TI Suse Library Arnold Arboretum Repetitorium für Studirende der Naturwissenschaften und Medicin und Löhrbueh. ;?’# für er polytechnische, land- und forstwirthschaftliche Lehranstalten, Nom 3 Dr. Chr. Luerssen, Docenten der Botanik an der Universität Leipzig. Mit 107 vom Verfasser auf Holz gezeichneten Abbildungen. 4 » _ Br 2 | | 2 | AN Leipzig, j k' Re: Verlag von H. Haessel, | | | Ai ; B. N ve Bi, | n RER 7 | et Ai CH, a “ x. 0 u IC 80 r Er _ Rechte vo Re Dalai ar a er. er a) H uk A ar “= 2 a ö 163 Ak ern art I REN. E78 aR a si 2 5, f er pr u 34; Vorwort. Di. „Grundzüge der Botanik“ sind in erster Linie für den Studirenden der Naturwissenschaften und Medicin bestimmt. Sie sollen demselben den Hauptinhalt der wichtigsten Vorträge über Botanik wiedergeben und so zunächst das in so vieler Beziehung verwerfliche „Nachschreiben‘“ ersparen. Sie sollen ferner bei Vor- bereitungen zum Examen ein Leitfaden zur Repetition des Gelern- ten sein, ohne darum speciellere Lehrbücher ersetzen zu wollen. Dass manche physiologische Fragen bereits in den Abschnitten über Anatomie und Morphologie an passender Stelle erörtert wur- den, geschah deshalb, um Zusammengehöriges und Verwandtes möglichst. zu vereinigen und dadurch fester einzuprägen. Die Systematik erfuhr eine etwas ausführlichere Bearbeitung, als dies gewöhnlich in ähnlichen Büchern zu gesaehen pflegt. Namentlich wurden den deutschen Familien der (efässpflanzen Tabellen zum Bestimmen der Gattungen (mit Ausschluss cultivirter und sehr selten vorkommender) beigefügt, um auf diese Weise einen etwas tieferen Einblick in die Organisation derselben zu geben und das stete Mitführen einer Flora zu umgehen. Die Terminologie wurde _ hier, wie auch im morphologischen Theile, als aus dem Elementar- unterrichte bekannt vorausgesetzt. Dass die gewöhnlichsten Zier- pflanzen, sowie namentlich arzneilich und technisch wichtige Ge- wächse sammt Angabe der betreffenden Handelsartikel und ihrer wesentlichsten chemischen Bestandtheile, so weit es der Raum ge- stattete, aufgezählt wurden, bedarf wohl keiner Rechtfertigung und ebenso dürften vielleicht die kurzen paläontologischen Notizen een willkommen sein. | Irrthümer und Mängel finden sich in jedem Buche und guter Rath verbessert solche für spätere Zeiten. Es bittet daher seine achgenossen um solchen auch Leipzig, im December 1876. der Verfasser. tr E ee 3378 048: Y u - i Ki A Se vo B2 Inhalt. Die Zahlen zeigen die Seiten an, I. Abschnitt. Der innere Bau der Pflanze ı ° 1. Die Zelle als Grundorgan der Pflanze 1. A. Die Bestandtheile der einzelnen Zelle 3. 1. Das Protoplasma 4. Eiweisskörper 4. Reactionen 4. Hautschicht oder Primordialschlauch 4. Vacuolen 5. Bewegungserscheinungen 5. - Abhängigkeit derselben von äusseren Einflüssen 7. Krystalloide 7. Aleuron- oder Proteinkörner 8. 2. Der Zellkern 9. 3. Die Zellhaut 9. Chemische Zusammensetzung derselben 9. Flächenwachsthum 9. Dicken- wachsthum 10. Molecularstruetur und Intussusception 14. Schichtung und Streifung 15. Quellung 15. Schalenbildung, Cuticularisirung, Verholzung und Verschleimung 16. Einlagerung unverbrennlicher Substanzen: Kalk 17, Kieselerde 18. Desorganisation 18. 4. Das Chlorophyll und verwandte Farbstoffe 19, Bau der Chlorophylikörper 19. Entstehung derselben 19. Chlorophyli- farbstoff 20. Modificationen desselben 20. Bedingungen der Chlorophyll- bildung 21. Bedeutung des Chlorophylis 21. 5. Die Stärke 2. Formen derselben 22. Bau und Wachsthum 22. Reactionen 23. Be- deutung für die Pflanze 24. 6. Das fette Oel 94. 7. Der Zellsaft und die in ihm enthaltenen Stoffe 25. Inulin 25. Zucker 25. Gerbstoff25. Anthocyan 26. Oxalsaurer Kalk 26. B. Die Bildung der Zellen 27. Verjüngung oder Erneuerung 27. Conjugation 27. Vermehrung und zwar freie Zellbildung 29, Zelltheilung und Sprossung 30. 2. Die Zelle in Verbindung mit anderen Zellen zu Geweben 32. A. Allgemeine Erläuterungen 32. Einzellige Pflanzen 32. Scheingewebe 582. Zellenfäden, -schichten, -gruppen oder -nester, -stränge oder -bündel 33. Parenchym 33. Prosen- chym 34, Theilungsgewebe oder Meristem 34. Dauergewebe 34. Inter- cellularsubstanz 34. Intercellularräume 55. Luftcanäle, Gummi-, Harz-, Oel- und Milchsaftgänge 36. B. Die ausgebildeten Gewebe 36, 1. Das Hautgewebe 36. a. Die Oberhaut 37. Bau derselben 37. Cuticula 37. Cutieularschichten 38. Wachs 38. Spaltöffnungen 39. Entwickelung derselben 40. Haare41. Drüsenhaare 43. Mehrschichtige Epidermis 43. VI b. Das Hypoderm 44. Collenchym und Sclerenchym 44. Kork 44. Borke 46 Lenticellen 46, 2. Das Fibrovasalsystem 47, Gefässbündel 47. Geschlossene und offene Stränge 48, Cambium 48, Collaterale und concentrische Stränge 49, Holz 49. Gefässe 49, Holz- zellen 51. Holzparenchym 52. Bast 52. Siebröhren 52. Bastzellen 53. Bastparenchym und Cambiform 53. Abweichender Bau der Fibrovasal- bündel 53. Primäre Fibrovasalstränge der Wurzeln 54. 3. Das Grundgewebe 54. Mark und Rinde 55. Markstrahlen 55. Hypoderm 56. Mechanisches System 56. Strangscheiden 57. Füllgewebe 58. 4. Zellenformen und Gewebebildungen, welche in verschiedenen Geweben auftreten können 57. Steinzellen 57. Trichoblasten und Spicularzellen 58. Milchzellen 58. Milchgefässe 58. Schlauchgefässe 59. Drüsen 59. Gummi-, Harz- und Oelgänge 59. C. Die Entwickelung der Gewebe aus dem Urmeristem und das Dickenwachsthum des Stammes 60. Gewebebildung bei niederen Pflanzen 60. Urmeristem, Vegetations- kegel und Vegetationspunkt 61. Vegetationspunkte mit Scheitelzelle 61. Scheitelzelle der Wurzeln der Gefässkryptogamen 64. Vegetationspunkte ohne Scheitelzelle 66. Dermatogen, Periblem und Plerom 67. Differenzi- rung der Fibrovasalstränge und Procambium der Monocotyledonen 68. Dickenwachsthum derselben 69. Entstehung der Fibrovasalstränge bei Gymnospermen und Dicotyledonen 69. Cambium 70. Dickenwachsthum durch dasselbe 70. Jahresringe 71. Kallus 73. Schälwunden 73. Ab- weichungen vom normalen Stammbau 73. Spitzenwachsthum der Phanero- gamenwurzeln und Wurzelhaube 74. Dickenwachsthum der Wurzeln 75. II. Abschnitt. Die äussere Gliederung der Pflanze "e. 1. Allgemeine Bemerkungen 76. Organe und Glieder 76. Thallophyten und Cormophyten 77. Exogene und endogene Bildungen 77. Acropetale und basipetale Entwickelung 77. Adventivbildungen 77. Quirl 78. 2. Die Wurzel 78. Wurzelhaube 78. Wurzelzweige 79. Adventiv- und Nebenwurzeln 80. 8: Der Stamm 31. Endknospe und Spross 81. Zweigbildung der Laubmoose 81. Zweig- bildung der Gefässpflanzen 82. Axillarspross 82. Monopodium 83. Dicho- tomie 84. Monopodiale Sprosssysteme 85. Dichotomische Sprosssysteme 86 DBlüthenstände 86. _Internodien und Knoten 88. Knospen 88. Brut- knospen 88. Zwiebeln 88. Knollen 89. Blattartige Sprosse 89. Schlin- gende oder windende Stengel 89. Stammranken 89. Dornen 89. Rhizome und Ausläufer 89. Blüthen 89. Adventivsprosse 90. 4. Die Blätter 90 Blattbildung bei den Moosen 90. Blattbildung bei den Phanerogamen 91. Lange dauerndes Wachsthum der Blätter bei Farnen 92. Gewebebil- dung der Blätter 92 Gestalt der Blätter 93. Verzweigung 94. Laubblätter, Nebenblätter und Schuppen- oder Niederblätter 94. Hochblätter und Blü- thenblätter 95. Blattranken und Blattdornen 95. Ligulargebilde 95. Blatt- stellung 95. Diagramm 97. Blattstellung der Blüthentheile ur 5. Die Trichome 101. vn III. Abschnitt. Die Lebensvorgänge in der Pflanze 102. 1. Die Ernährung der Pflanze 102. 1. Die Nährstoffe und ihre Bedeutung 102, | Wasser 102 Trockensubstanz und Asche 103. Elemente der organi- schen Substanz 103. Elemente der anorganischen Substanz 103. 2. Die Aufnahme der Nährstoffe aus dem Boden 104, Störungen des chemischen Gleichgewichtes in der Pflanze und deren Folgen 104. Vertheilung der Nährstoffe im Boden 105 Thätigkeit der Wurzel 105. Ungleiche Aufnahme der Nährstoffe 106. 3. Die Assimilation 106. Wesen derselben 106. Producte derselben 107. Einfluss des Lichtes und seiner verschiedenen Strahlen 108. Einfluss der Wärme 109. Einfluss des Kohlensäuregehaltes der Luft 109. 4. Der Stoffwechsel und die Stoffwanderung 109. Baustoffe, Nebenproducte und Reservestoffe 110. Stoffwechsel und Stoffwanderung bei der Keimung eiweissloser Samen 110. Richtung und Intensität derselben 111. Eiweisskörper und Asparagin 112. Einfluss des Dunkels und der kohlensäurefreien Luft 112. Keimung endospermhaltiger Samen 112. Transport stickstoffhaltiger Körper im Weichbaste 113. Ur- sache der Bewegung der Assimilationsproducte 114. Parasiten und Hu- musbewohner 115. 2. Die Athmung 115. 3. Die Bewegung des Wassers in der Pflanze 116. 1. Die langsame Bewegung während des Wachsthums 117. 2. Die Transpiration 117. Ort der Verdunstung 117. Grösse derselben 118. Abhängigkeit vom Feuchtigkeitsgehalte der Luft 118. Temperatur, Erschütterungen, elektrische Ströme, Licht und Nährstofflösungen und ihr Einfluss 119. 3. Die Wasserströmung im Holze 119. Ihr Verhältniss zur Transpiration 119. Geschwindigkeit 120. Capillar- bewegung 121. Verminderte Leitungsfähigkeit 121. 4. Der Wurzeldruck 121. 4. Die Bewegung der Gase in der Pflanze 122. Diffusionsbewegung 123. Massenbewegung bei Wasserpflanzen 123. Massenbewegung bei Landpflanzen 124. 5. Das Wachsthum 124. 1. Eigenschaften wachsender Pflanzentheile 125. Imbibition 125. Dehnbarkeit 125. Biegungselasticität 125. 2. Die Gewebespannung 126. Turgor 126. Imbibition 127. Wachsthum durch beide 127. Längs- spannung 128. Intensität derselben 129. Ursache derselben 129. Quer- spannung 130. Verhältniss derselben zum Diekenwachsthum und zur Im- bibition 130. Periodicität der Spannungserscheinungen 130. 3. Die Periodicität des Längenwachsthums 131. ‘Zonen des Längenwachsthums am Stengel 131. Zone des stärksten Wachsthums 132. 4. Wirkung der Wärme auf das Wachsthum 133. Tag und Nacht 1335. Minimum, Maximum und Optimum 133. 5. Wirkung des Lichtes auf das Wachsthum 134. Etiolement 134. Positiver Heliotropismus 135. Negativer Heliotropis- Mus 135. Wirksamkeit verschieden brechbarer Strahlen 136. VIII 6. Die Wirkung der Schwerkraft auf das Wachsthum 1386. Geotropismus 136. Gegenwirkung von Licht, Feuchtigkeit etc. 136, Ungleiches Längenwachsthum als Ursache 137. Grad der Krümmung 138. Krümmungszone 138. Geotropismus der Knoten bei Grashalmen 139. Geo- tropismus der Wurzeln 139. Centrifugalkraft 139. 7. Die Nutationsbewegungen wachsender Organe 140, Verschiedene Arten derselben 140. Epinastische und hyponastische Or- gane 140. Winden der Stengel 141. Ranken 142. Torsion 143. Periodische Nutationsbewegungen in Folge von Licht- und Temperaturschwankungen 143. 6. Die Variationsbewegungen ausgewachsener Organe 144. 1. Variationsbewegungen in Folge von Berührung oder Erschütterung 145. Ursache der Reizbarkeit 145. Bewegung der Blätter von Mimosa 146. Fortpflanzung des Reizes 146. Reizbarkeit des verletzten Blattes 147. Reiz- barkeit der Staubgefässe 147. Reizbarkeit weiblicher Geschlechtsorgane 148, 2. Variationsbewegungen in Folge von Licht- und Temperatur- schwankungen 148. 3. Spontane Variationsbewegungen 149. 4. Vorübergehende Starrezustände der Bewegungsorgane 149. 7. Die Fortpflanzung 150. Ungeschlechtliche Fortpflanzung 150. Stecklinge, Absenker, Brutknos- pen, Adventivknospen und Soredien 150. Sporen, Brutzellen und Schwärm- zellen 151. Geschlechtliche Fortpflanzung der Kryptogamen 151. Ge- schlechtliche Fortpflanzung der Phanerogamen 152. Parthenogenesis 152. Generationswechsel 153. IV. Abschnitt. Die Gruppen des Pfianzenreiches ‘und ihre natürlichen Familien 153. 1. Gruppe. Thallophyten 154. I. Classe. Protophyta 156. Chlorophyllophyceae 156: Palmellaceae 156. Cyanophyceae 157: Chroococcaceae 157. Nostocaceae 157. Oscillariaceae 158. Rivularia- ceae 158. Scytonemaceae 159. Schizomycetes 159: Bacteriaceae 159 Saccharomycetes 160. II. Classe. Zygosporeae 160. Zoosporeae 161: Pandorineae 161. Hydrodicetyeae 162. Myxomy- cetes 162. Conjugatae 164: Zygnemaceae 164. Mesocarpeae 165. Des- midiaceae 165. Bacillariaceae 166. Zygomycetes 169: Mucorineae 169. Piptocephalideae 170. Chaetocladiaceae 170, III. Classe. Oosporeae 170. Coenobieae 171: Volvocineae 171. Sphaeropleeae 172: Sphaero- pleaceae 172. Coeloblasteae 172: Vaucheriaceae 172. Siphoneae 173. Saprolegniaceae 173. Peronosporeae 174. Chytridiaceae 176. Entomoph- thoreae 177. Ustilagineae 177%. Oedogonieae 179: Oedogoniaceae 179. Confervaceae 180. Chaetophoreae 180. Ulvaceae 180. Characeae 181: Nitelleae 184. Chareae 184. Fucaceae 184. Phaeosporeae 185: Ectocarpeae 185. Sphacelariaceae 185. Chordarieae 186. Punctarieae 185. Laminarieae 186. IV. Classe. Carposporeae 186. Coleochaeteae 187. Florideae 188: Gymnosporeae 189. Sporo- carpieae 189. Corallineae 189. Ascomycetes 190: Gymnoasci 190. Ery- siphei 191. Pyrenomycetes 193. (Simplices 195. Compositi 195). Dis- IX comycetes 196 (Phacidiacei 197. Discomycetes genuini 197. Helvellacei 198). Lichenes 198 (Lichenes heteromerici, Thamnoblasti 201 — Phyllo- blasti 201 — Kyroblasti 202. Lichenes homoeomerici, gelatinosi 202 — Bys- sacei 202). Tuberacei 202. Aecidiomycetes 204: Puccinieae 205. Roestelieae 206. Melampsoreae 206. Aecidieae 206. Basidiomycetes 206: Exobasidiei 206. Tremellini 207. Gasteromycetes 207 (Lycoperdacei 207. Nidulariacei 208. Phalloidei 208) Hymenomycetes 209 (Clavariacei 210. Auriculariacei 210. Hydnacei 210. Polyporei 211. Agaricini 211). 2. Gruppe. Museineen 212. V. Classe. Hepaticae 214. Ricciaceae 220. Anthocerotheae 220. Marchantiaceae 221: Targionieae 221. Jecorarieae 221. Lunularieae 22]. Jungermannia- ceae 221: Metzgerieae 221. Aneureae 221. Haplolaeneae 222. Diplomi- triese 222. Codonieae 222. Jubuleae 222. Platyphylleae 222, Ptilidieae 222. Trichomanoideae 222. Geocalyceae 222. Jungermannieae 222. Gym- nomitria 222. VI. Classe. Musci 222. Sphagna 229: Sphagnaceae 229. Schizocarpae 229: Andraeaea- ceae 229. Cleistocarpae 229. Stegocarpae 230: Acrocarpae 230 (Fissidenteae, Distichiaceae, Schistostegaceae, Leucobryaceae, Buxbaumia- ceae, Funariaceae, Splachnaceae, Dicraneae, Leptotrichaceae, Bryaceae, Mniaceae, Polytrichaceae, Bartramiaceae, Meeseaceae 230 -- ÖOrthotricheae, Grimmiaceae 231). Pleurocarpae 231 (Leskeaceae, Thuidieae, Pterogonia- ceae, Fabroniaceae, Fontinalaceae, Neckeraceae, Hypnaceae 231). 3 Gruppe. Gefässkryptogamen 231. VII. Classe Filieinae 232. Filices 2383: Hymenophyllaceae 239. Polypodiaceae 240. Cyatheaceae 241. Gleicheniaceae 241. Schizaeaceae 241. Osmundaceae 241. Maratti- aceae 242. Ophioglosseae 243, Rhizocarpeae 244: Salviniaceae 244. Marsiliaceae 246, VIII. Classe. Equisetinae 248. Equisetaceae 248. Calamarieae 250. IX. CGlasse. Lycopodinae 251. Lycopodiaceae 251. Isoäteae 252, Selaginelleae 254 Le- pidodendreae 256. Sigillarieae 256. 4. «ruppe. Phanerogamen 257. X. Classe. @ymnospermae 258. Cycadeae 269. Coniferae 264: Taxaceae 264 (Taxineae 264. Po- docarpeae 264). Araucariaceae 265 (Cupressineae 265. Taxodineae 265. Sequoieae 265. Sciadopityeae 265. Abietineae 265. Araucarieae 266). Gnetaceae 266. XI. Classe. Angiospermae 267. 1. Monocotyledones 287, Helobiae 288: Lemnaceae 288. Najadaceae 288 (Zosteraceae, Najado- ideae, Potamogetoneae 289). Hydrocharideae 289 (Hydrilleae, Vallisnerieae, Stratioteae 289). Juncagineae 290. Alismaceae 290 (Alismoideae, Buto- maceae 2%). Spadiciflorae 290: Typhaceae 2%. Aroideae 291 (Araceae, Oron- tiaceae 291) Pistiaceae 291. Pandaneae 291. Cyclanthaceae 292. Palmae 292. Glumaceae 29: Gramineae 293 (Oryzeae, Phalarideae, Andropogo- neae, Paniceae, Chlorideae, Stipeae, Agrostideae 294 — Avenaceae, Pappo- . phoreae, Arundineae, Festucaceae 295 — Hordeaceae 296). Cyperaceae 297 (Cariceae, Scirpeae 297). X Enantioblastae 298: Centrolepideae 298. Restiaceae 298, Eriocau- loneae 298. Xyrideae 298. Commelinaceae 298. Liliiflorae 298: Juncaceae 299. Liliaceae 299 (Narthecioideae, Me- lanthieae, Lilieae 299 — Smilaceae 300). Amaryllideae 300. Irideae 301. Taccaceae 301. Dioscoreae 301. Haemodoraceae 302. Pontederiaceae 302. Bromeliaceae 302. Scitamineae 302: Marantaceae 302. Zingiberaceae 303. Musaceae 303. Gynandrae 303: Orchideae 303. Apostasiaceae 305. Burmanniaceae 305. 2. Dicotyledones 305. a. Gamopetalae 310. Tubiflorae 310: Convolvulaceae 310 (Convolvuleae, Cuscuteae 310), Polemoniaceae 310. Hydrophyllaceae 311. Asperifoliae 311 (Ehretioideae, Boraginoideae 311). Solanaceae 312 (Curvembryae, Rectembryae 312, Labiatiflorae 313: Labiatae 313. Scrophulariaceae 314 (Antirrhineae, Rhinanthaceae 315). Lentibulariaceae 315. Gesneraceae 316 (Gesnereae, Cyrtandreae, Orobancheae 316). Bignoniaceae 316. Acanthaceae 316. Glo- bulariaceae 317. Verbenaceae 317. Plantagineae 317. Diandrae 317: Oleaceae 318 (Oleoideae, Fraxinoideae 318). Jas- mineae 318. Contortae 318: Gentianeae 318 (Gentianoideae 318, Menyantheae 319). Loganiaceae 319. Apocynaceae 319. Asclepiadeae 319. Aggregatae 320: Rubiaceae 320 (Stellatae, Coffeae, Cinchoneae 320). Caprifoliaceae 321 (Sambucoideae, Loniceroideae 321). Valerianaceae 321. Dipsaceae 322, Compositae 322 (Tubuliflorae 322, Labiatiflorae, Liguliflorae 325). Calycereae 826. Campanulinae 326: Campanulaceae 326. Lobeliaceae 327. Styli- diaceae 327. Goodeniaceae 327. Cucurbitaceae 327. Primulinae 328: Primulaceae 328. Myrsineae 329. Plumbagineae 329. Diospyrinae 329: Sapotaceae 329. Ebenaceae 329 (Styraceae 329). Bicornes 330: Epacrideae 330. Ericaceae 330. Vaccinieae 330. Rho- doraceae 331. Hypopityaceae 331 (Monotropeae, Piroleae 331). b. Choripetalae (Eleutheropetalae incl. Apetalae) 331. 1. Reihe, Juliflorae 331. Piperinae 331: Piperaceae 331. _Saurureae 332. Chloranthaceae 332. Urticinae 332: Urticaceae 332. Moraceae 332. Artocarpeae 333. Cannabineae 333. Ulmaceae 333 (Ulmoideae 333. Celtidoideae 334). Plataneae 334. Amentaceae 334: Betulaceae 334. Corylaceae (Carpineae) 334. Cupu- liferae (Fagaceae) 335. Hamamelideae 335. 2. Reihe Terebinthinae 336. Juglandinae 336: Myricaceae 336. Juglandeae 336. Casuarineae 336. Balsamifluae 337. Rutinae 337: Terebinthaceae 337 (Anacardieae, Burseraceae 337). Ru- taceae 337 (Ruteae, Dios':eae, Xanthoxyleae, Simarubeae 338). Ochnaceae 338. Connaraceae 338. 3. Reihe. Tricoccae 338. Trieoccae 338: Euphorbiaceae 338 (Stenolobeae, Platylobeae 339). Buxaceae 339. Empetraceae 340. 4. Reihe. Aphanocyclicae 340. Hydrobryinae 340: Podostemeae 340. Callitrichaceae 340. Hippu- rideae 340. Ceratophylleae 340. Hydropeltidinae 341: Nymphaeaceae 341. Nelumbiaceae 341. Ca- bombeae 341. . Polyearpicae 341: Myristicaceae 341. Lauraceae 342 (Laureae, Cas- sytheae 342). Berberideae 342. Menispermaceae 343. Schizandraceae 343. Lardizabaleae 345. Magnoliaceae 343 (Magnolieae, Illicieae 343). Anona- ceae 343. Dilleniaceae 343. Ranunculaceae 344 (Clematideae, Anemoneae, Ranunculeae, Helleboreae 344, Paeonieae 345). xl Rhoeadinae 345: Papaveraceae 345. Sarraceniaceae 346. Fumaria- ceae 346 (Hypecoeae, Fumarieae 346). Cruciferae 346 (Pleurorhizeae 347, Notorhizeae, Orthoploceae, Spirolobeae, Diplecolobeae 348) Capparideae 349. Resedaceae 349. | 5. Reihe. Eucyclicae 349. Parietales 349: Violaceae 349. Cistaceae 349. Droseraceae 350. Frankeniaceae 350. Turneraceae 350. Loasaceae 350. Passifloreae 350. Papayaceae 350. Bixaceae 351. Guttiferae 351: Salicineae 351. Tamariscineae 351. Hypericaceae 852. Clusiaceae 352. Ternstroemiaceae 352. Chlaenaceae 352. Diptero- carpeae 352. Hesperides 352: Aurantiaceae 352. Meliacea (Cedrelaceae) 353. Hu- miriaceae 359. Frangulinae 353: Vitaceae (Ampelideae) 353. Rhamneae 353. Ce- lastrineae 354. Aquifoliaceae (Ilicineae) 354. Hippocrateaceae 354. Pitto- sporeae 394. Aesculinae 354: Sapindaceae 354 (Acerineae, Sapindeae 355). Mal- pighiaceae 355. Vochysiaceae 355. Erythroxyleae 355. Tropaeoleae 355. Polygalaceae 355. Tremandreae 356. Gruinales 356: Balsamineae 356. Oxalideae 356. Zygophylleae 356. Linaceae 356. Geraniaceae 357. Columniferae 357: Büttneriaceae (Sterculiaceae) 357. Tiliaceae 357. Malvaceae 358. 6. Reihe. Centrospermae 358. Polygoninae 358: Polygonaceae 358. Caryophyllinae 359: Nyctagineae 359. Chenopodiaceae 359. Ama- rantaceae 360. Caryophyllaceae 360 (Paronychieae 8360; Sclerantheae, Al- sineae, Sileneae 361). Phytolaccaceae 362. Portulacaceae 362. Opuntinae 363: Aizoaceae 363. Cactaceae 363. Begoniaceae 363. 7. Reihe. Calyciflorae 363. Serpentariae 363: Aristolochiaceae 364 (Aristolochieae, Asareae, Bragantieae 364). Nepenthaceae 364. Rafflesiaceae 364. Santalinae 364: Santalaceae 364. Loranthaceae 365. Balanopho- reae 360. rn elinae 365: Thymelaeaceae 365. Elaeagnaceae 3865. Protea- ceae 366. Umbelliflorae 366: Cornaceae 366. Araliaceae 366. Umbelliferae 366 (Orthospermeae 367, Campylospermeae 569, Coelospermeae 370). ‚Saxifraginae 370: Elatinaceae 370. Crassulaceae 371. Saxifraga- ceae 371 (Saxifrageae, Francoaceae, Hydrangeae 371; Escallonieae, Cuno- nieae, Philadelpheae, Parnassieae 372). Ribesiaceae (Grossulariaceae) 372. Myrtiflorae 372: Gunneraceae 372. Halorrhagideae 372. Rhizopho- reae 372. Onagraceae (Oenothereae) 373 (Onagreae, Jussieuae, Circaeeae 373). Combretaceae 373. Melastomaceae 373. Lythraceae 374. Myrtaceae 374. Rosiflorae 374: Calycanthaceae 375 Monimiaceae 375. Pomaceae 315. Rosaceae 376. Poteriaceae (Sanguisorbeae) 376. Dryadaceae 376 (Rubeae, Potentilleae 376). Neuradaceae 377. Spiraeaceae 877. Amyg- dalaceae 377. Chrysobalanaceae 378. Leguminosae 378: Mimosaceae 378. Caesalpiniaceae 378. Papiliona- ceae 379 (Lotoideae 379; Hedysaroideae 380; Vicioideae, Phaseoloi- deae 381. wuunnnnnnnnnnnnenN Druckfehler und Zusätze: 28, Zeile 13 von unten lies Fig. 12 statt 13, 29, Zeile 5 von unten lies Fig. 13 statt 14, 44, Zeile 8 von unten lies ist er statt iert s, 54, Zeile 1 von oben ist zu lesen: Die primären Fibrovasalstränge der Wurzeln statt Die Fibrovasalstränge der Wurzeln. Vgl. auch $ 115, S. 127 lies $ 212 statt 12. S. 195, Zeile 9 u. 10 von unten lies Fumago: schwarze statt Fumagoe: shwarze. S. 323 ist der Gattung Xanthium zuzufügen: bildete früher die Familie der Ambrosiaceae (S. 307). numm I. Abschnitt. Der innere Bau der Pflanze. Anatomie. 1. Die Zelle als Grundorgan der Pflanze. 1. Wurzel, Stengel, Blatt und Blüthe einer Pflanze bezeichnen wir als Organe derselben, d. h. als Werkzeuge, von denen jedes bestimmte, für die Lebensvorgänge in der Pflanze wichtige Verrichtungen auszuführen hat- Während z.B. die Wurzel für Befestigung im Erdboden sorgt, führt sie den oberirdischen Theilen gleichzeitig Wasser und die in diesem gelösten Nähr- stoffe zu. Der Stengel unternimmt unter anderen Aufgaben die Fortleitung der aufgenommenen Nahrung zu den Blättern und Blüthen. Das Blatt be” sorgt in Gemeinschaft mit anderen grünen Theilen der Pflanze durch Zer- legung der Kohlensäure der Luft in ihre beiden Grundstoffe, Kohlenstoff und Sauerstoff, den für die Ernährung unentbehrlichen Kohlenstoff, welchen die Wurzel aus dem Boden nicht aufzunehmen vermag. Die Blüthe aber mit allen ihren Theilen dient als Fortpflanzungsorgan der Erhaltung der Pflanzenarten, denen sie mit der Entwickelung des Samens die Möglichkeit der Fortdauer auch nach dem m. des samenerzeugenden Individuums sichert. 2. Damit die genannten Organe ihre speciellen Aufgaben in möglichst nutzbringender Weise ausführen können, muss ihr Bau der jedesmaligen Verrichtung zweckentsprechend angepasst sein. Form, Grösse, Dauer u. s. w. eines Organes sind aber wieder abhängig von den Eigenschaften der das- selbe zusammensetzenden kleineren Theile. Als solche lässt uns eine Un- - tersuchung mit Hülfe des Mikroskopes bei den meisten Pflanzen äusserst zahlreiche, dem unbewaffneten Auge in der Regel nur undeutlich oder gar . nicht sichtbare, bläschenartige Gebilde von sehr verschiedener Form erken- nen. Jedes derselben zeigt uns einen ganz. charakteristischen Bau und be- stimmten Inhalt: eine feste, elastische Haut von grösserer oder geringerer Dicke umschliesst eine meist körnig-schleimig aussehende weiche Substanz neben wässeriger Flüssigkeit und verschieden geformten anderen Inhalts- körpern. Saftige Pflanzentheile, z. B. Beerenfrüchte, lassen dies am leich- testen erkennen. 3. Nimmt man ron dem weissen Fruchtfleische einer Schneebeere (Sym- _ phoricarpus racemosus) oder von dem Inhalte des Keimsackes einer befruch- teten Blüthe der Schminkbohne (Phaseolus multiflorus — Fig.1) eine geringe Menge vorsichtig fort und untersucht dieselbe in einem Tropfen Wasser unter dem Mikroskope, so sieht man zahlreiche der in Fig. 1 dargestellten Gebilde, die als Zellen bezeichnet werden. Jede derselben hat annähernd rundliche Gestalt; die kleinen Abweichungen in derselben bei Vergleichung ' der einzelnen Zellen unter einander erklären sich bei der Schneebeere leicht - Luerssen, Botanik. BE 7 > Bar: 7 2 Die Zelle als Grundorgan. durch den gegenseitigen Druck, den sie in der Frucht auf einander aus- übten. Die Zellhaut, welche die übrigen Bildungen der Zelle ein- schliesst , ist hier farblos und durchsichtig und so dünn und zart, dass sie bei stärkerem Druck platzt oder faltig zusammenschrumpft. Der schlei- mige Inhalt, welcher anfänglich den ganzen Innenraum der Zelle erfüllt und dessen Trübung von zahlreichen kleinen Fetttropfen herrührt, wird als Protoplasma bezeichnet. In diesem sehen wir an irgend einer Stelle im Innern der Zelle noch einen rundlichen, aus gleicher Substanz bestehen- den Körper, den Zellenkern, liegen, während bei weiterem Wachs- thum der übrige Innenraum der Zelle später mit wässerigem Zellsafte erfüllt ist. Aus zahlreichen solcher Zellen ist nicht allein das Fruchtfleisch der Schneebeere zusammengesetzt; Tausende solcher oder ähnlicher Zellen bilden alle anderen Organe derselben. Die Zelle ist das Grund- oder Elementarorgan der Pflanze. Fig. 1. 4. Nicht alle Gewächse aber werden aus zahlreichen Zellen aufgebaui. Es giebt viele niedere Pflanzen, die nur aus verhältnissmässig wenigen zu Fäden aneinander gereihten (die meisten Schimmelpilze, die Wasserfäden oder Confervaceen) oder zu Scheiben (Pediastrum) etc. geordneten Zellen bestehen. Bei einer nicht unbeträchtlichen Anzahl noch niedriger organi- sirter Pflanzen ist sogar die einzelne Zelle die ganze Pflanze selbst. Der- gleichen Beispiele liefern uns die Hefepilze (Saccharomyces) und Verwandte und viele niedere Algen (z. B. die Kieselzellen oder Bacillariaceen). Bei höher entwickelten Gewächsen lösen sich oft zahlreiche bestimmte Zellen aus dem Zusammenhange mit Ihresgleichen. Sie erscheinen dann in ihrer Gesammtheit als ein oft gefärbtes Pulver, wie der Brand (Ustilago, Tille- tia) unserer Getreidegräser, bei dem die später frei liegenden Zellen die Fortpflanzungszellen oder Sporen des betreffenden Brandpilzes sind; oder Fig. 1. Freie Zellbildung im Keimsacke der Schminkbohne (Vergr. 670) nach Dippel. Im Protoplasma liegen jüngere Zellen (a und b) mit noch zarter Membran und die Zellhöhlung vollständig erfüllendem Plasma. In den Zellen c und d ist die Zellhaut bereits stärker entwickelt und im Proto- plasma haben sich mit Zellsaft erfüllte Hohlräume (Vacuolen, v) gebildet. Zwischen den fertigen Zellen liegen einzelne auch in.den Zellen selbst sicht- bare Zellkerne (n) mit ihrem Kernkörperchen. Theile der Zelle, | 3 wie beim Blüthenstaub in den Staubgefässen der meisten Blüthenpflanzen die einzelnen Pollenzellen. 5. Die meisten Zellen sind, wie schon die angeführten Beispiele sagen, in der Regel einzeln mit unbewaffneten Augen nicht erkennbar. Bei den: einzelligen Stäbchenpilzen (Bacterien) gehören sogar oft ziemlich bedeu- tende Vergrösserungen dazu, um die einzelne Zelle in allen ihren Theilen deutlich wahrnehmen zu können. In anderen Fällen ist dagegen die Zelle auch für das blosse Auge sichtbar, wie z. B. in der Holzfaser mancher Bäume, dem Baumwollenhaar, bei den Armleuchtergewächsen (Characeen) und anderen. Bei einigen Algen nimmt sogar die einzelne Zelle bedeu- tende Dimensionen an. Die einzellige Caulerpa prolifera der wärmeren Meere misst bis zu 10 Centimeter Länge und darüber und bis zu einem Centimeter Dicke, wobei sie zugleich in ihren verschiedenen Theilen die äusseren Formen eines beblätterten und mit Wurzeln versehenen kriechen- den Stengels nachahmt und so ein treffliches Beispiel für die höchste For- menmannigfaltigkeit der Zelle bietet. A. Die Bestandtheile der einzelnen Zelle. 6. Untersuchen wir die ausgebildete aber noch lebensfähige Zelle, so lässt diese, wie.schon (in $ 3) kurz erläutert wurde, bei den meisten Pflan- zen unterscheiden: Zellhaut, Protoplasma, Zellkern und Zellsaft neben an- deren theils im Protoplasma, theils im Zellsafte vorkommenden geformten oder auch gelösten Bestandtheilen, unter denen Stärke, Krystalle, Fetttröpf- chen und von Farbstoffen das Blattgrün als die am häufigsten vorkommen- den zunächst genannt werden sollen. Von allen diesen Bestandtheilen ist das Protoplasma der wesentlichste Theil, der eigentliche lebendige Leib der Zelle. An das Vorhandensein desselben knüpfen sich die wichtigsten Lebensvorgänge in der Zelle wie in der Pflanze überhaupt, da in ihm sich die für Ernährung, Wachsthum und Fortpflanzung nothwendigen chemischen Vorgänge vollziehen. Eine Zelle, welche ihr gesammtes Protoplasma während ihrer Entwickelung auf- brauchte, ist als eine todte zu bezeichnen. Zwar braucht sie deshalb noch nicht von der Pflanze als unnütz abgestossen zu werden. Sie kann mit vielen anderen ebenfalls abgestorbenen gleichartigen Zellen als Schutz für gewisse Organe dienen, wie der Kork. Oder sie übernimmt in ihrer stehenbleibenden festen Wand den Transport des Wassers und der in ihm gelösten Stoffe, da dieser sich an gewisse auch der todten Zellhaut eigene physikalische Bedingungen knüpft. Sie kann dagegen weder durch Grös- senzunahme wachsen, noch sich in irgend einer Weise vermehren und durch Beides zum Wachsthum des betreffenden Organs oder der ganzen Pflanze beitragen. 7. Der Zellkern dagegen, sowie die Zellhaut, als die nächstdem in Be- tracht kommenden Theile der Zelle, können fehlen, ohne das Leben dersel- ben zu beeinträchtigen. Der Zellkern verschwindet oft mit dem Alter der Zelle oder er mangelt z. B. manchen einzelligen Pflanzen von Anfang an. Ebenso giebt es unter‘letzteren viele, die in gewissen Entwickelungszu- ° ständen nur eine hautlose Masse von lebendem Protoplasma darstellen, an deren Umfange erst später durch die Thätigkeit des Protoplasmas eine Zell- haut ausgeschieden wird. Dergleichen hautlose Zellen nennt man nackte 1* 4 Protoplasma. Hautschicht. oder Primordialzellen. Streng genommen beginnen die meisten - Pflanzen, das winzigste Moos wie die mächtige Eiche, ihr Leben als eine solche noch nackte Zelle, wenn sie als Eizelle in den Fortpflanzungsorganen auftreten, oder als sogenannte Schwärmzelle (Fig. 3, S.7) die starre Zell- haut verlassen , wie bei vielen Algen und Pilzen. — Auch die anderen ge- nannten Inhaltskörper fehlen bald, bald sind sie nur vorübergehend auf län- gere oder kürzere Zeit in der Zelle vorhanden. 1. Das Protoplasma. 8. Das Protoplasma, kurzweg auch Plasma genannt, erscheint als eine bei den allermeisten Pflanzen von der Zellhaut eingeschlossene weich- feste, farblose, mehr oder minder durchsichtige, mit eigenthümlichen Mo- lecularkräften ausgerüstete Masse, welche aus einem Gemenge ver- schiedener Eiweisskörper mit wahrscheinlich noch anderen nicht näher gekannten stickstoffhaltigen Verbindungen besteht. Es enthält stets Wasser und ist je nach der geringeren oder grösseren Menge desselben bald zäher, selbst starr und brüchig, bald mehr von der Beschaffenheit einer schleimigen Flüssigkeit, ohne jedoch jemals eine eigentliche Flüssig- keit darzustellen. Wo das Plasma körnig oder trübe erscheint, sind es zahlreiche in seiner Substanz erzeugte Fetttröpfchen oder auch wohl Stärkekörnchen, selten Körnchen von kohlensaurem Kalk (Plasmodien eini- ger Schleimpilze), die diese Trübung verursachen. Kleine Mengen unver- brennlicher (Aschen-) Bestandtheile sind gewöhnlich auch im Protoplasma zu finden. 9, Die Reactionen des Protoplasmas gegen chemische Mittel sind je nach der Wahl der letzteren und der jeweiligen Beschaffenheit des Plas- mas selbst sehr verschieden. Durch Einwirkung wasserentziehender Mittel (Alkohol, Glycerin, Zuckerlösung) wird es zum Gerinnen gebracht, so dass es sich unter Verringerung seines Volumens von der Zellwand nach der Mitte der Zelle zurückzieht. Auch Erhitzung wasserreichen Protoplasmas auf 50—60° C. lässt dasselbe gerinnen, während wasserarmes Plasma viel höhere Wärmegrade erträgt, ohne seine Molecularstructur zu ändern. ‘Jod- lösung färbt es durch Einlagerung von Jodmolekülen braun, concentrirte Schwefelsäure bei geringem Wassergehalt rosenroth; verdünnte Kalilauge löst dasselbe schneller oder langsamer auf, concentrirte lässt es (scheinbar) lange Zeit unverändert. Wird das Protoplasma namentlich jugendlicher Organe zuerst mit einer Lösung von Kupfervitriol und nach dem Abspülen des Präparates in reinem Wasser mit Kalilauge getränkt, so nimmt es eine violette Färbung an, die stets das sicherste Erkennungszeichen für die An- wescnheit gewisser Eiweisskörper oder Proteinstoffe im Plasma ist. Alle diese Reagentien tödten aber auch bei ihrer Einwirkung das Pro- toplasma, das dann in Folge veränderter molecularer Beschaffenheit ganz andere Eigenschaften zeigt. Während z. B. das lebende Plasma durch Lösungen von Farbstoffen, wie sie beispielsweise im Zellsafte von Blüthen vorkommen, nicht gefärbt wird, nimmt es diese Farbstoffe begierig auf - oder lässt dieselben durchtreten, wenn es vorher getödtet wurde. 10. An seiner Aussenfläche oder da, wo es bei umhäuteten Zellen sich der Innenfläche der Zellwand anlegt, zeigt das Protoplasma stets eine dichtere, festere Hüllschicht, die Hautschicht oder den Primordial- = Vacuolen. Bewegungen des Plasmas. 5 schlauch. Diese Hautschicht ist frei von den körnigen Bildungen, die das übrige Plasma, die sogenannte Körnerschicht desselben, fast immer auszeichnen. An Masse steht sie der letzteren stets nach; oft ist sie so zart, dass sie erst bei Anwendung von Reagentien, besonders wasserent- ziehender Mittel, sichtbar wird. Nach aussen ist die Hautschicht scharf abgegrenzt, nach innen geht sie allmälig in die Körnerschicht über. In ihren Reactionen stimmt sie mit dem übrigen Plasma überein; sie ist also wohl dieselbe chemische Verbindung, wie die homogene Grundmasse des übrigen Protoplasmas. 11. Das Protoplasma, welches in jugendlichen Zellen den ganzen In- nenraum derselben ausfüllt, vermehrt mit dem Wachsthum der Zelle sein Volumen meistens nicht in dem Maasse, wie die Zelle an Umfang zunimmt. Es bilden sich daher bald im Innern des Plasmas Hohlräume, in welche von dem Protoplasma ausgeschiedenes Wasser tritt, das aber wohl ver- schiedene im Plasma befindliche Stoffe gelöst enthält. Dem Beobachter er- scheinen diese Hohlräume oder Vacuolen als hellere, scharf umschriebene Flecke (Fig. 1 d, v). Wahrscheinlich wird auch gegen jede Vacuole hin das Protoplasma durch eine Hautschicht begrenzt. Die kleineren Vacuolen, welche gewöhnlich zunächst zerstreut im Plasma auftreten, fliessen mit dem Wachsthum der Zelle gewöhnlich bald zu grösseren zusammen. Zuletzt entsteht meistens ein zusammenhängender grösserer Saftraum, der noch von dünnen Plasmafäden oder Plasmabändern durchsetzt werden kann (Fig. 2 A), die sehr oft dann den Zellenkern wie in einem Netz schwebend in der Zelle enthalten; oder auch diese letzteren verschwinden und das gesammte Protoplasma tritt an die Innenfläche der Zellwand zurück, diese wie eine Tapete in dünnerer oder dickerer Schicht auskleidend (Fig. 2 BJ. Dieser Bewegung folgen auch die dem Plasma eingelagerten Körper: Zellenkern, Chlorophylikörner (Fig. 2 B) etc. finden sich daher später auch im wandständigen Protoplasma. Bei manchen niederen Algen besitzen die Schwärmzellen an ihrem Vorderende eine oder zwei pulsirende oder contractile Va- cuolen, d.h. Vacuolen, die in kurzen Zeiträumen mit grosser Regel- mässigkeit abwechselnd verschwinden und wieder auftauchen. Veranlasst wird die Erscheinung dadurch, dass das umgebende Plasma die Vacuolen- flüssigkeit bald aufnimmt und an deren Stelle tritt, kurz darauf aber die- selbe wieder ausscheidet. 12. Die Lebensvorgänge im Protoplasma der Zelle sind stets mit Orts- veränderungen (Bewegungen) der kleinsten, leicht verschiebbaren Theile desselben verbunden, die wohl darauf beruhen, dass niemals weder die molecularen noch die chemischen Kräfte des Plasmaleibes ins Gleichge- wicht kommen, sondern jede Aenderung in äusseren Einflüssen wie in der chemischen Zusammensetzung der einzelnen Theile eine fortwährende Aenderung auch der Anordnung und damit eine Bewegung derselben her- beiführt. Schon das Zurücktreten des Plasmas zum wandständigen Plas- masack stark wachsender Zellen setzt solche Bewegungen voraus, die aber wegen der Langsamkeit, mit der sie vollführt werden, sich dem beobach- tenden Auge meist entziehen. Treten dagegen derartige Verschiebungen im Plasmakörper mit grösserer Energie auf, so wird eine Bewegung desselben unmittelbar sichtbar. 6 Plasmabewegung. Die innerhalb der geschlossenen Zelle stattfindende Plasmaströmung ‚lässt sich auf zwei wenn auch nicht scharf geschiedene Arten der Be- wegung zurückführen. Bewegt sich die gesammte Masse des Plasmas innerhalb eines breiten, in sich selbst zurückkehrenden, die ganze Wand- fläche einnehmenden Stromes, so sprechen wir von Rotation des Proto- plasmas (Fig. 2 B). Dieselbe findet sich sehr schön in den Blattzellen von Vallisneria und Elodea, in den Wurzelhaaren von Hydrocharis u. s. w. Stellen dagegen viele durch den Saftraum der Zelle gespannte, einfache oder verästelte Plasmafäden, sowie Leisten des wandständigen Protoplas- mas eben so viele Strombahnen dar, in denen die Bewegung des Plasmas Fig 2 nach verschiedenen gewöhnlich vom Zellkern ausstrahlenden Richtungen hin stattfindet, so haben wir die in vielen Haar- zellen (Tradescantia — Fig. 2 A —, Urtica u. s. w.) auftretende Circulation, welche in Folge des Verschwindens alter und Auf- tretens neuer Stränge in stetem Wechsel begriffen ist. In beiden Fällen schliessen wir aus. der Ortsveränderung der dem Plas-. ma eingebetteten Körper (Chlo- rophylikörner — Fig. 2 B, Fett- tröpfchen — Fig. 2 A) auf die Be- wegung der Grundmasse des Protoplasmas. Auch der oftschein- bar ruhende Zellkern wird stets von der Strömung in der Zelle herumgeführt. 13. Nackte, frei lebende Zellen zeigen oft eigenthümliche Bewe- gungserscheinungen. Bei den beweglichen Schwärmzellen (Myxamöben) der Schleimpilze oder Myxomyceten besteht diese in einem fortwähren- den Ausstrahlen und wieder Einziehen fadenartiger Lappen (Scheinfüsse, Pseudopodien) des Plasmakörpers, wodurch nicht allein die Gestalt des- selben stetig verändert wird (Fig.3), sondern derselbe auch auf seiner Unter- terlage fortkriecht. Treten während des Entwickelungsganges derartiger Schleimpilze zahlreiche Myxamöben zu grösseren meist plattenartigen Plas- mamassen oder Plasmodien zusammen, so setzen diese die als amöben- artige Bewegung bezeichnete Gestaltveränderung ihres Körpers fort, zu der gewöhnlich noch eine Strömung einzelner Plasmastränge im Kör- perinneren tritt. Die Schwärmzellen von Algen und Pilzen und die Spermatozoiden oder Samenkörper der meisten Kryptogamen besitzen an bestimmten Fig. 2. Zelle aus einem Staubfadenhaare der Tradescantia virginica (Vergr. 300). B. Einige Zellen aus dem Blatte von Elodea canadensis (Vergr. 240). n Zellkern. Die hellen Körper im wandständigen Plasma von Elodea sind Chlorophyllkörner. Plasmabewegung. Krystalloide. T Fig. 3. Stellen ihres hautlosen Plasmakörpers feine Plasmafäden | (Cilien oder Wimpern), welche eine fadenförmige Ausstrah- ae $R lung der Hautschicht desselben sind. Vermöge eigenthüm- de licher, sehr rasch erfolgender Ortsveränderungen des Plas- m; ‘ mas in diesen Wimpern werden dieselben schraubenartig verkürzt und wieder gestreckt, durch die in Folge davon >| eintretende lebhafte Schwingung der Wimpern aber >‘ die ganze Zelle unter Drehung um ihre Längsachse im Wasser vorwärts bewegt, 14. Diesichtbaren Bewegungen des Plasmas sind von manchen äusseren Einflüssen abhängig. Sie finden nur bei gewissen Wärmegraden in der Weise statt, dass Erniedrigung der Temperatur so wie Erhöhung derselben über gewisse Grade hinaus die Strömung vor- übergehend aufhebt, wenn die Einwirkung nur kurze Zeit dauert, für immer und gleichzeitig das Protoplasma tödtend bei länger dauernder Wirkung. Für Nitella syncarpa (Armleuchtergewächse) liegt die untere Grenze bei 0°, die obere bei 37° C., während in den Haaren des Kürbis die Strö- mung innerhalb der Grenzen von 10—-11° und 49-50,5°C. Lufttemperatur stattfindet, in Wasser von 47—-48° C. dagegen bereits binnen einer Minute aufhört. Schwache und constante elektrische Strömungen bewirken in der Plasmabewegung keine sichtbaren Aenderungen, stärkere jedoch, sowie kräftigere Inductionsschläge eine vorübergehende Störung oder bei länge- rer oder stärkerer Einwirkung endlich Tödtung des Protoplasmas über- haupt. Die dabei hervortretenden Veränderungen und Erscheinungen sind denen bei Wärmeeinwirkungen ähnlich. —- Vorübergehender schwächerer Druck lässt die Strömung für eine Zeit lang stillstehen, Mangel an Sauerstoff dieselbe ganz aufhören. Auch das Licht übt einen bestimmten Einfluss auf die lebhafteren | Bewegungen des Protoplasmas aus. Bei stärkerer einseitiger Beleuchtung sammelt sich das Plasma (und die in ihm enthaltenen Chlorophylikörner) vorwiegend an den stärker beleuchteten Stellen der Zellwand an. Mit eintretender Dunkelheit wandert bei Moosblättern und Vorkeimen von Farnen das Plasma mit dem Chlorophyll an die Seitenwände der Zellen, und tritt mit beginnender Beleuchtung wieder an die freien Ober- und Unterflächen derselben. Die Plasmodien ($ 13.) gewisser Schleim- pilze kriechen oft im Finstern an die Oberfläche ihres Substrates, im Lichte dagegen in dasselbe zurück. — Die stark brechbaren Strahlen - (blaue, violette) des Lichtes haben dabei alleinigen Einfluss auf derar- tige Bewegungen; die minder brechbaren (rothen) Strahlen wirken wie Dunkelheit. 15. Oft nehmen bestimmte Theile des Protoplasmas krystallähnliche Formen von Würfeln, Tetraödern, Octaödern u. s. w. an. Man bezeichnet dieselben dann als Krystalloide. Mit dem gewöhnlichen Plasma stim- Fig. 3. Junge Schwärmzellen (Myxamöben) von Dictyostelium mu- ure (Vergr. 200) am Tage nach der Keimung der Sporen. Nach refeld. 8 Protäinkörner. men diesselben in allen Reactionen überein. Von echten Krystallen anor- ganischer Körper (z. B. dem in der Zelle oft vorkommenden oxalsauren Kalke) unterscheiden sie sich durch ihre Quellbarkeit in verschiedenen Lösungen (z. B. Kalilauge), wobei ihre Winkel verändert werden. Am häufigsten finden sich Krystalloide in den Knollen der Kartoffel und in fetthaltigen Samen, dann in den Zellen der Schuppenwurz (Lathraea), in rothen Meeresalgen u. s. w. ($ 16); in manchen Blumenblättern (Viola tricolor, Orchis) und Früchten sind sie durch Farbstoffe gefärbt. 16. In den Zellen vieler fettreichen Samen, z. B. denen von Ricinus, der Paranuss etc., findet man in einer aus Fett mit geringeren Mengen von Eiweissstoffen bestehenden Grundmasse rundliche oder polyädrische Kör- per, welche oft Stärkekörnern ähnlich sind: die Aleuron- oder Protein- körner (Fig. 4). Dieselben bestehen aus Eiweisskörpern (Proteinstoffen), die entweder eine homogene Masse bilden, oder von denen ein Theil die Gestalt eines Krystalloides zeigt, welches als Einschluss im Aleuronkorne liegt (Fig. 4 B). Ausserdem finden sich als weitere Einschlüsse in fast jedem Aleuronkorne noch Globoide, d. h. rundliche oder trau- benförmige Körner, die aus einer Verbin- dung von Magnesia oder Kalk mit einer gepaarten Phosphorsäure bestehen (Fig. 4 B, die dunklen Körper); seltener sind Einzelkrystalle oder Drusen von oxalsau- rem Kalke. Die krystalloidfreien Aleuronkörner sind in Wasser vollständig oder theilweise oder garnicht (Cynoglossum) löslich, so dass zum Zwecke der Beobachtung die Zellen in concentrirtes Glycerin, sublimathaltigen Alkohol etc. gelegt werden müssen, die von der Substanz des Aleuronkornes nichts lösen. Sie lösen sich dagegen stets sofort bei Zusatz einer sehr geringen Menge Kali unter Zurücklassung eines das Korn umgebenden Häutchens. Eingeschlossene Krystalloide werden in Wasser nicht, von verdünntem Kali aber wie das Aleuronkorn selbst gelöst. Die Globoide lösen sich in allen unorganischen Säuren, in Essigsäure u. s. w., aber nicht in Kalilauge. Nach Lösung der Proteinkörner und ihrer Einschlüsse, sowie nach Ent- fernung des Fettes aus dem übrigen Zellinhalte, bleibt dann die Grund- masse des letzteren als ein aus Eiweissstoffen bestehendes Netzwerk in der Zelle zurück, in dem die früher anwesenden Aleuronkörner durch eben so viele Hohlräume angedeutet sind. 17. Die Bildung der Aleuronkörner im Samen erfolgt erst, wenn dieser der Reife nahe ist und auszutrocknen beginnt. Krystalloide, Globoide und Krystalle treten dagegen schon früher in dem trüben Inhalte der Zelle auf und werden später von der aus letzterem sich ausscheiden- den amorphen Grundmasse des Aleuronkornes umhüllt. War vorher Stärke in der Zelle anwesend, so wird diese vor dem Erscheinen der Aleuron- Fig. 4. Fig. 4 Zwei Zellen .r dem Sameneiweiss von Ricinus communis (Vergr. 400) nach Pfeffer. in Oel liegend, B nach Behandlung mit subli- a Alkohol in Wasser n Zellkern. Zellkern. Zellhaut. 9 körner ganz oder theilweise in Fett umgewandelt. Durch Wasserverlust wird schliesslich der übrige Zelleninhalt geklärt. Bei der Keimung des Samens werden die Proteinkörner wieder gelöst und mit dem übrigen Zellinhalte gemischt, so dass eine ähnliche trübe Masse entsteht, wie sie vor Bildung der Aleuronkörner in der Zelle vor- handen war. Auch die Globoide und Krystalloide lösen sich, letztere sehr bald, erstere gewöhnlich später, während eingeschlossen gewesener oxal- saurer Kalk ungelöst zurückbleibt. 2. Der Zellkern. 18. Der Zellkern (Nucleus, Cytoblast) fehlt den Zellen mancher nie- deren Pflanzen, ist aber bei den meisten Gewächsen ein beständiger Be- standtheil des Zellinhaltes, der namentlich zur Zellenbildung und Zellthei- lung ($55—59) in bestimmter Beziehung steht. In seinem chemischen Ver- halten stimmt der Zellkern in jeder Hinsicht mit dem Protoplasma über- ein; er ist ein differenzirter Theil desselben, von meistens annähernd ku- geliger oder dick-linsenförmiger Gestalt. An seiner Aussenfläche ist er, wie das übrige Plasma, von einer Hautschicht umgeben; seine übrige Masse enthält meistens noch eine oder zwei scharf umschriebene, rundliche Plas- makörnchen, die Kernkörperchen (Nucleoli—Fig. 1), sowie häufig Va- cuolen, die ihm sogar ein schaumiges Aussehen ertheilen können. Der lebensfähige Zellkern, der gegen äussere Einflüsse noch empfind- licher zu sein scheint, als das übrige Protoplasma, ist dem letzteren stets. eingebettet Er folgt den Bewegungen desselben, wenn es sich an die Wand zurückzieht, und wird ebenfalls wandständig oder bleibt in einem Netzwerk von Plasmasträngen aufgehängt ($ 11). Vom strömenden Plasma scheinbar passiv mit fortgeführt, ändert der Kern seine Gestalt während seiner Wanderung durch die Zelle, indem er eine meistens in der jedes- maligen Wegrichtung gestreckte, unregelmässig-längliche Form zeigt. 3. Die Zellhaut. 19. Die Zellhaut (Zellmembran, Cellulosemembran) erscheint bei ju- gendlichen Zellen als ein zartes, elastisches, glashelles, farbloses Häutchen von oft unmessbarer Dicke, ohne alle sichtbare Oeffnungen, aber für Flüs- sigkeiten wie Gase dennoch durchdringbar (permeabel). Sie besteht in diesem Alter aus reiner Cellulose (Kohlehydrat von der Formel C,z Hıo 010) mit dem nöthigen Wasser (Organisationswasser). Mit dem Aelterwerden der Zelle ändert sich jedoch dieser Charakter meistens bedeutend. Die Zellhaut wächst in der Richtung der Fläche wie der Dicke; Einlagerung fremdartiger Substanzen und ungleiche Vertheilung des Wassers rufen chemische und physikalische Aenderungen hervor, welche der Membran und mit ihr der Zelle gewöhnlich ein ganz anderes Aussehen ertheilen. 20 Das Flächenwachsthum der Membran hat eine Vergrösserung der Zelle zur Folge, bei welcher entweder die Form der letzteren im We- sentlichen dieselbe bleibt, oder aber die Gestalt der Zelle mehr oder we- niger verändert wird. Ersterer Fall tritt dann ein, wenn das Flächen- wachsthum ein allgemeines ist, d. h. kein Punkt der Zellhaut durch Ein- lagerung neuen Zellstoffes bevorzugt wird, sondern diese an allen Stellen derselben nahezu gleichmässig erfolgt. Im Allgemeinen ist diese Art des 10 Flächen- und Diekenwachsthum der Membran. Flächenwachsthums die seltenere; sie findet sich vorzüglich nur bei frei- liegenden Zellen, wie manchen Pollenkörnern und Sporen. Meistens findet an einzelnen Stellen des Zellenumfanges stärkeres Flächenwachsthum der Membran statt, als an dazwischenliegenden, wo dasselbe entweder nur langsam erfolgt, oder später gar vollständig erlischt: locales Flächenwachsthum. Je nachdem mehr oder weniger Punkte der Zellhaut auf solche Weise bevorzugt werden und das Wachsthum an den einzelnen Stellen längere oder kürzere Zeit dauert, wird die Gestalt der Zelle zu regelmässigen oder unregelmässigen Formen in höherem oder geringerem Grade geändert (Vgl. Fig. 5 in $ 23 und Fig. 11, $ 51), wie dies die Gewebe jeder höher organisirten Pflanze in mannigfaltiger Weise zeigen. Dabei können zwei Fälle eines solchen localisirten Flächenwachs- thums unterschieden werden: intercalares und Spitzen-Wachsthum 21. Intercalares Flächenwachsthum findet dann statt, wenn die Einlagerung neuen Zellstoffs nur innerhalb einer gürtelförmigen Zone der Zellwand erfolgt, so dass zwischen ältere, nicht wachsende Zonen dersel- ben ein neues Membranstück eingeschoben wird. Den eigenthümlichsten derartigen Fall zeigen die Zelltheilungen der Algengattung Oedogonium ($ 60 Fig. 14). Die Gestalt der Zelle bleibt in diesem Falle wesentlich un- verändert. Geschieht dagegen die Einlagerung neuer Cellulosemoleküle an einer oder an einzelnen kreisförmig umschriebenen Stellen der Membran am stärksten, um von hier aus radienförmig allmälig abzunehmen oder gar aufzuhören, so redet man von Spitzenwachsthum. Bei einzelligen Fa- denalgen (Vaucheria) und Haaren sind es die Enden der Zweige, bei viel- zelligen Fadenalgen, Fadenpilzen und Haaren die Endzellen der Aeste, die an ihren meist kuppelförmig gewölbten Enden solches Spitzenwachsthum am instructivsten zeigen. Durch Auftreten neuer Punkte mit Spitzen- wachsthum werden durch Vorstülpung der Zellhaut in derartigen Fällen neue Verzweigungen der Zelle, respective des Zellenfadens erzeugt. — Doch auch bei höheren Pflanzen zeigen Zellen der verschiedensten Gewebe ein solches Spitzenwachsthum. Die Oberhautzellen mancher Organe (Blu- menblätter) erheben sich oft in dieser Weise zu Papillen. Holz- und Bast- zellen des Stengels erhalten in Folge dessen ihre Zuspitzung und letztere die bei manchen Pflanzen häufig zu beobachtenden Verzweigungen, die auch bei Steinzellen (Fig. 5 in $ 23) nicht selten sind. Die sternförmigen Zellen des Markes mancher Pflanzen (Juncus etc. — vgl. auch Fig. 1Vin & 51) erklären sich durch Auftreten von Spitzenwachsthum an mehreren Stellen des Zellenumfanges und ebenso muss die Entstehung der Thyllen in den Gefässen mancher Holzgewächse ($ 86a), die Form der wellig gebuch- teten Oberhautzellen, etc. etc auf dieselbe Ursache zurückgeführt werden. 22. Das Dickenwachsthum der Zellwand kann ebenfalls in ein allge- meines und locales, letzteres dann als centripetales und centrifugales ge- trennt werden Die verschiedenen Erscheinungen desselben gehen entwe- der mit dem Flächenwachsthum der Membran gleichzeitig vor sich, oder das Dickenwachsthum erfolgt erst, wenn ersteres bereits erloschen ist. Allgemeines Dickenwachsthum der Zellhaut lässt diese gleich- mässig oder doch nahezu gleichmässig im @Querdurchmesser zunehmen, wobei entweder die Weite der Zellhöhlung dieselbe bleibt, wenn ein Tüpfelbildungen der Membran. 11 gleichzeitiges entsprechendes Flächenwachsthum stattfindet, oder aber das "Lumen der Zelle mehr oder weniger, oft bis zum fast völligen Verschwin- den desselben, verengert wird, wenn das Dickenwachsthum der Membran ‚die Flächenvergrösserung derselben (das Wachsthum der Zelle) bedeutend überwiegt. In den allermeisten Fällen findet ein solches gleichmässiges Dickenwachsthum nur in der frühesten Jugend der Zelle statt. Später werden einzelne Stellen der Membran durch stärkere Einlagerung von Cellulose bevorzugt: das Dickenwachsthum wird localisirt. 23. Oft werden nur Stellen geringen Umfanges vom localen cen- trip etalen Dickenwachsthum der Zellhaut ausgeschlossen. Diese sind dann als dünnere Stellen derselben durch andere Lichtbrechung aus- gezeichnet: sie erscheinen als hellere, meist röthlich aussehende Fleckchen oder Tüpfel, die entweder unregelmässig über die Membran verstreut liegen (Fig. 7, f) oder sich in Spirallinien ordnen (Fig. 7, g). Ihrer Ge- stalt nach sind die Tüpfel entweder kreisförmig oder nahezu so, oval (Fig.7f,g), oder namentlich bei spiralig angeordneten oft spaltenförmig ge- streckt. Spaltenförmige Tüpfel nehmen bei polygonalen Zellen oft die ganze Wandbreite ein. Sind sie in diesem Falle dicht übereinander ge- stellt, so dass die verdickten Stellen der Zellwand wie Querleisten zwi- schen ihnen erscheinen, so ist die Verdickung eine leiter- oder trep- penförmige (Treppengefässe, besonders bei Farnen — Peetl,.c).FBei starker Verdickung der Zellwand bleiben die einmal vom Dickenwachsthum ausgeschlossenen Stellen derselben auch später von diesem frei. In der Wand erscheinen dann engere oder weitere, einfache oder verästelte Tüpfelkanäle (Fig. 5). Da an den entsprechenden Stellen der Scheide- wand benachbarter Zellen die Tüpfelbildung in gleichem Sinne erfolgt, so stehen Tüpfel wie Tüpfelkanäle hier stets einander gegenüber (Fig. 6, t). Für sehr dickwandige, noch lebende Zellen ist für den Austausch des Fig. 5. Baumateriales für die einzelnen Zellen diese Stellung gewiss die vor- theilhafteste, da an den dünnen Stel- len der Wand die Diffusionsvorgänge leichter und rascher stattfinden müs- sen, als an den stärkeren. Wir fin- den daher z. B. den Plasmainhalt der Zelle auch in den Tüpfelkanälen (Fig. 6). Bei stärkerem Dickenwachsthum wird oft der Tüpfelkanal nach dem Inhenraume der Zelle zu erweitert oder (in den meisten Fällen) verengt und durch die vorspringenden Verdickungsmassen überwölbt. Es erscheint dann bei gewisser Einstellung des Mikroskopes der Tüpfel als aus zwei ‚concentrischen Tüpfeln gebildet (Fig. 7, g, h), von denen der eine schein- ‚bare Tüpfel der Aussen-, der andere der Innnenmündung des dann kurzen Tüpfelkanales angehört: gehöfte Tüpfel. Innen- und Aussenmündung können dabei gleich (Fig. 7, h) oder ungleich gestaltet (Fig. 7, g) sein. Fig. 5. Steinzellen aus dem Fruchtfleische von Olea undulata (Ver- ‚gr. 240); a regelmässige, b durch locales Flächenwachsthum unregelmässig gewordene Zelle, bei beiden die geschichtete Membran von einfachen und verästelten Tüpfelkanälen durchsetzt. 12 Ring-, Spiral- und Netzfasern. Fig. 6. Aenderung der Wachsthumsrichtung während der Bildung spaltenförmiger Tüpfel lässt diese als zwei gekreuzte Spalten erscheinen (so bei manchen Holzzellen). 24. Wird in einem späteren Al- ter der Zellwand die dünne Tüpfel- membran gelöst (resorbirt), so tritt zwischen den benachbarten Zellen freie Communication vermittelst P o- renkanälen ein. Die Durchbrechung der Gefäss - Scheidewände, namentlich die leiterförmige ($ 862), sowie die so- genannten Doppeltüpfel der Nadel- hölzer bieten dafür unter vielen an- deren charakteristische Beispiele. Letztere sind gehöfte Tüpfel auf den Radialwänden der Holzzellen (Fig. T, h), bei denen während des Verlaufes der Tüpfelbildung die Tüpfelmembran halblinsenförmig überwölbt wird, so dass an den entsprechenden Stellen der Längsscheidewand zweier Holz- zellen ein linsenförmiger Hohlraum durch eine zarte Membran in zwei gleichgestaltete Fächer getrennt er- scheint (Fig. 7, k), die beim späteren Verschwinden dieser Membran zu einem einzigen linsenförmigen Hohlraum vereinigt werden (Fig. 7, i). 25. Häufig erfolgt auch locale Verdickung der Zellwand im Verlaufe ringförmig, spiralig oder netzförmig geordneter Streifen derselben, so dass die verdickten Partieen als Ring-, Spiral- oder Netzleisten in das Innere der Zelle vorragen (Fig. 7, a—d). Oft werden diese bereits innerhalb der Pflanze durch Zerstörung der dünneren Wandstellen frei, oder sie lassen sich, wie die Spiralfasern vieler Zellen, mit Leichtigkeit als Schraubenbänder ablösen (Fig. 7, c), oder es geschieht dies auf ge- wissen Entwickelungsstadien eines Organes freiwillig (beim Ausfallen der reifen Samen von Magnolia). Alle beschriebenen Membranverdickungen treten bald für sich allein, bald zu mehreren gleichzeitig auf der Zellwand auf. Die Holzzellen der Linde zeigen oft Tüpfel und Spiralfasern gleichzeitig; ebenso ist es beim Taxus. Auch Ring- und Spiralverdickungen etc. können in einer Zelle neben einander vorhanden sein. Seltener sind bei localem centripetalem Dickenwachsthum eng um- schriebene zapfen- oder höckerartige Vorsprünge auf der Innenfläche der Zellhaut, während diese selbst an den meisten Stellen unverdickt bleibt (Wurzelhaare von Marchantia), oder gestielte traubenförmige Körper (Cy- a L L [ Fig. 6. Längsschnitt aus dem Sameneiweiss der Elfenbeinnuss, Phyt- elephas macrocarpa (Vergr. 240). c. die verdickte Zellwand, deren Um- riss gegen die benachbarten Zellen durch eine die Enden der Tüpfelkanäle (t) verbindende Linie erlangt wird. Nur in einer Zelle wurde der Inhalt vollständig wiedergegeben. Centrifugales Dickenwachsthum. 13 stolithen $ 33), wie sie im Blattgewebe der Moreen (Ficus elastica) und im Rindengewebe der Acanthaceen häufig vorkommen, oder endlich einfache ‚oder verzweigte Zellstofffäden und Balken, welche die Zellhöhlung nach verschiedenen Richtungen quer durchsetzen und beiderseits mit der Mem- bran in Verbindung stehen (Caulerpa, Mark von Kerria, Ricinus u. s.w). Fig. 7. Slo|o | a © SI1O] [0© SI © ©) 26. Locales centrifugales Dickenwachsthum pflanzlicher Membranen findet nur bei frei vegetirenden einzelligen Organismen (ein- zellige Algen) oder an Zellen statt, welche frei liegen und mit der Luft oder mit Wasser in Berührung stehen, oder an innere Hohlräume des Pflanzen- gewebes grenzen. Die Verdickungen können hier an der Aussenfläche der Membran in Form mannigfaltig gestalteter Warzen, Stacheln, Leisten, Kämme u. s. w. auftreten (Blüthenstaub, Sporen, Cuticularleisten der Ober- hautzellen etc.). In den Intercellularräumen vieler Farnkräuter spannen sich derartige Verdickungen oft wie zarte Fäden zwischen den gegenüber- stehenden Zellwänden aus. Fig. 7. a Stück eines Ringgefässes. b Stück eines Spiralgefässes mit einfacher, weitgewundener Spiralfaser. c. Stück eines Spiralgefässes mit enggewundener, stellenweise verzweigter und doppelt verlaufender Spiral- faser. d. Zwei Glieder eines Netzgefässes aus dem Stengelknoten der Garten-Balsamine. e. Stücke von zwei getüpfelten Gefässen aus dem Blatt- stiele von Alsophila australis, das links gelegene mit leiterförmiger Ver- dickung. f. Einfach getüpfelte Zellen aus dem Marke der Doldenstiele von Myrrhis odorata; links sind zwei Zellen angeschnitten und die kurzen Tüpfelkanäle im Durchschnitt zu sehen. g. Stück eines Gefässes von Sassafras officinalis mit gehöften Tüpfeln. h. Stücke von engeren und weiteren Holzzellen der Kiefer mit gehöften (Doppel-) Tüpfeln; i. ein sol- cher halbirt im älteren, k. im jüngeren Zustande halb von der Seite, 1. ein fertiger Tüpfel im Tangentialschnitt gesehen. (Vergr. der Fig.a—h =240.) 14 Molecularstructur der Membran. 27. Dass die Substanz der Zellhaut (die Cellulose) von dem Proto- plasma ausgeschieden wird, beweist die Umhüllung nackter oder Primor- dialzellen (z. B. Schwärmzellen von Algen) mit einer Cellulosemembran. In welcher Form aber die Cellulose vor ihrer Ausscheidung im Plasma ent- halten ist, ist unbekannt. Auch die für das Flächen- wie Dickenwachsthum nöthige Cellulose ist ein Product des lebenden Protoplasmas, das wohl in der gesammten Masse desselben zur Bildung gelangen kann, auch wenn es später nur an bestimmten Punkten der Membran abgesetzt wird. Die Zellwand kann daher auch nur so lange wachsen, als sie überhaupt mit dem Protoplasma in inniger Berührung steht. Die Annahme aber, als ob die Ab- scheidung der Cellulose beim Dickenwachsthum der Zellhaut so erfolge, dass aus dem Plasma neue Zellhautschichten auf die Innenfläche der bereits vor- handenen Membran, etwa wie Schlammmassen aus thonigen Gewässern, nie- dergeschlagen werden (eine ältere, auch für das Wachsthum der Stärkekörner verwendete Ansicht — $ 42), ist unstatthaft. Vielmehr erfolgt das Dicken- wie Flächenwachsthum aller Membranen nur durch die Einlagerung (Intussus- ception) neuer Cellulosemoleküle in die Molecularinterstitien der bereits vorhandenen. Je nachdem diese Einlagerung vorzüglich in der Richtung der Fläche oder der Dicke erfolgt, herrscht entweder Flächen- - oder Dickenwachsthum vor. 28. Die Annahme der Zusammensetzung der Zellhaut und ähnlich or- ganisirter Körper (z.B. der Stärkekörner) aus krystallinischen, doppelt-licht- brechenden, optisch-zweiaxigen Molekülen ergiebt sich mit Sicherheit schon aus dem Verhalten der Zellmembranen gegen polarisirtes Licht (Demon- strationsobjecte: Holzzellen von Coniferen, dickwandige Zellen der Elfen- beinnuss etc.). Jedes Molekül denken wir uns wieder aus Atomen zusam- mengesetzt und für Wasser nicht durchdringbar, aber von einer Wasserhülle (Imbibitionswasser) umgeben, die sich durch Zutritt neuen Wassers ver- grössern, durch Verdunstung desselben verkleinern kann. Gänzlicher Wasserverlust würde vollständiges Aneinanderrücken der Moleküle zur Folge haben, die daher, da Vorhandensein von Luft zwischen ihnen wegen bleibender Durchsichtigkeit der Membran ausgeschlossen ist, genau inein- ander greifen müssen. Wasseraufnahme wird die- Moleküle von einander entfernen. Bei Annahme gleich dicker Wasserhüllen für. sämmtliche Zell- stoffmoleküle wird ferner mit Zunahme der Grösse des einzelnen Moleküls die Masse an fester Substanz, mithin die Dichtigkeit der Membran zu- nehmen. Bei der Einlagerung neuen, vom Plasma gebildeten Zellstoffes in die Membran können nun die bereits vorhandenen Cellulosemoleküle derselben durch Auflagerung (Apposition) neuer Zellstoffatome vergrössert und damit Flächen- wie Dickenzunahme der Membran bewirkt werden. Wahr- scheinlicher jedoch ist es, dass in den Zwischenräumen der Moleküle neue Zellstoffmoleküle aus der eingedrungenen Ernährungsflüssigkeit sich bilden, welche wachsend die vorhandenen älteren Moleküle auseinander drängen und somit das Volumen der Zellhaut vergrössern, oder dass beide Vor- gänge gleichzeitig an verschiedenen Punkten stattfinden. 29. Mit dem Wachsthum der "Zellhaut durch Intussusception gehen | andere Erscheinungen im späteren Bau derselben Hand in Hand. Zu- Schichtung. Streifung und Quellung. 15 nächst finden wir, namentlich bei stärkerem Dickenwachsthum, die Mem- bran gewöhnlich aus concentrisch gelagerten Schichten oder Lamellen ver- - schiedener Lichtbrechungsfähigkeit zusammengesetzt, d. h. aus abwech- selnd stärker und schwächer lichtbrechenden Zellstofflagen gebildet: Schichtung der Zellhäute (Fig.5, 8.11). Diestärkerlichtbrechenden La- mellen sind reicher an Zellstoff, ärmer an Wasser, also dichter als die we- niger stark das Licht brechenden, welche mehr Wasser und weniger Zell- stoff führen. Je wasserreicher eine solche Lamelle ist, um so dicker sind die Wasserhüllen, um so kleiner die Moleküle fester Substanz. Die in. nerste Lamelle der Zellhaut ist dabei stets eine dichte Schicht, was allein schon die Annahme eines Dickenwachsthums durch Apposition unmöglich macht. Wasserzuführung wie Wasserentziehung ändern den Schichten- wechsel bis zum völligen "Verschwinden dadurch, dass die wasserarmen Lamellen in einem Falle durch stärkere Wassereinlagerung, d. h. durch Vergrösserung der Wasserhüllen der Moleküle, wasserreicher, im anderen Falle die wasserreicheren Schichten durch Verringerung der einzelnen Wasserhüllen wasserärmer werden, mithin im Grade der Lichtbrechung: in beiden Fällen eine Annäherung der Schichten stattfindet. Auf gleichen Erscheinungen, wie die Schichtung, beruht auch die Streifung der Membran, nur dass hier die wasserarmen und wasser- reichen Stellen der Zellhaut nicht in concentrischer Lagerung, sondern in der Richtung der Fläche in ring- oder spiralförmiger Anordnung auftreten. Die Holz- und Bastzellen, verschiedener Pflanzen (Nadelhölzer — bei denen. die Streifung der Holzzellen durch Austrocknen derselben noch deutlicher in Folge des Einsinkens der weichen Partieen hervortritt— Apocyneen etc.) "bieten hierfür schöne Beispiele. Die durch die ganze Dicke der Zellwand. gehenden Streifen sind gewöhnlich in zwei sich kreuzenden Systemen vor- handen, wodurch in Folge der Kreuzung wasserarmer Streifen Partieen. grösster, durch Kreuzung wasserreicher Streifen solche geringster, endlich durch Kreuzung wasserarmer nnd wasserreicher Streifen Stellen mittlerer Dichtigkeit entstehen. Nehmen wir zur Streifung der Membran noch die gleichzeitige Schichtung derselben, so werden diese einzelnen prismati- schen Stücke der Zellhaut dadurch in hinter einander gelegene dichtere und weniger dichte Abtheilungen gegliedert (Gallerthüllen der Macro- sporen von Marsilia und Pilularia). Die Vermehrung der Schichtung wie Streifung beruht auf Bildung wasserreicher Substanz in Mitten der dichten. Partieen, also auf Spaltung je einer dichten Lamelle in zwei dichte durch. "Einlagerung einer weniger dichten. 30. Auch die Quellung der Zellhaut ist auf Einlagerung von Was- ser in gewisse oder alle Schichten derselben zurückzuführen. Sie kann so erfolgen, dass die Molecularstructur der Membran dabei wesentlich nicht verändert wird, die letztere daher nach Entfernung des Quellungsmittels. ihr früheres Volumen wieder annimmt: Quellung in reinem oder schwach. angesäuertem oder alkalischem Wasser. Oder aber es wirkt das Quellungs- - mittel (stärkere Säuren und Alkalien, Kupferoxyd-Ammoniak) so, dass (viel-- _ leicht in Folge der Zertrümmerung der Moleküle) die gequollene Membran mach Auswaschen in reinem Wasser sich nicht wieder auf ihr früheres Volumen zusammenzieht oder gänzlich gelöst wird. Sehr schön tritt die _ Quellung bei verschleimten oder sogenannten Gallertmembranen auf Zusatz. Er 16 Cellulose. Cuticularisirung. Verholzung. von Wasser hervor. Die Oberhautzellen von Quitten- und Leinsamen, die gleichen Zellen an den Samen von Plantago Psyllium, Collomia grandi- flora etc. etc, die Zellhäute der Fucaceen, mancher einzelligen Algen (Gloeocystis, Gloeocapsa) u. s. w. bieten hierfür Beispiele. In den ersteren Fällen werden durch die stark quellenden inneren Schleimschichten der Membran die äussern nicht quellungsfähigen Lamellen derselben sogar mit grosser Kraft gesprengt. Trocken zeigen derartige Membranschichten mehr oder weniger hornartige Beschaffenheit; gequollen verringert sich die Co- häsion derselben bis zum Aufhören der Membranstructur um so mehr, je grösser die Wassereinlagerung ist. öl. Die jugendliche Zellmembran besteht, wie bereits in $19 erwähnt wurde, aus reiner Cellulose. Sie färbt sich mit Jod und Schwefelsäure oder mit Chlorzinkjod-Lösung blau und löst sich in concentrirter Schwefel- säure und in Kupferoxydammoniak. Jod allein bewirkt keine odergelbe oder bräunliche Färbung, dagegen beiden Sporenschläuchen der Flechten, den Zell- wänden der Samenlappen von Tamarindus indica etc. (sogenannte Stärke- membran) für sich allein schon Blaufärbung (wahrscheinlich in Folge der Bildung von Jodwasserstoffsäure, die auch bei anderen Membranen die Bläu- ung allein hervorzurufen scheint). Die Zellmembranen vieler Pilze werden durch Jod und Schwefelsäure nicht gefärbt (sogenannte Pilzcellulose). Mit dem Alter der Membran, besonders bei beginnendem stärkeren Dickenwachsthum, treten aber in derselben häufig Veränderungen auf, welche durch Einlagerung fremder (organischer und anorganischer) Stoffe bedingt werden, die den physikalischen wie chemischen Charakter der Zellhaut wesentlich ändern. Da in den meisten Fällen nur gewisse äussere oder innere Partieen der Membran von solchen Einlagerungen be- troffen werden, so veranlassen diese eine ähnliche Schichtung der Zell- haut, wie die ungleiche Vertheilung des Wassers: sie führen zur Bildung concentrisch gelagerter Schalen verschiedenen physikalischen und chemi- schen Charakters und ungleicher Lichtbrechung, die in mannigfacher Abwechselung in den verschiedensten Geweben auftreten, Ba aber auf drei Grundformen zurückführen lassen. 32. Einmal werden gewisse Zellhautschichten in eine dehnbare, elastische, von Wasser nicht oder schwer durchdringbare, nicht quellende Substanz umgewandelt: Cuticularisirung oder Verkorkung. Dies findet statt bei den äussersten Zellhautschichten der Oberhaut (Cuticula und cuticularisirte Schichten, $ 72), den trennenden Mittellamellen einer gros- sen Anzahl von Gewebezellen (Intercellularsubstanz, $ 66), den Membranen der Korkzellen ($ 81), sowie den - Aussenzellhäuten der Pollenkörner a und Sporen (Exosporium). Mit Jod und Schwefelsäure tritt diesen cuticularisirten Membranschichten keine Blaufärbung mehr ein und in concentrirter Schwefelsäure und Kupferoxydammoniak werden die- selben nicht mehr gelöst, dagegen oft in concentrirter kochender Kalilauge, sowie in einem Gemisch von Salpetersäure mit’chlorsaurem Kali (Schultze’sche Macerationsflüssigkeit). | Bei der Verholzung von Membranschichten sind gesteigerte Härte, verminderte Dehnbarbeit und leichte Durchdringbarkeit für Wasser ohne bedeutende Aufquellung die charakteristischen Merkmale (Holzzellen, Scle- renchymzellen etc). In ihrem Verhalten gegen Jod und Schwefelsäure Verschleimung. Aschenbestandtheile. 17 sind sie cuticularisirten Membranen ähnlich. Concentrirte Schwefelsäure be- wirkt meistens Lösung, Kupferoxydammoniak Quellung. Die Verschleimung charakterisirt sich durch die Fähigkeit der be- treffenden Schichten, grosse Mengen Wasser aufzunehmen und damit gal- lertartig unter bedeutender Vergrösserung ihres Volumens zu quellen (8 30). An einer und derselben Membran können diese Umänderungen in ver- schiedenen Schichten neben einander auftreten. Aeussere Schichten können verholzen und innere verschleimen (Holz vieler Papilionaceen) oder umge- kehrt (Zellen der Fucaceen und des Endosperms von Gleditschia und Cerato- nia); oder es tritt Cuticularisirung und Verschleimung ein (die in $ 30 erwähn- ten Fälle von Samen). Meistens bleibt auch bei Cuticularisirung äusserer Schichten der Zellhaut eine innere dickere oder dünnere Lamelle reine Cellulose (Holzzellen, Oberhautzellen u.s w.). Ebenso findet Schichten- und Schalenbildung häufig gleichzeitig in derselben Membran statt. Welche Stoffe es sind, die durch Einlagerung die erwähnten Umände- rungen bewirken, lässt sich in den einzelnen Fällen schwierig oder gar nicht entscheiden. Häufig bewirken Farbstoffe eine gleichzeitige Färbung der einzelnen namentlich der cuticularisirten Schalen. Durch vorsichtige Behandlung mit verschiedenen Reagentien, welche die Molecularstructur der Membran nicht zerstören, lässt sich letztere in der Regel wieder in den Zustand zurückführen, dass sie Cellulosereaction zeigt. Einwirkung von Salpetersäure (Holzzellen) oder Kochen mit Kali (Kork) genügen oft allein schon zu diesem Zwecke. 33. Einlagerungen unverbrennlicher Substanzen (Aschen- bestandtheile) finden sich in den meisten Zellhäuten, oft schon zu sehr früher Zeit. Kohlensaurer Kalk und Kieselerde sind die häufigsten der- selben. Der kohlensaure Kalk tritt bald in mikroskopisch nicht mehr wahrnehmbaren krystallinischen Einlagerungen auf (Cystolithen bei Moreen und Acanthaceen — $ 25; oder in mikroskopisch sichtbaren Körnchen (Co- rallineen etc. unter den Algen) oder in einer homogen mit den Membranthei- len vereinigten Masse, welche die optischen Eigenschaften derselben nicht stört. In diesem Falle bleibt er bei einigermassen reicherer Menge oft nach Verbrennung der organischen Substanz als ein Aschenskelet zurück, wobei es jedoch fraglich ist, ob er nicht in manchen Fällen erst als Ver- brennungsprodukt aus andern Kalksalzen sich bildet. Kenntlich ist der kohlensaure Kalk an seiner Löslichkeit unter Gasentwickelung in Essig- _ säure, sowie die Bildung von Gypsnadeln bei Lösung in Schwefelsäure das Calciumoxyd verräth. Oxalsaurer Kalk kommt in sichtbaren Körn- chen in den Membranen vieler Pilze und Flechten, Gymnospermen, dann bei Mesembryanthemum- und Sempervivum-Arten vor. Bei Dracaena und manchen Gymnospermen (am schönsten bei Welwitschia) findet er sich in oft grossen, wohl ausgebildeten Krystallen eingelagert und im Marke von Kerria und Rieinus ete. liegen Krystalldrusen in einfachen oder ver- zweigten Zellstofffäden, die die Zellhöhlung durchsetzen. In Form von Körnehen der Membran aufgelagert, findet man ihn bei vielen Flechten und Pilzen und in Gestalt von Sphärokrystallen ($. 47) in den Hyphenauftrei- bungen von Phallus caninus, Er ist in Essigsäure und Oxalsäure unlös- \ uerssen, Botanik. 3 BI :? >‘ ge B 18 Kieselerdeeinlagerung. Gummibildung. lich, wird in Salz- und Salpetersäure ohne Gasentwickelung gelöst und durch Glühen in kohlensauren Kalk übergeführt ($ 51). Kieselerde ist als Einlagerung in pflanzlichen Membranen nicht sel- ten. Am häufigsten findet sie sich in den Zellwänden der Diatomaceen und bei höheren Pflanzen in den Oberhautzellen, doch auch im Innern der Gewebe (Blätter der Buche, des Schilfrohres u, s. w.). Wo sie in sehr grossen Mengen in der Membran auftritt (Diatomeen, Oberhaut der Schach- telbalme etc.), lässt sie nach Zerstörung der organischen Substanz der Wand durch Fäulniss oder durch Glühen für sich allein oder mit Schwefel- säure ein Skelet zurück, das alle Structureigenthümlichkeiten der lebenden Zellhaut zeigt und aus reiner Kieselerde besteht. Die als Kieselguhr, Berg- mehl, Tripel u. s. w. bezeichneten Lager der Erdrinde bestehen zum grössten Theile aus den Kieselskeleten von Diatomaceen. — Andererseits wird die Kieselerde durch Flusssäure unter Zurücklassung eines Skeletes organischer Substanz aus der Membran ausgezogen. Gleichzeitige Einlagerung von kohlensaurem Kalk und Kieselerde kommt in den Cystolithen oder Traubenkörpern (Ficus elastica) vor; hier ist der Stiel verkieselt, der eigentliche Traubenkörper verkalkt. 34. Die Art der Einlagerung fremdartiger Substanzen in die Zellhaut lässt sich in den in $$ 31—33 geschilderten Fällen in zweifacher Weise denken. Entweder sind die Moleküle der verschiedenen Substanzen (Cellu- lose und fremde Einlagerung) von nicht sehr verschiedener Grösse und Anordnung, so dass sie in ihrer gegenseitigen Lagerung sich beispiels- weise in einem Falle wie die Steine eines Mauerwerks zu einander ver- halten können; oder die regelmässige Form und Anordnung beschränkt sich nur auf die Moleküle der Cellulose, während die Moleküle der einge- lagerten fremden Substanzen unregelmässig in die Molecularinterstitien eingelagert sind und die der Cellulose umgeben, wie etwa der Mörtel in einem Mauerwerk die Steine des letzteren. Die Annahme, dass die Mole- küle der älteren Membran selbst aus Atomen verschiedener Substanzen zusammengesetzt seien, ist mit der Krystallnatur derselben nicht zu ver- einigen. R 85. Degradation oder Desorganisation der Zellwandhat bei vielen Pflanzen die Bildung von Gummi zur Folge. Die dabei betheiligten Gewebe sind bei verschiedenen Gewächsen verschiedene und auch bei einer und derselben Art nicht immer bestimmte, Im Stamme von Prunus avium entsteht das Kirschgummi bald durch Umwandlung der Gefässwände, bald in Folge der Bildung massigen, seine Zellwände später in Gummi um- setzenden Holzparenchyms; oder das normale Holzparenchym oder das Cam- bium, in den weitaus meisten Fällen aber der Bast sind die Bildungsheerde des Gummi. Hier beginnen die Zellwände zu quellen. Ihr reiner Zell- stoff erleidet chemische Veränderungen der Art, dass die Fähigkeit, sich mit Jod und Schwefelsäure blau zu färben, verschwindet, seine Substanz aber zunächst noch unlöslich ist, im Wasser nur quillt und in diesem Sta- dium auch noch eine gewisse Structur der Membranen sichtbar bleibt. Spä- ter nimmt die Quellungsfähigkeit im Wasser zu und ein Theil wird sogar in diesem löslich, wenn die Umwandlung vollständiger stattfindet, Das Kirschgummi dringt dann in Folge seiner Volumenvergrösserung, wenn ihm Wege nach aussen geöffnet ‘werden, an die Oberfläche des Stammes, Chlorophyllkörper. 19 oder die an Stelle des zerstörten Gewebes tretenden Drusen desselben wer- den im natürlichen Laufe der Vegetation durch allmäliges Abstossen der Borke nach und nach bloss gelegt. In ähnlicher Weise entstehen durch Desorganisation der Zellwände das Gummi arabicum und Gummi Senegal in den Stämmen gewisser Acacia-Arten‘, der Traganth aus dem Marke und den Markstrahlen von Arten der Gattung Astragalus. Je nach der Voll- ständigkeit der Umwandlung unterscheidet man dabei das in Wasser zu einem klebenden Schleime lösliche Arabin (z. B. Gummi arabieum), das im Wasser nur zu einer nicht klebenden Gallerte quellende Bassori (z. B. Traganth, der unter dem Mikroskope noch deutliche Zellstructur une Einschlüsse von Stärkekörnern aus den Markzellen zeigt), oder ein Gemisch beider (Kirschgummi), wobei das Arabin der höchsten Umwandlungsstufe entspricht. Auch manche Gummiharze (Bdellium, Myrrhe etc.) lassen die Ent- stehung ihres Gummi aus Zellgewebe erkennen und gewisse Harze (z. B. das von Xanthorrhoea) scheinen ebenfalls einer Degradation der Zellwand ihre Bildung zu verdanken. 4. Das Chlorophyll und verwandte Farbstoffe. 36. Das Chlorophyll oder Blattgrün, welches die grüne Färbung ge- wisser Organe der Pflanze, besonders der Blätter, bedingt, ist immer an geformte Theile des Protoplasmas gebunden, die im Gegensatze zu dem eigentlichen eingelagerten Farbstoff als Chlorophyllkörper bezeichnet werden können. Bei manchen Algen (Pleurococcus etc.) ist der ganze Plasmaleib der Zelle mit Ausnahme seiner Hautschicht grün gefärbt; bei anderen Gliedern dieser Pflanzengruppe sind es sternartige (Zygnema) oder plattenförmige (Mesocarpus, Closterium) oder spiralig gewundene bandar- tige (Spirogyra — Fig. 11a, $ 54) Theile des Protoplasmas, welche die grüne Färbung zeigen. In den Zellen der meisten Pflanzen jedoch treten die Chlorophylikörper als rundliche, kleinere oder grössere Körner auf (Fig. "2B auf Seite 6), die stets dem Plasma eingebettet sind und als Chlorophyll- körner bezeichnet werden (Fig. 2 B). Diese lassen an ihrem Umfange oft eine dichtere Schicht (Hautschicht), in ihrem Innern manchmal Vacuolen erkennen. Selten zeigen sie eine Sonderungin sich kreuzende Lamellen verschiedener Dichtigkeit (Bryopsis). In ihrem Verhalten gegen chemische Reagentien stimmen sie nach Entfernung des Farbstoffes in allen Theilen mit dem Protoplasma überein; sie besitzen als Grundsubstanz selbst ge- wöhnliches Plasma, jedoch frei von den körnigen Bildungen desselben. 37. In der jugendlichen Zelle entstehen die Chlorophylikörner im Protoplasma dadurch, dass sich an einzelnen Stellen desselben Plasmamo- leküle um gegebene Bildungspunkte zu scharf umschriebenen sphärischen Massen absondern, die in Folge anderer Dichtigkeitsverhältnisse im farb- losen Plasma sichtbar werden und selber entweder zuerst farblos sind, um erst später zu ergrünen, oder aber sofort bei ihrer Entstehung (Samen- lappen der Nadelhölzer, Farne) den Chlorophylifarbstoff in sich ausbilden, In einzelnen Fällen (Sporen von Farnkräutern) ist das grün gefärbte Pro- toplasma zuerst in wolkigen Massen um den Zellkern gelagert, die sich erst später zu Körnern formen. Im weiteren Verlaufe ihrer Entwickelung „wachsen die Chlorophyllkörner durch Einlagerung, um sich dann durch 9% 20 Chlorophyllfarbstoff und dessen Modificationen. Theilung zu vermehren. Letztere geschieht dadurch, dass sich senkrecht zum grössten Durchmesser des Kornes eine Ringfurche bildet, die tiefer wer- dend zuletzt dasselbe in zwei Hälften auseinander schnürt. Gute Beispiele dafür liefern die Blätter von Isoötes, die Vorkeime von Moosen, Farnen u. s. w. Bei reicher Vermehrung rücken die Chlorophylikörner einer Zelle schliesslich oft so dicht zusammen, dass sie durch gegenseitigen Druck polyedrische Gestalt annehmen. 38. Der Chlorophyllfarbstoff lässt sich durch Aether, Alkohol etc. # den Chlorophylikörpern ausziehen, so dass diese als geformte farblose Plasmakörper zurückbleiben. Die je nach dem Concentrationsgrade und der verwendeten Pflanze heller oder dunkler grüne Lösung des Farbstoffes zeigt tief blutrothe Fluorescenz und wird unter Einwirkung des Lichtes bald missfarbig. Ihr Spectrum lässt sieben Absorptionsstreifen erkennen, von denen die vier ersten in der schwächer brechbaren Hälfte bis zum Gelbgrün, drei in dem stärker brechbaren Theile desselben liegen, Ganz besonders stark und dabei scharf abgegrenzt ist das erste Absorptionsband im Roth zwischen den Frauenhofer’schen Linien B und C, während die an- deren Bänder beiderseits abgeschattet sind. Die oft betonte Annahme zweier das Chlorophyll zusammensetzenden Farbstoffe, eines blaugrünen (hauptsächlich in Benzol) und gelben (in Alkohol löslichen) Farbstoffes, ist ungerechtfertigt, insofern sie auf Zersetzungserscheinungen im Chloro- phyll bei Gegenwart von Wasser während Behandlung alkoholischer Lö- sung mit Benzol beruht. Ebenso sind andere neben dem Chlorophyll häufig vorkommende und dasselbe sogar verdeckende Farbstoffgebilde keine selbstständigen Farbstoffe, sondern nur Chlorophyllmodificationen, wie die aus dem gewöhnlichen Chlorophyll hervorgehenden abweichen- den Farbenänderungen auch. Alle stimmen in ihren Spectren in der Weise überein, dass zwar in dem rascheren oder langsameren Anwachsen der Ab- sorption in den einzelnen Absorptionsbändern, wie in geringen Verschie- bungen der letzteren Unterschiede sich geltend machen, die für die jedes- malige Chlorophylimodification charakteristisch sind, dass aber dabei die Maxima und Minima der Absorption an denselben Stellen auftreten. 39. Es sind demnach als Modificationen des Chlorophylis zu be- trachten: | a. Das Etiolin, der beiim Finstern keimenden oder wachsenden Pflan- zen sich bildende gelbe Farbstoff; b. Das Anthoxanthin, der gelbe Farbstoff gelber Blüthen; c. Das Xanthophyll, welches in Form gelber Körnchen im Herbste nach der Entgrünung der Blätter durch Lösung der Chlorophylikörner in den Zellen derselben zurückbleibt und den herbstlichen Blättern die gelbe Färbung ertheilt; d. Das Florideen-Grün, welches dem gewöhnlichen Chlorophyll sehr nahe steht und e. Das Florideen-Roth (Phycoerythrin), der mit dem vorigen Farb- stoff zugleich vorkommende und ihn verdeckende rothe, in Wasser lösliche Farbstoff in den Zellen der Florideen (Rothalgen). | f. Wahrscheinlich sind andere Chlorophylimodificationen der braune Farbstoff der Fucaceen und der spangrüne der Phycochromaceen, welche . mit dem Chlorophylifarbstoff gleichzeitig und diesen verdeckend in diesen We Entstehung und Bedeutung des Chlorophylls. 21 zu den Algen gehörenden Gewächsen vorkommen; ferner die rothen und gelben Farbstoffe, in welche sich das Chlorophyll reifender, zuerst grün ge- färbter Früchte (z. B. von Lycium, manchen Solanum-Arten u. s, w.) oder gewisser Blumenkronen vor dem -Aufblühen u. $. w. umwandelt. In den letzteren Fällen werden dabei oft die sichroth oder gelb färbenden Chlorophyll- körner unter Ablagerung des Farbstoffes auf eine oder mehrere Seiten des Kornes durch Bildung von Vacuolen zerrissen und in spindelförmige oder eckige Farbstoffkörper umgeformt. 40. Die Entstehung des Chlorophyllifarbstoffes (d. h. des ge- wöhnlichen Chlorophylis der meisten Pflanzen) ist von verschiedenen Um- ständen abhängig. Derselbe bildet sich nur bei wenigen Pflanzen in völ- liger Finsterniss aus (bei vielen Keimpflanzen von Nadelhölzern, bei den meisten Farnkräutern), wobei jedoch die einzelnen Chlorophylikörner (bei Farnen z. B.) nicht die durchschnittliche Grösse wie bei einer im Lichte wachsenden gleichen Pflanze erreichen. Die Einwirkung des Lichtes ist für die Ergrünung nothwendig, deren Intensität im Allgemeinen mit der des Lichtes zunimmt. Ferner hat jede Pflanze eine bestimmte Wärme zur Ausbildung des Chlorophylifarbstoffes nöthig, die z. B. für Mais und Schminkbohne zwischen + 6 und 15, für Raps oberhalb 6° C. liegt. End- lich spielt die Anwesenheit einer wenn auch nur geringen Menge von Eisen unter den Nährstoffen eine bedeutende Rolle. Keimpflanzen, welche in eisenfreien Nährlösungen gezogen werden, entwickeln nur so lange grüne Blätter, als der Eisengehalt in den Reservenährstoffen ihrer Samen- lappen oder des Sameneiweisses reicht. Alle späteren Blätter werden bleich (chlorotisch), ergrünen aber, wenn Eisen als Nährlösung der Wurzel zugeführt wird. 41. Für das Leben der Pflanze ist das Chlorophyll dadurch von gröss- ter Bedeutung, dass dieses allein im Stande ist, durch Zerlegung der Kohlen- säure der Luft in ihre beiden Grundstoffe Kohlenstoff und Sauerstoff den für die Ernährung durchaus nothwendigen Kohlenstoff zu schaffen, der unter gleichzeitiger Gewinnung des Wasserstoffes durch Zersetzung des in die chlorophyllhaltigen Zellen tretenden Wassers zur Bildung organi- scher Verbindungen, in erster Linie von Kohlehydraten (Stärke, Zucker etc.) verwendet wird. Wie die Entstehung des Chlorophylis selbst, so findet dieser als Assimilation bezeichnete Vorgang auch nur unter Einwirkung des Lichtes statt. Der dabei gewonnene Sauerstoff wird von den assimilirenden Organen zum grössten Theile wieder ausgeschieden, der Rest der nicht an Ort und Stelle verwertheten Assimilationsprodukte aber in löslicher Form (Zucker) entfernteren Organen zugeleitet, die als Reservestoffbehälter dieselben in grösserer Menge (als Stärke, Zucker, Inulin, Fette etc.) aufspeichern; oder dieselben treten als Einschlüsse im Chlorophylikorne selbst auf, wie dies mit fettem Oele (viele Monocotyledonen) und Stärke der Fall ist. Letztere namentlich ist in den Chlorophyllkörnern eine gewöhnliche Erscheinung, indem sie bald als einzelnes Korn, bald in mehr oder minder zahlreichen Körnern in ihnen gebildet wird, die, anfangs klein und kaum sichtbar, später oft so heranwachsen, dass sie die weiche Substanz des Chlorophylikornes blasenförmig so weit ausdehnen, dass letztere manchmal nur noch wie ein dünner eben wahrnehmbarer Ueberzug die Stärkeeinschlüsse umhüllt. Chlorophylifreie Pflanzen sind nie im Stande zu assimiliren, _ Sie 22 Form und Bau der Stärke. müssen als Parasiten lebenden chlorophyllhaltigen Pflanzen Kohlenstoffver- bindungen entziehen (viele Pilze, Cuscuta etc.), oder solche als Fäulniss- bewohner (Saprophyten) aus bereits in Zersetzung befindlichen organischen Substanzen nehmen (viele Pilze, Monotropa, Neottia u. s. w.). Unter letz- teren finden sich einzelne Pflanzen (Neottia, Corallorhiza), welche Spuren von Chlorophyll besitzen, die aber für die Assimilation nicht genügend sind. Ebenso haben gewisse Parasiten (Viscum.,. Rhinanthaceen, Santa- laceen) oft reichliches Chlorophyll. RR RETRO 42. Die in der Zelle durch die Thätigkeit des Chlorophylis gebildete Stärke ist in ihrer ganzen Entwickelung an das Protoplasma gebunden; ihr Wachsthum hört auf, sowie sie mit letzterem nicht mehr in Berührung steht. Sie erscheint stets in Körnern von verschiedener Gestalt (eirund: Kartoffel — linsenförmig: Weizen, Roggen — polyedrisch: Mais — kno- chenförmig: tropische Euphörbia- Arten — etc.), welche sich durch einen charakteristischen, geschichteten Bau auszeichnen. Das einzelne Stärke- korn zeigt Lamellen verschiedenen Wassergehaltes und deshalb verschie- dener Lichtbrechung, welche so geordnet sind, dass um einen wasser- reichen Kern eine dichtere, wasserärmere Lamelle, um diese wieder eine wasserreiche, um diese eine wasserarme Schicht gelagert ist und so fort in der Weise, dass als äusserste Lamelle stets eine dichte auftritt (Fig. 8). Neben dieser sprungweisen Aenderung des Wassergehaltes nimmt letzterer auch derart nach dem Innern des Kornes zu, dass innere dichte wie weiche Schichten noch wasserreicher sind, als äussere dichte oder weiche und der Kern der wasserreichste Theil des ganzen Kornes überhaupt ist, was aus den bei Bildung von Trockenrissen sich zeigenden Cohäsionsver- hältnissen hervorgeht. Das über die Molecularstructur der Zellhaut Gesagte gilt auch für das Stärkekorn und wie die Zellhaut, so wächst auch dieses nur durch Ein- lagerung neuer Stärkemoleküle, nie durch Anlagerung derselben. Wäre Letzteres der Fall, so müssten sich Stärkekörner mit äusserster wasser- reicher Schicht finden und ferner dürfte der Kern, falls er das ursprüng- liche jugendliche Stärkekorn darstellt, nicht aus wasserreicher Substanz be- stehen, da die jüngsten Stärkekörner stets nur aus dichter Substanz ge- bildet werden. In einem solchen jugendlichen Stärkekorne tritt dann zu- erst durch Einlagerung wasserreicher Substanz ein wasserreicher, weniger dichter Kern auf, der dann also von einer dichten Schicht umhüllt wird. Letztere spaltet sich während ihres Dickenwachsthums durch! Bildung wasserreicher Stärkesubstanz im Innern in zwei dichte Lamellen, die dann durch eine weniger dichte getrennt sind. In jeder dieser beiden dichten Lamellen kann sich derselbe Vorgang oftmals wiederholen; es kann aber auch durch Bildung dichter Substanz im Innern der wasserreichen Schicht diese in zwei wasserreiche, durch eine zwischengelagerte wasserärmere Schicht getrennte Lamellen sich spalten. Da die Einlagerung neuer Mole- küle gewöhnlich nicht allseitig in gleichem Maasse erfolgt, so nimmt das zuerst fast kugelige Stärkekorn später verschiedene Formen derart an, dass der Kern entweder central bleibt (Weizen — Fig. 9 b) oder excen- trisch. wird (Kartoffelstärke — Fig. 8 c). In letzterem Falle sind die Reactionen der Stärke. 23 Schichten in der Richtung des stärksten Wachsthums auch am dicksten und da sie sich hier am häufigsten spalten, so verlaufen nicht alle Schichten vollständig um den Kern, sondern viele derselben keilen sich seitlich aus (Fig. 8 ec). Fig. 8. | Fig. 9. Treten in einem jugendlichen Stärkekorne zwei Kerne auf und findet um beide Schichtenbildung statt, so entstehen zusammengesetzte Körner wie in Fig. 8 d, bei denen das stärkste Wachsthum in der Verbindungs- linie der immer weiter auseinander rückenden Kerne herrscht und deren Hälften später in Folge eines durch Spannung der Schichten sich bilden- den Querrisses auseinanderfallen. Oeftere derartige Theilungen führen zur Bildung von manchmal aus Hunderten von Bruchkörnern bestehenden Körnern (Avena). Da die Stärkekörner bis zu einem gewissen Grade weich sind, so er- halten sie bei grosser Menge in einer Zelle und fortsehreitendem Wachs- thum oft durch gegenseitigen Druck polyedrische Gestalt (Mais — Fig.9 a). 43. Ihrer chemischen Zusammensetzung nach ist die Stärke ein Kohle- hydrat von gleicher Formel wie die Cellulose, mit Wasser und geringer Menge von Aschenbestandtheilen. In heissem Wasser, in Kalilösung etc. tritt Quellung der Stärkekörner unter Sprengung der äussersten Schicht ein (Verkleisterung). Trockenes Erhitzen auf 200° C., wie Kochen mit stark verdünnter Schwefelsäure verwandelt die Stärke in Dextrin. Mit Jod färbt sie sich nur dann blau, wenn sie nahezu ihren vollen Wasser- gehalt hat; wasserfreie Stärke mit wasserfreien Jodlösungen behandelt färbt sich gelb bis gelbbraun. Die Intensität der Färbung ist dabei hier, wie in anderen Fällen, von der Dichtigkeit abhängig, mit der das Jod ein- gelagert wird, der Vorgang selbst ein rein physikalischer und die soge- nannte Jodstärke keine chemische Verbindung. Beii gleichzeitiger Anwe- Fig. 8. Stärkekörner aus der Kartoffelknolle: & und b junge Körner, c älteres einfaches, d zusammengesetztes Korn. (Wergr. 700). Fig. 9. Zelle aus dem Sameneiweiss vom Mais mit polyedrischen Stärkekörnern (Vergr. 240). b Stärkekorn des Roggens (Vergr. 700); c sol- ches aus keimendem Roggen. d Zelle aus den: Samenlappen der Bohne (Vergr. 240). Die einfachen oder sternförmigen: Striche in a und d sind Trockenrisse der Stärkekörner. i. Intercellularr&ume. 24 Reactionen und Bedeutung der Stärke. Oel, senheit von Eiweisskörpern färbt sich vermöge ihrer grösseren Affinität die Stärke auf Jodzusatz früher, wie z. B. das Protoplasma in derselben Zelle. In jedem Stärkekorn ist an jedem Punkte desselben die Stärkesub- stanz in zwei Modificationen vorhanden, die als Granulose und Stärke- Cellulose bezeichnet werden. Erstere bedingt allein die Blaufärbung mit Jod. Wird sie durch längere, oft mehrtägige Erwärmung mit Speichel auf 45—50° C. entfernt, so bleibt von dem Stärkekorne ein Celluloseskelet zurück, das zwar den geschichteten Bau desselben noch zeigt, sich aber mit Jod nicht, oder blasskupferroth färbt und von bedeutend geringerer Dichtigkeit ist, da es z. B. bei Kartoffelstärke nur 5,, bei Weizenstärke gar nur 2,, Procent des ganzen Kornes beträgt. Aus diesem Grunde und da die vorherrschende Granulose an allen Stellen des Korns vorhanden ist, tritt bei unveränderter Stärke die farblose Cellulose bei der Jodreaction nicht hervor. Die Lösung der Granulose, welche von aussen nach innen vorschreitet, wird auch durch organische Säuren, Pepsin und sehr ver- dünnte Salz- oder Schwefelsäure bewirkt. Ebenso tritt bei längerem und gutem Reiben von Stärke mit kaltem Wasser ein geringer Theil der Granulose in Lösung. Durch lange dauernde Erwärmung im Speichel wird auch die Stärke-Cellulose von aussen nach innen gelöst, in den wei- chen Schichten früher, als in den dichteren. 44. Dass die Stärke zu den wichtigsten Baustoffen der Pflanze ge- hört, unterliegt keinem Zweifel. Da indessen die Stärkekörner als solche nicht von Zelle zu Zelle transportabel sind (mit Ausnahme solcher in den Siebröhren — $ 87), so müssen sie in einen löslichen Zustand übergeführt werden, der den Durchtritt durch die Zellwand gestattet. Bei der Keimung wird die als Reservenahrung vorhandene Stärke (wohl unter dem Einflusse des Plasmas) bald so gelöst, dass zuerst nur die Granulose entfernt wird, oder es löst sich sofort die ganze Substanz. Entweder geschieht dies von aussen nach innen schichtenweise oder aber gewöhnlich so, dass einzelne gangartig nach innen in verschiedener Rich- tung verlaufende Stellen gelöst werden, das Korn daher wie zerfressen erscheint (Fig. 9 c) und schliesslich durch Vereinigung solcher Lösungs- canäle in Stücke zerfällt. Auch die in den Chlorophyllkörnern gebildete Stärke wird wahrschein- lich in ähnlicher Weise gelöst. Das Lösungsprodukt ist, mit Uebersprin- gung wenig bekannter Zwischenstufen (wie Dextrin) in allen Fällen der Zucker ($ 48), welcher auf diosmotischem Wege an entferntere Orte ge- führt und dort als solcher abgelagert wird (Runkelrübe etc.), oder eine aber- malige Umwandelung in Cellulose, Stärke, Inulin oder Fette erfahren kann. Oft wird er auch auf seinem Wege schon früher in Stärkekörnchen übergeführt, die später aus, den betreffenden Zellen wieder verschwinden (transitorische Stärke). 6. Das fette Oel. 45. Dass Fetttröpfchen als häufiger Bestandtheil des Plasmas auftre- ten ($ 8), sowie sich oft statt der Stärke im Chlorophyll als Assimilations- produkte bilden ($ 41), wurde bereits erwähnt. Ihr Verhalten gegen Al- kohol und Aether, das häufig direct zu beobachtende Zusammenfliessen zu Zellsaft. Inulin. Zucker. Gerbstoff. 25 grösseren Tropfen und ihre eigenthümliche Lichtbrechung lassen sie in den meisten Fällen leicht erkennen. Oft enthält das Oel Farbstoffe gelöst. In vielen Samen und Früchten wird es als Reservenahrung für die Keimung, in grosser Menge aufgespeichert und daher im Grossen aus solchen ger wonnen (Rüböl, Olivenöl etc.). Bei Lebermoosen findet sich oft fettes Oel im Zellsafte. Es kommt ı hier in rundlichen Ballen (Oelkörper) vor, die ein Gemenge aus zahlreichen. Oeltröpfchen mit Wasser und geringen Mengen von Eiweiss sind und von: einer hautartigen Hülle umgeben werden. Diese sind aber nicht Reserve- nahrung, sondern Excrete, die beim Wachsthum keine Rolle spielen. 7. Der Zellsaft und die in ihm enthaltenen Stoffe. 46. Als Zellsaft bezeichnen wir das den Protoplasmaleib der Zelle durchtränkende, vorzüglich aber das in den Vacuolen sich findende Wasser, welches je nach Natur und Alter der Zelle wie der Pflanze die verschie- densten Stoffe in geringerer oder höherer Concentration gelöst enthält. Als Lösungs- und Transportmittel der Baustoffe innerhalb der Pflanze, sowie durch Betheiligung seiner Grundstoffe an der Bildung der Kohlehydrate ($ 41) ist demnach das Wasser des Zellsaftes für das Gesammtleben der Pflanze unentbehrlich. Die wichtigsten im Zellsafte nachzuweisenden Stoffe sind Inulin, Zucker, Gerbstoff, Farbstoffe und oxalsaurer Kalk. 47. Das Inulin findet sich im Zellsafte vieler Compositen (Knollen von Dahlia, Helianthus tuberosus etc.) aber auch mancher anderer Familien gelöst. Durch Alkohol wird es jedoch (in Folge von Wasserentziehung) in Form kleiner sphärischer Körner niedergeschlagen, die aus radial gestell- ten und in concentrische Schalen geordneten, doppeltlichtbrechenden kry- stallinischen Elementen bestehen (Sphärokrystalle), die sich in Kali, Salpeter- säure etc. von aussen abschmelzend und ohne Quellung lösen und welche mit Jodlösung nur eine durch das Eindringen dieser in die feinen Spalten. des Sphärokrystalls bedingte gelbliche Färbung zeigen. Durch längeres Liegen ganzer Gewebestücke in Alkohol erhält man bedeutend grössere, oft. schon mit blossem Auge sichtbare Sphärokrystalle, die manchmal mehrere Zellen umfassen. Gefrieren der Gewebe lässt das Inulin ebenfalls aus- scheiden und in ausgetrockneten Geweben findet es sich in Form glänzen- der, farbloser, kantiger Stücke. Sphärokrystalle anderer, meist unbekannter chemischer Natur finden. sich in den mit Alkohol behandelten Geweben der Marattiaceen (Farne), in der Stengel- und Blattoberhaut von Cocculus laurifolius, den unreifen. Früchten von Citrus-Arten (hier bestehen sie aus Hesperidin) u. s w. 48. Der im Zellsafte ebenfalls nur gelöst vorkommende Zucker ist entweder Trauben- oder Rohrzucker. Nachweisbar ist er durch sein Ver- halten gegen Kupfervitriol bei Anwesenheit von Kali. Lässt man genü- gend dünne Schnitte mit unverletzten Zellen bis zu 10 Minuten in Kupfer- vitriollösung liegen und taucht sie darauf nach raschem Abspülen in reinem. Wasser in heisse Kalilösung oder erhitzt sie nochmals mit dieser, so tritt. bei Anwesenheit von Traubenzucker (oder Dextrin) ein rother Niederschlag von reducirtem Kupferoxydul, bei vorhandenem Rohrzucker eine schön blaue Färbung in der Zelle auf. - 49. Gerbstoff findet sich sehr häufig und in den verschiedensten 26 Anthocyan. Oxalsauer Kalk. Geweben, theils gelöst im Zellsafte, theils die Membran durchdringend, oder auch in Form ölartiger, von einer dünnen Plasmahaut umgebenen Tropfen (so in der Rinde von Eichen, Pappeln, Birken u. a.), die auf Zu- satz von Wasser in kleine Körnchen zerfallen und sich später ganz lösen, Kenntlich wird der Gerbstoff an seinem Verhalten gegen Eisensalze, mit denen er bläulichschwarze oder grünliche Nieders-hläge oder Färbun- gen giebt. 50. Als im Zellsafte (mit wenigen Ausnahmen) gelöster Farbstoff ist das Anthocyan zu bezeichnen, welches die Färbungen vieler Blüthen vom hell- sten Roth bis zum tiefsten Blau, sowie die Rothfärbung mancher Stengel und Blätter bedingt und in letzterem Falle häufig das Chlorophyll ganz verdeckt oder mit ihm bräunliche Mischfarben giebt. Einwirkung von Glycerin lässt den gelösten Farbstoff durch Wasserentziehung intensiver erscheinen, Töd- tung des Plasmas ihn durch dasselbe diffundiren. Gegen Säuren und Al- kalien verhält sich das Anthocyan wie Lakmuspapier: Säuren lassen die blauen Töne in Roth, Alkalien die rothen in Blau übergehen, wobei im letzteren Falle sehr bald Grün- oder Gelbfärbung und schliesslich völlige Entfärbung eintritt. 51. Der oxalsaure Kalk entsteht beim Stoffwechsel als Nebenpro- dukt, welches die für die Pflanze giftige Oxalsäure in dieser Form un- ‘schädlich macht. Seine unterscheidenden Merkmale gegenüber dem kohlen- sauren Kalke, sowie sein Vorkommen in der Zellhaut wurden bereits im $ 33 erwähnt. Im Zellsafte tritt er entweder in Einzelkrystallen, (Fig. 10 a und c links) auf, die als Raphiden bezeichnet werden, wenn sie in Gestalt langer Nadeln bündel- weise meist eine Zelle ganz er- füllen (Fig. 1% b); oder er bildet Zwillingskrystalle oder auch klei- nere und grössere, oft aus zahl- reichen Einzelkrystallen bestehende Drusen (Fig.10 c). Bei zahlreichen Krystallen oder grossen Drusen in einer Zelle sind anders geformte Inhaltskörper in derselben ge- wöhnlich nicht mehr vorhanden. Die Oberfläche der Krystalle ist meistens von einem dünnen Plas- mahäutchen überzogen, welches nach Zerstörung des Krystalls zu- rückbleibt. Der Krystall selbst ge- hörtentweder dem quadratischen Sy- steme mit6 Aequivalenten Krystall- wasser oder dem klinorhombischen mit 2 Krystallwasser (Raphiden) an. Fig. 10. Fig. 10. a Zwei sternförmige Zellen aus den Scheidewänden in den Luftgängen eines Blattstieles von Musa, mit prismatischen Krystallen; i Intercellularräume. b Isolirte Zelle ebendaher mit einem Bündel Raphi- den. c Zellen aus dem Blattstiele einer Begonia mit Krystalldrusen und einem octaödrischen Einzelkrystall. — Vergr. 240. Verjüngung und Conjugation der Zelle. 27 B. Die Bildung der Zellen. 52. Das Wachsthum der Pflanze beruht in den allermeisten Fällen (einzellige Algen und Pilze abgerechnet) nicht allein auf dem Wachsthum der einzelnen Zelle, sondern auch auf der Vermehrung derselben, d. h. auf der Bildung neuer (Tochter-) Zellen aus Theilen des Plasmakörpers der bereits vorhandenen (Mutter-)Zellen durch in diesem thätige Molecular- kräfte. Die Fortpflanzung der Gewächse ist stets an solche Neubildung von Zellen geknüpft. Nach den verschiedenen bei der Neubildung von Zellen stattfindenden Vorgängen unterscheiden wir zunächst drei Haupt- typen derselben: Verjüngung, Conjugation und Vermehrung. 53. Die Verjüngung oder Erneuerung einer Zelle ist da- durch charakterisirt, dass der gesammte Protoplasmakörper der Mutter- zelle sich zu einer einzigen Tochterzelle gestaltet (Vollzellbildung). Diese verlässt entweder als hautlose Zelle in Form einer Schwärmspore die dabei zu Grunde gehende Mutterzelle, um sich ausserhalb derselben nach Umhüllung mit einer Cellulosemembran zu einer neuen Pflanze zu entwickeln, wie dies bei vielen Algen (Oedogonium, Vaucheria etc.) der Fall ist (Fig. 12, 3—c). Oder sie bleibt vorläufig in der Mutterzelle liegen, wie das Ei mancher Algen (Vaucheria, Oedogonium) und Pilze (einige Saprolegnieen), der Moose und Gefässkryptogamen, das sich nach erfolgter Befruchtung (durch Conjugation mit dem Samenkörper — $. 54) mit einer Zellhaut um- giebt und nun in verschiedener Weise zur jungen Pflanze ausbildet. Auch die Entstehung eines einzelnen Samenkörpers in einer Zelle kann unter Umständen hierher gerechnet werden. In allen diesen Fällen ist die Bildung der Tochterzelle stets mit einer Contraction des Plasma- körpers unter Ausstossung eines Theiles Wasser verbunden. Umordnung des Chlorophylis in den Schwärmsporen von Oegogonium, den Eizellen Fig. 11. dieser Gattung und von Vau- cheria u. s. w. zeigt ferner deutlich, dass bei allen der- artigen Vorgängen auch eine Umlagerung der Plasmamo- leküle stattfindet. Wo die Mutterzelle einen Zellkern besitzt, bleibt dieser auch in der Tochterzelle erhalten (Schwärmsporen von Oedo- gonium). 54. Bei der Conjuga- tion vereinigt sich der ge- sammte Plasmainhalt zweier oder auch mehrerer Zellen zu einem einzigen neuen Plasma- Fig: 11. Zellen einer Spirogyra in Conjugation. In den dieselbe be- ginnenden unteren Zellen der Figur a sind die schraubigen Chlorophyli- bänder noch in ihrer ursprünglichen Lage. In Fig. b ist der Inhalt der Zellen des einen Fadens bereits mit dem der Zellen des zweiten zur Joch- spore (sp) vereinigt. (Vergr. 240.) 28 Conjugation. körper, dersich dann mit einer Membran umhüllt. Die formenreiche Abtheilung der Conjugaten unter den Algen, die Zygomyceten und Schleimpilze unter den Pilzen, zeigen derartige Zellbildung zum Zwecke der Fortpflanzung in. mannigfacher Abwechselung. Bei der Algengattung Spirogyra treiben je zwei gegenüberliegende Fäden aus ihren cylindrischen Zellen papillenartige Fortsätze gegen einander (Fig. 11), die zuletzt zusammentreffen, ihre Enden gegenseitig flach drücken und nach Auflösung der trennenden Wand H-förmige Verbindungscanäle herstellen. Durch diese tritt dann der zu- sammengezogene Inhalt der einen Zelle in die gegenüberliegende, und verschmilzt mit dem Plasmakörper derselben zu einer neuen, gewöhnlich eiförmigen Zelle, die sich mit einer Zellhaut umgiebt und als Zygospore oder Jochspore bezeichnet wird. Fi Bei den Schleimpilzen ig. 12. vereinigen sich zahlreiche der schon früher erwähnten Myxamöben ($ 13, Fig.3) zu einer neuen hautlosen Zelle, dem Plasmodium. Da die Conjugation, weil sie stets Fortpflanzungszellen liefert, als ein Befruchtungs- akt aufgefasst wird, bei dem männliche und weibliche Zelle anscheinend nicht ver- schieden sind, so könnten die Befruchtungsvorgänge bei anderen Kryptogamen mit wesentlich ungleich gestal- teten sich direct vereinigen- den Geschlechtszellen auch als eine Zellbildung durch Con- Jugation betrachtet werden. 55. Die dritte Art der Zellbildung, die Vermehrung der Zelle, geschieht durch Entwicke- lung von zwei oder'mehr Protoplasmakörpern aus einem. Hier sind wieder die beiden Fälle der freien Zellbildung und der Zelltheilung zu unter- scheiden. Fig. 18. a Stück eines Oedogonium-Fadens mit zwei in Schwärm- zellenbildung begriffenen Zellen, deren oberste bereits aufgebrochen ist und den Schwärmer entlässt. b Ausgeschlüpfte Schwärmzelle. c Bereits festsitzende und zur Pflanze auswachsende Schwärmzelle. (Nach Prings- heim, Vergr. ca. 300.) — d Junger Schlauch von Ascobolus furfuraceus; der helle sphärische Körper im oberen Theile ist der Zellkern. e Der- selbe nach Bildung der acht Sporen. (Nach Janczewski; Vergr. 490.) — f und g Zwei sprossende Zellen von Saccharomyces cerevisiae (Vergr. 800). — h und i Zwei verschiedene Theilungszustände der Pollenmutterzellen von Tropaeolum, i jünger, h älter (Vergr. 600). — k—m Drei verschiedene Theilungszustände der Pollenmutterzellen von Seilla sibirica (Vergr. ca. 300); in m die Viertheilung vollendet, die Membran der Mutterzelle bereits stark gequollen. Freie Zellbildung. 29 Die freie Zellbildung, welche bei der Sporenentwickelung der Flechten und Schlauchpilze, der Eibildung bei den Peronosporeen unter den Pilzen, ferner bei der Bildung der Eizellen der Phanerogamen sowie ihrer Gegenfüssler und bei der Entwickelung des Sameneiweisses im Keimsacke der meisten Blüthenpflanzen auftritt (Fig. 13), findet so statt, dass zur Erzeu- gung neuer Zellen nur ein Theil des Plasmas der Mutterzelle zur Verwen- dung kommt, die Tochterzellen daher dem Reste des Protoplasmas einge- bettet liegen. In seltenen Fällen wird dabei nur eine Zelle entwickelt | (Peronosporeen), die in der Weise entsteht, dass sich das Protoplasma in eine peripherische, fast homogene, körnerarme Schicht und eine centrale, kugelige, fast den gesammten körnigen Inhalt aufnehmende Masse (das Ei) sondert. Meistens kommt es zur Bildung von mindestens zwei, oft sogar zahlreichen Zellen, In den meistens lang-keulenförmigen Sporenschläuchen der Schlauch- pilze und auch wohl sämmtlicher Flechten ist vor der Sporenbildung ein Zellkern vorhanden. Dieser löst sich in vielen Fällen zunächst auf, d. h. seine Substanz vertheilt sich in die des übrigen Protoplasmas, aus dem sich dann gleichzeitig (simultan) meist acht Plasmaballen absondern, die sich von dem Reste durch grösseren Körnergehalt unterscheiden und von denen jeder nach Umhüllung mit einer Membran zur kernlosen Spore wird (Kernpilze), oder von welchen jeder bei seiner Entstehung sofort einen gleichzeitig gebildeten Zellkern enthält (Ascobolus — Fig. 12 auf S. 28, d, e). In anderen Fällen theilt sich der primäre Zellkern des Schlauches. in zwei Kerne, die ihrerseits die Theilung wiederholen, bis acht neue Zell- kerne in etwa gleichen Abständen im Schlauche liegen. Von diesen um- giebt sich jeder mit einer Protoplasmahülle, um welche später die Sporen- membran ausgeschieden wird (Arten der Gattung Peziza). Fig. 13. Zr Vor dem Beginn der freien Zellbildung im Embryosacke der Schmink- | Fig. 1. Freie Zellbildung im Embryosacke der Schminkbohne (Vergr. 670) nach Dippel. n sind einzelne Zellkerne, a jüngere und b etwas ältere Zellen mit noch zarter Membran. In den Zellen c und d bilden sich im Protoplasma bereits Vacuolen (v). Die feinkörnige Substanz, der die Zellen und Zellkerne eingebettet liegen, ist Protoplasma des Embryosackes. 30 Zelltheilung. bohne (Phaseolus multiflorus) wird zunächst der Zellkern des letzteren auf- gelöst. Dann entstehen in dem wandständigen Protoplasma zahlreiche freie Zellkerne (Fig. 13 n), die auch Kernkörperchen erkennen lassen und um welche sich Ballen dichteren Plasmas ansammeln. Anfänglich sind diese jugendlichen Zellen ohne Zellhaut; diese wird erst später um sie gebildet (Fig. 13 c). Die dann noch wachsenden Zellen, in denen sich das Proto- plasma bald netzförmig umlagert (Fig. i3 d), der Kern aus der Mitte oft an die Wand rückt, legen sich endlich zum Gewebe aneinander, wobei sie sich durch gegenseitigen Druck abflachen, und vermehren sich weiter durch. Theilung. Nach anderen Angaben entsteht die Cellulosemembran um sie erst im Augenblicke der Berührung zweier Zellen. 56. Durch die Zelltheilung, bei welcher stets das gesammte Proto- plasma zur Bildung der Tochterzellen verbraucht wird, wird die Mutter- zelle durch eine allmälig entwickelte, oder sofort durch den ganzen Zel- lenraum gespannte Scheidewand gewissermassen in zwei (seltener sogleich mehr) Fächer getheilt (Fächerung der Zelle). Einen eigenthümlichen Typus bildet hier die Sprossung, wie sie namentlich an der Hefezelle auftritt. An einer Stelle der Mutterzelle ent- steht durch localisirtes Flächenwachsthum der Membran eine kleine, bald blasig werdende Ausstülpung, welche sofort einen Theil des Plasmas der Mutterzelle aufnimmt und allmälig grösser wird, mit der Mutterzelle aber nur durch einen engen, stielartigen Canal in Verbindung steht. In diesem bildet sich später eine Querwand (s. unten), durch deren Spaltung in zwei Lamellen die Tochterzelle von der Mutterzelle getrennt wird (Fig. 12 auf S. 28, f, g). Die Conidien vieler Pilze und die Sporen der Hutpilze bilden sich in ähnlicher Weise. Durch allmälige Uebergänge ist indessen die Sprossung mit der gewöhnlichen Zelltheilung verbunden. Diese letztere lässt gewisse Typen in folgender Weise unterscheiden: A. Die Zellhaut bildet sich während der Theilung des Protoplasmakörpers der Zelle (succedane Membranbildung). 57. Eines der schönsten Beispiele zeigen die Zellen der Spirogyra-Arten. Hier beginnt, noch ehe eine Theilung des centralgelegenen Zellkernes statt- gefunden hat, eine ringförmige Einfurchung den Plasmakörper von aussen her in zwei Theile zu gliedern, die schliesslich nur noch durch einen dün- nen Strang zusammenhängen und endlich ganz auseinander weichen. Wäh- rend dieser Furchung und während der Kern sich in zwei Tochterkerne theilt, bildet sich an der Furchungsstelle eine ringförmige Celluloseleiste, die der Wand der Mutterzelle ansitzend allmälig nach innen, der Plasma- furchung folgend, wächst, bis sie nach erfolgter Trennung der beiden neuen Plasmakörper ihre letzte enge Oeffnung schliesst und so zur vollständig trennenden Querwand der beiden Tochterzellen wird. Auch bei der Gewebebildung mancher höheren Pflanzen (z. B. bei der Theilung der Endospermzellen der Bohne, der Cambiumzellen der Kiefer) soll die Scheidewand zwischen den Tochterzellen succedan angelegt und. nur das letzte schliessende Stück zwischen den Kernen auf einmal ergänzt. werden. 58. Bei der Pollenbildung der Dicotyledonen (z. B. Tropaeolum) theilt sich zuerst der Zellkern der dickwandigen Mutterzellen in zwei Tochter- kerne, die sich aber sofort wieder theilen. Die vier Zellkerne ordnen sich Zelltheilung. 31 nach den Ecken eines Tetraäders; zwischen ihnen bilden sich Körnerplatten von Plasma, die von aussen her sich je in der Mitte spalten und in Folge dessen den Plasmakörper in vier dicke Lappen theilen, mit deren Entstehung sofort die Zellstoffausscheidung zu ringsum an die Mutterzellwand sich an- setzenden, keilförmig vorspringenden Membranleisten beginnt (Fig. 12 auf S. 28, h, i). Während die Lappung des Plasmas nach innen fortschreitet, wachsen diese Leisten auch weiter, bis sie nach vollständiger Trennung der vier Plasmaportionen schliesslich im Mittelpunkte der Zelle sich vereinigen. Die sich nun mit einer besonderen Membran umhüllenden Tochterzellen werden zu vier Pollenkörnern. B. Die Zellhaut wird erst nach vollendeter Theilung des Plasmakörpers gebildet (simultane Membranbildung). 59. Zweitheilung der Zellen, bei welcher die Scheidewand zwischen den beiden schon vorher vollständig getrennten Plasmakörpern der Tochterzel- len sofort als eine vollständig durch den Zellraum gespannte dünne Cellulosemembran sichtbar, wird, ist bei der Zellvermehrung in den ver- schiedensten Geweben der Pflanze eine sehr allgemeine Erscheinung. Auch hier geht der Theilung des Plasmaleibes der Mutterzelle (wie es scheint stets) eine Theilung des Zellkernes voraus (Markzellen und Oberhautzellen vieler Dicotyledonen, Pollenmutterzellen der Monocotyledonen u. s. w.). Wie diese Theilung indessen vor sich geht, ist, wie auch in den bis jetzt angeführten Beispielen, durchaus noch unklar. Die Substanz des Kernes: ist weit empfindlicher gegen äussere Eingriffe, als die des übrigen Plasmas, so dass er nicht lange lebend beobachtet werden kann Da aber nur im lebenden Zustande an Zellkernen wie überhaupt am Plasma angestellte Beobach- tungen völligen Werth haben, so müssen neuere meist an in Alkohol getödteten Zellen gemachte Untersuchungen über die Theilungsvorgänge vorläufig noch mit Vorsicht aufgenommen werden. 60. Die Zelltheilung der Oedogonien ist hier noch insofern zu erwähnen, als beiihr der Theilung selbst die Ablagerung eines für das intercalare Wachsthum der Membran ($ 21) be-- stimmten Zellstoffringes vorausgeht Inner- halb einer schmalen Zone nahe unter der obe- ren Scheidewand der cylindrischen Zelle wird -in Folge localen Dickenwachsthums ein zuerst sehr zarter, bald stärker vorspringender Cellu- losering ausgeschieden, welcher mit der Innen- . Fig. 14. Stücke aus dem Zellenfaden einesOedogonium. Inaist beicder Cellulosering für die nächste Theilung gebildet; über demselben liegen fünf von früheren Theilungen herrührende Kappen (k in Fig. b). InFig.b ist die Membran der Mutterzelle im Umfange des Celluloseringes gerissen und dieser dehnt sich zum neuen Membranstücke aus. s Scheidenstück der Mutterzellmembran. (Vergr. 240.) 32 Zelltheilung. Gewebebildung. fläche der Membran in fester organischer Verbindung steht, aber sehr bald in seiner Substanz einen schmalen, nicht durchgehenden, ringförmigen Querspalt zeigt (Fig. 14 a, c). Nachdem die Theilung des Plasmakörpers durch Bildung und Spaltung einer Körnerplatte erfolgt ist, entsteht in der Mutterzellmembran genau über der Mitte des Celluloseringes ein scharfer Querriss, der die Zellwand in ein oberes kappenförmiges und unteres schei- «denförmiges Stück spaltet, zwischen denen sich nun rasch der Zellstoffring zu einem cylindrischen Hautstück ausdehnt (Fig. 14 b), während gleich- zeitig zwischen den getrennten Plasmakörpern die junge Scheidewand sich bildet und von der unteren Tochterzelle soweit emporgehoben wird, dass sie schliesslich über dem Scheidenstück der alten Membran steht (Fig. 14a). ‚Bei einer zweiten Theilung der oberen Tochterzelle bildet sich der neue Zellstoffring unterhalb der ersten Kappe, so dass dieser beim abermaligen Aufreissen der Membran eine zweite zugefügt wird. Vor der dritten Thei- Aung wird der Zellstoffring unter der zweiten Kappe angelegt und so fort, so dass aus der Zahl der über einander stehenden Kappen die Zahl der er- folgten Theilungen hervorgeht. 61. Die Sporen der Schachtelhalme werden durch simultane Vierthei- ung der Mutterzelle nach den Ecken des Tetraäders gebildet, so dass sie wie die Blüthenstaubkörner der Dicotyledonen geordnet sind. Die Zell- membran um jede der vier Zellen bildet sich aber erst nach völliger Trennung der betreffenden Körnerplatten. Auch bei anderen höheren Kryptogamen erfolgt die Entwickelung der vier in einer Zelle liegenden ‚Sporen häufig in ähnlicher Weise. Zahlreiche Tochterzellen dagegen entstehen in den Sporangien der Saprolegnieen, ohne dass Theilung eines Zellkernes, der überhaupt fehlt, ‚stattfände. Vielmehr bilden sich viele Körnerplatten im Protaplasma in ‚der Weise, dass sie netzartig zusammentreten und so das Plasma in eine grosse Anzahl polyödrischer Portionen theilen, die sich nach Spaltung der tren- nenden Körnchenplatten abrunden und dann nach Entwickelung ihrer Wimpern als Schwärmzellen ihre Mutterzelle verlassen, um erst kurz vor der Keimung ‚sich mit einer Zellhaut zu umkleiden. In geringerer Anzahl werden bei derselben Pflanze in den Oogonien die Eizellen in ähnlicher Weise entwickelt. 2. Die Zelle in Verbindung mit anderen Zellen zu Geweben. A. Allgemeine Erläuterungen. 62. Viele der niedersten Gewächse sind einzellig, d. h. die einzelne Zelle für sich ist zugleich das ganze Individuum; in der einzelnen Zelle wollziehen sich alle Ernährungsvorgänge und die Fortpflanzung, welche :sonst an die verschiedensten Zellen gebunden sind. Sämmtliche höher or- ganisirte Pflanzen jedoch, von den vollkommneren Algen und Pilzen an auf- wärts, bestehen im völlig entwickelten Zustande stets aus mehreren, ‚gewöhnlich aus zahlreichen Zellen, welche in ihrer Gemeinschaft ein Ge- webe bilden, d h. eine von gemeinsamen Wachsthumsgesetzen beherrschte Vereinigung von Zellen. Solche Gewebe können in dreifacher Weise entstehen. Es können an- fänglich freie, d. h. vollständig von einander isolirte Zellen durch gegen- :seitige Annäherung und endliches Aneinanderlagern so verschmelzen, dass Gewebeformen. 33 ihre Grenzflächen undeutlich werden und sie einen vielzelligen Körper bil- ‚den. Auf diese Weise bilden sich aus Schwärmsporen die scheibenförmi- gen Körper von Pediastrum und die hohlen Netze von Hydrodictyon unter den Algen, sowie das Sameneiweiss im Keimsacke einer grossen Anzahl von Blüthenpflanzen (z B. der Schminkbohne — Fig. 13). In anderen Fällen wachsen zahlreiche aus Zellenfäden bestehende, meist reich verzweigte Fä- den so neben und durch einander, dass dadurch verschieden gestaltete Ge- webekörper aus sogenanntem Filzgewebe zu Stande kommen, wie das Laub der Flechten und die Fruchtkörper der Pilze (Champignon). / Vielfach schwellen dabei die einzelnen Zellen der Fäden durch späteres Wachsthum so sehr an, dass sich diejenigen benachbarter Fäden ineinander schieben, gegenseitig durch Druck abflachen und so auf Durchschnitten das Aussehen eines vom Anfang an aus allseitig verbundenen Zellen gebildeten Gewebes ‚gewähren (Scheinparenchym). Drittens entsteht aber bei der grossen Mehrzahl der Pflanzen das Ge- webe ihres Körpers oder seiner einzelnen Organe so, dass die von Anfang an mit einander in Verbindung bleibenden Zellen sich durch oft wieder- holte Zweitheilung so vermehren, dass sich die späteren Zellengenerationen auf eine einzige oder wenige Mutterzellen zurückführen lassen 63. Die zu Geweben verbundenen Zellen können in Folge verschiede- ner Aneinanderreihung dem betreffenden Gewebe ein sehr charakteristisches Aussehen verleihen. Bei den Fadenalgen (Confervaceen und Verwandten) und Fadenpilzen (z.B. Schimmelpilzen) bilden die gleichartigen, meist cylin- drischen Zellen einen Zellenfaden odereine Zellenreihe, diesich durch stete Zweitheilung ihrer Endzelle oder auch durch gleichzeitige Theilung von Gliederzellen verlängern und in Folge localen Spitzenwachsthums der Zellenwand einzelner Gliederzellen (8 21) verzweigen kann. Sind die Zellen nach den Richtungen der Fläche so verbunden, dass die Dicke der ganzen Schicht nur einer Zelle entspricht, so bildet das Ge- webe eine Zellenschicht Die Blätter der Lebermoose, gewisse Algen (Ulvaceen), viele schuppenförmige Haare u. s w. liefern hierfür Beispiele Ferner sind bei höher organisirten Pflanzen die Oberhaut und die Scheide- wände zwischen umfangreichen Luftgängen in den Stengeln und Blattstje- "len (Nymphaea, Hippuris etc.) gewöhnlich aus einer Zellenschicht gebildet. Als Zellengruppen oder Nester bezeichnet man rundliche An- häufungen gleichartiger Zellen, wie beispielsweise die Steinzellen in man- chen weichen Geweben (Birnen). Zellenstränge oder Zellenbündel sind faden- oder bandartige, langgestreckte Zellverbände, die sich von den Zellenreihen durch zahlreiche Zellen auf dem Querschnitte unterscheiden (Bastbündel vieler Pflanzen u. S. w.). 64. Je nach Form und gegenseitiger Berührung der Zellen werden ferner Parenchym und Prosenchym unterschieden. Als Parenchym oder parenchymatisches Gewebe bezeichnet man ein ‚solches Gewebe, dessen weithöhlige, meist dünnwandige, rundliche oder _polyedrische Zellen meistens nicht bedeutend länger als breit, oder bei _ stärkerer Streckung in langgestreckten Organen wenigstens an ihren bei- den Enden quer abgestutzt sind. Sie sind ferner unregelmässig oder reihen- 2.5 A ee weise so gelagert, dass zwischen ihnen engere oder weitere Lücken (Zwi- Luerssen, Botanik. 3 34 Gewebeformen. Intercellularsubstanz. | i schenzellräume, Intercellularräume — $ 67) bleiben. Sind die Parenchym- zellen rundlich oder mit Ausbuchtungen oder Aesten versehen, die Zwischen- zellräume sehr weit, das ganze Gewebe daher locker, so spricht man von Schwammparenchym (Gewebe vieler Blätter, Mark von Juncus etc. — Fig. 10 a), von Pallisadenparenchym dagegen, wenn die seitlich dichter zusammenliegenden Parenchymzellen senkrecht zur Oberfläche des | betreffenden Organes gestreckt sind (Zellschicht unter der oberen Epider- mis vieler Blätter). ii Beim Prosenchym oder prosenchymatischen Gewebe sind die einzelnen Zellen lang gestreckt, meist sehr dickwandig, an beiden Enden zugespitzt und so ineinander geschoben, dass zwischen ihnen keine Lücken übrig bleiben (Holz- und Bastzellen). 65. Berücksichtigt man die Bedeutung [der Gewebe für die Entwicke- lungsgeschichte der Organe, so lässt sich zwischen Theilungs- und Dauer- geweben unterscheiden. Ein Theilungsgewebe oder Meristem wird aus Zellen gebildet, die bei langsamem Wachsthum sich derart theilen, dass die einen, meist viel kleineren, dünnwandigen, mit reichem Plasmainhalte versehenen Tochterzellen fortfahren sich in gleicher Weise zu theilen, während die an- deren, rascher wachsenden Tochterzellen früher oder später in Dauerzellen (s. unten) übergehen. An den äussersten Stengel- und Wurzelspitzen, in den jüngsten Blättern und Keimlingen findet man ein derartiges Theilungs- gewebe, aus dem alle anderen Gewebesysteme hervorgehen: das Urme- ristem (8 97), während ein Folgemeristem in dünnen Zellenschichten | häufig zwischen bereits existirenden Dauergeweben in älteren Theilen der | Pflanze entweder von Anfang an erhalten bleibt (Cambium — $ 107) oder neu auftritt (Korkcambium oder Phellogen -- $81), um durch Bildung neuer Dauergewebe die vorhandenen älteren zu verstärken, Als Dauergewebe bezeichnet man aber alle Gewebe, deren nicht mehr theilungsfähige Zellen nach bestimmtem Wachsthum endlich in irgend einer Form ihre definitive Ausbildung erlangt haben (Kork, Holz u. s. w.). 66. In sehr jugendlichen Geweben sind die trennenden Wände zwi- schen benachbarten Zellen dünn und erscheinen auch unter den stärksten Vergrösserungen nur als einfache Celluloselamelle. Bei manchen Geweben ist dies auch später selbst bei stärkerer Verdickung der Wand noch der Fall. Sehr häufig aber wird in der Zellenwand eine das Licht anders brechende Lamelle kenntlich, welche gewissermassen dieselbe in der Weise trennt, dass nun die eine der beiden seitlichen Lamellen der einen Zelle, die andere der anderen Zelle allein angehört, die neu auftretende Mittel- lamelle dagegen beiden Zellen gemeinsam ist (Fig. 15, i). Es sieht aus, als ob die Zellen in einer Grundmasse eingebettet lägen oder eine tren- nende Substanz zwischen sich nachträglich ausgeschieden hätten, zwei Ansich- h ten, die früher gültig waren, heute aber, als hauptsächlich gegen die Gesetze des Wachsthums durch Intussusception streitend, verwerflich sind. Die Zwi- 1 schenlamelle ist vielmehr eine physikalisch und chemisch differenzirte Mit- telschicht der ursprünglichen, homogenen Zellbaut. Sie wird als Intercel- lularsubstanz bezeichnet. Bei vielen Tangen, im Sameneiweiss des Johannisbrodbaums (Ceratonia Siliqua) ete., ist die Intercellularsubstanz mächtig entwickelt, so dass die beiderseitige Celluloselamelle im Verhält- Intercellularräume. 35 niss zu ihr sehr dünn erscheint. Sie ist fer- ner in diesen Fällen verschleimt (832) und im trockenen Zustande hornig, im wasserdurch- tränkten stark gequollen, und färbt sich mit Jod und Schwefelsäure nicht blau, ist also keine reine Cellulose. In den meisten Fällen jedoch , besonders bei verholzten Geweben, ist die Intercellularsubstanz die am stärksten euticularisirte Zellstoffschicht der Wand. Sie bricht das Licht sehr stark, gewöhnlich röth- lich und tritt schon dadurch scharf hervor. Mit Jod färbt sie sich meistens röthlichbraun, während die weniger cuticularisirten Schalen der Wand und die Celluloselamelle (die in- nerste, direet an das Lumen der Zelle stos- sende Schicht) mehr braun bis gelbbraun ge- färbt werden. Im concentrirter Schwefel- säure bleibt sie nach Quellung und Lösung der übrigen Wandschichten bei feinen Quer- schnitten als ein zartes, sich nicht lösendes Netzwerk zurück, während sie sich beim Ko- chen in Salpetersäure mit chlorsaurem Kali vollständig und allein löst, so dass dies Verfahren zur Isolirung (Maceration) der Zellen verwendet wer- den kann. 67. Bei allen Zelltheilungen wird die zwischen den sich trennenden oder bereits getrennten Protoplasmakörpern der Tochterzellen durch die Thätigkeit des Plasmas ausgeschiedene Zellstoffhaut stets als ein einheit- liches Ganzes organisirt, niemals in Form zweier Platten gebildet, welche etwa durch einen Spalt getrennt wären und von denen je eine einer der beiden Tochterzellen angehörte. Man bemerkt daher auch niemals inmitten einer solchen jugendlichen Membran einen Spalt und die in $ 66 darge- stellten Verhältnisse sprechen ebenfalls gegen eine solche Auffassung. Erst im späteren Alter tritt dagegen in Folge von Spannungen, durch unglei- ches Wachsthum der Zellen veranlasst, eine theilweise Trennung ihrer Mem- branen da ein, wo drei oder mehr sich abrundende Zellen mit ihren Ecken und Kanten aneinander stossen. Hier bilden sich durch Auseinanderwei- chen der Zellen meist drei- oder vierseitige, engere oder weitere Kanäle (Fig- 9dund 16a, i), die Intercellularräume oder Intercellulargänge, die sich alsbald mit Luft füllen. Durch weiteres Wachsthum der angren- zenden Zellwände erweitern sie sich oft in bedeutendem Maasse (Fig. 13 a,i) und dadurch, dass an den meisten Kanten der betreffenden Gewebezellen die Bildung von Zwischenzellräumen nahezu gleichzeitig erfolgt, treten sie unter einander zu einem Luftoder andere Gase führenden Canalsystem zusammen, das schliesslich durch die Spaltöffnungen der Oberhaut ($ 74) mit der äusseren Fig. 15 Querschnitt aus dem Holze von Pinus Strobus an der Grenze zweier Jahresringe (Vergr. 240). f Frühjahrsholz; h Herbstholz; i Inter- cellularsubstanz, deren Lamellen im Frühjahrsholze schwarz gezeichnet wurden; t Tüpfel. 3*F 36 Intercellulargänge. Hautgewebe. atmosphärischen Luft in Verbindung tritt und den Gasaustausch zwischen dieser und dem Innern der Pflanze vermittelt. 68. In vielen Fällen erweitern sich die Intercellulargänge auch durch Wachsthum und weitere Theilungen der umgebenden Zellen zu ansehn- lichen, oft schon dem unbewaffneten Auge sichtbaren Gängen, welche grössere Strecken des Gewebes, oft ganze Internodien eines Stengels, der Länge nach durchziehen. Sind diese mit Luft gefüllt, so heissen sie Luft- canäle (Blattstiel der Nymphaeaceen; Stengel von Hippuris, Elodea, Equisetum; Blätter von Iris; überhaupt die Gewebe vieler Sumpf- und Wasserpflanzen). Oft dagegen werden in derartige Intercellularräume hinein Harze (Nadelhölzer), ätherische Oele (Doldengewächse), Gummi (Cy- cadeen) oder Milchsaft (Aroideen) von den benachbarten Geweben ausge- | schieden; sie führen dann die Namen Harz-, Oel-, Gummi- oder Milch- saftgänge ($ 9). 69. Aehnlich wie die Intercellularräume bilden sich oft ganz local mehr oder minder ausgedehnte Spalten inmitten einer Scheidewand zweier Zellen. Dieselben sind dann entweder als flache Höhlungen kenntlich; oder die eine der beiden durch die Spalte getrennten Wandlamellen oder beide erfahren an der Spaltungsstelle sehr starkes locales Flächenwachs- thum und falten sich in Folge dessen mehr oder minder weit in die Zell- höhlung hinein (Parenchymzellen der Blätter von Pinus, Querwände der Spirogyra-Zellen etc.). Endlich können auch ganze Zellgewebe in Folge durchgehender Spal- tung ihrer Membranen in zwei Lamellen bei Abrundung der Zellen sich in völlig isolirte Zellen auflösen: Zellen der reifen Schneebeere und ande- rer saftiger Früchte, Mutterzellen von Sporen und Pollen. B. Die ausgebildeten Gewebe. Die fertig ausgebildeten Gewebe des höher organisirten Pflanzenkör- pers ordnen sich nach gewissen Gesetzen in drei Systeme: das Hautge- webe, das Fibrovasalsystem und das Grundgewebe, deren charakteri- stische Eigenschaften einzeln besprochen werden müssen. 1. Das Hautgewebe. 70. Das Hautgewebe, welches nur an der Oberfläche körperlicher Gewebemassen auftritt, ist bei niederen Gewächsen nicht oder nur wenig entwickelt. Bei den Lagerpflanzen (Thallophyten) werden die Zellen nach der Oberfläche des betreffenden Organes zu häufig allmälig kleiner, dick- wandiger und in ihren Wänden ‚oft gefärbt (viele Tange, Flechten und Pilze) und in manchen Fällen lassen sich viele derartige äussere Schichten auch als eine Art Haut vom darunter liegenden Gewebe abziehen, oder sie lösen sich im natürlichen Verlaufe der Entwickelung selbst los (bei man- chen Hut- und Bauchpilzen). Auch bei vielen Moosen ist nur in dem eben angedeuteten Sinne ein Hautgewebe vorhanden (die meisten Lebermoose und Stengel der Laubmoose). Bei manchen Moosen (Marchantiaceen, Sphagnum, der Moosfrucht), sowie bei den übrigen Axenpflanzen ist da- gegen eine äussere Gewebelage nicht allein schärfer gegen das darunter liegende Gewebe abgesetzt, sondern sie tritt auch mit ganz anderem mor- phologischen Charakter auf. Dies geschieht um so auffallender, je mehr Epidermis. Cuticula. 37 das betreffende Organ dem Lichte und der Luft ausgesetzt und je länger die Lebensdauer desselben ist, während an unterirdischen oder unter Was- ser wachsenden Pflanzentheilen der Gegensatz zwischen Haut- und Grund- gewebe weniger hervortritt. In vielen Fällen wird das Hautgewebe nur aus einer einzigen Zellenlage gebildet (Blätter, viele Stengel u. s. w), die sich häufig durch nur ihr eigenthümliche Organe, die Spaltöffnungen ($ 74), und durch Entwickelung von Haaren ($ 76) auszeichnet und als Oberhaut oder Epidermis bezeichnet wird. In anderen Fällen erleidet diese Zellen- lage noch nachträgliche tangentiale Theilungen. Von der äussersten, Ober- haut bleibenden Zellschicht werden andere Zellenlagen nach innen abge- schieden (bei gewissen Pflanzen Kork — $ 81, bei anderen sogenannte Wassergewebe — $ 79). In noch andern Fällen endlich wird das Haut- gewebe durch Zellbildungen verstärkt, die zwar nicht aus Theilungen der Oberhaut, sondern aus solchen des unter dieser liegenden Grundgewebes hervorgehen, welche jedoch physiologisch wie das Hautgewebe sich ver- halten oder dieses später nach seiner Zerstörung sogar vertreten: Hypo- derm (Collenchym, Sclerenchym, Kork — $ 80--82). a. Die Oberhaut. 71. Die Oberhaut oder Epidermis wird also nur aus einer einzigen, oberflächlichen Zellenlage gebildet, deren Zellen entweder mehr oder we- niger stark in der Richtung der Längsaxe des betreffenden Organes ge- streckt (Wurzeln, viele Stengel, Blätter vieler Monocotyledonen) oder breit tafelförmig sind (bei Blättern mit breiter Fläche). In leiden Fällen sind die Seitenwände entweder gerade oder wellenförmig so gebuchtet, dass die Ausbuchtungen benachbarter Zellen lückenlos in einander greifen (Fig. 17). Mit Ausnahme der Spaltöffnungen ($ 74) besitzt überhaupt die Oberhaut keine Intercellularräume. Ebenso sind die Oberhautzellen mit Ausnahme der Spaltöffnungszellen meist frei von Chlorophyll und Stärke (bei Wasser- pflanzen und manchen Farnblättern sind solche vorhanden); dagegen führen sie häufig Anthocyan ($ 50) in solcher Menge, dass die grüne Färbung der unter ihnen liegenden Gewebe durch dasselbe verdeckt wird (rothe Stengel u. s. w.). 12. Die Wände der Epidermiszellen sind meistens ungleich in der Weise verdickt, dass die freie Aussenwand bedeutend stärker ist, als die zarter bleibende Innenwand und die Seitenwände. Letztere verdicken sich häufig derart, dass die Verdickung der Aussenwand (im senkrechten Durch- schnitt gesehen) keilförmig auf sie übergeht uud entweder allmälig ver- läuft oder plötzlich aufhört, oft noch die untere Partie der Wand frei lassend (Fig.16A). An der ausgebildeten Oberhaut ist mit dieser Verdickung Schichten- und Schalenbildung verbunden (Fig 16). DieäussersteLamelleder Aussenwand ist stets stark cuticularisirt und läuft über die ganze Fläche des betreffenden Organes als ein scharf gegen die tiefer liegenden Lamellen abgesetztes, stark lichtbrechendes Häutchen, dieechte Cuticula(Fig 16A,c), hin, die mit Jod und Schwefelsäure sich nur braun bis braungelb färbt, in concentrirter Sch we- felsäure unlöslich, in kochender Kalilauge dagegen löslich ist. Bei vielen Pflanzen zeigt die Cuticula an ihrer freien Oberfläche locale Verdickungen in Form von Höckerchen, Stacheln oder Leisten geringen Umfanges (Blät- ter von Helleborus). An manchen oberirdischen Organen (z. B. dicklederi- 38 Cuticularschichten. Wachs. gen Blättern) ist die Cuticula so stark entwickelt, dass siesich in grösseren Stücken von diesen abpräpariren lässt. Zwischen Cuticula und einer innersten die Zellhöhlung auskleidenden Lamelle ausreinerÜellulose(Fig.16 A, ce) liegen dann häufig noch schwächer cuticulari- sirte Schichten oderCuticularschich- tenFig.16 A, cu) diemit Jod und Schwe- felsäure voninnen nach aussen die ver- schiedensten Farbentöne von Grünblau durch Grünbraun bis zum fast reinen Braun zeigen können und dadurch den ‚ Jedesmaligen Grad der Cuticularisirung angeben. Ebenso ist häufig eine mitt- lere, nach aussen an die Cuticularschich- ten schliessende Lamelle der Seiten- wände in Intercellularsubstanz umge- wandelt, oder es greifen von der Cuticula ausnachinnen plattenartige Vorsprünge zwischen die seitlichen cuticulari- sirten Schichten als sogenannte Grenz- schichten ein (Fig. 16 A und B, g). 73. Einlagerung unorganischer Substanz, besonders der Kieselerde, in die Oberhaut wurde schon in $ 33 erwähnt. Bei manchen Pflanzen ist cuticularisirten Wandschichten noch sogenanntes Wachs ein- oder aufge- lagert, das wahrscheinlich erst in der Zellwand selbst gebildet wird. Das- selbe ist ein Gemenge von zwei oder mehreren Fetten mit häufig geringe- ren (Wachs von Copernicia) oder grösseren Mengen (Wachs von Ceroxylon) von Harz und in kaltem oder heissem Alkohol oder Aether mehr oder min- der leicht löslich. Wo es der Membran eingelagert vorkommt, lässt es sich erst durch Erwärmen derselben fürs Auge nachweisen, da es dann in Tröpfchen an die Oberfläche derselben tritt. Aufgelagert ist es in stärke- ren Lagen mit blossem Auge meist sichtbar. Unter dem Mikroskope er- scheint es dann entweder in Form membranähnlicher Krusten (homogene, durchsichtige Glasur bei Sempervivum tectorum — durchsichtige Schüpp- chen und Blättchen bei Portulaca oleracea, Opuntia u. s. w. — dicke, durchscheinende Krusten, von häufig gestreiftem oder geschichtetem Bau bei Euphorbia canariensis, Myrica-Früchten, Stämmen der Wachspalmen) — Fig. 16. A. Querschnitt der Epidermis des Blattes von Agave ameri- cana (Vergr. 240); c Cuticula, cu die (in der Zeichnung schraffirten) cuti- cularisirten Schichten und ce die Celluloseschichten der Aussenwand der Epidermiszellen e; g die Grenzschichten der Schicht cu; p Blattparenchym; a Athemhöhle; sp Spaltöffnung; u unterer und o oberer Wall der Epider- misgrube oberhalb der Spaltöffnung. — B. Grube über der Spaltöffnung von der Fläche gesehen ; von den Öberhautzellen sind bei tieferer Einstel- lung die Grenzschichten (g) der cuticularisirten Schicht der Aussenwand ge- zeichnet; sonst die Buchstaben wie in Fig. A. Spaltöffnungen. 39 oder als ein Ueberzug von senkrecht stehenden, langen, dünnen, gekrümm- ten oder lockenartigen Stäbchen (Blätter von Musaceen und Cannaceen, Zuckerrohr etc.) — oder als ein Haufwerk zarter Stäbchen, Nädelchen oder von Körnchen, die in mehreren Lagen über einander liegen (viele Gräser z. B. Roggen, bereifte Eucalyptus- und Acacia-Blätter u. s. w.) — oder endlich in den allerhäufigsten Fällen in Form des körnigen Reifüber- zuges aus in einer Schichte liegenden vereinzelten oder gedrängten Körn- chen (Liliaceen, Irideen, Brassica oleracea ete. etc.). Nach ihrem Verhal- ten zum polarisirten Licht lassen sich viele Wachsüberzüge (Copernicia, Myrica, Saccharum) als krystallinisch und doppelt-lichtbrechend erkennen. 74. Die Spaltöff- nungen sind Intercel- lularräume der Epidermis, welche mit den Intercel- lulargängen des Innenge- webes in Verbindung stehen und so den Gasaus- tausch der Pflanze mit der umgebenden Luft erleich- tern. Gewöhnlich münden sie in einen unmittelbar unter ihnen und den be- nachbarten Oberhautzel- len gelegenen grösseren Intercellularraum: die Athemhöhle (Fig.16 A, a). Sie finden sich daher am häufigstenan oberirdischen Organen, in grösster Menge an den Laub- blättern, bei denen sie auf einem @uadratmillimeter gewöhnlich bis zu 3060, in seltneren Fällen selbst bis zu 700 vorkommen, häufig ° auf beiden Flächen gleich- zeitig oder nur auf der FIerTR. Fig. 17. a Epidermiszellen eines Iris-Blattes mit zwei Spaltöffnungen {s — von unten gesehen). b Stück der Epidermis eines sehr jugendlichen Blattes von Iris mit den Mutterzellen (s) der Spaltöffnung. c Ein solches etwas ‚älter, die Spaltöffnungsmutterzellen bereits getheilt, aber der Porus noch nicht gebildet. d Öberhautzellen mit Spaltöffnung von Asplenium bulbiferum. e Anlage der Spaltöffnungs-Mutterzelle (s) in einer Oberhaut- zelle derselben Pflanze. f Stück der Oberhaut von Commelina communis nach Strasburger; s sind die jugendlichen von den Nebenzellen umgebenen Schliesszellen der Spaltöffnung. g Zwei Oberhautzellen des Blattes von Aneimia Phyllitidis mit einer Spaltöffnung; s deren Schliesszellen, p Po-. rus. h Eine junge Spaltöffnung derselben Pflanze im senkrechten Durch- schnitt; s Schliesszellen, deren Porus noch nicht gebildet ist. i Senk- rechter Durchschnitt der vier jugendlichen Schliesszellen einer Spaltöffnung von Equisetum limosum, nach Strasburger. 40 Spaltöffnungen und ihre Entwickelung. z Unterseite oder der Oberseite (bei auf dem Wasser schwimmenden Blät- tern z. B.\. An der Epidermis echter Wurzeln sind sie niemals, an gänz- lich untergetaucht wachsenden Wasserpflanzen nur selten vorhanden. Bei manchen Pflanzen liegen sie ganz unregelmässig, bei anderen in regel- mässige Reihen vertheilt (Schachtelhalme u. s. w.). Bei der grossen Mehrzahl der Pflanzen wird die Spaltöffnung durch zwei eigenthümliche, halbmond- oder nierenförmige Zellen, die Schliess- zellen (Fig. 17 a, g: s) gebildet, welche zwischen sich einen schmalen, von der Fläche gesehen meist linsenförmigen Spalt, den Porus (Fig. 17 g: p), lassen, und die bei langgestreckten Organen auch gewöhnlich parallel der Längsaxe dieser gestreckt oder gestellt sind (Fig.17a). Häufig werden die Schliesszellen noch von zwei oder mehr Zellen umgeben, welche abweichend von den übrigen Epidermiszellen gestaltet sind und häufig als Hülfsporenzellen oder Nebenzellen bezeichnet ' werden (Fig. 17 f). In anderen Fällen liegen die Schliesszellen selbst frei inmitten einer gros- sen Epidermiszelle, wie bei manchen Farnen (Fig. 17 g). Wo die übrigen Oberhautzellen chlorophylifrei sind, enthalten die Schliesszellen der Spalt- öffnung häufig Chlorophyllkörner mit Stärkeeinschlüssen. In Bezug auf die umgebenden Zellen der Oberhaut liegen ferner die Schliesszellen mit diesen in gleicher Höhe, oder sie sind etwas höher gestellt (Fig. 17 h), oder sie liegen (namentlich bei stark verdickter Aussenwand der Epider- miszellen sehr auffallend — Fig. 16 A) mehr oder weniger tief unter dem Niveau der übrigen Oberhautzellen, Verhältnisse die durch die verschie- denartige Wachsthumsweise der Oberhautzellen nach Anlage der Spaltöff- nungen leicht erklärt werden. Von der Cuticularisirung werden meistens auch nur die Aussenwände der Schliesszellen betroffen, welche gleich denen der übrigen Oberhautzellen oft nach aussen stärker verdickt sind (Fig. 17h). Wo Wachsabiagerungen vorkommen, lassen diese die Schliesszellen oft ganz frei, oder sie sind auf ihnen spärlicher. 75. Die Entwickelung der Spaltöffnungen erfolgt in der Weise, dass durch Theilung einer jungen Oberhautzelle ein gewöhnlich kleineres Stück derselben als Mutterzelle der Schliesszellen abgeschnitten wird. Bei langgestreckten Epidermiszellen ist die an dem einen Ende derselben ab- gegliederte Mutterzelle fast cubisch (Fig. 17 b:s). Durch eine senkrecht auf die Oberfläche gestellte Längswand theilt sich dieselbe dann in zwei rechts und links gelegene Zellen, die jungen Schliesszellen (s in Fig. 17 ec), welche weiter wachsend zunächst ihre Wände wie die der übrigen Epider- miszellen verdicken; namentlich verdickt sich die Scheidewand der beiden Schliesszellen gewöhnlich dort stärker, wo sie innen und aussen den Wänden der Mutterzelle anstösst. Die Schliesszellen streben dabei sich mehr oder weniger abzurunden; später differenzirt sich die anfänglich eine Lamelle der Längsscheidewand in zwei Lamellen, die sich dann endlich eine Strecke weit so von einander trennen, dass in der Mitte der Schliess- zellen ein kürzerer oder längerer, die ganze Höhe derselben durchsetzen- ‚der Spalt (Porus) gebildet wird, wobei die Trennung bald von aussen, ‚bald von innen her beginnt und beide Schliesszellen halbmondförmig an der betreffenden Stelle auseinander weichen. Achnlich ist die Anlage der Spaltöffnung bei vielen anderen Pflanzen, bei denen die Oberhautzellen auch nicht so gestreckt sind, wie in Fig. 17 Spaltöffnungen. Haare. 4E a—c. Bei Plantagineen, Sileneen, Oenothereen, vielen Farnen u. s. w.. wird aus der Epidermiszelle durch eine Uförmig gebogene Wand zunächst eine Tochterzelle herausgeschnitten, die entweder unmittelbar zur Spalt- öffnungsmutterzelle wird und durch eine Längswand sich theilt, oder in welcher durch eine zweite Uförmige Wand sich erst die Mutterzelle bildet (Fig. 17 e jung, d fertig). Aehnliche, die Mutterzelle der Schliesszellen. vorbereitende Theilungen finden häufig bei den verschiedensten Pflanzen. und in mannigfacher Weise statt (Crassulaceen, Cruciferen, Papilionaceen u. s. w.). Die durch sie erzeugten Zellen umgeben dann als die schon er- wähnten Nebenzellen die Spaltöffnung. In anderen Fällen (bei Gramineen, Juncaceen, überhaupt vielen Monocotyledonen) werden letztere jedoch erst. nach Anlage der Spaltöffnungsmutterzelle von den benachbarten Epidermis- zellen durch nachträgliche Theilwände abgeschnitten (Fig. 17 £.). Die eigenthümlichen Spaltöffnungen mancher Farnkräuter (Aneimia ete. — Fig. 17 g) entstehen dadurch, dass durch eine ringförmige Wand, die nur die Aussen- und Innenwand der Oberhautzelle berührt, eine . etwa kegelförmige Mutterzelle so herausgeschnitten wird, wie ein Korkbohrer aus einem Korke ein Stück herausschält. Bei den Schachtelhalmen endlich wird die Mutterzelle der Spaltöffnung zuerst durch eine schief rechts liegende, dann durch eine zweite schief und links fallende Längswand in drei neben einander liegende Zellen getheilt, von denen die mittlere noch einmal eine Längstheilung erfährt. Von den vier neben einander liegenden Zellen (Fig. 17 i) werden beim weiteren. “ Wachsthum die beiden mittleren nach unten gedrückt, während die beiden: seitlichen nach oben rücken, so dass die Spaltöffnung aus zwei über ein- ander liegenden Paaren von Schliesszellen gebildet wird. 76. Die Haare sind Bildungen des Hautgewebes, entweder der Ober- haut allein oder dieser und des darunter liegenden Gewebes (vgl. $$ 150, 151). Sie treten in äusserst mannigfaltigen Gestalten auf, oft an einer Pflanze in ver- schiedenen Formen neben einander oder auf verschiedenen Theilen derselben (z. B beim Kürbis — Fig. 18 o—t). In den einfachsten Fällen ist es eine einzelne jugendliche Epidermiszelle, welche ihre Aussenwand papillenartig zur Anlage des Haares emporwölbt. Bei vielen Blumenblättern sind es dergleichen schlankere oder stumpfere kegelartige Papillen, welche den eigenthümlichen sammetartigen Glanz dieser Organe bedingen und die ent- weder durch Scheidewand von ihrer Mutterzelle abgegrenzt werden (v’) oder mit ihr in Verbindung bleiben (v). In anderen Fällen wächst die Zellpapille zum langen, ungegliederten, cylindrischen Schlauche aus (Wur- zelhaare — a, viele Wollhaare), der oft durch unregelmässige Ausbuchtun- gen in Folge localen Membranwachsthums ganz eigenthümliche Formen er- hält (d); oder der Haarschlauch gliedert sich während seines Wachsthums durch Querwände in eine Zellenreihe (e, s, r), deren Endzelle entweder zu- gespitzt ist (e, s), oder kopfförmig anschwillt (f), oder sonstige, oft unregel- mässige Gestalt annimmt (g). Häufig erleidet die kopfige Endzelle des so- genannten Köpfchenhaares weitere Quer- (0) oder Vertikaltheilungen oder beide zusammen (l, p, q). Bei Vertikaltheilung sind die Scheidewände häufig sehr regelmässig radial gestellt (m, w), das Köpfchen dabei oft scheiben- förmig erweitert (m). Bleibt in letzteren Fällen der Stieltheil des Haares sehr kurz und wächst die Scheibe unter zahlreichen radialen Theilungen 42 Haarformen. stärker in der Richtung der Fläche, so entstehen die zierlichen Schuppen, wie sie bei Elaeagnus u. s. w. sich finden und zu denen die einzelligen (k) oder radial getheilten Sternhaare gewissermassen den Uebergang machen. Locales Spitzenwachsthum einzelner Wandstellen ist die Ursache der Strah- > R ss Dr 4 N N ß NE RUN Fig. 18. Verschiedene Haarformen: a Wurzelhaare eines Farnvorkei- mes (Vergr. ca. 100). b und c junges und altes Brennhaar von Urtica dioica (Vergr. 80). d Haar aus dem Schlunde der Blumenkrone von Viola trico!or (Vergr. 150). e Stengelhaar von Stachys lanata (Vergr. 60). f Haar vom Blüthenstiele eines Pelargonium (Vergr. 150). g Haar von Tanacetum Mey- erianum (Vergr..ca. 150). h und i junges und altes Haar vom Blatte des Verbascum Thapsus (Vergr.h = 300, i = 7%). k Sternhaar von Deutzia scabra, zwei Strahlen in der Flächenansicht, die drei oberen Strahlen im Durchschnitt gezeichnet (Vergr. 70). 1 Drüsenhaar vom Blüthenstiele der Calendula offieinalis (Vergr. 240). m Haar vom Blüthenstiele der Scrophu- laria nodosa (Vergr. 300). n Junges Drüsenhaar vom Blatte der Johannis- beere; die Cuticula ist durch reiche Harzabsonderung emporgehoben, der vom Harz erfüllte Hohlraum zwischen derselben und den abscheidenden Zellen schraffirt (Vergr. ca. 300). o—t verschiedene Haarformen vom Kürbis. u dickwandiges Borstenhaar von jungen Blättern von Rubus Hofmeisteri, mit drei spaltenförmigen Tüpfeln im unteren Theile der Wand. v Haarpa- pillen aus dem Schlunde der Blumenkrone von Primula sinensis w Junges Drüsenhaar von Cannabis sativa. v’ Haar von der Blüthe der Salvia gesne- rifolia (0—v’ schwach vergrössert). Haarformen. Mehrschichtige Epidermis. 43 lenbildung bei dergleichen Sternhaaren, wie der Astbildung bei mehrzelli- gen cylindrischen Haarformen (h, i.. Durch Längstheilung der Zellen in Haarformen, wie etwa Fig. s, wird das Haar oft zu einem vielzelligen, stachel- oder borstenartigen Zellenkörper von meist kegelförmiger Gestalt (Papaver etc.), dessen Zellen nach oben allmälig so abnehmen, dass eine einzige Zelle gewöhnlich die Haarspitze bildet. Erhebt sich bei bereits angelegten Haaren das unter ihnen liegende Gewebe in Folge reicher Zell- theilungen, so wird das Haar auf einem mannigfaltig gestalteten Zellen- hügel emporgetragen, wobei oft die Haarbasis tief denselben eingesenkt ist (c, b im Jugendzustande). 77. Die Wand der Haare bleibt oft zart und dünn. In anderen Fäl- len wird sie mehr oder minder stark verdickt und häufig dabei geschichtet (u); eine äussere Lamelle ist meistens zur Cuticula umgebildet. Die Verdickung ist entweder eine allgemeine, oder eine locale mit Tüpfelbil- dung (u), oder mit Bildung von Cuticularleisten, Cuticularknötchen (d, k) u.s. w. Die Wand der Haare, namentlich borstenförmiger und ähnlicher, besitzt häufig Einlagerungen von Kalk oder Kieselerde (Deutzia, bei Urtica besonders die spröde Spitze der Brennhaare). Der Plasmainhalt zeigt oft strömende Bewegung (Rotation bei Hydrocharis, Cireulation in den Staub- fadenhaaren bei Tradescantia — Fig. 2 — den Brennhaaren von Urtica — Fig. 18 ce — etc.). Mit dem Alter verlieren die Haare gewöhnlich ihren Zell- imhalt; die Zellen füllen sich mit Luft, schrumpfen später oft zusammen oder lösen sich auch wohl von der Oberhaut los, so dass anfänglich behaarte Pflanzentheile mit der Zeit kahl werden. 78. Bei vielen Pflanzen sind die Haare Secretionsorgane: Drüsen- haare. Hier enthält entweder die einzelne, blasige Endzelle des gestiel- ten Haares (f) ätherisches Oel oder Harz; oder das Köpfchen ist vielzellig und jede Zelle sondert das Secret durch die Zellwand in einen unter der sich blasenförmig abhebenden Cuticula sich bildenden Hohlraum (n) ab, in dem es sich als stark lichtbrechende Flüssigkeit ansammelt, wobei die secerniren- den Zellen oftnach und nach verschrumpfen (Cannabis, Humulus — REN oder die Cuticula schliesslich platzt und das Secret sich über die Pflanzen- theile ergiessen lässt. Bemerkenswerth sind in dieser Beziehung die als Leimzotten (Colleteren) bezeichneten vielzelligen Drüsenhaare einer gros- sen Anzahl von Laubknospen, bei denen sie an den jungen Blättern (Ribes — Fig. 15 n), den Nebenblättern (Prunus, Viola), den Blattscheiden (Po- lygoneen) oder den Knospenschuppen selbst (Aesculus) schon sehr früh- zeitig entstehen. Das Secret derselben ist entweder Gummischleim, oder Harz, oder in den allermeisten Fällen ein Gemenge von beiden. Der Gummischleim entsteht durch Quellung einer unter der Cuticula liegenden Membranschicht und tritt durch Sprengung der Cuticula ins Freie, während das Harz in dem Inhalte der Zelle gebildet und in Tropfenform durch die Membran ausgeschieden und dem Gummischleim eingelagert wird. Durch Erguss dieser Massen zwischen und über die Knospentheile werden diese vor äusseren verderblichen Einflüssen geschützt, wobei oft noch starke Be- haarung, Korkbildungen u. s. w. mitwirken. In manchen Fällen wird das Secret auch von den Oberhautzellen allein (Populus) oder gleichzeitig von dieser und Leimzotten (Polygonum) erzeugt. 79. Bei manchen Pflanzen wird die Oberhaut durch später erfolgende. 44 Hypoderm. Kork. Theilungen in zwei oder mehr Schichten zerlegt. Bei Blättern von Bego- nia, Ficus und Piperaceen bleibt die äusserste Zellenlage dann als eigent- liche Epidermis erhalten, während die Innenschichten ein grosszelliges, dünnwandiges Gewebe mit wasserhellem Inhalt darstellen (Wassergewebe). Bei den Luftwurzeln von Orchideen und Aroideen dagegen verwandeln sich die äusseren Lagen der mehrschichtig gewordenen Öberhaut durch Verlust ihres Zellinhaltes in eine weissliche, oft schwammige, luftführende sogenannte Wurzelhülle. b. Das Hypoderm. 80. Zu den aus dem Grundgewebe hervorgehenden, das Hautgewebe ver- stärkenden Schichten gehören namentlich Col- lenchym, Sclerenchym und Kork. Das bei einer grossen Zahl von Pflanzen vorzüglich unter den Kanten der Stengel und Blattstiele sich. entwickelnde Collenchym (Leimgewebe) be- steht aus gestreckten, meist engen Zellen, deren Kanten und Ecken durch häufig nach innen vorspringende, glänzend-weisse Ver- dickungsschichten charakterisirt sind, die sich durch starke Quellungsfähigkeit (schon im Wasser) auszeichnen (Fig. 19). Das Scleren- chym ist durch dickwandige, meist lang- gestreckte, oft bastfaserähnliche Zellen cha- rakterisirt, deren farblose oder gefärbte Wände eine bedeutende, hornartige Festigkeit be- sitzen, und die entweder in einzelnen Bündeln (Blätter vieler Nadelhölzer) oder ganzen Schichten (Stämme und Blattstiele vieler Ge- fässkryptogamen und Monocotyledonen — Fig. 23 in $ 85) unter der Oberhaut liegen. 81. Der Kork nimmt seinen Ursprung selten aus der Epidermis (Salix, Pomaceen), meistens aus dem unmittelbar unter der Ober- haut liegenden Gewebe (Populus, Sambucus, Prunus, Alnus etc.) oder der tiefer liegenden grünen Rinde (Rubus Idaeus, Ribes). Erdient da, wo er gebildet wird, saftigen Geweben zum Schutz, namentlich dann, wenn diese eine bedeutende Vergrösserung ihres Umfanges erfahren, oder wenn Verwun- dungen innere Gewebe blosslegen. Bei ausdauernden Stämmen und Wur- zeln iert-s eine allgemeine Erscheinung. Die Bildung dcs Korkes erfolgt durch Tangentialtheilungen der Zellen der betreffenden Gewebeschicht (Fig. 20, p). Diese brauchen nicht am ganzen Umfange des Stengels oder Stammes gleichzeitig aufzutreten, schliessen jedoch gewöhnlich sehr bald zu einer völlig zusammenhängenden Schicht an einander Durch die erste Theilung wird die Mutterzelle in zwei Fig. 19. Fig. 19. Stück eines Querschnittes aus der äusseren Stengelregion von Beta vulgaris (Vergr. 240). e Epidermis, ce Collenchym, p Rindenparenchym. Kork. 45 radial hinter einander gelegene Zellen zerlegt. Die innere derselben bleibt dünnwandig, protoplasmareich und theilungsfähig; die äussere dagegen cuticularisirt (verkorkt — $ 32) ihre Wände und verliert nach und nach ihren Inhalt, an dessen Stelle Luft tritt: sie wird zur Dauerzelle, zur ersten Korkzelle. Durch weitere Theilung zerfällt die innere Zelle abermals in eine neue Korkzelle und eine theilungsfähige Zelle und so fort. Sämmtliche thei- lungsfähigen, korkbildenden Zellen schliessen zu einem korkbildenden Cy- lindermantel, dem Korkcambium oder Phellogen (Fig. 20, p) zu- Fig. %. sammen, während die von ihnen nach aussen abgeschiedenen Korkzellen als Periderm een = (Fig 21, k) bezeichnet werden. Letztere Bi liegen in Folge ihrer Entstehungsweise in radialen, lückenlosen Reihen, deren äussere een Zellen durch den Druck der von innen — e > — = nachwachsenden Gewebe in der Richtung J Su \ des Radius sehr -bı.7 Jzusammengepresst und =) in ihren Wänden verbogen werden. Die () a ausserhalb des Periderm liegenden Epider- mis und Rindenschichten stellen ihr Wachs- thum bald ein. Sie folgen noch eine Zeit lang passiv dem Drucke der sich verstär- kenden inneren Gewebemassen (Kork, Bast, Holz), werden dann anfänglich an einzelnen Stellen zerrissen, später vielfach zersprengt und endlich in verwitternden Fetzen abge- worfen (Zweige von Ribes als schönes Bei- spiel — Fig. 21). Anihre Stelletritt als äusse- res Schutzgewebe der Kork DBeginnt im darauffolgenden Sommer neue Korkbildung aus der Phellogenschicht, so werden zu- nächst gewöhnlich heller gefärbte Kork- lagen dem älteren, dunkleren Korke zuge- fügt. Häufig werden auch abwechselnd dünn- und dickwandige Korklagen gebildet: geschichtetes Periderm (Betula alba), und ebenso wird durch nach innen vom Phello- gen abgeschiedene, Chlorophyll entwickelnde Zellen (Phelloderm Fig. 21 ri, 22 p) häufig auch die grüne Rinde verstärkt (Salix, Fagus u s. w.). 82. Wie die ausserhalb der Korkbil- dungen des ersten Jahres liegenden Gewebe werden auch die äusseren Korklagen in späteren Vegetationsperioden unter lang- Fig. 20. Querschnitt eines diesjährigen Zweiges von Ribes aureum mit eben beginnender Korkbildung (Vergr. 240). e Epidermis, c Collen- chym, r Rindenparenchym, p Phellogenschicht, b Bastparenchymzellen. 46 Borke. Lenticellen. samer Verwitterung an der Luft allmälig abgestossen und durch neue nach aussen ein höheres Alter erreichen, wird dabei stets neues Korkcambium in tieferen Schich- ten der Rinde und zuletzt des Bastes er- zeugt, das neue Korkschichten bildet und dann sammt dem ausserhalb desselben ge- legenen Gewebe abstirbt. So wechseln La- gen von Kork und todten Gewebestücken der Rinde und des Bastes als sogenannte Borke mit einander ab. Die äussersten derselben werden wie der Kork durch den Druck der nachwachsenden Gewebemassen des Stammes bald zerrissen (Quercus) und dabei oft in grossen Schuppen (Pinus, Pla- tanus) oder sich loslösenden Ringen (Kirsche) abgeworfen. 83. Viele Pflanzen, zumal Dicotyle- donen, entwickeln an ihren einjährigen Zweigen sogenannte Lenticellen oder Rindenporen. Diese entstehen im Rinden- gewebe unter einer Spaltöffnung (Sambucus, Prunus etc.) oder einer Gruppe von Spalt- öffnungen (Populus, Juglans, Robinia etc.) dadurch, dass einzelne der Athemhöhle zu- nächst angrenzende Parenchymzellen sich vergrössern, theilen und, indem ihre grüne Färbung allmälig verloren geht, farblose, dünnwandige Zellen erzeugen, die sich abrundend ein unter der Spaltöffnung liegendes lockeres Gewebe, das Füllgewebe (Fig. 22, f) bilden. Dieses wird später von einer gewöhnlich im seichten Bogen nach innen gewölbten einzigen Zell- schicht, der Verjüngungsschicht (Fig. 22, v), fortwährend von innen her ergänzt, wobei die tangentialen Theilungen in dieser Zellenlage lebhaft an die gleichen Vorgänge im Phellogen des Korkes erinnern und meist auch nach innen, der Rinde zu, ein chlorophyllhaltiges Phelloderm (Fig. 22, p) abgeschieden wird. Durch den Druck der stets neu erzeugten, von aussen her allmälig absterbenden Füllzellen wird die Epidermis (e) zunächst ge- hoben, und später mit einem Längsriss parallel der Axe des Stengels ge- sprengt, so dass nun die braune, bröckelige Masse der abgestorbenen Füll- zellen zu Tage tritt (Fig. 22, f) Die gewöhnlich bald nach Bildung der Lenticelle beginnende Korkbildung des Zweiges (Fig. 22, k) schliesst all- seitig an die Verjüngungsschicht der ersteren an. Bei Pflanzen mit tief im Innern auftretender Korkbildung und in Folge dessen bald absterben- Fig. 21. Querschnitt eines vorjährigen Zweiges von Ribes aureum. (Vergr. 240.) e- Epidermis. c Vertrocknetes und zusammengepresstes Col- lenchym, der gleichen Schicht in Fig. 20 entsprechend. r Vertrocknetes und zusammengepresstes Rindenparenchym, der Schicht r in Fig. 20 ent- sprechend. k Kork, dessen innerste Lage die Phellogenschicht (p der Fig 20). ri Vom Phellogen erzeugtes chlorophylihaltiges Phelloderm. geschobene ersetzt. Bei Bäumen, welche Lenticellen. Fibrovasalsystem. 47 der äusserer Rinde geht die Lenticellenbildung später von Theilen des Phel- logen aus (Ginkgo, Lonicera-Arten, Berberis, Ribes, Coniferen). In allen Fällen bleiben zwischen den Zellen der Lenticelle engere oder weitere Intercellu- largänge, die (auch bei starker Korkbildung an den übrigen Theilen des Zweiges oder Stammes) an solchen Stellen eine Communication der inneren Intercellularräume mit der atmosphärischen Luft gestatten, so dass die Lenticellen physiologisch den Spaltöffnungen gleichwerthig sind. Im Herbste wird in manchen Fällen durch eine von der Verjüngungsschicht erzeugte Korkbildung (Verschlussschicht), die im nächsten Frühjahre aber durch unter ihr neu entstehende Lagen von Füllzellen wieder gesprengt wird, die Lenticelle mehr oder weniger verschlossen. Pflanzen, welche an ihren Stämmen und Zweigen Lenticellen zeigen, besitzen solche gewöhnlich auch an den Blattstielen und Wurzeln. N N «N 40 18" N ER) pa Bl [cn ) Ye un‘ En 2 =; 5 a) je we Ss aß 0 en I 4) Br % 2. Das Fibrovasalsystem. 84, In den Blättern der höheren Gewächse, von den Gefässkrypto- gamen an aufwärts, bemerken wir namentlich bei durchscheinendem Lichte strangförmige Gewebemassen, die als Nerven (Adern) bezeichnet werden und aus eigenthümlichen Zellenformen zusammengesetzt sind. Dieselben Stränge lassen sich, meist mächtiger entwickelt, auch im Stengelgewebe derselben Pflanzen verfolgen. Sie führen die allgemeinen Namen: Gefäss- bündel, Leitbündel, Fibrovasalbündel oder Fibrovasalstränge. Bei den Ge- fässkryptogamen, den Monocotyledonen und in jugendlichen Stengeltheilen der Dicotyledonen erscheinen sie als isolirte, durch andere Gewebe (Grund- gewebe) getrennte, nur hie und da namentlich in den Stengelknoten durch schiefe Aeste (Anastomosen) mit einander verbundene Stränge von grösse- rem oder geringerem Umfange. Bei Dicotyledonen von langer Lebens- ‘ Fig. 22. Aeltere Lenticelle von Sambucus nigra (Vergr. 100) nach Stahl. e die unter dem Drucke der Füllsubstanz f aufgerissene Epidermis. k junger Kork. v Verjüngungsschicht der Lenticelle.. p Phelloderm. b Bast. c Collenchym. 48 | Fibrovasalstränge. ® dauer der Stämme (unseren Bäumen z. B.) treten sie jedoch zu gewaltigen Massen zusammen, die das anfänglich zwischen ihnen liegende Grundge- webe gänzlich verdrängen, so dass ein solcher Stamm der Hauptsache nach nur noch aus Gefässbündelmassen gebildet wird. Aus vielen saftigen Pflanzentheilen lassen sich die Gefässbündel leicht durch Zerstörung des umgebenden Gewebes (durch Fäulniss ete) von die- sem trennen (Blätter, Stämme der Gefässkryptogamen, Cacteen u. $. w.). Sie stellen dann ein oft sehr charakteristisch zusammengefügtes Netzwerk stärkerer und schwächerer Stränge dar, das den Verlauf derselben am besten veranschaulicht. 2 Fig. 28. 8. Jeder vollkom- men ausgebildete Fibro- 0000000 5 eOODERSSS LER SITES. vasalstrang besteht we So nigstens aus zwei Ge- webegruppen, die man als Holz- (Xylem) und Basttheil (Phlo@m) unter- scheidet. Bei den Mono- cotyledonen und Gefäss- kryptogamen, sowie eini- gen Dicotyledonen, sind beide die einzigen Be- standtheile des als ge- schlossen bezeichneten Stranges, der, einmal aus- gebildet, sich nicht durch Hinzufügung weiterer Gewebeelemente zu ver- dicken vermag (Fig. 23, 24 und deren Erklärung). Die Gefässbündel in den Stämmen der Nadelhölzer und der meisten Dicoty- ledonen sind dagegen offene, d. h. zwischen ihrem Bast- und Holztheil liegt ein zartwandiges, theilungsfähiges Gewebe, das Cambium (Fig. 25 und 26, c), welches bei ausdauernden Stämmen jährlich durch Vermeh- rung seiner Zellen und Fig. 23. Querschnitt eines dünnen Seitenzweiges von Bambusa arun- dinacea (Vergr. 240). e Epidermis. p parenchymatisches Grundgewebe. b zwi- schen beiden gelegene bastfaserartige Zellen, welche einige Gefässbündel (g) einschliessen und nach aussen mit dünnerwandigem Gewebe wechseln. In dem inneren grossen Fibrovasalstrange sind g getüpfelte Gefässe, r ein Ringgefäss, n Bast und s Strangscheide. Fibrovasalstränge. Gefässe. 49 Differenzirung eines Theiles derselben in die Zellformen des Holzes und Bastes diese um ein Beträchtliches verdickt und somit den ganzen Stamm an Umfang zunehmen lässt ($8$ 107—110). Bei den letztgenannten Pflanzen ist daher auch die gegenseitige Lage beider Theile eine beständige: der Holzkörper liegt innen, dem Marke zugekehrt, der Bastkörper aussen, der Rindezugewendet; zwischen beiden befindetsich das Cambium (Fig.25 u. 26, c). Doch kommen auch Fälle vor (Solaneen, Cucurbitaceen etc.), in denen auf der Innenseite des Holzkörpers noch ein zweiter Basttheil sich findet. Bei den Monocotyledonen dagegen liegen Bast und Holztheil oft verschieden: einmal bildet der Bast die äussere, das Holz die innere Hälfte des Stranges;; oder letzteres umgiebt concentrisch den central gelegenen Basttheil (Rhi- zome von Asparagus, Iris etc., Zwiebeln von Lilium, Fritillaria u. s. w.), wobei jedoch Uebergänge zur ersteren Lagerung vorkommen (Fig. 23). In den Fibrovasalsträngen der Gefässkryptogamen liegt der Xylemtheil all- seitig vom Phloöm umschlossen in der Mitte des Stranges (Fig. 24). Ge- fässbündel mit neben einander gelegenem Bast- und Holztheile werden als collaterale, solche mit centralem Xylem oder Phloem als concen- trische Stränge bezeichnet. 86. Holz wie Bast lassen im typischen Fibrovasalstrange bestimmte Zellformen unterscheiden. Im Xylem treffen wir: a. Gefässe (Holzgefässe), lange Röhren, die aus je einer Reihe über einander stehender Zellen in Folge der Auflösung ihrer Querwände ent- ‚ Fig. 24. Querschnitt eines Fibrovasalstranges von Polypodium leior- rhizum Wall. (Vergr. ca. 200). p Parenchym des Grundgewebes. s Strang- scheide desselben. b Bast- und h Holzkörper des Stranges. Luerssen, Botanik. r u 4 50 Gefässe, Fig. 25. ‚, stehen (Zellfusionen). Ihre Wände sind meistens GRELLEREREERRERERERR NO TRRRRRNUNE, mehr oder minder ver- war” dickt, die Verdickungen — in Form von Ringen, Spi- BE — ralen und Netzfasern ver-. treten oder die nicht ver- an = IN SR Irre dickten Wandstellen als. UM at p° N ug einfache oder auch gehöfte: ug 90 Tüpfel ausgebildet (Fig. N Klon 25, 26, g). Die Art der“ 5 A Auflösung der Querwände in der ursprünglichen "AB A Fr FNSN Zellreihe richtet sich im Allgemeinen nach deren 5 :J \ ; I= - Pal: 1. R3: Stellung. Horizontale BL) A ER | 2 z ] Y en 2 a Wände oder annähernd so A 9000 . N: A} m & gestellte werden entweder wo SU ZIEIEN Aerkass ganz resorbirt, oder es bildet sich auf ihnen ein en grosser Tüpfel, de-sen Membran später schwin- zum 3 NSIIIINISOIIUND det, so dass ein ringför- NN N \\ 3 ä Re lan miger Theilder Querwand stehen bleibt (Fig. 25, s). Auf stark schief gestellten‘ Querwänden werden wäh- rend des Wachsthums des jungen Gefässes meistens schmale, spaltenförmige Tüpfel gebildet, die senk- recht zur Längsaxe der ellipsoidischen Wand verlaufen und um so zahl- reicher auftreten, je stär- ker letztere geneigt ist. Nach Resorption dieser Tüpfelmembranen er- scheint die Querwand leiterförmig durchbro- EN N Ds chen, wie dies namentlich bei getüpfelten Gefässen, Fig. 25. Längsschnitt durch Holz und Bast eines einjährigen Zweiges von Cytisus Laburnum, Ende Mai des nächsten Jahres. r Rindenparenchym, - b Bastzellen. st Steinzellen. bp Bastparenchym. c Cambium. g‘ Gefässe und Holzzelle des jungen Holzes. h Holzzellen (Libriform). t Tracheiden, hp Holzparenchym. g Gefässe. m Markstrahl. s die durchbrochenen Querwände der Gefässe. Von h—h Holzring des ersten Jahres. Vergn ca. 200, etwas schematisirt. Ay IA MS res Gefässe. | U er SIRIBER IT 1 M Zr ;n.0B. IN IB | ® SS (°) © 6) (e) as © . = eo 80 % TK 08. An: DR: Ss SL OL &) © 10% Le 52. Thyllien. . Membrandiffusion. Holzzellen. 51 häufig der Fall ist, aber auch in Spiralgefässen vorkommt. wo dann Windungen der Spiralfaser unmit- telbar in einzelne Leitersprossen übergehen. Nicht selten wächst die den durchbrochenen Tüpfeln der Ge- fässe angrenzende Membranpartie der benachbarten Markstrahl- oder Holzparenchymzellen blasenförmig durch den Porenkanal in das In- nere des Gefässes hinein, so dass dieses oft zahlreiche, später durch Querwand von der Mutterzelle ab- gegrenzte, blasenförmige oder auch durch gegenseitigen Druck polye- drisch abgeflachte Zellen enthält, die als Thyllen bezeichnet wer- den (Vitis, Platanus, Quercus, Ro- binia, Rhus etc.) und die im Herbste oft Stärke als Inhalt besitzen. Das vollständig ausgebildete Gefäss führt keinen Plasmainhalt mehr, sondern hauptsächlich Gase (atmosphärische Luft, gemischt mit von der Pflanze im Innern ausge- schiedenen Gasen). Da die Gefäss- wandungen zum Theil wirkliche Durchbohrungen besitzen (viele getüpfelte Gefässe), so ist in diesen Fällen ein Gasaustausch mit den benachbarten Intercellularräumen und somit der äusseren Luft noch mehr erleichtert, als bei blosser Vorübergehend kann auch Wasser in die Gefässe eintreten, wenn die Zufuhr dessel- ben bedeutend ist und der Wur- zeldruck dasselbe kräftig-in die Höhe treibt. b. Holzzellen :Holzprosen- chym), prosenchymatische, meist Fig. 26. Querschnitt durch Holz und Bast eines einjährigen Zweiges von Cytisus Laburnum, Ende Mai des nächsten Jahres. chym. b Bastzellen und st Steinzellen des Bastes. g Gefässe, h Holzzellen (Libriform) und Tracheiden, hp Holzparenchym, m Markstrahlen. jähriges Holz. ah vorjähriges Holz. schematisirt. r Rindenparen- c Cambium. nh dies- Vergr. ca. 200, etwas 4* 52 Tracheiden. Libriform. Holzparenchym. Siebröhren. stark verdickte Zellen von oft bedeutender Länge, die folgende Formen unterscheiden lassen: aa. Tracheiden oder gefässartige Holzzellen. Diese sind meist dünn- wandiger und kürzer, als die folgende Form, aber stets behöft getüpfelt, zwischen den Tüpfeln oft noch spiralförmig verdickt und die Tüpfelmem- bran später gelöst (Fig. 25, t). Ihr Inhalt ist im ausgebildeten Zustande meist Luft. Sie stimmen somit in diesen letzten Beziehungen mit den Gefässen überein, von denen sie sich nur durch die Form und dadurch unterscheiden, dass nicht einzelne Reihen über einander stehender Zellen, sondern ganze Zellenstränge in offener Communication stehen, wie dies am ausgeprägtesten bei den Tracheiden (mit Doppeltüpfeln versehenen Holz- zellen — $ 24, Fig. 7 h—l) der Coniferen der Fall ist, die in den späteren gefässlosen Holzlagen dieser Pflanzen die Gefässe funktionell vertreten. bb. Libriformfasern oder bastartige Holzellen von meist bedeuten- der Länge und mit dickeren Wänden, wie die Tracheiden. Ihre Wände sind stets ohne Schraubenband, meist einfach und geschlossen, manchmal auch behöft getüpfelt, die Tüpfel klein (Fig. 25 und 26, h). Von den ein- fachen Libriformfasern lassen sich die gefächerten dadurch unterschei- den, dass ihre Höhlung durch zarte Querwände in übereinander stehende Fächer getheilt ist. Im Holze der dicotylen Bäume und Sträucher bilden die Libri- formfasern meistens die Hauptmasse des Gewebes, und die Mittellamelle der benachbarten Zellen ist zur mehr oder weniger scharf ausgeprägten Intercellularsubstanz umgewandelt (Fig. 15 auf S. 35 und Fig. 26). c. Holzparenchym, von den Holzzellen durch dünnere Wände (mit einfachen Tüpfeln) und die nicht prosenchymatische Form unterschieden (Fig. 25 und 26, hp). Sein Winterinhalt ist Stärke, für die es neben den Markstrahl- und Markzellen Reservebehälter bildet; oft führen seine Zellen, die stets aus dem Cambium vor der Verdickung der Wände des letzteren hervorgehen, auch Gerbstoff, oxalsauren Kalk oder Chlorophyll. Sämmtliche Zellformen des Xylems zeigen Neigung zur Verholzung ihrer Wände, die dadurch hart und in gewissem Grade auch brüchig werden. 87. Der Bast- oder Phloömtheil des Fibrovasalstranges besteht im vollkommensten Falle aus folgenden Elementen: a Siebröhren (Bastgefässe). Diese sind Zellfu- sionen, wie die Gefässe des Holzes, von denen sie sich jedoch scharf durch ihren Inhalt an Protoplasma mit ausserordentlich kleinen Stärkekörnern, sowie durch die Beschaffenheit ihrer Wände unterscheiden. Während nämlich die Seitenwände oft ziemlich zart sind, erscheinen die horizontalen oder häufig schief gestellten Querwände I] Bon" Fig. SONNE E = = er = Re G -. ERNANNT DD ... NTETERULT ATZE RU ER IN N ERIN > .r% ETC Fig. 27. Drei Siebröhren von Bignonia radicans an der Stelle, wo dieselben mit ihren Siebplatten (s) aneinander grenzen. Die kleinen Kreise bedeuten die im zusammengefallenen Protoplasmakörper (p) enthaltenen Stärkekörnchen. Vergr. 600. Optischer Längsschnitt. Nach Briosi. Bastzellen. Bastparenchym. Cambiform. 53 in der Weise verdickt, dass enge Tüpfel, deren Membran später aufgelöst wird, ihnen das Aussehen einer Siebplatte (Fig. 27, s) geben, durch deren mehr oder minder zahlreiche Durchbohrungen die Inhalte zweier über einander stehender Zellen mit einander in Verbindung treten. Da die Quer- wand häufig breiter als der Querdurchmesser der Siebröhre ist, so er- scheint diese dann an ihren Enden fussförmig aufgetrieben. Auch auf den Seitenwänden zeigen die Siebröhren oft Siebplatten (Fig. 27) oder den Siebplatten ähnliche Tüpfelbildungen. b. Bastzellen (Bastfasern), prosenchymatische, lang gestreckte, meist sehr dickwandige, oft sogar bis zu spaltenförmig verengerter Höhlung ver- dickte, häufig mit einfachen und meist engen Tüpfeln versehene Zellen (Fig 25, 26, b), die zähe und geschmeidig bleiben und sich dadurch vorzüglich von den Holzzellen unterscheiden, denen sie sonst in jeder Beziehung ent- sprechen, mit denen sie sogar oft Verzweigung ihrer Enden, sowie Fäche- rung der Höhlung durch zarte Querwände theilen. Sie sind meist bün- delweise gelagert und dann ist die Mittellamelle benachbarter Bastzellen in der Regel cuticularisirt, in anderen Fällen (Coniferen, Cytisus Labur- num etc.) aber auch verschleimt. c. Bastparenchym, dem Holzparenchym entsprechend, aus dünner- wandigen Zellen gebildet (Fig. 25, bp). Sind dieselben besonders eng, lang und sehr dünnwandig, wie dies bei geschlossenen Leitbündeln der Monoco- tyledonen und Gefässkryptogamen häufig der Fall ist, so führen sie die Bezeichnung Cambiform. Dieses gleicht in Gestalt, Grösse etc. dem Pro- cambium ($ 106) am meisten und ist streng genommen auch Procambium, das in den Dauerzustand überging, d. h. nicht weiter zur Bast- und Holz- bildung verwendet wurde. Es kann daher eigentlich weder dem Baste noch dem Holze zugezählt werden. Siebröhren und Bastparenchym (oder Cambiform) werden gegenüber den echten Bastzellen auch wohl als Weichbast bezeichnet. Während das Xylem vorzüglich dem Wassertransporte in der Pflanze dient, werden im Weichbaste namentlich die eiweissartigen Nährstoffe nach den Verbrauchsorten derselben geleitet und in den Siebröhren ausserdem auch Stärkekörnchen transportirt. 88. Die in den beiden voraufgehenden Paragraphen aufgeführten Ge- webeelemente der Fibrovasalbündel sind nicht immer sämmtlich in jedem Strange vorhanden. Vielmehr fehlen einzelne derselben gar häufig. So besitzt manchmal das Phloöm keine echten Bastzellen (Cucurbita), während der Weichbast wohl nie fehlt. Bei den Nadelhölzern werden nach dem zweiten Jahre der Entwickelung eines Triebes aus dem Cambium nur Tra- cheiden, keine Gefässe entwickelt. In den äussersten Endigungen der Fibrovasalstränge in den Blättern verschwinden allmälig alle Zellformen derselben bis auf ein oder zwei Spiralgefässe oder einige Cambiformzellen. In anderen Fällen entwickelt sich das Holzparenchym sehr stark und es werden nur wenige Gefässe und‘Holzzellen gebildet. Sind dann gleich- zeitig diese Fibrovasalbündel wenig oder gar nicht verholzt, so bleibt das ganze Gewebe eines solchen Organes weich und saftig und der Holzkörper stellt scheinbar das Mark desselben dar (Kartoffelknolle, Rübe, Möhre, Rettig ete.. — von denen wir bei abnormer Verholzung der Fibrovasalbün- del sagen, dass sie holzig oder stockig und damit für unseren Küchenver- brauch nicht verwendbar sind). 54 Fibrovasalstränge der Wurzeln. 89. Die | Fibrovasal- stränge der Wurzeln zeigen eine von denen des Stammes ab- weichende Lagerungihrer Theile. Im Centrum des Querschnittes lie- genin einen Kreis geordnet mehr oderminderzahlreiche,radial ver- laufende Gefässgruppen, deren äusserste dickwandige Gefässe die ältesten, deren innere dün- nerwandige die jüngsten Gefässe Jeder Gruppe sind (Fig. 28 und deren Erklärung). Bei wenigen (2—3) solcher Gruppen in dün- nen Wurzeln treffen diese im Centrum meistens zu einem den Strang halbirenden Bande oder einem dreistrahligen Stern zu- sammen; sind dagegen mehr Gefässgruppen vorhanden, so lassen diese (namentlich bei dickeren Wurzeln) im Centrum ein parenchymatisches "Mark zwischen sich (Fig. 28, m). Zwi- schen den äusseren Gefässen je zweier benachbarter Gefäss- gruppen, die also den Holztheil repräsentiren, liegt je ein Bast- bündel (Fig. 28, b). Die ganze axile Fibrovasalmasse, von der man nicht weiss, ob sie einen einzigen Strang repräsentirt oder aus mehreren Strängen zusammengesetzt ist, wird von eıner einfachen Gewebeschicht zartwandiger Zellen, dem Pericambium (Fig. 28,p), umgeben und ausserdem noch von einer gewöhnlich sehr charakte- ristischen Strangscheide ($ 91 —- Fig. 28, s), sowie im weiteren Umfange von der meist mächtig entwickelten Wurzelrinde (Fig. 28,r) umhüllt, welch’ letztere häufig weite Luftgänge und manchmal Bündel dickwandiger, bast- faserartiger Zellen enthält (Fig. 28, d). 3. Das Grundgewebe. %. Alle nicht zum Hautgewebe oder Fibrovasalsystem gehörenden Gewebemassen bilden das Grundgewebe des Pflanzenkörpers. Beimanchen Pflanzen mit nicht umfangreich entwickelten, namentlich geschlossenen Fi- Fig. 28. Stück eines Querschnittes durch einen Wurzelast der Keim- wurzel von Phoenix dactylifera (Vergr. 240). r Innere Schichten der Rinde. d Bündel dickwandiger Zellen in derselben. s Strangscheide. p Pericam- bium. g Gefässe der bandartigen, strahlig geordneten Fibrovasalstränge, die äussersten ältesten sehr eng und dickwandig, die inneren jüngsten weit und dünnerwandig. b Phloömbündel. m dickwandige Markzellen. Markstrahlen. 55 "brovasalsträngen ist es oft der Hauptbestandtheil des betreffenden Organes ‚Stämme vieler Farne), während es bei Stämmen mit lange anhaltendem Dickenwachsthum (Dicotyledonen, Coniferen) durch Bildung mächtiger Fi- "brovasal-, namentlich Holzmassen, mehr und mehr verdrängt wird. Hier nimmt es dann gewöhnlich einen centralen, als Mark bezeichneten, und einen peripherischen Theil, die Rinde, ein, welche in Axen mit centralem Fibrovasalstrange (Wasserpflanzen, manchen Wurzeln) allein vorhanden ist. "Zwischen beiden durchsetzen radial verlaufende Züge parenchymatischer in der Richtung des Radius gestreckter Zellen die senkrecht zur Längsaxe gestreckten Elemente des Holzes und Bastes. Diese Zellenzüge sind die Markstrahlen, welche im Holzkörper :auch als Holz- oder Xylemstrahlen, im Baste als Bast- oder Phloämstrahlen bezeichnet werden (Fig. 25 und 26, m). Jenach der Richtung, in der man sie betrachtet, erscheinen sie entweder als radial auf grössere oder geringere Strecke durch den Stamm verlaufende einfache oder mehrschichtige Zell- ‚reihen (Querschnitt — Fig. 26, m), oder als schmälere oder breitere aus über einander stehenden Zellreihen gebildete Bänder, die sich am besten ‚mit einer aus Ziegeln aufgeführten Mauer vergleichen lassen (radialer Längsschnitt — Fig. 25, m), oder als linsenförmige, senkrecht zwischen den Fibrovasalmassen stehende Zellgruppen oder Zellenplatten (tangentialer Längsschnitt). Die schematische Figur 29 giebt über diese Verhältnisse den ‚besten Aufschluss und als Demonstrationsobjekt ist namentlich das Eichen- holz wegen seiner ausgezeichnet breiten Strahlen (die „Spiegel“ der Tech- nik) geeignet. — In dünnen Zweigen und im inneren Theile des Stammes Janglebiger Bäume stehen die Markstrahlen mit dem Marke selbst in Ver- bindung. Bei lange andauerndem Wachsthum werden jedoch in den äusse- ren Holz- (und Bast-) Lagen neue Strahlen erzeugt, die in grösserer oder geringerer Tiefe endigen, ohne sich mit dem Marke zu verbinden. Fig. 29. MM MT ———% 91. Das Grundgewebe ist bald parenchymatisch, bald prosenchy matisch entwickelt. Im letzteren Falle sind die Zellen desselben häufig den echten Fig 29. Schematische Darstellung des Stammbaues.. m Mark; die von diesem auslaufenden Markstrahlen ms sind im Querschnitt (g), Radial- schnitt (ra) und Tangentialschnitt (t) sichtbar. c Cambium. b Bast. r Rinde, resp. Kork. In dem zwischen Mark und Cambium liegenden Holze sind zwei Jahresringe sichtbar, deren Gefässe auf dem Querschnitt durch Punkte, auf dem Radialschnitt durch senkrechte Striche angedeutet wurden. 56 Hypoderm. Mechanisches System. Bastfasern gleich gebildet: stark , oft bis fast zum Verschwinden der Höh- lung verdickt, bald geschmeidig, bald stärker verholzt, bald mit hornartig erhärteten, oft gefärbten Wänden als Sclerenchym ausgebildet. Sie tragen dann nicht unwesentlich zur Festigkeit der Axe bei, sind daher auch ge- wöhnlich in solchen Fällen zu starken Bündeln, ähnlich den Bastzellenbün- deln (Blätter der Nadelhölzer), oder zu ringförmigen, unter der Epidermis. li@genden oder die Gefässbündel ganz oder theilweise umhüllenden Massen vereinigt (Fig. 30, b, s). In vielen Pflanzen bilden sie als solche das bereits in $ 80 erwähnte Hypoderm, das bei anderen aus dem ebenfalls zum Grundgewebe gehörenden, a. a. O. genannten Collenchym besteht. i Nach neuerer Auf- 1! fassung wird häufig das. =o0000000000000 OO000O prosenchymatische Grund- gewebe auch direct als Bast bezeichnet und sammt den echten Bast-- zellen und dem Libriform der Gefässbündel wegen seiner mechanischen Lei-- stungen für die Festigkeit der Axe als mechani- sches System den übrigen, meist keine be- trächtliche Widerstands- fähigkeit entwickelnden Gewebeelementen entge- gen gestellt. Die Grup- pirung der mechanisch: wirksamen Elemente des. Gewebes in Axe und Blatt würde auch den Gesetzen der Mechanik entsprechen, nach welchen. die Anordnung der wider- standsfähigen Elemente bei cylindrischen Orga- nen, :bei denen die bie- gende Kraft in allen zur Längsaxe rechtwinkeligen Richtungen wirksam sein kann, im Allgemeinew eine peripherisch- kreisförmige, bei Flä- Fig. 30. Querschnitt eines dünnen Seitentriebes von Bambusa arundi- nacea (Vergr. 240. e Epidermis. p Grundgewebe. b zwischen beiden gelegene bastfaserähnliche Zellen, welche einige Gefässbündel (g) ein- schliessen und nach aussen mit dünnerwandigem Gewebe wechseln. In dem inneren grossen Fibrovasalstrange sind g getüpfelte Gefässe, r ein Ring- gefäss, n Bast und s Strangscheide. Strangscheiden. Füllgewebe. Steinzellen. 57 chenorganen, deren Festigkeit. vorzugsweise in der Richtung senkrecht zur Flächenausdehnung einer Steigerung bedarf, einer oberflächlich-zwei- reihige sein muss. Nach diesen Anschauungen würden dann die Gewebe- systeme der Pflanze nicht als von morphologischen, sondern in erster Linie als von physiologischen Gesetzen abhängig betrachtet. Einer Vereinigung beider Ansichten steht jedoch nichts entgegen: es zeigt sich hier, wie auch in manchen anderen Fälleu (z. B. den blattähnlichen Zweigen etc.), dass die verschiedenartigsten, morphologisch ungleichwerthigen Glieder einer Pflanze, wenn sie dieselben Funktionen übernehmen, sich auch diesen in gleichem Sinne zweckmässig anpassen. 92. Liegen sclerenchymatische oder bastfaserähnliche Prosenchymzellen des Grundgewebes als Stütze den Gefässbündeln an, so bezeichnet man sie in ihrer Gesammtheit als Strangscheiden. Bei vielen Gefässkryptogamen, namentlich Farnen, ist die Strangscheide oft nur aus einer Lage von Zel- len gebildet, deren Wände entweder gleichmässig verdickt sind, oder bei denen die dem Fibrovasalstrange zugekehrten Wände allein sehr stark, die Seitenwände (auf dem Querschnitt gesehen) keilförmig, die Aussen- wände gar nicht oder nur schwach verdickt, oft auch nicht gefärbt sind, während die übrigen Wandpartieen meist braune Färbungen zeigen (Fig. 24, s.. Bei anderen Gefässkryptogamen wird die Strangscheide oft aus mächtigen Lagen von Sclerenchym aufgebaut und. ebenso besteht sie in den Axen vieler Monocotyledonen häufig aus mehreren Zellenlagen (Fig. 30, s), die entweder als geschlossener Hohlcylinder den Strang umgeben, oder demselben als Bündel auf zwei Seiten oder nur auf einer Seite angela- gert sind. In den Wurzeln werden die Gefässbündel ($ 89) ebenfalls von einer aus einer Zellenlage gebildeten Strangscheide umhüllt, deren Zellen bald dickwandig (sehr schön bei Sarsaparille- oder Smilax-Wurzeln), bald dünnerwandig sind, aber auch im letzteren Falle gegen das übrige Grund- gewebe mehr oder minder scharf abgeschieden erscheinen (Fig. 28, s). In Pha- nerogamenstengeln mit getrennt verlaufenden, zum Kreise geordneten Ge- fässbündeln werden diese gegen die Rinde gewöhnlich auch von einer hohl- eylindrischen Strangscheide abgegrenzt (Ricinus). Uebrigens sind die Zel- len der Strangscheide nicht immer. prosenchymatisch; oft besteht dieselbe auch aus verholzten Parenchymzellen. Das parenchymatische Grundgewebe besteht gewöhnlich aus saft- reichen, dünnwandigen Zellen, die zwischen sich kleinere oder grössere Intercellularräume lassen. Wo es sich in grossen Massen entwickelt, wird es oft als Füllgewebe bezeichnet, das bald’ chlorophyllreich, bald chloro- phyllarm oder chlorophylllos ist (so namentlich im Innern knrlliger Stämme, dickfleischiger Blätter und saftiger Früchte). In den meisten Blättern bildet. chlorophyllihaltiges Füllgewebe (hier Mesophyll genannt) gewöhnlich die Hauptmasse des ganzen Blattes. ‚4. Zellenformen und Gewebebildungen, welche in ver- schiedenen Geweben auftreten können. 93. Im Grundgewebe, oft aber auch in anderen Gewebesystemen vOT- kommend, findet man noch verschiedene im Vorhergehenden nicht erwähnte oder nur flüchtig berührte Bildungen. Häufig treten in ihm Schichten oder Nester von Steinzellen auf: 58 Trichoblasten. Milchzellen. Milchgefässe. parenchymatische Zellen mit sehr stark verdickten, gewöhnlich geschichteten nnd von einfachen oder verzweigten Tüpfelkanälen durchsetzten Wänden (Fig. 25, 26, in $ 86, st). Sie sind namentlich häufige Begleiter des Bastes unserer Bäume und Sträucher, finden sich aber auch im Marke und im Fleische vieler sonst saftiger Früchte (Olea —- Fig.5 — steinige Birnen ete.). Beim sogenannten Steinobst (Amygdaleen), sowie bei vielen anderen Früchten (Juglans etc.), besteht die Innenschicht der Fruchtschale allein aus Stein- zellen, die zum Sclerenchym mannigfache Uebergänge zeigen. Im Blattstiele der Nymphaeaceen finden sich in den Scheidewänden zwischen den Luftcanälen verzweigte, dickwandige, mit Cuticularknoten ‚besetzte, gewissen Sternhaaren nicht unähnliche Zellen, deren Aeste in die Luftgänge hineinragen. Aehnliche, noch dickerwandige, H-förmige Zellen ‚sind auch im Gewebe der Monsterineen (Unterfamilie der Aroideen) vor- handen. Unregelmässig verzweigte, oft sehr dickwandige Zellen mit ge- schichteter Wand treten häufig im Marke und im Füllgewebe vieler Blätter (Camellia etc.) auf. Alle diese Formen werden wegen ihrer Aehnlichkeit mit Haarbildungen (Trichomen) auch als Trichoblasten bezeichnet. Ihnen verwandt sind die spindelförmigen einfachen oder verzweigten, sehr dickwandigen sogenannten Spicularzellen von Welwitschia, welche sich (8 33) durch die Einlagerung grosser Krystalle oxalsauren Kalkes in die "Zellwand auszeichnen. 94. Mit den Trichoblasten, namentlich denen der Monsterineen, sind ferner die Milchzellen der Euphorbiaceen, Asclepiadeen, Apocyneen und . Moreen verwandt. Es sind dies langgestreckte, Fig. 31. verzweigte, bald ziemlich dickwandige (Euphor- np m bia), bald dünnwandige (Nerium, Ficus) und e A schwieriger zu verfolgende Zellen, welche einen = Milchsaft enthalten, der bei Euphorbia splendens N Non T1 7 [EB N —— und anderen tropischen Arten der Gattung kno- chenförmige, bei unseren einheimischen Arten stäbchenförmige Stärkekörner führt. Sie ent- | stehen nahe dem Vegetationspunkte sowohl im Marke, als auch in der Rinde und senden von letzterer aus oft Zweige durch den Holzkörper in das Mark (Euphorbia splendens) Ebenso sind bei den Euphorbien die Milchzellen der Blätter nur Verlängerungen solcher der Internodien des Stengels. Dagegen dürfen die Milchgefässe der Papaveraceen, Papayaceen, Cichoraceen, Campa- RUE (u RN = Si N Mi 4 N N IB 3 In Kal N y N N a Ale KR 15 RBLREN N ae IA Fu = \ N IHREN YS N AN RT AR N, a) = Ei FEN \ x Bi TREE N un“ N Ne LT IR SUN! N N B> Ri zu \. DR TER * | N N SSERLRN STREET URN | NR Y SW SEA AN A ei oh L HR, MAN LER ZN pe Ey — Yor AUCH ANAL >: 13% | \>21 ” | Ja 1 a & s a & ala E= nulaceen, Lobeliaceen, Convolvulaceen, Aroi- \ Bee 15 deen etc. nicht mit den Milchzellen verwechselt Ass Bi Tr wi 1 . 1 ; ES EN EAN werden. Diese sind wahre Zellfusionen, durch = | | DE et 1} Y h (ersall ER | Auflösung der betreffenden Scheidewände, wie = “ die Gefässe des Holzes, aus ganzen Zellenreihen hervorgegangen. Da auch Querreihen von Zellen wel Nr y R\ N IV ee { AN Fig. 31. Milchgefässe aus dem Stengel von Lactuca sativa (Tangen- tialschnitt). m das Netz der Milchgefässe, p die in den Maschen desselben liegenden Parenchymzellen. (Vergr. 240.) an Schlauchgefässe. Drüsen. Gummigänge etc. 59 neben Verticalreihen zu Milchgefässen zusammentreten und die beiderlei Reihen vielfach mit einander verschmelzen, so stellen die Milchsaftgefässe ein meistens reichmaschiges Netz (Fig.31, m) dar, das sowohl im Grundgewebe als auch namentlich im Basttheile der Fibrovasalstränge (Campanulaceen, Cichoraceen, Lobeliaceen) oder im Xylem (Papayaceen) derselben verläuft. Bei Acer verwandeln sich sogar die Siebröhren direct in Milchsaftgefässe und bei den Aroideen scheinen metamorphosirte Spiralgefässe als solche vorzu- kommen; ähnliches ist bei Convolvulaceen der Fall, während andere Pflan- zen (Rhus, Alisma etc.) Milchsaft auch in Intercellulargängen enthalten. Der bald farblose, bald (meist weiss, seltener gelb — Chelidonium — oder röthlich oder bläulich) gefärbte Milchsaft ist eine Lösung und auch Emul- sion verschiedener Pflanzenstoffe (Fette, Gummi, Harz,‘ Kautschukkörper — Siphonia elastica —, Alkaloiden — Morphium im Opium, dem eingetrock- neten Milchsafte des Mohn-—, ete.) in wässerigem Zellsaft. Bei den Amaryllideen finden sich Schlauchgefässe aus Reihen über einander stehender Zellen, mit theilweise oder ganz aufgelösten Querwän- den. Ihr zahlreiche Raphiden enthaltender Inhalt ist aber nieht milchig. - Achnliche Zellfusionen, den echten Milchgefässen gleich, treten im Stengel und in den Blättern der Commelinaceen auf, während die in den Zwiebel- schalen, Blättern und Stengeln von Allium Cepa vorkommenden, nach Art der Siebröhren getüpfelten Schlauchgefässe wohl Milchsaft führen, aber nicht unter einander in offene Verbindung treten. 9. Viele Pflanzen enthalten im Gewebe der Blätter und Früchte, an Stengeln, Blüthenstielen etc. Drüsen, d. h. mit Secreten, vorzugsweise ätherischem Oel, erfüllte Hohlräume, die durch Auflösung von meist rund- lichen Zellengruppen entstanden sind und in der Regel von besonderen Gewebeschichten mit tangential gestreckten Zellen umgeben werden. Der- artige Drüsen finden sich ausgezeichnet in den Fruchtschalen der Orangen und Citronen, wo sie die Behälter des in grossen Tropfen in ihnen liegen- den Citronenöles sind. Aehnliche Drüsen besitzen die Blätter von Hype- ricum, Citrus, Dietamnus, manchen Labiaten u. s. w. Bei Dietamnus ent- stehen die dem Blattgewebe eingesenkten Drüsen aus _einer Epidermiszelle and einer unter dieser liegenden Parenchymzelle, während die gestielten, in ein Haar endigenden Drüsen an Blüthenstiel, Bracteen und Kelch der- selben Pflanze nur aus den Theilungen einer Oberhautzelle hervorgehen. Von derartigen Drüsen müssen die ätherisches Oel, Harz oder Gummi enthaltenden Einzelzellen, oder Gruppen solcher (drüsenartige Harzzellen- gruppen im Holze der Coniferen), die oft auch als Drüsen bezeichnet wor- den sind, unterschieden werden; dagegen kann man die bei der Phaneroga- menblüthe zu erwähnenden, zuckerhaltige Säfte ausscheidenden Nectarien wenigstens zum Theil hierher rechnen. 9. Gummi-, Harz- und Oelgänge gehören ihrer Entstehung nach zu den Intercellularräumen ($ 68). Gewöhnlich sind es drei oder vier Zellenreihen, die in der Mitte auseinander weichend einen engen Intercellu- largang zwischen sich bilden, der bei starkem Wachsthum des umgeben- den Gewebes sich in der Regel noch erweitert und oft sogar so bedeuten- den Durchmesser erreicht, dass er dem unbewaffneten Auge sichtbar wird (Gummigänge von Astrapaea). Durch Tangentialtheilungen und weitere radiale Theilungen in den angrenzenden, secernirenden Zellen wird der 60 Differenzirung der Gewebe. Secretionscanal später von einem meist zartwandig bleibenden Mantel tan- gential gestreckter Zellen umgeben. Je nach der Natur des von dem Nach- bargewebe ausgeschiedenen Secretes bezeichnet man die Secretionscanäle als Gummigänge, (Cycadeen, Astrapaea etc.), Harz- resp. Terpenthin- gänge (Coniferen, Terebinthaceen), oder Oelgänge (Compositen). Manchmal enthalten sie auch Gemische, .z. B. von Gummi- und Harz (Araliaceen, Umbelliferen). Ihre Vertheilung in der Pflanze erstreckt sich sowohl auf das Grundgewebe (Astrapaea), als auf die Fibrovasalstränge (Pittosporum Tabira) oder auch auf beide zugleich (Coniferen, Umbelliferen).. Sammelt sich in ihnen das Secret in grosser Menge an, so dass das umgebende Ge- webe zersprengt wird, oder werden sie durch Verwundung des umgeben- den Gewebes bloss gelegt, oder gar verletzt, so quillt das Secret gewöhn- lich rasch heraus, um zu grösseren oder geringeren Massen auf den Wund- flächen einzutrocknen, wie es bei der Gewinnung des Harzes unserer Na- delhölzer der Fall ist. C. Die Entwickelung der Gewebe aus dem Urmeristem und das Dickenwachsthum des Stammes. 97. Die im vorigen Abschnitte besprochenen Gewebesysteme sind, wie bereits in $8$ 62 und 70 angedeutet wurde, nur den höher organisirten Pflanzen eigen. Beidenauf niederer Entwickelungsstufe stehenden Thallophyten sind die den Zellenkörper zusammensetzenden Zellen (häufig mit Ausnahme derjeni- gen der Fortpflanzung dienenden) meist so wenig von einander verschie- den, dass von Haut-, Fibrovasal- und Grundgewebe nicht die Rede sein kann, zumal bei denjenigen Formen, die nur aus Zellenreihen oder wenig entwickelten Zellenscheiben oder Zellkörpern bestehen. Erst mit der mas- sigeren Ausbildung des Gewebes lassen sich bei den höheren Thallophyten (grösseren Pilzen, Tangen etc.) häufig äussere kleinere Zellen unter Um- ständen als Rinde oder auch als Hautgewebe betrachten (8 70), während centrale Gewebemassen sich oft durch stärkere Längsstreckung ihrer Zellen von den peripherischen unterscheiden. Bei manchen niederen Moo- sen (z. B. Marchantia) tritt uns zum ersten Male eine echte Epidermis mit Spaltöffnungen entgegen ($ 70). Ebenso finden sich in Stengel und Blät- tern namentlich der Laubmoose fast durchgängig Zellenstränge, deren langge- streckte, dünnwandige Zellen mit dem Cambiform ($87 e) der Fibrovasalstränge Aehnlichkeit haben, so dass man derartige Stränge vielleicht als erste An- deutung zur Anlage von Gefässbündeln gelten lassen kann, während im Stengel derselben Moose die beiden anderen Gewebesysteme noch nicht _ oder nur andeutungsweise geschieden sind. Dagegen treten von den Ge- fässkryptogamen an aufwärts an den völlig entwickelten Organen die Ge- webe scharf als eines der drei besprochenen Systeme fast überall hervor. 98. Gehen wir von den vollständig differenzirten Theilen wachsender Stengel und Wurzeln oder deren Verzweigungen aufwärtszu den jüngeren Regionen derselben, so bemerken wir jedoch eine allmälig auftretende we- niger scharfe Sonderung der Gewebesysteme, bis wir in den äussersten fortwachsenden Enden derselben von ihnen nichts mehr sehen, sondern hier ein Gewebe antreffen, dessen lebhaft sich theilende Zellen alle gleiche oder nahezu gleiche Grösse, gleiche Form und gleichen Inhalt besitzen. Urmeristem. Scheitelzelle. 61 Dieses Gewebe, aus dem weiter abwärts allmälig sämmtliche verschiedenen Gewebe der entwickelten Organe hervorgehen, ist das bereits in $ 65 er- wähnte Urmeristem. Es bildet den Scheitel des wachsenden Spros- ses, der, wenn er als kegelförmige Verlängerung vorragt, Vegetations- kegel, sonst aber mit allgemeinerer Bezeichnung Vegetationspunkt genannt wird. Bei den allermeisten Kryptogamen lässt sich das gesammte Urmeri- stem seinem Ursprunge nach von einer einzelnen, grösseren, am Scheitel des Vegetationspunktes liegenden Zelle, der Scheitelzelle, ableiten, deren Theilungen nach bestimmten Gesetzen erfolgen. Bei den Phanero- gamen ist jedoch eine einzelne Scheitelzelle nicht vorhanden; es wird der Scheitel selbst von einer Gruppe gleichwerthiger, gleichmässig sich thei- lender Zellen eingenommen. 99. Betrachten wir zunächst das Wachsthum von Vegetations- punkten mit Scheitelzelle, so finden wir einen einfachsten Fall der Art bei vielen Algen, bei denen die das Ende eines Laubzweiges einneh- mende Scheitelzelle cylindrische Gestalt und eine kugelförmige Endfläche zeigt (Fig. 32, v).. Wie in allen anderen Fällen wird hier durch die in der Scheitelzelle erfolgenden Theilungen dieselbe in zwei ungleiche Tochter- zellen zerlegt, von denen die äusserste im Allgemeinen die Form der Scheitelzelle behält und zur neuen Scheitelzelle wird, die nach rückwärts durch die Theilwand (Segmentwand, Hauptwand) abgeschnittene Zelle (Segment, Segmentzelle) dagegen eine abweichende Gestalt zeigt. In unserem ersten Falle ist sie dick scheibenförmig (Fig. 32, s’). Nachdem die Scheitelzelle durch Wachsthum sich wieder annähernd auf ihren ursprünglichen Umfang vergrössert hat, wird durch eine neue . Segmentwand, die parallel der ersten fällt, ein zweites Segment von der Form des ersten nach hinten abgegliedert und so fort. Die abgeschnittenen Segmente aber theilen sich in unserem Beispiele zunächst durch Querwände in je zwei über einander stehende scheibenförmige Glie- derzellen (Fig. 32, s”), die dann durch je eine Längswand halbirt werden. Eine zweite, rechtwinkelig auf die erste gerichtete Längswand in jeder halbeylindri- schen Zelle theilt die ursprüngliche Gliederzelle in vier nach Art von Quadranten gelagerte Zellen und diese werden darauf durch weitere, hier nicht ins Einzelne zu verfolgende radiale und tangentiale Längswände in innere und äussere Zellen zerlegt, wodurch die Entwickelung des Gewebekörpers fort- geführt wird. Bleiben die Segmentzellen ungetheilt, oder thei- len sie sich nur durch Querwände, so entsteht aus den Theilzellen der Scheitelzelle eine einfache Zellen- Fig. 32. Vegetationskegel von Cladostephus verticillatus (Vergr. 180) nach Pringsheim. v Scheitelzelle. s’ deren jüngstes, noch ungetheiltes, 8’ das zweitjüngste, bereits in Quer- und Längstheilung begriffene ‚Segment. 62 Scheitelzelle des Stammes. reihe (Fadenalgen, Mycelium und Hyphen der Pilze, Vorkeim der meisten Moose, einfacher gebaute Haare wie Fig. 18 r, s). 100. Bei einzelnen Laubmoosen, z. B. Fissidens, liegt am Scheitel des kurzen Vegetationskegels eine Scheitelzelle, die von oben gesehen linsen- förmig (Fig. 3% A; v), in einem Längsschnitt in der Richtung des Pfeiles bei B keilig, etwas schmäler wie v in C derselben Figur erscheint. Sie ist somit eine keilförmige Zelle mit einer gewölbten Aussenwand und zwei nach unten im spitzen Winkel ebenfalls leicht gewölbten Seitenwänden. Die Segmentwände fallen hier bei der Theilung abwechselnd rechts und' links, also stets parallel der ältesten Wand der neuen Scheitelzelle, wie dies in dem schematischen Grundrisse B deutlich hervortritt, in welchem die Altersfolge der Segmentwände durch die Reihenfolge der Zahlen bezeich- net wurde, 1 daher die älteste, 6 die jüngste Wand ist. Von den beiden die Scheitelzelle v jetzt begrenzenden Wänden 5 und 6 ist 5 älter als 6; die nächste Wand 7 wird daher parallel der Wand 5 fallen und wie die ' vorhergehenden Segmentwände eine Fig. 33. tafelförmige Segmentzelle von der‘ Scheitelzelle abgliedern, welche von einer oberen und unteren nahezu dreiseitigen Wand, zwei parallelopi- pedischen Seitenwänden (etwa wie die in den Segmenten 5 und 7 der Figur‘ C) und einer gebogenen Aussenwand begrenzt ist. Die weiteren Theilun- gen in den Segmentzellen siehe in $ 101 und 102. Eine ähnliche dreiflächige Schei- telzelle mit abwechselnd rechts und links fallenden Segmentwänden be- sitzt auch der Vegetationspunkt ge- wisser laubiger Lebermoose (z. B. Metzgeria), der Vegetationskegel ei- niger Farne (z. B. von Pteris aqui- lina) und in einer gewissen Lebenspe- riode der Vorkeim mancher Farne. 101. Die Scheitelzelle der be- blätterten Lebermoose, der meisten Laubmoose und der Mehrzahl der z Fig. 33. A Scheitelansicht eines jungen Sprosses von Fissidens adian- toides (Vergr. 350) nach Leitgeb. B Schematische Darstellung der Thei- lungen in der Scheitelzelle v (Grundriss, die Zahlen geben die Altersfolge der Wände von der ältesten sichtbaren bis zur jüngsten — 6— an). C Ve- getationskegel von Equisetum arvense nach Cramer (Vergr. circa 200). D Schematischer Grundriss desselben mit den Theilungen in der Scheitel- zelle v und deren Segmenten, die (wie in Fig. C) nach der Altersfolge vom ältesten sichtbaren bis zum jüngsten mit 1—7 bezeichnet, ausserdem auch durch stärkere Wände markirt sind. E Querschnitt des Vegetations- kegels von Equisetum arvense bei Segment 1 in C geführt: 1, 2 und3sind die Haupt-, s die Sextantenwände. Scheitelzelle des Stammes. 63 Gefässkryptogamen ist eine vierflächige, von drei dreiseitigen, nach rück-- wärts pyramidenförmig zusammenstossenden Seitenwänden (Fig. 33 C) und: einer dreiseitigen, gewölbten Aussenwand (Fig. 33 C, D) gebildete. In. ihr divergiren die drei aufeinander folgenden Segment- oder Haupt- wände, welche auch hier jedesmal parallel der ältesten Wand der jeweiligen Scheitelzelle angelegt werden, um Winkel von circa 120°, eine aufsteigende Spirale um den Vegetationskegel beschreibend. Ganz vorzüglich ist diese Theilung, wie diejenige der Segmente, in der grossen Scheitelzelle der Schachtelhalme zu verfolgen. Die Anordnung der Segmente selbst geht leicht aus den Figuren 33 C und D hervor; ihre Altersfolge ist auch hier durch die Zahlen 1—7 bezeichnet. und die zu einem Segmente gehörenden weiteren Gliederzellen sind durch stärkere Linien, die je ein [Segment umfassen, gekennzeichnet. Darnach theilt sich jedes der wie bei Fissidens gestalteten Segmente durch eine der ersten Hauptwand parallele Wand in eine obere und untere Hälfte (Fig. 33 D, Segment 6, 6; Fig. 33 C, Segment 4). Jede derselben wird dann durch eine senkrechte Wandin 2 nicht ganz gleiche, rechts und links " gelegene Stücke gegliedert. Diese letzte Wand (Fig. 33 E, s) setzt näm- lich zwar an der Mitte der Aussenwand an (Fig. 33 D, Segment 5 und: ältere), geht aber nicht geradlinig in den Innenwinkel der Segmenthälfte, sondern im Bogen an eine Seitenwand. Die so erzeugten auf nahezu gleicher Höhe liegenden sechs Zellen (Sextantenzellen — Fig. 33 E) eines Umlaufes (d. h. dreier oberer und unterer Segmenthälften) zerfallen dann ' durch Tanrgentialwände in eine innere kleinere und. äussere grössere Zelle. Aus ersteren Zellen geht das später zerreissende Mark, aus letzteren Epi- dermis, Fibrovasalstränge und Rinde hervor. 102. Bei den hierher gehörenden Laubmoosen sind die Theilungen in der Scheitelzelle (v, Fig. 34) analog denen bei Equisetum. Die Seg- mente liegen auch hier in 3 geraden Reihen am Stämmchen unter einander (Fig. 34, Segment 1—9, die bei Berücksichtigung des ganzen Stengelum- fanges ihrer wahren Altersfolge nach als die Segmente 1, 4, 7, 10 etc. be- zeichnet werden müssten). Sie sind anfänglich wie bei allen ähnlichen Scheitelzelltheilungen mehr oder weniger schief gestellt (Fig. 34, Segmente 1, 2, 3), werden aber in Folge des weiteren Wachsthumes des Stämm- chens allmälig horizontal gelegt (Fig. 34, Segmente 6, 7, 8), was auch bei Equisetum (Fig. 33 C) deutlich hervortritt. Die erste in jedem Segmente auftretende Wand ist eine der Längsaxe des Stämmchens nahezu parallele Tangentialwand, die das Segment in. einen äusseren Blatttheill und einen inneren Stengeltheil zerlegt, und welche als Blattwand bezeichnet wird (Fig. 34,a). Der Stengeltheil des- Segmentes zerfällt darauf wie bei Equisetum ($ 101) durch eine gebogene Radialwand in zwei ungleiche Sextantenzellen (sechs Zellen bilden jetzt. den Stengelumfang), die sich in weiterer Folge durch Tangential- und Ra-- dialwände theilen und damit die Hauptmasse des Stengelgewebes liefern. _ Im Blatttheile jedes Segmentes theilt eine auf die Blattwand (a) senk-- ' recht gerichtete Querwand, die Basilarwand (Fig. 34, b), dieses in eine: obere scheitelsichtige (akroskope) und untere grundsichtige (basiskope) Zelle. Die grundsichtige Zelle erleidet später abwechselnd eine Anzahl von Radial- und darauf folgenden Tangentialtheilungen; das daraus hervor- “u 64 Scheitelzelle der Wurzeln. gehende Gewebe nimmt an der Stengelbildung Antheil. Aus der scheitel- sichtigen Segmentzelle dagegen entwickelt sich ein Blatt, indem auf dem Längsschnitte des Stämmchens eine zuerst sichtbare Wand c (in Segment 6 der Fig. 34) die Zelle in den Blattgrund und die Blattfläche theilt, die Wände d und e ersteren mehrzellig machen, die Blattfläche selbst durch* eine abwechselnd nach rechts und links Segmente abschneidende Scheitel- zelle weiter gegliedert wird (vgl. $ 139). Von dem besprochenen Typus der vierflächigen Scheitelzelle weichen manche Laubmoose dadurch ab, dass die Hauptwände nicht parallel der ältesten Wand der Scheitelzelle angelegt werden, sondern jedesmal an ihrer (im Sinne der fortlaufenden Spirale) vorderen Seite etwas weiter vorgrei- fen, so dass das vierte Segment beispielsweise nicht genau über dem ersten steht, sondern um ein Stück in der Spirale vorgerückt ist, die Blätter also nicht in drei geraden Längsreihen am Stengel stehen. 103. Auch die Wurzeln der meisten Gefässkryptogamen wachsen mit einer Scheitelzelle, ’die derjenigen des Stammendes von Equisetum der Form Fig. 34. nach gleichkommt. In der-“ 21 selben erfolgen zunächst drei Theilungen parallel den. Hauptwänden wie in den oben beschriebenen Fällen. / Dann aber wird eine vierte Wand parallel der. Aussen- fläche der Scheitelzelle an- NLY gelegt und dadurch eine Kugelkappenzelle von der- selben abgeschnitten (Fig. 35, kk), die zur Entstehung der die Wurzel (gegenüber 5 [} dem nackten Stammscheitel) ee 2 charakterisirenden Wurzel- IHR Ye haube Veranlassung giebt - Fe a (Vgl. 88114, 122). Nach dieser vierten Theilung der Schei- Se 9 Nr af! IF telzelle treten wieder drei | den Seitenflächen parallele ( DA Wände nacheinander auf, Fr welche das Gewebe der. Wurzelspitze _vermehrende Segmentzellen liefern, wo- Fig. 34. Längsschnitt durch das Stammende von Fontinalis antipyre- tica (Vergr. 250) nach Leitgeb. v Scheitelzelle. 1-9 die von derselben abgeschnittenen, in einer Längsreihe am Stamme liegenden Segmente, die auch durch stärkere Linien markirt sind. a Blattwand, b Basilarwand, Cambium. Cambium bezeichnet wird, und von der das weitere Dickenwachs- thum des Stammes oder Zweiges seinen Ausgang nimmt, 109. Die noch getrennten Fi- brovasalstränge werden in ihren Cambialtheilen nämlich bald durch Bildung einer verbindenden Cam- biumschicht in den bis dahin tren- nenden Markverbindungen verei- nigt, indem in letzteren tangen- tiale Theilungen eintreten. So entsteht ein geschlossener Cam- biumeylinder (aufdem Querschnitte als Ring erscheinend und daher auch als Verdickungsring be- zeichnet), der unter fortwährender Theilung und Umwandlung eines. Theiles seiner in radiale Reihen angeordneten Zellen in Dauerzellen auf seiner BRindenseite Bast, auf der Markseite Holz entwickelt, so dass bald auch ein geschlossener Bast- und Holzkörper vorhanden ist. Letzterer ist nach dem Marke zu nicht regelmässig kreisförmig begrenzt. Vielmehr springen die Holztheile der zuerst getrennt an- gelegten Stränge bogenförmig nach innen in das Mark vor und bilden die sogenannte Markkrone. Der gesammte Bast wird von nun an wohl auch als secundäre Rinde bezeichnet. | 110. Mit dem Schlusse der Ve- getationsperiode hört die 'Thätigkeit des Cambiums auf: der zwischen Holz und Bast übrig bleibende Theil ruht während des Winters, um mit Eintritt des nächsten Früh- jahres neues Dauergewebe zu er- zeugen. Jetzt beginnt abermals, während die Cambialzellen sich Fig. 37. Querschnitt durch Holz und Bast eines einjährigen Zweiges von Cytisus Laburnum während der Holzbildung zu Ende Mai des nächsten Jahres. r Rindenpirenchym. b Bastzellen. st Steinzellen. c Cambium. nh das durch die Thätigkeit desselben gebildete neue (diesjährige) Holz. ah das alte Holz des vorigen Jahres. g Gefässe. h Holzzellen (Libriform). Cambium. Jahresringe. | yo 'Fig. 38. 2 WUBEEEEDDDLDIDDIBDDPEZDIEEELEIELDIT LED GRREERERERERENIO ARE m « Bi 00.9, 7 ö (ie Be @ 1 (N 099% 4 m AaSs e\ 1 A ara ER 1 0000 CHEN YA En HMn® Sana" hp Holzparenchym. m Markstrahlen. STR bildet. zahlreichere, in der Regel durch Theilung vermeh- ren, an der Innenseite des Cambiumringes die Bil- dung von Holz, an der Aussenseite die des Bastes. Es nimmt somit der Holzkörper des ersten Jahres an seiner Aussen- seite (centrifugal), der Bastkörper {an seiner Innenseite (centripetal) au Stärke zu, gerade wie bei der Holz- und Bastbil- dung im Procambium (Fig. 37 und 38). ‚Dabei tritt eine gewöhnlich schon mit unbewaffnetem Auge sichtbare Schich- tung vorzüglich des Holz- körpers (in manchen Fällen auch des Bastes) hervor. Anfänglich werden nämlich bei unseren Laub- hölzern vom Cambium mehr und weitere, einzeln oder in Gruppen zwischen den Markstrahlen gele- gene Gefässe gebildet und zwischen denselben weniger, meist auch wei- tere und dünnwandigere Holzzellen. Mit dem Fortschreiten der Holz- bildung nehmen ‚die Ge- fässe an Weite und An- zahl meist bedeutend ab; oft werden sogar im Herbste keine mehr ge- Dagegen, treten diekwandigere und auch Auf der Aussenseite des Cambiums ist bereits eine neue Gruppe von Bastzellen neben Bastparenchym differen- zirt. Vergr. ca. 200, etwas schematisirt. Fig. 383. Längsschnitt durch Holz und Bast eines einjährigen. Zweiges ‘von Cytisus Laburnum zu Ende Mai des nächsten Jahres. bp Bastparenchym. ‚chym. b Bastzellen. st Steinzellen. r Rindenparen- c Cambium. g’ das von demselben gebildete junge (diesjährige) Holz mit einigen Ge- 72 Jahresringe. allmälig enger werdende Holzzellen auf, bis oft der Holzring einer Periode nur mit solchen schliesst (Fig. 37 und 38). Es ist demnach das sogenannte:- Frühjahrsholz weniger dicht, als das dichte, festere Herbstholz, Das nächste, an das Herbstholz des vorigen Jahres schliessende lockere- Frühjahrsholz, das wieder in gleicher Weise mit überwiegender Gefäss- bildung beginnt, setzt sich scharf gegen das erstere ab. Hölzer mit sehr weiten Gefässen, wie z. B. das der Eiche, zeigen diese Anordnung am deutlichsten. Die so gegen einander abgegrenzten Holzringe werden ge- wöhnlich als Jahresringe bezeichnet, da jeder derselben einer Vegeta- tionsperiode von Frühjahr zu Frühjahr, einem Jahre, entspricht. Doch ist diese Benennung nicht in allen Fällen zutreffend, da innerhalb eines Som- mers auch zwei Holzringe ausgebildet werden können. { 111. Die Nadelhölzer bilden nach Ab-- Fig. 39. lauf der ersten Vegetationsperiode aus dem Cambium neben Markstrahlen stets nur noch t die charakteristischen Tracheiden des Coni- ferenholzes ($ 24) und etwa Holzparenchym, N aber keine Gefässe mehr. Hier werden je- ( doch durch die Ungleichheit der Holzzellen S ) er) die Jahresringe markirt. Während das Früh- INS II>% jJahrsholz weitere, verhältnissmässig dünn- wandige Holzzellen aufweist, werden diese ISIS | == nach aussen zu allmälig enger und diekwan- >> == = diger, dabei oft tangential gestreckt (Fig. = LC 39, h), so dass ihre Höhlung auf dem Quer- S schnitte manchmal nur noch als ein Spalt er- scheint. An diese dickwandigen Herbstholz- zellen schliesst sich unmittelbar wieder das. lockere Frühjahrsholz (Fig. 39, f) im scharfen Absatze an. Ungleiche Färbung der Wände in Folge verschiedenartiger Einlagerungen & (Verkienung z. B.) tragen oft zum noch schärferen Hervortreten der Holzringe bei. Bei Nadelhölzern wie Laubbäumen ist der sich gegen Ende des Sommers mehr und mehr steigernde Druck der ausserhalb des Holzes liegenden und ebenfalls in jeder Vegetationsperiode im Durchmesser wachsenden Gewebe (Bast, Rinde, Kork, Borke) die Haupt- ursache der eigenthümlichen Gestaltung des Herbstholzes gegenüber dem Frühjahrsholze. Bestätigt wird dies durch Experimente, bei denen man durch feste Einschnürung von lebenden Zweigen im Frühjahre den Druck auf das neu zu bildende Holz künstlich erzeugt. Neben Jahresringen unterscheidet man im Holze mancher Stämme noch N 10 \ ON! fässen und einer Holzzelle.e h Holzzellen (Libriform). t Tracheiden. hp Holzparenchym. g Gefässe. s deren durchbrochene Querwände m Markstrahl. Vergr. ca. 200, etwas schematisirt. Fig. 39. - Querschnitt aus der Grenze zweier Jahresringe des Holzes von Pinus Strobus (Vergr. 240). f Frühjahrsholz. h Herbstholz. i Inter- cellularsubstanz, deren Lamellen im Frühjahrsholze schwarz gezeichnet wurden. t Tüpfel. | Kallus. Schälwunden. Abnormer Stammbau. 78: das dunkler (gelb, roth, braun oder auch schwarz) gefärbte innere Holz als Kernholz von dem äusseren, helleren Splint (Quercus, Juglans, Robinia,. Prunus Cerasus, Guajacum etc). Einlagerung von Farbstoffen, Harzen etc, in die Zellwand sind die Ursache der Kernholzfärbung. 112. Werden von einer Mutterpflanze Zweige zum Zwecke der Ver- mehrung als Stecklinge weiter gezogen, so bewurzeln sich diese bekannt-- lich nach kürzerer oder längerer Zeit und werden dadurch zu selbständi- gen Pflanzen. Bei krautartigen Gewächsen wird dabei die Schnittfläche durch Bildung von Korkgewebe geschlossen, das aus der Theilung der- über die Schnittfläche sich vorwölbenden unverletzten Zellen hervorgeht. Pflanzen mit bedeutenderer Entwickelung des Holzkörpers erzeugen da- gegen über der Schnittfläche ein eigenthümliches, wulstig vortretendes Ge- webe, den sogenannten Kallus. An der Bildung desselben können alle Gewebe mit Ausnahme der Holz-, Bast- und Epidermiszellen sich betheili- gen; jedoch geht das hauptsächlichste Wachsthum stets vom Cambium aus. Auch in diesem Falle wölben sich die unverletzt gebliebenen Zellen der: Schnittfläche über diese bald stark hervor und theilen sich durch parallel der Schnittfläche verlaufende Wände. In den Gefässen sind es dabei die- Thylien (S.51), welche sich in der Nähe der Schnittfläche bilden und dann. durch Vorwölbung an der Erzeugung des Kallusgewebes theilnehmen, dessen anfänglich isolirte, aus den verschiedenen Gewebeschichten hervor- gegangenen Neubildungen sich bald zu einem vollständig die Wunde über- ziehenden Gewebe dadurch vereinigen, dass sie seitlich mit einander in. Berührung treten und fest verschmelzen. Mit dem alten Gewebe des Steck-. linges hat der aus parenchymatischen, zunächst dünnwandigen Zellen ge- bildete Kallus nicht‘ die geringste Aehnlichkeit. Erst später wird durch. Auftreten von Meristemen ($ 65) im Kallusgewebe dieses. in verschiedene- Schichten differenzirt, die entweder als Kork die Kallusperipherie bedecken. oder auch den Gewebesystemen des Stecklinges entsprechen. Die Bildung von Wurzeln findet nicht in dem neu gebildeten Kallus statt, sondern ober- halb der Schnittfläche in solchen Regionen, die an der Kallusbildung keinen unmittelbaren Antheil nehmen. Das Material für die Neubildung der Zellen liefert zunächst die im Gewebe oberhalb der Schnittfläche lagernde Stärke. Bei Schälwunden an Stämmen und Aesten von Holzgewächsen geht. die Wiederersetzung der Rinde (eigentliche Rinde und secundäre Rinde oder Bast) ebenfalls von dem auf der Wundfläche am Holzkörper haften. ‚gebliebenen Cambium aus. Sorgfältige Entfernung desseiben durch starkes: Abreiben der Wundfläche lässt jede Neubildung von Rinde unterbleiben. Zufällige Erhaltung von Cambiumresten in den den Markstrahlendigungen. entsprechenden Vertiefungen im blossgelegten Holze mancher Bäume, von. denen dann eine Regeneration der Rinde beginnen kann, liess früher die Behauptung aufstellen, dass die Markstrahlen allein der Ausgangspunkt für- den Wiederersatz der Rinde seien. 113. Abweichungen vom normalen Stammbau finden sich beü vielen Dicotyledonen. Dass manche derselben auch auf der Innenseite des Holzkörpers eine Bastschicht bilden, wurde schon erwähnt (8 85). Bei anderen findet ein stärkeres Dickenwachsthum nur auf einer Seite des: ‚Stammes oder der Wurzel (Ononis spinosa, Polygala Senega) statt. In den 74 Abnormer Stammbau. "Stämmen der Malpighiaceen und Bignoniaceen erscheint oft der Holzkörper in eine grössere oder geringere Anzahl von isolirten Portionen dadurch getrennt, dass in den Markstrahlen und Holzparenchymzellen eine nach- trägliche starke Zellvermehrung eintritt, die zur Bildung eines dem Rin- ‚denparenchym ähnlichen Gewebes führt. Natürlich besitzt nur der äusserste Kreis derselben Cambium und ist daher allein fortbildungsfähig. Bei an- „deren Bignoniaceen bildet der Holzkörper ein im Querschnitt vierarmiges Kreuz; bei Tecoma radicans entsteht sogar im Marke ein völlig isolirter Holzring, der ein Cambium besitzt und auf seiner dem Centrum zugekehr- ten Innenseite Bast entwickelt. Viele schlingende Sapindaceen (z. B. Ser- ‚Jania) zeigen auf dem Querschnitte des Stammes einen stärkeren Holzkörper, der von 3—5 oder mehr schwächeren, doch völlig normal gebauten um- geben ist und von denen jeder eine zugleich das verbindende Gewebe dar- ‚stellerrde Bastschicht besitzt. Die peripherischen Holzkörper sind hier Ab- zweigungen des mittleren, welche sich weiter oben mit diesem wieder ver- einigen. Mit dem Dickenwachsthum der baumartigen Liliaceen unter den Mo- nocotyledonen ($ 107) hat das Dickenwachsthum soleher Gymnospermen und Dicotyledonen Aehnlichkeit, bei denen das ursprüngliche .Cambium sehr bald seine Thätigkeit ein- Fig. 40. stellt. Hier bildet sich ent- weder in der primären Rinde a _Pe pl pe (Menispermaceen, Gmnetum) = AI ad NIIT NN nd oder in der secundären (dem Ä ! | | INN Il | Baste — Dilleniaceen, manche en a Il Leguminosen, Polygaleen al 5 de u a N N LMU in Ampelideen, Phytolaccaceen) \ SE I - ij wiederholt neaes Meristem, | li IM (das Kreise von isolirten ’Fi- | u /j) brovasalsträngen erzeugt so | 1) Ai j dass der Holzkörper dieser Il) iiM.... d’ Pflanzen nicht aus einer zu- \) il sammenhängenden Masse Il) Aummpıg, ı / MN 7: besteht. Pa = 2, Js 00 aare Das!’ Bpilzen- e Se Er GG wachsthum der Phanero- % nr gamenwurzeln lässt sich wie das der oberirdischen Axen der Blüthenpflanzen ebenfalls nicht auf eine ein- zelne (Scheitel-)Zelle zurück- Fig. 40. Längsschnitt durch das Wurzelende eines noch nicht völlig ©ntwickelten Embryo von Capsella bursa pastoris (Vergr. ca. 300) nach Manstein. vk Rest des Vorkeims, an welchem der Embryo befestigt ist. d Dermatogen und zwar d'!, d2 und d? dessen Theilungsschichten. pe Pe- riblem. ‚pe, i Peribleminitialen. pl Plerom. h! und h? sind zwei durch Tangentialtheilung der Dermatogenschichten d! und d? abgeschiedene Wurzelhaubenkappen. Auf der rechten Seite der Figur sind Dermatogen und Plerom der Deutlichkeit wegen schattirt, Periblem und Wurzelhaube nicht. Wachsthum der Phanerogamen wurzel. 75 ‚führen ($ 104). Es ist auch hier eine Gruppe von Zellen, welche den ver- ‚schiedenen Geweben — Dermatogen, Periblem und Plerom — ihren Ur- sprung giebt, ausserdem aber auch noch die Bildung der Wurzelhaube ver- ‚anlasst. Ander primären Wurzel von Embryonen gehen die einzelnen Schich- ten oder Kappen der letzteren aus dem Dermatogen hervor, das sich an der Wurzelspitze durch Tangentialwände wiederholt in eine innere (Der- matogen — Fig. 40, d!, d?, d?) und äussere (Wurzelhaubenkappe — Fig. 40, h!, h?) Lage spaltet. Bei den Wurzeln älterer Blüthenpflanzen scheint da- gegen die Haube verschiedenen Ursprunges zu sein und nach ihrer Ent- wickelung fünf Typen anzugehören. a. Die Spitze der Wurzel zeigt vier von einander unabhängige Ge- webe: Haube, Dermatogen, Periblem und Plerom und die Haube wird beim Erlöschen des Spitzenwachsthums der Wurzel vollständig abgeworfen (Ad- ventivwurzeln von Hydrocharis morsus ranae). b. Die Wurzelspitze besteht nur aus Haube, Periblem und Plerom. Eine innerste Schicht der Haube, die Calyptrogenschicht, regenerirt die- selbe, wird aber später mit der Haube selbst abgestossen. Die Epidermis ist die äusserste Zellenlage der Rinde, welche sich mit einer Cuticula be- deckt hat: Hauptwurzeln von Allium-Arten, Wurzeln von Gräsern und Canna, Adventivwurzeln von Alisma. c. Wie b, aber die Epidermis entsteht unmittelbar aus der ihre Thä- tigkeit einstellenden Calyptrogenschicht: Helianthus, Fagopyrum, Linum. d. Eine an der Grenze zwischen Haube, Periblem und Plerom gele- gene Urmeristemschicht ergänzt durch Quertheilung ihrer Zellen nach aussen die Haube, nach innen durch unregelmässige Spaltung ihrer Zell- reihen Periblem und Plerom; die innerste laterale Calyptrogenschicht verwandelt sich in die Epidermis: Pisum, Phaseolus, Cucurbita. e, Die Wurzelspitze lässt nur Periblem und Plerom unterscheiden; ersteres ist sehr mächtig entwickelt, blättert sich allmälig ab und fungirt als Wurzelhaube: Wurzeln der Gymnospermen. (Vgl. $ 122). 115. Das Dickenwachsthum der Wurzeln der Gymnospermen ‚und Dicotyledonen wird dadurch eingeleitet, dass auf der Innenseite der primären Bastbündel (Fig. 28, b) sowie der primären Holzbündel (Fig. 28, g) durch Theilung der hier gelegenen Parenchymzellen eine Meristemschicht gebildet wird. Bei Phaseolus ist der vor den Bastbündeln gelegene Theil ‚derselben ein echtes Cambium, das nach innen hin neues Holz, nach aussen «zwischen Cambium und primärem Bast) neues Phloöm differenzirt, während ‘das vor den primären Holzkörpern liegende Bildungsgewebe nur ein den Markstrahlen ähnliches Parenchym erzeugt, das den secundären Holzkörper auf dem Querschnitte der Wurzel als mehrstrahligen, aus getrennten Bün- ‚deln bestehenden Stern erscheinen lässt. Bei den meisten Holzpflanzen da- gegen bildet die im gesammten Umfange der Wurzel vor den primären -Bast- und Holzbündeln entstehende Cambiumschicht fortdauernd Holz auf der Innenseite, Bast auf der Aussenseite, genau wie beim Dickenwachs- thum des Dicotyledonen- und Gymnospermenstammes, von dem sich dann die Wurzel dieser überhaupt durch ihren gesammten Bau später nicht we- sentlich unterscheidet, zumal da auch am Umfange -der Rinde eine Kork- »schicht wie beim Stamme erzeugt wird ($ 31). 76 Glieder der Pflanze. Auch bei manchen theilweise aus diesem Grunde cultivirten Wurzeln, wie der Runkelrübe (Beta vulgaris), der Möhre (Daucus Carota) u. s. w. besteht wie im Stamme gewisser Pflanzen ($ 88) das secundäre Holz vor- züglich aus saftigem Holzparenchym und nur wenigen verholzten Zellen und Gefässen. Il. Abschnitt. Die äussere Gliederung der Pflanze. Allgemeine Morpholovie. 1. Allgemeine Bemerkungen. 116. Schon im $ 1 wurde betont, dass die einzelnen Theile des Pflan- zenkörpers bestimmte für das Leben der Pflanze wichtige Verrichtungen übernehmen und daher als Organe oder Werkzeuge bezeichnet werden. Die Art dieser Functionen und die Art und Weise, wie sich durch die Thätigkeit der betreffenden Organe die Lebensvorgänge in der Pflanze vollziehen, festzustellen, ist Gegenstand der Physiologie. Die Morphologie nimmt allein Rücksicht auf die gegenseitige Stellung der Theile, auf die Art und Weise ihrer Entstehung und ihres Wachsthums. Sie betrachtet deshalb die Organe nur als Glieder des Ganzen und sucht deren Ent- wickelung auf bestimmte Gesetze zurückzuführen. Das Resultat solcher Untersuchungen ist, dass sich alle Glieder der höher entwickelten Gewächse den vier allgemeinen Begriffen: Wurzel, Stamm, Blatt und Haar unterordnen lassen, gleichgültig, welche spätere Form und physiologische Bedeutung dieselben haben. Die Morphologie bezeichnet daher die Kartoffelknolle, die Ranke des Weinstockes und die blattartigen Zweige von Ruscus eben so gut als Stammgebilde, wie den Stamm eines Baumes oder den aufrechten, kriechenden oder windenden Stengel irgend welcher krautartigen Pflanze. Sie betrachtet freilich die letzteren Fälle als die normalen und spricht daher bei der Kartoffelknolle, den blattartigen Zweigen von Ruscus etc. als von umgestalteten oder metamorphosirten Stämmen., Aus gleichen Gründen sind die Schuppen an den sogenannten Augen der Kartoffelknolle, Kelch, Krone, Staubgefässe und Fruchtknoten der Blüthe, wie die Schalen einer Zwiebel metamorpho- sirte Blätter und die Sporangien der Farne metamorphosirte Haare. 117 Bei den höher organisirten Moosen fehlt bereits die echte Wurzel. Sie wird durch Haare vertreten, welche sie functionell ersetzen. Dagegen besitzt der Stamm noch Blätter von sehr einfachem Bau. Unter den nie- deren Moosen aus der Abtheilung der Lebermoose treffen wir schon auf Formen, bei denen das Stämmchen flach und laubartig verbreitert ist und Verschiedener Ursprung der Glieder. 77T die Blätter als winzige Schüppchen auftreten (Marchantia z. B.) um endlich bei anderen (Anthoceros) garnicht mehr zu erscheinen. Algen, Pilze und Flechten entwickeln wohl noch Haare, aber nicht mehr Blätter in dem bei anderen Pflanzen gebräuchlichen Sinne. Bei ihnen ist der ganze Gewebe- körper ein Thallus, d.h. Stamm und Blatt sind nicht mehr morphologisch zu unterscheiden, wenn auch oft, namentlich bei höheren Algen (Fucaceen, Florideen), gewisse Theile blattähnliche Gestalt annehmen und selbst bei einzelligen Formen (Caulerpa — $ 5) Verzweigungen der Zelle die Form von Wurzel, Stamm und Blättern nachahmen. Man unterscheidet nach diesen Gesichtspunkten meistens die Thallophy- ten (Lagerpflanzen, axenlose Pflanzen) von den Cormophyten (Axenpflanzen mit deutlich entwickelten Blättern). Ein scharfer Unterschied zwischen diesen beiden Hauptabtheilungen des Pflanzenreiches existirt jedoch nicht, wie die erwähnten niedersten Formen aus der Gruppe der Moose zeigen. Eben so wenig sind in manchen Fällen die Begriffe Stamm und Blatt, wie Blatt und Haar, schwierig (oder vielleicht garnicht) zu trennen. 118. Alle Glieder einer Pflanze entspringen seitlich eines aus dem an- deren. Eine Ausnahme macht nur die aus dem befruchteten Ei sich direct entwickelnde Axe einer Keimpflanze. Sonst erzeugen Stamm und Wurzel Seitenäste, die ihrerseits sich wieder verzweigen können. Am Stamme entstehen Blätter und auch letztere besitzen Verzweigungen in sehr ver- schiedener Weise. Mit Rücksicht auf den Ort der Entstehung können die seitlichen Glie- der eines anderen Gliedes aus einer oberflächlich gelegenen Zelle oder Zellengruppe des letzteren ihren Ursprung nehmen: exogene Bil- dung (die Zweige der allermeisten Stämme, die Blätter und Haare); oder sie entstehen in tieferen Gewebeschichten. von schwächeren oder mächti- geren Gewebemassen bedeckt, die sie, um an die Oberfläche zu treten, all- mälig erst durchbrechen müssen: endogene Bildungen (sämmtliche Wur- zelverzweigungen, die Zweige der Schachtelhalme und Adventivknospen). 119. Die gleichartigen Seitenglieder (z. B. die Blätter) entstehen un- terhalb des fortwachsenden Endes des sie erzeugenden Gliedes gewöhnlich in acropetaler (basifugaler) Reihenfolge, d. h. das dem fortwachsenden Scheitel nächste Glied ist das jüngste, das Alter der unter einander stehen- den Glieder nimmt mit der Entfernung vom Vegetationspunkte zu (siehe die Figur im $ 104). Stehen umgekehrt die jüngsten Glieder der länger fortwachsenden Basis näher, so ist die Entwickelung eine basipetale (Fiedern der Blätter von Myriophyllum; Sporangien an der Columella im Sorus der Hymenophyllaceen). = Treten an älteren Theilen eines Gliedes neue Glieder in unbestimmter Ordnung auf, so werden sie als Adventivbildungen bezeichnet. Ihre Reihenfolge ist also niemals eine acro- oder basipetale. Nach dem Orte ihrer Entstehung sind sie ferner endogenen Ursprunges: sie entwickeln sich im Innern neben den Gefässbündeln des Stammes, der Wurzel oder des Blattes, müssen also auch, wie die endogenen Wurzelzweige, die über ihnen liegenden Gewebe durchbrechen. 120. Die an einem Pflanzentheile neu entstehenden gleichartigen oder ungleichartigen Glieder können so angelegt werden, dass auf einer Quer- zone je nur eines derselben entsteht; sie stehen dann vereinzelt, wie dies 78 Quirlistellung. Wurzel und Wurzelhaube. wohl meistensder Fall ist. Inanderen’ Fällen jedoch kommen auf jeder Querzone mehrere unter sich gleichartige Glieder zur Entwickelung und bilden dann einen Quirl oder Wirtel (viele Blätter, Wurzeläste an den Hauptwur- zeln mancher Phanerogamen, seltener oberirdische Sprosse). Die einzelnen Glieder desselben sind dann entweder zu gleicher Zeit (simultan) entstan- den, oder sie wurden nach einander (succedan) angelegt: ersteres ist bei den Blumenblättern und Staubgefässen vieler Blüthen, letzteres bei den gleichen Organen anderer Blüthen und bei den Salviniaceen und Characeen der Fall. Stehen ferner die Glieder eines Wirtels an Querzonen der Axe, die erst aus der Verschiebung ungleichalteriger und verschieden hoch lie- gender Gewebe entstanden sind, so heissen sie unechte Quirle, wie dieje- nigen der Blätter, Zweige und Wurzeln der Schachtelhalme, die aus dem Gewebe je dreier Segmente der Scheitelzelle ($ 102) hervorgehen. Ist da- gegen z. B. die Querzone der Axe schon ursprünglich eine einheitlich an- gelegte, so ist der Quirl ein echter (Wirtel der Characeen u. s. w.). 2. Die Wurzel. 121. Wurzeln treten nur bei Pflanzen auf, welche Fibrovasalstränge besitzen; sie fehlen von den Moosen an abwärts gerechnet sämmtlichen niederen Kryptogamen. Doch sind auf der anderen Seite auch einzelne: Gefässpflanzen wurzellos. Bei Psilotum (Lyeopodiaceen) wird die Wurzel. durch unterirdische Sprosse des strauchartigen Stämmchens vertreten, die nur rudimentäre. schüppchenartige Blätter entwickeln, jedoch keine Wurzel- haube besitzen und die, über die Erde gelangend, sich zu normalen Spros- sen ausbilden können. Bei der zu den Rhizocarpeen gehörenden Gattung Salvinia vertritt ein metamorpbosirtes, vielfach zerschlitztes Blatt functio- nell die Wurzel der schwimmenden Pflanze. Auch unter den Blüthenpflan- zen kommen wurzellose Formen (Epipogum, Lemna arrhiza etc.) vor. Die Wurzeln unterscheiden sich von den Stämmen immer durch die den Scheitel bedeckende Wurzelhaube Sie tragen keine Blätter oder blattähnliche Gebilde und ihre Verzweigungen sind stets endogenen Ur- sprunges. Chlorophyll fehlt ihnen mit wenigen Ausnahmen. 122. Die bereits in den $$ 103 und 114 erwähnte Wurzelhaube be- deckt den Scheitel wenigstens jüngerer, noch im lebhaften Wachsthum be- griffener Wurzeln, so dass die eigentliche Wurzelspitze, d. h. der Vegeta- tionskegel mit seiner Scheitelzelle (Gefässkryptogamen — Fig. 35) oder seiner Scheitelzellengruppe (Pbanerogamen — Fig. 40) weiter. rückwärts liegt. Während der mit dem eigentlichen Wurzelscheitel gleichzeitig fort- wachsenden Wurzelhaube stets von innen her neue Zellenlagen zugefügt. werden ($$ 103 und 114), gehen ihre nach aussen gelegenen älteren Zellen bald in Dauerzellen über. Die Wände derselben quellen bei im Boden oder Wasser befindlichen Wurzeln gallertartig und machen die Wurzelspitze schlüpferig; die betreffenden Zellen runden sich dabei ab und werden schliesslich ganz und gar abgestossen. Bei Luftwurzeln, die nicht in den Boden gelangen, pflegen die äussersten Zellenlagen der Wurzelhaube bald. zu vertrocknen und sich in dünneren oder dickeren Kappen abzublättern (Fig. 41. B, C). In vielen Fällen liegt die Wurzelhaube auch mit ihren älteren, weiter nach rückwärts reichenden Schichten oder Kappen der Wurzelspitze dicht. Wurzelhaube Wurzelzweige. 7% an, in anderen aber hebt sie sich mit ihren innersten Kappen bald so von dem Wurzel- ende ab, dass sie nur mit dem Wurzelschei- tel selbst in organischem Zusammenhange bleibt, sonst aber locker über die Wurzel- spitze gestülpt erscheint, etwa wie ein Fin- gerhut über die Spitze des Fingers (Lemna — Pandanus; Fig 41 B, ©). 123. Im anatomischen Baue unterschei- den sich die Wurzeln durch die abwechselnde Lagerung des Phloöms und Xylems der Fi- brovasalbündel (Fig. 28 in $ 89), deren älteste Gefässe im Holztheile dazu noch nahe der Peripherie des Stranges sich bil- den (8 89). Die endogenen Wurzelverzweigungen entwickeln sich stets an der Aussenseite der Gefässbündel und zwar in den meisten Fällen des Xylems, seltener des Phloöms (Gräser, Umbelliferen, Araliaceen); sie stehen daher entsprechend der Zahl der Holz- oder Bastkörper in eben so vielen Längsreihen an der Mutterwurzel (Fig. 41 A). Ihre Anlage erfolgt bei den Gefässkryptogamen in der Strangscheide, deren für die Wurzel- anlage bestimmte Zellen. schon von vorn- herein durch ihre bedeutendere Grösse und zarteren Wände ausgezeichnet sind. Jede zum Wurzelzweige werdende Zelle theilt “ sich (oft erst nach einigen vorbereitenden Theilungen) durch geneigte Wände in der Weise, dass sofort in ihr die das Wurzel- wachsthum leitende Scheitelzelle ausgeschnitten wird, durch deren Segmen- tirung die junge Wurzel rasch die Gestalt eines stumpfen Kegels erreicht. Bei den Phanerogamen entsteht der Wurzelzweig in der Zellschicht. des Pericambiums (8 89, Fig. 28, p), dessen für die Anlage bestimmte Zellen- gruppe sich durch Tangentialwände in zwei Schichten spaltet, deren äus- sere als Dermatogen die Wurzelhaubenkappen erzeugt (vgl. Fig. 40 im $ 114), während die innere durch tangentiale und radiale Theilungen das Urmeri- stem der Wurzelspitze bildet. Von den Geweben des jungen Wurzelzweiges treten nur die Fibro- Fig. 41. A Schema für die Entwickelung der Wurzelverzweigungen im Längsschnitt durch den jüngeren Theil einer Wurzel f Fibrovasal- strang. r Rinde. w'—w’ Wurzelzweige in der Reihenfolge ihres Alters, die drei jüngsten (w'—w?) noch vom Rindengewebe bedeckt. — B Von der Wurzelhaube (h) bedeckte Spitze einer Luftwurzel von Pandanus odora- tissimus in natürlicher Grösse und C eine solche im Längsschnitt, die ab- blätternden Kappen der Wurzelhaube zeigend; v Vegetationspunkt der Wurzelspitze. 3 30 Wurzelzweige. Wurzelscheide. Nebenwurzeln. vasalstränge in vollständige Verbindung mit den Strängen der Mutter- wurzel. Wo, wie bei den Gefässkryptogamen, die Wurzelanlage durch das «nur bei Equisetum fehlende) Pericambium von den Gefässbündeln getrennt ist, da wird in diesem durch Theilung und Differenzirung der Zellen die Verbindung hergestellt. Rinde des Wurzelastes und der Mutterwurzel treten nur theilweise, die Epidermis beider gar nicht in Zusammenhang. Die junge Seitenwurzel wölbt zuerst die über ihr liegenden, oft sehr mächtigen Gewebe der Wurzelrinde empor, wobei die innerste Rindenzel- lenlage am längsten Widerstand zeigt, die weiter aussen gelegenen bald zusammengepresst werden. So lange der Wurzelast noch tief im Innern (der Mutterwurzel steckt, ist der Ort der Wurzelanlage an dem unverletzten Mutterzweige mit unbewaffnetem Auge nicht sichtbar. (Fig. 41 A, w!, w?). Später wölbt sich mit dem Längenwachsthum des Wurzelzweiges auch das Rindengewebe als sichtbarer Höcker empor (Fig. 41 A, w?). Dieser wird endlich, wenn das Rindengewebe keinen Widerstand mehr zu leisten vermag, von einem der Längsaxe der Wurzel parallelen Längsspalt durchbrochen und die junge Seitenwurzel tritt zu Tage Fig. 41 A, w®). 124. Oberflächlich entsteht nur die erste (Haupt-) Wurzel am Embryo der Gefässkryptogamen und der meisten Phanerogamen. Zwar ist bei den letzteren die Spitze der Keimwurzel von dem Vorkeim bedeckt; da dieser aber nur als Embryoträger fungirt, der Embryo sich später von ihm los- löst, so kann er betreffs der etwaigen endogenen Entstehung der Keim- wurzel ausser Acht gelassen werden. Eine Ausnahme unter den Blüthen- pflanzen machen neben einigen anderen jedoch die Gräser. Bei diesen ist auch die Keimwurzel endogenen Ursprunges. Sie liegt im Innern des embryonalen Gewebes, umgeben von einer oft mächtigen Gewebeschicht, die bei der Keimung durchbrochen wird und noch längere Zeit dann den oberen Theil der Wurzel wie eine Scheide umhüllt, daher den Namen Wurzelscheide (Coleorrhiza) führt. 125. An jedem normal sich verzweigenden Wurzelzweige entstehen, wie an der Hauptwurzel selbst, die Seitenwurzeln nächst höherer Ordnung in acropetaler Reihenfolge. Bei Lycopodium, Isoetes und Selaginella unter ‚den Gefässkryptogamen ist die Verzweigung der Wurzeln nebenbei auch eine gabelige (dichotome — $ 130), bei welcher das Plerom durch Bildung zweier neuen, neben einander gelegenen Vegetationspunkte den Anstoss zur Bildung der beiden Gabelzweige giebt. Wo bei Phanerogamen (z. B. Gymnospermen) eine Gabelung der Wurzel vorkommt, scheint diese durch das Eindringen parasitischer Pilze in die Wurzel verursacht zu werden. Später können ferner — namentlich an den älteren Wurzeln der Dicotyledonen — Wurzeläste in unregelmässiger Anordnung, also als Ad- ventivwurzeln, gebildet werden. Bei den meisten Pflanzen werden früher oder später auch im Gewebe des Stammes an sehr verschiedenen Stellen Wurzeln als Nebenwurzeln ‚entwickelt. Sie entspringen dann entweder aus den äussersten Phloöm- schichten der Gefässbündel (häufigster Fall), oder aus dem Cambium, oder ‚ganz in der Nähe des Vegetationskegels da, wo das Urmeristem eben die Differenzirung in die verschiedenen Gewebeschichten des Stammes be- Nebenwurzeln. Stamm. Verzweigung der Moose. 81 sinnt. : Letzteres. ist namentlich bei kriechenden Stämmen (Rhizomen _ 2.:B. bei Pteris aquilina) der Fall. Sölche Pflanzen, deren am Embryö entwiekelte Hauptwurzel sehr bald abstirbt (Gefässkryptogamen, Monoeötyledonen), bewurzeln sich dann später durch zahlreiche aus dem Stengel, namentlich in dessen Knoten entwickelte Nebenwurzeln mit ihren Verzweigungen. Bei manchen Stämmen, wie Baumfarnen, ist die Entwickelung von Nebenwurzeln so stark, dass letztere die Oberfläche des Stammes wie mit einem dichten Geflecht überziehen. Viele‘ der aus dem obersten Stammtheile entspringenden Wurzeln er- reichen jedoch in solchen Fällen häufig den Erdboden nicht. Bei manchen | Farnen mit gedrängt stehenden Blättern (Aspidium Filix mas) entwickeln sich Nebenwurzeln in grosser Menge aus der Basis der Blattstiele. ‘»: Die Nebenwürzeln, namentlich die nahe dem Scheitel kriechender Stämme entstelienden, werden in manchen Fällen streng acropetal angelesh, sind aber grösstentheils wohl adventive Bildungen. 3. Der Stamm. 126. Der Stamm (oder die Axe) ist dadurch charakterisirt, dass er auf seinem Scheitel nicht mit einem der Wurzelhaube entsprechenden Gewebe bedeckt ist, wohl aber unterhalb desselben Blätter als Anhangsorgane er- zeugt. Sein als Vegetationskegel bezeichnetes Ende wächst mit Scheitel- zell& (8 99 u. f.) oder durch Zellvermehrung in einem gleichartig entwickelten Urmeristem ($ 104) weiter, so lange keine Verletzung desselben eintritt, und verlängert dadurch die Axe während jeder Vegetationsperiode. Ist, wie dies gewöhnlich stattfindet;; der Stammscheitel von den obersten rasch wachsenden Blättern überdeckt, so heisst derselbe die Endknoöspe des Stammes. Bei manchen kriechenden Stämmen (z. B. Pteris aquilina) ver- längert sich jedoch das Stammende so bedeutend, ehe das jüngste Blatt an ihm auftritt, däss dieses weit hinter seinem Scheitel steht, letzterer also in diesem Sinne als nackt bezeichnet werden kann. 127. Wie an der wachsenden Wurzel, so entstehen auch an den mei- sten Stämmen Seitenzweige verschiedener Ordnung, die ihrerseits wieder Blätter entwickeln. Unter „Spross“ versteht man den Stamm (oder jeden! seiner Seitenzweige) sammt den ansitzenden Blättern. Der Zweig selbst | ist entweder ein normaler Seitenzweig oder ein Adventivspross. Die normalen Verzweigungen des Stammes sind, im Gegensatze zu denen der Wurzel, exögenen Ursprunges. Eine Ausnahme machen nur die Sprosse der Schachtelhalme, die (wie die Wurzelzweige) im Innern ‚des Muttersprosses bereits in geringer Entfernung unterhalb des Vegetations- kegels aus einer einzelnen Zelle entstehen, in welcher die ersten drei ge-; neigten Wände bereits zur Bildung der Scheitelzelle ($ 101) des jungen Zweiges führen. Wie ein. Wurzelzweig muss daher auch jeder Seiten-. spross eines Equisetum die über ihm liegende Rinde und Epidermis wäh-, rend seines späteren Wachsthums an der Basis eines Scheidenblattes durch- brechen. os 128. Bei dem Laubmoosen geht die Zweigbildung von einer einzigen) oberflächlich gelegenen Zelle des Stämmchens, und zwar von dem durch die Blattwand (Fig. 42, a) und Basilarwänd (Fig. 42, b) einge- schlossenen unteren, äusseren Stücke eines Segmentes aus. In dieser Zelle, Luerssen, Botanik. BR. W.. ; 82 Seitensprosse der Gefässpflanzen. entstehen nach einander drei schiefe Wände in der Weise, dass durch sie sofort die Scheitelzelle des Sprosses (Fig. 42, v') gebildet wird, in der dann, während sie nach aussen wächst, die weiteren Theilungen in der früher ($ 102) beschriebenen Reihenfolge auftreten. Die durch die ersten drei geneigten Wände von der den Spross bildenden Mutterzelle abge- trennten, die junge Scheitelzelle umgebenden Zellen (die ersten drei Seg- mente) theilen sich alsbald durch Tangentialwände weiter (Fig. 42) und nehmen an der Gewebebildung des Muttersprosses Antheil, | Die normale Zweigbil- Fig. 42. dung der deinen 1 (mit Ausnahme von Equise- gener Zellen eingeleitet. Den \”7 tum — $ 127) und Phanero- Y) gamen wird von einer ganzen Gruppe oberflächlich in der | Achsel eines Blattes gele- Ausgangspunkt bilden Zellen der äussersten Periblem- “ schicht (Elodea, Fig. 36, sp — Utricularia) oder auch h a tiefer gelegene Periblem- zellen, welche durch radiale /) Streckung, der tangentiale \ Theilungen folgen, das Der- f “le matogen emporwölben und & (8 Haar so bald den jungen Seiten- spross als niedrigen Zellen- höcker über der Stammober- fläche erscheinen lassen. 129. Die Entstehung a normaler Seitensprosse ist, wie $ 128 zeigt, an die Blattstellung gebunden. Bei den Laubmoosen entstehen sie unter der Mittellinie eines Blattes, bei vielen Lebermoosen neben einem Blatte, bei den Mono- und Dicotyledonen in der Achsel eines Blattes. In letzterem Falle steht der als Axillarspross bezeichnete Zweig meistens einzeln; seltener entwickeln sich in der Blattachsel mehrere Sprosse neben oder über einander (bei manchen Liliaceen in den Zwiebeln, Aristolochis Sipho, Gleditschia). | In Bezug auf die Zeit der Entstehung des Seitensprosses mit Rück- sicht auf das Blatt, in dessen Achsel er sich findet, gilt als Regel, dass in den meisten Fällen der Axillarspross erst angelegt wird, wenn oberhalb Fig. 42. Längsschnitt durch die Scheitelregion des Stämmchens von Fontinalis antipyretica (Vergr. 250) nach Leitgeb. v Scheitelzelle. 1—9 die von derselben abgegliederten Segmente einer Längsreihe. a Blattwand,, b Basilarwand. c, d und e die weiteren Wände des blattbildenden Seg- menttheiles in ihrer zeitlichen Aufeinanderfolge. v’ die Scheitelzelle eines eben angelegten Seitensprosses, h Haar. Zeitliche Folge der Seitensprosse. Monopodium. 83 seines rasch weiterwachsenden Tragblattes bereits eine Anzahl anderer Blätter entstanden ist. In anderen Fällen wird der Axillarspross gleich nach dem Erscheinen des zugehörigen Blattes sichtbar, so dass über ihm keine jüngeren Blätter stehen (Blüthenstände von Orchis), oder beide ent- stehen gleichzeitig (Gramineen, Ribes etc.), oder der Axillarspross entsteht früher, als sein späteres Stützblatt (Umbelliferen, Anthemis ete ), oder aber das letztere kommt überhaupt nicht mehr zur Entwickelung (viele Blüthen- stände der Cruciferen, Umbelliferen, Compositen, Papilionaceen etc.). Während des späteren Wachsthums der sich verzweigenden Axe und des Blattes, in dessen Achsel der Seitenzweig entstand, kann letzterer (besonders in Blüthenständen) sowohl ganz auf den Hauptzweig, als auch vollständig auf das Blatt hinüberrücken. Oder es verlängert sich die ge- meinsame Basis von Blatt und Seitenzweig, so dass ersteres dem letzteren als erstes Blatt entsprossen zu sein scheint und ein Blatt an der Basis des Zweiges (ein sogenanntes Trag-, Stütz- oder Deckblatt) fehlt (Beispiel: der Blüthenstand der Linde mit seiner Bractee). Mit dem Gewebe des Mutterzweiges stehen die entsprechenden Ge- webesysteme des normalen Seitenzweiges in stetem Zusammenhange; die Epidermis des Hauptastes geht in die seines Zweiges, die Rinde des er- steren in die Rinde des letzteren ohne Unterbrechung über und die Fibro- vasalstränge des Seitenzweiges schliessen vollständig an die des Mutter- zweiges an (Fig. 43). Begründet Fig. 43. ist dies dadurch, dass der normal sich entwickelnde Seitenzweig schon zu einer Zeit am Hauptzweige unterhalb des Vegetationskegels des letzteren angelegt wird, wenn in dem Gewebe desselben die Differenzirungen noch nicht begonnen haben oder eben erst beginnen. 130. In allen Fällen entstehen die normalen Seitenzweige in acropetaler Reihenfolge (Fig. 43). Dabei wächst einmal der sich verzweigende Spross in der bisherigen Richtung an seinem Scheitel fort und erzeugt unterhalb desselben weitere Seitenzweige, für die der Hauptspross das gemeinsame Fussstück (Podium) ist. Es wird da- her ein solches Zweigsystem als M.o- nopodium bezeichnet. Jeder Sei- tenzweig kann sich in derselben Weise weiter monopodial verzweigen. - Fig. 43. Schematischer Längsschnitt durch den Stammscheitel einer Blüthenpflanze. v Vegetationskegel. b Blätter. s!—s* Junge Seitensprosse, von denen die beiden untersten (ältesten) bereits wieder Blätter entwickeln. m Mark. f Fibrovasalbündel. r Rinde. e Epidermis. 6* 34 Dichotomie. In einem anderen Falle hört bei der Zweigbildung das Scheitelwachs- thum in der ursprünglichen Richtung auf. Es entstehen zwei neue Vege- tationspunkte neben einander, von denen jeder zu einem Zweige auswächst, dessen Wachsthumsrichtung eine von derjenigen des erzeugenden Mutter- sprosses verschiedene ist. Eine solche Verzweigung ist eine Gabelung oder Dichotomie Jeder Zweig derselben wird als Gabelzweig, das die Gabelzweige tragende Axenstück als Fussstück bezeichnet. Jedes Fuss- stück kann sich nur einmal gabelig verzweigen, der Gabelzweig aber zum Fussstück einer neuen Gabelung werden (Fig. 45 a). Findet die Dichotomie an einem mit Scheitelzelle wachsenden Sprosse statt, so können zwei Fälle der Gabelbildung eintreten. Einmal wird die bisherige Scheitelzelle durch eine der Längsaxe parallele Wand genau halbirt. Dies geschieht nur dann, wenn die Segmente in ihr durch @uer- wände abgeschnitten werden, wie etwa in Figur 32 des $ 99. In je- der Scheitelzellenhälfte gliedert dann eine zur Längsaxe des Muttersprosses schiefe Wand, die jedoch die Halbirungswand der ursprünglichen Scheitel- zelle nicht berührt, eine neue Scheitelzelle für jeden Gabelspross aus (manche Algen, z. B. Dietyota). Theilt sich dagegen die Scheitelzelle des dichotomirenden Sprosses durch nach zwei oder drei Richtungen geneigte Segmentwände ($$ 101, 102), so findet eine Halbirung derselben nicht statt. E8 wird vielmehr aus einem der jüngeren Segmente (Fig. 44 A, Segment 5) eine neue Scheitelzelle für den Gabelspross durch eine geneigte Wand ausgeschnitten, welche sich der älteren Wand der betreffenden Segment- zelle ansetzt (Fig. 44 A). Beide Scheitelzellen, alte und neue, werden der Ausgangspunkt je eines Gabelzweiges, wobei die ursprüngliche Scheitel- zelle ihre bisherige Wachsthumsrichtung ändert (Selaginella). Bei Vegetationskegeln ohne Scheitelzelle (Pha- nerogamen — $ 104) tritt bei der Dichotomie im Centrum des lebhaftesten Wachsthums (Mittel- punkt des Scheitels) Stillstand ein. Dagegen ent- stehen ausserhalb dieser Region (excentrisch — rechts und links) zwei neue Stellen intensiven Wachsthums, zwei Zellenhöcker, die zu den beiden divergirenden Gabelsprossen werden (Hydrocharis, Vallisneria, Blüthenstände der Boragineen, Sola- neen etc.). Durch Ungleichheit im Wachsthum der ver- schiedenen Zweige eines Verzweigungssystemes kann die monopodiale Verzweigung in eine schein- bare Dichotomie, die letztere in ein monopodial erscheinendes Sprosssystem übergeführt werden. Fig. 44. A Der eben dichotomirende Vegetationskegel einer Selagi- nella im Längsschnitt und B derselbe in der Scheitelansicht (nach Pfeffer — Vergr. 310). v die ursprüngliche Scheitelzelle; s* deren jüngstes Seg- ment; s?, s? und s! die älteren Segmente; v! die in dem Segmente s? durch Auftreten einer schiefen Wand neu gebildete Scheitelzelle für den Gabel- Spross. Monopodiale Sprosssysteme. 3 Es giebt daher nur die Entwickelungsgeschichte Aufschluss über die wahre Natur der Verzweigung. . 131. Ein monopodiales Sprosssystem ist: A. Racemös, wenn der von Anfang an stärkere Mutterspross auch späterhin sich stärker entwickelt, als die von ihm erzeugten Seitensprosse und diese ihrerseits bei weiterer Verzweigung sammt allen späteren Sprossgenerationen sich ebenso verhalten (Verzweigung vieler Nadelhölzer, z. B. der Fichte, Tanne u. s. w., der Schachtelhalme). | B. Cymös, wenn der Seitenspross sich stärker entwickelt, als sein Mutterspross und sich auch stärker verzweigt, während letzterer häufig bald ganz zu wachsen aufhört. Fig. 45. a. In den hierher zu rechnenden Fällen können zunächst zwei un- terhalb des Vegetationskegels in geringer Entfernung von einander acrope- tal angelegte Seitensprosse sich annähernd gleich stark weiter entwickeln und den schwach bleibenden Mutterzweig im Wachsthum überholen. Es ent- steht dann eine falsche Dichotomie (Fig. 45 d). Jeder der schein- baren Gabeläste, derselben kann in gleicher Weise die Verzweigung wie- derholen (Fig. 45d: 2’und 2”) und so fort. Bei Blüthenständen kommen der- artige als Dichasien bezeichnete Verzweigungen häufig vor ($ 133 Nr. 12). Entwickelt sich statt zweier scheinbar gegenüberstehender Aeste ein ganzer Wirtel solcher in gleicher Weise einmal oder wiederholt stärker, als die zugehörige Hauptaxe, so entsteht die ceymöse Dolde (bei Euphorbia). b. Wird an dem sich verzweigenden, seinen Stammscheitel nach An- lage des Seitenzweiges gar nicht oder nur schwach weiter entwickelnden Mutterspross je nur ein Seitenzweig stärker ausgebildet und an diesem Fig. 45. Schematische Darstellung verschiedener Verzweigungen: a gabelig ausgebildete, b wickelähnliche, ce schraubelähnliche und d falsche Dichotomie; e Wickel; f Schraubel. Die gleichlautenden Zahlen geben in den Figuren e und f die zusammengehörigen Axenstücke an; 1 1 ist also der Hauptspross, an dem der Seitenspross 2—2 entstand, welcher das über 'ihm stehende, schwächer bleibende Axenende von 1 im Wachsthum über- holte und sich selber dann in gleicher Weise weiter verzweigte. (Nach Sachs.) 86 Monopodiale unddichotaomeSprosssysteme. Blüthenstände, die Verzweigung in gleicher Weise fortgesetzt, so entsteht aus den auf einander folgenden stärkeren Seitenaxenstücken eine Scheinaxe oder ein Sympodium. Die Glieder derselben erscheinen bald zickzackförmig ge- brochen, wenn sie die ursprüngliche Richtung der entsprechenden Seiten- zweige beibehalten (Fig. 45f), bald stellen sie sich in eine Linie (Fig. 45 e). In letzterem Falle ist die Aehnlichkeit mit einem normal mono- podial ausgebildeten Sprosssysteme, wie es typisch als racemöses auftritt, noch grösser, als im ersteren: die (in der Figur stärker gezeichneten) Glie- der der Scheinaxe bilden scheinbar die Hauptaxe, die verkümmerten (in der Figur durch die schwächeren Linien angegebenen) Endstücke die ver- meintlichen Seitenzweige. Wird bei dieser sympodialen Verzweigung ab- wechselnd ein Seitenzweig rechts, ein darauf folgender nach links stärker entwickelt, so entsteht das als Wickel bezeichnete System (Fig. 45 e); liegt dagegen der stärker zur Ausbildung gelangende Seitenzweig stets auf derselben Seite, so wird eine sogenannte Schraubel (Fig. 45 f) ge- bildet. (Siehe weiter $ 133.) 132. Auch die Dichotomie kann verschiedene Verzweigungssysteme liefern : A. Gabelige Dichotomie lässt die beiden Gabelzweige jedes Fuss- stückes gleich stark sich entwickeln (Fig. 45 a). B. Bildet sich von den zwei Gabelästen der Dichotomie nur einer weiter aus, so entsteht eine sympodiale Dichotomie (Fig. 45 b, c). Die Fussstücke der einzelnen Gabelungen bilden dann eine stärkere Scheinaxe, an der die schwächeren Gabelzweige wie die Seitenzweige eines Monopodiums erscheinen. Nach der Lage der zur stärkeren Entwickelung kommenden Gabeläste unterscheidet man hier: a, wickelähnliche Dichotomie, wenn abwechselnd der linke und rechte Gabelast sich weiter ausbilden (Fig. 45 b), wie bei der Ver- zweigung von Selaginella; b, schraubelähnliche Dichotomie, wenn stets nur der rechts oder nur der links gelegene Gabelast die Glieder der Scheinaxe bildet (Fig. 45 ce). 133. Sehr charakteristisch finden sich die in $$ 131 und 132 aufge- zählten Sprosssysteme in den Blüthenständen (Inflorescenzen) der Phanero- gamen, deren wichtigste hier in einer Uebersicht folgen, bei der jedoch zu berücksichtigen ist, dass innerhalb mancher (zusammengesetzter) Blüthen- stände mehrere dieser Typen in Verbindung auftreten. A. Racemöse Inflorescenzen (Vgl. $ 131, A). a. Aehrige Blüthenstände: Seitenaxen erster Ordnung sich nicht weiter verzweigend, sondern mit Blüthe endigend. «@. Hauptaxe verlängert. 1. Blüthen an einer dünnen Spindel sitzend: Aehre (spica) — Kätzchen der Weiden, Pappeln etc. 2. Blüthen an dicker fleischiger Spindel sitzend: Kolben (spadix) — Aroideen. 3. Blüthen lang gestielt: Traube (racemus) — viele Orieikekeh, Reseda etc, Blüthenstände. 87 8. Hauptaxe kurz. 4, Axe kegel-, scheiben- oder napfförmig, mit sitzenden Blüthen dicht besetzt: Köpfchen (capitulum) — Compositen. 5. Blüthen lang-gestielt: einfache Dolde (umbellula) — Primula, Hedera. ®.RispigeBlüthenständemit(oft wiederholt) verzweigten Seitenaxen. e. Mit verlängerten Seitenaxen. 6. Blüthen länger gestielt: echte Rispe (panicula, zusammenge- setzte Traube) — Vitis. Ist die Rispe sehr gedrängt, so heisst sie auch Strauss (thyrsus). 7. Blüthen sitzend: aus Aehren zusammengesetzte Rispe (zusammengesetzte Aehre) — Veratrum, Secale, Triticum. 8. Mit verkürzten Seitenaxen. 8. Die kurzen Seitenzweige mit ihren Blüthen sind der Hauptaxe mehr oder weniger angedrückt: zusammengezogene ähren- förmige Rispe — Alopecurus, Phleum. 9. Aus einer sehr verkürzten Hauptaxe entspringt eine dichtge- drängte Rosette gestielter kleiner Dolden: zusammengesetzte Dolde (umbella) — die meisten Umbelliferen. B. Cymöse Inflorescenzen (Vgl. $ 131, B). Unter der ersten (an der Spitze der kurz bleibenden Hauptaxe stehenden) Blüthe entstehen ein oder mehrere Seitenzweige (subflorale Sprosse), die unter ihrer mit Blüthe abschliessenden Axe wieder einen oder auch mehrere subflorale Sprosse ‘entwickeln, die in derselben Weise die Verzweigung wiederholen. a. Ohne Scheinaxe (Vgl. $ 151, B, a); unter jeder Blüthe zwei oder mehr subflorale Sprosse. 10. Subflorale Sprosse in unbestimmter Zahl und von unglei- cher Länge, so dass der Blüthenstand keinen bestimmten Ge- sammtumriss erhält: Spirre (anthela) — viele Arten von Juncus. 11. Die subfloralen gleich lang entwickelten Sprosse stehen zu drei oder mehr im Quirl, der Blüthenstand ist einer zu- sammengesetzten Dolde ähnlich: cymöse Dolde — Euphorbia helioscopia u. A. (Vgl. $ 131, B, a). 12. Die subfloralen Sprosse stehen je zu zweien gegenüber oder fast gegenüber; der Blüthenstand ist scheinbar wiederholt dichotom ($ 131, A, a — Fig. 45 d): Diehasium — viele Sileneen. b. Mit Scheinaxe (Vgl. $ 131, B, b). Unter jeder Blüthe wird nur ‚ein subfloraler Spross erzeugt. 13. Die subfloralen Sprosse werden abwechselnd nach rechts und links stärker entwickelt, als die zugehörigen mit Blüthe ab- schliessenden Hauptaxen: Wickel (cicinnus) — Drosera, Helian- themum (Schema Fig.45 e). Wickelartig erscheinen auch die echt dichotom nach dem Schema der Fig. 45b angelegten Blüthenstände vieler Boragineen und Solaneen. 14. Die subfloralen Seitensprosse nur nach einer Seite hin (entweder nur nach rechts oder nur nach links) stärker entwickelt: Schrau- bel (bostryx) — Aeste des Blüthenstandes von Hemerocallis und Hypericum perforatum. (Vgl. $ 131, B, b — Fig. 4öf). 134. In den meisten Fällen ist die die Blätter tragende Axe cylin- 88 Knoten. Internodien. Knospen. Zwiebeln. drisch oder prismatisch (kantig) und dabei gestreckt; die blatttragenden Knoten: sind durch deutlich ausgebildete, meistens.längere Internodien von einander getrennt, deren Wachsthum intercalar. so lange erfolgt, bis ihre Gewebe in Dauergewebe übergegangen sind. Gewöhnlich. ist dieses sehr bald der Fall; manchmal aber bleibt der untere Theil eines Interno- diums noch lange entwickelungsfähig, während der obere Theil sein Wachsthum bereits eingestellt hat, so dass dann von unten her eine oft beträchtliche Längenzunahme erfolgt (Gräser, Schachtelhalme). ‚In diesem Falle sind die mechanisch schwächeren Stellen ($ 91) des Internodiums durch stärkere Blattscheiden (Gräser) oder durch die scheidenförmigen Blätter selbst (Schachtelhalme) gestützt. Bleiben die Internodien eines Spresses kurz und sind in Folge dessen die Blätter desselben so dicht gestellt, dass die unteren (äusseren) die oberen (inneren) theilweise oder ganz verdecken, so erhält er ein oft sehr verändertes Aussehen, besonders dann, wenn er gleichzeitig eigenthümlich umgestaltete Blätter trägt. Derartige metamorphosirte Sprosse sind die Knospen. Als Endknospen eines wachsenden Stammes oder Zweiges bezeichnet man sie während der Vegetationsperiode, wenn der Knospenzu- stand für das betreffende Axenstück kurz vorübergehend ist, wenn untere Internodien sich fortwährend durch intercalares Wachsthum strecken und ihre zugehörigen Blätter aus einander rücken lassen, während am Stamm- scheitel durch Zufügung neuer (junger) Internodien und Blätter die End- ‚knospe sich stetig verjüngt. Winterknospen (gewöhnlich kurzweg als Knospen bezeichnet) sind sie, wenn sie nach einer Ruhezeit erst in einer folgenden Vegetationsperiode sich durch Wachsthum zum gewöhnlichen Spross verlängern (Knospen unserer Holzpflanzen, Knospen ausdauernder Rhizome, Winterknospen vieler Wasserpflanzen, z. B. von Elodea — etc.). Meistens sind die untersten Blätter einer solchen Winterknospe (z. B. bei der Mehrzahl der Holzpflanzen) Schuppen- oder Niederblätter ($ 145) von oft eigenthümlichem Charakter, der sie in den Stand setzt, die im Inneren folgenden Anlagen jugendlicher Laubblätter sammt dem Vegetationskegel wirksam gegen Kälte und Nässe zu schützen. Neben derber meist lederi- ger Beschaffenheit sind noch Behaarung und Ausscheidung kleberiger Stoffe ($ 78) hier als derartige Schutzmittel zu erwähnen. Häufig lösen sich Knospen von ihrem Muttersprosse los, bewurzeln sich und werden zu selbständigen Pflanzen. Derartige Sprosse werden als Brutknospen bezeichnet. Axillär entwickeln sie sich bei Lilium bul- biferum am blühenden Spross, bei vielen Zwiebeln der Liliaceen und in den Blüthenständen mancher Allium-Arten. Aber auch auf Blättern und Blatt- stielen können sie als sogenannte blattbürtige Brutknospen aus ober- flächlich gelegenen Zellengruppen entstehen: Brutknospen vieler Farne (Aspidium Filix mas, Asplenium bulbiferum etc.), von Bryophyllum caly- einum u. s. w. Diese bewurzeln sich schon, wenn sie’noch mit dem Mut- terblatte in Verbindung stehen und lösen sich. später ab oder werden durch ‘Verwesung des Mutterblattes frei. — Auch bei der Zwiebel sind die‘ Internodien kurz, die Axe ist flach, fast scheibenförmig und im Verhältniss zu den meist dick-fleischigen und dicht gedrängten Niederblättern (Zwiebelschuppen) wenig entwickelt (Al- Jium, Lilium, Fritillaria, Tulipa ete.). "nal | Sprossformen. 89 135. Sprosse, deren Blätter sehr klein und schuppenförmig- bleiben, während sie selbst als dicke fleischige Gebilde sich entwickeln, heissen Knollen (Kartoffel. Als blattartige Sprosse dagegen werden solche bezeiehnet, die sich flach und in der Form den gewöhnlichen Blättern ähnlich entwickeln (Ruseus, Mühlenbeckia, Xylophylla ete.). Sie vertreten als’ sehr chlorophyllreiche Organe die meist kümmerlich ausgebildeten, kleinen, oft. häutigen Schuppenblätter dieser Pflanzen. Schlingende oder windende Stengel nennt man die im Verhält- niss zu ihrer Länge dünnen Axen, welche normal ausgebildete Blätter ‚tragen und sich um Stützen (andere Pflanzen z. B.) aufsteigend emporzu- winden vermögen (Convolvulus, Phaseolus, Humulus). Vgl $ 246 u. 247. Die Stammranken sind dagegen dünne, fadenförmige, höchstens mit kleinen Schuppenblättern besetzte Sprosse, welche sich um fremde Körper spiralig winden, wenn sie durch deren Berührung gereizt werden gig ‚Ampelopis, Passiflora). Vgl. $ 248 u. 249. Bei den Dornen spitzt sich der erhärtende Zweig scharf zu, wobei ent- weder von Anfang an die Laubblätter in der Entwickelung unterdrückt (Gledit- schia ferox) oder dieselbentierst später abgeworfen werden (Prunus spinosa). Unterirdisch und gewöhnlich horizontal fortwachsende, ausdauernde Axen, welche in jeder Vegetationsperiode beblätterte Zweige oder auch nur Blätter über die Erde senden, während sie selbst sammt ihren unter- irdischen Verzweigungen nur mit schuppigen Niederblättern besetzt sind, heissen Rhizome (Pteris aquilina, Iris, Convallaria etc... Dagegen wer- den dünne, mit Schuppenblättern versehene Seitensprosse einer Axe, welche horizontal auf oder unter der Erde h'nwachsen, um sich in oft bedeutender Entfernung von der JMutteraxe zu bewurzeln und einen neuen Laubspross (Tochterpflanze) zu erzeugen, als Ausläufer oder Stolonen bezeichnet (Erdbeere). 186. Auch die Blüthe ist ein metamorphosirter beblätterter Spross, der in der verschiedenartigsten Weise ausgebildet sein kann und im unent- wickelten Zustande ebenfalls als Knospe (8 134) bezeichnet wird. Hier ist. die Axe meistens sehr verkürzt und die Internodien zwischen den verschie- denen Blattkreisen sind kaum sichtbar. Häufig ist auch das blüthentra- ‘gende Axenstück metamorphosirt. Bei den Compositen verbreitert es sich zu dem kegel-, scheiben- oder gar napfförmigen Blüthenboden, auf dem sich die zahlreichen Blüthen des Köpfchens entwickeln. Bei der Bildung der fälschlich als Frucht bezeichneten Feige wird der anfänglich fast scheibenförmige Scheitel des Sprosses von einer sich in Folge rascheren Wachsthums an seinem Rande als Ringwulst erhebenden Gewebezone so überwallt, dass diese endlich urnenartig mit enger Oeffnung zusammen- schliesst. Am Rande dieser Oeffnung sitzen dann die kleinen schuppen- förmigen Blätter; auf der Innenfläche der Urne kommen die zahlreichen 'kleinen Blüthen zur Entwickelung. Die urnenartige, bei ihrer Reife als „Hagebutte* bekannte Bildung der Rosenblüthe ist ebenfalls das hohl ge- wordene Axenende, das sich nach Anlage der fünf Kelchblätter in ähn- licher Weise wie bei der Feige erhebt und Kelch, Blumenkrone und Staub- 'gefässe an seinem Rande mit emporträgt, während die zahlreichen Frucht- knoten im Grunde der Höhlung stehen. Aehnliche Vorgänge finden bei der Bildung unterständiger Fruchtkno- 9% Adventivknospen. Blattentwickelung. ten (z. B. bei den Compositen) statt, die gelegentlich der Blüthenentwicke- dung der Angiospermen (siehe dort) besprochen werden sollen. 137. Als eigene Sprossbildung sind endlich noch die Adventiv- sprosse zu erwähnen, die als Adventivknospen endogenen Ursprun- ‚ges sind, im Cambium oder in der Nähe der Gefässbündel an der Aussen- seite derselben entstehen und später die Rinde durchbrechen. Derartige Adventivknospen entwickeln sich ganz besonders in Stämmen (Linde, Weide, Pappel u. s. w.), zumal wenn diese ihrer Krone beraubt (geköpft) ‚oder über der Wurzel abgehauen wurden (Stockausschlag),. Aber auch in Wurzeln (Ophioglossum, Populus tremula, Pyrus malus) und aus abge- schnittenen Blättern (Begonia, Marattia ete.) entwickeln sich Adventivknos- ‚pen, besonders wenn solche Blätter feucht liegen. . In manchen Fällen sind die zu Zweigen sich entwickelnden schein- baren Adventivknospen älterer Stämme unserer Bäume keine Adventiv- knospen, sondern sogenannte „schlafende Knospen“ oder „Augen“, d.h. normal axillär angelegte Knospen, welche sich indessen nicht sofort weiter entwickelten, sondern von der Rinde des Stammes beim Dickenwachsthum desselben überwallt und eingeschlossen wurden. Solche Knospen kommen oft sehr spät noch zur Entwickelung des Sprosses, besonders dann, wenn der Stamm über ihnen weggenommen wird. 4. Die Blätter. 1338. Die Blätter entstehen unterhalb des fortwachsenden Stammschei- tels als seitliche Auswüchse in acropetaler Reihenfolge, entweder einzeln, oder zwei und mehr in gleicher Höhe (im Quirle). Letzteres ist besonders bei Blüthen der Fall, bei denen auch zwischen schon vorhandenen älteren Blättern jüngere Blätter gebildet werden können, wenn das Scheitelwachsthum aufhört, aber in einer Querzone unterhalb des Scheitels fortdauert, ein Fall, der bei den gewöhnlichen beblätterten Sprossen der Gefässpflanzen nie- mals vorkommt. Die Blätter sind ferner immer exogene Bildungen. Sie gehen aus ober- flächlich gelegenen Zellen des Urmeristems hervor; sie entstehen daher auch unmittelbar unter dem Scheitel oder doch in verhältnissmässig ge- ringer Entfernung von demselben, nie an Orten, wo das Gewebe bereits vollständig differenzirt ist. 139. Bei den Moosen wird jedes Blatt bereits im jüngsten Segmente der Scheitelzel!e angelegt, das sich mit seiner Aussenwand leicht empor- wölbt (Fig. 34 in $ 102, Segment 1). Durch eine als Blattwand (Fig. 34, a) bezeichnete, ziemlich tangentiale Wand wird dann (bei Fontinalis z. B.) dieser äussere (Blatt-) Theil des Segmentes von dem inneren (Stengel-) Theile desselben abgegrenzt. Die weiteren Theilungen im Segmente und dessen Tochterzellen wurden bereits im $ 102 erläutert. Die in der Blattfläche auftretende, durch abwechselnd rechts und links geneigte Wände sich thei- lende Scheitelzelle erzeugt zuerst zwei Reihen von Blattsegmenten, hört aber dann bald in ihrer Thätigkeit auf. Das Spitzenwachsthum des Blattes ist also ein begrenztes. Die Bildung des aus den sich weiter theilenden Segmenten hervorgehenden Gewebes schreitet von der Blattspitze aus nach der Basis des Blattes (basipetal) fort; in letzterer erlischt das Wachsthum desselben am spätesten. Blattentwickelung. 91 Die Blätter der Phanerogamen zeigen sich bei ihrem ersten Sichtbar- werden bereits als eine kleine Zellengruppe (Fig. 46, f!-f°; vergl. auch Fig. 43 im $130). Ihre Bildung geht vom Periblem aus. In diesem strecken sich an dem für die Blattanlage bestimmten Orte eine oder mehrere Zellen gewöhnlich der äussersten Schicht (Fig. 46, p unter fl; p’ und p” unter f? Fig. 46. a SLR — 7 3.8 rz: ES rer X Se Kilian U) us J Ei: Fig. 46. Vegetationskegel von Elodea canadensis, optischer Längs- ‚schnitt (Vergr. 500). d Dermatogen. pe Periblem. pl Plerom. p, p’, p” die als Einleitung zur Blattbildung sich radial streckenden Periblemzellen. f’—f® die am Längsschnitt sichtbaren jungen, in acropetaler Reihenfolge ‘entstandenen Blätter. sp ein in der Achsel des Blattes f? sich entwickeln- ‚der, eben angelegter Seitenspross. 92 Wachsthum und Bau des Blattes. und f?) senkrecht zur Stammoberfläche und wölben das über ihnen liegende Dermatogen erst schwach (Fig. 46, f!), dann immer stärker (Fig. 46,1?- 19% empor, je mehr sie sich selbst durch bald auftretende Tangential- und Ra- dialwände theilen. Das dem Wachsthum des Periblems folgende Derma- togen vermehrt seine Zellen ebenfalls durch radiale Theilungen: ' Die bei den jungen Blättern der Farne beobachtete Scheitelzelle hat eine sehr be- schränkte Dauer. 140. Wie bei den Moosen, so erliseht auch bei der Mehrzahl der Ge- fässpflanzen das anfängliche Scheitelwachsthum des Blattes meistens sehr bald. Das Blatt wächst dann nur an seiner Basis fort, um so länger, je früher seine an der Spitze gelegenen Gewebe in Dauergewebe übergehen (Gräser, Liliaceen etc.). Wo indessen ein länger andauerndes Spitzenwachs- thum vorherrscht, hört das intercalare Wachsthum an der Basis bald auf, Einen bemerkenswerthen Ausnahmefall mit reinem Spitzenwachsthum machen die Farne. Bei diesen ist die schneckenförmig nach vorne eingerollte Blattspitze bei manchen Gattungen nahezu unbegrenzt entwickelungsfähig (Nephrolepis, Gleichenia, Lygodium, manche Hymenophyllaceen). Das Spitzen- wachsthum ist sogar bei gewissen Gattungen (Gleichenia, Lygodium, ge- wisse Hymenophyllum-Arten) periodisch unterbrochen und die einzelnen auf mehrere Jahre sich vertheilenden Vegetationsperioden machen sich dann manchmal durch ungleich starke Entwickelung der Verzweigungen (Fiedern des Blattes) bemerkbar, wie z. B. oft bei Nephrolepis und Hymenophyllaceen. Bei manchen Farnen gebrauchen ferner die Blätter zu ihrer völligen Ausbildung, ehe sie aus den Knospenzustand treten, mehrere Jahre. Bei Pteris aquilina wird das Blatt zwei Jahre vor seiner Entfaltung angelegt. Zu Ende des ersten Jahres ist nur der etwa zolllange Blattstiel vorhanden, an dessen Spitze im Sommer des zweiten Jahres die winzige Spreite er- scheint, welche sich im dritten Jahre erst über der Erde entfaltet. Aehn- lich ist die Blattentwickelung bei Aspidium Filix mas, und bei Botrychium gebraucht ein Blatt zu seiner völligen Entfaltung vier Jahre, von denen es die ersten drei im Knospenzustande unter dem Boden zubringt. 141. Da die Blätter an einer Region des Vegetationskegels angelegt werden, in welcher noch keine Gewebedifferenzirung stattfindet ($ 138), so stehen auch die Gewebe derselben mit den gleichnamigen. Geweben des Stammes in unmittelbarem Zusammenhange. Die Epidermis des letzteren geht unmittelbar in diejenige des Blattes über, die Rinde des Stammes schliesst sich an das derselben entsprechende Grundgewebe des Blattes’ (das Blattparenchym oder Mesophyll) und die Fibrovasalstränge des Blattes (die Nerven desselben) legen sich denen des Stengels an. Die Differenzi- rung der einzelnen Gewebe beider Organe beginnt dann gleichzeitig. Na- mentlich entstehen die zu den Fibrovasalbündeln werdenden Procambium- stränge des Pleroms (8106) in der Gegend der Blattbasis so, dass sich die des Blattes an diejenigen des Stengels sofort anlehnen, dass die späteren, Gefässbündel des Blattes als die unmittelbare Fortsetzung derjenigen des Stammes erscheinen Oder es vereinigen sich bei gesondertem Ursprunge (Equisetum, Lycopodium) die Procambiumstränge des jungen Blattes zeitig ‚in der Weise mit den jugendlichen Gefässbündeln des Stammes, dass auch hier später der gleiche Zusammenhang existirt. In beiden Fällen werden diese Gefässbündel als gemeinsame Stränge, ihre im Stamme ver- Bau des Blattes. Blattformen. 93 laufenden Theile als Blattspuren bezeichnet, während man die nur im Stamme verlaufenden Fibrovasalbündel (Piperaceen, Menispermaceen ete.) stammeigene Stränge nennt. Es ist daher anatomisch keine Grenze zwischen Blattbasis und Stamm- umfang zu ziehen. Aus Bequemlichkeitsrücksichten nimmt man jedoch (auch für die normalen Seitensprosse) eine solche Grenze an, indem man sich die Oberfläche des Muttersprosses durch die Basis des Blattes fortge- setzt denkt und den Durchschnitt als Insertionsfläche bezeichnet. 142. Bei den Moosen, bei denen zum ersten Male Blätter im engeren Sinne des Wortes auftreten, ist der Bau derselben sehr einfach... Das Blatt der Lebermoose besteht nur aus einer einfachen Zellenlage ohne Spaltöffnungen und Nerven. Auch die Blattspreite der Laubmoose ist ihrer grössten Aus- dehnung nach einschichtig, wird aber in der Mittellinie von einem mehr- schichtigen Zellenstrange. durchzogen, der hier schon als Mittelnerv be- zeichnet: wird, aber keine Gefässe besitzt ($ 97). Den Laubmoosblättern ähnlich gebaute Blätter kommen “unter den niedrigst organisirten Farnen bei den meisten Hymenophyllaceen: vor. Erst die Blätter der übrigen Gefässkryptogamen und die der Phanerogamen lassen eine Epidermis der Ober- und Unterseite des Blattes erkennen und ein zwischen beiden 'gele- ‚genes Grundgewebe (Blattparenchym, Mesophyll), das von stärkeren und schwächeren Fibrovasalbündeln, den Blattnerven, durchzogen wird. Die Anordnung der letzteren ist je nach Grösse und Form des Blattes eine verschiedene, lässt jedoch meistens einen stärkeren, von ‚der Basis zur Spitze der Spreite verlaufenden Mittelnerven und von diesem ausgehende stärkere, den Theilungen des Blattes entsprechende Seitennerven mit ihren feineren Verzweigungen unterscheiden. Die stärkeren Nerven des Blattes sind häufig von einer vom gewöhnlichen Mesophyll verschiedenen Parenchym- kage umgeben. 143. Da die Blätter in den meisten Fällen rasch nach einander ange- legt werden und auch rascher in die Länge wachsen, als der sie entwickelnde Zweig — da ferner ihre Unterseite (Rückenseite) anfänglich stärker wächst, als; die Oberseite (Innenseite), so legen sie sich bald über den Stammscheitel fort und bilden mit diesem die Endknospe ($ 134), deren Blätter sich erst später nach der Reihenfolge ihres Alters von unten nach oben auseinander- schlagen '($ 243). Im diesem Falle, noch mehr aber bei Knospen, welche längere Zeit geschlossen bleiben (Laub- und Blüthenknospen), kann die gegenseitige Lage der Blätter der Knospe (Knospendeckung), sowie die Form des mehr oder weniger auch bereits in der engen Knospe in die Breite wachsenden einzelnen Blattes (Knospenlage), eine sehr verschiedene sein. . Derartige oft für manche Gattungen charakteristische Knospen- ‚deckungen und Knospenlagen werden in der Systematik häufig als wichtige Unterscheidungsmerkmale benutzt. 144. Der zur Zeit seiner Anlage bei allen Blattformen der Gefäss- pflanzen; nahezu gleich gestaltete Zellhöcker nimmt während seiner weiteren Entwiekelung die verschiedensten Formen an, welche die fast unendliche Mamigfaltigkeit der Blattgebilde bedingen. Immer ist dabei die Gestalt ‚des Blattes eine andere, als die des zugehörigen Sprosses, auch in :deri Fällen, imwelchen letzterer die Form gewisser Laubblätter nachahmt ($ 155). \ Gewöhnlich bleibt ein unterer Theil des Blattes schmal (der cylindrisch® 94 Blattformen und Blattformationen. oder prismatische Blattstiel), während die obere Region (die Blatt- spreite) sich flach ausbreitet. In anderen Fällen ist das Blatt ohne Stiel mit breiterer aber flacher Basis dem Stamme angeheftet, oder diese um- greift letzteren an einem Theile oder seinem ganzen Umfange mit einer Scheide, wie dasselbe auch beim Blattstiele häufig vorkommt. Bei Equisetum ist das Blatt selbst in Form einer geschlossenen, am Rande gezähnten Scheide vorhanden. Die Spreite der Blätter bleibt bald einfach; bald ver- zweigt sie sich mehr oder weniger vollständig, letzteres bei verschieden. gebuchteten und gelappten, ersteres bei gefiederten, gefingerten Blättern u. s. w. Die Blattzweige können sich wieder verzweigen (z.B. bei doppelt- gefiederten Blättern). Die Verzweigungen desBlattes werden meistens: acropetal angelegt, seltener basipetal, wie bei den kammförmig gefiederten Blättern von Myriophyllum. Die Zweigsysteme entsprechen dabei denjenigen; der Stämme ($ 131, 132). Monopodial verzweigt sind z B. die gelappten und gefiederten Laub- blätter der Mono- und Dicotyledonen. Gewöhnlich sind diese Verzweigungen. racemös, oft aber auch cymös (vergl. $ 131), in letzterem Falle manchmal sogar unter Bildung von Sympodien, wie bei den Blättern von Rubus, Helleborus und manchen Aroideen. Unter letzteren z. B. stellt URBEEHENEER phallus ein Dichasium dar, dessen Seitensprosse Schraubeln snd. Auf Diecehotomie beruht die Verzweigung der Blätter bei den Farnen; wobei jedoch die weitere Entwickelung ein wickelariges System hervor- ruft, bei dem die Mittelrippe das Sympodium darstellt die Lappen oder Fiedern den schwächer gebliebenen Gabelästen entsprechen. Auf eine schraubelähnliche Dichotomie dürften vielleicht die Blätter von Adiantum pedatum und verwandten Arten zurückführbar sein. 145. Als besondere Blattforma tionen werden an der Pflanze -ge- wöhnlich die Laubblätter, Niederblätter, Hochblätter und die verschiedenen. Blattkreise der Blüthe unterschieden Die Laubblätter sind die gewöhnlich schlechthin als Blätter be- zeichneten, grösseren, vielfacher gegliederten, durch reicheren Chlorophyll- gehalt, complicirtere Gewebebildung und meist längere Lebensdauer ausge- zeichneten Blattorgane der Axe, die gewöhnlich um so zahlreicher sind, je weniger ihre Spreite in die Fläche sich ausdehnt. Nebenblätter sind die untersten, meist paarweise vorhandenen Seiten- zweige des Blattes an dessen Insertion. Sie wachsen viel rascher als das Haupt- blatt, decken daher das Blatt in der Knospe in sehr verschiedener Weise. Nieder- oder Schuppenblätter unterscheiden sich von den Laub-- blättern durch ihre meist sehr bedeutend geringere Flächenentwickelung,. das stete Fehlen des Blattstieles und der Verzweigung der 'Spreite, den meist einfacheren Bau und geringeren Chlorophyligehalt oder vollständiges Fehlen des Chlorophylis. Sie kommen meistens an unterirdischen Axen. (Rhizomen, Knollen) vor; an oberirdischen Stämmen, sowie an den Winter- knospen unserer Holzpflanzen (Knospenschuppen) gehen sie den gewöhn- lichen Laubblättern in der unteren Region des Stengels vorauf, werden: sehr häufig bald abgeworfen, sind übrigens bei manchen Pflanzen durch. Uebergangsformen mit den Laubblättern verbunden, Oft wechseln sie mit. Laubblättern regelmässig ab (Cycas) und in anderen Fällen sind sie wieder die einzigen Blattorgane des Stengels (Humusbewohner und Parasiten, wie: Blattformationen. Blattstellung, 95 Neottia, Orobanche, Monotropa etc... Die Keimblätter oder Cotyledonen sind die ersten eigenthümlich gestalteten Niederblätter der Pflanze. Die Hochblätter, welche den Laubblättern folgend gewöhnlich in: der Blüthenregion des Stengels (als Tragblätter, Stützblätter oder Bracteen der Inflorescenzzweige oder an diesen selbst) entwickelt werden, gleichen in Form, Grösse u. s. w. meistens den Niederblättern. Häufig sind sie durch eigenthümliche Färbung (blau bei Melampyrum nemorosum, grün- lichweiss bei manchen Formen derselben Art, roth bei Melampyrum ar- vense etc.), sowie besondere Form ausgezeichnet. Als weitere Blattformationen müssen Kelch, Blumenblätter, Staubgefässe und Fruchtblätter der Blüthe bezeichnet werden, welche bei der Besprechung der Blüthenentwickelung (im vierten Abschnitte) berücksichtigt werden sollen. Manche Blüthenblätter zeichnen sich dadurch aus, dass bei ihnen das intercalare Wachsthum an einer Stelle lange fort- dauert, um von hier aus radienförmig abzunehmen. Es bilden sich dann sack- oder spornartige Ausstülpungen, wie in den Blüthen von Viola, Li- naria, Aquilegia, Delphinium, Impatiens etc. Blattranken nennt man fadenförmige Blätter oder Theile eines: Blattes (wie bei der Erbse, Wicke u. s. w.), welche sich wie die Stamm-. ranken um andere Körper schlingen und so als Kletterorgane dienen. können (8248). Blattdornen heissen dagegen zu harten, verholzten, ste- chenden Körpern umgebildete Nebenblätter (Robinia, Acacia-Arten, Xan- thium etc.) oder ganze Blätter (bei Berberis an den Hauptzweigen). Der häutige Auswuchs (Blatthäutchen, ligula) an der Grenze zwischen Spreite und Scheide auf der Oberseite vieler Grasblätter, die ähnlichen Gebilde der Blattbasis von Selaginella und Isoetes, der Blumenblätter vieler Sileneen, die sogenannte Nebenkrone von Nareissus etc. werden als. Ligulargebilde bezeichnet. 146. Die Blätter eines Sprosses stehen am Umfange desselben in: einer grossen Anzahl von Fällen nach bestimmter Regel geordnet. Sie stehen entweder zu zweien oder mehr im Quirl oder vereinzelt (zerstreut). Beispiele für mehrere Blätter im Wirtel bieten unter unseren einheimischen. Pflanzen die Gattungen Galium, Asperula, Paris, Myriophyllum, Hippuris etc.. Stehen hier die Blätter zweier Quirle so, dass je ein Blatt des einen Wirtels zwischen zwei Blätter des nächst oberen oder unteren fällt, so sind die Quirle alternirend. Liegen dagegen die Blattinsertionen des einen Quirles genau über denjenigen des nächst unteren, so bezeichnet man die Wirtel als superponirt. Zweiblätterige Quirle, deren Blätter also opp o-- nirte sind, besitzen die Labiaten, die meisten Scrophularineen u. s. w. Alterniren hier die Wirtel, so heissen sie decussirt; die Medianen,. d. h. die Ebenen, welche die Blätter und deren Insertionsfläche symmetrisch halbiren und die Wachsthumsaxe derselben wie der Axe enthalten, schneiden hier einander unter rechten Winkeln. Sämmtliche genau über einander stehende Blätter eines Stengels, deren Medianen also zusammenfallen, bilden eine gerade Reihe oder Örthostiche, Bei den Labiaten wären demnach zwei Orthostichen am Stengel vorhanden, bei superponirten Quirlen so viele, als Blätter im Quirl, bei alternirenden Wirteln dagegen doppelt so viel Orthostichen. — Lassen sich keine Ortho- 96 Blattstellung. stichen am Stengelumfange construiren, so sind die Blätter ausweichend angeordnet, | 147. Bezeichnet man an einer Axe mit zerstreut stehenden Blättern ein Blatt mit 1 und geht von diesem auf dem kürzesten Wege zum nächst jüngeren, also nächst höheren Blatte, das als 2 bezeichnet wird, so be- schreibt -man am Stengelumfange ein Stück einer Spirallinie. In der ein solches Beispiel veranschaulichenden Fig. 47 beträgt dieses Stück 2/, eines Kreises oder 144°. Diese Entfernung wird die Divergenz der beiden Blätter 1 und 2 genannt. Vom Blatte 2 bis zum Blatte 3 wird man wieder ”/, eines Kreisumfanges in der die Blätter verbindenden Spirale zurück- legen, von 3—4, 4—5, 5—6 u. s. w. ebenso jedesmal 144°: die Divergenz je zweier Blätter ist hier also constant. Es steht aber ferner das 6. Blatt genau über dem 1. Blatte, mit diesem also in derselben ÖOrthostiche (I in Fig. 47). Um zu ihm zu gelangen, muss man von 1 aus zweimal den Weg um die Axe beschreiben und auf diesem berührt man, das Blatt 1 mitge- rechnet, 5 Blätter bis wieder zu derselben Orthostiche (I in Fig. 47). Die Zahl der so durchlaufenen Spiralwindungen macht man nun zum Zähler, die Zahl der berührten Blätter zum Nenner eines Bruches, der in unserem Beispiele 2/, ist und durch welchen hierkurz die Blattstellung ausgedrückt wird. Dabei ergiebt sich weiter, dass bis zum 11., genau über den Blättern Fig. 47. . Fig. 47. Diagramm eines Zweiges, dessen Blätter nach der constanten Divergenz ?/, gestellt sind. Die Spitze des die genetische Spirale dar- stellenden Pfeiles ist der Zweigspitze zugewendet, das Blatt 35 daher das jüngste Blatt des Sprosses. - Die Zahlen I—V geben die Orthostichen an. , Blattstellung. 97 2 1 und 6 stehenden Blatte wieder über die Insertionen von 5 Blättern 2 Spi- ralwindungen durchlaufen werden und ebenso in der weiteren Höhe der Axe, dass also die Blätter 1, 6, 11, 16, 21, 26, 31 u. s. w. eine Orthostiche {I in Fig. 47) bilden, dass 5 Orthostichen überhaupt in diesem Falle vor- handen sind (I—V in Fig. 47), und dass beispielsweise die Blätter 4, 9, 14, 19, 24 etc. die II., die Blätter 3, 8, 13, 18, 23, 28 u. s. w. die V. Ortho- stiche bilden. Es zeigt sich dabei ferner, dass die gedachte Spirale die Blätter gleichzeitig in der Reihenfolge ihrer Entstehung oder ihres Alters berührt, also als die genetische Spirale oder Grundspirale be- zeichnet werden kann, in der je 5 Blätter einen Cyclus bilden. Würde man in der Fig. 47 den entgegengesetzten Weg verfolgen, vom Blatte 1 über die Orthostichen V und IV nach dem Blatte 2, von dort über die Orthostichen II und I zum Blatte 3, so hätte man jedesmal °/, eines Kreis- umfanges, also einen längeren Weg zurückzulegen. Als Regel gilt aber, dass bei der Bestimmung der genetischen Spirale und der Blattstellung überhaupt stets der kürzere Weg eingeschlagen wird. (M CH Werden diese Stellungsverhältnisse in eine in die Ebene gelegte Spiral- linie so eingetragen, wie in Fig. 47, dass also die ältesten unteren Blätter die äusseren, die jüngsten obersten Blätter die inneren Windungen ein- nehmen, so erhält man das Diagramm der betreffenden Blattstellung. Gewöhnlich construirt man indessen nicht die Spirale, sondern concentrische Kreise, von denen der äussere Kreis dem unteren (ältesten), der innere Fig. 48. Diagramm eines Zweiges mit °/,-Stellung der Blätter. Die Radien I—VIII sind die Orthostichen des Sprosses. Luerssen, Botanik. 7 98 Blattstellung der Blüthe. ” ‚dem .obersten (jüngsten) Blatte entspricht und je ein Kreis nur ein Blatt auf der betreffenden Orthostiche aufnimmt. In der diesen Fall darstellen- den Fig. 48 ist zugleich die °/;-Stellung. der Blätter veranschaulicht. Vom Blatte 1 auf der Orthostiche I des ersten Kreises bis zu Blatt 2 auf Ortho- stiche IV des zweiten Kreises sind 135° oder ?/, eines Kreises auf kürzestem Wege zu beschreiben; von Blatt 2 bis Blatt 3 auf Orthostiche VII des dritten Kreises ebenfalls ®/, des Kreisumfanges und so fort. Hier haben wir 8 Orthostichen (Fig. 48 I--VIII), Blatt 1, 9, 17, stehen auf Orthostiche I, Blatt 2, 10, 18 auf Orthostiche IV u. s. w. Nach dem über die Fig. 4 Gesagten :erläutern sich hier alle Verhältnisse also leicht. Bei sehr dicht gestellten Blättern und zugleich zahlreichen Orthostichen (z. B. Schuppen der Tannenzapfen) ist die genetische Spirale schwierig zu verfolgen. Dagegen treten dem Beobachter andere Spiralen in auffälliger Weise entgegen, die als Parastichen bezeichnet werden. 148. Dass die Glieder einer Blüthe als Blattformationen gleich denen des beblätterten Stengels zu betrachten sind, wurde bereits im$& 145 ange- deutet. Auch hier ordnen sich die Theile des Kelches, der Blumenkrone etc, untereinander, sowie die Stellung der Kelchblätter zu denen der Blumen- krone oder zu den Staubgefässen u. s. w. in meist bestimmter Weise. Es sind zunächst zu unterscheiden: Blüthen, deren Blattorgane spiralig gestellt sind und solche, “bei denen sie Quirle. bilden. Entsprechen bei den im Allgemeinen seltenen spiralig gebauten Blüthen die einzelnen For- mationen (Kelch, Krone etc.) ganzen Umläufen der Spirale, so bezeichnet man sie als hemicyclische Blüthen (Aconitum); fällt die Grenze der einzelnen Formationen dagegen nicht mit den Umläufen der Spirale zu- sammen, so heissen sie acyclisch (Nymphaea), Bei den am häufigsten vorkommenden eyelischen Blüthen bilden die Blattformationen wirkliche Quirle, die: ‚entweder superponirt oder alternirend sind. Alterniren sämmt- liche zugleich gleichzähligen Quirle einer cyclischen Blüthe, so heisst die- selbe euc yclisch ‚(Lilium). Treten zwischen bereits angelegten Gliedern eines Quirles nachträglich noch neue gleichartige Glieder auf, ohne die Anordnung der schon vorhandenen zu stören, so heissen die eingeschobenen Glieder interponirte (z. B. die fünf jüngeren Staubgefässe zwischen den fünf älteren im zehngliederigen Staubblattquirl von Dietamnus). Von Verdoppelung (dedoublement) spricht man, wenn an Stelle eines Gliedes deren zwei auftreten, dagegen von Fehlschlagen (abortus), wenn Glie- der eines Wirtels nicht zur Ausbildung gelangen. Wie bei den Blättern, wird auch’ in allen diesen Fällen ‚die gegensei- tige Stellung der Blüthentheile durch ein Diagramm ausgedrückt, in dem der äusserste Kreis dem Kelche, resp. Theilen desselben, der innerste den Fruchtblättern . entspricht, ohne Unterschied, ob letztere einen ober- oder unterständigen Fruchtknoten bilden. Trägt man in ein solches Diagramm die Glieder so ein, wie sie sich wirklich in der Blüthe finden, so ist das- selbe ein empirisches Diagramm; dagegen wird es ein theoreti- sches, wenn auch abortirte Glieder, die sich aus der Entwickelungsge- schichte oder Vergleichung mit den Blüthen verwandter Pflanzen ergeben, durch besondere Zeichen (gewöhnlich Punkte) eingetragen sind. Ferner berücksichtigt man die Stellung der einzelnen Blüthenglieder zur Axe des Muttersprosses, deren Lage ausserhalb des Diagrammes durch Blattstellung der Blüthe. 99 einen Punkt oder Kreis angegeben wird (Fig. 49). Eine Ebene, welche durch die Axe des Muttersprosses und die Blüthenaxe gleichzeitig gelegt gedacht wird, ist die Medianebene und die in sie fallenden Glieder der Blüthe sind median, die zu ihr rechtwinkelig liegenden lateral, die zwischen beide fallenden diagonal gestell.e Die der Mutteraxe zuge- kehrte Seite der Blüthe heisst die hintere, die derselben abgekehrte die vordere Seite der Blüthe. Die Figur 49 giebt die diese Verhältnisse veranschaulichenden empiri- schen Diagramme zweier Blüthen, in A das Diagramm einer getrenntblätte- rigen (Cruciferen-), in B das einer sogenannten verwachsenblätterigen (Campanula-)Blüthe. In Figur Aalterniren mit den beiden medianen Kelch- blättern (k') die lateralen (k?) des nächsten Wirtels. Die vier einen Quirl bildenden Blumenblätter (b) stehen diagonal und alterniren mit beiden Kelchblattkreisen. Die zwei kürzeren, lateral gestellten Staubgefässe (st!) sind den inneren Kelchblättern (k?) und den Fruchtblättern (f) opponirt, alterniren aber mit den Kronblättern; der innere Staubgefässkreis (st?) zeigt mediane verdoppelte Staubgefässe, im Ganzen demnach vier. Die beiden den zweifächerigen Fruchtknoten bildenden lateralen Fruchtblätter (f) bilden den Schluss des Blüthendiagramms, dessen Glieder ausserdem ‘durch ihre verschiedene Querschnittsform noch mehr hervorgehoben wurden. Fig. 49. Figur B erklärt sich nach dem Gesagten von selbst. Die Zahl der Kelch- und Kronlappen sind durch entsprechende Vorsprünge der Kreise veranschaulicht. Die fünf Fruchtblätter alterniren mit den Lappen der Blumenkrone, sind daher den Staubblättern opponirt. In Figur 49 B treten ferner die Blüthentheile in vier, in Figur A in sechs Kreise geordnet auf; B stellt eine tetracyclische, A eine hexacyc- Fig. 49. A Diagramm der Cruciferenblüthe: k! äusseres und k? inne- res Kelchblattpaar; b Blumenblätter; st! die zwei Staubgefässe des äusseren und st? die vier des inneren Kreises. f der zweifächerige Fruchtknoten mit je zwei im Querschnitt der Fächer sichtbaren Samenknospen. — B Dia- gramm der fünfgliederigen Blüthe von Campanula: k Kelch, b Blumenkrone, st Staubgefässe, f Fruchtknoten, Der Punkt über der Figur giebt die Lage der Axe des Muttersprosses an. 7*+ 100 Abweichungen in der Blattstellung. lische Blüthe dar. Ausserdem sind in A die Kelchblattkreise zweigliede- rig oder dimer, der Kronblattkreis ist viergliederig oder tetramer u. s. w., während in B alle Kreise fünfgliederig oder pentamer sind; die Cam- panula-Blüthe würde also nach diesen Verhältnissen kurz als eine tetracyc- lisch-pentamere bezeichnet werden können. Weiteres über die Stellungsverhältnisse der Blüthenglieder ist in dem die angiospermen Phanerogamen behandelnden Abschnitte nachzusehen, 149. Die am häufigsten vorkommenden Blattstellungen: Y,, Y,, %, 3a, ea Hauer zeigen scheinbar ein Naturgesetz in ihren Di- vergenzen auszudrücken, indem die jedesmaligen Zähler und Nenner des Bruches zweier unmittelbar auf einander folgenden Divergenzen addirt wieder Zähler und Nenner der nächst höheren Divergenz geben, also z. B.' 2543. 11ub 5+8.:18 ‚sich durchaus nicht in dieses Schema einreihen. Einmal ist bei einer An- zahl von Pflanzen die Divergenz zwar für eine gewisse Strecke der Axe constant, für eine andere ebenso constant, bei beiden Regionen unter sich verglichen jedoch ungleich (z. B. bei Euphorbia helioscopia). Bei manchen Arten der Gattung Alo& stehen die untersten Blätter in zwei gegenüber- stehenden Reihen, während sie von einem gewissen Blatte an allmälig in eine Spiralstellung übergehen. In anderen Fällen (Fritillaria) wechseln die Divergenzen sprungweise und unregelmässig, so dass die Blätter ungeord- net am Stengel stehen und keine Orthostichen erkennen lassen. In noch anderen Fällen ist die Construction einer genetischen Spirale unmöglich, sei es, dass die Blätter gleichzeitig im Quirle entstehen (die meisten Blü- then), oder dass sie bei ungleichzeitiger Anlage im -Wirtel von einem Punkte aus nach rechts und links fortschreiten (Characeen, Blüthe von Re- seda), so dass der die Reihenfolge angebende Weg um die Axe eine Zick- zacklinie wäre, oder dass sie bei kriechenden Stämmen (Marsilia) nur auf der Rückenseite entwickelt werden, also auch durch eine solche Linie sich verbinden lassen, welche die Bauchseite der Axe nicht berührt. Ganz ohne Bedeutung ist ferner die Construction der Grundspirale dann, wenn die Divergenz !/, ist, wenn also die Glieder in zwei einander gegenüber ste- henden Reihen auftreten (Blätter bei Gräsern), man also sowohlnach rechts, als nach links die aufsteigende Spirale beschreiben kann. Bei vielen derartigen Aenderungen in der Blattstellung sind gewisse Wachsthumserscheinungen häufig die Ursache. Die Divergenz kann da- durch geändert werden, dass die Axe auf einer Seite stärker in die Dicke wächst, als auf der entgegengesetzten. Stehen die Blätter eines Sprosses bei ihrer Anlage sehr dicht neben und über einander und wächst der Spross verhältnissmässig weniger rasch in Länge und Umfang, als die rasch sich weiter entwickelnden Blattanlagen, so kann ein Druck parallel (longitudinaler Druck) oder senkrecht (transversaler Druck) zur Axe des Sprosses mehr oder minder bedeutende Verschiebungen hervorrufen, welche die spätere Stellung der Blätter demnach anders erscheinen lassen, als sie es der Anlage nach sind. Die Form des Querschnittes d er btreffenden Blattanlagen spielt dabei eine weitere, oft nicht unwesentliche Rolle. Wieder in anderen Fällen sind Drehungen der Axe die Ursache der im Laufe der Entwickelung sich ändernden Blattstellung, wie am Stamme von u. s. w. Allein eine grosse Anzahl von Blattstellungen lässt Trichome 101 Pandanus utilis, dessen jüngste Blätter in drei geraden Reihen nach der Divergenz '/; stehen, während die drei Orthostichen an älteren Stamm- theilen in drei Spiralen übergehen. Das über die Blattstellung Gesagte gilt im Allgemeinen auch für die Verzweigungen der Axe, giebt aber auch hier zu erkennen, dass die Natur sich nicht immer in mathematische Formeln zwängen lässt. 5. Die Trichome. 150. Als Haare oder Trichome im engeren Sinne des Wortes bezeich- net man alle von einer oder mehreren Epidermiszellen ihren Ursprung nehmenden Auswüchse der Blätter, des Stammes und der Wurzel, mögen sie eine noch so verschiedene physiologische Bedeutung für die Pflanze haben. Es sind daher Haare eben so gut die Sporangien der Farne, die Antheridien und Brutknospen oder Brutzellen vieler Muscineen, die Stacheln der Brombeeren (z. B. von Rubus Idaeus) u. s. w., wie die in $$ 76 und 78 beschriebenen und in Fig. 18 daselbst abgebildeten Formen. In anderen Fällen ist zwar das Haar seiner Anlage nach Epidermis- bildung, allein es betheiligt sich später an dessen Aufbau auch das Peri- blem und endlich geht auch die Anlage haarartiger Organe vom Periblem allein aus und es treten dann sogar oft Fibrovasalstränge in dieselben ein. Solche Periblembildungen werden gewöhnlich als Emergenzen von den eigentlichen Haaren unterschieden. Sie lassen gleichzeitig erkennen, dass scharfe Grenzen auch hier, wie zwischen den anderen Gliedern der Pflan- zen, nicht immer zu ziehen sind; trotzdem ist für die Feststellung scharfer Begriffe eine Unterscheidung derselben wie in anderen Fällen geboten. 151. Abgesehen von den gewöhnlichsten Haarformen, lassen sich die abweichend gebauten derselben im Zusammenhange mit den als Emergen- zen bezeichneten trichomartigen Bildungen etwa in folgender Weise gruppiren: a. Das Trichom ist nur Epidermisbildung: Stacheln von Rubus ladeus und Rubus Hofmeisteri. b. Die Anlage des Trichoms geht von der Epidermis aus; secundär betheiligt sich das Periblem. «. Eine einzelne Epidermiszelle bildet die Haaranlage: Stacheln von Cucurbita Pepo, Cucumis sativus und Ecbalium agreste. ß. Die Bildung des Trichoms geht von mehreren Epidermiszellen aus: Warzen von Bunias, fächerförmige Haare auf den Blattrippen von Gunnera. c. Das Periblem allein bildet den Ausgangspunkt der als Emergenzen bezeichneten trichomartigen Bildungen. «. Diese enthalten keine Fibrovasalbündel: Stacheln von Gunnera scabra, Ribes grossularia, Warzen des Fruchtknotens von Euphorbia aspera, Stacheln und Köpfchenhaare von Rosa pimpinellifolia, Drüsen von Drosera, Bart der Corolle von Menyanthes. 8. Dieselben führen Fibrovasalstränge: Stacheln des Fruchtknotens von Aesculus und Datura, der Blattzipfel von Cirsium ciliatum und des Kelches von Agrimonia Eupatoria. 152. Die Haare (und Emergenzen) können auf allen Theilen der Pflanze angelegt werden, so lange deren Epidermis noch entwickelungs- fähig ist. Sie entstehen gewöhnlich später, als die jüngsten Blätter, bei 102 Nährstoffe der Pflanze. Utricularia jedoch schon am Vegetationskegel oberhalb der jüngsten Blatt- anlagen. Manchmal lassen sie eine bestimmte Anordnung wie bei den Blättern erkennen, wenn sie an noch im lebhaften Wachsthum begriffenen Organen auftreten (Spreuschuppen an den Stämmen mancher Farne, Spo- rangien der Hymenophyllaceen); in anderen Fällen sind sie dagegen un- regelmässig gestellt. Ill. Abschnitt. Die Lebensvorgänge in der Pflanze. Physiologie. 1. Die Ernährung der Pflanze. 1. Die Nährstoffe und ihre Bedeutung. 153. Für das Wachsthum der Pflanze ist vor allen Dingen die Zufuhr von Nährstoffen nothwendig, aus denen mit Hülfe chemischer, in dem Pflanzenkörper sich vollziehender Processe die für die Grössenzunahme alter und die Entwickelung neuer Organe erforderlichen Baustoffe gewonnen werden können. Es ist ferner nöthig, dass diese Nährstoffe der Pflanze in einer Form geboten werden, in der sie möglichst rasch und leicht auf- nehmbar und von den aufnehmenden Theilen weiter zu befördern sind, dass sie also im gasförmigen Zustande oder als Lösung zu diesen gelangen oder von diesen leicht gelöst werden. Um zu erfahren, welche Stoffe der Pflanze zur Nahrung dienen, kann man einmal die chemische Analyse benutzen, welche die Zahl der im Pflan- zenkörper oder in einzelnen Theilen desselben vorkommenden Elemente und deren procentisches Verhältniss ermittelt. Man erfährt dann indessen nur, welche Elemente überhaupt aufgenommen werden, jedoch nicht, welche dieser Stoffe unbedingt nothwendig und welche entbehrlich sind. Dies zeigt erst das Experiment, das die Pflanze zwingt, in einem Boden (oder in einer Nährstofflösung) zu wachsen, dessen bestimmte chemische Zu- sammensetzung bekannt ist und dem man beliebig diese oder jene chemi- sche Verbindung zusetzen oder entziehen kann. Erst durch derartige Ver- suche wird zugleich die physiologische Bedeutung jedes einzelnen Nähr- stoffes klar dargelegt. 154. Dass das Wasser für jede Pflanze unentbehrlich ist, zeigt schon der Umstand, dass es den grössten Theil des Lebendgewichtes derselben ausmacht und alle Gewebe durchtränkt (8$ 8, 19, 28 etc... Seine Menge ist freilich für die einzelnen Theile der Pflanze je nach der Beschaffenheit des Gewebes der letzteren verschieden, beträgt aber bei krautartigen Ge- "Organische Substanz. Aschenbestandtheile, ‘103 wächsen gewöhnlich zwischen 60-80, bei Wasserpflanzen und vielen fleischigen Pilzen sogar bis 95 Procent des Gesammtgewichtes. Das Wasser ist ferner das Lösungsmittel fast sämmtlicher Baustoffe der Pflanze und liefert solehe selbst durch die Zersetzung in seine beiden Grundstoffe. Völlige Entziehung des Wassers führt den Tod der Pflanze herbei. ($ 168.) Die nach Vertreibung sämmtlichen Wassers durch dauernde Erwär- mung auf 100 110°C gewonnene Trockensubstanz enthält die Elemente der organischen und anorganischen Bestandtheile, von denen erstere beim Verbrennen als Kohlensäure und Wasserdampf entweichen, letztere als die unverbrennlichen Aschenbestandtheile zurückbleiben. a. Die Elemente der organischen Substanz. 155. Die organische Substanz der Pflanze besteht aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff. Ausserdem enthält sie noch Schwefel, der aber in der Asche, an Basen derselben gebunden, zurückbleibt. Diese fünf Elemente, die in keiner Pflanze fehlen, sind die wichtigsten Nährstoffe, da sie die wesentlichsten Bestandtheile der Zelle, das Protoplasma ($ 8), die Cellulose ($ 19) etc, zusammensetzen. Der Kohlenstoff, welcher etwa die Hälfte der Trockensubstanz aus- macht, wird allein durch die Zersetzung der Kohlensäure der atmosphäri- schen Luft gewonnen ($ 164). Der Wasserstoff stammt aus dem in den chlorophyllhaltigen Zellen zersetzten Wasser, ein kleiner Theil vielleicht auch aus von der Pflanze aufgenommenen Ammoniakverbindungen. Den Sauerstoff nimmt die Pflanze zu einem Theile aus der Kohlen- säure der Luft und dem Wasser, zum anderen aus Sauerstoffsalzen des Bodens. Quellen des Stickstoffes, der ein wesentlicher Bestandtheil des Protoplasmas, der Alkaloide und des Asparagins ist, sind die Ammoniak- und salpetersauren Salze. Der freie Stickstoff der Atmosphäre wird von der Pflanze nicht aufgenommen, dagegen vielleicht von Parasiten und Fäul- nissbewohnern organische Stickstoffverbindungen. Schwefel gelangt wohl meistens als schwefelsaurer Kalk in die Pflanze, in der er vorzüglich an der Zusammensetzung der Eiweisskörper theilnimmt. Er wird aus dem Gyps vielleicht durch die in der Pflanze ge- bildete Oxalsäure frei, während der entstehende oxalsaure Kalk ($ 51) un- gelöst in der Zelle zurückbleibt. b. Die Elemente der anorganischen Substanz. 156. In der Pflanzenasche sind als wichtigste, nie fehlende Elemente enthalten: Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen und Phosphor (vergl. die Tabellen in $$ 162 und 163). Dieselben sind, wie auch Wachs- thumsversuche zeigen, unentbehrlich, namentlich Eisen und Kalium. Welche Bedeutung das Eisen für die Entwickelung des Chlorophylis und mithin für die Assimilation hat, ist bereits im $ 40 angedeutet worden. Aufgenommen wird es als Eisenchlorid oder schwefelsaures Eisenoxydul. Das Kalium spielt ebenfalls, namentlich als Chlorkalium, in etwas geringerem Grade als salpetersaures Kali, bei der Assimilation eine be- deutende Rolle. Ohne dasselbe bildet sich im Chlorophyll keine Stärke, 104 Aschenbestandtheile Aufnahme d. Nährstoffe des Bodens. und bei alleiniger Zufuhr von phosphor- oder schwefelsaurem Kali wird die gebildete Stärke später nicht mehr in lösliche Produkte des Stoffwech- sels übergeführt. Kalisalze finden sich ferner in an Zucker und Stärke reichen Organen (Runkelrüben, Kartoffeln), und scheinen bei der Bildung dieser Reservestoffe sich in irgend einer Weise zu betheiligen. Phosphor (in Form phosphorsaurer Salze) kommt stets in Gesell- schaft der Eiweisskörper, wie in der Asche der Samen vor. Ueber die Beziehungen des Calcium und Magnesium zu irgend welchen physiologischen Processen weiss man nichts Bestimmtes, doch sind sie zum Gedeihen der Pflanze, wie die Versuche beweisen, nothwendig; der Kalk dürfte als Neutralisationsmittel der giftigen Oxalsäure (8 51) Be- achtung verdienen. Beide werden als phosphorsaure, salpetersaure und schwefelsaure Salze oder als Chloride aufgenommen. 157. In den meisten Pflanzenaschen finden sich ausser den im vorigen Paragraphen genannten Elementen noch Chlor, Natrium und Silicium. Die Nothwendigkeit des Chlors für die Samenbildung ist bis jetzt nur für den Buchweizen nachgewiesen,worden. Das Natrium ist ganz ohne Bedeutung, da man dasselbe aus Nährstofflösungen ohne Schaden für das Gedeihen der Pflanze fortlassen kann. Ebenso lassen sich sonst an Silicium reiche Pflanzen völlig normal in kieselsäurefreien Lösungen ziehen, und die Kieselerdeeinlagerung ($ 33 fauf S. 18) findet unter ge- wöhnlichen Umständen in grösserem Maasse meistens auch erst mit zuneh- mendem Alter der Gewebe statt. E . Brom und Jod finden sich nur in Meerespflanzen, namentlich Tangen, aus denen beide auch in grösserer Menge dargestellt werden. Ihre etwaige Rolle bei der Ernährung ist unbekannt. Die seltener auftretenden Elemente: Mangan, Lithium, Kupfer, Zink, Aluminium, Kobalt, Nickel, Strontium jund Barium wer- den in der Regel von der Pflanze nur dann aufgenommen, wenn sie vom Boden in reichlicher Menge ‚geboten werden. Lithium findet sich z. B. in manchen Tabakarten, wird aber in grösserer Menge der Pflanze schäd- lich. Das Zink ist namentlich in der Asche von auf Galmeiboden wachsen- den Pflanzen, wie dies z. B. in der Umgebung von Aachen der. Fall ist, vertreten. Hier erzeugt es sogar besondere Formen, wie Viola lutea Sm. var. calaminaria und Thlaspi alpestre L. var. calaminare. Auf das Vor- kommen von Fluor schliesst man aus dem Vorkommen desselben in der Zahnsubstanz pfianzenfressender Thiere. 2. Die Aufnahme der Nährstoffe aus dem Boden. 158. Die im Inneren der Pflanze während des Wachsthums und der Neu- bildung von Organen stattfindenden chemischen Processe stören fortwährend das Gleichgewicht der in den Zellen vorhandenen Stoffe, um so mehr, je energischer dieselben vor sich gehen. So wie in irgend einer Zelle ein Nährstoff, z. B. phosphorsaurer Kalk, Auch {nur in geringer ‚Menge ver- braucht wird, wird diese Zelle als ein Anziehungscentrum zunächst auf die benachbarten Zellen wirken. Es werden sich von diesen aus Moleküle phosphorsauren Kalkes nach dem Verbrauchsorte hin bewegen, um das Diffusionsgleichgewicht wieder herzustellen. Dadurch wird aber in diesen Zellen im Verhältniss zu ihrer weiteren Umgebung das Gleichgewicht ge- Aufnahme der Nährstoffe des Bodens. 105 stört; die Bewegung wird sich von ihnen aus weiter fortpflanzen und so in gleicher Weise immer mehr bis nach Orten hin, wo aus dem umgeben- den Medium der Verbrauch an phosphorsaurem Kalk gedeckt werden kann. Die Bewegung wird aufhören, wenn das Diffusionsgleichgewicht wieder hergestellt ist. Da aber der phosphorsaure Kalk in der Pflanze nicht als solcher bleibt, sondern seine Elemente durch die chemischen Processe in andere Verbindungen übergeführt werden, so unterliegt das moleculare ‘ Gleichgewicht fortwährenden Störungen und es ist dabei eine allmälige stärkere Aufspeicherung z. B.:der Phosphorsäure in der Pflanze, als 'sie im Wasser oder Boden in der nächsten Umgebung geboten wird, nicht allein denkbar, sondern eine solche findet auch wirklich statt (vergl. die Tabellen in $$ 162 und 163). -Denn dieselbe Bewegung der Moleküle phos- phorsauren Kalkes, die in Folge der Gleichgewichtsstörung in der Pflanze eintritt, wird auch im Wasser oder Boden hervorgerufen werden, wenn die aufnehmenden Organe der Pflanze dem Boden in ihrer unmittelbaren Nähe phosphorsauren Kalk entziehen; sie wird sich auch hier so lange centri- fugal verbreiten, wird so lange Theilchen phosphorsauren Kalkes der Pflanze zuführen, bis diese ihren Bedarf gedeckt hat und wieder Gleichge- wichtszustand herrscht. 159. Für die im Wasser untergetaucht wachsenden Pflanzen ist die ganze Oberfläche das aufnehmende Organ. Der Zellinhalt und das die Pflanze umgebende Wasser stehen durch Vermittelung der in den Zell- membranen befindlichen (Imbibitions-) Flüssigkeit in unmittelbarer Verbin- dung. Die Bewegung der im Wasser gelösten Nährstoffe veranschaulicht sich daher hier in einfachster Weise, besonders wenn man von sehr einfach gebauten, einzelligen oder wenigzelligen Pflanzen ausgeht. Anders ist es bei der Landpflanze. Der Boden ist verhältnissmässig wasserarm. Sein Wasser adhärirt in dünnen Schichten den einzelnen Bo- denpartikelchen; seine zahlreichen wenn auch kleinen Zwischenräume sind. mit Luft gefüllt. Um das Wasser und die in ihm gelösten Salze aufneh- men zu können, müssen daher die Wurzeln der Landpflanzen in innige Be- rührung mit den Bodentheilchen treten, was durch Verwachsung der Wurzel- haare mit letzteren ‘erreicht wird, wie die mikroskopische Untersuchung der Wurzeln beweist. Schon das vorsichtige Ausheben einer Landpflanze aus dem Boden zeigt, dass, so weit Wurzelhaare die Wurzeln bedecken, Sandtheile die letzteren wie Hosen umgeben und ohne vielfache Verletzung der Wurzelhaare nicht zu entfernen sind. Die mit den Bodentheilchen .in Verbindung stehenden Haarzellen der Wurzeln wirken nun in derselben Weise, wie die Oberhautzellen unterge- tauchter Wasserpflanzen. ” Sie saugen mit dem Wasser die in diesem ge- lösten Salze auf und setzen dadurch das in seinem Gleichgewichte gestörte, capillar festgehaltene Bodenwasser in Bewegung. 160. Ein Theil der Nährstoffe des Bodens ist nun aber nicht im Wasser desselben gelöst, sondern im Boden absorbirt, als ein dünner Ue- berzug auf den Bodentheilchen vorhanden, der selbst durch viel Wasser nicht abgespült wird. Es gilt dies besonders für phosphorsaure, Kali- und Ammoniaksalze, die durch die Thätigkeit der mit den Bodenpartikel- chen verwachsenen Wurzelhaare selbst gelöst werden müssen. Möglich wird dies durch die auch die Membranen durchtränkenden sauren Säfte der 106 Nährstoffe des Bodens. Assimilation. "Wurzel, so wie durch die von letzterer ausgeschiedene Kohlensäure. Die Aösende Kraft der Wurzel wird vorzüglich veranschaulicht, wenn man Pflanzen in Töpfen wachsen lässt, deren Boden blank polirte Platten von ‘Marmor oder einem änderen Kalkgestein enthalten, auf’denen sich nach kurzer Zeit das Bild des Wurzelverlaufes in rauhen Linien einätzt. Wur- -zelschnittflächen auf blaues Lackmuspapier getupft zeigen ferner das Vor- "handensein saurer Säfte durch die Rothfärbung desselben. 161. Die im $ 158 gegebene Deutung für die Wanderung der Nähr- ‚stoff-Moleküle gilt natürlich nicht allein für das dort gebrauchte Beispiel .des phosphorsauren Kalkes, sondern auch für alle anderen Nährstoffe. Ebenso ist es natürlich, dass der Verbrauch eines Nährstoffes nur die Be- wegung von Molekülen dieses, nicht aber irgend eines anderen nach sich zieht. Wenn daher phosphorsaurer Kalk in einem Organe der Pflanze ‘verarbeitet wird, bewegen sich darum noch nicht die Moleküle des schwe- felsauren Kalkes dorthin. Dies tritt erst ein, wenn das betreffende Organ auch diese gebraucht und zersetzt. Von einer im Inneren des Pflanzenkör- pers sich bewegenden Nährflüssigkeit, die alle oder fast alle Nährstoffe ‚enthält, kann daher nur dann die Rede sein, wenn letztere auch gleich- zeitig zur Verwerthung gelangen. Dabei wird aber immer noch die Ge- schwindigkeit der verschiedenen Moleküle eine verschieden rasche sein, die sich nach der Grösse des jedesmaligen Bedarfes richtet. Dieser Bedarf ist aber sowohl für die verschiedenen Nährstoffe, als auch für die einzelnen Entwickelungsperioden einer Pflanze und für ver- schiedene Pflanzenarten ein ungleicher. Daher erklärt es sich denn auch, dass einem Kulturboden durch eine Pflanze die einzelnen Nährstoffe in ungleichem Grade entzogen werden, dass bei mehrere Jahre dauernder Bebauung eines Feldes mit einer und derselben Kulturpflanze zuletzt das- ‚selbe an einem bestimmten Nährstoffe so erschöpft wird, dass dieser durch zweckmässige Düngung ersetzt werden muss. Daraus erklärt sich ferner die Zweckmässigkeit des Fruchtwechsels auf unseren Aeckern, sowie die ‚sehr ungleiche chemische Zusammensetzung der Asche von verschiedenen, auf demselben Boden gewachsenen Pflanzenarten 162. Nachstehende Tabelle (S. 107) veranschaulicht einmal das verschiedene Nährstoffbedürfniss der Pflanze, dann auch das Verhältniss der Aschen- bestandtheile zu den Salzlösungen des umgebenden Mediums ($ 158). 163. Dass selbst für nahe verwandte Arten die Zusammensetzung der Asche eine verschiedene werden kann, zeigt die folgende Tabelle, welche die Analyse von vier an der Westküste von Schottland am Ausfluss des Clyde gesammelten Fucus-Arten giebt (S. 107). 3.. Die Assimilation. 164. Dass der als Assimilation bezeichnete Vorgang der Zerlegung des Wassers und der Kohlensäure in ihre Elemente nur durch die Thätigkeit des Chlorophylis stattfindet, dass also chlorophylifreie Pflanzen nicht zu assimiliren vermögen, wurde bereits im $ 41 angedeutet. Dass nicht etwa der isolirte Chlorophyllfarbstoff, sondern nur das an das lebende Protoplasma gebundene Chlorophyll diesen Process eben unter Mitwirkung des Proto- plasmas vollzieht, ist ferner sicher festgestellt: die entsprechenden chemi- schen Processe müssen sich zwischen den vom Chlorophyllfarbstoff durch- Assimilation. 107 Tabelle zu $ 1. ale’ Die Pflanzenasche enthielt in 100 Theilen: Das umgebende Wasser enthielt | ——— — in 1000 Theilen Chara foetida au SzBklotns Kali we Os 8,34 0,82 Natron eg a d,18 1,51 Chlornatrium BE Nne Q,1a 8.94 2,72 Eisenoxyd Spur V,04 L,oa 0,55 Kalk 0,0533 4,73 21,29 10,73 Magnesia ee en 9,94 14,;, Phosphorsäure 0,0006 0,31 2,88 Zar Schwefelsäure ee 1. Der I,48 Kohlensäure Aber - 42,00 21,20 0,37 Kieselsäure Spur u. Id. Li, 100 Thei Man he ji ot De] roaaggenebic aa Tabelle zu $ 163. In 100 Theilen Asche Fucus F. vesi- | F. no- | F. ser- digitatus | eulosus dosus ratus Kali 2 15. 10,0, dızı Natron ie | ar | 19,46 | ER Kalk LE. Due 12,50 16,,; Magnesia aa Basia 10,03 12,56 Eisenoxyd Din. Ö,ss 0,90 0,34 Chlornatrium , 28,40 Zn Mi 18,76 Jodnatrium E Oias Dex 1,33 Schwefelsäure 23. 1a 26,80 21 .ne Phosphorsäure Dura ar 4,40 Kieselsäure 0 Ui. 1,0 0,4; | Aschenprocente überhaupt 20,,°/% 16,35% 16,19% 15,83% drungenen Molekülen des Protoplasmas abwickeln, wobei es ungewiss bleibt, ob das Chlorophyll während dieser Vorgänge selber chemische Veränderun- gen erleidet. Welche chemischen Producte unmittelbare Folge der Kohlensäure- und Wasserzersetzung sind, indem die Elemente dieser beiden Verbindungen zu neuen Verbindungen zusammentreten, ist völlig unbekannt, da sich diese Vorgänge der directen Beobachtung entziehen und auch schwerlich die zuerst neugebildeten Körper sich mikrochemisch im Chlorophyll werden nachweisen lassen. Abgesehen von Behauptungen, welche die Oxalsäure als erstes Assimilationsproduct hinstellen und dann aus dieser unter weiterer Sauerstoffabgabe andere Säuren (Weinsäure etc.) und endlich Kohlehydrate entstehen lassen, lässt sich als erstes sichtbares und mikrochemisch nachweisbaresAssimilationsproductimChloro- 108 Assimilation. phyll die Stärke (8 4l), in einzelnen Fällen auch Fett ($ 41), bei Allium Cepa Traubenzucker bezeichnen. Ebenso ist durch Untersuchungen nachgewiesen, dass bei der Bildung von Stärke durch Zersetzung der Kohlen- säure und des Wassers das der Kohlensäure entsprechende Quantum Sauer- stoff (nach der Gleichung 12 CO, + 10 H,O = (C,H„0,-+0;,,) von den assimilirenden Organen wieder ausgeschieden wird, dass der Sauer- stoffgehalt der Stärke dem Sauerstoffe des zersetzten Wassers entspricht. 165. Quelle der Kohlensäure ist für die untergetaucht lebenden Wasser- pflanzen das Wasser, das ja stets eine gewisse Quantität dieses Gases ab- sorbirt enthält, für die frei in die Luft ragenden Gewächse zum aller- grössten Theile die Kohlensäure der Atmosphäre. Eine sehr geringe Menge von Kohlensäure wird allerdings auch durch das aus dem Boden stammende Wasser aufgenommen. Im Inhalte der lebenden Zelle finden sich keine Gasbläschen. Es muss demnach von der aufgenommenen Kohlensäure und dem durch Zersetzung gewonnenen Sauerstoff stets nur so viel in der Zellflüssigkeit absorbirt werden, als diese zu lösen vermag. 166.. Die Assimilation und mit ihr die Stärkebildung findet nur unter dem Einflusse des Lichtes statt. In dem zuvor stärkefreien Chlorophyll von Spirogyra kann schon 5 Minuten, in den Blättern von Elodea 1'/, bis 2 Stunden nach eingetretener Besonnung Stärke nachgewiesen werden. Im diffusen Lichte sind Kohlensäurezersetzung und Stärkebildung weniger energisch; in diesem tritt bei Spirogyra erst nach 2 Stunden Stärke in nachweisbarer Menge auf. Bei den einfach gebauten Algen des süssen Wassers tritt der ausge- schiedene Sauerstoff sofort in das umgebende Wasser. Aehnlich wird bei höher gebauten Wasserpflanzen ein Theil des Sauerstoffes von den peri- pherischen Zellen wohl direct an das Wasser gegeben. Die inneren Zellen jedoch scheiden die grösste Menge des Sawerstoffs in die Intercellular- räume aus, in denen dann das angesammelte Gas unter einem grösseren Drucke steht, so dass es durch Schnitt- oder Stichwunden in den Stengel sofort als dauernder Blasenstrom herausquillt, so lange die Pflanze im Lichte bleibt. Mit plötzlicher Verdunkelung derselben wird fast momentan der Blasenstrom unterbrochen; einzelne noch aufsteigende Blasen treten nur in Folge der Diffusion zwischen den Gasen des Wassers und den in der Pflanze eingeschlossenen auf. Uebrigens ist das ausgeschiedene Gas nie reiner Sauerstoff, sondern dieser entbält in Folge von Diffusionsvor- gängen stets Stickstoff und etwas Kohlensäure beigemengt, um so weniger je rascher die Sauerstoffausscheidung vor sich geht. | 167. Wie bei directer Besonnung und diffusem Tageslichte, so ist auch in den verschieden brechbaren Strahlen des Spectrums die Assimilation eine ungleich starke. Im hellsten Gelb des Spectrums ist die Assimilation am energischesten; von hier aus nimmt sie beiderseits in den anderen Strahlen ab. Untersuchungen, welche die Zahl der in den einzelnen Spec- tralfarben in einer gewissen Zeit ausgeschiedenen Gasblasen als Maassstab nahmen, ergaben, die Zahl des hellsten Gelb gleich 100 gesetzt, folgende Reihe: Roth, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo, Violett. 5, — 63 — 100, — 37, — 22, — 1, — Assimilation Stoffwechsel. 109 Die sogenannten dunklen (ultrarothen) Wärmestrahlen und die soge- nannten chemischen (ultravioletten) Strahlen bewirken keine Zersetzung der Kohlensäure. Fasst man die Assimilation als eine Function der Wellen- länge der einzelnen ‚Strahlen auf, so ergiebt sich nach den Zahlen dieser Reihe, dass nur solche Strahlen Assimilation bewirken, deren Wellenlänge zwischen 0,9005 und O,9003a Millimetern liegt und dass die Strahlen von Q,00058 — 0,0005» Millimeter Wellenlänge (die etwa der Frauenhofer’schen Linie Dim Gelb entsprechen) die grösste Intensität für die Assimilation besitzen. 168. Von Einfluss auf die Intensität der Assimilation ist auch die ‘Wärme. Bei Hottonia palustris liegt das Minimum der zur Abscheidung von Gasblasen nöthigen Temperatur bei 2,, °R., das Optimum bei 25 °R,, das Temperaturmaximum bei 40—45°. Dochliegtfür manche Pflanzen das Mi- aimum wohl noch tiefer, bei Moosen vielleicht bei O°oder noch etwas unter 0 ®. Weiter ist der Kohlensäuregehalt der Luft von nicht unbedeutendem Einfluss auf die Stärke der Assimilation. Ein in gewöhnlicher Atmosphäre befindliches Blatt zersetzt wohl weniger Kohlensäure, als es zu zersetzen vermag, weil ihm die Gasdiffusion keine genügende Menge zuführt. Mit Zunahme des Kohlensäuregehaltes steigert sich die assimilirende Thätig- keit um so mehr, je grösser gleichzeitig die Lichtintensität ist. Allerdings darf auch hier ein Optimum nicht wesentlich überschritten werden. Denn in einer Atmosphäre von reiner Kohlensäure ist die Assimilation eine sehr geringe, die sich steigert, wenn der Gasdruck vermindert (die Lagerung der Kohlensäuremoleküle eine weniger dichte) wird, die sich noch mehr verringert, wenn der Druck über den einer Atmosphäre steigt. Es giebt somit einen gewissen procentischen optimalen Kohlensäuregehalt der Luft {d. h. unter gewöhnlichem Atmosphärendruck), eine gewisse partiäre Pres- sung (Lagerdichte der Moleküle) der Kohlensäure, bei welcher die Zersetzung der Kohlensäure am energischesten stattfindet, also auch die grösste Menge organischer Substanz von den assimilirenden Organen producirt wird. Wassermenge des Bodens und Trockengewicht der Pflanze stehen in solcher Beziehung, das letzteres bei 60°, der wasserhaltenden Kraft am grössten ist. Die Zersetzungsfähigkeit für Kohlensäure beginnt mit dem Ergrünen (des jugendlichen Blattes, nimmt bis zur vollständigen Entfaltung desselben zu, bleibt dann längere Zeit constant und nimmt mit dem Alter des Blattes ab, um mit dem Absterben desselben ganz aufzuhören. 4. Der Stoffwechsel und die Stoffwanderung. 169. Die durch die Assimilation im chlorophylihaltigen Protoplasma gebildeten Stoffe (in den meisten Fällen also die Stärke) unterliegen wäh- rend des Wachsthums der Pflanze vielfachen chemischen Umwandlungen, die in ihrer Gesammtheit als Stoffwechsel bezeichnet werden. Diese Um- wandlungen sind einmal dadurch geboten, dass die Assimilationsproducte des Chlorophylis nicht unmittelbar in der Form weiter verwendet werden können, in der sie entstehen, ein ander Mal dadurch, dass der Ort ihres Verbrauches von dem der Entstehung meistens weit entfernt liegt, dass sie also im gelösten Zustande, in dem sie allein transportabel sind, von Zelle zu Zelle nach der Verbrauchsstätte wandern müssen. Stoffwechsel und Stoffwanderung stehen zu einander in inniger Beziehung. 110 Bau- und Reservestoffe. Keimung. 170. Ausser den durch die Assimilation erzeugten organischen Stoffen ($ 164) sind alle anderen in der Pflanze vorkommenden organischen Körper Producte des Stoffwechsels. Je nachdem diese nur als Baumaterial für die Pflanze dienen oder keine weitere Verwendung im Lebensprocesse der- selben finden, bezeichnet man dieselben im ersteren Falle als Baustoffe (Stärke, Zucker, Fett, Inulin, Eiweisskörper, Asparagin) oder im letzteren als Nebenproducte des Stoffwechsels (ätherische Oele, Harze, Gummi, Kautschuck, viele Pflanzensäuren und Alkaloide u. s. w.). Welche chemischen Processe bei diesen Umwandlungen thätig sind, ist zur Zeit auch nicht einmal annähernd zu sagen. Es lässt sich nur auf Grund vielfacher Untersuchungen feststellen, dass Oel aus Stärke: oder Zucker, Zucker aus Stärke und umgekehrt gebildet werden, dass Asparagin und Eiweisskörper in Wechselbeziehung stehen. Es lässt sich ferner noch nachweisen, dass (entgegen der Assimilation) der Stoffwechsel auch in chlorophylifreien Zellen und im Finstern stattfindet, dass dabei Sauerstoff durch Athmung aufgenommen wird, die Trockensubstanz der Pflanze daher in Folge der Verbrennung eines Theiles zu Kohlensäure sich verringert, während die Assimilation dieselbe;stetig vermehrt, so lange die Production an assimilirter Substanz grösser ist, als der mit Stoffwechsel und Athmung verbundene Gewichtsverlust. 171. Die Producte der Assimilation und des Stoffwechsels werden entweder während der Entwickelung der Pflanze sofort oder nach kurzer Zeit zum Auf- und Ausbau der verschiedensten Organe verwendet, oder sie werden gewissen Organen zugeführt und in diesen in bestimmter Form und grosser Menge aufgespeichert, um in einer späteren Vegetationsperiode als Baumaterial zu dienen. In diesem letzten Falle werden sie als Re- servestoffe, die Behälter, in denen sie;lagern, als Reservestoffbe- hälter bezeichnet. Als letztere fungiren besonders die Samen, bei aus- dauernden Kräutern und Stauden die Knollen, Zwiebeln und Rhizome, bei holzbildenden Pflanzen die Stämme. So enthalten die Knollen der Kartoffel und die Früchte unserer, Getreidearten vorwiegend Stärke, die Georginen- knollen Jnulin, die Runkelrüben Rohrzucker, viele Samen fettes Oel und Stärke oder Fett und Eiweissstoffe oder Cellulose (Dattel) als Reservematerial.. 172. Die Art des Stoffwechsels und der Stoffwanderung lässt sich am leichtesten an keimenden Samen verfolgen. Bei diesen sind die Reservestoffe entweder in den Keimblättern oder im Endosperm auf- gespeichert. Im lufttrockenen Samen sind sie, abgesehen vom fetten Oele, in fester Form enthalten. Kommen Oel und Eiweisskörper in den Zellen vor, so sind letztere als Proteinkörner‘($ 16, Fig. 4) vorhanden; wo da- gegen Stärke auftritt, liegen die Eiweissstoffe als kleinkörnige Massen zwischen den Stärkekörnern (Fig. 9a und d im $ 42). Während der Quel- lung der Samen nach der Aussaat verflüssigen sich die Eiweissstoffe mehr oder weniger und mischen sich in ölhaltigen Samen mit dem Fette zu einer trüben Masse ($ 17). 173. Im ruhenden Samen der Lupine befindet sich fettes Oel als stick- stofffreies Reservematerial. Noch bevor das Würzelchen die Samenschale durchbricht, ist in diesem reichliche Bildung von Stärke eingetreten, die bald auch im hypokotylen Gliede und im Stiele der Keimblätter nachweis- bar ist. Während das Würzelchen in. die Länge wächst, verschwindet Keimung und Stoffwanderung. 11F diese Stärke in demselben zum Theil wieder, da sie als Baustoff für die Zellwände verwendet wird; neben ihr tritt dann Traubenzucker (Glycose) auf, der sich aus der Stärke bildet und das Material für die Cellulose lie- fert. In den Keimblättern selbst findet sich zu jeder Zeit der Entwicke- lung nur wenig Stärke, sowie später Traubenzucker in stets nur geringer Menge, da ja derselbe fort und fort zu den wachsenden Organen sich hin- bewegt. In der wachsenden Axe ist der Zucker von den Keimblattstielen an durch das hypokotyle Glied bis in die Wurzel durch Rinde und Mark zu verfolgen; erst in der Nähe der Wurzelspitze wird er spärlicher, inder Wurzelspitze selbst ist er wegen sofortigen Verbrauches nicht mehr nach- weisbar. Ebenso nimmt auch die in der Umgebung der Gefässbündel vor- kommende Stärke gegen die Wurzelspitze hin ab. Hat die Wurzel etwa. 100 Millim. Länge erreicht, so streckt sich auch der jugendliche Stengel. unter Entfaltung seiner Blattanlagen. Auch hier sind dann Stärke und Glycose in gleicher Weise, wie im hypokotylen Gliede und der Wurzel, bis kurz unterhalb des Alles verbrauchenden Vegetationskegels zu ver- folgen. Von den Keimblättern aus bewegt sich nun der aus dem Fett ent- standene Zucker sowohl nach aufwärts als nach unten in die Wurzel in. annähernd gleicher Stärke, während vorher der Hauptstrom des Nährstoffes. allein abwärts in die energischer wachsenden Theile unterhalb der Keim-- blätter ging. 174. Richtung und Intensität der Stoffwanderung werden demnach allein durch die Lage des Verbrauchsortes und die Grösse des- Verbrauches an diesem bedingt. Die Wanderung der Bildungsstoffe in die austreibenden Knospen eines Baumes und die Rückwanderung der assimi-- lirten Substanz aus den Blättern des entwickelten Zweiges durch diesen in den Reservestoffe ablagernden Stamm liefern hierzu ein vorzügliches Bei-- spiel. Einen besonderen, im Holze aufsteigenden und einen ebenso beson-- deren, in der Rinde sich abwärts bewegenden Bildungssaft giebt es nicht.. Auch für die ältere Pflanze in allen ihren Entwickelungsphasen gilt das. gleiche, auch auf die von der Wurzel aus dem Boden aufgenommenen. Stoffe sich beziehende Gesetz: wo am "meisten verbraucht wird, dahin. richtet sich auch die ausgiebigste Bewegung. Bei einjährigen Pflanzen. entwickeln sich zuerst die vegetativen Organe am mächtigsten; dann nimmt. die Ausbildung der Blüthen eine Menge von Baustoffen in Anspruch und endlich bedingt die Entwickelung der Frucht die Wanderung solcher, um namentlich Reservematerial aufspeichern zu können, während um dieselbe- Zeit die assimilirenden Organe schon den Höhepunkt ihrer Thätigkeit. überschritten haben. Beim Roggen hat die organische Substanz 15—20 Tage vor der Reife ihren Höhepunkt erreicht Um diese Zeit wandert. alles vorhandene organische und anorganische Bildungsmaterial in die Frucht. Die vegetativen Theile werden ärmer an Substanz, da die Stärke und verwandte Körper mit den stickstoffhaltigen Verbindungen aus Stengel und Blatt verschwinden und selbst die Chlorophylikörner mehr oder weni- ger zerstört werden, um mit einem Theile ihres Materiales an der Auf-- speicherung der Reservestoffe in der Frucht Antheil zu nehmen. Aehnliches geschieht bei perennirenden Pflanzen, deren oberirdische- "Theile jährlich absterben, bei der Ueberführung der Reservestoffe aus den. oberirdischen Theilen in die unterirdischen Reservebehälter, ähnliches bei 112 Keimung und Stoffwanderung. den Holzgewächsen vor dem Abwerfen der Blätter. Ein Rest von Bil- dungsmaterial bleibt freilich, abgesehen von den Membranen der Zellen, immer in den absterbenden Organen unverwerthet, mit diesen für die betreffende Pflanze zu Grunde gehend, zurück. 175. Mit dem stickstofffreien Baumaterial bewegen sich gleichzeitig auch die Zersetzungsprodukte der Eiweisskörper in die zu er- nährenden Organe, um hier an der Bildung des Zellenplasmas sich zu be- theiligen. Bei der Lupine entsteht aus dem Eiweiss ein stickstoffhaltiger Körper, das Asparagin, welches an den Orten, wo der Zucker auf- tritt, dadurch nachweisbar ist, dass es durch absoluten "Alkohol in Form grosser rhombischer Prismen ausgeschieden wird. Erst mit dem Ver- schwinden der letzten Eiweisskörper aus den Keimblättern, welches erst erfolgt, wenn das Fett aus ihnen bereits längere Zeit entleert ist, ver- schwindet auch das Asparagin aus der wachsenden Lupine, um von nun an nie wieder in derselben aufzutreten. 176. Wird eine keimende Lupine im Dunkeln oder in kohlen- säurefreier Atmosphäre gezogen, so dauert ihr Wachsthum nur so lange, als die stickstofffreien Reservestoffe in den Keimblättern reichen, da ja nach Verbrauch derselben keine Assimilation stattfinden kann, welche neue organische Substanz bilde. Das Asparagin wird sogar in einem solchen Falle nicht verbraucht; denn eine unter den angegebenen Verhält- nissen gezogene Pflanze enthält nach dem Absterben diese Stickstoffver- bindung noch in reichlicher Menge. Bei Tropaeolum, dessen Keimpflanzen ebenfalls Asparagin bilden, verschwindet dasselbe auch im Dunkeln, weil hier stickstofffreie und stickstoffhaltige Reservestoffe in einem solchen Mengenverhältnisse im Samen vorhanden sind, dass beide gleichzeitig auf- gebraucht werden. 177. Für andere keimende Samen gilt das über Lupinus bezüglich der stickstofffreien Reservestoffe Gesagte in gleicher Weise, mögen die letzteren in Keimblättern oder im Endospermgewebe aufgespeichert sein. In den meisten Fällen ist nachweisbar Traubenzucker der transportirte Baustoff, (dessen Leitung vorzüglich in den parenchymatischen Geweben erfolgt und der in der Nähe der Verbrauchsstätte stets spärlicher wird, an dieser selbst nicht mehr existirt. Das Auftreten transitorischer Stärke ($$ 44 und 173) in Zellen, die auf Kosten dieser zunächst ein lebhaftes Wachsthum aus- führen, ist ebenfalls eine häufige Erscheinung. ° In endospermhaltigen Samen ist das Endosperm um so reicher an Reservestoffen, je kleiner der Embryo ist. Der Uebertritt der gelösten Baustoffe aus dem Endosperm findet dann mit Hülfe der dem letzteren dicht angeschmiegten Keimblätter statt, die sich dabei selber vergrössern und so mit dem Endosperm in dauernder Berührung bleiben, wie dies vor- züglich bei der keimenden Dattel sichtbar ist. In dieser bildet die Cellu- lose der stark verdickten, hornartigen Zellwände das Reservematerial für die Ernährung des Keimpflänzchens und diese Zellwände werden bis auf dünne Lamellen (der Intercellularsubstanz) gelöst, während der im ‚Samen steckenbleibende Theil des Keimblattes mehr und mehr anschwillt, napfförmig wird und schliesslich den grössten Theil des Samens ausfüllt. Ob hier und in anderen Fällen ($ 182) von den Keimblättern ein Stoff ausgeschieden wird, welcher die Lösung des Endosperms bewirkt, ist un- Transport der Eiweissstoffe. 115 gewiss, doch wahrscheinlich, da die Resorption der Reservestoffe stets nur in der Nähe der Keimblätter erfolgt. Auch für die Ueberführung der stickstofffreien Reservestoffe aus Knollen, Zwiebeln, Rhizomen und Stämmen nach den Verbrauchsstätten und die Art der Umwandlung derselben lässt sich ein ähnliches Bild, wie für die Keimung der Samen entwerfen. 178. Dagegen verhält sich bezüglich des stickstoffhaltigen Materiales die Mehrzahl der Pflanzen anders, wie die Lupine und andere Papilionaceen. Wo man bei ihnen Asparagin kennt, ist dasselbe in zu geringer Menge vorhanden, um eine wesentliche Rolle spielen zu können und andere, die Stelle des Asparagins vertretende Stoffe, dieaus den Reserve-Eiweisskörpern ‘ entstehen, sind zur Zeit mit Sicherheit nicht bekannt, da sich diese Ver- bindungen mit den uns zu Gebote stehenden mikrochemischen Methoden nicht nachweisen lassen. Für den Transport stickstoffhaltiger (Eiweiss-) Körper muss dagegen in den meisten Fällen der Weichbast ($ 87c) als leitendes Gewebe betrachtet werden. Sindinihm Eiweisskörper in genügend grösserer Menge enthalten, so lassen sie sich durch ihre Reaction gegen Kupfer- ‚vitriol und Kali ($ 9) leicht nachweisen. Auch experimentell lässt sich die Rolle des Weichbastes beim Transport den,, ‚gtickstoffhaltigen Nährstoffe feststellen. Ringelt man Zweige (z. B. Weidenzweige) in ihrem unteren Theile bis auf das Holz und stellt sie darauf in Wasser, so treibt das obere Ende derselben nicht allein seine Knospen zu beblätterten Zweigen aus, sondern es entwickelt auch meist’zahlreiche und kräftige Wurzeln, während das unter der Ringelung gelegene Stück des Zweiges zufällig vorhandene Knospen kümmerlich, Wurzeln nur in geringem Maasse oder gar nicht aus- :bildet. In diesem unteren Ende genügen offenbar die im Gewebe der (primären und secundären) Rinde, ‚des Holzes und des Markes aufge- speicherten Stoffe zu irgend welchen bedeutenden Neubildungen nicht. Da aber nachgewiesen ist, dass stickstofffreie Reservestoffe auch durch Holz ‚und Mark transportabel sind, diese also dem unteren Theile des geringelten ‚Zweiges zugeleitet werden können, so muss hauptsächlich der Mangel stickstoffhaltiger Nahrung die Ursache der kümmerlichen Entwickelung des Zweigendes unter der Ringelungsstelle sein. Noch deutlicher tritt dies bei ‚Zweigen hervor, die (wie Oleander und manche Solaneen) auch auf der -Innenseite der Fibrovasalstränge, dem Marke angrenzend, Weichbast führen. Bei diesen, sowie bei Pflanzen, welche im Markkörper noch Gefässbündel entwickeln (Piperaceen, Nyctagineen), sind auch nach der Ringelung des ‘peripherischen Bastkörpers noch Communicationswege offen, welche dem ‚unter der Ringelung gelegenen Zweigstücke mikrochemisch nachweisbare ıEiweisskörper zuführen. 179. Allerdings werden neben Eiweissstoffen gleichzeitig im Weich- .baste auch stickstofffreie Baustoffe transportirt, wie unter anderem das Vorkommen von Stärke in den Siebröhren ($$ 44 und 87a) und der Durch- «tritt dieses Körpers durch die Siebplatten derselben beweist. Die Arbeits- theilung ist also bei der Stoffwanderung keine absolute, sondern eine rela- «tive, wie auch für das Grundgewebe die Wanderung des Asparagins ($ 175) neben Zucker bestätigt. _ Ferner ist es fraglich, ob die Eiweisskörper bei ihrer fast völligen Un- Luerssen, Botanik. 8 114 Bewegung der Baustoffe beim Stoffwechsel. fähigkeit, Membränen zu passiren, als solche von Zellezu Zellewandern,oderob sie vorher in diffussionsfähigere Stoffe umgewandelt werden! Dass letzteres wahrscheinlich ist, zeigt der Umstand, dass in den im $ 177 erwähnten ‘Fällen des Vorkommens markständiger Bastkörper oder vollständiger Fibro- vasalstränge die von diesen geführten Eiweissstoffe, "wenn 'sie plastisch wirken sollen, doch quer durch den Holzkörper diffundiren müssen, umah den Orten der Wurzelanlagen in der Rinde verwendbar zu sein. Dasselbe zeigen Weidenzweige mit schraubig geringelter Rinde, in der‘dann die oft durchschnittenen Siebröhren auch nur seitlich in ‘Verbindung treten können, wenn sie den zahlreich zur Entwickelung kommenden Wursein stickstoffhaltiges Material zuführen sollen. In manchen Pflanzen führen auch die Milchsaftgefässe ($ 94) plastische, stickstoffhaltige und stickstofffreie Baumaterialien für die Pflanze mit sich, wenn auch die meisten Bestandtheile des Milchsaftes als Exerete zu be- 'trachten sind. Im fabgeschnittenen und dann austreibenden Zweigen des Maulbeerbaumes wird der Milchsaft ärmer an Stoffen. 180. Was für die Fortbewegung der Reservestoffe in die keinendb “oder austreibende Pflanze Gültigkeit hat, darf auch, wie schon hier 'und da angedeutet wurde, von den assimilirten, dem Stoffwechsel‘ unterliegen- den Baustoffen gesagt werden. Die im Chlorophyll unter dem: Einflusse des Lichtes erzeugte Stärke wird bei Tag und Nacht in den‘ löslichen Traubenzucker übergeführt und als solcher‘ nach seinen Verbrauchsorten transportirt, an denen er andere chemische Umwandelungen erfährt. Frei- J lich geschieht die Lösung der Stärke nicht zu allen Zeiten mit gleicher Energie, bei starkem Verbrauch rascher, als bei schwächerem. Bei stark verminderter Assimilation oder gänzlichem Aufhören derselben verschwin- det die Stärke vollständig aus den Chlorophyllkörnern, da im ersteren Falle die Production hinter dem Verbrauche zurückbleibt, im: letzteren überhaupt ganz wegfällt. Wir sehen daher auch während der Nacht, in der eine ganze Reihe von Neubildungen stattfinden, die am Tage erzeugte Stärke mehr oder weniger vollständig aus dem Chlorophyll verschwinden, während bei Beginn der Lichtwirkung ($ 166) solche wieder neu BIEN wird. 181. Bezüglich der Wanderung der durch den Stoffwechsel erzeughäh löslichen Verbindungen gelten die bereits im $ 161 gegebenen Erörterungen. Wird beispielsweise an irgend einem Orte in der Pflanze, wie in der Wur- zel der Runkelrübe, Traubenzucker (oder Glycose) in grösserer Menge verbraucht, so bewegt sich der in den ässimilirenden Blättern aus der Stärke gebildete Zucker dorthin. Dadurch aber, dass in den Zellen der Runkelrübe die eingewanderte Glyeose in Rohrzucker umgewandelt wird, die Glycoselösung also an Concentration sinkt, während durch stetig’neu gebildete Glycose in den Blättern die Concentration der Lösung sich stei- gert, wird das moleculare Gleichgewicht der Lösung in der Pflanze ge- stört: die Rübe wirkt als Anziehungscentrum und veranlasst dauerndes Zuströmen von Traubenzucker unter fortwährender Umwandelung desselben in Rohrzucker, der mithin in stetig sich steigernder Menge aufgespeichert wird. Dasselbe gilt, wenn in dem Samen einer Pflanze Stärke, Fett oder Cellulose, in der Georginenknolle Inulin aus dem einwandernden Zucker "gebildet wird. Parasiten und Saprophyten. „Athmung. 115 182. Wie bei Keimpflanzen in 'endospermhaltigen Samen durch die Keimblätter die Reservenahrungsstoffe dem Endosperm gewissermassen durch Aufsaugung entzogen werden ($ 177), so müssen auch Parasiten und Humusbewohner ihren Nährpflanzen oder den in Zersetzung begriffe- nen organischen Stoffen des Bodens bereits vorgebildete organische Ver- bindungen entnehmen, Die Parasiten besitzen zu diesem Zwecke Saugor- gane (Saugwurzeln, Haustorien), welche indie Wirthpflanze eindringen und in dieser sich häufig vielfach verzweigen (Haustorien von . Pero- nospora, Mycelium parasitischer Pilze, die sogenannten Rindenwurzeln von Viscum). : Bei Cuscuta löst sich der in die Nährpflanze einwachsende Ge- webekörper des Haustoriums sogar pinselartig in eine grössere: oder 'ge- ringere Anzahl von: isolirt fortwachsenden Zellenfäden auf, die mit dem Mycelium eines Pilzes sich vergleichen lassen. Da der Anschluss der in die Wirthpflanze eingedrungenen Organe des Parasiten an die Gewebe der ersteren ein sehr :inniger ist, so können natürlich die vom Wirth assimi- lirten Stoffe, wenn sie von dem : Schmarotzer gebraucht werden, auf dem "Wege der Stoffwanderung in die aufnehmenden Organe des letzteren eben- so leicht übergehen, wie z. B. die im Stamme erzeugten Nährstoffe in’ eine austreibende Knospe. _Chlorophyllreiche Parasiten (Loranthaceen, Santa- laceen, Rhinanthaceen) nehmen natürlich, da sie selber assimiliren, der Hauptsache nach nur Wasser und die in diesem gelösten Mineralstoffe aus ihrer Wirthpflanze auf. Von den auf sich. zersetzender organischer -Substanz wachsenden Fäulnissbewohnern (Saprophyten. — vielen Pilzen, Monotropa, Neottia, Co- ‚rallorrhiza etc.) werden wahrscheinlich, wie von den Keimblättern mit Endosperm versehener Samen ($ 177), Stoffe ausgeschieden, welche die im ‚Humus befindlichen organischen Verbindungen zu lösen vermögen. _Bei Saprophyten, denen Wurzeln ganz fehlen (Corallorrhiza), oder bei denen sie wenig entwickelt sind (Neottia), ist vielleicht die ganze Körperoberfläche für die Aufnahme von. Nährstoffen geeignet, namentlich so lange diese Pflanzen noch ganz im Boden verborgen stecken. 2. Die Athmung. 183. Unter Athmung versteht man, wie bei den Thieren, so auch bei der Pflanze die Aufnahme von Sauerstoff aus .der Atmosphäre und die Ver- brennung eines Theiles der organischen Substanz mit dem aufgenommenen Sauerstoffe zu Kohlensäure, welche von derathmenden Pflanze ausgehaucht wird. Gewiss werden dabei BEEENE auch kleine Mengen von Wasser ‚gebildet. Mit der Ernährung durch die Assimilation und den Stoffwechsel darf aber die Athmung,, wie oft geschieht, nicht zusammengeworfen werden. Bei der Assimilation wird ja organische Substanz stetig gebildet und die vorhandene dadurch vermehrt, während durch Athmung im Gegentheile die organische Substanz.der Pflanze eine Verminderung erleidet; die Assimila- tion ist ein Reductionsprocess, die Athmung ein Oxydationsprocess. 184. Bei der im Dunkeln weilenden Pflanze (also im normalen Verlaufe des; Nachts) findet nur Athmung, im Lichte (am Tage) Assi- milation-.und Athmung gleichzeitig statt. Im letzteren Falle tritt dabei die Athmung gegenüber der Assimilation mehr zurück, so dass trotz oft be- 8* 116 Athmung. Wasserbewegung in der P flanze. deutender Verluste an organischem Material durch Verbrennung zu Kohlen- säure dennoch der Ueberschuss an neu gebildeter organischer Substanz so bedeutend ist, dass eine stetige Zunahme des Trockengewichtes der Pflanze erfolgen kann. Wird dagegen eine Pflanze, z. B. ein keimender Same, unter Abschluss des Lichtes cultivirt, so tritt, da keine Zufuhr von Bil- dungsmaterial durch Assimilation erfolgt, in Folge allein stattfindender Athmung ein beträchtlicher Gewichtsverlust an Trockensubstanz und damit Stillstand im Wachsthum ein, bis endlich die Pflanze ganz zu Grunde geht. 185. Auf der anderen Seite ist aber die Sauerstoffathmung für die normale Entwickelung jeder Pflanze unbedingt nothwendig. Ohne die- selbe findet kein ausgiebiger Stoffwechsel statt, da auch durch sie fortwährend das chemische Gleichgewicht der Stoffe innerhalb der Ge- webe gestört und in Folge dessen die innere Bewegung erhalten wird. Denn durch die Verbindung des Sauerstoffes mit einem Theile der orga- nischen Substanz werden durch Zersetzung dieser chemische Aenderungen auch in anderen Theilen der Pflanze bewirkt, die zu Diffusionsströmungen führen, welche für den Austausch der Stoffe nöthig sind ($ 181). Je ener- gischer deshalb die Athmung vor sich geht, um so energischer ist auch der Stoffwechsel und umgekehrt. Man findet daher die kräftigste Athmung bei keimenden Samen, sich entfaltenden Blüthen und Knospen u. s. w. Wächst eine Pflanze in sauerstofffreier Atmosphäre, so findet kein Wachs- thum statt und die Pflanze stirbt. 186. Die in Folge der Verbrennung organischer Substanz bei der Athmung frei werdende Wärme ist bei den allermeisten Pflanzen nicht wahrnehmbar, da durch die Wärmestrahlung in Folge bedeutender Flächen- entwickelung, durch Transpiration und durch rasche Vertheilung der frei werdenden Wärme auf das die Gewebe massenhaft durchtränkende Wasser der Temperaturerhöhung der Pflanze Schranken gesetzt sind, abgesehen davon, dass die Athmung eben nur in besonderen Fällen eine sehr aus- giebige ist. In solchen Ausnahmefällen, wie sie Massen keimender Samen oder Früchte (z. B. der Gerste bei der Malzbereitung), sich entwickelnde Blüthenstände (z. B. von Compositen:. und namentlich solche der Aroideen) u. s. w. bieten, gelingt dann unter Beobachtung der nöthigen Vorsichts- maassregeln auch der Nachweis einer oft bedeutenden Temperatursteige- rung. In einer einzelnen Blüthe einer Nymphaea betrug diese 0,6°, in einer solchen vom Kürbis 0,8°C; bei 100-200 keimenden Erbsen wurden 1,5°, in Blüthenkolben der Aroideen 4—5 und selbst 10°C Selbsterwärmung beobachtet. Die an einzelnen Pilzen, wie Agaricus olearius (Südeuropa), A. Gard- neri (Brasilien), A. igneus (Amboina) und Rhizomorpha-Arten beobachtete Entwickelung eines hell phosphorescirenden, weissen, bläulichen oder grün- lichen Lichtes hängt ebenfalls von der Athmung ab. Auch die Bewegung des Plasmas, sowie die periodischen und Reiz-Bewegungen gewisser Organe (z. B. der Mimosenblätter) hören bei Entziehung des Sauerstoffes auf. 3. Die Bewegung des Wassers in der Pflanze. Die in den folgenden Abschnitten einzeln in ihrem Verlaufe darge- stellten Erscheinungen der Wasserbewegung stehen in der lebenden Pflanze Wasserbewegung. Transpiration. 117 in einem solchen Zusammenhange, dass nur das Zusammenwirken aller bei ihnen thätigen Kräfte im Stande ist, einen für das Leben der Pflanze ge- nügenden Wasserstrom zu erzeugen. 1. Die langsame Bewegung des Wassers während des Wachsthums. 187. Dass bei den der Ernährung der Pflanze dienenden Vorgängen der Assimilation und des Stoffwechsels bedeutende Quantitäten von Wasser verbraucht werden, bedarf nach dem in den betreffenden Abschnitten Ge- sagten keiner weitläufigen Erörterung. Für die Assimilation muss das Wasser den zur Bildung der Kohlehydrate nöthigen Wasserstoff liefern, der auch in die Formel einer ganzen Reihe anderer chemischen Verbin- dungen eintritt. Wasser ist das Transportmittel der im Boden gelösten anorganischen Nährstoffe, sowie Lösungs- und Transportmittel der Pro- ducte des Stoffwechsels. Die Geschwindigkeit und die Richtung der bei den genannten Vor- gängen stattfindenden Wasserströmung ist daher auch von der Energie und dem Orte dieser Processe abhängig. Von den Verbrauchsstätten aus er- streckt sich die Anziehung auf frische, zur Verwendung kommende Was- sertheilchen zunächst auf die angrenzenden Zellen oder Gewebe, von die- sen auf weiter rückwärts liegende und so fort. Lässt man eine Zwiebel oder eine Kartoffel in feuchter Luft austreiben, so wird dabei die Wasser- entziehung rückwärts sich nur bis auf die fleischigen Schuppenblätter der Zwiebel wie auf die Kartoffelknolle erstrecken und beide werden nicht allein in Folge des Verschwindens der Reservestoffe, sondern auch des “ Wasserverlustes wegen erschlaffen. Mit dem Verbrauche dieses Wassers wird der Trieb aber zu Grunde gehen. Pflanzt man dagegen die treibende Zwiebel oder Knolle in die Erde, so erstreckt sich mit beginnender Ent- wickelung der Wurzeln die Wasserbewegung auch auf diese und von ihnen aus auf das im Boden befindliche Wasser ($ 159). Gleichgewichtsstörung im Wassergehalte der verschiedenen Zellen ist auch hier die Ursache der Bewegung des Wassers von Zelle zu Zelle; be- wirkt wird diese Störung durch die Imbibition der Membranen und des Protoplasmas mit Wasser, sowie durch die Anziehung des letzteren von Seite der in der Zelle gelösten und sich lösenden Stoffe. An der Fortbe- wegung selbst betheiligen sich sämmtliehe Gewebe der Pflanze. : 2. Die Transpiration. 188. Unter Transpiration versteht man die Verdunstung von Wasser aus den Geweben der Pflanze. Diese Verdunstung findet sowohl an der gesammten Oberfläche, als auch im Inneren der Pflanze statt. Im letzteren Falle sind es die Intercellularräume, welche den Wasserdampf aufnehmen und ihn durch die Spaltöffnungen der äusseren Atmosphäre zu- führen. Da der Zellinhalt der pflanzlichen Gewebe durch die umhüllende Membran geschützt ist, so wird zunächst die letztere bei der Verdunstung ihr Wasser abgeben. Sie wird aber dieses auf diosmotischem Wege auch sofort wieder aus dem ihr angrenzenden Plasma und durch dieses aus dem 118 ""Transpiration. Zellsafte ergänzen, so dass dadurch auch der Zellinhalt in Mitleidenschaft gezogen wird. 189. Die Grösse der Verdunstung seitens der Pflanze hängt so- wohl von dem Baue der letzteren, als auch von äusseren Bedingungen ab. Untergetaucht im Wasser vegetirende Pflanzen unterliegen natürlich der Verdunstung nicht. Organe welche durch starke Kork- und Borkelagen geschützt sind, werden in Folge der physikalischen und chemischen Beschaffenheit dieser vor Verdun- stung geschützt sein ‘oder derselben nur: in geringem‘ Maasse unterliegen (Stämme unserer Bäume — das Experiment leicht an geschälterund ungeschälter Kartoffel zu-machen).‘ In gleichem Sinne wirken Cuticularbildungen.' Sind dieselben von geringer Entwickelung, so beschränken sie die Transpiration nur. wenig: (Wurzeln; krautige, dünne Blätter); mächtige Ausbildung.der Cuticula » und 'euticularisirten »Sehichten dagegen schützt in hohem Grade (immergrüne Blätter, Cactusstämme), um so mehr, wenn gleichzeitig 'be- deutende ‚Wachsmengen den Membranen auf- oder eingelagert sind. Auf der anderen Seite wird die Verdunstung gesteigert durch 'Nicht- cuticularisirung der Membranen und durch möglichst starke Flächenaus- breitung der Organe, namentlich der Blätter, die durch Behaarüng noch vergrössert wird, 1%. Die in die Intercellularräume verdunstende Wassermenge wird umso ergiebiger sein, je weiter die Intercellularräume und je wässer- reicher die angrenzenden Zellen sind. Der im Inneren der Pflanze ausge- schiedene Wasserdampf wird durch die Spaltöffnungen der Atmosphäre zu- geführt. Bei Gewächsen mit starken Cuticularbildungen und Wachsäbla- gerungen auf oder in denselben sind daher die Intercellüulargänge mit den Spaltöffnungen die Hauptorgane der Transpiration, deren Grösse dann von der Weite der ersteren und Zahl’ ’der letzteren 'abhängig sein wird.’ In- dessen steigt auch bei anderen Pflanzen die Verdunstung mit’der'Zahl der auf einer bestimmten Fläche befindlichen Spaltöffnungen; die Unterseite der Blätter verdunstet daher in der Regel’ mehr "Wasser, als ’die Oberseite derselben in gleicher Zeit. _ Kar de Entleerung des Wasserdampfes aus den Intercellularräumen ist die Steigerung der Spannung desselben in diesen Organen, wie das Sinken der Dampfspannung ausserhalb der Pflanze maassgebend. 191. Unter den äusseren Bedingungen für die Transpiration spielt z ZU- erst der Feuchtigkeitsgehalt der Luft eine bedeutende Rolle, da (bei sonst gleichen Bedingungen) mit der Steigerung desselben die Menge des von der Pflanze verdunsteten Wassers sich verringert, mit dem Sinken des Wassergehaltes der Luft aber die Transpiration gesteigert wird. Im mit Wasserdampf gesättigten Raume ist die Verdunstung einer Pflanze fast Null In einer sehr trockenen Atmosphäre tritt dagegen, falls nicht eine ausgiebige Wasserzufuhr nach den transpirirenden Organen hin stattfindet, ein rasches Welken ein, in Folge der durch den bedeutenden Wasserverlust verminderten Turgescenz. 'Da von‘ den Blättern einer Pflanze’ Wasser, welches deren Oberfläche (als Regen oder Thau). netzt, nicht ‘oder in kaum bemerkenswerther Menge aufgenommen wird, so ist' das rasche Straffwerden gewelkter ‘Pflanzen - nach ’einem : Regen’ nur’ auf den höheren Transpiration. -Wasserströmung im Holze. 119 Feuchtigkeitsgehalt der. Luft, der die, Transpiration ‚vermindert, und auf die gesteigerte Wasserzuleitung aus dem Boden zurückzuführen. o.. Epiphytische Pflanzen nehmen ihren. Bedarf ‚daher ‚auch nur aus dem- jenigen Wasser, welches als Regen und ‚Thau. ihre Wurzelhüllen ($ 79), etwaige, Wundflächen und: die Rinde, auf der sie wachsen, benetzt, 192.; ‘Von weiterem: Einflusse auf die Grösse ‚der. Transpiration ist na- türlich die Temperatur. Je höher dieselbe ‚steigt, um so,mehr wird auch'.die Verdunstung; zunehmen, besonders, wenn. gleichzeitig ‚der Feuch- tigkeitsgehalt der ‚Atmosphäre: sich verringert. Ferner wirken stärkere ‚Erschütterungen und Beukan en der Pflanzentheile, durch Wind).oder andere Kräfte verursacht, steigernd auf die‘ Transpiration,) insofern. durch | sie: ‚die. Intercellularräume | stellenweise durch Pressung verengert werden, der eingeschlossene, Wasserdampf. aber in: Folge dessen) eömprimirt» und durch. ‚die, ‚Spaltöffnungen‘ rasch ausge- stossen wird. \.\Je «heftiger » die: Erschütterung: ist, ‚um so stärker . werden die; Störungen in der Dampfdichtigkeit sein. ‚ Da aber der ausgestossene Wasserdampf, durch sofort indie Intercellularräume:; mittelst. der Spaltöff- nungen eindringende atmosphärische ‚Luft ersetzt, wird, so tragen. derar- tige: Erschütterungen wesentlich: zur stetigen Vamenerang der: inneren At- mosphäre der ‚Pflanze bei. 20% 193. Sehr leichte mechanische Brecht LEER, “ähnlich wie die kurz dauernde Einwirkung von:Inductionsströmen die Trans- spiration..| Schliessung des Porus der Spaltöffnung, die in letzteren Fällen beobachtet wurde, ist: vielleicht auch in ‚den ersteren , Ursache der Er-: eg Inwiefern: das »Licht einen Einfluss. Kur die N endanatıie ausübt, ist vielfach noch nicht sicher gestellt. ‚ Im: Lichte öffnet sich. der Porus der Spaltöffnungen stärker, als: im Dunkeln, wo er mehr’ oder weniger ge- schlossen: bleibt.» Damit, sowie mit. der gleichzeitig eintretenden Tempe- raturerniedrigung und grösseren Luftfeuchtigkeit, scheint die geringere: Verdunstung einer ‘Pflanze «während der Nacht in Beziehung zu ‚stehen! sı Auch die ‚Beschaffenheit der Nährstofflösungen- soll Einfluss: auf: die Transpiration ausüben. Verdünnte Säuren sollen dieselbe beschleuni- gen, verdünnte Alkalien sie: hemmen, einfache Salzlösungen die Pflanze zu stärkerer : Verdunstung veranlassen, als destillirtes Wasser, dagezen ge-. mischte Nährstofflösungen dieselbe herabsetzen. | Dabei ist zu berücksich- tigen, dass zwar.das Wasser aus einer Salzlösung um so schwieriger ver-: dunstet, je concentrirter diese: ist; ‚dass aber dabei die aus’ dem 'Zellenin-: halte: sich ‚mit‘ wieder, verdunstendem Imbibitionswasser stets ‚versorgen- den Zellmembranen eine nicht unwesentliche Rolle mitspielen. I ö 3... Die Wasserströmung, im Holze. 21,194. » Der durch die Transpiration 'stetig ‚hervorgerufene Wasserverlust hat eine in der Pflanze stattfindende; nach Maassgabe der Verdunstung schwächere oder stärkere Wasserströmung zur Folge, deren Richtung, wie bei’ anderen derartigen Strömungen, nach. der jeweiligen Stätte des stärk- sten Verbrauches geht. Während die durch die Ernährungsvorgänge her- vorgerufene .; Wasserbewegung eine langsame: und: durch alle Gewebe gehende ist ($ 187), wird die durch die Verdunstung: bedingte energischere 120 Wasserströmung im Holze. Strömung nur im Holzkörper der Fibrovasalstränge beobachtet. Wer- den bei einem Baume die, übrigen Gewebe mit Ausnahme des Holzes durch Ringelung und Ausbohrung unterbrochen, so übt eine derartige Verletzung keinen Einfluss auf den Wasserverlust der transpirirenden Theile desselben aus. Zweige, welche in Farbstofflösungen gestellt werden, lassen diese nach einer bestimmten Zeit mehr oder minder hoch im Holzkörper, und nur in diesem, nachweisen. Dazu kommt, dass mit dem zunehmenden Alter der Pflanze und mit dem Grade der Belaubung auch der Holzkörper an Stärke zunimmt und so der sich steigernden Transpiration genügt, während bei nicht verdunstenden Wasserpflanzen (Elodea’ete.) der Holzkörper sehr wenig entwickelt wird, wobei natürlich auch die mechanische Leistung desselben ($ 91) in An- schlag gebracht werden muss. Während bei Gefässkryptogamen und Monocotyledonen entsprechend der Anzahl der isolirten Gefässbündel mehr oder minder zahlreiche Strom- bahnen für das Wasser geschaffen werden, bewegt sich im Stamme der Laub- und Nadelhölzer dieses als ein einziger mächtiger Strom aufwärts, der sich allmälig in so viel Arme theilt, als Aeste vom Stamme abgehen, und dessen feinste Verzweigungen den letzten Gefässbündelausläufern im der Nervatur der Blätter entsprechen: das umgekehrte Bild eines reich: entwickelten Flusssystemes. 195. Die Rückwirkung der verdunstenden Gewebe auf die zunächst gelegenen Wasserbahnen ist dieselbe, wie die bei der Ernährung’ stattfindende ($ 187). Sie erstreckt sich auch hier abwärts bis über die* Wurzeln hinaus auf das im Boden vertheilte Wasser. Transpiration und Wasserströmung im Holze müssen daher auch im: bestimmten Verhältnisse zu einander stehen. Wird mehr Wasser verdun- stet, als von der Wurzel zugeführt wird, so tritt Welken der grünen Or- gane ein, das so lange dauert, bis Wasserzufuhr oder Feuchtigkeitsgehalt der Luft entsprechend gesteigert werden ($ 191). Es wird daher auch der Wasserstrom im Holze zu verschiedenen Zeiten mit sehr ungleicher Ener-— gie stattfinden, rascher bei völlig entwickelter Belaubung und stärkerer Transpiration, langsamer bei beginnender Entfaltung des Laubes und ge- minderter Verdunstung. Die Geschwindigkeit der Strömung selbst hat man dadurch zu bestimmen versucht, dass man Zweige Salzlösungen (z. B- Lithionsalze) aufnehmen liess, die sich spectralanalytisch in den zu be- stimmter Zeit zerschnittenen Zweigstücken nachweisen lassen. Für Phila- delphus ergab sich dadurch jeine Geschwindigkeit von 4!),, für Amarantus von etwa 6, für Helianthus-Blattstiele von über 10 (bei vorheriger starker Insolation über 22) Meter in einer Stunde. 196. Da die der Wasserströmung dienenden Elemente der Fibrovasal- stränge keinen Inhalt führen ($ 86), insofern zur Zeit der stärksten Trans- piration selbst die neu angelegten Holzzellen und Gefässe diesen bereits zur Ausbildung ihrer Wände verbraucht haben, da ferner die Membranen. der betreffenden ‚Zellen selbst vielfach von Porencanälen durchbrochen sind, so müssen wir annehmen, dass nicht diosmotische Vorgänge zwischen den einzelnen Zellen Ursache der Bewegung sind. Diese muss vielmehr der Hauptsache nach eine in den Molecularinterstitien der Membran ($ 28) stattfindende Capillarbewegung sein, zu der sich allenfalls eine zweite Wasserströmung im Holze. Wurzeldruck. 121 capillare Strömung einer dünnen Wasserschicht entlang den Innenwänden der leitenden Zellen gesellt. Dass nicht die ganze Zellhöhlung, jedenfalls nicht zu allen Zeiten, als Capillarrohr ergiebig wirken kann, zeigt der Um- stand, dass diese meistens nur Luft führt. Ist ferner zur Zeit grossen Wasserüberflusses (z. B. im Frühjahre bei beginnender Transpiration, nach anhaltendem Regen) Wasser in ihr vorhanden, so sind die capillaren Wasser- säulen in der Regel von Luftsäulen unterbrochen, also in hohem Grade unbeweglich, wenn nicht auf den Stamm eine Temperaturerhöhung einwirkt, welche die Wassersäulen in den Holzzellen und Gefässen in Folge der Luftausdehnung in Bewegung setzt. (Bei kaltem Wetter abge- schnittene Aststücke lassen an dem einen Ende Wasser ausfliessen, wenn man das andere Ende erwärmt.) Unterstützt wird die Annahme einer Capillarbewegung weiter dadurch, dass die Leitung des Wassers im Holzkörper in gewissen Fällen auch in der Richtung von oben nach unten, also umgekehrt wie gewöhnlich, erfolgen kann. Stellt man aus Zweigen ausgeschnittene Stücke mit ihrem der Zweig- spitze entsprechenden Ende in Wasser, so werden eben so gut Wurzeln an letzterem entwickelt und die Knospen zum Austreiben gebracht, wie im nor- malen Falle. Der bei der Ernährung und bei unverletztem Zweigende geltend gemachte Einfluss ungleich concentirter Lösungen auf diosmotische Bewegungen fällt hier fort. 197. Trocknet das Holz abgeschnittener Zweige bis zu einem ge- wissen Grade an der Schnittfläche aus und werden solche Zweige dann in Wasser gestellt, so ist das ausgetrocknete Ende derselben nicht mehr im Stande, den oberen Theilen des Zweiges das durch Verdunstung verloren gehende Wasser durch Aufsaugung zu ersetzen. Auch bei erst wenig ver- holzten jüngeren Zweigen ist verminderte Leitungsfähigkeit für Wasser die Ursache, weshalb solche Triebe, abgeschnitten und ins Wasser gesetzt, in der Regel dennoch bald welken. Die über der Schnittfläche ge- legenen Gewebe entziehen der letzteren sofort eine zu grosse Menge Wasser, als dass diese durch einfache Berührung mit Wasser ersetzt würde. Einpressen von Wasser mittelst Quecksilbermanometer, oder unter Wasser erfolgende Anlage einer neuen Schnittfläche eine Strecke oberhalb der alten, stellt die alte Leitungsfähigkeit wieder her. Auch das Kernholz ($ 111) eines Stammes leitet das Wasser bedeutend schlechter, als der Splint, so dass bei Wegnahme des letzteren die Krone häufig bald vertrocknet. 4. Der Wurzeldruck. 198. Schneidet man den Stamm einer kräftig vegetirenden Pflanze (Sonnenrose, Georgine, Tabak, Birke, Ahorn, Weinstock) mit gut entwickel- tem Wurzelsystem eine kurze Strecke über dem Boden durch, so fliesst aus dem Wurzelstumpf eine je nach der Pflanze mehr oder minder reiche Menge von Wasser aus, eine Erscheinung, die man an im Frühjahre abge- schnittenen Reben, Birken und dergl. Gewächsen als Blutung bezeichnet. In manchen Fällen hält die Kraft, mit der dieses geschieht, einem ziemlick bedeutenden Quecksilberdrucke (bei Urtica urens bis 283, beim Weinstock sogar bis 804 Millimeter) das Gleichgewicht. Der Sitz dieser als Wurzeldruck bezeichneten Kraft ist in der 122 Wurzeldruck. w/ Wurzel zu suchen, da ja Stamm und Blätter‘ bei diesen Experimenten in Wegfall'’kommen. Man nimmt an, dass die das Wasser mit grosser endos- motischer Kraft aus dem Boden aufsaugenden und daher stark turgeseirenden Zellen der Wurzeloberfläche dieses Wasser mit einer solchen Kraft in«die weiterinnen gelegenen Zellen hinein filtriren,:dass der Filtrationswiderstand in’ den Zellenwänden durch die endosmotische Kraft bedeutend überwunden wird, dass also durch die prall gefüllten und immer noch: mehr aufsaugen- ‚den Parenchymzellen der ‘Wurzel so ‘viel Wasser in! die Gefässe und’ Tra- cheiden des Holzes’ gepresst wird, als die ersteren aufnehmen. JArwitd Dieser Wurzeldruck kann bei abgeschnittenen Wurzelstöcken' je nach der Pflanze’ bis zu 10 Tagen dauern, das‘ Volumen des UMS Wassers das des Wurzelstockes bedeutend übertreffen. Ar 199. :Ueberwiegt bei' Pflanzen von nicht‘ zu bedeutender ‘Höhe der Wurzeldruck die Transpiration, so ist er im Stande, Wasser in Tropfenform an den Spitzen der Blätter und den Zähnen des Blattrandes auszupressen: Die Erscheinung ist namentlich dann mit Leichtigkeit hervorzurufen, wenn man die geeigneten Pflanzen (Gräser, Aroideen etc.) bei genügendem Wasser: gehalte des Bodens unter Glasglocken wachsen lässt’ Auch’ manche’ ein- oder wenigzellige Pflanzen (Penicillium, Mucor, unter höheren Pilzen Meru: lius) scheiden in: Folge. endosmotischer 'Spannung ihrer Zellen. Wasser: tropfen an deren Oberfläche aus; bei ihnen wirken: die im -feuchten: ’Sub- strate verbreiteten Myceliumzweige wie die Wurzel einer höher entwickelten ‚Pflanze. Dagegen hängen die Ausscheidungen in den‘ Nectarien! mancher Blüthen (Fritillaria) und in den Kannen von Nepenthes, wenn’sie auch auf bedeutende endosmotische Kräfte in dem..benachbarten Gewebe: schliessen lassen, wohl nicht mit dem: Wurzeldruck: zusammen, da dieselben auch a abgeschnittenen Zweigen stattfinden. | | 200. So lange die Transpiration . einer Pflanze eine sehr pöiee ist, existirt für sie der Wurzel'ruck nicht; derselbe tritt erst in Thätigkeit, wenn die: Verdunstung geringer wird, wird‘ daher auch ' vorzüglich ’im Frühlinge bei eben erst eintretender oder noch schwacher Belaubung ©bachtet. Dass mit stärkerer Steigerung der Temperatur und des Wayekad gehaltes im Boden auch die Menge des aus’ einem Wurzelstumpfe ;aus- fliessenden Wassers sich mehrt, kann leicht beobachtet werden.;, Daneben scheint jedoch‘noch eine von diesen Ursachen unabhängige: tägliche ; Pe- riodieität des Wurzeldruckes zu existiren, die (ob mit’ Recht?) mit. der Lichtwirkung in Zusammenhang gebracht wird, welcher die unversehrte Pflanze vor dem betreffenden Versuche ausgesetzt war. 201. Das durch den "Wurzeldruck 'emporgetriebene' Wasser enthält Mineralsalze aus dem Boden gelöst, dagegen meistens nur: Spuren ’orga- nischer Verbindungen. Letztere‘finden sich in diesem Wasser nur dann in bedeutenderer Menge, wenn es im Holze längere Zeit verweilte und aus den noch lebenden Zellen des . Stammes solche Substanzen aufnehmen konnte, wie der aus verletzten Birken und Ahornen im PRIOR aus- fliessende zuckerhaltige Saft. gi 4. Die Bewegung der Gase in der Pflanze. 202. Die bei der Assimilation: ($ 164): und Athmung ($:183) in! FERN Bewegung der Gase. 123 Pflanzenkörper eintretenden und die bei diesen Processen ausgeschiedenen Gase sind in beständiger Bewegung begriffen, deren Energie von der Stärke der Assimilation und Athmung abhängt. Die‘ Art der Bewegung selbst ist eine zweifache: Diffusionsbewegung und en in .. Inter- cellularräumen. Bei den niedersten 'Thallophyten, die nur aus einer oder verhältniss- mässig wenigen Zellen bestehen und deren Zellen im letzteren Falle ohne Intercellularräume aneinander schliessen, ist nur Diffusionsbewegung der Gase vorhanden. Eine einzellige Alge nimmt z B. die ihr vom Wasser oder der Luft gebötene Kohlensäure durch die Moleeularinterstitien ihrer Membran auf; die Kohlensäure dringt in die Zwischenräume der Plasma- und Chlorophylimoleküle ein und wird zum Theil auch vom Zellsafte absorbirt. Sie unterliegt’ dabei im chlorophylihaltigen Plasma der Zersetzung und der für die Pflänze überschüssig erzeugte Sauerstoff verlässt auf gleichem Wege die Zelle. ‘Die fortwährende Zerlegung der Kohlensäure, das beständig wechselnde Absorptionsvermögen der verschiedenen Zellinhalte und‘ der Membran für dieses Gas, das sich nach Temperatur und Luftdruck ändert, die daneben’ stattfindende Athmung’und andere chemische Processe in’ der Zelle lassen aber nie den Gleichgewichtszustand’zwischen den Gasen in der- selben und deren Umgebung eintreten. Dass dabei’in mehrzelligen Algen ein Gasaustausch auch zwischen den benachbarten Zellen stattfindet, dass er für die inneren Zellen’ stattfinden muss, wenn sie einen grösseren Zellen- körper darstellen, versteht sich von selbst. Ebenso ist es natürlich, dass für die nur der Athmung unterliegenden chlorophylilosen Pflanzen dieser Gruppe (z. B. Hefepilze, Mucor etc.) dieselben Gesetze für Eintritt des Sauerstoffes und Austritt der Kohlensäure gelten. 203. Für die höher organisirten Gewächse, deren Gewebe wohl stets von engeren und weiteren Intercellularräumen‘ durchzogen wird, tritt zu der in der eben dargestellten: Weise in und zwischen den einzelnen Zellen stattfindenden Diffusion noch eine Massenbewegung der Gase in dem Intercellularräumen ein. Bei untergetaucht wachsenden Wasserpflanzen, denen die Spaltöffnungen fehlen, treten ‘die von: den assimilirenden ‘und athmenden Geweben abgeschiedenen: Gase nur'zum Theil in das umgebende Wasser aus; sie gelangen zu einem’ grossen Theile in die weiten Luftgänge der Pflanze, in denen’ sie je nach’ Dichtigkeit (die von der Energie des chemi- mischen Processes’ abhängt), Temperatur u. s. w. unter sehr verschiedenen Druckverhältnissen stehen. Bei‘ einer lebhaft ‚assimilirenden Elodea, in deren Luftgängen sich also Sauerstoff in bedeutender Menge ansammelt, tritt dieser als ein Blasenstrom'bei ‘Verletzung des Stengels ‚aus ($ 166). Der am Tage von den Luftgängen einer solchen Pflanze gesammelte Sauer- stoff wird Nachts wieder von’ den. Geweben derselben aufgenommen; er dient neben von aussen stammendem Sauerstoff der Athmung, und die dabei erzeugte, wieder zum Theil in die Intercellulargänge tretende Kohlensäure kann unter dem Einflusse des Lichtes abermals zur Assimilation verwendet werden. 'Dass'neben Sauerstoff und Kohlensäure auch der mit der atmo- sphärischen Luft aufgenommene, aber in der Pflanze nicht zur Verwerthung kommende Stickstoff in den Hohlräumen derselben sich ansammelt, dass ferner die>quantitative Zusammensetzung der: 'eingeschlossenen : Gase je 124 Bewegung der Gase Wachsthum. nach der Energie der Athmung oder Assimilation Schwankungen unterliegt, bedarf wohl keiner weiteren Auseinandersetzung. 204. Bei Landpflanzen sind die durch Membrandiffusion in die Gewebe aufgenommenen Gasmengen nach der jeweiligen Beschaffenheit der Epidermis oder der diese vertretenden Gewebe sehr verschieden. Je schwächer die Aussenwände der Oberhautzelle cuticularisirt sind (Wurzeln), desto leichter diffundiren Kohlensäure und Sauerstoff durch die Molecular- interstitien derselben. Mit dem Grade der Cuticularisirung wird auch die Schwierigkeit für den Durchtritt von Gasen gesteigert. Kork- und Borke- schichten schliessen, mit Ausnahme der durch die Lenticellen ($ 83) einge- nommenen Stellen oder der vorhandenen Risse, die Binnengewebe luftdicht von der Atmosphäre ab. In allen diesen Fällen sorgen die Spaltöffnungen für den Gasaustausch. Diese sind daher um so zahlreicher vorhanden, je mehr die Membrandiffu- sion in den Hintergrund tritt; sie fehlen Organen, welche durch letztere allein ihren Bedarf decken können (Wurzeln). Bei mit Kork bedeckten Stämmen sind die luftführenden Elemente des Holzkörpers die Vermittler des Gasaustausches zwischen den inneren Geweben und den zu den Spalt- öffnungen der Blätter führenden Intercellulargängen. Für die von den assimilirenden und athmenden Geweben in die Inter- cellularräume ausgeschiedenen Gase gilt das von submersen Wasserpflanzen. Gesagte ($ 203). Bei der Entleerung durch die Spaltöffnungen spielen Dichtigkeit des Gases in den Intercellulargängen und Erschütterungen durch den Wind dieselbe Rolle, wie bei der Circulation des Wasserdampfes ($ 192). | 5. Das Wachsthum. 205. Die als Wachsthum bezeichnete Erscheinung äussert sich in einer bleibenden Volumenzunahme und theilweise auch Gestaltveränderung der einzelnen Organe, die zwar schliesslich auf die Einlagerung neuer Moleküle ($$ 27, 28) zurückgeführt werden kann, deren hauptsächlichste Bedingung also die Ernährung ist, bei welcher aber so viele andere complicirte, zum grossen Theile noch gar nicht oder nur ungenügend aufgeklärte Lebens- vorgänge mitwirken, dass eine auch nur einigermassen befriedigende Dar- stellung der gesammten Mechanik des Wachsthums zur Zeit unmöglich ist. Es müssen daher die Einzelvorgänge einer genaueren Betrachtung unter zogen werden, wobei zunächst darauf hingewiesen werden mag, dass nicht immer Ernährung und Wachsthum an ein und dasselbe Organ gebunden sind, wie fertig ausgebildete und noch fortwährend assimilirende und stetig dem Stoffwechsel unterliegende Blätter beweisen. Ebenso ist nicht jede Vergrösserung des Volumens eines Pflanzen- theiles Wachsthum, wie die Quellung (z. B. eines Thallusstückes von La- minaria digitata) zeigt. -Bei dieser wird durch Wasserverlust das Gewebe- stück wieder auf die frühere Grösse zurückgebracht, während die bei sonst günstigen Bedingungen durch Wasserzufuhr bewirkte Keimung und damit stattfindende Volumenzunahme eines Samens durch Wasserentziehung zwar gehemmt, aber nicht wieder rückgängig gemacht wird. 206. Nur wenn gewisse äussere und innere Bedingungen zusammen- wirken, ist Wachsthum einer Pflanze oder eines Organes derselben möglich. Imbibition. Dehnbarkeit. Elasticität. 15 Als äussere oder physikalische Bedingungen gelten die Anwesenheit “aufnehmbarer Nährstoffe und von Wasser im Boden, sowie von Kohlen- säure und Sauerstoff in der Atmosphäre; ferner die Wirkung von Wärme und Licht, von Schwerkraft, Druck und Zug. Die inneren oder ange- erbten (historischen) Bedingungen liegen in den gesammten von den Stamm- formen im Laufe der Entwickelungsgeschichte der Pflanzenwelt überkom- menen Örganisationsverhältnissen der betreffenden Art, welche es mit sich bringen, dass jeder Pflanzentheil nur während einer bestimmten (Entwicke- lungs-) Periode wächst, dass während dieser Zeit Veränderungen in dem Organismus vor sich gehen, welche ein weiteres Wachsthum unmöglich machen und welche es endlich bedingen, dass ein Glied einer Pflanze eben in dieser oder jener Weise zu dieser oder jener bestimmten Form und nicht anders sich ausbildet. Diese inneren Bedingungen des Wachsthums entziehen sich unserer Forschung; man muss sie als etwas Gegebenes betrachten und sich mit der experimentellen Untersuchung der allein zu- gänglichen physikalischen Ursachen begnügen, 1. Eigenschaften wachsender Pflanzentheile. 207. Die organischen Bestandtheile der Zelle besitzen zunächst die Fähigkeit der Imbibition: sie vermögen Wasser oder wässerige Lösungen mit solcher Gewalt zwischen ihre Moleküle einzulagern, dass diese dadurch auseinander gedrängt werden, dass sich der Umfang des betreffenden Zellentheiles häufig unter Aenderung seiner Form vergrössert, neue Mole- küle fester Substanz sich zwischen die alten einschieben können und end- lich ein bestimmter Druck auf benachbarte Zellen ausgeübt wird. Umge- kehrt wirkt auch Wasserverlust bestimmter Zellen häufig formändernd auf die Nachbargewebe ein. Derartige Formänderungen sind aber auch, bei sonst gleichen äusseren Einwirkungen, durch innere Ursachen bedingt und die durch sie hervorgerufenen Kräfte im Stande, oft bedeutende Wider- stände zu überwinden. 268. Die für andere Körper geltenden allgemeinen Bestimmungen über Dehnbarkeit und Elasticität finden auch auf wachsende Pfianzentheile Anwendung. | In rasch wachsenden Organen, z. B. Internodien eines Zweiges, ist zu- nächst die Dehnbarkeit gegenüber der in den Hintergrund tretenden Elasticität eine überwiegende; sie nimmt mit dem Alter ab, während gleich- zeitig die Elasticität sich steigert. Ein junges Internodium von Sambucus nigra von 26 Mm. Länge konnte, ohne zu reissen, um 18 Procent gedehnt werden und behielt nach Aufhören der dehnenden Kraft eine bleibende Länge von 5,, Procent über die ursprüngliche. Ein etwas älteres, 115 Mm. langes Internodium derselben Pflanze liess sich nur um 0,, Proc. dehnen und behielt diese Dehnung auch nicht bei. In den wachsenden und stark turgeseirenden Sprossen findet sich das Maximum der Dehnbarkeit — und ‘auch der Biegsamkeit und Torsionsfähigkeit — nahe unter der Endknospe und nimmt von dort aus nach der Basis, also mit zunehmendem Alter des Sprosses, ab. Die Biegungselastieität verhielt sich bei einem jungen, 5,, Mm. dicken und 47,, Mm. langen Internodium des Weinstockes so, dass dasselbe, auf den Krümmungsradius von 2 Cmtr. gebogen, nach Aufhören der Bie- % ji ki} 126 Elastieität. Gewebespannung durch, Turgor. gung auf den. Krümmungsradius von 4 Cmtr. zurückging. _ Die bleibende Biegung ist dabei mit einer bleibenden Verkürzung der concaven, einer bleibenden Verlängerung der convexen Seite verbunden; bei einem 199 Mm. langen und 7,, Mm. dieken Internedium von Ligularia en <> betrug . diese Verkürzung, der eoncaven 3,,, die Verlängerung der. convexen Seite 4 Millimeter. Wiederholt entgegengesetzte Biegungen wachsender Internodien lassen immer geringere:-Krümmungen zurück. Bei manchen Pflanzen werden die wenig elastischen jungen. Blüthen- ‚stiele durch das Gewicht der Blüthe abwärts gebogen . (nickende Blüthen, Fritillaria imperialis), um sich später bei gesteigerter Elasticitätin festeren Geweben mit den. Früchten wieder aufzurichten. 209. Die im vorigen Paragraphen erwähnten, in Folge geringer Elasti- cität an jungen, noch lebhaft wachsenden Internodien durch Biegung er- zeugten bleibenden Krümmungen können auch durch kräftigen Schlag oder Stoss, oder durch Hin- und Herschütteln an abgeschnittenen, wie auch an noch mit der Pflanze in Verbindung stehenden Sprossen hervorgerufen werden. ‘Die Erschütterung muss dabei. von. einem, älteren, nicht mehr wachsenden Theile ausgehen, welcher derselben Widerstand entgegensetzt, ohne zu brechen. Ein kräftiger Stoss oder. Schlag lässt die dem ausge- bildeten Stücke des Sprosses ertheilte Bewegung wellenförmig nach oben fortschreiten. In Folge der unvollkommenen Elasticität geht nach Auf- hören der Bewegung die Sprossspitze nicht unmittelbar wieder in die ver- tikale Lage zurück: sie bleibt gekrümmt, die Krümmungsebene liegt in der Ebene der Schwingungen, die Concavität derKrümmung nach der Seite, von welcher der Stoss erfolgte. Beim Schütteln fällt die Concayität der Krümmung auf die Seite, nach welcher hin die stärksten Schwingungen erfolgen. Auch in diesen Fällen wird die concave_ Seite verkürzt, die convexe verlängert ($ 208). . Beim späteren Wachsthum wird die (im Freien durch Windstösse hervorgerufene) Krümmung der Sprossspitze wieder ausge- ‚glichen, re 2. Die Gewebespannung. 210. Innerhalb der wachsenden Pflanze wird die Elasticität der ver- ‚schiedenen Gewebe hauptsächlich durch Turgor, Imbibition und Volumen- und ‚Gestaltsveränderung durıh Wachsthum in Spannung versetzt. Der Turgor wird durch den hydrostatischen Druck des Zelleninhaltes auf die Zellwand hervorgerufen: das von der Zelle aufgenommene Wasser ver- grössert den Saftraum, der seinerseits die Haut so lange dehnt und straff spannt, bis die; Elasticität derselben der endosmotischen Saugung das Gleichgewicht hält. Verschiedene Stellen der Zellwand können dabei, trotz Gleichheit des hydrostatischen Druckes an: allen Punkten.. derselben, ver- schieden gedehnt, die, Zellenform also geändert, das Wachsthum .. der Zelle durch Druck und Dehnung beeinflusst werden, wenn die Organisation der Zellwand dies gestattet. Dieses ist z.B. bei der Entstehung der Thyllien ($ 86a) der Fall, wo durch den hydrostatischen Druck die an einen Porus der Gefässwand grenzende Membranstelle einer benachbarten Parenchym- zelle durch den Porus in das ‚Gefäss ‚hineingestülpt wird. . Mit, dem Wachsen des Turgors wächst gleichzeitig der Widerstand äusseren Kräften gegenüber. Gewebespannung durch Turgor und Imbibition. 127 "Obgleich bei sehr bedeutendem Turgor ein‘ Theil. des Zellsaftes auch: ‚durch . die ‚‚.Moleeularrinterstitien ‚der , Membran: gepresst «filtrirt) wird, können derartige Zellen gegenüber solchen, deren Wände von-Porencanälen. durchbohrt sind, doch als geschlossen betrachtet werden. Bei Anwesenheit. von Porentanälen in der Membran ist aber von: einem ‚Turgor nicht mehr die Rede. 211., Der Turger ganzer Gewebe aus. gleichartigen. Zellen ‘zeigt: an diesen die der einzelnen Zelle entsprechenden Erscheinungen. ‚Schneidet: man aus einem wachsenden ‚Internodium. von: Sambucus. den. Markylinder heraus, so ist derselbe bis zu einem gewissen Grade biegsam. und. schlaff. In Wasser gelegt, wird er in Folge der starken 'Anfüllung aller seiner Zellen mit Wasser nach kurzer Zeit steif ‘und. dabei länger. Würde nur die eine Längsseite Wasser aufnehmen, so würde in: Folge der Turgescenz dieser allein eine Krümmung des ‚Markes eintreten, deren Concavität der kein Wasser aufnehmenden Seite entspräche. Aehnlich, wie in letzterem Falle, verhalten sieh mit einander verbun- ‚dene Gewebe ungleichartiger Zellen, wenn sie in Folge ungleicher Wasserauf- ‚nahme: verschiedene Turgescenz zeigen. Der Länge nach gespaltene jugend- ‚liche ‚Stengel (z.,B.. von. Taraxacum) krümmen sich. im ‚Wasser sehr stark, bis oft spiralig, weil die concav werdende Aussenfläche ‚weniger turgescirt, als: die Gewebe der Innenfläche (namentlich des Markes). 212... Bei dickwandigen Zellen und solchen, deren Membran mit Poren- eanälen versehen ist, bewirkt die Imbibition Spannungen -um ‚so‘ kräf- tiger; je quellungsfähiger die Zellhäute sind. Umgekehrtihat natürlich auch Wasserverlust Spannungen zur Folge, “die namentlich beim Aufspringen von Kapselfrüchten, Sporangien und Antheren thätig. sind, wenn. hier .bei ‚der Reife: gewisse Gewebe durch Austrocknung sich krümmen oder zu- -sammehziehen und dadurch zwischen ihnen gelegene zartere Gewebe zer- 'reissen, 'Imbibition ist auch die Ursache der Bewegung der Grannen von Erodium (Hygrometer) und der Einrollung und Streckung. der, Aeste der Jerichorose. (Anastatica ‚hierochuntica), der Ausdehnung und Zusammen- ziehung des Holzes u. s. w. Bei Schichten- oder Schalenbildung der Zellhaut sind die einzelnen Lamellen in der Regel ungleich imbibitionsfähig und daher auch gegen- seitig gespannt. Sind die Innenschichten stärker, die Aussenschichten we- niger quellbar, so krümmen sich erstere convex, letztere concav, wenn. Stücke einer Zellhaut in Wasser gelegt werden. Nachfolgende Wasserent- ziehung (z. B. durch Glycerin) gleicht diese Krümmung wieder aus oder führt sie auch in die entgegengesetzte über, wenn jetzt die inneren La- mellen mehr Wasser verlieren, als die äusseren. “In unverletzten Zellen können Turgor und Schichtenspannung durch Imbibition gemeinsam wirken, 213. Turgor und Imbibition bereiten ferner das Wachsthum in der Weise vor, dass durch sie die Moleküle der organischen Substanz, z.,B. der -Zellhaut, auseinander geschoben ‚werden, die Einlagerung neuer fester Mole- ıküle organischer Substanz also ermöglicht ist. : Durch diese Einlagerung: -wird der frühere Spannungszustand der. Zellwand aufgehoben und. zwar “wegen Flächenvergrösserung der Membran) vermindert., Sofort steigern ‚sich aber. Turgor und Imbibition, die Moleküle der Membran werden aber- 128 Längsspannung. mals auseinander gerückt, Einlagerung neuer Moleküle zum zweiten Male ermöglicht, zum zweiten Male die Spannung theilweise ausgeglichen. Man könnte also in diesem Falle das Wachsthum der Zellhaut als eine durch Einlagerung fester Substanz unterstützte fort- währende Ueberschreitung der Elasticitätsgrenze derselben bezeichnen. Dass derartige Vorgänge von der Natur der betreffenden Gewebe, von der Beschaffenheit der Nachbargewebe, von Druck und Zugwirkungen auf die Membran u. s. w. abhängig sind und durch das Zusammentreffen ver- schiedener solcher Umstände mannigfach modificirt werden können, versteht sich wohl von selbst; doch lässt sich zur Zeit noch kein genügender Ein- blick in derartige Verhältnisse thun. 214. Untersucht man an der Hand der kurz gegebenen Erläuterungen die Gewebspannung wachsender Pflanzentheile, als deren Beispiele Inter- nodien von Stengeln gewählt werden mögen, so?lässt sich zwischen Längs- und Querspannung unterscheiden. Die Längsspannung, d. h. die Spannung parallel der Längsaxe des Stengels, zeigt sich sehr ausgeprägt, wenn man aus einem vorher gemesse- nen wachsenden, noch nicht verholzten Internodium eine das Mark um- fassende Mittellamelle der Länge nach herausschneidet und dieselbe durch trennende Längsschnitte in ihre Gewebeschichten zerlegt. Diese isolirten Gewebe ergeben dann durch Messung, dass die Epidermis die geringste, das Mark die grösste Länge besitzt, dass sich das Verhältniss derselben durch die Formel EH>R>E ausdrücken lässt, in welcher E die Epidermis, R primäre und secundäre Rinde, H das Holz und M das Mark bedeutet. Gleichzeitig zeigt sich aber auch, dass die Länge des isolirten Markes die des unverletzten Interno- diums übertrifft, die isolirten Schichten des jungen Holzes, der Rinde und Epidermis dagegen kürzer, als das ganze Internodium sind. Als Beispiel mögen verschieden alte Internodien von Sambucus nigra in folgender Tabelle dienen: Nummer des Internodiums Längenänderung der isolirten Gewebe vom jüngsten bis zum in Procenten des ganzen Internodiums. ältesten = Rinde | Holz Mark - Fr 2,6 Ti 2,6 + da E73 2,0 a 2,8 + ds Er 1,; Br; 0, 4 1, | (Sachs) Aehnliche Verhältnisse zeigen Blattstiele. 215. Aus diesen Beobachtungen ergiebt sich, dass die einzelnen Ge- webe gegen einander bedeutend gespannt sind. Das Mark, welches sich über die Länge des Internodiums auszudehnen strebt, aber durch die an- deren Gewebe daran gehindert (zusammengepresst) wird, ist positiv oder activ gespannt; Holz und Rinde (mit Epidermis) werden vom Marke Längsspannung. 129 negativ oder passiv gespannt, d. h. über ihre eigentliche Länge hin- aus gedehnt. Spaltet man die aus einem Internodium herausgeschnittene Lamelle so, dass der Schnitt senkrecht zu den ersten Schnittflächen das Mark halbirt, so zeigen sich die Spannungen der einzelnen Gewebe unmittelbar durch Krümmung des Stengelstückes. Das halb befreite Mark sucht sich ent- sprechend seiner activen Spannung zu strecken, Holz und Rinde verkürzen sich entsprechend ihrer passiven Spannung: die Markseite der halben La- melle wird convex und damit länger, die Rindenseite concav und verkürzt. ‚An einem 69,, Millim. langen, 6 Millim. dicken Internodium von Sylphium perfoliatum betrug nach Halbirung der ausgeschnittenen Lamelle der Krümmungsradius 4 Cmtr., die Verlängerung der convexen Markseite 9,,, die Verkürzung der concaven Rindenseite 2,, Procent der Internodium- länge. Positive und negative Spannung herrschen aber auch in den Innen- und Aussenschichten desselben Gewebes. Isolirt man von der betreffenden Stengellamelle durch einen Längsschnitt die Rinde, so krümmt sich diese nach aussen concav, weil die Aussenseite sich verkürzt, die positiv gegen die Aussenseite gespannte Innenseite sich verlängert. Genau so verhält ‚sich auch das Holz. 216. Aus der im $ 214 gegebenen Tabelle ist ersichtlich, dass die Intensität der Längsspannung eines Internodiums durch das Alter desselben bestimmt wird, dass sie mit dem Alter desselben abnimmt, dass das Mark eine zuerst zu-, dann abnehmende Verlängerungs- fähigkeit zeigt, die Dehnbarkeit der Rinde und Epidermis länger dauert, als die des Holzes. Ganz alte, ausgewachsene Internodien zeigen keine Längsspannung mehr. Ebenso ist im Vegetationskegel die Längsspannung nicht vorhan- den, in den etwas älteren Theilen der Knospe dieselbe noch sehr wenig ausgeprägt. 217. Ursache der bedeutenden Längsspannung ist nach allen Untersuchungen ohne Zweifel das von Anfang an rascher in die Länge ‚wachsende Mark. Dasselbe dehnt die langsamer wachsenden Schichten des Holzes,: der Rinde und Epidermis so lange passiv, als die Beschaffenheit der Zellwände der letzteren dies gestattet, d. h. so lange dieselben noch nicht bedeutend verdickt und verholzt sind. Diese Dehnung ist um so be- trächtlicher, je stärker die Membranen der Markzellen in Richtung der Fläche wachsen, namentlich in der Länge zunehmen. dGesteigert wird sie dabei noch durch die Fähigkeit des Markes, Wasser mit grosser Kraft und Geschwindigkeit aus den älteren Stengeltheilen aufzunehmen, dadurch also den Turgor seiner Zellen zu erhöhen, somit für sich selbst den Zustand herbeizuführen, der für das Flächenwachsthum seiner Membranen, mithin für Grössenzunahme seiner Zellen, der günstigste ist ($ 213), während es in Folge zunehmender Turgescenz die umgebenden Gewebe noch weiter zu dehnen vermag. Diese letzteren schützen endlich das Mark vor Ver- dunstung, während sie selber als oberflächlich gelegene Gewebe leichter und stärker transpiriren und dadurch weniger turgescent, also stärker dehnbar werden. Erst mit zunehmendem Alter der peripherischen Gewebe, also mit dem stärkeren Wachsthum derselben, der Verdickung und Ver- Luerssen, Botanik. 9 130 Querspannung. holzung ihrerMembranen, besonders also mit der vollkommeneren Ausbildung des Holzkörpers, wird die Dehnung von Holz und Rinde durch das activ gespannte Mark immer schwächer. Dem Wachsthum des Markes werden grössere Hindernisse entgegengesetzt, die sein stärkeres Längenwachsthum einschränken, bis dieses mit völliger Entwickelung des Holzes und Bastes ganz aufhört, die Zellen des Markes ihren Turgor verlieren, Wasser an die Nachbargewebe abgeben und sich häufig mit Luft füllen. 218. Neben der Längsspannung ist im wachsenden Stamme auch eine Querspannung senkrecht zur Axe desselben vorhanden, die zum Theil durch die Längsspannung hervorgerufen werden muss, da die gedehnten Gewebe des Holzes und der Rinde nothwendiger Weise einen Druck auch in der Querrichtung auf das stärker wachsende Mark und umgekehrt die- ses auf Rinde und Holz ausüben müssen. Zerreissen des Markes in Rich- tung der Längsaxe ist oft die Folge eines durch Querspannung erfolgen- den Zuges, veranlasst durch in tangentialer Richtung stärker stattiindendes Wachsthum der peripherischen Gewebe. Eine Hauptursache bedeutender Querspannung in älteren Stammtheilen ist aber das Dickenwachsthum des Stammes, vorzüglich des Holzes. Schlitzt man durch einen bis ins Mark gehenden Längsschnitt die Gewebe einer Zweigquerscheibe auf und löst sie vor- sichtig schichtenweise ab, so ergiebt sich, dass z. B. beim Umlegen der abgetrennten Rinde um das Holz dieses von ersterer nicht mehr ganz be- deckt wird, dass zwischen den Schnitträndern der Rinde ein klaffender Spalt bleibt: der Rindenumfang ist kleiner, als der des Holzes. Aehn- liches ergiebt sich für die anderen Gewebeschichten: esistE< R 10 - Cucurbita Ha. = 42, - 1 - 100, - ————— | || —— des gesammten Wachsthums. 226. Im Zimmer kann man bei wohlüberwachtem Experimente jedoch die Bedingungen regelmässiger geben. Man kann einen bestimmten Ein- fluss variiren lassen, während man alle anderen Bedingungen möglichst constant erhält. In diesem Falle beobachtet man unter Abschluss des Lichtes bei constanter Feuchtigkeit und möglichst constanter Temperatur gleich- mässiges Wachsthum während Tag und Nacht, während bei stärkeren Temperaturschwankungen mit der Zunahme der Wärme die Wachsthums- geschwindigkeit steigt, mit Abnahme der Wärme fällt. 227. Das Wachsthum einer Pflanze oder eines Pflanzentheiles erfolgt nicht unbegrenzt der Temperatursteigerung proportional: es findet unter- halb eines bestimmten, nach Art der Pflanze jedoch verschieden hohen Wärmegrades nicht statt, steigert seine Intensität bis zu einem bestimmten Grade, bei dem stärkstes Längenwachsthum herrscht und wird von da ab bei weiterer Steigerung der Temperatur wieder verlangsamt, um bei einem gewissen höchsten Wärmegrade ganz aufzuhören. Wir können also ein Minimum, Optimum und Maximum unterscheiden. Für eine Keimwurzel des Mais ergab sich während der Zeit von 96 Stunden bei constanten Temperaturen: bei 17,,°C eine Wurzellänge von 2,, Millim 3 Alız -. - - 24,, - # 33,2 Bi” 7 r 39,0 z = 134,6 I Et ud - Optimum - 38,3 - - 25,9 - BEN 2 We (Sachs.) In gleicher Weise wird auch die Keimung, d. h.. das Wachsthum des Keimlings auf Kosten der im Samen vorhandenen Reservestoffe von der Wärme beeinflusst. Es ist: 134 Etiolement. ip die untere Grenze, das Optimum, die obere Grenze bei Triticum vulgare 5°C. 28,,°C. 42,,°C. Hordeum vulgare Ds 28,, IT, Zea Mais 95 dur 46,, Phaseolus multiflorus 3. 39,7 46,, Cueurbita Pepo 13;;, 33,7 46,, 5. Wirkung des Lichtes auf das Wachsthum. 228. Das mit lebhafter Zelltheilung verbundene Wachsthum jugend- licher Organe kann sowohl im Lichte als in völliger Dunkelheit stattfinden, vorausgesetzt, dass in letzterem Falle den wachsenden Theilen Baustoffe in genügender Menge zugeführt werden, Die normale Streckung ($: 221) geht bei oberirdischen Stengeln und Blättern jedoch nur unter dem Einflusse des Tages vor sich. Lässt man Pflanzen mit reichen Reservestoffbehältern (Knollen) im Dunkeln austreiben, oder leitet man das obere Ende einer wachsenden Pflanze oder eines Zweiges in einen finsteren Raum, während ein für die Ernährung hinreichender Theil im Lichte bleibt, so werden die unter Ausschluss des Lichtes entwickelten Internodien und Blätter (abge- sehen von dem Fehlen des Chlorophylis) anders ausgebildet, als die im Lichte befindlichen: die Internodien erreichen eine übermässige Länge, während die Blätter weit. hinter der normalen Grösse zurückbleiben. 229. Ursache dieser als Etiolement bezeichneten Abnormität. ist bei - den Blättern der Umstand, dass in ihnen, wenn sie aus dem Knospenzustand heraustreten, die Bildung des Chlorophylis und mithin der Stärke unter- bleibt, auf deren Kosten allein das jugendliche Blatt sich weiter entwickeln kann. Das Etioliren der Blätter kann also als ein Stehenbleiben auf dem ersten Entwickelungsstadium, auf derjenigen Stufe, wo das Blatt normaler Weise ans Licht treten müsste, bezeichnet werden. Bei den Internodien des Stengels ist. die abnorme Verlängerung dadurch bedingt, dass Rinde, Bast und Holz gewissermassen auch auf einer jüngeren Entwickelungsstufe verharren, insofern in ihnen die Verdickung, Ver- holzung und Cuticularisirung der Zellmembranen unterbleibt oder nur in sehr geringem Grade stattfindet. Da aber gleichzeitig. das Mark im Wachs- thum begünstigt wird, da seine Zellen sich bedeutender verlängern, seiner dadurch verstärkten activen Spannung von den in Folge ihrer abweichen- den Ausbildung sehr dehnsamen Holz- und Rindengeweben ein nur geringer Widerstand: entgegengestellt wird (vgl. $ 217), so tritt eine Ueberverlän- gerung auch der Elemente des Holzes und der Rinde durch das dieselben stark dehnende Mark ein. Beide Ursachen zusammen bedingen die bedeu- tende Verlängerung des geringere Gewebespannung zeigenden Internodiums. . 230. Eine dem Etiolement der Internodien'entsprechende Verlängerung findet unter gleichen Umständen auch bei den langen, schmalen Blättern vieler Monocotyledonen und bei Wurzeln statt. Letztere erreichen im Dunkeln einen stärkeren Zuwachs, als bei abwechselnder Beleuchtung. Ausgenommen sind dagegen die Blüthen, welche in dauernder Finster- niss sich mit Form und Farbe wie im Lichte entwickeln und unter diesen Verhältnissen auch Früchte mit keimfähigen Samen erzeugen können. Dem Etiolement ähnliche Erscheinungen werden auch schon durch sehr geringe Intensität des Lichtes hervorgerufen, wie die im’ tiefen Schatten Heliotropismus. 135 gewachsenen Individuen einer Pflanze, verglichen mit denen in voller Be- leuchtung entwickelten, beweisen. Endlich zeigen auch nicht alle Pflanzen das Etiolement in gleichem Grade; schwächer etioliren z. B. die Internodien von Schlingpflanzen und die Blätter von Runkelrüben. 231. Auf Etiolement ist auch der positive Heliotropismus ein- seitig stärker beleuchteter Stengel und Blattstiele zurückzuführen. Bei diesen wird, soega In sie nicht ausgewachsen sind, sondern sich noch im Stadium der Streckung befinden, die von der stärksten Lichtquelle abge- wendete Seite durch Etiolirung länger, als die entgegengesetzte, der stärksten Lichtquelle zugekehrte Seite. Letztere krümmt sich daher concav gegen das einfallende kräftigere Licht, um so stärker, je intensiver die Beleuchtung ist, während erstere convex wird. Die Zellen auf der con- vexen Seite sind daher auch, entsprechend dem Grössenverhältniss der Zellen etiolirter Stengel, länger, als die der concaven. Denkt man sich den: Stengeltheil a der Figur 50 im $ 237 aufrecht, das stärkste Licht in der Richtung der Linie ou einfallend, so würde das betreffende Internodium des Stengels a nach einer gewissen Zeit die Richtung des Stengeltheiles a’ zeigen. Während diein der sich krümmenden Zone oouu angenommenen vier Zellen bei allseitig gleich starker Beleuchtung gleiche Grösse hatten, ist dann in der positiv heliotropischen Krümmungsregion o’o u’u die Grösse derselben : (convexe Seite) 4 > 3 > 2 > 1 (concaye Seite). Was hier für vier Zellen angenommen wird, gilt natürlich auch für die entsprechenden Zellenreihen eines gekrümmten Internodiums. Wird ein heliotropisch, gekrümmter Stengel, so lange überhaupt die Krümmungsregion noch wächst, so gegen das Licht gedreht, dass später die etiolirte convexe Seite vom stärksten Lichte getroffen wird, so richtet sich derselbe bald senkrecht auf und geht dann bei dauernder Stellung in die entgegengesetzte Krümmung über. Ursache des Aufrichtens ist in- dessen nicht allein das auf der entgegengesetzten Seite eintretende Etiole- ınent, sondern auch der zur Mitwirkung kommende Geotropismus ($ 236). Auch chlorophylifreie Pflanzen (die Fruchtkörper von Claviceps pur- purea,. Peziza Fuckeliana, Sordaria fimiseda, Sporangienträger von Mucor) zeigen: positiven Heliotropismus. Die Krümmungsgeschwindigkeit heliotropischer Organe ist anfänglich gering und nimmt allmälig bis zu einem Optimum zu, um sich dann wieder zu verlangsamen. 232. Es zeigt sich somit, dass der Einfluss des Lichtes hem- mend, der der Dunkelheit fördernd auf das Längenwachsthum wirkt. Dem entsprechend ergiebt sich auch eine Periodicität des Wachs- ‘thums in, Folge des; Wechsels von Tag und Nacht. Bei constanter Feuchtigkeit und möglichst geringen Schw ankungen der "Temperatur tritt vor Sonnenaufgang ein Maximum des Wachsthums ein; letzteres verringert sich im. Laufe des Tages, bis kurz vor Sonnenunter- ‚gang ein Minimum. erreicht wird, nach dem es im Verlaufe der Nacht wie- ‚der zum Maximum sich hebt. Eine dabei stattfindende geringere Steigerung der Wachsthumscurve am Nachmittage ist die Folge der dann herrschenden höheren Temperatur, welche den Lichteinfluss überwiegt. (Vergl. $$ 225 und 226.) 233. Gewisse Pflanzen zeigen. an einzelnen ihrer Organe negativen 136 Heliotropismus. Geotropismus. Heliotropismus, d. h. diese werden (entgegengesetzt den positiv helio- tropischen) auf der Lichtseite convex, krümmen sich also der Seite des schwächsten Lichtes entgegen. Hierher gehören die Ranken mancher Pflanzen (Ampelopsis, Vitis), die älteren Internodien von Hedera Helix (die jüngeren sind positiv heliotropisch), das hypocotyle Glied von Viscum, die Luftwurzeln der Orchideen und Aroideen, die Keimwurzeln von Brassica Napus und Sinapis alba etc. Die Wachsthumsursachen, welche den nega- tiven Heliotropismus hervorrufen, sind unbekannt. Mit Berücksichtigung der Stelle jedoch, wo die Krümmung erfolgt, scheint es zweierlei Artem negativ heliotropischer Organe zu geben: bei einigen tritt die Krümmung in der Zone des stärksten Wachsthums auf, bei anderen (Epheu) dort, wo: dasselbe im Abnehmen begriffen ist. 234. Ein Vergleich der Wirksamkeit verschieden brechbarer Strahlen des Spectrums hat ergeben, dass nur die Strahlen hoher Brech- barkeit das Wachsthum verlangsamen. Eine Lösung von doppelt chrom- saurem Kali lässt die schwächer brechbaren Strahlen vom Roth bis zur Mitte des Grün, eine Lösung von Kupferoxydammoniak die stärker brech- baren des Blau und Violett durchgehen; hinter der ersteren Lösung ver- hält sich die Pflanze trotz der Entwickelung des Chlorophylis wie eine etiolirende, hinter der zweiten erfolgt starke heliotropische Krümmung und geringeres Länßgenwachsthum der Internodien. 6. Die Wirkung der Schwerkraft auf das Wachsthum. 235. Eine ähnliche Krümmung, wie sie einseitig stärkere Lichtwirkung bei heliotropischen Organen hervorruft, wird auch durch die Schwerkraft bei noch im lebhaften Wachsthum befindlichen Pflanzentheilen, besonders Stengeln und Wurzeln veranlasst. Legt man z.B. eine Keimpflanze, deren Wurzel senkrecht abwärts, deren Stengel senkrecht aufwärts gewachsen ist, horizontal, ohne dass dabei ihr Wachsthum gestört wird, so zeigt sie den Geotropismus in der Weise, dass der horizontal liegende Stengel sich mit seiner Spitze im Bogen aufwärts, die horizontal gelegte Wurzel sich mit der Spitze im Bogen abwärts krümmt und beide dann in verticaler Rich- tung weiter wachsen Die in der Richtung der Schwerkraft wachsende Wur- zel ist positiv, der in entgegengesetzter Richtung wachsende Stengel negativ geotropisch. Positiv geotropisch sind ferner noch manche Rhi- zome und Zwiebeln erzeugende Sprosse (Physalis, 'Tulipa) und die Keim- blattscheiden mancher Monocotyledonen (Phoenix, Allium), negativ geotro- pisch ausser aufrecht wachsenden (nicht bilateralen) Sprossen die Blattstiele, die Strünke vieler Hutpilze u. s. w. 236. Häufig wirken jedoch äussere Einflüsse wie Licht, Gewicht der wachsenden Theile, Feuchtigkeit, oder auch innere Ursachen dem Geotro- pismus entgegen, so dass bei derartigem Zusammentreffen andere Stellungen zu Stande kommen, als sie letzterer allein bedingen würde. Auffallend tritt dies z. B. hervor, wenn man in einem mit feuchten Sägespänen ge- füllten, schief hängenden Siebe Samen so keimen lässt, dass ihre Keim- wurzeln bald durch die Sieblöcher abwärts wachsen. Statt nun der Schwer- kraft weiter zu folgen, schmiegen sie sich im Bogen der feuchten Sieb- unterfläche an und wachsen an dieser weiter oder gar wiederholt in die- selbe hinein und wieder hinaus. Ferner zeigt sich bei Verzweigungen Geotropismus. 137 höherer Ordnung die Wirkung der Schwerkraft allmälig weniger, wie dies z. B. bei Wurzeln der Fall ist. Die positiv geotropische Hauptwurzel erzeugt Seitenzweige erster Ordnung, die häufig schon gar nicht mehr geotropisch sind und nach allen möglichen, durch ihre Anlage bedingten: Richtungen den Boden durchwachsen. / Geotropismus und Heliotropismus sind insofern von einander unab- hängig, als nicht etwa ein bestimmter Heliotropismus auch einen bestimmten Geotropismus bedingt und umgekehrt. Häufig gleicht der Geotropismus die Wirkung des positiven Heliotro- pismus wieder aus, wenn die den letzteren bedingende einseitige Beleuch- tung (wie etwa während der Nacht) aufhört ($ 231). Ebenso ist ein bestimmter Geotropismus nicht etwa an die An- oder Abwesenheit des Chlorophylls geknüpft, wie u. a. die farblosen Mucorineen zeigen, deren Sporangienträger negativ, deren vegetative Myceläste positiv geotropisch sind. 237. Die durch den Geotropismus hervorgerufene Krümmung eines Organes ist Folge des ungleichen Längenwachsthums der der Wir- kung der Schwerkraft zugewendeten und abgekehrten Seite desselben. Eine dieser Seiten wächst rascher, die andere langsamer, als jede bei ver- tical bleibender Stellung wachsen würden. Bei positiv geotropischen Or- ganen, wie der Keimwurzel, findet das stärkste Wachsthum auf der dem Erdcentrum abgewendeten Seite statt; diese muss daher convex, die Unter- - seite concay werden, die freie Spitze sich abwärts richten (Fig. 50, w’). Negativ geotropische Organe, wie ein sonst aufrecht wachsender Stengel, zeigen stärkeres Wachsthum der Unterseite; diese wird daher convex, die Oberseite concav, die freie Spitze aufwärts gerichtet (Fig. 50, a’). Fig. 50. 0 ) e II = Tesar D2 RTERTEEEN, > == SR tschun ul 7 U Fig. 50. Schematische Darstellung des positiven Geotropismus der Wurzel w, w’ und des negativen des Stengels a, a’ einer Keimpflanze, deren Same bei s liegt. Die Krümmungszone liegt in dem Stücke oouu der horizontal gelegten Organe, die geotropisch gekrümmte Strecke ist 00’ uw u. Die vier durch parallele Linien bezeichneten Abtheilungen des geraden und gekrümmten Stückes deuten vier über einander liegende Zellen oder Zellenreihen eines Längsschnittes an. Das Uebrige im Text. 138 Geotropismus. Nimmt man an, dass das ganze sich geotropisch krümmende Organ einzellig ist, oder dass die Krümmungsstelle desselben einer Zelle ent- spricht (Mucor), so würde bei positivem Geotropismus das’ der Oberseite, bei negativem das der Unterseite entsprechende Stück der Membran stärker in die Länge wachsen. Während also bei verticaler Lage der Zelle die Membranseiten oo und uu (Fig. 50) gleich lang sind, wären bei positivem Geotropismus 00’ > 00 und uu’ < uu, 00° > uu’ (Fig. 50, w, w’), bei. ne- gativer geotropischer Krümmung 00’ < 00 und uu’ > uu, also uu’ > 00’ (Fig. 50 a, a’). Denkt man sich statt einer Zelle in dem Längsschnitt der Krümmungs- zone vier über einander gelegene Zellen (Fig. 50), so ist bei verticaler Stellung des Stengels, wie der Wurzel, nach einer bestimmten Zeit Zelle 1=2=3-= 4. Bei horizontaler Lage und eingetretener Krümmung da- ‚gegen ist, da für jede Zelle in Bezug auf die Membranlänge der Ober- and Unterfläche das vorhin Gesagte Anwendung findet, bei positivem Geo- tropismus (Fig. 50, w, w’) (Oberseite) Zelle 1>2>3 > 4 (Unterseite) bei negativ geotropischen Organen (Fig. 50, a a’) dagegen (Oberseite) Zelle 1 < 2 < 3 < 4 (Unterseite) Dasselbe gilt von noch zahlreicher im vertikalen Längsschnitt über einander liegenden Zellen, dasselbe für entsprechende über einander lie- gende Zellenreihen der Krümmungsregion. Es wäre z. B. im letzteren Falle in Fig. 50 in dem Stengel a’ Zellenreihe | (Oberseite) 1<2 < 3 < 4 (Unterseite). Directe Messungen an den entsprechenden Gewebestreifen bestätigen ‘die gemachten Angaben. Weshalb aber beim positiven Geotropismus: die Oberseite, beim negativen die Unterseite stärker wächst, während die Be- dingungen (Schwerkraft) doch für beide die gleichen sind, ist zur Zeit voll- ständig unerklärbar. 238. An der geotropischen Krümmung betheiligen sich sämmtliche im Wachsthum begriffene Theile eines horizontal oder schief gestellten Sten- gels. Der Grad der Krümmung, die jedoch in keinem Falle genau einem Kreisbogen entspricht, ist je nach Wachsthumsgeschwindigkeit, Ab- weichung von der Verticalrichtung, Dicke, Biegungsfestig- keit und Elastität des betreffenden Organes, sowie nach Zeitdauer und Nachwirkung verschieden. Durch rascheres Wachsthum und grösste Annäherung an die Horizontallage wird in kürzerer Zeit die Krümmung verstärkt, ebenso durch die sogenannte Nachwirkung, wonach auch über die Zeit der horizontalen oder schiefen Lage hinaus die Krümmung noch fortdauert. Grössere Dicke eines Organes wirkt dem Geotropismus ent- gegen; und was die Biegsamkeit und Elasticität betreffen, so kommen diese um so mehr zur Geltung, je weiter die Krümmungszone vom Sprossgipfel entfernt liegt, je grösser also das nach abwärts ziehende Gewicht des letzteren ist. Da die Biegsamkeit mit Zunahme des Alters und der Dicke des Sprosses sich veringert, so ist auch dieser Umstand zu berücksich- digen. 239. An gewöhnlichen Sprosstheilen (einem Internodium etwa), deren Zone stärksten Wachsthums dem Gipfel näher liegt und die sich von hier ab nach rückwärts allmälig verdicken, beginnt die Krümmung am Geotropismus. 139 Gipfeltheile, weil dieser am dünnsten ist, die geringste Last trägt und am raschesten wächst. Erst später tritt, während das Gipfelstück sich immer steiler aufrichtet, eine Krümmung auch am Mitteltheile und noch später am Basalstücke des der Wirkung der Schwerkraft unterliegenden Stengelstückes ein, so dass letzteres sich vielleicht nach aufwärts krümmt, wenn der Gipfel bereits vertical steht und der Wirkung der Schwerkraft entzogen ist. Letzterer kann dadurch und durch die Nachwirkung sogar über die Vertikalrichtung nach rückwärts hinaus gekrümmt werden. Liegt umgekehrt die am stärksten wachsende Region des Internodiums an der Basis desselben, so tritt die Krümmung in entgegengesetzter Rich- tung wie im eben beschriebenen Falle auf. Bei einem mit der wachsenden Spitze nach abwärts hängenden Sprosse tritt negativ geotropische Krümmung in der Weise ein, dass sich allmälig der Sprossgipfel hakenförmig nach aufwärts krümmt. Der ungünstigen Lage wegen erfordert dies jedoch längere Zeit als bei der Horizontalstellung. Abgeschnittene und mit der Pflanze in Verbindung bleibende Stengel verhalten sich in) jeder Beziehung gleich. Bei symmetrisch gespaltenen Sprossen, deren Hälften in Folge der Gewebespannung nach entgegenge- setzter Richtung klaffen ($ 215), wirkt die Schwerkraft auf jede Hälfte ge- sondert ein, wenn die Spaltfläche der Horizontalebene parallel liegt. 240. Eine eigenthümliche Beziehung zum Geotropismus zeigen die Knoten der Grashalme. Während diese in der gewöhnlichen Vertical- stellung bald zu wachsen aufhören, besitzen sie die Fähigkeit, bei späterer horizontaler Lage auf ihrer Unterseite wieder stärker in die Länge zu wachsen, während die concav werdende Oberseite sich verkürzt (oft unter Bildung, von Querfalten in der Epidermis), was bei dem horizontal liegenden Internodium nie eintritt. Letzteres erhält daher keine geotropische Krüm- mung, wohl aber eine um so schärfere der Knoten, der nach vollendetem geotropischem Wachsthum oft wie geknickt aussieht. Die Aufrichtung des gelagerten Getreides wird durch diesen Geotropismus der Halmknoten er- möglicht. 241. Das im $ 239 für die Krümmungszonen wachsender Stengel Ge- sagte gilt im Allgemeinen auch für die Wurzel. Auch bei dieser unter- liegt nur die im Längenwachsthum befindliche Strecke dem Geotropismus. Da indessen die in Streckung begriffene Wurzelregion sehr kurz ist, da die ältesten Theile dieser Region sehr bald zu wachsen aufhören, die jüngeren Theile der Wurzel durch die Abwärtskrümmung aber in eine für die Schwer- kraftwirkung ungünstige Lage kommen, so geht die geotropische Krümmung im. scharfen Bogen nach abwärts. Selbst ein Widerstand, wie ihn Queck- silber bietet, wird dabei überwunden, da die Wurzelin dieses hinein wächst. Gespaltene Wurzelspitzen beweisen durch ihr Verhalten, dass auch bei ihnen, wie bei gespaltenen Stengelspitzen ($ 239), die Schwerkraft auf jeden Theil einzeln einwirkt. 242. Dass wirklich nur die Schwerkraft Ursache der beschriebenen Veränderungen ist, zeigt ausser dem ganz gleichen Verhalten von Wurzel und' Stengel auf allen Punkten der Erdoberfläche auch die Einwirkung der Centrifugalkraft auf Wurzel und Stengel keimender Samen. Befestigt man solche unter Beobachtung der nöthigen Wachsthumsbedingungen auf 140 Geotropismus. Nutationsbewegungen, einer um eine senkrechte Axe horizontal rotirenden Scheibe so, dass die vorherige Wachsthumsaxe tangentiale Stellung erhält, so stellen sich bei sehr rascher Rotation alle Wurzeln horizontal nach auswärts, der Centrifu- galkraft folgend, alle Stengel jedoch horizontal einwärts, der Rotationsaxe zugewendet. Bei langsamer Rotation kommt aber die Schwerkraft noch mit zur Geltung und die Richtung von Wurzel und Stengel wird eine aus Grösse und Richtung beider Kräfte resultirende schiefe. Lässt man die Scheibe vertical sehr rasch rotiren, so wirkt nur die Centrifugalkraft richtend auf die radial nach aussen sich stellenden Wurzeln und radial nach innen sich kehrenden Stengel. Sehr langsame Drehung, bei der weder Schwer- noch Centrifugalkraft wirken, zeigt keinerlei Einfluss auf die nach allen möglichen Richtungen wachsenden Theile. Dass nur die noch im Wachsen begriffene Strecke des Stengels, wie der Wurzel, von der Centrifugalkraft beeinflusst wird, bedarf (nach $ 235) keiner weiteren Erläuterung. 7. Die Nutationsbewegungen wachsender Organe. 243. Bei einer grossen Anzahl von Organen zeigen nicht sämmtliche Stellen des Umfanges gleiches Längenwachsthum, wie bei senkrecht wachsen- den Stämmen und Wurzeln, sondern dasselbe ist aus inneren Ursachen (also von Heliotropismus und Geotropismus abgesehen) auf zwei einander entgegengesetzten Seiten, der Ober- und Unterseite, ungleich stark. Wächst die Oberseite rascher, als die Unterseite, so bezeichnet man das Organ als epinastisch, als hyponastisch dagegen, wenn die Unterseite im Verhältniss zur Oberseite stärkeres Wachsthum besitzt. Das ganze Organ wird als ein bilateral entwickeltes, die Krümmungsbewegung, die es in Folge von Epinastie oder Hyponastie ausführt, als Nutation bezeichnet und zwar als autonome oder spontane, wenn sie nur von inneren Ur- sachen abhängig ist (Winden der Stengel), als paratonische oder re- ceptive, wenn sie auf Einwirkung äuserer Agentien erfolgt (Ranken, pe- riodische Bewegungen von Laub- und Blüthenblättern). Mit Vollendung‘ des Wachsthums hört auch die nutirende Bewegung eines solchen Organes vollständig auf. 3 Eine derartige Bilateralität besitzen in ausgeprägtester Weise die Laub- blätter. Diese sind, wie schon im $ 143 betont wurde, in ihrer Jugend hyponastisch, krümmen daher in der Knospe ihre Oberseite concav, während sie mit fortschreitendem Alter die letztere stärker entwickeln, also epinastich werden. Dasselbe gilt von den Kelch- und Kronblättern, sowie von vielen langen Staubgefässen und Griffeln. So hängen in der Blüthe von Dictam- nus die Staubgefässe in Folge epinastischer Entwickelung zuerst mit den noch ungeöffneten Antheren nach abwärts, richten sich aber mit den Später. geöffneten Antheren durch Hyponastie auf. Aber auch die allermeisten Seitensprosse sonst aufrechter Stämme sind bilateral. Hyponastisch sind z. B. die Zweige von Corylus avellana, 'Picea nigra, Ulmus campestris, Prunus avium etc., epinastisch die Zweige von Pyrus Malus, Tilia parvifolia, die Ausläufer von Fragaria elatior, Potentilla reptans, Ajuga reptans, die Blüthenzweige von Sinapis, Isatis, Archan- gelica u. s. w. Winden der Stengel. 141 Bilateral ist endlich auch die Endknospe der Dicotyledonen-Keimpflan- zen, welche nickend oder hängend bei der Keimung über die Erde tritt. 244. Heliotropismus und Geotropismus, sowie häufig das Gewicht des Zweigendes, wirken den durch solche Bilateralität hervorgerufenen Nuta- tionsbewegungen entgegen und bedingen so die verschiedenartigsten Rich- tungsverhältnisse derselben, je nachdem die eine oder andere Kraft in den Vordergrund tritt. Die Abwärtskrümmung, welche in Folge von Epinastie an wachsenden Blättern entstehen würde, wird durch die entgegengesetzt erfolgenden heliotropischen und geotropischen Krümmungen aufgehoben. Bringt man jedoch durch entsprechende Drehung eines Zweiges die Ober- seite der noch wachsenden Blätter nach unten, so wirken Epinastie, Helio- tropismus und Geotropismus in gleicher Richtung und die Blätter kehren sich, oft unter Drehung des Blattstieles, mehr oder minder vollständig wie- der um. Ebenso krümmen sich die epinastischen Ausläufer von Fragaria aufwärts, wenn sie mit der Oberseite nach unten horizontal gelegt werden, wobei der gleichsinnig wirkende Geotropismus die Krümmung verstärkt. Die hyponastischen Zweige von Corylus aber krümmen sich, mit der Unter- seite nach oben gelegt, abwärts, weil die Hyponastie stärker wirkt, als die Schwerkraft. 245. Findet die Nutationsbewegung nicht, wie im $ 243 ausgeführt, nur in einer Ebene nach rechts oder links statt, sondern nach allen Seiten hin, weil in kürzeren Zeiten alle Seiten des wachsenden ÖOrganes nach einander im Längenwachsthum überwiegen, so bezeichnet man sie als eine revolutive oder rotirende Nutation. Derartige revolutive Nutationen zeigen namentlich die windenden oder schlingenden Stengel und die Ranken. 246. Bei windenden Stengeln sind die Blätter der jüngsten Inter- nodien verhältnissmässig klein; die Endknospe hängt in Folge ihres Eigen- gewichtes seitwärts über und beschreibt in Folge der revolutiven Nutation der unter ihr befindlichen zwei bis drei jüngsten Internodien einen Kreis oder eine Ellipse. Findet während dieser Bewegung der Sprossgipfel eine senkrechte Stütze, so beschreibt er um diese eine Schraubenlinie, Ist die Stütze dünn, so findet keine Berührung statt. Wächst der kreisende Gipfel mit seiner Krümmung aus irgend welchem Grunde über die Stütze hinaus, so bilden sich die weiteren Windungen frei. Ein durch Druck bewirkter Reiz, wie bei den Ranken ($ 248) ist hier also nicht die Ursache des Win- dens. Erst später werden die anfänglich weiten und flachen Windungen (vielleicht in Folge von Schwerkraftswirkung?) enger und steiler und erst dann legen sie sich der Stütze fest an, während der Gipfel seine Bewegung um die Stütze herum fortsetzt und sich so wegen fortdauernder Streckung älterer, das Wachsthum allmälig einstellender Internodien gewissermaassen an der Stütze emporschraubt. 247. Die ersten Internodien der Keimpflanzen und der Seitensprosse von Schlinggewächsen winden nicht. Die in Folge des Windens nach der Seite der Stütze gewendeten Blätter gleiten beim Anziehen der Windungen seitwärts von der Stütze ab, wobei sie das Internodium ein kleines Stück weit mitziehen. Die Richtung der Windungen ist für die betreffende Art gewöhnlich con- stant, für die meisten Pflanzen nach links, für den Hopfen, Lonicera caprifo- 142 Ranken. lium etc. nach rechts (d. h. wie die Bewegung der Zeiger einer Uhr). Doch kommt es auch vor, dass einzelne Individuen einer Art (Solanum Dulcamara) nach links, andere nach rechts winden, oder ein und derselbe Stengel abwechselnd rechts- oder linkswindend ist (Loasa aurantiaca). Die Bewegungen windender Stengel sind um so energischer, je günsti- ger die Wachsthumsbedingungen sind. Sie finden auch im Finstern (Pha- seolus multiflorus) statt, doch zeigt bei einseitiger Beleuchtung das Licht insofern Einfluss, als die Bewegung zur Lichtquelle hin rascher erfolgt, als von dieser fort. 248. Die Ranken zeigen den windenden Stengeln gegenüber die Eigenthümlichkeit, dass sie in den normalen Fällen sich nur in Folge eines durch Druck bewirkten Reizes krümmen und einrollen. Diese Fähigkeit tritt ein, wenn die Ranke etwa drei Viertel ihrer Grösse erreicht hat; unterstützt wird sie durch eine revolutive Bewegung des Sprossgipfels sowie der Ranke selbst, wodurch letztere die Möglichkeit der Annäherung an eine nahe Stütze erhält. Wird eine solche erreicht, so genügt eine leise Berührung mit der reizbaren Seite (gewöhnlich der Unterseite) der Ranke, um oft schon binnen wenigen Secunden oder Minuten (25 Sec. bei Passi- flora gracilis, 30 Sec. bei Sicyos, bei Smilax dagegen erst nach einer Stunde) eine Krümmung der Berührungsstelle zu verursachen. Diese Krümmung geschieht in Folge des durch den Druck verursachten lang- sameren Wachsthums der gereizten, concay werdenden Seite und des ra- scheren der entgegengesetzten, convexen Aussenseite. Durch sieaber werden sofort neue Punkte der reizbaren Seite mit der Stütze in Berührung ge- bracht, so dass die Spitze der Ranke nach und nach die Stütze in kork- zieherartigen Windungen umschlingt. Der Reiz pflanzt sich jedoch nicht allein gegen die Rankenspitze fort, sondern auch nach der Basis derselben zu, So weit diese noch nicht ausgewachsen ist. Daher rollt auch letztere sich in Folge stärkeren Wachsthums der Oberseite korkzieherartig ein und zieht dadurch den Spross noch näher an die Stütze. In diesem Theile liegen dann einige als Wendepunkte bezeichnete unregelmässige Stellen, an welchen die Windungen entgegengesetzt werden, um eine sonst eid- tretende Torsion auszugleichen. Später wächst die -Ranke noch in die Dicke und verholzt. 249. Erreicht eine Ranke keine Stütze, so bleibt sie gerade, wird un- beweglich und fällt ab (Ampelideen); oder sie rollt sich von der Spitze nach der Basis zu korkzieherartig aber ohne die Wendepunkte der normal entwickelten Ranke ein und vertrocknet (Cucurbitaceen). Wird eine Ranke durch Druck oder Reibung der entsprechenden Seite gereizt, ohne dass sie gleichzeitig an eine Stütze kommt, so tritt zwar die Krümmung ein, die Ranke streckt sich aber nach einiger Zeit wieder ge- rade und ist dann zum zweiten Male reizbar. Die Raschheit der Bewegung ist auch bei den Ranken an günstige Wachsthumsbedingungen geknüpft. In Bezug auf das Licht verhalten sie- sich wie windende Stengel ($ 247). Der morphologische Charakter rankender Organe kann ‘sehr verschie- den sein ($$ 135, 145). In den meisten Fällen sind sie metamorphosirte- Zweige (Ampelideen, Passifloreen, wahrscheinlich auch Cucurbitaceen).. Bei Tropaeolum und Clematis rankt der Blattstiel, bei Gloriosa Plantii die Torsion. Periodische Nutationsbewegungen. 148 über das Blatt hinaus verlängerte Mittelrippe, bei Pisum der vordere me- tamorphosirte Theil des gefiederten Blattes, bei Fumaria officinalis das ganze Blatt. Ampelopsis zeigt die Eigenthümlichkeit, dass ihre Ranken bei Berüh- rung mit harten Körpern als Saugnäpfe wirkende Gewebepolster entwickeln,, mittelst deren die Pflanze selbst an steilen Wänden emporklettert, wenn. diese nur genügend rauh sind. Durch negativen Heliotropismus wird die Ranke dabei in ihre Richtung geleitet. 250. Mit der Bilateralität ist häufig Torsion des betreffenden Or- ganes verbunden, d. h. eine Drehung desselben um seine Wachsthumsaxe, durch welche seine länger werdenden Seitenlinien letztere schraubig um- laufen. Dieselbe zeigt sich namentlich bei allen windenden Stengeln und bei vielen aufrechten Stengeln mit langen Internodien. Bei Blättern (Al- lium ursinum, manche Gräser) führt sie zu einer Umkehr eines Theiles der Blattflächen, von denen dann die Unterseite nach oben gewendet ist. Aber auch viele nicht bilateral entwickelte Organe besitzen Torsion, wie die: Fruchtstiele der Moose, die Internodien der Characeen u. s. w. Die Torsion eines Pflanzentheiles kann durch zwei verschiedene Ur- sachen hervorgerufen werden. Einmal entsteht sie dadurch, dass bei dre- henden Axen die peripherischen Gewebe ein längere Zeit andauerndes Längenwachsthum besitzen, als die centralen, bei tordirenden Blättern die Seitenränder längere Zeit wachsen, als der Mittelnerv. Bei drehenden In- ternodien tritt die Torsion erst zu Ende des Längenwachsthums ein, wenn. letzteres in den centralen Geweben ganz oder fast ganz aufgehört hat. Ferner kann eine Torsion auch durch eine ungleichseitige Belastung veranlasst werden, wie sie die ungleiche Vertheilung von Blättern und. Seitensprossen namentlich an horizontal wachsenden Zweigen bedingt. Sehr geringe Elasticität des Organes, Geotropismus und Heliotropismus werden derartige Torsionen unterstützen, noch lange andauerndes Wachs-- thum eines solchen tordirten Pflanzentheiles die Torsion zu einer dauern- den machen. 251. Bei einer grossen Zahl von Pflanzen zeigen die im Wachsen be-- griffenen Laub- und Blüthenblätter periodische Nutationsbewegun- gen in Folge von Licht- und Temperaturschwankungen, welche auch hier mit Vollendung des Wachsthums aufhören und die dadurch her-- vorgerufen werden, dass eine innerhalb gewisser Grenzen stattfindende Steigerung der Lichtintensität und der Wärme ein stärkeres Wachsthum der Oberseite und damit ein Oeffnen, ein Sinken beider Einflüsse stärkeres. Wachsthum der Unterseite des Blattes und in Folge dessen Schliessung bewirkt, wenn die Tagesstellung die offene ist. Die umgekehrte Wirkung. tritt ein, wenn die Nachtstellung der Organe die offene ist. So heben sich in Folge stärkeren Wachsthums der Unterseite Nachts- die Blätter von Chenopodium, Stellaria, Linum und Brassica; sie senken sich, weil Nachts die Oberseite stärkeres Wachsthum zeigt, bei Impatiens,. Polygonum Convolvulus et. Die meisten Blüthen öffnen sich am Tage: und sind während der Nacht geschlossen. 252. Die Krümmung, resp. Bewegung der genannten Organe erstreckt. sich nicht über die ganze Fläche derselben, sondern ist auf eine Stelle ge-. ringen Umfanges beschränkt, an welcher das Wachsthum längere Zeit fort- 144 Periodische Nutationsbewegungen. ‘dauert. Diese liegt meistens an der Basis des Organes, bei Oxalis rosea äber der Mitte des Blumenblattes. Bei Compositen findet ein Schliessen des ganzen Blüthenstandes statt; die Krümmungszone der einzelnen Blü- then liegt dann entweder dicht über der Röhre der zungenförmigen Krone “Bellis) oder in der Röhre selbst (Taraxacum). — Bei Crocus dauert das abwechselnd ungleichseitige Wachsthum der Perigonzipfel, deren krüm- mungsfähige Zone dicht über der Blumenröhre liegt, auch dann noch fort, wenn von einer Seiteoder von beiden Flächen die Epidermis abgezogen wird. An den Laubblättern hört die Bewegung mit dem Alter derselben auf. Bei Chenopodium bilden die jungen Blätter während der Nacht in Folge ihrer Einwärtskrümmung grosse Knospen, die älteren biegen sich ein we- nig, die ältesten gar nicht. Durch das abwechselnd stärkere Längenwachsthum der ÖOber- und Unterseite wiederholt zusammenneigender und auseinanderweichender Blät- ter wird natürlich auch das Gesammtwachsthum derselben gefördert. 253. Der Grad der Bewegung ist je nach dem Grade der Lichtinten- sität oder der Temperatur, wie der Empfindlichkeit der Blätter ein sehr verschiedener. Sehr empfindlich gegen Temperaturschwankungen sind die Blüthen von Crocus und Tulipa, von Adonis vernalis, Ornithogalum umbel- latum und Colchicum autumnale. Crocusblüthen reagiren bereits auf eine Schwankung von 1,°C, öffnen sich durch eine Steigerung um 5°C in 8 Minuten, bei Schwankungen von 12 zu 22°C bereits in 3 Minuten; die untere Temperaturgrenze für noch stattfindende Bewegungen liegt ober- halb 8°C. Ebenso öffnen sich die Blüthen von Hieracium vulgatum, Oxalis rosea u. a. erst bei 8—10°C; bei 1—3° bleiben sie selbst am Lichte ge- schlossen. Besondere Empfindlichkeit gegen Lichtschwankungen zeigen die Blüthen von Crocus und Tulipa, die sich bei plötzlicher Verdunkelung oder Beleuch- tung auch dann noch energisch schliessen oder öffnen, wenn selbst geringere günstige Temperaturschwankungen der Lichtwirkung entgegen arbeiten; ferner die Blüthenköpfe von Calendula officinalis, Leontodon hastilis ete., die Morgens bei völliger Verdunkelung sich schliessen, selbst wenn die Tem- peratur 19—20°C beträgt. Ebenso bewirkt plötzliche Beleuchtung ein ‚energisches Oeffnen der Blüthen von Oxalis rosea und Compositen, wenn ‚dieselben vorher längere Zeit im Dunkeln waren. Ueberhaupt ist die Bewegung des Organes auf Temperatur- und Licht- wechsel um so energischer, je längere Zeit vorher der entgegengesetzte ‘Zustand dauerte. Stärkere Temperaturschwankungen wirken dabei häufig dem Lichtwechsel, stärkere Lichtschwankungen dem Temperaturwechsel ‚entgegen, je nachdem die betreffenden Organe für den einen oder anderen Einfluss empfindlicher sind. Aus allen diesen Verschiedenheiten erklärt es sich auch, weshalb viele Blüthen sich nur zu gewissen Tagesstunden öffnen, andere von jedem Witterungswechsel beeinflusst werden u. s. w. 6. Die Variationsbewegungen ausgewachsener Organe. 254. Wie die Nutationsbewegungen ($$ 243 und 251), so lassen sich auch die Variationsbewegungen in spontane und paratonische unterscheiden, von ‚denen die ersteren nur durch innere Ursachen bedingt sind, letztere durch Variationsbewegungen. 145 Einwirkung derselben äusseren Agentien (Licht, Wärme, Reiz) hervorge- rufen werden, die auch bei den ähnlichen Nutationen diese veranlassen. Während aber die Nutationsbewegungen mit vollendetem Wachsthum auf- hören ($ 243), dauern die Variationsbewegungen auch nachdem fort, ja sie kommen erst beim völlig ausgewachsenen Organe zur kräftigsten Geltung. Während ferner bei der Nutation ungleichseitiges Wachsthum die Bewe- gung veranlasst, sind bei den Variationsbewegungen Aenderungen in der Gewebespannung die letzte Ursache derselben. Nur unter abnormen Bedingungen (Heliotropismus und Geotropismus) tritt auch bei den Variationsbewegungen ausführenden Organen noch nach- trägliches Wachsthum ein. 255. Variationsbewegungen werden nur von Blattgebilden (Laub- und Blumenblättern, Staubgefässen und seltener Griffeln oder Narben) aus- geführt. In ihrem anatomischen Baue stimmen diese Organe darin überein, dass an der beweglichen Stelle ein oder einige sehr geschmeidige Gefässbündel von einem saftigen Parenchym (Schwellgewebe) umgeben werden, dessen äussere Lagen keine oder nur kleine, dessen innere Schichten dagegen meistens grössere lufthaltige Intercellularräume besitzen. Vielfach springen die die Bewegungen ausführenden Stellen wulstartig als sogenanntes Polster vor (Mimosa, Phaseolus). Die Spannung zwischen dem elastischen Fibrovosalstrange und dem stark turgescirenden Parenchym ist eine sehr grosse, am stärksten in den ‚mittleren Parenchymlagen. 1. Variationsbewegungen in Folge von Berührung oder Erschütterung. 256. Diejenigen Organe, deren Bewegung durch Berührung oder Erschütterung hervorgerufen wird, besitzen eine sehr wenig ent- wickelte Epidermis, die dem stark turgescirenden Parenchym weniger Wi- derstand entgegensetzt, als der axile Fibrovasalstrang. Die Reizbarkeit be- schränkt sich auf das Parenchym und zwar entweder nur auf eine Seite des etwas abgeflachten Organes (Blattgelenke von Mimosa), oder sie tritt auf allen Seiten desselben hervor (Staubgefässe der Cynareen). Die Reizbarkeit wird durch das Bestreben der Parenchymzellen, stets Wasser aufzunehmen und dadurch bedingt, dass eine geringe Erschütterung oder Berührung die Zellen bestimmt, sofort einen Theil ihres Wassers durch die Membran in die Intercellularräume austreten zu lassen. In dem Maasse nun, wie Wasser durch die Zellwand filtrirt, ziehen sich die elastischen Zellhäute zusammen. Dadurch, und weil ein Theil des ausge- stossenen Wassers in entferntere Gewebe geleitet wird, verringert sich das Volumen der gereizten Seite, deren Epidermis sich zusammenzieht, während gleichzeitig das nicht gereizte Gewebe der entgegengesetzten Seite des Organes sich durch Wirkung seines ungestörten Turgors ausdehnt und diese convex macht, unterdessen die gereizte Seite sich concav krümmt. Die von dem sich krümmenden Organe getragenen Blatttheile werden daher mehr oder minder gehoben (Blattlappen von Dionaea, Fiederblättchen von Mimosa), wenn die sich concav krümmende Seite oben liegt, gesenkt (das ganze Blatt von Mimosa), wenn nur die Unterseite reizbar ist. Nach einiger Zeit nehmen die erschlafften Zellen wieder Wasser auf; Luerssen, Botanik. 10 146 Variationsbewegungen: Mimosa. ihr Turgor steigert sich und das Volumen der einzelnen Zellen wie des ganzen gereizten Gewebes wird dadurch vergrössert, die vorher concave Seite allmälig wieder gestreckt bis convex, das Organ für einen neuen Reiz empfindlich. Der Reiz selbst wirkt wahrscheinlich unmittelbar nur auf das Proto- plasma, welches durch ihn für Wasser permeabeler wird und, da es der Zellwand dicht anliegt, dieses auch durch letztere filtriren lässt. Die Mem- bran selbst verliert wohl kein Wasser, sondern folgt nur in Folge ihrer Elasticität dem sich contrahirenden Plasma und dehnt sich abermals, wenn dieses durch neue Zufuhr von Wasser selber wieder ausgedehnt wird. 257. Bei Mimosa pudica besitzt das doppelt gefiederte Blatt ein reizbares Organ von 4—5 Mm. Länge und 2—2,, Mm. Durchmesser an der Basis des Hauptstieles, etwa halb so starke Bewegungsorgane an der Basis jeder Fieder erster Ordnung, beide Organe auf der Unterseite reizbar, während die noch kleineren Bewegungsorgane der Fiederchen auf Reiz der OÜberseite sich krümmen, Eine Erschütterung der ganzen Pflanze bewirkt Bewegung sämmtlicher Blätter in der Weise, dass sich in Folge concaver Krümmung ihrer Unter- seite die Blattstiele senken, dass die Fiedern erster Ordnung nach vorne und die Fiederchen sich nach vorne und oben zusammenlegen. Dasselbe geschieht aber auch, wenn bei einer sehr empfindlichen Pflanze nur ein Fiederchen gereizt wird. Berührt man das Bewegungsor- gan eines der letzten Blättchen, so legt sich das betreffende Paar sofort zusammen, dann das zunächst unter demselben stehende, das dritte u. s. w. bis zur Basis der Fieder. Dann folgen die Blättchen der benachbarten Fiedern von unten nach oben, die Fiedern schlagen nach vorne zusammen und zuletzt senkt sich das ganze Blatt. Nach einiger Zeit beginnt ein nächst unteres oder oberes Blatt ähnliche Bewegungen und dann noch weiter entfernte Blätter: der Reiz age sich von einer einzelnen berührten Stelle aus fort. 258. Diese Fortpflanzung des Köndh beruht darauf, dass das aus den Zellen des gereizten Gewebes austretende Wasser eine Bewegung des Wassers in den Wänden und nicht communicirenden Zellhöhlungen des Ge- fässbündels: hervorruft, welche ihrerseits wieder eine Veränderung des Wassergehaltes in dem reizbaren Parenchym benachbarter Organe und so- mit Bewegung dieser- bewirkt. rn Bewiesen wird dieses dadurch, dass nach dem Durchschneiden der Unterseite des Blattstielpolsters bei jedem nach Erholung der Pflanze spä- ter erfolgenden Reiz auch jedesmal ein Wassertropfen aus der Schnittfläche tritt. Ebenso findet ein Reiz statt, wenn man vorsichtig unterhalb eines Blattes einen queren Einschnitt in den Holzkörper des Stengels macht. Der sofort austretende Wassertropfen setzt das Wasser des Stengels und von diesem aus dasjenige des Blattes in Bewegung und verursacht da- durch die entsprechende Aenderung in der Gewebespannung der reizbaren Polster. Wird endlich ein Blatt einer Mimosa so befestigt, dass es sich bei Reizung nicht bewegen kann, so sieht man bei leiser Berührung der Unterseite des Blattstielpolsters blitzschnell das Gewebe desselben von der Berührungsstelle aus dunkler werden. Es rührt dieses daher, dass das in die Intercellularräume austretende Wasser Luft aus diesen verdrängt, so dass weniger Licht durchgelassen wird. Variationsbewegungen: Staubgefässe. 147 259. Wird vom Blattstielpolster einer Mimosa die obere Hälfte des Parenchyms bis zum Fibrovasalstrange weggeschnitten, so richtet sich der Stiel nach Aufhören des Reizes steiler auf, als vorher und bleibt auch spä- ter schwach reizbar. Schneidet man dagegen das Parenchym der Unter- seite fort, so senkt sich der Stiel steil nach unten und verliert seine Reiz- barkeit ganz. | Spaltet man das gekrümmte Blattstielpolster eines abgeschnittenen Blattes in eine obere und untere Hälfte, so wird letztere fast gerade, er- stere krümmt sich noch stärker convex. Spaltet man das Polster durch zwei parallele Längsschnitte in eine mittlere, das Gefässbündel enthaltende Lamelle und einen oberen und unteren Parenchymstreifen, so krümmt sich der letztere ein wenig nach aufwärts, der obere Parenchymstreifen da- gegen stark abwärts und beide werden zugleich länger, als die Mittella- melle mit Gefässbündel. In Wasser gelegt nimmt dann der untere Paren- chymstreifen rascher und mehr Wasser wieder auf, als der obere; er krümmt sich daher in Folge des stärker werden Turgors sehr kräftig in die Höhe und strebt den axilen Fibrovasalstrang aufwärts zu drücken, während das obere Parenchym ihn abwärts beugt. Derartige Versuche bestätigen noch weiter das in den $$ 256 und 257 Gesagte. Der Mimosa pudica ähnlich ee ketl sich auch andere Arten dar Gat- tung, ferner Acacia lophantha, Robinia, viele Arten von Oxalis etc. Nur erfolgt bei den meisten dieser Pflanzen die Bewegung erst auf sehr hef- tige Erschütterungen. 260. Die Staubgefässe mancher Cynareen ee Cynara, Cni- cus, Carduus, Onopordon) und Cichoriaceen (Hieracium, Cichorium) sind zur Zeit, wo der Pollen aus den Antheren entlassen wird, ihrer ganzen Aus- dehnung nach sehr reizbar. Ihre Filamente sind convex nach auswärts ge- bogen, verkürzen sich aber auf Berührung oder Erschütterung derart, dass sie sofort gerade werden, die den Griffel umfassende Antherenröhre nach abwärts ziehen und damit die Entleerung eines Theiles des Pollens be- wirken, um sich dann sehr bald durch Krümmung wieder zu verlängern, _ Reizung eines Filamentes hat auch die der anderen Staubfäden zur Folge, bei der Enge der Corolle gewöhnlich auch eine Bewegung dieser. Streift man daher leise mit dem Finger über einen Blüthenkopf hin, so kommen alle Blüthen in lebhafte Bewegung. Auch hier ist Wasseraustritt aus den stark turgescirenden Zellen des Parenchyms in die Intercellularräume desselben Ursache der Spannungs- veränderungen, wie schon daraus hervorgeht, dass ähnlich, wie bei Mimosa, auch aus einem Einschnitte in das Filament solcher Staubgefässe auf einen neuen Reiz der Austritt eines Wassertropfens erfolgt. Dass der axile Fi- brovasalstrang sehr elastisch ist und daher nach Aufhören seiner Dehnung durch das stark turgescirende Parenchym eine sofortige Kürzung des Fi- lamentes verursachen kann, geht schon daraus hervor, dass letzteres sich auf das Doppelte seiner Länge dehnen lässt und sich dann auf seine ur- sprüngliche Länge wieder zusammenzieht. Die Staubgefässe von Berberis und Mahonia, die sich durch das Feh- len der Intercellularräume im Parenchym auszeichnen, sind nur auf der In- nenseite ve Basis ihrer nach aussen zurückgeschlagenen Filamente reiz- 10* 148 Variationsbewegungen: Licht und Wärme. bar, die bei erfolgender Berührung ihre Innenseite concav krümmen und dadurch die Antheren gegen die Narbe bewegen. 261. Reizbare weibliche Geschlechtsapparate sind seltener. Ausgezeichnet ist unter ihnen die Griffelsäule von Stylidium, welche im normalen Zustande knieförmig herabgebogen ist, bei Berührung am Knie aber in die entgegengesetzte Richtung überschnellt, damit jedoch zugleich ihre Reizbarkeit verloren hat. Auf Berührung ihrer Innenseite legen sich ferner die Narbenlappen verschiedener Pflanzen (Mimulus, Goldfussia, Martynia) zusammen. 2. Variationsbewegungen in Folge von Licht- und Tem- peraturschwankungen. 262. Die auf Reiz beweglichen Blätter der Leguminosen und Oxali- deen, aber auch die Blätter mancher anderer, keine Reizbewegung zeigen- den Pflanzen (Marsiliaceen, Phaseolus und andere Papilionaceen) sind für Lichtwechsel in der Weise empfindlich, dass jede Verdunkelung und nach- folgende Beleuchtung Bewegungen verursacht, welche den durch Reiz her- vorgerufenen gleichen und auch durch dieselben Bewegungsorgane ver- mittelt werden. So legen sich die Blätter der Mimosa pudica Abends ge- nau so zusammen, wie bei stattfindender Berührung und ihre Blättchen breiten sich am nächsten Morgen auch in gleicher Weise wieder aus ein- ander. Die durch Verdunkelung hervorgerufene Zusammenfaltung der Blätter wird als Nachtstellung (Schlafstellung), die durch Beleuchtung bewirkte Entfaltung als Tagstellung bezeichnet. Die Richtung der Blättchen ist in beiden Fällen für die betreffende Art constant, für verschiedene Arten aber verschieden. So sind in der Nachtstellung die Blättchen von Mimosa und Tamarindus nach vorne und aufwärts, die von Tephrosia caribaea nach hinten zusammengelegt; die Blättchen von Phaseolus, Lupinus, Glycyrrhiza, Robinia, Oxalis etc. sind abwärts, die von Vicia, Trifolium, Lotus, Lathy- rus, Marsilia u. a. aufwärts zusammengeschlagen; aufwärts bewegt sich “ der Blattstiel bei Phaseolus, abwärts bei Mimosa. 263. Die Empfindlichkeit für Lichtreiz ist bei den verschiedenen Arten sehr ungleich; bei manchen wirkt schon eine Beschattung. Ebenso ist die durch Lichtschwankung bewirkte Bewegung um so energischer, je längere Zeit vorher der entgegengesetzte Zustand dauerte. Ursache der Bewegung selbst ist auch in diesen Fällen die sich än- dernde Gewebespannung in Folge veränderten Turgors der Zellen. Die durch Verdunkelung erfolgende Nachtstellung ist aber (gerade entgegen- gesetzt: der durch Reiz bewirkten Bewegung ($ 256), mit Zunahme des Wassergehaltes, also mit Steigerung des Turgors, — die in Folge der Be- leuchtung eintretende Tagstellung mit Wasserverlust, demnach Verminde- rung des Turgors verbunden. Dass nun dennoch eine Krümmung des Be- wegungsorganes eintritt, liegt darin, dass die Turgescenz sich stets auf der einen Seite energischer und rascher ändert, als auf der entgegenge- setzten. Nimmt also z. B. in dem Blattstielpolster einer Mimose der Wassergehalt mit Verdunkelung in der oberen Hälfte des Parenchyms rascher und bedeutender zu, als in der unteren Hälfte desselben, so muss die obere Seite des Bewegungsorganes convex, die untere concav werden, Spontane Variationsbewegungen. Starrezustände. 149 das ganze Blatt sich senken; es hebt sich wieder, wenn bei eintretender Beleuchtung die obere Hälfte des Polsters mehr Masken abgiebt, als die Unterseite, die nun convex wird. Wird das Bewegungsorgan unmittelbar von einer Temperaturstei- gerung betroffen, so tritt in Folge der entsprechenden Aenderungen im Turgor Nachtstellung ein (Oxalis, Phaseolus). Gleichzeitige Steigerung der Lichtintensität und Wärme bewirkt eine bald mehr der Tag-, bald mehr der Nachtstellung genäherte Lage der Blatttheile, je nachdem die Licht- oder Wärmewirkung überwiegt. 3. Spontane Variationsbewegungen. 264. Gegenüber den in den $$ 256—263 dargestellten paratonischen Variationsbewegungen treten die spontanen nur dann merklich hervor, wenn sie mit bedeutenderer Energie ausgeführt werden, wie es z. B. an den Seitenblättchen von Hedysarum gyrans der Fall ist. Diese bewegen sich mit ihrer Spitze ungefähr im Kreise herum, so dass die Mittelrippe etwa eine Kegelfläche beschreibt. Jeder Umlauf dauert 2—5 Minuten, und die Bewegung findet sowohl im Finstern, als im Lichte statt, wenn nur die Temperatur eine genügend hohe (22—25°) ist. Bei den meisten Pflanzen überwiegt jedoch die tägliche periodische Bewegung in der Weise, dass sie die spontane verdeckt (Trifolium, Mimosa, Oxalis) und diese nur in constanter Finsterniss deutlicher hervortritt. So beträgt z. B. an dem Endblättchen von Trifolium pratense der Schwing- ungsbogen noch 40—150° in Zeit von 1'/,—4 Stunden. Dass derartige Bewegungen mit den vorigen auf gleiche Ursache zu- rück zu führen sind, unterliegt wohl keinem Zweifel. Sie kommen wahr- scheinlich dadurch zu Stande, dass abwechselnd die eine und die andere Hälfte des Bewegungsorganes der entgegengesetzten einen Theil des Wassers entzieht, dass also die eine Hälfte des Gewebes um so viel an Turgor zunimmt, als die andere verliert, 4. Vorübergehende Starrezustände der Bewegungsorgane. 265. Gehen bei periodisch beweglichen und reizbaren Organen die äusseren Einflüsse über ein gewisses Maass hinaus, so treten Starrezu- stände ein, während welcher keine Bewegung stattfindet. Wird dabei das Organ nicht getödtet, so wird dasselbe bei Einführung normaler Verhält- nisse wieder beweglich. Derartige Zustände können durch zu niedere oder zu hohe Temperatur herbeigeführt werden: Kältestarre, bei unter 15°C und Wärmestarre, bei über 40°C Lufttemperatur für Mimosa eintretend, um so rascher, je weiter diese Grade überschritten werden. Sie treten ein, wenn die Pflanze einige Tage nicht begossen wird: Trockenstarre (nur bei Mimosa be- obachtet); oder wenn sie einige Zeit im luftleeren oder in einem mit _ Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Kohlensäure, Aether- oder Chloroform- dämpfen gefüllten Raume verweilt (Mimosa, Staubgefässe von Berberis), oder wenn rasch hinter einander stärkere Erschütterungen (Mimosa), oder wenn elektrische Ströme (Griffelsäule von Stylidium) einwirken. Dabei werden die, Blättchen einer Mimose manchmal geschlossen (Wärmestarre), ein andermal bleiben sie völlig geöffnet (Trockenstarre). 150 Starrezustände. Ungeschlechtliche Fortpflanzung. 266. Dunkelstarre, die nur an chlorophylihaltigen Organen beob- achtet wird, tritt dann ein, wenn die betreffende Pflanze einen oder meh- rere Tage in einem dunkelen Raume gehalten wird. Bringt man z. B.eine Mimose Abends in einen Dunkelapparat, so treten zwar zunächst mit grosser Regelmässigkeit noch Oeffnungs- und Schliessungsbewegungen der Blättchen ein, welche Morgens und Abends stattfinden und als Nach- wirkungsbewegungen bezeichnet werden. Allein diese werden immer schwächer, so dass am zweiten Abend die Blättchen schon nicht mehr zu- sammenklappen, am dritten Morgen dieselben sich schon nicht mehr hori- zontal legen, bis sie endlich geöffnet stehen bleiben, der Blattstiel fast ho- rizontal vom Stamme absteht und nun die Pflanze auch gegen Reiz unem- pfindlich ist. Andas Licht gebracht, tritt dann oft erst nach einigen Tagen die Beweglichkeit wieder ein. 7. Die Fortpflanzung. 267. Die Fortdauer der Pflanzenformen wird in erster Linie dadurch mit bedingt, dass sich vom Körper einer Pflanze gewisse Theile loslösen, welche im Stande sind, unter günstigen Existenzbedingungen ein selbst- ständiges Leben zu beginnen und sich zu einem der Mutterpflanze ähn- lichen Individuum zu entwickeln. Da gewöhnlich eine Pflanze mehrere oder viele derartige Fortpflanzungsorgane zu erzeugen vermag, SO ist mit der Fortpflanzung zugleich auch eine Vermehrung der Individuen einer Art verbunden. Die verschiedenen Arten der Fortpflanzung lassen sich in ungeschlecht- liche und geschlechtliche unterscheiden. 268. Die ungeschlechtliche (asexuelle) Fortpflanzung ist dadurch charakterisirt, dass der sich von der Mutterpflanze ablösende Theil ohne Mithilfe eines anderen Organes sich zu einerneuen Pflanze entwickelt. Dieses wird bei einer sehr grossen Anzahl von Pflanzen in der verschie- densten Weise erreicht. Manche Pflanzen zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Stämme von hinten her absterben und verwesen und dass in Folge dessen die Verzweigungen derselben zu isolirten Pflanzen werden (Moose — viele Rhizome und kriechende Stengel — Ausläufer). Von anderen Pflanzen lassen sich abgeschnittene Zweige als Stecklinge behandeln und zu neuen Individuen erziehen ($ 112 — Weiden, Pappeln, viele Zierpflan- zen); oder Zweige entwickeln sich als Absenker, wenn sie noch in Ver- bindung mit der Mutterpflanze in die Erde hinabgebogen und erst abge- schnitten werden, nachdem sie sich bewurzelt haben (Nelken). Die schon im $ 134 (S. 88) erwähnten Brutknospen gehören ebenfalls hierher. Dieselben sind nicht allein den Gefässpflanzen eigenthümlich, sondern bil- den sich auch bei zahlreichen Moosen. Ebenso erzeugen Adventiv- knospen ($ 137) sehr häufig neue Individuen, besonders dann, wenn sie sich in Wurzeln entwickeln, oder wenn ihre Bildung in Blättern durch ge- eigsnete Behandlung veranlasst wird (Begonien-Zucht der Gärtner). Bei den Flechten lösen sich aus dem Thallus ganze Gruppen von Goni- dien, von einer Anzahl Pilzhyphen umsponnen, als die später zu beschrei- benden sogenannten Soredien ($ 363) los, um unter günstigen Vegetationsbe- dingungen zu einem neuen Flechtenthallus heranzuwachsen. Manche der Ungeschlechtliche und geschlechtliche Fortpflanzung. 151 niedrigst organisirten einzelligen Thallophyten endlich vermehren sich nur durch einfache Theilung der Zelle. Die bis jetzt erwähnten Arten der ungeschlechtlichen Fortpflanzung werden auch wohl als vegetative Vermehrung bezeichnet. 269. Ihnen gegenüber steht dann eine ungeschlechtliche Fortpflanzung im engeren Sinne, welche durch Erzeugung von Sporen, Brutzeilen und Schwärmzellen erfolgt, wie sie nur bei den Kryptogamen beobachtet werden. | Die Sporen sind meistens einzelne Zellen, selten Gruppen von weni- gen Zellen (manche Pilze und Flechten). Sie entwickeln sich durch ver- schiedene Art der Zellbildung im Innern anderer Zellen (wie z. B. in den sogenannten Schläuchen der Ascomyceten) oder kapselartiger Organe (Spo- rangium der Farne — Sporogonium der Moose), seltener durch Sprossung oder Abschnürung ($ 56) an eigenthümlich gestalteten Zellen an der Ober- fläche oder in Höhlungen sogenannter Fruchtkörper (Basidiomyceten). Immer bezeichnet ihr Auftreten das Ende eines bestimmten Entwickelungsab- schnittes, einer Generation im Leben der betreffenden Pflanze, ihre weitere Entwickelung den Beginn einer zweiten Generation. Die Brutzellen sind ebenfalls nur in der Minderzahl der Fälle kleine Zellenkörper, meistens auch einzelne Zellen, welche durch Sprossung und Abschnürung (Conidien der Pilze etc.), seltener im Inneren von Mutterzellen (Mucor, Florideen) gebildet werden. Sie erzeugen durch ihre Keimung immer wieder nur die betreffende Generation, der sie entsprossen waren. Von den Brutknospen sind sie nicht immer strenge zu unterschei- den, da zwischen ihnen und diesen Bindeglinder. existiren (Lebermoose). Als Schwärmzellen (Schwärmsporen) werden bewegliche Primordial- zellen ($ 7) bezeichnet, welche sich selbstständig mit Hülfe von Plasma- wimpern bewegen ($ 13). Sie finden sich bei einer grossen Anzahl von Algen und bei einzelnen Pilzen (z. B. Saprolegnieen) und erzeugen auch anmittelbar wieder die Generation, aus der sie entstanden waren. 270. Das Wesen der geschlechtlichen (sexuellen) Fortpflan- zung spricht sich darin aus, dass bei ihr zwei Zellen in Wechselwirkung treten müssen, um eineneue entwickelungsfähige Zelle zu erzeugen, während jede der beiden Geschlechtszellen für sich allein sich nicht weiter zu ent- wickeln vermag. Nur bei den niedrigst organisirten Thallophyten existirt eine geschlecht- liche Fortpflanzung nicht. Wo sie zum ersten Male auftritt, sind es im Wesentlichen gleich gestaltete, meistens gleich grosse und sich beider Ver- einigung ganz gleich verhaltende Zellen, welche die Befruchtung ausführen, zuerst Schwärmzellen (Pandorina), dann unbewegliche Zellen (Spirogyra), wie sie uns in der Classe der Zygosporeen entgegentreten. In den allermeisen Fällen jedoch sind die als männlich und weiblich bezeichneten Geschlechtszellen von ungleicher Gestalt und auch ungleicher Grösse, oder sonst ungleicher Beschaffenheit. 271. Bei den hierher gehörenden Kryptogamen ist die immer un- bewegliche weibliche Zelle stets grösser, als die sich mit ihr vereinigende männliche. Die weibliche Zelle ist ferner meistens ein nacktes Ei, das in der sie erzeugenden aber sich öffnenden Zelle eingeschlossen bleibt, selten vor der Befruchtung ausgestossen wird (Fucaceen); selten ist sie eine mit 152 _Geschlechtliche Fortpflanzung. Parthenogenesis. Membran versehene Zelle (Florideen, sowie die in neuerer Zeit in Bezug auf ihre sogenannten Geschlechtsorgane wieder angezweifelten Ascomyceten und Basidiomyceten). Die männlichen Zellen sind in der Regel hautlose Spermatozoiden und in den meisten Fällen mit Hülfe von Plasma- wimpern frei beweglich; wenn ihnen die Wimpern fehlen, werden sie passiv dem weiblichen Organe entgegengeführt (Florideen). In anderen Fällen sind sie unbeweglich und von einer Membran umgeben; sie wachsen zum weiblichen Organe hin und senden in dieses zur Eizelle einen die Uebertragung des Befruchtungsstoffes vermittelnden Fortsatz (Peronospo- reen, Saprolegnieen). Die sonstigen Eigenthümlichkeiten der Sexualorgane der Kryptogamen sollen bei den einzelnen Ordnungen und Familien weiter erörtert werden. 272. In der Gruppe der Phanerogamen ist das gegenseitige Ver- hältniss der beiderlei Geschlechtszellen einin allen Abtheilungen mehr über- einstimmendes., Das Ei liegt als nackte Zelle unbeweglich im Embryosacke der Samenknospe, die nur in seltenen Fällen ohne weitere Umhüllung ist, d. h. nicht von einem Fruchtknoten umschlossen wird (Gymnospermen). Die mit derber Membran versehene männliche Zelle, das Pollenkorn, wird passiv der Narbe des weiblichen Organes (Angiospermen), seltener sofort der Mikropyle der Samenknospe (Gymnospermen) zugeführt. Hier entwickelt sie durch Auswachsen einer innersten zarten Membranlamelle den Pollenschlauch, der mit ‚seiner Spitze bis zur Eizelle hinwächst und auf diese seinen befruchtenden Inhalt überträgt. 273. Da keine der beiden Geschlechtszellen für sich allein weiter ent- wickelungsfähig ist, d. h. da aus keiner für sich allein ein neues Individuum, eine neue Pflanze entsteht, wohl aber eine solche von der weiblichen Zelle erzeugt wird, wenn beide in Wechselwirkung treten, so darf man annehmen, dass durch die männliche Zelle der weiblichen ein befruchtender Stoff zu- geführt wird, welcher eben in der weiblichen Zelle einen neuen Entwicke- lungsprocess anregt. Eine directe Vereinigung der Plasmamassen der Ge- schlechtszellen wurde bei manchen Algen (Conjugaten, Oedogonium, 'Vau- cheria) und bei Farnen beobachtet. Bei den Saprolegnieen wird der Plas- mainhalt des männlichen Organes zwischen die Eizellen des weiblichen ent- leert, so dass eine Vermischung beider stattfinden kann, und in den Fällen, wo eine der- beiden Geschlechtszellen von einer geschlossen bleibenden Membran umgeben ist, darf gewiss auf eine Wechselwirkung auf diosmo- tischem Wege geschlossen werden. Bei den meisten Pflanzen veranlasst die Befruchtung nicht allein die Ent- wickelung des Embryo aus der Eizelle; sie ruft auch am weiblichen Or- gane weitere Veränderungen hervor, die ohne sie gewöhnlich nicht ein- treten, wie die Bildung der Frucht und des Samens bei den Phanero- gamen u. S. w. | 274. Nur in wenigen Fällen wird eine Weiterentwickelung der Eizellen beobachtet, auch ohne dass eine Befruchtung eingetreten wäre: Partheno- genesis. Die einzig sicheren derartigen Beispiele sind nur bei Kryptogamen und zwar bei Chara crinita und Saprolegnieen bekannt. Der Mangel der Befruchtung beruht hier auf völliger Unterdrückung der männlichen Organe an der monöcischen Pflanze. Bei den Saprolegnieen tritt diese bei fortge- setzter Cultur unter allmäliger Verkleinerung der Pflanzen ein, und ihre Generationswechsel. Systematik. 153 parthenogenetisch entwickelte Dauerspore keimt nach kürzerer Ruheperioder als die aus der befruchteten Eizelle hervorgegangene. 275. Die Erzeugung von Sporen und Geschlechtszellen ist zumal bei: den höher organisirten Kryptogamen mit einem Generationswechsel verbunden: die gesammte Entwickelung sondert sich in zwei Abschnitte in der Weise, dass der eine mit der Entwickelung der Geschlechtsorgane schliesst, der zweite mit der Weiterentwickelung der befruchteten Eizelle beginnt und mit der Erzeugung von Sporen endet. Beiden Moosen geht aus der Spore ein meist fadenförmiges, aus verzweigten Zellenreihen bestehendes. Gebilde, der Vorkeim, hervor, an welchem sich durch Knospenbildung das beblätterte Moospflänzchen entwickelt. Dieses producirt die als Archegonien und Antheridien bezeichneten Geschlechtsorgane. Die befruchtete Eizelle des Archegoniums aber erzeugt nun einen Embryo, das Sporogonium, in welchem wieder die den Vorkeim entwickelnden Sporen herangebildet werden, Bei den Farnen entstehen die sporenerzeugenden Sporangien auf der beblätterten Pflanze, die Geschlechtsorgane auf dem blattartigen Vorkeime. Letzterer entspricht als Geschlechtsgeneration dem Vorkeime sammt der be- blätterten Moospflanze, das entwickelte Farnkraut als geschlechtslose Gene- ration dem Sporogonium der Moose, Bei den höher entwickelten Gefässkryptogamen wird der Generations- wechsel mehr und mehr verwischt, bis er bei den Phanerogamen sich schliesslich auf die Ausbildung eines eigenthümlichen Gewebes im Embryo- sacke der Samenknospe, des Endosperms, beschränkt. Auch in der Gruppe der Thallophyten tritt oft ein Generationswechsel, zumal bei manchen Formen, mehr oder weniger scharf hervor. IV. Abschnitt. Die Gruppen des Pflanzenreiches und Ihre natürlichen Familien. 276. Gestützt auf morphologische und die in den 8$ 267-275 kurz er- örterten Verhältnisse der Fortpflanzung, bringt man zur Zeit die gesammten Pflanzen in vier grosse Gruppen unter, die sich durch folgende Merkmale charakterisiren. J. Gruppe. Thallophyta. Lagerpflanzen. Pflanzen ohne Glie- derung in Axe und Blatt, ohne Wurzeln, ohne Fibrovasal- stränge, zum Theil auch ohne Generationswechsel. II. Gruppe. Muscineae. Moose. An einem aus der Spore sich entwickelnden Vorkeime oder direct aus der Spore entsteht die mit wenigen Ausnahmen in Axe und Blätter gegliederte, aber niemals Wurzeln und Fibrovasalstränge besitzende Pflanze, welche die Geschlechtsorgane trägt. Aus der be- 4154 Thallophyten. fruchteten Eizelle geht das die Sporen erzeugende Sporo- gonium hervor. HI. Gruppe. Cryptogamae vasculares. Gefässkryptogamen. Aus der Spore entsteht der die Geschlechtsorgane tragende Vor- keim (das Prothallium). Die befruchtete Eizelle entwickelt sich zu der mit Fibrovasalsträngen versehenen, in Stamm, Blätter und Wurzeln gegliederten, sporenerzeu- genden Pflanze. IV. Gruppe. Phanerogamae. Samenpflanzen. Die mit Fibro- vasalsträngen versehene, in Wurzeln, Stamm und Blätter gegliederte Pflanze erzeugt aus derin der Blüthe entwickel- ten Samenkospe und deren Eizelle in Folge der Befruchtung den Samen, welcher einen mehr oder weniger entwickelten Embryo enthält, der sich bei der Keimung zur neuen Pflanze weiterbildet. I. Gruppe. Die Thallophyten. 277. Der Körper der Thallophyten ist ein Thallus, der bei den nie- «dersten Formen der Protophyten mit der einzelnen Zelle identisch ist, bei etwas höher entwickelten Gliedern der Gruppe aus einer einfachen oder verzweigten Zellenreihe oder einer Zellenscheibe besteht, bei noch anderen Formen einen vielzelligen, oft mächtigen Gewebekörper bildet. Eine Son- derung in Wurzel, Stamm und Blatt im Sinne der höheren Pflanzen fehlt, doch tritt oft beiden vollkommeneren Thallophyten (Fucaceen, Florideen etc.) eine Gliederung des Thallus ein, welche der Wurzel, dem Stamm und den Blättern habituell gleichende Organe liefert. Bei den Caulerpen wird diese Differenzirung sogar von der einzelnen Zelle durchgeführt. 278. Die früher gebräuchliche Eintheilung der Thallophyten in Algen, Flechten und Pilze ist als unhaltbar in neuerer Zeit aufgegeben worden, da sich die Flechten als auf Algen schmarotzende Pilze erwiesen haben, für die Pilze aber nur der Mangel des Chlorophylis als einziges, völlig un- zulängliches Unterscheidungsmerkmal gefunden werden konnte, Die Pilze sind daher Parasiten oder Saprophyten ($ 41). Sie vegetiren an der ÖOber- fläche oder im Inneren ihres Substrates mit einem Mycelium, das in den selteneren Fällen aus einer verzweigten schlauchförmigen Zelle, meistens aus vielfach verzweigten Zellenreihen besteht, bei höheren Formen auch. wohl aus solchen Zellenreihen zusammengesetzte bindfadenartige oder plattenförmige, verzweigte Stränge bildet. Wo das Mycelium in den Inter- cellularräumen oder an der Oberfläche einer Nährpflanze wuchert, werden gewöhnlich besondere, als Haustorien bezeichnete Aeste von demselben in die Zellen gesendet, um aus diesen die Nährstoffe aufzunehmen. In anderen Fällen werden die Zellen selbst von dem Mycelium durchwachsen und da- durch zerstört. 279. Die ungeschlechtliche Fortpflanzung fällt bei den niedersten Formen als oft einzige Fortpflanzungsweise mit der Zelltheilung zusammen. Bei einer grossen Anzahl von Algen, selten bei Pilzen, wird sie ferner durch Schwärmzellen (Schwärmsporen) vermittelt, welche einzeln oder zu Thallophyten. 155 mehreren oder vielen aus dem Plasma einer vegetativen Zelle durch Ver- jüngung oder Theilung entstehen und durch eine in der Zellwand sich bil- dende ÖOeffnung ausschwärmen. Sie sind Primordialzellen von meistens birnenförmiger Gestalt, bei den Pilzen ganz farblos, bei den Algen mit Ausnahme des farblosen Vorderendes grün oder grünbraun (selten roth) gefärbt und häufig noch mit einem im vorderen Theile liegenden rothen Pigmentflecke, sowie mit einer oder zwei contractilen Vacuolen ($ 11) ver- sehen. Die Bewegung der Schwärmzelle wird durch Plasmawimpern ($ 13) vermittelt, welche am Vorderende entweder einzeln (Euglena) oder zu zweien (die meisten Algen, z. B. Pandorina — Fig. 53 b, c), vieren (Ulva) oder zu vielen in einem Kranze (Oedogonium — Fig. 12 b) sitzen, bei an- deren die ganze Oberfläche bedecken (Vaucheria). Bei der Bewegung rotirt die Schwärmzelle um ihre Axe. Die früher auf die Lichtwirkung bezogene Bewegung ganzer Schwärmzellenmassen in grösseren Wassergefässen hängt mit Wasserströmungen zusammen, die in Folge von Temperaturdifferenzen entstehen. Nach kurzer Zeit umgiebt sich die zur Ruhe kommende und ab- rundende Schwärmzelle mit einer Membran und keimt dann zur neuen Pflanze aus (Fig. 12 c auf S. 28). Organe der ungeschlechtlichen Fortpflanzung sind ferner Brutzellen, welche bei den Algen seltener (Florideen), bei den Pilzen fast allgemein vorkommen und hier als Conidien bezeichnet werden. Letztere entstehen fast durchgängig durch Sprossung und Abschnürung an der Spitze von manchmal eigenthümlich gestalteten Myceliumästen (Fig. 75a, b;80 A)und wach- sen nach kurzer Zeit zu einem neuen Mycelium aus (Fig. 62 b, c), oder erzeu- gen in selteneren Fällen aus ihren Plasmainhalte Schwärmzellen (Fig. 65c). 280. Mannigfaltiger gestaltet sich der Vorgang der geschlechtlichen Fortpflanzung bei den Thallophyten und .auf ihn stützt sich auch im Wesent- lichen die Eintheilung derselben in vier Classen. Wie in anderen Gruppen, so ist aber auch hier das natürliche System ein sehr unvollkommenes, da die Entwickelungsgeschichte so vieler Formen noch unbekannt ist; es muss daher die ganze Anordnung der Familien als eine sehr provisorische be- trachtet werden. Die vier Classen charakterisiren sich folgendermaassen: . I. Classe. Protophyta Sexualorgane sind nicht vorhanden. II. Classe. Zygosporeae. Die sexuelle Fortpflanzung geschieht durch Copulation (Conjugation) meist zweier (nur beiden Schleimpiizen zahlreicher) beweglicher oder unbeweglicher Zellen von gleichartiger Beschaffenheit. Das Product dieser geschlechtlichen Vereinigung ist die Zygospore, welche nach längerer Ruhe entweder Brutzellen oder Schwärmzellen entwickelt oder direct zur neuen Pflanze auswächst. Bei den Schleimpilzen wird durch die Conjugation das Plasmodium und aus diesem der Fruchtkörper mit Sporen erzeugt. III. Classe. Oosporeae. Die beiden wesentlich verschiedenen Geschlechts- zellen werden als Oogonium (weiblich) und Antheridium (männlich) be- zeichnet. In dem Oogonium entstehen eine oder mehrere Eizellen, welche von den im Antheridium entwickelten frei beweglichen Spermatozoiden oder dadurch befruchtet werden, dass ein Fortsatz des Antheridiums in das Oogonium hineinwächst und hier entweder sich nur der Eizelle anlegt, oder seinen befruchtenden Plasmainhalt zwischen die Eizellen entleert. Das 156 Protophyta. Palmellaceae. befruchtete Ei erzeugt entweder Schwärmzellen oder direct eine neue Pflanze. IV.Classe. Carposporeae. Durch die Wechselwirkung der beiden ungleichen Geschlechtsorgane entsteht aus dem weiblichen derselben ein mehr oder minder vollkommen ausgebildeter Fruchtkörper (Sporenfrucht — Sporo- carpium), in dem oder an welchem die Sporen erzeugt werden. Eine Anzahl von Ordnungen und Familien, von denen man die Be- fruchtung nicht kennt, oder bei der sie angezweifelt wird (höhere Pilze), muss vorläufig in dieses System da eingereiht werden, wo sonstige Ver- wandtschaftsverhältnisse annähernd den passendsten Platz bestimmen. I. Classe. Protophyta. 281. Thallophyten von sehr einfachem Bau, aus einzeln oder in Fa- milien lebenden Zellen oder Zellenreihen bestehend, bilden diese Classe, Die Zellhaut ist sehr häufig gallertartig und geschichtet, oft sogar in eine structurlose Gallerte aufgelöst. Der Zelleninhalt ist farbloses oder grün oder blaugrün gefärbtes Plasma. Die Vermehrung findet meistens durch Theilung der Zellen, seltener ausserdem durch Bildung von Schwärmzellen oder unbeweglichen Brutzellen, oder bei den höchstorganisirten Formen noch durch Entwickelung sporenartiger Zellen statt. Greschlechtliche Fort- pflanzung ist unbekannt. 282. Die Protophyten leben im Wasser, oder an feuchten Orten, einige pseudoparasitisch in verschiedenen Pflanzen. Die chlorophylllosen Formen kommen auf der Oberfläche orga- nischer Körper oder in Flüssigkeiten vor, welche organische Verbindungen gelöst enthalten, deren Zersetzung sie veranlassen, Die hierher gehörenden Familien lassen 'sich etwa fol- gendermaassen zusammenstellen. r I. Chlorophylihaltige Formen (Algen). A. Plasma durch reines Chlorophyll grün gefärbt: Chlorophyllophyceae. Einzige Familie: Palmellaceae. B. Plasma durch das Zusammenvorkommen von reinem Chlorophyll und Phycocyan blaugrün gefärbt: Cyanophyceae. 1. Zellen einzeln oder in verschieden gestalteten Familien lebend: Chroococ- caceae. 2. Zellen zu Fäden aneinander gereiht. a. Fäden perlschnurartig: Nostocaceae. b. Fäden peitschenförmig: Rivulariaceae. c. Fäden cylindrisch, einfach: Oscillariaceae. d. Fäden cylindrisch, verzweigt: Scytonemaceae. II. Chlorophylifreie Formen (Pilze). A. Vermehrung durch Theilung der Zellen: Schizomycetes. Familie: Batteri- aceae. B. Vermehrung durch Sprossung und Brutzellen: Saccharomycetes. Familie: Sac- charomycetes. I. Reihe. Chlorophyllhaltige Formen (Algen). 1. Ordnung. Chlorophyllophyceae. 283. Das Zellenplasma ist durch Chlorophyl! rein grün gefärbt. Familie 1. Palmellaceae. Die hierher gehörenden Formen sind. stets einzellige Algen, welche entweder einzeln, oder in Familien beisammen leben. Ihre früher zahl- reichen Gattungen sind zum Theil als Ruhezustände höherer Algen erkannt worden, so z. B. Pleurococcus (Fig. 5la—d) als eine Form der zu den Pandorineen gehörenden Chlami- domonas ($ 295); vielleicht dürften später noch mehr Mitglieder dasselbe Schicksal theilen. Andere Gattungen entsprechen in Form und Lebensweise Gattungen der Cyano- Chroococceaceae Nostocaceae. 157 phyceen ($ 284—288). So ist gewissermassen Gloeocystis eine chlorophylihaltige Gloeocapsa ; Dietyosphaerium ahmt die Gattung Coelosphaerium, Oocardium die Gattung Rivularia, Tetraspora die Gattung Nostoc nach. — Die Gattungen werden zum Theil nach den bei der Z elltheilung befolgten Richtungen des Raumes, ferner nach der Beschaffenheit der Mem- branen unterschieden. Bei einigen derselben (Gloeocystis, Apiocyst is) kennt man Fortpflanzung durch Schwärmzellen. Cystococcus humicola ist eine der gewöhnlichsten Gonidienformen im Thallus der Laub- und Krustenflechten. 2. Ordnung. Cyanophyceae. 284. Sämmtliche hierher gehörenden Algen zeichnen sich durch das Vorkommen eines blauen (seltener violetten oder purpurrothen), in. Wasser löslichen und cearminroth fluorescirenden, in Alkohol und Aether unlöslichen Farbstoffes (Phycocyan, Phycochrom) im Plasma aus, der mit dem Chloro- phyli zusammen letzterem eine meist spangrüne, blaugrüne oder bräunlich- grüne Färbung ertheilt, und der aus seiner Lösung durch Alkohol, Säuren und Metallsalze als blaue, durch Kali und Ammoniak als farblose Gallerte gefällt wird. 285. (Fam. 2.) Chroococcaceae, Einzeln oder in Familien im Wasser und an feuchten Orten lebende einzellige Algen, deren Gallert-Mem- branen entweder geschichtet oder zu structurlosen Schleimlagern zusam- mengeflossen sind. Chroococcus: Zellen kugelig, mit dünner Membran, sich nach allen drei Richtungen des Raumes theilend, einzeln oder in kleine kugelige oder würfelförmige Familien vereinigt. — Gloeocapsa: wie vorige Gattung,$aber die Familien mit dicken, wiederholt in einander geschachtelten Gallertmembranen (Fig. 51 e—h). Man kennt sporenartige, mit warziger oder stacheliger Membran umgebene Fortpflanzungszellen, die durch Theilung eine neue Colonie erzeugen. — Aphanocapsa: eine Gloeocapsa mit zu structurloser Gallerte zusammen- Niessenden Membranen. — Coelosphaerium: in einer kugeligen Gallertmasse liegen die sich nur nach zwei Richtungen theilenden Zellen zu einer hohlkugeligen Familie vereinigt. deren einzelne Zellen durch vom Mittelpunkte der Colonie ausstrahlende, wiederholt ga- Fig. Bf belig verzweigte, dichtere Gallertstränge verbunden sind. — Merismopedia: die sich übers Kreuz theilenden kuge- ligen Zellen bilden in einer structur- losen Gallertmasse tafelförmige Fami- lien. — Gloeothece: cylindrische Zellen sich nur in einer Richtung theilend, sonst wie Gloeocapsa. Chroococeus und Gloeocapsa kom- men als Gonidien namentlich bei manchen Gallertflechten vor. 286. (Fam. 3.) Nostoca- ceae. In einer im Wasser schwimmenden oder auf feuch- ter Erde lebenden, verschieden gestalteten, meistens structur- losen Gallerthülle liegen (viel- fach gewundene) Fäden aus klei- nen, kugeligen, perlschnurartig aneinander gereihten Zellen, Fig. 51. a—d. Die früher als Pleurococcus beschriebenen Ruhezustände von Chlamydomason in verschiedenen Zuständen der Theilung. e—h. Eine Gloeocapsa in verschiedenen Stadien der Theilung. i. Stück vom Umfange einer Nostoccolonie. — k. Rivularia. — e. Stück einer Oscillaria. — Vergr. 240. 158 Nostocaceae, ÖOscillariaceae. Rivulariacese., zwischen denen sich in gewissen Abständen etwas grössere Zellen mit dicke- rer Membran und gewöhnlich gelblichem Inhalte (Grenzzellen, Heterocysten) finden. Die Vermehrung der Zellen findet durch Theilung senkrecht zur Längsaxe des Fadens statt. Die Grenzzellen entstehen aus gewöhnlichen Zellen durch stärkeres Wachsthum, theilen sich aber nicht. Andere vege- tative Zellen gestalten sich zu dickwandigen, warzigen, mit Oeltröpfchen im Inhalte versehenen Sporen um, die nach erfolgtem Austrocknen durch Austritt des Inhaltes durch die reissende Membran und durch wiederholte Theilung desselben einen neuen Faden bilden, dessen Gallerthülle aus den quellenden Zellmembranen hervorgeht. Die Gattung Nostoc (Fig. 5li) vermehrt sich ausser durch Sporen noch dadurch, dass aus der sich verflüssigenden Gallertmasse die zwischen den Grenzzellen liegenden Faden- stücke in Folge schlängelnder Bewegung herauskriechen, so dass nur die Grenzzellen zu- rückbleiben. Die Zellen jedes Fadens strecken sich dann in die Breite, theilen sich wieder- holt parallel der Längsaxe und die entstandenen Fäden legen sich mit ihren Enden zw einem einzigen gewundenen, nun die Gallerthülle ausscheidenden Faden an einander, in welchem dann einzelne Zellen zu Grenzzellen werden. Nostoc-Colonien trifft man häufig pseudoparasitisch in Intercellularräumen und Hohlräumen des Gewebes anderer Pflanzen (Wurzeln von Cycas, Stamm von Gunnera; im Gewebe von Laub- und Lebermoosen sind sie: oft als Brutknospen derselben beschrieben worden). Nostoc liefert ferner die Gonidien für eine grosse Anzahl von Gallertflechten, für Pannaria, Peltigera canina etc. — Andere Gat- tungen sind Cylindrospermum, Anabaena u. s. w. 287. (Fam. 4) Oscillariaceae. Cylindrische, unverzweigte Fäden, welche in hinter einanderliegende scheibenförmige Zellen getheilt sind, deren Querscheidewände häufig zu fehlen scheinen (Fig. 51l). Diein Form einer sehr steilen Schraube gewundenen Fäden zeigen langsame Bewegung und liegen oft einzeln in zarten Gallertscheiden oder zu vielen in Gallert- häuten. Bewohner des Wassers oder feuchterOrte. Gattungen sind Oscillaria, Phormidium, Beg- giatoa (mit farblosem Plasma, auf verwesenden Pflanzentheilen im Wasser lebend). 288. (Fam. 5.) Rivulariaceae. In einer im Wasser frei schwim- menden oder angewachsenen, bis nussgrossen Gallertmasse liegen radien- artig geordnete, peitschenförmige, gegliederte Fäden, deren Basis von einer Grenzzelle (Basilarzelle) eingenommen wird, deren Endzellen sich allmälig verlängern und haarartig verschmälern (Fig. 5l k). Die Fäden verlängern sich durch Quertheilung ihrer Zellen und vermehren sich dadurch, dass- eine untere Gliederzelle zur neuen Grenzzelle wird und das unter dieser- gelegene Fadenstück sich durch Theilung und Verschmälerung seiner End- zellen zu einem vollständigen Faden gestaltet, der sich neben dem Schwester- faden hinausschiebt. Die Ueberwinterung geschieht durch Sporen. Die der Grenzzelle zunächst liegende- Gliederzelle jedes Fadens wächst zu einer eylindrischen, derbwandigen Zelle (dem Manu- brium) aus, welche 10—14 mal so lang als breit ist, von einer Gallertscheide umgeben wird. und so die allein während des Winters übrig bleibende Spore darstellt. In dieser theilt. sich im nächsten Frühjahre der Inhalt in zunächst 4—8 cylindrische, einen Faden bildende Zellen, die sich weiter durch Zweitheilung vermehren, 'sich dann. abrunden und dabei den. Waden um so dünner und länger werden lassen, je mehr sie sich theilen. Gleichzeitig wirdi die Manubriummembran gestreckt, endlich ein oberes kappenförmiges Stück derselben ab- gestossen, der junge, aus 120—150 Zellen bestehende Keimfaden kriecht heraus und seine beiden Enden spitzen sich haarförmig zu. Dann zerfällt er in 5—7 Stücke, von denen jedes. sich durch Verschmälerung seines einen Endes und Bildung der Grenzzelle am anderen. Ende in einen Rivulariafaden umgestaltet und so mit den übrigen die erste kleine, bereits- mit einer Gallerthülle sich umgebende Colonie bildet. Rivularien bilden die Gonidien der Flechtengattung Lichina, we. Sceytonemaceae. Bacteriaceae. 15% 289. (Fam. 6.) Scytonemaceae. dGegliederte und verzweigte, im. dicke Gallertscheiden eingeschlossene Fäden, die bei einzelnen Gattungen (Sirosiphon) in den älteren Theilen aus mehreren neben einander gelegenen. Zellenreihen bestehen. Die geschichteten Gallertscheiden sind bei manchen Gattungen von sehr eigenthüm-- licher Gestalt. Bei Scytonema bilden sie am fortwachsenden Zweigende langgezogene, bei Arthrosiphon sehr kurze, in einander geschachtelte Trichter; bei Schizothrix sind. sie von der Mündung aus in fadenförmige Fetzen zerschlitzt. Sirosiphon stellt gewisser maassen in einer verzweigten Gallertscheide liegende Colonien von Gloeocapsa dar. — Manche Gattungen bilden Flechtengonidien, so Sirosiphon die von Ephebe und Spilonema,- Scytonema die von Heppia- und Pannaria-Arten u. s. w. II. Reihe. Chlorophylifreie Formen (Pilze). 3. Ordnung. Schizomycetes. 290. Aeusserst kleine, sich nur durch Zelltheilung- vermehrende, einzellige Protophyten, die entweder ein- zeln leben und dann gewöhnlich eine lebhafte Bewegung zeigen, oder welche colonienweise in Gallertmassen ein- gebettet liegen (Zoogloea-Formen), die durch Quellung der Membranen entstehen und gewöhnlich schon mit. blossem Auge als schleimige Flocken oder Tropfen er- kennbar sind. Sie bewohnen Flüssigkeiten oder fäul- nissfähige organische Stoffe, in denen sie Zersetzungen. und damit Gährung oder Fäulniss bewirken. 291. (Fam. 7.) Bacteriaceae. Die Zellen thei-- len sich nur nach einer Richtung. Man unterscheidet folgende Gattungen: 1. Zellen kugelig: Sphaerobacteria oder Kugelbacterien. Gattung: Micrococcus: (Fig. 52a). 2. Zellen kurz-cylindrisch: Microbacteria oder Stäbchenbacterien. Gattung :- Bacterium (Fig. 52b). 3. Zellen fadenförmig: Desmobacteria oder Fadenbacterien. a. Fäden gerade: Bacillus (Fig. 52c). b. Fäden wellig gebogen: Vibrio (Fig. 52 d, e). 4, Zellen schraubig gewunden: Spirobacteria oder Schraubenbacterien. a. Mit flexiler und langer, eng gewundener Schraube: Spirochaete. b. Mit starrer, kürzerer und weitläufigerer Schraube: Spirillum (Fig. 52 f). Manche Arten der Gattung Micrococcus erzeugen in ihrem Plasma rothe, blaue; violette, grüne oder gelbe Farbstoffe, die im Wasser löslich oder unlöslich sind (M. prodi-- giosus als Urheber „blutender Kartoffeln, Hostien“ ete.), andere erregen Gährung (M. ureae,, Harnferment), noch andere werden (vielfach wohl mit Unrecht) als Ursache gewisser Krank- heiten (Diphtheritis, Pocken etc.) angesehen. Bacterium Termo ist das wichtigste- Ferment der Fäulniss; andere Arten der Gattung erzeugen auch Farbstoffe („gelbe und. blaue Milch“). Bacillus Anthracis erzeugt den Milzbrand. Spirillum volutans,. die grösste Form, besitzt an jedem Ende der Zelle eine lange bewegliche Wimper. — Sarcina ist ein im Magen verschiedener Thiere lebender Schizomycet, der sich durch. übers Kreuz erfolgende Theilung seiner Zellen vermehrt, Fig. 52. a Micrococeus prodigiosus — b Bacterium Lineola, einfach: und getheilt. — c Bacillus Ulna, ein aus vier Zellen gebildeter Faden. — d und e Vibrio Rugula, einfach und in Theilung. — f Spirillum volutans, — Nach Cohn. Vergr. 650. 160 Saccharomycetes. Zygosporeae, 4. Ordnung. Saccharomycetes. 292. (Fam. 8.) Saccharomycetes (Hefepilze). Eiförmige oder spin- delförmige, mit zarter Membran und von Vacuolen und Fetttröpfchen durch- setztem Plasma versehene Zellen, welche sich durch Sprossung ($ 56, Fig. 12 f und g auf S. 28) vermehren und oft Sprosscolonien bilden, wenn die wiederholt sprossenden Tochterzellen noch eine Zeit lang mit den Mutter- zellen in Verbindung bleiben. Eine weitere Fortpflanzung findet dadurch statt, dass sich durch Theilung des Plasmas gewöhnlich 2-4 rundliche, in der Mutterzelle liegen bleibende Brutzellen bilden, welche sich mit der- berer Membran umgeben, längere Zeit lebensfähig bleiben, als die Spross- zellen und durch Sprossung wieder neue Generationen erzeugen. Die Arten der Gattung Saccharomyces erregen in zuckerhaltigen Flüssigkeiten Gährung, indem sie den Zucker in Alkohol und Kohlensäure spalten. Die Gährung tritt in voller Stärke erst mit dem Aufhören des Wachsthums der Hefe ein, und während derselben erhält letztere allmälig ein eigenthümliches Aussehen, indem die Membran der Hefezellen dicker wird, die Vacuolen und Körnchen im Inhalte verschwinden und dieser starke Licht- brechung zeigt. Die Hefe gährt sich dabei langsam zu Tode, wenn der Zuckergehalt ihrer Nährflüssigkeit weiter reicht, als ihre Lebenskraft. Im anderen Falle vermag siein frischer Nährflüssigkeit, in der sie sich zunächst wieder lebhaft vermehrt, neue/Gährung zu erregen. Saccharomyces cerevisiae ist der Alkoholfermentpilz der Bier- und Branntweinhefe; 8. ellipsoideus, conglomeratus u. a. rufen die Gährung des Mostes hervor, in den sie mit den Trauben gelangen, auf deren Beeren sie leben. $S. Mycoderma (Mycoderma vini) bildet die sogenannte Kahmhaut auf Wein und Bier; seine Zellen sollen in gegliederte Mycelieh auswachsen können. Il. Classe. Zygosporeae. 293. Die in diese Classe gehörenden Formen bestehen nur in der Minderzahl der Fälle aus Zellenreihen. Meistens sind sie einzellig und die sehr mannigfaltig geformten Zellen leben frei oder zu Familien (Coenobien) verbunden. Eine ungeschlechtliche Vermehrung findet durch Theilung, bei vielen auch durch Bildung von Schwärmzellen und ruhenden Brutzellen statt. Die sexuelle Fortpflanzung geschieht durch Conjugation beweglicher oder ruhender Zellen, welche im Wesentlichen keinen Unterschied als männ- liche oder weibliche erkennen lassen. Das Product der Befruchtung ist die Zygospore, welche nach längerer Zeit der Ruhe entweder Schwärm- zellen erzeugt oder direct zur neuen Pflanze auswächst. Manche Formen (namentlich die Zygomyceten) lassen bereits einen (freilich abgekürzten) Ge- nerationswechsel hervortreten. Bei den Myxomyceten wird durch die Co- pulation das später den Fruchtkörper erzeugende Plasmodium gebildet. ($ 54). ! 294. Die Zygosporeen leben theils als chlorophylihaltige Formen im Wasser oder an feuchten Orten, theils als chlorophylifreie Saprophyten auf in Zersetzung befindlichen orga- zischen Substanzen (Myxomyceten, Zygomyceten). Ihre Familien unterscheiden sich durch folgende Charaktere. I. Copulation durch bewegliche Zellen ausgeführt. A. Chlorophylihaltige Formen: Zoosporeae. 1. Die Zellen leben einzeln oder sind durch Gallerthüllen zu kugeligen oder tafel- förmigen Familien vereinigt: Pandorineae. 2. Zellen zu hohlen Netzen oder zu Scheiben verbunden: Hydrodictyeae. B. Chlorophylifreie Formen: Myxomycetes. 1I. Copulation durch unbewegliche Zellen ausgeführt. A. Chlorophylihaltige Formen: Conjugatae. Pandorinese, 161 1. Mehrzellige Algen. a. Copulationsraum nicht abgegrenzt: Zygnemaceae. b. Der die Zygospore aufnehmende Copulationsraum wird durch Querwände von dem leer bleibenden Theile abgegrenzt‘: Mesocarpeae. 2. Einzellige Algen. a. Plasma durch Chlorophyll rein grün gefärbt: Desmidiaceae. b. Plasma durch gleichzeitiges Vorkommen eines braunen Farbstoffes braun ge- färbt: Bacillariaceae. B. Chlorophylifreie Formen: Zygomycetes. Familie: Mucorineae. I. Reihe. Copulation durch bewegliche Zellen. 5. Ordnung. Zoosporeae. Das Protoplasma ist durch Chlorophyll grün gefärbt (Algen). 295. (Fam. 9.) Pandorineae. Als Repräsentant mag die Gattung Pandorina (P. Morum in stehenden Gewässern) dienen, deren kugelige Colonieen (Fig. 53 a) in einer dünnen Gallertblase 16 keilförmige, mit ihren spitzen Enden im Mittelpunkte zusammensteckende Zellen einschliessen. Jede Zelle besitzt an ihrem breiteren farblosen Vorderende, in dessen Nähe ein rother Pigmentfleck sichtbar ist, zwei lange Wimpern, die durch feine Oeffnungen der Gallerthülle nach aussen ragen und die ganze Familie in rotirende Bewegung setzen. Die Vermehrung geschieht zunächst dadurch, dass die Zellen einer Colonie ihre Wimpern einziehen, sich abrunden und durch wiederholte Zweitheilung in 16 kleine Zellen zerfallen, die ihrer- seits sich mit einer gemeinsamen Gallerthülle umgeben, Wimpern ent- wickeln und dann als Tochtercolonie schwärmend die erweichende Hülle der Mutterfamilie mit ihren 15 Schwestercolonien verlassen. Bei der später erfolgenden geschlechtlichen Fortpflanzung zerfallen die 16 Zellen in glei- cher Weise, jede der 16><16 Zellen verlässt aber als Schwärmzelle (Fig. 93 b, c) die Mutterfamilie und je zwei Schwärmzellen vereinigen sich, in- dem sie sich mit den farblosen Vorderenden berühren (Fig. 53 d) und sodann verschmelzen (Fig. 53 e) zu einer Zygospore, die alsbald die vier Wimpern verliert, sich mit einer Fig. 53. derben Membran umhüllt und ihren Inhalt roth färbt (Fig. 53f). Die Zygospore wächst langsam, trocknet später mit den Ge- wässern ein, und entwickelt, wieder unter Wasser gelangend, nach 24 Stunden aus ihrem Plasma eine grosse rothe Schwärmzelle, die in einer bla- senförmig quellenden inneren Hautschicht der Zygospore zur platzenden äusseren Mem- branlamelle heraustritt und durch Theilung eine junge Co- lonie erzeugt. Fig. 53. Pandorina Morum. Vergr. 500. — a Schwärmende Familie. b und c Schwärmzellen. d Zwei in Paarung begriffene Schwärmzellen. e Schwärmzellen nach vollendeter Paarung. f Zygospore. Luerssen, Botanik. 11 162 Pandorineae Hydrodictyeae. Die hierher gehörende Gattung Chlamydomonas zeigt vereinzelt lebende Zellen, die sich bei der geschlechtlichen Fortpflanzung in 8 mit je vier Wimpern versehene Schwärmer theilen, welche sich wie bei Pandorina paaren und aus deren Zygosporen an feuchten Orten ruhende, sich nach drei Richtungen wiederholt theilende Zellen (Fig. 51 &—d) hervorgehen, die früher als Pleurococcus beschrieben wurden ($ 283) und zu einem Theile die grünen Anflüge an Bäumen, alten Bretterwänden etc. bilden, Derartige Pleurococcus-Zellen liefern die Gonidien vieler Laub- und Krustenflechten. 296. (Fam. 10.) Hydrodictyeae. Die einzelligen Mitglieder dieser Familie bilden verschieden gestaltete Coenobien, bei Pediastrum volle oder durchbrochene Scheiben (Fig. 54 B, C), bei Hydrodietyon hohle, cylindrische oft mehrere Centimeter lange Netze. Sie vermehren sich durch Schwärm- zellen, die bei Pediastrum bis zu 64, bei Hydrodictyon (Wassernetz) zu 7000—20000 in einer Zelle gebildet werden. Bei Pediastrum treten diese Zellen zu einem Riss der Mutterzelle heraus, in die sackartig quellende innere Membranschicht derselben eingeschlossen (Fig.54C, c) und gruppiren sich innerhalb dieser Hülle zu einer neuen Scheibe, die durch Lösung der Hülle frei wird. Die Schwärmer von Hydrodictyon bleiben in der Mutter- zelle eingeschlossen und ordnen sich in dieser nach kurzer Zeit der Be- wegung zu einem kleinen Netze, das durch Auflösung der Mutterzellhaut selbst- ständig wird und allmälig heranwächst. In anderen Zellen des Wassernetzes bilden sich dagegen aus dem Inhalte 30000—100000 kleinere mit 2 Cilien versehene Schwärmer, welche die Fig. 54. Mutterzelle verlassen, sich im Wasser paaren und so zu kleinen grünen Kugeln werden, die mo- natelang langsam wachsen, ihre Membran dabei bedeutend ver- dicken und endlich aus ihrem In- halte 2—5 Schwärmzellen bilden, die wie bei Pandorina austreten ($ 295). Aus jeder dieser grossen Schwärmzellen entwickelt sich eine grössere poly@drische Zelle, deren Ecken zu hornartigen Fort- sätzen auswachsen und deren. wandständiges Plasma sich in 200—300 Portionen theilt, welche nach lebhafter Bewegung sich strum austretenden Gallertsackes zu einem jungen Netze ordnen. 6. Ordnung. Myxomycetes. 297. Die Myxomyceten oder Schleimpilze bewohnen in Zersetzung be- Fig. 54. A Hydrodictyon utriculatum: einige Zellen aus einem jungen Netze (Umrisszeichnung — Vergr. 240). — B Pediastrum Selenaea nach Naegeli (nur in einigen Zellen ist der Inhalt angegeben worden — Vergr. 300). — C Pediastrum granulatum. Stück vom Rande einer Scheibe: aZel- leninhalt in Theilung begriffen, b Tochterzellen bereits abgerundet, c die- selben während des Austretens aus der Mutterzelle, d leere Mutterzelle. Nach A. Braun — Vergr. 400. i innerhalb eines wie bei Pedia- Myxomycetes. 163 griffene organische Substanzen (faulendes Laub und Holz etc). Aus den kleinen Sporen ihrer Fruchtkörper kriecht bei der Keimung der Plasmain- halt durch einen in der Membran entstehenden Riss hervor und bewegt sich kriechend auf seinem Substrate oder in Lücken desselben in Form einer kleinen, die Gestalt stets wechselnden, sogenannten Myxamöbe ($ 13 — Fig. 55), welche die Form einer am spitzen Vorderende mit langer Wimper versehenen, schwimmenden Schwärmzelle annimmt, wenn sie in Wasser geräth. Diese Myxamöben wachsen in Folge der Aufnahme näh- render Substanzen aus ihrem Substrate; sie vermehren sich, indem ihr Körper durch Einschnürung in zwei Hälften zerfällt; sie können sich bei Eintritt ungünstiger Lebensbedingungen zu Kugeln abrunden, mit einer membranartigen Hülle umgeben (encystiren) und diese später wieder ver- lassen. Schliesslich vereinigen sich nach und nach zahlreiche Myxamöben zu einer grösseren plattenförmigen, meist netzartig durchbrochenen oder strangartig aufgelösten Plasmamasse, dem Plasmodium, welches die krie- chenden Bewegungen fortsetzt, in seinem Inneren strömende Bewegungen zeigt und bei manchen Arten bedeutende Dimensionen er- Fig. 59. reicht (Aethalium septicum, die Lohblüthe). Das Plasmo- dium kann ebenfalls Ruhezustände eingehen, indem es in grössere Stücke zerfällt, welche sich zu mit Membran um- gebenen Kugeln umwandeln oder indem es sich in zahl- reiche Portionen theilt, die zu einem sclerotiumartigen Kör- per (siehe die Schlauchpilze) eintrocknen, um, wie die er- wähnten Kugeln, später wieder in den beweglichen Zustand überzugehen. 298. Aus dem Plasmodium entwickelt sich früher oder später ein Spo- rangium oder ein Fruchtkörper. Zunächst werden, nachdem das Plasmodium stets an die Oberfläche des Substrates gekrochen ist, alle Fortsätze dessel- ben eingezogen, und es entstehen nun bei der gewöhnlichen Sporangien- . bildung so viele Plasmahöcker an der Oberfläche desselben, als Sporangien erzeugt werden. Ist das spätere Sporangium gestielt, so bildet sich zuerst der röhrige Stiel, indem eine hohlcylindrische Plasmamasse erhärtet. An dieser kriecht, während der Stiel am obern Ende sich stetig verlängert, das übrige Plasma empor, um sich am Ende des Stieles zu einer kugeligen, eiförmigen oder cylindrischen Masse zu formen (Fig. 56 a), die, von einer membranartigen Haut (Sporangiumwand) umhüllt, sich nun weiter differen- zirt. Endweder zerfällt sie simultan in zahlreiche, sich mit einer Membran umhüllende Sporen; oder ein kleiner Theil des Plasmas formt sich zu iso- lirten oder netzartig verbundenen, verschieden gestalteten Röhren, dem Capillitium (Fig. 56 b, c, e), zwischen welchen der grösste Theil des Plas- mas sich zu den Sporen gestaltet. Seltener bilden sich die Sporen an der Oberfläche des Sporangiums, oder ist letzteres ohne Hülle. Nach vollendeter Entwickelung öffnet sich die Hülle des Sporangiums in verschiedener Weise (Fig. 56 b), um die Sporen zu entlassen, deren Ausstreuung bei Anwesen- heit eines Capillitiums gewöhnlich noch durch die Hygroscopicität desselben Fig. 55. Junge Myxamöben von Dictyostelium mucoroides (Vergr. 200) am Tage nach der Keimung der Sporen. Nach Brefeld. 347 164 Myxomycetes. Zygnemaceae. Fig 56. gefördert wird. Beimanchen anderen Myxomyceten vereinigen sich meh- rere Plasmodien zu grösseren ku- chenförmigen oder polsterförmigen Fruchtkörpern (Aethalium). 299. Die häufig zu den Thieren (als Mycetozo@n) gerechneten Schleimpilze zer- fallen in eine ziemliche Anzahl von Fa- milien mit zahlreichen Gattungen. Am bekanntesten unter letzterensind: Aetha- lium: in und auf Gerberlohe, faulem Holz u, 8. w. mit seinen grossen schwefelgelben Plasmodien die „Lohblüthe“ bildend; Fruchtkörper polsterartig bis halbkugelig. — Lycogala: haselnussgrosse, kleinen Bovisten ähnliche Fruchtkörper zwischen Moos an Baumstümpfen. — Stemonitis: mit cylindrischem, von einer Columella (der Fortsetzung des Stieles) durchzogenem Sporangium und netzartigem, an der Co- lumella befestigtem Capillitium. — Arcy- ria: Sporangium sich becherförmig öffnend, mit netzförmigem Capillitium, dessen Oberfläche ring-, warzen- oder netzförmige Verdickungen besitzt (Fig. 56 a-d). — Hemitrichia: wie Arcyria, aber das Capillitium mit Spiralfasern in den Röhren. — Trichia: Capillitium aus isolirten, mit Spiralfasern versehenen, spindelförmigen Röhren gebildet (Fig. 56 e). II. Reihe. Copulation durch unbewegliche Zellen. ?. Ordnung. Conjugatae, 390. Die als Conjugaten vereinigten Formen sind sämmtlich chloro- phyllführend, also Mitglieder der früheren Classe der Algen. Sie sind ent- weder einzellig und leben dann bald frei, bald in verschieden gestalteten Familien; oder sie stellen unverzweigte, aus cylindrischen Zellen bestehende Fäden dar. Die vegetative Vermehrung der einzelligen Formen geschieht durch Zelltheilung, die der Zellenfäden häufig durch Zerfallen des Fadens in Stücke. Schwärmsporen sind nicht’bekannt. Die von je zwei gewöhn- lichen vegetativen Zellen ausgeführte Copulation liefert stets eine (bei man- chen Bacillariaceen auch zwei) von den vegetativen Zellen durch ihre Form wesentlich verschiedene Zygospore (Auxospore bei den Bacillarieen). 301. (Fam. 11.) Zygnemaceae. Aus cylindrischen Zellen gebil- dete, unverzweigte Fäden, deren Chlorophylikörper zu geraden oder spira- ligen Bändern (Spirogyra) oder paarigen Sternen (Zygnema) geformt sind. Meistens copuliren zahlreiche Zellen zweier conjugirender Fäden in der im $ 54 dargestellten und in Fig. 11 abgebildeten Weise, so dass sie dann wie eine Leiter aussehen. Seltener copuliren zwei Nachbarzellen eines Fadens gemeinsam mit einer dritten Zelle des andern Fadens. Die Mem- bran der Zygospore differenzirt sich in eine äussere, dicke, farblose, eine mittlere braune und eine innere farblose und zartere Lamelle. Letztere Fig. 56. a—d. Arcyria incarnata: a geschlossener und b geöffneter Fruchtkörper mit dem ausgedehnten Capillitiumnetze (Vergr. ca.20); c eine Masche des Capillitiumnetzes (Vergr. ca. 200); d:Spore (Vergr. 400). — e Capillitiumfaser von Trichia clavata (Vergr. ca. 200). Mesocarpeae. Desmidiaceae 165 Fig. 57. durchbricht nach einer winterlichen Ruheperiode bei der Keimung die mittlere und äussere Sporenhaut (Fig 57) und wächst zu einem anfänglich keulenförmigen Schlauche aus, in welchem sich der während der Ruhezeit gleichförmige Inhalt in ein farbloses und grüngefärbtes Plasma, letzteres von der für die Gattung charakteristischen Anordnung, son- dert (Fig. 57), Die Theilung der einzelligen, zum vielzelli- gen Faden auswachsenden Keimpflanze erfolgt in der im $ 57 angedeuteten Weise. 802. (Fam. 12.) Mesocarpeae. Diese gleichen habi- tuell den Zygnemaceen, sind aber durch die einzige Chloro- phyliplatte in der Längsaxe der Zelle, sowie durch die Art der Conjugation verschieden. Letztere erfolgt entweder wie bei der vorigen Familie, aber das Plasma beider Zellen ver- einigt sich zur Zygospore in dem weiten Copulationscanale, der dann rechts und links durch eine Membran abgeschlossen wird. Oder die copulirenden Zellen vereinigen sich durch knieförmige Biegung; nach der Vereinigung wird die Wand im Knie ge- löst‘, das Plasma beider Zellen bildet im Knie die Zygospore und der von dieser eingenommene Raum wird durch vier Wände, je zwei in einer Zelle, abgesperrt. — Gatt. Mesocarpus, Pleurocarpus, Craterospermum ete. 303. (Fam, 13.) Desmidiaceae. Frei lebende, selten zu Fäden verbundene oder von Gallertmassen eingehüllte, einzellige Algen von sehr mannigfaltiger, zierlicher Form. Die Zellen sind symmetrisch, meistens durch eine tiefe Furche in zwei gleiche Hälften getheilt (Fig. 58), diese entweder glatt, oder mit Warzen, Höckern und stachelförmigen Fortsätzen versehen, oder wieder in verschiedener Weise gelappt. Der Chlorophyll- gi Fig. 57. Keimende Zygospore von Spirogyra jugalis. Nach Prings- eim. Fig. 58. Desmidiaceen. — a Closterium moniliferum (Vergr. 200). — b Micrasterias papillifera (Vergr. 200). — c Staurastrum paradoxum (Vergr. 300). — d Cosmarium margaritiferum, optischer Durchschnitt (Vergr. 300). e Dieselbe Art, in Theilung begriffen; Flächenansicht (Vergr. 300). — f Cosmarium Botrytis; eine zur Conjugation sich anschickende Zelle (Vergr. 390). — g Zygospore von Staurastrum spinosum (Vergr. 400). — Fig. f nach De Bary 166 "Desmidiaceae. Baecillariaceae. ” körper bildet häufig regelmässig strahlig geordnete Platten. Die vegetative Vermehrung geschieht durch Theilung, bei welcher die äussere dickere Membranschicht sich durch einen in der Mitte der Zelle erfolgenden Kreis- riss Öffnet und an dieser Stelle eine Querwand entsteht; diese spaltet sich in zwei Lamellen, von denen jede zu einer neuen Zellenhälfte auswächst, mit der die beiden Tochterzellen anfänglich noch zusammenhängen (Fig. 58 e). Die Conjugation findet meistens ähnlich wie bei den Zygnemaceen statt. Zwei Zellen legen sich so neben einander, dass ihre Längsaxen sich kreuzen, wobei sie sich mit einer Gallerthülle umgeben. Bei jeder ent- wickelt eine Innenlamelle der Zellhaut, die sich durch einen Riss der Aussenhaut vorstülpt, den Copulationscanal (Fig. 58 f). Die sich verbinden- den Copulationscanäle schwellen halbkugelig an, ihre trennende Wand wird gelöst und in die so gebildete Blase treten die Plasmakörper der conjugi- renden Zellen, um sich zur kugeligen Zygospore zu vereinigen. Letztere verdickt ihre Haut (häufig unter Bildung von stachelartigen Fortsätzen — Fig. 58 g) und differenzirt dieselbe, wie bei den Zygnemaceen, in drei Schalen. Die Zygospore keimt entweder unmittelbar, oder ihr Inhalt theilt sich innerhalb der blasenförmig durch einen Riss der Aussenhäute austre- tenden Innenhaut in zwei oder vier Zellen, von denen jede zu einer vege- tativen Zelle wird und sich nach Lösung der umhüllenden Blase durch Theilung vermehrt. 304. Häufigere Gattungen dieser Familie sind — a) mit glatter Zygospore: Clo- sterium, Zelle sichelförmig (Fig. 53 a); Tetmemorus, Zelle schlank tonnenförmig, in der Mitte schwach eingeschnürt; Desmidium, Zellen drei- oder vierkantig, zu Bändern vereinigt. — b) mit warziger oder stacheliger Zygospore: Cosmarium, Zelle ellipsoidisch, in der Mitte tief eingeschnürt (Fig. 58 d, e); Micrasterias, Zelle flach, tief eingeschnürt, ihre Hälften in der verschiedensten Weise regelmässig strahlig gelappt (Fig. 58b); Staurastrum, Zellen polyädrisch, tief eingeschnürt, die Ecken gewöhnlich mit Stachelfortsätzen (Fig. 58c). 305 (Fam. 14) Bacillariaceae (Diatomaceae). Die frei lebenden, zu Fäden vereinigten oder zu vielen in Gallerthüllen liegenden, sehr ver-- schieden gestalteten Zellen zeichnen sich dürch äusserst mannigfaltige zier- liche Sculptur ihrer Membranen aus, welche so viel Kieselerde eingelagert haben, dass sie nach Zerstörung der organischen Substanz ein alle Structur- eigenthümlichkeiten der Zellhaut zeigendes Kieselskelet hinterlassen. Ferner ist die Membran dadurch charakterisirt, dass sie aus zwei nicht organisch verbundenen Schalen besteht, die wie die Hälften einer Schachtel über ein- ander geschoben sind (Fig. 59 B). Beide Schalen sind in Folge der eigen- thümlich stattfindenden Zelltheilung ungleich alt. hu Die in Figur 59 gezeichnete Pinnularia zeigt in A die sogenannte Schalen-(Haupt-)seite, um 90° um die Längsaxe gedreht die Gürtelbandseite (B). Auf der Schalenseite bemerkt man die sogenannte Mittellinie (m), welche einen Spalt in der Membran bilden soll, mit Mittel- und Endknoten (s—k), ferner die vertieften Riefen (r), welche noch eine Strecke auf die Gürtelbandseite übergreifen ; letztere besitzt bei n die sogenannten Neben- linien und zeigt in a die ältere äussere, in i die jüngere innere Membran- schale. Die stark verkieselte Membran wächst nicht oder nur unmerklich. Der sich vergrössernde Plasmakörper schiebt daher die beiden Schalen so auseinander, dass sie kurz vor der Theilung sich nur eben mit den äussersten Rändern des Gürte'stückes berühren. Nun theilt sich der Plasmakörper Bacillariaceae., 167 Fig. 59. parallel der Schalenseite (A) in zwei Hälften, von denen jede nur auf der der anderen zugekehrten Seite eine neue Membranhälfte ausscheidet, die mit ihrem Gürtelbande in der bleibenden alten steckt, also kleiner ist, als letztere. Durch wiederholte Theilung werden da- her die Generationen durchschnittlich stets kleiner, bis sie durch Bildung der Auxo- sporen wieder auf die normale Grösse zurückgeführt werden. 306. Die Bildung der Auxosporen findet in verschiedener Weise statt. Bei Frustulia legen sich zwei kleine Zellen mit ihren Gürtelbandseiten neben ein- ander (Fig. 60 A), ihre einander zuge- kehrten Seiten klappen wie die Deckel eines Buches auf und lassen die sich etwas zusammenziehenden Plasmakörper austreten. Letztere umgeben sich mit einer zarten Gallerthülle (Fig. 60 A, m) und ihre Farbstoffplatten (c) verlieren die frühere Form. Beide Plasmakörper ver- schmelzen aber nicht, sondern berühren sich nur für kurze Zeit (Fig. 60 A), so dass die Befruchtung diosmotisch ge- schehen müsste, umgeben sich mit einer zarten Membran und wachsen dann zwi- schen den völlig auseinander klappenden leeren Schalen zu den Auxosporen heran. Diese strecken sich mehr und mehr (Fig. 60 B). ihreMembran erhält ringför- mige Zeichnungen (Zonenkleid — Fig. 60 B, C), an ihren Enden wird ein quel- lendes kappenförmiges Membranstück abgestossen (Fig. 60 B, C:k) und endlich bildet ihr sich von der Wand zurückziehender Plasmainhalt nach - B. Farbstoff an Plasmakörner gebunden. 1. Bilaterale Formen. Zwei Mutterzellen bei der Sporenbildung thätig: Fragila- rieae, Meridieae, Tabellarieae etc. a 2. Centrische Formen. Nur eine Mutterzelle bei der Sporenbildung thätig: Biddul- phieae, Coscinodisceae, ‘Melosireae etc. u Samen a nu as : Fig. 60. Frustulia saxonica Rbh. in Conjugation. Nach Pfitzer. — Verer. 1200. — A Berührung der beiden Mutterzellen der Auxosporen zwischen den geöffneten Schalen. — B Auxosporen, welche eben ihre Kappen abstossen, zwischen den vier leeren Schalen der conjugirenden In- dividuen. — C Auxosporen, welche schon die Schalen der neuen, sogenann- ten Erstlingszelle in sich entwickelt haben. — s Schalen der in Conjuga- tion befindlichen Zellen. m Gallerthülle der sich berührenden Plasma- massen. c Farbstoffplatten. a Auxosporen und k deren Kappen. — In Mucorineae. 8. Ordnung. Zygomycetes. ; 2..." 808. Die Zygomyceten sind saprophytische oder parasitische Pilze, deren „Sporen“ und Conidien zu einem einzelligen, vielfach verzweigten Mycelium auswachsen (Fig. 61 b—d), welches häufig nur ungeschlechtliche: Fortpflanzungsorgane entwickelt, unter günstigen Umständen aber Ge- schlechtsorgane in Form abweichend gestalteter Aeste erzeugt. Die wich- tigste Familie ist die der (Fam, 15.) Mucorineae, deren Mitglieder auf Mist, faulendem Brode, Früchten u. s. w. als eine der gemeinsten Schimmelformen auftreten. Bei ihnen erheben sich auf dem reich verzweigten Mycelium bis zu mehreren Centimetern hohe, fadenförmige Fruchtträger (Fig.61d), welche an ihrem Ende eine kugelige Anschwellung treiben und diese durch eine Querwand abgrenzen, welche blasig oder säulenför- Fig. 61. mig als Columella in das so- genannte „Sporangium “hinein wächst — Fig. 61 a). Auf der Oberfläche des letzteren bilden sich zahlreiche feine Nadeln von oxalsaurem Kalk, die wie ein Pelz dasselbe be- decken; auch die Membran ist reich mit Kalk incrustirt. Das Plasma des Sporangiums sondert sich zum Zwecke der Sporenbildung in eine kör- nige, die zahlreichen, mit dünner Membran sich um- hüllenden Sporen bildende Masse und in eine körnchen- freie, die Sporen trennende Zwischensubstanz. Letztere ist sehr quellungsfähig; sie nimmt nach der Reife des Sporangiums viel Wasser auf, sprengt dadurch die Wand, deren organische Substanz schon vorher gelöst wird und zerstreut herausquellend die Sporen, welche nach kurzer Zeit wieder keimen. Eine andere ungeschlechtliche Fortpflanzung findet dadurch statt, dass sich die Aeste des Myceliums in zahlreiche derberwandige, tonnenförmig anschwel- lende Zellen (Gemmen) theilen, welche im Stande sind, längere Zeit zu ruhen, Figur © wurde der Deutlichkeit wegen nur in der rechts liegenden Auxo- spore der gesammte Inhalt gezeichnet. Fig. 61. Mucor Mucedo. a Sporangium im optischen Durchschnitt (Vergr. ca. 250). b und c Keimende Sporen (Vergr. 250). d Mvcelium mit Sporangium, schwach vergrössert und etwas schematisirt. e Copulirende Myceläste, deren zur Zygospore werdenden Zellen * * bereits durch Schei- dewand abgegliedert aber noch nicht durch Lösung der mittleren Wand verschmolzen sind (nach Brefeld — Vergr 80). f Reife Zygospore mit anhängenden Suspensoren (nach Brefeld — Vergr. ca. 100). Di y e | | Muwcorineae. ÖOosporeae. DR. < um dann zum Mycelium auszukeimen. Derartige Zellen zeigen in Flüssig- keiten oft hefeartige Sprossung (Mucorhefe),. Die Mucorineen sind auch neben der Hefe die einzigen Pilze, die in zuckerhaltigen Flüssigkeiten ‚Alkoholgährung erregen können, wenn sie in diesen untergetaucht vegetiren. 309. Die Geschlechtsorgane bilden sich in der Weise, dass zwei etwas keulig anschwellende Aeste des Myceliums mit ihren Scheiteln sich berüh- ren, an diesen jeder durch Querwand eine Zelle abgliedern (Fig. 61 e * *) und dann durch Auflösung der trennenden Berührungswand diesebeiden Zellen zu einer Zelle verschmelzen lassen, welche unter bedeutender Verdickung der Membran zur fast schwarz gefärbten, stacheligen Zygospore heran- wächst (Fig. 61f). Diese keimt nach längerer Ruhezeit, indem eine innere Membranschicht die äussere Schale sprengt und durch den Riss als ein kurzer Fruchtträger hervortritt, welcher an seinem Ende sofort ein Spo- rangium erzeugt, dessen Sporen erst wieder die gewöhnlichen Mycelien liefern. 3'0. An die Mucorineen schliessen sich diekleinen Familien der Piptocephalideen und Chaetocladiaceen, deren Arten parasitisch auf Mucor leben, indem das Mycelium der ersteren sehr feine fadenförmige Haustorien in das Mucormycelium hineinsendet, das der letzteren direct mit dem Mycelium seines Wirthes an der Berührungsstelle durch Auflösung eines Wandstückes verschmilzt. Die ungeschlechtliche Fortpflanzung findet durch Conidien statt, die auf verästelten Conidienträgern an blasig angeschwollenen Zweigenden derselben einzeln (Chaetocladium) oder reihenweise (Piptocephalis) durch Sprossung und Abschnürung ‚gebildet werden und wie die Sporen von Mucor keimen. Die geschlechtliche Fortpflanzung der Chaetocladiaceen verläuft wie bei Mucor; bei den Pitocephalideen entsteht jedoch die ‘Zygospore als eine blasige Anschwellung auf der Spitze der gegen einander gekrümmten Copulationsäste nach deren Verschmelzung. Ill. Classe. Oosporeae. 3ll. Die zu den Oosporeen vereinigten Thallophyten sind entweder einzellig und ihre Zelle stellt dann einen reich verzweigten Schlauch, wie bei den Mucorineen, dar (Coeloblasteae), oder zahlreiche Zellen leben in einem Coenobium (Coenobieae) — oder aber der Thallus besteht aus ein- fachen oder verzweigten Zellenreihen (Oedogoniaceae) oder bei den höchst entwickelten Formen aus einem Gewebekörper, der bereits stamm-, wur- zel- und blattartige Glieder differenzirt (Fucaceae). Die ungeschlechtliche Fortpflanzung findet durch unbewegliche Brutzellen oder auch durch Schwärmzellen statt; bei einzelnen Abtheilungen fehlt sie. Die Ge- schlechtsorgane sind Oogonien und Antheridien, die nur in den seltensten Fällen in ihrer Form mit vegetativen Zellen zusammenfallen (Sphaeroplea). Das Oogonium ist gewöhnlich eine durch besondere Grösse und Form ausgezeichnete Zelle, deren Plasma sich unter Contraction entweder zu einem einzigen Ei umformt, oder durch Theilung in mehrere Eizellen zer- fällt. Das Antheridium wächst entweder zum ÖOogonium hin und mit einem Fortsatz in dasselbe hinein, wenn es keine beweglichen Samenkör- per erzeugt; oder es entwickelt (meist zahlreiche) Spermatozoiden, welche entleert werden und sich frei schwimmend zu dem in allen Fällen unbe- weglichen Ei bewegen. Letzteres umhüllt sich nach der Befruchtung mit einer meist derben und geschichteten Membran und macht dann als Vospore gewöhnlich eine Ruheperiode durch, nach welcher sie entweder unmittelbar zum neuen Thallus auskeimt, oder aus ihrem Inhalte eine oder Oosporeae: Volvocineae. 171 mehrere Schwärmzellen entwickelt, die ihrerseits erst die neuen Pflanzen erzeugen. Es ist somit bei manchen Formen ein Generationswechsel vor- handen; die reife, Schwärmer erzeugende Oospore ist dann der Moosfrucht zu vergleichen. 312. Wie in den anderen Classen, so sind auch hier eine Reihe sonstsehr verschiedener Formen nur nach der Beschaffenheit der Geschlechtsorgane zusammengereiht. Von einzel- nen Familien und Ordnungen, die sich in morphologischer Beziehung sonst am ersten hier einreihen lassen, sind aber Geschlechtsorgane zur Zeit unbekannt. Es gilt dies für die den Fucaceen verwandten Phaeosporeen, für die mit den Saprolegnieen und Peronosporeen verwandten Chytridiaceen und Entomophthoreen, wie für die vorläufig hier un- tergebrachten Confervaceen, Ulvaceen und Ustilagnieen. Die hier zu betrachtenden Ordnungen lassen sich, so weit man bei ihnen Geschlechts- ergane kennt, etwa in folgender Weise gruppiren., I. Einzellige, in Familien lebende Formen: Coenobieae. Familie: Volvocineae. II. Einzellige oder mehrzellige, keine Coenobien bildende Formen. A. Oogonien und Antheridien den vegetativen Zellen gleich: Sphaeropleeae. Fam. Sphaeropleaceae. B. Geschlechtsorgane und vegetative Zellen verschieden. 1. Einzellige Formen: Coeloblasteae. &. .Chlorophylihaltige Formen: Vaucheriaceae. b. Chlorophylifreie Formen. &. Ungeschlechtliche Fortpflanzung durch Schwärmzellen; meistens Sapro- phyten: Saprolegnieae. ß. Ungeschlechtliche Fortpflanzung durch Conidien; Parasiten: Perono- sporeae. 2. Mehrzellige Formen. a. Die Befruchtung der Eizelle erfolgt innerhalb des Oogoniums. «&. Unverzweigte Zellenfäden ; Oogonium ohne Hülle: Oedogonieae. Fa- milie: DQedogoniaceae. ß. Thallus reich verzweigt; Oogonium mit schraubig gewundener Hülle: Characeae. Familie: Characeae. b. Die Eizelle wird zum Zwecke der Befruchtung vom Oogonium ausgestossen : Fucaceae. 9. Ordnung. Coenobieae. 313. (Fam. 16.) Volvocineae. Bei der hierher gehörenden Gattung Volvox (V. Globator L. in stehenden Gewässern) liegen zahlreiche, mit zwei Wimpern versehene Zellen zu einer hohlkugeligen, von einer Gallert- blase zusammengehaltenen Familie vereinigt, die sich rotirend im Wasser bewegt. Die ungeschlechtliche Fortpflanzung findet durch 8 etwas grössere Zellen der Volvoxkugel statt, die sich durch wiederholte Zwei- theilung zu eben so vielen jungen Tochterkugeln gestalten, welche die zu Grunde gehende Mutterfamilie verlassen. Die geschlechtliche Fortpflanzung wird durch Oogonien und Antheridien vermittelt, die sich gleichzeitig zahlreich in derselben Familie aus sterilen Zellen entwickeln. Jedes Oo- gonium enthält ein kugeliges Ei, jedes Antheridium bis zu 128 gelbliche, schlank- keulenförmige Spermatozoiden, deren langes farbloses, schnabel- artiges Vorderende an seiner Basis zwei Wimpern besitzt und die im An- theridium parallel neben einander zu einer Scheibe geordnet liegen. Die Befruchtung der Eier erfolgt innerhalb der Volvoxkugeln und die befruch- tete Eizelle umgiebt sich mit einer derben, höckerigen Membran. Die weitere Entwickelung der Oospore ist unbekannt. — Eine andere Gattung ist Eu- dorina, welche habituell an Pandorina ($ 295) erinnert. 172 Sphaeropleaceae. Vaucheriacesae. 10. Ordnung. Sphaeropleeae. 314. (Fam. 17.) Sphaeropleaceae Der Thallus ist ein aus lan- gen cylindrischen Zellen gebildeter unverzweigter Faden. Bei der ge- schlechtlichen Fortpflanzung entwickeln sich in einer Anzahl der vegeta- tiven Zellen durch simultane Theilung des vorher röthlichgelb gewordenen Plasmas zahlreiche, mit zwei Wimpern versehene Sper- matozoiden, in anderen Zellen eine Anzahl kugeliger, grüner, durch eine farblose Stelle (Befruchtungsfleck) ausgezeichnete Eier. Antheridien wie Oogonien erhalten dann durch Lösung kleiner Wandstellen scharf um- schriebene, kreisförmige Löcher, durch welche die Sper- matozoiden aus- und zu den Oogonien eintreten (Fig. 62 obere Zelle). Die mit einer dicken warzigen Haut versehenen, ihren Inhalt roth färbenden Eisporen er- zeugen durch Theilung des Plasmas bis zu 8 mit zwei Cilien versehene Schwärmzellen, von denen später jede zum neuen, anfänglich schlank spindelförmigen Faden auswächst. Sphaeroplea annulina findet sich auf über- schwemmt gewesenen Aeckern. Fig. 62. 11. Ordnung. Coeloblasteae. Der Thallus ist ein einzelliger, vielfach verzweigter Schlauch, der erst zum Zwecke der Fortpflanzung die Geschlechtszellen oder ungeschlechtlichen Zellen durch Querwände abgliedert. 1. Chlorophyllführende Formen (Algen). 315. (Fam. 18.) Vaucheriaceae. Die Arten der einzigen Gattung Vaucheria leben im Wasser oder auf feuchter Erde in Rasen, die mit wurzelartigen, chlorophyllfreien Schlauchverzweigungen im Boden befestigt sind. Sie pflanzen sich ungeschlechtlich dadurch fort, dass entweder ein anschwellendes Zweigende sich durch eine Querwand abgliedert, vom Thallus loslöst und unmittelbar zum neuen Thallus auswächst (V. tube- rosa); oder dass sich der Plasmainhalt eines anschwellenden und durch Querwand abgliedernden Astendes zu einer Brutzelle zusammenzieht, die entweder sich sofort mit Membran umhüllt und durch Zerstörung der Mutterzelle frei wird, um dann zu keimen (V. geminata) — oder die von der Mutterzelle ausgestossen wird (V. hamata), oder welche dieselbe als Schwärmzelle verlässt, die auf der ganzen Aussenseite mit einem dich- ten Pelze kurzer Wimpern bedeckt ist (V. sessilis).. Ein solcher Schwär- mer kommt oft erst nach längerer Zeit zur Ruhe und umhüllt sich dann mit Membran, zum jungen Thallus auf einer oder mehreren Seiten aus- wachsend. 316. Die Oogonien und Antheridien entwickeln sich meistens unmit- telbar neben einander an demselben Zweigstücke des Thallus. Beide ent- Fig. 62. Sphaeroplea annulina Ag. Bruchstück zweier Zellen, in der oberen Eier und Spermatozoiden, in der unteren eine reife Eispore.' Vergr. 500. Nach Cohn. Vaucheriaceae. Siphoneae. Saprolegniaceae, 173 stehen als papillöse Ausstülpungen der Membran. Bei V. sessilis ist das schief eiförmige Oogonium sitzend und durch eine Scheidewand vom Thal- lus abgegrenzt (Fig. 63 A, o). Sein Plasmainhalt formt sich zu einer mit dicken Oeltropfen versehenen Eizelle, deren der sich öffnenden Spitze des Oogoniums zugekehrtes Ende farblos ist. Das Antheridium bildet die Endzelle eines hornartig gekrümmten Astes. Sein farbloses Plasma zer- fällt in eine grosse Anzahl sehr kleiner, mit zwei Wimpern versehener Spermatozoiden, welche durch eine an der Spitze des Antheridiums sich bildende Oeffnung austreten und gewöhn- lich sofort zur Eizelle gelangen (Fig. 63 A, a). Bei anderen Arten der Gattung stehen ein oder zwei ÖOogonien mit ein oder zwei Antheridien an dem Ende eines Geschlechtsastes beisammen (V. hamata); bei V. sericea sind die Antheridien keu- lenförmige Säcke, bei V. synandra er- scheinen sie zu mehreren auf eiförmigen Zweigen, bei V. piloboloides öffnen sie sich seitwärts durch papillenartige Aus- stülpungen. Die befruchtete® Eizelle umhüllt sich mit dicker Membran und: ihr Inhalt färbt sich roth oder braun. Die Keimung (Fig. 63 B) findet direet und erst nach längerer Ruheperiode statt. 317. An die Vaucheriaceen schliessen sich andere Familien der formenreichen früheren Abtheilung der Siphoneen an, deren geschlechtliche Fortpflanzung unbekannt ist. Bei den Caulerpeen gleicht die verzweigte Zelle einem kriechenden, mit Wurzeln und Blättern versehenen Stengel; sie ist ausserdem durch feinere und stärkere, durch die Höh- iung von Wand zu Wand ausgespannte und unter einander netzig verbundene Zellstofffäden ausgezeichnet. Die Gattung Acetabularia gleicht in ihrer Form einem kleinen Hut- pilze, Bryopsis einem Fichtenbäumchen. Die meisten Formen wachsen in wärmeren Meeren. Fig. 63. 2. Chlorophyllfreie Formen (Pilze). 318. (Fam. 19.)Saprolegniaceae. Saprophytische oder parasitische Pilze, meistens im Wasser auf todten Thieren und Pflanzen lebend, in welche ihr vielfach verzweigter, schlauchförmiger Thallus wurzelartige .Aeste zum Zwecke der Nährstoffaufnahme sendet. Die ungeschlechtliche Fortpflanzung geschieht durch Brutzellen, welche in keulig anschwellen- den, durch Querwand abgegliederten Zweigenden oder in reihenweise unter einander angelegten Mutterzellen durch simultane Theilung des Plasmas ($ 61) in grosser Anzahl gebildet werden. Diese verlassen ihre Mutterzelle entweder sofort als mit zwei Wimpern versehene Schwärm- zellen, oder sie sammeln sich zu einem Häufchen vor der in der Mutter- zelle entstehenden Oeffnung, umgeben sich mit einer Membran und ent- wickeln sich innerhalb dieser zum Schwärmer. Aus ihnen wird nach Auf- hören der Bewegung und nachdem sie sich mit einer Membran umhüllt Fig. 68. A Stück des Thallus von Vaucheria sessilis mit Oogonium (0) und Antheridium (a), Vergr. 250. — B Keimende Oospore, Vergr. ca. 100. — Nach Pringsheim. 174 Saprolegniaceae. Peronosporeae. haben, durch einfaches Auswachsen zu einem Schlauche ein neuer Thallus. Oft bleiben auch die Brutzellen in der Mutterzelle liegen, umgeben sich mit Zellhaut und entleeren ihre später gebildeten Schwärmer durch zahl- reiche Oeffnungen der Mutterzellwand. } | 319. Bei der geschlechtlichen Fortpflanzung schwellen kurze Aeste zu kugeligen Oogonien an (Fig 64), die sich nach Aufnahme einer bedeutenden Plasmamasse von ihrem Tragaste durch Querwand abgliedern. Unterhalb, oft auch oberhalb dieser entstehen dann an der Spitze kürzerer, schlankerer Nebenäste die Antheridien, gewöhnlich zu mehreren neben einem Oogonium (Fig. 64, a). Schon ehe diese hervorsprossen, entstehen von der inneren Oogoniummembran aus stellenweise kurze, papillenartige Auswüchse, welche entweder die Aussenhaut des Oogoniums nicht durchbrechen und dann als helle Flecke erscheinen, oder auch als kürzere oder längere Papillen über die Oogoniumfläche hervortreten (Fig. 64,c). Das Antheridium legt sich festan eine solche „Copulationswarze“ an und treibt nun selber aus einer innern La- melle seiner Zellhaut einen schlauchartigen Fort- Fig. 64. satz (Befruchtungsschlauch), welcher die Copu- lationswarze durchbricht und ins Innere des Oogoniums hineinwächst (Fig. 64, a). Bei man- chen Formen entstehen schon vordem Hinzutreten der Antheridien durch Auflösung der durch die Aussenhaut wachsenden Copulationswarzen Oeff- nungen in der Oogoniumhaut, durch welche später die Antheridienschläuche zu den Eizellen treten. Letztere werden entweder einzeln (Py- -thium) oder zu mehreren (Saprolegnia, Achlya) gebildet (Fig. 64). Die Befruchtung findet so statt, dass von dem körnigen Inhalte des An- theridiums durch den sich öffnenden Befruch- tungsschlauch ruckweise äusserst kleine Kör- perchen ausgestossen werden, die wohl den Spermatozoiden der Vaucherien entsprechen. Die aus den befruchteten Eizellen entstehen- den Oosporen keimen nach monatelanger Ruhe, entweder so, dass sofort eine kleine Pflanze entsteht, oder in einem kurzen Schlauche Schwärm- zellen gebildet werden, oder dass der von der inneren Sporenmembran- schicht umgebene ganze Inhalt ausschlüpft, um ausserhalb der Oospore zu keimen. Parthenogenesis ist bei Formen dieser Familie beobachtet worden ($ 274). Vergl. die folgende Familie. 320. (Fam. 20.) Peronosporeae. Schimmelartige Pilze, deren ver- zweigtes, einzelliges Mycelium parasitisch in. den Intercellulargängen der Wirthpflanzen wuchert und diesen mit Hülfe von die Zellwände durchbohren- den Haustorien die nöthigen Nährstoffe entzieht. Bei Cystopus sind diese Haustorien sehr kurze, im Innern der Zelle blasig angeschwollene Aest- chen des Myceliums (Fig 65 i), bei Peronospora gewöhnlich -Büschel von Fig. 64. Geschlechtsast von Achlya racemosa (Vergr. 320) nach Prings- heim. a Antheridien, o Oogonium mit vier befruchteten Eizellen, ce Copu- lationsfortsätze der Innenhaut des Oogoniums, m Mycelstück. Peronosporeae. 175 Mycelästen. Die ungeschlechtliche Fortpflanzung geschieht durch Conidien.. Diese werden bei Peronospora auf baumartig verzweigten Conidienträgern, welche durch die Spaltöffnungen an die Oberfläche der Pflanze treten und ' hier schimmelartige Anflüge verursachen, einzeln an der Spitze kurzer Aest- chen abgeschnürt, indem die Astspitze blasig anschwillt und die wachsende Anschwellung durch eine Querwand als Zelle abgegrenzt und später abge- worfen wird (Fig. 65 a). Bei Cystopus bilden sich die Conidien unter der Epidermis der Nährpflanze an dem Ende keuliger, in dichten Rasen bei: einander stehender Myceläste und zwar in ganzen Reihen, indem unter jeder Conidie der abschnürende Ast weiter wächst und eine zweite, dritte u. f. Conidie erzeugt (Fig. 65 k). Fig. 65. Die Massen der Conidien heben die Epidermis bald als Blase empor (Blasenrost) und. zersprengen dieselbe später. Die Conidien keimen mei- stens direct mit einem Schlauche aus (Fig.65b). In anderen Fällen erzeugen sie ausihremInhalteeine Anzahl von mit zwei Cilien ver- sehenen Schwärmzellen, welche dadurch entleert werden, dass sich die Co- nidie mit einem deckelför- mig abgeworfenen Mem- branstücke an der Spitze öffnet (Fig. 65 c—e); diese Schwärmzellen gestalten sich später zu einer kuge- ligen, mit zarter Membran versehenen, den Keim- schlauch treibenden Zelle (Fig. 65 f). Oder es tritt auch das ganze Conidienplasma aus, umhüllt sich dann mit Membran und keimt,. Bei Cystopus wächst in allen Fällen der Keimschlauch durch die Spaltöffnungen ins Innere der befallenen Pflanze, während sich bei den. Peronosporen der Keimschlauch direct durch die Epidermiszellwände und. die tiefer gelegenen Zellen bohrt, bis er in Intercellularräume der Wirth- pflanze gelangt (Fig. 65 g). 321. Die Geschlechtsorgane entwickeln sich nur im Inneren der Wirth- pflanze, Oogonien und Antheridien unmittelbar neben einander und ähnlich, Fig. 65. aPeronospora grisea, Conidienträger, aus der Spaltöffnung eines Epidermisstückes vorragend (Vergr. 240). — b-g Phytophthora in- festans (Vergr. 400) nach De Bary: b keimende Conidie, c solche in der Entwickelung von Schwärmzellen begriffen, d Schwärmzelle, e entleerte- Conidie, f keimende Schwärmzelle, g eine solche in einem Stückchen Quer-- schnitt vom Kartoffelstengel. — h Peronospora Alsinearum, Geschlechts- organe (Vergr. 350) nach De Bary. — i, k Cystopus candidus: i Stück des. Myceliums mit Haustorien im Rindengewebe von Capsella (Vergr. ca. 200), k Conidien (Vergr. 250). 176 Peronosporeae. Chytridiaceae. wie bei den Saprolegnieen (Fig. 65 h). Im ÖOogonium sondert sich das Plasma in eine centrale, sehr körnerreiche Partie, die zum Ei wird und in eine dieses umgebende körnchenarme, hellere (das Epiplasma). Das Anthe- ridium durchbohrt die Oogoniumwand mittelst eines schnabelartigen Fort- satzes (Befruchtungsschlauch), der bis an die Eizelle vordringt; ob er sich bier öffnet, ist ungewiss. Die mit derber, glatter, warziger oder stacheliger Membran versehenen me'st dunkelbraunen Oosporen überwintern und bilden im nächsten Frühjahre entweder aus ihrem Plasma zahlreiche Schwärm- zellen, die in einer zarten Innenlamelle (Endosporium) der Oosporenmembran wie in einer Blase eingeschlossen zu einem Riss der derben, ceuticularisirten Aussenhaut (Exosporium) austreten (Cystopus); oder das Endosporium wächst zu einem das Exospor sprengenden Keimschlauche aus (Peronospora). Ihre Keimprodukte verhalten sich in Bezug auf das Eindringen in die Nähr- pflanze wie die betreffenden Conidien. 322. Manche Arten der Peronosporeen gehören zu den schädlichsten Parasiten. Dig Zellwände des befallenen Gewebes fangen von den Stellen, wo sie mit dem Mycelium in ‚dauernde Berührung kommen oder von ihm durchbohrt werden, ansich zu bräunen und ab- zusterben, der Zellinhalt verschwindet ganz, oder Reste bräunen sich ebenfalls und ver- schrumpfen und der ganze vom Mycelium durchzogene Pflanzentheil bräunt sich, stirbt ab und vertrocknet oder verfault. Man kennt nur drei Gattungen. Cystopus. (C. candidus auf fast allen Cruciferen, auf Lepidium sativum, Brassica ole- racea und Cochlearia armoracia manchmal schädlich; C. Portulacae auf Portulaca sativa und P. oleracea; C. cubicus auf Compositen, auf Scorzonera manchmal massenhaft. Peronospora. a. Conidien Schwärmzellen entwickelnd: P. nivea auf Um- beiliferen, P. pusilla auf Geraniaceen. — b. Plasma der Conidien austretend, sich dann mit Membran umhüllend und mit Schlauch keimend: P. densa auf Rhinanthaceen. — c. Conidien an der Spitze einen Keimschlauch entwickelnd: P. gangliiformis auf Compositen (z. B. auf Endivien und Kopfsalat). —d. Conidien die Keimschläuche an jeder Stelle entwicjkelnd; hierher die meisten Arten: P. Viciae und P. Trifolio- rum auf Erbsen, Klee, Luzerne; P. effusa auf Spinat, P. Betae auf Runkelrüben, P. obovata auf Spergula, P. parasitica auf Cruciferen, etc. Phytophthora: unterscheidet sich von Peronospora dadurch, dass mehrere Coni- dien nach einander an demselben Aste gebildet werden. Ist die erste Conidie reif, so wird (diese von einer unter ihr entstehenden Anschwellung des Astes zur Seite gedrängt und über ihr eine zweite, über dieser in gleicher Weise eine dritte Conidie gebildet u.3.w. Aus den Conidien entwickeln sich meistens Schwärmzellen. P. infestans ist der die Kartoffelkrankheit verursachende gefürchtete Pilz, dessen Geschlechtsorgane bis jetzt unbekannt sind; sein Myce- lium überwintert in den Kartoffelknollen, in die es durch in die Erde gelangende und auf der jungen Knolle keimende Schwärmzellen geräth und von denen aus es wieder in die :austreibenden Stengel wächst. 323. Den beiden vorigen Familien reihen sich vielleicht die Chytridiaceen und Ento- mophthoreen an, von denen man nur ungeschlechtliche Fortpflanzung kennt. Die Chytri- diac een sind einzellige, mikroskopisch kleine Parasiten, die vorzüglich auf Wasserpflanzen leben (Chytridium ete.).. Die Gattung Synchytrium befällt Landpflanzen. S. Mereurialis findet sich in den Epidermiszellen von Mercurialis perennis. Dieselben schwellen in Folge der Einwanderung des Parasiten blasenförmig an und beherbergen im Herbste die grosse braungelbe Dauerspore des Synchytrium, die durch Verwesung der Blätter im Laufe des Winters frei wird. Aus ihr tritt im Frühlinge durch ein in dem’ Episporium sich bildendes Loch das Endospor mit dem farblosen Plasma als Blase hervor. Das Plasma zerfällt dann simultan in zahlreiche poly&drische Zellen (sogenannter Sorus), die sich mit zarter Haut umgeben, zum platzenden Endospor heraustreten und im Wasser jede zahlreiche sehr kleine, fast kugelige Schwärmzellen mit je einer langen Wimper entwickeln. Diese Schwärmer bohren sich in die Epidermiszellen junger Pflanzen ein und wachsen in ihnen im Laufe des Sommers wieder zu einer grossen Dauerspore heran. — Bei anderen Arten, z. B. S. Tara- xaci, entstehen die Schwärmer direct in der Dauerspore. Die in die Pflanze eingedrunge- nen Schwärmer erzeugen im Laufe des Sommers wiederholt Generationen von sorusbildenden Zellen und erst im Herbste aus der letzten Generation Dauersporen. Entomophthoreen. Ustilagineae. 177 324. Die Entomophthoreen sind der Gattung Empusa wegen bemerkenswerth; welche die bekannte Krankheit der Stubenfliegen erzeugt !(E. Muscae). Der weisse, mehl- artige Hof, der die erkrankten und gestorbenen Fliegen umgiebt, besteht aus den in y Plasmareste eingehüllten Conidien des Pilzes. Diese entwickeln, auf den Unterleib = “ Fig 82. A Octaviana asterosperma, halbirt (Vergr. 5). — B Crucibu- lum vulgare, halbirt (Vergr. 4); s die Sporangien. — C Phallus impudicus, fast reif, halbirt, in halber Grösse, a äussere, g mittlere gallertartige, innere Schicht der Peridie; h Hut, st Strunk, m Mycelium,. — 208 Lycoperdacei. Nidulariacei. Phalloidei, meist kugeligem Fruchtkörper (Fig. 82 A), dessen Peridie sehr mannigfal- tigen, oft complieirten Bau zeigt. Die Kammern der oft nur den oberen Theil des Fruchtkörpers einnehmenden Gleba sind durch Wände getrennt, deren mittleres, lockeres Hyphengeflecht man als Trama bezeichnet und deren Aussenschicht von dem basidientragenden Hymenium gebildet wird. Die Sporen werden gewöhnlich zu achten auf den Basidien abgeschnürt. Bei den Hymenogastern bleibt die Gleba bis zur Fruchtreife unverändert; bei Scleroderma löst sie sich in ein stehenbleibendes, vertrocknetes, brüchiges Netzwerk, bei Lycoperdon, Bovista und A. in ein Haufwerk einzelner Röh- ren und Hyphenstücke (Capillitium) auf, das als wollige Masse das Sporen- pulver durchsetzt. Manche Arten sind essbar. Lycoperdon: Peridie lederartig, sich am Scheitel unregelmässig öffnend, die äussere Schicht in Form von Warzen sich ablösend. L. gemmatum, gemeiner Bovist; L. areolatum, Hasenbovist — beide gemein. — Bovista: Peridie glatt, papierartiig. B. gigantea (L. Bo- vista), oft 1a Meter im Durchmesser, früher als Fungus Chirurgorum gebräuchlich. —Scle- roderma: Peridie korkartig. S. vulgare. — Geaster: Aeussere Peridienschicht sich mit zurückschlagenden Klappen sternartig öffnend, innere Schicht kugelig, oft kurz gestielt, an der Spitze mit Zähnen aufspringend. G. fornicatus in Nadelwäldern auf abgefallenen Na- deln. — Tulostoma: Fruchtkörper lang gestielt. 379. (Fam. 34) Nidulariacei. Mycelium schimmelartig. Der Fruchtkörper von Crucibulum vulgare ist cylindrisch (Fig. 82 B), seine äussere Peridienschicht aus dichtverfilzten braunen Hyphen gebildet, mit Haaren dicht bedeckt und auf dem Scheitel fehlend.. Das innere Gewebe des jungen Fruchtkörpers ist ein farbloses, lockeres Hyphengeflecht, von dem eine äussere Schicht zur inneren Peridie sich -umbildet, während im Inneren sich kleine linsenförmige Körper, die sogenannten Sporangien (Fig. 82 B, s), differenziren. Diese sind mit der inneren Peridie durch einen ge- wundenen „Nabelstrang“ von parallel verlaufenden Hyphen verbunden; sie bestehen aus einer dichten Hülle verflochtener Hyphen, sind hohl und in der Höhlung mit dem Hymenium ausgekleidet. Das zwischen den Sporan- gien gelegene Gewebe wird nach und nach gallertartig gelöst, die den Scheitel überziehende innere Peridie allmälig während des Wachsthums gedehnt und endlich zerrissen. Der Fruchtkörper stellt nun einen Becher dar, in dem die an den Nabelsträngen befestigten Sporangien wie kleine Linsen liegen. — Nidularia unterscheidet sich durch sitzende Sporangien. — Sphaerobolus hat einen kugeligen Fruchtkörper, aus dem das einzige braune, etwa senfkorngrosse Sporangium bei der Reife weit fortgeschleu- dert wird. 380 (Fam. 35.) Phalloidei. Die eiförmige, von einem bindfaden- dicken, strangartigen}Mycelium entspringende Peridie differenzirt sich in eine dünne innere, eine äussere lederige und eine mittlere dicke Gallert- Schicht (Fig. 82 C). Die Gleba hat die Gestalt einer Glocke (Fig. 82 C, h); sie besteht aus einer inneren derben Schicht, der zahlreiche netzartig ver- bundene Wände aufgesetzt sind, welche die Gleba in Kammern theilen, in denen die zahlreichen schwarzgrünen Sporen entwickelt werden. Ein innerster Theil des Fruchtkörpers wird zu einem hohlen, schwammigen, stielartigen Träger (Fig. 82 C, s), der sich bei der Reife streckt, die Peridie durchbricht und die hautartige Gleba emporträgt, von der dann die Sporen- masse, indem die Hyphen gallertartig zerfliessen, wie ein zäher Schleim abtropft, so dass von der Gleba nur die innere, netzig-runzelige Schicht Hymenomycetes. 209 zurückbleibt. Der Pilz erinnert dann in seiner Form lebhaft an die Mor- cheln. — Phallus impudicus in Wäldern, stark nach Aas riechend. — Clathrus besitzt eine kugelige, gitterförmig durchbrochene, meist feuer- rothe innere Peridie; C. cancellatus in Südeuropa. 4. Unterordnung. Hymenomycetes. 381. Die Hutpilze besitzen entweder ein schimmelartiges, fädiges My- celium; oder dieses besteht aus verzweigten Strängen und Bändern, die aus der Vereinigung vieler Fäden sich bilden. Im letzteren Falle dauert das Mycelium oft mehrere Jahre aus. Der verschieden gestaltete, bei den bekanntesten Formen einem Schirme gleichende Fruchtkörper beginnt bei den strangartigen Mycelien mit der Anlage eines Zweigbündels, bei den fädigen mit dem Auftreten eines oder mehrerer ‚dicht nebeneinander ent- springender, protoplasmareicher Aeste, die sich reich und schnell verzweigen und so Knäuel von Hyphen bilden, deren ursächliche Entstehung vor Kur- zem auf die Copulation spermatienartiger (an Mycelästen entstehender) Ge- - bilde mit Carpogonen ähnlichen Zellen anderer Aeste zurückgeführt wurde. In dem jungen Hyphenknäuel, der sich durch Verzweigungen seiner - Hyphen und deren Ineinanderschieben stetig vergrössert, differenzirt sich zunächst der aus annähernd parallel verlaufenden Hyphen gebildete Stiel oder Strunk, dessen an der Spitze gelegenen Hyphen unter reicher Ver- Fig. 8 A Junger Champignon halbirt, nat. Grösse. —B Stück dessel- ben im Längsschnitt, schwach vergr. — C Junger Fliegenschwamm halbirt, nat. Grösse. — D Ausgewachsener Champignon, verkleinert — E Quer- schnitt durch eine Lamelle des Champignon, schwach vergr. und schemati- sirt, und F ein Stück derselben (Vergr. 500). — v Schleier, 1 Lamellen, s Strunk, hu Hut, t Trama, h Hymenium, r Rindenschicht des Hutes, b Basidien. Luerssen, Botanik. 14 210 Hymenomycetes. zweigung radiär nach aussen wachsen und so die junge Hutanlage bilden (Fig. 83 B), deren Hyphen bald nach unten umbiegen und hier, am Rande des Hutes, mit aus dem Stiele entspringenden Hyphen sich zum sogenannten Schleier (velum partiale) verflechten (Fig. 83 A, B, v). Bei manchen For- men wird ein äusserer Theil des Hyphengewebes von der Bildung des eigentlichen Hutes und Stieles, namentlich des ersteren, ausgeschlossen. Dieser bildet dann mit dem vorher erwähnten Schleier eine allgemeine, über den ganzen Hut verlaufende Hülle (velum universale), die sich weit über den Stiel hinunterzieht (Fig. 83 C, v) und später bei der letzten Streckung von Hut und Stiel zu Warzen (Fliegenschwamm), Lappen, Haaren etc. aus- einandergezerrt oder ganz abgestossen wird. Auf der Unterfläche des Hutes entstehen während dessen Auswüchse in Form radial verlaufender Lamellen (Fig. 88 B—D), oder in Gestalt von Röhren oder Stacheln, welche im Inneren von lockeren Hyphen (Trama — Fig. 83 E: t) durchzogen sind, die im Bogen nach aussen verlaufen, hier dichter und kleinzelliger werden und so das subhymeniale Gewebe bilden, auf dessen Oberfläche sich das Hymenium entwickelt (Fig. 83 E, F), dessen Basidien 2 oder 4 Sporen auf eben so vielen Sterigmen erzeugen (Fig. 83 F). Zwischen den Basidien be- finden sich oft sterile Paraphysen. Schliesslich wird durch Streckung des Stieles und Hutes der Schleier zerrissen, der bald am Stiele (Fig. 83 D, v) als sogenannter Ring, bald am Hutrande hängen bleibt. 382. Bei manchen Hymenomyceten geht das die Fruchtkörperanlage bildende Hyphenknäuel auch vor Differenzirung in Stiel und Hut in ein Sclerotium ($ 353) über, indem es sein Gewebe dichter zusammenschliesst und seine äusseren Zellenlagen durch Schwärzung und Cuticularisirung der Membranen in eine Rindenschicht umgestaltet. Ein solches Sclerotium kann dann aus jeder beliebigen äusseren Zelle einen Fruchtkörper entwickeln, so dass oft zahlreiche derselben auf ihm entstehen, von denen jedoch gewöhn- lich nur einer zur vollen Ausbildung kommt, die anderen durch diesen unterdrückt werden, In Nährstofflösung gebracht, entwickeln die Sclerotien oder deren Stücke fruchtbare Mycelien. Dasselbe erreicht man bei jungen Fruchtkörpern, so lange die Sporenbildung noch nicht eingetreten ist. 383. Die wichtigsten Familien der Hymenomyceten sind: (Fam. 36.) Clavariacei (Keulenschwämme). Hymenium auf der Oberfläche aufrech- ter, keulenförmiger oder korallenartig verzweigter Fruchtkörper. Coryne: Fruchtkörper einfach keulenförmig. C. pistillaris, Ligula u. A. in Wäldern. — Clavaria: Fruchtkörper korallenartig verzweigt, mit rundlichen Aesten. C. Botrytis (Hirschschwamm, Ziegenbart), coralloides u. A. sind essbar. — Sparassis: Aeste blattar- tig-flach, kraus. S. crispa, von der Grösse eines Kohlkopfes, essbar. (Fam. 37.) Auriculariacei (Rindenschwämme). Fruchtkörper verschieden gestaltet, oft häutig, mit glattem oder schwach warzigem Hymenium. Corticium: Fruchtkörper krustenförmig, lederartig, flach oder napfförmig. C. amor- phum auf der Rinde von Nadelhölzern, C. quercinum auf faulen Aesten der Eiche häufig. — Stereum: Fruchtkörper aufrecht, lederig, gefaltet. S. hirsutum an faulen Stämmen. — Craterellus: Fruchtkörper trichterförmig. C. cornucopioides, braunschwarz, mit hohlem Stiele; in Wäldern. 384. (Fam. 38.) Hydnacei (Dornschwämme). Fruchtkörper meistens schirmartig, auf der Unterseite des Hutes mit zapfen- oder lappenartigen, auf ihrer Oberfläche das Hyme- nium tragenden Auswüchsen. Hydnum: Fruchtkörper mit dornförmigen Vorragungen für das Hymenium. H. im- bricatum (Habichtschwamm) und H. repandum (Stoppelschwamm) essbar, beide mit Hut, H. coralloides ohne Hut, ästig; essbar. — Sistostrema. Irpex. Hymenomycetes. Fossile Thallophyten. 211 (Fam. 39.) Polyporei (Löcher- oder Röhrenschwämme). Hymenium auf der Innen- fläche vieler, die Unterseite des Hutes bedeckender Röhren oder Löcher. Polyporus: Fruchtkörper lederig, korkartig oder holzig, consolenartig und ungestielt, oder mit Hut, der bald in der Mitte, bald mit dem Rande einem Stiele angeheftet ist. P. of- ficinalis Fr. Offieinell (Fungus Laricis — enthält ein Harz, dessen Hauptbestandtheil Laricin ist), an Lärchenstämmen in den Alpen, Russland, Sibirien. P. fomentarius Fr., officinell (Fungus igniarius, Feuerschwamm). P. suaveolens (Weidenschwamm), obsolet. — Daeda- lea: Fruchtkörper hufförmig, korkig, mit labyrinthisch gewundenen Hymenialgängen. D. quereina. — Merulius: Fruchtkörper kuchenförmig, fleischig, mit gefaltetem Hymenium. M. lacrymans, der Hausschwamm, durch die von ihm verursachte Zerstörung des Holzes berüchtigt; wird am besten durch Tränken des Holzes mit Petroleum vertrieben. — Bo0- letus: Fruchtkörper mit central gestieltem Hute, fleischig, auf der Unterseite mit zahl- reichen Röhren. B. edulis (Steinpilz), B. scaber (Kapuzinerpilz), B. ovinus (Schafeuter), B. umbellatus (Eichhase), B. confluens (Semmelpilz) u. A. sind essbar und zum Theil als Deli- catesse geschätzt. B. satanas (Satanspilz), B. pachypus (Dickfuss), B. luridus (Hexenpilz) u. 8. w. giftig. (Fam. 40.) Agaricini (Blätterschwämme). Hut auf der Unterseite mit blattartigen, das Hymenium tragenden Lamellen. A. Fruchtkörper fleischig, mit häutigen Lamellen. 1 Hülle den ganzen Fruchtkörper einschliessend. Amanita: Hut gewöhnlich roth gefärbt, mit weissen (von der zerrissenen Hülle her- rührenden) Warzen. A. muscaria (Fliegenpilz) giftig. A. caesarea (Kaiserschwamm), Süd- europa, essbar. 2. Hülle unvollständig (als Ring am Stiele zurückbleibend) oder fehlend. Agaricus: Lamellen nicht zerfliessend.. Die Gattung wird in der Regel nach der Sporenfarbe in Untergattungen getheilt. Die Untergattung Lactarius besitzt Milchsaft. A. campestris (Champignon), procerus (Parasolschwamm), Pomonae (Pomonaschwamm), al- bellus (weisser Maischwamm), odorus (Anisschwamm), Prunulus (Musseron), mutabilis (Stockschwamm), caperatus (Runzelschwamm), deliciosus (Reizker), volemus (Brätling) u. a. Arten werden gegessen. Giftig sind: A. pantherinus (Pantherschwamm), vaginatus (Schei- denschwamm), fastibilis (Ekelschwamm), lateritius (Bitterschwamm), rufus (rothbrauner Milchschwamm), integer (Speiteufel) u. s. w. Der essbare Hallimasch, A. melleus, verur- sacht eine unter den Namen „Erdkrebs, Harzsticken, Harzüberfülle, Wurzelfäule“ u. s. w. bekannte Krankheit der Nadelbäume, vorzüglich der Kiefern, bei welcher diese völlig ab- sterben. Hervorgerufen wird dieselbe durch das in dicken schwarzen Strängen und Bändern unter der Rinde (besonders der Wurzeln) wuchernde Mycelium, das früher als Rhizomorpha fragilis, subterranea etc. beschrieben wurde und welches zarte Hyphenfäden in den Holz- körper hineinsendet, die diesen zerstören. Da das Mycelium sich durch den Boden von Baum zu Baum verbreitet, ist die Krankheit ansteckend und um so gefährlicher. — Copri- nus: Lamellen des Hutes zuletzt zu Schleim zerfliessend. — Cantharellus: Die fleischi- gen Lamellen am Stiel herablaufend. C. eibarius (Eierschwamm) essbar. B. Fruchtkörper mehr oder weniger lederartig. Marasmius, Lentinus, Panus. 385. Was die Entwickelung der Thallophyten in früheren Perioden der Erdgeschichte betrifft, so kennt man dieselbe nur sehr fragmentarisch. Wir dürfen annehmen, dass sie den Anfang des vegetabilischen Lebens auf der Erdoberfläche machten‘, da sie uns in den ältesten, Pflanzenreste führenden Schichten (Silur) allein entgegentreten und die Entwicke- lungsgeschichte überhaupt diese einfachen Formen als Erstlinge verlangt. Indessen ist j% die Körperbeschaffenheit der meisten Thallophyten nicht von der Art, dass sie uns in so gutem Zustande, wie viele höhere Pflanzen, erhalten bleiben konnten und viele, nament- lich als Algen noch jetzt beschriebene Reste dürften, wie manche ihrer früheren Genossen, späterhin als anorganische Gebilde erkannt werden. Von Pilzen werden im Ganzen circa 18 (meist mit lebenden identische) Gattungen mit 87 Arten beschrieben, die fast sämmtlich dem Tertiär angehören und unter denen die an- geblichen Pyrenomyceten mit 69 Arten vertreten sind. Am häufigsten zind die als Sphaeria bezeichneten (34) Formen. Von Hymenomyceten kennt man nur 4 Formen der Gattungen Hydnum, Polyporus und Lenzites. Flechten kommen im Bernstein und in der Braunkohle im Ganzen in 10 noch leben- den, meistens den Strauchflechten angehörenden Gattungen vor. Am grössten ist die Zahl der beschriebenen fossilen, aber oft sehr zweifelhaften Algen (54 Gattungen mit 254 Arten), die meistens den Florideen und Fucaceen zugerechnet werden. 14* 212 Muscineen. Den Conferven ähnliche Formen kommen am häufigsten im Tertiär vor. Caulerpites findet sich vom Silur bis Eocen, Caulerpa im Tertiär. Delesseria tritt besonders reich im Eocen auf; die Gattungen Chondrites und Sphaerococcites werden in der Trias, Cystoseira, Sargas- sum und Fucus im Tertiär, Fucoides in vorcarbonischen Schichten gefunden. Von Chara werden 40 Arten vom Muschelkalk ab durch die jüngeren Formationen unterschieden. 1I. Gruppe. Die Museineen. 386. Die Muscineen unterscheiden sich von den Thallophyten zunächst dadurch, dass nur bei den niedersten Formen (Anthoceroten) der Körper noch ein Thallom ohne Blätter ist. während er sich sonst allgemein in Stämmchen und Blätter gliedert. Den Uebergang yon den thallösen oder frondosen Form zu den beblätterten (foliosen) machen solche Lebermoose, deren flacher und thallusartig ausgebreiteter Stamm auf seiner Unterseite sehr wenig entwickelte, schuppenartige Blätter, die Amphigastrien, trägt. In der Gewebebildung stehen die Muscineen zwar auch höher als die Thallophyten, doch fehlen ihnen noch die echten Fibrovasalstränge. Statt: dieser finden sich im Stämmchen, namentlich der Laubmoose, strangartige Zellenbündel, welche in ihrer Structur grosse Aehnlichkeit mit dem Cambi- form der Gefässpflanzen zeigen ($ 97) und die auch Auszweigungen (Blatt- spurstränge) in den sogenannten Mittelnerven der Laubmoosblätter abgeben. Eine eigentliche Oberhaut mit Spaltöffnungen besitzen die Marchantieen; bei den übrigen Muscineen ist eine Oberhaut in dem gewöhnlichen Sinne des Wortes oft nicht vorhanden. Wurzeln fehlen immer; ihre Stelle wird durch meist zahlreiche Haare (Wurzelhaare) vertreten. 387. Die ungeschlechtliche Vermehrung der Muscineen ge- schieht in mehrfacher Weise. Einmal stirbt das in der Regel vielfach ver- zweigte Stämmchen von hinten (unten) her allmälig ab, seine Verzweigun- gen, die sich bald bewurzeln, werden isolirt und zu selbstständig vege- tirenden Pflänzchen. Ferner kann aus jedem Wurzelhaar unter geeigneten Verhältnissen ein Vorkeim sich entwickeln, der durch Knospung neue Pflan- zen bildet (Laubmoose), Ebenso werden oft von Blättern Vorkeime erzeugt (Laubmoose) und selbst feucht gehaltene Früchte lassen bei Laubmoosen aus der Seta Vorkeimfäden entspringen. Viele Moose pflanzen sich dann durch Brutknospen fort, welche auf dem thallusartigen Stamme (Marchan- tieen), oder an den Blättern (Jungermanieen), oder in den Blattachseln oder auf der Stengelspitze (viele Laubmoose) als metamorphosirte Trichome ent- stehen und oft von besonderen Hüllen (Brutbechern etc.) umgeben sind, Brutknollen entstehen als gestielte Zellenkörper an den Vorkeimen. Die geschlechtliche Fortpflanzung wird stets durch Antheri- dien und Archegonien vermittelt. Die ersteren sind gestielte oder unge- stielte, sackartige Behälter, .welche mit ihrer aus nur einer Zellenlage ge- bildeten Wand das Mutterzellgewebe der Spermatozoiden umschliessen: zahlreiche kleine, fast kubische Zellen, die jede einen schraubig gewunde- nen, am Hinterende etwas verdickten Samenkörper mit zwei langen, am Vorderende sitzenden Wimpern aus ihrem Plasma erzeugen. Bei der Reife der Antheridien wird die ganze Masse der sich abrundenden Spermatozoiden- Mutterzellen durch einen im Scheitel des Antheridiums entstehenden Riss Muscineen. 213 ausgestossen; die Samenkörper werden durch Lösung der Mutterzellmem- branen frei. 888. Die Archegonien sind sehr kurz gestielte, flaschenförmige Or- gane mit dickem Bauch und langem, bei den Lebermoosen oft gekrümmtem Hals, welcher aus einer axilen und 5—6 peripherischen Zellenreihen ge- bildet wird. Zum Zwecke der Befruchtung wird die axile Reihe aufgelöst, der Hals an seiner Spitze durch Auseinanderweichen der Zellen geöffnet und so für die Spermatozoiden der Z:gang.zu dem im Bauche liegenden Ei frei gemacht. Die Eizelle verwandelt sich nach der Befruchtung durch vielfache Thei- lungen in einen vielzelligen Körper, das Sporogonium, welches sich ge- wöhnlich in einen oberen die Spiren entwickelnden Theil, die Kapsel, und in einen unteren stielförmigen, die Seta, differenzirt. Letztere drängt sich in den unteren Theil des Archegoniums ein und oft noch tief in das Gewebe des Stämmchens hinab, von dem sie scheidenartig durch Bildung der Vagi- nula umwachsen wird. Eine Verwachsung von Sporogonium und Arche- gonium- oder Stammgewebe tritt indessen niemals ein; das feste Aneinan- derlegen beider Organe genügt schon für die Ernährung des Sporogoniums seitens der Moospflanze. 389. In dem reifenden Sporogonium werden entweder im ganzen Innen- raume, oder in einem besonderen sackförmigen Behälter, dem Sporensacke, die Sporen durch Viertheilung ihrer sich schon vorher isolirenden Mutter- zellen erzeugt. Neben ihnen entstehen bei den meisten Lebermoosen noch lange spindelförmige, mit spiraligen Wandverdickungen versehene Zellen, die Elateren oder Schleuderzellen. Der Archegoniumbauch wächst, während der Hals verschrumpft, nach der Befruchtung noch eine Zeit lang weiter Bei den Laubmoosen wird er dann aber, wenn das junge Sporogonium sich streckt, an seiner Basis ringsum abgesprengt und als Haube oder Mütze (calyptra), den Scheitel des Sporogoniums bedeckend, emporgetragen. Bei den Lebermoosen dauert sein Wachsthum länger. Er umhüllt das Sporogonium noch zur Zeit der Sporenbildung und wird erst durchbrochen, wenn die Kapsel unter Streckung des Stieles zur Sporenausstreuung hervortritt. Dann bleibt aber das an seinem Scheitel zerrissene Archegonium als eine Art Scheide an der Basis des Stieles sitzen. Aus den Sporen geht entweder direct die junge, Geschlechtsorgane entwickelnde Pflanze hervor (die meisten Lebermoose), oder ein verzweigtes fadenförmiges, selten flächenförmiges Gebilde, der Vorkeim, an welchem durch Knospenbildung die junge Moaspflanze entsteht (Laubmoose). Es tritt somit bei den Moosen ein scharf ausgesprochener Generations- wechsel auf: ein aus der Spore unmittelbar oder durch Vermittelung eines Vorkeimes gebildetes Pflänzchen mit Geschlechtsorganen — und ein aus der befruchteten Eizelle sich entwickelndes Sporogonium, welches mit der Pflanze in keiner organischen Verbindung steht und auf ungeschlechtlichem Wege die Sporen erzeugt. 390. Die Moose werden gewöhnlich in zwei Classen eingetheilt, die sich durch folgende Merkmale unterscheiden. V. Classe. Hepaticae. Lebermoose. Die Spore entwickelt meistens direct oder in wenigen Fällen unter Bildung eines kleinen Vorkeimes die 214 Hepaticae: Stämmchen und Blätter. Pflanze. Diese ist entweder ein blattloser Thallus, oder ein thallusartiger Stamm mit schuppenartigen Blättchen, oder ein normal entwickeltes, faden- förmiges, bilaterales Stämmchen mit zweireihig stehenden, einschichtigen Oberblättern ohne Nerven und schuppenartigen (oder fehlenden) Unter- blättern. Das Sporogonium besitzt nurin wenigen Fällen eine Columella und entwickelt neben Sporen gewöhnlich noch Elateren; es öffnet sich meist ohne Deckel, sondern unregelmässig oder mit Klappen und durchbricht bei der Reife das Archegonium an seinem Scheitel, so dass dieses nicht als Haube empor- getragen wird, sondern als Scheide den Stiel umgiebt | VI. Classe. Musei. (M. frondosi) Laubmoose. Aus der Spore geht stets ein Vorkeim hervor, welcher durch Knospenbildung das beblät- terte, meistens nicht bilaterale Stämmchen erzeugt. Das Sporogonium sprengt in der Regelschon früh das Archegonium an dessen Basis und trägt es auf seinem Scheitel als Haube oder Mütze empor. Eine centrale Gewebemasse des Sporogoniums entwickelt sich zur Columella, ein diese hohleylindrisch oder glockenförmig umgebendes Gewebe zum Sporensack, der nur Sporen ausbildet. Die Kapsel öffnet sich meistens durch Abwerfen eines Deckels. V. Classe. Hepaticae. 391. Der Vegetationskörper der Lebermoose ist bei den Anthoce- roten ein völlig blattloser Thallus, der durch einzellige Wurzelhaare im Boden befestigt ist. Bei den Marchantieen und anderen Ordnungen ist er ein flach gedrückter, horizontal ausgebreiteter, wiederholt gabelig gelappter Stamm, dessen auf der Unterseite zweireihig sitzenden Blätter (Amphi- gastrien) klein, schuppenartig und nur aus einer Zellenlage gebildet sind. Die beblätterten Jungermanniaceen dagegen entwickeln ein bilaterales Stämmchen, das meistens auf seiner Unterlage kriecht und welches zwei oder drei Reihen von Blättern entwickelt. Die beiden seitlichen (rücken- ständigen) Reihen sind normale, einfache oder gelappte, aus einer Zellen- lage ohne Mittelnerv gebildete Blätter, die sogenannten Oberblätter. Diese haben eine durch das ungleich starke Wachsthum der BZuch- und Rücken- seite des Stämmchens bedingte zweifache Lage oder Deckung. Entweder deckt (bei stärkerem Wachsthum der Rückenseite des Stämmchens) das nächst hintere Blatt mit seinem Vorderrande den Hinterrand des nächst vorderen Blattes von oben her zu (oberschlächtige Blätter) und die Sprossspitze ist zugleich abwärts gekrümmt; oder es wird (in Folge stär- keren Wachsthums der Stamm-Bauchseite) der Vorderrand eines hinteren Blattes von oben her durch den Hinterrand des nächst vorderen Blattes ge- deckt (unterschlächtige Blätter) und die Sprossspitze ist aufwärts ge- bogen. Die dritte, oft fehlende oder rudimentäre Blattreihe dieser Junger- manniaceen wird von an der Bauchseite des Stämmchens entwickelten schuppenartigen Unterblättern oder Amphigastrien gebildet. (Oelkörper — $45.) 392. Das Wachsthum des Thallus und thallusartigen Stammes er- folgt entweder durch die Theilungen einer Anzahl gleichwerthiger Zellen (Scheitelkante) oder (bei Blasia z. B.) durch eine fünflächige Scheitelzelle. Diese besitzt ausser einer etwas gewölbten Aussenwand zwei (rechts und links gelegene) Seitenwände und eine obere (Rücken-) und untere (Bauch-) Wand. Die Theilungen in ihr erfolgen abwechselnd rechts und links a ne es Verzweigung. Antheridien. 215 parallel den Seitenwänden (seitenständige Segmente) und dann parallel der Rücken- und Bauchwand (rücken- und bauchständige Segmente); die letzte- ren Segmente betheiligen sich vorzüglich am Aufbau des Stämmchens, die seitenständigen an der Entwickelung der Blätter. Bei den beblätterten Jungermanniaceen ist die Scheitelzelle eine drei- seitig-pyramidale (vierflächige), welche im Laufe einer Spirale nach einan- | der Segmente abgliedert. Eine der Seitenflächen ist stets dem Substrate zu- gekehrt (bauchständiges Segment), die beiden anderen stossen auf dem Rücken des Stämmchens zusammen. Ist die Scheitelzelle im Grundriss gleichseitig, so werden aus den bauchständigen Segmenten deutliche Un- terblätter entwickelt; bildet ihr Grundriss dagegen ein gleichschenkeliges Dreieck mit kürzerer Bauchseite, so werden die Amphigastrien um so ru- dimentärer ausgebildet, je kürzer diese Seite ist, bis sie endlich gar nicht mehr zur Entwickelung kommen. Ausden seitenständigen Segmenten gehen die Oberblätter hervor. Die Verzweigung des Lebermoosstämmchens ist eine dichotome (manche frondose Formen) oder monopodiale. Letztere, namentlich bei den beblätterten Jungermanniaceen genauer untersucht, ist entweder Endver- zweigung oder intercalare Sprossbildung. Bei der Endverzweigung wird ein seitenständiges Segment der Scheitelzelle durch eine Längswand in eine bauch- und rückensichtige Hälfte zerlegt und in ersterer die Scheitelzelle des Zweiges durch drei unter den entsprechenden Winkeln zusammen- stossende Wände ausgeschnitten. Die intercalare Verzweigung kann eine normal acropetale, an morphologisch bestimmten Orten erfolgende, oder «eine adventive, in beiden Fällen ausserdem eine exogene oder endogene (Lepidozia, Mastigobryum etc.) sein. 393. Die Lebermoose sind monöcisch oder diöcisch. Die Antheri- dien entstehen nur bei den Anthoceroten innerhalb eines Intercellularraumes, der sich durch Abheben der Epidermis von dem darunter liegenden Thallus- gewebe bildet. Bei allen anderen Lebermoosen entwickeln sie sich aus oberflächlich gelegenen Zellen, werden aber später häufig durch stärkeres Wachsthum des benachbarten Gewebes überwallt und kommen somit in Höhlungen zu stehen, die nach aussen mit einem canalartigen Gange mün- den (Fig. 84 B—D). Sie entspringen bei den thallösen Formen auf der Oberseite, gewöhnlich dicht hinter dem Vegetationspunkte, oder auch auf me- tamorphosirten Sprossen (Fig. 84 A), bei den beblätterten Jungermannieen in der Blattachsel aus der rückensichtigen Hälfte eines seitenständigen Segmentes und hier entweder einzeln oder zu mehreren; auch ist dann häufig die Form des die Antheridien deckenden Blattes oder Blatttheiles eine von der normalen abweichende. Das Antheridium tritt als einzellige Papille über die Oberfläche des Stämmchens (Fig. 84 B: a). Diese Papille gliedert sich durch eine Quer- wand in eine Stielzelle und die Mutterzelle des eigentlichen Antheridiums. Während sich die Stielzelle weiter theilt und zu einem kürzeren (Marchan- tia) oder längeren (Jungermannia hyalina), ein- oder mehrreihigen Stiele heranwächst, theilt sich die Mutterzelle des Antheridiums bei Marchantia durch eine weitere Querwand (Fig. 84 C) und dann die obere der beiden neu entstandenen Zellen nochmals durch eine Querwand. Jede dieser drei Zellen zerfällt durch zwei unter rechten Winkeln sich kreuzende Längs- 216 Hepaticae: Antheridien. Archegonien. wände in Quadranten und diese dann durch Tangentialwände in je eine Innen- und Aussenzelle (Fig.84D). Die Aussen- zellen liefern durch weitere radiale Thei- lungen die stets einschichtig bleibende Wand des Antheridiums, die Innenzellen theilen sich succedan durch zahlreiche Wände in ein kleinzelliges, plasmareiches Gewebe fast cubischer Zellen, den Mutter- zellen der Spermatozoiden (Fig. 84E, F), welche in der im $ 387 angegebenen Weise entleert werden (Fig. 84 G). Andere Lebermoose verhalten sich in. der Theilungsfolge im Antheridium abweichend; so ist bei den beblätterten Jungermanniaceen die erste Wand in der Antheridienmutterzelle eine Längs- wand. 394. Die Archegonien entstehen stets aus oberflächlich gelegenen Zellen. Bei den frondosen Lebermoosen sitzen sie auf der Oberseite des thallusartigen Stämmchens, vom benachbarten Gewebe in ähnlicher Weise, wie die Antheridien, umwuchert (Riccia), oder auf der Unter- seite metamorphosirter Sprosse (Mar- chantia). Bei Anthoceros bleiben sie mit dem benachbarten, weiter wachsen- den Gewebe der Thallusoberseite so im Verbande, dass Bauch wie Hals nur als ein eigenthümlicher Zellenstrang im Thallus erscheinen Beiden beblätter- ten Jungermanniaceen sind sie stets ter- minal (oft auf besonderen Geschlechts- ästen) gestellt. Siebilden dann einen oft aus zahlreichen Ärchegonien zusammengesetzten „Blüthenstand“, dessen Archegonien in der Regel von je einer besonderen Hülle (Fig. 85 C, D: v), dem Perianthium, umgeben werden und der auch noch Paraphysen enthält. Wo ein Perianthium fehlt, bilden benachbarte Blätter eine als Perichaetium bezeichnete Hülle um den Blüthenstand. In der Abthei- lung der Geocalyceae wandelt sich sogar das Stengelende in einen flaschen- förmigen, die Archegonien einschliessenden Behälter um. Wenn nur ein Archegonium im Blüthenstande der Jungermanniaceen angelegt wird (Lejeunia u. A.), geht dieses stets aus der sich papillenartig; Fig. 84. Marchantia polymorpha, Antheridien. A Stück der Pflanze mit zwei männlichen Sprossen, nat. Grösse. — B Erste Entwickelungsstufe- des Antheridiums. — C und D Etwas ältere Antheridien. — E Halbreifes. und F reifes Antheridium. — G Spermatozoid. — Vergr. von B-E und G=500, F=240. — B—D nach Strasburger. Er Archegonien. 217 vorwölbenden Scheitelzelle hervor (vergl. Fig. 88 A im $ 408). Bei mehre- ren Archegonien entsteht das erste meistens aus dem drittjüngsten Seg- mente, die beiden folgenden werden aus dem zweiten und ersten Segmente der Scheitelzelle, das vierte aus dieser selbst gebildet; weitere entwickeln sich ohne besondere Anordnung aus den älteren Segmenten des Vegeta- tionskegels. 395. Jedes Archegonium» ist zunächst eine einzellige Papille, welche durch eine tiefer unten liegende Quer- wand in eine "sich weiter theilende, aber kurz blei- bende Stielzelle und eine obere Archegonium - Mutter- zelle zerfällt (Fig. 85 A: a). Letztere theilt sich durch drei unter Winkeln von etwa. 120° zusammenstossende Längswände in drei periphe- rische Zellen und eine pris- matische, etwas weiter em- porragende mittlere Zelle (Pie: @54 BE Binde drei äusseren Zellen gleich gross, so theilen sie sich durch je eine Radialwand in sechs Zellen; ist eine der Zellen kleiner (Jungermanni- aceen), so wird diese nicht. weiter radial getheilt, die Zahl der peripherischen Zellen nur auf fünf gebracht. Die mittlere Zelle theilt sich da- rauf durch eine Querwand in eine innere und eine Deckel- zelle ; letztere theilt sich übers Kreuz und nimmt, indem sie die Archegoniumspitze ab- schliesst, keinen weiteren Antheil an der nun folgenden Entwickelung. Durch Quer- Fig. 85. Marchantia polymorpha. A und B Erste Entwickelungsstufen des Archegoniums. — C Reifes, eben geöffnetes Archegonium. — D Ar- chegonium mit zweizelligem Embryo. — E H Entwickelung des Sporogo- niums. — J Embryo von Pellia epiphylla. v Perianthium, e Embryo, resp. Ei, b Plasma der Bauchcanalzelle, f Fuss, sf Stiel, s Kapsel. — Vergr. von A und B=350, C und D=250. E-G=346, H=266, J=166. — Fig. A und B nach Strasburger, E-J nach Kienitz-Gerlof. — A—D und F—J im _ optischen Längsschnitt. 218 Hepaticae: Archegonien. Sporogonium. wände zerfällt nämlich sowohl die innere Zelle als jede der 5—6 peripherischen Zellen in zwei Stockwerke, von denen das obere durch weitere Querthei- lungen zum Halse, das untere zum Bauche des Archegoniums wird. Der Halstheil besteht dann aus 5 oder 6 peripherischen Halszellenreihen (die einzelnen Reihen bis zu 32 Zellen enthaltend) und einer mittleren Canal- zellenreihe. Der Bauch theilt seine peripherischen Zellen noch jede durch eine oder zwei Radialwände und bis zu acht Querwände, bleibt aber ein- schichtig. Die innere Zelle des Bauchtheiles gliedert nur noch einmal nach oben eine kleine Zelle als Bauchcanalzelle ab; ihr grösster Theil bildet die das Ei umschliessende Centralzelle. Das ganze Archegonium hat jetzt die Gestalt einer langhalsigen Flasche (Fig. 85 C).,. Die Querwände seiner Halscanalzellen werden nun gelöst, die Längswände, sowie die Querwände der Bauchcanalzelle in stark quellende Gallerte verwandelt, welche die Deckelzellen auseinander presst und den ganzen Protoplasmainhalt der Canal- zellen hinausdrückt, während sie selber den offenen Canal bis zum Scheitel des freiliegenden Eies erfüllt und eintretenden Spermatozoiden als Leiter zu dieser hin dient. Figur 85 C stellt das Archegonium im Momente der Entleerung des Halscanales dar. 39. Die befruchtete Eizelle, welche sich mit einer Membran umgiebt, entwickelt sich zum Sporogonium. Sie theilt sich zuerst durch eine annä- hernd horizontale (bei Anthoceros annähernd senkrechte) Wand und durch zwei zu dieser senkrechte Wände in Kugelquadranten und darauf in Octan- tenzellen (Fig. 85 D, E). Tangentialwände zerlegen darauf das junge Spo- rogonium in innere und äussere Zellen. Bei manchen Lebermoosen (Mar- chantieen) geht aus der unteren Zelle der ersten Theilung der Stiel (Fig. 35 H, sf), aus der oberen die Kapsel (Fig. 85 H, s) hervor; bei anderen entwickelt sich die untere Zelle zum verschieden gestalteten Fusse (Fig. 85 J, f), der sich in das Archegonien- und Stengelgewebe eindrängt, ein Theil der oberen Zelle zum Stiel, der Rest derselben erst zur Kapsel. Die ersten Tangentialtheilungen in letzterer führen (z. B. bei Marchantia) sofort zur Differenzirung der Kapselwand gegenüber dem die Sporen bil- denden Raume (Fig. 85 F—H); nur bei Riceia wird erstere erst durch spätere Theilungen in der äusseren Zellenlage angelegt. Die Kapselwand ist meistens einschichtig, seltener aus mehreren Zellenlagen gebildet. Von dem von der Wand umschlossenen Gewebe wird nur selten ein mittlerer Theil nicht zur Sporenbildung verwendet, sondern zu einer säulenförmigen Gewebemasse, der Columella entwickelt (Anthoceros). Entstehen zwischen den Sporen Schleuderzellen, wie dieses meistens der Fall ist, so hören die dazu bestimmten Zellen auf, sich der Quere nach zu theilen, während die Sporenmutterzellen in ihren Theilungen fortfahren. Die Elateren strecken sich zu spindelförmigen oder cylindrischen Zellen, welche ihre Wand spira- lig verdicken und die Spiralfasern meist braun färben. Die Lage der Ela- teren in der reifen Kapsel ist verschieden: bei Marchantia strahlen sie von der Basis der Kapsel aus, nur wenig divergirend, nach der Peripherie der- selben; bei Pellia divergiren sie in ähnlicher Weise, doch stärker; in der 4 Kapsel von Aneura strahlen sie umgekehrt vom Scheitel nach der Basis hin, in derjenigen der Jungermannieen liegen sie meistens horizontal. 397, Die zwischen den Elateren gelegenen Mutterzellen der Sporen bilden die letzteren durch Viertheilung nach den Ecken eines Tetraäders. Sporogonium. Ungeschlechtliche Vermehrung. 219 Bei Anthoceros löst sich dabei der primäre Zellkern erst nach Bildung der vier Tochterkerne auf; bei Pellia und Frullania findet die Viertheilung des Plasmas wie bei der Bildung des Dicotyledonenpollens (Fig. 12h, i — S. 28) statt. Die fertigen Sporen besitzen ein meist stärker entwickeltes, gelb oder gelbbraun gefärbtes Exospor und ein zartes, farbloses Endo- sporium. Während der Heranbildung des Sporogoniums wächst der Archegonium- bauch unter Theilung seiner Zellen weiter, während der Halstheil bald ver- schrumpft (Fig. 85 D). Gleichzeitig umwächst häufig ein Zellenwall ring- förmig als sackartiges Perianthium Archegonium und Sporogonium. Der Stiel des letzteren streckt sich, wenn er bedeutende Länge erreicht (Junger- manniaceen), erst bei der Reife der Kapsel und durchbricht damit den Schei- tel des Archegoniums und Perianthiums, beide als Scheiden an seinem Grunde zurücklassend. Die Sporen werden entweder durch völlige Auflö- sung der Kapselwand frei (Riccia); oder die Kapsel öffnet sich unregel- mässig oder mit Zähnen am Scheitel (Marchantieen); oder sie springt mit zwei (Anthoceros) oder vier Klappen (Jungermanniaceen) von der Spitze nach der Basis zu auf — die Rissstellen der Lage der ersten vier senk- rechten Wände des Embryos entsprechend. Das Ausstreuen der Sporen wird durch die sehr hygroskopischen Elateren erleichtert. Die weitere Entwickelung der Sporen zur Pflanze findet bei einigen Lebermoosen schon innerhalb des noch geschlossenen Exosporiums statt (Frullania); bei Pellia ist die reife Spore schon beim Verlassen der Kapsel mehrzellig. Andere Arten dagegen lassen das Endospor aus dem platzen- den Exosporium austreten, ehe die Theilung beginnt. In manchen Fällen wird durch diese Theilungen sofort die Pflanze erzeugt; in anderen dagegen entwickelt sich zuerst ein flächen- (Radula) oder fadenförmiger (ein- facher oder verzweigter) Vorkeim, aus dem die beblätterte Axe aus einer Randzelle oder der Endzelle eines Fadenzweiges hervorgeht, indem die in dieser Zelle stattfindenden Theilungen zur Bildung des der betreffenden Form eigenen Vegetationspunktes führen. 898. Ungeschlechtliche Vermehrung durch Brutknospen ist bei ‘ den Lebermoosen nicht selten. Diese sind in der Regel vielzellige, seltener wenigzellige Gebilde, die ihrer Entstehung nach Haaren entprechen. Bei den Marchantieen bilden sie sich im Grunde geschlossener oder einseitig offener Brutbecher als kleine Zellenpapillen, die durch eine Querwand von ihrer Mutterzelle abgegliedert werden und dann durch eine zweite Quer- wand in einen kurz bleibenden, einzelligen Stiel und die eigentliche Brut- knospe zerfallen. Letztere theilt sich gewöhnlich noch einige Male durch Querwände (Fig. 86 a), wird dann durch Längswände zu einer Zellenfläche - (Fig. 86 b, c), später durch (nur am Rande unterbleibende) Theilungen nach der dritten Raumrichtung zum bilateralen, im Querschnitt linsenförmigen Zellen- körper, der bald rechts und links zwei Lappen (Fig, 86 d, e) und zwischen diesen in einer tiefer werdenden Einbuchtung die Vegetationspunkte des künftigen Pflänzchens bildet. Gelangt die reife, sich leicht vom Stiele lösende Brutknospe auf feuchte Erde, so entwickelt sie auf der ‘dieser zu- gekehrten Seite aus schon vorher durch den Mangel des Chlorophylis aus- gezeichneten Zellen Wurzelhaare; die entgegengesetzte Seite wird zu der 220 Brutknospen. Ricciaceae. Anthoceroteae. Spaltöffnungen bildenden Oberseite des Stammes, der nun von den Ein- buchtungen aus durch lebhafte Zellentheilungen sein Wachsthum beginnt. Bei den Jungermannieen entstehen Brutzellen und Aug: N Brutknospen am Rande und auf der Fläche der Blätter. Oft sind die ganzen, allmälig dann rudimentär werdenden Blätter dicht mit solchen Or- ganen bedeckt und bilden dann Brut-Köpfchen an der Spitze der Zweige (z. B. bei Jungermannia bicuspidata). Manche Formen, wie Blasia, entwickeln auch den Amphi- gastrien ähnliche, der unge- schlechtlichen Fortpflanzung dienende Brutschüppchen. 399. Die Lebermoose, welche meistens gesellig wachsen, lieben feuchte, schattige Orte. Fossil kennt man 7 Gattungen mit :5 Arten, die sämmtlich dem Tertiär (besonders dem Bernstein) und lauter lebenden Gattungen angehören (Jungermannia 7 Arten). Die lebenden Formen zerfallen in fünf Ordnungen, von denen vier auch in Deutschland vertreten sind. Letztere unterscheiden sich durch folgende Hauptmerkmale. I. Kapsel nur mit Sporen, Kapselwand bei der Reife unregelmässig zerreissend oder sich lösend: Riceiaceae. Il. Kapsel mit Sporen und Elateren. A. Kapsel mit Columella, schotenförmig, zweiklappig: Anthoceroteae. B. Kapsel ohne Columella. 1. Kapseln zu mehreren an einem metamorphosirten, aufrechten Zweige, selten ein- zeln frei auf dem Laube, unregelmässig oder mit Klappen oder Deckel auf- springend: Marchantiaceae. 2. Kapseln einzeln, mit vier Klappen aufspringend: Jungermanniaceae. Fig. 86. a; N Mi \ Be un! b - Dal N dl. za 22. Ordnung. Riceiaceae. 400. Stämmchen thallusartig, auf der Oberseite mit deutlicher aber spaltöffnungsloser Epidermis, im Inneren häufig mit grossen Lufthöhlungen, auf der Unterseite mit schuppenartigen, später zerreissenden Blättern. Archegonien und Antheridien einzeln der Oberseite des Laubes eingesenkt. Kapsel dem Laube eingesenkt, meistens sitzend, ohne Schleudern, mit ein- schichtiger Wand, die schon vor der völligen Reife zerstört wird, selten (Corsinia) erhalten bleibt. Perianthium fehlt. (Fam. 41.) Riccieae. Kleine, monöcische oder diöcische Land- oder Wasserpflanzen. Riceia: Kapsel resp. Sporenmasse durch Bersten des Laubes frei werdend. & Ricciella: Laub schmallineal, wiederholt gabelig getheilt, schwimmend oder auf Schlamm kriechend. R. fluitans. — b. Hemiseuma: Laub strahlig verbreitert, schwimmend oder auf Schlamm wurzelnd. R. natans. — e. Riccia: Laub rosettenartig; Landbewohner. R. glauca, cri- stallina etc. 23. Ordnung. Anthoceroteae. 401. Laub ein blattloser flacher Thallus ohne deutliche Epidermis, Fig. 86. Lunularia vulgaris. Entwickelung der Brutknospen. Vergr. von a—d=240, e=80. Anthoceroteae. Marchantiaceae. Jungermanniaceae 221 aber auf der Unterseite mit Spaltöffnungen. Antheridien in einem auf der Oberseite unter der blasig sich abhebenden, später zerreissenden Epidermis entstehenden Hohlraume sich entwickelnd. Archegonium nicht frei, sondern der Oberseite des Laubes eingesenkt und mit diesem allseitig ver- schmolzen. Kapsel lang, schmal, schotenförmig, zweiklappig von der Spitze bis zur Mitte aufspringend, mit Columella und zarten, kurzzelligen, selten _ mit Spiralfasern versehenen Schleudern. Perianthium fehlt. In die Spaltöffnungen dringen oft Nostocfäden ein, welche sich im Inneren des Thallus zu kleinen Colonien entwickeln und früher für Brutkörner gehalten wurden. Kleine, auf Aeckern, Lehmboden, Haideflächen etc. wachsende, unregelmässig gelappte Lebermoose. Nur die einzelne Familie der Anthocereae. Bei uns Anthoceros mit zwei Arten. A. lae- vis: Laub glatt, ohne Lufthöhlen; Sporen gelb, warzig. A. punctatus: Laub mit Lufthöhlen etwas uneben; Sporen schwarz, stachelig. 24. Ordnung. Marchantiaceae. 402 Thallusartiger, flacher, wiederholt gabelig verzweigter Stamm mit schuppigen, zweireihig stehenden Amphigastrien auf der Unterseite; auf der Oberseite mit sehr entwickelter Epidermis, deren grosse, fast kreisrunde, über die Oberfläche vortretende Spaltöffnungen von mehreren Zellenreihen ringartig umgeben werden. Die einzelnen Lappen des Laubes besitzen gefässbündelartige Stränge gestreckter, schlauchförmiger Zellen mit zapfenartigen Verdickungen der Innenwand Das Gewebe unter der Epidermis ist aus sehr chlorophyllreichen, confervenartig verzweigten, auf- rechten Zellenreihen gebildet. Kapsel mit Schleudern. Perianthium meist vorhanden. (Fam. 42.) Targionieae. Kapsel einzeln in der Ausbuchtung des Laubes, kurz ge- stielt, unregelmässig oder mit (meist 6) Zähnen aufspringend. Targionia. (Fam. 43.) Jecorarieae. Geschlechtsorgane und Kapseln an der Spitze eines metamor- phosirten Sprosses auf einem gemeinsamen Receptaculum. Kapsel mit Zähnen oder durch Abwerfen eines deckelartigen Stückes aufspringend. Marchantia: männlicher Blüthen- boden gestielt, schildförmig, gelappt; weiblicher gestielt, strahlig. Brutbecher geschlossen, mit gefranstem Rande. M. polymorpha. — Preissia: Weiblicher Blüthenboden halbku- gelig, strahlig, gestielt; männlicher schildförmig, gestielt oder sitzend. P. commutata. — Fegatella: Weiblicher Blüthenboden gestielt, kegelförmig; männlicher scheibenförmig, sitzend. F. conica. (Fam. 44.) Lunularieae, Mehrere bis zur Basis mit 4-8 Klappen aufspringende Kapseln, von je einer Hülle umschlossen, an der Spitze eines gemeinsamen Stieles.e. Lunu- laria vulgaris, in Oberitalien heimisch, ist in Gewächshäusern auf Blumentöpfen häufig und von Marchantia leicht durch die halbmondförmigen Brutbecher zu unterscheiden. 25. Ordnung. Jungermanniaceae. 403. Frucht einzeln an der Spitze des Stengels oder der Zweige, mit ‚vier (seltener mehr) Klappen aufspringend, mit spindelförmigen, gewöhn- lich spiralig verdickten Elateren. Man unterscheidet frondose und foliose Formen. A. Frondosae. Der Vegetationskörper ist ein blattloser Thallus "(Aneura, Metzgeria), oder ein thallusartiger, flacher Stamm mit Unterblättern ‘oder auch mit flügelartigen, vom Stämmchen wenig differenzirten Seiten- blättern (Blasia). Man unterscheidet folgende Familien : (Fam. 45.) Metzgerieae. Laub dünnhäutig, linealisch, gegabelt, mit Mittelrippe. Blüthen diöcisch, auf der unteren Seite der Mittelrippe, in der Achsel eines bauchigen Blattes. Perianthium fehlt. Metzgeria. (Fam. 46.) Aneureae. Laub saftig, dicker wie bei voriger Familie, ohne Mittelrippe. Blüthen diöeisch, an oder neben dem Rande des Laübes. Perianthium fehlt. Aneura. 222 Jungermanniaceae Musei: Vorkeim. (Fam. 47.) Haplolaeneae, Laub saftig, dick, mit oder ohne Mittelrippe. Blüther monöcisch, auf der Oberseite des Laubes. Perianthium fehlt. Pellia, Blasia (oft von No- stoc-Colonien befallen). (Fam. 48.) Diplomitrieae. Mit röhrenförmigem Perianthium. Blyttia. (Fam. 49.) Codonieae. Kleine, rasenförmig wachsende, kriechende abgeflachte Stämmchen tragen zweireihige, unterschlächtige Blätter. Bilden den Uebergang zu den be- blätterten Jungermanniaceen. Fossombronia. 404. B. Foliosae. Alle hierher gehörenden Formen haben einen nor- mal beblätterten Stengel. a. Blätter oberschlächtig. (Fam. 50.) Jubuleae. Kapsel bis zur Mitte vierklappig aufspringend. Schleudern: mit einem Spiralbande. Lejeunia, Frullania. (Fam. 51.) Platyphylleae. Kapsel bis zur Basis vierklappig. Schleudern mit 2 Spiralbändern. Blätter ungetheilt. Madotheca, Radula. (Fam. 52.) Ptilidieae. Von der vorigen Familie durch eingeschnittene Kapselklappen und wimperig-fiederspaltige Blätter verschieden. Ptilidium, Trichocolea. (Fam. 53.) Triechomanoideae. Kapsel auf der Unterseite des Stengels entspringend, sitzend, oder auf besonderem Aste. Calypogeia, Lepidozia, Mastigobryum. b. Blätter unterschlächtig. (Fam. 54) Geocalyceae. Weibliche Blüthen dem krugartig ausgehöhlten Ende eines. Astes eingesenkt. Geocalyx. (Fam. 55.) Jungermannieae. Perianthium frei. Jungermannia, Plagiochila, Sca-- pania, Lophocolea, Sphagnocetis. - (Fam. 56.) Gymnomitria. Perianthium fehlend oder mit dem Perichaetium verwach— sen. Gymnomitrium, Alicularia, Sarcoscyphus. Vl. Classe. Muscıi. 405. Die Spore der Laubmoose besitzt eine in Exosporium und Endosporium geschich- tete Zellhaut. Bei der Keimung finden die- ersten Theilungen nur in seltenen Fällen (An- draeaeaceen) bereits in der noch geschlossenen Spore, wie bei manchen Lebermoosen, statt.. Meistens wird das Exospor durch die quellende Innenhaut gesprengt und letztere tritt auf einer oder zwei Seiten in Form einer sich rasch zum cylindrischen Schlauche verlängern- den Papille heraus (Fig. 87 B), die den Vor- keim (das Protonema) bildet. Sie theilt sich: durch eine Querwand, welche eine lang-cylin- drische Scheitelzelle abschneidet, in der allein die weiteren Theilungen des Vorkeimes so stattfinden, dass die schief gestellten Wände: sich zwar wegen der weiten Entfernung von. einander nicht schneiden, aber in vielen Fällen. schraubig angeordnet sind, wie in der Schei- telzelle des Moosstämmchens. Die Verzweigung:; geschieht durch eine jedesmal unter der oberen. Querwand einer Gliederzelledes Vorkeimesange-- Fig. 87. Fig. 87. A Stück eines Vorkeimes von Funaria hygrometrica mit Moosknospe (k), Vergr. 100. — B Keimende Spore (s) von Funaria hygro- metrica (Vergr. 300). — C Vorkeim-Brutknolle eines Laubmooses (Vergr. 200) | Vorkeim. Stämmchen. Wurzelhaare. 223 legte Papille, welche zu einem Aste sich wie der Hauptspross des Vorkeimes- verlängert. So entsteht ein reich verzweigtes, rasenförmig wachsendes confervenartiges Protonema (Fig. 87 A), welches in seinen oberirdisch am. Lichte wachsenden Zellen reichlich Chlorophyll besitzt, von dem aber auch Zweige in die Erde eindringen, hier kein Chlorophyll erzeugen, ihre Wände gewöhnlich braun färben und so als vielzellige Wurzelhaare (Rhizoiden) fungiren. Die Vorkeime einzelner Moose entwickeln sich zu Zellenflächen ; so diejenigen von Tetraphis, ferner die von Sphagnum, wenn die Sporen auf feuchter Erde keimen. Die Vorkeime der Andraeaeaceen können sich sowohl fädig, als auch in Form gelappter Zellenplatten und selbst in Ge- stalt strauchartig verzweigter Zellenkörper ausbilden. An den unterirdischen Vorkeimzweigen entstehen oft auf kurzen Seitenzweigen vielzellige, knollige, braun gefärbte Gebilde, die Brut- knollen (Fig. 87 C), welche nach längerer Ruhezeit durch Auswachsen. oberflächlich gelegner Zellen neues Protonema erzeugen. 406. Die junge Moospflanze entsteht am Vorkeime durch Knospung.. Aus einer Gliederzelle, bei Flächenvorkeimen aus einer Flächen- oder Rand- zelle, tritt ein kurzer Zweig als Papille hervor. In dieser gewöhnlich etwas keulig anschwellenden Papille treten spiralig geordnete, schiefe Wände auf (Fig. 87 A: k), die einander schneiden und dadurch sofort die für das. Moosstämmchen charakteristische Scheitelzelle ($ 100, 102) abgliedern, deren Segmente Blätter erzeugen, überhaupt nun das Stämmchen in der früher- angegebenen Weise entwickeln. Das Gewebe des Moosstammes ist noch nicht so scharf differenzirt,. wie das der Gefässpflanzen. Ein centraler Theil besteht gewöhnlich aus: einem Strange dünnwandiger, cambiformartiger Zellen oder aus einer Gruppe solcher Stränge (Polytrichaceen). Dieser Strang wird entweder: - unmittelbar von einem Mantel diekwandiger, häufig prosenchymatischer, ge: färbter Zellen umgeben (Sphagnum, Polytrichum etc.), oder zunächst von: weiteren dünnwandigen Zellen umhüllt, die nach aussen allmälig in ein dickerwandiges, gelb, roth oder braun gefärbtes Gewebe übergehen, das. eine Art Rinde bildet, aber meistens keine scharf geschiedene Epidermis- besitzt, dagegen aus seiner äussersten Zellenlage in der Regel Haare in. grosser Menge entwickelt. Diese dringen zum Theil in den Boden ein. und sind dann Rhizoiden, welche wie die fädigen Vorkeime durch schiefe- Querwände gegliedert sind, sich überhaupt morphologisch von unterirdischen. Vorkeimästen nicht unterscheiden lassen. Sie verzweigen sich reichlich. und entwickeln sich, wenn sie durch irgend welche Umstände wieder über- den Boden treten, auch zu Vorkeimen, die neue Moosknospen erzeugen. Auch die oberirdischen Haare verhalten sich in der Beziehung ganz gleich,. so dass dadurch. für die vegetative Vermehrung der Laubmoose reich ge- sorgt ist. Die oberirdischen Wurzelhaare können sogar unmittelbar Blatt- knospen erzeugen, aus denen z. B. in den ausdauernden weiblichen Rasen von Dicranum undulatum einjährige männliche Pflanzen entstehen, welche ‚die Befruchtung besorgen und dann absterben. An Wurzelhaaren entstehen ferner auch Brutknollen, wie an unterirdisch wachsenden Vorkeimzweigen, Bei den Torfmoosen werden Wurzelhaare nur spärlich entwickelt. Da- gegen zeichnet sich diese Ordnung durch die eigenthümliche Rindenschicht. 224 Musei: Blätter. Brutknospen. Geschlechtsorgane. des Stämmchens aus, die aus einer oder mehreren Lagen inhaltloser, farb loser Zellen besteht, deren Wände spiralige Verdickungen und zwischen diesen grosse Löcher besitzen. 407. Die Art der Verzweigung des Moosstämmchens wurde bereits im $ 128 erläutert, die Blattbildung im $ 139 erwähnt. Die Blätter sind stets einfach und mit Ausnahme des sogenannten Nerven auch nur aus einer Zellenlage gebildet, deren Randzellen häufig anders gestaltet sind und zu Zähnen und Haaren auswachsen. Der Mittelnerv wird meistens von einem ähnlichen gefässbündelartigen Zellenstrange durchzogen, wie der Stengel (vgl. $ 386). Bei manchen Moosblättern finden sich auf der Ober- seite über den Mittelnerven lamellenartige Auswüchse (Polytrichum) oder gegliederte chlorophylihaltige Fäden (Barbula). Die Blätter der Torfmoose enthalten neben langen, schmalen, geschlossenen und Chlorophyll führen- den Zellen noch regelmäsig von diesen umgebene breitere, inhaltlose Zellen mit spiralig verdickten und durchlöcherten Wänden, denen der Stengelrinde ähnlich. Für die Systematik ist der Bau des Blattes von grosser Bedeutung (8 418). | Die Blätter vieler Laubmoose sind im Stande, aus jeder beliebigen Zelle einen Vorkeim auszutreiben. Bei manchen Arten entsteht ihre Anlage an der Blattspitze zunächst in Form eigenthümlich gestalteter, haarartiger Zellen, die oft ganze Pinsel bilden und später zum Protonema auswachsen ‘Arten von Grimmia, Orthotrichum ete.). Auch Brutknospen werden von manchen Laubmoosen, ähnlich wie bei Lebermoosen, gebildet (Aulacomnion, Tetraphis) Sie wachsen zum Vor- keim aus, an dem dann Moosknospen entstehen. 408. Das beblätterte Stämmchen der Laubmoose entwickelt die Ge- schlechtsorgane entweder auf der Spitze des Hauptsprosses (acrocarpe Moose), oder am Ende von Sei tenaxen (pleurocarpe Moose). Gewöhnlich sind die sogenann- ten Blüthen von besonders ge- stalteten, oft gefärbten Blättern wie von einer Hülle umgeben. Diese heisst Perigonium, wenn sie nur Antheridien, Pe- rigynium, wenn sie nur Ar- chegonien, Perigamium, wenn einschliesst. Perichaetium nennt man die inneren Hüll- blätter weiblicher oder zwitte- riger Blüthen, welche sich mit der Entwickelung des Sporogo- niums weiter ausbilden und E sie beiderlei Geschlechtsorgane _ Fig. 8. A-—C Antheridienentwickelung von Fontinalis antipyretiea (Vergr. 400) nach Leitgeb. v Vegetationskegel, zum Antheridium aus- wachsend. b Blätter, s jüngstes, auch zur Antheridienbildung bestimmtes Segment. — D Junges Antheridium von Andraeaea petrophila (Vergr. 500) nach Kühn. N Antheridien. Archegonien. Sporogonium. '225 ‘den Grund des Fruchtstieles umgeben. Die Form der Blüthenhülle ist eine sehr verschiedene, bald die einer verlängerten, geschlossenen Knospe, bald die eines kugeligen oder scheibenförmigen Köpfchens. Die Antheridien entstehen bei den Torfmoosen als metamorphosirte Sprosse an der Stelle einer normalen Verzweigung; bei anderen Laubmoo- sen sind sie metamorphosirte Blätter, insofern sie aus den Blattsegmenten des Vegetationskegels hervorgehen, oder metamorphosirte Haare in der "Blattachsel; oder ein Antheridium der männlichen Blüthe entwickelt sich ‚aus der Scheitelzelle des Sprosses, die sich dann als Papille vorstülpt (Fig. 83 A, v). Die ersten Theilungen in der Mutterzelle des Antheridiums er- folgen abwechselnd nach rechts und links aus einer zweischneidigen Schei- telzelle (Fig. 88 B). Die so entstehenden Segmente werden durch Tangen- tialwände in äussere und innere Zellen getheilt (Fig. 88 C), von denen ‚erstere sich zur Wand, letztere zum (dem gleichen Gewebe der Lebermoose ähnlichen — $ 3%, Fig. 84 F) Mutterzellgewebe der Spermatozoiden ent- wickeln. Das reife Antheridium ist bald nur kurz, bald dagegen länger (Andraeaeaceen, Sphagnaceen) gestielt, meistens keulenförmig, seltener ei- förmig (Sphagnum, Andraeaea). Es öffnet sich in der Regel wie bei den Lebermoosen, bei den Torfmoosen fast wie eine bis zur Mitte zweiklappige Kapsel. Die Spermatozoiden sind denen der Lebermoose gleich. 409. Die Archegonien der Laubmoose sind denen der Lebermoose ($S 394, 395; Fig. 85) ähnlich gestaltet; nur besitzen sie meistens einen längeren Stiel und einen aus zwei (bei Sphagnum aus vier) Zellenschichten ‘bestehenden Bauch, der allmälig in den aus 4—6 Zellenreihen gebildeten Hals übergeht. Der Ort ihrer Anlage ist dem der beblätterten Leber- moose entsprechend, ihre ersten Theilungen sind denen dieser Classe gleich. Während aber bei den Lebermoosen nach der Entstehung der beiden Stock- "werke des Bauch- und Halstheiles letzterer sich einfach durch Querwände gliedert, setzt bei den Laubmoosen die der Deckelzelle der Lebermoose entsprechende Zelle die erste Theilung wiederholt fort, indem sie sich jedesmal als Scheitelzelle wieder vorstülpt und nun die drei Längswände “und die die Deckelzelle bildende Querwand in sich anlegt Die Central- zelle verhält sich derjenigen des Lebermoos-Archegoniums gleich, die Oeff- "nung des Halses erfolgt wie bei den Lebermoosen. ' 410. Das junge, aus der befruchteten Eizelle hervorgehende Spor- ogonium bleibt nur bei Sphagnum in dem mitwachsenden Archegonium- bauche eingeschlossen. Bei allen anderen Laubmoosen wird letzterer frühe “an seiner Basis abgesprengt und von dem rasch wachsenden Sporogonium als Haube (calyptra) emporgetragen. Diese ist entweder ringsum ge- ‚schlossen und höchstens am unteren Rande geschlitzt (mützenförmig, Fig. ‘90 d und f); oder sie ist auf einer Seite der Länge nach bis fast zur Spitze gespalten, so dass sie seitlich der Kapsel anhängt (kappen- oder kaputzen- förmige Haube — Fig. 90 e). Beim Aufspringen der Kapsel wird auch -die Haube mit abgeworfen. Abgesehen von kleinen Unregelmässigkeiten finden die ersten Thei- lungen des Sporogoniums durch schiefe Wände statt, die eine zweischnei- _dige, wiederholt rechts und links Segmente abschneidende Scheitelzelle 'erzeugen (ähnlich also wie bei der Antheridienbildung — Fig. 88 B, C). "Die Segmente theilen sich darauf durch Radialwände so, dass auf jedem Luerssen, Botanik. 15 226 Musci: Seta. Kapsel. Querschnitte des Sporogoniums vier Quadrantenzellen liegen. Letztere werden weiter durch eine nicht genau radiale Wand in je eine vier- und eine dreiseitige Zelle (im Querschnitte gesehen) zerlegt, erstere dann durch eine Tangentialwand in eine innere und äussere Zelle getheilt. Auf diese Weise entstehen auf jedem Querschnitte vier innere (das Grundquadrat bildende) und eine Reihe sich weiter theilender peripherischer Zellen. In dem unteren Theile des Sporogoniums erfolgen nun die weiteren Theilungen unregelmässig und dieses Gewebestück streckt sich zum Kap- selstiele oder zur Seta, deren unterer Theil sich als Fuss in das Ge- webe des Archegoniumgrundes und des Stammendes fest einbohrt, ohne jedoch mit diesen Organen zu verwachsen. Beide umgeben dann die Basis der Seta als Scheide oder Vaginula (Fig. 90 g: v). Nur bei den Andrae- aeaceen und Sphagnaceen bleibt die Seta sehr kurz (Fig. 90 g); dagegen streckt sich in diesen Fällen das die Kapsel tragende Sprossende stielartig als sogenanntes Pseudopodium (Fig. 90 g: ps), das nicht mit der echten Seta verwechselt werden darf. Eben so wenig ist in diesen Fällen die oft durch den Fuss und die Scheide gebildete Anschwellung an der Spitze des Pseudopodiums (Fig. 90 g) der bei manchen Laubmoosen vorkommenden Anschwellung des Stielendes, der Apophyse (Polytrichaceen, Splachnaceen gleichbedeutend. — Entwickelung von Vorkeimfäden aus den inhaltreichen inneren Zellen des Kapselstieles ist bei mehreren Moosen beobachtet worden. 411. Aus dem oberen Theile des jungen Sporogoniums differenzirt sich durch regelmässige Theilungen aus den peripherischen Zellen die Kapselwand, aus den Zellen des Grundquadrates die Columella und der Sporensack. Die Kapselwand ist stets mehrschichtig, zu äusserst aus einer Epi- dermis mit gewöhnlich dickwandigen, gefärbten Zellen (Fig. 89 A, B: e) ge- bildet, welche im unteren Kapseltheile auch Spaltöffnungen entwickelt. Die innersten Wandschichten bestehen in der Regel aus einem: lockeren Gewebe, das von dem Sporensacke durch einen! weiten Intercellularraum (Fig. 89 A, i) getrennt ist, mit ihm aber durch confervenartige, verzweigte Zellenfäden stellenweise in Verbindung bleibt (Fig. 89 A). Der Sporen- sack wird nach der Wand zu meistens aus 2—3 Zellenschichten zusammen- gesetzt (Fig. 89 A: s), die eine hohleylindrische, an Plasma reiche Zellen- lage, die Mutterzellen der Sporen, umgrenzen. Letztere werden auch auf der Innenseite gewöhnlich durch eine schärfer differenzirte Zellenschicht, die Innenwand des Sporensackes, von einem centralen, parenchymatischen Gewebe, der Columella, abgegrenzt, welche mit dem unteren Theile der Kapselwand in Verbindung steht, indem sie den hier offenen Sporensack durchsetzt, und die nach oben hin sich ebenfalls durch den Sporensack in die Spitze der Moosfrucht hinein erstreckt (Fig. 89 A: ce). Einzelne Laubmoose weichen von diesem Typus dadurch ab, dass | im reifen Zustande die Columella fehlt (Archidium), oder dass der Sporen- sack auf der Columellaseite weniger scharf begrenzt ist (Andraeaea), oder dass letzterer als ein glockenförmiges Gewebe die nicht die ganze Kapsel durchsetzende Columella überdeckt (Andraeaea; Sphagnum — Fig. 90 g: s). 412. In dem Mutterzellgewebe der Sporen bilden sich letztere zu je vier tetraödrisch gelagerten Plasmaballen, die sich mit einer Membran um- Peristom. 227 kleiden. Durch Auflösung der Mutterzellmembranen werden sie frei, so dass sie dann als ein lockeres Pulver den Sporensack der reifen Kapsel erfüllen. \ Pr Br Ze ann We EFF ZZ ae ar — IELTDI> I x wu>‘ ar Irre oT SITE Va: Km Ge A ern EI, Nee El n——— en u Während der Sporenentwickelung gehen namentlich im Scheitel der Kapsel noch eigenthümliche Veränderungen vor sich. Hier entstehen bei den meisten Moosen in grösserer oder geringerer Tiefe unter der Epidermis eigenthümliche Wandverdickungen, welche sich durch ganze Zellenzüge, eine kurze Strecke über dem Sporensacke beginnend, bogig bis in den Scheitel fortsetzen (Fig.89 A—C: p) und den Mundbesatz der reifen Kapsel, das Peristom, bilden, dessen Structur eine äusserst mannigfaltige und für einzelne Gattungen charakteristische ist (Fig. 90 a—c). Bei vielen Moosen werden derartige Verdickungen in zwei Reihen hinter einander an- gelegt (Fig. 89 B), von denen dann die inneren gewöhnlich von den äusse- ren durch ihre Form verschieden sind und als Cilien bezeichnet werden; oder man unterscheidet beide als äusseres und inneres Peristom. Bei der Fig. 89. Funaria hygrometrica. A. Längsschnitt einer nicht ganz reifen Kapsel (Vergr. 30). — B. Längsschnitt aus der unteren, äusseren Region des Deckels derselben. — C. Stück eines Querschnittes von B. — i Intercellularraum zwischen Wand und Sporensack s, ce Columella, d Deckel, r Ring, p Peristom, e Epidermis der Kapselwand, w die innere Gewebe- schicht der letzteren, t dickwandige Zellen zwischen Wand und Peristom. 15* ‚228 Musci: Peristom. Deckel System. Kapselreife werden die zwischen den betreffenden Wandverdickungen lie- genden, dünn gebliebenen Membranpartien aufgelöst, so dass das Peristom in Form von Zähnen, gitterartig durchbrochenen Platten etc. allein stehen Fig. 90. bleibt, die durch dickwandige Zellen mit der Kapsel- wand anihrem Grunde in Verbindung stehen (Fig. 89 B, t). In der Höhe der Peristombasis wird ferner sehr häufig noch eine ringförmige Zone von Epidermiszellen der Kapselwand eigenthümlich gestaltet und verdickt. Diese sich später in Folge von Quellung ausdehnenden Zellen bilden den Ring (annulus - Fig. 89 A,B, r), wel- cher den obersten Kapseltheil bei der Reife als sehr verschieden gestalteten Deckel (Fig. 89 A: d) abwirft. Beim Aufspringen der Kapsel, welches durch die grosse Hygroscopicität des Peristoms vielfach gefördert wird, zerreisst der Sporensack Die vertrocknende Co- lumella ragt dann nur in seltenen Fällen zur Kapsel- ’ mündung heraus. Bei den Polytrichaceen wird eine zwischen den Spitzen der Peristomzähne ausgebreitete hautartige Gewebemasse als Epiphragma bezeichnet. Gewisse Laubmoose sind, ausser durch die bereits erwähnten, noch durch mancherlei andere Abweichungen m Baue der Kapsel ausgezeichnet Die Polytrichaceen besitzen ein aus Bündeln bastfaserähnlicher Zellen ge- bildetes Peristom. Andere bilden gar kein Peristom aus (Gymnostomum etc.), oder letzteres entsteht da- surch, dass das den Deckel ausfüllende Kapselgewebe sich in zahnartige Kappen spaltet (Tetraphis). Bei den Par, Phascaceen öffnet sich die Kapsel überhaupt nicht, E dondern wird durch Fäulniss zerstört u. s w. 413. .Die Laubmoose tragen durch ihren geselligen Wuchs, in Folge dessen sie oft weite Strecken mit ihrem Rasen überziehen, häufig zur Charakteristik der Vegetation man- cher Gegenden bei. Mit den Flechten gehen sie am weitesten nach Norden und hier neh- men sie an der Tundrenbildung oft wesentlichen Antheil. Fossil unterscheidet man 9 noch lebende Gattungen mit 23 Arten, sämmtlich im Tertiär, eine Anzahl von ihnen im Bernstein. Am reichsten ist unter ihnen die Gattung Hypnum (13 Arten) vertreten. Die Classe zerfällt in vier Ordnungen. I. Das Archegonium bleibt an der Basis der Kapsel als Scheide zurück, die Kapsel öffnet sich mit Deckel, die Columella wird von dem Sporensacke glockenförmig überde’kt: Sphagna. II. Das Archeeonium wird als Haube von der Kapsel emporgetragen. A. Die Columella wird vom Sporensacke glockenförmig überdeckt; die Kapsel öffnet. sich mit vier Längsspalten: Schizocarpae. B. Die Columella steht sowohl unten als oben mit der Kapselwand in Verbindung, der Sporensack ist hohlcylindrisch. Fig. 90. a Peristomzähne von Trematodon, b von Campylopus, e von Coscinodon. — d Kapsel mit Haube ven Grimmia, e von Isothecium, f von Polytrichum. — g Längsschnitt der Kapsel von Sphagnum: s Sporensack, p Seta, v Scheide, ps Pseudopodium. Sphagna. Schizocarpae Cleistocarpae. 229 1. Die Kapsel öffnet sich nicht; die Sporen werden durch Verwesung der Kapsel- ‚wand frei: Cleistocarpae.- 2. Die Kapsel öffnet sich mit Deckel: Stegocarpae. 26. Ordnung. Sphagna. 414. (Fam 57.) Sphagnaceae (Torfmoose). Der Stengel besitzt nur in der Jugend Wurzelhaare. Seine Rinde besteht aus Lagen inhalt- loser, spiralig verdickter Zellen, die auch in den" Blättern ($ 407) sich finden und welche als Capillaren das Wasser wie ein Schwamm einsaugen und den oberen fortvegetirenden Stammenden zuführen. Die Zweige des Stämm-: chens entstehen neben jedem vierten Blatte. - Gewisse Aeste setzen den Hauptstamm fort und werden durch allmälig von unten her erfolgende Verwesung desselben zu selbstständigen Pflanzen Andere, an der Basis bereits verzweigte Aeste legen sich zum Theil dem Hauptstamme nach unten herabhängend an, und bilden um ihn eine Hülle — Die Torfmoose sind monöcisch oder diöcisch. Die Antheridien tragenden Aeste sind schlank keulenförmig, mit sich dachziegelig deckenden, oft gelb oder roth gefärbten Blättern. Die Archegonien stehen an dem knospenartigen Ende sehr kurzer Zweige. — Die kugelige, kurz gestielte, sich mit einem Deckel öffnende Kapsel ist ohne Peristom, wird von einem Pseudopodium emporgetragen' und durchbricht das Archegonium an der Spitze. Der glockenförmige Sporensack (Fig. 90 g: s) überdeckt die kurze, fast halbkugelige Columella. Neben grösseren Sporen werden in demselben Sporogonium oder in kleineren Kapseln noch kleinere, poly@drische, nicht keimfähige Sporen entwickelt. — Der im Wasser entwickelte Vorkeim ist fadenförmig; die auf feuchter Erde keimende Spore bildet einen gelappten, flächenförmigen Vorkeim aus. i 415. Die Torfmoose bewohnen stehende Gewässer, die Sie in Folge rascher Vermehrung bald mit dichter Rasendecke überziehen und in denen sie als wichtigste Torfpflanzen die Torfbildung einleiten. Sie wachsen ferner in feuchten Wäldern und auf sumpfigen Wiesen, sowohl in der Ebene, als im Gebirge, und können auch hier unter günstigen Bedingungen Moorbildung hervorrufen. Die einzige Gattung Sphagnum zählt etwa }6 deutsche Arten. 27. Ordnung. Schizocarpae. Die Ordnung der Spaltfrüchtler umfasst nur eine Familie: 416. (Fam. 58) Andraeaeaceae Kleine acrocarpische Moose, welche in Gebirgen von 1000-4000’ auf nackten Felsen in braunen oder schwärzlichen Rasen wachsen. Die Kapsel ist, wie bei der vorigen Ord- nung, kurz gestielt und wird von einem Pseudopodium emporgetragen und von einer Haube bedeckt. Sie öffnet sich mit vier Längsspalten, indem vier Klappen, die an der Spitze und Basis verbunden bleiben, reifenartig aus- einander weichen. Die Stelle, wo die Längsspalten entstehen, liegen in der Mitte zwischen den ersten Quadrantenwänden. Der glockenförmige Sporensack überwölbt die säulenförmige Columella. Nur eine Gattung, Andraeaea, mit wenigen Arten. 28. Ordnung. Cleistocarpae. 417 Die Ordnung der Faulfrüchtler enthält winzige Moose, deren Stämmchen bis zur Reife der Kapsel mit dem Vorkeime in Verbin- dung bleiben. Die Kapsel ist oft nur sehr kurz gestielt und dann die 230 Cleistocarpae. Stegocarpae Basis der Seta zu einem kugeligen Fusse angeschwollen (Archidium). . Sie enthält in den meisten Fällen eine Columella, trägt eine Haube (bei Archi- dium nicht) und öffnet sich nicht mit Deckel, sondern zerreisst unregel- mässig oder verfault. Es werden mehrere kleine Familien unterschieden. Ihre wichtigsten deutschen Gattun- gen sind: Ephemerum; ohne Columella, Haube mützenförmig. — Archidium: Kapsel kugelig, ohne Columella; Archegonium unregelmässig zerreissend, daher keine eigentliche Haube. — Pleuridium: Haube*kappenförmig, Kapsel gespitzt. — Sporledera: Haube mützenförmig, am Rande zerschlitzt, Kapsel zugespitzt. — Sphaerangium: Haube sehr klein, mützenförmig; Kapsel kugelig. — Phascum: Haube gross, kappenförmig]; Kapsel mit stumpfer Spitze. 29. Ordnung. Stegocarpae. 418. Die Deckelfrüchtler öffnen die Kapsel stets durch Abwerfen eines Deckels, entweder unmittelbar oder mit Hülfe eines Ringes. — Sie bilden die Hauptmasse der Laubmoose und ihre wichtigsten deutschen Familien lassen sich folgendermassen gruppiren. I. Unterordnung. Acrocarpae. Gipfelfrüchtler: Kapsel endständig, seltener durch nachträgliche Zweigbildung seitenständig. A. Blätter zweizeilig (nur bei c die der fruchtbaren Stengel mehrreihig). a. Blätter kahnförmig: Fissidenteae (Fissidens). b. Blätter pfriemenförmig, am Grunde scheidig: Distichiaceae (Distichium). c, Blätter der unfruchtbaren Stengel flügelartig am Grunde mit einander verschmel- zend: Schistostegaceae (Schistostega). B. Blätter in drei oder mehr Zeilen spiralig gestellt. a. Blätter aus 3—4 Schichten von Zellen gebildet, von denen eine innere aus chloro- phyllführenden, schlauchförmigen Zellen besteht, die Aussenschichten aus farb- losen, porösen Zellen zusammengesetzt werden (erinnert auch durch die weiss- liche Farbe an Sphagnum): Leucobryaceae (Leucobryum). b. Blätter mit Ausnahme des Nerven einschichtig. 1. Blätter ohne Papillen. ° a. Blattgewebe locker. * Die sehr kleinen Blätter nur aus wenigen, sehr kleinen Zellen gebildet: Buxbaumiaceae (Buxbaumia). ; ** Blätter aus zahlreichen grossen Zellen gebildet, + Haube kappenförmig. Kapsel ohne Apophyse: Funariaceae (Fu- naria, Amblyodon, Entosthodon). +7 Haube mützenförmig. Kapsel mit kugeliger, birnförmiger oder scheibenförmiger Apophyse: Splachnaceae (Splachnum). ß. Blattgewebe dicht. * Blätter am Grunde mit wesentlich anders gestalteten Zellen: Dicraneae (Dicranum,. Dicranella). ** Blätter am Grunde nicht anders gebaut. + Blätter aus prosenchymatischen Zellen gebildet: Leptotrichaceae (Leptotrichum, Seligeria). +r Blätter am Grunde aus rechteckigen, an der Spitze aus prosenchyma- tösen Zellen gebildet: Bryaceae (Bryum). +rr Blätter aus fast regelmässig sechsseitigen oder quadratischen Zellen gebildet. © Blätter ohne Lamellen: Mniaceae (Mnium). © O Blätter auf der Oberseite mit Lamellen: Polytrichaceae (Po- lytrichum). 2. Blätter mit Papillen. a, Blätter wenig warzig. * Kapsel kugelig, ohne Spaltöffnungen: Bartramiaceae (Bartramia). ** Kapsel birnförmig, mit Spaltöffnungen: Meeseaceae (Meesea, Paludella). Stegocarpae. Gefässkryptogamen. 231 B. Blätter stark warzig, glanzlos. * Mundbesatz meist bleich: Orthotricheae (Orthotrichum). ** Mundbesatz meist purpurn oder braun: Grimmiaceae (Grimmia). IH. Unterordnung. Pleurocarpae. 419. Seitenfrüchtler: Früchte achselständig. A. Blätter glanzlos, papillös oder warzig. a. Kapsel aufrecht, Stengel zerstreut beästet: Leskeaceae (Leskea, Anomodon). b. Kapsel übergeneigt, Stengel fiederig beästet: Thuidieae (Thuidium). B. Blätter meistens glänzend, seltener glanzlos und dann ohne Papillen und Warzen. a. Blätter papillös: Pterogoniaceae (Pterogonium). b. Blätter ohne Papillen und Warzen. 1. Aeusseres Peristom ohne Querleisten: Fabroniaceae (Anisodon), 2. Aeusseres Peristom mit Querleisten. «&, Innerer Mundbesatz ohne Zwischenwimpern. * Im Wasser fiuthende Moose, Stengel dreireihig beblättert: Fontinala- ceae (Fontinalis). ** Auf dem Lande an Felsen oder Bäumen lebende Moose mit vielreihig beblättertem Stengel: Neckeraceae (Neckera). PB. Innerer Mundbesatz meistens mit Wimpern. Hypnaceae (Hypnum, Bra- chythecium, Plagiothecium etc.). III. Gruppe. Die Gefässkryptogamen. 420. Die Gefässkryptogamen zeigen stets einen beblätterten Stamm, der mit seltenen Ausnahmen (manche Hymenophyllaceen, Psilotum, Salvinia) auch Wurzeln entwickelt. Sein Gewebe differenzirt sich in Epidermis, Grundgewebe und Fibrovasalstränge. Letztere sind auf dem Querschnitte des Stammes zerstreut, durch Grundgewebe getrennt; sie sind ferner stets geschlossen, so dass dem Stamme ein Dickenwachsthum abgeht, zeigen im Uebrigen aber mannigfaltige Anordnung zu einander und auch manche Ab- wechselung in ihrem Baue, obgleich das Phlo&m den Xylemkörper meistens scheidenartig umgiebt ($ 85). Die Verzweigung des Stammes ist bald monopodial, bald dichotom. Die Blätter zeigen äusserst verschiedene Formen. In den allermeisten Fällen sind sie die Erzeuger ungeschlechtlicher Fortpflanzungsorgane, der Sporangien, die oft sogar auf eigenthümlich metamorphosirten Blättern oder Blatttheilen entwickelt werden. 421. Die in den Sporangien gebildeten Sporen sind bei manchen Ord- aungen von zweierlei Form und Grösse. Aus ihnen entsteht bei der Keimung ein thallusartiger Zellenkörper, der Vorkeim oder das Prothal- lium, welches als Geschlechtsorgane Antheridien und Archegonien ent- wickelt. Bei zweierlei Sporen erzeugen die sogenannten Mikrosporen nur Vorkeime mit männlichen, die Makrosporen solche mit weiblichen Organen, Der aus der befruchteten Eizelle hervorgehende Embryo wird schon durch die ersten Theilungen in das Gewebe des ersten Blattes, der ersten Wurzel, des Stammscheitels und des Fusses differenzirt. Letzterer ist ein gewöhn- lich wulstartig vortretendes Gewebe, welches sich dem fortwachsenden Archegoniumbauche dicht anschmiegt und dadurch dem Embryo Nahrung aus dem Vorkeime zuführt, so lange er nicht selbst in genügendem Maasse assimilirt, 232. Gefässkryptogamen. Filicinae, ı Die beiden Abschnitte im Generationswechsel dieser Gruppe stehen also in der Weise denjenigen der Muscineen gegenüber, als die vollständig entwickelte, ungeschlechtliche Pflanze der Gefässkryptogamen dem Spor- ogonium der Moose, das geschlechtliche Prothallium der ersteren dem Vor- keime sammt der beblätterten Pflanze der letzteren entspricht. 422. So weit unsere Kenntnisse reichen, lassen sich die Gefässkrypto- gamen in folgende drei Classen eintheilen. VII. Classe.. Filieinae. Die Blätter sind im Verhältniss zum spärlich oder gar nicht verzweigten Stamme in der Regel mächtig entwickelt. Die Sporangien werden zahlreich auf der Unterseite, oder am Rande, oder im Inneren gewöhnlicher oder metamorphosirter. Blätter oder Blattabschnitte entwickelt, die nicht auf bestimmte Regionen des Stammes beschränkt sind. Die Sporen sind von einerlei Form, oder Mikro- und Makrosporen. VII. Classe. Equisetinae. Die Blätter sind im Verhältniss zum ge- wöhnlich reichlich und quirlig verzweigten Stamme klein, scheidenförmig geschlossen und am Rande gezähnt. Die Sporangien werden zu mehreren auf der Unterseite quirlig gestellter metamorphosirter (schildförmiger und gestielter) Blätter entwickelt, die am Ende des Stammes oder seiner Zweige: eine dichte Aehre bilden. Nur eine Art von Sporen, die sich vor denen aller anderen Gefässkryptogamen durch zwei sich kreuzende, mit der Sporenhaut verbundene, spiralig gewundene und sehr hygroskopische: Schleudern auszeichnen. IX. Classe. Lycopodinae. Die Sporangien stehen einzeln auf der Basis oder in der Achsel meist wenig entwickelter, häufig auf. das Ende; der Sprosse beschränkter, gewöhnlicher oder metamorphosirter Blätter. Sporen entweder gleich gestaltet, oder Mikro- und Makrosporen. ; V1I. Glasse. Filieinae. ua 423. Die hie:her gehörenden Ordnungen und Familien, deren .Ge- sammtcharakter im $ 422 gegeben wurde, lassen sich etwa in folgender Weise aneinander reihen. » I. Nur einerlei Sporen, welche ne monöcische, grosse Vorkeime entwickeln (Isosporeae). - RP A. Die Sporangien entstehen frei auf der Oberfläche gewöhnlicher oder nur wenig umgestalteter Blätter. &. Ohne Nebenblätter. Sporangien (so weit near sich nur aus einer Epidermiszelle entwickelnd: Filices. 1. Sporangien nahe der Mi.te mit vollständigem, horizontalem oder schiefem Ringe, auf einem über den Blattrand als Columella vorragenden Nervenende sitzend und von einem zweiklappigen oder röhrenförmigen Indusium um-. geben; Blätter fast immer einschichtig: Hymenophyllaceae. 2. Sporangien mit einem senkrecht über den Scheitel laufenden, Be ken Kl Ringe: Polypodiaceae. 3. Sporangien mit einem schief über die Mitte verlaufenden, vollständigen. Ringe: Cyatheaceae. 4, Sporangien mit einem vollständigen, fast horizontal etwas oberhalb der Mitte, verlaufenden Ringe und gewöhnlich nur zu wenigen auf der Blattunterseite, den Nerven aufsitzend: Gleicheniaceae. 5. Sporangien mit horizontalem, dicht unterhalb des Scheitels rg © vollständigem Ringe: Schizaeaceae, h nd Filices: Stamm. Blätter. Sporangien. 233 6. Ring rudimentär, nahe dem Scheitel des Sporangiums auf der Aussenseite desselben nur von einer kleinen Gruppe dickwandiger Zellen gebildet: Os- mundaceae. b. Mit Nebenblättern. Sporangien aus einer ganzen Gruppe von Epidermiszellen hervorgehend, in der Regel mehrfächerig und ohne oder mit rudimentärem. Ring: Marattiaceae. B. Die Sporangien sind Gewebegruppen im Inneren metamorphosirter Blattabschnitte, welche auf der Vorderseite des Blattes entspringen. Ein Ring fehlt: Ophio- glossaceae. II. Mit zweierlei Sporen in zwei verschiedenen Sporangien: Makrosporangien mit nur einer Makrospore, Mikrosporangien mit zahlreichen Mikrosporen. Die Sporangien sitzen in zu „Früchten“ umgestalteten Blättern vollständig eingeschlossen: Rhizo- carpeae. A. Makro- und Mikrosporangien in derselben Frucht: Marsiliaceae, B. Makro- und Mikrosporangien in verschiedenen Früchten, erstere einzeln oder zw mehreren, letztere zu vielen: Salvliniaceae. l. Reihe. Isosporeae. Nur einerlei Sporen, welche verhältnissmässig grosse, monöcische, selbaner diöcische Vorkeime entwickeln. 30. Ordnung. Filices. 424. Die Axe der Farne ist bald ein im Boden oder auf der Erde oder an Baumstämmen- kriechendes, oft fadendünnes Rhizom, bald ein. schief aufsteigendes wenig entwickeltes Stämmchen, bald ein senkrechter, säulenartiger Stamm. Eine Verzweigung findet seltener statt wie bei an- deren Pflanzen; sie scheint dann in gewissen Fällen dichotom zu sein und nur durch ungleiches Wachsthum der Gabeläste monopodial zu werden, in , den meisten Fällen jedoch von vornherein monopodial aufzutreten. Ge- wöhnlich ist der ganze Stamm mit schuppenartigen Trichomen (Spreu- schuppen), wenigstens an seinen jüngeren Theilen, bedeckt. Eben so häufig- ist er dicht von Neben- und Adventivwurzeln eingehüllt, welche die früh ‚absterbende Hauptwurzel der Farnkräuter ersetzen müssen. Ueber das Wurzelwachsthum ist 8 103 nachzusehen. “ „Die Blätter stehen an Rhizomen oft weit vom nackten Scheitel ent- fernt und in zwei Zeilen geordnet; bei aufrechten oder aufsteigenden Stämmen aber hüllen sie den Vegetationskegel als Knospe ein und sind spiralig gestellt. In der Jugend sind sie mit der Spitze stets spiralig oder schneckenförmig nach vorne eingerollt. Ihr oft lange andauerndes Spitzen- wachsthum wurde bereits im $ 140, das Vorkommen von Brutknospen auf der Lamina und am Blattstiele im $ 134 (S. 88) erwähnt. In ihrer Gestalt und Grösse variiren die Blätter der Farne mehr, als die der meisten anderen Pflanzenfamilien. Vom kleinsten, kaum 1 Cmtr. langen, moosblattähnlichen Blatte der niedrigst organisirten Hymenophylla- ceen, bis zu den 3—4 Meter langen und breiten, vier- bis fünffach gefie- derten Blättern mancher Baumfarne giebt es eine lange Reihe mannigfaltiger Uebergänge. Ebenso wechselnd ist die namentlich für die Classification der fossilen und vieler Gattungen der lebenden Farne wichtige Nervatur, sowie das Vorkommen von Spreuschuppen und Haaren. 425. Die Sporangien der Farne entwickeln sich auf der Unterseite oder am Rande der Blätter, sehr selten auch auf der oberen Blattfläche (Olfersia). In den wenigsten Fällen sind sie gleichmässig (mit Ausnahme 234 Filices: Sporangien. der Mittelrippe) über die ganze Blattunterseite vertheilt, so dass diese dicht von Sporangien bedeckt wird (Acrostichaceen). Meistens entwickeln sie sich über be- stimmten Stellen der Gefässbündel oder Nerven, kleine, bestimmt umschriebene Gruppen (Sori) bildend, die entweder nackt oder von einem schuppenartigen Tri- chomgebilde, dem Schleier oder Indusium, oder auch vom umgeschlagenen Blattrande bedeckt sind. Für die Unterscheidung von Gattungen ist die Gestalt und Anheftung des Schleiers, von dem einige Formen in Figur 91 dargestellt wurden, von Wichtigkeit (vergl. auch s$ 454, 455). Bei manchen Gattungen oder Familien sind die sterilen und fructificirenden Blätter verschieden ge- staltet (Blechnum — Lomaria), oder ein fructificirender Blattabschnitt unterscheidet sich durch seine Form von einem sterilen. Oft ist an den sporangientragenden Blatttheilen das Parenchym bis auf wenige Lagen um die Nerven herum reducirt (Ösmunda, Aneimia etc.). 426. Die Sporangien eines Sorus stehen meistens auf einer über dem Nerven sich erhebenden Anschwel- lung des Blattparenchyms, dem Receptaculum, das häufig einen kurzen Nervenast aufnimmt. Das einzelne Sporangium tritt bei den Polypodiaceen als papillöse Ausstülpung einer einzelnen Epidermiszelle hervor, welche durch Querwand sich abgliedert und gleich darauf noch einmal durch eine Querwand (Basal- wand) in einen Stiel und die eigentliche Sporenkapsel getheilt wird. In letzterer entstehen dann, unter Winkeln von etwa 120° im Kreise divergirend, nach einander drei geneigte, einander schneidende Wände (Fig. 92 A, B), welche drei peripherische (Wand-) Zellen und eine mittlere tetra@drische Zelle bilden. Letztere zerfällt durch eine dem Scheitel parallele Wand in eine tetra@drische Centralzelle (Fig. 92 C: c) und eine vierte Wandzelle. Aus den vier Wandzellen, die sich durch Radialwände weiter theilen (Fig. 2 D-F), entsteht die Sporangienwand, in welcher eine senkrecht über den Scheitel ver- laufende Zellenreihe (Fig. 92 G, r) durch häufigere Theilungen sich zum etwas über die Sporangienoberfläche vortretenden Ringe differenzirt, dessen Innen- und Seitenwände sich stark verdicken (Fig. 92 H: r) und braun oder gelb färben, während die übrigen Wandzellen dünnwandig bleiben. Da, wo bei den Polypodiaceen der Ring auf der Vorderseite des Sporangiums endet, liegen in der Wand gewöhnlich schmale, quergestreckte Zellen, die den Mund (stomium) bilden, wo das Sporangium zur Zeit der Reife durch Streekung des hygroskopischen Ringes aufreisst (Fig. 92 H: m). 427. Die Centralzelle des jungen Sporangiums gliedert zunächst durch den ersten Hauptwänden parallele Theilungen vier Mantelzellen ab (Fig. 92 E: iw), welche sich durch Radial- und Tangentialwände weiter theilen Fig. 91. Verschiedene Formen des Indusiums: a und b Aspidium (die zwei Hauptgruppen), ce Asplenium, d Adiantum, e Davallia, f Trichomanes, g Cycathea, h Dicksonia; nat. Grösse. — -- ee a. 2 Sporangien. Keimung. 235 Fig. 92. (Fig. 92 F: iw), später aber wieder aufgelöst und für die Ernährung der wach- senden Sporen verbraucht werden. Letztere ent- stehen durch wiederholte Zweitheilung der Central- zelle eFig. 92 F: c)in ge- wöhnlich 16 Sporenmutter- zellen und Viertheilung dieser, die entweder si- multan nach den Ecken eines Tetra@ders oder suc- cedan in zwei einander rechtwinkelig kreuzenden Ebenen erfolgt. Im erste- ren Falle sind die Sporen kugeltetra@drisch (radiär) und mit drei leistenarti- gen, sternförmig auf dem Scheitel zusammen- stossenden Verdickungen versehen, im letzteren bohnenförmig (bilateral) und mit nur einer Längsleiste auf der concaven Seite. Die gewöhnlich gefärbte Sporenmembran, welche erst nach erfolg- ter Theilung der Mutterzellen um den Plasmainhalt derselben sich bildet, besitzt ein derbes, cuticularisirtes Exosporium mit verschiedenartigen lo- calen Verdickungen und ein zartes, farbloses Endospor. Im Plasma ist bald Chlorophyll vorhanden, bald nicht. Im ersteren Falle tritt die Kei- mung bereits kurze Zeit nach dem Ausfallen der Sporen ein. In Bezug auf Form des Sporangiums, des Ringes und Stieles treten bei den einzelnen Familien mancherlei Verschiedenheiten auf, die zur Classification benutzt werden ($ 423). 428. Die Keimung der Sporen beginnt bei den Hymenophyllaceen oft schon in der’Kapsel und die ersten Theilungen finden bereitsin dernoch geschlossenen Spore statt, so dass beim Zersprengen des Exospors durch das allein den Vorkeim bildende Endosporium letzterer schon drei- oder vierzellig ist. In allen anderen Fällen sprengt das sich dehnende Endospo- rium das Exospor, dessenRisse in der Mitte der Leisten ($ 427) desselben ver- laufen, und tritt als Papille hervor (Fig. 93 A), die sich schlauchförmig verlängert und bei den Osmundaceen durch Querwand als erstes Wurzel- haar (Fig. 95 F: w) abgetrennt wird, während der eigentliche Vorkeim vorläufig vom Exospor (Fig. 93 F: s) bedeckt bleibt. Bei den übrigen Fa- milien, deren Sporen-Keimung bekannt ist, wird der zuerst vortretende Fig. 2. A-G. Entwickelung des Sporangiums von Aspidium trifo- liatum (Vergr: 350). — H. Reifes geöffnetes Sporangium von Lindsaya re- pens (Vergr. 250) — c Centralzelle, w Wand, iw innere Wandschicht (Mantelzellen), r Ring, m Mund. 236 Filices: Vorkeim. Theil des Endöspors zum Vorkeim, das erste Wurzelhaar durch Ausstülpung einer sich schlauchartig verlängernden Papille an dessen Basis gebildet (Fig. 93 B: w). Die Theilungen im Vorkeime erfolgen nicht strenge nach einer Regel. Bei den Osmundaceen wird der Vorkeim gewöhnlich schon durch die ersten Wände zur Zellenfläche, oft sogar zum Zellenkörper. Bei den Polypodiaceen und Cyatheaceen dagegen stellt er meistens zuerst eine Zellenreihe dar (Fig 93 B, C), die durch in ihren vorderen Zellen auf- tretende Längs- und Querwände in eine Zellenfläche umgewandelt wird, wobei bald eine zweischneidige, rechts und links segmentirende Scheitel- 4 E m AN ea N 85% zelle von kurzer Dauer auftritt (Fig. 93 D), bald diese fehlt und eine Reihe gleichwerthiger Randzellen von Anfang an das Flächenwachsthum durch abwechselnde Radial- und Tangentialtheilungen vermittelt (Fig. 93 E). Durch rasches Wachsthum der seitwärts von dieser Zellenreihe gelegenen, sich sehr unregelmässig theilenden Zellen wird der Vorkeim gewöhnlich bald Fig. 9. A-C Keimung der Sporen von Dicksonia antarctica (Vergr. 200). — D, E Vorderer Theil zweier Vorkeime von Aspidium Filix mas (Vergr. 120) — F Keimende Spore von Todea (Vergr. 240. — G—H. M Antheridien von Aneimia hirta (Vergr. ca. 300). — J—-L Antheridien von Osmunda regalis (Vergr. 200). — N Spermatozoiden von Osmunda (Vergr. 500). — s Sporenhaut, v Vorkeim, w erstes Wurzelhaar. Antheridien. Archegonien 237 'herzförmig (Fig. 93 E); am Rande auftretende Adventivsprosse machen ihn “oft unregelmässig lappig. In seiner mittleren Region, vom in der Ein- buchtung gelegenen Vegetationspunkte nach hinten hin, treten endlich Thei- lungen parallel der Vorkeimfläche ein, so dass hier ein Gewebepolster als eine Art Mittelrippe entsteht, während die flügelartigen Seiten des Vor- keimes einschichtig bleiben. Auf diesem Gewebepolster, das auf der Unter- seite stark vorspringt, entstehen auch die meisten der einzelligen Wurzel- ‚haare. — Der oft über einen Centimeter lange und breite, gewöhnlich zarte Vorkeim zeichnet sich durch freudig grüne Färbung aus. 429. Der Vorkeim der Farne zeigt selten Neigung zur Diöcie; er ist fast immer monöcisch und entwickelt die Antheridien am Rande oder auf den einschichtigen Flügeln, die Archegonien auf dem Gewebepolster, beide auf der Unterseite und letztere in der Regel etwas später als die ersteren. Die Antheridien sind halbkugelig über die Vorkeimfläche tretende Zellenkörper, deren einschichtige Wand eine Anzahl zuletzt kugeliger Zellen als Mutterzellen der Spermatozoiden einschliesst (Fig. 93 J-L). Das ein- zelne Antheridium ist zunächst eine halbkugelige Zelle, welche sich in ver- schiedener Weise theilt. Bei Aneimia entsteht zuerst eine Querwand, der sich eine glockenförmige Wand allseitig aufsetzt (Fig. 93 G). Die Aussen- zelle zerfällt dann durch eine etwas über der Mitte sich bildende Ring- wand in eine Deckenzelle und Ringzelle (Fig. 95 H im Durchschnitt). Bei Osmunda treten statt der ersten Querwand zwei einander schief aufgesetzte Wände auf und die dann in gleicher Weise entstehende glockenförmige Aussenzelle theilt sich durch über den Scheitel verlaufende senkrechte Wände in vier oder mehr, später meist wellig gebogene Zellen (Fig. 93 K und L, letztere von oben). In beiden Fällen entstehen aus der Central- zelle durch wiederholte Zweitheilung (Fig. 93 H) die Mutterzellen der Spermatozoiden. In jeder derselben entwickelt sich ein schraubig gewun- ‚dener Samenkörper, der an den ersten Windungen auf der einen Kante eine Reihe beweglicher Wimpern trägt (Fig. 9 N), während das stärkere Hinterende beim Verlassen der durch einen Riss des Antheridienscheitels «Fig. 93 M) entleerten, ihre Membran lösenden Mutterzellen gewöhnlich noch _ einen Rest des Plasmas seiner Mutterzelle als Blase eine Zeit lang mit- schleppt. 4350. Die Archegonien sind bei den Farnen sehr gleichmässig ge- baut und entwickeln sich auch bei allen in derselben Weise. Eine ober- Nächlich gelegene Zelle des Vorkeimpolsters theilt sich zuerst durch eine ‚der Oberfläche parallele Wand in eine Innen- und Aussenzelle; erstere lie- fert die im Vorkeimgewebe eingeschlossen bleibende Centralzelle (Fig 94 B: c), letztere den sich vorwölbenden Hals Dieser wird zunächst durch übers Kreuz entstehende senkrechte Wände in vier Zellen zerlegt (Fig.94 A:a in der Flächenansicht — B, h im Längsschnitt), welche durch eine schlauchförmige Verlängerung der Centralzelle nach aussen vorgewölbt werden (Fig. 94 C), dabei sich wiederholt durch Querwände theilen (Fig, 94 C—F, letztere die Körperansicht zeigend) und so die vier Zellenreihen des verschieden langen und oft etwas gekrümmten Halses liefern. Während letzterer emporwächst, gliedert sich die Verlängerung der Centralzelle als Halscanalzelle durch eine Querwand ab (Fig.94D,G: hc)und dann wird noch einmal eine niedrige > Bauchcanalzelle (Fig. 94 E: bc) von der Centralzelle abgeschnitten. Bei der “ 238 Filices: Archegonien. Embryo. Reife des Archegoniums werden die Wände beider Canalzellen in Gallerte umgewandelt; der Hals, dessen Zellenreihen an der Spitze aus einander weichen (Fig. 94 H), wird geöffnet, ein Theil des Canalinhaltes ausgestossen Fig. 9. (vgl. 8 395, S.218) und so das aus dem Plasma der Centralzelle gebildete Ei (Fig. 94 J: e) für die Samenkörper zugänglich gemacht, von denen einer in das vordere hellereEnde, den Empfängniss- oder Befruchtungsfleck, eindringt.. 431. Das befruchtete Ei entwickelt sich als Embryo zum jungen Farnkraute. Nach Umhüllung mit einer Membran theilt sich dieser durch eine der Archegoniumaxe ziemlich parallele Wand in zwei halbkugelige Zellen, die sich abermals sofort durch zwei senkrecht zur ersten Wand stehende Wände in Kugelquadranten theilen (Fig. 95 A), während der un- tere Theil des Archegoniumhalses durch Vorwölbung seiner Zellen sich: schliesst, der obere Theil abstirbt. Jede der vier Quadrantenzellen aber Fig. 94. Entwickelung des Archegoniums von Osmunda.. A Erste Anlage von der Fläche gesehen, B dieselbe im senkrechten Durchschnitt. — C—E Weitere Entwickelungsstufen, Längsschnitt. — F Geschlossener und H geöffneter Hals. — G Hals im Querschnitt. — J Zur Befruchtung reifes Archegonium. — a Archegonium, h Hals desselben, c Centralzelle, e Ei, be Bauchcanalzelle, he Halscanalzellee — Vergr. von B-J=24, A schwächer. | NEUE TI NEE Embryo. Fossile-Farne. Hymenophyllaceae. 236: entwickelt sich durch weitere Theilungen zu einem bestimmten Organe der jungen Pflanze : aus der vorderen unteren Zelle geht das erste Blatt (Fig. 95 B: b), aus der unteren hinte- ren die schon früh ihre Scheitelzelle zeigende erste Wurzel (Fig. 95 B: w) hervor; aus dem. vorderen oberen Quadranten (oder einem Theile desselben) entwickelt sich der Stamm- 4 scheitel (Fig. 95 C: v), der unmittelbar über- dem ersten Blatte liegt, und aus dem oberen hinteren ein eigenthümliches Organ, der Fuss. (Fig. 9 B, C: f — $ 421), der die Verbin- dung des Embryo mit dem Vorkeime her- stellt. Schliesslich wird der Archegonium- bauch durchbrochen, und während die Wur- zel in den Boden dringt, wachsen Stamm-- scheitel und namentlich das erste Blatt im. Bogen nach vorne und zwischen den Lappen des Vorkeimes aus der Einbuchtung desselben nach oben. Die ersten (Primordial-) Biätter- sind stets von den entwickelten Blättern der- betreffenden Art sehr verschieden und ein-- facher gebaut. Erst nach und nach gehen die- folgenden Blätter in die Normalform über. 432. Die Classe der Farne, deren Artenzahl sich. auf etwa 3300 beläuft, erreicht ihren grössten Formen-- reichthum in den Tropen und subtropischen Regionen, wo sie besonders in feuchten, schattigen Wäldern hei- misch sind. Fossil kennt man eirca 900 Arten, die in 154 Gattungen untergebracht werden. Von. diesen sind indessen über 100 Arten Stämme, Blattstiele etc., deren Zugehörigkeit zu Blättern. unbekannt ist. Von den übrigen sind meistens nur sterile Blätter bekannt, die nach dem. Verlaufe der Nervatur bestimmt und (mit Ausnahme der lebenden Gattungen angehörenden. Arten aus den jüngeren Formationen) in die fünf Familien der Sphenopterideen, Neuropteri— deen, Pecopterideen, Taeniopterideen und Dictyopterideen gegliedert werden. Fructifica-- tionen sind bei fossilen Farnen verhältnissmässig selten. Die ersten Farne treten im Devon auf. Eine sehr hohe Entwickelung erreichen sie in der Steinkohlenperiode, aus welcher- die Gattungen Sphenopteris, Neuropteris, Pecopteris u. a. in vielen Arten bekannt sind.. Auch in der Trias und namentlich im Jura sind sie noch reich und in zum Theil sehr: eigenthümlichen Gattungen (besonders der Dictyopterideen) vertreten. Die mit lebenden. identifieirten Gattungen treten vom Jura an auf (Gleichenia),. Lygodium und Asplenium. finden sich auch schon in der Kreide, die meisten jedoch erst im Tertiär (namentlich Pteris, Blechnum, Polypodium, Aspidium, Osmunda). 433. (Fam. 59.) Hymenophyllaceae. Das Blattparenchym ist mit. wenigen Ausnahmen einschichtig und ohne Spaltöffnungen. Die Sori sind immer randständig und der fructificirende Nerv setzt sich über den Blatt- rand hinaus als oft lang fadenförmige, vom Indusium ganz oder theilweise- Fig. 9. Fig. 9. Pteris aquilina, Embryoentwickelung nach Hofmeister. A. Archegonium mit dem vierzelligen Embryo. — B Etwas älterer Embryo.. — C Junge Pflanze, welche eben das Prothallium durchbrochen hat Vergr. von A und B = 300, C schwächer vergr. — v Vegetationskegel‘' b Blatt, w Wurzel, f Fuss, p Prothallium. v 240 Hymenophyllaceae. Polypodiaceae. -eingeschlossene Columella fort (Fig. 91 f), an welcher die Sporangien in basipetaler Anordnung entwickelt werden. Das Sporangium ist sitzend oder kurz gestielt; es öffnet sich mit einem senkrechten Riss und sein Ring ist vollständig und verläuft schief oder fast horizontal etwa über die Mitte desselben. Der Vorkeim erinnert in seinen ersten Entwickelungsstadien an denjenigen der Muscineen ($ 428). Trichomanes besitzt ein röhren- oder trichterförmiges, Hymenophyllum ein zweiklappi- ges Indusium. Die meisten der etwa 200 Arten sind Tropenbewohner; zu ihnen gehören die kleinsten und einfachst gebauten Farne. Hymenophyllum tunbridgense kommt sehr selten im Utte- walder Grunde in der sächsischen Schweiz vor. j 434. (Fam. 60.) Polypodiaceae. Der senkrecht über den Scheitel verlaufende Ring des meistens mit einem (aus 2 oder 3 Zellenreihen be- stehenden) Stiele verschenen Sporangiums ist nicht vollständig (Fig. 92 H); ‚das Aufspringen desselben erfolgt durch einen Querriss Die Stellung der Sori und die Form und Anheftung des Indusiums sind sehr verschieden. Circa 2800, grösstentheils in den Tropen vorkommende Arten. Man unterscheidet sechs Unterfamilien. 1. Davalliaceae. Sorus randständig oder fast randständig, mit becherförmigem Indusium (Fig. 91e): Davallia. 2, Pterideae. “ori nahe vor dem Rande des Blattes, oft zu einer Reihe verschmolzen, ‘vom umgeschlagenen Blattrande als Schleier bedeckt: Pteris, Cheilanthes, Adiantum (Fig. 91 d). . 3. Aspidieae. Sori einzeln auf der Unterseite des Blattes, rundlich, mit schild- oder nierenförmigem Schleier (Fig. 91 a, b); selten ohne Schleier und dann von den Polypodieen .durch die sich vom Rhizome nicht abgliedernden Blattstiele zu unterscheiden: Aspidium, :Cystopteris, Woodsia, Phegopteris (ohne Schleier). 4, Asplenieae. Sorus unterseits, länglich oder linienförmig, das Indusium lang ge- -streekt, seiner ganzen Länge nach der Seite des Nerven angeheftet (Fig. 91c): Asplenium, -Blechnum, Scolopendrium. 5. Polypodieae. Sorus auf der Unterseite des Blattes, nackt; Blattstiel unter Zu- 'rücklassung einer Narbe sich vom Rhizome abgliedernd: Polypodium. 6. Acrosticheae. Sporangien die ganze Blattunterseite bedeckend: Acrostichum. 435. Deutsche Gattungen sind folgende: I. Fruchtbare und unfruchtbare Blätter verschieden gestaltet. A. Fruchtbare Blätter einfach fiedertheilig. 1. Fruchtbare Fiedern fast flach. Sorus lang, linienförmig, meist die ganze Fieder- länge zu jeder Seite des Mittelnerven einnehmend. Schleier nach dem Mittel- nerven zu offen: Blechnum. 2. Fruchtbare Fiedern durch Umrollung des Blattrandes rundlich, knotig - uneben, nach Ausstreuung des Sporen verflacht. Sori rundlich, fast die ganze Unterseite bedeckend, ihr Schleier nach dem Fiederrande zu offen: Onoclea. B. Fruchtbare Blätter mehrfach getheilt. Sori zu einer Linie am Fiederrande ver- schmolzen, von letzterem als Schleier bedeckt: Allosorus. ‚II. Fruchtbare und unfruchtbare Blätter gleich. A. Sorus ohne Schleier. 1. Sori rundlich, &. Blattstiel gegliedert: Polypodium. b. Blattstiel ungegliedert: Phegopteris. 2. Sori linienförmig. &. Sori auf dem ganzen Rücken der Nerven: Gymnogramme. b. Sori nur auf der Seite des Nerven, wie bei Asplenium und von dieser Gat- tung nur durch dıs Fehlen des Schleiers verschieden: Ceterach. B. Sorus mit Schleier. 1. Schleier unterständig (d. h. unter dem Fruchthaufen entspringend, daher dieser oft scheinbar nackt). a. Schleier halbseitig, muschelförmig, zuletzt zurückgeschlagen: Cystopteris. Cyatheaceae. Gleicheniaceae. Schizaeaceae.Osmundaceae. 241 b. Schleier allseitig, napfförmig, am Rande in haarartige Zipfel zerschlitzt : Woodsia. 2. Schleier oberständig, von oben her den Sorus bedeckend. 3. Schleier am Blattrande entspringend, Sorus randständig. f Sorus und Schleier linienförmig: Pteris, 7 r Sorus und Schleier rundlich, in Einbuchtungen des Blattrandes sitzend: Adiantum. b. Sorus und Schleier von der Blattunterfläche entsp ngend. f Schleier schild- oder nierenförmig, Fruchthaufen rundlich: Aspidium. +r Schleier und Fruchthaufen länglich, linienförmig. «&. Sori einzeln, Schleierränder (bei unseren Arten) alle nach einer Rich- tung geöffnet: Asplenium. ß. Sori paarweise genähert, ihre Schleier mit den freien Rändern einan- der zugekehrt und wenigstens in der Jugend sich mit denselben ge- genseitig deckend: Scolopendrium. Officinell ist der Wurzelstock von Aspidium Filix mas Sw. (Rhizoma Filicia — Bestand- theile: fettes Oel, Harz, Filixsäure etc.), welches durch ganz Europa, Nordasien und Nord- amerika verbreitet ist. Im Handel kommt oft die aus Südafrika stammende Radix Pannae (von Aspidium athamanticum Kze) vor. Obsolet ist das Rhizom von Polypodium vulgare. 436. (Fam. 61.) Cyatheaceae. Von den Polypodiaceen wesentlich nur durch den schief neben dem Stiel herlaufenden, vollständigen Ring verschieden. ., Etwa 200 Arten, die fast sämmtlich in den Tropen, namentlich in Südamerika, zu Hause sind und unter denen die meisten baumförmigen Wuchs zeigen. &. Sori auf dem Ende der Nerven am Blattrande: Cibotium und Dicksonia be- sitzen ein Indusium, das mit dem Blattzahne einen zweiklappigen Behälter bildet, Thyr- 8opteris ein gestieltes becherförmiges Indusium. — b. Sori auf der Blattfläche: Also- p hila ohne, Cyathea mit becherförmigem, Hemitelia mit muschelförmigem Indusium. 437. (Fam. 62.) Gleicheniaceae. Sporangien auf der Blattunter- seite zu 2-4, seltener mehr, die Sori bildend, sitzend, mit horizontal oder schief um die Mitte verlaufendem, vollständigem Ringe, durch Längsriss sich öffnend. Etwa 40 Arten, meistens in den Tropen; Stamm kriechend; Wachsthum der meist wie- derholt gabelig gefiederten Blätter von sehr langer Dauer (8140). Gleichenlia. 438. (Fam. 63.) Schizaeaceae. Sporangien meistens auf meta- morphosirten Blattabschnitten, sitzend oder kaum gestielt, mit scheitel- ständigem, vollständigem Ringe, durch einen Längsspalt sich öffnend. Etwa 70 Arten, meist in den Tropen. Lygodium besitzt mehrere Meter lange, gefie- derte Blätter mit windender Mittelrippe ; seine Sporangien stehen einzeln unter einem ta- schenförmigen Indusium auf den Zähnen metamorphosirter Blattzipfel oder Fiedern. Bei Schizaea stehen die Sporangien reihenweise auf ährenförmigen Blattlappen. Bei den meisten Formen von Aneimia sind die beiden untersten Blattfiedern lang gestielte, mit Sporangien bedeckte Rispen ohne Blattparenchym, an denen die einzelnen Sporangien aus der Scheitel- zelle der metamorphosirten Blattlappen hervorgehen. Bei Mohria sitzen die Sporangien auf den Zähnen gewöhnlicher Blattfiedern. 439. (Fam. 64.) Osmundaceae. Sporangien kurz und dick gestielt, ohneRing; statt dessen nahe unter dem Scheitel auf der Rückenseite eine eigen- thümliche Gruppe dickwandiger, allmälig in die gewöhnlichen Wandzellen übergehender Zellen (rudimentärer Ring), von welcher aus sie sich auf der Bauchseite mit einem Längsspalt öffnen. ' 10 Arten, von denen die auch in Deutschland vorkommende Osmunda regalis über alle Erdtheile verbreitet ist. Die Arten der Gattung Osmunda tragen die zahlreichen Sporan- gien an metamorphosirten, parenchymlosen, rispenartigen Blattabschnitten (O. regalis an der Spitze des Blattes), oder an eben solchen Blättern. Bei Todea stehen sie auf der Unterseite gewöhnlicher Blätter, die bei der Untergattung Leptopteris, wie bei den Hymnophyllaceen, einschichtiges Parenchym haben. Luerssen, Botanik. 16 242 z Marattiaceae. 31. Ordnung. Marattiaceae. 440. (Fam. 65.) Marattiaceae. Die Axe der Gattung Kaulfussis ‚st ein oberirdisch kriechendes Rhizom, diejenige der übrigen Marattiaceen (Marattia, Angiopteris, Danaea) ein aufrechter Stamm, der bei Angiopteris bis fast 1 Mtr. Höhe und Durchmesser erreicht, bei alien im Allgemeinen fast kugelige Form besitzt, ohne sich zu verzweigen. Die (besonders bei Marattia und Angiopteris) meist mächtig entwickelten Blätter haben an sr etwas verdickten Blattstielbasis zwei Kräftige, schuppenförmige Neben- ätter. die nach dem Abfallen des Blattes stehen bleiben und die ganze ammoberfläche bedecken. Aus ihnen entstehen (oft schon am Stamme) sehr leicht Adventivknospen. In der Knospe sind die Blätter, wie bei den Farnen, schneckenförmig nach vorne eingerollt. Die Sporangien entstehen auf der Unterseite der Blätter über den Nerven und zwar aus einer ganzen Gruppe von Epidermiszellen, die zuerst das Receptaculum bildet. Auf diesem erheben sich bei Angiopteris mehrere freie, einfächerige Sporangien aus Gruppen von Epidermiszellen, die in zwei Längsreihen geordnet sind. Das einzelne Sporangium besitzt ferner bei dieser Gattung eine derbe mehrschichtige Wand und auf dem Scheitel einen rudimentären Ring als Gruppe dickwandiger Zellen, ähnlich wie bei demjenigen der Osmundaceen; es öffnet sich mit einem Längsspalt auf der Bauchseite. Bei der Gattung Marattia entsteht auf dem Receptaculum nur ein Sporangium, das in Form zweier Längswülste sich erhebt, die später an ihrem ganzen Rande mit einander verschmelzen, um sich erst bei der Reife wieder zu trennen. In dem anfänglich ganz gleichmässigen Gewebe jeder einem Wulste entsprechenden Sporangiumhälfte entsteht eine Längsreihe von Fächern, die durch zwischenliegende Scheidewände stärker verdickter Zellen getrennt sind und aus deren centralem Gewebe zahlreiche Sporen durch endliche Viertheilung der Mutterzellen er- zeugt werden. Auf eine einzelne Zelle ist hier und bei Angiopteris das Sporenmutterzellgewebe nicht zurückzuführen. Das reife Sporangium, dessen Wand stets aus mehreren Zellenlagen be- steht, öffnet sich wie eine zweiklappige Kapsel (Fig. 9%) und entlässt auf der Innenseite jeder Hälfte die Sporen durch Längsrisse, die sich in der Zahl der Fächer zwischen Gruppen dünnwandig gebliebener Zellen bilden. Die Sporangien von Danaea sind ähnlich denen von Marattia gebaut; nur Öffnet sich jedes Fach durch ein auf dem Scheitel entstehendes Loch. Bei Kaulfussia ist das Sporangium napfförmig; die Fächer liegen zum Kreise geordnet und öffnen sich durch je eine Längsspalte nach der cen- tralen Grube zu. — Die mehrfächerigen Sporangien von Marattia, Danaea und Kaulfussia werden vielfach auch als Sori verwachsener Sporangien Marattiaceae Ophioglosseae. 243 441. Aus den keimenden Sporen von Marattia bilden sich ziemlich grosse, sehr langsam und oberirdisch wachsende, dicke, saftige, dunkel- grüne Vorkeime, welche Neigung zur Diöcie zeigen. Ihre Antheridien sind ganz eingesenkt und werden sowohl auf der Unter-, als auch auf der Oberseite gebildet. Ihre Mutterzelle, die nicht über die Oberfläche vor- tritt, theilt sich durch eine der letzteren parallele Wand in eine grosse Centralzelle, welche durch wiederholte Zweitheilung die Mutterzellen der Spermatozoiden liefert und in eine flache Aussenzelle, welche die Decke des Antheridiums bildet und sich durch mehrere einander schneidende, senk- rechte Wände in einige peripherische und eine kleine dreiseitige, mittlere Zelle theilt; letztere wird bei der Entleerung des Antheridiums in der Regel ausgestossen. Die Spermatozoiden sind wie bei den Farnen gestaltet. Die Archegonien stimmen in ihrer Entwickelung mit denen der Farnkräuter überein. Nur ist ihr Hals aus nur 2—4 Zellenetagen gebildet, von denen höchstens die zwei oberen über die Vorkeimfläche vortreten, so dass das Archegonium in seiner Form sehr an dasjenige von Salvinia (Fig. 98 c) erinnert. Die Befruchtnng findet wie bei den Farnen statt; die jüngeren Em- bryonen sind unbekannt, die ältesten wie bei den Farnkräutern gegliedert. Stämmchen und erstes. Blatt durchbrechen den ganzen Vorkeim senkrecht nach oben, die Wurzel durchwächst ihn senkrecht nach abwärts. 442. Die Marattiaceen, circa 20 Arten enthaltend, sind Tropenbewohner. Fossil treten sie vom Keuper bis Tertiär (Miocen) auf (Angiopteridium, Marattiopsis). Scolecopteris ist durch die prächtige Erhaltung der im Chalcedon (der Dyas?) eingeschlossenen Sporangien be- merkenswerth, die denen von Marattia nahe kommen, deren Fächer aber im oberen Theile getrennt sind. 32. Ordnung. Ophioglosseae. 443. (Fam. 66.) Ophioglossaceae. Das kurze, Fig. 9. aufrechte, in der Erde steckende Stämmchen ist äusserst selten verzweigt und wächst sehr langsam. Sein Vegeta- tionskegel steckt tief zwischen den Blattscheiden. Auch von den langsam wachsenden Blättern ($ 140) ist jedes jün- gere von der Scheide und den Nebenblättern der älteren umschlossen. Das von Blättern freie ältere Stück des Stam- mes ist dicht mit Blattnarben und dicken, fleischigen Wur- zeln bedeckt. Letztere entwickeln durch Adventivknospen häufig neue Pflanzen. Die Blätter sind so verzweigt, dass ein fructificiren- der Spross aus der Vorderseite des sterilen entspringt (bei Ophioglossum palmatum sind mehrere Sporangienähren vor- handen). Bei Ophioglossum sind beide Zweige meist einfach, bei Botrychium und Helminthostachys wieder verzweigt. 444, Die Sporangien sind vollständig in das Gewebe des fertilen Blattes eingesenkte, von dem gewöhnlichen Pa- renchym umgebene und von der normalen Epidermis als äusserste Wandschicht überzogene Zellencomplexe, die bei Fig. 97. Längsschnitt aus der Spitze der Sporangienähre von Ophio- glossum vulgatum, wenig vergrössert. g Gefässbündel, s Sporenfächer. 16 * - 244 Ophioglosseae. Salviniaceae. Ophioglossum in zwei Reihen in .der sogenannten Aehre (Fig. 97, s), bei Botrychium einzeln in je einem letzten Zipfel des rispigen Blatttheiles liegen. Die Sporenmutterzellen theilen sich in vier tetraödrisch gelegene Zellen, deren Plasma sich mit einer Membran umhüllt und so zur Spore wird, während die Mutterzellmembranen sich lösen. Die Rissstelle der sich quer öffnenden Sporenfächer ist durch zwei über einander liegende Schichten kleinerer, zarterer Zellen schon früh in der Wand kenntlich ge- macht (Ophioglossum). Der Vorkeim entwickelt sich unterirdisch als ein chlorophyllloser knolliger, parenchymatischer Gewebekörper, der sich bei Ophioglossum in einen wurmförmigen, bis mehrere Centimeter langen Auswuchs verlängert und welcher beiderlei Geschlechtsorgane trägt. Die Antheridien sind dem Vorkeimgewebe vollständig eingesenkt. von einer bis zwei Zellenlagen be- deckt. Ihre Spermatozoiden sind denen der Farne ähnlich. Die Arche- gonien treten nur mit einem kurzen Halse hervor. Ihre Entstehung scheint denen der Farne zu gleichen. Die Entwickelung des Embryo ist nicht vollständig bekannt. 445. Die Ophioglossaceen sind arm an Formen. Man kann etwa 12 Arten unterschei- den, von denen das gemeine, über die ganze Erde verbreitete und sehr variirende Ophio- glossum vulgatum allerdings oft in viele Arten gespalten wird. In Deutschland sind heimisch: Ophioglossum: Fertiler Blatttheil ährenförmig. Botrychium: Fertiler Blatttheil doppelt bis mehrfach fiedertheilig (rispenförmig). Ein fossiles Ophioglossum wird aus dem Tertiär beschrieben. II. Reihe. Heterosporeae. Es werden zweierlei Sporen in zwei verschiedenen Sporangien ent- wickelt: in Mikrosporangien viele Mikrosporen, welche einen rudimentären männlichen Vorkeim mit Antheridium liefern — und den weiblichen Vor- keim mit Archegonien erzeugende Makrosporen in Makrosporangien. 53. Ordnung. Rhizocarpeae. Die Sporangien entstehen in Früchten, welche metamorphosirte Blätter oder Blattzipfel sind, und die entweder nur Makro- oder Mikrosporangien (Salviniaceae) oder beide durcheinander (Marsiliaceae) einschliessen. 446. (Fam. 67.) Salviniaceae. Diese Familie ist in Deutschland nur durch die Salvinia natans vertreten: eine kleine, schwimmende Wasser- pflanze, deren dünnes, verzweigtes Stämmchen nur einen centralen Fibro- vasalstrang enthält, in der Rinde weite, regelmässig gelegene Luftgänge führt und mit einer zweischneidigen Scheitelzelle wächst, welche nach rechts und links Segmente abschneidet. Die Blätter stehen zu dreien im Quirl: je zwei Blätter mit flacher, ungetheilter, ovaler Spreite entspringen auf der Rückenseite und sind die „Luft- oder Schwimmblätter“, deren Ge- webe zwei Lagen grosser Luftkammern enthält, die durch einschichtige Scheidewände getrennt werden; das dritte „Wasserblatt“ entsteht auf der Bauchseite des Stengels und hängt als wurzelartiges Organ, in viele be-' haarte Zipfel zerschlitzt, ins Wasser hinab. Eine echte Wurzel fehlt. 447. Die Sporangien sind in einfächerige Früchte eingeschlossen. Dieselben sind ziemlich kugelig, fast erbsengross, behaart, braun und ent- springen zu 4—8 büschelig auf kurzem Stiele zwischen den Zipfeln des Salviniaceae. 245 Wasserblattes. Ihre Wand ist von einer Schicht bogig von oben nach unten verlaufender Luftkanäle durchzogen. Die oberen Früchte enthalten gewöhn- lich Makro-, die unteren Mikrosporangien. Jede Frucht ist ein metamor- phosirter Blattzipfel, welcher zu der die Sporangien entwickelnden Colu- mella (Receptaculum) auswächst, während an seiner Basis ein Ringwulst von Zellen sich erhebt, der emporwächst und über der Columella zu einer endlich ganz geschlossenen Hülle, der Sporenfruchtwand, zusammenneigt. Letztere gleicht somit dem unterständigen Indusium mancher Farne (Hy- menophyllaceen, Cyathea-Arten, bei denen jedoch der Schleier offen — Diacalpe, bei welcher Gattung er vollständig, wie hier, geschlossen ist). Die Mikrosporangien sind kugelig und lang gestielt, die Makrosporangien eiförmig und kurz gestiel. Beide stimmen in ihrer Entwickelung mit denen der Polypodiaceen überein, bilden aber in ihrer zuletzt auch ein- schichtigen Wand keinen Ring aus. Die aus der Centralzelle hervorgehen- den 16 Sporenmutterzellen entwickeln in den Mikrosporangien 64 Mikro- sporen; dieselben liegen einer aus den zerstörten Mutterzellen hervorge- gangenen schaumigen Schleimmasse eingebettet, die später hart wird und dann eine anscheinend zellige Structur zeigt. Die Makrosporangien ent- wickeln sich bıs zur Anlage der Sporen ganz gleich. Von da ab bildet sich aber nur eine Spore weiter aus. Diese wächst, ihre Schwestersporen verdrängend, mächtig heran, füllt bald das ganze Sporangium aus und wird von dem aus den resorbirenden Zellen entstehenden Schaume überzogen, der das am Scheitel dreilappige Episporium bildet. Nach Entwickelung der Sporenfrüchte geht die einjährige Pflanze zu Grunde. Die Früchte werden durch Verwesung geöffnet. Die Keimung findet im Mai statt. 448. Die Mikrosporen bleiben bei der Keimung im Sporangium eingeschlossen. Das schlauchförmige, sehr rudimentäre, männliche Fig. 98. durchbricht Schaummasse tritt mit seinem stumpfen Querwand abgegliedert. Das dadurch angelegte Anthe- ridium theilt sich durch eine Querwand in zwei Zellen und in jeder Zelle bilden sich durch zweimalige Zweitheilung des grössten Theiles des Plasmas vier Spermatozoiden (Fig. 98 b), die durch deckelförmiges Aufreissen des Antheridiums frei werden. | Das weibliche Prothallium entsteht innerhalb des Scheitels zu- Fig. 98. Salvinia natans, nach Pringsheim a Stück vom Umfange eines Mikrosporangiums mit Antheridien. b Spitze des Mikrosporenschlau- ches mit dem zweizelligen Antheridium. c Archegonium. a=250, b=580, c=300 mal vergr. NE) Prothallium, welches die | einzelne Spore entwickelt, und Sporangiumwand und | Ende nach aussen (Fig. 98 a). Letzteres wird durch eine 246 Salviniaceae. Marsiliaceae. nächst als eine Ansammlung dichten Plasmas, welche in eine Anzahl Zellen zerfällt, die sich erst später mit Membran umhüllen und zu einem kleinen -Gewebekörper, dem Vorkeim, verschmelzen, der durch eine Membran (Diaphragma) von dem die Reservestoffe führenden übrigen Sporenraume abgegrenzt ist Sporenmembran und Sporangien werden dann über dem Scheitel des chlorophyllreichen Vorkeimes gesprengt, der aber die Makro- spore nicht abstreift, sondern mit ihr in Verbindung bleibt. In seiner Grösse bleibt er hinter dem der Farne zurück Die Entwickelung des Archego- niums (Fig. 98 c) erfolgt ähnlich wie bei den Farnkräutern. Sein Hals bleibt kurz, wie bei den Marattiaceen. 449. Nach_der Befruchtung schliesst sich der Halscanal des Archego- niums und der Embryo tbeilt sich zuerst durch eine Wand in eine hintere, unter der Archegoniummündung gelegene, und eine vordere Zelle. Letztere wird durch eine weitere (auf die erste senkrechte) Wand in eine untere, den Vegetationskegel des Stämmchens liefernde, und in eine obere, das erste schildförmige Blatt bildende Zelle getheilt. Aus der ganzen hinteren Zelle geht der Fuss des Pflänzchens hervor (vergl. $ 431, Fig. 95 A). Das Prothallium wächst während der Heranbildung des Embryo rechts und links in je einen flügelartigen Lappen aus, der weit neben der Spore herun- terhängt. An dem aus dem Vorkeime hervortretenden Pflänzchen werden die beiden auf das schildförmige Blatt folgenden gestielten, den Schwimm- blättern schon ähnlichen Blätter auch noch einzeln angelegt. Erst am vierten Knoten des Stämmchens entwickelt sich der erste normale Blatt- wirtel. 450. Die Salviniaceen umfassen kaum ein Dutzend Arten, von denen Salvinia natans durch ganz Europa, Nordasien und Nordamerika verbreitet ist. Die nur in wärmeren Kli- maten vorkommende Gattung Azolla besitzt statt der Wasserblätter Wurzeln, zeichnet sich aber vorzüglich dadurch aus, dass die Makrospore des einzeln stehenden Sporangiums auf ihrem Scheitel eine Anzahl eigenthümlicher, schaumiger Schwimmapparate besitzt und dass die die Mikrosporen einbettende Schaummasse in Stücke gegliedert ist, welche ‘auf ihrer Oberfläche haarartige Fortsätze (Glochiden) tragen. Fossil sind 5 Arten von Salvinia im Tertiär. 451. (Fam 68.) Marsiliaceae. Diese Familie enthält Land- oder Sumpfpflanzen, deren kriechender Stengel auf der Bauchseite echte Wurzeln in acropetaler Folge, auf dem Rücken zweizeilig gestellte Blätter entwickelt. Die Scheitelzelle des Stammes ist tetraödrisch; ihre eine Seg- ‚mentreihe ist bauchwärts gekehrt, die beiden anderen Reihen sind dem Rücken zugewendet. Die Blätter sind bei Pilularia stielartig, ohne Spreite, bei Marsilia mit einer viertheiligen Spreite versehen, deren Blättchen peri- odische Bewegung in Folge von Lichtwechsel zeigen ($ 262). Die Sporenfrüchte entstehen auf der Vorderfläche oder an der Basis des Blattstieles. Sie besitzen eine harte, feste Wand, die unter der mit Spaltöffnungen versehenen, meist stark behaarten Epidermis zwei Lagen dickwandiger, harter Palisadenzellen zeigt. Bei Pilularia sind sie 2—4fächerig, 2 4klappig aufspringend (bei P. globulifera 4fächerig), die Fachwände von einem weichen, schleimigen Parenchym gebildet, dessen Fächer beiderlei Sporangien auf einem breiten, leistenartigen, der Frucht- wand ansitzenden Receptaculum entwickeln. 452. Die Früchte von Marsilia sind bohnenförmig, zweiklappig, im Inneren mit zwei Reihen von Fächern versehen, deren Receptaculum auf Marsiliaceae. 247 der Aussenwand herabläuft und die Makrosporangien auf seinem Rücken, die Mikrosporangien auf den Seiten trägt. Bei der Keimung werden diese Fächer von einem innen an der Kante der Frucht ringförmig verlaufenden, aus stark quellenden Parenchymzellen bestehenden Gewebe zwischen den sich öffnen- den Klappen hervorgezerrt (Fig. 99 A: g), so dass sie an dem wurmartig sich streckenden Gallertringe wie Fiedern in zwei Reihen hängen (Fig. 99 B). \\ AN N N ıhl ll MW | Mi Die Entwickelung der als Papille sich vorwölbenden Sporangien weicht von derjenigen der Salviniaceen und Farne dadurch ab, dass sie sich zuerst mittelst einer in Folge schiefer Wände entstehenden, drei- schneidigen Scheitelzelle theilen, ehe die obere Wandzelle von der Central- zelle abgeschnitten wird. Die weitere Ausbildung verläuft derjenigen der Salviniaceen ähnlich, doch sind die Sporen nicht in Schaummassen einge- bettet. Dagegen besitzt die einzige sehr grosse Makrospore eine doppelte, prismatisch-geschichtete Gallerthülle (Episporium), die in der Nähe des Scheitels mächtig entwickelt ist und hier eine trichterförmige Grube bildet, in deren Grunde der warzig vortretende Sporenscheitel liegt. 453. Ein eigentliches männliches Prothallium der Mikrosporen kommt bei den Marsiliaceen kaum zur Andeutung. Das Plasma contrahirt sich zu einem innerhalb eines safterfüllten, anfänglich noch Stärkekörner ent- haltenden Raumes (dem rudimentären Prothallium) schwimmenden Ballen, der durch drei auf einander senkrechte Theilungen in acht Portionen zer- fällt, von denen jede vier, sich mit einer Membran umhüllende, tetra@drisch gelagerte Spermatozoiden - Mutterzellen liefert. Bei Pilularia zeigt der Samenkörper 4-5, bei Marsilia 12—13 Windungen. Die Spermatozoiden werden sammt dem quellenden Endosporium aus der platzenden Mikrospore entleert. Das weibliche Prothallium bildet sich wie bei Salvinia, ist aber kleiner. Es sitzt dem Scheitel der klappig aufreissenden Spore auf (Fig. 99 C: v) und bleibt auch hier mit der Makrospore in Verbindung. Der Embryo theilt sich durch eine ziemlich senkrechte Wand in eine vordere „Fig 99. Marsilia salvatrix. A sich öffnende Frucht (Vergr. ca. 3). — B Fruchtwand mit Stück des Gallertstranges (nat. Gr.). — C Scheitel der Makrospore mit Prothallium (Vergr. 230). — g Gallertring mit Sori, a Ar- art v Vorkeim, w zerrissene Sporenhaut, sp Sporenscheitel.e Nach anstein. 248 Marsiliaceae Equisetacenae. grössere und hintere kleinere Zelle; jede derselben zerfällt durch eine Horizontalwand in einen oberen und unteren Quadranten. Aus dem vor- deren oberen Quadranten geht, wie bei Salvinia, das erste Blatt, aus dem unteren der Stammscheitel hervor; der hintere obere Quadrant entwickelt sich dagegen zur ersten Wurzel, der untere zum Fuss der Keimpflanze. Das erste Blatt der letzteren ist spreitenlos; die folgenden Blätter ent- wickeln zuerst eine einfache, dann die weiteren Blätter eine zwei- bis vierlappige Spreite, bis schliesslich die normal getheilten Blätter auftreten. 454. Man kennt 58 Arten in 2 Gattungen, von denen Marsilia 53, Pilularia 5 enthält, Die meisten derselben kommen in den Tropen, besonders in Neuholland, vor. Deutschland besitzt von jeder Gattung eine Art: Marsilia: Blätter mit viertheiliger, kleeartiger Spreite. Früchte bohnenförmig, viel- fächerig, 2klappig (M. quadrifolia). Pilularia: Blätter pfriemenförmig, spreitenlos. Früchte kugelig, 2—-4fächerig, 2—4 klappig (P. globulifera). Im Tertiär kommen eine Pilularia und eine Marsilia vor. VHI. Classe. Equisetinae. ’ (8 422.) 54. Ordnung. Equisetaceae. 455. (Fam. 69.) Equisetaceae. Der äussere Aufbau der Schach- telhalme ist ein von dem aller übrigen Gefässkryptogamen so abweichen- der, dass dieselben mit keiner anderen Form der Gruppe verwechselt wer- den können. Der unterirdische Stamm, wie dessen oberirdische Sprosse und deren Verzweigungen, bestehen aus einer Anzahl meist hohler Inter- nodien, die durch niederige, scheibenförmige Knoten, resp. Scheidewände, von einander getrennt werden. Jedes Internodium zeigt auf dem Quer- schnitte einen Kreis von Gefässbündeln, die dasselbe senkrecht und isolirt durchziehen, dagegen im Knoten sich in je zwei Aeste spalten und durck diese so anastomosiren, dass sämmtliche Anastomosen eine fortlaufende Zickzacklinie bilden. In dem einzelnen Gefässbündel tritt ein durch Zer- störung der ältesten Gefässe gebildeter Luftgang, die Carinalhöhle auf. Die Lage der Gefässbündel ist äusserlich gewöhnlich schon durch Vor- sprünge des Internodiums (Riefen) angedeutet, die sich anatomisch durch das Vorkommen bastfaserartiger Zellen unter der Epidermis auszeichnen. Die einzelnen Riefen sind dann durch (dem Parenchym zwischen den Ge- fässbündeln entsprechende) Rillen getrennt, unter denen im Stengelgewebe stärkere Luftgänge, die Valecularhöhlen, liegen. In den auf einander fol- genden Internodien alterniren alle diese Elemente mit einander. 456. Der grosse Vegetationskegel der Endknospe ist durch seine mächtige Scheitelzelle ausgezeichnet, deren Segmentirung bereits im $ 101 (Fig. 33 C—-E) erläutert wurde. Dass die jugendlichen Internodien ein Mark besitzen, durch dessen Zerreissung erst später die Centralhöhle ge- bildet wird, wurde ebenfalls schon erwähnt ($ 105). Die quirlig gestellten Zweige des unterirdischen Rhizomes, wie der oberirdischen Sprosse sind sämmtlich (als einzige Ausnahme unter den Ge- fässpflanzen) endogenen Ursprunges und durchbrechen das Rindengewebe und die Basis der Scheidenblätter. Die Zahl der an den letzten Verzwei- gungen auftretenden Riefen, Rillen, Gefässbündel etc. ist eine geringere, Equisetaceae. 249 als die der stärkeren Sprosse. An den Rhizomen mancher Equiseten (na- mentlich bei E. arvense und E. Telmateja) entwickeln sich kurze, knollen- förmige, eirunde oder birnförmige, reich mit Stärke gefüllte Sprosse oder auch solche Sprossketten, die längere Zeit ruhen können und dann durch Weiterwachsen neue, gewöhnliche Sprosse bilden. 457. Die Blätter der Equiseten sind scheidenförmig, eylindrisch oder glockenförmig aufgebaucht, am Rande mit so viel Zähnen versehen, als das zugehörige, unter ihnen stehende Internodium Gefässbündel be-- sitzt. Auch sie zeigen oft den Zähnen entsprechende Carinalfurchen und unter den Einschnitten stehende Commissuralfurchen. Das einzelne Blatt entsteht. unterhalb des Vegetationskegels als ein einheitlich angelegter Gewebe -Ringwulst, auf dessen Kante eine Reihe zweischneidiger (Scheitel-)Zellen liegt, die sich durch abwechselnd dem. Stengel zu- und abgeneigte Wände theilen. Auf der Kante des sich bald als Cylinder erhebenden Blattes werden dann in regelmässigen Abständen die Zähne desselben als kleine Zellenhöcker angelegt. Eine Verwachsung: ursprünglich freier Blätter findet also hier, wie auch in vielen anderen. Fällen, in denen man von verwachsen-blätterigen Organen redet, nicht statt. 458. Die Sporangien entwickeln sich an metamorphosirten Blättern, welche stets das Ende eines normalen oder auch eigenthümlich umgestal- teten Haupttriebes ($ 461) oder seiner Seitensprosse einnehmen und hier einen dichten, zapfen- oder ährenförmigen Fruchtstand bilden. Zwischen dem letzten Scheidenblatte und der Sporangienähre ist noch ein eigen- thümliches Blatt eingeschaltet, das als Ring bezeichnet wird und oft auch auf kurzen Zähnen einzelne Sporangien trägt. Die sporangientragenden Blätter werden in derselben Weise, wie die sterilen Scheidenblätter, ange- legt; nur entwickelt sich ihr scheidenförmiger Theil in Folge schwachen intercalaren Wachsthumes nur wenig, während dagegen die den Zähnen der sterilen Blätter entsprechenden Zellhöcker eine bedeutendere Ausbildung erlangen. Diese sind zuerst halbkugelig; ihr unterer Theil bleibt aber bald dünner und wächst zum wagerecht abstehenden Stiele, der obere sich stärker entwickelnde zum Schildchen des Sporangienträgers heran, das in Folge des von den benachbarten Schildern ausgeübten Druckes bald poly- gonal wird. 459. Auf der Unterseite des gewöhnlich sechsseitigen Schildchens, also der Axe zugewendet, entstehen meistens 5—10 säckchenförmige, ring- lose Sporangien, die als kleine Gewebehöcker angelegt werden, deren äussere drei Zellenlagen die Wand, eine innere Zellengruppe die Mutter- zellen der Sporen liefern. Von den Wandschichten ist bei der Sporenreife . nur die äusserste, dann durch einen Längsriss auf der dem Stielchen zu- gekehrten Seite sich öffnende Schicht erhalten, deren Zellen sich durch Spiral- und Ringfaserverdickungen auszeichnen. Die durch Viertheilung - ($ 61) der Mutterzellen entstandenen Sporen sind durch die wiederholte = Hautbildung charakterisirt. Die äusserste Membran erhält schon sehr früh Verdickungen in Form zweier Schraubenbänder, die durch sehr schmale, zarte Hautstreifen getrennt sind. Unter ihr bilden sich noch zwei weitere Hautschichten, die nur an einer Stelle mit der Aussenhaut in Verbindung stehen. Letztere zerreisst bei der Reife in ihren zarten Partieen und die beiden austrocknenden, sehr hygroskopischen Schraubenbänder rollen sich N) Equisetaceae. Calamarieae. als an ihren Enden spatelförmig verbreiterte Elateren, die zusammen ein vierarmiges Kreuz bilden, mit grosser Lebhaftigkeit auf, bei Aufnahme einer sehr geringen Wassermenge (wie etwa durch Anhauchen) sofort wie- der um die Spore zusammen. 460. Die Keimung der Sporen erfolgt schon nach wenigen Tagen oder Stunden in ähnlicher Weise, wie bei den Farnen. Die chlorophyli- reichen Vorkeime sind gewöhnlich zuerst schmal bandförmig, später mei- stens vielfach gelappt. Sie zeigen vielfach Diöcie: kleinere Prothallien erzeugen Antheridien, grössere Archegonien. Die Antheridien entstehen an den Vorkeimlappen. Ihre Spermato- zoiden, die grössten unter den Gefässkryptogamen, besitzen am stärkeren Hinterende einen flossenartigen Saum, sind aber sonst denen der Farne ähnlich. Die Archegonien stimmen in ihrer Entwickelung mit denen der Farne ($ 430) überein. Doch geht die Halscanalzelle etwa nur bis zur Mitte des Halses hinauf, dessen vier oberste Zellen sich durch sehr be- deutende Länge und dadurch auszeichnen, dass sie beim Oeffnen des Ar- chegoniums sich wie Hörner nach aussen krümmen. Der junge Embryo zeigt, wie bei den Farnen, vier Quadrantenzellen ($ 431), aus deren einer der Fuss, aus einer anderen der Stammscheitel hervorgeht, der schon bald sein erstes Blatt als Ringwulst anlegt. Der erste aus ihm entstehende Spross besitzt nur dreizähnige Blätter; die von diesem erzeugten Hauptverzweigungen entwickeln erst nach und nach die normale Blattform mit zunehmender Stärke der Sprosse. 461. Die Familie enthält nur eine Gattung mit 25 Arten, von denen viele eine sehr weite geographische Verbreitung zeigen, von denen Europa 12 (Deutschland 12), Amerika 21 besitzt. Neuholiand hat keine Equiseten. Die Classification erfolgt nach der Lage der eigenthümlich gebauten Spaltöffnungen ($ 75) in der kieselerdereichen Epidermis ($ 33), nach dem Auftreten ‚besonders gebauter fructifieirender Triebe etc. Il. Eqniseta phaneropora (Equisetum). Schliesszellen der Spaltöffnungen im Nivsau der übrigen Oberhautzellen. A. Equiseta heterophyadica. Fruchtbare Stengel von den sterilen sehr ver- schieden, weisslich, roth oder braun, zuerst immer astlos, oder nach Ausstreuung der Sporen ganz absterbend. E. arvense, Telmxteja, pratense, sylvaticum. B. Equiseta homophyadica. Fruchtbare und unfruchtbare Stengel gleich ge- baut, grün, meistens verzweigt. E. limosum, palustre, litorale. 11. Equiseta eryptopora (Hippochaete). Spaltöffnungen tief unter dem Niveau der benachbarten Epidermiszellen. E. ramosissimum, hiemale, trachyodon, variegatum, scirpoides. Unter den tropischen Formen erreicht E. giganteum die bedeutende Höhe von 10—30 Fuss. Manche Arten (E. hiemale etc.) werden ihrer Härte wegen zum Poliren des Zinns be- mutzt (Scheuerkraut). Fossil finden sich echte Equiseten in riesigen Dimensionen von der Trias (Buntsand- stein) an. Andere Gattungen treten jedoch schon in der Steinkohlenperiode auf. Von diesen ist namentlich Equisetites (E. lingulatus) zu erwähnen, zu welchem die bisher als Annularia beschriebenen Sporangienstände gehören, die sich von denen der echten Equi- ‚seten wesentlich nur durch die Einschaltung steriler Wirtel völlig getrennter Blätter zwi- schen die ebenfalls aus völlig getrennten Blättern bestehenden fruchtbaren Quirle unter- scheiden. j Den Equisetaceen ausserordentlich nahe verwandt ist die nur fossil vorkommende Fa- milie der Calamarieen (Calamites), die, bereits im Devon auftretend, während der Stein- kohlenzeit ihre mächtigste Entwickelung erlangte. Ihre gerieften und gegliederten Stämme erreichten eine Höhe bis zu 12 Metern und darüber. Die schmal lineal-lanzettlichen, na- delförmigen, an dünnen Zweigen stehenden Blätter wurden lange Zeit als eigene Form unter dem Namen Asteroyhyllites beschrieben. En; N 2 u u Lycopodinae. Lycopodiaceae. 251 IX. Classe. Lycopodinae. 462. Die Verzweigung der Axe und der Wurzel ist eine dichotome, weshalb die Classe auch wohl den Namen der Dichotomen führt Die Blätter sind meistens klein, fast stets einfach, sehr selten in zwei Lappen gespalten. Die Sporangien werden stets einzeln als Zellenhöcker auf der Basis der Blattoberseite oder in der Blattachsel auf dem Stamme angelegt. Sie stehen gewöhnlich am Ende der Sprosse und dann tragen diese mei- stens anders gestaltete und kleinere Blätter. Die drei Ordnungen mit je einer (lebenden) Familie unterscheiden sich kurz durch fol- gende Merkmale. I. Isosporeae. Nur einerlei, auf der Blattbasis entwickelte Sporangien mit einerlei Sporen. Blätter ohne Ligula. Prothallium gross, selbständig, chlorophyllios, unterirdisch, mit beiderlei Geschlechtsorgae®n : Lycopodiaceae, JI. Heterosporead. Makro- und Mikrosporangien. Blätter an der Basis mit Ligu’a. ‚Prothallien klein, diöcisch, sich nicht von der Spore trennend. 1. Stamm kurz, knollig, nicht verzweigt, mit langen, stielrunden, an der Basis schei- digen Blätterü,— welche nahe am Grunde die Sporangien in einer Grube tragen. Makrosporen zu vielen in einem Sporangium: Isoäötaceae. 2. Stamm lang, dünn, reich verzweigt, mit meist vierzeilig gestellten Blät.era mit kleiner, flacher Spreite. Sporangien frei in der Blattachsel. Makrosporen zu vieren in einem Sporangium: Selaginelleae. I. Reihe. Isosporeae. Die Sporangien liefern nur eine Art Sporen, welche grosse, selbstän- dig und unterirdisch lebende, chlorophylllose, monöcische Vorkeime ent- wickeln. 35 Ordnung. Lycopodiaceae. 463. (Fam. 70) Lyceopodiaceae Die Familie der Bärlapp- gewächse euthält vier Gattungen: Lycopodium, Psilotum, Tmesi- pteris und Phylloglossnm, die letzteren drei mit zusammen nur vier Arten. Von diesen entwickelt Lycopodium kriechende, aufrechte oder hängende Stämmchen mit dicht spiralig gestellten, einfachen, nur von einem Mit- telnerven durchzogenen Blättern, die entweder alle gleich gross und gleich gestaltet sind (L. Selago), oder von denen die an den Sporangien- ähren befindlichen sich durch andere Form und geringere Grösse auszeich- nen (L. clavatum), oder welche ähnliche Formenunterschiede und decussirte Stellung zeigen, wie die Blätter der Lebensbäume: grosse gekielte Blätter an den Seiten, kleinere flache auf den Flächender flachen Aeste(L. compla- natum). — Psilotum bildet einen gabelig verästelten, mit äusserst kleinen, schuppenförmigen Blättern spärlich besetzten, wurzel'osen Strauch: unter- irdische, abweichend gebaute Sprosse mit noch mehr reducirten Blättchen vertreten die Wurzeln und können, an die Erdoberfläche gelangend, sich zu normalen Zweigen entwickeln. Tmesipteris ist habituell dieser Gat- tung ähnlich; Phylloglossum gleicht einer kleinen Orchis und entwickelt auch wie diese knollige Adventivsprosse, die jährlich einen neuen Trieb erzeugen. Eine Scheitelzelle fehlt bei sämmtlichen Lycopodien an Stamm und Wurzeln. Psilotum soll sie besitzen Kleine, beblätterte, mit einer Wur- zelanlage versehene Brutknospen, die sich ablösen und zu selbständigen se 14 252 Lycopodiaceae. Isoetaceae. Pflanzen heranwachsen, werden in den Blattachseln von Lycopodium Se- lago als metamorphosirte Zweige entwickelt 464. Die ziemlich grossen Sporangien sind bei Lycopodium ein- fächerige, kurz und dick gestielte, nierenförmige, mit einem Querriss über den Scheitel sich zweiklappig öffnende Kapseln, deren Breitseite der Blatt- fläche zugekehrt ist und deren Wand aus mehreren Zellenlagen besteht. Sie entwickeln sich ganz nahe am Stämmchen auf der Blattbasis als kleine, von der Epidermis des Blattes überzogene Zellenhöcker in ähnlicher Weise, wie die einzelnen Sporangien von Angiopteris ($ 441). Psilotum besitzt drei-(selten zwei-Jfächerige Sporangien, welche dreiklappig aufspringen und wie bei Lycopodium angelegt werden. Das Sporangium von Tmesipteris ist zweifächerig. Die Keimung der Sporen ist nur unvollständig bekannt. Das Endo- spor tritt als Blase aus dem Exosporium hervor und theilt sich durch eine Querwand in zwei Zellen, von denen die obere durch rechts und links geneigte Wände zwei Reihen von Segmenten erzeugt, die sich durch Tangential- wände weiter theilen. Der fertige, nur von Lycopodium annotinum be- kannte Vorkeim stellt einen knollenartigen, gelappten Gewebekörper von etwa Haselnussgrösse dar, der unterirdisch wächst, kein Chlorophyll be- sitzt, spärlich Wurzelhaare entwickelt und auf der Oberseite dem Gewebe eingesenkte Antheridien trägt. Die Archegonien sind nicht bekannt, da- gegen an den die Antheridien tragenden Vorkeimen junge Pflänzchen, welche, wie die Embryonen der Farne, einen stark ausgebildeten Fuss besitzen. 465. Die Zahl der bekannten Lycopodiaceen beträgt etwa 100. Die meisten Arten sind Bewohner der Tropen; in Europa ist nur die Gattung Lycopodium vertreten; Phylloglossum und Tmesipteris sind auf Neuholland und australische Inseln beschränkt. Manche Formen besitzen einen sehr weiten Verbreitungsbezirk. Officinell sind die kugeltetra@drischen, mit zarten Netzleisten besetzten Sporen unserer Lycopodien, die wohl meistens von dem gemeinen L. clavatum gesammelt werden (Lycopo- dium, Bärlappsamen, Hexenmehl — Fälschungen mit Pollen von Pinus, Typha,3Corylus, ferner durch Schwefelblüthe etc. leicht unter dem Mikroskope erkennbar). Fossile Lycopodiaceen werden in etwa 18 Arten beschrieben, die vom Devon bis zum Jura vorkommen und namentlich den Gattungen Lycopodium und Lycopodites angehören. II. Reihe. Heterosporeae. Zweierlei Sporangien: Makrosporangien mit vielen oder nur vier Makro- sporen, welche den weiblichen Vorkeim liefern — und Mikrosporangien mit zahlreichen, die Spermatozoiden entwickelnden Mikrosporen. Das männ- liche Prothallium ist ganz rudimentär, das weibliche, Chlorophyll führende klein, nur wenig aus dem Scheitel der Spore vorragend, die es nicht verlässt. 36. Ordnung. Isoeteae. 466. (Fam. 71.) Iso&taceae. Die einzige Gattung Isoetes zeichnet sich durch einen kurzen, dicken, unverzweigten Stamm aus, dessen mit zwei- oder dreischneidiger Scheitelzelle wachsender Vegetationskegel in einer flach-trichterartigen Einsenkung des Scheitels liegt und dessen Ober- fläche ganz dicht mit Blättern besetzt ist. Derselbe besitzt ferner (als Ausnahme unter den Gefässkryptogamen) in einer die centrale Gefässbün- Isoötaceae. 253 delmasse umgebenden Meristemschicht lange dauerndes Dickenwachsthum auf vorwiegend zwei oder drei Seiten, so dass er dadurch zwei- oder drei- lappig wird. Die Blätter sind lang. binsenähnlich, oben zugespitzt, im Querschnitt fast stielrund, unten in eine Scheide verbreitert. Sie enthalten nur einen Fibrovasalstrang und zahlreiche enge oder weite Luftcanäle. Auf der Vorderseite zeigt die Scheide eine grosse Grube (fovea), deren Rand sich später oft in Form eines häutigen, in der Mitte offen bleibenden Auswuchses erweitert, der als Segel (velum) das in der Grube einzeln sitzende Sporangium bedeckt. Mitten über der Grube liegt ein kleineres Grübchen (foveola), von der Grube durch einen als Sattel (sella) bezeich- neten Gewebewulst getrennt, auf dem sich als unterer Rand des Grüb- chens die Lippe (labium) erhebt. In dem Grunde des Grübchens sitzt auf einem breiten Fusse (glossopodium) ein häutiger Blattauswuchs, die Zunge (ligula). Der diese für die Systematik wichtigen Gebilde umgebende weiss- liche Theil.der Scheide heisst Hof (area). Zwischen je zwei Jahrescyclen der normalen Blätter entwickeln sich bei den landbewohnenden Arten schuppige Niederblätter (phyllades) ohne die stielrunde Spreite. 467. Die Sporangien entstehen als Zellenhöcker im Grunde der Fovea des Blattes, Mikrosporangien auf den inneren, Makrosporangien auf den äusseren Blättern. Beide sind lang-oval, äusserlich den Sporangien von Marattia (Fig. 96 a) ähnlich, im Inneren durch quer verlaufende Ge- webestränge (trabeculae) unvollständig gefächert. Sie werden durch Ver- wesung der Wände geöffnet. Die zahlreichen Mikrosporen sind schief-oval mit vorgezogenen, stumpfen Enden. In dem einen Ende wird bei der Keimung durch eine Scheidewand- eine kleine sterile Zelle als rudimentäres männliches Prothallium abgeschnitten. Der Plasmainhalt der grossen Zelle (Antheridium) zerfällt in vier grosse Primordialzellen, von denen jedoch nur die beiden bauch- ständigen je 2 schraubig gewundene Spermatozoiden erzeugen. Letztere sind unter allen Gefässkryptogamen dadurch ausgezeichnet, dass sie an jedem der beiden zugespitzten Enden mit einem Büschel langer Wimpern versehen sind. 468. Die zu vielen im Sporangium entwickelten Makrosporen sind kugeltetra@drisch. Sie erzeugen ein kleines weibliches Prothallium, das nur mit seinem Scheitel aus der sich öffnenden Sporenhaut hervorragt. Es entsteht durch Bildung zahlreicher nackter Zellen aus dem Sporen- plasma, die sich erst mit Membran umgeben und zum Vorkeim sich ver- einigen, wenn die ganze Spore mit ihnen angefüllt ist. Das erste Arche- gonium entwickelt sich auf dem Scheitel des Vorkeimes durch Theilung einer oberflächlich gelegenen Zelle in ähnlicher Weise, wie bei den Farnen. Sein Hals bleibt sehr kurz, aus vier Zellreihen gebildet. Wird es nicht be- fruchtet, so entstehen neben ihm weitere Archegonien. Die erste Theilung im befruchteten Ei erfolgt quer zur Längsaxe des Archegoniums. Die darauf entstehenden Quadrantenzellen stehen vielleicht zu den auch hier auftretenden ersten Organen (Fuss, Wurzel, Axe, Blatt) in Beziehung. 469. Die Zahl der bekannten Arten der über die ganze Erde verbreiteten Gattung ist gering. Sehr reich an Arten ist die Mittelmeerflora; Deutschland besitzt nur 2 Arten. Weil der Habitus der Formen wenig Wechsel bietet, so sind die Form- und Grössenverhältnisse der im $ 466 genannten Organe des Blattes etc. für die Unterscheidung benutzt worden. 254 Isoetaceae. Selaginelleae. Da diese Merkmale zum grossen Theile mit der verschiedenen Lebensweise der Artengruppen. zusammenfallen, so pflegt man die Gattung in die drei Abtheilungen der Aquaticae, Am- phibiae und Terrestres zu gliedern. Aus dem Miocen werden zwei Formen der Gattung beschrieben. Su Ordnung. Selaginelleae. 470. (Fam. 72.) Selaginelleae Die einzige Gattung Selaginella besitzt lange, dünne, kriechende oder aufrechte, wiederholt in einer Ebene dichotom verzweigte Stämmchen mit einem oder mehreren Fibrovasal- strängen, die von einem grossen Intercellularraume umgeben werden und mit dem übrigen Stammgewebe durch algenartige Zellenfäden in Verbin- dung stehen. Der schlanke Vegetationskegel wächst mit Scheitelzelle. Die Blätter sind klein, einfach gebaut, nur mit Mittelnerv versehen, bei den meisten Arten in zweigliedrige, sich schief kreuzende Quirle gestellt, die je aus einem grösseren und kleineren Blatte so gebildet werden, dass letztere zwei Reihen von Oberblättern bilden, der beblätterte Stengel flach und bilateral wird (S. helvetica). Andere Selaginellen besitzen gleich ge- staltete, spiralig gestellte Blätter (S. spinulosa). Bei einigen Selaginellen entstehen die Wurzeln an eigenthümlichen blatt- losen Sprossen, den Wurzelträgern, welche nahe dem Vegetationskegel exogen angelegt werden, im Bogen nach abwärts und anfänglich mit Schei- telzelle wachsen, dann aber diese verlieren und nur durch intercalares Wachsthum sich verlängern. Ihr Ende schwillt an und bildet im Inneren die junge echte Wurzel, die aber die zu Schleim zusammenfliessenden Zellen des Wurzelträgerendes erst durchbricht, wenn dieses in den Boden gelangt ist. Unter Umständen können sich die Wurzelträger in beblätterte Sprosse umwandeln, 471. Die Sporangien entstehen an den Enden der Sprosse, die ge- wöhnlich eine deutlich abgesetzte Aehre mit anders gestalteten und ge- wöhnlich auch gleich grossen Blättern bilden, von denen wenige untere die Makrosporangien, die meisten oberen Mikrosporangien tragen. Das einzelne Sporangium tritt in der Blattachsel als ein kleiner Zellenhöcker aus dem oberflächlichen Gewebe des Stengelumfanges hervor und zwar kurze Zeit nach Anlage des Tragblattes. Die ringlose Sporangienwand wird aus drei Zellenschichten gebildet, von denen die mittlere kleinzellig ist. Der Stiel ist kurz und dick. Eine einzelne Centralzelle ist nicht vorhanden. Bis zur Sporenbildung sind die beiderlei Sporangien völlig gleich. Während aber in den Mikrosporangien sich in sämmtlichen Mutterzellen je,vier tetra&drisch gelagerte Sporen bilden, die bis zur Reife in Vierergruppen zusammen- kleben, bleiben in den Makrosporangien alle Mutterzellen bis auf eine stark wachsende ungetheilt und gehen bald zu Grunde, während die eine vier grosse Makrosporen erzeugt, von denen meist eine unten und drei oben in dem Makrosporangium liegen, das sich nun durch seine bedeutendere Grösse und drei stumpfe Scheitelvorragungen von dem kleineren, ovalen Mikro- sporangium unterscheidet. 472. Das männliche Prothallium ist auch hier (8 467) eine kleine sterile Zelle. Die grosse Zelle der Mikrospore zerfällt in 6 -8 Primordial- zellen, welche sich weiter theilen und eine Anzahl Spermatozoiden liefern, die nur zwei Wimpern am Vorderende besitzen und durch den aufreissen- den Sporenscheitel entleert werden. Die Bildung des weiblichen Vor- Selaginelleae. 255 keimes findet schon statt, wenn die Makrospore noch im Sporangium eingeschlos- sen liegt. Wahrscheinlich entsteht er in ähnlicher Weise wie bei den Rhizocar- peen ($ 448). Er füllt nur den Scheitel der Makrospore als ein sattelförmiges Ge- webe aus und ist von dem. übrigen, grösseren Sporen- raume durch die dickeren Zellwände seiner untersten Zellenlage abgegrenzt (Fig. 100 A: p). Auf seinem. Scheitel entstehen die Ar- chegonien schon vor dem Aufreissen der Sporenhaut. wie bei den Farnen. doch ist der Hals sehr kurz und nur aus zwei Zellenlagen gebil- det, von denen nur die oberste wenig über die Vorkeim- fläche hervortritt. Unter dem Vorkeime nt- stehen schon wenige Wochen - nach der Aussaat zahlreiche freie Zellen im Plasma des. übrigen Sporenraumes, die: diesen bald ausfüllen und zu einem grosszelligen, paren- chymatischen Gewebe zu- sammenschliessen, das in je- der Beziehung dem Endo- sperm der Phanerogamen entspricht und daher auch hier als solches bezeichnet wird (Fig. 100 A: end — vgl. auch $ 483). 473. Das befruchtete Ei theilt sich durch eine zur Archegoniumaxe senkrechte Querwand in eine obere und untere Zelle. Die erstere streckt sich zu einem ziemlich langen Schlauche, dem Embryoträger, der nur Fig. 100. Embryoentwickelung bei Selaginella, nach Pfeffer. A Längs- schnitt aus einer Spore mit zwei Embryonen (Vergr. 165). — B. Embryo, der eben die Stammscheitelzelle angelegt hat (Vergr. 240) — C. Embryo, in dem neben dem Stammscheitel die Scheitelzellen der beiden Keimblätter differenzirt wurden (Vergr ca. 300). — D. Weiter entwickelter Embryo (Vergr. 510). a unbefruchtetes Archegonium, p Prothallium, end Endo- sperm, dem Prothallium gegenüber durch eine stärkere Linie markirt, s Sporenhaut, e Embryoträger; v Scheitelzelle, b’ und b’” Keimblattan- lagen, w der Ort der Wurzelanlage, f Fuss des Embryo. 256 Selaginelleae. Lepidodendreae. Sigillarieae. in seiner unteren Region noch einige Theilungen erfährt (Fig. 100 A—D: e). Dieses bei den Phanerogamen allgemein vorkommende Organ (vergl. $ 486) tritt hier zum ersten Male auf. Aus der unteren (Keimmutter-) Zelle der ersten Theilung geht der eigentliche Embryo hervor, der sich zuerst durch eine Längswand weiter theilt und aus dessen einem Segmente dann durch eine geneigte Wand die Scheitelzelle der embryonalen Axe ausgeschnitten wird (Fig. 100 B: v). In den beiden Segmenten des Embryo werden weiter die Scheitelzellen der ersten beiden Blätter, der Keim- blätter, angelegt, zuerst im älteren, dann im jüngeren Segmente (Fig. 100 C: b’ und b”). Während die so angelegten Haupttheile des Embryo durch Segmentirung ihrer zweischneidigen Zellen weiter wachsen und das von ihnen erzeugte Gewebe sich in einen centralen (in Fig. 100 D schon ange- deuteten) Procambiumstrang, in Periblem und Dermatogen differenzirt, wuchert seitlich unter dem ältesten Blatte der Fuss (Fig. 100 A: f) her- vor, der die Embryoaxe zuerst seitwärts (Fig. 100 A, D), später schräg aufwärts drängt. Zwischen Fuss und Embryoträger entsteht die erste Wurzelanlage (Fig. 100 D, etwa bei w), an der Basis auf der Innenseite der Keimblätter aus Dermatogenzellen die Ligula derselben. Ferner wird noch innerhalb der Spore die zweischneidige Scheitelzelle der embryo- nalen Axe in neie vierschneidige umgewandelt, die ın ihrem 5. oder 6. Seg- mente die erste Dichotomie des Stämmchens ähnlich, wie an älteren Sprossen, einleitet ($ 130, Fig. 44, S. 84). Der junge Embryo wird durch Streckung seines Embryoträgers sehr bald durch das Vorkeimgewebe in das Endosperm hinabgeschoben, welches von ihm wenigstens theilweise allmälig resorbirt wird und in dem er sich. ‘ wie bei den Phanerogamen weiter entwickelt (Fig. 100 A), bis auf einem gewissen Stadium seiner Ausbildung Wurzel und Stämmchen nach entge- gengesetzten Seiten durchbrechen und zur Spore hinaustreten. 474. Von den 300 schwierig zu unterscheidenden Arten .der Gattung sind die meisten Tropenbewohner, die namentlich in Amerika eine grosse Verbreitung zeigen. Deutschland besitzt nur 2 Arten (S. helvetica und spinulosa). 475. An die Selaginellen schliesst sich vielleicht am nächsten die nur fossil bekannte Familie der Lepidodendreen oder Schuppenbäume an, von welcher man unter Hin- zurechnung der isolirt bekannten und unter besonderen Namen beschriebenen Blätter (Le- pidophyllum) und Sporangienstände (Lepidostrobus) circa 150 Arten aufzählt. Die sehr charakteristischen baumartigen Stämme, deren Werzelstöcke früher als eigene Pflanzen (Arten der Gattung Stigmaria) galten, erreichten bei einigen Arten bei einem Umfange von 12 Fuss eine Höhe von bis 100 Fuss. Ihre Rinde ist dicht mit spiralig stehenden, ellipti- schen Blattnarben bedeckt, die dem Stamme ein schuppiges Aussehen geben. An gut er- haltenen Stämmen der englischen Kohle wurde ein durch ein Meristem wie bei den Isoeten erfolgendes Dickenwachsthum nachgewiesen. Die meist linealischen und zugespitzten Blätter hatten sehr verschiedene Länge. Die Sporangienstände sind tannenzapfenartig, cy- lindrisch bis kegelförmig, verhältnissmässig sehr gross, dieht mit grossen Tragblättern be- setzt, welche auf ihrer Basis lang gestreckte, sackförmige Sporangien mit Makro- oder Mi- krosporen tragen und vor diesen fast im rechten Winkel nach aufwärts gebogen sind. Die ersten, jedoch noch zweifelhaften Formen dieser Familie treten im Devon auf. Ihre höchste Entwickelung erreichen sie in der Steinkohlenperiode, in welcher die Gattung Le- pidodendron allein mit 65 Arten vertreten ist. Neben den Calamiten ($ 461) und den folgen- den Sigillarien sind die Lepidodendren die Haupterzeuger der Kohlenlager. j Gesellschafter der Calamiten und Schuppenbäume während der Carbonzeit waren die Siegelbäume, die den Lepidodendren nahe verwandte Familie der Sigillarieen bildend. Auch von ihnen unterschied man die oft in Massen allein vorkommenden Wurzelstöcke als Stigmarien. Ihre einfachen oder spärlich verzweigten Stämme erreichten bis 25 Meter Höhe Sigillarieen. Phanerogamen. | 257 und trugen lange, schmal-linealische, schilfartige. Blätter in einem dichten Schopfe. Die Narben der abgefallenen Blätter blieben als eigenthümliche siegelartige Eindrücke auf der Rinde zurück. Die Sporangien der zapfenförmigen Fruchtstände enthielten Makro- und Mikrosporen. IV. Gruppe. Die Phanerogamen. 476. Gegenüber den Kryptogamen zeichnen sich die Phanerogamen «(Blüthen- oder Samenpflanzen) durch die Ausbildung des Samens und eines von diesem eingeschlossenen Keimlinges (Embryo) aus, der bei der Keimung des Samens auf Kosten der ihm im Endosperm oder in seinen Keimblättern mitgegebenen Reservestoffe sich zur jungen Pflanze weiter entwickelt. Dieser Same entsteht aus der Samenknospe, dem die Ei- zelle einschliessenden Gebilde: einem Gewebekörper, der entweder frei und ‚nackt, oder von einem Fruchtknoten umhüllt, in der Blüthe sich findet und als Haupttheil den Embryosack mit dem Ei in dem von einer oder zwei besonderen Hüllen umgebenen Knospenkerne enthält. Der Eimbryosack ist das Analogon der Makrospore der höheren Gefässkrypto- gamen, der Knospenkern entspricht dem Makrosporangium. Wie die Makrospore das weibliche Prothallium, so erzeugt der Embryosack als ein diesem gleichwerthiges Gewebe durch freie Zellbildung das Endosperm. Letzteres bildet sich bei den niedersten Phanerogamen, den Gymnospermen, lange vor der Befruchtung und vor Entstehung des Eies. In ihm ent- wickeln sich bei dieser Abtheilung einige grosse Zellen, die Corpuscula (Archegonien), deren Deckelzellen den Halszellen des Archegoniums ent- ‚sprechen, und in diesen weiblichen Geschlechtsorganen bildet sich das Ei 477. Die Abtheilung der Angiospermen lässt derartige Analogien zum Theil weiter zurücktreten. Zwar sind Embryosack und Knospenkern in gleicher Weise vorhanden. Aber das Ei bildet sich unmittelbar im Embryo- sacke ohne vorherige Entstehung archegoniumartiger Organe, und das Endo- sperm tritt erst nach der Befruchtung während der Entwickelung des Em- bryo auf und verschwindet häufig wieder, indem es von dem sich weiter ‚ausbildenden Keimlinge resorbirt wird. Doch lassen sich in diesem Falle die Basalzellen des Embryosackes als rudimentäres weibliches Prothallium deuten. Die befruchtete Eizelle wird bei sämmtlichen Phanerogamen nicht in ihrem ganzen Umfange zum Embryo. Sie theilt sich durch eine Querwand in eine dem Embryosackscheitel zugekehrte Zelle, welche, wie bei der ‚Gattung Selaginella, zum Embryoträger auswächst — und in eine dem ‚Grunde des Embryosackes zugewendete Zelle, der Mutterzelle des Keimlings. #78. Der Mikrospore der höheren Gefässkryptogamen entspricht das ‚Pollenkorn der Phanerogamen. Es ist, wie die Mikrospore, eine einzelne Zelle, die mit anderen Ihresgleichen im Pollensacke der Anthere entsteht, ‚der, wie das Sporangium, Erzeugniss eines Blattes ist und bei vielen Gym- nospermen sogar in Form und Stellung lebhaft an die Sporangien der Ge- fässkryptogamen erinnert. Die Gymnospermen entwickeln ‘sogar in der Pollenzelle, und zwar vor der Befruchtung, eine dem rudimentären männ- lichen Prothallium der höheren Gefässkryptogamen entsprechende Zellen- | ‚gruppe. Die Pollenzelle erzeugt aber keine Spermatozoiden mehr. Höchstens E. Luerssen, Botanik. 17 258 Phanerogamen. Gymnospermae: Männliche Blüthe, kann man die in einigen Fällen bei Coniferen im Ende des Pollenschlauches auftretenden freien Zellen für Andeutungen von Spermatozoiden-Mutter- zellen halten. Die Innenhaut des Pollen wächst zu einem langen Schlauche, dem Pollenschlauch aus, welcher bis zum Ei der Samenknospe, bei den Gymnospermen bis in die Archegonien, vordringt und beiden den Inhalt des Pollenkorns als befruchtenden Stoff zuführt, der diosmotisch mit dem Ei in Wechselwirkung tritt. Die speciellen Verhältnisse im Bau und in der Entwickelung der hier kurz geschilderten Organe sind in den folgenden Abschnitten (88 480-487 und $$ 502—537) nachzusehen, 479. Nach dem in den 8$ 476—478 Gegebenen theilt man die Phanero- gamen in zwei Classen: X. Classe. Gymnospermae. Die Samenknospen sind nackt, d. h. nicht in einen besonderen, von Fruchtblättern gebildeten Behälter, den Frucht- knoten, eingeschlossen, sondern sie stehen frei an der Axe oder am ausge- breiteten Fruchtblatte. Im Embryosacke bildet sich schon vor der Befruch- tung das Endosperm und in diesem Archegonien (Corpuscula), welche die Eizellen erzeugen. Das Pollenkorn ist mehrzellig und gelangt zum Zwecke der Befruchtung direct in die Mikropyle der Samenknospe. XI. Classe. Angiospermae. Die Samenknospen entstehen im Inneren eines von zusammenschliessenden Fruchtblättern gebildeten Organes, des Fruchtknotens. Das Ei bildet sich unmittelbar im Embryosacke und das Endosperm wird erst nach der Befruchtung in letzterem gleichzeitig mit dem Keimlinge entwickelt. Der Pollen ist stets einzellig und gelangt zum Zwecke der Befruchtung auf die Narbe des Fruchtknotens, von welcher aus der Pollenschlauch in die Fruchtknotenhöhle zur Samenknospe hinunterwächst, X. Classe. Gymnospermae. ($ 479.) 480. Die Blüthen der nacktsamigen Phanerogamen sind stets diclinisch, monöcisch oder diöcisch, mit seltenen Ausnahmen (Gnetaceen) auch ohne Perigon.! Die männlichen Blüthen tragen an einer meist stark verlängerten, dünnen Axe zahlreiche, spiralig oder in Quirlen stehende Staubblätter mit den Pollensäcken. Die Staubblätter besitzen bald eine flache, oft sehr breite Spreite, bald gleichen sie den gestielten schildförmigen Sporangien- trägern der Schachtelhalme (Taxus, Zamia); selten ist der Spreitentheil auf eine knötchenartige Gewebemasse reducirt, an welcher die Pollensäcke hängen (Salisburia). Sie sind ferner von derber, fast holziger Beschaffen- heit (Cycadeen), oder gleichen in Färbung etc, mehr den Staubgefässen der Angiospermen (Abietineen). Die Zahl der Pollensäcke variirt sehr: zahl- reiche, oft in Gruppen wie die Sori, der Farne gestellte, besitzen die Cycadeen, Taxus 3— 8, die Cupressineen meist 3, die Abietineen 2. 481. Den Sporangien der Gefässkryptogamen am ähnlichsten sind die Pollensäcke der Cycadeen: rundliche, bis einen Millimeter im Durchmesser zeigende Kapseln mit fester Wand, die mit schmaler Basis dem Staubblatte aufsitzen, bei Zamia spiralis sogar gestielt sind und die sich bei der Reife Männliche und weibliche Blüthe. 259 mit einem Längsriss öffnen. Sie entstehen hier als kleine, von der Staub- blattepidermis überzogene Zellenhöcker, deren inneres Gewebe die Pollen- mutterzellen liefert, während sich das äussere in die Wand umbildet. Die zahlreichen Pollenmutterzellen theilen sich nach Art der gleichen Zellen bei den Monocotyledonen, doch entsteht die erste Theilwand bereits während der Trennung der Plasmakörper, wie bei dem Dicotyledonenpollen (vergl. s$ 58, 59). Die nach der Viertheilung der Mutterzellen durch Umhüllung des Plasmas derselben mit einer Membran entstandenen Pollenkörner sind noch einzellig, ihre Wand von einer Innenhaut (Intine) aus Cellulose und einer cuticularisirten Aussenhaut (Exine) gebildet. Erst später theilt sich ihr Inhalt in zwei durch eine Membran geschiedene, ungleich grosse Zellen, von denen sich die kleinere noch einmal oder zweimal parallel der ersten Wand theilt und so einen 2—Ö3zelligen Körper, das rudimentäre männliche Prothallium, bildet, das auch bei den Coniferen in gleicher Weise auftritt (Fig. 101 A: p). Der Pollenschlauch entsteht durch Aus- wachsen der Intine der grossen Zelle des Pollenkornes, dem rudimentären Prothallium gegenüber. Dabei wird die Exine gesprengt und (bei den Coni- feren) gänzlich abgestreift. Bei manchen Gymnospermen treten zwischen dem rudimentären Prothallium und der Pollenmembran noch Spalten in letzterer auf (Fig. 101 A); bei anderen hebt sich die Exine an zwei Seiten in Form grosser, blasiger, als Flugapparate dienender Säcke (Pinus) von der Intine ab. 482. Die weibliche Blüthe besteht bei Cycas aus metamorphosirten Blättern des Stammgipfels, der dabei sein Scheitelwachsthum nicht ein- stellt, sondern dasselbe mit gewöhnlichen Laubblättern fortsetzt. Das einzelne Fruchtblatt ist in dieser Gattung in seinem oberen Theile (der Spreite) kammartig-fiederspaltig, und trägt im unteren stielartigen Theile die Samenknospen reihenweise frei an beiden Rändern. Bei den anderen Cycadeen bilden die spiralig gestellten Fruchtblätter tannenzapfenartige Blüthen; das einzelne Fruchtblatt ist schildförmig und trägt auf der Unter- seite des Schildchens zwei Samenknospen. In der Ordnung der Coniferen ist Bau und Stellung der weiblichen Blüthe ein mannigfaltigerer. Bei Taxus entsteht die einzelne Samenknospe am Ende eines kurzen, schuppenartig beblätterten Zweiges (Fig. 105 B), bei Salisburia erscheinen in den Achseln der Laubblätter schlanke Stiele, die etwas unterhalb ihrer Spitze zwei Samenknospen etwa wie Eicheln tragen. Juniperus erzeugt die Samenknospen als dreigliederigen Quirl auf einem kurzen Seitenzweige, dessen unmittelbar unter den Samenknospen stehender, oberster, dreigliederiger Blattwirtel mit den Samenknospen alter- nirt und dessen Blätter später fleischig werden, unter sich verwachsen und so, die Samen einschliessend, die sogenannte Wachholderbeere bilden. Bei Cupressus stehen die Samenknospen am unteren Theile quirlig gestellter Fruchtblätter, die später zu dem verholzenden Zapfen heranwachsen. Die Abietineen endlich entwickeln die weibliche Blüthe als den bekannten Zapfen, der an seiner Axe zahlreiche spiralig gestellte Blätter mit einer, zwei oder mehreren Samenknospen trägt. Bei Pinus, Abies, Larix etc. stehen diese als Fruchtschuppen bezeichneten Blätter in der Achsel kleinerer Blättchen, der Deckschuppen, aus deren Basis sie als „Placenten“ ent- _ 47? 260 Gymnospermen: Samenknospe. Archegonien. springen, um später stärker zu wachsen, wie die meist klein bleibenden Deckschuppen. 483. Die einzelne Samenknospe (vergl. über die Samenknospe im Allgemeinen die $$ 521—524) ist in den allermeisten Fällen atrop (Fig. 105 B) ‘und mit einem meist stark entwickelten Integumente versehen; nur bei den Podocarpeen ist sie anatrop und besitzt zwei Integumente und bei Taxus entwickelt sich unter dem einen Integumente der atropen Samenknospe später noch der Samenmantel (Fig. 105 B: a), der hier den reifen Samen wie eine hochrothe, fleischige Hülle umgiebt. Während ferner gewöhnlich die Samenknospe frei aufrecht auf einem kurzen Stiele steht und die Mi- kropyle nach aussen wendet, ist sie bei den Abietineen einseitig der Pla- centa angewachsen und ihre Mikropyle der Axe zugekehrt. Die Mi- kropyle ist oft lang röhrenförmig vorgezogen und sondert eine die Pollen- körner fest haltende Flüssigkeit ab. Der vom Integumente umschlossene Knospenkern entwickelt in seinem kleinzelligen Gewebe eine seiner Zellen durch bedeutende Vergrösserung derselben zum Embryosack (Fig. 101 B: es, die stärkere Linie), dessen Zellkern bald verschwindet. In ihm bilden sich aus dem Plasma zahlreiche freie Zellen ($ 55), die bald an einander schliessen und unter weiterer Theilung den ganzen Embryosack mit einem parenchymatischen Gewebe, dem Endosperm (Sameneiweis) ausfüllen (Fig. 101 B: e). 484. In diesem, dem weiblichen Prothallium der höheren Gefässkryp- togamen entsprechenden Gewebe entstehen die früher als Corpuscula be- zeichneten Archegonien (Fig. 101 B: c), jedes einzelne Archegonium aus einer oberflächlich gelegenen Zelle des Endosperms genau in der Weise, wie bei den Gefässkryptogamen. Die durch die erste Querwand in der Archegonium-Mutterzelle abgeschnittene grössere innere Zelle wird zur Centralzelle, die äussere kleinere zum Archegoniumhals. Letzterer ver- längert sich manchmal bedeutend und bleibt dabei einzellig (Abies canadensis) oder wird durch Querwände gegliedert (Ephedra). Gewöhnlich aber ist er kurz und gliedert sich durch Längswände in eine Rosette von vier oder acht Deck- oder Halszellen (Fig. 101 B, C: h), die oft wieder durch Quer- wände in mehrere Etagen zerfallen. Unter dem Halse wird sogar kurz vor der Befruchtung eine Bauchcanalzelle gebildet, die später wieder ge- löst wird (Abies excelsa, Larix, Ephedra). Durch nachträgliches Wachsthum des Endosperms rücken die bald un- mittelbar einander berührenden (Cupressineen — Fig. 101 B), bald durch Endospermschichten getrennten (Abietineen) Archegonien tiefer nach unten, wobei aber über ihnen eine trichter- oder canalartige Oeffnung im Endo- sperm erhalten bleibt (Fig. 101 B). Die Zahl der in einer Samenknospe entstehenden Archegonien beträgt bei den Abietineen 3—5, bei Taxus5—8, bei den Cupressineen 5-30. Die Cycadeen schliessen sich, so weit man bei ihnen diese Verhältnisse genauer kennt, den Coniferen in den meisten Beziehungen an. Am eigen- thümlichsten ist unter den Gnetaceen die Gattung Welwitschia, bei der keine Halszelle gebildet wird, sondern die 20—60 Archegonien schlauch- artig durch den Knospenkern den Pollenschläuchen entgegen wachsen. Archegonien. 261 "a Ar BT ER ug - ee LOFT ’ Ver ' i N nz Iiese 6) 0% EB & & wen N ü 2 38 \) 8 8 aR 12 x 1) aeaze VD %] Fig. 101. A. Pollenkorn von Larix europaea (Vergr. 400), nach Schacht. — B. Juniperus virginiana, Längsschnitt durch den Knospenkern und den oberen Theil des Embryosackes der Samenknospe im Anfange der Be- fruchtung (Vergr. 100), nach Strasburger. — C. Die Halszellen der Arche-. gonien von Juniperus virginiana in verschiedenen Stadien der Theilung und halb von oben gesehen (Vergr. 250), nach Strasburger. — D. Erste Thei- lung des befruchteten Eies von Pinus Strobus und E weitere Theilung desselben (Vergr. 300). — F. Juniperus communis; Archegonium mit Em- bryonen, vom Gewebe des Embryosackes umgeben, auf dem Scheitel mit dem Ende des Pollenschlauches (Vergr 300). — G. Embryoträger mit Em- bryo von Pinus Strobus (Vergr. 100). — Fig. D—-G nach Hofmeister. — n Gewebe des Knospenkernes, e Endosperm des Embryosackes es, c Ar- chegonium, h Halszellen desselben, p Pollenschlauch, in Fig. A das rudi- mentäre Prothallium, eb Embryo, et Embryoträger. 262 Gymnospermen: Befruchtung. Embryo. 485. Zur Zeit der Befruchtung ist die Centralzelle von einem schau- migen Plasma erfüllt, dessen Gesammtmasse als Ei zu betrachten ist Die direct auf die Kernwarze des Knospenkerns gelangenden Pollenkörner ent- wickeln ihren Pollenschlauch ($ 481) und dieser wächst in das Gewebe des Knospenkernes bis zu einer gewissen Tiefe hinein (Fig. 101 B: p). Dann steht sein Wachsthum einige Zeit still, bei den Coniferen mit einjähriger Samenreife (Taxus, Abies excelsa) für einige Wochen bis Monate, für die’ mit zweijähriger Samenreife (Pinus sylvestris) bis zum Juni des zweiten Jahres. Bei Salisburia findet die Befruchtung sogar erst in den abgefallenen reifen Samen statt, in denen sich der Embryo während des, Winters ent- wickelt. Der wachsende Pollenschlauch ist reich an Plasma, das kleine Stärkekörner enthält und bei manchen Coniferen als letzte Andeutung der Spermatozoiden-Mutterzellen einige freie Zellen entwickelt ($ 478). Er be- sitzt ferner an seinem Ende einen Tüpfel in der Membran. Durch die über dem Archegonium befindliche Vertiefung des Eiweisses ($ 484) gelangt der Pollenschlauch endlich bis auf die Halszellen hinunter, drängt sich mit seinem Ende zwischen denselben bis zur Centralzelle durch und bis in die Eizelle hinein. In diese tritt sein Inhalt über, das Plasma der Eizelle wird dadurch getrübt und die im Pollenschlauche enthalten ge- wesenen Stärkekörnchen sammeln sich vorzüglich in seinem unteren Theile. Bei den Taxineen und Abietineen ist für jedes Archegonium ein Pollen- scblauch nöthig; bei den Cupressineen wird dagegen die Befruchtung von nur einem Pollenschlauche vollzogen, indem dieser sich über den Arche- gonien fussförmig verbreitert (Fig. 101 B) und so viele papillenartige Aus- stülpungen treibt, als Archegonien vorhanden sind. 486. Nach erfolgter Befruchtung trennt sich ein unterer plasmareicher Theil der Eizelle von dem oberen Theile derselben durch eine Querwand ab und wird zur Embryoanlage, deren nächste Entwickelung bei den einzelnen Familien verschieden erfolgt. Bei den Cupressineen theilt sie sich in drei über einander liegende Zellen, von denen sich die unterste bei Thuja nicht weiter durch Längswände theilt, sondern zu einem einzigen Embryo wird, während bei Juniperus die untere Zelle durch Längstheilung vier Embryonen liefert. In der Familie der Abietineen theilt sich die im Grunde der Centralzelle entstandene Zelle durch zwei übers Kreuz auf- tretende Längswände in vier neben einander gelegene Zellen (Fig. 101 D), und jede derselben zerfällt durch Quertheilung in drei Zellenetagen (Fig. 101 E), von denen die unteren vier Zellen sich zu vier Embryonen entwickeln. Während der weiteren Ausbildung des einzelnen Embryo strecken sich die mittleren oder die mittleren und oberen Zellen der ursprünglichen An- lage zu langen Schläuchen, den Embryoträgern (Fig. 101 F, G), welche den Embryo ins Endosperm hinunter schieben und dabei entweder zum Bündel vereinigt bleiben, oder sich von einander trennen und nach verschiedenen Richtungen in das Eiweiss eindringen (Fig. 101 G, wo jedoch nur ein Em- bryoträger vollständig gezeichnet wurde). Von den vielen Embryoanlagen, welche in einer Samenknospe entstehen (bei den Cupressineen sind selbst 60 bis 120 möglich), entwickelt sich jedoch nur eine zum Keimling weiter, während die anderen früher oder später zu Grunde gehen. Bei den Taxineen und Cupressineen wächst der Embryo anfänglich mit feiner zweischneidigen Scheitelzelle, die aber bald verschwindet. Embryo. Gewebe. System Cycadeae. 263 487. Das Endosperm wächst während der Entwickelung des Embryo "weiter, füllt sich mit Reservestoffen und verdrängt schliesslich das Gewebe des Knospenkernes. Das Integument, der Samenknospe wird zur Samen- schale, die entweder ganz verholzt, oder deren äussere Schichten auch fleischig und saftig werden (Cycas). Der Embryo entwickelt bald zwei (Cycadeen, Taxineen, die meisten Cupressineen etc.), bald 3—15 in einem Wirtel stehende Keimblätter (die meisten Abietineen). Auch die übrigen Theile der weiblichen Blüthe erleiden nach der Befruchtung Veränderungen. Bei Taxus wird der Same von einem fleischigen Samenmantel umhüllt, bei Podocarpus wird die Blüthenaxe fleischig, bei den meisten Coniferen werden die Carpelle oder die Placenten mächtig entwickelt und verholzt, so dass sie zusammenschliessend den Zapfenjdarstellen, der bei Juniperus die mehr fleischige Beere bildet. Der Same wird dabei oft durch seitliche Aus- wüchse geflügelt, oder es löst sich von der Placenta zusammen mit dem Samen eine Gewebeplatte los, die denselben als Flügel umgiebt (Abietineen). Bezüglich der Gewebebildung wurden die Coniferen bereits in den $$ 24 und 111 etc. erwähnt. Die Cycadeen schliessen sich den Coniferen enger an, entwickeln aber oft im Marke noch isolirte Fibrovasalstränge oder solche auch in der Rinde. Bei den Gnetaceen- treten im Holze neben den Tracheiden auch Gefässe auf, die jedoch in ihrer Beschaffenheit mehr an diejenigen der Gefässkryptogamen, als an die der übrigen Phanerogamen erinnern. 488. Die Classe der Gymnospermen zerfällt in folgende Ordnungen und Familien: I. Blüthen ohne Perigon. A. Stamm einfach; Blätter gross, gefiedert, in der Knospe sehr häufig spiralig nach . vorne, wie bei den Farnen, eingerollt: Cycadeae. B. Stamm reich und monopodial verzweigt; Blätter klein, einfach, häufig nadelförmig: Coniferae. 1. Zapfenbildung fehlend oder unvollkommen: Taxaceae. a. Samenknospe mit Vorblatt: Taxineae. b. Samenknospe ohne Vorblatt: Podocarpeae. 2. Zapfenbildung vollkommen. &. Zapfenschuppen in Quirlen, Samenknospe aufrecht: Cupressineae. ..b. Zapfenschuppen spiralig. Samenknospe?’abwärts gerichtet. * Deck- und Fruchtschuppe frei oder wenig verwachsen: Abietineae. ** Deck- und Fruchtschuppe verwachsen: Araujcarieae. II. Blüthen mit Perigon: Gnetaceae. 88. Ordnung. Cycadeae. 489. Stamm einfach, knollenartig oder säulenförmig, an die Stämme der Baumfarne erinnernd, selten mehr als 10—12 Fuss hoch, im’Gewebe, wie die übrigen Organe der Pflanze, mit zahlreichen Gummigängen. Laub- blätter gross, gefiedert, lederartig, mehrjährig, dicht und spiralig gestellt, ‘oft schneckenförmig nach vorne eingerollt, regelmässig mit kleinen schuppigen Niederblättern abwechselnd, am Gipfel des Stammes ‘eine palmenähnliche Krone bildend. Blüthen diöcisch, nackt, in Zapfen, die Z nur aus Bi 1 - förmigen Staubblättern bestehend, die auf der Unterseite zahlreiche, oft in Gruppen gestellte Pollensäcke tragen, ® Blüthen mit schildförmigen Car- pellen, welche auf der Unterseite oder am Rande 2—6 nackte, atrope Samenknospen tragen. Same mit harter innerer und fleischiger äusserer Schale, daher steinfruchtartig. Keimling in der Axe des Eiweisses, mit zwei 264 Cycadeen. Coniferen: Taxaceae. an der Spitze mehr oder weniger verwachsenen, ungleich grossen Keim- blättern. Cirea 50 Arten, Bewohner der tropischen- und subtropischen Länder, besonders in Au- stralien, Südafrika, Ostindien, Mexiko und Südamerika heimisch. Die Stämme mancher Arten (Cy cas circinnalis, revoluta) enthalten ein sehr stärkereiches Mark, das zur Gewin- nung einer Art Sago benutzt wird. Gattungen sind: Cycas, Zamia, Encephalartos, Dioon etc, Die Cycadeen waren in früheren Entwickelungsperioden der Erde viel reicher, als jetzt, vertreten. Man beschreibt 37 Gattungen mit circa 300 fossilen Arten, deren älteste sich im Carbon finden, deren grösste ei die Schichten der Trias und des Jura aufweisen. 39. Ordnung. Coniferae. 490. Stamm reich und monopodial (häufig quirlig) verzweigt, baumartig, seltener strauchig, sein Gewebe, wie auch das der anderen Organe, mit zahlreichen Harzgängen. Blätter einfach, oft nadelförmig, meist lederartig und mehrjährig, oder krautig und einjährig. Blüthen monöcisch oder diöcisch, häufig zapfenartig, die & nur aus Staubblättern bestehend, die 2 aus einer nackten Samenknospe mit oder ohne Deckschuppe. Die sogenannte Frucht beerenartig oder ein Zapfen. Samen mit meist holziger Schale, oft ge- flügelt. Keimling in der Axe des Eiweisses, mit 2 oder mehr völlig freien Keimblättern. Die über die ganze Erde verbreitete Ordnung enthält eirca 340 Arten, von denen die meisten der nördlichen gemässigten Zone angehören, die in den Tropenlebenden vorzüglich den Höheren Gebirgsregionen eigen sind. Am ärmsten an Arten ist Afrika. Manche Arten treten waldbildend auf (Abietineen).. Im Norden bezeichnen Coniferen zum Theil und oft allein die Baumgrenze (Larix in Sibirien bis 72° n. Br.). Fossil kennt man ca. 400 Arten, deren älteste Reste in der Steinkohle (Araucarieen) sich finden und die zum Theil ausgestorbenen Familien (Voltzieen, Walchieen) angehören. Die zahlreichen Stammreste werden nach dem Bau des Holzes in sechs Gattungen (Cedroxylon, Cupressoxylon, Pityoxylon, Taxoxylon, Araucaroxylon und Aporoxylon) vertheilt. 1. Unterordnung. Taxaceae. Zapfenbildung der weiblichen Blüthen fehlend oder unvollkommen.. Deckschuppen der weiblichen Blüthen fehlend, oder (wo vorhanden) einfach. 491. (Fam. 73.) Taxineae. Bäume oder Sträucher mit spiralig ge- stellten, oft zweireihig gerichteten, meistens nadelförmigen, selten laubblatt- artig ausgebreiteten Blättern. Blüthen diöcisch, seltener monöcisch; die & in kurzen oder verlängerten Kätzchen, mit 2—8 hängenden Pollensäcken auf der Unterseite verschieden geformter Staubblätter; die Q aus einer atropen Samenknope mit einem Integumente und einem Vorblatte be- stehend. Same mit fleischiger Aussenschale oder von einem Samenmantel umgeben. Embryo mit 2 Cotyledonen. Taxus (Samen mit fleischigem, hochrothem Arillus): Die Eibe wild in Deutschland nur noch selten, meistens nur in Gärten eultivirt. Holz zu Tischler- und Drechslerarbeiten ge- schätzt. Salisburia (Gingko) biloba, in Japan heimisch, besitzt steinfruchtartige Samen und breite, zweilappige, einjährige Blätter. Fossile Arten im Tertiär. j 492. (Fam. 74) Podocarpeae. Bäume oder Sträucher mit nadel- oder laubblattartigen, spiralig gestellten Blättern und monöcischen oder diöcischen Blüthen. Staubblätter klein, mit 2 Pollensäcken. Samenknospe anatrop, mit 2 Integumenten, ohne Vorblatt. Weibliche Blüthenaxe BER anschwellend und fleischig werdend. Embryo mit 2 Cotyledonen. Vorzüglich in Neuholländ und Neuseeland zu Hause. Gattungen: Phyllocladus (mit kleinen schuppenartigen Blättern und blattartigen Zweigen — Neuseeland), Podocarpus (9 Arten im Tertiär), Dacridium etc. Araucariaceae, 265 2. Unterordnung. Araucariaceae. Zapfenbildung der 2 Blüthen vollkommen. Zapfenschuppen doppelt, mit Deck- und Fruchtschuppe. 493. (Fam. 75.) Cupressineae. Bäume oder Sträucher mit quirlig- gestellten, häufig doppelt-gestalteten Blättern. Blüthen monöcisch oder diöcisch. Staubblätter schildförmig, mit 2 oder mehr hängenden Pollen- säcken. @ Blüthe mit in alternirenden Quirlen stehenden Car- pellen, die an der Basis auf der Innenfläche 2 oder viele, aufrecht stehende Samenknospen tragen. Deck- und Fruchtschuppe völlig ver- wachsen. Embryo mit 2—9 Cotyledonen. In Deutschland nur Juniperus (Zapfen beerenartig, aus nur einem dreigliederigen. Quirle gebildet) und Sabina (Zapfen beerenartig, aus mehreren Quirlen gebildet) vertreten.. Cultivirt werden Arten der Gattungen Cupressus (Üypresse) und Thuja (Lebensbaum). Officinell sind: Fructus Juniperi (Wachholderbeeren, von Juniperus communis: L., Europa — Bestandtheile: ätherisches Oel, Harz, Zucker, Juniperin) — Summitates: Sabinae (Zweigspitzen des Sadebaumes, Sabina offieinalis Geke., Juniperus Sabina L., Süd-- europa, häufig eultivirt — Bestandtheil: ätherisches Oel — oft verwechselt mit Juniperus- virginiana, Cupressus ete.). — Resina Sandaraca (Sandarakharz von Callitris quadri- valvis Vent., Nordwestafrika. Von fossilen Cupressineen kennt man etwa 37, zum Theil noch lebenden Gattungen (Juniperus, Callitris, Thuja) angehörende Arten, von denen die meisten im Tertiär vor-- kommen. 494. (Fam. 76.) Taxodineae. Unterscheiden sich von den Cupressi- neen durch eine grössere Anzahl spiralig gestellter Zapfenschuppen, alter- nirende Blätter etc. Taxodium distichum, die in Nordamerika und Mexiko vorkommende und bei uns: manchmal cultivirte Sumpfeypresse, mit einjährigen Blättern und oft bis1 Fuss hohen, kegel- förmigen Auswüchsen auf den horizontal verlaufenden Wurzeln. Die Gattung kommt fossil im Tertiär vor. g 49. (Fam. 77.) Sequoieae. Unterscheiden sich von Cupressineen und Taxodineen vorzüglich durch die mit der Mikropyle nach abwärts ge- richteten Samenknospen. Sequoia gigantea (Wellingtonia "gigantea), der Mammuthbaum Californiens, erreicht. eine Höhe von 380 Fuss (astfrei bis 140 Fuss), bei einem Stammdurchmesser von 31 Fuss: am Boden. Arten der Gattung sind fossil in der Kreide und im Tertiär vorhanden. 496. (Fam. 78.) Sciadopityeae. Von den vorigen Familien durch: Habitus und Bau der Zapfen unterschieden, von den mehr ähnlichen Abi- etineen durch völlige Verwachsung der Deck- und Fruchtschuppe und durch die zahlreicheren Samenknospen (7—9) jeder Schuppe. Sciadopitys (Japan). 497. (Fam. 79.) Abietineae, Meist ansehnliche Bäume, seltener . Sträucher. Blätter meist lang, nadelförmig, spiralig gestellt, einzeln, oder an besonderen Kurztrieben zu 2-3 oder mehr in Büscheln. Blüthen monö- cisch, selten diöcisch dd Blüthen ährenförmig, mit zahlreichen Staubblättern, jedes mit 2 (oder mehr) Pollensäcken. Q Blüthen in Zapfen, spiralig ge- stellt, ihre Deck- und Fruchtschuppen frei oder wenig verwachsen, jede mit 2 Samenknospen, deren Mikropyle abwärts „erichtet ist. Zapfen hol- zig. Samen häufig geflügelt. Embryo mit 2—15 Keimblättern. 498. Die einzige Gattung Pinus wird oft in Gattungen zertheilt, deren deutsche sich. folgendermaassen gruppiren: ie 266 Araucariaceae, Gnetaceae, I. d Blüthen einen dicht gedrängten, knäuelartigen Blüthenstand bildend, ihre Pol- lensäcke der Länge nach aufspringend. Fruchtschuppen an der Spitze schild- förmig verdickt. Samen erst im zweiten Jahre reifend, mit abfallendem Flügel. Blätter zu 2 oder mehreren büschelig. Zapfen ganz abfallend: Pinus (Kiefer), AT. d Blüthen einzeln. Fruchtschuppen an der Spitze dünn, Samen im ersten Jahre reifend, mit bleibendem Flügel. A. Pollensäcke der Länge nach aufspringend. Deckschuppen zur Fruchtzeit kürzer als die Fruchtschuppen. Zapfen ganz abfallend. 1. Zapfenschuppen holzig. Blätter einjährig, büschelweise an Kurztrieben: Larix (Lärche). 2. Zapfenschuppen lederig. Blätter immergrün, einzeln, spiralig an gewöhnlichen Zweigen: Picea (Fichte). } B. Pollensäcke der Quere nach aufspringend. Deckschuppen zur” Fruchtzeit länger als die Fruchtschuppen, sammt diesen von der aufrecht stehen bleibenden Zapfen- axe einzeln abfallend. Blätter einzeln, spiraligl: Abies (Tanne). 499. Offieinell: Resina Pini Fichtenharz, von Pinus sylvestris L. (Kiefer), P. Abies L. (Picea vulgaris Lk., Abies excelsa Poir., Fichte, Rothtanne), P. Picea L. (Abies alba Mill., A. pectinata DC., Weiss- oder Edeltanne), P. Larix L. (Larix europaea DC., Lärche) u. a. Arten Europas. — Terebinthina communis, Terpenthin, von den meisten senannten Arten (amerikanischer von P, palustris W., P. Taeda Lk., P. Strobus L. franzö- sischer — Bordeaux — von P. Pinaster). — Terebinthina veneta, venetianischer Ter- wenthin, von Larix. — Turiones Pini, die in der Entwickelung begriffenen Triebe von Pinus sylvestris. — Ausserdem liefern alle diese Arten durch verschiedene Behandlung ihres Harzes noch Theer, Pech ete. — Balsamum canadense, Kanadabalsam, kommt von Abies "balsamea DC. und A. canadensis Lk. in Nordamerika. — Essbare Samen liefern Pinus Cem- 'bra L. (Zirbelkiefer oder Arve — Alpengebiet) und P. Pinea L. (Pinie — Südeuropa). — ‚Auch des Holzes wegen gehören die Abietineen zu den wichtigsten Waldbäumen., Von anderen Arten sind noch zu nennen P. Mughus (Knie- oder Krummholz) und P. "Laricio (Schwarzkiefer) als deutsche; von ausserdeutschen P. Strobus L. (Weymuthskiefer — Nordamerika — häufig in Parkanlagen), P. Cedrus L. (Ceder, Cedrus libanotica Lk. — Klein- :ssien) und P. Deodara Don (Cedrus Deodara Loud. — Himalaya — einer der schönsten Na- ‚delbäume mit vorzüglichem Nutzholze). Fossile Abietineen finden sich vorzüglich im Tertiär (Pinus mit über 100 Arten), treten aber schon im Jura auf. Am wichtigsten ist Pinites succinifer Göppert der Tertiär- zeit, dessen fossiles Harz der Bernstein ist. 500. (Fam. 80.) Araucarieae. Besitzen, wie die Abietineen, spira- lig gestellte Fruchtschuppen, die aber mit den Deckschuppen völlig ver- schmolzen sind. Die Samenknospen kehren die Mikropyle der Axe zu und stehen bei Araucaria und Dammara einzeln, bei Cunninghamia zu dreien beisammen. Die Familie kommt vorzüglich in Südamerika (Araucaria imbricata, charakteristischer “Waldbaum der Anden von Chile, A. brasiliensis in Brasilien, beide mit grossen, essbaren Samen) und Australien (Araucaria excelsa Ait., auf der Norfolkinsel, liefert vorzügliches 'Schiffsbauholz) vor. — Arten der Gattung Dammara liefern das Dammarharz (ostindisches won D. orientalis Lamb., neuseeländisches von D. australis). 40. Ordnung. Gnetaceae. 501. Blüthen in monöcischen oder diöcischen Inflorescenzen, mit Peri- gon, welches bei der 4 Blüthe röhrenförmig und zweitheilig ist und aus dem ein stielartiger Träger vorragt, welcher zwei oder mehr Antheren trägt. Das Perigon der 9 Blüthe ist einfach flaschenförmig oder drei- bis viertheilig. Samenknospe mit 1 oder 2 Integumenten. Samen mit harter Schale, nussartig, bei der Reife von dem manchmal saftig werdenden Peri- gon umgeben. Die Ordnung umfasst drei habituell sehr unähnliche Gattungen, Ephedjra, bereits in Südtyrol (E. distachya L.) auftretend, ist strauchig, mit gegliederten, dünnen, langen, grünen Zweigen und kleinen, schuppigen, opponirten, zu einer zweizähnigen Scheide verwachsenen Gnetaceae. Angiospermae: Blüthe. 267 Blättchen, aus deren Achseln die Seitenzweige entspringen; die Gattung erinnert an die Ca- suarineen und Schachtelhalme. — Gnetum, im tropischen Asien und Amerika heimisch, umfasst Bäume und Sträucher mit ebenfalls gegliederten Zweigen, aber grossen, opponirten, gestielten, handnervigen, einfachen Blättern. — Welwitschia mirabilis (auf der Angola- Küste Westafrikas) hat einen rübenartigen, schwammigen, fast ganz im Boden steckenden Stamm (2 Fuss hoch, bei 11 Fuss Umfang), dessen beiden einzigen Blätter die bis zu 6 Fuss Länge erreichenden, linealen, lederartigen, flach dem Boden aufliegenden, ausdauernden Keimblätter sind. Die bis 1 Fuss hohen, dichotom verzweigten Blüthenstände entspringen in der Nähe des Stammscheitels und bestehen aus zahlreichen zapfenartigen, vierreihig be- blätterten, scharlachrothen, männlichen oder weiblichen Aehren, die in den Blattachseln die einzeln sitzenden Blüthen tragen. X1. Classe. Angiospermae. (8 479) 502. Für die Charakteristik der Angiospermen, der Ordnungen sowohl als auch der Familien und Gattungen, ist der Bau der Blüthe von grösster Bedeutung. Die Blüthe ist auch in dieser Classe ein metamorphosirter Spross, des- sen Blätter eine bestimmte Anordnung zeigen ($ 148). Seine Axe ist ge- wöhnlich sehr verkürzt, so dass die Blattquirle oder Blattspiralen dicht über einander stehen, ohne bedeutend merkliche Internodien zwischen sich zu lassen. Nur wenn einzelne Blattgebilde in grosser Anzahl auftreten, zeigt die Blüthenaxe in Folge länger andauernden Wachsthums eine grössere Länge (manche Ranunculaceen, z. B. Myosurus — Magnolia etc... In andern Fällen sind einzelne Internodien gegenüber den anderen bedeutend verlän- gert, wie bei Passiflora das Internodium zwischen Blumenkrone und Staub- gefässen, bei Lychnis zwischen Kelch und Blumenkrone. Dass ferner die Blüthenaxe oft besondere Formen annimmt, wurde schon im $ 136 an dem Beispiele der Feige etc. erläutert. ' 503. In der sogenannten vollständigen Blüthe werden vier Blattforma tionen unterschieden, die in ihrer zeitlichen und räumlichen Aufeinander- folge von unten (aussen) nach oben (innen) als Kelch, Blumenkrone, Staub- gefässe und Fruchtknoten auftreten. Kelch und Krone zusammen werden als Blüthenhülle, die Gesammtheit der Staubgefässe als Androeceum, die sämmtlichen Fruchtblätter als Gynaeceum bezeichnet. Die Glieder jeder dieser Blattformationen können in einen oder mehrere Kreise oder Spiral- umläufe geordnet sein. Jede der Blattformationen kann fehlen und die Blüthe ist dann eine sogenannte unvollständige. Den höchsten Grad er- reichen hierin die männlichen Blüthen mancher Aroideen, bei denen ein einzelnes Geschlechtsorgan die ganze Blüthe ausmacht. In anderen Fällen sind gewisse Blüthenblattkreise rudimentär. Dies gilt besonders von vielen Blüthen mit getrenntem Geschlecht (diclinische Blüthen), in denen dann entweder die Staubgefässe (weibliche Blüthen) oder die Fruchtknoten (männliche Blüthen) abortirt sind, ohne dass sonst Form und Stellungsverhältnisse darunter leiden. Nur in selteneren Fällen sind derartige eingeschlechtliche Blüthen verschieden gebaut (Cannabineen, Cu- puliferen). In den normalen Fällen wird mit Anlage des obersten (innersten) Blatt- kreises der Blüthenaxe das Wachsthum der letzteren eingestellt. Nur in sel- tenen Ausnahmefällen (die z. B, bei Rosen manchmal eintreten) dauert das- 268 Angiospermen: Blüthenhülle. selbe auch dann noch fort und die Blüthe ist eine sogenannte durchwach- sene; der zur Blüthe heraustretende Spross kann dann eine zweite Blüthe oder auch gewöhnliche Blätter erzeugen. 1. Die Blüthenhülle. 504. Die Blüthenhülle fehlt in einzelnen Fällen ganz (Piperaceen, Aroideen); in anderen wird sie aus nur einem Blattkreise (Perigon) ge- bildet, der dann gewöhnlich klein, grün und unscheinbar (Urticaceen, Chenopodiaceen), seltener gross uud blumenkronenartig gefärbt ist (Aristo- lochia, Daphne). Meistens ist die Blüthenhülle doppelt: ein unterer (äusse- rer) Kreis, der Kelch (calyx), ist aus grünen, derberen und gewöhnlich kleineren, mit breiterer Basis sitzenden Blättern und ein oberer (innerer), die Blumenkrone (corolla) aus farblosen oder bunten, zarteren und grösseren, an der Basis meist verschmälerten, oft deutlich gestielten Blät- tern gebildet. Es kommt jedoch auch vor, dass der Kelch blumenkronen- artig (corollinisch) entwickelt ist (Aquilegia, Helleborus, Aconitum und an- dere‘ Ranunculaceen), wobei dann die Kronenblätter oft klein und un- scheinbar oder in Nectarien ($ 528) umgewandelt werden (die genannten Ranunculaceen). In anderen Fällen tritt auch statt des Kelches ein Kranz von Haaren auf (Pappus vieler Compositen — manche Cyperaceen, z. B. Eriophorum). Bei den Nymphaeaceen findet unter den zahlreichen Blät- tern der Blüthenhülle ein ganz allmäliger Ueber- gang von kelchartig entwickelten durch die der Corolle bis zu den eigentlichen Staubblättern hin statt. 505. Die Blätter der Blüthenhülle treten bei ihrer Entstehung wie die Laubblätter als kleine Zellenhöcker aus der Blüthenaxe hervor (Fig. 102A). Diejenigen eines Kreises erscheinen ent- weder gleichzeitig (die meisten polysymmetri- schen Blüthen mit quirlig geordneten Blättern) oder sie treten nach einander auf. In diesem Falle ist in spiralig gebauten Blüthen, namentlich bei solchen mit länger dauerndem Spitzenwachs- thum der Axe, das Auftreten meistens ein streng acropetales, sowohl in der einzelnen Blattforma- tion, als in Kelch und Krone unter sich ver- glichen. Bei anderen Blüthen kommt es jedoch auch vor, dass der Kelch erst angelegt wird, wenn die Staubgefässe bereits im Entstehen be- griffen sind (Hypericum calycinum), oder selbst Fig. 102. Entwickelung einer Compositenblüthe, schematisirt. A. An- lage der Corollenzipfel. — B=A im Längsschnitt. — C=A von oben ge- sehen. — E. Anlage der Staubgefässe. — D=E in der Aussenansicht. F Auftreten der Carpellblätter. — G. Etwas ältere Entwickelungsstufe als F. — H und J. Junge und etwas ältere Samenknospe in der Fruchtknoten- höhle. — c Corolle, a Staubgefässe, g Griffel, p Pappus, o Fruchtknoten- höhle, s Samenknospe. — Schwach vergrössert. Blüthenhülle. Staubgefässe. 269 ‚wenn diese und die Carpelle schon hervortreten (Compositen, Rubiaceen, Dipsaceen). In manchen Blüthen, die, sich später zygomorph_ ausbilden, schreitet die Anlage der Kelch- und Kronblätter von einem Punkte aus nach rechts und links vor. Bei Reseda sind die hinteren Kronblätter (Staubgefässe und Fruchtblätter) die ersten, die vorderen die letzten. In der Blüthe der Papilionaceen entsteht zuerst das vordere Kelchblatt, dann zugleich das rechts und links gelegene und dann die beiden hinteren; ehe jedoch die letzteren angelegt werden, treten bereits die zwei vorderen Kronblätter auf, denen die anderen drei nach rechts und links folgen. 506. Entwickeln sich die einzelnen Blattanlagen (Kelchblätter, sepala — ‚Kronenblätter, petala) frei weiter, indem sie an ihrer Basis völlig von ein- ander getrennt bleiben, so wird die Blüthenhülle-eine-g.etrenntblätte- rige (eleutherosepal und eleutheropetal), Bei anderen Blüthen werden Zuerst auch einzelne freie Blattanlagen sichtbar (Fig. 102 A). Haben die- selben indessen eine gewisse Grösse erreicht, so erhebt sich in Folge inter- ‚calaren Wachsthums unter ihnen eine Ringzone der Blüthenaxe und trägt auf ihrem Rande die ursprünglichen Blattanlagen empor (Fig. 102H,]). ‚Diese stehen dann als Zipfel oder Lappen auf dem freien Rande eines cy- lindrischen, glockenförmig oder ähnlich geformten Blattes, und die Blüthen- hülle ist dann eine sogenannte verwachsenblätterige (gamosepal und ‚gamopetal). Dieser Ausdruck darf jedoch nicht, wie oft geschieht, so auf- gefasst werden, als ob eine wirkliche nachträgliche Verschmelzung ursprüng- lich völlig freier Blätter mit ihren Rändern stattfände. Bei Cucurbita erhebt sich die Corolla sogar als ein einheitlicher Ringwulst, auf dessen anfäng- lich glattem Rande erst später die fünf Zipfel der Blumenkrone als fünf ‚Zellgewebshöcker angelegt werden (vgl. $ 457). Sind beide Blattkreise in der Blüthe vorhanden, so kann einer dersel- ‚ben frei, der andere „verwachsen“ sein, oder beide sind gleichsinnig ent- wickelt. Bei der Hyacinthe sind die Glieder zweier dreiblätteriger, corol- linischer Kreise (des Perigons) in der unteren Hälfte mit einander ver- ‚wachsen. 507. Bei manchen Blüthen treten auf der Innenseite des Perigons oder ‚der Blumenblätter Ligulargebilde ($ 145, S. 95) auf, welche die sogenannte Nebenkrone bilden; so bei Lychnis an der Grenze zwischen Stiel (Nagel) und Spreite (Platte) des Blumenblattes, bei Nareissus u. A. Die Kelchblätter mancher Rosaceen (Potentilla , Fragaria u. s. w.) entwickeln Nebenblätter, die dann als Hüll- oder Aussenkelch bezeichnet werden. ‚Bei den Malvaceen sind es subflorale Hochblätter mit ihren Nebenblättern, welche den Hüllkelch bilden und Aehnliches findet sich bei Dianthus, He- patica u. a. Angiospermen, bei denen derartige Gebilde dann nicht mit - ‚echten Blüthentheilen verwechselt werden dürfen. Oft werden auch ganze Blüthenstände von besonderen Blattkreisen oder einem einzelnen Blatte umgeben .oder in der Jugend ganz eingehüllt (Involucrum der Umbelliferen, Spatha der Aroideen und Palmen). 2. Das Androeceum. 508. Die Staubgefässe sind nur in seltenen Fällen (Cyclanthera etc.) axile Gebilde. Meistens sind es Blätter (Staubblätter), welche nach Anlage des innersten Blüthenhüllenkreises als kleine Zellgewebshöcker aus der Axe e 270 Angiospermen: Staubgefässe. hervortreten (Fig. 102 E: a) und die Corolle gewöhnlich sehr bald in der Entwickelung so überholen, dass letztere oft noch aus kleinen, schuppigen Blättern besteht, wenn die Staubgefässe bereits reifen Pollen besitzen (gutes Beispiel: Papaver). Die anfänglich halbkugelige, später cylindrische bis keulenförmige Staubblattanlage differenzirt sich bald in einen oberen stärkeren Theil: den Staubbeutel (Anthere) und einen unteren schwächeren, meist fadenförmigen, oft auch blattartigen: den Staubfaden (Filament). Das Filament setzt sich durch die Mitte der Anthere als Connectiv fort und überragt dieselbe oft noch als verschieden geformtes Anhängsel (Paris etc... Die Form und Grösse des Connectives unterliegt mannigfachen Schwankungen, mit denen wieder Gestalt der Anthere und Lage der Antherenfächer zusammenhängen. Mei- stens ist es schmal, bandförmig und die Antherenhälften liegen dicht neben einander; in anderen Fällen verbreitert es sich unter Auseinanderrücken der Staubbeutelhälften; bei Salvia wird es sogar zu einem hebelartigen, etwas gekrümmten Faden. Mit dem Filamente steht das Connectiv ferner in der Regel in der Weise in fester Verbindung, dass die Anthere dem. Ende des ersteren unbeweglich aufsitzt. In anderen Fällen ist das Con- nectiv gegen den Staubfaden so abgegliedert, dass die Anthere leicht be- weglich ist (Lilium, Salvia etc.). 509.. Bei manchen Pflanzen besitzt das Filament seitliche Anhängsel, die den Nebenblättern der Laubblätter gleichen (Allium, Laurineen ete.). Verzweigte Staubfäden kommen bei manchen Myrtaceen, Hypericineen, bei Ricinus u. s. w. vor. Mit den sogenannten verwachsenen Staubgefäs- sen dürfen diese nicht verwechselt werden, da sie ursprünglich als jeinheit- liche Anlagen erscheinen. So treten die Staubblattanlagen bei den Hype- ricineen anfänglich als drei oder fünf grosse Zellgewebshöcker auf, von denen jeder auf seiner Oberfläche nach und nach von dem Scheitel bis zur Basis kleinere Höcker entwickelt, die zu den antherentragenden Filamen- ten heranwachsen. Aehnlich ist es bei Ricinus. Bei Cucurbita dagegen werden die fünf Staubgefässe so angelegt, dass je zwei einander mehr ge- nähert sind, eines isolirt steht. Unter den paarweise genäherten erhebt sich dann ein Fussstück derart, dass die beiden isolirten Anlagen gemein® sam empor getragen werden, in der entwickelten Blüthe daher drei Staub- gefässe vorhanden sind: zwei sogenannte verwachsene und ein freies, Verzweigung und gleichzeitig Verwachsung der Filamente wird bei den Malvaceen beobachtet. 510. „Verwachsung“ der Staubgefässe mit der Blumenkrone kommt vielfach, namentlich in gamopetalen Blüthen vor. Hier sind die Staubblatt- anlagen völlig frei von der Corolle (Fig. 102 E, a). Später aber erhebt sich der unter der Corolle und den Staubgefässen liegende Gewebetheil in, Form einer Röhre in der Weise, dass Krone und Staubblattkreis von einer ge- meinsamen Unterlage empor getragen werden (Fig. 102 G—J) und letzterer aus der ersteren zu entspringen oder mit ihr verwachsen scheint. Aehn- liche Verhältnisse finden sich oft zwischen Staub- und Fruchtblättern, wer- den aber auch hier nicht durch Verwachsung im strengen Sinne des Wor- tes, sondern durch intercalares Wachsthum unter ihnen liegender gemein- samer Gewebezonen der Blüthe veranlasst. Am einfachsten tritt dieses u.a, bei Sterculia hervor, bei welcher Staubgefässe und Fruchtknoten von einem Staubgefässe. Pollenfächer. 27% stielartigen Träger, einem Internodium der Blüthenaxe (Gynophorum), ge- meinsam emporgehoben werden, so dass die kleinen Antheren als ein An- hängsel des mächtigen Ovariums erscheinen. Bei den Orchideen dagegen, deren Fruchtknoten unterständig ist, treten die Verhältnisse nicht so ein- fach auf. Die mannigfaltig gestaltete Griffelsäule (Gynostemium) mit ihrer in der gedrehten Blüthe nach abwärts gekehrten Narbenfläche ist hier mit den Staubgefässen verschmolzen. In den meisten Orchideenblüthen ist von den typischen sechs Staubgefässen nur eines fruchtbar entwickelt, das der der Narbe gegenüberstehenden Seite der Griffelsäule ansitzt; bei anderen (z. B. Cypripedium) sind zwei fruchtbare, rechts und links stehende Staub- gefässe vorhanden, zu denen auf dem Rücken des Gynostemiums ein Staminodium ($ 511) kommt. öll. Oft sind in einer Blüthe die Staubgefässe ungleich gross (Cruci- feren, Labiaten etc.) oder ungleich gestaltet. Fehlt ihnen im letzteren Falle die Anthere, sind sie also steril, so heissen sie Staminodien. Der- artige Gebilde weichen in ihrer Form oft wenig von den Filamenten der übrigen Staubgefässe der Blüthe ab (Erodium etc.); in anderen Fällen sind: sie aber mehr oder weniger corollinisch (Canna, Aquilegia etc.), so dass sie die Zahl der Kronentheile vermehren. Bei vielen Blüthen ist diese peta- loide Umbildung der Staubgefässe Ursache der sogenannten Füllung (Rose). Betreffs der Entstehungsfolge der Staubgefässe gilt im All- gemeinen das von der Blüthenhülle Gesagte; doch kommen auch hier viel- fache Abweichungen vor, namentlich dann, wenn nach Aufhören des: Spitzenwachsthums der Axe einzelne Zonen derselben noch länger andau- erndes, intercalares Wachsthum zeigen. So werden bei Rosaceen noch Staubgefässe angelegt, wenn bereits die Carpelle aufgetreten sind. Bei Geraniaceen, Rutaceen, Oxalideen u. a. werden zwischen die fünf Staubge- fässe eines bereits vorhandenen Wirtels fünf jüngere eingeschoben (inter- ponirt), ohne dass die Anordnung des älteren Wirtels gestört wird. Aehn- lich verhalten sich die Hippocastaneen, Acerineen etc., bei welchen jedoch die Zahl der interponirten Staubgefässe kleiner ist, als die der schon vor- handenen des Quirles, so dass die Gesammtzahl der Stamina nicht mit. denen der übrigen Blüthentheile harmonirt. Dass bei Reseda die Ent- stehungsfolge der Staubgefässe mit derjenigen der Krone übereinstimmt, wurde schon im $ 505 erwähnt. Am eigenthümlichsten verhalten sich die Primulaceen und Plumba-- gineen. Bei diesen erhebt sich nach Anlage des Kelches in der Blüthe ein Ringwall mit fünf Zellgewebshöckern (Primordien), von denen jeder zu einem Staubgefäss weiter wächst, aus dessem Rücken dann der Corollen- zipfel hervorsprosst. 512. Das jugendliche Staubgefäss, dessen oberer, zur Anthere werden- ‚der Theil bald keulig anschwillt und gewöhnlich seitlich je zwei Längs- wülste zeigt, besteht anfänglich aus einem gleichmässigen Meristem, in. welchem sich dann ein das Filament und Connectiv durchziehender Fibrova- salstrang differenzirt, während das Dermatogen deutlichere Epidermis-- structur annimmt. Die Zahl der in der Anthere sich bildenden Pollen- fächer ist verschieden, beträgt jedoch bei den allermeisten Angiospermen vier, von denen je zwei auf einer Seite liegen. Jedes Fach geht gewöhn- lich nur aus einer unterhalb jedes Längswulstes der Anthere liegenden. 272 Angiospermen: Pollenbildung. Zellengruppe oder Zellenreihe der äussersten Periblemschicht hervor, deren Zellen sich bedeutend vergrössern und durch Tangentialwände nach aussen eine Lage kleinerer Zellen abgliedern. Während die so entstehenden inneren, grösseren, an Plasma reichen Zellen die Urmutterzellen des Pollen (Fig. 103 A: p) repräsentiren, theilt sich die von diesen abgeschiedene Zellenlage noch weiter in drei Schichten (Fig. 103 A), von denen die innere, an die. Pollenurmutter- zellen grenzende sich später durch eigenthümliche Beschaffenheit ihrer radial gestreckten Zellen (Fig. 103 C: e) auszeichnet und die Innenwand des Faches als „Tapete“ oder Epithel auskleidet, während die Zellen der äusseren, unmittelbar unter, der An- therenepidermis liegenden Schicht faserartige, meist netzig verbundene Verdickungen auf den Innen- und Seitenwänden erhalten. 513. Die Pollenurmutter- zellen vermehren sich gewöhnlich nur spärlich durch wiederholte Zwei- theilung (Fig. 105 A, B:.p). Die aus ihnen hervorgehenden Mutter- zellen des Pollen runden sich bald ab und verdicken ihre anfänglich zarten Wände unter gallertartiger Lockerung und Schichtung derselben Bin (Fig. 12 h—m, S. 28). Bei den Mo- Dt nocotyledonen theilen sie sich suc- cedan, bei den Dicotyledonen simul- tan in der in den $$ 58 und. 59 (Fig. 12 h—m, S. 28) dargestellten Weise in vier Zellen, deren Plasma durch Umhüllung mit einer neuen Membran zu je einer Pollenzelle wird. Während diese heranwächst und ihre Zellwand weitere Veränderungen erfährt, werden die Wände der Pollenmutterzellen allmälig gelöst. Dasselbe geschieht mit dem das Fach auskleidenden Epithel und der zwischen die- sem und der Faserzellenschicht befindlichen Zellenlage. Aus diesen sich En Er SI |) Fig. 108 A. Längsschnitt durch ein ap erenigeh von Malva sylve- stris (Vergr. ca. 300), nach Warming. — B®Längsschnitt durch ein etwas älteres Antherenfach von Althaea rosea. — C. Querschnitt einer Anthere derselben Pflanze, noch älter; aus der linken Hälfte sind die bereits zum letzten Male getheilten Pollenmutterzellen herausgefallen. — p Pollenmut- terzellgewebe, e Epithel des Antherenfaches. Pollen. 273 lösenden Geweben geht eine körnig-schleimige Flüssigkeit hervor, in der die jungen Pollenkörner schwimmen und die von letzteren allmälig während der weiteren Entwickelung als Bildungsmaterial aufgesogen wird. 514. Die Pollenmembran wächst während dessen gewöhnlich be- deutend in die Dicke und differenzirt sich dabei in zwei Lamellen oder Schalen. Eine äussere Lamelle, dieExine, wird derberunddicker; sie cuticu- larisirt, erhält auf der Oberfläche meistens locale Verdickungen mannigfacher Art (Fig. 104) und zeigt oft wieder Sonderung in dichtere und weniger dichte Schichten und Streifen. An einzelnen Stellen ist sie häufig bedeu- tend verdünnt oder gar ganz in der Weise unterbrochen, dass sie Spalten oder Löcher hat, welche sogar wieder mit deckelartigen Exinestücken ver- schlossen sein können (Fig. 104 A und B: d). Derartige Stellen dienen später den Pollenschläuchen zum Austritt (Fig. 104 B: p). Eine Innenlamelle, die Intine des Pollen, bleibt Fig. 104. dagegen zart und dünn. Sie cuticularisirt nicht, erhält aber manchmal an den unter den Oeffnungen der Exine gelegenen Stellen Verdickungen (Fig. 104 A: z), welche dann das Material zum Pollenschlauch liefern. 515. Der Inhalt der Pollenzelle ist ein dichtes, meist trübes Plasma mit Oeltröpfchen und Stärkekörn- chen. Auf der Oberfläche des Pollen kleben oft Tropfen eines gefärbten Oeles, die den Pollen namentlich für die Beförderung zu anderen Blüthen durch Insekten ge- schickt.machen. Die Gestalt der Pollenzellen und ihrer . Exineverdickungen ist für manche Familien und Gat- tungen eine sehr bestimmte und charakteristische. Na- mentlich zeichnen sich gewisse Familien dadurch aus, dass die fertigen Pollenzellen sich nicht von einander trennen. Bei Ericaceen, manchen Orchideen u. Ss. w. bleiben die Pollenzellen zu Tetraden, wie sie in der Mutterzelle entstanden, verbunden. Bei den Mimoseen bilden 8—64 Pollenzellen eine grössere Gruppe, deren Oberfläche eine derbere Exine besitzt, als die Tren- nungswände. Bei vielen Orchideen verkleben die aus einer Urmutterzelle entstehenden oder sämmtliche Pol- lenkörner des Faches durch die in Viscin umgewan- delten Membranen der Mutterzellen, während bei den- Onagrarieen zwar die Pollenkörner völlig frei werden, aber doch noch locker durch fadenziehende Viscinmassen der unvollständig resorbirten Mutterzellwände verbun- den sind. 516. Das Oeffnen der reifen Anthere findet dadurch 'statt, dass zwischen der glatten Epidermis und der Faser- Fig. 104. Pollen von Cucurbita Pepo. A. Querschnitt der Pollenhaut (Vergr. 360): e Exine, d deren Deckel; i Intine, z die Verdickung derselben unter dem Deckel; f mit kleinen Stärkekörnern erfüllter Plasmainhalt des Pollenkornes. — B. Ganzes Pollenkorn mit Pollenschlauch (p) und eben be- ginnender Entwickelung eines zweiten Pollenschlauches bei d (Vergr. 120). Luerssen, Botanik. 18 274 Angiospermen: Anthere. Gynaeceum. zellenschicht durch das stärkere Zusammenziehen der ersteren beim Austrocknen der Membranen Spannungen entstehen. die zum Zerreissen der schwächsten Wandstellen der Anthere führen. Diese liegen in den allermeisten Fällen in der die Pollensäcke äusserlich trennenden, der inneren Scheidewand zwischen diesen entsprechenden Furche. Die An- there öffnet sich daher hier beiderseits mit einem Längsriss, und da gleichzeitig die immer zart bleibende, trennende Gewebeschicht zwi- schen den zwei Fächern einer Hälfte zerstört wird, vereinigen sich diese zu einem gemeinsam sich öffnenden Fache, Die geöffnete ganze Anthere besitzt dann nur zwei Fächer im Sinne der Systematik, während z. B. die Asclepiadeen ursprünglich nur zwei, manche Mimoseen acht und, ebenso gewisse Onagrarieen (Clarkia, Gaura) in jeder Antherenhälfte 3—6 durch Parenchym getrennte, über einander liegende Fächer besitzen. Bei anderen Familien öffnen sich die Antherenhälften durch einen kur- zen Riss oder ein Loch auf dem Scheitel (Solanum, Erieaceen etc), Die- jenigen der Berberiden und mancher Laurineen etc. öffnen sich durch zwei von unten nach oben zurückschlagende Klappen, die dann allein die erwähnten Faserzellen als Innenschicht besitzen; bei anderen Laurineen sind jederseits zwei unter einander liegende Klappen vorhanden. 3. Das Gynaeceum. 517. Das Gynaeceum wird aus einem oder mehreren Fruchtknoten (Ovarien) gebildet, welche stets den Schluss der Blüthenentwickelung machen, die in ihrer Höhlung die Samenknospen einschliessen und sich nach er- folgter Befruchtung zur Frucht weiter bilden. Oberständig sind die Fruchtknoten, wenn sie oberhalb der Einfügung der letzten Staubgefässe stehen oder bei flacher Blüthenaxe die Mitte derselben einnehmen. Die Blüthenhüllen und Staubgefässe sind dann unterständig, oder hypogynisch. In anderen Fällen erhebt sich der die Blüthenhüllen und Staubgefässe tra- gende Rand‘ der Blüthenaxe in Folge intercalaren Wachsthums; letztere wird dann hohl und trägt im Grunde der Höhlung den oder die Frucht- knoten, die aber nicht mit der Wand des ausgehöhlten Blüthenbodens ver- schmolzen sondern vollständig frei sind (Rosa, Prunus u s. w. — $ 186): die Blüthe ist perigynisch. Unterständig ist dagegen der Fruchtknoten, wenn seine Wand durch den ausgehöhlten Blüthenboden selbst gebildet wird. In diesem Falle werden nach Anlage der Fruchtblätter, die sich als kleine Zellgewebshöcker oder auch als Ringwulst: (Onagrarieen) erheben (Fig. 102 F: g), sämmtliche peripherischen: Blüthentheile durch intercalares Wachsthum einer Ringzone der dieselben tragenden Blüthenaxe emporge- tragen: die nur langsam wachsende Scheitelregion der Blüthe wird in Folge dessen eingesenkt und die Carpellblätter decken diezur Fruchtknotenhöhlewer- dende Höhlung der Blüthenaxe nur von.oben her zu und wachsen zu den frei empor ragenden Griffeln mit den Narben aus (Fig. 102 H und J). Die Blüthenhüllen selbst sind dann oberständige oder epigynische. Scharf ge- trennt sind jedoch diese Typen nicht, da sowohl zwischen den hypogynen und perigynischen Blüthen, als auch zwischen letzteren und den elanıı schen mancherlei Uebergangsformen existiren. 518. Der oberständige Fruchtknoten entsteht aus den Fruchtblät- tern oder Carpellen. Erhebt sich aus dem S£heitel der Blüthenaxe als Fruchtknoten. Griffel. 275 Schlussgebilde derselben nur ein einziges Fruchtblatt, dessen Ränder sich in Folge concaver Einrollung der Oberfläche aneinander legen und ver- schmelzen, so ist der Fruchtknoten monomer. Der Mittelnerv läuft dann auf dem Rücken desselben hin und die Samenknospen entstehen auf den nach innen als Placenten vorspringenden, gewöhnlich sich etwas verdicken- den Fruchtblatträndern (Papilionaceen). Der ursprünglich einfächerige Fruchtknoten kann dann durch Wucherungen seiner Innenfläche später der Länge (Astragalus) oder der Quere nach (Cassia fistula) gefächert werden. In den einfrüchtigen (monocarpen) Blüthen ist nur ein derartiger Frucht- knoten vorhanden, während in mehrfrüchtigen (polycarpen) 2 bis zahlreiche Fruchtblätter frei von einander zu eben so vielen monomeren Fruchtknoten sich entwickeln, die entweder in Quirlen entstehen (Paeonia, Delphinium, Aquilegia etc.), oder welche bei grösserer Anzahl spiralig geordnet sind (Ranunculus, Myosurus, Magnolia u. a.). 519. Verschmelzen in einer Blüthe zwei oder mehrere im Wirtel ange- legte Fruchtblätter zu einem einzigen Fruchtknoten, so ist dieser ein polymerer. Findet die Vereinigung nur an den nur wenig nach innen vorspringenden Rändern statt, so bleibt der Fruchtknoten- einfächerig (Viola). Treten die Ränder der Fruchtblätter weiter nach innen vor, ohne jedoch in der Mitte zusammen zu schliessen, so ist er mehrkammerig (Pa- paver). Mehrfächerig wird der Fruchtknoten dagegen, wenn die vollständig bis ins Centrum vyorrazenden Fruchtblattränder hier mit einander ver- vachsen (Lilium). Bei Cerastium ist nur die untere Hälfte des Ovariums „a dieser Weise fünffächerig, die obere aber durch weitere Erhebung der f'ruchtblätter einfächerig. Bei Saxifraga sind die beiden Carpelle nur im unteren Theile verwgehsen, oben jedoch so getrennt, dass sie hier wie zwei monomere Fruchtknoten erscheinen. Wie beim monomeren Ovarium, so kann auch hier der Fruchtknoten durch in den Fächern auftretende leistenartige Gewebewucherungen der Innenseite weiter gefächert werden, wie bei den Labiaten und Boragineen, bei denen der ursprünglich zweifächerige Fruchtknoten später vierfächerig _ wird, oder wie ‚bei Linum, wo jedes der fünf Fächer durch eine nicht ganz bis zum Centrum vorspringende Lamelle in zwei Kammern zerfällt. Auch für den unterständigen Fruchtknoten gelten in Bezug auf Fäche- rung durch nach innen von der Fruchtknotenwand vorspringende Wände die eben gegebenen Bezeichnungen. 520. Verlängern sich die Fruchtblätter zu einem verschieden gestalte- ten, meist fadenförmigen Fortsatz, so wird dieser als Griffel bezeichnet. Wird der Fruchtknoten aus nur einem Carpell gebildet, so ist auch nur ein einziger, manchmal verzweigter Griffel vorhanden. Auch bei polymeren Fruchtknoten kann durch Verschmelzung der Carpellspitzen ein einziger Griffel entstehen; oder es sind so viele (aber oft im unteren Theile noch verwachsene) Griffel, als Fruchtblätter vorhanden. “Durch starkes Wachs- tbum des oberen Fruchtknotentheiles kann der ursprünglich endständige Griffel auch seitwärts zu stehen kommen (Fragaria) oder gar bis zur Basis der Fruchtblätter verschoben werden (Labiaten, Boragineen). In vielen Fällen ist der Griffel von einer engen, in den Fruchtknoten mündenden Höhlung, dem Griffelcanal (Fig. 105 A: g), durchzogen (Viola, Liliaceen). Oder er ist anfänglich hohl und wird später von einer locke- 18* 276 Angiospermen: Griffel. Narbe. Sa menknospe, ren Zellgewebswucherung seiner Innenwand erfüllt (Anagallis), oder aber diese als leitendes Gewebe bezeichnete Ausfüllung tritt von Anfang an im ganzen Griffel oder nur im oberen Theile desselben auf. Griffel- canal wie leitendes Gewebe dienen den zur Befruchtung bestimmten Pollen- schläuchen als Leiter in das Ovarium ($ 529). Der obere, für die Aufnahme des Pollen bestimmte und oft eigenthüm- lich gestaltete Theil des Griffels, die Narbe, ist ein drüsiges, mit zarten Haaren oder Papillen (Narbenpapillen) bedecktes Organ, das zur Zeit der Bestäubung (8529) ein kleberiges, zuckerhaltiges Secret absondert, welches einmal zur Festhaltung der Pollenzellen, dann aber auch für die leichtere Entwickelung der Pollenschläuche bestimmt ist. Für die Unterscheidung von Gattungen und Arten ist ihre Form oft von Wichtigkeit, 521. Die in der Fruchtknotenhöhlung entstehenden Samenknospen haben verschiedene morphologische Bedeutung. Die einzelne, grundstän- dige Samenknospe des einfächerigen, monomeren oder polymeren Ovariums ist ein Axengebilde (Compositen, Polygoneen). Erhebt sich innerhalb des einfächerigen Fruchtknotens der Axenscheitel als säulenförmige oder anders gestaltete Anschwellung (Placenta), auf welcher die Samenknospen entstehen, so entsprechen diese eben so vielen Blättern (Primula). Blattzipfel sind sie, wenn sie aus den nach innen vorspringenden Rändern der Carpelle ihren Ursprung nehmen, gleichviel ob diese nur wenig als leistenförmige Placenten vorragen (Viola), oder ob sie den Fruchtknoten mehrkammerig machen (Papaver), oder ob sie sich im Ovariumcentrum vereinigen und ihre sich nach innen in die Fächer umbiegenden Placentarränder die Samenknospen tra- gen (Liliaceen). Auch die in der Carpellblattachsel bei Ranunculus u. A. ® entspringende Samenknospe ist als Blattzipfel zu betrachten. Dagegen ist die aus einer einzelnen Zelle hervorgehende Samenknospe der Orchideen einem Triehom äquivalent. 522. Die einzelne Samenknospe wird in den allermeisten Fällen zuerst als ein kleiner halbkugeliger Gewebehöcker sichtbar, der sich senkrecht auf der Placenta oder im Grunde der Fruchtknotenhöhle erhebt (Fig. 102 H und I: s). Hat derselbe eine bestimmte Grösse und dabei meist eiför- mige bis cylindrische Gestalt erreicht, so entwickelt sich in gewisser Ent- fernung unterhalb seiner Spitze ein Ringwall von Zellen, der nach oben emporwächst und den oberen Theil der Samenknospe wie ein Mantel bis auf eine bleibende enge, canalartige Oeffnaung, die Mikropyle (Fig. 105 A: m), umschliesst. Diese Hülle wird als Integument (Fig. 105 B:i; A,ii undai), der von ihr umschlossene Theil der Samenknospe nunals Knos- penkern (nucleus Fig. 105 A-C: n), sein unter der Mikropyle liegender Schei- tel als Kernwarze bezeichnet. Der den Knospenkern mit seinen Inte- gumenten tragende, kürzere oder längere Stiel wird Funiculus (Fig. 105 A:f), die Region, in welcher die Integumente entspringen, Knospengrund (chalaza) genannt. Häufig besitzt die Samenknospe nur ein Integument (die meisten Coniferen — Fig. 105 B — und gamopetalen Dicotyledonen). E enso häufig entsteht aber unterhalb der ersten Integumentanlage bald darauf eine zweite, welche Knospenkern sammt dem älteren Integumente in gleicher Weise wie dieses überwächst (die Mehrzahl der Monocotyledonen u. A.). Die beiden Integumente werden dann als inneres (das ältere — Fig. 105 A,C: ü) und äusseres (das jüngere —Fig. 105 A,C: ai) unterschieden. Die Mikropyle wird Samenknospe. 277 7 Fig. 105. m IN \ UNTEN: SSa\ SON N Ne’ \ Mm an | In, Ki HN) ai‘ [w Fig, 105. Schematische Darstellung des Fruchtknotens und der ana- tropen Samenknospe im Augenblicke der Befruchtung. — B. Orthotrope Samenknospe von Taxus und C campylotrope Samenknospe von Beta, sche- matisirt und wie A im Längsschnitt. — o Fruchtknoten, g Griffel, s Narbe mit zwei Pollenkörnern, deren Pollenschläuche (p) durch den Griffelcanal in die Fruchtknotenhöhle hinein gewachsen sind; einer derselben dringt durch die Mikropyle (m) der Samenknospe und durch das Gewebe der Kernwarze des Knospenkernes (n) zu den Eizellen (k), welche in der Spitze des Em- bryosackes (e) liegen. b Basalzellen, f Funiculus, ii inneres und ai äusseres Integument. — a in Figur B die Anlage des Samenmantels, bl Blatt, i das einzige Integument. 278 Angiospermen: Samenknospen. Embryosack. ferner in diesen Fällen bald von beiden Integumenten gebildet (Fig.105 A), bald nur von dem inneren, das dann mit seiner Mündung das äussere In- tegument oft weit überragt. Oft entsteht später, manchmal erst nach der Befruchtung, unter dem äusseren Integumente noch ein dritter Ringwulst, der sich zu einem eigenthümlichen, meist fleischigen, den spätern Samen einhüllenden Gebilde, dem Arillus oder Samenmantel (Fig. 105 B: a), entwickelt (Taxus, Myristica, Evonymus u. s. w.). 523. Gewöhnlich sind die Integumente nur wenige (2-3) Zellenlagen stark. Ist ein einzelnes Integument vorhanden, so ist dieses jedoch oft so mächtig entwickelt, dass der Nucleus ihm gegenüber winzig erscheint (Compositen, Umbelliferen). Die Integumente entstehen ferner entweder aus dem Dermatogen allein (Compositen), oder aus dem Periblem, welches das Dermatogen emporwölbt; oder beide Fälle kommen auch an derselben Samenknospe neben einander vor, wie bei den Onagrarieen, bei denen das innere Integument dem Dermatogen, das äussere dem Periblem entstammt. Während der Entwickelung der Theile der Samenknospe behält diese entweder ihre ursprüngliche Wachsthumsrichtung bei und die Mikropyle liegt dann dem Funiculus oder dem Anheftungspunkte der Samenknospe gerade gegenüber: geradläufige oder orthotrope (atrope) Samen- knospe (Taxus — Fig. 105 B-— Polygoneen, Piperaceen). Oder sie krümmt sich kurz vor oder während der Anlage der Integumente in der Weise, dass später die Mikropyle seitwärts neben dem Funiculus liegt, der Knos- penkern (sammt Integumenten) jedoch gerade bleibt: rückläufige oder anatrope Samenknospe (die meisten Angiospermen — Fig. 105 A). Die dem Füniculus anliegende Seite des äusseren Integumentes ist dann in der Regel nur schwach entwickelt (Fig.105 A); bei den Compositen fehlt sogar das Integument an dieser Seite ganz. In einem dritten Haupttypus endlich krümmen sich Knospenkern und Integumente bei Krümmung der Samenknospe mit und diese wird eine gekrümmte oder campylotrope (Fig. 105 C — Caryophylleen etc.). Mittelformen zwischen diesen drei Typen kommen vor. In manchen Fällen werden auch die Samenknospen rudimentär ent- wickelt. Denjenigen der Santalaceen fehlen die Integumente; sie bestehen nur aus einem nackten Knospenkerne. Bei den Loranthaceen muss sogar die Basis der kaum vorhandenen Ovariumhöhle als Samenknospe gelten. 524. In dem jungen Knospenkerne vergrössert sich eine gewöhnlich annähernd in der Mitte liegende Zelle bald so bedeutend, dass sie sich da- durch auffallend von den benachbarten Zellen unterscheidet. Diese Zelle ist der Embryosack oder Keimsack (Fig. 105 A: e), welcher oft schon früh das Gewebe zwischen sich und der Kernwarze des Nucleus so ver- drängt. dass er nur von einer dünnen Lage desselben bedeckt bleibt oder selbst in Folge gänzlicher Zerstörung desselben frei in die Mikropyle vor- ragt (Labiaten, Crocus) oder gar zu dieser schlauchförmig hinauswächst (Santalum). Sein Inhalt ist ein schaumiges Plasma, das bald wandständig wird, während der Kern oft in der Mitte in einer durch Plasmastränge mit dem Wandplasma verbundenen Protoplasmamasse liegen bleibt (Fig. 105 A). Im Grunde des Embryosackes entstehen lange Zeit vor der Befruchtung einige freie, sich bald mit Membran umhüllende Zellen, die Antipoden oder Basalzellen (Fig. 105 A: b), vielleicht als letzte Andeutung eines weib- lichen Prothalliums ($ 477). Ihnen gegenüber, in dem der Mikropyle zu- Eizellen. Bestäubungseinrichtungen. 279 gewendeten Ende des Embryosackes bilden sich in gleicher Weise und eben- falls vor dem Eintreffen des Pollenschlauches die nackten Keimbläschen oder Eizellen, gewöhnlich zu zweien (Fig. 105 A: k), seltener mehr, oder zahlreiche Eier im ganzen Wandplasma (Citrus), oder nur ein einziges Ei (Rheum). Jede der meist ei- bis birnförmigen Eizellen besitzt einen grossen Zellkern. Beide sind der Membran des Embryosackes dicht angeschmiegt, doch so, dass die eine etwas höher, die andere, dieser angedrückt, etwas tiefer liegt. Oft ragen sie zur durchbohrten Spitze des Embryosackes hin- aus und in die Mikropyle hinein. Bei Santalum, Gladiolus, Watsonia, Cro- cus u. A. ist ihr frei vorragendes Ende sogar mit einer eigenthümlichen, längsstreifigen Bildung, dem Fadenapparat, bedeckt, der wohl der Canal- zelle des Archegoniums der Gefässkryptogamen entspricht, und der an der Embryoentwickelung keinen Antheil nimmt. Eiweissbildung, wie bei den Gymnospermen ($ 483), tritt bei den Angiospermen vor der Befruchtung nicht ein. 4. Die Bestäubungseinrichtungen. 525. Der Pollen muss, um seine befruchtende Wirkung ausüben zu "können, auf die Narbe des weiblichen Geschlechtsapparates gelangen. Bei eingeschlechtlichen Blüthen wird diese Uebertragung entweder wie bei den Gymnospermen durch den Wind, oder durch Insekten ermöglicht. In den Zwitterblüthen kann in vielen Fällen der ausstäubende Pollen unmittel- bar auf die Narbe gelangen und hier auch wirklich befruchten (Draba verna, Brassica Rapa, Linum usitatissimum u. A.); erist jedoch vielfach auch ohne Wirkung (z. B. bei Corydalis), daer meistens nur dann befruchtet, wenn er auf die Narbe einer anderen Blüthe kommt. Hieraus geht also, wie aus anderen gleich zu erwähnenden Erscheinungen hervor, dass zu nahe Verwandtschaft der Sexualzellen (hier die Entstehung in derselben Blüthe) nachtheilig für die Erhaltung der Art ist, selbst wenn die Selbstbestäubung, wie in anderen Fällen, einzelne guie Samen zur Ausbildung fördert. Bei einer grossen Anzahl von Zwitterblüthen wird daher auch in Folge besonderer Entwickelungsverhältnisse oder eigenthümlicher Organisation die Selbstbestäubung förmlich unmöglich gemacht. Einmal geschieht die- ses in der Weise, dass Narbe und Antheren zu sehr verschiedener Zeit ihre völlige Ausbildung erlangen, wie dies bei den Dichogamen der Fall ist. Hier ist entweder die Blüthe eine protogynische, d. h. die Narbe ist bereits empfängnissfähig, wenn die Antheren derselben Blüthe noch ge- schlossen sind; sie ist abgestorben, wenn letztere sich öffnen, kann daher nur von dem Pollen einer älteren Blüthe befruchtet werden (Plantago, Scrophularia, Anthoxanthum, Luzula, Scopolia). Oder dieBlütheist eine pro- tandrische: ihr Pollen stäubt bereits aus, wenn die Narbe noch nicht "völlig entwickelt ist, kann daher nur auf der Narbe einer älteren Blüthe zur Wirkung gelangen (Malva, Epilobium, Geranium, ‚Umbelliferen, Cam- panulaceen, Compositen ete). 526. In anderen Fällen ist trotz gleichzeitiger Ausbildung die gegen- seitige Stellung der Geschlechtsorgane eine solche, dass die Selbst- 'bestäubung ausgeschlossen ist; die Antheren stehen unterhalb der Narben, so dass der Pollen auf den Grund der Blüthe oder auch zu dieser hinaus fallen muss (Iris, Crocus, Viola, Orchideen, Passifloreen, Melastomeen, Pa- 280 Angiospermen: Bestäubung. Nectarien. | - pilionaceen, viele Labiaten und Scrophularineen). Die die Bestäubung ver- mittelnden Insekten, welche, nach Nectar suchend, in die Blüthen hinein kriechen,, streifen den Pollen mit dem Rücken aus den offenen Antheren, und wischen ihn in einer anderen Blüthe an der Narbe ab. um dann, tiefer in diese hineinkriechend, eine neue Ladung Blüthenstaub für eine folgende Blüthe mitzunehmen. Bei Salvia tupft das die Blüthe besuchende Insekt selber den Pollen der fruchtbaren Antherenhälften auf seinen Rücken, in- dem es mit dem Kopfe das entgegengesetzte Ende des hebelartigen und beweglichen Connectives berührt, dieses dadurch vorwärts und das andere emporstehende Ende abwärts drückt. Bei den Orchideen bleiben die ver- klebten Pollenmassen ($ 515) mittelst einer kleberigen Drüse am unteren stielartigen Ende am Insektenkörper hängen, um auf die ebenfalls kleberige Narbe einer zweiten Blüthe abgestreift zu werden. Hier liegt gleichzeitig wieder der Fall vor, dass der Pollen auf der Narbe derselben Blüthe wir- kungslos ist. Ein anderes eigenthümliches Beispiel von Einrichtungen zur Uebertragung des Pollen durch Insektenhülfe bietet die protogynische Aristolochia Clematitis, deren Blumenrohr innen mit langen, abwärts gerich- teten Haaren besetzt ist, die den in die Blüthe kriechenden Fliegen zwar den Eingang gestatten, den Ausgang aber wehren und erst dann erlauben, wenn die Narbe durch den von dem Insekte mitgebrachten Pollen einer anderen Blüthe befruchtet ist und die Haare des Perigons in Folge dessen absterben. 527. Bei den Primeln, Linum-Arten u. A. giebt es bei derselben Art. Blüthen, deren Griffel lang sind, während die Antheren tief unter der Narbe stehen und andere Blüthen, deren hochstehende Antheren die Narbe des kurzen Griffels bedeutend überragen. Man bezeichnet diese Formen als lang- und kurzgriffelige, das Verhältniss selbst als Heterostylie und be- obachtet, dass die Bestäubung der Narbe einer langgriffeligen Form mit dem Pollen einer kurzgriffeligen und umgekehrt die meisten Samen erzeugt. Die Blüthen von Lythrum Salicaria und manchen Oxalis-Arten weisen sogar dreierlei Griffellängen und damit in Verbindung stehende Antherenstellun- gen in gleichem Sinne, wie Primula, auf. Ebenso finden sich bei Oxalis. acetosella, Viola, manchen Papilionaceen, Lamium amplexicaule u. s. w. zweierlei ungleich grosse Zwitterblüthen, von denen die kleinen, mehr oder minder verkümmerten, oft am Boden verborgenen, oft sogar unter- irdischen Blüthen häufig allein fruchtbar sind, die grossen normal gebauten seltener (Viola) oder nie (Voandzeia — Papilionaceen) Früchte erzeugen. 528. Es müssen hier endlich die Nectarien:erwähnt werden, welche diejenigen Blüthen entwickeln, die der Hülfe der Insekten für die Bestäu- bung 'bedürfen. Diese sind Drüsengebilde, welche zuckerhaltige, meist auch riechende Säfte absondern und deren Lage stets so ist, dass die die Blüthe suchenden Insekten mit Antheren und Narben in Berührung kom- men müssen, um zu ihnen zu gelangen. Ihre morphologische Bedeutung ist eine sehr verschiedene. Bei Fritillaria sind es grubige Vertiefungen auf der Innenseite der Perigonblattbasen, bei Viola spornartige Verlängerun- gen zweier, bei Rheum warzige Drüsen an der Basis sämmtlicher Staub- fäden. Die Umbelliferen bilden sie als einen schwieligen Höcker am Grunde der Griffel, Nicotiana als Schwielenring am Grunde des Fruchtknotens aus. Bei den Cruciferen, Fagopyrum u. A. sind sie keulige Warzen, bei Erica- - Wachsthum des Pollenschlauches. 281 ceen, Labiaten etc. eine ringförmige Wucherung im Grunde der Blüthe.. In anderen Fällen werden ganze Staubgefässe (Gesneraceen, Cucurbitaceen) oder Fruchtknoten (Cucurbitaceen) zu Nectarien, oder die Blumenblätter bilden sich zu solchen um (Helleborus, Nigella) oder sondern im Grunde spornartiger Aussackungen Nectar ab (Aquilegia). 5. Die Befruchtung und die Entwickelung des Embryo und der Frucht. 529. Die auf die Narbe gelangenden Pollenkörner treiben auf dieser ihre Pollenschläuche in der Weise, dass die Intine an den durch die: Oeffnungen oder dünneren Stellen der Exine vorgezeichneten Orten, als Pa- -pille hervortritt, die sich zum cylindrischen Schlauche verlängert (Fig. 104 B). Da zur Befruchtung jeder Samenknospe des Fruchtknotens ein Pollen- schlauch gehört, so müssen bei zahlreichen Samenknospen auch zahlreiche Pollenzellen auf der Narbe ihre Schläuche entwickeln. Diese wachsen zwischen. den Narbenpapillen hin und (von dem Narbensecrete ernährt, $ 520) bis an die Mündung des Griffelcanales und dann, oft in mit blossem Auge sicht- baren, glänzenden Bündeln durch diesen in die Ovariumhöhle hinab (Fig. 105 A: p); oder sie durchdringen das leitende Gewebe des Griffels. Auf diesem Wege verdickt sich ihre Wand durch Quellung, so dass die anfäng- lich weite, vom Plasma der Pollenzelle erfüllte Höhlung später eftnur als enger Spalt, der ganze Pollenschlauch etwa wie eine Thermometerröhre erscheint. In der Fruchtknotenhöhle sind gewöhnlich Einrichtungen verschiedener Art. getroffen, um die Pollenschläuche der Mikropyle der Samenknospen zuzulei- ten. Papillen (Fig. 105 A), Haarbüschel, Haarleisten etc. kleiden die innere Fruchtknotenwand in der Weise aus, dass der zwischen ihnen hinwachsende Schlauch endlich auf eine Mikropyle trifft. In diese wächst er hinein und gelangt dabei oft schon unmittelbar auf den Embryosack oder gar zu den Eizellen ($ 524). In anderen Fällen muss er jedoch noch das Gewebe der Kernwarze durchwachsen (Fig. 105 A), ehe er zu dem meist erweichenden Scheitel des Embryosackes kommt oder diesen selbst durchbohrt. Hier legt er sich mit seinem Ende dem Scheitel des oberen Eies dicht an (Fig. 105 A). Die Befruchtung selbst erfolgt auf diosmotischem Wege, "was noch deutlicher daraus hervorgeht, dass das unmittelbar berührte Ei sich in der Regel nicht zum Embryo weiter entwickelt, sondern gerade die etwas tiefer liegende Eizelle sich zu diesem ausbildet, also den befruch- tenden Stoff durch Vermittelung des oberen, mit dem Pollenschlauche in Berührung tretenden Eies erhalten muss. 5830. Die Zeit, welche der Pollenschlauch zum Durchwachsen des -Griffels bis zum Eintritt in die Mikropyle der Samenknospe gebraucht, ist. ‘eine sehr verschiedene und steht durchaus nicht immer mit der Länge des Griffels in geradem Verhältnisse. So gebrauchen die Pollenschläuche von Arum maculatum bei kaum 3 Mmtr. langem Griffel gewöhnlich 5 Tage, die von Crocus bei einer Griffellänge bis zu 10 Cmtr. nur 1-3 Tage, die der Orchideen oft einige Monate, um zu den Samenknospen zu gelangen. Die letztere Familie zeigt auch, wie die Bestäubung noch in anderer Weise beein- flussend auf den Fruchtknoten oder die Samenknospen wirkt, insofern hier ‘die letzteren erst durch sie zur Weiterentwickelung angeregt, ja selbst erst 282 Angiospermen: Befruchtung. Embryo. angelegt werden und der Fruchtknoten bedeutend anschwillt, während bei unterbleibender Bestäubung die Placenten auch steril bleiben. Nach der Berührung des Pollenschlauches mit dem Ei vergeht oft noch lange Zeit, ehe letzteres die Entwickelung zum Embryo beginnt, bei Quer- cus, Fagus, Juglans u. A. einige Tage bis Wochen, bei Colchicum eirca 6 Monate, bei den Quercus-Arten mit zweijähriger Samenreife fast ein Jahr «vergl. & 485). 531. Die ersten Folgen der Befruchtung sind die, dass der Kern des Embryosackes aufgelöst wird, die Eizelle sich mit einer Membran um- hüllt und ihr dem Embryosackscheitel zugekehrtes Ende mit diesem ver- wächst. Sodann verlängert s’ch das befruchtete Ei und theilt sich durch eine Querwand in eine frei in den Embryosack vorragende Zelle, die sich ‘zum Haupttheile des eigentlichen Embryo entwickelt, und eine mit der Embryosackspitze verschmolzene, den Embryoträger („Vorkeim“). Letz- terer wird vielfach noch durch weitere Querwände gegliedert (Fig. 106 A: e) und erreicht sehr verschiedene Länge und Form. Die dem freien Ende ‚des Embryoträgers aufsitzende Anlage des Embryo ist bei den Dicoty- ledonen zunächst eine fast kugelige Zelle, die sich zuerst durch eine in der Längsaxe derselben liegende Wand in zwei Zellen (Fig. 106 A: k) und darauf durch auf diese Wand senkrechte Querwände in Kugelquadranten (Fig. 106 B) theilt. Von letzteren entwickeln sich die beiden oberen zu ‚den Keimblättern, dem Stammscheitel und dem dazu gehörigen Stengel- knoten; die beiden unteren Quadranten bilden die Anlage des hypocotylen Gliedes und der Keimwurzel. 592. Jede der Quadrantenzellen des jugendlichen Embryo theilt sich nun durch eine Tangentialwand in eine äussere Dermatogen - Mutterzelle (Fig. 106 C) und eine innere Zelle, aus welcher durch wiederholte Quer- und Längstheilungen Periblem und Plerom hervorgehen, während in der Dermatogen-Mutterzelle nur noch Radialtheilungen auftreten. Im un- teren (Wurzel-) Ende des Embryo schliessen jedoch diese Gewebeschichten vorläufig nicht zusammen. Hier liegt, etwas nach innen vorgewölbt, die letzte Zelie des Embryoträgers die sogenannte Anschlusszelle oder Hypo- physe (Fig. 106 C: c), die sich noch durch eine Querwand theilt (Fig. 106 D ss) und so die Schlusszellen erzeugt, die nun an der Weiterbildung des Wurzelendes des Keimlinges sich betheiligen Die untere Hypophy- senzelle theilt sich durch zwei kreuzweise auftretende Längswände in eine aus vier Zellen gebildete Scheibe, die den Uebergang zwischen Embryo- träger und Embryo vermittelt und die erste Wurzelhaubenkappe dar- stellt. Die obere Hypophysenzelle dagegen spaltet sich durch eine Tan- gentialwand in zwei Schichten: die untere derselben legt sich dem Dermatogen des Embryo an und schliesst dieses über dem Wurzelende desselben; die obere vervollständigt das Periblem (Fig. 106 E und F!] ss). 533 Während nun aus der aus der Schlusszelle hervorgegangenen | Dermatogenlage durch tangentiale Spaltungen weitere Wurzelhaubenkappen hervorgehen ($ 114, Fig.40 — Fig. 106 G: h! und h? — vgl. auch $ 124 —), während Periblem und Plerom sich weiter entwickeln und in letzterem sich das für die Anlage der Fibrovasalstränge bestimmte Procambium differen- zirt, tritt am oberen Ende des Embryo rechts und links in Folge ‘lebhafter Zellvermehrung je ein umfangreicher Zellgewebshöcker auf: die Anlage m ®, N = | Fig. 106. Entwickelung des Embryo von Capsella bursa pastoris _ (Vergr. 300), nach Hanstein — A. Junger Embryo mit erster Längsthei- _ lung der Keimmutterzelle, auf seinem Embryoträger. — B. Keimling mit ‘ Quadrantentheilung. — C. Keimling mit erster Tangentialtheilung (Derma- - togen-Mutterzellen.. — D. Weiter entwickelter Embryo mit den ersten Quertheilungen im hypocotylen und Längstheilungen im cotylischen Theile, sowie Quertheilung der Schlusszelle. — E. Weiteres Entwickelungsstadium j mit Längstheilung der Schlusszellen. — F. Anlage der Keimblätter und - deutlichere Differenzirung des Plerom; Periblem und Dermatogen. — G. _ Weiter vorgeschrittener Keimling mit schon stark entwickelten Cotyledo- nen und erster Absonderung der Wurzelhaubenkappen. — e Embryoträger, k Keimmutterzelle, ce (in C) Anschlusszelle oder Hypophyse und s die aus j derselben hervorgegangenen Schlusszellen, d und d? Dermatogen, pe Peri- _ blem, pl Plerom, h! und h? Wurzelhaubenkappen, v Vegetationspunkt, kb - Keimblätter. 284 Angiospermen: Embryo. der beiden Keimblätter oder Cotyledonen (Fig. 106 F, G: kb). Durch sie wird nun der unter ihnen liegende, an seinem Ende die Wurzel entwickelnde Axentheil als hypocotyles Glied abgegrenzt. Der zwi- schen den Keimblättern liegende Stammscheitel ist noch nicht deutlich differenzirt (Fig. 106 G: v); erst später bildet sich hier der Vegetations- kegel der Axe als ein kleiner Gewebehöcker, der tief zwischen den beiden Cotyledonen steckt. Die erste Entwickelung des Monoco- tyledonen-Embryo ist in den wesent- lichen Zügen eine ähnliche: nur bildet sich hier die Spitze des jugendlichen Embryo zu dem einzigen vorhandenen Keimblatte aus (Fig. 107 A und B: kb). Der Vegeta- tionskegel entsteht unterhalb desselben seit- wärts in einer sich bildenden Vertiefung, der Keimscheide (Fig. 107 A: v; B: ks). 534. Der Grad der Ausbildung des Embryo unterliegt bei den verschie- denen Familien der Angiospermen mannig- fachen Abweichungen, die zum Theil mit. der Bildung des Endosperms ($ 535) zusam- menhängen. Wird letzteres sehr mächtig entwickelt und demgemäss mit vielen Re- servestoffen für die Keimung ausgestattet, so bleibt der Embryo meistens klein (Mais, Weizen etc.). Wird dagegen nur wenig oder kein Endosperm angelegt oder dieses wäh- rend der Embryoentwickelung wieder ver- braucht, so erhält der Keimling um so be- deutendere Grösse und er füllt dann den Samen ganz oder fast ganz aus; seine Keimblätter erreichen oft gewaltige Di- mensionen und enthalten das für die ersten Keimungsstadien nothwendige Baumaterial (Bohne, Mandel, Eichel etc... Andere Ent- wickelungsdifferenzen treten darin auf, dass der Vegetationspunkt bald flach bleibt (Helianthus, Cucurbita), bald sich ein mehr oder minder mächtiger, beblätterter Vegetationskegel (Plumula) schon im Samen ausbildet (Gräser, Bohne, Eiche). Manchmal bleibt auch eines der beiden Keimblätter der Dicotyledonen klein und kümmerlich (Cyclamen, Trapa). Bei den Schma- rotzern und Humusbewohnern endlich, ferner bei den Orchideen und auch bei Juncus, ist die Differenzirung des reifen ganzen Embryo eine sehr ge- ringe. Derselbe gleicht meistens einem kleinen Zellenkörper ohne alle äussere Gliederung, die erst während der Keimung eintritt. nt i 15) Fig. 107. A. Junger Embryo von Alisma Plantago mit beginnender Sonderung des Gewebes in Keimblatt und hypocotyles Glied (Vergr. 300). B Reifer Embryo im Längsschnitt, schwach vergr. Nach ‚Hanstein. kb Keimblatt, v Vegetationskegel-Anlage, h hypocotyles Glied, s Schlusszellen, w Wurzel, b zweites Blatt, ks Keimscheide, e Embryoträger. TR Endosperm. Perisperm. Samenschale. 285 535. Während der Entwickelung des Embryo finden gleichzeitig in der Samenknospe und im Fruchtknoten Veränderungen statt, die mit der Aus- bildung des Samens und der Frucht abschliessen. Oft schon vor den ersten Theilungen des befruchteten Eies, jedenfalls mit denselben, beginnt die Bildung des Endosperms (Sameneiweiss, albumen) mit dem Auf- treten freier Zellen im Plasma des Embryosackes ($ 55, Fig. 13). Die- selben vergrössern sich, vermehren sich durch Theilung und durch Auf- treten neuer frei gebildeter Zellen zwischen den älteren. Schliesslich rücken sie dicht aneinander, werden durch den gegenseitigen Druck poly- edrisch und bilden dann ein den ganzen Embryosack ausfüllendes, den Embryo umhüllendes Gewebe, eben das Endosperm. In anderen Fällen theilt sich jedoch, wie bei manchen Dicotyledonen mit lang gestrecktem Embryosacke, der letztere durch Querwände, worauf in den so entstandenen Zellen weitere, zur Endospermbildung führende Theilungen eintreten. Bei vielen Fämilien ist das Endosperm mächtig entwickelt, bei ande- er ist es nur in einer verhältnissmässig dünnen Schicht vorhanden. Ist in diesem Falle der Embryo klein, so bleibt im Samen ein mit milchiger ‘ Flüssigkeit gefüllter (Cocosnuss) oder leerer Hohlraum (Brechnuss - Strych- nos) zurück. In noch janderen Familien wird das zuerst angelegte Endo- sperm bei der weiteren Ausbildung des Embryo wieder resorbirt und der Same ist dann eiweisslos (Bohne). Oder die Eiweissbildung ist überhaupt rudimentär (Orchideen, Najadeen, Alismaceen etc.), oder unterbleibt ganz (Canna). Wie bereits im $ 534 erwähnt wurde, hängen diese Verhältnisse mit der grösseren oder geringeren Ausbildung des Embryo selbst zu- sammen. ' 536. Der nach der Befruchtung sich vergrössernde Embryesack ver- drängt gewöhnlich bald das ihn umgebende Gewebe des Knospenkernes und grenzt dann unmittelbar an die Integumente. In einzelnen Fällen bleibt jedoch das Nucleusgewebe erhalten. .Es füllt sich dann, wie das Endosperm, mit Reservestoffen und wird als Perisperm bezeichnet. Bei den Piperaceen und Nymphaeaceen ist das Perisperm viel mächtiger, als das Endosperm; bei Canna ist es ganz allein vorhanden. Die anatomische Beschaffenheit des Endosperms ist sehr verschieden. Bei der Kaffeebohne, der steinharten Elfenbeinnuss, der Dattel u. A. ver- dicken sich seine Zellwände bedeutend und erhärten zugleich hornartig; Cellulose ist hier das Reservematerial für die Keimung. In anderen Fäl- len bleibt es zart und dünnwandig und speichert in seinen Zellen Stärke (Getreide) oder Fett (Helianthus) auf. Bei der Muskatnuss u. A. wachsen faltige Wucherungen der Samenschale in spaltenartige Vertiefungen des Endosperms hinein und lassen dieses auf dem Durchschnitt marmorirt er- scheinen. 537. Die Samenschale des Samens geht aus den Integumenten der Samenknospe hervor. Die Zellen derselben erfahren äusserst mannigfal- tige, oft für einzelne Familien sehr charakteristische Veränderungen, die meistens darauf hinauslaufen, dem Keimling des Samens bis zur eintreten- den Keimung sicheren Schutz zu gewähren, weshalb gewisse Zellenlagen in der Regel bedeutender Verdickung und Cuticularisirung ihrer Mem- branen unterliegen. Während dieser Umbildung wird die Zahl der Zellen- 286 Angiospermen: Frucht, Blüthenformeln. schichten der Integumente oft vermehrt; in anderer ' ‚en. ERDE dagegen ganze Zellenlagen derselben resorbirt, oder so zusammengequetscht, dass sie im reifen Samen kaum unterscheidbar sind. Die Samenoberfläche be- sitzt eine deutliche, bald glatte, bald unebene Epidermis, die oft mit Haaren bedeckt ist (Baumwolle) und in diesem Falle häufig besondere Büschel der- selben als Flugapparat entwickelt (Asclepiadeen). Bei anderen Pflanzen verschleimen die Oberhautzellen (Linum, Plantago u. A. — $$ 30, 32), oder der Same erhält flügelartige Anhängsel (Bignoniaceen) u. s W. Die Stelle, wo der reife Same sich vom Funiculus abgelöst hat, heisst Nabel (hilus). Oft ist neben demselben auch die Mikropyle noch in Form, eines Grübchens kenn tlich. Mit dem Samen bildet sich gleichzeitig der Fruchtknoten zur Frucht um. Auch seine Wandungen, die Placenten und Scheidewände, werden so mannigfach umgestaltet, dass darauf die Unterscheidung der bald trocke- nen, bald saftigen, bei manchen Familien oder Gattungen aufspringenden, bei anderen geschlossen bleibenden Fruchtformen berubt. In gewissen Familien (Umbelliferen, Labiaten, Boragineen etc.) spaltet sich dabei der Fruchtknoten in so viele Theile, als Fächer vorhanden sind, von denen dann jedes Fach mit seinem Samen scheinbar eine selbständige Frucht dar- stellt: die Theilfrucht (mericarpium). Es entwickeln sich ferner bei anderen Familien Anhängsel, welche als Flugapparate dienen (Acer); oder diese gehen, wie bei den Compositen der Pappus, aus dem bleibenden Kelche hervor. Verschleimung der Fruchtschalenepidermis tritt bei manchen La- biaten auf. In vielen Fällen erleidet auch der Blüthenboden, das Ende der Blüthen- axe, während der Ausbildung der Frucht Veränderungen, die zur Ent- stehung von Scheinfrüchten Veranlassung geben. Bei Fragaria wird er fleischig und trägt dann die kleinen, oft fälschlich als Samen bezeich- neten Früchte auf der Oberfläche der Erdbeere. Bei Ficus stellt der fruchtartig entwickelte Blüthenboden die Feige, bei der Rose, die hohle Blüthenaxe die Hagebutte als Scheinfrucht dar, während die eigentlichen im Inneren derselben eingeschlossenen Früchte auch hier häufig nur als, Samen betrachtet werden. Bei den Cupuliferen umwächst eine aus Blät- tern gebildete Hülle (cupula) die einzelne Frucht (Quercus) oder mehrere Früchte gleichzeitig (Fagus, Castanea). Aehnlich sind der Apfel, die Birne, die Maulbeere u. A. nur als Scheinfrüchte zu bezeichnen. 6. Zahl und Stellungsverhältnisse der Blüthentheile. 588 Allgemeine Erläuterungen über die Stellungsverhältnisse der Blattformationen der Blüthe, über die Verzeichnung derselben in das Dia- gramm U. 8. W. wurden bereits im Anschlusse an die Blattstellung im 8. 148. (8, DSH 49) gegeben. Hier handelt es sich wesentlich nur noch um die Bezeichnung derartiger Verhältnisse durch bestimmte For- meln, wie sie in der Systematik der Phanerogamen ‚vielfach angewendet werden und auch in der folgenden Uebersicht der Familien mit zur Be- nutzung kommen. nr Für die Geschlechtervertheilung in den Blüthen einer Familie oder Gattung gelten auch hier die Zeichen & für die männliche, 2 für die weib- liche und 3 für die Zwitterblüthe, während die Blüthe selbst durch inB m Ki Blüthenformeln. Monocotyledonen. 287 bezeichnet wı... . Tst die Blüthe actinomorph oder regelmässig, d. h. sind | die durch verschiedene Längsschnitte erhaltenen Hälften einander gleich, 4 so wird dies durch einen %& angedeutet; ist sie zygomorph (symmetrisch), - d.h. kann sie nur durch einen Längsschnitt in gleiche Hälften zerlegt. h werden, so ist dieses durch einen senkrechten A angegeben. Ä 539. Für die einzelnen Blattformationen der Blüthe gelten die Zeichen 3 —=Kelch, C=Blumenkrone, P=Perigon, A=Staubgefässe oder Androeceum,, G=Fruchtknoten oder Gynaeceum. Eine Zahl hinter dem betreffenden Zeichen giebt die Zahl der den Blüthentheil bildenden Glieder an, C5 also: z. B eine fünfblätterige Corolle, A10 zehn Staubgefässe; unbestimmte An- H zahl wird durch n (z. B. — Cn), zahlreiche Glieder durch bezeichnet. E ‚(also A © gleich zahlreiche Staubgefässe), während eine O0 das Fehlen — — (Abortiren) angiebt. Sind die Glieder eines Kreises unter einander „ver- Be wachsen“, so wird dieses durch Einklammern der Zahl angegeben. Es ist - also G(3) ein aus drei Fruchtblättern gebildeter Fruchtknoten; ist dieser- unterständig, so wird dies durch einen — über der Zahl, also durch G (5); ist er oberständig, durch einen — unter der Zahl, also durch G(@) bezeich- net. Stehen die Glieder einer Blattformation in zwei Kreisen, so wird. dies durch ein zwischengestelltes 4 ausgedrückt; A 5 + 5 bedeutet also, dass 10 Staubgefässe in zwei Wirteln zu je 5 vorhanden sind. Stehen an. Stelle eines Gliedes deren zwei, sind sie also Jedoublirt, so setzt man. zur Gliederzahl den entsprechenden Exponenten; es bezeichnet also A 2 + 22 in der Formel der Cruciferenblüthe ein Androeceum, dessen einer Kreis aus 2 Staubgefässen gebildet ist, dessen zweiter aus vieren besteht, die paarweise mit denen des ersten alterniren. Dagegen bedeutet in ge- — wissen Formeln A5 & fünf Staubgefässe, die sich vielfach verzweigen, oder © Staubgefässe in 5 Bündel „verwachsen“. Staminodien werden durch ein vor- gesetztes f, superponirte Glieder durch einen vorgesetzten | kenntlich gemacht. Das auf S. 99 in Fig. 49 A gegebene Diagramm der Cruciferenblüthe: - würde also in die Formel umgesetzt lauten: 2: K2+2C0><4A2 + 22 G@) wobei das C><4 bedeutet, dass der vierblätterige Corollenkreis diagonal steht, mit den 2 +2 Kelchblättern also so alternirt, als gehörten letztere . einem einzigen Kreise an. - = Die Formel für das Diagramm der Campanulablüthe Fig. 49 B würde aussehen: | KÖCHA5ICH Der Strich | vor G (5) würde aussagen, dass die Fruchtblätter den Staub- gefässen superponirt sind. In beiden Fällen würde ferner ein B x 7 hin- zuzufügen sein. I. Unterelasse. Monoecotyledones. 00540. Gefässbündel auf dem Querschnitte der Axe zerstreut, geschlossen: (88 85, 106, 107). Blätter meistens parallelnervig, selten netzaderig Blü- E: then typisch nach der Zahl 3 gebaut. Blüthenhülle meistens als corollini- | sches Perigon vorhanden, seltener ein äusserer Kreis kelch-, ein innerer eorollenartig. Same gewöhnlich mit grossem Endosperm, seltener dasselbe ‚wenig entwickelt oder fehlend, oder ein Perisperm vorhanden. Embryo- mit, nur einem Keimblatte.e Keimwurzel bald zu Grunde gehend und durch > nn ersetzt. 288 Monocotyledonen. Lemnaceae. Najadaceae. 541. Die deutschen Familien lassen sich folgendermaassen übersichtlich gruppiren. I. Fruchtknoten unterständig. A. Perigon mit äusserem kelchartigen und innerem corollinischen, dreigliederigen Kreise: Hydrocharideae. B. Beide Perigonkreise gleichartig. 1. Samenträger wandständig: Orchideae. 2. Samenträger axenständig ( central). a. Perigon kelchartig, grünlich: Dioscoreae. b. Perigon corollinisch, bunt. * Drei Staubgefässe: Irideae. ** Sechs Staubgefässe: Amaryllideae. II. Fruchtknoten oberständig. A. Perigonkreise gleichartig. 1. Perigon corollinisch: Liliaceae (mit Einschluss der Smilaceae und Melan- thaceae). 2. Perigon kelchartig, trockenhäutig: Juncaceae. 3. Perigon kelchartig, zart: Juncagineae. B. Perigonkreise ungleichartig, der äussere kelch-, maceae (mit Einschluss der Butomaceae). C. Perigon verkümmert oder fehlend, selten besser en (Acorus). 1. Blüthenstand kolbenförmig oder kopfig. a. Blüthenkolben mit grosser Scheide. grünlich: Aroideae. b. Blüthenkolben ohne Scheide. Perigon fehlend oder haar- oder schuppen- förmig: Typhaceae. 2. Blüthenstand nicht kolbenförmig. a. Grasartige Pflanzen mit kahnförmigen Blüthendeekblättern (Spelzen). * Halm meist rund, knotig gegliedert, mit 2zeiligen Blättern und meist offenen Blattscheiden. Blüthen mit Vorblatt und Deckblatt: Gramineae. ** Halm meist dreikantig, mit 3zeiligen Blättern und geschlossenen Blatt- scheiden. Blüthen ohne Vorblatt, aber mit spelzenartigem Deckblatt: Cyperaceae. 2, b. Untergetauchte oder schwimmende Wasserpflanzen. N * Perigon unscheinbar oder fehlend, Normal beblätterter Stengel vorhanden]: | Najadaceae. ** Perigonstetsfehlend. Stengel laubartig, flach, ohne Blätter: L'emn.alc eaje. der innere corollenartig: Alis- twickelt und dann kelchartig IPerigon fehlend oder sechagliederig, 41. Ordnung. Helobiae. 542. Wasser- oder Sumpfpflanzen, oft mit gestielten, gitternervigen Blättern. P bald verkümmert oder fehlend, bald ein äusserer Kreis calyci- nisch, der innere corollinisch. Endosperm fehlend. oder spärlich. Hypoco- tyle Axe des Embryo stark entwickelt, grösser als das Keimblatt. 543. (Fam. 81.) Lemnaceae. Schwimmende oder untergetauchte 5 Wasserpflanzen mit thallusartigem Stamme, ohne entwickelte Blätter, mit oder ohne Wurzeln und oft nur während der Blüthezeit mit Gefässen. B & und ® in einer dreiblüthigen Inflorescenz in einer seitlichen Ausbuch- tung des Laubes, ohne P, nur 3 nackte Staubgefässe und ein nackter, et- % was höher stehender Fruchtknoten mit 1—6 anatropen Samenknospen. Fi Frucht nussartig oder eine Kapsel. Embryo in. der Axe des spär- lichen Eiweisses. 15 Arten in der warmen und gemässigten Zone, Sind vielleicht am nächsten mit den Aroideen verwandt. Lemna (Teich- oder Wasserlinse). | RR R. 544. (Fam. 82.) Najadaceae. Wasserpflanzen mit beblättertem Stengel. P 0 oder verkümmert, A 1-4, G 1-4, Fruchtknoten mit einer i 2% “ Y Najadaceae. Hydrocharideae. 289 anatropen Samenknospe. Endosperm fehlend. 80 Arten der warmen und gemässigten Zone. 68 Arten im Tertiär. Zerfällt in drei Unterfamilien: 1. Zosteraceae. Untergetaucht wachsende Meeresbewohner mit dünnen, kriechenden oder fluthenden Stengeln und schmal - linealischen, ‚grasartigen Blättern. B & und 79 selten 5%. P O0. Früchte steinfruchtartig oder eine unregelmässig aufspringende Kapsel. Keimling gekrümmt. Zo- stera marina L. liefert das als „Seegras“ bekannte Polstermaterial. 2. Najadoideae. Untergetauchte, einjährige Pflanzen stehender Ge- wässer, mit paarweise genäherten, fast gegenständigen, linealischen Blät- tern mit ganzrandigen oder gewimperten Scheiden. B monöcisch oder diö- cisch; & mit einem das einzige Staubgefäss eng umschliessenden, becher- förmigen P, 2 ohneP. Frucht steinfruchtartig. Keimling gerade. Najas. 8. Potamogetoneae. Ausdauernde, untergetauchte, oder mit den oberen Blättern schwimmende Pflanzen stehender und langsam fliessender Gewässer. Blätter einfach, grasartig, fadenförmig bis elliptisch (bei der auf Madagascar wachsenden Ouvirandra das Parenchym zwischen den Nerven fehlend).-. Blüthen monöcisch oder 3%, der Blüthenstand zur Blüthe- ‘zeit sich über das Wasser erhebend. P 0, A 1--4, öfter von einem blu- menblattartigen Anhängsel des Connectives überragt. G 4. Vier stein- fruchtartige, beim Keimen sich oft mit einem Deckel öffnende Früchte mit gekrümmtem Embryo. Deutsche Gattungen: * I. Blüthen 8. Griffel fehlend. Staubbeutel sitzend oder fast sitzend. A. Staubgefässe 4: Potamogeton. B. Staubgefässe 2: Ruppia. II. Blüthen 5 und ©. Griffel kurz oder verlängert. Staubfaden lang: Zannichellia. 545. (Fam. 83) Hydrocharideae. Ausdauernde Wasserpflanzen mit spiraligen oder quirlständigen, sitzenden oder gestielten, einfachen, manchmal mit Nebenblättern (Hydrocharis) versehenen Biättern und über das Wasser tretenden, zweihäusigen Blüthen. P 3 + 3, der äussere Kreis kelchartig, der innere zart, in der Knospe geknittert. A 3—%0 in den @ B als Staminodien, in den £ und 3 ebenfalls ein oder mehrere Kreise* unfruchtbar. G (3-6), mit eben so vielen Narben, einfächerig oder mehr- kammerig, mit mehreren anatropen oder orthotropen Samenknospen. Frucht -meist beerenartig, oft unregelmässig aufspringend. Same ohne Endosperm, ‚mit geradem Embryo. 30 Arten in der gemässigten und warmen Zone. 3 Unterfamilien: i 1. Hydrilleae. Fruchtknoten einfächerig, mit 3 Narben. Stamm gestreckt, mit quirlig gestellten, kleinen Blättern. Elodea canadensis, „Wasserpest“ (A 9), aus Nordamerika eingeschleppt und in unseren Canälen und Flüssen oft für die Schifffahrt lästig. — Hydrilla verticillata (A 3), nur bei Stettin. 2. Vallisnerieae. Fruchtknoten einfächerig, mit 3 Narben. Stamm sehr kurz, mit dicht gedrängten, grasartigen Blättern. Vallisneria spiralis, Südeuropa (schon in Südtyrol). Die 5 B lösen sich zur Blüthe- zeit von den kurzen Stielen los und schwimmen auf dem Wasser den Q entgegen, die auf langen, spiralig gewundenen Stielen emporsteigen, um nach der Befruchtung wieder unter- zutauchen und die Frucht unter dem Wasser zu reifen. 1 Art im Tertiär. 3. Stratioteae. Fruchtknoten 6- oder mehrkammerig, mit 6 Narben. Stamm kurz, mit dicht gedrängten Blättern. 5 tertiäre Arten. Stratiotes. 5 B: A 09, etwa die 12 inneren fruchtbar, die übrigen kürzere Stami- - nodien; kein Rudiment eines Fruchtknotens. ©@B: Staminodien QO, Samenknospen anatrop. ' Pflanze mit schmalen, starren, am Rande stachelig gesägten Blättern. Luerssen, Botanik. 19 9 2% Juncagineae. Alismaceae Typhaceae. Hydrocharis. 6) B: A ‚12, am Grunde verwachsen, 3 äussere meist unfruchtbar, Fruchtknotenrudiment vorhanden. © B: Staminodien 6, Samenknospen orthotrop. Pflanze mit nierenförmigen, weichen, schwimmenden Blättern. 4 546. (Fam. 84) Juncagineae. Ausdauernde Sumpfpflanzen mit abwechselnd 2zeiligen, am Grunde scheidenartigen, linealischen, binsenar- tigen Blättern. B%. P3+3,A3-+3,G3 + 3. Beide Perigonkreise kelchartig, unscheinbar. Fruchtblätter oft theilweise verkümmert, zu einem Fruchtknoten verwachsen, der sich aber bei der Fruchtreife wieder in die balgkapselartigen, mit 1 oder 2 Samen versehenen Früchte theilt. Samen ohne Endosperm, mit geradem Keimling. 17 Arten der gemässigten Zone. Scheuchzeria. P bleibend. Connectiv die Staubbeutelhälften überragend. Früchtchen nur am Grunde verwachsen. Blüthen wenig zahlreich, in lockerer Traube. Triglochin. P abfallend. Connectiv die Staubbeutelhälften nicht überragend, Früchte der ganzen Länge nach verwachsen, die drei äusseren verkümmert. Zahlreiche Blüthen in langer, ährenförmiger Traube. 1 tertiäre Art der Familie bekannt. 547. (Fam. 85.) Alismaceae. Ausdauernde Sumpf- oder Wasser- pflanzen mit gitternervigen Blättern, die aufgetauchten oder schwimmenden mit breiter Spreite, gestielt, die untergetauchten grasartig. B % oder ein- häusig, seltener zweihäusig Typus der B=P3+3, A6— ©, G 6=_&. Aeusseres P meist kelchartig und bleibend, inneres blumenartig, meist 'abfallend. Oft auch A 3°? + 0 (Alisma Plantago), oder auch A 3°-+ 3 (Butomus) oder 3?—+3 +3 (Echinodorus-Arten) u. s. w. Frücht- chen getrennt oder an der Innenseite mehr oder weniger verwachsen, meist balgkapselartig, mit 1-2 oder & Samen ohne Endosperm. 63 Arten in der gemässigten und warmen Zone. 4 Arten im Tertiär. 1. Alismoideae. Früchtchen 1—2samig. Keimling hufeisenförmig gekrümmt. Alisma. B8. A 32-+0 — 00. Blüthenaxe flach. Sagittaria BO und ©. A &. Blüthenaxe kugelig. 2. Butomoideae, P bleibend, alle Blätter gefärbt. A 32 +3. Früchtchen mit zahlreichen Samen. Keimling gerade. — Butomus. 42. Ordnung. Spadieiflorae. 548. Blüthen klein und zahlreich in einem Kolben oder einer Rispe, Aehre etc., meist der ganze Blüthenstand wenigstens anfangs von einem mächtig ausgebildeten Hochblatte, der Scheide (spatha), eingeschlossen. Bracteen der B fehlend oder schwach entwickelt. P unscheinbar, nie corollinisch, öft verkümmert oder 0. B meistens monöcisch. Same endospermreich, mit meist kleinem, geradem Embryo. 549. (Fam, 86.) Typhaceae. Ausdauernde Sumpfpflanzen mit 2zei- ligen, linealischen, schilfartigen Blättern mit offenen Scheiden. B einhäusig, in dicht gedrängten, kolbigen oder kugeligen Blüthenständen ohne Scheide. Tragblätter zart und klein, zuweilen fehlend.. & B: PO oderausd zar- ten Schüppchen oder zahlreichen Haaren gebildet; A 3, frei oder verwach- sen. Q B:P wie d, Gi. Frucht nuss- oder steinfruchtartig. 15 Arten in der gemässigten und warmen Zone, ; Typha. P aus zahlreichen Haaren gebildet. Staubfäden am Grunde verwachsen. Frucht nussartig, von dem bleibenden Griffel und der Narbe gekrönt. B in langen, cylin- drischen Kolben, welche oben die ( unmittelbar an der Hauptaxe, [unten die © theils an der Hauptaxe, theils an kurzen Seitenzweigen tragen. Sparganium. P aus 3 zarten Schüppchen gebildet. Staubfäden frei. Narbe von der steinfruchtartigen Frucht abfallend. Blüthenstände in kugeligen Aebren, die seitlich und Aroideae. Pistiaceae Pandaneae, 291 terminal am oberen Theile des einfachen oder verzweigten Stengels sitzen, die Q unten, die 5 oben. Die Blätter von Typha dienen als Binde- und Flechtmaterial, sowie zum Dichtmachen der Fässer. 13 Arten in tertiären Schichten. 5500. (Fam. 87.) Aroideae Halbsträucher oder meistens Kräuter mit oft kriechenden oder knallenförmigen Wurzelstöcken. Stamm bald sehr verkürzt; bald verlängert, kletternd und mit Luftwurzeln Blätter meist grundständig, alternirend 2zeilig oder spiralig, meist gestielt, häufig pfeil- oder herzförmig, vorherrschend netzaderig, an der Blattstielbasis scheidig. B sehr klein, ohne entwickelte Tragblätter, zu einer Aehre mit fleischiger Axe (Kolben, spadix) vereinigt, & und ® oder 9, ihre Formel PO —6, A (1 9, G (6). Kolben bald ganz mit B bedeckt (Acorus), bald oben nackt (Arum). Antheren fast sitzend, mit meist sehr breitem Connective. Fruchtknoten 1—3fächerig, mit einer oder mehreren, orthothropen oder anatropen Samenknospen. Frucht meist beerenartig, ein- oder mehrsamig. Die 500 in den Tropen und gemässigten Zonen vorkommenden Arten bil- den eine der natürlichsten, aber wegen ihrer Formenmannigfaltigkeit schwierig zu charakterisirenden Familien. 1 tertiäre Art. Viele Arten sind giftig. 1. Araceae. B & und 9, die Q im unteren Theile des Kolbens. PO. 551. Arum. Kolben mit grosser, gefärbter oder grüner, tutenförmiger Scheide. © B von den (5 durch Zwischenraum getrennt, über den 5 noch eine Anzahl unfruchtbarer. Nacktes Kolbenende meist keulig angeschwollen. A. maculatum L. Knolliger Wurzelstock früher offieinell; giftig. Amorphophallus campanulatus Bl. (Madagascar) und A. giganteus Bl. (Ostindien) besitzen Kolben von 1 Fuss Länge; Wurzelknollen als Nahrungsmittel. — Calocasia escu- lenta Schott ist in Ostindien und auf den Südseeinseln heimisch und wird dort, wie im tropischen Amerika, cultivirt, da die stärkemehlhaltigen Wurzelstöcke nach Entfernung des scharfen, giftigen Stoffes durch Rösten oder Kochen ein sehr wichtiges Nahrungsmittel bil- den. Aehnlich werden C. antiquorum Schott, C. macrorrhiza Schott u. a. Arten verwendet. — Caladium, hauptsächlich in Brasilien, der bunten Blätter wegen beliebte Zierpflanzenz manche mit essbaren Wurzelstöcken. — Philodendron, mit kletterndem Stamme und ge- lappten, oft durchlöcherten Blättern; beliebte Zierpflanzen aus dem tropischen Amerika. — Richardia aethiopica (Calla aethiopica), bekannte Zierpflanze mit weisser, tutenförmiger Scheide; Afrika. 2. Orontieae BJ, bald mit, bald ohne P, die Axe des Blüthen- standes ganz bedeckend. Calla. P 0. Kolben mit grosser, flacher, innen weiss gefärbter Scheide. Fruchtknoten 1fächerig. Frucht eine fleischige (rothe) Beere (Blätter herzförmig). Acorus. P 6, seine Blätter grünlich, mit der Spitze eingebogen. Kolben mit schwert- artiger, dem zusammengedrückten Aehrenstiele ähnlicher, scheinbar die Fortsetzung dessel- ben bildender Scheide. Fruchtknoten 3fächerig. Frucht eine saftlose Beere (Blätter schwertförmig). A. Calamus L. Officineller Wurzelstock (Rhizoma Calami, Kalmus — Be- standtheile: aetherisches Oel, scharfes Weichharz und Acorin, der bittere Extractivstofi — Verwechselung mit dem Wurzelstocke von Iris Pseudacorus, der aber ringsum, Rhiz. Ca- lami nur auf der Unterseite mit Nebenwurzeln oder deren Narben). 552. (Fam. 88.) Pistiaceae Kleine, auf dem Wasser schwimmende, einem kleinen Wirsing-Krautkopfe vergleichbare Pflanzen mit verkürzter Axe und in Rosetten stehenden, keilförmigen bis kreisrunden, meist sitzen- den, oft schwammigen und mit grossen Lufthöhlen versehenen Blättern. Kolben verkürzt, mit nur einer & und einer @B, beide mit kleinem P, die Scheide mit dem Kolben verwachsen. 3 Arten in der Tropenzone, nament- lich in Amerika und Östindien. 553. (Fam 89.) Pandaneae. Bäume mit gewöhnlich verzweigten, häufig kletternden, selten niederliegenden, durch mächtige Luftwurzeln ge- rar 292 Pandaneae. Cyclanthaceae Palmae. stützten Stämmen und spiralig gestellten, langen, bandartigen, am Rande gewöhnlich stachelig gezähnten Blättern. B monöcisch oder diöcisch, ein- fache oder verzweigte Kolben bildend.. P O0. Fruchtknoten einfächerig. Kolben zu einer Scheinfrucht werdend. 60 Arten in den Tropen der östlichen Hemisphäre, besonders in Küstenwäldern. 7 Arten vom Jura bis zum Tertiär. Die Früchte mehrerer Arten sind essbar. Die festen Fibrovasalstränge der Blätter lie- fern dauerhafte Gespinnstfasern. — Pandanus odoratissimus L., P. utilis Bory etc. 554. (Fam. 90.) Cyclanthaceae. Oft mit den Pandaneen vereinigt, von denen sie sich durch das oft vorhandene P und die fächer- oder fieder- förmig getheilten Blätter unterscheiden. 15 central- und südamerikanische Arten. Carludovica palmata R. et P. (Neugranada etc.), mit verkürztem Stamm, liefert in den Blättern das Flechtmaterial zu Panamahüten. 555. (Fam. 91.) Palmae. Meist Bäume mit gewöhnlich einfachem, säulenförmigem Stamme von häufig beträchtlicher Höhe, die Blätter im dichten Büschel auf dem Gipfel tragend, manchmal mit Luftwurzeln, häufig mit den Resten abgefallener Blätter bedeckt. Andere mit niederliegenden oder sehr verkürzten, noch andere (Calamus) mit rohrartigen, schlanken, häufig kletternden Stämmen. Blätter mit scheidenförmiger, stengelumfas- sender Stielbasis, fieder- oder fächerförmig zertheil. B in achsel- oder endständigen, von meist lederigen Scheiden umschlossenen Rispen oder Aehren, äusserst zahlreich, klein, mit oder ohne Deckblätter, monöcisch oder diöcisch, selten 9, ihr Typus P5+3, A3+3,G ®. Die 3 (selten 2 oder 1) Fruchtblätter bald getrennte einfächerige, bald einen einzigen 1—3fächerigen Fruchtknoten bildend. Samenknospen meist einzeln in den Fächern, anatrop. Frucht vom bleibenden P gestützt, 1—Sfächerig, bee- ren- oder steinfruchtartig, von sehr verschiedenem Baue des Endocarps. Same mit der Fruchthülle oft innig verwachsen, mit grossem, in der Mitte oft hohlem, mehr oder weniger festem, selbst knochenhartem Endosperm. 1000 (?) Arten, mit wenigen Ausnahmen der heissen Zone angehörend, vor- züglich in Amerika und auf den Sundainseln, nur wenige von grösserer geographischer Verbreitung (z. B. Cocospalme), die meisten mit sehr be- schränktem Vorkommen. Zahlreiche Arten finden in den Heimathländern eine mannigfache Anwendung in Haushalt und Gewerbe. 556. Phoenix dactylifera L, Dattelpalme, in Nordafrika heimisch und dort, sowie in Spanien, cultivirt; liefert essbare Früchte und Bauholz. Officinell Datteln (Dactyli — Be- standtheil: Zucker). — Cocos nucifera L., Cocospalme ;; Inseln und Küsten des indischen und stillen, seltener des atlantischen Oceans: ölreiche Samen (Cocosnüsse) als Nahrungsmittel wichtig, das Oel derselben zu verschiedenen technischen Zwecken; das Mesocarp der grossen Steinfrüchte zu Gespinnstfasern (Tauen, Matten, Bürsten etc.) benutzt; ferner Bauholz, aus dem Safte der unentwickelten Blüthenstände Palmenwein, in den jungen Blättern Gemüse (Palmenkohl) liefernd. — Metroxylon Rumphii Mart. (Sundainseln) liefert im Marke des Stammes Sago. | — Attalea funifera Mart., Südamerika: die Fasern der Blattstiele liefern den als „Pias- sava“ in den Handel kommenden, zu festen Tauen etc. verarbeiteten Gespinnststoff. — Elaeis guineensis L., Oelpalme, Westafrika, liefert in dem Mesocarp der Früchte das werthvolle afrikanische Palmenöl. — Calamus Draco Willd., Drachenblutpalme; Sunda- jnseln, Ostindien; aus den Früchten wird das officinelle Drachenblut (Sanguis Draconis — Bestandtheile: Harz, Benzo6esäure) gewonnen. C. Rotang L. und andere Arten Ostindiens und Hinterindiens liefern in ihren Stämmen das spanische Rohr. — Phytelephas macro- carpa R. et P., Südamerika; das steinharte Endosperm der Samen als „Steinnuss, Elfen- beinnuss oder vegetabilisches Elfenbein“ zu Drechslerarbeiten benutzt. — Euterpe edulis Mart., E. oleracea-Mart. (Brasilien), Oreodoxa oleracea Mart. (Westindien) und zahlreiche Palmae Gramineae. 293 andere Palmen liefern in den zarten Gipfelknospen den als Gemüse geschätzten Palmenkohl. — Areca Catechu L., Ostindien; Arecanüsse mit Blättern von Piper Betle den Eingebore- nen als Kaumittel dienend. — Mauritia flexuosa L., Südamerika, liefert Stärkemehl, Palmenwein und Flechtwerk, M. vinifera Mart., Weinpalme (Brasilien) Palmenwein. — Borassus flabelliformis L., Palmyrapalme, Ostindien, liefert Bauholz, Palmenwein („Toddy“), Flechtwerk; Blätter früher statt des Papieres zum Schreiben benutzt. — Caryota urens L. (Ostindien) liefert Sago. — Copernicia cerifera Mart. (Brasilien) und Ceroxylon andicola HBK, Wachspalme (Anden), liefern ein harziges Wachs, das bei letz- erer den Stamm überzieht und zu Kerzen verarbeitet wird ($ 73). Palmen treten angeblich zum ersten Male in der Steinkohle auf (Fasciculites, Palaeo- spathe). Sicher ist ihr Erscheinen während der Kreideperiode (Flabellaria). Die, meisten Arten finden sich im» Tertiär, in der Braunkohle oft in grösseren Stammstücken (Palma- eites etc... Im Ganzen werden circa 80 Arten in 13 Gattungen unterschieden. 43. Ordnung. Glumaceae. 557. B in Aehren oder Rispen, klein, unansehnlich,, meist von schup- penartigen Hochblättern umschlossen. P 0 oder verkümmert. Samen mit der Fruchtschale verwachsen, mit reichlichem, mehligem Endosperm und kleinem, geradem Embryo. 558. (Fam. 92.) Gramineae. Gräser. Einjährige oder ausdauernde Kräuter, selten baumartig (Bambusa). Stengel (Halm) knotig-gegliedert, einfach oder ästig, meistens rund, selten kantig, oft mit Ausläufern (z. B. Triticum repens, Quecke); die Glieder oft hohl, die Knoten gewöhnlich an- geschwollen. Blätter 2zeilig, in der Regel schmal-linealisch, mit langer, oft mehrere Internodien einhüllender, meistens offener Scheide, die da, wo sie in die Spreite übergeht, ein Ligulargebilde, das Blatthäutchen, trägt, dessen Form und Grösse in manchen Gattungen charakteristische Arten- merkmale geben. B in Aehrchen, die ihrerseits ährenartige Blüthenstände (zusammengesetzte Aehren — $133 No.7) oder Rispen (zusammengezogene, ährenförmige Rispen — $ 133 No. 8 und echte Grasrispen) bilden. Die ein- zelnen, ein- bis mehrblüthigen Aehrchen tragen 2zeilig geordnete, spelzen- artige Deckblätter, in deren Achseln die Blüthen stehen, von denen jedoch die untersten 2—4 meistens unfruchtbar sind und als Hüllblätter (Hüllspel- zen, Klappen, Balg, Kelch — glumae oder valvae) bezeichnet werden. Das in seiner Achsel die Blüthe tragende Deckblatt (Deckspelze, untere Kron- spelze, palea inferior) ist von derberer Beschaffenheit und häufig begrannt. Ihm gegenüber und etwas höher steht das in der Regel 2kielige Vorblatt (Vorspelze, obere Kronspelze, palea superior) der Blüthe, das sich durch zarte, häutige Textur auszeichnet P 0 oder rudimentär in Form häutiger oder fleischiger Schüppchen (lodiculae), von denen dann gewöhnlich nur die 2 seitlichen des inneren Kreises ausgebildet sind. A 3+0, selten 3-+3 oder &, oft auch 1-2 Glieder fehlschlagend, die Antheren an beiden Enden zweispaltig ausgeschnitten, in oder nahe der Mitte dem Staubfaden beweglich aufsitzend.. G 1, nach anderer Auffassung (23), einfächerig, mit 2 verschieden gestalteten Narben und einer grundständigen anatropen Sa- menknospe. Samenschale mit der Fruchtschale verwachsen (Grasfrucht, Cary- opse), oft auch die letztere mit den Spelzen verschmelzend (Hordeum, Oryza). Same mit reichem, mehligem Endosperm. Keimling am Grunde des Eiweis- ses seitlich, sein Keimblatt (Schildchen) einer grubigen Vertiefung des Endo- sperms anliegend. 3800 Arten in allen Zonen. 559. Die deutschen Gattungen gruppiren sich in folgender Weise: 294 Gramineae. l. Unterfam. Pauicoideae. Hüllblätter 3—6, manchmal einzelne ver- kümmert. 1. Gruppe. Oryzeae. Hüllblätter 4, die 2 unteren oder alle öfter verkümmert. Vor- blatt mit 1 Mittelnerven. Narben federförmig, an der Seite der Blüthe hervortretend. Frucht von der Seite zusammengedrückt, meist dicht von Deck- und Vorblatt eingeschlossen : Oryza (Leersia). 2. Gruppe. Phalarideae. Hüllblätter 4, die 2 oberen kleiner, zuweilen mit ver- kümmerten (5) Blüthen. Deckblatt zuletzt pergament- oder knorpelartig. Vorblatt meist ohne Mittelnerv, Narben an der Spitze der Blüthe vortretend. Frucht mehr oder weniger von Deck- und Vorblatt eng eingeschlossen. A. In allen slüthen 3 Staubgefässe; die 2 unteren Hüllblätter gleichlang; Narben fast sprengwedelförmig: Phalaris. % B. In allen Blüthen 2 Staubgefässe; unteres Hüllblatt halb so lang, als das zweite; Narben fadenförmig: Anthoxanthum. C. Die 2 unteren Blüthen des Aehrchens (in der Achsel der oberen Hüllblätter) 5, mit 3 Staubgefässen; die oberste Blüthe 8, mit 2 Staubgefässen; Narben fast fe- derförmig: Hierochloa. 3. Gruppe. Andropogoneae. Hüllblätter 3, die beiden unteren grösser, als das wie Deck- und Vorblatt durchsichtig-häutige, nervenlose dritte. Narben sprengwedelförmig. Frucht von Deck- und Vorblatt lose eingeschlossen. A. Blüthen eingeschlechtig. 5 Aehrchen 2blüthig, in einer Rispe am Ende des Halmes; P2. Q Aehrchen 1blüthig, seitlich unten am Halme in von scheidigen Blättern umhüllten Kolben; P 0: Zea. B. Blüthen 8: Andropogon. 4. Gruppe. Paniceae. Hüllblätter 3, das unterste kleiner als die beiden oberen, zu- weilen verkümmert, alle zarter als Deck- und Vorblatt. Frucht vom Rücken zusammen- gedrückt. A, Alle 3 Hüllblätter entwickelt. I. Alle Verzweigungen des Blüthenstandes Aehrchen tragend: Panieum. 2. Verzweigungen der ährenförmigen Rispe zum Theil ohne Aehrchen und als Borsten die letzteren überragend: Setaria. B. Unteres Hüllblatt verkümmert: Tragus. II. Unterfam. Poaeideae. Hüllblätter 2, selten eines oder beide ver- kümmert 5. Gruppe. Chlorideae. Aehrchen 1-, seltener 2- oder mehrblüthig, von der Seite zusammengedrückt, 2zeilig der unteren Seite einer 3kantigen Aehrenaxe eingefügt. Griffel lang. Frucht von der Seite zusammengedrückt, ohne Furche, lose von Deck- und Vorblatt eingeschlossen: C ynodon. 6. Gruppe. Stipeae. Aehrchen 1blüthig, im Querschnitt rundlich oder vom Rücken etwas zusammengedrückt, in Rispen. Griffel kurz oder fehlend. Frucht spindel- förmig, innen schwach gefurcht, von dem erhärtenden Deck- und Vorblatt eng einge- schlossen. , A. Axe des Aehrchens unter der Blüthe nicht verlängert. Deckblatt unbegrannt. P 2: Milium. B. Axe des Aehrchens unter der Blüthe verlängert. Deckblatt an der Spitze mit einer zweimal geknieten, seine Länge vielmal übertreffenden Granne; P 3: Stipa. 7. Gruppe. Agrostideae. Aehrchen 'fast immer 1blüthig, mit öfter über die Blüthe hinaus verlängerter Axe, von den Seiten zusammengedrückt, fast immer in Rispen. A. Griffel lang. Narben aus der Spitze der Blüthe vortretend. 1. Hüllblätter verkümmert oder fehlend. a. 2 Narben: Coleanthus. b. 1 Narbe: Nardus. 2. Hüllblätter ausgebildet. &. Aehrchen in einfacher Aehre, abwechselnd 2zeilig; Hüllblätter kiellos: Cha- magrostis (Mibora). b. Aehrchen in zusammengezogener, ährenförmiger Rispe; Hüllblätter gekielt. * Vorblatt 0 oder verkümmert, P 0. Hüllblätter unten verwachsen, länger als die Blüthe. Deckblatt auf dem Rücken begrannt: Alopecurus. * * Vorblatt vorhanden. P meist 2. Gramineae, 295 ce. Hüllblätter fast gleichlang und länger als die Blüthe: Phleum. Hüllblätter zusammen kürzer als die Blüthe, das untere kürzer als das obere: CrypsSis. B. Griffel kurz oder fehlend. Narben an der Seite der Blüthe vortretend. 1. Aehrchenaxe am Grunde des Deckblattes kahl oder sehr kurz behaart. a. Hüllblätter ziemlich gleichlang, begrannt. Vorblatt stets vorhanden: Poly- pogon. b. Hüllblätter ungleich lang, unbegrannt. Vorblatt öfter fehlend. * Unteres Hüllblatt länger. Deckblatt 3nervig: Agrostis. ** Unteres Hüllblatt kürzer. Deckblatt 5nervig: Apera. 2. Aehrchenaxe am Grunde des Deckblattes lang behaart. a. Unteres Hüllblatt länger, beide viellänger als das Deckblatt: Calamagrostis. b. Unteres Hüllblatt kürzer als das obere, beide nur wenig länger als das Deck- blatt: Psamma (Ammophila). 8. Gruppe. Avenaceae, Aehrchen 2-mehrblüthig, die obersten Blüthen oft ver- kümmert. Hüllblätter gross, fast das ganze Aehrchen einschliessend. Deckblatt auf dem Rücken meist mit gedrehter, oft geknieter Granne. P 2. Narben federförmig, am Grunde der Blüthe vortretend. A. Aehrenaxe, wenigstens der untersten Blüthen, behaart. 1. Deckblatt auf dem Rücken begrannt. a. Granne gekniet, unten gedreht, an der Spitze nicht verdickt. * Frucht von der Seite zusammengedrückt, ungefurcht: Trisetum. (Avena flavescens L.) * * Frucht halbstielrund oder vom Rücken zusammengedrückt, innen meist gefurcht. oc. Aehrchen 2- oder mehrblüthig. Deckblatt 2spitzig. Perigonblätter 2spal- tig. Fruchtknoten an der Spitze behaart. Aehrchen ziemlich gross. + Untere Blüthen mit verkümmertem Fruchtknoten. Deekblatt der oberen Blüthen unbegrannt oder unter der Spitze begrannt: Arrhenatherum. 7 1 Säwmtliche Blüthen 8, ihr Deckblatt meist auf dem Rücken mit ge- knieter Granne: Avena. Aehrchen meist 2blüthig. Deckblatt 2spitzig oder 4zähnig. Perigon- blätter ungetheilt. Fruchtknoten kahl: Aira. b. Granne an der Spitze verdickt; Deckblatt an der Spitze ganzrandig; Frucht- knoten kahl; Perigonblätter 2spaltig: Corynephorus (Weingaertneria). 2. Deckblatt unbegrannt, 2- oder 3spitzig: Sieglinga (Triodia). B. Aehrenaxe kahl. Obere Blüthe meist 5, ihr Deckblatt begrannt, das der unteren unbegrannt. Frucht von der Seite zusammengedrückt, ungefurcht: Holeus. 9. Gruppe. Pappophoreae. Aehrchen 2-mehrblüthig. Deckblatt an der Spitze 3- vielspaltig oder-zähnig, die Spitzen oder Abschnitte der Zähne meist begrannt: Sesleria. 10. Gruppe. Arundineae. Aehrchen der Anheftungsfläche ihrer Stiele parallel, meist mehrblüthig. Hüllblätter kürzer als die unterste Blüthe. Die zuletzt gliederweise mit den Blüthen abfallende Aehrchenaxe wenigstens unter den oberen Blüthen seidenhaarig. Deck- blatt unbegrannt oder an der Spitze begrannt. Fruchtknoten kahl. Griffel ziemlich lang. Narben an den Seiten der Blüthe vortretend. Frucht von Deck- und Vorblatt lose einge- schlossen. A. Aehrchen 3—7blüthig. Hüllblätter 3nervig. Narben sprengwedelförmig: Arundo. (Phragmites). B. Aehrchen 2—-5blüthig. Hüllblätter Inervig. Narben federförmig: Molinia. 11. Gruppe. Festucaceae. Aehrehen der Anheftungsfläche ihrer Stiele parallel, 2-mehr-, selten 1blüthig, die oberste Blüthe oft verkümmert. Hüllblätter kürzer als die unterste Blüthe, Achse derselben fast immer unbehaart. Deckblatt begrannt oder mit gerader oder geschlängelter, nicht gedrehter Granne. Griffel meist kurz oder fehlend. Narben an den Seiten der Blüthen hervortretend. Aehrchen in Rispen. A. Hüllblätter so lang oder fast so lang als das Aehrchen. 1. Deckblatt unbegrannt, Narbenpapillen ästig. Frucht innen gefurcht (Scheide ge- schlossen): Melica. 2. Deckblatt stachelspitzig oder begrannt. Narbenpapillen einfach. Frucht unge- furcht: Koeleria. B. Hüllblätter kürzer als das Aehrchen. . 296 Gramineae. 1. Rispenäste spiralig. Aehrchenaxe mit den Vorblättern bleibend, Deckblatt mit der Frucht abfallend: Eragrostis. 2. Rispenäste in halben Quirlen 2zeilig. Aehrchenaxe gliedweise mit den Blüthem abfallend. a. Narben an der Spitze des Fruchtknotens eingefügt. * Alle Aehrchen mit Blüthen. a. Deckblatt gekielt. 7 Hüllblätter spitz. O Deckblatt begrannt. Scheiden geschlossen: Dactylis. O © Deckblatt unbegrannt. Scheiden offen: Poa. 7 r Hüllblätterstumpf. Scheiden am Grunde geschlossen‘: Sclerochloa. Deckblatt auf dem Rücken abgerundet. 7 Aehrchen länglich bis linealisch. Frucht innen flach oder gefurcht. © Aehrchen meist 2blüthig. Frucht innen fach: Catabrosa. O © Aehrchen mehrblüthig. Frucht innen gefurcht: x Hüllblätter Inervig. Deckblatt unbegrannt. Perigonblätter ge- stutzt. Narbenpapillen ästig. Scheiden geschlossen: Glyceria. X X Unteres Hüllblatt I-, oberes 2nervig. Deckblatt unbegrannt oder begrannt. Perigonblätter 2spaltig. Narbenpapillen ein- fach. Scheiden meist ganz offen: Festuca. 7 r Aehrchen rundlich oder herzförmig, von der Seite zusammenge- drückt. Frucht beiderseits gewölbt: Briza. ’ ** Ein Theil der Aehrchen ohne Blüthen, eine kammförmige Hülle der frucht- baren Aehrchen bildend: Cynosurus. b. Narben unterhalb der Spitze des Fruchtknotens eingefügt: Bromus, 12. Gruppe. Hordeaceae. Aehrchen den Ausschnitten der beiden gegenüber liegen- den Seiten einer vierkantigen oder verflachten, hin- und hergebogenen Axe (Spindel) ein- gefügt. Frucht innen gefurcht. Sonst wie vorige Gruppe. A. Aehrchen parallel ihrer Anheftungsfläche (also parallel der Spindel) zusammenge- drückt, eine Fläche der Axe zuwendend, die Hüllblätter rechts und links von. derselben stehend. 1. Aehrchen zu 2-6. Hüllblätter fast gleich, sich mit den Deckblättern kreuzend: Hordeum. 2. Aehrchen fast immer einzeln. Hüllblätter vor den Deckblättern stehend. a. Aehrchen sitzend. Hüllblätter gleich lang: Triticum. b. Aehrchen kurz gestielt. Hüllblätter ungleich lang: Brachypodium. B. Aehrchen von den Seiten, senkrecht zur Spindel der Aehre, zusammengedrückt, das eine Hüllblatt von der Axe abgewendet, das andere (wenn vorhanden) der Axe zugekehrt: Lolium. 560. Wichtigere Arten sind: Oryzeae: Oryza sativa L., Reis, in Ostindien heimisch, in den gesammten Tropen (und selbst noch in Italien und Ungarn) gebaut. Zizania palustris L., Wasserreis, Ca-— nada; Frucht gegessen. — Phalarideae: Lygeum spartum L., Esparto, Spanien und Nord- afrika; Halme zu Flechtwerk und zur Papierbereitung; wichtiger Handelsartikel. Pha- laris arundinacea L. var. pieta, Bandgras, häufige Zierpflanze; Ph. canariensis L., Cana- riengras, Canarische Inseln, liefert Voge;futter (Canariensame). Anthoxanthum odora- tum L., Ruchgras, und Hierochloa odorata Wahlbg., Mariengras, enthalten Coumarin und sind vorzügliche Futtergräser. — Andropogoneae: Amdropogon Nardus L. und andere ostindische Arten sind durch wohlriechende ätherische Oele ausgezeichnet (Radix Vetive- riae s. Iwarancusae von A. muricatus Retz... Zea Mays L., Mais, türkischer Weizen, im wärmeren Amerika heimisch, namentlich in Amerika als Mehlpflanze, sowie auch als Grün- futter gebaut. Sorghum vulgare Pers., Dhurra, |Mohrenhirse, in Afrika gebaut; S. sac- charatum Pers. in Asien und Nordamerika zur Zuckerbereitung cultivirt. Saccharum offieinarum L., Zuckerrohr, seines Gehaltes an Rohrzucker wegen in den gesammten Tropen gebaut. — Paniceae: Panicum miliaceum L., Hirse, in Indien heimisch, als Getreide- pflanze gebaut. Setaria italica P. B., Kolbenhirse, ebenfalls in Südeuropa als Getreide- pflanze cultivirt. Penicillaria spicata Willd., ostindische und aegyptische Getreide- pflanze. — Chlorideae: Eleusine coracana Gärtn. u. a. A. in Indien und Afrika der Früchte wegen gebaut. Dactylis glomerata L., Knäuelgras, gutes Wiesengras. — Stipa- ceae: Stipa pennata, mit langer, federartiger Granne, als Zierpflanze manchmal cultivirt; S. tenacissima L,, in Spanien zu Flechtwerk benutzt. — Agrostideae: Phleum pratenseL., Gramineae. Cyperaceae. 297 Timotheegras, Alopecurus pratensis L., Fuchsschwanzgras, Agrostis vulgaris L., Fio- ringras u. a. A. sind vorzügliche Wiesengräser. — Avenaceae: Avena sativa L., Saat- hafer, Vaterland unbekannt, als Getreidepflanze oft mit A. orientalis Schreb., Fahnenhafer, A. nuda L., Nackthafer und A. Istrigosa Schreb., Sandhafer, gebaut. A. fatua L., Flug- hafer, Unkraut unter der Saat. Andere Arten der Gattung, sowie Arrhenatherum ela- tius M. et K., französisches Raygras, Holcus lanatus L.. Honiggras, sind gute Wiesen- gräser. — Arundineae: Arundo Phragmites L. (Phragmites communis Trin.), Rohr, Dachrohr, Teichrohr; die Halme zum Beschlagen der Zimmerdecken etc. beim Bauen die- nend. Arundo Donax L., Mittelmeerländer, die Halme technisch verwendet. Gynerium argenteum Nees, Pampasgras, Südamerika; Zierpflanze. — Festucaceae: Arten der Gattungen Festuca, Schwingel, Poa, Rispengras, Briza media, Zittergras, Cynosurus cristatus L.,. Kammgras etc. sind vorzügliche Futtergräser. Bromus secalinus L., Roggentrespe, lästiges Un- kraut aufGetreideäckern.— Hordeaceae: Hierherdie wichtigsten Getreidearten (in zahlreichen Spielarten), deren Vaterland vielleicht Westasien: Triticum vulgare Vill., gemeiner Wei- zen, T. turgidum L., englischer W., T. durum Desf., Bartweizen, T. dicoccum Schrank, Emmer, T. Spelta L., Spelz, Dinkel, T. monococecum L., Einkorn, T. polonicum L., polni- scher W., Gommer; Secale cereale L., Roggen; itordeum vulgare L., gemeine Gerste, H. hexastichon L., sechszeilige G., H. distichum L., zweizeilige G., H. zeocriton L., Pfauen-- oder Reisgerste. — Der Wurzelstock von Triticum repens L. (Agropyrum — Quecke) ist. offieinell (Rhizoma Graminis — Bestandtheile: Mannit, Gummi etc... Lolium perenne L., englisches Raygras, ist vorzügliches Wiesengras; L. temulentum L., Taumelloch, giftig? — Bambuseae: Bambusa arundinacea L., Bambusrohr, tropisches Asien, dient nebst ande- ren Arten zu zahlreichen technischen Zwecken. Fossile Gramineen werden aus $ Gattungen mit eirca 60 Arten, sämmtlich dem Tertiär‘ angehörend, beschrieben, 561. (Fam. 9.) Cyperaceae. Halb-, Schein-oder Riedgräser. Einjährige oder ausdauernde Kräuter, oft mit kriechendem Wurzelstocke, der mit schuppigen Niederblättern besetzt ist. Stengel oft dreikantig, mit sehr‘ verlängertem letzten Internodium, daher scheinbar ungegliedert. Blätter dreizeilig, mit geschlossenen Scheiden. B% oder monöcisch, selten diöcisch, in ein- oder mehrblüthigen Aehrchen, die Aehren oder Rispen bilden, ohne Vorblatt, aber mit spelzenartigem Deckblatt. PO oder aus Borsten gebildet, A meist 3+0,G (@) oder @), einfächerig, mit einer grundständigen anatropen Samenknospe und 2-3 Narben. Frucht eine Caryopse. Same mehr oder weniger mit der Fruchtschale verwachsen, mit reichem, mehligem Endosperm. Keimling im Grunde des Eiweisses, aber von diesem allseitig umschlossen. Ueber die ganze Erde verbreitete Familie mit 2000 Arten. 562. Deutsche Gattungen sind: I. Unterfam. Cariceae. Blüthen monöcisch, selten diöcisch; & B in der Achsel von Deckblättern in einfacher Aehre. @ B auf einem kur zen, aus der Achsel des Deckblattes entspringenden Zweige, der wieder seinerseits ein Deckblatt trägt, welches den Fruchtknoten vollständig (als Schlauch, utriculus) einschliesst. PO. Carex L. II. Unterfam. Scirpeae. BJ, in der Achsel von zweizeilig oder spiralig gestellten Deckblättern zu Aehrchen geordnet, die ihrerseits wieder zusammengesetzte Blüthenstände bilden. P 0 oder aus 3+ 3 Borsten oder zahlreichen Haaren gebildet. A 3+0 oder 3-+3. A. Deckblätter 2zeilig. 1. Aehrehen vielblüthig, meist alle Deckblätter Blüthen in der Achsel tragend. P 0. Griffel am Grunde nicht verdickt: Cyperus. 2. Aehren wenigblüthig, untere 3—6 Deckblätter ohne Blüthe und kleiner. Perigon- borsten 1—6. Griffel am Grunde verdickt: Schoenus. B. Deckblätter spiralig. 1. Aehrchen wenigblüthig, die 3—4 untersten Deckblätter ohne Blüthen und kleiner. a. P 0; die obersten 2 Deckblätter mit B, deren untere 5; Griffel von der nicht zu- sammengedrückten Frucht grösstentheils abfallend: Cladium. — 298 Cyperaceae. Enantioblastae. b. Perigonborsten 9—13; die 2—3 obersten Deckblätter mit 8 B; unterer Theil des Griffels auf der zusammengedrückten Frucht stehen bleibend: Rhynchospora. 2. Aehrchen mehrblüthig, das unterste oder einige der unteren Deckblätter ohne Blüthen, aber so gross oder grösser als die übrigen. a. P 0 oder meist aus 6 rauhen Borsten bestehend, die Deckblätter nicht überra- gend: Scirpus. b. P aus 4-6 oder sehr zahlreichen, zuletzt die Deckblätter weit überragenden, einen wolligen Schopf bildenden Haaren bestehend: Eriophorum. 563. Die meisten Cyperaceen wachsen an feuchten, sumpfigen Orten und sind durch ‚starre, schneidende Blätter ausgezeichnet, Auf Wiesen werden sie nicht gerne gesehen, da -sie in der Regel die Futtergräser rasch verdrängen. Viele auf Mooren vorkommende Arten sind Torfbildner. Officinell ist das Rhizom von Carex arenaria L., Sandsegge, (Rhizoma Carieis — Bestandtheile: kratzender Extractivstoffl, Harz). Scirpus lacustris L., Teich- "binse, liefert in den langen Halmen Material zu Flechtwerk. Die Wollevon Eriophorum wird manchmal als Pack- und Polstermaterial benutzt. Cyperus esculentus L., Mittel- meergebiet, besitzt am Wurzelstock essbare, stärkereiche Knollen und wird daher auch ge- baut. C. Papyrus L. (Papyrus antiquorum Willd.) ist die im tropischen Afrika heimische Papyrusstaude, von welcher das in Streifen geschnittene und kreuzweise über einander ge- presste, markige Gewebe der Halme im Alterthum als Papier benutzt wurde. Fossile Cyperaceen, 3 Gattungen mit 50 Arten (davon 8 Cyperus und 11 Carex), finden sich im Tertiär. 44. Ordnung. Enantioblastae. Samenknospe orthotrop, der Keimling daher an der Spitze des Endo- sperms dem Nabel gegenüber. 564. (Fam. 9.) Centrolepideae. Zwergige Kräuter mit grund- ‚ständigen, grasartigen Blättern. B in end- oder seitenständigen Aehren, die Z auf 1 Staubgefäss, die ? auf I Fruchtknoten reducirt. 30 austra- lische Arten. 565. (Fam. 9%.) Restiaceae. Kräuter oder Halbsträucher von bin- senartigem Habitus. Blätter mit stengelumfassenden, offenen Scheiden, oft ‚ohne Spreite. B in Aehren, Trauben oder Rispen. P3+3 oder 2 +2, spelzenartig; A 2 —3, frei oder verwachsen, G @) oder ®), 2—3fächerig. 180 Arten der südöstlichen Hemisphäre, vorzüglich am Cap. 566. (Fam %.) Eriocauloneae. Sumpfkräuter mit B in Köpfchen, wie bei den Compositen. B monöcisch. P3+3 oder 2-42, oft ein Kreis verkümmert. A 0+3 oder 3+3 oder 0+2. G @) oder (), 2—Ö3fächerig, jedes Fach mit 1 hängenden Samenknospe. 300 Arten in der heissen Zone, vorzüglich in Amerika und Neuholland. 567. (Fam. 97.) Xyrideae. Sumpfkräuter mit schwert- oder faden- förmigen, grundständigen Blättern. BG. P 3-+-5, der innere Kreis corol- linisch, am Grunde oft verwachsen. A 7 3+3 oder 0 +3 G @), einfäche- rig, vielsamig. 70 Arten der heissen Zone, besonders in Amerika. 568. (Fam. 98.) Commelinaceae. Einjährige oder ausdauernde Kräuter mit abwechselnd gestellten, einfachen, am Grunde scheidigen Blät- tern. B X oder A, ihr Typus P3+3, A3-+3,G @) Der äussere Pe- rigonkreis kelchartig. Staubgefässe oft zum Theil abortirt oder als Stami- nodien. Fruchtknoten gewöhnlich dreifächerig. Samenknospenzahl verschie- den. 850 Arten der heissen Zone. Arten der Gattungen Tradescantia und Commelina werden oft als Zierpflanzen cultivirt. 45. Ordnung. Liliiflorae. B meist % und %, den Typus der Monoeotylenblüthe P3 +3, Juncaceae. Liliaceae. 299 A 343, G @) oder (3) repräsentirend. P meist ansehnlich, beide Kreise corollinisch, seltener der äussere oder beide calycinisch. Fruchtknoten meist öfächerig. Embryo vom Endosperm umschlossen. 569. (Fam. 99.) Juncaceae. Grasähnliche, einjährige oder perenni- rende Kräuter mit meist halmartigen Stengeln und spiralig gestellten, schmalen oder stielrunden Blättern mit scheidigem Grunde. B in Spirren, 2, %. P3+3, beide Kreise trockenhäutige, spelzenartige Blätter zeigend. A3-+3, selten 3+0; G @ mit 1 Griffel und 3 fadenförmigen Narben. Samenknospe anatrop. Kapsel durch Mitteltheilung der Fächer 3klappig. Samenschale dünn, am Grunde oder an der Spitze oft mit beutelförmigem Anhängsel. Keimling in der Nähe des Nabels 250 Arten der gemässig- ten Zonen. Juncus: Kapsel 3fächerig, mehrsamig. Samenschale ohne Anhängsel. Luzula: Kapsel Ifächerig, 3samig. Samenschale mit beutelförmigem Anhängsel. Halme einzelner Juneus-Arten oft zu Flechtwerk dienend, ebenso als Streu benutzt. Aus den tertiären Schichten kennt man 3 Arten der Gattung Juncus. 570. (Fam. 100.) Liliaceae. Stauden, meist Zwiebel-, selten Knol- lengewächse. B meist gross, P in beiden Kreisen corollinisch. Kapsel Sfächerig. Keimling in der Axe des fleischigen oder knorpeligen Endo- sperms. Sonst wie vorige Familie. 1600 Arten in der gemässigten und warmen Zone, besonders in den Mittelmeerländern, am Cap und in Neu- holland. I. Unterfam. Narthecioideae. P etwas derb. Staubbeutel nach innen aufspringend. Kapsel durch Mitteltheilung der Fächer (loculicid) dreiklappig. Samenschale am Grunde und an der Spitze mit beutelförmiger Aussackung. Narthecium. II. Unterfam. Melanthieae (Colchicaceae). Staubbeutel meistens nach aussen aufspringend. Fruchtblätter an der Spitze getrennt. Kapsel gewöhnlich durch Scheidewandspaltung (septicid) aufspringend. A. P einblätterig, mit langer enger Röhre, der glockenförmige Saum 6lappig: Col- chicum. B. P 6blätterig. 1. Staubbeutel nierenförmig, durch eine längs des Scheitels verlaufende Querspalte in 2 Klappen aufspringend, die dann zusammen eine rundliche Platte bilden. Fruchtblätter nur an der Basis verwachsen: Veratrum. 2. Staubbeutel pfriemenförmig, mit 2 seitlichen Längsspalten aufspringend. Frucht- blätter bis zur Mitte verwachsen: Toffieldia. II. Unterfam. Lilieae. Staubbeutel nach innen aufspringend. Kap- se] sich loculieid öffnend. ’ A. Perigonblätter verwachsen. 1. P röhrig-glockig, 6spaltig; Griffel kurz; Narbe ungetheilt: Hyacinthus. 2. P krugförmig, 6lappig oder -zähnig; Griffel fadenförmig; Narbe 3lappig : Muscari. B. Perigonblätter getrennt. 1. Perigonblätter am Grunde mit Nectargruben. a. Perigonblätter abfallend. Staubbeutel vorne über dem Grunde befestigt. Samen in jedem Fache zahlreich. * Perigon glockenförmig. Honiggrube rundlich oder länglich. 3 Narben: Fri- tillaria. ** Perigon abstehend oder zurückgerollt. Honiggrube eine Längsfurche. Narbe 3seitig: Lilium. b. Perigonblätter bleibend. Staubfaden in einer eanalartigen Vertiefung des Mittel- bandes eingefügt. Samen in jedem Kapselfache wenige: Gagea. 2. Perigonblätter ohne Nectargruben. 300 Liliaceae. Amaryllideae. a. Staubfäden in einer canalartigen Vertiefung des Mittelbandes eingefügt. Narbe sitzend, 3lappig: Tulipa. b. Staubbeutel am Rücken befestigt. Griffel vorhanden. * Blüthenstiel ungegliedert. &. Griffel auf der Spitze des Fruchtknot°ns stehend. Blüthenscheide fehlt. O Perigonblätter abfallend (blau): Scilla. 00 Perigonblätter bleibend (weiss, aussen grünlich, oder gelb: Orni- thogalum. ß. Griffel in einer Vertiefung des Fruchtknotens entspringend. Blüthenstand vor der Blüthezeit in eine Scheide eingeschlossen: Allium. ** Blüthenstiel gegliedert: Anthericum. IV. Unterfam. Smilaceae (Asparageae). Staubbeutel nach innen aufspringend. Frucht eine Beere. Blüthen manchmal durch Verkümmerung, 2häusig. A. Alle Blüthenkreise 4- (seltener 3- oder 5-) zählig. 1. Staubgefässe 8. Am Stengel 4 grosse Laubblätter im Quirl: Paris. 2. Staubgefässe (bei unserer Art) 4, P tief 4spaltig. Am Stengel 2 grosse Laub- blätter wechselständig: Majanthemlum., B. Blüthenkreise 3zählig. 1. Blüthen 8. a. P röhrenförmig. Staubgefässe in der Mitte der Röhre eingefügt: Poly- gonatum. b. P glockenförmig, Staubgefässe dem Grunde eingefügt: Convallaria. c. P bis zur Basis 6theilig, die äusseren Blätter am Grunde sackartig vertieft: Streptopus. | 2. B durch Fehlschlagen 2häusig, mit gegliedertem Stielchen. P tief 6theilig: Asparagus. 571. Wichtigere Arten sind: e Melanthieae: Colehiecum autumnale L., Herbstzeitlose; officinell sind die Knollen und Samen (Bulbus s. Tuber et Semen Colchiei, Bestandtheile: Colchiein). Veratrum album L., Germer, Alpenwiesen Europas und Asiens; offieinell der Wurzelstock (Rhizoma Veratri s. Hellebori albi — Bestandtheile: Veratrin, Jervin ete.). Sabadilla offieinarum Brandt, Mexiko, die Früchte und Samen offiein. (Fructus Sabadillae — Bestandtheile: Veratrin, Sabadillin, Sabatrin und Fett etc). — Lilieae: Arten von Tulipa, Hyacinthus, Lilium, Fritillaria, Hosta, Hemerocallis ete. sind bekannte Zierpflanzen. Küchengewächse Sind Allium Schoenoprasum L., Schnittlauch, A. Ascalonicum L., Schalotte (Orient), A. Cepa L., Zwiebel (Orient), A. sativum L., Knoblauch (Orient), A. Porrum L., Porre, etc. Scilla maritima L., Mittelmeergebiet, die Zwiebel officin. (Bulbus Scillae — Bestandtheile : Seillitin, Bassorin, Zucker, oxalsaurer Kalk etc... Alo& soccotrina Lam., Ostafrika, A. africana Mill., A. arborescens DC., A. spicata Thunb., A. Lingua Thunb., Cap, und andere Arten liefern aus dem Safte der Blätter die offieinelle Alo& (Bestandtheile: Aloöbitter und Aloin). Yucca gloriosa L. (Nordamerika) Zierpflanze, Y. filamentosa L. (Nordamer.), Ge- fässbündel der Blätter zu Geweben verwendet. Phormium tenax Forst., neuseeländischer Flachs (Neuseeland), die Fasern der schilfartigen Blätter zu dauerhaften Geweben, Schiffs- tauen etc. verarbeitet. — Smilaceae: Smilax medica Schl., S. syphilitica und andere ame- rikanische, zum Theil unbekannte Arten der Gattung sind die Stammpflanzen der Sarsapa- rille (Radix Sarsaparilla — Bestandtheile: Smilacin, Stärke etc... Asparagus offieinalis L., Spargel, bekannte Gemüsepflanze, deren junge Sprosse gegessen werden. Dracaena Draco L., Drachenbaum, canarische Inseln, Baum von bedeutendem Stammdurchmesser ($ 107); manche Arten dieser, sowie der verwandten Gattung Cordyline, sind wegen ihres palmenartigen Wuchses und der oft rothgefärbten Blätter beliebte Zimmerpflanzen. Die Gattung Ruscus, in Südeuropa heimisch, besitzt blattartige Zweige, die in der Achsel klei- nerer Blätter die unscheinbaren Blüthen versteckt tragen. Fossile Lilieen sind zuerst aus dem Buntsandstein (Yuceites) bekannt; die bis zum ‚ Tertiär gehenden 12 Arten, welche 5 Gattungen zuertheilt werden, gleichen sämmtlich den baumartigen Formen aus der Gruppe der Dracaenen und Verwandten. Smilaceen unter- scheidet man 50 Arten in 3 Gattungen, die meisten zu Smilax gehörend (45) und alle in tertiären Schichten. 572. (Fam. 101.) Amaryllideae, Von den Liliaceen durch den Amaryllideae Irideae Taccaceae Dioscoreae., 301 unterständigen Fruchtknoten verschieden. Perigon oft 'mit Nebenkrone. Frucht meistens eine loculiecid aufspringende Kapsel. B bei einzelnen Gat- tungen A (Alstroemeria). 400 Arten in der warmen und gemässigten Zone. A, Staubgefässe der Perigonröhre eingefügt. Perigon mit Nebenkrone: Narcissus. B. Staubgefässe dem Blüthenboden eingefügt. 1. Perigon mit gleichgrossen Zipfeln: Leucojum. 2. Innere Perigonzipfel kürzer und ausgerandet: Galanthus. GalanthusundLeucojum (Schneeglöckchen), ferner Arten von Narcissus, sind häufige Gartenzierpflanzen, wie auch viele Amaryllis-Arten, Clivia etc, in Zimmern gezogen werden, Agave americana L., in Mexiko heimisch, in Südeuropa und den Tropen vielfach ange- pflanzt, zeichnet sich, wie die anderen Arten der Gattung, durch die dicken, stacheligen Blätter aus, die in grundständiger Rosette den kurzen Stamm bedecken, welcher erst nach vielen Jahren (Mexiko in 8—16, Südeuropa 10—20, in Glashäusern 40—80 Jahren) den oft 12 Meter hohen Blüthenschaft entwickelt. Der gegohrene Saft dieser, sowie anderer Arten, ist die „Pulque“, das Nationalgetränk der Mexikaner. Die Fasern werden zu dauerhaften Gespinnsten verschiedener Art verwendet. Im Tertiär ist Agavites mit einer Art bekannt. Die kleine, oft mit den Amaryllideen vereinigte Familie der Hypoxideen ist haupt- #ächlich am,Cap heimisch. Sie unterscheidet sich namentlich durch beerenartige Früchte und Samen mit einem schnabelförmigen Anhängsel. 573. (Fam. 102.) Irideae. Ausdauernde Kräuter mit oft knolligen Wurzelstöcken oder sogenannten Knollenzwiebeln (Crocus, Gladiolus). Blätter abwechselnd, grundständig, oft 2zeilig, meistens schwertförmig, reitend. B &x, selten A, 9, mit dünnhäutigen, scheidenartigen Hochblät- tern im Blüthenstande.e P3+3, A 3+0,G 6). Perigon corollinisch, am Grunde zu einer Röhre verwachsen. Fruchtknoten 3fächerig, mit 1 Griffel und 5 oft blumenblattartigen (Iris) oder tutenförmig-röhrigen (Crocus) Nar- ben. Kapsel 3fächerig, vielsamig, fachspaltig aufspringend. Keimling in der Axe des hornigen oder fleischigen Eiweisses. 600 Arten in den ge- mässigten und warmen Zonen, besonders am Cap. 2:3 x. 1. Aeussere Perigonabschnitte zurückgeschlagen, innere aufrecht oder aufrecht ab- stehend. Griffel kurz. Narben blumenblattartig: Iris. 2. Perigon glockenförmig, mit sehr langer Röhre. Griffel sehr lang. Narben fleischig, keilförmig, tutenförmig eingerollt: Crocus. IB A. P fast 2lippig, mit kurzer Röhre, Narben fast blumenblattartig: Gla- diolus, Viele Arten der Gattungen Iris, Crocus und Gladiolus sind beliebte Gartenpflanzen, Officinell ist der Wurzelstock von Iris florentina L., Veilchenwurzel, Südeuropa (Rhizoma Iridis — Bestandtheile: ätherisches Oel, Weichharz, Extractivstoff etc.), aber auch von I, pallida L. und I, germanica L. — ferner die Narben von Crocus sativus L., Safran, im Orient heimisch, in Südeuropa gebaut (Bestandtheile: Polychroit und ätherisches Oel); letz- tere auch als Farbstoff zu technischen Zwecken, 3 Arten Iris im Tertiär. 574. (Fam. 103.) Taccaceae. Ausdauernde Kräuter mit knolligem Wurzelstock und 'grundständigen, lang gestielten, gewöhnlich fieder- oder handförmig getheilten, netzaderigen Blättern. B in Dolden von meist 4 Hochblättern umgeben. P3+3, A3+3, G @), Fruchtknoten 1fächerig. Beere vielsamig. 8 Arten im tropischen Asien und Australien. Tacca lie- fert Stärkemehl (tahitisches Arrowroot). 575. (Fam. 104) Dioscoreae. Windende, ausdauernde Kräuter oder Halbsträucher mit unterirdischem oder oberirdischem Wurzelstock oder Knollenstamm. Blätter abwechselnd, oft herzförmig, zuweilen gelappt, handförmig-netzaderig. B diöcisch, unscheinbar,. klein, grünlich, in achsel- 302 Haemodorac. Ponteder. Bromeliac. Marantacesae, ständigen Aehren oder Rispen. P3+3, A3+3, G ®. Fruchtknoten öfächerig mit 1—2 Samenknospen in jedem Fache. Frucht meist kapsel-, seltener beerenartig (Tamus). 150 Arten der heissen und gemässigten Zone. Tamus communis L. in Süddeutschland und Schweiz. Die stärkemehlreichen, knolligen Wurzelstöcke mancher Arten werden gegessen. Dios- corea alataL. (Molukken, Ostindien heimisch), Yamswurzel, Yam, in den gesammten Tropen als wichtiges Nahrungsmittel gebaut; ebenso D. Batatas Desc., Bataten, D. sativaL.u.a. Arten. Testudinaria Elephantipes Lindl. mit diekem Knollenstamm, der durch seine schildförmigen Korkschuppen an einen Schildkrötenpanzer erinnert; Cap, in Gewächshäusern cultivirt. 576. (Fam. 105.) Haemodoraceae. Irideenartige Gewächse, Bx, selten 4. P 3+3, am Grunde röhrig. A 3+3 oder + 3+3 oder 0+3. G @) oder (3), 3fächerig; Kapsel fachspaltig. 80 Arten, in Amerika, am Cap und in Australien heimisch. 577. (Fam 106.) Pontederiaceae. Krautige Sumpf- oder Wasser- pflanzen mit kriechendem Wurzelstock und grundständigen, ovalen, herz- oder pfeilförmigen Blättern mit meist scheidenförmigen Blattstielen. BA, in Aehren oder Trauben, 39. P3+3, A3-+3 oder 0+3, an Länge häufig schrittweise nach rückwärts abnehmend und ebenso auch allmälig tiefer gestellt. G @), 3fächerig, die 2 hinteren Fächer häufig fehlschlagend. 30 Arten der heissen Zone, besonders in Amerika. 978. (Fam. 107.) Bromeliaceae. Ausdauernde Kräuter mit verkürz- ten Stämmen, häufig epiphytisch und mit Luftwurzeln. Blätter grundständig, grasartig, meist starr, oft dornig gezähnt, stechend. durch schuppenförmige Haare oft graugrün. B 9, in Aehren, Trauben oder Rispen mit oft blumen- blattartig gefärbten Deckblättern, A. P 3+3, das äussere kelchartig. A83+3, frei, oder unter sich am Grunde oder mit P verwachsen. G (8), ober-, unter- oder halbunterständig, 3fächerig. Kapsel oder Beere. Keim gerade oder gekrümmt, im Grunde des Endosperms. 600 tropische Arten, fast nur in Amerika. Ananassa sativa Lindl. (Bromelia Ananas, L.) Südamerika, der Früchte wegen in allen. Tropenländern und bei uns in Gewächshäusern cultivirt. Die Beeren eines Blüthenstandes verwachsen mit einander zu einer Scheinfrucht, die keine Samen entwickelt und von einem. die Axe des Blüthenstandes fortsetzenden Blattschopfe gekrönt wird. Die Fasern der Blätter- zu Geweben dienend. — Viele Arten der Famiiie in unseren Glashäusern cultivirt. — Im Tertiär eine Art bekannt. 46. Ordnung. Seitamineae. B A oder asymmetrisch, in der Achsel grosser, oft blumenartig gefärb- ter Deckblätter, ihr Typus P3+35, A 3+3, G (s); die meisten Staubge- fässe in der Regel zu Staminodien umgebildet; Frucht öfächerig Kein Endosperm, aber reiches Perisperm im Samen. 579. (Fam. 108) Marantaceae. Ausdauernde Kräuter mit krie- chenden, oft knolligen Wurzelstöcken, meist entwickelten oberirdischen Stengeln und 2zeiligen, ovalen oder grasartigen Blättern, mit an der Spitze oft knotig verdickten, unten scheidigen Blattstielen, stärkeren Mittelnerven und fiederigen Seitennerven. B in end- oder achselständigen Aehren oder Rispen, %. P 3-+-3, der äussere Kreis kleiner und kelchartig. A fr 1 oder 2 172. Nur das eine Staubgefäss (das hintere des inneren Kreises) fruchtbar und auch nur mit halber Anthere, die seitlich dem blumenblatt- artigen Filamente angewachsen ist. Die übrigen Staubgefässe sind Stami- nodien, von denen eines grösser und als Lippe (labellum) zurückgerollt ist.. Zingiberaceae. Musaceae. Orchidene, 303 Frucht eine fachspaltige Kapsel oder Beere Samen mit sehr harter Schale. Perisperm hornartig. 180 tropische Arten, vorzüglich in Amerika. Arten der Gattung Canna (C. indica L., Ostindien) häufig als Gartenzierpflanzen. Offi-— einell ist Arrow-root, das Stärkemehl aus dem Wurzelstocke von Maranta arundinacea L..,. Pfeilwurzel, Westindien, Ebenso liefern mehrere ostindische (M. indica) und amerikanische Arten Stärke. -3 Cannaceen werden aus der Kreide und dem Tertiär beschrieben. 560. (Fam 109.) Zingiberaceae. Ausdauernde Kräuter mit fleischi- gem oder knolligem Wurzelstocke und oft rübenförmigen oder an der Spitze- knollig verdickten Wurzeln. Stengel meistens verkürzt. Blätter meist: grundständig, einfach. B in end- oder grundständigen Aehren oder Trau- ben, mit oft blumenartig gefärbten Deckblättern. P3 -+ 3, beide Kreise eorollinisch; A 7 3-+ 1 + 2, die 3 des äusseren Kreises zu dem grossen, dreilappigen Labellum verwachsen, vom innern Kreise das hintere allein. und mit ganzer Anthere fruchtbar, die beiden anderen kleine drüsige Ge- bilde. Frucht eine lederige, öfächerige, 3klappige, fachspaltige Kapsel. 250 tropische, besonders asiatische Arten. Offieinell sind: Zingiber officinale Rosc., Ingwer, Ostindien, in Westindien eultivirt- (Rhizoma Zingiberis — ätherisches Oel, scharfes Harz, Extractivstoff etc.) — Curcum& longa L.. Gelbwurzel, Ostindien und China (Rhizoma Curcumae — harziger, gelber Farb- stoff: Curcumin) CO. Zedoaria Rosc., Zittwer, Ostindien (Rhizoma Zedoariae — ätherisches; Oel, scharfes Harz, bitterer Extractivstoff, Gummi) — Alpinia Galanga Sw., Ostindien. (Rhizoma Galangae majoris) und A. offieinarum Hance, China (Rhizoma Galangae minoris — ätherisches Oel, scharfes Harz, bitterer Extractivstoff, Kämpferid). — Elettaria Carda- momum Wh., Ostindien (Fructus Cardamomi minores s. Cardamomum minus — ätherisches und fettes Oel), E. major Sm., Ceylon (Cardamomum longum), seltener die Früchte von. Amomum Cardamomum L., Ostindien (Cardamomum rotundum) u. A. maximum Roxb., Ostindien (Cardamomum majus s. javanicum). — Ingwer und Cardamomen auch als Handels-- gewürze, sowie die Samen von Amomum granum Paradisi L., Paradieskörner, Guiana. Aus tertiären Schichten werden 4 iossile Arten dieser Familie beschrieben. 581. (Fam. 110.) Musaceae. Ausdauernde Kräuter mit meist kur- zen Stämmen und spiraligen oder 2zeiligen, einfachen, oft mehrere Meter langen Blättern mit langen Blattstielen und mächtig entwickelten Scheiden, die einander umschliessend den Stamm scheinbar sehr hoch werden lassen. P3 --3, corollinisch, meist sehr unregelmässig, das vordere Blatt gross, das hintere klein. A 3 + 3, die vorderen 5 in eine hinten offene Röhre verwachsen, das hintere ! steril oder fehlend. Frucht eine Beere oder Kapsel. 2. Arten in den Tropen. Die Früchte der in den tropischen und subtropischen Ländern cultivirten Musa sapi- entum L., M. paradisiaca L.'u. a. A., Pisang, Banane, Paradiesfeige (Tropen der östlichen Halbkugel heimisch) werden gegessen, die Fasern von Musa textilis N. v. Es. (Molukken, Manilahanf) u. a. A. zu dauerhaften Gespinnsten verwebt. — 5 tertiäre Arten hierher gerechnet. . 47. Ordnung. Gynandrae. 582. (Fam. 111.) Orchideae. Ausdauernde Kräuter oder Halb- sträucher, theils Erdgewächse, theils Epiphyten mit Luftwurzeln, oder auch chlorophylilose Humusbewohner.- Rhizom unserer einheimischen Arten oft knollenförmig, eiförmig oder handförmig getheilt, die eine Knolle den blühenden Stengel tragend, zur Blüthezeit schlaff, die andere straff, fest, als Seitenknospe aus der Axe entspringend, den nächstjährigen Blüthen- stengel als Knospe auf ihrem Gipfel bergend. Corallorrhiza und Epipogon besitzen ein wurzelloses Rhizom. Blätter spiralig oder 2zeilig, einfach, ganzrandig, mit scheidiger Basis und ohne Stiel; bei den Humusbewohnern 304 Örchideae, nur schuppige Niederblätter vorhanden. B in Aehren oder Trauben, A und %, meistens durch Drehung des Fruchtknotens die hintere (obere).Seite nach vorne (unten) gewendet. P 3 + 5, beide Kreise corollinisch, das hintere Blatt des inneren Kreises als Lippe (labellum) vergrössert, eigenthümlich gestaltet, oft gespornt und nach unten gerichtet. A typisch 3 + 3, doch meist nur das vordere Staubgefäss des äusseren Kreises, seltener (Cypri- pedium) die beiden vorderen des inneren Kreises fruchtbar, die anderen abortirt oder als rudimentäre Staminodien, die sammt den fruchtbaren Staub- gefässen mit dem [Griffel zu einem Säulchen (gynostemium) verwachsen. Staubbeutel 2fächerig, der Pollen (unserer Arten) in jedem Fache durch Viscin ($ 515) zu einem klebrigen Ballen (Pollinarium) verbunden, der sich nach unten stielartig verlängert und hier oft in eine Stieldrüse (retinaculum) anschwillt; diese liegt bei manchen Gattungen in einer Falte des sogenann- ten Beutelchens (bursicula), einer Anschwellung des oberen Narbenrandes, über der noch ein lappenartiger, sich leicht ablösender Fortsatz, das Schnä- belchen (rostellum) sitzt. G (), lfächerig, mit zahlreichen wandständigen Samenknospen. Narbe eine grubige Vertiefung unterhalb der Anthere auf der der Lippe zugewendeten Seite des Säulchens. Kapsel lfächerig, die Klappen sich reifenartig von den stehenbleibenden Samenträgern ablösend, oben durch das Griffelsäulchen verbunden. Samen sehr klein, feilspanartig, mit weit abstehender netziger Samenschale, ohne Endosperm und mit rudi- mentärem Embryo, der einen rundlichen, ungegliederten Gewebekörper bil- det ($ 534). 3000 Arten in den Tropen und gemässigten Zonen, in letz- teren die Erdorchideen, in ersteren die epiphytischen Formen überwiegend. 583. Die deutschen Gattungen sind folgende: I. Nur ein fruchtbares Staubgefäss. A. Staubbeutel mit der Säule ganz verwachsen. 1. Lippe gespornt. a. Fruchtknoten gedreht. * Fächer des Staubbeutels parallel laufend. &. Staubbeutel am Grunde mit Beutelchen. © Beutelchen 2fächerig ; beide Pollenmassen isolirt: Orchis. OO Beutelchen Ifächerig, Stiele der Pollenmasse auf gemeinschaftlichem Halter. + Lippe flach ausgebreitet: Anacamptis. +r Lippe spiralig gedreht, sehr lang: I um. P. Beutelchen fehlt: Gymnadenia. ** Fächer des Staubbeutels am Grunde weit divergirend, durch eine Bucht des Schnäbelchens getrennt: Platanthera (mit Habenaria). b. Fruchtknoten nicht gedreht: Nigritella. 2. Lippe ungespornt. a. Lippe flach, nicht zurückgebrochen. * Beutelchen vorhanden. 0%. 2 getrennte Beutelchen, Pollenmassen daher getrennt. O Perigonblätter abstehend: Ophrys. 00 Perigonblätter helmartig zusammengeneigt: Chamaeorchis. Nur ein einfächeriges Beutelehen. Pollenmassen auf gemeinschaftlichem Halter: Aceras. ** Beutelchen fehlend. Perigon glockig!;: Hejrminium. b. Der mittlere Lappen der Lippe ist knieartig zurückgebrochen: Serapias. B. Staubbeutel ganz oder grösstentheils frei. 1. Lippe gespornt. Chlorophyllos, mit Schuppenblättern. a. Sporn aufgeblasen, aufrecht: Epipogon. » b. Sporn pfriemlich, absteigend: Limodorum. 2. Lippe ungespornt. | Orchideae. Apostasiaceae, Burmanniaceae. Dicotyledones. 305 a. Staubbeutel nicht abfallend. Pollenmassen pulverig. * Lippe 2gliederig, gekniet. &. Fruchtknoten gedreht: Cephalanthera. ß. Fruchtknoten nicht gedreht: Epipactis. * * Lippe ungegliedert. &. Fruchtknoten ungedreht, aber auf gedrehtem Stiele, O Pflanze nur mit schuppigen Niederblättern, chlorophyllios: Neottia. 00 Pflanze mit 2 grossen grünen Blättern: Listera. ß. Fruchtknoten gedreht, fast oder völlig sitzend. © Lippe am Grunde sackartig. Staubbeutel gestielt: Goodyera. 00 Lippe am Grunde rinnig. Staubbeutel sitzend: Spiranthes. b. Staubbeutel zuletzt deckelartig abfallend. Pollenmassen wachsartig. Blüthen klein, grünlich. * Säule nach vorne gekrümmt. 2 Pollenmassen. @. Säule ungeflügelt. Staubbeutel ohne Anhängsel. Chlorophyllose Pflanze mit schuppigen Niederblättern. Humusbewohner: Corallorrhiza. P. Säule oberwärts geflügelt. Staubbeutel oben mit häutigem Anhängsel. Grüne, mit 2 Laubblättern versehene Pflanze in Torfsümpfen: Liparis (Sturmia). ** Säule kurz, gerade. 4 Pollenmassen, in jedem Fache 2. &. Innere Perigonblätter eiförmig, die beiden Pollenmassen des Faches über einander liegend: Malaxis. f. Innere Perigonblätter borstenförmig. Pollenmassen jedes Faches neben einander liegend: Microstylis. II. 2 fruchtbare, rechts und links am Säulchen stehende Staubgefässe und über der Narbe ein grosses Staminodium; Lippe aufgeblasen, schuhförmig: Cypripedium. 584. Offieinell sind die Knollen einer Anzahl einheimischer Orchideen, namentlich von Orchis maculata L., O. militaris L., O. laxiflora Lam., O. ustulata L., ©. coryophora L., Platanthera bifolia Rehb., Anacamptis pyramidalis Rich., Gymnadenia conopsea RBr. etc. (Tubera Salep — Bassorin, Arabin, Stärke); in Vorderasien wird Eulophia vera, in Ostindien Habenaria pectinata als Salep benutzt. — Vanille liefern Vanilla planifolia Andr. und V. aromatica (Mexico; im tropischen Amerika cultivirt) in ihren schotenförmigen Früchten (Fructus Vanillae — Hauptbestandtheil: Vanillin). — Zahlreiche Arten werden als Zier- und Modepflanzen in Gewächshäusern eultivirt. 585. (Fam. 112.) Apostasiaceae. Von den Orchideen wesentlich - nur durch den 3fächerigen Fruchtknoten mit axilen Samenträgern, sowie dadurch verschieden, dass die 2—3 (vorderen) Staubgefässe nur am Grunde mit dem Griffel verwachsen, oben aber frei sind. 5 ostindische Arten. 586. (Fam. 113.) Burmanniaceae B x. P3-+ 3, das äussere kelchartig, der innere Kreis kleiner und corollinisch, zuweilen ganz rudi- mentär. A0 +3. G 6), 3- oder 1fächerig, im letzteren Falle mit wand- ständigen Placenten. 40 Arten im tropischen Amerika und Asien. II. Unterclasse. Dicotyledones 587. Axe fast immer mit kreisförmig angeordneten, offenen Fibrova- salsträngen (88 85, 108, 109), die Holzgewächse mit Jahresringen und einer Holz und Bast scheidenden Cambiumlage. Blätter oft gestielt, meist netz- _ aderig, häufig verzweigt. Blüthen in der Regel nach der Zahl & gebaut. Gewöhnlich ein als Kelch und Krone unterschiedener Kreis von Blüthen- ‘ hüllen vorhanden. Die frühere Gruppe der Apetalae, ohne Gliederung von - Kelch und Blumenkrone, oft mit nur einem Kreise von Perigonblättern, ist jetzt unter die übrigen Familien, freilich manchmal noch mit Zwang, ver- -theilt (in der folgenden Uebersicht der Familien wurde sie jedoch der Be- _ quemlichkeitwegen noch beibehalten). Embryo fast immer mit 2 gegen- - überstehenden Keimblättern, zwischen denen die Endknospe liegt; seltener Luerssen, Botanik. 20 Ca De 306 Dicotyledones. nur eines ausgebildet ($ 534), oder beide fehlend (Orobancheae und andere Parasiten). Keimblätter oft gestielt, bei der Keimung laubartig über den Boden tretend, oder unter der Erde und in der Samenschale bleibend. Wurzel des Embryo stets zu einer meist bleibenden Hauptwurzel sich ver- längernd. Endosperm oft fehlend. 588. Die wichtigeren deutschen Familien lassen sich etwa folgender- maassen übersichtlich zusammenstellen. I. Apetalae. Perigon einfach oder fehlend. A. 6, oft auch die @Q Bin Kätzchen, 1. B einhäusig. a. 5 und © Kätzchen kugelig, an langen, hängenden Stielen: Plataneae. b. 5 und © Kätzchen kurz, fast eiförmig. Perigon 4blätterig. 4 Staubgefässe : Moraceae. c. Ö und © Kätzchen lang walzenförmig, unter jeder Schuppe der & 3 Blüthen mit je 2—4 Staubgefässen, unter denen der O 2—3 Fruchtknoten: Betulaceae. d. Nur die 5 B in reichblüthigen walzenförmigen Kätzchen. ” Q B zu 1-3 am Ende des Aestchens. Fruchtknoten 1fächerig, mit 1 Samen-- knospe. Frucht völlig nackt: Juglandeae. ** O B einzeln oder gehäuft oder lockerblüthige Aehren bildend. Fruchtkno- ten 3—6fächerig, jedes Fach mit 2 Samenknospen. Frucht am Grunde oder vollständig von einer Hülle (cupula) umwachsen : Cupuliferae. 2. B 2häusig. a. Kätzchen kurz-walzenföürmig. 5 B ohne P, nur mit 4 Staubgefässen, Q mit 2—4 Schüppchen unter dem einfächerigen, mit einer Samenknospe versehenen Fruchtknoten: Myricaceae. b. Kätzchen lang-walzenförmig. DBeiderlei B mit einem aus Drüsen oder einer becherförmigen Hülle gebildeten rudimentären Perigon. 5 mit 2—24 Staubge- fässen, Q mit einem einfächerigen Fruchtknoten mit zahlreichen Samenknos- pen: Salicineae. B. Bilüthen nicht in Kätzchen. 1. Fruchtknoten unterständig. P oft rudimentär. a. P rudimentär, das der Q B mit schwach gelapptem Saume, 6) mitnur 1 Staub- gefässe. Fruchtknoten 1fächerig, mit 1 Samenknospe. Wasserpflanzen mit quirlig gestellten, schmalen Blättern: Hjijppurideae. b. P deutlich ausgebildet, oft gefärbt, * Staubgefässe zu einer Walze verwachsen. Fruchtknoten 1fächerig, mit vielen Samenknospen auf wandständigen Placenten; Schmarotzer: Cytineae. * * Staubgefässe frei oder mit dem Fruchtknoten verwachsen. Fruchtknoten durch falsche Scheidewände 6fächerig, mit zahlreichen Samenknospen: A ri- stolochieae., ”* * Staubgefässe frei. Fruchtknoten 1fächerig, mit 2—4 Samenknospen: San- talaceae. 2. Fruchtknoten oberständig. a. Frucht in mehrere Früchtchen zerfallend oder in solche elastisch aufspringend. * Fruchtknoten 4fächerig, 4samig, zuletzt in 4 einsamige Früchtchen zerfallend. 2 Griffel ungetheilt. Wasserpflanzen: Callitrichineae. * * Fruchtknoten 3-, selten 2fächerig, mit eben so vielen oder je 2 Samenknos- pen, bei der Reife die Fächer sich von der centralen Axe elastisch ablösend: Griffel oder Narben getheilt: Euphorbiaceae. b. Frucht nicht aufspringend oder zerfallend. * Mit Nebenblättern. «&. Nebenblätter in eine den Stengel umschliessende Scheide verwachsen: Polygoneae. ß. Nebenblätter frei. O Staubgefässe 4—5, in der Knospe nach innen umgebogen. 1 Griffel. Samen mit Eiweiss, mit geradem Keim: Urticaceae. © © Staubgefässe 5, in der Knospe gerade. Narben 2. Same ohne Ei- weiss, mit gebogenem oder spiraligem Keim: Cannabineae. Dicotyledones. 307 0 0 0 Staubgefässe 4—8. Griffel 22 Same ohne‘ Eiweiss, mit geradem Keim: Ulmaceae. * * Ohne Nebenblätter. a. 1 Griffel mit 1 Narbe. O P röhrig, mit 4—5spaltigem Saume: Thymelaeaceae. 0 0 P2- oder 4—5spaltig. Fruchtknoten 1fächerig, mit 1 Samenknospe ; Keimling gerade: Elaeagneae. 0 0 0 P meist trockenhäutig, 3—5blätterig. Staubgefässe 3-5. Frucht- knoten Ifächerig, 1— mehrsamig. Same eiweisshaltig. Keimling gekrümmt: Amarantaceae. 0 000 P vielblätterig. Staubgefässe 12—16. Same eiweisslos. Keim- ling gerade, Wasserpflanzen: Ceratophylleae. ß. 2 Griffel. P 4—Sspaltig. Staubgefässe 8-10. Fruchtknoten I1fächerig, 2samig: Selerantheae., y. Griffel 2—4spaltig oder 2—4 Narben. Fruchtknoten 1fächerig, mit 1 Sa- menknospe: Chenopodiaceae. 589. II. Gamopetalae. Mit Kelch und einblätteriger Blumenkrone. A. Fruchtknoten unterständig. 1. Staubgefässe auf dem Gipfel des Fruchtknotens eingefügt. a. Blüthe regelmässig. * Blüthen eingeschlechtlich. Krone und Kelch abfallend. Samenträger wand- ständig: Cucurbitaceae. ** B zwitterig. Samenträger central. «& Blüthe abfallend. Staubgefässe 8—10. Beere: Vaccinieae, B nicht abfallend. Staubgefässe meist 5. Kapsel: Campanulaceae. b. Blumenkrone zygomorph, sonst wie Campanulaceae: Lobeliaceae., 2. Staubgefässe in der Röhre der Blumenkrone oder zwischen den Zipfeln des Saumes eingefügt. a. Fruchtknoten mit 2— mehr Samenknospen. * Blumenkrone meist 4gliederig. Staubgefässe 4-5. Griffel 2. Blätter quirlig: Rubiaceae, * * Blumenkrone meist 5gliederig. Staubgefässe 5. Griffel 1 oder 3 Narben. Blätter gegenständig: Caprifoliaceae. b. Fruchtknoten mit einer Samenknospe, * Fruchtknoten 3fächerig, 2 Fächer leer, das dritte mit 1 Samenknospe:: Va- lerianeae. * * Fruchtknoten 1fächerig. ca. Staubgefässe frei. © Blüthen zwitterig: Dipsaceae. O O B eingeschlechtlich: Ambrosiaceae., ß. Die 5 Staubgefässe ‚mit den Antheren zu einer Röhre verklebt („ver- wachsen“): Compositae., B. Fruchtknoten oberständig. 1. Fruchtknoten 1fächerig. &. Fruchtknoten mit 1 Samenknospe, * Staubgefässe 5, dem Fruchtboden oder der Basis der Blumenkrone eingefügt. 5 Griffel oder Narben: Plumbagineae, * * Staubgefässe 4, ganz oben der Blumenröhre eingefügt. 1 Griffel mit einfacher Narbe: Globulariaceae. b. Fruchtknoten mit mehreren Samenknospen auf freier, axiler Placenta. * Blüthen regelmässig. «. Blumenkrone trockenhäutig, Aspaltig. 4Staubgefässe. Placenta 2—-4flü- gelig: Plantagineae. Blumenkrone normal, 4—5spaltig, mit 4—5 Staubgefässen. Placenta wal- zenförmig: Primulaceae. * * Blüthen zygomorph, 2 lippig, mit 2 Staubgefässen: Lentibulariaceae. e, Fruchtknoten mit zahlreichen Samenknospen auf wandständigen Placenten, selten halb oder ganz 2fächerig: Gentianeae, 2. Fruchtknoten 1fächerig mit wandständigen, oder 2fächerig mit mittelständigen, der Scheidewand ansitzenden Samenträgern, Staubgefässe 2, oder 4 zweimäch- tige. Blüthe zygomorph oder ungleich. (Manchmal ein fünftes kleineres Staubgefäss.) 20* 308 5. Dicotyledones, * Fruchtknoten I1fächerig, mit wandständigen Samenträgern. Chlorophylllose Schmarotzer mit schuppigen Niederblättern: Orobancheae. * * Fruchtknoten 2fächerig. o&. Frucht eine 2fächerige Kapsel. O Samen eiweisshaltig: Scrophulariaceae. O O Samen eiweisslos: Acanthaceae, ß. 2—4fächerige Steinfrucht, oft in 2—4 Früchtchen zerfallend: Ver- benaceae. Fruchtknoten 2fächerig, mit 1 oder 2 Samenknospen in jedem Fache, * Blüthe zygomorph, die äusseren Kelchblätter flügelartig, die 8 Staubgefässe unter sich und mit der Blumenkrone verwachsen: Poly galeae, ** B regelmässig, 2 Staubgefässe, a. PBlumenkrone 5—8lappig. Fruchtknotenfächer mit einer aufrechten Sa- menknospe: Jasmineae, B. 4spaltig, 4blätterig oder fehlend, Fruchtknotenfächer mit je 2 hän- genden Samenknospen: Oleaceae, Fruchtknoten scheinbar 4fächerig, die Fächer durch eine tiefe Grube getrennt, aus deren Grunde der Griffel entspringt. Fruchtknoten in4 Nüsschen zerfallend, “ Staubgefässe 5. Blüthe ganz oder fast regelmässig: Boragineae. * * Staubgefässe 4 zweimächtige oder 2; Blumenkrone zygomorph, 2lippig: Labiatae, Fruchtknoten 2— vielfächerig, mit mittelständigen Samenträgern. Oder 2Frucht- knoten, die mit den Narben verwachsen sind, * B4-, seltener 5theilig, in der Knospe dachig; unterweibige Scheibe fehlt, Fıruchtknoten 2—6fächerig, das Fach mit 1 hängenden Samenknospe. Stein- ERBE Aquifoliaceae, * ® B 5lappig, in der Knospe gedreht. 5 Staubgefässe. Fruchtknoten auf unter- weibiger Scheibe, 2—4fächerig, jeües Fach mit 1 oder 2 aufrechten Samen- knospen. Kapsel. Keimling gekrümmt: Convolvulaceae, (Cuscuteae, chlorophylllose Schmarotzer.) “® B 5lappig, in der Knospe gedreht. Staubgefässe 5. Fruchtknoten mit un- terständiger Scheibe, 3fächerig, Fächer mit mehreren Samenknospen, Kapsel. Keimling gerade: Polemoniaceae, * B 5lappig, in der Knospe gefaltet, seltener gedreht oder dachig, Staub- gefässe 5. Frueht eine 2—4fächerige, vielsamige Kapsel oder Beere. Keimling meist gekrümmt: Solanaceae., ** B4-ÖSspaltig, in der Knospe dachig. Staubgefässe so viele oder meist doppelt so viele als Blumenkronenabschnitte, vor einer unterweibigen gekerbten Scheibe oder vor Drüsen auf dem Fruchtboden eingefügt. Fächer der Kapsel so viele als Kronenzipfel, meist mehrsamig: Ericaceae. “**** * Staubgefässe frei, mit einzelnen oder zu vieren verbundenen Pollen- körnern. Fruchtblätter unten oft getrennt und dann oben durch die breite Narbe verbunden: Apocyneae, “*rr* 8 * * Staubgefässe verwachsen, auf dem Rücken mit Anhängseln, ihr Pollen wie bei den Orchideen zu Pollinarien verklebt. 2 Frucht- knoten und Griffel mit gemeinsamer 5eckiger Narbe: Asclepiadeae,. III Choripetalae (Eleutheropetalae). Mit Kelch und mehrblätte- “x * riger Blumenkrone. ZA. DBlüthentheile, vorzüglich die Fruchtknoten, spiralig. „ep 2, Fruchtknoten einfächerig. Landpflanzen: Ranunculäaceae, Fruchtknoten vielkammerig. Wasserpflanzen: Nymphaeaceae. B, Blüthentheile in Wirteln, 1, a, Blüthen unterständig. Staubgefässe vollständig frei. * Staubbeutel mit Klappen aufspringend: Berberideae, * * Staubbeutel mit Spalten au fspringend, O Kelch 2blätterig. Krone 4blätterig: Papaveracenae. © © Kelch und Krone 4blätterig. 6 Staubgefässe, von denen die inneren 4länger: Cruciferae, j Dicotyledones. 309 o 0 © Blüthenhüllen 5gliederig, seltener 4- oder 3gliederig. ca. Blüthen zygomorph, + Staubgefäse 5. Fruchtknoten geschlossen, Kapsel 3klappig. Vio- laceae. + + Staubgefässe 12 — 00. Fruchtknoten oben offen: Resedaceae. B. Blüthen regelmässig. + Staubgefässe QO. Griffel und Narbe 1: Cistineae. + + Staubgefässe 4—10. Narben 3. Samen mit Haarschopf: Tama- riscineae. + + + Staubgefässe 5 oder mehr. Griffel 3-5. Samenträger wandstän- dig. Samen ohne Haarschopf: Drooseraceae. + +7 + Staubgefässe meist 10. Fruchtknoten Ifächerig, mit centralem Samenträger: Caryophylleae. b. Staubgefässe mit den Filamenten mehr oder weniger verwachsen. * Blüthe zygomorph. 0 Staubgefässe 5, Staubfäden oben verwachsen, unten zuletzt abreissend und auf der Narbe hängen bleibend: Balsamineae. 0 0 Staubgefässe 4, Staubfäden mit den unteren Theilen verwachsen, stehen bleibend: Fumariaceae. * * B regelmässig. 0 Kapselfrüchte. «. Staubfäden in mehrere Bündel vereinigt: Hypericineae. ß. Staubfäden an der Basis ringförmig vereinigt. 7 Wasserpflanzen mit gegenständigen Blättern und sehr kleinen, achsel- ständigen, 3—5gliederigen Blüthen: Elatineae. 7 7 Landpflanzen mit 4zähligen, kleeartigen Blättern und 5gliederigen Blüthen: Oxalideae. 7 7 r Landpflanzen mit einfachen, ganzrandigen Blättern und 5gliederi- gen Blüthen: Lineae. 0 0 Schliessfrüchte. Staubfäden fast frei oder in 5 Bündel verwachsen: Ti- liaceae. 0 0 0 Spaltfrüchte. «&. Spaltfrucht 2theilig, 2flügelig: Acerineae. 5 Fruchtfächer sich mit bogig oder spiralig einrollenden Griffeln von einer Mittelsäule ablösend: Geraniac eae. Zahlreiche Früchtchen (bei unseren einheimischen Arten) zu einem scheibenförmigen, vielfächerigen Fruchtknoten verbunden und zu Spalt- früchtchen auseinander fallend: Malvaceae. 2. Staubblätter, sowie Krone und Kelch stehen auf einer scheibenartigen oder krug- förmigen Erweiterung der Blüthenaxe oder sind der Kelchröhre eingefügt. &. Fruchtknoten einzeln. * Fruchtknoten aus mehr als einem Carpellblatte gebildet. Meist nur5—7 Staub- gefässe oder weniger. 0 Blüthen zygomorph. 7 Staubgefässe: Hippocastaneae, 0 0 B regelmässig mit Ausnahme von € 4—5gliederig. c&. Fruchtfächer bis auf eines fehlschlagend: Anacardiaceae. Kapsel mehrfächerig: Celastrineae. Steinfrucht mit 1—5 einsamigen Steinen: Rhamneae. d. Beere: Vitaceae. &. Kapsel 1fächerig, vielsamig. Staubgefässe 6—12. Kelch 6zähnig, 6 Blu- menblätter: Lythrarieae. * * Fruchtknoten aus einem Carpellblatte gebildet. 0 Blüthen regelmässig. Steinfrucht Isamig: Amygdaleae. 0 0 B zygomorph, schmetterlingsförmig. Hülse meistens mehrsamig: Papi- lionaceae, b. Fruchtknoten 2 oder mehr, selten einzeln. Staubgefässe meist zahlreich, * Fruchtknoten meist zahlreich, frei: Rosa ceae, * * Fruchtknoten 2-5, mit der fleischig werdenden Blüthenaxe und unter sich zur Apfelfrucht verwachsend: Pomac eae. ** * Fruchtknoten 3—5 oder mehr, kreisförmig gestellt; Balgkapseln. Fett- pflanzen: Crassulaceae. 310 Dicotyledones. Convolvulaceae Polemoniaceae, 3. Blüthen oberständig (Fruchtknoten unterständig). &. Fruchtknoten halb unterständig. Fruchtblätter 2-5, mehr oder weniger mit einander verwachsen: Saxifragaceae, b. Fruchtknoten völlig unterständig. * Blüthen 8. 0 Blüthen 4zählig. a. Kapselfrucht: Onagrarieae. . Steinfrucht: Cornaceae, 0 0 Blüthen 5zählig. o.. Saftige Beere mit wandständigen Samenträgern. Fruchtknoten einfäche- rig: Ribesiaceae, ß. Mehrfächerige Beere. Fruchtknoten mehrfächerig (bei unserer Art5—10- fäch.): Araliaceae. y. Spaltfrüchte. Fruchtknoten 2fächerig: Umbelliferae. * * Blüthen (bei unserer Art) 2häusig. Chlorophylihaltige Parasiten auf Bäumen: Loranthaceae. I. Abtheilung. Gamopetalae. 48. Ordnung. Tubiflorae. 591. Blätter meist spiralig, ohne Nebenblätter. B %x, oder wenn A, nicht median, fast immer 3%. K (5), [C 6), A 5], G 25). Staubfäden der Krone eingefügt, selten einer verkümmert. Fruchtknoten unten wenigstens mehrfächerig, Fächer meist mehrsamig. Samenknospe anatrop. Endosperm selten fehlend. 592. (Fam. 114.) Convolvulaceae. Kräuter mit meistens und dann links windendem Stengel, seltener Sträucher oder Bäume. Blätter meist einfach, ganz oder gelappt. B einzeln oder in Trugdolden oder Trauben, mit Deckblättern, die oft als Hüllkelch erscheinen. C meist längsfaltig, in der Knospe gedreht. Staubbeutel nach dem Verstäuben oft spiralig ge- dreht. G von einer unterständigen Scheibe umgeben, 2—4fächerig, selten lfächerig, die Carpellblätter median, jedes Fach mit 1—2 Samenknospen. 1 Griffel, selten2. Samenleisten der Scheidewand nicht verdickt. Kapseln meist an den Scheidewänden, seltener unregelmässig oder gar nicht auf- springend. Eiweiss spärlich, schleimig. Keimling gekrümmt. 800 Arten der heissen und gemässigten Klimate. I. Convolvuleae. Chlorophyllhaltige Pflanzen. In Deutschland nur Convolvulus; (. arvensis L. als Ackerunkraut manchmal schäd- lich. C.tricolor L., Zierpflanze aus Südeuropa. Arten der GattungPharbitis in Gärten cul- tivirt. Officinell die Wurzelknollen von Ipomoea Purga Wender. und vielleicht einigen anderen Arten Mexikos (Radix Jalapae — Harz, das Convolvulin enthaltend; kratzender Extractivstoff ete.), ferner die Wurzel von Convolvulus Scammonium L., Kleinasien (Radix Scammoniae — Harz mit Scammonin) und daraus oft auch das Gummiharz als Scam- monium in den Handel kommend. In den Tropen die in Südamerika heimische Batate (süsse Kartoffel), Batatas edulis Choisy (Convolvulus Batatas L.) der grossen, stärke- reichen Wurzelknollen wegen als wichtiges Nahrungsmittel gebaut. Il. Cuscuteae. Chlorophylllose Stengelschmarotzer mit fädigen Sten- geln, die sich durch Haustorien befestigen, und kleinen geknäuelten Blüthen. Cuscuta europaea L. gemein auf verschiedenen Pflanzen. C. Epilinum Weihe auf Flachs, C. Epithymum L. auf Klee oft sehr schädlich. Aus der Familie werden 2 Gattungen mit 3 Arten im Tertiär beobachtet. 593. (Fam. 115.) Polemoniaceae. Kräuter, die bisweilen winden oder klimmen. Fruchtknoten 3fächerig, mit ungetheiltem Griffel, in jedem Fache eine aufrechte oder mehrere aufsteigende, anatrope Samenknospen Hydrophyllaceae. Asperifoliae. all dem inneren Winkel angefügt. Kapsel fachspaltig, die Samenleisten als 3flügeliges Säulchen bleibend. Eiweiss fleischig, mit geradem Keimling. 120 Arten in den gemässigten Klimaten, besonders in Nordamerika. Polemonium caeruleum L. wild und wie Arten der Gattung Phlox als Zierpflanze cultivirt. Cobaea scandens Cav., windenartige Zierpflanze in Glashäusern. 594. (Fam. 116.) Hydrophyllaceae. Kräuter mit fieder- oder handtheiligen, seltener einfachen Blättern. Blüthenstände sind Wickel, oft auch schneckenförmig eingerollt: Fruchtknoten 1fächerig, mit 2spaltigem Griffel und wandständigen Samenträgern. Keimling gerade. Die Unter- familie der Hydrocoleaceae mit 2fächerigem Fruchtknoten mit centralen 'Samenleisten, 2 Griffeln und zahlreichen Samenknospen. 80 Arten der war- men und gemässigten Zonen, vorzüglich in Amerika. 595. (Fam. 117.) Asperifoliae (Boragineae). Kräuter, selten Halb- sträucher, häufig von Borstenhaaren rauh, seltener kahl. B in Wickeln, die vor der Entfaltung schneckenförmig eingerollt sind. Abschnitte der C, welche häufig mit den Lappen abwechselnde hohle Einstülpungen (Schlund- schuppen, fornices) zeigt, in der Knospe dachziegelig. Fruchtblätter 2, median; durch Einschnürung der 2fächerige Fruchtknoten in 4 Klausen ge- theilt, zwischen denen der Griffel aus dem Grunde der grubigen Vertiefung entspringt; seltener steht er auf der Spitze der Klausen, Jede Klause mit 1 hängenden, anatropen Samenknospe, sich von den anderen bei der Frucht- reife als Nüsschen trennend. Same meistens ohne Endosperm, mit geradem Embryo. 1200 Arten in den gemässigten Zonen und Tropen. I. Ehretioideae. Griffel endständig. Heliotropium europaeum L. einheimisch, H, peruvianum L. (Peru) beliebte Topf- pflanze mit vanilleartig riechenden Blüthen. II. Boraginoideae Griffel grundständig. A. Klausen innen an den Träger des bleibenden Griffels (Mittelsäule) angewachsen. 1. Kelch nach der Blüthezeit vergrössert, zusammengedrückt, 2klappig. Klausen ohne Stacheln: Asperugo, 2. Kelch nicht zusammengedrückt. a. Klausen mit widerhakigen Stacheln, aussen nicht vertieft. * Blumenkrone stieltellerförmig, hellblau. Klausen mit der ganzen Innenseite der Mittelsäule angewachsen, mit hervorragendem, stacheligem Rande: Lappula. * * Blumenkrone trichterförmig, braun. Klausen nur oben mit der Mittelsäule verwachsen, auf der ganzen Aussenfläche stachelig: Cynoglossum. b. Klausen ohne Stacheln, aussen vertieft, mit eingebogenem, häutigem Rande: Omphalodes, ' B. Klausen der unterweibigen Scheibe eingefügt. Griffel frei, 1. Die 2 Klausen jedes Fruchtblattes zu einer 2fächerigen Theilfrucht verwachsen. Blumenkrone ohne Schlundschuppen : Ce rinthe. 2. Klausen getrennt, a. Klausen am Grunde ausgehöhlt, * Staubfäden unter der Spitze mit länglichem Anhängsel: Borago. * * Staubfäden ohne Anhängsel, ce. Krone triehter- oder tellerförmig. Schlundschuppen behaart. 0 Schlundschuppen den Schlund der Krone schliessend: Anchusa (mit Lycopsis). 0 0 Krone offen: Nonnea., Krone röhrig-glockig. Schlundschuppen drüsig-gezähnelt: Symphytum. b. Klausen am Grunde flach oder gewölbt. * Schlund der Blumenkrone offen. «&. Saum der Krone unregelmässig: Echium. ß. Saum regelmässig, 312 Asperifoliae Solanaceae. 0 Krone walzlich-glockig: Omosma. 0 0 Krone trichter- oder tellerförmig, + Ohne Schlundschuppen, dafür 5 Haarbüschel: Pulmonaria, + + Mit kleinen Schlundschuppen oder vorspringenden Falten: Lith o- spermum. * * Schlund durch kahle Schuppen geschlossen. «. Klausen unberandet: Myosotis. Klausen von einem vorspringenden Rande umgeben: Eritriehium, Officinell: Wurzel von Alkanna tinctoria Tausch (Südosteuropa), auch technisch ver- wendet (Radix Alkannae — Alkannin, ein harziger Farbstoff), Borago officinalis L., Borretsch, Südosteuropa, wird als Gemüsepflanze gebaut, — 5 Arten der Gattungen Bora- ginites und Heliotropites im Tertiär, 596. (Fam. 118.) Solanaceae. Kräuter, seltener Sträucher oder Bäume. Fruchtblätter 2, schief nach vorne und hinten. Fruchtknoten 2fächerig, die Fächer vielsamig, mit dicken, an der Scheidewand stehenden Placenten, von denen zuweilen im unteren Theile noch falsche Scheide- wände entspringen und die Frucht halb-4fächerig machen. Samen meistens nierenförmig. Endosperm reichlich und fleischig. Keimling meistens ge- krümmt. — Kelch meist bleibend, häufig sich nach der Blüthezeit ver- srössernd und die Frucht einschliessend. Die meisten Arten narkotisch- giftig. 1800 Arten der heissen und gemässigten Zonen. I. Curvembryae. Keimling mehr oder weniger gekrümmt. A. Kapselfrucht. 1. Kapsel der Länge nach aufspringend. a. Der grösste Theil des Kelches von dem ringförmig bleibenden Grunde abfal- lend. Kapsel im Grunde durch eine falsche Wand 4fächerig, nicht ganz bis zum Grunde 4klappig: Datura. b. Kelch bleibend. Kapsel 2fächerig, 2klappig, die Klappen 2spaltig: Niecotiana. 2. Kapsel mit einem oberen, deckelförmigen Stücke quer aufspringend: Hyo- scyamus. B. Beerenfrucht, 1. Staubbeutel zusammenneigend, a. Antherenfächer sich mit einem Loche auf der Spitze öffnend: Solan um. b. Antherenfächer mit Längsspalten aufspringend. Kelch nach der Blüthe sehr vergrössert, blasig, roth, die Beere einschliessend: Physalis. 2. Staubbeutel nicht zusammenneigend. a. Kelch krugförmig, 5zähnig oder 2lippig. Krone trichterförmig: Lycium, b. Kelch 5theilig. Krone glockig: Atropa. II. Reectembryae. Embryo gerade (Cestrum). 597. Wichtigere Arten sind folgende: Nicotiana Tabacum L., N. macrophylla Spr., N, rustica L., Amerika, wichtige Cultur- pflanzen, deren Blätter als Tabak benutzt. Officinell sind die Blätter (Herba Nieotianae — Nicotin, Nicotianin) von N, Tabacum L. Arten der Gattung Petunia, sowie Nicandra physaloides (Südamerika) als Gartenzierpflanzen. Datura Stramonium L., Stechapfel, Orient; officinell sind die Blätter (Herba Stramonii — Daturin) und Samen (Semen Stramonii — Daturin, Stramonin, fettes Oel. Hyoscyamus niger L., Bilsenkraut, einheimisch, die Blätter und Samen offiein, (Herba et Semen Hyoscyami — Hyoscyamin). Capsicum lon- gum DC., C. annuum u. a. A. (Südamerika) der Früchte wegen cultivirt, welche den spani- chen Pfeffer (Paprika) liefern. Solanum tuberosum L., Kartoffel (Peru und Chile), der stärckereichen Knollen wegen eine der wichtigsten Nährpflanzen. Von $S. Dulcamara L. sind die Stengel offiein. (Stipites Dulcamarae — Dulcamarin, Solanin, Picroglyeion). Lyeo- persicum esculentum Mill, Liebesapfel, Tomate (Südamerika), wird der essbaren Früchte wegen, besonders in Südeuropa, gebaut. Atropa Belladonna L., Tollkirsche; die Wurzel (Radix Belladonnae — Atropin, Atropasäure) und Blätter (Herba B. — Atropin) sind offiei- nell. Lycium europaeum L. und L. barbarum L. als Ziersträucher und verwildert. — Von Solaneen wird eine Art (Solanites) aus dem Tertiär beschrieben. Labiatae. 313 49. Ordnung. Labiatiflorae. 598. BF,A. Kö), [CÖ), A5],G@. C 2lippig, die Oberlippe 2-, oder durch ‚„Verwachsung“ 1lappig, die Unterlippe 3lappig. A meist durch Abort des hinteren Gliedes nur 4 und diese didynamisch, die beiden (mittleren) seitlichen kürzer als die beiden vorderen; zuweilen auch die 2 vorderen steril oder fehlend, Carpelle median. Griffel ungetheilt. Blätter ohne Nebenblätter. 599. (Fam. 119.) Labiatae. Einjährige oder ausdauernde Kräuter, selten Halbsträucher, mit 4kantigem Stengel und meist kreuzweis-gegen- ständigen Blättern. Blüthen in achselständigen Trugdolden (Halbquirlen), oft ähren- oder rispenförmig geordnet. selten einzeln. K glockig oder röhrig, meist 5zähnig, manchmal mit Zwischenzähnen, oft 2lippig. C 2lip- pig, Oberlippe oft helmartig, zuweilen den 3 Lappen der Unterlippe fast gleich. A 4, didynamisch, die kürzeren oft verkümmert. Fruchtknoten wie bei den Asperifolieen in 4 Klausen getheilt, die als 4 Nüsschen ausein- anderfallen; der Griffel im Grunde zwischen denselben entspringend. Sa- menknospe aufrecht, anatrop. Endosperm spärlich. Keimling gerade. 2500 Arten in gemässigten und warmen Zonen. | 600. Deutsche Gattungen sind: A. 2 Staubgefässe. 1. Blumenkrone 4spaltig, kaum länger als Kelch: Lycopus. 2. B 2lippig, viel länger als Kelch. a. Kelch 2lippig. Mittelband der Staubgefässe fadenförmig, gebogen, der obere Schenkel meist allein fruchtbar: Salvia. b. Kelch 2lippig. Staubfaden mit einem rückwärts gerichteten Zahne. Mittel- band normal: Rosmarinus. B. 4 Staubgefässe, 1. Staubbeutel mit 2 Klappen aufspringend, die innere Klappe kürzer: Galeopsis. 2. Staubbeutel mit Längsspalten aufspringend. a. Staubgefässe abwärts gebogen, die unteren länger. * Kelch 2lippig, die Unterlippe 4spaltig. Oberlippe der Blumenkrone 4spaltig : Ocimum. * * Kelch 5zähnig. Oberlippe der Krone 2-, Unterlippe 3lappig: Lavandula. b. Staubgefässe gerade vorgestreckt oder aufsteigend, * Staubbeutelhälften gleichlaufend oder spreizend. «. Röhre der Blumenkrone inwendig mit Haarring, 0 Griffel und Staubgefässe eingeschlossen. rt Nüsse an der flachen, 3eckigen Spitze abgestutzt: Marrubium. 7 r Nüsse an der Spitze abgerundet: Sideritis. 0 0 Griffel aus dem Schlunde der Blüthe vorragend, j Staubgefässe sich von einander entfernend, unter der Oberlippe boeig zusammenneigend: Horminum. T r Staubgefässe genähert, unter der Oberlippe parallel laufend. X Kelch 2lippig. ! Der fruchttragende Kelch geschlossen: Prunella, !! Kelch offen: Prasium. X X Kelch 5zähnig. — Oberlippe der Krone klein, flach: Ajuga. = Oberlippe gewölbt oder concav, $ Nüsse 3kantig, oben gestutzt. ‘Y Lappen der Unterlippe spitz. ? Seitenlappen zahnförmig oder fehlend: Lamium, ? ? Seitenlappen nur etwas kleiner als Mittellappen: Galeob- dolon. Y 'Y Lappen der Unterlippe stumpf. ? Staubgefässe an der Basis mit Anhängsel: Phlomis. 314 Labiatae. Scrophulariacenae. ? ? Staubgefässe ohne Anhängsel: Leonurus. $ $ Nüsse oben abgerundet, verkehrt eiförmig. "Y Kelch glockenförmig, 5- oder 10nervig: Stachys. VW Kelch triehterförmig, 10nervig, die Nerven vorspringend, die Zähne gekielt-gefaltet: Ballota. Blumenröhre ohne Haarring, kahl. 0 Staubgefässe genähert, gleichlaufend. + Oberlippe der Krone flach. X Unterlippe der Krone sehr concav. Staubbeutel nicht in ein Kreuz gestellt: Nepeta. X X Unterlippe flach. Staubbeutel in ein Kreuz gestellt. — Kelch walzlich, 5zähnig: Glechoma. — Kelch glockig, 5lappig: Melittis. 7 r Oberlippe concav oder gewölbt. X Kelch 2lippig. i — Kelchlippen ganz: Scutellaria. — Kelchlippen gezähnt: Dracocephalum. X X Kelch 5zähnig. — Nüsse abgerundet: Betonica., — Nüsse dreieckig abgestutzt: Chaiturus. 0 0 Staubgefässe von einander entfernt, oberwärts auseinander tretend, gerade, + Staubbeutelhälften parallel. x Oberer Lappen der 4spaltigen Krone ungetheilt: Pule gi um. X X Oberer Lappen ausgerandet: Mentha. + 7 Staubbeutelhälften spreizend. X Krone fast gleich 4spaltig: Elsh oltzia. x X Krone 2lippig: Hyssopus. 000 Staubgefässe von einander entfernt, unter der Oberlippe bogig zu- sammenneigend: Melissa, * * Staubbeutelhälften an ein dreieckiges Mittelband jederseits angewachsen, ca. Kelch vollkommen 2lippig. 0 Staubgefässe gerade, oberwärts auseinander tretend: Thymus, 00 Staubgefässe oberwärts bogig zusammenneigend, j Unter den Blüthenquirlen eine aus borstenförmigen Deckblättern ge- bildete Hülle: Clinopo dium, 7 r Hülle fehlt: Calamintha. Kelch undeutlich 2lippig, 13—15rillig: Mieromeria. Kelch 5zähnig. 0 Staubgefässe oben bogig zusammenneigend: Satureja. 00 Staubgefässe gerade, oben auseinander tretend: Origanum. 601. Die Labiaten sind grösstentheils reich an ätherischen Oelen und finden daher auch wielfache Verwendung. Die wichtigsten Arten in dieser Beziehung sind: Mentha aqua- tica L. var. erispa, Krausemünze, M. piperita L., Pfeffermünze (England); Rosmarinus ‚officinalis L. (Südeuropa); Salvia officinalis L., Salbei (Südeuropa); Origanum Majo- rana L., Mairan, Majoran (Orient, Nordafrika); Thymus vulgaris L., Gartenthymian (Süd- europa), Th. SerpyllumL., Quendel; Melissa officinalis L., Melisse (Südeuropa); Galeop- sis ochroleuca L., Hohlzahn ; von sämmtlichen die durch ätherisches Oel ausgezeichneten Blätter, ferner die ebenfalls ätherisches Oel enthaltenden Blüthenvon Lavandula officinalis Chaix (L. vera DC.etc.) aus Südeuropa officinell. Die meisten der nicht einheimischen Arten werden daher auch im Grossen gebaut, besonders da ihr Oel auch in der Parfümerie Ver- wendung findet. Letzterer dient dann noch Pogostemon Patchouli Pell. aus Ostindien. Wichtigere Küchengewürze liefern O’imum Basilicum L., Basilicum (Ostindien), Origa- num Majorana L. (s. oben), Satureja hortensis L., Bohnenkraut (Südeuropa). Arten von Plectranthus und Coleus werden der dunkelroth gezeichneten Blätter wegen als Zier- pflanzen eultivirt. 602. (Fam. 120,) Scrophulariaceae. Fruchtknoten 2fächerig (sel- ten lfächerig oder nur am Grunde 2fächerig), die Samenträger auf der Scheidewand, mit zahlreichen Samenknospen. Frucht fast stets eine 2klap- pige Kapsel. Samen endospermhaltig, mit geradem, nur selten gebogenem Scrophulariaceae. Lentibulariacesae. 315 Keim. Sonst wie die Labiaten. Das fünfte Staubgefäss manchmal ausge- bildet, in anderen Fällen die mittleren (seitlichen) oder vorderen Staubge- fässe fehlschlagend. 1900 Arten, gemässigte und heisse Zone. I. Antirrhineae. Kronendeckung meist absteigend. Keine Wurzel- parasiten. A. Staubgefässe 2. 1. Narbe ungetheilt. a. Kapsel herzförmig ausgerandet: Veronica. b. Kapsel zugespitzt: Paederota. 2. Narbe 2lappig: Gratiola. B. Staubgefässe 5: Verbascum. C. Staubgefässe 4, didynamisch. 1. Kapsel 1fächerig. Krone 2lippig: Lindernia. 2. Kapsel nur am Grunde 2fächerig. Krone fast regelmässig 5spaltig: Limosella. 3. Kapsel vollständig 2fächerig. a. Kapsel 2klappig oder durch Theilung der Klappen 4klappig. * Unterlippe mit höckerigem Gaumen, der den Schlund der Krone schliesst (mas- kirt): Linaria. * * Schlund der Krone offen. a. Krone fast kugelig, kurz 5lappig, 2lippig: Serophularia. Krone ceylindrisch, 2lippfig: Anarrhinum. Krone aus kurzer Röhre glockig oder röhrig-glockig, mit schiefem, kur- zem, 4lappigem Saume: Digitalis. b. Kapsel an der Spitze mit Löchern aufspringend: Antirrhinum. II. Rhinanthaceae. Kronendeckung meist aufsteigend. Chlorophyl1- haltige oder chlorophylllose Wurzelparasiten. I. Pflanze ohne Chlorophyll, mit schuppigen, gegenständigen Niederblättern. Unter dem Fruchtknoten eine halbmondförmige Drüse: Lathraea., II. Pflanze mit Chlorophyll und normalen Blättern. A. Kelch 5zähnig (oder 2—5zähnig). 1. Kelch röhrig. Oberlippe der Krone 2spaltig, Unterlippe 3spaltig, mit fast gleichen Zipfeln: Tozzia. 2. Kelch röhrig oder aufgeblasen. Oberlippe helmförmig, zusammengedrückt, Un- terlippe 3lappig: Pedicularis. B. Keich 4zähnig oder -spaltig. 1. Same glatt, fiügellos oder von einem kreisrunden Flügel umzogen. Kelch auf- geblasen: Alectorolophus (Rhinanthus). 2. Same glatt, flügellos. Kelch röhrig: Melampyrum. 3. Same gerippt, Rippen flügellos: Euphrasia. 4. Same auf der einen Seite 3flügelig, die Flügel quergestreift: Bartsia. 603. Officinell sind: Digitalis purpurea L., Fingerhut (Folia Digitalis — Digitalin, ferner Digitalium, Digitalein, Digitalsäure, Antirrhinsäure, Inosit); Gratiola offieinalis L., Gottesgnadenkraut (Herba Gratiolae — Gratiolin und Gratiosolin); Linaria vulgaris L., Leinkraut (Herba Linariae — gelbe Farbstoffe: Anthoxanthin, Anthokirrin); die Blüthen von Verbascum Thapsus L. und V. thapsiforme Schrad., Wollkraut, Wollblumen (Flores Verbasci — Gummi, Zucker). Als Zierpflanzen werden in Gärten oft cultivirt: Arten von Pentastemon, Digitalis, Mimulus (M. luteus L., aus Amerika stammend, an Flussufern hie und da eingebürgert), Calceolaria (Pantoffelblume, Peru und Chile), Veronica (Ehren- preis), Antirrhinum (Löwenmaul) etc. Als Zierbaum, der aber nur im Süden reichlich blüht, ist Paulownia imperialis Sieb. et Zucc. aus Japan beliebt. — Fossil im Tertiär 3 Gattungen mit 4 Arten, därunter 2 von Verbascum. 604. (Fam. 121.) Lentibulariaceae (Utricularieae). Ausdauernde Wasser- oder Sumpfpflanzen, von den Scrophulariaceen durch die allein ent- wickelten vorderen 2 Staubgefässe , sowie durch die freie, vielsamige Cen- tralplacenta des lfächerigen Fruchtknotens verschieden. Same ohne Ei- weiss, mit geradem Keim. Durch Insektenfresserei in neuerer Zeit berüch- tigt. 180 Arten in warmer und gemässigter Zone. 316 Lentibul. Gesneraceae. Bignoniaceae Acanthaceae, Utrieularia: Kelch tief 2theilig, mit ungetheilten Abschnitten. Staubbeutel mit. Längsspalte aufspringend. Kapsel unregelmässig zerreissend, Wasserpflanzen mit unterge- tauchten, vieltheiligen Blättern, an denen einzelne Zipfel zu rundlichen Schläuchen ausge- bildet sind. Blüthen gelb. — Pinguicula: Kelch fast 2lippig-5spaltig. Staubbeutel quer aufspringend. Kapsel 2klappig. Auf Moorwiesen wachsende Pflanze mit drüsenhaarigen, ungetheilten Blättern in grundständiger Rosette und blauvioletten Blüthen. 605. (Fam. 122.) Gesneraceae. Einjährige oder ausdauernde Kräu- ter, selten Halbsträucher. Blätter gegenständig, quirlig oder spiralig. Kelch ober- oder unterständig, meist Stheilig. Staubgefässe 4 didynamische oder 2 unfruchtbar, manchmal auch ein fünftes als Staminodium. Fruchtknoten 1fächerig, mit wandständigen, vielsamigen Placenten. Frucht eine 2klappige Kapsel oder eine Beere. Eiweiss fehlend oder vorhanden. 500 Arten; heisse und gemässigte Zonen, meistens Amerikaner. I. Gesnereae. Samen mit Endosperm Arten der Gattungen Achimenes, Columnea, Gloxinia etc., alle aus dem tropi- schen Amerika, sind beliebte Topfpflanzen. II. Cyrtandreae. Endosperm fehlt. Vorzüglich im tropischen Asien, auf Madagascar, am Cap und in Australien heimisch. Arten von Aeschinanthus häufig als Topfgewächse cultivirt. III. Orobancheae. Wurzelparasiten ohne Chlorophyll, aber oft mit lebhaften Farben, mit kleinen, schuppigen Niederblättern. Samen sehr klein, mit Endosperm und sehr rudimentärem Embryo ohne Keimblätter. Orobanche: Blüthen ohne Vorblätter. Kelch 2blätterig, die Hälften meist 2spaltig und unten öfterunter einander verbunden. Phelipaea: Blüthen mit 2 Vorblättern. Kelch 4—5spaltig oder -zähnig. Fl Einzelne Arten werden auf Culturpflanzen oft sehr schädlich, so Phelipaea ramosa Mey. auf Hanf (Hanfwürger, Hanftod), seltener auf Tabak; Orobanche rubens Wallr. manchmal auf Medicago sativa (Luzerne). 606. (Fam. 123.) Bignoniaceae Bäume oder Sträucher mit häufig windenden oder kletternden Stämmen (Lianen), die sich bei manchen Gat- tungen durch abnormen Holzbau auszeichnen ($ 115). Blüthen selten ein- zeln, meist in ansehnlichen Rispen. Blumenkrone glockig oder röhrig, mit unregelmässigem, gelapptem Saume. Oft das fünfte Staubgefäss als Sta- minodium, manchmal nur 2 Fruchtknoten 2fächerig oder durch geflügelte Scheidewand selten falsch-4fächerig. Kapsel oft schotenartig. Samen ohne Endosperm, meist stark plattgedrückt, mit auffallend geflügeltem Rande; der Flügel dünnhäutig, oft zerschlitzt. 700 Arten, fast nur in den Tropen. Manche Arten werthvoll durch Nutzholz, so Jacaranda obtusifoliaH.etB., Südamerika (Palisanderholz) und J. brasiliana Pers., Brasilien (Jacarandaholz. Bignonia-Arten oft mit ihren schlingenden Stämmen statt Tauwerk benutzt. Catalpa cordifolia Mnch., Trom- petenbaum, aus Nordamerika, oft ais Zierbaum angepflanzt. Tecoma radicans Juss., Ame- rika,' oft in Gewächshäusern. 6 Arten, grösstentheils lebenden Gattungen angehörend (Bignvni) Catalpa ete.), sind im Tertiär unterschieden worden. 607. (Fam. 124) Acanthaceae. Sträucher, Halbsträucher oder Kräuter mit einfachen oder fiedertheiligen Blättern und meist in Aehren oder Trauben stehenden Blüthen, von denen jede durch ein grösseres und 2 kleinere Hochblätter gestützt ist. Staubgefässe 4, didynamisch, oft noch ein Staminodium, selten nur 2. Fruchtknoten 2fächerig, mit zahlreichen Samenknospen oft auf pfriemen- oder hakenförmigen Vorsprüngen der der Scheidewand angehörenden Placenten. Kapsel 2klappig. Samen ohne Endo- sperm, mit geradem oder gekrümmtem Keimling. 1500 meist den Tropen angehörende Arten, vorzüglich in Südamerika und Indien. Globulariaceae. Verbenaceae. Plantagineae Diandrae. 317 Acanthus mollis L. (Südeuropa) wird häufig der schönen Blätter wegen, die den grie- chischen Bildhauern als Modelle zur Nachbildung an den Kapitälen der korinthischen Säu- len dienten, eultivirt. In Glashäusern oft Goldfussia anisophylla Nees (Nepal), Thun- bergia alata Hook. (Ostindien, Schlingpflanze), Arten von Aphelandra, Justicia, Eranthfemum etc. als Zierpflanzen. 608. (Fam. 125.) Globulariaceae. Kleine Halbsträucher mit meist grundständigen, fast ganzrandigen, seltener eingeschnittenen, lederigen Blättern und in Köpfchen mit spiralig gestellten Deckblättern stehenden Blüthen. 4 etwas didynamische Staubgefässe mit 2fächerigen, mit gemein- samer Längsspalte aufspringenden- Antheren, 1fächeriger Fruchtknoten mit 1 hängenden Samenknospe und seitlichem Griffel. Same mit Eiweiss und geradem Keimling. 12 besonders den Mittelmeerländern angehörende Arten. Globularia. Die kleinen Familien der Myoporineae (Fruchtknoten 2fächerig, jedes Fach 2samig) und Selaginoideae (Fruchtknoten 2fächerig, jedes Fach 1samig), erstere mit 60 Arten in Australasien, letztere mit 125 Arten am Cap heimisch, werden oft mit den Globulariaceen zu einer Familie vereinigt. — Ein Myoporum kommt im Tertiär vor. 609. (Fam. 126.) Verbenaceae, Sträucher oder Halbsträucher, sel- tener Bäume und Kräuter, mit gegenständigen oder wirteligen Blättern und rispigen oder trugdoldig-rispigen, seltener ähren- oder kopfförmigen Blü- thenständen. Staubgefässe 4 didynamische oder 2. Fruchtknoten 1—2fäche- rig oder durch falsche Scheidewände 4fächerig, mit 4 aufrechten oder auf- steigenden, anatropen Samenknospen. Frucht meistens in 2 2samige oder 4 l1samige Theilfrüchte zerfallend, wie bei den Labiaten, aber der Griffel an der Spitze der Klausen eingefügt. Same ohne Endosperm, mit geradem Keimling. 700 Arten; Tropen und gemässigte Zone. Bei uns Verbena officinalis. V. chamaedrifolia Juss., V.incisa Hook. u. a. amerikanische Arten, sowie Arten der Gattung Lantana, sind beliebte Zierpflanzen. Tectona grandis L., grosser ostindischer Baum, liefert das als Schiffsbauholz berühmte Teakholz. — 2 tertiäre Arten. 610. (Fam. 127.) Plantagineae, Meist Kräuter mit bald verkürz- tem, bald verlängertem Stengel und gewöhnlich einfachen, oft grundständi- gen, spiralig gestellten Blättern. Blüthen in langen oder kopfförmigen Aehren mit Decklättern (Plantago), scheinbar regelmässig, meist 9. K 4blätterig, mit 2 oft grösseren Blättern vorne und 2 hinten (nach Analogie ‘ von Veronica). Ctrockenhäutig, regelmässig 4theilig, der obere Lappen der Oberlippe entsprechend. 4 gleiche, vor den Kelchblättern stehende Staub- gefässe, die in der Knospe einwärts gebogen sind. Fruchtknoten 1- oder 2fächerig, durch falsche Scheidewände zuweilen 4fächerig, 1—mehrsamig. Sa- menknospen anatrop. Griffel ungetheilt. Frucht nussartig oder eine quer aufspringende Kapsel. Der gerade Keimling in der Axe des fleischigen Eiweisses. 200 Arten der gemässigten Zone. Plantago: B 3. Kapsei quer aufspringend, mit 2 ein- bis mehrsamigen Fächern. Landpfianzen. Littorella: B einhäusig. K der Q B meist 2-3blättrig. Frucht eine hartschalige, Isamige Nuss. Sumpf- oder Wasserpflanze mit lineal-pfriemenförmigen Blättern. Officinell die Samen von Plantago Psyllium L., Südeuropa (Flohsamen, Semen Psyllii — Bassorin, $ 30). 50. Ordnung. Diandrae. (Ligustrinae.) Holzgewächse mit gestielten Blättern ohne Nebenblätter. B x; 8, ihr 318 Oleaceae, Jasmineae. Gentianeae, Typus K4— ©), [[ (4—%@0), A2], G @. Fruchtblätter 1 vorne und 1 hinten. Fruchtknoten 2fächerig. 1 ungetheilter Griffel. 611. (Fam. 128) Oleaceae. Bäume oder Sträucher mit rispigen Blüthenständen. K 4zähnig oder 4theilig, selten fehlend. C 4spaltig oder tief 4theilig, selten fehlend, ihre Abschnitte in der Knospe klappig. Frucht- knotenfächer meist mit 2 hängenden, anatropen Samenknospen, von denen sich aber nur 1 ausbildet. Kapsel, Beere oder Steinfrucht. Keimling ‚gerade, in der Axe des fleischigen oder hornigen Endosperms. 140 Arten, nördliche gemässigte und heisse Zone. I. Oleoideae. Frucht eine Beere oder Steinfrucht. Ligustrum: Beere. Phyllirea: Steinfrucht mit zerbrechlicher und Olea: Steinfrucht mit knöcherner Schale. II. Fraxinoideae, Frucht eine Kapsel oder Flügelfrucht. Syringa: C mit verlängerter Röhre und 4lappigem Saume. 2klappige Kapsel, Fraxinus: Blüthen vielehig, 8 und d. K und C oft fehlend, letztere tief 2—4theilig oder 2—4blättrig. 2fächerige Flügelfrucht. Olea europaea L., Oelbaum, in Asien heimisch, in den Mittelmeerländern eultivirt, lie- fert durch Auspressen der Früchte das auch offieinelle Olivenöl (Baumöl, Provenceröl), Fraxinus Ornus L., Mannaesche, Südeuropa, liefert Manna, die als an der Luft erstar- render Saft aus Einschnitten des Stammes ausfliesst (Bestandtheil: Mannazucker oder Mannit). F. excelsior L., Esche, Waldbaum mit gutem Holze. Syringa in mehreren Arten als Zier- strauch cultivirt, ebenso Ligustrum. — 31 Arten sind fossil bekannt, die meisten im Ter- tiär, davon 17 zu Fraxinus und 10 zu Olea gehörend. 612. (Fam 129.) Jasmineae. Sträucher, oft windend, selten Bäume. Blätter meist gefiedert. K und C meist 5— &zählig, die Kronlappen in der Knospe dachig-gedreht. Samenknospen aufrecht. Kapsel oder Beere. Endosperm fehlend oder kaum angedeutet. 100 tropische, meist asiatische Arten, Das ätherische Oel einiger Arten zu Parfümerien. 51. Ordnung. Contortae. Blätter meist gegenständig, gewöhnlich ohne Nebenblätter. B &, 7. K (4—5), [C (4—5), A 4-5], G @. C mit in der Knospe meist rechts ge- drehten Abschnitten. Fruchtblätter 1 vorne und 1 hinten. 613. (Fam. 130.) Gentianeae Kräuter mit gegenständigen, quirli- gen oder spiraligen, gewöhnlich ganzen Blättern ohne Nebenblätter. Staub- beutel öfter verklebt. Fruchtknoten manchmal gestielt, lfächerig, seltener halb oder ganz 2fächerig. Placenten wandständig, mit zahlreichen anatro- pen Samenknospen. Griffel ungetheilt oder eine sitzende, 2spaltige Narbe. Same mit kleinem, geradem Keimling im Grunde des Endosperms. 500 über die ganze Erde verbreitete Arten. I. Gentianoideae. Blätter gegenständig. Knospenlage der C ge- dreht. Samenschale häutig. Landpflanzen. A. Kapsel Ifächerig. Narbe 2lappig. a. Krone eylindrisch-glockig, 4—5lappig, zwischen den Abschnitten oft mit Zwi- schenzähnen: Gentiana. b. Krone radförmig, 5lappig, jeder Abschnitt am Grunde mit 2 gewimperten Honig- gruben: Swertia. c. Krone tellerförmig, 8spaltig, mit 8 Staubgefässen: Chlora. B. Kapsel halb 2fächerig. Narbe einfach. a. Krone 5lappig, mit 5 Staubgefässen, deren Staubbeutel nach dem Verstäuben spiralig gedreht sind: Erythraea. b. Krone 4lappig, mit 4 Staubgefässen, deren Antheren nicht gedreht: Cicendia. Gentianeae. Loganiaceae Apocynaceae Asclepiadeae 319 II. Menyantheae: Blätter abwechselnd. Knospenlage der C klappig. Samenschale holzig. Sumpf- oder Wasserpflanzen. A. Krone trichterförmig, die Abschnitte am Rande innen bärtig. Sumpfpflanze mit. 3zähligen Blättern: Menyanthes. B. Krone radförmig, am Schlunde bärtig. Seerosenartige Wasserpflanze: Limnan- themum (Villarsia). Officinell die Wurzel von Gentiana lutea L, Enzian, höhere Gebirge Deutschlands: und Alpen (Radix Gentianae rubrae — Gentianin, Gentisin), oder statt dieser auch die von G. purpurea, punctata und pannonica; das Kraut von Erythraea Centaurium Pers., Tau- sendgüldenkraut (Herba Centaurii — Centaurin, Erythrocentaurin), sowie die Blätter vom Menyanthes trifoliata L., Fieber- oder Bitterklee (Folia Trifolii fibrini — Menianthin). — 3 Arten von Menyanthes kommen in tertiiren und quartären Schichten vor. 614. (Fam. 131.) Loganiaceae. Meist Bäume oder Sträucher mit. Nebenblättern. Fruchtknoten 2fächerig oder durch Scheinwände 4fächerig, mit je I—mehreren Samenknospen. Kapsel oder Beere. Same mit Endo- sperm. 200 tropische Arten, manche sehr giftig. Officinell.sind: die sehr giftigen Samen von Strychnos Nux vomica L., Krähenaugen, Brechnüsse, Ostindien (Semen Strychni — Strychnin, Brucin, Igasurin); die ebenfalls giftigen Samen von Ignatia amara L., Ignatiusbohnen (Philippinen) sind obsolet. Strychnos guya- nensis (Südamerika) liefert im Safte der Rinde das furchtbare Pfeilgift (Curare, Urari) der Indianer; ähnlich wird S. Tieute auf Java verwendet. Eine Art der Gattung findet sich. im Tertiär. 615. (Fam. 132.) Apocynaceae. Meist Stämme und Sträucher, sel- ten Kräuter, mit gewöhnlich gegenständigen oder quirligen, einfachen, ganzrandigen Blättern ohne Nebenblätter. B in Trugdolden oder Dolden- trauben, selten einzeln in der Blattachsel. K 5spaltig oder -theilig. C meist. trichterförmig , in der Knospe gedreht. Staubgefässe kurz gestielt, unter einander frei, mit freien oder zu 4 verschmolzenen Pollenkörnern. Die 2 Fruchtblätter des Fruchtknotens meist nur oben durch Griffel und Narbe verbunden. Samenknospen &, anatrop. Frucht balgkapselartig, stein- frucht- oder beerenartig. Samen am Nabel oft mit Haarschopf. Das meist. vorhandene knorpelige Endosperm den geraden Keimling einschliessend. 800 Arten, Tropenbewohner und in gemässigten Zonen, die meisten mit, Milchsaft und sehr giftig. In Deutschland nur Vinca, Immergrün, namentlich V. minor L. in Wäldern, auch in Gärten cultivirt. Häufige Zierpflanze ist Nerium Oleander L., Oleander (Mittelmeerländer). Durch besondere Giftigkeit des Milchsaftes sind Cerbera Thevetia (tropisches Amerika) und Tanghinia madagascariensis P. Th. (Madagascar) ausgezeichnet, dagegen liefert Taber- naemontana utilis Arn. (Südamerika) einen milden, trinkbaren Milchsaft und T. elastica. Spr. (Sumatra) Kautschuk. ? Aus dem Tertiär sind 43 Arten bekannt. 616. (Fam. 183.) Asclepiadeae. Sträucher oder Kräuter, häufig schlingend, einige von cactusartiger Gestalt (Stapelia) Blätter meist ein- fach, manchmal fleischig oder lederig, nebenblattlos. CinForm und Textur sehr verschieden, manchmal wachsartig (Hoya), ihre Abschnitte klappig oder meistens gedreht. 5 Staubgefässe, im Grunde der C eingefügt, mehr oder weniger verwachsen, auf dem Rücken mit blumenblattartigen, taschen- oder spornförmigen Anhängseln, ihr Pollen wie bei den meisten Orchideen zu grössern, gestielten, hängenden Ballen (Pollinarien) verklebt und die Polli- narien je zweier benachbarter Fächer zusammenhängend. Befruchtung durch Vermittelung von Insekten. Die 2 Fruchtblätter nur durch die grosse schildförmig-Seckige Narbe verbunden, unten völlig frei als einfächerige, b vielsamige Fruchtknoten. Balgkapseln bei der Reife meist völlig von ein- h 320 Asclepiadeae. Rubiaceae., ander getrennt, die Samenleiste sich von der übrigen Wandung lösend. Same mit sparsamem Endosperm, mit einem Schopf von seidenartigen Haaren. — Giftiger Milchsaft fast stets vorhanden. 1000 Arten in Tropen und gemässigten Klimaten Bei uns nur Vincetoxicum officinale Mnch, (Cynanchum Vincetoxicum RBr.), aber Periploca graeca L. (Syrien) und Hoya carnosa RBr., Wachsblume (tropisches Asien), oft cultivirt. Die Samenhaare von Asclepias syriaca L., Seidenpflanze (Nordamerika) als Ausstopfematerial hie und da noch benutzt, als Gespinnstfaser aufgegeben. A. Acida Roxb. (Ostindien), die heilige Soma-Pflanze der Inder, besitzt einen angenehm säuerlichen Milch- saft. Ebenso enthält Gymnema lactiferum RBr. (Ceylon) einen trinkbaren Milchsaft (Kuh- baum von Ceylon).. Marsdenia tenacissima W. et Arn, (Bengalen) liefert im Baste dau- erhafte Gespinnstfasern. Die cactusähnlichen Stapelien besonders am Cap heimisch, — 5 tertiäre Arten in 3 Gattungen. 2. Ordnung. Aggregatae, B x oder #4 , gewöhnlich in Köpfchen, ihr Typus K (4-5), C (4-5), A 4-5, G 5). K oft rudimentär oder als Pappus entwickelt. A meist der © eingefügt. 617. (Fam. 134.) Rubiaceae. Holzgewächse oder Kräuter mit gegen- ständigen, ungetheilten, ganzrandigen Blättern mit Nebenblättern. B x. K blattartig oder oft nur als gezähnter, undeutlicher Saum auf dem Fruchtknoten. C 4—5spaltig, mit klappiger Knospenlage. G (2), 2fächerig, jedes Fach mit 1 oder mehreren anatropen Samenknospen. Griffel einfach oder 2theilig. Frucht kapsel-, beeren-, steinfrucht- oder nussartig. Keim- ling in der Axe oder am Grunde des knorpeligen Eiweisses. 4100 Arten in den Tropen und gemässigten Ländern. I. Stellatae. Nebenblätter gross, oft getheilt, blattartig, daher schein- bar in 6- oder mehrgliederigen Quirlen stehende Blätter, von denen aber nur die eigentlichen Blätter Achselsprosse entwickeln. B typisch 4gliedrig, doch manchmal mit Abweichungen. Frucht in 2 nuss- oder steinfrucht- artige, Isamige Klausen zerfallend. Einjährige oder ausdauernde Kräuter, vorzüglich der gemässigten Zonen. Dahin auch die deutschen Gattungen. A. C 4spaltig, mit 4 Staubgefässen. Frucht trocken. 1. Kelchsaum 6zähnig, mit 2 kleineren Zähnen. C trichterförmig: Sherardia. 2. Kelchsaum undeutlich. &. C trichter- oder glockenförmig: Asperula. b. C radförmig:jGalium. B. C meist 5spaltig, radförmig, mit 5 Staubgefässen. Frucht saftig: Rubia. li. Coffeae. Nebenblätter schuppenförmig, Fruchtfächer 1samig. II. Cinchoneae. Nebenblätter "schuppenförmig. Fruchtfächer viel- samig. 618. Zahlreiche Nutzpflanzen, von denen die wichtigsten folgende: I. Asperula odo- rata L., Waldmeister, Coumarin enthaltend, hauptsächlich zum Maitrank verwerihet. Ru- bia tinetorum L., Krapp, Färberröthe (Orient), des Farbstoffes (Alizarin und Purpurin) we- gen wichtige Culturpflanze. — II. Coffea arabica L., Kaffeebaum, 'aus Ostafrika stam- mend, in den ganzen Tropen der Steinfrüchte wegen gebaut, deren Samen die Kaffeebohnen bilden; ihr Hauptbestandtheil ist Coffein. Cephaälis Ipecacuanha Willd., Brechwurzel, Brasilien, officinell (Radix Ipecacuanhae — Emetin; häufig verwechselt mit den Wurzeln von Richardsonia scabra St. H., Brasilien und Psychotria emetica Mutis, Neugranada, die auch Ipecacuanha-Sorten liefern). — III. Uncari;a Gambir Roxb., Hinterindien und Sundain- seln, liefert Catechu (Terra japonica),. CinchonaL., China- oder Fieberrindenbäume, Be- wohner der östlichen Abhänge der Anden Perus uud Bolivias zwischen 1600—2400 Mtr. über dem Meere, jetzt auch in Ostindien und auf Java cultivirt, liefern in ihrer Rinde ausser anderen Stoffen vorzüglich Chinin und Cinchonin, Von den zahlreichen in den Handel Rubiaceae. Caprifoliaceae. Valerianaceae. 921 kommenden Rindensorten ist die Abstammung nicht immer sicher bekannt. C. Calisaya Wedd. liefert die Königschina (China regia s. Calisaya), die beste und an Chinin reichste Rinde; C. mierantha R. et P. u. a. A. die China de Huanuco s. de Lima, C. officinalis L. und C. macrocalyx P. die China Loxa, C. suceirubra Pav. die Ch. rubra dura, Ü. coccine&s Pav. die Ch. rubra suberosa u. s. w. Falsche Chinarinden kommen namentlich von Arten der Gattungen Ladenbergia und Exostemma. Fossile Rubiaceen, grösstentheils den Cinchoneen angehörend , werden in 27 Arten aus tertiären Schichten beschrieben. 619. (Fam. 135.) Caprifoliaceae. Meist Holzgewächse, zuweilen windend. Blätter gegenständig, meist ohne Nebenblätter. B x oder #, meist Sgliederig. Saum des K4—Öspaltig oder -theilig. C meist mit dachi- ger Knospenlage. A 5. gleichlang, bei Linnaea 4 didynamische. G 2—5- fächerig, die Fächer mit 1 oder mehreren hängenden oder horizontalen, anatropen Samenknospen auf scheidewandständigen Placenten, oft mehrere Fächer unfruchtbar. Griffel getrennt oder verbunden. Beerenfrüchte oder Steinfrüchte. Keimling in der Axe des fleischigen Endosperms. 200 Arten, gemässigte Klimate, besonders die nördliche Halbkugel bewohnend. I. Sambucoideae. C rad- oder glockenförmig, meist X. Griffel 3—5, getrennt, oder eben so viele sitzende, zuweilen verwachsene Narben. Fruchtknotenfächer mit 1 Samenknospe. A. 3 Narbenlappen oder Narben. 1. Kelchsaum halboberständig, C5theilig. Steinfrucht mit 3—5 Steinen: Sambucu s. 2. Kelchsaum oberständig. C 5spaltig. Frucht mit 1 Steine: Viburnum. B. 5 Griffel. Kelchsaum halboberständig, 3lappig. Staubgefässe bis zum Grunde 2theilig, daher scheinbar 10. Kleines Kraut mit kopfig gestellten, grünlichen Blüthen: Adoxa. \ IH. Loniceroideae. C glocken- oder röhrenförmig, meist A. Griffel üngetheilt, mit 3 Narben. Fruchtknotenfächer mit mehreren Samenknospen. A. C meist A. A 5. Grosse Sträucher, oft windend: Lonicera. B. C-fast ‚ihr glockiger Saum 5lappig. A 4 didynamisch. Kleiner, kriechender Strauch mit fadenförmigen Stengeln und aufrechten Blüthenzweigen: Linnaea. Officinell die Blüthen von Sambucus nigra L. (Flores Sambuci — ätherisches Oel, Schleim) — die Früchte oft zu Suppen verwendet. Arten von Lonicera, Geisblatt, Sym- phoricarpus, Schneebeere, Viburnum, Schneeball, Abeliafloribunda Decsn. (Mexiko), A. unifiora RBr. (China), Diervillea canadensis Willd. (Nordamerika), Weigelia rosea Lindl. (Japan) etc. als Ziersträucher cultivirt. — Lonicera, Sambucus und Viburnum, letztere Gattung mit 13 Arten, kommen schon im Tertiär vor. 620. (Fam. 1356.) Valerianaceae. Kräuter mit meist fiedertheili- gen oder -spaltigen, nebenblattlosen, gegenständigen Blättern. B meist in trugdoldig-rispigen Blüthenständen, von Hochblättern begleitet, die jedoch keine besondere Hülle bilden, A oder asymmetrisch, ursprünglich 5glie- .derig. K rudimentär oder pappusartig als oft 10strahlige Haarkrone, die sich erst nach der Blüthe entwickelt, seltener fehlend. C oft mit einem ' Höcker oder Sporn an der Röhre, der Saum meist unregelmässig ölappig. - A unvollständig, 1—4, gewöhnlich nur 3. G (sj, 3fächerig, doch nur 1 Fach - mit 1 hängenden Samenknospe ausgebildet, die anderen 2 leer, später ver- schwindend oder aufgeblasen. Frucht nussartig. Same ohne Endosperm. - Keimling gerade. 309 Arten, vorzüglich der gemässigten nördlichen Hemi- _ sphäre angehörend | a Valeriana: Kelchsaum an der Blüthe eingerollt, an der Frucht als federige Haarkrone ausgebreitet. C am Grunde mit Höcker. Valerianella: Kelchsaum nicht eingerollt, gezähnt. C ohne Höcker. Offieinell der Wurzelstock von Valeriana officinalis L. (Rhizoma Valerianae — Bal- ‚driansäure, ätherisches Oel). Valerianella olitoria Poll. var. oleracea Schl., Rapünz- chen, als Salatpflanze gebaut. Luerssen, Botanik. 21 322 Dipsaceae. Compositae. 621. (Fam. 137.) Dipsaceae. Meist Kräuter ohne Nebenblätter. B meist klein, in Aehren oder Köpfchen, deren untere, stärker entwickelte Tragblätter eine vielblätterige Hülle (Hüllkelch, involucrum) bilden, 9, ur- sprünglich 5gliederig, jede einzelne mit einem aus verwachsenen Vorblät- tern gebildeten Aussenkelche. Der eigentliche K oft in Form borstenar- tiger Zipfel. C 2lippig, Öspaltig oder 4spaltig. Staubgefässe durch Fehl- schlagen des hinteren nur 4. Fruchtknoten 1fächerig, mit 1 hängenden Samenknospe. Keimling in der Axe des sparsamen, fleischigen Erdosperms. 120 Arten, vorzüglich in der nördlichen gemässigten Zone und am Cap. A. K beckenförmig, ohne Borsten. Aussenkelch 4kantig, 8furchig. Pflanze stachelig, 1. B in Aehren, welche mit einem aus stechenden, die Spreublätter überragenden Blättern gebildeten Hüllkelche versehen sind: Dipsacus. 2. B in Köpfen, die Hüllkelchblätter die Spreublätter nicht überragend: CGe- phalaria. B. Kelchsaum in Borsten getheilt. 1. Aussenkelch ungefurcht. Spreublätter fehlend.. Kelchsaum mit 8—16 Borsten: Knautia. 2. Aussenkelch gefurcht, Spreublätter vorhanden. Kelchsaum mit 5 Borsten. a. Aussenkelch mit krautigem Saume: Succisa. b. Aussenkelch mit trockenhäutigem Saume: Scabiosa. Dipsacus Fullonum L., Weberkarde, Südeuropa, die Köpfchen bei der Tuchbereitung: benutzt. Arten von Scabiosaj als Zierpflanzen. # 622. (Fam. 138.) Compositae. Vorwiegend Kräuter von sehr ver- schiedenartigem Habitus, mit spiralig gestellten, seltener gegenständigen Blättern ohne Nebenblätter. B 3% oder zum Theil (selten alle) eingeschlecht- lich oder geschlechtslos, klein , fast immer in vielblüthigen (selten 1blüthi- gen) Köpfchen, welche von einer Hülle (Hüllkelch) spiralig gestellter (selten lreihiger), zuweilen etwas verwachsener Hochblätterumgeben sind. Tragblätter (Spreublättchen) der einzelnen B häufig spreuartig, oft auch fehlend. K nur selten in Form kleiner Blätter oder Schuppen vorhanden oder fehlend, meist eine Krone (Pappus) verschieden gestalteter Haare bildend, die sich erst nach der Blüthezeit stärker entwickelt (8504, Fig. 102) und dann oft durch eine Verlängerung der Frucht emporgetragen wird. C x, röhrig oder röhrig-glockig, mit 5spaltigem Saume }(Röhrenblüthen), oder A und dann meist zungenförmig, der einseitige Saum 3- oder 5zähnig (Zungenblüthen), oder auch die A Bin selteneren Fällen 2 lippig, mit 2lappiger Ober- und 3lappiger Unterlippe. Röhren- und Zungenblüthen oft in demselben Blü- thenstande und dann letztere die äusseren (Randblüthen), die Röhrenblüthen die inneren (Scheibenblüthen) des Köpfchens. Staubgefässe 5, der C einge- fügt, mit seltenen Ausnahmen mit den .Antheren zu einer Röhre verklebt, durch welche der lange, in 2 Narben gespaltene Griffel hindurchgeht. Fruchtknoten lfächerig, mit 1 grundständigen ‘anatropen Samenknospe. Frucht eine Isamige Achene. Same ohne Endosperm, mit meist geradem Keimling. Die grösste, etwa 10000 Arten umfassende, über die ganze Erde und bis in die höchsten Gebirgsregionen verbreitete Familie der Phane- rogamen. | 623. I. Unterfam. Tubuliflorae. Sämmtliche Blüthen sind Röh- renblüthen, oder die randständigen sind Zungenblüthen, die centralen (Schei- benblüthen) Röhrenblüthen. A. Köpfchen 1blüthig, zu einem grösseren Kopfe zusammengestellt: Echinop s. B. Köpfehen mehrblüthig, normal. 1. 5 und © Bin verschiedenen Köpfchen, aber auf derselben Pflanze. Die‘ Köpf- Compositae. 323 chen vielblüthig, ihre Axe cylindrisch, der Hüllkelch aus Ireihigen, nicht ver- wachsenen Blättern gebildet, die Staubbeutel frei, der Griffel verkümmert. Die © Köpfe 2blüthig, ihr Hüllkelch aus verwachsenen Blättern gebildet, deren Spitzen als Stacheln vorragen, Peberia,, nach ‚der Blütho Da und er- härtet: Xanthium. Ak pnrunen ME Tan e dar > i er DR 6) und © B in demselben Köpfchen, die Antheren verklebt: normale RER a. Alle B 8, röhrenförmig. * Blüthenstandsaxe (Fruchtboden) nackt, d. h. ohne Spreublätter. c. Hüllkelch einfach. Schenkel des Griffels fadenförmig verlängert: Ade- nostyles. Hüllkelch dachziegelig. 0 Schenkel des Griffels fadenförmig verlängert: Eupatorium. 00 Schenkel des Griffels lanzettlich verschmälert, spitz: Linosyris (zu Aster). * * Fruchtboden tief grubig, die Ränder der Gruben fransig gezähnt: Ono- pordum. * * * Fruchtboden mit Spreublättchen oder Borsten. «a. Pappus von keinem vorragenden Rande umgeben, fest mit dem oberen Theile der Frucht verwachsen und nur mit diesem abfallend: Carlina. Pappus von einem von der Frucht entspringenden, vorragenden Rande umgeben und mit diesem abfallend. ° Pappus haarig, die Haare gezähnelt: Carduus, 0 © Pappus federig: Cirsium. Pappus einem auf der Frucht befindlichen Knopfe angewachsen und mit diesem abfallend: Jurinea. d. Pappus einfach haarförmig oder federig, die Haare zuletzt einzeln ab- fallend. ° Pappus federig: Saussurea. 0° © Pappus haarig oder borstig. X Blättehen des Hüllkelches an der Spitze nicht hakenförmig. $ Die innerste Reihe der Pappushaare ti Achene zusammenge- drückt: Serratula. $ $ Die innerste Reihe der Pappushaare sehr kurz. Frucht 4kantig: Kentrophyllum. X X Blättchen des Hüllkelches mit hakenförmiger Spitze: Lappa. b. Die randständigen B ©, zungen- oder röhrenförmig, die der Mitte 8, frucht- bar, stets röhrenförmig. * Randblüthen röhrenförmig. a. PBlättchen des Hüllkelches krautige oder nur am Rande trockenhäutig : Filago. Blättchen des Hüllkelches trockenhäutig. ° OB einreihig, wenige; Fruchtboden flach: Helichrysum. °0 © B mehrreihig; Fruchtboden gewölbt: Gnaphalium. * * Randblüthen zungenförmig (in seltenen Fällen fehlend : Tanacetum - Arten, Cotula, Artemisia; s. diese). «&. Fruchtboden ohne Spreublättchen. ° Kelchsaum aus Haaren gebildet. x Hüllkelch dachziegelig. . $ Staubbeutel geschwänzt. ! Aeussere Haarreihe des Pappus kurz, in ein Krönchen verwachsen : Pulicaria. !! Pappus ohne Krönchen, die Haare Bleichleng: Inula. $ $ Staubbeutel ungeschwänzt. ! © B mehrreihig, nur die äusseren zungenförmig, die inneren röh- rig: Erigeron. !! OB einreihig. — Frucht "zusammengedrückt, nicht gerippt. Randblüthen ver- schiedenfarbig: Aster (mit Linosyris; s. oben). = Frucht stielrund, gerippt. Randblüthen gelb: Solidago. X X Hüllkelch aus 1—3 Reihen gleich langer Blättchen gebildet, nicht dachziegelig, oder die äusseren Blättehen eine Aussenhülle bildend, 21* 324 Compositae. $ Pappus verschieden, derjenige der Randblüthen einfach; derjenige der Scheibenblüthen doppelt, aus einer äusseren Reihe kurzer und einer inneren Reihe langer Haare gebildet: Stenactis. $ $ Pappus aller B gleich. — Hüllkelch halbkugelig oder ziemlich flach. aa. Griffelschenkel verschmälert, spitz: Bellidiastrum. bb. Griffelschenkel kopfig, abgestutzt. «ca. Randständige Früchte ohne Pappus: Doronicu m. Alle Früchte mit Pappus: Aronicum. — Hüllkelch walzlich. aa. Griffelschenkel fadenförmig: Ligularia. bb. Griffelschenkel oberwärts verdickt, mit kegelförmiger Spitze : Arnica. cc. Griffelschenkel kopfig, abgeschnitten-stumpf. «a. Hüllkelch mit Aussenhülle: Senecio. Hüllkelch einiach: Cineraria. ° © Kelchsaum nicht aus Haaren gebildet. x Hüllkelch aus 2reihigen, gleich langen Blättehen bestehend: Bellis. 3 x X Hüllkelch dachziegelig. $ Früchte geschnäbelt: Car/pesium. $ $ Früchte schnabellos. ! Randblüthen fadenförmig oder fehlend. — Früchte des Köpfchenrandes blattartig flach: Cotula. — Früchte verkehrt eiförmig, flügellos: Artemisia. !! Randblüthen zungenförmig (selten röhrig-glockig bei Arten von Tanacetum). — Randständige Früchte geflügelt: Chrysanthemum. — Randständige Früchte nicht geflügelt. aa. Früchte gleichmässig 5—10streifig. «a. Früchte ohne, oder nur die randständigen mit Kelchsaum: Leucanthemum. BB. Alle Früchte mit kronenförmigem Kelchsaum: Tana- catum bb. Früchte mit ungleich entfernten Streifen. kegelförmig, hohl: Matricaria. Fruchtboden mit Spreublättchen (Pappus nicht haarförmig). ° Hüllkelch einreihig, einfach: Galinsoga. ° ° Hüllkelch dachziegelig. Blüthenboden - X Griffelschenkel kurz-eiförmig, aufrecht: Xeranthemum. X X Griffelschenkel fadenförmig, zurückgekrümmt. $ Staubbeutel ungeschwänzt. ! Randblüthen mit rundlich-eiförmiger Platte: Achillea. !! Randblüthen mit zungenförmiger Platte: Anthemis. $ $ Staubbeutel geschwänzt. ! Randständige Früchte 3seitig: Buphthalmum. !! Alle Früchte stielrund: Telekia. Die randständigen B ©, aber durch Fehlschlagen des Griffels und der Narbe geschlechtslos. Scheibenblüthen 8 und fruchtbar. c. * Fruchtboden um die Früchte herum mit spreuartigen Borsten besetzt: Cen- taurea. * * Jede Blüthe in der Achsel eines Spreublattes. &. Hüllkelch 2reihig. Kelchsaum (Pappus) aus 2—4 bleibenden, rückwärts- stacheligen, starren Borsten gebildet: Bidens. Hüllkeleh dachziegelig. bestehend: Helianthus. d. Randblüthen @ und fruchtbar, Scheibenblüthen 5 oder 8, dann aber un- fruchtbar. * Kelchsaum (Pappus) haarig. Kelchsaum aus 2 oder 4 hinfälligen Schuppen «&. Randblüthen zungenförmig, mehrreihig, gelb. Köpfe einzeln endständigl: Tussilago. * ß. Randblüthen fadenförmig, an einigen Exemplaren mit zahlreichen un- Compositae. 325 fruchtbaren Zwitterblüthen nur Ireihig, an anderen mit wenigen Zwitter- blüthen mehrreihig. Köpfe in Rispen: Petasites. * * Kelchsaum fehlend: Calendula. 624. II. Unterfam. Labiatiflorae, Blüthen 2lippig, Oberlippe 2-, Unterlippe 3lappig oder -zähnig. Nur aussereuropäische Gattungen, von denen Arten von Mutisia (Südamerika) mit gefiederten, in eine Ranke aus- laufenden Blättern manchmal in Gewächshäusern eultivirt werden. III. Unterfam. Liguliflorae. Alle B zungenförmig, 7. A. Kelchsaum aus Haaren gebildet. 1. Pappushaare federig. a. Fruchtboden mit Spreublättehen: Hypochoeris (mit Achyrophorus), b. Fruchtboden ohne Spreublättchen. * Hüllkeleh einreihig, am Grunde verwachsen: Tragopogon. * * Hüllkelch dachziegelig (frei) oder mit Aussenhülle. a. Federchen des Pappus verwebt. ° Frucht oberwärts etwas verschmälert, am Grunde mit sehr kurzer Schwiele: Scorzonera. ° © Frucht oberwärts nicht verschmälert, die Schwiele am Grunde stiel- artig verlängert und dicker als die Frucht selbst: Podospermum. Federchen des Pappus frei, ° Pappus bleibend. X Hüllkelch Zreihig, Frucht lang geschnäbelt, Stengel beblättert: Hel- minthia. x Hüllkeleh dachziegelig, Frucht oben ein wenig verschmälert; Laubrosette, $ Randständige Früchte mit kronenförmigem, etwas gefranztem Kelch- saume: Thrinecia. $ $ Alle Früchte mit Haarkrone: Leontodon. ° 0 Pappus abfallend. Frucht kurz geschnäbelt: Picris, 2. Pappushaare einfach. a. Früchte an der Basis des Schnabels von Schuppen oder von einem Ringe umgeben. * Blüthen 7—12, 2reihig: Chondrilla, * * Blüthen 00, vielreihig: Taraxacum, b. Früchte ohne Schuppen und Ring, oder ganz schnabellos. * Früchte stark zusammengedrückt. a. Früchte geschnäbelt: Lactuca. ß. Früchte schnabellos, ° Pappus von einem Krönchen umgeben, steif und zerbrechlich: Mul- gedium. °° Pappus ohne Krönchen, weich und biegsam: Sonchus. * * Früchte stielrund. a. Köpfchen 3—5blüthig: Prenanthes. ß. Köpfchen vielblüthig. ° Pappus haarförmig, weich, nicht zerbrechlich: Crepis. ° © Pappus borstenförmig, nicht zerbrechlich: Soyeria. ° 00 Pappus zerbrechlich: Hieracium. B. Kelchsaum nicht haarig, fehlend, oder aus einem Krönchen gebildet, 1. Hüllkelch 2reihig, die äussere Reihe abstehend, die innere aufrecht, am Grunde verwachsen : Cichorium. 2. Hüllkelch Ireihig. a. Fruchttragender Hüllkelch wulstig, kugelig zusammenschliessend: Arnoseris. b. Fruchttragender Hüllkelch unverändert, die Blättchen aufrecht. * Frucht 2rieig: Lampsana. * * Frucht driefig: Aposeris. 625. Wichtigere Arten sind folgende: I. Tussilago Farfara L., Huflattich, das Kraut officinell (Folia Farfarae — Schleim, Gerbstoff, Bitterstoff). Aster chinensis L. (Callistephus chinensis Nees), Zierpflanze aus China; zahlreiche nordamerikanische ausdauernde Arten als Zierpflanzen und oft an Fluss- 326 Compositae. Campanulaceae. ufern verwildert. Bellis perennis L., Tausendschön, in seiner gefüllten Form als Zier- pflanze. Solidago canadensis L. u. a. nordamerikanische Arten als Zierpflanzen. Inula Helenium L., Alant, officinell (Radix Helenii s. Enulae — Helenin, scharfes Weichharz, bitterer Extractivstoff, Inulin.. Dahlia variabilis Desf., Georgine,, Mexiko; Zierpflanze in zahlreichen Varietäten. Zinnia elegans Jacq., Zierpflanze aus Mexiko. Calliopsis bi- color Rchb., Nordamerika, Zierpflanze. Helianthus annuusL., Sonnenblume, wahr- scheinlich aus Peru, als Oelfrucht gebaut; H. tuberosus L., Topinambur, wahrscheinlich aus Nordamerika, wird der Knollen wegen cultivirt. Spilanthes oleracea L., Parakresse, aus Südamerika, das Kraut officinell (Herba Spilanthis—ätherisches Oel, Gerbstoff),. Tage - tes patula L. u. a. mexikanische Arten als Zierpflanzen. Madia sativa Mol., aus Chile stammend, als Oelfrucht gebaut. Anthemis nobilis L., römische Kamille, Südeuropa, die Blüthen officinell (Flores Chamomillae romanae — ätherisches Oel, Harz, bitterer Extractiv- stoff, Kamillensäure). Anacyclus officinarum Hayne, Bertramwurzel, aus Südeuropa stam- mend, officinell (Radix Pyrethri germanici — scharfes !Harz, ätherisches Oel, bitterer Ex- tractivstoff, Inulin.. A. Pyrethrum DC., aus Nordafrika und Südeuropa, liefert die römi- sche B. (Radix Pyrethri romani) mit gleichen Stoffen. Achillea millefolium L., Schafgarbe, officinell (Herba et Flores Millefolii — ätherisches Oel, Harz, Achillein, Achilleasäure). Matricaria Chamomilla L., officinell (Flores Chamomillae vulgaris — ätherisches Oel, Harz, Bitterstoff, Kamillensäure, Anthemidin). Chfrysanthemum indicum Thbg. aus Ostasien, sowie a. A. als Topfgewächse cultivirt. Pyrethrum roseum Bieb., Persien, Kau- kasus; in den Blüthen das persische Insektenpulver liefernd.. Artemisia Absinthium L., Wermuth, officinell (Herba Absinthii — ätherisches Oel, Absinthin, Bernsteinsäure, Gerb- säure); A. Dracunculus L., Esdragon (Südrussland) und A. Abrotanum L. als Küchenge- würze cultivirt; A. vulgaris L., Beifuss, offieinell (Radix Artemisiae — Harz, ätherisches Oel, Schleimzucker, Inulin) und die Blüthenstände als Küchengewürz; A. Cina Bg., A. Vahliana Kost. u. a. A. Westasiens liefern die offieinellen „Wurmsamen“ (Flores Cinae levantiei s. Semen Cinae — ätherisches Oel etc... Ammobium alatum RBr., Zierpflanze aus Neuholland. Helichrysum arenarium DC., Immortelle, zu Kränzen ; viele Arten der Gattung, nament- lich solche vom Cap, als Zierpflanzen. Arnica montana L., Wohlverleih, offieinell (Radix et Flores Arnicae — ätherisches Oel, Harz, Arniein). Arten der Gattung Cineraria als Zierpflanzen, Calendula offcinalisL., Ringel- oder Todtenblume, Südeuropa, Zierpflanze. Cnicus benedietus Gärtn., Cardobenedietenkraut (Südeuropa, Orient), officinell (Herba Cardui benedicti — Cnicin). Carthamus tinctorius L., Saflor (Aegypten), liefert gelben und rothen Farbstoff in den Blüthen. Cynara Scolymus L., Artischokke (Vaterland unbe- kannt), Gemüsepflanze, Serratula tinctoria L., Scharte, liefert in den Wurzeln einen gelben Farbstoff. Lappa major Gärtn., L. minor DC. und L, tomentosa Lam,, .Klette, sind officinell (Radix Bardanae — Bitterstoff, Gerbstoff, Inulin ete.). — III. Ciehorium Intybus L., Cichorie, die geröstete Wurzel als Kaffee-Surrogat dienend- C. Endivia L., Endivie, als Salatpflanze gebaut. Scorzonera hispanica L., Schwarzwurzel (aus Südeuropa), Wurzel als Gemüse gegessen, daher die Pflanze hier und da im Grossen ge- baut. Taraxacum officinale Wigg., Löwenzahn, officinell (Radix Taraxaci — Taraxacin, Harz, Zucker, Inulin). Lactuca virosa L., Giftlattich, officinell (Herba Lactucae virosae — Lactucein, Lactucon, Lactucasäure). L. sativa L. als Salatpflanze (Kopfsalat) gebaut. Von Compositen sind 27 Arten (4 Gattungen) im Tertiär bekannt. Die kleine Familie der Calycereae istvon den Compositen hauptsäch- lich nur durch den ötheiligen, blattartigen Kelch jverschieden. 20 süd- amerikanische Arten. 55. Ordnung. Campanulinae. B %x oder A, ihr Typus K 5, C (5), A (ö) oder A5, G@=5),. K blatt- artig, mit schmalen Zipfeln. A meist ohne Zusammenhang mit der C, aber oft unter sich verwachsen, zuweilen unvollzählig. 626. (Fam. 139.) Campanulaceae. Kräuter oder Halbsträucher mit meist spiralig gestellten, einfachen Blättern ohne Nebenblätter, oft mit Milch- aft. B 3, meist &. K zuweilen nur halboberständig, Stheilig oder Öspal- tig. C mit 5lappigem Saume, der unpaare Abschnitt vorne. Staubgefässe 5, mit den Kronenlappen abwechselnd, die Staubfäden an der Basis verbrei- tert, die Staubbeutel öfter am Grunde verwachsen. Fruchtknoten 2—5- Campanulac. Lobeliac. Stylidiac. Goodeniac. Cucurbitac. 327 fächerig, meist 3fächerig, mit mittelständigen Samenleisten. Samenknos- pen &, horizontal, anatrop. Griffel oberwärts 2—Ötheilig. Frucht meistens eine Kapsel, deren Fächer an der Spitze oder am Rande mit Löchern auf- springen, oder sich mit Längs- oder Querspalten öffnen. Keimling in der Axe des fleischigen Endosperms. 500, die gemässigten und warmen Zonen bewohnende Arten. 627. Deutsche Gattungen sind: I. C bis fast zum Grunde in 5 linealische, von unten nach oben sich trennende Ab- schnitte getheilt. A. Staubfäden fadenförmig. Kapsel an der Spitze 2klappig: Jasione. B. Staubfäden unten verbreitert. Kapsel mit seitlichen Löchern aufspringend: Phyteuma. II. C trichter-, glocken- oder radförmig, mit 5lappigem Saume., A. Kapsel mit Löchern aufspringend. 1. Oberweibige Scheibe flach. Kapsel kreiselförmig. C glockenförmig: Cam- panula. 2. Oberweibige Scheibe um den Griffel in Form eines Röhrchens erhöht, sonst wie 1: Adenophora. B. Kapsel prismatisch, mit Seitenritzen sich öffnend.. Die C ralförmig: Spe- cularia. C. Kapsel au der Spitze mit 3—5 Klappen aufspringend. Die C glocken- oder trichter- förmig: Wahlenbergia. Arten von Campanula, Glockenblume, werden als Zierpfianzen cultivirt. Die rüben- förmige Wurzel von C. Rapunculus L.. Rapunzel, dient als Gemüse. 628. (Fam. 149.) Lobeliaceae. Meist Milchsaft führende Kräuter, selten Holzgewächse, mit spiraligen Blättern ohne Nebenblätter. B meist 5, meist A, oft umgewendet. C auf der Vorderseite meist der Länge nach gespalten, der Saum 2lippig, der vordere Abschnitt 2lappig, der hintere grössere 3lappig. Durch Drehung des Blüthenstieles wird jedoch die vor- dere Lippe zur Oberlippe, die hintere zur 3lappigen Unterlippe. Oberer Theil der Staubfäden und die Antheren zu einer Röhre verwachsen. Frucht- knoten 2—-3fächerig und mit mittelständigen, durch Verkümmerung auch lfächerig und dann mit wandständigen Samenleisten. 1 Griffel mit meist 2 lappiger Narbe. Frucht eine Beere oder eine fachspaltig aufspringende Kapsel. Keimling in der Axe des fleischigen Eiweisses. 400, den Tropen und gemässigten Klimaten angehörende Arten. In Deutschland nur Lobelia Dortmanna L., ein unter dem Wasser in Seen und Sümpfen wachsendes Kraut mit zur Blüthenzeit emportauchenden Aehren. — L. inflata L. (Nord- amerika) ist officinell (Herba Lobeliae — Lobelin, Lobeliasäure) — Verschiedene Lobelien als Zierpflanzen. 629. (Fam. 141.) Stylidiaceae. Meist Kräuter ohne Milchsaft und oft mit verkürzter Axe. Blätter spiralig, nebenblattlos, einfach. B A. A durch Fehlschlagen nur 2, mit dem Griffel verwachsen, die meist weit aus der C vorragende Griffelsäule knieförmig gebogen, reizbar ($ 261). Frucht- knoten 2fächerig, mit 2 centralen Placenten. 630. (Fam. 142.) Goodeniaceae. Meist Kräuter ohne Milchsaft, mit spiralig gestellten, 'einfachen, nebenblattlosen Blättern. B A, vorzüg- lich dadurch ausgezeichnet, dass am Ende des |Griffels eine die Narbe becherförmig umschliessende, reizbare Hülle (Indusium) entspringt. 150 Arten in Australien und am Cap. 631.? (Fam. 145.) Cucurbitaceae. Meist einjährige, seltener aus- dauernde, saftreiche Kräuter, die mittelst spiralig gerollter Ranken klettern. Blätter spiralig gestellt, rauh, handnervig, meist "am Grunde herzförmig, 328 Cucurbitaceae. Primulaceae. oft 5Slappig. B X, einzeln achselständig oder in achselständigen Blüthen- ständen, meist monöcisch, seltener diöcisch. K 5gliederig, der unpaare Ab- schnitt nach hinten. A 5, durch „Verwachsung”“ meist nur 3, oder auch 1 (d. h. 2 Paare „verwachsen“ und 1 frei — oder alle 5 „verwachsen“; vgl. $ 509), mit gewundenen Antheren. G (3), seltener G (45), 1- bis mehr- fächerig, mit meist © Samenknospen. Griffel meist sehr kurz, mit 3—&- lappigen Narben. Frucht eine meist sehr grosse Beere (Kürbisfrucht). Same ohne Endosperm. 500, meist den subtropischen Zonen und den Tropen angehörende Arten. . In Deutschland nur Bryonia wild wachsend. Die rübenförmige Wurzel von B. alba L. und B. dioica Jacq. früher offieinelle Cucumis sativus L., Gurke und C. Melo L., Me- lone, beide aus Asien, ferner Cucurbita Pepo L., Kürbis, ebenfalls in Asien heimisch, werden der Früchte wegen eultivirt. Andere Cucurbitaceen, namentlich Cucurbita Melopepo- L., Türkenbund (Südasien), Lagenaria vulgaris Ser., Flaschenkürbis (Ostindien), Ecba- lium Elaterium Rich., Spritzgurke (Südeuropa), etc. werden oft in Gärten cultivirt. Offhi- cinell sind die Früchte von Citrullus Colocynthis Arn. (Orient), Koloquinthe (Colocynthides. — Colocynthin); C. vulgaris Schrad., Wassermelone (Ostindien), die Früchte in den Tropen beliebtes Nahrungs- und Erfrischungsmittel. 54. Ordnung. Primulinae. B x, meist 5- (seltener 4—7) gliederig, ihr Typus K 6), [C (5) A 5], G 5). Staubgefässe so viele als Kronenzipfel, vor diesen stehend, (vgl. $s 511). Carpellblätter vor den Kelchabschnitten. Fruchtknoten lfächerig, mit freier centraler Placenta oder einer centralen grundständigen Samen_ knospe. 632. (Fam. 144) Primulaceae. Kräuter mit meist verkürztem Stengel und gewöhnlich spiralig, seltener quirlig gestellten, nebenblattlosen Blättern. B meist in Dolden, seltener trugdoldig oder rispig. K nur bei Samolus halboberständig, 5spaltig oder -theilig. C (nur bei Glaux fehlend) Slappig, die Abschnitte in der Knospe dachziegelig oder gedreht Staub- gefässe bei Primula im Verhältniss zur Griffellänge von zweifacher Ein- fügung ($ 527). Griffel ungetheilt Placenta frei, central, mit @ Samen- knospen. Kapsel an der Spitze mit 5 oft 2spaltigen Zähnen, seltener mit Deckel aufspringend. Keimling gerade, im fleischigen Endosperm. 250 Arten; Familie über die ganze Erde verbreitet. I. 7 Staubgefässe. B sonst 5—9gliederig. C radförmig: Trientalis. II. 5 Staubgefässe. A. Kelch halboberständig. Zwischen den Kronenlappen 5 pfriemenförmige Anhängsel (Staminodien): Samolus. B. Kelch unterständig. $ Blumenkrone vorhanden. 1. Kapsel mit Deckel aufspringend: Anagallis. 2. Kapsel mit Zähnen aufspringend. a. Die Zipfel der C am Ende der glockigen Röhre vollständig zurückgeknickt: Cyelamen. b. Krone trichter-, teller- oder radförmig. f Kelch ötheilig. &. Krone radförmig, 5ötheilig: Lysimachia. P. Krone tellerföormig, die Röhre walzlich, der Saum ö5theilig; im Wasser schwimmende Pflanze: Hottonia. Y- Krone trichterförmig, der Saum in zahlreiche Zipfel zerpalten: Sol- danella. Tr Kelch 5spaltig oder -zähnig. 0%. Staubgefässe am Grunde frei. ET Primulaceae. Myrsineae, Plumbagineae. Sapotac. Ebenac. 32% O Kronenröhre eiförmig, an der Spitze verengert: Androsace. O0 Kronenröhre walzlich oder keulig: Primula. ß. Staubgefässe am Grunde durch einen Ring verbunden: Cortusa. $ $ Blumenkrone fehlend, Kelch gefärbt: Glaux. III. 4 Staubgefässe, K und C 4gliederig: Centunculus Offieinell die Blüthen von Primula officinalis Jacq., Primel, (Flores Primulae). P. elatior- Jacq. in verschieden gefärbten Varietäten auch als Gartenpflanze; ebenso P. Auricula L., Aurikel. P. chinensis Lindl. aus China, beliebte Topfpflanze, desgleichen mehrere Arten von Cycelamen, Alpenveilchen (C. europaeum L., C. hederaefolium Ait., C. persicum Mill.) 633. (Fam. 145.) Myrsineae. Bäume oder Sträucher der Tropen, etwa 350 Arten. Stimmen im Blüthenbaue mit den Primulaceen überein, unterscheiden sich hauptsächlich nur durch die Beerenfrucht. Ardisia crenulata Vent. (Antillen) häufige Zimmerzierpflanze. Die Früchte von Maesa- pieta (Abyssinien) liefern ein Bandwurmmittel (Saoria). Clavija ornata Don. (Neugranada)- von palmenähnlichem Habitus. — 6 Gattungen mit 48 Arten (37 Myrsine) sind aus dem Ter- tiär bekannt. Die verwandten Aegicereae durch eiweisslose Samen verschieden. Bäume des tropi- schen Asiens und Australiens, Küstenwälder. 634. (Fam. 146.) Plumbagineae. Meist Kräuter mit einfachen, ganzrandigen Blättern in grundständiger Rosette. B inRispen, deren Aeste Wickel sind, oder in einfachen Aehren mit Gipfelblüthe. K 5zähnig, oft trockenhäutig, weiss und glänzend. C oft bis zum Grunde Öötheilig, in der Knospe gedreht. Fruchtknoten mit nur 1 langgestielten, grundständigen Samenknospe und 5 Griffeln. Keimling gerade, im spärlichen Endosperm liegend. Frucht eine Nuss oder Kapsel. 250 Arten; Tropen und gemäs- sigte Zonen, vorzüglich Küsten- und Steppenbewohner. In Deutschland nur Statice (mit Einschluss von Armeria). In Südeuropa noch Plum- bago. (P. Larpenthae Lindl. Zierpflanze aus China.) 55. Ordnung. Diospyrinae. B %, 3-8zählig, gewöhnlich K (4), C (4), A 4+4,G @. Aeussere Staubgefässe häufig unterdrückt, die inneren vor den Krontheilen, zuweilen auch A ©. Carpelle vor den Kelchtheilen. Fruchtknoten mehrfächerig mit wandständigen Samenträgern. 635. (Fam. 147.) Sapotaceae. Bäume oder Sträucher mit Milch- 'saft. Blätter spiralig, ganzrandig, nebenblattlos. BS. A meist 5, oft Staminodien. Griffel 1. Fächer des vielfächerigen Fruchtknotens mit 1 aus dem Grunde aufsteigenden Samenknospe. Vielfächerige Beere, oft: durch Fehlschlagen 1fächerig. Samen mit oder ohne Eiweiss. 300 Tropen- bewohner. 5 Isonandra gutta Lindl. (Ostindien, Sumatra) liefert Guttapercha, Sideroxylon tri— florum Vahldas westindische Eisenholz, Achras Sapota L. (Westindien, Südamerika) vorzüg-- liche essbare Früchte, Bassia longifolia L. und B. butyracea Roxb. (Ostindien) in den Samen fettes Oel. — 44 Arten (5 Gattungen) in tertiären Schichten. 636. (Fam. 148.) Ebenaceae. Bäume und Sträucher ohne Milch- saft, mit meist dichtem, festem Holze. Blätter spiralig gestellt, einfach, lederartig. Bachselständig, meist einzeln, X oder meist diclinisch, 3—6zäh- lig. Staubgefässe im Grunde der Kronenröhre eingefügt, seltener boden- ständig, meist doppelt so viele als Kronenlappen, oft bis zum Grunde ge- spalten. Fruchtknoten 3— &Xfächerig. Samenknospen in jedem Fache 1—2, hängend. Beerenfrucht. Samen mit knorpeligem Eiweiss. Die Unterabtheilung der Styraceae, welche oft auch als eigene 330 Ebenaceae. Epacrideae Ericaceae Vaccinieae. Familie betrachtet wird, unterscheidet sich durch den ganz oder halb ober- ständigen Kelch. 300 Tropenbewohner, vorzüglich Amerikaner und Asiaten. Diospyros LotusL., Dattelpflaume (Nordafrika und Südeuropa) mit essbaren Früchten. D. Ebenum Retz. und verwandte Arten, besonders Ceylons, sowie auch Maba Ebenus Spr. 4Molukken), das schwarze Ebenholz liefernd. Styrax Benzoin Dry. (Benzoin offieinale Hayne), Sundaininseln, liefert das officinelle Benzo@harz (Resina Benzoö — Harz, Benzoösäure, oft auch Zimmtsäure), S. officinalis L. (Orient) Storax (obsolet). 43 Ebenaceen und 11 ‘Styraceen kommen im Tertiär vor. 56. Ordnung. Bicornes. | 637. Meist Holzgewächse ohne Nebenblätter. B meist X, 4—5 zählig, selten mehrzählig. Staubgefässe meist doppelt so viele als Kronentheile, ein Kreis interponirt, alle sammt der C einem unter-, selten oberständigen Ringe eingefügt. Pollenzellen fast stets zu 4 zusammenhängend. Fruchtknoten unter- oder oberständig, mehrfächerig, mit grossen, gegen die Fachhöhlung zurückgebogenen Placenten, die Carpellblätter vor den Kronentheilen, der Griffel einfach. Keimling gerade, im Endosperm liegend. 638. (Fam. 149) Epacrideae. Sträucher mit spiralig gestellten, seltener gegenständigen, mehr oder weniger dicht gedrängten, immergrü- nen, einfachen, oft starren Blättern. B meist in endständigen Aehren oder Trauben, meist 5zählig. C glockig oder trichterförmig, meist schön gefärbt, in der Knospe dachig. A meist 5, da der interponirte Kronenkreis fehlt. Antheren mit nur einer Spalte aufspringend. Fruchtknoten am Grunde von freien oder verwachsenen Schuppen umgeben Kapsel, Beere oder Stein- frucht. 230 australische Arten, welche dort die Ericaceen ersetzen. 639. (Fam. 150.) Ericaceae. Sträucher, zuweilen baumartig, mit meıst immergrünen, gewöhnlich dicht gedrängten, einfachen Blättern. B gipfel- oder achselständig, meist in Trauben oder Rispen, 4-6zählig. K aunterständig. C in der Knospe gedreht, bei 5 Abschnitten der unpaare vorne. Staubgefässe doppelt so viele als Kronabschnitte, die Antheren durch ein spitzes Anhängsel jeder Hälfte 2hörnig, an der Spitze mit einem Loche oder doch mit einer nicht bis zum Grunde reichenden Spalte auf- springend. Fruchtknoten oberständig, seine Fächer so viele als Kronen- theile, und vor denselben, meist mit mehreren hängenden Samenknospen. Frucht eine fachspaltige Kapsel oder fleischig. 900 Arten, die meisten am Cap. I. Staubgefässe 8. A. Krone tief 4spaltig, solang oder kürzer als der Kelch. Kapsel den Scheidewänden gegenüber aufspringend, diese dem Mittelsäulchen angewachsen: Calluna. B. Krone 4zähnig, länger als der Kelch. Kapsel fachspaltig aufspringend, die ‘Scheidewände auf den Klappen: Erica. II. Staubgefässe 10. A, Kapsel 5fächerig, 5klappig: Andromeda. B. Kugelige Steinfrucht mit 5 Steinen: Arctostaphylos. Officinell die Blätter vom Arctostaphylos offcinalis W. et Gr. (A. uva ursi Spr.), Bärentraube (Folia Uvae ursi — Arbutin, Ericolin, Urson, Erieinon). Calluna vulgaris Sa- lisb., Haidekraut, Besenhaide; Charakterpflanze der Haiden, die Blüthen für Bienenzucht wichtig. Erica Tetralix L., Glockenhaide und Andromeda polifolia L. sind Charakter- pflanzen der Moore, auf denen übrigens auch Calluna vorkommt. Zahlreiche Arten von Erica als Zierpflanzen. — Von Ericaceen treten Arten der Gattung Leucotho& bereits in der Kreide auf; die meisten sind jedoch tertiär, einzelne quartär (47 Arten in 7 Gattungen). 640. (Fam. 151.) Vaccinieae. Fruchtknoten unterständig. Frucht Vaccinieae Rhodoraceae. Hypopityaceae. Piperaceae. 3öl eine Beere. Sonst wie vorige Familie. Hauptsächlich im nördlichen Europa und Amerika, besonders auf Moorboden, Haiden und in Wäldern. Vaccinium: B 4- oder 5zählig, mit 8 oder 10 Staubgefässen. V. Myrtillus L., Heidelbeere und V, Vitis idaea L., Preisselbeere, durch essbare Früchte bekannt. Von V. Oxycoccus L. (Oxycoccus palustris Pers.), Moosbeere, werden die Früchte in Russland und Schottland roh und eingemacht gegessen. — 26 Arten von Vaccinium finden sich in tertiären und quartären Schichten. 641. (Fam. 152.) Rhodoraceae. C tief 5theilig oder aus 5 getrenn- ten Blättern bestehend, oft etwas unregelmässig, der unpaare Abschnitt hinten. A meist 10, die Staubbeutel ohne Anhängsel. Kapsel an den Scheidewänden aufspringend. Sonst wiedie Ericaceen. 150 Arten der ge- mässigten und kalten Zonen. Ledum: K klein, 5zähnig. C in 5 ziemlich gleiche Blätter getrennt. Rhododendron:K ötheilig. C 5spaltig. Die Arten der Gattung Rhododendron, Alpenrosen, sind Alpenbewohner. Zahlreiche indische und pontische Arten dieser Gattung, sowie von Azalea, sind beliebte Zier- sträucher., 13 tertiäre Arten sind bekannt. 642, (Fam. 1535.) Hypopityaceae. Kräuter oder Halbsträucher, als Humusbewohner lebend. Blätter spiralig. K4—Öblätterig., C4-—5blät- terig oder die Blätter nuram Grunde etwas zusammenhängend. Staubbeutel ohne Anhängsel Kapsel durch Mitteltheilung der Fächer aufspringend. Same klein, feilspanartig, mit sehr kleinem Keimling ohne Keimblätter. Sonst wie die Ericaceen. 25 Arten der nördlichen gemässigten Zone. I. Piroleae. Grüne, belaubte Pflanzen. C in der Knospe dachziegelig. Staubbeutelhälften am Grunde mit einem Loche aufspringend. — Pirola. (1 Art im Tertiär.) II. Monotropeae. Chlorophylllos, mit schuppigen Niederblättern. Kronenabschnitte in der Knospe kaum deckend. Staubbeutelhälften mit huf- eisenförmiger Spalte aufspringend. — Monotropa, Fichtenspargel. (1 Art im Tertiär.) II. Abtheilung. Choripetalae. (Eleutheropetalae, incl. Apetalae.) I. Reihe. Juliflorae. B sehr klein, unscheinbar, in dichten Aehren, Köpfen oder Rispen, meist diklinisch. P 0 oder einfach, kelchartig. 97. Ordnung. Piperinae. B klein, in Aehren oder Kolben. P 0. Samenknospen orthotrop, ein- zeln grundständig oder hängend, selten mehrere wandständig. Embryo klein, gerade, von Endosperm und Perisperm umgeben. 643. (Fam. 154.) Piperaceae. Kräuter oder Sträucher mit knotig gegliederten, oft klimmenden Stengeln. Blätter spiralig oder gegenständig, seltener quirlig, einfach, netzaderig, mit am Grunde scheidigen Blattstie- len, ohne Nebenblätter. B in Kolben oder Aehren, in den Achseln schild- förmiger Deckblätter, nur aus 1 Fruchtknoten und 2 seitlichen (manchmal noch einem dritten hinteren) Staubblättern bestehend. Fruchtknoten 1fäche- rig, mit 1 aufrechten Samenknospe, nach dem Verblühen am Grunde oft in 332 Piperaceae. Saurureae. Chloranth. Urticaceae. Moraceae. einen Stiel verlängert (Cubeba), mit 2—6lappiger oder pinselförmiger Narbe. Frucht eine Beere. 1000 tropische Arten. Piper nigrum L., tropisches Asien und Sundainseln, liefert den schwarzen Pfeffer (die unreif getrockneten Beeren) und weissen Pfeffer (die reifen Samen). Chavica offieinarum Miq. (Piper longum L.), Ostindien, liefert den „langen Pfeffer“ (der ganze Fruchtstand). C, Betle Miq. (Piper Betle L.), Betelpfeffer, die Blätter in Indien mit den Früchten von Areca Catechu (8556) als aufregendes Mittel gekaut. Cubeba officinalis Miq. (Piper Cubeba L.), Kubeben, Java, die Früchte offieinell (Cubebae — ätherisches Oel, Cubebensäure, Cubebin, fettes Oel etc.). 644. (Fam. 155.) Saurureae. Krautartige Sumpf- und Wasserpflan- zen mit kriechenden Wurzelstöcken und spiralig stehenden, einfachen Blättern mit an der Basis scheidigem Blattstiele. B in Aehren oder Kol- ben, welche am Grunde von einfacher Scheide oder von gefärbten Hüll- blättern umgeben sind. PO. A 3—%. Fruchtknoten 3—5fächerig, die Fächer nur am Grunde oder der ganzen Länge nach verbunden, jedes Fach mit 2—8 Samenknospen. Nur wenige Arten im tropischen Asien, Nordame- rika und am Cap. Saururus, Aponogeton. 645. (Fam. 156.) Chloranthaceae. Meist strauchartige Pflanzen mit knotig gegliederten Zweigen und einfachen, gegenständigen Blättern mit scheidenartigen Blattstielen und Nebenblättern. B wie bei den Pipera- ceen, aber der Fruchtknoten mit 1 hängenden Samenknospe. Einsamige Steinfrucht. 36 tropische Arten (Asien, Amerika). Chloranthus. 58. Ordnung. Urtieinae. B klein, $ oder diclinisch. P vorhanden, selten rudimentär, meist. 4—5zählig. Staubgefässe so viele als Perigonabschnitte und (mit Ausnahme der Plataneen) vor letzteren. Fruchtknoten oberständig, meist lfächerig, mit 1 Samenknospe. Samen meist mit Endosperm. 646. (Fam. 157.) Urticaceae. Kräuter, seltener Sträucher oder Bäume, ohne Milchsaft, häufig mit Brennhaaren, mit spiraligen oder gegen- ständigen Blättern und bleibenden oder leicht abfallenden Nebenblättern. Blüthenstand rispig oder knäuelartig gedrängt, achselständig. B einge- schlechtig, selten vielehig. P der & und % B 4-Ötheilig, das der aus 2 ungleich grossen Blattpaaren gebildet, seltener röhrig oder ganz fehlend. A 4-5, in der Knospe einwärts gebogen, sich später (oft elastisch) streckend. Fruchtknoten lfächerig, mit 1 centralen, aufrechten, orthotropen Samen- knospe, 1 Griffel und 1 kopf- oder pinselartigen Narbe. Frucht nussartig. Keimling gerade, in der Axe des fleischigen Eiweisses. 520 Arten in Tro- pen und gemässigten Klimaten. Urtica: Mit Brennhaaren, P der 5 B 4theilig oder -blätterig. Parietaria: Ohne Brennhaare. P der 5 B krugförmig, mit 4zähnigem Saume. Urtica cannabina L. wird in Sibirien als Gespinnstpflanze cultivirt. Auch von U. dioica und U. urens L. werden die Bastfasern zu Nesseltuch verwebt. U. Puya Roxb., Ostindien, ist werthvolle Gespinnstpflanze, ebenso U. heterophylla Wall. in Nepal; Boehmeria san- guinea, „Rami6“ (Java), B. nivea Hk. et Arn. (China, Japan), B. utilis Bl. (Sumatra) liefern mit a. A. Gespinnstfasern. — Urtica mit 1 Art im Tertiär. 647. (Fam. 158) Moraceae. Bäume und Sträucher, meist mit Milch- saft, spiralig stehenden, ungetheilten oder gelappten Blättern und bleibenden oder abfallenden Nebenblättern. B 1- oder 2häusig, in kopfförmigen (oder kurz- kätzchenförmigen) Gruppen (Morus) oder auf einer flach-scheibenför- migen (Dorstenia) oder in einer krugförmig ausgehöhlten (Ficus — $ 136) Ausbreitung der Axe, Fruchtknoten meist Ifächerig (zuweilen noch mit 1 Moraceae. Artocarpeae. Cannabineae Ulmaceae. 339 unfruchtbaren Fache), mit 1 anatropen. wandständigen Samenknospe und 2 Narben. Keimling gekrümmt, innerhalb des fleischigen Eiweisses. 1000 (?) Arten der wärmeren Zonen. Morus alba L., weisser Maulbeerbaum (China, Persien), der Seidenzucht wegen wichtiger Culturbaum, da die Blätter unentbehrliche Nahrung für die Seidenraupe sind. Die fruchtrei- fen Blüthen der Kätzchen verwachsen zu den sogenannten Maulbeeren. M.nigra L., schwar- zerM. (Kleinasien), der Scheinfrüchte wegen cultivirt. Broussonetia papyrifera Vent., Pa- piermaulbeerbaum, Japan; die Bastfasern in Japan zur Papierbereitung dienend. Ficus Carica L., Feige (Orient), der Früchte wegen cultivirt; dieselben a:ch officinell (Carieae — Frucht- zucker, Gummi), F. elastica Roxb., Gummibaum (Ostindien), liefert Kautschuk und wird oft als Zimmerpflanze gezogen. F. religiosa'L. (Ostindien) liefert Schellack. Maclura auran- tiaca Nutt. (Nordamerika), Holz zum Gelbfärben verwendet. 105 Arten, davon 99 zu Ficus gehörig, treten von der Kreide an fossil auf. 648. (Fam. 159.) Artocarpeae. Holzgewächse mit Milchsaft; die Samenknospe sehr verschieden, der Same ohne Eiweiss; sonst wie vorige Familie. 200 tropische Arten. Artocarpus ineisa L. und A. integrifolia L., Brodfruchtbaum (Südseeinseln, Ostindien), in den gesammgen Tropen der 2—3 Pfund schweren, kopfgrossen, stärkemehlhaltigen Schein- früchte (wie Maulbeere) wegen als wichtiges Nahrungsmittel cultivirt; der Bast zu Geweben verarbeitet. Antiaris toxiearia Lechen., Upas (Java), liefert in seinem Milchsafte ein sehr gefürchtetes Pfeilgift, Galactodendron utile Kth., Kuhbaum (Südamerika), dagegen ein süsses, wohlschmeckendes Getränk. — 13 Arten (4 Gattungen) im Tertiär, 649 (Fam. 160) Cannabineae. Krautartige Gewächse ohne Milch- saft, mit gegenständigen oder abwärts spiraligen, gefingerten oder gelapp- ten, selten ungetheilten Blättern und freien oder verwachsenen, bleibenden Nebenblättern. B diöcisch, in rispigen oder geknäuelten Blüthenständen. P. der & B ötheilig, mit 5 in der Knospe geraden Staubgefässen. P der OB röhrig, ungetbeilt, den Fruchtknoten dicht umschliessend, Letzterer lfächerig, mit 1 hängenden, campylotropen Samenknospe und 2 Narben. Nuss. Samen ohne Endosperm, mit gebogenem oder spiralig gewundenem Keimling. 4 asiatische Arteu, davon 2 in Europa cultivirt und verwildert. Cannabis: Keimling gebogen. C. sativa: einjährig, mit aufrechten Stengeln, 5—7zählig- gefingerten Blättern, knäuelartig gedrängten Q B. Humulus: Keimling spiralig. H. Lupulus: ausdauernd, mit rechts windenden Stengeln 3—5lappigen Blättern und zapfenartigen © Blüthenständen. Cannabis sativa L., Hanf, in Ostindien heimisch, wird als wichtige Gespinnstpflanze eultivirt. Die Früchte geben fettes Oel und sind auch officinell (Fructus Cannabis); das Kraut der © Pflanze im Oriente als Genussmittel (Haschisch) verwendet, bei uns officinell (Herba Cannabis indicae — Cannabin, ätherisches Oel). }Humulus Lupulus L., Hopfen, die zapfenartigen Fruchtstände (Strobili Lupuli) enthalten in kleinen gelben Drüsenhaaren das officinelle Lupulin; da dieselben bei der Bierbereitung Verwendung finden, so wird der Hopfen auch im Grossen gebaut (Böhmen, Bayern ete.)— Eine Art der Gattung Humulus im Tertiär. 650. (Fam. 161.) Ulmaceae. Bäume oder Sträucher ohne Milch- saft, mit abwechselnden, 2zeiligen, einfachen, meist ungleichseitigen Blät- tern und abfallenden Nebenblättern. B meist 9. P 4--6theilig oder -spal- tig, seltener 3- oder 8—-9zählig. A, 4-12, so viele oder doppelt so viele als Perigontheile. Fruchtknoten 1—2fächerig, jedes Fach mit 1 hän- genden Samenknospe. 2 Narben. 140 Arten der nördlichen temperirten und warmen Zone. I. Ulmoideae. Fruchtknoten 1—2fächerig; Samenknospe gestielt. Frucht eine stets lsamige Flügelfrucht oder Nuss. Keimling gerade. Same ohne Eiweiss. Ulmus. — 33 Arten im Tertiär, davon 28 zu Ulmus,. 334 Ulmaceae. Plataneae. Betulaceae. Corylaceae., II. Celtidoideae. Fruchtknoten 1fächerig; Samenknospe sitzend. Frucht eine Steinfrucht; Keimling gekrümmt, im spärlichen Endosperm. Celtis. — 7 Arten im Tertiär. Ulmus campestris L. und U. effusa Willd., Rüstern, liefern werthvolles Werkholz, daher wichtig als Waldbäume, 651 ? (Fam. 162.) Plataneae Bäume ohne Milchsaft, mit grossen, gelappten Blättern und die Blattknospen einschliessenden, tutenförmig ver- wachsenen Nebenblättern. B lhäusig, die & wie ® in hängenden, kugel- förmigen Köpfen. P rudimentär, aus keulenförmigen Schuppen bestehend, zwischen denen in den & Köpfen & Staubgefässe mit sehr kurzen Fila- menten, in den @ © Ifächerige Fruchtknoten mit 2 hängenden orthotropen Samenknospen und 1 Griffel stehen. Die Früchte sind Nüsschen mit endosperm- haltigem Samen. 5 westasiatische und nordamerikanische Arten der Gattung: Platanus occidentalis L. (Nordamerika) und P. orientalis L. (Orient), Platane, bei uns. als Zierbäume cultivirt. — 7 Arten in der Kreide und im Tertiär. 59. Ordnung. Amentaceae. B klein, unscheinbar, in Kätzchen stehend, eingeschlechtlich. Frucht- knoten unterständig, meist 2— 3fächerig, jedes Fach mit 1 hängenden ana-, tropen Samenknospe. Same ohne Endosperm. 652. (Fam. 163.) Betulaceae. Holzgewächse mit spiralig stehen- den, oft zweizeiligen Blättern und abfallenden Nebenblättern. B lhäusig in ährenförmigen, seitlichen und terminalen Kätzchen, zu 3 oder (beim Fehlschlagen der Mittelblüthe) zu 2 an kurzen Seitenzweigen, die aus der Achsel spiralig stehender Schuppen entspringen. P der £ B aus meist 4, oft verwachsenen Blättern gebildet, manchmal rudimentär oder fehlend,, mit freien, bodenständigen Staubgefässen, die bei gleicher Zahl vor den Perigontheilen stehen. Staubbeutel mit mehr oder weniger getrennten Hälften. P der ? B oberständig. Fruchtknoten 2fächerig, jedes Fach mit 1 hängenden Samenknospe. Frucht eine durch Fehlschlagen des einen Faches einfächerige Nuss, ohne Cupula. Bewohner der nördlichen gemässig- ten und kalten Zone. Betula: 5 B. Mittelblüthe mit Seitenblüthen der Trugdöldchen ohne entwickelte Vor- blätter. P 4blätterig, das vordere Blatt viel grösser, die hintern oft verkümmernd. A 2,. zuweilen 3 in jeder B, bis zum Grunde 2theilig. © B. Trugdöldchen 3-, seltener durch Verkümmerung der Mittelblüthe 2blüthig, die 2 Vor-- blätter derselben mit dem Tragblatte zu einer 3lappigen oder 3spaltigen Schuppe verwachsend, welche mit der Frucht abfällt. Frucht eine häutig-2flügelige Nuss. Alnus: 5 B. Mittelblüthe mit 2 Vorblättern; von den Vorblättern der Seitenblüthen- nur die vordern entwickelt. Die Vorblätter grösstentheils mit dem Tragblatte verwachsen. P 4spaltig, die vorderen Abschnitte etwas grösser. A 4, die Antheren 2theilig. © B: Trug- döldchen stets 2blüthig. Vorblätter mit dem Tragblatte zu einer verholzenden (auch nach. dem Abfallen der nicht oder undurchscheinend geflügelten Nuss) stehen bleibenden Schuppe verwachsen. Die Arten beider Gattungen sind wichtige Forstgewächse, die gutes Nutzholz liefern. Rinde von Betulaalba in Russland zur Destillation des Birkentheeres für die Bereitung des Juchten- leders verwendet. — 76 Arten im Tertiär und Quartär (Betula 41, Alnus 31). 653. (Fam. 164.) Corylaceae (Carpineae,. & B ohne P, aus 4-12. ihrer Deckschuppe angewachsenen, häufig gespaltenen Staubgefässen be- stehend. 2 B mit oberständigem P, ihre Vorblätter mit der Deckschuppe- zu einer sich nach der Blüthe vergrössernden, gelappten oder zerschlitzten Hülle, der Cupula, verwachsend. Sonst wie vorige Familie. Corylaceae. Cupuliferae Hamamelideae 339 Corylus: 5 B mit völlig gespaltenen Staubgefässen (8 Hälften. Q@ Blüthenstand laubknospenartig: unter mehreren der dicht anliegenden Schuppen einer Knospe findet. sich je ein Zweiglein mit 2 Vorblättern, welches 2 Blüthen mit je 2 weiteren Vor- blättern trägt. Carpinus: 5 B mit 6-12 Staubgefässen mit getrennten Antherenhälften. Q B in "einem sehr lockeren Kätzchen. Perigonsaum die Nuss krönend, deutlich 6zähnig. Corylus Avellana L., Haselnuss, C. tubulosa L., Lambertsnuss; beide der Früchte wegen geschätzt. Carpinus Betulus L., Weiss- oder Hainbuche, Hornbaum; des festen und dichten Holzes wegen werthvoller Waldbaum. 44 Arten im Tertiär. 654. (Fam. 165.) Cupuliferae (Fagaceae). Bäume mit spiralig stehenden Blättern mit hinfälligen Nebenblättern. B in verschiedenartigen Inflorescenzen, die & in verlängerten oder kugelförmigen Kätzchen, ihr P 5—10spaltig oder-theilig, mit 5—20 bodenständigen oder dem Grunde des. P eingefügten, ungespaltenen Staubgefässen. @ B einzeln oder bis zu 5 in einer aus zahlreichen, verwachsenen Hochblättern gebildeten Hülle, der Cupula, welche sich nach der Blüthezeit vergrössert und die Frucht später entweder nur an der Basis (Quercus), oder vollständig (Castanea, Fagus) umgiebt und in letzterem Falle kapselartig sich spaltet. Fruchtknoten 3—6fächerig, jedes Fach mit 2 Samenknospen. 3—6 fadenförmige oder eine 3lappige Narbe. Frucht eine lsamige, selten 2samige Nuss, oft mit. Rudimenten der fehlschlagenden Samen. 300 Arten der gemässigten (besonders nördlichen gemässigten) und warmen Zone, I. 5 Blüthenstand fast kugelig. P 5-6spaltig. A 8-12. P der @Q Bam Saume zer- schlitzt. 3 Narben. Frucht 3kantig, Isamig. Cupula geschlossen, 4spaltig, mit. 2—5 Früchten, auf der Oberfläche stachelig: Fagus. II. & Blüthenstand verlängert, ährenförmig. | A. 5 Kätzchen dichtblüthig. P 5-6theilig. A 10—15. P der @ B 6spaltig; Narben meist 6. Cupula geschlossen, 4spaltig, mit 2—5 Früchten. Frucht rundlich, 1—2- samig: Castanea. B. 5 Kätzchen unterbrochen-blüthig; P 6—-Stheilig; A 6—10. Weibliche Hülle nur iblüthig, napfförmig, ihre Blättchen schuppenartig. Narbe 3lappig. Frucht ei- förmig, Isamig: Quercus, Die meisten Arten sind des Holzes wegen wichtige Forstbäume, viele nordamerikanische- Eichen bei uns Zierbäume, Quercus pedunculata Ehrh., Stieleiche und Q. sessiliflora Sm.,. Traubeneiche; beide sind wichtige Waldbäume, deren Holz werthvolles, dauerhaftes Nutz- holz; die Rinde zur Bereitung der Gerberlohe und auch offieinell (Cortex Quercus — Gerb- stoff, Querein); die Früchte officinell (Semen Quercus— Gerbstoff, Stärke, fettes Oel, Zucker). Q. infectoria Oliv. (Orient) liefert die echten levantischen Galläpfel (Gallae asiaticae — Gal- lusgerbsäure, Gallussäure etc.), welche durch den Stich von Cynips Gallae tinetoriae Oliv.an den Zweigen erzeugt werden. Q, Suber L., Korkeiche (Spanien, Nordafrika), liefert Kork, Q. tinctoria Willd. (Nordamerika) das an gelbem Farbstoff reiche Quercitronholz. Fagus sylvatica L., Rothbuche, wichtiger Waldbaum mit vorzüglichem Holze und zur Oelbereitung- dienenden Früchten (Bucheckern). Castanea vulgaris Lam. (C. vesca Gärtn.), essbare: Kastanie (Südeuropa), mit essbaren Samen (Maronen). 196 Arten von der Kreide bis zum Quartär, davon 177 Arten der Gattung Quercus. 655. ? (Fam. 166.) Hamamelideae. Holzgewächse mit einfachen Blättern und abfallenden Nebenblättern. B 3 oder eingeschlechtig, mit 4—5zähligem K und C, doch letztere oft fehlend. Staubgefässe doppelt so ‚viele als Kelchtheile, oder &, Fruchtknoten 2fächerig, jedes Fach mit 1 hängenden Samenknospe. Kapselfrucht. Same mit Endosperm. 25 Arten in gemässigten und warmen Klimaten. Hamamelis virginica L. (Nordamerika), mit essbaren Samen, bei uns manchmal in Gärten cultivirt, 336 Myricaceae Juglandeae. Casuarineae, II. Reihe. Terebinthinae. Meist aromatische Gewächse mit oft gefiederten Blättern, meist ohne Nebenblätter. B meist X, © oder eingeschlechtlich. 2 Staubblattkreise, seltener mehr, der vor der C stehende oft fehlschlagend. Fruchtknoten ober- oder unterständig, mit l oder mehr getrennten Fruchtblättern oder diese zu einer meist mehrfächerigen Frucht verwachsen. Fächer mit I—mehren Sa- menknospen. 60. Ordnung. Juglandinae. B nackt oder mit einfachem P. 656. (Fam. 167.) Myricaceae. Sträucher mit spiralig stehenden, einfachen, mit Harzdrüsen besetzten Blättern, ohne oder mit hinfälligen Nebenblättern. B ein- oder 2häusig, in Aehren in den Achseln schuppen- artiger Tragblätter. P 0 oder rudimentär. & B öfter mit 2 Vorblättern, mit 2—6, seltener mehr Staubgefässen. @ Bmit 2-6 Vorblättern (P ?), die nur am Grunde etwas mit dem lfächerigen, aus 2 Carpellen bestehenden Fruchtknoten verwachsen sind. Eine aufrechte, sitzende, orthotrope Samen- knospe. 2 Narben. Nuss. Same ohne Endosperm. 40 Arten der gemässig- ten Zonen. Myrica Gale L., Gagel, ein in Norddeutschland in sumpfigen Wäldern und auf Mooren häufiger Strach. M. cerifera L. (Nordamerika) scheidet auf den Früchten nutzbares Wachs ab. — 89 Arten im Tertiär und Quartär. 657. (Fam.168) Juglandaceae. Bäume mit gefiederten, nebenblatt- losen Blättern. B einhäusig, mit den Blättern sich entwickelnd, die & in verlängerten, seitenständigen Kätzchen, die $ in endständigen Aehren oder knäuelartig, beide in den Achseln schuppenartiger .Tragblätter und mit diesen verwachsen. P der & B meist 4theilig, durch Verbindung mit den 2 Vorblättern scheinbar 6theilig — oder auch0. A4+—@%. PderQB oberständig, 4lappig, oder mit diesem noch eine aus dem Tragblatte und 2 Vorblättern entstandene Hülle verwachsen, oder 0. G @), bis über die halbe Höhe 2fächerig, mit unvollständigen Scheidewänden, 2 Narben und l aufrechten, orthotropen Samenknospe. Frucht eine von einer meist grü- nen, fleischigen, aus dem P und der Hülle gebildeten Schale umgebene, beim Keimen durch Mitteltheilung der Fruchtblätter 2klappige Nuss. Same ohne Endosperm. Keimblätter 4theilig, vielfach gefaltet. 33 Arten der nördlichen gemässigten Zone, besonders in Amerika. Juglans regia L., Wallnuss, aus Asien stammend, liefert schätzbares Möbelholz und essbare, ölreiche Früchte, deren Rinde (Cortex Nucum Juglandis — Gerbstoff, Nucin) officinell ist, während die jungen Früchte eingemacht werden. Officinell sind ferner die Blätter (Folia Juglandis). J. nigra L. und J. cinerea L., beide aus Nordamerika, oft als Zierbäume; ebenso Carya-Arten (C. alba, porcina etc. liefern das „Hickory-Holz“) aus Nordamerika und Pterocarya caucasica C. A. Mey. aus dem Kaukasus. 92 Arten (davon 47 von Juglans und 23 von Carya) kommen im Tertiär vor. 658. ? (Fam. 169.) Casuarineae Bäume oder Sträucher mit hängen- den, fadenförmigen, wirtelig gestellten, gegliederten Zweigen und mit schei- denförmigen Blättern, durch den ganzen Habitus an die Schachtelhalme er- innernd. B monöeisch oder diöeisch, die & in Kätzchen, mit 2-4blätterigem P und A 1; die 2 in Köpfchen, ohne P, mit G (2), mit 1 hängenden ana- tropen Samenknospe. Frucht eine von den verholzenden Deckblättern ein- geschlossene Nuss, der ganze Fruchtstand einem kleinen Tannenzapfen ähnlich. Same eiweisslos, mit geradem Keimling. 30 meist australische Arten. Balsamifluae, Terebinthaceae. Rutaceae. 337 Mehrere Arten liefern ein hartes Nutzholz. 659. ? (Fam. 170.) Balsamifluae. Bäume oder Sträucher mit ab- wechselnden, meist gelappten Blättern und hinfälligen Nebenblättern. B monöcisch, in meist kugeligen Kätzchen. PO. A &, mit Schuppen un- termischt. G (2), @ , 2fächerig, mit © an der Scheidewand sitzenden Sa- menknospen und 2 Griffeln. Kapseln 2klappig, zu einem kugeligen Zapfen verbunden. Same mit geradem, vom spärlichen Endosperm eingeschlosse- nen Keimling. 6 Arten der gemässigten und warmen Zonen; nur die Gattung Liquidambar, L. styraciflua L. (Nordamerika) lieferte die früher officinelle Ambra liquida, L. orientale L. (Orient) giebt aus der frischen Rinde Styrax liquidus (Styrol, Meta- styrol, Styracin, Zimmtsäure), 8 61. Ordnung. Rutinae. B meist mit K und C, selten letztere fehlend. 660. (Fam. 171.) Terebinthaceae Holzgewächse mit abwech- selnden, nebenblattlosen Blättern. B in end- oder achselständigen Rispen, klein, oft durch Fehlschlagen 1- oder 2häusig, meist 5zählig. K 3—5zäh- nig, die Blumenblätter mit seinen Abschnitten wechselnd, in der Knospe dachziegelig oder klappig. A 5, 10 oder ©. G (4-5). Griffel meist un- getheilt oder fehlend. 600 meist tropische Arten. I. Anacardieae, Fruchtknoten meist lfächerig, mit 1 Samenknospe, oder mehrfächerig, dann aber die anderen Fächer unfruchtbar. Pistacia Lentiscus L. (Südeuropa) liefert Mastix (Resina Mastix — Mastixsäure, Ma- sticin), P. vera L. (Südeuropa) die als Gewürz benutzten Pistazien; P. Terebinthus L. (Süd- europa) früher officinell (Trerebinthina cypria. Rhus Toxicodendron Michx., Giftsumach (Nordamerika), besitzt officinelle Blätter (Folia Toxicodendri — Toxicodendronsäure). R, Cotinus L., Perückenbaum (Südeuropa), oft als Zierstrauch eultivirt; ebenso R, typhina L., Essigbaum (Nordamerika); R. semialata Murr. (China) liefert die sehr gerbstoffreichen chi- nesischen Gallen. Anacardium occidentale L. (Westindien) und A, orientale L. (Ostin- dien) lieferten in den Früchten die früher officinellen „Elephantenläuse“ (Anacardia). Man- gifera indica L. (Ostindien), der wohlschmeckenden Früchte (Mango) wegen in allen Tro- penländern gebaut.- 78 Arten im Tertiär, darunter 57 Arten der Gattung Rhus. Il. Burseraceae. Fruchtknoten aus 2—5 verwachsenen Carpellen bestehend, mit mehreren Samenknospen in jedem Fache. Boswellia serrata Stackh. (Arabien, Ostafrika) liefert Weihrauch (Olibanum, ein Gummiharz mit ätherischem Oel), Balsamodendron Myrrha Nees und B. gileadense u. a. A. (Arabien) Myrrhen (Gummiharz), Icica lIcicariba DC. (Südamerika) Elemi (Harz). Das Takamahaka-Harz von Elaphrinum tomentosum Jacq. (Südamerika) nicht mehr ge- bräuchlich, Eine Art im Tertiär. 661. (Fam. 172.) Rutaceae. Kräuter oder Holzgewächse mit abwechselnden, einfachen oder getheilten Blättern, meist ohne Nebenblätter. B in Rispen oder Trugdolden, 3 oder durch Fehlschlagen eingeschlechtlich, ihr Typus K 5, C 5, A 5 oder 10, selten mehr, G (2-5). ‘ Blumenblätter in der Knospe dachziegelig, selten klappig. Staubfäden zuweilen verwachsen. ' Fruchtblätter getrennt, oder zu einem mehrfächerigen Fruchtknoten mit eben so vielen getrennten oder verwachsenen Griffeln verbunden. Samen- _ knospen in jedem Fache 2 oder mehr, anatrop. Kapselfrucht. Samen mit oder ohne Endosperm. Alle Theile meist reich an Oeldrüsen. 700 Arten in den Tropen und gemässigten Zonen. | Luerssen, Botanik. 22 338, Rutaceae. Euphorbiaceae. I. Ruteae. Blätter spiralig stehend. Blumenblätter und Staubge- fässe am Grunde des Fruchtknotenstieles eingefügt. Fruchtknoten auf einer Drüsenscheibe, tief 2-Hlappig, Fächer mit 1— & Samenknospen.’ Griffel verwachsen. Frucht durch Miitteltheilung oder die. Lappen einwärts aufspringend. Wand der Fächer sich nicht in 2 Schichten trennend. Same mit Endosperm. Ruta graveolens L., Raute (Südeuropa), die Blätter offieinell (Folia Rutae — ätheri- sches Oel, Rutin). Il. Diosmeae. Blätter gegenständig oder spiralig. Blumenblätter, und Staubgefässe meist unter einer unterweibigen Scheibe eingefügt, letz- tere zuweilen verwachsen. Früchtchen getrennt oder unten verwachsen, mit 2 Samenknospen, auf der Innenseite aufspringend, wobei sich die> äussere Schicht der Fruchtschale elastisch von der inneren Schicht ablöst. Endosperm vorhanden oder fehlend. Dietamnus Fraxinella Pers,, Diptam, in Deutschland. Galipea officinalis Hanc; (Columbien) liefert die Angostura-Rinde. Von Barosma crenata Kze., B. crenulata Hook. u. a. A. stammen die breiten, von B. serratifolia Willd., Empleurum serrulatum Ait.u.a. A. die langen Buccoblätter (Folia Bucco — ätherisches Oel, Diosmin ? ete.); alle am Cap heimisch. Ill. Xanthoxyleae. Bäume oder Sträucher mit gegenständigen oder spiraligen, gefiederten Blättern. B meist eingeschlechtlich oder vielehig.' Blumenblätter und Staubgefässe am Grunde des Fruchtknotens eingefügt.’ Fruchtblätter getrennt oder verwachsen, mit 2, selten 4 Samenknospen.) Frucht meist beerenartig, seltener Flügelfrucht oder in die einwärts auf- springenden Früchtchen zerfallend.. Same mit Eiweiss. Ptelea trifoliata L. (Nordamerika) mit Flügelfrucht und Ailanthus glandulosa Desf., Götterbaum (China), mit Flügelfrucht, bei uns in Gärten als "Ziergewächse cultivirt. — 25’ u.’ ) Arten im Tertiär. IV. Simarubeae, An Bitterstoffen reiche Bäume oder Sträucher | / mit meist eingeschlechtlichen, 3—5zähligen Blüthen, meist 10 einem mehr, oder weniger entwickelten Stempelträger eingefügten Staubgefässen und. 3—5 mit einander quirlig verbundenen Steinfrüchten mit eiweisslosen> Samen. Quassia amara L. (tropisches Amerika) liefert officinelles Holz und Rinde (Lignum ' et Cortex Quassiae-Quassiin enthaltend). Von Simaruba-Arten des tropischen Amerika war die Rinde früher ebenfalls officinell, Die kleinen Familien der Ochnaceae (170 tropische, besonders ame- rikanische Arten) und Connaraceae (140 tropische Arten) schliessen sich | vielleicht hier an. | i 1Il. Reihe. Trieoccae. | 662. B eingeschlechtlich, mit einfacher oder doppelter Blüthenhülle oder diese ganz fehlend. Fruchtknoten meist Öfächerig, in jedem Fache 1. oder 2 meist hängende, anatrope Samenknospen, die an der Spitze ein flei-. schiges Anhängsel haben. Griffel und Narben getrennt oder verwachsen.: Frucht meist 3knöpfig, die Fächer häufig zur Reifezeit sich von einer blei-, benden Mittelsäule elastisch ablösend.. Same mit reichem Endosperm.; Keimling meist gerade. | f 62. Ordnung. Tricoccae. 663. (Fam. 173.) Euphorbiaceae. Vielgestaltige, fast stets mit‘ Euphorbiaceae. Buxaceae. 339 scharfem Milchsaft versehene Pflanzen mit gegenständigen oder spiraligen Blättern ohne oder mit hinfälligen Nebenblättern. B meist eingeschlecht- lich, in sehr verschiedenartigen Blüthenständen; die Blüthenhüllen zuweilen auf Schuppen reducirt oder ganz fehlend, gewöhnlich einfach, grünlich, un- scheinbar, 4—6zählig, seltener vielblätterig. A 1-&, oft verzweigt. G meist (3), Sfächerig, die Fächer l—2eiig, die Samenknospen. hängend, die Fächer zur Reifezeit sich von einer bleibenden Mittelsäule ablösend. 3500 Arten in Tropen und gemässigten Klimaten. I. Stenolobeae. Cotyledonen schmal, halbeylindrisch., Nur austra- lische Gattungen. II. Platylobeae. Cotyledonen breit und flach. A. Fruchtknotenfächer mit 2 Samenknospen: Phyllantheae und Bridelieae. B. Fruchtknotenfächer mit 1 Samenknospe: Crotoneae, Acaly- pheae (Mercurialis, Rieinus,, Hippomaneae, Dalechampieae, Eu- phorbieae (Euphorbia). Euphorbia: Nach einer Auffassung sind die Blüthen dieser Gattung 8. Das P ist Iblätterig, glockig, am Rande mit 4—5 dicken, rundlichen oder halbmondförmigen Drüsen und zwischen diesen mit Zwischenzipfeln besetzt. Staubgefässe 4—12 oder mehr, am Grunde mit Schuppen. Fruchtknoten auf einem stielartigen Gynophorum, — Nach der anderen Auffassung ist die sogenannte Blüthe eine monöcische Inflorescenz (Cyathium). Die ein- blätterige Hülle schliesst viele 5, mit einem Vorblatte versehene B ohne Perigon und 1 © perigonlose Blüthe ein. — 3 Griffel mit je 2lappiger Narbe. Mercurialis: B 2häusig, selten 1häusig. 5 B mit 3—4theiligem P und A 9—12 oder mehr. Q© B mit 3—4theiligem P, 2—3 Staminodien und 1 Fruchtknoten mit 2 oder3 Griffeln, Frucht 2- oder 3köpfig. 664. Wichtigere Arten sind: Euphorbia officinarum L. (tropisches Afrika) und E. canariensis L. (canarische In- seln), catusartige Formen, liefern ein offieinelles Gummiharz (Euphorbium — Harz mit Eu- phorbon, Bassorin etc... Hippomane Mancinella L., Manschinellbaum (Westindien), mit apfelähnlichen, sehr giftigen Früchten. Stillingia sebifera Michx. (China, Nordamerika) liefert Wachs. Caelebogyne ilicifolia Sm. (Australien) wird oft in Glashäusern cultivirt und soll sich dort parthenogenetisch (?) fortpflanzen. Siphonia elastica Pers. (tropisches ' Südamerika) u. a. A. der Ga.tung liefern das meiste Kautschuk des Handels. Maniho utilissima Pohl (Jatropha Manihot L.), in Südamerika, besitzt in der starken, bis 30 Pfund schweren Wurzel sehr viel Stärke, welche als Cassavemehl ein wichtiges Nahrungsmittel ist und gereinigt auch als Tapiocca oder brasilianisches Arrow-root in den Handel kommt; die frische Wurzel enthält dabei ein schnell tödtendes Gift, das durch Rösten entfernt wird. Ricinus communis Erär: in Asien heimisch, aber in den Tropen cultivirt, liefert in den Samen das officinelle Rieinusöl. Rottlera tinctoria Roxb. (tropischos Asien, Neuholland) besitzt auf den Früchten rothe Drüsen (und Sternhaare), die als „Kamala“ (Glandulae Rottlerae — Harz, Rottlerin) officinell sind und ausserdem rothen Farbstoff lie- fern. Croton Tiglium L. (Tiglium officinale Kl.) aus Ostindien giebt aus den fettreichen Samen offieinelles Crotonöl (enthält Crotonolsäure ete.); von C. Eluteria Sw., C, Cascarilla - Benn., C. Sloanei Benn, u. a. A. Westindiens stammt die officinelle Cascarilla - Rinde (Cor- .tex Cascarillae — Cascarillin, ätherisches Oel, Harz etc), Crozophora tinetoria Juss, - (Südeuropa, Nordafrika) enthält einen blauen Farbstoff. Die Arten der Gattung Ph yllan- thus zeichnen sich durch die blattartigen Zweige aus, an deren Rändern die Blüthen stehen, während die Blätter zu Schuppen reducirt sind. — 12 Arten aus 6 Gattungen in ter- tiären Schichten. 665. (Fam. 174) Buxaceae. Sträucher ohne Milchsaft. Bin Aehren oder Trauben, monöcisch, die & seitlich, mit 4theiligem P und 4 den Peri- ‚gonlappen gegenüberstehenden Staubgefässen, die eine ? B gewöhnlich terminal, mit 4—12theiligem P und 2—ÖSfächerigem Fruchtknoten, mit 2 hän- genden Samenknospen in jedem Fache. Die Kapsel fachspaltig aufsprin- 227 340 Empetrac.Podostemac. Callitrichac. Hippurid.Ceratophyll. gend. Sonst wie die Euphorbiaceen. 31 Arten in den Tropen und ge- mässigten Zonen. Buxus sempervirens L., Buchsbaum, Südeuropa, mit werthvollem Holze, das besonders zur Herstellung von Holzschnitten Verwendung findet. Häufig als Zierstrauch, 666. (Fam. 175.) Empetraceae. Kleine immergrüne Sträucher mit nadelähnlichen Blättern und arm- (meist 1-)blüthigen Inflorescenzen in den Achseln der oberen Laubblätter. B 3zählig, diöcisch. Fruchtknoten aus 3, 6 oder 9 Fruchtblättern, mit eben so vielen Fächern, in jedem Fache mit 1 aufsteigenden Samenknospe. Steinfrucht. 4 in den gemässigten Zonen zerstreute Arten. Empetrum nigrum L., Rauschbeere, auf norddeutschen Mooren häufig. IV. Reihe. Aphanocyclicae. Spiralig gebaute, hemicyclische oder cyclische B mit meist freien oder nur im Gynaceum verwachsenen Blattgebilden, die der Blüthenhüllen meist deutlich in K und C gesondert. Zahlenverhältnisse sehr wechselnd, meist mehr Staubgefässe als Perigonblätter. Die Carpelle meist mehrere monocarpe Fruchtknoten bildend. 65. Ordnung. Hydrobryinae. Wasserpflanzen mit unvollständigen Be Von sehr zweifelhafter Ver- wandtschaft. 667. (Fam. 176.) Podostemaceae. Krautige, untergetaucht wachsende Wasserpflanzen, vom Ansehen der Najadeen oder mancher Algen, oft mit haarförmig zerschlitzten Blättern. B unscheinbar, 3 oder eingeschlechtlich. P 0 oder 3—-Ötheilig. A 1 oder mehr, frei oder verwachsen. Fruchtknoten 1—Sfächerig, meist mit centralen Samenträgern und & Samenknospen. Kapsel mit 00 eiweisslosen Samen. 100 tropische, meist südamerikanische Arten. 668. (Fam. 177.) Callitrichaceae. Untergetauchte oder auf dem Uferschlamm kriechende Kräuter mit gegenständigen, ungetheilten, neben- blattlosen Blättern. B achselständig, mit 2 gegenständigen, weissen, häu- tigen Vorblättern, 3 oder durch Fehlschlagen einhäusig. PO. ZB mit A 1; die 2 mit G (2), mit 2 Griffeln, durch falsche Wände 4fächerig, jedes Fach mit 1 anatropen, hängenden Samenknospe, bei der Frucht sich in 4 Nüsschen spaltend. 25 europäische und nordamerikanische Arten. — Cal- litriche. 669. (Fam. 178.) Hippurideae. Auftauchende Wasserpflanzen mit quirlig gestellten, einfachen Blättern. Bin den Achseln der Blätter, 9, mit undeutlichem, oberständigem P, 1 vorne stehenden Staubgefässe und 1 hinten stehenden 1fächerigen Fruchtknoten, aus 1 Carpellblatte, mit 1 Griffel, mit 1 hängenden, anatropen Samenknospe. Frucht nussartig,. Nur 2 Arten. — | Hippuris vulgaris L., Tannenwedel. 670. (Fam. 179.) Ceratophylleae. Untergetauchte Wasserpflanzen mit quirlig stehenden, wiederholt gegabelten, starren Blättern mit faden-. förmigen Zipfeln. B einhäusig, in den Blattachseln sitzend. & mit einem 12blätterigen, weisslichen P und A 12—24 mit fast sitzenden Staubbeuteln. 2 B mit 9—1%blätterigem, grünem P. G1, lfächerig, mit 1 Griffel und 1 N ymphaeaceae. Nelumbiae Cabombeae. Myristicaceae. 341 hängenden, orthotropen Samenknospe. Frucht eine Nuss, von dem blei- benden Griffel gekrönt, oft mit grundständigen Stacheln. Same mit äusserst spärlichem Eiweiss. 4 Arten der gemässigten Zone. — Ceratophyllum, Hornblatt. 64. Ordnung. Hydropeltidinae. B meist spiralig und (mit Ausnahme der Fruchtblätter) ohne scharfe Abgrenzung der einzelnen Blattformationen. Wasserpflanzen mit grossen, meist schwimmenden Blättern. 671. (Fam. 180.) Nymphaeaceae. Stamm kriechend, dick, mit zer- streuten Gefässbündeln. Blätter lang gestielt, schild- oder herzförmig, schwimmend, in der Knospe eingerollt, meist pergament- oder lederartig. B ansehnlich, aufgetaucht, lang gestielt, 9. K 4-5, in der Knospe dach- ziegelig, grün oder gefärbt. C ©, allmälig in die A 00 übergehend und wie diese und der K spiralig G (X), mit vielstrahliger Narbe und viel- fächertgem Fruchtknoten, in jedem Fache mit @ anatropen, wandständigen Samenknospen. Frucht eine Beere. Keimling kurz, gerade, innerhalb des Endosperms in einer Vertiefung des Perisperms liegend. 28 Arten in der warmen und gemässigten Zone. Nymphaea: K4. C 0%, ohne Honiggrübchen. Weiss blühend. Nuphar: K5. C 00, auf demRücken mit Honiggrübchen. Gelb blühend. Victoria regia Lindl., im Gebiete des Amazonas in Südamerika, oft in Glashäusern ceultivirt, durch bedeutende Dimensionen der B und schildförmigen Blätter ausgezeichnet. — 18 Arten im Tertiär. 672. (Fam. 181.) Nelumbiaceae. K4-5, C © indie A übergehend,. G_&%; die einzelnen monomeren, je 1—2 grundständige Samenknospen enthal- tenden Fruchtknoten sind in grubige Vertiefungen des fleischigen Blüthenbodens eingesenkt. Nuss mit endospermlosem Samen. 2 Arten, von denen Ne- lumbium luteum Willd. in Nordamerika, N. speciosum Willd. im tropischen Asien heimisch ist. Letztere gilt als die geheiligte Lotosblume der alten Aegypter und Inder. — 3 Arten im Tertiär. 673. (Fam. 182.) Cabombeae K3, C3, A 6—-%0, G 3-2 , die Fruchtblätter frei und quirlig, mit je 2—3 hängenden Samenknospen. Un- tergetauchte Blätter haarförmig vielspaltig, schwimmende schildförmig. — 3 Arten in Östindien und Amerika. 65. Ordnung. Polycarpicae. B spiralig oder cyclisch, im letzteren Falle jede Blattformation meist mit mehreren Kreisen. Fruchtknoten meist ©, monomer, 1- oder samig, selten nur einer. A. Apetale Familien. 674. (Fam. 183.) Myristicaceae. Bäume oder Sträucher mit spi- ralig gestellten, ganzrandigen, lederartigen, nebenblattlosen Blättern. B achsel- oder endständig, einzeln oder in Rispen, diöcisch, cyclisch. P 3lappig, glockenförmig, lederig. A 3—15, unter sich säulenartig verwachsen. G@), lfächerig, mit 1 aufrechten, anatropen Samenknospe und meist 2lappiger Narbe. Frucht eine fleischige, 2klappige Kapsel. Same mit einem unregel- mässig zerschlitzten, rothen Samenmantel (arillus), mit harter, zerbrech- licher äusserer und brauner, häutiger, dünner innerer Schalenschicht, die 342 Myristicaceae. Lauraceae. Berberideae, letztere in die faltigen Einbuchtungen des reichlichen, öligen Endosperms -hineinwachsend, wodurch dieses beim Durchschneiden marmorirt erscheint. Embryo klein, gerade, im Grunde des Endosperms. 100 tropische Arten. Myristica fragrans Houtt. (M. moschata Thbg., M. aromatica Lam.), Muskatnussbaum, auf den Molukken heimisch, in den meisten Tropengegenden cultivirt, liefert die „Muskat- blüthe oder Maeis“,d. h. den Samenmantel (mit fettem und ätherischem Oel) und die Muskat- nuss, d. h. das Endosperm der Samen mit der inneren braunen Schicht der Samenschale (Nux moschata — fettes und ätherisches Oel), beide als Gewürz benutzt und auch offhieinell. 675. (Fam. 184.) Lauraceae. Meist immergrüne Bäume mit le- derigen, einfachen, seltener gelappten und abfallenden Blättern ohne Neben- blätter. B in Trauben, Rispen oder Trugdolden, $ oder durch Verkümme- rung eingeschlechtlich, P kelchartig, mit 2 alternirenden, 2—3zähligen Kreisen, am Grunde verwachsenblätterig. A in 2—5 3gliederigen Kreisen, dem P oder dem Blüthenboden eingefügt, oft einige (oder in ® B alle) staminodienartig, die Antheren mit 2 oder 4 sich von unten nach oben lö- senden Klappen aufspringend, die Staubfäden oft jederseits mit einer Drüse. G (), 1fächerig, mit 1 hängenden, anatropen Samenknospe, 1 Griffel und 2--3lappiger Narbe. Beere oder Steinfrucht, oft von der bleibenden Peri- .gonbasis umgeben, oder von dem verdickten, saftig werdenden Blüthenstiel gestützt Same mit geradem Keimling, ohne Endosperm. 1000 meist den Tropen angehörende Arten I. Laureae. Charakter wie oben. Laurus nopilis L., Lorbeer (Mittelmeerländer), die Blätter als Gewürz und die Beeren officinell (Baceae Lauri — ätherisches Oel, fettes Oel, Laurostearin, Laurin ete,). Cin- namomum zeylanicum Nees, Zimmtbaum, auf Ceylon heimisch, liefert die echte Zimmt- .rinde (Cortex Cinnamomi zeylanici, Cinnamomum acutum — Zimmtöl, Harz, Stärke, Gummi _etc.), C. aromaticum Nees (China) die Zimmtkassia (Cassia cinnamomea, mit den Bestand- theilen der vorigen, aber inanderen Verhältnissen). Camphora officinarum Nees, Kampfer- baum, in Ostasien heimisch, liefert den Kampfer (Camphora) durch Sublimation des Holzes "und der Blätter. Dieypellium caryophyllatum Nees (Brasilien) liefert den Nelkenzimmt (Cassia caryophyllata). Das Holz von Sassafras officinalis Nees (Nordamerika) ist offici- nell (Lignum Sassafras — ätherisches Oel, Harz, Gerbstoff). 129 Arten aus 9 Gattungen in der Kreide und besonders im Tertiär (davon Laurus 40, Cinnamomum 20, Persea 21 Arten). II. Cassytheae. Krautartige, chlorophylllose Schmarotzer vom An- ‘sehen der Cuscuteen ($ 592), wie diese mittelst Haustorien sich anderen Pflanzen anheftend; sonst wie die Laureen, nur wird die nussartige Frucht vom fleischig werdenden P ganz eingehüllt. Die Gattung Cassyt ha vorzüglich im tropischen Asien und Neuholland heimisch. B. Familien mit Kund(C. | 676 (Fam. 185.) Berberideae. Kräuter oder Sträucher mit spira- ligen, getheilten oder ungetheilten Blättern. B 3, ceyclisch, 2—3zählig, der K in 2 oder mehr, C und A in je 2 Quirlen. C in der Knospe dachig, die Blätter am Grunde oft mit Honigdrüsen, selten gespornt. Staubfäden oft reizbar ($ 260), die Staubbeutel mit 2 sich von unten nach oben lösenden Klappen aufspringend. G1, mit mehreren am Grunde oder neben der Naht sitzenden Samenknospen. Frucht meistens eine Beere. Same mit Endo- sperm. — 100 in den gemässigten Klimaten lebende Arten. Berberis: K, C und A 6zählig. C ohne Nebenkrone. Sträucher. Epimedium: K, C und A 4zählig. C mit kappenförmigen Nebenblumenblättern. Kräuter, Berberis vulgaris L., Sauerdorn, Berberitze, liefert im Holze gelben Farbstoff; häufiger Zierstrauch, Mahonia aquifolium Hutt. (Nordamerika) häufiger Zierstrauch. Menisperm. Schizandr.Lardizab.Magnoliac. Anonac. Dillen. 343 \ 5 Arten der Gattung Berberis im Tertiär. 677. (Fam. 186.) Menispermaceae. Windende und klimmende ‘Sträucher mit spiralig stehenden, meist hand- oder schildförmigen, manch- mal gelappten, nebenblattlosen Blättern B in Trauben oder Rispen, '2häusig, oft mit Rudimenten der Z& oder ? Geschlechtsorgane, ihre Glieder “in 2—5-, selten 4—Özähligen Wirteln, der K in 2-10, C und A in je 2, ‘seltener mehr Quirlen. G 1-6, selten mehr, jeder Fruchtknoten mit 1 Sa- .menknospe. Steinfrüchte und Samen mehr oder minder gebogen. Samen mit oder ohne Endosperm. 100 meist tropische Arten. : Jateorrhiza palmata (J. Columbo Miers, Cocculus palmatus DC.) in Ostafrika liefert ‚die offieinelle Columbowurzel (Radix Columbo — Columbin, Berberin, Columbosäure, Stärke). Menispermum canadense L. (Nordamerika) bei uns häufig als Laubenbekleidung. Die Früchte von Anamirta Cocculus W. et Arn. (Ostindien) sind die giftigen Kokkelskörner. "3 tertiäre Arten. 678. (Fam. 187.) Schizandraceae. Sträucher mit einfachen Blät- “tern und eingeschlechtlichen B. K 3—6blätterig. C 6-9blätterig, A ©, G & , lfächerig, jeder mit 2 Samenknospen. Frucht beerenartig. . Samen “mit Eiweiss. 12 tropische Arten. 679. (Fam. 188.) Lardizabaleae. Schlingende Sträucher mit meist gefingerten Blättern und.1- oder 2häusigen B. K 3 oder 6, gefärbt. C 6, Oft schuppenförmig oder fehlend. A 6,mit bald freien, bald verwachsenen Filamenten. G3, einfächerig, jeder mit 00 wandständigen Samenknospen. ‘Samen mit Eiweiss. 13 tropische Arten. “680. (Fam. 189.) Magnoliaceae. Bäume oder Sträucher mit spi- ralig gestellten, oft lederartigen, ganzrandigen, selten gelappten Blättern mit hinfälligen, tutenförmigen Nebenblättern. B meist einzeln, seltener in ‚:Rispen, oft durch Grösse ausgezeichnet, 3, spiralig, oder dieC in mehreren Kreisen. K3; C3 +3 oder ©, dachig; A © ; G &, spiralig oder quirlig, 1fächerigz, mit 1—2 anatropen Samenknospen. Früchte balgkapsel- ‚oder nussartig, Samen mit glattem Eiweiss. 60 Arten in wärmeren und gemässigten Klimaten. I. Magnolieae. Fruchtknoten auf dem kegelförmig verlängerten Blüthenboden spiralig. Magnolia Yulan Desf. (China), M. grandiflora L. (Nordamerika), M. fuscata Andr. “AChina) u. a. A. sind Zierpflanzen. Liriodendron tulipifera L., Tulpenbaum (Nord- amerika), häufig als Zierbaum in Gärten. II. Illicieae. Fruchtknoten quirlig. Illicium anisatum L. (China, Japan) liefert den officinellen Sternanis (Fructus Anisi ‚stellati — ätherisches und fettes Oel, Harz ete.. Von Drimys Winteri Forst. (Südamerika) “stammt die früher offieinelle echte Winterrinde (Cortex Winteranus). 24 Arten (21 Magnolia) kommen in der Kreide und im Tertiär vor. 681. (Fam. 1%.) Anonaceae. Bäume oder Sträucher mit einfachen, ganzrandigen, nebenblattlosen Blättern. Blüthentypus K 3; C 3+3, klap- ‚pig; A 9; G 3%. Samen mit zerklüftetem Endosperm. 400 tropische ‚Arten. Die apfelgrossen Scheinfrüchte von Anona squamosa L., A. reticulata L. u. a. A. werden gegessen. — 12 Arten im Tertiär. 682. (Fam. 191.) Dilleniaceae. Meist Holzgewächse, gewöhnlich Schlingsträucher, mit spiraligen, selten gegenständigen, einfachen, meist -nebenblattlosen Blättern. Ihr Blütentypus K5, C5, A ©, G 1-8, der 344 Ranunculaceae. K bleibend. Samen mit Endosperm und Arillus. 190 tropische, meist australische Arten. 683. (Fam. 192.) Ranunculaceae. Meist Kräuter mit spiralig gestellten oder selten gegenständigen, häufig handförmig getheilten, neben- blattlosen Blättern mit an der Basis scheidigen Blattstielen. Manchmal eigenthümlich gestaltete, oft kelchartige (Hepatica) Hochblätter vorhanden. B selten einzeln, meist rispig, traubig oder doldig, 7, X, seltener A, mit typisch 5zähligen Blüthenhüllen. K 3—6, meist hinfällig, oft corollinisch. C0—-&%, wie der K in der Knospe meist dachziegelartig, selten klappig. A &, spiralig oder in alternirenden Kreisen, zuweilen theilweise stami- nodienartig. G 1-& (einer nur selten), spiralig oder wirtelig, 1fächerig, aus je einem Carpellblatte gebildet, mit einer oder mehreren Samenknospen an der Bauchnaht desselben. Früchte Nüsschen oder Balgkapseln, selten Beeren. Same mit Endosperm und ohne Arillus. 1200 fast nur in ge- mässigten und kalten Zonen vorkommende Arten, in den Tropen nur Clema- tideen. "I. Clematideae. K4- oder mehrblätterig, corollinisch, in der Knospe klappig. C0. G ©. Staubbeutel nach aussen aufspringend. Frucht nuss- artig, 1samig. Same hängend. Blätter gegenständig. Clematis: K 4blätterig, Atragene: K mit noch einem zweiten inneren Kreise aus OO kleinen, kurzen Blätt- chen (C). 684. II. Anemoneae. K4-6 oder mehr, in der Knospe dachig, meist, corollinisch. C 6 oder mehr, öfters fehlend.. G &. Staubbeutel aussen aufspringend. Frucht wie bei Il. A. C 5blätterig, die Blätter ohne Honiggrube: Adonis,. B. C 0 oder rudimentär. 1. Blüthenaxe gewölbt, halbkugelig. B mit einer aus einem meist 3zähligen Blattquir? gebildeten Hülle. a. Hüllblätter getheilt. 7 Hülle laubblattartig. Früchtchen ungeschwänzt: Anemone. fr Hülle fingerig - vieltheilig. Früchtchen von dem bleibenden, bärtigen Griffel geschwänzt: Pulsatilla. b. Hüllblätter ganz, sehr dicht unter der B, kelchblattartig: Hepatica. 2. Blüthenaxe flach, B ohne Hülle: Thalietrum. gi III. Ranunculeae K und C meist 5zählig, in der Knospe dachig;, K krautig, C mit Honiggrübchen am Grunde der Blätter. G &, mit einer aufrechten Samenknospe. Sonst wie vorige. A. Fruchtknoten mit nur 1 Fache. 1. Kblätter am Grunde gespornt. Nagel der Cblätter länger a!s die Platte. Frücht- chen auf einer verlängert-cylindrischen Blüthenaxe: Myosurus, 2. Koblätter nicht gespornt. Nagel der Cblätter kürzer als Platte. Blüthenaxe nicht verlängert: Ranunculus. B. Fruchtknoten mit 1 fruchtbaren Fache und 2 sterilen Nebenfächern: Cera- tocephalus. 685. IV. Helleboreae K5, corollinisch, in der Knospe dachig. C4— @, mit Nectarien, oder ganz in solche umgewandelt, oder fehlend, in der Knospe dachig. Antheren aussen aufspringend.. G 1-—10. Früchte balgkapselartig, mit mehreren Samen längs der Bauchnaht. A. Blüthe 1. Oberes Kelchblatt gespornt. C 4, die 2 oberen Blätter oder nur eines gespornt: Delphinium. 2. Oberes Kelchblatt helmförmig. C 5, die 2 oberen Blätter länger, kappenförmig ge- spornt' Aconitum. Ranunculaceae. Papaveraceae. 345 B. Blüthe X. 1. Blätter der C gross oder als Nectarien. a. Blumenblätter gross, trichterförmig, nach abwärts gespornt: Aquilegia. b. — klein, 2lippig, unten mit einerdurch eine Schuppe bedeckten Honig- grube ; Nigella. c — klein, lineal, an der Basis mit nackter Honiggrube. K abfallend : Trollius. d. — klein, röhrig. K bleibend: Helleborus. e. — klein, röhrig. K abfallend. Fruchtknoten gestielt: Eranthis. ß, — klein, kappenförmig. K abfallend. Fruchtknoten ohne Stiel Isopyrum. 2. C fehlend: Caltha. V. Paeonieae K45, C4-@ oder 0, G meist 1—3. Antheren auf der Innenseite aufspringend. Früchte balgkapsel- oder beerenarüg, mehrsamig. A. Nur 1 Fruchtknoten. K 4blätterig. Frucht eine Beere: Actaea. B. 2 oder mehr Fruchtknoten, Frucht balgkapselartig. I. C 4blätterig: Cimicifuga. 2. C 5- oder mehrblätterig: Paeonia, 686. Wichtigere Arten sind: Clematis Viticella L. und C. eoerulea Lindl. (Japan) häufig als Ziersträucher (schlingend) eultivirt. Ranunculus asiaticus L., Goldknöpfchen (Kleinasien), die gefüllten Formen oft. in Gärten gezogen. Pulsatilla pratensis Mill. und P. vulgaris Mill., Kuhschelle, von beiden das Kraut officinell (Herba Pulsatillae — Anemonin, Anemonsäure), Helleborus viridi® L., Nieswurz, der Wurzelstock officinell (Rhizoma Hellebori viridis — Helleborin, Hellebo- rein. Aconitum Napellus L. und A. Stoerkeanum Rchb., Eisenhut, Kraut und Wurzel- stock offieinell (Herba Aconiti — Aconitin, Nepalin etc. — Rhizoma s. Tuber Aconiti — Aconitin, Nepalin, Aconellin, Napellin, Acolyctin, Aconitsäure ete.). Arten der Gattungen Delphinium, Rittersporn (D. Ajacis L. aus Südeuropa, D. elatum L., D. orientale Gay aus Kaukasien ete.), Aquilegia, Aklei (A, vulgaris L.), Paeonia (P. offieinalis L., Süd- europa; P. arborea Don aus Ostasien), ferner von Aconitum etc. werden in Gärten häufig als Zierpflanzen gezogen. 5 Arten im Tertiär, davon 4 zu Clematis, 66. Ordnung. Rhoeadinae. (Cruciflorae.) Blätter meist spiralig, ohne Nebenblätter. B 3, x oder A, eyelisch, monocarpisch, in jede Blattformation meist mehrere, fast immer 2glie- derige Kreise fallend, ihr Typus K2—4, 0 2-+2, A 2+2 oder ®, meist frei, G (2) oder (©). Frucht meist kapselartig. Same meist ohne Endo- sperm. 687. (Fam. 193) Papaveraceae. Milchsaft führende Kräuter mit spiralig stehenden, meist tief gespaltenen oder getheilten Blättern. B X; meist einzeln, selten in Rispen oder Dolden mit Gipfelblüthe. K 2, selte- ner 3, meist bei Entfaltung der B abfallend; C 2+2 oder 3-+3, in der Knospe zerknittert. A ©, in alternirenden Kreisen. G @ — ®) (bei 2 diese lateral), 1fächerig, I—-mehrkammerig. Samenknospen meist ©, wandstän- dig, anatrop, selten 1-2. Fruchteine Kapsel. Same mit Endosperm. 60, be- sonders der nördlichen gemässigten Zone angehörende Arten. Papaver: Kapsel 4-20kammerig, sich unter der sitzenden, 4—20lappigen Narbe mit eben so vielen kleinen Klappen öffnend, Chelidonium: Kapsel schotenartig, 1fächerig, 2klappig, die Klappen sich vom Grunde nach der Spitze zu von den beiden stehen bleibenden Samenträgern ablösend, Glaucium: Kapsel schotenartig, unecht 2fächerig, 2klappig. Papaver somniferum L., Mohn, Schlafmohn (Orient, bei uns cultivirt), liefert in dem 346 Papaveraceae. Saraceniaceae. Fumariaceae. Cruciferae, ‚eingetrockneten Milchsafte der jungen Früchte das im Orient als Genussmittel dienende, bei "uns officinelle Opium (mit Morphin, Narcotin, Kodein, Narcein, Papaverin, Opianin ete.). "Officinell sind ferner die Samen (Semen Papaveris — fettes Oel, sehr wenig Morphin) und ‚das aus denselben gewonnene, auch als Speiseöl benutzte Oel. P, Rhoeas L., Klatschmohn; die Blüthen officinell (Flores Rhoeados — Rhöadin, Rhöadinsäure, Klatschrosensäure), sonst ‚lästiges Ackerunkraut, Chelidonium majus L., Schöllkraut, das Kraut offieinell (Herba Chelidonii — Chelerythrin oder Pyrrhopin, Chelidonin, Chelidonsäure, Chelidoxanthin). Als ‘Zierpflanze ist Eschscholtzia californica Cham, (Californien) in Gärten häufig. 688. ?(Fam. 194) Sarraceniaceae. Sumpfkräuter mit krugartig ‚ausgehöhlten, auf der Innenfläche Wasser ausscheidenden Blattstielen, auf ‚denen die kleine Spreite wie ein Deckel sitzt. MeistK5, C5, A@. G3— Sfächerig, mit axilen Placenten. Same mit Endosperm. 10, besonders nord- amerikanische Arten. 689. (Fam. 195.) Fumariaceae. Kräuter ohne Milchsaft, zuweilen mit Knollen, mit zarten, zerbrechlichen, meist bläulich bereiften Stengeln und spiralig gestellten, fiederig eingeschnittenen, zuweilen mehr oder we- niger rankenden ($ 249) Blättern. Bin Trauben meist ohne Gipfelblüthe, 7, meist 4. K 2, sehr hinfällig; C 2 + 2, mit dem K alternirend, meistens das eine äussere Blatt (selten beide) mit Sporn. A 2 + 2, frei oder (mei- stens) in 2 Bündel verwachsen. G (@), 1lfächerig, mit 2lappiger Narbe. Frucht schoten- oder nussartig. Same mit Endosperm. 100 Arten, beson- ders der nördlichen gemässigten Zone eigen. I. Hypecoeae. Blumenblätter ungespornt. A frei. Hypecoum. II. Fumarieae. Das eine oder beide äussere Blätter der C gespornt. A 2°? + 0,d.h. von den 4 Staubgefässen sind das vordere und hintere so gespalten und die Hälften mit je einem seitlichen Staubblatte so verwach- sen, dass 2 Bündel aus je einem mittleren Staubfaden mit ganzer Anthere und 2 seitlichen mit halber Anthere vorhanden sind. Corydalis: Frucht eine flache, schotenartige, 1fächerige, vielsamige Kapsel. Fumaria: Frucht eine Isamige Nuss, i Dicentra (Diclytra) spectabilis Bernh, ist eine in Gärten sehr häufige, aus Japan stammende Zierpflanze. J 690. (Fam. 196.) Cruciferae. Meist krautartige Gewächse, mit spiraligen,, selten unten gegenständigen, ganzen oder getheilten Blättern. B in Trauben ohne Gipfelblüthe, meist ohne Tragblätter, 7, meist &. K 2 + 2, das untere (äussere) Paar lateral, das obere median (vgl. Fig. 49 A auf S. 99). CA, mit dem K alternirend, als wäre dieser ein Wirtel. A 2 + 22, die unteren kürzer, die oberen durch Verdoppelung 4 und länger (tetradynamische A). G (@), an seiner Basis oft kleine Nectarien zwischen den Staubgefässen, seine Carpelle lateral, die Samenträger an den ver- wachsenen Rändern derselben und zwischen letzteren eine dünnhäutige Gewebeplatte (falsche Scheidewand), daher der Fruchtknoten 2fächerig. Samenknospen in 2 alternirenden Reihen auf jeder Placenta, meist &, campylotrop, hängend oder wagerecht. Griffel ungetheilt, oft fehlend. Frucht 2fächerig, selten durch weitere falsche Scheidewände der Quere nach getheilt, eine 2klappige (als Schote bezeichnete) Kapsel mit von unten nach oben sich so ablösenden Klappen, dass die Samenleisten an der Längsscheidewand stehen bleiben; seltener nicht aufspringend (nussartig) oder quer in lsamige Abtheilungen zerspringend (Gliederschote), Samen ohne Eiweiss. Der Keimling ist in sehr verschiedener Weise gekrümmt und darauf beruht die Eintheilung der Familie in 5 grössere Gruppen: Crueiferae. 347 r 1. Keimling einfach so gekrümmt, dass das Würzelchen der Kante der beiden flach aufeinander liegenden Cotyledonen anliegt: Pleurorhizeae; ihr dem schematischen Querschnitte des Keimlings entsprechendes Zeichen istO=. 2. Keimling einfach so gekrümmt, dass das Würzelchen dem einen der beiden flachen Keimblätter anliegt: Notorhizeae, O ||. 3. Keimling einfach so gekrümmt, dass das Würzelchen in der Rille der beiden dachig gefalteten Cotyledonen liegt: Orthoploceae, O > >. 4. Keimblätter spiralig gerollt, so dass sie auf dem Querschnitte zweimal durchschnitten werden: Spirolobeae, O || ||. | 5. Keimblätter so hin und her gebogen, dass sie auf dem Querschnitte 3—4mal sichtbar werden: Diplecolobeae, O || || || || - Ferner sind für die Systematik der Familie die Grössenverhältnisse der Frucht, wie die Stellung der Scheidewand von Wichtigkeit. Ist der Längendurchmesser der Frucht viel grösser, als der Breitendurchmesser, so heisst sie Schote (siliqua); ist sie so lang oder wenig länger, als breit, Schötchen (silicula). ‘Ist letzteres parallel mit der Scheidewand flach ge- drückt, so dass diese dem grössten Breitendurchmesser entspricht, so ist es latisept; steht dagegen die Scheidewand im kleinsten Breitendurch- messer, so ist es angustisept. Man kennt circa 1200 den gemässigten und kalten Regionen ange- hörende, vorzüglich der nördlichen gemässigten Zone eigenthümliche Arten. 691. Die deutschen Gattungen sind folgende: I. Pleurorhizeae, O = 1. Arabideae: Frucht .eine Schote. L a. Klappen der Frucht nervenlos oder am Grunde schwach inervig. * Samen in jedem Fache 1reihig. - a, Keimblätter flach: Cardamine, Keimblätter sich mit den Rändern umgreifend: Dentaria. * * Samen streng oder unregelmässig 2reihig: Nasturtium. b. Klappen Inervig. * Samen 2reihig. Narbe ungetheilt: Turritis. * * Samen lreihig. ec. Narbe 2lappig, Lappen zurückgekrümmt: Cheiranthus, Narbe ungetheilt oder schwach ausgerandet. ° Klappen gekielt (Frucht abgerundet 4kantig): Barbarea. ° 0 Klappen flach: Arabis., - 2. Alyssineae. Frucht ein Schötehen mit breiter Scheidewand. A. Staubfäden mit einem flügelförmigen Zahne oder mit einer schwieligen Hervor- ragung an der Basis. a. Fächer mit 1—4 Samen: Alyssum, b. Fächer mit 6 und mehr Samen. * Klappen flach oder convex: Farsetia (Berteroa). * * Klappen halbkugelig aufgeblasen' Vesicaria. B. Staubfäden zahnlos. v a. Schötchen kugelig oder fast kugelig: Cochlearia. b. Schötchen flach. * Schötchen auf einem verlängerten Fruchtträger. Samenstiele (Nabelstränge) mit der Scheidewand verwachsen: Lunaria. * * Schötchen sitzend, Samenstiele frei: Draba. r 3. Thlaspideae, Frucht ein Schötchen mit schmaler Scheidewand. A. Staubblätter am Grunde mit einem Anhängsel. Fächer 2samig: Teesdalea. B. Staubblätter ohne Anhängsel. a. Fächer 1samig. * Frucht flach, rundlich-eiförmig, die Klappen fügelig gekielt: Iberis. 348 Cruciferae, * * Frucht ganz flach, oben und unten ausgerandet (brillenförmig), mit kreis- runden, stark flügelig berandeten Klappen: Biscutella. b. Fächer 2- mehrsamig. Schötchen flach, oben ausgerandet, geflügelt: Thlaspi. 4. Cakilineae. Frucht kurz, fast 2schneidig, 2gliederig, das obere Glied dolchför- mig, nicht aufspringend: Cakile. 1I. Notorhizeae, O |] 5. Sisymbrieae. Frucht eine Schote, A. Klappen Inervig. ? a. Narbe 2lappig, die Lappen an einander liegend, auf dem Rücken flach: Hesperis, b. Narbe stumpf oder ausgerandet[; Erysimum. B. Klappen 3nervig: Sisymbrium. 6. Camelineae,. Frucht ein Schötchen mit breiter Scheidewand, kugelig-birnförmig, mit vielsamigen Fächern: Camelina. 7. Lepidineae, Schötchen mit schmaler Scheidewand, A. Kapsel ungeflügelt. a. Fächer &Osamig. Frucht oben ausgerandet: Capsella. b. Fächer 2samig. Frucht abgerundet: Hutchinsia. B. Kapsel geflügelt oder flügelartig gekielt. a. Fächer 1samig, Staubgefässe ohne Anhängsel: Lepidium. b. Fächer 2samig. Die längeren Staubgefässe geflügelt: Aethionema. 8. Isatideae. Frucht nüsschenartig, nicht aufspringend, 1samig. A. Frucht kugelig, ifächerig: Neslia. B. Frucht birnförmig, 3fächerig, die oberen Fächer leer: Myagrum, C. Frucht flach, 1fächerig, geflügelt: Isatis, 11I. Orthoploceae, OÖ > 9. Brassiceae. Frucht eine 2klappige Schote. A. Klappen Inervig. a. Samen kugelig, lreihig: Brassica. b. Samen oval oder länglich, zusammengedrückt. * Samen 2reihig in jedem Fache: Diplotaxis, * * Samen lreihig: Erucastrum. B. Klappen 3nervig. Samen kugelig, lreihig: Synapis. 10. Zilleae. Frucht nussartig, nicht aufspringend, lsamig, kugelig-eirund: Ca- lepina, 11. Raphaneae. Frucht eine Gliederschote oder ein Gliederschötchen. A. Frucht lang, SOsamig: Raphanus. B. Frucht kurz, das untere Glied stielartig, das obere kugelig. a. Beide Glieder Isamig: Rapistrum. b. Das untere Glied leer, nur das obere Glied 1samig: Crambe. IV. Spirolobeae, O |] |} 12. Buniadeae, 2- oder 4samige Schliessfrucht: Bunias. V. Diplecolobeae, O || |] || || 13. Senebiereae. Schötehen mit schmaler Scheidewand. (Fächer isamig): Se- nebiera. 14. Subularieae, Schötchen mit breiter Scheidewand. (Fächer 4samig): Subu- laria. 692. Wichtigere Arten sind: I. Matthiola incana und annua, Levkoje, bekannte Zierpflanze aus Südeuropa und Orient. Cheiranthus Cheiri L., Goldlack, Zierpflanze aus Südeuropa, oft verwildert. Nasturtium officinale RBr., Brunnenkresse, als Salat- und Gemüsepflänze benutzt und oft eultivirt. Cochlearia officinalis L., Löffelkraut, das Kraut offieinell (Herba Cochleariae — scharfes ätherisches Oel), C. Armoracia L., Meerrettig, der als Gewürz benutzten Wurzel wegen gebaut. Anastatica hierochuntica L., Jerichorose (Orient), sehr hygroskopisch. II. Hesperis matronalis Lam., Nachtviole, Zierpflanze aus Südeuropa, oft verwildert. Camelina sativa L., Leindotter, der Samen wegen als Oelpflanze gebaut. Lepidium sa- tivum L., Kresse, Salatpflanze aus dem Orient. Isatis tinctoria L., Waid, als Farbepflanze eultivirt, III. Brassica oleracea L., Gartenkohl (Küsten des westlichen Europas), wird in vielen Varietäten und Spielarten als wichtige Gemüsepflanze gebaut. Die wichtigsten derselben Capparideae. Resedaceae. Violaceae. Cistaceae. 349 sind var. acephala (vulgaris und quereifolia), Braun- und Grünkohl; gemmifera, Rosenkohl; sabauda, Wirsing; capitata, Kopfkohl (als Weiss- und Rothkraut); gongylodes, Kohlrabi, Oberkohlrabi; botrytis, Blumenkohl. — B. Rapa L. (aus Südeuropa ?), ebenfalls wichtige Culturpflanze, als var, annua, Sommerrübsen und oleifera, Winterrübsen, beide Varietäten als Oelfrüchte gebaut; var. rapifera, weisse Rübe und Teltower Rübchen, — B. Napus L. (aus Südeuropa ?), gebaut als Oelfrucht in den var. annua, Sommerraps und oleifera, Win- terraps; ferner v. Napobrassica, Kohlrübe, Wruke, Erdkohlrabi. — B. nigra L., schwarzer Senf, die Samen als Gewürz (Senf, Mostrich) und officinell (Semen Sinapis nigrae — fettes Oel, Myrosin, Myrosinsäure),. Sinapis alba L, weisser Senf, der als Gewürz dienenden Samen wegen oft gebaut. Raphanus sativus L., Rettig (aus Asien stammend) und die var, Radicula, Radieschen, als Gemüsepflanzen gebaut, 2 Cruciferen kommen im Tertiär vor (Lepidium, Clypeola). 693. (Fam. 197.) Capparideae. Meistens Kräuter oder Sträucher, zuweilen klimmend, mit krautigen oder dornigen, zuweilen fehlenden Ne- benblättern. B meist &, . K2+2,C4; A 4— © (wenn 6 — nicht tetradynamisch),. G (2—- ©), der Fruchtknoten auf einer stielartigen Ver- längerung der Blüthenaxe, Ifächerig, mit meist © wandständigen Samen- knospen. Frucht kapsel- oder beerenartig. Samen ohne Endosperm. 300 Arten der wärmeren Zone. Capparis spinosa L., Kappernstrauch (Mittelmeerländer), liefert in seinen Blüthen- knospen die als Gewürz beliebten Kappern, 694. (Fam. 198.) Resedaceae. Kräuter mit spiralig stehenden, oft getheilten Blättern und in Trauben oder Aehren stehenden, kleinen, A B. K und C 4--Sblätterig, die Blumenblätter wenigstens zum Theil zerschlitzt, die oberen grösser. A meist &, einer unterständigen, nach oben stärker erweiterten Scheibe eingefügt. G (3#), öfter gestielt, lfächerig, an der Spitze offen und ohne Griffel, mit campylotropen, wandständigen Samen- knospen. Frucht eine meist oben offene Kapsel. Samen ohne Endosperm. Keimling gebogen, sein Würzelchen einem Keimblatte aufliegend. 30 (?) Arten in der gemässigten Zone, besonders im Mittelmeergebiete vertreten. Reseda odorata L., bekannte wohlriechende Zierpflanze aus Aegypten und Syrien. R. luteola L., Wau, liefert einen gelben Farbstoff. V. Reihe. Eucyclicae. B fast immer streng cyclisch in 4 Kreisen. 67. Ordnung. Parietales. G @), lfächerig, mit wandständigen Placenten 695. (Fam. 199.) Violaceae. Meist Kräuter mit oft verkürzter Axe. Blätter spiralig, in der Knospe eingerollt, mit Nebenblättern. B meist ein- zeln stehend, 9, A. K5, bleibend, oft an der Basis mit Anhängseln. C 5, das vordere (untere) Blatt meist am Grunde sackartig gespornt, die Krondeckung absteigend. A 5, die Staubfäden kurz (die beiden unteren bei unserer einheimischen Gattung Viola mit einem spornartigen Anhängsel, das in den Sporn des Blumenblattes hineinragt), die Antheren zusammen- neigend. G (3). Griffel ungetheilt. Samenknospen anatrop. Frucht eine Sklappige Kapsel mit 00 endospermhaltigen Samen. Keimling gerade. 240 Arten in warmen und gemässigten Klimaten, die strauchartigen tropisch. Viola tricolor L., Stiefmütterchen, das Kraut officinell (Herba Jaceae s. Violae trico- loris — gelber Farbstoff, Schleim); in vielen Spielarten in Gärten cultivirt. V. odorata L., Märzveilchen, beliebte Gartenzierpflanze. — 1 Art im Tertiär. 696. (Fam. 200.) Cistaceae. Sträucher, seltener Kräuter, mit ge- 350 Cistaceae. Droseraceae. Franceniaceae, Turneraceae, Loasaceae. genständigen, quirligen oder spiraligen Blättern, zuweilen mit Nebenblät- tern. B meist in Wickeln, oder einzeln, X, 9%. K5,in der Knospe bald links, bald rechts gedreht, 2 Blätter manchmal kleiner oder fehlend. C 5, sehr hinfällig, in der Knospe in der dem K entgegengesetzten Richtung gedreht. A &@. G ®. Samenknospen meist orthotrop. Griffel ungetheilt. Kapsel mit & endospermhaltigen Samen. Keimling gekrümmt. 60, beson- ders in den Mittelmeerländern heimische Arten. — Helianthemum. Das früher officinelle Ladanum, Harz von Cistus ereticus L., C. ladaniferus L. u. a. A. wird jetzt nur noch zu Räucherkerzcehen verwendet. — 2 tertiäre Arten. 697. (Fam. 201.) Droseraceae. Kräuter mit meist grundständigen, spiraligen, gestielten, drüsig behanrten oder gefranzten Blättern mit wim- perartigen Spuren von Nebenblättern. B in Wickeln, &, 9, ihr Typus K5, C 5, mit dachiger Knospenlage, A 5, G @). Manchmal A 10 oder G ®). Griffel so viele als Carpelle, 2spaltig. Samenknospen anatrop. Kapsel 3-—5- klappig. Samen sehr klein, &, mit Endosperm und geradem Keimling.. 110 Arten in den gemässigten und warmen Zonen, besonders auf Mooren. Drosera: K 5spaltig. Moorpflanzen. Aldrovanda: K öblätterig. Untergetauchte Wasserpflanze mit dicht wirtelständigen Blättern. Dionaea muscipula L., Venus-Fliegenfalle (Nordamerika), häufig in Gewächshäu-. sern. Die am Rande gewimperten Blätter legen sich bei Reizung 2klappig nach oben zu- sammen, (Vgl. $ 256.) 698. (Fam. 202) Frankeniaceae. Kräuter mit gegenständigen Blättern ohne Nebenblätter. B X, 9. K 4--Szähnig. C 4—5, in der Knospe’ gedreht. A 6, seltener 5 oder 7. G @=#, Griffel ungetheilt. Kapseln 1— &Xsamig. Samen mit Endosperm und geradem Keimling. 20 Arten, vorzüglich in den Mittelmeerländern. 699. (Fam. 203.) Turneraceae. Kräuter oder Sträucher, mit spi-. raligen, meist einfachen Blättern ohne Nebenblätter. B x, 9. K Stheilig. C 5, in der Knospe gedreht, im Grunde oder im Schlunde des K eingefügt. A5. G®), die 3 Griffel getheilt oder ungetheilt. Kapsel osamig. Samen mit Endosperm und geradem Keimling. 80 Arten im tropischen Amerika. 700. (Fam. 204.) Loasaceae. Kräuter, oft kletternd, manchmal mit Brennhaaren. Blätter spiralig oder gegenständig, meist handförmig gelappt, ohne Nebenblätter. B x, 7. K 4-theilig. C 4-5. A %, die äussersten 5 mit der © wechselnden oft petaloid (Nebenkrone). G (3-5) mit 1 Griffel. Frucht kapsel-,selten beerenartig. Same mit Endosperm und geradem Keim- ling. 100 tropische, amerikanische Arten. 701. (Fam. 205.) Passifloreae. Meist kletternde Halbsträucher mit, spiralig stehenden, einfachen oder gelappten, oft handförmig getheilten Blät- tern, mit Nebenblättern und Zweigranken. B ansehnlich, X, 9%, meist 5zäh- lig. K 5, mit der C5 am Grunde verwachsen. A 5, sammt dem G ®) von; einer Verlängerung der Blüthenaxe emporgetragen. Die C meist mit,einem , vielstrahligen Kranze von fädigen, blumenartig gefärbten Anhängseln , (Discus). Samenknospen anatrop. Frucht meist beeren-, seltener kapsel- , artig. 250 tropische, besonders amerikanische Arten. ? Mehrere Arten der Gattung Passiflora, Passionsblume, sind Zierpflanzen (P. coeru- lea L., P. quadrangularis L. etc... Die Früchte mancher Arten werden in der Heimath ; gegessen. 702. (Fam.206.) Papayaceae. Milchsaft führende Bäume mit nur an Bixaceae. Salicineae Tamariscineae, 351 der Spitze des Stammes spiralig stehenden, langgestielten, grossen, hand- förmigen Blättern ohne Nebenblätter. B diöcisch oder monöecisch. Bei den 2B die C 5, bei den Z aber C (5). A 10. Fruchtknoten 1- oder Sfächerig. Beerenfrucht von bedeutender Grösse. 25 tropische amerikanische Arten Carica Papaya L., Melonenbaum, wird seiner wohlschmeckenden, melonenartigen. Früchte wegen in den Tropen cultivirt. 103. (Fam. 207.) Bixacaeae Holzgewächse mit abwechselnden, ein- fachen Blättern und meistens mit Nebenblättern. K 4-5 oder 4-12, C & oder auch 0. A ©. Samenknospen anatrop. Frucht eine lfächerige Beere oder Kapsel. Same mit Endosperm; Keimling gerade. 320 tropische Arten. Bixa Orellana L., Südamerika, liefert im Fruchtfleische einen als Orlean oder Rocou in den Handel kommenden Farbstoff. 68. Ordnung. Guttiferae. K meist 5, in der Knospe deckend. C meist 5, in der Knospe gewöhn- lich gedreht. A & oder verzweigt („zu Bündeln verwachsen‘). G (2-5), lfächerig mit wandständigen, oder meistens mehrfächerig mit in den Innen- winkeln der Fächer stehenden Placenten. Samen meist ohne Endosperm. 1. Unterordnung. Mit nackten Blüthen. 704. (Fam. 208.) Salicineae. Holzgewächse mit spiraligen, unge- theilten Blättern mit Nebenblättern. B in Kätzchen in den Achseln schup- penförmiger Tragblätter, diöcisch. P becherförmig, häutig; oder auf 1 oder 2 Nectarien reducirt oder 0. & B mit A 2— ©, die in seltenen Fällen verwachsen sind. $ B mit G (2), die Carpelle rechts und links stehend, lfächerig, mit 2—4 Narben und & wandständigen, anatropen Samenknospen. Frucht eine 2-, selten 4klappige Kapsel. Samen vom Grunde aus mit einem langen Haarschopfe umgeben, ohne Endosperm, mit geradem Keimling.. 180 namentlich der nördlichen gemässigten und kalten Zone angehörende- Arten. Salix: P auf 1 (hinten stehende) oder 2 (vorn und hinten stehende) Nectarien reducirt.. A 2—12. Populus: P becherförmig, häutig. A 8-30. Die Arten der Gattung Salix, Weide, wegen der vielen Bastarde schwierig zu be- stimmen. Viele Arten liefern in den Zweigen vorzügliches Flechtmaterial für Korbwaaren. (S. viminalis L., S. purpurea L. u. A.), oder werden zum Uferschutz angepflanzt. S. baby- lonica L, häufig als Trauerweide, Arten der Gattung Populus, Pappel, oft als Zier- und Alleebäume. Knospen von P. nigra u. a. A, officinell (Gemmae Populi— Harz, ätherische «: Oel, Populin und Salicin). — 58 Arten der Gattung Salix und 62 der Gattung Populus wer- den aus der Kreide und dem Tertiär beschrieben. 2. Unterordnung. Mit K und C. 105. (Fam. 209.) Tamariscineae. Holzgewächse von cypressen- artigem Ansehen, mit ruthenförmigen Zweigen und abwechselnden, sehr kleinen, schuppigen, meist graugrünen Blättern ohne Nebenblätter. B in Aehren. K5. C 5, mit dachiger Knospenlage. A 5 oderd + 5, die Fi- lamente an der Basis zur Röhre verwachsen. G @), lfächerig oder mit falschen Scheidewänden, mit © anatropen, wandständigen Samenknospen; Griffel 3. Kapselfrucht. Same ohne Endosperm, mit Haarschopf auf der Spitze. 40 in der nördlichen gemässigten Zone der östlichen Halbkugel heimische, namentlich an Küsten und in Steppen vorkommende Arten. — Myricaria. ı | 352 Hyperic. Clusiac. Ternstroemiac. Chlaenac. Dipteroc. Aurantiac. 706. (Fam. 210.) Hypericaceae. Kräuter, seltener Holzgewächse, mit gegenständigen oder quirligen, drüsig punktirten Blättern ohne Neben- blätter. Bin Schraubeln, 9,%. K5,C5, in der Knospe gedreht, A 0+3% oder 0 + 5% , die Bündel wegen Fehlschlagen des äusseren Kreises den Kronblättern superponirt. G (3-5), lfächerig, oder unvollständig, seltener vollständig 3—Öfächerig. Samenknospen &. Griffel 3—5. Kapsel 3—5klap- pig, selten die Frucht beerenartig, Same ohne Endosperm, mit geradem oder gekrümmtem Keimlinge. 210 Arten; Tropen und gemässigte Zonen. Hypericum einheimisch. Vismia guianensis Pers. (Guyana) liefert das amerikanische Gummigutt. 707. (Fam. 211.) Clusiaceae. Bäume oder auch Sträucher mit an Gummiharzen reicher Rinde und decussirten, einfachen, lederigen, neben- blattlosen Blättern. B X, selten 9, meist eingeschlechtig. K2—6, selten X. C 2—6, selten ©, in der Knospe gedreht, seltener klappig. A &, seltener bestimmt, frei oder in Bündeln von der Zahl der Kronenblätter, selten alle zur Röhre verwachsen. Fruchtknoten oberständig, mit 2— X Fächern und grosser, strahlig-gelappter Narbe. Frucht kapsel-, beeren- oder stein- fruchtartig. Samen oft mit Arillus, ohne Endosperm. 230 tropische Arten. Garcinia Morella Desr. u. a. ostindische Arten liefern Gummigutt (Harz, Arabin) Mammea americana L. (Westindien) und Garcinia Mangostana L. (Ostindien) liefern ge- schätzte, essbare Früchte. 708. (Fam. 212.) Ternstroemiaceae. Bäume oder Sträucher mit abwechselnden, meist einfachen und nebenblattlosen Blättern. B &, meist?. K 5. C 5, seltener &, in der Knospe dachig oder unvollständig gedreht. A &, oft der Basis der C aufsitzend, frei oder am Grunde in mehrere Bündel verwachsen. G (@-5), mit eben so vielen Fächern und Griffeln. Samenknospen meist ©, campylotrop oder anatrop. Kapselfrucht oder Beere. Samen meistens mit Endosperm. 260 den wärmeren Regionen an- gehörende, meist in Amerika und Ostasien vorkommende Arten. Thea chinensis Sims. (mit den var. Th. Bohea L. u. Th, viridis L.), Theestrauch (Ost- asien), liefert den in zahllosen Sorten in den Handel kommenden chinesischen Thee (ätheri- sches Oel, Thein = Coffein, Harz etc... Camellia japonica L,, Camellie (Japan), wird in vielen Varietäten als Zierstrauch ceultivirt. — 5 tertiäre Arten, N 709. (Fam. 213.) Chlaenaceae. Bäume oder Sträucher mit abwech- selnden, einfachen Blättern und Nebenblättern. B x, 7, mit Involucrum oder Vorblättern. K 3, C 5 oder 6, A meist &, am Grunde becherförmig verwachsen. Fruchtknoten 3fächerig, mit 1 Griffel. Frucht kapselartig, von dem oft fleischigen oder beerenartigen Involucrum eingeschlossen. Same mit Endosperm. Keimling gerade. 8 Arten: Madagascar. 710. (Fam. 214) Dipterocarpeae, Bäume mit abwechselnden Blättern und Nebenblättern BxX, 3. K5 oder (5) und dann seine Lappen bald gleich lang, bald 2 oder 3 sehr stark verlängert, mit der Fruchtreife sich flügelartig vergrössernd, bleibend. C 5, oft an der Basis etwas ver- wachsen. A ©. Fruchtknoten oberständig, 3fächerig. Frucht durch Fehl- schlagen lfächerig, lsamig, nussartig oder eine klappige Kapsel, vom blei- benden Kelche eingeschlossen. Same ohne Endosperm, mit geradem Keim- ling. 112 Arten im tropischen Asien. 69. Ordnung. Hesperides. 711. (Fam. 215.) Aurantiaceae. Bäume oder Sträucher mit oft dornartigen Zweigen, reich an Oeldrüsen. Blätter abwechselnd, unpaarig "Aurantiaceae. Meliac. Humiriac. Vitaceae, Rhamneae, 353 ‚gefiedert, oft nur das vom geflügelten Blattstiele abgegliederte Endblättchen -vorhanden (Citrus).. B in Rispen oder einzeln, &, 3. K (5), krug- oder “glockenförmig; C 5, in der Knospe dachig, einer hypogynischen Scheibe eingefügt. A 10%, oft in 1 oder mehrere Bündel verwachsen. (G 5-8), ‘mit eben so vielen Fächern. Samenknospen 1— &,im Winkel der Fächer. ‚Frucht eine Beere mit lederiger, ölreicher Schale und aus den Haaren der ‚Innenfläche des Fruchtknotens gebildetem Fleische. Samen ohne Endo- sperm. 60 tropisch-asiatische Arten, manche in allen wärmeren Ländern eultivirt. Citrus medica L., Citrone (und var. C. Limonium Risso, Limone; C, Limetta Risso, Limette), als Gewürz bekannt, die Fruchtschale officinell (Cortex Fructus Citri — ätheri- ‚sches Oel, Bitterstoff); die mit geschmolzenem Zucker getränkte Schale der var, macrocarpa als Citronat. C. Aurantium L., Orange, Pomeranze (mit den var, amara, bittere O., dulecis, süsse O., sinensis, Apfelsine), die süssen Früchte gegessen, die bitteren in verschiedener Form offieinell (Fructus Aurantii immaturus, Cortex Fructus Aurantii — ätherisches Oel, Bitterstoff, Hesperidin), ebenso die Blüthen (Flores Aurantü). — C. decumana L., Pompel- mus, die in Zucker gekochte Schale als Succade in den Handel kommend, 712. (Fam. 216.) Meliaceae (mit Cedrelaceae). Bäume oder Sträucher "mit abwechselnden, einfachen oder zusammengesetzten, nebenblattlosen ‚Blättern. Bx, %. K3—5 oder (3-5). C 4-5, selten 3 oder 7. A doppelt ‘so. viele als Gorollentheile, mit den Fäden in eine Röhre verwachsen. Hy- pogynische Scheibe (Discus) stark entwickelt, den 2— &fächerigen Frucht- ‘knoten oft wie ein Becher umgebend. Frucht beeren-, steinfrucht- oder kap- 'selartig, mit endospermlosen Samen. e Swietenia Mahagoni L., Mahagoniholz (Südamerika), des Holzes wegen, von Cedrela febrifuga Bl. auf Java und in Ostindien die Rinde als Fieber vertreibendes Mittel geschätzt. 713. (Fam. 217.) Humiriaceae. Bäume oder Sträucher. B &, °. «K (5), C 5; A 10 oder 20, in eine Röhre verwachsen. Fruchtknoten 4—6- fächerig. Steinfrucht. Samen mit Endosperm und geradem Keimling. 20 tropisch-amerikanische Arten. 70. Ordnung. Frangulinae. ....Holzgewächse mit spiraligen, seltener gegenständigen Blättern. B x, 4- oder 5zählig. K, C und A oft auf einem Discus, der zuweilen noch den G umgiebt. A nur in einem Kreise, der bald mit der C alternirt, bald ihr superponirt ist. G 2—Öfächerig, Samenknospen 1 oder mehrere in jedem ‚Fache, anatrop. Same mit Endosperm. Keimling gerade. 714, (Fam. 218.) Vitaceae (Ampelideae). Meist klimmende Sträucher mit handförmig gelappten oder gefingerten Blättern mit oder ohne Neben- blätter und mit Stammranken, B % oder vielehig. K (5), klein; C 5, in der Knospe klappig, oft vor dem völligen Aufblühen mützenförmig abgeworfen; A 0 +5, vor den Blumenblättern. G (), 2- oder 3fächerig, mit je 1 oder 2 grundständigen Samenknospen B manchmal auch 4zählig. Beerenfrucht mit hartschaligen Samen. 250 Arten, gemässigte und warme Zone. Vitis vinifera L., Weinstock, in Kleinasien heimisch, werthvolle Culturpflanze, in zahl- reichen Spielarten als Tafel- und Keltertraube gezogen, die getrockneten Beeren als Rosi- nen und Korinthen. V, Labrusca L, aus Nordamerika und Ampelopsis quinquefolia - Michx., wilder Wein (Nordamerika), oft als Wand- und Laubenbekleidungen, 4 31 fossile, fast nur im Tertiär vorkommende Arten. - 715. (Fam. 219) Rhamneae. Meist aufrechte Sträucher, oft mit Ei Blätter einfach, abwechselnd oder gegenständig. B klein, un- Sscheinbar, (4- oder) 5zählig, in der Knospe klappig, %, manchmal 2häusig. x Luerssen, Botanik. 23 un E 354 Rhamneae. Celastrin. Aquifoliac, Hippoerat. Pittosp. Sapindaceae. K (5); C 5, klein, kappenförmig. A0-+5. G (2-5) mit je 1 Samenknospe, selten lfächerig. Stein- oder Kapselfrucht. Same nur mit spärlichem En- dosperm. Sonst wie vorige Familie. 430 Arten, warme und gemässigte Zone. Rhamnus cathartica L., Kreuzdorn, die Früchte offieinell (Fructus Rhamni cathartieae — Rhamnein, Rhamnigenin) und zur Bereitung des Saftgrüns (Schüttgelb), das auch aus den Früchten von (den südeuropäischen Arten) R. infectoria L., R. saxatilis L. etc. gewonnen wird (Avignonkörner). R. Frangula L,, Faulbaum, die Rinde officinell (Cortex Frangulae — Frangulin),. Zizyphus vulgaris L., Judendorn und Paliurus aculeatus Lam., Stech- dorn, nur im Süden, — 82 tertiäre Arten (Rhamnus, Zizyphus etc.). 716. (Fam. 220.) Celastrineae. Meist Sträucher mit abwechseln- den oder gegenständigen Blättern mit abfallenden Nebenblättern. B 4- oder 5zählig, in der Knospe dachig, meist K (4, C4, AA4, G & oder (25). Staubgefässe auf einem unterständigen Discus, vor den Kelchtheilen. Fruchtknotenfächer mit 2 oder mehr aufrechten oder horizontalen Samen- knospen. 270 Arten, Tropen und gemässigte Zonen. Staphylea; Blätter 3zählig oder gefiedert. Griffel getrennt. Samen knöchern. Kapsel aufgeblasen. Evonymus: Blätter einfach. Griffel ungetheilt. Same mit Arillus. Kapselfächer nicht aufgeblasen. Staphylea pinnata L. (Süddeutschland) und S, trifolia L. (Nordamerika), Ziersträucher, Evonymus europaea L., Pfaffenhütchen, Spindelbaum; das Holz geschätzt. E. latifoliaL., Zierstrauch aus Süddeutschland, — 80 Arten (vorzüglich Celastrus) im Tertiär. 117. (Fam. 221.) Aquifoliaceae (Ilicineae). Blätter immergrün, lederig, oft dornig-buchtig-gezähnt. Von der vorigen Familie hauptsächlich nur durch den fehlenden Discus und durch die einzelne, hängende Samen- knospe jedes Fruchtknotenfaches verschieden. Beerenfrucht. 150, vorzüg- lich amerikanische Arten. | Ilex aquifolia L,, Stechpalme, Hülse; die einzige europäische Art, in Norddeutschland im . Wäldern häufig. Im Schwarzwalde die jungen Blätter als Surrogat des chinesischen Thees, I. paraguayensis St. Hil. (Südamerika) und einige andere Arten liefern den Mat& oder Para- guaythee, der ebenfalls Thein in den Blättern enthält und das Nationalgetränk der Süd- “amerikaner ist. 45 tertiäre Arten (Ilex 39). 718. (Fam. 222.) Hippocrateaceae Meist klimmende Holzge- wächse mit gegenständigen, einfachen Blättern und hinfälligen Nebenblät- tern. K und C Öögliederig. A 3. Discus vorhanden. Kapsel oder Beere. 130 tropische Arten. 2 Arten im Tertiär. | 719. (Fam. 223.) Pittosporeae. Aufrechte oder schlingende Holz | gewächse mit abwechselnden, nebenblattlosen Blättern und Ögliederigen Blüthen. A 5, vor den Kelchtheilen. Fruchtknoten 2—Ögliederig, mit © Samenknospen. Kapsel oder Beere. 90 Arten in Tropen und gemässigten Klimaten, vorzüglich in Australien. — 9 Arten im Tertiär. | 71. Ordnung. Aesculinae. Blätter gegenständig oder spiralig, zuweilen mit Nebenblättern. .B meist A. A theils durch Verdoppelung, theils durch Fehlschlagen eines Theiles des interponirten Kreises meist 8. Fruchtblätter gewöhnlich 2—3, der Fruchtknoten 2-—-3fächerig, mit je 1—2 anatropen Samenknospen. Po meist ohne Endosperm. Keimling gerade oder gekrümmt. 720. (Fam. 224) Sapindaceae. Meist Holzgewächse mit zusam- EDERESEFE Blättern. B %, 2häusig oder vielehig, 4—dzählig. A meist & G (2—4), 2—4fächerig, die 1—2 Samenknospen im inneren Winkel der Fächer, | Sapindac. Malpigh. Vochis. Erythrox. Tropaeol. Polygalaceae. 355 aufrecht, aufsteigend oder hängend. Griffel ungetheilt. 900 Arten in Tropen und gemässigten Klimaten. I. Acereae (Acerineae). Blätter gegenständig, meist handförmig ge- lappt, ohne Nebenblätter. B &, vielehig oder 2häusig. in Trauben oder Trugdolden. K 5; C 5, manchmal 0.AS (= 2 + 32%); G @. Nur selten die Kreise 4gliederig. Fruchtknotenfächer mit 2 Samenknospen. Frucht in 2 geflügelte, bei der Reife sich trennende, lsamige Theilfrüchte zer- fallend. Arten der Gattung Acer, Ahorn, als Zierbäume. A. saccharinum L., Zuckerahorn (Nordamerika), liefert Zucker; die meisten Arten geben geschätztes Werkholz, — 62 Arten sind tertiär. OH. Sapindeae. Blätter nur selten gegenständig (Aesculus). BA. K5, C5, A 8, G meist @). Aesculus Hippocastanum L., Rosskastanie, Zierbaum aus dem Orient; A. Pavia L., A, flava Ait. und A. rubicunda }Lodd. aus Nordamerika, ebenfalls häufig angepflanzt. Paul- linia sorbilis Mart. (Brasilien) liefert die officinelle Guarana aus den gerösteten, zerriebenen und zu Teig gekneteten Früchten (Pasta guarana — Coffein, Gerbstoffe ete.); in Brasilien ist sie Genussmittel. Circa 60 Arten im Tertiär. 721. (Fam. 225.) Malpighiaceae B % oder A, mit lang ge- nagelten Blumenblättern und G (3) mit je 1 Samenknospe im Fache. 500, besonders dem tropischen Amerika angehörende Arten. 34 im Tertiär. 122. (Fam. 226.) Vochysiaceae B A. K 5 oder (). C 1—5. A meist nur 1 fruchtbar, die übrigen Staminodien. Fruchtknotenfächer mit 2—%0 Samenknospen. 140 tropische, amerikanische Arten. 723. (Fam. 227.) Erythroxyleae. Blumenblätter mit Ligula. A 10, an der Basis der Filamente zu einer kurzen Röhre verwachsen. Frucht- knotenfächer mit je 1 hängenden Samenknospe. Steinfrucht. Same mit Endosperm. 53 meist dem wärmeren Amerika angehörende Arten. Erythroxylon Coca Lam,, Coca, die Blätter in Peru als betäubendes Genussmittel ge- kaut, manchmal auch officinell. 724. (Fam. 228.) Tropaeoleae. Zarte, saftige, oft kletternde Kräuter mit lang gestielten, schildförmigen Blättern und achselständigen, grossen, 9%, A B. K5, gefärbt, das hintere Blatt gespornt. C 5, die beiden hinteren Blätter grösser als die 3 vorderen. A5 +3. G @), in.jedem -Fache 1 hängende Samenknospe. Frucht beerenartig, 3knöpfig. 35 südamerikanische Arten. Tropaeolum majus L., Kapuziner- oder indianische Kresse (Peru) u. a. A. als häufige Zierpflanzen. 125. (Fam. 229.) Polygalaceae. Kräuter oder Sträucher mit spiraligen, einfachen Blättern ohne Nebenblätter. B einzeln oderin Trauben und Rispen, A, %. K meist 5, bleibend, die 2 seitlichen Blätter (Flügel) grösser und blumenblattartig; (C 3, A 8), die C unter sich und mit den A zu einer hinten offenen Röhre verwachsen, das vordere Blatt der C grösser, bei Polygala kahnförmig und an der Spitze pinselartig zerschlitzt. Staub- beutelfächer an der Spitze mit einem Loche aufspringend. G (2), die Frucht- blätter median, 2fächerig, in jedem Fache 1 hängende Samenknospe. Griffel ungetheilt. Narbe 2spaltig. Kapsel 2klappig. Endosperm spärlich oder fehlend. 400 Arten, warme und gemässigte Zone. Polygala amara L., Kreuzblume, das Kraut officinell (Herba et Radix Polygalae ama- zae — Polygamarin). P. Senega L. (Nordamerika), die Wurzel offieinell (Radix Senegae — Senegin = Polygalasäure, bitterer Farbstoff, fettes Oel etc.). 23* 356 Tremandr. Balsamin. Oxalid. Zygophyll. Linacese, 726. (Fam. 230.) Tremandreae Sträucher mit meist drüsig-borsti- gen Zweigen. B &%, 3, 4—Ögliederig, mit A 8—10, seltener 6, alle Theile frei. 24 australische Arten. 72. Ordnung. Gruinales. B meist &, %, fast immer 5zählig; meist A 10, ein Kreis interponirt; G meist 6), Öfächerig oder durch falsche Scheidewände 10fächerig. Kapsel- frucht. 727 (Fam. 231.) Balsamineae. Meist ljährige Kräuter mit safti- gem, durchscheinendem, zerbrechlichem Stengel. Blätter spiralig, einfach, mit Spuren von Nebenblättern. B in achselständigen Trauben, A. K5, zuweilen nur 3, das eine Blatt grösser und gespornt. C5, aber die 4 oberen „Blätter paarweise verwachsen, daher nur 3. A 5, vor den Kelchblättern. Staubfäden oben verklebt, zuletzt unten abreissend und von dem G als Mütze emporgetragen. G (5), 5fächerig, mit © Samenknospen. Frucht eine elastisch aufspringende, saftige Kapsel, deren Klappen spiralig aufrollen und die Samen fortschleudern. Endosperm fehlt. Keimling gerade. 136 in den gemässigten und warmen Klimaten, vorzüglich in Asien heimische Arten. Impatiens Balsamina L., Gartenbalsamine (Ostindien), häufige Zierpflanze. J. Noli tangere L. einheimisch. J. parviflora DC., aus Mittelasien, ‚oft aus botanischen Gärten verwildert. 728. (Fam. 232.) Oxalideae. Meist Kräuter mit verkürzter Axe und lang gestielten, meist gefingerten Blättern, deren Blättchen in der Knospenlage abwärts geknickt und gefaltet sind. Nebenblätter fehlend oder vorhanden. B achselständig, einzeln oder in doldigen Wickeln, &, 7 (vgl. s$s 527). K5; C5, in der Knospe wechselwendig gedreht; A5 4 5, am Grunde etwas verwachsen. G ®), 5fächerig, Samenknospen in jedem Fache 1—%0 . Kapsel Öfächerig, die Klappen oben und unten verbunden bleibend; seltener Beere. Same mit Endosperm und geradem Keimling, die äussere Samenschalenschicht elastisch abspringend und den Samen fortschleudernd. 230 Arten; Tropen und gemässigte Zonen, besonders in Amerika und am Cap. Oxalis acetosella L. und O. stricta L. zur Darstellung des Kleesalzes (oxalsaures Kali) dienend. Die Wurzeln und Stengel mancher mexikanischer Arten (O. esculenta O. et Dietr., OÖ. crassieaulis Zuce. etc.) werden gegessen. 729. (Fam. 233.) Zygophylleae. Meist}Kräuter' und Sträucher, mit gegenständigen oder abwechselnden, paarig gefiederten Blättern mit Neben- blättern. BIS, x oderA. K5,C5,A5+5,G 6) Zuweilen die Blüthen 4gliederig, oder die CO, oder A 15, oder einzelne Staubgefässe abortirt, oder der G 2—12fächerig, Samenknospen 2—&X in jedem Fache. Endosperm selten fehlend. Embryo zuweilen gekrümmt. 100 meist tropische Arten. Guajacum officinale L., Pockholz (Westindien — Baum); das sehr harte und schwere Holz zu Drechslerarbeiten (Kegelkugeln etc.) und auch officinell (Lignum Guajaci — Harz Guajaecin, Guajaksäure). Tribulus terrestris L., Burzeldorn, bereits in Südeuropa lästiges Unkraut. | 2 Arten im Tertiär. 730. (Fam. 234.) Linaceae. Meist Kräuter mit sitzenden, schmalen, ganzrandigen, nebenblattlosen Blättern. Bin Trugdolden oder Wickeln, X, 4—5zählig, meist K 5, C 5, in der Knospe wechselwendig gedreht; A 5+ 7 5, der innere Kreis (Kronstaubfäden) unfruchtbar oder auch fehlend. Die Linaceae. Geraniaceae. Büttneriaceae. Tiliaceae. 357 Staubfäden öfter am Grunde verwachsen. G (53), die Fächer durch falsche Scheidewände unvollständig halbirt, jede Abtheilung mit 1 hängenden Samen- knospe. Griffel getrennt. Kapselfrucht. Samen fast ohne Endosperm. Keimling gerade. 140 Arten in den gemässigten Zonen, besonders der öst- lichen Erdhälfte. Linum: Alle Blüthenkreise 5gliederig. Radiola: Alle Blüthenkreise 4gliederig. Linum usitatissimum L., Flachs, Lein (Vaterland ?); wichtige Culturpflanze, die Bast- fasern zu Gespinnsten, die Samen des Oeles wegen benutzt und auch officinell (Semen Lini — Bassorin, fettes, Oel). L. grandiflorum Desf. (Nordafrika), L. austriacum L. und L. flavum L. (Südeuropa) häufig als Zierpflanzen. 831. (Fam. 235.) Geraniaceae. Meist Kräuter mit gestielten, hand- förmig gelappten oder getheilten, seltener gefiederten Blättern, mit dünn- häutigen Nebenblättern. B in 2— Ooblüthigen doldenartigen Schraubeln, selten einzeln, X oder A, 5, 5zählig. K 5, das hintere Blatt zuweilen mit einem dem Blüthenstiele angewachsenen Sporn. C 5, dem Grunde der als Mittelsäule verlängerten Blüthenaxe eingefügt, in der Knospe meist gedreht. A 54795, selten 3 Kreise, der vor den Blumenblättern stehende zuweilen unfruchtbar, alle unten etwas verwachsen. G (5), nach oben in einen langen Schnabel verlängert, welcher 5 die Mittelsäule überragende Griffel und Narben trägt. Jedes der 5 Fächer mit 2 anatropen Samenknospen. Die 5 Schliessfrüchtchen 1samig, jedes mit seinem Schnabelfortsatze sich bogig oder spiralig von der Mittelsäule ablösend und an der Naht aufspringend. Samen ohne Endosperm, mit gekrümmtem 'Keimling. 350 Arten in ge- mässigten Klimaten, besonders am Cap. Erodium: Die vor den Blumenblättern stehenden Staubgefässe immer unfruchtbar, breiter. Schnabel der Früchtchen innen behaart, spiralig eingerollt. Geranium: Meist alle Staubgefässe fruchtbar, die mit den Blumenblättern abwechseln- den länger. Schnabel der Früchtehen innen kahl, bogenförmig aufwärts gerollt. Erodium gruinum L. und E. Ciconium L., Südeuropa; die Früchtchen der hygro- skopischen Schnäbel wegen zu Hygrometern benutzt. Pelargonium in zahlreichen Arten (vom Cap) als Zierpflanzen. 73. Ordnung. Columniferae. K in der Knospe klappig, die C meist gedreht. A meistens ver- wachsen und verzweigt, daher ©. G 2%). Keimling meist innerhalb des spärlichen Endosperms. 732. (Fam. 236.) Büttneriaceae (und Sterculiaceae). Kräuter oder Holzgewächse mit abwechselnden, einfachen, gelappten oder gefingerten Blättern mit hinfälligen, selten fehlenden Nebenblättern. Bx, 5 oder einge- schlechtig. K (5), seltener (3—4), selten 5. C 5, manchmal an der Basis verwachsen, zuweilen 0. A 5—% , sehr häufig an der Basis zur Röhre ver- wachsen, oft mit Staminodien wechselnd, Antheren 2fächerig. G (2-9), selten (10-12), die Fächer mit 2—% Samenknospen. Endosperm fehlend oder vor- handen. 520 tropische Arten. Tijheobroma Cacao L., Cacaobaum, tropisches Amerika; die Samen der grossen, wie Gurken aussehenden, beerenartigen Früchte sind eiweisslos, dienen zur Bereitung des Cacao und der Chocolade und sind auch offirinell (Semen Cacao — Theobromin, fettes Oel = Cacaobutter, Cacaoroth etc.) — Circa 60 Arten in der Kreide und im Tertiär, 133. (Fam. 237.) Tiliaceae. Meist Holzgewächse mit ungetheilten oder gelappten, 2zeiligen Blättern’ und hinfälligen Nebenblättern. BI, X, özählig, seltener 4zählig. K 5, abfallend. C 5, in der Knospe schwach 8358 Tiliaceae, Malvaceae. Polygonacese, deckend. A 5 © vor den Kronblättern, die Zweige ganz frei oder nur an der Basis vereinigt, oft die innersten als Staminodien, die Antheren 2fächerig. G 6) oder (2-10), die Fächer mit je 2 Samenknospen. Frucht meist kapsel- oder nussartig, durch Verkümmerung oft lfächerig und einsamig. Samen meist mit Endosperm und geradem Keimling. 330 Arten in Tropen und gemässigten Zonen. Bei uns nur Tilia, Linde, (T. grandifolia und T. parvifolia Ehrh.), deren Blüthen ofh- nell (Flores Tiliae — ätherisches Oel, Gerbstoff, Schleim); Holz und Bası technisch ver- werthet, letzterer als Flechtmaterial. Corchorus olitorius, capsularis u. a. ostindische Arten liefern im Baste die „Jute“ als Gespinnstfaser. — Circa 30 Arten im *Tertiär. 734. (Fam. 238) Malvaceae. Meist Kräuter mit handförmig-nervi- gen, oft gelappten, in der Knospe fächerförmig gefalteten Blättern mit bleibenden oder hinfälligen Nebenblättern. B in achselständigen, oft ge- knäuelten Trugdolden, &,%. K 5, klappig, oft von einem aus Hoch- blättern gebildeten Aussenkelche umgeben. C 5, in der Knospe wechsel- wendig gedreht, durch die in eine lange Röhre verwachsenen A & am Grunde verbunden. Filamente der A noch verzweigt, so dass sie nur eine (sogenannte 1fächerige) Antherenhälfte tragen. G &-& ), mit 1—00 Samen- knospen in jedem Fache. Frucht in nierenförmige, nicht aufspringende Theilfrüchte zerfallend, oder eine fachspaltige Kapsel. Samen mit wenig Endosperm und gekrümmtem Keimling. 700 Arten in Tropen und ge- mässigten Klimaten. I. Fruchtknoten Öfächerig. Frucht eine Kapsel. Aussenkelch vielblätterig: Hi- biscus. 1I. Früchtchen viele, nierenförmig, l1samig, zu einem flachen, vielfächerigen Frucht- knoten verbunden, A. Aussenkelch 3blätterig: Malva. B. Aussenkelch 6—9spaltig: Althaea, C. Aussenkelch 3spaltig' Lavatera. Althaea officinalis L., Eibisch, die Wurzel (Radix Althaeae — Bassorin, Stärke, As- paragin) und Blätter (Folia Althaeae — Schleim) offieinell. A. rosea L., Stockrose, Stock- malve (Orient), in zahlreichen Spielarten als Zierpflanze, die Blüthen officinell (Flores Mal- vae arboreae — Schleim, Farbstoff) und die dunkeln Varietäten zum Färben des Weines, Malva rotundifolia L. und M. sylvestris L., von ersterer die Blätter (Folia Malvae minoris), von letzterer Blätter und Blüthen (Folia Malvae majoris und Flores Malvae vulgaris) offi- einell. Lavatera trimestris L. (Südeuropa) und Malope trifida Cav. (Spanien) sind häufige Zierpflanzen. Hibiscus tiliaceus L., H. cannabinus L. u.a. A. Ostindiens liefern Ge- spinnstfasern; H. Rosa sinensis L., Zierstrauch aus China. Gossypium herbaceum L., G. religiosum L. und G. arboreum L. (tropisches Asien) liefern in den Samenhaaren die Baum- wolle und werden daher in fast allen Tropenländern cultivirt. VI. Reihe. Centrospermae. Samenknospen fast immer grundständig oder einer verlängerten axilen Placenta entspringend, seltener wandständig. 74. Ordnung. Polygoninae. 735. (Fam. 239.) Polygonaceae. Kräuter, seltener strauch- oder baumartig, zuweilen winden«'‘, der Stengel oft mit sehr entwickelten Knoten. Blätter spiralig, ia der Knospe am Rande zurückgerollt, am Grunde scheidig und mit tuten- oder röhrenförmig verwachsenen, stengelumfassenden Neben- blättern (ochrea). B meist 9, %X, meist in Aehren oder Rispen, spiralig oder cyclisch. Im ersteren Falle 5 corollinische Perigonblätter und meist A 8, im letzteren meist 3 + 3 calycinische, an der Basis etwas verwachsene = Polygonaceae Nyctagineae. Chenopodiaceae, 859 Blätter und A 6, die zu zweien vor den äusseren Perigonblättern stehen und zu denen manchmal noch 3innere vor den inneren Perigonabschnitten stehende kommen. G (2--3), 1fächerig, mit 1 grundständigen, orthotropen Samenknospe. Frucht eine 2—3kantige Nuss, oft vom bleibenden P eingehüllt. Samen mit mehligem Endosperm. I. Rhabarbareae. P 6theilig, mit gleichen Abschnitten. A 6—9. Frucht linsen- förmig oder 3kantig, die Kanten geflügelt. Keimling in der Axe des Endosperms. Rheum: A9. II. Rumiceae. P4-—S6theilig, die äusseren Abschnitte an der Frucht nicht vergrössert, abstehend oder zurückgeschlagen, die 2—3 inneren vergrössert und aufrecht, die 3- kantige Frucht einschliessend. Keimling meist seitlich. Rumex: A 6. III, Polygoneae. P 3—6theilig, mit meist ziemlich gleich langen, an der Frucht sämmtlich aufrechten Abschnitten. Frucht linsenförmig oder 3kantig. Keimling meist seitlich. Polygonum: A 5—8. Rheum officinale Baill. (China) liefert die chinesische Rhabarber (Radix Rhei asiatici — Chrysophan, Chrysophansäure, Rheumgerbsäure, Rheumsäure, Phaeoretin, oxalsaurer Kalk etc... Andere Rhabarbersorten kommen von den in Europa cultivirten asiatischen R. palmatum, compactum, undulatum, Emodi (Radix Rhei europaei)., R. Rhaponticum Z., Rhapontikwurzel, Südsibirien, enthält die Stoffe der echten Rhabarber. Manche der ‚obigen Arten werden auch als Zier- und Gemüsepflanzen gebaut. Rumex Acetosa L., Sauerampfer und R. Patientia L., englischer Spinat, als Gemüsepflanzen cultivirt. Poly- gonum Fagopyrum L. und P. tataricum L., Buchweizen; beide aus Innerasien und nament- lich erstere Art als Mehlpflanze auf Moor-, Haide- und Sandboden gebaut. — 6 Arten im Tertiär. 75. Ordnung. Caryophyllinae. Meist krautartige Pflanzen mit gegenständigen, seltener spiraligen, meist ungetheilten Blättern. B meist 9, x. K (oder P) in der Knospe fast stets dachig, manchmal corollinisch. C oft 0. A in 1 oder 2 nicht immer vollständig ausgebildeten Kreisen. G (1-5), 1- oder mehrfächerig, mit ana- tropen oder campylotropen Samenknospen, die einzeln oder zu mehreren auf einer axilen, sich oft säulenförmig erhebenden Placenta stehen. Embryo um das Perisperm gekrümmt. 736. (Fam. 240.) Nycetagineae. Kräuter mit meist gegenständigen, ganzrandigen Blättern ohne Nebenblätter. B einzeln oder mehrere von einer kelchartigen Hülle umgeben. P 4-—10lappig, corollinisch. A meist mehr oder weniger als Perigonabschnitte. G (0, mit laufrechten, campylo- tropen Samenknospe. Frucht nussartig, die häutige Samenschale mit der Fruchtschale mehr oder weniger verwachsen. Keimling gerade oder zu- sammengebogen. 180 meist tropische Arten. Mirabilis JalapaL., Wem damen) und M. longiflora L. (Mexiko) oft als Zierpflanzen. — 4 Arten im Tertiär. 737. (Fam. 241.) Chenopodiaceae. Kräuter, seltener Sträucher. Blätter meist spiralig, nur die unteren gegenständig, meist einfach, ohne Nebenblätter, zuweilen rudimentär. B 7 oder durch Fehlschlagen diclinisch, mit 2 kelchartigen Vorblättern oder nackt. P 2-Ötheilig, kelchartig, klein, unansehnlich, nach der Blüthe sich öfter vergrössernd.. A 1—5, vor den Perigonabschnitten. G @2-—#), 1fächerig, mit 1 aufrechten, campylotropen Samenknospe und 1—4 Narben. Frucht nussartig, seltener mit Deckel auf- springend. Samen mit kräftiger Schale. Keimling ring- oder hufeisen- förmig, seltener spiralig. 500 Arten in gemässigten Klimaten. I. 8. A 1 oder 2. P ungetheilt, nur mit kleinem Spalt geöffnet. Pflanze fleischig, mit rudimentären, häutigen Scheidenblättern: Salicornia. 360 Chenopodiaceae. Amarantaceae. Caryophyllacese. I. B8. A 3, selten 1 oder 5, am Grunde verwachsen. P Sblätterig ‚ trockenhäutig :; Polyenemum. II. B8. A 5, selten weniger. A. P 0 oder als 1—2 häutige Schüppchen: Corispermum. B. P 5spaltig oder 5theilig. 1. P auf dem Rücken mit Anhängseln, a. Keimling spiralig: Salsola. b. Keimling ringförmig: Kochia. 2. P ohne Anhängsel. a. Keimling spiralig: Schoberia. b. Keimling ringförmig. * P 5theilig, frei. A dem Perigongrunde eingefügt: Chenopodium (und Blitum). ”* P 5spaltig, am Grunde mit dem Fruchtknoten verwachsen. A einem fleischigen Ringe eingefügt: Beta. IV. B einhäusig. P der 5 B 4-5theilig. © B ohne P, oder dieses wie bei &. A. Samenknospe von dem aufsteigenden Stiele herabhängend: Obione (Halimus), B. Samenknospe seitlich an dem verlängerten Stiele befestigt: Atriplex. 738. Atriplex hortense L. (Mittelasien), als Gemüsepflanze gebaut. Spinacia olerg- cea L., Spinat (Orient), verbreitete Gemüsepflanze. Chenopodium QuinoaL. (Chili, Peru), im Vaterlande wichtige Mehlpflanze. Ch. ambrosioides L., Jesuitenthee (Mexiko), das Kraut, offieinell (Herba Chenopodii ambrosioidis — ätherisches Oel, Harz). Beta vulgaris L., Runkelrübe (Küsten des südlichen Europas), in vielen Varietäten und Spielarten gebaut: var. Cicla, Mangold, römicher Spinat; var. raäpacea, Runkelrübe, als alba oder weisse Runkel, rubra öder rothe Rübe, altissima oder Zuckerrübe ete., die letztere zur Fabrikation des Rübenzuckers. Schoberia maritima C. A. Mey., Salsola Kali L. u. a. A. des Meere- strandes werden oft zur Sodabereitung verwendet. 739. (Fam. 242) Amarantaceae. Kräuter und Sträucher mit. spiraligen oder gegenständigen einfachen Blättern ohne Nebenblätter. B 3 oder eingeschlechtlich, oft vielehig, klein und unansehnlich, zu Aehren, Köpfchen oder Knäueln in grosser Anzahl vereinigt. P (3-5) oder 3-5, trockenhäutig, öfter gefärbt. A 3-5, vor den Perigontheilen oft einem unterständigen Ringe eingefügt, frei oder etwas verwachsen und mit neben- blattähnlichen Anhängseln. G 2-3), 1fächerig, mit 1 oder seltener mehr anatropen, im Grunde aufrechten Samenknospen. Griffel getrennt oder ver- wachsen. Frucht nussartig, oder unregelmässig oder mit einem Deckel quer aufspringend. ‚Samen mit fester, glänzender Schale. 500 Arten der Tropen und gemässigten Zone, besonders in Südamerika. In Deutschland nur Arten von Amarantus, von welcher Gattung auch manche als Zierpflanzen in Gärten vorhanden sind (A. sanguineus L., A. atropurpureus Roxb. u. a. ost- indische A. — Fuchsschwanz) und zahlreiche Arten in den Tropen als Gemüse dienen. Ce- losia cristata L., Hahnenkamm (Ostindien, Südamerika), Zierpflanze mit verbänderterer Blüthenstandsaxe. 7140. (Fam. 243.) Caryophyllaceae B x, 4-Ö5zählig, mit K und C oder die C unterdrückt. A so viele oder doppelt so viele als C, zuweilen einzelne fehlend. G 25), meist lfächerig mit 1— &samiger Central- oder Basilarplacenta. 1000 Arten in gemässigten und kalten Zonen. 4 Unter- familien, die oft auch als selbständige Familien betrachtet werden. 1. Paronychieae. Kräuter oder Halbsträucher mit meist gegen- ständigen Blättern und trockenhäutigen Nebenblättern. B meist trugdoldig oder geknäuelt, mit unscheinbaren Blüthenhüllen. K (4-5). C 4-5, öfter fehlend, oder die Blätter klein und den Staubfäden ähnlich. A den Kelch- theilen superponirt, öfter dem Kelchgrunde eingefügt, 5 oder auch 10, oder einzelne fehlschlagend. Frucht ungefächert, meist lsamig, nicht oder nur am Grunde unvollkommen aufspringend, selten ‚eine mehrsamige Kapsel. Keimling selten in der Axe des Eiweisses, gerade. Caryophyllaceae. | 361 I. Meist 3 Staubgefässe. Kapsel 3klappig, OQOsamig, bis zur Basis aufspringend: Poly- carpon. II. Staubgefässe 5. A. Griffel mit 2 Narben. &. Kelchzipfel lach-concav. * Schliessfrucht ohne Deckelansatz: Herniaria, * * Schliessfrucht mit angewachsenem Deckel: Paronychia. b. Kelchzipfel dick, schwammig, von der Seite zusammengedrückt, begrannt. Kapsel! mit 5—10 schmalen, oben zusammenhängenden Klappen sich öffnend; Ille- cebrum. B. Mit 3 Narben und 1samiger Schliessfrucht: Corrigiola. II. Sclerantheae. Kräuter mit gegenständigen, schmalen, sitzenden, nebenblattlosen Blättern. K (4-5), bleibend. C 0. A 5, mit 5 Stamino- dien wechselnd. Fruchtknoten mit 1—2 grundständigen Samenknospen. Schliessfrucht lsamig. Keimling peripherisch. — Scleranthus. 741. II. Alsineae. Meist kleine, unscheinbare Kräuter mit zarten, an den Knoten mehr oder weniger verdickten Stengeln. Blätter gegen- ständig, oft sitzend, einfach, öfter am Grunde zu einer Scheide verwachsen, ohne Nebenblätter. Blüthenboden stets völlig verkürzt. K 5, selten 4 C meist vorhanden. A meist 10, doch vielfach schwankend, öfter nur 5 voll- kommen ausgebildet. Griffel oder Narben 2—5. Kapsel einfächerig, @- samig, mit so vielen oder doppelt so vielen Klappen oder Zähnen, als Griffel oder Narben vorhanden, aufspringend. I. Griffel oder Narben 3 (selten 2). A. Kronblätter ganz, oder seicht ausgerandet, a. Aeussere Staubgefässe an der Basis mit 2 kleinen Drüsen. Kapsel 3klappig. * Samen nierenförmig, flügellos: Alsine. * * Samen 3eckig oder rundlich, flügellos oder geflügelt: Lepigonum (Sper- gularia), * * * Samen verkehrt eiförmig, auf dem Rücken aufgetrieben -gewölbt, auf der entgegengesetzten Seite mit einer länglichen Grube: Honkeneya (Hali- anthus). b. Staubgefässe ohne Drüsen, * Kapsel 4—6klappig. Samen mit Anhängsel: M öhringia. ** Kapsel 6klappig. Samen nierenförmig, ohne Anhängsel: Arenaria. B.. Kronblätter gezähnt. Staubgefässe meist 3—5. Samen schildförmig: Holosteum. C. Kronblätter tief ausgerandet oder 2theilig. Staubgefässe 3, 5, 8 oder 10, Samen nierenförmig: Stellaria. II. Griffel und Narben 4. Blüthe 4gliederig. Kapsel Szähnig: Moenchia. III. Griffel und Narben 5. A. Blüthe 4—ägliederig; A 4, 5 oder 10. Kronblätter ungetheilt, Kapsel 4—5klappig. Samen nierenförmig, flügellos: Sagina. B. Blüthe 5gliederig. a. Kronblätter ungetheilt. Kapsel 5klappig. Samen kreisrund, mit einem Flüge umzogen: Spergula. b. Kronblätter ausgerandet oder 2spaltig. Samen flügellos. * Kapsel an der Spitze 10klappig. Narben vor den Kelchblättern: Cerastium. * * Kapsel 5klappig. Narben vor den Kronblättern: Malachium. Spergula arvensis L., Spergel, Spark; in sandigen Gegenden als Futterkraut ceultivirt. 142. IV. Sileneae. Meist Kräuter mit knotig gegliedertem Stengel und gegenständigen, sitzenden, meist schmalen, oft an der Basis scheidig verwachsenen, nebenblattlosen Blättern. K (6). C 5, die Blätter oft zerschlitzt oder gespalten, manchmal mit Ligulargebilden (Nebenkrone). A5-+75. G(@-5), 1lfächerig oder unvollkommen mehrfächerig. Griffel 2—5. 362 Caryophyllaceae. Phytolaccaceae Portulacaceae, Oberhalb des Kelches ist die Blüthenaxe oft zu einer C, A und G tragen- den Säule verlängert. I. Griffel und Narben 2, A. Kelch mit trockenhäutigen Streifen. a. Samen nierenförmig, mit gerundetem Rücken. Keimling gekrümmt: Gypso- phila. b. Samen schildförmig oder gewölbt, mit vorspringendem Kiel. Keimling fast ge- rade: Tunica. B. Kelch ganz krautig. a. Kelch von mehreren Hochblättern umgeben. Blumenblätter plötzlich in "den meist mit Flügelleisten versehenen Nagel verschmälert, ohne Krönchen (Ligula). Sonst wie Tunica: Dianthus. b. Kelch ohne Hochblätter. Blumenblätter am Nagel mit Flügelleisten. Keimling gekrümmt. * Kelch eylindrisch. Blumenblätter mit einem 2spitzigen Nebenkrönchen. Samen nierenförmig: Saponaria, ** Kelch bauchig, 5kantig. Blumenblätter ohne Krönchen. Samen kugelig: Vaccaria. II. Griffel und Narben 3. Frucht eine schwarze, 1fächerige Beere: Cucubalus. Frucht eine unvollständig 3-, selten 5fächerige Kapsel: Silene. XII. Griffel und Narben 5 (seltener 3). A. Kapsel am Grunde 5fächerig, an der Spitze 5klappig: Viscaria. B. Kapsel 1fächerig. a. Kapsel 10zähnig aufspringend (oft — wenn nur 3 Griffel — mit 6 Zähnen) Melandryum. b. Kapsel 5zähnig oder -klappig. * Blumenblätter mit Nebenkrone, der Nagel ohne Flügelleisten, © Krönchen auf einer hohen Wölbung stehend. Fruchtknoten nicht gedreht: Lychnis. © © Krönchen flach aufsitzend. Fruchtknoten schwach gedreht: Coronaria * * Blumenblätter ohne Krönchen, der Nagel mit Flügelleisten: Agrostemma Saponaria officinalis L., Seifenkraut, die Wurzel offieinell (Radix Saponariae rubrae — Saponin, Gummi). Arten von Dianthus, Nelke (D. barbätus L., D. Caryophyllus L,, D. chinensis L. u. A.), Lyehnis, Lichtnelke (L. chalcedoniea L., L. coronaria L, etc.), Gypso- phila (G. paniculata L.), sind häufige Zierpflanzen in Gärten. 743. (Fam. 244.) Phytolaccaceae. Kräuter oder Halbsträucher mit abwechselnden, einfachen Blättern, zum Theil ohne Nebenblätter. B 3, ‚in Aehren oder cymösen Blüthenständen. K (4-5), oft gefärbt. C meist. A 4-&% , zuweilen am Grunde verwachsen. G (1-10), frei oder verwachsen, der Fruchtknoten in letzterem Falle gefächert, die Fächer mit 1 Samen- knospe. Frucht beerenartig. Same nur selten mit geradem Keimling. 84 Arten in wärmeren Klimaten. Phytolacca decandra L., Kermesbeere (Nordamerika); der rothe Saft der Beere zum Färben des Weines dienend. 744. (Fam. 245.) Portulacaceae. Meist ljährige Kräuter mit sitzenden oder kurz gestielten, meist abwechselnden Blättern ohne oder mit rudimentären Nebenblättern. K meist (2), öfter halboberständig, oft ober- halb der Basis abfallend.. C 4—6, oft 5, sehr hinfällig, in der Knospe dachig, oft 0. A 3—& , zuweilen am Grunde verwachsen. G @), lfächerig, selten mehrfächerig, mit 1 oder mehr grundständigen, langgestielten, amphi- tropen Samenknospen in jedem Fache. Kapsel quer oder klappig auf- springend, ®Osamig ; seltener eine Isamige Nuss. 225 Arten in warmen und gemässigten Zonen. Wp Portulaca: Kelchsaum abfallend. C 5, frei oder am Grunde verwachsen. A 8—15. Griffel 3—6spaltig. Kapsel quer aufspringend, - Portulac. Aizoac. Cactaceae Begoniac. Serpentariae, 363 Montia: Kelch bleibend. C trichterförmig, mit auf einer Seite gespaltener Röhre, der Saum 5theilig. A 3. Griffel fast fehlend, mit 3 Narben. Kapsel 3klappig. Portulaca oleracea L., aus Südeuropa eingeschleppt und verwildert, die var. sativa Haw. als Gemüsepflanze (Portulak) gebaut. Manche Arten als Zierpflanzen (P. grandiflora Hook., P. Gilliesii Hook. u. a, chilenische Arten). 76. Ordnung. Opuntinae. B oberständig, meist spiralig, mit meist C © und A ©; die Placenten wandständig. 745. (Fam. 246.) Aizoaceae (Ficoideae, Mesembryanthemeae). Kräuter oder Sträucher mit meist fleischigen, saftreichen Blättern ohne Nebenblätter. Bx, 5, einzeln oder in Trugdolden, bald ansehnlich, bald unscheinbar. K 4—8. C ©, manchmal auch 0. A 4-%20,. G (4750), der Fruchtknoten ge- fächert, mit © amphitropen Samenknospen. Frucht meist eine mehrfächerige, OOsamige, vom Kelche umgebene Kapsel. Samen mit Endosperm. 450 Arten in Tropen und gemässigten Zonen, besonders in Südafrika. Zahlreiche Arten der Gattung Mesembryanthemum als Zierpflanzen (Eiskräuter). Tetragonia expansa Ait. (Neuseeland), als neuseeländischer Spinat als Gemüse cultivirt. 746. (Fam. 247.) Cactaceae. Sehr mannigfaltig und eigenthümlich gestaltete Pflanzen mit fleischigen, saftreichen, häufig gegliederten Stämmen, deren Blätter fehlen oder zu Dornen verkümmert sind. B?, meist x, selte- ner A. K&X2. C ©, meist spiralig und ohne scharfe Grenze. A ©. G (3—00 ), Ifächerig, mit 3 oder mehr wandständigen Placenten, die Samen- knospen anatrop. Beerenfrüchte mit endospermlosen Samen und geradem oder gekrümmtem Keimling. 1000 (?) Arten, sämmtlich im tropischen Ame- rika heimisch, in der alten Welt nur eingewandert. Zahlreiche Arten der Gattungen Mamillaria, Melocactus, Echinocactus, Ce- reus, Epiphyllum, Phyllocactus, Opuntia etc. sind Zierpflanzen. Cereus grandi- Horus Mill. (Westindien) gewöhnlich als „Königin der Nacht“ cultivirt. Die Stämme von (. giganteus Engelm. (Neumexiko) erreichen die Höhe von 40—60 Fuss bei 3 Fuss Um- fang. Opuntia Ficus indica Mill., indianische Feige (Südamerika), wird der essbaren Früchte wegen gebaut und dient nebst anderen Arten (OÖ. vulgaris Mill., O. cocecinellifera Mill. etc.) zur Zucht der auf ihnen lebenden Cochenill» - Schildlaus (Coccus Cacti L.). 147. ? (Fam. 248) Begoniaceae. Saftreiche Kräuter oder Halb- sträucher von zweifelhafter Verwandtschaft, der Stengel meist knotig ge- gliedert oder auch verkürzt. Blätter meist abwechselnd, stets ungleich- hälftig, schief, meist ganz, zuweilen handförmig gelappt, mit hinfälligen Nebenblättern. B meist monöcisch., P aus 2-8 corollinischen Blättchen gebildet. A der & B@X, dicht gedrängt, frei oder verwachsen. G der 2 B (2-3), 2—Sfächerig, mit © anatropen Samenknospen im Innenwinkel der Fächer. Kapsel meist 2—Sflügelig, 2—öfächerig. Samen ohne Endosperm, mit geradem Embryo. 350 tropische Arten, vorzüglich in Amerika und Asien. Viele Arten der einzigen Gattung Begonia, Schiefblatt, sind Zierpflanzen; am be- kanntesten sind B. Rex (Ostindien), B. manicata, B. argyrostigma (Brasilien), B. discolor (China) etc. VU. Reihe. Calyciflorae. G unterständig, oder oberständig und von einem Discus umgeben. Die B meist perigyn oder epigyn. 77. Ordnung. Serpentariae. P einfach, meist corollinischh G mehrfächerig, die A mit demselben mehr oder weniger verwachsen. Embryo klein, in der Mitte des Endosperms- 364 Aristolochiac. Nepenthac. Rafflesiac. Santalaceae. 748. (Fam. 249.) Aristolochiaceae. Kräuter oder meist windende Sträucher, oft mit knolligem Wurzelstock. Blätter abwechselnd 2zeilig, ge- stielt, einfach, mehr oder weniger herzförmig, meist ohne Nebenblätter. B 9, x oder A. P meist 3spaltig, oder mit schiefem Saume, mit mehr oder weniger verlängerter Röhre, blumenartig gefärbt. A 6—12 oder mehr, frei oder mit dem G verwachsen. G (4-6), meist durch die in der Mitte nicht ganz zusammenschliessenden Samenleisten unvollständig 6fächerig, mit & ana- tropen Samenknospen. Griffel mit grosser, scheibenförmiger, mehrstrahliger Narbe. Frucht‘ kapsel- oder beerenartig. 200 in warmen und BERNARHE RG Zonen heimische, vorzüglich südamerikanische Arten. lochia. I. Asareae A12, frei. Go. P x. Asarum. IH. Bragantieae, A 6-86, frei. G@. Px. Aristolochia serpentaria L., Schlangenwurzel (Nordamerika), der Wurzelstock offi+ cineil (Rhizoma Serpentariae — ätherisches Oel, Harz, Aristolochin.. A. Sipho L’Herit, (Nordamerika), häufiger Zierstrauch als Laubenbekleidung. Asarum europaeumL., Hasel- wurz, der Wurzelstock officinell (Rhizoma Asari — Asarin, ätherisches Oel). — 10 Arten von Aristolochia in der Kreide und im Tertiär. 749. (Fam. 250.) Nepenthaceae. Halbsträucher oder Sträucher, öfter klimmend. Blätter mit lanzettlichem, flachem, blattartigem, in eine Ranke endendem Stiele, der eine krug- oder kannenförmige, hohle, mit Deckel versehene Spreite trägt, welche aus Drüsen der Innenwand Wasser absondert. B X, diöcisch; die & mit P (4 oder 3) und A (4-16); die 2 mit P (4 oder 5) und G (4. 33 vorzüglich im tropischen Asien heimische Arten. Nepenthes destillatoria L. und N. Phyllamphora Willd. oft in Gewächshäusern. N. Rajah mit sehr grossen und weiten, fast fusslangen Kannen. 750. ? (Fam.251.) Rafflesiaceae. Fleischige, chlorophylllose Wurzel-. parasiten, die manchmal völlig blattlos sind und dann eine völlig verkürzte Axe besitzen. B %, meist eingeschlechtlich, oft von ungeheurer Grösse (Rafflesia.. P (8—10), corollinisch, röhrig-glockig oder tellerförmig. A 3—% , meist unter sich verwachsen, dem P eingefügt oder auch mit dem G verwachsen. G (3-0 ), Fruchtknoten meist lfächerig, mit wandständigen oder hängenden Placenten mit © Samenknospen. Frucht beerenartig, &- samig. Same mit Endosperm und rudimentärem Embryo. 24 tropische Arten. : Cytinus Hypoeistis L., auf den Wurzeln von Cistus in Südeuropa, an Monotropa” und Orobanche erinnernd. Hydnora africana Thbg., pilzähnlich, auf den Wurzeln von Euphor- bien am Cap. Rafflesia Patma Bl., auf Java auf den Wurzeln von Cissus (Ampelideen)s fast nur eine 2 Fuss im Durchmesser haltende, übelriechende Blüthe bildend. R. Arnoldi RBr., auf Sumatra, noch grösser. 78. Ordnung. Santalinae. Chlorophyllihaltige Parasiten mit einfachen, nebenblattlosen Blättern. K (oder P) in der Knospe klappig. C meist 0. A in gleicher Zahl den Perigoiftheilen eingefügt. G lfächerig. Keimling in der Axe des fleischigen Endosperms. 151. (Fam. 252.) Santalaceae. Auf Wurzeln schmarotzende Kräuter oder Holzgewächse mit spiraligen, oder auch unteren gegenständigen, grünen Blättern. B x, meist 9, meistin Aehren oder Rispen,seltener einzeln. P(4—5),' I. Aristolochieae. A 6, mit dem G verwachsen. G (6). P A. Aristo- ne a nen Santal. Loranthac. Balanoph. Thymel. Elaeagnaceae, 365 röhrig, innen gefärbt Cmeist0. A 4—5. G (3). Samenknospen von einer cen- tralen Placenta herabhängend, anatrop, ohne Integumente. Frucht eine 1samige ‚Nuss oder Steinfrucht. 225 meist in gemässigten Klimaten heimische Arten. Santalum albumL., Baum in Ostindien, liefert das als Nutzholz geschätzte Sandelholz. In Deutschland nur die Gattung Thesium vertreten. Osyris alba L., Strauch im süd- ‘lichen Europa. — 13 Arten im Tertiär. 752. (Fam. 253.) Loranthaceae. Auf Bäumen schmarotzende im- ‚mergrüne Sträucher mit meist gegenständigen, zuweilen rudimentären Blät- tern. B &x, 9 oder häufiger diclinisch. P (4, 6 oder 8). C 0. A4 oder 6. G 275). Samenknospen aufrecht, mit der Fruchtknotenwand und unter sich verwachsen, (oder 1 Samenknospe mit mehreren Embryosäcken?). Beere 1- samig. 500 tropische und in gemässigten Klimaten heimische Arten. Viscum: B bei unserer Art diöcisch. P der 5 B (4). A 4, mit den fächerigen An- theren den Lappen des P angewachsen. Pder@ BA G (2). Loranthus: B 8 oder eineeschlechtlich, P 6. A 6, dem Grunde des P eingefügt. G 03). Viscum album L,, Mistel, auf vielen verschiedenen Baumarten schmarotzend, enthält Visein und wird zur Bereitung des Vogelleimes verwendet. Loranthus europaeus, schon ‘in Oesterreich hier und da auf Eichen und Linden. 753. ? (Fam. 254.) Balanophoreae. Chlorophylifreie, oft pilzähnliche Wurzelschmarotzer ohne Laubblätter. B klein, eingeschlechtlich, in reich- blüthigen Inflorescenzen. P meist mehr oder weniger verkümmert, oft 0, in den 4 B 4-Öspaltig. A 1—3 oder mehr, oft verwachsen. G meist 1- -fächerig, mit 1—2 bald hängenden anatropen, bald aufrechten orthotropen Samenknospen, diese oft ohne Integumente oder letzteres einfach. Frucht nuss- oder steinfruchtartig. 40 meist tropische Arten. Balanophora, Langsdorffia etc. Cynomorium coccineum Mich., Hundsruthe, ‚schon in den Mittelmeerländern. ; 79. Ordnung. Thymelinae. Meist Holzpflanzen ohne Nebenblätter. Pröhrig, corollinisch oder doch 'inwendig gefärbt. C meist 0. A vor den Perigonabschnitten der Perigon- röhre eingefügt. G oberständig, lfächerig, mit meist nur 1 anatropen Sa- menknospe. Endosperm spärlich oder 0. 754. (Fam. 255.) Thymelaeaceae. Holzgewächse, seltener Kräu- ‚ter, mit spiraligen, ungetheilten Blättern. B % oder durch Fehlschlagen 2häusig, x. P (4), selten (5), in der Knospe dachig,. A4+4 Gi, Samenknospe hängend. Beere oder Nuss. Same mit spärlichem oder ohne Eiweiss. 300 Arten in Tropen und gemässigten (besonders nördliche ge- 'mässigte) Zonen, Daphne: B 8. P gefärbt, abfallend. Beerenfrucht. Passerina (Thymelaea): B 8 oder eingeschlechtlich. P meist ungefärbt, bleibend "und die Nuss einschliessend. Daphne Mezereum L., Kellerhals, Seidelbast; die Rinde »offieinell (Cortex Mezerei — Daphnin, Harz etec.). 755. (Fam. 256.) Elaeagnaceae. Holzgewächse, oft mit dornigen Zweigen, die jungen Aeste und Blätter mit silberweissen oder rostfarbe- "nen, sternartigen Schuppen dicht besetzt. Blätter spiralig oder gegenstän- ‚dig, einfach. B &%, 3, diöcisch oder vielehig. P (2 oder 4). A 4 oder 5. 'G 1. Samenknospe aufrecht. Frucht nussartig, von der saftig werdenden Perigonbasis umgeben (Scheinbeere). Same mit wenig Endosperm. 35 vor- züglich der nördlichen gemässigten Zone eigene Arten. 366 Elaeagnac. Proteac. Cornac. Araliaceae Umbelliferae. Hippophaö: B 2häusig. P der 5 B 2, das der © (2). Nuss glatt. Elaeagnus: B 8 oder durch Fehlschlagen des G ö. P (4), das der 8 Bim Grunde mit einem den Griffel eng umschliessenden Discus. Nuss 8furchig. E. argenteus Pursh (Nordamerika) und E. angustifolius L. (Südeuropa) als Ziersträucher; manchmal verwildert. 756. (Fam. 257.) Proteaceae. Holzgewächse mit immergrünen, lederartigen, sehr verschieden gestalteten Blättern. B x oder A,d. P(4). A 4, den Perigonzipfeln eingefügt. G 1, meist von einer Verlängerung der Axe getragen. Samenknospe meist einzeln, anatrop und grundständig, oder orthotrop und hängend. Frucht balgkapselartig, seltener nuss- oder steinfruchtartig. Same ohne Endosperm. 1100 Arten, die meisten in Au- stralien und Südafrika, Viele Arten der Gattungen Protea, Grevillea, Manglesia, Leucadendron, Banksia ete, als Ziersträucher in Gewächshäusern, 136 Arten in 18 Gattungen sind im Tertiär gefunden worden. 80. Ordnung. Umbelliflorae. B oberständig, in Dolden. Auf dem meist 2fächerigen Fruchtknoten ein drüsiger Discus.. Samenknospen in jedem Fache einzeln, hängend, anatrop. Same mit Endosperm. 757. (Fam. 258) Cornaceae. Meist Sträucher mit einfachen, meist gegenständigen Blättern ohne Nebenblätter. B %, 3% oder vielehig; die Blüthenstände manchmal mit einer aus 4 Hochblättern gebildeten, oft ge- färbten Hülle. K (4). C 4, in der Knospe klappig. A4. G ®), selten 6). Griffel ungetheilt, mit kopfiger Narbe. Steinfrucht 2-, oder durch Fehl- schlagen 1fächerig. 80 meist der nördlichen gemässigten Zone angehörende- Arten. Cornus mas L., Kornelkirsche, liefert essbare Früchte und ein sehr hartes Holz. C, sanguinea L., Hartriegel, wild, doch auch oft in Gärten angepflanzt. 758. (Fam. 259.) Araliaceae. Meist Holzgewächse mit Se nebenblattlosen, oft fieder- oder handförmig zusammengesetzten Blättern. BS,%x. K (5-10). C 5—10, in der Knospe klappig, selten 0. A 5—10. G 2-10) , die Griffel oft verwachsen. Frucht eine Beere, in der oft einige: Fächer Fehlnehäueem 340 Arten in Tropen und gemässigten Klimaten. Hedera Helix L,, Epheu, in unseren Wäldern wild, häufig als Mauerbekleidung. Aralia papyrifera Hook. (China); das schwammige Mark zur Papierbereitung. Manche Arten der Gattung als Zierpflanzen. Panas Ginseng, Arzneipflanze der Chinesen, als, Pentsao im Handel. iR 759. (Fam. 260.) Umbelliferae. Meist Kräuter, oft von bedew-- tender Höhe, gewöhnlich mit deutlich gegliederten Stengeln mit hohlen. Internodien. Blätter in der Regel spiralig gestellt, mit stark entwickelter, stengelumfassender Scheide des Blattstieles, vorherrschend mehr oder we- niger fiedertheilig, seltener einfach, die obersten oft mit sehr rudimentärer Spreite. Nebenblätter fehlen. B gewöhnlich in zusammengesetzten, selte-- ner in einfachen Dolden oder Köpfchen, unterhalb der Doldenverzweigung, eine Hülle aus Hochblättern (involucrum) bald vorhanden, bald fehlend und ebenso das unter den Döldchen auftretende Hüllchen (involucellum). Die einzelne B x oder A, %, oder die randständigen B zuweilen d oder ge-. schlechtslos, der Bautypus K 5, C5, A 5, G @). K meist sehr klein, aus- 5 Zähnchen bestehend oder kaum angedeutet. C meist weiss oder röthlich, selten gelb oder blau, die Blätter ungetheilt oder ausgerandet, oft durch ein nach aufwärts eingebogenes Spitzchen scheinbar herzförmig, in der- 3 Umbelliferae. 367 Knospe meist klappig, die in der Dolde nach aussen gewendeten Blättchen oft grösser oder die ganzen Randblüthen der Dolde grösser, als die des. Centrums (strahlende Dolde). A in der Knospe einwärts gebogen. Frucht- knoten 2fächerig, die beiden Carpelle vorn und hinten stehend, jedes Fach mit 1 hängenden Samenknospe. Griffel 2, ihre Basis drüsig angeschwollen und das Stempelpolster bildend. Frucht zuletzt in die beiden als Theil- früchte frei werdenden Fächer zerfallend, die sich von einer stehen blei- benden, ungetheilten oder gabelig getheilten Mittelsäule (carpophorum — Fruchtträger) loslösen und an dieser noch einige Zeit hängen bleiben. Bau der Fruchtschale für die Systematik verwendet. Man unterscheidet an jeder Theilfrucht gewöhnlich 5 Rippen oder Hauptrippen (juga), von denen 2 am Rande (juga lateralia), 3 auf dem Rücken (jugum dorsale in der Mitte und 2 links und rechts davon liegende j. intermedia) verlaufen; die der Mitte der Kelchblätter entsprechenden heissen juga carinalia, die unter der Grenze je zweier Kelchtheile liegenden juga suturalia. Die beiden Seiten- rippen rücken oft auf die Berührungsfläche der Theilfrüchte, die Fugen- seite (commissura), hinüber. Die zwischen den Rippen liegenden Vertie- fungen heissen Thälchen (valleculae); in ihnen tritt oft eine Nebenrippe (jugum secundarium) auf, die sich nicht selten stärker als die Hauptrippen entwickelt. Unter den Thälchen sowie auf der Fugenseite ‚liegen in der Fruchtwand gewöhnlich mit ätherischen Oelen gefüllte Gänge, die Oel- striemen oder Striemen (vittae). Same mit reichem Endosperm und sehr kleinem Embryo. Die Gestalt des Endosperms auf der Fugenseite ver- schieden und darnach 3 Unterfamilien unterschieden: Orthospermeae: Endosperm auf der Fugenseite flach oder convex. Campylospermeae: Endosperm auf der Fugenseite mit einer Längs- furche oder mit eingebogenen Rändern, daher auf dem Querschnitt concav. Coelospermeae: Endosperm auf der Fugenseite halbkugelig ausge- ‚höhlt, daher auf Längs- und Querschnitt concav. 1300 Arten, die meisten in der nördlichen gemässigten Zone, die Tro- penbewohner nur in bedeutender Höhe. 760. Die deutschen Gattungen lassen sich in folgender Weise grup- piren: I. Unterfam. Orthosper meae. A. Dolden einfach und armblüthig, oder kopfförmig, oder unvollkommen zusammen- gesetzt. 1. Gruppe. Hydrocotyleae. Frucht von der Seite zusammengedrückt. Blumen- blätter mit gerader oder kaum zurückgebogener Spitze. Meist nur 2 Rückenrippen entwickelt. Hydrocotyle. 2. Gruppe. Saniculeae. Frucht fast stielrund, die Oberfläche meist schuppig-faltig oder stachelig. Blumenblätter von der Mitte an zurückgebogen. a. Frucht fast kugelig, dicht mit hakigen Stacheln bedeckt, ohne Rippen: Sa- nicula, b. Frucht zuletzt seitlich schwach zusammengedrückt, glatt, mit fädlichen, schwach vortretenden Rippen, Hülle grossblätterig, grün: Hacquetia. e. Frucht etwas vom Rücken zusammengedrückt, die Rippen faltig gezähnt. Hülle grossblätterig, bunt: Astrantia, d, Frucht ohne Rippen, schuppig oder knotig. Distelartige Pflanzen mit grossen, stechenden Hüllblättern: Eryngium. B, Dolden zusammengesetzt. a. Früchte nur mit 5 Hauptrippen, ohne Nebenrippen. 3. Gruppe. Ammieae. Frucht von der Seite zusammengedrückt, und der ein- gezogenen Fugenseite wegen meist 2knotig. Rippen ungeflügelt, 368 Umbelliferae. * Kelchsaum undeutlich. &. Blumenblätter ungetheilt, O Blumenblätter einwärts gebogen, gelb oder gelblich. $ 5 und © mit B& gemischt, die Blumenblätter der ZB lanzettlich, die der Q und 8 eirund: Trinia. $$ Alle B gleich. X Blumenblätter gestutzt. Rippen scharf. "Thälchen ohne oder mit 3 Striemen. Blätter einfach: Bupleurum. X X Blumenblätter in ein eingebogenes Läppchen verschmälert. Rippen fadenförmig. Thälchen I1striemig. Blätter gefiedert: Petrose- linum. © © Blumenblätter sternförmig ausgebreitet. $ Blumenblätter rundlich. Frucht rundlich: Apium. $ $ Blumenblätter eiförmig. Frucht eiförmig oder länglich: Helosci- adium. ß. Blumenblätter herzförmig, mit eingebogenem Läppchen, weiss. Rippen fadenförmig. © Fruchtträger erst an der Spitze getheilt. $ Thälchen ohne Striemen. Blätter doppelt-3zählig: Aegopodium. $ $ Thälchen Istriemig, Blätter abnehmend gefiedert: Carum, 0 © Fruchtträger tief 2spaltig. $ Thälchen Istriemig. Hüllchen &@Oblätterig: Ammi. $ $ Thälchen mehrstriemig. Hüllchen 0: Pimpinella. “ * Kelehsaum 5zähnig. Blumenblätter mit eingebogenem BappeASE: @. "Thälchen 1striemig. © Frucht fast kugelig. Rippen flach. Endosperm auf der Fugenseite ge- wölbt. Hülle 0. Hüllchen OOblätterig: Cicuta. O © Frucht länglich. Rippen fadenförmig. Endosperm auf der Fugenseite flach. Hülle und Hüllchen SOblätterig: Falcaria. ß. Thälchen 3striemig. Hülle und Hüllchen mehrblätterig. © Schenkel des Fruchtträgers mit der Theilfrucht verwachsen. Striemen unter der dicken Fruchtschale verborgen. Endosperm auf der Fugen- seite gewölbt: Berula. j O © Schenkel des Fruchtträgers der Frucht angewachsen oder frei. Striemen oberflächlich. Endosperm auf der Fugenseite flach: Sium. 4. Gruppe. Seselineae. Frucht im Querschnitte kreisrund. Rippen faden- förmig oder geflügelt. * Kelchsaum undeutlich. Fruchtträger arheilig: &. Thälchen Istriemig. O Endosperm auf der Fugenseite flach. Blumenblätter herziörmig,. mit ein- gebogenem Läppchen, weiss. $ Randständige Rippen etwas breiter, alle scharf gekielt, Hüllchen 3- blätterig : Aethusa. $ $ Alle Rippen gleich, etwas geflügelt. Hüllchen OOblätterig: Cnidium. O © Endosperm auf der Fugenseite gewölbt. Blumenblätter rundlich, ein- gerollt, gelb. Rippen stumpf. Hüllchen 0: Foeniculum. ß. Thälchen mehrstriemig, O Rippen gleich oder fast gleich. $ Griffel aufrecht: Athamantha. $ $ Griffel zurückgebogen., X Blumenblätter elliptisch, beiderseits verschmälert, weiss: Me um. X X Blumenblätter länglich- eiförmig, in ein eingebogenes Spitzchen verschmälert, gelblich: Silaus. © O Rippen geflügelt, die randständigen doppelt so breit, als die ‚rücken- ständigen: Conioselinum, ** Kelchsaum 5zähnig. Thälchen meist 1striemig. &. Fruchtträger deutlich, Endosperm auf der Fugenseite gewölbt: Oe- nanthe, #. Fruchtträger 2theilig. Endosperm flach, © Kelchzähne kurz, dick, bleibend: Seseli. O © Kelchzähne pfriemenförmig, abfallend: Lib anotis. Umbelliferae. 369 5. Gruppe. Angeliceae. Frucht vom Rücken zusammengedrückt. Die 3 Rücken- rippen geflügelt oder fadenförmig, die Seitenrippen stets breit geflügelt, die Flügel beider Theilfrüchte von einander abstehend. Fruchtträger 2theilig. Endosperm auf der Fugenseite flach. * Kelchsaum undeutlich. Thälchen 1- oder 2striemig. Fruchtschale sich nicht in Schichten trennend, ‘&. Rippen alle geflügelt. © Blumenblätter rundlich, Hülle SOblätterig: Levistieum, © © Blumenblätter verkehrt-eiförmig. Hülle meist 0: Selinum. ß. Rückenständige Rippen fadenförmig. Blumenblätter lanzettlich. Hülle meist 0: Angelica. * * Kelchsaum 5zähnig. @. Blumenblätter verkehrt herzförmig. Rückenrippen fadenförmig. Striemen versteckt: Ostericum, ß. Blumenblätter elliptisch. Rückenrippen dick, gekielt, Fruchtschale sich in eine innere vielstriemige und äussere Schicht trennend: Archan- gelica. 6. Gruppe. Peucedaneae. Fruchtvom Rücken zusammengedrückt. Rückenrippen meist fadenförmig. Theilfrüchte amRande geflügelt, die Flügel beider Früchte flach an einander liegend, die Seitenrippen in den Flügel übergehend oder auf demselben. Seltener die Früchtchen von einem verdickten Rande 'um- geben. Fruchtträger 2theilig. * Fruchtränder geflügelt. Thälchen 1istriemig. &. Seitenrippen am Grunde des Flügels. © Rückenrippen fadenförmig. Blumenblätter eiförmig, mit eingebogenem Spitzchen. $ Kelchsaum undeutlich. Striemen der Fugenseite oberflächlich. Hülle 0 oder 1blätterig: Imperatoria. & S Kelchsaum 5zähnig. X Striemen der Fugenseite oberflächlich: Peucedanum. X X Striemen derFugenseite unter der Fruchtschale versteckt: Thys- selinum, © © Rückenrippen scharf gekielt. Blumenblätter rundlich, eingerollt. Kelch- saum undeutlich: [Anethum, B. Seitenrippen auf dem Flügel stehend, weit von den Bückenrippen ent- fernt, alle sehr zart. O Kelchsaum undeutlich. Blumenblätter rundlich, gestutzt, eingerollt, gelb. Hülle und Hüllchen 0 oder wenigblätterig: Pastinaca. © © Kelchsaum 5zähnig. Blumenblätter eiförmig, mit eingebogenem Spitz- chen, weiss. Hülle und meist auch Hüllchen SOblätterig: Heracleum. * * Fruchtränder knorpelig verdickt, weiss. Kelchsaum 5zähnig. Seitenrippen unter dem Knorpelrande versteckt. Thälchen 1—-3striemig: Tordylium. b. Theilfrüchte mit 5 Haupt- und 4 Nebenrippen. 7. ‚Gruppe. Silerineae. Die seitlichen Hauptrippen einen einfachen Rand bildend. Die Nebenrippen schwächer: Siler. 8. Gruppe. Thapsieae. Seitliche Hauptrippen auf der Fugenfläche. Aeussere Nebenrippen geflügelt, die inneren fadenförmig, oder alle geflügelt: Laser- pitium. 9. Gruppe. Dauecineae. Hauptrippen fadenförmig, mit Borsten besetzt, die seitlichen auf der Fugenseite. Nebenrippen stärker als die Hauptrippen, mit freien oder am Grunde zu einem Flügel verbundenen Stacheln besetzt. * Nebenrippen lreihig stachelig: Daucus. * * Nebenrippen mit 2—3 Stachelreihen: Orlaya. I. Unterfam, Campylospermeae., A. Früchte mit 5 Haupt- und 4 Nebenrippen. 10. Gruppe. Canucalineae. Frucht von der Seite zusammengedrückt oder fast stielrund. Hauptrippen fadenförmig, die Seitenrippen auf der Fugenseite. Nebenrippen stärker, mit Stacheln besetzt, oder wegen der die ganzen Thäl- chen bedeckenden Stacheln undeutlich. * Früchtehen mit 4 stacheligen Rippen, die Stacheln 1—3reihig: Caucfjlalis. Luerss'en, Botanik. 24 370 Umbelliferae. Elatinaceae. * * Früchtehen mit 7 stacheligen Rippen, die Stacheln 2=3reihig: Tur- genia. * * * Früchtehen auf dem ganzen Rücken dicht stachelig, mit 3 dazwischen liegenden Borstenreihen: Torilis. B. Früchte mit 5 Hauptrippen ohne Nebenrippen. 11. Gruppe. Scandiceae. Frucht meist geschnäbelt, von der Seite deutlich zu- sammengedrückt. Rippen fadenförmig, zuweilen geflügelt, manchmal nur am. Schnabel deutlich vortretend. * Schnabel länger als die übrige Frucht. Rippen stumpf. Thälchen 1striemig- Fruchtträger fast ungetheilt: Scandix. * * Schnabel kürzer als die übrige Frucht. &. Rippen nur am Schnabel deutlich. Thälchen ohne Striemen. Frucht- träger kurz 2spaltig: Anthriscus. ß. Rippen an der ganzen Frucht deutlich. Oo Rippen stumpf. Thälchen ı1striemig. Fruchtträger kurz 2spaltig: Chae- rophyllum. o © Rippen scharf, hohl. Thälchen ohne Striemen. Fruchtträger bis fast zur Mitte 2spaltig: Myrrhis. 12. Gruppe. Smyrneae. Frucht aufgetrieben, ungeschnäbelt, meist von der Seite zusammengedrückt. * Rippen wellig gekerbt, nicht hohl. Thälchen ohne Striemen: Conium. * * Rippen gedunsen, innen hohl. Thälchen 1—3striemig: Pleuro- spermum. II. Unterfam. Coelospermeae. 13. Gruppe. Coriandreae. Frucht kugelig oder 2knotig. Hauptrippen flach, geschlängelt oder selbst furchenförmig, die 4 Nebenrippen stärker hervor- ragend: Coriandrum| 5 Umbelliferen kommen in tertiären Schichten vor. 761. Die Familie enthält ziemlich viele Nutzpflanzen, deren wichtigste folgende sind: Offieinell sind die Früchte und die daraus gewonnenen ätherischen Oele von Pimpi- nella Anisum L.,‘ Anis, aus Südeuropa (Fructus Anisi vulgaris); Carum CarviL., Kümmel (Fructus Carvi); Corian drum sativum L., Coriander, Südeuropa (Fructus Coriandri) ; Foenieulum officinale All., Fenchel (Fructus Foenieuli); Petros elinum sativum Hoffim., Petersilie, Südeuropa (Fructus Petroselini —Apiol); Oenanthe Phellandrium Lam., Wasser- | fenchel (Fructus Phellandrii — Harz). Officinelle Wurzeln liefern Pimpinella Saxifrag& L. und P. magna L., Biebernelle (Radix Pimpinellae — ätherisches Oel, scharfes Harz, Ex- tractivstoff, Zucker); Arch angelica officinalis Hoffm., Engelwurz (Radix Angelicae — ätherisches Oel, Angeliecin, Angelicasäure, Angelicawachs etc); Levisicum offhieinale Koch, Liebstöckel, Südeuropa (Radix Levistici — ätherisches Oel, Harz, Zucker etc.); Impera- toria Ostruthium L., Meisterwurz (Rbizoma Imperatoriae — ätherisches Oel, Harz, Impe- ratorin).. Von Conium maculatum L., Schierling, ist das Kraut officinell (Herba Conii ma- | eulati — Coniin). Offieinelle Gummiharze liefern die im Oriente heimischen Ferula eru- bescens Boiss. (Galbanum), Doremä& Ammoniacum Don (Ammoniacum) und Scor odosm& foetidum Bunge (Asa foetida, Stinkasant, Teufelsdreck — Ferulasäure, Umbelliferon). Als Küchen- und Gewürzpflanzen werden ausser Petersilie, Kümmel, Fenchel, Anis’ u. Coriander | noch gebaut: Apium graveolens L., Sellerie; Anethum graveolens 1’, Dual (Orient); Pastinaca sativa L., Pastinake; Daucus CarotaL., Möhre; Anthriscus Cerefolium Hoff, Kerbel (Südeuropa). Als Giftpflanzen sind bekannt: Aethusa Cynapium L., Hundspeter- silie; Cicuta virosa L., Wasserschierling und Conium maculatum L., gefleckter Schierling- Asiatische Arten von Heracleum, Bärenklau, werden ihrer Grösse wegen oft als Zier- pflanzen cultivirt. 81. Ordnung. Saxifraginae. B meist $ und %, perigynisch oder epigynisch, die Kreise meist 5zäh- lig. Fruchtknoten fächerig, mit @ Samenknospen auf der Scheidewand, oder die B polycarpisch. Samenknospe meist anatrop. Same meist mit En- dosperm. Keimling meist gerade. 762. (Fam. 261.) Elatinaceae. Kleine Sumpfgewächse mit gegen- Au Elatinaceae. Crassulaceae. Saxifragaceae. 371 ständigen oder quirligen, ungetheilten Blättern und zuweilen Nebenblättern, die den eigentlichen Blättern ähnlich sind. B klein, einzeln oder zu meh- reren in den Blattachseln, &. K 2-5); C 2-5, in der Knospe dachig. A 2—5 oder doppelt so viele als Blumenblätter. G (2-5), 2-5fächerig, mit 2-5 Griffeln. Kapsel an den Scheidewänden aufspringend. Samen ohne Endosperm. 20 Arten in gemässigten und warmen Klimaten. — Elatine. 763. (Fam. 262.) Crassulaceae. Meist Kräuter mit spiraligen, ungetheilten, meistens fleischigen und saftreichen, seltener lederartigen Blättern ohne Nebenblätter. Blüthenstand trugdoldig oder wickelig. Bx, meist 9, 4—50zählig. K in der Knospe dachig. C in der Knospe meist gedreht, ihre Blätter dem Grunde des K eingefügt. A meist doppelt so viele als Blumenblätter, seltener nur einfache Zahl, selten unter sich ver- wachsen, zwischen ihnen und dem G oft noch ein zu Nectarien ausgebil- deter Kreis, der den Grund des G umgiebt. Gr .oberständig, oft mehrere einzelne, jedes Carpell mit.eigenem freien Griffel. Früchte balgkapselartig und sich dann an der Naht lösend, oder kapselartig und an den Scheide- wänden aufspringend. Samen meist ©, klein, feilspanartig, mit oft spär- lichem Endosperm. 400 in gemässigten und warmen Klimaten vorkom- mende Arten. I. B 2häusig, mit 4gliederigen Kreisen, die ö mit A 8, die Q mit G4: Rhodiola. 1"B 8. 1. A meist 4, a. B 3—4gliederig. Früchte 2samig: Tillaea. b. B stets 4gliederig. Früchte mehrsamig: Bulliarda, 2. A5. G5, an der Basis verwachsen: Crassula. 3. A 10, selten 12. G 5, selten 6: Sedum. 4, A 12—40. K und C 6—20gliederig. G 6-20: Sempervivum. Bryophyllum calycinum Salisb. (Molukken), häufige Zierpflanze, deren Blätter an den Rändern zahlreiche Brutknospen entwickeln. Arten der Gattung Echeveria häufig in Gewächshäusern, — 1 Sedum aus dem Tertiär bekannt. 164. (Fam. 263.) Saxifragaceae. Meist Kräuter, seltener Sträu- cher oder Bäume. Blätter spiralig, quirlig oder gegenständig, ungetheilt oder getheilt, meist ohne Nebenblätter. B gewöhnlich in eymösen Inflo- rescenzen, meist X, 7, seltener eingeschlechtlich oder vielehig, (4—)5zählig (seltener 3—12zählig), hypo-, epi- oder perigynisch. K5; C5, selten 0; A5-+ 0 oder 5 + 5, selten ©, oft auch Staminodien. G 2-5, unter-, ober- oder halboberständig, die Carpelle oft an der Spitze getrennt. Griffel stets getrennt. Ein die C und A tragender Discus im Grunde desK meist vorhanden. Frucht eine Kapsel. Endosperm reichlich vorhanden. 500 Ar- ten in allen Zonen, doch am zahlreichsten in den gemässigten. I. Saxifrageae. Kräuter. Fruchtknoten 1—Sfächerig. Saxifraga: K (5), C5, A 10. Kapsel 2fächerig, durch die 2 bleibenden Griffel ge- schnäbelt, zwischen denselben mit einem Loche aufspringend. Chrysosplenium:K (4), C 0, A 8 Kapsel 1fächerig, 2schnäbelig, bis zur Mitte mit 2 Klappen aufspringend. I. Francoaceae. Kräuter. B 4zählig. A 4-5, mit Staminodien wechselnd. Fruchtknoten 4fächerig. — Chile. ill. Hydrangeae. Sträucher miteinfachen, gegenständigen Blättern. A 8—12. Fruchtknoten 3—Öfächerig — Asien und Amerika. Hydrangea hortensis Sm., Hortensie. - Bekannte Zierpflanze aus China und Japan. H. arborescens L., Zierstrauch aus Nordamerika. 24% 372 Saxifragac. Ribesiac. Gunnerac. Halorrhag. Rhizophoraceae. IV. Escallonieae. Sträucher oder Bäume mit spiralig gestellten Blättern. Kronstaubfäden 0. G 1—Tfächerig. — Südliche Halbkugel. V. Cunonieae. Sträucher und Bäume mit gegenständigen Blättern und Nebenblättern. — Südliche Hemisphäre. VI. Philadelpheae. Sträucher mit gegenständigen Blättern ohne Nebenblätter und mit meist © A. Philadelphus coronarius L., wilder Jasmin. Zierstrauch aus dem südlichen Europa; oft verwildert. Deutzia scabra Thbg., Zierstrauch aus Japan; D. gracilis Sieb. et Zucec., Zierstrauch aus China und Japan. VII. Parnassieae. Kräuter. A 5. Die 5 vor der C stehenden Staubgefässe zu schuppenförmigen, am Rande mit drüsigen Wimpern ver- sehenen Staminodien umgebildet. Parnassia palustris L. auf Moorwiesen. Im Tertiär sind 20 Arten der Familie bekannt. 765. (Fam. 264) Ribesiaceae (Grossulariaceae). Sträucher mit spiralig stehenden, gestielten, handförmig gelappten, in der Knospe fächer- artig gefalteten Blättern. B häufig in Trauben, &, % oder durch Fehl- schlagen eingeschlechtlich. K 5, meist ansehnlich und gefärbt; C 5, meist klein, unansehnlich und grünlich, beide in der Knospe dachig. A5.G ®), lfächerig, mit & wandständigen, anatropen Samenknospen. Beerenfrucht. Samen mit Endosperm. 56, vorzüglich der nördlichen gemässigten Zone angehörende Arten. Ribes, Johannis- und Stachelbeere. R. rubrumL., Johannisbeere und R. grossularia L., Stachelbeere, werden in vielen Varietäten der Früchte wegen cultivirt. R. nigrum L,, schwarze Johannisbeere, seltener gebaut, aber häufig wild. R. aureum Pursh, RB. sanguineum Pursh u. a. nordamerikanische Arten als häufige Ziersträucher. 82. Ordnung. Myrtiflorae. Blätter meist gegenständig, seltener spiralig oder quirlig. B meist 9 und X, epigyn oder perigyn, meist 5zählig (manchmal 4-, seltener 2- oder 6zählig),. A häufig © , manchmal verzweigt. G meist mehrfächerig, mit centralen Placenten und & anatropen, meist horizontalen Samenknospen. 766. (Fam. 265.) Gunneraceae. Kräuter mit sehr grossen, rauh- haarigen Blättern. B 3 oder lhäusig, unansehnlich, in rispigen Blüthen- ständen. K (2—4), die Lappen ungleich, in den & B unvollständig oder 0. CO oder 2. A 1-2. G Ifächerig, mit 2 Griffeln und 1 hängenden Samen- knospe. Steinfrucht. Same mit reichem Endosperm. 11 der südlichen Hemisphäre angehörende Arten. Gunnera scabra R. et P, (Chile), oft in Gärten cultivirt. 767. (Fam. 266.) Halorrhagideae. Wasserpflanzen. B x, 9 oder. diöcisch, nach dem Typus K 4; C 4 oder 0; A 4 oder 4 + 4; G (4), meist 4fächerig mit je 1 hängenden Samenknospe. 68 Arten in gemässigten und warmen Klimaten. 4 Arten im Tertiär. Myriophyllum: B einhäusig. 5 B: K (4). C 4, hinfällig. A &:— Q B: K(4), kleiner als bei der 5; 4 sehr grosse, bleibende Narben. Steinfrucht saftlos, in 4 einsamige Früchtchen zerfallend. Blätter quirlig, kammartig-fiedertheilig, mit haarförmigen Ab- schnitten. Trapa: BS. K(4. C und AA, einem ringförmigen Wulste am Grunde des freien Theiles des nur halb*unterständigen Fruchtknotens entspringend. Narbe kopfförmig. Nuss mit 4 aus den Kelchzipfeln entstehenden harten Stacheln. Blätter rhombisch, in einer schwimmenden*Rosette am Ende des Stengels. 768. (Fam. 267) Rhizophoraceae. Bäume oder Sträucher mit “ Rhizoph. Onagraceae Combretaceae. Melastomaceae. 373 Luftwurzeln und meist gegenständigen, einfachen Blättern und hinfälligen Nebenblättern. B einzeln oder in meist rispigen Blüthenständen in den Blattachseln, meist 9%, &. K (3-14); C 3—14, dem Kelchsaume eingefügt, kürzer als dieser. A gewöhnlich &. G meist unterständig und 2—5fä- cherig, jedes Fach mit 1—2 hängenden Samenknospen. Samen mit oder ohne Endosperm. 50 tropische, Uferwälder bildende Arten, den allgemei- nen Namen „Mangroven‘ führend. Bei den echten Rhizophoreen (Rhizo- phora, Kandelia etc.) durchbricht die sich weiter entwickelnde Radicula des Embryo die Spitze der Frucht schon zu einer Zeit, wo diese noch am Baume hängt und erreicht oft bedeutende Länge, ehe letztere abfällt. 769. (Fam. 268.) Onagraceae. (ÖOenothereae). Kräuter oder Sträu- cher mit gegenständigen oder spiraligen, meist einfachen, nebenblattlosen Blättern. Btheils achselständig und einzeln, theils endständig in Trauben und Rispen, X, %. K (4); C 4, in der Knospe rechts gedreht, abfallend; A 4 oder 4 + 4, die Antheren mit Längsspalten aufspringend, ihr Pollen durch Viscinfäden zusammenhängend. G (a), 4fächerig, mit © Samenknospen und häufig 4lappiger Narbe. B auch 2- oder 5zählig. Frucht eine Kapsel, sel- tener Beere oder Nuss. Same ohne Endosperm, mit geradem Embryo, 300 Arten, die meisten in gemässigten Klimaten, viele in Nordamerika. I. Onagreae. Kelchröhre über dem Fruchtknoten verlängert, der freie Theil mit dem.4theiligen Saume abfallend. A 8. Kapsel durch Mit- teltheilung der Fächer aufspringend. Epilobium: Griffel fadenförmig, mit 4 kreuzweise abstehenden, zusammenneigenden oder verschmolzenen Narben. Kapsel linealisch, QOsamig. Same mit Haarschopf. Oenothera: Kapsel unten dicker. Same ohne Haarschopf. Sonst wie Epilobium. I. Jussieuae. Kelchröhre nicht verlängerte K (3—5), bleibend. A doppelt so viele als Kelchzipfel. Kapsel durch Wandtheilung auf- springend. Isnardia: K (4). C 4 oder 0, A 4. Narbe kopfig. III. Circaeeae. Kelchröhre ein wenig über den Fruchtknoten ver- längert. Kelchsaum 2—4spaltig, abfallend. Frucht nussartig. Circaea: K (2), C 2, A 2. G 1- oder 2fächerig, Fächer 1samig. Oenothera biennis L., Nachtkerze, aus Nordamerika stammend, vielfach jetzt in Eu- ropa wild; die Wurzeln werden manchmal gegessen. Manche andere Arten der Gattung, sowie der Gattungen Clarkia, Gaura, Godetia u. s. w. als Gartenzierpflanzen. Viele Arten der beerentragenden Gattung Fuchsia in zahlreichen Spielarten als Topfpflanzen eultivirt. 770. (Fam. 269) Combretaceae. Bäume oder Sträucher, oft win- dend, mit meist einfachen, gegenständigen oder spiralig gestellten, neben- blattlosen Blättern. B 9, selten eingeschlechtlich. „_K (4 -5), selten (6—8), bleibend oder abfallend. C 0 oder 4—5, selten &, dachig oder klappig. A 4-5 oder 8-10, selten &, oft mit Staminodien, die Antheren mit Längsrissen oder 2 Klappen aufspringend. G unterständig, lfächerig, mit 1—6 hängenden Samenknospen. Same ohne Eiweiss. 240 meist tropische Arten. 9 Arten im Tertiär. 771. (Fam. 270.) Melastomaceae. Meist Sträucher oder Bäume mit meist gegenständigen, nebenblattlosen Blättern mit 3—9 durch paraliele Queradern verbundenen Nerven. B%, x, meist in Trauben oder Rispen. K und C meist 5—6zählig, der K mit klappiger, die C mit gedrehter Knospenlage. A doppelt so viele als Krontheile, oder mehr; die Antheren auf der Spitze mit Poren aufspringend. G unterständig, meist 2— Xfäche- 374 Melastomaceae. Lythraceae Myrtaceae. Rosiflorae. rig, Samenknospen meist ©. Endosperm fehlt. 1800 tropische, besonders südamerikanische Arten. — 5 tertiäre Arten. 772. (Fam 271.) Lythraceae. Kräuter, Sträucher oder Bäume mit gegenständigen oder spiraligen, ungetheilten Blättern ohne Nebenblätter. B 5, meist &, ihr Typus: K (6), häufig mit Zähnchen zwischen den Zipfeln, bleibend; C 6, in der Knospe dachziegelig, selten 0. A6oder6 + 6, öfter von ungleicher Länge, manchmal theilweise steril oder unterdrückt; G @-6), mehrfächerig, mit © Samenknospen und einfachem Griffel. Kapsel zuweilen durch das Schwinden der Scheidewände Ifächerig. Samen ohne Endosperm. 250 in wärmeren und gemässigten Zonen heimische Arten. Lythrum: B 4- (oder bei unseren Arten) 6zählig. Blumenblätter am oberen Rande der triehterförmig-cylindrischen Kelchröhre eingefügt, die A in der Mitte der Kelchröhre oder tiefer eingefügt. Kapsel 2fächerig, durch Mitteltheilung der Fächer aufspringend oder unregelmässig zerreissend. Vgl. $ 527. Peplis: B 5- (oder bei unserer Art) 6zählig. C und A 5—6, dem oberen Rande der glockenförmigen Kelchröhre eingefügt. Kapsel 2fächerig, unregelmässig zerreissend. Arten der Gattung Cuphea (Mexiko) oft als Zierpflanzen. Physocalymna floribunda Pohl (Brasilien) liefert das rosafarbene Rosenholz. 173. (Fam. 272.) Myrtaceae Holzgewächse mit meist gegenstän- digen, seltener abwechselnden, einfachen, meist ganzrandigen, immergrünen, häufig von Oeldrüsen durchsichtig punktirten, nebenblattlosen Blättern. B x, 7, bald einzeln achselständig, bald in Aehren, Trauben, Rispen oder Köpfchen, ihr Typus: K 4; C 4 in der Knospe deckend; A & durch Ver- zweigung aus 4 oder 8, die Antheren mit Längsspalten aufspringend; G @9. DB auch 5zählig, zuweilen nur perigynisch. Fruchtknoten 1--6fäche- rig, mit 1 oder‘mehreren Samenknospen. Frucht kapsel- oder beerenartig. Same ohne Endosperm. Embryo gerade oder gekrümmt, bei Punica spira- lig. 1800 meist tropische Arten. 774. Wichtigere Arten sind folgende: Myrtus communis L., Myrthe, Südeuropa, als Zierstrauch eultivirt. M. Pimenta L. (Eugenia Pimenta DC.), Westindien, liefert in den unreifen Beeren den Piment- Pfeffer. Caryophyllus aromatieus L., Gewürznelkenbaum (Molukken — in den Tropen cultivirt); liefert in den getrockneten Blüthenknospen die auch officinellen Gewürznelken (Caryophylli— ätherisches Oel, Nelkensäure, Caryophyllin, Eugenin, Harz etc.), während die reifen Früchte als „Mutternelken“ (Anthophylli) in den Handel kommen, Psidium pomiferum L. und P. pyriferum L. (tropisches Amerika) liefern essbare Früchte (Guajavae).. Metrosi- deros vera Rumph. (Molukken) mit festem Holze (Eisenholz). Melaleuca Leucaden- dron L. und M. minor L. (Ostindien und Molukken) liefern aus Blättern und Zweigen das offieinelle Cajeputöl. Bertholletia excelsa HBK.: die Samen sind die essbaren, ölreichen, aus Brasilien kommenden „Paranüsse“. Punica Granatum L., Granatapfel (Südeuropa): offieinell die Wurzelrinde (Cortex radieis Granati — Granatgerbsäure), die Früchte essbar. Aus dem Tertiär sind 48, aus der Kreide 2 Arten bekannt. 83. Ordnung. Rosiflorae, 775. Blätter meist spiralig, seltener gegenständig, meist mit Neben- blättern. B %, perigynisch. K und C meist 5zählig, der K mit deckender Knospenlage. das unpaare Blatt hinten. C und A dem Kelchrande einge- fügt. A meist & , in 5- oder mehrgliederigen Quirlen, die des äussersten Kreises mit den Kronblättern alternirend; selten nur 1 Wirtel oder gar nur 1 Staubgefäss. Fruchtknoten monomer, meist © , oder auch verwach- sen und mehrfächerig. Samenknospen anatrop, aufrechtoder hängend. Same meist ohne Endosperm. Die meisten Familien nur durch geringfügige Calyeanthaceae. Monimiaceae. Pomaceae. 37T) Merkmale verschieden und die Familien 275—282 daher auch wohl in eine einzige vereinigt. 776. (Fam. 273.) Calycanthaceae. Sträucher mit 4kantigen Aesten und gegenständigen, ungetheilten, nebenblattlosen Blättern. Bx.K,C, A und G &, in spiraliger Ordnung ohne scharfe Abgrenzung in einander übergehend. Fruchtblätter frei, nur mit 1 Samenknospe. 3 nordamerika- nische und japanische Arten. Calyeanthus floridus L., Zierstrauch aus Nordamerika, mit aromatischen, dunkel- "braunen Blüthen. 777. (Fam. 274) Monimiaceae. Bäume oder Sträucher mit meist gegenständigen Blättern ohne Nebenblätter. B monöcisch oder diöcisch, selten 9%. P (4-5), kelchartig oder (4—12), die inneren Abschnitte corolli- nisch. A & , mit sehr kurzen Filamenten, in den ?B O0 oder als schuppige Staminodien. G © , lfächerig, aus 1 Carpellblatte gebildet, mit 1 hängen- den oder aufrechten Samenknospe. Steinfrüchte oder Nüsschen. Same mit Eindosperm. 130 besonders in Südamerika heimische Arten. — 8 Arten im "Tertiär. 778. (Fam. 275.) Pomaceae. Bäume und Sträucher mit ungetheil- ten, gelappten oder gefiederten Blättern und hinfälligen Nebenblättern. B meist in Trugdolden oder Rispen, X, 9. K5; C5; A 10 —%, in der Knospe einwärts gebogen. G @-5), mit der hohlen, krugförmigen, fleischig werdenden Blüthenaxe (der sogenannten Kelchröhre) verwachsen. Frucht ‚eine Scheinfrucht (Apfelfrucht), gebildet aus der gewöhnlich sehr stark sich weiter entwickelnden, saftigen und fleischigen, vom welkenden K gekrön- ten, mit dem Gynaeceum verschmolzenen Blüthenaxe, Samen in jedem Fache 2 oder mehr, eiweisslos. 160 Arten der nördlichen gemässigten Zone. I. Innere Schale der Fruchtfächer knöchern. A. 3—5 Früchtchen aus der hohlen Blüthenaxe mit dem oberen Theile hervorragend. Blüthenaxe krugförmig, Kelchtheile kurz: Cotoneaster., B. Früchtchen ganz eingesenkt. 1. Blüthenaxe krugförmig. Kelchtheile kurz. Früchtchen 1—5. Scheinfrucht von einer Scheibe gekrönt, die schmäler als ihr grösster Querdurchmesser ist: Ora- taegus, 2. Blüthenaxe kreiselförmig. Kelchtheile laubartig. Früchtchen 5. {Scheinfrucht von einer Scheibe gekrönt, die so breit als ihr grösster Querdurchmesser ist: Mespilus. II. Schale der ganz eingesenkten Früchtchen pergamentartig oder dünnhäutig. A. Fächer der Scheinfrucht ungetheilt. 1. Kelch laubartig. Die 5 Fächer der Scheinfrucht pergamentartig, mit 15—20 schleimigen Samen: Cydonia, 2. Kelch nicht laubartig. a. Blüthen gross, in wenigblüthigen Dolden. 5 Fruchtfächer pergamentartig: PyruR b. Blüthen mittelgross, in reichblüthigen Doldenrispen. Fruchtfächer dünnhäutig: Sorbus. B. Fächer der Scheinfrucht durch eine falsche Seheidewand in 2 Kammern mit je 1 Samen getheilt, dünnhäutig: Amelanchier (Aronia). Pirus Malus L., Apfelbaum und P, communis L., Birnbaum, beide wild und in zahl- reichen (Apfel ca. 500, Birne ca. 1600) Spielarten als Kernobst cultivirt; auch das Holz werthvoll. Cydonia vulgaris L., Quitte (Orient), als Kernobst cultivirt; die Samen offici- nell (Semen Cydoniae — Schleim; $ 30). C. japonica Pers., Zierstrauch aus Japan. Sorbus aucuparia L., Vogelbeerbaum, Eberesche; häufig angepflanzt. Crataegus Oxyacantha L. ünd C. monogyna Jacq., Weissdorn, zu Hecken verwendet, in Gärten oft mit gefüllten und auch rothen Blüthen (Rothdorn). Mespilus germanica L., Mispel; die überreifen Früchte werden gegessen. 376 Rosaceae. Poteriaceae, Dryadacenae. 44 Arten fossil, einige schon in der Kreide, die meisten im Tertiär. 779. (Fam. 276.) Rosaceae. Stachelige Sträucher mit meist un- paarig gefiederten Blättern und dem Blattstiele angewachsenen Nebenblättern. B? x. K5,C5, A X; G X, monomer, mit je einer hängenden Samen- knospe, frei, alle im Grunde und an der Wandung der krugförmig-hohlen, oben verengerten Blüthenaxe eingeschlossen, die Griffel vorragend. Frücht- chen nussartig, in die bei der Reife fleischige Blüthenaxe (Hagebutte) ein- geschlossen, die dann oft noch die Kelchblätter trägt. 300 (?) Arten in der nördlichen gemässigten Zone. Rosa, Rose, in zahlreichen Arten bei uns wild und viele (R. centifolia L., Centifolie, Orient — R. gallica L., Essigrose — R. damascena L., Syrien etc.) in zahllosen Spielarten als Gartenpflanzen cultivirt. Von R. centifolia L. sind die Blumenblätter officinell (Flores Rosae s. Rosarum pallidarum). R. moschata L. (Indien, Nordafrika) liefert das Rosenöl. Die Hagebutten von R. canina L. u. a, A. werden gegessen. — 3 Arten im Tertiär. 780. (Fam. 277.) Poteriaceae (Sanguisorbeae). Kräuter oder Sträucher mit meist unpaarig gefiederten Blättern. B%x. K und C 4-5. A 4-30. G 1-3, mit 1 hängenden Samenkospe, in die Höhlung der oben verengerten Blüthenaxe eingeschlossen, die bei der Reife erhärtet. Griffel endständig. 160 Arten der gemässigten Zonen. I. BS. 1. Hohle Blüthenaxe (Kelchröhre) am Grunde mit 2—3 Vorblättern. K4. CO. A4 oder 6—15. G 1, in die bei der Reife 4kantige Blüthenaxe eingeschlossen. Narbe kopfförmig: Sanguisorba. 2. Hohle Blüthenaxe mit 2 Vorblättern, oben mit mehreren Reihen hakenförmiger, anfangs weicher Stacheln. K5. C5. A 15-20. G 2, durch Verkümmerung 1, in die bei der Reife 10furchige Blüthenaxe eingeschlossen. Narbe fast 2lappig: Agrimonia. II. B einhäusig oder vielehig. A 20-30. G 2-3. Narbe 'pinselförmig, mit vieltheili- gen Abschnitten und fadenförmigen Zipfeln. Sonst wie Sanguisorba: Poterium. 781. (Fam. 278) Dryadaceae. Kräuter oder Sträucher mit meist gefiederten oder gefingerten Blättern. B$ x. KundC meist 5, selten CO. A 15—30, selten 1-5. G&%, selten 1 oder weniger, auf einer aus der flachen, ausgehöhlten Blüthenaxe hervortretenden Erhebung derselben sitzend. K meist von einem aus seinen Nebenblättern gebildeten Aussen- kelche umgeben. 600 Arten in gemässigten und kalten Klimaten. I. Rubeae. Aussenkelch fehlt. Die einzelnen Steinfrüchtchen auf der zuletzt schwammigen, kegelförmigen Blüthenaxe sitzend, zur Schein- frucht zusammenhängend. Rubus fruticosus L. und zahlreiche andere Arten liefern die essbaren Brombeeren, R. Idaeus L. die auch offieinellen Himbeeren (Fructus Rubi Idaei — Traubenzucker, Aepfel- und Citronensäure etc.). R. odoratus L., Nordamerika, häufig als Zierstrauch. I. Potentilleae. Aussenkelch meistens vorhanden. Früchtchen nussartig. 1. A 4, zuweilen nur 1 ausgebildet. K4. C 0. G 1mit seitlichem Griffel: Al- chemilla. 2. A200 — &X. 4 X. . a. Früchtchen auf halbkugeliger Blüthenaxe, durch den langen, bleibenden, federför- migen Griffel geschwänzt: Dryas. . b. Früchtchen auf ceylindrischer Blüthenaxe, durch den hakenförmig gegliederten Griffel geschnäbelt: Geum. €. Griffel welkend oder abfallend. O Blüthenaxe zuletzt fleischig, sich vom Kelche mit den auf ihr befindlichen Nüss- chon als Scheinfrucht ablösend. Blumenblätter abfallend. Griffel seitlich, wel- kend: Fragaria. © © Blüthenaxe sich nicht vom Kelche loslösend. Dryadaceae. Neuradac. Spiraeaceae Amygdalaceae. 377 X Blumenblätter lanzettlich, schwarzpurpurn, bleibend. Griffel fast endständig. Blüthenaxe zuletzt schwammig-fleischig: Comarum. x X Blumenblätter rundlich oder verkehrt-herzförmig, abfallend. Griffel fast. end- oder seitenständig, abfallend. Blüthenaxe trocken: Potentilla. Potentilla Tormentilla Schr. (Tormentilla erecta L.), Blutwurz: der Wurzelstock ofüi- cinell (Rhizoma Tormentillae — Gerbsäure, Tormentillroth, Gummi, Ellagsäure, Chinova- säure). Fragaria vesca L., Walderdbeere: die estbaren Scheinfrüchte (Erdbeeren) ge- sammelt. F. grandiflora Ehrh., Ananaserdbeere (Südamerika), F. chiloönsis Ehrh. (Süd- amerika) und F. virginiana Mill., Scharlacherdbeere (Nordamerika) häufig in zahlreichen. Spielarten cultivirt. — 1 Fragaria im Tertiär. 781. (Fam. 279.) Neuradaceae. Kräuter mit fiederlappigen Blät- tern. K5, C5, A 10, G 610). Frucht kapselartig. 4 afrikanische Arten. 782. (Fam. 280.) Spiraeaceae. Sträucher oder Bäume, seltener Kräuter. Bx. K5,C5 oder selten 0, A 10—&X oder seltener 5. G 5 oder (1-8), mit je 1—%0 meist hängenden Samenknospen. Der K bis zur Fruchtreife erhalten bleibend. Die Früchte sind Balgkapseln, selten Nüss- chen. 70 Arten in der nördlichen gemässigten Zone und Tropen. Die Gattung Spir aea L. wird häufig auch in folgende Gattungen gespalten: A 1. Blüthenaxe scheibenförmig erweitert. a. 5 Früchtcehen vor den Blumenblättern: Spiraea. b. 5 Früchtehen vor den Kelchzipfeln, am Grunde verwachsen: Sorbaria. 2. Blüthenaxe nicht scheibenförmig erweitert. Meist mehr als 5 Früchtchen, alle: frei, aufrecht oder gewunden: Ulmaria. II. B 2häusig. Meist 3 Früchtchen, alle frei, zurückgebogen: Aruncus. Arten der Gattung Spiraea finden sich häufig als Ziersträucher in Gärten, so S. ul- mifolia Scop. aus Südeuropa, S. sorbifolia L. aus Sibirien, S. opulifolia L. aus Nordamerika. Kerria japonica DC., Zierstrauch aus Japan. Die Rinde von Quillaya saponaria Mol., Chile, enthält Saponin und wird im Vaterlande statt Seife benutzt, auch sonst technisch verwendet. Brayera anthelmintica Kth. (Hagenia abyssinica Willd.), abyssinischer Baum, dessen Blüthen officinell (Flores Kusso s. Kosso — Coussin). — 8 Arten von Spiraea im Tertiär. . 783. (Fam. 281.) Amygdalaceae. Bäume oder Sträucher mit un- getheilten Blättern und hinfälligen Nebenblättern. B einzeln oder in Trauben .und Doldentrauben, 9, x. K5, nach der Blüthe sammt der hohlen Blüthen- axe (Kelchröhre) abfallend. C 5, in der Knospe dachig. A 20-50. GL, mit endständigem Griffel und 2 hängenden Samenknospen. Frucht eine meist nur lsamige Steinfrucht.. 100 Arten der nördlichen gemässigten und warmen Zone, I, Fleisch der Steinfrucht nicht saftig, bei der Reife unregelmässig aufspringand. Stein- schale mit punktförmigen Gruben oder glatt: Amygdalus. II. Fleisch der Steinfrucht saftig, nicht aufspringend. A. Steinschale unregelmässig gefurcht, in den Furchen mit punktförmigen Gruben: Persica. B. Steinschale glatt oder gefurcht, ohne punktförmige Gruben: Prunus, Als Steinobstbäume werden cultivirt: Prunus avium L., Süsskirsche und P. Cerasus L., Sauerkirsche, letztere aus Vorder- asien stammend, beide in zahlreichen Spielarten; das Holz technisch verarbeitet; die Kerne der ersteren namentlich zur Bereitung des Kirschwassers. P. Mahaleb L., Weichsel, liefert die wohlriechenden Weichselrohre für Pfeifen (Coumarin in der Rinde). P. domestica L., Zwetsche (Pflaume), aus Westasien und P. insititia L., Pflaume, aus Südeuropa; beide mit vielen Spielarten. P. Armeniaca L., Aprikose, aus Vorderasien. P. Laurocerasus L., Kirschlorbeer, Kleinasien, die Blätter officinell (Folia Laurocerasi — Amygdalin). Persic& vulgaris Mill, Pfirsich, aus Vorderasien. Am ygdalus communis L., Mandel, aus Südeu- ropa und Nordafrika; liefert süsse (var. duleis), bittere (var. amara) und Krachmandeln (var. fragilis), die ersten beiden auch offieinell (Amygdalae dulces — fettes Oel, Emulsin ete.; Amygdalae amarae — ausser vorigen noch Amygdalin). 378 Chrysobalaneae. Mimosaceae. Caesalpiniaceae. 33 Arten von Prunus und 8 von Amygdalus sind aus tertiären Schichten bekannt. 784. (Fam. 282.) Chrysobalaneae. Bäume und Sträucher mit einfachen Blättern. B x oder A. K 5; C 5 oder 0; A 3— %; G 1 mit am Grunde des Fruchtknotens eingefügtem seitlichem Griffel und aufrechten Samenknospen. Sonst wie vorige Familie. 180 tropische Arten. Chrysobalanus. Icaco L., Kokospflaumenbaum, im tropischen Amerika heimisch und «dort der essbaren Früchte und mändelartigen Samen wegen cultivirt. 84. Ordnung. Leguminosae. 785. Blätter 2zeilig oder spiralig, meist einfach oder doppelt gefiedert, ‘oder 3zählig, selten einfach. Nebenblätter vorhanden. B x oder A, meist Ö-, seltener 3—4gliederig, nicht eigentlich perigyn, sondern C, A und G auf einer Ausbreitung der Axe innerhalb des Kelchgrundes (daher in der Uebersicht der Familien die Papilionaceen auf $. 309 in der Abtheilung 2 stehend). K und C in der Knospe dachziegelig, das unpaare Kronblatt meist nach oben gestellt. A meist 10, selten 3—%X , frei oder verwachsen. G 1. Frucht eine meist 2klappig mit Bauch- und Rückennaht aufspringende, manchmal durch falsche Längs- oder Querwände gegliederte Hülse mit an der Bauchnaht stehenden Samen. 78. (Fam. 283.) Mimosaceae. Bäume oder Sträucher, oft dornig. Blätter meist sehr zusammengesetzt, doch bei manchen Acacien auf den blattartig verbreiterten Blattstiel (Phyllodium) reducirt. B in Köpfchen oder Aehren, %, meist 5-, selten 4 gliederig K und C meist lblätterig. A 3—& , frei oder in 1 oder mehrere Bündel verwachsen. G 1, selten 2—5,. Hülse oft durch Querwände. gegliedert. Same ohne oder mit spärlichem Endosperm. Keimling gerade. 1500 meist tropische Arten. Mimosa pudica L., Sinnpflanze, Südamerika; Blätter auf Reiz sich zusammenlegend (s$ 257—259). Acacia Catechu Willd., Ostindien, liefert im eingedickten Safte des Stam- mes Catechu oder Terra japonica (Catechu von Bombay und Bengalen — Catechugerbsäure Catechusäure); officinell und in der Technik verwendet. A. vera Willd., A. Seyal Del., A. nilotica Del., A. Verek Guill. et Perr. u. a. nordafrikanische Arten der Gattung liefern das aus den Stämmen ausfliessende und an der Luft erhärtende offieinelle und technisch ver- wendete Gummi arabicum und Gummi Senegal (enthält arabinsaure Salze des Kali, Calcium und Magnesium — $ 35). Acacia-Arten sind für die afrikanische und neuholländische Flora charakteristisch ; viele werden in Glashäusern als Zierpflanzen cultivirt. — 46 Arten (Acacia 32) finden sich im Tertiär. 787. (Fam. 284) Caesalpiniaceae. Bäume oder Sträucher, selte- ner Kräuter, mit meist A, aber nicht schmetterlingsförmigen, selten X, 5-> selten 4gliederigen B. K5, frei oder verwachsenblätterig, C 5oder durch Abort weniger, selten 0. A 10 oder durch Abort weniger, selten ©, alle frei oder selten einige oder alle verwachsen. G 1. Hülse oft durch Quer- wände gegliedert, bei vielen nicht aufspringend. Same mit oder ohne Endo- sperm. Keimling gerade. 1500 meist tropische Arten. Haematoxylon campechianum L , Blut- oder Campecheholzbaum (Centralamerika und Westindien— 835), liefert das als Farbeholz werthvolle und auch offieinelle Campecheholz oder Blauholz (Lignum campechianum — Haematoxylin. Caesalpinia echinata Lam,, (Brasilien), C. brasiliensis Sw. (Antillen) u. a. A. liefern das Fernambuk- oder rothe Brasi- lienholz, dessen rother Farbstoff (Brasilin) in der Färberei verwendet wird. C. coriaria Willd. (tropisches Amerika) liefert die als „Dividivi“ in den Handel kommenden |gerbstoff- reichen Hülsen, die in der Gerberei Verwendung finden. Ceratonia siliqua L., Johannis- brodbaum (Mittelmeerländer); die Hülsen Nahrungsmittel und offieinell (Siliqua duleis s. Fructus Ceratoniae — Traubenzucker, Pectin, Gummi, Buttersäure ete.). Tamarin dusin- dica L,, Tamarinde (Ostindien: im tropischen Amerika cultivirt); das säuerlich-süsse Mark der Hülse wird in den Tropen gegessen und ist bei uns officinell (Tamarindi s. Pulpa Ta- Caesalpiniaceae. Papilionacenae. 379 marindorum cruda — Wein-, Citronen-, Aepfel-, Essig- und Ameisensäure, Zucker, Pectin, Gummi). Cassia lenitiva Bisch., C. obovata Coll., C. medicinalis Bisch. u. a. Arten (nord- östliches Afrika, Arabien ; in Ostindien einzelne cultivirt) liefern die offieinellen Sennes- blätter (Folia Sennae — Cathartinsäure, Chrysophansäure, Cathartin, Sennapikrin, Senna- crol, Cathartomannit ete.). C. fistula L., Röhrencassie (Ostafrika und Ostindien), mit bis 2’ langen, walzenförmigen, durch zahlreiche Querwände gegliederten Hülsen; früher officinell, Copaifera Langsdorfi Hayne, C. multijuga Mart., C. offieinalis Willd., C. Jacquinii Desf. u.a. tropisch-amerikanische Arten der Gattung liefern den aus angebohrten Stämmen ausflies- senden officinellen Copaivabalsam (Balsamum Copaivae — ätherisches Oel und Harz, letzte- res hauptsächlich aus Copaivasäure oder auch Metacopaivasäure bestehend) Hymenaea Courbaril L. u. a. A. der Gattung, sowie Arten von Trachylobium, Vouapa etc. lie- fern den brasilianischen, aus der Rinde ausfliessenden Copal, Trachylobium Hornemannia- num Hayne und T. mossambicense Kl. wahrscheinlich den ostafrikanischen Copal. Cerecis siliquastrum L., Judasbaum, schon in Südtyrol heimisch, oft in Gärten als Zierstrauch. Krameria triandra Ruiz et Pav. (Peru, Bolivia), die Wurzel offieinell (Radix Ratanhiae peruvianae, Payta, Ratanhawurzel — Ratanhiagerbsäure, Ratanhiaroth). Im Tertiär finden sich ca. 90 Arten. 788. (Fam. 285.) Papilionaceae. Meist Kräuter, oft windend oder rankend, seltener Sträucher oder Bäume. mit meist fiederig oder handförmig zusammengesetzten, selten einfachen Blättern, oder nur die Endfieder vor- handen, _Nebenblätter oft mächtig entwickelt. B meist in Trauben, Rispen oder Köpfchen, selten einzeln, meist 9, A, schmetterlingsförmig. K (5), sein Saum gleichmässig 5zähnig oder 5theilig, oder2lippig und dann 2 Ab- schnitte die Ober-, 3 die Unterlippe bildend. C 5, selten unvollzählig oder 0, die länger oder kürzer gestielten (genagelten) Blätter. einem im Kelchgrunde befindlichen, verschieden gestalteten Discus eingefügt und ungleich gestaltet: das obere, in der Knospenlage äussere, meist grösste, oft aufwärts zurückgeschlagene Blatt bildet die Fahne (vexillum); die 2 mittleren (seitlichen), gewöhnlich kleineren Blätter sind die Flügel (alae); zwischen diesen zum Theil eingeschlossen liegen die beiden unteren (vorderen), oft unter einander verwachsenen Blätter des Schiffchens (carina). Manchmal sind alle Blätter der € verwachsen. A 10, selten durch Abort weniger, selten alle frei, meist mit dem grössten Theile der Filamente zu einer langen, im Schiffehen liegenden Röhre verwachsen, oder 9 zu einer oben geschlitzten Röhre verwachsen, das zehnte obere (hintere) Staubgefäss frei. G 1. Hülse meist in Bauch- und Rückennaht aufspringend, seltener nur an der Bauchnaht, öfter mit einer von der Rückennaht entspringenden falschen, unvollständigen Längsscheidewand, oder sich quer in lsamige Glieder theilend (Gliederhülse); selten eine lsamige Schliessfrucht. Same meist ohne Endosperm und mit meist gekrümmtem Embryo. 3000 Arten, die meisten in der heissen und in gemässigten Zonen. 789. Die deutschen Gattungen lassen sich folgendermassen gruppiren: I. Phyllolobae. Keimblätter bei der Keimung laubartig, I. Unterfam. Lotoideae. Hülse 1fächerig oder der Länge nach unvollständig 2fäche- rig, selten mit schwammigen Querwänden, meist aufspringend und mehrsamig, seltener isamig und dann dünn und papierartig. ‘A. Genisteae. K mehr oder weniger deutlich 2lippig. Flügel am oberen Rande faltig-runzelig, A sämmtlich verwachsen. Hülse 1fächerig. 1. K 1lippig, oberwärts der Länge nach gespalten, die Lippe fein gezähnelt: Spartium, 2. K 2lippig. «a. Hülse ohne schwammige Querwände. ch) a. Hülse wenig länger als K, gedunsen, wenigsamig. K bis zum Grunde 2lippig gespalten ; dorniger Strauch: Ulex. ‘ 30 Papilionaceae. b. Hülse weit länger als K. x Narbe kopfförmig. Lippen des K trockenhäutig. Der lange Griffel oberwärts verdickt und in 1 oder mehrere kreisförmige Schleifen gebogen: Saro- thamnus. X X Narbe schief. O Griffel nach der Axe zu gekrümmt, daher die Narbe nach der Axe gerichtet und einwärts abschüssig. Schiffehen stumpf. Blätter einfach: Genis ta. O O0 Narbe nach auswärts abschüssig, weil von der Axe weggewendet. Blätter meist 3zählig; sonst wie vorige Gattung: Cytisus, Hülse mit schwammigen Querwänden, Schiffehen geschnäbelt-zugespitzt. Narbe kopfig, nach der Axe gewendet: Lupinus. (Ob hierher ?) B. Anthyllideae. K gleichmässig 5spaltig oder 5zähnig, oder 2lippig. Flügel nicht faltig gerunzelt. A sämmtlich verwachsen. Hülse Ifächerig. 1. K ö5spaltig, bleibend, in der Fruchtreife offen. Schiffehen geschnäbelt. Frucht gedunsen, armsamig: Ononis. 2. K 5zähnig, welkend, in der Fruchtreife über der Hülse geschlossen. Schiffchen stumpf oder kurz gespitzt: Anthyllis. C. Trifolieae, Überes Staubgefäss frei. Hülse Ifächerig. Blätter meist 3zählig. 1, A mit C mehr oder weniger verwachsen. C welkend, bleibend, die 1—4samige, eiförmige, kaum oder unregelmässig aufspringende Hülse einschliessend: Tri- folium. 2. A mit C nicht verwachsen, a. Schiffchen geschnäbelt. a. C abfallend. Griffel allmälig verschmälert. Hülse linealisch, nicht geflügelt, in 2 spiralig gedrehte Klappen aufspringend: Lotus. b. Griffel nach oben verdickt. Hülse 4kantig, 4flügelig; sonst wie vorige Gattung : Tetragonolobus. Schiffehen ungeschnä bel a. Flügel in die Quere wie eine Blase vorgetrieben: Dorycnium, b. Flügel gleichförmig convex, X Fruchtknoten aufwärts gekrümmt. Hülse meist spiralig gerollt: Medicag®, X X Fruchtknoten und Hülse gerade. © Hülse kugelig oder länglich, unvollkommen aufspringend, 1—4samig: M e- lilotus, © © Hülse linealisch, 2klappig, 6— OSOsamig: Trigonella, D. Galegeae: Oberes (hinteres) Staubgefäss wenigstens zur Hälfte frei. Hülse 1fäche- rig. Blätter unpaarig, selten paarig gefiedert. 1. K 2lippig, die Oberlippe 2zähnig, die Unterlippe 3spaltig. Blätter des Schiffchens getrennt. Hinteres Staubgefäss ganz frei: Glycyrrhiza, 2. K glockig, 5zähnig. c. Hinteres Staubgefäss ganzfrei. Griffelgewimpert. Hülse aufgeblasen: Colute&, Hinteres Staubgefäss bis zur Mitte verwachsen. Griffel kahl, Hülse lineal: Galega. Hierher auch Robinia, Caragfjana etc. E. Astragaleae, Oberes Staubgefäss frei. Hülse durch die eingedrückte Bauchnaht (seltener durch die Rückennaht) mehr oder weniger vollständig 2fächerig. Blätter meist unpaarig gefiedert. 1. Hülse durch die einwärts gefaltete Rückennaht unvollkommen 2fächerig. Schiff- chen unter dem stumpfen Ende mit gerader Spitze: Oxytropis, 2. Hülse durch die einwärts gefaltete untere Naht mehr oder weniger vollkommen 2fächerig. Schiffehen stumpf, ohne Spitze: Astragalus. II. Unterfam. Hedysaroideae. Hülse querfächerig, oft in Glieder zerfallend, zuwei- len 1fächerig, Isamig und dann nicht aufspringend. Oberes Staubgefäss frei. y F. Coronilleae. B in achselständigen, kopfförmigen Dolden. Hülse stielrund oder zusammengedrückt, 1. Schiffehen stumpf. K röhrig, 5zähnig. Hülse zusammengedrückt, an den Gelenken eingezogen, Glieder I1samig: Ornithopus, 2. Schiffehen geschnäbelt. a. K glockig, fast 2lippig, Oberlippe 2-, Unterlippe 3zähnig. Hülse zusammenge- drückt, die Isamigen Glieder gekrümmt, oben concav: Hippocrepis. ß. K kurzglockig, durch die 2 oberen, grösstentheils verwachsenen Zähne fast 2lip- Papilionaceae, 381 pig. Hülse stielrund oder fast 4kantig, die Isamigen Glieder an den Gelenken eingezogen: Coronilla., G. Hedysareae. B in achselständigen Trauben. Hülsen zusammengedrückt. 1. Hülse in Glieder zerfallend: Hedysarum. 2. Hülse 1samig, netzig-runzelig, nicht aufspringend, der obere Rand dick und ge- rade, der untere dünn, gekrümmt, kammförmig, oft gezähnt oder stachelig: On 0- brychis. 791. I. Sarcolobae. Keimblätter auch nach der Keimung dick, fleischig-mehlig. Hülse lfächerig oder durch schwammige Querwände ge- fächert. II. Unterfam. Vieioideae. Keimblätter bei der Keimung in der Samenschale und unter der Erde bleibend. Blätter meist paarig gefiedert, meistens |mit Ranke endend. Obe- res Staubgefäss frei. H. Vicieae. Charakter der Unterfamilie. Schwierig unterscheidbare Gattungen. 1. Griffel kahl. Hülse stark aufgeblasen, 2samig. K länger als C: Cicer. 2. Griffel behaart, Hülse nicht aufgeblasen. a. Staubfadenröhre schief abgeschnitten. X K 5zähnig oder -spaltig. Griffel fadenförmig, oberwärts behaart. Hülse 2—-0Q - samig: Vieia (und Ervum). xXXK 5theilig. Griffel flach, auf der der Axe zugewendeten Seite mit einer 'Haar- Jinie. Hülse 1—2samig: Lens. b. Staubfadenröhre gerade abgeschnitten. Hülse 2 — OOsamig. X Grifiel zu einer nach hinten offenen Röhre zusammengefaltet, auf der gewölbten Seite bärtig: Pisum. X X Griffel flach, zuweilen sammt A und Schiffchen um seine Axe gedreht, auf der ursprünglich der Axe zugekehrten Seite mit einer Haarlinie: Lathyrus (mit Orobus). IV. Unterfam. Phaseoloideae, Keimblätter bei der Keimung als dicke, grüne, nicht laubartige Blätter über den Boden tretend, selten in der Samenschale bleibend. Blätter fast immer unpaarig (häufig 3zählig) gefiedert. Oberes Staubgefäss mit den anderen ver- wachsen oder frei, selten fehlend, J. Phaseoleae. Fahne mit 2 Anhängseln. Oberer Staubfaden über dem Grunde ge- kniet, frei, oder selten mit den anderen verwachsen, Blätter 3zählig. Meist windend. Phaseolus. Griffel, Staubgefässe und Schiffehen spiralig eingerollt. 791. Die wichtigsten Arten der Familie sind: Sophora japonica L., Zierbaum aus Japan. Myroxylon peruiferum DC., tropisches Amerika, namentlich Neugranada und Peru, und M. sonsonatense (M. Pereirae Kl.), San Salvador in Centralamerika, liefern den officinellen Perubalsam (Balsamum peruvianım — Cinnamein, Harz, Zimmtsäure, Styracin). M. toluiferum Spr., Neugranada, Brasilien, den officinellen Tolubalsam, wie vorigen aus Einschnitten des Stammes, liefernd (Balsamum tolu- tanum — Tolen, Harze, Benzoösäure und Zimmtsäure). Baphia nitida Lodd., Sierra Leone, liefert das zum Rothfärben benutzte Cabanholz. Sarothamnus vulgaris Wimm,, Besenstrauch, die schlanken Zweige zu Besen gebunden. Genista tinctoria L., Färber- Ginster, G. germanica L. u. a. A. liefern in Blüthen und Blättern einen Farbstoff zur Dar- stellung des Schüttgelb. Cytisus Laburnum L., Goldregen, sowie andere Arten der Gattung als Ziersträucher. Crotalaria juncea L., Ostindien, giebt eine geringere Sorte Jute ($ 733). Ononis spinosa L., Hauhechel, die Wurzel 'officinell (Radix Ononidis — Ononin, Ononid, Harz etc). Lupinus luteus L., Lupine, Wolfsbohne (aus Südeuropa), auf Sandboden als Futterpflanze gebaut. L. albus L. (Orient), :L. hirsutus L. (Mittelmeergebiet) u. a. A. oft in Gärten. Medicago sativa L., Luzerne, wichtige Futterpflanze aus Südeuropa. Tr i- gonella Foenum graecum L., Bockshornklee, aus Südeuropa, die Samen officinell (Semen Foeni graeci — Bassorin, fettes und ätherisches Oel, Bitterstoff. Melilotus coerulea L., Schabziegerklee, als Gewürzpflanze (zur Bereitung von Kräuterkäse) hie und da gebaut, Trifolium, Klee, viele Arten als Futter- und Wiesenpflanzen wichtig (T. pratense L., T. repens L., T. hybridum L., T. incarnatumL.u.A.). indigofera tinctoriaL., Indigopflanze, Ostindien, liefert den als Indigo bekannten blauen Farbstoff. Glyeyrrhiza glabra L. und G. echinata L., Süssholz (Süd- und Südosteuropa), die Wurzel offieinell (Radix Liquiritiae — Zucker, Glycyrrhiein, Stärke, Weichharz, Asparagin. Robinia pseudacacia L., Robinie, fälschlich Akazie genannt, häufiger Zierbaum aus Nordamerika; ebenso R. hispida L. und R, viscosa Vent, Caragana frutescens DC. und C. arborescens Lam., Erbsenstrauch, häufige 4 382 Papilionaceae. Ziersträucher aus Sibirien. Colutea arborescens L., Blasenstrauch, häufig in Gärten. Amorpha fruticosa L., Zierstrauch aus Nordamerika. Astragalus verus Oliv., A. cre- ticus Lam., A. gummifer Lab., A. strobiliferus Lindl. u. a. A, des Orients liefern Traganth (Tragacantha — Bassorin, Arabin, Stärke etc. — $ 35). Ornithopus sativus L. Serradella, Futterkraut aus Südeuropa. Hedysarum gyrans L. (Desmodium g.), Ostindien; oft in Gewächshäusern und durch die Beweglichkeit der Blätter bekannt ($ 264). Onobrychis sativa L., Esparsette, vorzügliches Futterkraut. Arachis hypogaea L., Erdnuss, Erdeichel (tropisches Amerika), in den Tropen und auch in Südeuropa der ölreichen Samen wegen sehr viel gebaut. Cicer arietinum L., Kichererbse (Orient), die Samen in Südeuropa be- liebtes Nahrungsmittel, daher viel cultivirt. Lens esculenta Mönch, Linse (Südeuropa), der nahrhaften Samen wegen gebaut. Vicia sativaL., Futterwicke (aus Südeuropa), als Futter- pflanze eultivirt. V.Faba L., Sau- oder Puffbohne (Vaterland?), als Viehfutter gebaut und die unreifen Samen auch als Gemüse gegessen. Lathyrus sativus L., Platterbse (Süd- europa), als Futterpflanze gebaut. L. odoratus L., L. celymenum L. u. 4. A. der Mittelmeer- länder als Gartenzierpflanzen. Pisum sativum L., Erbse (Orient?), der Samen wegen als Gemüsepflanze vielfach gebaut. P, arvense L., Ackererbse (Vaterland?), als Futter- und Ge- müsepflanze cultivirt. Phaseolus multiflorus Lam., Feuerbohne (Südamerika), und P.vul- garis L., Vitsbohne, (Ostindien) überall als Gemüsepflanze der Samen und unreifen Hülsen wegen gebaut. Erythrina corallodendron L. (Brasilien) und E. indica Lam. (Ostindien) der prächtigen rothen Blüthen wegen oft als Ziersträucher. Physostigma venenosum Balf., Calabarbohne, Gottesgerichtsbohne (Sklavenküste Westafrikas), die Samen officinell (Faba calabarica — Physostigmin). Dolichos Lablab L., Reisbohne (Ostindien) u. a. A. werden in der Heimath wie bei uns die Bohnen benutzt. D. Soja L. (Soja japonica Savi), Japan liefert die zur Bereitung von Saucen dienende Soja. Pterocarpus marsupium Mart.,, Ma- labar, liefert Kino als eingedickten Saft (enthält: Kinogerbsäure, Kinoroth und Brenzca- techin). P. indieus Willd., und P. santalinus L., Ostindien, liefern das rothe Sandelholz* Dipterix odorata Willd, Tonkabaum (Guyana), liefert die Coumarin enthaltenden Tonka- bohnen. Von Dalbergia latifolia Roxb,, Ostindien, stammt das zu feinen Drechslerarbeiten benutzte ostindische Rosenholz oder Botanyholz. 38 Gattungen mit über 100 Arten sind im Tertiär bekannt. Abelia 321. Abies 266. Abietineae 263. 265. Abortus 98. Absenker 150. Absinthin 326. Abweichung vom norma- len Stammbau 73. Acacia 378. Acalypheae 339. Acanthaceae 308. 316, Acanthus 317. Acarospora 201. 202. Acer 355. Aceras 304. Acereae 355. Acerineae 309. 355. Acetabularia 173. Achillea 324. 326. Achilleasäure 326. Achillein 326. Achimenes 316. Achlya 174. Achnantheae 168. Achras 329. Acolyctin 345. Aconellin 345. Aconitin 345. Aconitsäure 3%. Aconitum 344. 345. Acorus 291. Actaea 345. Acrocarpae 230. ae | Entwickelung 7 Acroscopes Segment 62. Adenophora 327. Adenostyles 323. Adiantum 240. Adonis 344. Adoxa 321. Adventivbildungen 77. — knospen 77. 90. 150. — sprosse 81. 90. — wurzeln 80. Aecidieae 206. Register. Die Zahlen geben die Seiten an. annnnnnnaNnan Aecidiomycetes 187. 204. Alo& 300. Aecidium 205. 206. Aegicereae 329. Aegopodium 368. Aehre 86. Aepfelsäure 376. 379. Aeschinanthus 316. Aesculinae 354. Aesculus 355 Aethalium 364 Aetherisches Oel 36. Aethionema 348. Aethusa 368. 370. Agaricini 211. Agaricus 211. Agave 301. Agavites 301. Aggregatae 320. Agrimonia 376. Agropyrum 297. Agrostemma 362. Agrostideae 294. 296. Agrostis 295. 297. Ahorn 355. Ailanthus 338. Aira 29. Ajuga 313. Aizoaceae 363 Aklei 345. Alant 326. Albumen 285. Alchemilla 376. Aldrovanda 350. Alectorolophus 315. Aleuron 8. Algen 61. 211. Alicularia 222. Alisma 290 Alismaceae 288. 290. Alismoideae 290. Alizarin 320. Alkanna 312. Alkannin 312. Allium 300. Allosorus 240. Alnus 334, Aloebitter 300. Aloin 300. Alopecurus 294. 297. Alpenrosen 331. — veilchen 329. Alpinia 308. Alsine 361. Alsineae 361, Alsophila 241. Alstroemeria 301. Althaea 358. Aluminium 104. Alyssineae 347. Alyssum 347. Amanita 211. Amarantaceae 307. 360. Amarantus 360 Amaryllideae 288. 300. Amaryllis 301. Amblyodon 230. Ambra liquida 337. Ambrosiaceae 307. Ameisensäure 379. Amelanchier 375. Amentaceae 334. Ammi 368. Ammieae 367. Ammobium 326. Ammoniacum 370. Ammophila 295. Amöbenartige gung 6. Amomum 303. Amorpha 382. Amorphophallus 291. Ampelideae 358. Ampelopsis 353. Amphigastrien 214. Amphipleureae 168. Amphoreae 168. Amygdalae amares 377. — dulces 377. Amygdaleae 309. 377. Amygdalin 377. Amygdalus 377. Bewe- 354 Anabaena 158. Anacamptis 304. Anacardia 337. Anacardiaceae 309 (337). Anarcardieae 337. Anacardium 337. Anacyclus 326. Anagallis 328. Anamirta 343. Ananassa 302. Anarrhinum 315. Anastatica 348. Anastomosen der Gefäss- bündel 47. Anchusa 311. Andraeaea 229. Andraeaeaceae 229, Androeceum 269. Andromeda 330. Andropogon 294. 296. Andropogoneae 294. 296. Androsace 329. Androsporen 180. Aneimia 241. Anemone 344. Anemoneae 344. Anemonin 345. Anemonsäure 345. Anethum 369. 370. Aneura 221. Aneureae 221. Angelica 369. Angelicasäure 370. — wachs 370. Angeliceae 369. Angelicin 370. Angiopteridium 243. Angiopteris 242. Angiospermae, 258. 267. Angosturarinde 338. Anis 370. Anisodon 231. Anisschwamm 211. Annularia 250. Anomodon 231. Anona 343. Anonaceae 343. Anschlusszelle 282. Anthela 87. Anthemidin 326. Anthemis 324. 326. Anthere 270. Anthericum 300. Antheridium 170. 215. 225..237, Anthoceros 221. Anthoceroteae 220. Anthocyan 26. Anthokirrin. 315. Anthophylli 374. Anthoxanthin 20. 315. 919. Anthoxanthum 294. 296. Anthriscus 370. Anthyllideae 380. Anthyllis 380. Antiaris 333. Antipoden 278. Antirrhineae 315. Antirrhinsäure 315. Antirrhinum 315. Apera 29. Apetalae 306 331. Apfelbaum 375. Apfelsine 353. Aphanocapsa 157. Aphanocyclicae 340. Aphelandra 317. Apiocystis 157. Apiol 370. Apium 368. 370. Apocyneae 308. 319. Aponogeton 332. Apophyse 226. Aporoxylon 264. Aposeris 329. Apostasiaceae 300. Apothecien 200. Apposition 14. Aprikose 377. Aquifoliacese 308. 354. Aquilegia 345. Arabideae 347. Arabin 19. 305. 352. 382. Arabis 347. Araceae 291. -Arachis 382. Aralia 366. Araliaceae 310. 366. Araucaria. 266. Araucariaceae 266. Araucarieae 263. 265. 266. Araucaroxylon 264. Arbutin 330. Archangelica 369. Archegonium 215. 216. 225. 237. 260. Archidium 230. Archyrophorus 325. Arctostaphylos 330. Arcyria 164. Ardisia 329. Areca 293 332. Arecanüsse 293. Arenaria 361. Arillus 278. Aristolochia 364. Aristolochieae 306. 364. Aristolochin 364. Armeria 329. Arnica 324. 326. Arniein 326. Arnoseris 325. Anabaena — Auxosporen. Aroideae 288. 291. Aronia 375. Aronicum 324. Arrhenatherum 29%. 297. Arrow-root 301. 303. 339. Artemisia 324. 326. Arthrosiphon 159. Artischokke 326. Artocarpeae 333. Artocarpus 333. Arum 291. Aruncus 377. Arundinaceae 297. ' Arundineae 29. Arundo 2%. 297. Arve 266. Asa -foetida 370. Asareae 364. Asarin 364. Asarum 364. Aschenbestandtheile 103. Asclepiadeae 308. 319. Asclepias 320. Ascobolus 196. 197. Ascomycetes 186. 190. Ascosporen 1%. Ascus 1%. Asparageae 300. Asparagin 112. 358. 381. Asparagus 300. Aspergillus 192. Asperifoliae 311. Asperugo ll. Asperula 320. Aspicilia 202. _ Aspidieae 240. Aspidium 239. 240. 241, Asplenieae 240. D. Asplenium 239. 240. 241. Assimilation 106. Aster 323. 325. Asterophyllites 250. Astragaleae 330. Astragalus 380. 382. Astrantia 367. Athamanta 368. Athemhöhle 39. Athmung 115. Atragene 344 Atriplex 360. Atropa 312. Atropasäure 312. Atropin 312. Attalea 292. Augen W. Aurantiaceae 352. Auriculariacei 210. Aurikel 329. Ausläufer 89. Aussenkelch 269. Auxosporen 167. Shat Kal, £ ut FR % s ser Ex \ ® u ‚m { { 1% ER 5 AUS 255 it