<^ioou^^. %kA^Uyu> ^-^ ^^^-^^^c^^ e^eP^-<^ Cut/iY. 0lfli^ H GRUNDZÜGE DEE ZOOLOGIE. ZUM WISSENSCHAFTLICHEN GEBRAUCHE VON DR CARL CLAUS, O. Ö. PROFESSOR DER ZOOLOGIE UND VERGL. ANATOMIE ; VORSTAND DES ZOOLOGISCHEN VERGL. ANATOMISCHEN INSTITUTS AN DER UNIVERSITÄT WIEN. DIRECTOR DER ZOOLOGISCHEN STATION IN TRIEST. VIERTE DURCHAUS UMGEARBEITETE UND VERBESSERTE AUFLAGE. ZWEITER BAND. MARBURG. N. G. ELWERT'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG. 1882. q,^^. ^ - 7 %^- Inhaltsverzeichniss. Specieller Theil, Seite Seite VI. Mollusca 1 c. Pterobranchia 104 1. Lamellibranchiata . , 5 2. Brachiopoda 104 a. Asiphonia 19 a. Ecardines 109 b. Siphoniata 22 b. Testicardines 109 2. Scaphopoda .... 25 Solenoconchae . 27 VIII. Tunicata .... 110 3. Gastropoda .... 27 1. Tethyodea .... 114 a. Prosobranchia 44 a. Copelatae 123 Placophora 45 b. Ascidiae simplices 124 Cyclobranchia . 47 c. Ascidiae compositae . 125 Aspidobranchia 47 d. Ascidiae salpaeformes 126 Ctenobranchia . 48 2. Thaliacea . . . ■ . 128 b. Heteropoda . 55 a. Desmoiuyaria 133 c. Pulmonata 58 b. Cyolomyaria . 133 Basommatophora 62 Stylomraatophora . 62 IX. Vertebrata .... 134 d. Opisthobranchia . 64 1. Pisces 151 Tectibranchia . 65 a. Leptocardii . 179 Dermatobranchia . 66 b. Cyclostomi 183 4. Pteropoda .... 68 Hyperoartia . 188 a. Thecosomata .... 70 Hyperotreta . 189 b. Gymnosomata 71 c. Chondropterygii . 190 5. Cephalopoda .... 71 Holocephali . 196 a. Tetrabranchiata . 84 Plagiostomi . 197 6. Dibranchiata .... 86 Squalides . . . . 197 Octopida 86 Rajides . . . . 200 Decapida 87 d. Ganoidei . . . . 202 Acanthodides 205 Vn. Molluscoidea .... 89 Placodermata 205 1. Bryozoa 90 Chondrostei . . . . 206 a. Entopi'octa . . , . 99 Pycnodontides 207 *b. Ectoprocta .... 99 Crossopterygii 208 Gymnolaemata . 100 Euganoides . . . . 208 Phylactolaemata . 103 Amiades 209 IV Inhaltsverzeichniss. Seite Seite e. Teleostei .' . . . 210 Crocodilia . . , . 309 Lophobranchii 213 c. Chelonia , 311 Plectognathi 215 4. Aves 318 Scleroderini . 215 a. Natatores 349 Physostomi . 216 b. Grallatores 355 Anacanthini . 226 c. Gallinaeei 362 Acanthopteri 228 d. Colunibinae 366 f. Dipnoi .. 239 e. Scansores 368 Aiuphibia 243 f. Passeres . 372 Apoda 254 g. Raptatores 882 Candata 255 h. Cursores . 385 Ichthyoidea 258 5. Manimalia . 388 Salamandrina 259 a. Aplacentalia 408 Batrachia 262 Monotremata . 408 Aglossa 267 Marsupialia 410 Oxydactylia 267 b. Placentalia . 416 Discodactylia . 270 Adeciduata 416 Reptilia 270 Edentata 416 a. Plagiotremata 281 Cetacea . 419 Ophidia 282 Perissodactyla 424 Opoderodonta 286 Artiodactyla 428 Colubriformia 287 Deciduata 438 Proteroglypha 291 Proboscidea . 438 Solenoglypha 292 Rodentia • 440 Saurii . 293 Insectivora 448 Annulata . 298 Pinnipedia 451 Verniilingiiia 298 Carnivora 454 Crassilinguia 299 Chiroptera 460 Brevilinguia 302 Prosimiae 464 Fissilinguia 304 Primates . 467 h. Hydrosauria . 307 Der Mensch 472 Enaliosauria • 308 Marburg. Univfrsilals-Buclidruikei(i (R. FrieilrichJ. VI. Typus. Mollusca'), Weichthiere. Seitlich symmetrische Thiere ohne Metamer enhildung und ohne locomotives Shelet, mit hauchständigem Fuss, meist von einer einfachen oder zweihlappigen Kalkschale bedecJct, mit Gehirn, Schlundring und suboesophagealen Ganglien. Seit Guvier begreift man als MoUusl^en unter Ausschluss der Girripedien eine Reihe verschiedenartiger Thiergruppen , welche noch von Linne mit den Würmern vereinigt wurden. Seitdem in neuerer Zeit die Organisation und Ent- wicklung näher erforscht worden ist, erscheint für einige dieser Gruppen durch die nahe Verwandtschaft der Larvenzustände in der That eine nähere Be- ziehung zu den Anneliden dargethan. Aehnlich wie aber die Schalenbildung der Girripedien nur eine äussere Aehnlichkeit mit den Musclielthieren zu begründen im Stande war , so hat es sich nun auch für die zweischaligen Brachiopoden gezeigt, dass dieselben nach Bau und Entwicklung keine directe Beziehung zu jenen gestatten und nicht wahre zweiklappige Muschelthiere sind, vielmehr in engerer Verwandtschaft mit den Bryozoen mit diesen als Molluscoideen zu trennen sind. Ferner dürften die sog. Mantelthiere oder Tunikaten ihrer ab- weichenden Organisation und Entwicklung nach zu separiren und als besonderer Typus zwischen Mollusken und Vertebraten zu stellen sein. Der Körper der Mollusken , von denen wir also nicht nur die Bryozoen, sondern auch die Brachiopoden und Tunicaten ausschliessen , ist stets unge- gliedert, ohne Metamerenbildung nnd ohne gegliederte Anhänge. Von einer weichen, schleimigen Haut bedeckt, entbehrt er sowohl eines Innern als äussern Bewegungsskeletes und erscheint daher besonders für den Aufenthalt im Wasser geeignet. Nur zum kleinern Theile sind die Weichthiere Landbewohner und in diesem Falle stets von beschränkter langsamer Locomotion, während die im Wasser lebenden Formen unter den weit günstigeren Bevvegungsbedin- gungen dieses Mediums sogar zu einer raschen Schwimmbewegung befähigt sein können. 1) G. Cuvier, Memoires pour servir a l'histoire et a l'anatoraie des Mollusques. Paris 1817. R. Leuckart, Ueber die Morphologie und die Verwandtschaftsverhältnisse der wirbellosen Thiere. Braunschweig 1848. Th.Huxley, On the Morphology of the ce- phalous Mollusca as illustrated by the Anatomy of certain Heteropoda and Pteropoda etc. Philos. Transactions 1853. C. Gegenbaur, Grundriss der vergl. Anatomie, k2. Auflage. Leipzig 1878. Claus, Zoologie, i. Auflage. Tom. II. 1 [ 2 Mollnsca. Allgemeiner Körperban. Eine grosse Bedeutiujg füi die freie Ortsveränderung, deren übrigens manche vollständig entbehren , besitzt der Hauinmslielschlauch vornehmlich an seiner untern, die ßauchfläche vorstellenden Seite, an welcher sich derselbe zu einem mehr oder minder vortretenden höchst mannichfach geformten Bewegungs- organe, dem sog. Fuss , ausbildet. An demselben lassen sich zuweilen mehrere aufeinanderfolgende Abschnitte (Propodium, Mesopodium , Metapodiam) unterscheiden , zu denen noch rechts und links ein paariges Epipodium hinzukommen kann. Oberhalb des Fusses erhebt sich am Rumpf sehr all- gemein eine schildförmige Verdickung der Haut, der Mantel, dessen Ränder bei vergeschrittener Ausbildung als Duplicaturen der Haut mehr und mehr selbst- ständig hervorwachsen und den Körper theilweise oder vollständig bedecken. Die Oberfläche dieser Hauptduplicatur erzeugt sehr oft durch Absonderung von kalkhaltigen und pigmentreichen Secreten mannichfach geformte und ver- schieden gefärbte Schalen, welche als schützende Gehäuse den weichen Körper in sich aufnehmen. Der auf diese Art mit Fuss und Mantel versehene con- tractile Rumpf trägt noch sehr allgemein in der Nähe des vorderen Körper- endes zu beiden Seiten der Mundöffnung zwei lappenförmige Anhänge, die Mundlappen (im Larvenleben als mächtige Segel entwickelt), und erscheint als ein die Eingeweide bergender muskulöser Sack, an dem sich bei weiterer Ausbil- dung eine Differenzirung verschiedener Abschnitte geltend macht. Bei den höhern , sog. kopftragenden Weichthieren setzt sich der vordere Theil des Körpers mit den Mundsegeln, dem Eingange in den Verdauungskanal, den Gentraltheilen des Nervensystems und den Sinnesorganen mehr oder minder scharf als Kopf ab. Der nachfolgende, die Hauptmasse des Leibes bildende Rumpf erfährt in seinem die Eingeweide umschliessenden hintern Ab- schnitt sehr häutig eine spiralige Drehung, durch welche die seitliche Symmetrie schon äusserlich eine merkliche Störung erleidet, kann aber auch eine abge- flachte oder cylindrische Form mit strenger Symmetrie bewahren. Das den Rumpf umschliessende Gehäuse erscheint in dieser Hauptgruppe einfach teller- förmig oder spiralig gewunden oder bleibt als ein mehr flaches Schalenrudiment unter der Rückenhaut verborgen. In einer Glasse der kopftragenden Mollusken, bei den Cepjhalopoden, entspringt am Kopfe in der Umgebung der Mundöffnung ein Kreis von Armen, welche sowohl zur Schwimm- und Kriechbewegung als zum Ergreifen der Nahrung verwendet werden. Dieselben wurden von R. Leuckart auf Modificationen der Segellappen zurückgeführt, von anderen For- schern vielleicht mit mehr Recht Fühlern verglichen. Ein trichterförmig durch- brochener Zapfen , welcher die Auswurfstoffe und das Athemwasser aus der geräumigen Mundhöhle ausspritzt und dabei zugleich zum Schwimmen dient, entpricht den verwachsenen Epipodiallappen, welche bei den Fteropoden ge- sondert bleiben und Flügeln ähnlich die Locomotion im Wasser vermitteln. In der Glasse der Gastropoden entspringen am Kopfe Fühler und Mundlappen, der bauchständige Fuss entwickelt sich in der Regel zu einer umfangreichen söhligen Fläche, seltener zu einem segelartig sagittal gestellten Lappen (Uetero- poden). Ausnahmsweise fällt der Fuss als selbständiger Theil vollständig aus. In einer andern Glasse bei den Äcephalen oder LamelUhranchiaten, tritt der Kopf nicht als selbständiger Abschnitt auf, und der seitlich comprimirte Leib trägt zwei Nervensystem. Sinnesorgane. 3 grosse seitliche Mantellappen, welche ebensoviele, auf der Rückenfläche mittelst eines Schlossbandes vereinigte Schalenklappen absondern. Eben so mannichfach wie die äussere Gestalt und der Körperbau wechselt die innere Organisation, welche eine Reihe vom Niedern zum Höhern auf- steigender Entwicklungsstufen darbietet. Wie die äussere Form, so erleidet auch der innere Bau häufig auffallende Störungen der bilateral symmetrischen Anordnung. Das Nervensystem ^) erscheint trotz bedeutender Variationen auf das der Anneliden zurückführbar. Man unterscheidet allgemein ein oberes , auf dem Schlünde liegendes (nur ausnahmsweise in einen Ganglienbelag der Gommissur aufgelöstes) Doppelganglion als Gehirn oder Cerebralgamjlion mit den Sinnes- nerven und einen aus mehrfachen Fasersträngen gebildeten Schlundring , von welchen ursprünglich zwei Paare von Nervenstämmen ausgehn. Das obere Paar entspricht den (primären) Pallialnerven , deren Zweige die Seitentheile des Leibes und den Mantel versorgen , das untere den Pedalnerven , welche durch Quercommissuren unter einander verbunden , die Muskeln des Fusses innerviren. Dieses in einfachster Form bei Chiton nachgewiesene Verfahren hat grosse Aehnlichkeit mit dem der Gephyreen-ähnlichen Gattungen Neonienia und Chuetoderma. Auf einer vorgeschrittenem Stufe finden sich am Ursprung der Pedalnervenstämme zwei mächtige Anschwellungen, die Fedalganglien^ welche den zusammengezogenen Ganglien des Bauchmarks der Gliederthiere an die Seite gestellt wurden. Stets zeigen dann aber die Pallialnerven bereits ein (von den ursprünglichen) abweichendos Verhalten und werden daher als secundäre (Ihering) unterschieden. Dazu kommt als eine dritte den Würmern fremde Gangliengruppe , die der Visceralgamjlien , deren Verhalten sich von der Verschmelzung mit den Cerebral- und Pedalganglien bis zur Auflösung in mehrere Gangliengruppen überaus mannichfach gestaltet. Die- selben sind mit dem Gehirn durch eine längere oder kürzere Gommissur ver- bunden und entsenden Nervengeflechte an Herz, Kiemen und Geschlechtsorgane. Man betrachtete daher dieses dritte Ganglienpaar als Aequivalent des Sgmpa- ihicus , jedoch mit Unrecht, da von demselben auch Nerven zur Haut und Muskulatur entsendet werden. Kleine (Buccalganglien) über und unter dem Schlünde gelagerte Ganglien, welche Nerven zum Schlünde und Darm entsen- den, dürften mit grösserm Rechte als Sympathicus zu betrachten sein. Als Tastorgane fungiren bei den höher entwickelten Mollusken in der Um- gebung des Mundes zwei oder vier Lappen , die bereits genannten Segel oder Mundlappen, zu denen bei den Acephalen nicht selten Tentakeln am Mantel- rande, bei den üephalophoren oft zwei oder vier einziehbare Fühler am Kopfe hinzukommen. Die Augen haben fast durchweg einen complicirten Bau mit Linse , h'is , Chorioidea und Retina und liegen in der Regel paarig am Kopfe , selten wie bei einigen Lamdlibranchiaten in grosser Zahl am Mantel- rande. Auch Gehörorgane sind weit verbreitet und zwar als geschlossene Ge- 1) Ausser den zahlreichen Abhandlungen von Lacaze-Duthiers vergl. besonders H. V. Ihering, Vergleichende Anatomie des Nervensystems und Pliylogenie der Mol- lusken. Leipzig 1877. 1* 4 Mollnscii. Verdauungscanal. Herz. Athmungsorgane. hörblasen mit Flimmerhaaren an der Innenwand, meist in doppelter Zahl dem Fussganglion oder dem Gehirne angelagert, stets jedoch vom letzt ein aus innervirt. Der Verdauuvgscarial ist überall durch den Besitz selbständiger Wan- dungen von dem Leibesraum gesondert, beginnt mit der medianen Mundöffnung und endet mit dem oft aus der Mittellinie herausgerückten seitlichen After. Am Darme treten überall mindestens die drei als Munddarm, Mitteldarm und End- darm unterschiedenen Abtheilungen als deutlich begrenzte Abschnitte auf, von denen sich der verdauende Mitteldarm allgemein durch den Besitz einer sehr umfangreichen Leber auszeichnet. In den Munddarm münden Speicheldrüsen ein; häufig ist der vorderste Abschnitt desselben mit einem Reib- beziehungs- w^eise Fangapparat bewaffnet { Odontoplioren ) , welcher den Lamellibran- chiaten durchaus fehlt. Nieren sind überall vorhanden und häufig paarig symmetrisch in beiden Körperhälften, oft aber auch — vornehmlich bei asym- metrisch gestaltetem Körperbau — an einer Seite verkümmert (7^rt/e^Za, Iluliotis), beziehungsweise ganz hinweggefallen {Gastropoäen). Es sind in der Regel Canäle , deren weites Lumen mit Theilen der Leibeshöhle (Pericardialsinus) communicirt und mit einer seitlichen Oeffnung nach aussen mündet. Möglicher- weise ist die Molluskenniere dem Segmentalorgane des Anneliden homolog, zumal die innere trichterförmige Mündung häufig mit Wimpern besetzt ist, und in vielen — wie es scheint ursprünglichen Verhältnissen näher stehenden — Fällen eine Beziehung zur Ausführung des Geschlechtsprodukte besteht. Ueberall findet sich dorsalwärts im hintern Körpertheil ein gedrungenes Herz , von dessen Ventrikel aus das Blut in arteriellen Gefässen nach den Or- ganen hinströmmt. Das Herz ist stets ein arterielles und nimmt in seinem un- paaren oder paarigen Vorhof das aus den Athmungsorganen ausströmende arterielle Blut auf. Vollkommen geschlossen möchte das Gefässsystem in keinem Falle sein, indem auch da, wo Arterien und Venen durch Gapillaren verbunden sind, (freilich von einem Endotel ausgekleidete) Blutsinus und endotelfreie Lacunen der Leibeshöhle in den Gefässverlauf eingeschoben sind. Dazu kommen sehr allgemein noch Oeffnungen, welche die Einfuhr von Wasser in die Lacunensysteme ermöglichen. Ueberall dient die gesammte äussere Fläche zur Respiration, daneben aber sind besondere Athmungsorgane als Kiemen , seltener als Lungen vorhanden. Die Kiemen treten als flimmernde Ausstülpungen der Körperfläche, meist in einer Mantelhöhle zwischen Mantel und Fuss, bald in Form verästelter und verzweigter Anhänge, bald in Form breiter Lamellen {Lamellibranchiaten) auf. Die Lunge dagegen erscheint ein mit Luft gefüllter Mantelraum , dessen Innenwand durch complicirte Faltenbildungen eine grosse Oberfläche für die respirirenden Blutge- fässe darbietet, und communicirt durch eine Oeffnung mit dem äussern Medium. Somit ist Lungen und Kiemenhöhle morphologisch nicht verschieden. Die Fortpflanzung erfolgt durchweg auf geschlechtlichem Wege. Im All- gemeinen wiegt der Hermaphroditisnnis vor, indessen sind nicht nur zahlreiche marine Gastropoden , sondern auch die meisten Lamellibranchiaten und alle Cephalopoden getrennten Geschlechtes, Die Entwicklung des Embryo's wird meist durch eine inaequale, seltener {Cephalopoden) discoidale Dotterfurchung eingeleitet. Die ausschlüpfenden Entwicklung. 1. Classe Lamellibranchiata. 5 Jungen durchlaufen im erstem Falle meist eine complicirte Metamorphose und erhalten oberhalb des Mundes eine von Wimpern umsäumte Hautausbrei- lung, welche anfangs durch einen praeoralen Wimperkranz vorbereitet, später als sog. Velum symmetrisch in mehrere Lappen zerfällt und als Bewegungsorgan fungirt. Nach Form, Wimperbekleidung des Velum's und Organisation gestatten viele Molluskenlarven einen nähern Vergleich mit der Loven'schen Wurmlarve {Trociiosphaera oder Trocliophora). Wie diese besitzen sie auch einen gekrümmten Darm mit bauchständigem Mund und After und eine Art Scheitelplatte, aus welcher die Anlage des Nervencentrums, der Fühler und Augen hervorgeht. Dagegen unterscheiden sie sich in ihrer weitern Entwicklung abgesehn von der mächtigen Ausbildung des oft gelappten Velum's durch das Vorwachsen der Fuss- anlage zwischen Mund und After, sowie durch das Auftreten einer dorsalen Ec- todermverdickung (sog. Schalendrüse), von welcher die Anlage der Schale ausgeht. Bei weitem der grösste Theil der Mollusken ist auf das Leben im Wasser, besonders im Meere angewiesen , nur wenige leben auf dem Lande , suchen dann aber stets feuchte Aufenthaltsorte auf. Zahlreiche petrificirte Reste {Leit- muscheln) haben sich aus der Vorzeit erhalten. I. Classe. Lame IUI) ranclii ata'), Musclielt liiere. Welchthiere ohne gesonderten Kopf, mit zweilappigcm Mantel und rechter und linlcer, durch ein rücJcenständiges Ligament verbundener Schalen- hlappe, mit doppelten Kiemenhlüttern, meist getrennten Geschlechts. Die Lamellibranchiaten wurden früher, nach dem Vorgang Lamarck's mit den Brachiopoden, denen sie in ihrer äusseren Körperform ähnlich sehen, in einer gemeinsamen Classe als Muschelthiere oder Conchiferen zusammengestellt. Wie diese entbehren sie eines Kopfes und besitzen einen umfangreichen meist in zwei Lappen gespaltenen Mantel, sowie eine zweiklappige Schale, hidessen sind die Abweichungen beider Thiergruppen, sowohl in der allgemeinen Gestal- tung als in der inneren Organisation so wesentlich, dass ein näherer Verband derselben unmöglich aufrecht erhalten werden kann. Der meist streng symmetrische Körper der Lamellibranchiaten erscheint bei bedeutender Streckung seitlich comprimirt und von zwei seitlichen Mantel- lappen umlagert, welche an der Rückenfläche festgeheftet, in der Regel eine rechte und linke Schalenklappe absondern. Zu den Seiten der Mundöffnung finden sich zwei Paare blatt- oder tentakelförmiger Mundsegel. An derBauch- 1) G. Cuvier, l'histoire et Fanatomie des Mollusques. Paris. 1817. L. H. Bojanus, üeber die Athem- und Kreislaufswerkzeuge der zweischaligen Muscheln. Isis. 1817. 1820. 1827. W. B. Carpenter, Artikel: Shell, in Todd's Cyclopaedia of Anatoniy and Physio- logy. Vol. IV. 1848. S. Loven, K. Vet. Akad. Handlgr. Stockholm. 1848, übers, ina Arch. für Naturg. 1849. Lacaze-Duthier s, Ann. sc. nat. 1854— lötJl. Keber, Bei- träge zur Anatomie und Physiologie der Weichthiere. Königsberg. 1851. H. und A. Adams, The genora of the recent Mollusca. London. 1853 — 58. L. Reeve, Concho- logia iconica. London. 1846—1858. S. Hanley, An illustrated and descriptive Cata- logue of recent Bivalve Shells etc. London, 1856. 6 Lamellibranchiaten. Körpergestalt. fläche erhebt sich ein umfangreicher meist beilförmiger Fuss, imd überall treten in der Mantelfurche zwischen Mantel und Fuss zwei Paare, selten nur ein Paar blattförmiger Kiemen hervor. Die beiden Mantellappen, welche den Körper vom Rücken aus (den Decken eines Buches vergleichbar) zwischen sich nehmen, zeigen fast überall, auch da, wo die verdickten Ränder vollständig in ihrer ganzen Länge frei bleiben, an ihrem hintern Ende jederseits zwei auf einander folgende Aus- schnitte, welche von zahlreichen Papillen oder Fädchen umsäumt , beim Zu- sammenlegen der Mantelhälften zwei hinter einander folgende Spaltöffnungen bilden. Der obere dem Rücken zugekehrte Schlitz, welcher übrigens auch mit dem untern verschmolzen sein kann, fungirt als Kloakenöffnung, der untere als Einfuhr- oder Kiemenöffnung. Durch diesen gelangt das Wasser unter dem Einfluss eigenthümlicher Wimpereinrichtungen der Innern Mantelfläche und der Kiemen bei etwas klaffender Schale in den Mantel - und Athemraum , um- spühlt die Kiemen und führt kleine Nahrungskörper nach den Mundsegeln zur Mundöffnung; die obere oder Kloakenöffnung schafft das Wasser nebst den Auswurfsstoffen des Leibes, insbesondere denen des Darmkanals aus dem Mantel- raum nach Aussen. Nicht überall bleiben die Randsäume beider Mantel- lappen in ihrer ganzen Länge frei, sehr häufig beginnt vielmehr vom hintern Ende aus eine Verschmelzung, welche allmählig in immer grösserer Ausdeh- nung nach vorn vorschreitet. In Folge dieser Verschmelzung sondert sich zunächst eine einfache, Kloaken- und Athemschlitz in sich fassende hintere Oeffnung von dem nach vorn in seiner ganzen Länge geöffneten Mantelschlitz , oder es kommen auch Kloaken- und Athemöffnung durch eine Querbrücke zur Sonde- rung. Aber auch der lange vordere Mantclschlitz , welchen man wegen seiner Beziehung zum Durchtritt des Fusses »Fussschlits« genannt hat, verkürzt sich in Folge fortschreitender Verwachsung der Mantelränder allmählig so sehr, dass der gleichzeitig verkümmerte Fuss kaum mehr hervortreten kann, und es nähert sich die Mantelbildung einer sackartigen Umhüllung, für deren Ein- und Ausgang wie bei den Äscidien zwei Oeffnungen neben einander frei geblieben sind. Je weiter sich nun der Mantel nach vorn zu schliesst, um so mehr schreitet eine eigenthümliche Verlängerung der hintern Mantelgegend um Kloaken- und Athemöffnung vor, welche die Entstehung von zwei contractilen, frei hervortretenden Röhren , Siphoveii , veranlasst. Nicht selten erlangen diese Siphonen einen solchen Umfang, dass sie überhaupt nicht mehr zwischen die am Hinterrande klaffenden Schalen zurückgezogen werden können. Ge- wöhnlich ist der untere oder Kiemensipho der längere; zuweilen verwachsen auch beide Siphonen an itirer Basis selbst bis zur Mitte oder gar bis an die Spitze , doch bleiben dann die beiden in den Mantelraum ein- und ausführen- den Kanäle, ebenso wie ihre beiden von Tentakeln umstellten Endöffnungen von einander getrennt. Endlich können die theilweise verwachsenen Siphonen mit dem eigenthümlich gestreckten, von der verkümmerten Schale unbedeckten Hinterleib einen wurmförmigen Körper bilden, an welchem der schalentragende Vorderleib Kopf-ähnlich aufsitzt (Tercdo, Schiffsbohrwurm). Hinsichtlich seiner Structur besteht der Mantel wie die äussere Haut des Muschelthieres überhaupt aus einein von Muskelfasern reich durchsetzten Binde- Mantel. Schalenklappen. 7 gewebe und einer äussern zelligen schleimigen Oberhaut. Dieselbe erweist sich auf der äussern Fläche aus Cylinderzellen, auf der Innenfläche des Mantels dagegen aus einem Flimmer -Epitelium gebildet. Pigmente kommen in den Zellen der Oberhaut besonders reich an dem contractilen, sehr häufig gefalteten, oder auch Papillen und Tentakeln tragenden Mantelsaum vor. Der binde- gewebigen Unterhaut ist die Muskulatur einlagert, welche an mehreren Stellen dichte Faserziige, beziehungsweise mächtige Muskelmassen bildet. Unter den letztern sind ausser den Retractoren des Fusses die beiden Adductoren der Schalenklappen, der vordere und hintere Schalenschliesser hervorzuheben, deren Zusammenziehung dem Schalenligamente entgegen wirkt. Nach Ihering scheinen beide, insbesondere aber der hintere Schalenschliesser zwei verschieden- artige Theile zu enthalten, eine aus mehr oder minder deutlich quer gestreiften Faserzellen gebildete muskulöse Portion, welche den raschen Schluss der Schale besorgt {Vecten) und eine mehr fibrilläre ligamentöse Portion, welche als Antagonist des Schalenligamentes fungirt. Auf seiner äussern Oberfläche sondert der Mantel eine feste Kalkschale ab , welche den beiden Mantellappen entsprechend , in zwei seitliche am Rücken zusammenhaftende Klappen zerfällt. Nur selten erscheinen beide Klap- pen vollkommen gleich , jedoch nennt man nur diejenigen Schalen ungleich- klappig, Avelche nach Grösse, Wölbung und Gestalt sich auffallend asymmetrisch und ihrer Lage nach als obere und untere erweisen. Die untere häufig aufge- wachsene Schale ist die grössere und am tiefsten gewölbte, die obere erscheint kleiner, flacher und deckelartig aufliegend (Ostrea). Meist schliessen die Ränder der zusammengeklappten Schalen fest aneinander, indessen giebt es auch Aus- nahmen, indem beide Schalen an verschiedenen Stellen zum Durchtritt des Fusses, des Byssus , der Siphonen mehr oder minder klaffen, zuweilen sogar weit aus- einander stehen können. Letzteres gilt insbesondere für diejenigen Muschelthiere, welche sich in Sand , in Holz oder in festes Gestein einbohren und theilweise mit wurmförmig gestrecktem Leib in einer kalkartigen Röhre {Tahicolac) ein- geschlossen sind. Hier kann sich die Schale durch eine weite vordere Aus- randung und ausgedehnte Abstutzung ihrer hintern Partie mehr und mehr bis auf ein reifförmiges Rudiment reduciren (Teredo), dagegen schliesst sich an das Hinterende derselben eine Kalkröhre an, die mit den Schalenrudimenten innig verwachsen und dieselben ganz in sich aufnehmen kann {Asi^crgiJliim). Die Verbindung beider Schalen erfolgt stets an der Rückenfläche und zwar in der Regel durch ein elastisches äusseres oder auch wohl verdecktes inneres Ligament , welches die Klappen zu öffnen bestrebt ist. Neben diesem ela- stischen Band betheiligt sich auch der obere Rand durch ineinandergreifende Zähne und Gruben beider Schalenhälften an der festen Verbindung der letztem. Derselbe bildet das Schloss {cardo) , dessen besondere Gestaltung systematisch höchst wichtig ist. Man unterscheidet demnach den Schlossrand mit dem Liga- mente von dem freien Rande der Schale, welcher in einen vordem, untern und hintern oder Siphonalrand zerfällt. Vorderrand und Hinterrand bestimmen sich im Allgemeinen leicht nach der Lage des Schlossbandes zu den zwei Wirbeln oder Buckeln (unibones, nates), welche als zwei hervorragende Spitzen über dem Rückenrande den Ausgangspunkt für das Wachsthum der beiden 8 Lamellibranchiaten. Mantelbucht. Structur der Schale. Schalenklappen bezeichnen und den Scheitel (apex) derselben bilden. Der meist oblonge Umkreis des Ligamentes , das Höfchen oder Schildchen (area) , findet sich hinter dem Scheitel und nimmt die obere hintere Seite der Schale ein. Andererseits liegt an der meist kürzeren Vorderseite wenigstens bei den Gleich- klappigen ein vertiefter Aufschnitt , das Mondchen (lumda) , an dessen Lage man alsbald den Vorderrand erkennt. Während die äussere Oberfläche der Schale sehr mannichfache Sculptur- verhältnisse zeigt und sehr häufig radiale oder concentrische Rippen und Furchen darbietet, ist die Innenfläche glatt und perlmutterglänzend. Bei näherer Betrachtung finden sich aber auch an der Innenfläche eigenthümliche Ver- tiefungen und Flecken, welche als Ausdruck von Muskeleindrücken für die Auffassung des Zusammenhanges zwischen Schale und Mantel und desshalb auch in systematischer Hinsicht wichtig erscheinen, Dem Unterrande ziemlich parallel verläuft ein schmaler Streifen, die sog. Mantellinie, welche da, wo sich eine Athemröhre findet, für diese letztere eine vor und aufwärts einspringende Bucht, die Mantclhucht , bildet. Dieselbe wird durch den Ansatz der Re- tractoren der Siphonen bedingt, während die Mantellinie den Ansatzstellen von Muskelfasern des Mantels ihre Entstehung verdankt. Sodann finden sich in der Regel zwei grosse rundliche Flecken , die Eindrücke des vordem und hintern Schliessmuskels , welche den Leib des Thieres quer von der einen zur andern Seite durchsetzen und sich an der Innenfläche der Schale befestigen. Während in der Regel bei den gleichklappigen Muscheln [Orthoconchae) beide Eindrücke wohl ausgebildet sind und an Grösse ziemlich gleichkommen , verkümmert der vordere Schalenschliesser bei den Ungleichklappigen {Pleuroconchev) bis zum vollständigen Schwunde , dagegen rückt der hintere nun um so umfangreichere Muskel weiter nach vorn bis in die Mitte der Schale hinein. Man hat diesen keineswegs scharfen und systematisch verwerthbaren Unterschied dazu benutzt, um die zahlreichen Familien in zwei Gruppen als Dirnyarier und ]\lo)iomyarier gegenüber zu stellen. Indessen wird die Zahl der Muskeleindrücke noch durch die Ansatzpuncte der Retractoren des Fusses vermehrt, von denen man ein vor- deres Paar und ein oder zwei hintere Paare unterscheidet. Die Eindrücke der er- steren liegen dicht hinter dem vordem, die derletzteren vor dem hintern Adductor. Hinsichtlich der chemischen Zusammensetzung besteht die Schale aus kohlensaurem Kalk und einer organischen Grundsubstanz {ConchyoUn), welche meist eine geschichtete, blättrig lamellöse Textur darbietet. Zu diesen ge- schichteten Innern Lagen kommt häufig noch eine äussere mächtige Kalkschicht, welche aus grossen palisadenartig aneinandergereihten Schmelzprismen (Kalk- säckchen) zusammengesetzt, der Schmelzsubstanz des Zahns verglichen werden kann. Endlich folgt nicht selten an der äussern Oberfläche der Schale eine hornige Cuticula, die sog. Epidermis. Das Wachsthum der Schale erweist sich theils als eine Verdickung der Substanz, indem die ganze Oberfläche des Mantels neue concentrisch geschichtete Lagen absondert, theils als eine Grössenzunahme der Schalenfläche, welche durch schichtenweise angesetzte Neubildungen am freien Mantelrande erfolgt. Auf die letztere Art entsteht der äussere gefärbte und meist aus senkrechten Prismen zusammengesetzte Schalentheil nebst der hornigen Cuticula, während die concentrisch gefalteten farblosen Innern Perl- Perlen. Fuss. Nervensystem. 9 mutterlagen von der gesammten äussern Manteloberfläche gebildet werden. Diese verschiedenen Formen der Mantelsecretion geben auch bei den sog. Perl- muscheln {MeJeagrina, ünio margaritifer) zu der Entstehung von Perlen Ver- anlassung: indem fremde Körper, Sandkörnchen, thierische Parasiten oder deren Eier zwischen Schale und Mantel eindringen , bilden sie den Mittelpunkt für die Absonderung concentrischer Perlmutter- und Säulenschichten, je nach ihrer wechselnden Lage auf der äussern Mantelfläche oder am Mantelrande. Indessen scheint eben so häufig und bei Unio tnargarltifcr in der Mehrzahl der Fälle die Entstehung des Perlenkerns von dem Thiere selbst auszugehen, insbe- sondere von der Substanz der Epidermis. Als selbständiges Locomotionsorgan dient der an der Bauchseite hervor- stehende Fuss, der nur bei verhältnissmässig wenigen des Ortswechsels verlustig gegangenen Muschelthieren (Ostrea, Anomia) fehlt oder ganz rudimentär ge- worden ist. Form und Grösse dieses durch vordere und hintere Retractoren zurückziehbaren fleischigen Fortsatzes variirt übrigens nach der besonderen Art der Bewegung sehr mannichfach, auch kann derselbe zugleich die Function eines Spinnapparates übernehmen, indem er aus einer medianen Furche seiden- artige Fäden , das Secret der Byssusdrüse , hervortreten lässt , welche ZAir zeit- weiligen oder beständigen Anheftung des Thieres oder gar zu einer Art Nestbau {Crenella discors, Modiola vestita, Lima hians) verwendet werden. Am häu- figsten dient der Fuss zum Eingraben in den Sand und besitzt eine beilförmige oder fast halbkugelig abgestumpfte Gestalt, in anderen Fällen erweitert er sich durch seitliche Ausbreitung zu einer söhligen Kriechscheibe. Seltener gestaltet sich der Fuss bei bedeutender Grösse knieförmig und dient dann zum sprung- artigen Fortschnellon des Körpers im Wasser (Cardium). Solche beweglichere Formen scheinen im Stande zu sein, den Ortswechsel auf grössere Entfernungen hin zu unterhalten und selbst grössere Wanderungen vielleicht im Zusannuen- hang mit der Fortpflanzung zu unternehmen. Einige Muschelthiere besitzen einen linearen, keulen- oder walzenförmigen Fuss {Solen, Solenomya) und bewegen sich, indem sie den Fuss rasch einziehen und Wasser durch die Siphonen aus- spritzen. Wieder andere, wie die Pilgermuschel n(Pedew), schwimmen durch ab- wechselndes Auf- und Zuklappen der Schalen und sind sogar im Stande, sich von festen Gegenständen aus im Sprunge emporzuschnellen. Bei Cryptodon hat der Fuss eine lange tentakelartige Gestalt. Viele benutzen auch den Fuss zum Eingraben des Körpers im Schlamme, aus welchem dann nur die hintern Partie oder auch die Siphonen hervorragen , andere endlich bohren sich in Holz {Teredo) oder gar in festes kalkiges Gestein {Fholas, Lithodomus , Saxkava etc.) ein und be- nutzen dabei den kurzen abgestutzten Fuss zum Anstemmen des Leibes, den festen und oft fein bezähnten Schalenrand unter Drehbewegungen als Reibe. Diese Art der Einbohrung scheint nach Robertson für Fholas und nach Karting für Teredo Geltung zu haben. Das Nervensystem enthält die drei Ganglienpaare der Weichthiere in symmetrischer Anordnung. Da weder ein Kopfabschnitt zur Sonderung gelangt, noch die Sinnesorgane sich am vordem Körperende concontriren , so sind die Cerebralganglien verhältnissmässig wenig ausgebildet. Ihre Nerven ver- sorgen vorzugsweise die Umgebung des Mundes, die Segel, aber auch den Mantel, 10 Lamellibranchiaten. Nervensystem. Gehörblasen. Augen. in welchen oft zwei .starke Stämme eintreten. IJeheraW fehlen die Buccalganglien, welche bei den Gastropoden regelmässig vorhanden sind und die Schlundmasse innerviren. Häufig (ünio) weichen die beiden Hälften des Gehirns seitlich aus- einander und nähern sich dem unter dem Schlünde gelegenen, zuweilen weit nach vorn gerückten Fussganglion (Pecten), de.ssen Nerven sich an der Bauch- seite des Körpers im Fu.sse verbreiten. Am meisten entwickelt erscheint das dritte Ganglienpaar, das Eingeweide- oder Kitmengtwglion. Dasselbe steht mit dem Gehirne durch lange Gommissuren in Verbindung und liegt dem hintern Schliessmu.skel an. Die Nerven desselben versorgen die Kiemen, das Herz und die hinteren Muskelgruppen, sowie den Enddarm und den Mantel, an dessen Rande sie als starke Nerven mit dem vom Gehirn kommenden Nerven unter Bildung von Geflechten verschmelzen. Auch treten vom Kiemenganglion anselmliche Nerven zu den Siphonen aus, an deren Basis dieselben ein accessorisches Gang- lienpaar bilden. Von Sinnesorganen treten Gehörorgane, Augen- und Tastorgane auf. Die ersteren liegen überall als paarige Gehörblasen unterhalb des Schlundes dem Fus.sganglion an (während ihr Nerv im Gehirn seinen Ursprung nimnit) und zeiclmen sich meist durch' die mächtigen Wimperzcllen aus, welche in der Umgebung des Otolithen die Wandung auskleiden. Augen finden sich theils als einfache Pigmentflecken am Ende der Athemröhre {Soloi , Venus), theils auf einer weit höhern Stufe der Ausbildung am Mantelrande von Area, Pectun- culus, Tellina und insbesondere von Cardium, Pecten ^), Spotidylus, von denen die beiden erstem Gattungen eine sehr rasche Ortsbewegung haben. Bei Pecten und Spondylus sitzen dieselben als gestilte Knöpfchen von smaragd- grünem oder braunrothem Farbenglanze zwischen den Randtentakeln vertheilt. Sowohl der muskulöse Stil als das den Augenbulbus umschliessende Knöpfchen sind von einem pigmenthaltigen Cylinderepitel bedeckt, welches an der vordem Fläche des Knöpfchens niedriger wird und sein Pigment verliert. Hierdurch entsteht eine Art Pupille, durch welche das Licht in den Augenbulbus einfällt. Der von einem schmalen bindegewebigen Saum umkleidete Bulbus wird durch ein Querseptum in 2 Abschnitte gesondert, von denen der vordere eine kuglige aus Zellen zusammengesetzte Linse, der hintere den complicirten Licht-perci- pirenden Apparat enthält. Dieser besteht aus 5 Schichten, einer vorderen Lage spindelförh liger Nervenzellen, einer zweiten hintern Schicht mehr cylindrischer Nervenzellen, welche seitlich eigenthümliche Wülste bildet, einer scharf begrenzten Stäbchenschicht, einem silberglänzenden Tapetum und einer einfachen Lage braunrother Pigmentzellen , dem Pigmentstratum. Die Stäb- chenscliicht liegt demnach wie im Vertebratenauge nach aussen gewendet. Merkwürdiger Weise spaltet sich der Opticus in zwei Stämme, von denen der grössere vordere den Bulbus vor dem Septum durchsetzt , der kleinere in zahl- reiche Bündel sich spaltet, welche den Augengrund becherförmig umfassen und gesondert rings in das Auge einstrahlen. Die Fasern des vordem Nerven 1) Vergl. A. Krohn, Ueber augenähnliche Organe. Archiv für Anatomie und Physiologie. 1810. V. Hensen, Ueber das Auge einiger Lamellibranchiaten. Zeitschr. für wiss. Zool. Tom. XV. 1865. Tastorgane. Darmcanal. Kreislauf. 11 breiten sich an der Vorderfläche des Tapetums nach allen Seiten aus , durch- setzen dasselbe und scheinen lediglich in die vordere Schicht der spindelförmigen Zellen überzugehen , während die Fasern des hintern Nerven plexusartig ver- bunden , in die mehr cylinderische Nervenzellen der zweiten Schicht eintreten. Zur Tastempfindung mögen die beiden Paare von Mundlappen oder Segel vorzüglich geeignet sein ; daneben aber fungiren auch die Ränder der Athem- öffnungen mit ihren Papillen und Girren , sowie die oft sehr zahlreichen und in mehreren Reihen geordneten Tentakeln am Mantelsaume z. B. bei Lima und Fecten als Tastwerkzeuge. Auch da wo solche nicht auftreten, wird der Mantel mit seinem reichen Nervennetz am Rande Sitz eines feineren Gefühls sein- Wahrscheinlich sind die hier verbreiteten haartragenden Zellen (Pinselzellen) das die Tastempfindung vermittelnde Nervenepitel. Die Verdauungsorgane der Lamellibranchiaten beginnen mit der von zwei Lippen begrenzten Mundöflfnung. Ober- und Unterlippe erscheinen gewöhn- lich jederseits in einen zuweilen wiederum gefallteten Mundlappen ausgezogen, können aber auch in ihrem Verlaufe gefranzt sein {Fecten) und enden am entgegengesetzten Körpertheile mit dem After. Dem Munde schliesst sich eine kurze Speiseröhre an, in welche durch den Wimperbesatz der Mundsegel kleine mit dem Wasser in der Mantelhöhle aufgenommene NahrungsstofTe eingeleitet werden. Kauwerkzeuge , wie wir sie in Gestalt von Kiefern und einer Zunge bei den Cephalophoren finden, fehlen bei dieser Art der Ernährung vollständig. Die kurze Speiseröhre erweitert sich in einen kugligen Magen, an dessen Pylorus- theil meist ein verschliessbarer Blindsack anhängt, hi vielen Fällen findet man noch entweder in der eben erwähnten blindsackartigen Ausstülpung des Magens oder in Darmkanale ein stabförmiges durchsichtiges Gebilde, welches unter dem Namen Krystailstil bekannt, als ein periodisch sich erneuerndes gallertiges Ausscheidungsproduct des Darmepitels aufgefasst wird. Der eigentliche Darm erreicht überall eine ansehnliche Länge und erstreckt sich unter mehrfachen Windungen von Leber und Geschlechtsdrüsen umlagert in den Fuss hinein, steigt dann hinter dem Magen bis zum Rücken empor und mündet nach Durchsetzung der Herzkammer auf einer frei in den Mantelraum hineinragenden Papille aus. Möglicherweise hat derselbe lediglich die Bedeutung eines ela- stischen Darmpfropfes, durch welchen der Durchgang des Darminhalts verzögert wird {Krulienherg). Der Kreislauf) wird wie bei allen Mollusken durch ein arterielles Herz unterhalten , welches von einem Pericardium umschlossen, in der Mittel- linie des Rückens etwas vor dem hintern Schliessmuskel liegt und merkwürdiger Weise von dem Darmkanal durchbohrt wird. Das Blut tritt durch zwei seitliche Vorhöfe in das Herz ein. Auffallend ist die Duplicität des Herzens bei Area, deren paarige Aorten aber wieder zu einer vordem und einer hintern Arterie zu- sammentreten. Die Verästelungen dieser beiden Gefässstämme führen das Blut in ein complicirtes System von Lacunen im Mantel und in den Zwischenräumen der Eingeweide. Dieses mit der Leibeshöhle zusammenfallende System von 1) Vergl. C. Langer, üeber das Gefässsystem der Teichmuschel. Denkschriften der Wiener Akademie 1855 und 1856. 12 Lamellibranchiaten. Herz. AthmunorsorKane o^ Bluträumen vertritt sowohl die Gapillargefässe als die feineren Venennetze, ob- wohl es neuerdings von mehreren Forschern (Langer, v. Hessling, Keber) für ein Gapillar- und Venensystem in Anspruch genommen wurde. Auch früher war schon bereits von Guvier, M ecke lein geschlossenes Blutgefäss- system der Mollusken behauptet worden, welches jedoch M i 1 n e E d w a r d s durch wichtige Gründe bekämpfte, so dass fast säramtliche neuere Beobachter von dem Vorhandensein wandungsloser Lacunen und Parenchymlücken überzeugt wurden. Von grössern venösen Bluträumen sind vor Allem ein mittlerer un- paarer Sinus, in welchen das Lacunensystem des Fusses einführt und zwei seitliche Venensinus an der Basis der Kiemen hervorzuheben. Von diesen letztern strömt das Blut, nachdem dasselbe der Hauptmasse nach von jenem mittleren Sinus aus durch ein Netz von Kanälen die Wandung der Bojanus- schen Organe wie durch eine Art Pfortaderkreislauf durchsetzt hat , in die Kiemen ein , um von da als arterielles Blut in die Vorhöfe des Herzens zurück- zukehren. Oeffnungen am Fusse (oder auch am Mantel) führen beträchtliche Mengen von Wasser in den Körper ein, das sich dem Blute zumischt. Früher hat man aus diesem Grunde den Muschelthieren ein besonderes Wassergefässsystem zugeschrieben , das sich jedoch auf Schwellnetze des Fusses reducirt , welche als ein Theil des Systemes der Blutlacunen durch Wasseraufnahme eine plötz- liche Anschwellung des Körpers bewirken, aber ebenso rasch auch durch Aus- spritzen des Wassers eine Abschwellung wieder herbeiführen können [Cydas, Cardinw, Anodonta etc.) Als Athnmngsorgane ') treten überall Kiemen auf, in der Regel als zwei Paare von blattförmigen Kiemen (LameUibranchiateu) , welche hinter dem Mundlappen entspringen und längs der Seiten des Rumpfes nach hinten ver- laufen. Jede Kieme besteht aus zwei (einer medialen und lateralen) Lamellen, die an der Basis zur Bildung eines Kiemenganges auseinander weichen und am freien Rande in einander übergehen. Auf ihrer Oberfläche tragen die Kiemenblätter ebenso wie ihre interlamellären Wasserräume zum Unterhalten einer continuir- lichen Wasserströmung ein Wimperepitel. Gewöhnlich ist die äussere dem Mantel anliegende Kieme beträchtlich kleiner, zuweilen fällt dieselbe vollkommen hinweg, und es reducirt sich die Zahl der Kiemen auf ein einziges Paar, welches dann stets den beiden Innern oder medialen Kiemen entspricht. Die einfachste Form der Kiemen, die auch der Entwicklung nach die embryonale (Lacaze- Duthiers) ist, wird durch eine Reihe neben einander entspringender Fortsätze, beziehungsweise fadenförmiger Blättchen hergestellt , welche isolirt oder doch nur lose durch Gewebsbrücken verbunden sind. Indem sich die fadenförmigen Blättchen der medialen Kieme medialwärts, der äussere lateralwärts um- 1) Vergl. ausser Bojanus, van der Hoeven, v. Rengarfcen, Langer, v. Hess- ling besonders Alder nnd Alb. Hancock, On the branchial curreuts in Pholas and Mya. Ann. Mag. Nat. Eist. 1851, ferner Ebend. 1852 und 1853. T. Williams, On the Mecha- nism of Aquatic Respiration in Invertebrate Animals. Ibid. 1854. Lacaze-Duthiers , Memoire sur le developpenient des branchies des Mollusques ace'phales etc. Ann. seien, nat. Ser. IV. Tom. IV. I85ü. C. Posner, Ueber den Bau der Najadenkieme. Arch. f. niikrosk. Anat. Tom. XL 1875 u. XIII. 1877. R. Bonnet, Der Bau und die Circulation der Acephalenkieme. Morph. Jahrb. Tom. 1 IL 1877. R. H. Peck, Gills of Lamellibranch. Mollusca. Quaterl. Journ. of Micr. Science vol. XVII. 1877. Bau der Kiemenblätter. 13 schlagen , bilden sie zwei Sehenkel , welche im Verein mit den gleichwerthigen parallel liegenden Schenkeln der übrigen Kiemenfäden die Grundlage zmn medialen und lateralen Blatte jeder Kieme herstellen und den interlamellären Raum umschliessen , weicher durcb gegitterte zwischen benachbarten Fäden bleibende Spalten ausmündet. Einfache Fadenkiemen der Art finden sich bei Ai-ca, Mytüus und der asymmetrischen Änomia. Complicirter ist die Form der durchbrochenen Blatthieme , welche sich nicht nur durch die festere Ver- einigung der in einer Fläche gelegenen Kiemenfäden zu einer Kiemenlamelle, sondern durch die Ausbildung von Gefässnetzen auszeichnet. Diese wird durch Aushöhlung sowohl der Querbrücken zwischen den Kiemenfäden als dei- Septen ermöglicht , welche quer zwischen den beiden Blättern der Kieme ausgespannt den interlamellären Raum in eine Anzahl von Fächern sondern. {Unio, Ano- donta). Am häufigsten aber sind die FaltenMenien , deren Lamellen durch regelmässige Querfaltungen eine ausserordentlich vergrösserte Oberfiäche und entsprechend reiche Gefässverästelung gewinnen. ( Venus, Cardium, Pinna etc.) Hier bleiben die Kiemenleisten nicht in gleicher Ebene, sondern kommen (im Querschnitt) auf eine wellenförmige Curve zu liegen. Die im Wellenthal meist oberhalb eines Septums gelegenen Leisten erfahren eine Verstärkung und Neu- bildung, bis sich schliesslich das Kiemenblatt durch vollkommene Spaltung seiner in den Wellenthälern ausgespannten Septen in zahlreiche nur an der Basis zusammenhängende Fäden auflöst (Pecten, Spondylus). Als Stütze dienen den einzelnen die Blutcanälchen bergenden Kiemenfäden strukturlose Stäbchen, welche als verdickter glasheller Saum der den Gefässraum umgrenzenden Bindesubstanz enstanden sein möchten. Das oberflächliche Wimperepitel erscheint übrigens keineswegs voll- kommen gleichmässig, wird vielmehr an manchen Stellen durch wimpernlose Zellen ersetzt und an wieder anderen durch Gruppen mächtiger Wimperzellen mit längern Cilien verstärkt. Die dicht stehenden feineren Gilien unterhalten einen constanten Wasserstrom durch die Kiemen, während die Wimpern des freien Randes, häufig eine Art Rinne bekleidend, einen Strom zur Mundöffnung hin zu leiten scheinen. Die an der Kiemenbasis (Ursprungsstelle) gelegenen Kie- mengänge führen das Wasser in den partiell abschliessbaren Kloakenraum der Mantelhöhle. Hinter dem Fusse sind die medialen Lamellen der Innern Kiemen meist mit einander verwachsen, so dass ein Septum entsteht, durch welches eine untere oder infiabranchiale Mantelkammer von einer obern suprabranchialen abgeschlossen wird. Den Kiemengängen parallel verlaufen am hisertionsrande die Blutgefässe und zwar jederseits an der Kiemenscheidewand eine zuführende Vene, welche auch das Blut aus dem Bojanus'schen Organe aufnimmt und eine oder zwei (an der äussersten und innersten Lamelle) abführende Venen , welche das Blut in die Vorhöfe leiten. Am einfachsten gestaltet sich die Gefässervertheilung in den Fadenkiemen, in deren Fäden einfache Seitenschlingen von den zuführen- den Venen eintreten, um mit ihren Enden in die abführenden Gefässräume überzugehn. Complicirter aber verhalten sich die Gefässnetze in den Fächer- kiemen , indem auch in die Septen Gefässäste eintreten , aus denen das Blut in entsprechenden Nebenzweigen der Hauptvenen abfliesst. 14 Lamellibranchiaten Bojantissches Organ. Von Excretionsorganen ist in erster Linie das nach Bojanas') be- nannte Organ hervorzuheben, ein länglicher Drüsenschlauch, welcher unterhalb und zu den Seiten des Herzbeutels scheinbar in einer besondern sackförmigen Höhle eingebettet liegt, einer Höhle, die vorn mit der Höhle der anderen Seite communicirt und seitlich an der Basis des Fusses meist gesondert, zuweilen {Pinna, Äi ca) mit der Geschlechtsöffnung vereinigt, nach aussen mündet. Schon Cuvier kannte dasselbe und hielt es für eine Art Niere, während Bojanus das fragliche Organ für eine Lunge und die Oeffnung des Sackes für das Athemloch ausgab. Wahrscheinlich ist dieser Drüsenschlauch, welcher mit einer Oeffnung im Leibesraum , und zwar im Pericardialsinus beginnt , als eine schleifenförmige Drüse (Anneliden) zu beurtheilen. Nicht nur im Jugendalter, sondern selbst im ausgebildeten Thiere {uinodonta) sind an demselben Win- dungen erkennbar, wie dann auch die sackförmige Vorhöhle nichts als der aufliegende nach aussen mündende Schenkel des Drüsenschlauches zu betrach- ten ist. Die Wandung des Drüsenschlauchs erscheint besonders reich gefaltet und durch Verwachsung dieser Falten mit einem schwammigen Labyrinth von Neben- räumen erfüllt, welche mit einem theilweise bewimperten Epitel bekleidet sind, während die bindegewebige Grundlage der Falten das aus dem Venensinus ge- speiste Gefässnetz trägt. Die Substanz erscheint somit als ein gelblich- bräun- liches schwammiges Gewebe, in dessen Maschenräumen der Epitelialbelag die Ausscheidung besorgt, indem sich in seinen kugelig aufgetriebenen Zellen Kalk- haltige Goncremente ablagern. Poli glaubte in denselben das Baumaterial für die Schale zu erkennen und deutete daher die Drüse als Schalendrüse. Andere betrachteten diese Goncremente als Harnsäure haltig, indessen scheint bislang mit Sicherheit nur von Lacaze-Duthiers bei Lutraria solenoidcs das Vor- kommen von Harnsäure nachgewiesen zu sein. Neuerdings konnte Kruken - berg in den Concretionen aus demBojanusschen Organe von Pinna sqiiamosa einen überraschenden Reichthum von Mangan constatiren. Dass die äussere Oeffnung der Vorhöhle, wie man längere Zeit glaubte, Wasser einzuführen und durch die innere Oeffnung in den Pericardialsinus dem Blute beizumischen ver- mag, wird neuerdings von mehreren Seiten vielleicht mit Recht bestritten, zumal die Wasserzufuhr durch andere Einrichtungen am Fusse beziehungsweise Mantel ermöglicht wird. Die Lamellibranchiaten sind mit Ausnahme einiger wenigen Gattungen {Pandora, Cyclas, Clavagella, Pectcn, Ostrea) getrennten Geschlechtes; beiderlei Geschlechtsorgane ^) zeigen aber eine sehr gleichartige Form und Lage zwischen den Eingeweiden. Ovarien und Hoden stellen vielfach gelappte und traubige Drüsen mit rundlichen oder cylindrischen Blindsäckchen dar, welche paarig neben der Leber aufsteigen und die Windungen des Darms umlagernd, in die 1) Vergl. ausser Swammertlam, Poli 1. c. L. Bojanus, Sendschreiben an Herrn G. Cuvier. Iris. 1819. Lacaze-Duthiers, sur l'organ de Bojanus. Ann. Sciens. Nat. IV. Ser. 1855. Griesbach, Ueber den Bau des Bojanusschen Organes der Teich- niuschel. Archiv für Naturg. 1877. 2) Lacaze-Duthiers, Organes genitaux des Acephales Lamellibranches. Ann. scienc. nat. IV. Ser. Tom. 1854. Geschlechtsorgane. Fortpflanzung. 15 Basis des Fusses hineinrücken. Selten treten dieselben tbeilweise (Anomia) oder vollständig {Myt'ilus) in den Mantel über. Eier und Samen nehmen aus den Epitelialzellen der vollkommen übereinstimmend gebauten Geschlechts- drüsen ihren Ursprung und sind gewöhnlich schon dem unbewaffneten Auge an ihrer Färbung kenntlich , indem die Eier in Folge der Dotterfärbung roth, der Samen dagegen milchweiss bis gelblich erscheint. Die Ausführungsöffnungen der Genitaldrüsen liegen paarig zu den Seiten nahe an der Basis des Fusses und fallen entweder mit den beiden Oeffnungen des Bojanus'schen Organes zusammen {Area, Pinna, Mytilus) oder führen die Geschlechtsstoffe zunächst in den Innenraum dieses Organs selbst ein {Pecten, Lima, SpoiuhjUis) oder liegen dicht neben den Oeffnungen desselben {Unio, Anodonta, Pectunculus). Ganz ähnlich verhalten sich in Form, Lage und Ausmündung die Zwitterdrüsen, deren Samen- und Eier -bereitende Follikel entweder räumlich gesondert sind und dann bald in getrennten Mündungen {Pandora) , bald in einer gemein- samen Genitalöffnung {Pecten, Ciavagella Cyclas) nach aussen führen, oder dieselben Follikel fungiren abwechselnd bald als Hoden bald als Ovarien {Osirea, Cardium norivegicum). Bei der Auster soll nach Moebius die Reife des weib- lichen Geschlechts der männlichen vorausgehn. Bei den getrenntgeschlechtlichen Lamellibranchiaten können männliche und W( ibliche Thiere , wie dies für die Süsswasser- bewohnenden Unioniden gilt , eine verschiedene Schalenform besitzen , indem sich die Weibchen, deren äussere Kiemenblätter mit ihren fächerförmigen Innenräumen zur Aufnahme der Eier als Brutbehälter verwendet werden, durch weit gewölbtere Schalen aus- zeichnen. Indessen kommen auch unter den Flussmuscheln hermaphroditische Individuen sowohl bei Unio als bei Anodonta vor. Die Befruchtung konnnt wahrscheinlich in der Regel im Mantel- oder Kiemenraum des mütterlichen Körpers zu Stande, indem dieser durch die Alhemröhre das von dem männlichen Thiere entleerte Sperma einzieht und durch die Wimpern der Kiemenblätter den austretenden Eiern zuführt. Fast sämmtliche Lamellibranchiaten legen Eier ab; lebendig gebärende Arten gehören zu seltenen Ausnahmen. Fast überall bleiben die befruch- teten Eier eine Zeit lang zwischen den Schalen oder gelangen in die Kiemen- blätter und durchlaufen während dieses Aufenthaltes unter dem Schutze des Mutterleibes die Bildungs Vorgänge des Embryo's , welcher auf einer gewissen Entwickelungsstufe ins Freie gelangt. Vornehmlich tritt die Brutpflege bei den Süss Wasserbewohnern auf; bei den Unioniden gelangen die Eier massenweise (zunächst aus der ziemlich weit vorn gelegenen Geschlechtsöffnung in den Innern Kiemengang , von da aber in der Kloake durch die Flimmerströmung in umgekehrter Richtung getragen) in den grossen Längskanal der äussern Kiemenblätter und vertheilen sich von da in die Fächer , welche mächtig er- weitert in eigenthümliche Brutsäcke umgewandelt werden können. Bei Cyclas sitzen jederseits eine Anzahl von Bruttaschen an der Basis der Innern Kieme an, deren Zellenbekleidung zur Ernährung der Embryonen dient. Die Gattungen Unio und Anodonta entleeren ihre Fächer und Bruttaschen in der Art, dass der Inhalt als eine durch Schleim verbundene Masse von Eiern mit rotirenden 16 Laniellibranchiaten. Entwicklungr. o' Embryonen oder gar als zusammenhängende Eierschnur durch den grossen Längskanal austritt. Die Entwicklung ') erweist sich als eine mehr oder minder complicirte Metamorphose. Nach einer inaequalen, zuerst von S. Loven^) für mehrere ma- rine Muschelthiere (Modiolaria, Cardium) genau beschriebenen Dotterfurchung überwachsen die kleinen peripherischen Furchungszellen die grossen centralen Dotterkugeln und bilden somit einen zelligen, durch Wimperhaare langsam rotirenden Keim , an welchem zuert Wimpersegel mit Flagellum und diesem gegenüber die Schale, nachher ventralwärts die Fussanlage zur Sonderung ge- langt. Auch die Bildung des Mundes und Darmcanals tritt ziemlich gleichzeitig mit der Anlage von Mantel und Schale auf. Erst nachher differenziren sich Nervensystem und Gehörblassen und noch weit später Herz, Nieren und Kiemen. Der als Segel bezeichnete umfangreiche Wimperreif oder Wimperkragen ist nicht gelappt und erinnert an den Wimperkranz der Lovenschen Wurmlarve, mit welcher bei eingehender Vergleichung die Lamellibranchiatenlarve sehr nahe Beziehungen gemeinsam hat. Seit Loven wurde die Entwicklung der marinen Lamellibranchiaten wenig beachtet. Neuere genaue Beobachtungen liegen über Teredo^) vor. Auch hier beginnt die Furchung mit der Bildung einer grossen und kleinen Dotterkugel. Von jener sondern sich dann auch mehrere kleinere Kugeln, welche mit der zuerst entstandenen kleinen Dotterkugel die Ektodermzellen er- zeugen und die grosse nunmehr in zwei Hälften getheilte Dotterkugel (die En- todermanlage) nebst zwei zuvor abgetrennten, das Mesoderm erzeugenden Zellen umwachsen. Eine an der Schlussstelle der Keimblase entstehende Einstülpung bildet die Anlage des Munddarms, dessen blindes Ende mit dem aus den grossen Zellen hervorgehenden Entodermsäckchen (Mitteldarm) jn Zusammenhang tritt. Von den beiden ventralwärts hinter dem Munde gelegenen Mesodermzellen schnüren sich mehrere Paare von Zellen ab , welche zu Muskelzellen werden und die inzwischen vor dem Munde angelegte mit doppeltem Cilienring um- säumte Wimperscheibe , das Velum , bewegen. Inzwischen hat sich das Ectoderm am hintern Körperende, dem spätem Rücken , stark verdickt und 1) Vergl. besonders S. Loven, Bidrag tili Kiumedomen om Utvecklingen af Mol- lusca Acephala Lamellibranchiata. Stockliolm. 1858 ; in deutscher Uebersetzung, Beitrag zur Kenntuiss der Entwicklung der Mollusca Acephala Lamellibranchiata. Stockholm 187G. ferner ausserC.G.Carus, O.Schniidt. Zur Entwicklungsgeschichte der Najaden. Sitzungsb- d. Wien. Acad. 1856. F. A. Forel, Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Najaden. "Würzburg. 1867. W. Flemming, Studien über Entwicklungsgeschtehte der Najaden. Sitzungsber. d. Wien. Acad. 1875. H. v. Hierin g, lieber die Entwicklungsgeschichte der Najaden. Sitzungsb. d. naturw. Gesellsch. Leipzig. 1874. C. Rabl, Ueber die Ent- wicklungsgeschichte der Malermuschel. Jen. naturw. Zeitschrift Tom. X. 1877. 2) Loven theilt in dieser reichhaltigen vortrefflichen Schrift die ersten genauen Beobachtungen über den Austritt der Ptichtungskörperchen und die Beziehvingen der- selben zu dem Keimbläschen des Eies sowie zur Lage der ersten Furchungskugeln mit. 3) Vergl. ausser Quatrefrages, Annales des sciences natur. 1848, 1849, 1850. B. Hatschek, Entwicklungsgeschichte von Teredo. Arbeiten des zool. vergl, anatom. Instituts zu Wien. III. Band. 1880. Auch vergl. Lacaze 1. c. (Mytilus.) Entwicklung von Teredo. 17 grubenförmig nach Art einer Drüse eingesenkt. Es ist die sog. Schalendrüse gebildet, deren Zellenvvand sich wiederum scheibenförmig ausbreitet und eine cuticuiare, median getheilte Decke, die Schalenklappen ausscheidet. An dem einen Haarschopf tragenden Scheitel des Velums , dessen Ränder hier nicht in Form von Lappen her vor wachsen, verdickt sich das Ectoderm und erzeugt als Scheitelplatte die paarige Anlage der Cerebral ganglien. Eine nahe am Hinterende der kleinen Larvenkörpers entstehende Ectodermeinstülpung be- zeichnet den mit dem Mitteldarm nunmehr zusammenwachsenden Afterdarm. Wie die Lovensche Wurmlarve besitzt die Schalen - tragende Teredo\arve unterhalb des doppelten präoralen Wimperkranzes, welcher das Velum mit der Scheitelplatte umsäumt, einen einfachen postoralen Cilienreif, sowie zwei aus Mesodermzellen entstandene Wimpercanäle (Urnierengänge). Das Pedalganglion nebst der Otolithenblase scheint sich durch ectodermale Verdickung unterhalb und ventralwärts vom Munde zu entwickeln , an einer Stelle , welche später durch kolbige Erhebung zum Fuss wird. Leider sind die weiteren Entwicklungsvor- gänge, welche die Anlage der Innern Organe und die allmählige Umwandlung der Larve betreffen , nicht genau verfolgt und überhaupt für kein marines Muschelthier ausreichend bekannt. Weit mehr erscheint die Metamorphose bei den Flussmuscheln reducirt unter denen die Entwicklung von Cydas ^) und Pisidium noch am wenigsten von den marinen Formen abweicht. Doch tritt hier das Velum bedeutend zurück, während der Fuss schon zu einer Zeit, in welcher die Schale auf dem Mantel- schilde (Schalendrüse) bemerkbar zu werden beginnt, eine ansehnliche Grösse besitzt. Die Kiemenlamellen entstehen im Gegensatz zu Mytilus als solide Platten, deren Zellen sich in Form von parallelen Säulen gruppiren. In mancher Hinsicht abweichend gestaltet sich die Embryonalentwicklung der Najaden, deren Eier in Bruträumen der äusseren Kieme aufgenommen werden. Auch hier erfährt der Dotter eine ungleichmässige Furchung, welche in ihrem gesammten Verlauf besonders genau bei Anodonta durch Flemming, bei Unio durch Rabl verfolgt wurde. Die Eier der Najaden liegen in dem Inter- lamellarraum der äusseren Kiemen durch schleimige Substanz zu kleineren und grösseren Schollen verbunden und enthalten in der Peripherie des Dotters eine spärliche von einer ^strukturlosen Eihülle umkleidete Eiweissschicht. An dem einen etwas erhobenen Pole der Eihaut liegt dieMikropyle. In der Nähe des ent- gegengesetzten Poles tritt nach der Befruchtung das Richtungskörperchen (in doppelter Zahl) aus, während die erste Furche in der Richtung beider Pole den Dotter freilich in zwei ungleiche Hälften theilt. Die kleinere Furchungszelle liefert lediglich ectodermales Zellenmaterial, während die viel grössere Furchungskugel neben Zellen des Ectoderms das ganze Material des Meso- und Entoderms liefert. Zuerst trennt sich von der grösseren Kugel eine kleine, dann (bei Anodonta gleichzeitig) theilt sich die kleine Kugel, sodass der Keim aus drei kleinen und einer grossen Dotterkugel besteht. Nach fortgesetzter Theilung der kleinen 1) F. Leydig, Ueber Cyclas cornea. Müllers Archiv. 1855. P. Stepanoff, Ent- wicklung von Cyclas. Arch. für Naturg. 18G5. Ray Lankester, On the development history of Mollusca (Pisidium). Philos. Transactions of the Roy. Sog. 1874. Claus, Zoologie. 4. Auflage. Tom. U, 2 18 Lamellibranchiaten. Entwickelung von Unio und Anodonta. Zellen, deren Zahl durch sich abtrennende Knospen der grossen Kugel vermehrt wird, kommt es zur Bildung eines ovalen relativ grosszelligen Embryonalkörpers mit einer Höhle, die an einem Pole durch die grosse vegetative Zelle geschlossen ist. Während die Zellen durch Theilung sich vermehren und demgemäss kleiner werden , theilt sich auch die vegetative Zelle in 2, 4, 6 und zahlreiche, relativ hohe dunkle Zellen, welche den dickern, aber abgeflachten Theil der Keimblase zusammensetzen. Zwei dieser Zellen, welche symmetrisch zur Medianebene liegen, bleiben grösser, werden überwachsen und rücken in den Leibesraum (Seg- mentationshöhle) , während sich der hohe abgeflachte Theil der Keimblasen- wand einstülpt und zur Anlage des Entodermsackes führt. Der Embryo ge- winnt demnach den Bau der sog. Gastrula, an deren Oeffnung innerhalb des Leibesraums die beiden das Mesoderm bildenden Zellen liegen. Dieselben theilen sich in rascher Folge und erzeugen eine Zellenlage , welche sich weiter nach dem entgengesetzten Ende ausbreitet und hier den quer ausgespannten Schliessmuskel der Schale hervorgehn lässt. Das Entodermsäckchen verschiebt sich gleichzeitig weiter nach vorn und löst sich nach Schluss der Oeffnung von seiner Verbindung mit dem Ectoderm ab , an welchem bald an der voidern Körperseite die bleibende Mundöffnung zum Durchbruch kommt, hizwischen ist an der Rückenseite die erste Anlage der Schale entstanden, welche als zartes homogenes Häutchen auftritt und sich bald in zwei seitliche Klappen sondert. Zuerst haben dieselben eine gerundete Form, die erst später in die dreiseitige übergeht und am freien Bauchrande in ein hakiges Spitzen- stück ausläuft. Dem Schalenligament gegenüber entsteht am Hinterende eine kleine Einstülpung des Ectoderms , welche in einer gewundenen Röhre fort- wächst und später als »Byssusdrüse« einen ßyssusfaden absondert. Eine in der Medianlinie der Bauchfläche auftretende Einbuchtung , welche allmählig höher bis zum Schliessmuskel hinaufrückt, führt zur Sonderung der beiden Mantellappen , an deren Rand je vier haartragende Sinneszellen bemerkbar werden. Zwei grubenförmige Ectodermwucherungen am Vorderrande haben möglicherweise eine Beziehung zur Entstehung des Nervensystems. Die so absonderlich gestaltete Larve [Glochidium), an welcher sowohl Velum- als Fussanlage unterdrückt erscheint, wird nunmehr aus dem Brutraum der Kieme ausgestossen und gelangt auf die Haut von Fischen, um hier nach Art eines Parasiten die weitere post embryonale Verwandlung zu durchlaufen und im Laufe von 2 bis 3 Monaten zur jungen Anodonta zu werden. Wahrscheinlich sind es die beiden Schalenhaken, welche von den kräftig klappenden Bewegungen des Schalenschliessers unterstützt , als Greiforgane zum Anklammern des Em- bryos an der Haut des im Schlamme wühlenden Fisches dienen, während zur dauernden Fixirung der Byssusfaden vielleicht einen ähnlichen Dienst wie der Stirnfaden der Siphonostomenlarve leistet. In Folge des von dem fremden Körper ausgeübten Reizes umwuchern denselben die anliegenden Hautzellen und umschliessen ihn bald in einer vollständigen Cyste. In dieser durch- 1) M. Braun, Die postembrynale Entwicklung des Süsswassermuschel. Jahrb. d. deutschen malakozol. Gesellsch. Tom. V. 1878. C. Schierholz, Zur Entwicklungsge- schichte der Teich- und Flussmuschel. Zeitsch. für wiss. Zool. Tom. XXXI. 1879. Asiphoniata. Ostreidae. 19 läuft die Larve eine Reihe von Veränderungen, indem an Stelle des primären hinfälligen Schliessmuskels ein vorderer und hinterer Schalenschliesser auftreten, MundlajDpen, Fuss, und Kiemen hervoiwachsen , der Darmkanal weiter fort- gebildet wird , die Byssusdrüse verschwindet , und die Embryonalschale unter Verlust des Klammerhakens in die bleibende übergeht. Etwa nach 2^2 Monat verlassen die jungen Muscheln die Cyste, um am Boden umherzukriechen. Bei weitem die meisten Muschelthiere leben frei im Meere , und zwar in verschiedenen Tiefen, grossentheils kriechend, seltener schwimmend und sprin- gend. Viele entbehren aber der Ortsbewegung , indem sie sich frühzeitig mittelst des Byssusgespinnstes des Fusses festsetzen oder mit einer Schalen- klappe auf Felsen und Gesteinen festwachsen. Im letztern Falle leben sie oft in grossen Gesellschaften auf Bänken von bedeutender Ausdehnung vereinigt (Austern) und bilden wegen ihres schmackhaften als Leckerbissen geschätzten Fleisches einen wichtigen Gegenstand des Erwerbes und des Handels. Andere wie die Bohrmuscheln erweisen sich schädlich durch Zerstörung von Schiffholz und Pfahl werk. Mit Rücksicht auf die vor weltliche Verbreitung der Lamelli- branchiaten und die vortreffliche Erhaltung ihrer petrificirten Schalen sind zahl- reiche Gattungen zur Bestimmung der Formationen als Leitmuscheln für den Palaeontologen von der grössten Bedeutung. Lamarck gründete seine Eintheilung auf die Zahl der Schliessmuskeln (^Monomyurle)- — Bimyarier). D'Orbigny legte grösseren Werth auf die Gestalt der Schalenklappen {Orthoconchae — Pleiiroconchde). Neuerdings hat man (Wood ward) *) das Vorhandensein oder Fehlen der Siphonen und der Siphonalbucht bei der Gruppirung der Familien in den Vordergrund gebracht. \. Asiphoniata. Mantel ohne Siphonen. Manteleindruck einfach. 1. Fam. Ostreidae, Austern. Schalen ungleich, von blättriger Textur, mit wenig entwickeltem , meist zahnlosem Schlosse , in der Regel mit nur einem grossen mittel- ständigen Schliessmuskel. Bei den echten Austern ist die gewölbtere linke Klappe an Steinen oder Felsen verkittet, während die obere rechte durch ein inneres Ligament befestigt, wie ein Deckel der untern Schale aufliegt. Der Mantel des Thieres ist voll- ständig gespalten und an seinem freien dicken Rande einfach oder dopj^elt gefranzt, dagegen verwachsen die Kiemenlamellen an ihrem äussern Rande theil weise miteinander. Der Fuss fehlt entweder vollständig oder bleibt rudimentär. Die Thiere sind durch- weg marin und siedeln sich meist colonienweise in den wärmern Meeren an, wo sie Bänke von bedeutender Ausdehnung bilden können {Austernbänke). Auch waren sie bereits in früheren Erdperioden, besonders im Jura und in der Kj-eide vertreten. Östren'^) L. Schale unregelmässig, mit der linken Klappe befestigt, von blättriger Struktur. Buckel der Unterklappe ganz oder wenig gebogen. 0. edulis L. , Auster, an den europäischen Küsten auf felsigem Meeresgrunde , umfasst wahrscheinlich eine Reihe nach dem Fundorte verschiedener Arten, da die Schalenform und Grösse der Thiere ausserordentlich abweicht. Nach Davaine soll die Auster gegen Ende des ersten 1) P. S. Woodward, A Manual of the Mollusca. II Edit. London. 1871. 2) Coste, Voyage d'exploration sur le littoral de la France et de ITtalie. Paris. 1861. C. Moebius, Ueber Austern- und Miesmuschelzucht. Berlin. 1870. Derselbe, Die Auster und die Austernwirthschaft. Berlin. 1877, 2* 20 fectinidae. Aviculidae. Jahres nur männliche GeschlechtsstofFe produciren und erst später vom dritten Jahre an weiblich werden und Brut erzeugen. Dagegen behauptet Moebius, dass sich das Sperma später ausbilde, nachdem die trächtigen Thiere ihre Eier entleert haben. Die Fortpflanzung fällt besonders in die Monate Juni und Juli, in welcher die Thiere trotz ihrer ungeheuren Fruchtbarkeit einer Schonung bedürfen. Man hat desshalb von Staats- wegen die Austernfischerei geregelt und sich vielfach bemüht, das Gedeihen der Austern- bänke zu befördern und künstliche Anlagen sowohl zur Züchtung der Austern als zur Erhaltung und Ernährung der Brut zu gründen. Schon die Römer beschäftigten sich mit Herstellung von Austern parks, die man in neuerer Zeit sehr wesentlich verbessern konnte. Sehr geschätzt sind die Austern von Ostende, von der Normandie und Bretagne, ebenso die der dänischen und schleswigschen Küste. 0. virginiana List., Nord- amerika. 0. crista galli Chemn., Indischer Ocean. 0. cristata Born., Adria. Nahe verwandte fossile Gattungen sind Gryphaea Lam. und Exogyra Sow. Anoviia^) L. Schale fast kreisförmig, mit der rechten flachen Klappe aufsitzend, diese für den Austritt eines zarten Byssus-Bandes durchbohrt. Oberklappe (linke) mit 4 distinkten Muskeleindrücken. Geschlechtsdrüse im rechtsseitigen Mantel, Herz nicht vom Mastdarm durchbohrt. Die jungen Anomien haben anfangs, wenn sie sich mittelst Byssus festsetzen, (nach Morse) vollkommen symmetrische Schalen, von denen dann die linke regelmässig fortwächst. In der rechten, auf der das Thier liegt, soll nur der Hinterrand mächtig zunehmen und allmählig das Byssussecret der Art umwachsen, dass das bekannte Loch entsteht. Indessen ist es mehr als zweifelhaft, ob das Kalkstückchen, mit welchem an der durchbohrten Schale das Thier festhaftet, auf Byssus zu beziehen ist. V. I he ring betrachtet dieses an der rechten Seite liegende Schüessstück als Produkt eines Faltenorganes, wie auch schon den Autoren bekannt war, dass der hintere Retractor sich an das Kalkstück anheftet. A. ephippium L. Placuna Sold. Schale frei, flach, scheibenförmig, fast gleichklappig. PL placenta L., PI. sella Lam., indisches Meer. Nahe verwandt sind Placunopsis M. L., Placenta Retz., Carolia Cantr. 2. Farn. Fectinidae, Kammmuscheln. Mit gleichklappigen oder ungleicliklappigen, dann aber ziemlich gleichseitigen Schalen, welche sich sowohl durch ihren geraden Schlossrand als durch fächerförmige Rippen und Leisten der äussern Fläche auszeichnen. Die freien und völlig ^gespaltenen Mantelränder tragen zahlreiche Tentakeln und oft auch smaragdgrüneAugen in grosser Zahl. Nur ein Schliessmuskel verbindet die Schalen. Kiemenfäden frei. Der kleine Fuss sondert oft Byssusfäden zur Befestigung ab. Einige sitzen auch mittelst ihrer gewölbten Schalenklappe fest [Spondylus), andere bewegen sich schwimmend durch rasches Oeffnen und Schliessen der Schalen {Peeten), Viele sind essbar und werden wegen des feinen Geschmackes ihres Fleisches höher noch als die Austern geschätzt. Peeten 0. F. Müll., Kammmuschel. Schale regulär, meist gerippt. Schlossrand mit ohrförmigen Fortsätzen. Rechte Schalenklappe stärker gewölbt. P. Jacobaeus L. P. maximus L. , P. varius L. , Mittelmeer. Pedum Brug. Hinnites Defr. Spondylus L. , Klappmuschel. Schalenklappen ungleich, mit Stacheln auf der Aussenfläche, oft geöhrt, die rechte Schale festsitzend, ebenso wie die linke mit 2 Zähnen. Sp. gaederopus L. , Sp. americanus Lam. Lima Brug. Schalenklappen gleich, ungleichseitig, klaffend, geöhrt. Schloss zahnlos. Thier mit langen Girren am Mantelrande, aber ohne Augen. L. sq^uamosa Lam. 3. Fam. Aviculidae {Avieulacea) , Ferlmuttermuscheln. Mit sehr schiefen meist ungleichklappigen Schalen von blättriger Textur und innerer Perlmutterlage, mit gerad- linigem, oft flügeiförmigem Schlossrande. Schloss vei'bindung wenig entwickelt, zahnlos 1) Ausser Steenstrup vergl. Lacaze-Duthiera, Memoire sur l'organisation de FAnomia. Ann. scienc. nat. 1854. H. v. Ihering, Ueber Anomia etc. Zeitschr. für wiss. Zool. Tom. XXX. Supplb. Mytili(!ae. Arcadae. 21 oder mit schwachen Zähnen. Ligament halbinnerlich. Sie besitzen bereits zwei Schliess- muskeln, von denen jedoch der vordere sehr klein ist und einen kaum merklichen Ein- druck an der Schale hinterlässt. Der Mantel völlig geschlitzt, der Fuss klein, By.'ssus absondernd. Avicula Brug. Bandgrübchen längs des Schlossrandes vorhanden. Schale ungleich- klappig mit 2 Schlosszähnen. Rechte Schale mit Byssusausschnitt. A. hirundo L., Golf von Tarent. A. macroptera Lam., in wärmern Meeren. Meleagrina Lam., Perlmuschel. Schalen ohne Schlosszähne, gleich stark gewölbt und ungeöhrt. M. margaritifera L., echte Perlmuschel, bewohnt besonders das indische und persische Meer, aber auch den mexicanischen Meerbusen und heftet sich mittelst des Byssus in der Tiefe an. Die als Perlen ') bekannten Erzeugnisse ihres Mantels geben zu der Perlfischerei Veranlassung, die besonders in China und im persischen Meer- busen mittelst Taucherglocken betrieben wird und einen sehr bedeutenden Erti-ag liefert. Auch verstehen es die Chinesen durch Verletzung des Thieres die Bedingungen zur Erzeugung von Perlen zu begünstigen. Die innere Schalenschicht kommt als Perlmutter in den Handel. Uebrigens werden auch wenngleich viel seltener von den nächstver- wandten Gattungen Perlen erzeugt. Malleus Lam. Schale fast gleichklappig, hammerförmig, im Jugendzustand Avicula- ähnlich , ohne Schlosszähnchen. M. vulgaris Lam. , Indischer Ocean. Verwandt sind Vulsella Lam., Perna Lam., Crenatula Lam. und die fossilen Gervilia, Inoceratnus Sow. 4. Fam. Mytilidae {Mytilacea), Miesmuscheln. Mit gleichklappigen, von starker Oberhaut überzogenen Schalen, schwach entwickeltem, meist zahnlosem Schloss und innerm Ligament, mit grossem hintern und kleinem vordeim Muskeleindruck. Der ge- furchte zungenförmige Fuss befestigt sich durch Byssusfäden. Mantel mehr oder minder frei bis auf eine kurze am Rande gefranzte Siphonalöftnung. Die meisten leben im Meere, einige im süssen Wasser. Pinna L. , Steckmuschel. Schale schief dreieckig, vorn spitz, hinten klaffend. Mantelränder noch vollkommen frei. P. squamosa Gm., Mittelmeer. Steckt mit ihrer Spitze im Schlamme oder im Sande und ist durch feine Byssusfäden mit der Umgebung befestigt. Der Byssus wird in Calabrien zu Gespinnsten verarbeitet. Mytilus L. Der Wirbel der Schale liegt an der Spitze. Mantel mit einfacher Siphonalöftnung. M. edulis L., essbare Miesmuschel der Noi-d- und Ostsee. Modiola Lam. Die Wirbel rücken ein wenig vom Vorderende ab. Schloss zahn- los. 31. tulipa Lam. Lithodomus Cuv. Schale schmal und lang, dattelförmig, nur in der Jugend durch Byssus befestigt; das Thier bohrt sich später in Steinen Gänge. L. dactylus Sow., im Mittelmeerc (Serapistempel von Pozsuoli). Dreyssena Van Ben. Mit Platten unterhalb des Wirbels zur Anheftung des Schliess- muskels und mit 2 Siphonalöffnungen. D. polymorpha Pall., hat sich über viele Fluss- gebiete in Deutschland allmählig verbreitet. 5. Fam. Arcadae (Arcacea), Archemuscheln. Mit dickwandigen , gleichklappigen Schalen, welche durch ein äusseres Ligament und ein sehr entwickeltes, aus zahlreichen in einander greifenden Zähnen zusammengesetztes Schloss verbunden sind. Ihre Ober- fläche wird von einer rauhen, oft haarigen Epidermis bekleidet. Die beiden Schalen- schliesser bilden zwei gleich grosse vordere und hintere Muskeleindrücke. Der Mantel des Thieres ist in seiner ganzen Länge gespalten, die Kiemen sind in freie Fäden auf- gelöst. Fuss umfongreich, aber verschieden gestaltet. Ai'ca L. Schlosszähne in gerader Reihe, ziemlich gleich gross. Schalen bauchig, quer verlängert, mit weit abstehenden über das Schloss hinausragenden Wirbeln, oft am untern Rande klaffend. A. Noae L., im Mittelmeer. A. tortuom L., im indischen Ocean. A. diluvii Lam., tertiär. 1) Vgl. C. Moebius, Die echten Perlen etc. Hamburg. 1857. 22 Trigoniadae. Unionidae. Siphoniata. Chamidae. Tridacnidae. Pectunculus Lam. Schlosszähne in gekrümmter Linie. Schale rundlich flach, nie- mals klaffend. Fvass mit doppelter Schneide ohne Byssusgrube. P. pilosus L. , im Mittelmeer. Cucullaea Lam. Schlosszähne in gerader Reihe, nach den Seiten grösser werdend. Hinterer Muskeleindruck von scharfer Leiste umzogen. C. auriculifera Lam., indischer Ocean. Viele fossile Arten. Hier schliessen sich die nahe verwandten Nueuliden an mit Nucula Lam., Isoarca Münst., Leda Schum. , Yoldia MöU. u. a. 6. Fam. Trigoniadae (Trigoniacea). Schalen gleichklappig, trigonal, geschlossen. Schlosszähne leistenförmig, oft quergestreift, Vförmig divergirend. Thier mit Schnellfuss. Trigonia Lam. [Lyriodon Sow.). Vier Schlosszähne in der linken, zwei in der rechten Klappe. Schale dick, concentrisch oder radiär gerippt. Tr. pectinata Lam. Die fossilen Myoplioria Br., Schizodus King. [Axiniis Sow.) kaum verschieden. 7. Fam. Unionidae {Najades')), Flussmuscheln. Mit länglichen, gleichklappigen aber ungleichseitigen Schalen, welche äusserlich von einer starken glutten meist braunen Oberhaut und innen mit einer Perlmutteriage überzogen sind. Der eine Muskeleindruck getheilt. Der Fuss zusammengedrückt, mit schneidender Längskante, sondert nur in der Jugend Byssusfäden ab. Mantelränder meist in ihrer ganzen Länge frei, Kiemen hinter dem Fuss verwachsen. Die Thiere leben in stehendem und fliessendem Wasser, bewegen sich langsam kriechend, graben sich aber gern mit ihrem stumpfen Vorder- körper im Sande und Schlamme ein. Die äussern Kiemenlamellen sind zugleich Brut- räume für die sich entwickelnden Eier. Atiodonta Lam. Dünnschalig ohne Zähne des Schlosses. A. cygnea Lam., in Teichen. A. anatina L., Entenmuschel, mehr in Flüssen und Bächen. TJnio L. Schalen dick, die eine besitzt unter dem äussern Bande zwei leisten- förmige Zähne, die andere nur einen Zahn, dazu kommt vorn ein einfacher oder doppelter Schlosszahn. U. pictorum L. , Malermuschel. U. tumidus Retz., JJ. batavus Lam. Margaritana Schum., Flussperlmuschel. Seitenzähne fehlen. 31. margaritifera Retz., in Gebirgsbächen Deutschlands, besonders in Baiern, Sachsen, Böhmen. Andere Arten in Nordamerika. Sie liefern die Flussperlen. II. Siphoniata. Mantelränder theilweise verwachsen, mit röhrenartig verlängerten Siphonen. 1. Fam. Chamidae {Chamacea), Gienmuscheln. Schalen ungleichklappig, dick, ungleichseitig, mit äusserm Ligament und stark entwickelten Schlosszähnen. Muskel- eindrücke gross , reticulirt. Mantellinie einfach. Der Mantelrand bis auf o Oeffnun^en, den Fussschlitz, Kloaken- und Athemschlitz, verwachen. Chama L. Schalen blättrig, fest gewachsen, mit einem dicken und schiefen ge- kerbten Schlosszahn und ungleichen spiralgekrümmten Wirbeln. Ch. Lazarus Lara. Diceras Lam. Wirbel spiralig aufgerollt. Oberfläche glatt. 2). arietana Lam., fossil im Jura. 2. Fam. Tridacnidae. Von den Chamiden vornehmlich durch die gleichklappige reguläre Schale unterschieden. Tridacna Brug. Schale trigonal , dick, gerippt , mit zackig ineinander greifenden Rändern. A^orderseite mit weiter Oeffnung zum Durchtritt des Byssus. Ein Schlosszahn jederseits. Hintere Seitenzähne 2 1 L T. gigas L., Riesenmuschel, Ind. Ocean. Hippopus Lam. unterscheidet sich durch den Mangel des Byssus und der entsprechenden Schalen- apertur. H. maculatus Lam., Ind. Ocean. Die Familien der fossilen Budisten oder Hippuriten mit den Gattungen Hippurites Lam., Caprina D'Orb., Sphaerulites Desm. , Badiolites Lam. u. a. G. wird gewöhnlich zwischen beide Familien gestellt. ' 1) Vergl. die Aufsätze von Siebold, Quatrefages, C. Vogt, 0. Schmidt; über Perlenbildung de Filippi, Küchenmeister, Pagenstecher, v. Hessling. Cardiidae. Lucinidae. Cycladidae. Cyprinidae. Veneridae. 23 3. Fam. Cardiidae (Cardiaceä), Herzrauscheln. Die gleichklappigen ziemlich dicken Schalen sind herzförmig und gewölbt, mit grossen eingekrümmten Wirbeln, äusserem Ligamente und stai'kem aus mehrfachen Zähnen gebildeten Schlosse. Schloss- zähne 2 jederseits, von hintern Seitenzähnen nur einer. Die verwachsenen Mantelränder lassen ausser den kurzen Siphonen einen Schlitz frei zum Durchtritt der kräftigen und knieförmig gekrümmten zur Schwimmbewegung dienenden Fusses. Cardium L. Schale bauchig herzförmig, gerippt. Manteleindruck ohne Bucht. C. editle L., in der Nordsee und im Mittelmeere, essbar. Hemicardium Cur. Schalen von vorn nach hinten comprimirt, vom Wirbel nach dem Rande gekielt. H. cardissa L. , Ostindien. Fossil: Conocardium Br. 4. Fam. Lucinidae {Lucinacea). Schale kreisförmig, frei, geschlossen, mit 1 oder 2 Schlosszähnen und einem zweiten ganz verkümmerten Seitenzahn. Mantellinie einfach. Mantel vorn offen, hinten mit ein oder zwei Siphonairöhren. Fuss verlängert, cylin- drisch oder wurmförmig. Lucina Brug. Schale kreisförmig, mit vorn eingebogenen Wirbeln. Ligament halbinnerlich. Thier mit langer contraktiler Analröhre. 2 Schlosszähne, 1 oder 2 Seiten- zähne. L. lactea Laiu., Mittelmeer. Nahe verwandt sind Cryptodon Turt. , Utigulina Daud. , Diplodonta Br. Corbis Cuv. Schale oval, bauchig, mit concentrischer;Sculptur. 2 Schloss- und 2 Seitenzähne. C. fimbriata L. 5. Fam. Cycladidae 'j. Schale gleichklappig , frei, bauchig aufgetrieben, mit äusserm Ligament und dicker horniger Epidermis. Mundlappen lanzetförmig. Fuss gross, zungenförmig. Mantel hinten verwachsen, mit zwei (selten einer) mehr oder minder vereinigten Siphonairöhren. Süsswasserbewohner. Cyclas Brug. Schale dünn, oval kuglig, mit kleinen Schlosszähnen. C. cornea Lam. Pisidium Pf. unterscheidet sich durch die vereinigten Siphonen. Cyrena Lam. Schale dick, bauchig, mit stark vorstehendem Ligament und 8 Haupt- schlosszähnen jederseits. Mantellinie leicht ausgebuchtet. Siphonen von der Basis an geschieden. C. zeylonica Lam. Corbicula Mühlf. 6. Fam. Cyprinidae. Schalen regelmässig, gleichklappig, oval gestreckt, ge- schlossen, mit dicker und starker Epidermis. Ligament meist äusserlich. Hauptschloss- zähne 1 bis 3 und gewöhnlich 1 hinterer Seitenzahn. Mantellinie einfach. Mantelränder gefranzt, hinten zur Bildung zweier Siphonal Öffnungen verwachsen. Fuss dick, zungen- förmig. Cyprina Lam. Schale rundlich oval bis herzförmig, dick, mit starker Epidermis und 3 ungleichen Schlosszähnen. Manteleindruck ohne Einbuchtung. C. islamlica Lam., Circe Schum., Aatarte Som. , Crassatella Lam. Cardita Brug. Isocardia Lam. Schalen kuglig herzförmig, mit stark vortretenden Wirbelspiralen. I. cor L., Mittelmeer. 7. Fam. Veneridae (Veneracea). Schale regulär rundlich bis oblong, mit äusserm kurzem Ligament, gewöhnlich mit 3 divergirenden Schlosszähnen an jeder Klappe. Mantellinie ausgebuchtet. Muskelimpressionen oval. Die Athemröhren von ungleicher Grösse, an der Basis vereint. Fuss zungenförmig comprimirt. Mundlappen triangulär, von massiger Grösse. Venus L. Schale eiförmig, mit gekerbten Rändern, mit 3 kräftigen Schlossziihnen ohne Seitenzähne. Mantelbucht kurz winklig. Mantelränder gefranzt. Siphonen kurz. F. paphia L. V. verrucosa L., Mittelmeer. Cytherea Lam. Ausser den 3 Schlosszähnen findet sich an der linken Klappe unter der Lunula ein Zahn, der in eine Vertiefung der rechten Klappe eingreift. C. Chione L., essbar, Mittelmeer. C. Dione L., Atl. Ücean. Artemis Poli, Lucinopsis Forb., Venerupis Lam. u. a. G. 1) Fr. Leydig, Anatomie und Entwicklung von Cyclas. Müller 's Archiv. 1835. 24 Mactridae. Telliuidae. Myidae. Gastrochaenidae. 8. Pam. Mactridae. Schalen trigonal, gleichklappig , geschlossen oder leicht klaffend, mit innerm, theilweise zugleich äussenu Ligament und dicker Epidermis. Zwei divergirende Schlosszähne. Mantelbucht kurz gerundet. Siphonairöhren vereint , mit gefranzten Oeffnungen. Kiemen nicht in den Branchialsipho verlängert. Mactra L. Schale bauchig. Vorderer Schlosszähn winklig gefaltet. 2 Seitenzähne an der rechten Schale. Das Thier lebt im Sand. M. stultorum L. , Mittelmeer. M. solida L., Gnathodon Gray, Lutraria Lam. 9. Farn. Tellinidae. Mit zwei sehr langen, vollständig getrennten Athemröhren, tentakeltragende m, weit geschlitztem Mantelrand, äusserm Ligamente und triangulärem, comprimirtem Fuss. Die langgestreckte Schale ist am vordem Rande länger als am hintern und klafft. Schlosszähne höchstens zwei, Seitenzähne zuweilen verkümmert. Tellina L. Schale länglich , vorn gerundet , am Hinterende leicht gefaltet. Zwei Schlosszähne jederseits. Seitenzahn deutlich. Ligament äusserlich, vorragend. T. baltica Gm., T. radiata L. Gastrana Schum., Capsula Schum. Fsammobia liSkm. Schale länglich oval, vorn und hinten etwas klaffend, ohne Seitenzahn. Ps. vespertina Gm., Mittelmeer. Sanguinolaria Lam. Semele Schum. Donax L. Schale trigonal, geschlossen, hintere Seite kürzer, mit sehr kurzem äussern Ligament. D. trunculus L. 10. Farn. Myidae , Klaö'muscheln. Der fast ganz geschlossene Mantel besitzt nur vorn einen Schlitz zum Durchtritt des kurzen oder walzenförmig gestreckten Fusses und bildet eine sehr lange fleischige gemeinsame Athemröhre. Die Muscheln klaffen an beiden Enden und besitzen ein schwaches Schloss oft mit zwei oder drei comprimirten Zähnen. Sie graben sich tief im Schlamme und Sande ein und sind meist Strand- bewohner. 1. Subf. Soleninae. Schalen lang und schmal, gleichklappig. Meist 2 bis 3 Schlosszähne. Ligament äusserlich. Fuss sehr mächtig, cylindrisch. Siphonen meist kurz und vereint. Solen L., Scheidemuschel. Schale sehr lang, mit fast geraden parallelen Rändern. S. vagina L., Messerscheide. S. ensis L. Solecurtus Blainv. Schale länglich. Siphonen lang und getrennt an den Enden, S. strigilatus L. Cultellus Schum. Solemya Lam. {Solenomga Menke). 2. Subf. Myinae. Schale dick , . hinten klaffend , von runzliger Epidermis über- zogen. Mantelbucht sehr gross. Siphonen vereinigt, retraktil. Mya L. , Klaffnmschel. Schalen lang, ungleichklappig. Die linke Schale mit Schlosszahn. M. truncata L. Corbula Brug. Thetys Sow. Panopaea Men. la Gr. Schale gleichklappig, oblong. Ein Schlosszahn an jeder Klappe. Fuss kurz und dick. P. glycimeris Gm. 2. Subfam. Anatininae. Schale dünn mit granulirter Oberfläche. Schlosszähne verkümmert, an jeder Schale ein löffeiförmiger Vorsprung zur Aufnahme des Ligaments. Siphonen lang, gefranzt. Anatina Lam. Schale oblong, bauchig, durchsichtig. Wirbel gespalten, Siphonen verwachsen. A. subrostrata Lam. , Ind. Ocean. Pandora Sol. Plioladomya Sow. Ceromya Ag. u. a. G. 11. Fam. Gastrochaenidae (Tubicolidae). Schalen gleichklappig, dünn, zahnlos, zuweilen in eine Kalkröhre eingefügt, welche durch Ausscheidung des Mantels entstanden, oft den Molluskentypus unkenntlich macht. Nur ein kleiner vorderer Schlitz bleibt am Mantel frei, der sich nach hinten in zwei verschmolzene Röhren mit endständigen Oeff- nungen verlängert. Gastrochaena Spengl. Kalkröhre vorn geschlossen, hinten offen und durch eine Längsscheidewand getheilt. G. clava L. Clavagella Lam. Die linke Schale an der Wand der Kalkröhre befestigt, die rechte frei. Fuss rudimentär. Cl. bacUlaris Desh. n. Classe. Scaphopoda. 25 Aspergillum Lam. Kalkröhre am Vorderencle verbreitert und von Oeffnungen sieb- artig durchbrochen, der Brause einer Gieskanne ähnlich. Mit dem Siebende steckt sie im Sande, am verengerten Hinterende ist sie für die Athemlöcher geöffnet. Ä. vagini- f einem Lam., Gieskannenmuschel, Rothes Meer. A. javamim Lam., Ind. Ocean. Hier schliessen sich die Saxicavidae an , deren Schalen der Kalkröhre entbehren^ Sie bohren im Felsen. Saxicava Bell. S. pholadis Lam. Petricola Lam. P. roccellaria Lam. 12. Fam. Pholadidae, Bohrmuscheln. Die beiderseits klaffenden Schalen ohne Schlosszähne und Ligament , aber mit accessorischen Kalkstücken , welche entweder an dem Schlosse (Pholas) oder an der Athemröhre (Teredo) anliegen. Der fast vollkommen geschlossene Mantel lässt nur eine kleine vordere Oeffnung für den Durchtritt des kurzen dicken stempelartigen Fusses und setzt sich in eine lange Röhre mit verwachsenen Siphonen fort. In den untern Siphonalcanal erstrecken sich die langen spitz auslaufenden Kiemen hinein. Die Thiere leben theils am Strande und graben sich im Schlamme und Sande ein, theils bohren sie in Holz und selbst festem Gestein, Kalkfelsen und Corallen Gänge, aus denen sie ihre verschmolzene Athemröhre hervorstrecken. Sie werden durch diese Lebensweise den Dämmen , Schiffen und Pfahlwerken verderblich. Pholas L. Die accessorischen Schalenstückchen liegen äusserlich am Schlosse. Ph. dactylus L. Mantel und Siphonen leuchten. Nach Panceri') soll das Licht von einer leuchtenden Materie des oberflächlichen Flimmerepitels herrühren. Ph. crassata L. Teredina Lam. Teredo L. , Bohrwurm. Die Schalen sind sehr klein , aber äusserst dick und fest, sie bedecken nur den vordersten Theil des Thieres, welches durch die lange hinten ge- spaltene Athemröhre eine wurmförmige gestreckte Gestalt gewinnt und accessorische Schalenstücke in Gestalt von zwei Kalkplättchen trägt. Das Thier bohrt unter Betheiligung der sehr festen Schalenränder Gänge im Holze, welche von kalkigen Röhren, dem Aus- scheidungsprodukt des wurmförmig verlängerten und geschlossenen Mantels ausgekleidet sind. Die Jungen entwickeln sich im Mantelraum, schwärmen dann als Larven frei umher und besitzen zwei den Körper vollständig umlagernde Schalenklappen. Teredo naoalis L. , Schiftsbohrwurm (CoUectivbezeichnung), war die Veranlassung zu dem bekannten Dammbruche in Holland am Anfang des vorigen Jahrhunderts. Septaria arenaria Lam., bohrt Gänge im Sande. II. Classe. Scaphopoda'), Scaphopoden. Getrenntgeschlechtliche Mollusken ohne yesonderten Kopf und ohne Augen, mit vorstrecJcbaren Cirren, mit Zunge und Kieferbewaffnung, dreüappigem Fusse und röhrenförmiger, an beiden Enden geöffneter Kalhschale. Erst die trefflichen Untersuchungen von Lacaze-Duthiers haben über diese Gruppe von Mollusken, welche man lange Zeit als Cirrobranchiaten den Gastropoden unterordnete , hinsichtlich des Baues und der Entwicklung Licht verbreitet und bewiesen , dass sie den Acephalen nahe stehen und den Ueber- 1) P. Panceri, Gli organi luminosi e la luce dei Pirosomi e delle Foladi. Napoli. 1872. 2) Lacaze-Duthiers, Histoire de l'organisation et du developpement du Dentale. Annales des sciences naturelles. IV. Ser. Tom. VI. VII und VIIL 18j6. 1857. M. Sars, Om Siphonodentalium vitreum etc. Christiania. 1801. Derselbe, Malacozoologiske Jagttagelser vid, Sölskab Forhandlinger for 1864. 26 Scaphopoden. Allgenipiiicr Körperbau. Entwicklung. gang jener zu den Gephalophoren vermitteln. Die Schale ist eine langgestreckte, etwas gekrümmte und nach oben verjüngte offene Röhre, in welcher der ähn- lich gestaltete Thierleibj durch paarige Muskeln an der Rückenseite dem dünnern untern Schalenrande angeheftet, verborgen liegt. Wie die Schalenröhre bleibt auch der sackförmige dieser anliegende Mantel an beiden Enden geöffnet und lässt aus der wulstförmig umrandeten Oeffnung das dreilappige Ende des halb- cylindrischen Fusses hervortreten. Ein Kopf kommt nicht zur Sonderung, da- gegen erhebt sich im Mantelraum ein becherförmiger Vorsprung, an dessen Spitze die von blattähnlichen Lippenanhängen umstellte Mundöffnung liegt. Als Mundbewaffnung ist sowohl (rechts und links) ein seitliches Kieferrudiment als eine mit 5 Plattenreihen besetzte Zunge vorhanden. Der Nahrungskanal zerfallt in Mundhöhle, Speiseröhre, Magen mit paariger gelappter Leber und in einen langen Darm, welcher nach mehrfachen, knäuelartig zusammengedrängten Windungen hinter dem Fusse in der Mitte des Mantelraumes ausmündet. Ein Herz wurde bislang nicht nachgewiesen. Zwei Mantelgefässe und complicirte wandungslose Räume der Leibeshöhle führen das Blut. Die Athmung geschieht durch die Mantelfläche und wohl auch durch die fadenförmigen Tentakeln, welche auf zwei median zusammenstossenden Wülsten [Ualsl-ragcn) hinter dem Mundvorsprung vor dem Fusse entspringen. Diese cirrenartig vorstreckbaren Tentakeln sind am Ende kolbig verdickt und dienen als Fangorgane. Die paarige Niere liegt in der Umgebung des Mastdarmes und mündet durch zwei Oeffnungen rechts und links vom After in den Mantelraum aus. Das Nerven- system besteht aus den bekannten drei Gangliengruppen , von denen das Fuss- ganglion zwei Gehörblasen trägt. Augen fehlen. Als Tastorgane sieht man die bewimperten cirrenähnlichen Tentakeln an. Die Scaphopoden sind getrennten Geschlechts. Ovarien und Hoden liegen als unpaare fingerförmig gelappte Drüsen hinter Leber und Darm und münden mittelst einfachen rechtsseitig gekrümmten Ausführungsgang mit der rechten Niere neben dem After aus. Eier und Samenfäden gelangen durch eine hintere Mantelöffnung am spitzen Endtheile der Röhre nach aussen. Ueber die Entwicklung ist bekannt geworden, dass die Eier eine inaequale an die Furchungsweise der Lamellibranchiaten anschliessende Dotterklüftung durchlaufen. Der Embryo gewinnt am Scheitel einen Wimperschopf und mehrere Wimperkränze, die sich allmählig reduciren , sodass ein mächtiger den Rand der Koptscheibe umsäumender Wimperkragen, das Velum, zurückbleibt. An der Dorsalseite der ausschwärmenden Larve bildet sich der Mantel nebst einer kleinen zweiklappigen Schale, deren Ränder mit fortschreitender Entwick- lung ebenso wie die des Mantels bis auf eine vordere und hintere Oeffnung verwachsen. Nachdem der Fuss und Mundzapfen nebst Girrenanlage gebildet sind, verlängert sich die Schale mehr, und mehr röhrenförmig, und das Thier sinkt zu Boden. Die Thiere leben mit der vordem Körperhälfte im Schlamme versenkt, vermögen aber auch mittelst des Fusses langsam umherzukriechen. Sie schaffen die Nahrung mit Hülfe der Tentakelcirren , vielleicht auch zugleich mittelst des Wasserstromes, welcher zur Athmung dient , herbei. Solenoconchae. — ITT. Classe. Gastropoda. 27 1. Ordnung. Solenoconchae, Röhrenschnecken. Mit den Charakteren der Classe. Farn. Dentalidae. Dentalium. L. , D. entalis L., D. elephantinum L. , Mittelmeer und Ind. Ocean. Siphonodentalium Sars. S. vitreum Sars. S. lofotense Sars. III. Classe. Gastropoda'), Bauchfüsser. Weichthiere mit mehr oder minder gesondertem Kopfe, mit Zunge und Zahnapparat, mit ungetheiltem Mantel, tvelcher ein einfach tellerförmiges oder spiralig geivundenes Gehäuse absondert. Der vordere Körpertheil ist mehr oder minder scharf gesondert und bildet den mit Sinnesorganen und Mundwerkzeugen versehenen Kopf. Derselbe trägt gewöhnlich zwei oder vier Fühler und zwei Augen, seltener an der Spitze, in der Regel an der Basis eines Fühlerpaares. Am Rumpfe erhebt sich der bauch- ständige muskulöse Fuss , dessen Form und Grösse mehrfache Veränderungen erleidet. Nur selten ist der Fuss völlig rückgebildet (PhglUrhoe) , in der Regel bildet derselbe eine langgestreckte söhlige Fläche, kann aber auch {Heteropoden) als senkrecht erhobene Flosse auftreten. Für die Gestaltung des Rumpfes er- scheint die Lage und Form des Mantels wichtig. Derselbe zerfällt niemals in zwei seitliche Lappen, sondern bildet eine einfache mehr oder minder umfang- reiche Duplicatur , deren freier meist verdickter Rand zuweilen in Lappen ver- längert oder in Fortsätze ausgezogen ist. Selten verkümmert der Mantel beim ausgebildeten Thiere vollständig. Die untere Fläche des Mantels begrenzt in der Regel als Decke eine auf die Rückenfläche und auch auf die Seiten des Rumpfes ausgedehnte Höhlung, welche das (ebenso wie bei den Lamellibran- chiaten zwischen Mantel und Fuss gelegene) Respirationsorgan in sich aufnimmt und durch einen Ausschnitt, Oeffnung oder röhrenartige Verlängerung am Mantelrand mit dem äussern Medium in Communication steht. Der Leibesraum entwickelt sich entweder einfach und gleichmässig oder führt zur Entstehung eines bruchsackartig hervortretenden Eingeweidesackes, der sich allmählig verjüngt und in der Regel spiralig aufrollt. 1) Martini und Chemnitz, Conchylien - Cabinet. 12 Bde. Herausgegeben von Küster. Nürnberg. 1837—1865. D'And. de Ferussac et G. P. Deshayes, Histoire naturelle generale et particuliere des Mollusques, terrestres et fluviatilis. Paris. 1819 — 1850. G. Br. Sowerby, Thesaurus conchyliorum or figures and de^criptions of Shells. London. 1832—1862. Lov. Reeve, Conchologia iconica etc. London. 1846 — 1862. Guoy et Gaimard, Voyage de la corvette l'Astrolabe. Mollusques. 1826 — 1834. H. und A. Adams, The Genera of the recent Mollusca. 3 Vols. Jjondon. 1858. W. Carpenter, On the microsc. Structure of Shells. Report. 13. 14. 17 Meeting Brit. Assoc. London. 1846. 1847. 1848. H. Troschel, Das Gebiss der Schnecken. Tom. L und II, 3 Lief. Berlin. 1856 — 1878. W. Keferstein, Bronn's Klassen und Ordnungen der Weichthiere. Tom. IIL 2. Abth. Leipzig. 1862 — 1866. Woodward, Manual of the Mollusca. 2 Ed. London. 1868. 28 Gastropoden. Sclineckengehäuse. Mantel und Eingeweidesack werden von der Schale bedeckt, welche meist als gewundenes Gehäuse die Form der Windungen des letztem wiederholt, beim Zurückziehen des Thieres aber auch Kopf und Fuss vollkommen in sich aufnehmen und bedecken kann. Das Gehäuse {testa) ist seiner Entstehung nach auch hier eine verkalkte Cuticularbildung, welche der Epidermis des Mantels aufliegt. In der Regel erscheint dasselbe als eine feste Kalkschale, welche a is einer Guticula, aus einer Kalkschicht und aus einer kalkhaltigen blättrig geschichteten Substanz besteht. Die Kalkschicht ist durch eine aus- geprägt krystallinische Beschaffenheit ausgezeichnet , während die Structur der Blätterschicht eine ähnliche Beschaffenheit wie die Perlmutterlage der Muschel- schale besitzt. Die Oberfläche ist keineswegs vollkommen glatt , sondern zeigt makroskopisch wie mikroskopisch überaus verschiedene Sculpturen und kann bei stärkerer Ausbildung der hornigen Guticula schuppenähnliche und haar- förmige Erhebungen besitzen. Zuweilen erscheint die Schale zart, hornig und biegsam, indem die schichtenweise abgelagerten organischen Substanzen minder reich vom Kalke imprägnirt sind {Aplysia). Seltener bleibt die Schale so klein, dass sie nur die Mantelhöhe mit dem Respirationsorgane bedeckt oder als zartes Plättchen in der Mantelhaut verborgen liegt {Limax, Fleiirobranchiaten), häufiger schon wird sie frühzeitig abgeworfen, so dass den Thieren im reifern Alter ein Gehäuse völlig abgeht (viele marine Nacktschnecken). Ebensowenig wie der Mantel ist das Absonderungsprodukt desselben, die Schale, in zwei seit- liche durch ein Schloss verbundene Hälften gespalten, wohl aber kann dieselbe in eine Anzahl von Stücken zerfallen , welche in der Längsaxe ähnlich den Schienen des Hautpanzers von Gliederthieren auf einander folgen. In diesem Fa.\\e {Placophoren , Chiton) gestattet die segmentirte Schale, die den Weich- gebilden des Körpers einen ähnlichen Schutz wie der Hautpanzer den Glieder- thieren gewährt, Bewegungen ihrer Segmente, und es können sich diese Schnecken in ähnlicher Weise nach der Bauchfläche zusammenkugeln, wie die Kugelasseln und Trilobiten. Von dieser Ausnahme abgesehen, bleibt die Schale einfach, und zwar erscheint sie entweder flach und napfförmig (Fatella) ohne Gewinde , oder aber in sehr verschiedener Weise spiral gewunden von einer flachen scheibenförmigen bis zu der langausgezogenen thurmförmig verlängerten Spiiale. Im erstem Falle entspricht dieselbe ihrer Form nach mehr der embryonalen Schalenanlage, welche als zarte mützenförmige Decke dem Mantel aufliegt. Mit dem Wachsthum des Thieres wächst die Schale an ihrem dem Mantelrande aufliegenden Saume weiter (Anwachsstreifen) und er- hält bei ungleichmässigem Wachsthum Spirahvindungen , deren Durchmesser allmählig und continuirlich sich vergrössert. Da das unsynmietrische Wachs- thum der Schale in dem einseitigen Wachsthum des Körpers seinen Grund hat, so begreift es sich, dass an der grössern Aussenlippe der Mündung die unpaaren Organe ausmünden (After, Geschlechtsöffnung). Man unterscheidet an der spiralig-gewundenen Schale den Scheitel oder die Spitze {A/jex) als den Theil, mit welchem die Bildung der Schale am Embryo begann und die Spirahvin- dungen ihren Anfang nahmen , ferner die Mündiuty {Apertiira) , welche dem Scheitel gegenüber liegt, in die jüngste und meist grösste Windung einführt und Schneckengehäüse. Schleim- und Pigmentdrüsen. 29 mit ihrem beim ausgewachsenen Thiere aufgewulsteten Lippen (Peristoma) dem Manteirande aufliegt. Die Windungen drehen sich rechts oder links ') um eine von der Spitze nach der Mündung gerichtete Achse, welche entweder in die solide Spindel {ColunieUa) , oder in einen hohlen Längscanal derselben hin- einfällt, dessen Mündung als Nabel ( Uniho) bezeichnet wird. Dieser Ganal kann, falls die Windungen von der Achse entfernt bleiben , zu einem hohlen fast kegelförmigen Raum mit weitem Nabel werden {Solarium). In der Regel legen sich die Windungen unmittelbar an einander und erzeugen Linien, Nähte, durch welche ihre Grenzen bezeichnet werden. Bleiben die Windungen aber getrennt {Scalaria pretiosa), so fallen natürlich die Nähte hinweg. Nach der Lage der Spindel unterscheidet man einen Spindelrand oder innere Lippe und einen Aussenrand oder äussere Lippe der Apertur. Die Aussenlippe erweist sich entweder ganzrandig {holostom) , oder durch eine Ausbuchtung unter- brochen , welche sich oft in einen kanalartig ausgehöhlten Fortsatz verlängert (siphonostom). Einbuchtung und Schnabel fortsatz bezeichnen die Lage für die Oeffnung der Athemhöhle, deren Sipho. Besonders wichtig für die Form- gestaltung der Schale erscheint die Lage und Anordnung der Windungen. Fallen dieselben ungefähr in eine Ebene, so wird das Gewinde scheibenförmig {Flanorbis) , laufen die Umgänge schief um die Achse wie an einer Wendel- treppe, so werden die Schalen walzenförmig {Fupa), conisch (Trochus), kreisei- förmig {Litloruiu) , kugelig {BoUum), thurmförmig {Turitella), spindelförmig {Fusus), ohrförmig [Haliotis) und umgewickelt {Conus, Cypraea). Bei vielen Schnecken kommt zum Gehäuse ein horniger oder kalkiger Deckel {Operculunt) hinzu , der meist am hintern Ende des Fusses aufsitzt und beim Zurückziehen des Thieres die Schalenöffnung völlig verschliesst. Viele Land- schnecken sondern im Gegensatz zu diesem persistenten und vom Fusse ge- tragenen geringelten oder spiralig gewundenen Deckel vor dem Eintritt des Winterschlafs einen Kalkdeckel ab, welcher im kommenden Frühling wieder abgestossen wird. 1) Um zu bestiuiaien, ob die Schale rechts oder links gewunden ist, hält man die Axe senkrecht mit dem Apex nach oben und mit der Apertur nach unten dem Beschauer zugekehrt. Liegt die letztere rechts von der durch die Ache gezogenen Sagittalebene, 80 bezeichnen wir die Schale als rechtsgewunden etc., im Gegensatz zu den Botanikern, welche diese Form der Spirale eine linksgewundene nennen. Listing bezeichnet diese Spirale als laeotrop oder Laradaspirale, wähi-end er die linksgewundene dexiotrop oder Deltaspirale nennt. Denkt man sich in der rechtsgewundenen Spirale von der Spitze der Windungen abwärts herabsteigend, so behält man unter beständiger Rechtsdrehung die Axe zur rechten , bei der linken umgekehrt zur linken Seite. Mit andern Worten, man dreht sich im erstem Falle rechts-, im letztern linksseitig der Drehung der Linie entsprechend, von welcher man zur Ableitung der Spirale und zur Erklärung ihrer Ent- stehung auszugehen hat. Dieselbe Richtung der Drehung aber ist auch für die Bildung und das fortschreitende Wachsthura der Schale an der Apertur massgebend, indem sie dem Wachsthum der Spirale entspricht. Rechtsgewuudene Schalen werden an der rechten Seite getragen mit der Spitze nach hinten und rechts gewendet. Auch liegen bei den Schnecken mit rechts gewundenen Schalen Athemlocb, After und Geschlechts- öffnung rechtsseitig. 30 Gastropoden. Haut. Nervensystem. Die äussere weiche schleimige Körperhaut ') besteht aus einem oberfläch- lichen, in grösserer oder geringerer Verbreitung Wimperhaare tragenden Cylinderepitel und einer bindegewebsreichen Unterhaut, von welcher die Haut- muskulatur nicht zu trennen ist. Als Einlagerungen der Haut sind einzellige Schleimdrüsen, sodann Kalk- und Pigmentdrüsen hervorzuheben , welche be- sonders am Mantelrande in grösserer Menge angehäuft, durch den Kalkgehalt ihres Secretes zum Wachsthum sowie zur eigenthümlichen Färbung der Schale beitragen. Die überaus verbreiteten Schleimdrüsen liegen nicht überall in gleicher Menge gehäuft und rücken bei ihrer Grösse in die Tiefe der Unterhaut, hl ihrem hihalt sondern sie oft eigenthümlich geformte an die Nesselkapseln der Coclenteraten erinnernde Körperchen oder an Byssus erinnernde Fadenge- bilde ab. Uebrigens treten auch bei vielen Nacktschnecken wahre Nesselkapsel- zellen in der Haut auf. Die Schale wird ganz nach Art einer Guticularbildung durch das Epitel abgesondert und erstarrt, indem die der organischen Grundlage beigemengten Kalksalze eine feste und krystaliinische Beschaffenheit annehmen. Die oberste Schicht der Schale bleibt freilich oft als zarte dünnhäutige sog. Epidermis unverkalkt, während sich ihre hinenfläche bald mehr bald weniger durch Perlmutterschichten, welche die Manteloberfläche absondert, verdickt. Die Verbindung des Thieres mit der Schale wird vorzugsweise durch einen eigen- thümlichen Muskel bedingt, welcher wegen seiner Lage an der Goiumella Spindelmuskel heisst. Dieser Muskel entspringt am Rücken des Fusses, bildet eine kräftige Verdickung an der Wand des Eingeweidesackes und setzt sich am Anfang der letzten Windung an der Spindel fest. Das Nervensystem *) zeigt vielfache Beziehungen zu dem der Lamelli- branchiaten, indem zunächst dieselben drei Gangliengruppen, die Cerebral- Fuss- und Visceralganglien , nach der Länge der Gommissuren bald näher bald entfernter gelegen , wiederkehren. Selten wird die Concentration eine so grosse, dass eine gemeinsame auf die obere Seite des Schlundes gerückte Gang- lienmasse entsteht , an der man die drei Gangliengruppen schwer und nur mit Hülfe der austretenden Nerven von einander abgrenzen kann. Dieses am voll- kommensten bei Tcthys ausgeprägte Verhalten wird nicht etwa als ursprüng- liches , sondern als ein durchaus secnndäres Verhältniss anzusehen sein, welches keine Anhaltspunkte zu phylogenetischen Schlüssen gestattet. Die Gerebralganglien , zuweilen nach den Seiten der Speiseröhre auseinander gerückt , senden Nerven zu den Lippen , der Mundmasse , den Fühlern und Augen , das Fussganglienpaar an der untern Fläche der Speiseröhre zu den Muskeln des Fusses , während die Visceralganglien den Mantel, Herz, Kiemen und Geschlechtsorgane versorgen. Selten sind die Anschwellungen des Gere- bralganglions wenig ausgeprägt und die Ganglienzellen desselben mehr gleich- massig über die supraösophageale Gommissur vertheilt. Häufiger bilden sich mehrere Paare von Anschwellungen aus. Ueberall bildet ein vom 1) Vergl. Fr. Leydig, Die Hautdecke und Schale der Gastropoden etc. Archiv für Naturgesch. Tom. 42. 1876. 2) Lacaze-Duthiers, Du Systeme nerveux des mollusques gasteropodes pulmones aquatiques. Arch. de zool. exp. et gen. par H. de Lacaze-Duthiers. Tome. I. 1872. Vgl. ferner H. v. Iliering 1. c. Nervensystem niul Sinnesorgane. 31 Gehirn abtretender Nerv meist zur Seite des Schlundes ein Biiccalgannlion. Beide Buccalganglien sind durch eine mehr oder minder breite Gommissur ver- bunden und versorgen mit ihren austretenden Nerven die Mundmtisseund Schlund- wandung. Im besonderen Verhalten bieten einerseits die Opisthobranchien und Fulinonatcn, andererseits die Frosobranchien und lleteropoden nähere Beziehungen. Bei den ersteren liegen die Ganglien in der Umgebung des Schlundes meist dicht zusammengedrängt, sodass eine doppelter Schlundring gebildet wird, von denen der eine die Verbindung mit den Fussganglion , der andere mit dem hinter diesem gelegenen Eingeweideganglion vermittelt. Bei den Frosobranchien und Heteropoden tritt jederseits ein gesondertes Neben- ganglion, das Conimissuralganylion auf, von welchem das Commissurensystem der drei Ganglienpaare ausgeht. Wahrscheinlich handelt es sich um einen separaten Theil der Visceralganglienmasse, aus welcher noch mehrere gewöhn- lich paarige Ganglien (Pallialganglien , Parietalganglien) gesondert, in den Ver- lauf der langen Visceral-Gomniissur eingeschoben sein können. Durch bedeutende Streckung der Pedalganglien, verbunden mit einer Trennung ihrer Quercommissur in mehrere hinter einander gelegene Faserzüge kann die Form eines doppelten strickleiterförmigen Ganglienstranges entstehen, welcher an die Bauchganglien- kette der Anneliden und Arthropoden Qvmneri{Zeiigobranchien). Natürlich ist mit dieser Aehnlichkeit keineswegs die Homologie beider Nervenstränge und die Metamerenbildung im Nervensystem der Gastopoden bewiesen (sodass auch von dieser Seite aus J h er ings Unterscheidung von Artrocochliden und Flatycochliden völlig in der Luft schwebt). Innerhalb des Frosobranchien macht sich in der Lage der Viscero-Gommissuralschlinge mit ihren eingelagerten Ganglien und austretenden Nerven ein auffallender und genetisch keineswegs genügend auf- geklärter Unterschied geltend. Bei den einen {Ghiastoneuren) erscheint die Schlinge in der Art gekreuzt , dass die Faserbrücke vom rechten Gommissural- ganglion über den Darm nach links verläuft und unter Bildung eines »Supraintestinalganglions« von diesem aus einen Nerven entsendet, welcher die linke Seite versorgt. Die vom linken Gommissuralganglion abgehende Gommissur läuft unter dem Darm nach rechts und lässt aus ihrem kleinen »Subintestinalganglion« den die rechte Seite versorgenden Nerven austreten. Bei der grössten Mehrzahl der Frosobranchien {Orthoneuren) sowie bei den Hetero- poden fällt diese Kreuzung hinweg, und die vom jedem Intestinalganglion aus- tretenden Nerven versorgen die zugehörige Seite. Phylogenetisch hat jedoch dieser Gegensatz keineswegs die Bedeutung, die ihm von H. v. Ihering beigelegt wurde, da auf Grund desselben natürliche Gruppen, wie d\e Ehipidoglossen (Trochiden-Neriiinen etc.), welche nicht nur in der Bildung des Gebisses, sondern in Besonderheiten des Herzens übereinstimmen, künstlich gespalten würden. Von den Sinnesorganen haben die Augen und Gehörblasen eine grosse Verbreitung. Die Äugen 0, welche nur bei Chiton fehlen , liegen in dop- 1) V. Hensen, Ueber das Auge einiger Ceplialophoren. Zeitschr. für wiss. Zoo- logie. Tom. XV. 1865. Derselbe, Ueber den Bau des Schneckenauges etc. Archiv für niikr. Anat. II. 1866. H. Simmroth, Ueber die Sinneswerkzeuge unserer einheimischen Weichthiere. Ebend. Tom. XXVI. 1876. Vergl. ferner Ley dig, Keferstein, Babuchin u.a. 32 Gastropoden. Auge. Gehörblase. pelter Zahl am Kopf, meist an der Spitze von Stielen, welche aber in der Regel mit den Fühlern verschmelzen. Häufig sind sie an die Fühlerbasis, seltener auf die Spitze der Fühler gerückt. Seinem Baue nach erscheint das Gastropoden- auge als eine Modification des unicornealen Auges der Anneliden und Arthro- poden. Als Cornea fungirt die äussere durchsichtige Hautbekleidung mit ihrem oberflächlichen Epitel und subepitelialen Bindegewebsstratum {Pelluclda). Eine scharf abgegrenzte Sclera findet sich nur an dem hochentwickelten Auge der Heteropoden durch eine glashelle Kapsel repräsentirt , welche durch be- sondere Muskeln bewegt werden kann. Die bindegewebe Unterhaut, in welcher der mehr oder minder kugelige Augenbulbus eingelagert ist, lässt die Sonderung eines festen Augengerüstes überflüssig erscheinen. Somit bildet die zarte Ausbreitung der Nervenscheide des Opticus die äussere Begrenzung des Augen- bulbus, dessen Inneres von einer festen kugelig gewölbten Linse und einem (schon Swammerdam bekannten) freilich oft (Pt drische , nach vorn verengerte, bei Nautilus allerdings an der untern Seite ge- spaltene Röhre, welche mit ihrer breiten Basis in der Mantelhöhle beginnt und von hier sowohl das durch die Mantelspalte eingedrungene Athemwasser als mit diesem die Excremente und Geschlechtsstoffe nach aussen entfernt. Gleich- zeitig dient derselbe im Verein mit der kräftigen Musculatur des Mantels als Locomotionsorgan; indem der Inhalt des Mantelraums durch die Gontraction des Mantels — bei dem festen zuweilen durch Knorpelleisten unterstützten An- schluss des Mantelrandes an die Basis des Trichters — aus der Trichteröffnung stossweise entleert wird, schiesst das Thier in Folge des Rückstosses nach rück- wärts im Wasser fort. Viele Gephalopoden (Oc^o^tfZen) bleiben vollkommen nackt, andere (Deca- piden) bergen ein inneres Schalenrudiment, verhältnissmässig wenige (Argonauta, Nautilus) besitzen eine äussere spiralgewundene Schale. Die innere Schale liegt in einer besondern Rückentasche des Mantels und stellt sich in der Regel als flache federförmige oder lanzetförmige Platte dar, entweder aus einer bieg- samen Hornsubstanz {Conchyolin) , oder aus einer spongiösen von Kalksalzen erfüllten schräggeschichteten Masse gebildet {Os sepiae). Die äussere Kalk- schale ist nur ausnahmsweise dünn und einfach kahnförmig (Argonauta) , in der Regel spiralgewunden und durch Querscheidewände In eine Anzahl hinter- einander liegender Kammern getheilt , von denen nur die vordere grösste dem Thiere zur Wohnung dient. Die übrigen continuirlich sich verjüngenden Kammern sind mit Luft erfüllt, bleiben aber durch eine die Scheidewände durchsetzende centrale Röhre {Sipho) , welche ein Fortsatz des Thierkörpers durchzieht , mit diesem in Verbindung. Seltener liegen die Kammern kegel- förmig aufgewunden ( Turrilites ) , häufiger geradlinig hintereinander gereiht, in der Regel in einer Ebene eingerollt, bald mit sich berührenden Windungen {Nautilus, Ammonites), bald mit freien, in ihrem Verlaufe zuweilen geradge- streckten Windungen. Unter den lebenden Formen besitzt die Gattung Spirula ein nach Art eines Posthörnchens gebogenes Gehäuse , das jedoch bereits vom Mantel umschlossen liegt und den Uebergang zu jenen im Rücken verborgenen Schalen bietet. In ähnlicher Art sind die Schalen des fossilen Belemniten als Verbindungsglieder zwischen den äussern gekammerten Gehäusen und den Innern Schalenrudimenten von Sepia, Ommastrephes etc. aufzufassen. Dort besteht die kegelförmige Schale aus einem gekammerten Siphohaltigen Abschnitt, Fhragmaconus, und aus Verdickungsschichten, welche theils an der Spitze des erstem einen mächtigen soliden Fortsatz {Rostrum) bilden, theils an der Basis desselben eine Verlängerung der vordersten Kammer- wand, das sog. Hornblatt (Proostracuni) erzeugen. Auch die Belemnitenschalen waren von den Mantelfalten des Thieres umhüllt, welche wahrscheinlich wie bei Spirula einen geschlossenen Sack darstellten, von dessen kalkhaltigen Ausscheidungen die neu hinzukommenden als Rostrum und Proostracum unter- schiedenen Theile erzeugt wurden. Indem diese letztern auf Kosten des mehr und mehr zurücktretenden , der ursprünglich äussern gekammerten Schale ent- sprechenden Phragmoconus an Ausdehnung gewannen, wurden die Zwischen- glieder bis zu den Rückenschulpen der lebenden Decapiden durchlaufen, von denen einzelne Oegopsiden - Gattungen wie Loligopsis , Onychoteuthis , Oni- 74 Cephalopoden. Farbenwechsel der Haut. Kopfskelet. mastrephes noch einen Phraf/moconusresi nachweisen lassen. Die das Schalen- rudiment bergende Rückentasche der Tintenfische ist also eine secundäre durch Verwachsung von ursprünglich freien Mantelfalten entstandene Bildung, die demnach nicht etwa als Aequivalent der embryonalen sog. Schalendrüse be- trachtet werden kann. Die glatte, schlüpfrige Haut der Cephalopoden besteht aus einer oberfläch- lichen Epidermis , die sich fast überall auf ein (an den Tentakeln und Augen von Nautilus, Fiimmerhaare tragendes) Pflasterepitel zurückführen lässt, und einer bindegewebigen Muskeln enthaltenden Cutis, in welcher die merkwür- digen , das bekannte Farbenspiel der Haut bedingten Chromatophoren einge- bettet liegen. Dieselben sind (je aus einer Zelle hervorgegangene) Pigmenthaufen, an deren starker aus Zellen zusammengesetzten Wand sich zahlreiche Muskel- fasern strahlenförmig befestigen. Contrahiren sich die letztern , so bildet die Wand sternförmige*) Ausläufer, in die sich der Farbstoff nach zahlreichen Richtungen peripherisch vertheilt. Diesem Zustande entspricht die Bräunung der Haut und das Farbenspiel, welches in raschem Wechsel von blauen, rothen, gelben und dunkeln Farben abläuft. Bei der Expansion der Muskeln zieht sich die Zelle wieder zu ihrer ursprünglich kugligen Form zusammen, der Farbstoff concentrirt sich auf einen verhältnissmässig geringen Raum, und die Haut ent- färbt sich. Die Thätigkeit der Chromatophoren steht unter dem Einfluss des Nervensystems, in welchem von Klemensievicz ein besonderes Innervations- centrum für den Farbenwechsel (am Stile des Ganglion opticum) nachgewiesen wurde. Reizung dieses Centrums ruft auf der entsprechenden Seite augen- blicklichen Farben Wechsel hervor. Die Lage desselben am Ganglion opticum spricht dafür , dass durch den Gesichtssinn reflektorisch die Ghromatophoren- nerven erregt werden. Indessen kommen auch für die Erregung derselben, wie Kruken berg gezeigt hat, peripherische Ganglienzellen der Haut in Betracht. Zu den Chromatophoren kommt eine tiefer liegende Schicht kleiner glänzender Flitterchen, deren Interferenzfarben die Haut ihren eigenthümlichen Schiller und Silberglanz verdankt. Die Höhe der Organisationsstufe bekunden die Cephalopoden auch durch den Besitz eines iuncrn KnorijelsJcelctSy welches wenigstens der Gewebsform nach dem Skelete der Wirbelthiere verglichen werden kann und sowohl zur Stütze der Muskulatur als zum Schutze des Nervencentrums und der Sinnes- organe dient. Ueberall unterscheidet man als den wichtigsten Theil desselben den Kopfknorpel, einen in der Regel geschlossenen Knorpeliing, durch welchen der Oesophagus hindurchtritt. Der mittlere Aljschnitt desselben umschliesst die Gehirnganglien nebst Schlundring und Gehörorgan, während die ansehn- lichen Seitenlheile den flachgewölbten Boden zur Augenhöhle bilden. Dazu kommen noch, besonders häufig bei den iJecapidcn , Augendeckknorpel , ein sog, Armknorpel und Rückenknorpel, verschiedene Schliessknorpel (zum 1) Vergl. R. Wagner, Brücke, H. Müller, sowie die neuern Abhandlungen von R. Klemensievicz, Beiträge zur Kenntniss des Farbcnwechsels der Cephalopoden. Sitzungsb. der Acad. Wien. 1873. Krukenberg, Vergleichend physiologische Studien an den Küsten der Adria. Heidelberg. 1880. Nervencentra der Dibranchiaten und Nautilus. 75 Verschlusse der Mantelhöhle) und endlich Flossenknorpel als Träger der Flossen. Das Nervensystem ') lässt sich mit dem der Gastropoden auf gleichen Typus zurückführen , zeichnet sich aber durch die Concentration und Grösse seiner Ganglien aus. Auch hier treffen wir dieselben drei Gangliengruppen an und zwar zu einer vom Oesophagus durchsetzten Ganglienmasse zusammen- gedrängt, welche mehr oder minder vollständig vom Kopfknorpel um- schlossen wird. Sehr dicht sind die Gentralmassen am Schlundring der Dibran- chiaten zusammengedrängt, an dem man einen kleinen dorsalen und grössern subpharyngealen Abschnitt unterscheidet, welche beide durch zwei Commissuren verbunden sind. Vom obern Ende der hintern stärkern Gommissur, sowie vom untern Seitenrande der suprapharyngealen Portion entspringt jeder - seits der starke Sehnerv, welcher alsbald zu dem grossen Ganglion opticum anschwillt. Auf dem Stil desselben liegt ein kleines Ganglion, dessen Nerv nach der äussern, hinter dem Auge gelegenen Geruchsgrube läuft. Ein oberes und unteres Buccalganglion mit dem Gehirn sowie untereinander verbunden, versorgen die Mundmasse mit Nerven. An der supra - pharyn- gealen Portion der Ganglienmasse unterscheidet man einen mittlem stark vorspringenden Knoten als Cerebellum (Scheitellappen) und mehrere paarige Anschwellungen, die als vordere, mittlere und hintere bezeichnet werden. Die sehr umfangreiche subpharyngeale Portion wird aus drei hintereinander liegenden paarigen Abschnitten gebildet, von denen der kleinere vordere die starken Nerven zu den Armen abgibt. Die mittlere Abtheilung {ganfßioyi, peäale) entsendet die Trichternerven und die Gehörnerven, ihre Abzweigung von der hintern wird durch eine Oeffnung bezeichnet, welche den Arteriae pedales zum Duichtritt dient. Der dritte Abschnitt {ganglion viscerale) gibt seitwärts die starken Mantelnerven ab, welche jederseits in ein grosses Ganglion {G. stcllatum) anschwellen, und entsendet mehr medial wärts die starken Visceral nerven. Diese geben Nerven an den Tintenbeutel und Mast- darm ab und spalten sich später in je zwei Aeste , von denen Kiemen , Herz, Niere, Geschlechtsapparat und ein Theil des Gefässsystems unter Bildung kleiner Ganglien (Kiemenganglion , Hohlvenenganglion) versorgt werden. Der grösste Theil des Darmcanals eben sowie die Leber erhält die Nerven von dem am Magen anliegenden Ganglion gastricum , zu welchem paarige Nerven von dem untern Buccalganglion verlaufen. An allen Ganglien zeigen sich die Ganglien- zellen peripherisch und bilden einen grauen oberflächlichen Rindenbelag der Markmasse. Bei den Tetrabranchiaten {Nautilus) sind die Ganglien der grossentheils freiliegenden Ganglienmasse strangförmig ausgezogen. Die supraösophageale 1) Ausser den Schriften von A. Hancock, Owen, Stieda und z. a. vergl. vornehmlich: J. Cheron, Recherches pour servir a l'histoire de Systeme nerveux des Cephalopodes dibranchiaux. Ann. scienc. nat. 5 Ser. Tom. V. 1866. Ph. Owsj annikow lind A. Kowalevsky, Ueber das Centralnervensystem und das Gehörorgan der Cepha- lopoden. Mem. de l'Ac. Imp. St. Petersbourg. 1867. Ferner H. v. I bering 1. c. M. J. Dietl, Untersuchungen über die Organisation des Gehirns wirbelloser Thiere. 1. Abth. (Cephalopoden , Tethys). Sitzungsb. k. Akad. der Wissenschaften. Wien. 1878. 76 Cephalopoden. Sinnesorgane. Augen. Ganglienportion erscheint in Form eines Querstrangs , welcher rechts und links die Optici und Olfactorii , am Vorderrand eine Anzahl Labialnerven entsendet. Unterhalb der Augennerven entspringen der vordere und hintere Schlundring, von denen jener die Pedalganglien umfasst und den Trichternerv sowie die Tentakelnerven abgibt. Die Ganglien des hintern Schlundrings entsprechen den Visceralganglien und entsenden Nerven zu dem Mantel und Eingeweiden. Zwei die Hohlvene begleitende Nervenstämme versorgen die Kiemen sowie das Gefässsystem und schwellen am Ende je in ein Ganglion an, von welchem die Nerven des Geschlechtsapparats entspringen. Ein dritter Schlundring ist der sympathische, dessen Nerven vom Vorderrande des Gerebralstranges austreten und an der Mundmasse zwei seitliche Pharyngealganglien und ebensoviel medialwärts gelegene durch eine Gommissur verbundene Buccalganglien bilden. Die letztern entsenden je einen an der Speiseröhre verlaufenden Nerven, welcher zu dem auch hier vorhandenen Ganglion gastri- cum tritt. Unter den Sinnesorganen nehmen die beiden grossen Augen an den Seiten des Kopfes durch ihre hohe, an die Augen der Wirbelthiere erinnernde Organisation die erste Stelle ein. Jeder Augenbulbus liegt in einer theilweise vom Kopfknorpel umgrenzten Orbita und wird von einer festen Kapsel um- schlossen, welche sich vorn in einen dünnen und durchscheinenden, die Stelle der Cornea vertretenden Ueberzug fortsetzt. Dieser kann jedoch ganz fehlen oder auch unter einer lidartigen Hautfalte von einem Loche durchbrochen sein, durch welches das Wasser in einen um die vordere Fläche des Bulbus in verschiedenem Umfang ausgedehnten Raum gelangt. Seinem Baue nach be- sitzt das Gephalopodenauge sehr ähnliche Theile wie das Wirbelthierauge, während freilich die Sclera und Cornea durch die Augenkapsel vertreten sind. Die Bulbuswand, welche der hmenfläche der Kapsel anliegt, ohne an derselben befestigt zu sein , besteht aus einer Innern Knorpelplatte und aus einer äussern gefässreichen Pigmenthaut. Diese setzt sich wiederum aus zwei silberglänzen- den Schichten zusammen (Argentea externa und interna) , zwischen welchen Längsmuskelfasern verlaufen. Vorn wird die Bulbuswand durch eine Linse geschlossen , an deren Rand ein wulstartiger Vorsprung der Innern bindege- webigen Bulbuswand nach Art eines Ciliarkörpers eingreift, während eine freie ringförmige Verlängerung vornehmlich der Pigmenthaut (aber auch durch eine zarte innere Knorpelplatte gestützt) als h'is mit länglicher oder kreisförmiger Pupille über die Vorderfläche der Linse hinausragt. Diese Linse hat wie die der Fische eine kugelige in der Richtung der Augenachse etwas verlängerte Gestalt und erscheint aus zwei verschieden gewölbten aus Cuticularschichten gebildeten Hälften zusammengesetzt , welche mit ebenen Flächen an einander liegen. Die vordere Hälfte ist flach, während die hoch gewölbte hintere Hälfte weit in die Augenkammer hineinragt. Diese wird von dem überaus durch- sichtigen flüssigen Glaskörper erfüllt, welchem die innere Schicht der Netzhaut mit der Ht/aloidea dicht anliegt. Der im Hintergrunde der Orbita-ähnlichen Augen- kapsel eintretende Sehnerv schwillt ausserhalb der knorpligen Bulbuswand zu einem mächtigen Sehganglion an, aus welchem die Nervenfasern zur Bildung einer mächtigen Retina in den Augenbulbus eintreten. Die Retina, ihrem Gehörorgan. Geruchsorgan. Verdauungsorgane. 77 feinem Baue nach (V. Mensen) aus 7 Schichten zusammengesetzt, zeigt zwei durch ein Pigmentstratum getrennte Lagen , eine äussere, welche vornehmlich Ganglienzellen und Nervengeflechte enthält (nach Schöbt') nervenreiche Ghorioidea mit Wundernetz) und einen Innern mit der prismatischen Stäbchen- schicht und der den flüssigen Glaskörper umgebenden Hyaloidea. Die innere Lage der Stäbchenschicht dürfte neben der so abweichenden Gestaltung der Augenkapsel als wesentlichste Abweichung vom Wirbelthierauge hervorzu- heben sein. Bei Nautilus fehlen auffallenderweise Cornea und Linse, so dass der Bulbus als ein von Seewasser erfüllter Becher mit kleiner OefPnung zum Eintritt der Lichtstrahlen erscheint. Bei allen Gephalopoden hat man als Gehörorgane ein Paar rundliche von Epitel (Crista acustica) bekleidete Säckchen mit Otolithen gefunden. Dieselben liegen im Kopf knorpel und zwar bei den Dibranchiaten in besondern Höhlungen desselben, dem sogenannten knorpligen Labyrinthe und erhalten von der Basis des pedalen Stranges ihre kurzen im Gehirne wurzelnden Gehörnerven. Die Gehörblasen entstehen als oberflächliche Gruben, deren Oeffnungen sich verengern und allmählig in enge Ganäle ausziehn (Recessus vestibuli). Diese persistiren als bewimperte Divertikel der Gehörblasen, welche sich inedianwärts bis zur unmittelbaren Berührung nähern. Auch kommt ganz allgemein ein Geruchsorgan vor in Form von zwei hinter den Augen liegenden Gruben oder flachen Papillen, deren Oberfläche mit Flimmerhaaren bekleidet ist. Zwischen den bewimperten Stützzellen liegen die Fortsätze des tiefern Nervenepitels. Der Geruchsnerv entspringt auf einem kleinen Ganglion am Pedunculus des Sehganglions. Auch der Geschmackssinn scheint am Eingang der Mundhöhle entwickelt. Als Sitz des Tastsinnes möchte die gesammte Haut, sowie besonders die Oberfläche der Arme und Tentakeln in Betracht kommen. Die Verdauungsorgane beginnen im Centrum der Arme mit der von einer ringförmigen Hautfalte wie von einer Lippe umgebenen Mundöffnung. Die kräftige Mundmasse schliesst sich namentlich in der Bildung der Zunge den Gastropoden an, indessen treten die Kiefer weit mächtiger und zwar als hornige Ober- und Unterkiefer in der Gestalt eines umgekehrten Papageienschnabels hervor. Die insbesondere an die Heteropodenzunge erinnernde Radula trägt in jedem Gliede eine zahnartige Mittelplatte und jederseits drei lange, zum Ein- ziehen der Nahrung geschickte Haken, zu denen auch noch flache zahnlose Platten hinzutreten können. Der Oesophagus nimmt in der Regel zwei Paare von Speicheldrüsen auf und bleibt entweder eine einfache dünne Röhre oder bildet (Octopiden) vor dem Uebergang in den Magen eine kropfartige Erweite- rung. Der aufgetriebene meist in einen Blindsack ausgezogene Magen hat kräftige muskulöse Wandungen und eine innere in Längsfalten und selbst in Zotten erhobene Cuticularbekleidung. Neben der Uebergangsstelle in den Darm , selten in einiger Entfernung vom Magen entspringt ein umfangreicher, 1) J. Schöbl, Ueber die Blutgefä.sse des Auges der Cephalopoden. Archiv für mikrosk. Anatomie. Tom. XV. 1878. 78 Cephalopoden. Respirationsorgane. Gefässsystem. dünnhäutiger, zuweilen spiralgewundener Blindsack, in welchen die beiden Ausfühiungsgänge der mächtigen am Oesophagus befestigten Leber, mit ge- meinsamer Oeffnung einmünden. Einen Haufen gelblicher Drüsenläppchen, welche am obern Theil dieser Gallengänge aufsitzen, deutet man als Bauch- speicheldrüse (FanJcreas). In seinem weitern Verlaufe zeigt der Darm meist nur geringe Biegungen und mündet stets in der Mittellinie der Mantelhöhle aus. Am After springen meist zwei oder mehr Klappen vor. Als liespirationsoryane finden sich am Eingeweidesack rechts und links in der Mantelhöhle entweder zwei (Dibranchiaten) oder Yiev{Tttrab)anchiuten) gefiederte Kiemen, deren Oberfläche von einem beständig erneueten Wasser- strome umspühlt wird. Das Athemwasser dringt durch die Mantelspalte zu den Seiten des Trichtei's in die Athemhöhle ein , fliesst nach hinten an den Kiemen vorbei und wird durch den Trichter ausgespritzt, während der Mantel- rand durch zwei von Knorpeln gestützte Saugnäpfe der Trichterbasis ge- schlossen ist. Das Gefässsystem ^) zeigt wohl die höchste Entwicklung unter allen wirbel- losen Thieren, indem die Arterien und Venen durch ein überaus reiches Gapillar- system mit einander in Verbindung stehen, indessen sind es insbesondere venöse Bahnen, welche den Charakter von Blutsinus bewahren. Bereits früher und in neuester Zeit von Fredericq^) wurde im Gegensatz zu Krohn, nach welchem die Venensinus und peritonealen Räume communiciren , behauptet, dass das Gefässsystem vollkommen geschlossen sei. Das Blut enthält bei Octopus einen dem Haemoglobin entsprechenden kupferhaltigen Körper (f laemo- cyanin), welcher die bläuliche Färbung bedingt. Das ansehnliche muskulöse Herz liegt im hintern Theile des Eingeweidesacks, der Spitze des Körpers mehr oder minder genähert und nimmt seitlich ebensoviele Kiemenvenen auf, als Kiemen vorhanden sind. Insofern die aufgetriebenen Enden der Kiemenvenen contractu sind , könnten sie als Vorhöfe bezeichnet werden. Nach vorn ent- sendet die Kammer eine grosse Aorta {Aorta cephulica)^ welche in ihrem Ver- laufe starke Aeste an den Mantel, Darmkanal und Trichter abgibt und sich im Kopfe in Gefässstämme für die Augen , Lippen und Arme auflöst. Ausserdem tritt aus dem Herzen eine hintere Eingeweidearterie {Aorta abdominalis) zu den untern Partieen des Darmes sowie eine Genitalarterie aus. Die in allen Organen reich entwickelten Gapillarnetze gehen theils in Blutsinus theils in Venen über, welche sich in einer grossen , abwärts neben der Aorta verlaufenden Hohlvene sammeln. Diese spaltet sich gabelförmig in zwei (oder vier Nautilus) das Blut zu den Kiemen führende Stämme, die zuführenden Kiemenvenen (sog. Kiemenarterien), deren Wandung vor ihrem Eintritt in die Kiemen einen kräf- tigen contractilen Mnskelbelag erhält und {Nautilus ausgenommen) regelmässig pulsirende Kiemenherseu bildet. Von den Kiemen aus führen die bereits er- wähnten Kiemenvenen das Blut den Vorhöfen des Herzens zu. Uebrigens pulsiren 1) Vergl. Milne Edwards, Circulation du sang chez les Mollusqnes Cephalopodes. Lebens sur la Physiologie et l'Anatomie comparee etc. Tom. III. 1858. 2) L. Fredericq, Sur l'organisation et la physiologie du poulpe. Bullet, de l'Acad. roy. de Belgique. Tom. 46. Nr. 11. 1878. Harnorgane. Tintenbeutel. 79. auch andere Venen z. B. die der Arme, deren Wandung sich selbständig con- trahirt und wieder ausdehnt, sowie die zuführenden Kiemenvenen mit ihren als Nieren fungirenden Anhängen. Ueberall finden sich in den Seiten des Abdomens dünnhäutige weite Säcke *), welche die Harnorgane enthalten und mittelst 2 Papillen in den Mantelraum münden. Jene sind schwammig -traubige Anhänge an beiden Schenkeln der Hohlvenen , der sog. Kiemenarterien sowie einmünf lender Neben venen und tragen an ihrer äussern Fläche eine Zellbekleidung , welche gelblich- violette Harnsäure -haltige Kugeln und Krystalle absondert. Die Harnsäcke, bei den Octopidcii rechts und links asymmetrisch gestaltet, bei den Decapidoi jedoch median zu einem gemeinsamen mehr symmetrisch entwickelten Harnsacke ver- einigt, sind ihrer Bedeutung nach Bauchfelltaschen, in deren Lumen die als Gefäss- ausstülpungen sich erweisenden Nierenanhänge der Venen flottiren. Bei Nautilus sind entsprechend der grössern Kiemenzahl vier Excretionssäcke vorhanden, nicht weit von den Oeffnungen derselben aber kommt noch jederseits an der Basis der kleinen Kieme eine Spalte vor, durch welche das Wasser direkt in denPericar- dialraum aufgenommen zu werden scheint. Die Pericardialhöhle von Nautilus, welche noch den grössten Theil der vier in das Herz mündenden Kiemenvenen enthält, steht nach Vrolik mit der Bauchfelltasche in Verbindung, welche den Magen und die Geschlechtsdrüsen umschliesst. Bei den Decupicien, welclie sich unter den Dibranchiaten am nächsten diesen Verhältnissen der Tetrahramhiaten anschlies.sen , sind Pericardialhöhle und Eingeweidetasche zu einer Visceroperi- cardialhöhle vereinigt , welche durch ein transversales Septum in zwei com- municirende Abtheilungen unvollständig gesondert werden. Auch hier finden sich zwei seitliche Ausführungsöffnungen des Visceropericardialraumes wieder, doch münden dieselben nicht in die Kiemenhöhle, sondern in den Harnsack ein (vielleicht erst secundär durch Vermittlung der Papillen hierher verlegt Ommasfrephes). Am weitesten entfernen sich von den wohl ursprünglichen Zuständen der Tetrabranchiaten die Octopiden. deren Leibeshöhle als ein grosser venöser Sinus zu betrachten ist und in direkter Verbindung mit dem rechten Schenkel der Hohlvene steht. (Auch bei Nautilus besteht eine solche Verbindung durch zahlreiche Oeffnungen in der Gefässwand mit der Leibes- höhle). Als Tiieil der Leibeshöhle hat sich ein engeres Ganalsystem entwickelt, welches von Krohn als Wassergefässsystem bezeichnet, jederseits aus einem flaschenförmigen Gang, der den Anhang des Kiemenherzen enthält und seitlicli in den Harnsack einmündet und aus einem Canal besteht, welcher jenen Gang mit der Kapsel der Geschlechtsdrüse verbindet. Ein sehr verbreitetes Excretio7isorf/an ist der sog. Tintenbeutel, ein birn- förmiger Sack, dessen stilförmiger Ausführungsgang mit dem After nach aussen mündet und eine intensive schwarze Flüssigkeit entleert, welche den Leib des 1) A. Krohn, Ueber das wasserführende System einiger Cephalopoden. MüUer's Archiv. 1839. E. Harless, Ueber die Nieren von Sepia etc. Archiv für Naturg. 1847. W. J. Vigelius, Ueber das Excretionssystem der Cephalopoden. Niederländ. Archiv für Zoologie. Tom. V. 1880, sowie J. Brock 1. c. 80 Cephalopoden. Geschlechtsorgane. Thieres wie in eine schwarze Wolke einhüllen und so vor Nachstellungen grösserer Seethiere schützen kann. Die Cephalopoden sind getrennten Geschlechts. Männchen und Weibchen zeigen schon äusserlich sowohl nach ihrer gesammten Körperform als besonders nach der Bildung gewisser Arme mehr oder minder hervortretende Geschlechts- differenzen. Ueberall ist im männlichen Geschlechte nach der Entdeckung von Steenstrup*) ein bestimmter Arm als Hülfsorgan der Begattung umgestaltet, hectocotylisirt Am auffallendsten aber unterscheiden sich Männchen und Weibchen der Argonauta, indem das Männchen nur eine geringe Grösse erreicht und sowohl der Schale als der Verbreiterung der Rückenarme, welche das weibliche Geschlecht characterisirt , entbehrt. Beim Weibchen ^) liegt das unpaare traubige Ovarium in einer Bauchfell- tasche, der sog. Eierstockkapsel , in welche die aus der Wand des Ovariums sich loslösenden Eier hineinfallen. Diese Tasche communicirt durch sog. Wassercanäle mit beiden Nierensäcken und somit indirect mit dem See- wasser. Das Ovarium gewinnt den Anschein einer traubigen Drüse da- durch, dass sich von dem peripherischen Epithel desselben auf dem Wege der Ausstülpung blasige Follikel (dem Graf f sehen Follikel ähnlich) mit Epithelialumkleidung und centralem Ei erheben, aus denen später die reifen Eier (Faltungen der Granulosa, Ausscheidung des Nahrungsdotters und Ghorion mit Mikropyle) in die peritoneale Kapsel gelangen. Diese führt in einen bald doppelten {Octopiden), bald auch unpaaren (meist linken) in die Mantelhöhle ausmündenden Eileiter, welcher in seinem Ver- laufe eine rundliche Eiweissdrüse aufnimmt und nun an seinem Endab- schnitte drüsige Wandungen besitzen kann (Decapiden). Dazu kommen noch bei den Decapiden und Nautilus die sog. Nidamentaldrüsen , zwei grosse aus zahlreichen Blättern zusammengesetzte Drüsenmassen, welche in der Nähe der Geschlechtsöffnung ausmünden und einen Kittstoff zur Umhüllung und Verbindung der Eier secerniren. Die Eier werden nämlich entweder einzeln ( Argonauta , Octopus ) oder in grösserer Zahl ( Sepia ) von langgestilten Eikapseln umhüllt und diese untereinander zu traubigen Massen, sog. See- trauben, verbunden, an fremden Gegenständen des Meeres angeklebt. In andern Fällen ( Loligo, Scpiola) liegen sie in gallertigen Schläuchen gehäuft. Der männliche Geschlechtsapparat zeigt im Allgemeinen sehr ähnliche Verhältnisse als der weibliche. Auch hier findet sich eine unpaare Zeugungs- drüse, ein aus langen cylindrischen Schläuchen gebildeter Hoden mit einer äussern Kapsel, einer Art Bauchfelltasche, in deren Raum der Sammelgang 1) J. Steenstrup, Hectocotylusdannelsen hos Octopodslaegterne Argonauta og Tremoctopas etc. Kön. Dansk. Vid. Selsk. Skrifter. 1856. Uebersetzt im Archiv für Naturg. Tom. XXII. 1856, ferner C. Claus, Ebend. 1858. 2) Ueber den Bau der Geschlechtsorgane vgl. ausser Swammerdam, T. Needham, G. Cuvier, Legons d'anatomie comparee. Tom. V. Paris. 1805. Derselbe, Memoires pour servir a l'hist. et a l'anat. des MoUusques. Paris. 1817. R. Owen, Description of some new and rare Cephalopoda. Proc. zool. soc. vol. IL London. 1841. Derselbe, Art. Cephalopoda. Todd's Cyclopaedia etc. voL I. London. 1836. J. Brock, Die Geschlechts- organe der Cephalopoden. Zeitschr. für vfiss. Zoologie. Tom. XXXII. Spermatophoren. 81 der Hodenschläuche einmündet. An der linken Seite dieser Tasche , welche bei den Octopiden wie die entsprechende des Ovariums durch einen Wassercanal mit jedem Harnsack in Verbindung steht, entspringt der lange dicht zusammen- gedrängte und verpackte Ausführungsgang , der somit in keiner directen Ver- bindung mit den Hoden steht. Man unterscheidet an demselben einen engen vielfach gewundenen Samenleiter, einen erweiterten drüsigen Abschnitt, die sog. Samenblase, im weitern Verlaufe des Ausführungsganges eine Prostatadrüse mit Nebensack und einen geräumigen Spermatophorensack , die Needhain'sche Tasche , welche durch eine linksseitige Papille {Decapiden) oder langen Penis {Octopiden) in die Mantelhöhle ausmündet. In diesem complicirt gebauten Ausführungsapparat entstehen wurmförmige Schläuche, welche sich zur Brunstzeit in der Needham'schen Tasche in grösserer Zahl anhäufen. Von ihrem Entdecker Redi für Würmer gehalten, wurden sie zuerst von Needham in ihrer wahren Bedeutung erkannt und als SpermatopJioren^) von höchst complicirtem Baue nachgewiesen. Es sind cylindrische Körper mit starker mehrfacher Hülle, von verhältnissmässig bedeutender Grösse (bis 10 mm. lang), deren hinterer Abschnitt als Samensach mit Sperma angefüllt ist, während der vordere , mit einer Art Stempel und elastischem Band versehen , zur Her- stellung eines elastischen Pfropfens dient , welcher den aufgequollenen Samen- schlauch plötzlich hervorschnellen lässt und dessen Entleerung bewirkt. Nach Aristoteles findet eine Begattung beider Geschlechter statt, indem sich die Thiere mit den Saugnäpfen ihrer ausgespreitzten Arme an einander heften und die Oeffnungen beider Trichter aufeinander legen. Während dieses Vorgangs dürften die Spermatophoren durch Vermittlung des eigenthümlich umgebildeten hectocotylisirten Armes in die Mantelhöhle und in die Geschlechtsöffnung des Weibchens übertragen werden. Bei einigen wenigen Gephalopoden {Tremoc- topiis viülaceus , Philonexis Carenae und Argonauta argo) wird übrigens der männliche Hectocotylusarm zu einem vollständigen Begattungsapparat, der sich mit Spermatophoren füllt, vom männlichen Körper trennt , eine Zeit lang selbstständig bewegt und in der Mantelhöhle des Weibchens den Sam.en über- trägt. Die Eigenthümlichkeiten dieses freien mit grossen Saugnäpfen und einem langen peitschenförmigen Faden versehenen Armes, welcher in zahlreichen Ganglien selbständige Nervencentren besitzt, sind in der That so auffallend, dass sie zu mannigfachen Täuschungen Veranlassung geben konnten. Während die ersten Beobachter wie Delle Ghiaje und Guvier den Hectocotylusarm als Eingeweidewurm beschrieben — der letztere Forscher unter dem Namen Hectocotylus octopodis — , hielt Kölliker den Hectocotylus von Tremoctopiis violaceus für das männliche Thier und glaubte in demselben Darm , Leibes- höhle, Herz und Geschlechtsapparat unterscheiden zu können. Erst durch die Beobachtungen von Verany und de Filippi wurde es wahrscheinlich, dass Dujardin's Ansicht, der Hectocotylus stelle einen losgerissenen Gephalopoden- arm dar, die richtige sei, bis H. Müller durch die Entdeckung der kleinen 1) Milne Edwards, Sur les spermatophores des Cephalopodes. Annales des scienc. nat. 1842. Verany et Vogt, Memoire sur les Hectocotylus et les mäles de quelques cephalopodes. Ebend. 1852. Claus, Zoologie, i. Auflage. Tom. II. 6 82 Cephalopoden. Embryonale Entwicklung. ArgonaiUamännchen den Beweis liefern konnte, dass sich in der That ein be- stimmter und 7Avar hier der dritte linksseitige Arm in den Hectocotylus ver- wandelt. R. Leuckart wies die Oeffnung an der Rückenseite des Hectocotylus von Philonexi>; nach , durch welche die Ueberführung der Spermatophoren in in den an der Spitze des Endfadens ausmündenden Armraum geschieht. Bei Tremoctopus und Fhilonexis ist es der dritte Arm der rechten Seite, welcher sich zum Hectocotylus umgestaltet; stets bildet sich derselbe in einer birn- förmigen Blase aus, welche an Stelle des betreffenden Armes dem Kopfe an- hängt. Nach Steenstrup's Entdeckung besitzen auch die übrigen männ- lichen Cephalopoden einen umgebildeten »hectocotylisirten Arm« , der freilich niemals zur Trennung gelangt. Bei den Octopiden ist fast überall der dritte Arm der rechten Seite hectocotylisirt und an seiner Spitze mit einer löffeiförmig ausgehöhlten Platte versehen. Sepia und Loligo, sowie Sepioteuthis zeigen den vierten linken Arm verändert und die rudimentären Saugnäpfe durch quergestellte Papillen verbunden. Das grosse an Nahrungsdotter reiche Ei wird von einer Dotterhaut und einem äussern Chorion umschlossen , dessen oberer Pol von einem trichter- förmigen Mikropyle durchbrochen ist. Die Entwicklung ^) des Embryos , deren Kenntniss wir vorzugsweise den Untersuchungen Köllik er' s, Ussow's und B obre tzky 's verdanken, wird eingeleitet durch eine partielle (discoidale) Furchung , welche an dem spitzen Eipole mit der Anlage von Furchungssegmenten beginnt, aus denen sich die Furchungskugeln sondern. Zuerst theilen zwei, dann vier Furchen den Bildungs- dotter in gleiche Segmente. Später im Stadium der 8. Theilung sind zwei benachbarte Segmente beträchtlich schmäler, und der Keim erscheint bereits bilateral. Von diesen Segmenten sondern sich dann im Gentrum Furchungs- kugeln und zwar zuerst vier, dann rasch eine grössere Zahl, sodass nach wieder- holter Theilung der Segmente die Furchung allmählig nach der Peripherie vor- schreitet. Aehnlich wie beim Vogelei bildet der gefurchte Theil des Dotters (Bildungsdotter) eine Keimscheibe, die sich mit ihrem weitern Wachsthum von dem grossem untern Theil des Dotters, der in den Dottersack aufgenommen wird, mehr und mehr erhebt. Nach Beendigung der Furchung besteht die Keimscheibe aus einer einfachen Schicht kubischer Zellen. An der Peripherie verdickt sich dieselbe jedoch alsbald und gewinnt hier eine tiefere Zellenlage, welche sich allmählig nach dem Gentrum hin ausbreitet und nach Bobretzky das Mesoderm erzeugt. Von dieser zweiten Zellenlage aus entwickelt sich eine Schicht platter Zellen in der Umgebung des Nahrungsdotters, ebenso soll sich später von demselben das Entoderm sondern, welches das Epitel des Mitteldarms mit seinen Anhangsdrüsen, sowie das Epitel des Tintenbeutels liefert. Mund- und 1) Ausser A. Kölliker 1. c. vergl. E. Metschnikoff, Le developpement des Sepioles. Geneve. 1807. M. Ussow, Beobachtungen über die Entwicklung der Cephalo- poden (russisch). Moskau. 1870. Grenacher, Zur Entwicklungsgeschichte der Cephalo- poden. Zeitschr. für wiss. Zool. Tom. XXIV. 1874. R. Lankester, Observations on the development of the Cephalopoda. Quat. Journ. of Micr. Science. 1875. N. Bobretzky, Untersuchungen über die Entwicklung der Cephalopoden. Nachrichten der K. Russ. Gas, der Freunde der Naturkenntniss etc. XXIV. Moskau. Embryonale Entwicklung. Lebensweise. 83 Enddarm bilden sich durch 2 Einstülpungen des äussern Blattes, die zwischen die innere Zellenschicht des mittlem Keimblattes (Darmfaserblatt) hinein- wachsen und deren grubenförmiger Anfang Mund und After bezeichnen. Merk- würdigerweise sollen alle centralen und peripherischen Ganglienknoten aus einer Verdickung des Mesoderms und zwar der oberen Zellenschicht desselben hervorgehen, welche vornehmlich die Hautmuskulalur liefert. Inzwischen ent- stehen an dem Embryo mehrfache wulstförmige Erhabenheiten , zuerst in der Mitte des Keimes ein flacher Wulst, welcher eine Vertiefung umgibt und diese durch Ueberwachsung schliesst. Es ist der Mantel , zu dessen Seiten die An- lagen der Äugen und die beiden Trichterlappen, sodann zwischen Trichter und Mantel 6\e: Kiemen hervortreten. Ebenfalls seitlich aber ausserhalb der Trichter- hälften erheben sich die Anlagen des Kopfes als zwei Paare länglicher Lappen, von denen der äussere vordere die Augen trägt , während am äussern Rande des Keimes rundliche Papillen die entstehenden Arme bezeichnen. Mit dem weiteren Wachsthum dieses durchaus bilateral symmetrischen Embryonalkörpers prägt sich die Gestalt des Gephalopoden immer deutlicher aus, der Mantel er- hebt sich mehr und mehr, überwächst kragenartig Kiemen, Trichterhälften und After. Die Trichterhälften verschmelzen zur Bildung des Trichters an der Bauchfläche , die Kopflappen treten zwischen Mund und Mantel mit einander in Verbindung und schnüren sich an ihrer untern Fläche schärfer von dem Dotter ab, welcher mit seltenen Ausnahmen (Grenacher's Gephalopod) als äusserer Dottersack zur Sonderung kommt und unterhalb des Mundes mit dem im hmern der Leibeshöhle eingeschlossenen Dotter (Innern Dottersack) commu- nicirt. Die Thatsache von dem Vorhandensein eines kopfständigen Dottersackes war schon dem grossen Forscher des Alterthums bekannt; (nach Aristoteles entsteht die junge Sepie, indem sie mit dem Kopfe an dem Dotter hängt, ähn- lich wie der Vogel mit dem Bauche am Dotter befestigt ist). Je mehr nun der Embryo wächst und sich in der Formgestaltung dem ausgebildeten Thiere nähert , um so mehr breitet sich der innere Dottersack auf Kosten des äussern in den Partien der Leibeshöhle aus , der äussere Dottersack schwindet an Um- fang mehr und mehr und Avird zuletzt noch vor der Geburt des Jungen ganz in den Körper aufgenommen. Alle Gephalopoden sind Meeresbewohner , die sich theils an den Küsten, theils auf hoher See vorzugsweise in den wärmern Meeren zeigen. Der Aus- bildung des Nervensystems und Sinnesorgane entsprechend zeigen dieselben eine relativ hohe Stufe psychischer Entwicklung. In der Gefangenschaft lernen sie ihren Wärter unterscheiden, und geben unverkennbare Proben von Intellect und Kunsttrieben (Bau von zweckmässigen Verstecken). Sie ernähren sich als muthige und behende Raubthiere vom Fleische anderer Seebevvohner , fallen aber selbst wieder grösseren Vögeln und Fischen, sowie vornehmlich Cetaceen zur Beute. Einige erreichen die bedeutende Länge von zehn Fuss und darüber. Im britischen Museum wird ein Gephalopodenarm von etwa 30 Fuss Länge aufbewahrt und im Museum zu Kopenhagen findet sich ein Stück Arm von Armsdicke mit Thaler - grossen Saugnäpfen. Ebenso kennt man Mundmassen von Gephalopoden , welche die Grösse eines Kindskopfs besitzen. 84 I. Ordnung. Tetrabranchiata. Viele Gephalopoden dienen zur Nahrung des Menschen , andere erweisen sich nützlich durch den Farbstoff des Tinten-Beutels (Sepia) und durcli die Rücken- schale (Os sepiae). Besonders reich ist die fossile Gephalopoden fauna. Von der ältesten silurischen Periode an kommen Tintenfische in allen Formationen als wichtige Gharacterversteinerungen {Belemniten, Ätmnoniten) vor. 1. Ordnung: Tetrabranchiata^), vierkiemige Oephalopoden. Gephalopoden mit vier Kiemen in der Mantelhöhle und zahlreichen su- rücJcmehbaren Tentakeln am Kopfe, mit gespaltenem Trichter und vielUamm- riger Schale. \n dem anatomischen Baue zeigen die Tetrabranchiaten , die freilich nur durch eine einzige lebende Gattung {Nautilus) repräsentirt werden, dafür aber eine um so zahlreichere Vertretung in der Vorwelt besitzen, auffallende Eigen- thüralichkeiten. Der Kopfknorpel bildet anstatt eines geschlossenen Fiinges zwei hufeisenförmige Schenkel, denen die Gentraltheile des Nervensystems auf- Megen. Die Augen sind gestilt, entbehren der Linse und überhaupt aller brechenden Medien. Sehr eigenthümlich verhält sich die Kopfbewaffnung, indem an Stelle der Arme eine grosse Menge von fadenförmigen Tentakeln die Mundöffnung umstellen. Bei Nautilus unterscheidet man auf jeder Seite des Körpers 19 äussere Tentakeln, von denen die rückenständigen Paare eine Art Sohle oder Kopfkappe bilden , welche die Mündung der Schale verschliessen kann; dazu kommen jederseits zwei am Auge stehende sog. Augententakeln und 12 innere Tentakeln, von denen sich die vier ventralen linksseitigen beim Männchen zu einem als Spadix bekannten, dem hectocotylisirten Arme analogen Gebilde umwandeln. Beim Weibchen finden sich endlich noch an jeder Seite 14 bis 15 bauchständige Lippententakel. Die weiblichen Geschlechtsorgane besitzen nur einen und zwar rechtsseitigen Eileiter, sowie eine Nidamentaldrüse. Der Trichter bildet ein zusammengerolltes Blatt mit freien unverwachsenen Rändern. Ein Tintenbeutel fehlt. Die Kiemen sind in vierfacher Zahl vorhanden , ebenso die Kiemengefässe und die Nieren- säcke. Kiemenherzen fehlen. Die dicke äussere Schale der Tetrabranchiaten ist in ihrem hintern Theile durch Querscheidewände in zahlreiche mit Luft ge- füllte Kammern getheilt, welche von einem Sipho durchbohrt werden, und besteht aus einer äussern häufig gefärbten Kalkschicht und einer Innern Perl- mutterlage. Die ähnliche Beschaffenheit zahlreicher fossiler Schalen lässt auf 1) R. Owen, Memoire on the Pearly Nautilus, publ. by the Direction ofthe Royal College of surgeons. London. 1832. Derselbe, Art. Cephalopoda 1. c. 1836. M. A. Valenciennes, Rccherches sur le Nautile flambe. Archiv du Museum d'hist. nat. Tom. II. 1841. W. Vrolik, Over het ont leed kundig samenstel van den Nautilus Pompilius. Tijdskrift etc. van het Koninkl. Nederl. Instituut etc. Tom. II. 1849. Macdonald, On the anatomy of Nautilus umbilicatus etc. Philos. Transact. of the Roy Soc. of London. 1855. J. v. d. Hoeven, Bijdragen tot de Ontleedkundige Kennis aangaande Nautilus Pompilius. Amsterdam. 1856. W. Keferstein in Bronn's, Klassen und Ordnungen des Thierreichs. Dritter Band: Cephalopoda. 1865. Vergl. die Abhand- lungen von D'Orbigny, L. v. Buch, Münster u. a. über fossile Gephalopoden. Ammonitidae. Nautilidae. 85 eine ähnliche Organisation ihrer unbekannten Bewohner schliessen. Besonders wichtig für die weitere Eintheilung der fossilen Telrabranchiaten ist die Lage und Beschaffenheit des Sipho's und die Gestalt sowie die Verwachsungslinie der Septa. Diese zeigen nämlich in der Nähe ihrer Ränder eine complicirte Form und erzeugen durch dieselben in der äussern Schale die sog. Lobenlinien, deren nach hinten gewandte Ausbiegungen als Loben bezeichnet werden, während umgekehrt die nach vorn gerichteten Erhebungen Sättel heissen. Nach dem Vorgange L. v. Buch's pflegt man die äussere convexe Seite der Spiraischalen als Rückenfläche aufzufassen und demgemäss die entsprechenden Theile der Loben etc. zu bezeichnen , obwohl bei Nautilus gerade der Trichter dieser äussern convexen Seite anliegt, dieselbe also umgekehrt als Bauchseite aufzufassen wäre. Nach der Lage des Sipho's unterscheidet man eine Siphonal- seite von einer antisiphonalen, von denen dieerstere nach Sa e man der Bauch- seite entsprechen soll. Dieses morphologische Verhältniss ist jedoch keineswegs erwiesen , vielmehr ist nicht einzusehen , wesshalb der Sipho nicht ebenso gut über die Mitte hin nach der entgegengesetzten Seite rücken könnte. Die wenigen noch lebenden Arten der Gattung Nautilus gehören dem indischen Meere und stillen Ocean an. 1. Farn. Ammonitidae. Die Scheidewände an den Seiten vielfach gebogen, stets mit Lobus an der Aussenseite, in der Mitte meist nach vorn convex. Sipho an der Aussenseite. Enthält nur fossile Formen. Goniatites De Haan. Schale in einer Ebene gewunden , mit verschiedenen Um- gängen. Lobenlinie stets mit Siphonallobus, meist auch mit ungezackten seitlichen Loben. Septa nach vorn convex. Sind die ältesten Ammoniten. G. rctrorsus v. Buch. Ceratites De Haan. Unterscheidet sich hauptsächlich dadurch, dass die Loben ge- zähnt, die Sättel glatt sind; vornehmlich im Trias und in der Kreide vertreten. C. vo- dosus Bosc, Characterversteinerung des Muschelkalks. Baculites Lam., Toxoceras D'Orb., Hamites Park. u. a. G. Ammonites Breyn. Loben und Sättel vielfach gezähnt, treten zuerst im untern Lias auf und sterben in der Kreide aus. A. capricornits v. Schi. Die in der Wohnkammer vieler Ammoniten gefundene und als Aptijchus bezeich- nete Bildung ist nach Kefer stein wahrscheinlich nichts als ein Stützorgan der Nida- mentaldrüsen, während der einschalige sog. Anaptyclius möglicherweise den Deckelstücken der Goniatiden entsprechend eine Absonderung der Kopfkappe darstellt. 2. Fam. Nautilidae. Die Scheidewände der Kammern sind einfach gebogen und nach den vordem Kammern zu concav. Nahtlinie einfach mit wenig grossen welligen Biegungen oder einem seitlichen Lobus. Siphonaltuten nach hinten gerichtet. Der Sipho ist in der Kegel central, die Schalenmündung einfach. Orthoceraf! Breyn. Schale gerade. Nahtlinie einfach, ohne alle Biegungen. Sipho ziemlich central. 0. regularis v. Schi., Kalkgeschiebe der norddeutschen Ebene. 0. {Ormoceras) Bayfieldi Stock., fossil. Gomphoceras Münst., Phragmoceras Brod., Lituites Breyn. und viele andere Gattungen fossiler Orthoceratiden. Nautilus L. Schale spiralig in einer Eb ne aufgerollt mit sich berührenden und umfassenden Windungen, Loben und Sättel an den Biegungen der Septa unterscheidbar. Thier mit der Bauchseite nach der convexen äussern Schalenfläche gelegen. N. pompilius L., Indischer Ocean., N. umbilicatus Lam., ebendaselbst. N. bidorsatns v. Schi., Muschelkalk. Clymenia Münst. Schale scheibenförmig. Septa mit starkem oft winkligem Seiten- lobus, mit sattelartiger Vorwölbung an der äussern Seite. Sipho ganz nach der Innen- seite (Columellarseite) gerückt mit kurzen nach hinten stehenden Tuten. Cl. Sedgiviki v. Schi. 86 2. Ordnung. Dibranchiata. 1. Unterordnung. Octopida. 2. Ordnung: DibrancMata '), zweikiemige Oeph.alopodeii. Cephalopoden mit zwei Kiemen in der Mantelhöhle, acht Saugna2^f- oder Haken-tragenden Armen, vollständigetn Trichter und Tintenbeutel, zu denen noch 2 lange einziehbare Tentaheln hinzuhommen Jcönnen. Die Dibranchiaten besitzen in der Umgebung des Mundes acht mit Saug- näpfen oder Haken bewaffnete Arme, zu denen noch bei den Decapiden zwei lange Tentakeln zwischen den Armen des dritten und vierten Paares (ursprünglich wahrscheinlich 2 Arme Xiphoteuthis) hinzukommen. Der Kopfknorpel bildet einen vollständig geschlossenen, die Centraltheile des Nervensystems in sich aufnehmenden Ring, dessen flach gehöhlte Seitentheile den sitzenden Augen zur Stütze dienen. Im Mantelraum finden sich nur zwei angewachsene Kiemen, deren Zahl die der Kiemengefässe und Nieren entspricht. Der Trichter ist stets geschlossen, ein Tintenbeutel wird selten vermisst. Die nackte Körperhaut bietet durch den Besitz von Ghromatophoren einen mannichfachen Wechsel ihrer Färbung. Häufig findet sich noch eine vielfach gekammerte Sipho- haltige Spiralschale {Spirula), die von Mantelfalten umschlossen in einem Mantelsack liegt. Dieselbe führt durch verschiedene (fossile) Zwischenglieder wie Spiridirostra, Xiphoteuthis, Belemnites zu den kalkigen oder hornigen Schulpen der Tintenfische über. Bei fast sämmtlichen Octopiden fällt dieses innere Schalenrudiment vollständig weg, und nur bei Ärgonauta tritt im weiblichen Geschlecht eine dünnwandige einfache Spiralschale wahrscheinlich als eine ganz secundäre Bildung auf. Die Thiere leben meist schwimmend auf hoher See, einige kriechen auf dem Grunde und halten sich mehr an den Küsten auf. Beide Unterordnungen der Dibranchiaten waren schon im Jura vertreten. Wahrscheinlich besassen die Stammformen eine gekammerte Schale, dem Phrasrmoconus der Belemniten ähnlich. *o' 1. Unterordnung: Octopida. Die langen Tentakeln fehlen. Die 8 Arme tragen sitzende Saugnäpfe ohne Hornring und sind an ihrer Basis durch eine Haut verbunden. Augen verhältniss- mässig klein mit sphincterartigem Lide. Der kurze rundliche Körper entbehrt der Innern Schulpe und meistens auch der Flossenanhänge. Mantel ohne knorpligen Schliessapparat , dorsalwärts durch ein breites Nackenband an den Kopf befestigt. Trichter ohne Klappe, Eileiter paarig, mit Ausnahme von Cirrhoteiithis, wo der rechte Eileiter fehlt. 1. Fam. Cirrhoteuthidae. Die Arme sind bis zur Spitze durch eine schirmartige Segelhaut verbunden, an dcrem Rand sie nur als kleine Girren hervorragen. Innerer Schalenrest vorhanden. Ohne Spur von Mantelschliesser. Obere Speicheldrüsen fehlen. Cirrhoteuthis Eschr. Trichter mit dem Mantel eigenthüuilich verwachsen. Nur der linksseitige Eileiter persistirt. Ein inneres Schalenrudiment (?) vorhanden. C. MiÜleri Eschr., Grönland. 2. Fam. Philonexidae. Mantel mit Schliessapparat. Die oberen Arme am meisten entwickelt und oft weit hinauf durch eine Haut verbunden. Mehrere Wasserfloren am 1) Hauptwerke: Ferussac et d'Orbigny 1. c, sodann Verany 1. c. 2. Unterordnung. Decapida. 87 Kopfe. Der dritte Arm der rechten oder linken {Argonauta) Seite löst sich beim Männchen als wahrer Hectocotylus. Schwimmen vortrefflich. Philonexis D'Orb. {Parasira Steenst.). Arme ohne grosse Schwimmhaut, der Hecto- cotylus entwickelt sich in einem gestilten Sacke, entbehrt der Hautfranzen. Ph. Carenae Ver. Ph.catenulatiis Fer. sollte nach Steenstrup das Weibchen sein (?), Mittelmeer. Tretnoctopus Dell. Ch. Die vier obern Arme durch grosse Schwimmhaut ver- bunden. Der Hectocotylus besitzt seitliche Zotten. Tr. violaceus Dell. Ch. Argonauta L. Radula sehr reducirt. Das kleine Männchen bildet den linken Arm des dritten Paares zum Hectocotylus aus und entbehrt der Schale. Das grosse Weibchen mit flossenartigen Verbreiterungen der Rückenarme, trägt eine kahnf Jrmige dünne Schale, um deren Seitenfläche dasselbe die Armflossen ausbreitet. A. argo L., Mittelmeer. A. tuberculata Lam., Indischer Ocean. 8. Fam. Octopodidae. Mantel durch einen medianen Muskel am Eingeweidesack angeheftet. Arme mit kurzen Saugnäpfen. Ein Arm des dritten Paares wird hectocotylisirt Am Kopfe fehlen die sog. Wasserporen. Bewegen sich kriechend und leben an der Küste. Octopus Lam. Arme lang, an der Basis durch einen Hautsaura verbunden, mit 2 Reihen von Saugnäpfen. 0. vulgaris Lam., Mittelmeer. Eledone Leach. Arme mit nur einer Reihe von Saugnäpfen. E. moschata Lam., Mittelmeer und Adria. 2. Unterordnung : Decapida. Ausser den 8 Armen finden sich zwischen dem dritten und vierten (ven- tralen) Armpaare tentakelartige lange Fangarme , die nur bei Vcramja rück- gebildet sind. Die Saugnäpfe der Arme sind gestilt und mit Hornringen ver- sehen. Die Augen entbehren der sphincterartigen Lider. Der Mantel trägt 2 seitliche Flossen und am Mantelrande einen ausgebildeten Schliessapparat. Sie besitzen meist einen unpaaren Eileiter {Ommaslrephes sagittatus jedoch paarige) und eine innere Schale. Die Schale liegt in einer geschlossenen Tasche des Mantels und besteht entweder aus einer chitinartigen Substanz {Conchyolin) oder ist eine mehr oder minder spongiöse, beziehungsweise feste Kalkschale. 1. Fam. Belemnitidae. Schale gerade oder gebogen, mit Phragmoconus, Proo- stracum und meist auch Rostrum. Enthält nur fossile Reste, deren Organisation wahr- scheinlich vieles mit den Oegopsiden gemeinsam hatte. Belemnites Lister. Schale gerade, mit kurzem kegelförmigen Phragmoconus und ventralem Sipho. Thier mit Kiefern , Tintenbeutel und 2 Hakenreihen der Arme. B. digitalis Voltz., oberer Lias. Belemnitella D'Orb. Scheide des sog. Rostrum's an der Bauchseite gespalten, an der Rückenseite mit Crista. B. mucronata v. Schi. Xiphoteuthis Huxl. u. a. G. 2. Fam. Oegopsidae. Augenkapsel vorn weit geöffnet, sodass die vorn freiliegende Linse vom Wasser bespült wird. Nidamentaldrüsen finden sich nur bei Ommaslrephes sagittatus. Die Weibchen besitzen meist zwei Eileiter. Harnöffnungen einfach schlitz- förmig, nicht auf Papillen. Leben meist auf offener See. Ommastrephes D'Orb. Körper lang. Augen mit ovaler Corneaöffnung. Arme kurz mit 2 Reihen von Saugnäpfen. Fangarme kurz, nicht retraktil, am Ende mit 4 Reihen von Saugnäpfen. Trichter mit Befestiger und Klappe. Nidamentaldrüsen vorhanden. 0. todarus D'Orb., Mittelmeer. 0. sagittatus D'Orb. Enoploteuthis D'Orb. Körper lang, mit dreieckigen die ganze Seitenlange be- setzenden Flossen. Arme mit einer Reihe Haken. Fangarme mit Haken ohne Haftapparat an der Basis. Obere Speicheldrüsen rudimentär. E. Owenii Ver., Mittelmeer. 88 Myopsidae. Spirulidae. Veranya Krohn. Flossen sehr umfangreich. Die beiden Tentakeln sind am aus- gebildeten Ihiere verschwunden. Onyclioteuthis Licht. {Onychoteuthidae). Körper lang, cylindrisch, am Hinterende mit dreieckigen sich berührenden Flossen. Arme mit 2 Reihen von Saugnäpfen, deren Hornringe nicht gezähnt sind. Fangarme dick, am Ende mit 2 Reihen starker Haken bewaffnet. Trichter kurz. 0. Liehtensteini Fer., Mittelmeer. 0. Banksii Leach. Onychia Les. , Gonatus Gray, Loligopsis Lam. {Loligopsidae). Körper durchscheinend, sehr lang, am spitzen Hinterende mit grossen Flossen. Kopf klein, mit grossen Augen. Die kurzen Arme mit 2 Reihen gestilter Saugnäpfe. Fangarrae lang, nicht retraktil. Trichter ohne Klappe. Nur ein Eileiter vorhanden. L. Veranyi Fer., Mittelmeer. Chiroteuthis D'Orb., Histio- teiithis D'Orb. Thysanoteuthis Trosch. , Th. rhombus Trosch. , Sicilien. Dosidicus Eschrichtii Steenstr. Cranchia Leach. (Cranchiadae). Körper kurz, mit 2 kleinen rundlichen Flossen am Ende. Kopf sehr klein, viel schmäler, der Körper mit grossen Augen. Arme kurz, mit 2 Reihen von Saugnäpfen. Fangarme lang. Trichter lang, am Kopfe nicht befestigt, ohne Klappe. Cr. scabra Leach., Atl. Ocean. 3. Farn. Myopsidae. Decapiden mit geschlossener Cornea und verdeckter Linse, mit innerer meist horniger Rückenschul pe. Harnöffuungen auf Papillen. Nebenmagen (Spiraldarm) nicht spiralig eingerollt. Die Weibchen besitzen zwei Nidamentaldrüsen, aber nur einen Eileiter, der mit Ausnahme von Bossia linksseitig liegt. Bossia Owen. Mantel am Nacken nicht mit dem Kopfe verwachsen. Der dritte linke Arm hectocotylisirt. B. maerosoma Fer., D'Orb., Mittelmeer. Sepiola Rondelet. (Sepiolidae). Körper kurz, hinten abgerundet, mit rundlichen vom hintern Rückentheil entspringenden Flossen. Fangarme völlig retraktil. Arme mit 2 Reihen langgestilter kugliger Saugnäpfe. S. vulgaris Grant. , Mittelnieer. Sepioteuthis Blainv. Von Loligo hauptsächlich dadurch verschieden, dass die schmalen Flossen die ganze Länge des Mantels einnehmen. Harnöffnung schlitzförmig, nicht auf Papillen. S. Blainvilleana Fer. D'Orb., Ind. Meer. Leptoteuthis Meyer u. a. fossile Gattungen. Loligo Lam. (Loligidae). Körper länglich, am zugespitzten Hinterende mit 2 drei- eckigen Flossen. Fangarme nur theilweise i-etraktil, am Ende mit 4 oder mehr Saug- napfreihen. Arme mit 2 Reihen sitzender Saugnäpfe. Vierter Arm der linken Seite an der Spitze hectokotylisirt. Innere Schale hornig, so lang wie der Rücken, federförmig. L. vulgaris Lam. Loliolus Steenstr. Sepia L. (Sepiadae). Körper oval, mit langen am Hinterende getrennten Seiten- flossen. Schulpe kalkig, üeber dem Auge eine lidartige Falte. Fangarme lang, ganz zurückziehbar. Der vierte Arm der linken Seite beim Männchen hektocotylisirt. S. offi- cinalis L., S. biserialis Ver., Sepie, Europ. Meere. Belosepia Voltz., fossil. 4. Farn. Spirulidae. Das Weibchen mit rechtsseitigem Eileiter und zwei Nida- mentaldrüsen. Die Schale nähert sich am meisten noch den Schalenbildungen der Tetrabranchiaten und bildet ein Posthorn-ähnliches Spiralgehäuse, dessen Windungen sich nicht berühren, mit Luftkammern und ventralem Sipho. Rostrum und Proostracum fehlen. Augen mit ganz geschlossener sog. Cornea. Spirula Lam. Arme des Thieres mit 6 Reihen kleiner Saugnäpfe. Mantel am Hinterende gespalten, die Schale frei lassend. Sp. Peronii Lam., Südsee. VII. Typus. Molluscoidea. 89 VII. Typus. Molluscoidea, Molliiscoideen. Festsitzende Bilateralthiere ohne Metamer enhildun g , mit bewimpertem Tentahelapparat , von einem cystenfönnigen oder sweiMappiyein Gehäuse um- schlossen , mit schlinyenförmif/ gebogenem Darmcanal und suboesophagealem Ganglion. Die beiden als Molluscoideen vereinigten Thiergruppen , die Bryozoen und Brachiopoden, wurden früher allgemein zu den Mollusken gestellt, zu denen insbesondere die letztern mehrfache Beziehungen bieten. Seitdem in neuerer Zeit die Entwicklungsgeschichte beider Gruppen näher bekannt wurde, jst nicht nur wahrscheinlich geworden, dass dieselben ihrer Abstammung nach mit den Anneliden gemeinsame Wurzel haben, sondern dass sie dem ähnlichen Baue ihrer Jugendzustände entsprechend, trotz bedeutender Abweichungen im ausgebildeten Zustand, enger verwandt sind. Falls sich diese Verwandtschaft der stets solitären Brachiopoden und der fast ausnahmlos stockbildenden Bryosoen, deren Larven schon Knospen zu neuen hidividuen in sich bergen, als begründet ergeben sollte , so würden die Spiralarme jener dem Tentakel- kranz der Bryozoen entsprechen und das Ganglion der letztern dem sub- oesophagealen Ganglion der Brachiopoden homolog sein. Wenn wir die Bryozoenlarve , die freilich nach Form und Gestaltung bedeutende Modificationen bieten kann, nach dem Typus der Loven 'sehen Larve orientiren, so würde der Gilienwulst einen mächtig entwickelten aboralen Abschnitt von einem flachen , beziehungsweise eingezogenen oralen Theil ab- grenzen. Das Endstück des aboralen Abschnitts repräsentirt in vielen Fällen einen von Haaren umstellten Wulst (Kittdrüse bei den Entoprocten) , welcher der Lage nach dem Scheitel der Wurmlarve mit der Scheitelplatte zu ver- gleichen wäre. An der oralen Seite des Cilienwulstes entwickelt sich später der Tentakelapparat, während sich der aborale Theil des Wulstes zu einer mantelartigen Duplicatur (Cyclostomen) ausbilden kann. Bei Flustrella und Membranipora scheidet dies Larvenintegument eine zweiklappige Chitin- schale ab. Die bewimperte Brachiopodenlarve scheint wesentlichere Abweichungen von der Wurmlarve {Trochosphaera) zu bieten, indess würde die Region des Cilienwulstes eine grössere Ausdehnung erlangen und der aborale Abschnitt bestimmter in Mittelstück und Endstück abgetheilt sein. Auch der orale Ab- schnitt würde umfangreicher sein , schirmartig hervortreten oder selbst wieder in zwei segmentähnliche {Thecidium) Stücke zerfallen können, von denen das terminale 4 Pigmentflecke gewinnt. Nach Anheftung des aboralen Scheitel- stücks schlägt sich der zweitheilige am Anfang des Mittelabschnitts erzeugte Mantel oralwärts um und scheidet 2 Chitinschalen aus, während am einge- zogenen und rückgebildeten oralen Abschnitt im Umkreis des Mundes sym- metrisch Tentakeln gebildet werden. Dieser übrigens auch noch als schwär- mende Larve (Lingula) auftretende Zustand würde das vom zweiklappigen Ectocyst umschlossene Bryozoenstadium des Brachiopoden sein. 90 I, Classe. Bryozoa. Die grosse Verschiedenheit in der ausgebildeten Organisationsstufe der kleinen einfachen Bryozoen und der relativ grossen höher organisirten Brachio- poden kann kein entscheidendes Gegenargument sein. Dass dort lediglich der Leibesraum das Blut führt, hier Herz und Gefässe vorhanden sind, bedingt keine fundamentale Abweichung (Cyclops — Galanella; Cypris — Gypridina). Zudem finden sich in beiden Gruppen Reste von zwei Segmentalorganen, welche wohl der sog. Kopfniere der Würmer entsprechen dürften. Auch die grössere Complication des Nervensystems bei den Brachiopoden dürfte eine nur secundäre Bedeutung haben, insofern die kleinen Ganglien des Schlundrings sowie die hintern Ganghen als spätere Bildungen aufzufassen wären. Dazu kommt endlich die wichtige Thatsache, dass der Bryozoenleib nicht direkt aus dem Organismus der Larve, sondern aus einer Knospe desselben hervorgegangen ist. Immerhin hat die versuchte Zurückführung bislang nur den Werth einer Hypothese, über deren Berechtigung spätere Untersuchungen entscheiden werden. I. Classe. Bryozoa 0 = Polyzoa, Moosthierckn. Kleine meist zu Stöckchen vereinigte Molliiscoideen mit heivimpertem Tentakelkranz , mit schling enförmig gekrümmtem Darmcanal und einfachem Ganglion. Nach Körperform, Aufenthalt und Lebensweise schliessen sich die Bryozoen den als Sertularinen und Gampanularinen bekannten Polypenstöckchen an, so dass man beide Thiergruppen lange Zeit mit einander vereinigen konnte. Die genauere Erforschung der Organisation , der Nachweis gesonderter Darm- wandungen mit Mund und After, sodann eines Ganglions und von dem- selben ausgehender Nerven Hess später die Trennung der Bryozoen von den Coelenieraten unabweislich erscheinen. Indess hat man sich bislang über die systematische Stellung der Moosthierchen noch keineswegs einigen können. Einige Forscher, wie R. Leuckart, C. Gegen bau r u. a. bringen dieselben zu den Würmern, andere wie Milne Edwards, Steenstrup, van Beneden, Hancock und Allman glaubten in der morphologischen Aehnlichkeit mit den Tunicaten entscheidende Anhaltspunkte zu finden , um die Moosthierchen den 1) J. V. Thompson, Zoological Researches und Illustrations. 1830. (Menioir V. On Polyzoa etc.). Dumortier et P. J. van Beneden, Histoire naturelle des Polypes composes d'eau douce. Mem. Acad. Roy. Belg. Bruxelles. Tom. XVI. 1843 und 1850. Busk, Catalogue of marine Polyzoa in the collection of the Brit. Museum. London. 1852—1854. Allman, Monograph of the Fresh- water Polyzoa. London. 1857. F. A. Smitt, Kritisk Förteckning öfver Skandinaviens Hafs-Bryozoer. Ofvers. Königl. Vetensk. Akad. Förhandl. 1865, 1866, 1867. H. Nitsche, Beiträge zur Keuntniss der Bryozoen. Zeitschr. für wiss. Zool. 1869, 1871 und 75. E. Claparede, Beiträge zur Anatomie und Entwicklungsgeschichte der Seebryozoen. Zeitschr. für wiss. Zoologie. Tom. XXI. 1871. J. Barrois, Recherches sur I'embryologie des Bryozoaires. Lille. 1877. B. Hatschek, Erabryonalentwicklung und Knospung der Pedicellina echinata. Zeitschr. für wissensch. Zool. Tom. XXVIIL 1877. Hincks, History of the british marine Polyzoa. London. 1880. lategument. Ectocyst. 9* Mollusken unterzuordnen. AI Im an glaubt sogar an dem jungen Polypid von Bhubdopleura ^) das Aequivalent eines Mantels in Gestalt zweier Lappen an der Aussenseite der Tentakeln, die er als die Segel betrachtet, erkannt zu haben. Die nahe Verwandtschaft mit den Brachiopoden haben zuerst vornehmlich Hyatt und Morse betont. Der Name Bryozoen bezieht sich auf das moosähnliche dendritische Aus- sehn der Stöckchen, zu denen die mikroskopisch kleinen Einzelthiere in ein- facher aber äusserst gesetzmässiger Weise vereinigt sind. Indessen können die Bryozoenstöckchen auch blattförmige, selbst massige, polypenähnliche Formen darstellen, oder als rindenartige Krusten fremde Gegenstände überziehen. Nur ausnahmsweise bleiben die Individuen solitär, wie die Arten der auf Capitella, auf Spongien und Phascolosomen schmarotzenden Loxosoma , deren Knospen sich ablösen. In der Regel besitzen die Stöckchen eine hornige oder pergament- artige, häufig auch kalkige, seltener gallertige Beschaffenheit, je nach der Natur der Gehäuse , welche durch Erhärtung der Cuticula in der Umgebung der Einzelthiere entstanden sind. Jedes Einzelthier ^) ( Zooecium ) ist von einem sehr regelmässig und symmetrisch gestalteten Gehäuse, Ectocyst, umgeben, dessen Oeffnung das Hervorstrecken des weichhäutigen Vorderleibes mit dem Tentakelkranz gestattet. Die mannichfache Gestalt der Gehäuse, sowie die einem reichen Wechsel unterworfene Art ihrer Verbindung bedingt eine über- raschend grosse Mannichfaltigkeit in der Form der aus ihnen zusammengesetzten Colonien. Meistens sind die Gehäuse scheinbar völlig von einander abge- schlossen, rücksichtlich ihrer Verbindung bald schief oder senkrecht aufgerichtet, bald wagrecht hingestreckt, bald in einer Ebene nebenpinander ausgebreitet, bald reihenweise unter Bildung von Ramificationen an einander geordnet. Auch können sich dieselben auf besondern modificirten Individuen, den Stamm- gliedern, erheben. In Wahrheit stehen jedoch die Zellen untereinander meist in Communication, indem sie entweder wie bei den meisten Süss wasserformen unmittelbar in einander übergehen, oder wie bei den marinen Stelmatopoden durch trichterförmige Oeffnungen ihrer Wandung an den sog. Rosetten platten communiciren. Die Mündungen sind entweder nach einer oder nach zwei gegenüberstehenden Seiten gewendet oder dieselben liegen radiär im Umkreis einer gemeinsamen Achse in zahlreichen Strahlen. Der äussern chitinisirten und häufig inkrustirten zur Cyste gewordenen Guticularschicht liegt die weich- häutige Körperwandung als Endocyst mehr oder minder dicht an. Dieselbe besteht aus einer äussern Zellenlage (Matrix des Ectocysts) und einem Netzwerk sich kreuzender, einer homogenen Membran anliegender Muskelfasern (äussere Ringfaser-, innere Längsfaserschicht), an deren innerer, die Leibeshöhle begren- zender Fläche wenigstens bei den Süsswasserbryozoen ein zartes Innenepithel mit reichem Besatz von Flimmerhaaren aufsitzt. An der Oeffnung der Cyste 1) Alhnan, Quaterly Journ. of niikr. Sc. 1870. Vgl. auch M. Sars, On some remarkable forms of animal life from the great deeps of the Norwegian coast. Christiania. 1872. 2) Man hat für dasselbe die unglückliche Bezeichnung Zooecium gewählt, an- knüpfend an die Vorstellung, dans dasselbe — ähnlich wie der Cysticercus aus Blase und Scolei — aus zwei Individuen, dem Cystid und Polypid, zusammengesetzt sei. 92 Bryozoen. Verdauungsorgane. stülpt sich das weichliäutige Endocyst nach Innen zurück und bildet von da an das ausschliessliche Integument des Vorderleibes , dessen Basaltheil (Dupli- catur) bei den meisten Süss wasserformen durch die hintern sog. Parietovaginal- muskeln (abgelöste Längsmuskeln) zurückgehalten, dauernd eingestülpt bleibt. Dagegen kann die Hauptmasse des Vorderleibes mit dem Tentakelkranz an der Spitze (Tentakelscheide) durch besondere die Leibeshöhle durchsetzende Muskeln eingezogen und wiederum hervorgestülpt werden. Die Tentakeln, die entweder (Lophopoden) auf einer hufeisenförmigen nach der Analseite offenen Scheibe (Lophopl/or) oder im Kreise {Stehnatopoden) angeordnet sind, stellen hohle, äusserlich bewimperte, mit Längsmuskeln versehene Ausstülpungen der Leibes- wand dar, deren Hohlraum mit der Leibeshöhle communicirt und sich von dieser aus mit Blut füllt. Sie dienen daher sowohl zum Herbeistrudeln von Nahrungsstoffen als zur Vermittlung der Respiration. Die Verdauungsorgane liegen in dem durch die Leibeswandung gebildeten Sacke frei suspendirt und sind an dem hitegument nur an der Mimd- und Afteröffnung, sowie durch den sog. Funiculus und durch Muskelgruppen be- festigt. Mit Unrecht hat man den von der Cyste umschlossenen Leib sammt Tentakelapparat auf Grund seiner Entstehungsweise als besonderes Individuum betrachtet und dem Gehäuse oder Cystid gegenüber als Polypid unterschieden (beide zusammen als Folypocystid {Zooeciimi) bezeichnet). In der Mitte der kreis- oder hufeisenförmigen Scheibe, (\ev Munds clieihe, liegt die Mundöffnung, oft von einem beweglichen Epiglottis-ähnlichen Deckel {Fhylactolaemata Allm.) überragt. Dieselbe führt in einen mit selbstständigen Wandungen versehenen schlingen förmig umgebogenen Nahrungscanal , an welchem man eine lang- gestreckte, bewimperte, oft zu einem muskulösen Pharynx erweiterte Speise- röhre, einen sehr geräumigen , blindsackartig verlängerten und am Ende des Blindsackes durch einen Strang, Funiculus, an der Leibeswand befestigten Magendarm und einen verengerten nach vorn zurücklaufenden Enddarm unter- scheidet. Am Magendarm findet sich ein bräunlich gefärbter Zellenbelag, welcher die Stelle einer Leber zu vertreten scheint. Der Enddarm führt in der Nähe der Mundscheibe aber meist ausserhalb derselben durch die rückenständige After- öffnung nach aussen {Ectoprocta). Nur bei wenigen einfacher gebauten Formen wie Loxosomu und Pedicellina, die man desshalb als Entoprocta bezeichnet und als Ordnung trennt, liegt der After innerhalb des Tentakelkranzes. Her^ und Gefässsystem fehlen. Die Blutflüssigkeit erfüllt den gesammten Itmenraum der Leibeshöhle und wird sowohl durch die Gilien der Leibeswand als durch die Gon- tractioncn der Muskeln umherbewegt. Diese lassen sich im Wesentlichen auf drei Gruppen zurückführen. Die erste Gruppe umfasst die grossen Retractoren ') des Polypids (Darmtractus nebst Tentakelkrone), welche bilateral symmetrisch an den Seiten der Leibeswandung entspringen, theil weise die Länge des Leibesraums durchsetzen und vorn am Schlünde sich anheften. Die zweite Gruppe, die sog. Parietovaginal-Muskeln , besteht aus einer grössern Zahl kurzer Muskelbänder, welche den basalen, nicht selten bleibend eingestülpten Theil des Vorderkörpers 1) Von Reichert {Zoobotnjon pellucidus, Abb. der ßerl. Acad.) ebenso wie die Masse der Endocyste , als protozootische Substanz gedeutet ! ! Respiration. Nervensystem. 93 befestigen. Endlich sind als dritte Gruppe die sog. Parietal-Muskeln zu unter- scheiden; dieselben haben den beschriebenen Verlauf in der Leibeswand, die Muskelbänder der circularen Schicht bilden oft kleine Abschnitte von Reifen, deren Gontraction einen Druck zur Austreibung des Vorderkörpers veranlassen mag. Bei den marinen Ectoprocten wird der Funicidus oft durch eine Zellen- platte vertreten (Funicularplatte, Nitsche), von welcher Faserzüge theils an die Haut, theils an zwei seitliche von Spindelzellen umlagerte Stränge hinziehn. Zur Respiration dürfte sowohl die gesammte Oberfläche des ausgestülpten Vorderleibes, als besonders die Tentakelkrone dienen, welche man (Van Beneden) morphologisch als dem Kiemensacke der Ascidien entsprechend gedeutet hat. Dagegen sind in einzelnen Fällen Reste eines den Wassergefässen der Würmer entsprechenden Excretionsapparates beobachtet worden. Vielleicht ist in diesem Sinne der bei Alcyonidium (Farre) und Membranipora (Smitt) beobachtete flimmernde Schlauch zu deuten, welcher sich zwischen Mund und After öffnet. Sicherer dürfte der helle Ganal, welcher jederseits im Körper der Pedicellinen und deren Larve (Hatschek), sowie bei Loxosoma (Joliet) beob- achtet wurde, ein Wassergefässcanal (Kopfniere) sein. Das Nervensystem besteht aus einem oberhalb des Schlundes zwischen Mund und After gelegenen Ganglion (nach Hyatt^) symmetrisch aus 2 Gan- glien gebildet ?), welches bei den Lophopoden in der Höhle des Lophophors ein- geschlossen liegt und durch einen zarten Schlundring (?) am Oesophagus befestigt, zahlreiche Nerven nach den Tentakeln und nach dem Oesophagus entsendet. Das beobachtete System von Fasersträngen, welches bei Serialaria und anderen Ectoprocten die Einzelthiere verbindet und von Fr. Müller'^) als Golonial- nervensystem gedeutet wurde , dürfte mit den oben erwähnten Fasei-zügen der Funicularplatte und den Seitensträngen identisch sein. Besondere Sinnesorgane sind nicht bekannt geworden, möglicherweise dienen jedoch unbewegliche Haare zwischen den Wimpern der Fühler und des sog. Fühlerknopfes der Avicularien zur Tastempfindung. Uebrigens sind keineswegs überall sämmtliche hidividuen eines Stockes gleichmässig gebaut und zu gleichen Leistungen befähigt. Die marinen Stelma- topoden bieten uns vielmehr Beispiele eines sehr ausgeprägten Polymorphismus. Die bereits für Serialaria erwähnten Stengelglieder (Stammglieder) stellen eine solche abweichende hidividuenform vor; dieselben besitzen abgesehen von ihrer bedeutenden Grösse eine sehr vereinfachte Organisirung und dienen zur Her- stellung der ramificirten Unterlage für die Nährthiere. Ausser diesen Stamm- gliedern gibt es hier und da Wurzelglieder, welche als ranken- oder stolonen- artige Fortsätze zur Befestigung dienen. Besonders verbreitet aber sind eigen- thümliche individuelle Anhänge mariner Bryozoenstöcke, deren Bedeutung sich auf die Herbeischaffung der Nahrung zu beziehen scheint, die sog. Avicularien und Vihracularien. Die Avicularien oder Vogelköpfchen, wie man sie nach der Aehnlichkeit ihrer Form genannt hat, sind zweiarmige Zangen, welche den 1) Hyatt, Proceed Essex Inst. vol. IV. 2) Fr. Müller, Das Kolonialnervensystem der Moosthiere etc. Archiv für Natur- geschichte. 1860. 94 Bryozoen. Avicularien. Vibracula. Fortpflanzung. Zooecien in der Nähe ihrer Oeffnungen ansitzen und sich zeitweilig öffnen und sehliessen. Sie können kleine Organismen, z. B. Würmer schnappen, bis zum Abstei'ben festhalten und die zerfallenen organischen Reste der durch die Tentakel- Wimpern veranlassten Strömung übergeben. Ein mit Tastborsten besetzter Knopf des Aviculariums könnte möglicherweise morphologisch als Aequivalent eines Polypiden gedeutet werden. Die Vibracula stellen ganz ähn- liche Köpfchen dar, welche anstatt des Zangenarmes einen sehr langen äusserst beweglichen Borstenfaden tragen. Endlich wird eine besondere Individuenform als Oviselle (Ooecium) unterschieden. Dieselbe erhebt sich oft heim- oder kuppeiförmig und wird von einem Eie ausgefüllt, welches von der Körperhöhle aus aufgenommen wurde. Alle diese verschiedenen Zellen haben mit Rücksicht auf die gleichartige Entstehung die gleiche morphologische Bedeutung als hi- dividuen, ähnlich wie die vielgestaltigen Anhänge der Siphonophoren. Merkwürdiger Weise erfahren oft die Polypids ohne Beeinträchtigung der Zooecien eine Rückbildung und liefern durch Zerfall braune Körper ^) , die Smitt irrthümlich für Keimkapseln ausgegeben hat. Dieselben bestehen aus zahlreichen braungelben Kugeln und werden von einem Fasernetz umschlossen. Die Neubildung des Polypiden erfolgt von der Wandung aus durch eine nor- male Knospung am Endocyst , doch werden die Reste des braunen Körpers in den Magenblindsack während dessen Entstehung mit aufgenommen und als Nahrungsdotter verwendet. Die Fortpflanzung der Bryozoen erfolgt theils geschlechtlich , theils un- geschlechtlich, im letztern Falle entweder durch die den Gemmulae der Spon- gillen vergleichbaren Keime, Statohlasten , oder auf dem Wege der Knospung. Männliche und weibliche Geschlechtsorgane reduciren sich auf Gruppen von Samenzellen und von Eiern, welche meist in demselben Thiere nebeneinander enstehen, selten auf verschiedene Individuen gesondert sind. Die Ovarien (von einer Haut umschlossene Eizellenhaufen) liegen der Innenfläche der vordem Körperwand an, während bei den marinen Ectoprocten oft neben der Mündungs- area die Hoden mit ihren Samenkapseln entweder an dem obern Theile des vom Magengrunde entspringenden Bandes, des Funiculus, oder nahe der Insertionsstelle desselben ihren Ursprung nehmen. Zuweilen treten die Ovarien schon frühzeitig in der jungen Knospe auf (Tendra, Bugula). Beiderlei Geschlechtsprodukte gelangen in die Leibeshöhle, wo die Befruchtung erfolgt. Vom Leibesraume aus gelangt das befruchtete Ei entweder in eine innere Knospe der Leibeswand {Alcyonella) oder wie bei marinen Bryozoen in ein äusserlich ansitzendes Ooecium. Bei den Entoprocten durchläuft das Ei in einer Art Bruthöhle, welche in das Vestibulum (eingezogene Mundscheibe) einmündet, die Embryonalentwicklung bis zum Ausschwärmen der Larve. Die Entwicklungsgeschichte des Eies ist am genauesten durch Ha tschek bei PediceUina bekannt geworden. Die Furchung verläuft in der Bruthöhle 1) Vergl. ausser Smitt, Claparede und Nitsche 1. c: Repiachoff, Zur Ent- wicklungsgeschichte der Tendra zostericola. Zeitschr. für wiss. Zool. Tom. XXV, sowie Zur Naturgeschichte der chilostomen Seebryozoen. Ebend. Tom. XXVI. 1876. W. Rein- hard, Charkow 1875 (russisch). L. Joliet, Contributions a l'histoire natui*. des Bryo- zoaires des cotes de France. Archiv zool. experim. Tom. VI. Metamorphose. Marine Larven. 9S^ nicht ganz aequal, indem sich frühzeitig die animalen Kugeln am Pole der Richtungskörperchen durch geringere Grösse auszeichnen. Während der Bildung der Blastosphaera bleibt eine kleine Furchungshöhle zurück, in welche sich der vegetative Theil der Zellen wand allmählig einstülpt, somit entsteht auf dem Wege der Invagination eine Gastrula. Der Gastrulamund verengert sich vor seinem vollen Schluss zu einem schmalen medianen Spalt, an dessen hinterm Ende zwei grössere relativ indifferente Zellen (ähnlich wie am Embryo der Mollusken und Anneliden) vorspringen, allmählig aber von dem Ectoderm überwuchert, zwischen jenes und die Entodermschicht der Gastralhöhle zu liegen kommen. Dieselben repräsentiren die Anlage des Mesoderms , welches die Musculatur und die beiden Excretionscanälchen liefert. Nach Verschluss des Gastrulamundes verdickt sich das Ectoderm an der entsprechenden (ven- tralen) Stelle und bildet die scheibenförmige Anlage des spätem Vestibulums. An demselben bildet sich durch Einstülpung zuerst Mund und Oesophagus , in welchen sich die Bewimperung fortsetzt , später After und Enddarm. Beide, Oesophagus und Afterdarm, verbinden sich mit dem Entodermsäckchen, welches sich in Magen und Darm gliedert. Zwischen Mund und After beginnt ein Zapfen vorzuwachsen, welcher ein Wimperbüschel gewinnt und auch beim ausgebildeten Thiere (Aequivalent des Epistomes) persistirt. Am gegenüber- liegenden bei der Bewegung nach vorn gerichteten aboralen Ende tritt auch eine Ectodermverdickung auf, welche sich einstülpt und zapfenförmig vortreten kann. Dieses Organ wird von einem Kreise steifer Haare umsäumt; später bildet sich am verdickten Rand des Vestibulums ein Kreis langer Wimper- haare, den man mit dem Wimperkranz der Loven 'sehen Larve vergleichen könnte. Endlich tritt noch an der vordem Seite des Rückens ein zelliges Organ auf, welches als Auswuchs des Entodermsacks entstanden, sich mit Elementen des Mesoderms umgibt. Dasselbe entspricht wahrscheinlich dem Innern Theile einer Knospe zur Bildung eines neuen Individuums. Ueber die Festsetzung der Larve und ihrer Fortbildung zur Pedicellina fehlen bislang ausreichende Beob- achtungen, doch dürfte nach Barrois die Rückbildung des Darmapparates, wie solche bei andern Bryozoenlarven festgestellt wurde, auch hier wahrschein- lich sein. Aehnlich wie die Pedicellinalarve verhält sich die Larve von Loxosoma, doch trägt dieselbe zwei knospenförmige Organe. Bei den marinen chilostomen Bryozoen gelangen die befruchteten Eier nach Huxley und Nitsche in besondere an der Mündung der Zooecien an- gebrachte Eierzellen, Ooecien oder Ovisellen, welche aus einer helmförmigen Kapsel und einem blasenähnlichen Deckel bestehn. In diesem Behälter durch- läuft das Ei die Furchung und entwickelt sich zu einem bewimperten Embryo, welcher als contraktile Larve ausschwärmt und frei im Meere umherschwimmt. Die Furchung ist eine nahezu aequale. Meist gehen zwei meridionale Furchen der ersten Aequatorialfurche voraus. Dann folgt ein Stadium mit 16 , später mit 32 Furchungskugeln , von denen die vier obern der oralen Hälfte durch Grösse ausgezeichnet , die Ectodermanlage bilden sollen. Die Larve wird eine Gastrula, welche Wimpern gewinnt und an der aboralen Hälfte einen Cilien- kranz erhält. Beim Ausschwärmen besitzt die Larve im Allgemeinen eine pfirsichförmige, freilich oft mehr oder minder abgeflachte Leibesgestalt, ist von 96 Bryozoen. Bau der Larven. Cyphonautes. einem Gilienwulst umsäumt und trägt oberhalb einer tiefen Kerbe einen Büschel längerer Geisseihaare, sowie am aboralen Körperende einen breiten einziehbaren Fortsatz, dessen Rand mit einem Kranze von unbeweglichen Borsten besetzt ist. Auch können braune und rothe Pigmentflecken in bestimmter Zahl und in symmetrischer Lage am Körper vorkommen, lieber den Innern Bau dieser Larven ist man trotz der ausgedehnten Arbeiten von Barrois nicht genügend orientirt, doch scheint überall eine Darmanlage vorhanden zu sein. Die Homo- logie mit der EnLoproctenlarve dürfte trotz bedeutender Abweichungen in der Formgestaltung nicht abzuweisen sein; immerhin bleibt die Zurückführung noch mit Schwierigkeiten veibunden. Wahrscheinlich entspricht der einzieh- bare Sauggruben-artige Fortsatz der sog. Kittdrüse der Loxosomalarve, die Grube nebst Geisselbüschel dem als Knospenanlage bei Pedicellina gedeuteten Entodermsäckchen. Abweichend verhalten sich die Larven der Cydostomen, deren durch Invagination entstandene Gastrula eine aequatoriaie wulstförmige Anschwellung gewinnt, welche gegen die aborale Körperhälfte wuchert und von Cilien bekleidet jene mantelähnlich umgibt. Durch die Mantelbildung gewinnt die Larve eine grosse Aehnlichkeit mit den Larven der Brachiopodcn. Nach der jüngsten Publication von Barrois ^) soll übrigens den Ectoprocten- larven ein Darmcanal ganz fehlen und durch eine die Leibeshöhle erfüllende Dottermasse ersetzt sein. Dagegen soll die orale Fläche dem Rest eines Mantels entsprechen (Brachiopodenlarve), mit welchem die Festheftung erfolgt. Während derselben wirft die Larve die Wimpern ab und gestaltet sich unter Rückbildung ihrer früheren Organisation zu einem von einer peripherischen Zellenlage um- schlossenen Plasmahäufchen um. Dieses formt sich zu einem bräunlichen Körnerhaufen, der gewissermassen als Nahrungsdotter verwendet wird, während aus einer Einstülpung der Wand die Anlage des Darmtraktus (wahrscheinlich entodermale Primärknospe) und der Tentakelkrone hervorgeht. Das primäre Zooecium entsteht somit (in derselben Weise wie jedes andere Zooecium) als eine Knospe (Generationswechsel). Dasselbe treibt bald durch Sprossung neue Zooecien , es bilden sich Avicularien und schliesslich , aber freilich erst nach dem Untergang der altern Zooecien , auch Wurzelfäden , welche durch Aus- breitung auf der Unterlage zur Befestigung des Stockes wesentlich beitragen. Neuerdings wurde von A. Schneider dargethan, dass der in allen Meeren verbreitete Cyphonautes , über dessen Deutung sehr verschiedene Ansichten ausgesprochen waren, die Larve Yon Memhranipora püosa ist. Der Körper dieser merkwürdigen Larve hat die Gestalt einer seitlich comprimirten Glocke, deren Höhle den Vorhof zur Mundöffnung repräsentirt. Aussen von zwei Schalenklappen bedeckt , die sich längs des einen Randes (Schlossrandes) ver- binden, läuft derselbe vorn an der Spitze der Glocke in einen freiliegenden mit Cilien besetzten Knopf aus, welcher dem aboralen Zapfen der Entoproctenlarve entspricht. Der im Grunde der Vorhofshöhle gelegene Mund, nach welchen ein Wimperbesatz der Vorhofshöhle die Nahrungstheilchen hinleitet, führt in einen Darmcanal, dessen Afteröffnung im Vorhof mündet. In den Vorhof ragt 1) J. Barrois, Memoire sur la metamorphose des Bryozoaires. Aniiales des scienc. nat. VI. Ser. Tom. IX. Metamtirpliose. Eiitwickluug des Embryos. 97 ein kegelförmiges Organ hinein, welches einen mit längern Wimperhaaren besetzten zungen förmigen Fortsatz vortreten lässt und wahrscheinlich der ento- dermalen Knospenanlage entspricht. Während seiner weitern Entwicklung setzt sich der Larvenleib mit Hülfe des kegelförmigen Zapfens fest und bildet sich zu einem flach viereckigen Körper um, den die aufgeklappten und im Schlossrande gespaltenen Schalen schildförmig bedecken. Darm und Wimper- apparat werden ri^ickgebildet, der Leibesinhalt stellt eine scheinbar strukturlose körnige Masse dar, in der man einen undeutlich abgegrenzten ovalen Haufen unterscheidet. Schliesslich verwandelt sich der Körper innerhalb der beiden verschobenen Schalenklappen in eine gleichmässige zellige Scheibe mit zarter doppelt conturirter Wandung. Die Zellscheibe, anfangs quer oval, streckt sich jetzt bedeutend in die Länge und verändert ihre Dimensionen in umgekehrter Richtung, die Wandung verkalkt bis auf einen ovalen Raum am Vorder- ende und wird zur Bryozoenzelle, während sich aus dem Zellhaufen des hihalts der Darmtractus und der Tentakelkranz nebst Tentakelscheide differenzirt. Nach 48 Stunden ist aus dem Ct/phouautes eine Memhranipora pilusa geworden, welche nach Verlust der Larvenschale ihre Tentakel vorstreckt und bereits, noch ehe sie fertig ausgebildet ist, an vier Punkten Knospen zu treiben beginnt. Nach Metschnikoff, der ebenfalls die Metamorphose einer üyphouantesiovm. beobachtete, soll Tentakelscheide nebst Darm von der unverändert gebliebenen Hautschicht gebildet werden , während die Eingeweide der Larve zu Grunde gehen. Die Entwicklung *) ist bei den Phylactolaemen eine dem Generations- wechsel nahe stehende Metamorphose. Bei Alcyonella wird nach Metschni- koff das Ei bald nach seiner Lösung von einer Knospe an der hinenseite des Endocystes umwachsen (inneres Ooecium), um später als Larve durch dieselbe nach aussen durchzubrechen. Der Dotter gestaltet sich nach Durchlaufen des Furch ungsprocesses zu einem bewimperten Embryo, welcher einen Innern Hohlraum und an dem vordem Pole eine mit jenem communicirende Oeffnung enthält, hidem sich die innere Wandung des Hohlraumes abhebt und in ihrer hintern Partie durch die vordere Oeffnung hervorstülpt, entsteht eine zapfen- förmige, am Mündungsrande wie von einem Kragen umgebene Horvorragung, an welcher sich bald eine innere Knospe zeigt und zu dem Folypid mit Dai-ni- und Tentakelanlage heranbildet. Bei Alcyonella entsteht frühzeitig neben der ersten noch eine zweite Knospe, die sich in ganz übereinstinunender Weise zu einem zweiten Polypiden differenzirt , so dass der noch von der Eiliülle um- schlossene bewimperte Embryo gewissermassen schon ein Thierstöckchen mit zwei hidividuen repi-äsentirt. In andern Fällen (Flumutdla) bleibt jedoch der Embi-yo einfach und verlässt mit nur einem Keime versehen die Eihüllen, um eine Zeitlang mittelst der Wimperbekleidung frei im Wasser umherzu- 1) Vei-gl. ausser Allaian, Nitsche, Metschuikot'f, B. Hätschele 1. c: J. Barrois, Du developpement des Bryozoaires Chilostomes. Paris. 1878. W. Kepiachoff, Ueber die ersten embryonalen Entwicklungsvorgänge bei Tendra zostericola. Zeitschr. für wiss. Zoologie. Tom. XXX. Supplb. 1878. Claus, Zoologie. 1. Aullago. Tum. II. ■ 7 98 Bryozoen. Statoblasten. Fortpflanzung. Lebensweise. schwärmen. Später fallen die Wimpern des Sprösslings ab, derselbe heftet sich fest und wird unter fortschreitender Neubildung von Knospen zu dem sich rasch vergrössernden Thierstöckchen. Als Statoblasten bezeichnet All man eigenthümliche Fortpflanzungskörper, welche früher als liartschalige Wintereier gedeutet waren, von jenem Forscher aber als abfallende, einer Befruchtung entbehrende Keime erkannt wurden. Dieselben treten nur bei den Süsswasserbryozoen auf und entstehen als Zellen- haufen an dem strangförmigen Funiculus vornehmlich gegen Ende des Sommers, besitzen meist eine linsenähnliche, beiderseits flachgewölbte Gestalt und werden von zwei uhrglasförmigen harten Ghitinschalen bedeckt, deren Peripherie häufig mit einem flachen aus Luft-haltigcn Zellräumen bestehenden Ringe (Schwimm- ring) eingefasst, zuweilen auch (Cristatella) mit einen Kranz von hervorstehenden Stacheln besetzt ist. Die Statoblasten entwickeln aus ihrem Inhalte, nachdem sie den Winter überdauert, einfache unbewimperte Thierchen , welche bei ihrem Ausschlüpfen bereits alle Theile des Mutterthieres besitzen, sich sogleich bleibend befestigen und durch Knospung zu neuen Colonien auswachsen. Eine grosse Rolle spielt die Fortpflanzung durch äussere Knospen, welche in dauernder Verbindung bleiben. Die Knospung beginnt schon frühzeitig, kann sogar mit der Ausbildung des Embryos zusammenfallen und gibt zu der Entstehung der Stöckchen Veranlassung. Selten führt die Abschnürung einer Golonie durch Theilstücke zur Vermehrung der Thierstöckchen (Cristatella, LopJiojms). Ueber die Art wie die Knospen entstehen, besteht keineswegs überall vollkommene Klarheit. Wenn dieselben auch von der Endocystwand oder deren Fortsetzung am Stock erfolgt, so werden sich doch noch Entoderm- elemente betheiligen , welche wie bei Pedicellina ihrem Ursprung nach wahr- scheinlich auf das Entoderm des Larvenkörpers zurückzuführen sind. Schon die Entstehung des ersten Thieres nach Festsetzung der Larve dürfte eine ento- dermale Knospenanlage voraussetzen. Die Bryozoen leben grösstentheils im Meere und nur in verhältnissmässig geringer Zahl im süssen Wasser. Sie siedeln sich auf den verschiedensten Körpern an und überziehen sowohl Steine, Muschelschalen, Gorallen, Tange, als die Stengel und Blätter von Süsswasserpflanzen. Nur einige Süss- wasserformen , der Gattung Cristatella zugehörig, besitzen als Golonie eine freie Ortsveränderung. Hier sind die eines festen Ektocysts entbehrenden Einzelthiere in drei länglich gestreckten, concentrischen Reihen auf einer ge- meinsamen contractilen Fussscheibe angeordnet , welche über Pflanzenstengel und feste Gegenstände im Wasser fortkriecht. Wenige Bryozoen wie Terebri- pora und Spathipora bohren in Muschelschalen. Auch in der Vorvvelt waren die Bryozoen überall verbreitet , wie die zahlreichen von der Jurassischen For- mation an zunehmenden Ueberreste beweisen. I. Untere lasse. Entoijrocta. 2. Unterclasse. Ectoprocta. 99 1. Unterclasse. JEntoj^rocta ^). Bryozocn ohne Tentalcelscheide, mit primärer Leibeshöhle und innerhalb des einrollbaren Tentahclhranzes ausmündendem After. Die Entoprocten repräsentiren nach Körperbau und Stockbildung ein- fachere primitivere Verhältnisse, da sie die Organisation der Bryozoenlarve im Wesentlichen beibehalten. Während es bei denselben gar nicht zur Bil- dung einer Darmfaserschicht kommt und die primäre Leibeshöhle persistirt, er- scheint der Tentakelapparat seiner Entstehung nach unmittelbar auf den Flimmerkranz der Larve zurückführbar. Die Tentakeln sind nicht retraktil, sondern nur einrollbar. Die Tentakelscheide fehlt. Mund und After münden innerhalb des Tentakelkranzes in eine Art Atrium. Neben demselben kann eine die Embryonen aufnehmende Bruttasche vorhanden sein {Fedicellina). in welche die paarigen Hoden und Ovarien münden. Auch ist ein paariger wimpernder Wassergefässcanal vorhanden. Die Knospen entstehen an der oesophagealen Seite des Thieres, beziehungsweise des frühzeitig von demselben abgeliobenen Stolo-Endes {Fedicellina). An ihrer Bildung betheiligt sich eine Entodermknospe. 1. Fam. Pedicellinidae. Stock eben mit Stolonen, auf denen sich in einer Reihe die langgestilten Individuen erheben. Fedicellina Sars. P. mutans Dal. F. gracilis Sars. P. echinata Sars., Norwegen, Adria und Mittelmeer. 2. Fam. Loxosomidae. Langgestilte Einzelthiere ohne Scheidewand zwischen Köpfchen und Stil, mit Kittdrüse am Stilende. Die Knospen entstehen in 2 Reihen, fallen nach Bildung eines Stiles ab und setzen sich mit der Kittdrüse fest. Loxnsoma Kef. L. Keferstcinii Clap. Mit 20 Tentakeln ohne Kittdrüse des Fusses im ausgebildeten Zustand, auf Zoobothryum, Neapel. L. cochlcar 0. S. Mit 8 Tentakeln und wohl entwickelter Kittdrüse, auf Hornspougien. L. plun^cuJosomatum C. Vogt. Mit 12 bis 18 Tentakeln und sehr langem Stil, ohne Kittdrüse im ausgebildeten Zustand. Loxosoma singulare Kef. Mit 10 Tentakeln, auf Capitella. L. nea-politanum Kow. Mit 10 Tentakeln und Kittdrüse. Nach Nitsche dürfte die amerikanische Süsswasserbryozoen-Gattung Urnatella zu den Entoprocten gehören. 2. Unterclasse. Ectoprocta, Bryozoen mit Teniakelscheide , Darmfascrhlalt und ausserhalb des retractilen TentaJcelJcreises mündendem After. Umfasst die bei weitem grösste Zahl der Bryozoen, auf deren complicir- teren Bau in der vorausgegangenen Darstellung besonders Bezug genommen 1) Ausser Nitsche, Keferstein vergl. Kowalevsky, Beiträge zur Anatomie und Entwicklungsgeschichte des Loxosoma neapolitanum. Mem. Acad. St. Petersbourg. Tom. X. 18G6. 0. Schmidt, Die Gattung Loxosoma. Archiv für mikr. Anatomie. Tom. XII. 187Ö. C. Vogt, Sur le Loxosome des Fhascolosomes. Archiv de Zool. experim. et gener. Tom. V. 187G. Sälen sky, Etudes sur les Bryozoaires entoproctes. Anu. Söienc. natur. öer. VI. Tom. V. 1877. B. Hatschek, Embryonalentwicklung und Knospung der Fedicellina echinata. Zeitschr. für wiss. Zool. Tora. XX VIII. 1S77. 100 1. Ordnung. Gymnolaemata. wurde. Stets mündet der After ausserhalb des Tentakelkreises, welche entweder im geschlossenen Kreise oder auf zweiarmigen hufeisenförmigen Trägern angeordnet sind. 1. Ordnung: O-ymnolaemata ^) (Stelmatopoda.) Grossentheils marine Bryosoen mit scheibenförmigem Tcntalcelträger, in geschlossenem Kreise angeordneten Tentakeln und unbedecktem Mund. Die Gymnolaemen entbehren durchweg des Epiglottis-ähnlichen Epistoms und besitzen einen geschlossenen Kreis von minder zahlreichen Tentakeln, welche einer runden Mundscheibe entspringen. Bei manchen Formen, wie bei Alcyonidium gelatinosum , Membrauipora pilosa wurde ein flaschenförmiger flimmernder Canal (Farre, Smitt) in der Leibeshöhle beobachtet, der neben den Tentakeln ausmündet und als Wassergefässcanal vielleicht den Schlei fen- canälen der Gliederwürmer entspricht. Statoblasten kommen nur selten vor (z. B. bei der Süss wasserform Fcdudicella), dagegen denselben entsprechende innere Knospen , die eine ungeschlechtliche Vermehrung einleiten. Aus den Eiern gehen bewimperte Larven hervor. Die Stöckchen sind meistens polymorph , oft aus Wurzel- und Stammzellen mit Vibracula und Avicularien zusammengesetzt. Die Ektocysten besitzen einen ausserordentlichen Wechsel der Form und Verbindungsweise und sind bald hornig fest, bald kalkig in- krustirt , seltener gelatinös. L Unterordnung. Cyclostomata. Die endsländigen runden Zellmündungen entbehren der beweglichen An- hänge. Die meisten Gattungen und Arten sind fossil , viele leben aber noch in den hochnordischen Meeren. a. Radicellata = Articulata- Stöckchen aufrecht, gegliedert, mit fadenförmigen Anhängen. 1. Farn. Crisiadae. Die Stöckchen verästeln sich und enthalten kalkige Zooecien, welche auf eine oder zwei Reihen vertheilt sind. Die Zooecien bauchig erweitert. Crisia Lamx. C. cornuta Lam. Zooecien einreihig, Mitteluieer und Nordsee. C. denti- culata Lam. C. eburnea Lin. Zooecien in 2 Reihen. Ebendaselbst. b. Incrustata r= Inarticulata. Stöckchen kalkig, ohne Gliederung und ohne faden- förmige Anhänge. 2. Fam. Diastoporidae. Die Stöckchen sind in Form einer Kruste ausgebreitet mit zerstreuten Zooecien. Diastoiiora Lamx,, D. repens Wood., Nordische Meere. D. Simplex Busk. D. patina Lam., auf Seepflanzen im arktischen Aleere. 1). maeandrina "Wood. {Mesenteripora Blainv.), Grönland. 3. Fam. Tubuliporidae. Die Zooecien stehen in zusammenhängenden Reihen. Idmonea Lamx. Das Stöckchen aufrecht nach Art eines verzweigten Stammes. I. at- lantica Forbes, Arktisches Meer. I. serpens L. , an der "Westküste Skandinaviens. Thalangella Gray. Die Stöckchen kriechend, flächenhaft entwickelt. Ph. palmata "Wood., 1) Ausser Thompson, Busk, Smitt 1. c. u. a. vergl. C. Heller, Die Bryozoen des adriat. Meeres. "Verh. zool. bot. Gesellsch. "Wien. Tom. XVII. 1867, sowie die Werke über fossile Bryozoen von D'Orbigny, Hagenow, J. Haime, Reuss und R ömer. 2. Unterordnung. Ctenostomata. 3. Unterordnung. Chilostoraata. 101 Arktisches Meer. Ph. ßmbria Lam., Ph. flabcllaris Fabr., beide in weniger bedeutenden Tiefen des arktischen und der nordischen Meere. Tubulipora lobulata Hass. Hornera Lamx. H. violacea Sars. H. lichenoides L. , Nordische Meere. 4. Farn. Lichenoporidae. Die Randknospung erfolgt im Kreis , aus dessen Cen- trum die ZooQcien ausstrahlen. Discoporella Gray. D. vcrrucaria L., Arktisches Meer. 5. Fam. Frondiporidae. Die Zooecien bündelweise vereinigt oder auf zusammen- gesetzte Reihen vertheilt. Die Knospung erfolgt seitlich. Frondipora Blainv. F. reti- culata Lin., Kamtschatka. 6. Fam. Corymboporidae. Unterscheiden sich von den Frondiporiden durch die im Kreise erfolgende Randknospung. Corymbopora Mich. Die Zooecien bündelweise ver- einigt. C. fungiformis Smitt., Scandinavien. Coronopora Gray. Die Zooecien sind auf zusammengesetzte Reihen vertheilt. C. tnincata Jameson , Bergen. Defrancia Bronn. Der Stamm einfach, nach Art eines Bechers ausgehölt und ausgebreitet, i). lucernaria Sars, Spitzbergen. 2. Unterordnung. Ctenostomata. Die endständigen Zellmündungen werden beim Einstülpen der Tentakel- seheide von leistenartigen V'orsprüngen oder Borsten derselben geschlossen. Stammzellen und Wurzelfasern kommen häufig vor. 1. Fam. Alcyonidiidae. Zooecien unter sich zu fleischigen oder niembranösen Stöckchen von unregelmässiger Form vereint. Alci/onidium Lamx. {Halodactylus Farre). Aeussere Oberfläche der in eine gela- tinöse Masse eingeschlossenen Zooecien nackt. A. mytili Dal. A. hirsutum Flening. A. gelatinosum L. , Nordische Meere, u. a. A. Cycloiim Hass. Die äussere Oberfläche der Zooecien mit Papillen oder Borsten besetzt. A. papillosum Hass. Flustrella hispi- dum Fabr. 2. Fam. Vesicularidae. Die Zooecien erheben sich als freie Schläuche auf dem verzweigten, kriechenden oder aufgerichteten Stöckchen. Vesicularia Thomps. ( Valkeria Flemng.) Die ovalen langgestreckten Zooecien sessil. Die Thiere mit 10 — 16 Tentakeln. V. spinosa L. F. uva L. V. cuscuta, Ostsee und nordische Meere. Fairella Ehbg. Die Zooecien gestilt. Die Thiere mit 10 — 16 Tentakeln. F. familiaris Gros. F. pedi- cellata Aid., Norwegen. Ainathialja.m. Avenella Dal. Die cylindrisch linearen Zooecien sessil. Die Thiere mit 18 — 20 Tentakeln. V. fusca Dal. Serialaria Coiitinhii Fr. Müll. Boicerbaiikia Farre. 3. Fam. Paludicellidae. Süss wasserformen mit röhrigen einander ansitzenden Zoöcien. P. Ehrenbergii Van. Ben. 3. Unterordnung. Chilostomata. Die Mündungen der hornigen oder kalkigen Zellen sind durch eine deckel- artig vorspringende Lippe, beziehungsweise einen Ringmuskel des Lippenrandes verschliessbar. Mündungsarea in grossem Umfang häutig. Avicularien, Vibracula und Ovicellen werden oft angetroffen. a. Cellularina. Die Zooecien von horniger oder hornig kalkiger Beschaffenheit sind trichterförmig, ihr unterer Theil conisch oder röhrenförmig. 1. Fam. Aeteidae. Die röhrenförmigen Zooecien mit apicaler Mündung und seit- licher Mündungsarea. Tentakelscheide mit Borstenring. Aetea Lamx. Zooecien kalkig, aufrecht stehend, mit membranöser Area an' einer Seite. Ooecien fehlen. A. truncata Landsb., Britannien, Norwegen. A. anguina L., Adria bis Norwegen. 2. Fam. Eacratiidae. Die Zooecien einreihig oder zweireihig, Rücken an Rücken gewendet, mit seitlicher elliptischer oder ovaler Mündung. Stöckchen verästelt. Avi- 102 Flustrina. Escharina. cularien, Vibracula fehlen. Eucratea Lamx. Zooecien in einer Reihe gestellt, unbewaffnet. Stamm kriechend oder schlaff erhoben. Ooecien terminal. Borstenring an der Tentakel- scheide. E. chclata L. , Nördliche Meere. E. (Alysidium) Lafontii Aud. , Adria. Scruparia clavata Hincks. Brettia pellucida Dysd. , Grossbritanien. GemeUaria Sars. Zooecien zweireihig mit dem Rückentheil verwachsen, unbewaffnet. G. loricata Lin., Europäische und Arktische Meere. 3. Farn. Cellulariidae. Dichotomisch verweigte Stöckchen, deren Zooecien in zwei oder mehreren Reihen stehen. Meist sind sessile Avicularien und Vibracula vorhanden, Cellularia Pallas. Zooecien an der Dorsalseite perforirt. Nur gelegentlich ein Avicu- larium an den Internodialzellen vorhanden. C. I'eachii Busk. Bei Menipea Lam. sind seitliche Avicularien vorhanden. M. terrata Ell. Sol. Von Belgien bis Spitzbergen. Scriipocellaria Van Ben. Zahlreiche rhombische Zooecien in jedem Internodium. Mit seitHchen Avicularien und dorsalen Vibracula. Sc. scruposa L. , Nordsee, Mittelmeer und Adria. Sc. scabra Van. Ben. Sc. (Canda) reptans Lin., Nordische Meere bis Adria. Sc. scr»/;ea Busk , Adria. Ca fterea Lamx. Zooecien zwei- bis vierreihig, mit Avicularien und Vibracula, letztere gross und in 2 Reihen. Stamm ungegliedert. C. Elliiiii Flenn g., Nördl. und Arktische Meere. 4. Farn. Bicellariidae. Die Zooecien conisch oder vierseitig , gebogen , ihre seit- liche Mündungsfläche elliptisch und schräg zur Medianebene der Achse gestellt. Avi- cularien gestilt. BiceUaria Blainv. Mündung aufwärts gerichtet. Vibracula fehlen. B. ciliata L. als Ueberzug auf Fucoideen und Sertularinen , an den Küsten Frank- reichs, Belgiens und Englands. B. Alderi Busk. Bugula Oken. Mündung sehr gross. B. aviculaiia L. , in den europ. Meeren bis Spitzbergen verbreitet. B. neritina L., Adria. B. flahellata Busk., Adria. Beania Johnst. B. mirahilis lohnst., England. 5. Farn. Cellariidae. Die Zooecien setzen aufrechte dichotomisch verästelte Colonien zusammen. Zooecien rhombisch oder Gseitig, verkalkt. Cellaria Lamx. {Salicnr7iaria Johnst.). C. horealis Busk., Grönland uud Spitzbergen. C. fifititlosa L. , Mittelmeer, Adria. C {Tubi cellaria) cereoides Sol. EH., Adria. b. Flustrina. Zooecien quadratisch mit ebener Aussenfläche, flach ausgebreitet. 1. Fam. Flustridae. Zooecien rechteckig oder zungonförmig , die der lebenden Arten häutig zu einer breiten incrustirenden Fläclie vereinigt. Flustra L. FL mcm- branacea L. , Nördl. atl. Ocean. Fl. securifrons Fall., Mittelmeer und Atl. Ocean. Fl. papyrea Fall., Ebenda. Fl. foliacea L., Adria bis Norwegen. Fl. truncafa L., p]benda. 2. Fam. Membraniporidae. Zooecien mehr verkalkt, zu einer incrustirenden Colonie vereinigt. Membranipora Blainv. Vordere Zellwand häutig. M. lineataL., Nördl. atl. Ocean bis zum Eismeer. M. nitida Johnst. , England. 31. pilosa L. , Adria, Mittelmeer und atl. Ocean u. a. A. Lepralia Johnst. Vordere Zellwand kalkig. L. pertusa Esp. , Adria. L. pallasinna Moll., Nördl. Meere. c. Escharina. Zooecien meist verkalkt, quadratisch oder halboval, mit seitlicher Oeffnung. L Fam. Eschariporidae. L>ie Oeffnung der rhombischen bis cylindrischen Zooecien halbkreisförmig, die Vorderseite gespalten oder durch einen medianen Perus durch- brochen. Escharipora D'Orb. Vorderseite der Zooecien gespalten oder durch poröse Quer- furchen gestreift. E.ficidaris Johnst., Nördliche Meere. E. ainiidafaVahw, Scandinavien. 2. Fam. Myriozoidie. Zooecien zuerst flach vierseitig oder weniger convex, dann rhombisch oder oval , zuletzt cylindrisch mit concav gekrümmtem in der Mitte avisge- buchteten unteren Rand der Mündung. Escharella D'Orb. E. porifera Smitt, Arktisches Meer. Myriozonm Don. M. crustaceum Smitt, Arktisches Meer. 3. Fam. Escharidae. Die primitive Mündung der Zooecien halbelliptisch oder halbkreisförmig oder rund , die secundäre nach dem untern Rand für das eingefügte Avicularium verschmälert. Porella Gray. F. laevis Flemng., Norwegen. Eschara Ray. E. verrucosa Busk., Arktisches Meer. E. lichenoides Lam., Adria. ' E. cervicornis Fall., Norwegen bis Grönland, Adria. Escharoides M.Edw. E. rosacea Bnsk., Arktisches Meer. 2. Ordnung. Phylactolaemata. 103 4. Farn. Discoporidae. Zooecien rhombisch oder oval mit halbelliptischer oder halbkreisförmiger Oelfnung, deren ünterrand einen stachelförmigen Fortsatz bildet. Discopora Smitt. D. scutulata Busk. , Grönland und SjJitzbergen. D. coccinea Abildg., Nördl. Meere. d. Celleporina. Zooecien verkalkt, rhombisch oder oval mit endständiger Mündung. 1. Farn. Celleporidae. Colonie lamellär unregelmässig kriechend oder rundlich, zweigbildend und aufrecht. Gellepora Fabr. Avicularium median und schräg an dem Unterrande der Mündung befestigt. G. pumicosa Lin., Adria und Nord-Meere. G. scabra Fabr., Arktisches Meer. C. ramulosa Lin., Nördl. Meere bis Spitzbergen. Cdleporaria Lanix. Ohne medianes Avicularium an der Mündung des Zoöciums. G. Hassallii Johnst., Nördl. Meere. 2. Farn. Reteporidae. Die oval-cylindrischen Zooecien zu einem retikulirten Stock vereinigt. Retepora Laui. B. cellulosa L., Mittelmeer bis Arktisches Meer. 2. Ordnung: Phylactolaemata ^) (Lophopoda). Süssiv^a//t.v^s) entsteht. Die Anordnung der Hauptvenenstämme schliesst sich bei den Fisclien am nächsten den embryonalen Verhältnissen an. Entsprechend den vier sog. Gardinalvenen führen zwei vordere und zwei hintere Vertebralvenen (Jugular- venen und Gardinalvenen) das venöse Blut zurück, indem sie sich juderseits zu einem in den Vorhof des Herzens eintretenden Querkanal [Ductus üuvieri) vereinigen. Durch Einschiebung eines doppelten Pfortadersystems gestaltet sich jedoch der Lauf des zurückkehrenden venösen Blutes complicirter. Durch Auflösung der Caudalvene, die nur bei den Gyclostomen und Selachiern direkt in die hintere Gardinalvene übergeht , entwickelt sich der Pfortaderkreislauf für die Niere, aus welcher das Blut dann ebenfalls in die Gardinalvenen gelangt. Zum Pfortaderkreislauf der Leber dagegen wird das Venenblut des Darmes verwendet und in der VV^eise nach dem Herzen geführt, dass eine einfache oder mehrfache, der hintern Hohlvene entsprechende Vene zwischen den beiden Ductus Cnvieri in den Vorhof eintritt. Derartige Gapillarsysleme müssen natürlich die Fortbewegung des Blutes bedeutend hindern , und so erklärt sich denn auch das Auftreten von sog. Nebenherzen an der Gaudalvene des Aales {Anguilla, Muraenophis) und an der Pfortader von Myxiiie. Von den sog. Gefässdrüsen fehlt die Milz nur Äntphioxus. Die Thyreoidea findet sich sehr verbreitet am obern Ende der aufsteigenden Aorta und wird wahrscheinlich durch die Hypobranchialrinne von Amphioxus vorbereitet. Auch die Thymus ist meist gefunden worden. Die Harnorgane der Fische sind paarige Nieren. In der Regel erstrecken sich dieselben längs des Rückgrates vom Kopf bis zum Ende der Leibeshöhle und entsenden zwei Flarnleiter, die sich zu einer gemeinsamen Urethra meist unter Bildung einer Harnblase vereinigen, hidessen können auch im Verlaufe der Harnleiter blasenartige Erweiterungen auftreten {Sciachicr). Ueberall aber liegen Harnblase und Urethra hinter dem Darmkanal. Der letztere mündet bei den meisten Knochenfischen mit der Geschlechtsöffnung gemeinsam oder auf einer besondern Papille hinter der Geschlechtsöffnung. Bei den Plugiostomcn und Dipnocrn dagegen kommt es zur Bildung einer Kloake, indem bei den 174 Fische. Geschlechtsorgane. erstem Urethra nebst Geschlechtsausführungsgängen in den erweiterten End- abschnitt des Darmrohres hinter dem Rectum einmünden, während bei den Bipnoern die getrennten Harnleiter seitlich in diesen Abschnitt eintreten. Mit Ausnahme einiger hermaphroditischer Arten von Serraniis, Chryso- phrys u. a. (und selten beobachteter Karpfenzwitter) sind die Fische getrennten Geschlechtes, nicht selten mit geringern oder bedeutendem (Macropodus) Geschlechtsunterschieden. Bei Gohitis taenia sind die Brustflossen, bei Tinea die Bauch flössen der Männchen weit umfangreicher, ihr zweiter Knochenstrahl erscheint auffallend verdickt; bei den Plagiostomen tragen die Bauchflossen der Männchen Knorpelanhänge als Begattungsorgane. Männliche und weibliche Zeugungsorgane verhalten sich jedoch nach Lage und Gestalt oft so übereinstim- mend, dass die Untersuchung ihres Inhaltes zur Bestimmung des Geschlechtes er- forderlich ist, zumal da häufig auch äussere Geschlechtsunterschiede hinwegfallen. Die Ovarien erweisen sich als paarige (bei den Myxinoiden sowie bei den Haien und verschiedenen Knochenfischen wie Perca, Blennius, Cobitis unpaare) band- artige Säcke , welche unterhalb der Nieren zu den Seiten des Darmes und der Leber liegen. Die Eier entstehen an der innern quergefalteten Ovarialwandung in geschlossenen Follikeln ^), in denen sie bei den Teleostiern eine dicke Eikapsel (mit Poren und Mikropyle) erhalten und gelangen in den innern sich füllenden Hohlraum der zur Fortpflanzungszeit mächtig anschwellenden Säcke. Dagegen besitzen die mit Ausnahme der Cyclostomen überall paarigen Hoden eine aus Querkanälchen oder blasigen Räumen zusammengesetzte Struktur. Im ein- fachsten Falle entbehren Hoden und Ovarien besonderer Ausführungsgänge, es gelangen dann die Geschlechtsstoffe nach Dehiscenz der Drüsenwand in den Leibesraum und von hier wie bei den Cyclostomen, weiblichen Aalen und Lachsen durch einen hinter dem After befindlichen Genitalporus nach aussen. Weit häufiger treten indessen Ausführungsgänge hinzu, sei es wie bei Knochen- fischen als unmittelbare Fortsetzungen der Geschlechtsdrüsen, sei es wie bei den Ganoiden, weiblichen Plagiostomen und Dipnoern als selbständige, mit trichterförmiger Oeffnung frei beginnende Kanäle (Mülle r'sche Gänge). Bei den Knochenfischen vereinigen sich sowohl die beiden Eileiter als Samenleiter zu einem unpaaren Gang , der sich zwischen After und Mündung der Urethra auf der Urogenitalpapille nach aussen öffnet. Dagegen kommt es bei den Plagiostomen und Dipnoern zu einer gemeinsamen Kloakenbildung. Aeussere accessorische Begattungsorgane finden sich nur bei den männlichen Plagio- stomen als lange gefurchte Knorpelanhänge der Bauchflossen. Bei weitem die meisten Fische pflanzen sich durch Eier fort, die sie als Laich an geeigneten Orten ins Wasser absetzen, nur wenige Teleostier, wie z. B. Anahleps, Zoarces, die Cyprinodontcn u. a. sowie ein grosser Theil der Haie gebären lebendige Junge. Im letztem Falle durchlaufen die Eier im Innern des Ovariums oder häufiger in einem erweiterten als Uterus fungirenden Abschnitt der Eileiter die embryonale Entwicklung, zuweilen unter Verhält- nissen, welche an die Ernährung der Säugethierembryonen erinnern (Dotter- sackplacenta einiger Haie, CarcJiarias und Mustelus laevis). 1) Vergl. W. His, Untersuchungen über das Ei und die Eientwicklung bei Knochen- fischen. Leipzig. 1873. Fortpflanzung. Wanderung. 175 In der Regel erfolgt die Fortpflanzung nur einmal im Jahre und zwar zu einer bestimmten, jedoch nach den einzelnen Familien verschiedenen Jahres- zeit, am häufigsten im Frühjahr, seltener im Sommer, ausnahmsweise wie bei vielen Salmoniden im Winter. Nicht selten treten zur Laichzeit auffallende Veränderungen auf, sowohl in Gestalt und Färbung des Leibes, als auch in der gesammtcn Lebensweise, hisbesondere erhalten die Männchen eine lebhaftere Färbung (Hochzeitskleid) und eigenthümliche Hautvvucherungen , die sie vor den Weibchen kenntlich machen. Die männlichen Individuen der meisten Karpfenarten bedecken sich mit einem merkwürdigen Hautausschlag, der aus warzenförmigen Wucherungen der Epidermis besteht und Veranlassung zu besondern Bezeichnungen gegeben hat; die Männchen der Salmoniden er- halten auf dem Hinterrücken und wohl auch auf der Unterseite des Schwanzes eine förmliche Hautschwarte , durch welche die Schuppenbildung mehr oder minder unkenntlich wird. Auch die Weibchen {Corcgonus) können zur Laich- zeit eigenthümliche Auszeichnungen darbieten, wie z. B. die weiblichen Bitter- linge {Rhodeus amarus) zu dieser Zeit (Leydig) eine lange Legeröhre (zum Ablegen der Eier in die Kiemenfächer von Anodonta) besitzen, die nachher zu einer kurzen Papille einschrumpft. Wichtiger noch sind die Veränderungen in Aufenthalt und Lebensweise. Beise Geschlechter sammeln sich in grössern Schaaren , verlassen die Tiefe der Gewässer und suchen seichte Brutplätze in der Nähe der Flussufer oder am Meeresstrande auf (Häringe); einige unter- nehmen ausgedehntere Wanderungen, durchstreifen in grossen Zügen weite Strecken an den Küsten des Meeres (T/iwißsche) oder steigen aus dem Meere in die Flussmündungen ein und ziehen mit Ueberwindung grosser Hindernisse (Salmsprünge) stromaufwärts bis in die kleinern Nebenflüsse (ZacAse, Mdi fische, Störe etc.), wo sie an geschützten und nahrungsreichen Orten ihre Eier ablegen. Umgekehrt wandern die Aale zur Fortpflanzungszeit aus den Flüssen in das Meer, aus welchen im nächsten Frühjahr die Aalbrut zu Milliarden in die Mün- dungen der süssen Gewässer eintritt und stromaufwärts zieht. Die Art und Weise , wie sich beide Geschlechter zur Befruchtung der Eier begegnen , ist keineswegs überall dieselbe. Im Allgemeinen gilt der Ausfall einer wahren Begattung und die Befruchtung des abgesetzten Laiches als Regel. Die Männchen ergiessen ihren Samen über die austretenden oder auch schon abgelegten Eier nicht selten unter Verhältnissen , welche die vorausgehende Einwirkung eines gegenseitigen Geschlechtsreizes unzweifelhaft erscheinen lassen. Bei einigen Knochenfischen hat man nämlich beobachtet, dass beide Geschlechter zur Brunstzeit die Bauchseiten gegeneinanderkehren und ihre Geschlechtsöffnungen reiben, bis die Zeugungsstoffe gleichzeitig austreten und mit einander in Contact gelangen. Die Thatsache der äussern Befruchtung des Fischeies hat zu der Möghchkeit der künstlichen Befruchtung geführt und zu dem wichtigen an vielen Orten mit grossem Erfolge geübten Erwerbszweige der Piscicultur Veranlassung gegeben. Indessen findet bei den lebendig gebärenden Fischen, sowie bei den Rochen, Chimaeren und Hundshaien, welche sehr grosse von einer hornigen Schale umschlossene Eier legen, eine wahre Begattung und innere Befruchtung des Eies statt. Besondere Thätigkeiten der Brutpflege werden fast stets ver- misst. Die meisten Fische begnügen sich damit, ihren Laich an seichten, 176 Fische. Brutpflege. Nestbau. Enibryoualeiitwickluug. geschützten und pflanzenreichen Orten, meist in der Nähe des Ufers abzusetzen, einige wählen Gruben und Höhhmgen aus , ohne sich weiter um das Schicksal der Eier zu kümmern. Nur in wenigen Ausnahmsfällen zeigen merkwürdiger Weise die Männchen einiger Arten eine selbst mit Kunsttrieben verbundene Brutpfl(>ge. Vor allen sind die Männchen der Büschelkienier {Sy»gna(hus, Hi/Jitoc(i)n/)iis) zu erwähnen, welche die abgelegten Eier in einer Art Bruttasche aufnehmen und bis zum Ausschlüpfen der Embryonen mit sich herumtragen. Ein anderes Beispiel bieten die in Bächen lebenden Groppen oder Kaulköpfe {Cüttiis (/i'blo), deren Männchen während der Laichzeit Löcher zwischen Steinen aufsuciiL'U, den hier abgesetzten Laich aufgenommener Weibchen wochenlang beschützen und muthig vertheidigen. Auch die Männchen der schwarzen See- grundel {Gobiiis niycr) bauen nach Moebius ein Nest und bewachen in demselben die Brut. Am merkwürdigsten aber ist das Fortpflanzungsgeschäft des männlichen Slichlings {Gusterosteus), welcher nach den Mittheilungen hervorragender Beobachter (Goste, v. Siebold) in dem sandigen Grunde der Gewässer aus Wurzelfasern und Blättern ein Nest baut und nicht nur die in demselben abgesetzten Eier am Eingang bewacht, sondern später auch die ausgeschlüpften unbehülflichen Jungen eine Zeit lang zurück- hält, hl einzelnen Fällen wie bei der Ghromidengattung Geophagus und den Siluroideengattungen Bug ms und Arius .soll das Männchen die Eier in einem taschenförmigen Anhang der Mundhöhle tragen. Als eigenthümliche Erschei- nung verdient das Vorkommen von sterilen in ihrer äusseren Erscheinung ab- w^eichend gestalteten hidividuen {Gyprinoiden, Salmoniden), .sowie das Auftreten von Bastarden (z. B. die liyhriden Karpfen, Karauschen) hervorgehoben zu werden. Die Scfiwebforelle {Sabno Schiefer mülleri) ist die sterile Form der Grundforelle [Fario Marsilii). Die Emhryo)iaJentwiclilany ') der Fische unterscheidet sich von der Ent- wicklung der höliern Wirbelthiere hauptsächlich dadurch, dass die Bildung von Amnion und Allantois unterbleibt. Sowohl die kleinern mit Mikropyle ver- sehenen Eier der Knochenfische als die grossen oft von einer harten Hornschale umhüllten Eier der Plagiostomen enthalten eine reiche Menge Nahrungsdotter und durchlaufen eine discoidale Furchung. Bei den Knochenfischen ist der Bildungsdotter eine flache der Mikropyle zugewendete Protoplasmascheibe^ welche dem von einer zähern Bindenschicht umgebenen flüssigen Nahrungs- dotter aufliegt. Nur die Eier von Amphioxus und der Cyclostomen durchlaufen eine totale Dotterfurchung. Von dem bei Beginn der Furchung auftretenden Keimhügel aus erhebt sich, den Dotter allmählig überwachsend , die Keimhaut mit dem Primitivstreifen und der Rückenfurche des Embryo's. Während sich 1) C. E. V. Baer, Untersuchungen über die Entwicklungsgeschichte der Fische. C. Vogt, Embryologie des Salmones. Neufchatel. 1852. Lereboullet, Recherches d'embryologie couiparee sur le developpeinent du Broche, de la Perche et de l'Ecrevisse. 1862. Oellacher, Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der Knochenfische. Zeitschr. für wissensch. Zoologie. Tom. XII. 1872, sowie Tom. XIII. 1873. Balfour, On the deve- lopment of the elasmobranch Fishes. Quat. Journ. of niicrosc. science. L5hdon. 1874. W. His, 1. c. Derselbe, Untersuchungen über die Bildung des Knochenfisclienibryo (Salmen). Archiv für Anatomie und Entwicklungsgeschichte. Tom. II. 1878. Ernährung. Lebensweise. 177 die letztere durch Verwachsung ihrer beiden Seitenwülste zu einer Röhre (Anlage des Medullarrohres) schliesst, tritt unterhalb dieses vorn erweiterten und noch geöffneten Rohres die Chorda clorsalis auf. Die Enibryonalanlage hebt sich nun während ihrer allmähligen Differenzirung mehr und mehr vom Dotter ab, welcher als Dottersack meist in ganzer Breite der Bauch- wand aufsitzt. Seltener steht derselbe durch einen kurzen Stil {Blenmus vivi- parus, Cottus (johio, Synguathus), häufiger durch einen langen Strang (alle Flu'/iostomm) mit dem Darm in Verbindung, im letztern Falle kann sogar der Dottersack (Carcharlas , Mustelns laevis) Zöttchen auf seiner Oberfläche ent- wickeln, welche in entsprechende Vertiefungen der Uteruswand eingreifen und eine wahre Dottersackplacenta zur Ernährung desFoetus darstellen. Auch ist den Embryonen der Rochen und Haie der Besitz von provisorischen äussern Kiemen- fäden eigenthümlich, die in den äussern Kiemenanhängen der Batrachierlarven ihre Homologa haben , indessen schon lange vor der Geburt verloren gehen. Im Allgemeinen verlassen die jungen Fische ziemlich frühzeitig die Eihüllen, mit mehr oder minder deutlichen Resten des bereits vollständig in die Leibes- wandung aufgenommenen aber bruchsackartig vortretenden Dottersackes, Obwohl die Körperform der ausgeschlüpften Jungen von der des ausgebildeten Fisches wesentlich abweicht, fehlt doch eine Wletamorphose mit Ausnahme einiger Knochenfische , der Gyclostomen [Petronnjson] und Leptocardier. Bei weitem die meisten Fische leben von thierischer Nahrung, theils wie die Haie und grössern Teleostier von andern Fischen , theils von kleinen See- und Wasserthieren , insbesondere von Krebsen und Mollusken. Einige nähren sich indessen auch omnivor und andere wie manche Karpfen fast aus- schliesslich von Pflanzen. Die Raubfische erjagen meist ihre Beute und ver- schlingen dieselbe ohne vorherige Zerkleinerung. Wenige wie die Rochen zertrümmern mit ihren Mahlzähnen die Schalen von Mollusken und Krebsen, und auch die Pflanzenfresser bedienen sich ihrer untern Schlundzähne zum Kaugeschäfte. Zuweilen finden sich jedoch noch besondere Hülfsorgane und Waffen , die zum Erwerbe der Nahrung und wohl auch zugleich zur Verthei- digung benutzt werden. Zahlreiche Raubfische von weniger andauernder und rascher Schwimmbewegung sind darauf angewiesen, in der Tiefe der Gewässer auf Beute zu lauern; diese tragen nicht selten lange wurmförmige Fäden in der Nähe des Rachens, durch deren Spiel kleinere Fische getäuscht und heran- gelockt werden. Einige ostindische Süsswasserfische mit schnabelartig ver- längerter Schnauze, wie Toxotea, Chelmon bedienen sich dieser letztern, um einen Wasserstrahl auf hisecten zu spritzen und dieselben von Pflanzen ins Wasser zu schiessen. Die electrischen Fische betäuben ihre Beute durch electrische Schläge , benutzen die letztem aber auch als Schutzmittel zur Ver- theidigung. Schutzwaffen haben besonders bei den Meerfischen eine weite Verbreitung und sind durch den Besitz der Stachelflossen oder besonderer grösserer Knochenstacheln am Rücken und Schwänze (Rochen) sowie durch stachelförmige Fortsätze des Kiemendeckelapparates oder durch die Bepanzerung des gesammten Körpers (Igelfisch) gegeben. Der bei weitem grössere Theil der Fische lebt in der See, und zwar nimmt die Zahl der Gattungen und Arten in den wärmeren Meeren beträchtlich zu^ Claus, Zoologie, i. Auflage. Tom. II. 12 178 Fische. Kletternde und fliegende Fische. Fossile Rfste. Eintheiliing. Uebrigens erscheint der Aufenthalt im süssen oder salzigen Wasser keineswegs für alle Fälle ein exclusiver. Einige Gruppen wie die Plagiostomen sind allerdings fast durchweg auf das Meer, andere wie die Familien der Cypri- noiden und Esoeiden auf die süssen Gewässer beschränkt, indessen gibt es auch Fische, welche periodisch namentlich zur Laichzeit in ihrem Aufenthalte wechseln. Einige Fische leben in unterirdischen Gewässern und sind wie die Höhlenbewohner blind {Amhlyopsis spelaeus). Ausserhalb des Wassers sind nur wenige Fische längere Zeit im Stande zu leben, im Allgemeinen sterben die Fische im Trocknen um so rascher ab, je weiter ihre Kiemenspalte ist. Fische mit sehr enger Kiemenspalte wie die Aale besitzen ausserhalb des Wassers eine ungewöhnliche Lebenszähigkeit, jedoch scheint die vielfach geglaubte Angabe, dass die Aale freiwillig das Wasser verlassen, nicht erwiesen. Dagegen hat Hancock für eine Doras-Kvi gezeigt, dass bisweilen grosse Schaaren derselben über den Erdboden hin aus einem Gewässer in das andere wandern. Am längsten aber vermögen, von den Dipnoern abgesehen, einige ostindische Süsswasserfische , deren labyrinthförmig ausgehöhlte obere Schlundknochen ein vielzelliges Wasser-Reservoir darstellen, im Trocknen zu leben. Nach Daldorff und John soll einer dieser Labyrinthfische, Änahas scandens, mittelst der Stacheln des Kiemendeckels an Palmen emporklettern. Gibt es somit Kletterer unter den Fischen, so fehlen andererseits auch fliegende Fische keineswegs. Es ist bekannt, dass viele Fische sich in kleinen Luftsprüngen über die Oberfläche des Wassers erheben, um den Nachstellungen der sie ver- folgenden Raubfische zu entgehen. Einige marine Formen wie Exocoetiis und Dadylopterus vermögen sich mittelst ihrer mächtig entwickelten flügel- artigen Brustflossen wohl auf 20 Fuss hin in der Luft schwebend zu tragen. Wenige Fische leben parasitisch wie Myxine, welche sich an anderen Fischen ansaugt und selbst in den Leibesraum derselben einbohrt; Einige Ophidinen kommen in der Leibeshöhle von Echinodermen vor {Fierasfer in Holothurien). Auch in den Genitalhöhlen von Acalephen werden kleinere Fische als Gomen- salisten angetroffen {TracJmrus). Durch das ausgedehnte Vorkommen fossiler Fischreste in allen geologischen Perioden erhalten die Fische für die Erkenntniss der Entwicklungsgeschichte des Thierlebens auf der Erde eine hohe Bedeutung. \n Palaeozoischen For- mationen bilden höchst absonderliche Fischgestalten wie die der Cephalasindeu {Cephalaspis, Üoccosteus, Fterichthys) die ältesten Repräsentanten der Wirbel- thiere. Von hier an finden sich bis zur Kreide fast ausschliesslich Knorpel- fische und Ganoiden , unter denen Formen mit persistenter Chorda und knorpligem Schädel vorwiegen. Erst im Jura treten Ganoiden mit ausgebil- deterem knöchernen Skelet, runden Schuppen und äusserlich homocerker Schwanzflosse, ebenso auch die ersten Knochenfische auf. Von der Kreide an nehmen die Knochenfische in den jüngeren Formationen an Reichthum und Mannichfaltigkeit der Formen um so mehr zu, je mehr man sich der lebenden Fauna nähert. Aristoteles unterschied zuerst Knorpelfische und Grätenfische. Artedi theilte die letztern in Branchiostegi, Acanthopterygii und Malacopterygii ein, während Linne an Stelle der beiden letztern Gruppen auf Grund der Flossen- 1. Subclasse. Leptocardn. 179 Stellungen die Ordnungen der Äpodes, Jugulares, Thoracica nnA Abdominales aufstellte. Cuvier unterschied die 5 Ordnungen: Chondropferygii, Malacop- ieryfßi, Acanthopterygil, PI ectognathi und Lophohraiichii. L. Agassiz, der den drei ersten Hauptabtheilungen im Grunde nur neue Namen gab (Placoiden, Gycloiden, Ctenoiden) führte dann eine neue Ordnung als Ganoiden oder Schmelzschupper ein , in welcher er nicht nur die beiden letzten Ordnungen Cuvier 's zusammenfasste, sondern auch einen Theil der Chondropterygier und Malacopterygier aufnahm. Joh. Müller verbesserte auf Grund vergleichend anatomischer Forschungen die Classification der Fische wesentlich und löste die Knorpelfische in die Abtheilungen der Leptocardn, Cyclostomi und Selachii auf, die er als Unterclassen unterschied. Als solche betrachtete er ferner die Ganoiden (nach Entfernung der Flectognathen und Lopliohrancliier) , die Teleostei oder Knochenfische — PlectognatJien, Lophohranchier, Malacopterygii, (Physostomi), Anacanfhini, Acanthopteri , Pharyngogiiathi — und die Biimoi. Letztere hat man neuerdings (Gill, Günther u. a.) mit den Ganoiden vereinigen wollen. Trotz zahlreicher neuerer Classificationsversuche ^), die vornehmlich aus der Schwierigkeit , Ganoiden und Teleostier unter Berück- sichtigung der fossilen Formen scharf abzugrenzen, entsprungen sind, erscheint die Grundlage des Müller 'sehen Systems im Wesentlichen befestigt. 1. Subclasse. Leptocardii^) (Aerania), MöhrenJier^en. Von lanz eiförmig er Körper gestalt, ohne paarige Flossen, mit persistenter Chorda tind einfachein MeduUarrohr , mit piulsirenden Gefässstämmen und farblosem Blute. Obwohl nur eine einzige Thiergattung, Amjihioxus, den Inhalt dieser Ab- theilung bildet, so erscheint die Aufstellung derselben doch durch die tiefe Organisationsstufe dieser Thierform gerechtfertigt. Wurde doch die europäische Art von ihrem ersten Beobachter Pallas für eine Nacktschnecke gehalten und als Limax lanceolatus beschrieben, wie denn auch neuerdings wiederum die 1) Vergl. die Schriften von Gill, Lütken, Günther u. a. Letzterer hat neuer- dings auch die Selachier mit den Ganoiden und Dipnoern als Subclasse der Palaeichthyes zusammengezogen. 2) 0. G. Costa, Storia del Branchiostoma lubricum. Frammenti di Anat. comp. Fase. I. 1843. Napoli. J. Müller, Ueber den Bau und die Lebenserscheinungen des Branchiostoma lubricum (Amphioxus lanceolatus). Abhandl. der Berl. Acad. 1842. Kowalevski, Entwicklungsgeschichte von Amphioxus lanceolatus. St. Petei'sburg. 1867. Derselbe, Weitere Studien über die Entwicklungsgeschichte des Amphioxus lanceolatus. Archiv für mikrosk. Anatomie. Tom. XIIL W. Müller, Jenaische Zeitschrift Tom. VI, sodann das Urogenitalsystem des Amphioxus. Ebend. Tom. IX. 1875. Stieda, Studien über den Amphioxus lanceolatus. Mem. de l'Acad. St. Petersbourg. VII. Serie. Tom. XIX. 1873. W.Rolph, Untersuchungen über den Bau des Amphioxus lanceolatus. Morpholog. Jahrbuch. Tom. IL 1876. P. Langerhans, Zur Anatomie des Amphioxus lanceolatus. Archiv für mikrosk. Anatomie. Tom. XII. A. Schneider, Beiträge zur Anatomie u. Entwicklungs- geschichte der Wirbelthiere. 1879. 12* 180 Leptocardier. Allgemeiner Körperbau. verfehlte Ansicht laut werden konnte, dass Amphioxus gar nicht den Vertebralen zugehöre. Der lanzetförmige Leib von Amphioxus erreicht ungefähr die Länge von zwei Zoll, erscheint nach beiden Enden verschmälert und mit einem dorsalen und analen, aber strahlenlosen Flossenkamm besetzt, welcher sich continuirlich in die lanzetförmig erhöhte Schwanzflosse fortsetzt. Der Leib wird in seiner ganzen Länge an Stelle der Wirbelsäule von einem gallertig knorpligen Stabe, der Rückensaite, durchsetzt, welche vorn und hinten verschmälert mit abgerundeter Spitze endet. Oberhalb der eigenthümlich gestalteten, in regelmässige Quer- scheiben (dorsalwärts wie ventral war ts in ein reticuläres Gewebe) differenziiten Chorda verläuft das Rückenmark, ohne in seiner vordem Partie als Gehirn wesentlich umgestaltet zu sein. Auch fehlt in der Umgebung dieses vordem Ab- schnittes eine dem Schädel entsprechende Knorpelkapsel, die durch Fortsetzung der skeletogenen Rückenmarksscheide vertreten wird. Das Rückenmark entsen- det seine Spinalnerven an beiden Seiten nicht symmetrisch, sondern wie zuerst Owsiannikow^) zeigte, auf beiden Seiten insofern ungleich, als die der einen um ein halbes Segment gegen die der andern verschoben sind. Die sensibeln Nerven verlaufen in den Muskelscheidewänden, während die von jenen gelrennt bleibenden ganz kurzen motorischen Nerven sofort nach ihrem Durchtritt durch die Rückenmarksscheide an die Muskeln treten. Nur die beiden vordem als spinalartige Hirnnerven zu deutenden Nervenpaare entspringen symmetrisch und vertheilen sich unter Verzweigungen in der Haut des vordem Körpertheiles. Dazu kommt ein linksseitiger hinter dem ersten Nervenpaare austretender Bulbus Olfactorius, der zur Riechgrube tritt. Betrachten wir die letztere — und zu einer gegentheiligen Deutung liegt kein zwingender Grund vor — als Aequi- valent des Geruchsorgans der Cyclostomen , so würde der vordere mit er- weiterter Höhle versehene Abschnitt des Medullarrohrs nicht nur dem Nach- liirn und Hinterhirn entsprechen, sondern auch in nuce die Elemente zur Entwicklung des Vorderhirns und demgemäss wohl auch des Mittel- und Zwischenhirns enthalten. Ein gesondertes sympathisches Nervensystem fehlt ; seine Elemente dürften noch in den dorsalen Wurzeln der Spinalnerven ein- geschlossen sein. Von Sinnesorganen findet sich ein sog. Augenfleck am Vorder- ende des Nervencentrums in dem Zellbelag der Hirnhöhle eingelagert, welcher mit den paarigen Augen der übrigen Wirbelthiere nicht verglichen werden kann und nicht einmal für Licht empfänglich ist. Die unpaare R.iechgrube liegt stets linksseitig. Gehörblasen fehlen. Die quergestreifte Rumpfmuskulatur ist aus fibrillären Platten gebildet und in Metameren geordnet. Man hat diese als Myocommata oder Myomeren bezeichnet. Nach A. Schneider sind stets 62 solche durch Ligamente getrennte Abschnitte vorhanden, und soll der ab- dominale Porus am 34., der After am 5L Ligament liegen. Die Mundöffnung liegt bauchständig nicht weit vom vordem Körperpole entfernt. Dieselbe ist eine längliche von einem hufeisenförmigen und geglie- 1) Owsiannikow, Ueber das Centralnervensystem des Ampbioxus. Memoires de l'Acad. St. Petersbourg. Tom. XIT. 1868. Balfoiir, On tlie spinal nerves of Amphioxus. Journal of anatomy and phjsiology. vol. X. 1876. Respiration. Gefässsystem. 181 derten, wirapernde Girren tragenden Knorpel gestützte Spalte, noch durchaus ohne Kiefer. Die Mundhöhle führt in einen sehr langen, geräumigen Schlund- sack, welcher zugleich Athemhöhle ist und die Respiration besorgt. Am Ein- gang desselben liegen zwei Schlundsegel und jederseits drei fingerförmige vor- springende Wimperwülste. Die Innenfläche dieses dem Kiemensacke der Ascidien vergleichbaren Schlund- und Athemraumes ist mit lebhaft schwin- genden Wimpern besetzt, welche die Einfuhr von Wasser und Nahrungsstoffen vermitteln, während die Wandung seitlich durch zahlreiche schräg verlaufende Kiemenstäbchen gestützt wird, an welchen Blutgefässe verlaufen. Zwischen denselben bleiben Spaltöffnungen frei zum Abfliessen des Wassers in einen oberflächlichen, erst secundär durch Ueberwachsung einer Hautduplicatur erzeugten, durch den Porus abdominalis ausmündenden Raum. Dieser ent- spricht, wie zuerst Kowalevski nachwies, der unterhalb des Kiemendeckels ausgebreiteten Kiemenhöhlo der Teleostier und der Porus deren äusserer Spalte. Vom Porus abdominalis erstrecken sich bis zum Mund zwei seitliche eine Rinne bildende Hautfalten, welche je einen Ganalartigen Lymphraum enthalten. An der Ventralseite des Kiemensackes verläuft durch hervorragende Schleim- hautfalten begrenzt und von zwei Längsleisten gestützt eine Flimmerrinne ganz ähnlich wie die Hypobranchialrinne am Kiemensacke der Ascidien. hidessen finden sich vornehmlich im mittlem Abschnitte des Kiemensackes noch eigen- thümliche, wahrscheinlich den Geschmacksbechern der Fisclie entsprechende, Sinnesorgane vertheilt. Am hintern Ende, im Grunde dieses Schlund- oder Kiemensackes beginnt das Darmrohr, welches sich in gerader Richtung bis zum Schwänze fortsetzt und durch einen etwas seitlich gelegenen After ausmündet. Dasselbe sondert sich in zwei Abschnitte, von denen der vordere einen Blindsack bildet. Dieser als Leber betrachtete Blindsack verläuft an einer Körperseite und reicht in der Region der Peribranchialhöhle weit nach vorn. Das Gefässsystem entbehrt eines Herzens , an dessen Stelle die grössern Hauptgefässstämme pulsiren. Die Anordnung der Gefässe gestattet einen Vergleich mit dem Gefässapparat von Wirbellosen (Gliederwürmern) und ent- spricht zugleich m einfachster Form dem Typus der Vertebräten. Nach Joh. Müller entsendet ein unterhalb des Athemsackes verlaufender Längsstamm, die Kiemenarterie , zahlreiche an ihrem Ursprünge contractile Gefässe zu der Kiemenwand. Das vorderste Paar der letzteren bildet einen hinter dem Munde gelegenen contractilen Gefässbogen, dessen Hälften sich unterhalb der Chorda zum Anfang der auch die nachfolgenden Arterien aufnehmenden Aorta ver- einigen. Das venöse aus den Organen zurückfliessende Blut tritt in ein ober- halb des Leberblindsacks gelegenes Gefäss ein, welches zu dem subbranchialen Längsstamm wird. Das aus dem Darmkanal strömende Blut sammelt sich in einem Gefäss, das sich an dem Leberblindsack in feine Verzweigungen auflöst. Ein zweites contractiles Blutgefäss (Hohlvene) nimmt das Blut aus jenen Ver- zweigungen wieder auf und führt es dem subbranchialen Längsstamm zu. Neuerdings hat A. Schneider die Kenntniss vom Gefässsystem des Amphioxus wesentlich gefördert, indem er ein reich ausgebreitetes System von Lymphgefässen und Lymphräumen nachwies, welche in jenes einmünden. 182 Leptocardier. GescWeclitsorgane. Harnorgaiie. Embryonalentwicklung. Die letztem finden sich unterhalb der Peritonealbekleidung , sind in gallertige Bindesubstanz eingebettet und von einem Endothel ausgekleidet. Das Venen- blut strömt nach Schneider in die grossen Lymph räume ein und durch diese in das Lymphherz zurück, welches in die Kiemenarterie einmünden soll. Die Geschlechtsorgane reduciren sich in beiden Geschlechtern auf sehr ähnlich gestaltete in regelmässigen Anschwellungen aufgetriebenen Hoden und Ovarien, welche in der verlängerten Leibeshöhle rechts und links in ganzer Länge derPeribranchialhöhle über diese hin sich erstrecken. Amphioxus kann bei sehr verschiedener Grösse geschlechtsreif sein. Die Geschlechtsprodukte sollen in die Kiemenhöhle gelangen und durch den Porus entleert werden {Quatre- fages), was nur nach vorausgegangener Dehiscenz des umgebenden ectoder- malen Kiemenhöhlenepitels, sowie der peritonealen Zellenlage möglich erscheint. Nach Kowalevski werden die Geschlechtsprodukte durch den Mund aus- geworfen, vielleicht durch die ventrale Rinne vom Porus aus oralwärts geleitet. Als Nieren hat man neuerdings eigenthümliche Einfaltungen gedeutet, welche das in Längswülsten vorspringende Kiemenhöhlenepitel eine kurze Strecke vor der Einmündung des Leberschlauches auf der Unterseite der Ge- schlechtsorgane bildet. Die dem Harn entsprechenden Absonderungsprodukte würden dann aus den Spalten der Drüsenrinnen in die Kiemenhöhle gelangen. Wahrscheinlich ist diese Deutung jedoch eine unrichtige. Ebenso wenig ist die Natur der von Joh. Müller beschriebenen Körperchen als Harnorgane bewiesen. Nach Kowalevski erfährt der Dotter der ausgeworfenen Eier eine totale Furchung. Die Furchungszellen gruppiren sich in der Peripherie einer Furchungshöhle als Wand einer Hohlkugel. An der einen Seite verflacht sich die Wandung und beginnt eine Einstülpung, die immer tiefer greift, so dass die Furchungshöhle von den zwei an einander gedrängten Zellenblättern der Wandung mehr und mehr verdrängt wird. Der so gebildete fast halbkuglige Embryo besteht somit aus zwei Keimblättern (dem äussern und innern Blatte) und einem mit weiter Oeffnung beginnenden Gentralraum , der Anlage der primären Darmhöhle. Indem sich die Gastrula-Oelfnung immer mehr ver- engert, erhält die Halbkugel allmählig die Form einer etwas in die Länge gestreckten Hohlkugel , deren Oberfläche Flimmercilien erhält. Nun beginnt der Embryo in der Eihaut zu rotiren, durchbricht dieselbe und schwimmt frei im Wasser umher. Die in das Larvenleben fallenden Veränderungen werden durch eine bedeutende Verlängerung des Leibes eingeleitet, der eine Abflachung der Rückenseite parallel geht. Nachdem die Gastrulaöffnung auf das hintere Ende dieser Seite emporgerückt ist , erheben sich die Ränder der Rückenplatte zur Bildung der Rückenfurche, in deren Hinterende jene Oeff- nung zu liegen kommt. Die Schliessung der Rückenfurche beginnt im Umkreis des Gastrulanmndes durch Verwachsen der Ränder und schreitet dann allmählig nach vorn vor. Es entsteht auf diese Weise wie bei den Ascidien die Anlage des Nervenrohres. Das primitive Darmrohr und das darüber liegende Nervenrohr gehen somit anfangs am Hinterende un- mittelbar in einander über. Erst später mit der Bildung der Schwanzflosse 2. Subclasse. Cyclostomi. 183 und des Afters kommt es zu einer Sonderung beider Röhren. Die sich in- zwischen bildende Chorda dorsalis stammt ebenso wie die Urwirbelplättchen aus dem Entodermsack, an deren Dorsalseite durch doppelte Einfaltung ähnlich wie bei Sagitta und den Brachiopoden ausser einem Mitteltheil zwei seitliche Abschnitte zur Sonderung gelangen. Der erstere liefert die Chorda , die seit- lichen Abschnitte das Material der Urwirbelplättchen. Die weitere Entwick- lung ist durch auffallende Asymmetrie (für Mund, vordere Kiemenspalte, After, Riechorgan, Auge), sowie eine eigenthümliche Metamorphose des anfangs frei liegenden Kiemenapparates bezeichnet, der nachher durch eine Hautduplicatur überwuchert wird. Die einzige Gattung der Leptocardier ist Amphioxus Yarrel {Branchiostoma Costa) mit einer einzigen an sandigen Küstenstellen der Nordsee, des Mittelmeeres und Süd- amerika's verbreiteten Art A. lanceolatus Yarrel, Lanzetfisch. Die als A. Belcheri Gray. Ind. Meer, A. elongatus Sundev. beschriebenen Formen gehören wahrscheinlich zu der- selben Art. 2. Subclasse. Cyclostomi^) (Marsipohranchi)^ Rundniäuler, Wurmförmige Fische ohne Brust- und Bauchflossen , mit hnorpligem Skelet und persistirender Chorda , mit 0 oder 7 Paaren von heutelförmigen Kiemen, mit unpaarer Nase und mit kreisförmigem hief erlosen Saugmund. Der Körper dieser Knorpelfische hat eine runde cylindrische Gestalt, besitzt eine glatte schuppenlose, zuweilen lebhaft gefärbte von Porenreihen durchsetzte Haut. Die Epidermis besteht aus einem geschichteten Epitel mit Porensaum der oberflächlichen Zellenlage. In demselben finden sich eigenthümliche keulenförmige '^l Drüsenzellen, welche zwei Kerne enthalten, unter stilförmiger Verlängerung ihres untern Endes emporrücken und schliesslich ausgestossen werden sollen. Ausserdem liegen in der Epidermis granulirte Zellen und besonders reich am Kopf Sinneszellen zerstreut, welche stilförmig ausgezogen sind und als Geschmackszellen gedeutet werden (ohne von Stützzellen umgeben in Knospen zu liegen). Paarige Flossen fehlen vollständig , dagegen kann das System der unpaaren , verticalen Flossen über 1) H. Rathke, Bemerkungen über den innern Bau der Pricke. Danzig. 1826, so- wie über den Bau des Querders. Halle. 1827. Joh. Müller, Vergleichende Anatomie der Myxinoiden. Berlin. 1835 — 43. Aug. Müller, Vorläufiger Bericht über die Ent- wicklung der Neunaugen. MüUer's Archiv. 1856. Max Schnitze, Die Entwicklungs- geschichte von Petromyzon Planeri. Haarlem. 1856. P. Langerhans, Untersuchungen über Petromyzon Planeri. Freiburg. 1873. W. Müller, lieber das Urogenitalsystem des Amphioxus und der Cyclostomen. Jen. Zeitschr. für Naturw. Tom. IX. 1875. Paul Fürbringer, Untersuchungen zur vergl. Anatomie der Muskulatur des Kopfskelets der Cyclostomen. Ebendas. 1875. Th. Huxley, On the Classification of the animal Kingdom. Quaterl. Journ. of anatomie and physiologie. Tom. XV. 1876. 2) Vergl. ausser Kölliker u. A.: A. Pöttinger, Recherches sur la structure de l'epiderme des cyclostomes etc. Bull. Acad. Roy. belg. Bruxelles. 2 Ser. Tom. 61. 1876. 184 Cyclostoraen. Skelet. Gehirn. die ganze Rücken- und Schwanzlänge entwickelt und durch knorplige Strahlen gestützt sein. Das Skelet erscheint erst in seiner wesentlichen Grundlage vorgezeichnet und auf eine knorplige Anlage der Wirbelsäule und des Schädels beschränkt. Als Anlage des Achsenskelets tritt eine persistente Rückensaite auf, deren äussere Scheide bereits durch knorplige Einlagerungen eine Gliederung erleidet, indem wenigstens bei den Petromyzonten an der obern das Rückenmark umgebenden Röhre in dem skeletbildenden Gewebe paarige Knorpelleisten als Rudimente der obern Wirbelbogen auftreten. Auch die Anlagen der untern Wirbelbogen finden sich als zwei seitliche vom untern Theile der Ghordascheide absteigende Längsstreifen, welche in der Schwanzgegend einen Canal zur Aufnahme der Arteria und Vena caudalis herstellen. Am vordem Theile der Chorda ist es bereits zur Bildung einer das Gehirn umschliessenden Schädelkapsel gekommen, indem hier die äussere Scheide (skeletbildende Gewebe) zu einer knochenharten Schädelbasis erstarrt, deren aufsteigende Fortsätze sich mehr oder minder vollständig»' zu einem knorpligen Schädelgewölbe schliessen. Nach A. Schneider') sollen vier obere Bögen die Schädelkapsel zusammen- setzen , wie aus den an die Seitenwände sich ansetzenden Muskelligamenten geschlossen wird , indessen ist es wahrscheinlich , dass eine grössere Zahl von oberen Bogen anzunehmen ist. In den jüngsten Ammocoetes-stadien fallen (Wiedersheim) 8 bis 9 Myomeren auf die Scbädelwand (vom Nasensack bis zur hintersten Hypoglossuswurzel) und nach der Zahl der spinalartigen Hirn- nerven zu schliessen , würden auf den Ammocoeteskopf 1 1 Segmente oder Neuromeren kommen. Seitlich fügt sich der Schädelbasis rechts und links eine Knorpelblase an , welche das Gehörorgan umgibt , an der vordem Fläche dagegen folgt eine häutige oder knorplige Nasenkapsel. An Stelle des Visceral- skeletes finden sich knorplige den Gaumen und Schlund umgebende Leisten, verschiedene Lippenknorpel und ein complicirteres Gerüst von Knorpelstäben, welche in der Umgebung der Kiemensäcke den sog. Brustkorb bilden und zum Theil an der Wirbelsäule sich anheften. Die Rundmäuler besitzen bereits ein kleines noch wenig differenzirtes Gehirn mit den Hauptsinnesnerven und einer reducirten Zahl selbständig ent- springender Hirnnerven. Wie aus den Untersuchungen von Wiedersheim ^J hervorgeht, stellt das Nachhirn {Medulla ohlonfjata) bei Ammocoetes im Ver- gleich zu den Theilen des Mittelhirns und Vorderhirns den überwiegenden Hirntheil vor. Vorder- und Mittelhim dürften erst (vergl. Amphioxus) im Zu- sammenhang mit den Hauptsinnesorganen alssecundär erworben zu betrachten sein. Die Lohi olfactorii überwiegen im Vergleich zu den Hemisphären an Umfang beträchtlich. Die Region des dritten Ventrikels ist von dem Mittelhirn ziemlich abgegrenzt. Der Hypoglossus (von Schneider mit Unrecht als die motorische Wurzel des Vagus betrachtet) , lässt sich ebenso wie der Vagus in dorsale und 1) A. Schneider, Beiträge zur vergl. Anatomie und Entwicklungsgeschichte der Wirbelthiere. Berlin. 1879. 2) R. Wiedersheim, Morphologische Studien. 1. Das Gehirn von Ammocoetes etc. Jena. 1880. Augen Geruchs- und Geschmacksorgan. 185 ebensoviel ventrale Wurzeln auflösen. Fasst man dann den Acusticus Facialis, den Trigeminus mit den 3 Nerven der Augenmuskeln als sensible und motorische Wurzeln von spinalartigen Hirnnerven zusammen , so würde man zahlreiche spinalartige Nervenpaare am Nacbhirn erhalten (11 Paare, wenn man mit Wiedersheim den Oculomotorius und Trochlearis als besondere Nerven trennt und dem Vagus wie Hypoglossus je 4 Wurzeln zuschreibt. Die ven- tralen Aeste des Vagus vereinigen sich zu einem Strang, welcher Kiemen- muskeln und Herz versorgt und in ganzer Länge Ganglienzellen eingebettet enthält. Die seitlichen Theile der Spinahierven treten bei Fetromyzon mit den motorischen nicht zusammen. Die gleichnamigen Wurzeln entspringen rechts und links symmetrisch , aber mit den ungleichnamigen um die halbe Länge des Abstands benachbarter Ursprünge alternirend '). Stets sind zwei Augen vorhanden, doch können dieselben unter der Haut verborgen bleiben. Das Auge von Myxine entbehrt der Muskeln, der h-is und Linse, während ein Glaskörper vorhanden ist. Das Geruchsorgan ist ein un- paarer Sack und beginnt mit einer medianen Oeffnung zwischen den Augen. Bei den Myxinoiden besitzt das Nasenrohr auch eine hintere Oeff- nung , welche den Gaumen durchbohrt und durch eine Klappenvorrichtung geschlossen werden kann. Diese auch bei den Dipnoern wiederkehrende Gommunikation der Nasen- und Mundhöhle dient hier zur Einführung des Wassers in die Kiemensäcke, da die Mundöffnung beim Festsaugen für den Durchgang des Wassers verschlossen bleibt. Das Gehörorgan liegt zu den Seiten des Schädels in einer Knorpelkapsel und reducirt sich auf ein einfaches häutiges Labyrinth , welches das Vestibulum und ein oder zwei Bogengänge enthält. Die von fleischigen Lippen und oft von Bartfäden umgebene Mundöffnung ist kreisförmig, wenngleich sich die Lippen zu einer medianen Längsspalte zu- sammenlegen können. Dieselbe führt in eine trichterförmig verengte Mund- höhle , welche der Kiefer vollständig entbehrt , indessen sowohl am weichen Gaumen als am Boden mit verschiedenen Hornzähnen bewaffnet ist. Bei Ammocoetes findet sich vorn in der Mundhöhle ein Tentakelkranz, dahinter in dem als Rachenhöhle unterschiedenen Abschnitt eine zweitheilige muskulöse Schleimhautfalte, das Mundsegel. Im Grunde der Mundhöhle liegt die bei Ammocoetes noch fehlende Zunge, die ihre Function als Geschmacksorgan ein- büsst, dagegen durch stempelartige Bewegungen zum Festsaugen dient. Der aus der Mundhöhle hervorgehende Schlund communicirt entweder direkt oder durch einen gemeinsamen mittleren Gang mit den Kiemenräumen {Petro- myzon). Am Boden des Schlundes verläuft Avährend des Larvenzustandes {Ammococtes{ovm) eine mediane winipernde Rinne, die Hypobranchialrinne, welche später im Zusammenhang mit der mächtigen Entwicklung der Zungen- muskeln zugleich mit dem Gaumensegel rückgebildet wird. Ein kleiner Theil aber persislirt und entwickelt sich zur Schilddrüse {Thyreoidea)^ welche sich l) Vergl. ausser Joh. Müller 1. c. : S. Freud, Ueber den Ursprung der hintern Nervenwurzeln im Rückenmark von Ammocoetes etc., sowie über Spinalganglien und Rückenmark von Petromyzon. Sitzungsber. der K. Acad. Wien. 1877 und 1878. 186 Cyclostomen, Kiemen. Herz. Harnorgane. bei Petromyzon unterhalb der langen Zungenmuskeln vom zweiten bis vierten Kiemensack erstreckt und aus zahlreichen geschlossenen braungelb tingirte n Follikeln besteht. Der Darmkanal verläuft in gerader Richtung zum After und grenzt sich durch eine engere klappenartig vorspringende Stelle in Magen und Darm ab. Eine Leber ist überall wohl entwickelt. Merkwürdigerweise geht der Magen der Anunococtesform während der Umwandlung in Petromyzon zu Grunde, während sich der Schlund mit den Kiemenbeuteln sackförmig schliesst, und sich vom Darm aus eine neue in die Rachenhöhle einmündende Oesophagealröhre entwickelt. Der Darm enthält eine schwach spiralige Leiste, welche nur dem als Enddarm zu unterscheidenden Terminalstück fehlt. Die Kiemen liegen zu den Seiten des Schlundes in 6 oder 7 Paaren von Kiemen- beuteln festgewachsen. Diese öffnen sich durch äussere Kiemengänge in eben so viel getrennten Athemlöchern nach ausen. Bei Myxine hingegen ist jeder- seits nahe am Bauche nur eine Oeffnung vorhanden , zu welcher sich die aussein Kiemengänge vereinigen. Nach innen communiciren die Säcke mit dem Schlund , aber von Ammocoetes abgesehen niemals direct durch einfache Oeffnungen, sondern entweder durch innere Kiemengänge {Myxine) oder wie bei Fetromyzon durch einen gemeinsamen unter der neugebildeten Speiseröhre verlaufenden Gang, in welchen die Kiemenbeutel eintreten. Derselbe ist der frühere Schlund der Ammocoetesform. Diese Gestaltung der Kiemen im Verein mit der Muskelumkleidung (Constrictoren) des Knorpelgerüstes der Säcke, durch welche diese verengert werden können , bedingt die eigenthümliche Zu- leitung und Abführung des Wasserstromes. Das Wasser strömt von aussen durch die äussern Kiemenöffnungen oder bei Myxine durch den Nasengang ein und fliesst, wenn die Constrictoren wirken, entweder — und dies scheint das normale Verhalten zu sein — auf demselben Wege ab {Petromyzon) oder in den Oesophagus und aus diesem durch einen besondern unpaaren Kanal der linken Seite nach aussen. Das Hers liegt unler und hinter dem Kiemenkorb. Auch einzelne Gefäss- stämme können pulsiren, so wenigstens bei Myxine die Pfortader. Der Aorten- bulbus entbehrt des Muskelbelages und enthält nur zwei Klappen. Eine Schwimmhlase fehlt. Harn- und Geschlechtsorgane zeigen einen verhältnissmässig einfachen Bau. Die Nieren scheinen bei Myxine in ihre Elemente aufgelöst, indem die Harnkanälchen mit ihren Malpighischen Körperchen isolirt bleiben und je in einem Segmente in die als Harnleiter fungirenden Urnierengänge eintreten, welche bei Myxine mit dem Porus genitalis ausmünden. Bei Petromyzon treten dieselben rechts und links in den Darm. Am obern Ende der lang- gestreckten Ureteren liegen in der Herzgegend die von Job. Müller als Nebennieren bezeichneten Körper. In der That aber gehören dieselben zur Niere und repräsentiren als Vorniere deren zuerst entstandenen vordersten Abschnitt. Der schmale von ihnen ausgehende Gang, das Vorderende des Urnierengangs , führt in eine mit geschichteten Concrementen versehene Er- weiterung; erst dann folgen die einmündenden Harncanälchen der Urniere. Die Ganälchen der Vorniere bestehen (bei Myxine) aus wenigen tubulösen Drüsen- gängen, welche frei mit trichterförmiger Oeffnung im Pericardialraum beginnen. Geschlechtsorgane. Eitwicklung. 187 Die gleiche Vorniere findet sich bei den Petromyzonlarven , die Canälchen derselben beginnen mit Wimpertrichtern am Peritonäum und münden in das obere Ende des Urnierengangs aus. Jede der beiden Vornieren enthält nur einen einzigen Glomerulus und ist schon zu einer Zeit vorhanden, in welcher die Harncanälchen der Urniere noch gänzlich fehlen. Nach Entwicklung der Urniere erfährt die Vorniere eine Rückbildung, während später die Urniere von Petromyzon durch Auftreten eines neuen hintern Abschnitts an Umfang bedeutend zunimmt. Kurz vor der Verwandlung in Petromyzon rücken die Urnierengänge zur Bildung eines gemeinsamen Ganais zusammen, der zuge- hörige Theil des Enddarms schnürt sich als Sinus urogenitalis ab und gewinnt eine besondere Mündung. Die Geschlechtsdrüsen sind in beiden Geschlechtern unpaar, liegen bei Myxine rechtsseitig, bei Petromyzon in der Mittellinie und entbehren stets der Ausführungsgänge. Eier und Samenfäden gelangen zur Brunstzeit durch Dehiscenz der Drüsenwand in den Leibesraum und von da durch den hinter dem After befindlichen Forus genitalis in das Wasser. Die Befruchtung des Eies, neuerdings bei Petromyzon besonders von Calberla verfolgt, geschieht durch ein einziges Zoosperm , welches durch einen kleinen Micropylen-Ganal der dicken von Poren durchsetzten Eihaut eintritt und in einem eigenthüm- lichen Protoplasmastreifen (Leitband) in den Dotter geleitet wird. Die Dotter- furchung ist eine inaequale und verläuft ähnlich wie am Ei der Batrachier. Die kleinern Dotterkugeln, Theilprodukte der obern Eihälfte, furchen sich rascher und beginnen die grössern zu umwachsen. Die Dotterhöhle oder primäre Keimhöhle gehört fast ganz der obern Hälfte an. Nach völliger Ueber- wachsung bleibt eine kleine Grube (der Rusconische After), welche in die von grossen Furchungszellen bekleidete Höhle führt. Ein bedeutender Theil der grossen Furchungskugeln wird später als Nahrungsmaterial verbraucht. Während die primäre Keimhöhle durch Anlegung des grosszelhgen Entoderms an das (aus den oberflächlichen kleinen Furchungszellen entstandene) Ecto- derm zum Verschwinden gebracht wird, bildet sich vom Rusconischen After aus ein Spaltraum zur secundären Keimhöhle aus. An dem nunmehr birn- förmig gewordenen Embryo gewinnt auf der etwas abgeflachten Rückenseite, deren Ende durch den Blastoporus (Rusconischer After) bezeichnet wird, die mediane Medullarrinne , welche jenen noch mit umfasst, so dass nach dem Schlüsse derselben zum Medullarrohr, dieses mit der primitiven Darmhöhle communicirt. Wie das primäre Ectoderm frühzeitig in zwei Zellenschichten zerfällt, sondert sich auch die Wand der Rückenrinne und somit des Medullar- rohrs in eine innere das Epitel des Gentralcanals erzeugende Lage und eine äussere die Nervensubstanz liefernde Scliicht gesondert. Das Mesoderm ent- steht nach Galberla als Theil des primären Entoderms und wird schon beim 1) Vergl. ausser M. Schultze 1. c. : Calberla, Der Befruchtungsvorgang am Ei von Petromyzon Planeri. Zeitschr. für wiss. Zool. Tom. XXX. Derselbe, Zur Ent- wicklung des MeduUarrohrs und der Chorda dorsalis der Teleostier iind der Petromy- zonten. Morph. Jahrbuch. Tom. IIl. W. B. Scott, Vorläufige Mittheilung über die Entwicklungsgeschichte der Petromyzon ten. Zool. Anzeiger. 1880. No. 63 und 64. 188 1. Ordnung. Hyperoartia. Auftreten der Rückenfurche ein mehrschichtiges, während die unter demselben liegende secundäre Entodermlage einschichtig bleibt. Die Zellen der medianen Ghordaanlage, welche die Decke der secundären Keimhöhle darstellen, sind Elemente des primären Entoderins , und werden an ihrer der Keimhöhle zu- gewendeten Seite vom secundären Entoderm umwachsen. Die Kiemenbeutel entstehen als Ausstülpungen der Pharyngealwand und zwar treten, was schon Huxley beobachtete, 8 Paare Kiemenspalten auf, von denen das erste wieder obliterirt. Der bleibende After ist eine Neubildung und entspricht nicht, wie M. Schnitze und Galberla glaubten, dem Biastoporus. Die Mundhöhle wird durch Einsenkung von der ektodermalen Fläche aus gebildet. Von den aus dem Mesoderm gebildeten Urwirbeln liegt der vorderste dicht hinter dem Gehörbläschen. Die Petromyzonten durchlaufen eine Metamorphose, die schon vor zwei Jahrhunderten dem Strassburger Fischer L. Baldner bekannt war, aber erst neuerdings von A.Müller wieder entdeckt wurde. Die jungen als Ämniocoetes beschriebenen Larven sind blind und zahnlos, besitzen einen kleinen von einer kufeisenförmigen Oberlippe umsäumten Mund und eine tiefe Seitenrinne, w^elche die kleinen Kiemenöffnungen verbindet. Die Umge- staltung in Petromyzon erfolgt spät, aber verläuft überaus rasch. Die Gyclostomen leben zum Theil im Meere und steigen dann zur Laich- zeit, zuweilen vom Lachs oder Maifisch getragen, in die Flüsse, auf deren Boden sie in Gruben ihre Eier absetzen. Andere sind Flussfische und von geringerer Grösse. Sie hängen sich an Steine, todte und selbst lebende Fischen fest, welche letztere sie auf diesem Wege zu tödten vermögen , nähren sich aber auch von kleinen Wasserthieren (Euglenen, Daphniden). Ihr normaler Aufent- halt ist im schlammigen Sand, in den sie sich einwühlen. Die Gattung Myxine schmarotzt ausschliesslich an andern Fischen, gelangt selbst in deren Leibes- höhle und liefert ein Beispiel eines entoparasitischen Wirbelthieres. 1. Ordnung. Hyperoartia, ISTeainaiigeii. Leih walzenförmig, nach dem Rücken etwas comprimirt, mit wohl aus- gebildeter Rückoiflosse. Nasengang blind geschlossen. Mit 7 äussern Kiemenspalten an jeder Seite des Halses und einem gemein- .samen Kiemengang (Schlundsack), welcher vorn in den Oesophagus mündet. Die Nasenhöhle endet mit einem blind geschlos.senen Sack. Die runde Mund- öffnung entbehrt der Bartfäden, besitzt dagegen fleischige Lippen, die sich zu einer Längsspalte zasammenlegen können. Die trichterförmige Mundhöhle wird durch einen Lippenknorpel gestützt und trägt zwischen zahlreichen kleinen Hornzähnen in der Mitte grössere Zähne, unter denen besonders ein zwei- sjjitziger Oberkieferzahn und eine halbmondförmig gebogene mehrspitzige Unterkiefer-Zahn platte bemerkbar sind. Das Ausathmen und Einathmen des Wassers in die Kiemen geschieht durch die äussern Oeffnungen unter dem Einflüsse lebhafter Bewegungen der Gonstrictoren und des knorpligen Kiemen- gerüstes. Der Rücken des wurmförmigen Leibes trägt 2 Flossen , von denen die hintere unmittelbar an die Schwanzflosse sich anschliesst. Der Darm ist 2. Ordnung. Hyperotreta. 189 mit einer Spiralklappe versehen. Die Neunaugen durchlaufen eine complicirte Metamorphose, welche vornehmlich für das kleine Flussneunauge nülier bekannt geworden ist. Die Jungen dieser Art wurden früher für eine eigne Gattung gehalten und als Amniocoetes hranchialis, Querder, im Systeme aufgenommen. Dieselben sind in dieser Larvenform schmutziggelb gefärbt, blind (mit kleinem unter der Haut versteckten Auge) , zahnlos und mit einer halbkreisförmigen Oberlippe versehen. Die unpaaren Flossensäume erscheinen continuirlich. Die kleinen halbmondförmigen Kiemenlöcher liegen in einer tiefen Längsfurche- Das Skelet zeigt eine weit einfachere Bildung, und es fehlt noch die Urogenital- spalte, hl diesem Zustande lebt die Larve in lehmigem Schlamme, durch- läuft ihre Metamorphose während der Monate August bis Januar und wird endlich geschlechtsreif. Nach überstandener Laichzeit, welche in den April fällt, gehen die Fluss-Neunaugen mit völlig erschöpften Geschlechtswerkzeugen zu Grunde, so dass man in den folgenden Monaten nur Querder findet. Fain. Petromyzontidae, Neunaugen. Fetromyzon Dum. P. marinus h., Lamprete von 2 Fuss Länge , steigt mit den Maifischen in der Laichzeit des Frühjahrs in die Flüsse. P. fjuciatilis L. , Flussneunauge, von 12 — 15 Zoll Länge, bevt^ohnt ebenfalls die Europäischen Meere, steigt weit höher in die Flüsse und deren kleinere Seitenflü.-\' schmal, Zähne an der pigmentlosen Seite viel mehr entwickelt. Augen in der Regel auf der rechten Seite. Die Rückenflosse beginnt über dem Auge. Zähne massig gross in einfacher oder doppelter Reihe. Vomer und Gaumen- bein zahnlos. PI. platessa L., Scholle, Goldbutt. Fl. psetidoflesiis Gottsche, Fl. micro- cephalus Donov. , Fl. limanda L., Kliesche, Fl. cynoglossus L. , Fl. flesus L., Flunder • 1) J. Jap. Sm. Steenstrup, Om Skjaev heden hos Flynderne etc. Kjöbenhavn. 1864. Schiödte, On the development of the position of the eyes in Pleuronectidae. Ann. and Mag. nat. bist. 4 Ser. vol. 1. 1868. A. W. Malm, Bidrag tili kännedom of Pleuronectoidernes utveckling etc. Kongl. Svenska Vetensk. Akad. Handl. Tom. VH. 18G8, 15* 228 5. Ordnung. Acantbopteri. (steigt in die Flüsse), sämnitlich an den nordeur. Küsten. Parophrys Gir., Ehombosolea Gntli. u. a. G. Solea Cuv. Mundspalte weit. Nur an der pigmentlosen Seite Reihen von Hechel- zilhnchen. Augen an der rechten Seite, das obere vor dem untern. Die Rückenflosse begannt an der Schnauze und fliesst nicht mit der Schwanzflosse zusammen, Vomer und Gaumenbein zahnlos. Schuppen sehr klein, ctenoid. S. vulgaris Quens. , Zunge, Nordsee und Adria. S. Kleinii Risso, Mittelmeer u. z. a. A. Bei Aesopia Kp. und Synaptura Kp. fliessen die Flossenkämme zusammen. Plagusia Cuv. Augen an der linken Seite. Brustflossen fehlen. Lippen mit Ten- takeln. Seitenlinie doppelt oder dreifach. PI. marmorata Bleek. , Ostindien. Ammo- pleurops Gnth. Seitenlinie einfach. A. lacteus Bonap. , Mittelmeer und Adria. 4. Farn. Scomberesocidae. Marine Weichflosser mit cycloider Beschuppung und einer Reihe von gekielten Schuppen jederseits am Bauch, ohne Magenblindsack und Pförtneranhänge. Untere Schlundknochen verwachsen. Schwimmblase einfach ohne Luftgang. Mundspalte vom Zwischenkiefer und Oberkiefer begrenzt. Die Rückenflosse steht weit nach hinten der Afterflosse gegenüber. Pseudobranshien drüsig und verdeckt. Häufig verlängern sich die stark bezahnten Kiefer schnabelartig. Die Brustflossen ent- wickeln sich zuweilen zu bedeutender Grösse und werden wie Flügel benutzt, um den Körper weit über die Meeres-Überfläche hin fortzuschnellen. Betone Cuv., Hornhecht. Beide Kiefer zu einer gestreckten Schnauze verlängert, mit einer Reihe langer conischer Zähne. B. acus Rond., Mittelmeer. B. vulgaris Flem., Nordküste Europas. Scomberesox Lac. Unterscheidet sich durch den Besitz von Flösschen hinter Rücken- und Afterflosse. Sc. sauriis Walb., Atl. Küsten Europa's und Afrikas. Hemiramphus Cuv. Nur der Unterkiefer verlängert. Zwischenkiefer kurz, eine trianguläre Platte bildend. H. vittatus Val. , Westküste Afrika's. Aramphus Gnth. Exocoetus Art. Kiefer kurz, mit kleinen Zähnen. Brustflossen sehr lang, zu Flugorganen vergrössert. E. evolans L., E. exiliens L. , Europ. Meere u. z. a. A. 5. Ordnung. Acaiitlioj)teri. Hartstrahler meist von ctenoiden Schuppen heldcidet, mit hrustständiyen, selten hehl- oder bauchsiündigen Bauchflossen, ohne Luftgang an der geschlos- senen Schivimmhlase. 1. Gruppe. Pharyngognathi. Mit verwachsenen unteren Schlundknochen. L Fam. Chromidae {Chromides), Chromiden. Langgestreckte Flussfische mit ctenoiden Schuppen, ohne Pseudobranchien. Rückenflosse mit wohl entwickeltem Stachel- theil. Untere Schlundknochen triangulär, mit medianer Sutur. Bauchflossen brust- ständig, mit 1 Stachel und 5 weichen Strahlen. Magen mit Blindsack. Pförtneranhänge fehlen. 4 Kiemen. Seitenlinie unterbrochen. Chromis Cuv. Kiemendeckel beschuppt. 3 Stacheln in der Afterflosse. Compresse gekerbte Zähne in einer Reihe, dahinter Reihen unausgebildeter Zähne. Ch. niloticiis Hassq., Bulti. üicJila Cuv. Barsch-ähnlich, mit Hechelzähnen in den Kiefern. Rücken- und After- flosse beschuppt, letztere mit 3 Stacheln. C. ocellaris Bl. Sehn. Crenicichla Heck, u. z. a. G. Hier schliessen sich die Gerriäen an, die früher, bevor man ihre Verschmelzung der untern Schlundknochen kannte, zu den Pristip omatiden gestellt wurden. Gerres Cuv. G. longirostris Rapp. , Cap. 2. Fam. Pomacentridae. Chaetodon-ühnliche Seefische von hoher kurzer Körper- forra mit Ctenoidschuppen ohne fleischige Li])pen, mit Pseudobranchien. Die hintere Labridae. Halconoti. Percidae. 229 ßlättchenreihe der vierten Kierae verkümmert. Bezahnung schwach. Eine Rückenflosse. Afterflosse mit 2 oder 3 Stacheln. Bauchflosse brustständig. Seitenlinie unterbrochen, Amphiprion Bl. Sehn. Kiemendeckelstücke und Praeorbitalknochen gezähnelt, Zähne conisch in einfacher Reihe. A. bifasciatus Bl. , Neu-Guinea. Dascyllus Cuv. Nur der Vordeckel und zuweilen die Praeorbitalknochen gezähnelt. Zähne hechultörmig. D. aruanus L. , Ostküste Afrika's bis Polynesien. Pomacentrus Guv. Yal. Nur der Vordcckel und die Praeorbitalknochen gezähnelt. Zähne compress in einfacher Reihe. P. fasciatus Bl. , Ostindien. Heliastcs Cuv. Val. Kein Deckelstück gezähnelt. Zähne conisch. H. chromis L., Madeira. 3. Fam. Labridae, Lippfische. Lebhaft gefärbte gestreckte Seefische mit Pseudo- branchien, cycloiden Schuppen und aufgew nisteten fleischigen Lippen. Das enge Maul vermag seine Lippen mehr oder minder weit vorzustrecken, indem stilförmige Fortsätze des Zwischenkiefers in einer Rinne der Nasenbeine auf- und abgleiten. Die hintere Blattreihe der vierten Kieme fehlt, ebenso die entsprechende letzte Kiemenspalte. Eine lange Rückenflosse mit wohl entwickeltem Stacheltheil. Bauchflosse brustständig mit einem Stachel und 5 weichen Strahlen, Während die Kiefer mit starken oft verwach- senen Zähnen bewaffnet sind, bleibt der Gaumen zahnlos, dagegen tragen die Schlund- knochen breite Mahlzähne. Labnis Art. {Labrinae). Rückenflosse vielstrahlig, Afterflosse mit 3 Stachelstrahlen, Conische Kieferzähne in einfacher Reihe. Wangen und Kiemendeckel beschuppt. Seiten- linie nicht unterbrochen. L. maculatus Bl. , Europ. Küste. L. ttirdus L. , L. merula L., Mittelmeer. Grenilabrus Cuv. Cr. pavo Brunn., Mittelmeer. Ctenolabrus Cuv. Val. Vornehmlich dadurch verschieden, dass hinter den conischen Zähnen Reihen kleiner Hechelzähne stehen. Ct. rupestris L., Europ. Küste. Acantho- labrus Cuv. Val., Centrolabrus Cuv. Val. u. a. G. Julis Cuv. Val. (Julidinae). Körper langgestreckt. Rückenflosse mit minder langem Stachelstrahle ntheil und nur 8 Stacheln. Schnauze massig gestreckt. Kopf ganz nackt. Keine hinteren Fangzähne. J. pavo Hassq., Mittelmeer, üoris Lac, PscudojuUs Bleek., Cheilio Lac, Anampses Cuv. u. z. a. G. Scariis Forsk., Papageifisch (Scarinae). Die Zähne in beiden Kiefern zu breiten schneidenden Platten verschmolzen. Pharyngealzähne pflasterförmig. Wange nur mit einer Reihe von Schuppen. Sc. crctensis Aldr., Mittelmeer. Fseudoscarus Bleek. u. a. G. 4. Fam. Halconoti -i^ Embiotocidae. Mit cycloiden Schuppen und 4 vollstän- digen Kiemen, mit Schuppenscheide, in welche die Rückenflosse eingelegt werden kann, lebendig gebärend. Gehören der Westküste Californiens an. Ditrcma'&chlQg. 7—11 Rückenstacheln. Stachelstrahltheil der Rückenflosse weniger entwickelt. D. Jacksonii Ag. Hystcrocarpus Gibb. Rückenflosse mit IG — 18 Stachelstrahlen. H. Traskii Gibb. 2, Gruppe. Acanthopteri s. str. Schlundknochen nicht verwachsen. 1. Fam. Percidae '), Barsche. Brustflosser von länglicher Körperform, mit Ctenoid- schuppen, gezähneltera oder bedorntem Rand des Kiemendeckels oder Vordeckels, mit Hechel- oder Borstenzähnen am Zwischenkiefer, Unterkiefer, Vomer und Gaumenbein. Sie besitzen meist 6 oder 7 Kiemenhautstrahlen und eine oder zwei ansehnliche Rücken- flossen. Bauchflossen brustständig mit einem Stachel und 5 Strahlen. Magen mit Blind- sack. Pförtneranhänge meist in geringer Zahl. Raubfische des Meeres und der Flüsse Perca Art. (Percinae). Mit zwei Rückenflossen, von denen die erste 13 bis 14 1) J. Canestrini, Zur Systematik der Pereiden. Verb, der zool. bot. Gesells. in Wien. 1860. Klunzinger, Synopsis der Fische des rothen Meeres, Ebend. 1870. 230 Gasterosteidae. Berycidae. Stachelstrahlen enthält, mit gezähntem Vordecke!, imbeschupptem , mit einem Dorne versehenem Kiemendeckel und mit Borstenzähnen. Afterflosse mit 2 Stacheln. Sieben Kiemenhautstrahlen. Pseudobranchien vorhanden. P. fluviatüis Rond., Flussbarsch, ein gefrässiger Raubfisch, der namentlich auf die kleinen Cyprinoiden Jagd macht. Er hält sich meist 2 — 3 Fuss unter der Oberfläche des Wassers auf, kommt aber auch in sehr grosser Tiefe vor, wie z. B. aus dem Bodensee beim Kilchfang Bai'sche mit hervor- gestülptem Magen heraufgezogen werden. P. flavescens Mitch. , vereinigte Staaten. Lahrax Cuv. Erste Rückenflosse mit 9 , Afterflosse meist mit 3 Stachelstrahlen. Praeoperculum mit Zähnen am untern Rand. L. lupus Cuv. {Perca lahrax L.), See- barsch, Mittelmeer. Lates Cuv., Psammoperca Richards., Percalabrax Temm. Schleg. Acerina CnY. Eine Rückenflosse mit 18 bis 19, Afterflosse mit 2 Strahlen. Kiemen- deckel bedornt. Keine Zähne am Gaumenbein. Grosse Gruben am Kopfe. A. cerniia L., Kaulbarsch, Flussfisch. A. Schräitzer Cuv. Percarina Nordm. Zwei Rückenflossen, die erste mit 10 Stachelstrahlen. After- flosse mit 2 Stachelstrahlen. Operculum mit einem Dorn. Keine Zähne am Gaumenbein. Gruben am Kopf sehr entwickelt. P. Demidoffi Nordm. , Dniester. Lucioperca Cuv. Zwei Rückenflossen, die erste mit 12 bis 14 Stachelstrahlen. Afterflosse mit 2 Stachelstrahlen. Starke Zähne an der Aussenseite der Reihen von Hechelzähnchen. Zähne am Gaumenbein. L. sandra Cuv., Flussfisch des östl. Europa. Aspro Cuv. Körper gestreckt, fast cylindrisch. Mund an der Unterseite der Schnauze gelegen. Alle Zähne hecheiförmig. Zwei Rückenflossen. Afterflosse mit einem Strahl. Kiemendeckel bedornt. A. vulgaris Cuv. , Streber , Donau. Serranus Cuv. (Serraninae). Nur eine Rückenflosse meist mit 9 oder 11 Strahlen. Afterflosse mit 3 Strahlen. Kiemendeckel mit 2 oder 3 Spitzen. Vordeckel gezähnelt. Unter den feinen dicht stehenden Zähnen finden sich an beiden Kiefern einige starke Fangzähne. Gaumenbein bezahnt. Schuppen klein. Hermaphroditisch. S. scriba L., Mittelmeer bis Südküste von England. Plectropoma Cuv., Aprion Cuv. Val., Mesoprion Cuv. u. V. a. G. Priacanthiis Cuv. Val. [Priacanthinae). Statt 7 nur 6 Kiemenhautstrahlen. Eine Rückenflosse, diese mit 10, die Afterflosse mit 3 Stachelstrahlen. Zähne hecheiförmig, auch am Gaumenbein. Kleine Ctenoidschuppen. Am Winkel des gezähnten Präoper- culum ein gezähnelter Stachel. Pr. macrophthalmus Cuv. Val , Madeira. Pr. boops Forsk., Küste von Mozambique. Apogon Lac. (Apogoninae). Zwei Rückenflossen, von denen die erste 6 oder 7 Stachelstrahlen enthält. Afterflosse mit 2 Strahlen. Zähne hecheiförmig, auch am Gaumenbein. Schuppen gross, hinfällig, A. imberbis Willgb. (Bcx mullorum), Mittel- nieer. Ambassis Cuv., Apogonichthys Bleck. Dules Cuv. Val. Nur 6 Kiemenhautstrahlen. Eine Rückenflosse mit 10 Stachel- strahlen. Afterflosse mit 3 Strahlen. Zähne hecheiförmig, auch am Gaumenbein. Schuppen von massiger Grösse, fein gezähnelt. D. rupestris Lac. 2. Fam. Gasterosteidae, Stichlinge. Körper langgestreckt, comprimirt, ohne Be- waffnung der Opercularknochen, aber mit isolirten Stacheln vor der Rückenflosse. Hechel- zähne in den Kiefern und an den Kiemenbogen. Infraorbitalbogen mit dem Praeoper- culum artikulirend. Schuppenplatten längs den Seiten des Körpers. Bauchflossen mit einem starken Stachel. Gasterosteiis Art. G. aculeatiis L. , Stichling, bekannt durch den Nestbau und die Brutpflege. Cr. spinachia L. , Seestichling. 3. Fam. Berycidae. Körper gestreckt, oft mehr erhoben und coraiiriinirt, mit grossen seitlichen Augen, von starken Ctenoidschujipen bekleidet. Hecheiförmige Zähne in beiden Kinnladen und meist auch aui Gaumenbein. Meist 8 Kiemenhautstrahlen. Kiemendeckel bewaffnet. Seefische. Beryx Cuv. Eine Rückenflosse. Zähne am Gaumen und auch am Vomer. Keine Barteln. 8 Kiemenhautsti-ahlen. Schwanzflosse tief gefurcht. B. decadactylus Cuv. Val., Madeira. Pristfpomatidae. Mullidae. Sparidae. 231 Holocentrum Art. Zwei Rückenflossen. Operculum mit 2 Spitzen, ein grosser Stachel am Winkel des Praeoperculura. Auge gross. H. rubrum Forsk., Ind. Archipel. JS. longipenne Cuv. Val., Brasilianische Küste. Myripristis Cuv. , Bhynehichthys Cuv. Val., Monocentris Bloch. 4. Fam. Pristipomatidae. Körper gestreckt und coraprimirt mit feingezähnten Schuppen bedeckt. Seitenlinie an der Schwanzflosse unterbrochen. Nur eine Rücken- flosse ist vorhanden, deren Stacheltheil etwa so lang ist als der weiche Theil derselben. Barteln fehlen, h bis 7 Kiemenhautstrahlen. Hechelzahne meist in den Kiefern. Keine oder nur hinfällige Zähne am Vomer. Pristipoma Cuv. Afterflosse mit 3 Stachel strahlen. Schwimmblase einfach. Vor- deckel gesägt. 7 Kiemenhautstrahlen. Eine Grube am Kiemenwinkel. Hechelzähne in den Kiefern. Pr. hasta Bl. , rothes Meer, ind. Ocean bis Australien. Haemuloti Cuv., Conodon Cuv. Val. u. a. G. Therapon Cuv. Afterflosse mit 3 Stachelstrahlen. Schwimmblase in eine vordere nnd hintere Abtheilung eingeschnürt. Zähne hechelföruiig, conisch. 6 Kiemenhaut- strahlen. Rückenflosse mit 12 Stachelstrahlen. Th. theraps Cuv. Val., Ostindien. Th. servus Bl., rothes Meer bis Australien. Helotes Cuv. Dentex Cuv. Afterflosse mit 3 Stachelstrahlen. Schwimmblase einfach. Eine zu- .sammenhängende Rückenflosse. Meist kräftige Fangzähne in beiden Kinnladen. 6 Kiemen- hautstrahlen. Praeoperculum ungezähnelt, mit mehr als 3 Reihen von Schuppen. Oper- culum ohne vorstehende Dornen. D. vulgaris Cuv. Val. (Sparus dentex L.), Mittelmeer. Maena Cnv. Mund sehr protraktil. Stachelstrahlen der Flossenkämme sehr schwach. Die Rückenflosse unbeschuppt. Kleine Zähne am Vomer. G Kiemenhautstrahlen. M. vulgaris Cuv. Val., Mittelmeer. Smaris Cuv. Vornehmlich durch den Mangel der Vomerzähne und die weniger comprimirte Körpei'form unterschieden. Sm. vulgaris Cnv. Val., Sm. gracilis Bonojp., Mittelmeer. Caesio Cuv., Peritaprion Bleek. u. z. a. G. 5. Fam. Mullidae , Meerbarben. Körper langgestreckt , wenig comprimirt , mit grossen Schuppen, deren Rand glatt oder sehr fein gezähnelt ist. Mund vorn an der Schnauze nicht vorstreckbar. Zwei lange Bartfäden am Zungenbein. Vier Kiemenhaut- strahlen. Bezahnung schwach, nicht immer vollständig. Zwei weit getrennte Rücken- flossen. Bauühflossen mit einem Stachel und -5 Strahlen. Nur wenige Arten kommen aus dem Meere in die Flüsse. Mullus L. Zähne im Unterkiefer, am Vomer und Gaumenbein. Oberkinnlade zahnlos. M. barbatus L., Mittelmeer. Mulloides Bleek. (Keine Zähne am Gaumenbein, dagegen in mehreren Reihen in den Kiefern). M. flavolineatus Lac, vom rothen Meer bis nach China. Upeneus Cuv. Val. Zilhne fehlen am Gaumenbein und stehen an den Kiefern in nur einer Reihe. U. barberinus Lac, rothes und indisches Meer. U. maculatus Bl., atl. Küste des tropischen Amerika. Upenoides Bleek. Zähne in beiden Kinnladen am Vomer und Gaumenbein. U. vittatus Forsk., ind. Meer. Upeneichthys Bleek. 0. Fam. Sparidae, Meerbrassen. Mit ziemlich hohem, meist von .sehr feingezäh- nelten Ctenoidschuppen liekleidetem Leib, unbewaffneten Deckelstücken und sehr ver- schiedener am Gaumen und Vomer meist fehlender Bezahnung. 5, 6 oder 7 Kiemen- hautstrahlen. Nur eine Rückenflosse, deren Stachelstrahlen - tragender Abschnitt dem weichen an Länge ziemlich gleich kommt. Afterflosse mit 3 Stachelstrahlen. Bauch- flossen brustständig mit 1 Stachel und .5 Strahlen. Pseudobranchien gut entwickelt. Schwimmblase hinten oft getheilt. Cantliarns Cuv. {Cantharinae). Mahlzähne fehlen. Zähne hecheiförmig, die äussern grösser und lanzetförmig. 6 Kiemenhautstrahlen. 10 bis 11 Stachelstrahlen der Rücken- flosse. C. vulgaris Cuv. Val., Mittelmeer. Boops Cuv. Nur eine Reihe von schneidenden Zähnen in den Kiefern. B. vul- 232 Cirrhitidae. Squamipennes. garis Cuv. Val. {Spanis\boops Tj.), Adria und Mittelmeer. Oblata Gwv., Oblata melanura L. Crenidens Cuv. Val., HaplodaeUjlus Cuv. Val. u. z. a. G. Sargus Cuv. (Sargmae). Mit schneidenden meisselförmigen Vorderzähnen und rundlichen Mahlzähnen in den Seiten der Kiefer, mit denen sie Schalthiere zertrümmern. S.annularis L., Adria. S. Salviani Cnv., S. Rondeletü Cuv. Val., Mittelmeer. Bei Charax Risso stehen die Mahlzähne nur in einer Reihe. Ch. puntazzo L., Mittelmeer und Adria. Pagrus Cuv. (Pagrinae). Mit conischen Zähnen und mit Mahlzähnen an den Seiten der Kiefer. Diese stehen im Oberkiefer in zwei Reihen. P. vulgaris Cuv. Val. {Sparus pagrus L.), Mittelmeer. Bei Pagellus Cuv. Val. stehen vorn nur sichelförmige Zähne. P. erythrinus L. Dagegen finden sich bei Chrysophrgs Cuv. in der Oberkinnlade drei und mehr Reihen von Molarzähnen. Ch. aurata L., Adria und Mittelmeer. Sphaerodon Rüpp., Lethrinus Cuv. Pimelepterus Cuv. (Pimelepterinae) . Mit einer Reihe von Schneidezähnen in jedem Kiefer und Zähnen am Vomer und Gaumenbein. Vordeckel meist gezähnelt. P. Boscii Lac. , Atl. Ocean. 7. Fam. Cirrhitidae. Fleischfressende Seefische mit stark comprimirtem , von cycloiden Schuppen bedecktem Körper. Meist 6, selten 5 oder 3 Kiemenhautstrahlen. Hecheiförmige Zähne in den Kiefern, zuweilen noch Fangzähne zwischen denselben. Stachelstrahlentheil und weicher Theil der Rückenflosse ziemlich gleich entwickelt. Afterflosse mit 3 Stachelstrahlen. Die untern Strahlen der Brustflosse einfach und stark aus der Haut hervorstehend. Die brustständigen Bauchflossen mit einem Stachel und 5 Strahlen. Cirrhites Comm. Mit Zähnen am Vomer, aber nicht am Gaumenbein. Zwischen den Hechelzähnen auch Fangzähne. 10 Dorsalstacheln. 6 Kiemenhautstrahlen. Der Vor- deckel gezähnelt. Schwimmblase fehlt. C. ForsteriBl., Südsee. Bei Cirrhitichthijs Bleek. sitzen auch Zähne am Gaumenbein. Chüodactylus Cuv. Mit Hechelzähnen in beiden Kiefern , aber nicht am Vomer und Gaumenbein. Rückenflosse mit 17—19 Stachclstrahlen. Der Vordeckel ganzrandig. Schwimmblase gelappt. Meist ragt ein Bruststrahl an Länge bedeutend hervor. Ch. carponemus Park., Süd- Australien. Ch. fasciatus Lac, Cap. Nematodactylus Richards. Latris Richards. Afterflosse verlängert. Rückenflosse mit 17 Stachelstrahlen. Hechelzähne in beiden Kinnladen. L. ciliaris Forst., Neuseeland. 8. Fam. Squamipennes, Schuppenflosser. Meist lebhaft gefärbte Seefische mit hohem stark comprimirten Leib, der selbst bis über die lange Rücken- und Afterflosse hin mit kleinen Schuppen bekleidet ist. Afterflosse mit 3 oder 4 Stachelstrahlen. 6 oder 7 Kiemenhautstrahlen. Der kleine Kopf zuweilen schnauzenförmig vorlängert, meist mit kleiner Mundspalte und Reihen von Borstenzähnchen in beiden Kiefern, seltener am Gaumen. Pseudobranchien wohl entwickelt. Die brustständigen Bauchflossen mit einem Stachel und 5 weichen Strahlen. Meist fleischfressende Fische der tropischen Meere Indiens. Chaetodon Cuv. , Klippfisch. (Chaetodontidae). Vomer- und Gaumenzähne fehlen. Schnauze kurz oder massig lang. Vordeckel ohne Dorn. Rückenflosse ohne Einschnitt, mit wohl entwickeltem Stacheltheil. Kein Stachel besonders verlängert. 6 Kiemen- hautstrahlen. Ch. striatKs L. , Atl. Küste Südamerikas. Ch. fasciatus Forsk. , rothes Meer u. z. a. A. Bei Chclmon Cuv. ist die Schnauze stark verlängert. Gh. rostratus L., Schnabelfisch, Ostindien. Heniochus Cuv. Val. Holacanthus Lac. Vordeckel mit einem kräftigen Stachel. Rückenflosse mit 12 — 15 Stachelstrahlen. H. annularis Bl., Ostindien. Bei Pomacanihus Lac. sind nur 8—10 Stachelstrahlen in der Rückenflosse. H. paru Bl. Scatophagus Cuv. Val. (Afterflosse mit 4 Stachelstrahlen). .Sc. argus Cuv. Val., Indisch. Ocean. Ephippus Cuv. Schnauze kurz. Rückenflosse zwischen dem Stacheltheil und dem weichen Theil tief ausgerandet. Der erstere mit 9 (S) Stachelstrahlen und nicht mit Schuppen bedeckt. Vordeckel ohne Dorn. Eph. faber Bl., Texas. Drepane Cuv. Triglidae. Traohinidae. Sciaenidae. 233 Scorpis Cuv. ( Scorpidinae). Zähne am Gaumen. Rückenflosse die Mitte des Rückens einnehmend, mit 9 bis 10 Stachelstrahlen, von denen der vordere am längsten ist. Sc. georgianus Cuv. Val. , Australien. Toxotes Cnv. (Toxotinae), Spritzfisch. Zähne am Gaumen. Rückenflosse die hintere Hälfte des Rückens einnehmend , n)it 5 Stachelstrahlen. T. jaculator Fall. , Ostindien, spritzt Wasser auf Insekten. 9. Farn. Triglidae, Panzerwangen. Fische von langgestreckter, wenig compresser Körperform, mit grossem oft seltsam gestalteten bedornten und bestachelten Kopfe, an welchem die breiten Suborbitalknochen mit dem stachligen Vordeckel zu einer die Wangengegend schützenden Knochendecke verwachsen sind. Augen mehr oder minder auf- wärts gerichtet. Zwei getrennte Rückenflossen oder nur 2 distinkte Theile einer ein- zigen. Brustflossen oft gross, zuweilen von Körperlänge, auch wohl mit einigen geson- derten als Tastorgane dienenden Strahlen. Bauchflossen brustständig, oft mit weniger als 5 weichen Strahlen. 5 — 7 Kiemenhautstrahlen. Pseudobranchien vorhanden. Schwimm- blase meist vorhanden. Raubfische des Meeres. Scorpaena Art. {Scorpaeninae), Drachenkopf. Körper mit Schuppen bedeckt. Kopf gross, leicht comprimirt, mit Stacheln bewaffnet, am Hinterhaupt mit nackter Grube. Nur eine Rückenflosse mit 11 Stachelstrahlen. 7 Kiemenhautstrahlen. Sc. porcus L., Sc. scrofa L., Mittelmeer und Adria. Sebastes Cuv. Val. Hinterhaupt ohne Grube. Rückenflosse mit 12 bis 13 Stachel- strahlen. S. norvegicus 0. Fr. Müll. {Perca marina L.), S. viviparus Kröy., Ark. Meer. Pterois Cuv., Apistus Cuv. Val. u. a. G. Cottus Art. (Cottinae). Die Stachelstrahlenpartie der Rückenflosse weniger entwickelt als die langgestreckte hintere und als die Afterflosse. Kopf breit, etwas flach gedrückt. Körper unbeschuppt. Borstenzähne avif Kiefern und Vomer. Keine Zähne am Gaumenbein. C. gohio L., Kaulkopf, ein kleiner Fisch in klaren Bächen und Flüssen, der sich gern unter Steinen verbirgt und durch das Aufblähen des Kiemendeckels vertheidigt, bekannt durch die Brutpflege des Männchens, als Köder beim Angelftiug benutzt. C. scorpius L., See- scorpion u. v. a. A. Scorpaenichthys Gir., Blepsias Cuv. Val. u. z. a. G. Trigla Art., Knurrhahn. Kopf fast vierseitig, oben und an den Seiten gepanzert. Körper mit sehr kleinen Schu^ipen bekleidet. 3 freie fadenförmige Strahlen der Brust- flosse. Heclielförmige Zähne am Vomer und in den Kiefern. Tr. gunardus L. , Tr. lyra L. , Adria und Mittelmeer. Tr. hirundo Bl., Westküste Europas und Mittelmeer. Peristcdion Lac, Gabelfisch. Körper vollständig gepanzert. Kopf fast vierseitig, mit gabelförmigem Fortsatz der Schnauze. 2 Brustflossenanhänge. Zähne fehlen. P. cataphractum Cuv. Val., Canal und Mittelmeer. Dactylopterns Lac. Brustflossen zu Flugorganen verlängert. 2 Rückenflossen. Zähnchen in den Kiefern , nicht am Gaumen. D. volitans L. , Mittelmeer und Ocean. Agonus Bl. u. z. a. G. 10. Film. Traohinidae. Körper verlängert, niedrig, mit 1 oder 2 Rückenflossen, deren Stachelstrahlentheil kürzer und viel weniger entwickelt ist als der weiche. Der Infraorbitalring articulirt nicht mit dem Vordeckel. Afterflosse lang. Bauchflosse meist kehlständig. Hecheiförmige Zähne. Uranoscopns L., Sternseher. Augen auf der Oberfläche des Kopfes. 2 Rückenflossen. Schuppen sehr klein. [/".sca&erL., Adria undMitteliueer. Agnus(^\\\. Val, schui)penlosu.a.G. Trachinus Art. Augen melir seitlich. Seitenlinie continuirlich. 2 Rückenflossen. Zähne am Gaumenbein. Tr. draco L. , Tr. radiatns Cuv. Val. , Adria und Mittelmeer. Europ. Küste u. a. G. Bei Percin Bl. ist nur eine Rückenflosse vorhanden. Sillago Cuv. u. a. G. 11. Fam. Sciaenidae, Umberfische. Brustflosser, mit langgestreckteai , massig compressem, von Ctenoidschuppen bedecktem Leib, mit 2 Rückenflossen und kammförmigen Pseudobranchien. Die weichstrahlige Rückenflosse mehr entwickelt als die mit Stachel- strahlen versehene. Afterflosse mit 2 Stacheln. Die Kiefer tragen spitze, ungleich 234 Trichiuridae. Scomberidae. grosse Zähne, die am Gaumen stets fehlen. Auch sind die an einander stossenden und theilweise selbst verwachsenen untern Schlundknochen mit Zähnen besetzt. Die Deckel- stücke setzen sich in Zähne \md Stacheln fort und werden von den Schuppen bedeckt. 7 Kiemenhautstrahlen. Das mächtig entwickelte System der Kopfkanäle bedingt nicht selten blasenartige Auftreibungen der entsprechenden Kopfknochen. Die Schwimmblase ist mit zahlreichen fingerförmigen Blindsäckchen besetzt, fehlt jedoch zuweilen. Meist Meer fische, welche oft eine bedeutende Grösse erreichen. Pogonias Cuv. Am Unterkiefer mehrere Barteln. Schlundzähne pflasterförmig. Schnauze convex mit überstehender Oberkinnlade. Erste Rückenflosse mit 10 starken Dornen. P. chromis L., Nordamer. Küste. Micropogon Cuv. Val. Pharyngealzähne konisch spitz. M. unclulatus L. Umbrina Cuv. Nur eine kurze Bartel unter der Kiefersymphyse. Die erste Rückenflosse mit 9 oder 10 biegsamen Stacheln. U. cirrhosa L., Adria nnd Mittelmeer. Corvina Cuv. Ohne Barteln. Schnauze convex mit vorstehender Oberkinnlade. Starke Fangzähne fehlen. Der zweite Stachel der Afterflosse sehr kräftig. C. nigra Salv., Adria und Mittelmeer. Sciaena Art. Obere Kinnlade vorstehend. Grosse Fangzähne fehlen. Stacheln der Afterflosse schwach. Sc. aqnila Risse, Adria und Mittelmeer. OtoUthus Cuv. Die Unterkinnlade länger. Meist grosse conische Fangzähne. Schwimmblase mit 2 verlängerten hornförmigen Fortsätzen. 0. üarolinensis Cuv. Val. Larimus Cuv. Val. Eques Bl. u. a. G. Hier schliessen sich die Polynemiden an, ausgezeichnet durch fadenförmige ge- gliederte Strahlen unter der Brustflosse. Pohjnemus L. , P. paradiseus L. , Ostindien. Pentanemus Art., P. quinquarius L. , Westküste Afrikas, ferner die Sphyraeniden mit kleinen Cycloidschuppen , bauchständigen Bauchflossen und 2 weit entfernten Brust- flossen. Üphyraena Art., Sp. vulgaris Cuv. Val., Mittelmeer und Ocean. 12. Fam. Trichiuridae. Langgestreckte comprimirte Seefische mit nackter oder klein beschuppter Haut, weiter Mundspalte und einigen starken Zähnen in den Kiefern oder aiu Gaumen. Die Afterflosse und Rückenflosse ist sehr lang. Bauchflossen zu- weilen rudimentär oder fehlen ganz. Trichiurus L. Körper sehr lang, bandförmig. Schwanz fadenförmig verlängert. Aftei'flosse durch feine Stachelstrahlen vertreten. Kiefer mit starken Zähnen, auch Zähne am Gaumenbein, aber nicht am Voiner. Tr. lepturus L. , Atlant. Ocean. Lepidopus Gouan. Schwanzflosse wohl entwickelt. Schuppen fehlen. Bauchflossen auf kleine Schuppen reducirt. L. caudatus Euphr. , arggreus Cuv., Mittelmeer. Thyr- sites Cuv. Val. u. a. (i. 12. Fam. Scomberidae, Makrelen. Von langgestreckter, mehr oder minder com- presser, zuweilen sehr hoher Körpergestalt, mit silberglänzender Haut, bald nackt, bald mit kleinen Schuppen, stellenweise auch, namentlich an der Seitenlinie, mit gekielten Knochenplatten bekleidet, meist mit halbmondförmig ausgeschnittener Schwanzflosse. Der Stachelstrahlentheil der Rückenflosse weniger entwickelt als der weiche und oft von diesem getrennt. Der Kiemendeckelapparat ist glatt, ohne Stacheln und Zähne und schliesst sehr fest. Häufig entbehren die hintern gegliederten und getheilten Strahlen in der Rücken- und Afterflosse der Hautverbindung und bilden von einander getrennte zahlreiche kleine Flösschen, sog. falsche Flossen. Die Bauchflossen stehen meist an der Brust, zuweilen auch an der Kehle und fehlen nur selten. Sie sind fast sämmtlich Seefische und zum Theil, namentlich die langgestreckten com pressen Formen mit spitzer Schnauze und tief ausgeschnittener Schwanzflosse, vortrefl'liche Schwimmer, die im Frühjahr in grossen Schaaren weite Meeresstrecken durchziehen und— zumal wegen des schmackhaften Fleisches — einen wichtigen Gegenstand der Fischfanges bilden, so die Makrelen in der Nordsee und im Canal, die Thunfische an den Küsten des Mittel- meeres. Viele zeichnen sich durch ihre allerdings leicht vergängliche Farbenpracht aus und sind kräftig bezahnte RauVjfische. Gobiidae. 235 Scomber Art. (Scombrinae). Körper mit kleinen Schuppen bedeckt, mit zwei er- habenen Hautleisten an den Seiten des Schwanzes, mit zwei Rückenflossen und 5 oder 6 falschen Flossen auf und unter dem Schwanz. Sc. scoinbrus L., Makrele, Sc. colias L., Nordsee, Mittelmeer und Adria. Thynnus Cuv. Val. Mit Schuppenpanzer in der Brustgegend und (3 bis 9 falschen Flossen auf und unter dem Schwanz , dessen Seite jederseits gekielt ist. Mit Vomer- und Gaumenbeinzahnen. Th. vulgaris Cuv. Val., Thunfisch. Erreicht eine Länge von 1.5 Fuss. Im Mittelmeer. Th. pelamys L. , Adria und Mitteimer. Pelamys Cuv. Val. (Keine Zähne am Vomer). P. sarda Bl., Adria und Mittelmeer. P. thunnina Cuv. Val. Auxis vulgaris Cuv. Val. Cybium Cuv. Körper nackt oder mit rudimentären Flossen. Meist 7 und mehr Flösschen hinter Rücken- und Afterflosse. Zähne stark. Hechelzähne am Gaumenbein und Vomer. Schwanz jederseits gekielt. C. guttaium Bl., Ostindien. Nancrates Raf. Körper langgestreckt, wenig comprimirt. Flösschen fehlen. Die erste Rückenflosse auf wenige freie Stacheln reducirt. Schwanz jederseits gekielt. N. ductor L., Pilot, Mittelmeer. Ecliineis Art. Die erste Rückenflosse zu einer Haftscheibe umgestaltet. Flösschen fehlen. E. naucrates L., Schitfshalter, in zahlreichen Varietäten weit verbreitet. Nomeus Cuv. (Nomeinae). Stachelstrahlentheil der Rückenflosse am stärksten ent- wickelt. Körper langgestreckt comprimirt, mit kleinen Cycloidschuppen und enger Mundspalte. Bauchflosse lang, in eine Spalte am Abdomen einschlagbar. N. Gronovii Lac. Zeus Art. (Cyttinae). Körper stark comprimirt und sehr hoch, mit 2 distinkten Abtheilungen der Rückenflosse, die stachelstrahlige weniger entwickelt. Mundspalte weit. Knochenplatten längs der Basis der Rücken- und Afterflosse. Z. faber L., Häringskönig oder Sonnenfisch, Adria und Mittelmeer. Cyttus Gnth. C. australis Richards. Stromaleus Art. (Stromateinae). Körper mit sehr kleinen Schuppen und einer einzigen langen Rückenflosse, welche distinkter Abtheilungen entbehrt. Zahn-Fortsätze im Oesophagus. Bauchflossen fehlen im ausgebildeten Zustand. St. microchirus Cuv. Val. St. fiatola L., Adria und Mittelmeer. Centrolophus Lac. Coryphaena Art. Körper gestreckt. Zähne im Oesophagus fehlen. Keine distinkte Rücken- und Afterstacheln. Schwanzflosse tief gefurcht, nicht abgesetzt. G. hipp ums L., Mittelmeer. Luvarus Cuv. = Ausonia Risso. L. imperialis Raf., Adria, sehr selten. Brama Risso. Rückenflosse mit 3 oder 4 , Afterflosse mit 2 oder 3 Stachel- strahlen. Bauchflossen brustständig, mit einem Stachel und 5 Strahlen. Br. Baji BL, Eiirop. Küsten bis Australien. Diajia Risso, Pteraclis Gronov. Caranx Cuv. Val. (Caranginac). Körper mit nur 24 (10 -\- 11) Wirbeln. Rücken- unp Afterflos.se von ziemlich gleicher Ausdehnung. 2 freie Stacheln vor der Afterflosse. Seitenlinie mit gekielten Platten bedeckt. G. trachurus L., Stocker, Euröp. Küste. C* dentex Bl., Adria und Mittelmeer. G. Eottleri L., rothes Meer. Micropteryx Ag., Geriola Cuv. Lichia Cuv. Die erste Rückenflosse durch Stacheln vertreten. Keine Flösschen. Pseudobranchien fehlen. L. amia L. , Adria und Mittelnieer. Gapros Lac. Zwei Rückenflossen, die erste mit 9 Stachelstrahlen. Afterflosse mit o Stacheln. Mund sehr vorstreckbar. Schuppen klein, st.tchlig. G. aper L., Adria und Mittelmcer. Equula Cuv. u. z. a. G Xiphias Art. {Xiphiadae) , Schwertfisch. Keine oder nur i'udimentäre Zähne, Körper langgestreckt. Oberkinnlade (Intermaxillaria , Vomer, Ethmoideum) stark ver- längert, schwertförmig. 2 Dorsalflossen. Keine Flösschen. Bauchflosse fehlt. X. gla- dius L., Adria, Mittelmepr, Ocean. Tetraptc Raf. T. helone Raf, Mittelmeer. 13. Fam. Gobiidae , Meergrundeln. Langgestreckte niedrige Fische mit meist dünnen, biegsamen, seltener sehr festen Stacheln in der vordem kleinern Rückenflosse und kehl- oder brustständigen Bauchflossen, die entweder getrennt sind, dann aber ein- ander sehr nahe stehen oder mehr oder minder vollständig zu einer Scheibe oder einem 236 Discoboli. ßlenniidae. Trichter verwachsen. Die Haut ist bald nackt, bald mit grossen Schuppen bedeckt. Zähne meist klein , zuweilen grössere Fangzähne. Kiemenöft'nung eng. Blindanhänge des Darines fehlen meist, ebenso die Schwimmblase. In der Nähe des Afters steht eine Papille hervor. Die Männchen unterscheiden sich oft durch den Besitz einer langen Genitalpapille, durch die höhere Rückenflosse und lebhaftere Färbung. Fleischfresser, die meist in der Nähe der Küsten, auch im Süsswasser leben. Gobius Art. (Gobiinae), Meergrundel. Bauchflossen zu einer Scheibe vereinigt, über und hinter den Brustflossen 2 getrennte Rückenflossen. Körper beschuppt. Zähne conisch, die der Oberkinnlade in mehreren Reihen. Die Männchen einiger Arten bekannt durch den Nestbau und die Brutpflege. G. jozo L. , G. capito Cuv. Val. , G. guadri maciilatiis Cuv. Val. G. nüjer Rond., deutsche Küsten, Adria und Mittelmeer. G. flu- viatilis Fall., in den Flüssen Italiens und des südw. Russlands. Mehr als 20ü Arten bekannt. Gobiosoma Gir. , Gobiodon Bleek. u. a. G. Periophthalmiis Bl. Sehn. Körper mit Ctenoidschüppchen bedeckt. Bauchflossen mehr oder minder vereint. Augen stark vorragend , sehr nahe aneinander stehend, mit wohl entwickeltem Augenlide. 2 Rückenflossen. Conische vertical stehende Zähne in beiden Kinnladen. P. Koelreuteri Fall., rothes Meer bis Australien. Amblyodus Cuv. Val. [Amblijodinae). Körper nackt oder mit kleinen Schuppen. Beide Rückenflossen vereinigt. Kopf vierseitig uiit aufwärts gerichteter Mundspalte und prominirendem Unterkiefer. Zähne in einer Reihe, die vorderen sehr stark. A. coeculus Bl. Sehn., Süsswasserfisch von China und Bengalen. Calliomjmus L. {Calliomjminae). Zwei getrennte Rückenflossen, von denen die vordere in eine lange Fahne •ausläuft. Beide Baiichflossen von einander getrennt. Vor- deckel bewaff'net. Kiemenspalte eng. C. lyra L., Ocean und Mittelmeer. C. belennus Risso, Adria und Mittelmeer. Vulsiis Cuv Val. 15. Farn. Discoboli, Scheibenbäuche, unterscheiden sich von den Grundein vor- nehmlich dadurch, dass sie nur o und 'ji Kieme besitzen. Auch sind die Bauchflossen zu einer runden Scheibe umgebildet, die von einem Hautsaum umrandet ist. Ci/clopterus Art. Körper dick, ziemlich hoch mit Hauttuberkeln. 2 Rückenflossen. C. lumpus L. , Seehase, Nordküste Europas. Liparis Art. Mit nur einer Rückenflosse. L. vulgaris Flera. , Mittelmeer. Hier schliessen sich die Gobiesocidcn an, deren Bauchflossen getrennt sind, aber eine Haft- scheibe umschliessen. Lepadogaster Cuv. Mit freiem Vorderrand des hintern Abschnitts der Haftscheibe. L. Gouanii Lac, Adria. L. acutus Can. , Adria und Mittelmeer. Gobiesox Cuv. u. a. G. 16. Fam. Blenniidae, Schleimfische. Körper langgestreckt, mehr oder minder cylindrisch, mit glatter schleimiger , zuweilen schuppenloser Haut und sehr langer den ganzen Rücken einnehmender Rückenflosse, die auch in 2 oder 3 Flossen abgetheilt sein kann. Afterflosse lang. Die meist kehlständigen Bauchflossen rudimentär, nur mit 2 bis o Strahlen , oder fehlen ganz. Dagegen sind die Brustflossen meist gross und frei beweglich. Pseudobranchien fast stets vorhanden. Die Schwimmblase fehlt meist. Die Männchen einiger Arten besitzen eine ausgebildete Genitalpapille, welche eine wahre Begattung möglich macht. Vorwiegend Seefische. Annarhichas Art. Körper von rudimentären Schuppen bedeckt, mit weiter Rachen- spalte, konischen Vorderzähnen und rundlichen Mahlzähnen in den Seiten der Kiefer und am Gaumen. Ohne Bauchflosse, mit gesonderter Schwanzflosse. A. lupus L. , See- wolf, Küsten des nördl. Europa und Amerika. Blennius Art. Körper nackt mit kurzer Schnauze und weiter Kiemenspalte , ohne Molarzähne. Kiefer mit einer einzigen Reihe unbeweglicher Zähne und meist einem gekrümmten Zahn hinter denselben. Rückenflosse continuirlich. Bl. cagnota Cuv. kommt auch in Landseen und Flüssen (Etsch) vor. Bl. gattorugine L. , Mittelmeer. Bl. tenta- cularis Brunn., Mittelmeer. Bl. ocellaris L. , Bl. pavo Cuv. Val., Europ. Küsten. Bl. basiliscus Cuv. Val. Tripterygion nasus Risso , Mittelmeer. Taenioideae. TeutLidae. Mugilidae. 237 Centronotus Bl. Seh. Körper mit kleinen Schuppen, ohne Seitenlinie und mit sehr kleinen Zähnen. Rückenflossen nur mit Stacheln. C. gimeUus L., Butterfisch, Nord- küsten Europas. Zoarces Cuv Körper mit rudimentären Schuppen , konischen Kieferzilhnen, ohne Mahlzähne. Rücken- und Afterflosse fliessen mit der Schwanzflosse zusammen. Lebendio- gebärend. Z. vivipanis, Aalmutter. 17. Farn. Taenioideae. Silberglänzende Seefische mit comprimii-tem bandartig verlängerten Leib, nackt oder mit kleinen Schuppen bedeckt, mit sehr langer über den gaHzen Rücken ausgedehnter Rückenflosse, ohne oder mit rudimentärer Afterflosse- 4 Kiemen. Pseudobranchien wohl entwickelt. Die Bauchflossen stehen an der Brust und sind oft nur durch wenige isolirte Strahlen vertreten oder fehlen ganz. Der Mund ist entweder tief und weit gespalten und mit langen Fangzähnen bewafthet, oder eng und schwach bezahnt. Trachypterus Gouan. Körper nackt. Mundspalte eng. Bezahnung schwach. After- flosse fehlt. Strahlen der brustständigen Bauchflosse verlängert. Tr. falx Cuv. Val., Mittelmeer. Tr. taenia Cuv. Val., Mittelmeer, Adria. Bei Begaleciis Brunn. = Gym- netrus Bl. Seh. ist jede Bauchflosse auf einen langen Faden reducirt. B. gladiiis Cuv. Val., Nizza. Lophotes Giorn. Körper nackt. Mund mit schwacher Bezahnung. Afterflosse kurz. Kopf zu einem hohen Kamm erhoben. L. cepedianus Giorn., Mittelmeer und Japan. Cepola L. Körper sehr lang, mit kleinen cycloiden Schuppen. Mundspalte ziemlich weit. Zähne massig gross. Bauchflosse brustständig mit einem Stachel und 5 Strahlen. Rfticken- und Afterflosse sehr lang. C. rubescens L. , Bandfisch , Europ. Küsten. 18. Fam. Teuthidae, Stachelschwänze. Brustflosser luit langgestrecktem com- pressen kleiubeschuppten Leib, enger Mundspalte und langer Rückenflosse. Spitze Zähne besetzen die Kiefer in einfacher Reihe. Pseudobranchien wohl entwickelt. Meist findet sich an jeder Seite des Schwanzes ein schneidender Stachel, eine höchst charakteristische Waffe, die aber auch durch einen einfachen Stachel vor der Rückenflos.se ersetzt sein kann. Lebhaft gefärbte Fische der wärmern Meere, welche sich von Pflanzen nähren. Teuthis L. Bauchflossen mit einem äussern und einem Innern Stachel und drei weichen Strahlen dazwischen. Schwanz nicht bewaffnet. T. javus L., Ostindien u. z. a. A. Acantlmrus Bl. Sehn. Schuppen klein. Bauchflosse meist mit 5 weichen Strahlen. Ein einziger beweglicher Stachel an jeder Seite des Schwanzes. Äc. chirurgus Bl., Atl. Küste von Südamerika und Afrika. Bei Acronurus Cuv. Val. ist der Körper nackt. Prionurus Lac. Schwanz mit einer Reihe von gekielten Knochenplatten an jeder Seite. Pr. scalprum Langsd., .Japan. Naseus Comm. Am Schwänze meist 2 unbewegliche Knochenplatten. Bauchflossen mit 3 weichen Strahlen. N. unicornis Forsk. , vom rothen Meer bis nach Australien. 19. Fam. Mugilidae. Langgestreckte, den Weissfischen nicht unähnliche Fische mit abgeflachtem Kopfe, ziemlich grossen leicht abfallenden ganzrandigen oder ctenoiden Schuppen und 2 kleinen Rückenflossen. Mundspalte meist massig weit, mit schwacher Bezahnung. Afterflosse meist etwas länger als die hintere Rückenflosse. Die Brust- flossen stehen autfallend hoch an den Seiten des Körpers, die Bauchflosse abdominal mit einem Stachel und 5 Strahlen. Alle besitzen eine Schwimmblase und Pseudobranchien. Vorwiegend Fleischfresser, die das Brackwasser lieben und gern in die Flussmnndungen steigen. Atherina Art. Zähne sehr klein. Erste Rückenflosse ganz von der zweiten ge- trennt. Schnauze aufgedunsen. A. mochon Cuv. Val. A. hepsetus L. , Adria und Mittelmeer. Tetragonurus B.\sso. Zähne compress, ziemlich stark. Schuppen gekielt und gestreift. Rückenflosse zusammenhängend. Schwimmblase fehlt. T. Cuvieri Risso, Sicilien. Mvgil Art. Wahre Zähne fehlen in den Kiefern. Vorderrand des Unterkiefers scharf. Wanderfisch der gemässigten und tropischen Meere. M. axiratus Risso. M. 238 Labyrinthici. Notacanthidae. Fistularidae. Batracliidae. Pediculati. cephalus Cuv., Adria und Mittelmeer. M. capito Cuv., Adria und Mittelmeer. M. dohula Gnth., Australien. 20. Fam. Labyrinthici, Labyrinthfische, Der comprimirte gestreckte oder hohe Körper ist mit massig grossen Schuppen bedeckt , welche die Kopf- und die Kiemen- stücke sowie auch die lange Rücken- und Afterflosse mehr oder minder vollständig bedecken. Zähne klein. Pseudobranchien rudimentär oder fehlen. Bauchflossen brust- ständig. Der wichtigste Charakter liegt in der eigenthümlichen Gestaltung der obern SchUindknochen, welche durch Aushöhlungen das Ansehn maeandrinenartig gewundener Blätter gewinnen und in ihren Zwischenräumen das zur Befeuchtung der Kiemen nöthige Wasser zurückhalten. Die Fische vermögen daher sämmtlich längere Zeit ausserhalb des Wassers auf dem Lande umherzuki-iechen und selbst zu klettern. Süss- wasserbewohner Ostindiens und Südafrikas. Anabas Cuv. Körper langgestreckt. Kiemendeckel gezähnelt. Zähne am Vomer, aber nicht am Gaumenbein. 16 — 19 Rückenstacheln. 9 — 11 Stachelstrahlen der After- flosse. A. scandens Dald., Kletterfisch, Ostindien. Spirobranclms Cuv. Val. Ospliromenus Lac. Nur Kieferzähne. Gaumen zahnlos. Erster Strahl der Bauch- flosse fadenförmig verlängert. 0. olfax Cuv. Val., Gourami, Java etc. Trichogaster Bl. Sehn. u. a. G. Pohjacanthus Cuv. Val. Süsswasserfisch in Ostindien. P. Hasseln Cuv. Val.; nahe verwandt ist Macropodus Lac. M. viridi- auratus Lac, von Günther für eine domesticirte Varietät von Polyacanthus erklärt. 21. Fam. Notacanthidae, Rückenstachler. Körper langgestreckt, sehr klein be- schuppt, mit rüsselförmig verlängerter Schnauze und zahlreichen freien Stacheln dt^r Rückenflosse. Bezahnung schwach. Pseudobranchien fehlen. Afterflosse sehr lang, vorn mit einigen Stacheln. Brustflossen an der Wirbelsäule siispendirt. Notacanthus Bl. Keine weiche Rückenflosse. Bauchflossen abdominal. N. nasus Bl. , Grönland. N. Bonnpar tu Hisso, Mittelmeei-. KhyncliobdeUa Bl. Seh. Körper aalförmig. Bauchflossen fehlen. JRh. aculeata Bl., Süsswasserfisch Ostindiens. Mastacembelus Gronov. 22. Fam. Fistularidae (Anlostomi), Röhrenmäuler. Bauchflosser von langgestrekter Körperform, mit röhrenförmig verlängerter Schnauze und weit nach hinten gerückter Rückenflosse. Die Haut ist bald nackt, bald mit kleinen Schuppen bedeckt. Staehel- flossen wenig entwickelt. Vier Kiemen. Pseudobranchien vorhanden. Eigenthümlich erscheint die gelenkige Verbindung des Hinterhaupts mit der Wirbelsäule. Aulostoma Lac, Trompetenfisch. Körper sehr lang, cylindrisch , mit Rückenflos.se über der Afterflosse, klein beschuppt. A. chinense L. Fistularia L. Körper schuppenlos. Schwanzflosse gabiig. Keine freien Rücken- stacheln. F. tabacaria L., Pfeifenfisch. CentrisciisL. Körper oblong, comprimirt. Vordere Rückenflosse kurz mit einem starken Stachelstrahl. C. scolopax L., Schnepfenfisch, Adria und Mittelmeer. Amphisile Klein. 23. Fam. Batrachidae, Froschfische. Vom Habitus der Groppen mit nackter oder fein beschuppter Haut. Bauchflossen kehlständig mit nur 2 weichen Strahlen. Stacheltheil der langen Rückenflosse sehr kurz. Afterflosse lang. Nur 3 Kiemen. Pseudobranchien fehlen. Zähne conisch, massig gross. Fleischfresser, welche meist die tropischen Meere bewohnen. Batrachus Bl. Seh., Froschfisch. Mit 3 Rückenstacheln. B. tau L. , Atl. Küsten von Centralamerika. B. grunniens L., Ostindien. Poriehthys Gir. 24. Fam. Pediculati, Armflosser. Seefische von gedrungener plumper Körperform, mit breitem Vorderleib und nackter oder von rauhen Höckern bedeckter Haut, mit kleinen kehlständigen Bauchflossen. Der grosse breite Kopf trägt bald kurze Stacheln, bald lange bewegliche Strahlen oder setzt sich {Malthe) in einen hornähnlichen Höcker fort. Das wichtigste Merkmal liegt in der Gestaltung der Brustflossen, welche durch stilförmige Verlängerung ihrer sog. Carpalstücke zu armähnlichen freibeweglicben Stützen 6. Unterclasse. Dipnoi. 239 des Körpers werden und in der That auch ziim Fortschieben und Kriechen gebraucht werden. Kieiuenspalte eng, in der Nähe der Brustflosse. Kiemenrauni mit 3 oder 2'/« Kiemen. Pseudobranchien fehlen. Es sind Raubfische, zum Theil mit weiter Rachen- spalte und kräftiger Bezahnung, die oft im Grunde des Wassers im Uferschlanime auf Beute lauern und ihre eigentliüuilichen Hautanhänge und angelartig aufrichtbaren Strahlen und Fäden in der Nähe des Mundes zum Heranlocken kleiner Fische benutzen. Lopliius Art. Kopf flach. 6 Rückenstacheln , von denen 3 isolirt auf dem Kopfe stehen. L. hudegassa Spin., Adria. L. piscatoriits L. {Buroa/oi; der Griechen), Europ. Küsten. Chironectus Cuv. Kopf comprimirt , mit 3 isolirten Rückenstacheln. Sollen nach Agassiz Nester bauen. Ch. pictus Cnv., Tropische Meere. Ch. histrio L., Caraibisches Meer. Chaunax Lowe u. a. G. Malthe Cuv. Kopf flach. Nur ein Rückenstachel als Schnabelttntakel. Haut mit conischen Höckern. Gaumen bezahnt. M. vespertüio L. , Fledermausfisch, Atlant. Küste von Südamerika. Ceratius Kr. G. Unterclasse. Dipnoi ^), LurcJtflscJie. Beschupx)te Fische mit Kiemen- und Lungenathmwuj, Kopf- und Seiten- hanäleu und persistirender Chorda, mit muskulösem {zahlreiche Klappcureihen enthaltende})) Arterienconus und mit Spiralklappe des Barnies. Die Lurcbfische, welche vor mehreren Decennien in den beiden Gattungen Lepidosiren und Frotopterus bekannt wurden, bilden eine so au.sgezeichnete Uebergangsgruppe zwischen Fischen und Amphibien, dass sie von ihrem ersten Entdecker als fischähnliche Reptilien betrachtet wurden und auch .später noch als Schuppenlurche bezeichnet werden konnten. Neuerdings ist zu diesen beiden Formen noch eine dritte von Forster und Krefft in Australien ent- deckte Galtung hinzugekommen, deren Gebiss mit fcssilen (Tria.s), von Agassiz den Plagiostomen zugeschriebenen Zähnen der Gattung Ceratodus überein- stimmt. In ihrer äusseren Körpergestalt erscheinen sie entschieden als Fische. Ein gestreckter mehr oder minder aalförmiger Leib ist bis über den Kopf mit runden Schuppen bedeckt, zeigt deutlich die Kopf- und Seitenkanäle und endet mit einem compressen Ruderschwanz, dessen Flossensaum von weichen Strahlen 1) J. Natter er, Lepidosiren paradoxa, eine neue Gattung der fischähnlichen Reptilien. Annalen des Wiener Museums. 1837. IL Bd. Th. L. Bischoff, Lepidosiren paradoxa, anatomisch untersucht und beschrieben. Mit 7 Steindrucktafeln. Leipzig. 1840. J. Hyrtl, Lepidosiren paradoxa. Monographie. Mit 5 Kupfertafeln. Frag. 1845. R. Owen, Description of the Lepidosiren annectens. Transact. Linn. Soc. vol. XVIL 1840. W. Peters, üeber einen dem Lepidosiren verwandten Fisch von Quellimane. Müller's Archiv. 1845. G. Krefft, Beschreibung eines gigantischen Amphibiums aus dem Wide- Bay-District in Queensland. A. Günther, Ceratodus und seine Stelle im System. Archiv für Natm-geschichte. Tom. 37. 1871. Derselbe, Description of Ceratodus, a genus of Ganoid Fishes. Phil. Transact. 1871. Huxley, On Ceratodus Forsten. Proced. Zool. Soc. London. 1876. E. Ray Lankester, On the Hearts of Ceratodus, Protopterus and Chimaera etc. Transactions of the zoolog. Society of London. Tom. X. 1879. J. E. V. Boas, Ueber Herz und Arterienbogen bei Ceratodus und Protopterus. Morpholog. Jahrb. Tom. VI. 1880. 240 Dipnoer. Flossen. Kiemen. gestützt, oben bis zur Mitte des Rückens, unten bis zum After sich fortsetzt. Der breite flache Kopf besitzt kleine seitliciie Augen und eine ziemlich weit ge- spaltene Schnauze , an deren Spitze die beiden Nasenöffnungen liegen. Un- mittelbar hinter dem Kopfe finden sich zwei Brustflossen , die ebenso wie die gleichgestalteten weit nach hinten liegenden Bauchflossen an ihrem Unterrande einen häutigen durch Strahlen gestützten Saum erkennen lassen (Stammreihe und Radien an einer Seite), oder {Üeratodiis) wie die Flossen der Crossopterycjier aus einem centralen von schuppiger Haut überzogenen Schafte und zwei seit- lichen von Strahlen gestützten Säumen bestehen. Vor dem vordem Flossen- paare liegt jederseits eine Kiemenspalte, über welcher bei der Afrikanischen Gattung Frotopterus (Rhinocryptis) bis in das spätere Alter drei kleine äussere Kiemenanhänge erhalten bleiben. Bei der in Brasilien einheimischen Gattung Lepidosiren fehlen äussere Kiemen. Wie in der äussern Gestalt, so erweisen sich die Fischlurche auch durch den Besitz innerer Kiemen als Fische. Diese sind bei Cerutodus — von der Opercularkieme abgesehn — in 4facherZahl vorhanden. Die Gestaltung dieser Kiemen erinnert an die ÜImnaeren, indem die zwischen den beiden Blättchen- reihen jedes Kiemenbogens sich erhebende Scheidewand zu einer ansehnlichen Platte wird, welche sich bis zum Dach der Kiemenhöhle fortsetzt und die ange- wachsenen Kiemenblättchen trägt. Bei Lepidosiren und Frotopterus finden sich 5 Paare knorpliger vom Zungenbeinbogen getrennte Kiemenbogen, von denen jedoch die beiden vordem Paare keine Kiemen tragen. Auch auf den fünften Bogen sind einige Plättchen gerückt. Eine Nebenkieme ist auch hier vorhanden. Auch die Skeletbildung weist entschieden auf die Ganoiden hin, mit denen die Dipnoer überhaupt so nahe verAvandt sind , dass man sie denselben einordnen konnte. Stets persistirt eine zusammenhängende knorplige Rücken- saite, von deren Faserscheide verknöcherte obere und untere Bogenschenkel mit Flippen abgehen. Nach vorn setzt sich die Chorda bis in die Basis des Schädels fort, welcher auf der Stufe der primordialen Knochenkapscl zurück- bleibt, jedoch bereits von einigen Knochenstücken überdeckt wird. Derselbe weicht von dem Schädel der Knochenganoiden nicht unwesentlich ab und ver- einigt Eigenthümlichkeiten des Ghimaerenschädels mit denen der Amphibien. Wie dort bildet derselbe mit dem Oberkiefergaumenbogen und dessen Suspen- sorium eine zusammenhängende Masse. Nur zwei Verknöcherungen treten in der Seitenwand des Schädels auf, die Occipitalia lateralia. Als Auflagerungs- knochen sind an der Basis ein Parasphenoid, an der Decke ein sehr lang- gestrecktes Parieto-frontale vorhanden {Ijpidosiren). Das Gehörorgan ist in der knorpligen Schädelkapsel eingeschlossen. Weit stärker sind die Gesichts- knochen des Kopfes entwickelt , namentlich die Kiefer , deren Bezahnung wie bei den Chimaeren aus senkrecht gestellten schneidenden Platten besteht, oder aber (Ceratodus) an die der Cestracioniden erinnert. In der Bildung der Geschlechtsorgane und deren Leitungswege verhält sich Ceratodus ähnlich den Knochenganoiden , indem auch im männlichen Geschlechte die Müller'schen Gänge Leitungswege sind. Der Darmkanal birgt eine Spiralklappe, welche in einiger Entfernung von der bald mehr rechtsseitig , bald mehr linksseitig aus- mündenden Cloake endet. Diese nimmt die Geschlechtsöffnung und zu deren Lungen. Herz. 241 Seiten die Mündungen der Ureteren auf und besitzt an ihrer Hinterseite bei Lepidosiren eine selbständige Harnblase. Während die bisher besprochenen Verhältnisse den Fischtypus unserer Thiere bekunden , führt die Athmung durch Lungen und besonders die Herz- bildung zu den nackten Amphibien hin. Stets durchbrechen die knorpligen meist gefensterten Nasenkapseln wie bei allen Luftathmern durch hintere Oeff- nungen das Gaumengewölbe und zwar weit vorn unmittelbar hinter der Schnauzenspilze. Sodann nimmt ein einfacher (Cerutodus) oder doppelter, ausserhalb der Bauchhöhle gelegene Sack die Stelle der Schwimmblase ein und mündet mittelst eines kurzen medianen Ganges durch eine Spaltöffnung in die vordere Wand des Schlundes ein. Diese als Lungen zu bezeichnenden Säcke enthalten bereits zellige Räume, erhalten jedoch ihr zuführendes Blut, ähnlich wie die Schwimmblase mancher Knochcnganoiden {Poli/pteriis), noch von Gefässen der paarigen Aorten - Wurzel beziehungsweise der unteren Kiemenvenen. Dagegen wird das arterielle Blut durch Lungenvenen zum Vor- hof des Herzens zurückgeführt. Durch diese Einrichtung, mit welcher die Gomplication der Herzgestaltung zusammenhängt, führen sie zu den Amphibien hin, welche durch Kiemen und Lungen athmen. Nach Hyrtl geht jedoch bei Lepidosiren die Lungenarterie jederseits wie bei den Amphibien von dem untern Arterienbogen ab und ist die directe Verlängerung desselben. hnmerhin scheinen die Besonderheiten, welche den Herzbau der Dipnoer charakterisiren, diesen eine gesonderte Stellung anzuweisen. Das Atrium er- fährt zunächst durch einen wulstförmigen Vorsprung (Ceratodus), welcher bei Lepidosiren zu einer netzförmig durclibrochencn muskulösen Scheidewand wird, eine vollständige Sonderung, der übrigens auch im Sinus venosus das Auftreten einer Längsscheidewand parallel geht. Die viel kleinere Hälfte des letzteren nimmt das aus den Lungenvenen zurückströmende Blut auf und führt dasselbe an der linken Seite des Wulstes , jedoch zugleich mit venösem Blut, in das Atrium, hi dem etwas spiralig gedrehten und eingeknickten Conus arteriosus ist eine der vier longitudinalen Klappenreihen (Ceratodus) in ge- schlossener Continuität zu besonderer Mächtigkeit entwickelt und erzeugt das Ansehn einer Longitudinalfalte. Das im linken Theil des Atriums aufgenommene freilich schon gemischte Blut wird in die linke durch die Longitudinalfalte ab- gegrenzte Seite des Conus und von da in die beiden obern Kiemenarterien getrieben, welche das Blut in den Körperkreislauf führen, während das rein venöse Blut durch den rechten Theil des Atriunis in den Ventrikel und von da in die rechte Seite des Conus gelangt, um in die untern Kiemenarterien einzu- fliessen, aus derem Bereich indirekt als Ast der untersten Kiemenvene die Lungenarterie entspringt. Vollkommener ist das gleiche Princip bei Proiopterus durchgeführt. Jedoch ist durch Ausbildung einer zweiten , der Hauptfalte gegenüberstehenden , Falte im Conus arteriosus die Trennung des- selben in zwei Räume für die zwei Blutsorten vollständiger geworden. Hier wird das Lungenblut ziemlich unvermischt in die beiden obern Bogenpaare geführt , welche die Carotiden und die Aorta bilden , dagegen keine Kiemen versorgen. Claus, Zoologie. 4. Auflage. Tom. IL 16 242 1. Ordnung. Monopneumüna. Die Dipnoer, über deren Entwicklung bislang nähere Beobachtungen fehlen, leben in den tropischen Gegenden Amerikas und Afrikas, in Sümpfen und Lachen am Amazonenstrome, weissen Nil, Niger und Queilimane, die Gattung Ceratodus aber in den Flüssen Australiens, doch mehr in schlam- migem Wasser, das mit Gasen verwesender organischer Stoffe erfüllt ist. Wenn die Sümpfe während der heissen Jahreszeit austrocknen, graben sich die ersteren mehrere Fuss tief in den Boden ein, bekleiden die dicht anliegenden Wände iin-er Höhle mit einer blattartig dünnen Schleimschicht und überdauern unter eintretender Lungenathmung, bis die Regenzeit den Sümpfen wieder Wasser zuführt. Sie nähren sich vorzugsweise von thierischen Stoffen. 1. Ordnung. ]Vroiiopneuniona. Mit einfacher nicht in zwei Hälften gespaltener Lunge. Vomer mit zwei schiefen Schneidezahn -ähnlichen Zahnlamellen. Gaumen mit einem Paare grosser und langer Zahnplatten bewaffnet, deren flach wellige Oberfläche mit 5 bis 6 scharfen Zacken an der Aussenseite bewaffnet ist. Unterkiefer mit zwei ähnlichen Zahnplatten. Flossen wie die der Crossopterygier mit be- schupptem Schaft und strahligem Saum, in welchem zwei seitliche Reihen von Strahlen enthalten sind. Die Klappen im Conus arteriosus mehr nach Art der Ganoiden. Kiemenapparat jederseits aus 5 Knorpelbögen und 4 Kiemen gebildet. Hohlraum der einfachen Lunge aus 2 symmetrischen zelligen Hälften zu- sammengesetzt, jedoch ist eine Längsreihe derselben sehr mächtig und erzeugt den Anschein einer Längsfalte. Die beiden Ureteren münden durch eine ge- meinsame Oeffnung an der Rückenseite der Cloake. Hinter dem After ein Paar weiter Peritonealspalten. Leben von Blättern, die sie mit den Schneidezähnen abreissen und mit den Zahnplatten zerkauen, sie benutzen vorwiegend die Lunge zur Respiration , wenn das schlammige Wasser von Gasen organischer Stoffe erfüllt ist. Lebten schon zur Zeit des Trias. Fam. Ceratodidae mit der einzigen Gattung Ceratodus Ag. C. Forsten Krefft (und miolepis Günth.), Barraniunda der Eingebornen, Queensland, lebt in schlammigem Wasser, wird bis 6 Fuss lang und ist des schmackhaften Fleisches halber als Speise geschätzt. Fossile Zahnreste aus dem Jura und Muschelkalk waren schon lange vor der Entdeckung der lebenden Art bekannt. 2. Ordnung. Dipneumoiiaj. Mit doppelter Lunge und einfacher Seitenreihe von Strahlen in den Glied- massen. Flossen schmal, mit gegliedertem Knorpelstab (Slanmireihe) und Strahlen an einer Seite. Kiemen mehr rcducirt. Klappeneinrichtung des Conus arteriosus vollständiger, durch zwei Falten vermittelt. Lungen paarig. 1. Fam. Sirenoidae. Protoptcrus Owen {Ehinocryptis Peters). Mit Opercularkieme am Zungenbein- bogen und je 2 Reihen von Kiemenblättchen am dritten und vierten sowie einer Reihe am fünften Kiemenbogen. Zwischen den Kiemenbcgen 5 Spaltenpaare, von denen das vor- II. Classe. Amphibia. 243 dere Paar zwischen Zungenbein und erstem Kiemenbogen liegt. Auch 3 äussere kiemen- ähnliche Anhänge vorhanden. Pr. annectens Owen, Tropisches Afrika. Leindosiren Natterer. Ohne äussere Kiemen. 5 Kiemenbogen mit nur 4 Inter- branchialspalten jederseits, da das vordere Paar fehlt. L. paradoxa Natterer, Brasilien, II. Classe. Amphibia'), Amphibien, Lurche. Wechselwartne Vertehraten meist mit nackter Ilautoberfläche, mit Lungen- ■i athnvung und vorübergehender oder persistirender Kiemen athmung, soivie un- vollständig doppeltem Kreislauf, mit doppeltem Condylus des Hinterhauptes. Entivicldung mittelst Metamorphose^ ohne Amnion und Allantois der Embryonen. Die nackten Amphibien bilden mit den beschuppten Amphibien den In- halt der zweiten Linne'schen Wirbelthierclasse , der Reptilien. Wenn man neuerdings diesen Verband aufgelöst hat , so gab man gewiss einem durchaus natürliclien, erst mit dem Fortschritt der Wissenschaft erkannten Verhältniss Ausdruck. Die nackten Amphibien oder einfach Amphibien schliessen sich in Bau und Entwicklung den Fischen an, von denen die Gruppe der Dipnoer den Uebergang vermittelt. Die Reptilien dagegen erweisen sich, obwohl Kalt- blüter, doch hinsichtlich der gesammten Organisation und Entwicklung als höhere Wirbelthicre und bilden das Anfangsglied in der Reihe der höhern zu jeder Lebenszeit ausschliesslich Luft-athmenden Landthiere, Schon die äussere Körpergestalt weist auf den wechselnden Aufenthalt im Wasser und auf dem Lande hin, zeigt indessen mannichfaltige zu den kriechenden, kletternden und springenden Landthieren hinführende Gestaltungs- formen. \m Durchschnitt praevalirt ein langgestreckter, cylindrischer oder mehr comprimirter Körper, der häufig mit einem anselmlichen compressen Ruder- schwanz endet und seltener auf dem Rücken eine senkrechte Hautfalte trägt. Extremitäten können noch vollständig fehlen, wie bei den drehrunden, unter- irdisch in feuchter Erde lebenden Blind Wühlern, in andern Fällen finden sich bloss kurze Vordergliedmassen [Sire.n) oder vordere und hintere Stummel mit reducirter Zehenzahl, unfähig, den sich schlängelnden Körper in der Höhe zu tragen. Auch da wo die beiden Extremitätenpaare eine ansehnliche Grösse erhalten und mit vier oder fünf Zehen enden, wirken sie mehr als Nachschieber zur Fortbewegung des langgestreckten biegsamen Rumpfes. Nur die Batrachier, 1) Lacapede, Histoire naturelle des Quadrupedes ovipares et des serpens. Paris 1788 und 1789. J. G. Schneider, Historia amphibiorum naturalis et litteraria. .Jena. 1799-1801. B. Merrem, Beiträge zur Geschichte der Amphibien. 1790—1801, sowie Tentamen systematis amphibiorum. Marburg. 1820. Wagner, Natürliches System der Amphibien. München. 18:30. Dumeril et Bibron, Erpetologie generale etc. Paris. 1834—1854:. Rymer Jones, Reptilia in Todd's Cyclopaedia of Anatomie and Physio- logy. A. Götte, Die Entwicklung.'^geschichte der Unke. Leipzig. 1875. IG* 244 Amphibien. Haut. Skelet. deren kurzer gedrungener Rumpf im ausgebildeten Zustand des Schwanzes entbehrt, besitzen sehr kräftige, zum Laufen und zum Sprunge, selb.st zum Klettern taugliche Extremitätenpaare. Die Haut^), nicht nur für die Absonderung, sondern auch für die Respiration von grosser Bedeutung, erscheint in der Regel glatt und sclilüpfrig, die Blindwühler {Coedlicn) besitzen jedoch schienenartig verdickte Hautringe und in denselben Schüppchen, welche die concentrischen und strahligen Linien der Fischschuppen zeigen. Ueberall stellt die oberste Zellenschicht einen dünnen verhornten Ueberzug dar, der periodisch abgestreift und durch einen neuen ersetzt wird, hn Larvenleben besitzt diese einschichtige Lage einen äussern streifigen von Poren durchsetzten Saum. Auch die Sinnesorgane der Seitenlinien finden sich bei den im Wasser lebenden Formen, insbesondere imLarvenzustand, wenngleich freiliegend und nicht von Ganälen umschlossen, wieder. Sehr all- gemein liegen Drüsen und Pigmente in der Hautbedeckung. Die erstem sind entweder einfache flaschen form ige Zellen, deren Secret beim Häutungsprocess die Verbindung der obersten abzustossenden Zellenlagen loslöst oder sack- förmige Drüsen mit schleimigem Secret, welches die Oberfläche des Leibes während des Landaufenthaltes feucht und schlüpfrig erhält oder sie sondern ätzende und stark riechende Säfte ab , welche auf kleinere Organismen eine giftige Wirkung auszuüben vermögen. Diese letztern Drüsen erhalten an manchen Stellen eine bedeutende Grösse und häufen sich zu grössern Gom- plexen an, wie z. B. bei den Kröten und Salamandern in der Ohrgegend {Parotidei), ebenso oft bei den erstem an den Seiten und hintern Extremitäten. Die mannichfachen Färbungen der Haut beruhen theils auf der Anhäufung von Pigmentkörnchen in den Epidermiszellen, theils auf dem Besitze von oft grossen ramificirten Pigmentzellen der Gutis, welche bei den Fröschen durch selbständige Gestaltveränderungen das schon länger bekannte Phänomen des Farbenwechsels bedingen. Bei einigen Urodelen erfährt die Haut auffallende prriodische Wucherungen, insbesondere erhalten die männlichen Tritonen zur Begattungszeit häutige Flossenkämme des Rückens und öfters Fransen an den Zehen, welche bei dem Weibchen schwächer sind oder ganz fehlen. Wie bereits erwähnt, ist die Oberhaut in beständiger Erneuerung begrifTen und wird bei den Batrachiern in grossen zusammenhängenden Blättern abgestossen. Das Skelet vertritt im Anschluss an das der Ganoiden die zunächst höhere Stufe in der Entwicklungsreihe des Knochengerüstes, Obwohl eine Ghorda dor- salis von ansehnlichem Umfang persistiren kann, häufiger freilich in Resten vorhanden ist, kommt es stets zur Bildung knöcherner, anfangs noch biconcaver Wirbel, welche stets — im Gegensatze zu der Wirbelsäule der Fische — durch Intervertebralknorpel geschieden sind, hn einfachsten Falle (Blindwürmer und 1) Fr. E. Schulze, Epithel- und Drüsen-Zellen. 1. Die Oberhaut der Fische und Amphibien. Archiv für niikr. Anatomie. Tom. III. Fr. Leydig, Ueber die äussern Bedeckungen der Amphibien und Reptilien. Arch. für mikr. Anatomie. Tom. IX. 1873 und Tom. XII. 1874. Wirbelbildimg. 245 Proteus) besitzen die Wirbel die Form knöcherner Doppelkegel ^), deren Binnen- raum von der continuirlich zusammenhängenden mächtig entwickelten Chorda erfüllt wird. Bei den Tritonen und Salamandern verdrängt allmählig der wachsende hitervertebralknorpel die in ihren Resten verknorpelnde Chorda, und es kommt durch weitere Differenzirung des erstem zur Anlage eines Gelenkkopfs und einer Gelenkpfanne, die aber erst bei den mit procölen Wirbel- körpern versehenen Batrachiern zur völligen Sonderung gelangen. Hier er- hält sich nur das im primordialen Wirbeikörper gelegene Chordastück und zwar olme sich in Knorpel umzuwandeln entweder einige Zeit lang oder das ganze Leben hindurch. Die Zahl der Wirbel ist meist der langgestreckten Körperform entsprechend eine bedeutende, bei den Batrachiern dagegen be- steht die ganze Wirbelsäule nur aus zehn Wirbeln mit auffallend langen Quer- fortsälzen, welche die häufig fehlenden Rippen zugleich mit vertreten, während sich sonst mit Ausnahme des ersten zum Atlas sich umgestaltenden Wirbel an fast allen Rumpfwirbeln kleine knorplige Rippenrudimente finden. Obere Bogenstücke sind stets entwickelt und können auch wie bei den Fröschen Gelenkfortsätze bilden , von ihnen und theilweise von den Wirbelkörpern ent- springen die Querfortsätze, dahingegen treten untere Bogenstücke nur an dem Schwanztlieile der Wirbelsäule auf. Am Kopfskelet erhalt sich der knorplige Primordialschädel, verliert jedoch meist Decke und Boden und wird von knöchernen Stücken verdrängt, die theils Ossificationen der Knorpelkapsel (Occipitalia lateralia, Gehörkapsel, Gürtelbein, Quadratum) sind, theils als Belegknochen vom Perichondrium aus (Parietalia, Frontalia, Nasalia, Vomer, Parasphenoideum) ihren Ursprung nehmen. Wie bei Lepidosiren bleiben Occtpikile basale und siiperius kleine Knorpelstreifen, ebenso finden wir noch ein Farasphenoideum, das bei keinem Reptil und höherm Wirbelthier wieder auftritt , dagegen fehlen wahre Basisphenolds. Die Occipitalia lateralia (mit dem Opisthoticum verschmolzen) sind stets sehr entwickelt, tragen zur Begren- zung des Gehörlabyrinthes bei und articuliren wie bei den Säugethieren mittelst doppelter Gelenkhöcker auf dem vordersten Wirbel. Die vorspringende Ohr- gegend wird von einem grossen die vordere Parthie des Labyrinthes bergenden Knochen gebildet , welcher auch den dritten Ast des Trigeminus durchtreten lässt und olfenbar dem Frooticum entspricht. Hier aber wird die Ohrkapsel von einer Fenestra ovalis durchbrochen, an welches sich ein vom Zungen- beinbogen stammendes Knochenstäbchen {Columella) anlegt. Während die Seitenwandungen der Schädelhöhle knorplig bleiben, entsteht noch in der vordem an die Ethmoidalgegend angrenzenden Region eine Ossifikation , die sich durch mediane Vereinigung zu einem ringförmigen Knochen , Gürtelbein (Os en ceinture), gestalten kann. Dieser von D uges als Etlunoideuni gedeutete Abschnitt entspricht dem Orbitosphenoid der Knochenfische, zuweilen (Frosch) ist er aber auch nach vorn zur Begrenzung der Nasenwand ausgedehnt und würde demnach zugleich die Ethmoidalia lateralia repräsentiren. Diese Theile bleiben jedoch wie die Nasenscheidewand grossentheils knorplig, während von 1) Vgl. besonders Gegenbaur, Untersuchungen zur vergleichenden Anatomie der Wirbelsäule bei Amphibien und Reptilien. Leipzig. 186"2. 246 Amphibien. Schädelbau. Kieferbogen. Extremitäten. oben die paarigen flachen Na.salia aufliegen und unten der ebenfalls paarige Vomer angrenzt. Die Verbindung des Schädels mit dem Kieferbogen ist im Gegensatz zu den Knochenfischen, wie bei CJnmaerd und Lepidosiren, eine feste. Kieferstil und Palato-Quadratum legen sich im Zusammenhang mit der knorpligen Schädelkapsel (Graniofacialknorpel) an und bilden jederseits einen weit ab- stehenden infraorbitalen Bogen , dessen Vorderende entweder frei bleibt oder mit dem Ethmoidalknorpel verschmilzt. Der Mangel einer Gliederung macht es wahrscheinlich, dass der Bogen ausschliesslich dem Palato-Quadratum ent- spricht und Theile des Hyomandibulare ausschlicsst (Gegenbaur), zumal da ein hinterer Fortsatz desselben direkt als Stil des Unterkiefers erscheint. Die am Ende des Stils auftretende O.s.sifikation bildet das Quadratum, während ein dem Knorpel aufliegender fast hammerförmiger Deckknochen als Sqiiamo- sum, richtiger vielleicht als Tympanicum bezeichnet wird {Fraeopercidiini Huxley). Ein zweiter von unten anliegender Knochen erstreckt sich im Bogen nach vorn und ist das einfache Fterycjoideum, an welches sich nach vorn das quer zum Vomer hinziehende Palatinum anschliesst. Der äussere Kiefer- bogen, gebildet durch die als Deckknochen (an den Rostral- und Adrostral- knorpel der Larven) entstehenden Intermaxillar- und Maxillarknochen, kann durch eine dritte hintere Knochenspange (Quadrato-juyale) bis zum Quadratum reichen, bleibt aber bei manchen Perennibranchiaten unvollständig, indem der Oberkieferknochen fehlt. Am Visceralskelet zeigt sich entschieden eine mehr oder minder tiefgreifende Reduction im Zusammenhang mit der Rückbildung der Kiemenathmung. Die mit bleibenden Kiemen versehenen Amphibien {PereninbrancJiiaten) besitzen die Visceralbogen in grösserer Zahl und in ähn- licher Gestalt, wie sie bei den übrigen Formen nur vorübergehend im Larven- leben auftreten. Hier treten noch 4 bis 5 Bogenpaare auf, von denen das vordere den Zungenbeinbogen darstellt und meist keine Gliederung zeigt. Auch die Gopula bleibt in der Regel einfach und wird von den beiden letzten Bogen überhaupt nicht mehr erreicht. Diese stellen einfache Knorpelstäbe dar und legen sich an das Grundglied des vorausgehenden Bogens an. Obere Schlundknochen fehlen überall. Bei den Salamandrinen persistiren ausser dem Zungenbeinbogen noch Reste von zwei Kiemenbogen, während sich bei den Batrachiern im ausgebildeten Zustand nur ein einziges Paar von Bogen- stücken am Zungenbeine erhält. Dasselbe fügt sich an den Hinterrand des Zungenbeinkörpers an und als Suspen.sorium des Kehlkopfs dient. Die Extremitäten besitzen stets ein SchuUer- und Beckengerüst und ge- statten eine sicherere Zurückführung ihrer Theile als die zu Flossen umgebil- deten Gliedmassen der Fische. Am Schultergerüsl unterscheidet man leicht die drei Stücke als Scapulare, Procoracoideum und Goracoideum , wozu noch ein oberes knorpliges Suprascapulare hinzukonmit. Während bei den ge- schwänzten Amphibien ein unterer Schluss des Gürtels fehlt, kommt derselbe bei den Batrachiern sowohl durch die mediane Verbindung beider Hälften als durch Anlagerung einer als Sternum zu deutenden Platte zu Stande. Am vordem Ende tritt noch eine Episternalplatte hinzu. Für das Becken ist die schmale Form der Darmbeine characteristisch, welche an den starken Quer- Nervensystem. Sinnesorgane. 247 fortsätzen eines Wirbels befestigt, an ihrem hintern Ende mit dem Sitz- und Schambein verschmelzen. Das Nervensystem der nackten Amphibien entspricht zwar noch einer tiefen Lebensslufe, erhebt sich aber bereits in mehrfacher Hinsicht über das der Fische. Das Gehirn ist in allen Fällen klein und zeigt im Wesentlichen die für diese Glasse hervorgehobenen Gestaltungsverhältnisse. Jedoch er- scheinen die Hemisphären grösser und die Differenzirung des Zwischen- und Mittelhirns weiter vorgeschritten. Die Lobi optici erlangen eine ansehnliche Grösse, und das verlängerte Mark umschliesst eine breite Rautengrube. Auch die Hirnnerven reduciren sich ähnlich wie bei den Fischen, indem nicht nur der N. facialis und die Augenmuskelnerven oft noch in das Bereich des Tri- (jemlnas fallen, sondern Glossopharyngeus und Äccessorius regelmässig durch Aeste des Vayus vertreten werden. Der Hypoglossus ist wie dort erster Spinalnerv. Von den Sinnesorganen fehlen die beiden Augen niemals, doch können sie zuweilen klein und rudimentär unter der Haut versteckt bleiben , wie dies namentlich für den unterirdische Gewässer bewohnenden 01m ( Proteus) und die Bündwühler oder Schleichenlurche gilt. Bei den Perennibranchiaten fehlen Lidbildungon noch vollständig, während die Salamandrinen ein oberes und unteres Augenlid und die Batrachier mit Ausnahme von Fipa ausser dem oberen Augenlid eine grosse sehr bewegliche Nickhaut besitzen, neben der nur bei Bafo ein unteres rudimentäres Augenlid auftritt. Eine besondere Aus. Zeichnung der Batrachier ist das Vorhandensein eines Retractors, durch welchen der grosse Augenbulbus weit zurückgezogen werden kann, hu Baue des Gehörorganes ') schliessen sich die Amphibien an die Fische an. Mit Aus- nahme der Batrachier beschränkt sich dasselbe auf das Labyrinth mit drei halbcirkelförmigen Ganälen, liegt jedoch bereits von einem Felsenbein um- schlossen. Bei jenen aber tritt meist noch eine Paukenhöhle hinzu, welche mit weiter Tuba Eustachii in den Rachen mündet und aussen von einem bald frei liegenden bald von der Haut bedeckten Trommelfell verschlossen v\?ird, dessen Verbindung mit dem ovalen Fenster ein kleines Knorpelstäbchen nebst Knorpel- plätlchen {Coluinella nebst Operculum) herstellt. Bei fehlender Paukenhöhle werden diese Deckgebilde des ovalen Fensters von Muskeln und Haut über- zogen. Die zuerst durch Deiters bei den Fröschen entdeckte rudimentäre Schnecke dürfte wohl allen Amphibien zukommen. Die Geruchsorgane sind stets paarige mit Hautfaltungen der Schleimhaut versehene Nasenhöhlen, welche anfangs nach vorn innerhalb der Lippen , bei den Batrachiern und Salamandrinen weiter nach hinten zwischen Oberkiefer und Gaumenbein mit der Rachenhöhle communiciren. Als Sitz der Gefühlswahrnehmungen und des Tastsinnes ist die äussere nervenreiche Haut zu betrachten. Dass auch der Geschniaksinn vorhanden ist, ergibt sich aus dem Vorhandensein von Geschmackspapillen auf der Zunge der Batrachier. Die meisten Amphibien besitzen eine grosse vorn angewachsene und als Fangapparat verwendbare Zunge. Die Speiseröhre ist wie bei den Fischen weit und kurz und führt in 1) Vergleiche insbesondere die Arbeiten von Deiters und Hasse. 248 Amphibien. Verdauuugscaual. Athmungs- u. Kreislaiifsorgaae. Kiemenathmnng, den meist deutlich abgesetzten häufig retortenförmig erweiterten Magen. Der Darm gliedert sich in einen engen ausnahmsweise fast geradgestreckten , meist mehrfach gewundenen Dünndarm und einen kurzen Dickdarm, der sich in die weite mit einer vordem dünnwandigen Harnblase verbundene Kloake fortsetzt. In diese münden auch die Harn-Geschlechtswege ein. Die Leber ist ebenso wie Pancreas und Milz stets vorhanden. Den Eingang in den Verdammgscanal bildet eine mit weit gespaltenem Rachen beginnende Mundhöhle , deren Kiefer- und Gaumenknochen ( Vonier, Falatinum) in der Regel mit spitzen nach hinten gekrümmten Zähnen bewaffnet sind, welche nicht zum Kauen, sondern zum Festhalten der Beute gebraucht werden. Nur selten fehlen Zähne vollständig, wie bei Fipa und einigen Kröten, während sie bei den Fröschen stets im Oberkiefer und am Gaumen vor- handen sind. Bei den Blindwühlern und Urodelen dagegen finden sich zwei obere Bogen. Die Athmungs- und Kreislaufsorgane der nackten Amphibien wiederholen im Wesentlichen die Gestaltungsverhältnisse der Dipnoer und characterisiren unsere Thiere als wahre Verbindungsglieder zwischen den ausschliesslich mittelst Kiemen athmenden Wasserbewohnern und den Luft-lebenden höhern Wirbelthieren mit Lungenrespiration. Ueberall treten zwei ansehnliche Lungen- säcke auf, neben denselben aber noch, sei es nur im .Jugendalter oder auch im ausgebildeten Zustande, drei oder vier Paare von Kiemen, welche bald in einem von der Haut des Halses bedeckten Raum mit äusserer Kiemenspalte eingeschlossen liegen, bald als ästige oder gefiederte Hautanhänge frei am Halse hervorragen. Stets sind mit dem Besitze von Kiemen Spaltöffnungen in der Schlundwandung zwischen den Kiemenbogen verbunden. Die Lungen sind zwei geräumige meist symmetrisch entwickelte Säcke mit vorspringenden Falten und netzförmig erhobenen Balken auf der Innen- fläche, durch welche secundäre zellenförmige Räume gebildet werden, an deren Wandung die Capillaren verlaufen. Diese weniger ausgedehnte Flächen- entwicklung entspricht dem geringen respiratorischen Bedürfnisse und gestattet eine nur unvollkommene Athmung , auch lassen die beschränkten Athmungs- bewegungen, welche bei dem Mangel eines erweiterungs- und verengerungs- fähigen Thorax einerseits durch die Muskulatur des Zungenbeins, andererseits durch die Bauchmuskeln bewirkt werden, den Austausch der Luft in wenig vollkommener Weise ausführen. Der unpaare durch Knorpelstäbe gestützte Eingangskanal in die beiden Lungen sieht bald mehr einer Trachea, bald mehr durch seine Kürze und Weite einem Kehlkopf ähnlich, ist aber nur bei den Anuren zu einem Stimmorgan ausgebildet, welches laute quakende Töne her- vorbringt und häufig im männlichen Geschlechte durch den Resonanzapparat eines oder zweier mit der Rachenhöhle communicirender Kchlsäcke unterstützt wird, hn innigsten Zusammenhang mit den Respirationsorganen steht die Entwicklung und Ausbildung des Gefässsystemes. hl der Zeit der ausschliesslichen Kiemonathmung verhält sich der Bau des Herzens und die Gestaltung der Hauplarterienstämme ganz ähnlich wie bei den Fischen. Später bei hinzutretender Lungcnathmung wird der Kreislauf ein doppelter, und es findet durch ein Septum die Scheidung eines rechten und Kiemenathmung. 249 linken Vorhofes statt, von denen der erstere die Körpervenen, der letztere die arteriellen Blut-führenden Lungenvenen aufnimmt. Dagegen bleibt die Ven- tricular- Abtheilung des Herzens stets noch einfach, erhält daher nothwendig gemischtes Blut und führt in den kurzen muskulösen, rhythmisch contractilen Aortenconus mit der Aorta ascendens , welche sich in die bereits mehr oder minder reducirten Gefässbögen spaltet. Beim Embryo und während der ersten Larvenperiode sind es vier Paare von Gefässbögen, welche ohne capillare Ver- tlieilung den Schlund umziehen und sich unterhalb der Wirbelsäule zu den beiden Wurzeln der Aorta ( descendens ) verbinden. Mit dem Auftreten von Kiemen geben die drei vordem Bogenpaare Gefässschlingen ab , welche das System der Kiemencapillaren bilden, während die zurückführenden Theile der Bögen untereinander eine sehr verschiedene Verbindung durch Bildung der Aortenwurzeln (Aorta descendens) erfahren. Der untere vierte Gefässbögen, der übrigens häufig (Frosch j einen Zweig des dritten darstellt oder (Salamander) mit jenem in gemeinsamem Ostium am Bulbus entspringt, steht zur Kiemen- athmung in keiner Beziehung und führt direct in die Aortenwurzel. Dieser untere Gefässbögen ist es, welcher einen Zweig zu den sich entwickelnden Lungen entsendet und so die Bildung der an Grösse und Bedeutung bald über- wiegenden Lungenarterie einleitet. Während sich diese Verhältnisse des Larven- lebens bei den Perennibranchiaten im Wesentlichen zeitlebens erhalten, treten bei den Salamandrinen und Batrachiern mit dem Schwunde der Kiemen weitere Reductionen ein , welche zur Gofässvertheilung der höhern Wirbelthiere hin- führen. Indem das Gapillarsystem der Kiemen hin wegfällt, wird die Verbin- dung des Aortenbulbus und der absteigenden Körperarterie wiederum durch einfache Bogen hergestellt , die aber an Umfang keineswegs gleichmässig ent- wickelt sind , sondern zum Theil zu engen und obliterirten Verbindungswegen verkümmern {Ductus JBotalli). Der vordere Bogen, aus dessen branchialem Theil schon während der Kiemenathmung die Kopfgefässe hervorgehen , ent- sendet Zweige zu der Zunge, sowie die Garotiden, bewahrt sich aber meist einen Ramiis conimunicans oder Ductus Botalli. Die beiden mittleren bilden am häufigsten die Aortenwurzeln, von denen sich auch noch Aeste nach dem Kopfe abzweigen können. Der unterste an seinem Ursprünge oft mit dem vor- hergehenden verschmolzene Bogen gestaltet sich zur Lungenarterie um, meist mit Erhaltung eines dünnen, zuweilen obliterirten Ductus Botalli. Auch aus den Aortenwurzeln treten oft noch Gefässe nach dem Kopf und Hinterhaupt aus. Bei den Batrachiern, welche in Folge des Zusammenfallens der beiden untern Kieinenbogen nur drei Gefässbögen besitzen, ist die Aortenwurzel Fort- setzung des mittleren Bogens jeder Seite und giebt die Gefässe der Schulter- gegend und der vordem Extremität, oft auch an einer Seite die Eingeweide- arterie ab. Der untere Bogen entsendet die Lungenarterie und einen starken Stamm für die Haut des Rückens, ohne einen auch nur obliterirten Verbindungs- gang mit der Aorten wurzel zu erhalten. Am meisten vereinfacht sich der Apparat der Gefässbögen bei den Goecilien , wo aus dem Aortenbulbus ausser der Lungenarterie zwei Gefässstämme hervortreten, welche hinter dem Schädel die Kopfaiterie abgeben und sodann die Aortenwurzel bilden. Wie bei den Fischen schiebt sich in das rückführende venöse Gefässsystem ein doppelter 250 AmiAibien. Ljmphgefässe. Haruorgane. Pfortaderkreislauf ein, das der Leber und der Niere; erst aus den venae revehentes derselben gelangt das Blut in die untere Hohlvene. Die Lymphgefässe der Amphibien sind wohl entwickelt und begleiten die Blutgefässe als Geflechte oder weite lymphatische Balmen. Der Ductus thora- tlcus bildet in seiner vordorn Partie doppelte Schenkel und entleert Chylus und Lymphe in die vorderen Venenstämme. Auch sind Gommunicationen der Lymphbahnen mit der Vena iliaca nachgewiesen worden. An einzelnen Stellen können Lymphbehälter rhythmisch pulsiron und die Bedeutung von Lymph- herzen erhalten, so liegen bei den Salamandern und Fröschen zwei Lymph- herzen unter der Rückenhaut in der Schultergegend und zwei dicht hinter dem Os ileum. Von Gefassdrüsen sind die stets paarige Thymus und die in keinem Falle fehlende Milz hervorzuheben. Die Harnoryanc sind stets paarige , aus den grossen unteren Abschnitten der Urniere hervorgegangene Drüsen , an deren Aussenrande zahlreiche Harn- kanälchen in die beiden Urnierengänge eintreten. Dieselben öffnen sich auf warzenförmigen Vorsprüngen in die hinlere Wand der Kloake, ohne direct mit der Harnblase in Verbindung zu stehen, welche vielmehr als geräumige, oft zweizipflige Aussackung an der vordem Kloakenwand hervortritt. Die Ent- wicklung des Nierensystems beginnt mit dem Auftreten einer paarigen weit vorn neben den Kiemen retroperitoneal gelegenen Vorniere, die sich jederseits in den mit seinem Hinterende in die Dorsal wand der Kloake mündenden Urnierengang fortsetzt. Die Vorniere legt sich keineswegs als solide Zellen- Avucherung des Mesoderms an , sondern entsteht als rinnenartige Ausstülpung des parietalen Peritoneums zur Zeit, in welcher sich die ersten Urwirbel sondern. Durch Abschnürung zu einem selbständigen Gang geworden, verlängert sich dieselbe ebenso wie die Anlage des Urnierengangs und dißerenzirt sich in einen Horizoiitalcanal, welcher meist durch drei oder vier Mündungen mit der Bauch- höhle eommunicirt. Der Vornierengang endet aiifangs blind. Eine im Bereiche der Vorniere entstandene Erhebung des visceralen Peritoneums liefert den niit der Urniere sich verbindenden Glomerulus. Erst bei viel wejter vorgeschrittenen Larven von circa Vji Gentim. Länge beginnt die Entwicklung der Urniere, während die Vorniere freilich nicht immer bis zum völligen Schwunde rückgebildet wird. Die erstere entsteht in einer verschieden grossen Zahl aufeinander folgender Anlagen, welche sich als ge- sonderte Ausstülpungen des Peritoneums in Form von Schläuchen abschnüren. Am obern Ende bilden dieselben eine ganze Anzahl von sich verknäulenden Röhrchen am untern Ende je ein später in den Urnierengang einmündendes Harncanälchen. Später entwickeln sich die dorsalen Abtheilungen der Urnierencanälchen, die in immer grösserer Anzahl auftreten, vornehmlich im hintern Abschnitt der Urniere, während der vordere einfach gebliebene Theil mit den Hoden in Verbindung tritt. Die aus diesem Abschnitt austretenden Canälchen leiten das Sperma in den inzwischen durch Abspaltung vom Müller'schen Gang gesonderten secundären Urnierengang, an dessen unterem Ende die aus dem untern als Niere fungirenden Abschnitt der Urniere aus- tretenden Harncanälchen zusammentreten. Beim Weibchen münden dieselben wie die Sammelröhrchen des obern Abschnitts in den secundären Urnieren- Fortpflanzung. 251 gang ein, dagegen erlangt der Müller 'sehe Gang eine bedeutende Grösse und übernimmt jederseits die Function des Oviductes. Während dieser Gang mit freiem, trichterförmig erweitertem Ostium, welches die aus dem trauben- förmigen Ovarium in die Bauchhöhle gefallenen Eier aufnimmt, beginnt, nimmt er einen mehrfach geschlängelten Verlauf und mündet oft unter Bildung einer Uterus -artigen Erweiterung nach Aufnahme des Harnleiters seitlich in die Cloake. Für diese ist bei den Salamandrinen nach v. Siebold 's Entdeckung der Besitz schlauchförmiger, als Samenbehälter fungirender Drüsen bemerkens- werth. Ein vollkommener Hermaphroditismus scheint niemals vorzukommen obwohl bei den männlichen Kröten, insbesondere bei Bufo vanabüis, neben den Hoden Rudimente des Ovariums gefunden werden. Männchen und Weibchen unterscheiden sich oft durch Grösse und Färbung, sowie diu'ch andere namentlich zur Brunstzeit im Frühjahr und Sommer her- vortretende Eigenthümlichkeiten. Zahlreiche männliche Batrachier besitzen z. B. eine Daumenwarze und Kehlsäcke, andere wie die männlichen Wasser- salamander zeichnen sich zur Zeit der Begattung durch den Besitz von Haut- kämmen aus. Aeussere Begattungsorgane fehlen am männlichen Geschlechts- apparate der meisten Amphibien, gleichwohl aber kommt es bei vielen zu einer Begattung, die freilich meist eine äussere Vereinigung bleibt und eine Befruch- tung der Eier ausserhalb des mütterlichen Körpers zur Folge liat. Die männ- lichen Land- und Wassersalamander hingegen besitzen BegatLungseinrichlungen und aufgewulstete Kloakenlippen, welche bei der Begattung die weibliche Kloakenspalte umfassen und eine innere Befruchtung ermöglichen. Im letzteren Falle können die Eier im Innern des weiblichen Körpers ihre Entwicklung durchlaufen , und lebendige Junge auf einer frühern oder spätem Stufe der Ausbildung geboren werden. Der erstere Fall gilt insbesondere für die Batrachier. Die Männchen derselben umfassen ihre Weibchen vom Rücken aus in der Regel hinter den Vorderschenkeln , seltener in der Weichengegend und ergiessen die Samenflüssigkeit über die aus dem weiblichen Körper aus- tretenden Eier. Nur ausnahmsweise sorgen die Eltern durch Instinkthandlungen für das weitere Schicksal der Brut, wie z. B. der Fessler und die südamerikanische AVabenkrötc. Während das Männchen der erstem [Älijtcs ohstreticans) die Eiersclmur um die Hinterschenkel windet, dann sich in feuchter Erde vergräbt und sich seiner Last erst nach vollendeter Embryonalentwicklung entledigt, streicht die männliche Fipa die abgelegten Eier auf den Rücken des Weibchens, welcher alsbald um die einzelnen Eier zellartige Räume biklet, in denen nicht nur die Embryonalenlwicklung durchlaufen wird, sondern auch die aus- geschlüpften Jungen bis nach vollständigem Ablauf der Metamorphose Schutz und Nahrung finden. Andere Gattungen wie Notodclphis besitzen einen geräumigen Brutsack unter der Rückenhaut. Vun diesen Fällen abgesehen werden die Eier entweder einzeln vornehmlich an Wasserpflanzen angeklebt (Wassersalamander) oder in Schnüren oder un regeln lässigen Klumpen abgesetzt. Im letztern Falle secerniren die Wandungen des Eileiters eine eiweissähnliche Substanz, welche die Eier sowohl einzeln umhüllt als unter einander verbindet und im Wasser mächtig aufquellend eine gallertige Beschaffenheit annimmt. 252 Amphibien. Entwicklung. Metamorphose. Die kleinen von einer Dotterhaut umschlossenen Eier besitzen in ihren grossen Keimbläschen zahlreiche Keimflecken, welche sich am reifen Ei zur Zeit der Fortpflanzung nach dem Centrum zusammenziehn. Das Keimbläschen selbst rückt zu dieser Zeit nach dem obern Pol gegen die Dotteroberfläche, um unter bestimmten von 0. H e r t w i g und B a m b e c ke näher verfolgten Veränderungen zum Eikern zu werden und nach seiner Vereinigung mit dem aus dem ein- gedrungenen Samenkörper entstandenen Spermakern den Furchungskern zu bilden. Nun beginnt die inaequale Furchung, welche besonders am Ei des Frosches und der Unke genau studirt worden ist. Nach Ablauf des Furchungs- processes bezeichnet eine breite schildförmige Keimscheibe, auf welcher sich die Primitivrinne und zu deren Seiten die Rückenwülste bilden, die Anlage des Embryos, hi der weitern Entwicklung kommt es niemals — und hierin stimmen die Amphibien mit den Fischen überein — zur Bildung von Änniioii und Alltuitois, jener für die höhern Wirbelthiere so wichtigen Embryonalhäute, wenngleich allerdings in der vordem Harnblase eine morphologisch der Allantois gleichwerthige Bildung vorliegt. Auch erhalten die Embryonen keinen äusseren vom Körper abge.schnürten Dottersack, da der Dotter frühzeitig von den Bauch- platten umschlossen wird und die mehr oder minder kuglig hervortretende Anschwellung des Bauches bedingt. Als Ersatz für die als Ernährungs- und Athmungsorgan fehlende Allantois entwickeln aber die Kiemenbogen einen respiratorischen Apparat, der freilich meist erst im freien Leben zur vollen Entfaltung kommt. Da nämlich die Embryonalentwicklung nur eine beschränkte Dauer hat , so verlassen die Jungen sehr frühzeitig die EihüUen , und es folgt eine mehr oder minder ausgeprägte Metamorphose mit anfangs ausschliess- licher Kiemenathmung. Der Verlauf dieser Metamorphose bewirkt die Ueber- führung der in Form und Bewegungsart an den Fisclitypus anschliessenden Larve in die Gestalt des auf der höchsten Stufe kriechenden oder springenden Luftthieres und zwar durch eine Reihe von Zwischenstadien, die theilweise als persistente Formen Geltung behalten. Die ausgeschlüpfte Larve erinnert durch den seitlich comprimirten Rudersciiwanz und durch den Besitz äusserer Kiemen an die Fischform und entbehrt noch beider Extremitätenpaare, die erst mit fortschreitendem Wachsthum des Leibes hervorsprossen. Während dieser Vor- gänge beginnt auch die Function der aus dem Schlünde hervorgesprossten Lungensäcke, nachdem eventuell (Batrachier) die äusseren Kiemenanhänge durch innere von der Haut verdeckte Kiemenblättchen ersetzt worden sind, und sich seitlich am Halse zum Abfluss des Wassers eine Kiemenspalte aus- gebildet hat. Endlich geht die Kiemenathmung durch Rückbildung der Kiemen und deren Gefässe vollständig verloren, der Ruderschwanz verkürzt sich mehr und mehr und wird zuletzt wenigstens bei den Batrachiern vollständig ab- geworfen '). hl den übrigen Gruppen erhalten sich die späteren oder auch 1) Vergl. besonders Prevost et Dumas, Ann. des Sc. nat. II. 1824. C. E. v. Baer, Ueber Entwicklungsgeschichte der Thiere. II. Königsberg. 1837. Reichert, Das Entwicklungsleben im Thierreich. Berlin. 1840. C. Vogt, Untersuchungen über die Lebensweise. 253 früheren Phasen der Entwicklungsreihe durch das ganze Leben, indem bei den Salaniandrincn der Ruderschwanz, bei den Pereimibranchiafen zugleich die Kiemen oder wenigstens die äusseren Kiemenspalten {Derotremen) persistiren und die Extremitäten stummeiförmig bleiben oder selbst nur in dem vordem Paare zur Ausbildung kommen. Das System bietet demnach zur Entwicklungs- geschichte der Einzelform eine annähernd zutreffende Parallele. Entweder sind die nackten Amphibien durchaus oder nur während der Larvenperiode an das Wasser gebunden, aber auch im letztern Falle wählen sie feuchte schattige Plätze in der Nähe des Wassers zum Aufenthaltsorte , da eine feuchte Atmosphäre bei der hervortretenden Hautrespiration Allen Be- dürfniss scheint. Viele leben einsam und den Tag über in ihren Verstecken verborgen, andere dagegen besonders zur Paarungszeit in grosser Zahl neben einander, gehen aber auch vorzugsweise in der Dämmerung auf Nahrungs- Erwerb aus. Bei vielen Amphibien tritt abgesehen von den mit Aller, Geschlecht und Jahreszeit, sowie dem periodischen Abwerfen der Epidermis verbundenen Variationen der Färbung noch ein vom Nervensystem abhängiger Farben- wechsel ein, welcher duich die Bewegungen der Chromatophoren herbeigeführt wird. Fast alle vermögen Töne zu produciren, auch die Tritonen geben schwache quakende Töne von sich. Die Nahrung besteht fast durcliweg aus hisekten und Würmern, im Larvenleben jedoch vorwiegend aus pflanzlichen Stoffen, hidessen ist das Nahrungsbedürfniss bei der geringen Energie der Lebensvorgänge, bei der Trägheit in den Bewegungen und psychischen Leistungen ein verhältnissmässig geringes. Viele können Monate lang ohne Nahrung ausdauern und so auch, wie z. B. die Batrachier, im Schlamme vergraben überwintern. Ueberhaupt ist die Lebenszähigkeit der Amphibien so bedeutend, dass sie Verstümmelungen wichtiger Organe lange Zeit aushalten und verloren gegangene Körpertheile auf dem Woge der Reproduction durch Neugebilde zu ersetzen vermögen. Hinsichtlich der geographischen Verbreitung reichen manche Gruppen bis in den hohen Norden, andere dagegen (Coecilicn) beschränken sich auf die heissen Gegenden, in denen überhaupt die bei weitem grösste Zahl der nackten Amphibien ihre Heimath hat. hi Europa ist die Zahl der Gattungen und Arten sehr beschränkt. Fossile Reste dieser Gruppe treten, abgeselien von der ausgestorbenen der Trias angehörigen Familie der Lahyrmthodonten {Mastoäonsaiirus) erst im Tertiär auf. Entwicklungsgeschichte der Geburtshelferkröte. Solothurn. 1842. Remak, Untersuchungen über die Entwicklung der Wirbelthiere. Berlin. 1853. Rusconi, Histoire naturelle, developpement et metamorphose de la Salamandre terrestre. Paris. 1854. A. Goette, Entwicklungsgeschichte der Unke. Leipzig. 1874. 254 1. Ordnung. Apoda. 1. Ordnung^. Apoda ^) (GrymnophioTia) , Blindwühler. KleinhescJm2>pte Lurche von unirmfürmkjer Gesialt, ohne Gliedmassen, mit bicovcaven Wirbeln. Der langgestreckte fuss- und schwanzlose Körper unserer Thiere stimmt so auffallend mit manchen Schlangen überein , dass man die Einordnung der Blindwühler unter die Schlangen, wie sie bei den älteren Zoologen herrschend war, begreiflich findet. Auch die Beschaffenheit der äussern Haut erinnert durch die Beschuppung an die Reptilien, wenngleich die Schüppchen klein bleiben und durch ihre Anordnung quere Ringel bilden, auch sonst die weiche Beschaffenheit des Integumentes mit den Batrachiern übereinstimmt. Entschieden aber verweist die innere Organisation und die frühzeitige Kiemen- athmung die Blindwühler zu den Amphibien , unter denen sie sogar in mehr- facher Hinsicht am tiefsten stehen. So insbesondere rücksichtlich des Skeletes, welches durch die biconcave Form der Wirbelkörper und wohl erhaltene Chorda ausgezeichnet ist. Der knöcherne Schädel mit seinem doppelten Gelenkhöcker zeigt eine feste Verbindung mit den Gesichtsknochen, von denen Kiefer und Gaumenbein kleine nach liinten gekrümmte Zähne tragen. Das Zungenbein deutet durch seine Grösse und die fast vollständige Zahl (4) der erhaltenen Bogenpaare auf die Kiemenathmung des Larvenalters hin. Kleine rudimentäre Ri[)pen finden sich in der ganzen Länge der Wirbelsäule mit Ausnahme des ersten und letzten Wirbels. Schulter- und Beckengerüst nebst Extremitäten fehlen vollständig. An der untern Seite des kegelförmigen Kopfes liegt die kleine Mundspalte, vorn an der Schnauze die beiden Nasenlöcher, in deren Nähe sich bei mehreren Gattungen jederseits eine blinde Grube bemerkbar macht. Diese sogenannten falschen Nasenlöcher führen in Kanäle ähnlich den Kopfgruben der Schlangen, welche von Leydig^) als Sinnesorgane betrachtet werden. Die Augen bleiben bei der unterirdischen Lebensweise der Blind- wühler stets klein und schimmern nur als kleine Fleckchen durch die Haut hindurch, hnmerhin besitzen sie wieLeydig gezeigt alle wesentlichen Theile des Vertebratenauges. Auch eine grosse Hardersche Drüse ist vorhanden. Trommelfell und Paukenhöhle fehlen. Von der Innern Organisation mag die asymmetrische Gestaltung der Lungen hervorgehoben werden. Wie bei den Schlangen erreicht die Lunge der rechten Seite eine weit bedeutendere Grösse als die mehr oder minder verkümmerte linke Lunge. Die Coecilien gehören durchaus den Tropen Süd- amerikas und Ostindiens an , halten sich nach Art der Regenwürmer in Erd- löchern auf und nähren sich besonders von hisektenlarven. Ihre Entwicklungs- geschichte ist noch wenig bekannt, doch weiss man durch J oh. Müller, dass 1) Vergleiche ausser den Schriften von Schneider, Dumeril, Tiedemann, Rathke, Blainville, Gervais, Peters etc.: J. Müller, Beiträge zur Anatomie und Naturgeschichte der Amphibien, Treviranus Zeitschrift für Physiologie. Tom. IV. 1832. R. Wiedersheim, Anatomie der Gymnophionen. Jena. 1879. 2) Oppel, Ueber die Classifikation der Amphibien. München. 1811. F. Leydig, Ueher die Schleichenlurche (Coecilia). Ein Beitrag zur anatomischen Kenntniss der Amphibien. Zeitschr. für wiss. Zoologie. Tom. XVIII. 2. Ordnung, Caiulata. 255 Epicrium glutinosum in der Jugend jederseits eine Kiemenspalte besitzt, welche zu den Innern Kiemen führt. Nach Gervais soll übrigens Coecilia compressi- cauda Junge ohne Spur von Kiemenlöchern gebären, was Peters neuerdings bestätigt. Doch wurden von letzterm am Nacken der neugeborenen im Wasser abgesetzten Jungen umfangreiche Blasen beobachtet und als Kiemen in An- spruch genommen, welche die glockenförmigen äussern Kiemen der Larven von Notodelphis ovigera wiederholen. 1. Farn. Coeciliidae. Mit den Charakteren der Ordnung. Coecilia L. Eine Grube unterhalb jeder Nasenöffnung. Schnauze vorragend. Kiefer- und Gauiuenzähne kurz und konisch. C. lumbricoidea Duud. [gracdis Shaw.). C. rostrata Cuv., Südamerika u. a. A. Siphonops Wagl. Grube an der Lippe zwischen Nasenlöcher und Auge. Schnauze kurz. Körper geringelt. Augen deutlich durch die Haut schimmernd. ciidacrisF\U., LitoriaTsch. 270 III. Classe. Reptilia. Notodelphis Weinl. Weibchen mit Bruttasche am hintern Theil des Rückens. Vomerzähne vorhanden. N. ovifera Weinl., Mexico. Larven mit glockenförmigen äusseren Kiemenblasen. Nototrema Gnlh. Trachycephalus Dum. Bibr. 2. Subt'. Polypedatinae. Zehen mit Schwimmhäuten, Sacralfortsätze cylindrisch. Acris Dnm. Bibr. Haftscheiben klein. Paukenfell undeutlich. Zunge breit herz- förmig. Männchen mit innerer Schallblase. Ac. gryllus Lee, Nordamerika. Ixalus Dum. Bibr., Polypedates Dum. Bibr. u. a. A. 3. Subf. Hylodinae. Zehen frei. Sacralfortsätze cylindrisch. Hylodes Fitz. Mit Vomerzähnen. H. lineatus Sehn. , St. Domingo. Fhyllobates Bibr. Vomerzähne fehlen. Zunge hinten frei. Ph. bicolor Bibr., Cuba. Crossodactylus Dum. Bibr. 2. Fam. Phylloniedusidae. Mit Maxillarzähnen , Parotiden und verbreiterten Sacralfortsätzen. Phyllomedusa Wagl. Zehen frei. Vomerzähne vorhanden. Paukenfell ziemlich undeutlich. Männchen mit einer Schallblase an der Kehle. Ph. bicolor Bodd. , Süd- amerika. Pelodryas Gnth. Zehen mit Schwimmhäuten. Vomerzähne vorhanden. Pauken- fell deutlich. P. caerulea White, Australien. 3. Fam. Dendrobatidae. Ohne Maxillarzähne und Parotiden. Dendrobates Wagl. (Hylaplesia). Habitus froschförmig. Zahnlos. Zehen frei, am Ende verbreitert. Sacralfortsätze cylindrisch. Männchen mit innerer Schallblase. X>. tinctorius Sehn. , Cayenne. Bei Brachymerus Smith sind die Sacralfortsätze verbreitert. Hylodactylus Tsch. (Plectropus Dum. Bibr.). Zähne am Vomer. Zehen mit Schwimmhaut. Sacralfortsätze verbreitert. H. pictiis Eud. Soul., Philippinen. III. Classe. Reptilia'), Reptilien. Beschuppte oder hepanzerte Kaltblüter mit ausschliesslicher Lungen- athmmg und doppelten oder unvollkommen gesonderten Herzhummern, mit unpaarem Hinterhauptsgelenk , mit Amnion und Allantois der Embryonen. Die Körperform dieser ausserordenüich vielgestalteten, vornehmlich zur Zeit der Secundärformation verbreiteten Wasserthierclasse wechselt weit mannichfaltiger als die der Amphibien , wiederholt jedoch im Allgemeinen die für die Gruppen der Blindwühler , Schwanzlurche und Frösche beschriebenen Typen. Auch bei den Reptilien hat die Wirbelsäule meist noch vorwiegende Bedeutung für die Locomotion und eine mehr gleichmässige zu Schlängelungen des Rumpfes befähigende Gliederung. Der Leib erscheint daher mit Ausnahme der Schildkröten langgestreckt und mehr oder weniger cylindrisch, ist ent- weder ganz fusslos wie bei den Schlangen, oder mit zwei oder vier Extremitäten 1) Vergleiche ausser den für die Amphibien citirten Werke insbesondere J. G. Schneider, Historiae Amphibiorum naturalis et litterariae. Jenae. 1799 bis 1801- H. Schlegel, Abbildungen neuer und unvollständig bekannter Amphibien. Düsseldorf. 1837—1844. A.Günther, The Reptiles of British India. London. 1864. E. Schreiber, Ilerpetologia europaea. Braunschweig. 1875. Die paläontologischen Schriften von Goldfuss, Owen, H. v. Meyer, Huxley u. a. Haut. Skelet. 271 versehen, welche zwar eine sehr verschiedene Grösse und Ausbildung erreichen können , aber in der Regel nur als Stützen und Nachschiebor des mit der Bauchfläche auf dem Boden dahingleitenden Körpers wirken. Bei einer solchen Art der Fortbewegung erscheint ein Halsabschnitt kaum ausgeprägt und wenn in grösserer Ausdehnung entwickelt, doch stets verhältnissmässig starr, da- gegen der Schwanz um so umfangreicher und beweglicher. Indessen werden nicht selten sowohl Rumpf als Extremitäten zu besondern Bewegungsformen modificirt. Es gibt zahlreiche kletternde und grabende Reptilien, unter den Schlangen sowohl als unter den Echsen, auch petreficirte Reste von Flugechsen, welche wohl die ältesten fliegenden Wirbelthiere gewesen sein mögen. Daneben aber vermögen die Reptilien sich auch im Wasser aufzuhalten und nach den besondern Einrichtungen geschickt zu schwimmen und zu tauchen {Uydro- saiirier). Nur in einer Reptiliengruppe , bei den Schildkröten , erscheint der Körper breit und gedrungen und die Wirbelsäule mit Ausnahme des sehr ent- wickelten beweglichen Halses und kürzeren Schwanzes vollkommen starr. In diesem Falle treten die Extremitäten als Locomolionsorgane in den Vorder- grund. Die Körperhaut besitzt im Gegensatze zu der vorherrschend nackten und weichen Haut der Ampliibien eine derbe, feste Beschaffenheit, sowohl in Folge discreter Erhärtungen und Ossificationen der Cutis, als einer Verhornung der Epidermis. Zahlreiche Reptilien besitzen eine Hautbedeckung von Schuppen und Schildern, es sind Erhebungen der Cutis, welche die verhornte Epidermis bekleidet. Auch können die Erhebungen der Unterhaut ossificiren und dach- ziegelförmig übereinandergreifende Knochenschilder bilden {Scincoidee»), oder es lagern sich in der Cutis grössere Platten und Tafeln von Knochensubstanz ab, die zur Entstehung eines harten mehr oder minder zusammenhängenden Hautpanzers Veranlassung geben können {Crocoäile, Schildkröten). Sehr all- gemein finden sich in der Lederhaut sowie in den tiefern Schichten der Epi- dermis Ablagerungen von Pigmenten, welche die eigenthümliche oft mannich- faltige und intensive Färbung der Haut bedingen, seltener einen wahren Farbenwechsel (grüne Baumschlangen, Chamaehon) veranlassen. Auch kommen Hautilrüsen , wenn auch in geringerer Verbreitung als bei den Am- phibien vor. Insbesondere besitzen zahlreiche Eidechsen Drüsenreihen an der Innenseite des Oberschenkels und in der Nähe des Afters , die sich mit deut- lichen Poren zuweilen auf warzigen Erhebungen öffnen (Schenkel poren, Anal- poren). Während man die physiologische Bedeutung dieser Drüsen nicht ausreichend kennt, benutzt man ihre Anwesenheit und Anordnung zur Characterisirung der Gattungen und Arten. Auch bei' den Crocodilen liegen grössere Drüsengruppen unter dem Hautpanzer sowohl zu den Seiten des Afters als an den Seiten der Unterkieferäste. Das Skelet der Reptilien zeigt niemals die embryonalen Formen einer knorpligen Schädelbasis und der persistirenden Chorda , wie wir sie noch bei manchen Amphibien antreffen, weicht aber in seiner besondern Gestaltung nach den einzelnen Gruppen ausserordentlich ab. An der Wirbelsäule treten bereits die 5 Regionen schärfer hervor , wenn auch Brust- und Lendengegend noch keine scharfe Abgrenzung gestatten. Am Halse wird der erste Wirbel 272 Reptilien. Wirbelsäule. Schädel. zum Beuger, der zweite zum Dreher des Kopfes. Bei Flcsiooaurus sind jedoch beide Wirbel verwachsen. Während fossile Hydrosaurier amphicoele fisch- ähnliclie Wirbel besitzen, zeigen die Wirbelkörper in der Regel eine vordere Gelenkpfanne und einen hintern Gelenkkopf. Doch kommen am Schwänze mancher Eidechsen auch amphicoele und am Halse der Schildkröten neben den letztern auch procoele Wirbelkörper vor. Die obern Bogen sind bei allen Schlangen und Echsen mit dem Wirbelkörper fest verwachsen, bei den Ichthyosauren , Crocodilen und Schildkröten dagegen weniger fest , meist unter Zurücklassung einer Naht angelegt, überall stehen sie unter einander in Gelenkverbindung, indem in der Regel Gelenkfortsätze der vordem Bogen auf die hintern übergreifen. Untere Bogen sind bei den Schlangen, Eidechsen und Crocodilen eine Auszeichnung der Schwanzregion , an welcher sie wie bei den Urodelen je zwei benachbarten Wirbelkörpern angehören. Auch können an den Rumpfwirbeln einfache Dornfortsätze (Schlangen) vorkommen. Wo Quer- fortsätze auftreten, nehmen dieselben stets ihren Ursprung an dem obern Bogen- systeme. Rippenbildungen sind allgemein und oft über die ganze Länge des Rumpfes verbreitet. Bei den Schlangen und schlangenähnlichen Echsen, welchen ein Brustbein fehlt, sind falsche Rippen an allen Wirbeln des Rumpfes mit Ausnahme des Halswirbels (Atlas) eingelenkt und zum Ersatz der fehlenden Extremitäten zu überaus freien Bewegungen befähigt. Auch bei den Eidechsen und Crocodilen konmien kurze Halsrippen vor, während sich die Rippen der Brust an ein langgestrecktes Sternum anlegen, auf welches bei den Crocodilen einsog. Sternum abduininale folgt, das über den Bauch bis in die Becken- gegend sich erstreckt und aus einer Anzahl von Bauchrippen (ohne Dorsaltheil) zusammengesetzt ist. Die beiden Kreuzbeinwirbel besitzen sehr umfangreiche Querfortsälze, an welchen die Rippen durch untere Aeste vertreten sind, die übrigens in geringerer Grösse auch am Schwanz entwickelt sind. Bei den Schildkröten fehlen die Rippen an dem langen sehr beweglichen Halsabschnitt durchaus, dagegen finden sich an der vereinigten Brust- und Lendengegend acht Paare von Platten, die mit den Seitenplatten des Rückenschildes mehr oder weniger verwachsen und als Rippen zu deuten sind, welche freihch im Körper des Embryo's wie Querfortsätze mit den Bogenschenkeln der Wirbel continuirlich zusammenhängen. Die beiden Sacralwirbel, welche ebenso wie die nachfolgenden zahlreichen und sehr beweglichen Schwanzwirbel von der Verwachsung mit dem Rückenschilde ausgeschlossen sind, besitzen ebenfalls Querfortsätze, die den rippenartigen Platten der vorausgegangenen Leibes- region entsprechen. Der Schädel articülirt stets mittelst eines unpaaren oft aber dreihöckrigen Condylus des Hinterhauptsbeins auf dem Atlas und zeigt eine vollständige Ver- knöcherung fast aller seiner Theile, indem das Primordialcranium beinahe voll- ständig verdrängt wird. Am Hinterhaupte treten sämmtliche vier Elemente als Knochen auf, obwohl sowohl das Basilare (Schildkröten) als das Superius (Crocodile, Schlangen) von der Begrenzung des Foramen magnum ausgeschlossen sein kann. An der Ohrkapsel tritt zur fenestra ovalis mit der Columella noch die fenestra rotunda hinzu. An der Begrenzung der erstem betheiligt sich das meist mit dem Occipitale laterale verschmelzende Opisthoticum (bei den Schild- Schädel. Oberkiefergaiimenapparat. Visceralskelet. 273 kröten gesondert). Dagegen liegt bei allen Reptilien ein gesondertes Prooticum vorn am Rande mit der Oeffnung für den dritten Ast des Trigeminus vor den Seitentheilen des Hinterhaupts. Das Epioticum ist mit dem Occipitale superius verschmolzen. Sehr verschieden verhält sich die vordere Ausdehnung der Schädelkapsel und damit im Zusammenhang die Ausbildung des sphenoidalen Abschnitts. Niemals aber tritt ein Parasphenoideum auf, während überall eine Sphenoidale basale vorhanden ist. Dagegen fehlen in der Regel Ali- sphenoids und Orbitosphenoids und sind durch Fortsätze des Stirn-Scheitel- beins (Schlangen) oder des Scheitelbeins (Schildkröten) ersetzt. Im letztern Falle und bei den Eidechsen ist das Interorbitalseptum sehr umfangreich, kann aber auch Ossifikationen enthalten. Die Schädelknochen sind immer recht umfangreich, bald paarig, bald unpaar. Häufig nimmt das Stirnbein nicht mehr an der Ueberdeckung der Schädelhöhle Theil und liegt nur dem Septum interorbitale auf. Der hintern Seitenwand des Frontale schliessen sich in der Schläfengegend Postfron falia an. In der Ethmoidalregion bleibt die mittlere Partie theilweise knorplig und wird dorsalwärts von paarigen Nasalia, an der Basis von dem bei Schlangen und Eidechsen paarigen Vonier bedeckt. Stets sind von dem Mittelabschnitt die Ethmoidalia laferalia (Praefrontalia) getrennt. An der Aussenseite der letztern treten den Vorderrand der Orbita begrenzend bei Eidechsen und Grocodilen Thränenbeine {Lacrymalia) auf. Die Bildung des Kieferstils lässt sich aus den bei den Amphibien bestehenden Verhältnissen ableiten, doch ist das am obern Abschnitt auf- tretende Squamosum mehr direkt dem Schädel aufgelagert und das Quadratum stets als starker Knochen ausgebildet. Die Verbindung desselben und des weit vorgestreckten Kiefergaumenapparates mit dem Schädel ist bei den Schild- kröten und Giocodilen eine feste , bei den Schlangen und Echsen mehr oder minder frei beweglich. Im erstem Falle sind nicht nur die grossen Flügel- und Gaumenbeine mit dem Keilbein verwachsen , sondern es ist auch der Zu- sammenhang des Quadratbeins mit dem Oberkieferbogen ein sehr fester. Bei den Grocodilen entwickelt sich eine Querbrücke {Os transversum) zwischen Flügelbein und Oberkiefer, sowie ein oberer Schläfenbogen, durch welchen jederseits die Schläfenschuppe mit dem hintern Stirnbein verbunden wird. Bei den Eidechsen, deren Oberkiefergaumenapparat und Quadratbein am Schädel mittelst Gelenkeinrichtungen verschiebbar sind, rcducirt sich der Joclibogen bis zum völligen Schwunde, dagegen tritt nicht nur das bereits für die Grocodile erwähnte Os transversum , sondern meist auch ein stilförmiger Pfeiler zwischen dem Flügelbein und Scheitelbein als ColumcUa hinzu. Am vollständigsten aber wird die Verschiebbarkeit der Gesichtsknochen bei den Schlangen, welche des Jochbogens vollständig entbehren, dagegen ein ansehn- liches Os transversum besitzen. Auch gestatten hier die beiden Aeste des Unterkiefers, der sich wie bei allen Reptilien und niedern Wirbelthieren aus mehrfachen Stücken zusammensetzt, durch ein dehnbares Band am Kinnwirbel verbunden, eine bedeutende Ausdehnung nach den Seiten. Das Visceralskelet, das niemals mehr als Tragapparat von Kiemen in Verwendung kommt, dient nur in seinem vordem Abschnitt zur Stütze der Claus, Zoologie. 4. Auflage. Tom. II. 18 274 Reptilien. Extremitäten. Nervensystem. Zunge und erstreckt sich weit unter Kehlkopf und Lufröhre hin. Es gestaltet sich zum Zungenbein , dessen Körper von der Gopula gebildet wird , und an welchem sich die ventralen Bogenstücke als Hörner erhalten. Am vordem Bogen sondert sich stets ein Stück (Hyomandibulare) und tritt als Golumella zum Gehörapparat, der übrig bleibende Abschnitt desselben kann knorplig bleiben, gegliedert sein und sich an den Schädel anlegen, aber auch sehr verkümmern, ja ganz verschwinden (Crocodilen). Am meisten reducirt sich das Zungenbein der Schlangen, an welchem nur ein Bogen zurückbleibt, dessen lange gräten- artige Schenkel vor der Trachea zusammentreten. Die Saurier besitzen ein sehr schmales Zungenbein mit 2 Paaren von Hörnern, von denen die hintern ossificiren. Sehr breit dagegen wird der Zungenbeinkörper der Grocodile und Schildkröten. Jene besitzen nur hintere Hörner, während sich am Zungenbein- körper der Schildkröten 3 Paare und zwar theil weise gegliederter Hörner finden. Extremitäten und deren Gürtel fehlen den meisten Schlangen vollständig, doch finden sich bei den Peropoden und Tortriciden in der Aftergegend Spuren von Hinterbeinen, welche freilich bis auf das Nagel-tragende Endglied ganz unter der Haut versteckt bleiben. Bei den Eidechsen zeigen die Extremitäten sehr verschiedene Stufen der Ausbildung ; während Schulter und Beckengürtel ausnahmslos, wenn auch zuweilen in sehr rudimentärer Form {Amphishaeniden, Scincoideen etc.) vorhanden sind, können sowohl Vorder- als Hinterbeine voll- kommen fehlen, oder nur die einen mit Ausschluss der andern als kleine Stummel auftreten. In den meisten Fällen sind jedoch beide Extremitäten- paare vollständig ausgebildet und mit fünf Zehen versehen. Selten sind die Zehen durch Schwimmhäute verbunden (Grocodile), oder die Extremitäten zu platten Ruderflossen umgebildet (fossile Hydrosaurier und Seeschildkröten). Bei den fossilen Pterodactyliern besassen die vordem Gliedmassen einen sehr stark verlängerten Finger und die Bedeutung von Flugorganen. Das Nervensystem der Reptilien erhebt sich in der Ausbildung seiner Theile entschieden über das der Amphibien. Am Gehirn treten die Hemi- sphären durch ihre ansehnliche Grösse bedeutend hervor und beginnen bereits das Mittelhirn zu bedecken. Das kleine Gehirn zeigt eine verschiedene von den Schlangen an bis zu den Crocodilen fortschreitende Entwicklung und erinnert bei den letztern durch den Gegensatz eines grössern mittleren Abschnittes und kleiner seitlicher Anhänge an das kleine Gehirn der Vögel. Auch bildet das verlängerte Mark eine beträchtliche abwärts gerichtete Krümmung. Gehirn- nerven sind in grösserer Zahl als bei den nackten Amphibien gesondert. Nie- mals fällt der N. facialis in das Bereich des Trigeminus, ebenso besitzen die Nerven der Augenmuskeln einen discreten Ursprung. Auch der Glossopharyn- geus wird nicht mehr durch einen Ast des Vagus repräsentirt , sondern er- scheint als selbständiger Nerv, der freilich mit dem Vagus mehrfache Ver- bindungen eingeht; ebenso entspringt der Äccessorius Willisii mit Ausnahme der Schlangen selbständig. Endlich tritt der Hypoglossus, welcher durch eine einfache oder doppelte Oeffnung des Schädels hindurchgeht, als selb- ständiger Hirnnerv auf. Sinnesorgane. -^'^ Auch die Sinnesorgane zeigen im Allgemeinen eine höhere Entwicklung als die der nackten Amphibien. Die Augen entbehren noch bei den Schlangen, Geckonen und Amphisbaenen gesonderter Lieder, werden hier aber an ihrer Vorderfläche von einer durchsichtigen uhrglasartigen Kapsel geschützt, welche von der Cornea durch einen mit Thränenflüssigkeit gefüllten Raum getrennt ist. In allen anderen Fällen findet sich ein oberes und unteres Augenlid , von denen jenes eine kleine Falte darstellt, dieses aber eine bedeutendere Grösse erreicht und überaus beweglich über den Bulbus emporgezogen werden kann. In der Regel kommt zu diesen Lidern am innern Augenwinkel eine selb- ständige Nickhaut hinzu, welche stets von einer besondern Drüse (Härder' sehe Drüse) begleitet ist. Gestalt und Grösse des Bulbus weichen mannichfach ab, bei den Schildkröten und Echsen wird derselbe ähnlich wie bei den Vögeln von einem in der Sclerotica entwickelten Knochenring gestützt. Die Cornea ist im Ganzen flach, bei den Schlangen und Crocodilen jedoch stark gewölbt. Die Pupille ist in der Regel rund, bei den Crocodilen stets eine verticale Längs- spalte. Eigen thümliche Falten der Chorioidea, welche dem Sichelfortsatz des Fischauges entsprechen und auch im Vogelauge den sog. Kamm (Pecten) bilden , treten im Auge der Echsen auf. Das Gehörorgan besitzt überall soweit bekannt eine schlauchförmige noch nicht gewundene Schnecke und ein entsprechendes Fenster (Fenestra rotunda). Eine Paukenhöhle mit Eustachischer Tube und Trommelfell fehlt nur den Schlangen und fusslosen Echsen, hier liegt das Operculum, welches das ovale Fenster bedeckt und die sich anschliessende Columella wie bei zahl- reichen Amphibien zwischen den Muskeln versteckt. Da wo eine Pauken- höhle auftritt, legt sich die Columella mit ihrem knorpligen Ende an das bei vielen Echsen freilich noch unter der Haut verborgene Trommelfell an, während eine weite Eustachische Röhre in den Rachen führt. Als erste Anlage eines äussern Ohres kann man eine Hautklappe über dem Trommelfell der Crocodile betrachten. Das Geruchsorgan der Reptilien zeigt vorzugsweise bei den Schildkröten und Crocodilen eine beträchtliche Vergrösserung der Schleimhautfläche, deren Falten durch knorplige Muskeln gestützt werden. Die äussern Nasenöffnungen sind nur bei den Wasserschlangen und Crocodilen durch Klappen Vorrichtungen verschli essbar. Die Choanen durchbohren das Gaumengowölbe meist in senk- rechter Richtung vom Grunde der Nasenhöhle aus , erstrecken sich jedoch bei den Crocodilen weit in den hintern Theil des Rachens. Bei den Schlangen und Sauriern kommt noch ein zweites (Nasendrüse, Rathke) zwischen Conchen und Vomer eingebettetes Geruchsorgan vor {Jacol)son°>QhQ.Q Organ, Leydig), dessen Nerv am Ende des Lobus alfactorius entspringt und sich becherförmig um eine Knorpelpapille ausbreitet. In welchem Grade der Geschmackssinn ausgebildet ist , lässt sich schwer entscheiden , doch ist derselbe keineswegs stets an die Zunge geknüpft , da diese bei den Schlangen und zahlreichen Echsen zum Tasten dient und in andern Fällen z. B. beim Chamaeleon als Fangorgan verwendet wird. Neuer- 18» 276 Reptilien. Kieferbewaffnuiig. dings wurden von Leydig ') bei Schlangen und Sauriern Sinnesbecher in der Mundhöhle entdeckt, bei den erstem längs der Kieferzahnreihen in einer hohen Längsfalte auf papillenartigen Hervorragungen, bei den letztern in Grübchen des Bindegewebes gelegen. Am besten scheint der Geschmack bei den Land- schildkröten und Leguanen entwickelt zu sein. Auch Tastkörperchen kommen wie bei den Batrachiern in den Hautpapillen der Nattern vor. Die Bewaffnung des Rachens bietet nach den einzelnen Ordnungen grosse Verschiedenheiten. Mit Ausnahme der Schildkröten, deren Kieferränder durch den Besitz einer schneidenden Hornbekleidung eine Art Schnabel bilden, finden sich in den Kiefern conische oder hakenförmige Fangzähne , welche die Beute festhalten, aber nicht zerkleinern können. Nur ausnahmsweise besitzen die Zähne gezähnelte Kronen sowie Faltungen des Schmelzes oder der Zahn- substanz, durch welche eine Streifung der Oberfläche veranlasst wird. In der Regel beschränken sich dieselben auf die Kiefer und erheben sich stets in ein- facher Reihe, bald an dem obern Rande {Äcrodonten) , bald an einer äussern stark vortretenden Leiste der flachen Zahnrinne angewachsen (Pleurodonten), selten wie bei den Crocodilen in besonderen Alveolen eingekeilt. Aber auch an dem Gaumen- und Flügelbein können Hakenzähne auftreten, welche dann häufig wie z. B. bei den giftlosen Schlangen eine innere Bogenreihe am Gaumengewölbe bilden. Bei den giftigen Schlangen treten bestimmte Zähne des Oberkiefers in nähere Beziehung zu dem Ausführungsgange von Giftdrüsen, welche von dem Schläfenmuskel bedeckt hinter und unter dem Auge liegen. Diese Zähne sind entweder an ihrer vordem convexen Fläche mit einer tiefen Längsfurche versehen oder von einem wirklichen Kanal durchbrochen und werden an ihrer Wurzel von der häutigen Scheide , in welche sich der Aus- führungsgang der Drüse fortsetzt , der Art umfasst , dass das Drüsensecret in der Rinne des Furchenzahns oder in dem Kanal des durchbohrten Giftzahns weiter fliesst und beim Biss in die Wunde eintritt. Speicheldrüsen finden sich bei den Schlangen und Echsen sowohl in den Lippen als am Unterkiefer, auch kann eine Subungualis auftreten , deren Besitz besonders für die Schildkröten characteristisch ist. Die Speiseröhre erscheint bei einer bedeutenden Länge, der Ernährungsart entsprechend , in ausserordentlichem Grade erweiterungs- fähig, die Wandung derselben legt sich meist in Längsfalten zusammen, kann aber auch wie bei den Seeschildkröten mit grossen Papillen und Zotten besetzt sein. Der Magen setzt sich oft nur durch seine ansehnlichere Weite von Schlund und Darm ab , von dem er freilich stets durch eine Pylorusklappe geschieden ist, und hält mit Ausnahme der Schildkröten, die ebenso wie die Frösche einen quergestellten Magen besitzen , vorzüglich die Längsrichtung des Körpers ein. Dagegen gleicht der Magen der Grocodile sowohl durch die rundliche Form als durch die Stärke der Muskelwandung dem Vogelmagen. Der Dünndarm zeigt im Allgemeinen nur spärliche Windungen und eine verhältnissmässige Kürze im Zusammenhang mit der animalen Ernährungsart, nur bei den von Pflanzenstoffen lebenden Landschildkröten übertrifft der Darm die Körperlänge um das 6- bis Sfache. Der breite Enddarm beginnt in der Regel mit einer 1) Fr. Leydig, Zur Kenntniss der Sinnesorgane der Schlangen. Arch. für niikr. Anatomie. Bonn. 1872. Lungen und Stimmorgane. Kreislaufsorgane. 277 ringförmigen Klappe, oft auch mit einem Blinddarm und führt in die Kloake, welche mit runder Oetfnung oder wie bei den Schlangen und Echsen als Quer- spalte {Plagiotremen) unter der Schwanz\vxirzel mündet. Leber und Bauch- speicheldrüse werden niemals vermisst. Die Reptilien entbehren stets auch im jugendlichen Alter der Kiemen- respiration und athmen ausschliesslich durch Lungen, welche als langgestreckte geräumige Säcke mit maschigen Vorsprüngen der Wandung, oder (Schild- ' kröten und Crocodile) mit weiten schwämmigen Hohlräumen meist bis in den hintern Theil der Leibeshöhle hineinragen. Bei den Schlangen und schlangen- artigen Echsen zeigen beide Lungensäcke eine ungleichartige Ausbildung , in- dem die Lunge der einen Seite mehr oder minder verkümmert und bei einigen Giftschlangen fast vollkommen verschwindet, während die zweite eine um so bedeutendere Grösse erlangt. Auch verliert das hintere Ende derselben sowohl die zelligen Maschenräume als die respiratorischen Gefässe und stellt sich als Luftreservoir dar, welches vornehmlich während des langsamen, die Athmung behindernden Schlingactes von Bedeutung zu sein scheint. Die zuführenden Luftwege sondern sich stets in einen mit spaltenförmiger Stimmritze begin- nenden Kehlkopf und in eine lange von knorpligen oder knöchernen Ringen gestützte Luftröhre , welche sich ziemlich allgemein in zwei Bronchien spaltet. Eine häutige oder knorplige Epiglottis findet sich bei zahlreichen Schildkröten, Schlangen und Echsen vor, Stimmeinrichtungen besitzen nur die Geckonen und Ghamaeleoniden. Allen Reptilien mit Ausnahme dieser Saurier fehlt eine Stinmie. Die für die Respiration erforderliche Lufterneuerung wird mit Aus- nahme der Schildkröten wohl überall mit Hülfe der Rippen bewerkstelligt. Die Kreislaufsorgane knüpfen zwar unmittelbar an die für die Amphibien beschriebenen Gestaltungsverhältnisse an, führen jedoch in allmählig vor- schreitenden Uebergängen zu wesentlich höhern Entwicklungsstufen bis zur vollkommen ausgeprägten Duplicität des Herzens und ziemlich ausgeführten Scheidung des arteriellen und venösen Blutes. Zunächst wird die Theilung des Herzens dadurch vollständiger, dass sich neben den beiden auch äusserlich abgesetzten Vorhöfen die Kammer in eine rechte und linke Abtheilung sondert. Freilich bleibt die Scheidewand der Kammer bei den Schlangen, Echsen und Schildkröten durch eine weitere oder engere Oeffnung durchbrochen , dagegen gelangt dieselbe bei den Crocodilen zum vollständigen Schluss und bewirkt die Scheidung in eine rechte und linke Kammer in ganz ähnlicher Weise, wie wir sie bei den Luft-athmenden Warmblütern beobachten, hi jenen Fällen ist es die weite und dünnwandige rechte Abtheilung der Kammer, welche sowohl die Lungenarterien als die Aortenstämme entsendet. Bei den Crocodilen dagegen erhalten Lungenarterien und Aortenstämme einen gesonderten Ursprung, indem die letztern zum Theil aus der linken Herzkammer hervorgehen. Die grossen Gefässe bilden nur während des Embryonallebens die vollständige Zahl von Aortenbogen, die sich im Laufe der Entwicklung weit mehr als bei den Amphibien reducirt. Während ursprünglich wie auch bei den Vögeln und Säugethieren fünf Paare von Gefässbogen aus dem Herzen hervorgehen, welche den Schlund umfassend zur Bildung der beiden Aortenwurzeln zusammen- treten, erleiden die meisten dieser Bogen unter dem Verluste ihrer Verbindungs- 278 Reptilien. Herz, Nieren. wege eine Rückbildung, so dass schliesslich jede Aortenwurzel (Saurier) aus zwei Gefässbogen entspringt , in der Regel aber als die Fortsetzung eines ein- zigen Aortenbogens erscheint. Der am Herzen hervortretende Arterienstamm beginnt niemals mehr wie bei den Amphibien mit einem muskulösen Aorten- conus, und zerfällt in einen linken und rechten Slamm mit gesonderten Ostien und in die Lungenarterien , die ebenfalls mit selbständigem Ostium beginnen. Die Wandungen dieser Stämme sind freilich meist an der Basis mit einander verwachsen. Bei den Schlangen und Echsen setzt sich der linke Arterien- stamm ohne Abgabe von Gefässen in die linke Aorten wurzel fort, während der reclite grössere vor seiner Fortsetzung in die rechte Aortenwurzel einen gemeinsamen Stamm für die beiden Garotiden abgibt , an welchen (zahh^eiche Echsen) sich ein Verbindungsgang mit der entsprechenden Aortonwurzel als zweiter persistirender Aortenbogen erhalten kann. Bei den Schildkröten ist es ebenfalls der rechte Arterienstamm , welcher die Garotiden und Subclaviae entsendet, während der linke die Eingeweidearterien abgibt. Da die Aorten- wurzel des letztern sehr eng ist, so erscheint die Aorta vorzugsweise als Fort- setzung des rechten Arterienbogens. Aehnlich verhalten sich die Grocodile, bei denen freilich der rechte Arterienstamm gesondert aus der linken Kammer entspringt und von dieser arterielles Blut erhält. Aber auch hier wird trotz der vollständigen Trennung des Herzens die Vermischung des venösen und arteriellen Blutes nicht ganz vermieden, da eine Gommunicalion (vom Foramen Fanissae am Grunde der beiden dicht anliegenden Arterienstämme abgesehen) zwischen dem linken Aortenbogen und der Aorta besteht, hn Falle einer un- vollständigen Trennung beider Kammern scheint die Vermischung beider Bkit- sorten schon im Herzen stattzufinden, obwohl durch besondere Klappen- einrichtungen der Eingang in die Lungengefässe von den Ostien der Arterien- stämme der Art abgesperrt werden kann, dass das arterielle Blut vornehmlich in diese letztern , das venöse in jenen einströmt (Brücke). In den venösen Kreislauf schiebt sich wie bei den Amphibien neben dem Pfortadersystem der Leber ein zweites für die Niere ein, zu welchem das aus dem Schwanz und den hintern Extremitäten zurückfliessende Blut theilweise verwendet wird. Indessen tritt der Pfortaderkreislauf der Niere bei den Schildkröten und Gro- codilen mehr und mehr zurück, da der grössere Theil des Blutes der V. iliacae zur Leber gelangt. Das System der Lymphgefässe zeigt ausserordentlich zahl- reiche und weite Lymphräume und verhält sich ganz ähnlich wie bei den Amphibien , doch wurden bisher contractile Lymphherzen nur in der hintern Körpergegend an der Grenze von Rumpf und Schwanz auf Querfortsätzen oder Rippen in paariger Anordnung nachgewiesen. Die Nieren der Reptilien entsprechen nicht mehr ausschliesslich den Primordialnieren der Amphibien , sondern sind wie die der Vögel und Säuge- thiere secundäre vom Urnierengange aus erst später entstandene Organe. Dieselben schliessen sich zwar meist durch ihre langgestreckte häufig gelappte Form an jene an, liegen jedoch mehr im hintern Tlieile der Rumpfhöhle zu den Seiten der Wirbelsäule der Kloake genähert. Die Harn- leiter verlaufen am Innenrande der Nieren, zum Theil mehr oder weniger in das Parenchym derselben eingesenkt und münden gesondert in die Kloake ein. Geschlechtsorgane. Entwicklung, 279 an deren Vorderwand bei den Echsen und Schildkröten eine Harnblase her- vorragt. Der Harn erscheint keineswegs überall in flüssiger Form, sondern bei den Schlangen als eine weissliche Harnsäure-haltige Masse von fester Gonsistenz. Die Geschlechtsorgane stimmen mit denen der Vögel am nächsten über- ein. Indem sich die Primordialniere nebst dem Wolff'schen Gang zum Aus- führungsapparat des Hodens (Nebenhoden und Samenleiter) umgestaltet und im weiblichen Geschlechte verschwindet, oder selten als Rudiment Rosenmüller'' - sches Organ, Gärtner' sc\\qv Canal) persistirt, hier dagegen der Jfw/^er'sche Gang zum Eileiter wird , sind die morphologischen Gestaltungsverhältnisse für die Geschlechtsorgane der höhern Wirbelthiere im Wesentlichen erreicht. Ei- leiter sowohl als Samenleiter münden gesondert in die Kloake ein. Erstere beginnen mit weitem Ostium, verlaufen vielfach geschlängelt und besorgen überall die Abscheidung von kalkhaltigen mehr weichhäutigen Eischalen. Nicht selten verweilen die Eier in dem als Fruchtbehälter zu bezeichnenden Endabschnitt der Oviducte längere Zeit, zuweilen bis zum vollständigen Ablauf der Embryonalentwicklung. Im männlichen Geschlechte treffen wir überall äussere ßegattungsorgane an, denen im weiblichen Geschlechte ganz ähnlich angelegte Rudimente (Glitoris) entsprechen. Bei den Schlangen und Eidechsen sind es zwei glatte oder bestachelte Hohlschläuche, welche in einen taschen- artigen Hohlraum hinter der Kloake eingezogen liegen und hervorgestülpt werden können. In dem letztern Zustand erscheint ihre Oberfläche von einer Rinne durchsetzt , welche das Sperma von den Genitalöffnungen der Kloake aus fortleitet. Bei den Schildkröten und Crocodilen dagegen erhebt sich eine von zwei fibrösen Körpern gestützte schwellbare Ruthe an der Vorderwand der Kloake. Auch diese besitzt eine Rinne zur Aufnahme und Fortführung des Samens, kann aber nicht wie die beiden Ruthen der Schlangen und Echsen eingestülpt werden. Die Vereinigung beider Geschlechter ist daher stets eine wahre Begattung und führt zu einer Befruchtung der Eier im Innern des mütterlichen Körpers. Bei weitem die meisten Reptilien sind Eierlegend, einige jedoch wie z. B. unter den Schlangen die Kreuzotter und unter den Echsen die Blindschleiche gebären lebendige Junge. In der Regel graben die mütter- lichen Thiere ihre in verhältnissmässig spärlicher Zahl abgelegten Eier in feuchter Erde an gesicherten warmen Plätzen ein , ohne sich weiter um das Schicksal der Brut zu kümmern. Man hat jedoch eine Art Brutpflege bei den Riesenschlangen beobachtet , welche ihren Leib über den zusammengesetzten Eiern zusammenrollen und der sich entwickelnden Brut Wärme und Schutz gewähren. Die Entwicklungsgeschichte der Reptilien , deren Kenntniss wir vorzugs- weise den trefflichen Untersuchungen ^ Rathkes verdanken, schliesst sich eng an die der Vögel an, während sie von der Entwicklung der nackten 1) G. E. V. Baer, Ueber Entwicklungsgeschichte der Thiere. II. Königsberg. H. Rathke, Entwicklungsgeschichte der Natter. Königsberg. 1839. Derselbe, Ueber die Entwickelung der Schildkröten. Braunschweig. 1848. Derselbe, Untersuchungen über die Entwicklung und den Körperbau der Crocodile. Braunschweig 1866. L. Agassiz, Embryologie of the Turtle. Contributions to the nat. hist. etc. II. Boston 1857. 280 Reptilien. Eutwicklung. Lebensweise. Verbreitung. Amphibien wesentlich abweicht. Der verhältnissmässig grosse Dotter, zuweilen noch innerhalb der Schale von einer Eiweissscliicht umgeben, erleidet nach der Befruchtung wie der des Vogeleies eine nur partielle Furchung, welche an einer begrenzten dem Bildungsdotter entsprechenden Stelle zur Anlage eines scheibenförmigen Keimes mit den Rückenwülsten und der Primitiv- rinne führt. Bevor indessen die Rückenwülste geschlossen sind, macht sich an dem erweiterten die Kopfanlage bezeichnenden Abschnitt der Rückenfurche eine Knickung bemerkbar, welche die Entstehung der Kopfbeuge, einer aus- schliesslich den höhern Wirbelthieren zukommenden Bildung, veranlasst. Ebenso characteristisch ist das Auftreten einer den Embryo umschliessenden Haut, der SchufhaiU oder Amnion. Es erhebt sich nämlich die äussere Zellen- schicht des Keimes, welche allmählig den ganzen Dotter umwächst, zuerst am vordem und hintern Ende des Embryo's und bildet hier zwei das Kopf- und Schwanzende überdeckende Falten {Kopf- und Schivanzkappe). Dieselben dehnen sich alsbald auch über die Seitentheile aus und verwachsen über dem Embryo zu einem geschlossenen mit Flüssigkeit erfüllten Sack zusammen. Der anfangs dem Dotter flach aufliegende Enjbryo setzt sich allmählig schärfer von dem Dotter ab, indem die Bauch Wandungen des kalmförmigen Leibes bis auf eine Oeffnung (Nabel) zusammenwachsen und der centrale als flache Rinne angelegte Darm zu einem Rohre wird , dessen Zusammenhang mit dem ab- geschnürten Dotter an der Stelle jener Oeffnung durch einen engen Gang erhalten bleibt. Als einer neuen ebenfalls für die höhern Wirbelthiere characteristischen Bildung ist sodann das Auftreten des Harnsacks, 6.ev Allantois, hervorzuheben. Dieselbe erhebt sich an dem hintern Körperende als bläschen- förmige Ausstülpung der vordem Darm wand und wächst zu einem ansehn- lichen Sacke aus, welcher aus der Oeffnung der Bauch wand hervortritt und sich über das Amnion hin ausbreitet. Die Wandungen dieses mit einer Flüssig- keit gefüllten Sackes sind im Gegensatz zu der vollkommen gefässlosen Schaf- haut ausserordentlich reich an Gefässen und repräsentiren ein embryonales Athmungsorgan , welches bei der langen Dauer und den complicirten Ent- wicklungsvorgängen des Embryonallebens von hoher Bedeutung ist. Mit dem Ausfall des Allantois steht nicht nur der AusfaU der Kiemenathmung, sondern die vollkommene Organisation des ausschlüpfenden Jungen , der Ausfall einer Metamorphose im innigsten Zusammenhang. Fast alle Reptilien mit Ausnahme einiger Schildkröten und Eidechsen sind Fleischfresser, die kleinern Formen leben grossentheils von Insecten , die grossem dagegen von Wirbelthieren und zum Theil Warmblütern. Viele leben ausschliesslich oder vorzugsweise im Wasser, wie z. B. die Wasserschlangen und Seeschildkröten, welche letztere nur zum Ablegen der Eier das Land aufsuchen. Auch die Crocodile finden ihren Lebensunterhalt besonders im Wasser, da sie sich auf dem Lande zwar rasch aber ungeschickt und schwerfällig fortbewegen, und bevölkern die Lagunen und Mündungen grösserer Ströme. Bei weilem die meisten Reptilien sind vorherrschend Landbewohner und lieben bald mehr feuchte Plätze in der Nähe des Wassers , bald das trockene Land. Was die geographische Verbreitung anbetrifft, so steigt die Mannich faltig- keit und Grösse der Formen mit der Annäherung an den Aequator. Einige Reptilien. Psychisches Leben. Fossile Reste. 1. Unterclasse. Plagiotremata. 281 Schlangen und Echsen reichen weit bis in den Norden hinauf, während die Crocodile auf die heisse Zone bescliränkt sind , und Schildkröten nur in ver- einzelten Beispielen der heissen Zone angehören. Die Reptilien der kalten und gemässigten Gegenden verfallen in eine Art Winterschlaf, wie andererseits auch in den heissen Klimaten ein Sommerschlaf vorkommt , der mit dem Ein- tritt der Regenzeit sein Ende erreicht. Das psychische Leben der Reptilien steht noch durchweg auf einer tiefen Stufe und erhebt sich nur wenig über das der Amphibien. Ilir Wachsthum schreitet nur langsam vor, dagegen ist die Lebensdauer um so länger. Die meisten haben ein überaus zähes Leben , können geraume Zeit ohne Nahrung auch bei beschränkter Respiration existiren und sind obgleich in geringerem Grade als die Amphibien zur Reproduction verstümmelter oder verloren ge- gangener Körpertheile befähigt. Die ältesten fossilen Reste von Reptilien gehören der Primärzeit an, doch erscheinen dieselben in diesem Zeitalter nur äusserst spärlich und auf die Kupferschieferformation [Proterosaiirus Speneri) beschränkt. Eine weit grössere Mannichfaltigkeit der Formen hat die Secundärzeit (namentlich das Zeitalter der Trias und des Jura) aufzuweisen, welche vorherrschend von Sauriern und meist Hydrosauriern belebt war. Die Schuppenechsen treten erst in den obersten Schichten des Jura auf und finden sich am zahlreichsten in der Tertiär- zeit, welche auch spärliche Ueberreste von Schlangen aufzuweisen hat. Schild- kröten kommen zuerst — von den zweifelhaften Fussspuren des Trias ab- gesehen — im Jura vor, Landschildkröten freilich erst in der Tertiärformation. Die Classification der Reptilien bietet mit Rücksicht auf die zahlreichen und keineswegs vollständig gekannten vorweltlichen Reste mannichfache Schwierigkeiten. LUnterclasse. Plagiotrettuita (Lepidosaiiria), Schu2>pensaurier. Reptilien mit Schuppen und Schildern der Haut, fusslos oder mit ver- schieden ausgebildeten Extremitäten versehen, mit querer Afterspalte und doppeltem Penis im männlichen Geschlechte. Schlangen und beschuppte Eidechsen stehen einander dem innern Baue nach theilweise so nahe, da.ss eine Vereinigung dieser beiden Reptiliengruppen in einer gemeinsamen Hauptgruppe nothwendig erscheint, umsomehr, als zahlreiche Uebergangsglieder die strenge Abgrenzung derselben unmöglich machen. Es characterisiren sich die hierhergehörigen Reptilien durch den Besitz von Schuppen und Schildern der Haut, vornehmlich aber durch die quere mit einer Deckplatte versehene Afterspalte und durch die Bildung der männlichen Begattungswege,rkzeu welche als zwei vorstülpbare Hohlschläuche hinter dem After in einer Grube verborgen liegen und während der Begattung das aus der Genitalöffnung entleerte Sperma je auf einer äussern Rinne in die weiblichen Genitalöffnungen leiten. Nur Hatteria, die überhaupt in mehr- facher Hinsicht eine gesonderte Stellung beansprucht, macht hiervon eine Ausnahme. 282 1. Ordnung. Ophidia. I.Ordnung. Ophidia') (Serpentes), Schlangen. Fusslose Plagiotremen von walzenförmiger Gestalt, ohne Schulter gürtel, ohne Augenlider und Paukenhöhle, mit zweispaltiger vorstrecTcharer Zunge, meist mit frei beweglichen überaus verschiebbaren Kiefer- und GaumenJcnochen, ohne Harnblase, Die Gharactere der Schlangen beruhen hauptsächlich auf der lang- gestreckten Leibesform, auf dem Mangel der Extremitäten und der oft erstaun- lichen Erweiterungsfähigkeit des Mundes und Rachens, indessen ist eine scharfe Abgrenzung von den Eidechsen nicht möglich, da die genannten Merkmale theilweise hinwegfallen, theilweise auch bei verschiedenen Eidechsen sich linden können. Früher nahm man bei Begrenzung dieser Ordnung ausschliesslich auf den Mangel der Extremitäten Rücksicht und fasste daher nicht nur aus der Amphibiengruppe die Blindwühler, sondern auch die Blindschleichen und andere Extremitäten-lose Echsengattungen, wie z. B. Äcontias und Ophisaurus als Schlangen auf, ebenso rechnete man die Ämphisbaenen hierher, welche durch die kurze dicke Zunge , den engen nicht erweiterungsfähigen Rachen und die Verwachsung der Unterkieferäste den Eidechsen näher stehen, auch sogar Vorderfüsse (Chirotes) besitzen können. Alle diese Formen werden gegen- wärtig ausgeschlossen und zu den Echsen gestellt, gleichwohl aber ist man gezwungen , eine nicht unbeträchtliche Anzahl kleiner engmäuliger Schlangen anzuerkennen, die sich zwar sonst in jeder anderen Hinsicht als echte Schlangen erweisen, aber kaum zu einer Erweiterung des Rachens befähigt sind. Auch besitzen zahlreiche Schlangen Rudimente von hintern Extremitäten , so dass eine Gruppe derselben als Peropoden bezeichnet werden konnte. Bei diesen Thieren liegen an der Schwanzwurzel zu den Seiten der Wirbelsäule je ein lang- gestreckter Knochen, mit dessen unterm Gelenkhöcker zwei kleine Knöchelchen divergirend verbunden sind. Beide schliessen zwischen sich einen Sförmigen Knochen ein, welcher wie ein Nagelglied eine kegelförmige in der Nähe des Afters hervorstehende Kralle trägt. Bei den Engmäulern (Typhlops) finden sich nur die unter der Haut verborgenen Hauptknochen , welche als Becken- rudimente gedeutet werden. Schultergürtel und Theile eines vordem Extre- mitätenpaares kommen bei keiner Schlange vor. Am Schädel der Schlangen fehlt sowohl eine Ueberbrückung der Schläfen- gegend als die stabförmige Verbindung von Scheitelbein und Flügelbein, wie 1) Vergl. ausser Bibron und den zahlreichen Abhandlungen von Günther und Peters u. a. : Lacepede, Histoire naturelle generale et particulifere des Quadrupedes ovipares et des Serpentes. 2 vol. Paris 1788 und 1789. Schlegel, Essai sur la Physio- nomie des Serpentes. La Haye. 1887. Joh. Müller, Ueber eine eigenthüai liehe Bevraff- nung des Zwischenkiefers der reifen Embryonen der Schlangen und Eidechsen. MüUer's Archiv. 1841. A. Dumeril, Prodrome de la Classification des Reptiles. Ophidiens. Mem. Acad. Science. Paris Tom. XXIII. 1853 bis 1855. Dumeril et Bibron, Erpetologie generale ou histoire naturelle complete des Reptiles. Paris. 1854. Gray, Catalogue of Reptiles in the Collection of the Brit. Museum. London. 1849. Günther, Catalogue of Colubrine Snakes in the Collection of the Brit. Museum. London. 1858. Jan, Icono- graphie generale des Ophidiens. Paris. Livr. 1 — 27. 1860 — 1868. Lenz, Schlangenkunde. 2. Auflage. Gotha. 1870. Strauch, Die Schlangen des russischen Reiches. 1873. Kiefer- und Gaumenknochen. Zähne. Giftdrüse. 283 wir sie bei den meisten Eideclisen finden. Die Schädeliiöhle ist selir lang gestreckt, ilire Seitentiieile werden durch vertical absteigende Flügelfort- sätze des Scheitelbeins und der Stirnbeine gebildet. In der Ethmoidalregion betheiligen sich abwärts gerichtete lamellöse Fortsätze der beiden Nasenbeine an der Herstellung des medianen Septums, und selbständige Gonchen legen sich in der Nasenhöhle an die Aussenseite des paarigen Vonier an. Conchen und Vomer umfassen einen Hohlraum, der ein zweites dem Jacobsoti'schen Organ der Säugethiere entsprechendes Geruchsorgan umschliesst. Von besonderer Bedeutung erscheint die Bildung der Kiefer- und Gaumenknochen, welche eine so vollkommene Verschiebbarkeit ihrer Theile zeigen, dass der Rachen die Fähigkeit einer beträchtlichen Erweiterung und seitlichen Ausdehnung erhält. Während der Zwischenkiefer in festem Zusammenhange mit den Nasen- und Pflugschaarbeinen steht, sind die von ihm gesonderten Oberkiefer, Gaumen- und Flügelbeine sowohl untereinander als mit dem Schädel beweglich ver- bunden. Gaumen- und Flügel beine vereinigen sich zur Herstellung eines Innern Knochenbogens, welcher dem äussern Bogen des Oberkiefers parallel verläuft, auch eine Querbrücke (Os transversum) zu demselben sendet und etwas ober- halb des Unterkiefergelenks mit dem frei vorstehenden Quadratbein articulirt. Dieses letztere ist daher ein Suspensorium für beide Kinnladen und lenkt sich äusserst beweglich an der Schläfenbeinschuppe ein, welche wiederum eine relative Selbständigkeit zeigt und meist ebenfalls beweglich am Hinterhaupte angeheftet ist. Ebenso beweglich als die Theile des Oberkiefergaumenapparates erweisen sich die beiden Aeste des Unterkiefers, welche am Kinnwinkel in einer auch äusserlich erkennbaren Furche {Sidcus mentalis) durch ein dehnbares Ligament verbunden, eine sehr bedeutende seitliche Ausdehnung zulassen. Die Kiefer bewaffnung wird von zahlreichen nach hinten gekrümmten Fangzähnen gebildet, welche den Unterkiefer in einfacher, den Oberkiefer- gaumenapparat meist in doppelter mehr oder minder vollständiger Bogen- reihe besetzen und vornehmlich beim Verschlingen der Beute als Wider- haken wirken. Auch dem Zwischenkiefer können Hakenzähne zugehören {Fyi/ion). Nur bei den kleinen wurmförmigen Engmäulern beschränken sich die Zähne auf Oberkiefer oder Unterkiefer (üpoteroclonten). Ausser diesen soliden Hakenzähnen kommen im Oberkiefer zahlreicher Schlangen Furchen- zähne oder hohle wie von einem Canale durchbohrte Giftzähne vor, deren Basis mit dem Ausführungsgange einer Giftdrüse ^) in Verbindung steht und das ausfliessende Secret derselben aufninnnt und nach der Spitze fortleitet. Häufig enthält der sehr verkümmerte Oberkiefer jederseits nur einen einzigen grossen durchbohrten Giftzahn, dem aber stets noch grössere und kleinere Ersatzzähne anliegen {Soloioglijphen). Die Furchenzähne treten selten in grösserer Zahl auf und sitzen entweder ganz vorn im Oberkiefer {Frotero/lyphcn) oder hinter einer Reihe von Hakenzähnen am hintersten Ende des Oberkiefers {Opistho- 1) Vergl. Schlegel, Untersuchungen der Speicheldrüsen bei den Schlangen mit gefurchten Zähnen etc. Nov. Act. Ac. Caes. L. C. etc. Tom. XIV. 1828. Joh. Müller, De gland. secern. structura penitiori. 1830. Leydig, Die Zähne einheimischer Schlangen nach Bau irnd Entwicklung. Archiv für mikr. Anat. Tom. IX. 1872. 284 Schlangen. Körperbedeckung. Organisation. glyphen). In beiden Fällen ist der Oberkiefer beträchtlich grösser als bei den Solenoglyphen, dagegen erreicht derselbe bei den Schlangen, welche auch der Furchenzähne entbehren (Agh/phodonten), den grössten Umfang und die reichste Bezahnung. Während die Furchenzähne in der Regel stark und unbeweglich befestigt sind, richten sich die durchbohrten Giftzähne mit sammt dem Kiefer, dem sie ansitzen , beim Oeffnen des Rachens auf und werden im Momente des Bisses in das Fleisch der Beute eingeschlagen. Gleichzeitig fliesst das Secret der zuweilen weit nach hinten •) und selbst {Callophis) in die Bauchhöhle sich erstreckenden Giftdrüse, durch den Druck den Schläfen muskeln ausgepresst, in die Wunde ein und veranlasst mit dem Blute in Berührung gebracht , den oft augenblicklichen Eintritt des Todes. Die Gefährlichkeit des Schlangenbisses richtet sich natürlich nach der Grösse der Schlangenart, nach der besondern Beschaffenheit und Stärke des verwundeten Thieres, sowie auch nach der Jahres- zeit und dem Klima. Auf Warmblüter wirkt das Gift weit rascher und heftiger als auf Amphibien und Fische ein, in heisseren Gegenden intensiver als in gemässigten Klimaten und an kühlern Tagen. Die äussere Körperbedeckung der Schlangen enthält überaus regelmässige Verdickungen der Cutis , welche von der verhornten Epidermis überzogen das Ansehen von Schuppen , Schildern und Schienen darbieten , deren Form , Zahl und Anordnung systematisch verwerthet wird. Während die Rückenfläche des Rumpfes durchweg mit glatten oder gekielten Schuppen bekleidet ist, kann der Kopf sowohl von Schuppen als von Schildern und Tafeln bedeckt sein, welche ähnlich wie bei den Echsen nach der besondern Gegend als Stirn-, Scheitel-, Hinterhauptscliilder, ferner als Schnauzen-, Nasen-, Augen-, Schläfen- und Lippenschilder unterschieden werden. Als den meisten Schlangen eigen- thümlich mögen die Schilder der Kinnfurche, die Rinnenschilder, hervorgehoben werden, vor denen noch zwei accessorische Lippenschilder jederseits neben dem mittleren Lippenschilde des Unterkiefers die vordere Begrenzung der Kinnfurche bilden. Am Bauche finden sich meist sehr breite Schilder, die wie Querschienen die ganze Länge des Rumpfes bekleiden, doch können auch hier Schuppen und kleine mediane Schilder vorkommen, die Unterseite des Schwanzes wird da- gegen in der Regel von einer paarigen , selten von einer einfachen Reihe von Schildern bedeckt. Die Schlangen häuten sich mehrmals im Jahre, indem sie ihre Oberhaut , an welcher sich die Sculptur der Cutis wiederholt , in toto ab- streifen. Die innere Organisation schliesst sich eng den Anforderungen des lang- gestreckten Baues , sowie der Bewegungs- und Ernährungsweise an. Ein sehr langer und dehnbarer dünnhäutiger Schlund führt in den sackförmig erweiterten Magen, auf welchen ein verhältnissraässig kurzer, nur wenig gewundener Dünn- darm folgt. Der Kehlkopf erscheint ausserordentlich weit nach vorn gerückt und kann während des langsamen gewaltsamen Schlingactes bis in den Rachen vortreten. Die ausserordentlich lange Trachea enthält oft schon in ihrem Ver- 1) A. B. Meyer, Ueber den Giftapparat der Schlangen und insbesondere über den der Gattung Callophis. Gray. Monatsschr. der Berliner Akademie der Wissenschaften. 1869. Vergl. auch Peters eben das. 1871, über die Gattung Adeniophis. Locomotion. Lebensweise. 285 laufe respiratorische Luftzellen. Die linke Lunge ist meist ganz rudimentär, während die um so mächtiger entwickelte rechte an ihrem Ende ein schlauch- förmiges Luftreservoir bildet. Dem Gehörorgane fehlen schallleitende Apparate, dem Auge bewegliche Lider. Der Augapfel mit seiner meist senkrecht gespal- tenen Pupille wird von der durchsichtigen uhrglasförmigen Haut bedeckt und hinter dieser von der Thränenflüssigkeit reichlich bespühlt. Die Nasenöffnungen liegen meist ganz an der Spitze oder am Seitenrande der Schnauze. Die gabiig gespaltene hornige Zunge dient nicht als Geschmacks-, sondern als Tastorgan und ist von einer Scheide umschlossen , aus der sie selbst bei geschlossenem Rachen an einem Einschnitt der Schnauzenspitze weit vorgestreckt werden kann. Die Schlangen bewegen sich vornehmlich durch seitliche Krümmungen der Wirbelsäule, da besondere Locomotionsorgane bis auf den bereits erwähnten Extremitätenstummel der Peropoden und einiger Engmäuler, abgesehen von den als Fortschieber wirksamen Rippen, fehlen. Die vordere Extremität kommt niemals auch nur rudimentär zur Anlage, ebensowenig ein Schultergerüst und Brustbein. Dagegen ist die Wirbelsäule zu seitlichen Verschiebungen in hohem Grade befähigt, die sehr zahlreichen Wirbel tragen am Rumpfe fast durchweg Rippen und sind durch freie Kugelgelenke ihrer procoelen Körper und durch horizontale Gelenkflächen der Querfortsätze in der Art verbunden, dass Schlängelungen nach den Seiten äusserst leicht stattfinden , Krümmungen da- gegen nach auf- und abwärts unmöglich erscheinen. Auch stehen die Rippen in überaus freier Gelenkverbindung mit den Wirbelkörpern und können in der Längsrichtung vor- und zurückgezogen werden. Die letztere Art der Bewegung scheint sogar für die Locomotion von wesentlicher Bedeutung zu sein und die Schlängelungen der Wirbelsäule zu unterstützen. Durch abwechselndes Vor- schieben der Rippenpaare und Nachziehen der durch Muskeln sowohl mit ein- ander als mit den Rippen befestigten Bauchschilder laufen die Schlangen in einem ge^vissen Sinne auf den äussersten Spitzen ihrer an Hautschildern befestigten Rippen. Die Schlangen ernähren sich ausschliesslich von lebenden Thieren, sowohl Kaltblütern als Warmblütern , die sie im Schusse überfallen und ohne Zer- stückelung in toto verschlingen. Zuvor tödten sie meist ihre Beute, indem sie dieselbe umschlingen und ersticken oder mittelst des Giftzahnes beissen und vergiften. Bei der Dehnbarkeit des Rachens und des Schlundes wird es ihnen möglich, grössere Thiere, welche den Durchmesser ihres eigenen Körpers um das mehrfache übertreffen, freilich unter gewaltigen Anstrengungen ihrer Muskulatur zu verschlingen. Während die Speicheldrüsen ein reichliches Secret ergiessen, welches die Oberfläche der zu bewältigenden Speise schlüpfrig macht, und der Kehlkopf zwischen den Kieferästen zur Unterhaltung der Athmung hervortritt, haken sich die Kieferzähne abwechselnd fortschreitend immer weiter in die Beute ein , und es zieht sich gewissermassen Rachen und Schlund all- mählig über die Beute hin. Nach Vollendung des anstrengenden Schling- geschäftes tritt eine bedeutende Abspannung aller Kräfte ein, es folgt eine Zeit träger Ruhe, während welcher die sehr langsame aber vollständige Verdauung von Statten geht. 286 1. Unterordnung. Opoderodonta. Die Fortpflanzung geschieht nach vorausgegangener Begattung in der Regel durch Ablage wenig zahlreicher grosser Eier, in denen die Embryonal- entwicklung schon mehr oder minder weit vorgeschritten ist. Durch künstliche Absperrung trächtiger Weibchen gelingt es sogar, die Embryonen im Innern des mütterlichen Körpers zur vollständigen Ausbildung zu bringen. Indessen gibt es auch lebendig gebärende Schlangen, wie z. B. die Seeschlangen und die Kreuzotter. Bei weitem die meisten und durch Grösse und Schönheit der Farben aus- gezeichneten Arten gehören der wärmern Zone an, nur wenige und kleine Formen reichen bis in die nördlichen gemässigten Klimaten. Sie leben auf der Erde besonders in waldigen Gebirgsgegenden und halten sich in Verstecken unter Steinen, Moos und Laub auf, viele besuchen indessen auch gern das Wasser und sind wahrhaft amphibiotisch. Andere dagegen bewegen sich grossen- theils auf Bäumen und Gesträuchen oder in flachen sandigen Gegenden, andere ausschliesslich im Meere. In den gemässigten Ländern verfallen sie in eine Art Winterschlaf, in den heissen halten sie zur Zeit der Trockniss einen Sommer- schlaf. Fast sämmtlich sondern sie aus Drüsen der Aftergegend ein unangenehm riechendes Secret ab. Fossile Reste finden sich nur spärlich von der altern Tertiärzeit an. Bibron und Dumeril haben nach der Bildung des Gebisses an die Stelle der alten Eintheilung der Schlangen in Giftlose, Trugschlangen und Giftschlangen eine Eintheilung in 5 Hauptgruppen begründet, die vielfach acceptirt worden ist, obwohl sie nicht vollkommen durchführbar erscheint. Die Aglyphodonten und Opisthoglyphen wenigstens dürften zweckmässig als Colubri- formia zusammengezogen werden. 1. Unterordnung. Opoderodonta , Wurmschlangen. Wurmförmige Schlangen von geringer Grösse mit enger nicht erweiterungsfähiger Mundspalte und unbeweglich verbundenen Gesichtsknochen, ohne oder mit nur sehr kurzem Schwanz. Die Kinnfurche fehlt. Kopf und Augen klein. Beschuppung mit Ausnahme der Kopfschilder ziemlich gleichmässig, zuweilen sind die Bauch- schuppen der Mittelreihe grössere Schilder. Sie besitzen entweder nur im Oberkiefer oder im Unterkiefer Zähne, entbehren durchaus der Giftzähne und leben wie die Blindwühler in selbstgegrabenen Gängen oder unter Steinen von Würmern und Insecten. Sie besitzen kleine stilförmige Knochen als Rudimente der hintern Extremitäten. 1. Fam. Catodontia. Zähne nur im Unterkiefer, welcher kürzer als der Oberkiefer ist. Gaumen und Flügelbein verschmolzen. Stenostoma Dum. Bibr. St. fligricans Dum. Bibr., Südafrika u. a. südamerikanische Arten. 2. Fam. Epanodontia. Zähne nur in dem kurzen Oberkiefer. Praefrontale fehlt. Typhlops Sehn. Nasenlöcher seitlich am Vorderrande. Schnauzenende stumpf von grossen Schildern bedeckt. T. lumbricalis Merr. , Antillen. T. vermiadaris L., Griechenland. Ehinoti/pJilops Pet., HelmintJwphis Pet. Bei Onychocephalus Dum. Bibr. liegen die Nasenlöcher auf der untern Fläche. Cephalolepis Dum. Bibr. 2. Unterordnung. Colubriformi'a. 287 2. Unterordnung. Colubriformia. Körper mit breiten in Reihen gestellten Schuppenplatten bedeckt , die am Kopfe meist durch Schilder ersetzt werden. Beide Kiefer mit soliden Hakenzähnen bewaffnet, im Oberkiefer kann der letzte Zahn ein Furchenzahn sein und dann entweder ohne Giftdrüse bleiben oder mit dem Ausführungsgang einer kleinen Giftdrüse in Verbindung stehn. »Es ist wohl gewiss, sagt Joh. Müller, dass einige der Goluber-artigen Schlangen mit gefurchten Hinterzähnen giftig sind«, zweifellos aber ist es, dass diejenigen, welche keine besondere Drüse für die gefurchten Hinterzähne besitzen, un- schädlich sind. Diese opisthoglyphen Schlangen stehen den giftlosen Agly- phodonten so nahe, dass sie oft nur generisch getrennt werden können, aber in derselben Familie aufgenommen werden müssen, z. B. Homalocranion und Calamaria. Die Kiefer sind mit Ausnahme der Uropeltiden und Tortriciden dehnbar und erweiterungsfähig (Eurystomata Joh. Müll.), mit Ausnahme dieser Familien ist auch das Mastoideum (Squamosum) frei von der Schädelwand erhoben. 1. Fam. Uropeltidae '), Schildschwänze. Körper cylindrisch, mit kurzem und spitzem Kopf, dessen Rachen nicht erweiterungsfähig ist, aber im Gegensatz zu den Typhlopiden in beiden Kiefern Zähne trägt und eine Kinnfurche besitzen kann. Am Gaumen fehlen die Zähne. Schwanz kurz und stumpf, mit nacktem Terminalschilde oder mit gekielten Schvippen. Augen sehr klein. Leben auf den Philippinen und in Ostindien. Rhinophis Hmpr. Kopf conisch. Schwanz mit schuppenlosem convexen Terminal- schild. Bh. oxyrhynchus Hmpr. Uropeltis Ciiv. Schwanz mit flachem schuppenlosen Terminalschild. U. philip- pinus Cuv. Plectrurus Dum. Bibr. Melanophidium Gnth. u. a. G. 2. Farn. Tortrioidae, Wickelschlangen. Von geringer Grösse mit kleinem kaum abgesetztem Kopf imd kurzem conischen Schwanz. Zähne klein, auch an den Gaumen- beinen. Schuppen glatt. Besitzen ähnlich wie die Riesenschlangen ein Beckenrudiment nebst kleinen Afterklauen und leben am Boden dicht bewachsener Gegenden. Tortrix Opp. [Ilysia Hmpr.). Zähne im Zwischenkiefer. Auge zwischen Schildchen. T. scytale Hmpr., Südamerika. Cylindrophis Wagl. Zwischenkiefer zahnlos. Auge frei. C rufa Gray, Java. Bei der wohl als Familie zu sondernden Gattung Xenopeltis Roinw. nimmt das Mastoi- deum keinen Theil an der Begrenzung der Schädelwand, sondern liegt frei derselben an. Auch fehlt das Beckenrudiment. 15 Schuppenreihen. X. unicolor Reinw. , Ostindien. 3. Fam. Pythonidae, Riesenschlangen {Pcropodes). Schlangen von bedeutender Grösse und Kraft, mit länglich ovalem, beschildertem oder beschupptem Kopf. Der Schwanz ist kur^ oder von mittlerer Länge. In beiden Lippen finden sich oft tiefe dreieckige Gruben und in dem Zwischenkiefer nur zuweilen Zähne. Alle besitzen Rudimente der hintern Extremitäten, welche mit einer Afterklaue zu den Seiten der Kloake enden. Sie sind Bewohner heisser Gegenden in der alten und neuen Welt. 1. Subf. Erycinae. Schwanz sehr kurz, nicht zum Greifen eingerichtet. Zwischen- kiefer zahnlos. Eryx Baud., Rollschlange. Der Kopf kaum abgesetzt, mit engem Munde. Nur der Schnauzenrand beschildert. Schwanz sehr kurz, mit einfachen untern Schildern. Leben in trocken sandigen Gegenden der alten Welt und sind ungemein schnell. E. jaculus Wagl., Südeuropa. 2. Subf. Boinae. Mit einfachem Greif- und Rollschwanz. Zwischenkiefer zahn- los. Kopf häufig beschuppt statt der Beschilderung. J) Peters, De serpentum fauiilia üropeltaceorum. Berolini. 1861, 288 Calamaridae. Colubridae. Boa Wagl., Riesenschlange. Kopf beschuppt ohne Schilder. Greifschwanz mit einfacher Reihe von Subcaudalschildern. Besteigen Bäume und schiessen von da mit ihrem Vorderkörper auf die Beute herab, die sie umschlingend erdrücken. B. con- strictor L. , feig und trag, 10 — 12 Fuss lang, in Brasilien. Eunectes Wagl. Mit unregelmässigen Schildern auf dem Kopf. Hält sich im Wasser auf. E. murinus Wagl., Anaconda, Brasilien. Xiphosoma Wagl. Mit glatten Schuppen und Lippengruben. X. caninum Wagl., Südamerika. Epicrates Wagl. Enygrus Wagl. Mit gekielten Schuppen ohne Lippengruben. Nasenlöcher in der Mitte eines Schildes. E. carinatus Wagl., Java. 3. Subf. Pythoninae. Mit Greifschwanz und Zähnen im Zwischenkiefer. Einige Lippenschilder mit Gruben. Python Daud. Kopf bis zur Stirn beschildert. 2 Reihen von Subcaudalschildern. Auge umgeben von einem Schilderring. P. retieulatus Sehn., Sumatra. P. molurus L., Ostindien. Morelia Dum. Bibr. Liasis Gray. Nasenlöcher jederseits in einem Schilde. L. amethystinus Gray, Amboina. 4. Fam. Calamaridae '). Der cylindrische massig lange rigide Körper endet mit kurzem Schwanz. Kopf nicht deutlich abgesetzt. Einige Schilder desselben vereinigt. Nasenlöcher klein, seitlich. Schuppen glatt oder gekielt, in 13 bis 19, selten 21 Reihen. Zähne ziemlich gleich und klein, der hintere Oberkieferzahn zuweilen länger und gefurcht. Calamaria Boie. Nur ein Paar Frontal schilder mit 13 Schuppenreihen. Sub- caudalschilder in doppelter Reihe. C. Linnaei Boie, Java. C. versicolor Boie. Conopsis Gnth. Bhabdosoma Dum. Bibr. Zwei Paare von Stirnschildern mit 15 — 17 Schuppen- reihen. Schwanzschilder in doppelter Reihe. R. crassicaudatum Dum. Bibr., Neu- Granada u. z. a. A. Bhinosivms Dum. Bibr. Bhinostoma Fitz. Homalocranion Dum. Bibr. Zwei Paar Stirnschilder von nahezu gleicher Grösse. Hinterer Kieferzahn gefurcht. Schuppen klein. Schwanzschilder 2reihig. H. melano- cephalum L., Südameriks. Homdlosoma Wagl. Carpophis Dum. Bibr. u. z. a. G. Oligodon Boie. Zwei Paar Stirnschilder. Schuppen glatt. Keine Zähne am Gaumenbein, 0. subgriseus Dum. Bibr. 5. Fam. Colubridae, Nattern. Der nicht sehr breite abgesetzte Kopf ist beschil- dert. Die Bezahnung vollständig. Die Zähne des Oberkiefers nehmen häufig nach vorn zu an Grösse ab. Der Schwanz mit doppelten Schilderreihen an der Unterseite. Eine sehr artenreiche und verbreitete Familie, die man in eine Reihe von Unterfamilien auf- gelöst hat. 1. Subf. Coronellinae. Körper von massiger Grösse, mit kurzem, nicht abgesetztem Schwanz. Kopf etwas abgeflacht, mit kurzer gerundeter Schnauze, von regelmässigen Schildern bedeckt. Ein Zügelschild und 2 Nasalschilder, niemals mehr als 2 vordere und 3 hintere Augenschilder. Bauchschilder ohne Kiel. Vordere Zähne immer am kürzesten, kein längerer Mittelzahn. Coronella Laur. Ein vorderes Augenschild. Schuppen glatt. Hinterer Oberkiefer- zahn länger, zuweilen gefurcht. C. austriaca Laur. = C laevis Lac, glatte Natter. In Europa sehr verbreitet. C. cucidlata Dum. Bibr., Algier. C. Sayi Dek. , Central- amerika u. z. a. A. Tacliymenis Wiegm. Zwei vordere Augenschilder und ein Zügelschild. Schuppen in 19 Reihen. Hinterer Oberkieferzahn gross, gefurcht. T vivax Fitz., Dalmatien. T. chilensis Schi. Psammophylax Fitz. Ablaies Dum. Bibr. 1) G. Jan, Prodrome della Iconographia generale degli Ofidi. II Parte. Calamaridae. Genova. 1862. Natricinae. Colubrinae. Dryadinae. 289 Siniotes Dum. Bibr. Schnabel schild rückwärts bis zwischen die vordem Stirn- schilder ausgedehnt. S. octolineatus Sehn., Ostindien. Liophis Wagl. Hinterer Oberkieferzahn am längsten, ohne Furche, von den vor- dem durch einen Zwischenraum getrennt. Schuppen in 17 bis 21 Reihen. Ein Zügel- schild. Ein vorderes, zwei hintere Augenschilder. L. cobella L. , Brasilien. Erythro- lamprus Boie u. a. G. 2. Subf. Natricinae. Körper meist etwas abgeflacht, mit massig grossem ziemlich abgesetzten Schwanz. Kopf abgesetzt mit tiefer Mundspalte. Schuppen meist stark gekielt und in 19 Reihen. Hinterer Oberkieferzahn am längsten, zuweilen gefurcht. Tropidonotus Kühl. Schuppen gekielt. Nasenlöcher klein, zwischen 2 Schildern. Zwei kleine vordere Frontalschilder, die nach voi'n spitzwinklig zulaufen. Tr. natrix Gesn., Ringelnatter, weit über Europa verbreitet. Tr. viperinus Schi., Algier. Tr. quin- cunciatus Schi., Ostindien. Tr. tesselatus Meyr., Würfelnatter in der Umgegend Wien's. Xenodon Boie. Kopf sehr breit und kurz. Schuppen glatt. Vordere Frontal- schilder breit abgerundet. Hinterer Oberkieferzahn am längsten, durch einen Zwischen- raum abgesetzt. X. rhahdoceplialiis Wied., Brasilien. Tomodon Dum. Bibr. Grayia Gnth. Heterodon P. Bvs. Körper kurz , dick , eben so wie der Nacken sehr ausdehnbar. Hinterer Oberkieferzahn länger und durch einen Zwischenraum abgesetzt. H. platy- rhinus Latr., Nordamerika. Ischnognathus Dum. Bibr. 3. Subf. Colubrinae. Körper massig lang , mit abgesetztem quadrangulären Kopf nnd mittelgrossem nicht abgesetzten Schwanz. Kopfschilder ausnahmslos unregelmässig. Mundspalte tief. Zügelschild stets vorhanden. Schuppen glatt oder massig gekielt. Hintere Kieferzähne gleich gross oder continuirlich an Länge zunehmend , oder mit stärkerm hintern Zahn, der aber nie gefurcht ist. Coluber L. (Callopeltis). Schnabelschild massig gross. Ein vorderes und 2 hintere Augenschilder. Zähne gleich gross. C. Aesculapii Gesn. = C. flavescens Gm., die Schlange des Aesculap, Südeuropa, Schlangenbad, Oestreich. Ehinechis Mich. Elaphis Aldr. Körper etwas coraprimirt. Schuppen gekielt. Zwei vordere und zwei hintere Augenschilder. Zähne gleich gross. E. quaterradiatus Gm., Südeuropa. E. virgatus Schi., Japan. Cynophis Gray. Spilotes Wagl. u. a. G. Zarnenis Wagl. Hinterer Oberkieferzahn am längsten, durch einen Zwischenraum ' abgesetzt. Z. atrovirens Shaw., Südeuropa. Z. hippocrepis L., Südeuropa und Nordafrika. Coryphodon Dum. Bibr. Oberkieferzähne nach hinten continuirlich an Grösse zu- nehmend. C. pantheriniis Daud., Brasilien. 4. Subf. Dryadinae. Körper meist verlängert, mehr oder minder comprimirt, mit verhältnissmässig langem nicht scharf abgesetzten Schwanz. Kopf zuweilen mit lang- gestreckter Schnauze, vom Nacken abgesetzt und mit regelmässigen Schildern. Meist nur ein vorderes und 2 hintere Augenschilder. Schuppen verlängert, lanzetförmig. Auge gross. Herpetodryas Boie. Körper nicht stark comprimirt. Ein Zügelschild. Zwei Nasenschilder. Zähne gleich gross. Kein Furchenzahn. H. fuscus L., Südamerika. H. carinatus L. , Brasilien. Bei Cyclophis Gnth. ist der Körper nicht comprimirt und nur ein Nasenschild vorhanden. C. aestivtis L. , Nordamerika. Gonyosoma Wagl. und Dryoealamus Gnth. haben einen stark comprimirten Körper. Philodryas Wagl. Kopf conisch. Körper mehr oder minder coraprimirt. Ein vorderes, 2 oder 3 hintere Augenschilder. Hinterer Oberkieferzahn am längsten und gefurcht. Ph. viridissimus L. , Brasilien. Dromicus Bibr. Körper rundlich, 1 vorderes, 2 hintere Augenschilder. Hinterer Oberkieferzahn am längsten, nicht gefurcht, durch einen Zwischenraum abgesetzt. D. margaritiferus Schi. , Mexico. Hier schliesst sich die Familie der HomaJopsiden an mit Homalopsis Kühl., Eypsirhina Wagl., Tetranorhinus Dum. Bibr. u. a. G. Claus, Zoologie, i. Auflage. Tom. II. 19 290 Dendrophidae. Dryophidae. Psammophidae. Dipsadidae. Scytalidae. 6. Fam. Dendrophidae. Körper sehr dünn und schlank, mit meist langem flachen vom Nacken abgesetzten Kopf und vorspringender abgerundeter Schnauze. Oberkinnlade länger als die untere. Mund tief ges))alten. Ein vorderes und 2 bis 3 hintere Augen- schilder. Schuppen schmal, in 15 oder 21 Reihen. Bauchschilder meist mit 2 Kielen. Untere Sthwanzschikler in 2 Reihen. Bucephalus Smith. Kopf dick mit sehr grossen Augen, sehr stark abgesetzt. Ventralschilder nicht gekielt. B. capends Smith. Denclrophis Boie. Ventralschilder leicht gekielt. Schuppen klein, die der Dorsal- reihe viel grösser und triangulär oder polygonal. Kieferzähne gleich gross. D. ficta Gm., Ostindien. Ahaetulla Gray. Die Schuppen der Dorsalreihe nicht grösser als die andern. Hinterer Oberkieferzahn am längsten. Ä. smaragdina Boie, Westafrika. A. liocereus {Coluber ahaetulla L.), Brasilien. Chrysopelea Boie u. a. G. 7. Fam. Dryophidae. Körper sehr lang und schlank, ebenso der Kopf, mit dünner, zuweilen in einen biegsamen Anhang auslaufender Schnauze. Obere Kinnlade viel länger als die untere. Augen mit ovaler oder linearer horizontaler Pupille. Cryophis Boie [Oxyhelis Wagl. e. p.). Kopf sehr verlängert, die Schnauzenspitze nicht beweglich, mit solidem vorspringenden Schnabelschild. Dr. argentea Daud., Cayenne. Passerita Gray {Tragops Wagl.). Schnauze mit beweglichem Terminalanhang, der nicht länger ist als ';3 des Kopfes. P. myctericans L., Ceylon. Langaha Brug. {Dryinus Merr.). Schnauze mit beweglichem und von Schuppen bedecktem Terminalanhang, der länger als '/s des Kopfes ist. L. nasuta Brug., Madagascar. 8. Fam. Psamraophidae. Kopf mit tiefer Grube vor den Augen. Schuppen stets ungekielt, in 15 oder 19 Reihen. Ein vorderes, zwei hintere Augenschilder. Meist sind 4 oder 5 Oberkieferzähne länger als die übrigen , der hintere Zahn gefurcht. Psammophis Boie. Körper langgestreckt, mit zugespitzter Schnauze. Schuppen schmal und glatt. Ps. lineatus Dum. Bibr., Mexico. P. crucifer Merr., Südafrika. Coelopeltis Wagl. Kopf quadrangulär, hoch, mit verhältnissmässig kurzer Schnauze und tiefer Grube auf der Oberseite. Schuppen mit Längsfurchen. Vorderer Zahn der Unterkinnlade länger. C. lacertina Wagl., Egypten. Psammodynastes Gnth. u. a. G. Zu einer besonderen Familie der Eachiodontiden wird die durch mehrfache Eigen- thümlichkeiten, insbesondere durch die von den vorstehenden untern Dornfortsätzen der hintern Cervicalwirbel gebildeten Scblundzähne ausgezeichnete Gattung Uasypeltis Wagl. gestellt. D. scabra Wagl., Südafrika. 9. Fam. Dipsadidae. Körper ziemlich schlank, stark comprimirt, mit kurzem hinten verbreiterten stark abgesetzten Schwanz. Auge gross mit meist elliptischer Pupille. Schuppen langgestreckt, die der Vertebralreihen grösser. Meist hintere Furchenzähne. Amblycephalns Kühl. Kopf hoch abgerundet, mit kurzer Schnauze. Körper sehr lang. Vorderer Gaumen- und Kieferzahn lang. Kein Furchenzahn. Subcaudalschilder einreihig. A. boa Kühl., Philippinen. Pareas Wagl. Körper massig lang, comprimirt. Vorderer Gaumen- und Man- dibularzahn am längsten. Subcaudalschilder 2reihig. Furchenzahn voi-har.den. P. carinata Reinw., Java. Dipsas Boie. Kopf triangulär, stark abgeplattet, scharf abgesetzt. Subcaudal- schilder 2reihig. Kein grösserer Vorderzahn. Hinterer Oberkiefcr2ahn gefurcht. D. dendrophila Reinw., Ostindien und Philippinen. i>. fasciaia Fisch., Westafrika. Lepto- deira Fitz., Thamnodynastes Wagl. Eudipsas Fitz. Vorderer Gaumen- imd Maxillarzahn länger. E. eynodon Cuv., Asien. Leptognathus Dum. Bibr. Kopf quadrangulär, nicht abgeflacht. Zähne gleich gross. Subcaudale Schilder 2reihig. L. nebulatus L., Südamerika. EhinobothryvmWagl., 'fropidodipsas Gnth. 10. Fam. Scytalidae. Körper ziemlich gestreckt, zuweilen leicht comprimirt, mit massig langem nicht abgesetzten Schwanz. Kopf hinten verbreitert, etwas flach und S. Unterordnung. Proteroglypha. 291 scharf abgesetzt, mit regelmässigen Schildern. NasenöfFnungen meist zwischen 2 Nasen- schildern. Ein Zügelschild. Ein oder 2 vordere und 2 hintere Augenschilder. Hinterer Oberkieferzahn am längsten und gefurcht. Scytale Boie. Untere Schwanzschilder in einfacher Reihe Ein vorderes Augen- schild. Sc. coronatum Dum. Bibr., Brasilien. Oxyrhopus Wagl. Subcaudalschilder in 2 Reihen. 0. plumbeus Wied., Südamerika. 11. Farn. Lycodontidae. Körper massig lang, rundlich oder leicht comprimirt, mit oblongem Kopf und abgerundeter Schnauze. Auge eher klein, mit elliptischer ver- ticaler Pupille. Hintere Frontalschilder meist sehr gross. Ein oder zwei Nasenschilder. Niemals mehr als 2 vordere und 2 hintere Augenschilder. Vorderer Zahn beider Kinn- laden am längsten. Kein Furchenzahn. Lycodon Boie. Kopf platt mit regelmässigen Schildern. Zügelschild vorhanden. Schuppen in 17 Reihen. Analschild einfach. Subcaudalschilder 2reihig. L. aulicus Dum. Bibr., Ostindien. Odontomus Dum. Bibr. u. a. G. Boodon Dum. Bibr. Schuppen klein, in 21 bis 31 Reihen. B. geometricus Boie, Südafrika. Holiiropholis Dum. , Lycophldion Fitz. Siniocephalus Gray. Ein vorderes und ein hinteres Augenschild. Schuppen läng- lich lanzetförmig , scharf gekielt, die Wirbelreihen 6seitig, mit 2 scharfen Kielen. S. poensis Smith., Westafrika. Lamprophis Fitz. u. a. G. 12. Fam. Acrochordidae. Kopf und Körper mit kleinen warzigen Höckern an- statt der Schuppen. Nasenlöcher dicht neben einander auf der Schnauze. Ohne Furchenzähne. Chersydrus Cuv. Körper comprimirt , mit deutlicher und am Schwänze kielartig vortretender Bauchkante. Wasserbewohner. Ch. granulatus Sehn., Flüsse von Sumatra und Celebes. Acrochordus Hornstdt. Ohne Kiel an der Unterseite des Schwanzes. Ac. javani- ciis Hornstdt., Java, Borneo. Xenoderma Reinh. 3. Unterordnung. Proteroglypha. Giftschlangen mit grossen Furchen- zähnen , welche vorn im Oberkiefer stehen und hinter denen meist noch solide Hakenzähne folgen. Giftdrüse stets vorhanden. Gaumen und Flügelbeine sind ebenso wie der Unterkiefer mit Hakenzähnen bewaffnet. Der Kopf ist beschil- dert, stets aber ohne Zügelschild. Sie leben in wärmern Klimaten aller Welt- theile mit Ausnahme Europas und sind oft durch Schönheit und Pracht ihrer Färbung ausgezeichnet. 1. Fam. Elapidae, Frunknattem. Von Natter-ähnlichem Habitus, mit beschil- dertem Kopf, meist mit 2 Reihen von Subcaudalschildern. Kopf meist quadrangulär, oben flach mit massig grosser oder kurzer Schnauze. Meist ein vorderes (zuweilen zwei) und zwei oder drei hintere Augensohilder. Giftzähne unbeweglich mit vorderer Furche. Die meisten sind lebhaft gefärbt und mit hellen und rothen Binden geziert. Einige wie die Brillenschlangen {Naja) vermögen die vordem Rippen nach vorn aufzurichten und hierdurch den vordem Abschnitt des Rumpfes so stark auszuspreitzen, dass er den Kopf an Breite bedeutend übertritit. Solche Schlangen werden von egyptischen und ostindischen Gauklern nach Entfernung der Giftzähne bei ihrer Fähigkeit, den Körper auf dem Schwänze emporzurichten und unter Bewegungen in aufrechter Stellung zu erhalten, zum »Tanze« abgerichtet. Naja Laur. Halsgegend nach den Seiten ausdehnbar. Kopf hoch quadrangulär. Ein oder zwei kleine Zähne hinter den Giftzähnen. Nasenöfi'nung zwischen zwei Nasal- schildern. Analschild einfach. Subcaudalschilder zweireihig. N. tripudians Merr., Brillenschlange, mit zwei durch einen gebogenen Querstreifeu Brillen-ähnlich verbundenen Nackenflecken, in Bengalen. N.hajeL., Schlange der Cleopatra, Egypten. Fseudonaja Gnih 19* 292 1. Unterordnung. Solenoglyplia. Cyrtophis Sundv. Vordere Frontalschilder viel grösser als die hintern. Eins der beiden Nasenschilder von der Nasenöti'nung durchbohrt. Keine Hakenzähne hinter den Furchenzähnen. C. scutatus Smith. Elaps Sehn. '). Körper verlängert, sehr schlank mit abgeflachtem Kopf. Ein vorderes, zwei hintere Augenschilder. Schuppen in 13 bis 15 Reihen. Nur Furchen- zähne. E. bivirgatus Boie, Sunda-Inseln. E. corallinus L. , Südamerika. Callophis Gray, Brachysoma Fitz., Vermicella Gray. Bungarus Daud. Körper langgestreckt und comprimirt, mit breitem und abge- flachtem vom Nacken abgesetzten Kopf. Ein vorderes, drei hintere Augenschilder. Schuppen in 13 bis 15 Reihen, die der Vertebrallinie gross und hexagonal. Subcaudal- schilder in einfacher Reihe. Einige kleine Hakenzähne hinter den Furchenzähnen. B. lineatus Shaw., Ostindien. B. fasciatus Shaw., China. Hoplocephalus Cuv., Pseiidechis Wagl. , Glyphodon Gnth. u. a. G. Acanthophis Daud. {Ophryas Merr.) Schilder am hintern Theile des Kopfes mehr Schuppen-ähnlich. Subcaudalschilder einreihig. Schwanz mit gekrümmter Spitze en- digend. A. antarctica Wagl. = cerastinus Lac, Australien. Hier schliesst sich auch die Gattung Dendraspis Schleg. an (Dinophis). 2. Farn. Hydrophidae , Seeschlangen '). Mit kaum abgesetztem beschilderten Kopf und comprimirtem Rumpf, welcher in einen stark compressen Ruderschwanz aus- läuft. Die Nasenschilder stossen in der Mittellinie oben zusammen. Meist nur ein Paar Frontalschilder vorhanden. Nasenlöcher nach oben gerichtet, durch Klappen ver- schliessbar. Bauchschilder klein oder durch Schuppen vertreten. Furchenzähne klein. Leben im Meere, besonders im Sunda- Archipel, kommen aber bis in die Flussmündungen. Sie sind lebendig gebärend. Flatunis Latr. Nasenschilder durch die vordem Stirnschilder getrennt. 2 Paar Stirnschilder. Schuppen glatt. Subcaudalschilder 2reihig. PI. fasciatus Daud. , In- disches Meer. Bei Acalyptus Dum. Bibr. ist die Frontal- und Parietalgegend beschuppt. A. supei-ciliosus Dura. Bibr., Neuholland. Aepysicrus Lac. Nasenschilder median zusammenstossend. Körper nur wenig comprimirt. Schuppen schwach tuberculirt. Bauchschilder mit mittlerer Leiste. Sub- caudalschilder einreihig. Ae. laevis Lac, Ae. fulginosus Dum. Bibr., Ind. Meere. Hydrophis Daud. Körper hinten stark comprimirt. Nasalschilder gross, einander berührend. Schuppen tuberculirt. Bauchschilder sehr klein. H. gracüis Schi. u. z. a. A. H. {Pelamis Daud) bicolor Daud., Ind. Meer. Astrotia Fisch., Disteira Lac. u. a. G. 4. Unterordnung. Soleuoglypha ^). Schlangen mit triangulärem , nach hinten verbreitertem Kopf und verhältnissmässig kurzem Schwanz. Der sehr kleine Oberkiefer trägt jederseits einen hohlen Giftzahn, sowie einen oder mehrere Ersatzzähne. Au.sserdem aber finden sich kleine solide Hakenzähne sowohl am Gaumen als im Unterkiefer. Viele sind lebendig gebärend. Weniger durch Grösse und Muskelkraft als durch den Besitz ihrer gefährlichen Gift- waffe ausgezeichnet, lassen sie die Beute nach dem ßiss wieder los und er- 1) Vergl. Günther, On the genus Elaps. Proc. zool. Soc 1859, ferner Peters über Elaps. Monatsberichte etc. Berlin. 1862. 2) J. G. Fischer, Die Familie der Seeschlangen, mit 3 Taf. Abhandl. des naturw. Vereins in Hamburg. 3 Bd. 1856. 3) E. D. Cope, Catalogue of the Venomous Snakes in the Museum of Philadel- phia etc. Proc Acad. Nat. Sc. Philad. 1859. W. Peters, üeber die craniologischen Verschiedenheiten der Grubenottern. Monatsber. der Berl. Acad. 1862. Strauch, Synopsis der Viperiden. Petersburg. 1869. 2. Ordnung. Saurii. 293 warten die tödtliche Wirkung des Giftes, bis sie sich zum Verschlingen der- selben anschicken. 1. Farn. Viperidae, Ottern. Mit stark abgesetztem breiten Kopf, ohne Gruben zwischen Nasen und Augen. Pupille länglich und vertical. Die Oberseite des Kopfes mit Schildchen und Schuppen bedeckt. Meist finden sich zwei Schiklerreihen an der Unterseite des kurzen Schwanzes. Atractaspis Smith. Kopf kurz, breit, nicht abgesetzt, beschildert. Schwanz mit einer kurzen conischen Spitze endigend. Auge klein. Schuppen gerundet, in 19 oder 20 Reihen. Subcaudalschilder in einer Reihe. A. irregularis Reinh. , Südafrika. A. corpulentus Hallow. , Westafrika. Vipera Laur. Kopf nur in der Stirngegend beschildert, dahinter mit kleinen glatten Schuppen bedeckt. Nasenloch in der Mitte eines Schildes. Subcaudalschilder in 2 Reihen. V. aspis Merr., in bewaldeten Gebirgsgegenden Südwesteuropas. V. am- modytes Dum. Bibr. , Sandviper, mit einer weichen hornartigen Erhebung an der Schnauzenspitze, Italien und Dalmatien. Pelias Merr. Auch Occipitalschilder vorhanden. Subcaudalschilder 2reihig. P. berus, Kreuzotter, Kupfernatter, ausgezeichnet durch die schwarzbraune Zickzack binde des Rückens, in Gebirgswaldungen Europas. Cerastes Wagl. Scheitel mit warzigen Schuppen bekleidet. Ueber jedem Auge eine hornartige von Schuppen gebildete Erhebung. Subcaudalschilder 2reihig. C. aegyp- tiacus Dum. Bibr. , Hornviper. Clotho Gray. Kopf länglich, mit kleinen gekielten Schuppen. Subcaudalschilder 2reihig. Cl. arietans Gray, Cap. Echis Merr. Subcaudalschilder einreihig. Scheitel mit Schuppen bedeckt. E. carinata Merr., Cairo. Daboia Gray. 2. Farn. Crotalidae , Grubenottern. Mit einer Grube zwischen Auge und Nasen- öfFnung und meist unvollständig beschildetem Kopfe, von bedeutender Grösse. Pupille elliptisch vertical. Crotalus L., Klapperschlange. Kopf von vordem Schildern abgesehn klein be- schuppt. Subcaudalschilder einreihig. Schwanzende mit einer aus Hornringen gebil- deten Klapper. C. durissus L., Südöstliches Nordamerika. G. horridus L., Südamerika. 0. adamanteus Pal., Mexiko. Crotalophorus Gray. Bei Lachesis Daud. wird die Klapper durch Reihen spitzer Schuppen und einem Enddorn ersetzt. L. mutus L. , Surinam. Trigonocephalus Opp. Kopf mit grossem Scheitelschilde. Schwanz spitz, ohne Klapper. Schuppen gekielt. Tr. BlomhoffüBoie, Japan. 7V. /jiscirorMsHolbr., Nordamerika. Bothrops Wagl. Kopf von kleinen Schuppen bedeckt. Nur 2 Supraciliarschilder. Schuppen gekielt. Subcaudalschilder 2reihig. B. lanceolatus L., Antillen. B. atrox L., Brasilien. B. (Atropos) Darwini Dum. Bibr., Mexico. Tropidolaernus Wagl. u. a. G. S.Ordnung. Saurii '), Eidechsen. Plagiotremen mit Schultergürtel und Brustbein , in der Regel mit vier Extremitäten, meist mit Paukenhöhle , Trommelfell und heiveglichen Augen- lidern^ mit festverbundenen Unterlcief er ästen , ohne EriveiterungsfühigJceit des Rachens, mit Harnblase. Die Eidechsen besitzen durchweg einen gestreckten, zuweilen selbst schlangenartigen Körper, an welchem sich indessen mit wenigen Ausnahmen 1) Vergl. ausser den Werken von Lacepede, Daudin, Bibron, Dumeril, Schlegel, Wagler, Günther etc. Tiedemann, Anatomie und Naturgeschichte der 294 Saurier. Elxtremitäten. Schädel. drei deuHich gesonderte Abtheilungen unterscheiden lassen, ein überaus verschieden geformter Kopf, ein zuweilen beträchtlich dicker und durch den Hals vom Kopf abgesetzter Paimpf und ein meist sehr langer sich allmählig verjüngender Schwanz. In der R.egel finden sich am Rumpf vier Extremitäten, die indess den Rumpf kaum emporgehoben tragen und bei der Bewegung meist nur als Nachschieber wirken, übrigens auch zum Anklammern (Ghamaeleon), Klettern (Geckonen) und Graben verwendet werden können und gewöhnlich mit fünf bekrallten Zehen enden. Zuweilen bleiben dieselben so kurz und rudimentär, dass sie dem schlangenähnlichen Leib wie Stummel anliegen, an denen die Zehen nicht zur Sonderung gelangen [Chamaesaura). In andern Fällen sind nur kleine hintere Fussstummel {Fseudopus , Ophiodes) oder aus- schliesslich Vordergliedmassen ( Chirotes ) vorhanden oder es fehlen endlich äusserlich hervorstehende Theile von Gliedmassen vollständig {Anguls, Acontlas, Opinsaurus). Schultergürtel und Becken werden niemals vermisst, auch findet sich bei allen Sauriern mit Ausnahme der Amphisbaenen wenigstens ein Rudiment des Brustbeins , welches mit der Ausbildung der Vordergliedmassen an Umfang zunimmt und dann einer entsprechend grösseren Zahl von Rippen zum Ansatz dient. Diese erstrecken sich fast über die ganze Länge des Rumpfes uud fehlen nur den vordersten Halswirbeln, zuweilen auch einigen Lenden- wirbeln, dagegen werden überall die Hüftbeine an den beiden Wirbeln der Kreuzgegend mittelst verstärkter Rippen befestigt. Eine eigenthümliche Modi- fikation zeigen die vordem Rippenpaare bei der Gattung Braco, indem sie sich ausserordentlich verlangen und seitlichen als Flughaut dienenden Hautdupli- caturen zur Stütze dienen. Die Schädelkapsel reicht nicht weit nach vorn und ist hier unvollständig durch häutige Theile geschlossen, welchen sich oft ein häutiges Interorbital- septum anschliesst. Auch bleibt das Sphenoidale anterius unterhalb dieses Septums oft knorplig, doch können in demselben Ossifikationen als Rudimente von Orbitosphenoids auftreten. Einem stark vorspringenden Fortsatz der hintern Schläfengegend liegt das Squamosum auf. Das hintere Ende des Oberkiefers ist mit Ausnahme der Amphisbaenen und Ascaloboten durch eine die Orbita umschüessende Knochenbrücke {Jugale) mit dem hintern Stirnbein verbunden, während von diesem ein Knochenstab, die Schläfengegend überbrückend (Qua- drato jugale) , zu dem obern Ende des Quadratbeins verläuft (Kionocrania). Ein wichtiger Gharacter der Eidechsen im Gegensatz zu den Schlangen beruht auf dem Mangel der seitlichen Verschiebbarkeit der Kieferknochen. Zwar ist das Quadratbein mit dem Schädel beweglich (Hatteria = Spheiiodou ausgenonmien) verbunden, und ebenso articuliren die Flügelbeine, welche sich Drachen. Nürnberg. 1811. Wiegmann, Herpetologia mexicana. Pars I. Saurorura species amplectens. Berlin. 1834 J. E. Gray, Catalogue of the specimens of Lizards in the coli, of the Brit. Museum. London. 1845. Gravenhorst, Die Wirtelschleichen und Krüppelfüssler. Mit 19 Tafeln. Breslau und Bonn. 1851. Fr. Leydig, Die in Deutschland lebenden Arten der Saurier. Tübingen. 1872. E. Schreiber, Herpetologia europaea. Braunschweig. 1875. Knauer, Naturgeschichte der Lurche. Wien. 1878, sowie die Abhandlungen von Brücke, Rathke, Peters u. zahlr A. Bezahnung. Augenlid. Trommelfell. Paukenhöhle. 295 den Gelenkfortsätzen des hintern Keilbeines anlegen, meist am Quadratbein, indessen zeigen die einzelnen Knochen des Kiefergaumenapparates unterein- ander und mit der vordem Partie des Schädels einen festen Zusammenhang. Während die Flügelbeine mit dem Oberkiefer durch ein Os transversum fest verbunden sind und zugleich dem Scheitelbeine durch eine stabförmige Golu- mella zur Stütze dienen, verschmelzen die Gaumenbeine sowohl mit den Pflug- scharbeinen als durch Querfortsätze ihres Aussenrandes mit den Oberkiefer- knochen, zwischen denen sich vorn der Zwischenkiefer ziemlich fest einkeilt. Da- gegen bleibt die Verbindung zwischen Scheitelbein und Schädel durch Bandmasse weich und verschiebbar, und es lenkt sich das Quadratbein am Schläfenbogen beweglich ein und bildet am unteren Ende ein freies Gelenk für den Unter- kiefer, dessen Schenkel am Kinnwinkel in fester Verbindung stehen. Die Bezahnung der Eidechsen bietet nach Form, Bau und Befestigung der Zähne eine weit grössere Mannichfaltigkeit als bei den Schlangen , stellt sich indessen nicht so vollständig dar, indem der Gaumen niemals eine bogenförmig geschlossene innere Zahnreihe, sondern nur kleine seitliche Gruppen von Zähnen am Flügelbeine zur Entwicklung bringt. Häufig stellen die Zähne kleine nach hinten gebogene Haken dar, in andern Fällen zeigen sie sciiarfschneidende und gezähnelte, kegelförmige oder zuweilen faltig gestreifte Kronen. Fast niemals sind dieselben wie bei den Grocodilen in besonderen Alveolen eingekeilt, sondern sitzen dem Knochen unmittelbar auf, entweder aut dem freien obern Kieferrande {Acrodonten) oder im Grunde einer tiefen Kieferrinne befestigt und an die vorstehende äussere Knochenplatte des Kieferrandes von der Innern Seite angewachsen {Fleiirodonten). Diese Verschiedenheit der Zahnbefestigung erscheint systematisch mehrfach verwendbar und besonders desshalb interessant, weil sie die Gruppe der Leguane parallel der geographischen Verbreitung in zwei Abtheilungen sondert. Die Leguane der östlichen Halbkugel sind Acrodonten, die der westlichen Halbkugel Pleurodonten. Wichtiger noch als die Form und Befestigung der Zälme erscheint die Gestalt der Zunge, nach welcher die Hauptgruppen unserer Ordnung unterschieden und bezeichnet worden sind. Entweder ist die Zunge kurz, an dem verdünnten vordem Ende ausgebuchtet, aber wenig vorstreckbar {Brevilvviues) oder ungewöhnlich dick und fleischig, an der Spitze kaum ausgebuchtet und nicht zum Vorstrecken befähigt (Grass Hing ues) oder lang und dünn, gabiig gespalten und nach Art der Schlangenzunge aus einer besondern Scheide vorstreckbar [Fissilingues), oder endlich wurmförmig gestreckt, mit kolbig verdickter klebriger Spitze und dadurch weit vorstreckbar {Vermüingues), dass beim Vorziehen des Zungen- beins der Scheidenmuskel die eingezogene Zunge hervortreibt. Die meisten Eidechsen besitzen sowohl Augenlider als ein freiliegendes Trommelfell und eine Paukenhöhle. Wohl nur die Amphishaenen und Geckonen entbehren der Lidbildungen und verhalten sich rücksichtlich der Augen- bedeckungen wie die Schlangen. Von den Augenlidern ist das untere meist beweglicher, und bei den Scincoiden kann dasselbe wie ein transparenter Vor- hang emporgezogen werden, ohne das Sehen zu verhindern. Auch eine Nick- haut ist in der Regel vorhanden. Einfach erscheint dagegen das Augenlid bei den Chamaeleoniden , indem dasselbe einen überaus muskulösen breiten 296 Saurier. Körperbedeckiing. Urogeiiitalapparat. Hautring mit kreisförmiger Oeffnung darstellt. Paukenhöhle und Trommelfell fehlen den Aniphishaenen, hcäufiger wird das Trommelfell von Haut und Muskeln bedeckt (Anguis, Acontias , Chaniaeleon). Die äussere Körperbedeckung der Eidechsen zeigt ganz ähnliche Verhält- nisse wie die der Schlangen , jedoch in weit grösserer Mannichfaitigkeit. Für die Epidermis, welche verhältnissmässig wenig Pigment, aber an manchen Stellen bewegliche Farbzellen (Ghromatophoren) enthält, wird von Leydig ein äusseres homogenes Grenzhäutchen als Guticula hervorgehoben. Ueberall entwickelt die obere Gutisschicht einen mächtigen und Pigment-reichen Papillar- körper, auf den die mannichfachen als Warzen, Körner, Schuppen und Schilder bezeichneten Erhärtungen des hiteguments zu beziehen sind. Bald finden sich glatte oder gekielte Schuppen, die nach ihrer Form und gegenseitigen Lage als Tafelschuppen, Schindelschuppen, Wirtelschuppen unterschieden werden, bald Schilder und grössere Tafeln , für deren Vertheilung am Kopfe sich die bereits für die Schlangen hervorgehobene Terminologie wiederholt. Doch kommen auch mehr unregelmässige Erhärtungen warziger und stachliger Höcker vor, die der Haut ein abweichendes an die Kröten erinnerndes Aussehen verleihen (GccJconen) , wie sich andererseits grössere und seltsam gestaltete Hautlappen an der Kehle, Kämme am Rücken und Scheitel, ferner Faltungen der Haut an den Seiten des Piumpfes, am Halse etc. als höchst eigenthümliche Anhänge entwickeln. Obwohl im Allgemeinen die Haut der Eidechsen arm an Drüsen ist, so finden sich doch constant bei zahlreichen Eidechsen Hautdrüsen und entsprechende Porenreihen längs der Innenseite der Oberschenkel und vor dem After. Das Secret dieser Drüsen stellt eine röthliche fettige Masse dar, welche erhärtet und als papillenförmige Erhebung aus der Oeffnung hervor- steht. Man betrachtete die Drüsen als Einrichtungen, welche zu der Begattung in Beziehung stünden und benutzte dieselben als wichtige systematische Merk- male zur Gharacterisirung einzelner Gattungen und Arten. Nach Leydig haben sie jedoch zunächst nur die Bedeutung eigenthümlicher Talgdrüsen. Der Urogenitalapparat ^) schliesst sich nach Bau und Entwicklung am nächsten dem der Vögel an. Die Anlagen der Urnieren sind solide Wucherungen des Peritonealepitels und zeigen eine streng segmentale Anordnung. Trichter- anlage und Segmentalcanal bilden sich bald zurück, während das Segmental- bläschen (Anlage des Malpighischen Körpers) einen Fortsatz zum Wolff'schen Gang entsendet, der zum Urnierencanälchen wird. Beim Männchen wird die Urniere zum Nebenhoden , der Wolff'sche Gang zum Samenleiter , beim Weibchen erfahren dieselben eine Rückbildung. Der Müller'sche Gang soll in beiden Geschlechtern (M. Braun) als Einstülpung des Peritoneums entstehen und bis zur Kloake vordringend diese beim Weibchen durchbohren, beim Männchen bis auf kleine Reste rückgebildet werden. Auch die bleibende Niere entwickelt sich an die Urniere anschliessend aus unregelmässigen Sprossen des Peritonealepitels und setzt sich mit dem vom Hinterende des Wolff'schen Ganges als Blindsack hervorwachsenden Harnleiter in Verbindung. 1) Vgl. besonders M. Braun, Das Urogenitalsystem der einheimischen Reptilien Arbeiten aus dem zoolog. Institut der Universität Würzburg. Tom. IV. 1877. Fortpflanzung. P^mbryonale Entwicklung. 297 Ovarien und Hoden entstehen in gleicher Weise als langgestreckte Er- hebungen an der Medialfläche der Urnieren. Zellenwucherungen der Urniere treten als Segmentalstränge in die Anlagen der Geschlechtsdrüse ein und werden beim Männchen zu den Hodencanälchen , während sie beim Weibchen degeneriren. Die Fortpflanzung der Eidechsen verhält sich in den einzelnen Gruppen und Familien überaus verschieden. In der Regel legen die Weibchen nach vorausgegangener Begattung — in den gemässigten Gegenden im Sommer — verhältnissmässig wenige Eier in feuchte Erde ; einige, wie gewisse Scincoideen {Änguis, Seps) bringen lebendige Junge zur Welt. Die embryonale Entwick- lung ') schliesst sich unmittelbar an die des Vogeleies an. Das grosse von einer weichen Schalenhaut bekleidete Ei enthält eine verschieden reiche Menge Ei- weiss , vor dessen Abscheidung im Oviduct die Befruchtung erfolgt. Die als- bald beginnende Furchung betrifft als partielle zunächst nur den Bildungsdotter und führt zur Anlage eines zweischichtigen Blastoderms , welches sich rasch über den Dotter ausbreitet. Der centrale Theil des Blastoderms verdickt sich durch cylindrische Verlängerung seiner Zellen in Form eines schmalen Em- bryonalschildes, an dessen Hinterende sich die äussere das Ectoderm repräsen- tirende Zellenschicht blindsackartig einstülpt. Die Oeffnung dieser Einstülpung, welche die hintere Grenze an der Medullarplatte bezeichnet, wird mit Rücksicht auf die Lagenbeziehung zu der alsbald auftretenden Rückenfurche als Gastrula- mund gedeutet. Ueber demselben beginnen die Rückenwülste sich bogen- förmig zu schliessen und am Ende der Medullarrinne zu verwachsen. Diese führt somit in den Einstülpungscanal , welcher nach Balfour als ductus neurentericus das Entoderm durchbricht und bald obliterirt. Nach Kupffer soll sich jedoch die Einstülpung sackartig bis zur ventralen Wand des Hinter- darms erstrecken und die Anlage des Epithelialsacks der Allantois werden. Die Chorda entsteht unterhalb der Medullarplatte als Differenzirung des Entoderms, mit dem sie unmittelbar vor dem neurenterischen Ganal länger in Gontinuität bleibt. Die Amnionfalte entwickelt sich zuerst am Vorderende der Embryonal- anlage als Ectodermfalte, welche jenes haubenartig bedeckt, noch bevorder Medullarcanal geschlossen ist. Die erste Anlage der Allantois erscheint als Divertikel des Entoderms am spätem Hinterdarm. Die weitere Ausbildung derselben stimmt ebenso wie die der ganzen Embryon dentwicklung mit der des Vogels überein. Die meisten Eidechsen sind harmlose und durch Vertilgen von Insecten und Würmern nützliche Thiere, grössere Arten wie die Leguane werden des Fleisches halber erjagt. Bei weitem die Mehrzahl und zwar sämmtliche grösseren und prachtvoll gefärbten Arten bewohnen die wärmern und heissen Klimate. Fossile Ueberreste von Eidechsen haben sich sehr zahlreich gefunden, die ältesten aus den obersten Schichten des Jura. Eine riesige Grösse besassen die den Monitoren am nächsten verwandten Echsen der Kreide {Mosasaurus etc.). 1) Ausser LerebouUet vergl. C. Kupffer und Beneke, Die erste Entwicklung am Ei der Reptilien. F. M. Balfour, On the early Development of the Lacertilia etc. Journ. of niicr. Science. 1879. U. Kupffer, Die Entstehung der Allantois und die Gastrula der Wirbelthiere. Zoologischer Anzeiger. Vol. IL 1879. 298 1. Unterordnung. Annulata. 2. Unterordnung. Vermilinguia. 1. Unterordnung. Annulata ^), Rinyelechsen. Der sehr gestreckte, schlangenähnliche Körper besitzt eine derbe, schuppenlose Haut, welche durch Querfurchen in Ringe abgetheilt ist. Diese werden wieder von Längsfurchen in der Art gekreuzt , dass die Oberfläche ein zierlich getäfeltes mosaikartiges Aussehen erhält. Nur am Kopfe und an der Kehle finden sich grössere Schilder. Ein Brustbein fehlt , während der Schultergürtel, mit Ausnahme von Chirotes, sehr rudimentär bleibt. Beckenrudimente treten überall auf. Gewöhnlich fehlen die Extremi'äten, indessen können kleine Vorderfüsse (Chirotes) vor- handen sein. Augenlider und Paukenfell fehlen, die kleinen Augen werden von der Haut überzogen. Auch wird eine Golumella vermisst. Ueberall aber sind die Gesichtsknochen des engen Rachens und ebenso die Unterkieferäste fest mit einander verwachsen , letztere besitzen mehrere Foramina mentalia. Am Schädel entwickelt sich kein Interorbitalseptum. Die Zunge ist dick und kurz, ohne Scheide und auch die Bezahnung wie bei den Schuppenechsen, meist jedoch nach Art der Pleurodonten. Gaumenzähne fehlen. Es sind harm- lose Tliiere, die grossentheils in Amerika ähnlich wie die Blindwühler unter- irdisch in Ameisenhaufen leben und sich von Insecten und Würmern nähren. 1. Fam. Trogonophidae , Acrodonten. Trogonophis Kp. Zähne am Rande der Kiefer aufgewachsen. Kopf kurz coni.sch. Tr. Wiegmanni Kp., Algier. 2. Fam. Amphisbaenidae. Pleurodonten ohne Gliedmassen und ohne Sternalscheibe. Amphisbaena L. Zähne an der Innenseite der Kiefer angewachsen. 2 grosse getrennte Nasalschilder und 2 Paar Frontalschilder hinter denselben. Kopf flach mit gerundeter Schnauze. Praeanalporen deutlich. A. alba L., Brasilien. A. fuliginosa L., Südamerika. Sarea caeca Cuv. , Cynisca leiicura Dum. Bibr. , Guiana. Blanus Wagl. Zwischen die 2 kleinen Nasa'platten ragt ein grosses vorderes Frontalschild. BL cinereus Vand., Spanien. Anops Kingii Beil., Brasilien. 3. Fam. Lepidosternidae. Pleurodonten ohne Gliedmassen, mit Sternalscheibe. Lepidosternon Wagl. Ohne Präanalporen. Zähne an der Innenseite der Kiefer angewachsen. Körper mit eingefurchter Seitenlinie. lU oder 12 Kopfschilder. L. micro- cephalum Wagl., Brasilien. Bei Cephalopeltis Joh. Müll, finden sich nur 2 Kopfschilder. C. scutigera Hmpr. , Brasilien. 4. Fam. Chirotidae. Pleurodonten mit vordem Gliedmassen. Chirotes Dum. Zähne am Innenrande der Kiefer angewachsen. Zwei Vorderglied- massen vorhanden. Ch. lumhricoides P"'lem., Mexiko. 2. Unterordnung. Yermilinguia, Wurmzüngler. Echsen der alten Welt mit wurmförmiger, weit vorschnellbarer Zunge und hohem seitlich compri- mii'ten Körper, welcher von einer chagrinartigen Haut bedeckt ist. Der Schädelbau weicht von dem der übrigen Eidechsen bedeutend ab , indem die Scheitelbeine nicht beweglich am Occipitale verschoben werden, sondern mit diesem und dem über die Scheitelbeine sich fortsetzenden Occipitalkamme fest verbunden sind. Orbita hinten durch aufsteigende Fortsätze der Jochbogen geschlossen. Quadratbein fest am Schädel angeheftet. Nach der Befestigung der Zähne Acrodonten. Gaumenzähne fehlen. Höchst merkwürdig ist der 1) J. E. Gray, Catalogue of shield Reptiles in the Collection of the Brit. Museum. London. 1872. Boulenger, Bull. Soc. Zool. France. 1878. 3. Unteronlnung. Crassilinguia. 299 weniger vom Lichtreize der Umgebung als von Gemüthsaffectionen des Thieres abhängige Farben Wechsel der Haut, zu dessen Erklärung in neuerer Zeit be- sonders die Untersuchungen Brücke's '), Bert's und Krukenberg's bei- getragen haben. Es sind nämlich zwei verschiedene Pigmentschichten unter der dünnen Oberhaut angehäuft, eine oberflächliche helle gelbliche und eine tiefere dunkelbraune bis schwarze, deren gegenseitige Ausbreitung und Lagerung sich verändert. In der That ist der Einfluss des Lichtes unabweisbar, indem die Thiere im Dunkeln hellfarbig werden, während sie sich im Lichte dunkel färben. Indessen auch im vollen Sonnenlichte können sie ziemlich hellfarbig erscheinen , andererseits im Dunkeln ein tief schwarzes Golorit er- halten. In erster Linie ist für das Dunkelwerden der Farbe die Einwirkung gewisser Gemüthsaffecte massgebend , deren Erlöschen (auch im Schlaf) das Erblassen veranlasst. Zwischen beiden Extremen bewegen sich die mannich- fachen Farbennuancen. Gleichwohl entspricht die Entfärbung keineswegs dem Zustand der Ruhe und die Schwarzfärbung dem Reizzustand. Vielmehr ist die Wirkung des Reizes verschieden, je nachdem derselbe vom Willenscentrum aus (vielleicht Hemmungsnerv) die motorischen Ganglien trifft oder diese direct vom Reize beeinflusst werden. 1. Fam. Chamaeleonidae, Chamaeleons. Der pyramidale Kopf erhält seine eigen- thümliche Form durch die stark erhobenen Ueberbrückungen der Schläfengrube. Die Füsse sind Greiffüsse und enden mit 5 Zehen, von denen je zwei und drei Zehen bis auf die Krallen mit einander verbunden, wie die Arme einer Zange wirken. Der lange dünne Schwanz dient als Rollschwanz zum Festhalten des Körj>ers an Zweigen und Aesten. Alle sind Acrodonten. Das Paukenfell liegt verborgen, von der Körper- haut überzogen. Das Auge wird von einem grossen und dehnbaren Lide bedeckt, in dessen Mitte eine nur kleine Oeffnung für die einfsiUenden Lichtstrahlen der Pupille gegenüber frei bleibt. Die wurmförmige sehr lange Zunge dient als Fangapparat und ist an ihrer Spitze knopfartig verdickt und becherförmig ausgehölt. In der Ruhe liegt dieselbe eingezogen am Boden der Mundhöhle, von dem rinnenförmigen Gaumen bedeckt, hervorgestreckt erreicht oder übertrifft sie die Länge des Kopfes. Die Haut entbehrt der Beschuppung und besitzt eine mehr chagrinartige Beschaffenheit. Die Thiere sind trag und langsam beweglich, sie klettern vortrefflich und leben auf Bäumen, an deren Zweigen sie mit dem Wickelsehwanze befestigt, stundenlang unbeweglich auf Beute lauern. Diese besteht vorzugsweise aus Insecten, auf welche sie die Zunge pfeilscnell voi'schleudern. Chamaeleon Laur. Ch. vulgaris Cuv. , im südlichen Spanien und Afrika , von Fuss-Grösse. Ch. Senegalensis Daud. Ch. bifidus Brongn. , Madagascar. 3. Unterordnung. Crassilinguia, Dickzüngler. Mit dicker und kurzer fleischiger Zunge, welche an der Spitze kaum ausgebuchtet, in der Regel viel- mehr zugerundet ist und nicht vorgestreckt werden kann. Augenlider sind meist vorhanden. Das Paukenfell liegt meist frei. Ueberall finden sich vier Gliedmassen mit nach vorn gerichteten Zehen. Ihr Wohnort beschränkt sich auf die wärmern Gegenden der alten und neuen Welt, die östliche und Avest- 1) E. Brücke, Untersuchungen über den Farbenwechsel des afrikanischen Chamaeleons. Wiener Denkschriften. 1851. Krukenberg, Ueber die Mechanik des Farbenwechsels bei Chamaeleon vulgaris Cuv. Vergleichend ph3'siologische Studien. 3. Abth. Heidelberg. 1880. 300 Ascalabotae. Iguanidae. liehe Hemisphäre bergen überraschend ähnliche Typen, die aber (von den Geckonen abgesehen ) nach dem Zahnbau eine scharfe Scheidung gestatten. Die Bewohner Amerikas sind Pleurodonten, die der alten Welt Acrodonten. 1. Farn. Ascalabotae, Haftzeher, Geckonen. Eidechsen von molchähnlicher plumper Form und nur geringer Körpergrösse, mit klebrigen Haftlappen an den Zehen und mit biconcaven Wirbeln. Postfrontale mit dem Squamosum, ebenso die Maxillen durch Ligament mit dem Quadratbein verbunden. Die Haut ist klein-beschuppt, warzig und höckrig, meist düster gefärbt, der Schwanz kurz und dick. Alle sind Pleurodonten ohne Gaumenzähne und nächtliche scheue Thiere mit grossen der Lider entbehrenden Augen. Sie klettern und laufen mittelst ihrer meist zurückziehbaren Krallen und Haft- lappen sehr geschickt an glatten und steilen Wänden und leben meist in den heissen Ländern, nur wenige im Süden Europas. Obwohl harmlose Thiere gelten sie doch fälschlich wegen des scharfen Saftes der Haftzehen für giftig und lassen zur Nachtzeit eine laute wie Gecko klingende Stimme hören. Platyductylus Cuv. Zehen verbreitert, mit einer Reihe von Schuppen auf der Unterseite. Daumen ohne Kralle. PI. {Gecko L.) verus Merr. , China. PI. bivittatus Dum. Bibr. PI. {Tarentola Gray) fascicularis Daud. = PI. Mauritanica L. PL murqlis Dum. Bibr., Küsten des Mittelmeers. PI. aegyptiacus Cuv. u. a. A. Gymnodactylus Dum. Bibr. Sämmtliche Zehen dick und mit Klauen. Schwanz flach mit Ringen von Tuberkeln. G. geckoides Spix., Brasilien. G. (Phyllarus) plaiurus Cuv., Neuholland. Stenodaetylus Cuv. Zehen cylindrisch, seitlich gezähnelt, mit denticulirten Schil- dern der Unterfläche. St. guttatus Cuv., Egypten. Hemidactylus Cuv. Die beiden Endglieder der Zehen compress, gestreckt und frei. Die Basalglieder verbreitert und mit 2 Reihen von Platten an der Unterseite. Schwanz abgeflacht. H. verruculatus Cuv., Küste des Mittelmeers Crossurus Wagl. u. a. G. Ptychozoon Kühl. Zehen verbunden. Kopf, Körper und Schwanz mit Hautfalte an der Seite. Daumen ohne compresses Klammerglied. Pt.homalocephalum'KvihX., Java. Phyllodactylus Gray. Zehen verbreitert mit zwei Reihen von membranösen Platten an der Unterseite. Endglied derselben kurz und eingebogen. Ph. tuberculatus Wiegra., Californien. Diplodactylus Gray, Ptyodactylus Cnv., Thecadactylus Cuv. u. z. a. G. 2. Fdm. Iguanidae , Baumeidechsen. Eidechsen oft von bedeutender Grösse, welche sich durch Körperform und Lebensweise noch am nächsten an die Chamaeleons anschliessen. Der seitlich etwas comprimirte Leib wird von langen schlanken Beinen getragen, welche vorzüglich zum Klettern geschickt sind. Der Kopf mehr oder minder pyramidal, oft helmartig erhoben und durch den Besitz eines häutigen Kehlsackes sehr absonderlich gestaltet, meist mit freiliegendem Paukenfell. Gaumen meist mit einer Reihe von Zähnen an den Pterygoids. Viele besitzen einen stachlichen Rückenkamm und ändern in ähnlicher Art ihre Färbung wie die Chamaeleons. Zu den Baumeidechsen der westlichen Hemisphäre (Leguane), welche sich als Pleurodonten durch angewachsene Zähne characterisiren , gehören die Gattungen: Polychrus Cuv. Kopf 4seitig, mit zahlreichen nahezu regulären vielseitigen Schil- dern. Rücken ohne Kamm. Kehle compress. Schuppen des Rückens und der Seiten gleich gross. Schenkelporen deutlich. P. marmoratus Cuv., Färberechse, Brasilien. Urotrophus Dum. Bibr. Ecphymotes Fitz. Iguana Laur. Rücken mit Kamm. Der grosse compresse Kehlsack vorn gezäh- nelt. Schwanz compress. Rückenschuppen massig gross. I. tuberculata Laur. =. sapidissima Merr., Westindien. I. delicatissima Laur., Tropisches Amerika. Alopo- notus Dum. Bibr. Brachylophiis Cuv. Rückenkamm vorhanden. Kehle ausdehnbar mit starker Falte. Mittlere Hinterzehe an der Aussenseite gezähnt. Schenkelporen einreihig. Schwanz compress mit gekielten Schuppen. J5r. /oscmius Cuv., Südamerika. Amblyrhynchus Gra,j . Hatteria. Humivagae. 301 Cyleura Harl. Rücken mit Kamm. Kehfe ausdehnbar mit Falte. Schwanz mit Ringen von gedornten Schuppen, compress. C. carinata Gray, Cuba. Ctenosaura Gray. Basiliscus Laur. Rücken und Schwanz mit Flossen-ähnlichem Kamm. Schenkel- poren abwesend. Hinterzehen an der Seite gefranst. Kehle mit starker Falte. Kopf verlängert mit aufrechtem Kaumi. B. mitratus Daud, Südamerika. Conjthaeolus Kaup. Ophryoessa Boie. Rücken mit Kamm. Schenkelporen fehlen. Hinterhaupt convex nach hinten vorstehend. Kehle compress mit sarker Falte. Hinterzehen an dem Aussenrand leicht gesägt. 0. superciliosa Boie, Amerika. Anolius Cuv. {Anolis Merr.). Zehen verbreitert und an der Basis vereint. Kehl- sack stark ausdehnbar. Schenkelporen fehlen. A. occipitalis Gray, Westindien. Xipho- surus Fitz. u. a. G. Zu den Baumeidechsen der östlichen Hemisphäre (Agamen), welche durchweg Acrodonten sind, gehören: Calotes Cuv. Kopf pyramidal, von kleinen gleichseitigen Schildern bedeckt. Ohne Schenkel poren. Rücken mit Kamm. Schwanz unten mit rhombischen gekielten Schuppen. C. ophiomachus Merr., Ostindien. Bronchocela Kp. , Acanthosaura Gray. Draco L. Mit fallschirmartiger, über die verlängerten Rippen ausgespannter Seitenfalte. Paukenfell sichtbar. Dr. volans L., Java. Dmcunculus Wiegm. Tympanum versteckt. Lophiura Gray. {Histurus Dum. Bibr.). Mit deutlichen Schenkelporen, rhombi- schen in Ringe gestellten Schuppen. Zehen an jeder Seite gefranst. Rücken und Schwanz mit Kamm. L. amboinensis Schi. Chlamydosaur US Gra,y. Mit deutlichen Schenkelporen und nnregelmässigen Schui)pen. Kopf pyramidal 4seitig, mit gekielten Schuppen bedeckt. Kehle ohne Sack. Hals mit breitem Kragensaum jederseits. Cl. Kingii Gray, Australien. Gramviatophora Kp. Kopf triangulär. Mit zahlreichen Schenkelporen , ohne Rückenkamm. Kehle ohne Sack. G. cristata Gray, Australien. Die früher zu den Leguanen gestellte Neuseeländische Gattung i/a/^erm Gray = Sphtmoilon zeigt so bedeutende Abweichungen in ihrer Organisation , dass für dieselbe von Günther eine besondere Ordnung der beschuppten Reptilien als Rhynchocephalia ^) aufgestellt wird, welcher Huxley die ausgestorbenen triassischen Eidechsengattungen Hypcrodapedon und Bhynchosuurus an- schliesst. Als Charaktere des Skelets sind in erster Linie die amphicoelen Wirbel , die Hakenfortsätze einiger Rippen und der Besitz eines Sternum ab- dominale hervorzuheben. Ferner ist das Quadratbein unbeweglich durch Naht mit dem Schädel und Flügelbein vereint und die Verbindung der Unter- kieferäste durch ein kurzes Ligament hergestellt. Dem Auge fehlt das Pecten, dem Gehörorgan die Paukenhöhle. Auch ist die Abwesenheit von Begattungs- organen im höchsten Grade bemerkenswerth und dürfte schon für sich die selbständige Stellung der Rhynchocephalen rechtfertigen. //. punctata Gray, Neuseeland. 3. Farn. Humivagae, Erdagamen. Echsen mit rundlichem oder breitem und dann flachem von kürzern Beinen getragenen Leib, mit kurzem oder mässsig langem Schwanz, von last krötenartigem Aussehen, die Körperhaut nicht selten mit Stachelschuppen bedeckt. Leben auf der Erde in steinigen und sandigen Gegenden, wo sie sich in Gruben und Löchern verbergen. 1) A. Günther, Contribution of the Anatomy of Hatteria (Rhynchocephalus). Gray. Philos. Transact. Ray Soc. London. Vol. 157. IL 1867. Gray, Cat. of Shield Rept. Part. IL London. 1872. 302 4. Unterordnung. Brevilingiiia. Zu den Erdagamen Amerikas, wetehe sämmtlich Pleurodonten sind, gehören: Phnjtwsovia Wiegm. Körper sehr flach, mit seitlichen Stacheh-eihen. Kopf kurz, vorn gerundet, mit starken Dornen. Schuiipen gekielt mit dormgen Tuberkeln. Schenkel- poren deutlich. Entspricht der asiatischen Gattung PhrytwcephnJus. P. Douglasii Gray. Ph. orbiculare Wiegm., Tapayaxin, Mexico. P/t. eornutum Gray, Nordamerika. Urocevtrtim Kp. (wie üromastix gestaltet). Kopf kurz triangulär, mit zahlreichen polygonalen Schuppen. Körper an der Seite mit Längsfalten. Schwanz langgestreckt, flach, mit wirteiförmig gestellten Stachelschuppen. Schenkelporen fehlen. U. azureum L. , Brasilien. Callisaurits Wiegm. Tropidurus Schinz. Kehle mit 2 Falten. Nacken mit Kamm. Schwanz rund, mit gekielten Wirtelschuppen. Tr. cyclurus Wied. , Brasilien. Leiosaurus Dum. Bibr. Gaumen bezahnt. Rücken und Schwanz mit kleinen Schuppen bedeckt. Schenkelporen fehlen. L. Bellii Dum. Bibr., Südamerika. Zu den Erdagamen Ostindiens und Afrikas, welche Acrodonten sind und Eckzähne besitzen, gehören: Stellio Daud. Körper jederseits mit langer Falte. Rückenschuppen ungleich, grosse Stachelschuppen zwischen kleinen Schuppen gruppirt. Präanalporen in mehreren Reihen. St. vulgaris Latr. , Hardun, Egypten, Kleinasien und europ. Türkei. Agama Cuv. Körper mit rhombischen gekielten Schuppen. Kopf triangulär. Schwanz rundlich , von Schindelschuppen bekleidet. Schenkelporen fehlen. Präanal- poren in einer Reihe vor der Kloake. A. colonorum Daud., Egypten u. a. A. Phrynocephalus Kp. Die Form von Phrynosoma wiederholend. Kehle schlaff mit starker Falte. Zehen an den Seiten gezähnt. Ph. helioscopus Kp. , Sibirien. Üromastix Merr. Körper mit kleinen Schuppen und deutlichen Schenkelporen. Schwanz flach, breit, mit Ringen von Dornschuppen. M. spinipes Merr., Egypten. Moloch Gray, Leiolepis Cuv. 4. Unterordnung'. Brevilingiiia, Kurzzüngler. Schuppeneclisen von langgestrecktem oft schlangenähnlichem Habitus mit sehr verschieden ent- wickelten Gliedmassen. Zunge kurz und dick, ohne Scheide, an dem ver- dünnten Vorderende mehr oder minder ausgeschnitten und wenig vorstreckbar. Augenlider in der Regel vorhanden , das Paukenfell liegt oft unter der Haut verborgen. Die Gruppe vermittelt durch eine Reihe von Zwischenformen den Uebergang von der Schlangen- zur Eidechsenform. Stets sind zwar Becken- und Schultergürtel wenn auch nur rudimentär vorhanden, doch können die Extremitäten fehlen (Blindschleiche) ; in andern Fällen sind nur stummeiförmige Hinterfüsse vorhanden, ohne Zehen {Fseuäopus, Ophiodes, Fygopus), oder mit zwei Zehen (Scelotes) oder es treten vordere und hintere zehenlose Fussstummel aui (Brachymcles , Chamaesaura). Bei anderen Formen vergrössert sich die Zehenzahl, die beiden Extremitätenpaare bilden sich mehr aus, und die äussere Gliederung in Kopf, Hals, Rumpfund Schwanz wird deutlicher. Sind meist schwache harmlose Eidechsen , die meist auf den Erdboden gefesselt , von Würmern und Insekten leben. 1. Fam. Scincoideae, Sandechsen. Der mehr oder minder schlangenähnliche Körper ist mit glatten Knochenschuppen bedeckt, der Scheitel mit grössern Schildern bekleidet. Die Augen besitzen in der Regel Lider, von denen das untere wie ein durch- scheinender Vorhang aufgezogen werden kann. Paukenfell oft unter der Haut versteckt. Gliedmassen fehlen oder treten auf sehr verschiedenen Stufen der Grösse auf, doch dienen sie auch im Falle der höchsten Ausbildung nur als Nachschieber beim Laufen Ptychopleurae. 303 und zum Wühlen und Graben. Die meisten leben in südlicheren Ländern und bewohnen sandige Gegenden der alten Welt. Anguis Cuv. Körper langgestreckt, schlangenförmig, ohne Extremitilten, mit sehr langem Schwanz. Schultergürtel, Brustbein und Beckengürtel rudimentär. Augen mit beweglichen Lidern. Paukenfell versteckt. A. fragilis L. , Blindschleiche, lebendig gebärend. Nährt sich vornehmlich von Regenwürmern, Schnecken etc. und hält sich am Tage in Erdhöhlungen versteckt. Europa. Ophiodes Wagl. {Pygodactylus Fitz.). Körper langgestreckt, schlangenähnlich, mit Rudimenten von Hintergliedmassen. Augen mit beweglichen Lidern. 0. striatus Wagl., Brasilien. Brachymeles Dum. Bibr. Körper cylindrisch gestreckt, mit 4 kurzen Gliedmassen, die vordem zweizehig, die hintern einzehig. Nur ein Paar Supranasalschilder. B. Bonitae Dum. Bibr., Philippinen. Soridia Gray. Körper cylindrisch gestreckt, ohne Gliedmassen, mit halbkonischer Schnauze, ohne Supranasalschild. S. lineata Gray, Australien. Rhodona Gray u. a. G. Fodophis Wiegm. Körper cylindrisch gestreckt, mit vier kurzen .5zehigen Extre- mitäten und rundlichem Schwanz. Unteres Augenlid mit einer Reihe grosser Schuppen. P. chalcides L. , Java. Cyclodus Wagl. Schuppen dick und rauh. Körper mit vier kurzen .5zehigen Extremitäten und rundlichem Schwanz. Unteres Augenlid beschuppt. C- gigas Bodd., Neu- holland. Troj)idolepisma Dum. Bibr. Tropidosaurus Gray. Trachy>iaurusWgm., Australien. Schleus Fitz. Körper mit vier kurzen Szehigen Gliedmassen. Zehen an den Seiten gefranst. Schnauze flach mit verlängertem Oberkiefer. Gaumenzilhne vorhanden. Nasenloch mitten unter dem triangulären Supranasalschild. Unteres Augenlid beschuppt. Sc. officinalis Laur. , Egypten. Gongylus Wagl. Vier Szehige Gliedmassen. Unteres Augenlid durchsichtig. Gaumenbein mit tiefer Längsfurche, ohne Zähne. Stirnscheitelbein fehlt. G. ocellatus Wagl., Egypten. Scelotes Fitz. Körper nur mit '2zehigen Hintergliedmassen. Unteres Augenlid beschuppt. Sc. bipes L., Cap. Seps Daud. Körper cylindrisch langgestreckt, mit vier Szehigen Gliedmassen. Unteres Augenlid durchsichtig. S. chalcidica Merr., Dalmatien. Amphiglossus Dum. Bibr. Acontias Cuv. Körper cylindrisch , gliedmassenlos. Auge nur mit einem untern Lid. Internasalschild breit, 6seitig, ebenso das Stirnschild. A. meleagris Cuv., Cap. Typhlinc Wiegm. Körper ohne Gliedmassen. Augen unter der Haut verborgen. Ein grosses Präanalschild. T. Ciivieri Wiegm., Cap u. z. a. G. 2. Fani. Ptychopleurae, Seitenfalter, Wirtelschleichen. Körper bald mehr schlangen-, bald mehr eidechsenähnlich, mit zwei seitlichen von kleinen Schuppen be- kleideten Hautfalten, welche von der Ohrgegend bis in die Nähe des Afters verlaufen und Rücken und Bauch abgrenzen. Der Scheitel mit Schildern, der Rücken mit grossen meist wirteiförmig gestellten Schuppen bedeckt. Augenlider stets vorhanden. Das Paukenfell liegt meist frei in einer Grube. Bewohnen vorzugsweise das tropische Afrika und Amerika. Zonurus Merr. Gürtelschweif. Kopf abgeflacht, mit grossen Stirn- und Scheitel- beinschildern. Unteres Augenlid mit einer Längsreihe von grossen 6seitigen Schuppen. Vier Szehige Gliedmassen. Schenkelporen deutlich. Die Dornschuppen des Schwanzes wirteiförmig. Z. Cordylus Merr. = griseus Cuv. , Südafrika. Bei Cordylus Dum. Bibr. ist das untere Augenlid durchsichtig. C. polyzonus Smith., ebendaher. Henticordylus, Pseudocordylus Smith. Geirhosaurus Wiegm. Kopf pyramidal mit zwei Stirnscheitelbeinschildern. Vier kurze Szehige Gliedmassen. Schenkelporen deutlich. Schwanz beschuppt, ohne Dornen. G. flavigularis Wiegm., Südafrika. Bei GerrJwnoius Wiegm. werden die Schenkelporen vermisst. y 304 5. Unterordnung. Fissilinguia. Saurophis Fitz. Körper sehr langgestreckt, mit vier kurzen 4zehigen Gliedmassen. L. tetradactylus Lac, Südafrika. Pseiidopus Merr. Kopf 4.seitig pyramidal, mit zahlreichen Occipitalschildern. Gaumen bezahnt. Schenkelpox-en fehlen. Leib schlangenähnlich, mit zwei stummei- förmigen Hintergliedmassen. Ps. Pallasii Cuv. , Scheltopusik , südöstl. Europa, auch in Niederöstreich. Ophisaurus Daud., Glasschleiche. Körper schlangenförmig, ohne Gliedmassen. 0. ventralis Daud.,, Nordamerika. Chalcis Merr. {Chalciues Wiegm.). Körper langgestreckt. Kopf mit regelmässigen vielseitigen Schildern bedeckt. Gaumen zahnlos. Vier sehr kurze Gliedmassen , von denen die hintern zehenlos sind. Ch. flavescens Bon. {Cophias Sehn.), Südamerika. Ch. {Brachypus Fitz.) Cuvieri Fitz., hat vier Hinterzehen, Nordamerika. Chamaesaura (Chamaesauridae). Körper langgestreckt und mit Ausnahme des beschilderten Kopfes mit Längsreihen gekielter Schuppen bekleidet, mit 4 zehenlosen Gliedmassenstummeln. Seitenfurche nicht entwickelt. Ch. anguina Sehn. , Cap. Auch bei Cercosaura Wagl. und Chirocolus Wagl. fehlt die Seitenfurche. 5. Unterordnung. Fissilinguia, Spaltzüngler. Pleurodonten mit langer und dünner , ausstreckbarer , zweispitziger Zunge , meist mit vollkommenen Augenlidern und stets mit freiem Paukenfell. Die Schuppen des Rumpfes sind kleine Schindelschuppen , die des langen Schwanzes meist Wirtelschuppen. 1. Farn. Lacertidae, Eidechsen. Meist lebhaft gefärbte, langschwänzigc und äusserst bewegliche Echsen mit beschildertem Kopf. Am Halse meist mit vorschiebbarer von grösseren Schuppen bekleideter Falte, dem sog. Halsband. Zähne am Innenrande der Kiefer angewachsen, am Grunde hohl, oft mehrspitzig. Die Bauchfläche ist mit meist vier- eckigen in schrägen Reihen angeordnetsn Schildern bekleidet. Der lange Schwanz ist ziemlich drehrund und nach dem Ende verschmälert. Sie bewohnen die alte Welt, leben meist auf der Erde an trocknen und sonnigen Orten und ernähren sich vornehm- lich von Insekten und Würmern. Lacerta Cuv. ^). Augenlider gut ausgebildet. Reihen der Schenkelporen breit. Am Halse bilden die breiten Schuppen eine Art Halsband. Zehen einfach compress, nicht gefranst oder gekielt. Wird in zahlreicheUntergattungen getheilt. L. {Zootoca. Nur ein hintei-es Nasenschild) vivipara Jaquin., Bergeidechse, über Deutschland und Südeuropa verbreitet, lebendig gebärend. Körper schmächtig, Kopf zugespitzt. L. (Lacerta. Mit 2 hintern Nasenschildern) ocellata Daud., grün mit blauen Seitenflecken, mit kleinen Schuppenkörnern des Rückens, Südeuropa. L. viridis L., Smai-agdeidechse, grün, vorn mit schwarzen Flecken, Dalmatien, wird nahezu 2 Fuss lang. Schuppen sehr klein. L. agilis L. = stirpium Daud., Wald- oder Zauneidechse. Kopf mit stumpfer Schnauze. Rücken mit schmalen gekielten Schuppen bekleidet, die sich an den Seiten des Körpers verbreitern. Bauchschilder in 8 Längsreihen geordnet, von denen die beiden mittleren die kleinsten Schilder enthalten. Das Weibchen legt etwa 12 Eier in einen selbstgegrabenen Erdgang. L. (Podarcis) mxiralis Merr., Südeuropa, auch Süddeutsch- land. Tertiäre Lacertiden wie Dracosaurus Br. F. besassen Hautknochenschilder. Eremias Fitz. Zehen compi-ess, unten gekielt. NasenöfFnung zwischen 3 ange- schwollenen Schuppen. Halsband vollkommen frei. E. variabilis Fall., Wüstenechse, Tartarei. E. dorsalis Smith., Südafrika. Acanthodactylus Wiegm. Ohne Gaumenzähne mit Halsband. Zehen compress, unterhalb gekielt, seitlich gefranst. Schuppen gekielt. Ohne Gaumenzähne und Hals- band. Ac. vulgaris Dum. Bibr. , Nordafrika. Psammodromus Fitz. Ohne Hinterhaupts- 1) Vergl. Th. Eimer, Lacerta muralis coerulea etc. Leipzig. 1874, ferner J. v. Bedriaga, Ueber die Entstehung der Farben bei den Eidechsen. Jena. 1874. Ameividae. Monitoridae. 305 Schild, mit kleinen in 10 — 14 Längsreihen angeordneten Bauchschildern. Tropiäosaura Boie u. a. G. Ophiops Menetr. Gaumen zahnlos. Augenlider fehlen. Zehen unten gekielt. 0. e/e^rtws Menetr. , Kleinasien. Heloderma Wiegm. (Helodermidae). Kop/ flachgedrückt, mit vielseitigen convexen Schildern bekleidet. Zähne conisch, vorn gefurcht. Schenkelporen fehlen. Zunge ähn- lich wie bei Lacerta. H. horriduni Wiegm., Mexico. 2. Farn. Ameividae, Tejueidechsen. Eidechsen der neuen Welt mit angewach- senen Zahnen, olme Gaumenzähne. Der Kopf i^t wie bei den Eidechsen beschildert, der Rücken mit rhombischen Tufelschuppen, der Bauch mit viereckigen in Querreihen geord- neten Schildern bekleidet. Die lange Zunge ist tief gespalten und an der Wurzel ein- stülpbar. Am Halse treten meist zwei Querfalten auf. Schenkelporen meist vorhanden. Der Schwanz lang und drehrund oder comprimirt. Leben in heissen Gegenden der neuen Welt auf sandigem Boden von kleinen Säugern, Batrachiern und Insekten, be- suchen gelegentlich auch das Wasser. Tejus Merr. (Podinema Wagl.). Grosse sechsseitige Schilder zwischen den beiden Kehlfalten. Bauchschilder schmal und lang. Schwanz an der Wurzel rundlich, von der Mitte an leicht comprimirt. 5 Zehen. T. monitor Merr. = T. Tejuixin L., Brasilien, lebt in Erdlöchern und hohlen Baumstämmen und nährt sich von Mäusen, Insekten und Würmern und wird mit dem langen Schwanz 4 — 5 Fuss lang. Wird gejagt und ge- gessen. Bei Callopistea Gravh. fehlen die Schenkelporen. Ameiva Cuv. Von Tejus vornehmlich durch die grossen Bauchschilder unter- schieden. Zähne compress Sspitzig, vertreten in Südamerika die Eidechsen. A. vulgaris Licht., Westindien. A. dorsalis Gray, A. murinus Wigm., Surinam. Vnemidoplwrus Wagl. , Dicrodon Dum. Bibr. Crocodilurus Spix. Kehl- und Bauchschilder 4seitig schmal, so lang als breit. Nasenöffnungen zwischen 3 Schildern. Schwanz compress, oben mit 2 Kämmen. C. lacertinus Daud. = amazonicus Spix. Thorictis Wagl. {Ada Gray). Schwanz compress, oben mit 2 Kämmen. Kehlfalte doppelt. Th. guianensis Daud. = Th. Bracaena Dum. Bibr., Trop. Amerika. 3. Fam. Monitoridae, Varane, Warneidechsen. Langgestreckte grosse Eidechsen mit langem Kopf, langer tief gespaltener in eine Scheide zurückziehba,rer Zunge, ohne Schenkelporeu. Nasalia zu einem unpaaren Knochen verschmolzen. Scheitel, Rücken und Bauch sind mit kleinen Tafelschuppen bekleidet. Zehen mit gekrümmten Krallen bewaönet. Zähne an der Innenseite der Kieferrinne, triangulär oder conisch, niemals sind Zähne am Gaumen vorhanden. Die Trennung der Herzkammern ist am voll- ständigsten in der ganzen Ordnung. Sie sind die grössten aller Schuppenechsen und leben theils in der Nähe des Wassers, theils in trocknen sandigen Gegenden der alten Welt. Ihre Nahrung besteht aus grossen Insekten, auch Reptilien, aus Vogeleiern und Säugethieren, Paammosaurus Fitz., Wüstenvaran. Schwanz rundlich, ohne Kiel. Ps. scincua Merr. = Tupinambis griseus Daud. {Varanus arenarius Dum. Bibr.), Egypten. Schon Herodot als Landcrocodil bekannt. Monitor Cuv. = Varanus Merr. Schwanz compress mit einem Kiel, der aus zwei Reihen von Schuppen gebildet wird. Zähne rundlich. Nasenlöcher klein, inndlich. Zehen lang, ungleich. 71/. niloticm Hassl. , Warneidechse, wird 6 Fuss lang, lebt an den Ufern des Nils und frisst die Eier der Crocodile. Stellt Vögeln sowie Säuge- thieren nach. Hydrosaiirus Wagl. Schwanz comprimirt, gekielt. Nasenlöcher oblong, nahe der Schnauzenspitze. Zehen ungleich. Zähne compress, gezähnelt. H. varius Shaw., Neu- holland. H. giganteus Gray, ebendaher. H. bivittatits Dum. Bibr, Festland von Indien. Claus, Zoologie. 4. Auflage. Tom. 11, 20 306 Reptilien. Fossile Formen. Den Monitoren verwandt war die Gattung MosasawrMsCuv. Vornehmlich ist es die Verschmelzung der Nasalia zu einem schmalen Knochen, auf welche sich die Schädel- ähnlichkeit beider gründet. Acrodonten von riesiger Grösse, deren Wirbelsäule wohl mehr als hundert von Wirbeln uuifasste, mit wenig comprimirten schneidenden Zähnen in den Kiefern und kleinern Zähnen auf den hügel förmig gebogenen Gaumenbeinen. Ihre üeberreste gehören der Kreide an (Petersberg bei Mastricht). M. Hofmanni Cuv. Die Gattung Dolichosaurus besass einen sehr langgestreckten Körper und ein aus 2 Wirbeln gebildetes Kreuzbein. Andere fossile Sauriergruppen sind die Proterosaurier und Thecodontia. Die ersteren repräsentiren die ältesten Eidechsen, ausgezeichnet durch den Besitz biconcaver Wirbelkörper und gabiig gespaltener Dornfortsätze aus dem Kupferschiefer, die Theco- dontia ebenfalls mit biconcaven Wirbelkörpern besassen comprimirte in Alveolen ein- gekeilte Zähne mit fein gezähnelter Streifung ihrer Kronen und gehörten der Triaszeit an. Palaeosaurus Ril., Thecodontosaurus Ril. Als besondere Reptilien-Ordnungen (Unterclassen) sind die fossilen Dino- saiiria und Änomodontia zu unterscheiden. Die ersteren, colossale Landbewohner des Jura, der Wealden und der unteren Kreide, erinnern ihrem Baue nach mehr- fach an Säugethiere, insbesondere an Pachydermen. Der schwere gewaltige Rumpf, an welchem sich bereits ein Kreuzbein mit 4 bis 5 verwachsenen Wirbeln sondert, wurde von kräftigen plumpen Extremitäten getragen, welche mit kurzen Zehen endigten. Die in Alveolen beider Kiefer eingekeilten Zähne besassen eine spitze schneidende oder gezackte Krone und wurden durch nachwachsende Zähne verdrängt. Einige {Meyalosaurus Bkld. , Pelorosaurus Mant.) mögen eine Länge von mehr als 40 Fuss erreicht haben. Grossentheils waren sie Fleischfresser, nur die riesige Gattung Iguanodon nährte sich von Pflanzen. 1. Mantelli H. v. M. , Wealden. In neuerer Zeit wurden neue Gattungen wahrscheinlich zu den Dinosauriern gehöriger Reptilien aus der Juraformation der Rocky Mountains von Marsh beschrieben. CoeJurus M. mit stark aus- gehöhlten Dorsal- und Lumbalwirbeln. Camptonodus M. Stegosaurus M. Ebenfalls im Jura der Rocky Mountains wurde der riesige Brontosaurus ex- celsus M. gefunden. Die Änomodontia mit biconcaven Wirbeln besassen zahnlose Kiefer {Wiynchosaurus) oder 2 grosse wurzellose Stosszähne im Oberkiefer {Dicyno- don) oder hochstehende conische Zähne im Ober- und Unterkiefer (Gelesaurus), oder endlich grosse Stosszähne im Zwischenkiefer und dahinter grosse conische angewachsene Zähne {Rhopalodon) und gehörten grossentheils der Triaszeit an. Andere Ordnungen fossiler Saurier zeigten in ihrem Körperbaue Modi- fikationen, welche auf die Organisation der Vögel in verschiedener Weise hin- weisen. Es sind zunächst die Ornithosceliden, mit denen Huxley noch die Dinosaurier verbindet. VornehmHch durch die praeacetabulare Ausdehnung des Os ilinm und durch die abwärts gerichteten langgestreckten Sitz- und Schambeinknochen ausgezeichnet, besassen sie wenigstens in der die jurassische Gattung Compsognathus fassenden Abtheilung sehr lange flach amphicoele Cervicalwirbelkörper , einen fast vogelähnlichen Kopf, einen sehr langen Hals und kurze vordere , dagegen sehr lange hintere Rippen. Das Sacrum scheint aus mindestens vier Wirbeln bestanden zu haben. Auch scheint das Sprung- bein wie bei den Vögeln mit der langen Tibia verschmolzen. 1 2. Unterclasse. Hydrosauria. 307 Die Pterosaurier oder Tterodactylier , ebenfalls vornehmlich aus der jurassischen Zeit, waren fliegende Saurier. Ihr gewaltiger Kopf mit weit ge- spaltenen, schnabelartig verlängerten Kiefern wurde auf einem langen freilich aus nur 7 bis 8 Wirbeln gebildeten Hals getragen. Diesem folgte ein verhältniss- mässig schwacher Rumpf mit 14 bis 16 Rückenwirbeln ohne bestimmte Lenden- region, mit 3 bis 6 Sacralwirbeln und einen oft langen Schwanz. Die vordem sehr kräftigen Extremitäten besassen ein vogelähnliches Schulterblatt und ein Goracoideum, entbehrten jedoch der Glavicula. Von den Fingern der Hand war der äussere säbelförmig verlängert und von bedeutender Stärke , wahr- scheinlich war zwischen diesen 2- bis 4gliedrigen Knochenstäben an den Seiten des Leibes , vielleicht auch der hintern Extremität eine Flughaut ausgespannt, welche zum Flattern oder zum Fluge befähigte. Es lebten die Flugeidechsen von der Zeit des untern Lias bis zur Kreide. Bhamphorhyiichiis H. v. M., Metacarpus weniger als halb so lang wie der Vorderarm. Alle Kieferzähne gleich. Eh. Gemmingii H. v. M., Lithographischer Schiefer. Bei Dimorpliodon Ow. sind die hintern Zähne sehr kurz , die vordem lang. D. mahronyx Bkld., Lias. Bei Pterodactylus Guv. ist der Schwanz sehr kurz und der Metacarpus mehr als halb so lang wie der Vorderarm. Ft. lovgirostris Guv. , Jura. 2. Unterclasse. Hydrosauria ') , Wassereclisen, Wasscrhewohnende Reptilien von bedeutender Grösse, mit eingeheilten Zähnen und lederartiger oder hepanzerter Haut, mit Ruderflossen oder kräf- tigen Füssen, deren Zehen durch Schwimmhäute verbunden sind. Die Hydrosaurier, in der Jetztwelt durch die Grocodile vertreten, zeichnen sich bei einer meist riesigen Grösse durch den Aufenthalt im Wasser und eine demselben entsprechende und zwar hohe Organisation aus. Die vorweltlichen Formen , fast ausschliesslich Bewohner des Meeres , trugen zum Theil Ruder- flossen, ähnlich den Flossen der Wale, mit kurzen Armknochen und zahlreichen Knochen der Handwurzel und der verbundenen Zehen. Die Wirbelsäule, in ihren einzelnen Abschnitten überaus beweglich und noch aus breiten bicon- caven Wirbeln zusammengesetzt, läuft in einen ansehnlichen Schwanz aus, der wahrscheinlich von einer häutigen Flosse umsäumt war. Auf einer hohem Entwicklungsstufe enthält die Wirbelsäule opisthocoele Reptilienwirbel und endet mit einem kammförmig umsäumten Ruderschwanz, die Extremitäten bilden sich mehr und mehr als Füsse aus, deren deutlich gesonderte Zehen 1) Cuvier, Sur les differentes especes de crocodiles vivans et leurs caracteres distinctifs. Ann. des Mus. d'Hist. nat. X. 1807. F. Tiedemann, M. Oppel und J. Libo- schitz, Naturgeschichte der Amphibien. 1. Heft: Crocodil mit 15 Tafeln. Heidelberg. 1817. C. Vogt, Zoologische Briefe. Frankfurt. 1851. R. Owen, Palaeontology. London. 1860. Huxley, On the dermal armour of Jacare and Caiman etc. Journ. Proceed. Linn. Soc. vol. IV. 1860. A. Strauch, Synopsis der gegenwärtig lebenden Grocodile. Mem. de l'Acad. de St. Fetersbourg. Tom. X. 1866. Rathke, Untersuchungen über die Ent- wicklung und den Körperbau der Grocodile. Braunschweig. 1866. Vergl. ausserdem die Werke und Schriften von Guvier, Goldfuss, Mayer, Bronn, Kaup. 20* 308 1. Ordnung. p]ualiosauria. meist noch eine Schwimmhaut zwischen sich einschliessen. Solche Formen halten sich nicht mehr auf hoher See, sondern an der Küste, in Lagunen und in der Nähe von Flussmündungen auf, sie besteigen das Land und bewegen sich hier in raschem Lauf, jedoch ohne die Fähigkeit leichter und geschickter Wendungen unbehülflich umher. Alle erscheinen der Bildung ihres Gebisses nach als gewaltige Raubthiere. Der platte schnabelartig verlängerte Kopf trägt ni seinen lang ausgezogenen Kiefern eine Bewaffnung von spitzen kegelförmigen Fangzähnen, die in tiefen Alveolen eingekeilt, bald glatte, bald gestreifte oder oberflächlich gefaltete Kronen zeigen und allmählig von nachfolgenden Ersatz- zähnen verdrängt werden. Rippen finden sich in grosser Zahl nicht nur an dem sehr langgestreckten Brusttheil, sondern auch am Hals und in der Bauch- gegend, über welcher sich bei den Grocodilen ein sog. Sternum abdominale bis zum Beckengürtel fortsetzt und eine Anzahl sog. Bauchrippen trägt, deren obere Enden die Wirbelsäule niclit erreichen. Die innere Organisation mag in den einzelnen Gruppen verschiedene Stufen der Vervollkommnung durchlaufen haben , von denen ausschliesslich die höchste der lebenden Grocodile bekannt werden konnte. 1. Ordnung. Enaliosauria = Sauropterygia. Hydrosaurier mit nackter lederartiger Haut, amphicoelen Wirbeln tmd Ruderflossen (ausschliesslich der Secundärzeit angehörig). Die Ueberreste dieser colossalen Meerbewohner, welche die Secundärzeit von Anfang bis zu Ende durchlebten , lassen diese Thiere als die gewaltigsten Beherrscher der Meere jener Zeiten erscheinen. Bei einer sehr bedeutenden Körperlänge (bis zu 30 Fuss) besassen dieselben eine meist langgestreckte platte Schnauze mit zahlreichen kegelförmigen Fangzähnen, einen sehr langen beweg- lichen Rumpf und wie die Walthiere flössen form ige Extremitäten. Nach der besondei n Gestaltung des Leibes, der Form des Kopfes und Zahnbildung lassen sich drei Familien unterscheiden: 1) die ausschliesslich der Trias angehörigen Urdrachen, JSothosaurii {ISauropteryyii Owen). Dieselben characterisiren sich durch sehr langgestreckte Oberkieferknochen, die bis zur Spitze des selir langen Schnabels reichen, den Mangel der hintern Augen wand und oberer Schläfen- bogen und durch die einfachen kegelförmigen Zähne , unter denen die vor- dem des Oberkiefers durch ihre Grösse hervortreten. Nothosaurus mirahiiis Münst. , Simosausus H. v. M. u. a. 2) Die Schlangendrachen, Flesiosaurii {Sauropteryi/ii Owen). Mit langem schlangenartigen Hals, welcher bis gegen vierzig Wirbel enthalten kann, kurzem Kopf und Schwanz und langgestreckten Ruderflossen, lebten im Jura und in der Kreide {Flesiosaurus Conyb.). 3) Die Fischdrachen, Jchthyosaurii {Ichlhyopttryyii Owen.). Mit sehr kurzem Hals, dickem langgestreckten Rumpf, kurzen Ruderflossen und langem, wahrschein- lich von einer Flosse umsäumtem Schwänze. Die schnabelartig verlängerte zugespitzte Schnauze wird vorzugsweise von den Knochen des Zwischenkiefers gebildet. Die Zähne zeigen eine gestreifte und gefaltete Oberfläche und stehen dicht gedrängt nebeneinander. Sie gehören vorzugsweise dem Jura, in seltenen llesten noch der Kreide an. Ichthyosaurus cotumunis De la Beche u. a. A. 2. Ordnung. Crocodilia. 309 2. Ordnung. Crocodilia (Loricata), Crocodile. Hydrosaurier mit Jcnöchernen Hautschildern und eingekeilten auf die Kieferhiochen heschränlden Zähnen, mit 4 thcilweise beJcrallten Füssen und langem gekielten Ruderschwunze. Die Crocodile wurden von den älteren Zoologen mit Unrecht und ohne Rücksicht auf die wesentlichen Organisationsverschiedenheiten als Panzerechsen mit den Sauriern vereinigt, lieber die Meerdrachen, von denen sie sich in früher Zeit der Erdgeschichte abgezweigt haben mögen , erheben sie sich ent- schieden sowohl durch die höhere Entwicklung der Wirbelsäule als auch durch mehrfache Züge des Baues und der Organisation , welche unsere Thiere von der Höhe des Meeres auf Lagunen und Ufer grösserer Ströme verweisen und dieselben zu einem gelegentlichen Aufenthalte auf dem Lande befäh-' gen. Zwar treffen wir noch in der auf die Juraformation beschränkten Familie der Teleo- sauricr, welche offenbar mehr als die jetzt lebenden Crocodile auf das Meer angewiesen waren , die biconcave Wirbelform an , indessen sind auch hier die Extremitäten nicht mehr Ruderflossen, sondern frei gegliederte Beine und Füsse mit gesonderten Zehen. Die Körperbedeckung ist eine derbe und körnige Lederhaut , in welcher sich besonders auf der Rückenfläche grosse und zum Theil gekielte Knochentafeln einlagern. Dieselben bilden am Schwänze einen anfangs paarigen, in seinem hintern Theile einfachen gezackten Kamm. Der breite flache Schädel ist durch die corrodirto Beschaffenheit der Ober- fläche der Knochen ausgezeichnet und besitzt gesonderte Alisphenoids, sowie oberhalb des Oberkieferjoch bogens einen obern Schläfenbogen , der durch eine Knochenbrücke (Fortsatz des Postfrontale und Jugale) von der Orbita getrennt ist. Die Bedachung des Schädels geschieht durch ein unpaares Scheitelbein und Stirnbein, dem sich paarige Ossa nasalia anschliessen. Die mit dem Schädel fest verwachsenen Kieler verlängern sich zur Bildung eines gestreckten Schnabels, an dessen Spitze sich die paarigen Zwischenkieferknochen einkeilen , während die Oberkiefer von bedeutender Ausdehnung die Seiten des Schabeis bilden. Oberkiefer und ZAvischenkiefer , welche die Nasenöffnungen begrenzen, ent- wickeln horizontale in der Medianlinie vereinigte Gaumenfortsätze, welche zur Bildung der vordem Partie des harten Gaumengewölbes zusammentreten. Das Lacnjmale ist immer von grosser Ausdehnung. Hinter demselben stellen Gaumen- und Flügelbeine in medianer Nathverbindung anliegend ein voll- kommen geschlossenes Dach der Mundhöhle her, an dessen Hinterrande die untern vom paarigen Vomer umschlossenen Nasengänge münden. Die aus- schliesslich auf die Kieferknochen beschränkten kegelförmigen Zähne sitzen tief in Alveolen eingekeilt und zeigen wenig comprimirte streifige Kronen. Meist tritt der vierte Zahn des Unterkiefers durch seine Grösse als Fangzahn hervor und greift beim Schliessen des Rachens in eine Lücke oder in einen Ausschnitt des Oberkiefers ein. Die Wirbelsäule gliedert sich deutlich in Hals-, Brust-, Lenden-, Kreuzbein- und Schwanzregion, deren Wirbel bei den Teleosaurien amphicoele, bei den ebenfalls vorweltlichen Steneosaurien opisthocoele , bei den Crocodilen der Gegenwart procoele Wirbelkörper besitzen. Rippen finden sich nicht nur an der langgestreckten Brustgegend, sondern auch am an der 310 1- Unterordnung. Procoelia. Lendengegend und in geringer Entwicklung am Halse, dessen Seitenbewegungen sie durch übereinandergreifende Fortsätze überaus beschränken. Am Bauche, in dessen Mittellinie hinter dem Brustbeine Glieder eines sog. Sternum ab- dominale folgen, schliessen sich Rippen an, die freilich nur in deren Sternocostal- elementen vollständig entwickelt sind und nicht hinauf zu den Lendenwirbeln reichen, indessen fehlen auch die vertebralen Elemente als Knochenstücke nicht ganz. Nur an den 3 bis 4 Lendenwirbeln wurden sie bislang vermisst. Zur Bildung des Kreuzbeins werden zwei Wirbel verwendet, während die Zahl der durch hohe Dornfortsätze ausgezeichneten Schwanz wirbel eine überaus be- deutende ist. Die innern Organe erheben sich bei den lebenden Grocodilen am höchsten unter allen Reptilien. Die Augen mit ihren senkrechten Pupillen besitzen zwei Lider nebst Nickhaut. Nasenöffnungen liegen vorn an der Schnauzenspitze und können ebenso wie die weit nach hinten gerückten Olnen durch Hautklappen verschlossen werden. Die Rachenhöhle, an deren Boden eine platte nicht vorstreckbare Zunge angewachsen ist , entbehrt der Speichel- drüsen und führt durch eine weite Speiseröhre in den rundlichen muskulösen Magensack, der durch Form und Bildung, insbesondere durch aponeurotische Scheiben seiner hmenhaut, an den Vogelmagen erinnert. Auf den Magen folgt ein dünnwandiges mit Zotten besetztes Duodenum , welches in den zickzack- förmig gefalteten Dünndarm übergeht. Ein Blindsack als Anhang des kurzen und weiten Dickdarms fehlt. Dieser mündet fast trichterförmig verengt in die Kloake, an deren Vorderwand das schwellbare Paarungsorgan seinen Ursprung nimmt. Der Bau des Heizens ist unter allen Reptilien am vollkommensten und führt durch die strenge Sonderung einer rechten venösen und linken arteriellen Abtheilung unmittelbar zu der Herzbildung der Warmblüter über. Endlich verdient als Eigenthümlichkeit der Grocodile die freie Gommunication der Leibeshöhle durch Oeffnungen der sog. Peritonealkanäle, welche an die Abdominalporen der Ganoiden und Selachier erinnern, hervorgehoben zu werden. Man unterscheidet drei Gruppen von Panzerechsen, von denen zwei, die Teleosaurier oder Amphicoelia und Bteneosuurier oder Opisthocoelia, aus- schliesslich der Vorwelt angehören. Die erstere mit den Gattungen Mijstrio- saiirus Kp. und Teleoscmrus Geoffr. beschränkt sich auf die Juraformation, die letztere mit Steneosaurus Geoffr., Cetiosaurns 0\v. etc. kommt im- Jura und in Kreide vor. Nur die dritte Gruppe der Grocodile oder Procoelia hat sich von der Kreide an durch die Tertiärzeit bis in die jetzt lebende Fauna erhalten. 1. Unterordnung. Procoelia = Crocodilia s. str. Panzerechen mit pro- coelen Wirbeln und langem comprimirten Ruderschwanz, dessen Rückenseite einen doppelten am Ende vereinigten Hautkamm trägt. Die Vorderfüsse mit 5 freien, die Hinterfüsse mit 4 mehr oder minder durch Schwimmhäute verbun- denen Zehen. Leben in den Mündungen und Lagunen grosser Ströme in den wärmern Klimaten. der alten und neuen Welt und gehen zur Nachtzeit auf Raub aus. Sie bewegen sich im Wasser schwinunend und tauchend weit ge- schickter als auf dem Lande , indem sie durch die feste Verbindung der Hals- rippen am leichten Laufen in behenden Wendungen sehr gehindert sind. Ihre 3. Unterclasse. Chelonia. 311 hartschaligen Eier von der Grösse und Form der Gänseeier werden im Sande und in Löchern am Ufer abgesetzt. 1. Farn. Crocodilidae. Die vordem Unterkieferzäline passen in Gruben der Zwischenkiefer, die sog. Eckzähne (Iter ünterkieferzahn) in einen Ausschnitt des Kiefer- randes. Hinterfüsse mit ganzer Schwimmhaut. Nur Rückenschilder sind vorhanden. Crocodilm Cuv. Schnauze verschmälert. Augenlider häutig. Cervicalschilder von den Rückenschildern getrennt. C. vulgaris Cuv., Nil. C. palustris Less., Südasien. C. rhombifer Cuv., Cuba. Bei Mecistops Gray stossen die Cervicalschilder an die Rücken- schilder. M. cataphractus Cuv., Westküste Afrikas. Osteolaemus Cope. Schnauze breit. Augenlider mit 2 knöchernen Platten. 0. frontatus Murr., Westküste Afrikas. Fossile Gattungen sind Orthosaurus Geoffr. , Enneodon Pr. u. a. 2. Farn. Gavialidae. Schnauze verlängert mit ziemlich gleichgestellten langen Zähnen. Füsse mit Schwimmhäuten. Bauchschilder fehlen. Bhamphostoma Wagl. Zwischenkiefer verbreitert. Naht desselben bis zum vierten Zahn reichend. Jederseits 26 bis 28 Zähne oben und unten. Rh. gangeticum Geoffr., Ostindien. Tertiär ist Leptorhynchus Clift. , Indien. BhynchosHchus Huxl. Zwischenkiefer kaum verbreitert. Naht desselben nur bis zum dritten Zahn reichend. Jederseits nur circa 20 Zähne sowohl oben als unten. Rh. Schlegeln Gray, Australien. 3. Fam. Alligatoridae. Schnauze breit ohne Ausschnitt für die sog. Eckzähne des Unterkiefers. Bauchschilder meist getrennt. Nur halbe oder rudimentäre Schwimm- häute. Sind auf Amerika beschränkt. 20 . . Alligator Cuv. ^ Zähne jederseits. Rückenschilder articuliren nicht mit ein- 20 ander. A. luciits Cuv. Bei Caiman Spix sind ^ Zähne jederseits vorhanden, und artiku- liren die Rückenschilder. C. trigonatus Sehn. C. (Jacare) sclerops Sehn. C. niger Spix u. a. 3. Unterclasse. CJielonia ^) , ScJiildhröten, Reptilien von kurzer gedrungener Körperform, mit einem knöchernen Rücken- und Bauchschild , mit zahnlosen von einer Hornscheide bekleideten Kiefern. Keine andere Gruppe von Reptilien erscheint so scharf abgegrenzt und durch Eigenthümlichkelten der Form und Organisation in dem Grade aus- gezeichnet , als die der Schildkröten. Die Umkapselung des Rumpfes mittelst eines oberen mehr oder minder gewölbten meist knochenharten Rückenschildes und eines untern durch seitliche Querbrücken mit jenem verbundenen Bauch- schildes hat als Character der Schildkröten einen ähnlichen Werth wie die Befiederung und Flügelbildung in der Classe der Vögel. 1) Vergl. ausser den älteren Werken von J. G. Schneider u. A. Bojanus, Anatome testudinis europaeae. Vilnae. 1819. H. Rathke, Ueber die Entwicklung der Schildkröten. Braunschweig. 1848. Gray, Catalogue of Shield Reptiles in the CoUection of the British Museum P. I. London. 1855. Suppl. 1870. Append. 1872. Part. II. 1872. L. Agassiz, Embryologie of the turtle. Natural History of the United States. Vol. III. part. III. 1857. A. Strauch, Chelonologische Studien. Mem. de l'acad. de St. Peters- bourg. 1862. Sowerby and Lear, Tortoises, Terrapins and Turtles drawn from life. London. 1872. 312 Schildkröten. Panzer. Durch die Kürze des Rumpfes und die breite gedrungene Form des Panzers, in welchen sich oft Kopf, Extremitäten und Schwanz mehr oder minder voll- kommen zurückziehen können, erinnern die Schildkröten an die Kröten unter den nackten Amphibien, während sie hinsichtlich der innern Organisation viel höher stehen. Der starre schildförmige Hautpanzer, welcher den Weichtheilen des verhältnissmässig schwerfällig beweglichen Leibes zum Schutze dient , ver- dankt seine Entstehung sowohl einer eigenthümlichen Umformung von Knochen- theilen der Wirbelsäule als auch der Entwicklung accessorischer Hautknochen, welche mit jenen eine mehr oder minder innige Verbindung eingehen. Das flache Bauch- oder Brustschild, früher irrthümlich als modificirtes Brustbein auf- gefasst, geht nach Rathke ausschliesslich aus Hautknochen hervor und enthält gewöhnlich neun mehr oder minder entwickelte Knochenstücke, ein vorderes un- paaresund vier Paare seitlicher Stücke, zwischen denen eine mediane durch Haut oder Knorpel geschlossene Lücke zurückbleiben kann {Trionyx, Chelonla etc.). Dagegen betheiligen sich an der Bildung des umfangreichen Rückenschildes die Dornfortsätze und Rippen von Dorsolumbalwirbeln, sowie eine Anzahl paariger und unpaarer Knochenplatten der Haut (Ergänzungsplatten), welche theils median im Nacken (Nuchal platte) und in der Kreuzbeingegend (Pygalplatte), theils seitlich am Rande (22Marginalplatten) zur Ergänzung des Schildes wesent- lich beitragen. Während die Dornfortsätze von sieben Rumpfwirbeln (2 bis 8) als horizontale Tafeln der Medianlinie erscheinen, sind die Rippen der acht mitt- leren Dorsolumbalwirbel (2 bis 9) (von der ersten und letzten Rippe auch durch eine viel bedeutendere Länge unterschieden) zu breiten durch zackige Nähte ineinandergreifenden Querplatten umgebildet, die noch dadurch eine besondere Eigenthümlichkeit bieten, dass sie breite die Rückenmuskeln frühzeitig über- wölbende Fortsätze zu den tafelförmigen Dornfortsätzen entsenden. Auf der äussern Fläche beider Schilder finden sich gewöhnlich noch grössere regel- mässige Platten aufgelagert , welche der verhornten Epidermis ihren Ursprung verdanken und von einigen grössern Arten als »Schild2)att« verwendet werden. {Chelonia imhrlcata, midas). Diese Schilder entsprechen in ihren Umrissen keineswegs den unterliegenden Knochenstücken, ordnen sich jedoch in sehr regelmässiger Weise der Art an, dass man am Rückenschilde eine mittlere und zwei seitliche Reihen von Hautschildern und in der Peiipherie einen Kreis von Randschildern, am Bauche dagegen Doppelreihen von Schildern unterscheidet. Nur bei den Trionychiden sowie der Gattung Spharyis unter den Giieloniidcn fehlen die Hornplatten. Auch an den frei vorstehenden Köi'pertheilen, am Kopf, Hals und den Extremitäten, verdickt sich die Haut zur Bildung von Tafeln und Höckern , deren Epidermisbekleidung freilich in geringerem Grade verhornt. Hautdrüsen scheinen vollständig zu fehlen. Dagegen finden sich bei den See-, Fluss- und Sumpfschildkröten zwei eigenthümliche seitliche Drüsenpaare, welche in der Bauchhöhle gelegen an der Bauchseite des Rumpfes ausmünden. Im Gegensatze zu dem mittleren Abschnitte der Wirbelsäule, dessen Wirbel in fester Verschmelzung mit dem Rückenschilde verbunden sind, zeigen sich die vorausgehenden und nachfolgenden Abschnitte derselben in ihien Theilen überaus verschiebbar. Zur Bildung des frei beweglichen Halses, Schädel. Extremitäten. 313 welcher sich unter Krümmungen mehr oder minder vollkommen zwischen die Klappen der Schale zurückziehen kann, werden gewöhnlich acht lange der Rippen und Querfortsätze entlDehrende Wirbel verwendet. Auf die rippen- tragenden 10 Dorsolumbalwirbel (von denen die 4 hintern von Rathke als Lendenwirbel betrachtet werden), folgen zwei (oder drei) frei vorstehende Kreuzbeinwirbel, nebst einer beträchtlichen Zahl von sehr beweglichen Schwanz- wirbeln. An dem ziemlich gewölbten Kopf schliessen die Schädelknochen ') durch Nähte fest aneinander und bilden ein breites Dach , welches sich in einen mächtig entwickelten Hinterhauptskamm fortsetzt und durch den Besitz sowohl eines paarigen Scheitelbeins als umfangreicher vorderer Stirnbeine ausgezeichnet ist. Von den erstem erstem erstrecken sich absteigende lamellöse Fortsätze zu den Seiten der knorpelhäutigen Schädelkapsel bis zu dem kurzen Basisph.enokJ. Die Schläfengegend ist am vollständigsten bei den Seeschildkrölen durch breite Knochenplatten überdacht, welche durch das Postfrontale, JiigaJe, Qaadrato- jugala und Squamosum gebildet werden. Hinter dem die Seitenwandungen der Schädelhöhle bildenden Prooticum erhält sich das Opisthoticum selbständig, vom Oc. laterale durch Nähte getrennt. Ein Os transversum fehlt, dagegen bildet der Oberkieferjochbogen einen hohen Knochenring an der untern Seite der Orbita. Sämmtliche Theile des Oberkiefergaumenapparats sind ebenso wie das Quadratbein mit den Schädelknochen fest verbunden und unterein- ander oft durch zackige Nähte abgegrenzt. Auffallend kurz bleibt der Gesichts- theil des Schädels, dem Nasalia fehlen. Der knöcherne Gaumen wird von den breiten mit dem unpaaren Vomer verbundenen Palati na gebildet, hinter deren Gaumenfortsätzen sich die Ghoanen öffnen. Auch die Flügelbeine sind sehr breit und lamellös, Zähne fehlen sowohl an den Gaumenknochen als an den hohen verhältnissmässig kurzen Kieferknochen vollkommen, dagegen sind die letztem an ihren Rändern nach Art des Vogelschnabels mit scharf schneidenden gezähnten Hornplatten überkleidet, mit deren Hülfe einzelne Arten heftig beissen und empfindlich verwunden können. Die vier Extremitäten befähigen die Schildkröten zum Kriechen und Laufen auf festem Land , indessen sind sie bei den im Wasser lebenden Formen vor- zugsweise zur Schwimmbewegung eingerichtet. Während dieselben bei den Süsswasserschildkröten mit Schwimmfüssen enden , deren deutlich gesonderte und bekrallte Zehen durch Schwimmhäute verbunden sind, erscheinen sie bei den Seeschildkröten als platte Ruderflossen, welche die Zehen vollkonmien ver- decken und höchstens zwei Nägel am äussern Rande tragen. Auch bei den Landschildkröten verschmelzen die Zehen und bilden einen dicken Klumpfuss mit schwieliger Sohle und 4 bis 5 Hornnägeln an der Spitze. Auffallend, aber aus der Entwicklungsgeschichte des Schildes, durch das Wachsthum der vor- dem und hintern Rippen ausreichend erklärt, ist die Lage beider Extremitäten- gürtel und der entsprechenden Muskeln zwischen Rücken- und Bauchschild. 1) Vergl. Huxley, Lectures on the Elements of comparative Anatoray. 1864. W. K. Parker und G. T. Bettany, Die Morphologie des Schädels. D-nitsthe Ueber- setzung von Vetter. 1879. 314 Schildkröten. Sinnesorgane. Verdauungs- und Fortpflanzungsorgane. Das Schulterblatt bildet einen aufsteigenden stabförmigen Knochen , dessen oberes Ende sich durch Band- oder Knorpelverbindung dem Querfortsatz des vordersten Brustwirbels anheftet. Ein Schlüsselbein fehlt, dagegen erstreckt sich ein mächtiger Processus acromialis (Procoracoid) vom Schulterblatt nach dem unpaaren Stücke des Bauchschildes, dem er sich ebenfalls durch Knorpel- oder Bandverbindung anheftet. Das Becken stimmt in seinem Baue mit dem Becken der Saurier nahe überein und entbehrt mit Ausnahme der Landschild- kröten einer festen Verbindung mit dem Schilde. Die Schildkröten sind träge langsame Thiere mit vorherrschender Ent- wicklung der vegetativen Lebenssphäre, dagegen beschränkter psychischer Aus- bildung. Das Gehirn ^) zeigt eine langgestreckte vorn stark verjüngte Gesfalt und eine im Vergleich zu den Amphibien bedeutende Fortbildung der Hemi- sphaeren, welche das Zwischenhirn sowie theil weise das Mittelhirn bedecken. Auch fällt die beträchtliche Krümmung der Medulla oblongata auf, welche an der Hirnbasis durch eine Querfurche vom Mittelhirn abgegrenzt ist. Das dorsal- wärts vor derselben ausgebreitete Gerebellum erscheint als eine leicht gewölbte nach hinten gekrümmte Querplatte. Von den Hirnnerven entspringen Facialis und Acusticus mit gemeinsamen Stamm. Das Rückenmark erstreckt sich als cylindrischer Strang bis zum Schwanzende. Die Augen liegen in geschlossenen Augenhöhlen und besitzen Lider und Nickhaut nebst Harderscher Drüse. Auch eine grosse Thränendrüse findet sich im äussern hintern Augenwinkel. In der Wand des Augenbulbus liegt zwischen Cornea und Sclerotica ein Knochenring eingebettet. Am Gehörorgan ^) entwickelt sich stets eine Paukenhöhle mit weiten Tuben, langer Columella und äusserlich sichtbarem Trommelfell. Am häutigen Labyrinth stimmt die Lage der mehr gleichmässig gestalteten Bogen- gänge am meisten mit den Batrachiern. Von den Ampullen münden die des horizontalen und sagittalen Bogenganges vorn, die des frontalen hinten in den langgestreckten Utriculus, dessen macula acustica mehr in den Bereich der sagittalen Ampulle fällt. Der grosse Sacculus steht immer durch eine sehr enge Gommunication mit dem Utriculus in Verbindung, an seiner untern Fläche entspringt die Schnecke als kurzer keulenförmig verdickter Zapfen. Die beiden durch ein knorpliges Septum getrennten Nasenhöhlen nehmen ein oberes dorsales und unteres Paar von Nasendrüsen auf. Letztere münden mehr am Gaumen in den hintern Theil der Nasenhöhle und werden auch als Gaumendrüsen bezeichnet. Die Stelle von Gonchen wird dmch gekrümmte Vorsprünge des Septums und der Seitenwände der Nasenhöhle vertreten. Verdauungs- und Fortpflanzungsorgane schliessen sich theils den Croco- dilen, theils den Vögeln an. Mit den erstem theilen sie insbesondere die Bildung der männlichen Geschlechtswerkzeuge (Job. Müller) und den Besitz von freilich geschlossenen Peritoncalkanälen. Interessant ist die Ausmündung der Ge- schlechtsausführungsgänge und Ureteren in den Hals der Harnblase, der somit 1) L. Stieda, Ueber den Bau des centralen Nervensystems der Schildki-öte. Zeit- schrift für wiss. Zoologie. Tom. XXV. 1875. 2) Vergl. C. Hasse, Das Gehörorgan der Schildkröte in Hasse's Anat. Studien. 2. Heft. 1871. Herz. Lymphgefässe. Fortpflanzung. 315 als Urogenitalsinus fungirt. Die Zunge ist auf dem Boden der Mundhöhle an- gewachsen und nicht vorstreckbar, bei den Landschildkröten mit langen Papillen besetzt. An der Basis der Zungenpapillen münden sackförmige Drüsenschläuche, Zungendrüsen aus. Auch Geschmacksbecher sind in grosser Zahl im Zungen- epitel eingebettet. Der Oesophagus ist nicht scharf vom Magen abgesetzt und zeigt entweder hohe Schleimhautfalten oder ist wie bei den Seeschildkröten mit langen nach hinten gerichteten Hornpapillen besetzt. Bei Sphargis be- schreibt die Speiseröhre eine grosse Schlinge. In der Struktur des mit hohen Becherzellen bekleideten Magens, sowie im Bau der Labdrüsen und Magen- schleimdrüsen treten in den verschiedenen Familien bedeutende Abweichungen *) auf. Ein Goecurn scheint durchweg zu fehlen. Leber und Pancreas sind immer mächtig entwickelt. Das Herz ^) besitzt eine auffallend breite plattgedrückte Form mit abgerundeter Spitze. Die Ventrikelscheidewand ist noch sehr un- vollständig, und wird der rechte Ventrikel durch die vordere rechte Abtheilung der Kammer repräsentirt. Dagegen bildet wie bei allen Reptilien die Falte im Aortenstamm ein vollkommenes Septum für die rechte und linke Aorta. An dem Herzen der lebenden Schildkröte bemerkt man die Verschiedenheit des venösen und arteriellen Blutes während der Diastole des Ventrikels an den beiden Hälften desselben, hii Verlaufe der Zusammenziehung (Brücke) färbt sich auch die rechte Hälfte heller. Die Gontraktion schreitet aber nicht gleichmässig vor, indem sie zuerst vornehmlich die rechte Hälfte, dann die linke betrifft, sodass die Zusammenziehung der letztern etwas länger andauert. Es wird somit zuerst, da sämmtliche Arterienstämme aus der venösen Abtheilung der Kammer entspringen , das dunkelrothe Blut entleert und vornehmlich in die Lungen- arterie getrieben. Nachher rückt das arterielle, theilweise sich mit den venösen mischend, aus der linken in die rechte nach , und strömmt in die rechte Aorta ein. Bezüglich des Venensy.stems besteht ausser dem Pfortaderkreislauf der Leber noch ein sehr umfangreiches Pfortadersystem'') in den Nieren, deren zuführende Vene vornehmlich das Venenblut der Beckeneingeweide und Genital- organe aufninmit, während die abführenden Venen zum Anfange der Hohl- venen zusammentreten. Für das Lymphgefässsystem ^) ist das Vorkommen von Lymphherzen über dem hintern Ende jedes Darmbeines unterhalb des hintersten Schalenschildes hervorzuheben. Nach der Tage lang währenden Begattung , bei welcher das Männchen auf dem Rücken des Weibchens getragen wird, erfolgt die Ablage einer 1) J. Mac hat e, Untersuchungen über den feinern Bau des Darmkanals von Eniys europaea. Zeitschr. für wiss. Zool. 1879. 2) E. Brücke, Beiträge zur vergl. Anatomie und Physiologie des Gefasssystems der Amphibien. Denkschriften der K. Acad. Wien. Tom. III. 1852. G. Fritsch, Zur vergl. Anatomie der Amphibienherzon. Müllers Archiv. 1869, ferner Sabatier, Annales des sc. nat. 1873 und 1874. 3) Vergl. ausser Bojanus besonders Nicolai, Untersuchungen über den Verlauf und die Vertheilung der Venen etc. die Nieren betreffend. Isis. 1826. 4) Ausser Pranizza, Rusconi vergl. Joh. Müller, Abh. der Königl. Acad. der Wiss. Berlin. 1839. 316 Schildkröten. Fossile Reste. Cheloiiiidae. geringen, bei den Seeschildkröten indess grössern Anzahl von Eiern. Dieselben enthalten unter der Schale eine Eiweissschicht in der Umgebung des Dotters und werden in der Erde, von den wasserbevvohnenden Schildkröten in der Nähe des Ufers, verscharrt. Nach Agassiz legen die nordamerikanischen Sumpfschildkröten nur einmal im Jahre Eier ab, während sie sich zweimal, im Frühjahr und Herbst, begatten. Die erste Begattung soll nach diesem Forscher bei Einys picta im 7ten Jahre, die erste Eierablage im Uten Lebensjahre er- folgen. Hiermit stimmt das langsame Wachsthum des Körpers und das hohe Alter, welches die Schildkröten erreichen sollen. Auch verdient die ungemein grosse Lebenszähigkeit dieser Reptilien hervorgehoben zu werden, die es ihnen möglich macht, Verstümmelungen selbst innerer Organe lange Zeit zu überdauern. \n den nördlichen Gegenden halten die Schildkröten in Löchern vergraben einen Winterschlaf, in den Tropen bleiben sie während der trockenen Jahreszeit in ihren Verstecken ohne Nahrung aufzunehmen. Die Schildkröten gehören grösstentheils den wärmern Klimaten an und ernähren sich haupt- sächlich von Vegetabilien , viele indessen auch von Mollusken , Krebsen und Fischen. Fossil ') treten sie zuerst wenn auch spärlich im obern weissen Jura auf. In diesem sind es die Etagen des Kimmeridge und Portlandthones (Solothurn, Hannover), welche reiche Ablagerungen von Schildkröten-Resten enthalten. Fast alle gehören in die Familie der Chelyden {Flesiochelys, Craspedoclidys)^ wenige zu den Emyden {Thalassemys , Helemys). Nicht unwesentliche Ab- weichungen zeigen die Ueberreste aus dem lithographischen Schiefer (Kehlheim). Fossile Süsswasserschildkröten werden in der Purbeck- und Wealdenformation in England gefunden {Pleurosternon). hi der Kreide erhalten sich noch ähn- liche Typen von Süsswasserformen, es kommen aber auch unzweifelhafte Meer- schildkröten und Arten der Gattung Trionyx hinzu. Sowohl in England als vornehmlich in Nordamerika sind in dieser Formation trefflich erhaltene Meeres- schildkröten {Chelone) gefunden. Endlich sind auch zahlreiche Reste aus der Tertiärzeit bekannt geworden, besonders aus dem Eocen (Trionychiden). hi der Jüngern Tertiärzeit treten auch echte Landschildkröten von riesiger Grösse auf (Sivalikhügel, Meyaluchdys). Die Systematik der Schildkröten ist in neuerer Zeit besonders von Strauch 2) bearbeitet worden. 1. Farn. Cheloniidae, Seeschildkröten. Mit flachem Rücken- und oft knorpligem Brustschild, zwischen welche Kopf und Extremitäten nicht zurückgezogen werden können. Die letztern sind Flossenfüsse üiit unbeweglich verbundenen von gemeinschaftlicher Haut überzogenen meist krallenlosen Zehen; die Vorderglied massen sind weit länger als die hintern und in dem Ellenbogengelenk rückwärts gekrümmt Knochen des Brustschildes unverbunden. Kiefer ohne Lippen. Schwanz kurz, stummeiförmig. Sie leben in wär- 1) G. A. Maak, Die bis jetzt bekannten fossilen Schildkröten etc. Palaeontogra- phica. Tom. XVIII. 1868-1869. T. C. Winkler, Des tortues fossiles etc. 1869. Rutini ey er, Die fossilen Schildkröten von Solothurn und der übrigen Juraformation. Neue Denkschriften der allg. Schweiz. Gesellschaft für die gesammten Naturwissensch. Tom. XXV. 1873. 2) Vergl. Strauch 1. c, sowie Die Vertheilung der Schildkröten über den Erdball. Mem. de l'Acad. imper. St. Petersbourg. VII. Ser. Tom. VIII. 1865. Trionycbidae. Chelydae. Emydae. 317 mern Klimaten , schwimmen und tauchen vortrefflich und nähren sich theils von See- pflanzen, theils von Krebsen und Weichthieren , die sie mit den hoi-nigen Kieferrändern zertrümmern. Nach der Begattung, welche sie im Wasser ausführen, suchen sie zum Absetzen der Eier oft in grossen Schaaren und von den kleinern Männchen begleitet, die Küsten auf und gehen nach Sonnenuntergang ans Land, wo sie ihre Eier in Gruben einscharren. Die Jangen suchen nach dem Ausschlüpfen sogleich das Wasser auf. Sie erreichen eine bedeutende Grösse, sehr oft das Gewicht von vielen Centnern und werden theils wegen ihres Fleisches, theils des Schildplaltes halber erjagt. 1. Subf. ('Iteloniinae. Schale von Hornschildern bedeckt. Chelonia Flem. Schale mit regelmässigen Hornschildern überdeckt. Füsse mit je 1 oder 2 Krallen. 13 Platten des Rückenschildes. Supraorbitalia einfach. Ch. virgata Schweig., Südamerika. Ch. esculenta Merr. = Midas Latr. , Japan, Brasilien. Ch. {Caretta) imbricaia L., Atl. und Ind. Oceau. Thalassuchelijs Fitz. {Caouana Gray.) Rückenschild mit 15 Platten. Supraorbitalia doppelt. Th. caretla L. = corticata Rond. , Atl. Ocean und Mittelmeer. 2. Subf. Sphargidinae. Schale mit Lederhaut bekleidet. Sphargia Merr. Schale mit dicker Lederhaut, ohne Hornschilder. Füs.'^e krallen- los. Sph. corincea Gray, Lederschildkröte, selten im Mittelmeer, häutiger im Atl. Ocean und Südsee. Fossile Formen kommen bereits im Jura vor. 2. Farn. Trionychidae , Lippenschildkröten. Mit flachem ovalen unvollkommen verknöcherten Rückenschild und unvollständigem Brustschild. Die Knochenstücke des letztern unverwachsen, von weicher Haut bedeckt. Tympanum unter der Haut versteckt. Hals lang zurückziehbar. Kiefer mit schneidenden Rändern, von fleischigen Lip])en um- geben. Kopf und Füsse nicht einziehbar, letztere sind Schwimmfüsse, von deren 5 frei beweglichen Zehen die 2 äussern unbekrallt bleiben. Nasenlöcher auf längerm Rüssel. Fleischfresser der Seen und Flüsse wärmerer Klimate. Trionyx Geofi'r. Brustschild kurz, an jedem Ende schmal, 7 oder 8 Paar Rippen. Tr. ferox Merr. , ein bissiges Thier in den Flüssen Georgiens und Carolinas , wohl- schmeckend. iSV, egyptiacus Geotfr. Tr. gangeticus Cuv., Indien. Ci-yptopus Dum. Bibr. Brustschild breit mit 3 Klappen am Hinterrand zum Ver- decken von Schwanz und Füssen. Ci: granosus Schweig., Ostindien. Cr. senegalensis Dura. Bibr., Afrika. 3. Fam. Chelydae, Lurchschildkröten. Mit mehr oder minder gewölbtem ver- knöcherten Rückenschild, welches mit dem Brustschild verwachsen und mit Hornplatten bekleidet ist. Becken stets mit dem Brustschilde verwachsen. Kopf und Füsse nicht einziehbar. Letztere enden mit freien durch Schwimmhaut verbundenen und bekrallten Zehen. Der von strammer Haut überzogene Hals wird seitlich zwischen den Panzer eingezogen. Chelys Dum. Kopf breit und flach, mit Hautlappen und Fransen an der Seite und 4 Barteln au der Kehle und 2 am Kinn. Nase rüsselförmig vorstehend. Rücken- schild mit 3 Kielreihen. Brustschild lang und schmal, hinten gabiig getheilt. Ch. fim- briata Schweig., Matamata, Südamerika. Peltocephalus Dum. Bibr. Kopf convex mit harten Schildern. Rückenschild stark convex, ohne Nackenplatte. Kiefer ohne Lippen. P. Tracaxa Dum. Bibr., Südamerika. Podocnemis Wagl. Sternotherus Bell. Kopf massig flach, beschildert. Vorderlappen des Brustschildes beweglich. Rückenschild ohne Nackenplatte. St. nigricans Merr., Afrika. Andere Gattungen sind Pelomedusa Wagl, Hydromedasa Wagl., Platemys Wagl, Chelodina Dum. Bibr. 4. Fam. Emydae, Süsswasserschildkröten. Das Rückenschild oval und flach, das Brustschild meist klein, beide vollkommen verknöchert. Sie besitzen eine lockere, scheiden- artig anliegende Halshaut, in die der niemals beschilderte Kopf wie in eine Scheide zurück- ziehbar ist. Füsse dick, aber mit frei beweglichen durch Schwimmhäute verbundenen 318 IV. Classe. Aves. Zehen, vorn 5-, hinten 4krallig. Sie schwimmen vortrefflich, bewegen sich auch ge- schickt auf dem Lande und halten sich vorzugsweise in langsam fliessenden Flüssen, Sümpfen und Teichen auf. Die Eier werden in Gruben in der Nähe des Wassers ein- gescharrt. Ihre Nahrung besteht vorzugsweise aus Wasserthieren (Fischen). Gistuclo Dum. Bibr. {Emt/s Wagl.) Das aus 12 Platten gebildete Brustschild ist mit dem gewölbten Rückenschilde durch Knorpel verbunden, und besteht aus 2 wie in einem Knorpelgelenk beweglichen Stücken. G. europaea Schneid = lutaria Gesn., die geraeine Dosenschildkröte in Südeuropa (Spanien, Italien, südl. Frankreich, Griechenland) und im Osten Deutschlands, sowie in Ungarn, Böhmen, geht in der Dämmerung aufs Land und nährt sich von Würmern, Schnecken und Fischen, auch wohl von Pflanzen. C. Carolina L., in Nordamerika. Emys Brongn. {Clemmys Wagl.) Der einfache Brustpanzer ist nicht beweglich und durch eine Knochennaht mit dem Rückenpanzer verbunden. E. caspica Schweig., am caspischen Meere, in Dalmatien und Griechenland. E. picta, geographica, in Nordamerika. Chelydra Schweig. Mit kleinem kreuzförmigen Brustschild und Rückenkamm auf dem Schwänze, mit 2 Bartfäden. Ch. serpentina L., mit sehr scharfen Kiefern, Schweif- schildkröte in Nordamerika. Cinosternon Spix. Der vordere und hintere Theil des aus 11 Platten zusammen- gesetzten Brustschildes ist klappenartig beweglich. C. pensylvanicum Wagl. 5. Fam. Chersidae, Landschildkröten. Mit hohem gewölbten verknöcherten Rückenschild, mit welchem das grosse stets vollständig verknöcherte Brustschild fest ver- wächst. Beide sind mit Hornschildern bekleidet. Kopf und Füsse sind vollständig einziehbar. Die Zehen sind unbeweglich, bis an die Krallen zu dicken Klumpfüssen mit schwieliger Sohle verbunden. Becken frei, nicht mit dem Brustschilde verwachsen. Kiefer stets mit schneidenden Hornrändern, ohne Lippen. Bewohnen feuchte und bewachsene Gegenden der wärmern und heissen Klimate und leben von Pflanzen. Testiido L. Mit 5 Zehen und unbeweglichem Brustschild, welches aus 12 Platten besteht. T. graeca L. , auch in Kleinasien, begattet sich im Hochsommer und gräbt später etwa 12 nussgrosse Eier in feuchtem Erdboden ein. T. nemoralis Aldr. ■= mar- ginata Wagl. Seitenrand stark einwärts geschweift, Griechenland und Süditalien. T. tabulata Daud., in Amerika. Homopus Dum. Bibr., mit beweglicher hinterer Platte des Brustschildes. Chersina Gray. Pyxis Bell. Vorderlappen des Brustschildes durch ein elastisches Band an das Mittel- stück befestigt, beweglich. P. arachnoides Beil., Ostindien. Cinixys Bell. Das hintere Stück des Rückenschildes ist beweglich. C. Homeana Beil., Afrika. Manouria Gray. IV. Olasse. Aves'), Vögel. Befiederte Eierlegende Warmblüter mit vollständiger Trennung der Ilerz- hammern, mit rechtem Aortenbogen, einfachem Condylus des Hinterhaupts und zu Flügeln ausgebildeten Vordergliedmassen. Im Gegensatz zu den kaltblütigen oder richtiger wech. sei wannen Thieren besitzen die Vögel und Säugethiere eine hohe Eigenwärme ihres Blutes, die sich trotz der wechselnden Temperatur des äusseren den Körper umgebenden 1) Ausser den altern Werken von Belon, Raji, Brisson, Buffon, J. M.-^Bech- stein, Lesson u. A. sind besonders hervorzuheben: Job. Andr. Naumann, Natur- geschichte der Vögel Deutschlands, umgearbeitet und aufs Neue herausgegeben von Wärmeschutz. 319 Mediums ziemlich constant erhält. Die Eigenwärme setzt zunächst eine grössere Energie des Stoffwechsels voraus. Die Flächen sämmtlicher vegetativen Organe, insbesondere von Lunge , Niere und Darmkanal besitzen bei den Warmblütern einen relativ (bei gleichem Körpervolum) grössern Umfang als bei den Kalt- blütern, die Verrichtungen der Verdauung, Blutbereitung, Circulation und Respiration steigern sich zu einer weit höhern Energie. Bei dem Bedürfnisse einer reichlichem Nahrung nehmen die Processe des vegetativen Lebens einen ungleich raschern Verlauf, und wie zu ihrer eigenen Unterhaltung die hohe und gleichmässige Temperatur des Blutes nothwendige Bedingung ist , so er- scheinen sie selbst als die Hauptquelle der erzeugten Wärme, deren Zufuhr die stetigen Wärmeverluste auszugleichen vermag. Da diese letztern bei sinkender Temperatur des äussern Mediums grösser werden, so müssen sich die Verrich- tungen der vegetativen Organe in der kältern Jahreszeit und in nördlichen Klimaten bedeutend steigern. Neben der stetigen Zufuhr neuer Wärmemengen kommt für die Erhaltung der Constanten Temperatur des Warmblüters noch ein zweites mehr passives Moment in Betracht, der durch besondere Einrichtungen der Körperbedeckung verliehene Wärmeschutz. Während die wechselwarmen Wirbelthiere eine nackte oder mit Schuppen und Schildern bepanzerte Haut besitzen, tragen die Vögel und Säugethiere eine aus Federn und Haaren gebildete mehr oder minder dichte Bekleidung , welche die Ausstrahlung der Wärme in hohem Grade be- schränkt. Die grossen Wasserbewohner mit spärlicher Hautbekleidung ent- wickeln unter der Cutis mächtige Fettlagen als hydrostatische und zugleich wärmeschützende Einrichtungen. Da die kleinen Thierformen kälterer Klimate der stärksten Abkühlung ausgesetzt sind , so werden sich gerade bei diesen die Vorkehrungen zum Wärmeschutze am vollkommensten ausgeprägt finden, aber auch die Bedingungen zur Wärmebildung, durch die gesteigerte Energie des Stoffwechsels , reichlichere Ernährung und Bewegung , günstiger gestalten. Ueberall aber besteht zwischen den Factoren, welche die Wärmeableitung begünstigen, und den Bedingungen des Wärmeschutzes und der Wärmebildung ein Wechselverhältniss complicirter Art, welches trotz mannichfacher Schwan- dessen Sohne Job. Fr. Naumann. 13 Bde. Stuttgart. 1846—1860. Thienemann, Fort- pflanzungsgeschichte der gesammten Vögel nach dem gegenwärtigen Standpunkte der Wissenschaft. Mit 100 col. Tafeln. Leipzig. 1845-1856. C. Naumannia, Archiv für Ornithologie. Herausgegeben von Ed. Baldamus. Köthen. 1849. Journal für Ornithologie, herausgeg. von J. Cabanis. Cassel. 1853-1874. Ibis. Journal of Onith. 1859-1874. G. R. Gray and Mitchel, The Genera of birds. 3 Bände. London. 1844—49. G. R. Gray, Handlist of Birds. 1869—1871. Sharpe, Catalogue of the Birds in the Brit. Mus. Tom. L 1874. Vergl. ausserdem die zahlreichen Arbeiten besonders von Gloger, Ch. L. Brehm, Boie, Bonaparte, Blasius, Gray, Gould, Sundevall, Swainson, Lesson, Reichenbach, Schlegel, Hartlaub, Sclater, A. E. Brehm, Altum u. A. Tiedemann, Anatomie und Naturgeschichte der Vögel. Heidelberg. 1810 — 1814, Barkow, Anatomisch-physiologische Untersuchungen. Meckels Archiv. 1829—80. Vergl. sodann die anatomischen Arbeiten von Vicq. d'Azyr, Cuvier, J. Müller, Rathke, Brandt, Meckel, Nitzsch, R. Wagner, Giebel u. a. Huxley, On the Classi- fication of Birds. Proceed. Soc. 1867. 320 Vögel. Fhigfühigkeit. Körpergestalt. kungen in der Grösse seiner einzelnen Glieder die Ausgleichung der verlorenen und gewonnenen Wärme 7Air Folge hat. Einige wenige (vorzugsweise kleinere) Säugethiere vermögen nur für beschränkte Grenzen der schwankenden Tem- peratur ihre Eigenwärme zu bewahren, dieselben erscheinen gewissermassen als unvollkommen homöotherm und verfallen bei zu grosser Abkühlung in einen Zustand fast bewegungsloser Ruhe und heiabgestimmter Energie aller Lebensverrichtungen in den sog. Winterschlaf. In der Classe der Vögel, deren höhere Eigenwärme keine Unterbrechung oder Beschränkung der Lebens- verrichtungen gestattet, finden wir kein Beispiel von Winterschläfern, dagegen haben die geflügelten Warmblüter über zahlreichere Mittel der Wärmeanpassung zu verfügen; insbesondere setzt sie die Schnelligkeit der Flugbewegung in den Stand , vor Beginn der kalten Jahreszeit ihre Wohnplätze zu verlassen und in nahrungsreiche wärmere Gegenden zu ziehen. Die gemeinsamen über weite Länderstrecken ausgedehnten Wanderungen der Zugvögel treten gewissermassen compensirend an die Stelle des Winterschlafes; bei den Säugethieren, deren Organisation einen Winterschlaf zulässt, sind den Zügen der Vögel vergleich- bare Wanderungen ausserordentlich selten. Die wesentlichste Eigenthümlichkeit der Vögel, auf welche sich eine Reihe von Characteren sowohl der äussern Erscheinung als der Innern Organisation zurückführen lassen, ist die Flugfähigkeit. Dieselbe bedingt auch im Zusammen- hang mit diesen Characteren sowohl den scharfen Abschluss als auch die ver- hältniösmässig grosse Einförmigkeit unserer Wirbelthierklasse, die zwar aus der Reptiliengruppe hervorgegangen sein muss, aber in der gegenwärtigen Lebe- welt ohne Verbindungsglieder von den übrigen Glassen scharf gesondert da- steht. Zwar haben wir unter den Warmblütern der Jetztwelt noch eine Gruppe von Fliegern , oder besser Flatterthieren , indessen zeigen diese ganz entschieden den Typus von Säugethieren und entbehren jener eigenthümlichen, auf fast sämmtliche Organe ausgedehnten Anpassung an die Flugbewegung, welche die Vögel auszeichnet. Dagegen ist aus dem Sohlenhofer lithogra- phischen Schiefer eine fossile Thierform (Archaeoptenjx lithographica) bekannt geworden, welche Charactere der Flugeidechsen mit denen der Vögel ver- einigt und den Uebergang von den Sauriern zu den Vögeln in so auffallender Weise vermittelt, dass man zweifelhaft sein konnte, ob man dieselbe für eine Bhamphorh'ynchus-'dY\.\ge Flugeidechse mit dem Tarsus und den Federn eines Vogels oder für einen fiederschwänzigen Vogel mit höchst abweichender An- heftungs weise der Federn an Hand und Schwanz und mit den Becken und der Wirbelsäule einer langschwänzigen Flugeidechse zu halten habe. Leider fehlen an dem Skelete des einzigen ') näher beschriebenen Exemplares wesent- liche Körpertheile , wie insbesondere Schädel und Hals gänzlich. Die gesammte Körpergestalt des Vogels entspricht den beiden Hauplformen der Bewegung, einerseits dem Fluge, andererseits dem Gehen und Hüpfen auf dem Erdboden. Der eiförmige, Brust und Bauch vereinigende Rumpf stützt 1) Neuerdings ist noch ein zweites und zwar vollständiger erhaltenes Exemplar von Archaeopteryx (Pappenheiiu) aufgel'unden worden, dessen ausführliche Besehreibung noch zu erwarten sieht. ^ Skelet. Schädel. 321 sich in schräg horizontaler Lage auf die beiden säulenartig erhobenen hintern Extremitäten, deren Fussfläche einen verhältnissmässig umfangreichen Raum umspannt. Nach hinten und unten setzt sich der Rumpf in einen kurzen rudimentären Schwanz fort, dessen letzter Wirbel einer Gruppe von steifen Steuer- oder Schwanzfedern zur Stütze dient; oben und vorn verlängert sich der Rumpf in einen überaus langen sehr beweglichen Hals, auf welchem ein leichter rundlicher Kopf mit vorstehendem hornigen Schnabel balancirt. Die vordem Extremitäten liegen , zu Flügeln umgebildet , mit zusammengefalteten Abschnitten den Seitentheilen des Rumpfes an. Das Skelet der Vögel schliesst sich am nächsten an das der Saurier an, zeichnet sich aber vor diesem zunächst durch mehrfache Eigenthümlich- keiten aus, welche zum Flugvermögen Bezug haben. Wie in der besondern Gestaltung fast sämmtlicher Organsysteme Beziehungen zur Erleichterung der fortzubewegenden Körpermasse nachweisbar sind , so erscheint besonders für den Bau des Knochengerüstes die Herabsetzung des specifischen Gewichtes massgebend. Es kommt darauf an , die Last der knöchernen Stützen un- beschadet ihrer Tragfähigkeit möglichst zu verringern, die Knochen eben so leicht als fest zu gestalten, und dies wird gewissermassen nach dem Princip der hohlen Säulen durch die Pneumacität erreicht, hn Gegensatze zu den schweren und soliden mit Mark gefüllten Knochen der Landsäugethiere ent- halten die Knochen des Vogels umfangreiche Hohlräume , welche durch Oeff- nungen der überaus dichten und festen, aber auf eine verhältnissmässig dünne Lage beschränkten Knochensubstanz mit anderweitigen Lufträumen des Körpers communiciren. Die Eigenschaft der Pneumacität entwickelt sich erst allmählig im jugendlichen Alter, während der Vogel sich im Fluge übt; sie nimmt eine um so allgemeinere Ausbreitung, je vollkommener das Flugvermögen bei einer bedeutenden Körpergrösse des Thieres wird. Aus mechanisch leicht begreif- lichen Gründen ist die Pneumacität bei denjenigen Vögeln am höchsten aus- gebildet, welche mit einem raschen und ausdauernden Flugvermögen eine bedeutende Grösse verbinden (Albatros, Nashornvögel, Pelican), hier erscheinen sämmtliche Knochen mit Ausnahme der Jochbeine und des Schulterblattes pneumatisch. Dahingegen vermisst man die Pneumacität bei den grossen Laufvögeln (St rauss), welche das Flugvermögen verloren haben, mit Ausnahme einzelner mit Lufträumen gefüllter Schädelknochen , vollständig. Ziemlich all- gemein aber sind ausser dem Jochbeine und Schulterblatt auch der Unter- schenkel und Vorderarm markhaltig und ohne Lufträume. Am Kopfe ^) verwachsen die Schädelknochen , deren Zahl den Reptilien gegenüber reducirt ist, mit Ausnahme der Strauss-artigen Vögel sehr früh- zeitig zur Bildung einer leichten und festen Schädelkapsel, welche mittelst eines einfachen Gondylus auf dem Atlas articulirt. Insbesondere verein- fachen sich die Theile des Schläfenbeins , indem Squamosum und Felsenbein 1) W. K. Parker, On tlie structure ad developiuent of the skull of the Common Fowl (Gallus domesticus). Philos. Transact. London. 1869. W. K. Parker und G. T. Bellany 1. c. Magnus, Untersuchungen über den Bau des knöchernen Vogelkopfes. Zeitschr. für wiss. Zool. Tom. XXI. 1871. Claus, Zoologie. 4. Auflage. Tom. IL 21 322 Vögel. Mechanismus der Bewegung des Öberschnabels. (Prooticum, Epioticum und Opisthoticum) zu einem einzigen mit dem Occipitale vereinigten Knochen verschmelzen, an welchem sich das KieCersuspensorium als Quadratbein einlenkt. Ein flügelförmiger Fortsatz des Exoccipitale bedeckt als Tympanicum die Paukenhöhle. An der Bildung der Schädeldecke betheiligen sich vornehmlich die umfangreichen Stirnbeine, welche fast den gesammten obern Rand der grossen, bei den Papageien durch einen untern Ring geschlos- senen Augenhöhlen begrenzen. Ein selbständiges Lacrymale tritt am vordem Rand der Orbita auf. Ethmoidalregion und Schädelkapsel sind durch die an- sehnliche Entwicklung des interorbitalen Septums weit auseinander gerückt. Das letztere zum Theil aus den oft verschmolzenen Orbitosphenoids hervor- gehend bleibt häufig in seiner mittlem Partie häutig und unverknöchert , und ruht auf einem langgestreckten dem Parasphenoideum entsprechenden Knochenstab. Ansehnlicher als jene sind die fliigelförmigen lamellösen Alisphenoids , an deren Hinterende ein Ausschnitt zum Durchtritt des Tri- geminus bleibt. Die Siebbeinregion besteht aus einem in der Verlängerung des Septum interorbitale gelegenen vertical stehenden Ethmoideum imimr (Lamina perpendicularis) und zwei seitlichen die Augen- und Nasenhöhlen tren- nenden Abschnitten (EiJmi. latercdia), durch welche der Olfactorius in die Nasenhöhle tritt. Dieselben können muschelförmig aufgetrieben sein und Siebbeinzellen enthalten. Vor ihnen entwickeln sich die beiden Nasenhöhlen mit ihrem knöchernen oder knorpligen unvollständigen Septum, welches in der Verlängerung des unpaaren Siebbeinabschnittes den aufgerollten zuweilen auch am Vomer befestigten Muscheln Ansatz gewährt. Die Knochen des Gesichtes erscheinen in ihren einzelnen Theilen sehr eigenthümlich gestaltet und vereinigen sich zur Herstellung eines weit vorragenden, mit Hornrändern bekleideten Schnabels, der mit dem Schädel mehrfach in beweglicher Verbin- dung steht. Das Suspensorium des Unterkiefers, dann das Flügelbein und Gaumenbein verschieben sich (die Straussartigen Vögel, Dromaeognathac aus- genommen) mittelst besonderer Gelenkeinrichtungen am Schläfenbein und an entsprechenden Fortsätzen des Sphenoideum , beziehungsweise des Rostrum. Das am Schläfenbein eingelenkte Quadratbein bildet ausser der Gelenkfläche des Unterschnabels bewegliche Verbindungen sowohl mit dem langen stabförmigen Jochbein {Quadrato jugcde) als mit dem griffeiförmigen schräg nach innen ver- laufenden Flügolbeine, während die Basis des Oberschnabels unterhalb des Stirn- beines eine dünne elastische Stelle zeigt oder von dem Stirnbein durch eine quere bewegliche Naht abgesetzt ist. Bewegt sich beim Oeffnen des Schnabels der Unterschnabel abwärts, so wird der auf das Quadratbein ausgeübte Druck zunächst auf die stabförmigen Jochbeine und Flügelbeine übertragen, von diesen aber pflanzt er sich theils direkt, theils vermittelst der Gaumenbeine auf den Oberschnabel fort, so dass sich der letztere an jener Stelle mehr oder minder aufrichten muss. Beim Oeffnen des Schnabels hebt sich also auch der Oberschnabel an der Spitze empor. Den grössten Theil des Oberschnabels bildet der unpaare Zwischenkiefer, mit dessen seitlichen Schenkeln die kleinen Oberkieferknochen verwachsen, während ein mittlerer oberer Fortsatz zwischen den Nasenöffnungen aufsteigt und sich an der Innern Seite der Nasenbeine mit dem Stirnbein verbindet Kopfskelet. Wirbelsäule. 323 Für die Entwicklung des Kopfskelets ist die bedeutende Reduction der Knorpelanlagen characteristisch. Nur ein kleiner Theil der Schädelkapsel ist knorplig vorgebildet, dagegen erhalten den Elementen des Primordialcraniums gegenüber die Hautknochen einen ausserordentlichen Umfang. In der all- gemeinen morphologischen Gestaltung des Kopfskelets besteht eine relativ grosse Einförmigkeit , die nur in der Bildung des Gaumens bemerkenswerthe und von Huxley zur Classification verwerthete Abweichungen zulässt. Nur bei den Straussartigen Vögeln und den Tinamu's (Dromaeognathae) ist der Vomer sehr breit und nimmt sowohl die hintern Ende der Gaumenbeine, als die vordem der Flügelbeine auf, welche somit keine directe Verbindung mit dem Röstrum haben, während vom Sphenoidale basale knöcherne mit dem hintern Ende der Pterygoidea articulirende Fortsätze ausgehn. In allen andern Fällen articuliren die hintern Enden der Palatina und die vordem der Pterygoidea mit dem Rostrum. Dann läuft entweder der Vomer vorn in eine Spitze aus und es bleibt eine Spalte zwischen diesem und den Kiefer- und Gaumenbein- platten (Schüogualhen), oder die Kiefer- und Gaumenbeinplatten sind direkt oder nur mittelst Verknöcherungen des Nasenseptums median verbunden, während der Vomer fehlt oder rudimentär bleibt {Desmognathen). Endlich kann der Vomer vorne stumpf und mit dem Ethmoidea lateralia vereinigt sein {Äegithognathen). Das Zungenbein der Vögel schliesst sich am nächsten dem der Saurier an ; der Körper ist schmal, setzt sich vorn in ein ansehnliches Entoglossum fort und läuft hinten in einen stabförmigen Fortsatz aus, die vordem Hörner sind meist zweigliedrig und entbehren der Verbindung mit dem Schädel , er- strecken sich aber zuweilen bogenförmig gekrümmt über den Schädel bis zur Stirn (Specht). Dann wird durch dieselben in Verbindung mit ihrer Muskulatur ein Mechanismus (Federdruck) zum Vorschnellen der Zunge hergestellt. An der Wirbelsäule unterscheidet man einen sehr langen beweglichen Halstheil, eine feste Rücken- und Beckenregion und einen rudimentären nur wenig be- weglichen Schwanz. Die Sonderung von Brust- und Lendengegend, wie sie für die Säugethiere gilt, wird bei den Vögeln vermisst, da sämmtliche Rücken- wirbel Rippen tragen , und die der Lendengegend entsprechende Region mit in die Bildung des Kreuzbeins eingegangen ist. Auch erscheint die Hais- und Rückengegend nicht scharf abgegrenzt, indem die Halswirbel wie bei den Crocodilen Rippenrudimente tragen, und die Rippen der ersten Brustwirbel nicht an das Sternum reichen. Der lange und überaus frei bewegliche Hals enthält 9, häufig aber eine grössere Zahl, im extremen Falle (Schwan) M Wirbel, an deren Seite zwischen Körper, Querfortsatz und Rippenrudiment ein Canal zur Aufnahme der Vertebralarterie und des Halstheils des Sympathicus gebildet wird. Die kürzern Rückenwirbel bleiben stets auf eine geringere Zahl beschränkt, haben obere und untere Dornfortsätze und tragen sämmtlich Rippen, von denen die vordem sich zuweilen nur an den Querfortsätzen an- heften und als falsche Rippen auch nicht mit dem Brustbein in Verbindung treten. Den untern Enden der wahren Rippen heften sich unter einem nach hinten vorspringenden Winkel und in gelenkiger Verbindung Sternocostal- 21* S24 Vögel. Brustbein. Sacralregion. knochen an , welche auch an dem Brustbeinrande articuliren und bei ihrer Streckung das Brustbein von der Wirbelsäule entfernen. Da sich aber die Rippen durch hintere Querfortsätze {processus uncinati) aneinander fest an- legen, so muss die Bewegung der Sternocostalrippen den Thorax in toto betreffen und erweitern (Inspiration). Das Brustbein ist ein breiter und flacher Knochen, welcher nicht nur die Brust, sondern auch einen grossen Theil des Bauches bedeckt und sich in einen kielförmigen Kamm zum Ansatz der Flug- muskeln fortsetzt. Nur da, wo die Flugbewegung zurücktritt oder ganz ver- schwindet, verkümmert dieser Kamm des Brustbeins bis zum gänzlichen Schwunde (Ratitae). Auf die rippentragenden Rückenwirbel folgt ein ziemlich umfangreicher Abschnitt der Wirbelsäule, welcher der Lenden- und Kreuz- beingegend entspricht , indessen durch die Verschmelzung zahlreicher Wirbel sowohl unter einander als mit den langen Hüftbeinen des Beckens die Charactere des Kreuzbeins ') zeigt. In dem sehr langgestreckten an 16 bis 20 und mehr Wirbel in sich fassenden Sacrum , dessen Seiten mehr oder minder vollständig von dem langgestreckten Ileum dachförmig überlagert sind , lässt sich ein Lumbartheil nachweisen, dem sogar fast immer noch zwei bis drei Rippen tragende Rückenwirbel vorausgehn. Die vordem dieser Praesacralwirbel zeigen eine Spaltung des Querfortsatzes in einen dorsalen und ventralen Ast, während die hintern des letztern entbehren. Dann folgt das eigentliche aus zwei den Sacralwirbeln der Eidechsen und Crocodile gleichwerthigen Wirbeln gebildete Sacrum, welches in der Nähe der Pfanne des Hüftgelenks mit seinen stabförmigen Seitenfortsätzen die Hauptstütze des Beckens bildet. Die Seiten- fortsätze dieser zwei »Acetabularwirbel« sind wieder aus untern und obern Aesten gebildet, von denen die erstem nicht von dem obern Bogen aus, sondern selbstständig ossificiren und demgemäss , wie die entsprechenden sog. Quer- fortsätze am Kreuzbein der Crocodile Rippen entsprechen. Auch der nach- folgende erste Wirbel des aus der vordem Gruppe der Caudalwirbel her- vorgegangenen postsacralen Abschnittes, in welchem 3 bis 7 Wirbel ent- halten sind, zeigt oft eine ganz ähnliche Gestaltung, ohne dass jedoch der ven- trale Schenkel des Querfortsatzes von den obern getrennt ossificirte. Der nun folgende kurze Schwanztheil besteht in der Regel aus 7 bis 8 beweglichen Wirbeln , von denen der letzte eine senkrechte seitlich zusammengedrückte Platte darstellt, an welcher sich die Muskeln zur Bewegung der Steuerfedern des Schwanzes anheften. Dieser hohe pflugschaarförmige Endkörper ist aus 4 bis 6 Wirbeln entstanden {Marshall) , so dass die Reduction der Schwanz- wirbelzahl den Saururae {Archaeopteryx) gegenüber keineswegs so beträcht- lich ist. Die Knochen der vordem Extremität zeigen eine Reihe von Eigenthüm- lichkeiten, welche sich aus der Umbildung der Extremität zum Flügel ableiten lassen. In keiner andern Classc von Wirbelthieren ist die Verbindung des vordem Gliedmassenpaares mit dem Brusttheil des Rumpfes so fest als bei den Vögeln , da der Thorax bei der Unbeweglichkeit der Rückenwirbel keine Ver- 1) C. Gegenbaur, Beiträge zur Kenntnis des Beckens der Vögel. Jen. Zeitschrift Bd. VI. Extremitäten. Muskulatur. 325 Schiebung seiner Theile gestattet. Hier kommt es darauf an , für die Flug- organe , deren Bewegung einen grossen Aufwand von Muskelkraft erfordert, am Rumpfe die nothwendigen Stützpunkte und für die mächtigen Flugmuskeln hinreichend feste Insertionsflächen herzustellen, hi diesem Zusammenhange haben wir den Bau des Schultergerüstes und Thorax, sowie die feste Verbin- dung des ersten mit dem Brustbein aufzufassen. Während das Schulterblatt als ein langer säbelförmiger Knochen der Rückenseite des Brustkorbs aufliegt, erscheinen die Schlüsselbeine und Rabenbeine als bogenförmige und säulen- artige Stützen des Schultergelenks an dem Brustbeine befestigt. Die beiden Schlüsselbeine verwachsen an ihrem untern Ende zur Bildung der Furcula, eines gabelförmigen Knochenbogens , welcher sich an die vordere Spitze des ■ Brustbeinkamms durch Sehnen anheftet. Die im Schultergelenk eingefügte Extremität zeichnet sich vornehmlich durch die Reduction der Hand aus , in- dem auf den durch Radius und Ulna gebildeten Vorderarm nur zwei Hand- wurzelknöchelchen folgen , welchen sich ein verlängertes Mittelhandstück mit drei Fingern, dem die sog. Alula (Afterflügel) tragenden Daumen, einem Mittel- finger und kleinem Finger , anschliesst. Oberarm , Unterarm und Hand legen sich im Zustand der Ruhe so aneinander, dass der Oberarm nach hinten, der längere Unterarm ziemlich parallel nach vorn gerichtet ist und die Hand wieder nach hinten umbiegt. Der Gürtel der hintern Extremität bildet ein sehr langgestrecktes mit einer grossen Zaiil von Lenden- und Kreuzbeinwirbeln verbundenes Becken, welches mit Ausnahme des Strausses {Struthio camelus) ohne Symphyse der Scham- beine bleibt und durch eine feste Verschmelzung sämmtlicher Knochenstücke ausgezeichnet ist. Der kurze und kräftige Oberschenkelknochen ist schräg horizontal nach vorn gerichtet und meist ganz zwischen Fleisch und Federn am Bauch verborgen, so dass das Kniegelenk äusserlich nicht sichtbar wird. Der bei weitem längere und umfangreichere Unterschenkel entspricht vorzugs- weise dem Schienbeine {Tibia), da das Wadenbein {Fibula) als ein griffet-. förmiger Knochen an der äussern Seite des erstem ganz rudimentär bleibt Ueberall folgt auf den Unterschenkel ein langer nach vorn gerichteter Röhren- knochen, der Lauf oder Tarsus, welcher den verschmolzenen Fusswurzel- (zweite Reihe, Intertarsalgelenk) und Mittelfussknochen entspricht und bei einer überaus variabeln Grösse die Länge des Beines bestimmt. An seinem unteren Ende spaltet er sich in drei mit Gelenkrollen versehene Fortsätze für den Ansatz von ebensoviel Zehen , zeigt aber überall da , wo eine vierte Zehe vorhanden ist, am hmenrande noch ein kleines Knochenstück, an vv^elches sich diese vierte innere Zehe anschliesst. Die drei oder vier (nur in einem Falle auf zwei redu- cirten) Zehen bestehen aus mehreren Phalangen, deren Zahl von innen nach aussen in der Art zunimmt, dass die erste Zehe zwei, die vierte äussere Zehe fünf Glieder besitzt. Auch die Muskulatur des Vogels zeigt eine Reihe von Eigenthümlichkeiten, welche zu der Flugfähigkeit in Beziehung stehen. Das mächtig entwickelte System der Hautmuskeln zerfällt in zahlreiche breite Muskelzüge, durch welche grössere Hautstrecken sammt ihren eingewurzelten Federn bewegt werden. Daneben aber finden sich sowohl quergestreifte als glatte Muskelfasern bündelweise an 326 Vögel. Haut. Federn. den Conturfedern , letztere auch an den Dunen angeheftet. Die Muskulatur des Rumpfes und der Extremitäten concentrirt sich in der Nähe des Schwer- punktes am Brustbein, Becken und Oberschenkel, während sich die langen Sehnen der Muskeln bis an die Extremitätenspitze fortsetzen. Vornehmlich gelangen die grossen Flugmuskeln am Sternum (Pectoralis major) zu einer mächtigen Entwicklung (mit Ausnahme der Strauss-artigen Vögel) und liefern einen bedeutenden Bruchtheil zu der gesammten Fleischmasse des Körpers. Die Bauchmuskeln sind überaus schwach, die Muskeln der Wirl^elsäule nur am Schwänze und an dem beweglichen Halse ansehnlicher entwickelt. An der hintern Extremität verdient eine eigenthümliche Muskeleinrichtimg erwähnt zu werden, welche es dem Vogel möglich macht, im Sitzen ohne Auf- wand von Muskelkraft die Zehen zu beugen und während des Schlafes rein mechanisch durch die Körperschwere Zweige umklammert zu halten, hidem nämlich der Rectus femoris , der vom Schambein aus an der Innenfläche des Oberschenkels herab verläuft, mit seiner langen Sehne vor der Vorderfläche des Kniegelenks nach aussen biegt und am Unterschenkel mit dem (durchbohrten) Zehenbeuger sich verbindet, werden bei der Beugung des Kniegelenkes, die während des Niederhockens durch die Schwere des Körpers unterhalten bleibt, unwillkührlich auch die Zehenbeuger angespannt, so dass die Beugung der Zehen erfolgt. Die Haut zeichnet sich durch den Besitz der Federbekleidung aus, welche den wichtigsten Charakter in der äussern Erscheinung des Vogels abgibt. Nur an wenigen Stellen bleibt die Haut nackt , insbesondere am Schnabel und an den Zehen , sodann meistens an dem Laufe , zuweilen auch am Halse (Geier) und selbst am Bauche (Strauss), sowie an fleischigen Hautauswüchsen des Kopfes und Halses (Hühnervögel und Geier). Während die nackte Haut am Schnabel- grunde in grösserer oder geringerer Ausdehnung weich bleibt und die sog. Wachshaut bildet, verhornt sie gewöhnlich an den Schnabelrändern, die nur ausnahmsweise weich sind (Enten, Schnepfen) und dann bei ihrem Reichthum an Nerven als ein überaus feines Tastorgan in Verwendung kommen. Ebenso ver- hornt die Haut an den Zehen und am Laufe zur Bildung einer festen, zuweilen körnigen, häufiger in Schuppen, Schildern und Schildern abgegrenzten Horn- decke, welche systematisch wichtige Kennzeichen abgeben kann. Bildet dieselbe eine lange zusammenhängende Hornscheide an der Vorderfläche und an den Seiten des Laufes , so bezeichnet man den Lauf als gestiefelt, eine Bekleidung, die namentlich für die Drosseln und Singvögel characteristisch ist. Als be- sondere Horngebilde sind die Nägel an den Zehenspitzen, ferner die sog. Sporen am hintern und Innern Rande des Laufs bei männlichen Hühnervögeln, sowie zuweilen (Parra, Wehrvogel etc.) am Daumengliede des Flügels hervorzuheben. Die Federn^) der Vögel entsprechen als Epidermoidalgebilde durchaus den Haaren der Säugethiere und entstehen gleich diesen in sackförmigen Einstül- pungen der Cutis, welche von den Schichten der Epidermis ausgekleidet werden. Im Grunde der Einstülpung (Balg) fmdet sich eine gefässreiche Hautpapille, 1) Vergl. Th. Studer, Beiträge zur Entwicklung der Feder. Zeitschr. für wiss. Zoologie. Tom. XXX. 1878. Federfluren. 327 deren Zellenbelag unter lebhafter Wucherung die Anlage von Haar oder Feder bildet, welcher die epidermoidale Auskleidung des Sackes von aussen als Scheide anliegt. An der hervorgewachsenen Feder unterscheidet man den Achsentheil oder Stamm mit Spuhle (calamiis) und Schaft {rhachis) von der Fahne. Die drehrunde hohle Spuhle steckt in der Haut und umschliesst die getrocknete Papille (Seele); der Schaft ist der nach aussen vorstehende markhaltige Theil des Stammes, dessen Seiten zahlreiche schräg aufwärts steigende Aeste tragen, die mit ihren ansitzenden Theilen die Fahne {vexilliim) zusammensetzen. Ueber die untere etwas concav gekrümmte Seite des Schaftes zieht sich von dem Ende der Spuhle bis zur Spitze eine tiefe Längsrinne hin, in deren Grunde eine zweite Feder, der sog. Afterschaft, entspringt, welcher ebenso wie der Haupt- schaft zweizeilige Aeste entsendet, aber nur selten (Gasuar) die Länge des Haupt- schaftes erreicht, häufiger dagegen (Schwung- und Steuerfedern) vollständig ausfällt. Die Aeste {rami) entsenden zweizeilige Nebenstrahlen [radii) , von denen wiederum (wenigstens an den vordem Reihen) Wimpern und Häkchen ausgehen können, welche durch ihr gegenseitiges Ineinandergreifen den festen Zusammenhang der Fahne herstellen. Nach der Beschaffenheit des Stammes und der Aeste unterscheidet man mehrere Hauptformen von Federn, die Conturfedern {pennae) mit steifem Schaft und fester Fahne, die Danen (plumae) mit schlaffem Schafte und schlaffer Fahne, deren Aeste rundliche oder knotige, der Häkchen entbehrende Strahlen tragen und die ladenfedern {ßloplumae) mit dünnem fadenförmigen oder borstenartigen Schaft, an dem die Fahne verkümmert oder fehlt. Die erstem bestinmien die äussern Umrisse des Gefieders und erlangen als Schwungfedern in den Flügeln und als Steuerfedern im Schwänze den bedeutendsten Umfang. Die Dunen entziehen sich mehr der äussern Oberfläche und bilden, in der Tiefe des Gefieders von den Conturfedern bedeckt, die wärme- schützende Decke. Die Fadenfedern dagegen finden sich mehr zwischen den Conturfedern vertheilt und erlangen am Mundwinkel das Ansehen steifer Borsten {vihrissae). Uebrigens gibt es zwischen diesen Hauptformen zahlreiche Ueber- gangsformen, indem nicht nur die Fahne mancher Conturfedern zum grössten Theil dunenartig gestaltet ist, sondern auch der Kiel mancher Dunen eine be- deutende Länge und Festigkeit erlangen kann (Halbdunen). Auch können Federn an der Spitze des Schaftes mit einer Hornschuppe enden {Bombycüla) oder in der Form von platten gezackten Hornstreifen {Anastomus lamelliger) auf- treten oder sich als lange Hornstacheln entwickeln (Casuar). Talgdrüsen fehlen den Vögeln , ebenso vermisst man in ihrer Haut Schweissdrüsen , da- degen findet sich fast allgemein oberhalb der letzten Schwanzwirbel eine zwei- lappige Drüse mit einfacher Ausführungsöff'nung, die sog. Bürzeldrüse, deren schmieriges Secret vornehmlich reich bei den Schwimmvögeln abgesondert wird und zum Einölen der Federn dient. Nur in seltenen Fällen breitet sich die Federbekleidung ununterbrochen über die gesammte Körperhaut aus {Aptenodytes), in der Regel sind die Contur- federn nach bestimmten Gesetzen in Reihen sog. Federfluren {Pterylae) an- geordnet, zwischen denen nackte (oder wenigstens nur mit Dunen besetzte) Felder sog. Raine (Äpteria) bleiben. Die Form und Vertheilung dieser Streifen und Felder bietet mannichfache auch systematisch verwendbare Unterschiede, 328 Vögel. Flügelbau. Schwung- uud Steuerfedern. deren Kenntniss durch die eingehenden Beobachtungen Nitz seh 's ') begründet wurde. Besonders wichtig erscheint die Gruppirung der Federn an den Vorder- gliedmassen und am Schwänze , indem sie die Verwendung jener als Flügel und des Schwanzes als Steuer bei der Flugbewegung möglich macht. Der Flügel bildet gewissermassen einen in doppelten Gelenken, dem Ellenbogen- und Handgelenk , faltbaren Fächer , dessen Fläche vorzugsweise durch die grossen Schwungfedern an der Unterseite von Hand und Unterarm, zum Thcil aber auch durch besondere Hautsäume, welche zwischen Rumpf und Oberarm und zwischen Oberarm und Unterarm ausgespannt sind, gewonnen wird. Der untere Hautsaum erscheint vornehmlich für die Verbindung des Flügels am Rumpfe wichtig, die obere Flughaut dagegen erhält durch ein elastisches Band, welches sich an ihrem äussern Rande zwischen Schulter und Flandgelenk aus- spannt, eine Beziehung zu dem Mechanismus der Flügelentfaltung, indem dieses Band bei der Streckung des Vorderarms einen Zug auf die Daumenseite des Handgelenkes ausübt und die gleichzeitige Streckung der Hand veranlasst. Die grossen Schwungfedern {Remiges) heften sich längs des untern Randes von Hand und Vorderarm an und zwar in der Regel 10 Handschwingen oder Schwungfedern erster Ordnung von der Flügelspitze bis zum Handgelenk der Flügelbeuge und eine beträchtlichere variabele Zahl kleinerer Armschwingen oder Schwungfedern zweiter Ordnung am Vorderarm bis zum Ellenbogen- gelenk. Eine Anzahl von Deckfedern am obern Ende des Oberarms bezeichnet man als Schulterfittich (Parapferum) und einige dem Daumengliede angeheftete (zuweilen durch einen Sporn ersetzte) Federn der Flügelbeuge als Afterflügel (Älula). Sämmtliche Schwingen werden an ihrer Basis von kürzern Federn über- deckt, welche in mehrfachen, dachziegelartig übereinanderliegenden Reihen als Deckfedern {Tcctrices) den vollkommenen Schluss der Flugfläche herstellen. Uebrigens variirt die Flügelform je nach der besondern Art und Fertigkeit des Fluges sehr mannichfach. Stark gerundete Flügel mit kurzen Handschwingen bedingen einen verhältnissmässig schwerfälligen und mit grösserer Anstren- gung verbundenen, desshalb weniger ausdauernden Flug, während diejenigen Vögel, welche mit geringer Anstrengung und grosser Ausdauer fliegen und als Zugvögel in kurzer Zeit weite Länderstrecken durcheilen, lange Handschwingen und langgespitzte Flügel besitzen. Auch kann der Flügel in einzelnen Fällen so sehr verkümmern, dass das Flugvermögen überhaupt verloren geht, ein Verhältniss, dass wir sowohl bei einzelnen Lauf- und Landvögeln (Riesen- vögeln, Kiwis und Straussen) als bei gewissen Wasservögeln (Pinguinen) an- treffen. In beiden Fällen aber werden die verkünmierten und der Schwung- federn entbehrenden Flügel zur Unterstützung der Ortsbewegung verwendet, indem sie wenigstens dem zweizehigen Strausse durch rasche Schläge das Laufen erleichtern , den Pinguinen aber beim Schwimmen als wahre Ruder dienen. Die grossen Conturfedern des Schwanzes heissen Sieuevfedern (Eecfrices) , weil sie während des Fluges zur Veränderung der Richtung und zur Steuer der 1) Ch. L. Nitzsch, Pterylographie, herausgegeben von Burmeister. Halle. 1840, Extremitäten. Gestaltung des Fusses. 329 Bewegung benutzt werden. Gewöhnlich finden sich 12 (zuweilen 10 oder 20 und mehr) Steuerfedern in der Art am letzten Schwanzwirbel befestigt, dass sie sowohl einzeln bewegt und fächerartig nach den Seiten entfaltet , als in toto emporgehoben und gesenkt werden können. Die Wurzeln der Steuer- federn sind von zahlreichen Deckfedern umgeben, die in einzelnen Fällen eine aussergewöhnliche Form und Grösse erlangen und als Schmuckfedern eine Zierde des Vogels bilden (Pfau). Zuweilen übernimmt der Schwanz des Vogels Neben- leistungen bei andern Bewegungen , indem er z. B. beim Gehen und Hüpfen als Balangirstange dient (Bachstelze), oder beim Klettern zum Anstemmen des Körpers (Baumläufer und Spechte) in Verwendung kommt. Fällt das Flug- vermögen überhaupt hinweg, so gibt auch der Schwanz seine Bedeutung als Steuer auf, die Steuerfedern verkümmern oder fallen vollständig aus. Immer- hin aber können in solchen Fällen einzelne Deckfedern als Zier- und Schmuck- federn eine ansehnliche Grösse erlangen. Die hintern Extremitäten, welche vornehmlich die Bewegung des Vogels auf dem Lande vermittlen , zeigen in der Lage und Bildung ihrer einzelnen Abschnitte Eigenthümlichkeiten, welche der Bedeutung dieser Gliedmassen als Stützen und Träger eines mehr oder minder diagonal gerichteten Rumpfes entsprechen. Die fast horizontale Lage des am Leibe verborgenen muskulösen Oberschenkels hat zur Folge, dass Unterschenkel, Tarsus und Fuss verhältniss- mässig weit nach vorn rücken , und der Fusspunkt der Schwerlinie , selbst bei ziemlich wagrechter Haltung des Rumpfes, zwischen die grosse von den Zehen umspannte Fussfläche fällt. Da wo bei vorwiegendem Wasseraufenthalt die Bedeutung der hintern Extremität als Ruder in den Vordergrund tritt, erscheint sie dieser Function entsprechend weit nach hinten gerückt, in solchen Fällen kann der Rumpf beim Gehen nur in sehr erhobener, fast senkrechter Stellung getragen werden , wodurch natürlich die Fortbewegung auf dem Lande über- aus schwerfällig und unbehülflich wird. Andere Eigenthümlichkeiten im Baue und in den Leistungen der Hinter- gliedmassen beruhen auf der Vereinigung von Einrichtungen, die sich bei den Säugethieren auf die vordem und hintern Extremitäten vertheilen. Ins- besondere finden wir eine Bewegungsweise des Unterschenkels und einen Gebrauch des Fusses verbreitet, der an Unterarm und Hand von Säugethieren erinnert (Papagei). Nach der besondern Bewegungsart des Vogels zeigt natürlich die Form und Bildung der hintern Gliedmassen zahlreiche Verschieden- heiten. Zunächst unterscheidet man Gangbeine {F. (jradarü) und Wadbeine (P. vaduntes). Die ersiern sind weit vollständiger befiedert und wenigstens bis zum Fersengelenk mit Federn bedeckt, variiren aber wieder nach Zahl, Stellung und Verbindung der Zehen mannichfach. An den Gangbeinen unter- scheidet man Klammerfüsse {F. udhamantes) mit vier nach vorn gerichteten Zehen, Cypselus; Kletterfüsse (P. scansorii) , zwei Zehen sind nach vorn und zwei nach hinten gerichtet, Picus; Wandelfüsse {F. avibulatorii) , drei Zehen nach vorn , die Innenzehe nach hinten gerichtet , Mittel- und Aussenzehe am Grunde verwachsen, Turdus; Schreitfüsse (F. gressorn), die Innenzehe steht nach hinten, von den drei nach vorn gerichteten Zehen sind Mittel- und Aussenzehe bis über die Mitte verwachsen, Alcedo; Sitzfüsse (P. msidentes), 330 Vögel. Gestaltung des Fasses. Gehirn. die Innenzehe steht nach hinten , die drei nach vorn gerichteten Zehen sind vollkommen getrennt, Columha. Zuweilen kann die äussere oder innere Zehe nach vorn und hinten gewendet werden; im erstem Falle sind es Kletterfüsse mit äusserer (Cucidns), im letztern {Colius) Klammerfüsse mit innerer Wende- zehe. Gegenüber den Gangbeinen characterisiren sich die Wadbeine durch die theilweise oder völlig nackten, unbefiederten Schienbeine, sie finden sich vornehmlich bei den Wasservögeln , unter denen die Stelzvögel Wadbeine mit sehr verlängertem Lauf , sog. Stehfüsse (P. grallarii) besitzen. An diesen letztern unterscheidet man geheftete Füsse {P. coUigati), wenn die Vorderzehen an ihrer Wurzel durch eine kurze Haut verbunden sind, Ciconia\ halhgeheftete Füsse {P. semicoUigati), wenn sich diese Hautverbindung auf Mittel- und Aussenzehe beschränkt, Liniosa. Als Laufbeine {P. cursorü) bezeichnet man kräftige Stelzbeine ohne Hinterzehe mit drei (Rhea) oder zwei [StriUhio) starken Vorderzehen. Die kurzen Wadbeine der Schwimmvögel, aber auch die längern Beine der Stelzvögel stellen sich mit Rücksicht auf die Fussbildung dar als: Schivimmfüsse {F. palmati), wenn die drei nach vorn gerichteten Zehen bis an die Spitze durch eine ungetheilte Schwimmhaut verbunden sind, Anas; halbe Schwimmfüsse (P. semipalmali), wenn die Schwimmhaut nur bis zur Mitte der Zehen reicht, Reciirvirostra ; gespaltene Schwimmfüsse {P.fissipalmati), wenn ein ganzrandiger Hautsaum an den Zehen hinläuft, Podiceps; Lappenfüsse (P. lobati), wenn dieser die Gestalt breiter, an den einzelnen Zehengliedern eingekerbter Lappen erhält, Fulica. Wird die Hinterzehe mit in die Schwimm- haut aufgenommen , so bezeichnet man die Füsse als Ruderfüsse (P. stegani), Haliaeus. Uebrigens kann die Hinterzehe bei den Schwimm- und Stelzvögeln verkümmern oder vollständig ausfallen, nach ihrer Stellung aber überhaupt mehrfache Unterschiede bieten, indem sie entweder in ihrer ganzen Länge oder nur mit der Nagelspitze den Boden berührt, oder endlich vom Boden ganz emporgerückt ist. Das Gehirn ^) der Vögel steht nicht nur an Masse, sondern auch rück- sichtlich seiner Ausbildung weit über dem Gehirn der Reptilien und füllt bereits die Schädelhöhle vollständig aus. Die grossen Hemisphären entbehren zwar noch der Windungen an ihrer Oberfläche, enthalten aber bereits einen rudimentären Balken (M ecket) und im Boden ihrer geräumigen Seitenventrikel die Streifen- körper {Corpora striata); sie bedecken nicht nur die deutlich als Sehhügel ausgeprägten Theile des Zwischenhirns , sondern auch die beiden tief nach unten und zur Seite gedrängten Anschwellungen des Mittelhirnes {Corpora bigemina) , aus denen die Sehnerven hervortreten. Noch weiter schreitet die Differenzirung des kleines Gehirnes vor, welches bereits aus einem grossen, dem Wurme vergleichbaren Mittelstücke mit dem -»Arbor vitae« und kleinen seit- lichen Anhängen besteht, welche einen Fortsatz zwischen die Bogengänge des Labyrinthes entsenden und die Centra für die Goordination der Bewegungen enthalten. Eine Varolsbrücke fehlt. 1) Vergl. besonders A. Meckel, Anatomie des Gehirn's der Vögel. MeckeFs Archiv. Bd. IL 1816, ferner Stieda, Studien über das centrale Nervensystem der Vögel und Säugethiere. Zeitschr. für wiss. Zoologie. Tom. XIX. 1869 und Tom. XX. 1870. Sinnesorgane. 331 In Folge der Nackenbeuge des Embryo's setzt sich das verlängerte Mark unter einem starken Winkel vom Rückenmarke ab, dessen Stränge an der hintern Anschwellung in der hintern Lendengegend zur Bildung eines zweiten Sinus rhomboidalis auseinander weichen. Die 12 Hirnnerven sind sämmtlich gesondert und verbreiten sich im Wesentlichen wie bei den Säugethieren. Das Rückenmark reicht fast bis an das Ende des Rückgratkanals. Für den Sym- pathicus erscheint der Verlauf seines obern Abschnittes in dem Intervertebral- kanal, welcher von den Querfortsätzen und Rippenrudimenten der Halswirbel gebildet wird, bemerkenswerth. Unter den Sinnesorganen erreichen die Augen ^) stets eine bedeutende Grösse und hohe Ausbildung. Fälle von rudimentären unter der Haut ver- borgenen Sehwerkzeugen, wie wir sie in allen andern Classen von Wirbel- thieren antreffen, konmien bei den Vögeln, für welche auch der beständige Aufenthalt in unterirdischen Höhlen ausgeschlossen ist, nicht vor. hii All- gemeinen erscheinen die Augen wenig beweglich, da die Augenmuskeln über- aus kurz bleiben , indessen ergibt sich durch dieses Verhältniss kein Nachtheil für den raschen und mannichfachen Wechsel des Gesichtskreises , indem die Beweglichkeit des Halses und Kopfes einen vollständigen Ersatz 'bietet. Um so beweglicher sind die Augenlider, namentlich das untere Lid und die durch- sichtige Nickhaut, welche vormittelst eines eigenthümlichen Muskelapparates vor das Auge vorgezogen wird. Im Grunde der Nickhaut öffnet sich der weite Ausführungsgang der Harderschen Drüse , während am äussern Augenwinkel die verhältnissmässig' kleine Thränendrüse liegt. Der Augenbulbus der Vögel erhält dadurch eine ungewöhnliche Form , dass der hintere Abschnitt mit der Ausbreitung der Netzhaut dem Segmente einer weit grössern Kugel entspricht, als der kleinere vordere. Beide sind durch ein Mittelstück, welches die Gestalt eines kurzen und abgestumpften, nach vorn verschmälerten Kegels besitzt, mit einander verbunden. Am bestimmtesten prägt sich diese Gestalt des Bulbus bei den Nachtraubvögeln, am wenigsten bei den Wasservögeln mit ver- kürzter Augenachse aus. Ueberall bildet die Sclera hinter dem Rande der Hornhaut durch Einlagerung von Knochenplättchen einen Scleroticalring , zu dem häufig noch ein hinterer Knochenring in der Umgebung des eintretenden Sehnerven hinzukommt. Die Hornhaut zeichnet sich mit Ausnahme der Schwimmvögel durch die Stärke ihrer Wölbung aus, während die vordere Fläche der Linse nur bei den nächtlichen Vögeln eine bedeutende Gonvexität besitzt. Eine eigenthümliche (nur bei Apteryx fehlende) Bildung des Vogel- auges ist der sog. Fächer oder Kamm, ein die Netzhaut durchsetzender, schräg durch den Glaskörper zur Linse verlaufender Fortsatz der Ghorioidea, welcher ähnliche Bildungen im Auge der Reptilien durch die grössere Zahl seiner Falten übertrifft. Neben der Schärfe des Sehvermögens, welcher die bedeutende Grösse 1) Ausser den altern Arbeiten von Treviranus, Krohn etc. vergl.: V. Mihal- kowics, Untersvichungen über den Kamm des Vogelauges. Archiv für mikrosk. Anatomie. Vol. IX. 1873. Kessler, Zur Entwicklung des Auges der Wirbelthiere. Leipzig. 1877. R. Leuckart, Organologie des Auges. Handbuch der gesammten Augenheilkunde von Graefe und Saemisch. Leipzig. 1876. 332 Vögel. Gehör- und Genichsorgan. und complicirte Structur der Netzhaut parallel geht, zeichnet sich das Vogelauge durch den hohen Grad der Accomodationsfähigkeit aus , die anatomisch vor- nehmlich auf die quergestreiften Muskeln des sog. Ligamentum ciliare (Kramp ton 'scher Muskel), aber auch auf die grosse Beweglichkeit der muskulösen bis (Erweiterung und Verengerung der Pupille) zurückzuführen ist. Das Gehörorgan ') der Vögel zeichnet sich zunächst durch die Grösse der drei halbcirkelförmigen Kanäle aus, welche das von einer spongiösen Knochen- masse umschlossene Labyrinth bildet. Der Vorhof steht bereits mit einer ansehnlichen Schnecke in Verbindung. Dieselbe besitzt jedoch noch die Form eines einfachen wenig gebogenen Schlauches. Der in die knöcherne Schnecke eingebettete häutige Theil derselben liegt indessen bereits in einer halben Spiralwindung gekrümmt und erweitert sich an der Spitze ampullenarlig zur Bildung der sog. Lagena, während sein Innenraum durch eine auf knorpligem Rahmen ausgespannte Lamelle (Spiralplatte) in zwei Räume [Scala tympani und vestihidi) zerfällt , die bereits in gesonderten Abtheilungen des Vorhofs, einer tympanalen und vestibulären, beginnen. Der Vorhof, den man wegen seiner geringen'Grösse auch als den untern ampullenförmig erweiterten Theil der Schnecke ansehen kann, zeigt doppelte Oeffnungen, die von dem Ende (Operculum) der Golumella verschlossene und nach der Paukenhöhfe gerichtete Fenestra ovalis und eine zweite mehr rundliche Oeffnung, die Fenestra ro- tunda, mit häutigem Verschluss. Zu den innern die Nervenenden des Acusticus bergenden Theilen des Gehörorgans kommt stets noch eine Paukenhöhle hinzu, welche mit den lufthaltigen Räumen der benachbarten Schädelknochen com- municirt und durch die Eustachische Röhre dicht hinter den Choanen in den Rachen mündet. Nach aussen ist die Paukenhöhle durch ein Trommelfell abgeschlossen, an welchem sich das lange stabförmige Gehörknöchelchen, die Columella, in eigenthümliciier Weise anheftet. Dieselbe besteht aus dem der Fenestra aufliegenden Operculum oder Stapedialplatte und dem stilförmigen Schaft, dessen distales Ende in drei Knochenstrahlen ausläuft. In wie weit diese Gebilde dem Hyomandibulare entspricht und somit aus dem obersten Gliedstück des Hyoidalbogens hervorgegangen ist, scheint vorläufig noch unentschieden, doch betrachtet man neuerdings die Opercularplatte ebenso wie die der Amphibien und Reptilien als vom Knorpel der Ohrkapsel entstanden. Ober- halb des Trommelfells folgt dann ein kurzer äusserer Gehörgang, dessen Oeff- nung häufig von einem Kranze grösserer Federn umstellt ist und bei den Eulen sogar von einer häutigen ebenfalls mit Federn besetzten Klappe, einer rudi- mentären äussern Ohrmuschel , überragt wird. Das Geruchsorgan ^) besitzt bereits in den geräumigen , häufig nur durch eine unvollkommene Scheidewand {Nares i^erviac) getrennten Nasenhöhlen drei Paare knorpliger oder knöcherner Muscheln , von denen bei den Raub- 1) Ausser den altern Arbeiten von Scarpa, Treviranus, Windischmann, Brechet vergl.: Deiters, Untersuchungen über die Schnecke der Vögel. Müller's Archiv. 1860. C. Hasse, Die Schnecke der Vögel. Leipzig. 1866. 2j G. Born, Die Nasenhöhlen und der Thränennasengang der amnioten Wirbel- thiere. Morphol. Jahrb. Tom. V. 1879. Geschmack. Verdauungsorgane. 333 vögeln die oberen, bei den Hühnern die mittlem, bei den Singvögeln die untern am meisten entwickelt sind. Die beiden Nasenöffnungen liegen mit Ausnahme des Kiwi's der Wurzel des Oberschnabels mehr oder minder genähert, zuweilen (Krähen) von steifen Haaren verdeckt und geschützt, bei den Sturmvögeln röhrig verlängert und zusammenfliessend. Uebrigens steht die Ausbildung des Geruchsinnes weit hinter dem vortrefflichen Gehör und scharfen Auge zurück, und es scheinen die Vögel kaum in dem Grade als manche Säugethiere befähigt , den Geruch auf weite Entfernungen hin zu wittern. Eigenthümlich ist den Vögeln der Besitz einer Drüse, der sog. Nasendrüse, die meist auf dem Stirnbeine, seltener unter dem Nasenbeine oder am Innern Augenwinkel liegt und sich mittelst eines einfachen Ausführungsganges in die Nasenhöhle öffnet. Der Geschmack erscheint nur wenig ausgebildet und wohl überall an die weiche Papillen -reiche Basis der Zunge geknüpft, die freilich nur bei den Papageien in ganzem Umfang weich bleibt, sonst überall eine festere Bekleidung besitzt und häufig auch zur Nahrungszerkleinerung gute Dienste leistet. All- gemein dürfte die Zunge neben dem Schnabel als Tastorgan in Betracht kommen. Selten wird der Schnabel durch die Bekleidung mit einer weichen an Nerven und Vater'schen Endkörperchen reichen Haut (Schnepfen , Enten) zum Sitze einer feinern Tastempfindung. Die Verdauungsorgane des Vogels zeigen trotz der mannichfach wech- selnden Ernährungsart einen ziemlich übereinstimmenden Bau, dessen Eigen- thümlichkeiten sich im Wesentlichen auf das Flugvermögen zurückführen lassen. Anstatt eingelagerter Knochenzähne sind die Kiefer von einer festen meist dunkelgefärbten Hornscheide überdeckt und zum Schnabel ausgezogen, dessen überaus verschiedene Form sowohl auf die Art der Ernährung als auf besondere Eigenthümlichkeiten der Lebensweise Bezug hat. Freilich sind so- wohl im Oberkiefer als im Unterkiefer Anlagen von Zahnpapillen *) unterhalb der Hornbekleidung nachweisbar, wie solche schon von Etienne Geoffray- Saint-Hilaire an Embryonen von Papagaien beobachtet und vonCuvier bestätigt worden waren. In gleicher Weise sind die spitzen zahnähnlichen Erhebungen am S^linabel mancher Schwimmvögel [Meryns) auf starke von Hornschichten bekleidete Cutispapillen zurückzuführen und als wahre Horn- zähne zu deuten. Wahrscheinlich haben die Vorfahren der Vögel , ihrer Ab- stammung von Sauriern entsprechend, wahre Dentinzähne besessen, wofür insbesondere die in Amerika aufgefundenen Reste von Sumpfvögeln mit be- zahnten Kiefern (Odontornithen) Belege geben. Bei Hesperornis standen die wahrscheinlich sogar mit Schmelz bedeckten Zähne an den Rändern des Unter- kiefers und in einer Rinne am hintern Ende des Oberkiefers , dessen Vorder- ende nebst Zwischenkiefer von einer Hornkappe bekleidet war (Marsh). Bei Ichthyornis sollen die Zähne sogar in wahren Alveolen liegen. Während der Oberschnabel aus der Verwachsung von Zwischenkiefer, Oberkiefer und Nasenbeinen gebildet ist, entspricht der Unterschnabel den beiden 1) Nach E. Blanchard sollen dieselben sogar durch Dentinbildung wahren Zähnen entsprechen, indessen ist nach P. Fraisse die für Dentin gehaltene Schicht auf eine epiteliale Hornlage zurückzuführen. 334 Zunge. Speiseröhre. Kropf. Unterkieferästen, dessen verschmolzener Spitzentheil als Dille {myxa) bezeichet wird. Die untere vom Kinnwinkel bis zur Spitze reichende Kante heisst Dillen- kante (gonps), die Kante des Oberschnabels Firste {culinen), die Gegend zwischen Auge und der von der Wachshaut {ceronia) bekleideten Schnabelbasis der Zügel. Im Allgemeinen kann man sagen, dass die Hornbedeckung des Schnabels bei den Vögeln, welche harte Früchte oder Körner fressen oder vom Fleische grösserer Thiere leben, am härtesten ist, in diesen Fällen sind die Schnabelränder meist scharfkantig und glatt , zuweilen Jedoch auch gezähnt oder sägeartig gezackt ; weicher ist die Hornbekleidung bei den Insectenfressern , besonders aber bei denen, welche ihre Nahrung aus dem Schlamme hervorziehen, hier können, wie bei den Enten und Schnepfen , die weichen Schnabelränder durch ihren Nervenreichthum zu einem empfindlichen Tastorgan werden. Die Form des Schnabels bietet ebenfalls zahlreiche Verschiedenheiten. Gewöhnlich sind obere und untere Schnabelhälften gleich lang, nur selten aber wie bei den Raubvögeln überragt der Oberschnabel mit seiner hakig gebogenen Spitze die untere Schnabelhälfte, umgekehrt überragt bei dem Scheerenschnabel der messerförmige Unterschnabel den Oberschnabel um ein sehr beträchtliches. Am kürzesten ist der Schnabel bei den Körnerfressern , am längsten bei den Sumpfvögeln mit langem Hals und Lauf, helmartige Aufsätze des Oberschnabels finden sich bei den Nashornvögeln, eine eigenthümliche Kreuzung der beiden auf- und abwärts gekrümmten Schnabelspitzen bei dem von Tannensamen sich ernährenden Kreuzschnabel. Nicht minder mannichfach wechselt die Form der Zunge ^), welche sich meist als hornige Bekleidung zweier am vordem Ende des Zungenbeins befestigter Knorpel- oder Knochenstäbchen darstellt. Nur bei den Papageien und Wasser- vögeln erscheint die Zunge fleischig, im letztern Falle jedoch mit Reihen von harten Plättchen besetzt, selten wie bei dem Pelican , einigen Raubvögeln und anderen grossschnäbligen Vögeln bleibt sie rudimentär, füllt vielmehr gewöhn- lich den Raum zwischen den Aesten des Unterkiefers aus. Vornehmlich dient die Zunge zum Niederschlucken, häufig auch zum Ergreifen der Nahrung und kann durch Muskeln sehr kräftig nach den Seiten bewegt /^ vorgestossen und zurückgezogen werden. Die letztere Bewegungsforra findet sich am voll- kommensten bei den Colibris und Spechten ausgebildet, welche sich ihrer gabelförmig gespaltenen oder mit Widerhaken besetzten Zunge zum Anspiessen von Insecten in der Tiefe der Blüthenkelche oder in den Ritzen der Baumrinde bedienen. In diesen Fällen greifen die langen zweigliedrigen Zungenbeinhörner bogenförmig über den Schädel bis zur Wurzel des Oberschnabels. Die Mund- höhle , welche sich bei den Pelicanen in einen umfangreichen von den Kiefer- ästen getragenen Kehlsack erweitert , auch bei der männlichen Trappe {Otis tarda) mit einem unter der Halshaut herabsteigenden häutigen Sack in Ver- bindung steht, nimmt das Secret zahlreicher Speicheldrüsen auf. Ein Gaumen- segel fehlt. Die muskulöse längsgefaltete Speiseröhre , deren Länge sich im Allgemeinen nach der Länge des Halses richtet, bildet häufig, insbesondere bei Ij C. G. Giebel, Die Zunge der Vögel und ihr Gerüst (aus Nitzsch's Nacblass). 2eitscbr. für die ges. Naturw. Tom. XI. 1858. Magen. Darm. Herz. 335 den Raubvögeln, aber auch bei den grossem körnerfressenden Vögeln (Tauben, Hühnern, Papageien) eine kropfartige Erweiterung, in welcher die Speisen er- weiciit und zur leichtern Verdauung vorbereitet werden. Bei den Tauben trägt der Kropf zwei kleine rundliche Nebensäcke, deren Wandung zur Brutzeit einen käsigen, zum Aetzen der Jungen in Verwendung kommenden Stoff absondert. Das untere Ende der Speiseröhre erweitert sich in einen drüsenreichen Vor- magen, auf welchen der weite Muskelmagen folgt. Während der Drüsenmagen in der Regel eine ovale Form besitzt und an Umfang von dem Muskelmagen übertroffen wird, erscheint dieser je nach der Beschaffenheit der Nahrung mit schwächern (Raubvögel) oder mit kräftigern (Körnerfresser) Muskelwandungen versehen. Im letztern Falle wird dieser Abschnitt durch den Besitz von zwei festen gegeneinander wirkenden Reibplatten, Cuticularbildungen, welche die Innemvand überziehen, zur mechanischen Bearbeitung der erweichten Nahrungs- stoffe vorzüglich befähigt. Die Pylorusöffnung des Magens liegt rechtsseitig und schüesst häufig durch eine Klappe gegen das Duodenum ab. Bei einigen Sumpf- und Schwimmvögeln bildet der Pylorusfheil einen besondern Neben- magen, der sich dem dritten Magen der Crocodile vergleichen lässt. Der Dünn- darm umfasst mit seiner vordem dem Duodenum entsprechenden Schlinge die langgestreckte Bauchspeicheldrüse, deren Ausführungsgänge mit den meist doppelten Gallengängen in diesen Abschnitt einmünden, und verläuft verhältnissmässig schwach gewunden bis zum Anfang des kurzen Dickdarms, welcher sich durch eine Ringklappe und durch den Ursprung von zwei Blind- därmen abgrenzt. Während der Dünndarm die Körperlänge meist nur um das zwei- bis dreifache übertrifft, bleibt der Enddarm mit Ausnahme des zwei- zehigen Slrausses auffallend kurz und geht ohne in ein Colon und Rectum zu zerfallen, unter Bildung einer sphincterartigen Ringsfalte in die auch den Uro- genitalapparat aufnehmende Kloake über, an deren hinterer Wand ein eigen- thümlicher Drüsensack, die Bursa Fabricli^), einmündet. Die grossen lang- gestreckten Nieren liegen in den Vertiefungen des Kreuzbeins eingesenkt und zerfallen, durch Einschnitte in eine Anzahl von Läppchen, von denen jedes an seiner Oberfläche ein anscheinend gefiedertes Harnkanälchen enthält. Die letztern vereinigen sich zu Stämmchen, welche bündelweise zusammenlaufen und durch starke Aeste die Anfange der Harnleiter bilden. Diese verlaufen ohne in eine Harnblase einzutreten hinter dem Rectum und münden einwärts von den Genitalöffnungen in die Kloake ein. Das Harnsecret stellt sich nicht wie bei den Säugethieren als Flüssigkeit , sondern als eine weisse , breiartige, rasch erhärtende Masse dar. Die Vögel, wie überhaupt sämmtliche Warmblüter, besitzen ein vollständig gesondertes rechtes und linkes Herz, welches in der Mittellinie des Brustbeins von einem dünnen, derbhäutigen Herzbeutel umschlossen liegt. Da das Zwerch- fell nur rudimentär bleibt, gelangt die Brusthöhle nicht zur völligen Sonderung und geht direkt in che grossentheils vom Sternum bedeckte Bauchhöhle über. Der Herzschlag wiederholt sich bei der lebhaften Athmung rascher als bei den 1) Vergl. V. Alesi, Sulla borsa di Fabricio negli uccelli. Atti della Societa Italiana di science naturali. vol. XVIII. 1875. 336 Vögel. Athmungsorgane. Säugethieren. Auch bietet das Herz sowohl in der Lagerung der Kammern, als in der Einrichtung der Klappen mehrfache Eigenthümlichkeiten. Während sich die rechte dünnhäutige Kammer um die conische linke Kammer fast voll- ständig herumlegt, ohne indess die Spitze des Herzens zu erreichen, bildet ihre gegen den rechten Vorhof gerichtete Klappe im Gegensatze zu der Tricuspidal- klappe des Säugethierherzens eine einfache stark muskulöse Platte, welche ihren freien Rand der convex vorragenden Scheidewand beider Ventrikel zu- wendet. Dagegen besitzt die linke Kammer an ihrem Eingange zwei oder drei häutige Mitralklappen , während sich am Ursprung von Lungenarterie und Aorta je drei Semilunarklappen finden. Die Aorta der Vögel bildet nach Ab- gabe der Kranzarterie des Herzens einen an der rechten Seite herabsteigenden Aortenbogen. Die Venen münden mittelst zwei oberer und einer unteren Hohl- vene in die rechte Vorkammer ^). Das Nierenpfortadersystem ist bei den Vögeln, wenn auch in geringerm Umfang, noch erhalten. Wundernetze finden sich ziemlich constant an dem äussern Ast der Carotis und in dem Fächer der Ghorioidea, sodann an der vordem Schienbeinarterie und endlich an den tiefen Armvenen einiger Vögel. Das Lymphgefässsystem mündet durch zwei Ductus thoracici in die obern Hohlvenen ein, communicirt aber sehr allgemein noch in der Beckengegend mit den Venen. Lymphher^en sind nur an den Seiten des Steissbeins beim Strausse und Gasuar, sowie bei einigen Sumpf- und Schwimmvögeln angetroffen , werden aber häufig durch blasige nicht contractile Erweiterungen ersetzt. Die AfhmiDigsorguiie beginnen hinter der Zungenwurzel mit einer Längs- spalte, in deren Umgebung häufig Papillen die fehlende Epiglottis ersetzen; selten wird diese durch eine quere Schleimhautfalte mit knorpliger Grundlage vorbereitet. Die als Kehlritze zu bezeichnende Spalte führt in eine lange von knorpligen oder knöchernen Ringen gestützte Luftröhre, deren obere Partie sich zwar als Kehlkopf darstellt , aber für die Stimmbildung unwesentlich ist. Dagegen folgt mit Ausnahme der Strausse , Störche und einiger Geier an der Theilungsstelle der Luftröhre in die Bronchien ein unterer Kehlkopf, der als Stimmorgan verwendet wird. Die Länge der Luftröhre richtet sich im All- gemeinen nach der Länge des Halses , nicht selten verläuft sie jedoch , vor- nehmlich im männlichen Geschlechte unter Biegungen und Windungen , die entweder unter der Haut liegen (Auerhahn) und sich bis in die Brusthöhle er- strecken können {Platalea) oder selbst in den hohlen Brustbeinkamm ein- dringen (Kranich, Singschwan). Auch zeigt die Trachea keineswegs überall die gleiche Weite , verengert sich vielmehr oft nach dem untern Kehlkopfe zu und bildet wie bei zahlreichen männlichen Enten und Sägern inmitten ihres Verlaufes eine oder zwei Erweiterungen ; auffallend ist die Längstheilung der- selben durch eine mittlere Scheidewand bei den Sturmvögeln (in der untern Hälfte) und bei den Pinguinen (fast in der ganzen Länge des Verlaufes). Das als unterer Kehlkopf bezeichnete Stimmorgan gehört nur ausnahmsweise der Luftröhre ausschliesslich an {Thamnophüus), oder liegt auch als paariges Organ 1) S. Jourdain, Recherches sur la veine porte renale. Ann. d. Kcience nat. 4 Serie. Tom. XII. 1859. Luftröhre und Stimmorgan. 337 vom Ende der Tracliea entfernt (Sfeatorvis) in den Bronchien, gewöhnlich findet sich dasselbe an der üebergangsstelle der Luftröhre in die Bronchien, so dass sich beide Abschnitte an seiner Bildung betheiligen, hidem die untern Tracheairinge eine veränderte Form erhalten und oft in nähere Verbindung treten , erscheint das Ende der Trachea comprimirt oder blasig aufgetrieben und zu der sog. Trommel umgeformt, welche sich bei den Männchen vieler Enten und Taucher zu unsymmetrischen als Resonnanzapparate wirkende Nebenhöhlen, sog. Pauke und Labyrinth, erweitert. Der in die Bronchien führende Ausgang wird gewöhnlich von einer vorspringenden Knochenleiste, dem Steg, in horizontaler Richtung durchsetzt. Derselbe entsendet sowohl an seinem vordem als hintern Ende nach beiden Seiten einen bogenförmig nach abwärts gerichteten Fortsatz und stellt auf diese Art einen zwiefachen Rahmen her, an welchem sich jederseits eine Falte der Innenhaut, die innere Pauken- haut (BI. iympaniformis interna) ausspannt. Bei den Singvögeln kommt als Fortsetzung der letztem am Steg noch eine halbmondförmige Falte hinzu. In zahlreichen Fällen entwickelt sich auch an der äussern Seite der Trommel ent- weder zwischen den beiden letzten Tracheairingen oder zwischen Trachea und Bronchus oder auch zwischen dem ersten und zweiten Bronchialhalbringe eine Hautfalte, die äussere Paukenhaut {M. tympaniformis externa)^ welche bei Annäherung der entsprechenden Ringe in das Innere des Trommelraumes vor- springt und mit dem freien Rande der Innern Paukenhaut jederseits eine Stimmritze bildet. Zur Ausspannung dieser als Stimmbänder fungirenden Falten dient ein Muskelapparat {Mm. hroncho-tracheales), der die Trachea dem Stege mit den Seitentheilen der Trommel oder auch den vordem Bronchial- ringen verbindet und am complicirtesten bei den Singvögeln entwickelt ist, deren unterer Kehlkopf 5 oder 6 Paare ') solcher Muskeln besitzen kann. Da- gegen dienen zur Erschlaffung der Stimmbänder die Herabzieher der Luftröhre {Mm. ypsüotraclieales und sternotracheales), welche theils an der Furca, theils am Brustbein entspringen und eine viel allgemeinere Verbreitung haben. Die beiden Bronchien bleiben verhältnissmässig kurz und führen beim Eintritt in die Lungen in eine Anzahl weiter häutiger Bronchialröhren, welche das Lungen- gewebe in verschiedener Richtung durchsetzen. Die Lungen hängen nicht wie bei den Säugethieren, von einem Pleurasack überzogen, frei in einer geschlossenen Brusthöhle, sondern sind mittelst Zellgewebe an die Rückenwand der Rumpfhöhle angeheftet und an den Seiten der Wirbel- säule in die Zwischenräume der Rippen eingesenkt. Auch zeigt das Verhalten der Bronchialröhren und die Structur der feinem respiratorischen Lufträume ^) von den Lungen der Säugethiere wesentliche Abweichungen. Während ein Theil der 1) Vergl. ausser den Schriften von Savart besonders J. Müller, Handbuch der Physiologie. Bd. II. S. 225, sowie dessen berühmte Abhandlung über die bisher unbe- kannten typischen Verschiedenheiten der Stimmorgane der Passerinen. Abhandlungen der Berliner Academie. 18-17. 2) üeber die Lungen des Vogels vergl. Sappay, Recherches sur l'appareil respiratoire des oiseaux. Paris. 1847. Campana, de la respiration chez les oiseaux etc. Paris. 1875. Fr. E. Schulze, Die Lungen, in Strickers Handbuch der Lehre von den Geweben. Leipzig. 1871. Claus, Zoologie. 4. Auflage. Tom. IL 22 338 Vögel. Luftsäcke. grössern Broncbialröhren ohne sich weiter zu verästeln bis zurLiingenoberfläche verläuft und hier in secundäre Luftsäcke und Luftzellen führt, mit denen auch die Räume der pneumatischen Knochen in Verbindung stehen, führen die anderen in eine Menge pfeifenartig gestellter Röhrchen, welche in paralleler Richtung die Lunge durchsetzen und ringsum in ihrer Peripherie das respiratorische System der alveolären Luftbläschen tragen. Die Wände dieser Kanäle gewinnen durch Faltung eine grosse Oberfläche und einen ausserordentlichen Blutreichthum. Die als Luftsäcke ') und Luftzellen erwähnten Anhänge der Lungen ent- wickeln sich an der Ventralseite der Lungenanlage als Ausstülpungen, die sich bald vergrössern und noch vor dem Ausschlüpfen des jungen Vogels die Ein- geweide der Brust und des Bauches umwachsen. Dieselben erstrecken sich in ziemlich constanter Anordnung vorn bis in den Zwischenraum der Furcula, sodann als Brustsäcke in die vordem und seitlichen Partien der Brust und als Bauchsäcke nach hinten zwischen die Eingeweide bis in die Beckengegend der Bauchhöhle. Diese Bauchsäcke erlangen bisweilen den bedeutendsten Umfang und führen in die Höhlungen der Schenkel- und Beckenknochen ; die kleinen vordem Säcke setzen sich in die Luftzellen der Haut fort , welche vornehmlich bei grossen, vortrefflich fliegenden Schwimmvögeln {Sula, Pelicanus) eine solche Ausbreitung erlangen, dass die Körporhaut bei der Berührung ein knisterndes Geräusch vernehmen lässt. Es gibt aber noch ein zweites System von Lufträumen, welches von den Nasenhöhlen und deren Dependenzen aus- geht und in die Knochen des Schädels überführt. Die Bedeutung dieser Lufträume mag eine mehrfache sein. Abgesehen von der Beziehung der oberflächlichen unter der Körperhaut verbreiteten Luftzellen zum Wärmeschutze des Vogels, dienen die Luftsäcke überhaupt nicht nur als aerostatische Einrichtungen zur Herab- setzung des specifischen Gewichtes, sondern haben als Luftreservoirs für die Respiration eine wesentliche Funktion. Schon Sappay zeigte, dass die Er- weiterung und Verengerung der Luftsäcke die Aus- und Einführung der Luft unterhält, während die Lunge selbst nur geringen Volumschwankungen unter- worfen ist. Nach Sappey sind es vornehmlich die mittlem Luftsäcke, welche die Ventilation besorgen, während Campana in gleicherweise die Mitwirkung der übrigen, insbesondere der vordem in Anspruch nimmt. Bei der Inspiration werden die mittleren Luftsäcke mächtig erweitert, dagegen die vorderen durch Muskeldruck verengert , beide Gruppen würden also als Antagonisten wirken, welche einen ununterbrochenen Luftstrom in abwechselnder Richtung durch die Lungen treiben. Unter solchen Verhältnissen muss im Zusammenhange mit der schon her- vorgehobenen rudimentären Form des Zwerchfelles und der eigenthümlichen Gestaltung des Thorax der Mechanismus der Athmung ein ganz anderer sein als bei den Säugethieren. Während bei den letztern die Verengerung und Er- weiterung der abgeschlossenen Brusthöhle vornehmlich durch die abwechselnde 1) H. Rathke, Ueber die Entwicklung der Athemwerkzeuge bei den Vögeln und Säugethieren. Nova Acta. 1828. E. Selenka, Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Luftsäcke des Huhns. Zeitschr. für wiss. Zoologie. Tom. XVL 1866. H. Strasser, üeber die Luftsäcke der Vögel. Morph. Jahrbuch. Tom. III. Geschlechtsorgane. 3S9 Zusammenziehung und Erschlaffung des Zwerchfellmuskels bewirkt wird , tritt bei dem Vogel die Erweiterung des auch die Bauchhöhle umfassenden Brust- korbs als Folge einer Streckung der Sternocostalknochen und der Entfernung des Brustbeins vom Rumjofe ein. Die Respirationsbewegungen werden daher vornehmlich durch die als Inspirationsmuskeln fungirenden Sternocostalmuskeln und Rippenheber veranlasst. Die Geschlechtsorf) ane der Vögel schliessen sich eng an die der Reptilien an. Im männlichen Geschlechte , welches sich nicht nur durch bedeutendere Grösse und Körperkraft, sondern durch lebhaftere Färbung und schmuckvollere Ausstattung des Gefieders , sowie durch grössere Mannichfaltigkeit der Stimme auszeichnet, liegen an der vordem Seite der Nieren zwei rundlich ovale, zur Fortpflanzungszeit mächtig anschwellende Hoden, von denen der linke gewöhn- lich der grössere ist. Die wenig entwickelten Nebenhoden führen in zwei ge- wundene Samenleiter, welche an der Aussenseite der Harnleiter herabsteigen, in ihrer untern Partie häufig zu Samenblasen anschwellen und an der Hinter- wand der Kloake auf zwei kegelförmigen Papillen ausmünden. Ein Begattungs- organ fehlt in der Regel vollständig; bei einigen grössern Raubvögeln und Sumpfvögeln {Ciconia , Crypturus , Flatalea etc.) erhebt sich jedoch an der Vorderwand der Kloake ein warzenförmiger Vorsprung als Anlage eines Penis. Umfangreicher und weiter ausgebildet erscheint derselbe bei den meisten Struthionen, den Enten, Gänsen, Schwänen und den Baumhühnern (Pcnelope, Utax, Crax). Hier findet sich an der Vorderwand der Kloake ein gekrümmter, von zwei fibrösen Körpern gestützter Schlauch, dessen Ende mittelst eines elastischen Bandes eingezogen wird. Eine oberflächliche Rinne, welche an der Basis derselben zwischen den fibrösen Körpern beginnt und bis zur Spitze sich fortsetzt, dient zur Fortleitung des Spermas während der Begattung. Beim zweizehigen Strausse aber erlangt der Penis eine noch höhere, den männlichen Begattungstheilen der Schildkröten und Crocodile analoge Bildung. Unter den beiden fibrösen Körpern , die mit breiter Basis an der Vorderwand der Kloake entspringen, verläuft ein dritter cavernöser Körper , welcher an der vordem nicht einstülpbaren Spitze in einen schwellbaren Wulst, die Anlage einer Glans 2)enis, übergeht^). Die weiblichen Geschlechtsorgane zeigen sich auffallend asymmetrisch ent- wickelt, indem das Ovarium und der Leitungsapparat der rechten Seite ver- kümmern oder vollständig verschwinden. Um so umfangreicher werden zur zur Fortpflanzungszeit die Geschlechtsorgane der linken Seite, sowohl das traubige Ovarium als der vielgewundene Eileiter , an welchem drei Abschnitte unterschieden werden können. Der obere mit weitem Ostium beginnende Ab- schnitt desselben übernimmt neben der Function der Fortleitung der aus den Ovarien ausgetretenen Eidotter die Bildung des Eiweisses , welches von den 1) Vergl. Tannenberg, Abhandlung über die männlichen Zeugungstheile der Vögel. Göttingen. 1840 und J.Müller, Ueber zwei verschiedene Typen in dem Bau der erectilen männlichen Geschlechtsorgane bei den Straussartigen Vögeln. Abhandlungen der Berliner Akademie. 1858. 22* 340 Vögel. Ei. Entwicklung. Drüsen der längsgefalteten Schleimliaul abgeschieden, den in Spiralbewegungen herabgleitenden Dotter schichtenweise umlagert {Chalaäen!). Der nachfolgende kurze und weite Abschnitt, der sog. Uterus, dient zur Erzeugung der mannich- fach gefärbten Kalkschale. Der untere kurze und enge Abschnitt des Leitungs- weges mündet an der äussern Seite des entsprechenden Harnleiters in die Kloake ein. Da wo sich im männlichen Geschlechte Begattungstheile finden, treten die Anlagen derselben auch im weiblichen Geschlechte an derselben Stelle als Glitorisbildungen auf. Die Vögel sind ohne Ausnahme Eierlegend. Während wir bei den Fischen, Amphibien und Reptilien neben den Eier legenden auch lebendig gebärende Arten antreffen, kennen wir kein Beispiel eines lebendig gebärenden Vogels, wenn gleich in seltenen Fällen eine Bebrülung des im Innern des Leitungs- apparates zurückgehaltenen Eies bekannt geworden ist. Das ausschliessliche Auftreten der oviparen Fortpflanzungsform steht zweifelsohne mit der Be- wegungsart des Vogels im innigen Zusammenhange und bedingt die Verwer- thung eines sonst systematisch bedeutungslosen Merkmales als eines wichtigen Characters einer ganzen Glasse. Der ausserordentlich umfangreiche Eidotter, welcher im Eiweiss suspendirt ist, wird von einer Dotterhaut umhüllt und ist zum grossen Theile Nahrungs- dotter. Nur ein kleiner oberflächlicher Thcil , in welchem das Keimbläschen gelegen ist , entspricht dem protoplasmatischen Bildungsdotter und wird auch als Narbe, cicatricula, oder Keimschicht unterschieden. Von dieser erstreckt sich in das Innere des Dotters eine flüssigere Dotterschicht, der weisse Dotter, welcher eine kugliche Höhle im Gentrum des gelben Dotters ausfüllt. Indessen ist der letztere selbst wieder von concentrischen Schichten weissen Dotters durchsetzt. Der gelbe Dotter besteht aus einer dichten Häufung rundlicher mit kleinen Körnchen erfüllter Kugeln, während der weisse Dotter viel kleinere an Fett- tröpfchen reiche Bläschen enthält. Die Entwicklung ') des Eies nimmt im Allgemeinen denselben Verlauf wie die des Reptilieneies, erfordert indessen einen höhern, mindestens der Temperatur des Blutes gleichkommenden Wärmegrad , der ihm vorzugsweise durch die Körperwärme des brütenden Vogels mitgetheilt wird. Die Befruchtung erfolgt bereits im obersten Abschnitte des Eileiters vor der Abscheidung des Eiweisses und der Schalenhaut und hat den alsbaldigen Eintritt der partiellen Furchung zur Folge, welche nur den hellen Thoil des Dotters in der Umgebung des Keim- bläschens, den Bildungsdotter, betrifft. Derselbe hat an dem gelegten Eie bereits die Furchung durchlaufen und sich als Keinischeibe in zwei Zellen- schichten, in das aus Gylinderzellen bestehende obere und das mehr 1) Vergl. ausser Pander, C. E. v. Baer, Remak: Untersuchungen über die Ent- wicklung der Wirbelthiere. Berlin. 1850 — 1855. His, Neue Untersuchungen über die Entwicklung des Hühner-Embryos. Archiv für Anatomie u. Physiologie. 1877. Kölliker, Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höhern Thiere. 2. Auflage. Leipzig. 1879. M. Braun, Die Entwicklung des Wellenpapagei's. Arbeiten des zool. zoot. Instituts in Würzburg. Tom. V. 1879. Ferner die Aufsätze von Balfour, Disse, Gasser, Götte, Klein, Oellacher, Rauber und Stricker. Dauer der Embryonaleatwicklung. Lebensweise und Ernährung. 341 aus rundlichen granulären Zellen gebildete untere Keimblatt gesondert. Die untere Schicht mehr unregelmässig gelagerter Zellen erscheint besonders in der Peripherie der Keimhaut verdickt, in deren Mitte eine dritte Zellenschicht, das mittlere Keimblatt, zur Anlage gelangt. Nach K ö 1 like r soll sich das Mesoderm vom Ectoderm aus entwickeln, mit welchem dasselbe in dem alsbald auftretenden Primitivstreiten noch zusammenhängt. Während die Keimhaut eine grössere Ausbreitung ninmit und den Dotter umwächst, entsteht in ihrer Mitte eine schildförmige Verdickung und in dieser zur Längsachse des Eies quergerichtet der sog. Primitivstreifen mit der Primitivrinne und den Rückenwülsten. Diese mittlere Partie der Keimhaut bildet im weitern Verlaufe der Entwicklung den Embryo, welcher sich nach der Verwachsung der Rückenwülste zur Bildung des Medullarrohres und nach der Anlage der Chorda dorsalis vom Dotter mehr und mehr emporhebt, bald die Gestalt eines kahnförmigen Körpers annimmt und wie bei den Reptilien die charakteristischen Fötalhüllen, Amnion und Allantois , entwickelt. Die Dauer der Embryonalentwicklung wechselt ausserordentlich sowohl nach der Grösse des Eies als nach der relativen Ausbildung der ausschlüpfenden Jungen. Während die Eier der kleinsten Vögel etw^a 11 Tage bebrütet werden, erfordert beispielsweise die Embryonalentwicklung des Haushuhns 3 Wochen, die des Strausses mehr als 7 Wochen. Der zum Auskriechen reife Vogel sprengt alsdann selbständig die Schale und zwar am stumpfen Pole mittelst eines scharfen Zahnes an der Spitze des Oberschnabels. Niemals durchlaufen die ausgeschlüpften Jungen eine freie Metamorphose, dieselben besitzen vielmehr im Wesentlichen die Organisation des elterlichen Thieres, wenngleich sie in dem Grade ihrer körperlichen Ausbildung noch weit zurückstehen können. Während die Hühner- und Laufvögel, ferner die meisten Wad- und Schwimm- vögel bereits bei ihrem Ausschlüpfen ein vollständiges Flaum- und Dunenkleid tragen und in der körperlichen Ausbildung so weit vorgeschritten sind, dass sie als Nestflüchter alsbald der Mutter auf das Land oder in das Wasser folgen und hier unter geschickter Bewegung selbständig Nahrung aufnehmen, durch- brechen die guten Flieger und überhaupt diejenigen Vögel, welche vorzugsweise auf Bewegung und Aufenthalt in der Luft angewiesen sind, wie die Gang- und Klettervögel, Tauben und Raubvögel, sehr frühzeitig ihre Eischale, nackt oder nur stellenweise mit Flaum bedeckt, unfähig sich frei zu bewegen und zu er- nähren, bleiben sie als NesthocJcer , gefüttert und gepflegt von den elterlichen Thieren, noch geraume Zeit im Nest, bis sie fast ausgewachsen, durch die Ent- wicklung der Schwingen zur Flugbewegung befähigt erscheinen. Die Lchenstvcisa und ErnülirwHj der Vögel steht im iimigslen Zusammen- hang mit dem Aufenthaltsort und der Bewegungsart. Die bei weitem wichtigste und verbreitetste Bewegungsart ist der Flug, dessen Schnelligkeit, Gewandtheit und Ausdauer nach der Gestaltung der Flügel und des Schwanzes mannich- fach wechselt. Beim Vergleiche mit andern Arten der Ortsbewegung erscheint zwar der Flug mit dem grössten Kraftaufwand verbunden , aber auch zu der grössten Schnelligkeit befähigt. Vögel von mittlerei- Fluglaliigkeit wie z. B. die Haustauben übertreffen die grösste Geschwindigkeit der Dampfwagen. Ungleich grösser aber ist die Schnelligkeit der Falken (Wanderfalken) , grösser 342 Vögel. Bewegung. Psychisches Leben. noch die der Segler , welche sich als fast ausschliessliche Luftthiere nur zum Schlafe und Brutgeschäfte an Mauern und Felswänden anklammern , unfähig, auf festem Boden sich fortzubewegen. Nicht minder bewunderungswürdig als die Schnelligkeit erscheint bei diesen Vögeln die Ausdauer des Fluges. Den Fregattvogel {Tachypetes aquila) sieht man auf hoher See , viele Meilen vom Festlande entfernt , in den Wolken schweben , und wohl die meisten Zugvögel vermögen tagelang ohne Ermüdung ununterbrochen zu fliegen und so in wenigen Tagen das Ziel ihrer Wanderung (nach Brehm beispielsweise in drei bis fünf Tagen von Deutschland aus das Innere Afrikas) zu erreichen. Eben so zahl- reiche Abstufungen bietet die Bewegung des Vogels auf dem Lande und im Wasser , welche in einzelnen Fällen auf Kosten des Flugvermögens die aus- schliessliche Form der Ortsveränderung wird. Die meisten Landvögel hüpfen auf dem Boden und von Zweig zu Zweig, viele klettern mit grosser Geschick- lichkeit an Baumstämmen und Mauern , andere wie der Papagei und Kreuz- schnabel bedienen sich zugleich des Schnabels zum Festhalten beim Klettern. Die Waldvögel wie Reiher und Storch schreiten bedächtig in Morästen und Sümpfen, andere wie die Strandläufer und Regenpfeifer laufen überaus schnell am Ufer und am Strande, die eigentlichen Laufvögel rennen auf Ebenen und im Sande so rasch, dass sie kaum vom Pferde überholt werden, dagegen bewegen sich sämmtliche Schwimmvögel, die theilweise zu den besten und ausdauerndsten Fliegern gehören, auf dem Lande unbeholfen und un- geschickt, die Pelikane, Enten und Steissfüsse watscheln langsam und schwer- fällig, andere wie die Alken und Lumme schieben sich, von Flügel und Schnabel unterstützt, rutschend fort. Auch die Bewegung im Wasser unterliegt mannich- fachen Modifikationen. Viele Schwimmvögel sind an die Oberfläche des Wassers gebannt, andere tauchen mehr oder minder geschickt in bedeutende Tiefen. Die einen gleiten schaukelnd auf den Wellen des Meeres dahin, andere schwim- men rudernd mehr auf dem ruhigen Wasser der Teiche und Landseen, andere suchen sich vorzugsweise die tobende und brausende Fluth des Meeres und er- jagen sich tauchend und schwimmend ihren Nahrungsunterhalt. Die Tiefe, bis zu welcher Wasservögel tauchen, ist eben so verschieden als die Zeit, welche sie unter dem Wasser zubringen. Einige Seevögel tauchen bis auf den Meeres- grund, wo sie Mollusken und Krebse erbeuten und verweilen wie die Eiderenten und Golymbiden wohl 6 Minuten und länger unter dem Wasser. Die einen tauchen als Stosstaucher im Fluge aus bedeutender Höhe herabschiessend (Tölpel, Fischadler), die andern als ScJmimmiaucher von der Oberfläche des Wassers aus in die Tiefe rudernd (Steissfüsse). Das psychische Leben der Vögel steht ungleich höher als das der Reptilien, ja man kann behaupten, dass die intellectuelle Fähigkeit die vieler Säugethiere bedeutend überragt. Die hohe Ausbildung der Sinne befähigt den Vogel zu einem scharfen Unterscheidungsvermögen, mit dem sich ein gutes Gedächtniss verbindet. Der Vogel lernt allmählig unter Anleitung der Eltern Fhig und Gesang, er sammelt Erfahrungen, die er im Gedächtnisse bewahrt und zu Ur- theilen und Schlüssen verbindet, er erkennt die Umgebung seines Wohnplatzes, unterscheidet Freunde und Feinde und wählt die richtigen Mittel sowohl zur Erhaltung seiner Existenz als zur Pflege der Brut. Schon die Erfahrungen des Psychisches Leben. Instinkt. Fortpflanzungszeit. 343 täglichen Lebens machen es unzweifelhaft, dass der Vogel Verstand besitzt und diesen durch Uebung im Zusammenleben mit dem Menschen zu einem höhern Grade der Vervollkommnung bringt. Bei einzelnen aber erlangt die Gelehrigkeit und die Fähigkeit der Nachahmung eine ausserordentliche Höhe (Staar, Papagei). Nicht minder entwickelt erscheint die Gemüthsseite des Vogels , wie sich nicht nur aus dem allgemeinen Betragen und dem mannichfachen Ausdruck des Gesanges, sondern vornehmlich aus dem Verhalten der beiden Geschlechter zur Zeit der Fortpflanzung ergibt. Die meisten Vögel besitzen ein heiteres und frohsinniges Wesen und leben mit ihres Gleichen gesellig vereint, schliessen sich wohl auch den Gesellschaften anderer Arten an , andere sind ungesellig und zänkisch , vornehmlich wohl in Folge der Nahrungsconcurrenz, sie leben einsam oder paarweise in bestimmten Bezirken, aus denen sie sogar ihre grossgezogenen Jungen vertreiben. Dagegen erscheinen vornehmlich die Vögel, Welche zur Nachtzeit jagen, nach Stimme und Wesen unmuthig und schwerfällig, die Fischfresser und Aasvögel still und ernst. Neben den psychischen Functionen, welche sich in der Sphäre des Bewusst- seins vollziehen , werden die complicirten und oft wunderbaren Handlungen, das wahrhaft künstlerische Bauen und Schaffen durch den histinkt, das heisst, den im Mechanismus der Organisation begründeten, unbewusst wirkenden Naturtrieb, bestimmt, und es ist oft schwer zu entscheiden, in Avie weit zu- gleich Gedächtniss und Verstand neben der unmittelbaren und unfreiwilligen Aeusserung des Innern Triebes im Spiele sind. Auch die instinctiven Hand- lungen beziehen sich auf die Erhaltung des Individuums, in ungleich höherem Masse aber, ähnlich wie bei den Insekten, auf die Pflege der Nachkommenschaft. Ueberhaupt erreichen die Aeusserungen sowohl des intellectuellen als des instinktiven Lebens ihren Höhepunkt zur Zeit der Fortpflanzung , welche in den gemässigten und kältern Klimaten meist in den Frühling (beim Kreuz- schnabel ausnahmsweise mitten in den Winter) fällt. Zu dieser Zeit erscheint der Vogel in jeder Hinsicht verschönert und vervollkommnet. Die Befiederung zeigt einen intensivem Glanz und reichern Farbenschmuck, vornehmlich im männlichen Geschlecht , welches sich jetzt schärfer und auffallender von dem weiblichen unterscheidet, zuweilen auch besondere vorübergehende Auszeich- nungen, wie z. B. einen Halskragen (Kampfhahn), lange Seitenfedern (Paradies- vogel) erhält. Das mehr einfarbige Winterkleid, welches die Herbstmauserung gebracht, ist mit einem lebhafter gefärbten Hochzeitskleid vertauscht, und zwar nicht, wie man früher glaubte, in Folge einer totalen Erneuerung, sondern einer rasch eintretenden Verfärbung der vorhandenen Federn. Die vollständige Erneuerung des Gefieders tritt im Spätsommer und Herbste ein, mit der sog. Herbstmauser, einem Neubildungsprocess, welcher wohl 4 bis 6 Wochen dauert und durch den Verbrauch von Säften den Vogel in so hohem Grade angreift, dass derselbe während dieser Zeit kränkelt und den Gesang einstellt. Die sog. Frühlingsmausor ist auch hier und da noch mit einer beschränkten Neubildung verbunden, im Wesentlichen aber beruht sie, wie neuerdings namentlich Martin und Schlegel gezeigt haben, auf einer Verfärbung des Gefieders, welche nun aber nicht durch die wieder erwachende Lebensthätigkeit der Feder- Pulpa, nicht durch ein erneuertes Wachsthum der alten Federn oder gar Neu- 344 Vögel. Gesang. Nestbau. bildung von Strahlen und Fasern, sondern wahrscheinlich durch die cliemische Veränderung der vorhandenen Pigmente und wohl auch in Folge des mechani- schen Abstossens gewisser Federtheile hervorgerufen wird. Die Stimme ') des Vogels, die wir als eine Art Spi-ache zur Aeusserung ver- schiedener Empfindungen, die des Wohlbehagens, von Furcht und Schrecken, Trauer und Leid aufzufassen haben, tönt zur Fortpflanzungszeit klangvoller ; als Ausdruck der von Zärtlichkeit, Liebe und Lust erfüllten Innern Gemüthsstimmung, lässt das Männchen seinen Gesang erschallen , der ebenso wie die Schönheit des männlichen Gefieders als Reizmittel auf das Weibchen wirken mag. Vor- nehmlich sind es die kleinen Vögel mit einfachem und unscheinbarem Federkleid, welche sich als -»Sänger« nicht nur durch den reichen Umfang und angenehmen vollen Klang der Stimme auszeichnen, sondern die Töne zu regelmässigen Strophen und diese zu wechselvollen Melodien verbinden. Hier wird der Gesang, der sich in andern Fällen (Schwalbe) als ein mehr unregelmässiges und leises Gezwitscher darstellt , durch den Vortrag bestimmter Strophen zum Schlag (Nachtigall). Von Befiederung und Stimme abgesehen erscheint das ganze Betragen des Vogels unter dem Einflüsse der geschlechtlichen Erregung verändert. Gar oft nehmen die Männchen zur Fortpflanzungszeit eine besondere Form des Fluges an oder spielen in eigenthümlichen Bewegungen und Tänzen neben den zur Begattung anzuregenden Weibchen. Am bekanntesten sind diese Liebestänze bei den Waldhühnern , deren »Balse« , ein Vorspiel der Be- gattung, unter grossem Geräusche und verbunden mit mannichfaltigen Gebärden und Tönen in früher Morgenstunde beginnt und bis nach Sonnenaufgang mehrere Stunden andauert. Sehr allgemein kämpfen die eifersüchtigen Männchen um den Besitz des Weibchens mit besonderer Hartnäckigkeit und Wuth , unter andern die Finken (Finkenstechen) , Hühnervögel (Sporn) und Kampfstrandläufer (Kragen), deren Kampf nicht selten mit dem Tode des einen Gegners endet. Mit Ausnahme der Hühner, Fasane u. a. leben die Vögel in Monogamie. Beide Geschlechter halten meist treulich zusammen, vertheidigen sich gegenseitig und sollen zuweilen (Storch, Taube, Adler) sogar zeitlebens verbunden bleiben. Oft leben dieselben nur zur Fortpflanzungszeit paarweise vereinigt, indem sie sich später zusammenschaaren und in grösseren Gesell- schaften Züge und Wanderungen unternehmen. Indessen gibt es auch für das Zusammenwandern vereinzelter Pärchen einige Beispiele. Die meisten Vögel bauen ein Nest und wählen für dasselbe einen geeigneten Platz meist in der Mitte ihres Wohnbezirkes. Nur wenige (Steiakäaze, Ziegenmelker etc. ) begnügen sich damit ihre Eier einfach auf dem Erdboden abzulegen , andere (Raubmöven, Seeschwalben, Strausse) scharren wenigstens eine Grube aus, oder (Waldhühner) treten eine Vertiefung in Moos und Gras ein. Andere, wie die Schnepfen, Strandläufer, Kiebitze und Möven errichten in dieser Mulde eine Unterlage aus Stengeln und Laub, Moos und Gras, die auf einer vollkommneren Stufe des Nestbaues, z. B. bei Gänsen und Schwänen noch von einem Aussen- bau umgeben wird. Die meisten und namentlich kleinem Vögel kleiden den letztern noch mit einer lockern und wärmeschülzenden Innenlage von Haaren 1) Vergl. die treffliche Darstellung in A. E. Brchm's »Illustrirtem Thierleben«. Tom. III u. IV. Nestbau. Eierlage. 345 und Wolle, Federn und Dunen aus und flechten das Nest aus Reisern und Halmen zu einem weit kunstvolleren Baue. Viele sind Höhlenbrüter und nehmen schon vorhandene natürliche oder künstliche Höhlungen zum Nestbau in Besitz, graben sich auch Nistlöcher in der Erde oder meiseln sich dieselben in Bäumen aus (Specht), zahlreiche andere bauen in niedrige Gebüsche oder hoch auf dem Gipfel der Bäume, an Häusern und Thürmen, wenige legen schwimmende Nester auf der Oberfläche von Teichen an (Steissfüsse und Wasserhühner) und befestigen dieselben an Wasserpflanzen. Am kunstvollsten sind jedenfalls die Nester von Vögeln , welche fremde Stoffe mit ihrem klebrigen Speichel zu- sammenleimen (Kleiber) , oder feine Geflechte aus Moos, Wolle und Halmen verweben. Unter den erstem sind die Spechtmeisen, Mauersegler und Schwalben hervorzuheben, vor allem aber die Salanganen, welche zu dem Aussenbau ihres essbaren Nestes das klebrige Sekret der Speicheldrüsen verwenden. Unter den Webern aber erreichen die höchste Kunst die Webervögel und Beutelmeisen. Beide hängen ihre fest geschlossenen retorten- oder beuteiförmigen Nester am Ende eines biegsamen Zweiges meist über dem Wasser auf, jene bauen eine lange und enge Eingangsröhre , die von oben nach unten an der Aussenseite des Baues herabläuft, diese setzen dem beuteiförmigen Neste einen seitlichen, als Eingang dienenden Hals ab. hi der Regel nisten die Vögel einsam , selten zu kleinen oder grössern Gesellschaften vereinigt auf gemeinsamen Brutplätzen am Erdboden (Möven, Seeschwalben) oder an Bäumen (Webervögel). Die afrikanischen Webervögel führen ihre Kunstbauten theilweise so dicht an ein- ander auf, dass die ganze Ansiedelung einem gemeinsamen Baue gleicht; eine Art, der Siedelweber (Ploceus socius) errichtet aus Stroh und gröbern vege- tabilischen Materialien ein gemeinschaftliches Dach, unter welchem dicht gedrängt die einzelnen Nester in der Art befestigt werden, dass sich ihre kreis- runden Oeffnungen sämmtlich nach unten kehren. Die Nester werden nun nicht zum wiederholten Brüten benutzt, sondern neue Nester unter die alten gehängt, bis endlich der ganze Bau durch die vermehrte Last zusannnenbricht. Dieselben Vögel bauen aber noch besondere Nester zum Aufunthalt der Männchen, ähnlich wie unter den europäischen Formen die Beutel ineise Hänge- matten-ähnliche Geflechte zum Schlafen errichtet. In der Regel baut das Weibchen ausschliesslich das Nest, und die Hülfe des Männchens beschränkt sich auf das Herbeitragen der Materialien. Das Erstere ist der Künstler, während das letztere nur Handlangergeschäfte besorgt , doch gibt es auch Beispiele für die directe Betheiligung des Männchens an der Ausführung des Kunstbaues (Schwalbe , Webervögel) , in andern Fällen (Hühnervögel , Edelfink) nimmt das Männchen am Nestbau überhaupt gar keinen Antheil. Nach Vollendung des Nestes legt das Weibchen das erste Ei ab, auf welches möglichst rasch gewöhn- lich in hitervallen von einem zu einem Tage die übrigen Eier des Geleges folgen. Die Zahl der zu einem Gelege gehörigen Eier ist nach Aufenthalt und Ernährungsweise der Vögel sehr verschieden. Viele Seevögel , wie z. B. die Alken und Pinguine , Lununen und Sturmvögel legen nur ein Ei , die grossen Raubvögel, Tauben, Segler, Ziegenmelker und Kolibri's zwei Eier. Ungleich höher steigt die Zahl derselben bei den Singvögeln, noch mehr bei den Schwinnn- vögeln der Teiche und Flüsse, bei den Hühnern und Straussen. Ebenso ver- 346 Vögel. Brutpflege. Wanderung. schieden ist die Dauer der Brutzeit, welche der Dauer der Embryonalentwick- lung parallel , nach der Grösse des Eies und dem Grade der Ausbildung des ausschlüpfenden Jungen sich richtet. Während die Kolibri's und Goldhähnchen 11 bis 12, die Singvögel 15 bis 18 Tage brüten, brauchen die Hühner 3 Wochen, die Schwäne die doppelte Zeit und die Strausse 7 bis 8 Wochen zum Brut- geschäft. Dieses beginnt erst , wenn das Gelege vollzählig ist und beruht im Wesentlichen auf einer gleichmässigen Erwärmung der Eier durch den Körper des brütenden Vogels. Gar oft wird die Ausstrahlung der Körperwärme durch nackte Stellen , sog. Brutflecken , begünstigt , welche in Folge des Ausfallens oder Ausrupfens von Federn an Brust und Bauch auftreten und überall da, wo sich das Männchen am Brüten betheiligt, auch dem männlichen Geschlechte eigenthümlich sind. In der Regel liegt allerdings das Brutgeschäft ausschliess- lich der Mutter ob, die während dieser Zeit vom Männchen mit Nahrung ver- sorgt wird. Nicht selten aber, wie bei den Tauben, Kiebitzen und zahlreichen Schwimmvögeln, lösen sich beide Gatten regelmässig ab, das Männchen sitzt dann freilich nur kürzere Zeit am Tage , das Weibchen die ganze Nacht hin- durch auf dem Neste. Beim Strauss brütet das Weibchen nur die erste Zeit, später werden die Rollen gewechselt, und das Männchen übernimmt das Brut- geschäft vornehmlich zur Nachtzeit fast ausschliesslich. Auffallend ist das Verhalten zahlreicher Kukuke, insbesondere unseres einheimischen Kukuks (auch dos Trupials), welcher Nestbau und Brutpflege anderen Vögeln überlässt und seine kleinen Eier einzeln in Intervallen von etwa 8 zu 8 Tagen dem Eier- gelege verschiedener Singvögel unterschiebt. Möglicherweise dürfte diese selt- same Eigenthümlichkeit aus der Ernährungsart, vielleicht im Zusammenhang mit der langsamen Reife der Eidotter im Ovarium, Erklärung finden. Die Pflege und Auffütterung der Jungen fällt meist ausschliesslich oder doch vorwiegend dem weiblichen Vogel, dagegen nehmen beide Eltern gleichen Antheil an dern Schutze und an der Vertheidigung der Brut gar oft in der muthigsten Weise und selbst mit Aufopferung ihres eigenen Lebens. Auch nach ihrem Ausfliegen bleiben die Jungen noch lange unter Schutz und Pflege der Eltern, sie werden zur Bewegung angehalten, in Sprache und Gesang unterrichtet, zum Fluge und Auffinden der Nahrung angeleitet. In den kalten und gemässigten Gegenden brüten die Vögel gewöhnlich nur einmal im Jahre zur Frühlingszeit, bei vielen und namentlich den kleinern Singvögeln folgt indess noch im Sommer eine zweite Brut nach , in den heissen Klimaten dagegen wiederholen sich die Brüten in grösserer Zahl. Von den Thätigkeiten abgesehen , welche auf die Fortpflanzung Bezug haben, äussert sich der Instinkt der Vögel vornehmlich im Spätsommer und Herbst als ein Trieb zur Wanderung *) und noch räthselhafter als zuverlässiger Führer auf der Wanderschaft. Nur wenige Vögel der kälteren und gemässigten Regionen halten im Winter an ihrem Brutorte aus und vermögen dem gesteigerten Bedürfnisse des Wärmeschutzes durch reichliche Nahrungszufuhr zu genügen (Steinadler, Eulen, Raben, Elstern, Spechte, Zaunkönige, Meisen, Waldhühner etc.) 1) Vergl. Fritsch, Normale Zeiten für den Zug der Vögel. Denkschr. der K. K. Akad. der Wissensch. Wien. 1874. Palmen, Ueber die Zugstrassen der Vögel. Leipzig. 1876. Zugvögel. 347 Viele streichen ihrer Nahrung halber in grössern und kleinern Kreisen umher, fliegen von nördlichen Bergabhängen auf südliche und sonnige Höhen (Drosseln, Berg- und Edelfinken, aus den Wäldern in die Gärten (Spechte), bei Schneefall aus dem Felde in die Strassen (Goldammer, Finken, Haubenlerche) und Gehöfte (Sperling) , andere unternehmen weite Wanderungen je nach der Strenge des Winters in nähere oder entferntere Gegenden, ohne einen regelmässigen Zug zu haben (Leinfmken , Zeissige , Seidenschwänze). Noch grösser aber ist die Zahl der Zugvögel, welche noch vor Eintritt der kalten und nahrungsarmen Jahreszeit von einem wunderbaren Drange zur Abreise ergriffen , früher oder später aus nördlichen Klimaten in gemässigte, aus diesen in südliche Gegenden fliegen. Die europäischen Zugvögel haben ihre Winterherberge vorherrschend in den Küstenländern des Mittelmeeres bis in das tropische Afrika hinein. Die Zugvögel der westlichen Halbkugel wandern südostwärts. Nach Vollendung des Brutgeschäftes und der Erziehung der Jungen beginnt der Zug. Zahlreiche Arten versammeln sich in Schaaren und üben sich vorher hoch in den Lüften im Flug, sie ziehen zu grossen Gesellschaften vereint wie die Wandertauben, Schwalben und Störche, Dohlen, Krähen und Staare, Wildgänse und Kraniche, zuweilen wie die letztern in der Anordnung eines Keils, selten fliegen männliche und weibliche Schwärme getrennt, andere wandern vereinzelt (Schnepfen) oder paarweise, hn Allgemeinen ist die Zeit der Abreise für die einzelnen Arten eine bestimmte, wenngleich sie durch besondere Umstände früher oder später eintreten kann. Zuerst mit Anfang August verlassen uns die Mauersegler, dann folgen Kukuke, Pirole, Blaukehlchen, Würger, Wachteln u. A. Anfangs September ziehen zahlreiche Singvögel, unter ihnen Nachtigall und Grasmücke, später die Schwalben, zahlreiche Enten und Raubvögel ab, im Oktober ver- lassen uns Bachstelzen, Rothkehlchen und Lerchen, Singdrosseln und Amseln, Sperber und Bussarde, Schnepfen, Wasserhühner und Gänse. Dagegen rücken zu dieser Zeit eine Anzahl nördlicher Vögel zur Ueberwinterung ein, z. B. der rauhfüssige Bussard, Wasserpieper, Goldhähnchen, Enten, Möven etc., und noch im November und December kommen Schwärme von Saatkrähen und durch- ziehenden Saatgänsen an. Die Richtung des durch Gegenwind beförderten Zuges ist vorherrschend südwestlich, wird aber durch den Lauf der Flüsse und die Lage der Thäler vielfach verändert. Viele Vögel insbesondere die starken und vorzüglichen Flieger ziehen am Tage mit Unterbrechung der Mittagsstunden, andere wie die Eulen und schwache schutzbedürftige Tagvögel benutzen die Nacht, einige ziehen nach Umständen am Tage oder zur Nachtzeit, Schwimm- * Vögel (Taucher, Säger, Cormorane) legen wohl regelmässig einen Theil der Reise schwimmend , gute Läufer, (Rohrhühner, Wachtelkönig) laufend zurück. Gegen Ende des Winters und im Verlaufe des Frühlings kehren die Vögel von ihrem Winteraufenthalte in die Heimath zurück, durchschnittlich in umgekehrter Reihenfolge ihres Abzugs ; die Zugvögel , welche im Herbst am längsten aus- halten, sind die ersten Boten des nahenden Frühlings. Merkwürdigerweise finden sie ihre alten Wohnplälze und Brutorte wieder und nehmen nicht selten von ihrem vorjährigen Neste von Neuem Besitz (Storch, Staar, Schwalbe etc.). Endlich dürfte hervorzuheben sein, dass zuweilen auf der Wanderung begriffene Vögel in ferne Gegenden verschlagen werden , grosse Seevögel wurden mitten 348 Vögel. Verbreitung. Fossile Reste. System. auf dem Festland, der Riesensturmvogel auf dem Rhein angetroffen, Bewohner Amerika's verflogen sich nach Europa (Helgoland), Vögel aus den Sandwüsten Afrika's wie der isabellfarbene Läufer und das Flughuhn nach Deutschland. Neuerdings hat besonders das Auftreten des kirghisischen Steppenhuhns {Syrrhaptes paraäoxus) in den Niederungen Norddeutschlands und auf den Dünen einiger hiseln (Borkum, Helgoland) Aufsehen erregt. Zum wiederholten Maie sind grössere und kleinere Schwärme dieses Steppenbewohners in Deutsch- land, Holland und Frankreich angetroffen, vielleicht durch die grosse Dürre der Vegetation und in Folge des Austrocknens von Quellen und Lachen aus ihrem Heimathsland vertrieben. Die geographische Verbreitung der Vögel erscheint im Zusammenhange mit der leichten und raschen Ortsveränderung minder scharf begrenzt als bei andern Thierklassen. humerhin haben die einzelnen Klimate ihre Gharacter- vögel: In den kalten Regionen treten nur spärliche Landvögel, vornehmlich Körnerfressor iiuf{Frin(jilla, Emherisa, Tetrao), dagegen herrschen die Schwimm- vögel in ungewöhnlicher Masse vor. Die Alken und Taucher gehören der nörd- lichen, die Pinguine der südlichen kalten Zone an. In den heiäsen Gegenden ist die Zahl der Körnerfresser und hisektenvögel am reichsten vertreten, Raub- vögel finden sich überall verbreitet, die Aasvögel dagegen gehören fast aus- schliesslich den wärmern und heissen Klimaten an. Für die geologische Geschichte dieser Glasse liegt nur ein sehr spärliches Material vor. Als eine den Stammformen der Vögel verwandte Sauriergruppe dürfte man mit Huxley die OrnUhoscelidcn betrachten, Formen wie Conq)- socjiialhus aus dem obern Jura und llypsüophodun mit Vogelbecken und Fuss. Von dem fiederschwänzigen Archaeopteryx lithographica des Jura abgesehen, gehören die ältesten Reste von Schwimm- und Sumpfvögeln der Kreide an. In dieser Formation hat man sehr auffallende Typen mit bezahnten Kiefern (obere Kreide, Felsengebirge) gefunden und nach Marsh als Odontornithen bezeichnet {Ichtliyornis dispar, Hespcrornis reyalis, letzteren mit rudimentären Flügeln). In der Tertiärzeit werden zwar die Ueberreste häufiger, sind indessen für eine nähere Bestimmung unzureichend, dagegen treten im Diluvium zahl- reiche Typen jetzt lebender Nesthocker sowie merkwürdige Riesenformen auf, von denen einzelne nachweisbar in historischer Zeit ausgestorben sind {Falae- oniis, Dinornis, Palapteryx, Didus). Besondere Schwierigkeiten bietet die Systematik der Vögel. Linne unter- schied 6 Ordnungen als Raubvögel {Accipitres), Raben (Picue), Schwimmvögel^ {Ansercs), Laufvögel {Grullae), Hühner {GaUinac), Sperlingsvögel {rankeres), während C u v i e r die Picae zu der Ordnung der Klettervögel oder Scansores erweiterte. Später sind von den zahlreichen Ornithologen eine Menge von Veränderungen versucht; es wurden eine Reihe von Systemen mit vermehrter Zahl der Ordnungen aufgestellt. Mit Recht trennte man die Strausse und Ver- wandte, während die Spaltung der Passeres in Clamatores und Oscines minder durchführbar erscheinen möchte. Von anderen wurden auch die Tauben und Papageien als Ordnung gesondert. In neuester Zeit hat Huxley die Zahl der Hauptgruppen auf Grund osteologischer und anatomischer Gesichtspunkte auf 1. Ordnung. Nafatores. 349 3 reducirt, von denen die erste die fiederschwänzigen Vögel, Saururae ^) ^ auf die fossile Gattung Arcliaeoptf^ryx gegründet ist. Indessen entfernen sich diese soweit von den jetzt lebenden Vögeln, dass sie mindestens als Unterklasse diesen gegenüber gestellt werden dürften, welche man zunächst in die beiden Huxley'- schen Gruppen der Ratitae und Carinafae spalten könnte. Die erstem um- fassen die büschelschwänzigen Laufvögel {Cursores) und haben im Zusammen- hang mit der Rückbildung ihrer Flugmuskulatur ein flaches der Grista ent- behrendes Sternum. Ihre Federn entbehren der festen Vereinigung der Strahlen zu einer Fahne. Die Carinatae dagegen zeichnen sich durch den Besitz eines starken nur bei Strigops rudimentären Brustbeinkanmies und von festen Schwung- und Steuerfedern aus. 1. Ordnung. ISTatatores, Sdiwimmvögel. Wasservögcl mit hursen oft tveit nach hinten gerückten Beinen, mit Schwimm- oder Ihiderfüssen. Die Körpergestalt der Schwimmvögel, welche ihrer Ernährung ent- sprechend auf das Wasser angewiesen sind, variirt ausserordentlich je nach der besonderen Anpassung an den Wasseraufenthalt. Alle besitzen ein dichtes fest anliegendes Gefieder, eine sehr reiche und warme Dunenbekleidung und eine grosse zum Einölen dienende Bürzeldrüse. Der Hals ist überall lang, die Beine sind dagegen kurz, weit nach hinten gerückt und meist bis zur Fussbeuge befiedert, sie enden entweder mit ganzen oder gespaltenen Schwimm- oder Ruderfüssen. Alle schwimmen vortrefflich , bewegen sich dagegen bei der Kürze und hintern Stellung der Beine meist schwerfällig auf dem Lande; viele besitzen aber ein ausgezeichnetes und andauerndes Flugvermögen, während andere ganz und gar flugunfähig, fast ausschliesslich an das Wasser gebannt sind. Selten sind die Beine enorm verlängert wie bei den zu den Stelzvögeln hinführenden Flamingos. Die Bildung der Flügel erscheint demnach einem grossen Wechsel unterworfen. Während dieselben im letztern Falle auf kurze Ruderstummel mit schuppenartigen Federn ohne Schwungfedern reducirt sind, treten andererseits die längsten und besten Flügel mit sehr zahlreichen Arm- schwingen gerade in dieser Gruppe auf. Derartige Vögel bringen den grössten Theil ihres Lebens in der Luft zu. Auch tauchen die meisten mit grossem Geschick, indem sie aus der Luft im Stosse herabschiessen (Siosstaucher), oder beim Schwimmen plötzlich in die Tiefe des Wassers rudern {Schwimmtaucher). 1) Fih* diese an die Reptiliengattung Compsoe/nathus (Ornithoscelida) anschliessende Gruppe ist in erster Linie der Besitz eines körpei'langen Schwanztbeils der Wirbelsäule, an welchem die Federn fiederständig angeordnet waren, charakteristisch. Da die Metatarsalstücke nicht anchylosiren , kommt es nicht zur Bildung eines wahren Vogel- laufes. Leider ist die Beschaffenheit des Schädels und der Kiefer im Dunkeln geblieben, da diese Theile an dem einzigen bekannt gewordenen und unvollständigen Abdruck des Sohlenhofer Schiefers fehlen. Archaeopteryx H. v. M. , A. lithographica H. v. M. Vergl. ausser H. v. Meyer in der Palaeontographica. T. X und A. Wagner in den Sitzungsberichten der Münchener Academie. 1861: R. Owen, On the Archaeopteryx etc. Phil. Trausuct. 1863. 350 Impennes. Je vollkommener diese Fähigkeiten ausgebildet sind, um so mehr erscheinen die Füsse verkürzt und dem hintern Leibesende genähert, um so schwerfälliger muss die Bewegung des fast senkrecht gestellten Rumpfes auf dem Lande werden. Eben so verschieden als die Bildung der Flügel ist die Gestalt des Schnabels, der bald hoch gewölbt und mit schneidenden Rändern bewaffnet ist, bald flach und breit, bald verlängert und zugespitzt erscheint. Hiernach wechselt auch die Art der Ernährung, im erstem Falle haben wir es mit Raubvögeln zu thun, die besonders Fische erbeuten , im letztern mit Vögeln, welche von Würmern und kleinern Wasserthieren , aber auch von Fischen leben. Die Schwimmvögel mit breitem weichhäutigen Schnabel gründein im Schlamme und nähren sich ausser von Würmern und kleinern Wasserthieren auch von Sämereien und Pflanzenstoffen. Die Schwimmvögel leben gesellig, aber in Monogamie und halten sich in grossen Schaaren an den Meeresküsten oder auf den Binnen- gewässern , zum Theil aber auch auf der hohen See in weiter Entfernung von den Küsten auf Sie sind grossentheils Strich- und Zugvögel, nisten in der Nähe des Wassers oft auf gemeinschaftlichen Brutplätzen und legen Eier in ver- schiedener Zahl entweder unmittelbar auf den Boden, oder in Löchern oder in einfachen kunstlosen Nestern ab. Viele sind für den Haushalt des Menschen theils wegen der Dunen und des Pelzes, theils wegen der als Dünger benutzten Excremente (Guano) ausserordentlich wichtig. 1. Fam. Impennes, Pinguine. Vögel von fast walzenförmigem Körper, mit dünnem Hals und kleinem Kopf. Die Flügel bleiben kurze Stummel, entbehren der Schwung- federn und sind flossenähnlich mit kleinen schuppenartigen Federn bedeckt. Der Schwanz ist kurz und enthält schmale steife Federn. Die Befiederung bildet einen äusserst dichten wärraeschützenden Pelz, welcher im Vereine mit der subcutanen Fettbildung auf das Leben dieser Thiere in kalten Regionen hinweist. Der Schnabel ist sehr kräftig, scharfkantig, vorn etwas gebogen, mit gerader oder schiefer Nasenfurche. Die kurzen Schwimmfüsse besitzen eine verkümmerte nach vorn gerichtete Hinterzehe und sind so weit nach hinten gerückt, dass der Körper auf dem Lande fast senkrecht getragen werden muss. Diese auffallende Kürze und Stellung der Beine theilen die Pinguine mit den Alken und Tauchern und werden desshalb auch häufig mit diesen als »Steiss- füssler« vereinigt. Sie fliegen gar nicht, können sich nur sehr schwerfällig auf dem Lande bewegen , wobei ihnen der kurze steife Schwanz als Stütze dient ; im Wasser, ihrem eigentlichen Elemente, sinken sie tief bis zum Halse ein, schwimmen und rudern mit bewunderungswürdigem Geschick und sind vorzügliche Schwimmtaucher. Diese Vögel leben gesellig in den kältern Meeren der südlichen Halbkugel, haben an den Küsten, besonders auf den Inseln des stillen Oceans, ihre Brutplätze und stehen hier zur Brut- zeit in aufrechter Haltung und in langen Reihen — sog. Schulen — geordnet. Sie legen in einer Erdvertiefung nur ein Ei ab, welches sie in aufrechter Stellung bebrüten, aber auch zwischen den Beinen im Federpelze mit sich forttragen können. Beide Ge- schlechter betheiligen sich am Brutgeschäfte. Aptenodytes Forst. Schnabel länger als der Schädel, dünn und gerade, an der Spitze gekrümmt. Oberkiefer in ganzer Länge gefurcht. A. patagonica Forst., Königs- taucher. Spheniscus Briss. Schnabel kürzer als der Kopf, comprimirt, unregelmässig quer gefurcht, mit nach innen umgebogenen Rändern. S. demersus L , Brillentaucher, Süd- afrika und Amerika. Eudyptes Viell. Schnabel an der Wurzel comprimirt, schief gefurcht, mit hakig gebogener Spitze und Federbusch. E. chrysocoma L., Südsee, Patagonien, schnellt sich als Sprungtaucher aus dem Wasser hervor. Alcidae. Colymbidae. 351 2. Fam. Alcidae, Alken. Unterscheiden sich von den Pinguinen vorzugsweise durch die Flügel, welche zwar noch kurz und stark ausgebogen zum Fluge wenig taug- lich erscheinen, aber bereits kleine Schwungfedern entwickeln. Die Beine sind ein wenig mehr nach vorn gerückt, so dass der Körper in schiefer Richtung getragen wird. Die Schwimmfüsse mit rudimentärer oder ohne Hinterzehe. Der Schnabel ist meist hoch und stark , mehr oder minder comprimirt und oft eigenthümlich gefurcht und hakig gebogen. Sie leben gesellig in grossen Schaaren in den nördlichen Polarmeeren, schwimmen und tauchen geschickt, fliegen wenn auch schwerfällig und haben ihi-e ge- meinsamen Brutplätze an den Küsten (Vogelberge) , wo sie ihre Eier einzeln in Erd- löchern oder Nestern ablegen und die ausschlüpfenden Jungen auffüttern. Viele ziehen im Winter in die gemässigten Gegenden. Es sind unbehülfliche leicht zu erjagende Vögel, welche ihres Pelzes und der Eier, weniger des thranigen Fleisches halber er- beutet werden. Alca L. Schnabel mittellang, stark comprimirt, mit gekielter Firste, hakiger Spitze und queren Gruben. Schwanz zugespitzt, kurz, mit 12 Federn. A. impennis L., Riesenalk. Flügel verkümmert, flugunfähig. Schnabel von der Wurzel zur Spitze sanft gekrümmt. Lebte noch am Anfange dieses Jahrhundei'ts auf Island imd Grönland, scheint gegenwärtig aber ausgerottet. In den »Küchenabfällen« Dänemarks Knochenreste häufig. A. torda L. , Tordalk, flugfähig. Lebt mit den Lummen an gleichen Oertlichkeiten im hohen Norden, wo er auf den »Vogelbergen« brütet, besucht im Winter Norwegen und selbst die Nord- und Ostseeküste. Mormon 111., Papageitaucher. Schnabel kurz, fast so hoch als lang, mit stark ge- krümmter Firste, quer gefurchten Seiten und wulstig verdickter Wachshaut. Füsse 3zehig. M. arcticus 111. (fratercula Temm.J, Larventaucher. Oberes Augenlid mit stumpfem schwieligen Fortsatz. Arktisch. M. (Cheniscus) Lunda Pall. Ueber dem Augenlid ein Büschel verlängerter Federn, Nordmeere und Eismeer. Phaleris Temm., Schmucktaucher. Schnabel kurz comprimirt, ohne wulstig ver- dickte Wachshaut, mit gebogenen Rändern. Kopf zuweilen mit Federbüschel. Flügel mittellang, spitz. Ph, (Tyloramphus) cristatella Stell., Nordostasien und Nordwestamerika. Ph. psütacula Pall. Mergulus Viell. {Arctica Moehr.), Alk-lumme. Schnabel kurz, dick, oben gewölbt, aber kaum comprimirt, ohne Querfurchen, mit scharfem Einschnitt vor der Spitze. Nasenlöcher eirund mit grosser Deckhaut. M. alle L., Krabbentaucher, Spitzbergen, Grönland, im Winter weiter südlich (Helgoland). Uria Lath., Lumme. Schnabel lang und gerade, wenig comprimirt, mit sanft ge- wölbter Firste. Flügel relativ lang, erste Schwinge am längsten. Fuss langzehig. Bewohner des nördlichen Eismeeres, wichtiges Nahrungsmittel. U. trolle Lath., dumme Lumme. U. grylle Cuv., Teiste, Grylllumme. Sämmtlich gemein an den Küsten der nördlichen Meere, wandern im Winter weiter südlich und kommen auch an die deutschen Küsten, legen 2 Eier. 3. Fam. Colymbidae, Taucher. Der walzenförmige gestreckte Körper besitzt einen runden Kopf mit comprimirtem, spitzem geraden Schnabel, wird von kurzen weit nach hinten gerückten Beinen getragen und endet mit kurzem verkümmerten Schwanz, Der frei vor- stehende Lauf ist seitlich stark comprimirt und bildet vorn und hinten schneidende Firsten. Die Füsse sind Schwimmfüsse, stets mit häutig gesäumter Hinterzehe, im letztern Falle mit breiten glatten Nägeln. Die Flügel bleiben zwar kurz und stumpf, gestatten aber immer- hin einen raschen wenn auch nicht andauernden Flug. Auf dem Lande dagegen können sich diese Vögel nur unbeholfen unter ziemlich aufrechter Haltung des Körpers bewegen, zumal ihnen im Schwänze oft die steifen Steuerfedern fehlen. Um so vollendeter aber ist die Fertigkeit ihrer Bewegungen im Wasser, sie schwimmen vortrefflich und tauchen mit angelegten Flügeln, theils um drohender Gefahr zu entgehen, theils der Nahrung halber, die aus Gewürm, Fischen und kleinen Batrachiern, auch wohl Pflanzen besteht. Sie bauen auf dem Wasser ein künstlich geflochtenes schwimmendes Nest, in welches 352 Lamellirostres. nur wenige Eier abgelegt werden. Sie bewohnen paarweise sowohl die Meere als die Binnengewässer der gemässigten Zone und wählen sich einen wärmern Aufenthalt für den Winter. Ihr dichter Pelz ist sehr geschätzt. Fodiceps Lath. Kopf mit Federhaube geschmückt, Zehen gelappt, gespaltene Schwimmfüsse. Zügelgegend nackt. Schwanz auf ein Büschel zerschlissener Federn roducirt. P. cristatus L., der grosse Haubentaucher, auf allen Binnenseen Deutschlands, in Europa und Nordamerika, mit Kragen und doppeltem Kopfbüschel. P. subcristatus Bechst. , mit rothbraunem Hals und schwarzer Haube. P. minor Gm., auritus Gm., cornutus Gm. Colymbus L., Seetaucher. Mit Schwimmfüssen, kurzem Schwanz und ganzrandiger Hinterfirste des Laufes. Bewohnen die nördlichen Meere, brüten aber auf Binnengewässern und überwintern in gemässigten Gegenden. C. (Eiidytes) arcticus, septentrionalis , gla- cialis L., Eistaucher. 4. Fam. Lamellirostres, Siebschnäbler. Mit breitem, am Grunde hohen Schnabel, welcher von einer weichen nervenreichen Haut bekleidet an den Rändern durch Quer- blättchen wie gezähnelt erscheint und mit einer nagelartigen Kuppe endet. Die Quer- blätter stellen eine Art Sieb her, durch welches beim Gründein im Schlamme kleine Würmer und Schnecken zurückgehalten werden, während das Wasser abfliesst. Dem Schnabel entsprechend ist die grosse fleischige am Rande gefranste Zunge zum Seihen eingerichtet. Der Körper der Enten ist meist gedrungen, schwerfällig, mit weichem lebhaft gefärbten Gefieder bekleidet und zur Fettbildung geneigt. Der Hals lang und frei beweglich. Die Flügel erreichen eine massige Länge, tragen kräftige Schwungfedern und überragen niemals den kurzen Schwanz. Die Füsse sind Schwimmfüsse mit rudi- mentärer, bald nackter, bald häutig umsäumter Hinterzehe. Die Thiere bewohnen vor- zugsweise die Binnengewässer , schwimmen und tauchen vorzüglich , gründein häufig in senkrechter Stellung nach unten gekehrt und fliegen auch andauernd und gut, während sie sich auf dem Lande nur schwerfällig bewegen. Ihre Nahrung besteht sowohl aus Insekten , Würmern und Mollusken , als aus Blättern und Sämereien. Ihre geistigen Fähigkeiten stellen sie am höchsten unter den Wasservögeln. Das Weibchen baut ein kunst- loses Nest am Rande oder in der Nähe des Wassers, auch in Baum- und Felsenhöhlen, kleidet dasselbe mit Dunen aus und brütet die zahlreichen Eier ohne Hülfe des Männchens. Die ausgeschlüpften Jungen verlassen das Nest sogleich und schwimmen mit der Mutter umher. Sie leben gesellig in grossen Schaaren meist in den nordischen und gemässigten Ländern und überwintern als Zugvögel in den gemässigten und wär- mern Gegenden. Phoenicoptenis L. Schnabel in der Mitte geknickt, mit niedrigen dicht gestellten Lamellen. Unterschnabel hoch, Oberschnabel flach. Beine sehr lang mit kurzer Hinter- zehe und ganzen Schwimmhäuten. Ph. antiquorum L., Flamingo, Nordafrika. Cygnus L. , Schwan. Mit sehr langem Hals und wohl entwickelten Blättchen am Rande des breiten mindestens kopflangen Schnabels, mit nackter von der Wachshaut bekleideten Zügelgegend. Hinterzehe ohne Hautsaum. Schwimmen gut und gründein, gehen aber schlecht auf dem Lande. C. olor L. , der Höckerschwan , mit schwarzem Höcker an der Basis des rothen Oberschnabels, im Norden Europas. C. musicus Bechst., Singschwan, mit langer gewundener Luftröhre im hohlen Kamm des Brustbeins, in den nördlichen gemässigten und kalten Gegenden. Andere Arten in Südamerika und Neu- holland. Anser L. , Gans. Schnabel kopflang, am Grunde hoch, vorn verschmälert mit breitem Nagel. Querblättchen oben einreihig, unvollkommen. Beine massig lang, minder weit nach hinten gerückt. Die Gänse laufen besser als die Enten, schwimmen dagegen weniger und haben eine kürzere Schwimmhaut. Sie tauchen auch nicht, nähren sich mehr von Pflanzenkost und entbehren der so aufiallenden Geschlechtsverschiedenheiten, wie wir sie am Hochzeitskleide der Enten antreff"en. A. cinereus Meyer, Graugans, ist die Stammart der zahmen Hausgans und gehört dem nördlichen Europa an, A. hyper- Steganopodes. 353 boreus L. , Schnee- oder Polargans , nistet im hohen Norden. A. segetum L. , Saatgans, mit raschem Fhige, brütet im Norden und erscheint bei uns im Frühjahr und Herbste auf dem Durchzuge. A. albifrons L. , Lachgans. Bernicla brenta Steph. B. torqtiata Boie, Ringelgans. Cereopsis novae HoUandiae Lath. CJienalopex aegyptiacus Eyt. Alias L., Ente. Die Füsse niedriger und weit nach hinten gerückt, der Hals kurz, der Schnabel vorn flach und breit, mit kleinem Nagel und Querlamellen am Rande des übergreifenden Oberkiefers versehen. Im männlichen Geschlechte ist die Färbung des Gefieders lebhafter und durch den metallischen »Spiegel« ausgezeichnet. Die Hinterzehe bald mit, bald ohne Hautsaum, im erstem Falle tauchen die Enten gut. Hinterzehen ohne Hautsaum : Anatinae. A. ( Aix ) sponsa Boie , Nordamerika. A. boschas L., Stockente. Stamraart der mannichfach abändernden Hausente. A. [Tadorna) tadorna L. , Brandente. A. Penelope L. , Pfeifente. Anas strepera L. , Schnatterente. A. acuta L., Spiessente. A. querquedula L., Kneckente. A. moschata Flem. A. crecca L. , Krieckente. A. (Spatula) clypeata Boie, Löffelente. Die hintere Zehe ist umsäumt : Fuligulinae. A. (Somateria) mollissima L., Eider- ente, am Meere im Norden, wegen der Dunen geschätzt. A. (Oidemia) nigra L., Trauer- ente. A.fusca L., Sammetente. A. spectabilis L., Königsente. A. [Fuligula) marila L., Bergente. A. ferina L., Tafelente. A. fuligula L., Reiherente. A. rufina Br. , Kolben- ente. A. iClangula) clangula L. , Schnellente. A. (Harelda) gJacialis L. , Eisente. A. histriotiica L. Erismatura leucocephala Eyt. Mergus L., Säger. Körperform zwischen Ente und Scharbe. Der gerade und schmale Schnabel ist an seinen Rändern bezahnt und greift vorn mit hakiger Kuppe über. Die Federn am Scheitel haubenartig gestellt. Lauf stark comprimirt, die hintere Zehe des Fusses umsäumt. Fliegen geschickt und klettern gut, nähren sich von Fischen. Brüten im Norden uud besuchen im Winter gemässigte Gegenden. M. merganser L., serrator L., albellus L. 5. Fam. Steganopodes '), Ruderfüsser. Grosse Schwimmvögel von gestreckter Körperform, mit kleinem Kopf, wohl entwickelten oft langen und spitzen Flügeln und mit Ruderfüssen. Der lange Schnabel variirt in seiner Form ungemein, besitzt aber fast immer Seitenfurchen , durch welche die Firste des Oberschnabels von den Seitentheilen abgesetzt wird. In diesen Furchen liegen die kleinen Nasenlöcher. Bald endet der Schnabel mit hakiger Spitze , in andern Fällen scharf gekielt oder flach , mehr oder minder löffelförmig. Dann kann sich die Haut zwischen den Unterkieferästen zu einem umfangreichen Sacke zur Aufnahme der Beute erweitern. Viele haben nackte Haut- stellen an Kehle und Augengegend. Die Beine rücken mehr nach der Mitte des Leibes vor und gewähren dem Körper schon einen sichern Gang. Sie besitzen trotz der Körpergrösse ein gutes andauerndes Flugvermögen und entfernen sich zuweilen viele Meilen von den Küsten des Meeres. Sie nähren sich von Fischen , die sie im Stosse tauchend erbeuten und legen auf Felsen oder Bäumen ein kunstloses Nest an (mit 1 oder 2 Eiern), in welchem die Jungen als Nesthocker noch eine Zeitlang gefüttert werden. Pelecanus L., Pelican, Kropfgans. Hals lang, Schnabel flach und lang, mit hakiger Spitze und mit Kehlsack zwischen den weit gespaltenen Unterkieferästen , die Zunge klein und verkümmert, die Pneumacität der Knochen und der Haut in hohem Grade entwickelt. P. onocrotalus L., Pelikan, hat in Afrika, Westasien und im südöstlichen Europa seine Heimath, liebt die Mündungen grosser Ströme und seichte Buchten des Meeres und wandert sehr unregelmässig, verirrt sich auch gelegentlich nach Deutsch- land. P. crispus Bruch. , P. minor Rüpp. Hahaeus 111. {Graculus Gray), Scharbe. Mit massig langem comprimirten, vorn hakenförmig umgebogenem Schnabel, abgerundetem Schwanz und stark bekrallten 1) J. F. Brandt, Beiträge zur Naturgeschichte der Vögel. Mem. de l'Acad. de St. Petersburg. 6 Ser. Tom. 5. Claus, Zoologie. 4. Auflage. Tom. 11. 23 354 Laridae. Procellaridae. Schwimtufüssen. Kehle nackt. Lauf sehr kurz, coiuprimirt, Zehen lang. H. carba Dumt., Cormoran. H. cristatus Gould. , Krähenscharbe, Europa, Asien. Taehypetes Vieill. Schnabel sehr lang, mit scharfer hakiger Spitze. Kopf ganz befiedert. Flügel und Schwanz sehr lang, letzterer tief gegabelt. Lauf kurz, bis zu den Zehen befiedert, diese mit stark ausgeschweifter halber Schwimmhaut. 1\ aquila L. , Fregattvogel. Sula Briss. Kopf nackt mit langem geraden, an der Spitze wenig herabgekrümmtem Schnabel mit massigem Kehlsack. Flügel sehr lang. Schwanz keilförmig zugespitzt. S. bassana (alba) L. , Tölpel, Nordeuropa. Plotus L. Der lange Schnabel mit gesägten Rändern ohne Spur eines Hakens. Zügel und Kehle nackt. Hals dünn und sehr lang. Schwanz abgerundet. F. anhinga L., Schlangenhaisvogel, Gewässer Mittelamerikas. P. Vaillantii Temm., Südafrika u. a.A. Phacton L. Kopf ganz befiedert, mit langem geradspitzigen, an den eingezogenen Rändern gesägtem Schnabel. Schwanz kurz mit 2 sehr langen Federn. Ph. aethereiis L., Ph. phoenicurus Gm., Tropikvogel. Beide in den tropischen Theilen des indischen Oceans. 6. Fam. Laridae, Möven. Leichtgebaute Schwalben- oder Tauben - ähnliche Schwimmvögel mit langen spitzen Flügeln und oft gabiigem Schwanz, verhältnissmässig hohen dreizehigen Schwimmfüssen und freier Hinterzehe. Der gradgestreckte und com- primirte Schnabel endet mit scharfer Spitze oder hakenförmig umgebogener Kuppe, Nasenlöcher spaltförmig. Ihre langen spitzen Flügel befähigen sie wie die Sturmvögel, mit denen sie oft als ■»Longipennes« vereinigt werden , zu einem schnellen und aus- dauernden Fluge. Sie ernähren sich besonders von Fischen und verschiedenen Wasser- thieren, die sie theils schwimmend, theils als Stosstaucher erbeuten, oder wie die Raub- möven anderen schwächern Möven abjagen und halten sich besonders in der Nähe der Küsten auf, fliegen aber auch weit ins Festland hinauf und besuchen nicht selten fisch- reiche Binnengewässer. Die Färbung des Gefieders variirt nach dem Alter und der Jahreszeit, ist jedoch im ausgewachsenen Zustand überall weiss mit schwarz oder rauch- braun gemischt. Sie nisten in grossen Gesellschaften am Ufer, legen in Vertiefungen oder kunstlosen Nestern meist 2 bis 4 Eier ab, erhalten zu dieser Zeit Brutflecken, brüten abwechselnd in beiden Geschlechtern und füttern die Jungen noch lange Zeit nach deren Ausschlüpfen. Sind meist Strich- und Zugvögel und haben theilweise eine doppelte Mauser. Sterna L. , Seeschwalbe. Der lange Schnabel mit sanft gebogener Firste, ohne Haken. Läufe lang. Füsse mit ausgerandeten Schwimmhäuten. Schwanz schwalben- ähnlich, gabiig ausgeschnitten. St. hirundo L. , minuta L. , caspica Fall., nigra Briss., anglka Temm. u. a. A. Hydrochelidon fissipes Gray. , Anotis stolidus Leach. Larus L., Möwe. Von kräftigem Körperbau und bedeutenderer Grösse, mit stär- kerem hakig gebogenen Schnabel und gerade abgeschnittenem Schwanz. L. minutus Pall., Zwergmöve. L. ridibundiis L. , Lachmöve. L. canus L. , Sturmmöve. L. argen- tatus Brunn, , Silbermöve. L. fuscus L. , Heringsmöve. L. marinus L. , Mantelmöve. L. tridactylus L., dreizehige Möve. Lestris 111., Raubmöve. Der kräftige Schnabel ist an der Wurzel von einer Wachs- haut umgeben und an der Spitze hakig gebogen. Sind schlechte Stosstaucher, leben hoch im Norden von Eiern und jungen Vögeln und jagen andern Möven die Beute ab. L. catarractes L. L. parasitica L., Norddeutsche Küsten. L. crepidata Br., Art. Meer. Bhynchops L. , Scheerenschnabel. Mit hohem stark comprimirten Schnabel, an welchem der messerförmige Unterschnabel weit vor dein gefurchten Oberschnabel vor- steht. Schwanz gabiig. JB. nigra L., Tropen. 7. Fam. Procellaridae, Sturmvögel. Mövenähnliche Vögel mit Rostrum compo- situm. Der langgestreckte starke Schnabel ist an der Spitze hakig gebogen und sowohl durch die tiefe Furche, welche Kuppe und Dille von den Seitentheilen des Schnabels trennen, als durch röhrige Aufsätze der Nasenöffnungen ausgezeichnet. An den Schwimm- 2. Ordnung. Grallatores. 355 fassen fehlt die Hinterzehe ganz oder ist auf einen Nagel tragenden Stummel reducirt. Die Sturmvögel sind wahre pelagische Vögel, welche sich bei grosser Leichtigkeit und Ausdauer des Fluges weit vom Lande entfernen und theilweise im tobenden Sturm auf der Oberfläche der hochgehenden Wellen flatternd, Beute zu erwerben im Stande sind. Dann zeigen sie sich oft in der Nähe der Schiffe. Dagegen tauchen nur wenige Arten. Zu gemeinsamen Brutplätzen wählen sie klippige und felsige Küsten , auf denen das Woibhen ein Ei ablegt und mit dem Männchen abwechselnd brütet. Die Jungen werden noch eine Zeit lang gefüttert. Diomedea L. Schnabel länger als der Kopf, am Ende hakig gebogen. Nasenlöcher seitlich an der Schnabelbasis auf kurzen Röhren. Hintorzehe fehlt. D. exulans L., Albatros, südl. Meere. D. chlor orhynchus Lath. , Gap. ProceJlaria L. Schnabel nicht so lang als der Kopf. Nasenlöcher auf der Basis der Firste am Ende einer gemeinsamen Röhre. Rudimentäre Hinterzehe vorhanden. P. {Fuhnarus) glacialis L. , Eissturmvogel , vom Arkt. Meer bis zu den norddeutschen Küsten. Pr. (Daption) capensis Leach. , Pr. (Ossifraga) gigantea Gm., Antarkt. Meer. Prion Lac, P. Banl:si Gould. u. a. G. Thalassidroma Vig. Schnabel kurz, nach vorn verschmälert, ohne Zähne. Th. pelagica L. , St. Petersvogel , Sturmschwalbe , Atl. Ocean. Pufßnus Briss. Nasenöffhung deutlich gesondert mit breiter Scheidewand. P. an- gJorum Tenim. , Nordatl. Ocean. P obscurus Gm., Amerika. P. major Fab. 2. Ordnung. Grrallatores , Sumpfvögel, W^advögel, Stelzvögel. Vögel mit langem dünnen Halse und langem Schnahel, mit verlängerten Wadbeinen. Die Wad- oder Stelzvögcl sind durch die Bedürfnisse der Nahrung grossen- theils auf das Wasser hingewiesen, diesen jedoch in anderer Weise angepasst, als die Schwimmvögel. Sie leben mehr in sumpfigen Distrikten, am Ufer der Flüsse und der Seen, am Gestade des Meeres und an seichten Gewässern, und durchschreiten diese mit ihren langen Läufen, um kleine Insekten, Schnecken und Gewürm oder Frösche und Fische aufzusuchen. Sie besitzen daher meist hohe Stelzfüsse mit grossentheils nackter, frei aus dem Rumpfe vorstehender Schiene und sehr langem, oft getäfeltem oder geschientem Lauf. Einige haben Laufbeine und sind Landvögel (Trappe), andere (Wasserhühner) schliessen sich in ihrer Lebensweise und durch die Kürze der Beine und Bildung der Zehen den Schwimmvögeln an , schwimmen und tauchen gut, fliegen aber schlecht, wieder andere nähern sich auch durch die Schnabelform und die Fähigkeit des raschen Laufens den Hühnervögeln (Wiesenschnarren und Hühner- stelzen), die wahren und echten Sumpfvögel dagegen schreiten auf sumpfigen Grunde in seichtem Wasser, laufen wohl auch rasch und behend am Ufer um- her, schwimmen aber weniger, fliegen jedoch schnell und ausdauernd, viele (Reiher) fliegen hoch in den Lüften. Durch die bedeutende Höhe der Beine erscheint die Harmonie der Körperform auffallend gestört, denn der Höhe der Extremität entspricht ein sehr langer Hals und meist auch ein langer Schnabel. Uebrigens variirt die Grösse und Form des letztern sehr mannichfach; da wo 23* 356 Charadriidae. besonders kleinere Würmer, Invsektenlarven und Weiclilhiere aus dem Schlamme und loser Erde aufgesucht werden, ist der Schnabel lang, aber verhältniss- mässig schwach und weich, mit einer nervenreichen empfindlichen Spitze aus- gestattet; in andern Fällen erscheint derselbe sehr stark, kantig, hart und zum Raube von Fischen und Fröschen, selbst auch kleinern Säugern geeignet, endlich in den bereits erwähnten Uebergangsgruppen nach Art des Hühner- schnabels kurz und stark , mit etwas gewölbter Kuppe , zu einer Omnivoren Nahrungsweise eingerichtet. Auch die Füsse zeigen sich nach der Grösse und Verbindung der Zehen sehr verschieden. Die vierte Zehe ist bald verkümmert, bald lang und bewaffnet , selten dagegen fehlt sie vollständig. Lappenfüsse oder halbe Schwimmhäute kommen noch zuweilen vor (Löffelreiher). Sehr oft sind die Zehen durch grosse Häute ganz oder halb geheftet oder vollständig frei (Schnepfen), auch wohl zugleich sehr lang {Rallidae, Farra). Die Flügel erlangen meist eine mittlere Grösse, der Schwanz dagegen bleibt kurz, das Gefieder erscheint mehr gleichförmig und einfach, nur sehr selten mit pracht- vollem und glänzendem Farbenschmuck. Die meisten Sumpfvögel sind Zug- und Strichvögel der gemässigten Gegenden und leben paarweise in Monogamie. Sie bauen kunstlose Nester auf der Erde, am Ufer oder auf Bäumen und Häuser, seltener auf dem Wasser und sind theils Nesthocker, theils Nestflüchter. Sie dürften in die Ordnungen der Charadriomorphae und Feiarg omorphae (Ciconiae) zu sondern sein. 1. Farn. Charadriidae, Läufer. Mit ziemlich dickem Kopfe, kurzem Halse und mittellangem hartrandigen Schnabel. Nisten meist in einfachen Erdvertiefungen. Beide Geschlechter in Färbung meist wenig verschieden. 1. ünterf. Cursorinae, Rennvögel. Schnabel kurz oder von mittlerer Länge, meist leicht gekrümmt und tief gespalten. Flügel lang und spitz. Hinterzehe fehlt oder ist sehr kurz und vom Boden erhoben. Vorderzehen vollkommen gespalten. Ctirsorius Lath. Schnabel gebogen. Lauf hoch mit queren Tafeln. Schwanz kurz mit 12 bis 14 Federn. C. europaeiis Lath. = C. isabellinits Meyer, Nordafrika und Südeuropa. Hyas Glog. H. aegypticus Vieill., Crocodilwächter. Glareola Briss., Gl. pratincola L. , Donauländer. Gl. meJanoptera Nordm., Südrussland. 2. ünterf. CJiaradriinae, Regenpfeifer. Schnabel gerade gestreckt, von mittlerer Grösse mit harter Hornbekleidung. Flügel massig lang. Füsse dreizehig. Oedicnemus Temm. , Triel. Kann als Verbindungsglied der Läufer und Regen- pfeifer betrachtet werden. Kopf dick, mit geradem kopflangen an der Spitze kolbig verdicktem Schnabel. Flügel mittellang, die zweite Schwungfeder die längste. Lauf lang, mit dreizehigen ganz gehefteten Füssen. Oed. erepitans Temm. Lebt in den Steppen im Süden Europas, Afrikas und Westasiens, auch auf grossen Brachfeldern Deutschlands und geht zur Nachtzeit auf Raub von Kerfthieren , Feldmäusen , Amphi- bien aus. Cliaradrius L. , Regenpfeifer. Von geringerer Körpergrösse , mit kurzem Halse, ziemlich grossen spitzen Flügeln und mittellangen Beinen, meist 3zehig. Der grosse Kopf mit kürzerem ziemlich hohen Schnabel. Lassen ihre pfeifende Stimme bei gewitter- schwüler Luft erschallen. Bewohnen wasserreiche Gegenden vornehmlich des Nordens, nisten in einfachen Vertiefungen (Nestflüchter) und leben von Insekten. Zugvögel. Ch. pluvialis L., auratus Suck., Goldregenpfeifer. Bewohner der Tundra. Ch. {Eudromias) morinellus L., auf Hochgebirgen. Ch. (Acgialten) hiaticula Blas. Keys, und minor Boie, Flussregenpfeifer, in Deutschland. Ch, cantianus Boie {albifrom), Europ. Küsten. Scolopacidae. 357 3. Unterf. Vanellidae, Kiebitze. Mit massig starkem Schnabel, ziemlich hohen Läufen und meist 4zehigen Füssen, Zuweilen mit Federhaube und Sporen am Flügel. Scheue, wachsame Vögel, die meist sumpfiges Terrain, seltener Steppen bewohnen. Vanelliis L. Schnabel schlank, vorn bauchig gewölbt. Flügel stumpf. Kopf mit Federhaube. Vornehmlich Bewohner von Marschen. V. cnstatm M., Deutschland und Holland. Zugvogel, der schon vor Ausgang des Winters zurückkehrt. Bei Hoplopterus findet sich ein Flügelsporn. H. spinosus Bp. , Sporenkiebitz, Egypten. Squatarola hel- vetica Gray, Chaetusia gregaria Bp. u. z. a. 4. Unterf. Haematopoclinae. Schnabel ungefähr so lang oder länger als der Kopf, comi)rimirt. Die Hinterzehe kann fehlen. Flügel spitz, die erste Schwungfeder am längsten. Strandvögel. Strcpsilas 1\\. Schnabel kürzer als der Lauf, mit ziemlich grader vorn aufgebogener Firste. Lauf kurz, kräftig. Vorderzehen ohne Bindehaut, Hinterzehe ziemlich gross, den Boden berührend. Schwanz abgerundet. St. interpres 111., Steinwälzer. Kosmopolit am Strande des Meeres. Zugvogel. Haematopus L. Schnabel länger als der Kopf, stark comprimirt, vorn keilförmig. Füsse dreizehig, mit gehefteten Zehen. Schwanz kurz, gei'ade abgestutzt. H. ostra- legus L. , Austernfischer. Pluvianellus Hombr. Jacq. 2. Fam. Scolopacidae, Schnepfenvögel. Kopf mittelgross, stark gewölbt, mit langem dünnen und meist weichem von nervenreicher Haut überkleideten Schnabel. Beine meist schwach und schlank. Die Vorderzehen geheftet oder mit kurzen Schwimm- häuten. Die Hinterzehe ist klein oder fehlt. Die spitzen Flügel reichen bis zum Schwanzende , die vordere Schwungfeder am längsten. Bewohnen feuchte und sumpfige Orte vornehmlich der nördlichen und gemässigten Klimate und leben während der Brut- zeit paarweise, sonst mei.st gesellig. 1. Unterf Totaninae, Wasserläufer. Vermitteln den Uebergang von Strandläufern und Schnepfen. Körperform leicht, zierlich, mit mittellangem Hals und relativ kleinem Kopf, dessen Schnabel bis zur Mitte hin weich, an der Spitze aber hornig und hart ist. Am Schnabel fehlt noch der Tastapparat der echten Schnepfen. Bewohnen die Ufer fliessender und stehender Gewässer, sind Zugvögel und schliessen sich oft Zügen fremder Vogelarten an. Waten in das Wasser hinein. Totanus Bechst. Schnabel ziemlich lang, zuweilen an der Spitze aufwärts gekrümmt. Die Nasenfurche reicht bis zur Mitte des Schnabels. Zehen halb oder ganz geheftet. T. {Actitis) hypoleucos Temm., Sandpfeifer. Allgemein verbreitet. Baut ein einfaches Nest im Gebüsch. T. glottis Bechst., Regenschnepfe. Im Norden der alten Welt. T. oclir opus Temm., T. stagnalis Temm., T. calidris Bechst., T.fiiscus Leisl., T. glareolaTemm. Limosa Briss., Pfuhlsclinepfe. Körper gross, kräftig, mit sehr langem, bald geradem, bald aufwärts gebogenem biegsamen Schnabel, an welchem die Nasenfurche bis zur Spitze reicht. L. rufa Briss. , Sumpfwater. Brütet in Nordeuropa und Nordasien. Himantopus Briss., Storchschnepfe, Strandreuter. Schnabel lang, dünn und schwach. Beine sehr lang, mit nur Szehigem halbgehefteten Fuss. H. rufipes Bechst., Südeuropa, Nordafrika und Mittelasien. Becurvirostra L. , Säbelschnabler. Schnabel lang und schwach, platt und auf- wärts gekrümmt. Beine hoch mit halben Schwimmfüssen , deren Hinterzehe zuweilen verkümmert. B. avocetta L. , Avocette, Küstenländer Europas. 2. Unterf. Tringinae, Strandläufer. Schnabel mindestens so lang als der Kopf, schwach und biegsam, am Rande verbreitert. Beine ziemlich lang, mit drei langen, zuweilen vollkommen getrennten Vorderzehen, meist mit kleiner Hinterzehe. Harmlose gesellige Vögel, die am Meeresgestade und Flussufer leben und hier auf dem Boden ihr einfaches Nest bauen. Ziehen in der Abend- und Morgendämmerung und Nachts. Calidris 111. Fuss ohne Hinterzehe. Vorderzehen fast ganz getrennt. C. arenaria Hl. Von Lerchengrösse. Lebt zur Brutzeit paarweise hoch im Norden Europas, über- wintert im Süden Europas in grossen Zügen vereint. 358 Herodii. Tringa L. Schnabel gerade, am Ende breit und flach, Fuss 4zehig, Zehen frei. T. cinerea Gm. Actodroma minuta Kp. , Zwergstrandläufer. Pelidna subarquata Br., Zwergbrachvogel u. z. a. G. Machetes Cut. Schnabel so lang als der Kopf, kürzer als der Lauf, an der Spitze kaum verbreitert. Fuss halb geheftet, 4zehig. 31. pucjnax Cuv., Kampf hahn. Das grössere Männchen im Hochzeitskleid sehr verschieden gefärbt, mit Kampfkragen. Leben ' im Sommer auf sumpfigen Flächen im Norden der alten Welt und sind bekannt durch die Kämpfe der Männchen zur Zeit der Fortpflanzung. Männliche und weibliche Züge wandern getrennt in Keilform und bleiben auch in der Winterherberge abgesondert. Phalarojnts Briss. Schnabel an der Spitze etwas abwärts gebogen , breit und etwas platt. Fuss niedrig, mit halben Schwimmhäuten und gelappten Zehen. Heimathen als Meeresvögel im hohen Norden der alten und neuen Welt und schwimmen ausser- ordentlich leicht. Männchen mit 2 Brutflecken, sollen allein brüten. Ph. hyperboreus Lath., Ph. rufus Bechst. , Finmarken, Grönland. 3. Unterf. Scolopacinae , Schnepfen. Der weiche Schnabel viel länger als der hochstirnige Kopf, mit gefurchter Firste. Spitze des Oberschnabels verdickt, über die des Unterschnabels gebogen. Leib verhältnissmässig kurz, kräftig. Bewohner der nörd- lichen und gemässigten Gegenden, die einen von feuchten Waldungen, die anderen von Sümpfen. Dämmerungsvögel. Ziehen vereinzelt. Bohren mit dem Schnabel im weichen Boden. ' Limicola Koch. , Schnepfenstrandläufer. Leib ziemlich gestreckt mit verhältniss- mässig kleinem Kopf. Schnabel sanft abwärts gebogen. L. pygmaea L. Brütet im hohen Norden der alten und neuen Welt. Scolopax L. Schnabel stark an der Spitze rund. Beine stämmig kurz, bis auf die Ferse befiedert. Die lange Hinterzehe mit kurzer Kralle. S. rusticola L. , Wald- schnepfe. Tritt in einer grössern und kleinern (oft als Art unterschiedenen) Varietät auf, im Norden Europas und Asiens. Soll in günstigen Jahren zweimal brüten. Gallinago Leach. Schnabel von bedeutender Länge. Beine mittellang, über der Ferse nackt. Fuss mit ganz getrennten Zehen. Nagel der Hinterzehe lang, gekrümmt. Flügel stark ausgeschnitten. G. media Gray {scolopacina Bp.), Sumpfschnepfe, Bekassine, Norden Europas und Asiens. Philolimnos Br. Ph. galUnula L. , Moorschnepfe , von Lerchengrösse. 4. Unterf. Numeninac, Brachvögel. Bilden den Uebergang zur Ibisgruppe unter den Reihern. Körper schlank mit langem Halse, kleinem Kopfe, langem abwärts ge- bogenem Schnabel , dessen Spitze hornig ist. Beine hoch , weit über die Ferse hinauf nackt, mit ganz gehefteten Zehen. Numeniiis Möhr. N. arquatus L., grosser Brachvogel. Brütet im Norden Europas und Asiens, lebt auf der Wanderung auch im mittlem Europa (vornehmlich auf aus- gedehnten Mooren). N. phaeojjus L. 0. Fam. Herodii =^ Ardeidae, Reihervögel. Grosse Stelzvögel mit kräftigem gestreckten Leib, langem Hals und kleinem theilweise nackten Kopf. Schnabel kräftig, ohne Wachshaut, mit scharfen harten Rändei'n, an der Spitze zuweilen gebogen, selten löü'elförmig verbreitert. Die hohen weit über die Ferse hinaus nackten Beine meist mit ganz gehefteten Füssen , deren Hinterzehe den Boden berührt. Leben auf sumpfigen Boden und nähren sich von Mollusken, Insekten und Wirbelthieren , bauen meist auf Bäumen und sind Nesthocker. 1. Unterf. Ibidinae. Der lange rundliche Schnabel von der Wurzel nach der Spitze zu allmählich verjüngt und sichelförmig gekrümmt. Flügel gross, breit und ab- gerundet. Theilweise nackt am Hals und Gesicht. Bewohner der warmen, weniger der gemässigten Länder, erstere Strich-, letztere Zugvögel. Leben gesellig und sind vor- sichtige kluge Vögel. Falcinellus Bechst. Lauf vorn getäfelt. Die Flügel decken den kurzen Schwanz. Zweite Schwinge am längsten. Kralle der Mittelzehe kammförmig gezähnt. F. igneus Plataleinae. Cancrominae. Ardeinae. Ciconiinae. 359 Gray, Sichelreilier, Donau-Tiefländer, Südrussland, Italien, Spanien, Afrika etc. Fliegen in einer wellenförmigen Kette. Ibis Moehr. Gesicht theil weise nackt. Dritte Schwinge am längsten. I. rubra Vieill., Scharlachibis, Mittelamerika. Threskiornis Gray. Lauf vorn und hinten retikulirt. Kopf und Hals nackt. Schulte rfedern zerschlissen. TJi. religiosa Cuv. , der heilige Ibis , verehrt theils wegen der Vertilgung des Ungeziefers, theils wegen seines Erscheinens zur Zeit des steigenden Nils, ge Wissermassen als Segensbote. Geronticus calvus Wagl., Südafrika. 2. Unterf. Plataleinae, Löfielreiher. Der lange Schnabel vorn stark abgeplattet und spateiförmig verbreitert, das Ende des Oberschnabels abgerundet, nageiförmig her- abgebogen. Die Vorderzehen durch grosse Spannhäute verbunden und stumpf bekrallt. Leben gesellig, auch zur Brutzeit. Platalea L. Kopf befiedert, blos an der Kehle nackt, mit langem Nackenschopf. F. lencorodia L., von Holland bis Mittelindien und Afrika. Ajaja Rehb. Kopf kahl. Ä. ajaja L., Südamerika u. a. G. 3. Unterf. Cancrominae, Kahnschnäbler. Der kräftige hochbeinige Leib dickhalsig mit grossem breiten und kahnförmig gewölbten Schnabel, dessen Spitze hakig gebogen ist, Balaeniceps Gould. Schnabel gekielt mit stark hakiger Spitze und lederartiger Haut zwischen den Unterschnabelästen. Am Hinterkopf ein kurzer Federschopf. Flügel breit und lang. B. rex Gould., lebt gesellig auf sumpfigen Distrikten des weissen Nils von Fischen. Brütet während der Regenmonate in einem einfachen Nest auf dem Boden. Cancroma L. Körperform einem Nachtreiher ähnlich. Schnabel flach gewölbt mit stumpfkantiger Firste und hakiger Spitze. C. cochlearia L., bewohnt waldige Flussufer Brasiliens und lebt von kleinen Wasserthieren. 4. Unterf. Ardeinae. Leib mehr oder minder gestreckt, mit langem Hals. Der kleine Kopf meist mit Federbusch im Nacken und langem starken, seitlich comprimirtem scharfkantigen Schnabel. Die hohen Beine mit langzehigem scharfbekrallten Fuss. Flügel lang und breit, aber meist stumpf. Meist sind dritte bis fünfte Schwinge am längsten. Tückische zanksüchtige Vögel, in zahlreichen Arten über alle Länder, den hohen Norden ausgenommen, verbreitet. Bauen ihre grossen Nester meist im Röhricht und auf Weiden. Nycticorax Steph., Nachtreiher. Leib gedrungen, mit kurzem dicken, an der Firste gebogenem Schnabel, mittelhohen Füssen und breiten Schwingen. Jagen in der Däm- merung und Nacht. N. griseus Strickl., bewohnt vornehmlich die Donautiefländer und Holland, vereinzelt Deutschland und überwintert in Egypten. Ardetta Bp., Zwergrohr- dommel. A. minuta L., von Holland, auch Deutschland bis nach Spanien und Griechen- land verbreitet. Botaunis Steph. Leib gedrungen mit dickem Hals, hohem Schnabel, fast bis zur Ferse befiedertem Schienbein, ohne Federbusch. B. stellaris L., Rohrdommel. Von Holland zu den Donautiefländern bis Mittelsibirien verbreitet, lebt im Röhricht von Seen und Teichen, lässt seine dumpfe Stimme ertönen und überwintert in Afrika. Eurijpyga 111., führt zu den Ralliden hin. E. Hellas, Sonnenreiher, Guiana. Ardea L. Leib schmächtig gestreckt mit langem Hals, sehr langem Schnabel und Federschopf im Nacken. A. cinerea L., bewohnt, den hohen Norden ausgenommen, fast alle Länder der alten Welt und brütet wie alle Reiher gern in gemeinsamen Ansiede- lungen. A. Goliath, Riesenreiher, Mittelafrika. A. jjurpurea L., Südeuropa. Herodias ßoie, Schmuckruiher. Mit einigen langen Rückenfedern und weissem Gefieder. H. alba L. = egretta Bechst., Silberreiher, Südosteuropa, gelegentlich in Deutschland. H. gar- zetta L. , kleiner Seidenreiher. Scopus Briss. Sc. umbretta Gm., Schattenvogel, Afrika. 5. Unterf. Ciconiinae, Störche. Von plumpem Körperbau, mit dickem hohen Schnabel und hohen Beinen. Die Vorderzehen mittelst grosser Spannhaut verbunden, aber kurz und stumpf bekrallt. Oft finden sich nackte Stellen an Kopf und Hals. Leben 360 Gruinae. Rallidae. besonders in ebenen wasserreichen Gegenden und Waldungen, haben keine Stimme, klappern mit dem Schnabel. Bauen grosse Nester aus dürren Reisern meist auf hohen Bäumen. Ciconia L. Der lange kegelförmige Schnabel mit scharfen eingezogenen Rändern. 3te bis 5te Schwinge am längsten. C. alba L. , Storch. Schmutzigweiss mit schwarzen Schwingen, rothem Schnabel und Beinen, von Norddeutschland bis zur Türkei verbreitet. Zieht in grossen Schaaren in das Winterquartier. C. nigra L. Sphenorhynchits Hempr., MelanO})elargus Rehb. Myeteria L. , Sattelstorch. Der lange Schnabel oben wenig, unten stark aufwärts gebogen, zuweilen mit sattelförmiger Wachshaut. Lauf sehr lang. Die zweite und dritte Flügelschwinge am längsten. Bewohnen vornehmlich Afrika, auch Südamerika. M. senegalensis , Riesenstorch. M. americana L. , Südamerika. Leptoj)Ulus Less., Marabu. Mit vierseitigem, vorn keilförmig zugespitztem Schnabel, nacktem Kopf und nackter Kehle, an der ein Kehlsack mit Kropf herabhängt. Vierte Schwinge am längsten. Gefrässige leicht zähmbare Vögel. L. argala Temm., Ostindien. L. americana L. , die lockeren Steissfedern werden als Schmuckfedern benutzt. Anastomus Bp., Klaffschnabel. Der seitlich zusammengedrückte Schnabel klafft in der Mitte seiner Ränder. Flügel gross, breit und zugespitzt, die ersten 3 Schwingen am längsten. Hals und Brust mit schuppigen Federn. Lauf sehr lang. Bewohner von Afrika und Südasien. A. lajnelligenis Temm., Ostindien. Tantalus L. Der Schnabel am Grunde hoch , vorn leicht abwärts gebogen. Kopf nackt. Flügel lang und spitz. Die zweite und dritte Schwinge am längsten. T. ibis L., Afrika. T. loculator L., Südamerika. (3. Unterf. Gruinae, Kraniche. Sehr grosse Vögel mit kleinem Kopf, langem Hals und sehr langen Beinen , mit stumpfrückigem spitzen Schnabel. Hinterzehe kurz und vom Boden erhoben. Nähren sich von Körnern und Pflanzen, auch Insekten und be- wohnen vornehmlich sumpfige und morastige Ebenen der nördlichen gemässigten Klimate. Vorsichtige kluge gesellige Vögel, ziehen bis zwischen die Wendekreise. Führen zu den Hülmerstelzen hin. Grus L. Schnabel länger als der Kopf, mit spitzem leicht gewölbten Elnde. Kopf theil weise nackt. Füsse halbgeheftet. G. cinerea Bechst., gemeiner Kranich. Bewohnen im Sommer den Norden der alten Welt und sind Zugvögel, die in keilförmigen Reihen fliegen und ihre Heerstrassen regelmässig einhalten. In unseren Gegenden ziehen sie Ende März und Anfang Oktober durch. Anthropoides Vieill. Schnabel nur kopflang, rund. Kopf ganz befiedert, jederseits mit einem Federschopf am Hinterhaupt. A virgo L. , .lungfernkranich , Südeuropa und Mittelasion. Zieht bis nach Mittelafrika und Südindien. Balaearica Briss. , Kronenkranich. Schnabel kegelförmig, kürzer als der Kopf. Kehle und Schnabelbasis mit Karunkeln. Deckfedern des Flügels lang, zerschlissen. Scheitel mit einer Krone borstenähnlicher Federn. B. pavonina Gray, Mittelafrika. 4. Fam. Rallidae, Wasserhühner. Führen theils zu den Schwimmvögeln, theils zu den Hühnervögeln hin. Der Schnabel ist stark, nicht sehr lang, hoch und seitlich comprimirt, mit durchgehenden spaltförmigen Nasenlöchern. Flügel kurz, zuweilen kaum die Basis des Schwanzes bedeckend, abgerundet, daher der Flug meist ein schwer- fälliger. Auch der Schwanz ist kurz, ebenso die fast bis zur Fussbeuge befiederten Beine. Um so länger aber erscheinen die meist dünnen lang bekrallten Zehen, die bald ganz getrennt sind, bald von gelappten Hautsäuraen umzogen werden und im Verein mit der langen dem Boden aufliegenden Hinterzehe dem Körper eine grosse Unter- stützungsfläche gewähren. Daher vermögen die Thiere so geschickt über die mit Pflanzen bedeckte Wasseroberfläche der Teiche zu laufen. Die meisten leben paarweise auf Sümpfen und Teichen, schwimmen gut, tauchen theil weise und nähren sich omnivor, grossentheils aber von Wasserthieren. Ihr Nest, im Gras oder zwischen schwimmenden Pflanzen und Schilf errichtet, enthält ein zahlreiches Gelege, das von beiden Geschlechtern Alectoridae. 361 abwechselnd bebrütet wird. Die ausschlüpfenden Jungen verlassen alsbald das Nest und folgen der Mutter. Die meisten sind Zugvögel und ziehen zur Nachtzeit. 1. Unterf. Ballinae. Schnabel meist so lang oder länger als der Kopf, hoch, aber gerade und ohne nackte Stirnschwiele. Hals und Lauf von mittlerer Länge. Gefieder reich, wasserdicht. Leben theils auf sumpfigen oder feuchten Wiesen und Feldern, theils auf Teichen und Seen, verstehen sich geschickt zwischen den Gegenständen der Um- gebung zu verbergen, haben eine laute Stimme, die sie vornehmlich Morgens und Abends erschallen lassen. Leben zur Brutzeit vereinzelt, sonst wohl in kleinen Flügen. Ueber- gangsformen zu den Schnepfen sind Rhynchaea Cuv., Schnepfenralle, Rh. capensis Cuv. zu den Reihern Eurypyga 111. , E. Hellas 111. , Sonnenreiher. RaUus Bechst. Schnabel mit umgebogenen Rändern und abgerundeter Firste. Schwanz kurz, von den Flügeln überragt, dritte Schwinge am längsten, Männchen grösser und lebhafter gefärbt. R. aquaticiis L. , Wasserralle , Nord- und Mitteleuropa bis Mittelasien. Theilweise Standvögel. Aramus VieilL, Aramides P., Brasilien u. a. G. Crex Bechst. Mit grossem Kopf und etwas kürzerem starken Schnabel , zweite Schwinge am längsten. Hinterzehe kürzer. Cr. pratensis L. , Wiesenschnarre oder Wachtelkönig , auf Wiesen und Getreidefeldern Europas , ist mehr Nacht- als Tagvogel und verlässt Mitteldeutschland Ende August. Cr. (Ortygoinetra Leacla.) porzana L., Rohr- huhn, Europa. Hier schliessen sich zahlreiche aussereuropäische Gattungen an. — Parva jacana L. , Amerika. Ocydromus Wagl., 0. australis Strickl., Neuseeland. 2. Unterf. GalUnulinae, Wasserhühner. Der kürzere aber starke hohe compresse Schnabel mit nackter Stirnschwiele und kurzer Nasengrube. Dritte und vierte Schwinge meist am längsten. Bewohnen die gemässigten und wärmern Gegenden , laufen minder geschickt als die Rallen, aber schwimmen und tauchen. Porphyrio Briss. , Sultanshuhn. Schnabel sehr hoch und stark , fast von Kopfes- länge, mit breiter Stirnschwiele. P. veterum Gm. {hyacinthinus Temm.), Südeuropa, besonders Sicilien und auf den griech. Inseln, wurde von den Alten gezähmt und in der Nähe der Tempel gehalten. Andere Arten in Afrika und Indien. — Notornis Ow., N. Mantelli Gould., Neuseeland. Tribonyx Du Bus., Apterornis coeridescens Schi., Mascarenen. Gallinula Briss. (Stagnicola Br.). Schnabel kegelförmig comprimirt, mit fein- gezähneltem Rande und Stirnschwiele, mit langen an der Sohle breiten Zehen. Zweite und dritte Schwinge am längsten. G. clüoropms Lath. , Teichhuhn , bewohnt gesellig gchilfreiche Teiche, ist bei uns Zugvogel, im Süden Strich- und Strandvogel. Fulica L. Schnabel höher mit dicker Stirnschwiele. Die Zehen mit Lappensäumen. Dritte Schwinge am längsten. Steuerfedern fast rudimentär. F. atra L. , Blesshuhn. Auf schilfbewachsenen Seen und Teichen Europas. Zugvogel. Podoa surinamensis 111. 5. Fam. Alectoridae, Hülmerstelzen. Vermitteln den Uebergang der Sumpfvögel zu den Hühnervögeln, indem .sie mit den erstem die langen Beine, mit den letztern die Schnabelform und Lebensweise gemeinsam haben. Der kräftige und kurze Schnabel hat eine gewölbte Kuppe und übei'greifende Ränder des Oberschnabels. Die Flügel sind zwar stark, aber kurz und gest;itten keinen ausdauernden und raschen Flug, dienen aber zur Vertheidigung und sind oft mit einem sporuartigen Dauraennagel bewaffnet. Der- artige Vögel werden in Amerika gezähmt und den Haushühnern und Gänsen zum Schutze beigesellt. Auch die Beine sind kräftig und oft zum raschen Laufen geschickt, sie enden mit kurzen, halb oder ganz gehefteten Zehen und verkümmerter Hinterzehe (nähern sich den Lauffüssenj. Sie leben mehr in warmen Ländern auf freien Feldern oder in sumpfigen Gegenden , legen ihre Eier in flache Erdgruben und ernähren sich omnivor von Sämereien, Würmern und Insecten. Otis L. Schnabel kurz, seitlich comprimirt, mit hoher Firste. Flügel spitz. Mit Lauffüssen , deren Zehen kurz geheftet sind und stumpfe Nägel tragen. 0. tarda L., Trappe. Lebt als Strichvogel in den Feldern im südöstlichen Europa mit ein oder zwei Weibchen zusammen. O. tetrax L., mehr im Süden. Eupodotis Less. Zahlreiche andere Trappenarten kommen in Indien und Afrika vor. 362 3. Ordnung. Gallinacei. Dicholophns 111. Schnabel stark, mit hakig gekrümmter Spitze. Stirnfedern schoi^fartig verlängert. Beine hoch. D. cristatus 111., Cariama, in Brasilien, lebt von Eidechsen und Schlangen wie der Stelzgeier in Südafrika. Psophia L. Mit gewölbtem Schnabel und kurzen gerundeten Flügeln. Lauf lang. Hinterzehe kurz. Ps. crepitansh., Tromiietenvogel, Südamerika, nördlich des Amazonen- stromes. Falamedea L Schnabel couiprimirt, mit zahlreichen schwachen Hornlamellen. Kopf mit schlankem cylindrischen Hörn. Flügel mit Krallen bewehrt. P. cornuta L. Chauna 111. Kopf ohne Hörn. Ch. chavaria 111. , Südamerika. 3. Ordnung. Grallinacei = Rasores, Hühner vögel- Land- und Erdvögel von mittlerer, zum Tlieil bedeutender Körpergrösae, von gedrungenem Baue, mit kurzen abgerundeten Flügeln, starkem meist ge- wölbten und an der Spitze herabgebogenen Schnabel und kräftigen Silzfüssen, meist Nestflüchter. Die Hühnerartigen Vögel besitzen im Allgemeinen einen gedrungenen reich befiederten Körper mit kleinem Kopf und kräftigem Schnabel , kurzem oder mittellangem Hals, meist kurzen abgerundeten Flügeln, mittelhohen Beinen und wohlentwickelten aus zahlreichen Steuerfedern zusammengesetzten Schwanz. Nicht selten finden sich am Kopfe nackte und schwielige Stellen und grell gefärbte schwellbare Kämme und Hautlappen, letztere vornehmlich als Auszeichnungen des männlichen Geschlechts. Der Schnabel ist in der Regel kurz, breit und hoch und characterisirt sich sowohl durch die über- greifenden schneidenden Ränder als die herabgebogene Spitze des gewölbten Oberschnabels. An seiner Basis bleibt er weichhäutig und mit Federn bekleidet, zwischen denen eine häutige oder knorplige Schuppe als Bedeckung der Nasen- löcher hervortritt. Selten zeigt sich der Schnabel nach Art des Tauben- schnabels verlängert und verschmächtigt. Das Gefieder der Hühnervögel ist derb und straff, nicht selten schön gezeichnet und mit weichen metallisch glänzenden Farben geziert. Diese sind vorzugsweise Auszeichnungen des männlichen Geschlechts, das nicht nur durch Körpergrösse , sondern auch durch reichere Farbenpracht sehr auffallend vom weiblichen verschieden ist, auch zuweilen noch einen besondern Schmuck durch die ungewöhnliche Ent- wicklung der Bürzel- und Deckfedern des Schwanzes erhält. Die Zahl der Steuerfedern erhebt sich meist über 12 und steigt bis 18 und 20. Die Flügel sind in der Regel kurz und abgerundet, mit 10 Handschwingen und 12 bis 18 Armschwingen. Daher erscheint der Flug bei den meisten Hühnern schwer- fällig und geräuschvoll , nur wenige fliegen andauernd in bedeutender Höhe, schnell und mit geschickten Wendungen (Steppenhühner). Um so kräftiger gestalten sich die niedrigen oder mittelhohen Beine, die man als das haupt- sächlichste Bewegungsorgan der Hühnervögel bezeichnen kann. Dieselben sind meist bis zur Fussbeuge, selten bis zu den Zehen befiedert und enden mit Wandelfüssen oder Sitzfüssen, deren Hinterzehe in einiger Höhe vom Boden eingelenkt ist , zuweilen aber bis auf den Nagel verkünmiert. Die stumpfen wenig gebogenen Nägel der langen Vorderzehen erscheinen vornehmlich zum Crypturidae. Penelopidae. 363 Schärren tauglich und sollen bei manchen Arten zu bestimmten Jahreszeiten erneuert werden. Oberhalb der Hinterzehe findet sich oft im männlichen Geschlechte am Lauf ein spitzer nach innen gerichteter Sporn, der dem Thiere als Waffe dient. Die Hühner sind fast über die ganze Erde verbreitet und halten sich als Erdvögel vornehmlich auf dem Boden auf, theils in Wäldern, theils auf bebauten Feldern, auf grasreichen Ebenen und Steppen, vom hohen Gebirge an bis zur Meeresküste herab. Weniger zum Fluge , dagegen vor- züglich zum ausdauernden Laufen tauglich , suchen sie ihren Lebensunterhalt auf dem Boden, ernähren sich hauptsächlich von Beeren, Knospen, Körnern und Sämereien , indessen auch von Insekten und Gewürm ; sie bauen auch ihr kunstloses Nest meist auf der flachen Erde oder in niedrigem Gestrüpp, seltener auf hohen Bäumen und legen in dasselbe meist eine grosse Zahl von Eiern. In der Regel lebt der Hahn mit zahlreichen Hennen vereint und kümmert sich weder um Nestbau noch um Brutpflege. Die Jungen verlassen das Ei in ziem- lich vorgeschrittener körperlicher Ausbildung, sind aber meist Nestflüchter, in- dem sie schon vom ersten Tage an der Mutter folgen und selbständig Futter aufnehmen. Die Hühner erweisen sich zum Theil leicht zähmbar und wurden daher sowohl des wohlschmeckenden Fleisches als der Eier halber schon seit den ältesten Zeiten als Hausthiere nutzbar gemacht. Besonders waren es die Bewohner der Waldungen Südasiens, welche von den Gulturvölkern Europas als Hausvögel gezähmt und in zahlreichen Abänderungen gezüchtet wurden. In dieser Hinsicht dürften die Hühner in der Glasse der Vögel eine ähnliche Stellung wie die Hufthiere unter den Säugern einnehmen, zumal sie denselben auch in der polygamischen Lebensweise und in der hohen Ausbildung der neugeborenen Jungen sowie in anderen Eigenthümlichkeiten verglichen werden können. 1. Fam. Crypturidae -^ Tinamidae, Stoisshüliner. Kleine Rallenähnliche Hühner- vögel mit sanft gebogenem und gestrecktem Schnabel , langem Halse , ohne oder mit sehr kurzen unter dem Deckgefieder versteckten Steuerfedern des Schwanzes. Lauf lang, die Hinterzehe klein oder völlig verkümmert. Sie sind Bewohner Südamerikas, halten sich im Dickicht der Wälder, im Gebüsche oder im Gras auf, laufen sehr schnell und scharren auf dem Boden eine Mulde aus, in welche sie ihre zahlreichen schön gefärbten Eier legen. Crypturus 111. {Tinamus Lath.). Steuerfedern fehlen, Hinterzehe bis auf den Nagel verkümmert. Cr. cinereus Lath. Rhynchotus Sp. Rh. rufeficens Inambu , Brasilien. Tinamotis Vig., kurze Steuerfedern vorhanden. T. elegans D'Orb. , Südamerika. 2. Fam. Penelopidae, Baumhühner. Grosse hochbeinige Baumvljgel mit wohl- gebildeten Schwingen und langem abgerundeten Schwanz , durch die Bildung des aus- stülpbaren Penis an die dreizehigen Strausse sich anschliessend. Der Schnabel mit kuppig gewölbter oder hakig gebogener Spitze trägt wie der theilweise nackte, mit Hauben, Hautlappen etc. ausge.stattete Kopf die Charaktere des Hühnerschnabels, die sehr langen Läufe sind vorn mit doppelten Schilderreihen bekleidet, hinten ohne Sporn. Die Hinterzehe ist keineswegs verkürzt und mit drei Vorderzehen in gleicher Höhe eingelenkt, von denen die mittlere an Grösse bedeutend hervorragt. Sie leben in Mono- gamie und bewohnen die Waldungen Südamerikas, fliegen schwerfällig und ohne Aus- dauer, laufen schnell und halten sich vornehmlich auf Bäumen auf, wo sie auch ihre kunstlosen Nester bauen. Einige werden gezähmt und sind ihres Fleisches halber geschätzt. 364 Megapodiidae. Phasianidae. Crax L., Hokko. Schnabel hoch, an der Spitze stark gekrümmt, mit zusammen- gedrückter Kuppe. Wachshaut über die Zügel und über einen Höcker auf der Schnabel- wurzel ausgebreitet. Kopf mit kammförmiger Federhaube. Cr. alector L., Hokko, Süd- amerika. Urax Cuv., Helmhuhn. Schnabel kürzer mit kurzer Wachshaut. An der Schnabel- basis erhebt sich ein die Stirn überragender horniger Höcker. U. pauxi L. , U. galeata Cuv. , Mexiko. Oreophasis Gray. Schnabel gestreckt, theilweise seidenartig mit Federn bekleidet, mit Stirnhorn. 0. Derbyamis Gray, Guatemala. Penelope L. , Jaku. Schnabel schlank, ohne Wachshaut. Zügel und Kehle nackt. P. cristata Gm., Brasilien. Meleagris L. Schnabel kurz, oben gewölbt. Fleischlappen an der Kehle und am Grunde des Oberschnabels. Schwanz breit, aufrichtbar. M. mexicana Gould., Stamm- form des M. gallopavo. Hier schliessen sich vielleicht am besten die Schopf hühner , Opisthocomidae an, mit nackter Zügel-, Wangen- und Kehlgegend. Opisthocomus cristatus 111., Brasilien, stinkt nach frischem Dünger. 3. Farn. Megapodiidae, Fusshühner. Hochbeinige Hühner von mittlerer Grösse, mit kurzem breiten Schwanz und grossen stark bekrallten Wandelfüssen , deren lange Hinterzehe in gleicher Höhe mit den Vorderzehen eingelenkt ist. Der kleine Kopf, so- wie Hals und Kehle bleiben theilweise nackt. Sie bewohnen Neuholland, Oceanien, das ost- indische Inselgebiet und bekümmern sich nicht um ihre Brut, indem sie die ungewöhn- lich grossen Eier in einem mit Blättern untermischten Erdhaufen einscharren, in welchem durch Gährung der Pflanzenstoffe die nöthige Brutwärme erzeugt wird. Das Junge ver- lässt das Ei mit vollständiger Befiederung und ernährt sich alsbald ohne Hülfe der Eltern. Megacephalon Temm. Kopf mit grossem nackten Höcker, welcher sich bis über die Nasenöff'nungen fortsetzt. M. maleo Temm., Maleo; auf Celebes. M. oceZ/ata Temm. Catheturus Latami Gi-ay , Neu Süd- Wales. Talegallus Less. , mit 3 Arten. Megapodiits Quoy Gaim., tumuhis, Fusshuhn, im nordöstlichen Neuholland. 4. Ynm. Phasianidae '), echte Hühner. Der theilweise, besonders in der Wangen- gegend unbefiederte Kopf ist häufig mit gefärbten Kämmen oder Hautlappen oder Federbüschen geziert und besitzt einen mittellangen stark gewölbten Schnabel mit kuppig herabgebogener Spitze. Die raittellangen abgerundeten Flügel oft mit verlän- gerten Armschwingen. Der lange oft verbreiterte Schwanz enthält eine grosse Zahl von Steuerfedem und im männlichen Geschlecht oft lange in eigenthümlicher Haltung ge- tragene Deckfedern. Die kräftigen Sitzfüsse sind mit Scharrkrallen V>ewaff"net und tragen eine schwache etwas höher eingelenkte Hinterzehe, über welcher sich im männ- lichen Geschlecht ein starker Sporn erhebt. Beide Geschlechter sind auffallend ver- schieden, das männliche grösser und reicher geschmückt. Bewohner der alten Welt. GaUus Briss. Mit gezacktem Scheitelkamm und einem oder zwei herabhängenden Hautlappen am Unterkiefer. Schwanz dachförmig , mit 14 Steuerfedern , zu denen beim Männchen grosse sichelförmig herabhängende Deckfedern hinzukommen. G. bankiva Temm., Bankivahahn, mit goldgelben Halsfedern, in den Wäldern der Sunda-Inseln. G. varkis Gray, Java. Lojyhophorus Temm., Glanzfasan. Mit kurzem und breitem abgerundeten Schwanz. L. refulgem Temm., im Hochgebirge des Himalaya. Phasianus L. Ohne Scheitelkamm und Kehllappen, mit nackten warzigen Wangen. Schwanz lang, mit 18 Steuerfedern, die nach der Spitze verschmälert sind. Leben in buschigen Hainen. Ph. colchicus L., gemeiner Fasan, Ph. pictus L., Goldfasan, Ph. {GaJlophasis) nycthemerus L., Silberfasan. Euplocamus ignitus Gray, Sumatra. 1) EUiot, A raonograph of the Phasanidae. fol. 1872. Tetraonidae. Pteroclidae. 365 Pavo L., Pfau. Kopf klein, ohne Lappen, mit Federbusch. Die langen mit Augen- flecken gezierten Deckfedern des Schwanzes bilden den prächtigen aufrichtbaren Schweif des Männchens. P. cristatus L. Polyplectron Temni. Die Deckfedern des langen dachförmigen Schwanzes einreichen nur die halbe Schwanzlänge. P. bicalcaratum L. , Malacca, Sumatra. Argus Temm. Armfedern ausserordentlich verlängert. Der lange dachförmige Schwanz mit verlängerten Mittelfeldern. A. giganteus Temm. , Argusfasan , Malacca, Borneo. Numida L. Körper gedrungen, mit theilweise nacktem, Lappenanhänge tragendem Kopf, kurzem Hals und Schwanz. Fedei'n des Rückens und Deckfedern des Schwanzes stark verlängert. N. meleagris L. , Perlhuhn, Nordafrika. N. cristata Fall., Südafrika. N. vulturina Hdw., Madagascar. 5. Fam. Tetraonidae ') , Feldhühner. Der Körper ist gedrungen , der Hals kurz, der Kopf klein und befiedert, höchstens mit einem nackten Streifen über dem Auge. Schnabel kürzer, höher und stärker. Beine niedrig, meist bis auf die Zehen herab be- fiedert. Schwanz kurz, Fuss mit hoch eingelenkter verkümmerter Hinterzehe, die zu- weilen auch vollständig ausfällt. Ebenso fehlt fast immer der Sporn im männlichen Geschlecht, welches oft vom weiblichen nur wenig verschieden ist. Sie leben theils in Wäldern, theils in offenen Feldern, in der Regel gesellig. L Unterf. Tetraoninae, Waldhühner. Nasengruben mit kleinen Federn ausgefüllt. Schnabel kurz, an der Basis breit. Flügel von mittlerer Länge. Lauf zuweilen bis zu den Zehen befiedert. Tetrao L., Waldhuhn. Mit stark gewölbtem herabgebogenen Schnabel, rothem schwieligen Streif über dem Auge und befiederten Läufen. Zehen mit Hornschildern und Federfranzen am Rande. Leben in bewaldeten Gegenden. T. urogallus L., Auer- hahn. Einer der grössten Landvögel Deutschlands, bewohnt vorzugsweise Nadelholz- waldungen in Gebirgsgegenden des östlichen Europas und Asiens, fliegt schwerfällig mit ungeheuerem Geräusch und ernährt sich von Baumknospen, Beeren und Tannen- nadeln. T. (Lyrurus) tetrix L., Birkhuhn, in gebirgigen mit Wiesen abwechselnden Waldungen. Bastarde zwischen beiden Arten als T. medius Meyer bekannt. T. {Bonasa) bonasia L. , Haushuhn , lebt in Monogamie. T. cu^ndo Gm. , Prairiehuhn , Nordamerika u. a. ameriU. Arten. Lagopus Vieill., Schneehuhn. Beine bis an die Zehenspitze befiedert. Die Farbe des Gefieders wechselt nach der Jahreszeit und ist im Winter weiss. Leben in Mono- gamie, i. a/&?f.s' Vieill., Moosschneehuhn, in Skandinavien. X. aZpi«?!« Nilss. , Felsen- oder Alpenschneehuhn. Perdicinae, Feldhühner. Nasengrube nackt. Schnabel kurz und dick, comprimirt. Läufe lang, unbefiedert, vorn beschildert, selten mit Sporen. Perdix Hl., Feldhuhn. Sind Strand- und Strichvögel der gemässigten und wärmern Zonen, leben auf freien Feldern, ausser der Brutzeit oft kettenweise vergesellschaftet, aber stets in Monogamie. P. cinerea Briss., Rebhuhn. P. [Caccabis) saxatilis M. W., Steinhuhn, mit schwieligen Läufen, bewohnt steinige und felsige Gegenden der Schweiz, Tyrols und Italiens. P. rubra Temm., Rothhuhn, vertritt in Süd Westeuropa das Stein- huhn. P. francolinus L. = Francolinus vulgaris Steph., Frankolinhuhn, Mit längerm Schnabel und höherm im männlichen Geschlechte bespornten Fuss, Südeuropa, Afrika. Coturnix dactylisonans Meyer, Wachtel. Von geringer Grösse, mit längern spitzen Flügeln, lebt in Polygamie und ist Zugvogel. Ortyx virginianus Gould. , Nordamerika. Cyrtonyx massena Gould. u. a. amerikanische Formen. 6. Fam. Pteroclidae, Flughühner. Kleine Hühner mit kleinem Kopf, kurzem Schnabel, niedrigen schwachen Beinen, langen spitzen Flügeln und keilförmigem Schwanz. 1) Elliot, A Monograph of the Tetraoninae. New-York. 1865. Gould, A Mono- graph of the Odontophorinae. London. 1840. 366 4. Ordnung. Columbinae. Lauf kurz, meist befiedert. Die kurzzehigen Füsse mit boehsitzender stummeiförmiger Hinterzehe, oder ohne die letztern. Sie fliegen schnell und ausdauernd, laufen dagegen schlecht und leben auf dürren Steppen und sandigen Ebenen, deren Färbung mit der des Gefieders übereinstimmt. Pterocles Temm. , Steppenhuhn. Mit rudimentärer Hinterzehe. Pt. arenarius Temm., Gangaflughuhn. Pt. alchata Gray, in Kleinasien und Afrika, aber auch im südlichen Europa. Syrrhaptes 111., Fausthuhn. Mit ringsum befiedertem Lauf und verwachsenen be- fiederten Zehen, ohne Hinterzehe. S. paradoxiis Fall., in den Steppen der Tartarei, seit einigen Jahren im nördlichen Deutschland. Hier schliesst sich die Gattung Turnix Vieill. an. 4. Ordnung. Oolumbinae '), Tauben. Nesthocker mit schwachem weichhäuf ü/en in der Umgebung der Nasen- öffnungen blasig aufgetriebenen Schnabel, mit mittellangen zugespitzten Flügeln und niedrigen Spaltfüssen mit aufliegender Hinterzehe. Die Tauben schliessen sich am nächsten den Hühnern und unter diesen den Wüstenhühnern an, zeigen indessen in Körperbau, Lebensweise und Fort- pflanzung wesentliche Eigenthümlichkeiten , welche die Trennung von jener Ordnung rechtfertigen. Sie sind Vögel von mittlerer Grösse mit kleinem Kopf, kurzem Hals und niedrigen Beinen. Der Schnabel ist länger als bei den Hühnern , aber weit schwächer , höher als breit und an der hornigen etwas aufgeworfenen Spitze sanft gebogen. An der Basis des Schnabels erscheint die schuppige Decke der Nasenöffnungen bauchig aufgetrieben, nackt und weichhäutig. Die Flügel sind nur massig lang, aber zugespitzt, mit 10 Hand- schwingen und befähigen zu einem ebenso raschen als gewandten Fluge. Der schwach gerundete Schwanz enthält in der Regel 12, selten 14 oder 16 Steuer- federn. Das straffe, oft schön gefärbte Gefieder liegt dem Körper glatt an und zeigt sich nach dem Geschlechte kaum verschieden. Die niedrigen Beine sind wohl zum Gehen , aber nicht zum schnellen und anhaltenden Laufe tauglich und enden mit Spaltfüssen oder Wandelfüssen, deren wohl entwickelte Hinter- zehe dem Boden aufliegt. Der Lauf ist an der Vorderseite getäfelt, an der hintern Fläche gekörnt oder netzähnlich gefeldert. Anatomisch weichen die Tauben von den Hühnervögeln vornehmlich durch die auffallende Kürze der Blinddärme und durch den Besitz eines paarigen Kropfes ab , der zur Brutzeit bei beiden Geschlechtern ein rahmartiges Secret zur Aetzung der Jungen absondert. Ueber alle Erdtheile verbreitet (besonders reich zwischen den Wendekreisen auf den Inseln der Südsee) , halten sie sich paarweise oder zu Gesellschaften vereint vorzugsweise in Wäldern auf und nähren sich fast aus- schliesslich von Körnern und Sämereien. Die im Norden lebenden Arten sind Zugvögel , die anderen Strich- und Standvögel. Sie leben in Monogamie und legen zwei, selten drei Eier in ein kunstloses auf Bäumen und im Gebüsch, selten auf dem flachen Erdboden aus dürren Reisern etc. aufgebautes Nest. 1) Temmink et Prevost, Histoire naturelle generale des Pigeons. Tom. I und IL Paris. 1808 — 1843. C. L. Bonaparte, Iconographie des Pigeons. Paris. 1857. Columbidae. Didunculidae. 367 Am Brutgeschäft betheiligen sieh beide Geschlechter. Die Jungen verlassen das Ei fast ganz nackt und mit geschlossenen Augenlidern und bedürfen als Nesthocker geraume Zeit hindurch der mütterhchen Pflege. 1. Film. Colambidae. Schnabel stets ungezähnt mit glatten Rändern. Laut ziemlich kurz, meist mit befiederten Fersen. Nur die Kuppe und Spitze des Schnabels hornig. Meist 12 Steuerfedern. Columba L. Schwanz massig lang. Aeussere Zehen am Grunde geheftet. C. livia L. , Felstaube , schieferblau mit weissen Flügeldeckfedern und 2 schwarzen Flügel- und Schwanzbinden. Stammform der zahlreichen Rassen der Haustaube. Nistet auf Felsen und Ruinen und ist an den Küsten des Mittelmeeres weit über Europa und Asien ver- breitet. C. leuconota Vig. C. {Palumboenas) oenas L., Holztaube, nistet auf Bäumen u. z. a. A. Palumbus Kp. Schwanz lang, Lauf sehr kurz, Vorderzehen leicht geheftet. P. torquatus Leach. (C palurnbus L.), Ringeltaube, Europa, Asien und Nordafrika. Ectopistes Sws. Schwanz sehr lang, keilfönnig. Flügel stark zugespitzt. Kopf klein. E. migratorius L., Wandertaube , Nordamerika. Macropygia liliasianella Gould., Neu Süd-Wales. Turtur Slb. Körper klein, zierlich, mit kleinem Kopf, länglichem abgerundeten Schwanz und nacktem Lauf. T. auritus Bp. , Turteltaube , Südeuropa , Westasien und Nordafrika. T. risorius Sws. , Westasien. Chamaepelia passerina L. Zenaida Bp. Der kleine kräftige Körper mit starken langen Läufen. Erdvögel. Z. amabilis B. , Amerika nebst z. a. G. u. A. Fhapa Gould., Schillertaube. Schnabel kräftig, fast so lang als der Kopf. Schwanz kürzer als die kurzen Flügel , mit 16 Steuerfedern. Ph. clialcoptcra Slb. , Australien. Chalcophaps indica Gray. GeopeUa striata Gray, Java. Caloenas Bp. Die Wachshaut an der Basis des starken Schnabels vor der Stirn kuglig aufgetrieben. Hals und Nackenfedern verlängert. Lauf ziemlich hoch. C. nico- 'barica Gray. Von den Nicobaren bis über Neuguinea hinaus. Goiira Flem. Der grosse hühnerähnliche Körper trägt auf dem Köpf eine Krone zerschlissener Federn. Armschwingen länger als die Handschwingen. Schwanz lang, mit 16 Steuerfedern. G. coronata Flem., Neuguinea. Otidiphaps Gould. 0. nöbilis Gould., Neuguinea. Andere Gattungen sind PliUnopus Sws. Carpophaga Slb., Australien, Molukken. 2. Fam. Didunculidae. Der comprimirte Schnabel am Unterkiefer gezähnt, mit hakig übergreifender Spitze. Didunatlus Peale. Lauf stark, 2 Zähne am Unterschnabel; Zehen mit langen krummen Krallen. D. strigirostris Gould., Samoa- und Schifferinseln. An diese Familie anschliessend hat mau die ausgestorbenen Dronten, Lieptae, zu den taubenartigen Vögeln gestellt. Dieselben waren zur Zeit Vasco di Gama's auf einer kleinen Insel an der Ostküste Afrikas und auf den Mascareuen noch häufig, sind aber seit 2 Jahrhunderten aus der Reihe der lebenden Vögel verschwunden. Soweit wir die Erscheinung des Vogels aus den erhaltenen (in Oxford und Kopenhagen aufbewahrten) Resten von Schädel, Schnabel und Beinen und aus älteren Beschreibungen, insbesondere nach einem im Britischen Museum aufbewahrten Oelgemälde beurtheilen können, war der Dodo, Didus ineptus L., ein unbeholfener Vogel, grösser als der Schwan, mit zer- schlissenem Gefieder, kräftigen 4 zehigen Scharrfüssen und starkem tiefgespaltenen Schnabel. 368 5. Ordnung. Scansores. 5. Ordnung. Scansores, Klettervögel. NesthocJcer mit kräftigem Schnabel, straffem dunenarmen Gefieder und Kletter füssen. Man vereint in dieser recht künstlich begrenzten Ordnung eine Anzahl verschiedenartiger Vogelgruppen, welche wesentlich nur im Bau der Füsse übereinstimmen und dem entsprechend vornehmlich zum Klettern befähigt erscheinen, indess auch in der Art dieser Bewegung mehrfach auseinander- weichen und in mehreren Familien der Gangvögel ihre nächsten Verwandten haben. Bei Trogon und Verwandten sind die erste und zweite Zehe nach vorn, die dritte und vierte nach hinten gestellt. Der Schnabel ist überaus kräftig, geradgestreckt und kantig , zum Hämmern und Meiseln an Bäumen geeignet (Spechte), bald kurz und hakig herabgekrümmt (Papageien ), oder von kolossaler Grösse und mit gezähnten Kanten (Tukan). Die Beine enden mit langzehigen Kletterfüssen , deren Aussenzehe in einigen Fällen als Wendezehe nach vorn gedreht werden kann , und sind am Laufe selten befiedert , häufiger vorn mit Halbgürteln und Schienen , hinten mit Täfelchen besetzt. Die Flügel bleiben veihältnissmässig kurz und enthalten ziemlich allgemein 10 Handschwingen, der Schwanz dagegen entwickelt sich häufig zu bedeutender Länge und kommt zuweilen als Stemmschwanz beim Klettern in Verwendung. Es sind lebhafte, leicht bewegliche Vögel, die weniger gut fliegen, als behende an Stämmen und an Zweigen klettern. Die meisten entbehren eines complicirtern Muskel- apparates am untern Kehlkopf und haben eine einfache durchdringende schreiende Stimme , einige aber sind ganz besonders zur Nachahmung compli- cirter Laute befähigt. Die meisten bewohnen Waldungen, nisten in hohlen Bäumen und nähren sich von Insecten, einzelne aber auch von kleinen Vögeln, andere von Früchten und Pflanzenstoffen. 1. Fam. Rhamphastidae ') , Tukane. Rabenähnliche Vögel mit colossalera zahn- randigen Schnabel und fiedeispaltiger Hornzunge. Mundwinkel ohne Bartborsten. Das Gefieder zeigt auf schwarzem Grunde besonders an Brust und Kehle grelle Farben. Flügel abgerundet, mit 10 Hand- und 13 Armschwingen Schwanz lang, keilförmig, mit 10 Steuerfedern. Sie bewohnen die Urwälder Brasiliens und nähren sich von Früchten der Bananen und Guarabäume, wahrscheinlich aber auch von Eiern, Insekten und selbst jungen Vögeln, sind wenigstens im gezähmten Zustande omnivor. Rhamphastua L. Schnabelgrund höher und breiter als der Kopf, mit verborgenen Nasenlöchern. JR. toco L. Pteroglossus 111. Schnabel kleiner mit sichtbaren Nasenlöchern. Pt. Aracari Hl, Arassari. Pt. Gouldii Natt. 2. Fam. Galbulidae, Glanzvögel. Mit langem geraden vierkantigen Schnabel, dessen Basis von Borsten umstellt wird. Flügel abgerundet, Schwanz meist lang. Läufe sehr kurz und meist befiedert. Die Innenzehe kann fehlen. Gefieder meist metallisch glänzend. Südamerikanisch. Gdlbula Moehr. Schnabel an der Firste und Dillenkante gekielt. G. viridis Lath., Südamerika. Urogalha paradisea Lath., Brachygalba albiventris ßp., Jacamerops gran- dis Cuv. , Guiana 1) J. Gould, A Monograph of the Rhamphastidae. London. 1854. / Trogonidae. Bucconidae. Cuculidae. Musophagidae. 369 3. Farn. Trogonidae '). Schnabel kurz und stark, meist mit gezähnten Rändern und weiter Mundspalte, mit Borsten am Mundwinkel. Flügel kurz, abgerundet, Schwanz lang. An den kurzläufigen Füssen sind die erste und zweite Zehe nach vorn, die dritte und -vierte nach hinten gerichtet. Gefieder der Männchen mit metallischem Glanz. Trogon Moehr. Schnabel mit stark gekrümmter Firste. Läufe ganz befiedert. T. curucui L., Brasilien. Harpactes fasciatus Gm., Ceylon. Priotelus albicollis Gould. Hapaloderma viar'ma Le Vaill., Südafrika. Cn/Mr?haga Lew. Schnabel schlank und lang, mit langer gekrümmter Dillenkante. M. auricornis Sws., Australien. Nectarinia 111. Schnabel lang, gekrümmt, mit fein gekerbten Rändern. Gefieder metallisch glänzend. 10 oder 12 Steuerfedern. N. famosa 111., JV. {Oinnyris Gab. Mit 12 Steuerfedern) splendida Cuv. , Südafrika. Chalcomitra amethystina Rchb. , Südafrika u. s. a. G. 4. Fam. Certhiadae, Baumläufer. Singvögel mit langem wenig gebogenen Schnabel spitzer Hornzunge, getäfeltem Lauf und langer scharf bekrallter Hinterzehe. Flügel mit 10 Handschwingen , von denen die erste kurz bleibt. Schwanz gerade oder keil- förmig, zuweilen mit steifen Steuerfedern. Sie klettern wie olie Spechte, niemals aber wie die Spechtmeisen kopfabwärts und leben einsam oder paarweise in Wäldern und Gärten, wo sie mit dem Schnabel ähnlich wie die Spechte an Bäumen meisseln. Certhia L. Schnabel lang, ohne Borsten. Steuerfedern steif. C. familiaris L., Baumläufer. Caiilodromus Gray. Tichodroma 111., Mauerläufer, mit weichem biegsamen Schwanz. T. muraria HI. 5. Fam. Dentrocolaptidae = Anabatidae. Schreivögel mit starkem geraden oder gebogenen, an der S])itze stets comprimirtem Schnabel. Flügel mit 10 Handschwingen und kurzen Deckfedern, der Bildung des Kehlkopfes nach Tracheophones. Leben in Amerika. Dendrocolaptes picumnus Licht. , Anabates cristatus Spix , Brasilien. Schizura Desmursn Rchb., Ghile. Geositta cunicularia Gray, Patagonien. 3. Gruppe. Fissirostres, Spaltschnäbler. Kleine und mittelgrosse Vögel mit kurzem Hals, plattem Kopf, flachem tief bis in die Augengegend gespal- tenen Schnabel, langen spitzen Flügeln mid schwachen Wandelfüssen oder 376 Vögel. Hirunclinidae. Cypselidae. Caprimulgidae. Klammerfüssen. Sie fliegen überaus schnell und gewandt, mit bewunderungs- würdiger Ausdauer , fangen ihre Nahrung , insbesondere Fliegen , Netzflügler und Schmetterlinge im Fluge mit geöffnetem Schnabel und leben vornehmlich in wärmern Klimaten. Die Bewohner der gemässigten und nördlicheren Gegenden sind Zugvögel. Bei der Kürze und Schwäche ihrer Beine vermeiden sie den Erdboden, benutzen dagegen ihreFüsse zum Anklammern auf Mauern etc. Die meisten jagen am Tage , viele in der Dämmerung und Nacht , einige sind im Besitze eines Singmuskelapparats und haben einen lieblich zwitschernden Gesang, andere entbehren desselben und bringen einförmig schrillende Töne hervor. 1. Fam. Hirundinidae, Schwalben. Kleine zierlich gestaltete Singvögel mit breitem dreieckigen an der Spitze zusammengedrückten Schnabel, 9 Handschwingen und langem Gabelschwanz. Sind über alle Erdtheile verbreitet und fertigen als Kleiber ein kunst- volles Nest. Die Europäischen überwintern in Mittelafrika. Hirundo L. Schnabel kurz 3seitig. Lauf nackt. Erste und zweite Schwino-e gleich lang. H. rustiea L., Rauchschwalbe. H. {Chelidon Boie. Lauf befiedert) urhica L., Hausschwalbe. H. {Cotyle Boie. Nasenlöcher frei, Schwanz wenig ausgeschnitten, massig lang) ripariah., Uferschwalbe, nistet in selbstgegrabenen Erdlöchern am Ufer. H. rupestris Scop., Felsenschwalbe, südl. Frankreich. 2. Fam. Cypselidae, Segler. Schwalbenähnliche Schreivögel mit schmalen säbel- förmig gebogenen Flügeln, 7 bis 8 Armschwingen, 10 Handschwingen, kurzen befiederten Läufen und stark bekrallten Klammerfüssen, zuweilen mit nach innen gerichteter Innen- zehe. Der Schwanz enthält nicht wie bei den echten Schwalben 12, sondern nur 10 Steuerfedern. An den Flügeln fällt der ungemein kurze Oberarm und der lange Hand- theil auf, wodurch sich die Segler wie auch in der Bildung des Schwanzes den Kolibris nähern. Fliegen meist sehr hoch, überaus schnell und ausdauernd, klettern auch geschickt an Felsen und Mauerwänden empor. Sie bauen ähnlich wie die Schwalben, einige auch als Höhlenbrüter und benutzen ihren klebrigen Speichel zur Verkittung fremden Materiales. Collocalia Gray, Salangane. Lauf nicht befiedert, länger als die Mittelzehe. Schwanz leicht ausgerandet. Mit nach Innen gerichteter Innenzehe, berühmt durch die essbaren Nester, zu deren Bau sie ausser Algen das zähe gummiartige Secret ihrer Speicheldrüsen (Subungualis) verwenden. C. esculenta L. , in Ostindien. C fuciphaga Shaw., verwebt in den Nestbau verschiedene PflAnzentheile. Cypselus III. Läufe befiedert. C. apus L., Thurmschwalbe. C melba L. {alpinus), Alpenschwalbe. 'S. Fam. Caprimulgidae, Nachtschwalben, Ziegenmelker. Schreivögel mit kurzem ungemein flachen dreieckigen Schnabel, von Lerchen bis Rabengrösse, mit weichem eulenartigen nach Art der Baumrinde gefärbten Gefieder. Die Beine sind sehr schwach und kurz, am Fusse richtet sich die Hinterzehe halb naeli innen, kann aber auch nach vorn gewendet werden. Die Mittelzehe ist lang und trägt zuweilen eine kammförmig gezähnelte Kralle. Leben vorzugsweise im Walde und nähren sich insbesondere von Nachtschmetterlingen, die sie während des raschen leisen Fluges mit otfenem Rachen erbeuten. Sie legen in der Regel 2 Eier, ohne eine Grube zu scharren oder eine Unter- lage zu bauen, auf dem flachen Erdboden. Caprimulgus L. Mundspalte bis dicht unter die Augen reichend. Rand des un- gezähnten Schnabels von steifen Borsten eingefasst. C. europaeus L. , Ziegenmelker. C. ruficollis Tem., in Spanien. Hydropsalis Wagl. Schnabel länger. Schwanz gabiig. H. torqiiuta Gm., Sleatornis Humb. Schnabel länger als breit, mit einem Zahn. St. caripemis Humb. , Guacharo. Nyctidromus guianensis Gm., Südamerika u. z. a. G. Corvidae. Paradiseidae. Sturnidae. 377 4. Gruppe. Dentirostres , Zahnschnäbler. Vorwiegend Singvögel von meist zierlichem Körperbau und geringer Grösse, mit verschieden gestaltetem, pfriemenförmigem, zuweilen schwach gebogenem Schnabel, dessen Oberschnabel an der Spitze mehr oder minder ausgeschnitten ist. An den mittellangen Flügeln verkümmert die erste der zehn Handschwingen oder fehlt auch wohl ganz, hii Schwänze finden sich fast ausnahmslos 12 Steuerfedern. Sie sind Baum Vögel mit überaus gewandten Bewegungen, hüpfen ebenso leicht auf dem Erdboden als sie rasch und behende fliegen und nähren sich vornehmlich von Insekten. Die meisten sind Bewohner der gemässigten und kälteren Gegenden, verlassen im Winter ihre Heimath, wenige streichen in benachbarten Gebieten oder sind überhaupt Standvögel (Amsel). Sie leben in Monogamie und brüten mehrmals im Jahre in sehr verschiedenen meist kunstvoll gefertigten Nestern. 1. Farn. Corvidae, Raben. Grosse Singvögel mit laut schreiender Stimme. Schnabel stark und dick , vorn etwas gekrümmt und leicht ausgebuchtet. Nasenöflnungen von langen Borstenhaaren umstellt. Sie haben einen feinen Geruchssinn und leben gesellig. Einzelne stellen Vögeln und kleinern Säugethieren nach, wohl alle zeigen einen instinctiven Hass gegen Raubvögel. Corvus L. Schnabel lang und kräftig mit ganzrandiger Spitze. Flügel lang und spitz. Schwanz ziemlich lang, abgerundet. C corax L., Kolkrabe. Die grösste Raben- art in Europa, welche Mäuse und Maulwürfe, al)er auch Haasen erbeutet. G. cornix L., Nebelkrähe. C. Corona L. , Rabenkrähe, soll nach G loger nur die schwarze Varietät der erstem sein. C. fruyilegus L., Saatkrähe. C. monedula L , Dohle. Fica Briss. Der lange starke Schnabel mit hakiger Spitze und leichter Ausrandung. Schwanz lang, keilförmig. F. caudata Ray, Elster; Europa, Asien und Nordamerika. Nucifraya Briss. Schnabel lang, mit sehr langer Dillenkante. Schwanz seitlich abgerundet. N. caryocntacfes L., Nussheher. Fyrrhocorax Vieill. Schnabel schlank, leicht gekrümmt, hell gefärbt. Flügel lang, bis an das Ende des Schwanzes reichend. F. alpmus Vieill., Alpenkrähe, Schweiz. F. {FreijUiis CuV.) graculus Temm , Steinkrähe, Griechenland. Garridiis Briss. Schnabel kurz und kräftig, an der Spitze Qbergebogen und leicht ausgerandet. G. ylatidarius L. , Eichelheher. üeberall in Europa, mit Ausnahme der nördlichsten Länder. F.silorhinus Rüpp. , Cyanoeorax Boie , Gymnorhina Gray u. z. a. exotische Gattungen. Oriolus L., (Oriolidae). Schnabel ziemlich kegelförmig, abgerundet, mit schwachem Endhaken. Schwanz gerade abgestutzt. 0. galbula L. , Pirol, bei uns vom Mai bis August. Chlarnydodera Gould. 2. Farn. Paradiseidae ') , Paradiesvogel. Lebhaft gefärbte Vögel mit sanft ge- bogenem oder geradem comprimirten Schnabel. Fiisse sehr stark und grosszehig. Die beiden mittlem Steuerfedern oft fadenförmig verlängert und nur an der Spitze mit kleiner Fahne. Männchen mit Büscheln zerschlissener Federn an den Seiten des Körpers und auch an Hals und Brust. Faradisea L. F. apoda L., I'. regia L., Neuguinea u. z. a. .\. u. G, 3. Eam. Sturnidae, Staarc. Singvögel mit geradem oder wenig gebogenem starken Schnabel, dessen Spitze selten auch nur schwach eingekerbt ist, ohne Bart- borsten.. Flügel mit 10 Handschwingen. Sie leben gesellig und werden durch Vertilgung lästiger Insecten überaus nützlich. 1) Elliot, A monograph of the Paradiseidae. 1873. 378 Vögel. Gymnoderidae. Cotingidae. Laniadae. Muscicapidae. Sturnus L. Schnabel lang und spitz, geradgestreckt, Schwanz kurz, Flügel lang und spitz. St. vulgaris L., der gemeine Staar, bei uns Strich- und Zugvogel. Pastor Temm. Schnabel beträchtlich kürzer, leicht gekerbt. P. roseus Temnii, Staaramsel, im südl. Europa. Acridotheres VieilL Gracula L. Schnabel lang mit breiter Basis. Kopf mit 2 nackten Hautlappen. G. religiosa L., Ostindien. Buphaga L. Schnabel nach vorn comprirairt. Lauf kurz und stark. B. africana L. , Madenhacker, frisst die Oestruslarven aus der Haut der Rinder. Lamprotornis Temm. u. a. G. Durch den Besitz von nur 9 Handschwingen unterscheiden sich die den Staaren sonst nahe verwandten amerikanischen meist gelb gefärbten Icteriden, Trupiale. Icterus jamacai Daud., Brasilien. Cassicus haemorhous Daud., Xanthornus Cuv. u. z. a. G. 4. Farn. Gymnoderidae, Kropfvögel. Ohne Singmuskulatur, mit grossem gewölbten breiten Schnabel, mit langer erster Handschwinge. Nasenöffnung von Borsten umstellt. Bewohner Südamerikas. Coracina scutata Temm. , Brasilien. Cephalopterus Geoffr. Gymnocephalus calvus Geoffr. , Kapuzinervogel , Brasilien. Qiasmorhynchus nudicollis Temm., Flötenvogel. 5. Fam. Goting'idae, Schnmckvögel. Ohne Singmuskulatur , mit weichem pracht- voll gefärbten oft metallisch glänzenden Gefieder und hakig gekrümmter gekerbter Spitze des kurzen am Grunde breiten Schnabels, mit kurzen Läufen und breiten Wandel- füssen. Sie ernähren sich grösstentheils von Früchten. Cotinga Briss. {Ampelis L.). Schnabel mit leicht gekrümmter Firste , bis zum Nasenloch befiedert. 2 te und 3 te Schwinge am längsten. Schwanz massig lang. C cayana Geoffr., Cayenne. Pipra L. Schnabel kurz und dreikantig, mit scharfer Firste. Weibchen und Junge graugrün, Männchen lebhaft gefärbt. P. aureola L., Cayenne. Rupicola Briss. Schnabel hoch und sehr kurz. Männchen mit Scheitelkamm. JB. crocea Bp., Südamerika. Calyptura cristata Sw. G. Farn. Laniadae, Würger. Grosse kräftige Singvögel mit hakig gebogenem stark gezähnten Schnabel, starken Bartborsten und massig hohen scharf bekrallten Füssen. Fliegen ziemlich schlecht und halten sich in Gebüsch und Waklungen auf, sind muthig und raublustig, machen auf Insekten wie auf kleine Vögel und Säugethiere Jagd und spiessen ihre Beute gern auf spitzen Dornen auf. Sind als Verbindungsglieder der Sing- und Raubvögel zu betrachten. Lanius L. Schnabel vorn comprimirt mit scharfem Zahn. Schwanz lang stufig. L. excubitor L., grosser Würger. L. minor L., schwarzstirniger Würger. L. rufus Briss. (ruficeps Bechst.j, rothköpfiger Neuntödter. L. (Enneoctonus) collurio L., Neuntödter. Laniarius Vieill. Flügel kurz abgerundet. Innenzehe beträchtlich kürzer als die äussere Zehe. L. barbarus Sw., Mittelafrika u. z. a. G. Hier schliessen sich die südamerikanischen Eriodoridae, Tham)ioplülidaeii,n. Tham- nophilus Vieill., Formicivora Sw. u. z. a. G. 7. Fam. Mascicapidae, Fliegenfänger. Sehnabel kurz, an der Basis breit und niedergedrückt, vorn etwas comprimirt, mit kakiger eingekerbter Spitze. Flügel lang, mit 10 Handschwingen, von denen die dritte meist am längsten ist. Die Sohle des Laufes oft gestiefelt. Halten sich auf Bäumen auf und spähen nach Insekten, die sie im Fluge erhaschen. Beide Geschlechter weichen im Gefieder ab. Muscicapa L. Schnabelfirste flach gedrückt. Dritte Schwinge am längsten. Schwanz gerade. M. grisola L. M. atricapilla L. M. collaris Bechst. (albieollis), Halsband- fliegenschnäpper. M. parva Bechst., Zwergfliegenschnäpper, Südeuropa. Muscipeta L. Schnabel fast lancetförmig. Fünfte Schwinge am längsten. Schwanz lang, keilförmig. M. paradisi Gab., Ostindien. Tyrannidae. Paridae. Accentoridae. Motacillidae. Sylviadae. 379 Bombycilla Briss. Schnabel verhältnissmässig kurz, mit kleinem Ausschnitt vor der Spitze. Zweite und dritte Schwinge am längsten. Schwanz gerade. Seiten des Laufes mit Schildern. B. garrula L., Seidenschwanz, brütet in Lappland. 8. Fam. Tyrannidae. Ohne Singmus':eln. Schnabel mit Einkerbung vor der hakig umgebogenen Spitze. Bewohner Amerikas. Tyrannus Cuv. T. carolinensis Temni. Myiarchus Gab. M. ferox Gab., Brasilien. Todus L. T. viridis L. , Südamerika. 9. Fam. Paridae, Meisen. Kleine schön gefärbte und überaus bewegliche Sänger von gedrungenem Körperbau, mit spitzem, kurzem, fast kegelförmigem Schnabel und mittellangen gerundeten Flügeln, in denen die vierte oder fünfte Schwinge am längsten ist. Stand- und Strichvögel der gemässigten und nördlichen Gegenden. Ernähren sich von Insekten, greifen aber auch gelegentlich kleine Vögel an. Parus L. Schnabel conisch, leicht gekrümmt, mit aufwärts steigender Dillenkante. P. major L. , Kohlmeise. P. ater L. , Tannenmeise. P. coeruleus L. , Blaumeise. P. cristatits L., Haubenmeise. P. palustris L., Sumpfmeise. P. (Mecistura) caudatus L., Schwarzmeise. Siithora nipalensis Hodgs. , Neapel. Aegithalus Vig. Schnabel mit gerader Firste und schwach abwärts gebogener Dillenkante. Schwanz ausgeschnitten. A. penduUniis L., Beutelmeise, Südfrankreich, Ungarn. Panurus barbatus Briss. (biarmicus L.), Bartmeise, Holland, Südfrankreich. Sitta L. , Spechtmeise. Schnabel gerade. Schwanz kurz, gerade. S. eiiropaea L., Kleiber. Orthonyx spinicauda Teram., Australien und Neuguinea. 10. Fam. Accentoridae, Flüevögel. Von kräftigem Körperbau, mit starkem kegel- pfriemenförmigen Schnabel, mittelhohen kurzzehigen stark bekrallten Füssen und kurzem breiten Schwanz. Halten sich mehr auf dem Erdboden auf und leben wie die Lerchen, zvi denen sie hinführen, von Insekten und Sämereien. Accentor Bechst. A. modularis Lath., Graukehlchen. A. alpinus Bechst., Alpenflüevogel. 11. Fam. Motacillidae, Bachstelzen. Körper schlank. Schnabel ziemlich lang, an der Spitze eingeschnitten. 9 Handschwingen. Lauf vorn getäfelt. Schwanz lang, ausgerandet. Lieben feuchte Localitäten und laufen sehr gewandt, nisten auf dem Boden. Antlms Bechst., Pieper. Die 3 ersten Schwingen gleich lang. Kralle der Hinter- zehe sehr lang und spitz. A. pratensis Bechst., Wiesenpieper. A. aquaticus Bechst., Wasserpieper. A. arboreiis Bechst., Baumpieper. A. campestris Bechst., Brachpieper. Motacilla L. Zweite und dritte Schwinge am längsten. Schwanz lang. Hinter- zehe lang, mit langer Kralle. M. alba L. , M. flava L. , M. sulphurea Bechst., M. ca- pensis L. 12. Fam. Sylviadae, Sänger. Kleine Singvögel mit pfriemenfürmigem Schnabel und vorn getäfeltem Lauf. Grasmücken: Sylvia Lath. Schnabel schwach und schlank mit kaum ausgerandeter Spitze. Schwanz breit abgerundet, Gefieder grau und braun. S. nisoria Bechst., Sperber- grasmücke. S. curruca Lath. (garrula Bechst.,^ Müllerchen, Weisskehlchen. S. hortensis Lath., Gartengrasmücke. S. atricapiUa Lath., Mönch-Grasmücke. S. cinerea Lath., Dorngrasmücke. Laubsänger: PhyUojmeuste Boie. Schnabel schwach. Schwanz ausgerandet. Gefieder grünlich grau, auf der Unterseite gelblich, l'h. trochilus Lath., Weidenlaubsänger, Back- öfelchen. Ph. sibilatrix Bechst., Weidenzeisig. Ph. hypolais Bechst., Gartensänger oder Bastardnachtigall. Rohrsänger: Calamolierpe Boie. G. iurdoides Meyer, Rohrsänger. C. phragmites Bechst., Uferschilfsänger, ü. arundinacea Lsith., Teichrohrsänger. C. locustella Lath., Buschrohrsänger u. a. A. Troglodytes Vieill. Schnabel comprimirt, wenig gekrümmt. Flügel länger als der abgerundete Schwanz. Tr. parvtdus Koch, Zaunkönig, durch ganz Europa verbreitet. Tryothorus Vieill., Campylorhijnchus Spix sind verwandte amerikanische Gattungen. 380 Vögel. 5. Gruppe : Conirostres, Kegelschnäbler. Begulus Koch, Goldhähnchen. Schnabel mit hoher Firste, gerade und spitz. Schwanz leicht ausgerandet. Bildet den Uebergang zu den Meisen. R. crintatus Koch., B. ignicapillus Nauui. Cistieola Less. Schnabel kurz und leicht gebogen. Flügel gerundet, vierte Schwinge am längsten. Lauf hoch. C. schönicola Bp., der südeuropäische Schneidervogel oder Cistensänger, näht Schilf blätter zum Nestbau zusammen. Orthotomus sepium Horsf. (sutorius), indischer Schneidervogel. Malurus cyaneus Vieill., Austr^ilien u. z. a. G. 13. Fam. Tnrdidae. Grössere Singvögel von schlankem Körperbau, massig langem etwas compriniirten vor der Spitze leicht gekerbten Schnabel, an dessen Grunde kurze Bartborsten aufsitzen. Die Beine sind hochläufig und mit einer vordem und zwei seit- lichen Schienen bekleidet, gestiefelt. Beide Geschlechter meist gleich gefiedert, das Jugendkleid abweichend gefleckt. Die 3te und 4te der 10 Handschwingen am längsten. Fressen Insekten, theilweise auch Beeren und sind meist Zugvögel. Cinclus Bechst. Körperform wie die der Zaunkönige. Schnabel schlank. Schwanz sehr kurz, ebenso die Flügel. C. aquaticus Bechst., Wasseramsel. Ilenicurus velatus Temm. , Java. Luscinia (Lusciola) Schwenkf. {Luscinianae, Erdsänger). Schnabel pfriemenförmig. Schwanz gerundet, mittellang. Flügel kurz. L. philomela Bechst., Sprosser oder grosse Nachtignll, im östl, Europa. L. luscinia L. , Nachtigall. L. suecica L. , Blaukehlchen. L. (Erythacus) rubicida L., Rothkehlchen. L. (Ruhicilla) phoenicuriis L., Gartenröthling. L. tithys Lath. , Hausrothschwänzchen. Saxicola Bechst. Schnabel schlank, an der Basis breiter als hoch, nach vorn com- primirt. Füsse hoch. Schwanz kurz. S. oenanthe Bechst. , Steinschmätzer. S. (Monti- cola) saxatilis Boie, Südeuropa. Pratincola Koch. Schnabel kurz, rundlich. Flügel mittellang. Körper lang, plumper. Pr. rubctra L. , Braunkehlchen. Pr. rubicola lt., Schwarzkehlchen. Tnrdus Briss. Körper ziemlich gross, gestreckt. Schnabel schlank, mit Kerben an derSijitze. Dritte Schwinge am längsten. T. pilaris L., Krammetsvogel oder Wachholder- drossel , brütet meist in Birkenwaldungen des Nordens. T. viscicorus L. , Mistel- drossel. S. musicus L., Singdrossel. T. iliacus L., Weindrossel. T. torquatus L., Ringel- drossel. T. merula L. , Schwarzamsel. T. saxatilis L. , Steindrossel. 7'. migratorius L., Wanderdrossel. Mimus polyglottus Boie, Spottdrossel, Nordamerika. Den Drosseln schliesst sich in der Schnabelform ein grosser Neuholländischer Vogel an, der Leierschwanz, Memira superba Dav. , der freilich in der Lebensweise zu den Hühnervögeln hinführt. Derselbe lebt paarweise in buschigen Waldungen und hat einen lauten eigenthümlichen Gesang. 5. Gruppe. Conirostres, Kegelschnäbler, Sperlingsvögel. Singvögel von geringer Grösse, von gedrungenem Leibesbau , mit dickem Kopf und kräftigem Kegelschnabel, mit kurzem Hals, mittellangen Flügeln und Wandelfüssen. Der niedrige Lauf ist vorn getäfelt, das Gefieder dicht und oft, vornehmlich im männlichen Geschlecht, lebhaft gefärbt. Sie sind wohlbegabte gesellig lebende Vögel, welche sich von Körnern und Sämereien, Beeren und Früchten nähren, theilweise aber auch Insekten nicht verschmähen. Viele sind Zugvögel, einige Stand- oder Strichvögel. Sie bauen meist ein kunstvolles Nest, auf welchem in der Regel das Weibchen allein brütet, während beide Geschlechter in dem Auffüttern der Jungen wetteifern. 1. Farn. Alaudidae, Lerchen. Von erdfarbenem Gefieder, mit mittellangem Schnabel, langen breiten Flügeln (mit meist 10 Handschwingen), langem Schulterfittig und kurzem Schwanz. Die quer gestellten Nasengruben meist von einem Büschel von Feder- Fringillidae. Tanagiidae. Ploceidae. Pittidae. 381 borsten bedeckt. Der Lauf ist auch an der hintern Seite getäfelt, die Hinterzehe trägt einen spornartigen fast geraden Nagel. Sie sind gewissermassen die Hühner unter den Sperlingsvögeln, vorzugsweise auf den Erdboden angewiesen, auf dem sie rasch umher- schreiten oder laufen , fliegen sie aber auch vortrefflich in niannichfaltigen Bewegungen. Im Sommer nähren sie sich mehr von Insekten, im Herbst von Körnern und Getreide, im Frühling von jungen Pflanzen. Das einfache Nest w^ird auf dem Boden angelegt. Alauda L. Der conische Schnabel seitlich comprimirt, mit leicht gekrümmter Firste. A. arvemis L., Feldlerche. A. arborea L. , Haiden- und Baumlerche. A. cris- tata L. , Haubenlerche. A. alpestris L. , Berg- oder Alpenlerche. A. calandra L., Kalenderlerche, in Südeuropa. A. sibirica L. , A. tatarica Pall. 2. Fam. Fringillidae, Finken. Mit kurzem dicken Kegelschnabel ohne Kerbe, aber mit basalem Wulst. Mit 9 Handschwingen, von denen meist die 3 ersten am längsten sind. Die Ammern {Embericinae) sind Verbindungsglieder zwischen Lerchen und Finken und charakterisiren sich durch die langzehigen Füsse, deren Hinterzehe einen sporn- artigen Nagel trägt. Lauf mit Schienen. Ernberiza L. Schnabel kurz, conisch. Kralle der Hinterzehe kürzer als die Hinter- zehe. E. miliaris L, , Grauammer. E. citrinella L., Goldammer. E, hortulana L., Gartenammer. E. cia L., Zippammer. E. schöniclus L., Rohrammer. E. (Plectrojihanes) nivalis L., Schneeammer. E. lapponica Nilss., Lerchenammer. E. aureola Pall. u. z. a. A. Fringilla L. , Edelfink. F. coelebs L. , Buchfink. F. montifringilla L., Bergfink. F, nivalis L., Schneefink. F. (Cannabina) linota Gm., Bluthänfling. F. montium Gm. Berghänfling. F. linaria L. , Birkenzeisig. F. spinus L., Zeisig. F. serinns L., Girlitz. F. cardneUs L., Distelfink. Passer Briss. P. domesticus L., Haussperling. P. montanus L. , Feldsperling. P. petronius L., Steinsperling. P. chloris L. , Grünling. Coccolhraiistes Briss. C- vulgaris Pall. , Kirschkernbeisser. C. enucleator L., Oryzoborus torridus Gab. Hier schliessen sich die amerikanischen Papageifinken an^ Passerculus savanna Bp. , Nordamerika. Cardinalis virginianus Bp. Pyrrhula Briss. P. vulgaris Briss., Dompfaff. P. canaria L., Canarienvogel. P. erythrina Meyer, Karuiingimpel. Loxia L. , Kreuzschnabel. L. curvirostra Gm. , Fiehtenkreuzschnabel. L. pytio- psittacus Bechst. , Kieferpapagei. Auch amerikanische Arten: Paradoxornis flavirostris Gould. , Ostindien. 3. Fam. Tanagridae. Mit Zahn oder Einschnitt am Oberschnabel. Amerikanisch. Euphonia Desm. E. musica, der Organist, Cuba. Tanagra L. T. episcopus L., Guiana. Pyranga rubra Sws. , Nordamerika. 4. Fam. Ploceidae, Weber. Schnabelfirste zwischen den Stirnfedern vorspringend. Mit 10 Handschwingen, von denen die erste klein bleibt. Lauf vorn getäfelt, seitlich eeschient. Bauen beuteiförmige Nester und leben in Afrika, Ostindien und Australien. Ploceus philippinus Cuv., Ostindien. PI. (Philetaerus) socius Gray, Südafrika. PI. (Hyphantornis) textor Gray. Vidua regia Cuv. , V. principalis Cuv. , aus Westafrika u. z. a. A. 5. Fam. Pittidae'). Pitta Vieill. P. coerulea Vig., Malacca. 1) Elliot, A Monograph of the Pittidae. New- York. 18G1— 62. 382 7. Ordnung: Raptatores, Raubvögel. 7. Ordnung. Haptatores, Raubvögel. Grosse kräftig gebaute Vögel, mit starJcem gekrwmnten an der Spitze hakig übergreifenden Schnabel, getäfelten oder beschilderten Läufen und stark bekrallten Sitsfüssen, vornehmlich von Warmblütern lebend. Die Raubvögel charakterisiren sich bei einem kräftigen Körperbau vor- nehmlich durch die hohe Entwicklung der Sinnesorgane , sowie durch die be- sondere Ausbildung des Schnabels und der Fussbewaffnung, durch welche sie zu der ihnen eigenthümlichen Lebensweise befähigt werden. Der rundliche grosse Kopf endet mit einem starken etwas comprimirten Schnabel , dessen Wurzel von einer weichen die Nasenöffnung umschliessenden Wachshaut be- kleidet ist , während die schneidenden Ränder und die hakig herabgebogene Spitze des Oberschnabels überaus hart und hornig sind. Ueber der Spitze des Unterschnabels findet sich meist eine Ausbuchtung oder zahnartige Erhebung am Rande des Oberschnabels. Die langen starken Zehen, von denen die äussere zur Wendezehe werden kann , sind mit überaus kräftigen gekrümmten Krallen bewaffnet, welche die bis zur Fussbeuge, selten bis zu den Zehen befiederten Sitzfüsse zum Fangen der Beute geeignet machen. Conturfedern gross , meist wenig zahlreich , zuweilen bleiben nackte Stellen in der Zügelgegend und am Kopf. Die langen spitzigen Flügel enthalten stets 10 Handschwingen und 12 bis IG Armschwingen; der breite und lange zuweilen gabiig ausgeschnittene Schwanz setzt sich aus 12 Steuerfedern zusammen. Die Raubvögel ernähren sich von Thieren und zwar vorherrschend von Warmblütern , die sie lebend erbeuten , mit den Fängen festhalten und mit dem Schnabel zerreissen. Vor der Verdauung erweichen sie die aufgenommene Speise im Kropf, aus dem sie die zusammengeballten Federn und Haare als Gewölle ausspeien. Sie be- wohnen den grössten Theil der Erde theilweise als Zugvögel, haben einen an- dauernden und gewandten Flug und nisten auf Bäumen , Mauern , Thürmen oder hohen Felswänden (Horst). In der Regel brütet das Weibchen allein, dagegen betheiligt sich das Männchen an der Herbeischafifung der Nahrung für die hülflosen Jungen. Die Verbreitung ist eine sehr grosse. Einige Eulen- und Falkengattungen sind Kosmopoliten. Fossil schon vom Eocen bis zum Diluvium. 1. Farn. Strigidae, Eulen. Mit grossen nach vorn gerichteten Augen, die von einem Kreise steifer Federn zuweilen schleierartig umstellt sind, starkem, von der Wurzel an abwärts gebogenem, hakigem Schnabel, dessen Wachshaut unter den Borstenfedern versteckt liegt. Das weiche und lockere Gefieder steht weit vom Köi-per ab und bedingt mit den langen breiten abgerundeten und sägeartig gezähnten Schwingen einen überaus geräuschlosen Flug. Beine niedrig. Die Füsse sind oft bis zu den Spitzen der stark bekrallten Zehen befiedert und haben eine äussere Wendezehe. Unter den Sinnesorganen sind vornehmlich Auge und Ohr entwickelt, letzteres meist mit häutigem Ohrdeckel und äusserer Hautfalte, auf der sich die Federn nach Art einer Ohrmuschel gruppiren können. Sie gehen vorzugsweise in der Dämmerung und Nacht auf Raub aus, nähren sich von kleinen Vögeln und Säugethieren und haben eine laute klagende Stimme. Vulturidae. Accipitridae. 383 Am Tage halten sich die Eulen in einsamen Verstecken , Gemäuern , Baumlöchern etc. auf, in denen sie auch die kunstlose Anlage ihres Nestes ausführen oder ohne alle Vor- bereitung ihre Eier ablegen. Strix Sav. Ohrbüschel fehlen. Schleier vollständig, Ohren mit Deckel. Str. flammea L., Schleiereule. Syrnium Sav. Ohrbiischel klein oder fehlend. Schwanz lang und breit. Zehen dicht befiedert. S. aluco L. , Waldkauz. Nyctale Br. Kleine Eulen mit fast vollständigem Schleier, mit dicht befiederten Zehen. N. dasypus Bechst. , Rauchfusskauz. Otus Cuv. Mittelgrosse Eulen mit kurzem Schnabel, grosser Ohrötfnung und auf- richtbarem Ohrbusche. 0. vulgaris L., Ohreule. 0. brachyotus Gm., Sumpfohreule. Bubo Sav. Grosse Eulen mit unvollständigem Schleier und langen Ohrbüscheln. Schnabel von der Wurzel an gebogen. Lauf und Zehen dicht befiedert. B. maximus Sibb. , Uhu. B. virginianus Bp. , Nordamerika. Ephialtes Blas. Keys. Kleine Eulen mit unvollständigem Schleier und aufricht- baren Ohrbüscheln, mit kurz befiedertem Lauf und nackten Zehen. E. scops L., Zwerg- ohreule, Südeuropa. Surnia Dum. Kopf breit mit kurzem, fast ganz von Federn bedecktem Schnabel, ohne Ohrbüschel, mit breitem Schwanz. S. ulula L,, S. noctua Bp., S. passerina Keys. Blas., Sperlingseule, Schweden. Nyctea Steph. Kopf klein. Schwanz abgerundet. N. nivea Daud. , Schneeeule. N. funerea L., nisoria Meyer, Sperbereule. 2. Farn. Vulturidae, Geier. Raubvögel von bedeutender Körpergrösse, mit langem geraden, nur an der Spitze herabgebogenen Schnabel. Nasen oft durchgängig (Cathar- tinae). Die Flügel sind gross und breit, mehr oder weniger abgerundet. Die kräftigen Füsse enden mit schwachen Zehen, deren Nägel kurz und stumpf bleiben, daher nicht als Fänge benutzt werden können. Kopf und Hals bleiben oft grossentheils nackt, der Kopf trägt zuweilen lappige Hautanhänge , der Nacken wird zuweilen kragenartig von Flaumen und Federn umsäumt. Die Geier fliegen in den höchsten Höhen ausdauernd, aber langsam, haben ein vortreffliches Auge und Gehör, sind aber träge, nähren sich meist von Aas und greifen nur ausnahmsweise lebende Thiere an. Sie bauen ihren Horst auf Bäumen und Felswänden vor Beginn des Frühjahrs. Sarcorhaviphus Dum., Kammgeier. Schnabel verlängert, am Grunde mit weicher Wachshaut und Fleischkamm. Halskrause vorhanden. S. gryphus Geoffr. , Condor. S. papa Dum., Königsgeier, Südamerika. Cathartes Temm., Aasgeier. Schnabel verlängert, ohne Fleischkamm an der Basis und meist ohne Halskrause. C. aura Hl. , C. atratus Baird. , Südamerika. NeopJiron Sav., Rabengeier. Schnabel lang und schlank, mit mächtig entwickelter Wachshaut und übergebogener Spitze. Schwanz langstufig. Kopf und Hals nackt. N. percnopterus Sav , Aegyptischer Aasgeier. N. pileatus Sav. , Mittelafrika. Vultur L. Schnabel lang, mit stark gewölbter Firste. Kopf mit Dunen bekleidet. Halskrause vorhanden. Schwanz abgerundet. V. monachus L. (cinereus Gm.), Südeuropa. Gyps fulvus Briss. GypaHus Cuv., Geieradler. Schnabel stark und lang. Kopf und Hals dicht be- fiedert. Wachshaut von Federborsten bedeckt, die zwischen den Unterkieferästen einen Bart bilden. G. barbatus Cuv., Bartgeier, Lämmergeier, südl. Europa. Gypohierax an- golensis Rüpp. , Westafrika. 3. Farn. Accipitridae = Falconidae, Falken. Raubvögel von kräftigem gedrun- genen Baue, mit kürzerm und meist gezähntem Schnabel, mit befiedertem Kopf (selten mit nackten Wangen) und Hals. Die ganze Schnabelfirste gleichmässig gebogen. Läufe mittelhoch, zuweilen befiedert. Zehen mit stark gekrümmten scharfen Krallen. Die 384 Aquilinae. Milvinac. Biiteoninae. Acripitiinae. Falconinae. Circinae. grossen und zugespitzten seltener gerundeten Flügel gestatten einen schnellen und ge- wandten Flug, dessen viele Arten zum Erjagen der Beute bedürfen. Sie beherrschen einsam oder paarweise bestimmte Reviere und ernähren sich von lebenden Thieren, meist Warmblütern, aber auch von Insekten und Würmern. 1. Unterf. Aquilinae, Adler. Von bedeutender Grösse, mit abgerundeten langen Flügeln und grossen gegen die Spitze gekrümmten Schnabel , welcher anstatt des seit- lichen Zahnes eine Ausbuchtung besitzt. Helfen lebende Warmblüter auf, nähren sich aber auch von Fischen und verschmähen selbst Aas nicht. Aquila Briss. Schnabel lang, an der Wurzel gerade, ohne Zahnausbuchtung. Füsse bis zur Wurzel der Zehen befiedert. A. chrysa'etos L. Goldadler, Süddeutschland. A. impeiialis Kais. Blas., Königsadler, Südeuropa. A. fulva M. W. , Tyrol. A. naevia Briss., Schreiadler. Hier schliessen sich an Hieraetus Kp , Spizaetus Vieill. Haliaetus Sav., Schnabel sehr hoch. Flügel lang und spitz, so lang als der leicht ausgeschweifte Schwanz. Zehen ohne Bindehäute. Tarsus nur an der obern Hälfte dicht befiedert. H. dlbicilla Briss. (ossifragns L.) , Seeadler, Europa, Nordafrika. //. leucocephalus Ciiv., Nordamerika. H. vocifer Vieill., Afrika. l'anclion Sav. Schnabel kurz und niedrig mit sehr langer Hakenspitze. Zehen ohne Bindehäute. Aeussere Zehe Wendezehe. P. haliaetus Cuv. , Flussadler, nördl. Erdhälfte. 2. Unterf. Miloiriae, Milane. Schwanz lang und gegabelt. Schnabel schwach, langhakig, ohne Ausschnitt vor der Spitze. Milvus Briss. Schnabel ziemlich schwach. Flügel und Schwanz sehr lang. Lauf kurz. M. regalis Briss. , Gabelweihe oder rother Milan , jagt andern Raubvögeln die Beute ab und greift nur kleine Thiere wie Hamster, Maulwürfe und Mäuse an. M. ater Daud., schwarzbrauner Milan. 3. Unterf. Buteoninae, Bussarde. Der plumpe Körper mit dickem Kopf, gerade abgestutztem Schwanz und zahnlosem gekrümmten Schnabel. Feige Thiere , die in ihren Bewegungen wenig gewandt, von Mäusen, Insekten, Würmern, auch vegetabilischen Stoffen sich ernähren. Buteo Cuv. Schnabel stark comprimirt, kurz und hoch. Schwanz kurz. B. vulgaris L., Mäusebussard. B. lagopus L., Rauchfussbussard. Pernis Cus. Schnabel lang mit scharfgekrümmter Spitze. Schwanz lang. P. apivorus Cuv., Wespenbussai-d. Circaetus gallicus L., Schlangenbussard. 4. Unterf. Accipitrinae, Habichte. Mit kurzem starken stumpfbezahnten Schnabel und spitzen Krallen. Flügel selten über die Mitte des Schwanzes hinausreichend. Sind listige mordgierige Waldbewohner, die sich unter Schraubenbewegungen in die Lüfte erheben und auf die Beute herabstossen. Astur Bechst. Schnabel stark gekrümmt, Schwanz kurz. A. palumharius L., Hühnerhabicht. Nisus Cuv. Schnabel scharfhakig. Schwanz lang. Läufe beträchtlich länger als die Mittelzehe. N. communis Cuv. {Falco nisus L.), Sperber. Melierax Gray, Sing- habicht u. z. a. G. 5. Unterf. Falconiae, Falken. Mit kurzem stark gekrümmten Schnabel, dessen Zahn bedeutend vorspringt. Sind die schnellsten Segler und vollendetsten Raubvögel. Falco L. F. tinnunculus L. (Tinnunculus alaudarius Gray), Thurmfalk. F. cenchris Naum., Röthelfalk. F. rußpjes Bes., Rothfussfalk. F. subbuteo L., Baumfalk. F. aesalon L., Zwergfalk. F. peregrinus L., Wanderfalk. F. candicans Gm. = gyrfalco L., Jagd- falk. F. arcticus Holb., Polarfalk u. a. A. 6. Unterf; Circinae Weihen. Lauf hoch, Zehen kurz. Gesichtsfedern zuweilen nach Art eines Schleiers gruppirt. Flügel sehr lang, fast bis zur Schwanzspitze reichend, der ganz von den Flügeln bedeckt wird. Circus Lac. C. rufus L. (aeruginosm) , Rohrweihe. C. (Strigiceps) cyaneus L., Kornweihe. C. cineraceus Naum. 8. Ordnung: Cursures, Laufvögel. 385 4. Fam. Gypogeranidae. Körper schlank mit langem Hals, langen Flügeln und Schwanz und stark verlängerten Läufen. Schnabel mit ausgedehnter Wachshaut, seitlich comprimirt, stark gebogen. Gypogeranus 111. G. serpentarius 111. Seci-etär mit Feder- busch, fliegt schlecht, läuft gut, lebt von Schlangen, in Afrika. 8, Ordnung. Cursores, Laufvögel. Fö(/el von meist bedeutender Körperyrösse, mit dreizehkfen und ausnahms- iveise ziveizehigen Lauffüssen , ohne Kannn des platten Brustbeins, mit rudi- mentären zum Finge untauglichen Flügeln. Man stellt mit den Straussartigen Vögeln meist jetzt noch die Kiwi's und die wohl gänzlich aus der Lebewelt verschwundenen Riesenvögel in gemein- samer Ordnung zusammen, ob mit Recht? soll hier nicht untersucht werden. Wenn die genannten Vögel auch in der Verkümmerung der Flügel und in andern Eigenthümlichkeiten , welche sich aus dem Verluste des Flugvermögens ergeben, wie flaches kammloses Slernum, Mangel der festen Federfahnen und der Furcula etc. mit den Straussen übereinstimmen, so weichen dieselben doch sowohl in der äussern Erscheinung, Fuss- und Schnabelbildung als auch in der Lebensweise so wesentlich ab, dass sie als Ordnung von den Laufvögeln geson- dert werden müssten , zumal sie sich in der Fussbildung mehr den Scharr- vögeln anschliessen dürften. Fasst man freilich wie Huxley den Ordnungs- begriff in viel weiterm Sinne, als dies bisher in der Ornithologie üblich war, so würde gegen die Vereinigung der genannten Vogelgruppen als Ratitae nichts einzuwenden sein. Die Strausse , die Riesen unter den Vögeln der gegenwärtigen Thierwelt, besitzen einen breiten und flachen tiefgeschlitzten Schnabel mit stumpfer Spitze, einen relativ kleinen züui Theil nackten Kopf, einen langen wenig befiederten Hals und hohe kräftige Laufbeine. Im Zusammenhange mit der Verkümmerung der Flügelknochen prägen sich im Skeletbau Eigenthümlichkeiten aus, welche unsere Vögel als ausschliessliche Läufer charakterisiren. Fast sännntliche Knochen erscheinen schwer und massig und erinnern in mancher Hinsicht an die Hufthicre unter den Säugern. Das Brustbein stellt eine breite wenig ge- wölbte Platte dar , an welcher der Brustbeinkamm vollständig fehlt. Ebenso wenig kommen die Schlüsselbeine des Schultergerüstes zur Entwicklung. An den Rippen vermisst man die Processus uncinati. Das Gefieder bekleidet den Körper mit Ausschluss nackter Stellen am Kopfe, Hals, Extremitäten und Bauch ziemlich gleichmässig , ohne eine gesetzmässige Anordnung von Federfluren darzubieten und nähert sich in seiner besondern Gestaltung mehr oder weniger dem Haarkleid der Säugethiere (Casuar). Während die Dunenbekleidung sehr reducirt ist, nehmen die Lichtfedern durch ihren biegsamen Schaft und weiche zerschlissene Fahne einen mehr dunenartigen Habitus an oder erscheinen haar- artig und straff mit borstenförmigen Strahlen, oder zuweilen wie in den Flügeln der Gasuare stachelförmig. Schwungfedern nnd Sleuerfedern mit fester, zum Widerstand des Luftdrucks geeigneter Fahne werden durchaus vermisst. Schon Claus, Zuologie, i. Aullage. Tom. II. 25 386 Vögel. Struthionidae. Rheidae. Casuaridae. die hervorgehobenen Eigenlhümlichkeiten des Skeletbaues und der Befiederung weisen darauf hin , dass unsere Thiere im engen Zusammenhange mit der be- deutenden Körpergrösse das Flugvermögen eingebüsst haben, für diesen Verlust aber durch eine grosse Fertigkeit im Laufen entschädigt worden sind. Die Straussartigen Vögel sind nicht nur die besten und schnellsten Läufer in der ganzen Glasse, sondern übertreffen theilweise {Struthlo cmnehia) die besten Renner unter den Säugethieren an Schnelligkeit. Dieser Bewegungsform ent- sprechend bewohnen die Strausse weile Steppen und Ebenen in den tropischen Gegenden und ernähren sich von Pflanzen, Gras, Körnern, gelegentlich auch wohl von kleinern Thieren. Obwohl sie des untern Kehlkopfs entbehren, sind sie zur Produktion einfacher Töne befähigt , die sie vorzugsweise zur Zeit der Fortpflanzung vernehmen lassen. Sieleben theils einzeln, theils in kleinern Schaaren zusammen, im letztem Falle polygamisch, indem ein Männchen eine Anzahl Hennen um sich vereinigt. Auffallenderweise betheiligt sich das Männchen vorzugsweise am Brutgeschäfte und an der Pflege der Jungen. Fehlen in Europa durchaus. 1. Farn. Struthionidae, zweizehige Strausse. Mit nacktem Kopfe vind Halse, ge- schlossenem Becken und langen ganz nackten zweizehigen Beinen. Nur die grosse Innenzehe ist mit einem breiten stumpfen Nagel bewaffnet. Im männlichen Geschlechte findet sich ein einfaches schwellbares Gattungsorgan. Sie sind Bewohner der Steppen und Wüsten Afrikas, leben gesellig und in Polygamie und erreichen bei der bedeutendsten Körpergrösse die grösste Schnelligkeit des Laufes. Zur Zeit der Fortpflanzung legen mehrere Hennen 16 — 20 Eier in dasselbe Nest, betheiligen sich aber nur in der ersten Zeit ausnahmsweise an der Bebrütung, die dem männnlichen Strausse ausschliesslich obliegt. Dieser verlässt das Nest am Tage stundenlang, hütet dasselbe jedoch zur Nachtzeit ohne Unterbrechung. Struthio L. Str. camelus L., zweizehiger Strauss, von 8 Fuss Höhe im männlichen Geschlecht. 2. Farn. Rheidae, dreizehige Strausse. Mit theilweise befiedertem Kopf und Hals, dreizehigen Füssen und einfachem vorstülpbaren Paarungsorgane im männlichen Ge- schlechte. Leben polygamisch in Gesellschaften bei ähnlicher Ernährungs- und Fort- pflanzungsweise wie die zweizehigen, Strausse und bewohnen Amerika und Neuholland. Rliea Moehr. Mh. americana Lam., Nandu, 4 Fuss hoch, in den Pampas des Plata- stromes, soll vortrefflich schwimmen. Rh. Dartvinü Gould., von geringerer Grösse, an den Küsten Patagonieus. Bh. macrorhynchus Sei. 3. Fam. Casuaridae, Casuar. Mit höherem fast compressen Schnabel und meist helmartigem Knochenhöcker des Kopfes, kurzem Hals und niedrigen dreizehigen Beinen. Dromaeus Vieill. Schnabel breit, nur am Grunde der Firste erhöht. Flügel ohne Schwingen. Dr. novae Hollanäiae Gray. üasuarius L. Schnabel mit gekrünmiter Firste. Kopf mit hornartigem Höcker. Gefieder straff haarartig, mit 5 fahnenlosen stachligen Federschaften in jedem Flügel. Sie leben vereinzelt und paarweise in dichten Waldungen Australiens, Neu-Guineas vmd der benachbarten Inseln. C. galeatus Vieill., Helmcasuar. C. bicarunculatus Sei. C. Benettii Gould. C. australis Wall. C. uniappendiculatiis Bl. Neu-Guinea. Apteryx. 387 Unter den Land-bewolinenden Vögeln ist die Verkümmerung der Flügel ausser den Straussen einer Anzahl höchst absonderlich gestalteter Vögel eigen- thümüch, welche ihrer Gestaltung und Lebensweise nach zu den Hühnern hin- neigen, untereinander aber so wesentlich abweichen, dass sie in mehrere Ordnungen gesondert zu werden verdienen. Dieselben gehören vorzugsweise Neuseeland, sodann Madagascar und den Maskarenen an, sind jedoch theilweisc aus der lebenden Thierwelt und zwar erst in historischen Zeiten verschwunden. In den unbewohnten waldreichen Gegenden der Nordinsel von Neuseeland lebt heute noch , obwohl mehr und mehr dem Aussterben nahe, ein höchst abson- derlicher Vogel, der Kiwi *) {Apteryx Muiitelli = australis Shaw.) , den man zuweilen den Straussen anreiht und als Zwergstrauss bezeichnet. Eine zweite Art desselben Geschlechtes [A. Oiveni) gehört der Südinsel an , auf welcher auch noch eine grössere Form {Roaroa) vorkommen soll, die man als dritte Art (.4. maxima Verr.) unterschieden hat. Der Körper jener Vögel, etwa von der Grösse eines starken Huhns , ist ganz und gar mit langen locker herab- hängenden haarartigen Federn bedeckt, die am meisten an das Gefieder des Casuars erinnern und ebenso wie dort die Flügelstummel vollständig verdecken. Die kräftigen Beine sind verhältnissmässig niedrig und am Laufe mit netz- förmigen Schildern bekleidet, die drei nach vorn gerichteten Zehen mit Scharr- krallen bewafinet , die hintere Zehe kurz und vom Boden erhoben. Der von einem kurzen Halse getragene Kopf läuft in einen überaus langen und rund- lichen Schnepfenschnabel aus, an dessen äusserster Spitze die Nasenöffnungen münden. Die Kiwis sind Nachtvögel, die sich den Tag über in Erdlöchern ver- steckt halten und zur Nachtzeit auf Nahrung ausgehen. Sie ernähren sich von Insektenlarven und Würmern , leben paarweise und legen zur Fortpflanzungs- zeit, wie es scheint zwei mal im Jahre, ein auffallend grosses Ei, welches in einer ausgegrabenen Erdhöhle vom Weibchen, nach Anderen vom Männchen und Weibchen abwechselnd bebrütet werden soll. Den Kiwis {Apterijcjia) schliesst sich eine zweite Gruppe von flugunfähigen Landvögeln Neuseeland's an, welche grossentheils ausgestorben, in einzelnen ihrer Repräsentanten eine riesige Körpergrösse (bis 10 Fuss hoch) erreicht und daher den Namen der Riesenvögel (Dinornida) erhalten haben. Von plumpem, unbeholfenem Baue und unfähig sich vom Boden zu erheben, waren sie nicht im Stande, den Nachstellungen der Neuseeländer Widerstand zu leisten. Von einigen sind Reste aus dem Schwemmland bekannt geworden, von anderen aber noch so recente Knochen aufgefunden , dass die Goexistenz dieser Thiere mit dem Menschen nicht bezweifelt werden kann. Auch weisen die Sagen der Eingebornen von dem Riesen Ifoa, und mehrfache Funde (Eierfragmente in Gräbern) darauf hin , dass die Riesenvögel noch in historischen Zeiten gelebt haben , wie andererseits Entdeckungen der jüngsten Vergangenheit sogar die gegenwärtige Existenz kleinerer Arten wahrscheinlich gemacht haben. Ins- besondere wurden neuerdings beim Durchforschen der Bergketten zwischen 1) 1812 kam durch Barclay der erste Kiwi nach Europa und wurde 1833 von Yarrell als A. australis beschrieben. 26* 388 V. Classe. Mammalia, Säugethiere. dem MtivuJci- und Tu ha kaßus sc Fussspuren eines Ungeheuern Vogels entdeckt, dessen Knochen aus dem vulkanischen Sande der Nordinsel bereits bekannt waren. Von den riesengrossen Arten {Falapteryx ingens — Divoruis gigan- teus, elephantopHS tic.) ist estheilweise gelungen aus den gesammelten Knoclien die Skelete vollständig zusammen zu setzen. Von letzterm steht ein Skelet im Brit. Museum, von F. ingeus ist ein solches durch Hochstetter (Novara- expedition) in Wien aufgestellt. Auch auf Madagaskar hat man im Alluvium Stücke von Tarsalknochen eines Riesenvogels {Aepyoriiis maximiis, Vogel Ruc, Marko Polo) und im Schlamme wohlerhaltene colossale Eier entdeckt , deren Inhalt ungefähr 150 Hühnereiern gleichkommen mag. V. Classe. Mammalia'), Säugethiere. Behaarte Warmhiüter, welche lebendige Junge gebären und diese mittelst des Secretes von Milchdiüsen aufsäugen. Den Luftbewohnenden Vögeln gegenüber sind die Säugethiere durch die gleichmässige Gestaltung beider Extremitätenpaare zum Landaufenthalte organisirt, obwohl wir auch hier Formen antreffen, welche in verschiedenem Grade dem Wasserleben angepasst sind , ja sogar ausschliesslich das Wasser bewohnen oder als Flatterthiere in der Luft sich bewegen und Nahrung finden. Den Bewegungsbedingungen der Säugethiere entspricht eine bedeutende Durch- schnittsgrösse, die auch hier wie in allen andern Abtheilungen unter den Wasser- bewohnern am höchsten steigt. Die Haut der Säugethiere besteht wie bei den Vögeln aus einer bindege- webigen, Gefässe und Nerven führenden, auch Pigmente enthaltenden Cutis und aus einer zelligen Oberhaut, welche sich in eine weiche pigmenthaltige untere Schicht (Malpighische Schleimschicht) und eine mehr oder minder ver- hornte obere Lage sondern lässt. Die Oberfläche der letztern erscheint selten 1) Ausser Buffon und den altern Autoren vergl. Joh. Ch. D. v. Schreber, Die Säugethiere in Abbildungen nach der Natur mit Beschreibungen, fortgesetzt von Joh. Andr. Wagner. Bd. I-VII und Suppl. I-V. Erlangen und Leipzig. 1775 — 1855. E. G. St. Hilaire et Fred. Cuvier, Historie naturelle des Mammiferes. Paris. 1819 — 1835. C. J. Temmink, Monographie de mammalogie. Leiden. 1825 — 1841. B.. Owen, Art Mammalia in Todd, Cyclopaedia anatomy and physiology. Bd. III. 184L Derselbe, On the Anatomy of vertebrates. Londen. Vol. I, II, III. C. H. Pander und E. d'Alton, Osteologie. Bonn. Blainville, Osteographie. Paris 1839— 1851. W. J. Flower, Osteology of the Mammalia. London. 1870. A. E. Brehm, lUustrirtes Thier- leber. I und II. A. Wagner, Die geographische Verbreitung der Säugethiere. And. Murraj, The geographica! distribution of mammalia, Londen 1866. Haut. Haarkleid. 389 wie bei den Cetaceen ganz glatt, vielmehr von mannichfaclien gekrümmten oder spiraligen, theil weise sich kreuzenden Furchen durchzogen und an manchen Stellen (Sohlenballen, Gesässschwielen ) schwielig bis zur Entwickelung fester Hornplatten verdickt. Ebenso charakteristisch wie die Befiederung für die Vögel ist das Haarkleid für die Säugethiere. In der That sind Haarbildungen in der Körperbedeckung unserer Glasse so allgemein, dass Oken die Säugethiere mit gutem Grunde »/^aar/Aiere« nennen konnte. Obwohl die colossalen Wasserbewohner und die grössten in den Tropen lebenden Landthiere durch eine nackte Hautoberfläche ausgezeichnet sind, so fehlen doch auch hier die Haare nicht an allen Stellen und zu jeder Lebenszeit vollständig, indem z. B. die Cetaceen wenigstens an den Lippen kurze Borsten tragen. Auch das Haar ist eine Epidermoidalbildung und entspricht nach Form und Entwicklung der Spuhle und dem Schafte der Feder. Dasselbe erhebt sich mit seiner zwiebelartig verdickten Wurzel (Haar- zwiebel) auf einer gefässreichen Papille (Pulpa) im Grunde einer von der Ober- haut bekleideten Einstülpung der Cutis (Haarbalg) und ragt nur mit seinem obern Theil, dem Schaft, frei aus der Oberfläche der Haut hervor. Aehnlich wie man die Federn in Conturfedern und Dunen sondert, unterscheidet man nach der Stärke und Festigkeit des Haarschaftes Licht- oder Stichelhaare und Wollhaare. Die letzteren sind kurz, zart, gekräuselt und umstellen in grösserer oder geringerer Zahl je ein Stichelhaar. Je feiner und wärmeschützender der Pelz, um so bedeutender wiegen die Wollhaare vor. Bei den in kälteren Klimaten lebenden Säugethieren nehmen die Wollhaare vor Eintritt der kältern Jahreszeit an Masse ungewöhnlich zu und veranlassen die Entstehung eines auch zuweilen abweichend gefärbten Winter pelzes. Die Stichelhaare werden durch bedeutendere Stärke zu Borsten, diese gehen wiederum allmählig durch fortgesetzte Dicken- zunahme in Stacheln über , wie sie sich in der Hautbekleidung des Igels , des Stachelschweins, Ameisenigels etc. finden. An diese stärkern Epidermoidal- gebilde heften sich wohl allgemein glatte Muskeln der Unterhaut an , durch welche die Stacheln einzeln bewegt werden können, während die allgemeiner verbreitete quergestreifte Hautmuskulatur ein Sträuben des Haarkleides und Emporrichten der Stacheln über grössere Hautflächen veranlasst. Eigenthümlich verhalten sich die zum Tasten dienenden Spürhaare (Fibrissm), deren von Muskelfasern umstrickter Balg einen schwellbaren Schwammkörper enthält, in welchem sich die Verzweigungen eines eintretenden Nervenstämmchens ver- theilen. Auch kann die Epidermis sowohl kleinere Hornschuppen als grosse dachziegelartig übereinandergreifende Schuppen bilden, erstere am Schwänze von Nagethieren und Beutlern, letztere auf der gesammten Rücken- und Seiten- fläche der Schuppenthiere, welche durch diese Art der Epidermoidalbekleidung einen hornigen Hautpanzor erhalten. Eine andere Form des Hautpanzers ent- steht durch Ossification der Cutis bei den Gürtelthieren, deren Hautknochen in ähnlicher Weise wie bei den gepanzerten Fischen und Reptilien aneinander- grenzende Platten, sowie in der Mitte des Leibes breite verschiebbare Knochen- gürtel darstellen. Zu den Hautverknöcherungen gehören ferner die periodisch sich erneuernden Geweihe der Hirsche etc., zu den Epidermoidalbildungen die 390 Säugethiere. Winterpelz. Talgdrüsen. Schweissdrüsen. Hornscheiden der Gavicornier, die Höiner der Rhiiiozeren sowie die mannich- faehen Hornbekleidimgen der Zehenspitzen, welche als Plattnägel (Unguis lamnans), Kuppnägel (U. tegularis), Krallen (Fulcula) und Hufe (Ungula) unterschieden werden. Unter den Drüsen der Haut lassen sich zwei sehr verbreitete Drüsen formen unterscheiden, welche den Vögeln noch vollständig fehlen, die Talgdrüsen und Schtveissdrüse». Erstere sind ständige Begleiter der Haarbälge, finden sich aber auch an nackten Hautstellen und sondern eine fettige Schmiere ab, welche die Hautoberfläche schlüpfrig erhält. Die Schweissdrüsen bestehen in der Regel aus einem knäuelartig verschlungenen Drüsenkanal mit geschlängeltem Ausführungskanal und verbreiten sich zuweilen über die ganze Körperoberfläche hin, können aber auch {Cetaceen, Mus und Talpa) überhaupt fehlen. Ausserdem kommen bei zahlreichen Säugethieren an verschiedenen Hautstellen grössere Drüsen mit stark riechenden Secreten vor, welche meist auf modificirte Talg- drüsen, seltener auf Schweissdrüsen zurückzuführen sind. Dahin gehören z. B. die Occipitaldrüsen der Kameele, die in Vertiefungen der Thränenbeine liegenden Schmierdrüsen von Cervus, Antilope, Ovis, die Schläfendrüse der Elephanten, die Gesichtsdrüsen der Fledermäuse, die Klauendrüsen der Wiederkäuer, die Seitendrüsen der Spitzmäuse , die Sacraldrüse von Dicotyles , die Drüsen am Schwänze des Desman, die Gruraldrüsen der männlichen Monotremen etc. Am häufigsten finden sich dergleichen Absonderungsorgane in der Nähe des Afters oder in der higuinalgegend und liegen dann oft in besondern Hautaus- sackungen wie z.B. die Analdrüsen zahlreicher Raubthiere, Nager und Eden- taten, die Zibethdrüsen der Viverren, die Moschusbeutel von Moschus moscld- ferus, die Bibergeilsäcke an der Vorhaut des männlichen Bibers. Das Skelet der Säugethiere ist im Gegensatze zu dem leichten pneumatischen Knochengerüst der Vögel schwer und statt der Lufträume mit Mark erfüllt. Der Schädel bildet eine geräumige Kapsel, deren Knochenstücke nur ausnahmsweise frühzeitig (Schnabelthier) verschmelzen, in der Regel aber zeitlebens grössten- theils durch Nähte gesondert bleiben. Freilich gibt es Fälle genug, in denen am ausgewachsenen Thiere die Nähte theilweise oder sämmtlich verschwunden sind (Affen, Wiesel), Die umfangreiche Ausdehnung der Schädelkapsel im Vergleiche zu dem Vogel- und Reptilienschädel wird nicht nur durch bedeutende Grösse des Schädeldaches , sondern auch dadurch erreicht , dass die seitlichen Schädelknochen an Stelle des hiterorbitalseptums sich bis in die Ethmoidalgegend nach vorn hin erstrecken. So kommt es, dass das Ethmoideum (Lanmia cibrosa) zur Begrenzung der vordem und untern Partie der Schädel verwendet wird und der vordere Rest des hilerorbitalseptums sich auf die Crista Galii des Ethmoideum reducirt. Auch die Temporalknochen nehmen wesentlichen Antheil an der Schädelbegrenzung, indem nicht nur das Petrosum und ein Theil des Mastoideum, sondern auch das grosse Squaniosum die zwischen Alisphenoid und den Seitentheilen des Hinterhaupts bleibende Lücke ausfüllen. Ueberall artikulirt das Hinterhauptsbein mit dem ersten Halswirbel durch zwei 1) Vergl. insbesondere Heusinger, System der Histologie. Jena 1825. Reissner, Beitrag zur Kenntniss der Hiiare des Menschen und der Säugethiere. Dorpat. 1854. Leydig, lieber die äusseren Bedeckungen der Säugethiere. Müller's Archiv. 1859. Skelet. Schädel. 391 Gelenkhöcker und zeigt meist auf der Mitte der Schuppe einen medianen Kamm, an den Seitentheilen jederseits einen pyramidalen Fortsatz (Pr. juyidaris) zur Insertion eines den Unterkiefer abwärts ziehenden Muskels (M. hiventer). Häufig erhalten sich vorderer und hinterer Keilbeinkörper lange Zeit gesondert, an den letztern schliessen sich die hintern Keilbeinflügel mit den zugehörigen Deckstücken der Scheitelbeine an , hinter welchen zuweilen ein accessorisches Scheitelbein (Os interparictale) zur Entwicklung kommt. Dieses verschmilzt jedoch in der Regel mit dem Occ. superius , seltener mit den Scheitelbeinen. Minder häufig als die beiden Scheitelbeine verwachsen die Stirnbeine, durch welche die vordem Keilbeinflügel an der Schädeldecke geschlossen werden. Am Schläfenbein kommen zu dem Felsenbein (die drei Stücke der Gehörkapsel Fro-, Opistho-, £pwticu»i) unddemZitzenhe'm (Theil desEpioticum)Squamosum als grössere Knochenschuppe und von aussen das Paukenbein (Os tympanicum) hinzu, welches den äussern Gehörgang umschliesst und sich häutig zu einer hervorragenden Kapsel erweitert. Postfrontalia fehlen. Zum vordem Verschluss der Schädelhöhle wird die durchlöcherte Platte (Lamina cribrosa) des Siebbeins verwendet , dessen Lamina papyracea nur bei den Affen und Menschen vor- handen ist und hier zur Bildung der Innern Augenhöhlenwand beiträgt. In allen andern Fällen liegt das Siebbein vor den Augenhöhlen und wird seitlich von den Maxillarknochen umlagert, erlangt dann aber auch eine bedeutende Längenausdehnung. Während die Lamina perpendicularis , an welche sich nach vorn die knorplige Nasenscheidewand, von unten der Vomer anschliesst, dem Ethmoideum impar entspricht, wird man die Seitenhälflen mit der Lamina cribrosa und dem Labyrinthe (Siebbeinzellen und die beiden obern Muschel- paare) auf die Praefrontalia der niedern Wirbelthiere zurückzuführen haben. Im vordem Abschnitt der Nasenhöhle endlich treten als selbstständige Ossifi- cationen die untern Muscheln auf, welche an der Innern Seite des Oberkiefers anwachsen. An der äussern Fläche der Siebbeinregion lagern sich als Beleg- knochen die Nasenbeine und seitlich die Thränenbeine an. Erstere sind zuweilen nur klein (Cetaceen) und mit einander verwachsen (Affen der alten Welt) , in der Regel aber bei langgestreckter Schnauze überaus lang , sowohl der Aus- dehnung der Nasenhöhle als der Längsentwicklung der Gesichtsknochen ent- sprechend. Das Thränenbein (bei den Robben und Cetaceen als selbstständiger Knochen vermisst) , dient zur vordem Begrenzung der Augenhöhle , tritt aber zugleich gewöhnlich als Gesichtsknochen an der äusseren Fläche hervor. Charakteristisch für die Säugethiere ist die feste Verschmelzung des Schädels mit dem Oberkiefergaumenapparat und die Beziehung des Kieferstils zur Paukenhöhle. Diese hat zur Folge, dass sich der Unterkiefer direkt am Schläfenbein einlenkt ohne Vermittlung einesQuadratbeins, dessen morphologisch gleichwerthiges Knochenstück schon im Laufe der Embryonalentwicklung an die Aussenfläche der Ohrkapsel in die spätere Paukenhöhle gerückt und zum Ambos {liiciis) umgebildet ist, während das obere Stück des Meckelschen Knorpels zum Hammer {iiudlcns) wurde (Reichert). Dagegen soll sich der SteiglDÜgel {stapcs) aus dem obern Stück des Zungenbeinbogens entwickelt haben. Andere wie H u x l e y und Parker betrachten den Hammer als Aequivalent 392 Säugethiere. Schädel. Oberkiefergaumenapparat. Camper'scher Gesichtswinkel. des Quadratbeins und sehen in dem Ambos das Aequivalent des Hyomandibulare oder des siipracolumellaren Abschnitts vom Zungenbeinbogen, während sie den Stapes gar nicht auf den 2ten Visceralbogen zurückführen, sondern als einen selbständigen ossificirten Theil der Gehörkapsel betrachten. Peters glaubt gar in dem Tympanicum das Aequivalent des Quadratbeins zu finden und erkennt in einem Knorpel der Grocodile und Vögel die Anlage des Hammers wieder. Kiefer-, Flügel- und Gaumenbeine bieten ähnliche Verliält- nisse als bei den Schildkröten und Grocodilen , doch fehlt stets ein Quadrato- jugale, da sich das Jugale an das Squamosum anlegt. Ueberall haben wir die Bildung einer die Mund- und Nasenhöhle trennenden Gaumendecke, an deren Hinterende die Choanen münden. Die Schädelkapsel wird bei den Säugethieren durch das Gehirn so voll- ständig ausgefüllt, dass ihre hinenfläche einen relativ genauen Abdruck der Gehirnoberfläche darbietet. Sie ist bei dem bedeutenden Umfang des Gehlins weit geräumiger als in irgend einer andern Wirbelthierklasse , bietet aber in den einzelnen Gruppen mannigfaltige Abstufungen der Grössenentwicklung, insbesondere mit Rücksicht auf die Ausbildung des Gesichts, welches im Allge- meinen um so mehr unter der Schädelkapsel hervortritt, je tiefer die intellectuellen Fähigkeiten des Thieres zurückbleiben. Man hat daher das Verhältniss von Schädel- und Gesichtsentwicklung schon seit längerer Zeit gewissermassen als Ausdruck der relativen Stufe der hitelligenz verwerthet und sich bemüht, für die Bestimmung desselben ein einfaches Mass zu finden. Insbesondere war es Peter Camper, welcher dasselbe durch zwei Linien zu bestimmen suchte, von denen die eine horizontal von der Mündung des äussern Gehörgangs bis zum Grunde der Nasenöffnung (Spina nasalis), die andere schräg von der höchsten Hervorragung der Stirn bis zum Vorderrande des Zwischenkiefers und der Wurzel der Schneidezähne gezogen wird. Bei den Menschen ist dieser nach Camper benannte Gesichtswinkel am grössten, variirt aber auch nach Rasse und Individualität von etwa 70 Grad an bis nahezu einem Rechten. Bei den Afien sinkt er herab bis auf 30 Grad {Chrysothrix mehr als GO**), bei andern Säugethieren bis auf 25 Grad und mehr, hidessen ist dieses Mass des Camper'schen Gesichtswinkels doch nur zum Vergleiche der allernächsten Ver- wandten von einem gewissen Werthe und auch da durch bessere Hülfsmittel einer exactern Schädel messung verdi'ängt, zu einem allgemeinen Gebrauche aber um so unzulässiger, als abgesehen von der Schwierigkeit, welche die Be- stimmung des Winkels in einzelnen Fällen bietet, das Verhältniss von Schädel und Gesicht in Folge des mitgemessenen Utnfangs der Stirnhöhle nicht einmal genau bestimmt wird. Sodann aber richtet sich die besondere Entwicklung des Gesiclits, die Streckung oder Verkürzung desselben nach besonderen Be- dürfnissen der Lebens- und Ernährungsweise, ohne überliaupt eine direcfe Beziehung zur Grösse und Ausbildung des Gehirns darzubieten. Das Zungenbein zeichnet sich durch den breiten aber meist kurzen (ausnahmsweise gewölbten und ausgehöhlten, Myceks) querbrückenartig gelagerten Körper aus, an welchem sich zwei Bogenpaaie eihalten. Das vordere wird in der Regel aus mehreren Gliedern gebildet und steht duich das obere Glied, von dem sicli "Wirbelsäule. 393 vorher schon der Stapes abgelöst hat, mit dem Petrosum in Verbindmig. Die letztere kann eine feste Verschmelzung werden, und das obere Glied durch den Processus styloideus des Schläfenbeins vertreten sein. Dann stellt sich das sonst gewöhnlich ossificirte Mittelstück als Ligamentum stylohyoideum dar, während das ventrale Glied ein sehr kleiner Fortsatz des Körpers wird (Mensch, Orang). Bei Mycntcs ist der Vorderbogen in seiner ganzen Länge durch ein Ligament repräsentirt. Die flinterhörner verbinden sich durch Ligamente mit dem Schildknorpel des Kehlkopfs und sind meist kleiner als die vordem, können sich auch lostrennen oder ganz ausfallen (Nager, Edentaten). Die Wirbelsäule der Säugethiere zeigt in der Regel die fünf als Hals, Brust, Lenden , Kreuzbein und Schwanz bezeichneten Regionen. Nur bei den Wal- fischen , welche der Hintergliedmassen entbehren , fällt die Beckengegend aus, während die Lendengegend eine sehr bedeutende Ausdehnung erhält, aber ganz allmählich in den Schwanz übergeht. Hier erscheint auch im Zusammen- hang mit dem Wasserleben und der fischähnlichen Bewegungsweise die Hals- gegend autfallend verkürzt und durch die Verwachsung der vordersten Wirbel fest, jedenfalls nicht seitlich drehbar, während in allen andern Abtheilungen die Halsregion gerade durch die vollkommenste Beweglichkeit der Wirbel aus- gezeichnet ist. Die Wirbelkörper stehen untereinander nur ausnahmsweise (Hals der Hufthiere) durch Gelenk flächen , dagegen allgemein durch elastische Bandscheiben {Lif/dnicntu iutcrveflcbralia) in Verbindung. Die Halswirbel, welche sich meist durch die Freiheit der Seitenbewegungen, sowie durch die Kürze der obern Dornfortsätze von den Rückenwirbeln auszeichnen, auch nur ausnahmweise abgesetzte Ri[)penrudimente tragen , finden sich fast constant in 7 facher Zahl. Eine verminderte Zahl der Halswirbel charakterisirt den Maiiatas anstrulis mit ß Halswirbeln, während eine Vermehrung um einen Wirbel bei Brudyinis torqmitiiii, um zwei bei Br. tridactijhis beobachtet wird. Die beiden vordem Halswirbel zeichnen sich durch eine eigenthümliche nur den Getaceen fehlende Einrichtung aus, welche eine Arbeitstheilung der dorso- ventralen und seitlichen Bewegungen des Kopfes zur Folge hat. Der erste Halswirbel, Atlas ^ ist ein hoher Knochenring mit breiten flügelartigen Quer- fortsälzen, auf deren Gelenkflächen die Condyli d(^s Hinterhauptsbeines die Hebung und Senkung des Kopfes vermitteln. Die Drehung des Kopfes nach rechts und links geschieht dagegen durch die Bewegung des Atlas tun einen medianen Fortsatz (Processus odontoideus) des nachfolgenden Wirbels, des Epistroij/ieus , um einen Fortsatz, welcher morphologisch dem vom Atlas ge- sonderten und mit dem Körper des Epistropheus vereinigten vordem Wirbel- körper entspricht. Die Rückenwirbel charaktei-isiren sich durch hohe kamm- förmige Dornfortsätze, eine geringere Bewegliclikeit und den Besitz von Flippen, von denen sich die vordem an dem meist langgestreckten aus zahlreichen hintereinander gereihten Knochenstücken zusanmiengesetzten Brustbein durch Knorpel anheften, während die hintern als sog. falsche Rippen das Brustbein nicht erreichen. Am Wirbel articuliren die Ri|)pen mittelst Capitulum und Tuberculum. Die Zahl der Riickenwirbel ist einem grössei-n Wech.sel als die der Halswirbel unterworfen, beträgt in der Regel 13, zuweilen 12, sinkt auch noch etwas tiefer bei einigen Fledermäusen und Gürtelthieren, steigt dann aber 394 Säugethiere. Extremitätengürtel. häufig bis auf 15 und mehr, in einem Falle auf 18 (Pferd), 19 bis 20 (Rhinoceros, Elephant) und 23 bis 24 (dreizehiges Faulthier). Die Lendenwirbel, welche der Rippen entbehren, dafür aber hohe und umfangreiche Querfortsätze besitzen, finden sich meist in 6- Lis 7facher Zahl. Selten sinkt die Zahl derselben bis auf 2, wie beim Sclmabelthier und zweizehigen Ameisenfresser, kann aber auch unter gleichzeitiger Reduction der Brustwirbel - Zahl bis auf 8 oder 9 steigen {Sfenojjs). Ein constanteres Verhältnis von Brust- und Lendenwirbeln zu den übrigen Abschnitten der Wirbelsäule ergibt sich , wenn man bei den Schwan- kungen, durch welche das Auftreten von Rippenanlagen an den Grenzwirbeln ausgesetzt ist, beide Regionen vereint als Dorsolumbalregion betrachtet. Dann findet man sehr häufig die 20- oder 19-Zahl der Wirbel, die man mit einigem Rechte als die ursprüngliche betrachten kann. Vermindert würde sie dadurch erscheinen, dass die letzten Dorsolumbalwirbel zu Kreuzbeinwirbel geworden, umgekehrt vermehrt durch die Verschiebung des Kreuzbeins über die vordere Gandalregion. Die Kreuzbein vvirbel charakterisiren sich durch die feste Ver- schmelzung (Synostose) untereinander und durch die Verwachsung ihrer Seiten- fortsätze mit den Hüftbeinen. In der Regel erscheint die Zahl der Sacralwirbel dadurch eine vermehrte, dass zu den beiden primären Kreuzbeinwirbeln, welche denen der Reptilien entsprechen dürften , ein oder mehrere Gaudalwirbel mit in das Sacrum aufgenommen worden sind. Seltener haben sich auch einige Lendenwirbel durch Verbindung ihrer Seiten fortsätze mit dem Os ileum als Sacralwirbel assimilirt, sodass das Kreuzbein eine beträchtlichere Zahl (bis 8 oder 9) von Wirbeln in sich einschliesst (Faulthier, Gürtelthier). Die nach Zahl und Beweglichkeit überaus wechselnden Schwanzwirbel verschmälern sich nach dem Ende der Leibesachse und besitzen nicht selten (Känguruh und Ameisen- fresser) untere Dornfortsätze , verlieren aber nach hinten zu mehr und mehr sämmtliche Fortsätze. Von den beiden Extremitätenpaaren fehlen die vordem niemals, wohl aber die hintern in der Abtheilung der Getaceen. Am Schultergerüst vermisst man zwar in keinem Falle das breite flache Schulterblatt , dessen äussere Fläche überall einen vorspringenden in das Acromion auslaufenden Knochenkamm trägt, wohl aber häufig und gerade überall da, wo die Vordergliedmassen bei der Locomotion nur zur Stütze des Vorderleibes dienen oder eine mehr einfache pendelartige Bewegung ausführen, wie beim Rudern, Gehen, Laufen, Springen etc. das Schlüsselbein (Walfische , Hufthiere , Raubthiere). In allen Fällen da- gegen, wo die vordem Gliedmassen zum Scharren, Graben, Klettern, Flattern gebraucht werden , also schwierigere Bewegungsformen vermitteln , zu denen eine festere Stütze der Extremität nothwendig ist, legt sich das Schultergerüst durch eine mehr oder minder starke stabförmige Glavicula dem Brustbeine an. Das hintere Schlüsselbein reducirt sich fast allgemein auf den Rabenfortsatz des Schulterblatts und bildet nur bei den Kloakenthieren einen grossen säulen- artigen zum Brustbein reichenden Knochen. Die hinteren Extremitäten stehen allgemein mit dem Rumpfe in einem weit festeren Zusammenhang als die vordem. Sie dienen vornehmlich zur Erzeugung der Propulsivkraft, welche den Körper im Laufe oder im Sprunge fortschnellt, werden aber auch beim Schwimmen , Klettern und Scharren ähnlich wie die vordem verwendet. Das Extremitätensäule. 395 Becken bleibt nur beiden Walfisciien rudimentär und reducirtsich hierauf zwei rippenähnliche, ganz lose mit der Wirbelsäule verbundene Knochen. Bei allen andern Säugethieren bildet das Becken einen mit den Seitentheilen des Kreuz- beins verwachsenen, durch die Symphyse der Schambeine, zuweilen noch durch die Verwachsung der Sitzbeine vollkommen geschlossenen Gürtel, an dessen Symphyse bei den Kloaken- und Beutelthieren noch zwei nach vorn gerichtete Beutelknochen hinzukommen. Die im Schulter- und Beckengürtel eingelenkten Gliedmassen erfahren bei den schwimmenden Säugethieren eine beträchtliche Verkürzung und bilden entweder wie" die Vordergliedmassen der Getaceen platte in ihren Knochenstücken unbewegliche (bei den Sirenen mit Ellenbogen- beuge) Flossen mit stark vermehrter Phalangenzahl der Finger, oder wie bei den Pinnipedien flossenartige Beine, die auch als Fortschieber auf dem Lande gebraucht werden können. Bei den Flatterthieren erlangen die Vorderglied- massen eine bedeutende Flächenentwicklung, welche sie zu Flugorganen be- fähigt , aber in ganz anderer Weise wie bei den Flügel» der Vögel durch eine zwischen den ungemein verlängerten Fingern der Extremitätensäule und den Seiten des Rumpfes ausgespannte Hautfalte. Sowohl an den Flossen der Getaceen als an den Fluggliedmassen der Fledermäuse fehlen die Epitelialgebilde der Finger, im letztern Falle freilich mit Ausnahme des aus der Flughaut vor- stehenden Krallen tragenden Daumens. Bei den Säugethieren , welche ausschliesslich oder vorwiegend auf dem Lande leben, verhalten sich die beiden Extremitäten sowohl an Länge als hin- sichtlich ihrer besondern Gestaltung überaus verschieden. Im Allgemeinen kann man sagen, dass die Gliedmassen da am längsten sind, wo sie ausschliesslich zum Forttragen des Leibes verwendet werden und keine besondein Neben- leistungen der Bewegung, z. B. Graben und Klettern, Ergreifen der Nahrung, zu besorgen haben. Der röhrenförmige zuweilen gekrümmte Humerus steht rücksichtlich seiner Länge zuweilen im umgekehrten Verhältniss zu dem Mela- carpaltheil des Vorderfusses und zeigt bei den grabenden Thieren eigenthümliche unregelmässige Formen. Speiche (Radius) und Elle (UIna) übertreffen den Oberarm fast allgemein an Länge, ebenso an der Hintergliedmasse Schienbein (Tibia) und Wadenbein (Fibula) den Oberschenkel Die Ulna bildet das Gharniergelenk des mit seinem Winkel nach hinten gerichteten Ellenbogens und läuft hier in einen ansehnlichen Hakenfortsatz (Olecranon) aus, der Radius verbindet sich dagegen vornehmlich mit der Handwurzel und ist oft, wenn auch nicht so vollkommen als beim Mensclien, um die Elle drehbar {Fronatio, Supinatio) , in anderen Fällen jedoch mit der Elle verwachsen , welche dann bis auf den Gelenkfortsatz ein rudimentärer grätenartiger Stab bleibt. An der Hintergliedmasse, deren Knie einen nach vorn gerichteteten Winkel bildet und meist von einer Kniescheibe (Patella) bedeckt wird, kann sich zuweilen (Beutler) auch die Tibia um die Fibula drehen , in der Regel aber sind beide Röhren- knochen verwachsen , und die nach hinten und aussen gerichtete Fibula meist verkümmert. Weit auffallender sind die Verschiedenheiten am Fusstheile der Extremitäten, da nicht nur die Form und Bildung der Wurzel- und Mittelfussknochen, sondern auch die Zahl der Zehen überaus variiren kann. Zwar wird die 5 Zahl der 396 Säugethiere. Hand und Fuss. Zehen niemals überschritten, wohl aber reducirt sie sich in allmählichen Ab- stufungen bis auf die mittlere Zehe und zwar in der Art, dass zuerst die über- haupt nur aus zwei Phalangen zusammengesetzte Innenzehe (Daumen) rudimentär wird und hin wegfällt, dann die kleine Aussenzehe und die zweit -innere Zehe verkümmern oder völlig verschwinden , im erstem Falle zuweilen als kleine vom Boden erhabene Afterklauen an der hintern Fläche des Fusses (Wieder- käuer) persistiren. Endlich reducirt sich auch die zweit-äussere Zehe sehr stark oder fällt ganz aus, so dass nur die Mittelzehe zur ausschliesslichen Stütze der Extremität übrig bleibt (Einhufer). -Dieser allmählichen Reduction der Zehen geht aber eine Vereinfachung und Veränderung der Fusswurzel- und Mittel- fussknochen parallel, indem die Träger der rudimentären oder völlig ausfallenden seitlichen Zehen als GrifTelknochen verkümmern oder ganz ausfallen, die beiden mittleren Metacarpalknochen oft zu einem starken und langen Röhrenknochen verschmelzen. Die kleinen Wurzel knochen , welche zur Herstellung des Fuss- gelenkes verwendet worden und den durch die auftretende Extremität erzeugten Stoss wesentlich zu vermindern haben, ordnen sich mindestens in zwei, beziehungsweise drei Reihen an, aus welchen an den hintern Gliedmassen gewöhnlich zwei Knochen, das Sprungbein {Ästrayalas) und Fersenbein {Calcaiieas) bedeutend hervortreten. Die Zehen des Vorderfusses kann man nach Analogie des menschlichen Körpers Finger nennen, zur Hand wird derVorder- fuss durch die Opponirbarkeit des Innern Fingers oder Daumens. Auch am Fusse der hintern Extremität ist zuweilen die grosse Zehe opponirbar, hiermit ist aber der Fuss noch nicht zur Hand , sondern nur zum Greiffuss (Affen) geworden , da zum BegritTe der Hand auch die besondere Anordnung der Knochen des Carpus und der Muskulatur wesentlich erscheinen. Nach der Art und Weise, wie die Extremität beim Laufen den Boden berührt , unter- scheidet man Sohlengänger (Plantigraden) , Zehengänger (Digitigraden) und Spitzengänger (^Unguligraden). Im letzlern Falle ist die Zahl der Zehen und mittleren Fussknochen bedeutend reducirt, die Extremität durch Umbildung des Miltel fusses zu einem langen Röhrenknochen bedeutend verlängert. Das Ncivensijsteni zeichnet sich zunächst durch die bedeutende Grösse und hohe Entwicklung des Geliirns aus, dessen Hemisphären insbesondere einen so bedeutenden Umfang nehmen, dass sie nicht blos den vordem Raum des Schädels vollständig erfüllen, sondern selbst das kleine Gehirn theilweise be- decken. Bei den niedrigsten Säugethieren , den Beutlern und Monotremen, bleibt die Oberfläche der Hemisphären noch glatt, bei den Edentaten, Nagern und Insectivoren treten an derselben Gruben und Eindrücke auf, welche sich mehr und mehr zu regelmässigen Furchen und Windungen [Gyri) anordnen, deren Ausbildung indessen keineswegs der psychischen Vervollkommnung genau parallel fortschreitet. Eine die Seitenhälften der Hemisphären verbindende Gommissur (Balken, Corpus callosum mit Septum pellucidum) ist überall mit Ausnahme der Monotremen und BeutJer wohl entwickelt und nur bei diesen Aplacentariern wie bei den Vögeln rudimentär. Dagegen treten die als Vier- hügel sich darstellenden Corpora bigemina an Umfang zurück und werden grossenthtüs oder vollständig von den hintern Lappen der Hemisphären über- deckt. Hirnanhang {Hi/pophi/aia) und Zirbeldrüse (Gl. plnealis) werden in Gehirn. Sinnesorgan. 397 keinem Falle vermisst. Das kleine Gehirn verhält sich noch bei den Apla- contariern durch die vorwiegende Ausbildung des Mittelstäckes ähnlich wie bei den Vögeln, erhebt sich aber durch zahlreiche Uebergangsformen zu einer immer grössern Ausbildung der Seilenlappen, hinter denen der Wurm allmählig mehr zurücktritt. Auch die Varolsbrücke ist anfangs noch wenig entwickelt, vergrössert sich aber bei den höhein Typen der Säugethiere zu einer mächtigen Anschwellung an der Uebergang.sstelle des Gehirnstammes in die Rückenmarks- stränge. Das Rückenmark erfüllt den Wirbelkanal gewöhnlich nur bis zur Kreuzbeingegend , in der es mit einer Gauda equina endet und entbehrt der hintern Rautengrube. Unter den Sinnesorganen zeigt das Geruchsorgan durch die Gomplication des Siebbeinlabyrinthes eine grössere Entfaltung der riechenden Schleimhaut- fläche als in irgend einer andern Glasse. Die beiden Nasenhöhlen, nach hinten durch die senkrechte Platte des Siebbeins und durch den Vomer, nach vorn durch eine knorplige, zuweilen an der Bildung der äussern Nase betheiligten Scheidewand von einander völlig gesondert, communiciren mit mannichfachen Nebenräumen benachbarter Schädel- und Gesichtsknochen (Sinus frontales, sphenoidah'S, maxillares) und münden mittelst paariger Oeffnungen , welche jedoch bei den des Geruchsvermögens entbehrenden Cetaceen, deren Nasen zu dem sog. Spritzorgane umgebildet sind , zu einer gemeinsamen medianen Oeff- nung verschmelzen können {Delphine). Die äussern Nasenöffnungen werden in der Regel durch bewegliche Knorpelstückchen gestützt, deren Vermehrung das Auftreten eines mehr oder minder vorstehenden Rüssels bedingt, welcher meist zum Wühlen und Tasten, bei beträchtlicher Ausbildung (Elephant) selbst als Greiforgan benutzt wird. Bei tauchenden Säugethieren können die Nasen- öffnungen entweder durch einen einfachen Muskelverschluss (Seehunde) oder durch Klappenvorrichtungen geschlossen werden. Häufig findet sich an der äussern Nasenwand oder in der Höhlung des Oberkiefers eine Nasendrüse, die auch in ähnlicher Lage bei den Reptilien angetroffen wird. Der Geruchsnerv breitet sich wie bei den Vögeln an den obern Muscheln und den obern Partieen der Nasenscheidewand aus. Die Ghoanen münden stets paarig und weit nach hinten am Ende des weichen Gaumens in den Schlund ein. Die Augen verhalten sich in dem Grade ihrer Ausbildung verschieden und sind bei den in der Erde lebenden Säugethieren überaus klein , in einigen Fällen {Spulax, Chrysochloris) ganz unter der Haut verborgen, ohne Augenlid- spalte und Muskelapparat, unfähig Lichteindrücke aufzunehmen. Sie liegen in der Regel mehr an den Seiten des Kopfes in einer unvollständig geschlossenen mit der Schläfengegend verbundenen Orbita und sehen einzeln ohne gemein- same Sehachse, die nur bei vorderer Stirnlage des Auges (Affen) möglich er- scheint. Ausser dem obern und untern Augenlide findet sich meist eine innere Nickhaut (mit der Härder 'sehen Drüse), wenngleich nicht in der vollkommenen Ausbildung und ohne den Muskelapparat der Nickhaut der Vögel, zuweilen sogar auf ein kleines Rudiment {Plica semilunaris) am Innern Augenwinkel reduciit. Der Augapfel besitzt eine mehr oder minder sphärische Gestalt (bei den Cetaceen u. a. mit verkürzter Achse), entbehrt stets der knöchernen Stützen der Sclerotica und kann häufig durch einen besondern Retractor bulbi in die 398 Säugethiere. Gehörorgan. Zähne. Orbita zAirückgezogen werden. Die Thränendrüse mit ihrem in die Nasenhöhle mi^indenden Ausführungsgang liegt an der obern äussern Seite der Orbita. Ein Tapetum der Ghorioidea trifft man in grosser Verbreitung bei den Garnivoren und Pinnipedien, Delphinen, Hufthieren und einigen Beutlern an. Das Gehörorgan unterscheidet sich von dem der Vögel vornehmlich durch eine complicirtere Ausbildung des äussern Ohres, eine grössere Zahl der Schall- leitenden Knöchelchen (der nach ihrer Form benannten Steigbügel, Ambos und Hammer) und durch die vollkommnere Gestaltung der Schnecke, welche nur bei den Monotremen der Windungen entbehrt, in der Regel aber zwei bis drei Spiralgänge zeigt. Auch ist die Paukenhöhle ungleich geräumiger und keines- wegs immer auf den Raum des oft blasig vorspringenden Paukenbeins beschränkt, sondern häufig mit Höhlungen benachbarter Schädelknochen in Gommunication gesetzt. Insbesondere gilt die mächtige Ausdehnung der Paukenhöhle für die Bartwale und Delphine, bei denen sich der Schall nicht wie bei den Luft- bewohnern durch Trommelfell und Gehörknöchelchen dem ovalen Fenster des Vorhofs mittheilt , sondern sich vornehmlich von den Kopfknochen aus durch die Luft der Paukenhöhle auf das Fenster der ungewöhnlich vergrösserten Schnecke fortpflanzt und von da auf das Labyrinth wasser der Scala tympani überträgt. Die drei halbcirkelförmigen Kanäle haben eine überaus verschiedene Grösse, sind am wenigsten bei den Walen , am meisten bei den Nagern aus- gebildet und liegen mit Vorhof und Schnecke sehr fest in dem Felsenbein ein- gebettet, welches bei den Getaceen nur durch Bandmasse mit den benachbarten Knochen zusanmienhängt. Die Eustachische Tube mündet nur bei den Getaceen in den Nasengang, in allen andern Fällen direct in die Rachenhöhle, zuweilen (Einhufer) unter beträchtlicher Erweiterung. Ein äussei'es Ohr fehlt den Mono- tremen , vielen Pinnipedien und den Getaceen , bei denen auch der äussere Gehörgang oberhalb des sackförmig vorgestülpten Trommelfells durch einen soliden Strang vertreten ist; rudimentär bleibt dasselbe bei den Wasser- bewohnern, die ihre äussere Ohröffnung durch eine klappenartige Vorrichtung verschliessen können und bei den in der Erde wühlenden Säugethieren. In allen andern Fällen wird dasselbe durch einen überaus verschieden geformten durch Knorpelstücke gestützten äussern Aufsatz gebildet , der oft durch beson- dere Muskeln bewegt werden kann. Der Tastsinn knüpft sich vorzugsweise an Nervenausbreitungen in der Haut der Extremitätenspitze (Tastkörperchen an den Fingerspitzen und der Handfläche des Menschen und der Affen), aber auch an die Zunge, den Rüssel und die Lippen , in welchen sehr allgemein lange borstenartige Tasthaare mit eigenthümlichen Nervenverzweigungen des Balges eingepflanzt liegen. Der Geschmack hat seinen Sitz vornehmlich an der Zungenwurzel {Pupillae vallalae, Geschmacksbecher), aber auch am weichen Gaumen und erreicht eine bei weitem höhere Ausbildung als in irgend einer andern Thierklasse. Am Eingang in die Verdauungsorgane findet sich fast allgemein eine Zahn- bewaffnung der Kiefer. Nur einzelne Gattungen wie Echidna, Manis und Myrmecopliaga entbehren der Zähne durchaus, während die Bartenwale, welche an der Innenfläche des Gaumens senkrechte in Querreihen gestellte Hornplatten (Barten) tragen, wenigstens im jugendlichen Alter Zahnspuren besitzen. Durch Zähne. Gebiss. Zunge. 399 Erhärtung von Papillen der Mundschleimhaut entstandene Hornzähne finden sich bei Ornithorhynchus und lihytina. Niemals aber zeigt das Gebiss ') der Säugethiere eine so reiche Bezahnung, wie wir sie bei den Fischen und Reptilien antreffen, indem sich die Zähne auf Oberkiefer, Zwischenkiefer und Unterkiefer beschränken. Die Zähne keilen sich überall in Höhlungen der Kieferknochen, Alveolen, ein, die freilich bei den Delphinen erst durch secundäre Erhebungen der Kieferränder gebildet werden , und sind als Hautknochen zu bezeichnen, erzeugt durch Ossification von Hautpapillen, deren Nerven- und Gefäss-führende Gentren als ernährende Pulpa in der Zahnhöhle zurückbleiben. Auf diesem Wege nimmt wenigstens die Hauptmasse des Zahnes ihren Ursprung, die Zahn- substanz {Dentin), welche sich von dem echten Knochen hauptsächlich da- durch unterscheidet, dass an Stelle der ramificirten Hohlräume parallel ver- laufende Röhrchen, Zahnröhrchen, die knochenharte Zwischensubslanz durch- setzen. Die äussere aus dem Zahnfleische vorstehende Partie des Zahnes, die Krone (im Gegensatz zu der eingekeilten Wurzel), wird von einer härtern Substanz kappenartig überzogen, dem sogen. Schmelz, welcher aus senkrechten nach der Zahnhöhle gerichteten Prismen besteht und seiner Entstehung nach (Schmelzorgan) auf ein epiteliales Gewebe zurückzuführen ist. Je nachdem die Schmelzlage einen einfachen Ueberzug bildet oder faltenartig in die Zahn- substanz eindringt, unterscheidet man einfache (Z). simplices) und schmelz- faltige {D. coutplicati) Zähne. Werden einfache oder schmelzfaltige Zähne durch Zahnsubstanz (Zahnkitt, Cement) verbunden, so nennt man dieselben zusammengesetzte Zähne (Z). compositi , Hase, Elephant). Selten (Delphine) und nur da , wo das Gebiss wie bei den Grocodilen als Greif- und Schneide- apparat verwendet wird, verhalten sich die Zähne nach Form und Leistung in allen Theilen der Kieferknochen gleichartig als kegelförmige Fangzähne, ge- wöhnlich unterscheiden sich dieselben nach ihrer Lage in den vordem, seit- lichen und hintern Theilen der Kiefer als Schneidezähne (Z). incisivi), Eckzähne {D. canini) und Backzähne {D. molares). Die erstem haben eine meisselför- mige Gestalt und dienen zum Abschneiden der Nahrung, im obern Kiefertheile gehören sie ausschliesslich dem Zwischenkiefer an. Die Eckzähne, welche sich zu den Seiten der Schneidezähne, je einer in jeder Kieferhälfte, erheben, sind meist kegelförmig oder auch hakenförmig gekrümmt und scheinen vornehm- lich als Waffen zum Angriff und zur Vertheidigung geeignet. Nicht selten aber (Nagethiere, Wiederkäuer) fallen dieselben gänzlich hinweg, und das Gebiss zeigt eine weite Zahnlücke zwischen Schneidezähnen und Backzähnen. Die letztern, in ihrer Gestaltung überaus variabel, dienen besonders zur feinern Zerstückelung der aufgenommenen Nahrung und haben schneidende, häufiger höckrige oder mit Mahlflächen versehene Kronen. Entweder persistiren die Zähne zeitlebens, und das Gebiss erfährt keine Erneuerung, oder es werden die Zähne in einmaligem Wechsel durch neu gebildete ersetzt. Der erstere Fall {Monophyodonten) besteht bei den Monotremen, Edentaten und Getaceen. Im 1) Vergl. R. Owen, Odontography 2 Vols. London. 1840—1845. Derselbe, Article »Teeth« in Todds Cyclopaedia of Anatomy Vol. IV. 1849. Ferner die Abhand- lungen von Hensel, Marsh, Cope u. z. A. 400 Säugethiere. Gebiss. Zunge. andern Falle (Bijihyodonten) nntersclieidet man ein MilchgelnsH von dem bleibenden Gebiss. Die vordem Backzähne unterliegen ebenso wie die Schneide- und Eckzähne dem einmaligen Zahnwechsel, durch welchen das Milchgebiss in das ständige des ausgebildeten Thieres übergeführt wird, und werden falsche Backzähne {D.praeniolares) genannt, im Gegensatz zu den hintern wahren Back- zähnen , welche erst später meist nach dem Wechsel der Milchzähne hervor- treten und sich sowohl durch die Grösse und Zahl der Wurzeln als den Umfang der Krone auszeichnen. Man bedient sich zur einfachen Darstellung des Gebisses bestimmter Formeln , in denen die Zahl der Vorder- und Eckzähne, Praemolaren und Molaren in Ober und Unterkinnlade einer Seite angegeben 2 1 2'3 ist (z. B. für das Gebiss des Menschen der Formel ^ i öIq) ""^ verwendet dieselben systematisch zur Charakterisirung der Gruppen , für welche die Bil- dung des Gebisses gewissermassen als Gesammtausdruck der Organisation und Lebensweise eine hohe Bedeutung hat. Bezüglich der Stellung entsprechender Zähne der Ober- und Unterkinnlade gilt eine alternirende Anordnung als Regel, sodass die oberen Zähne eine Zwischenstellung zu den untern und umgekehrt einnehmen. Bei gleicher Anzahl oberer und unterer Zähne gleichartiger Kategorie beginnen die untern medial vorgeschoben. In enger begrenzten Gruppen verwandter Typen zeigen die älteren Typen eine grössere Zahl von Zähnen gleicher Kategorie, sodass mit der Specialisirung der Arbeitsleistung und dem Fortschritt des Typus eine Verminderung der Zahnzahl vorhanden ist, und zwar beginnt für die Molaren die Reduction distal, für die hicisivi da- gegen medial. Auch der Ausfall der Praemolaren erfolgt meist von vorn her, selten in der Mitte der Reihe. Die Kenntniss des Gebisses erscheint um so wichtiger, als man zur Bestimmung fossiler Ueberreste oft vorzugsweise auf Zähne, Kiefer- und Schädelknochen hingewiesen ist und die Besonderheiten der Bezahnung zu Schlüssen über die Verwandtschaft mit den jetzt lebenden Formen vorwerthen kann. Neben den Hartgebilden am Eingange der Verdauungshöhle sind für die Einführung und Bearbeitung der Speise weiche bewegliche Lippen an den Rändern der Mundspalte und eine fleischige sehr verschieden geformte Zunge im Boden der Mundhöhle von wesentlicher Bedeutung. Erstere werden aller- dings bei den Kloakenthieren durch Schnabelränder ersetzt, die Zunge fehlt jedoch in keinem Falle, kann aber wie bei den Walen vollständig angewachsen, der Beweglichkeit entbehren. Gewöhnlich ragt die Zunge mit freier Spitze im Boden der Mundhöhle hervor und erscheint an ihrem vordem Theile vornehm- lich zum Tasten und Fühlen , in einzelnen Fällen aber auch zum Ergreifen (Giraffe) und Erbeuten (Ameisenfresser) der Nahrung befähigt. Auf ihrer obern Fläche erheben sich mannichfach gestaltete , oft veriiornte und Widerhäkchen tiagende Papillen , unter denen nur die weichen Papulae vallatae am Zungen- grunde eine Beziehung zur Geschmacksempfindung haben. Als Stütze der Zunge dient das Zungenbein, dessen vordere Hörner sich an den Griffelfortsatz des Schläfenbeins anheften, während die hintern den Kehlkopf tragen, sodann ein das Os entoglossum vertretender Knorpelstab {Lyttu). Unterhalb der Zunge tritt zuweilen (vornehmlich entwickelt bei den hisektenfresscrn) eine Darnikaiial. Herz. 401 einfache oder doppelte Hervorragung auf, welche als Unterzunge bezeichnet wird. Auch die Seitentheile der Mundhöhle sind weich und fleischig, nicht selten bei Nagern, Affen etc. in weite Aussackungen, sog. Backentaschen, er- weitert. Mit Ausnahme der Fleisch-fressenden Getaceen besitzen alle Säuge- thiere Speicheldrüsen, eine Ohrspeicheldrüse {Farotis mit Ductus Stenoinanus), eine Subniaxillaris und Subungualis, deren flüssiges Secret vornehmlich bei den Pflanzenfressern in grosser Menge ergossen wird. Die auf den weiten Schlund folgende Speiseröhre bildet nur ausnahmsweise kropfartige Erweiterun- gen und besitzt meist eine ansehnliche Länge, indem sie erst unter dem Zwerch- fell , welches zwischen Brust und Bauchhöhle eine vollständige Scheidewand herstellt und zugleich als Respirationsmuskel die abwechselnde Verengerung und Erweiterung des Thorax besorgt , in den beträchtlich erweiterten Magen einführt. Der Magen stellt in der Regel einen einfachen quergestellten Sack dar, zerfällt aber durch allmählige Differenzirung und Abschnürung der vor- dem, seitlichen und hintern Abtheilung in eine Anzahl von Abschnitten, die schon bei verschiedenen Nagern , am vollkommensten aber bei den Wieder- käuern von einander abgesetzt, als drei oder vier Magenabschnitte unterschieden werden. Der Pyloi usabschnitt zeichnet sich vornehmlich durch den Besitz von Labdrüsen aus und schliesst sich vom Anfang des Dünndarms durch einen R.ingmuskel nebst nach innen vorspringender Falte mehr oder minder scharf ab. Der Darmkanal zerfällt in Dünndarm und Dickdarm, deren Grenze durch das Vorhandensein sowohl einer Klappe als eines namentlich bei Pflanzen- fressern mächtig entwickelten Blinddarms bezeichnet wird. Die vordere Partie des Dünndarms, das Duodenum, enthält in seiner Schleimhaut die Brunn er 'sehen Drüsen und nimmt das Secret der ansehnlichen Leber und Bauchspeicheldrüse auf. Zuweilen entbehrt die mehrfach gelappte Leber einer Gallenblase, ist diese aber vorhanden, so vereinigen sich Gallenblasengang {IJ. cysticus) und Lebergallengang {B. hepaticus) zu einem gemeinsamen Aus- führungsgange {D. choledochus). Der Dünndarm zeigt die beträchtlichste Länge bei den Gras- und Blätterfressern und ist sowohl durch die zahlreichen Falten und Zöttchen seiner Schleimhaut , als durch den Besitz einer grossen Menge von Drüsengruppen (Lieberkühn 'sehe, Peyer'sche Drüsen) ausgezeichnet. Der Endabschnitt des Dickdarms, der Mastdarm, mündet mit Ausnahme der durch den Besitz einer Kloake charakterisirten Monotremen hinter der Oeffnung des Urogenitalsystems, wenn auch zuweilen noch {Marsuyialiu) von einem ge- meinsamen Walle umgrenzt. Das Herz der Säugethiere ist ebenso wie das der Vögel in eine rechte venöse und linke arterielle Abtheilung mit Vorhof und Kammer (zuweilen wie bei llalicore auch äusserlich sichtbar) gesondert und liegt gewöhnlich mit Ausnahme des Menschen und der anthropoiden Affen senkrecht mit der Spitze nach unten gekehrt in der Mittellinie der Brusthöhle. Von einem Pericardium umschlossen, entsendet dasselbe einen Aortenstamm, welcher nach Abgabe der meist doppelten Kranzarterie einen linken Aortenbogen bildet, aus welchem in der Regel zwei Gefässstämm-e, eine rechte Anonyma mit den beiden Garotiden und der rechten Subclavia und eine linke Subclavia, oder wie bei dem Menschen Claus, Zoologie, i. Auflage. Tom. II. 26 402 Säugethiere. Lunge. Kehlkopf. Nieren. drei Gefässstämme, eine rechte Anonyma mit rechter Carotis und rechter Sub- clavia, eine linke Carotis und linke Subclavia nebeneinander entspringen. In den rechten Vorhof münden in der Regel eine untere und obere Hohlvene, seltener wie bei den Nagern, Monotremen und dem Eiephant ausser der untern zwei obere Hohlvenen ein. Wundernetze sind namentlich für arterielle Gefässe bekannt geworden und finden sich an den Extremitäten grabender und klet- ternder Thiere (Sfenoj).?, Myrmecophaga, Bradijpns etc.), an der Carotis — rings um die Hypophysis — bei Wiederkäuern, bei den letztern auch an der Ophthal- mica in der Tiefe der Augenhöhle, endlich an den Intercostalarterien und den Venae iliacae der Delphine. Das mit zahlreichen Lymphdrüsen versehene System der Lymphgefässe mündet durch einen links verlaufenden Hauptstamm {Ductus thoracicus) in die obere Hohlvene ein. Von den sog. Blutgefä-ssdrüsen haben Milz und Nebenniere und die vornehmlich in früher Jugendzeit ent- wickelte Schilddrüse und Thymus eine allgemeine Verbreitung. Die paarigen Lungen sind frei in der Brusthöhle suspendirt und zeichnen sich durch den Reichthum der Bronchialverästelungen aus, deren feinste Aus- läufer mit conischen trichterförmigen, an den Seitenflächen mit Erhebungen versehenen Erweiterungen (hifundibula) enden. Die Athmung geschieht vor- nehmlich durch die Bewegungen des Zwerchfells , welches eine vollkommene meist quergestellte Scheidewand zwischen Brust und Bauchhöhle bildet und bei der Contraction seiner muskulösen Theile als hispirationsmuskel wirkt, d.h. die Brusthöhle erweitert. Daneben kommen allerdings auch Hebungen und Abductionen der Rippen bei der Erweiterung des Thorax in Betracht. Die Luftröhre verläuft in der Regel gerade ohne Windungen und theilt sich an ihrem untern Ende in zwei zu den Lungen führende Bronchien , zu denen jedoch noch ein kleiner Nebenbronchus der rechten Seite hinzukommen kann. Dieselbe wird durch knorplige hinten offene Halbringe, nur ausnahmsweise durch vollständige Knorpelringe gestützt und beginnt in der Tiefe des Schlundes hinter der Zungen wurzel mit dem Kehlkopf, welcher von den hintern Hörnern des Zungenbeins getragen , durch den Besitz von untern Stimmbändern , com- plicirten Knorpelstücken (Ringknorpel, Schildknorpel, Giesskannenknorpel) und Muskeln zugleich als Slimmorgan eingerichtet ist. Nur die Cetaceen gebrauchen ihren Kehlkopf, welcher im Grunde des Pharynx pyramidal l)is zu den Choanen hervorsteht, ausschliesslich als Luftweg. Die spaUförmige Stimmritze wird sonst von einer beweglichen (bei den Cetaceen fast röhrenförmigen) Epiglottis über- ragt, welche am obcrn Rande des Schildknorpels festsitzt, beim Herabgleiten der Speisen sich senkt und die Stimmritze schliesst. Zuweilen finden sich am Kehlkopfe häutige oder knorpelige Nebenräume, welche theils Avie die Luftsäcke von Balacna die Bedeutung von Luftbehältern haben , theils wie bei manchen Affen {Mycetes) als Resonanzapparate zur Verstärkung der Stimme dienen. Die Nieren bestehen zuweilen noch (Seehunde , Delphine) aus zahlreichen am Nierenbecken vereinigten Läppchen, zeigen sich aber in der Regel als com- pakte Drüsen von bohnenförmiger Gestalt und liegen in der Lendengegend ausserhalb des Bauchfells. Die aus dem sog. Nierenbecken entspringenden Harnleiter münden stets in eine Harnblase ein, deren Ausführungsgang, Urethra, in mehr oder minder nahe Beziehung zu dem Leitungsapparate der Genital- 1 Geschlechtsorgane. Aeussere Geschlechtstheile, 403 Organe tritt und in einen vor dem After ausmündenden Sinus oder Canalis urogenitalis führt. Für die männlichen Geschlechtsorgane der meisten Säugethiere ist zu- nächst die Lagenveränderung der oval-rundlichen Hoden characteristisch. Nur bei den Monotremen und Getaceen bleiben die Hoden wie bei den Vögeln und Reptilien in ihrer ursprünglichen Lage in der Nähe der Nieren, in allen andern Fällen senken sie sich bis vor das Becken herab und treten unter Vorstülpung des Bauchfells in den Leistenkanal (viele Nager), häufiger noch aus diesem her- vor in eine doppelte*zum Hodensack umgestaltete Hautfalte ein. Nicht selten (Nager, Flatterthiere, Insektenfresser) treten sie jedoch nach der Brunstzeit mit Hülfe der als Cremaster vom schiefen Bauchmuskel gesonderten Muskelschleife durch den offenen Leistenkanal wieder in die Bauchhöhle zurück. Während der Hodensack in der Regel hinter dem Penis liegt und morphologisch den beiden im weiblichen Geschlecht als äussere Schamlippen persistirenden Haut- wülsten entspricht, entsteht derselbe bei den Beutelthieren durch eine Ausstül- pung des Integuments unmittelbar am Eingang des Leistenkanals vor dem männlichen Begattungsglied. Die aus dem Wolff'schen Körper hervorgegan- genen knäuelförmig gewundenen Ausführungsgänge der Hoden gestalten sich zum Nebenhoden und führen in die beiden Vasa deferentia, welche unter Bil- dung drüsenartiger Erweiterungen (Samenblasen) am Blasenhalse dicht neben einander in die Urethra einmünden. An dieser Stelle münden in die Samen- leiter die Ausführungsgänge der sehr verschieden gestalteten, oft in mehrfache Drüsengruppen zerfallenen Frostata ein, während ein zweites Drüsenpaar, die Cowper'sche Drüse, in die Urethra führt. Häufig erhalten sich zwischen den Mündungen der Samenleiter Reste der im weiblichen Geschlechte zum Leitungs- apparate verwendeten Müllerschen Gänge, das sog. Weber'sche Organ {Uterus masculimis), deren Theile sich in den Fällen sog. Zwitterbildung bedeutend vergrössern und in der dem weiblichen Geschlechte eigenthümlichen Weise differenziren können. Ueberall schliessen sich dem Ende der als Urogenital- kanal fungirenden Urethra äussere Begattungstheile an, welche stets einen schwellbaren, bei den Monotremen in einer Tasche der Kloake verborgenen Penis (Ruthe) bilden. Derselbe wird durch cavernöse Schwellkörper gestützt, die sich bei den Kloakenthieren noch auf paarige Corpora cavernosa urethrae beschränken ; bei den übrigen Säugethieren treten zu dem unpaar gewordenen, die Urethra umgebenden cavernösen Körper der Urethra zwei obere Corpora caver- nosa penis hinzu, welche von den Sitzbeinen entspringen und nur selten unter- einander verschmelzen. Auch können sich knorplige oder knöcherne Stützen, sog. Penisknochen (Raubthiere, Nager), entwickeln, besonders häufig im hinern der von dem Schwellkörper der Urethra gebildeten Eichel, welche nur ausnahms- weise (Monotremen , Beutler) gespalten ist , in ihrer Form aber mannigfach wechselt und in einer drüsenreichen Hauptduplikatur (Vorhaut) zurückge- zogen liegt. Die Ovarien verhalten sich nur bei den Monotremen in Folge linksseitiger Verkümmerung unsymmetrisch und zeigen hier auch eine traubige Beschaffenheit. In allen andern Fällen sind dieselben beiderseits gleichmässig entwickelt und 26* 404 Säugethiere. Ei. besitzen eine mehr conipakle länglichrunde Form. In Falten des Peritoneums eingelagert finden sie sich in unmittelbarer Nähe der trichterförmig erweiterten Bauchmündungen des Leitungsapparates, zuweilen von denselben sogar voll- ständig umschlossen. Der Leilungsapparat gliedert sich in dieobern mit freiem Ostium beginnende Tuben , welche in allen Fällen paarig bleiben , in den er- weiterten zuweilen paarigen, häufiger unpaaren Mittelabschnitt, Uterus und den mit Ausnahme der Beutler unpaaren Endabschnitt, die Vagina oder Scheide, welche hinter der Ocffnung der Urethra in den kurzen Urogenitalsinus oder Vorhof mündet. Bei den letztgenannten Thieren verengert sich übrigens das obere Ende der beiden — hier mit einander verwachsenen — Scheiden in einen blinden Fortsatz, der bis zum Sinus urorgenitalis herabreicht. Bei den Monotremen münden die beiden schlauchförmigen Fruchtbehälter direct auf papillenartigen Erhebungen in den noch mit der Kloake verbundenen Uro- genitalsinus ein. Nach den verschiedenen Stufen der Duplicität des Frucht- behälters unterscheidet man den den Uterus duplex^ mit äusserlich mehr oder minder durchgeführter Trennung und doppeltem Muttermund (Nagethiere, Bcutler), den Uterus hipartitus ^ mit einfachem Muttermund, aber fast voll- kommener innerer Scheidewand (Nagethiere), den Uterus hicornis mit ge- sonderten oberen Hälften der beiden Fruchtbehälter (Hufthiere, Garnivoren, Getaceen, hisectivoren) und endlich den Uterus simplex, mit durchaus einfacher Höhle , aber um so kräftigeren Muskeln der Wandung (Mensch , Affen). Das Vestibulum, mit seinen den Cowper'schen Drüsen entsprechenden Duveriioy'schen {Bartholin^ sehen) Drüsen grenzt sich von der Scheide durch eine Einschnürung ab, zuweilen auch durch eine innere Schleimhautfalte (Hymen), welche selbst bis in die Mitte der Sclieide hinaufrücken kann. Die äusseren Geschlechtstheile werden durch zwei äussere Hautwülste, die den Scrotalhälften entsprechenden grossen Schamlippen, durch kleinere (übrigens nicht immer vorhandene) innere Schamlippen zu den Seiten der Geschlechtsöffnung und durch die der Ruthe gleich werlh ige mit Schwellgeweben und Eichel versehene Glitoris gebildet. Die Clitoris kann zuweilen (bei den Klammeraffen) eine ansehnliche Grösse erreichen und von der Urethra durchbohrt, selbst zur Ableitung des Flarns benutzt werden (Nagethiere, Maulwurf, Halbaffen). In diesen Fällen einer Clitoris perforata kommt es natürlich nicht zur Enistehung eines gemeinsamen Uro- genitalsinus. Morphologisch repräsentiren die weiblichen Genitalien eine frühere Entwicklungsstufe der männlichen , welche in den Fällen sog. Zwitterbildung auf dem Wege der Hemmungsbildung eine mehr oder minder weibliche Ge- staltung erhalten können. In der Regel werden beide Geschlechter an der verschiedenen Form der äusseren Genitalien leicht unterschieden , und nur ausnahmsweise bei Zurücktreten der Hoden in die Bauchöhle ist die Erkennung von Männchen und Weibchen wegen der grossen Aehnlichkeit der äussern Geschlechtstheile mit Schwierigkeiten verbunden. Häufig prägt sich in der gesammten Erscheinung ein Dimorphismus aus, indem das grössere Männchen einen abweichenden Haarwuchs zeigt, zu einer lautern Stimme befähigt ist und durch den Besitz stärkerer Zähne oder besonderer Waffen (Geweihe) bevorzugt erscheint. Dagegen bleiben die Milchdrüsen, welche in der Inguinal- Placentarbildunff. 405 -'ö gegend , am Bauche und an der Brust liegen können und fast ausnahmlos in Zitzen oder Saugwarzen auslaufen, im männlichen Geschlechte rudimentär. Die Zeit der Fortpflanzung (Brunst) fällt bei den meisten Säugethieren in das Frühjahr , bei einigen gegen Ende des Sommers (Wiederkäuer) oder selbst in den Winter (Wildschwein , Raubthiere). In den wärmern Klimaten freilich und bei den grössern Haussäugethieren knüpft sich die Brunst weniger an eine bestimmte Jahreszeit, sondern wiederholt sich (analog der Menstruation) in engern Zwischenräumen von einigen Wochen. Eine wesentliche, unabhängig von der Begattung eintretende Erscheinung, von welcher die Brunst im weiblichen Geschlechte, meist gegen Ende, stets begleitet wird, ist der Austritt eines oder mehrerer Eier aus den Graffschen Follikeln des Ovariums in die Tuben. Die Eier der Säugethiere , erst durch G. E. v. Baer entdeckt, sind ausserordentlich klein (von V20 bis '/lo Linie im Durchmesser) und von einer stark lichtbrechenden Membran {Zona pellucidu) umgeben, um die sich nicht selten in den Eileitern eine Eiweisshülle ablagert. Die Befruchtung des Eies scheint überall im Eileiter zu erfolgen , in denen sich dasselbe eine Anzahl von Tagen aufhält und auch die totale Dotterfurchung durchläuft. Nachher tritt das Ei in den Uterus ein und erhält eine zottige durch Auswüchse der ursprünglichen Zona nebst der von innen hinzutretenden sog. serösen Haut gebildeten Umhüllunghaut (Chorion), welche die Befestigung des Eies an der Uterinwand vermittelt. Später legt sich auch der peripherische Theil der Allantois an das Chorion an und wächst in der Regel mit seinen Gelassen in die Zöttchen ein , so dass sich eine ver- hältnissmässig grosse Fläche fötaler Gefässverzweigungen entwickelt, deren Blut mit dem Blute der Uterinwand in einen engern endosmotischen Verkehr tritt. Durch diese Verbindung von Allantois und Chorion des Fötus mit der Uterinwandung entsteht der Mutterkuchen, Flacenta, durch welche dem Fötus von dem Körper des Mutterthieres Nahrungsstoffe zugeführt werden. Derselbe fohlt jedoch noch den niedersten Säugethieren, den Monotreinen und Beullern , die daher auch als Aplacentalia den übrigen Ordnungen oder Fluccntalia gegenüber gestellt werden. In ihrer besondern Ausbildung und in der Art ihrer Verbindung mit der Uterinwand zeigt die Placenta in den einzelnen Ordnungen bedeutende Verschiedenheiten. Entweder bleiben die Zotten der Placenta mit der Uterinwand in loser Verbindung und lösen sich bei der Geburt aus derselben heraus i^Adecidtuita) oder sie verwachsen so innig mit der Uterin- schleimhaut, dass diese nicht nur in ihren Epitelialen, sondern auch tiefer- liegenden gefässhaltigen Theilen bei der Geburt entfernt, beziehungsweise als Nachgeburt ausgestossen wird (Deciducäa). Im erstem Falle kann sich bei vollständiger Umwachsung der Allantois die Placenta in zahlreichen zerstreuten Zotten über das ganze Chorion gleichmässig ausbreiten {FL dijfuaa^ Perissodactyla, Suiden, Hippupotamiden, Traguliden , Lemuriden, Manis, Cetaceen) oder an verschiedenen Stellen kleine Wülste von Zotten sog. üotylcdouen (Wiederkäuer) bilden. Im andern Falle stellt sie entweder eine ringförmige Zone an der Eihaut dar {PL annularis, Raubthiere, Robbon) oder führt, wenn sich die Verbindung 1) W.Turner, Lectures on the Anatoniy of Placenta. Edinburgh 1876. Ercolani, Nuovc ricerche sulla placenta nei pesci e cartilagiuosi e nei mammit'eri. Bologna 1880. 406 Säugethiere. Lebensweise. Winterschlaf. der AUantois mit dem Chorion (wie bei den Menschen, Affen, Nagern, Insecten- fressern, Fledermäusen) auf eine vereinzelte Stelle des Eies beschränkt, zur Bildung des scheibenförmigen Mutterkuchens {PL discoidea). Die Dauer der Trächtigkeit steht im Allgemeinen in geradem Verhältniss zur Körpergrösse der Säugethiere, richtet sich aber im Besondern nach der Entwicklungsstufe, in welcher die Jungen zur Welt kommen. Am längsten währt dieselbe bei den grossen Land- und colossalen Wasserbewohnern (Huf- thiere, Getaceen), welche unter günstigen Verhältnissen des Nahrungserwerbes und geringen Bewegungsausgaben leben. Die Jungen dieser Thiere zeigen sich bei der Geburt in ihrer körperlichen Ausbildung soweit vorgeschritten , dass sie gewissermassen als Nestflüchter der Mutter zu folgen im Stande sind. Relativ geringer ist die Tragzeit bei den Carnivoren , deren Junge nackt und mit ge- schlossenen Augen geboren werden und den Nesthockern vergleichbar, längere Zeit noch völlig hülflos der mütterlichen Pflege und Sorgfalt bedürfen. Am kürzesten aber währt dieselbe bei den Aplacentaliern , den Monotremen und Beutlern. Bei diesen Thieren gelangen die frühzeitig geborenen Jungen (beim Känguruh von Nussgrösse) in eine von Hautfalten gebildete Tasche der Inguinal- gegend , hängen sich hier an die Zitzen der Milchdrüsen fest und werden ge- wissermassen in einem zweiten mehr äussern Fruchtbehälter ausgetragen , in welchem das Secret der Milchdrüsen stellvertretend für das ausgefallene Placentar- organ die Ernährung sehr frühzeitig übernimmt. Die Zahl der geborenen Jungen wechselt überaus mannigfach in den verschiedenen Gattungen. Die grossen Säugethiere, welche länger als 6 Monate tragen, gebären in der Regel nur 1, seltener 2 Junge , bei den kleinern aber und einigen Hausthieren (Schwein) steigert sich dieselbe beträchtlich, so dass 12 bis 16 ja selbst 20 Junge mit einem Wurfe zur Welt kommen können. Meist deutet die Zitzenzahl des.Mutterthieres auf die grössere oder geringere Zahl der Nachkommenschaft hin, die durchweg nach der Geburt längere oder kürzere Zeit hindurch an den Zitzen der Milch- drüsen aufgesäugt wird. Manche Säugethiere leben einsiedlerisch und nur zur Zeit der Brunst paarweise vereinigt , es sind das vornehmlich solche Raubthiere , welche in einem bestimmten Jagdreviere, wie der Mauhvurf, in eignen unterirdischen Gängen ihren Lebensunterhalt erjagen. Andere Arten leben in Gesellschaften vereint , in welchen häufig die ältesten und stärksten Männchen die Sorge des Schutzes und der Führung übernehmen. Wenn auch die grössere Mehrzahl der Säugethiere am Tage auf Nahrungserwerb ausgeht und zur Nachtzeit der Ruhe pflegt, so gibt es doch in allen Ordnungen, in manchen sogar vorherrschend, Tagschläfer und Nachtthiere. Die Fledermäuse kommen z. B. fast sämmtlich in der Dämmerung und Nacht aus ihren Schlupfwinkeln zum Vorschein, auch die meisten Raubthiere und zahlreiche Hufthiere schlafen am Tage. Einige Nager, Insektenfresser und Raubthiere verfallen während der kalten, nahrungs- armen Jahreszeit in ihren oft sorgfaltig geschützten Schlupfwinkeln und aus- gepolsterten Erdbauten in einen unterbrochenen (Bär, Dachs, Fledermäuse) oder andauernden (Siebenschläfer, Haselmaus, Igel, Murmelfhier) Winterschlaf und zehren während dieser Zeit ohne Nahrung aufzunehmen bei gesunkener Körperwärme, schwacher Respiration und verlangsamten Herzschlag von den Psychisches Leben. Geographische Verbreitung. 407 während der Herbstzeit aufgespeicherten Fettmassen. Selten suchen Säuge- thiere wärmere an Nahrung reichere Gegenden auf und unternehmen grössere, wenn auch an Umfang nicht den Zügen der Vögel vergleichbare Wanderungen. Bekannt sind derartige Wanderungen von den Rennthieren, südamerikanischen Antilopen und dem nordamerikanischen Büffel , von Seehunden , Walen und Fledermäusen , insbesondere aber von dem Lemming , der in ungeheueren Schaaren von den nordischen Gebirgen aus nach Süden in die Ebenen wandert, sich in der Richtung seiner Reise durch keinerlei Hindernisse zurückhalten lässt und selbst Flüsse und Meeresarme durchsetzt. Die geistigen Fähigkeiten erheben sich wie schon aus der hohen Aus- bildung des Gehirns hervorgeht, zu einer höhern Entwicklung als in irgend einer andern Thierklasse. Ohne die tiefe Kluft zu leugnen, welche den Geist des Menschen von den am höchsten stehenden Säugethieren scheidet, kann man doch behaupten, dass die elementaren Bedingungen des Verstandes- und Gemüthslebens im Wesentlichen auch bei den Säugethieren zu finden sind. Das Säugethier besitzt Unterscheidungsvermögen und Gedächtniss , bildet sich Vorstellungen, urtheilt und schhesst, zeigt Neigung und Liebe zu seinem Wohl- thäter, Abneigung, Hass und Zorn gegen seinen Feind; in seinem Wesen prägt sich überall ein bestimmter, wenn auch für die einzelnen Arten sehr ver- schiedener Charakter aus. Auch sind die Geisteskräfte des Säugethieres einer SttiigeniiKj und Vcrvollhommnuny fähig, die freilich in verhältnissmässig enge schon durch den Mangel einer articulirten Sprache genügend bezeichneten Schranken gebannt bleibt. Die Gelehrigkeit und Fähigkeit zur Erziehung und Abrichtung, welche einzelne Säugethiere vor andern im hohen Grade kund geben, haben diese zu bevorzugten Hausthieren, zu unentbehrlichen, für die Culturgeschichte des Menschen höchst bedeutungsvollen Arbeitern und Genossen des Menschen gemacht (Pferd, Hund), hnmerhin aber bleibt dem unbewussten Naturtrieb, dem Instinkt, im Leben des Säugethieres ein Aveiter Spielraum. Zahl- reiche Säugethiere zeigen sogar Kunsttriebe, die sie zur Anlage von geräumigen Gängen und hohlen kunstvollen Bauten über und in der Erde befähigen, von Wohnungen , die nicht nur als Schlupfwinkel zum Aufenthalte während der Ruhe und des Schlafes , sondern auch als Bruträume zur Ablage der Nach- kommen dienen. Fast sämmtliche Säugethiere bauen für diese besondere , oft mit weichen Stoffen überkleidete Lager , einige sogar wahre Nester , ähnlich denen der Vögel, aus Gras und Halmen über der Erde. Zahlreiche Bewohner von Gängen und Höhlungen der Erde tragen WintervorräLhe ein , von denen sie während der sterilen Jahreszeit, zuweilen nur im Herbste und Frühjahr (Winterschläfer) zehren. Was die geographische Verbreitung der Säugethiere anbetrifft , so finden sich einzelne Ordnungen wie die Flatterthiere und Nager in allen Welttheilen vertreten. Von den Cetaceen und Pinnipedien gehören die meisten Arten den Polargegenden an. \m Allgemeinen hat die alte und neue Welt jede ihre besondere Fauna, doch mit einzelnen Ausnahmen, indem der Eisbär, Polarfuchs und das Rennthier in den nördlichen Polargegenden beider Flemisphären vor- kommen, ebenso einige Marderarten {Mustela martes , erminea) , der Biber, Wolf, Bison u. a. der alten und neuen Welt gemeinsam sind. Ganz eigen- 408 1. Ordnung; Monotremata, Kloakenthiere. thümlich verhält sich die Fauna Neuhollands, indem dieselbe fast ausschliesslich aus Beutelthieren besteht. Diese überaus mannigfaltige, nach Bau und Lebens- weise fast sämmtüche Ordnungen von Säugethieren wiederholende Säugethier- gruppe ist auch noch durch die Beutelratten in Amerika, durch einige andere Arten in Neu -Guinea, Polynesien und den Molukken vertreten. Die Kloaken- thiere gehören Neuholland ganz ausschliesslich an. Durch die forlschieitende Cultur des Menschen sind natürlich im Laufe der Zeiten zahlreiche Säugethiere aus ihrer ursprünglichen Heimath verdrängt, auch geht aus antiquarischen und paläontologischen Untersuchungen hervor, dass lebende Arten in vor- historischen Zeiten, aber bereits zur Zeit der Existenz des Menschen in Gegenden lebten, in denen sich gegenwärtig nicht einmal die Sage ihrer Existenz erhalten hat. Auch wurde auf diesem Wege der Nachweis von der Coexistenz des Menschen mit fossilen, gegenwärtig ausgestorbenen Thierformen (Mamnuith, Torfhirsch etc.) geführt. In historischen Zeiten scheint nur eine Säugethierart, das sog. Borkenthier {Eliytina Stelleri) vollständig ausgerottet worden zu sein. Die ältesten Reste von Säugethieren finden sich im Trias (Keupersandslein und Oolith, Stonesfielder Schiefer, Unterkiefer) und weisen auf Beutelthiere hin. Erst in der Tertiärzeit tritt die Säugethierfauna in reicher Ausbreitung auf, wenn auch bis auf die Jüngern Glieder dieser Formation von der gegenwärtigen Fauna wesentlich abweichend. Linne theilte die Säugethiere ein in \. Ccte, 2. Belluae, 3. Fecora, 4. Glires^ 5. Bestiac, 6. Ferne, 7. Briitae, 8, Priniates. I. Aplacentalia, 1. Ordnung: Monotremata'), Kloakenthiere. Mit schuahcl förmig verlängerten Kiefern, kurzen özchigen starJc hehr aUten Füssen, mit Bentclhiochen und einer Kloake, Bewohner Nenhollands. Den Inhalt dieser Ordnung bilden zwei Säugethiergattungen, der Äm'-isenifjel und das Schnahelthier, welche beide Bewohner Neuhollands, ihrer Organisation nach die tiefste Stellung unter den Säugethieren einnehmen und durch eine merkwürdige Combination von Characteren den Anschluss der Säugethiere an die Vögel und Reptilien vermittlen. Von einigen Zoologen werden die Kloakenthiere als eine Familie der Eden taten neben iiio Verniilinguier gestellt, von andern den Bentlerii zugeordnet, mit denen sie in der That mehrfache Züge, insbesondere die einfache Bildung des Gehirnes, den Besitz von Beulel- knochen — Fch/dna soll seine Jungen sogar in einem Beutel tragen — und als Apla Centarier den Mangel des Muttorkuchens und die frühzeitige Geburt der Embryonen gemeinsam haben, iininerhin aber zeichnen sie sich von jenen durch mehrfache Eigentliümlichkeilen aus, welche ihre Sonderung als selbstständige 1) Vergl. ausser den Aufsätzen von Blainville, Bennett, Meckel, G. St. II i 1 a i r e , R. 0 w e n , Article » Monotremata « , in TodcUs Cyclopaetlia of Anatomy, vol. III, 1843. Allgemeine Körperbeschreibung. 409 Ordnung wohl zu rechtfertigen im Stande sind. Der wichtigste Charakter, welchem auch der Name der Ordnung entlehnt ist, beruht auf dem Vorhanden- sein einer Kloake. Wie bei den Vögeln nimmt das erweiterte Ende des Mast- darms die Mündungen der Geschlechts- und Harnwege auf. Dazu kommt die Vogelähnlichkeit in der Bildung der weiblichen Geschlechtstheile, der schnabel- artigen zahnlosen Kiefer , in dem Besitze einer Furcula und eines hintern säulenförmigen Schlüsselbeines, in der rudimentären Form des Corpus callosum zur Verbindung der beiden Hemisphären des Gehirns. Die äussere Körperform und Lebensweise der Monotremen erinnert theils an die Ameisenfresser und Igel (Ameisenigel), theils an die Fischottern und Maul- würfe (Schnabelthier), wie ja auch das Schnabelthier von den Ansiedlern Neu- hollands treffend als Wassermaulwurf bezeichnet wird. Die Ameisenigel besitzen ein kräftiges Stachelkleid und eine röhrenartig verlängerte zahnlose Schnauze mit wurmförmiger, vorstreckbarer Zunge ; ihre kurzen fünfzehigen Füsse enden mit kräftigen Scharrkrallen, welche zum raschen Eingraben des Körpers vorzüglich geeignet sind. Die Schnabelthiere dagegen tragen einen dichten weichen Haarpelz als Bekleidung ihres flachgedrückten Leibes und besilzen wie der Biber einen platten Ruderschwanz. Die Kiefer sind nach Art eines Enten- schnabels zum Grundein im Schlannne eingerichtet, aber jederseits mit 2 Horn- zähnen bewaffnet und von einer hornigen Haut umgeben , welche sich an der Schnabelbasis in eigenthümlicher Weise schildartig erhebt. Die Beine des Schnabelthieres sind kurz , ihre fünfzehigen Füsse enden mit starken Krallen, sind aber zugleich mit äusserst dehnbaren Schwimmhäuten versehen und werden daher sowohl zum Graben als Schwimmen gleich geschickt verwendet. Der Schädel der Monotremen erscheint verhältnissmässig flach , die Knochen desselben verwachsen sehr frühzeitig ohne Nähte zur Herstellung einer festen Kapsel, welche das kleine, unter allen Säugethieren am wenigsten ausgebildete Gehirn einschliesst. Die Zahl der Dorsolumbalwirbel beträgt 19 (20), darunter 3 oder 2 Lumbaiwirbel. Diesen folgen 2 Sacralwirbel. Die Hemisphären breiten sicli nicht über das kleine Gehirn aus und besitzen nur ein sehr rudimentäres corpus callosum. Eine äussere Ohrmuschel fehlt, die Augen bleiben klein und werden wie bei den Vögeln ausser den beiden Augenlidern durch eine Nick- haut geschützt. Die Nasenöffnungen rücken weit nach vorn an die Spitze der Schnauze. Beide Geschlechter besitzen wie die Beutelthiere über den Scham- beinen die sog. Beutelknochen , welche beim Weibchen von Echidna einen Beutel tragen. Das Männchen mit seinen im Innern der Leibeshöhle zurück- bleibenden Hoden trägt in beiden Gattungen an den hintern Füssen einen eigcnthümliclien in seiner ganzen Länge durchbohrten Sporn, welcher den Aus- führungsgang einer Drüse aufnimmt. Derselben schrieb man längere Zeit, aber mit Unrecht, giftige Eigenschaften zu. Es scheint vielmehr, als ob dieses Gebilde nur als Reizmittel der Begattung dient, da der Sporn in eine Grube des weiblichen Schenkels hineinpasst. Die weiblichen Geschlechtsorgane zeigen mit denen der Vögel in mehrfacher Hinsicht eine grosse Aehnlichkeit. Ebenso wie hier verkümmert das linke Ovarium, während das rechte eine traubige Form besitzt. Die Fruchtbehälter sind als die untern erweiterten Abschnitte 410 2. Ordnung: Marsupialia, Beutelthiere. der Oviducte vollständig getrennt und öffnen sich mit den Mündungen der Harnleiter in einen kurzen, weiten, in die Kloake führenden Gang {canalis urogenitalis). Die Embryonen entwickeln sich wie bei den Beutlern ohne Placonta, verweilen nur kurze Zeit im mütterlichen Fruchtbehälter und werden sehr frühzeitig geboren , gelangen bei Echidna sogar in einen sackförmigen Beutel der Mutter. An dem Bauche der letztern finden sich nur zwei Milch- drüsen , welche einer vortretenden Saugwarze entbehren und desshalb längere Zeit unbekannt geblieben waren. Fossile Ueberreste sind bislang nicht bekannt geworden. Fam. Ornitlwrhynchus Blumb., Schnabelthier. Mit breitem plattem Entenscbnabel und zwei Hornzähnen im Kiefer ; Leib walzenförmig flach , mit weichem dichtem Haarpelz und mit plattem Ruderschwanz. Die kräftig bekrallten 5 zehigen Füsse mit Schwimmhäuten. Graben in der Nähe von Flüssen eine unterirdische Wohnung mit einem weiten Kessel und zwei Eingängen über und unter dem Wasser. Im Wasser schwimmen und tauchen sie vortrefflich und ernähren sich gründelnd von Würmern und Wasserthieren 0. paradoxus Blumb., Neuholland und Van- Diemensland. Echidna Cuv. {Tachyglossus 111). Mit rüsselförmig verlängerter Schnauze, zahnlosen Kiefern und wurmförmiger, vorschnellbarer Zunge Gaumen und Zunge mit Hornwarzen besetzt. Der mit Hornstacheln bekleidete Leib kann sich zusammenkugeln und endet mit kurzem Schwanzstummel. Die Füsse mit ihren kräftigen Scharrkrallen machen ein rasches Eingraben möglich. Nähren sich wie die Ameisenfresser von Ameisen und Insekten. E. hystrix Cuv. , in gebirgigen Gegenden des südöstlichen Neuhollands. E. setosa Cuv., Van -Diemensland. 2. Ordnung: Marsupialia '), Beutelthiere. Sängethiere mit verschieden bezahnten Kiefern, mit zwei Betitelkiiochen und einem von diesen getragenen, die Zitzen umfassenden Beutel. Der Hauptcharakter der Beutler liegt in dem Besitze eines von zwei Knochen getragenen Sackes oder Beutels (Marstipium) , welcher die Zitzen der Milch- drüsen umschliesst und die hülflosen Jungen nach der Geburt aufnimmt. Die letztere tritt bei dem Mangel des Mutterkuchens ähnlich wie bei den Kloaken- thieren ausserordentlich früh ein , selbst das Riesenkänguruh , weiches im männlichen Geschlecht fast Manneshöhe erreicht, trägt nicht länger als 39 Tage und gebiert einen blinden nackten Embryo von nicht viel mehr als Zolllänge mit kaum sichtbaren Extremitäten, welcher vom Muttertliier in den Beutel gebracht wird , sich an einer der 2 oder 4 Zitzen festsaugt und noch geraume Zeit, etwa 8 bis 9 Monate, an diesem Orte Nahrung, Schutz und Wärme empfängt. Kleinere Beutler wie Didelphys werfen eine grössere Zahl ebenso hülfloser kaum beweglicher Jungen, einige, bei denen der Beutel durch kurze Hautfalten ersetzt wird , tragen ihre Jungen sehr frühzeitig schon auf dem Rücken mit sich herum. 1) R Owen, Article »Marsurpialia« in Todds Cyclopaedia of Anatomy. Vol. III. 1842. G. R. Waterhouse, A natural history of the Mammalia. Vol I. Marsupialia. London 1846. J. Gould, The mammals of Australia. Vol. I bis III. London 1863-1874. Vergl. ausserdem die Abhandlungen von Owen, Waterhouse, J. Gould, Home, Bennett, Renger etc. Organisation und Fortpflanzung. 411 In der äussern Erscheinung , in der Art der Ernährung und Lebensweise weichen die Beutler ganz bedeutend auseinander, viele sind Pflanzenfresser und nähern sich in der Bildung des Gebisses den Nagern oder den Hufthieren, andere leben von gemischter Kost, von Wurzeln, Früchten und Insekten, andere als echte Raubthiere von Insekten , Vögeln und Säugethieren. Auch in dem Habitus der gesammten Körperform und in der Art der Bewegung wiederholen die Beutler eine Reihe von Säugethiertypen verschiedener Ordnungen. Die Wombat's repräsentiren die Nagethiere , die flüchtigen in gewaltigen Sätzen springenden Känguruh's entsprechen den Wiederkäuern und vertreten gewisser- massen in Australien das fehlende Wild , die Flugbeutler {Petaurus) gleichen den Flughörnchen, die kletternden Phalangisten {Phalangista) erinnern in Körperform und Lebensweise an die Fuchsaffen (Lcmur), andere wie die Pera- meliden an Spitzmäuse und Insectivoren. Endlich weisen die Bezeichnungen von Beuteldachs , Beutelmarder , Beutelwolf auf die Aehnlichkeit mit allgemein bekannten Raubthieren hin. Diese Raubbeutler schliessen sich übrigens in der Bildung des Gebisses ebensowohl den echten Garnivoren als den Insektenfressern an, denen sie in der grossen Zahl ihrer kleinen Vorderzähne und spitzhöckrigen Backzähne kaum nachstehen. Die Eckzähne sind oft wahre Fangzähne, die Backzähne können fast allgemein in Lücken- und Höckerzähne unterschieden werden. Trotz der verschiedensten Gestaltung der Extremitäten tritt häufig die Tendenz der Daumenbildung und Verwachsung der beiden Innenzehen an den Hinterfüssen hervor, häufig aber verkümmert der Daumen oder fällt vollständig aus. Die Beutler besitzen meist 19 Dorsolumbalwirbel (häufig 13 Dorsal- und 6 Lumbaiwirbel), denen 2 Sacralwirbel folgen. Nach der Bildung des Gehirnes und nach dem Bau der Geschlechtsorgane schliessen sich die Beutler unmittelbar an die Monotremen an. Auch hier bleibt das corpus callosum — nach Owen soll dasselbe sogar ganz fehlen — überaus rudimentär; das grosse Gehirn ist verhältnissmässig klein, mit nur wenig bemerkbaren Windungen. Die weiljlichen Geschlechtsorgane besitzen noch häufig grosse traubige Ovarien , die beiden Eileiter beginnen mit weiten Orificien und setzen sich in die beiden voirKommen getrennten Fruchtbehälter fort, welchen die eigenthümlich gestaltete ebenfalls doppelte Scheide folgt. Aeusserlich bilden die beiden Scheiden, wo sie die Mündungen der Fruchtbehälter aufnehmen , einen gemeinsamen Abschnitt, der einen langen, aber durch eine Querscheidewand getheilten Blindsack abgibt; von diesem gemeinsamen, innerlich in zwei Hälften gesonderten Theil entspringen die Scheidenkanäle als zwei seitliche henkelartig abstehende Röhren, welche in den Ganalis urogenitalis einmünden. Da die äussere Oeffnung des letztern mit dem After mehr oder minder zusammenfällt, kann man auch den Beutlern eine Art Kloake zuschreiben. Im männlichen Geschlecht endet die Ruthe in der Regel mit gespaltener Eichel, entsprechend der doppelten Scheide des Weibchens. Fast alle Beutler sind nächtliche Thiere mit wenig entwickelten geistigen Fähigkeiten und leben in bewaldeten Gegenden. Die meisten bewohnen Neuholland, viele auch die Inseln der Südsee und die Molukken {Didelphys, Chironectes) , wenige Südamerika. In Europa fehlen sie gegenwärtig gänzlich. 412 1. Unterordnung: Glirina. 2. Unterordnung: Macropoda. waren jedoch noch zur Tertiärzeit daselbst verbreitet. Mit Rücksicht auf die paläontologischen Reste (Unterkiefer erkennbar an einem vorspringenden Fort- satz) betrachtet man die Beutler als die ältesten und am frühsten aufgetretenen Säugethiere. 1. Unterordnung: Glirina (Rhizophaga), Nagebeutler, Beutelmäuse. Plumpe schwerfällige Thiere von Dachs -Grösse, mit dichtem weichen Pelze, mit Nagethiergchiss, kurzen Extremitäten und stummeiförmigem Schwanz. Am Magen mündet eine besondere Drüse. Grabfüsse mit breiter nackter Sohle und 5 grossentheils verwachsenen stark bekrallten Zehen. Nur die stummei- förmige Innenzehe des Hinterfusses entbehrt der Sichelkralle. 1 0 1 Geoffr. Gebiss v tt i 1. Faul. Phascolomyidae. Mit dem Charakter der Unterordnung, l'hascolonu/s 4 j Ph. Wombat Per. Les. (fossor). Ein Bewohner von Van- Diemensland und Neusüdwales, welcher am Tage in selbstgegrabenen Erdhöhlen liegt und zur Nachtzeit auf Nahrung ausgeht, die aus Gras, Kräutern und Wurzeln besteht. Aus den Alluvialhöhlen Neuhollands wurde eine fossile Art von Owen ^\a Ph. lüatyrhinus beschrieben. Eine andere fossile Form , Ph. latifrons Ow. , wird neuerdings zu einer Untergattung Lasiorhinus Gray gestellt. 2. Unterordnung : Macropoda (Poephaga), Springbeutler. Mit kleinem Kopf und Hals, schwachen kleinen 5 zehigen Vorderbeinen und ungemein entwickeltem Hinterkörper, dessen bedeutend verlängerte Extremitäten zum Sprunge dienen und von dem langen an der Wurzel verdickten Stennn- schwanz unterstützt werden. Die kräftigen Hinterfüsse zeichnen sich durch die Verlängerung von Unterschenkel und Fuss aus und enden mit 4 hufartig be- krallten Zehen, von denen die beiden innern verwachsen sind, die mittlere aber sehr lang und kräftig ist. Das Gebiss erinnert an das der Pferde, wenngleich die Zahl der Schneidezähne im Unterkiefer (2) eine geringeist. Eckzähne fehlen im Unterkiefer stets, im Oberkiefer sind sie klein oder fehlen auch. Backzähne finden sich oben und unten fünf, ein prämolarer und vier wahre Backzähne. Der Magen ist colonähnlich gestaltet, der Blinddarm lang. Sind Pflanzen- fresser. 3 0(1) 1 4 ^ ■y- Grössere und kleinere 1. Fam. Halmaturidae, Känguruhs. Gebiss - — v.— r Thierfornien, welche in Neuholland und Vandiemensland das fehlende Wild ersetzen und ihres Fleisches halber gejagt werden. Die grössern leben auf weiten gi-asreichen Ebenen und springen in gewaltigen Sätzen mit einer Schnelligkeit, die der des Hoch- wilds kaum nachsteht, kleinere Arten scharren und graben und bereiten sich ein Lager nach Art des Hasen. Einige klettern vortrefflich und sind wahre Felsen - und ßaum- thiere. Diese sind theilweise Nachtthiere, alle sind scheu und furchtsam. Macropus Shaw. Oberer Eckzahn klein oder fehlt ganz. Aeusserer Schneide- zahn breit gefurcht. Nach der Gestalt dieses Zahnes hat man Untergattungen aufgestellt. 3. Unterordnung: Scandentia. 413 M. giganteus Shaw. (Schneidezähne mit 2 Furchen). Riesenkänguruh von 4 bis 5 Fuss Länge ohne den 4 Fuss langen Schwanz. M. {Lagorchestes Gould. Schneidezahn klein, mit 1 Furche) leporoides Gould. M. {Halmaturus) Benetti Waterh. M. (Petrogale) innicillatxis Gray, Felsenkänguruh. Hypsiprymnus 111., Känguruhratte. Eckzahn vorhanden. Der vordere obere Schneide- zahn länger als die andern. Praemolar viel grösser als die andern Backzähne. H. rufescens Gould., H. peniciüatus Waterh., H. murinus Uesm., klein, gräbt und läuft nach Art der Springmäuse. Dendrolagiis Müll. Schi. Vorderextremität gross. Kleinerer oberer Eckzahn vor- handen. Hinterer Schneidezahn nicht gefurcht, mit den andern gleich gross. D. ursinus Müll., Känguruhbär. Klettert vorzüglich. Fossile Känguruhreste fanden sich in den Knochenhöhlen Australiens, darunter das riesige Diprotodon ausU-alis Ow., dessen Schädel 3 Fuss lang ist. 3. Unterordnung: Scandentia (Carpophaga), Kletterbeutler. • Durchschnittlich von geringer Körpergrösse, höchstens von 2 Fuss Länge, mit ziemlich gleichlangen 5 zehigen Vorder- und Hintergliedmassen. An den Hinterfüsscn sind den Macropoden entsprechend die zweite und dritte Zehe verwachsen, die Innenzehe aber ist als nagelloser Daumen opponirbar. Dem Baumleben entsprechend dient der lange Schwanz als Wickel- und Greifschwanz, hii Gebiss stehen die Thiere zwischen den Nagebeutlern und Känguruhs. Zwei untern grossen Schneidezähnen stehen 6 Schneidezähne des Zwischenkiefers gegenüber, 2 mittlere sehr grosse und 4 seitliche äusserst kleine. Obere Eckzähne finden sich stets , untere fehlen oder sind ganz kleine Stummelzähne , dagegen wird oft die Zahl der Backzähne durch das Auftreten mehrerer kleiner Praemo- laren eine beträchtlichere. Es sind meist gesellige , harmlose und zähmbare Thiere , die zur Nachtzeit auf Erwerb von Nahrung ausgehen. Diese besteht aus Früchten , Knospen , Blättern , bei einigen jedoch auch aus Insekten und Vogreleiern. -'o^ 1. Fam. Phascolarctidae, Beutelbäre. Von gedrungener plumper Körperform, mit dickem Kopf, grossen Ohren und ganz rudimentären Schwanz. 3 1 1 4 T An den Vorderfüssen sind 4. Phascolarctus Blainv. (Liimnis Goldf ) Gebiss r ä j^ die beiden Innenzehen den drei andern opponirbar ähnlich wie bei dem Chaniaeleon. Ph. cinereus Goldf., Koala, Neusüdwales. Ein langsames träges Thier, mit Recht als australisches Faulthier bezeichnet, wühlt wie das Wombat nach Wurzeln und lebt auf Bäumen von jungen Knospen und Zweigen. 2. Fam. Phalangistidae.' Von schlankerer Körperform mit Greifschwanz. Petauruft Shaw., Flugeichhörnchen. Mit langem mehr oder minder buschig be- 4 3 2 P. {Petaurista Desni. n 3 1 2(3) haartem Schwanz und behaarter Flughaut, y ^ y^y Backzähne. Die Flughaut reicht nur bis zum Ellenbogen) taguanoides Desm. P. Peronii 3 4 Desm., kaum halb so gross; P. (Belideus Waterh. f72)5 ^^^ Flughaut reicht bis zu den Fingern. Ohren lang, fast nackt) flaviventer Desm. , cinereus Shaw. , P. (Acrobates 2 Desm. 2 j Die Flughaut reicht kaum bis Handgelenk. Ohren massig gross, aussen fein 4 j- Backzähne sehr klein, durch Lücken getrennt. 414 4. Unterordnung; Rapacla. behaart. Schwanz nur an den Seiten sehr lang behaart) pygmaeus Desm. , kaum 4 Zoll lang. Phalangista Cuv. Schwanz vornehmlich an der Basis dicht behaart, Fallschirm fehlt. Der Gestalt nach fast Zwi.schenglieder von Eichhorn, Luchs und Marder. Meist 3 1 1(— 3)4 T T Vf^X\ 4 ^^" ^^^"^ kleiner unterer Eckzahn. Nähren sich von kleinen Vögeln und Eiern. P. (Cuscus Lacep. Schwanz nur an der Basis behaart). P. maculata, Amboina) ursina Temra. , Celebes. P. (Trichosurus Less.) vulpina Desm. P. (Pseudochirus Ogl.) Cookü Desm. P.viverrina, Neusüdwales. P.nana Desm., Van-Diemensland, nur 4 Zoll lang. Hier schliesst sich die zu einer besondern Familie (Edentata) erhobene Gattung 2 1 4 Tarsipes Gerv. an. Gebiss "T TT ö^ Untere Schneidezähne sehr lang. Mit wurmförmiger Zunge und langem sehr kurz behaarten Greifschwanz. T. rostratus Gerv. Nächtliches Thier, von Insekten sich nährend, von kaum 4 Zoll Länge. Westküste Australiens, 4. Unterordnung : Rapacia, Raubbentler. Das Gebiss trägt das Gepräge des Insektivoren - und Raubthiergebisses. Die Zahl der Schneidezähne ist oben eine grössere -oTTy. Eckzähne sind oben und unten als Fangzähne vorhanden und immer stehen zahlreiche einspitzige Prae- molaren vor den spitzhöckrigen 4 (selten G) Molaren. Magen ohne Drüsenapparat. Blinddarm wenig entwickelt. Sind theilweise Kletterthiere , theilweise Springer und Läufer. 1. Fam. Feramelidae (Entomophaga) , Beuteldachse. Mit verlängerten Hinter- beinen und spitzer Schnauze nach Art der Insektivoren. Die Zehen der vordem Extremität sind klein, die der hintern erinnern in Grösse und Stellung an die der Macropoden, indessen ist auch eine innere Zehe vorhanden. Graben sich Höhlen und Gänge in der Erde. 5(4) 13 4 Perameles Geoffr. Gebiss — 5— 1 a 4 Vorderfuss mit 5 Zehen , von denen die beiden äussern nagellos sind. Am Hinterfuss fehlt die Innenzehe oder ist rudimentär und nagellos, die zweite und dritte Zehe sind verwachsen und klein. P. (Macrotis Reid. Innere Hinterzehe fehlt. Ohren sehr gross. Schwanz lang behaart) lagotis Reid., West- australien. P. (Perameles Waterh. Innere Hinterzehe rudimentär. Ohren und Schwanz kurz) nasuta Geottr., Neusüdwales. P. Gunnii Gray, Van-Diemensland. Choeropus Ogl. Stutzbeutler. Vorderfüsse 2 zehig. Die Zehen des Hinterfusses mit Ausnahme der vierten klein. Ch. castanotis Gray. Von Kaninchengrösse , Neusüdwales. 2. Fam. Dasyaridae, Beutelmarder. Kleinere und grössere Raubbeutler mit ent- schiedenem Raubthiergepräge , mit behaartem , aber nicht zum Greifen umgebildetem 4 Schwanz. Schnauze minder spitz und nur mit n Vorderzähnen. Zahl der Backzähne 4(6) ^^ ^TgT Vorderfüsse 5 zehig, Hinterfüsse mit 4 freien nie verwachsenen wechselnd 2(3) Zehen, zuweilen mit nagellosem Daumenrudiment. Gehen Nachts auf Erbeutung von Vögeln und Säugethieren aus. Didelphyidae. 415 4(5) TTTT. , mit der grössten Zahnzalil Den Uebergang zu den Peraiueliden bildet : Myrmecohius Waterh. , Ameisenbeutler. Schnauze lang und spitz. Gebiss mit 4 1 4(3) sehr zahlreichen scharfspitzigen Backzähnen -^ r ^Tn^ unter den Säugern , von Walen und Armadillen abgesehen. Beutel nicht entwickelt. Hinterfüsse ohne Innenzehe. M. fasciatus Waterh., von Eichhorngrösse , hell gebändert, schlau und überaus gewandt, jedoch harmlos, lebt von Ameisen und Kerfthieren. Fossil sind die bei Stonesfield gefundenen Unterkiefer von Thylacotherium Ow., mit 6 Praemo- laren und 6 Molaren. Phascogale Temm. , Beutelbilch. Schnauze zugespitzt, den Spitzmäusen ähnlich. 4 Backzähne nach Art der Insektivoren. Letzterer oberer Backzahn PI- ^ 1 ^ Gebss ^^3 4 schmal, quergestellt. Hintere Füsse mit nagellosem Daumenstummel. Ph. (Phascogale Waterh. Die mittleren Schneidezähne länger als die übrigen. Schwanz buschig) jienicillata Temm. Blutdürstiges kühnes Raubthier von Eichhorngrösse , gewissermassen das Wiesel von Süd- und Westaustralien. Ph. (Antechinus Mc. Leay. Mittlere Schneide- zähne nicht vergrössert, Schwanz kurzhaarig) fiavipes Waterh., gelbfüssige Beutelmaus, gewandtes Baumthier, kaum 6 Zoll lang, mit 3 Zoll langem Schwanz. Ph. murina Waterh., Ph. minima Geofifr. 4 1 2 4 4 7— Hinterfuss ohne Daumen. T/t. 4 Dasyurus 111. , Beutelmarder. Gebiss -ö~ 'T' ~2~ ~4~ ^'^ ziemlich langem gleich- massig behaartem Schwanz. Gleichen in der Lebensweise den Mardern. D. (Sarc02Jhiltis F. Cuv. Von gedrungenem Körperbau, mit breitem kurzen Kopf, ohne Daumen an den Hinterfüssen) ursinus Geoffr , Van -Diemensland {Dasyurus Geoft'r., Körper schlank, mit längerm Daumen , meist mit Daumenwarze an den Hinterfüssen.) D. maenirus Geoffr. J). viverriniis Geoffr. (I). Maugii). Neusüdwales. Diluvial ist D. laniarius Owen. , 4 1 3 Thylacinus iGVLvm. , Beutel wolf. -0 — ? — 0 cynocephalus A. Wagn. Der äussern Erscheinung nach einem wilden Caniden ähnlich, von Schakalgrösse, der kühnste und stärkste Raubbeutler. Die Beutelknochen sind durch knorplige Sehnen repräsentirt. Van -Diemensland. Diluvial ist Th. sjjelaeus aus den Knochenhöhlen Australiens. Unter den fossilen Dasyuriden ist hervorzuheben Thylacoleo Ow. , ein Thier von Löwengrösse, von dem leider nur ein Schädelfragment aus den pleistocenen Bildungen Australiens bekannt wurde. 8. Farn. Didelphyidae (Pedimana) , Beutelratten. Mittelgrosse und kleinere Kletterbeutler mit ziemlich zugespitzter Schnauze, grossen Augen und Ohren und meist langem Greifschwanz. Die Füsse sind 5 zehig, an den Hinterfüssen ist die Innenzehe als Daumen opponirbar. Gebiss sehr lang gestreckt, mit grosser Zahl von kleinen Schneide- 1 3 4 Zähnen und spitzen scharfzackigen Backzähnen. -^ -j — g- -g- Beutel oft unvollständig, auf seitliche Falten reducirt. In der Gegenwart auf Amerika beschränkt , wo sie vor- nehmlich in Wäldern leben, in der Vorzeit auch in Europa verbreitet, im Eocen und selbst im Oolith (Phascolotherium). Bidelphys L. Zehen sämmtlich frei , ohne Verbindungshaut, a) Arten mit voll- kommener Bruttasche : D. virginiana Shaw., von der Grösse einer Hauskatze, in i exiko bis in die nördlichen Provinzen der vereinigten Staaten. D. cancrivora Gm., Krabben- beutler Brasiliens mit vollkommenem Wickelschwanz. B. Azarae Temm., Paraguay. D. Opossum L. , D. phüander L. , von nur Fusslänge , in Guiana. b) Arten mit unvoll- kommenem Beutel (Philander): D. dorsigera L,, Aeneas-Ratte. Nur i Fuss lang, trägt 416 3. Ordnung: EJentata. die Jungen , mit den Schwänzen an dem sehr langen Schwänze des Mutterthieres befestigt, auf dem Rücken, Surinam. D. murina L., Guiana, Brasilien u. a. A. Reste von fossilen Arten finden sich in den brasilianischen Knochenhohlen und im Eocen Europas. Chirnnectes 111., Die grossen Zehen der Hinterfiisse durch Schwimmhäute verbunden. Ch. variegatus 111., Guiana, Brasilien. II, Placentalia, 1. Adeciduata. 3. Ordnung: Edentata*) (Bruta), Zahnarme Thiere. Säugethiere mit unvollständig hesahntem Gehiss , suweden zahnlos, ohne Vorderzühne, meist zahlreichen Schmelz- und ivurzellosen Backzähnen, mit Scharr- oder Sichelkrallen an den Extremitäten. Der Hauptcharakter dieser nur auf wenige Familien und Gattungen beschränkten Gruppe liegt von der relativ niedrigen Entwicklungsstufe aller Organsysteme abgesehen in der unvollständigen Bezahnung des Gebisses, welches in einzelnen Fällen der Zähne vollständig entbehrt, in anderen dagegen wieder eine sehr grosse Zahl von Zähnen besitzt. Die von Guvier eingeführte Bezeichnung Edentata erscheint daher niclit vollkommen zutretTend. Mit Aus- nahme eines Gürtelthieres feliien überall die Vorderzähne. Sind Eckzähne vorhanden , so bleiben dieselben kleine und stumpfe Kegel. Auch die Back- zähne sind schwach und einfach gebaut , ohne Wurzeln und Schmelzüberzug. Sie werden nur einmal erzeugt, also nicht gewechselt, wachsen aber ununter- brochen fort. Anatomisch ist charakteristisch die grosse Zahl von Rücken- und Sacralwirbeln , sowie die Verbindung des Sitzbeines mit den Sacralwirbeln. Auch kann die Zahl der Halswirbel auf 8 oder 9 steigen, hi der Bildung der Placenta treten bemerkenswerthe Verschiedenheiten auf. Orycteropus besitzt nach Turner eine gürtelförmige (ob Decidua?), Manis eine diffuse Placenta. Nach der gesammten Körperform und der Ernährungsweise weichen die Zahn- lücken nach zwei Richtungen auseinander. Die einen ( Wurmziingler und Gürtel- //i/erc) sind Insektenfresser mit langgestrecktem spitzen Kopf, schwachen Kiefern und verkürzten Extremitäten, deren wenig bewegliche Zehen mit kräftigen Scharr- krallen enden. Häufig finden sich bei diesen Thieren eigenthümliche Schutzein- richtungen der äussern Bekleidung, sei es in Form von grossen sich dachziegelförmig deckenden Hornschuppen , sei es in Gestalt eines segmentirten knöchernen Panzers. Die andern (Faulthiere) nähren sich von Blättern und klettern unter 1) Pander und D'Alton, Vergl. Osteologie Heft 1. Das Riesenfaulthier u. s. w. 1821. Th. Bell, Article »Edentata«. Todd's Cyclopaedia of Anatoiny vol. II. 1836. H. F. Jäger, Anatomische Untersuchung des Orycteropus capensis. Stuttgart 1887. W. v. Rapp, Anatomische Untersuchungen über die Edentaten. Tübingen 1852. J. E. Gray, Handlist of Edentate, Thiekskinned and Ruminous Mammals. London 1873. Vermilinguia. Dasypoda. 417 überaus sichern und kräftigen, aber langsamen Bewegungen. Dieselben besitzen einen kugligen runden Affenkopf mit kurzen hohen Kiefern , eine ungemein schwerfällige Körperform und sehr lange mit Sichelkrallen bewaffnete Vorder- Extremitäten , die zum Anhängen an Aesten vortreffliche Dienste leisten. Ihre äussere Bekleidung ist ein grobes Haar von grauer Farbe, dürrem Grase ver- gleichbar. Alle sind träge, stumpfsinnige Thiere mit kleinem der Windungen entbehrenden Gehirn, klettern oder graben Höhlen und bewohnen gegenwärtig ausschliesslich die südlichen Zonen. Mit Ausnahme des Afrikanischen Orycte- ropiis und der in Afrika und Asien lebenden Gattung Manis sind alle Bewohner Südamerikas. Einige ausgestorbene diluviale Südamerikanische Gattungen (Megatherien) erreichten die Grösse vom Rhinoceros. Auch in Europa hat man in den Jüngern Tertiärschichten eine fossile Form ilfacro/Äermm gefunden, deren Stellung unter den Edentaten jedoch noch zweifelhaft ist. 1. Fani. Vermilinguia, Ameisenfresser. Mit sehr verlängerter zugespitzter Schnauze, aus deren enger Mundöffnung die dünne wurmfönuige Zunge weit hervorgestreckt werden kann. Die Augen sind klein und meist ebenso die äussern Ohrmuscheln, die Bekleidung meist durch lange Haare, in einem Falle durch grosse Hornschuppen gebildet. Alle besitzen einen sehr langen zuweilen buschig behaarten Schwanz. Zähne fehlen mit Ausnahme von Orycteropus vollständig. Hier finden sich einige platte Mahlzähne, die nus hohlen Längsfasern zusammengesetzt, kaum knochenharte Consistenz erlangen. Die Thiere besitzen kurze kräftige Grabfüsse mit vier oder fünf Scharrkrallen , die sie zum Ausgraben von Erdhöhlen und Aufscharren von Ameisen und Termitenbauten benutzen. In diese aufgewühlten Haufen strecken sie ihre lange klebrige Zunge hinein, an der sich die Insekten festbeissen und beim raschen Einziehen der Zunge dem Ameisen- fresser zur Beute werden. Sie sind nächtliche Thiere und bewohnen Südamerika, das heisse Asien und Afrika. Myrmecopliaga L. , Ameisenfresser. Mit langem straffen Haarkleid, zahnlosen Kiefern und kurzen abgerundeten Ohren. Einige besitzen einen Greifschwanz , und klettern. Auf dem Boden bewegen sie sich langsam und ungeschickt auf den Fusskanten. Bewohnen ausschliesslich die Wälder Südamerikas. Meist mit 18 Rücken- und 2 Lenden- wirbeln. M. jiibata L. , der grosse Ameisenbär, mit langem buschigen Schwanz und hoher Mähne des Rückens. M. tetradactyla L., {tamandiia Desm.), didactyla L. Manis L. , Schuppenthier. Der Körper ist mit breiten Hornschuppen bedeckt, zwischen denen einzelne Haare hervorstehen. Kiefer zahnlos, Schwanz lang, Füsse 5 zehig. Rollen sich bei drohender Gefahr zusammen. Bewohnen die alte Welt. M. macrura Erxl. {longicaudata Shaw.) , mit sehr langem Schwanz , an der Westküste Afrikas. M. brachyura Erxl. {pentadactyla L.) und {Pholidotus) javanica Desm., beide in Ostindien. M Temminckii Sms., Tropisches Afrika. Orycteropus Geoffr. Mit langen Ohren, dichtem Borstenkleide und 7 auch 6 Mahl- zähnen jederseits. Schwanz kurz , Vorderfüsse mit 4 , Hinterfüsse mit 5 Krallen. 0. capensis Geoffr., Geoffr. Cap'sches Erdschwein, 4 Fuss lang. 0. senegalensis Less. 2. Farn. Dasypoda, Gürtelthiere. Mit langgestrecktem Kopf, meist aufrecht- stehenden Ohren , spitzer Schnauze und kurzer nur wenig vorstreckbarer Zunge. Die Körperbedeckung besteht aus knöchernen Tafeln, welche sich auf dem Racken und am Schwänze zur Herstellung eines beweglichen Hautpanzers in Querreihen ordnen. Die Extremitäten bleiben kurz und sind mit ihren kräftigen Scharrkrallen zum Graben vor- züglich geeignet. Die Vorderfüsse sind meist vierzehig, die Hinterzehe meist fünfzehig, Schneidezähne fehlen mit Ausnahme von Dasypus sexcinctus und des fossilen Chlamydo- Claus, Zoologie. 4. Auflage. Tom. II. 27 418 Megaiheridae. Bradypoda. tJierium. Beide Kiefer tragen kleine cylindrische Backzähne, deren Zabl nach den einzelnen Formen wechselt. Dorsolumbalwirbel 15 bis 17, von denen 5 bis G der Rippen entbehi-en, Sacralregion anf 8 bis 9 Wirbel ausgedehnt. Die Weibchen besitzen zwei oder vier Zitzen an der Brust. Sie sind Bewohner Südamerikas , halten sich am Tage in Löchern und Höhlen auf und Mähren sich vorzugsweise von Insekten. Einige können sich bei nahender Gefahr zusammenkugeln. Dasypus L. , Gürtelthier. Mit einem festen Knochenschilde der Schulter- und Rumpfgegend und breiten beweglichen Knochengürteln in der Mitte des Rumpfes. D. novemcinctus L., der langschwänzige Tatu, mit 8 — 10 Gürteln. D. gigas Cuv., Riesen- 26 armadil. Mit 12 bis 13 Gürteln und gegen 100 Zähnen ^r-r-, 3 Fuss lang. D. gymmirus 111. Mit 12 bis 13 Knochengürteln und jederseits 8 bis 9 Zähnen. B. villosus Desm. D. minutus Desm. D. sexcmctiis L. = setosus Pr. Wied. Chlamydophonis Harl., Panzerthier. Der Rückenpanzer lederartig und aus 24 Querreihen vierseitiger Schilder gebildet, wie ein Mantel von der untern Haltte des Leibes, die mit langem seidenartigen Haare bedeckt ist, abgehoben. Vorder- und Hinterfüsse fünfzehig, Schwanz nach unten umgeschlagen. Ch. truncatus Harl., Schild- wurf, in der Gegend von Mendoza. Fossile Gürtelthiere wie Glyptoäon Ow. {Haplophorus Lund.), Chlamyäotlierimn Lund. finden sich in dem Diluvium Südamerikas. Sie führen zu den Megatheriden hin und besitzen theilweise Schneidezähne. 3. Fan). Megatheridae. Jochbogen geschlossen. Füsse gedrungen, vorn 4- bis Szehig, hinten 3- bis 4zehig, die mittleren Zehen mit starken Grabkrallen. Es sind die in Diluvialschichten Südamerikas gefundenen Riesenfaulthiere. Megatherium Cuv., Megalonyx Jeffers., Mylodon Ow., Seelidotheriiim Ow., Coelodon Lund., Sphenodon Lund. 4. Fam. Bradypoda, Faulthiere. Mit rundlichem Kopf, kurzem Atfengesicht, verdeckten Ohren und nach voiui gerichteten Augen, mit sehr langen Vorder-Extremi- täten und brustständigen Zitzen. Erscheinung und Lebensweise erinnern entschieden an die Aften, zu denen sie von Wagler und Blainville gerechnet wurden, obwohl sie hinsichtlich der Fussbildung wesentlich abweichen. Ausschliesslich zum Leben auf Bäumen bestimmt, benutzen sie ihre langen Vordergliedraassen und deren Sichelkrallen am Ende der drei oder zwei eng verbundenen Zehen zum Aiifhängen und Anklammern an Aesten, unter kräftigen aber langsamen Bewegungen. Auf dem Erdboden vermögen sie sich nur äusserst unbehülflich und schwerfällig hinzuschleppen. Schneidezähne fehlen, zuweilen auch Eckzähne, von cylindrischen Backzähnen stehen 3 bis 4 in jeder Kieferhälfte. Die Körperbedeckung bildet ein langes und grobes, dürrem Heu ähnliches Haarkleid. Der Schwanz ist rudimentär. In anatomischer Hinsicht erscheint die zu- sammengesetzte Magenbildung, das Jochbein mit seinem grossen über den Unterkiefer herabsteigenden Fortsatz, sowie die grössere Zahl der Halswirbel (bei Bradypus tridactylus 9, torquattis 8) und die grosse Zahl Rippen -tragender Wirbel bemerkenswerth. Die Faulthiere leben in den dichten Wäldern Südamerikas, nähren sich von Blättern und lassen ein wie A'i klingendes klägliches Geschrei hören. Sie gebären meist nur ein Junges, das sie auf dem Rücken mit sich umher tragen. 1. Unterf. Bradypodidae. Jochbogen offen. Bradypus 111. Mit 3 zehigen Vorder- und Hintergliedmassen und deutlichem Schwanz. Mit 8 oder 9 Halswirbeln und meist 9 Dorsolumbalwirbeln von denen 4 die Lendengegend bilden. Br. tridactylus Cuv., Ai. Br. torquatus 111., Kragenfaulthier, nördl. Südamerika. Br. ciiculliger Wagl., Guiana. Choloepus 111. Mit 2 zehigen Vorder- und 3 zehigen Hintergliedmassen, mit nur 6 Halswirbeln und 26 Doi'solumbalwirbeln, von denen nur 3 Lendenwirbel sind, ohne Schwanz. Ch. didactylus 111., Unau, nördl. Südamerika. 4. Ordnung: Cetacea. Walfische. 419 4. Ordnung: Cetacea^), AV alfische. Wasserheivohnende Säiigethiere mit sphulelförmigem unbehaarten Leih und ftossoHihnlichen Vorderfüssen, mit horizontaler Schwansflosse, ohne hintere Extremitäten. Die ausschliesslich im Wasser lebenden Wale wiederholen in Formge- staltung unter den Säugethieren den Fischtypus, wie sie auch sehr treffend als Walfische bezeichnet werden. Wegen der Form ihres massigen, einer äusseren Gliederung entbehrenden Leibes und des Aufenthaltes im Wasser wurden sie früher (selbst noch von Linne) zu den Fischen gestellt, obwohl sie schon Aristoteles als selbstständige Zwischengruppe von den Fischen gesondert hatte. Nach ihrer gesammten Organisation sind sie jedoch echte Säugethiere mit warmem Blut und Lungenathmung, ihrem Baue nach den Ungulaten am nächsten verwandt, zu denen sie durch die Sirenen hinführen. Einzelne Arten erlangen eine colossale Körpergrösse , wie sie nur das Wasser zu tragen und die See zu ernähren im Stande ist, eine Grösse, der gegenüber die Riesen unter den Landsäugethieren, die Elephanten, zwergartig bleiben. Der gesammte Körper erinnert entschieden an den Fischleib. Ohne äusserlich sichtbaren Hals- Iheil geht der Kopf in den walzigen Rumpf über , während das Schwanzende eine horizontale Flosse bildet, zu der auf der Rückenfläche häufig noch eine Fettflosse hinzukommt. Die Behaarung fehlt bei den grössern Formen so gut als vollständig, indem sich hier nur an der Oberlippe zeitlebens oder während der Fötalzeit Borstenhaare finden, bei kleinem Arten und den Sirenen reducirt sie sich auf eine spärliche Borstenbekleidung. Dagegen entwickelt sich unter der dicken Lederhaut im Unterhautzellgewebe gewissermassen als Ersatz des mangelnden Pelzes eine ansehnliche Specklage, die sowohl als Wärmeschutz wie zur Herabsetzung des specifischen Gewichtes dient. An dem oft schnauzen- förmig verlängerten Kopfe fehlen stets äussere Ohrmuscheln, die Augen sind auffallend klein und oft in die Nähe des Mundwinkels, die Nasenlöcher auf die Stirn gerückt. Die vordem Extremitäten stellen kurze äusserlich ungegliederte Ruderflossen dar , welche nur als Ganzes bewegt werden , die hintern fehlen als äussere Anhänge gänzlich. Nicht minder auffallend erscheinen die Eigenthümlichkeiten der Innern Organisation , in denen überall die Beziehung zum Wasseraufenthalt und zur Schwimmbewegung hervortritt. Das Skelet zeichnet sich namentlich bei den grössern Formen durch das lockere, weitmaschige, von flüssigem Fette durch- 1) Ausser den altern Werken J. Hunter, Lacepede etc. vergleiche: F. Cuvier, Histoire naturelle des Cetaces. Paris 183G. D. F. Eschricht, Zoologisch-anatomisch physiologische Untersuchungen über die nordischen Walthiere. Leipzig 1849. D. F. Eschricht og J. Reinhardt, Om Nordhvalen (Balaena Mysticetus L.). Kjobcnhavn 1861. H. W. Flower, Notes on the Skeletons of Wales etc. Proceed. Zoo). Soc. 1804. Vergl. auch die Arbeiten von H. Schlegel, van Beneden, Gray u. a. 27* 420 Wirbelsäule. Gliedmassen. Gehirn. Auge. drungene sponglöse Gewebe aus und bietet in seiner Gliederung überall viel- fache Analogieen zu dem Fischskelet. Die Regionenbildung der Wirbelsäule zeigt eine ähnliche auf die gleiche Bewegungsart hinweisende Pteduction , der oft colossale Kopf scheint dem Rumpfe unmittelbar aufzusitzen ; am Rumpfe hebt sich eine vordere Rippen-tragende und eine hintere Rippen-lose, durch auffallend grosse Querfortsätze characterisirte Region ab, welche letztere unmittelbar in den Schwanztheil übergeht. Indessen ist auch eine freilich verkümmerte Halsregion vorhanden , deren (bei Manatus 6) auf kurze Ringe reducirte Wirbel theilweise oder vollständig mit einander verwachsen und niemals eine freie Beweglichkeit gestatten. Der Schädel besitzt dem grossen oft schnabelförmig verlängten Gesichtstheil gegenüber einen nur geringen Um- fang und zeigt sich häufig asymmetrisch vorherrschend rechtsseitig entwickelt. Seine Knochen liegen durch freie Nähte gesondert lose aneinander, zwei Parietalia verschmelzen frühe mit dem Interparietale zu einem Knochen , das harte Felsenbein bleibt von den übrigen Theilen des Schläfenbeins isolirt. Die Nasenhöhle ist im Zusammenhang mit der mächtigen Entwicklung der Intermaxillaria ganz auf den Schädel gedrängt, mit Ausnahme der Sirenen sind die Nasenbeine ganz rudimentär. Die Kiefer entbehren häufig der Be- zahnung vollständig. Ein Milchgebiss ist überhaupt nur bei den Sirenen vor- handen , bei den echten Getaceen kommen die Zahnkeime im fötalen Leben zur Entwicklung, die Zähne fallen aber vor der Geburt aus (Bartwale), oder bilden sich zu den bleibenden Zähnen aus (Delphine). An den Brustwirbeln ist die Zahl der echten mit dem Sternum verbundenen Rippen auflallend gering. Die Vordergliedmassen, deren Gürtel sich auf ein breites Schulterblatt reducirt, zeichnen sich durch Kürze und Abplattung ihrer Armknochen und die grosse (6 bis 12) Phalangenzahl der Finger aus. Vor der hintern Extremität finden sich nur zuweilen kleine Knochen-Rudimente vor, die man als Becken- knochen deutet. Beim Dugong wird ein rippenähnliches Darmbein von einem kurzen Wirbelquerfortsatz getragen, mit ihm verbindet sich ein kleines Scham- bein, welches medianwärts mit dem der andern Seite durch Symphyse zusammen- hängt. Letzteres ist bei Manatus nicht einmal vorhanden, dagegen kommt bei JBaJacna mysticetus noch ein Femur- und Tibialrudiment hinzu. Das Gehirn ist verhältnissmässig klein, zeichnet sich aber durch den Reichthum von Windungen an der Oberfläche der Hemisphären aus, bei einem 11000 Pfund schweren Walfisch von 19 Fuss Länge war dasselbe kaum 4 Pfund schwer. Die kleinen Augen besitzen eine kuglige Linse und quer verlängerte Pupille. Die sehr kleine einer äussern Muschel entbehrende Gehöröffnung führt in einen langen äussern Gehörgang, welcher mit Ausnahme der Sirenen nicht zur Schallleitung dient, da die Schallwellen vom Wasser aus durch die Lufträume der Kopfknochen zu der geräumigen Paukenhöhle und von hier durch das runde Fenster zu dem Labyrinthwasser der Schnecke geleitet werden. Bei den echten Getaceen treten Vorhof und halbcirkelförmige Kanäle der Schnecke gegenüber an Umfang sehr zurück , in dem Ma.sse als Trommelfell und die Gehörknöchelchen der Paukenhöhle ausser Function treten. Die Nase hat beim Mangel eines Olfactorius ihre Bedeutung als Geruchsorgan ganz verloren Ohr. Spritzloch. Fortpflanzung. 1. Unterordnung.- Cetacea Carnivora. 421 und dient ausschliesslich als Luftweg zur Athmung. Die einfache oder doppelte Oeffnung ist mehr oder minder hoch hinauf auf den Scheitel gerückt und führt senkrecht absteigend in die Nasenhöhle, welche zum paarigen hinten einfachen Nasenkanal wird und am Gaumensegel vom Schlünde durch einen Schliess- muskel abgeschlossen werden kann. Durch diese Einrichtung sowie durch den in die Choanen hineinragenden thurmförmig erhobenen Kehlkopf (Epiglottis) wird es den Walfischen möglich , gleichzeitig Nahrung zu schlucken und Luft zu athmen. Die früher verbreitete Ansicht, dass die Walfische durch die Nasenöffnungen Wasser spritzten , hat sich als irrthümlich herausgestellt , es ist der ausgeathmete in Form einer Rauchsäule sich verdichtende Wasserdampf, der zu der Täuschung eines ausgespritzten Wasserstrahles Veranlassung gab. Die sehr geräumigen Lungen erstrecken sich ähnlich wie die Schwimmblase der Fische weit nach hinten und bedingen wesentlich mit die horizontale Lage des Rumpfes im Wasser, auch das Zwergfell nimmt eine entsprechend horizontale Lage ein. Sackartige Erweiterungen an der Aorta und Pulmonal- arterie sowie die sog. Schlagadernetze mögen dazu dienen, beim Tauchen einige Zeit lang gegen Athemnoth zu schützen. Die Weibchen gebären ein einziges ( die der kleinern Arten zwei ) ver- hältnissmässig weit vorgeschrittenes Junges , welches noch längere Zeit der mütterlichen Pflege bedarf und bei den riesigen Bartwalen eine Länge von 20 Fuss besitzen kann. Der Uterus ist zweihörnig, die Placenta diffus. Die beiden Saugwarzen der Milchdrüsen liegen in der higuinalgegend, bei den Sirenen an der Brust. Die Wale leben meist gesellig, zuweilen in Heerden vereinigt, die kleinern suchen besonders die Küsten auf und gehen auf ihren Wanderungen selbst in die Flussmündungen, die grössern lieben mehr das offene Meer und die kalten Gegenden. Beim Schwimmen, das sie mit grosser Meisterschaft und Schnelligkeit ausführen, halten sie sich in der Regel nahe an der Oberfläche. V^iele verändern ihren Aufenthalt zu bestimmten Zeiten und ziehen in weiten Bezirken umher. Die Nahrung wechselt mannichfach je nach der Bildung des Gebisses. Die riesigen JBartivale, welche der Zähne vollkommen entbehren, dagegen am Gaumen Barten tragen, ernähren sich von kleinen Seethieren, Nacktschnecken, Quallen, die Delphine mit ihrem gleichförmigen Raubgebiss von grössern Fischen, die Sirenen , welche als Verbindungsglieder von Walen und Robben dastehen, sind herbivor. Fossile Reste finden sich in der altern Tertiärzeit. l. Unterordnung: Cetacea Carnivora, echte Walfische. Fleischfressende Cetaceen, an welchen sich die Charaktere der Ordnung am schärfsten ausprägen. Der Kopf ist nicht vom Rumpf abgesetzt und erreicht eine sehr bedeutende Grösse. Die Lippen sind borstenlos. Sie besitzen ent- weder conische Greifzähne in den Kiefern oder Barten am Gaumengewölbe, die Nasenöffnungen rücken bis auf die Stirn herauf. Der Kehlkopf ragt pyra- midenförmig in die Choanen empor. Die Milchdrüsen liegen in der Inguinal- gegend. Die Haut bleibt unbehaart, unter ihr entwickelt sich eine reiche Specklage. Die Gliedmassen sind nur im Schultergelenk beweglich, ihre Knochenstücke dagegen vollkommen starr und unbeweglich verbunden. Delphinidae. Monodontidae. Hyperoodontidae. Catodontidae. 1. Gruppe. Denticete, Zahnwale. Fleischfressende vornehmlich von Fischen sich ernährende Wale mit kegelförmigen Fangzähnen in beiden oder nur in einem Kiefer. Die Zähne werden nicht gewechselt (monophyodofit), fallen aber im Alter leicht aus. Gaumen bartenlos, jedoch zuweilen mit leisten- förmigen Erhebungen. Kopf von proportionirter Grösse. Felsenbein klein. Nasenlöcher oft zu einer halbmondförmigen Oeffnung verschmolzen. Rücken- flosse meist vorhanden. 1. Faiu. Delphinidae. Beide Kiefer, jedoch nicht immer in ganzer Länge, mit gleichgestalteten Kegelzähnen bewaffnet. Nasenlöcher zu einem halbmondförmigen Spritzloch vereint. Pliocaena Cuv. Kopf vorn gerundet mit kurzen Kieferknochen, welche die Länge des Schädels nicht übertreffen. Massig lange dreieckige Rückenflosse. Zähne scharf- kantig, comprimirt. Ph. communis Less., Braunfisch, 4 — 5 Fuss lang, steigt in die Flussmündungen und lebt von Fischen. Europ. Meere. Bei Beluga Gray fehlt die Rückenflosse. B. {Delplünapterus) leucas Gray, Weissfisch, lebt nach E seh rieht von Sepien, hochnordisch. Bei Orca Gray ist die Rückenflosse sehr hocli, die Zahl der grossen Zähne gering. 0. (jladiator Gray (B. orca Gm.) , Schwertfisch von 20' Länge. Greift den Bartwalfisch an, in den nördlichen Meeren. Globiocephalus Gray. Stirntheil breit und kuglig gewölbt. Rückenflosse kurz, vor der Mitte des Körpers. Der breite Zwischenkiefer bedeckt die Oberkiefer. Nur 9 bis 14 Zähne jederseits. G. globiceps Cuv., Grind, von 20' Länge, nordatlantisch, wichtig für den Nordländer. Delpliinus L. Schnauze schnabelförmig verlängert, mit zahlreichen (20 und mehr jederseits) bleibenden Fangzähnen. Brustflossen seitlich stehend. D. rostratus Cuv., Nordsee und europ. Meere. D. delphis L., gemeiner Delphin, von 8' Länge, im Mittel- meer und atl. Ocean. D. tursio Fabr., Tümmler, 10' lang. Nordatlantisch Lageno- rhynchus Gray schliesst an die Phocaenen an. L. albirostris Gray, Nordsee. Flatanista Cuv. Fl. gangeticum Cuv., 6 bis 7' lang. Eine ausschliesslich fossile (tertiäre) Gruppe von Zahnwaleu sind die Zeuglodonten, von denen besonders in den südlichen Theilen Nordamerikas üeberreste gefunden sind. Kopf klein mit verlängerter Schnauze und normaler Nasenöft'nung. Backzähne des Oberkiefers zweiwurzelig mit uiehrzackiger Krone. Z. macrospondglus J. Müll. 2. Fam. Monodontidae. Im Oberkiefer nur zwei nach vorn gerichtete Zähne, die im weiblichen Geschlecht klein bleiben, von denen aber der eine (meist linksseitig) im männlichen Geschlecht zu einem colossalen schraubenförmig gefurchten Stossza,hn wird. Die übrigen kleinen Zähne beider Kiefer fallen früh aus. Monaden L., M. mono- cerus L., Narwal. Nördl. Polarmeer. Von 20' Länge. 3. Fam. Hyperoodontidae. Schnauze schnabelförmig verlängert, im Unterkiefer jederseits nur 1 oder 2 ausgebildete Zähne. Gesichtsknochen, namentlich Zwischenkiefer oft unsymmetrisch. Ein halbmondförmiges Spitzloch. Hyperoodon Lac. (Chaenodelphinus Eschr.). Oberkiefer mit hohen Knochen- kämmen im hintern Theil des Schnabels. Halswirbel verschmolzen. H. latifrons Gray, Nordsee. H. bidens Flem. , Dögling. Ueber 20' Länge. Nördl. atl. Ocecn. Zipliius Gray (Microptcron Eschr.) Z. micropterus Cuv., Nordsee. Fossil sind Z. planirostris Cuv., longirostriü Cuv., compressus Huxl. aus dem Crag. 4. Fam. Catodontidae = Fhy seter idac, Pottfische. Kopf von enormer Grösse. I der Körperlänge , bis zur Spitze aufgetrieben durch Ansammlung von flüssigem Fett (Walrat). Oberkiefer zahnlos Aeste der Unterkiefer aneinandergelegt, mit einer Reihe conischer Zähne besetzt. Spritzlöcher getrennt. Leben von Tintenfischen. Catodon Gray. Kopf höher als breit, vorn gerade abgestutzt. Spitzlöcher der vordem Fläche genähert. C. macrocexihalas Lac, Cachelot, Pottfisch, 40 — 60' lang. 2. Unterordnung: Cetacea herbivora. 423 Nordmeer. Gleicht in seinem äussern Habitus mehr den Bartwalen und besitzt einen ungeheuer grossen vorn senkrecht abgestutzten Kopf, der einem Drittheil des Körper- volums gleichkommt. Der schmale und kürzere Unterkiefer trägt 40 bis 50 kegelförmige Zähne, die in Vertiefungen des Oberkiefers eingreifen. Unter der Kopfhaut breiten sich vielfach eommunicirende Hohlräume aus, welche eine helle ölige Flüssigkeit (das Sperma- ceti) einschliessen. Sowohl wegen dieses Walrats als wegen der wohlriechenden im Darme sich anhäufenden grauen Ambra wird dem Pottfisch eifrig nachgestellt. Physeter L. Kopf breiter als hoch. Rückenflosse aufgerichtet. Schädelfläche jederseits mit vorspringender Knochenleiste. Ph. tursio Gray, Nordatl. Ocean. Verwandte Arten vom Gap und Australien. Auch pliocene Reste von Physeter sind gefunden. 2. Gruppe, Mysticete, Bartenwale. Mit sehr grossem Kopf und zahnlosen Kiefern, mit Barten. Schlund eng. Spritzlöcher getrennt. 1. Farn. Balaenidae, Bartenwale. Cetaceen von bedeutender Grösse mit unge- heuerem Kopf, weit gespaltenem aber zahnlosem Rachen und doppelten Nasenöfthungen, sog. Spritzlöchern, mit sehr kleinen Augen in der Nähe des Mundwinkels. Am Gaumen- gewölbe und Oberkiefer entspringen zwei Reihen von hornigen, an ihrem untern Rande ausgefaserten Querplatten, die sog. Barten, welche senkrecht dicht hinter einander gedrängt in die Rachenhöhle vorstehen und nach vorn und hinten zu an Grösse abnehmen. Diese Barten bilden eine Art Sieb, welches beim Schliessen des colossalen Rachens kleine mit dem Seewasser aufgenommene Medusen, Nacktschnecken, Cephalopoden und Krebse zurückhält, während das Wasser abfliesst. Trotz ihrer colossalen Grösse haben sie eine enge Speiseröhre und nähren sich ausschliesslich von kleinen Seethieren, die natürlich in ungeheurer Menge verschlungen werden. Im Embryonalleben entwickeln sich allerdings im Oberkiefer Zahnkeime, die aber noch vor der Geburt verschwinden. Die Bartenwale sind die grössten aller Thiere und können eine Länge von 80 bis 100 Fuss und ein Gewicht von 2500 Centner erlangen. Sie leben vorzugsweise in den polaren Meeren, unternehmen , wie es scheint regelmässige Wanderungen und werden wegen des als Thran benutzten Speckes und ihrer als Fischbein in den Handel kommenden Barten gejagt und gefangen. Fossile Reste aus dem Miocen und Pliocen. Balaen02)tera Gray, Finnfisch, Schnabelwal. Mit schlanker Körpergestalt mit hoher Fettflosse des Rückens und kleiner Schwanzflosse, mit zahlreichen Längsfurchen der Bauchfläche. Schnauze breit und kaum gebogen, die Barten klein und wenig entwickelt. B. rostrata Fabr., Nordmeer. Megaptera Gray. Rückenflosse niedrig, aber sehr lang. M. hoo^ts J. Müll., nordischer Finnfisch . erreicht eine Länge von 90 bis 100 Fuss. M. longimana Rud. Physalus Gray, Benedinia Gray. ' Balacna L. Ohne Fettflosse des Rückens, mit plattem Bauch und sehr langen Barten. Schnauze vorn verschmälert und stark gekrümmt, Körper plump. B. mysticetus, Grönländischer Walfisch, vornehmlich Gegenstand des Walfischfanges, wird 60 Fuss lang. Das Junge erreicht bei der Geburt eine Länge von fast 14 Fuss. B. (Eubalaena) australis Gray, Südsee. 2. Unterordnung : Cetacea herbivora, Sirenen. Pflanzenfressende Wale mit dicker, spärlich beborsteter Haut, aufge- wulsteten Lippen und vordem Nasenöffnungen, mit brustständigen Milchdrüsen. Die grossen Flossen sind im Ellenbogengelenk beweglich und enden handartig mit Spuren von Nägeln. Zur Verbindung von Kopf und Rumpf ist bereits ein kurzer Hals vorhanden, dessen Wirbel gesondert bleiben, auch die Art der Nasenbildung wie die ganze Körpergestalt führt zu den Robben über. Dagegen 424 5. Ordnung: Perissodactyla, unpaarzehige Hufthiere. nähert sich die Zahnbildung und innere Organisation den Dickhäutern. Auch besieht für die Vorderzähne ein Zahnwechsel. Die Backzähne haben eine flache Krone und sind stets in beiden Kiefern wohlentwickelt. Eckzähne fehlen. Dagegen finden sich zuweilen im Oberkiefer hauerarlige Vorderzähne (Dugong), während die untern Vorderzähne frühzeitig ausfallen. Sie nähren sich besonders von Tangen und Seegras an der Meeresküste und bedienen sich ihrer hände- artigen Flossen , um den Körper an das Ufer zu schleppen , steigen aber auch mitunter weit in die Flüsse. 1. Farn. Sirenia, Sirenen. Die Nasenöffnungen sind weit nach vorn gerückt. Der Kehlkopf ragt nicht in die Choanen hinein. Zitzen an der Brust. Gaben Ver- anlassung zu den Fabeln von den Meerjungfern. Manatus Cuv. , Lamantin. Die Backzähne mit zwei 3 höckrigen Querjochen. 1 0 8-10 -^(Milchg.) -7c- Q-^^ Schwanz oval. Die aufgewulstete und vorn abgestutzte Ober- lippe dient als Tastorgan. Vorderextremität mit 4 Nagelrudimenten. Wird des wohl- schmeckenden Fleisches und Oeles halber verfolgt. M. australis Tils. , amerikanischer Manati , lebt an den Mündungen des Orinoco und Amazonenstroms und wird 9 Fuss lang. M. senegalensis Desm., afrikanischer Manati. Mit Nasenbeinen. Halicore 111., Dugong. Mit 2 obern hauerartigen Vorderzähnen und 5 Backzähnen in jedem Kiefer, von denen die 2 bis 3 vordem im Alter ausfallen, mit mondförmig ausgeschweifter Schwanzflosse , ohne Nagelrudimente. Kleine untere Vorderzähne nur 10 5 im Michgebiss. -^ — rT ~^ "^* '^^^''^^ Desm., wird 10 Fuss lang und bewohnt den indischen Ocean und das rothe Meer. Hhytina 111. JRh. Stelleri Cuv., Borkenthier. Von ähnlicher Form als der Dugong, mit dicker borkenähnlicher Oberhaut und zahnlosen Kiefern, mit zwei festen Kauplatten im Gaumen und Unterkiefer. 24 Fuss lang. Lebte im vorigen Jahrhundert in Kamtschatka und ist gegenwärtig ausgestorben. Fossile in den Tertiärschichten (Pliocen) vorkommende Reste beziehen sich auf die Gattung Halitherium Kaup. 5. Ordnung: Perissodactyla 0. XJnpaarzeliige Hufthiere. Grosse meist plump gehaute Huf thiere, meist mit unpaar er Zehen zahl, stets mit vorwiegend entwickelter Mittelzehe, mit einfachem Magen und sehr grossem S Huddarm, meist mit vollständigem Gebiss, in welchem die Eckzähne nur ausnahmsweise fehlen . Die Ordnungen der Artiodactylen und Perissodactylen bilden eine engere Gruppe von Säugethieren , die der Hufthiere. Schon zur altern Tertiärzeit waren die Hufthiere eine wohl abgeschlossene Gruppe, vielleicht dass kleinere Arten zu den Insektivoren (Microchoerus) ^ andere zu den Nagern Uebergänge 13 G. Cuvier, Recherches sur les ossements fossiles. 3. Edit. Paris. 1846. T. Rymer Jones, Article »Pachyderraata«. Todd's Cyclopaedia, nebst Supplement von F. Spencer Cobbold. 1859. Pander und D'Alton, Die Skelete der Pachydermata. D' AI ton, Naturgeschichte des Pferdes, Weimar. 1812—16. W. Kowalevsky, Monographie des Genus Anthracotherion Cuv. und Versuch einer natürlichen Classifikation der fossilen Hufthiere. Palaeontographica. 1873. Körperbau. ^jSö boten. Es sind vorwiegend massige Gestalten , welche sich wie der Name sagt durch die breite Form der Zehenbekleidung auszeichnen. Stets sind die vier Extremitäten nur zur Bewegung auf dem Lande eingerichtet, daher ziemlich gleichgebildet. Die Hufthiere sind durchweg Pflanzenfresser oder wenigstens omnivor, gleichwohl aber mit bedeutend difTerentem Gebiss. Immer treffen wir schmelzfaltige Backzähne mit Querjochen und stumpfen Schmelzhöckern, die sich meist zu ebenen Kauflächen abnutzen. Häufig sind meisselförmige grosse Schneidezähne, die aber auch ausfallen oder im Unterkiefer vollkommen fehlen oder eine abweichende Gestalt als Waffe gewinnen können. Stets bleiben Lücken zwischen ihnen imd dem Backzahn , in welcher Eckzähne oft fehlen, oder nur in der obern Kinnlade vornehmlich beim Männchen vorkommen und dann als hauerartige Waffen gestaltet sind. Auch da wo oben und unten Eck- zähne auftreten , haben sie diese Bedeutung und zeigen sich im männlichen Geschlechte weit umfangreicher und stärker. Unter den mancherlei bedeutenden Verschiedenheiten , welche die Hufthiere in ihrer gesammten Gestaltung und Lebensweise bieten, hatte man der verschiedenen Zahl der Hufe, denen die der Zehen parallel geht, einen besondern Werth beigelegt und demgemäss Vielhufer, Zweihufer und Einhufer als Ordnungen unterschieden. Indessen war diese Eintheilung keineswegs naturgemäss , da nicht nur unter den Vielhufern sehr verschiedene von einander weit entfernt stehende Gruppen aufgenommen werden mussten, sondern auch die Einhufer und Zweihufer von ihren engern Ver- wandten getrennt wurden. Vornehmlich aber erwies sich diese Eintheilung mit dem Fortschritte der paläontologischen Erfahrungen unhaltbar. Es gelang, die Lücken zwischen Gliedern der vermeintlichen Ordnungen durch Ueberreste ausgestorbener Formen theilweise auszufüllen. So hat man denn neuerdings nach dem Vorgang Owen's einmal die Pachydermen oder Vielhufer als Ordnung ganz aufgelöst und zwei Glieder derselben , die Elephanten und Klippdachse» den Deciduaten überwiesen, sodann aber anstatt der oberflächlichen Eintheilung auf Grund der Huf- und Zehenzahl die tiefer begründete schon von Guvier verwerthete Abweichung in der paarigen oder unpaaren Zahl der terminalen Knochenreihen der Extremität zur Aufstellung der beiden Ordnungen Perisso- dactyla (Pachydermes a doigt-impaires Cuv. und Einhufer, Solidungulae Aut.) und Arüodactyla , Paarzeher, benutzt. Freilich passt die Bezeichnung nicht streng auf die Zehenzahl , indem es Unpaarzeher gibt — wie der Tapir und Acerothermm — , welche 4 Zehen an den Vorderfüssen besitzen und andererseits Paarzeher, wie Anoplotherium tridactyle, vorn und hinten 3 Zehen haben. Der Name trifft dagegen im beschränkten Sinne , bezogen auf den einen oder die zwei Pfeiler der Mittelzehen, in allen Fällen zu. Bei den Ferissodacii/len ist ein unpaarer Cenlralpfeiler die Hauptstütze (bei den Ariiodactyleii die 3te und 4te Zehe von gleicher Ausbildung). Ferner besitzt der Astragalus nur am proximalen Ende eine Rolle , am distalen ist er glatt , das Cuhoides ist an der proximalen Fläche eben. Die Perissodactylen beginnen geologisch mit den eocenen Lophiodonten (LophiodonCuv., ListriodonHux]., Fhiolop)hufiO\v., Coryophodon, Hyracothcr'mni Ow. u. a.) , denen sich im Miocen die den Tapiren ähnlichen hochbeinigen Fcdaeolherien {Palaeotheriutn Cuv. , Flagiolophus Pom. , Macraiichenia Ow.) o "ö-. Die oberen 426 Tapiridae. Rhinoceridae. anschliessen , welche wir vielleicht als die Stammformen der Tapire ansehn dürfen. Bei den meisten treffen wir 3 Zehen, von denen die mittlere besonders stark entwickelt war. Die gegenwärtig lebenden Formen beschränken sich auf die Familien der Tapiriden , Rhinoceviden und Equiden , von denen letztere schon im Eocen Repräsentanten (^//c/^^Mermm) besassen, welche den Ueber- gang von den Palaeotherien und Tapiren zu den Stammformen der lebenden Pferde bilden. 1. Farn. Tapiridae. Mittelgrosse kurzbehaarte Hufthiere, gegenwärtig auf die Tropen Amerikas und Ostindiens beschränkt, die in den eocenen Lophiodonten ihre nächsten Verwandten und wahrscheinlich Vorfahren haben. An dem langgestreckten Kopfe erscheint die Nase (mit hochgewölbten Nasenbeinen) in einen beweglichen Rüssel 3 14 verlängert, der bereits als Greiforgan benutzt wird. Gebiss : -ö — i — q- Molaren besitzen auf 2 am Aussenrand verbundenen Querjochen 4 Höcker, an den untern sind die Querjoche selbständig. Die Augen sind klein und tiefliegend , die Ohren spitz und sehr beweglich, der Schwanz kurz. Die mittelhohen Vorderbeine haben vier, die Hinterbeine drei Zehen. Leben in kleinen Heerden nahe den Flussufern in sumpfigen Waldungen, besuchen häufig das Wasser , schwimmen und tauchen geschickt und sind friedliche furchtsame Thiere. Tapir US L. T. indicus Desm. , Schabrakentapir mit weissem Rückensattel. T. americanus L. , klein, einfarbig, Südamerika. T. villosus Wagn. , Cordilleren. Fossile Arten auch im Diluvium Europas (Südasiens und Amerikas). 2. Farn. Rhinoceridae. Grosse plumpe Dickhäuter mit langem Kopf und nacktem gefalteten Hautpanzer mit einem oder zwei (epidermoidalen) Hörnern auf dem stark gewölbten Nasenbeine. Der langgestreckte schwere Rumpf wird von ziemlich niedrigen starken Extremitäten getragen , welche mit drei von breiten Hufen umfassten Zehen enden. Das Gebiss charakterisirt sich durch den Mangel der Eckzähne und durch vier jedoch rudimentäre und im Alter zuweilen ausfallende Schneidezähne. (Oben bleiben die beiden mittlem, unten die äussern). Die 7 obern Backzähne sind quadratisch und besitzen zwei schräge Querhügel mit breitem, unregelmässigem und verbundenem Aussen- rand , die untern sind am Aussenrande in der Mitte tief eingebuchtet und dann nach vorn und hinten convex sichelförmig gekrümmt. Leben mit den Elephanten in den heissen Gegenden der alten Welt und richten in Pflanzungen grossen Schaden an. Das Weibchen wirft ein Junges. Treten schon im Miocen auf, finden sich auch im Pliocen und Diluvium Europas. Diese fossilen Arten trugen ein dickes Haarkleid und reichten bis zum Eismeere hinauf. 2 0 7 Rhinoceros L. Gebiss : — ^ — k — s-. Man kennt 7 lebende und etwa ebensoviel ausgestorbene Arten. Arten mit einem Hörn und faltiger geschilderter Haut . Eh. indicus Cuv., Festland von Indien. Eh. javanus Cuv., Java. Arten mit 2 Hörnern: Eh. sumatrensis Cuv. Schneidezähne bleibend, Haut mit tiefer Falte. Eh. africanus Camp., ausgezeichnet durch das frühe Ausfallen der Schneide- zähne und durch die glatte Haut. Südafrika. Eh. Keitloa und Eh. cucullatus Wag., im südlichen Abyssinien. Eh. siinus Burch., Afrika. Eh. tichoihinus Cnv. Mit knöcherner Nasenscheidewand und behaarter Haut ; diluvial , im Eise wohl erhalten gefunden. Eh. leptorhinus Cuv. , jung tertiär in Italien und südl. Frankreich. Bei Acerotherium Caup. (Eh. incisivus Cuv.), ohne Hörn aus dem Miocen, war an den Vorderfüssen noch ein Rudiment einer äusseren Zehe vorhanden. Equidae. 4^27 3. Farn. Equidae*) (Solidungula Aut.). Hochbeinige schlanke Hufthiere von be- deutender Grösse, die nur mit dem starken von breitem Hufe umgebenen Endglieds (Hufbein) der Sgliedrigen Mittelzehe den Boden betreten, üie 2te und 4te Zehe sind entweder als kleine Nebenzehen (Afterklauen) vorhanden (fossile Pferde) oder auf die Carpal- und Metatarsalknochen (Griffelbeine) reducirt. Wenn wir die Familie der Pferde nur nach den jetzt lebenden Formen, die zur Aufstellung der Ordnung der Einhufer Veranlassung gaben , zu characterisiren hätten, so würden wir in erster Linie die schlanke schön proportionirte hochbeinige Gestalt hervorzuheben haben. Der gestreckte magere Kopf mit grossen lebhaften Augen und zugespitzten sehr beweglichen Ohren wird von einem langen seitlich comprimirten Hals getragen, an dessen Rückenfirste das sonst kurze eng anliegende Haar eine ansehnliche Mähne bildet. Der Schwanz erscheint geschweift oder gequastet, je nachdem die langen Haare seine ganze Länge bekleiden oder nur das untere Ende besetzen. Die schlanken kräftigen Extremitäten enden mit einer einzigen Zehe, die nur mit dem Endgliede den Boden berührt. Demgemäss besteht der Mittelfuss aus einem langen Röhrenknochen und zwei stabförmigen Metatarsalknochen der '2ten und 4ten Zehe, den sog. Griffelbeinen. Auft'itllend kurz bleiben Oberarm und Oberschenkel, sodass Ellenbogen und Kniebeuge am Bauche liegen, am Unterarm und Unterschenkel verkümmern ülna und Fibula. Indessen gibt es eine Reihe von Resten vorweltlicher Pferde, welche in der Fussbildung und im Gebiss wirkliche zur generischen Sonderung ausreichende Abweichungen zeigen. Das Gebiss besitzt 6 obere und 6 untere grosse meissel förmige Schneidezähne , die sich in geschlossener Bogenlinie aneinanderfügen und sich durch die querovale Grube ihrer Kaufläche auszeichnen. Eckzähne sind in beiden Kiefern gewöhnlich nur im mänulichen Geschlecht vorhanden und bleiben kleine .kegelförmige »Haken«. Die Zahl der Backzähne betrug bei den fossilen Formen 7 in jedem Kiefer, bei den jetztlebenden Arten der Gattung Equus ist sie auf 6 gesunken, indessen findet sich vor dem ei'sten Praemolar im Milchgebiss ein kleiner hinfälliger Zahn (Wolfszahn Bojanus). Die Backzähne sind lang prismatisch wie aus 4 Pfeilern verschmolzen (zu denen in den Backzähnen des Oberkiefers noch ein fünfter innerer Pfeiler hinzukommt) und zeigen auf der Kaufläche 4 gewundene Schmelzfalten. Als anatomischer Charakter verdient der vollständig ge- schlossene knöcherne Augenring und die Klappe am Eingang des einfachen Magens, die das Erbrechen unmöglich macht, sowie der Mangel einer Gallenblase hervorgehoben zu werden. Alle besitzen 2 Zitzen in der Inguinalgegend und werfen in der Regel nur ein Junges. Fossil treten sie zuerst im Eocen auf (Anchitherium) , erhalten sich im Miocen und Pliocen (Hipparion) und gehen dann in die diluviale Gattung Equus über , der die jetzt lebenden domesticirten Pferde angehören. Anchitherium H. v. M. Füsse dreizehig mit grosser Mittelzehe und Afterklauen 7 nebst Metatarsalrest der 5ten Zehe an der vordem Extremität. Backzähne ?;. A.Dumasü Gerv., Eocen. Hipparion Christol. (Hippotherium Kp.). Fussbildung dieselbe. Von den 7 Back- zähnen ist der vordere ein einfaches Prisma mit halbmondförmigem Querschnitt, geht aber schon mit dem Milchgebiss verloren. Der innere accessorische Pfeiler der oberen Backzähne mit freier Schmelzinsel auf der Kaufläche. H. graeile Kp., Miocen, Deutsch- land und Griechenland. H. prostylum Gerv. , Pliocen. Süsswassermergel der Vaucluse. Equus L. ^) Füsse einzehig mit Metatarsalresten der 2ten und 4ten Zehe (GriS'el- 1) Vergleiche D'Alton, Naturgeschichte des Pferdes. 1 und IL Weimar. 1812 und 1813. Kunz, Abbildungen sämmtlicher Pferderassen. Karlsruhe. 1827. W. Kowalevski, Sur l'Anchitherium etc. et sur l'histoire pal des Chevaux. Abh. Peterb. Acad. 1873. 1) Vergl. L. Rütimeyer, Beiträge zur Kenntniss der fossilen Pferde und zur vergl. Odontographie der Hufthiere überhaupt. Basel. 1863. Marsh, Polydactyle Horses Amer. Journ, Sc. vol. 17. 428 6. Ordnung: Artiodactylae. 3 3 -ö- mit Resten eines beine). Mit 18 Rücken- und 6 Lendenwirbeln. Backzähne -^ vordem 7ten Backzahnes im Milchgebiss, die sie jedoch mitunter als kleine Stummel auch nach dem Zahnwechsel erhalten. Die obern Backzähne mit flachem Pfeiler in der Mitte der Innenseite, dessen Schmelzsaum jedoch keine freie Insel bildet, sondern nur als Falte erscheint. 2 Inseln an der Aussenseite vorhanden, vom gefalteten Schmelzrand umsäumt. An den untern Backzähnen fehlen die freien Inseln an der Aussenseite, welche bei Hipparion vorhanden sind. Erster und letzter Zahn oben und unten dreiseitig pris- matisch. Fossile Arten kommen in Jüngern Tertiärschichten (E. sivalensis , nomadicus Falc.) und im Diluvium (E. fossüis) vor. 1. Unterf. Equus Gray. Schwanz bis zur Basis geschweift. E. caballus L. Nur im domesticirten Zustand bekannt, wahrscheinlich von einer oder mehreren der bereits zur Diluvialzeit lebenden Pferden E. fossüis, priscus u. a. (auch amerikanische diluviale Reste E. americarms) abzuleiten. Die sog. wilden Pferde, die in den Steppen Mittel- asiens leben, Tarpans, sind ebenso wie die südamerikanischen Mustangs verwilderte Pferde. Durch Kreuzung der erstem mit gezähmten Pferden entstehen die Muzins. Streifungen, die gelegentlich am Rücken und in der Schultergegend auftreten, weisen auf eine gestreifte Stammform hin. Gelegentlich Afterklauen (Rückschlag). Abstammung von Hipparion. 2. Unterf. Asinus Gray. Schwanz gequastet, Ohren lang, Mähne aufrecht. A. taeniopus Heugl. , Wildesel im südöstl. Asien. Stammform des Hausesels (E. asinus L.}. Dieser minder gelehrig als das Pferd, eignet sich besonders zum Lasttragen und zur Verwendung in gebirgigen Gegenden , erzeugt mit dem Pfei'de gekreuzt das Maulthier (E. mulus, Eselhengst, Pferdestute; die Existenz des Maulesels E. hinus wird bestritten). A. hemionus Pall. , Dschiggetai, Halbesel, mit dunkelen Längsstreifen auf dem Rücken. Tibet bis Mongolai. A. onarjer Pall., Kulan, Mongolai. Die afrikanischen Arten (zu der Untergattung Hippotigris Sm. gestellt) sind auf hellem Grunde dunkel gestreift und wilde unbändige kaum zähmbare Thiere. A. qtiagga Gm. E. sebra L. E. Burchelli Fisch. 6. Ordnung: Artiodactyla ') = Paridigitaten. Huf thiere mit paarigen Zehen, von denen die beiden äussern meist Ideine Afterzehen darstellen, die zwei mittlem von gleicher Grösse den Boden be- rühren, meist mit vollständigem Gebiss , oft ohne Eckzähne und Schneidezähne des OberJciefers, stets mit schmelz faltigen BacJczähnen. Theilweise plumpe schwergebaute, theilweise schlanke gracile Formen, bald mit niedrigen und bald mit hohen Beinen. Die erstem mit dicker, nackter Haut und straffem Borstenkleid , diese mit dichtem eng anliegenden Haarpelz. Die Wirbelsäule zeigt eine ziemliche Gonstanz der Wirbelzahl. Die 7 Halswirbel articuliren oft mit Gelenkpfanne und Kopf. Fast stets mit Ausnahme der Culturrassen 19 Dorsolumbalwirbel , von denen die 12 bis 15 vordem Rippen tragen. Das Kreuzbein besteht aus 4 bis 6 Wirbeln. Ein Schlüsselbein fehlt stets. Am Becken ist die Symphyse auch auf die Sitzbeine ausgedehnt. Der Gang erfolgt überall vornehmlich mittelst der dritten und vierten Zehe, die stets an Grösse vor den beiden äussern hervorragen und mit ihren Hufen den Boden berühren. Die zweite und fünfte Zehe können jedoch auch beim Auf- 1) R. Owen, Description of teeth and portions of jaws etc. Quat. Journ. Geol. Soc. vol, IV. R. Jones, Article »Pachydermata«. Todds Cyclopaedia etc. vol. IIL 1848. 1. Unterordnung: Artiodactyla pachydermata. 429 treten an der Unterstützung des Körpers Theil nehmen , rücken aber meist als rudimentäre Zeilen nach hinten und berühren als Afterzehen den Boden nicht. Dieselben können bis auf ihre Metatarsalreste verkümmern und als äussere Zehen ausfallen, beide bei Anoplotherium, die äussere an der hintern 3 zehigen Extremität von Dicotyles. Astragalus mit Rolle an der proximalen und distalen Fläche. Calcaneus an der äussern Seite mit convexer Facette für die Fibula. Guboideum an der obern und vordem Fläche zickzackförmig ausgeschnitten. Lunare zwischen magnum (capitatum) und unciforrne (hamatum) eingedrängt. Die hierhergehörigen Thiere lassen sich in zwei Reihen ordnen , in die Pachydermen und in die Wiederkäuer. Die ersten haben eine vollständigere Bezahnung und besitzen stets Eckzähne, können sogar eine vollkommen ge- schlossene Zahnreihe darbieten, besitzen aber stets eine einfachere Magenform. Die Metatarsalknochen der Mittelzehen sind niemals zu einem einzigen Röhrenknochen verschmolzen. Die Wiederkäuer zeichnen sich durch die complicirte Magenbildung aus, verlieren aber die Vollständigkeit des Gebisses, die nur im Embryonalzustande erhalten sein kann , indem die obern Schneide- zähne und auch Eckzähne meist nicht mehr zur Ausbildung kommen. Dagegen bietet die allgemeine Gestalt der Backzähne ziemlich feste Merkmale. Die quadratische Krone besitzt 4 Haupthöcker , die durch tiefe , nicht mit Gement erfüllte , aber zuweilen mit Nebenhöckern versehene Thäler geschieden sind. Die Prämolaren sind klein, meist nur 1- oder 2höckrig. Die Metatarsalknochen sind hier stets an beiden Extremitäten zu einem gemeinsamen Röhrenknochen verschmolzen, der Uterus ist Shörnig, die Zitzen inguinal oder längs des Bauches sich erstreckend. Schon in alt-tertiären Schichten finden sich Vertreter, welche im Anschluss und vielleicht von gemeinsamen Ausgangspunkten mit den Palaeotheren die Schweine und Wiederkäuer vorbereiteten. 1. Unterordnung: Artiodactyla pachydermata. 1. Fam. Anoplotheridae. Gebiss mit allen drei Arten von Zähnen, die in ge- schlossener Reihe stehen. Eckzähne wenig von den Nachbarzähnen verschieden und kaum vorragend. Afterzehen fallen oft hinweg. Metatarsalknochen nicht verwachsen. Ausschliesslich eocene und miocene Hufthiere, welche zu den Wiederkäuern und theil- weise durch die Palaeochoeriden hindurch auch zu den Schweinen hinführten. Anoplotherium 3 14 3 Grray. -g — j — ^- -g-. A. commune Cuv. Xiphodon Cuv., Dichobune Cuv., Dichodon Owen u. a. 2. Barn. Suidae') (Setigera). Mittelgrosse seltener hochbeinige Paarzeher mit dichtem Borstenkleide iind kurzrüsseliger Schnauze, die zum Wühlen im Erdboden ge- braucht wird. Das Gebiss besitzt alle Zahnarten, doch ist die Zahnreihe nicht vollkommen geschlossen , sondern stets mit Lücken zwischen allen Zahnarten. Die Schneidezähne 4—6 an Zahl stehen schräg horizontal und fallen leicht im Alter aus. Eckzähne meist stark verlängert, dreiseitig, im männlichen Geschlecht von bedeutender Stärke, stehen nach oben gekrümmt seitlich hervor und sind als »Hauer« gewaltige Waffen. Die schmelzfaltigen Backzähne selten 5, meist 6 bis 7 in jedem Kiefer, sind theils einfache 1) Herrn, v. Nathusius, Vorstudien für Geschichte und Zucht der Hausthiere, zunächst am Schweineschädel. Berlin 1864. Derselbe, Die Ra9en des Schweines, Berlin. 1860. 430 Suidae. kegelförmige Backzähne, theils umfangreiche Mahlzähne mit kegelförmigen Höckern der breiten Krone. Rücksichtlich der Fussbilclung stehen sie den Wiederkäuern nahe, indem nur die beiden Mittelzehen mit ihren Hufen den Boden berühren, während die kleineren Aussenzehen als Afterzehen nach hinten liegen. Sie leben gesellig in Rudeln, über die gemässigte und heisse Zone der alten und neuen Welt verbreitet, lieben vornehmlich feuchte und morastige Waldungen und sind im Allgemeinen stupide, von Wurzeln, Pflanzen und animalen Stoffen sich nährende Thiere , die sich muthig gegen Angriffe ihrer Feinde vertheidigen. Die Weibchen besitzen 6 bis 7 Zitzenpaare längs des Bauches und werfen dem entsprechend eine grosse Zahl von Jungen. Fossile Schweine treten schon imMiocenauf, z.B. Anthracotherium Cuv., Hyotlierium H. v.M., PaZaeoc/toerws Gerv. 3 112 Phacochoerus Cuv. —ö — j — 5" o . Die vordem Molaren und Prämolaren werden abgeworfen , zuletzt bleibt nur noch der hinterste grosse zusammengesetzte Backzahn zurück. Mit grossem breitschnauzigen Kopf, der unter dem Auge einen Fleischlappen besitzt. Ph. aethiopicus CvLV., Südspitze von Afrika. Ph. Aeliani(sUiiY>^. (Sus africajiusL.), Abyssinien bis Guinea. 2 1 2 3 Porcus Wagl. (Bäbyrussa Fr. Cuv. ^r — \ — o' ~S~* Körper schlank hochbeinig, die obern Eckzähne des Männchens geweihartig emporgewachsen , die Augengegend schützend. P. habyriissa L., Hirscheber, Molukken. Porcula Hodgs., P. Salvania Hodgs., Indien. 2 1 3 Dicotyles Cuv. "ö~ ~i 5~ ^R~ • Körper kurz, aber ziemlich hochbeinig, mit sehr kleinen Ohren und verkümmertem Schwanz. Hinterfüsse durch Verkümmerung der Aussenzehe 3 zehig. Drüse in der Kreuzgegend. D. torquatus Cuv., D. labiatus Bisamschwein, Pecari, Amerika. Auch fossile Arten finden sich im Diluvium Brasiliens. 3 13 13 Potamoclioerus Gray. -0 — 1 o~ ~ö~. Nasenbein und Zwischenkiefer mit i'auher Protuberanz zur Anheftung der warzigen Anschwellung zwischen Auge und Schnauze. P. africanus Schreb. (larvatus Fr. Cuv.), Warzenschwein, Stidwestafrika. P. penicillatus Schnz., ebendaselbst. ■-? 1 4- " Sus L. -q — 5 j— — ö" . Untere Schneidezähne schräg nach vorn gerichtet. Kaufläche der Backzähne mit accesorischen Höckern. Die Borsten des Rückens bilden einen aufrechten Kamm. Ä europaetts Fall. (S. scrofa L.)', Wildschwein. In weiter Verbreitung von Indien bis zum Westen Europas und Nordafrika. Stammform einer grossen Zahl von Rassen unseres Hausschweins. Thränenbein langgestreckt, Gaumen- theil in der Gegend der Praemolaren nicht verbreitert. Die Brunstzeit fällt in den November. Nathusius bringt die Rassen des domesticirten Schweines in 2 Gruppen, in die S. scro/agruppe mit den osteologischen Merkmalen des europäischen Wildschweins und in die Sus mt^icMSgruppe. Die letztere, deren wilde Form man nicht kennt, charakterisirt sich durch die Kürze des Thränenbeins und Verbreiterung des Gaumens in der Gegend der Praemolaren. Hierher gehören die Schweine aus China , Cochinchina , Siam , das neapolitanische , ungarische , andalusische Schwein , das kleine Bündtner Schwein und das Torfschwein aus der Jüngern Steinzeit der Schweizer Pfahlbauten. Man wird die- selben auf eine besondere Stammart zurückzuführen haben, die wild nicht mit Sicherheit bekannt, aber dem S. vittatus Müll. Schi, von Java und Sumatra nahe stehen. Auch das langohrige Maskenschwein , S. pliciceps Gray. , aus Japan kreuzt sich mit dem Hausschwein fruchtbar. S. verrucosus Müll. Schi , Java. Fossile Reste der Gattung Sus finden sich im Diluvium, Reste sehr nahe stehender Formen im Jungtertiär bis zum Miocen, diese sind von L artet als Choerothcriuvi generisch gesondert. 2. Unt erordniirg : ^rtiodacfyla riiminantia, Wiedeikäuer. 431 3. Farn. Obesa. Von sehr plumper Gestalt mit unförmig grossem Kopf und breiter stumpfer angeschwollener Schnauze. Die mächtig entwickelten Kiefer tragen oben und unten vier cylindrische schräg gerichtete Schneidezähne, von denen die mittleren des Unterkiefers an Grösse überwiegen. Eckzähne stark, namentlich die im 7 Bogen gekrümmten untern Eckzähne, -ö- Backzähne, von denen die vordem Praemolaren 3 . g- im Alter bleiben. Der 4te bis 6te Backzahn mit 4 Höckern auf der abgenutzten Kaufläche, kleeblattähnliche Figuren bildend, der 7te mit accessorischem Höcker. Die Haut ist fast nackt und durch Furchen gefeldert, unter ihr entwickelt sich eine mächtige Fettlage. Augen und Ohren der unförmigen Thiere bleiben klein. Die niedrigen Beine enden mit 4 den Boden berührenden Zehen und ebensoviel Hufen. Leben gesellig in grösseren Flüssen und Landseen des Innern Afrikas, schwimmen und tauchen vortrefflich und steigen zur Nachtzeit an das Ufer, um zu weiden, in pflanzen- reichen Strömen verlassen sie jedoch selten das Wasser. Einige fossile Formen haben 3 -ö- Schneidezähne (Hexaprotodon Falc. Cauth). ausfallen, so dass -q- 2 1 4 3 Hippopotamus L. (Tetraprotodon Falc. Cautl.). —^ — z — j- -^. H. amphibius L., Nilpferd, bis 12 Fuss lang, von Abyssinien bis Südafrika. Fossil ist H. major Cuv., Diluvium des mittlem und südlichen Europa. Tertiäre Ueberreste sind H. (Tetraxnotodon) sivalensis und irawadieus Falc. Cautl. 2. Unterordnung: Artiodactyla ruminantia'), Wiederkäuer (Bisulca Blum., Pecora L., Zweihufer) Mit com2)licirtem aus 4 (3) Abschnitten susammengesetsten Magen, ohne oder mit nur swel ohern Schneid es; ahnen, fast ausnahmslos mit verschmolzenen Metacarpal- und Metatarsalknochen. Die Wiederkäuer sind grossentheils schlank gebaute, leicht bewegliche Säugethiere von ansehnlicher und nur ausnahmsweise geringer Körpergrösse. Ueberall findet sich ein dichtes eng anliegendes glattes oder wollig gekräuseltes und dann tief herabhängendes Haarkleid von einförmiger oder bunter Färbung. Der verhältnissmässig kleine Kopf ragt auf langem Halse weit vor, besitzt lang- gestreckte Kiefer und eine breite Stirn , die oft namentlich im männlichen Ge- schlechte als Schnmck und Waffe Hörner oder Geweihe trägt. Die Ohren sind aufgerichtet und von ansehnlicher Grösse, die Nase verkürzt, die Lippen sehr beweglich, nicht zur Rüsselbildung geneigt. Die Beine sind hoch und schlank, zum raschen Forttragen des Leibes geeignet. Wichtig erscheint der Bau des sehr verlängerten Fusses, an beiden Gliedmassenpaaren schliesst sich den kleinen Garpal - und Tarsalknochen ein überaus langer Mittelfuss an , dessen Zusammensetzung aus zwei seitlichen in der Mitte verschmolzenen Röhren- 1) Vergl. besonders G. J. S u n d e v a 1 1 , Methodische Uebersicht über die wieder- kauenden Thiere. 2Theile. 1847. Ch. Pander und E. D'Alton, die Skelete der Wieder- käuer. J. E. Gray, Catalogue of the speciraens of Mammalia of the Brit. Museum. P. IIL London. 1852. Rütimeyer, Fauna der Pfahlbauten. Derselbe, Versuch einer natürlichen Geschichte des Rindes in der Denkschrift der Schweizer naturf. Gesellschaft. Bd. 22 und 23. 432 Kiefer und Magenbildung. knochen nachweisbar bleibt. Auf diesen folgen nur zwei dreigliedrige Mittel- zehen mit Hufbekleidung, häufig aber finden sich noch zwei hinlere griffeiförmige Rudimente der Aussenzehen, die ähnlich wie bei dem Schwein als Afterklauen hervortreten können. Physiologisch und anatomisch charakterisiren sich unsere Thiere durch das Wiederkauen und die hierauf bezügliche Bildung des Magens und des Gebisses. Die Nahrung besteht überall vorzugsweise aus Blättern und solchen vegetabilischen Substanzen, welche nur geringe Mengen von Protein enthalten und daher in grossen Quantitäten aufgenommen werden müssen. In dieser Beziehung erscheint die Arbeitstheilung zwischen Erwerb und Auf- nahme der Nahrung einerseits und Mastifikation andererseits als eine vortheil- hafte, durch Magenbildungen anderer Säugethiere vorbereitete Einrichtung. Das Abrupfen und Eintragen der Nahrung fällt mit der freien Bewegung auf der Weide, das Kauen und Zerkleinern mit dem Ausruhen zusammen. Das Gebiss des Wiederkäuers entbehrt in der Regel der obern Schneidezähne und der obern Eckzähne, nur ausnahmsweise sind zwei obere Schneidezähne und auch zwei Eckzähne im Oberkiefer vorhanden. Dagegen stehen im Unterkiefer 8, selten nur 6 nach vorwärts geneigte schaufeiförmige Schneidezähne , die im Vereio mit dem derben schwieligen Rand des Zwischenkiefers zum Abrupfen der Vegetabilien verwendet werden. Durch eine weite Lücke getrennt folgen meist in jeder Kieferhälfte schmelzfaltige Backzähne mit wellenförmig erhöhten und vertieften Kauflächen. Die schmalen und schwachen Aeste des Unterkiefers stehen in engerm Winkel verbunden als die des Oberkiefers , so dass sich in der Ruhelage die obern und untern Backzähne beider Hälften nicht gleichzeitig decken. Erst bei der seitlichen , durch die Bildung des flachen Kiefergelenkes überaus begänstigten Verschiebung des Unterkiefers wirken die obern und untern Backzähne der betreffenden Kieferhälfte mit ihren Kauflächen aufeinander und man sieht auch aus diesem Grunde während des Kaugeschäftes den Unter- 5 6 7 kiefer ununterbrochen nach einer Seite bewegt. Backzähne : -r- oder -x- oder -=- ° 5 6 7. Kronenfläche mit halbmondförmigen Schmelzleisten, an den Praemolaren 2, an den Molaren 4; zuweilen noch accessorische Höcker und verticale Leisten. Die Fähigkeit des Wiederkauens beruht auf dem complicirten Bau des Magens, welcher in vier, seltener in drei eigenthümlich verbundene Abtheilungen zerfällt. Die nur oberflächlich gekaute grobe Speise gelangt durch die seitliche Oeffnung der Oesophagealrinne, deren wulstige Lippen auseinanderweichen, in die erste und grösste sackförmige Magenabtheilung, den Pansen (rumen), der kropfartig dem Ende des Oesophagus , der genannten Oesophagealrinne anhängt. Von hier tritt die Speise in den kleinen Netzmagen {reticulum) über, welcher als ein kleiner rundlicher Anhang des Pansens erscheint und nach den netzartigen Falten seiner Innern Oberfläche benannt worden ist. Nachdem die Speise hier durch zufliessende Secrete erweicht ist, steigt sie mittelst eines dem Erbrechen ähnlichen Vorganges durch die Speiseröhre in die Mundhöhle zurück, wird einer zweiten gründlichen Mastification unterworfen und gleitet nun in breiiger Form durch die geschlossene Oesophagealrinne, deren wulstförmige Ränder sich aneinander legen, in die dritte Magenabtheilung, den Blättermagen oder Psalter {pmasus). Aus diesem kleinen, nach den zahlreichen blattartigen Falten seiner Tylopoda. 433 innern Oberfläche benannten Abschnitt gelangt die Speise in den vierten Magen, den längsgefalteten Labmagen {ahoniasiis) , in welchem die Verdauung unter Zufluss des Secretes der zahlreichen Labdrüsen ihren weitern Fortgang nimmt, hl nur wenigen Fällen, bei dem javanischen Moschusthiere und den Tylopoden (Cameele und Lama) fällt der Blättermagen als gesonderter Abschnitt hinweg. Der Darmkanal, vom Labmagen durch die Pylorusklappe abgeschlossen, zeichnet sich durch die Grösse des Blinddarms, sowie durch seine bedeutende Länge aus , welche die des gesammten Körpers um das 28 fache (Schaf) übertreffen kann. Als eigenthümliche Secretionsorgane sind die sog. Thränettgruben der Schafe, vieler Antilopen und Hirsche, sowie die Klauendrüsen hervorzuheben. Die erstem liegen in Gestalt eines Drüsenbeutels jederseits am Thränenbein und sondern eine schmierige Feuchtigkeit ab; die zwischen den Zehen über den Hufen liegenden Klauendrüsen öffnen sich oberhalb der Klauenspalte und secerniren eine stark riechende Feuchtigkeit. Placenta in Form von Gotyledonen oder diffus. Die Vermehrung der Wiederkäuer ist eine geringe , die Mehrzahl wirft nur ein Junges, welches in seiner körperlichen Bildung weit vorgeschritten, sehend und behaart zur Welt kommt. Der Fruchtbehälter ist zweihörnig , die Zitzen liegen in zwei - oder vierfacher Zahl in der higuinalgegend. Mit Aus- nahme Neuhollands, wo sie erst als Zuchtthiere eingeführt wurden, finden sich die Wiederkäuer über die ganze Erde verbreitet, friedliebend halten sie heerden- weise zusammen und wissen sich vor Angriffen der Raubthiere kräftig zu vertheidigen oder sich ihnen durch schnelle Flucht zu entziehen. Sie leben meist polygamisch, und die starken Männchen stehen an der Spitze der Heerde. Die fossilen Anoplotheriden sind als die Stammformen der Wiederkäuer an- zusehn. 1. Farn. Tylopoda, Schwielenfüsbler , = Camelidac. Wiederkäuer meist von ansehnlicher Grösse, ohne Hörner, mit langem Halse, behaarter und gespaltener Oberlippe ohne Afterzehen, mit schwieliger alle drei Phalangen deckender Sohle hinter den kleinen Hufen. Sie weichen namentlich in der Bildung des Gebisses und des Fusses von den übrigen Wiederkäuern ab. Auch die Zwischenkiefer tragen 2 , in der Jugend sogar 4 oder 6 Schneidezähne, während die Zahl der untern Schneidezähne um 2 verringert ist. Dazu kommen die starken Eckzähne in jedem Kiefer. Die Zehen sind nicht immer getrennt, zuweilen durch eine dicke Haut verbunden, ihre kleinen Endglieder werden nicht ganz von den kleinen Hufen umfasst. Der Magen entbehrt des Blättermagens als gesonderten Abschnittes. Auch die Gallenblase fehlt. Auchenia 111., Lama. Mit verhältnissmässig grossem Kopf, schmalen, zugespitzten Ohren, aufrecht getragenem langen Hals, mit langer beweglicher Oberlippe und lang behaartem Schwanz. Zehen getrennt, jede mit schwieliger Sohle. Klauendrüsen vor- handen. Die Zahl der Backzähne variirt nach dem Lebensalter durch Ausfallen der 6 5 5 vordem Praemolaren von -— , -— - zu -^-. Sie bewohnen rudelweise die Hochebenen 5 5 4 des westlichen Südamerikas, daher mit Recht die Kameele der neuen Welt genannt und vertheidigen sich durch Ausschlagen und durch Auswerfen halbverdauten Futters. Lassen sich zähmen und als Lastthiere gebrauchen, werden aber auch des Fleisches, der Milch und der Wolle halber gehalten. A. glama L. , Lama. A. htianaco H. Sni. A. Claus, Zoologie. 4. Auflage. Tom. II. 28 434 Devexa. Moschidae. Cervidae. Alpaco Gm. A. vicugna Gm. Alle an der Westküste Südamerikas. Auch diluviale Reste wurden in den Knoclienhöhlen Brasiliens gefunden. Camelus L., Kameel. Mit 1 oder 2 starken Rückenhöckern und langem in starkem Bogen gekrümmten Hals. Zehen durch die gemeinsame Sohle verbunden. Schwanz n gequastet. Die Zahl der Backzähne bleibt -— . Leben gegenwärtig nur gezähmt im o nördlichen Afrika und südlichen Asien. C. dromedarius L., Dromedar oder einhöckriges Kameel, als Hausthier dem Araber unentbehrlich, das Schiff der Wüste. C. hactrianus L., das Trampelthier oder zweihöckrige Kameel, in der Tartarei, Mongolei, mehr für die Steppen gemässigter Gegenden organisirt. Fossile Reste fanden sich in den Sivalikhügeln, 2. Fam, Devexa =: Camelopardalidae , Giraffen. Wiederkäuer mit sehr langem Hals , langen Vorderbeinen , weit kürzern Hinterextremitäten und desshalb nach hinten abschüssigem Rücken. In beiden Geschlechtern finden sich kurze mit behaarter Haut überkleidete (dem Rosenstock der Hirsche entsprechende) Stirnzapfen, vor denen beim Männchen noch ein unpaarer Stirnhöcker hinzukommt. Obere Schneidezähne und Eck- zahne fehlen , -^ Backzähne. Afterzehen , Klauendrüsen und Thränengruben fehlen. Die Zunge ist sehr beweglich und dient als Greiforgan. Placenta mit Cotyledonen. Gegenwärtig ist die Familie nur durch eine Gattung und Art vertreten. Ca77ie]opardalis Schreb. C. giraffa Gm., das höchste Landsäugethier , von 15 bis 18 Fuss Höhe bei einer Länge von 7 Fuss und einer Höhe des Rückens von 10 Fuss, des Kreuzes von 8 Fuss. Die kegelförmigen Hörner werden über ^ Fuss lang und tragen an der Spitze einen Haarbüschel. Dazu kommt ein bis in die Augengegend reichender Höcker des Nasenrückens. Der Schwanz endet mit grosser Quaste. Lebt in kleinen Gesellschaften zusammen in bewaldeten Ebenen des Innern Afrika und nährt sich von Laub und Gras. Die fossile indische Gattung Sivatherium Falc. Cautl. trug jederseits über dem Auge einen rechtwinklig aufsteigenden knöchernen Zapfen und dahinter ein viel stärkeres ästiges Geweih. 3. Fam. Moschidae '). Kleine schlanke Wiederkäuer von Hasengrösse bis zur Grösse eines jungen Rehes, ohne Geweihe, mit hauerartig entwickelten oberen Eckzähnen des Männchens. Im Uebrigen steht das Gebiss dem der Cervinen nahe und besitzt oben lind unten 6 Backzähne; Thränengruben fehlen. Der Schwanz bleibt rudimentär. Placenta diffus (Tragulns) oder mit Cotyledonen (Moschus). Leben in den Tropen in felsigen bergigen Gegenden der alten Welt mit Ausnahme der Brunstzeit vereinzelt. Moschus L. Das Männchen besitzt zwischen Nabel und Ruthe an der Bauchhaut einen Drüsenbeutel, in welchem sich die stark riechende Moschussubstanz ansammelt. Metakarpalknochen der 2ten und 5ten Zehe fehlen, dagegen sind die entsprechenden Metatarsalknochen vorhanden. M. moschiferus L., Hochgebirge Mittelasiens, von Tibet bis Sibirien verbreitet. Tragulus Briss. Ohne Moschusbeutel. Metakarpalknochen der äussern Zehen vor- handen und gleich den entsprechenden Metatarsalknochen von bedeutender Länge. Netzmagen fehlt. Tr. javanicus Fall., Sundainseln. Tr. naim Raffl., Sumatra. Bei Hyacmoschus Gray bleiben die Metakarpalknochen der Mittelfinger getrennt. H. aquaticus Oglb., Westküste Afrikas. 4. Fam. Cervidae'''), hirschartige Wiederkäuer. Von schlankem Bau, mit Geweihen im männlichen Geschlecht und zwei Afterklauen. Thränengruben fast immer vorhanden. 1) Alph. M. Edwards, Recherches anatomiques, zoologiques et paleontologiques sur la famille des Chevrotains. Ann. scienc. nat. 5 Ser. toni. IL 1864. 2) Gray, Synopsis of the species of Deers. Proc. Zool. Soc. 1850. Pucheran, Monographie du genre cerf. Arch. du Museum Tom. VI. 1852. 1 Cervidae. 435 Klauendrüsen fehlen oft. Fast überall entwickelt sich eine Haarbürste an der Innenseite der Hinterlasse, die zur Unterscheidung von den Antilopen gute Dienste leistet. Häufig finden sich beim Männchen obere Eckzähne , die selbst eine bedeutende Grösse erlangen können. Backzähne: — . Von überaus verschiedener Grösse und Form und desshalb 6 auch von systematischer Bedeutung erscheint das Geweih, das mit Ausnahme des Renn- thiers auf das männliche Geschlecht beschränkt ist. Dasselbe ist ein solider Hautknochen» welcher auf einem Knochenzapfen der Stirn (Rosenstock) aufsitzt und sich von der kranzförmig verdickten Basis desselben (Rose) in regelmässig periodischem Wechsel ablöst, um abgeworfen und erneuert zu werden. Die Bildung des Geweihes beginnt schon im ersten Lebensjahre, indem sich zwei vom Fell überzogene Stirnzapfen als Aus- wüchse des Stirnbeines erheben und zu unregelmässigen oder kegelförmigen Höckern, Stangen oder Spiessen werden, welche gegen Ende des zweiten Jahres abgeworfen werden. Das im dritten Jahre sich neubildende Geweih ist abermals weiter vorgeschritten und durch den Besitz des sog. Augensprosses von gabiiger Form, die sog. Gabel, ausgezeichnet. Im vierten Jahre kommt gegen die Spitze hin ein neuer Ast hinzu, der Eichspross , so dass das Thier jetzt ein Dreigabler oder Sechsender geworden ist. Während bei vielen Arten die Geweihbildung auf dieser Entwicklungsstufe stehen bleibt, vergrössert und verändert sich das Geweih durch jährliche Zunahme der Endenzahl auch sehr bedeutend. Dieser periodischen Neugestaltung liegt eine mit dem Geschlechtsleben innig zu- sammenhängende Steigerung der Ernährung zu Grunde , die Vollendung des erneuerten Geweihes bezeichnet den nahen Eintritt der Brunst. Es löst sich der Zusammenhang der 'o Geweihbasis mit der obern Fläche des Rosenstocks gegen den Ausgang des Winters oder am Anfange des Frühjahrs, das schwere Geweih fällt ab, und es entsteht eine neue gefässreiche weiche Erhabenheit, welche fortwächst, zuerst die untern, dann die höhern Enden entfaltet, endlich erstarrt und die trockene Hautbekleidung durch Abreiben ver- liert. Die Hirsche leben grossentheils in Wäldern und sind flüchtige scheue Thiere, mit Ausnahme des für die Bewohner der Polarregiun unentbehrlichen Rennthieres nicht zu Hausthieren zähmbar. Sie nähren sich von Gras, Laub, Knospen und Trieben. Die Weibchen besitzen vier Zitzen, bringen indess meist nur ein Jvinges zur Welt. Nur Australien und Südafrika entbehren derselben. Fossile Arten treten zuerst in der mittlem Tertiärzeit auf. Cervulus Blainv. Rosenstock sehr lang, Geweih kurz, un verästelt, nur mit kurzen Basalsprossen. Kein Haarbüschel an den Hinterfüssen. C. miintjac Temm., Java, Sumatra. Cervus L. Geweih rundlich, mehrfach verästelt. Thränengruben vorhanden, ebenso Haarbürsten au den Hinterfüssen. C. capreolus L. , Reh, mit kurzem Gabelgeweih, fast ganz reducirter Thränengrube und kurzem Schwanz. Lebt familienweise meist zu 2 bis 4 Stück zusammen, die Brunstzeit fällt in den August, während das Ei erst drei Monate später sich zu entwickeln beginnt, über ganz Europa verbreitet, in den Pfahlbauten der Steinzeit überaus häufig. C. claphus L., Edelhirsch. Mit grossem vielendigen Geweih und Thränengruben. Lebt in Rudeln zusammen, über ganz Europa verbreitet. Im Diluvium und in den Fl'ahlbauten. C. canadensis Briss. C. cirginianus Gm., Nordamerika. Ostindische Arten sind: C. axis Erxl., G. porchnis Schieb., C. Ar istotelis Cuv. Süd- amerikanische Arten sind: C. campest) is Cuv. , Pampashirsch. C. paludosits Wagn., Sumpfhirsch etc. ^ Dama H. Sm. , Damhirsch. Die rundlichen Geweihstangen enden oben schaufei- förmig mit Randsprossen und tragen unten Augensprossen. D. vulgaris Broock. , sehr verschieden gefärbt , im südlichen Italien , Spanien , Afrika , schon im Diluvium als C. somonensis Desm. beschrieben. Megaceros hihernicus Ow. (euryceros), diluvialer Riesenhirsch. Alces H. Sm., Elenn. Schnauze breit, behaart, Geweihe ohne Augenspross, breit, schaufelförmig, langsprossig. A. pahnatus Klein. =; C. alces L., Elch, von 8 Fuss Länge 28* 436 Cavicornfa. und 6 Fnss Schulterhöhe, war früher in Deutschland (gegenwärtig noch in einem Forste bei Memelj und Frankreich verbreitet , gegenwärtig im nördlichen Europa , Eussland, Nordamerika, früher auch in den Pfahlbauten der Schweiz. Bangifer 0. Sm. (Tarnväii.t) , Rennthier. Kehle mit langer Mähne. In beiden Geschlechtern mit Geweihen , welche zahlreiche breit auslaufende Zacken tragen. Lebt von Gras und Flechten, wird 6 Fuss lang und 4 Fuss hoch, läuft schnell und ausdauernd, ist Zug-, Last- und Reitthier der Lappländer, deren Nahrung und Bekleidung es liefert. Existirte während der Diluvialzeit im mittleren und südlichen Europa. Auch in Nord- amerika als »Caribou« vorhanden. 5. Farn. Cavicornia, Hornthiere. Wiederkäuer von schwerfällig plumper oder von graciler Körperform, ohne Eckzähne mit — Backzähnen und Hörnern in beiden Ge- (> schlechtem. Nur in seltenen durch die Cultur begründeten Ausnahmen fehlen dieselben, ebenso selten verdoppeln sie sich auf die vierfache Zahl. Der Hornbildung liegen bleibende von geräumigen Höhlungen erfüllte Knochenfortsätze des Stirnbeins zu Grimde, welche von einem überaus verschieden gestalteten Hohlhorne, dem aus Hornsehichten zusammengesetzten Produkte der Epidermis, umwachsen sind. Afterklauen sind meist vor- handen. Die Grösse und Form der Hörner wechselt mannickfach und erscheint .systematisch nicht ohne Bedeutung. Es gibt ebensowohl gerade als einfach oder mehrfach gekrümmte, spiralig gedrehte, runde, glatte oder quergerunzelte und gedrehte Hörner. Alle leben gesellig und meist in Polygamie. Am reichsten an Arten sind die Hornthiere ver- treten in der alten Welt, vorzugsweise in Afrika, weniger reich in Asien. Zur Zähmung und Mästung geeignet sind sie bereits zur frühesten Zeit beginnender Cultur Hausthiere geworden. Auch in der Jüngern Tertiär - und Diluvial - Epoche waren die nämlichen Typen zum Theil in sehr nahe verwandten Arten vertreten. 1. Subf. Antilopinae. Von schlankem Körperbau, mit hohen dünnen Beinen, kurzem enganliegenden Haarkleid , zuweilen mit Thränengruben , so dass sie in ihrer Erscheinung Uebergangsformen zu den Hirschen und Pferden zu vertreten scheinen. Indessen gibt es auch gedrungene P'ormen, die den Stieren gleichen. Die Hörner sind rund, gerade gestreckt oder gekrümmt, nicht immer glatt, zuweilen auf das Männchen beschränkt. Leben theils in den Ebenen heisser Gegenden der alten Welt, theils auch auf den höchsten Gebirgen , besondei's in Afrika, nur 2 Arten gehören Amerika an. Diluviale und tertiäre Reste wurden in Asien und Europa, auch in den brasilianischen Knochenhöhlen gefunden. Saiga Gray. Nase hoch und blasig aufgetrieben. Hörner kurz und geringelt, leierförmig , beim Weibchen fehlend. S. saiga Wagn. , Saigaantilope , in den Steppen des östl. Europa und Asiens. Antilope Wagn. Nase zugespitzt. Hörner lang und leierförmig. Thränengruben fehlen oft. A. dorcas Licht., Gazelle, bewohnt heerdenweise die Ebenen Arabiens und das nördliche Afrika. A. (Antidorcas) euphore Forst., Springbock, im südl. Afrika. Tetraccrus quadricornis Blainv., Ostindien. Hippotragus Sundv. Hals mit Mähne. Hörner sehr lang und gebogen, in beiden Geschlechtern. Thränengruben fehlen. H. (Egoceros) equinus Geoffr., Blaubock, Süd- afrika. H. oryx Blainv. (Oryx capensis Sundv.). H. addax Wagn. , Afrika. Oreas canna Pall. {A. oreas Gray), Elennantilope, Capland. Strepsiceros H. Sm. Hörner nur im männlichen Geschlecht, spiral gedreht. S. Kuda Gray, Afrika u. z. a. G. Buhalis Licht. Die Hörner doppelt gebogen, in beiden Geschlechtern vorhanden. Körper sehr stark. Kleine Thränengruben. B. mauretanica Sundv. (A. hubalis Pall.), Kuhantilope. B. pygarga Sundv., Buntbock, Südafrika. Catoblepas Gray, Gnu. Hörner stark nach den Seiten gekrümmt, von der Statur des Pferdes mit Mähne und Pferdeschweif. A. gnii Zimme, lebt heerdenweise in den südafrikanischen Ebenen. Ovinae. Bovinae. 437 Bupicapra Bleinv. Die kleinen fast senkrecht stehenden Hörner mit hakig ge- bogener Spitze. Statur ziegenähnliuh. B. rupicapra Fall., Gemse, Pyrenäen und Alpen, auch Griechenland. Haplocerits americanua Blainv. Äntilocapra ainericana Ow., Gabel- gemse, soll die Hörner, die auf einem rosenstockähnlichen Zapfen sitzen, regelmässig wechseln. 2. Subf. Ovinae. Hörner mehr oder weniger zusammengedrückt, geringelt. After- klauen kurz. Backzähne ohne accessorisches Schmclzsäulchen. Meist nur 2 Zitzen. Geis L., Schaf. Von geringer Grösse und schlanker Gestalt, mit hohen dünnen Beinen, ganz behaarter Nase, mit spiralig gewundenen querwellig geringelten dreikantigen Hörnern, meist mit Thränengruben und Klauendrüsen, mit 2 Zitzen am Bauche. Bewohnen heerdenweise von einem altern Widder geführt gebirgige felsige Gegenden der nördlichen Halbkugel bis hoch an die Grenzen des ewigen Schnees. 0. aries L. , das zahme Schaf, in zahlreichen Rassen (deutsches Schaf, Haideschnucke, Merino, Zackelschaf, Fettschwanz- schaf) über die ganze Erde verbreitet (Eine Rasse schon im Steinalter gezähmt). Die Frage über die Zurückführung auf wilde Stammarten ist nicht entschieden. Mehrfach hat man den in Corsika und Sardinien einheimischen Moujlan, 0. mii^imon Schreb. und den im nördlichen und mittleren Asien lebenden Argali, 0. argali Fall, als solche angesehen 0. nahoor Hodgs. (ohne Thränengruben), Nepal. Ammotragiis tragelaplius üesm,, Algier. Capra L., Ziege. Meist mit behaartem Kinn und geradem Nasenrücken, stets mit seitlich comprimirten, querhöckrigen und halbmondförmig nach hinten gekrümmten Hörnern , meist ohne Thränengruben und Klauendrüsen. Als Gebirgsbewohner der alten Welt klettern sie vortrefflich. G. ibex L. , Steinbock der Alpen, findet sich nur auf Hochgebirgen an den Grenzen des ewigen Schnees, gegenwärtig fast ausgerottet bis auf den Monte Rosa. Es gibt indessen noch einen spanischen, pyrenäischen, caucasischen^ sibirischen Steinbock. G. hircus L., Hausziege, in zahlreichen Arten überall verbreitet. Besonders geschätzt ist die Kaschmir - und Angoraziege , wegen ihres seidenen Woll- haares. Die Abstammung der Hausziege lässt sich nicht mit Sicherheit nachweisen, man hat die G. Falconeri A. Wagn. aus Ostindien und die Bezoarziege, G. aegagrus L. aus dem Kaukasus und Persien als Stanmrart angesehen. Die letztere gleicht dem Alpensteinbock, kennzeichnet sich aber sofort durch die comprimirten vorn gekielten Hörner. 3. Subf. Bovinae. Thiere von grosser schwerfälliger Statur, mit rundlichen oder comprimirten nach aussen gebogenen resp. gewundenen Hörnern, breiter meist nackter Schnauze, kurzem Halse mit hängendem Fleischwamme und langem meist in einer Quaste endenden Schwanz, ohne Thränengruben und Klauendrüsen, mit Afterklauen. Backzähne mit accessorischen Schmelzsäulchen. Das Weibchen besitzt zwar vier stark entwickelte Zitzen, wirft aber in der Regel nur ein Junges Australien und Südamerika hat keine Vertreter. Ovihos Blainv. Stirn flach. Schnauzenspitze behaart bis auf eine kleine Stelle zwischen den Nasenlöchern. Hörner mit der breiten Basis zusammenstehend, abwärts gekrümmt, mit aufgerichteter Spitze. Haut mit langem Haarkleid, in welchem der Schwanz versteckt bleibt. 0. moschatus Blainv., Bisam m den als Tundra bekannten Morästen Sibiriens und Grönlands. 0. (Boutherium Leidy) priscua Rutm. Bison Sundv. (Bonanus A. Wagn.). Schnauze in ganzer Breite nackt. Die gewölbte Stirn breiter als lang. Hörner von der Stirnscheitelbeinleiste entspringend. Kinn bebartet. Haarkleid weich, wollig. Stirn, Kopf und Hals mit langer Mähne. B. euiopacus Ow. , Wisent (mit Unrecht Auerochs genannt). Früher im mittleren Europa weit verbreitet, gegenwärtig auf einen Fichtenwald beim Flecken Atzikhov im Bezirk Zelentscheik im Kaukasus und auf den Wald von Bialuwicza beschränkt, hier von der russischen Regierung als Wild gehegt. Nahe verwandt ist B. americanua Gm., der amerikanische Bison, mit längern Haaren, kürzern Beinen und Schwanz. Beide stammen wahrscheinlich von dem diluvialen B. priscua Boj. ab. o 438 7. Ordnung: Proboscidea. Bubalus A. Wagn. Schnauze in ganzer Breite nackt. Stirn kurz gewölbt. Hörner den Seitenecken der Stirnscbeitelbeinleiste aufgesetzt, an der Basis compriuiirt, nach rückwärts gebogen mit nach vorn gerichteter Spitze. Haarkleid grob, aber spärlich. JB. buffelus L. , Büffel , Indien. Von hier aus allmählig über das nördliche Afrika und Südeuropa ausgebreitet, wo er auch als Hausthier gezüchtet wird. Eine stark gehörnte Varietät ist der Ami. B. (Hemihos Falc.) triquetricornis Falc. Pliocen der Sivalikhügel, ist möglicherweise die Stammform der Büffel. Nahe verwandt ist B. (Probuhahts Rütm.) depressicornis Turn., Anoa, von Celebes. B. caffer L. Mit stark verbreiterter Basis der Höx"ner. Von Abyssinien bis in das Innere Afrikas. Poephagus A. Wagn. Schnauze in ganzer Breite nackt. Stirn kurz mit hoch entspringenden Hörnern. Haarkleid vliessartig herabhängen. Schwanz lang behaart nach Art eines Rossschweifes. B. grunniens L. , Yak, Tibet, Mongolei, als Hausthier domesticirt. Bos L. (s. Str.). Die Schnauze in ganzer Breite nackt. Die Stirn flach und lang. Hörner an der Basis nur wenig verdickt, vor der nach hinten stark abfallenden Scheitel- fläche zu den Seiten der kammartig vorspringenden Stirnscheitelleiste aufgesetzt. B. etruscus, fossil im Pliocen, Italien, ist die präsumptive Stammform der Rinder. B. sondaicus Müll. Schi., Banting. B. gauriis H. Sm. , Gaur, von dem Gayal specifisch nicht verschieden, Ostindien. B. indicus L., Zebu. Mit einem oder zwei Fetthöckern auf dem Rücken, in Asien und Afrika als Hausthier weit verbreitet, mit zahlreichen Rassen. B. nomadicns, Pliocen, Asien. B. primigenius Boj , Urochs. Diluvial, aber auch in historischen Zeiten in Europa verbreitet, noch zu Caesars Zeiten in Deutschland lebend und im Nibelungen -Liede als »Ur« bezeichnet (im Chillighmn -F-Aik halbwild noch erhalten). Cuvier betrachtete denselben als Stammform des Hausrindes, B.taurus L., und in der That kann kein Zweifel sein , dass das Holsteiner oder Friesländer Rind auf B. primigenius zu beziehen sind. Neuerdings aber hat Rütimeyer nachgewiesen, das noch eine zweite, schon im Diluvium existirende Art B. brachycerus Ow. (kurzhörniges Vieh von Schottland, Torfkuh des Steinalters der Schweizer Pfahlbauten, Braunvieh der Schweiz), als Stammart des domesticirten Rindes anzusehen ist. 2. Deciduata. 7. Ordnung: Proboscidea. Vielhuf er von sehr bedeutender Körpergrössc , mit langem als Greif- organ fungirenden Rüssel, zasammengesetsten Backzähnen und Stosszähnen im Zwischenhiefer. Wegen des dicken Integumenls früher zu den Pachydermen ge.stellt, zeigen die Eleplianten so zahlreiche Eigenthümlichkeiten den Unpaarzehern gegenüber, dass sie als be.sondere Ordnung gelrennt zu werden verdienen. Die dicke Haut erscheint durch zahh'eiche sich kreuzende Falten gefeldert und nur spärlich mit einzelnen Haaren besetzt, die sich an dem Schwänze zu einem Haarbüschel häufen. Der Kopf ist kurz und hoch, durch Höhlen in den Stirn- und Parietalknochen aufgetrieben. Das Hinlerhaupt fällt steil, fast senkrecht ab. Besonders mächtig sind die senkrecht gcstelllen Zwischenkiefer mit ihren grossen Stosszähnen entwickelt. Die Augen sind auffallend klein, die Ohren dagegen gross und an ihrem hintern und untern Theile herabhängend. Die Allgemeiner Körperbau. 439 walzenförmigen Extremitäten, welche massiven Säulen vergleichbar, den kurzen dicken Rumpf tragen , enden mit 5 bis auf die kleinen rundlichen Hufe ver- bundenen Zehen. Von grosser Bedeutung für das Leben des Elephanten erscheint der lange bewegliche Rüssel mit dem feinfühlenden fingerförmigen Fortsatz an seinem äussersten Ende. Bei der Kürze des Halses ist er dem Thiere als Tast- und Greiforgan unentbehrlich, besonders um mit dem Kopfe auf dem Boden zu reichen und Wasser und Nahrung aufzunehmen. Daneben aber dient er ebenso wie die beiden Stosszähne als kräftige Waffe zur Vertheidigung. Diese Stosszähne, welche wurzellos und mit weiter Höhle versehen bis zu einem Gewicht von 200 Pfund fortwachsen und das Elfenbein liefern , entsprechen den beiden Vorderzähnen des Zvvischenkiefers. Eckzähne und untere Vorderzähne fehlen bei den echten Elephanten, bei den Mastodonten aber treten auch im Unterkiefer 2 Schneidezähne auf, welche im weiblichen Geschlecht früh ausfallen , beim Männchen dagegen als Stosszähne persistiren. Eckzähne fehlen. Backzähne finden sich je nach dem verschiedenen Alter entweder nur einer oder zwei , bisweilen auch drei in jedem Kiefer und sind aus zahlreichen parallel hintereinander gestellten Schmelzplatten zusammen- gesetzt. Bei der Gattung Elephas sind diese Platten durch Gement verbunden und zeigen auf der Kaufläche quere rhombische von Schmelzsubstanz umfasste Felder. Bei den Mastodonten fehlt das Cement, und erheben sich auf der Querfläche zitzenförmige Höcker. Nach Owen treten 3 Prämolaren und 3 Molaren auf, von denen der letzte Prämolar durch einen vertical hinter ihm hervorwachsenden ersetzt wird. Niemals aber sind mehr als drei, gewöhnlich sogar nur 2 Backzähne gleichzeitig da, indem die hintern an Grösse und Zahl der Lamellen wachsenden Zähne hervortreten , wenn die vordem ausgefallen sind. Anfangs hat jede Kieferhälfte einen Backzahn, hinter dem sich bald ein zweiter entwickelt, später fällt der vordere abgenutzte aus, nachdem ein neuer Zahn hinter dem zweiten entstanden ist. Auf diese Art soll der (indische) Elephant 6 bis 8 mal seine Backzähne wechseln. Während dieses Wechsels der von hinten nach vorn sich vorschiebenden Zähne, welche die voraus- gehenden abgenutzten verdrängen, findet auch in dem Kieferknochen eine beständige Resorption und Neubildung statt. Am Darmkanal erreicht der Blinddarm eine bedeutende Grösse. Der Magen bleibt einfach. Eine Gallenblase fehlt. Besonders entwickelt ist das an Windungen überreiche grosse Gehirn. Die Hoden bleiben im Unterleib liegen. Die Weibchen haben einen zwei- hörnigen Uterus und zwei brustständige Zitzen, diePlacenta umgibt gürtelförmig das Ei. Die Thiere leben in Heerden zusanmien und bewohnen feuchte schattige Gegenden im heissen Afrika und Indien. Die hohen geistigen Fähigkeiten machen den Elephanten zu einem zähmbaren äusserst nützlichen Thiere , das schon im Alterthum zum Lasttragen, auf der Jagd und im Kriege verwendet wurde. Gegenwärtig existiren nur zwei Arten, der grössere E. indicus, mit kleinern Ohren und Stosszähnen, höherm Kopf, in den Wäldern Vorder- und Hinterindiens und E.africanus, mit schief abfallender Stirn, weit grössern unbeweglichen Ohren , mit rautenförmigen Schmelzleisten auf der Kaufläche der Backenzähne, über ganz Mittelafrika verbreitet. In der Vor weit aber lebten 440 Elephantidae. 8. Ordnung; Rodcntia, Nagethiere. noch grössere Formen, das riesige mit dickem Pelz bekleidete Mammuth des Diluviums, E. primigenius , im Eise Sibiriens mit Haut und Haaren gefunden. Die massenhaft angehäuften Stosszähne dieser Thiere liefern das sibirische Elfenbein, hi Europa , Indien und Amerika lebton ziemlich gleichzeitig die Mastoduntoi, ausgezeichnet durch die zitzenförmigen Höcker der Backzähne. Farn. Elephantidae. Elephas L. 2 Stosszähne in den Zwischenkiefern. Backzähne mit zahh-eichen queren Schmelzleisten, die sich zu rautenförmigen durch Cement verbundenen Feldern abschleifen. E. indicus Cav. Querfelder der Backzähne schmal bandförmig, mit fast parallelen fein gefalteten Rändern; Kopf sehr hoch mit concaver Stirn und relativ kleinen Ohren. Erreicht eine Höhe von 10 bis 12 Fuss. Indien und Ceylon. Der Elephant von Sumatra soll nach Temmink einer besondern Art angehören. (E. smna- tramis). E. iJrhnigeniits Blumb , Mammuth, Diluvial. E. (Loxodon) africanus Blumb. Querfelder der Backzähne rautenförmig, minder zahlreich. Schädel minder hoch. Ohren sehr gross. Mittel- und Südafrika. E. i)riscus Goldf., Diluvial, Mitteleuropa. Mastodon Cuv. Auch 2 untere Schneidezähne sind in der Anlage vorhanden, von denen sich der eine (meist rechte) des Männchens als gerader Stosszahn ausbildet. Backzähne mit 3 bis 6 Querreihen zitzenförmiger Höcker, zwischen denen kein Cement auftritt. M. gigantenm Cuv. , Ohiothier. Diluvial in Nordamerika. 31. angustidens Cuv., Miocen in Europa u. a. A. Dem Schädel nach ist mit den Probosciden nahe verwandt ( und desshalb zu denselben gestellt) die miocene Gattung Dinotherium Kp., deren Extremitäten bisher nicht gefunden wurden. Daher ist die Ansicht, welche diese Gattung den Sirenen zuweist, nicht direct widerlegbar. Am Gebiss fehlen Schneidezähne im Zwischenkiefer, während 2 grosse nach unten gekrümmte Stosszäline am Unterkiefer sitzen. Backzähne 5 — mit 2 bis 3 Reihen von Querhöckern. 1). gigantenm Kp., Eppelsheim. 5 Hier reihen sich an: Lamnungia Klippschiefer. Meist als Ordnung gesondert und den Elephanten angereiht. Kleine, dem Aguti ähnliche Thiere, welche .in ihren Zahnbau zwischen Nagern und Dickhäutern stehen, in der Bildung der Füsse mit den Tapiren Aehnlichkeit haben und desshalb auch vielfach zu den Dickhäutern gestellt sind. Der Körper ist dicht behaart, die Vorderfüsse sind vierzehig, die hintern dreizehig, mit ebensoviel kleinen Hufen versehen. Hyrax. —, — ^ —^ Klippschiefer, in gebirgigen Gegenden, am Cap, in Abyssinien und Syrien. H. capensis Schreb. , Daman , schmackhaft. H. sgriacus Schreb. , vielleicht der Saphan des alten Testaments. 8. Ordnung: Roden tiaM = Grlires, Nagethiere. 1(2) Mit frcihewcylicken bcJcralUcn Zehen und Nayethieri/ebias (inil — r- meisselförmujen Schtieldezähnen , ohne Eekzühnc, mit qiier-achnichfaltif/cn BacTizähneii). Die Nager bilden eine sehr Arten - reiche Ordnung kleiner meist rasch beweglicher Säugethiere, welche am Zahnbau und an der Bildung des Gebisses 1. Vergl, Pallas, Novae species quadrupedum e glirium ordine. Erlangen 1778. Gebiss. Lebensweise. 441 leicht erkannt werden, obwohl sie Uebergangsformen zu den Insektenfressern und selbst Hufthieren (Uyrax) einschliessen. Auch unter den Beutelthieren (Phascoloniys) ist ja das Nagethiergebiss in fast vollkommen ausgeprägter Form vertreten. In ihrer äussern Erscheinung bieten sie nach der besondern Form der Bewegung und Lebensweise autfallende Verschiedenheiten. Die meisten erreichen eine nur geringe Grösse, sind mit einem weichen und dichten Haarkleid bedeckt und laufen sehr rasch auf dem Erdboden , während sie sich in eigens gegrabenen Schlupfwinkeln, Erdlöchern etc. verbergen: andere klettern ge- schickt oder springen vortrefflich mittelst ihrer beträchtlich verlängerten Hinter- Gliedmassen ; andere endlich leben in der Nähe des Wassers und sind treffliche Schwimmer. Die vordem Füsse werden oft als unvollkommene Hände zum Halten der Nahrung benutzt und können dann einen Daumenstummel mit Plattnagel besitzen. Den complicirten Bewegungsformen entspricht die Ge- staltung der Extremitäten , das Vorhandensein von Schlüsselbeinen für die Vorderglicdmassen und die kräftige Ausbildung der mehr oder minder verlän- gerten hintern Extremität. Sie sind Sohlenläufer mit frei beweglichen Zehen, die meisten mit Krallen , nur wenige mit Kuppnägeln oder gar hufähnlichen Nägeln bewaffnet. Alle nähren sich von vegetabilischen meist harten Stoffen, insbesondere Stengeln , Wurzeln , Körnern und Früchten und nur wenige omnivor. Das Gebiss, vorzüglich zum Nagen und Abmeisseln befähigt, besitzt zwei grosse meisselförmige etwas gekrümmte Schneidezähne, die nur an ihrer Vorderfläche mit Schmelz überzogen sind. Die hintere Fläche derselben nutzt sich daher durch den Gebrauch rasch ab, um so mehr, als die Einrichtung des schmalen seitlich comprimirten Kiefergelenkes während des Kaugeschäftes die Verschiebung des Unterkiefers von hinten nach vorn nothwendig macht. In dem Masse der Abnutzung schiebt sich der in beständigem Wachsen be- griffene Zahn vor. Die Zahl der von den Schneidezähnen durch eine weite 2 6... Lücke getrennten Backzähne variirt zwischen -^ bis -^ , meist besitzen sie quergcriciitete Schmelzfalten und nur im Falle der Omnivoren Lebensweise eine höckrige Oberfläche. Treten sie in Wirksamkeit , so zieht das Thier den Unterkiefer so weit zurück , dass die Reibung der Schneidezähne vermieden wird, schiebt aber beim Kauen der Lage der Querleisten entsprechend den Unterkiefer in der Longitudinalrichtung vor. Bei der grossen Breite der Kaumuskeln, von denen vornehmlich die Masseteren die Kieferver- schiebungen reguliren, erscheint die Mundöffnung ausserordentlich klein, und zur Vergrösserung derselben häufig die Oberlippe geschlitzt. Die Fähigkeiten der Nager sind im Allgemeinen gemäss der geringen Grösse und einfachen Oberfläche des Gehirns nur wenig euAvickelt, indessen äussern einige Formen Kunsttriebe, indem sie Nester bauen, complicirte Höhlungen und Wohnungen graben und Wintervorräthe anhäufen. Solche Nager besitzen meist Backen- taschen. Einige verfallen zur kalten Jahreszeit in einen tiefen Winterschlaf, andere G. R. Wat erhouse , A natural liistory of the Mammalia. Vol. II. Rodentia. London 1838. T. Ryiner Jones, Rodentia 18ö2. Todd Cyclopaedia etc. IV. Vergl. die Arbeiten von Wagner, Brandt, Peters, Gervais, Baird u, a. 442 1. Fam. Leporidae. unternehmen in grossen Schaaren Wanderungen. Als kleine wehrlose Thiere sind die Nager mannichfachen Gefahren, vornehmlich den Angriffen der Raubthiere ausgesetzt, gegen welche sie sich kaum anders als durch die Schnelligkeit der Bewegungen, sowie durch ihre Schlupfwinkel und Verslecke vertheidigen können, sie bedürfen daher des besondern Schutzes einer grossen Fruchtbarkeit. Sie gebären zahlreiche Junge, einige in 4 bis 6 Würfen des Jahres und besitzen demgemäss eine grosse Zahl von Bauch- und Brustzitzen. Der Uterus ist meist vollständig getheilt und ernährt die Embryonen mittelst eines scheibenförmigen Fruchtkuchens. Die Hoden schwellen zur Brunstzeit unver- hältnissmässig an. Die Nager sind über die ganze Erde ausgebreitet , die meisten in Nordamerika zu Hause , einige Arten folgen als Kosmopoliten dem Menschen überall in die Welttheile. hi Australien sind nur wenige Arten der Gattungen Hapalotis, Hydromys, Mus, Pseudomys einheimisch. Fossil traten sie zuerst in den älteren Tertiärformationen auf, erreichten auch eine viel bedeutendere Grösse als in der Gegenwart. 1. Fam. Leporidae, Hasen. Scheue, schnelle Läufer mit dichter Behaarung, langen Ohren, kräftigen Hintergliedmassen und kurzem Schwanz. Gebiss -j jr- ^ Im Zwischenkiefer stehen zwei hintere accessorische Schneidezähne, durch deren Besitz sie (DupUcidentata) sich von allen übrigen Nagern unterscheiden. Die meist in 5 facher Zahl vorhandenen Backzähne stehen im Unterkiefer innerhalb der Zahnreihen des Ober- kiefers, so dass beim Kauen wie bei den Wiederkäuern zugleich eine Seitenverschiebung des Unterkiefers nothwendig wird. Infraorbitalloch klein, Vorderfläche des Oberkiefers von einem oder zahlreichen Löchern durchsetzt. Eigenthümlich ist die schwache Ent- wickhmg der Gesichtsknochen, insbesondere die unvollständige Ausbildung des knöchernen Gaumens. Das Schlüsselbein bleibt meist verkümmert, die kurzen Voidergliedmassen enden mit fünf, die weit längern Hinterbeine mit vier selbst an den Fusssohlen be- haarten Zehen. Lepus L. Mit langen Ohren, kurzem aufgerichteten Schwanz, rudimentärem 6 Schlüsselbein und langen Hintergliedmassen. Backzähne r- Dorsolumbalwirbel 12 -|- 7. jL. timidus, Hase, über ganz Europa mit Ausnahme von Norwegen und Schweden ver- breitet , scharrt sich zum Ruheplatz eine flache Grube , im Winter an der Sonnenseite, im Sommer nach der kühlern Seite gekehrt, und geht erst gegen Abend auf Nahrungs- erwerb aus. Er läuft wegen der langen Hinterbeine vortrefflich bergauf, wirft 3- bis 4 mal im Jahre in einem mit Gras und Haaren ausgepolsterten Nest. Sehr nahe dem Hasen steht Lepus diluvianus Cuv. aus den Knochenhöhlen Belgiens. L. variabilis Fall., Alpenhase, im nördlichen Europa und Russland, sowie in den höhern Gebirgen bis zur Schneegrenze, wird im Winter schneeweiss. L. cuniculus L. , Kaninchen, mit kürzern Ohren und kürzern Hinterbeinen, hat sich von Spanien aus allmählig über Europa verbreitet und lebt in selbstgegrabenen unterirdischen Gängen und in Felsspalten. Zwischen Hase und Kaninchen wird eine fruchtbare Bastardgeneration gezüchtet. Unter den Spielarten ist besonders der Seidenhase von Angora ausgezeichnet Wirft 4mal (gezähmt aber wohl 8m al) im Jahre eine grössere Zahl blinder und nackter Jungen, während die des Hasen sehend und behaart zur Welt kommen u. z. a. A. 5 Lagomys F. Cuv. , Pfeifhase. Backzähne -^. Schwanzlos , mit kurzen Ohren. Hinterbeine wenig länger als Vorderbeine. Schlüsselbeine vollständig. Bewohnen die kältern Gebirgsebenen vornehmlich im nordwestlichen Asien und leben in selbstgegra- Subungulata. Aculeata. Octodontidae. 443 benen Höhlen. Lassen einen durchdringenden Pfiff vernehmen und sammeln Winter- vorräthe, indem sie Gräser und Kräuter in der Nähe des Baues anhäufen. L. alpinus F. Cuv. , Alpenpfeif hase , von kaum Fuss Länge, in Sibirien. L. princeps Richards., Norden des Felsengebirges. 2 Farn. Subungulata, Halbhufer. Nagethiere von mehr oder minder i^lumper aber sehr verschiedener Gestalt , mit grober straffer Haarbekleidung und dicken und stumpfen hufähnlichen Nägeln. In der Regel erlangen die häutigen Ohrmuscheln eine bedeutende Grösse, während der Schvsranzstummel kurz bleibt oder ganz fehlt. Die Füsse besitzen nackte Sohlen und enden vorn mit vier, hinten meist mit drei Zehen. . 4 Die — Backzähne sind theils schmelzfaltig, tlieils zusammengesetzt. Fast alle Halbhufer haben eine grunzende Stimme und graben sich Höhlungen und Gänge. Die zahlreichen mannigfach gestalteten Gattungen gehören dem südlichen Amerika an. Caria KL, Meerschweinchen. Klein, mit niedrigen Beinen, vier vordem und drei hintern Zehen. Dorsolumbalwirbel 13 4-6. C. aperea L. , Aperea, in Brasilien und Paraguay nach Art des wilden Kaninchens lebend. C. cobaya Schreb. , das zahme Meerschweinchen, in der wilden Stammform unbekannt, stammt ohne Zweifel auch aus Südamerika. Die Ansicht, dass die erstere Form die Stammart sei, hat wenig Wahr- scheinlichkeit , da die Paarung nicht gelingt , auch keine Abänderungen der gezähmten Apereas zu erzielen sind. C. nipestris Pr. Nwd., Brasilien. Coelogenys F. Cuv. Jochbogen sehr hoch. Oberkiefer mit Höhle zum Eintritt der Backentaschen. C.paca L., von ansehnlicher Grösse, hochbeinig, mit einer Backen- tasche und einer äussern Hautfalte an den Wangen, vorn 4 zehig, hinten 5 zehig, mit schmelzfaltigen Backzähnen, in Brasilien, schwimmt gut. Fossil in den amerikanischen Knochenhöhlen. Dasi/2)rocta 111. Hasenähnlich , aber hochbeinig und nur mit drei Zehen an den Hinterfüssen. Lebt paarweise in ebenen oder buschigen Gegenden Südamerikas. D. aguti L., Goldhase, zähmbar. Hi/(lrochoerufi Briss. Obere Schneidezähne gefurcht. Zwischen den 4 Zehen der Hinterftisse halbe Schwimmhäute. H. capyhara Ersl., das grösste aller lebenden Nage- thiere von 4 Fuss Länge. 3. Fam. Aculeata = Hystricidae, Stachelschweine. Plumpe gedrungene Nager von ansehnlicher Grösse , mit kurzer stumpfer Schnauze und Stacheln auf der Rücken- seite des Körpers. Die Beine bleiben kurz und enden mit 4 oder 5 stark bekrallten Zehen. Die Schneidezähne sind an ihrer Vorderseite meist gefärbt. Die schmelzfaltigen Backzähne treten jederseits in 4facher Zahl auf. Alle sind nächtliche Thiere und bewohnen vereinzelt wärmere Gegenden der alten und neuen Welt. Die ersteren graben sich Löcher , die letztern halten sich als treffliche Kletterer auf Bäumen auf und besitzen meist einen langen Greifschwanz. Ihre Stimme besteht in grunzenden Lauten. 1. Subf. CereoJahinae , Kletterstachler. Cercoläbes preliemilis L. , der Kuandu, in Wäldern Brasiliens und Guianas, l^} Fuss lang (ohne den ebensolangen Schwanz). Ere- tliizon dorsatus L. , mit kurzem nicht als Greiforgan verwendbaren Schwanz, in den Waldungen Nordamerikas. Chaetotnys subs2nnosus Licht., Borstenstachelschwein. 2. Subf. Hystricinae. Hystrix L. Hinterrücken mit langen Stacheln. Schwanz kurz, nicht zum Greifen verwendbar. Dorsolumbalwirbel 14 + 5. H. cristata L. Mit langen Borstenmähnen am Nacken und langen schwarzweiss geringelten Stacheln von der Schultergegend an besonders am Rücken, grösser als der Dachs, in Nordafrika, Italien und Spanien. Das Javanische Stachelschwein, Acanthion javanieum F. Cuv. und der Quastenstachler Athenira fascicidata Shaw., Siam. 4. Fam. Octodontidae = Muriformes, Trugratten oder Schrotmäuse. Gleichen in ihrer gesammten Körpergestalt und auch durch den Besitz eines langen ringelartig 444 LagostomiUae. Dipodidae. beschuppten Schwanzes den Ratten, weichen aber in ihrer innern Organisation wesentlich ab. Die Bekleidung wechselt zwischen einem weichen feinen Pelz und einem stratfeu borstigen Haarkleid, in dem selbst platte lanzetförmige Stacheln auftreten können. Die Extremitäten sind 4 zehig, selten 5zehig; 4, selten 3 schmelzfaltige meist wurzellose Backzähne finden sich in jedem Kiefer. Einige loben gemeinschaftlich in selbst gegrabenen unterirdischen Wohnungen, sammeln sich Vorräthe ein und werfen auch theilweise wie die Maulwürfe Erdhaufen auf, andere klettern, manche schwimmen und tauchen vortrefflich. Sie gehören vorzugsweise Südamerika an. Octodon Benn. Die 4 Backzähne jederseits mit einfacher Einbiegung. 0. Cumingü Bonn., Strauchratte, in Chili, gleicht in der Lebensweise mehr den Eichhörnchen. Ctenomyf> maijellamcus Benn. , Kammratte , durchwühlt nach Maulwurfsart grosse Flächen des Erdbodens. Scliizodon fuscus Waterh., Anden u. a. G. Capromys Desm. Die obern Backzähne aussen mit einer, innen mit 2 tiefen Schmelzfalten. C. jjrehennilisVoeiip., Ferkelratte, gegenwärtig auf Cuba beschränkt, essbar. Myopotanma coypus Geoffr. , Coypu oder Schweif biber, dem Biber ähnlich, aber mit rundem Rattenschwanz, baut kunstlos an Flussufern, des Felles halber gejagt. Von Brasilien bis Patagonien verbreitet. Dorsolumbalwirbel 13 + 6. Loncheres 111., Petromys Smith., Cercomys F. Cuv. u. a. G. 5. Farn. Lagostomidae , Hasenmäuse =^ Chinchillen. Der Erscheinung nach Vei'bindungsglieder zwischen Hasen und Mäusen, besitzen sie lange Ohren, einen langen buschigen Schwanz und einen überaus weichen kostbaren Pelz. Schlüsselbein vorhanden, mittellang. Dem Gebisse nach stehen sie den Hasen nahe, indem die wurzellosen Backzähne aus zwei oder drei queren Platten zusammengesetzt sind, auch haben sie ebenso wie die Hasen kräftig verlängerte Hinterfüsse. Leben gesellig in Südamerika, grossentheils in felsigen Gebirgsgegenden der Cordi Heren. Eriomys Licht, rr= Chinchilla Bechst. Ohren gross, abgerundet, Backzähne aus 3 schmalen Schmelzleisten gebildet, mit 5 zehigen Vorder- und 4 zehigen Hinterfüssen, von Fuss-Länge ohne den Schwanz. E. laniyera Benn., in Chili. Lagklimn Meyen [Lngotis) L. Cmneri Wagn., Hasenmaus, mit bedeutend längern Ohren und körperlangem buschig behaarten Schwanz, mit 4 zehigen Vorderfüssen , von Kaninchengrösse. Anden von Chile. Lagostomus Brookes. Backzähne mit 2, nur der oberste letzte mit 3 Lamellen. L. trichodactylus Brookes, Viskatscha oder Paoipashase, gräbt einen unterirdischen Bau und lebt in den ausgedehnten dürren EVjenen Südamerikas. 6. Farn. Dipodidae, Springmäusse. Mit überaus schwachem Vorderkörper und ver- kümmerten Vorderextremitäten, mit sehr langen, zum Sprunge dienenden Hinterbeinen und mächtigem meist bequasteten Springschwanz. Die Haltung des von den hintern Extremitäten getragenen Körpers erinnert an die des Vogelleibes, ebenso die Ver- schmelzung der Mittelfussknochen zu einem gemeinsamen Röhrenknochen an die Bildung des Vogellaufs (Tarsus). Die 5 zehigen Vorderfüsse werden zum Graben und zur Ein- führung der Nahrung gebraucht. Der Kopf ist dick, mit sehr langen Ohren und Schnurrborsten ausgestattet, die Zahl der schmelzfaltigen Backzähne schwankt zwischen 3 und 4. Wangengegend des Oberkiefers von kleinen Oett'nungen durchbohrt. Sie sind Steppenbewohner der alten und neuen Welt, halten sich am Tage in selbstgegrabenen unterirdischen Gängen auf und gehen meist nach Sonnenuntergang auf Nahrung aus. Sie springen in gewaltigen Sätzen mit grosser Schnelligkeit und scheinen pfeilschnell im Bogen die Luft zu durchschiessen. 4 Jaculua Brdt. Gebiss -7,-. Daumen der Vorderfüsse rudimentär. Hinterfüsse o 5 zehig mit getrennten Metatarsalknochen. /. lahradurius Wagn., Hüpfmaus, ungefähr von der Grösse der Waldmaus, i Muriciae. 445 Dipns Schreb. Obere Schneidezähne mit mittlerer Längsfurche. Backzähne 4(8) — j— . Daunion rudimentär. Die 0 mittlem Metatarsalknochen verwachsen. D. halticus o 111. 1). acriyptius Hempr. Ehrnb. , Wiistenspringmaus, Arabien. D. ftagifta Schreb., Aralsee. Flatyccrcomys plati/urus Licht., Gentralasien. 4 Pedctes 1\\. Backzähne ~^. Vorderfüsse 5 zehig, mit langen Krallen, Hinterfüsse 4 zehig mit platten Sseitigen Nägeln. P. caffer 111., Springhase, von der Grösse un.seres Hasen, dem Känguruh am ähnlichsten. Südafrika. 7. Fam. Muridae, Mäuse. Langgestreckte schlanke Nager mit spitzer Schnauze, grossen Augen und Ohren und langem , bald behaartem , bald schuppig geringeltem Schwänze. Schlüsselbeine wohl entwickelt. Die zierlichen Füsse enden mit 5 zehigen Pfoten. Im üebrigen bietet die Körpergestalt zahlreiche Modificationen , theils zu den Wühlmäusen, theils zu den Eichhörnchen und dem Biber hinführend. Auch der Zahnbau variirt. Meist stehen drei schmelzfaltige , querhöckrige , stets mit Wurzeln versehene Backzähne in jcidem Kiefer, zuweilen aber reducirt sich ihre Zahl auf 2 oder steigert sich im Oberkiei'er auf 4. Sie leben in Verstecken, zum Theil in selbstgegrabenen unter- irdischen Gängen, sind über die ganze Erde verbreitet, einige klettern oder schwimmen. Die Nahrung beschränkt sich keineswegs auf Pflanzenstoft'e , indem viele auch Insecten lind Fleisch nicht verschmähen. Treten schon in der Tertiärformation auf. Cricetiis Fall. — Backzähne. Mit Innern Backentaschen und kurzem behaarten ö Schwänze. Oberlippe gespalten. Obere Schneidezähne furchenlos. Backzähne mit 2 Höckern in jeder Querreihe. Vorderfuss mit Daumenstummel. Dorsolumbalwirbel 134-6. C. frumentarius Fall., Hamster. Baut unterirdische Gänge und Kammern, in denen er Wintervorräthe anhäuft, hält einen kurzen Winterschlaf und wird Getreidefeldern sehr schädlich. In Mitteleuropa bis Sibirien. Auch fossile Cricetusschädel sind im Tuft'kalk von Weimar gefunden. Saccostomys lapidarius Pet. , Mozambique. Dendroviys Smith., Baummaus. J). mesomelas Licht. Mus L. Backzähne ^. Ohne Backentaschen. Die "Schneidezähne sind vorn glatt. Die obern Backzähne besitzen 3 Höcker in jeder Querreihe. Schwanz sehr lang, schuppig geringelt. Dorsolumbalwirbel 13 4-6. M. rattus L. , Hausratte, erst im Mittelalter bei uns eingewandert, gegenwärtig von der Wanderratte verdrängt, aber in Amerika einge- bürgert. Junge Ratten verwachsen zuweilen mit den Schwänzen und bilden den sog. Rattenkönig. M. decumanus Pall. , Wanderratte, Schiffsratte, von bräunlich grauer Farbe und bedeutender Grösse , hat sich erst in der Mitte des vorigen Jahrhunderts von Osten her bei uns verbreitet, nachdem sie von den Caspischen Ländern schwimmend die Wolga durchsetzt hatte (Pallas). Natürlicher Träger der Trichinen. Albinos nicht selten. M. alexandrinusGeo&r. M.musculus L., Hausmaus. M. sylvaiicus L., Waldmaus. M. agrarius Fall., Brandmaus. M. minutus Pall. (pendulinu'^) , Zwergmaus, baut ein kunstreiches hängendes Nest aus Blättern und Gras in Kornfeldern, Europ. Sibirien. Kleine afrikanische Mäuse (Acomys Geoffr.) tragen auf der Rückenfläche spitze Stacheln, Stachelmäuse. Die amerikanischen Mäuse (Dryomys , Calomys etc.) unterscheiden sich durch die obern Backzähne, die nur zwei Längsreihen von Höckern besitzen. C. typus F. Cuv. , Brasilien. Neuholländisch sind die Gattungen Hapalotis Licht, H. alhipes Licht. Pseudomys Gray, Pt<. australis Gray. Hydromys Geoffr. Schnauze stumpf. Kiefer mit -x Backzähnen. Zehen mit Li Schwimmhäuten. Ohne Backentaschen. H. chrysogaster Geoffr. , Biberratte Van Diemensland. Meriones 111. Obere Schneidezähne gefurcht. Backzähne mit queren Lamellen. M. meridianus Fall., Casp. See u. z. a. G. 446 Arvicolidae. Georychidae. 8. Farn. Arvicolidae, Wühlmäuse. Von plumper Gestalt, mit dickem breiten o Kopf, stumpfer Schnauze, kurzen behaarten Ohren und Schwanz. Sie besitzen -^ wurzellose Backzähne (rrismatodonten) , mit zickzackförmig gebogenen Schmelzfalten • der Kaufläche. Sie leben unterirdisch zum Theil in der Nähe des Wassers und sind im ' letztern Falle treffliche Schwimmer. Viele nähren sich omnivor. Arricola Ks. Bl., Wühlmaus. Ohren kurz, Schwanz gleichmässig behiiart. In zahl- reichen Arten über die nördlichen Länder bis zur Schneeregion verbreitet. Dorsolumbal- wirbel 12+7. A. amphibius L. , Wasseratte. Gräbt in der Nähe des Ufei-s auch an feuchten Plätzen und in Gärten (als A. terrestris L., Reutmaus) Röhren mit hochgelegenem Kessel, der als Wohnstätte benutzt wird, nährt sich nicht nur von Kartoft'eln, Getreide etc., sondern auch von Wasserthieren und kleinen Landthieren. Sammelt Wintervorräthe und fällt in einen Winterschlaf. Sie bietet zahlreiche Abänderungen und findet sich auch fossil in Höhlen des nördl. Europa. A. nivalis L., Schneemaus, lebt hoch in den Alpen. A. arvalis PalL, Feldmaus. A. agrestis L., Erdmaus. A. suhterraneus Blas., Wurzelmaus. A. brecciensis Gieb. (ambiguus Hens.), fossil aus den Knochenhöhlen. Ilypudaeus 111. Ohren gross, Schwanz am Ende lang behaart. H. glareolus Schreb., Wald Wühlmaus. Myodes (Lemmus) 111., Lemming, der Hamster unter den Wühlmäusen, mit sehr kleinem Schwanz und starken Krallen der Vorderfüsse. M. lemmus L. , auf hohen Gebirgen Norwegens und Schwedens, bekannt durch die Wanderungen, die diese Thiere in Ungeheuern Schaaren vor dem Ausbruch der Kälte unternehmen, M. torquatiis Ks. El., Halsbandlemming, Nordasien und Nordamerika. Fiber Cuv., Zibethmaus, mit seitlich comprimirtem Schwanz und Schwimmhäuten an den lang behaarten fünf Zehen der Hinterfüsse. F. zibethicus L , Ondatra. Bewohnt morastige Gegenden und Flussufer Nordamerikas und macht Bauten wie der Biber. Wird des weichen Felles halber in Fallen und Schlageisen gefangen und verbreitet einen starken Bisam geruch. 9. Farn. Georychidae, Wurfmäuse. Die Maulwürfe unter den Nagern, mit walzen- förmigem Leib, dickem Kopf, versteckten Ohren und Augen und kurzen 5 zehigen Grabfüssen. Der Pelz ist kurz und weich, die kräftigen Vorderfüsse mit rudimentärem Daumen , der Schwanz bleibt stummeiförmig. Die Schneidezähne werden auti'allend gross, schmelzfaltige Backzähne finden sich 'S bis 4 in jedem Kiefer. Sie führen nach Art der Maulwürfe ein unterirdisches Leben in selbstgegrabenen Gängen und gehören meist der alten Welt an. Dorsolumbalwirbel 13-|-7. Spalax Gülds. Maulwurfsähnlich. Backzähne mit Wurzeln und Schmelzfalten. Sp. typhlus Pall., Blindmaus, im südöstlichen Europa 8 Zoll lang, mit sehr kleinen vom Fell überzogenen Augen, ohne äussere Ohren und ohne Schwanz, wirft über den Aus- mündungen der Erdgänge Hügel auf. Ehizomys splendens Rupp., Abyssinien. 4 Baihyergiis 111. Obere Schneidezähne mit einer Furche. Backzähne y B. suilus Wagn. , Sandgräber am Cap , von Fuss Länge , mit kurzem boi'stenbesetzten Schwanz und starken Grabkrallen, unterminirt sandigen Erdboden in labyrinthischen Gängen. Georychus III. Schneidezahn ungefurcht. G. capensis Pall., Erdgräber. 3 Chthojioergus Nordm. Mit - wurzellosen Backzähnen. Cht. talpinus Fisch., süd- o östl. Russland. Myospalax aspalax Pall. Den Geoi-ychiden nahe verwandt sind die Saccomyidae, Sackmäuse. Mit sehr ent- wickeltem Schläfenbein und äussern behaarten Backentaschen. Füsse 5 zehig bekrallt. . 1 4 Gebiss rr T-. Bewohner Amerikas. 1 4 Castoridae. Myoxidae. Sciuridae. 447 Geomys Raf. Körper plump mit kurzen Füssen und Schwanz. Obere Schneidezähne mit mittlerer Furche. G. bursarius Rieh. , Nordamerika. G. hispidus L. Ct. , Mexico- Thomomys bidbivorus Rieh., Californien. Ferognathus Pr. Wd. Körper schlank mit spitzer Schnauze und verlängerten Hinterfüssen. Backzähne mit Wurzeln. P. fasciatus Pr. Wd. 10. Farn. Castoridae, Biber. Grosse Nager von plumper Körperform, mit kurzen Ohren, ziemlich dicken Beinen und plattem beschuppten Ruderschwanz. Die 5 zehigen Füsse sind mit starken Krallen bewaffnet und an der vordem Extremität zum Graben und Festhalten geeignet, an der hintern durch den Besitz von Schwimmhäuten ausge- zeichnet. Schlüsselbein vorhanden. Die Schneidezähne sehr stark und vorragend, die vier wurzellosen Backzähne in jedem Kiefer mit queren Schmelzfalten. Zwei eigen- thümliche das Bibergeil (Castoreum) absondernde Drüsensäcke münden in die Vorhaut ein. Die Biber sind sowohl in Nordamerika als in Asien und Europa einheimisch, auch waren sie in zwei gegenwärtig ausgestorbenen Arten zur Tertiärzeit verbreitet. Castor fiber L., der gemeine Biber, ohne den Schwanz 2^ bis 3 Fuss lang, sowohl wegen des Castoreums als des trefflichen Felles geschätzt und in vielen Gegenden Europas in Folge der eifrigen Nachstellungen ausgerottet, in Deutschland an der Elbe, in Polen, Sibirien, Russland noch häufig, ebenso in Amerika, deren Biber übrigens von mehreren Forschern Art (C. canadensis) zugerechnet werden. Vereinzelte Paare bauen sich ähnlich der Fischotter einfache unterirdische Röhren in der Nähe des Wassers, da wo sie in grössern Gesellschaften zusammenwohnen, führen sie ausserdem aus Baum- stämmen, Reissig und Lehm grössere (bis 10 Fuss hohe) Dämme und Burgen auf, die bei hohem Wasserstand als Zufluchtsstätten und geschützte Vorrathskammern dienen. Sie leben von Wurzeln und abgeschälter Baumrinde. Auch im pleistocenen Tuffkalk finden sich Reste von Biberarten. Dorsolumbalwirbel 14 -f 6. C. Cuvieri F. v. W. Castoroides Forst., grösstes Nagethier. C. Ohioensis (Schädel 10 Zoll lang) mit Mastodon zusammen gefunden. 11. Farn. Myoxidae, Schläfer. Zierliche und äusserst bewegliche Nager, welche man als Verbindungsmitglieder der Mäuse und Eichhörnchen ansehen kann. In der äusseren Gestalt und dem dicht behaarten, oft buschigen Schwanz gleichen sie mehr den letztern, in der Bildung des schmalen Kopfes und im osteologischen Baue mehr den Mäusen. Sie besitzen 4 mit queren Schmelzleisten versehene Backzähne in jedem Kiefer. Daumenrudiment mit plattem Nagel. Sie sind nächtliche Thiere und in den ge- mässigten Gegenden der alten Welt einheimisch, leben wie die Eichhörnchen von Nüssen, Früchten, aber auch von Eiern und Insekten und halten in hohlen Bäumen oder auch Erdlöchern einen tiefen Winterschlaf. Dorsolumbalwirbel 13-4-6. Myoxus Schreb. M. Glis Schreb. , Siebenschläfer, bereits den Römern bekannt und von denselben als Leckerbissen geschätzt, wird 6 Zoll lang ohne den fast ebenso langen buschigen Schwanz, baut sich zwischen Baumzweigen ein Nest und verschläft den Winter in hohlen Bäumen. M. (Muscardinus) aiellanarius L. , Haselschläfer , nur halb so gross als jener, mit 2 zeilig behaartem Schwanz, baut in Haselgebüsch ein kugliches Nest aus Laub und Moos , schädlich durch Abfressen von Baumknospen. M. (Eliomys) nitela Schreb. (querciniis) , der Gartenschläfer oder die Grosse Haselmaus, mit viel grössern Ohren und gleichmässig behaartem nur an der Spitze buschigen Schwanz, baut ebenfalls ein künstliches Nest zwischen Zweigen oder bezieht verlassene Nester von Vögeln oder Eichhörnchen. Besucht gern Vorrathskammern, wird ohne den Schwanz 4i Zoll lang. Alle drei Arten gehören dem mittleren Europa an. M. melanurus Wagn. Sinai. M. parisiensis aus dem oligocenen Gyps. Graphinrus capensis F. Cuv. 12. Fam. Sciuridae, Eichhörnchen. Verschieden gestaltete Nager mit dicht be- haarten meist buschigen langen Schwanz, mit breitem Stirnbein und vollständig ent- wickelten Schlüsselbeinen. Die vordem Gliedmassen werden häufig zum Ergreifen und Festhalten benutzt und zeichnen sich durch den Besitz eines Daumenstummels aus, der 448 9. Ordnnng: Insectivora. 5 (4) oft einen platten Nagel trägt. Das Gebiss wird durch — j — ßackzäbne charaktensirt, deren drei- oder vierseitige Schmelzkronen einige sich alhnählig abnutzende Querhöcker bilden. Leben meist auf Bäumen, seltener ai;f dem Erdboden in selbstgegrabenen Höhlen und fallen in einen tiefen Winterschlaf. Sc. fossilis Cuv., Oligocen. Pseiidnsciitnts Hens, Sciurns L. Von schlankem leicht beweglichen Körper, mit langen Ohren und krummen scharfen Krallen, mit Daumennagel, in zahlreichen Arten über alle Welttheile mit Ausnahme Australiens verbreitet. Vordere obere Backzähne ganz rudimentär. Sc. vulgaris L., wird im hohen Norden im Winter braungrau mit weissem Bauche, in Europa und im nördlichen Asien. Sc. Kafflesi und maximus Schreb., in Ostindien. Sc. aestuans L., Brasilien. 2'amias 111. T. striatus L. , Backenhörnchen. Mit grossen Backentaschen und minder buschigem Schwanz ; gräbt unter Baumwurzeln Höhlungen und trägt in dieselben Wintervorräthe ein. Im Ural und Sibirien. Fteromys F. Cuv., Flughörnchen. Mit behaarter Flughaut zwischen Extremitäten und Schwanzbasis an den beiden Seiten des Körpers, mit schraelzfaltigen Backzähnen. Ft. volans L., in Sibirien. PL volucella Cuv. Nordamerika. Pt. petaurisfa Fall., Taguan und nitidus Desm., in Ostindien. Spermophilus Cuv. Von ähnlicher Gestalt wie die Backenhörnchen, mit kleinen Ohrmuscheln und mit Backentaschen. Der erste obere Backzahn ebenso lang als die folgenden. Sammeln Wintervorräthe und leben in den gemässigten und kalten Gegenden der nördlichen Halbkugel. Sp. Citillus L. , Ziesel, im östlichen Europa, kaum von Haraster-Gröise. Sp. fulvus Licht., Ural. Sp. mexicanus Erxl. Arctomys Gm. Von plumper Gestalt und bedeutender Grösse, mit kurzen Ohren und kurzem buschig behaarten Schwanz, ohne Backentaschen der rudimentäre Daumen mit plattem Nagel. A. marmota Schreb., Murmelthier, in den höheren Gegenden der Alpen etc., während der Diluvialzeit auch im mittlem Deutschland. GräVjt eine lange Röhre mit Kessel und Seitengängen und versinkt in einen tiefen Winterschlaf, der wohl 7 Monate währt. Des Fleisches halber Gegenstand der Nachstellung. A. monax Schreb., in Nordamerika. A. hohac Schreb., Polen. Cynomys ludoviciamis Wagn., Nordamerike. 9. Ordnung: Insectivora i) , Insektenlresser. Sohlengänger mit hckrallten Zehen, vollständig hesahntem Gehiss, Ideinen Eckzähnen und scharf spitzigen Baclisähnen. Kräftig gebaute kleine Säugethiere, welche in ihrer Erscheinung ver- schiedene Typen der Nager wiederholen, in ihrer Lebensweise dagegen als Verbindung.sglieder von Carnivoren und Fledermäusen erscheinen. In der Regel besitzt der Leib eine gedrungene Gestalt und verkürzte aber kräftige Gliedmassen, die meist zum Graben, seltener zum Klettern verwendet werden. Diesem Gebrauch der Vordergliedmassen entspricht die vollkommene Ausbildung der Schlüsselbeine. Der Kopf endet mit einer stark zugespitzten oft drüsenartig 1) D'Alton, Die Skelete der Chiropteren und Insectivoren. 1831. Lichten- stein, Ueber die Verwandtschaft der kleinen Raubthiere mit den Nagern. Abb. der Berl. Acad. 1832. C. J. Sund ev all, Om slägtet Sorex sowie Ofersigt at slägtet Erinaceus k. Vet. Akad. Handl. Stockholm. 1841 und 1842. Vergl. ferner die Arbeiten von Pallas, Blainville, Brandt, Peters etc. Erinaccidae. 449 verlängerten Wühlschnauze, trägt bald grosso, bald verkümmerte Ohrmuscheln und Slots kleine verkümmerte zuweilen unter dem Pelze versteckte Augen. Be- sonders wichtig ist das Gebiss, das allerdings bei den hisektenfressenden Fleder- mäusen in ganz ähnlicher Weise wiederkehrt. Alle drei Arten von Zähnen treten in demselben auf; die Schneidezähne sind meist von ansehnlicher Grösse aber variabelerZahl, die Eckzähne nicht immer scharf von den Schneidezähnen und vordem Backzähnen unterschieden. Die zahlreichen Backzähne mit ihren spitzhöckrigen Kronen zerfallen in vordere Lückenzähne, von denen der hintere dem Reisszahn der echten Carnivoren entspricht und in hintere wahre Back- zähne, für welche die Zusammensetzung aus prismatischen Abtheilungen charakteristisch ist. hn Gegensatze zu dem quergestellten, einseitig beweglichen Kiefergelenk der Carnivoren besitzt das Kiefergelenk der Insectivoren eine freiere Beweglichkeit. Alle sind Sohlengänger mit nackten Sohlen. Die meist fünfzehigen Füsse sind mit starken Krallen bewaffnet. Die Zitzen liegen am Bauch, die Placenta ist scheibenförmig. Die hisectivoren ernähren sich als echte Raubthiere der ge- ringen Körpergrösse und der besondorn Gebissform entsprechend von kleinern Thieren, vornehmlich vonhisecten und Würmern, die sie bei ihrer Gefrässigkeit zum Nutzen des Menschen in grosser Menge vertilgen. Einige verschmähen aber auch Pflanzenkost keinesAvegs. Sie sind nächtliche Thiere, leben vorzugsweise in den gemässigten Ländern sowohl Nordamerikas als der alten Welt und ver- fallen in einen tiefen andauernden Winterschlaf. Australien und Südamerika haben keine Insektivoren. 1. Faul. Erinaceidae, Igel. Insektenfresser mit wohl entwickelten Äugen, massig langen Ohren iind kurzem Schwanz. Eckzähne nicht immer näher bestimmbar. Auf dem Rücken entwickelt sich ähnlich wie bei den Stachelschweinen eine Bekleidung von steifen Borsten und Stacheln, die oft bei mächtiger Entwicklung des Hautmuskel- schlauchs dem sich zusammenkugelnden Körper einen vollkommenen Schutz verleiht. Graben sich Gänge und Erdhöhlen und ernähren sich von Insekten, aber auch von kleinern Wirbelthieren, selbst Säugethieren, Mäusen etc. sowie von Oljst. Mit 21 oder 22 Dorso- lumbalwirbelu, von denen 5 oder G der Rippen entbehren. 1. Subf. Erinaceinae. Schädel mit Jochbogen. Backzähne mit rundlichen Höckern. •_> n Erinaceus L. Mit 36 Zähnen ^ -z . Der Rücken mit starken Stacheln, der übrige o 5 Körper mit Borsten und Haaren bedeckt. Schwanz sehr kurz. Körper zusammenrollbar, die wahren Backzähne aus zwei prismatischen Abtheilungen gebildet. E. europaeiis L., über Europa und einen Theil Asiens verbreitet, lebt solitär oder paarweise, gräbt sich eine Höhle mit 2 Ausgängen etwa Fuss tief in die Erde und hält einen Winterschlaf. Wirft im Juli oder August 4 bis 7 Junge. (E. fossilia Schreb., Höhlenigel). Verwandte Arten leben iui östl. Russland und in Afrika. E. auritus Fall., E. Fruneri Wagn. (Gymnura Vig. 44 Zähne. G. Eafflesü Vig., Sumatra). 2. Subf. Centetinae. Schädel ohne Jochbogen. Backzähne schmaler und spitzer. Cenletes 111., Borstenigel. Mit rüsselförmig verlängerter Schnauze, ohne Schwanz. Stachelkleid minder entwickelt und mit Borsten untermengt. Rollt sich nicht zusammen. Die Backzähne besitzen eine einfache prismatische Krone. C. ecaudatuii Wagn., Tanrek, auf Madagaskar. Echinogale Tclfairii Wugn. Ericulus s^jinoaua Desm. Solenodon Brdt. Schwanz lang. S. cuhamia Pet., S. paraäüxus Brdt. Claus, Zoologie. 1. Auflage. Tum. IL 2!J 450 Soricidae. Talpidae. 2. Farn. Soricidae, Spitzmäuse. Von schlanker mäuseähnlicher Gestalt, mit spitzer rüsselartiger Schnauze, weichem Haarkleid und kurzbehaartem Schwanz. Von den Schneidezähnen , die meist in 4 facher Zahl auftreten , sind die beiden mittlem oft von bedeutender Länge, wahre Eckzähne sind als solche nicht immer vorhanden, dagegen finden sich 3 bis 5 Lückenzähne und 3 bis 4 wahre vier oder fünfzackige Backzähne. Eigenthümliche Drüsen an der Seite des Rumpfes oder an der Schwanzwurzel geben den echten Spitzmäusen einen unangenehmen Mochusgeruch. Ihrer Lebensweise nach sind sie übei-aus blutdürstige kühne Räuber, gewissermassen die Marder unter den Insectivoren , sie graben sich Gänge unter der Erde, klettern und schwimmen auch theilweise vortrefflich, ihre Stimme besteht aus feinen pfeifenden Lauten. Sie werfen mehrmals im Sommer zahlreiche Junge, fallen nicht in einen Winterschlaf, sondern suchen geschützte Orte oft in der Nähe menschlicher Wohnungen auf. 2 16 1. Subf. Tu2)ajinae. -^ — — —. Cladobates Cuv. , Spitzhörnchen. Gewissermassen die Eichhörnchen unter den Insekten fressex-n , mit buschigem Schwanz, leben als Tagthiere auf Bäumen und nähren sich von Insekten und saftigen Früchten. Cl. tana Wagn., Tana und Cl. ferrugineus Raffl., Cl. murinus Müll. Schi., Borneo. Hylomys suillns Müll. Schi. 2. Subf. Macroscelinae. Mit langem an der Spitze nackten Rüssel, mit ver- längertem Unterschenkel und Metatarsus. Macroscelides Smith. , Rohrrüssler. -x — ^ ^ . Vertreten die Wüstenmäuse (Meriones) unter den Insectivoren und charakterisiren sich durch aiifFallend lange Hinter- beine, in sumpfigen Gegenden Südafrikas einheimisch. M. typicus Smith. 3. Subf. Gymnurinae. Gymnura Rafßesii. 4. Subf. Soricinae. Drüsen an den Seiten des Körpers und am Schwanz. Sorex Cuv., Spitzmaus. Mit 28 bis 38 Zähnen, in sechs Arten über Deutschland verbreitet. S. vulgaris L., gemeine Spitzmaus, ein überaus gefrässiges Thier, das gern die Gänge des Maulwurfs und die Löcher der Mäuse bezieht und auf letztere Jagd macht. S. (Crossopus) fodiens Fall. , Wasserspitzmaus, stellt grossen Fischen nach, begnügt sich aber auch mit Laich. S. (Crocidura) araneus Schreb., Hausspitzmaus, in Gehöften. S. pygmaeus Fall., Zwergspitzmaus. S. leucodon Herm., Feldspitzmaus. S. etrusca Wagl., neben der Zwergmaus das kleinste Säugethier in den Ländern des Mittelmeeres. S. alpinus Schz. Myogale Cuv., Bisamrüssler, mit 44 Zähnen. Die Bisamratten unter den Insectivoren, mit langem Rüssel und mit Schwimmhäuten der fünfzehigen starkbekrallten Füsse. Unter der Basis des Schwanzes liegen Moschusdrüsen. Als Wasserthiere graben sie sich ihre Erdhöhlen am Ufer. M. moschata Fall., Desman, von Hamstergrösse, im südöstlichen Russland. M. pyrenaica Geoffr., weit kleiner. 3. Farn. Talpidae, Maulwürfe. Von gestreckt walzenförmiger Gestalt, ohne äusserlich sichtbaren Hals, mit kurzen Extremitäten, von denen die vordem seitwärts gerichtete Grabfüsse darstellen. Augen und Ohrmuscheln verkümmern und bleiben mehr oder minder vollständig in dem weichen Sammetpelz versteckt. Bei einigen besitzen die Haare wahi'en Metallglanz. Die Nase verlängert sich rüsselförmig. Sie leben fast ausschliesslich unterirdisch, graben sich Gänge und zuweilen ausgedehnte Baue und werfen Erdhaufen auf. Auf dem Erdboden überaus unbehülflich, sollen sie nicht ungeschickt schwimmen , laufen aber in ihren Gängen mit bewunderungswürdiger Schnelligkeit und nähren sich hier von Würmern, Insekten, Schnecken und kleinen Säuge thieren. Sie bewohnen vorzugsweise fruchtbare Gegenden der alten und neuen Welt. Dorsolumbal- wirbel 13 (14) + 6 (5). 4 TalpaL., Maulwurf. Mit 44 Zähnen. ~~-% 4 12 , . Die wahren Backzähne 4 mit zwei prismatischen Abtheilungen. T. europaea L. , baut eine sehr künstliche 10. Ordnung: Pinnipedia. 451 unterirdische "Wohnung, die durch eine lange Laufröhre mit den täglich sich mehrenden Nahrungsröhren des Jagdgebiets in Verbindung steht. Dieselbe besteht aus einer weich ausgepolsterten Centralkammer von etwa 3 Zoll Weite und zwei Kreisröhren, von denen die kleinere obere durch drei Gänge mit der Kammer communicirt, die grössere untere in gleicher Ebene mit der Kammer liegt. Aus der obern gehen 5 bis 6 Verbindungs- gänge in die untere, von der eine Anzahl wagerechter Gänge ausstrahlen und meist bogenförmig in die gemeinsame Laufröhre einmünden. Der Maulwurf ist ein sehr muthiges gefrässiges Thier, das Alles angreift, was ihm in seinen Röhren begegnet und im Winter eine Menge Insekten zerstört. Das Weibchen wirft 2 mal im Sommer drei bis fünf blinde Junge in einem besonderen mit der Laufröhre verbundenen Nest. T. coeca L., der blinde Maulwurf im südlichen Europa. Haut über dem Auge geschlossen. Chrysochlorys Cuv., Goldwurf. Mit 36 — 40 Zähnen. Ohne sichtbaren Schwanz, mit einfachen prismatischen Backzähnen und metallischem Glanz der Haare. Vorderfuss 4zehjg. C7t. inaurata Schreb., am Gap. Condylura cristata L., der nordamerikanische Sternwurf, mit 44 Zähnen und einem Sterne von Hautlappen an der Schnauzenspitze. Urotriehus talj^ides Temm., Japan. Scalo2}s aquaticiis L. , Wasserwurf, mit 36 Zähnen, im feuchten Erdboden Nord- amerikas. Sc. argentata Aub., Prairienmaulwurf. 10. Ordnung: Pinnipedia^), Flossenfüssler. Im Wasser lebende behaarte Säugeihiere, mit fünfzehigen Flossenfüssen, von denen die hintern nach rücluvärts stehen, mit vollständigem Gehiss, ohne Schivanzflosse. Die Pinnipedien stehen (mit Au.sschluss der Walrosse) nach Gebiss und Lebensweise den Carnivoren am nächsten, obwohl ihre äussere Gestalt und gesammte Körperform an die Cetaceen erinnert. Ihr Körper ist spindelförmig und langgestreckt, besitzt einen beweglichen Hals und vier Flossenfüsse, anstatt der Ruderflosse der Cetaceen endet er mit einem kurzen flachen conischen Schwanz. Der Kopf bleibt im Verhältniss zum Rumpf auffallend klein , von kugeliger Form , mit stumpfer Schnauze und aufgewulsteten Lippen und ent- behrt meist äusserer Ohrmuscheln. Die Oberfläche des Körpers ist mit einer kurzen aber dicht anliegenden glatten Haarbekleidung bedeckt. Die kurzen Extremitäten sind in ihren Theilen beweglich und enden mit einer breiten Ruderflosse , indem die fünf mit stumpfen oder scharfen Krallen bewaffneten Zehen durch eine derbe Haut verbunden sind. Bei einer solchen Gestaltung des Körpers und der Extremitäten wird sowohl eine äusserst vollkommene Schwimmbewegung im Wasser als ein freilich unbehülfliches Fortkriechen auf dem Lande ermöglicht. Dies letztere geschieht in der Art, dass das Thier den Vordertheil des Körpers hebt und nach vorwärts wirft , die beiden Vorderfüsse als Stützen zur Fixirung benutzt und sodann den Hintertheil unter Krümmung des Rückens nachschleppt. Beim Schwimmen wird das vordere Extremitäten- 1) Vergl. die Arbeiten von Fabricius, G. Cuvier, F. Cuvier, Nilsson, Hamilton, Gray, Pander, D'Alton, C. E. v. Baer, ferner J. E. Gray, Handlist of Seals, Morses, Sealious and Sea Bears. London. 1874. 29* 452 Allgemeiner Körperbau. * paar an den Leib angelegt zur Ausführung seitlicher Wendungen allerdings auch als Steuer benutzt, während die Hinterfüsse als Ruderflosse dienen. Das Skelet zeigt schon die vollständige Regionenbildung des Landsäuge- thieres; der Hals umfasst stets 7 vollkommen gesonderte bewegliche Wirbel ; am Brusttheil, welchem 14 bis 15 Wirbel angehören, überwiegt bereits die Zahl der wahren Rippen, sodann folgen 5 bis 6 Lenden-, 2 bis 4 verwachsene Kreuzbein Wirbel und endlich 9 bis 15 Schwanzwirbel. Das Gehirn ist verhält- nissmässig gross und mit zahlreichen Windungen versehen , ebenso zeigen sich die Sinnesorgane, besonders Nase und Ohr vortrefflich ausgebildet, die beide dem Aufenthalt im Wasser entsprechend durch Klappen verschliessbar sind. Das Gefässsystem besitzt einen grossen Sinus der untern Hohlvene (eine Ein- richtung, welche das Tauchvermögen unterstützt) und Wundernetze an den Extremitäten. Das Gebiss mit seiner meist vollständigen Bezahnung weist auf eine räuberische Lebensweise hin und schliesst sich dem Gebisse der echten Carnivoren an, denen die Robben auch in mehreren anatomischen Merkmalen, wie zweihörniger Uterus, ringförmige Placenta so nahe treten , dass sie längere Zeit mit ihnen in einer gemeinsainen Ordnung zusammen gestellt werden konnten. Indessen bestehen hinsichtlich der Bezahnung in den zu unter- scheidenden Familien der Walrosse und Seehunde wesentliche Abweichungen. 3 2 Letztere besitzen -;,- seltener -^meissellormige Vorderzähne, oben und unten 2 1 ß 5 jederseits einen wenig vorragenden Eckzahn und — . — spitzzackige Backenzähne von denen einer oder zwei Molare sind. Die Walrosse haben nur in der Jugend, 3 1 ein vollständiges Gebiss und verlieren die anfangs -^ Vorderzähne bis auf -t- o 1 im Zwischerkiefer. Die Eckzähne bilden sich im Oberkiefer zu mächtigen Stosszähnen aus, welche bei der Kriechbewegung auf dem Lande zur Fixirung des Vorderleibes benutzt werden. Backzähne finden sich im Oberkiefer 5, im Unterkiefer 4, mit Kauflächen, welche sich mit der Zeit schief von innen nach aussen abreiben. Der Zahnwechsel findet meist schon während des Embryonal- lebens statt. Die Robben nähren sich vorzugsweise von Fischen , die Walrosse von Seetang, Krebsen und Weichthieren , deren Schalen sie mittelst der Back- zähne zertrümmern. Die Pinnipedien leben gesellig, oft schaaren weise vereinigt und sind an kältern Küstengegenden beider Erdhälften, besonders in der Polarregion am meisten verbreitet. Auch in Binnenseen (Gaspisches Meer, Baikalsee) kommen einzelne Arten vor. Auf das Land, namentlich auf Klippen, schleppen sie sich um zu schlafen oder um ihren Körper zu sonnen, sowie zum Zwecke der Fort- pflanzung. Das Weibchen wirft ein , seltener zwei Junge und besitzt 2 bis 4 ventrale Zitzen. Wegen der Specklage und des Felles sind viele Gegenstand eifriger Nachstellung und für die Bewohner des hohen Nordens von der grössten Bedeutung. Die ältesten fossilen Reste gehören dem Miocen an (PristipJioca Gerv., Fhoca amhigua Münst.). Phocidae. Trichechidae. 453 1. Farn. Phocidae, Seehunde. Pinnipedien mit vollständigem Gebiss, kurzen Eckzähnen und spitzzackigen Backzähnen. Die Gliedmassen, von denen die hintern senk- recht nach hinten stehen, tragen den Körper nicht. Halten sich vorzugsweise in der Nähe der Küsten auf und gehen Nachts auf Raub aus, während sie am Tage gern auf Klippen schlafen. Ein Männchen lebt meist mit einer lleerde zahlreicher Weibchen zusammen. Manche sollen weite Wanderungen unternehmen. Lebhatte, infelligente zum Theil zähmbare Thiere, theilweise zur Production einer als heiseres Geschrei sich kundgebenden Stimme befähigt. 3 15 Halichoerus Nilss., Kegelrobbe. -^^ — :j .- . Mit einspitzigen Backzähnen, kegel- förmig verlängerter breiter Schnauze und behaarter Nasenspitze. H. grypus Nilss., Utsel. Bewohnt die Nord- und Ostsee, sowie die skandinavischen Küsten. Fhoca L. Mit derselben Zahl von Zähnen, aber drei- bis vierspitzigen Backzähnen, mit kahler Schnauzenspitze. Ph. barbata Fabr., Bartrobbe, wird 10 Fuss lang. Ph. (Callocephalus) vitiduia L., Seehund. Ph. (Pagnphilus) groenlandica Nilss., nördl. Meere. 2 Lcptonyx Gray, Kuppenrobbe, mit —^ Vorderzähnen, mehrzackigen Backzähnen und kleinen Krallen (die zuweilen fehlen) der hintern Extremitäten. Die Schnauzenkuppe vollständig behaart, meist in südlichen Meeren. L. Monachus F. Cuv., Mönchsrobbe, im Mittelmeer. L. leopardinus Wagn , Seeleopard, antarctisch u. a. A. 2 Cystophora Nilss., Blasenrobbe, mit --— Vorderzähnen und einem autblähbaren Schnauzenanhange im männlichen Geschlechte. C. proboscidea Nilss. (Ph. leonina L.), See-Elephant, wird mehr als 25 Fuss lang, in der Südsee. C. cristata Fabr., Klappmütze, 7 bis 8 Fuss lang, in Grönland und der nördlichen Polarregion. Das Männchen vermag die Kopfhaut zwischen den Augen aufzublasen. Otaria Per., Ohrenrobbe. — — ^-^. Mit Ohrmuschel, langem Hals, nackter 2 1 5 längsgefurchter Sohle und ziemlich weit vorragenden Beinen. 0. jubata Forst., Seelöwe, in Südamei'ika, 6 bis 8 Fuss lang. 0. leonina Per., Antarkt. Meer. 0. (Callorhinus) ursina Per., Seebär, 6 bis 8 P\iss lang, Grönland u. a. zu Untergattungen gestellte Arten. 2. Fam. Trichechidae, Wahosse. Die obern Eckzähne sind grosse, wurzellose, aber nach unten gerichtete Hauer , die Backzähne sind anfangs stumpf zugespitzt, schleifen sich aber allmählig ab und reduciren sich später auf o in jeder Kinnlade, wozu noch in der Oberkinnlade ein nach innen gerückter Schneidezahn kommt. Der plumpe Körper endet mit einem ganz kurzen und platten Schwanz. Die breite Schnauze ist behaart und stark aufgewulstet. Sie watscheln , indem sie ihren Leib auf die vier Extremitäten, welche viel weiter als bei den Robben hervorragen, stützen. Die Jungen sind mit straffen Haaren bedeckt. Nur eine Gattung mit einer einzigen in der nördlichen Polarregion . einheimischen Art. Trichechus L. Milchgebiss — — :^ ^— -. Gebiss des ausgebildeten Thieres ver- schieden. o/A TT "Trrtophagus 797. Cryptophialus 570. Cryptoplax II 47. Cryptopodia 635. Cryptops 683. Cryptopus 11 317, Cryptostemma 668. Cryptotetramera 783. Crypturus II 339, 363. Cryptus 812. Crysochus 784. Crystallocles 272. Cteniza 6G3, 764. Ctenobranchien II 48. Ctenodipteridae II 208. Ctenodiscus 342. Ctenodrilus 485. Ctenodus II 208. Ctenoiden 11 156, 179. Ctenolabrus II 229. Ctenomys II 444. Ctenophora 767. Ctenophorae 294. Ctenosaura 11 301. Ctenostomata 11 lOl. Ctenus 664. Cucujus 797. Cucullaea 11 22. Cucullaaus 430. Cucullia 775. Cuculus 11 369. Cucumaria 373. Culcita 342. Culex 767. CulHciformes 767. Cultellus 11 24. Cultripes 11 268. Cuma 607. Cumacea 605. Cumella 607. Cunina 265. Cuninopsis 265. Cupressocrinus 333. Curculionidae 786. Cursores 11 385. Cursoria 724. Cursorius 11 356. Cuscus 11 414. Cuterebra 762. Cuvieria 11 70. Cyamus 583. Cyanea 292. Cyanocorax 11 377. Cyathina 242. Cyathocrinus 333. Cyathohelia 242. Cyathophyllidae 238. Cyathoxonidae 238. Cyathozoid 11 123. Cybister 801. Cybium 11 235. Cychrus 802. Cyclas II 23. Cyclia 241. Cyclidium 197. Cyclobranchia II 47, 65. Cyclocera 765. Cyclocyathus 242. Cyclodinen 200. Cyclodus II 303. Cyclograpsus 618. Cycloiden 11 156, 179. Cyclometopa 635. Cyclomyaria II 133. Cyclophis II 289. Cyclopides 778. Cyclopina 552. Cyclops 552. Cyclopsina 553. Cyclopterus 1 556, 11 236, (171.) Cyclorapha 759. Cycloihynchus 628. Cycloseris 241. Cyclospondyli II 198. Cyclostoma II 51. Cyclostomata II 100. Cyclostomi II 183. Cyclostomiden 11 51. Cycloum II 101. Cyclura II 300. Cydippe 303. Cydnus 755. Cygnus (Crustacee) 557. Cygnus (Vogel) II 352. Cylichna II 65. Cylicozoa 284. Cyligomastiges 159. Cylindrella II 63. Cylindrophis 11 287. Cyllopiis 587. Cymatophora 775. Cymbiiun 11 49. Cymbulia 11 70. Cymodoce (Crustacee)597. Cymodocea(Mollusk)ll 71. Cymospira 498. Cymothoa 596. Cynailurus 11 459. Cynictis 11 457. Cynips 810. Cynisca 11 298. Cynocephalus 11 470. Cynocodon 11 458. Cynogale 11 457. Cynomys 11 448. Cynonycteris 11 462. Cynophis 11 289. Cynopterus 11 462. Cynthia 615, 11 124. Cyphoderia 172. Cyphon 793. Cyphonautes 11 97. Cypraea 11 53. Cypria 543. Cyprideis 542. Cypridina 541. Cypridopsis 543. Cyprina 11 23. Cyprinoden 11 224. Cyprinus 11 222. Cypris 543. Cyprois 543. Cypselomorphae 11 374, Cypselus 11 376. Cyrena 11 23. Cyrianassa 607. Cyrtidae 179. Cyrtodesmiis 681. Cyrtonyx 11 365. Cyrtophis 11 292. Cyrtophium 584. Cyrtostomum 197. Cyrtusa 799. Cysmopolia 633. Cysticercoiden 890. Cysticercus 390. Cystid 11 92. Cystideen 335. Cystignathus 11 268. Cystiphyllidae 238. Cystobranchus 463. Cystoideae 390. Cystophora 11 453. Register. 489 Cystopsis 432. Cystosonia 751. Cystosoma (Arthrostrak) 581. Cystotaenia 389. Cytaeis 262. Cytherea II 23. Cythere 542. Cythereis 542. Cytherella 542. Cytheridea 542. Cytheropsis 542. Cy toblasten 16. Cytoden 5. Cyttus II 235. Cyzicus 528. »aboia II 293. Dacelo II 374. Dactylethra II 267. Dactylocalyx 220. Dactylocera 587. Dactylogyrus 404. Dactylometra 292. Dactylopterus II 233. Dactylopus 552. Dactylosphaeriura 171. Dama II 435. Danais 108, 779, Danis 778. Danyiiiene 502. Dapedius II 209. Daphnelle 534. Daplinia 534. Daption II 355. Darwinella 218. Darwinismus 87. Dascillus 793. Dascyllus 11 229. Dasybranchus 492, Dasychira 776. Dasychone 497. Dasydites 449. Dasyllis 764. Dafiypeltis II 290. Dasyphyllia 241. Dasypoda 818. Dasypogon 764. Dasyprocta II 443. Dasypiis 11 418. Dasytes 792. Dasyurus II 415. Decapoda (Ci-ustacee) 616. Decapida II 87. Deciduata II 405, 438. Decticus 727. Defrancia 11 101. Degeeria 723. Delphax 751. Delphinapterus II 422. Delphine II 422. Delphinula II 48. Delphinus II 422. Deltoideae 774. Demodex 650. Dendrapsis II 292. Dendraster 360. Dentrerpeton II 255. Dendrobaena 475. Dendrobates II 270. Dendrochiiotae 373. Dendrocoela 411. Dendrocoelum 412. Dendrocolaptes II 375. Dendrocometes 195. Dendröcopus II 370. Dendrodus II 208. Dendrogyra 241. Dendrolagus II 413. Dentrometridae 774. Dendromys II 445, Dendronereis 502. Dendronotus II 68. Dendrophagus 797. Dendrophis II 290. Dendrophyllia 240. Dendroptus 652. Dendrosmilia 241. Dendrosoina 195. Dendi'ospongia 218. Dendrostomum 454, Dentalina 173. Dentalium II 27. Dentex II 231. Denticete II 422. Dentin 21. Dentiiostres II 377, Depastrum 287. Depresseria 772. Derraaleichus 651, Dernianyssiis 652. Dermatobia 762, Derraatobranchia II 66. Derniatobranchus II Gö. Dermatodectes 650. Dermatokoptes 650. Dermatophagoides 651, Dermatophagus 651, Dermatophili 650, Derniatoptera 724, Dermestes 797, Dernioptera II 465. Dero 484, Derostomura 409. Derotrema II 259, Descendenzlehi-e 87. Desmacella 219, Desniacidon 219, Desniagnathus II 260, Desmocerus 785. Desmouiyaria II 188, Desmophyllum 242, Desmoscolex 437, Desoria 723, Deutoplasma 50. Devexa II 434. Dexaniine 585. Dexia 762. Diacria II 70, Diadema (Seeigel) 356, Diadema (Cirriped) 569, Diamphipnoa 703. Diana II 235. Dianous 800. Diaperis 791. Diaphora II 63. Diaptomus 552, Diastopora II 100, Diastylis 607. Diazona II 126, Dibranchiata II 86, Dicelis 413. Diceras II 22, Dicerca 794. Diclielaspis 568. Dichelestiuui 556, Dichobune 11 429, Dichocoenia 241. Dichodon II 429, Dicholophus II 362, Dichonia 775, Didiroa 818, Dickzüngler II 299, Diclibothrium 404, Dicoryne 26. Dicotyles II 430. Dicotylus 412. Dicrodon II 305. 31* 490 Register. Dictyna 665. Dictyocaris 576. Dictyocysta ]99. Dictyonella 219. Dictyophora 751. Dictyopterus 739. Dictyopteryx 7o2. Dicyema 201. Dicyemiden 201. Dicynodon II 306. Dicyrtiden 179. Dicyrtoma 723. Didelphys II 415. Didemnum II 126. Didinium 200. Didunculus II 367. Didus II 348 367. Didymium 157. Difflugia 171, 172. Digaster 479. Diglena 447. Digonopora 413. Dileptus 195. Biloba 775. Dilophus 766. Dimorphina 173. Dimorphodon II 307. Dimyarier II 19. Dinarda 799. Dinema 261. Dinematura 556. Dinetus 816. Dinoceraten 144. Dinocharis 446. Dinophilus 410. Dinophis II 292. Dinornida II 387. Dinornis II 348, 388. Dinosauria 146, II 306. Dinotherium II 440. Dioctria 764. Diodon II 216. Diogenes 631. Diomedea II 355. Dionaea 9. Dioncus 413. Diopatra 502. Diopsis 757, 761. Diotis 409. Diphthera 775. Diphyes 273. Diphyllideen 393. Diphyllus 797. Diphyodonten II 400. Diplacanthus II 205. Diplectanum 404. Diploconiden 179. Diplocidaris 356. Diplodactylus II 300. Diplodiscus 401. Diplodonta II 23. Diplodontus 653. Diploexochus 600. Diplogaster 435. Diplonchus 413. Diplonychus 753. Diplophysa 274. Diplopilus 293 Diplopterus (Fisch) II 208. Diplopterus (Vogel) II 369. Diploria 241. Diplospondyli II 197. Diplostomidea 368. Diplostomum 399. Diplozoon 403. Diplura 261. Dipneumona II 242. Dipneumones 663. Dipnoi 11 239. Diporpa 404. Diprotodon II 413. Dipsas II 290. Diptera 756. Dipterus II 208. Dipus II 445. Dirhizodon II 199. Discida 180. Discina II 109. Discoboli II 236. Discodactylia II 269. Discoglossus II 268. Discoidea 361. Discoideae 274. Discomedusa 292. Discophori 458. Discopora 289, II 103. Discoporella II 101. Discosoma 668, Discospira 180. Disphagia 263. Disteira II 292. Distemma 447. Distichalia 329. Distichoj)ora 260. Distomea 399. Distomum 400. Distomus II 126. Ditrema II 229. Dochmius 429. Dodecaceraea 493. Dodo II 367. Dolabella II 66. Dolerus 808. Dolichocephali II 476. Dolichoderus 814. Dolichogaster 764. Dolichoplana 412. Dolichopus 763. Dolichosaurus II 305. Doliolum II 133. Dolium II 54. Dolomedes 664. Donacia 784. Donax II 24. Doras II 225. Dorataspis 179. Dorcus 795. Doridicola 554. Doridium II 65. Dorippe 633. Doris II 67. Doritis 780. Dorocidaris 356, Doropygus 553. Dorsibranchiata 498. Dorthesia 746. Doryichthys II 214. Dorylaimus 436. Dosidicus H 88. Doto 11 68. Draco 11 301. Dracosaurus 11 304. Dracunculus (Nematode) 432. Dracunculus (Eidechse) 11 301. Drassus 665. Drepane II 232. Drepanicus 737. Drepanopteryx 737. Drepanophorus 418. Dreyssena 11 21. Drilus 792. Dromaeus 11 386. Dromia 633. Dromicus 11 289. Drosera 9. Dryadinae 11 289. Dryinus 11 290. Register. 491 Dryocalamus II 289. Dryocopus 11 370. Dryomys 11 445. Di-yophanta 809. Dryophis 11 290. Dryopithecus 11 471. Dünnschnäbler 11 374. Dutburia 165. Dules 11 230. Dulichia 584. Danlopea 413. Duplicidentata 11 442. Dynamena 263. Dynamene 597. Dynastes 796. Dynomene 633. Dysaster 365. Dysdera 665. üyspontius 555. Dytiscus 691, 781, 801. Ebalia 634. Ecardines 11 109. Eccoptogaster 786. Echitlna 11 398, 410. Echinanthus 360. Echinarachnius 360. Echinaster 341. Echineibothrium 393. Echineis 11 235. Echinella 403. Echinidae 357. Echiniscus 656. Echinobothrium 393. Echinobrissus 364. Echinocardium 365. Echinocerus 633. Echinocephalus 165. Echinocidaridae 356. Ecliinococcifer 390. Echinococcus 390. Echinoconus 360. Echinocorydeen 363, 365. Echinocucumis 367, 373. Echinocyamus 360. Echinoderes 448. Echinodiadema 350. Echinodiscus 361. Ecbinodermata 305. Echinogale 11 469. Echinogorgia 236. Echinoidea 348. Echinolampas 364. Echinometra 358. Echinoneus 364. Echinopatagus 350. Echinoporidae 242. Echinopteryx 777. Echinopyxis 171. Echinorhinus 11 198. Echinorhynchus 441. Echinosoma 374. Echinosphaerites 335. Echinospira 11 43. Echinostrephus 358. Echinothrix 357. Echinothuria 355. Echinothurideen 355, 367. Echinus 358. Echis 11 293. Echiurus 455. Eciton 814. Eclectus 11 371. Ecphymotes 11 300. Ectinosoma 552. Ectocyst 11 91. Ectolithia 176. Ectopistes 11 367. Ectopleura 262. Ectoprocta 11 99. Edentata 11 416. Edriophthalmata 576. Egoceros 11 436. Eidechsen 11 293. Eirene 264. Elaeacrinus 336. Elaphis 11 289. Elaphocaris 625, 626. Elaphocera 796. Elaphomia 758. Elaphrus 802. Elaps 11 292. Elasmodes 413. Elasmognatha 11 59, 63. Eiater 793. Eledone 11 87. Elenchus 741. Elephas 11 440. Eleutheria 261. Eleutheroblastea 260. Eleutherocarpidea 287. Eleutherocriniis 336. Eliorays 11 447. EUipsocephalus 642. EUipsoglossa 11 260. Elniis 780, 796. Elops 11 220. Elysia 11 66. Elythrophorus 556. Emarginula 11 48. Emballonura 11 463. Emberiza 11 348, 381. Embia 730. Embiotocidae 11 229. Eraesa 754. Emesodema 754. Emphytus 808. Empis 763. Empusa 725. Emydium 656. Emys 11 318. Enaliosauria 11 308. Enallocriniden 334. Enchelidium 436. Encheliophis 11 226. Enchelyodon 196. Enchelys 196. Enchytraeus 484. Encope 361, Encrinus 334. Endocyclica 353. Endocyst 11 91. Endomychus 783. Endopsamniia 240. Endromis 777. Engraulis 11 219. Engystoma 11 269. Enhydris 11 457; Enhydrus 801. Enneoctonus 11 378. Enneodon 11 311. Enopla 418. Enoplidae 436. Enoplopus 791. Enoploteuthis 11 87. Enoplus 436. Enteroplea 446. Enteropneusta 506. Enterostomnm 409. Entoconcha 371, 874. Entodinium 200. Entolithia 176. Eutoniolithus 642. Entomophaga (Hymen- optera) 810 492 Register. Entomostraca 520. Entoniscus 599. Entoprocta 11 99. Entosolenia 168. Enygrus 11 288. Eone 503. Eozoon 135, 169. Epanodontia 11 286. Epeira 666. Epeolus 819. Epheraera 733. Ephemerella 733. Ephialtes (Hymenoptere) 812. Ephialtes (Vogel) 11 383. Ephippigera 721, 727, 728. Ephippus 11 232. Ephyra 275. Epibdella 403, Epibulia 274. Epicrates 11 288. Epicrium 11 255. Epilachna 783. Epilampra 725. Epinephele 779. Epipone 818. Episema 775. Epistylis 200. Epi teilen 17. Epitheca 734. Epopthalniia 734. Eques II 234. Equiden 11 427. Equitidae 779. Equula 11 235. Equus 11 427, 428. Erebia 779. Eremiaphila 725. Eremias 11 304. Eresus 664. Erethizon 11 443. Ereutho 495. Ergasilus 554. Erichsonia 597. Erichthina 627. Erichthonius 584. Erichthus 610. Ericulus 11 449. Erinaceus 11 449. Eriodoridae 11 378. Eriomys 11 444. Erion 630. Eriphia 636. Eripus 664. Erismatura 11 353. Eristalis 763. Erpocotyle 404. Errimtia 498. Errina 260. Ervilia 198. Eryciniden 778. Eryon 629. Erythacus 11 380. Erythraeus 653. Erythrinus 11 224. Erythrolauiprus 11 289. Erythrops 615. Eryx 11 287. Eschara 11 102. Escharella 11 102. Escharina 11 102. Escharipora 11 102. Escharoides 11 102. Eschscholtzia 303. Esox II 220. Esperia 219. Estheria 527, 528. Esunculus 11 213, 219. Eteone 505. Ethmosphaera 179. Ethusa 633. Euaxes 483. Eubalaena 11 423. Eubostrichus 436. Eucalyptocrinus 333. Eucanthus 554. Eucelium 11 126. Eucephala 766. Eucera 819. Eucharis 204. Euchirus 796. Euchlanis 446. Euchone 497. Euchroma 794. Euclidia 774. Eucanthus 534. Eucneniis 793. Eucope 264. Eucopepoda 548. Eucorybus 683. Eucratea 11 102. Eucrinus 334. Eucyrtidium 179. Eucythere 542. Eudactilina 556. Eudendrium 261. Eudipsas 11 290. Eudora 607. Eudorella 607. Eudorina 159. Eudoxia 274. Eudrilus 479. Eudromias 356. Eudyptes 11 350. Eudytes 11 352. Euganoides 11 208. Euglena 11, 159. Euglypha 172. Eulalia 505. Eulima 372, 11 52. Eumastia 218. Eumenes 817. Eumenia 492. Eumida 505. Eunectes 11 288. Eunice 502. Eunicea 236. Euophrys 664. Eupagurus 631. Eiipatagus 366. Eupelte 552. Eupetomena II 375. Euphania 737. Euphausia 615, 625. Euphonia 11 381. Euphrosyne 501. Euphyllia 241. Eupithecia 774. Euplectella 220. Euplocamus II 364. Euplotes 198. Eupodotis II 361. Eupompe 500. Euponiatus 498. Euprepia 776. Eupronoe 588. Eupsamniia 240. Eupyrgus 374. Eurete 220. Eurhamphaea 304. Euryale 345. Euryaleae 845. Eurycercus 5C5. Euryceros II 373. Eurydesmus 681. Eurydice 596. Eurylepta 414. Eurynome 685. Euryphorus 556. Register. 493 Eurypodius 635. Eurypteriden 639. Eurypterus 639. Eurypyga 11 359, 361. Eurystomata 11 287. Eurystonieae 302. Eurystomus 11 374. Eurytenes 586. Eurythoe 501. Eurytoma 811. Eusarchus 668. Euscelus 588. Eusmilia 241. Euspongia 217. Eustrongylus 429. Eutermes 730, 731. Euterpe 552. Eutyphis 588. Evadne 536. Evania 812. Exocoetus 11 228. Exogone 504. Exogyra 11 20. Eylais 653. Fabricia 497. Facellina 11 67. Ffidenbacterien 156, 157. Fadenwürmer 421. Fächerzüngler 11 47. Falagria 799. Falcinellus 11 358. Falco 11 384. Faorina 363. Fario 11 176. Farrea 220. Farrella 11 101. Fasciola 412, 418. Fasciolaria II 50. Faserschwämnie 217. Favia 241. Felis 11 459. Ferae 11 408, 454. Feronia 802. Fiber 11 446. Fibrospongiae 217. Fibularia 360. Ficula 11 54. Fidonia 774. Fierasfer 371, 11 213,226. .Figites 810. Filaria 432. Filaroides 429. Filifera 217. Filigrana 497. Firola 11 58. Firolina 218. Firoloides 11 58. Fiona 11 67. Fissilinguia 11 304. Fissirostres 11 375. Fissurella 11 48. Fistularia 11 214, 238. Flabellum 242. Plagellaten 158. Flata 751. Fledermäuse 11 460. Pleischpolypen 238. Fliegen 759. Flöhe 768. Flohkrebse 578. Floriceps 393. Floscularia 445. Flustra 11 102. Flustrella 11 101. Foenus 812. Forauieniferen 167. Forda 748. ForBcula 724. Formica 716, 814. Formicivora 11 378. Forskalia 272. Fossoria 815. Francolinus 11 365. Fredericella 11 104. Fregilus 11 377. Freia 197. Fringilla 11 348, 381. Frösche 262. Fromia 341. Frondicularia 173. Frondipora 11 101. Frugivora 11 462. Fulgora 751. Fulica 11 361. Fuligula 11 353. Fulmarus 355. Fumea 777. Fundulus 11 224. Fungia 240. Fungicolae 766. Funiculina 235. Funiculus 11 93. Furcularia 446. Fusus 11 50. CJadiculus 11 226. Gadopsis 11 227. Gadus 11 226. Galago 11 466. Galathea 630. Galaxea 241. Galaxias 11 221. Galbula 11 368. Galeocerdo 11 199. Galeodes 675. Galeolaria 274. Galeopithecus 11 465. Galerites 360. Galeritiden 360. Galeruca 784. Galeus 11 199. Galgulus 753. Galictis 11 456. Galleria 773. Gallicola (Hyraenoptera) 809. Gallicolae 767. Gallinacei 11 362. Gallinae 11 348. Gallinago 11 358. Gallinula 11 361. Gallophasis 11 364. Gallus 11 364. Gamasus 652. Gammaracanthus 585. Gammarella 536. Ganimarus 5S5. Gamocystis 165. Ganocephala 11 255. Ganoiden 11 201. Garrulus 11 377. Garveia 261. Gasteracantha 666. Gasterosteus 11 230. Gasterostomum 401. Gastraea 54. Gastrana 11 24. Gastrobranchus 11 190. Gastrochaena 11 24. Gastrolepidia 500. Gastropacha 776. Gastrophilus 762. Gastroplax 11 66. Gastropoda 11 27, 494 Register. Gastropteron II 65. Gastrostyla 199. Gastrotokeus II 214. Gastrotricha 199. Gastrotrocha 448, 488. Gastrovascularraum 202. Gastrus 762. Gebia 630. Gecarcinicus 638. Gecarcinus 605, 638. Gecarcoidea 638. Gecinus II 370. Gecko II 300. Geckonen II 300. Gegenbauria 303. Gelasimus 637. Gelesaurus II 306. Gemellaria II 102. Gemmaria 261. Geocentrophora 409. Geocores 753. Geocoris 755. Geodesmus 412. Geodia 219. Geogenia 479. Geometra 774. Geometrina 773. Geomys II 447. Geonemertes 419. Geopelia II 367. Goephilus 683. Goeplana 412. Georychus II 446. Georyssus 796. Geositta 11 375. Geotria 11 189. Geotrupes 795. Gephyrai 419. Geradflügler 179. Gerardia 238. Garda 200. Geronticus 11 359. Ger res 11 228. Gerrhonotus 11 303. Gerrhosaurus 11 303. Gerris 754. Gervilia 11 21. Geryonia 266. Geryonopsis 264. Gibocellum 668. Gigantostraka 638. Ginglymostonui 11 199. Glandina II 63. Glareola 11 356. Glaphyrus 796. Glaresis 795. Glattnasen 11 462. Glaucoma 197. Glaucopis 777. Glaueothoe 631. Glaucus II 68. Gleba 273. Glires 11 408, 440. Glirina 412. Globiceps 262. Globigerina 178. Globiocepbalus 11 422. Glochidium 11 18. Glomeris 677, 678, 680, 681. Glossocodon 266. Glycera 503. Glyphodon 11 292. Glyptodon II 418. Glyptolepis II 208. Glyptosphaerites 336. Glyziphagus 651. Gnaphosa 665. Gnathobdellidae 464. Gnathodon II 24. Gnathophausia 616. Gnathophyllum 629. Gnathostomata 551. Gnorimus 796. Gobiesox II 236. Gobio II 223. Gobiodon II 226. Gobiosoma II 236. Gobius II 236. Gomphöceras II 85. Gomphocercus 726. Gomphus 734. Gonatus II 88. Gongylus II 303. Gonia 762. Goniada 503. Goniaster 342. Goniastraea 241. Goniatites II 85. Goniocidaris 356. Goniocora 241. Goniocotes 744. Goniodes 744. Goniodiscus 342. Goniodromites 605. Goniognatha II 59, 63. Goniopliorus 356. Goniophyllum 238. Goniosoma 668. Gonium 10, 159. Gonodactylus 610. Gonophoren 248. Goroplastidien 248. Gonoplax 637. Gonopteryx 779. Gonospora 165. Gonotbyraea 264. Gonyleptus 668. Gonyosoma II 289. Gordius 434. Gorgonella 236. Gorgonia 236. Gorgonocephalus 345. Gorilla II 472. Goura II 367. Gracula II 378. Graculus II 353. Grallae II 348. Grallatores II 355. Grammatophora II 301. Grantia 219. Graphiurus II 447. Grapholitha 773. Graphophora 775. Grapsoidea 637. Grapsus 638. Grapterus 729. Grayia II 289. Gregarina 162. Gressoria 725. Griaiothea 630. Grouiia 172. Grus II 360. Gryllotalpa 687, 699, 728. Gryllus 729. Grymaea 495. Gryphaea II 20. Gryphosaurus 146. Gryporhynchus 391. Guepard II 459. Gulo II 456. Gummineae 218. Gunda 412. Gyge 598. Gymnarchus II 220. Gyninasterias 342. Gymnetrus 11 237. Gymnoblastea 260. Register. 495 Gyuinobranchia II 67. Gymnocephalus II 378. Gymnocopa 505. Gymnodactylus II 300. Gymnodonten II 216. Gymnolaemata II 100. Gymnomuraena II 218. Gymnophiona II 254. Gyiimophthalmata 249. Gymnorhina (Flederuiaus) II 462. Gymnorhina (Vogel) II 377. Gymnosomata II 71. Gymnothorax II 218. Gymnotus II 219. Gymnura II 450. Gynaecophorus 401. Gypaetus II 383. Gypogeranus II 385. Gypoliierax II 383. Gyps 11 383. Gyrator 410. Gyretes 801. Gyrinus 781, 801. Gyrocotyle 394. Gyrocoris 200. Gyrodactylus 404. Gyrodus II 207. Gyropeltis 560. Gyropus 744. Gyrosmilia 241. Hadena 775. Haematopinus 744. Haematopota 7(35. Haematopus II 357. Haementaria 464. Haenioglobin 16. Haemopis 464. Haemulon II 231. Haeterina 734. Haftkiefer II 215. Haga 412. Haifische II 197. Haimea 235. Hairochen II 201. Halbaffen II 464. Halconoti II 229. Halcyon II 374. Halecium 263. Haliaetus II 384. Haliaeus II 353. Halichoerus II 453. Halichondria 218. Haliclystus 287. Halicore II 424. Halicryptus 454. Halictophagus 741. Halictus 818. Haliomuia 179. Haliommatidium 179. Haliotis 570, II 48. Haliphis 801. Halisarca 217. Halistemnia 272. Halitherium II 424. Halla 502. Haluiatunis II 413. Halobates 754. Halocypria 543. Halocypris 543. Halodactylus II 101. Halomitra 240. Halosaurus II 220. Halteria 199. Haltica 784. Hamiglossa II 50. Haminea II 65. Hamites II 85. Handflügler II 460. Hapale II 469. Hapalemur II 465. Hapaloderma II 369. Hapalotis II 445. Haplocerus II 437. Haplochilus II 224. Haplodactyla 374. Haplodactylus II 232. Haploops 585. Haplophorus 11 418. Haplophthalmus 599. Haplosmilia 241. Harelda II 353. Harengula II 220. Harmothoe 499. Harpa II 50. Harpactes II 369. Harpacticus 552. Harpactor 754. Harpalus 802. Harpes 642. Harpilius 628. Harpodon II 222. Harpyia (Schmetterling) 699, 776. Harpyia (Fledermaus) II 462. Hartea 235. Hastigerina 168. Hatteria II 301. HautHügler II 460. Heccaedecomma 292. Hectocotylus II 81. Hedessa 527. Hedriocystis 175. Hedruris 433. Hedychrum 815. Heliaetos II 384. Heliaster 341. Heliastes II 229. Heliastraea 241. Helicina II 48. Helicinen II 41. Helicoideen II 62. Heliconius 94, 108, 779. Heliophanus 664. Heliopora 237. Heliosphaera 179. Heliothrips 729. Heliothrix II 375. Heliotites 237. Heliozoa 173. Helix II 63. Helluo 464. Helmichthys II 219. Helmintophis II 286. Heloderma II 305. Helodrilus 479. Helops 791. Helotes II 231. Hemerobius 689, 737. Hemerodromia 763. Hemiaspis 639. Hemiaster 366. Hemibdella 463. Hemibos II 438. Hemicardium II 23. Hemicidaris 357. Ilemicordylus II 303. Hemicrepis 373. Hemidactylium 11 261. Hemidactylus II 300. 496 Register. Heniidasys 449. Hemidiadema 357. Hemigaleus II 199. Hemilepidia 500. Hemiodus II 225. Hemioniscus 599. Hemipedina 358. Hemipholis 347. Hemiphractus II 262, Heuiipneustes 365. Hemiptera 741. Hemirauiphus II 228. Hemistomum 400. Hemiteles 806, 812. Hemityphis 588. Henicops 683. Henicurus II 380. Heniochus II 232. Henops 764. Hepatus 634. Hepiolus 777. Heptanchus II 198. Herbstia 635. Hermadion 500. Hermaea II 66. Herraella 496. Hermione 499. Hermodice 601. Herodias II 359. Herpestes II 487. Herpetodryas II 289. Herpetolitha 241. Hersilia 552. Herzigel 361. Hesione 504. Hesperia 778. Hesperoruis 146, II 348. Heterakis 428. Heterobranchus II 225. Heterocentrotus 358. Heterocerus 796. Heterocirrus 493. Heteroconger II 218. Heterocope 553. Heterodera 435. Heterodiadema 355. Heterodon II 289. Heterodontus II 199. Heterofusus II 70. Heterogamia 721, 724. Heterogenie 62. Heterogyna 815. Heteromera 788. Heterometrus 673. Heteronereis 503. Heteronotus 750. Heteropeza 710. Heterophenacia 495. Heterophrys 175. Heteropoda II 54. Heteropygii II 220. Heterostephanus 262. Heterostoma 083. Heterosyllis 504. Heteroterebella 495i Heterotoma 755. Heterotricha 197. Heteroxenia 235. Hexactinelliden 219. Hexanchus II 198. Hexapoda 683. Hexaprotodon IT 431. Hexarhizites 284. Hexathyridien 400. Hibernia 774. Hieraconyx 587. Hieraetus II 384. Hilara 763. Himantariiim 683. Himantopus II 357. Himantostoma 293. Hinnites II 20. Hippa 632. Hipparchia 779. Hipparion 11 427. Hippasterias 342. Hippobosca 760. Hippocampus II 214. Hippoglossoides II 227. Hippoglossus II 227. Hippolyte 628. Hipponoe (Seeigel) 358. Hipponoe (Polychaete) 501. Hippopodius 273. Hippopotamus II 431. Hippopus II 22. Hippotherium II 427. Hippotigris II 428. Hippotragus II 436. Hippurites II 22. Hircinia 217. Hirudinei 458. Hirudo 464. Hirundo II 376. Hispa 784. Hister 798. Histioteuthis II 88. Histriobdella 465. Histurus II 301. Holacanthus H 232. Holaster 365. Holectypus 353. Holigocladodes 294. Holocentrum II 231. Holocephali II 196. Holomyarier 422. Holophrya 196. Holopneustes 358. Holoptychius II 208. Holopus 335. Holosaurus II 220. Holostomata II 51. Holostomum 400. Holothuria 372. Holothurioideae 367. Holotricha 195. Holtenia 220. Holuropholis II 291. Homaloci-anion II 288. Homalopsis II 289. Homalosoma II 289. Homalota 799. Homarus 629. Horaola 633. Homolampas 364. Homopneusis 294. Homoptera 741, 749. Homopus (Milbe) 651. Homopus (Schildkröte) II 318. Hoplia 795. Hoplocephalus II 292. Hoplophora (Milbe) 654. Hoplopbora(Pflanzenlaus) 750. Hoplopterus II 357. Hormetica 725. Hormiphora 303. Hormiscium 156. Hornera II 101. Hühnervögel II 362. Hufthiere II 424. Register. 497 Humivagae II 301. Huxleya 198. Hyaemoschus 11 4o4. Ilyaena II 458. Hyaenotlonten 145. Hyale 581. Hyalea II 70. Hyalodaphnia 534. Hyalodiscus 171. Hyalolanipe 175. Hyalonema 220. Hyalophylluin 554. Hyalospongiae 219. Hyalothauina 220. Hyas 635. Hyas (Vogel) II 556. Hybalus 795. Hybococlon 262. Hybos 763. Ilybosorus 795. Hydaticus 801. Hydatina 446. Hydra 260. Hydiachna 653. Hydractina 260. Hydrias 446. Hydrobia II 51. Ilydrobius 800. Hydrochelidon II 354. Hydrochoerus II 443. Hydrochorentes 653. Hydrochus 800. Hydiocorallinae 259. Hydrocores 753. Hj'drocyon 51)0. Hydroidea 248. Hydi-oides 498. Hydromedusa II 317. Hydroniedasae 243. Hydronietra 690, 754 Hydromys II 445. Hydiophilus703, 781, 800. Hydrophis II 292. Hydroporus 801. Hydropsalis II 376. Hydropsyche 738, 739. Hydi'oi)tiIa 739. Hydrosauria II 307. Hydrosaurus II 305. Hydrotheca 248, Hydrous 800. Hygrobatinae 653. Hyla II 269. Hylaeus 818. Hylaplesia II 270. Hylastes 786. Hylesinus 786. Hyllus 664. Hylobates II 471. Hylobius 787. Hylocharis II 375. Hylodactylus II 270. Hylodes II 270. Hylomys II 450. Hylotonia 808. Hylurgus 786. Hymenaster 339. Hymeniastrum 180. Hymenicus 637. Hymenocaris 576. Hymenogorgia 236. Hymenoptera 803. HymenoriLS 790. Hymenosouia 637. Hyocrinus 334. Hyoprorus II 219. Hyotherium II 430. Hypena 774. Hyperia 587- Ilyperina 586. Hyperoartia II 188. Hyperodapedon II 201. Hyperoodon 657, II 422. Hyperopisui? II 220. Hyperotreta II 189. Hyphantornis II 381. Hypbydrns 801. Hypobythins II 125. Hypochton II 258. Hypoderma (Fliege) 762. Hypoderma (Fledermaus) II 462. Hypodiadi'ma 357. Hypogaeon 479. Hypomesus II 221. Hyponome ;>36. Hypopus 651. Hyposalenid 356. Hypostomum 409. Hypostomus II 225. Hypotricha 198. llypsiprymnus II 413. Hypsirhina II 289. Ilyptiotes GßC}. Hypudaeus II 440. Hyrax II 440. Hyracotherium II 425. Hysterocarpus II 229. Hystrichis 433. Hystrix (Polychaete) 499. Hystrix ( Nagethier ) II 443. ■acamerops 11 368. lacare II 311. laculus II 444. laera 597. lanella II 64. lanira 303. lanthella 218. lanthina II 49. lanus II 68. lapyx 677, 689, 722. lassus 750. Ibacus 630. Ibalia 810. Ibis II 859. Ibla 568. Icaria 818. Ichneumon 812. Ichthydium 419. Ichthyobdella 463. Ichthyocampus II 214. Ichthyodea II 258. Ichthyodoruliten II 192. Ichthyomyzon II 189. Iclithyonema 433. Ichthyopis II 255. Ichthyopsiden II 151. Ichthyopterygii II 308. Ichthyornis 146, II 348. Ichthyosaurii II 308. Icterus II 378. Idalia II 67- Idmonea II 100. Idotea 597. Idus II 224. Idyia 302. Idyiopsis 302. Iguana II 300. Iguanodon II 306. Ilia 634. Iliocryptus 535. llyobates 542. Ilysia II 287. Imogine 411). Claus, Zoologie. 4. Aufl. Tom. II. Kegister. 32 498 Register. Impennes II 350. Imperforata 172. Inachus 634. Inarticulata II 100. Incrustata II 100. Indicator II 309. Ineptae II 367. Infulaster 365. Infusoria 180. Inoceramus II 21. Ins 777. Insecta 683. Insectivora II 448. Insectivora (Fledermäuse) II 462. Insessores II 372. Inuus II 471. lone 598. Iphimedia 582, 585. Ips 798. Irenaeus 553. Irriser II 374. Isaura 528. Ischnogaster 818. Ischnognathus II 289. Isis 237. Isoarca II 22. Isobates 681. Isocardia II 23. Isocerus 791. Isodactylium II 260. Isometrus 672. Isophyllia 241. Isopoda 588. Isotricha 197. Issus 751. Itea 599. lulis II 229. lulus 681. luncella 236. Ixa 634. Ixalus II 270. Ixodes 652. lynx II 370. Ääfer 780. Kalkschwämme 220. Kalophrinus II 269. Kegelschnäbler II 380. Kermes 747. Kerona 199. Kielfüssler II 54. Kiemenlurche II 258. Kleinia 366. Kleinschmettex'linge 772. Kleinschupper II 205. Kletterbeutler II 413. Klettervögel II 368 Kloakenthiere II 408. Knochenfische II 210. Knochenganioden II 208. Knorpelfische II 190. Knorpelganioden II 206. Kochlorhine 570. Köllikeria 262. Kopfiusser II 71. Kophobelenmon 236. Korethraster 339. Kowalevskia 124. Krallatten II 469. Kratzer 439. Kraussina II 110. Krebse 515. Kroyeria 557. Kugelbacterien 156. Ijabidodemas 373. Labidura 724. Labranda 493. Labrax II 230. Labriden II 229. Labrus II 229. Labyrinthici II 238. Labyrinthodonton 145, II 253, 255. Labyrinthnla 163. Lacazia 454. Lacerta II 304. Lachesilla 730. Lachesis II 293. Lachnus 748. Lacinularia 445. Lacon 793. Lacrymaria 196. Laemargus (Siphonostom) 556. Laemargus (Hai) II 198. Laemodipoda 582. Laemophloeus 797. Laena 711. Laetmonice 499. Lalbea 264. Laganum 360. Lagena 173. Lagenophrys 200. Lagenorhynchus II 422. Lagidium II 444. Lagis 496. Lagoniys II 442. Lagopus II 365. Lagorchestes II 413. Lagostoraus II 414. Lagotis II 414. Lagothrix II 470. Lagria 790. Lambrus 635. Lameilaria II 53. Lamellibranchiata II 5. Lamellicornia 794. Lamellirostres II 352. Lamia 687, 785. Lamna II 199. Lamnungia II 440. Lauiporuis II ;i75. Lamprocera 793. Lamproglene 556. Lamprophis II 291. Lamprops 607. Lamprosoma 784. Lamprotornis II 378. Lampyris 705, 792. Lamyctes 683. Landwanzen 753. Langaha II 290. Laniarius 11 378. Lanice 495. Lanius II 378. Laodicea 264. Laomedea 264. Laomedia 031. Laonome 497. Laphria 764. Laphystius 585. Larentia 773. Larimus II 234. . Larus 354. Lasia (Fliege) 764. Lasia (Käfer) 783. Lasiocampa 776. Lasiorhinus II 412. Lasius 814. Register. 499 Laterigradae 664. Lates II 230. Lathonura 53.5. Lathridius 797. Lathrobium 799. Latistellae 356. Latona 534. Latreillia 633. Latris II 232. Latrodectus 666. Laufvögel II 385. Lausfliegen 760. Leachia 597. Lebia 802. Lebias II 224. Lecaniura 709, 746. Lecythium 172. Leda II 22. Ledra 751. Leiestes 783. Leimacostomum 413. Leiocephalus 493. Leiodermatiuiu 219. Leiolepis II 302. Leiopathes 238. Leiosoma 654. Leiosurus II 302. Leistus 802. Lema 784. Lembadion 197. Lemnus II 446. Lemta 359. Lemur II 466. Leontis 503. Lepadella 446. Lepadogaster II 236. Lepas 570. Lepeta II 47. Lepidocentrus 308. Lepidocyrtus 723. Lepidoiden II 202. Lepidoleprus II 227. Lepidonotus 500. Lepidopleurides II 207. Lepidopleurus 500. Lepidoptera 768. Lepidopus II 234. Lepidosauria II 281. Lepidosiren II 243. Lepidosternon II 298. Lepidosteus II 209. Lepidotus II 209. Lepidurus 527. Lepisma 722, 723. Lepralia II 102. Lepreus 672. Leptastraea 241. Leptis 765 Leptobrachia 293. Leptobi-achites 284. Leptocardii II 179. Leptocephalus II 219. Leptochelia 594. Leptoclinum II 126. Leptoconchus II 50. Leptodeira II 290. Leptodera 435. Leptoderus 798. Leptodiscus 163. Leptodora 536. Leptognathus II 290. Leptogorgia 236. Leptolepis II 209. Leptomysis 615. Leptonyx II 453. Leptophyllia 241. Leptophrys 17 L Leptoplana 413. Leptoptilus II 360. Leptopsammia 213. Leptopodia 635. Leptopus 754. Leijtorhynclius II 311. Leptoria 241. Leptoscyphus 264. Leptostracu 573. Leptostylis 607. Leptoteuthis II 88. Leptotherium 120. Leptura 785. Leptus 653. Lepus II 442. Lernaea 557. Lernaeocera 57. Lernaeodiscus 571. Lernaeopoda 558. Lernaeopoden 107. Lernanthropus 557. Lernentoma 555. Lesinia 454. Leskia 366. Lestornis 146. Lestrigonus 587. Lestris II 354. Lesueuria 304. Lethrinus II 232. Lethrus 795. Leucaltis 221. Leucandra 221. Leucaristre 495. Leucaspius II 223. Leucetta 221. Leucifer 627. Leucilla 221. Leuciscus II 223, 224. Leuckai-tia 266. Leucochloridium 398. Leucodore 493. Leucon 607. Leuconia 221. Leucophrys 197. Leucortis 221. Leucosia 634. Leucosolenia 221. Leucospis 811. Leucothea 304. Leucothoe 585. Leuculmis 221. Leucyssa 221. Levirostres II 373. Liasis II 288. Libellula 704, 734. Libinia 635. Libythea 779. Lichanotus II 466. Lichenoporidae II 101. Lichia II 235. Lichomolgus 554. Lieberkühnia (Foramini- fere) 172. Lieberkühnia (Schwamm) 218. Ligia 599. Ligidium 599. Ligula 392. Lima II 20. Limacina II 70. Limacodes 777. Limapontia II 66. Limax II 64. Limenitig 779. Limicola II 358. Limicolae 480. Limnadella 528. Limnadia 527. Limnaea II 62. 500 •Register. Limnaeiden II 62. Limnaeus II 62. Liinnatis 464. Limnesia 653, 800. Limnetis 527. Limnias 445. Limnichus 797. Limnicythere 542. Limnobates 754. Limnobia 767. Limnochares 653. Limnodrilus 483. Limnodynastes II 268. Limnometra 754. Limnophilus 739. Limnoria 584, 598. Limnosida 534. Linionius 793. Limosa II 357. Limulus 641. Lina 784. Linckia 341. Lindia 447. Lineus 419. Linguatulida 645. Lingula 11 109. Lingulina 173. Linopodes 654. Linyphia 666. Liodes 799. Liophis II 289. Liosonia 374. Liostomum 464. Liotheum 744. Lipara 761. Liparis (Schmetterling) 776. Liparis (Fisch) II 236. Lipoptena 760. Lippenschildröten II 317. Lipura 723. Lipurus II 413. Lirione 501. Lirioj)e (Trachymeduse) 266. Liriope (Cnistacee) 599. Lissa 635. Lissodenia 788. Listriodon II 425. Listrophorus 652. Listroscelis 728. Litharachniuni 179. Lithistidae 219. Lithobius 683. Lithocampe 179. Lithocircus 178. Lithocyclia 180. Lithodes 633. Lithodomus 11 21. Litholophus 179. Lithomantis 721. Lithophilus 783. Lithophyllia 241. Lithosia 776. Lithospongia 219. Lithotrya 568. Litocharis 799. Lituaria 236. Lituites II 85. Lituola 173. Littorina II 51. Livia 749. Livilla 749. Livoneca 596. Lixus 787. Lizzia 262. Lobatae 304. Lobiger II W. Lobophora 287, 361. Locusta 728. Lottusia 173. Loligo II 88. Loligopsis II 88. Loliolus II 88. Loiiiatia 704. Loinechusa 799. Loniis 633. Loncheres II 444. Lonchophorus 633, Longicornia 785. Longipedia 552. Longipennes II 354. Lopadorhynchus 505. Lo]ihiocepliala 494. Lopliiodon II 425. Lophiura II 301. Lophius II 239. Lophobranchii II 213. Lophocercus II 66. Lophogaster 615. Lophogorgia 236. Lophohelia 242. Lophonota 501. Lophophorus II 364. LophoiDoda II 103. Lophopus II 103. Lophornis II 375. Lophoseris 241. Lophosmilia 242. Lophotes II 237. Lophyriis 808. Loricaria II 225. Loricata (Crustaeea) 629. Loricula 567, 568. Loriculus II 372. Lorius 11 372. Lota 11 226. Lotella II 226. Lotta II 47. Lovenia 366. Loxia 11 381. Loxocera 761. Loxoconcha 542. Loxodes 195. Loxodon ( Elephant ) II 440. Loxophylluni 195. Loxosoma II 99. Lucanus 794. Lucernaria 287. Lucernariden 285. Lucifer 627. Lucifuga II 226. Lucina II 23. Lucinopsis II 23. Luciola 793. Lucioperca II 230. Luciotrutta II 222. Ludmila 410. Luidia 342. Luaibriconais 492. Luuibriconereis 502. Lumbriculus 48:i. Luiubricus 478. Lungenschnecken II 58. Lupea 636. Lurche II 243. Lurchfische 11 239. Lurchschildkröten II 317. Luscinia II 380. Lusciola II 380. Lutodeira II 220. Lutra II 457. Lutraria II 24. Luvarus II 235. Lycaea 588. Register. 501 Lycaenidae 778. Lycastis 502. Lyciscus II 458. Lycodon II 291. Lycoperdina 783. Lycophidion II 291. Lycoridae 502. Lycosa 6ö4. Lyctus 797. Lycus 793. Lyda 809. Lydiis 789. Lygaeus 742, 755. Lymexylon 791. Lyidiimi 219. Lynceus 535. Lyncodaphninae 535. Lynx II 459. Lyorhyncluis 433. Lyriodon II 22. Lyrurus II 365. Lysarete 502. Lysianassa 58ö. Lysidice 5U2. Lysiogattulum G81. Lysiosquiila OlU. Lysippe 495. Lysinata 028. Ly stra 751. Lytta 789. iflacacus 11 471. Machairodus II 459. Machetes II 358. Machilis 723. Macrauchenia II 425. Macrobiotus 05(3 Macrocera (Dipterej 70ü. Macrocera (Hyiuenoptere) 819. Macrocei-cus II 371. Macrochire:^ II 374. Macrodon II 224. Macrodontia 780. Macrogaster 650. Macroglos«a 777, 778. Macroglotibus II 402. Macrones II 225. Macrophyllum II 464. Macropis 819. Macropneustes 362. Macropoda 11 412. Maciopodus [I 238. Macropus II 412. Macropygia II 367. Macroscelides II 450. Macrostom um 410. Macrotheriuiii II 217. Macrothrix 535. Macrotis 11 414. Macrotus II 464. Macrurus 11 227. Mactra 11 24. Madracis 242. Madrepora 240. Madreporaria 240. Maeamlrina 241. Maena II 231. Magelona 494. Magilus 11 50. Magosphaera 163. Maja 634 Majacea 634. Makrelen 11 234. Makro ra 626. Malachius 792. Malacobdella 420. Malacodermata (^Polypen) 238. Malacodermata (Käfer) 792. Malacopterygii II 154. Malacoptila 11 369. Malacocostraca 571. Malapterurus II 225. Maldane 493. Malleus 11 21. Mallophaga 744. Mallotus II 221. Malthe II 210, 289. Malthinus 792. Malurus II 380. Mamestra 775. Maranialia 388. Mammuth II 440. Manania 287. Manatus II 393, 424. Manis II 398, 417. Manouria H 318. Mantelthiere 11 llU. Manticora 803. Mantis 687, 725. Mantispa 713, 714, 737. Maretia 365. Margaritana 11 22. Marginella II 49. Marphysa 502. Marpissa 664. Marsipobranclii II 183. Marsupialia II 410. Marsupialida 287. Marsupialis 289. Marsypiocrinus 333. Masaris 817. Mastacenibelus II 238. Mastigias 293. Mastigocera 809. Mastigocerca 445. Mastigopus 625, 627. Mastigus 799. Mastod on II 440. Mastodonsaurus II 253, 255. Matuta 634. Maulfüsser II 607. Mecistops II 311. Mecistura II 379. Meckelia 419. Meconema 727. Medeterus 763. Medusa 29i?. Medusites 284. Meerengel II 20ii. Meergruudeln II 2:55. Megacepbala 8U3. Megacephalon II 304. Megaceros II 435. Megachilc 819. Megaderma II 464. Megaoni 11 1 2. Megalaema II 369. Megalichthys II 208. Megalonyx II 418. Megalophry.s 11 268. Megalopa 604. Megalops II 220. Megalosaurus II 306. Megalotis II 458. Megalotrocha 445. Megalurus II 209. Megamerus 653. Megapodius II 364. Megaptera II 423. Megasoma 796. • Megatherien II 417. Megatlieriuiu II 418. Melampus II 62. 502 Register. Melanaster 292. Melandrya 790. Melanerpes II 370. Melania II 52. Melanopelargus II 360. Melanophidium II 287. Melanopsis II 52. Melanothrips 729. Melasis 793 Mäleagrina II 21. Meleagris U 364. Melecta 806, 819. Meles II 256. Melicerta 445. Melicertum 264. Melierax II 384. Meligethes 798 Melinna 496. Meliphaga II 375. Melipona 821. Melita 586. Melitaea 779. Melithaea 237. Melitophagus II 374. Melitophila 796. Melivora II 456. Meilita 361. Melocrimus 333. Meloe 689, 783, 788. Melolontha 797. Melonites 308. Melophagus 760. Melopsittacus II 371. Melynnae 792. Membracis 750. Membranipora II 102, Meniphilus 791. Menipea II 102. Menobranchus 11 259. Menopoma 11 259. Menopon 741. Mensch II 472. Menura II 380. Meonia 366. Mephitis II 456. Mergelia II 110. Mergeiis 261. Mergulus II 351. Mergus II 353. Mferiones II 445. Merlan gus II 226. Merluccius II 226. Mermis 433. Meromyarier 422. Merope 737. Merops 11 374. Merostomata 639 Mertensia 303. Merulinaceae 241. Mesembrina 761. Mesenterialfalten 224. Mesenteripora 11 100. Mesodinium 200. Mesodon 11 207. Mesopharynx 410. Mesopithecus II 471. Mesoprion U 230. Mesostomum 410. Mespilia 357. Meta 666. Metachaeta 488. Metagenese 61. Metaleuca 725. Metalla 366. Metaporhinus 365. Metastraea 241. Metatrocha 488. Methoca 815. Metoecus(Crustracee) 587. Metoecus (Käfer) 789. Metopidia 446. Metopus 197. Miastor 710, 767. Micraster 363. Microcebus II 466. Microchoerus 11 424. Micrococcus 5, 156. Microcodon 445. Microcotyle 403. Microcyphus 357. Microgaster 811. Microglossus 11 371. Microlepidoptera 772. Micronimata 665. Microniscus 599. Micropeplus 800. Micropogon 11 234. Micropteron 11 422. Mieropteryx 11 235. Microrhynchus II 466. Microstoma 11 211. Microstonuim 410. Micrura 419. Micryphontus 662, 666. Midas (Schildkröte) 11 317. Midas (AflFe) II 469. Milben 647. Miliola 173. Miliolithenkalk 169. Millepora 244, 259. Millerocrinus 334. Milnesium 656. Miltogramma 816. Milvus 11 384. Mimicry 108. Mimus 11 380. Mimosen 11. Miniopteris II 463. Minyas 239. Miris 755. Miselia 775. Mithrax 635. Mitobates 668. Mitra II 50. Mitraria 492. Mitroconia 264. Mnemia 304. Mneniiopsis 304. Mnestra II 67. Modiola II 21. Modiolaria II 16. Modulus II 51. Moera 366. Moina 535. Moira 366. Molge II 260. Molgula II 124. Molidae II 216. MoUossus II 463. Mollusca II 1. MoUuscoidea II 89. Moloch II 302. Molorchus 785. Molpadia 374. Molukkenkrebse 641. Molva II 226. Momotus II 374. Monacanthus II 216. Monaden 160. Monas 156, 160. Moneren 4, 154. Monhystera 436. Moniligiibter 480. Monitor II 305. Monocaulus 262. Monocelis 409. Regfster. 503 Monocentris II 231. Monocerca 446 Monoculodes 585. Monocyrtiden 179. Monocystis 165. Monodon II 422. Monodonta II 48. Monogoaopora 412. Monolabis 446. Monomyarier II 19. Mononyx 753. Monophlebus 746. Monophyes 274. Monophyodonten II 399. Monopneumona II 242. Monopterus II 218. Monospilus 536. Monostomeae 291. Monostomum 399. Monostyla 446. Monothalau)ien 170. Monotremata IT 408. Monozonia 681. Montaguia II 67. Monticola II 380. Montipora 240. Monura 446. Moosthiei-chen II 90. Mopsea 237. Mora II 226. Mordacia II 189. Mordella 790. Morelia II 288. Mormolyce 802. Mormon (Vogel) II 351. Moruion (Affe) II 471. Mormops II 464. Mormyrops II 220. Mormyrus II 220. Mortonia 360. Mosasaurus II 306. Moschus II 434. Motacilla II 379. Motella II 227. Mouflon II 437. Moulinsia 350, 3ö9. Mülleria 372. Mugil II 237. Mulloides II 231. Mullus II 231. Munida 630. Munna 597. Munnoi^sis 597. Muraena II 218. Muraenophis II 218. Murex II 50. Muricea 236. Mursia 634. Mus II 445, Musca 715, 758, 761. Muscardinus II 447. Muscaria 760. Muschelkrebse 536. Muschelthiere II 5. Muscicapa II 378. Musciformes 766. Muscipeta II 378. Musophaga II 369. Mussa 241. Mustela II 456. Mustelus II 199. Mutilla 815. Mya (Muschelthier) II 24, Mya (Flossenf üssler) 11 453. Mycetes I[ 392. Mycetobia 766. Mycetochares 790. Mycetoma 790. Mycetophagus 797. Mycetophila 766. Mycetoporus 799. Mycoderma 156. Mycteria II 360. Mycterus 788. Myctiris 634. Mydaeus II 456. Mydas 764, Mygale 663. Myiarchus II 379. Mylabris 789. Mylesinus 11 225. Myletes H 225. Myliobates II 201. Myliobatis II 201. Mylodon II 418. Myobatrachus II 207. Myobia 651. Myoblasten 21. Myocoptes 651. Myodes II 446. Myogale II 450. Myopa 762. Myophoria II 22. Myopotanius II 444. Myopsidae II 88. Myorchus 797. Myospalax II 446, Myoxus II 447. Myrianida 504, Myrina 778. Myriopoda 676. Myriotrochus 374. Myriozouiu II 102. Myripristis II 231. Myrmecia 664. Myrmecina 814. Myrmecobius II 415, Myrmecolax 741. Myrmecophaga 11398,41 7. Myrmecophila 729, 814. Myrniedonia 799. Myrmeleon 738. Myrmica 814. Myrophis II 218. Myrus II 218. Mysideis 615. Mysidopsis 615. Mysis 615. Mystacides 739. Mystacina II 463. Mysticete II 423. Mystricsaurus II 310. Mytilus II 21. Myxastruui 172. Myxilla 219, Myxine II 190. Myxinoiden II 189. Myxobrachia 178. Myxodictyon 172. Myxomyceten 11, 157. Myxospongiae 217. Myzobdella 465. Myzostoma 506. llfabis 754. Nacella II 47. Nadina 410. Nagebentier II 412. Nagethiere II 440. Naja II 291. Najades II 22. Naideen 197. Nais 484. Nanomia 272. Naobranchia 557. Narcine II 201, Naseus II 237. Nasiterna II 371, 504 Register. Nassa II 50. Nassula 196. Nasua II 456. Natatores II 349. Natica II 53. Natricinae II 289. Naucoris 687, 753. Naucrates II 2o4. Nauphante 505. Nausithoe 292. Nantactis 239. Nautilograpsus 638. Nautilus II 85. Navicella II 48. Nebalia 576. Nebria 802. Necrophilus 798. Neerophorus 798. Nectarinia II 375. Necturus II 259. Nemachilus II 224. Neiuathelminthes 420. Nematodactylus II 232. Nematodes 421. Nematoptera 738. Neniatoxj's 428. Neniatus 709, 808. Nemeobius 778. Nemertes 419. Nemertini 414. Nemestrina 765. Nemichthys II 218. Nemocera 766. Nemopsis 262. Neinoptera 778. Neniorea 762. Nemotclus 765. Nemura 703, 732. Neolanipas 364. Neomonia II 3, 45. Neophron II 383. Neottis 495. Nepa 687, 742, 753. Nephelis 464. Nephropneusta II 62. Nephrops 629. Nephthya 235. Nephthys 503. Neptis 779. Nereicola 555. Nercidae 498. Nereilepas 503. Nereis 503. Nerinaea II 53. Nerine 494. Nerita II 48. Neritina II 48. Neritopsi.s II 53. Nerocila 596. Nerophis II 214. Nesaea (Isopod) 597. Nesaea (Acarine) 653. Nestor II 372. Netzflügler 735. Neuronia 739. Neuroptera 735. Neurotemis 108. Neurotherus 809. Newportia 683. Nicaea 581. Nicidion 502. Nicolea 495. Nicoletia 723. Nicothoe 555. Nika 028. Niphargus 585. Nirmus 744. Nisus 11 384 Nitidula 798. Nitzschia 403. Noctilio 11 463. Noctiluca(Schizopod)615. Noctilucen 161. Noctuifonues 767. Noctuina 774. Nodosaria 173. Nogagus 556. Nomada 806, 819. Nomeus II 235. Nosodendron 796. Nostocaceen 156. Notacanthus II 238. Notaeus II 209. Notaspis 654. Noteus 446. Nothosaurii II 308. Nothrus 654. Notidanidae II 198. Notocotyle 404. Notodelphys (Copepode) 553. Notodelphys (Frosch) 11 270. Notodonta 776. Notodromus 543. Notomastus 492. Notommata 446. Notonecta 753. Notopoda 632. Notopteris II 462. Notopterus II 220. Notopygos 501. Notornis II 361. Notospermus 416. Nototrema II 270. Noturus II 225. Novius 783. Nubecularia 173. Nucifraga II 377. Nuclearia 160. Nucleolites 364. Nucula II 22 Nnmenius II 358. Numida II 365. Nummulina 173. Nunimuliten 169. Nyctale II 383. Nyctea II 383. Nycteribia 760. Nycteris II 464. Nycticebus II 466. Nycticejus II 463. Nycticorax II 359. Nyctidromus II 376. Nyctiornis II 374. Nyctipithecus II 469. Nyctophilus II 46 i. Nyctotherns 197. Nymphicus II 371. Nymphon G55. Nymphula 770. Obelia 264. Obesa II 431. Obisium 674. Oblata II 232. Oceanactis 239. Oceania 263. Ocellatae 260. • Ochthebius 800. Ocnerodrilus 483. Ocnus 373. Octacneraus II 125. Octactinia 235. Octobothrium 403. Register. 505 Octocotyle 403. Octodon II 444. Octomeris 569. Octonycteris II 463. Octopiden II 86. Octopus II 87. Oetostoma 403. Oculina 242. Ocyale 664. Ocydioraus II 361. Ocypoda 637. Ocypus 799. Ocyroe 304. Odius 585. Odontaeus 795. Odontaspis II 199. Odontobius 436. Odontocera 108. Odontoglossa II 50. Odontognatha II 59. Odontolcae 146. Odontomus II 291. Odontomyia 765. Odontophora 435. Odontophoren II 4. Odontornithen 146,11348. Odontosyllis 504. Odynerus 817. Oecanthus 729. Oecistis 445. Oecodonia 813. Oedemera 788. Oedicerus 585. Oedicuemus II 356. Oedipoda(Orthoptere)727. Oedipoda (Diptere) 762. Oedipus 628. Oegopsidae II 87. Oeone 502. Oe.stedtia 415. Oestropsiden 738. Oestrus 762. Ohrenqualle 293. Oidenüa II 353. Oikopl'eura II 123. Oithona 552. Olenciva 596. Olenus 642. Oligocelis 412. Oligochaeta 473. Oligodon II 288. Oligoneura 733. Oligopleurus II 209. Oligopori 357. Oligotoma 730. Oligotrochus 374. Oliva II 50. Olivancillaria II 50, Olostomis 739. Olullanus 430. Olynthus 221. Olytha 730. Omalium 800. Ommastrephes II 87. Ommatidae 179. Onimatoplea 418. Omophron 802. Omorgus 795. Oncaea 554. Onchidella II 63. Onchidium II 63. Onchidoris II 67. Onchobothriuni 393. Onchocotyle 403. Onchogaster 404. Oncholaimus 436. Oncilabiden 374. Oncodes 764. Oniscia II 54. Oniscosoma 501. Oniscus 599. Onthophagus 795. Onthophilus 798. Onuphis 502. Onychia II 88. Onychocephalus II 286. Onychodactylus II 261. Onychodronius 198. Onychophora 675. Onychoteuthis 11 88. Opalina 195. Opatrum 791. Opercularia 200. Operculata 568. Operculina 173. Ophelia 492. Ophiacantha 346. Ophiactis 347. Ophiarachna 346. Ophiarthrum 347. Ophibdella 463. Ophichthys 11 218. Ophidia 11 282. Ophidiaster 341. Ophidiuui 11 226. Ophioblenna 347. Ophioceramis 346. Ophiochaeta 346. Ophiocnemis 347. Ophioconia 347. Ophiocten 346. Ophioderma 346; Ophiodes 11 303. Ophiodromus 505. Ophioglypha 347. (Jphiogymna 347. Ophiolepis 346. Ophiomastix 347, Ophiomyxa 347. Ophion 812. Ophionereis 347. Ophiopeza 346. Ophiophocus 347. Ophiopholis 347. Ophioplax 347. Ophiops 11 305. Ophiopsammus 346. Ophiopsila 347. Ophiopus 346. Ophioscolex 347. Ophiostigma 347. Ophiothrix 347. Ophisaurus 11 304. Ophisurus 11 218. Ophiura 346. Ophiureae 346. Ophiuridea 343. Ophiusidae 774. Ophryas 11 292. Ophrydium 200. Ophryodendron 195. Ophryoessa 11 301. Ophryoglena 197. Ophryoscolex 200. Ophryotrocha 501. Ophthaluiicus 755. Opilio 668. Opis 586. Opistobranchia 11 64. Opistobninchien 11 31. Opisthocoelia 11 310. Opisthocomus 11 364. Opisthodon 198. Opisthoglyphen 11 283. Opisthomum 409. Opoterodonten 11 282, 286. 32* 506 Register. Oralia 328, 329. Orbicula 11 109. Orbiculina 173. Orbitelariae 666. Orbitolites 173. Orbulina 173. Orca 11 422. Orchesella 723. Orchesia 790. Orchestia 584. Orcula 373. Orcus 410. Oreas 11 436. Oleaster 342. Orectochilus 801. Oreophasis 11 364. Orestias 11 224. Orgelcorallen 237. Orgyia 775. Oribates 654. Oriolus 11 377. Orithyia 634. Ormoceras 11 85. Ornithobia 760. Ornithomyia 760. Ornithorhynchus 11 399, 410. Ornithoscelidaell306,348. Orohippus 141. Orozeuktes 596. Orphilus 797. Orseis 505. Orthagoriscus 11 216. Orthocera 768. Orthoceras 11 85. Orthocerinae 787. Orthoconchae 11 8, 19. Orthognathen 11 476. Orthogoriscus 11 164. Orthoneurae 11 31. Orthonyx 11 379. Orthoptera 719. Orthopyxis 264. Orthoraphia 750. Orthosaunis 11 311. Orthosia 775. Orthostomum 410. Orthotoinus 11 380. Ortygometra 11 361. Ortyx 11 365. Orycteropus 11 417. Oryctes 796. Oryssus 809. Oryx 11 365, 436. Oryzoborus 11 381. Oscillarien 156. Oscines 11 348. Osculina 218. Osmerus 11 221. Osmia 819. Osmoderma 796 Osiuylus 738. Osphromenus 11 238. Ossifraga 11 355. 0.steolaemus 11 311.- Osteolepis 11 208. Ostracion 11 216. Ostracoda 536. Ostrea 11 19. Otaria 11 453. Othius 799. Otidiphaps 11 367. Otilophus 11 269. Otion 568. Otiorhynchus 787. Otis 11 361. Otocyon 11 458. Otolicnus 11 466. Otolithus 11 234. Otus (Arthrostrace) 585. Otus (Vogel) 11 383. Oveolites 173. Ovibos 11 437. Ovis 11 437. Ovula 11 53. Owenia (Ctenophore) 303. Owenia (Polycbaete) 493. Oxybelis II 290. Oxybelus 816. Oxycephalus 588. Oxycera 765. Oxydactylia II 267. Oxydoras II 225. Oxyglossus II 268. Oxygnatha II 59, 64. Oxygyrus II 58. Oxyopes 664. Oxypoda 799. Oxyporus 799. Oxyptychus 464. Oxyrhina 11 199. Oxyrhopus II 291. Oxyrhyncha 634. Oxysoma 429. Oxystomata 683. Oxytelus 800. Oxythyrea 796. Oxythyreus II 605. Oxytricha 199. Oxyuris 428. Ozobranchus 463. Pachastrella 219. Pachybrachys 784. Pachycbalina 218. Pachycoris 756. Pachycornus II 209. Pachydrilus 484. Pachygaster 765. Pachygnatha 662. Pachygrapsus 638. Pachygyra 241. Pachylasma 569. Pachyllemuren 145. Pachylis 755. Pachyiuerus 755. Pachy plana 413. Pachypus 796. Pachyseris 241. Pachytylus 727. Paederus 799. Paedogenese 64. Pagellus II 232. Pagophilus II 453. Pagrus II 232. Paguiistes 631. Pagurus 631. Palaechinoideen 355. Palaechinus 355, Palaemon 627. Palaenionella 627. Palaeobatrachus II 267. Palaeocarabus 605. Palaeochoerus II 430. Palaeocrangon 605. Palaeocyclus 234. Palaeodiscus 339. Palaeoniscus II 209. Palaeophrynos 11 267. Palaeornis II 348, 371. Palaeosaurus II 306. Palaeostoma 366. Palaeotropus 363, 365. Palaetherium II 425. Eegister. 507 Palamedea II 362. Palapteryx II 348, 388. Palingenia 733. Palinurus 630. Pallasia 496, 585. Pallene 655. Palniellaceen 163. Palmipes 341. Palinon 728. Palmyra 500. Palmyropsis 500. Palpares 738. Palpicornia 800. Paludicelliden II 101. Paludina II 52. Palumboenas II 367. Palunibus II 367. Palythoa 239. Paiuphilius 809. Pancerina 302. Pandalus 628, Pandaius 556. Pandimis 673. Pandion II 384. Pandoia (Ctenophore ) 302. Pandora (Muschelthier) II 24. Panopaea 108, II 24. Panophrys 197. Panormus 414. Panorpa 737. Panuliius 630. Panurus II 379. Panzerganoiden II 205. Panzerki-ebse 629. Papilio 771, 779. Papillina 218. Papio II 471. Papinu3 723. Parabasalia 330. Paracletus 748. Paracrangon 628. Paracyathus 242. Paracypris 543. Paradisea II 377. Paradoxides 642. Paradoxornis II 381. Paradoxostoma 542. Paradoxurus II 457. Paragorgia 236. Paralcyon II 374. Paralcyonium 235. Paralepis II 222. Paralycaea 588. Parainaecium 196. Paraniphithoe 585. Paranebalia 576. Pai-anephrops 629. Paranthura 595. Parapronoe 588. Pararge 779. Parascidia II 126. Parasira II 87. Parasita 553. Parasitica 742. Paratanais 594. Paratyphis 588. Pardosa 664. Pareas II 290. Paribacus 630. Paridigitaten II 428. Parkeria 173. Parniophorus II 48. Parnopes 814. Parnus 796. Parophrys II 228. Parra II 356, 361. Parthenope 635. Parthenopea 571. Parus II 379. Pasiphaea 628. Pasithea 535. Pasithoe 655. Passalus 795. Passer II 381. Passerculus 381. Passeres II 372. Passerita II 290. Pastinaca II 201. Pastor II 378. Patella II 47. Patellina 173. Pauropus 677, 681. Paussus 799. Pavo II 365. Pavonaria 235. Pecora 408, 431. Pecten II 20. Pectinaria 496. Pectinatella II 103. Pectinia 241. Pectinicornia 794. Pectinura 346. Pectunculus II 22. Pedalion 447. Pedata 372. Pedetes II 445. Pedicellarien 309. Pedicellaster 341. Pedicellina II 99. Pedicularia II 54. Pediculaten II 238. Pediculus 744. Pediraana II 415. Pedinus 791. Pedipalpi 668. Pednm II 20. Pedunculata 568. Pegasus 11 214. Pelagia 292. Pelagiopsis 284. Pelamis 11 292. Pelamys 11 235. Pelargomorphae 11 356. Pelargopsis 11 374. Pelecanus 11 353. Pelecotoma 790. Pelecus 11 223. Pelias 11 293. Pelicanus 11 330. Pelidna 11 358. Pellina 218. Pelobates 11 268. Pelobius 170. Pelodera 435. Pelodryas 11 270. Pelodytes 11 268. Pelogenia 500. Pelogonus 753. Pelomedusa 11 317. Pelopoeus 816. Pelops 654. Pelorosaurus 11 306. Peloryctes 483. Peltastes 356. Peltidien 552. Peltis 798. Peltocaris 576. Peltocephalus 11 317. Peltogaster 571. Pemphigus 710, 747. Pemphredon 816. Penaeus 627. Penella 557. Penelope 11 339, 364. Peneroplis 173. Pennaria 262. Pennatula 235. 508 Register. Pentaceros 342. Pentacheles 630. Pentacrinus 328, 334. Pentagonaster 339, 342. Pentamera 791. Pentameius 11 109. Pentapiion 11 231. Pentastomiden 645, Pentastomum 647. Pentatoma 755. Pentatreniatites 336. Penthina 773. Pentodon 796. Pentrcuiites 336. Perameles 11 414. Perca 11 229. Percalabrax 11 230. Percarina 11 230. Percis 11 233. Percopsis 11 221. Perdix 11 365. Perennibranchiaten 11 258. Perforata (Foraminiferen) 173. Perforata (Corrallen) 240, Periboea 505. Pericliaeta 479. Peridinium 160. Peridromus 198. Perientomon 730. Perigouia 778. Perigonimus 261. Perilampus 811, Perimela 636. Perionyx 479. Periophthalnms 11 236. Peripatus 677. Periplaneta 725, Perisarc 248. Perischoecliiniden 352. Perisom 309. Perisphaeria 724. Perispira 196. Perissodactyla 11 424, Peristedion II 233. Peritricha 199. Perla 732. Perna 11 21. Pernis 11 384. Perognathus 11 447. Peronia 11 63. Perophora 11 124. Peropoden 11 287. Persona 11 54. Pesocriniden 334. Petalopthahnus 615. Petalopus (Poraniinifere) 171. Petalopus(Thoracostrace) 607. Petalostoma 453. Petaurista 11 413. Petaurus 11 413. Petricola 11 25. Petrogale 11 413. Petromys 11 444. Petromyzon 11 189. Petta 496. Pezoporus 11 371. Pfeilzüngler 11 50. Pflanzenläuse 745. Pflanzenthiere 202. Phacellophora 292. Phacochoerus 11 430. Phacops 642. Phaetbornis 11 375. Phaeton 11 354. Phalacrus 798. Phalangella 11 100. Pbalangida 666. Phalangista 11 414. Phalangium 668. Phalangodus 668. Phalansterium 161. Phalaropus 11 358. Phaleria 791, Phaleris 11 351. Pballusia 11 124. Pbanerocarpae 274, 281, Pbaneropleuron 11 208. Phaneroptera 727. Pbanogenia 335. Phaps 11 367. Pharethronen 221. Pharyngognathi II 228. Phascogale 11 415. Phascolarctns 11 413. Phascolion 453. Phascolodon 198, Phascolomys 11 412. Phascolosoma 453. Pbascolotherium 11 415, Phasia 762. Phasianella 11 48. Pbasianus 11 365. Pbasraa 726. Phassus 672. Pbenacia 495. Pheronema 220. Pherusa (Amphipod) 585. Pherusa (Tubicole) 494. Pherusa (Isopod) 599, Phialina 196, Pbidippus 664, Philander 11 415, Philetaerus 381. Philine 11 65. Philodina 446. Philodromus 661, 665. Philodryas 11 289. Philolimnos 11 358. Philoraeles 541. Philonexis 11 87. Philonthus 799. Philopotamus 739. Philopterus 744. Philoscia 599. Philyra 634. Phiolophus 11 425. Phlebenterata 11 67. Phloea 755. Phloeocharinen 800. Phloeocoris 755. Phloeothrips 729. Phoca 11 453. Phocaena 11 422. Phoenicophaes 11 369. Phoenicopterus 11 352, Pholadoiuya 11 24, Pholas 11 25. Pholcus 665. Pholidotus 11 417. Pholoe 500. Phora 761. Phormosoma 355. Phoronis 454. Phosphaenus 792. Phoxichilidium 655. Phoxinus 11 224. Phoxus 585. Phragmoceras 11 85. Phraginoeonus 11 73, 87. Phreatothrix 483. Phreoryctes 482, Phronima 587. Phronimella 587, Phronimopsis 587. Phrosina 587. Phryganea 739, Register. 509 Phrynocephalus 11 302. Phrynosoma 11 302. Phrynus 669. Phiyxus 598. Phthiracarus 654. Phthirius 744. Phycis 11 2-26. Phycochromaceen 156. Phycogorgia 236. Phylactolaemata 11 103. Phyllacanthinae 393. Phyllacaiitluis 356. Phyllactis 239. Phyllangia 241. Phyllarus U 300. Phyllidia n 65. Phyllidiiden 11 38. Phylline 403. Phyllirhoe 11 27, 67. Phylliuni 726. Phyllobates 11 270. Phyllobius 787. Phyllobothriuin 393. PhylIobranchus463, 11 66. Phyllocerus 793. Phyllochaetopterus 494. Phyllod 364. Phyllodactylus 11 300. Phyllodoce 505. Phyllognathes 796. Phyllogorgia 236. Phyllomedusa 11 270. Phyllonella 403. Phyllonycteris 11 460. Phyllopertha 796. Phyllophaga 795. Phyllophorus 373. Phyllopneuste 11 379. Phyllopoda 520. Phyllopteryx 11 214. Phyllorhina 11 464. Phyllorhiza 293. Phyllosoma 629. Phyllostoiua 11 464. Phylloxera 710, 748. Phylogenese 60. Phymanthus 239. Phymosoma 358. Physa 11 62. Physalia 273. Physaloptera 430. Physalns II 423. Physarum 157. Physematium 178. Physeter II 423. Physodon II 200. Physophora 272. Physophoridae 271. Physopoda 729. Physostomi II 216. Phythonietiidae 773. Phytophaga ( Hymen- optera) 808. Phythophthires 745. Pliytoptus 652. Pica II 377. Picae ri 348. Piculus II 370. Picumnoides II 370. Picumnus II 370. Picus II 370. Pielus 777. Pieris 779. Piestinen 800. Pileocephalus 165. Pileolaria 498. Pileolus II 48. Pileopsis II 52. Pilidium 416. Pilumnus 636. Pimelepterus II 232. Pimeliidae 791. Pimelodus II 225. Pimpla 812. Pinacobdella 464. Pinacocystis 175. Pinna II 21. Pinnipedia II 451. Pinnotheres 372, 637. Pinnulae 328. Piophila 761. Pipa II 267. Pipra II 378. Pipunculus 762. Pirates 752. Pisa 635. Pisces II 151. Piscicola 463. Pisella II 51. Pisidiuni II 23. Pisoides 635. Pista 495. Pithecia II 469. Pithecus 11 471. Pitta II 381. Placenta II 20. Placentalia II 416. Placiacantha 178. Placobranchus II 66. Placodermata II 205. Placoidenll 156,179,192. Placophoien II 45. Placotrochas 24"2. Placuna II 20. Placunopsis II 20. Plagiolophus II 425. Plagionotus 366. Plagiopeltis 404. Plagioplirys 172. Plagiopogon 196. Plagiopyla 197. Plagiostomen II 154, 171. 172,173,177,196,197. Plagiotoma 197. Plagiotremen II 281. Plagusia (Thoracostrace) 638. Plagusia (Fisch) II 228. Planaria 412. Planeolis 414. Planipennia 736. Planocera 413. Planorbis II 62. Planorbulina 173. Plasmodium 157. Piatalea II 339, 359. Platanista II 422. Platemys II 317. Plathelmintes 381. Pliitodes 381. Plattnasen II 469. Plattwürmer 381. Platurus II 292. Platyarthrus 599. Platybrissus 365. Platycercomys II 445. Platycercus II 371. Platycerus 795. Platycnemis 734. Platycochlidon II 31. Platycrinus 334. Platydactylus II 300. Platydesmus 681. Platygaster 811. Platylepas 569. Platyraera 634. Platyonichus 636. Platypeza 763. Piatypus 786, 510 Register. Platypyxis 264. Platyrhina II 201. Platyrhini II 469. Platyscelis 791. Platyscelus 588. Platysomus II 207. Platytrochus 242. Platyuri II 209. Plea 753. Plecotus II 463. Plectognathi II 215. Plectrophanes II 381 Plectropoma II 230. Plectropus II 270. Plectrurus II 287. Plectus 485. Plegaderus 798. Pleione 501. Pleopis 536. Plerogyra 241. Plesiastraea 241. Plesiosaurus II 309. Plethodon II 260. Pleurechinus 357. Pleurobrachia 303. Pleurobraochaea II 66. Pleurobranchiaten 11 28. Pleurobranchidae 11 66. Pleurobranchus II 66. Pleurochilidium 197. Pleuroconchae II 5. 19. Pleurocora 241. Pleurodeles II 261. Pleurodema II 268. Pleurodictyum 234. Pleurodonten II 295. Pleurolepis II 207. Pleuronectes II 227. Pleuronectidae II 227. Pleuroneina 197. Pleurophrys 172. Pleurophyllidia II 65. Pleuropus II 70. Pleurotoma II 51. Pleurotomaria II 48. Pleurotricha 199. Pleurotrocha 446. Pleuroxus 536. Plexaura 236. Plexaurella 236. Plictolophus II 371. Pliohippus 141. Pliopithecus II 471. Ploceus II 345, 381. Ploeothrips 729. Ploiaria 754. Plotactis 239. Ploteres 753. Plotus II 354. Plumatella II 103. Plumularia 263. Plusia 774. Plutellus 470. Pluteus 318, 345. Pluvianellus II 357. Pneumödermon II 71. Pneuuionophora 374. Pneumora 721, 726. Pocillopora 240. Podalirius 583. Podarcis II 304. Podarke 505. Podiceps II 352. Podinema II 305. Podoa II 361. Podocerus 584. Podocidaris 356. Podocnemis II 317. Podocoryne 261. Podon 536. Podophis II 303. Podopbora 349, 358. Podophrya 195. Podophthalmata 611. Podopsis 615. Podostoma 171. Podura 723. Poecilasma 568. Poecilia II 224. Poecilonota 794. Poeciloptera 751. Poecilostomata II 549. Poephaga II 412. Poephagus II 438. Pogonias II 234, 369. Polia 419. Polistes 709, 818. Pollicipes 568. PoUicita 504. Polyacanthus II 238. Polyactinia 237. Polyartemia 526. Polyarthra 447. Polybia 818. Polybius 636. Polybostricha 292. Polybostrichus 504. Polycelis 412. Polycera II 67. Polychaetae 485. Polycheles 630. Polychrus II 300. PolyciiTUs 495. Polycladus 413. Polyclinum II 126. Polyclonia 294. Polycopidae 542. Polycyrtiden 179. Polycystina 179. Polycystinen 178. Polycyttaria 180. Polydesmus 681. Polydora 493. Polygordius 489. Polylepinae 500. Polymastus 504. Polymitarcys 733. Polymorphina 173. Polymorphismus 62. Polymyarier 422. Polynoe 499. Polyodon II 207. Polyodontes 500. Polyommatus 778. Polyophthalmus 492. Polyorchis 264. Polypedates II 270. Polyphemus 536. Polyphylla 796. Polyphyllia 241. Polypid II 92. Polyplectron II 365. Polypocystid II 92. Polypomedusae 243. Polypora 259. Polypori 358. Polypterus II 208. Polyrhiza 293. Polystomeen 401. Polystomella 173. Polystomum 404. Polythalamien 170. Polytmus II 375. Polytrema 173. Polytremacis 237. Polyxenia 265. Register. 511 Polyxenus 677, 681. Polyzoa II 90. Polyzonium 677, 681. Polyzosteria 724. Pomacanthus II 232. Pomacentrus II 229. Pomatias II 51. Pomatoceras 498. Pomatostegus 498. Pompilus 816. Ponera 814. Ponteila 553. Pontia 553. Pontobdella 463. Pontocypiis 543. Pondodrilus 479. Pontogenia 499. Pontolimax II 66. Pontonia 627. Pontopoieia 586. Pontoscolex 479. Porania 341. Porcellana 633. Porcellanaster 339. Porcellidium 552. Pürcellio 599. Porcula II 430. Porcus II 430. Porella II 102. Porichtbys II 238. Porifera 208. Porites 240. Porocidaris 356. Porospora 165. Porphyrio II 361. Porphyropliora 746. Porphyrops 763. Porpita 274. Portelia 503. Portumnus 636. Portunus 636. Posidonomya 526. Posterobranchaea 11 65. Potamanthus 733. Potamia 664. Potamides II 53. Potamilla 497. Potamochoenis II 430. Poteriocrinus 334. Pourtalesia 365. Praniza 595. Pratincola II 380. Praxilla 493. Praya 273. Prenaster 362. Priacanthus II 230. Priapulus 454. Primates II 408, 467. Prinino 587. Primnoa 236. Prion II 355. Prionastraea 241. Prionirhynchus II 374. Prionites II 374. Prionodon (Fisch) II 200. Prionodon (Cai-nivore) II 457. Prionognathus 501. Prionospio 494. Prionurus II 237. Prioniis 186. Prionychus 790. Priotelus il 369. Prismatodonten II 446. Pristiophorus II 198. Pristiphoca II 452. Pristipoma II 231. Pristipomatidae II 228. Pristis II 201. Pristiurus II 199. Proboscidea II 438. Proboscoifera II 50. Probubalus II 438. Procellaria II 355. Proceraea 504. Procerodes 414. Proceros 414. Procoelia II 310. Procrustes 802. Proctonotus II 68. Proctophysus 784. Procyon II 456. Productus II 109. Proglollis 388. Prognathen II 476. Promenia 493. Promysis 615. Pronoe 588. Propithecns II 466, 470. Prorhynchus 419. Prorodon 196. Proscopia 727. Proserpina II 48. Prosimia II 464. Prosobranchien II 44. Prosopis 818. Prosorhochmus 419. Prosteceraeus 414. Prosthecosacter 430. Prosthiostomum 413. Prostomis 797. Prostouiuni 410. Protamoeba 171. Protascus 55. Protaster 339. Proteinus 800. Proteles II 458. Protella 583. Proteolepas 570. Proteroglypha II 283,291. Proteroglyphen II 283. Proterosaurier 11 306. Preteiosaurus II 306. Proteus II 258. Prothelmis 55. Proto (Chactopode) 484. Proto (Arthrostrace 583. Protococcaceen 159. Protogenes 172. Protohydra 243, 260. Protomonas 161. Protouiyxa 172. Protopterus II 242. Protozoa 154. Protozoea 625. Protracheata 675. Protula 497. Prymnadeta 366. Prymnodesmia 366. Psammobia II 24. Psammodromus II 304. Psammodynastes II 290. Psammolyce 500. Psammoperca II 230. Psammophis II 290. Psammophylax II 288. Psammoryctes 483. Psammosaurus II 305. Psammoseris 241. Pselaphns 799. Pseudacris II 269. Pseudailurus II 459. Pseudalius 430. Pseudastraeidae 242. Pseudechis II 292. Pseudibacus 630. 512 Register. Pseudis II 268. Pseudoboletia 358. Pseudochalina 218. Pseudochirus II 414. Pseudochlamys 172. Pseudococcus 746. Pseudocordylus II 303. Pseudocorystes 637. Pseudocuma 607. Pseudofungidae 241. Pseudograpsus 638. PseudoJulis II 229. Pseudomuia 615. Pseudomys II 445. Pseudonaja II 291. Pseudonavicellen 164. Pseudo-Neuroptera 729. Pseudophana 751. Pseudophyllidae 392. Pseudopodien 167, Pseudopus 304. Pseudorhombus II 227. Pseudoscarus II 229. Pseudosciurus II 448. Pseudoscorpionidea 673. Pseudospora 160. Pseudosquilla 610. Pseudostomuni 409. Psilorhinus II 377. Psilotricha 199. Psithyrus 820. Psittacula II 371. Psittacus II 371. Psocus 730. Psolus 373. Psophia II 362. Psorospermien 165. Psyche 709, 771, 775, 777. Psychoda 767. Psylla 749. Ptenidium 798. Ptenoglossa II 49. Ptenoglossen II 49. Pteraclis II 235. Pteraspis II 205. Pteraster 323, 342. Pterichthys II 205. Pterobranchia II 104. Pteroceras II 53. Pterochilus 818. Pterocles II 366. Ptedraoctylus II 307. Pterodina 446. Pteroglossus II 368. Pterogon 778. Pterogorgia 236. Pteroides 235. Pterois II 233. Pteroraalus 811. Pterorays II 448. Pteronarcys 732. Pteronella 403. Pterophorus 772. Pteroplatea II 201. Pteropoden II 68. Pteroptns 652. Pteropus II 462. Pterosaurier II 307. Pterosyllis 504. Pterotar.sus 793. Pterotheca II 70. Pterotrachea II 58. Pterygotus 639. Ptilia 808. Ptilinopus II 367. Ptilinus 791. Ptiliphorus 790 Ptilium 798. Ptinus 791. Ptychobarbus II 223. Ptychodus II 199. Ptychopleurae II 303. Ptyvhopoda 774. Ptychoptera 701, 767. Ptyihostomum 197. Ptychozoon II 300. Ptyodactylus II 800. Puffinus 355. Pulex 768. Pullenia 173. Pulmonaten II 58. Pupa II 63. Papilla II 51. Pupipai-ae 759. Purpura II 50. Putorius II 456. Pycnodonten II 207. Pycnodus II 207. Pygaster 353, 360. Pygnogonum 655. Pygnopodia 341. Pygocephalus 605. Pygodactylus II 303. Pygolampis 754, Pygopus II 302. Pygospio 494. Pyralis 773. Pyramidella II 52. Pyranga II 381. Pyrgia 240. Pyrgoma 569. Pyrgomorpba 727. Pyrochroa 790. Pyrophorus 793. Pyrosoma II 128. Pyrosomen II 113, 114, 115, 119, 123. Pyrrhocorax II 377. Pyrrhocoris 752, 755. Pyrrhula II 381. Pyrula II 50. Python II 288. Pyxidicula 172. Pyxis II 318. Pyxitis 219. f^uadrilatera 637. Quedius 799. Quermäuler II 197. Quinqueloculina 173. Rachiodontiden II 290. Radialia 328. Radicellata II 100. Radiella 218. Radiolaria 175. Radiolites II 22. Räderthiere 441. Raja II 201. Rajides II 200. Rallidae II 360. Rallus II 361. Rana II 267. Ranatra 753. Randbläschenmedusen 1'63. Ranella II 54. Rangia 302. Rangifer II 436. Ranilia 634. Ranina 634. Raninoides 634. Ranken füssler 561, Register. 513 Rapacia (Polychaeten) 498. Rapacia (Beutler) II 414. Raphidia 736. Rapbidophora 728. Raphium 763. Raptatores II 3S2. Rasores II 362. Raspaigella 219. Raspailia 219. Rasse 82. Rassen II 475. Ratarien 274. Ratitae II 349. Rattiilus 447. Raubbeutler II 414. Raubthiere II 454. Raubvögel II 382. Raymondia 760. Recluzia II 49. Recurvirostra II 357. Redien 397. Reduvius 754. Regalecus TI 237. Regu^aria II 353. Regulus (Tharacostrace) 628. Regulus (Vogel) II 380. Remipes 632. Reniera 218. Renilla 236. Reptilia II 270. Retepora II 103. Reticularia 172. Retitelariae 665. Rhabditis 435. Rhabdoeidaris 356. Rhabdocela 408. Rhabdogaster 438, Rhabdoideen 170. Rhabdomolgus 374. Rhabdopleura II 104. Rhabdosoma (Arthro- strace) 588. Rhabdosoma (Schlange) II 288. Rhachiglossa II 49. Rhagium 785. Rhamnusiuin 785. Rhamphastoma II 311. Rhamphastus II 368. Rharaphichthys II 219. Rhamphodon II 375. Rhamphorhynchus II 307. Rhamphostoma II 311. Rhaphidia 736. Rhaphidium 763. Rhaphidophora 728. Rhaphidophrys 175. Rhaphiglossus 818. Rhaphignathus 653. Rhea II 386. Rhegmatodes 264. Rhesus II 471. Rhina II 200. Rhinatrema II 255. Rhinechis II 289. Rhingia 763. Rhinobatus II 201. Rhinobotryum II 290. Rhinoceriden II 426. Rhinoceros II 426. Rhinocola 749. Rhinocryptis II 243. Rhinoderma II 269. Rhinodrilus 479. Rhinoglanis II 225. Rhinolophus II 464. Rhinophis II 287. Rhinophilla II 464. Rhinophryniden II 269. Rhinopoma II 464. Rhinoptera II 201. Rhinosinus 788, II 288. Rhinostoma II 288. Rhinotermes 731. Rhinotyphlops II 286. Rhipicera 793. Rhipidius 790. Rhipidoglossa II 47. Rhipidoglossen II 47. Rhipidogorgia 236. Rhipidopathes 238. Rhipiphorus 789. Rhizangia 241. Rhizobius 748. Rhizocephala 570. Rhizochalina 218. Rhizocrinus 328, 334. Rhizoglyphus 651. Rhizoniys II 446. Rhizophaga II 412. Rhizophagus 708. Rhizophylhmi 238. Claus, Zoologie. 4. Aufl. Tom. II. Kegister, Rhizophysa 273. Rhizopoda 166. Rhizostouia 293. Rhizostomeae 293. Rhizostomites 284. Rhizotrochus 242. Rhizotrogus 781, 795. Rhizoxenia 235. Rhodactis 239. Rhodeus II 223. Rhodites 810. Rhodocrinus 314. Rhodona II 303. Rhodope II 67. Rhodopsanimia 240. Rhodosoma II 124. Rhombodipteridae 11 208. Rhomboichthys II 227. Rhombosolea II 228. Rhombus II 227. Rhopalocera 778. Rhopalodina 373. Rhopalodon II 306. Rhopalonema 265. Rhopalophorus 401. Rhopia 341. Rhyacophila 739. Rhynchaea 11 361. Rhynchelmis 483. Rhynchichthys 11 231. Rhynchites 787. Rhynchobatus 11 201. Rhynchobdella 11 238. Rhynchobdellidae 463. Rhynchobolu? 503. Rhynchobrissus ^66. Rhynchocephalia 11 301. Rhynchocinetes 628. Rhynchocoela 414. Rhynchodesmus 412. Rhyncholophus 653. Rhynchonella 11 109. Rhynchonerella 505. Rhynchoprion( Millie)652. Rhynchoprion (Floh) 768. Rhynchoprobolus 410. Rhynchops 11 .354. Rhynchopygas 364. Rhynchosauru8ll301,306' Rhyiichosuchus II 311. Rhynchota 7U. Rhynchotus 11 363. 33 514 Register. Rhytina 11 399, 424. Rhyzaena 11 458. Ricinula 11 50. Riffcorallen 240. Rimula 11 48. Rindencorallen 236. Ringelechsen II 298. Ringelkrebse 576. Ringicula 11 50, 65. Riparii 751. Rippenquallen 294. Rissoa 11 51. Roaroa II 387. Rochen 11 200. Rocinella 596. Rodentia 11 440. Röhrenbewohner 490. Röhrenherzen 11 179. Röhrenquallen 266. Röhrenschnecken U 27. Roeselia 776. Rosalia 785. Rossia 11 88. Rostellaria H 54. Rotalia 173. Rotatoria 441. Rotella 11 48. Rotifer 446. Rotiferi 441. Rotula 861. Rubicilla 11 380. Rudisten 11 22. Rugosa 237. Ruminantia 11 431. Ruraphia 360. Runa 359. Rundmäuler 11 183, Rundwürmer 420. Rupicapra 11 436. Rupicola 11 378. Rutelinen 796. Rynchonella 11 109. Sabella 497. Sabellaria 496. Sabellides 496. Sabelliphilus 554. Sabinea 628. Saccanthus 239. Saccatae 302. Saccharomyces 156. Saccobranchus 11 225. Saccocirrus 491. Saccocoma 345. Saccomyidae II 446. Sacconereis 504. Saccopharynx II 218. Saccostoniys 11 445. Sacculina 571. Sacculus 447. Sacoglossa II 66. Saenuris 483. Säugethiere 11 388. Saga 728. Sagartia 239. Sagitta 438. Saiga 11 436. Salamandra 11 261. Salamandrina 11 261. Salamis 294. Salanx 11 221. Salenia 355. Salicornaria 11 102. Salius 816. Salmacis 357. Salmo 11 221. Salmoniden 11 221. Salpa 11 133. Salpen 11 128. Salpina 446. Salpingoeca 159. Salpingus 788. Saltatoria 726. Salticus 664. Saltigrada 663. Samaris 11 227. Samytha 496. Sandfloh 768. Sanguinolaria 11 24. Saperda 785. Saphenia 261. Sapphiriiia 554. Sapphirinella 554. Saprolegnien 11. Sapyga 815. Sarcobelemnon 236. Sarcodictyon 235. Sarcomella 217. Sarcophaga 758, 761. Sarcophianthus 239. Sarcophilus 11 415. Sarcophyton 235. Sarcopsylla 768. Sarcoptes 650. Sarcorhamphus 11 383. Sarcotragus 217. Sarea 11 298. Sargus (Diptere) 765. Sargus (BMsch) 11 232. Sarrotrium 798. Sarsia 261. Saturnia 776. Satyrus (Schmetterling) 779. Satyrus (Affe) 11 471. Sauba 813. Saugwürmer 394. Saurida 11 222. Saurii 11 293. Sauroiden 11 202. Saurophis 11 304. Sauropsiden 11 151. Sauropterygia 11 308. Saurothera 11 369. Saururae 11 349. Saurus 11 222. Saxicava 11 25. Saxicola 11 380. Scalaria 11 49. Scalibregma 492, Scalops 11 451. Scalpellum 568. Scandentia 11 413. Scansores 11 368. Scaphander 11 65. Scaphechinus 360. Scaphidium 198. Scaphiopus 11 268. Scaphirhynchus 11 207. Scaphopoda 11 25. Scardinius 11 224. Scaridium 447. Scarus 11 229. Scatophaga 761. Scatophagus 11 232. Scelidotherium 11 418. Scelotes U 305. Scenopinus 764. Schalenkrebse 611, Schildigel 358. Schildkröten 11 311. Schistocephalus 392. Schizaster 366. Schizocephala 725. Register. 515 Schizodactylus 728. Schizodon II 444, Schizodus 11 22. Schyzomyceten 155. Schizoneura 748. Schizopoda 612. Schizopropra 410. Schizopiis 198. Schizorhis 11 369. Schizoscelus 588. Schizostomum 410. Schizotarsia 683. Schizothorax 11 223. Schizura 11 375. Schlangen 11 282. Schlangensterne 343. Schleimfische 11 236. Schleimpilze 157. Schmalnasen 11 470. Schmelzschupper 11 232. Schmetterlinge 768. Schnabelkerfe 741. Schnurwürmer 414. Schraubenbacterien 156. Schuppensaurier 11 281. Schwämme 208. Schwärmer 777. Schwanzlurche 11 255. Schwimmpolypen 266. Sciaena 11 234. Sciara 757, 766. Scincoideen 11 302, Scincus 11 303. Scione 495. Sciophila 766. Scirus 654. Scissurella 11 48. Sciurus 11 448. Sclerodermi 11 215. Sclerogorgia 237. Sclerohelia 242. Sclerostomum 430. Sclerothamnus 220. Scolex 338. Scolia 815. Scoliodon 11 200. Scolioplanes 683. Scolopax 11 358. Scolopendra 683. Scolopendrella 683. Scolytus 786. Scomber 11 235. Scomberesociden 11 228. Scomberesox 11 228. Scopeliden 11 222. Scopelus 11 222. Scopula 773. Scopus 11 359. Scorpaena 11 233. Scorpaenichthys 11 233. Scorpio 673. Scorpione 669. Scorpionidae 673. Scorpionspinnen 668. Scorpiops 673. Scorpis 11 233. Scortizus 795. Scruparia 11 102. Scrupocellaria 11 102. Scutella 360. Scutellera 756. Scutellidium 552. Scutibranchia II 48. Scutigera 678, 683. Scutus II 48. Scydmaenus 779. Scyllaea II 67. Scyllarus 629. Scylliolamnidae II 199. Scyllium II 199. Scymnus II 198. Scyphidia 200. Scytale II 291. Scytaster 341. Scythrops II 369. Scytodes 665. Sebastes II 233. Sedentaria 491. Sedentariae 491. Seefedern 235. Seeigel 348. Seescheiden 11 114. Seesterne 337. Seewalzen 367. Segestria 665. Seison 447. Selache II 199. Selachier II 190. Seiandria 808. Semaeoslomites 284. Semblis 732. Semele 11 24. Semiten 350. Semnopithecus 11 471. Sepia II 88. Sepiola II 88. Sepioteuthis II 88. Seps 11 303. Sepsis 761. Septaria II 25. Sergestes 626. Serialaria 11 101. Seriatoporiden 240. Sericostoma 739. Seriola 11 235. Seriothrips 729. Serolis 596. Serpentes 11 282. Serpula 498. Serpulidae 496. Serranus 11 230. Serrosälmo 11 225. Sertularia 263. Sesarma 638. Sesia 777. Setigera 11 429. Setina 776. Sialis 735, 736. Sicyonia 627. Sida 534. Sieboldia II 259. Sigalion 500. Sigara 753. Sigaretus II 53. Sigillina II 126. Siliquaria II 52. Sillago II 233. Silpha 799. Silurichthys II 225. Silurus II 225. Simocephalus 534, 11 291. Simonea 650. Simosaurus II 308. Simotes II 289. Simulia 760. Sinodendron 795. Siphoniata II 22. Siphonochalina 218. Siphonodentalium II 27. Siphonogorgia 236. Siphonophora 680. Siphonophorae 266. Siphonops II 255. Siphonosphaera 180. Siphonostoma (Fisch) II 214. 516 Register. Siphonostoniata (Cope- poda) 106, 553. Siphonostomata (Schnecken) II 53. Siphonostonnim 495. Siphonotreta II 109. Siphonotus 680. Sipunculacea 449. Sipunculus 453. Siredon II 259. Sirembo 11 226. Siren II 258. Sirenen 11 423. Sirenia II 424. Sirex 809. Siriella 615. Sisyphus 795. Sisyra 735, 737. Sitaris 714, 783, 789. Sitta II 379. Sittace II 371. Sivatherium 11 434. Slabberina 596. Smaridia 653. Smaris II 231. Sraerinthus 778. Smilia 750. Smilodon II 459. Smilotrochus 242. Sminfhoa 205. Smynthurus 722, 723. Solatideria 230. Solarium II 49. Solaster 311. Solea II 228. Solecurtus II 24. Solemya II 24. Solen II 24. Solenobia 771, 772. Solenoconchen II 27. Solenocotyle 404. Solenodon II 449. Solenoglyplia 11 292. Solenoglyphen II 283. Solenognathus II 214. Solenomya II 24. Solenoplirya 195. Solenostoma II 214. Solidungula II 427. Solifugae 674. Solpuga 675. Somateria II 353, Sorex II 450. Soridia II 303. Soroideen 170. Sosane 495. Spaggodes 235. Spalax II 446. Spaltschnäbler 11 375. Spanner 77.3. Sparassus 665. Sparus II 231. Spatangideae 364. Spatangus 365. Spathegaster 809. Spatula II 353. Spatularia II 207. Spelerpes II 261. Sperlingsvögel 11 380. Spermophilus II 448. Sphaerechinus 358. Sphaeridien 309. Sphaeridium 800. Sphaerius 799. Sphaerocoris 756. Sphaerodon II 232. Sphaerodorum 504. Sphaeroidina 173. Sphaeroma 596. Sphaeronectes 274. Sphaeronella 582. Sphaeroniscus 600. Sphaeronites 336. Sphaeropeus 681. Sphaerophrya 195. Sphaerosyllis 504. Sphaerotheriura 681. Sphaerozoum 180. Sphaerularia 434. Sphaerulites II 22. Sphagebranchus II 218. Sphargis II 817. Sphecodes 818. Spheniscus II 350. Sphenodon 301, II 418. Sphenorhynchus II 360. Sphenotrochus 242. Sphex 718, 816. Sphingina 777. Sphinx 695, 777, 778. Sphygmica 171. Sphyraena 11 234. Sphyrapiciis II 370. Sphyi-na II 200. Sphyrocephalus 413. Spilophora 435. Spilotes II 289. Spinax II 198. Spinigera II 54. Spinnen 657. Spinther 501. Spio 494. Spiochaetopterus 494. Spirifer II 109. Spirillina 173. Spirilluni 156, 157. Spirobolus 681. Spirobranchus II 238. Spirochaete 156, 157. Spirochona 200. Spirocyclus 409. Spirographis 497. Spiroloculina 173. Spiroptera 433. Spirorbis 498. Spirostonumi 198. Spirostrephon 681. Spirostreptus 681. Spiroxys 433. Spirula II 88. Spirulina 173. Spizaetus II 384. Spondylis 786. Spondylus II 20. Spongelia 217. Spongia 217. Spongiarae 208. Spongicola 627. Spongicola (Mydroide) 262. Spongilla 218. Spongocycliden 179. Spongodisciden 179. Spongosphaeriden 179. Sponguridae 179. Sporadipoda 373. Sporadipus 372. Sporocysten 397. Springbeutler II 412. Spuniella 161. Squalides II 197. Squalius II 224. Squalus II 200. Squaiuella 446. Squamipennes II 232. Squamulina 173. Register. 517 Squatarola II 357. Squatina II 200. Squatinorajidae 11 200, 201. Squilla 610. Squillerichthus GIO. Stachelhäuter 305. Stachelschwänze II 237. Stäbchenbacterien 156. Stagnicola II 361. Staphylinus 799. Statoblast II 98. Stauridae 238. Stauridium 261, 262. Staurocephalus 501. Staurophora 264. Steatoda 666. Steatornis II 376. Steenstrupia 262. Steganophthalmata 280. Steganopodes II 353. Stegosaurus 11 306. Stegostonia II 199. Steletta 219. Stelleridea 341. Stellio II 302. Stelmatopoda II 100. Stelzvögel 11 355. Stemonites 157. Stenelmis 795. Steneosaiii'ier II 310. Stenobothrus 726. Stenocephalus 755. Stenodactylus 11 300. Stenonia 292. Stenopelmatus 728. Stenops 11 394, 402, 466. Stenopteryx 760. Stenoptycha 292. Stenopus 627. Stenorhynchus 635. Stenostoma II 286. Stenostomum 410. Stenothoe 585. Stentor 8, 197. Stenus 800. Stephanoceros 445. Stephanocyclus 244. Stephanomia 272. Stephanops 446. Stephanoscyphus 202. Stephanosphaera 159. Stephanospira 272. Stephanosyllis 504. Stereoderma 373. Sterna II 354. Sternarchus II 219. Sternaspis 494. Sternoptyx II 222. Stei-nopygiis II 219. Sternotherus II 317. Sternoxia 793. Sternwürmer 449. Sterope 365. Sthenelais 500. Sthenonia 292. Stichaster 341. Stichocyrtiden 179. Stichopoda 373. Stichopodes 372. Stichopus 372. Stichotricha 199. Stigmatophora II 214. Stilicus 799. Stolonoclypeus 359. Stolus 373. Stoniaster 294. Stomatopoda 607. Stomias II 222. Stomiasunculus II 213. Stomobrachiuni 264. Stomolophus 293. Stomoxys 762. Strationiys 758, 765. Strepsiceros II 436. Strepsilas II 357. Strepsiptera 739. Streptaxis II 63. Stridulantia 751. Strigiceps II 384. Strigops II 349, 372. Stringoeephalus II 110. Strix II 383. Strobila 388. Stromateus II 235. Strombidiuni 199. Strombus II 53. Strongylocentrotus 358. Strongylosoma 680, 681. Strongylostomum 410. Strongylus 429. Strudelwürmer 405. Struthio II 386. Struthiolaria II 54. Sturnus II 378. Styela II 124. Stygrus 668. Stylactis 261. Stylaria 484, Stylaroides 494. Stylaster 242, 259. Stylifer 372, II 44. Stylina II 52. Stylinaceae 241. Stylochoplana 413. Stylochopsis 413. Stylochus 413. Stylocoenia 241. Stylodictya 180. Stylodrilus 483. Styloiuniatophora II 62. Stylonectes 293. Stylonurus 639. Stylonychia 198. Stylophora 242. Styloplotes 198. Stylops 740- Stylorhynchus 164. Suberites 218. Subungulata II 443. Snccinea II 63. Suctoria (Infusorien) 195. Suctoria (Cirripedien) 570. Sudis II 222. Sula II 338, 354. Sumpfvögel 11 355. Surnia II 383. Sus II 430. Suthora II 379. Sycaltis 221. Sycandra 221. Sycetta 221, Sycilla 221, Syconietra 220. Sycon 220. Sycortis 220. Syculmis 220. Sycygien 188, 330. Sycyssa 220. Syllides 504. Syllis 504. Sylvia II 379. Synibiotes 651. Symbranchus II 218. Symphyllia 241. Symplocostoma 436. Sympodium 235. Sympterygia II 201. 518 Register. Synagris 818. Synapta 374. Synaptula 374. Synaptura II 228. Synchaeta 446. Syncoryne 260, 261. Synergus 810. Syngamus 429. Syngnathus II 214. Synhelia 242. Synodontis II 225. Synoicum II 126. Synotus II 463. Syrichthus 778. Syrnium II 383. Syromastes 699, 755. Syrphus 763. Syrrhaptes II 348, 366. Syrtis 754. TabaniLs 765. Tabulaten 259. Tachina 761. Tachinus 799. Tachydromia 763. Tachyglossus II 410. Tachymenis 11 288. Tachypetes II 342, 354. Tachyporus 799. Tachyusa 799. Tadoina II 353. Taeniadae 389. Taeniatae 303. Taeniocampa 775. Taenioglossa II 51. Taenioglossen 11 52, Taenioideae II 237. Taeniopteryx 732. laeniura II 201. Tagfalter 778. Talaeporia 772. Talegallus II 364. Talitrus 584. Talpa II 450. Tamias II 448. Tamnophilidae 11 378. Tamnophilus 11 378. Tamoya 289. Tanagra II 881. Tanais 108, 594. Tantalus II 361. Tanypus 767. Tanyscelus 588. Tanysiptera 11 374. Tanystomata 763. Taphozous II 463. Taphrocainpa 446. Tapinoma 814. Tapirus II 426. Tarandus II 436. Tarantnla 669. Tardigrada 656. Tarentola II 300. Tarpa, 809. Tarsipes II 414. Tarsius 11 466. Tarsonemus 652. Tauben 11 366. Tauria 587. Taxoerinus 333. Tectibranchia II 65. Tectospondyli 11 198, 200. Tecturidae II 47. Tegenaria 665. Tejus II 305. Teleas 811. Telegonus 673. Teleosaurier II 310. Teleostei II 210. Telei)horus 792. Telepsavus 494. Telestes II 224. Telethusidae 492. Teilina II 24. Telmatobius II 269. Telotrocha 488. Telphusa 637. Temnechinus 357. Temnocephala 465. Temnochili II 224. Temnopleurus 357. Teniora 552. Tenebrio 791. Tengyra 815. Tentaculiten II 70. Tenthredo 808. Tenuirostes II 374. Teras 773. Terebella 495. Terebellides 495. Terebra II 51. Terebrantia 808. Terebratella II 110. Terebratula II 110. Terebratuliden II 110. Terebratulina 11 110. Teredina II 25. Teredo II 25. Tergipes II 67. Termes 689, 730, 731. Termopsis 731. Terricolae 475. Territelariae 663. Tesselata II 333. Testacella II 63. Testicardines II 109. Testudo II 318. Tetanocera 761. Tethya 218. Tethyodea II 114. Tethys II 67. Tetrabranchiata II 84. Tetraeelis 413. Tetracerus II 436. Tetracidaris 352, 356. Tetraclita 569, Tetracorallia 237. Tetractinelliden 219. Tetragnatha 666. Tetragonops II 369. Tetragonurus II 237. Tetrameres 433. Tetraneura 748. Tetranorhinus II 289. Tetranychus 653. Tetrao II 348, 365. Tetraonchus 405. Tetraphillidae 393. Tetraplasten 160. Tetrapneumones 663. Tetraprotodon II 431. Tetrapte II 235. Tetrapyle 179. Tetraihynchus 393. Tetrastemma 418. Tetrathyrus 588. Tetroden II 216. Tettigonia 750, Tettix 726. Tetyra 756. Teuthis II 237. Textularia 173. Thais 780. Thalainita 636. Register. 519 Thalassema 455. Thalassianthus 239. Thalassicolla 178. Thalassidroma II 355. Thalassina 630. Thalassochelys II 317. Thalassolampe 178. Thalassosphaera 178. Thaleichthys II 221. Thalestris 552. Thaliacea II 128. Thamnocnidia 262. Thamnodynastes II 290. Thamnophihis II 378. Thamyris 588. Thaumantias 264. Thealia 634. Theca II 70. Thecadactylus IJ 300. Thecidiuin II 110. Thecla 778. Thecodontia II 306. Thecodontosaurus II 306. Thecomedusae 262. Thecosomata II 70. Thelepus 495. Thelyphonus 699. Themisto 587. Thenus 629. Theodisca 493. Theraphosa 663. Therapon II 231. Thereva 764. Theridium 665. Therodanius 557. Thetys II 24. Thia 636. Thoassa 216. Thomisus 664. Thomomys II 447. Thoracica 567. Thoracostraca 600. Thorictis II 305. Threskiornis II 359. Thrips 729. Thrissops II 209. Thuiaria 263. Thyatyra 775. Thylacinus II 415. Thylacoleo II 415. Thylacotherium II 415. Thymallus II 221. Thynnus II 234. Thyone 373. Thyonidium 373. Thyreus 778. Thyropus 588. Thyrsites II 234. Thyrsocera 725. Tliysanopoda 615. Thysanoteuthis II 88. Thysanozoon 414. Thysanura 722. Tiara 263. Tichodroma II 375. Tiedemannia II 70. Tillodonten 144. Tilurus II 219. Tima 264. Timarcha 784. Timarete 493. Tinamotis II 363. Tinamus II 363. Tinea II 223. Tinea 772. Tingis 754. Tinnunculus II 384. Tintinnopsis 199. Tintinnus 199. Tiphia 815. Tipula 767. Tipulariae 766. Tiron 585. Tisbe 552. Titanethes 599. Titanus 479. Tithyus 672. Toccus II 373. Todus II 379. Tomocerus 723. Tomodon II 289. Tomopteris 505. Tornaria 508. Tornatella II 65. Torpedo II. 201. Tortriciden 773. Tortrix (Schmetterling) 773. Tortrix (Schlange) II 287. Totanus II 357. Toxiglossa II 50. Toxoceras II 85. Toxodonten 145. Toxopneustes 358. Toxotes 233. Toxotrypana 761. Toxotus 785. Trachea 775. Tracheata 515. Tracheliastes 558. Trachelius 196. Trachelocerca 196. Trachelophyllum 196. Trachinus II 235. Trachycephalus II 270. Trachyderes 780. Trachymedusae 265. Trachynema 265. Trachyphonus II 369. Trachyphyllia 241. Trachy plana 413, Trachypterus II 237. Trachys 794. Trachysauvus II 303. Tragops II 290. Tragulus II 434. Trebius 556. Trechus 802. Trematis II 109. Trematodes 394. Trematodiscus 180. Trematosaurus II 255. Tremoctopus 11 87. Trevisia 492. Triacanthodes II 216. Triacanthus II 216. Triacis II 200. Triaena 741. Triaenodon II 200. Triaenophorus 392. Triarthra 447. Tribonyx II 361. Tricelis 413. Trichaster 345. Trichechus II 453. Trichia 157. Trichina 431. Trichiurus II 219, 234. Trichius 796. Trichobranchiden 495. Trichocephalus 430. Trichocera 636, 767. Trichoda 197. Trichodectes 744. Trichoderma 437. Trichodes 792. 520 Register. Trichodina 199. Trichodinopsis 199. Trichodrilus 483. Trichogaster II 238. Trichoglossus II 372. Trichomonas 159. Trichoniscus 599. Trichophiya 195. Trichoptera 735, 738. Trichopteryx 798. Trichosomum 106, 431. Trichosurus II 414. Trichotrachelidae 430. Tricondyla 109. Ti-idacna II 22. Trigla II 233. Trigona 821. Trigonaspis 809. Trigonia II 22. Trigonidium 729. Trigonocephalus II 293. Trilobiten 641, Trilobus 4;?0. Triloculina 173. Trinema 172. Tringa II 358. Trinodes 797. Triodon II 216. Trionyx II 317. Triopa II 67. Trioza 749. Triphaena 775. Trips 686. Tripterygion II 236. Tripyla 436. Tripylus 366. Tristounim 403. Triton II 201. Tritonia II 67. Tritonium II 54. Trivia II 53. Trivium 307. Trizonia 681. Trocharamina 173. Trochetia 464. Trochilia 198. Trochilium 777. Trochilus II 375. Trochocyathus 242. Trochoideus 788. Troehophora II 5. Trochopus 403. Trochosa 664. Trochosmiliaceae 242. Trochosphaera 447, II 5. Trochotoma II 48. Trochus II 48. Troctes 730. Troglocaris 628. Troglodytes II 379. Trogon II 369. Trogonophis II 298. Trogophloeus 800. Trogulus 668. Trogus 812. Trombidium 653. Trophonia 494. Tropidocera 438. Tropidocyathus 242. Tropidodipsas II 290. Tropidolaemus 293. Tropidolepisnia II 303. Tropidonotus II 289. Tropidosaura II 305. Tropidosaurus II 308, Tropidurus II 802. Trosciden 797. Trox 795. Truncatella II 51. Trutta II 221. Truxalis 727. Trygon II 201. Trygonorhina II 201. Tryothorus II 379. Trypaea 630. Trypeta 758 761. Tryphon 812. Trypoderma 762. Tubicellaria II 102. Tubicinella 569. Tubiclava 260. Tubicolae 491. Tubicolaria 446. Tubicolidae 11 24. Tubifex 393, 482. Tubinambis II 305. Tubipora 237. Tubitelariae 665. Tubularia 262. Tubulariae 260. Tubulibranchia II 52, Tubulipora II 101, Tubulosa 240. Tunicata II 110. Turbanella 449. Turbella 408. Turbellaria 405. Turbinaria 240. Turbinella II 50. Tuibinolia 242. Turbo II 48. Turbonilla II 52. Turdus II 380. Turnix II 366. Turrilites 11 73. Turris 260, II 51. Turritella II 52. Turritopsis 263. Turtur II 867, Tyche 635. Tychus 799. Tylenchus 435. Tylopoda II 438, Tylopoden 11 433. Tyloramphus II 351. Tylorhynchus 503. Tylus 600. Typhis 588. Typhlatta 814. Typhlichthys II 220, Typhline (Rotatorie) 446. Typhline (Eidechse) 11 303. Typhlobdella 464. Typhlocolax 413. Typhlolepta 418. Typhloniscus 599, Typhloplana 410, Typhlopone 814. Typhlops II 286. Typhoeus 795. Typton 627. Tyrannus II 379. Tyro 587. Tyroglyphus 651. Tyrrhena 505. Tyrus 799, Udonella 403, Ulactis 239, Ulastraea 241, Uloborus 066. Ulophyllia 241. Umbellularia 236, IJmbra II 221, ümbrella II 66. Register. 521 ünibrina II 234. Ungulina II 23. Uniloculina 173. Unio II 22. Upeneichthys II 231. Upeneus II 231. Upenoides II 231. Uperodon II 269. Upupa IT 374. Urania 774. Uranoscopus II 233. Uraster 339. Urax II 339, 364. Urceolaria 199. Uria II 351. Urnatella 11 99. Urocampus II 214. Urocentrum (Infusorie) 200. Urocentrum (Eidechse) II 302. Urocliaeta 479. Uroconger II 218. Urodela II 255. Urogalba II 368. Urogyiunus II 201. Urolabes II 432. Uroleptus 199. Urolophus II 201. Uromastix II 302. Uronectes 605. Uronychia 198. Uropeltis II 287. Urospora 165. Urostyla 199. Urothoe 585. Urotricha 196. Urotrichus II 451. Urotrophus II 300. Ursiis 455. Urthiere 154. Ute 221. "Vaginicola 200. Vagimila 173. Vaginulus TI 63. Valencia 419. Valgus 796. Valkeria 11 101. Valvata II 52. Valvulina 173. Vampyrella 160. Vampyrus II 464. Vanadis 505. Vanellus II 357. Vanessa 779. Vappo 765. Varanus II 305. Vejovis 673. Velella 274. Velia 754. Velutina II 53. Venerupis II 23. Ventriculitiden 220. Venus II 23. Veranya II 88. Veretillum 235. Vermes 375. Vermetus II 52. Vermicella II 292. Verniiculaten 219. Vermilia 498. Vermilingues II 417. Vermilinguia II 298. Verocinella II 63. Verongia 218. Verruca 569. Verruncella 236. Vertebralina 173. Vertebrata II 134. Vesicularia II 101. Vesiculatae 263. Vespa 818. Vespertilio II 463. Ve.spertilioniden II 463. Vesperugo II 463. Vesperus II 463. Vexillum 303. Vibilia 586. Vibracularien II 93. Vibrio 156. Vidua II 381. Vioa 218. Vipera II 293. Virbius 628. Virgularia 235. Vitrina II 63. Viverra II 457. Vögel II 318. Vogtia 273. Volucella 763. " Voluta II 49. Volvox 159. Vortex 409. Vorticella 200. Vorticlava 262. Vulsella 11 21. Vulsus II 236. Vultur II 383. m'ad Vögel II 355. Waldheimia II HO. Walfische II 419. Walzenspinnen 674. Wanzen 752. Wasserechsen II 307. Wasserfiöhe 528. Wasserwanzen 753. Weichthiere II 1. Westwoodilla 585. Wiederkäuer II 431. Willemoesia 630. Wirbelthiere II 134. Wrightia 264. Würmer 375. Wurmschlangen II 286. Wurmzüngler II 298. Wurzelfüsser 166. Wurzelkrebse 570. Xanthia <75. Xantho 036. Xantholinus 799. Xanthornus II 378. Xenia II 235. Xenobalanus 569. Xenoderma II 291. Xenodon II 289 Xenopellis II 287. Xenopterus II 216. Xenopus II 267. Xenos 740. Xiphacantha 179. Xiphias II 235. Xiphidiura 727. Xiphigorgia 236. Xiphodon II 429. Xiphosoma II 288. Xiphosura 639, 641. Xiphosurus II 301. Xiphoteuthis II 87. Xya 728. Xyela 809. Xylina 775, Xylita 790. 33* Xylobius 793. Xylocain pa 775. Xylocopa 807, 819. Xylophaga 791. Xylophagus 765. Xylotomae 764. Xysticus 662. Ifoldia II 22. Ypononieuta 772. Zabrus 802. Zahnschnäbler II 377. Zahnwale II 422. Zamenis II 289, Register. Zanclea 261. Zaus 553. Zeacrinus 333. Zenaida II 367. Zephronia 681. Zerene 774. Zetes 655. Zeuglodonten II 422. Zeugobranchien II 31, 47. Zeus II 235. Zeuzera 777. Ziphius 11 422. Zirpen 749. Zoantharia 237. Zoanthus 239. Zoarces 11 237. Zoea 604. Zonurus 11 303. Zooecium U 91. Zoogloea 156. Zooiden 244. Zoophyta 202. Zoosporeen 160. Zootoca 11 304. Zoothamnium 200. Zosterops 11 375. Zungenwürmer 645. Zweiflügler 756. Zygaena (Schmetterling) 777. Zygaena (Fisch) 11 200. Zygocyrtiden 179. Zygodactyla 264. N. G. ELWERT'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG IN MARBURG. Bei uns ist ferner erschienen: Beneke, F. W., Constitution und constitutionelles Kranksein des Menschen. Mit 12 chromolithogr. Tafeln. 1881. 12 Bog. gr. 8. br. M. 4. 50 Roser, K. , Beiträge zur Biologie niederster Organismen. Mit einer lithogr. Tafel. 1881. 2 Bog. gr. 8. br. M. 1. — Schmidt-Rimpler, H., Universität und Specialistenthum. Rede beim Antritt des Rektorats am 17. October 1880. 1\4 Bog. gr. 8. 1881. br. M. — 75 Caesar, Jul., Christian Wolff in Marburg. Rede bei der Marburger Universitätsfeier des Geburtstages Seiner Majestät des Kaisers am 22. März 1879 gehalten. 1879. gr. 8. 32 Seiten, br. M. ~ 50 ^Z Zu beziehen durch jede Buchhandlung. ^ 1^\