchen, das muntre Geſchrey den Haminiſchen Weg her? Schnitter find es; fie ziehn wieder nach Haufe zuruͤck, Weit hinweg. Ste haben bes Roͤmers Ernte volkendet, Der für Eeres den Kranz felber zu flechten verſchmaͤht. Keine Fefte find mehr der großen Goͤttinn gewidmet, Die, ftatt Eichen, zur Koft goldenen Weizen verlich. Laß und Bepde das Zeft im Stillen freudig begehen!. Sind zwep Liebende doch fi ein verfammeltes Volk, Haft du wohl je gehört von jener mpftifhen Feier, Die von Eleufls bieder frühe dem Sieger gefolgt? - Griechen 'ftifteten fie, und Immer riefen nur Griechen, Selbſt in den Mauern Due Kommt. zur gehgiligten tt

Fern entwich ber Profane; da bebt der wartende Neuling, Den ein weißes Gewand, Zeichen der Meinheit, umgab.

Wunderlich irrte darauf der Eingeführte durch Kreife _. Seltner Geftälten; im Traum fchien er zu wallen; denn

bier

Banden fi ch Schlangen am Boden umher, verſchloſſene

Kaͤſtchen,

Keich mit Aehren umkraͤnzt, trugen bier Mädchen vorbey⸗

Vielbedeutend geberdeten ſich die Prieſter, und ſummten;

ungeduldig und bang harrte der Lehrling auf Licht. Goethe's Gedichte, I. 15

\

170

Erſt nach mancherlep Proben und Prüfungen warb ihm ent⸗ huͤllet, Was der geheiligte Kreis ſeltſam in Bildern verbarg. Und was war das Geheimniß! als daß Demeter, die große, Sich gefaͤllig einmal auch einem Helden bequemt, Als ſie dem Jaſon einſt, dem ruͤſtigen Koͤnig der Kreter, Ihres unſterblichen Leib's holdes Verborgne gegönnt. Da war Kreta begluͤckt! das Hochzeitbette der Goͤttinn Schwoll von Aehren, und reich druͤckte ben Acker die Saat. Aber die übrige Welt verſchmachtete; denn es verſaͤumte Ueber der Liebe Genuß Ceres den ſchoͤnen Beruf. Voll Erſtaunen vernahm der Eingeweihte das Maͤhrchen, Winkte der Liebſten Verſtehſt du nun, Geliebte, den Wink? Jene buſchige Morte beſchattet ein heiliges Plaͤtzchen! Unſre Zufriedenheit bringt keine Gefaͤhrde der Welt.

. AM.

Amor bleibet ein Schalt, und wer ihm vertraut, ift betrogen! Heuchelnd kam er zu mir: „Diesmal nur traue ‚mir noch. Redlich mein’ ichs mit bie, du haft bein Leben und Dichten, Dankbax erkenn ‚ich ‚es wohl, meiner Verehrung ge⸗ weiht. Siehe, die bin ich nun gar nach Rom gefolget; ich moͤchte ie im fremden Gebiet gern mas Gefaͤlliges thun. Seder Meifende klagt, er finde ſchlechte Bewirthung; Welchen Amor empfiehlt, Eöftlich bewitthet ift er. Du betrachteft mit Staunen die Trümmern alter Gebäude, Und durchwandelfi mit Sinn biefen gebeiligten. Raum. - Du verehrteft noch mehr die werthen Reſte des Bildens Einziger Künftler, die ftets ich In der Werkftatt befucht.

171

Dieſe Geſtalten, ich formte fie felbft! Verzeih' mir, ich prahle Diesmal nicht; du geſtehſt, was ich dir ſage, ſey wahr. Nun du mir laͤſſiger dienſt, wo ſind die ſchoͤnen Geſtalten, Wo die Farben, der Glanz deiner Empfindungen bin? Denkſt du nun wieder zu‘ bilden, o Sreund? Die Schule der Griechen Blieb noch offen, das Thor ſchloſſen die Jahre nicht zu. Ich, der Lehrer, bin ewig jung, und liebe die Jungen. Altklug lieb’ ih dich nicht! Munter! Wegreife mid wohl! Mar das Antike doch new, da jene Sluͤcklichen lebten! Lebe gluͤetich, und fo lebe bie Vorzeit in dirl Stoff zum Liede, wo nimmft du ihn her? 4 muß bir ihn geben, Und den hoheren Stypl lehret die Liebe dich nur. : Alſo ſprach der Sophift. Ber widerfpräh’ ihm? -And leider Bin ich zu folgen gewöhnt, wenn der Bebieter befiehlt. Nun, verrätheriih halt er fein Wort, gibt Stoff zu Ges fangen, Rh! und raubt mir bie Zeit, Kraft und Befinnung zu:

Blick und Händedrud, und Küffe, gemüthlihe Worte, Sylben Föflichen Sinns wechfelt ein liebenbes, Paar. Da wird Lifpeln Geſchwaͤtz, wird Stottern lieblihe Rede: Solid ein. Hymnus verhallt ohne profobifches Maß. Dich, Aurora, wie kannt' ich dich fonft ale Sreundiun ber Muſen! Hat, Aurora, dich auch Amor, der Loſe, verfuͤhrt? Du erſcheineſt mir nun als feine Freundinn, und weckeſ Mich an feinem Altar wieder zum feftlichen Tag. ' Find’ ich bie Fülle der Loden an meinem Bufen Das!

Köpfhen - ; Ruhet und drudet den Arm, der fih dem Halſe hes quemt.

Welch ein freudig Erwachen, erhieltet ihr, ruhige Stunden, Bir das Dentmahl der Luft, die in den Schlaf uns ge: wiegt!

172

Sie bewegt fi im Schlummer, und finkt auf die Breite des Lagers Weggewendet; und doch laͤſſt ſie mir Hand noch in Hand. Herzliche Liebe verbindet uns ſtets und treues Verlangen, Und den Wechſel behielt nur die Begierde ſich vor. Einen Druck der Hand, ich ſehe die himmliſchen Augen Wieder offen. O uein! laſſt auf der Bildung mic ruhn! Bleibt geſchloſen! Ihr macht mich verwirrt und trunken, ihr raubet Mir den ſtillen Genuß reiner Betrachtung zu fruͤh. Dieſe Formen, wie groß! wie edel gewendet die Glieder! Schlief Ariadne jo ſchoͤn; Theſeus, du konnteſt entflichn ? Dieſen Lippen ein einziger Kuß! O Theſens, nun ſcheide! Die ihr ins Auge) Sie wacht! Ewig hält nun ſie dich rei

XV.

Sünde ai Bit an, Runde! „Noch iſt —* Ahr ver: ‚pa und Dot nur fon Bäliehet s bie Laͤden doch Binter die Hauſ⸗ er eutmich, nicht hinter den Berg, und bie Ein halb Stimbcen no * bis zum Gelaute ver | Unglügfeliger! geh u ahengeT Mein Mitten « erwart' ih; Tröfte mich, Lampchen, indeß, lieblicher Bote ber Nacht!

“...

i73 XV.

Caͤſarn wär’ ih wahl nie zu fernen Britannen gefolget, dlorus haͤtte mic) leicht in die Popine geſchleppt! Denn mir bleiben weit mehr die Nebel des traurigen Nor⸗ dens. dus ein gefchäftiged Bolt füdliher Flöhe verhaßt. Und noch ſchoͤner von heut' an fey& mir sad, {hr . Schenken, Oſterieen, wie euch ſchicklich der Roͤmer bewenut; Denn ihr zeigtet mir heute die Kiebfte begleitet vom Ohrim, Den die Gute fo oft, mich zu beſitzen, beträgt. = Hier ftand unfer Tiſch, den Deutſche vertraulich umgaben; Druͤben fushte das Kind neben.der Mutter den Platz, ‚Rüdte vielmals. die Bank, und wußt' es artig zu machen, Dras ich halb ihr Geſicht, völlig den Nacken gewann. Lauter ſprach ſie, als hier die Roͤmerinn pfleget, credenzte, Blickte gewendet nach mir, goß und verfehlte dad Glas. ein floß über-den Tiſch, und fie, mit zierlihem Finger, _ Zog auf dem hölzernen Blatt. Kreiſe der Feuchtigkeit bie. Meinen Namen verfchlang fie dem ihrigen; immer begierig Schaut' ich dem Fingerchen nach, und fie bemerkte mich wohl, Endlich 309 fie behende das Zeichen der. römifchen Füͤnſe Und ein Strichlein davor. Schnell, und -fobald ie gs.

" ſehn, Sqlang fie Keeife durch Rreife, die Lettern und tiſern zu loͤſchen; Aber die koͤſtliche Vier blieb mir in's Aug gepraͤgt. Stumm war ich ſitzen geblieben, und biß die gluͤhende Lippe, Halb aus Schallheit und Luſt, halb aus "Begierde, mir wunb. er noch ſo lange bis Nacht! . dann noch vier Stunden zu warten! | _ Hohe Sonne, du weilſt und du befchaualt dein Mom: Größeres ſaheſt du nichts und wirft nichts Größeres fehen, Wie es dein Priefter Horaz in der Ausziicung:penfpnach,

174

Aber heute verweile mir nicht, und wende die Blicke Bon dem Siebengebirg feüher und williger ab! . Einem Dichter zu. Liebe verkuͤrze die herrlichen Stunden, Die mit begierigem Blick felig der Mahler genießt; Gluͤhend blite noch ſchnell zu diefen hohen Faffaden, - Kuppeln und Säulen zulekt, und Dbelisten herauf; Stuͤrze dich eilig ind Meer, um morgen früher zu ſehen, : Mas Jahrhunderte fchon göttliche Luft Dir gewährt : Diefe feuchten mit Rohr fo lange bewachſ'nen Geftade, Diele mit Bänmen und Buſch duͤſter befchatteten Höhn. Wemig Hätten zeigten fie erft; dann fahft du auf einmal Eie vom wimmelnden Volk glüdlicher Raͤuber belebt. Mes fchleppten fie drauf an biefe Stätte zuſammen; | Kaum war das uͤbrige Rund deiner Betrachtung noch werth. Sahſt ‚eine Welt hier entſtehn, ſahſt daun eine Welt hier in - Trümmern, Aus den Trümmern aufs Neu faft eine größere Welt! Daß ich diefe-no lange, von die beleuchtet, erblide, vw. Spinne die Parze mir klug langfam, den Zaden herab; Aber fie eile herbey, die fhön bezeichnete Stunde! . “2 ht Hoͤr' ich ſie ſchon? Nein; doch ich höre (gen Drep.

ESo, ihr lieben Muſen, betrogt ihr wieder die Länge

Dieſer Weile, die mich von der Geliebten getreunt.

Lebet wohl! Nun eil' ih, und fuͤrcht' euch nicht zu beleid'gen;

Denn ihr Stolzen, ihr gebt Amorn doch immer deu Rang.

5 XVI. Warum biſt Bu Geliebten, nicht heute zur Vigne ges kommen? . Einſam/ wie ich verſprach, wartet’ ich oben auf dich.“

_

175 Beſte, Thon war ih hinein; da fah ih zum Sluͤcke den

Oheim Neben den Stoͤcken, bemuͤht, hin ſich und her ſich zu drehn. Scleichend ‚eilt? ich hinaus! „DO, wel ein Irrthum er⸗ griff dich! .Eine Scheuche nur war's, was dich vertrieb! Die Ge ftalt

Flickten wir emfig zuſammen aus alten Kleidern und Rohren; Emfig half ich daran, felbit mir zu ſchaden bemüht, Nun! des Alten Wunſch ift erfüllt; den loſeſten Vogel Scheucht er heute, der ihm Gaͤrtchen und Nichte be⸗ ſtiehit.

XVII.

Manche Toͤne ſind mir Verdruß, doch bleibet am meiſten Hundegebell mir verhaßt; klaͤffend zerreißt es mein Ohr. Einen Hund nur hoͤr' ich ſehr oft mit frohem Behagen Bellend klaͤffen, den Hund, den ſich der Nachbar erzog. Denn er bellte mir einſt mein Maͤdchen an, da ſie ſich heimlich Zu mir ſtahl, und verrieth unſer Geheimniß bepnah. Jetzo, hoͤr' ich ihn bellen, fo denk' ich nur immer: fie fommt wohl! Oder ich denke der Zeit, da die Erwartete ha,

XVIII.

Eiues iſt mie verdrießlich vor allen Dingen, ein anbres Bleibt mir abſcheulich, empört jegliche -Zafer in mir Nur ber bloße Gedanke. Ich will ed euch, Freunde, ge ftehen: Bar verdrießlich iſt mir einſam das Lager zu Nacht.

a“

176

Aber ganz abichenlih iſt's, auf dem Wege ber Liebe Schlangen zu fürdten, umd Bift unter den Rofen ber Luſt, Wenn im ſchoͤnſten Moment der bin ſich gebenden Freude Deinem fintenden Haupt lifpelnde Sorge ſich naht. Darum macht Zauftine mein Old; fie theilet das Lager Gerne mit mir, und bewahrt Treue dem Treuen genen. Reizendes Hinderniß will die rafıhe Jugend; ich liebe, Mich des verfiherten Guts lange bequem zu erfreun. Welche Seligleit iſt's! wir wechſeln ſichere Kuͤſſe, Athem und Leben getroſt ſaugen und floͤßen wir ein. 69 erfreuen wir und der langen Nächte, wir lauſchen, Buſen an Bufen gedrängt, Stürmen und Regen und Guß. Und fo daͤmmert der Morgen heran; ed bringen die Stunden Neue Binmen herbep, ſchmuͤcken ung feftlich den Tag, Bönnet mir, o Quiriten! das Gluͤck, und Jedem gewaͤhre Aller Güter der Welt erfted und letztes der Gott!

XIX.

Schwer erhalten wir und deu guten Namen, denn Fame Steht mit Amorn, ich weiß, meinem Sebieter, in Streit. J Wißt and ihr, woher es entſprang, daß Bepde ſich haſſen? - Alte Geſchichten ſind das, und ich erzaͤhle ſie wohl. Immer die maͤchtige Goͤttinn, doch war ſie fuͤr die Geſell⸗ ſchaft Unertraͤglich, denn gern führt fie das herrſchende Wort; Und fo war fie von je, bey allen Goͤttergelagen, Mit der Stimme von Erz; Großen und Kleinen verhaft. So berühmte fie einft fih übermürhig, fie babe. . Jovis herrlichen Sohn ganz fih zum Sklaven gemacht. „Meinen Herkules fuͤhr' ich dereinft, o Water ber Götter,” Rief triumphirend fie aus, „wiedergeboren bir zu.

177

„Herkules ift es nicht mebr, den dir Allmene geboren; Seine Verehrung fuͤr mich macht ihn auf Erden zum Gott. Schaut er nach dem Olymp, ſo glaubſt du, er ſchaue nach deinen Maͤchtigen Knieen; vergib! nur in den Aether nach mir Blickt der wuͤrdigſte Mann; nur mich zu verdienen, durch⸗ ſchreitet Leicht ſein maͤchtiger Fuß Vahnen, die keiner betrat; Aber auch ich begegn' ihm auf feinen Wegen, und preife Seinen Namen vorand, eh’ er die Chat noch beginnt. Mich vermählft du ihn einft! der Amazonen Befleger Werd' auch meiner, und ihn nenn ich mit greuden Gemahln“ Alles ſchwieg; fie mochten nicht gern die Prahlerinn reizen: Denn fie denkt fih, erzuͤrnt, leicht was Behäfliges aus, Amorn bemerkte fie nicht: er fchlich bey. Seite! den Helden . Bracht er mit weniger Kunſt unter der Shönften Ge⸗ walt. Nun vermummt er ſein Saar; ihr. Yängt. er vie Burde Des Löwen . Weber bie Schultern, und lehnt mühfem bie Keule dazu. Drauf beipit er mit Btumen bes Helden ſtraͤubende Haare, . Reichet den Moden der Fauſt, bie -fich dem Scherze bes quemt. | & vollendet er bald bie neciſche Bruppe; dann laͤuft er, Ruft durch den ganzen re „Herrliche Theten ge ſchehn Ne Nie hat Erd‘ und Himmel ;- die unermübdete Sonne > Hat auf der ewigen Bahn keines der Wunder exbliät.” wies eilte; fie glaubten dem loſen Anaben, denn eruftlich oe geſprochen; und, War Samen, ſie blieb nit R . zur ck. Wer Adi freute,, den Maun- tief zruipbrigt gm ſehen, Dentt ihr! Juno, Es galt Amorn ein freundlich Geſicht. Fama daneben, nie ſtand fie befchämt, verlegen, verzweifelntt - Anfangs lachte fie. nur: „Masken, ihr Goͤtter, find das!

.—

178

Meinen Helden, ich kenn' ihn zu gut! Ed haben Tragoͤden Und zum Beſten!“ Doch bald fab fie mit Schmerzen, er warsl Nicht den taufendften Theil verbroß ed Vulcanen, fein Weibchen Mit dem rüftigen Freund unter den Mafchen zu fchn, Als das verftändige Netz im rechten Moment fie umfapte, Raſch die Verfchlungnen umfchlaug, feft die Genießenden hielt. Wie ſich die Juͤnglinge freuten! Merkur und Bacchus! fie beyde Mußten geſtehn: es ſey, uͤber dem Buſen zu ruhn Dieſes herrlichen Weibes, ein ſchoͤner Gedanke. Sie baten: Loͤſe, Vulcan, ſie noch nicht! Laß ſie noch einmal beſehn. "Und ber Alte war fo Hahnrey, und hielt fie nur feſter. Aber Kama, fie floh raſch und voll Grimmes davon. Seit der Zeit ift zwiſchen den Zwepen der Fehde nicht Stillſtand; Wie fie fih Helden erwählt, gleich ift der Knabe darnach. Wer fie am hoͤchſten verehrt, den weiß er um beflen zu faſſen, Und den Sittlichſten greift er am gefaͤhrlichſten an. Will ihm Einer entgehn, den bringt er vom Schlimmen ins Schlimmſte. Maͤdchen bietet er an; wer ſie ihm thoͤricht verſchmaͤht, Muß erſt grimmige Pfeile von ſeinem Bogen erdulden; Mann erhitzt er auf Mann, treibt die Begierden auf's Thier. u Ber fi feiner font, der muß erſt leiden; dem Heuchler Streut er bittern Genuß amter Verbrechen und Noth. ger auch fer bie Goͤttinn, verfolgt ihn mit Augen und

Ohren; Bieht ſie un einmal bey dir, gleich iſt fie: fe induich ge⸗ ſiunt, Eencet dich mit ernſtem Blick, verachtenden Bienen, und

hir heftig Strenge verruft Nordas Haus, das er‘ ven te ſucht.

und ſo geht es auch mir: ſchon leid’ ich ein wenig; sie Goͤttinn, Eiferſuͤchtig, fie forſcht meinem Geheimniſſe nach.

!

79

Doc es ift ein altes Geſetz: ich fchweig’ und verehres Denn der Könige Zwiſt büßten die Griechen, wie ich,

XX.

Zieret Stärke den Mann, und freyes muthiges Weſen, O! ſo ziemet ihm faſt tiefes Geheimniß noch mehr. Staͤdtebezwingerinn, du Bere. gürftinn ber Voͤlker! Theure Goͤttinn, die mich ſicher durch's Leben gefuͤhrt, Welches Schickſal erfahr' ich! Es loͤſet ſcherzend die Muſe, Amor loͤſet, der Schalk! mir den verſchloſſenen Mund. Ach, ſchon wird es ſo ſchwer, der Koͤnige Schande verbergen! Weder die Krone bedeckt, weder ein phrygiſcher Bund Midas verlaͤngertes Ohr; der naͤchſte Diener entdeckt es, Und ihm aͤngſtet und druͤckt gleich das Geheimniß bie Bruſt. em die Erbe vergruͤb' er es gern, um ſich zu erleichtern; Doch, die Erde verwahrt ſolche Geheimniſſe nicht; Rohre fprießen hervor, und raufchen und lifpeln im Windes Midas! Midas, der Fürft, trägt ein verlängertes Ohr! Schwerer wird es nun mir, ein fchöned Geheimniß "u " wahren; Ah, ben Lippen entquillt Fuͤlle bes Herzens fo leicht! Keiner Sreundinn darfs ich's vertraun: fie möchte mich ſchelten; Keinem Freunde: vielleicht braͤchte der Freund mir Ge⸗ fahr. Mein Entzuͤcken dem Hain, dem ſchallenden Felſen zu ſagen, Bin ich endlich nicht jung, bin ich nicht einſam genug. Dir, Hexameter, bir, Pentameter, fen es vertrauet, Wie ſie des Tags mich erfreut, wie fie des Nachts mich begluͤckt. | Sie, von vielen Männern gefucht, vermeidet die Schlingen, - Die ihr der Kühnere frech, heimlich der Liftige legt;

130 Klug und zierlich (chlüpft fie vorbeg, und fennet die Wege,

Wo fie der Liebfte gewiß Iaufchenb begierig empfängt. Baudre, Luna, fie kommt! damit fie der Nachbar nicht

ſehe; Rauſche, Luͤftchen, im Laub! Niemand vernehme den Tritt; Und ihr, wachſet und bluͤht, geliebte Lieder, und wieget J Euch im leiſeſten Hauch lauer und liebender Luft, Und entdeckt den Quiriten, wie jene Rohre geſchwaͤtzig, Eines gluͤcklichen Paars ſchoͤnes Geheimniß zuletzt.

1.

Bilder fo wie Leidenſchaften, Mögen gern am Liede haften.

n.

183 Alexis und Dorn

Ach! unaufhaltſam ftrebet das Schiff mit jedem Momente Durch die fhäumende Fluth weiter und weiter hinaus! Langhin furcht fih die Bleife bes Kiels, worin die Dels phine Springend folgen, als floͤh' ihnen die Beute davon. Alles deutet auf gluͤckliche Fahrt: der ruhige Bootsmann Ruckt am Segel gelind, das ſich fuͤr alle bemuͤht; Vorwaͤrts dringt der Schiffenden Geiſt, wie Flaggen und Wimpel; Einer nur ſteht ruͤckwaͤrts traurig gewendet am Maſt, Sieht die Berge ſchon blau, die ſcheidenden, ſieht in das Meer ſie Niederſinken, es ſinkt jegliche Freude vor ihm. Auch dir ift es verfchwunden, dad Schiff, das deinen Wlerig, Div, o Dora, ben Freund, ach! bie den Bräutigam raubt. Auch du blickeſt vergebens nach mir. Noch ſehlagen die Herzen Für einander, doch, ah! nun aneinander nicht mehr. Einziger Augenblick, in welchem ich lebte! dir wiegeſt 7 Alle Tage, die ſonſt kalt mir verſchwindenden, auf. Achl nur im Augenblick, im letzten, ſtieg mir ein Leben, Unvermuthet in dir, wie von den Goͤttern, herab. Nur umfonft verklaͤrſt du mit deinem Licht den Aether; Dein allleuchtender Tag, Phoͤbus, mir ift er verhaßt, In mid) felber kehr' ih zunäd‘; da will ih im Stillen "Wiederholen dig Zeiß, als fie mir täglich erfchien. Mar. es win die Schoͤnheit zu ſehn und wicht. un em⸗ pfinden? - Wiriie ber himmiliſche Reiz sicht auf bein kumpfes. Ge muth?

Klage dich, Armer, nicht ni So legt der. Dichter ein .._ Räthfel, Kuͤnſtlich mit Morten verſchraͤnkt, oft ber Vergmmiung

184

Jeden freuet die feltne, der zierlihen Bilder Vertnüpfung, Aber noch fehlet das Wort, das die Bedeutung ver: wahrt. Iſt es endlich entdeckt, dann heitert fich jedes Gemuͤth auf, Und erblict im Gedicht doppelt erfrenlihen Sinn. Ah! warum fo ſpaͤt, o Amer, nahmft du die Binde, "Die du um's Aug’ mir geknüpft, nahmſt fie zu fpät mir hinweg! Lange ſchon harrte befrachtet dad Schiff auf guͤnſtige Lüfte; Endlich ftrebte der Wind, gluͤcklich, vom Ufer ind Meer. Leere Zeiten der Jugend! und leere Träume der Zukunft ! Ihr verihwindet, es bleibt einzig die Stunde mir nur. Da, ſie bleibt, es bleibt mir das Süd! ich halte dich, Dora! und bie Hoffnung zeigt, Dora, dein Bild mir allein. Defter ſah ich zum Tempel dic sehn, geſchmuͤckt und ge ſittet, und das Muͤtterchen ging feyerlich neben dir her. Eilig warft bu und friſch, ‚u Markte die Früchte zu tragen; ‚Und vom ‚Brunnen ; wie Füge? wiegte dein Haupt dus SE 7 | / ; Da erfihien dein Has, erſchien dein Nacken vor allen,

Und vor allen erſchten deiner Bewegungen Maß. Oftmals hab' Ich geſorgt, es möchte der Krug dir entfelrgn;. Doch er hielt fi ftet auf dem getingelten Tuch -

Schöne Nachbariun, ia, To war ich gewoͤhnt dich zur fehen;- Wie man · die Sterne ſteht, wie lan den Mens “s be: s z eeſchaut, 2 Sich an ihnen erfreut, und-Inhen: im: buhigen Buſen Nicht deu entfernteſte Wunſch, ſie zu beſitzen, ſich regt. Sapre, fo gingt ihr dahin! Mir zwanzig Schritte getrennet Waren bie Haͤuſer, und nie hab' ich die Schwelle be:

"on. ruͤhrt. und au tienne Ans bie gräßlihe Fluth! Di: lägft: när den - Simmel, eo

e-eliat. bein herrliches Bl i-ift mir die Farbe ber Nacht,

185 -

Miles rührte fich ſchon; da kam ein Knabe gelaufen An mein väterlih Haus, rief mich zum Strande hinab, Schon erhebt fi das Segel, es flattert im Winde: fo ſprach er; Und gelichtet, mit Kraft, trennt fih dee Anker vom Sand. Komm, Aleris, o komm! Da druͤckte der wackere Vater, Wuͤrdig, die fegnende Hand mir auf das lodige Haupt; Sorglich reichte die Mutter ein nachbereitetes Bündel: Gluͤcklich kehre zurüd! riefen fie, glädlich und reich! Und fo fprang ich hinweg, dad Bündelchen unter dem Arme, An der Mauer hinab, fand an der Thuͤre dich ſtehn Deines Sartend. Du lächelteft mir und fagteft: Aleris! Sind die Lärmenden dort beine Geſellen der Fahrt? Fremde Küften befucheft du num, und Föftliche Waaren

Handelt du ein, und Schmuck reihen Matronen der _

Stadt. Aber bringe mir auch ein leichtes Kettchen; ich will es Dankbar zahlen: fo oft hab’ ich die Zierde gewuͤnſcht! Stehen war ich geblieben, und fragte, nah Weiſe de6 | Kaufmanns, Erſt nach Form und Gewicht deiner Beltellung genau. Gar befcheiden erwogft du den Preis; da blickt’ ich indeſſen Nach dem Halfe, des Schmucks unferer Königinn werth. Heftiger tönte vom Schiff das Geſchrep; da fagteft bu freundlich : Timm aus dem Garten noch einige Fruͤchte mit dir! Nimm die reifſten Orangen, die weiſſen Feigen; das Meer bringt Keine Fruͤchte, ſie bringt jegliches Land nicht hervor. Und ſo trat ich herein. Du brachſt nun die Fruͤchte ge⸗ ſchaͤftig, Und die goldene Laſt zog das geſchuͤrzte Gewand. Oefters bat ich: es ſey nun genug! und immer noch eine Schoͤnere Frucht fiel dir, leiſe beruͤhrt, in die Hand. Endlich lamſt du zur Laube hinan; da fand ſich ein Korbchen, Und die Myrte bog, bluͤhend, ſich uͤber uns bin. Goethe's Gedichte, I. 16

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Schweigend begamneft du nun, gefchidt, die Srüchte zu ordnen: : @rft die Drange, die fhwer ruht, als ein goldener Ball, Dann die weichlihe Zeige, die jeder Druck ſchon entſtellet; Und mit WMprte bededt ward, und geziert, das Se ſchenk. Aber ich hob es nicht auf; ich ſtand. Wir ſahen einander In die Augen, und mir ward vor dem Auge fo trüb. Deinen Bufen fühle’ ich an meinem! Den herrlichen Naden, Idn umſchlang nun mein Arm; tauſendmal kuͤßt' ich den Hals. Mir ſank uͤber die Schulter dein Haupt; nun knuͤpften auch u deine ä Lieblichen Arme das Band um den Begluͤckten herum. Amors Haͤnde fuͤhlt' ih: er druͤckt' uns gewaltig zuſammen, Und aus heiterer Luft donnert' es dreymal; da floß Haͤufig die Thraͤne vom Aug' mir herab, du weinteſt, ich weinte, Und vor Jammer und Gluͤck ſchien uns die Welt zu ver⸗ gehn. Sammer heftiger rief es am Strand; da wollten die Süße Mich nicht tragen, ich rief: Dora! und bift du nicht mein? Ewig! fagteft du leife. Da ſchienen unfere Thränen, Wie durch göttliche Luft, leife vom Auge gehaucht. Naͤher riefes: Alexis! Da blickte der fuchende Knabe _. Durch die Thüre herein. Wie er das Körbchen empfing! Wie er mich trieb! Wie ih dir die Hand noch drüdte! zu &dife . - . Wie ich gelommen? Ich weiß, daß ich ein Trunfener ſchien⸗ Und ſo hielten mid auch bie Sefellen, ſchonten ben Kranken; Und ſchon deckte der Hauch truͤber Entfernung die Stadt. Ewig! Dora, liſpelteſt du; mir ſchallt es im Ohre Mit dem Donner des Zevs! Stand fie doch neben dem Thron/ Seine Tochter, die Böttinnn der Liebe; die · Gredien fanden: Ihr zur Seiten? Er iſt goͤtterbekraͤftigt, der Bund:

187

O, fo elle denn, Schiff, mit allen günfigen Winben!a a .r. Strebe, mächtiger Kiel, trenne die ſchaͤumende Flath! Bringe dem fremden Hafen mich zu, damit AR dexg Gelb: ſchmidt In der Werlſtatt gleich ordne das himmliſche Mae

Wahrlich! zur Kette foll das Ketichen werben.» Doral - Neunmal umgebe fie dir! lodes gewunden „den FRA Ferner ſchaff' ich noch Schmuck, dem, manpigfaligken;

goldne . Spangen foßlen dir auch veihlich verzieren Die Handt Da wetteifre Rubin und Smaragd, der liebliche, Sapphir Stelle dem Hyacinth fich gegenüber, und Gold ‚Halte das Edelgeftein in fchöner Verbindung aufammen. .;.- O, wit. den Bräutigam freut, einzig: zu jamigen die BrautJ ..: > Seh’ ich Perlen, fe denP ich an dich; bey jeglichen Ringe ‚Komme mir der länglihen Hand ſchones ‚Geb, in den Sinn. Tauſchen will ich und kaufen; du ſolſt —2* Sainfe v von . Mem . Wählen; ih widmete gern alle die eadung nur dir. Doch nicht Schmuck und Juwelen allein vexſchafft dein Ge

- lliebter;; nuelauoß; Was ein haͤusliches Weib freuet, dat ‚hringg.;ge auch.

Feine wollene Dedten, mit Purpurfänmen, ein nger Zu bereiten, das ung traulich und weichli empfängt ;' Köfticher Leinwand Stüde. Du -fipeft und näheft und " kleideſt Mich und dich, und auch wohl'noch ein Drittes darein. Bilder der Hoffnung, tänfchet mein Herz! O maͤſßiget, Götter, Diefen gewaltigen Brand, der mir den Bufen durch tobt! Aber auch fie verlang’ ich zuruͤck, die fchmerzliche Trende, Wenn bie Sorge ſich kalt, graͤßlich gelaſſen, mir naht.

" 388

Nicht der Erinnyen Fadel, das Bellen ber höllifchen Hunde Schreckt den Verbrecher fo, in der Verzweiflung Gefilde, 1 2.778 sin ne Geſpenſt mich fhredt, das die Schöne von fern mir zeige: die Thäre fteht wirklich des Gartens noch auf! Und ein Anderer kommt!l Kür ihn auch fallen die Fruͤchte! Und die Feige gewährt ftärfenden Honig auch ihm! Lockt ſie auch ihn nach der Laube? und folgt ee? DO, macht mich, ihr Götter, Blind, verwiſchet das Bild jeder Crinnrung in mir! Ja, ein Mädchen tft fie! und die fih gefchwinde dem Einen Gibt, fie kehret fich auch ſchnell zu dem Andern herum. Lache nicht diesmal, Zevs, der frechgebrochenen Schwuͤre! Donnere ſchrecklicher! Triff! Halte die Blitze zuruͤck! Sende die ſhwantenden Wolken mir nach! Im naͤchtlichen Dunkel Treffe dan leuchtender Blitz dieſen ungluͤcklichen Maſt! Streue die Planken umher, und gib der tobenden Welle Diefe-Wedren, und mid gib ben Delphinen zum Raub! Nun, ihr Muſen, genug! Vergebens ftrebt ihr zu fehildern, Wie fi Sammer und Gluͤck wechſeln in liebender Bruft, Heilen fönnet die Winden ihr nicht, die Amor gefchlagen; Aber Linderung lommt einzig, ihr Guten, von euch.

“4 ' a: ns mie”

A PP er . ats 37

189 |

Der nette: Paufias und

fein Siumenmäshen

Pauſias von Sicyhon, der Mahler, war ald Züngling X Glyceren, feine Mitbuͤrgerinn, verliebt, welche Blumenkraͤnze zu winden einen ſehr erfinbertihen Geiſt Hatte. Sie wetteifesten mit einander, und er brachte die Rachahmung der Blumen zur größten Mannichfattigteit, Endlig mahlie er feine Geliebte, fipend, mit einem Kranze befchäftigt. Diefed Bild wurde für eind feiner beften gehalten, umd die Kranzwinderinn, oder Kranzhändlerinn genannt, weil Glycere fi) auf diefe Weiſe ald ein armeb Mädchen ernährt hatte. Lucius Lucullus kaufe eine Copie In Athen für wen Talente. Plinius B. XXXV. GC, XL.

Sie. |

Schütte die Blumen nur ber, zu meinen Füßen und deinen)

Welch ein chaetiſches Bild holder Verwirrung du ſtreuſt! Er.

Du erſcheineſt als Liebe, die Slemente zu knuͤpfen;

Wie du ſie bindeſt, ſo wird nun erſt ein Leben daraus. Sie.

Sanft berůhre die Roſe, ſie bleib' im Koͤrbchen verborgen; Wo ic vi finde, mein Freund, oͤffentlich reich ich ſie dir. en u Er

' Und ih tw, als kennt’ ich dich nicht, und danke dir freundlich; Aber dem Segengeſchent weichet die Geberin aus.

a Be . Bien..:

Reiche bie: Hoacinthe mie nun, und reiche die Nelke, Daß die fruhe zugleich neben der ſpaͤteren ſey.

———— one Er. F 1—

F im blumigen Kreiſe zu deinen Fuͤßen mich ſi itzen Und I fuͤue den Schoß dir mit ˖ der lieblichen Schaar.

190

eg Sie x Reiche den Faden mir erft; dann follen die Gartenverwandten, Die ih von ferne nur fahır, neben einander fich freun. E r. Was bewundr' ich zuerſt? was zuletzt? die perrlichen Blumen? Oder der Finger Geſchick? oder der Vahlerinn Geiſt? Sie. | Gib auch Blätter, den Glanz der blendenden Blumen zu mildern; ; Auch das Leben verlangt ruhige Blätter im Kranz. " . Ev Sage, was mwählft du fo lange ben diefem Strauge? Gewiß ift Diefer Jemand geweiht, den du befonderd bedenkſt. Sie. Hundert Sträuße vertheil? ich des Tage, und Kränze Die Menge; Aber den m ſchinſten doch bring’ ich am Abende bir. Er. Ach! wie wäre ber Mahler beglüdt, der diefe Gewinde Mahlte, das blumige Feld, ach! und die Goͤttinn uerſt! Sie. aAber doch maͤßig begluͤckt iſt der, mich duͤnkt, ber am Boden Hier figt, dem ich den Kup reishend noch glüdlicher bin, : * er " Ah, Geliebte, noch Einen!. Die neidifchen Lüfte bes Morgens Rahmen den erſten ſogleich mir von den Lippen hinweg. . : Si ie. " Wie der Frühling die Blumen mir gibt, To geb’ ich bie. Küfe ‚Bern ben Beliebten; und bier fey mit dem Kuſſe der Kranzl. Pe Br N in „Er .., " N 2,G 3. In Haͤtt' ich das hohe Talent * Pauiſias glaclich empfangen: Nachzubilden den Kranz; mir’ ein Geſchaͤfte Pe Zn

Gie. ot Il TR Fa Schön ift er wienich Sich: ihn nur an! & nee di 7 ſchoͤaſten 275 J

Kinder Florens un ibe), hunt · und gefalg, Benin.

198

I ‚Er Sn die Kelche. verſenkt' ich mich dann, und erfchöpfte den füßen Zauber, den die Natur über Die Kronen ergoß. Sie, Und fo fänd’. ich am Abend noch frifh den gebundenen ‚Kranz hier; Unverweltlich-fpräch’ ung von der Tafel er am. _ er. j x Ach, wie fühl’ ich mich arm und unvermögend! wie wuͤnſcht' ich Feſt zu halten das Shit, das mir die Augen verſengt! Sie. Unzufriedener Mann! Du biſt ein Dichter, und neideſt Jenes Alten Talent? Brauche das deinige doch! Er. Und erreicht wohl ber Dichter den Schmelz ber farbigen Blumen? eben beiner Geſtalt bleibt nur ein Schatten ſein Wort! Sie. Aber vermag ber Mahler wohl auszudruͤcken: ich Liebe! Nur dich lieh’ ich, mein Freund! lebe fuͤr dich nur allein! Er. > . PP und der Dichter ſelbſt vermag nicht zu ſagen: ich liebe! Wie du, himmliſches Kind, füß mir es ſchmeichelſt ins Ohr. Sie. .

Viel vermoͤgen fi e Bepde; doch bleibt die Sprache des Kuſſes, Mit der Sprache bes Blicks, nur den Verliebten geſchenkt. er Du vereinigefe- Alles; du dichteft und mahleft mit Blumen:

Florens Kinder find dir Farben und Worte zugleich. Sie. Nur ein vergimznches Werk entwindet der Hand ſich de6 Maͤdchens geben Danen; die praqht wellt vor dem Abende iaon. Er. BL " Auch fo geben ie Götter vergängläihe Gaben und foren. Mit erneuten Geſchenk immer die Sterblichen an,

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& i e. J Hat bir doc kein Strauß, Fein Kranz des Tages gefehlet, Seit dem erften, ber dich mir fo von Herzen verband. Er, Ja, noch hängt er zu Haufe, ber erfte Kranz, in ber Kammer, j Melden du mir, den Schmaus lieblich ummandelnd, ge: reiht. Sie. Da ich den Becher dir kraͤnzte, die Roſenknoſpe hineinfiel, Und bu tranteſ, und riefſt: Mädchen, die Blumen find Gift! Er. Und dagegen du ſagteſt: ſie ſind voll Honig, die Blumen; Aber die Biene nur findet die Suͤßigkeit aus. Sie. Und der rohe Timanth ergriff mich, und ſagte: die Hummeln Sorfchen des herrlichen Kelchs ſuͤße Geheimniſſe wohl? Er. Und du wandteft dich weg, und wollteft fliehen; es ſtuͤrzten, Vor dem tappiſchen Mann, Koͤrbchen und Blumen hinab. un du rieſſt ihm gebietend: das Maͤdchen laß nur! die Straͤuße, So⸗ wie das Madchen ſelbſt, ſind fuͤr den feineren Sinn. Er. Aber fefter hielt er dich nur; es grinſ'te der Lacher, Und dein Kleid zerriß oben vom Naden herab,“ Sie. And du warfft in begeifterter Wuth ben Becher hinuͤber, Da er am Schedel ihm, haͤßlich vergoſſen, erklang. Er. Wein und zorn verblendeten mich; doch ſah ich den weiſſen Nacen, die herrlichr * de du vedereſt, im Blick.

_ 193 Sie, Welch ein Setunmei ward und ein Aufſtand! Purpiten das

Blut lief, 2 me dem eine vermiſcht graͤulich dem One vom

Dich nur ſah⸗ ih, nur dich am Boden knieend, verdrießlich; Mit der einen Hand hieltſt das Gewand du binauf. J Sie... 2 Ach da tiogen die Teller nach dir! Ich ſorgte den dein“ Srewoling teile der Wurf kreiſend geſchlungnen * En... R Und boch ſah ich nur dich, wie raſch mit der andern Sand da . Körbchen, ‚Blumen und: Aranz ſammelteſt unter dem . Stuhl. e ie. Echůtend trateft. In vor, daß nicht mid. Merle. der Zuſel Oder der ʒernige Wirth— weil ich das Rad ihm beſtͤrt. ne t- 7 Sue Ja, ih. eeinnte mich no, ih nahm dm. Terpic⸗ ade einer, "Der auf dem linken Arm ‚gegen deu Stier ihn bewegt. vn Br Le 5 7 ee Ruhe gedet. ber. Wirth —* Freunde. Da. ſchlupft is Sachte binaus; nach dir wendel' ich immer den Blic. en ee An, du warſ mir verſchmunden 1 Vergebens Furcht” ich in allen Winteln des Haufes herum, ſo wie auf Straßen und Markt. —— BSie.:: BE er Schamhaft bliebn·ich · verborgen. Das undelcheitene Mid:

ben, en von Den ¶uwera geliebt, war aun das Mahrchen 8 ME et on En . Blumen fJah ich genug und Straͤuße, Kraͤnze die Menges Aber du fehlteſt mir, abet du fehlteſt der Stadt. Goethe's Gedichte, I. 17

194 | Sie. Gtille Jaß ich su Haufe. Da blätterte los fi vom Zweige Mandıe Noſe, ſo auc dorrte die Nelke dahin. Er. Mancher gunglinz ſprach auf dem Platz: da liegen die - Blumen! .Aber die Liebliche febit, bie fie verbände zum Kran. Sie. Aranze band ich indeſſen zu Hauſ', und ließ ſie verwelten. Siehſt m? da hangen fie noch, neben dem Herde, für dich. 00. E r. aus ſo weite der Kranz, sen erfes Seſchent! Ich vergaß

ghn m Baimmıl, id hing "eben dem Bett mir ihn auf. Sie. aAbends betrachtet' ich mir die weſtenden, ſaß noch und weinte, sis in der bunfelen Racht Farbe nad) Farbe‘ verloſch. —V Er. Irend ging ich umher, und fragte nach deiner Behaufung; ‚seiner der: Stelſten felbft konnte mir geben werden. " Si Le! j \ Ä Keiner hat ke mich beſucht, und Keiner weiß die enttegne Op: die. Groͤße der Stadt: birget die Aermere leicht. E. T. > re ; Irrend lief ih umher, und flehts zur ſpaͤhenden Some: Beige wir, tiger Bett; wo du Im Wimelibr ſcheinſti Sie J— Große Gotter horten dich nicht; Bach Denia Hör? es Endlich trieb die Nora dem Gemerde mich aus. Er. Trieb nicht nochdich ein andrer Bott, den Veſchuͤtzer zu ſuchen.? Hatte nicht Amor fuͤr uns wechſelnde Pfeile getauſcht? Sie, Spähend ſucht ich Di auf bey vollem Markt, und ia ſah wir, DM!

108 | Er P und e & giett * 2 Sebring teined der Beben 9— Pl Si t e, . .. Schneu wir theilten das Boll, wie Inmen anfästmen, > du ftandeft, :

\. Er, RE Zee Und bu ſlandeſt vor mir, ja! und wir waren ein, u Sie Zu . Witten unter ben Menſchen! fie fhienen nur Steiner um Baͤume, Er. Far Und mir fchien ihr Getöf’ nur ein Serieſel des Quells. Si ie * Immer allein ſind Liebende ſich in der groͤßten Verſammlung; Aber ſind ſie zu zwey n, ſtellt auch der Dritte ih ein. Er. . Amor, jal er. (öde ſich mit diefen heirlichen Rängen, . . Schütte die Blumen nun 0 ſurt⸗ gus dee vorn vo Reſt!

Sie. we 2 Run, ich ſchuttie fie weg, die ſchoͤnen. In deiner umarmung, Lieber, geht mir auch heut wieder die Sonne nur auf.

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. Y TH S , _

uphro (9 net

1 N | Er 2

Yu von des hoͤchſten Gehirgs beeisten zackigen Gipfeln Schwindet Yurpar und Glan; ſcheidender Sonne hinmeg.

Lange verhuͤllt ſchon Racht das Thal und die Pfade des Wandrers, Der, am toſenden Strom, auf zu der Huͤtte ſich ſehnt,

Zu dem Ziele des Tass, der ſtiſlen hixtlihen Wehunna; Und- der göttliche Schlaf eilet efallig voraus,

Diefer holde Geſelle bes Reiſenden. Daß er auch heute. Segnend, kraͤnze das Haupt, mir. mit bem heiligen. Mehn!

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4

26 ber was leuchtet mir dort vom Felfen glängenb herüber, Und erheller ben Duſt ſchaͤumender Ströme fo Hold?“ . Strahlt bie Sonne vielleicht durch heimliche Spalten und Klüfte? Deun ·kein irdiſcher Glanz ift es, der wandelnde, dert. Naͤher waͤlzt ſich die Wolke, fie gluͤht. Ich ſtaune dem Wunder! Wird der roſige Strahl nicht ein bewegtes Gebild? Melde Gaͤttinn: nahet ſich mir? und welche der. Muſen Suchet den treuen Freund, ſelbſt in dem grauſen Gekluͤft? Fcoͤne Goͤttinnl enthuͤlle dich mir, uud taͤuſche, verſchwindend Nicht den begeifterten Sinn, nicht das gerührte Gemüth. Nenne, wenn du es darfft vor einem Sterblichen, deinen Goͤttlichen Namen; wo nicht: rege bedentfam mich auf, Dap iqh fühle, welche du ſeyſt von den ewigen Töchtern evs, und der Dichter fogleich preife dich würdig im Lied. Monhiſt du mich; Guter nicht mehr? und kame dieſe Geſtalt dir, Die bu doch ſonſt geliebt, ſchon als ein fremdes Gebild ? Swar der Erde gehör’ ich nicht mehr, und trauernd entſchwang fich Schon der ſchaudernde Beift ingendlich frohem Genuß; Mbes ich hoffte, mein Vildnoch feſt in des Freundes Erinn’sung Eingefhrieben, and noch ſchoͤn durch Die Liebe verklaͤrt. Ja, ſchon ſagt mir gerührt dein Blick, mir ſagt es die Thräne: : Emphroſpne: fie tft noch von dem Frenude geſannut.. Sieh, die Scheihende zieht durch Maldramd,gxaufes Gebirge, Sucht den wandernden Mann, ach! in der Ferne noch auf; Sucht den Lehrer, den Freund, den Vater, blicket noch einmal Nach dem leichten Geruͤſt irdiſcher Freuden zuruͤck. Laß mich der Tage gedenken, da mich, Das Kind, bu dem Spiele Sener täufcheitben Kunft röisender Mufen geweiht. Laß mich der Stunde gedenken,” und edes lleineren um⸗ ned... Messen ande ' RS, wer Hufe nicht fb dern Anliiederbeingtähes wi Berta he Bebrange ber leichteſren ·ithifchen Tage, RE; wer ſchatzt ihn genug/ Diefen vereilenden Werthi ‚Kleihitefheiner es nun, doch ach!· niddt Keinlich dem Herzen; Macht die Liebe, Me Kunſt, jegliches Kleine doch groß. Denn der Stunde noch Ibohl/ wie, auf dem BreierSeräfe, "Du mich der Höheren Kunſe ernſtere Stufen geführt? :

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Knabe ſchien ich, ein ruͤhrendes Kind, du nannteſt mia Wera) Uns belebteft in mir brittiihes Dichtex- Bebild, : ı - : Drohteſt mit grimmiger Gluth den armen Augen, und:wandtef Selbft den thränenden Blick, innig getäufchet, hinweg. Ach da warſt du fo hold und fchüsteft ein trauriges Leben, : Das die-verwegene Flucht endlich dem Knaben entriß, Freundlich ſaßleſt du mich, ben Zerſchmetterten, trugſt mich von dannen, Aa „Und ich heuchelte Yang’, dir an dem Buſen, den Tod. Endlich ſchlug die Augen ich auf, und ſah dich, im ernfte, Stille Betrachtung verfeuft, über den Liebling geneigt. ©... Kindlich ſtrebt' ich empor, und kuͤßte die Hände bir dankbar; Reichte, zum reinen Kuß; dir den gefälligen Mund. "> Fragte: ‚warum, mein Vater, fo ernfi? und hab’ ich gefehhet, DJ zeige mir an, wie mir dad Beſſre gelingt. yon“ Keine Mühe verdrießt mich bey dir, und Alles und —— Wiederhol' ih fo gern, wenn du mic leiteſt und lehrſt. ber du fafiteft mich ſtark, und druͤckteſt mich feiter im Arme, Und es ſchauderte mir tief in-dem. Bufen das Herz. .w Nein! mein lieblihes Kind, fo riefft du, Alles ımd Jedes, -. Wie du ed heute gezeigt, zeig/ es auch morgen der Stadt. 7 Ruͤhre fie alle, wie mich du gerührt, und es ließen, zum Bepfall, Die von dem trockenſten Aug' herrliche Shränen herab. 7 Aber am tiefften- trafſt du doch mich, den Freund, der im Arm dich = Be Halt den ſelber der Schein fruͤherer Leiche geſchrect. Ah; Natur, wie ſicher und groß in Allem erſcheinſt dur. ur Himmel und-Erde befolgt ewiges , feſtes Geſetz, Sahre:folgen auf Jahre, dem Fruͤhlinge reichet der. Serum Und bem. reichlichen Herbft traulich der Winter die Zandi:iz Selfen ftehen gegründet, es ſtuͤrzt ſich das ewige Waſſer Aus der bewoͤllten Kluft, ſchaͤumend und brauſend hinab. ı: ur Fichten grünen fo. fort, und felbft Die entlaubten Gebäfdke Hegen, im Winter. fhon,. heimliche Knoſpen am Zweig. Alles entfteht und vergeht nach Geſetz; doch ber bes Merſchen Mn, den. Fofinen Schatz berrfihet ein fern kendmt

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Micht bem bluͤhenden nit der willig ſcheidende Vater, Seinem trefflichen Sohn, freundlich vom Rande der Gruft; Nicht der Jüngere ſchließt dem Aelteren immer das Auge, Das ſich willig geſenkt, kraͤftig dem Schwaͤcheren zu. Oefter, ach! verkehrt das Geſchick die Ordnung der Tage; Huͤlflos klaget ein Greis Kinder und Enkel umſonſt, Steht ein beſchaͤdigter Stamm, dem rings zerſchmetterte Zweige Um die Seiten umher ſtroͤmende Schloſſen geſtreckt. Und fo, liebliches Kind, duechdrang mich bie tiefe Betrachtung, Als du zur Leiche verftellt über die Arme mir hingſt; Aber frendig feh? ich dich mis, in dem Glanze ber Jugend, Vielgeliebtes Gefchöpf, wieder am Herzen belebt. Springe fröhlich dahin, verftellter Anabe! Das Mädchen IMWaͤchst zur Freude der Welt, mir zum Entzucken heran. Immer firebe fo fort, und beine natürlichen Gaben Bilde bey jeglichen Schritt freigenden Lebens, bie Kunſt. Sen mir lange zur Luft, und eh? mein Auge fich fchließer, MWuͤnſch' ich dein fchönes Talent glücklich vollendet zu fehn. Alſo ſprachſt bu, uud nie vergaß ich der wichtigen Stundel . Deutend entwickelt' ich mich an dem erhabenen Wort. D, wie fprach ich fo gerne zum Volk die ruͤhrenden Neben, Die du, voller Gehalt, kindlichen -Lippen vertunue! 9, wie bitdet' idy mich an deinen Augen, und:fachte " Dich im tiefen Gedraͤng' ftannenber Hörer heraus) -- Doch dort wirft du nun fepn, und ſtehn, und nimmer bewegt ſich Euphroſpne hervor, dir zu erheitern den Bd. Du vernimmſt fie nicht mehr, die Töne des wachfenden Zog⸗ lings, Die bu zu liebendem Schmerz fruͤhe, fo frühe! geſtimmt. Andere kommen und gehn; es werden dir Andre gefallen, Selbſt dem großen Talent drängt fich ein größeres nach. ber du, vergeffe mich nicht! Wenn Eine’ dir jemals Sich im verworrnen Geſchaͤft heiter entgegen bewegt, Deinem Winke ſich fuͤgt, an deinem Lächeln ſich freuet, .Und am Platze ſich nur, den bis beſtimmteſt, gefaͤllt; Wenn fie Mühe nicht ſpart noch Fleiß, wenn thaͤtig der Kräfte, Selbſt bis zur Pforte des Grabe, freubiges Opfer fie bringt ;

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Guter! dann gebenfefk du mein, und rufelt auch wit no; Suphrofgne, fie ift wieder erſtanden vor mir!.: Bieles fagt? ich. noch gern; doch⸗ ach! die Sceitende weit „2 nid, MWie fie wollte; nich führt ftreng ein. gebletehber Gort. Lebe wohl! ſchon zieht mich's dahin in ſchwankendem Eilen. Einen Wunſch nur vernimm;, freundlich gewähre mir ihn: Laß nicht ungerähmt mic zu den Schatten hinabgehn! Nur die Mufe gewährt einiges Leben dem Tod, Denn geſtaltlos Tchweden: umher im Merfefoneia's - Meiche, maffenweil, Schatten vom Namen getrennt; Men. der Dichter aber gerühmt, der wandelt, geftaltek, Einzeln, gefellet dem Chor alter Heroen fi zu. Freudig tret' ich einher, ‚von deinem Liede verkündet, . Und der Goͤttinn Blic weilet gefällig auf mir. mi empfaͤngt fie mich dann, und nennt mich; es winken die hohen Gottlichen Frauen mich an, immer bie naͤchſten am Chrom, Yenelopeia redet zu mir, bie treufte der Weiber, Auch Evadne, gelehnt auf den geliebten Gemahl. Juͤngere naben fih dann, zu früh herunter Gefandte, Und beilagen mit mir unfer gemeine Geſchick. Wenn Antigone kommt, die ſchweſterlichſte der Seelen, und Polyrena, trip’ noch von dem bräutlichen Tod, Geh’. ich als Sthweftern fie an, und trete würdig zu ihnen; "Denn der tragifchen Kunſt holbe Geſchoͤpfe find fie. Bildete doch ein Dichter auch mich; und feine Gefänge, Ja, fie vollenden an mir, was mir das Leben verfagt.” Alſo ſprach fie, und noch bewegte der lieblihe Mund fich, Weiter zu reden; allein fchwirrend verfagte der Ton. . Denn aus dern Purpurgemölt,; dem ſchwebenden, immer be 7 wegten, Trat der herrliche Gott, Hermes, gelaſſen hervor, Mild erhob er den Staab und deutete; wallend verſchlangen Wachſende Wolfen, im Zug, beide Geſtalten ver mir. Kiefer liegt die Nacht um mich her; die flürzenden Waſſer Brauſen gewaltiger num neben dem fchlüpfrigen Pfad.

2006.”

Uebezwingliche Trauer Defällt mich, entkraͤftender Sammer, Und ein mösfiger Fels ſtuͤtzet den Sinkenden nur. Wehmuth reißt duch die Seiten: ber Bruft z.die. naͤchtlichen

. Thraͤnen diejen, and über dem Wald kinder ber. Morgen Be An,

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Das Wieder fe bw:

X 24 r! ⁊⁊

Er.

Süße Feenndlun, noch Einen, nur Einen auß noch apthee Dieſen Lippen! Warum biſt du mir heute fo karg?

GSeſtern bluͤhte wie heute der Baum; wir wechſeuen Küfe - Tauſendfaͤltig; dem Schwarm Bienen verglichſt du ſie j

Wie ſie den Blurhen ſich nahn und ſaugen, ſchweben und wie er Saugen, und lieblicher Ton fügen Genuſſes erichaltt.

Ale noch aͤben das’ holde Geihäft. nd: wäre der Fruͤhling Uns vorubergeflohn, eh” ſich die Bluthe zerſtreut?

Sie.

Träume, lieblicher Freund, nur immer! tede von gefteint ‚Gerne hör’ ich dich an, drüde bich redlich ans Herz, u

Seftern, fagft du? Es war, ich weiß, ein tlllihes Geſt Worte verklangen im Wort, Küfe verdraͤngten den Ku

Scinerzlih war's zu ſcheiden am Ahende, traurig die linge Nast von geftern. auf heut, die den getrennten ebot.

Doc der Morgen kehret zuruck. Ach! daß mir indeſſen Sebumal, leider! der Baum Bluͤthen und grügite q gebtarpe

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Nitias, trefkicher Mann, du Arzt bed Zeibs und. der Seele Krank! ach bin es fuͤrwahr, aber dein Mittel iſt hart. Achl. mir fanden die Kraͤfte dahin, dem: Rathe zu folgen; Ja⸗ md fcheinet dar Frennd ſchon mir. ein Gegner zu ſeyn. Widerlegen kann ich Dich nicht, ich fage mir Alles, Cage das: haͤrtere Wort, das du venſchweigeſt, mir auch, > Aber/ ht das Waſſer entftirgt der Steile des Felfens Raſch, umnd die Welle des Bachs halten Geſaͤnge nicht auf. Raft:uichk unaufhaltfam der Sturm? und waͤlzet die Soune u @i, won dem Gipfel des Tags, nicht in die Wellen Hindk? Umd: fa, ſuricht mir ringe die. Natur: auch bu biſt, Amputas, Unter das firenge Geſetz ehrner Gewalten gebeugt. Runzle die Stirne nicht tiefer, mein Freund, und höre gefällig Was mich geftern ein Baum, dort an dem Bache, gelehrt, Wenig Menfef trägt er mis, nur; der fonft fa belahne;; = Sieh; der Epheu tft Schuld, der ihn gewaltig umgibt. Und ich fafte das Meſſer Tdas Trummgebogene, ſcharfe, Trengte Ihafldenh) vab ciũ Nenfernach- Ranken herebr ”. Aber ich jdmiunhertes uekih sueldz. tief ꝓnſenfzend und klaͤglich Aus den Wipfelm zu nix Uſpelnde Stage fih oh: -: D, verlege: mich snicheh den treten artengenvffen - -;; Dank, abs Knabe fo. fie, mance, Gemuͤſſe verdunkt. O, verletze mich Richt] du reißeſt mit biefem: Geflechte,;; 11: nd: din’ gewaltig zerſtoͤrſt, grauſam das Leben mir:aus..: Hab' ich nicht ‚Heibft.fiergenährt,.. und fanft fie: herauf minter⸗ Een nn. Zesrız St, wisrmehn. eigenes Yaık,: nicht: mir das· ihre vermant? Sol ichs Acht, lieben die Pflauze, die meiner: einzig bedoͤrftig Erin, Mhrbegieriger; Kraft, mir umr die Seite ih ſchlingt? Tauſen Ranfen murzelten an, mit tauſend und taufend 31 Faſern Tender fieıfek mir in das, Feben fib-ein.s 2...» Nadeuns ‚ainımt; fie. yon mir; wasich beduͤrfte, genicht fie Und fo faust. He Ad Mast, Ianget die. Serliuminsauge 2

202

Nur vergebens naͤhr' ich mich noch; die gewaltige Wurzel Sendet lebendigen Safts, ah! nur-bie: Hälfte hinauf.

‚Denn ber gefährliche Gaft, der geliebtefte, maßet behende Untermeges die Kraft herbftlicher Fruͤchte fih an.

Nichts gelangt zur Krone hinauf; die Anßerfien Wipfel Dorren, es dortet der Aft über dem Bache ſchon ‚hin.

Ja die Verraͤtherinn Ift's! fie ſchmeichelt mir Reben und. Guͤter, Sqhmeichelt die ſtrebende Kraft, meet de Hoffnung

. mir ab, - +17:

Cie nur fuͤhl' ich, nur fie, die umichlingende;: frene ver Feſſeln, Freue bes tödtenden Schmucks, fremder Umlaubung mich nur.

Halte das Meſſer zuruͤk! o Nikias, fchone den Weinen, Der ſich in liebender Luſt, willig gezwungen, verzehrt!

Suͤß iſt jede Verſchwendung; o, laß mich der ſchoͤnſten genteßen!

Wor fich der Liebe vertraut, hält er fein Leben zu Rath?

"Die Metamerphefe der Pflanzen.

Dich verwirret, Gehiedte, die tanfembfältige Weifdung:. Dieſes Blumengewühls über dem Beten ummhen; . .-; Wiele Namen höreft du an’; und Immer verbränget; Mit barbarifhem Klang,’ einer den andern —— —* Alle Seſtalten find aͤhnlich; und keine gleichet ver andern⸗ Und’ ſo deutet das Chor auf ein geheimes Geſetzz Auf ein heiliges Raͤthſel. O, Könnt’ ich dir, liebliche Freunbiun, Aeberliefern ſogleich gluͤcklich das loͤſende Wort. Werdend betrachte ſie nun, wie nach und nach ſich die Pflanze, Stufenwriſe gefuͤhrt, bildet zu Bluͤthen und. Frucht ·. Aus dem Samen entwickelt fie ſich, ſobald ihn der Erde BStille befruchtender Schoß Hold in das Leben entlͤßt, Und dem Meize bes Lichts, des heiligen, ewig Seweafeit, : -- - Gleich den zärteften Bau keimender Blätter empfiehlt. | Einfach ſchlief in dem Samen bie Kraft; ein beginnendes Vorbilb Lag, verſchloſſen in fich, unter’ die Hulle zebougt, J

Blatt und Wurzel uud Keim, nur halb geformet and farblos; Troden erhätt fo der Kern ruhiges Reben bewahrt, Quillet ſtrebend empor, fich milder Feuchte vertrauend, Und erhebt ſich ſogleich aus der umgebenden Nacht. Aber einfach bleibt die Geſtalt der erſten Erſcheinung; Und fo bezeichnet ſich auch unter den Pflanzen dad Kind, Gleich baranf ein felgender Zrieb, fich erhekend, ernenet, Knoten auf Anoten gethuͤrmt, immer das erſte Sebild. Zwar nicht immer das gleiche; denn mannigfaltig erzeugt ſich⸗ Yusgebildet, du fiehſt's, immer das folgende Blatt, . Ausgedehnter, gelerbter, getrennter in Spigen unb Theile, Die verwachſen vorher ruhten im untern Organ. And fo erreicht es zuerſt die hoͤchſt beftimmte Vollendung, Die bep manchem Geſchlecht dich zum Erſtaunen bewegt. Viel gerippt und gezadt, auf maftig firopender Klähe, : . Scheinet die Fülle des Triebe frep und unendlich zu ſeyn, Doch bier hält: die Natur, mit mächtigen Händen, die Bildung An, und lentet ſie ſauft in das Vollkomnmere hin. Mäftger leitet fie nun den Saft, verengt die Gefäße, Und gleich geigt.die Geftalt zaͤrtere Wirkungen au.

Stille zieht ih der Trieb der firebenden Ränder zurüde, 7 Und die Rippe des Stiels dildet ſich voͤlliger auns. . Blattlos aber und ſchnell erhebt ſich der zärtere Stengel; . el

"Und ein Wundergebild zieht den Betrachtenden an. NRings im Kreiſe ſtelet ſſih nun, gezaͤhlet und ohne Zahl, das.Keinere Blatt neben. dem aͤhnlichen hin.

Um die Achſe gedruͤngt entfchaiber der bergende Kelch ſich

Der zur hoͤchſten Geſtalt farbige Kronen entlaͤßt.

Alfo prangt die Natur in hoher, voller Erfcheinung, UUnd ſie zeiget, gereist, Glieder an Glieder geituft, Immer erftaunft du aufs Neuer fo bald fih am Stengel bie Blume

Ueber dem ſchlanken Geruͤſt wechſelnder Blätter bewegt. Aber die Herrlichfeit wird des neuen Schaffens Verkündung.

Sa, das farbige Blatt fühlet die göttliche Hand.

Und zufammen zieht es fich ſchnell; die zarteften Formen,

Zwiefach ftreben fie vor, ſich zu vereinen beftimmt.

4‘

20%

Zraulich eben fie nun, bie Holden Paare, beyſammen, Zahlreich ordnen ſie ſich um den geweihten Altar. Hymen ſchwebet herbey, und⸗herrliche Düfte, gewaltig, Strömen. ſuͤßen⸗Sernch, Mles belebend, umher. Nun vereinzett ſchwellen ſogleich unzaͤhlige Kime, Hold in den Mutterſchoß ſchwellender Fruͤchte gehüllt. Und ‚Hier ſchließt die Natur den Ring‘ ber ewigen Kraäfte; Doch ein nener ſogleich faſſet den vorigen-am, . Daß die Kette ſich fort durch „Alle Zeiten verlaͤnge, Und dad Ganze belebt, fo wie das Einzelne, ſey. ende nun, o Selichte, den. zum bunten Gewimmel, Das verwirrend nicht mehr fi) vor dem Geiſte bewegt, Jede Pflanze verkündet: dir nun die ew’gen Gefehe, Jede Blume, fie fpricht lauter und Iauter mit Dir. ber entzigert du hier der Goͤttinn heilige Lettern, - Ueberall ſlehſt. du fie Dann, auch ih verändertem Zug. Kriechend zaubre die Raupe, ‚der. Schmettekling eile gefchäftig, Bildfamsändre der Menſch.ſelbſt die beſtimmte Geſtalt. O, gedenke benn auch, wie aus dem ‘Keim. der Betauntſchaft Nach und nach in und.holde Gewohnheit entſproß, Freundſchaft ſich mit Macht in unſfrem Buſen enthuͤlte, Und wie Amor zuletzt Bluͤthen und Fruͤchte gezeugt. Denke, wie mannnigfach bald die, bald jene Schalten, :: . Stil entſaltend,: Natur: unſern Gefühlen geliehn! . . .: ; Treue dich auch des heutigen Tags! Die heilige Liebe Strebt zu ber höchften Frucht gleicher Geſinnungen auf; . -. Gleicher Anſtcht der Dinge, damit in harmoniſchem Anfchaun Eich verbinde das Paar, finde die hoͤhere Welt. wen 1

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208

Seremann und Dorothea.

Alfo das wäre Verbrechen, daß einft Properz mich begeiftert; : Dad Martial zu mis auch, der Verwegne, gefellt? Daß ich die Alten nicht hinter mir ließ, die Schule zu huͤten;

Daß ſie nach Latium gern mir in das Leben gefolgt ? Daß ich Natur und Kunſt zu ſchaun mich treulich beftrebe; Daß kein Name mihtäufcht, daß mich kein Dogma beſchraͤnkt?

Daß nicht des Lebens bedingender Drang mich, den Mei

fhen, verändert; Daß ich der Heucheley duͤrftige Masle verſchmaͤht? Splcher Fehler, die du, o Muſe, fo emſig gepfleget, Zeihet der Poͤbel mich; Poͤbel nur ſieht er in mir. Ja, ſogar der Beſſere ſelbſt, gutmuͤthig und bieder, Will mich anders; doch du, Muſe, befiehlſt mir allein. Denn du biſt es allein, die noch mir die innere Jugend Friſch erneueft, und fie mir bis zu Ende verfprichft. Aber verdopple nunmehr, o Söttinn, die heilige Sorgfalt! Ach! die Scheitel ummwallt reichſich die Lode nicht mehr: Da bedarf man der Kränze, fich felbft und Andre zn täufhen; Kränzte doch Caͤſar felbit nur aus Beduͤrfniß das Haupt. Haft du ein Lorberreis mir beftimmt, fo laß es am Zweige Weiter grünen, und gib einft ed dem Wärdigern bin; . Aber Nofen winde genug zum häuslichen Kranze; Bald als Lilie fchlingt ſilberne Locke fih durch. Schüre die Gattinn das Feyer, auf reinlihem Herde zu kochen! Werfe der Knabe das Reis, ſpielend, geſchaͤftig dazu! Laß im Becher nicht fehlen den Wein! Geſpraͤchige Freunde, Gleichgeſinnte, herein! Kraͤnze! ſie warten auf euch. Erſt die Geſundheit des Mannes, der, endlich vom Namen Homeros Kuͤhn uns befreyend, und auch ruft im die vollere Bahn. Denn wer wagte mit Göttern den Kampf? und wer mit dem Einen? Doch Homeride zu ſeyn, auch nur als letzter, iſt ſchoͤn.

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Darum hoͤret das neufte Gedicht! Noch einmal getrunfen! Euch beftehe der Wein, Freundicaft und Liebe dad Ohr. Deutfche ſelber führ’ ih cuch zu, in die ftillere Wohnung, Wo fih, nah der Natur, menichlic der Menſch noch erzicht, Uns begleite des Dichters Geift, der feine Luife 7 Mafe dem würdigen Treund, ung zu entzucken, verband. Auch die tranrigen Wilder der Seit, fie führe? ich vorüber; Aber es fiege der Muth in dem gefunden Gefchlecht. Hab’ ih euch Thränen ind Auge gelodt, und Luft in bie Seele Singend geftößt”, fo kommt, drüdet mich herzlich and Herzl Weiſe denn ſey das Gefpräh! Uns lehret Weisheit am Ende Das Jahrhundert; wer hat das Geſchick nicht geprüft? Blicket heiterer nun auf jene Schmerzen zurüde, Wenn euch ein fröhlider Sinn Manches entbehrlih erflärt, Menſchen lernten wir kennen und Nationen ; fo laßt ung, Unſer eigenes Herz kennend, und deſſen erfreum,

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[20

Gerne haͤtt ich fortgefchrieben,

Aber td iſt legen blieben.

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203 Erfte Epiftel,

Seht da Jeglicher lieſ't und viele Lefer das Buch nur

Ungebuldig durchblättern und, felbit die Feder ergreifend,

Auf das Büchlein ein Buch mir feltner Fertigkeit pfropfen,

Soll auch ich, du willft es, mein Freund, dir über dad Schreiben

Schreibend die Menge vermehren und meine Meinung ver fünden,

Daß auch Andere wieder darüber meinen und immer

Sp ins Unendliche fort die ſchwankende Woge ſich wälze.

Doch fo fähret der Fifcher dem hohen Meer zu, fo bald ihm

Günftig der Wind und der Morgen ericheint; er treibt fein Gewerbe,

Wenn auch Hundert Gefellen die blinfende Fläche durchkreuzen.

Edler Fremd, du wuͤnſcheſt das Wohl des Menſchen⸗ geſchlechtes, Unſerer Deutſchen beſonders und ganz porzuͤglich des naͤchſten Buͤrgers, und fuͤrchteſt die Folgen gefaͤhrlicher Buͤcher; wir haben Leider oft ſie geſehen. Was ſollte man, oder mas koͤnnten Biedere Maͤnner vereint, was könnten bie Herrſcher bewirken? Ernſt und wichtig erfheint mir die Trage, doch trifft fie mich eben j An vergnůͤglicher Stimmung. Im warmen heiteren Wetter Glaͤnzet fruchtbar die Gegend; mir bringen liebliche Lifte Ueber die wallende Flut ſuͤß duftende Kühlung berüber, Und dem Hirten erfcheint die Welt auch heiter, und ferne Schwebdt die Sorge mir nur in leichten Woͤllchen vorüber,

Was mein leichter Griffel entwirft, iſt leicht zu verlöfchen, Und viel tiefer präget fich nicht Der Eindruc der Lettern, Die, fo fast man, der Ewigkeit trotzen. Freylich an Viele Sprichtdie gedruckte Columne; doch bald, wie Jeder fein Antlig, Das er im Spiegel gefehen, vergißt, die behaglichen Züge, So vergißt er. dad Wort, werm- auch von Erze geftempelt, GSoethe's Gebichte. 1. u 18

210 _

Reden ſchwanken fo leicht herüber hinüber, wenn Viele Sprechen und Jeder nur fih im eigenen Worte, fogar auch Nur fich jelbft im Worte vernimmt-, dad der Andere fagte, Mit den Büchern ift es nicht anders. Lieſ't doch nur Jeder Aus dem Buch fih heraus, und ift er gewaltig, fo lieſ't er In dad Buch fi hinein, amalgamirt fi) dag Fremde,

San, vergedeng ftrebft du daher durch Schriften des Menfchen Schon entfchledenen Hang und feine Neigung zu werden ; Aber beftärken kannſt du ihn wohl in feiner Gefinnung,

Dder wär’ er noch neu, in Diefed ihn tauchen und Jenes.

Gag’ ih, wie ich es denke, fo fheint durchaus mir, es bildet Hur das Leben ben Mann und wenig bedeuten die Worte. Deun zwar hören wir gern, was unſre Meinung beftätigt, Aber das Hören beftinmt nicht die Meinung; was und zuwider Wäre, glaubten wir wohl dem künftlihen Redner; doch eilet Unfer befreytes Gemuͤth, gewohnte Bahnen zu fuchen. Sollen wir freudig horchen und willig gehorchen,, fo mußt du Sqhmeicheln. Sprichſt du zum Volke, zu Fuͤrſten und Koͤni⸗ gen, Allen

Magſt du Beſchichten erzaͤhten, worin als wirklich erſcheinet, Was ſie wuͤnſchen/ und was ſie ſelber zu leben begehrten.

Ware Homer von Allen. gehört, von. Allen gelefen, .. Schmeichelt er nicht dem Geiſte ſi ch ein, es ſey auch der Hoͤrer, Mer er ſey, und flinget yicht immer im hohen Pallafte,

In des Königes Zelt, die Ilias herrlich dem Helden?

Hört nicht aber Dagegen Ulyſſens wandernde Klugheit

Auf dem Markte ſich beſſer, da wo ſich der Bürger verfammelt? Dort fleht jeglicher Held in Helm und Harniſch, es ſi ĩeht Bier Sich der Bettler fogar in feinen Lumpen veredelt.

Alſo hört’ ich einmal, am woßigepflafterfen.ilfer | - Jener Neptunifhen Stadt, allwo man gefligelte Löwen - _ Goͤttlich verehrt, ein Maͤhrchen erzählen. Im Kreiſe gefchloffen,

9 -

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2. 217

Drängte das horchende Volk fick um dem zerlumpten RNhapfoden. Einſt, fo fprach ex, verfchlug mich ber- Sturm ang Ufer des Infek, Die Utopien heißt. Ich weiß nicht, ob fle ein Andrer u: Diefer Sefellfhaft jemals betrat; fie lieget im Meere Links von Herfuled Säulen. Ich ward gar freundlich empfangen; In ein Gaſthaus fuͤhrte man mich, woſelbſt ich das befte Eſſen und Trinken fand und weiches Lager und Pflege. So verſtrich ein Monat geſchwind. Ich hatte des Kummers Voͤllig vergeſſen und jeglicher Noth; da fing ſich im Stillen Aber die Sorge nun au: wie wird bie Zeche dir leider m Nach der Mahlzeit bekommen? Denn nichts enthielte ig Seel. Keiche mir wenfger! bat ich den Wirth; er. brachte nur na Defto mehr. Da wuchs mir die Angſt, ich konnte nicht IA Eſſen und forden, und fafte zuleßt: Ich Bitte, die Zeche Billig zu machen, Herr Wirth! Eraber mit finfterem Auge Sah von ber Seite mich an, ergriff den Knittel und ſchwenkte Unbarmberzig ihn über mich her und traf mir die Schultern, Traf den Kopfund hätte beynah mich zu Tode gefehlagen: -. :” Eilend lief. ich Davon und fuchte den Richter; man holte Gleich den Wirth, der rudis erſchien und bedaͤchtig verſetzte:

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Alſo mil es Allen ergehn, die das heilige Gaſtrecht Unſrer Infel.dveriegen und, unanftändig und gottlos, ‚gehe verlangen vom Manne, der fie doch böflic bewirthet. Mein! es Hätte fürwahr ftatt meines Herjens ein Sänamm nur Mir im Buſen genohnt, wofern. ich deroleichen gelitten... --

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HR, " vu ey AR r. . . Def fagte der wiichter zu mir: Verheſe die Schläge, Denn ihr Habt die Strafe verdient, ja ſchaͤrfere Samenenz z £

Aber wollt ihr. bleiben und mitbewohnen bie. Snfel;" - : "m Muͤſſet ihr es erſt wuͤrdiz beweiſen und Rai ol Bürger. 1J

nor vertan ; men Pe ich habe Ir ai ei Dip

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Gerne zur Arbeit gefügt. Go hab’ ich auch keine Talente,

Die den Menfchen bequemer ‚ernähren; man hat mich im Spott nur

Hans Ohnforge genannt und mich von Haufe vertrieben.

O ſo ſey und gegrüßt! verſetzte der Richter; du ſollſt dic Oben ſetzen zu Tiſch, wenn ſich die Gemeine verfammelt, Solft im Mathe den Platz, den du verdieneft, erhalten.

Aber huͤte bich wohl, daß nicht ein fhändlicher Ruͤckfall

Dich zur Arbeit verleite, daß man nicht etwa das Grabfeeit Dyr das Muder bey bir im Haufe finde, du wäreft

Gleich auf immer verloren und ohne Nahrung und Ehre, Aber auf dem Marlte zu figen, die Arme gefchlungen

Veber dem ſchwellenden Bauch, zu hören luſtige Lieder

Urſter Sänger, zu fehn die Tänze der Maͤdchen, der Knaben . Spiele, das werde die Pflicht, die du gelabeft und ſchwoͤreſt. So erzählteder Mann: und heiter waren die Stirnen Aller Hörer 'geworben- und alle winfchten des Tages, Solche Wirthe zu finden, ja ſolche Schläge zu dulden.

Bmeyte Epifiel

g | en wuniger Freund/ du runzelſt die Stirn; bie ſcheinen die Scherze

Nicht ar rechten Orte zu ſeyn; die Frage war ernſthaft, Und beſonnen verlangſt du die Antwort; da weiß ich, beym Himmel!

Nicht, wie eben fd mir der Schalt im Buſen bewegte.

Doch ich fähre-bedächtiger fort. Du ſagſt mir: ſo moͤchte Meinetwegen die Mente ſich halten im Leben und Lefen,

Wie fie könnte; doch denke dir nur die Töchter im Haufe,

Die mie. deu: luppelnde Dichter mit allem ‚Bäfen bekaumt macht.

313

Dem tft leichter geholfen, verfeh’ ich, als wohl ein Andrer Denken möchte. Die Mädchen find gut und machen fich gerne

Was zu ſchafen. Da gib nur dem einen die Schluͤſſel zum |

Keller, Daß es die Heine des Vaters beforge, fo bald fie vom Winzer Dder vom Kaufmann geliefert die weiten Gewölbe bereichern. Manches zu ſchaffen hat ein Mädchen, die vielen Gefäße, Leere Faͤſſer und Flafchen in reinlicher Ordnung zu halten. Dann betrachtet fie oft des fchäumenden Moftes Bewegung, ı Gießt das Fehlende zu, damit die wallenden Blafen Leit die Oeffnung bes Fafles erreichen, trinkbar und helle Endlich der edeilfte Saft ſich Fünftigen Jahren vollende. Unermuͤdet ift fie aledann zu füllen, zu fhöpfen, _ Daß ftets geiftig der Trank und rein die Tafel belebe.

Laß der Andern die Küche zum Reich; da gibt es, wahrhaftig!

Arbeit genug, das tägliche Mahl, duch Sommer und Winter, Schwachaft ſtets zu bereiten und. ohne Veſchwerde des

Beutels. SL Denn im Fruͤhjahr ſorget ſie ſchon, im Hofe die Kuͤchlein

Bald zu erziehen und bald die ſchnatternden Enten zu füttern, u

Alles, was ihr die Jahreszeit gibt, das bringt fie bey Zeiten Dir auf den Tiſch und weiß mit jeglichem Tage die Speifen Klug zu wechfeln, und reift nur eben der Sommer die Früchte, Dentt fie m Borrath Thon für den Winter. Im tuͤhlen Gewoͤlbe Gaͤhrt ihr der kraͤftige Kohl, und reifen im Eſſig bie Surten; | Aber die luftige Kammer bewahrt ihr die Gaben Pomonens, Gerne nimmt fie das Lob vom Bater und allen Geſchwiſtern, Und mißlingt ihr etwas, dann iſt's ein größeres Ungluͤck, Als wenn dir ein Schuldner entläuft und den Wechfel zurüdläßt, Immer ift fo das Mädchen befchäftigt und reifet im Stillen Hausliher Tugend entgegen, den Eugen Mann zu begluͤcken. Wunſcht ſie daun endlich zu lefen, fo waͤhlt fie gewißlich ein Kochbuch, Den Hunderte ſchon die eifrigen Preſſen ung gaben,

3

87

215

Eine Schweſter beſorget den Garten, der ſchwerlich zur Wildniß, Beine Wohnung romantifh und feucht zu umgeben, ver- dammt ift,

Sondern in zierlihe Beete getheilt, als Derbof der Küche,

Nuͤtzliche Kräuter ernährt und jugend: begiädende Fruͤchte.

Patriarchaliſch erzenge fo felbft Dir ein kleines gedraͤngtes

Königreich und bevölfere dein Haus mit treuem Gefinde.

Haft du der Toͤchter noch mehr, die lieber fißen, und ftille

Meibliche Arbeit verrichten, da iſt's noch beſſer; die Nabel

Ruht im Jahre nicht leicht: denn noch fo häusli im Haufe,

Mögen fie. öffentlich gern als muͤßige Damen erfcheinen.

Wie fih das nähen und Fliden vermehrt, Bad Wafhen und

Biegeln,

Sundertfältig feigdem in weißer · arladiſcher Huͤlle

Sich das Maͤdchen gefaͤllt mit langen Roͤcken und Scleppen

Gaſſen kehret und’ Saͤrten, und Staub erreget Im Tanzſaal.

Mahrlich ! wären mir nur der Mädchen ein Dußend im Haufe,

Niemals mir’ ich verlegen um Arbeit, fie machen ſich Arbeit

" Selber genug, es follte kein Buch im Laufe des Jahres

neber die Schwelle mir kommen, vom Buͤcherverleiher gofenbet, % a ee on ' “ir nn:

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D 0.8 een Bart dr IR, NER 2 es Seerg ls. Dar EL Er Bu rd, I 22

Venedig 179% .-

Wie man Geld und Zeit verthan, Zeigt dad Wüchieln luſtig an.

I 7

217 6 *

Sarkophagen und urunen verzierte der Seide mit Leben... Faymen tanzen umher, a der. Bachantinnen Chor Machen fig bunte Reihe; der „ziegengefüßete Paus hack KgKwingt den heiſeren Ton wild aus dem ſchmetternden HM, Spomuben, : Mrommeln erklingen; . wir ſehen und. hören ‚den

Marmor. Slatternde Vögel! wie ſchmeckt herrlich dem Schnabel die . Frucht L > r Eu verſcheucher kein Laͤrm noch weniger (Sense er den : Amor, -

. Der in dem bunten Senätl erſt fib. der Fade erfrent. So uͤberwaͤltiget Fülle den Tod; und bie. Aſche da drinnen ° Scheint, im ſtillen Bezirk, noch ſich des Lebens zu, freun. So umgebe denn ſpaͤt den Sarlophagen des Dichters, Dieſe Rolle, von ihm reichlich mit Leben geſchmuͤckt.

>

Kan. au Sn buneꝛen Himmel erblickt ich die glamende Sonne "Reich, vom. "geifen heiab, Epheu zu Seinen serömägt . Sah den emfigen Winzer die Rebe der Pappel: verbinden, ‚Weber: die. Wiege Virgils fam mir eig laulicher Wind: . Da ‚gefehten. bie Muſen ſich gleich zuge.Freunde; wir. ‚pfiogen üingerif’nce Geſpraͤch, wie «8 den Wanderer ‚hu Sinmer halt ich die riebſte Begierig i im Arme gefhlofen, Immer drängt ſich mein Herz fe an den Bufen ihr an, Zuger lehnet mein Haupt an ihren Anieenzih bike Nach dem lieblichen Mund, ihr nach den Augen binauf. Weichling! ſchoͤlte mid Einer, und fo verbringſt du bie Tage? Ach, ich verbringe fie fhlimm! Höre nur, wie mir geſchieht: Leider wend' ich den Ruͤcken der einzigen Freude des Lebens; Schon den zwanzigſten Tag fehleppt mich: der. Wagen dahin, Vetturine trpken mir nun, es ſchmeichelt der Kaͤmm'rer,

Und der Bediente vom Platz ſinnet auf Lügen und Trug. Goethes Gedichte, 1. 19

"2:8

Bin ih ihnen entgehn, fo faſſt mich ber Meifter der voſten, Poſtillone find Herrn, dann die Dogane baitı !"-

„Ich verſtehe dich nicht! du widerſprichſt dir! du —* Paradiefifch zu ruhn, ganz, wie Rinaldo, beglũ

A! ich verſtehe mich wohl: es iſt mein Koͤrper alif fen, “Und es ruhet mein Seiſt ſtets der Geliebten Im Schoß,

Das iſt gtatien, 6 das ich verlieh. Noch ftäuben die Wege, Noch iſt der Fremde geprellt, ſtell' er fi, wie er auch wii. Deutſche Redlichkeit ſuchſt du in allen Winkeln vergebeng ; geben und Weben ift hier; aber nicht Ordnung und Zucht; Jeder ſorgt nur für ſich, mißtraut Dem Audern, iſt eitel, "Und die Meiſter⸗des Staats ſorgen nur wieder für fich, Schön ift das Land; doch, ach! Fauſtinen find’ ich nicht-wieder. Das iſt Italien nicht mehr, das ich mit Schmerzen verlieh.

[4

5. In Ber Gondel ˖ lag ich geſtreckt nund! fuhr durch He Schiffe, Die in dem großen Kanal; viele befrachtete, ftehn. Märcherlep Waare findeft du da fir manches Beduͤrfniß, Beizen, Wein und Gemuͤs, Scheite, wie leichtes Geſtraͤuch. Pfeilſchnell drangen wir durch; da traf ein verlorener Lorber Derb mir die Wanen. Ih rief: Daphne, verlegeft du . mich? Bohn erwartet? ich eher! Die Npmphe lispeilte lachelnd: Dichter ſund gen nicht ſchwer. Leicht iſt bie Strafe, Nur sul

Sn is dei, Yigeim, ſo Hm. ich mi nie der. Thranen

enthalten. O, wie befeliger uns Menſchen ein falſcher Begeifl oe. an . . Eine Liebe vom * ſie Ware Aieber als lest > Aber ich hab Sie wicht mehr! Schweig', und trag ben . 327% ‚Fyf Be FB

219 x , 8 Diele. Gondel verglich ich ber fanft einſchaulelnden Wiege, -. Und das Käftchen darauf, feheint ein geräumiger Sarg. Recht pt: Zwiſchen der Wieg und dem Garg wir ſcwanlen ee 1111 ſchweben u Ruf ben großen Kanal forglos durchs Leben dahin, 1Z

9. Feyerlich ſehn wir neben dem Doge den Nuncius gehen; Sie begraben den Herrn, einer verſiegelt den Stein. Was der Doge fish denkt, ich weiß es nichtz aber der Andre ‚Piel. über den Ernſt dieſes Gepranges sen 2

c't yo: B 2 Pa

10.

Warum treibt fih dad Voll fo, und fchreit? Es will fich ernähren, Kinder zeugen, .und die nähren, fo gut vermag. - .

Merte dir, Neifender, das, und thue zu Haufe: degleichen Weiter bringt es kein Menſch, ſtell er ſich, wie er auch will,

D

.: ti. . a 38* ul 2 110% Wie ſie nincels, die Pfaffen! Wie angelegen fe machen, Daß man komme, nur ja wie gehern ſo heut!

ey . —8 Js RK Deun ie ine er dei, plappert er —* —*

De ee 4 12. ne RU den ii nb Sache ber. Gemörwersfih. Gcnler, ie Bank am: More der Sand ift en, Ye perle ſey mein⸗ du, o vernünftiger Freund] IE EEE EEE PER IE BEN. A or 2 Suͤß den ſproſenden fee mit. weihlichen Fußen im 7— ‚ad bie Wolle des Lamms taften mit-särtliher Hand⸗ Sup voll Blithen ; zu fehn die nenlebendigen Zweige, Ds Dann das gruͤnende Laub Inden mit fehnendem Blid. Aber ſuͤßer, mit Blumen dem Bufen der Schäferinn ſchmeicheln; : And. Dieb. pielfache , Glůg läßt, mic. entbehren der May. u \

210

14.

Diefem Ambos vergleich ich das Land, den Hammer dem

ſcher;

AUnd dem Wolke das Blech, das in bee Mitte fih kruͤmmt.

ehe dem armen Blech! wenn nur willfürlihe Schläge Ungewiß treffen, und nie fertig ber Keſſel erſcheint.

Sailer macht ſich der —*— genug, und ruͤhret die Menge,

Wenn der vernünftige Mann einzelne Liebende zaͤhlt.

Wundertbätige Bilber find meift nur ſchlechte Gemaͤhlde:

Werte des Seite und der Kunſt find für den Pöbel nicht da. |

. Pe | 16. Made zu Hercker ſich der, der ſeinen Vortheil verſtehet: ‚20 wir wihiten uns den, der ſich auf unfern verſteht.

*

Noth leht beten, man ſagt's; ger einer es Ieenen, er ‚he Nee Mallca Km ſndet der Grembe sen Sa ein heit * na diefem Baden! Wi⸗ emſig ist mau, empfaͤngt man das Geid, reicht mean die Waare dahin! Schnupftaback wird hier verlauft. Das heißt ſich felber erfennen! 2 DL $ [52 da⸗ Walt, vhge Weroroͤnung und Ast.

eine Nno iem ee Se En Jeder Edle, Venedigs Tann Doge werden; dad macht in Hleich ais Knaben fo fein, eigen, bedaͤchtig und ſtolz. Baͤrum find die Obtaten fo zart im tkatholiſchen Weiſchland Denn aus benifelbigen Teig weihet der riefter den Son.

*

Kuhig am Arſenal ſtehn zwey sie eimen: Klein wird neben dem Paar Pforte, wie Thurn und Kanal.

221

Käme die Mutter der Goͤtter herab, es fchmiegten ſich beyde

Bor den Wagen, mad, fie freute fi ihres Geſpanns. Aber nun ruhen fie traurig; der neue geflügelte Kater Schnurrt überall, und ihn nennet Venedig Patron,

. 32 > Emfig wallet der Pilger! Und wird er den Heiligen finden? Hören und fehen den Mann; welcher die Wunder gethan? Kein, es führte bie Zeit ihn hinweg: du findeſt nur Reſte, _ Seinen Schebel,. ein Paar feiner .Gebeine verwahrt. -- Pilgrimme⸗ſind wir. Alle; die wir Italien fuhen; . .. Nur ein zerfirentes Gebein.chren wir gläubig und froh.

22. * Jupiter Pluvius, heut erſcheinſt du ein freundlicher Daͤnmon; Denn ein vielfach Geſchenk gibſt du in Einem Moment: Sibſt Venedig zu trinken, :dem zande gruͤnendes ecke

tum; " ergen Heine Solar gibt du beim Dielen hier, ,

"33, Gieße nur, traͤnke nur fort die rothbemaͤntelten Froͤſche, Waſſſre das durſtende Land, dab es und Broccoli ſchickt. Nur durchwaͤſſr' mir niht dies Büchlein; es fey mir ein Zlaͤſchchen Reben ürats und vunſch made ſich jeder nach xLuſt.

Ds

Sand Johannes im Koth beißt jene Kirche; Venedig. Nenn’ ich mit ‚boppeltem edit Heute Sant, Marfug iin sth, -

, in 25. J ; . Saft vn Bike gefehn, fe,tennft du das. Mer. und. Sie Aleae, ‘Hier ift. wear; du kennſt nun auch den vhni und den

ur —* Ce —— FSFroſch.

222

ehrt du noch immer? —* fig, mb laß mich ruhen; er- wa? ich, Nun, was fol ich denn hier? Breit iſt das Bette, bach leer. Iſt überall ja doch Sardinien, wo man allein ſchlaͤft; Tibur, Freund, uͤderall, wo bich die Liebliche wet.

27. Ale Neun, fie wintten mir oft, ich meine bie Mufen; Doc ich achtet’ es nicht, hatte Das Mädchen im Schoß. Nun verlieh. ich mein Liebchen mich haben die Muſen ver⸗ a An” Und ic ſchielte, verwirrt, ſuchte nach Meſſer und Strick. Doch von Soͤttern iſt voll der Olymp; du kamſt mich zu retten, Reale! du Bir Mutter der Mufen gegruͤßt.

-

Beh ein Midden ich mine zu baden? Ihr fragt wich. Ich hab’ fie wie ib fi e winfde, das beißt, - duͤnkt mit Berigem Viel, An dem Meere ging ich, und fuchte mir Muscheln. In einer. Sand ich ein Perlen; es bleibt nun mir am Herzen verisahrt.

TE no. ;

Vieles Hab! ih xerſucht, —8* t, in Kupfer geſto Oel ae in Thon hab’ an u Unbeſtaͤndig jedoch, und nichts gelernt noch geleiſtet; Nur ein einzig Talent bracht” ich der Meifterfchaft nah: Deutſch zu Treiben. Und fo verderb” ich unglüaticer Rater bem ſchlechteſten Stoff lelder min Leben und Ruh,

. 222

Schoͤne ginde tragt ihr und Me t mit verdedten Geſichtern, Bettelt: das heißt, At Macht reden alid Mänhfilhe Gerz.

Veder wuuſcht ſich ein Knaͤbchen, ‚wie ehr das Duͤrftige zeiget, Und ein Liebchen, wie man's unter dem Schleyor ſich denkt.

- \ 223

. Nor - 31. - .. Das ik bein eigenes Kind nicht, worauf du bettelſt, und cruͤhrſt mich;

Dr. wie ruhrt wi erſt bie, die mir mein eigenes bringt!

d

32. Warum leckſt du dein Manlchen indem du mir eilig begegneſt? Wohl, dein Zuͤngelchen ſagt mir, wie geſpraͤchig es ſep.

33.

Sämmtliche.Känfte lernt und treibet der Deutſche; zu jeder Zeigt er ein ſchoͤnes Talent, wenn er fie ernftlich ergreift. Eine Kunſt mur treibt er, und will fie nicht lernen, die Dichtkunſt. Darum pfuſcht er auch ſo; Freunde, wir haben's erlebt.

34. 4) Oft erfärt ihr euch als Freunde des Dichters, ihr Goͤtter! Gebt ihm auch, was er bedarf! Maͤßiges braucht er, doch viel:

Erſtlich ‚freundliche Wohnung, dann leidlich zu eſſen, zu trinken

BSGut; der Deutſche verſteht ſich auf den Nektar, wie ihr.

Dann geziemende Kleidung und Freunde, vertraulich zu ſchwatzen;

Dann ein Liebchen des Nachts, das ihn von Herzen begehrt. Diefe fünf vataͤrlichen Dinge: verlang’ ih vor. Allem. . ) Gebet: mir ferner dazu Sprachen. bie alten. und. new, -

Daß ich der Voͤlken Gewerb' und ihre Geſchichten pernehme;

Gebt mir ein reines Oefuͤhl, was ſie in Kuͤnſten gethau.

Anſehn gebt mir im Volke, verſchafft bey Maͤchtigen Einfluß, Oder was ſonſt noch bequem unter den Menſchen erſcheint;

Gut ſchon dant ich euch, Soͤtter; ihr habt den gluͤcklichſten

nn Menſchen ehen⸗ Big: den ihr —* das Weihe mir r fon. REN De u 34. . » aleie ik. ungen ben Fürften freplich der meine; Kurz und ſchmal iſt fein Land, mäßig nur, was er vermag. Aber fo wenbe nach innen, fo wende nach außen die Kräfte Jeder3 ba waͤr's ein Feſt, Deutſcher mit Deutfchen zu ſeyn.

224 Doch mad priefeft bu Ihn, den Thaten und werke vertun⸗ den? Und beftochen erſchien deine Berehrung vieleicht; Deun mir hat er gegeben, was Große felten gewähren, . Neigung, Muße, Bertraun, Felder und Garten und Haus. Niemand braucht’ ich zu danken als ihm, und Manches bes durft' ich, Der ih mich auf den Erwerb ſchlecht, als ein Diqhter, verſtand. Hat mich Europa gelobt, was hat mir Europa gegeben ?: Kichtel Ich habe, wie ſchwer! meine Gedichte bezehlt. Dentſchland ahmte mich nah, und Frankreich mochte mich - Affen. - England! freundlich empfingit du den zerrütteten Gaft. Doch was fördert es mi, daß auch ſogar der Ehinefe Mahlet, mit aͤngftlicher Hand, Werthern und Rotten auf Glas? - Niemals frug ein Kaiſer nach mir, es hat ſich rein Koͤnig Um mich bekuͤmmert, und Er war mir Auguſt und Mäzen.

35. - en -

Eines Menfchen Leben, was iſt's? Doch Tauſende können Neden ber den Wann, was er und wie er’s gethan.

Weniger ift ein Gedicht; doch Fönnen’ es Tauſend genießen, Tauſende tadeln. Mein Freund, lebe nur, dichte mur fort}

36. . - u 0

Müde war ich geworben, nur immer Semaͤhlde zu fen, Herrlihe Schäge der Kunſt, wie fle Wenedig bewahtt.

Denn auch diefer Genuß verlangt Erholung und Muße; Nach lebendigem Reiz ſuchte mein ſchmachtender Blick.

Gauklerinn! da’ erſah ich in dir zu den Buͤbchen das Urbild, Wie fie Johannes Bellin retzend mit Fluͤgeln gemahlt,

Wie fie Paut Veroneſe mit Bechern dem Braͤutigam ſendet, Deſſen Gaͤſte, getaͤuſcht, Waſſer genießen fuͤr Wein,

225. °

Wie, von bei kimſtlichen Hund geſchnitzt, Das liche Figuͤrchen)

J, Wrich und ahne Bebein, ‚wie die Moluska nur ſchwimmtl

Alles iſt Glied, und Alles Gelenk, und Alles gefällig, Alles nah Maßen gebaut,. Alles nah Willlür bewegt.

Menſchen hab’ ich gekannt, und Thiere, ſo Voͤgel ale Fiſche, = Manches beſondre Gewürm/ Wuinder der großen Natur;

Und doch Tank? ic dich an, Bettine; liebliches Wunder, DM du us zu, di, und ein Engel d dazu. J

.

4 38, Re hist, re Kind, die eier zu "dem

Simmel;

“04er

39. ende die Füßchen zum Himmel nur ohne Sorgel Wir ſtuecen Arme hetend emper; aber: ne ‚wie nu \ m 00 „lange u | 40 Bu \ Seine neigt fi 6 dein Haͤlschen. Iſt das ein Bunter? ], 4 6Es traͤget * oft dich Sanye; da biſt leicht, nur dem Halschen zu ſcwer. Mir iſt fie gar nicht zuwider die ſchiefe Stellung des Koͤpfchens; Unser ſchoͤnerer Laſt beugte den Nacken fi je.

—R re: “37 narbıur, Yin air. Bh F J 7 u >

nn” Bu le tan srl days . « -

WSo vernitret ——— FIRE 2 Hoͤlliſch und truͤbe geſinnt, Breughel den fhwanfenden Blick; So zerruͤttet auch Durer mit: apofaipptifchen Bilder Meer Griſten zugleich, unſer geſundes GSehirn 3551 So erreget ein Dichter, ivon’Sphinsen, Sirenen, Centauren Gingenonit Didi Neugier in dem veiennhrten Ohr Ev beneget ein Docum den Gorgläden wenn ——— Vorwirts vlnubet zu gehn, "Altes veraͤnderlich ſchwebt: > So versiret: und Bettine, Die: holden Gueder * N 0 Doch erfteun ſie unsigtid; wenn he die colle⸗ petritt

N

2:6

42. Sera überfdweit” ich die Beleg: mit breiten Kreide gezegen. Naqt fe Votteghe / "Dad od drangt Re mich artig zuruc. 45. ee. P „Ag! mit diefen Seelen, was mat er? Jeſus Maria! „Buͤndelchen Waͤſche ſind bes, wie. man jym Hfuinyen, fie

„Waͤhrlich, fe fänt! Ih halt ii a aud! Komm' gehn wir! Wie zierlich! „Sieh nur, wie fieht.fe! mie leicht! Alles mit Laͤcheln und Luſt!“ Altes Welb, du bewundern mit Recht Bettinen; du ſcheinſt mir Juͤnger zu werden und ſchoͤn, da dich mein Liebling erfreut. : —* ak * * Alles fch’ es fo jerne von MRs-dach ſeh * am —* Wenn der Vater behend uͤber dich ſelber dich wirft, Du dich im Schwung uͤberſchlaͤgſt und, nach dem ,foͤdtlichen . E prungẽ, Br Wieder fehen und Taufe," ‚eben » ‚nächte wir aeghein.

—* De. ERTL’ DO H TI SESLET EEE Hi ir” TE FREE TRERTET * —— Schon entrunzelt ſich jedes Geſicht; die Furchen der Muͤhe, Sorgen und Armuth fliehn; Gluͤckliche glaubt man zu ſehn. Die eweicht we ver. Söifer, undufepft die die ——— mi ' edel... ; en. "put ſic bi⸗ rarglich zwar, aber tönt fe. doch auf Und. ber Bewohner Venedigseutfaltet den:: Mantéeb, und Wesens Mr teicht DIR. Boy 23 Ehe a8 ſtehdeſt der Ant bey bein Miralolr Antenmden‘ . Bey des Hrurn fhnf Wunden, dem Herzen bertfckigiten Durgfran Bey ber feurigen Qual, welche die Seelen durchſfegtutia Jeder Heine Knabe, der Schiffer, der Säle, der Beitlen - < Draͤngt Ti, und freut fig bey bie, daß er ein Kind ik,.wiz. du.

«

427 46. Dichten iſt ein luſtig Metier; nur find ich es theuer: Wie dieß Buͤchlein mir waͤchſt, gehn die Zechinen mir fort, 47. „Welch ein Wahnſinn ergriff die Mäfigen? "HR du nicht inne? Wird dies Mädchen -ein Beich Stimme was atageres an. . Wartẽot/ ich ſinge die Könige. bald; die Sroßen der Erde, Wenn ich ihr Handwerk einft beffer begreife, mie jetzt. Doch Bettinnen fing’ ich indeß; denn Gaukler und Dichter Sind gar nahe verwandt, fuchen uud finden ſich gern, , ü

48. wie, zur Linken mit euch! fo ordnet Fünftig der Richtet: und ihr Sääfgen,‘ Er x folt ruhig zur Rechten mil'ftchn F Wohl! Doch eines et von ihm zu offen; dann jagt er! Sad; Vernunftige,emir grad! gegenüber’geftent! "

22

nu ee . Pe ee J » . Bist ihr, wie ich geh zu Sünberten euch Eyigramme Fertige Fuhret mich nur Weit von Bei Liebſten he

3,28 Bin. 43 * F So; }:% mt: zz 2 y k mo

Alle Freyheits⸗ weſa, F ie waren mir immer zuwider; Willtur. guchte doch nur Jeder am-Enbe fürfih......r ven Willſi du Wielg befreon, fo wag es Vielen au. Bienen... Wie sefäpei dag ſep; wi dr:

‘de u a Bun: ji Ha. .* 9 ne, Baur —F ut’. .n 1.

73

Könige wollen das Gute, die Demagogen desgleichen, Sagt hans" doch irren heit: Menſchen. Ta, find tia⸗ ——— ER wie wir. Nie gelingt es der Menge/ fuͤr * zu wollen; wir wifſens: Doch wer verſtehet/ für. uns Alle zu wollen; Er zeig's.

228

52. Sesliihen Schwärmer ſchlagt wir an’s Kreng fm Brepfigften Sabre; Kennt er nur einmal die Welt, wird ber Betrogue der Schelm.

. 53 Frankreichs traurig Geſchick, die Großen moͤgen's bedenken; Aber bedenken fuͤrwahr ſollen es Kleine noch mehr. Große gingen zu Grunde: doch wer beſchuͤtzte die Menge Gegen die Menge? Da war Menge der enge Rprann,

w

54, Tolle Zeiten hab’ ich erlebt, und hab' nicht ermangelt, Selbſt auch thoͤricht zu ſeyn, wie es die Zeit mir gebot.

55. Gage, thun wir nicht recht? Wir muͤſſen den Poͤbel hetruͤgen Sieh nur, wie ungeſchicktt, ſieh nur, wie wilb er ſich zeigt! Ungeſchickt und wild ſind alle rohen Betroguen; I... Bi nur u redlich- und fo führt ihn zum Menſchuchen a,

56. Fuͤrſten praͤgen ſo oft auf kaum verſilbertes Kupfer Ihr bedeutendes Bild; lange betruͤgt ſich das Volk. Schwaͤrmer prägen dm Stempel des Geiſt's auf Lügen und Unfinn ; Dem der veonerlein ledu. Bi ſie fuͤr reduiches Bel.

27 .—_—.

. Fu 87. Jene Menſchen find 9— ſo ſagt ie yon heftigen —*8* Die wir in Frankreich laut hören auf Strafen und Markt, Mir auch fcheinen fle toll; doch redet ein Toller in Freyheit Weiſe Sprüde, wenn, ach! weisbeit im Sklaven verſtummt.

EEE AAO. ;: RE AErE BE EEE Zu EEE Z Sen

Xange haben bie: Eroßen der Franzen Sprache geſprochen, Halb nur geachtet den Mann, dem ſie vom Munde nicht ff.

Nun lat alles Volk entzädt die Sprache der Franken. Zürnet, Maͤchtige, nicht! Was aihr verlangtet, geſchieht

‚229 59 9 „Se doo nicht ſo ſrech/ Epigramme! Warum nicht? Wie ſind nur Ueberföriften; die Welt hat die ſapiten d des wuchs.

Wie dem hohen Apoſtel ein zus voll Thiere gezeigt warb, Hein und unrein, zeigt, Lieber, das Vůchlein ſich dir.

Pr Ein Epigramm, ob wohl es gut fep? Kennt du’8 entfepeiben? Weis man doch eben nicht ſtets, was er fich dachte, ber Schalt,

62. Um ſo gemeiner es iſt, und naͤher dem Neide, der Mißgunſt; um ſo eher begreifſt du das Gedichtchen gewiß.

PR _ Ehise ſchwoͤret, ſi ie liebt mich; : ich glaub's nicht. Uber fe liebt ih ... . Sast mir ein Kenner, Schon gut; glanbt’ ichs, da wir et J er ——

ar er I) u?

Niemand.liehft du, und eis Doieräet, liebſt du ſo⸗heftis. Iſt denn kein anderer Weg, mich zu bezwingen, als det

&\ —R * Fu Fe 65: ° .. Iſt denn ® fr) das Seheimuis was Gett der wenſch und die Welt ſep? NRMein! Dis Niemand: ‚sets gerne ; da bleibt es geheim.

66. Vieles Yan ich:ertragen. Die meiſten beſchwerlichen Dinge Duld” ih mit riihigen Muth, wie ed ein Gott mir gebaut. Wenige: find mir jeduch: wie Gift und Schlange zuwider; Viere: Rauch des Tabacks, Wanzen und Knoblauch und F.

230

67. ‚Längft ſchon Hätt’ ich euch gern von jewen Thierchen geſprochen, Die fo zierlich und ſchnell fahren dahin und daher. Schlaͤngelchen ſcheinen fie gleich, doch wiergefißet ; fie laufen, Kriechen und fehleihen, und leicht fchleppen die Schwängchen fie nad. Scht, bier fi nd. fie! und hier! Nun find fie verſchwunden! Wo ſind ſie? Welche Ritze, welch Kraut nahra die Entfliehenden auf? Bolt ihe mir's künftig erlauben, fo nenn’ ich die Thierchen Lacerten; Deun ich brauche ſie noch oft als gefaͤlliges Bild.

68. Mer. Lacerten gefehn, der kann fi die zierlihen Maͤdchen

Denken, die über ben Platz fahren dahin und daher.

Schnell und beweglih find fie, und gleiten, ſtehen und ſchwatzen,

Und es rauſcht dad Gewand hinter-ben Eilenden drein. Sieh, hier iſt ſie! und hier! Verlierſt du ſie einmal, ſo FE ſuchſt.on Fr

Sie vergebens; ſo bald kommt ſie nicht wieder hervor. Wenn du aber die Winkel nicht ſcheuſt, nicht Gaͤßchen und

. Xreppchen, ie ige, wie fe bie ist, in bie Spelunke Binein! . Fu : Kr“ 3 ER u

Was Spelunfe nun ſep, verlangt ihr zu wiffen? Da wird ja Faſt zum Lexikon dies epigrammatiſche Buch. u: Dunkele Hänfer ſind's in engen Gaͤßchen; zum Kaffee Fuͤhrt dich die Schöne, und ſie zeigt fich.geichäftig, wicht bu.

Be) der feinften Lacerten, ie ie FJeiten ſich ummer zaſammen; : Eine beynahe zu groß, eine beynahe zu klein.

Siepft du Bepde zuſammen, fo wird die Wahl die unmöglich; Jede befonders, fie: fhien einzig die Schönfte zur ſeyn.

33ı

B | $r. Heilige Leute, ſagt man, fie wollten beſonders dem Suͤnder Und der Suͤnderinn wohl. Gehtls mir * ben. auch e.

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Wär ic ein àdiuliche⸗ ni und haite, ui ich bedürfte,“ Treu feyn wollt’ ich und froh, herzen und Kiffen ben Mann,

So fang, unter andern gemginen Liedern, ein-Diendhen- .. Ri in Venedig, und nie hört’ ich ein frömmer Gebet.

u 73. Wundern Kann es mich nicht, daß Menſchen die Hunde fo leben Denn ein erbärmlüher Schuft ift, wie der Menfch, fo der Hund.

74. Frech wohl bin ich geworden; es iſt kein Wunder. Ihr Goͤtter, Wißt, und wißt nicht allein, daß ich auch fromm bin und teen. ' 75. Saft dus nicht gute Geſellſchaft gefehn ? Es zeigt ung dein Büchlein . Zar: un: Seller und. Volk, je was no niedriger ift.: Gute Geſellſchaft hab’ ich geſehn man wennt.fie die gute, Wenn ſte gm Heinften Berndt tan Selegendeit gibt,

ae . 26. Was nik mir das Schickſal gewollt ? Es wäre vermegen, Das zu fragen; denn meiſt will es mit Vielen nicht viel. Einen Dichter zu bilden, die Abſicht wär’ ihm geluigen, Hätte die Sprache fich nicht. unuͤberwindlich gezeigt.

Ed ® . 7 ·. .»., ; Far) 4 Yan B

Mit Botanik gibſt du dich ad? mit Optik? Was thuft du? Iſt e8 nicht, Thönrer Gewinn, rühren ein zärtliches Herz? Ach, die järtlihen Hetzen! Ein Pfufcher vermag fie zu rühren; Sey es mein einziges Gluͤck, dich zu beruͤhren, Natur!

78. u: Beis bat Rewton gemacht aus allen Farben. Gar Manches Hat er euch weis gemacht, das ihr ein Sekulum glaubt.

3

232

[4

„Alles erklaͤrt ſich wehl,“ fe. fast mir ein Squler, Ruß ſenen Theorien die uns weislich ber Meisten gelehrt? . . ; Habt ihr einmal das Kreuz von Holze tuͤchtig gezimmert, Daft ein ‚lebendiger, xeib frevlich zur Strafe daran. 2. „go, ' ı Wen auf sefömerlihen Reiſen ein Sei zur gieten fi windet, Har er dies Buchlein; es iſt reizend und teöftfich zugleich. Und erwartet dereinſt ein Mädchen den Liebſſen/ ſie halte Diefes Büglein, und nur, kommt er, ſo werfe ſi ſi e's wes.

81. - Gleich den Minten bes Mädchens, bes eilenden, welche verftohlen Inm Vorbepgehu nur freundlich mir ftreifet den Arm, So vergögnt, ihr Mufen, dem Neifenden kteine Gedichte:

O, behaltet bem Freund größere Gunſt noch bevor!

: 82% 7

Wenn, in Bolten und Dünfte verhält, bie Sonne wur r frühe

: Stunden ſendet; mie fill wandeln die Pfade wir. fort!

Dränget, Regen den Wandrer! wie iſt uns des ländJichen: Daches Schirm willlommen Wie ſanft ruht ſi ch's in ſtuͤrmiſcher

Nacht!

Aber die Goͤttinn kehret zuruc Schnell ſcheuche bie "sie

Bon ber Stirne hinweg!’ Glejche der Mutter Natur!

Me: Pa Willſt du mit reinem Seil der eiche Freuden genießen, O, laß Frechheit und Ernft ferne vom Herzen dir fepn. Die will Amorn verjiagen, und der gedenkt ihn zu feſſeln; Bepden das Gegenteil lächelt ber ſchelmiſche Gott,

"84. Goͤttlicher oerdheno, umſonſt bewegſt du die lieblichen Mohne; Bleibt das Auge doch wach, wenn mir es Armor nicht ſchließt.

Bu 5

233 ‘65.

Liebe flößeft du ein, und Begier; ich PN 6, und brenne. Liebenswuͤrdige, nun floͤße Vertrauen mir ein!

86. Ha! ich kenne dich, Amor, fo gut als einer! Da bringſt die Deine Fadel, und fie leuchtet im Dunkel ung vor. \ Aber du führeft ung bald verworrene Pfade; wir brauchten Peine Facel erſt seht, ac und die falſche erliſcht.

87. Ya . —W Eine einzige Nacht an beinem Herzen! Das Andre Gibt fih. Es trannet ung noch Amor in Nebel und Nacht. "a, ich erlebe deil Mornen, An dem Aurdra bie Freunde Buſen au Bi belauſcht, mo, der Grüße, fie wect. yon, ·* .. 88. 2, Pie za . LE —9 zaudre mn langer nicht; mache mich hats! Woͤllteſi du ſcherzen? Es ſep, Liebchen, des Scherzes genug!

4

89. - Da idf fäneige,: verdrießt dich? Was ſoll ich reden? Du merleſt Aufı dep. Seufige, des Blics leiſe Berebfamteit nicht. Eins Göttin, ‚Yermäg der Lippe Siegel zu loͤſen; nn "Sur Aurora, fle wet einft dir am Buſen mich auf. Fa, dann töne mein Hymnus den frühen Göttern entgegen, Wie das Merinoniſhe Pild liehliqh Oeheimuiſe ſang.

x

Pr ein Infiges Era). 63 * ai. daden die Ehe Die von, der Haud entflah,.ailig-Uch gieder herauf/ "Seht, fo. ‚ac Mami, Herz bald, diefe Schönen, bald | Ip jener

Zuzuwerfen; doch gleich lehrt es im Fluge zurüd,

4 EN

Ns, i 5 wie adtei ic ſonſt Zeiten dee Zihres; 3

Gruͤßte den, lommenden Renz, ſehnte dem Herbſte Hack nach! Soetye's Gedichte. J.

3%

Aber nun iſt nicht Sommer noch Winter, feit mid Begluͤckten Amors Fittig bedeckt, ewiger Fruͤhling umſchwebt.

92. Sage, wie lebſt du? Ich lebe! und waͤren hundert und hundert Jade 1 bein Menfchen gegönnt, wuͤnſchk ich mir smorgen, wie Heut, 93. " Bitter, wie fol ich euch danken! Ihr habt mir Alles gegchen, Was der Menſch ſich eifleht; nur in der Regel faſt nichts.

V

gu der Dimmeung des —8* den hoͤchſten Gipfel ertiimmen, Brühe den Boten des Tage grüßen, dig, ‚freundlichen, Btem!

Ungeduldig die Blicke der Himmelöfürftinn erwarten, Wonne des Junglings, wie oft lodteft du Nachts mich heran!

Run erſcheint ihr mir, Boten des Tags, ihr „immliſchen Augen Meiner Geliebten, und ſtets kommt mir die Sonne in feit.

‚95. Du erfteuneft, und zeigſt mir, dad Meer; es ſcheinet zu brennen, Wie bewegt ich die Fluth faminend um's Eaur Mich verwundert es nicht, das Meer gebar 4 besbiteh , Und entſpraus sicht aus ihr ung eine dlanii Ne, ‚her, Sohn?

ce, ... Zn rt

| Slanzen ſah ich das Merk, um Rinten die lrdiich De

Friſch mit günfligem Wind zogen die Segel dahin. Keine Sehnfucht fühlte mein Herz; es wendete rüdwärte, Nach dem Schnee vendebith, bald fich der ſchinachrendo Bild. Suͤdwaͤrts liegen Der Säit: Day einer im Werden Sieht, ein großer Weifnel, shröibertehLi jede. ee ee

ih DIE UNI TRINE

Ah! mein Madchen verreißtt Tat ſteigt im ehe ; Mein

Aevlub magtiger i haite bi⸗ —* an thin” warez

| 235 | Thoͤrichter! ruft mie der Bott; befürdtenicht wuͤthende Stuͤrme: Fuͤrchte den Hauch, wenn fanft Amor die Flügel bemegt

- 9 Arm und ſleiderlos war, als ich ſie geworben, das Maͤdchen; Damals gefiel fie mir nackt, wie fie mir jetzt noch gefaͤllt.

Oftmals Hab ich geirrt, und yake mid wieder gefunden, - . Aber glüädlicher nie; nun ift dies Mädchen mein Shi! -

Iſt auch diefes ein Irrthum, fo fchont mich, ihr Flügeren Götter,

Und benehmt mir ihn erft drüben am falten Geftad,

100,

Traurig, Midas, war dein Gefchid: in bebenden Händen Fühlteft du, hungriger Greis, fchwere verwandelte Koft. Mir, im ähnlichen Fall, geht's luſt'ger; denn was ich berühre,

Wird mir unter der Hand gleich ein behendes Gedicht. Holde Muſen, ich fträube mich nicht; nur daß ihr mein Liebchen, Druͤck' ich es feſt an die Bruſt, nicht mir zum Mährchen verlehet

Iol. Ah, mein Hals ift ein wenig geſchwollen! fo fagte die Beſte Yengftlih.— Stille, mein Kind! ſtill! und vernehme das Wort: Di hat die Hand der Venus berührt; fie deutet dir leiſe, Daß fie das Körperihen bald, ach! unaufhaltſam verfteßt. Bald verdirbt fie die ſchlanke Geſtalt, die zierlihen Bruͤſtchen. Alles fhwillt nun; es paßt nirgends das neufte Sewand. _ Sep nur ruhig! es deutet die fallende Blüthe dem Gaͤrtner, Daß die liebliche Frucht ſchwellend im Herbſte gedeiht.

102. Wonniglich iſt's, die Geliebte verlangend im Arme zu halten, Wenn ihr Tlopfendes Herz Liebe zuerft dir gefteht. Wonniglicher, dag Pochen des Nentebendigen fühlen, Das in dem Lieblichen Schoß immer ſich niprend bewegt, c

\

236

Schon verfucht es die Sprünge der raſchen Jugend; es Hopfet Ungebuldig fchon an, fehnt fih nach himmliſchem Licht. Harte noch wenige Tage! Auf allen Pfaden des Lebens Fuͤhren die Horen dich fireng,, wie es das Schidfal gebeit. Miderfahre dir, was dir auch will, du wachfender Liebling Liebe bildete dich; werde bir Liebe gu Theil

103. Und fo tändelt ich mir, von allen Freunden gefchieben, In der neptunifchen Stadt Tage wie Stunden hinweg. Alles, was ich erfuhr, ich wuͤrzt' es mit füßer Erinn’rung, Wärzt’ es mit Hoffnung; fie find Iteblichfte Wuͤrzen ber Welt.

Meiffngungen des Bakis.

Seltſam iſt Propheten Lied; Doppelt feltfam, wad gefchieht,

Bd

.. ..

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‘239

- I. . Wahnfinn. ruft man dem Calchas, und Wahnſimm ruft man Caſſandren, Eh’ ma nach Jlion zog, wenn man von Ilion kommt. Wer kann hoͤren das Morgen und Uebermorgen? Nicht Einer! Denn was geſtern und eh geftern gefprohen wer hörte?

eg.“ u Bang und fat, iſt ein Weg. Sobald du ihn * fa wird er Breiter; aber du zieh Schlangengewinde dir nach. " ie du an's Ende gelommen, Te. merde der fchrealiche Kuoten . Dir. zur Blume, und du gib fie dem Ganzen dabin,.

8. Sutägftiged nur verluͤndet Balis; quch jetkk hoch Etil Werborgenes zeigt er, als ein Kundiger, an. 2c82—— find. ‚bien, ſie zeigen am Etamm nicht die

BORN Fu

Shape; Rur in der fühtenden San regt fi ih das magife Deiß,

"Bern 7 der Hals de, vetkürzt und, mit Men⸗

engeßchte/

* Bia der yranklitee Saft BY n. —— beſtreht: 117% den ji Ibernen, Schleyer die Schöne, dein Nahen, entfaliäh,

Ziehen dein Schiwimmenden gleich dowbene Sttoͤme ſich nach.

|

5.

Zweyeſ Hi! ven Broken! id; en" ben Groͤßern! "Die Beiden ge z.tnit feikt] ichet Kraft, Elnbt St Yadern fi alif. Hier t RER Anh! en and dort gnd Feen und- Bene!

Wpeiiher —— bir page 9 Ri

Sant ein warinseeigef, uf ralter· Schwelle zu kan,

I Schlinge Eeres den Kranz, ſtille verflechtend, um ihn;

Dann verſiummen Die Hunde; es wird ein Geyer ihn. wech, Unbd rk Warte farb fih' des neuon Sefi

240

/

7. Gieben gehn verhuͤllt, und ſieben mit offnem Geſichte. Jene fuͤrchtet das Volk, fuͤrchten die Großen der Welt. Aber die Andern ſind's, die Verraͤther! von Keinem erforſchet; Denn ihr eigen Geſicht birget, als Maske, den Schalk.

8. Geſtern war es noch nicht, und weder heute noch morgen Wird es, und jeder verſpricht Nachbarn und Freunden es 7... ſchon; ot. . Sa, er verfpricht es den Feinden. So edel gehn wir ind nene ..Sallum hinuͤber, und leer bleibet die Hand und der Mund.

Maͤuſe laufen zuſainmen auf Innen Marite; der we” Kommt, auf hoͤlzernem Fuß, vdierfach und. Happind heran. fliegen Die Tauben der: Schaf’ In gleichem Momente vorhber: Daun | ft, Tola, das Oohie unter des Erde dir hold.

10, Einſam, ſaprtet ſi * ‚u mr ae Gold und, ‚Seide ‚bie '

Nicht, mm Spie zhet Alte fie das ſchickliche Kleid. —F neihewot a fie ber Magd; mir Einer von Aden Kennt Se es jet. —* Aus ihr das volleüdete ‚Bild, -

28, vom Inyiter xot. ae 53 be Fluthen,

Ueber Ifer und Pan y mit, |

: Einen ſeh' ih! Er at A: Ei Re :4 Aber ber jtiſen de Str tr ‚Lieder dm.

Maͤchtig biſt duk gebildet wild und Alles nerueigh. ihr. Wenn du, mit herrlichen Bug, -üher des Martt dich bewegſt.

Endlich iſt er voruber. Da liſpelt fengenb. im. Seder - . War denn Gecechtigleit ad im der Tuamden Ip %.ı::

\

341

13. Mauern ſeh' ich geftärzt, und Mauern ſeh' ich errichtet, - Hier Gefangene, bort auch der Gefangenen viel. Iſt vielleicht nur die Welt ein großer Kerker? und frey-iik Wohl der Tolle, der fich Ketten zu Kränzen erfiedt.

14. u eaß mich ruhen, ich ſchlafe. „Ich aber wache.“ Mit sichten! „Traͤumſt du?“ Ih werde geliebt! „dreilich, du redeſt im Traum.’ Wachender, fage, was haſt du? „Da fieh nur alle die Schaͤtze!“ Schen fol ih? Ein Schatz, wird er mit Augen gefehn? | 15. - Schlüffel liegen im Buche zerftreut, das Näthfel zu löfen; Denn ber prophetifche Geift ruft den Verftändigen an. Jene nenn’ ich bie Klügften,, bie leicht ſi ich vom Tage be⸗ lehren Laſſen; es bringt wohl der Tag Raͤthſel und Loͤſung zu⸗ gleich.

16.

Auch Vergangenes zeigt euch Bakis denn ſelbſt dad Vergangne Ruht, verblendete Welt, oft als ein Raͤthſel vor dir.

Wer das Vergangene kennte, der wuͤßte das Kuͤnftige;

Beides Schließt an heute ſich rein, an ein Vollendetes, an. 7. _

Thun die Himmel fich auf und regnen, fo träufelt das Waſſer Ueber Felſen und Gras, Mauern und Bäume zugleich, Kchret die Sonne zurück, fo verbampfet vom Steine die

Wohlthat; Nur das Lebendige hält Gabe ber Goͤttlichen feſt. Goethes Bedichte. I. 21

-

24% 18, begreife, - Dann gin andres Zehn, Hundert und Tauſend hernad.””. Naͤher kommſt du dazu, fobald du mir folgeſt. „Und ‚wie denn?’ Sage zur Zehne: fep zehn! Daun find die Taufende dein.

19. Haft du die Welle gefehen, die über das Mfer einher ſchlug? Siehe die zwente, fie kommt! rollet ſich fprühend ſchon aus! Gleich erhebt fi die dritte! Fuͤrwahr, du erwarteſt ver: gebeng, Daß die Ichte ſich heut ruhig zu Fuͤßen dir legt.

20. Einem möcht ih gefallen! fo denkt das Mädchen; den Zwepten Find' ich edel und gut, aber er reizet mich nicht. Waͤre der Dritte gewiß, ſo waͤre mir dieſer der Liebſte. Ach, daß der Unbeſtand immer das Lieblichſte bleibt]

au. ar,

Blaß erfheineft du mir, und todt bem Auge.‘ Sie riſt du Aus der innern Kraft, heiliges Leben enere? 2:4 „Waͤr' ich dem. Auge vollendet, fo Fönnteft du ruhig Nur der Mangel erhebt über dich ſelbſt dich hinweg...

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28, Zweymal färbt fich das Haar; zuerſt aus dem Blonden ng Braune, Dis das Braune fodann filbergediegen fich zeigt. _ Halb errathe das Raͤthſel! fo ift die andere Hälfte Völlig dir zu Gebot, daß du die erſte bezwingft.

243 35

Mag see: mr * eg, hinweg mit dieſen Se⸗

u fpenftern! ,

ze ‚Beige. die. Biune mir doch; geig’ mir ein Menfchengefi chti⸗⸗,

Ja, nun ſeh' ich die Blumen; ich ſehe die Meuſchenoeſ ch⸗ An —.:.

ber ih febe dich nun ſeldta als betrognes Geſpenſi.

rn 7. Einer voliet:daher: es ftehen ruhig die Neune:

Nach vollendetem Lauf liegen die Wiere geſtreckt.

Helben finden es ſchoͤn, gemaltfam treffend zu wirken;

Denn ed’ vermag nur ein Gott Kegel und Kugel zu ſeyn.

nr. gi:

Wie vie Me verlangt du für diefe Bluten? „En Tauſend;

Denn der Blůten ſind wohl Zwanzig der Tauſende hier. Und von Zwanzig nur Einen, das find’ ich billig.” Du biſt ſchon Gluͤclich, wenn du dereinſt Einen von Tauſend behältft.

26, Sprich, wie werd ich die Sperlinge 1087 po lane der | Gärtner: und die Raupen dazu, ferner das Kaͤfergeſchlecht, Maulwurf, Erdaoh, Weſpe, bie Würmer, das Teufelöge:

zühte? —.. 20 fi nur Alle, ſo frißt Einer den Anberen auf.“ * DALE > 3 .. BE FTR sy! pt 124 '. - . 27.

Klingeln hör? ich: es find die luſtigen Selittengeläute. Wie fi die Thorheit doch felbft in der Kälte noch rührt! „Klingeln Hörft du? Mich deucht, es ift die eigene Kappe, Die fih am Ofen dir leif’ um die Ohren bewegt.“

244 28. fi Seht den Vogel! er fliegt von einem Baume zum andern.

Nafcht mit geſchaͤftigem Pick unter den Früchten umher. Frag' ihn, er plappert auch wel, und wird Bir ron ver⸗

ſichern, Daß er der hehren Natur herrliche Tiefen erpict.

29. Eines kenn’ ich verehrt, ja angebetet zu Fuße; Auf die Scheitel geftellt, wird es von Jedem verfiucht. Eines kenn’ ich, und feft bebeudt es zufrieden bie Lippe: Doc in dem zwepten Moment.ift ed der Abſchen ber Welt.

30. Diefes ift es, das Hoͤchſte, zu gleicher Zeit das Gemeinſte; Nun das Schönfte, ſogleich auch das Abſcheulichſte nun. Nur im Schlärfen genieße bu das, und Fofte nicht tiefer: Unter dem reizenden Schaum finfet die Neige zu Grund.

31. Ein beweglicher Körper erfreut mich, ewig gewendet Erft nad Norden, und dann erft nach der Tiefe hinab. Doch ein andrer gefällt mir nicht fo; er geborchet den Winden ‚Und fein ganzes. Talent loͤſſt fich in Buͤcklingen auf.

32, Er Ewig wird er euch ſeyn der Cine, der fich in Viele _ Theilt, und Einer jedoch, ewig der Einzige bleibt. . Sindet in Einem die Vielen, empfindet die Viele, wie Einen; Und ihr habt den Beginn, babet das Ende der Kunſt.

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Bier Jahreszeiten.

Alle Viere mehr und minder, Reiten role die Hübfchen Kinder,

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247 Fruͤhling.

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" Auf, ihe Diftichen, friſch! Ihe muntern, lebendigen Knaben! - Reich ift Garten und Feld! Blumen zum Frarge Verben! ?

Reich ift an Blumen die Flur; doch einige find nur dem Auge, Andre dem Herzen nur fchön; wähle dir, Leſer, nun ſelbſt!

3. Roſenknoſpe, du biſt dem blühenden Mädchen gewidmet, Die als die Hernichte ſich, als die Veſcheidennte delt,

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ice der Den sufammen Zeinuyft * Strhusgen er: ı® fheinet z Par ar ..

Er als Sumez du biſt, ui Mädchen, gemeint,

Eine kanni * ffe’wer nie. die‘ Lille ſchlant cab '

Ihr Stolz war unſchuld; herrlicher Int Salomo Feine selehn. wo. 6. . *8

Schoͤn erhebt fih der aAnlev, und ſenkt das Köpfchen herunter, Iſt es Bere oder es Ruhe Ihr. vage es nicht.

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» « ..0 1.

Viele duftende Glocken, o Spacinthe, bewegft du; _ . ber die Glocken ziehn, wie die Gerüche, ht a 2:7 Nachtviole, did geht man am blendenden Tage vorüber; Doch bey der Nachtigall Schlag haucheft dus Föftlichen Geift.

| 9. Tuberroſe, du rageſt hervor und ergetzeſt im Freyen; Aber bleibe vom Haupt, bleibe vom Herzen mir fern! Io. . Fern erblick' ich ben Mohn; er gluͤht. Doch komm' ich dir naͤher, Ach! fo fch ich zu bald, daß du die Roſe nur luͤgſt.

248 11.

Tulpen, ihr werdet geſcholten von ſentimentaliſchen Kennern; Aber ein luſtiger Sinn ve auch ein luftiges Blatt.

Melten, wie find’ ich euch (hin! Doc alle gleicht ihr einander, Unterfcheidet euch kaum, und ich entfcheibe mich nicht.

13. Prangt mit den Karben Aurorens, Ranunkeln, Tulpen und Aſtern! Hier iſt ein dunkles Blatt, das ench an Dufte beſchaͤmt.

14. | Keine lockt mich, Ranunkeln, von euch, und eine bes gehr’ ich; “ber im Beete bermifcht fieht euch dad Auge mit uf

15. Sagt! mas fuͤllet das Simmer mit Wohlgeruͤchen? Geſeda Sarbios, ohne Seſtalt, ſtiles beſcheldenxs Kraut, 16. Zierde waͤrſt du der Gaͤrten; doch wo du erſcheineſt, da ſagſt du: Ceres ſtreute mich ſelbſt aus, mit der goldenen Saat.

1m. Deine liebliche Kleinheit, dein holdes Auge, he fagen, Immer; wer mein nicht) immer; Vergiß nur nicht mein! 18. Schwaͤnden dem inneren Auge die Bilder ſammtlicher Blumen, Eleonore, dein Bild braͤchte das Herz ſich hervor.

249 © 0 m m et... ..

19. Sẽauſam erweiſet ſich Amor an mir! O, ſpielet, ihr Muſen, Mit den Schmerzen, die er, fpielend, im Buſen erregt!

Mannferipte deſiz ich, wie kein Gelehrter noch Koͤnig; Denn mein Liebchen, fle fchreibt, was ich ihr dichtete, mir. 21. Wie im Winter die Saat nur langſam keimet, im Sommer u Lebhaft treibet und reift, ſo war die Neigung zu dir.

22. Immer, ‚war mir das Feld und der Wald, und der, Fels und die Gaͤrten Kur ein Raum, und du machſt ſte, Gelierte, Jum Br 57, Kaum und Zeit, ich empfind es, find bloße Formen de Aus Thauns, Da das Eachen mit bi sieben, unendlich mir ſcheint.

ren J Sorge! fie ſteiget mit die gu Roß, fie ſteiget zu Schiffe; Viel zudringlicher noch packet ſi ſich Amor ung auf.

Bu a 25.

Reigung beſiegen iſt ſchwer; geſellet ſich aber Gewohnheit,

Wurzelnd, aumahlis zu ihr, unüberwindlie M ne ie.

\

. ... ps

"26. Welche Sgrift. ich zwey⸗ ⸗, ja dreymal hinter einander Leſe? Das herzliche Biatt/ das die Beliebte mir ſchreibt.

Sie entzüdt nid, und urgel‘ vielelcht O, Dichter und Sänger, Mimen! lerntet ihr doch meiner Geliebten wag ab!

ade

=

IE > TE Ale Freude des Dichters] ein gutes Gebicht zu erfchaffen, Fuͤhle das liebliche Kind das ihn begeiſterte, mit.

29, Ein Epigramm ſey zu kurz, mir etwas Herzlich zu ſagen? Wie, mein Geliebter, iſt nicht kuͤrzer der herzliche Kuß? 30. Kennft du das herrliche Gift der unbefriebigten Liebe? Es verſenkt und erquickt, zehret am Mark und erneut's.

31. Kennſt du die herrliche Wirkung ber endlich befriedigten Siebe? Körper verbindet fie ſchoͤn, wenn fie bie Geifter befrept.

32. Das ift bie wahre Liebe, die immer und immer ſi gleich bleibt, Beny man iyr Alles gerahet wenn man ihr Alles verſagt.

Alles wuͤn ſcht' ich zu. haben, u init ihr Alles zu theitens Alles ar ich dahin, wär’ fie, die Einzige, mein.

.34. granken ein liebender Sen, und ſchweigen muͤſen; zeſchärſter Konnen Ye, Qualen nit fepn, bie ſRhadamant ſich erſinnt. . . 35, Warum bin id vergänglich, o 306? fo fragte bie Schönheit. Macht ich döch, ſagte der on nur das Wergängliche ſchon.

und die Liebe, die Blumen, ve Thau und die Sugen per: nahmens; al: gingen fie weg, mi von, Jupiters Zbron.

ben muß man und Jieben; d Abdet. Leben und Liebe. Squittei du, vie, doch gur beiden die Fäden zugleich }

hr 1) . H e R 45 b ft. ern WA ne Tre tn 22 TUR VE > 0 20 2 22 “,

Fruͤchte brinzet Bas. Leber dem doch hangen! fie- jelten,” Roth und'nfti” “ni. ancer wie ke mis tin Aurel Autipti-

gichtet den herrſchenben Ei” if nen ind Windeln/ uns Amorn/ dbem liebiilhen wir, a ide ee

Lehret! Es ziemet euch wohl, wir verkhren bie Gitie; Aber die Mufe Mit nicht ſi ſich gebieten vonend. Ben Nimm dem Prometheus die: Fackel, beleb', L Muſe, die ν 3 Ti E Ar Ele 177717 7..7. 73 0 Bu Zee Nimm fie HER har: on ——

Alle Schoͤpfung iſt Werk der Habe. BEER Het Throne '- Zuci ber allmaͤchtigẽ end, nahrt und erſchuttet die Welt.

Freunbe⸗/ trefdet heur han init ——— Re

Stehen bem » Deutseed ſo⸗ Won ‚ven af! o Vieles eutſtellt. a —XR pr 177)! 1 RT Fi 20 Spychame na stı mo

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Immer —— Bann. ab Ayakelper Kein Sanzep, erden, 19, dienendas lieh. Klieht; Apr A

Waͤr taͤhr, Schwaͤrmer; Im en ddila Mabe zu / faſſen 2 DI ſo vexehrtet ihr auch, wie ſich'y gebuͤhrt, die Natut.

252

_ . 2 r 9 42. , ! Wem zu glauben ift, redlicher Freund, das kann ich bir ſagen: Glaube dem Leben; es lehrt beffer als Nebner and Bud.

AR. Alle Blüten, muͤſſen verachn, daß Früchte beglacken; Blüten. und Frucht augjeich gebet ihr Muſen allein.

m Sqhaͤdliche -Mahsheitn.ih wigbe. fie nor. dem nuͤtzlichen Im " thum. * Wahrheit heilet den Schmerz, ben ſie viefleicht- uns erregt, 51. Schadet ein Irrthum wohl? Nicht immer! aber das Irren Immer ſchadet's. Wie ſehr, ſieht man am Ende bei Wess. Ma ER; wo. 52.., IE Ve N a PER. Fremde Kinder, wir Heben fie nie fo fehr ald die eigens - gFrrthum, das eigene Kind, ift und dem Herzen fo nad. . 53, Irrthum verläßt, img nips doch zieht ein höher Bedurfniß „„SImamey bey; firebenden Geiſt leiſe zur Wahrheit hinan.

34 Sleich ſey Keiner dem Andern; doch gleich ſey . Jeber DM | J En Pe Du 490 a. te, PL are | Die das zu machen? Es ſep Jeder vollendet in ſich. | Er u 3... Ka De ou | Waruin win fih OL ind Genie felten vereinen?

4

Gener fuͤrchtet die Kraft; diefes betachtet den Zaum. 56h | oo tzortznpflauzen bie Welt find’atfe’berriünftige Disenefe‘ Unvermogenb dick fe kommt ih An Rumſtwertihewor. z7. | Welchen Leſer ich wünfde? ‘Ken Unbefangenſten, der mid, ' Sich. and die Welt:vergiſſt, imd in dem Buche nur lebt.

353

58, Diefexr tft mir der Freund, ber. mit mir Strebenben wandelt; Laͤd't ee. zum. Siten. mich ein, ftehl’ ich file heute mich weg.

Wie beflag’ ich es if, daß die ) herruche Seele, | Werth, mit zum Zwecke zu gehn, mich nur ale Mittel begreift! 60,

Dreife dem Rinde die Puppen wofur es begierig die Groſchen vinwirn web du wirft Kramern und Kindern ein Gott.

61. Wie verfäßrt die Bas, um Hohes und Niedres im Menfhen Zu verbinden? Sie ſtellt Eitelkeit zwifchen hinein.

62.

Auf das empfindfume Volk Hab’ ih nie was gehalten; es "werden, - Kommt die Gelegenheit, nur ſchlechte Geſellen daraus.

63. Framzthum drängt in diefen verworrenen Tagen, wie ehmals Lutherthum es gethan, ruhige Bildung zuruͤck. : 64. Wo Partepen entſtehn, halt Jeder ſich huͤben und drüben; Viele Jahre vergehn, eh' ſie die Mitte vereint. - 65, „Jene machen Partey; welch unerlaubtes Beginnen! Mber unfre Partep, freplich, verfteht fich von ſelbſt.“ 66. 6B Willſt du, mein Sohn, frey bleiben, fo lerne was Rechtes, und halte Dich genugſam, und nie blicke nach oben hinaufl 67. Wer iſt der edlere Mann in jedem Stande? Der ſtets ſich Neiget zum Gleichgewicht, was er auch habe poraus.

254

s 68. Wiſt Ihe, wie auch der Kleine was ift? Er mache bad Kleine Necht; der Große begehrt juſt ſo das Große zu thun. 6% Was ift heilig? Das iſt's, was viele Sechen zuſammen. Biudet; band’ ed auch nur leicht, wie die Bine den. Kranz.

70

j Was ift das Heiligſte? Das, wab, heut und ewig, Die Geifter,

Kiefer und tiefer gefühlt, immer nur einiger macht. —8

Wer iſt das wuͤrdigſte Glied des Staats? Ein wackerer Buͤrger; unter jeglicher Form bleibt * der edelſte Stoff.

Mer if denn wirklich ein Für Ich hab’ ed immer geſehen, Der nur iſt wirklich Fuͤrſt, der es vermochte zu ſeyn.

73 Fehlet die Einſicht oben, der gute Wille von unten, Fuͤhrt ſogleich die Gewalt, je fie endet.den Streit.

Republifen hab’ ich geſehen, ab das ift die befte, Die dem regierenden Theil Laften, nicht Vortheil, gewährt. 75. Bald, es kenne nur Feder den eigenen, gönne dem Anden Seinen Vortheil, fo ift ewiger Friede gemacht. i 26. . Keiner befcheidet fih gern mit dem heile, der Ihm gebüßret, Und fo habt ihr den Stoff immer und ewig zum Krieg.

77: Zweyerley Arten gibt ed, die treffende Wahrheit zu fagen : Deffentlih immer dem Volk, immer dem Fürften geheim. 78. Wenn du laut den Einzelnen fchiltft, er wird fich verftoden, Die ſich die Menge verftott, wenn du im Ganzen fie lobſt.

79. Du biſt Koͤnig und Ritter, und lannſt befehlen und fteltei; Aber zu Ieveg Vertrag rufe den Kanzler herbey.

2355

\ 80 Klug und thätig und feft, befannt mit Allem, nach oben Und nach unten gewandt, fep er Minıfter und bleib’. 87. Melden Hofmann ich ehre? Den Elärften und feinften! Das | Andre, Was er noch font befigt, kommt ihm ale Menſchen zu aut 82. Ob du der Kluͤgſte ſeyſt: daran iſt wenig gelegen; Aber der Biederſte ſey, ſo we. bey Mathe, zu Haus.

Ob du wachſt, bad kummert uns nicht, wofern du nur fingeft, Einge, Wachter, dein Lied ſchlafend, wie Mehrere thun. 84. Diesmal ſtreuſt du, o Herbſt, nur leichte, welfende Blätter; Gib mir ein andermal fchwellende Früchte dafür.

Winter

2

85. Waſſer iſt Koͤrper und Boden der Fluß. Das neuſte Theater Thut, in der Sonne Glanz wiſchen den Ufern ſich auf.

Wahruch- es ſcheint nur ein Tram! Bedeutende Bilder des

Lebens Schweben, ent und’ ernft, über die Flaͤche dahin, 87.

Eingefroren fahen wir fo. Jahrhunderte ftarren, Menſchengefuhl und Vernunft ſchlich nur verborgen am Grund. 88. Nur die Flaͤche beſtimmt die kreiſenden Bahnen des Leben; Iſt fie glatt, fo vergißt Jeder die nahe Gefahr. 89. Alle. ſtreben und eilen und fuchen und fliehen einander; Aber Alle beſchraͤnkt freundlich die glättere Bahn.

256

90, Durch einander gleiten fie ber, die Schüler und Meifter, Und das gewöhnlide Volk, das in der Mitte fih hält. 91, Jeder zeigt hier, was er vermag; nicht Lob und nicht Tadel Hielte Diefen zuruͤck, förderte Jenen zum Ziel.

92. Euch, Praͤconen des Pfufchers, des Meiſters Verfleinerer, wänfcht? ich, Mit ohnmächtiger Wuth, nm bier am Ufer zu ſehn.

Lehrling, du fhmankeft und derſt, und ſcheueſt die glaͤttere laͤche. Nur gelaſſen! du wirſt einſt noch die Freude der Bahn.

94. Dillſt du ſchon zierlich erſcheinen? und biſt nicht ſicher. Ver⸗ gebens! Nur aus vollendeter Kraft ia die Anmuth hervor.

Sallen ift der Sterdlichen 2006, "sn fält hier der Schüler, Wie der Meiſter; doch ſtuͤrzt diefer gefährlicher bin. 96. Stuͤrzt der rüftigfte Käufer der Bahn, fo lacht man am Ufer; Wie man bey Bier und Taback über Beſiegte fich hebt.

97. Gleite fröhlich dahin, gib Math dem werdenden Schuler, Freue bes Meiftere Dich, und fo genieße des Tage.

. 08, , . Siehe, ſchon nahet der Frühling; das ftrömende Waffer verzehret Unten, der fanftere Bli oben der Sonne, das Ei,

. 99 Diefes Gefchlecht ift hinweg, zerftrent Die bunte Geſellſchaſt; Schiffern und Fiſchern gehört wieder die wallende Fluth. 100. Shwimme, du mächtige Scholle, nur bin! und kommſt dm als Scholle Nicht hinunter, du kommſt Doc wohl als Tropfen ins Meer,

Goethe?’ 38-

Sedihrt ee

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Zweyter Theil

Nene Yuflage N

| N Stuttgart. und Tübingen, in der 3. G. Eotta’fhen Buchhandlung. 18831, "

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Berzeihniß des Ich alte

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Maͤchtiges Ueberraſchen. Freundliches Begegnen. Kurz und gut. Das Muͤdchen ſpricht. Wachsthum.. Reiſezehrung. Abſchied. Die Lilebende ſchreibt. Die Liebende abermatd. Sie kann nicht enden. Nemeſis. —WMW Chriſtgeſchenk. Warnuns. W Die Zweifelnden. Maͤdchen und Dichter.

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Deuticher Parnaß. u . _Bonlle, j Sohanna Gebud, . Nine . .

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Vermiſhte Gedichte. Klagsefang. . . . . . . . . 33 Mahomets Belang. . . 0.0. .. 36 Geſang der Geiſter über den Waflen. «+ . . . 38 Meine Goͤttin. . . . 0. . . . .:.39 Harzreife im Winter, » . . . . . 0.‘ 42 Un Schwager Sroned. + ... . . . 44 Wanderers Sturmlied. 45 Seefahrt. 9— e, eo . . + 49 Adler und Zaube, ten . . . 50 Prometheus. ‚+ . . . . . . . 52 Ganymed. ee ee. . . 54 Bränzen der Menſchheit... ar ss. 55 Das Goͤttliche. 57 Koͤniglich Gebet. 858 Menſchengefuͤhl. . . . . O 59 Die Freude . W oo. . . . 59 BLUE Park 2 oe ee . . . 60 in Lotichen. .......64 Eiebebedaͤrfniße.. .. 65 Suͤbe Sorgen.. 66 Anliegen. 0 Fu . . . 66 An feine Sproͤde. 000 67 Die Muſageten. WM 67 Morgenklagen. . ; . 69 Der Beſuch. J J J. . Rz 71 Magiſched Neßz˖ . . 73 Da Sch .. ... 74 Nachtgedanden. ‘to * 75 Ferne. ‚eo . 0 J 0 o⸗ 75 An Lid. 4 . * * 0) _ 16 Natze. . % . » j . 76

An die Eicade. . . . . . . 77

Aus Wilhelm Meiſter. Er st m 82

Mignon‘, drey. ._. .

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. Selte Sarfenfpleler , , s 0 , W sw 83 Phitine * eins. * Br Y . . .v 84

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Antiker Form ſichnaͤhernd.

Herzog Leopold von Braunſchweig. . eo. 01. 837 Dem Adermanı, + 87 Anakreons Grab. en De ER Br 87 Die Geſchwiſter. 0: + . en » 88 Zeitmaß. + . . . . , r\ N) 88 Warnung. : + Pr Ge . . .. e 88 Einſamkeit.. 39

Erkanntes Gluͤck. e0 0 89 Erwoͤhlter Fels. 89 Laͤndliches Gluuͤuktkeee.. 49590

Philomele. , R 90 Geweihter Pa + a En 7 Dei Park. . f a 2 0.0. . 9 Die Lehrer, . . .. . . 91 Verſuchung.⸗ N < . . . . . 9X Ungleihe Heirath. . . Pe Ger , 93 Heilige Familie, _ ... . . 9 . 93 Entſchuldigung. De ER 2 . on 9% Der Ehineſe in Rom. _ . . —W .._» 93 Spiegel der Wil . . . 93 Phoͤbos und Sermes. W 93 Der neue Amor. ee ee 9 Die Kraͤnze. j . . . —W 94 Schweizeralpe. 4 ein . 94

An: Perfonen

Ihnenau, am 3. Septön. 1785: 0 0 2 Gellerts Monument von Dir 2 213 An Zachariaͤ. ee elle. 4103 An Subien. Te Tan, 205

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Einer Hohen Relfenden. . . Piniiterlal: Zubiläum, + . Raͤthſet.. . Den Drillingdfreunden von Coͤlln. An Uranius. Ya. Tiſchbein. An Denfelben. + . . . An Denfelben. . . eo. An Denſelben. . Stammbuchs wei he. E . Der Liebenden, Vergeßlichen. . Mit Wahrgelt und Dichtung. . Ungebinde zur Ruͤckkehr.

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Amor ein Landfhaftömahler Kuͤnſtlers Abendlied.. Kenner und Kuͤnſtler.. 1F - Kenner und Enthuſiafi. . . Monolog ded Riebhaberd. . Outer Rath. . . . . Sendfchreiben, . , . Kuͤnſtlers Fug und Recht.. Groß iſt die Diana der Epheſer.

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Erklaͤrung einer antiken Gemme. Sapenpafleie. - «+ . .

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Bott, Gemuth und Welt Sereimte Difichen, über funfjig« . . . 251 bid 155

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E prache. ... 187 Vorſchlag zur Säte Br . . . . . . 188 Vertrauen. . oo... W 138 _ Stoßſeufzer. . . 4 189 Perfectiblliaͤtt. 2x189 Schneider: Courage... . 190 Catechlſation.. oo. . eo. . 190 Totalitaͤt .4 191 Phyſiognomiſche Kim ee. 191 Das garſtige Geſichtt. —2132 Dind zu Goblenmn. EN . .192 Jaͤhrmartt j in Hünfeld "00. a 4193 Versus inemoriale8.11994 Neue Heilige, la a .. e 295 Warnung. . " .“ * + . \ . | 195 Frech und ſroh · . N * . . ee, 195 Soldaten⸗Tro een W 196

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Riebe will Ich liebend loben, Jede Form fie kommt von oben.

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Boethe's Gedichte. II. Th.

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1 Machtiges Ucserrafgen.

Ein Strom entraufcht umwoͤlktem Feißen ſaale une Dem Deean fich eilig zu verbinden; : : “eo. Was auch ſich fpiegeln mag von Grund Brandon, '

Er wandelt unaufhaltfam fort zu Tide. !t

Daͤmoniſch aber ſtuͤrzt mit einem Male.—. . . Ihr folgten Berg und Wald in, Wirbelwinden ... Sich Dreas, Behagen-bort zu finden, :: . , Und hemmt den Lauf, begränzt die weite Schale. oz

Die Welle fprüht, und ſtaunt zurdd und weichet, Und ſchwillt bergan, fih immer felbfi zu trinken;

Gehemmt ift nun zum Vater bin dad Streben.

Sie ſchwankt und ruht, zum See zuruͤckgedeichet; Geftirne, fpiegelnd ſich, beſchaun das Blinfen.‘ r..:'

Des Wellenſchlags am Fels, ein neued Leben,

II.. * Freindliges. Begesuen

Im weiten Mantel bie and Kinn verhuͤllet Ging ich den Felſenweg, den fchroffen,. grauen, Hernieder dann. zu winterhaften Auen, Unrub’gen Sinne, zur nahen Flucht gewillet. Anf einmal fchien der neue Tag enthüllet: Mn Ein Mädchen kam, ein Himmtel anzufchauen, ° - . :

Sp mufterhaft wie jene lieben Sraum >... m

Der Dichterwelt. - Mein Sehnen war geſtillet. ne iR Doc wandt’ ich mich hinweg und ließ fle schen, . ... >

Und widelte mich enger in die alten, 7

Als wollt' ich trutzend in mir ſelbſt erwarmen; u: ©: Und folgt ihr doch. Sie ſtandeen De war's geſchehen/

In meiner Huͤlle konnt' ich mich nicht halten,

Die warf ich weg, Sie lag in meinen Armen.

III.

Kurz und guk an —42 Sollt id mid, denn fo gang an @ie gewöhnen? Das wäre mir zuletzt boch reine Pie: -— Darum verfud)’ ich's gleicham heut'gen Kage, Und nahe nicht bay Hielgewohnten Schönen, Wie aber mag ich dich mein Herz verähnen, -".: ı . Daß ich im wichtgen-Fall dich nicht befenge? - ::" :.... Wohlan! Komm her! Wer äußern unfre Singen... . In liebevollen, traurig Heitren Tönen, -. 1317 Siehſt du, ed.gchk? Des. Dichters Wink gewärtig Melodifch Flingt Die Durrchgefpielte Leper, Ein Liebesopfer traulich darzubringenn.* Du denkſt es kaum und ſiehl Dad Lied ift fertiges - -: Allein was nun? Ich dacht’ im.erften Fee. .:.. Wir eilten hin, es vor ihr felbft gu fingen. -

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w: Das Maͤdchen fprige,

—, Du fiepft fo ernft, Seliebter). Denem Bilde Bon Marmor hier möcht’ ich dich wohl vergleichen; J Wie dieſes giebſt Das mir kein Lobenszeichen; ar Mit dir verglichen zeigt der Stein fih milde. Der Feind verbirgt ich Hirtter feinem: Schilde, Der Freund foll offen feine Stirn undzeien... Ich ſuche dich, du ſuchſt mir zu entweiden;- ... Doc halte Stand, wie dieſes Aunftgebilbe: - . Au wen von beyben foll ih.nun. mid wenden - Sollt' ich von benben Aklte leiben muͤſſen? on Da diefer todt und du lebendig heißeſft. Kurz! um der Worte mehr nicht zu berſcwenden So will ich Aefen Stein fo Tango kuͤſſen, ME Bis eiferfühtig.hu ih.

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8 \ V. Wachsth um. Als Neines artges Kind, nach Feld und Auen

Sprangſt du mit mir, ſo manchen Fruͤhlingsmorgen.

„Fuͤr ſolch ein Toͤchterchen, mit holden Sorgen,

Moͤcht' ich als Vater ſegnend Haͤuſer bauen!“ Und als du anfingft in die Welt zu ſchauen,

Mar deine: Freude haͤusliches Beſorgen. ..

„Sol wine Schwefter! und ich wär’ geborgen!

ie koͤnnt' ich ihr, ach! wie fie. mir vertrauen!”

Nun Tann den fhönen Wachsthum ‚nichts deſchranken; Ich fühl im Herzen heißes Liebetoben. ar Umfaß' ich fie, die Schraerzen zu beſchwichtgen? en}

Doch ah! nun muß ich dich als Fuͤrſtinn denken:

Du ſtehſt ſo ſchroff vor mir-emporgehoben; 2 i

"3 beuge mich vor deinem Blick, dem fluͤchtgen.

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VI. Reifezehbrung:

Entwoͤhnen ſollt' ich mic vom Glanz ber Blicke,,/ Mein Leben ſpUten fie wicht mehr verfchönen.n

Was 'man Geſchick nennt, läßt Sich nicht verfühnen, ..

Ich weiß es wohl und trat beftärst zuruͤcke. Nun wußt ich auch von Feinem meitern Glide; Gleich fing ih an von dieſen und von jenen

Nothwend'gen Dingen font mich zu entwoͤhnen :

Nothwendig fchien mir nichts als ihre Blicke. Des Weines Glut, den Vielgenuß der Speifen, Bequemlichkeit und Schlaf und fonftge Guben, Geſellſchaft wies ich weg, daß wenig bliebe. So kann ich ruhig durch die Welt nun reifen:

Mas ich bedarf, iſt überall zu haben, ©’: :.,.

Und Unentbehrlih bring ich mit bie. Lebe, .

6

VII. -Abfhieni.

War unerfättlich wach viel tauſend Kuͤſſen,

Und mußt’ mit Einem Kuß am Enbe ſcheiden, Nah herber Trennung tiefempfunduen Leiden War mir das Ufer, dem ich mich entriſſen,

Mit Wohnungen, mit Bergen, Hügeln, Fäffen, So lang’ ich's deutlich fah, ein Schatz der Freuden; Zulest im Blauen blieb ein Augenweiden ® An fernentwichnen, lichten Finfternifien.

Und endlich, als das Meer den Blick umgraͤnzte,

Fiel mir zuruͤck in's Herz mein heiß Verlangen; Ich fuchte mein Verlornes gar verdroffen.

Da war es gleich als ob der Himmel glängte;”

Mir ſchien, als wäre nichts mir, nichts entgangen, Als haͤtt' Ich ales, was ich je genoſſen.

vm. . Die. Liebende Tgreibe

Ein Blick von beiten Augen in bie meinen,

Ein Kuß von deinem Mund auf meinem Due Wer damen hat, wie ich, gewiffe Runde, |: Mag dem was andres wohl erfreulich feinen? -

Entfernt von die, entfrembek. von den Meinen, - Fuͤhr' ich ſtets die Sedanken in die Munde, :

Und immer treffen fie auf jene Stunde, Die einzige; da fang' ich an zu meinen.

Die Thraͤne trocknet wieber unverfeheng: .. Er liebt ja, den ich, her in diefe Stille, u ee Und ſollteſt du nicht in die Ferne reichen 7 re

Vernimm das Liſpeln dieſes Liebewehens; ol Mein einzig Gluͤck auf Erden Ift bein Wille, Dein freundlicher zu mir; gieb mir ein Zeichen!˖

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7 IX - Die Riebende abermals.

Warum ich wieber zum Papier mich wende? Das mußt du, Liebfter, fo beftimmt nicht fragen; Denn eigentlich hab’ ich dir nichts zu ſagen; Doch kommt's zuletzt in deine lieben Hände.

Weil ich nicht kommen kann, Toll was ich fende Mein ungetbheiltes Herz hinüber tragen Mit Wonnen, Hoffnungen, Entzüden, Plagen: Das alles hat nicht Anfang, bat wicht Ende.

Ich mag vom heut'gen Tag dir nichte vertrauen, Wie fih im Sinnen, Wünfgen, Wähnen, Wollen Mein treues Herz zu dir. hinüber wendet,

So ftand ich einft vor dir, dich anzufchauen Und fagte nichts, Was hätt’ ich fagen follen ? nn Mein ganzes Wefen war in fich vollendet,

" _ X. . Sie fann niht enden,

Wenn ich num ‘gleich das weiße Blatt dir ſchickte, Anſtatt dab ich's mit Lettern erft befchreibe, Ausfuͤllteſt da’s vielleicht zum Beitvertreibe

Und ſendeteſt's an mich, die Hochbeglüdte.

Wenn ich den blauen Umſchlag dann erblidte; Neugierig ſchnell, wie es geziemt dem Weibe, Riß ich ihn auf, daß nichts verborgen bleibe; Da laͤs' ich was mich mündlich fonft entzuͤckte.

Lieb Kindi Mein artig Herz! Mein einzig Weſen! Wie du ſo freundlich meine Sehnſucht ſtillteſt Mit ſuͤßem Wort und mich ſo ganz verwoͤhnteſt.

So gar dein Liſpeln glaubt' ich auch zu leſen, Womit du liebend meine Seele fuͤllteſt Und mich auf ewig vor mir felbft verſchoͤnteſt.

8 . xl. Nemeſis. a

Wenn durch das Volk die grimme Seuche wuͤthrt, Soll man vorſichtig die Geſellſchaft laſſen. Auch hab’ ich, oft mit Zaudern und Verpaſſen Bor manchen Infuenzen mich gehuͤtet. Und obgleich Amor oͤfters mich begaitet, * Mocht' ich zuletzt mich nicht mit ihm befaſſen. So ging. mir’d auch mit jenen Lacrimaſſen, - Als vier: und dredfach reimend fie gebrütet. Nun aber folgt die Strafe bem Veraͤchter, Als wenn die Schlangenfadel der Erynnen Bon Berg zu Thal, von Land zır Meer ihn triebe. Ich hoͤre wohl der Genien Gelaͤchter; Doch trennet mich von jeglichem Beſinnen .. Sonettenwuth und Raferep der Liebe.

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XL Ehrifige [yes h:

Mein füßes Lieben! Hier in Schachtelmänden . Gar mannigfalt geformte Süßigkeiten. - Die Früchte find ed heil’ger Weihnachtszeiten, Gebadne nur, den Kındern auszufpenden.! Die möcht’ ich dann mit ſuͤßem Redewenden Poetiſch Zuckerbrot zum Feſt bereiten; . Allein was ſoll's mit-folchen Eitelleiten? Weg den Verſuch, mit Schmetchelen zu bienden . Doch, gibt es noch «in Süßes, dad vom Innern : \..,, Zum Innern ſpricht, geniesbar in ber Gene, u; - Das Tann nur bie zu Dir hinüber wehen. - Und fuͤhlſt du dann ein freundliches Erinnern, Als blinkten froh dir wohlbefannte Sterne, Wirſt du die Feinfte Gabe nicht verſchmaͤhen.

9: XIH. Bann um g

- Am jüngften Tag; wenn bie Poſaunen ſchallen Und alles aus iſt mit den Erdeleben, Sind wir verpflichtet Rechen ſchaft zu ‚geben J Bon jedent Wort/ das unnuͤtz uns ‘entfalten.

Wie wirds nun werden mit ven Worten allen⸗ In welchen ich fo kliebevoll mein Streben Um deine Gunſt dkt an den Tag gegeben, ' Wenn dieſe blos an deinem Ohr yechallen?-

Darum bedenk, o Liebchen! dein Gewiſſen, Bedenk.im, Krnſt. wie lange on gezaudert, Das nicht der Welt ſochLeiden widerfahre.

Werd’ ih berechnen. und entſchuld'gen muͤſſen, Was alles unnuͤh ich vor dir geplanbert, .. So wird ver Anal Ar Tag aum vollen. a, Ban

iv Die Zweifelnden Ihr liebt, und ſchreibt Sonette! Weh der Grille! Die Kraft des Herzens, ſich zu offenbaren, Soll Reime fuhen, fie zufammenpaaren;

Ihr Kinder, glaubt, ohnmaͤchtig bleibt ber Wie, .

Ganz ungebunden fpricht ded Herzens Fülle Sich kaum noch aus: fie mag fich gern bewahren; Dann, Stürmen gleich, Durch alle Saiten fahren; Dann wieder ſenken fih zu Naht und Stille, Was qualt ihr euch und uns, auf jähem Stege

Nur Schritt vor Schritt den laͤſt'gen Stein zu wähen,

Der ruͤcwaͤrts Iaftet, immer neu zu muͤhen?

Die Liebenden, Im Segentheil, wir find auf rechtem Wege! Das Allerftarrfte freudig aufzuſchmelzen Muß Liebesfeuer allgewaltig gluͤhen.

10 AV. Marrdach e n.

Ich zweifle doch am Ernſt verfchräntter Zeilen!. - Zwar lauſch' ih gern bey deinen Splbeſpielen; Allein mir ſcheint, was Herzen redlich fuͤhlen, Mein ſuͤßer Freund, das fol man nicht befeilen.

Der Dichter pflegt, um nicht zu langeweilen Sein Innerfted von Grund aus umzuwuͤhlen;

Doch feine Wunden weiß er auszukuͤhlen, | . Mit Zauberwort die tiefften auszuheilen,

| „Dichter. Schau, Liebchen, hin! Wie geht's dein Feuerwerker? Drauf ausgelernt, wie man nach Maßen wetter; Jergänglic - Hung’ minirt er feine Gruͤfte; v

Allein die Macht des Elements iſt ſtaͤrker, Und eh’ er ſich's verſieht, geht er zerſchmettert Mit allen feinen Känften in die Luͤfte.

Möge died der Sänger toben! Ihm zu Epren ward gewoben.

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Denifqer ET

73 ‚Unter,biefen | Lorbeerbülhen, Auf den Wiefen, Un den frifhen | |

Waſſerfaͤllen,

Meines Lebens zu genießen, Gab Apoll dem heitern Kichen; Und ſo haben

Mich, im Stillen,

Nach des Gottes hohem Willen, Hehre Muſen auferzogen,

Aus den hellen Silberquellen

Des Parnaſſus mich erquicet, Und das keuſche, reine Siegel Auf die Lippen mir gedruͤcket.

Und die Nachtigall umkreiſet Mich mit dem beſcheidnen Fluͤgel. Hier in Buͤſchen, dort auf Baͤumen, MRuft fie die verwandte Menge, . on Und die himmliſchen Sefange.. . Lehren mich von Liebe teäunen, Bar

Und im ‚Herzen waͤchſt die Fülle, Der gee edlen Triebe, oa Naͤhrt ſich Freundſchaft, keimet eieke unse Und Apolk belebt die Stile . - on Seiner Thaler, feiner Hoͤhen. W Süße laue Luͤfte wehen. en Alle, denen er gewogen, Werden maͤchtig ange, Und ein Edler folgt dem andern.

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Diefer kommt mit munterm Weſen Und mit offnem, heitrem Blicke; Dieſen ſeh', ich ernfter wandeln; Und ein Undre,” kaum geneſen, Ruft die alte Kraft zurüde; Denn ihm drang durch Mark und Leben Die verderblich holde Flamme, Und was Amor ihm entwendet, Kann Apoll nur wiedergeben, . Otuh’ und Luft und Harmonien . -Und ein kräftig rein Beftreben.

Auf, ihr Brüder, Ehrt die Lieder! Sie find gleich ben guten Theten. Wer kann beſſer als der Saͤnger Dem verirrten Freunde rathen? Wirke gut, ſo wirkſt du laͤnger Als es Menſchen ſonſt vermoͤgen.

Ja! ich hoͤre ſie von weiten:

Ja! fie greifen in die Salten Mit gemalt’gen Goͤtterſchlͤgen Mufen fie zu Recht und pfichten m Und bewegen, -"

Wie fie fingen, wie fiedihten, Zum erhabenften Geſchaͤfte, 2 Zu ber Bildiing aller Kräfte.

Auch ‘die holden Phantaſſen * Bluͤhen Rings umher auf allen Zweigen,

Die ſich balde,

Wie im holden Zauberwalbe, Voller goldnen Früchte beugen.

Was wir fühlen, was wir ſchauen n Sm dem Land der hoͤchſten Wonne,

15:

Diefer_ Boden, diefe Sonne, Locket auch die beiten Frauen.

Und der Hauch der lieben Mufen - Weckt des Mädchens zarten Buſen, Stimmt die Kehle zum Geſange, Und mit fhöngefärbter Wange Singet fie ſchon wuͤrd'ge Lieber, Setzt ſich zu den Schweſtern nieder, Und es ſingt die ſchoͤne Kette,

Zart und zaͤrter, um die Wette.

Doch die eine,

Geht alleine, Bep den Buchen, Unter Linden,— Dort zu fuchen, Dort zu finden, Was im ftilen Morgenhaine Amor fchalkifch ihr entwendet, Ihres Herzens holde Stille, Ihres Buſens erfte Fülle. Und fie träget in die grünen

Schatten waͤlder, Was die Maͤnrer nicht verdienen, . Ihre lieblihen Gefühle; ::. - - Sceuet nicht des Tages Schwͤle Achter nicht des Abende. Kuͤlle Und verliert ſich in bie, Gelder. un, Stört fie nicht auf ihre Besen 1 Muſe, geh’. ihr. ſtille ent tzten

Doch was hör’ ih? Welch ein Fa \

Ueberbrauft: den: Wafferfal ?

Saufet heftig durch den Hann

Welch’ ein Lärmen, welches Ser ar Iſt es möglich, ſeh' ich recht. -

Ein verwegenes Geſchlecht · *

Dringt ins Heiligthum herein. in Razer

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16

Hierhernor. -- . Stroͤmt ein Chor! * . Liebesuntd, : =. . .:' I Meinesgluth, : Er un Raft im Bit, in Straͤubt das Haar! tn N Und die Shan. niet. Mann und Web P arten. K Tigerfell DE Schlaͤgt umher .n". tn Ohne Ehen, on Zeigt den Leib. a ... Und Metall Nauher Schal Grellt ins Ohr, er fie Hört, Wird geftört. . Hier hervor Drängt das Chor; Alles flieht, er fie ficht.

| Ah, die Büfche find geknickt! * Ah, die Alumen find erſtict..— Bon den Sohlen biefer Brut. en, Wer begegnet ihrer Wuth? tm

Brüder ‚laßt ung Alles wagen ? Eure reine Wange Kluͤht. A 3 Phoͤbus Hilft fe mg verjagen, J Wenn er unſre Schmerzen’ m Ban u Und.ung —— N a BE rien Bu verfhaffen, mug 2 Schuͤttert er de. Berges u Und vom. Bipfel - u nm 8 Praſſeln Steine jun Eonale Durch die Haine. —* ni! BR 052 Brüder, fapt, Aa mie aufl.. 7

17

Schloßenregen

Stroͤme dieſer Brut entgegen, Und vertreib' aus unſern milden Himmelreinen Luftgefilden Dieſe Fremden, dieſe Wilden!

Doch was ſeh' ich} Iſt es moͤglich? Unertraͤglich Faͤhrt ed mir durch alle Glieder, Und die Hand Sinket von dem Schwunge nieder, Iſt es möglich? Keine Fremden! Unſre Bruͤder Zeigen ihnen ſelbſt die Wege} D! die Frechen! Wie fie mir den Klapperblechen Selbit voraus im Tacte ziehn! Gute Brüder, laßt ung fliehn!

Doch ein Wort zu den Verwegnen! Ja, ein Wort ſoll euch begegnen, Kraͤftig wie ein Donnerſchlag. Worte ſind des Dichters Waffen. Will der Gott ſich Recht verſchaffen, Folgen ſeine Pfeile nach.

War es moͤglich, eure hohe Goͤtterwuͤrde Zu vergeffen! Iſt der rohe Schwere Thyrfus feine Bürbe Für die Hand, auf zarten Saiten Nur gewöhnet hinzugleiten? Aus den Haren Warferfällen, Aus den zarten Niefelwellen s Traͤnket ihr Gar Silens abſcheulich Thier?

Serge Gedichte 1. Th.

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14138

Dort entweiht es Aganippen Mit den rothen breiten Lippen, Stampft mit ungeſchickten Fuͤßen, Bis die Wellen truͤbe fließen.

O! wie moͤcht' ich gern mich taͤuſchen; Aber Schmerzen fuͤhlt das Ohr; Aus den keuſchen Heil'gen Schatten Dringt verhaßter Ton hervor. Wild Gelaͤchter, Statt der Liebe ſuͤßem Wahn! Weiberhaſſer und Veraͤchter Stimmen ein Triumphlied ar, Nachtigall und Zurtel fliehen Das. fo keuſch erwärmte Neſt, Und in wüthendem Erglühen Hält der Faun die Nymphe feſt. Hier wird ein Gewand zerriffen, Dem Gennfle folgt der Spott, Und zu ihren frechen Küffen Leuchtet mit Verdruß ber Gott.

Ya, ich fehe ſchon von weiten Wolkenzug und Dunft und Rauch. Nicht die Leyer nur hat Saiten, Saiten hat der Bogen auch. Selbſt den Bufen des Verehrers Schuͤttert das gewalt'ge Nahn, Denn die Flamme des Verheerers Kuͤndet ihn von weiten an.

O! vernehmt noch meine Stimme, Meiner Liebe Bruderwort!

Fliehet vor des Gottes Grimme, Eilt aus unſern Graͤnzen fort!

Daß ſie wieder heilig werde, Lenkt hinweg den wilden Zug!

19

Vielen Baden hat die Erbe - Und unbeiligen genug. Uns umleuchten reine Sterne, Hier nur hat das Edle Wert.

Doch wenn ihr ans: rauher Ferne Wieder einft zu und begehrt, Wenn euch nichts ſo fehr beglüdet,«- Als was ihr bey: und.erprobt, 2 Euch nicht mehr ein Spiel entzuͤcket, Das die Schranfen übertobt; Kommt als gute Pilger wieder, Steiget froh den Berg heran,

Tief gefühlte Reuelieder

Kuͤnden uns die Bruͤder an,

Und ein neuer Kranz umwindet Eure Schlaͤfe feyerlich. Zr Wenn fih der Verirrte ſindet, Freuen alle Goͤtter ſich.

Schneller noch als he Flutes Um der Todten ſtilles Haus,

Loͤſcht der Liebe Kelch den Guten Jedes Fehls Erinnrung aus. Alles eilet euch entgegen

Und ihr kommt verklaͤrt heran, Und man fleht um euren Segen; Ihr gehoͤrt uns doppelt an!

.H r l, Fu

* 22 —8 —3 mm

230 hy LTe

Es wird angenommen, ein laͤndliches Ehor Habe fi verfammelt und ſtehe Im Begriff, feinen Feſizug anzutreten.)

C h or Dem feſtlichen Tage Begegnet mit Kränzen, Verſchlungenen Taͤnzen Geſelligen Freuden Und Reihengeſang.

Damon— Wie ſehn' Ich mich aus dem Gedraͤnge fort! Wie frommte mir ein wohlverborgner Ort! In dem Gewuͤhl, in dieſer Menge Wird mir die Flur, wird mir die Luft zu enge,

Chor Num ordnet die Züge Daß jeder fich fuͤge Und einer mit allen, Zu wandeln, zu wallen Die Fluren entlang.

(Ed wid angenommen, DaB Chor entfeme ſich, der Gefang wird im⸗ mer leiſer, bis ex zulegt ganz, wie aud der Ferne, verhalit.)

3

Damon.

Vergeben ruft, vergebens sieht ihr mid; Es fpricht mein Herz; allein es fpricht mit fd.

Und fol ich deſchauen

Geſegnetes Land,

Den Himmel ben blauen

Die grünenden Gauen, ‚... &owil ich allein

Im Stillen mic freum,

e

a

Da will ich verehren Die Würde der Frauen, Im Seifte fie ſchauen, Im Geiſte verehren; End Echo allein Vertraute ſoll ſeyn.

Chor (auß- Ietfefte; wie aus der Ferne, miſcht abfagweife in Damend On fang die Worte)

Und Echo allein Vertraute fol ſeyn.

Menalkas. Wie find' ich Dich, mein Trauter, hier! Du eileſt nicht zu jenen Feſtgeſellen? Nun zaudre nicht und komm mit mir, In Reih' und Glied auch uns zu ſtellen.

+

Damon. Willkommen, Freund! doch laß die Feſtlichkeit, Mich Hier begehn, im Schatten alter Buchen; = Die Liebe fucht die Einſamkeit; Auch die Verehrung darf fie ſuchen.

Menalkas. Du ſucheſt einen falſchen Ruhm Und willſt mir heute nicht gefallen. Die Liebe ſey dein Tigenthum; Doc die Verehrung theileft du mit allen!

R Wenn fih Taufende vereinen Und des holden Tags Ericheinen Mit Gefängen,. - Freudeklaͤngen Herrlich fepern, Dann erquidt ſich Herz und ohe;

22

Und wenn Zaufende betheuern, Die Gefühle fich .erfchlieken Und die Wünfche fich ergießen Reißt es kraftvoll dich empor.

(Es wird angenommen, dad Chor kehre nach und nach aus ber Ferne uuruͤck.

Damon. Lieblich hoͤr' ich ſchon von weiten Und es reizet mich die Menge; Ja ſie wallen, ja ſie ſchreiten Von dem Huͤgel in das Thal.

Menalkas. Laß uns eilen, froͤhlich ſchreiten Zu dem Rhythmus der Geſaͤnge! | ‚3a fie kommen, fie bereiten F Sich des Waldes gruͤnen Saal. Chor. Ccallmaͤhlich wachſeud.) Ja wir kommen, wir begleiten Mit dem Wohlllang ber Geſaͤnge Froͤhlich im Verlauf der Zeiten Dieſen einzig ſchoͤnen Tag.

Alle. Worauf wir zielen, Was alle fuͤhlen Fu Verſchweigt, verfchweiget!

Nur Freude zeiget! J

Denn die vermag; —— 67 Ihr wird es gluͤckcen 2

Und ihr Entziden. . . 7.

Enthält die Würde,

Enthält den Segen " .:. - Des Wonne: Tage . 5.

28 Johanna Sebus.

gum Andenken der F Siebzehnjahrigen Sähuen Outen aus dem Dorfe Brienen die \ em 13. Sernuar 1809

bey dem Eisgange des Rheins und dem großen Brude des Dammes von Cleverham

Bülfe reichend unterging

Der Damm zerreißt, das Feld erbraust, Die Fluten ſpuͤlen, die Flaͤche ſaust.

7 „Ich trage dich, Mutter, durch die Flut,

Noch reicht fie nicht hoch, ich waͤte gut.“ „Auch uns bedenke, bedraͤngt wie wir ſind,

Die Hausgenoſſinn, drey arme Kind!

Die ſchwache Frau! ... Du gehſt davon v

Sie trägt die Mutter durch's Waſſer fchon.

„zum Buͤhle da rettet Euch! harret berweil; Gleich Fehr? ich zuruͤck, uns allen ift Heil.

Zum Bühl iſt's noch teoden und wenige Schritt; Doc nehmt auch mir meine Ziege mit!“

Der Damm zerſchmilzt, das Feld erbraush Die Fluten wuͤhlen, die Flaͤche ſaust.

Sie ſetzt die Mutter auf ſi ſichres Land;

Schoͤn Suschen, gleich wieder zur Flut gewandt. „Wohin? Wohin? Die Breite ſchwoll;

Des Waſſers iſt huͤben und druͤben voll.

Verwegen in's Tiefe willſt du hinein!“ „Sie ſollen und muͤſſen gerettet ſeynl“

X

24

Der Damm verfäwindet, die Welle braust, Eine Meereswoge, fie ſchwankt und faust.

Schön Suschen fehreitet gewohnten Steg, Umftrömt auch gleitet fie nicht vom Meg, Erreicht den Bühl und die Nachbarinn; Doch der und den Kindern Fein Gewinn!

Der. Damm verfhwand, ein Meer erbraust's, Den Fleinen Hügel im Kreis umſaust's.

Da sähnet und wirbelt der fchäumende Schlund Und ziehet die Frau mit den Kindern zn Grund; Das Horn der Ziege faßt dag Ein’,

So follten fie alle verloren ſeyn!

Schön Suschen fteht noch ſtrack und gut!

Mer rettet dad junge, das edelfte Blut)

Shön Suschen fteht noch wie ein Stern;

Doch alle Werber find alle fern.

Rings um fie ber ift Waſſerbahn,

Kein Scifflein ſchwimmet zu ihr heran.

Noch einmal bliet fie zum Himmel hinauf,

Da nehmen die fchmeichelnden Fluten le auf,

Kein Damm, Fein Feld! Nur hier und dort Bezeichnet ein Baum, ein Turn den Ort.

Bedeckt ift Alles mit Waſſerſchwall;

Doch Suschens Bild ſchwebt uͤberall. Das Waſſer ſinkt, das Land erſcheint

Und überall wird ſchͤn Suschen beweint. Und dem fey, wer's nicht fingt und fagt, Im Leben und Tod nicht nachgefragt!

25

| Chor | ‚Bu dem Strande! gu ber Barke!

Rinald

Iſt Euch ſchon der Wind nicht. guͤnſtig, |

Zu den Rudern. greifet bruͤnſtig! Hier bewähre fich der Starke: So das Meer durchlaufen wir,

R naldbo. O laßt mich einen Augenblick noch hier!

Der Himmel will es nicht, ich ſoll nicht ſcheiden.

Der wuͤſte Fels, die waldumwachsſne Yacht Befangen mich, ſie hindern meine Flucht.

Ihr wart fo ſchͤn, nun ſeyd ihr umgeboren,

Der Erde Reiz, des Himmels Reiz iſt fort. Was haͤlt mich noch am Schreckensort?

‚?

‚ft

Mein einzig Gluͤck, hier haͤb' ich es verloren.

Stelle her der goldnen Tage En

Daradiefe noch einmal;

Liebes Herz! ja ſchlage, föleger in

Treuer Geiſt, erſchaff fie wieder Freyer Athem, deine Lieder

Miſchen ih mir Luſt und Qual.

Bunte reich geſchmucte Beete Sie umzingelt ein Palait;

Alles weht in Duff und De” Wie du nie geträumet haſt. ö

Rings umgeben Saleriren... - Diefed Gartens weite ——ã— Roſen an der Erde bluͤhenn In den Lüften bluͤhn die Sanme. * Goethe's Gedichte. II. Th.

26

Waflerftrahlen!, Waſſerflocken! Lieblich rauſcht ein Silberſchwali; Mit der Turteltaube Locken Lockt zugleich die Nachtigall.

AMh'or.

Sachte kommt! und fommt verbunden

Bu dem edelften Beruf:

Alle Reize find verſchwunden,

Die fih Zaubern erſchuf.

Ab, nun heilet feine Wunden,

Ach, nun tröftet feine Ständen . Gutes Wort und Frenndee Rufe

7

Mit der Turteltaube Locken

Lockt zugleich die Nachtigal;

Wafferſtrahlen, Wafferfioden . u Wirbeln ſich nach ihrem Schall.

Aber alles verkuͤndete 63 Nur Sie iſt gemeiner; Aber alles verſchwindet, Sobald ſie erſcheigzee 2 Sn lieblicher Jugend

In glaͤnzender Pracht.

Da ſchlingen zu Kraͤnten Eich Liljen und, Roſen: Da eilen und teſen

In luſtigen Tämen‘

. Fr . 222 WIE | 242

Die laulichen Luftey nit. ne

Sie fuͤhren Gehuffte, Sic fliehend und fand, v:- : Vom Schlumimger awaht. "

27

| Chor, Nein! nicht länger ift zu ſaͤumen, Wecket thn aus feinen Träumen, Zeigt den diamantnen Schild!

J R inald ß, | Be! was ſeh ich, welch ein Bild!

C hor. Ja, es ſoll den Trug entſiegeln.

Rinaldo. Soll ich alſo mich beſpiegeln, Mich ſo tief erniedrigt ſehn?

Chor ! Faſſe dich, fo iſt's geſchehn.

Kin ale Ja, To ſey's! Ih mill mich fallen, Will den lieben Ort verlaffen Und zum zwepten Mal Armiden. Nun fo ſep's! fo ſey's gefpieden! _

Chor. Wohl, es ſey! es ſey geſchieden.

Theil nes Zuruͤck nur! zuruͤcke Durch guͤnſtige Meere! Denm geiftigen Blicke Erſcheinen die Fahnen, Erſcheinen die Heete, 4* Das ſtaͤubende de 0

horn. Sur. Tügend der Ahnen Ermannt fich der Held.

. * 28

| Kinelde Zum zwenten Male Sch’ ich ericheinen

Und jammern, weinen In diefem Thale

Die Frau der Frauen. Das foll ich ſchauen Zum zwenten Male? Das foll ich hören,

Und ſoll nicht wehren Und fol nicht retten? .

Chor Unwürdige Ketten |

R inaldo. uUnd umgewandelt Seh' ich die Holde; Sie blickt und handelt Gleichwie Daͤmonen, Und kein Verfhonen * Iſt mehr zu hoffen: Dom Blitz getroffen . Schon die Palaͤſte! Die Goͤtter⸗ Feſte, Die Luſtgeſchaͤfte Der Geiſterkraͤfte, .Mit allem Lieben 2 ; is. .. Ach, fie zerftieben! - _. .:

Pr Ja, fie zerſtieben! 5 Kbett bei: Chores Schon find.fie erböret, -

Gebete der Srommen.

Noch ſaumſt du zu kommen? Schon foͤrdert die Reife 0 Der günftigfte Wind. '-

XV

29

Chor Geſchwinde, geſchwind!

R i na l d 0. Im Tiefſſten zerſtoͤret Ich hab’ Euch vernommen; Ihr draͤngt mich zu kommen. Ungluͤckliche Reiſe! Unſeliger Wind!

EGEbor. - Geſchwinde, gefihmind!

Eher. Begel fchwellen.

Grüne Wellen,

Weiße Schdäume, :..'

Seht die grünen

Weiten Ränme,

Don Delphinen nn Raſch durchſchwommen.

Einer nah dem Undern.

ie te kommen! Wie fie ſchweben; Wie ſie eilen! Wie ſie ſtreben! Und verweilen

So beweglich,

So vertraͤglich! | Bu Zweyem

Das erfriſchet, Und verwiſchet

Das Vergangne.

- Dir begegnet Das gefegnet

Angefangne,

Ja

Rinaldbo. Das erfriſchet, Und verwiſcht Das Vergangne. Mir begegnet Das geſegnet Angefangne.

(Wiederholt zu Dreyen.)

y Ile | Wunderbar find wir gelommen, - Bunderbar zuruͤckgeſchwommen, Unfer großes Siel iſt da! Schalle zu dem heiligen Strande Lofung dem gelobten Lande; - Sodofred und Solyma!- .

Vermiſchte Gedichte.

- nie -

»

Wie fo bunt der Kram geweſen, Muſterkarte, giebd zu Iefem!

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2

Klaggefang von ber ebein Sraien des Afan 28, aus dem —8 Mortadifgen.

FAZ

r R ..

Was ift Weißes dort ein’ grünen Walter Iſt es Schnee wohl, sbek find es Schwäne? Wär’ es Schnee, es wäre weggaſchmolzenz; .Waͤren's Schwäne, mären meggeflsgen. - ° Iſt kein Schnee nicht, es find. keine Schwäne, - 's ift der Glanz dex Zelten Aſan Aga. Niederliegt ex drin an feiner Wunde; ..-., . Ihn befucht die Mütter und die Schweſter; Schamhaft fäunit ſein Weib au ihm zu lommen.

Als nun ſeine Wunde linder wurde;

Ließ ex feinem treuen Weibe ſegen „Harre mein nicht mehr an meinem Hofe,. „Nicht am Hofe und wicht bey den, ‚Meinen. *

als die Frau dleß harte Wort vernommen, | Stand die Treue fhark und voller Schmerzen, Hört der Pferde Stampfen vor der Chir, Und es daͤucht ihr, Aſan kaͤm“ ihr Gatte, Springt zum Thurme, fid herad zu flürgen. Aengſtlich folgen ihr zwey Tiebe Töchter, | Rufen nach ihr, weinend bitte Thränen? -

„Sind nicht unſers Vaters Afan Moffe, © = „If dein Aruder Antwowich Ferien ter er Und c6 lcheet die Gemehliun Afend, - en ESchlingt die Arme jammernd um den Bruber

„Sich die Schmach, o Bruder, deiner —ã u. „Mich verfioßen! Matter dieſer fünfelee; 072.00

.. .u.. 2 äh

Schweigt der Bruder, ziehet aus der Taſche, Eingehuͤllet in hochrothe Seide, Yusgefertiget den Brief der Scheidung, _ Daß fie fehreguider Mutter. Wohnung, «7 .. Frey fi einem Andern au agehen.... =... 2

Ze ne Ais bie grau hey Frauen: Sheidsrief ſahe, Kuͤßte ſie der beyden Knaben Stirne, Kuͤßt' die Wangen ihrer deyden "Mädchen. Aber ah) vom Säugling.in ber Wiege - Er Kann fie fich, im bitterg Schmexz nicht reißen]; . Reißt ſle los der ungeſtuͤme Bruder: - " - -- Hebt fie auf das: muntre NRoß behende, zu Und fo eltaniunt der baugen Frauen 2" { Grad’ nad feines Vaters hoher Wohnung. mine Kurze Zeit. dar; voß. ni eben Bir a . ji Kurze, Zeit g nug; ypn.. 'biel großen Seren... x

Unfee Frau in ihrer MWittwen: Trauer, Unfre Frau zum Weib begehret wurde. *

und der groͤßte wer Jinoskis Cadi,

Und die Fran bat weinend —— Be „Ich beſchwoͤre dich dey deinem Leben, : "ion „Gib mic) feinem Andern mehr zur Frauen,

„Daß dad Wiederſehen meiner lieben" 5 „Armen Kinder mir dag Herz nicht breihe! ter ! —J——

Ihre Reden achtet nicht der Bruder BR Seit, Imoslis Cadi fie zu tcauen. Doc die Gute bittet ihn unendlich: Ba: | Schicke wenigfens ein Wlatf x: a Burn: Bm Mit den Worten zu Imoskis Cadi: I ERBE | „Dich begruͤßt die: junge Bittih,femuhlighg, 1! „Und läßt duch dies Blatt Dich hoͤchlich bitten, „Daß, wenn Bid Die Suaben herbegleiben; 33 3" „Du mie einen langen Schleyer .ringayIf 919 1... „Daß: mich vor Aſans Guns verhuͤllezub „Meine liebe Walſen micht abliche Insguin sc

7 “= !

N 35 x \ Kaum erſah der Cadi dieſes Schreiben, - Als er feine Suaten alle fammelt,

Und zum Wege nach der Braut ſich ruͤſtet, Mit den Schleyer, den ig heifchte, tragend.

Gluͤcklich Famen Ge zur Fürftinn Haufe, /

Gluͤcklich ſie mit ihr vom Haufe. wieder: - . Aber ald fie Aſans Woͤhnung nah’ten, Sah’n die Kinder oben ab die Mutter, , N Riefen: „Komm zu deiner Halle wieder!

„Iß das Abendbrot mit deinen Kindern!“ =

Traurig hört’ es die Gemahlinn fand, Kebrete fich zu der Omaten-Rürften: - . -

„Laß doch, lab. die: Suaten und die Pferde

„Selten wenig vor der Lieben Thuͤre,

„Daß ich meine Kleinen noch beſchenke.“

Und fie hielten vor der Lieben Thüre, Und den armen Rindern gab fie Gaben; EN Gab den Knaben soltgeftitte Stiefel,

Und dem Säugling hmfios in der Wiegeée, - Sab fie für die Sulunft auch ein Nochen.

Das herſei iuh Vatet Aſan Ya, Rief gar traurig feinen lichen Pr „Kehrt zu mir, ihr lieden armen —* „Eurer Mutter Bruſt iſt Eiſen worden „Feſt verſchloſſen, Fakt nicht Milde fühlen.“

Bie Ansihörte die Wemn hiinn nz Stürztt Re dleich den Boben ſchuͤtterud ileder, Und die Seätichrfiop Bert vaugen fen Als fie ihre Kinder vor Ma flehm fah.n

. 17, > . dr nr “ne. ‚3 , y . 0. F LER SE

35 Mahımens Gefang.

Seht den Felſenquel, Freudehell, Wie ein Sternenblick; Ueber Wolken Naͤhrten ſeine Jugend Gute Geiſter Zwiſchen Klippen im Gebuͤſch.

JZuͤnglingfriſch Tanzt er aus der Wollke Auf die Marmorfelſen nieder, Jauchzet wieher . - .. Nach dem. Simmel, - .

Durch bie Gipfelgänge . Sagt er bunten Kiefeln nad, Und mit fruͤhem Fuͤhrertritt Reißt er feine Vruderquellen Mit ſich fort.

Drunten werden in dem Tel Unter feinem Zußtritt innen Und bie Wiefe Lebt bon feinem Hauch.

Docqh ihn haͤlt lein Sqhattenthal Keine Blumen, Die ihm feine Anie’ umſchlingen, . Ihm mit Liebes: Augen —— a Nach der Eine Duingt fein wu Schlangenwandelnd. or,

Bäche ſchmiegen Sich gefellig an, Nun tritt ex

37 >

In die Ebne filberprangend,

Und Ebne prangt mit ibm, Und bie Flüffe von der Ebne,

Und die Bäche von den Bergen, Jauchzen ihm und rufen: Bruder) 5 Bruder, nimm die Bruͤder mit, Mit zu deinem alten Vater,

Bu dem ew’gen Dream, Der mit ausgefpannten Armen

Unſer wartet,

Die ſich ach! vergebens Öffnen, _ Seine Sehnenden zu faffen; _ Denn ung frißt in öder Wille Bier’ger Sand ; die Sonne droben Saugt an unfern Blut; ein Hügel Hemmer und zum Teiche! Bruder, Nimm die Brüder von ber Ebne, Nimm die Brüder von den Bergen Mit, zu deinem Vater mit!

Kommt ihr ale! Und. aun ſchwillt er Herrlicher; ein. ganz Geſchlechte Trägt den Fürften hoch empor? Und im vollenden Triumphe Gibt er Ländern Namen, Städte Werden unter feinem Fuß.

Unaufhaltſam rauſcht er weiter, Eißt der Thuͤrme Flamniengipfel, Marmorhäufer, eine Schöpfung Seiner Fülle, hinter fih.

Bedernhäufer trägt der Atlas Auf den Miefenfhalten; faufend Wehen über feinem Haupte =, Zaufend Flaggen durch ‚dis Lüfte, zeugen feiner Herxrlichkeit.

N

.

83 Und fo-trägt er feine Brüber, Selne Schäße, feine Kinder,

Dem erwartenden Erzeuger | Sreudebraufend an das Her.

ie

Sefang der Geifter über den Waſſern. 1 |

.-

j Des Menſchen Seele Sleicht dem Waſſer: Dom Himmel fommt es, Zum Himmel fleigt es, Und wieder nieder zur Erde muß es, - Ewig wechfelnd.

Stroͤmt von der hohen,. —- Stetlen Felswand Babt

Der roeine Strahl,

Dann ſtaͤubt er Viebig

In Wollenwellen- BE Zum ‚glatten: Fels,

Und leicht empfangen, ,

Walt er verihlepernd, " . ‚Leisranfgend,, Zur Tiefe nieder.

2Ragen Klippen "Dem Sfury’ entgegen, Schäumt er unmuthig Stufenweiſe Zum Abgrund.

U

39

Im flachen Bette Schleicht er das Wieienthal hin, Und in dem glatten See Weiden ihr Antlitz Ale Beftirne,

Wind ift der Welle Lieblicher Buhler;

Wind mifcht vom Grund aus Schaumende Wogen.

Seele des Menfchen, Wie gleichft du dem Waſſer l Schickſal des Menfehen,

Wie gleichſt du dem WindT

eine Ödttinm Soll Mit

Uber

Der:

Amer neuen, 9 Seltſamen Toter Jovis, Seinem Samßtinde, Der Phantaſie

Denk iht hat er Alle Launen / Die er fonft nur allein Sich vorbehalt,

Bugeftanden, Und hat feine'Greude Un, ber Thörinn,

Nicht zu entweichen

46 Sie mag ro ſenbekraͤnzt

Mit dem Lilienſtaͤngel

Blumenthaͤler betreten, Sommervoͤgeln gebieten, Und leichtnaͤhrenden Thau Mit Bienenlippen

Von Bluͤten ſaugen:

Oder fie mas,

Mit fliegendem Hast

Und duͤſterm Blicke,

Im Winde ſauſen

Um Felſenwaͤnde,

Und tauſendfarbig,

Wie Morgen und Abend, Immer wechſelnd, Wie Mondesblicke,

Den Sterblichen ſcheinen. Eaſſt uns alle 'T - Den Vater preiſen!

Den alten, hohen, Der ſolch eine ſoͤne, Unverwelkliche Gattini

Dem ſterblichen Menſchen

@efellen yaögen!. -

PR LPEF Wan Denn ung allein: ".:.

Sat er fie verbunden 7: " ..

Mir Himmelsbanb; ::.

Und ipr gebotemyt..: 7

In Sreud’ und Elend, .-

Als treue Sättinn, Ale Dieandeen .; -

Armen Gefchlechter

Der finderreihen .: F

Lebendigen Erde 4

Din A

—X

Wandeln und weiden un Sm dunfeln Genuß, - Und trüben Schmerzen Des augenbliklichen Beſchraͤnkten Lebens, Gebeugt vom Johe - Der Nothdurft,

Uns aber hat er Seine gewandtefte, | Verzärtelte Toten, NFreut euch! gegönnt. : Begegnet ihr lieblich, Wie einer Geliebten!. Laßt ihr die Würde Der Frauen im Haus!

Und daß die alte. Schwiegermutter Weisheit Das zarte Seelen Ja nicht beleid’ge!

Doch kenn' ich ihre Schweſter, Die aͤltere, geſetztere, Mejne ſtille Freundinn: . O daß die exit *W | Mit dem Lichte des Lebens a. Sich von mir wende, Die edle Treiderinn, Troͤſterinn, Hpffnungl- -

. . t er GE A SE, D a j j we... «f N y 0. .s ev. La .. * 3 nie u s.. * z > CL, 7 23 42 * GE . e! 27 Fan 253 Zu u

Goethed Gedichte, II. Th. | u 4 | *

42 Harzreife im Winter.

Dem Geper gleich Der auf ſchweren Morgenwolfen Mit fanftem Zittig ruhend Nach Beute (haut, Schwebe mein Lieb.

Denn ein Gott hat Jedem feine Bahn Vorgezeichnet,

Die der Gluͤckliche

Raſch zum freudigen

Ziele rennt:

em aber Unglͤktke

Das Herz zuſammenzog,

Er ſtraͤubt vergebens J

Sich gegen die Schranken

Des ehernen Fadens,

Den die doch bittre Schere Nur einmal loͤſt.

In Dieihts-: Schauer Draͤngt fi das raue Wild, Und mit den Sperlingen : Haben längft die Reiher In ihre Suͤmpfe ſich geſenkt.

Leicht iſt's folgen dem Wagen, Den Fortuna fuͤhrt, Wie der gemaͤchliche Troß Auf gebeſſerten Wegen, Hinter des Fuͤrſten Einzug.

Aber abſeits wer Is? 306 Gebäf verliert ich fein Mad,

c 21 u “u

u

43

‚Hinter ihm ſchlagen

“Die Sträude sufammen, Bun Das Gras fieht wieder auf, - - Die Dede verfchlingt ihn.

Aber wer heilet die Schmerzen Des, dem Balfam zu Gift ward? Der fh Menſchenhuöüßßß ‚Aus der Fuͤlle der Liebe trank? Erſt verachtet, nım ein Veraͤchter, Zehrt er heimlich auf Seinen eignen Werth In ung’nägender Selbſtſucht.

Iſt auf deinem Pſalter, Vater der Liebe, ein Ton Seinem Ohre vernehmlich, So erquicke ſein Herz!

Oeffne den umwoͤlkten Blick Ueber die tauſend Quellen Neben dem Durſtenden

In der Wuͤſte.

Der du der Freuden viel oo, Jedem ein überfliefend Maß, Segne die Brüder der Jagd Auf der Fährte des Wilde Mit jugendlichen Uebermuth Froͤhlicher Mord ſucht, Spaͤte Raͤcher des Unbilds, Dem ſchon Jahre vergeblich . Wehrt mit Knuttem der Bauer.

Aber den Einſamen hip In deine Golbwolten ! Umgieb mit Wintergrün, Bis die Rofe wieder heranreift, Die feuchten‘ Haare, . > O Liebe, deined Dichter

44

Mit der daͤmmernden gacel Leuchteſt du ihm Durch die Furten dep Nacht, Ueber grundlofe Wege Auf dden Gefilden; Mit dem taufendfarbigen Morgen Lachſt du in's Herz ibm; j Mit dem heisenden Sturm Traͤgſt du ihn hoch empor; - Winterſtroͤme ftürzen vom Felſen

n feine Palmen,

Und Altar des lieblichften Dante Wird ihm des gefürchteten Gipfels Schneebehangner Scheitel, - Den mit Seifterreigen - -: Kränzten ahnende Voͤlker.

Du ſiehſt mit unerforſchtem Buſen Geheimnißvoll offenbar Weber der erſtaunten Welt, Und ſchauſt aus Wolken Auf ihre Reiche und Herrlichkeit, "Die du aud den Men beiner Brüder Heben- dir waͤfferſt.

An Schwager Kronos.

Spude dich, Kronos 7 Sort den raſſelnden Trott Bergab gleitet der Weg; Ekles Schwindeln zoͤgert Mir vor die Stirne dein Baubern. i Friſch, holpert ee glei, - . Ueber Stock und Steine ben Trott

Raſch in's Beben hinein! :

43.

Nun fhon wieder7 Den erathmenden Schritt Muͤhſam Berg hinauf! Auf denn, nicht traͤge denn, Strebend und hoffend hinan!

Weit, hoch, herrlich der Die” Ringe ine Leben hinein, Dom Gebirg’ zum Gebirg'

Schwebet der ewige Geiſt, \ Ewigen Lebens ahndevoll.

Eeitwaͤrts ded Ueberdachs Schatten Zieht dich an,

Und ein Friſchung verheißender Blick Auf der Schwelle des Maͤdchens da. Labe dich! Mir auch, Maͤdchen,

Dieſen ſchaͤumenden Tran,

Dieſen friſchen Geſundheitsblick!

Ab denn, raſcher hinab! Sieh, die Sonne ſinkt! Eh’ fie ſinkt, eh' mich Greiſen Ergreift im Moore Nebelduft, Entzahnte Kiefer ſchnattern

Und das ſchlotternde Gebein.

Trumnknen vom letzten Strahl Reiß mich, ein Feuermeer Mir im ſchaͤumenden Augg.. Mich geblendeten Taumeluden In ber Hölle naͤchtliches Thor.

Toͤne, Schwager, in's vorn, Raſſle den ſchallenden Arab, | Daß der Drens vernehme: mir kommft, Dap.gleih.an der hie .: :

Der Birth und freundkch empfange.

EI

N

46 Wanderer Sturmlieb.

Ben du nicht verläffeft, Genius, Nicht der Regen, nit der Sturm Haucht ihm Schauer übers Herz. Wen du nicht verläffelt, Genius, Wird dem Negengewölt,

Wird dem Schloſſenſturm Entgegen fingen,

Wie bie Lerche,

Du da droben.

Den du nicht verläfleft, Geniuc, Wirſt ihn heben uͤber'n Schlammpſad Mit den Feuerfluͤgeln;

Wandeln wird er,

Wie mit Blumenfuͤßen, - Ueber Deukalions Fluthſchlamm, Python tödtend, leicht, groß, Ppthius Apollo.

Den du nicht verläffeft, Genius, Wirſt die wollnen Zlägel ımterfpreiten, Wenn er auf dem Felfen ſchlaͤft,

Wirſt mit Hüterfittigen ihn decken In des Haines Mitternacht.

Wen du nicht verläffeft, Genius, Wirſt im E chneegeftöber .

Warmumhuͤllen; ;-

Nach der’ Wärme jiehn fih Mufen,

Nach der Waͤrme Charitinnen.

Umſchwebet mic, ihr Ren! Ihr Charitimen! Das iſt Waſſer, das ift Erde Und der Sohn Bes Waſſers und der ee, Ueber den ip wandle kr: . 2. Goͤttergleih. *

Bon

Ihr ſeyd rein, wie das Herz der Waſſer,

Ihr ſeyd rein, wie dad Mark der Erde, Ihr umſchwebt mich und ich ſchwebe⸗ Ueber Waſſer, uͤber Erde, Goͤttergleich. nt

Sof der zurüdfehren

‚Der Heine, fchwarze, fenrige Bauer? Soil der zuruͤckkehren, erwartend Nur deine Baden, Vater Bromiug, Und hellleuchtend umwaͤrmend Sener? Der kehren muthig?

Und ich, den ihr begleitet, .

Muſen und Eharitinnen alle, -

Den alles erwartet, was ihr,

Mufen und Charitinnen, Umfränzende Seligfeit

Rings um's Leben verherrlicht dal, Son muthlos kehren?

Vater Broming! Du biſt Genius, Jahrhunderts Genius, Biſt, was innre Gluth Pindarn war, 1... .4.: Was der Welt u Phoͤbus Apoll iſten FR

Weh! Wehl, Sunze ar SER: Seelnwärme," " --- 7 Mittelpunft‘! ae Gluͤh' entgegen "it: no“ Phoͤb'⸗Apollen; . . . * Kalt wird ſonſt mn Te

Sein Fuͤrſtenblick Re

45

Meder dich vorübergleiten,

Keidgetroffen er

Auf der Eeder Kraft verweilen,

Die zu grünen u Sein nicht harrt. nn

Warum nennt mein Lied dich zulett? Dich, von dem es begann, Dich, in dem es endet, . Dich, aus dem es quillt >= Jupiter Pluvius! Dich, dich ſtroͤmt mein Lied, Und kaſtaliſcher Quell Rinnt ein Nebenbad, Rinnet mufigen. Sterbliih glüglichen Abſeits von dir, eo: Der du mich faffend dedit, F Jupiter Pluviia88ß

Nicht am Ulmenbaum " - u Haft du ihn befucht, Ze 2 l

, Mit dem Zaubenpaar

In dem zärtlihen Arm,

Mit der freundlichen Rop umkraͤnzt,

Y

Tändelnden Ihn, blumengluͤctuichen Anakreon, ie J Sturmathmende Gottheit! -"" FREE Ze: 789 a ei Nicht im Pappelwald; .. x zracıy

An des Sibaris Stand,

An des Gebirgs . 5* Sonnebeglaͤnzter Stien it Di Faßteſt du ihn, "nn Nr Den Blumen ſingenden :.5" Honig = lallenden Map 09 Freundlich winfenden re BLM ee Piz CTheokrit. NETTE

49

u Wenn bie Mäder raffelten _ Rad an Mad rafh um's Ziel weg, Hoch flog Siegdurchgluͤhter Juͤnglings Peitſchenknal, Und ſich Staub waͤlzt' Wie vom Gebirg' herab Kieſelwetter ins Thal; Gluͤhte deine Seel' Gefahren, Pindar! Muth. Gluͤhte? * Armes Herz! _ a Dort auf dem Hügel, J Himmliſche Macht! m ü Nur fo viel Gluth, Dort meine Hütte, nn Dorthin zu waten! | em

[> 2 & 3 = or

“. - .. « * * Bi . Due | 1

mn gl, Na

Seerayeke

. Range Tag’ und Nächte Rand meln Sqhiff beftachict;

Guͤnſt'ger Winde harrend, faß'mit treuen Feenuden. Mir Gedult und guten Muth erzechend, N DIE Ich im Hafen. . Ze u ee. ia

Und fie waren doppelt ungebultig: on | * Gerne gönnen wir die ſchnellſte Reife, . Gern die hohe Fahrt dir; Guͤterfuͤlle 9 Va Wartet drüben in den Welten deiner, EEE Ze Wird Ruͤckkehrendem in unfern Armen J Lieb' und Preis dir.

Und am fruͤhen Morgen warb’ Setimmel Und dem Schlaf entjauchzt uns der Matroſe, Alles wimmelt, alles lebet⸗ wehet,

Mit dem erſten Segenshauch zu ſchiffen. Goethes Gedichte. II. Th.

bo

Und die Segel bluͤhen in dem Hauche, Und die Sonne lodt mit Feuerliebe, Ziehn die Segel, ziehn die hohen Wolfen, Jauchzen an dem Ufer alle Freunde KHoffuungslieder nah, im Freudetaumel Reiſefreuden wähnend, wie des Einſchiffsmorgens, Wie der erftim hohen Sternennaͤchte.

Aber gottgefandte Wechſelwinde treiben Seitwärte ihn der vorgeſteckten Fahrt ab, Und er ſcheint fi ihnen hinzugeben, ©trebet leife fie zu überliften,

Treu dem Zwed auch auf dem fchiefen Wege.

Aber aus ber bumpfen , grauen Ferne Kündet leifewanbelnd fich der Eturm an, _ Droüdt die Vögel nieder aufs Gewäffer; Druͤckt der Menſchen fhwellend Herz darnieder, Und er kommt. VBor-feinem ſtarren Wüthen Stredt der Schiffer !lug die Segel nieder Mit dem angferfünten. Balle min. 5 7 Wind und Wellen.

Und an jenem: Uer brüben fichen ref Freund' und Liekewn heben’auf bem Feſten: Ab, warum ift er nicht hier geblieben! - 2. Ach, der Sturm! Verſchlagen weg vom Gluͤcke! Sol der Gute fo u Grunde geben?

Ach, er follte, ach, er önntet Gitter? “n rn

Doch er ſtehet männlihien Rem Steuer; um . Mit dem Schiffe fpielen Wind und Wellens. :: . .ı: Wind und Wellen nicht wit. feinem Kergena., u... Herrſchend blidt er auf die grimme Tiefe, in: er, Und vertrauet, ſcheiternd oder landend,

Seinen Soͤttern. | eh

Val. au Ati nie MT,

51

Ein Ablersjuͤngling hob die Flügel, Nah Raub aus; Ihn traf des Jagers Pfeil und ſchnitt Der rechten Schwinge Sennfraft ab. Er ftürzt hinab in einen. Mprtenhain, Fraß feinen Schmerz drey Tage lang, Und zudt an Qual Drep lange, lange Mate lang; | Zuletzt heilt ihn.

Allgegenwaͤrt'ger Balſam ma =

Alpeilender Natur. ° "

Er ſchleicht aus dem Gebuͤſch hervor

Und reckt die Fluͤgel ach!

Die Schwingtraft wegseſchnitte —"" ,

Hebt fih muͤhfam kaum: u Am Boden weg Unwuͤrd'gem Raubbeddefüiß nach, Und ruht tieftrauernd | Auf dem niedern Fels aur Bach; Er blickt zur Eich’ hinauf,

Hinauf zum Himmel,

et

"der.

“is

Und eine Thräne füllt fein. hohes 9 Aug⸗ .

Ad ler u nb% a be"

Da kommt mutkiwillig Dura) die Mprtenäfte

Dahergerauſcht ein Ramkeitpaarzı: 9 -:..:.;% Laͤßt fi herab und wandelt nidmd: :; ._. ;:

Veber goldnen Sant uub Bayı:. -. ı Und rudt einander an; u Ihr roͤthlich Auge buhlt wnhege ..... - Erblickt den Fnnigtrauernden; Der Tauber Ihwingt —— f Zum Naben Buſch und bliek ::-

sn Fee nie

Mit Selbftgefälligfeit ihn freundlich Pr Du trauerſt, liebelt er, A Le Be

“.i,

Sep guten Muthes, Freund! -:

82

Haft du zur eubigen niet

Nicht alles hier?”

Kannft DR dich nicht des golönen Zweiges freun, Der vor des Tages Gluth dich (hist? Kannft du der Abendforine Schein Auf weichem Mood am Bache nicht Die Bruft entgegen heben? Du wandelft durch der Blumen fifden 2 Then Pfluͤckſt aus dem Ueberfluß Des Waldgebuͤſches dir Gelegne Speiſe, letzeſt Den leichten Durſt am Silberquell, O Freund, dad wahre Gluͤck Iſt die Genigfamteit, Und die Genuͤgſamkeiet Hat überall genug. O Weiſe! ſprach der Mler, und Def eruſt Verſinkt er tiefer in ſich felbit;‘ D Weisheit Du redſt wis eine Taube!

® . ——— 9— 7 f} . Pub EEE Tee „sl. - ’* - ..

Promer h ee "

3 .139% TI

Bedede deinen: —* nz 8 Mit Woltendiiak; tt : z Und übe, dem Sudben gleih, : nie Der Difteln koͤpft, i N

An Eichen dich und. Bergeehähn 5

Must mir meine Erbe FE

Doch laſſen ſtehu, tw Und meine Hätte, bie Mn nit sent, eh" Und meine Seeb,.. +. 2.0: 2 en tn Um deſſen Gluth ron m tz

Du mic beneidefl. - -: . :. 5.0.

N.

63

Ich kenne nichts Aermetes2 Unter der Sonn Ms euch; Bit; A &n Ihr nähret kimmerlid 7: wo. Von Opferfteuern ae _’ Und Schach N Eure Majeftät,

Und darbfit, Wal: -""' 7 hi n Nicht Kinder und Bertlek' " * Hoffnungadähe" wich, Tea SE ih

any ai An INEHE

Du ed ic Nicht en mus ein, BEE Kehrt' ich mein verirrtes Auge ° "' ""

Zur Sonne, ale wenn drüber wär Ein Ohr, zu Here ee Rage, Ein Herz, wie mein’s,

ind des Behrängten gu arberniih,

wer half mie Wider ber Titanen nedermath Wer rettete vom Tode mich, —55 Von Sklaverep? Br " Haft dis nicht Alles ſelbſt vetindet nr Heilig glühend Hey? ni « 3 Und gluͤhteſt jung und zut, "Er sta A Betrogen, Nettungsdant * 1." Dem Sqlafenden da beubenn Le

I er 2

Sc dich ehren? Wofür? J , .n Haft du die Schmerzen ae m Je des Beladnent';," ante.

Haft du die Thraͤnen geſtillet Je des Geaͤngſteken? Tan ls 35.35 Hat nicht mich zum Manne geſchmiedet. Die allmächtige Zeit .: - .:.. ei." : Und das ewige Schiefal,. . ; .. „ed Meine Herrn und deneR ca. 3 213723

3

Waͤhnteſt du etwa

Ich ſollte Aas Leben haſſn. —* Zu Wüften fliehen, . .. ne. o.N Weil nicht alle eat nn, SR Blätenträume reiften! u. 3.

Hier fiß’ ih, forme menen. At Nach meinem Bilde», : -- non Ein Geſchlecht, dad mir, ‚gleich 65 gm Far Zu leiden, zu weinen, . Inu genießen und zu freum Ku, —R uUnd een win w a ey

! 1 18 .. rn x. . .. \! .. -_ + v * Is. 4 » [} fi 24 . ) m —*

Sanymeb -

Wie im Morgengiaufe Du rings mich angluͤhſt,

Fruͤhling, Geliebter! 77 Mit tauſendiacher Liebeswonn Teen, Sich an mein Herz drink - -— un Deiner ewigen Wirme-- - ed Heilig Gefühl, a unendliche Schoͤne! a

Daß ich diefen faffen möcht’ E In dieſen Arm

Ach an deinem Bufen a Lieg' ih, ſchmachte, ne ist. Und beine Blumen, bein:@ras.. 6 Drangeifti an meist Benzi: u 0 nd. Du kuͤhlſt don brennenden rin" 7. Durſt meines Bufens, . Er Lieblicher Morgenwind!

7) > g in”.

/

55

Ruft drein die Nachtigal Liebend nach mir aus dem Nebelthal. Ich komm'! ich komme! |

> Wohin? Ach, wohin?

Hinauf! ! Hinauf ſtrebt's. Es fchweben die Wolken. Abwärts, Die Wolfen: . .. Neigen fich der fehnenden. Liebe, _ Mr! Mir .: In euerm Schoße Aufwärts! Umfangend umfangen! ı Aufwärts an deinen Bufen, Alliebender Waterl - - - -

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Sraͤnzen der —R

|——

Wenn ber uralte, Heilige Vater- Mit gelaffener Hand‘ Aus rollenden Wolfen Segnende Bliße Weber die Erde ft, Kuͤſſ' ich den leuten Saum feines Kleides,

Kirndliche Schauer

Tren in der Bruſt.

Denn mit Göttern Son fi nicht meſſen Gegend ein Menſch. Hebt er fih aufwärts, Und berührt = Mit dem Scheitel die Sterne,

ars.

56 Nirgends Baften dann

Die unſichern Sohlen,

Und mit ihm ſpielen

Wolken “) Winde.

Steht er mit feiten, Markigen Knochen

Auf der wohlgegrumdeten,

Dauernden Erde; Reicht er nicht auf, Nur mit der Eiche Oder der Rebe

Sich zu vergleichen.

Was unterſcheidet Soͤtter von Menſchen? Daß viele Wellen Vor jenen wandeln,

‚Ei , ‚gtuiger Strom: Uns

hebt die Welle, Verſchlingt die Welle, Und wir verfinfen.

Ein einer King -

Begrönzt unfer Leben,

Und viele Geſchlechter

Reihen fi dauernd

.. An ihres Daſeyns

Unendlihe Kette,

0)

SF Das Gbttlide,.

Edel fey de Menſch, v. Hälfreih und gut! Denn dab allein u Unterfcheidetähe- Du Bon allen Weſen, 729.0.

r “Ir 22

Die wir kennen. . Iniin

Heil den unbekannten. Höhern Mefen, Die wir ahnen! ° ° Sein Bepfpiel behr' ung - Gene glauben, Den äunfühlend. . : 7 - Iſt die Natur; . Es leuchtet die Sonne Ueber Boͤſ' und Gute, Und dem Verbrecher Glaͤnzen, wie dem Beſten, Der Mond und die Sterne.

Wind und Stroͤme, on. Donner und Hagel Raufchen ihren Weg, Und ergreifen, " Vorüber eilend, 5 J Einen um den andern. 2.

. De u GERA

Auch kedns dt. 1:2 Br? Zappt unter die Menge, Faßt bald.ded Cnaben. Lockige Unſchuld, Bald auch den kahlen Schuldigen Scheitel.

7 are Be

wi‘ AL 3..

58

.NVach ewigen, ehrnen, Großen Geſetzen Muͤſſen wir alle Unſeres Daſeyns Kreiſe vollenden.

Nur allein der Menſch |

Dermag das Unmögliche; Er unterfcheidet, . Wähler und richtet; _ Er kann dem Augenblid Dauer verleihen.

Er allein darf Den Guten lohnen, . Den Böfen firafen, Heilen und retten, Alles Irrende, Schweifenbe Nuͤtzlich verbinden.

Und wir verehren Die Unſterblichen, Als wären fie Menfchen, Chaͤten im Großen, Was der Befte im Kleinen hut oder möchte,

Der edle Menſch Sey huͤlfreich und gut! Unermuͤdet fchaff’ er

Das Nuͤtzliche, Rechte,

Sep uns ein Vorbild Jener aeahneten Weſen?

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69 sortslig Sebet.

SEE Be Eis —8

Ha, ich bin der. Herr der Welt! mich Heben Die Edlen, die mir dienen. Ha, ich bin Herr der Welt! ich liebe

Die Edlen, denen ach gebiete. 3 D gib mir, Gott im Himmel! daß ic mid, Der Hoͤh' und Liebe nicht überhebe,

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N AI SEHE . .*

Ach, ihr Bitter! große Bitter } “ur BE V 2. In dem weiten Himmel duoben| „u-.= 2 Gaͤbet ihr uns auf.ber Erde er Feſten Sinn und guten Muthz; O wir ließen euch, iht Guten, eo Euren weiten Himmel droben! . ein ni 2 mar ”% Die Brenn“ Be A er Hoftestn am. ‚die Pe

"Sie wechſelnde Libellez 2. 0.5, Mich freut ſie lange: ſchon⸗ * —— Ba dunkel und bald helſe ‚Wie der Ehaemälemu:- 3... iur Bald rvch, Baldba. . en 0 28 blau, bald griny ©... 0: O daß ich in der Nähe: no. Doch ihre Garden ſayhhl 0.

66

Sie ſchwirrt md fAyuphet, xaſtet nie! Doch fein! fie | fegt fih an die Weiden. - Da Hab’ ich fiel, Da hab’ ich fie! "Und num betrat" ich ſie gerlan, : " \@ Und ſeh ein traurig danifiee Blau

© gebt es dies —— Brines Beeudeh j

‚yen Tom: dei rin. ae

EL rn BT \ ! Lilieer Park.

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&o bunt, ale meiner Lili ihre! Sie hat darin die wunderbarkten Tpiere,

Und kriegt fie rein? weit fſeibft miete, D wie fie häpfen ufen, Hipp 6: ‚Mit abgeftumpften Fluͤgein jappelh,=t gi u Die armen Prinzen "lgumal, - ar ame Zn nie gelöfchter eiebesavait 1 Be ze Zur Bee *

Wie hleß bie Fee? ei 7 grest nigt nach ihr Kennt ihr fie nicht, fo danket Gott dafuͤr.

Welch ein Geraͤuſch, welch ein Gegacer/ Wenn fie ſich it die Thurt ſtelt : 7. Und in der Hand das dFutterkorbchen haͤlt! Welch ein Gequiek, welch Ein Gequacker! Alle Baͤume, alle Buͤſche, ſtheinen letendig 1, werben: So ſtuͤrzen fi ganze Herden on Zu ihren Füßen; yarſim Baſſin bie Zapf Patichen ungeduldig / mit den: Köpfen heran - Und fie ſtreut dann das Futter auc —— | Mit einem Blick Goͤtter zu tits dl Geſchweige die Beſtien. Da geht's an Lin Picken, An ein Schluͤrfen, anrein Hackeu 20 Sie ſtuͤrzen einander Über die Nacken⸗ ·

Iſt dech keine Mm! Fir 3 ya

Schieben fih, drängen fih, reißen fi,

Jagen ſich, ängften fih, beißen ich,

Und das-all um ein Städchen Brot,

Das, teoden, aus ben fchönen Händen. (met, Als hätt’ es in Ambrofi ia geftedt.

Aber der Big au! Der Ton! Wenn fie ruft: Pipi! Pipi! . . - Zoͤge der Adler Jupiterd vom Thron; Der Venus Taubenpaar, Ja der eitle Pfau fogar, Ich ſchwoͤre, fie kaͤmen, Wenn fie den, Ton von weitem nur vernäßmen,.

Denn fo hut ſi e aus des Waldes Nacht Einen Baͤren, ungeleckt und ungezogen, Unter ihren Beſthlaß herein betrogen, Unter die zahme Compagnie gebracht,

Und mit den andern zahm gemacht: Bis auf einen gewiſſen Punkt verſteht fi ich! Wie ſchoͤn und ach! wie gut”

Schien fie zu ſeyn! Ich hätte'mein Blut Gegeben, um ihre Blumen zu begießen.

„Ihr Faaker ih! Wie: Mer 74 But dent, ihr Herrn, g'rad' aus: Ich bin der Bär; Sn einem Filetfchurz gefangen,“ ee An einem Seidenfaden ihr gu Füßen, -

. Doch wie das alles sugegangen, Erzähl? ich euch zur dndern Jeit;

Dazu bin? ge wathis heut. oo. Eu Denn Hal; ſtah⸗ ich ſo an ber rL 0 ‚Und hoͤr' von weitem das Geſchnattery Seh” das Geflitter das Gefatten, Kehr' ich mich sent NL en wien

Und beumm’, ....:: = ":%:. Und renne his eine. Gträte.. - Latte

63

Und feh’ mich um

Und brumm’,

Und laufe wieder eine Strede, Und kehr' doc endlich wieder um.

Denn fängt’s auf Einmal an zu raſen, Ein mächt’ger Geift fchnaubt aus der Naſen, Es wildſt die innere Natur. Was, du ein Chor, ein Häschen nur! So ein Pipi! Eihhörnchen,; Nuß zu knacken; Ich ſtraͤube meinen borſt'gen Raden, Zu dienen ungewöhnt. Ein jedes aufgeftußtee Bäumden hoͤhnt Mich an! Ich flieh' pom Boulingreen, Vom niedlich glatt gemaͤhten Graſe; Der Buchsbaum zieht mir eine Naſe, Ich flieh' ins dunkelſte Gebuͤſche hin, Durch's Gehaͤge zu dringen, Ueber die Planken zu ſpringen! Mir verſagt Klettern und Sprung, Ein Zauber blept mich nieder; Ein Zauber haͤkelt mich wieder, Ich arbeite mich ab, und bin ich matt senung Dann lieg’ ich an gefünftelten Kaskaden, Und kau' und wein’ und maͤlze halb Maid to . Und ach! es hören meine Koh - ven Nur porzellanene-Dreabag.- - ey

Auf Einmal! Ab, es dringt Ein ſeliges Gefuͤhl durch alle meine del. 9*T Sie iſt's, die dort in ihrer Laube ſingt! Ich höre die liebe, liede Stimme wieder, .:.. Die ganze Luft iſt warm, ift bIütevoll.: .. " Ach! fingt fie wohl, daß ich fie. höre :.- .

Ich dringe zu, tret’ alle Straͤuche ueber, ın .: ....‘

Die Büfche, die Baͤnme weichen mir, mi..." Und fo zu ihren Süßen Uiegt das Thier..

u

Ein Troͤpfchen mit der Singerfpige ſireicht,

63

Sie ſieht es an: „Ein Ungeheuer! doch drollig Fuͤr einen Baͤren zu mild, "Für, einen Pudel zu wild, So zottig, täpfig, knollig!“ Sie ſtreicht ihm mit dem Fuͤßchen uͤbern ide; Er denkt im Paradiefe zu ſeyn.

Wie ihn alle fieben Sinne jüden!

Und Sie, fieht ganz gelaffen drein.

Sch Fuß’ ihre Schuhe; kau' an den Sohlen,

So fittig ald ein Bär nur mag;

Ganz ſachte heb' ich mich, nnd ſchwinge mich, verfiohlen Leif’ an ihr Knie Am günfl’gen Tag

Laͤßt fies gefchehn, und krant mir um die Ohren,

Und patfcht mich mit muthwillig derbem ea; Sch nur’, in Wonne neu geboren; Dann fordert fie mit füßem, eitlem Spotte: Allons tout doux! eh la menotte! Et faites Serviteur, Comme un joli Seigneur. el So treibt ſie's fort mit Spiel und Sagen! I Es hofft der oft betrogne Thor; W Doch will er ſich ein Bißchen unnuͤtz machen, Hält fie ihn kurz als wie auvor. "

Doch bat fie auch ein Fiuſchchen Sure Feuers, ' Dem feiner Erde Honig gleicht 2Bovon fie wohl einmal, von Lieb: und Treu exweicht, Um die verlechzten Xi ippen ihres Ungeheuer ,.

Und wieder flieht und mich mir überläßt, ,. u Und ich dann, losgebunden, felt ... En Gebannt bin, immer. nad ihr sieh, ol ca Sie ſuche, (handre,. wieder. fiehe— ê) . ee So IAßt fie den 'jerftörten Yrmen ‚gehn, DE ee u

Iſt feiner Luft, ift feinen Schmerzen ſtill; Hal munchmal laͤßt ſie mir die Thuͤr halb. ofen ſtehn, Seitblickt mich ſpottend an ‚ch: Ich wicht ſtlehen wi;

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64

Und ih! Götter, iſt's in euren Händen, Diefes dumpfe Bauberwerf ju enden; Wie dank’ ich, wenn ihr mir die Freyheit ſchafft! Doch ſendet ihre mir feineHälfe nieder ⸗⸗ Nicht ganz umſonſt teck' ich fo meine Glieder: Ich fuͤhl's! Ich ſchwoͤr's! Noch hab' ih Kraft.

An Lottidem Mitten im Getümmel mancher Freuden, Mancher Sorgen, mancher Herzensnoth, DenP ich dein, o Lottchen, denken bein bie Bepden, ie beym ftilen Abendroth vo. Du die Hand uns freundlic, reichteft, Da du ung auf reich bebauter Flur,

In dem Schoße herrlicher Natür, a m. Manche leicht verhüflte Spur - ern Einer lieben Seele zeigteſt. 2 om J

Wohl iſt mies, daß ich dich nicht berfannt, Daß ich gleich dich in der eriten Stunde, Banz den Herzensausdruck in bem. Munde, Dich ein wahres gutes Kind genannt... A en

Still und eng und ruͤhig auferzähen, **65 * Wirft man und auf Ennmal in bie Welt;; Uns umſpuͤlen hunderttauſend Mogen, oT Alles reizt ung), Mancherley gefaͤlt u Mancherley verdrießt uns, und von Stund’ zu Stuiden

Schwankt das leichtunruhige Gefühl: . Wir empfinden, und was wir empfunden, E

Spuͤlt hinweg das bunte Weltgewuhl. * w

Wohl, ich meiß eh. da —R un⸗ inuen —— Mancht Hotfnung, vanchen Scheren... tn,

X

68 Lottchen, wer kennt unfre Sinnen? gottchen, wer kennt unfer Herz? Ach! ed möchte gern gefannt ſeyn, überfließen In das Mitempfinden einer Kreatur, Und vertrauend ziwiefach neu genießen Alles Leid und Freude der Natur. .

Und da fucht das Aug’ oft fo vergebens Ninge umher, und findet Alles zu; So vertaumelt ſich der fchönfte Theil des Lebens Ohne Sturm und ohne Ruh; Und zu deinem ew’gen Unbehagen Stößt dich heute, was dich geftern zog. Kannſt du zu der Welt nur Neigung tragen, - Die fo oft dich trog, :Und bey deinem Weh, ben deinem Gluͤcke, Blieb in eigenwill'ger ſtarrer Ruh 7 Sieh, da tritt der Geiſt in ſich zuruͤcke, Und das Herz es ſchließt ſich zu. * So fand ich dich und ging dir frey entgegen. - O iſt fie werth' zu fepn geliebt! Nief ich, erflehte.dir des Himmels reinften Geegen, Den er dir num in deiner Freundinn giebt; -

.. 3 3

Liebebebi rfniß.

Wer vernimmt mich? Fr wen fol ich’ Hagen?

Wer's vernähme, wuͤrd' er mich bedauern? Ach! die Lippe, die fo manche Freud Sonft genoffen hat und fonft. gegeben, Iſt gefpalten und fie ſchmerzt erbarmlich. Und fie ift nicht etwa wund geworden, Weil die Liebfte mich zu wild. ergriffen, Hold mich angebiffen, daß fie feſter

Sorge Gedichte. II. Ih - | 6

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66

Sich des Freunde verfichernd ihn genöfle: Nein, das zarte Lippchen ift gefprungen, - Meil nun über Neif und Froſt die Winde Epis und fcharf und lieblos mir begegnen.

Und nun fol mir Saft der edlen Traube, Mit bem Saft der Bienen, bey dem Feuer Meines Herde vereinigt, Lind'rung fchaffen.

Ach, was will das helfen, mifcht die Liebe Nicht ein Troͤpfchen ihres Balſams beunter ?

Siße Sorgem,

Weichet, Sorgen, von mir! Doch ach! den ſterblichen Menſchen 3 Laͤſſet die Sorge nicht los, ch ihn das Leben verläft. Soll es einmal denn ſeyn; fo kommt ihr, Sorgen der Liebe, Treibt die, Geſchwiſter hinaus, nehmt und behauptet mein Herz! 2

O ſchoͤnes Miädhen du,

- Dur mit dem ſchwarzen Smar,

Die du am's Fenſter teittft,

Auf dem Balcone ſtehſt! 2 Und. fehft du wohl. umſonſt ? a D findet bu firmih Und zögft. die Klinke laes Wie gluͤclich wär’ ich da! 4 Wie ſchnell ſpraͤng' ib hinauf!

RER... . A 5 —— 77 7— nn I, J

67 a n ft tn Sp x dr [2

Siehſt du die Pompranze? F —Noch haͤngt fie an dem Baume;

Schon iſt der. März verfloſſen, Und neue Ylüten kommen. Ich trete zu dem Baum, J Und ſage: Pomeranze, Du reife Pomeranze,

Du füße Pomeranze, Ich ſchuͤttle, fühl, ih hüttle, O fal? in meinen Schoß -

Die Mufageteie

- St i in tiefen Mirternachten \ Rief ich an Die bolden Mufen: - Seine Moraenröthe leuchtet |

Und es will fein Tag erſcheinen, Aber bringt zur rechten Stunde Mir der Lampe fromm Geleuchte, Daß es, ſtatt Auror' und Phoͤbus, Meinen ſtillen Fleiß belebe. Doch ſie ließen mich im Schlafe, Dumpf und unerquicklich, liegen. Und nach jedem ſpaͤten Morgen, Folgten ungenutzte Tage.

Da ſich nun der Fruͤhling regte Sagt? ich zu ben Nachtigallen: Liebe Nachtigallen, fchlaget Fruh', o früh?! vor meinem Fenſte Weckt mich qus dem vollen Schlaf Der den Juͤngling mächtig feſſelt.

68 ODah die liebryfuͤllten Sänger .. :

Dehnten Nachts vor meinem Fenfter Ihre füßen Melodien,

Hielten wach bie liebe Seele,

Megten zartes neues Sehnen

Aus dem neugerührten Buſen.

Und fo ging die Nacht vorüber " ' Und Aurora fand mich ſchlafen, Ja, mic wedte kaum die Sonne.

Endlich ift es Sommer worben, . Und beym erſten Morgenfhimmer Reizt mid ans dem holden Shlumm Die gefchäftig frühe Fliege. Unbarmherzig kehrt ſie wieder, Wenn auch oft der halb Erwachte a ns fie verfheucet, =

ie unverfhämten Schweftern,”

und von meinen Augenliedern Muß ber holde Schlaf entweichen. Ruͤſtig fpring’ich von bem eager, Suche die geltebten Mufen, -"--" Finde ſie An Buchenhaine, " Mich⸗ gefaͤtig zu empfangen. Und den leidigen In ſeeten Dank ich manche goldne Stunde. Send mir doch, ihr. unbequemen, Von dem Dichter hochgeprieſen, Als die wahren Muſageten.

69. "Mörgenttagen

D du lofes, leidigliebes Mädchen, Sag’ mir an, womit hab? ich's verſchuldet, Da du mich auf diefe Folter fpannefl, Daß du dein gegeben Wort gebtohen? -

Drudteft doch fo freundlich geftern Abend Mir die Hände, lifpelteft fo lieblich: Ya, ich komme, komme gegen Morgen Ganz gewiß, mein Freund, auf deine Stube.

Angelehnet ließ ich meine Ihre, Hatte wohl die Angeln erft geprüfet,

. Und mid recht gefreut, daß ſie nicht knarrten.

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Melde Nacht des Wartens iſt vergangen! Wacht' ich doch nnd zählte jedes Viertel:

Schlief ich ein auf wenig Augenblicke,

War mein Herz beftändig wach geblieben, Werte mich von meinem leifen Schlummer,

Ga, da fegniet’ ich bie Finſterniſſe,

Die ſo tubig alles uͤberdeckten,

Freute mich der allgemeinen Stille, Horchte lauſchend immer in die Stille, Ob fie nicht ein Laut bewegen moͤchte.

„Haͤtte fie Gedanken, wie ich denfe, „Hätte fie‘ Gefuͤhl, wieih empfinde,

„Wuͤrdẽe fie ben Morgen nicht erwarten,

„Ride ſchon in dicTer Stunde konnen,“

sul ie

Sipfe ein Katzchen oben über n Boden, Kniſterte das Maͤuschen in der Ede, Megte ſich, ich weiß nicht was, im Haufe, Immer hofft’ ich, deinen Schritt zu hören, Immer glaubt’ ich, deinen Zritt zu börem,

. 70; ı \ * Und fo Ing jch:lang?.umd Immer länger, And es fing der Tag fchon an zu grauen, Und es rauſchte hier und raufchte dorten.

Iſt es ihre: Thuͤre? Waͤr's die meine! Saß ich aufgeſtemmt in meinem Bette, Schaute nach der. halb erhellten Thuͤre, Ob ſie nicht ſich wohl bewegen moͤchte.

Angelehnet blieben beyde Fluͤgetl

Auf den leiſen Angeln ruhig hangen.

Und der Tag ward immer hell und heller; Hoͤrt' ich ſchon des Nachbars Thuͤre gehen, Der das Taglohn zu gewinnen eilet, Hoͤrt' ich bald darauf die Wagen raſſeln,

War das Thor der Stadt num auch eroͤffnet,

Und eg regte fih der ganze Plunder Des bewegten Marktes durch einander.

Ward nun in dem Haus ein Gehn und Kommen, Auf und ab die Stiegen, hin und wieder

Knarrten Thüren, klapperten Die Tritte;

Und ich konnte,, wie vom: fhönen, Leben,

Mich noch nicht. von meiner. ‚Hoffnung, fheiden.

Endlich, als die ganz verhaßte Scine Meine Fenfter traf und meine Wände, Sprang ich auf, und eifte nad) dem Barren, Meinen heißen, ſehnſuſhtspollen Athem Mit dex kuͤhlen Morgenluft zu mmiſſchen⸗n Din vieleicht iin Go en gu hesegnen⸗ꝰ iuue und nu. biſt Au: wehepin ber Lanbe⸗ 1:7, Noch im hohen Lindengang zu finden.

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u. 71 Der Befuh

Meine Liebfte wollt' ich heut befchleichen, . Aber ihre Thuͤre war verichloffen Hab’ ich doch den Schluͤſſel in der Taſche! Oeffn' ich leiſe die geliebte Thuͤre!

Auf dem Saale fand 'ich nicht dag midqhen⸗ Fand das Maͤdchen nicht in ihrer Stube, Endlich da ich leis die Kammer oͤffne,

Find’ ich fie gar zierlich eingefchlafen, - Angelleider, auf dem Sopha liegen.

Bep der Arbeit mar fie eingefchlafen ; Das Geſtrickte mit den Nadeln ruhte - Zwiſchen den gefaltnen zarten Händen;

Und ich feßte mich an ihre Seite, Ging bey mir zu Rath’, ob ich fie weckte,

Da betrachtet? ich den fchönen Frieden, Der auf ihten Augenliedern ruhte: Auf den Lippen war die ſtille Treue,

Auf den Wangen Lieblichkeit zu Hauſe, Und die Unſchuld eines guten Herzens Regte ſich im Buſen bin und wieder. 7 _ Jedes ihres Glieder lag gefällig Aufgelöft von ſuͤßem Götterbalfam. Freudig ſaß ich da, und bie Betrachtung Hielte die Begierde, ſie zu wecken,

Mit geheimen Banden feſt und feſter.

O du Liebe, dacht' ich, kann der Schlummer, Der Verraͤther jedes falſchen Zuges, Kann er dir nicht fchaben, nichts entdecken, Was des Freundes zarte Meinung ftörte,

Deine Holden Augen find gefchloffen, . Die mich offen fchon allein bezaubern;

,

72.

Es bewegen beine füße Lippen

Weber fih zur Rede noch zum Kuſſe; Aufgelöft find diefe Zauber : Bande

Deiner Arme, die mi ſonſt umfchlingen, Und die Hand, die reizende Sefährtinn Süßer Schmeicheleyen, unbeweglich.

Waͤr's ein Irrthum, wie ich von die denke,

Waͤrꝰ es Selbſtbetrug, wie ich Dich liebe,

Muͤßt' ich's jetzt entdecken, da fi) Amor Ohne Binde neben mich geſtellet.

Lange ſaß ich ſo und freute herzlich Ihres Werthes mich und meiner Liebe; Schlafend hatte ſie mir ſo gefallen,

Daß ich mich nicht traute, ſie zu wecken.

Leiſe leg' ich ihr zwey Pomeranzen Und zwep Roſen auf das Tiſchchen nieder; Sachte, ſachte fchlich ich meiner Wege. Deffnet fie die Augen, meine Gute, Gleich erblickt fie diefe bunte Gabe, Staunt, wie immer bey verfchloßnen Thüren Diefes freundliche Geſchenk fich finde..

"Sch? ich diefe Nacht den Engel wieder, D wie freut fie fi, vergilt mir doppelt Ditſes Opfer meiner garten Liebe.

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Magifhes Reg Zum erfien May 180%

Sind es Kämpfe, die ich fehe?

Sind ed Spiele? find ed Wunder?

Fünf der allerliebften Knaben,

Gegen fünf Geſchwiſter ftreitend,

Regelmäßig, taktbeftändig, . . Einer Zaubrinn zu Gebote, .

Blanke Spiehe führen jene, Diefe flechten fchnelle Faͤden, Daß man glaubt, in ihren Schlingen erde fich das Eifen fangen. 2. Bald gefangen find die Spieße; Doch im leichten Kriegestanze Stiehlt fi einer nad dem andem _ Aus der zarten Schleifenreihe, KR Die fogleich den Zreyen hafchet, Wenn fie den Gebundnen löfet.

So mit Ringen, Streiten, Siegen, _. Wechſelflucht und Wiederkehren BEzer Wird ein Eänftlich Netz geflochten, Himmelsfioden gleich an Wie, |

Die, vom Lichten in dad Dichte, | - Muſterhafte Streifen ziehen, Es Wie es Farben Faum vermoͤchten. N

Wer empfängt nun der Gewaͤnder Bu Allerwünfchtes? Wen begünftigt - | Unfre vielgeliebte Herrinn,

Als den anerkannten Diener?

Mich begluͤckt des Holden Loofes

Treu und ftill erfehntes Zeichen!

Und ich filhle mich umſchlungen,

Ihrer Dienerfchaft gewidmet,

Goethe's Gedichte, II. Th. 7

/ 74

Doch indem ich ſo behaglich, Aufgeſchmuͤckt, ſtolzirend wandle, Sieh! da knuͤpfen jene Loſen, Ohne Streit, geheim geſchaͤftig, Andre Netze, fein und feiner, Daͤmmrungsfaͤden, Mondenblicke, Naqhtviolenduft verwebend.

Eh wir nur das Netz vemerken,

Iſt ein Gluͤcklicher gefangen; Den wir Andern, den wir Alle,

Segnend und ˖beneidend, grüßen.

D r De he I

Einen Wohlgeſchnitzten vollen Becher Hielt ich druͤckend in den beyden Haͤnden, Sog begierig ſuͤßen Wein vom Rande, Sram’ und Sorg' auf Einmal zu vertrinken.

Amor trat herein und fand mich fißen, Und er lächelte befcheidenweife, Als ben Unverftändigen bedauernd.

„Freund, ich kenn' ein ſchoͤneres Gefäße, „Werth die ganze Seele drein zu ſenken; „Was gelobfk bu, wenn ich dir es goͤnne, „Es mit anderm Nectar dir erfülle27

D wie ſreündin hat er Wort gehalten! Da er, Lida] dich mit ſanfter Neigung Mir, Dem lange ſehnenden, geeignet.

Wenn ich,deinen lieben Leib umfaffe, Und von deinen einzig trenen Tippen. gangbewahrter Liebe Balſam foſte,

Selig ſprech ich dann zu meinem i Geiſe:

75

x Nein, ein ſolch Gefaͤß hat, außer Amorn, Nie ein Gott gebildet noch beſeſſen! Solche Formen treibet nie Vulcanus Mit den ſinnbegabten, feinen Haͤmmern! Auf belaubten Huͤgeln mag Lyaͤus Durch bie aͤltſten, kluͤgſten ſeiner Faunen Ausgeſuchte Trauben keltern laſſen, Selbſt geheimnißvoller Gaͤhrung vorſtehn: Solchen Trank verſchafft ihm keine Sorgfalt!

N

Regtgeranten

Euch bedaur’ ih, unglüdfel ge Sterne, Die ihr fchön fepd und fo Herrlich fcheinet, Dem bedrängten Schiffer germeteuähtet, Unbelohnt von Göttern und von Menſchen: Denn ihr liebt nicht, Fanntet nie die Liebe! Unaufhaltfam führen ew’ge Stuben - Eure Reihen durch den weiten Himmel, Welche Reife habt ihr ſchon vollendet! Seit ich weilend in dem Arm der Liebſten . Ener und der Mitternacht vergeſen. 5

TE EEE nt Dt .

Königen, ſagt man, gab die VNatur vor andern Gebornen Eines längeren Arms weithinaus faſſende Kraft. Doch auch mir dem Geringen verlieh fie das fürftliche Vor⸗ recht: Denn ich faſſe von fern, halte dich, Lida, mir feſt.

16 Au Lida.

Den Einzigen, Lida, welchen bu lieben kannſt, Forderſt du ganz fuͤr dich, und mit Recht. Auch ift er einzig dein: | Denn, fett ich von bir bin,

. Scheint mir des fchnellften Lebens

Lärmende Bewegung

Nur ein leichter Zlor, durch ben ich deine Geſtalt Smmerfort wie in Wolken erblide:

Sie leuchtet mir freundlich und treu, -

Wie dutch des Norblichte bewegliche Strahlen Ewige Sterne ſchimmern.

x

Wie du mir oft, geliebtes Kiud, en Ich weiß nicht wie, fo fremde biſt! Wenn wir im Schwarm der vielen Menſchen find,

: Das fchlägt mir alle Freude nieder.

Doch ia, wenn alles ftill und finfter um ung iſt, Erkenn' ich Ach an deinen Küffen wieder.

72 An die Cicade,

nah dem Anafreom.

Selig bift du, liebe Kleine, Die du auf der Bäume Zweigen, Von geringem Trank begeiftert, Singend, wie ein König lebeft] Dir gehöret eigen Alles, Was du auf den Feldern fieheft, Alles, was die Stunden bringen; Lebeſt unter Adersleuten, Ihre Freundinn, umbefchädigt, Du den Sterblihen Verehrte, Süßen Frühlings füher Bothe! Sa, dich lieben alle Mufen, Phoͤbus felber muß dich lieben, Gaben dir die Silberftimme, Dich ergreifet nte das Alter, Weile, zarte, Dichterfreundinn, Ohne Fleifh und Blut Geborne, - Leidenlofe Erdentochter, Saft den Goͤttern zu vergleichen.

BT r7

| 2 Wilhelm Meier.

/

Auch vernehmet, im Gebränge Jener Senien Geſaͤnge.

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Mignom.!

Heiß mich nicht reden, heiß mich ſchweigen,

Denn mein Geheimniß iſt mir Pflicht; Ich möchte dir mein.ganges Innre zeigen, Mein das Schicſel will.es nicht,

\_, Zur rechten Zeit vertreibt der Sonne Lauf’

Die finftre Nacht/ und Fre muß ſich erhellen; Der harte Fels | MWißgönnt der

Ein jeder fi Dort kann die B Allein ein Schw. [ Und nur ein Gott wermas fie aufzuſchliehen.

Diefelbe

Nur, wer die Sehnſucht Tennt, Deig, wos ich leider 5 Allein und abgetrennt

Won aller Freude,

Sch ich ans Frmament 5 Nach jener Seite,

Ach, der mich liebt und Tennt, - Iſt in der Weite,

Es ſchwindelt mir, es brennt Mein Eingeweibe.

Nur, wer die Sehnfucht kennt, Beiß, was ich leide!

m; (@

82 Diefelbe

So Laßt mic feinen, bis ich werde, Sieht mir dag weiße Kleid nicht aus } Iqh eile von der ſchoͤnen Erde Hinab in jenes efte Haus.

Dort rüh’ ich eine Feine Stine, Dann Öffnet ſich der friſche Bid; - : - Ich laffe daun die zeine Haͤlle,

Den Guͤrtel und den Kranz zurid,

, Und jene himmliſche Geſtalten F

Sie fragen nicht nach Mann und Weib, Undteine’ Kleider, teine Falten Umgeben' bei vertlärten Leib,"

Zwar⸗lebtꝰ ich ohne Sorg und Mh, Doch fuͤhlt ich tiefen Schmerz genung. Vor Kummer altert' ich zu fruhe Macht mich auf ewig wieder jung.

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E m !

Wer ſich der Einſamkeit exgieht .: Ach! derift bald allein, -. . . ©. Ein jeder lebt, ein jeder Hehe, . . . Und läßt ihn feiner Pen, : ,-

Fa! Iapt mich meiner Qual! Und kann ih nur einmal Recht einfam ſeyn, Dann bin ich nicht allein.

83

Es, ſchleicht ein Liebender lauſchend ſacht! Ob ſeine Freundin allein? So uͤberſchleicht bey Tag und Nacht

Mich Einſamen die Pein,

Mich Einſamen die Dual,

Ach werd ich erſt einmal

Einſam im Grabe fen, °° °’ ° Da läßt ſie mich Hein! :: - > SUN

An bie Thuͤre Hi Bier nölcgen, F Still und ſittſam io ich ſtehn; Fromme Händ wird Wahrung reichen. | Und ich werde weite gehn. Zu

Jeder wird ſich· gluͤcktich ſcheinen,

Wenn mein Bild vor-ihin erſcheint; | Eine Thräne wird ernieinen, Und ich weiß nicht was er weint,

. 2 Fa u PP .

R . » f3 . * [24 72 „u .ıın

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Wer nie fein Brot mit nen 08, Wer nie die kuinimervollen Nächte, Auf feinem Fe weinend ſaß, Sand

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‚Der kennt eich gt iht dimimitſchen ig

hr führt ing, Sebpa. ung hinein, mp, hr lafft den Armen fhnidig werden, . Dann überlafft ihr ihn der Pein:

Denn alle Schuld rät ſich auf Erden. v

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84 Philine.

Singet nicht in Trauertoͤnen Von der Einſamkeit der Nacht, Nein, ſie iſt, o holde Schoͤnen, Sur Geſelligkeit gemacht.

Wie das Weib dem Mans gegeben als die ſchoͤnſte Hälfte war, Iſt die Nacht bas-halbs-Leben, Und die fhönfte Hälfte zwar. Könnt ihr eich des Tages freuet Der nur Freuden unterbricht? Er iſt gut, ſich zu zerſtreun; * Zu was aAnderm taugt er nie" Ba

Aber wenn in maͤchtger. Flunde Anmer

+13

Süßer Limpe Dammrung fleßt, .... K int And vom Mund. zum nahen Munde. .n Scherz und Liebe ſich ergiet. tn Wenn der raſche laſe: Fvabe 5 Der ſonſt wild und fenrig eilt . 2.8

„Dft, bey einer kleinen Gabe,

Unter leichten Spielen weilt, - - Wenn die Nachtigall Verliebten Siebevolr.ein.Rielkhen ſingt . 7

Das Sefangnen und Betrübten

Nur wie Ag und Wehe fingt:

Mit wie leichtem Hergensregen. J 7. Horchet ihr der Goce nicht, nn . Die mit; zwolf pebädifigen Schlägen ,- , Kuh und Sicherheit verſpricht! J

Darum an Geh langen Eage -: TE

Merke dir'es, liche Aruftz U 0 Jeder Tag hat ſeine Plage: * J Und die acht hat ihre Luſt. 5

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Antifer Form fih naͤhernd.

GStehn und diefe weiten Falten Zu Geſichte, wie den Altent

Herzog Leopold von Braunſchweig.

Dich ergriff mit Gewalt der alte Herrfcher des Fluſſes, Hält dih und theilet mit dir ewig fein ftrömendes Reich.

Ruhig Ihlummerft du nun beym ftilleren Raufchen der Urne, Bis dich ftürmende Fluth wieder zu Thaten erwedt,

Hülfreih werde dem Volfe! fo wie du ein Sterblicher wollteft, Und vollend’ als ein Bott, was dir als Menfchen mißlang.

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Den Adermann

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Flach bedecket und leicht den goldenen Samen die Fürde, '= - Outer! die tiefere deckt endlich dein ruhend-Gebein.

Fröhlich gepflügt und’ gefä’t! Hier Eeimet lebendige Nahrung, Und die Hoffnung entfernt felbft von dem Grabe fi nicht.

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Anakreons Grab.

-

Wo die Roſe hier blüht, mo Neben um Lorber fich fehlingen, Wo das Turtelchen lodt, wo ſich das Grillen ergeht, Welch ein Grab iſt hier, das alle Götter mit Leben - Sthon bepflanzt und gesiert? Es iſt Anakreons Ruh. Frühling, Sommer und Herbft genoß der gluͤckliche Dichter; Bor dem Winter hat ihn endlich der Hügel geſchuͤtzt.

- - ..

88 Die Geſchwiſter.

Schlummer und Schlaf, zwey Bruͤder, zum Dienſte der Goͤt⸗ ter berufen, Bat ſi ich Prometheus herab ſeinem Geſchlechte zum Troſt, Aber den Göttern fo leicht, doch ſchwer zu ertragen ben Menfchen, Ward nun ihr Schlummer und Schlaf, ward nun ihr Schlaf - und zum Tod,

Zeitmaaß. —— Eros, wie fch’. ich bi bier! In jeglichem Händchen bie Sanduhr! Wie? Leichtfinnige ‚Ser, ne du doppelt die Seit? „Langſam rinnen i die Stunden entfernter Ge⸗ liebten; Gegenwaͤrtigen fließt eilig die zwepte herab,”

3 ..

BB arnun

Wece den Amor nicht anf! Noch fhläft der liebliche Knabe; Geh’, vollbring' dein Gefchäft, wie ed der Tag bir ge beut! (7 der Zeit bedienet fi) Hug bie forgliche Mutter, .. Wenn ihr Knaͤbchen entfchläft, denn es erwacht nur zu bald. .

. - .

sg 2a famtrin. ?

Die ihr Felfen und Baͤume bewohnt, o heilſame Ryınppeh 3 Gebet Jeglichem gern, mas er im Stillen begehrt!" ? Scaffet dem Traurigen Croft, dem Zweifelhaften Beiehruung, Und dem Liebenden gönnt, daß ihm begegne ſein Vluck. Denn euch gaben die Götter, was ſie den Menſchen verfagten, Ifslichem, der euch vertraut, troͤſtlich und huͤlffich zu feyn.

Eir kamnuttes! ti

Was bedaͤchtlich Natur ſonſt unter Viele vertheiletſtilb 4:8 Gab ſie mit reichlicher Hand Alles der Einzigen pa Und die fo herrlich Begabte, von vielen ſo inmig Werehrte, 23

Gab ein liebend Geſchick freundlich dem Gluͤclichenmir.

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Erwählter'Fer®

—8

Hier im Stillen gedachte der Llebende feiner '@eliehtanp Heiter fprach er zu mir: Werde mir Zeuge, du Stein! Doc) erhede dich nicht, du haſt noch viele Gelelkiig: 55 biB Iedent Felſen der Sur, die mich den Grialihätiiäget,. Jedem Baume des Ward's, um den ich wandernd wich ſchlinge⸗ Denkmal bleibe des Glucks ruf ich ihm weißen unb frohl Doch die Stimme verlrith ich nur dir, wie unter der Menge". Einen bie Mufe ſich waͤhlt, freundlich die Lippen thm Mühe;

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Goethe's Gedichte, II. Th. 8

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90 Landliches ,‚Siüud,

Geyd, m Beifter bed Hains, o ſeyd, ihr Nymphen dee Fluſſes, Eurer -Entfernten gedenk, enerer Naben zur Luſt! Beihend fenesten fie im Stillen die laͤndlichen Feſte; Wir dem gebahnten Pfad folgend beſchleichen das Gluͤck. Amor mohnte mit, und, ed macht ber himmliſche Anabe BGesenmaͤrtige lieb, und die Entfernten euch nah.

- 16%

9 :h: ı lo m et. 1 ee

Dich hat Amer gewiß, o Sängerinn, fütternd erzogen;

Kindifeh reichte der Gott dir mit dem Pfeile die Koft. So, durchdrungen von Gift die harmlosathmende Kehle, „Helft mit,der Liebe Sewalt nun Philomele das Herz

Geweihter Planz.

Wenn zu den Reihen der Nymphen, verſammelt in heili⸗ ra ger Mondnacht,

Eich, die Grazien heimlich herab vom Diympus geſellen; Hier delauſcht ſje der Dichter und. bört die ſchoͤnen Geſange, Sieht verſchwiegener Tänze geheimnifunlie Bewegung. Was der Himmel nur Herrliches hat, was glädlih die Erde Dieigended immer gebar, das ericheint dem wachenden Träumer. Alles erzähls er den Muſen, und daß die Götter nicht zuͤrnen, Lehren die Muſen ihn gleich befcheiden Geheimniſſe ſprechen.

D eve Par

Welch ein himmlifcher Garten entipringt aus Deb’ und aus . Büfte, Wird und lebet und glänzt herrlich im Lichte vor mir, Wohl den Schöpfer ahmet ihr nach, ihr Götter der Erbe! Fels. und See und Gebüfh, Vögel und Fifh und Gewild. Nur daß euere Stätte ſich ganz zum Eden vollende, Fehlt Hier ein Südlicher, fehlt euch am Sabbat die Ruh.

DieLehrer.

Als Diogenes ſtill in ſeiner Tonne ſich ſonnte,

Und Calanus mit Luft ſtieg in das flammende Grab, Welche herrliche Lehre dem rafhen Sohn des Philippus,

Wäre der Herrfcher der Welt nicht auch der Lehre zu groß!

Verſuchung.

Reichte die ſchaͤdliche Frucht einſt Mutter Era dem Gatten, Ach! vom thoͤrichten Biß kraͤnkelt das ganze Geſchlecht.

Nun, vom heiligen Leibe, der Seelen ſpeiſet und heilet, Kofteft du, Lydia, fromm, liebliches büßendes Kind!

Darum fchic? ich Dir eilig Die Frucht voll irdifcher Süße, Daß ber Himmel dic, nicht deinem Geliebten entzich.

9 Ungleidhe Heirat.

Selbſt ein fo himmliſches Paar fand nach der Verbindung ſich ungleich: Pſyche ward älter und Aug, Amor ift immer uoh Kind.

Heilige Familie D des füßen Kindes, und o der glädlihen Mutter, Wie fie ſich einzig in ihm, wie es in ihr fih ergeht! Welche Wonne gewährte der Bli auf dies herrliche Bild mir, Stind’. ich Armer nicht fo heilig, wie Tofeph s. babepi

2*

.

u Entſchuldigung.

Du verklageſt das Weib, fie ſchwanke von Einem zum Andern! Tadle fie nicht: fie ſucht einen beftändigen Mann.

Der Chirefe'in Rom.

Einen Ehinefen ſah ich in Rom; die gefammten Gebäude Alter und neuerer Zeit ſchienen ihm läftig und ſchwer.

Ach! fo ſeufzt' er, die Armen! id) hoffe, fie ſollen begreifen, Wie erſt Saͤulchen von Holz tragen bes Daches Gezelt,

Daß an Latten und Pappen, Geſchuͤitz und: bunter Vergolduns Sich des gebildeten Aug's feinerer Sinn nur erfreut.

Siehe, da glaubt' ich, im Bilde, ſo manchen Schwaͤrmer zu ſchauen, Der ſein luftig Geſpinnſt mit der ſoliden Natur

Ewigem Teppich vergleicht, den aͤchten reinen Gefunden

Krank nennt, daß ja nur er heiße, der Kranke, geſund. v .

- 93 ‚Spiegel der Mife:

Sich zu ſchmocteh beoſerig verfolgte ben rinnenden Bach riuſt⸗

Fruͤh die Muſe hinab, ſie ſuchte die ruhigſte Stelle.

Eilend und rauſchend indeß verzog die ſchwankende Fläche

Stets das bewegliche BildI die Goͤttinn wandte ſich zuͤrnend;

Doc) der Bach rief hinter ihr drein und höhnte fie; Freilich

Magſt du die Wihrheit nicht fehl‘ wie rein dir mein Spiegel fie zeiget!

Aber indeſſen ſtand ſie ſchon fern, am Winkel des Sees,

Ihrer Geſtalt ſich erfreuend und ruͤckte den Kranz ſich zurechte.

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nn D /

Phobos und Hermes.

Delos ernſter Beherrſcher und Maja's Sohn, der gewandte, Rechteten heftig, es wuͤnſcht' jeder den herrlichen Preis. Hermes verlangte die Leyer, die Leyer verlangt' quch Apollon, Doch vergeblich erfüllt Hoffnung den Benden das Herz; Denn raſch draͤnget ſich Ares heran, gewaltſam entſcheidend, Schlägt das goldene Spiel mild, mit dem Eiſen entzwep. Hermes laht unmäßig, der fchadenfrohe; doch Phoͤbos Und den Puſen. ergreift inniger Schmerz dag Gemüth.

* 4 2. . 3 v 4 r , u . . Par SE „+ s +

Der weue Amon

- .. * . 24. 1.2 2 Yıawı. A, "tb -

Amer, nicht das Kind, ber Züngling ber Plſychen verfuͤhrte⸗ J Sah im Olympus ſich um, frech und der Siege gewohntz

Eine Göttinn erblidt’ er, vor allen die herrlichfte Schöne, Venus Urania war's, und er entbrannte für fie.

Ach! die Heilige felbit; fie widerftand nicht dem Werben, Und der Verwegene bielt feft fie im Arme beſtrickt.

\ 4 . "

Da entitand aus ihnen ein neuer, lieblicher Amor,

Der dem Water den Sinn, Sitte der Mutter verdankt. Immer findeft du ihn in holder Mufen Gefellfchaft,

und fein reizender Pfeil ſtiftet die Liebe ber Kunft.

Die Kırknye

Klopſtock will uns vom Pindus entfernen; wir ſollen nach Lorbeer Nicht mehr geizen, uns ſoll inlaͤndiſche Eichel genügen; Und doch fuͤhret er ſelbſt den uͤberepiſchen Kreuzzug Hin auf Golgatha's Gipfel, auslaͤndiſche Goͤtter zu ehren! Doch auf welchen Huͤgel er wolle verſamml' ex die Engel, Laſſe beym Grabe des Guten verlaſſene Redliche weinen: Wo ein Held und Heiliger ſtarb, wo ein Dichter geſungen, Uns im Leben und Tod ein Bepſpiel trefflichen Muthes, Hohen Menſchenwerthes zu hinterlaffen, da knieen Billig alle Völker in Andachtswonne, verehren Dorn und Lorbeerkranz, und was ihn geſchmuͤckt und gepeinigt.

2 .> PRESSEN . .

Shweizeralpye

War doc geftern dein Haupt noq ſo braun wie die Locke der Lieben Deren holdes Gebild ſtill aus der Ferne mir winkt; Silbergrau bezeichnet dir fruͤh der Schnee nun die Gipfel, Der ſich in ſtuͤrmender Nacht dir um den Scheitel ergoß. Jugend, ach! iſt dem Alter ſo nah, durchs Leben verbunden, Wie ein beweglicher Traum Geſtern und Heute verband.

Eugen

An Perfonen

Mieled reicht’ Ich meinen Lieben; Weniges ift mir geblieben.

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"I Imena;n am 3: September 1783.

Anmuthig Thal! du immergruͤner Hain! Mein Herz begrüßt euch wieder auf das Beſte; Entfaltet mir die ſchwerbehangnen Aeſte, Nehmt freundlich mich in eure Schatten ein, ..

Erquickt von euren Höhn, am Tag der Lich’ und Lüft,...”

Mit frifcher Luft und Balfam meine Bruft!, |"

dat Wie kehrt' ich oft mit wechſelndein Gefchike,

Erhabner Berg! an deinen Fuß zuräde. -' |

D laß mich heut’ an deinen fachten Höhn,

Ein jugendlich, ein neues Eden ſehn!

Ich hab’ es wohl auch mit um euch verdienet:

Ich forge til, zindeß ide rubig grunet.

Laſſt mich vergeſſen, daß auch hier die Weit So manch Geſchoͤpf in Erdefeſſeln Hält, Der Landmann leichtem Sand den Samen anvertraut Und ſeinen Kohl dem frechen Wilde baut; Der Knappe karges Brod in Kluͤften ſucht; Der Köhler zittert, wenn der Jäger flucht. Verjüngt euch mir, wie ihr es ft gethan, Als fing’ ich heut! ein neues veten an, nt

Ihr ſeyd mir Hold, ib gönnt. mir dieſe Traune | Sie ſchmeicheln mix und locen alte Reime. . Mir wieder felbft, von allen Menfchen fern, Wie bad’ ich mich ja euren ‚Düften gern! Melodiſch rauſcht die ‚hohe Tanne wieder, Melodiſch eilt der Waßſferfall hernieder; u Goerbe'd Gedichte: II. Th. 9

mug vr u Ey ·2—

Die Volke ſinkt, der Nebel druͤckt ins Thal, Und es ift Nacht und Dämmrung auf einmal.

Im fintern Bald, beym Liebesblick ber Sterne, Wo ift mein Pfad, den forglos ich verlor?" Welch ſeltne Stimmen hoͤr' ih in der Zune? . . Sie fhallen wechfelnd an dem Fels empor: Ich eile facht zu fehn, was es bebeutet, Wie von des Hirſches Ruf der Jäger fill geleitet.

Wo bin ich? iſt's ein Zaubermährcen : Land? Wed naͤchtliches Gelag am Fuß der Felſenwand? Bey kleinen Huͤtten, dicht mit Reis bedecket,

Seh' ich ſie froh an's Feuer hingeſttecket.

Es dringt der Glanz hoch durch den Fichten: Saal; . Am niedern Herde kocht ein rohes Mahl;

Sie fcherzen laut, indeflen bald geleert : -

Die Flaſche friſch im Kreife wiederlehret.

1 * + t ..

Gast, wem vergleich ich dieſe muntte Schar?’

Bon wannen kommt fie? um wohin? su ziehen.

Wie ift an ihr doch alled wunderbar! Soll ich ſie gzMaͤßen? ſoll ich vor ihr flichen?

Iſt es der Jaͤger wildes Geiftecheer 3 Be Sind’s Gnomen, die hier Zauberkuͤnſte treiben? ,

Ich ſeh' Im Buſch der Heinen Bener mehr ;/; Es ſchaudert mich, ich wage Kaum zu bleiben.

Iſt's der Aegyptier verdaͤchtiger Aufenthalt? °— 1 ; 9

Iſt es ein fluchtiger Fuͤrſt wie im Ardenner⸗Wald? Soll ich veritrter hier in den verſchlungnen Gruͤnden Die Geiſter Shakſpear's gar verkoͤrpert finden? ? Ja, der Gedanke führt mich eben recht: Sie find es felbft, wo nicht ein gleich Geſchlecht Unbändig ſchwelgt ein Geift in ihrer Mitten

Und durch die NRohheit fuͤhl' ich edle Sitten. J u

99

wie nennt ihr ihn? Wer iſt's, der dort gebuͤkt Nachlaͤſſig ſtark die breiten Schultern drüdt?.-

Er ſitzt zunaͤchſt gelaffen an ber Slamme, -.. ....."...

- Die marfige Geftelt aus altem Heldenflammes,: 1; >"

Er faugt begierig am geliebten Rohr, rin

Es fleist der Dampf an feiner Stirn empor,

Sutmüthig truden weiß er Freud’ und Lachen.

Im ganzen Zirkel laut zu machen,

Wenn er mit ernitlihem Geſicht -

Barbarifch bunt in fremder Mundart fpricht,

Mer ift der andre, der fi nieder _

An einen Sturz des alten Baumes lehnt,

Und feine langen feingeftalten Glieder, -

Ekſtatiſch faul, nach allen Seiten dehnt, _

Und, ohne daß die Zecher auf ihn hören, ' Mit Seiftesflug ſich in die Höhe fehmingt, N Und von dem Tanz der himmelhohen Sphären

Ein monotones Led mit großer Inbrunſt fingt?

Doch fiheinet allen etwas zu gebrechen. Sch höre fie auf einmal leife fprechen, - Des Juͤnglings Ruhe nicht zu unterbrechen, Der dort am Ende, wo dad Thal ſich— ſchließt, In einer Huͤtte, leicht gezimmert, Vor der ein letzter Blick des kleinen Feuers ſchimmert, Vom Waſſerfall umrauſcht, des milden Schlafs genießt. Mich treibt das Herz nach jener Kluft zu wandern, Ich ſcheide ſtill und ſcheide von den Andern.

Sey mir gegruͤßt, der hier in ſpaͤter Wacht _ Gedankenvoll an biefer Schwelle wacht! Was fineft du enffernt von jenen Freuden ? Du fheinft mir auf was Wichtiged-bedacht. . - Was iſt's, daß du in Sinnen did, verliereft, Und nichteinmal dein eines Feuer ſchuͤreſft

100

„O fragernicht! denn ich bin nicht bereit, Des Fremden Neugier leicht zu ſtillen; Sogar verbitt' ich deinen guten Willen;

Hier ift zu ſchweigen und zu leiden Zeit. Ich bin dir nicht im Stande felbft zu fagen Woher ich fep, wer mich hierher geſandt; Don fremden Zonen bin ich her verfchlagen Und durch die Freundfchaft feſtgebannt.

Wer Kennt ſich ſelbſt? wer weiß mas er vermag ?

Hat nie ber Muthige Verwegnes unternommen? Und was du thuft, fagt erfi der andre Tag, Bar es zum Schaden oder. Fromme. Ließ nicht Prometheus felbft Die reine Himmelsglut Auf friſchen Ton vergötternd niederfließen ? Und konnt' er mehr als irdifh Blut - 6 Durch die belebten Adern gießen? Ich brachte reines Feuer vom Altar; Was ich entzuͤndet, iſt nicht reine Flamme. Der Sturm vermehrt die Glut und die Gefahr, Sch ſchwanke nicht, indem ich mich verdamme, _

Und wenn ich unflug Muth und Frepheit fang Und Redlichkeit und Frepheit fonder Zwang, Stolz auf ſich ſelbſt und herzliches Behagen; Erwarb ih mir der Menichen ſchoͤne Gunſt: Doc ach! ei Gott verfagte mir Die Sunft, - Die arme Kunft, mich Fünftlich zu betragen. - Nun fig’ ich hier zugleich erhoben und gedrüdt, Br Unſchuldig und geftraft, unfchnidig und beglüdt,

Doch rede facht! denn unter dieſem Dach Ruht all mein Wohl und all'mein Ungemach: Ein edles Herz, vom Wege der Natur Durch enges Schifal abgeleitet, 0 . "Das, ahnungsvoll, nun auf der rehten Spur . - : \u*. Bald mit fi ſelbſt und: bald mit:Zaacherfihatten Aueiet 9 ur

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Und was ihm das Gefchick durch die eburt ambentn Yan: Mit Mih’ und Schweiß erft zu erringen denkt. os.” Kein liebevoles Wort kann feinen Geift enthüllen.-: wenn Und fein Gefang bie hohen Wogen ſtillen.

Mer kann der Raupe, die am Zweige kriecht FRA} Don ihrem Fünft’gen Sutter ſprechen? .. Und wer der Puppe, die am Boden liegt, .

Die zarte Schale helfen durchzubrechen?

Es komm̃t die Zeit, fie drängt fich felder ld " Und eilt auf Fittigen der Roſe in ben Shih,

Gewiß, ihm geben auch die Fahre

Die rechte Richtung feiner Kraft. ee Noch ift bey tiefer Neigung für das Wahre Ihm Irrthum eine Leidenſchaft. Der Vorwitz lockt ihn in die Weite, 7. Kein Fels iſt ihm zu ſchroff, kein Steg zu ſchmal: J Der Unfall lauert an der Seite 5 Und ftärzt ihn in den Arm der Qual. on Dann treibt die ſchmerzlich überfpannte Regung 4 Gewaltſam ihn baib ba bald Dort hinand, -- "Und von unmuthiger Bewegung Ruht er unmuthig wieder aus. Und duͤſter wild an heitren Tagen,

Unbaͤndig ohne froh zu ſeyn, Schlaͤft er, an Seel' und Leih verwundet und zerſchlagen, Auf einem harten Lager ein: Indeſſen ich hier ſtill und athmend kaum _ Die Augen zu ben freyen Sternen kehre, " Und, halb erwacht und halb im ſchweren Traum, Mich kaum des ſchweren Traums erwehre.“

Verſchwinde Traum! : -

Wie. danf ich, Mufen, euch daß ihr mich heut auf einen Pfad geſtellet,

103

Wo auf ein einzig Wort die ganze Gegend gleich Zum ſchoͤnſten Tage ſich erhellet;

Die Wolke flieht, der Nebel faͤllt, .

Die Schatten find hinweg. Ihr Götter, Preis und Wonne, Es leuchtet mir bie wahre Sonne,

Es lebt mir eine ſchoͤnre Welt; N

Das aͤngſtliche Geſicht ift in die Luft zerronnen,

Ein neues Leben iſt's, es iſt ſchon lang begonnen.

Ich fehe Hier, wie man nad langer Reife Am Vaterland fi ivieder fennt; Ein ruhig Volk in ftilem Xleiße Denubend, was Natur an Gaben ihm gegönnt. Der Faden eilet von dem Reden Des Webers raſchem Stuhle zu; Und Seil und Kübel wird in längrer Ruh Richt am verbrochnen Schachte finden; Es wird der Trug entdect, die Ordnung kehrt zuräg, Es folgt Gedeihn und feſtes ird'ſches Gluͤck.

So moͤg', o Fuͤrſt, der Winkel deines Landes Ein Vorbild deiner Tage ſeyn! Du kenneſt lang' die Pflichten deines Standes Und ſchraͤnkeſt nach und nach die freye Seele ein. Der ann fih manchen Wunfch gewähren, Der kalt fich felbft und feinem Willen lebt ; Allein wer Andre wohl zu leiten firebt, Muß faͤhig ſeyn, viel zu entbehren.

Sp wandle du der Lohn iſt nicht geriug Nicht ſchwankend hin, wie jener Saͤmaun ging, - Daß bald ein Korn, des Zufalld leichtes Spich- Hier aufden Weg, dort zwifchen Dornen fiel; Nein! ſtreue klug wie reich, mit männlich ftäter Sant, Den Segen aus auf ein gealtert Land; | Dann laß es ruhn: die Ernte wird erfcheinen Und dich begluͤcken und' die Deinen. '

N

103. heller 8 Monument.‘

J "von Deſer.

| . Ms Gellert, der geliebte ſchied, Manch gutes Herz im Stillen weinte, Auch manches metfg ſ iefe Lied. | Sich mit dem reinen schmerz vereinte; Br Und jeder Stümper bey dem Grab Ein Bluͤmchen an die Ehrenkrone, Ein Scherflein zu bes Edlen Lohne, J „Mit vielzufriedner Miene gab; Er Stand Defer’feitwärtd von den Leuten. Und fühlte den Geſchiednen, ſann in ‚Ein ‚bleibend Bild, ein lieblih Deuten _ Auf den verſchwimdnen werthen Mann Fa

Und fammelte mit Seiſtesug BE 9OJ

Im Marmor alles Lobes / Stammeln, | Wie wir in einen engen Krug —* Die Aſche des Belichten fammeln, am ri

..* .. .,n on f *, 5 he ze » .r ; . ii \ , 4 .: .

Schon walzen ſchuelle Raͤder ateind 4 und wage Dich von dem unbellagten Ort, - -- et Und angefettet feit an Deinen Wagen . Die Freuden mit Dir fort,

Du biſt und kaum entwihen und covermuthie ziehen Aus dumpfen Hoͤlen (denn dahin Flohn ſie bey Deiner Ankunft, wie vorm Sluhen Der Sonne Nebel fliehn)

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108

Serben und Langeweile... fie die Stymphaliden Umfhwärmen fie den Tifch und ſpruͤhn Von ihren Fittigen Gift unfeem Frieden "uf ale Speifen hin.

Wo iſt, ſie u verſcheuchen unſer gültiger metter, Der Venus vielgeliebter Sohn, Apollens Liebling, Liebling aller Stihl Lebt er? iſt er entflohn? Bu | = O gaͤb' er mir bie Stärke, ſeine mächtige do Bu fihlagen, die Apoll ihin gab; Ich rührte fie, dann flöhn die s naebeurt Erſchreckt zur hör binab. 2

ill

O leih mir, Sohn der Daja, Deiner deren Schwingen,

Die du fonft Sterblichen geliehen , . - . Die reißen mic aus hieſem Elend, bringen, Mich zu der Oder him. .5. | "

Dann folg’ ich unerwartet ihm am 1 Blufe, Allein, fo wenig ftaunet ex, Als ging ihm, angeheftei feinem Fuße - Sein Schatten hinterher.

un

.. . . 3 N, .? Von ihm dann unzertrennlich waͤrmt den jungen Buſen Der Glanz, ber glorreich ihn umgiebt;

Er liebet michz dann lieben mich die Main "2,5 Beil mich ihr Liebling liebt. on . 2a. 7 atmen. nern N ve... ©. ... Kur. so n v8 A '

105, An Sili trwire n. 3* Wenn bie: Zweige Wurzeln ſchlagen, Wachſen, gruͤnen, Fruͤchte tragen; Moͤchkbft du dem Angedenken. Deines Freunde ein Lächeln ſchenken.

N Bu “4 . - .r »-. ga Fan ee DL BE Peer

\ .

‚Derfeiben -

Und wenn fie zuletzt erfeiͤren. * Beil man fie nicht wohl verſchanzet, W Win ſich's alſobald gebuͤhren .. Daf man hoffend neue pflauget. oo

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NN ; . . a.

Einer bob e u Rei fe den.

Wohin Du trittſt; wird uns verklaͤrde Stunde, Die leuchtet Klarheit friſch vom Angeſicht Vom Mhge Guheie LKiebiechteit vom Minide, > Aus Wolken dringt ein reines Himmelslicht.

Der Ungeheuer Schwarn in; Hintẽrgrunde Er drängt, er drohtjoboch er ſchrette Dich nicht, Wie Du mil Freyheit unbefangeniſchreiteſt,“ Das Herz“erhebſt hd Iden Deiſt erweiteſt.·

So wandelſt "Bir, Dem Ebrn bilb zu ſchauen, Das majeſtaͤtiſch uns von oͤben blickt, Der Mütter Urbild, Koͤniginn der Frauen,

Ein Wunderpinfel hat ſie ausgedruͤft.

i06

Ihr beugt ein Mann, mit Aiedevollem Grauen, Ein Weib die Knie, in Demuth feig entzüdt ; Du aber fommft, ihr Deine Hand zu reichen Als wäreft Du zu Haus bey Deined gleichen.

Doch ſchreite weiter, was auch Hier ſich Fade Zum Lande hin, dem doch Fein audres gleicht, Wo und Natur befrept, wie Kunft aud) binde, Der Geift ſich ftählt, wenn ſich das Herz erweicht, Bor ſtillem Schaun fo Zeit: ald Volksgewinde Zum Abgrund wat, zur Himmelshöhe fteigt: Dortbin gehörf: Dur, die Du fhaffend firebeft, Die Trümmer herftellft, Todtes neu belebeft.

Fuͤhr' ung indeß durch blumenreiche Matten, Am breiten Fluß durch's wohlbelannte Kb, = Wo Neben fih um Sonneshugelgstien, : - - . Der Fels dich ſchuͤtzt vor maͤcht'gem Sonnenſtrahl 3— Genieße froh der engen Laube Schatten,

Der reinen Milch unſczuldig wuͤrd'ges Mahl, Und hier und dort vergoͤnn' an Deinen Blicken, an ‚Deinem Wort und ewig zu entzügen!

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am zwepten Yan uar 1815

_ Hot der. Tas A kaum ernenet . Bo uns Winterfreude bhiket, Jedermann ſich · wuͤnſchend freuet

Wenn/ en Fremd und Goͤnner ſiehet.

uSagt, wie, vſchon em zwerten 3 Eich ein zwented Feſt entzuͤndet?

Hat, vielleicht, willlommue Sage Baterland und Reich gegaindetd:...

1 Br

.

187

Haben fich die Allgewalten Endlich Ihöpferifch entichteden, - Anfzuzeichnen zu entfalten Allgemeinen eiw'gen Srieden?

Nein! Dem Würdigen, dem Viedern Winden wir, vollkommne Kraͤnze,

Und zu aller Art von Liedern

: Schlingen ſich des Series Taͤnze.

Selbſt das Erz erweicht ſich gerne, Wunderſam ihn zu verehren; Aber ihr, auch aus der Ferne,

Laßt zu feinem Preife hören!

Er, nach langer Jahre Sorgen,

. Wo der Boden.oft gebjdmet,

Sieht nun Fuͤrſt und Volk geborgen, Dem ee Geiſt und Kraft gewidmet.

Die Semahlinn ; längft verbunden Ihm als treulichfted Geleite Sieht er auch, der tanfend Stunden’ Froh gedenk, an feiner Seite.

Leb' Er fo, wit. Jünglingskräften . Immer herrlich und vermögfam, In den wichtigften Geſchaͤften Heiter Flug, und weife regſam.

And in feiner Tranten_Sreife Sorgenfrep und unterhaltend, .

Eine Welt, noch, feiner Weile, ! Nah und fern umher geſtaltend.

N

‚roß Rathſel.

Viel Maͤnner find hoch zu verehren,

: Wohlthaͤtige Durch Werk und Lehren; Doch wer uns zu erſtatten wagt, Was die Natur und ganz verfagt, Den darf ich wohl den größten nennen: Ich denke doch, ihr müßt ihn kennen?

+ Den r Driflingsfreunden von estim, mit einem Bildniffe, F

> Der Abgebildete

Derpteicht fich biſtis

Heilgem Dreykoͤnige, Dieweil er willig

Dem Stern, ber Oſtenhe Wahrhaft erſchinnen,

Auf allen Wegen war

Bereit zu dienen.

Der Bildner gleichenfalls Vergleicht ſich eben Dem Reiter, ber den Hals Darangegeben wie Haͤmmling auch getan, Ein Held geworden. _ Durch feine Manneskraft Ritter vom Orden,

109

Darum zuſammen ſie Euch nun verehren, Die zum Vergangenen Muthig Sich kehren,

Stein, Heilge, Sammt und Gold -

Maͤnniglich ftrebend And altem Tage Hold . Fröhlich belebend.

. q - o

Un Uranius. I 5" .- . . Himmel ach! fo ruft man aus Wenn's ung ſchlecht geworden. Himmel -will verdienen ſich Pfaff’ und Ritterorden.

Ihren Himmel finden. yiel’ In dem Weltgetümmel; ' Jugend unter Tanz und Spiel Meint, fie fep im Himmel.

Doc von dem Claviere tönt Ganz ein andrer Himmel; Ale Morgen gruͤß' ich ihn, Nickt er mir vom Schimmel.

9

* Ar - In 4 KFBHR Pia [1

An Er

Erſt ein Deutſcher, dann ein’ Shyrweizec, Dann ein Berg: und ‚Thal: Dinthtreujzer⸗ | Roͤmet, dann Napotitaner, Ba Philoſoph und doch kein Anet, Rn -

·

.

410

Dichter, fruchtbar aller Orten, Bald mit Zeichen, bald mit Worten, Immer bleibeſt du derfelbe Bon der Tiber bie zur Elbe!

Gluͤck und Heil! fa wie dis ftrebeft, geben! fo wie bu belebeft, So genieße! laß genießen!

Bis die Nymphen dich begrüßen, Die fih in der Ilme baden,

Und aufs freundlichſte dich laden,

Un Denfelben‘

Alles was du dentft und finneft, Mad Du der Natur und Kunft Mit Empfindung abgemwinneft, Drudft Du aus durch Muſengunſt. Sarbe her! Dein Meifterwille Schafft ein fichtliches Gedicht; Doch, beſcheiden in der Fülle, Du verfchmähft die Worte nicht.

TU I Un Denfelben

Für das Gute, für das Schöne, Das Du une fo reichlich fendeft, Möge jegliche Camoͤne Freude fpenden, wie Du ſpendeſt! Möge Dir,“ im nord'ſchen Truͤben, Aller Guten, aller Liehen Deine Neigung ſo bereiten, Ueberall Dich zu pegleiten Mit des Umgangs trauter Wonne, Wie im heitern Land der Some) .- :

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And enfelben

Statt den Menfchen in den Chieren Zu verlieren, Findeſt Du ihn klar darin, Uud belebſt, als wahrer Dichter, Schaf: und ſaͤuiſches Gelichter Mit Geſinnung wie mit Sinn. Auch der Eſel kommt zu Ehren Und yaht uns weiſe Lehren. Das was Buͤffon nur begonnen,

N Kommt durch Liſqhbein an die Sonnen.

Stammbuchs⸗Weihe. N 0.

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Muntre Gärten lieh’ ich mir, Diele Blumen drinne,

Und bu haft fo einen Bier, Mer ich wohl, im Sinne,

=, Mögen Wunſche für dein @läd'

Zaufendfach erfcheinen ; ‚Grüße fie mit heitrem Blick "Und voran die meinen.

212

N 3 ‚Der ou Richbenden Vergeßliden, ‚aym Geburtstage...

⸗— . . Eu | \e

\ Dem fchönen Tag fey ed gefchrieben ! 5 Oft glaͤnze Dir fein heitres Licht.

uns hoͤreſt Du nicht auf zu lieben,

Doch bitten wir; vergiß ung nicht!

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.* . _ _

Mit Mehrheit und Digtine.

Ein alter Freund erſcheint masiiert,

Und das, was er im Schilde führl, | -. "Geftehter wohl nicht allen; - Doch Du entdedit ſogleich den Reim

Und fprichft ihn aus ganz in's geheim: R

Er wuͤnſcht Dir zu.......

| Angebinde sur Raͤdr ehr.

Die Freunbinn war Binanpgegangen Unm in der Welt ſich umzuthun; Yun wird fie bald nach Haus gelangen Und auf gewohnte Meile ruhn. Und neigt fie dann dad art’ge Köpfchen, Umwunden reih von Zopfund Zöpfchen, Nach einem Kiffenreichen Sitzchen, So bietet freundlich ihr das Muͤtzchen.

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Wilde, Kuͤnſiler? Rede nicht!

Nur ein Saud) fey dein Gedicht.

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Die Nectarteopfen,

Als Minerva jenen Biehling;

Den Prometheus, zu begünft’gen, "Eine volle Nectarfchale Von dem Himmel nieberbrachte, Seine Menſchen zu begluͤcken.

Und den Trieb zu folchen Kuͤnſten Ihrem Bufen einzuflößen ; _ . Eilte fie mit fchnellen Füßen, - Daß fie Jupiter nicht fähe; Und die goldne Schale ſchwankte, Und es fielen wenig Tropfen Huf den grünen Boden nieder. -

Emſig waren drauf die Bienen Hinterher, und faugten fleißig; Kam der Schmetterling geichäftig, Auch ein Tröpfchen zu erhaſchen; j Selbft die ingeftalte Spinne

Kroch herbep und fog gewaltig,

Gluͤcklich haben fie gekoftet, Sie und andre zarte Thierchen ! _ Denn fie theilen mit dem Menfchen Nun das ſchoͤnſte One; die Kunſt.

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Der Wandrer.

Wandrer. Gott fegne dich, junge Frau, Und den fäugenden Kuaben An deiner Bruft! Laß mich an-der Gelfenwand bier, . In des Ulmbaums Schatten, Meine Bürde werfen; Neben dir ausruhn.

Frau—.

Welch Gewerb treibt dich

Durch des Tages Hitze

Den ſtaubigen Pfad her?

Bringft du Waaren aus ber Stadt‘ Im Land herum? j

Laͤchelſt, Fremdling,

Ueber meine Frage?

N

Wandrer.

Keine Waaren bring’ ich aus der Stabt: Kühl wird num der Abend,

Zeige mir den Brunnen,

Draus du trinfeft,

Liebes junges Weib!

on ‚Kran.

Hier den, Felfenpfad hinauf.

Geh voran! Durch a Gebuͤſche Geht der Pfad nach der Huͤtte,

Drin ich wohne,

Zu dem Brunnen, Den ich trinke.

117-

_ Wandrer. Spuren ordnender Menſchenhand Zwiſchen dem Geſtraͤuch!

Dieſe Steine haſt du nicht gefuͤgtt, |

Reichhinſtreuende Natur! v1. 00 Frau. Weiter hinauf! Wandrer. /; Don dem Moos gedeckt ein Architrav!

Sch erkenne dich, bildender Geiſt! Haſt dein Siegel in den Stein gepraet.

F ranu. Weiter, Fremdling!

Wandrer. Eine Inſchrift, über die ich trete! Nicht zu lefen! Meggewandelt feyd ihr, Tiefgegrabne Worte, Die ihr eures Meifters Andacht

Tauſend Enteln zeigen folltet. J

-

Frau. Stauneſt, Fremdling Diefe Stein’ an? 2, Droben find der Steine vl, Um meine Hütte,

Wandrer— Droben Fra u. 44* Gleich zur Linlen une Durchꝰs Gebifch hinam, - °

- Hier. j . u x en 4

118, Mandrer. Ihr Muſen und Grazienn Frau. Das iſt meine Huͤtte. Wandrex. Eines Tempels Trummern!

3 ram Hier zur Seid hinab Quillt der Brunnen,

Den ich trinke. tn

Wandrer. Gluͤhend webſt du Uober deinem Grabe, Genius! Ueber dir Iſt zufammengeflürst - - - Dein Meiſterſtuͤck, O du Unſterblicher!

| &r a u. | Bart’, ich Hole dad; Gefäß.

Dir zum Trinken. . Br

Ba udrer, Epheu hat deine ſchlanke Goͤtterbildung umtleidet, Wie du emporftrebft

Aus dem Schutte, tn!

Säulenpaar! ER Und du einfame Schwerter dort, ie ihr, j

Düftres Moos anf bem billigen Haupt,

Majeftätifch trauernd herabfhaut

Auf die zerträmmertemn: .

. Bu mern Fuͤßen,

And hohes Gras wankt drüber hin.

Des glänzenden Fruhlings

129:

Cure Gefämifter!. - Ta ds; Brombeeigefträudes Schatten. - Dedt fie Schutt und Erde,

Schägeft du fo, Natur, Deines Meiſtergucs Meiſterſtuck? unempfindlich zertruͤmmer du Dein Heiligthum ?, Saheſt Difteln drein

Frau. Wie der Knabe ſchlaft / Willſt du in der Hutte ruhn, Fremdling WBinft du hier Lie bet ir: Bem’Freben-Beiben? Es iſt FüHltIEmm den" Knaben, 21 Das ich Waſſer fhöpfen gehe. Schlafe, Lieber ſchiaf!:

Wandrer.

Ruh’ ihn Welchen Wird in Jedes J Vouer E |

Yndaeift. ber. Bean, ——

120

grau. 00200.

Geſegne's Gott! Und ſchlaͤft et a] ?. Ich habe nichts zum friſchen Zreunt, Is ein Stuͤck Brot, das ic bir bieten Bin,

Ban dren , * Iqh danke dir. rn Wie herrlich alles biubt umher J Und gruͤnt!

Frau. F | * Mein Mann wird bald - 2 Nah Haufe fepn Dom Feld. D bleibe, bleibe, RE und mit uns das Abendhrot. . Bene Se wohnet hler *

Frau.

Da, zwiſchen. dem Semuer het... a ‚Die Hütte baute noch miein Vater” Aus Ziegeln und des Squttes Steinen Hier wohnen wir. Er gab mich einem aiceremann, Und ſtarb in unfern Armen. —. . .. Haft du gefhlafen, liches Herz? 2 Wie er munter ift, und iielen, ML,

Du Schelm! ern Bau it). u * rn —8 ‚.Bankren. a. Natur! hm. —* N

Schafft Jeden am Senuß Des gehend, %y Haft deine Kinder ale muͤtterlich F Mit Erbtheil.usagatteh,. ciner; Hitler;

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7721

Hoch baut die Schwalb' am das Gefing, Unfuͤhlend, welchen Zierrath Sie verklebt. U Die Raup' umſpinnt den goldnen Zweig Zum Winterhaus fuͤr ihre Brut;

Und du flickſt zwiſchen der Vergangenheit Erhabne Truͤmmer

Für deine Beduͤrfniſſ

Eine Hütte, o Menſch, Genießeft über Gräbern! Leb wohl, bu aluctich Weib!

. grau. Du willſt nicht bleiben?

Wandrer. Gott erhalt? euch, Segn! euern Knaben

"grau Gluͤck auf den West Wandrer. Wohin fuͤhrt mich der Pfad Dort übern Bert ?

| WBrau. Nach Cuma. Wandrer.

Wie weit iſt's hin?

BEA. Deep Meilen gut. .

Wanbdrer. Eeb wohl! O leite meinen Gang; Natel -

Den Fremdlings⸗ Reiſetritt, . Be Oediche. 1. 11.

123.

Den über Gräber

Seiliger Vergangenheit

Ich wandle.

Leit' ihn zum Schutzort,

Vor'm Nord gedeckt,

Und wo dem Mittagsſtrahl

Ein Pappelwaͤldchen wehrt,

Und tchr’ ih dann

Am Abend heim

Zur Hätte,

Vergoldet vom letzten Sonnenſtrahl: Laß mich empfangen ſolch ein Weib, Den Knaben auf dem Arm!

...

Klnftlers Morgenlied.

Der Tempel ift euch aufgebaut,

Ihr hohen Muſen all, Und hier in meinem Herzen it Das Allerheiligſte.

Henn Morgens mic die Sonne weckt, Warm, froh ih (hau. mndgr, Steht ringe ihr Ewiglebenden Im heil’gen Morgenslanz

Ich ber’ hinan und Roßgefang , A. Iſt lauter mein Gebet, And freudeflingend Supteufpiel Begleitet mein Gebet. tz‘

ch trete vor den Altar bin, Und lefe, wie ſich's ziemt, Andacht Liturp’fchex: Lection Sm heiligen Homes... .

16 55 DE

" 23

And wenn er in's Getuͤmmel mid Bon Löwenfriegern reißt, Und Sötterföhn’ auf Wagen hoch Rachgluͤhend ſtuͤrmen an,

Und Roß dann vor dem Wagen ſtuͤrzt, Und drunter und druͤber eh ' Freund’, Feinde wähen in Todesblut

Er ſengte ſie dahin

Mit Flammenſchwert der Heldenſohn, Zehntauſend auf einmal, Bis dann auch er, gebaͤndiget Von einer Goͤtterhand,

Ab auf den Rogus niederſtuͤrzt, Den er ſich ſelbſt gehaͤuft, Und Feinde um den ſchoͤnen Leib. Verſchaͤndend taften an;

Da greif ich muthig auf, ed wird "Die Kohle zum Gewehr, Und jene meine hohe Wand In Schlachtfeld: Wogen brauſ't.

Hinan! Hinan! Es heulet laut Gebruͤll der Feindeswuth, Und Schild an Schild, und Schwert u Selm, Und um den Todten Tod.

Ich dränge mich hinan, hinan, Da kämpfen ffeum ihn, Die tapfern Freunde, tapferer In ihrer Thraͤnenwuth.

Ach, rettet! Kaͤmpfet! Rettet ihn! - In's Lager tragt ihm fort, Und Balfam gießt dem Todten auf, Und Thränen Todten: Ehr!

-

126 Und find’ ich mich zuriid hierher, Empfängft du, Liebe, mich,

Mein Mädchen, gb, im Bilde num, Und fo im Bilde warm! -

Ach, wie du rubteft neben mir, Und fhmachteteft mich an, Und mir's vom Aug’ durch's Herz hindurch Sum Griffel ſchmachtete!

Wie ih an Aug’ und Wange mich Und Mund mich weidete, Und mir's im Buſen jung und friſch, Wie einer Gottheit, war!

O kehre doch und bleibe dann In meinen Armen feſt, Und keine, keine Schlachten mehr, Nur dich in meinem Arm!

Und ſollſt mir, meine Kiebe, fen Alldeutend Ideal, Madonna ſeyn, ein Erſtlingskind, Ein heiligs an der Bruſt;

Und haſchen will ich, Nymphe, dich, Im tiefen Waldgebüfch ; | O fliehe nicht die rauhe Bruſt, Mein aufgeredtes Ohr!

Und liegen will ih Mars zu dir, Du Liebesgöttinn ſtark, Und ziehn ein Ne um und herum,

Und rufen dem Olymp.

Mer von den Göttern’ Tommen will, Beneiden unſer Gluͤck, Und ſoll's die Fratze Eiferſucht Am Bettfuß angebannt.

125

Amor ein Landſchaftsmahler.

Saß ich früh auf einer Felfenfpige, Sah mit ftarren Aigen in den Nebel; Wie ein grau grundirted Tuch gefpannet, Dear’ er Alles in die Breit’ und Höhe,

Stellt' ein Knabe ſich mir an die Seite, Sagte: Lieber Freund, wie magft du flarrend Auf das leere Tuch gelaffen fhauen? Haft du denn zum Mahlen und zum Bilden Alle Luft auf ewig wohl verloren ?

Sah ih an das Kind, und dachte heimlich: Will das Buͤbchen duch den Meifter machen!

Willſt du immer trüb’ und müßig bleiben, ' Sprach der Knabe, kann nichts kluges werben: : Sieh, ich will dir gleich ein Bildchenmahlen,

Dich ein huͤbſches Bildchen mablen Ihren.

Und ex richtete den Seigefinger, Der fo röthlih war wie eine Mofe, Nach dem weiten ausgefpannten Teppich, Sing mit feinem Finger an zu jeihnen;

Dben mahlt? er eine fchöne Sonne, . Die mir in die Augen mächtig glänt, Und den Saum der Wollen macht’ er golden, Ließ die Strahlen burch die Wolfen dringen ; Mahlte dann die zarten leichten Wipfel Friſch erquickter Bäume, zog die Hügel, Einen nach dem andern, freu dahinter; ' Unten ließ ers nicht an Waſſer fehlen, - Beichnete den Fluß fo ganz: natürlich, Daß er ſchien im Sonnenftrahl zu glißern, _ Daß er fhien am hohen Rand zu rauſchen.

126 -

ach, da fanden Blumen an dem Fluſſe, Und da waren Farben auf der Wiefe, Sold und Schmelz und Purpur und ein Grünes, Alles wie Smaragd und wie Karfunfell Hell und rein lafirt er drauf ben Himmel, Und die blauen Berge.fern und ferner, Daß ich ganz entzudt und neu geboren Bald den Mahler, bald das Bild befchaute,

Hab’ ih doch, To fagt’ er, bir bewiefen, ° Daß ich diefes Handwerk gut verftehe; Doc es ift das fchwerfte noch zuruͤcke.

Zeichnete darnach mit fpikem Finger . Und mit großer Sorsfalt an dem Waͤldchen, G'rad' an's Ende, wo bie Sonne fräftig Don dem hellen Boden wiederglänste, Zeichnete das allerliebfte Mädchen, Wohlgebildet, zierlich angefleibet,

Friſche Wangen unter braunen Haaren, Und die Wangen waren von der Farbe, Wie das Fingerchen, das ſie gebildet.

O du Knabe! rief ich, welch ein Meiſter Hat in ſeine Schule dich genommen, Daß du ſo geſchwind und ſo natuͤrlich Alles klug beginnſt und gut volendeſt:

Da ich noch fo rede, fi eh, ba ruhret Sich ein Windchen, und bewegt die Gipfel, Kraͤuſelt alle Wellen auf dem Fluſſe, Fuͤllt den Schleper des volllommnen Maͤdchens, Und was mich Erſtaunten mehr erſtaunte, Faͤngt das Maͤdchen an den Fuß zu ruͤhren, Geht zu kommen, naͤhert ſich dem Orte, Wo ich mit dem loſen Lehrer ſitze.

127

Da nun Alles, Alles fich bewegte, - Bäume, Fluß und Blumen und der Schleyer, Und der zarte Fuß der Allerſchoͤnſten;

Glaubt ihr wohl, ich ſey auf meinem Felſen, Wie ein Felſen, ſtill und feſt geblieben?

Küͤnſtlers Abendlieb.

Ach, daß die innre Schoͤpfungskraft Durch meinen Sinn erſchoͤlle!

Daß eine Bildung voller Saft

Aus meinen Fingern quoͤlle!

Ich zittre nur, ich ſtottre nur, Und kann es doch nicht laſſen; Ich fuͤhl', ich kenne dich, Natur, Und ſo muß ich dich faſſen.

Bedenk' ich dann, wie manches Jahr Sich ſchon mein Sinn erſchließet, Wie er, wo duͤrre Haide war, Nun Freudenquell genießet;

Wie ſehn' ih mich, Natut, nach dir, Dich treu uͤnd lieb zu fühlen! Ein luſt'ger Springbrunn, wirft du mir

Aus taufend Röhren fpielen.

Wirſt alle meine Kräfte mir In meinem Sinn erheitern, Und diefes enge Dafepn mir .., Zur Ewigleit erweitern,

123

Kenner und Kuͤnſtler.

Kenner,

But! Brav, mein Here! Allein Die linfe Seite Nicht ganz gleich der rechten; Hier ſcheint es mir zu lang, Und hier zu breit; ‚Hier zuckt's ein wenig, Und die Lippe Nicht ganz Natur, So todt noch Alles!

Kuͤn ſt le O rathet! Helft mir, Daß ich mich vollende! Wo iſt der Urquell ber Natur, Daraus ich fchöpfend Kimmel fühl und Leben In die Fingerfpigen hervor, Daß ich. mit Götterfinn Und Menſchenhand Bermöge zu bilden, Was. ben meinem Weib? -. Ich animaliſch. kann und muß.

Kenner. Da ſehen Sie zu. Känfler

19

Renner und Enthuſiaſt.

Ich fährt? einen Freund zum Maidel jung, Wollt’ ihm zu genießen geben, Was Ulled es hätt, gar Freud’ genung, Friſch junges warmes Leben.

Wir fanden fie figen. an ihrem Bett, Thaͤt' fih auf ihr Handlein Flügen.

Der Here der macht’ ihr ein Compliment, That’ gegen ihr über fißen.

Er ſpitzt die Naſe, er fturt fie au, Betracht fie heruͤber, hinüber:

Und um mich war's yar bald gethan,

Die Sinnen gingen mir über,

Der liebe Herr fr allen Dank

Fuͤhrt mich drauf in eine Eden,

Und fagt, fie waͤr' doch allzu ſchlank,

Und hatt’ auch Sommerfleden. | De nahm ich von reinem Kind Adien, Und ſcheidend fah ich in die Hoͤh:

Ah Herre Gott, ach Herre Sott, Erbarm dich doch des Herren!

Da fuͤhrt' ich ihn in die Gallerie ? Bol Menſchenglut und Beiftes; | Mir wirds da gleich, ich weiß nicht wie, Mein ganzes Herz zerreißt es, D-Mahler!. Mahler; riefich laut, . . Belohn’ die Gott dein Mahlen! - - Und nur die allerfchönfte Braut. - Kann dich für. und bezahlen.

Und ſieh, da ging mein Herr herum, And ſtochert fich die Zähne, Regiſtrirt in Satalogum - Mir meine Sötterföhne,

4130

Mein Bufen mar fo vol umd bang, Don hundert Welten trächtig;

Ihm war bald was zu kurz, zu Yang, Waͤgt alles gar bedaͤchtig.

Da warf ih in ein Ehen mich, Die Eingeweide brannten. tm ihn verfammelten Männer ſich, Die ihn einen Kenner nannten,

Monolog des Liebhabers.

Was nutzt die gluͤhende Natur

Vor deinen Augen dir,

Was nutzt dir das Gebildete Der Kunſt rings um dich her, Wenn liebevolle Schoͤpfungskraft Nicht deine Seele fuͤllt, Und in den Fingerſpitzen dir Nicht wieder bildend wird?

Outer Rath.

Geſchieht wohl, daß man einen Tag Meder fih noch Andre leiden mag, Will nichts dir nach dem Herzen ein; Sollt's in der Kunſt wohl anders ſeyn? Drum hetze dich nicht zur fchlimmen Zeit, Denn Füll' und Kraft find nimmer weit; Haft in der böfen Stumd’ geruht, Iſt Dir die guse doppelt gut.

131 Sendf Br eiben

Mein altes Evangelium - Bring' ich dir bier ſchon wieder; Doc ift mir’d wohl um mich herum, Darum fchreib’ ich dir's nieder,

Ich hohlte Gold, ich hohlte Wein,

Stellt' alled da zufammen. Da, dacht’ ich, da wird Wärme feyn, Geht mein Gemaͤhld' in Flammen] Auch thaͤt' ich hey der Schäge Flor Biel Glut und Reichthum ſchwaͤrmen; Doch Menſchenfleiſch geht allem vor, Um ſich daran zu waͤrmen.

Und wer nicht richtet, ſondern fleißig iſt, Wie ich bin und wie du biſt,

Den belohnt auch die Arbeit mit Genuß; Nichts wird aufder Welt ihm Weberdruß, Denn er bledet nicht mit ſtumpfem Zahn. Lang’ Geſott'nes und Gebrat’ned an, Das er, wenn er noch fo fittlich Faut, Endlich doch nicht fonderlich verdaut;

- Sondern faßt ein tüchtig Schintenbein, Haut da gut taglöhnermäßig drein, Fuͤllt die oben gierig den Pokal, Trinkt, und wiſcht das Maul wohl nicht einmal,

Sieh, fo ift Natur ein Buch lebendig, Unverftanden, doch nicht unverftändlich: Denn bein Herz bat viel und groß Begehr, - Was wohl in der Welt für Freude wär, Allen Sonnenfchein und alle Bäume, Alles Meergeftad’ und alle Kraͤume, In dein Herz zu fammeln mit einander, Wie die Welt durchwuͤhlend Banks, Solauder,

Y

132

Und wie muß dir's werden, wenn du fühleft,

Daß du alles in bir felbft erzieleſt.

Freude haft an deiner Fran und Hunden,

Als noch feiner in Elyſium gefunden, Als er da mit Schatten lieblich ſchweifte

Und an goldne Sottgeftaiten ftreifte,

Richt in Nom, in Magna Graͤcia;

Dir im Herzen ift bie Wonne ba}

Ber mit feiner Mutter, der Natur, fi haͤlt /

Find't im Stengelglas wohl eine Welt.

Künftlers Fug und Recht.

Ein frommer Maler mit vielem glei Hatte manchmal gewonnen den Preis, Und manchmal ließ er’d auch gefchehn, Daß er einem Beſſern nad muft’ van; Hatte feine Tafeln fortgemalt, ie man fie lobt, wie man fie bezalt. Da kamen einige gut hinaus; FB Man baut ihn'n ſogar ein Heiligenhaus.

Nun fand er Gelegenheit einmal, Zu malen eine Wand im Saal; Mit emfigen Sügen er ftaffirt, Was öfters in der Welt paffirt; 309 feinen Umriß leicht und klar, Man Fonnte fehn, was gemeint ba war. Mir wenig Farben er colorirt,

Doc fo, daß er das Ang frappirt.

Er glaubt ed für den Platz gerecht Und nicht zu gut und nicht zu ſchlecht,

\

133

Daß ed verfammelte Herr'n und Frau'n,

Möchten einmal mit Luſt befhaun;-

Zugleich er auch noch wünfcht’ und wollt' Daß man dabep was denken ſollt'.

Als nun bie Arbeit fertig war, De trat herein manch Freundespaar, Das unſers Künftlerd Werke liebt, Und darum defto mehr betrübt, Daß an der Iofen, leibigen Wand Nicht auch ein Sötterbildniß ftand, Die fehten ihn fogleih zur Ned’, Worum er fo was malen thät, Da doch der Saal und feine Wind’ Gehoͤrten nur fuͤr Narrenhaͤnd'; Er ſollte ſich nicht laſſen verfuͤhren Und nun auch Baͤnk und Tiſche beſchmieren; Er ſollte bey ſeinen Tafeln bleiben Und huͤbſch mit ſeinem Pinſel ſchreiben; Und ſagten ihm von dieſer Art Noch viel Verbindlichs in den Bart.

Er ſprach darauf beſcheidentlich:

Eure gute Meinung beſchaͤmet mich. Es freut mich mehr nichts auf der Welt Als wenn euch je mein Werk gefaͤllt.

Da aber aus eigenem Beruf |

Gott der Herr allerley Chier' erfchuf,

Daß auch fogar das wuͤſte Schwein,

Kröten uub Schlangen vom Herren fepn, Und er auch manches nur ebauchict,

Und gerade nicht alles ausgeführt 1 (Wie man den Menſchen denn ſelbſt nicht ſcharf Und nur en gros betrachten darf?: So hab’ ich als ein armer Knecht

. Vom fündlih menfchlichen Geſchlecht

Von Jugend auf allerley Luſt geſpuͤrt

f

134 Und mich in Allerlen erercirt, Und fo durch Uebung und durch Gluͤck Gelang mir, fagt ihr, manches Stüd. Yun dacht’ ich, nach vielem Nennen und Laufen Dürft’ einer auch einmal verfchnaufen, Ohne daß jeder gleich, der wohl ihm wollt’, Ihn 'nen faulen Bengel heißen ſollt'.

Drum iſt mein Wort zu dieſer Friſt Wie's allezeit geweſen iſt:

Mit keiner Arbeit hab' ich geprahlt

Und was ich gemalt hab’, hab' ich gemalt.

Groß ift die Diana der Ephefer.

Apoſtelgeſchichte 19, 39.

Zu Epheſus ein Goldſchmied faß In feiner Werkflatt, .pochte So gut er konnt’, ohn' Unterlaß, So zierlich er’& vermochte, Als Knab' und Füngling niet” er ſchon . Im Tempel vor der Söttinn Thron, Und hatte den Gürtel unter den Bräften, Worin fo manche Thiere niften, Zu Haufe treulich nachgefeilt, Mies ihm ber Vater zugetheilt; Und leitete fein kunſtreich Streben In frommer Wirkung durch das Leben.

135

Da hört er denn auf einmal laut Eines Gaſſenvolkes Windesbraut, Als gaͤb's einen Gott ſo im Gehirn Da! hinter des Menſchen alberner Stirn, Der ſey viel herrlicher als das Weſen, An dem wir die Breite der Gottheit leſen.

Der alte Kuͤnſtler horcht nur auf, Laͤſſt ſeinen Knaben auf den Markt den Lauf, Feilt immer fort an Hirſchen und Thieren, Die ſeiner Gottheit Kniee zieren; Und hofft, es koͤnnte das Gluͤck ihm walten, Ihr Angeſicht wuͤrdig zu geſtalten.

Will's aber einer anders halten,

So mag er nah Belieben ſchalten;

Kur fol er nicht das Handwerk fchänden; Sonft wird er ſchlecht und fhmählich enden.

-

«

P ara bolitfe.

Bad Im Leben und verdrieß Man im Bilde gern genießt,

Gates Gedichte, H. Ch j 12

X

Erflärung

einer antitfen Gemme.

Es fteht ein junger Feigenftod In einem fchönen Garten; Daneben fist ein Ziegenbod, Als wollt’ er feiner warten. _

Allein, Quiriten, wie man irrt! Der Baum ift ſchlecht gehätet; Und ihm zur andern Seite fchwirrt Ein Käfer ausgebrütet.

Es fliegt der Held mit Panzerbruſt Und nafchet in den Zweigen, Und auch der Bock hat große uf, Gemaͤchlich aufzufteigen.

Drum feht ihr Freunde fchon beynah Das Baͤumchen nackt von Blaͤttern; Es ſtehet ganz erbaͤrmlich da Und flehet zu den Goͤttern.

Drum hoͤrt die guten Lehren an, Ihr Kinder zart von Jahren: Vor Ziegenbock und Kaͤferzahn Soll man ein Baͤumchen wahren!

140

Katzenpaſtete.

Bewaͤhrt den Forſcher der Natur Ein frey und ruhig Schauen; So folge Meßkunſt ſeiner Spur Mit Vorſicht und Vertrauen.

Zwar mag in Einem Menſchenkind Sich Beydes auch vereinen; Doch daß es zwey Gewerbe ſind, Das laͤßt ſich nicht verneinen.

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Es war einmal ein braver Koh, Geſchict im Appretiren ; Dem fiel es ein, er wollte doch Als Jäger ſich geriren. N

Ex zog bewehrt zu grünem Wald, Wo manches Wildpret hauf'te, Und einen Kater ſchoß er bald, Der junge Voͤgel ſchmauſ'te.

Sah ihn fuͤr einen Haſen an Und ließ ſich nicht bedenten, Paſtetete viel Wuͤrze dran Und ſetzt' ihn vor den Leuten.

Doch manche Gaͤſte das verbroß, Gewiſſe feine Naſen: Die Katze, die der Jaͤger ſchoß, Macht mir der Koch zum Hafen, -

U ee

x

Hier iſt's, wo unter eignem Namen Die Buchftaben fonft zufammen kamen. Mit Scharlagplleidern angethan Saßen die Selbftlauter oben an;

A, €, J, O, und U dabey,

Machten gar ein feltfam Geſchrep.

Die Mitlauter kamen mit fteifen Schritten, Mußten erit um Erlaubniß bitten. Präfident A war ihnen geneigt; | Da wurd’ ihnen denn der Plaß gezeigt : - Andre aber die mußten ftehn,

Als Ve Ha und Te Ha und foldes Getön. Dann gab’s ein Gerede, man weiß nicht wie: ‚Das nennt man eine Alademie.

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Legende

In der Müften ein heiliger Mann Zu feinem Erftaunen thät treffen an Einen ziegenfüßigen Zaun, der ſprach: „Herr, betet für mich und meine Gefährt, Daß ich zum Himmel gelaffen werd’, Zur Seeligen Freud’: ung duͤrſtet darnach. u Der heilige Mann dagegen fprach: „Es fteht mit deiner Bitte gar gefährlich Und gewährt wird fie dir fhwerlich. Du kommſt nicht zum englifhen Gruß: Denn du haft einen Ziegenfuß.“ | Da ſprach hierauf der wilde Mann? „Was hat euch mein Ziegenfuß gethan? Sah ich doch Manche ſtrack und ſchoͤn Mit Eſelskoͤpfen gen Himmel gehn,“

142 Autoren.

Ueber die Wieſe, den Bach herab, Durch ſeinen Garten, Bricht er die juͤngſten Blumen ab; Ihm ſchlaͤgt das Herz vor Erwarten. Sein Mädchen kommt O Gewinnſt! o Glick! Juͤngling, tauſcheſt deine Bluͤthen um einen Blick!

Der Nachbar Gaͤrtner ſieht herein Ueber die Hecke: „So ein Wor moͤcht' ich ſeyn! Hab' Freude, meine Blumen zu naͤhren, Die Vogel von meinen Fruͤchten zu wehren; Aber find fie reif: SAD! guter Freund) Sol ich meine Mühe verlieren 7”

Das find Autoren, wie es fcheint. Der eine ftreut feine Freuden herum, Seinen Freunden, dem Publikum; Der andre läßt-fich praͤnumeriren.

Recenſent.

Da hatt' ich einen Kerl zu Gaſt, Er war mir eben nicht zur Laſt; Ich hatt’ juſt mein gewöhnlich Eſſen, Hat ſich der Kerl pumpſatt gefreſſen, Zum Nachtiſch, was ich geſpeichert hatt'. Und kaum iſt mir der Kerl fo fatt, Thut ihn der Teufel zum Nachbar führen Weber mein Effen zu räfonniren ; „Die Supp' hätt? Finnen gewürzter ſeyn, Der Braten brauner, firner der Wein.” - Der Tauſendſakerment! Schlagt ihn todt den Hund! Es iſt ein Dlevenfent,

=. une

9F 1143

Dilettant und Kritiften \ Es hatt’ ein Knab' eine Taube zart, Gar fhön von Farben und bunt, . Gar herrlich lieb, nach Knaben: Art, Geaͤtzet aus ſeinem Mund nl Und hatte fo Freud’ am» ZTäubchen ſein, Daß er nicht konnte ſich freuen allein.

Da lebte nicht weit ein Alt: Fuchs herum, Erfahren und lehrreich und ſchwaͤtzig darum ; Der hatte den Knaben manch Stündlein ergeßt, Mit Wundern und Lügen verprahlt und verſchwaͤtzt.

Muß meinem Suche doch mein Taͤubelein zeigen!”

Er lief und fand ihn ſtrecken in Straͤuchen. „Sieh, Fuchs, mein lieb Taͤublein, mein Taͤubchen fo ſchon! Haft dus dein Tag fo ein Täubchen gefehn 7”

Beig ber! Der Knabe reicht's. Geht wohl an;

Aber es fehlt noch Manches dran, Die Federn zum Erempel, find zu kurz gerathen, Da fing er an, rupft? fich den-Braten. Der Kuabe fhrie. Du mußt ftärfee einfeßen, Sonft ziert’8 nicht, fhwinget nicht. Da war's nadt Mißgeburt! und- in Fetzen.

Dem Knaben das Herze bricht.

Wer ſich erkennt im Knaben gut, Der ſey vor Fuͤchſen auf feiner Hut.

%

144 MNeologen.

Ich begegnet' einem jungen Mann,

Ich fragt' ihn um ſein Gewerbe;

Er ſagt': ich ſorge, wie ich kann,

Daß ich mir, eh' ich ſterbe,

Ein Bauerguͤtchen erwerbe.

Ich ſagte: das iſt ſehr wohl gedacht;

Und wuͤnſchte, er haͤtt' es ſo weit gebracht. Da hoͤrt' ich: er habe vom lieben Papa Und eben fo von der Fran Mama

Die allerfchönften Ritterguͤter.

Das nenn’ ich doch originale Gemuͤther.

Krittler.

Ein unverſchaͤmter Naſeweis, Der, was er durch Stahlarbeitersfleiß

Auf dem Laden kuͤnſtlich liegen ſah,

Dacht', es waͤr' fuͤr ihn alleine da. So tatſcht' er dem geduldigen Mann Die blanken Waaren ſaͤmmtlich an Und ſchaͤtzte fie nach Duͤnkelsrecht, | Das Schlechte hoch, das Gute schlecht, Getroſt, zufriednen Angeſichts;

Dann ging er weg und kaufte nichts.

Den Kramer das zuletzt verdroß, Und macht ein ſtaͤhlern kuͤnſtlich Schloß Zur rechten Stunde gluͤhend heiß.

Da ruft gleich unſer Nafeweis;

s

145 D

„Ber wird fo ſchlechte Ware Teufen! 7 r. v Der Stahl iſt ſchaͤndlich awwelaufen.“ 3.

Und tappt auch gleich recht laͤppiſch Din VE

Und fängt erbaͤrmlich an.zır fehreyn. n3::

Der Kramer fragt: was iſt dann das %,*: -..

Der Quidem m ſchreyt: „ein ſreſtiger Su NH nr .

r .

2..21

rs 1 & f a e r.

—* reiten‘ m bie Krenz unde Que - Nach Freuden und Heſchaͤften; Doc inmer klafft es hinterher Und billt aus allen Kraͤften. or So will der Spitz airs unſerm Stal Mm imerfort begletten, ° nn Und feines Bellens lauter So nt Beweift nur, daß wir reiten. [in

.

Eelebritäk i 3 Az | Auf großen und auf Heinen. Bruden -

Stehn vielgeftaltete Neponiüden Von Erz, von Helz, gemahlt, von Steige: Coloſſiſch hoch,und puppiſch Hein, -. Fe Wo Jeder hat feine Andacht davor, ne Beil Nepamut auf.der Bryden das Beben veriot,

gIſt einer nun mit Kopf und Hhten Einmal zum Heiligen audertohre,.. Dder hat er-unter Kentershänden‘ . Erbärmlich muͤſſen das Leben: enden; en

Goethe Gedichte. II. Th. on 18

in nr:

148

So ift erzur Qualität gelangt, "

Daß er gar weit im Bilde prangf. Kupferſtich/ Holzſchnitt thun fich eilen,

Ihn allen Welten mitzutheilen; Und jede. Geſtalt wird wohl empfangen, " . ; Dhut fit mit feinem Namen grangen: .... Wie es denn auch dem Herren Ehrift

Nicht ein Haar beffer geworden ift. Merkwuͤrdig für die Menfchenfinder;

Halb Heiliger, halb armer Sünder,

Sehn wir Herrn Werther auch alba Prangen in Holzſchnitts⸗gloria.

Das zeugt erſt recht von ſeinem Werthe, Daß mit erbärmlicher Gebaͤrde Er wird auf jedem Jahrmarkt prangen Wird in Wirthsſtuben aufgehangen.

Jeder kann mit dem Stocke zeigen: „Gleich wird die Kugel das Hirn erreichenl⸗⸗ Und Jeder fppicht bey Bier und Brot;

„Bott ſeys gedankt: nicht mir find todt I”

. - FE ars).

Parabel

.l.

Fa

kieiner Sad; wo —8 Noch in der alten Ordnung ſteht, Da, wo ſich naͤmlich Cathollkhen und Proteſtanten in einander ſchicken, Und, wies vyn Vaͤtern war erprabt. Jeder Bolt auf feine Weiſe lobt; 5 . ... Da lebten wir Kinder Lutherauer Von etwas, Bei Gefus,. 1—

er .17 11 or,

1647 | \

Waren aber dem Kling unb Klang Der Catholiken nur zugekhaner; " Denn alles war doch gar zu fchön, Bunter und luſtiger anzuſehn.

Dieweil num Affe, Menſch und Kind

Zur Nachahmung geboren find,

Erfanden wir, die Zeit zu kuͤrzen,

Ein auserlefnes Pfaffenſpiel:

Zum Chorrod, der und wohlgefiel, _ Gaben die Schweltern ihre Schuͤrzen; Handtücher, mit Wirkwerk ſchoͤn verziert, Wurden zur Stola traveftirt; Ba0 Die Muͤtze muſſte den Biſchoff zieren, Pon Goldpapier mit vielen Thieren.

So zogen wir nun im Ornat Durch Haus und Garten, fruͤh und ſpat, Und wiederholten ohne Schonen Die ſaͤmmtlichen heiligen Functionen; Doch fehlte noch das beſte Stüͤck. | Wir mußten wohl ein praͤchtig Läuten Habe hier am meiften zu bedeuten; Und nun begünftigt uns das Gluͤck: Denn auf dem Boden hing ein Strick. Wir find entzuͤckt, und wie wir diefen Zum Blodenftrang fogleich erkieſen nn Ruht er nicht einen Augenblick: | Dem wechfelnd eilten wir Geſchwiſter, Einer ward um ben andern Küfter, Ein Jedes drängte ſich hinzu, N Das ging. num allerliehft von fatten Und weil wir keine Glocken Hatten, ' Sp fangen wir Bum Baum- dazu.

-148

Vergeſſen, wie die ältfte Sage, War der unfchuld’ge Kinder⸗Scherz; Doch g’cabe diefe letzten Tage

Fiel er mit einmal mir aufs Herz: Da find fie ja, nach allen Stüden, Die neupvetifchen Catholiten!

x

7 *

—Gott, Gemuͤth und Welt

Bird nur erſt der Himmel heiter, Kaufenb zaͤhlt ihr, und noch welter. -

.. “.

Sn wenig Stunden Hat Gott das Rechte gefunden,

Mer Bott vertraut, Iſt ſchon auferbaut.

Sogar dies Wort hat nicht gelogen: Wen Gott beträgt, ber iſt wohl hetrogen.

Das Unſer Vater ein ſchoͤn Gebet, Es dient und Hilft in allen Noͤthen. ln Henn einer auch Vater Unfer fleht, Zu

In Gottes Nahmen, laß ihn beten,

gch wandle auf weiter bunter Flur, Urſpruͤnglicher Natur, Ein holder Born in welchem ich bade⸗ art Ueberlieferung, iſt Gnade.

1]

Was wir ei Bolt, der nie von Anſen ſieſe Im Kreis das All am Finger laufen ließe! Ihm ziemts, die Welt im Innern zu bewegen, Natur in Sich, Sich in Natur zu hegen,

So daß was in Ihm lebt und webt und iſt, Nie Seine Kraft, nie Seinen Seift permiflt, Im Innern iſt ein Univerſum audy;

Daher der Voͤlker loͤblicher Sebrauch

Daß jeglicher dad Beſte, was er kennt,

Er Gott, ja feinen-Gott benennt,

Ihm Himmel und. Erden übergicht,

Ihn fürchtet, umd wo möglich) liebt,

x

* ou. gpt- een * ç vr

Wie? Wann? und Wo? Die Götter bleiben ſtumm! Du halte dich an's Weil, und frage nicht Warum?

iuſt du in's Unendliche (hreiten,” ° >; Sch nur im Endlichen nach alten Seiten. xb.

ee TEL Willſt du di am Ganzen erquicen So mußt du das Ganze jm Kleinſten erbliden,

Par‘ POP: x

Aus tiefem —8 aus der Mutter Sr

Will Manches dem Tage entgegen;

Doch foll das Kleine, je werben sro ray" Be: So muß es ji rigen amd nn © 17 A

sul - * 2 Alle To Uns Tn FR

Da, wo das Wafler ſich entzweph, Wird zuerft Lebenbig’s_befrept..

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Und wird das Waffen ſich entfalten, .... . 133: 52”, Sogleich wird ſich's lebendig geflaltaug:ı 3.4.08 17, De wälzen fi Thiere, ſie troknen zum Ei,

Und pauar 0 beentey m gan dr?

* [X &: AA 23%, er

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. —*8* erſcheint bie Luft fo rein Und traͤgt im Buſen Sal! und Stein. Entzündet werden fie fldj begegnen; u sind: 5

Da wirds Retan und Steine Steine rednen. wo 2 \ »

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aa npsanetiie on anne mn Denn was Das Genen sehmubig, erfafftnt 8 mir *. Bleibt nicht mehr Unform und

Verfluͤchtigt wird es und unſichtbarb Eilt hinauf, wo en fein Anfang war.

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" Kein größer —— ed

N | 153

Und fo kommt wieder zur Erde Herab, KL Dem dierrde den Urſprung · gab. EEE Sleicherweife find wir auch gesuchtigt,

Einmal gefeſtet, cmatvaxuuaua.. 75*

Und wer durch alle die elemente

KFeuer, Luft, WBaffer,und. Erde BERNER, ie nen Sud.

Der wird zuletzt fi & ‚Aherzengen, j

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Er ſey Fein Weſen ihres Gleichen. *5

Bad will die Hebli na en KRorden helehrl DR * . Sid felbft zu finden, verwehrt,

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2 Drum danket er —7 in 3 2, J 9— | Daß er die. P

für ewig

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und Haß:

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Wirſt du deine So wirſt du Ik re e —* Lan Tr"

Magnetes Öcheigyiß-

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| Be an ‚Imik Shäbchen ſo u

Ungleich dem Gleichen leibet nicht fern,

Dagegen bie Baier eu, ie a ne Prügeln fic glei er ae Veen be Ba * *

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Der Amtmann ‚seine Ueb er tin, it ht 9

Weil er nicht für ihees —* sit

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Soll dein Compaß Bi richtig Veiten, 7:9 ° Hüte dich vor Magnetſtein⸗ bie dic) begtelten Verdoppelte ſich der Sterne Een, Das All wird ewig finfter ſeyn.

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-„And was fi N zwiſchen bepde Henze Eee BR F Dein Auge, fo wie die Korperwelt. | :

R . 0000. 3592 2. Bee |

Au der Finfterniß zuſammengeſchrunden,

Wird dein Auge vom zicht entbunden,

Schwarz und Weiß, eine Todtenfhay, . R Permiſcht ein wicbertrhöitig Slau.

| win Licht einem „Körper ſich vermäßlen, a nn Es wird den dan; Surhfiätgen ianten. en

Dnu aber halte dich mit che —°— ,. . .., An das Dur ſcheiutude⸗ wid Werte KaRnEE

o.+ Io a’ 5 Bu . ds, N N

Denn ſteht das Truͤhſte vor der Sonne, naar Da ſlehſt die gertuchſte purdur⸗ Wing, DE at

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22722

So wird es gluͤhend Roth enfzünden., 3 Bis

Und wi das Licht ſich dem Trübften entteinden, ae

"Und. wie das Trübe verhunftet u weit,

Das Rotpe.sum 5 henften Sing ALTER,

1a: e J. 31 AH . asp

ft endlich der Aether rein, n, und Mar,. 0. m m Iſt das Kin weiß, wie -anfangg, Di far, ver |

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155

Steht vor dem Kinftern milchig Grau, Die Sonne beſcheints, da wird es Blau.

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Auf Bergen, in der veinften Höhe, Tief Roͤthlichblau Ift Himmelsnähe,

Du ftauneft Über die Koͤnigspracht, Und gleich iſt ſammetſchwarz bie Nacht.

Und fo bleibt auch, in ewigem Frieden, Die Sinfterniß, vom Licht gefchieden.

Daß fie nit einander ftreiten Finnen, Das ift eine baare Thorheit zu nennen.

Sie ſtreiten mit der Koͤrperwelt, Die ſie ewig auseinander haͤlt.

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Sprich wörtliſh.

Lebſt an Wolke; ſey gewohnt, Keiner je des Andern ſchont. , nu | \

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.. 2) ıdy *.

Wenn ich den Shen, will ernſthaft nehmen, So fol mich Niemand drum beſchaͤmen;

Und wenn ich den Ernſi will fcherzhaft treiben, Sp werd’ ich immer derſelbe bleiben.

Die Luft zu reden rommt zur rechten Stunde, 0 Und wahrhaft fließt das Wort aus 0 und Munde, -

Ich ſah mich um, an dfelen Orten, " Nach Inftigen, geſcheidten Worten; Un böfen Tagen mußt ich mich feeuen, Daß dieſe die beſten Worte verleihen.

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Im neuen Jahre Gluͤk und Heil! Auf Web’ und Wunden gute Galbel Auf groben Kloß, ein grober Keil! Auf einen Schelmen, anderthalbe,

Geh mit zwey Säden, Einen zum Geben,

Einen um einzufteden. Da gleichft du Peiyen ° 5. J Pluͤnderſt und van Provinien, an

Was in der Zeiten Bilderſaal Jemals iſt trefflich geweſen, Das wird immer einer einmal Wieder auffriſchen, und leſen.

23 ® Rumpf

—— mu un Veri 260 . .7 - —— *

Nicht Jeder wandelt nur gemeine Stege: Du ſiehſt, die Spinnen bauen luft'ge Wege.

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Ein Kranz iſt gan viel leichter Vinden,.: < + Als ihm ein wirds Haupt. zu finden... a

7 Bere Se

Wie die Pflangen en ai wachfen belieben, © ° Darinn wird jeber Gärtner fih üben;

Wo aber des Mentchen Wachsthum Fuß, Days jeder ſelbſt das Beſte thuy : =.

Wulllſt du dir aber das Beſte thun So bleib nicht auf dig ſelber rum. . Sondern folg’ eines Meiſters Sin; - Mit ihm zu irren if dir Gewinn, en

Benutze redlich deine Zejtt on ea BI was begreifen, ſuchs nicht weit.

—— —“

Zwiſchen heut und morgen

Liegt eine lange Friſt. Lerne ſchnell beſorgen, RE Br Da du noch munter bifl. a

Die Dinte macht und wohl gelehrt, Doch ärgert fie, wo fie nicht hingehoͤrt. Geſchrieben Wort iſt Porlen gleich; Ina U rniines Ein Dintenkleks ein boͤſer Streich.

| FR BE EEE 7, Eu russ

Kenn man fir’s Künftige was erbaut, -- zu, = Schief wird's von vielen angeſchantt. aus.” Thuſt Du was für den Augenblich um Yi6a- Vor' allem opfre du dem Sluͤck.

PU

/ 161

Mit einem Herren ſteht es gut, Der, was er befohlen, ſelber thut.

Thu’ nur das Rechte in deinen Sachen; Das Andre wird ſich von ſelber machen. |

Wenn Jemand fi wohl im Kleinen daͤucht, So benfe, der hat ein Großes erreicht.

Slaube nur ; du haft viel gethan, Wenn’ dir Geduld gewoͤhneſt an.

Wer fi nicht nach der Dede ſtreæat Dem bleiben die Fuͤße unbedekftftt.

Der Vogel ift froh in der Luft gemuͤthet, | Wenn es ba unten im Nefte braithet,.,

Wenn ein fuger Mann der Frau befiehlt, Dann fey ed um ein Großes geſpielt; DIN die Frau dem Mann befeblen,

So muß fie das Große im Kleinen wählen,

Welche Frau hat einen guten Mann, .

Der ſteht man's am Geſicht wohl an.

Eine Fran macht oft ein bos Geſicht Der gute Mann verdient's wohl nicht

ee,

Ein braver Mann } ich Ten’ ihn, aanı genau: . Erſt prügelt er, dann ummt er feine Frau.

. .

Goethe's Gedichte, II. X | 14

je > 2. Bu

162

Ein (hönes Ja, ein (dimed Nein, ° Nur geſchwind! ſol mir willfoggmen ſeyn.

..,

Januar, Febtuͤar, Merz | Du bift mein liebes Se, 00° May, Juni, Juli, Auguft, "5, Mir iſt nichts mehr bewufft.

Neu Mond und gekuͤſſter Mund. . 2. Sind gleich wieder heil, und. frifh, und gefund.

Mir gab’ es Feine groͤßre Pein, ET Br Waͤr jch im Paradies ale... : 2...

Es Tiefe ſich alles trefflich ſchlichten, Be

Könnte man die Sachen zweymal verrichten.

Nur hente, heute nur laß Dich nicht fangen, .

So bift du hundertmal entaangen. De EEE 7 Ge

Gehts in ber Welt dir endlich’ ſchlecht,

Th. was du willſt, nur Habe nicht recht.

22

—— Be oe. ?

Sucht’ge ben, Hund, den HBolfemagft, du /peitichen Graue Haare ſollſt du nicht reizen.

ter nen Am Fluſſe kannſt duffenifdeh unb häfelay = Ueberſchwemmung laͤſſt ſich nicht maͤkeln. er

Taufend Öfiegen FE IH ai Abend erfäldgen; Doc wedfe mich Eine deym Frühften Tagen. + Mn

LA

' 163

Und märft du auch zum fernften Ort,

Zur kleinſten Hätte burchgedrungen, Was hlift es dir, du findeft dort Tabak, und böfe Zungen.

Hüfte nit, was fie Beſſers erfinden koͤnnten, Als wenn die Lichter ohne Putzen brennten. Lief dad Brot, wie die Haaſen laufen, Es koſtete viel Schweiß, es zu kaufen. Re FE > „5 Bil Vogelfang dir nicht-gerathen ; Sp magft du deinen Schuhu braten.

m— ,,

. Das wär Bir ein ſchoͤnes @artengelände, . Wo man den Weinftod mit Würften baͤnde.

Du mußt dich niemals mit Schwur vermeſſen:

Von dieſer Speiſe will ich nicht eſſen.

——

Wer aber recht bequem iſt und faul,

Floͤg dem eine gebratene Taube ins Maul, Er würde hoͤchlich fih8 verbitten, . Wär fie nicht auch geſchict zerfchnitten.

.

. " 4 . Freygebig iftrver mit feinen Schritten, : Der Tommt, von ber Katze Sne zu erbitten.

Haſt deine Caſtanien zu lange gebieten."

Sie find dir alle zu Kohlen gerathen.

I.

. -.. ..

Das find mir allzuböfe Biſlen, —8 F

An denen die Gaͤſte erwuͤrgen muͤſſen.

N

453

164 Das ift eine von ben großen Thaten, - - Sich in feinem eignen Fett zu braten,

[U U)

Geſotten ober gebraten! Er ift ans Feuer gerathen. Gebraten ober gefotten?!

Ihr ſollt nicht meiner fpotten. ' Was ihr euch heute getröftet, Ihr ſeyd doch margen geröftet.

. ——

- B

Ber Ohren bat, foll Hören; mer Geld bat, ſolls verzehren.

Gi

Der Mutter fdenP ich,

Die Tochter dent’ ich.

Kleid’ eine Säule, | -

Sie ſieht wie eine Fraͤule.

Schlaf ich, fo ſchlaf ich mir bequem. Arbeit ih, ja, ich weiß nicht wen,

Ganz und gar

Bin ich ein armer Wicht.

Meine Träume find nicht wahr, Und meine Gehanlen geratgen nicht.

[U UL U) x

it meinem Willen mags geſchehn! c⸗ Die Chräne wird mir in dem Ange ſtehn.

165

Wohl ungluͤckſelig iſt der Mang

Der unterlaͤßt das, was er kann,

Und unterfaͤngt ſich, was er nicht verſteht; Kein Wunder, daß er zu Grunde geht.

Du trägft-fehr leicht, wenn du nichts haſt; Aber Reichthum ift eine leichtere Lafl.-

Alles in der Melt. läßt ſich ertragen, Nur nicht eine Reihe von fehönen Tagen,

Was räucherft du num deinen Todten ? Haͤtt'ſt du's ihm fo im Leben geboten!

Ja! Wer eure Verehrung nicht kennte: Euch, nicht ihm baut ihr Monumente.

x . - Willſt du dich deines Werthes freuen, So mußt der Welt du Werth verleihen. Will Einer in die Wüfte pred’gen, Der mag fich von fich ſelbſt erled'gen; Spricht aber Einer zu feinen Brüdern, ' Dem werden fies oft jchlecht erwiedern,

Zap Neid und Mißgunft fich verzehren, -

Das Gute werden fie nicht wehren. . - Denn, Bott fey Dank! es ift ein alter Brauch: - Sp weit die Sonne f&heint, fo weit erwärmt fie and,

Das Interim”

Hat den Schalf hinter ihm. | Wie viel Schälfe muß es geben, Da wir alle ad Interim leben. d

- - vv.

TEN

166

Was fragft du viel: mp will's hinaus, 280 „. oder wie kann's enden?

Ich dächte, Freund, du bliebft zu Hang, Und fprächft mit deinen Wänden

Viele Köche verfalgen den Brey; Bewahr' und Gott vor vielen Dienern! Wir aber find, gefteht es frey;

Ein Lazareth von Mebizinern.

Ihr meint, ich hätt’ mich gewaltig betrogen ; Hab's aber nicht aus den Fingern gefogen. . , . . z f

Noch ſpuckt der Babplon'ſche Thurm, . Sie find nicht zu vereinen!

Ein jeder Mann bat feinen Wurm, Eopernitus den feinen.

Dann bey den alten lieben Todten

Braucht man Erklärung, will man Noten: Die Neuen glaubt man blanf zu verſtehn; Doch ohne Dolmetſch wird's auch nicht gehn.

Sie fagen: dad muthet mich nicht an! Und meinen, ‚fe hattens abgethan.

In meinem Renier,

Sind Gelehrte gewefen, '

Außer ĩ hrem eignen Brevier,

Konnten ſie keines leſen. -. Viel Rettungsmittel bieteſt du! was —— Die beſte Rettung, Gegenwart. des Geiſt's4

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gab nur die Sorgerfeyn,: id. 3 rn ad Das gibt ſich alles ſchon, EEG no

Und fällt der-Dimmel en,. cv A . Komme doch eine kerqhe davon. .lu..

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Dann ift einer durthaus vcrurmt⸗ J— ae 3 Wenn bir Sqham den Stzaden umarint F

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Du treibſt mire gar zu toll, Ich fuͤrcht', es breche! N Nicht jeden Wochenſchluß Macht Gott die Zeche.

Du biſt ſehr eilig, meiner Treu! Du ſuchſt die Thuͤr und laͤufſt vordey.

4

Sie glanben mit einander zu ſtreiten, Und fühlen das Unrecht yon. beyden Seiten,

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Haben's gekauft, es freut ſie baßdq; CH man's dentt, fo beteitbt fe dae. |

Willſt du nicht unnuhes Kaufen, 2 Mußt du, nicht auf den Sehrageh, laufen.

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Langweile Afri an vfer Irant/ ‚m u ze? ‚Aber auch eine hurze, die vn vẽtcaur. ern

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Wird und eine rechte Qual zu Zeit, | £ Daun wünfchen wirmas.tangeweil,. " i.-." £ rien “u 4 ar sd 5 Pa Pe |

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268

Daß fie bie Kinder erziehen koͤnnten, Müften die Mütter ſeyn wie Enten? Sie ſchwaͤmmen mit ihrer Brut in Ruh, Da gehört aber freplich Waſſer dazn.

Das junge Volt, es bildet fih ein, -

Sein Tauftag.ſollte ber: Schoͤpfungstag fon

Möchten fie doch zugleich bedenken

Was wir ihnen als Eingebinde ſchenleu. „Meint heut’ ift mir das Gluͤck erbost!“

Du, fattle gut und reite getroft!

tleber ein Ding wird viel geplaudert,

Biel berathen und lange gezaudert,

Und endlich gibt ein boͤſes Muß

Der Sache widrig den Beſchluß.

Eine Brefche ift jeder Tag,

Die viele Menſchen erftärmen.

Mer auch in Die Luͤcke fallen mag,

Die Todten fih niemals thürnten..

Wenn einer fchiffet und reifet, Sammelt er nach und nach immer ein, _ Was fih am Leben, mit mancher Pein, Wieder ausfchälet und weiſet.

.

Der Menſch erfährt, ex ſey auch wer er mas⸗ Ein letztes Gluͤck und einen letzten Tag.

Das Gluͤck deiner Tage

Waͤge nicht auf der Goldwage.

Wirſt du die Krämer: Wage nehmen,

So wirft du dich (hämen,- und dich bequemen. *

69

Haſt du einmal das Rechte gethan,

Und ſieht ein Feind nur Scheeles daran; "

So wird er gelegentlich, fpat oder fr, —- " Daſſelbe thun, er weiß nicht wie

Willſt du das Gute thun mein Sohn, \ So lebe nur lange, da gibt fih’s ſchon; . Sollteſt du aber zu früh erfterben,

Wirft du von Künftigen Dank erwerben. - -

Was gibt ungmohl ben. ſchonſten Frieden, Als frey gm eignen Glid zu ſchmieden.

* . used ... sr “o. J * to HE

Laßt mir die jungen Leute nur ' 7 teen Und ergest euch an ihren Gaben!

Es will doch Grosmama Natur. .:- .. °° - ı° Manchmal einen narriſchen Einfall haben

Ungebildet waren wir imangenehm; J Jetzt find ung die Neuen ſehr unbeguem.

Wo Anmaßung mir woehlgefaͤlt? An Kindern: denen gehoͤrt die Welt.

Du wer 77

nn u] . . . .. 0%

Ihr zählt mich immer.unter die Frehen.. Erft lebt ih roh, jetzt unter. ben oben. ' . a 2 Den Fehler, den man ſelbſt geirht, ln Man auch wohlan dem andern liebt,

bin Willſt du mit mir haufen, rn u TE J & laß die Beſtie draußen. re ln 2 = Fu PP u en ;

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Goethe's Gedichte, II. Th. 15

170

Wollen die Menfchen Beltien feyn,

So bringt nur Thiere zur Stube herein, Das Widerwärkige wird fih mindern, Wir find eben alle von. Adams Kindern.

. Mit Narren Ieben iſt Dir gar nicht ſchwer, Erhalte nur ein Tollhaus um dich her.

Sag mir, was ein Hypochondriſt

Kür ein wunderliher Kunftfreund ift.

In Bildergallerien gebt er fpazieren Bor lauter Gemaͤhlden, die ihn verivem, Der Hppochonder ift bald curirt, - Wenn aud das Leben recht cuſonirt.

Du follft mit dem Tode zuftieden feun, _ Warum machſt du dir dad Leben zur Pein. '

Kein tolleres Verſehn kann fen, Gibſt einem ein Feſt, und lädft ihn nicht ein.

Da ſiehſt du nun, wie's einem geht, Weil ſich der Beſte pon ſelbſt verſteht.

Wenn ein Edler gegen dich Fehlt; So thn ale Hätkbft du's nicht gezählt ; Er wird es in. Jen Schuldbuch ſchreiben, Und dir nicht lange im Debet bleiben.

FOR De Fe —— Suche nicht vergebne Heilung! i Unſrer Krankheit ſchwer Geheimniß . Schwankt zwiſchen uebeteilung Und zwiſchen Verſaͤumniß.

c2

171

Ja, fchelte nur und fluche fort,

Es wird ſich Beſſres nie ergeben.

- Denn Troft ift ein abfurdes Wort :

Ber nicht verzweifeln kann, ber muß nicht leben.

Ich fol nicht anf den Meifter fchwören, Und immerfort den Meifter hören! Nein, ich weiß, er kann nicht lügen, WIN mich gern mit ihm betrügen.- .

Mich freuen bie vielen Guten und Tücht’gen, Obgleich fo viele dazwiſchen belfen.

Die Deutſchen wiſſen zu bericht'gen,

Aber ſie verſtehen nicht nachzuhelfen.

„Du kommſt nicht in's Ideen Land!“ So bin ich doch am Ufer bekannt. Wer die Inſeln nicht zu erobern glaubt, Dem iſt Ankerwerfen doch wohl erlaubt.

Meine Dichterglut war ſehr gering,

So lang ich dem Guten entgegen ging; Dagegen brannte ſie lichterloh, Wenn ich vor drohendem Uebel floh.

Zart Gedicht, wie Regenbogen,

Wird nur auf dunklen Grund gezogen; Darum behagt beim Dichtergenie Das Element der Melancolie.

Kaum hatt' ich mich in die Welt gefpielt Und fing an aufzutauchen,

Als man mic fchon fo vornehm hielt, Mich zu mißbrauchen.

172

Wer dem Yublitum dient, ift ein armes Thier;

Er quält ſich ab, niemand bedankt fich dafür,

Gleich su ſeyn unter Gleichen,

Das läßt fih fchwer erreichen:

Du müßteft ohne Verdrießen,

Wie ber Schlechtefte zu ſeyn dich entfchließen.

Man kann nicht immer zuſammen ſtehn, Am wenigften mit großen Haufen. Seine Freunde die laßt man gehn,

Die Menge läßt man laufen.

Du magft an bir das Falſche nähren, Allein wir laflen uns nicht ftören ;

Du fannft ung loben, Fannft uns fchelten, Wir laffen es nicht für das Rechte gelten.

Man fol fih nicht mit Spöttern befaffen; Wer wii ſich für nen Narren halten laffen! Darüber muß man fich aber zerreißen,

Daß man Narren nicht darf Narren heißen.

Kriſtkindlein trägt die Sünden ber Welt, Sankt Chriſtoph das Kind über Waller halt, Sie haben es beyd’ und angetban,

Es geht mit und von vornen an.

Epheu und ein zärtlih Gemuͤth

Heftet fih an und grünt und blüht.

Kann es weder Stamm noch Mauer finden, Es muß verdorren, es muß verſchwinden.

[4

173

Sierlich Denken und füß Erinnern Iſt das Leben im tiefften Innern, (4

Ich träumt’ und liebte fonnenklar; Daß ich lebte, ward ich gewahr.

Wer recht will thun, immer und mit Lufk, ‚Der hege wahre Lieb’ in Sinn und Bruft,

Wann magft du dich am liebſten biiden? Dem Liebchen Srühlingeblume zu pflüden.

Doc das iſt gar Fein groß Verdienft, Denn Liebe-ift der hoͤchſte Gewinnft.

Die Zeit fie mäht fo Rofen ald Dornen, Aber das treibt: immer wieder von voruen, \

\

Genieße, was ber Schmerz bir hinterließ! Iſt Roth vorüber, find die Noͤthe ſuß.

Gluͤckſelig ift, wer lebe rein genießt, - Weil doch zuleßt das Grab fo Lieb' ale Haß verſchließt.

mm

Diele Lieb’ Hab’ ich erlebet,

Wenn ich liebelos geftrebet;

Und verdrießliches erworben,

. Wenn ich faft für Lieb’ geftorben, j - So du es zufammengezogen,

Bleibet Saldo dir gewogen.

PS

174

Chut dir jemand was zu lieb, Nur geſchwinde, gib nur, gieb. Wenige getroft erwarten Dankesblume, aus ftilen Garten.

Doppelt giebt wer gleich gibt, Hundertfach der gleich giebt Was man wünfcht und liebt.

——

„Warum zauderſt du ſo mit deinen Schritten?“ Nur ungern mag ich ruhn, Will ich aber was Gutes thun, Muß ich erſt um Erlaubniß bitten.

Was willft du lange vigiliren, Dich mit der Welt herum veriren, Nur Heiterkeit und gerader Sinn Derichafft die endlichen Gewinn.

Wem wohl dad Otäd bie ſchoͤnſte Palme beut? Wer freudig thut, ſich des Gethanen freut. Gleich iſt alles verföhnt,

Wer redlich ficht, wird gekroͤnt.

Du wirkeſt nicht, alles bleibet ſo ſtumpf. Sey guter Dinge;

Der Stein im Sumpf

Macht Feine Ringe.

In des Weinftods herrliche Gaben Sieht ihr mir fchlechted Gewaͤſſer! Ich fol immer Unrecht haben, Und weiß es befler.

Zuſchlagen muß die Maſſe,

as ih mir gefaͤlen laffe?

Dann iſt fie reſpectabel, Urtheilen gelingt ihr miferabel.

Es iſt ſehr ſchwer oft zu ergruͤnden, Warum wir das augefangen;

Wir muͤſſen oft Belohnung finden,

Daß es ung fchlecht ergangen.

Y

Sch ich an:andern große Eigenfchaften,

Und wollen fie an mir auch haften,

So werd ich fie in Liebe pflegen,

Gehts nicht, fo thu ich mas andred dagegen.

Ich, Egoiſt! Wenn ich's nicht beſſer wuͤßte!

Der Neid, das iſt der Egoiſte; Und was ich auch für Wege geloffen, Yuf m Neidpfad habt ihr mich nie betroffen.

Nicht über Zeit⸗ und eandoenofen Mußt du dich beklagen;

Nachbarn werden ganz andere Poſſen

Und auch Kuͤnftige uͤber dich ſagen.

Im Vaterlande Schreibe was dir gefällt: Da find Liehesbande, Da ift deine Welt.

te

"Draußen zu wenig ober zu viel, '

Zu Haufe nur iſt Mans und Ziel, |

1

176

Barum werden die Dichter baneidet ? Weil Unart fie zuweilen Eleidet, _ . Und in der Welt iſt's große Pein, Daß wir nicht dürfen unartig fepu.

So kommt denn auch dad Dichtergenie' Durch die Welt, und weiß nicht wie, Suten Vortheil bringt ein heitrer Sinn; Andern zerftört Veriuft ben Gewinn.

[U U)

„Immer dent ich: mein Wunſch ift erreicht Und gleich gehts wieber anders ber I“ Zerftüdle das Leben, du machſt dire leicht; Bereinige es und du machſt dir's ſchwer.

„Biſt du denn nicht ach zu Grunde gerichtet? Don deinen Hoffnungen trifft nichts ein!“ Die Hoffnung iſt's, die finnet uud dichte, Und da kann ich noch immer luſtig fepn.

| Nicht alles iſt an eins gebunden, _

| Seyd nur nicht mit euch ſelbſt im Streit ! | Mit Liebe endigt man, was man erfunden; Was man gelernt, mit Sicherheit.

Mer uns am firengften kritifirt ? _

Ein Dilettant, der fich refignirt.

Durch Vernuͤnfteln wird Poeſie vertrichen, Aber ſie mag das Vernuͤnftige lieben

„Wo iſt der Lehrer, dem man glaubt?“ Ch, mas bir dein Feines Gemuͤth erlaubt.

N

\ 177

Glaubſt dich zu kennen, wirft &ott nicht erfennen. Auch wohl das Schlochte göttlich. nennen, -

Mer Gott ahnet iſt Hoch -zu halten,

Denn er wird nie im Schlechten walten, Machts einander nur nicht fauer,

Hier find wir. ꝓleich Baron und Daun, -

e ß . 2 .

Barum und Bott fo wohlgefänt? Weil er fi und nie in den Weg ftellt.

Wie wollten die Fiſcher ſich naͤhren und retten, | Wenn Die Froͤſche ſaͤmmtlich Zähne hätten?

Wie Kirſchen und Beere behagen,

Must du Kinder und Sperlinge fragen. : „Warum hat dich das fhöne Kind verlaffen?,, Ih kann fie darum doch nicht haffen; Sie ſchien zu fürdten und zu fühlen, Ich werde das Prevenive. ſpielen.

Glaube mir gar und gang,. _ Mädchen, laß deine Bein’ in Ruh, Es gehört mehr zum Tanz, Als rothe Schuh.

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Mag ich nicht weiß Macht mich nicht heiß, Und was ich weiß Machte mich heiß, Wenn ich nicht wuͤßte, Wie's werden muͤſſte.

178

Oft, wenn dir jeder Troſt entflieht, Mußt du im Stillen dich bequemen. Nur dann, wenn dir Gewalt geſchieht, Wird die Menge an dir Antheil nehmen; Ums Unrecht, bad bir widerfährt,

Kein Menſch den Bli zur Seite kehrt,

Mas Ärgerft du dich über fälfchlich Erhöbiet - Wo gäb’ es denn nicht Eingefchobme?

Worauf alled antommt? bag ift fehr fimpel! Vater verfiige eh's dein Gefinde fpürt!

Dahin oder dorthin flattert ein Wimpel, Steuermann weiß, wohin euch der Wind führt,

Eigenheiten, ‚bie werben fchon haften; Eultivire deine Eigenfchaften.

Biel Gewohnheiten darfft du haben,

Aber keine Sewohnheit! -

Dies Wort unter des Dichters Saben, Halte nicht für Thorheit.

Das Rechte, das ich viel gethan,

Das fiht mich nun nicht weiter an,

Aber das Talfche, das mir entfchläpft,

Wie ein Gefpenft mir vor Augen häpft,

Gebt mir zu thun,

Das find reihe Gaben! Das Herz kann nicht ruhn, Will zu Ichaffen Haben.

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7

179

Ihrer viele wiffen viel,

Don der Weisheit find fie weit entfernt, Andre Leute find euch ein Spiel;

Sich ſelbſt Hat Niemand ausgelerut.

Man hat ein Schimpf: Lied auf dich gemacht; Es hat's ein boͤſer Feind erdacht.

Laß ſie's nur immer ſingen, Denn es wird bald verllingen.

Dauert nicht ſo lang in den Landen Als das: Chriſt iſt erſtanden.

Das dauert ſchon 1890 Jahr, Und ein Paar druͤber, das iſt wohl wahr!

Wer iſt denn der ſouveraine Mann?

Das iſt bald geſagt: Der, den man nicht hindern kann,

Odb er nach Gutem oder Boͤſem jagt.

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Entzwey und gebiete! Tuͤchtig Wort: Verein und leitel Beſſrer Hort.

Magft dur einmal mich bintergehen,

Mer ich's, fo la ich’E wohl gefchehen;

Seftehft du mir's aber in's Geficht, In meinem Leben verzeih’ ich's nicht.

Nicht größern Vortheil wuͤßt' ich zu nennen, Als des Feindes Verdienſt erkennen.

L 180

„Hat man das Bute dir erwiedert 7” Mein Pfeil flog ab, fehr fchön befiedert, Der ganze Himmel ftand ihm offen,

Er hat wohl irgendiwo getroffen.

„Was ſchnitt dein Freund für ein Geſicht?“ Guter Sefelle, das veriteh’ ich nicht. Ihm ift wohl fein füß Geſicht entleidet, Daß er heut faure Sefichter ſchneidet.

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Ihr fucht die Menfchen zu benennen, Und glaubt am Namen fie zu kennen. Mer tiefer fieht geſteht fich frep,

Es iſt was Anonymes dabep.

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Mancherlep haft du verſaͤupiet:

Statt zu handeln, haft getränmet, Statt zu denken, haft gefchwiegen, Sollteſt wandern, bliebeft liegen.

Nein, ich habe nichts verſaͤumet! Wißt ihr denn, was ich geträumet d Yun will ich zum Danke fliegen, Nur mein Bündel bleibe liegen.

Heute geb’ ih. Komm ich wieder, Singen wir ganz andre Lieder,

Bo fo viel fich hoffen läßt

Iſt der Abſchied in ein Feſt.

Was ſoll ich viel lieben, was ſoll ich viel haffen! Man lebt nur vom leben laffen. .

Nichts leichter als dem Dürftigen ſchmeicheln; Wer mag aber ohne Vortheil heucheln,

181

„Wie konnte der denn du s erlangen ?“ Er iſt auf Fingerchen gegangen.

Sprichwort bezeichnet Nationen;

Mußt aber erſt unter ihnen wohnen. Erkenne dich! Was ſoll das heißen? Es heißt: ſey nur! und fey auch nicht! Es ift eben ein Spruch der lieben Weifen, Der fih in der Kürze wideripricht.

Erkenne dich! Was hab’ ich da für Lohn? Erkenn' ih mich, fo muß ich gleich davon,

Als wenn ich auf den Maskenball Fame Und gleich die Larve vom Geficht nahme,

Andre zu kennen, da mußt du probiren, Ihnen zu ſchmeicheln oder fie zu veriren.

„Barum magft du gewiffe Schriften nicht lefen?“ Das ift auf fonft meine Speife geweſen; Eilt aber die Raupe fih einzufpinnen, Nicht kann fie mehr Blättern Gefchmad abgewinnen, ?

Was dem Enkel fo wie dem Ahn frommt, Darüber hat man viel geträumet; . Aber worauf eben alles ankommt,

Das wird vom Lehrer gewöhnlich verſaͤumet.

Verweile nicht und fey dir felbft ein Traum, Und wie dur Teifeft, danfe jedem Raum, Bequeme dich dem Heißen wie dem Kalten; Dir wird die Welt, du wirft ihr nie veralten,

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182

Ohne Umfchweife . Begrite, > _ Ras dich mit der Welt entzwept; Nicht will fie Gemüth, will Höflichkeit.

Gemuͤth muß verfchleifen, Höflichkeit laͤſt fih mit Händen greifen.

Was eben wahr ift aller Orten, Das fag’ ich mit ungeſcheuten Worten.

Nichts taugt Ungedult, Noch weniger Neue; Sene vermehrt die Schuld, Diefe fchafft neue.

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Daß an diefem wilden Sehnen, Diefer reichen Saat von Thraͤnen Sötterluft zu hoffen fep,

Mache deine Seele frep!

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Der entfchließt fih doch gleich, Den heiß’ ich brav und kuͤhn! Er fpringt in den Teich,

Dem Regen zu entfliehn.

Daß Gluͤck ihm günftig fey, Was hilfts dem Stöffel 3 Denn regnets Brey Fehlt ihm der Loͤffel.

/

183 .

Diäter gleichen Bären,

Die immer an ihren eignen Pfoten zehren. Die Welt iſt nicht aus Brey und Mus geſchaffen, Deswegen haltet euch nicht wie Schlaraffen; Harte Biſſen gibt es zu kauen:

Wir muͤſſen erwuͤrgen oder ſie verdauen.

Ein kluges Volk wohnt nah dabey, Das immerfort ſein Beſtes wollte;

Es gab dem niedrigen Kirchthurm Brep,

Damit er groͤßer werden ſollte.

Sechs und zwanzig Groſchen gilt mein Thaler! Was heißt ihr mich denn einen Prahler ? Habt ihr doch andre nicht gefcholten,

Deren Groſchen einen Thaler gegolten.

Niederträchtigerd wird nichts erreicht,

Als wenn der Tag den Tag erzeugt,

Was hat dir dad arme Glas gethan? Sieh deinen Spiegel nicht fo haͤßlich am.

Liebesbuͤcher und Fahrgedichte Machen bleih und hager;

Fröfche plagten, fagt die Gefchichte, Pharaonem auf feinem Lager.

So fließen wir, daß in die Läng’ Euch nicht die Ohren gellen,

Vernunft ift Hoch, Verftand ift fireng, Wir raſſeln drein mit Schellen.

-

284

Diefe Worte find nicht alle in Sachſen,

Noch auf meinem eignen Mift gemachten. Doc was für Saamen die Fremde bringt, Erzog ich im Lande gut gebüngt.

Und ſelbſt den Leuten du bon ton

Iſt diefes Büchlein luſtig erfhienen : Es ift fein Globe de Compression, Sind lauter Zlatterminen.

Epigrammatiſſch.

Sey das Werthe ſolcher Sendung Tiefen Sinnes heitre Wendung.

GSoethe's Gedichte. II. Th 16

Das Sonetkt

x

Sich in erneutem Kunftgebrauch zu üben, Iſſt heil'ge Pflicht, die wir dir auferlegen: Du Eannft dich auch, wie wir, beftimmt bewegen Nah Tritt und Schritt, wie es dir vorgefchrieben.

Denn eben die Beſchraͤnkung läßt fich Heben, Wenn fich die Geifter gar gewaltig regen; Und wie fie fih denn auch gebärden mögen, Das Werk zulegt ift doch vollendet blieben,

So moͤcht ich ſelbſt in kuͤnſtlichen Sonetten, In ſprachgewandter Maßen kuͤhnem Stolze, Das Beſte, was Gefuͤhl mir gaͤbe, reimen;

Nur weiß ich hier mich nicht bequem zu betten, Ich ſchneide ſonſt fo gern aus ganzem Holze, Und muͤßte nun doch auch mitunter leimen.

Spranq ee.

Was rei und arm! Was ftark und ſchwacht ft reich vergrabner Urne Bauch? Iſt ſtark das Schwert im Arfenal? Greif milde drein, und freundlih Gluͤck Fließt, Gottheit, von dir aus! Faſſ' an zum Siege, Macht, das Shut, Und über Nachbarn Ruhm!

188° Borfhlag zur Güte

Er. Du gefälift mir fo wohl, mein liebed Kind, Und wie wir hier bey einander find, So möcht’ ich nimmer ſcheiden; Da wär’ es wohl ung beyden.

Sie. Befall ich dir, fo gefälift du mir; Du fagft es frey, ich fag’ es Dir. Ey nun! heirathen wir eben! Das übrige wird fich geben. |

Er. Heirathen, Engel, ift wunderlich Wort; Ich meint’, da müßt’ ich gleich wieder fort. Siie. | Was iſt's denn fo großes Leiden?. Geht's nicht, fo laffen wir und ſcheiden.

sten Vertrauen -

A. Was kraͤhſt du mir und thuft fo groß: ah ich doch ein koͤſtlich Liebchen!“ So weif mir fie doch! Wer ift fie denn?

Die kennt wohl manches Buͤbchen!

B. „Kennft du fie denn, du Lumpenhund?” A. Das will ich g’rad’ nicht fagen; Doc hat fie wohl auch zu guter Stund Dem und Jenem nichts abgefchlagen.

189

B. „Wer ift denn der Der und der Jener denn? Das follft du mir befennen ! Ich fchlage dir gleich den Schädel ein,

- Wenn du fie mir nicht Fannft nennen !“

A. Und fhlägft du mir auch den Schäbel ein, Da Eönnt’ ich ja nimmer reden; Und wenn du dentft: „mein Schäßel ift gut Iſt weiter ja nichts vonnöthen,

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Stoßfeufzer

Ah, man fparte viel! Seltner wäre verrudt das Spiel, Wär’ weniger Dumpfheit, vergebened Schnen, Sch könnte. viel glücklicher ſeyn Gaͤb's nur keinen Wein Und keine Weiberthraͤnen!

Perfectibilitat.

Moͤcht' ich doch wohl beſſer ſeyn, Als ich bin! Was waͤr' es. Soll ich aber beſſer ſeyn, Als du biſt; fo lehr' es!

Moͤcht' ich auch wohl: beſſer ſeyn, Als ſo mancher Andre!

Willſt du beſſer ſeyn, als wir, Lieber Freund, ſo wandre.

2*

190 Schneider⸗Courage.

„Es iſt ein Schuß gefallen! Mein! fagt, wer ſchoß dadrauß'?“ Es iſt der junge Jäger, Der ſchießt im Hinterhang. Die Spasen in dem Garten, Die machen viel Berdruß. Zwey Spaben und ein Schneider Die fielen von bem Schuß; Die Spagen von den Schroten, Der Schneider von dem Schrei; Die Spaken in die Schoten, Der Schneider in den —.

Catechiſation.

Lehrer Bedenk', o Kind! woher find diefe Gaben? Du kannt nichts von dir felber haben.

Kin

Ey! Alles hab’ ich vom Pape. ehren

Wand der, woher hat's der?

Kund.

om Großyapa.

Lehrer.

Nicht doch! Woher hat's denn der Sroßpaa befonsmen?

K ind Der hat’d genommen. -

iii

m —T en Ten \

191 Totalitaͤt.

Ein Cavalier von Kopf und Herz Iſt uͤberall willkommen;

Er hat mit feinem Witz und Shen

Manch Weibchen eingenommen:

Doch wenn’s ihm fehlt an Fauft und Kraft, er mag ihn dann befchüßen ?

Und wenn er keinen Hintern bat,

Wie mag der Edle figen?

Phyſiognomiſche Reiſen.

Die Phypfiognomiſten.

Sollt' es wahr ſeyn, was uns der rohe Wandrer verkuͤndet, Daß die Menſchengeſtalt von allen ſichtlichen Dingen

Ganz allein uns luͤge, daß wir, was edel und albern, Was beſchraͤnkt und groß, im Angeſichte zu ſuchen,

Eitele Thoren ſind, betrogne, betruͤgende Thoren?

Ach! wir ſind auf den dunkelen Pfad des verworrenen Lebens Wieder zuruͤckgeſcheucht, der Schimmer zu Naͤchten verfinſtert.

Der Dichter.

Hebet eure zweifelnden Stirnen empor, ihr Geliebten! Und verdient nicht den Irrthum, hoͤrt nicht bald dieſen, bald jenen. Habet ihr eurer Meiſter vergeſſen? Auf! kehret zum Pindus, Fraget dorten die Neune, der Grazien naͤchſte Verwandte! Ihnen allein iſt gegeben, der edlen ſtillen Betrachtung Vorzuſtehn. Ergebet euch gern der heiligen Lehre, Merket befcheiden leife Worte. Ich darf eich verfprechen: Anders fagen bie Muſen und anders fagt ed Muſaͤus.

192

Das garffige Geſicht.

Wenn einen wuͤrdigen Biedermann,

Paſtorn oder Rathsherrn lobeſan, N

Die Wittib läßt in Kupfer ftechen

Und drunter ein Verslein rabebrecheu $

Da heißt's: Seht hier wit Kopf und Ohren Den Heren, Ehrwärdig, Wohlgeboren! Seht feine Augen und feine Stirn;

Aber fein verftändig irn,

So mand Verdienſt ums gemeine Weſen, Könnt ihr ihm nicht an der Nafe lefen.

So, liebe Lotte! heißt's auch hier; Sch ſchicke da mein Bildniß dir. Magft wohl die ernfte Stirne fehen, Der Augen Glut, ber Loden Wehen; ’8 ift ungefähr das garft’ge Geſicht: Aber meine Liebe ſiehſt du nicht,

Dine zu Coblenz im Sommer 1774

Zwiſchen Lavater und Bafedom ... Saß ich bey Tifch des Lebens froh. Herr Helfer, der war gar nicht faul, Setzt ſich auf einen ſchwarzen Gaul, Nahm einen Pfarrer hinter ſich Und auf die Offenbarung ſtrich, Die uns Johannes der Prophet

it Raͤthſeln wohl verfiegeln thät; Eröffnet die Siegel kurz und gut. Wie man Therialsbuͤchſen öffnen thut,

193 . Und maß mit einem heiligen Rohr Die Eubugftadt. und dag Perlenthor Dem hocherſtaunten Juͤnger vor. Ich war indeß nicht weit gereift, Hatte ein Stuͤck Salmen aufgeſpeiſſt.

Vater Baſedon. unter dieſer Zeit, Padt einen Tanzmeiſter an feiner Seit, Und zeigt ihm, was die Taufe Har Bey Chriſt und feinen FJüngern war; -Und daß fi ich's gar nicht ziemet jetzt, Daß man den Kindern die Koͤpfe netzt. Drob aͤrgert ſich der andre ſehr,

Und wollte gar nichts hören mehr Und fagt: es wüßte ein jedes Kind, Daß es in der Bibel anders ftünd”, Und ich behaglich unterdeffen

Haͤtt' einen. Hahnen aufgefreſſen.

Und, wie nach Emaus, weiter ging’s . - - Mit Seift: und Keuerfchritten,

Prophete rechts, Prophete links,

Das Weltkind in der Mitten.

Jahrmarkt zu Hünfeld, ben 26: Juli 1814

9 ging, mit ſtolzem Geiſts⸗ Vertrauen, Auf dem Jahrmarkt mich umzuſchauen, Die Käufer zu ſehn an der Händler: Geruͤſte, Zu pruͤfen ob ich noch etwas wuͤßte, Wie mirs Lavater, vor alter Zeit, Soethe's Gedichte. II. The 17

194

Kraulich überliefert, das ging Tehr weit! Da ſah ic denn zuerft Soldaten, Denen wär's eben zum Beſten gerathen: Die That und Dual ße war geihehn, Wollten ſich nicht gleich: einer neuen xerſehn; Der Rod war fchon der Dirne genug,

- Daß fle ihm derb in die Bände fehlug. Bauer und Bürger bie fchienen ftumm, Die guten Knaben beynahe dumm. Beutel und Scheune war gefegt, Und hatten feine Ehre eingelegt. Erwarten alle, was betäme, Wahrſcheinlich auch nicht ſehr bequeme, ‚Grauen und Mägdlein, in guter Ruh, Probirten an die hoͤtzernen Schub; i Man ſah an Mienen und Gebaͤrden: Sie iſt guter Hoffnung, oder will es werden.

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Versus memoriales.

Invocavit wir rufen laut,

Keminiscere o wär’ ich Braut!

Die Oculi gehn hin und her;_.

Lestare drüber nicht fo fehr.

D Judica und nit fo jtreng!

Pälmarpıi ftrhhen wir die Meitg’,

Auf Oſter⸗ Eper frepn,, fich hie. V

Viel Quasi modo geniti.

Miserieordias brauthen wir all’,

Jubilate ift gin.feltner Fall. Contate freut.ber. Menihen. Sul, Rogate; hringt nigt viel Gewinn, ,. ——— Exaudi ung zu diefer Friſt, pe pin, der. du ber, legte ee

r

195 Neue Heilige

Ale ſchoͤne Sänderinnen,

Die zu Heiligen fich geweint, Sind, um Herzen zu gewinnen, + :.

AT in Eine nun vereint.

Seht die Mutterlieb’, die Thränen, _

Ihre Neu und ihre Pein! Statt Marieen Magdalenen Sol nun Sanct Dliva ſen.—

Bo rnung -

x

So wie Titania im Feen» und Zauberland -

Klaus Zetteln in dem Arme fand, So wirft du bald zur Strafe deiner Sünden

Titanien in deinen Armen finden,

Brei und froh

Liebesqual —— mein Herz, Sanften Jammer, ſuͤßen Schmerz; Nur vom Tuͤcht'gen will ich wiſſen, Heißem Aeuglen, derben Kuͤſſen. Sey ein armer Hund erfriſcht Von der Luſt, mit Pein gemiſcht! Mädchen gieb der friſchen Bruſt Nichts von Pein, und alle Luſt.

.

196 Soldbatentrol

Nein! hier hat ed Teine Roth Schwarze Mädchen, weißes Brot! Morgen in ein ander Staͤdtchen!

_ Schwarzes Brot und weiße Mädchen.

P v b 1 e mu

Warum ift alles fo rärhfelhaft?

Hier iſt das Wollen, hier ift die Kraft; Das Wollen will, die Kraft ift bereit ‚Und daneben die fchöne lange Zeit.

So feht doch Hin, wo Die gute Weit Zufammenhält?

Seht hin, wo fie aneinander

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Genislifh Treiben

So waͤlz' ich ohne Unterlaß, Wie Sauft Diogenes, mein Faß. Bald ift es Ernft, bald iſt ed Spaß; Bald ift ed Lieb’, bald iſt ed Haß; Bald ift ed Dieß, bald ift e8 Das; - Es ift ein Nichts, und iſt ein Was. So waͤlz' ich ohne Unterlaß, Wie Sankt Diogenes, mein Faß.

197 Hypoſchon'd err.

Der Teufel hohl das Menfgengefgleät! Man möchte rafend werden! - -

Da nehm’ ich mir fo eifrig vor;

Will niemand weiter ſehen,

Will all' das Volk Gott und fich felbft Und dem Teufel überlaffen!

Und kaum ſeh' ich ein Menfchengeftcht, So Hab’ ich's wieder lieb,

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Sefetttgaft

Aus einer großen Sefellichaft heraus

Ging einſt ein ſtiller Gelehrter zu Haus. Man fragte: Wie ſepd ihr zufrieden geweſen? „Waͤrens Buͤcher, ſagt er, ich wuͤrd fie nicht leſen.“

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Probatum est.

" Ba 9

Man fagt; Sie find ein Miſenthropt B.

Die Menſchen haſſ id nicht, Gott gobl - -

Doch Menfchenhaß er blies mid an,

Da hab’ ich gleich dazu gethau.

| A.

Wie Hat ſich's denn fo bald gegeben?,

B. Als Einſiedler beſchloß ich zu leben.

198 Usfprünglide®,

A.

Was widert dir der Trank ſo ſchal? B.

Ich trinke gern aus dem friſchen Quall.

A. Daraus kam aber das Baͤchlein her!

B. Der Unterſchied iſt bedeutend ſehr: »s wird immer mehr fremden Schmack gewinnen; Es mag nur immer weiter rinnen,

Den Driginalem

Ein Quidam fagt:‘,,Zch bin von Feiner Schule; Kein Meifter lebt, mit dem ich buhle; Auch bin ich weit Davon entfernt, Daß ich vom Todten was gelernt.” Das heißt, wenn ich Ihn recht-verftand: „Ich bin ein Narr auf eigne Hand.“

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Den Zudringlichen.

Was nicht zuſammen geht, dad foll fich meiden: Ich bindr’ euch nicht, o’6 euch beliebt, zu weiden: Denn ihr ſeyd nen und ich bin alt geboren. .

Macht was ihr wollt; nur laßt mich ungeſchoren!

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99 2.1 Dem Ointem:i.

Laßt euch einen Gott begeiften, Euch befchränfet nur mein Sageit. ... Was ihr Eönnt, ihr werdets leiſten; | Aber müßt mich nur nicht fragen. - —— Den 3 Rem | "Die Abgefchiednen. betracht ich gern, | Stuͤnd' ihr Verdienſt auch noch ſo fern; Doch mit den Edlen lebendigen Neuen Mag ih, wetteifernd mich lieber freuen,

Fe EB a —. an Was Gutes zu denfen wäre aufs... :: Fand’ ſich nur immer das gleiche Blutz Dein Gutgedachtes, im framden —— av Wird ſogleich mis Din ſelper haderne.. cs cc“;

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96 wär’ noch gern ein thati Mann, WIN aber uhn: ; .; 2 Denn ich fol ja woch immer thun Was immer ungern Th gethan.

u N) ur | . Trige gern noch Länger des Lebrers Buͤrden, Wenn Squler nur nicht gteid Lehrer. warden.

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ehe mean ann. + 17 nt oo

200

Spyruh, Widerffrud,

Ihr müßt mich nicht durch Wiberfpruch verwirren! Sobald man ſpricht, beginnt man fchon zu irren,

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Doeemu ch

Geh? ih die Werke der Meiſter an an,

So ſeh ich das, was fie gethan;

Betracht’ ich meine Siebenſachen, ne .

Seh’ ih, was ich hätt! ſollen machen, . " Don ee... N, 3. BE SE:

Kein 8-von-A IIen, Menn du dich felter machſt zum nit,

Bedauert dich Niemand, geht's dir ſchiecht; Machſt du Dich aber felbſt zum Seren,

Die Lente ſehn es auch nicht gern; on 6 u ind bleibſt du redlich wie du biſt, J on So fagen fie, daßnichts am’ Die iſt. ni

Lebendart Weber Wetter: und Hessen «Launen Runzle niemals die Augenbraunen; -, Und bey den Grillen ber huͤbſchen Frauen Mußt du immer vergnuͤglich ſchauen.

208 | Bengeblide Müp.

Willſt du der getreue Eckart ſeyn Und Jedermann vor Schaden warnen, s iſt auch eine Rolle, fie trägt nichts ein: Sie laufen dennoch nach den Garnen.

Sedbin g u u 8. | \ w

Ihr laßt nicht nach, ihr bleibt dabey, Begehret Rath, ich kann ihn zeben; Allein, damit ih ruhig ſey, _ Verſprecht mir, ihm wicht naczuleben,

RT ag ‘.. S I.

Das Bene

. Wenn dirs Bin Kopf und Seren —* J Was willſt du Beſſtes haben! 6

Wer nicht mehr liebt und nicht ehr ie, Der laſſe fih begraben, I 52

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Mei ne-® a hal.

Ich liebe mir den heitern Maun _ Am meiſten unter meinen Gaͤſten. Wer ſich nicht ſelbſt zum Beſten haben kann, Der iſt gewiß nicht von den Beſten.

202 M-e. m e wi:

Kannſt du dem Schidfal widerſtehen, Aber manchmal gibt es Schlaͤge; Wills nicht aus dem Wege gehen, Ei! fo geh’ du qus dem Wegel

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Ein andere,

Mußt nicht uiberkein dem Salat, Aber mußt es auch nicht fliehen! - Mirft du ihm entgegen gehen,.

Wirds Di kreundlich nach ſich sehen,

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‚Breit wie lang

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er beſcheĩden iſt, muß dulden, Und wer frech iſt, der muß leiden; . Alſo wirt du gleich verſchulbhen, 57 ;. Ob du frech ff bbeſcheiden.

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Rebensregel

Wihbſt du dir ein huͤbſch Leben zimmern, - Mupt dich ums Vergangne nicht befümmern;

Das Wenigfte muß dich verdrießen; Must ftets die Gegenwark genießen, Beſonders keinen Menſchen haſfen Und die Zukunft‘ Sott uͤberlaſſen.

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288

Friſches Ey, gates ec.

Enthuſiasmus vergleich’ ich gern Der Auſter, meine lieben. Heren, Die, wenn ihr fie nicht friſch gemoßt, Wahrhaftig ift eine ſchlechte Koaſt. Begeiſtrung iſt keine Heringswaare,

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Die man einpäfelt auf einige Jahre... : -. +".

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Jeder m doch auch ein Dengiı _ Wenn er ſich gewahret;

Sieht er, daß Natur an ihm - Wahrlich nicht Jeſparet. J Daß er manche Luſt und Pein Traͤgt als Cr und eigen.

Sollt er nicht auch hinterdrein

Wohlgemuth ſich zeißen.

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Ein Bruder iſt's von vielen Brüdern An allem ihnen völlig gleich, . Ein nöthig. Glied von vielen Gliedern In eines großen: Vaters Reich;

Jedoch erblidt man ihn nur felten, Saft wie ein eingeſchvbnes Kind: Die andern laffen ihn nur gelten „Da, wo fie unvermögend find.

204 Die Jahre.

Die Jahre find allerliebſte Leut: Sie brachten geſtern, ſie bringen heut. Und ſo verbringen wir Juͤngern eben Das allerliebſte Schlaraffen⸗Leben. Und dann faͤllt's den Jahren auf einmal ein, Nicht mehr wie ſonſt bequem zu ſeyn; Wollen nicht mehr ſchenken, wollen nicht mehr borgen, Sie nehmen heute, fie nehmen morgen.

Das Altern

Das Alter iſt ein hoͤflich Mann: Einmal uͤber's andere Mopft er an, _ Aber nun fagt Niemand: Herein! Und vor der Thüre, will ex nicht ſeyn. Da klinkt er auf, tritt ein fo fchnell, " Und nun heißt’d, er ſey ein grober Geſell.

Grabſhrift.

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Als Knabe verſchloſſen und trutzig,

Als Juͤngling anmaßlich und finbig,

Als Mann zu Thaten willig,

Als Greis leichtſinnig und grilligl Auf deinem Grabſtein wird man leſen:

Das iſt fuͤrwahr ein Menſch geweſen!

208

Bey f „ii e I,

Wenn- ich 'mal ungedultig werde, Den? ich an die Gedult der Exde, Die, wie man fagt, fich täglich dreht Und jährlich fo wie jährlich gebt.

Bin ich denn für was andres Da? Ich folge der lieben Frau Mama.

Un-sgetchbr rk

. Sind die im Unglüd die wir lieben, Das wird ung wahrlich baß betrüben; Sind aber gluͤcklich, die wir_haffen, Das ivill fich garnicht begreifen laſſen; Umgekehrt iſt's ein Jubilo, J

Da find wir Lieb: und Schadenfroh.

Fuͤrſtenregel.

Sollen die Menſchen nicht denken und dichten, Muͤßt ihr ihnen ein luſtig Leben errichten; Wollt ihr ihnen aber wahrhaft nuͤtzen; So muͤßt ihr ſie ſcheeren und ſie beſchuͤtzen.

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206 Lug oder Trug? Darf man das Voll betägen z Ich fage nein! Doch wilft du fie beifügen, So mach' es nur wicht fein.

[22

Egalıitoe

Das Größte will man nicht erreichen,

Man beneidet nur Seines: Gleichen, , ' Dei fhlimmfte Neidhart ift in der Welt, Der Jeden für Seines⸗Gleichen hält.

. Wie du mir, fo id bir.

Mann mit sugelnöpften Taſchen, , Dir thut Niemand was zu lieb’; Hand wird nur von Hand gewaſchen; Wenn du nehmen willſt, fo gieb!

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Beit und Zeitung

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A.

Sag mir, warum bich feine Zeitung freut? | 9—

Ich liebe ſie nicht, ſie dienen der Zeit.

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207

Zeiden ber Bett

Hör’ auf die Worte harum horum : Ex tenui Spes Seculorum.

Willſt du die harum horum kennen, Sept werden fie dir dich felber nennen.

Kommt Bet, kommt Rath.

Per will denn alles gleich ergründen! Sobald der r Same ſchmilzt, wird ſich's finden.

Hier Hilft nun weiter Fein Bemuͤhn! Sind Roſen, und fie werden bluͤhn.

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