umb HARVARD UNIVERSITY LIBRARY OF THE GRAY HERBARIUM Received & & CN 8 2 143 55 Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Zeitſchrift für Garten- und Blumenfreunde, Kunſt⸗ und Handelsgärtner. * NE — Herausgegeben von Eduard Otto, 1 0 des botaniſchen Gartens in ee Mitglied des Garten⸗ und Blumenbau⸗Vereins für amburg, Altona und deren Umgegend, der böhmiſchen Gartenbau-Geſellſchaft in Prag; Ehren⸗ Mitglied des Anhaltiſchen Gartenbau⸗Vereins, des Apotheker⸗Vereins in Norddeutſchland, der Academie d' Horticulture in Gent, des Gartenbau-Vereins für Neu⸗Vorpammern und Rügen, für Roſtock, für die Oberlauſitz und Erfurt; correſpondirendes Mitglied des k. k. Gartenbau⸗Vereins in St. Petersburg, des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. preußiſchen Staaten in Berlin, der Geſell⸗ haft „Iſis“ für ſpecielle Naturgeſchichte und der Geſellſchaft „Flora“ in Dresden, des Gartenbau⸗ ereins in Magdeburg, der e and e in Gothenburg, der k. k. Gartenbau⸗Geſellſchaft in Wien, der Royal Dublin Society in Dublin und der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Cultur in Breslau — — Zwanzigſter Jahrgang. Mit zwölf Holzſchnitten. 5 f Hamburg. Verlag von Robert Kittler. 1864. n N ; i * * 5 nr’ + I RE WE Pflanzen:Eulturen. Im Nachſtehenden geben wir unſern Leſern die Culturen einiger der beliebteſten und ſchönſten Pflanzenarten, ſowohl des Warm- als Kalthauſes, und glauben wir dadurch mehrfach an uns gerichteten Wünſchen nachzu— kommen. Jeder Laie wird nach genauer Befolgung dieſer Kulturangaben der einzelnen nachbenannten theils ſchwierig, theils leicht zu kultivirenden Gewächſe ſich der lohnendſten Reſultate zu erfreuen haben. Viele der Pflanzenarten, mit denen wir uns zunächſt beſchäftigen wollen, ſind mehr oder weniger jetzt außer Mode gekommen, durch andere neuere, oft viel unſcheinendere ſehr mit Unrecht verdrängt, andere ſind aber auch deshalb von den Laien verworfen worden, weil ſie deren Kultur nicht kannten und mithin keine günſtigen Reſultate erlangten. IJ. Warmhauspflanzen. Die Gattung 1xora. Die Arten der Gattung Ixora werden im Allgemeinen für ſchwierig zu kultiviren gehalten und dies iſt auch in der That ſo, denn wie ſelten trifft man eine wohlgezogene und noch ſeltener eine reichblühende Pflanze dieſer Gattung an. Der Grund dieſer Erſcheinung iſt aber nicht etwa in dem Mangel an Aufmerkſamkeit, ſondern in dem Uebermaße von Sorg— falt zu ſuchen. Die meiſten Gärtner und Pflanzenfreunde ſind der Mei— nung, daß die Ixoren von zarter Conſtitution ſind und daher eine zarte Behandlung jederzeit beanſpruchen, was jedoch keineswegs der Fall iſt. Die Ixoren haben, wie viele andere gute Pflanzen, manche Feinde, und werden namentlich von Inſekten ſehr heimgeſucht, daß ſie, wörtlich ge— nommen, von ihnen zu Tode gequält werden. Faſt alle Inſekten, welche das Warmhaus infeſtiren, find auf den Irxoren wie zu Haufe. Um dieſe Inſekten nun einigermaßen fern zu halten, werden die Pflanzen ſo ſehr bepinſelt, gewaſchen, beräuchert de., daß deren Blätter dergeſtalt laidirt werden, daß die Pflanzen ſelbſt nicht im Stande ſind, einen geſunden Zweig noch ein geſundes Blatt hervorzubringen. Da nun natürlich die Erzeugung von Wurzeln der Erzeugung der Zweige entſprechen muß und die letzteren mit den erſteren in keinem Verhältniß ſtehen, ſo leiden die Pflanzen bei unvorſi ichtiger Waſſerſpende am meiſten. Nöthig iſt es nun, vor allem die Sroren vor Inſekten zu hüten und jeder Pflanzenfreund, welcher die Cultur der Ixoren oder anderer Warmhauspflanzen beginnen will, thut beſſer, baares Geld für junge reine Pflanzen auszugeben, als größere mit Inſekten behaftete zum Geſchenk anzunehmen. Sind die Hamburger Garten- und Blumenzeituug. Band XX. 1 2 Ixorenpflanzen ganz frei von Inſekten, dann iſt es ein Vergnügen, fie zu behandeln, man verſäume aber nie, auf die Läufe, ſchwarze Fliege 2c. Jagd zu machen. Kauft man ſich alſo Irxoren in einer Handelsgärtnerei, fo muß man ſie eine Zeitlang in genaueſter Obacht nehmen, bis man völlig überzeugt iſt, daß ſie vollkommen frei von Ungeziefer ſind und zu dieſem Behufe muß man ſie allein in einen Kaſten oder an eine Stelle des Warmhauſes ſtellen. Alle Ixoren find Eingeborne tropiſcher Klimate, die meiſten von ihnen ſtammen aus Oſtindien und China, andere aus Borneo, Java ze. Es iſt uns nicht genau bekannt, welche Oertlichkeiten die Ixoren in ihrem Vaterlande bewohnen, ob erhabene oder niedrig gelegene, aber nach der ihnen bei uns zu Theil werdende und zuſagende Behandlung zu urtheilen, iſt anzunehmen, daß ſie eher an niedrigen ſchattigen Standorten, als an frei gelegenen Stellen wachſen, daher darf man ſie auch nie als eine trockene Warmhauspflanze, ſondern in einem zu allen Zeiten gleich feuchten Warmhauſe kultiviren. — Bei uns ſagt ihnen während ihrer Wachsthums— periode keine Oertlichkeit beſſer zu, als ein Miſtbeetkaſten, in welchem ſie bei mäßiger Bodenwärme und freier Zulaſſung von Luft bei Tage und warmen Nächten in befriedigender Weiſe wachſen werden. Beginnen wir nun nach dieſen vorgängigen Bemerkungen mit der Culturweiſe der verſchiedenen Arten und zwar zuerſt mit Ixoracoccineal. oder grandiflora D. C. Alle Ixoren laſſen ſich durch Stecklinge von jungem als altem Holze vermehren; in einem verſchloſſenen feuchten Miſt— beetkaſten von 18 Grad R. wachſen dieſelben leicht; kann man es erhalten, wie z. B. beim Zurückſchneiden größerer Exemplare, dann iſt altes Holz vorzuziehen und dann wählt man hauptſächlich ſolche kurze und gedrungene Zweige, an denen einige Gelenke ſitzen, ſo daß der Steckling angewachſen, fünf bis ſechs Triebe zu liefern im Stande iſt, während ein Steckling von jungem Holze nur einen oder zwei Triebe macht. Stecklinge aus altem Holze liefern in der Regel ſehr zwergige und compacte Pflanzen, die ſich zu ſogenannten Schaupflanzen heranziehen laſſen. Auch durch Pfropfen laſſen ſich die Jrxoren vermehren, dies Verfahren taugt jedoch weniger, weil keine Triebe von der Baſis der Pflanze aus zu erwarten ſind und man ſich dieſer Vermehrungsart nur bedient, wenn es ſich um die Erhaltung oder Vermehrung neuer Arten handelt. | Iſt man im Beſitze von guten jungen Pflanzen, fo bereite man ſich, ſobald es die Witterung erlaubt, ein Miſtbeet, wie man ſolches für Me— lonen oder Gurken anzulegen pflegt, und bringt die gut bewurzelten Pflan— zen, nachdem man dieſe zuvor verpflanzt hat, auf daſſelbe. Der Compoſt, in dem die Ixoren am beſten gedeihen, muß aus kräftiger Moorerde, grobkörnigem Sand und zerſchlagener Holzkohle beſtehen und iſt namentlich auch für einen guten Abzug des Waſſers zu ſorgen. Die Töpfe werden über die Hälfte im Miſtbeet eingeſenkt, ſobald nicht mehr zu befürchten iſt, daß die Wurzeln durch übergroße Hitze verbrennen können. Die Wärme im Miſtbeet halte man auf 12 Grad R. mit etwas Luftzutritt, doch ge— ſtatte, daß ſie bei Tage bis zu 17 Grad und bei hellem Sonnenſchein ſelbſt bis zu 21—24 Grad ſteige. Früh am Nachmittage werden die Fenſter ſchon geſchloſſen, doch ſo, daß ſelbſt während der Nacht ein klein 3 Bischen Luft Zutritt hat. Unter ſolchen begünſtigenden Umſtänden werden die friſch verpflanzten Sroren ſich bald neu bewurzeln und ſobald die Pflanzen zu treiben anfangen, thut man jedem Schuſſe Einhalt, indem man die Spitze auskneipt oder ausſchneidet. Dieſe Behandlung regt die Pflanzen an, ſowohl aus jedem Zweige, als aus der Baſis des Haupt— ſtammes mehrere Triebe zu machen, und wiederholt man dieſes Verfahren mehrere Male während der Saiſon, ſo wird man nette compacte Pflanzen bekommen. Etwa Ende Mai erfordern die Pflanzen ein nochmaliges Ver— pflanzen in größere Töpfe und Ende Juli in noch größere und zwar mit demſelben Compoſt. Nach dieſem für die Saiſon letzten Umpflanzen darf den Trieben nicht mehr Einhalt gethan werden, ſondern man geſtatte ihnen nach Belieben fortzuwachſen, bis ſie ſich im October zur Ruhe ſetzen. — Dungwaſſer muß man den Pflanzen wöchentlich bis alle zehn Tage eins mal während der Wachsthumsperiode geben, namentlich aber zur Zeit, wenn die Pflanzen die Töpfe ziemlich durchwurzelt haben. — Vom October an bis zum folgenden Frühjahre können die Pflanzen, indem man ſie von Inſekten ſtets rein und trocken hält, an einer kühlen Stelle des Warm— hauſes aufbewahrt werden. Im zweiten Jahre werden die Ixoren frühzeitig angetrieben, damit ſie den Vortheil einer langen Wachsthumsperiode haben. März oder April, wenn die Witterung es erlaubt, wird das Miſtbeet bereitet und die Pflanzen darauf gebracht. Sobald Zeichen des Wachſens bemerkt werden, wird jedem Zweige Einhalt gethan, wie in der vorhergehenden Saiſon. Haben nun die Pflanzen etwa 2 Zoll lange Triebe gemacht, dann werden ſie mit demſelben Compoſt in größere Töpfe umgepflanzt, indem man jedoch die Holzkohlen und Topfſcherben in etwas größeren Stücken der Erde beigiebt. Nach dieſer Umpflanzung werden die Töpfe zur Hälfte in das Miſtbeet eingeſenkt. Die zum lebhaften Wachsthum erforderliche Temperatur des Miſtbeets muß, wenn nöthig, durch erneuerte Dungumſchläge unterhalten und eine feuchtwärme Atmoſphäre bewahrt werden. Während des Sommers geſtatte man den Pflanzen, recht wild fortzuwachſen, rege ſie durch reichliche Luftzulaſſung bei Tag und Nacht, hinreichenden Topfraum und wenn nöthig, durch Dungguß oder Waſſer an, um ein kräftiges, gedrungenes Wachsthum zu vollbringen. Dieſe Pflanzen werden ſchon einige recht ſchöne Blumen bringen; allein da dieſe letzteren ihre gewünſchte Entwickelung etwas verzögern dürften, ſo iſt es rathſam, ſie nicht vor dem dritten Jahre blühen zu laſſen. Etwa um Mitte Auguſt werden die Pflanzen bei gehöriger Behandlung groß und kräftig ſein, da aber bas Beſtreben dahin geht, ſie ſo buſchig wie möglich zu machen, ſo iſt es doch noch nothwendig, jeden Schuß zurückzuſchneiden. Die Seiten— zweige ſind es gerade, welche im dritten Jahre die blühenden Schüſſe geben, und um dieſe kräftig zu haben und das Anſetzen der Blumenföpfe . gewiſſermaßen zu ſichern, müſſen dieſe dem Lichte ſo viel als möglich ausgeſetzt und alle mögliche Beihülfes zur Kräftigung gewährt werden. So wie man bemerkt, daß die Schüſſe Blumen anſetzen, was man daran erkennen kann, daß die Spitzen der Triebe in ihrer Verlängerung ein⸗ halten und allmählich voll und dick werden, dann läßt man die Temperatur allmählig fo ſinken, daß fie während des Winters auf 8—12 Grad R. 1* 4 gehalten wird. Beim Antreiben des 3. Jahres iſt es gut, den Pflanzen eine geringere Umpflanzung zu geben und ihnen die Temperatur des Warmhauſes von Mitte Februar bis Mitte März zu gewähren, d. h. wenn man ſie im Mai oder Juni in Blüthe haben will; für eine ſpätere Blüthezeit müſſen ſie aber bis zum April oder Mai in einer niedrigen Temperatur belaſſen werden. Während der Blüthezeit reicht man ihnen reichlich Dungflüſſigkeit, die jedoch nicht zu ſtark ſein muß. Nach ſolcher Behandlung wird man reichblühende, geſund ausſehende Pflanzen erhalten. — Nach der Blüthezeit, gegen Ende Auguſt, muß die Pflanze wieder zu— rückgeſchnitten werden und dieſelbe Behandlung erfahren, wie in dem vor— hergegangenen Herbſt. Nach dieſer angegebenen Behandlung erzieht man Prachtpflanzen, man kann ſie aber auch in kleineren blühenden Exemplaren ſehr nützlich als Decorations-Pflanzen verwenden. Nächſt der Ixora coccinea iſt die I. erocata Lindl. zu empfehlen, eine Pflanze von geringerem Wachs: thum, aber von ſehr reichlicher Blüthenſpende. Sie blüht in der That ſo reichlich, daß es bei ihrer Behandlung oft ſchwierig iſt, ſie kräftige Schüſſe ohne Blüthen machen zu laſſen. Indeſſen verfolge man dieſelbe Behand— lung wie mit der I. coccinea, kneipe die Blumenköpfe fo lange aus, bis man kräftige Pflanzen hat, welches Verfahren wohl während 2 oder 3 Saiſons währt, bevor man ſeinen Zweck genügend erreicht. I. Baudhucca gleicht der I. coccinea fehr, iſt aber von mehr ſtar⸗ rem Habitus und im Allgemeinen ſchwieriger zu kultiviren. I. rosea Wall. iſt ſehr hübſch, dennoch weniger beliebt. Die J. floribunda, durch Hrn. Lobb von Java eingeführt, wird nicht ſo hoch als I. coccinea, fie iſt jedoch viel reichblühender. I. acuminata Roxb. mit zarten weißen Blumen, iſt ziemlich empfindlich. | I. javanica D. C., der I. crocata nahe ſtehend, übertrifft tiefe aber an Blumen und Habitus. I. barbata Roxb., eine ſchöne feltene Art mit wohlriechenden und ſehr zarten weißen Blumen, die an der Mündung mit einem ſternförmigen Haarkranze beſetzt ſind. Sie iſt eine ſchlank wachſende Art, wird von unten auf ſehr leicht kahl, weshalb man die Endſpitzen der Haupttriebe ſtutzen muß, um das Wachſen der Seitenäſte zu begünſtigen. I. salicifolia D. C. iſt eine ausgezeichnete Art mit großen prächtig flammend⸗rothen Blüthenköpfen und wie der Name ſagt, mit weidenartigen Blättern. Sie blüht ſehr reichlich. I. laxiflora Smith. Auch dieſe Art muß, wenn man einigermaßen buſchige Exemplare haben will, oft eingeſtutzt werden, indem ſie ſonſt leicht von unten auf kahl wird und lang auſſchießt. f I. lanceolaria Colebr. Eine hübſche Art mit dichten Doldentrauben weißen Blumen. I. Griffithii Hook. auch als I. hydrangeaeformis bekannt, bildet einen großen Strauch mit großen Blättern, die Blumen find orangegelb. I. odorata Hook., eine prächtige Art mit wohlriechenden Blumen, die auch als I. Brunonis verbreitet worden iſt. 5 I. javanica b. C., zeichnet ſich durch ihre corallenfarbenen Blumen aus. Liebt mehr feuchte warme Luft als die meiſten andern Arten. Unter den vielen bekannten Arten dieſer Gattung wären die hier ge— nannten die empfehlenswertheſten, die auch mehr oder weniger alle faſt dieſelbe Behandlung erfordern, vor Allem ſind ſie rein von Ungeziefer zu halten. Gattung Dipladenia. Alle Arten dieſer ſchönen Gattung ſind mehr oder weniger windende Sträucher und ſtammen aus dem tropiſchen Amerika, hauptſächlich vom Orgelgebirge Braſiliens. Ihr reichlicher Blüthenſtand und ihre wahrhaft ſchönen dunkelroſa, purpurrothen, braunrothen oder weißen Blumen machen ſie zu den vorzüglichſten Zierpflanzen des Warmhauſes, zumal ihre Kultur mit keinen großen Schwierigkeiten verbunden iſt. Beim Beginn der Cultur der Dipladenia-Arten ſetzen wir voraus, daß man gute kräftige Pflanzen hat, die mit gehörigen Wurzeln verſehen ſind; dieſe müſſen während des Winters wachſend gehalten werden, aber auch nichts mehr, und um dieſes mäßige Wachsthum zu ſichern, halte man die Pflanzen eher trocken als feucht und in einer Temperatur von 10 — 12 Grad R. Die meiſten Arten haben dicke, fleiſchige Wurzeln. — So⸗ bald es die Witterung im Frühjahre erlaubt, bereite man ſich ein Miſt⸗ beet oder einen Treibkaſten; die Pflanzen werden von der alten ausge— ſogenen Erde befreit und in eine Erdmiſchung umgepflanzt, beſtehend aus torfiger Moorerde, Lauberde und Sand in etwa gleichen Quantitäten, zu welcher man bei ſpäteren Umpflanzungen noch etwas Raſenerde hinzufügt. Sind die Pflanzen verpflanzt, ſo bringe man ſie auf ein Miſtbeet, wo ſie, wenn das Beet nicht zu warm iſt, eingeſenkt werden. Nach 4—6 Wochen werden die Pflanzen ſich ziemlich bewurzelt haben und müſſen dann in etwas größere Töpfe verpflanzt werden, welches Verfahren im Juni wie⸗ derholt wird. So wie die Schüſſe im Wachsthum fortſchreiten, muß man verhüten, daß ſich die Triebe unter ſich verwirren, jedoch darf man ſie nicht eher anbinden, bis fie 3Z—4 Fuß lang find, Die geeignetſten Spaliere für dieſe Art Pflanzen und in der That faſt für alle Rankge— wächſe, find entweder cylindriſch oder tonnenähnlich geformte, die leicht aus einigen Stäben und einer Anzahl Drähte herzuſtellen ſind, die entweder um dieſelben oder etwas breiter, als die Topföffnung iſt, gezogen und befeſtigt werden. Verwendet man ſolche Spaliere, dann iſt es rathſam, ſie gleich anzubringen, ehe die Pflanzen ſtark treiben und ehe die Wurzeln gehörig fortgeſchritten, denn dieſe könnten beim Einſtecken der Stäbe leicht beſchädigt werden. Hat man die zum Blühen beſtimmten Pflanzen in größere Töpfe geſetzt, ſo werden ſie nun in ein Warmhaus gebracht, wo— ſelbſt die Töpfe bis zur Hälfte in ein Lohbeet oder warmes Erdbeet ge— ſenkt werden. Mehrere Mal am Tage ſind die Pflanzen leicht zu über⸗ brauſen und da die jungen Blätter zart ſind, ſo muß man die Pflanzen vor Einwirkung zu ſtarker Sonnenſtrahlen ſchützen, jedoch iſt es gut, die Pflanzen ſo ſchnell als möglich an die volle Sonne zu gewöhnen, damit das Holz bis zum Herbſte gehörig reif wird. Während des Winters werden die Pflanzen gleichſam im ſchlafenden Zuſtande und trocken an den Wurzeln gehalten. Im nächſten Frühjahre (zweite Saiſon) treibe man 6 die Dipladenien frühzeitig an, nachdem man die Zweige gehörig zurück— geſchnitten und die Pflanzen in friſche Erde umgepflanzt hat, wobei man ihnen nur ſo kleine Töpfe giebt, als eben die Wurzeln verlangen. Nun wird dieſelbe Behandlungsweiſe befolgt, wie für die erſte Saiſon ange— geben worden iſt und jede Mühe und Sorgfalt wird durch den beſten Erfolg belohnt werden. | Vermehren laſſen ſich die Dipladenia durch Stecklinge oder Abſenker. Auf letztere Weiſe iſt es denn am beſten, die Pflanze der Länge nach auf ein Beet niederzulegen und den Zweig an einem Gelenk in kleine Töpfe niederzuſenken, die mit ſandiger Erde gefüllt ſind. Daß der Kaſten ge— ſchloſſen und feucht ſein muß, iſt ſelbſtverſtändlich. Stecklinge von gut reifem Holze, einzeln in Töpfe geſteckt, mit einer Glasglocke bedeckt und auf ein Warmbeet geſtellt, wachſen leicht. Der Herbſt iſt die geeignetſte Zeit, Stecklinge zu machen. Sind die Stecklinge früh angewurzelt und den Winter hindurch ſorgſam behandelt, ſo geben ſie für den nächſten Sommer hübſche blühende Exemplare. Leider haben aber auch die Dipladenien ihre Feinde, namentlich wer— den ſie von der rothen Spinne, ſchwarzen Fliege ꝛc. heimgeſucht und muß man ſtets Sorge tragen, daß die Pflanzen davon rein gehalten bleiben. Faſt alle in den Gärten bekannten Arten haben wir bereits in frühern Jahrgängen der Gartenzeitung beſprochen und auch bei faſt jeder Art die Behandlungsweiſe angegeben, die auch bei allen mehr oder weniger die— ſelbe iſt. Die vorzüglichſten Arten find: Dipladenia Harrisii Purd., acu- minata Hook., flava; nobilis Morr. nebſt der Varietät rosea; urophylla Hook., crassinoda DC., splendens DC., atropurpurea DC., vincaeflora Lem. und rosacampestris Lem. Gattung Allamanda. Die Allamanda cathartica L., Aubletii Pohl., grandiflora Lem., ne- riifolia Hortul., Schottii Pohl., verticillata Desf. und Liboni Hort. find die befannteften Arten, die ihrer ſchönen meift gelben Blumen wegen in den Gärten kultivirt werden und muß man ſich nur wundern, daß man ſie nicht häufiger in Cultur findet, zumal die Cultur derſelben durchaus keine Schwierigkeit bietet. Die Allamanda cathartica iſt die älteſte und be— kannteſte Art, ſie kam bereits ums Jahr 1785 nach Europa und ſtammt aus Guinea. Die Allamanden ſind mehr oder weniger Schlingpflanzen, ihre Zweige erreichen oft eine Länge von 12 bis 15 Fuß. Ihre Ver⸗ mehrung kann leicht durch Stecklinge bewerkſtelligt werden, hierzu nimmt man 3 Zoll lange Schüſſe, die man in Sand ſteckt, mit Glasglocken be— deckt und auf ein Warmbeet ſtellt. — Sind die Stecklinge bewurzelt, ſo pflanzt man ſie einzeln in kleine Töpfe mit lockerer Erdmiſchung, und haben ſie ſich auch in dieſen Töpfen bewurzelt, ſo pflanzt man ſie noch vor Herbſt in größere Töpfe, um ſie leichter durch den Winter zu bringen. Im Frühjahre werden die Pflanzeu zurückgeſchnitten, deren Ballen von der alten Erde befreit und in größere Töpfe mit nahrhafter Erde verpflanzt. Am beſten eignet ſich eine Erdmiſchung beſtehend aus zwei Theilen guter Raſenerde, einem Theile Moorerde und einem Theile gut verrotteten Kuhdungs, zu dem reichlich guter Sand und Holzkohle kommt. Nach dem Umpflanzen werden die Töpfe in ein Warmhaus gebracht und 8 7 kann man ihnen gelinde Bodenwärme geben, fo gereicht dieſe den Pflanzen zum Vortheil. So wie die Pflanzen im Wachsthum zunehmen, giebt man ihnen größere Töpfe, giebt ihnen reichlich Waſſer und von Zeit zu Zeit flüſſigen Kuhdung. In ſolcher Weiſe werden ſie ſehr raſch wachſen und nachdem fie 3—5 Fuß lange Schüſſe getrieben haben und nicht durch An— binden behindert werden, bald Blumen anſetzen. Ein zu frühes Anbinden der Zweige iſt häufig Urſache, daß die Blüthenknospen taub werden, man laſſe ſie daher unbehindert wild durcheinander fortwachſen, bis die erſten Blüthenknospen anfangen ſich zu öffnen, dann kann man die Zweige ohne jeden Nachtheil binden und der Pflanze jede beliebige Form geben; aber die nächſten Triebe müſſen wieder ſich ſelbſt überlaſſen bleiben, ſonſt ſetzen fie keine Blüthenknospen an. Beachtet man bei den Allamanden dieſe Regel des Anbindens, und behandelt man die Pflanzen mit Aufmerkſam— keit und Freigebigkeit, ſo kann man ſicher ſein, Topfexemplare in voller Blüthe vom Juni bis December zu haben. Sobald die Blüthezeit zu Ende geht, müſſen die Pflanzen allmählich trockener gehalten werden, um ſie in den Ruheſtand von 6—8 Wochen zu ſetzen, bevor ſie wieder im Februar oder März angetrieben werden. Die Allamanden lieben keine kältere Temperatur, daher ſie während der Ruhe— zeit im Warmhauſe verbleiben müſſen und man ihre Ruhe nur durch Entziehung des Waſſers hervorbringen kann. — Von Inſekten haben die Allamanden wenig zu leiden, ſie machen hierin eine Ausnahme vor vielen anderen Pflanzen. (Wird fortgeſetzt.) r Das Vorkommen und die Cultur der ein⸗ heimiſchen Rhododendra. Wer hat nicht auf Reiſen unſerer deutſchen Hochgebirge, den Alpen der Schweiz, Tyrol, Salzburg u. ſ. w. die Wieſenthäler bewundert, auf denen die Alpenroſen maſſenhaft heimiſch ſind. Welch' prächtiger Anblick bietet ſich unſerem Auge dar durch dieſe ſchönen dunkelgrünen Matten, die mit tauſenden von roſa Blumen beſtreut ſind! Gewiß ſo mancher Wanderer, der dieſe herrlichen Gefilde ſieht, fühlt in ſich den Wunſch rege, eine oder mehrere dieſer Pflanzen zu beſitzen um ſie zu Hauſe, wenn es ihm gelingt dieſe Kinder der Alpenwelt am Leben zu erhalten, zur Blüthe zu bringen und dabei das in der großen Natur geſehene Bild wieder wach zu rufen. Ja, wäre nur das Herauskratzen der Pflanzen aus den Felsritzen eine ſo leichte Sache, gewiß es wanderte ſo manche Alpenroſe, verpackt in einer alten Cigarrenkiſte oder etwas Aehnlichem, in eine andere Heimath. Allein das iſt eine ſchwere, ſaure Arbeit, die ſich oft auch nicht einmal lohnt, denn nur ſelten gelingt es, ein gut bewurzeltes junges Pflänzchen herauszubringen. Man thut daher gewiß gut ſich an Pflanzen: ſammler, die an einzelnen Gebirgsorten ein förmliches Geſchäft mit Alpen— pflanzen treiben, zu wenden und man wird eher Gelegenheit haben, die Pflanzen fortzubringen. Ich habe mich freilich zur Beſchaffung der ver— ſchiedenen Rhododendra als hirsutum, ferrugineum, intermedium, Cha- maecistus Freundeshand ſeit Jahren bedient und beſitze ſchon lange in einer Steingruppe, auf deren Beſchreibung ich ſpäter zurückkomme, ſchöne kräftige 8 a mit Blüthen bedeckte Exemplare. Eine Beſchreibung der erften drei Arten dürften kaum geboten erſcheinen; Rh. Chamaecistus unterſcheidet ſich aber weſentlich von den übrigen, iſt nur ſelten in einem Pflanzen-Cataloge an— geführt und wird wohl auch nirgends cultivirt, obgleich er um vieles ſchöner im Habitus als auch in der Blüthe iſt. Man denke ſich eine gedrungene, niedrige, kugelförmig gezogene, kleinblättrige, ſaftige Myrte und man hat etwa den Eindruck des Rhododendron Chamaecistus: Die Blumen, welche im Monat Mai erſcheinen, ſind von einer zarten roſa Farbe und halten im Durchmeſſer etwa %—1 Zoll, find alſo verhältniß— mäßig ſehr groß zu dieſem kleinen Strauche. Ich halte die Cultur dieſer einheimiſchen Rhododendra um vieles ſchwieriger, als bei den fremdlän— diſchen, ſie wird aber reichlich belohnt, da erſtere nächſt ihrer habituellen Schönheit auch völlig hart ſind und unſere Winter ohne jede Bedeckung aushalten. Die Cultur, welche ich anwende und die aus vielen Erfah— rungen hervorgeht, beſteht in folgender Behandlung: Die Pflanzen, wenn ſie von ihren natürlichen Standorten am beſten im Monat Mai ehe ſie die Blattknospen entwickelt haben, genommen ſind, reinige ich ſorg— fältig von Gras und Erde und pflanze fie in Töpfe, welche 4—6 Wochen in einem Erdkaſten ſtehen bleiben, der vor Sonne geſchützt wird und die Luft faſt abgeſchloſſen bleibt. Als Erdmiſchung wende ich 1 Theil Wie— ſenmoorerde, 1 Theil Lehmraſenerde, 1 Theil gehacktes Moos und etwa ½% Theil Sand an. In dieſer Miſchung gedeihen die Pflanzen vortrefflich. Nachdem fie ihre jungen Triebe entwickelt und ſich überhaupt gekräf⸗ tigt haben, eine Anwurzelung alſo vorauszuſetzen iſt, werden ſie in die— ſelbe Erdmiſchung mit Sand oder Geröllunterlage, ohne jedoch den Topf— boden beim Austopfen zu ſtören, in eine ſchattige Lage zwiſchen Steine ausgepflanzt und nun ſich ſelbſt überlaſſen. Vorſichtiges Begießen aber öfteres Brauſen iſt ihnen dienlich, hingegen ſind ſie vor Trockenheit des Bodens und der Luft ſowie vor brennenden Sonnenſtralen zu ſchützen. a — Robinia inermis Rehderi. (Wurzelechte Kugelakazie) Allen unſeren Leſern iſt die Kugelakazie (Robinia inermis) wohl bekannt, deren Zweige, alljährlich ſtark zurückgeſchnitten, eine dichte, gedrungene, faſt kugelförmige Laubmaſſe während des Sommers bilden, in Folge deſſen dieſer Art auch der Name „Kugela kazie“ beigelegt worden iſt. Am meiſten iſt dieſe Akazie nur hochſtämmig veredelt bekannt, in welcher Geſtalt fie ſich frei auf Nafenplägen ſtehend oder in Fronte der Wohnhäuſer vortrefflich eignet und iſt ſie namentlich in neueſter Zeit wie— der ſehr in Aufnahme gekommen. Da die Krone keine zu große Aus— dehnung erlangt, ſo findet man dieſen Baum auch vor den Häuſern in den Straßen vieler Städte ſehr häufig angepflanzt. In einer Notiz über dieſen Baum in der Revue horticole wird bemerkt, daß Mancher den Baum ſeines langen nackten Stammes wegen nicht leiden mag, wenn auch die anderen werthvollen Eigenſchaften deſſelben von kaum einer anderen Baumart erſetzt werden, und es wird daher Baumſchulenbeſitzern gerathen, dieſe Baumart nicht nur hochſtämmig 9 zu veredeln, ſondern auch niedrig, vielleicht in einer Höhe von 4—8“ über dem Boden. In dieſer Geſtalt läßt ſich dieſe Akazie dann auch einzeln auf Raſenplätzen, wie zur Bepflanzung größerer Geſträuchparthien verwen— den, wo ihre dichte Laubmaſſe einen vortrefflichen Effekt erzeugt. Aus dieſer Bemerkung in der Revue horticole ſcheint hervorzugehen, daß in Frankreich die wurzelechte Robinia inermis, bei uns unter dem Namen Rob. inermis Rehderi bekannt, weniger verbreitet iſt. Die Rob. inermis als wurzelechte Pflanze bildet einen prächtigen Buſch und nimmt ſich einzeln gepflanzt oder mehrere Exemplare zu einer Gruppe vereinigt, ganz herrlich aus und kann nicht genug zur Anpflanzung empfohlen werden. Dieſe wurzelechte Kugelakazie macht ſomit eine nie— drige Veredelung derſelben unnöthig, indem man fie ſogar mit 6—8 Zoll hohen wurzelechten Stämmen erziehen kann. Die Behandlung der wurzel— echten Exemplare iſt ganz dieſelbe wie bei den hochſtämmig veredelten, die Zweige werden im Frühjahre auch hier tief zurückgeſchnitten, worauf ſich dann während des Sommers neue 2—3 Fuß lange Zweige bilden. Die Vermehrung geſchieht durch Theilung des meiſt aus mehreren Stämmen beſtehenden Buſches. F Kurze Lebensgeſchichte einer Alocasia ma- Crorhiza (edulis) fol. var. und ihre Cultur. 5 Von Adolph Steltzner, Handelsgärtner in Gent. Schon die grüne Alocasia unter dem Namen Colocasia odorata auch Colocasia marerophylla ſeit langer Zeit in den Gärten verbreitet, iſt noch jetzt eine ſehr beliebte Pflanze durch ihre großen Blätter vom üppigſten Grün, die etwas lederartig und deshalb bei Weitem nicht ſo hinfällig ſind, als die ihrer nahe verwandten zahlreichen Caladien, Alocasien und Colocasien. Gleich den C. esculentum und C. nymphaefolium erreichen ihre Blätter bei zweckmäßiger Cultur eine außerordentliche Größe. Seit drei Jahren iſt nun durch England (Etabliſſement J. Veitch jun.) und durch Belgien (Etabliſſement Linden) von Indien aus eine prächtige Varietät mit panaſchirten Blättern eingeführt, die durch ihre weißlichen und rein weißen Flecke der Blätter und Blattſtengel dieſes Gewächſes zu einer der ſchönſten Decorations-Pflanzen ſtempelt, da öfters das halbe Blatt weiß, mitunter, doch ſelten, auch faſt ganz weiß oder mit zahlreichen großen und kleinen weißen Flecken bedeckt iſt, eine Eigenſchaft, die ſich auch den Blattſtielen mittheilt. Sie iſt bereits in vielen Gärten einheimiſch gewor— den, zumal ſie bei zweckmäßiger Cultur ſich leicht vermehrt; unſer Etabliſſe— ment hat im Laufe dieſes Jahres an 20—25 Stück verſendet, die ich ſämmtlich von einer einzigen Pflanze während des Frühjahrs und Sommers vermehrt. Sie macht ſtarke Strünke aber nicht Knollen wie die übrigen Caladium, und zieht ebenfalls im Winter ein, kann aber auch mit einigen Blättern im Wachsthum erhalten werden, verlangt aber in dieſem Falle viel Wärme. Die im Juni vergangenes Jahr erhaltene kleine Pflanze hatte bis zum October deſſelben Jahres nach mehrmaligen Verpflanzen einen Strunk von ohngefähr 1½ Zoll Dicke und Höhe gebildet; Ende Februar legte ich den⸗ 10 ſelben auf einen paſſenden lichten Platz des geheizten Beetes eines Warm⸗ hauſes und nachdem derſelbe angefangen zu treiben und ein Blatt entwickelt, ſchnitt ich den Kopf platt ab, ſo daß der neue Trieb an ſeiner Baſis kaum ein wenig vom alten Strunk und noch keine einzige Wurzel, ſelbſt nicht den geringſten Anſatz einer ſolchen aufzuweiſen hatte. Ich hielt den Steckling, ſo zu ſagen, unter einer Glocke und nach 14 Tagen ohngefähr machte er an der Baſis reichlich Wurzeln; in eine ſehr humusreiche kräftige Haide— oder vielmehr braune mvorige Wieſenerde gepflanzt und auf ein Lohbeet eingegraben, entwickelte ſich dieſer Kopf mit einer raſenden Geſchwindigkeit; ich vergaß natürlich eine ſehr reichliche Bewäſſerung nicht, ein Haupt: erforderniß, denn eine kräftige geſunde Pflanze dieſer Art, wenn auch noch ſo klein, verlangt gehörig und oft begoſſen zu werden. Ende Juni war die Pflanze bereits 2 Fuß hoch, hatte fußlange, 9— 10 Zoll breite Blätter und figurirte auf der hieſigen Blumenausſtellung; noch 2 mal verpflanzt und während Juli und Auguſt jeden Tag mit einem Kännchen Waſſer genährt, erreichte fie im September ihren Glanzpunkt gegen 3½—4 Fuß hoch mit Blättern von 1—1½“ lang und faſt gleicher Breite und war der leuchtende Stern einer Gruppe buntblättriger Pflanzen, die unſer junges Etabliſſement im hieſigen Caſino ausgeſtellt, gelegentlichſt der ſchönen Feſte, die Mitte September hier ſtattfanden zur Verherrlichung der neu eingeweihten Statue, errichtet zu Ehren des flammländiſchen Heros Artefelde, ein Genter von Geburt, der im Mittelalter für die Unabhängigkeit Belgiens kämpfend als Opfer fiel. Jene Gruppe, die im freien Garten ohne allen Schutz ausgeſtellt war, brachte uns eine vergoldete Medaille. Nicht genug damit, gewann uns daſſelbe Exemplar 10 Tage ſpäter einen Cultur-Preis auf der großen Blumenausſtellung zu Brüſſel (Kgl. Linne'ſche Gartenbaugeſellſchaft), ſehr hervorragend ſowohl durch die ausgeſtellten floriſtiſchen wie pomolo— giſchen Produkte, bei welcher ich die Ehre hatte als Preisrichter zu fungiren. Das Exemplar hatte zuletzt durch die verſchiedenen Ausſtellungen, namentlich bei der letzteren, die lange gedauert, durch unregelmäße Behand— lung ſehr gelitten und zog plötzlich ein, fo daß in dieſem Augenblick, An: fang November, kaum noch ein ganz zerſtümmeltes Blatt vorhanden iſt. Der Strunk, der entſprechend ſtark geworden, ohngefähr 2 Zoll dick und hoch, ſoll, ſo Gott will, auf dieſelbe Weiſe behandelt, mir nächſtes Frühjahr wieder zur Vermehrung dienen. Von dem kleinen Rumpf des im vergangenen Frühjahre abgeſchnitte⸗ nen Strunkes habe ich nach und nach, bis Ende Juli, 20—25 ſchöne Pflanzen angezogen, die faſt ſämmtlich nach Deutſchland, Rußland, Italien und Frankreich gewandert ſind. f Obgleich ich noch nicht die nöthigen Verſuche gemacht, ſo glaube ich wohl, daß die Pflanze hart genug, um an geeigneten Stellen im Garten einzeln oder als Gruppenpflanze zu dienen und möchte dann ein ſchönes Gegenſtück zur grünen Art bilden, von der ich vergangenen Sommer eine ſo herrliche Gruppe im Park von Monceau zu Paris geſehen, wie ich vor einigen Wochen in der Berliner Wochenſchrift berichtet habe. ns 11 Neue Einführungen. Im vorigen Jahrgange der Gartenzeitung gaben wir eine kurze Ueber— ſicht der vielen empfehlenswerthen neuen Pflanzen, welche auf den letzt— jährigen Pflanzenausſtellungen in London ausgeſtellt waren, die ſich des ungetheilten Beifalls aller Pflanzen- und Blumenfreunde zu erfreuen hatten. Die Mehrzahl dieſer Pflanzen war aus den Sammlungen der wohlbe— kannten Handelsgärtner Herren Veitch & Sohn, Herrn W. Bull H. Low und Henderfon ze. hervorgegangen, die keine Koſten ſcheuen Rei— ſende und Sammler nach Gegenden ſolcher tropiſchen und ſubtropiſchen Länder zu entſenden, welche von Sammlern bisher wenig oder garnicht beſucht worden ſind, um durch dieſe neue ſchätzbare Gewächſe zu erhalten und unſere Sammlungen zu bereichern. Vor einer Reihe vor Jahren waren es faſt nur ausſchließlich der K. Garten zu Kew und engliſche Handelsgärtner, welche den Pflanzenhandel durch neue Einführungen belebten, jetzt werden uns alljährlich ebenſo viele, wenn nicht mehr neue Pflanzen durch belgiſche und andere Garten-Eta— bliſſements zugeführt, wie z. B. durch J. Linden in Brüſſel, Amb. Verſchaffelt in Gent, Grönewegen & Co. in Rotterdam, und in blumiſtiſchen neuen Erzeugniſſen ſtehen die engliſchen Floriſten ſchon lange nicht mehr alle in da, und wenn hierin auch nicht übertroffen, ſo geben die deutſchen, belg iſchen und franzöſiſchen Floriſten ihnen in Erziehung neuer Florblumen nichts nach. Es bleibt jedoch immer noch ſehr zu bedauern, daß deutſche Erzeugniſſe in Deutſchland ſelbſt zu wenig Anklang finden und erſt recht in Aufnahme kommen, wenn ſie nach England gewandert und von dort oft unter anderen Namen als engliſche Erzeugniſſe ange— prieſen werden. Der empfehlenswerthen Neuheiten, welche Am b. Ver— ſchaffelt in Gent und Linden in Brüſſel für Herbſt 1863 und Früh: jahr 1864 offeriren, haben wir in frühreren Heften unſerer Zeitung ge— dacht, können es aber nicht unterlaſſen hier nochmals auf das ſo reizende Gymnostachium Verschaffeltii aufmerkſam zu machen. Von Herrn W. Bull, Handelsgärtner und Pflanzenimporteur, King's Road, Chelſea bei London, werden nun folgende neue Pflanzen empfohlen, die derſelbe von nun an abgeben kann. Araucaria Ruleii. Dieſe wahrhaft edle Pflanze wurde von Herrn W. Dunean in Port Molle entdeckt und eingeführt und berichtet derſelbe folgendes über ſie: Obgleich ſie im Anſehen der Ar. imbricata nahe ſteht, ſo iſt letztere doch nicht mit der A. Ruleii an Schönheit zu vergleichen, denn die A. Ruleii iſt der graziöſeſte und prächtigſte uns jetzt bekannte Baum der Erde. Er erreicht eine Höhe von 50 Fuß bei einem Kronendurch— meſſer von 30 Fuß, mit ſechsmal mehr Zweigen als bei der A. imbricata, die ſich nach allen Richtungen gabelartig aber in größter Regelmäßigkeit hinwenden, bedeckt mit kleinen dunkelgrünen Blättern, die in der Sonne einen reizenden ſchillernden Anblick gewähren. Der Baum wächſt auf der Spitze eines hohen Vulcan, auf dürrem trockenen Boden während des Sommers, häufigen Regen und Stürmen während des Winters ausge— ſetzt, an einer Stelle wo kein Grashalm wächs und wo kein Zeichen nur 12 irgend einer Vegetation für hunderte von Fuß ſichtbar iſt. — Diefe Art iſt unſtreitig die ſchönſte für das Kalthaus oder Conſervatorium. Der Preis iſt von 1½—3 Guineen. Anecochilus zebrinus. Eine ſchöne indiſche Art dieſer intereffanten Orchidern-Gruppe. Die Blätter find oval lanzettlich, etwa zwei Zoll lang und % Zoll breit, ſammtig dunkel olivengrün, gezeichnet mit 3 öfters 5 goldgelben leuchten— den Längsnerven. Es iſt eine ſehr hübſche Acquifition zu den bereits vorhandenen Arten. Eine Pflanze koſtet noch 35 / Asplenium ferulaceum. Unter den Warmhausfaruen eines der ſchönſten. Es iſt ein Be— wohner von Südamerika, namentlich in Quito und Neu-Granada gefun— den, auch in Mittelamerika bei Kartago, von woher Herr Bull lebende Pflanzen erhalten hat. Dieſe Art hat einen kurzen Stamm, von dem ſich große, feingeſchlitzte Wedel erheben, über 1/ Fuß lang. Die Wedel find 4⸗ oder 5⸗fach gefiedert, die Fiedern und Fiederchen etwas zurückgebogen. Die Textur der Wedel iſt krautig, die Farbe derſelben lebhaft grün und die Oberfläche ganz glatt. Preis 70 /. ö Boehmeria bifida. Eine zwergig wachſende halbſtrauchige Pflanze mit gegenüberſtehenden Blättern von eigenthümlichem Charakter. Die Blätter ſind eher groß als klein, ſtark genervt, ſichtbar gezähnt und die Spitze iſt in zwei Theile getheilt, ſo daß das Blatt zwei Spitzen hat, ähnlich wie Urtica biloba, zu welcher Familie auch dieſe Pflanze gehört. Preis 7 . Sarcoglottis Esseri. Die Blätter dieſer kleinen Landorchidee ſind etwa 4 Zoll lang und zwei Zoll breit, länglich -eirund, zugeſpitzt, mit einer fatinartigen Ober— fläche, dunkelgrün, gezeichnet mit großen unregelmäßigen blaſſen oder gelb— lichgrünen Flecken, welche denſelben ein hübſches Anſehen geben. Dieſe Art ſtammt aus Kartago in Central-Amerika und iſt ein hübſcher Zu⸗ wachs zur Gruppe der Anecochilus-Arten. Preis 31½ sh. Dammara hypoleuca Moore. Diefe Art von Port-Molle, Neu-Kaledonien, ſtammend, ſcheint von allen bekannten Arten dieſer Gattung verſchieden. Junge Exemplare, ältere find noch unbekannt, haben einen compacten Habitus, die Blätter ſind länglich lanzettförmig, ſtumpf, oberſeits leuchtend hellgrün, bläulich auf der Unterſeite, 1—2 Zoll lang und bis % Zoll breit. Eine hübſche Art im Preiſe von 31½ sh. Corysanthes limbata Hook. Dieſe reizende kleine Orchidee von Java, die im vorigen Jahre bei Herrn Bull geblüht hatte und im Bot. Magazin Taf. 3357 abgebildet, iſt von uns bereits S. 180 des vorigen Jahrg. der Gartenztg. empfohlen worden. Herr Bull hat jetzt Vermehrung davon erlangt und offerirt die Pflanze für 63 sh. (21 ). Sie iſt eine der lieblichſten und ſchönſten der kleinen Erdorchideen, die bisjetzt bekannt ſind. — isn Yu 13 Ueber die öconomiſche Anwendung ver: ſehiedener Baumrinden. Es iſt ſeit mehreren Jahren mein Beſtreben geweſen, mich mit den mannigfaltigen, induſtriellen und medieiniſchen Eigenſchaften, die wir im Pflanzenreiche vertreten finden, näher bekannt zu machen, und boten mir das botaniſche Muſeum im Jardin des plantes zu Paris, ſowie auch ins— beſondere die permanente Ausſtellung der franzöſiſchen Colonial-Producte im Induſtrie-Palaſte ebendaſelbſt vielfache Gelegenheit, meine Kenntniſſe in dieſem ſo belohnenden Zweige der Botanik zu bereichern. Die groß— artigen Muſeen des Kew'er Gartens und das erſt vor wenigen Jahren gegründete Muſeum in Kenſington, dann aber auch die Benutzung reich— haltiger Bibliotheken ermöglichen es mir, dieſes Studium hier in England weiter fortzuſetzen, was mich zugleich befähigt, dann und wann kurze Mit— theilungen über dieſen Gegenſtand in dieſem Blatte folgen zu laſſen. Meine heutigen Zeilen find der öeonomiſchen Anwendung verſchiedener Rinden oder Borken gewidmet, und lege ich ihnen eine höchſt belehrende Abhandlung von dem Curator der Kew'er Muſeen, Herrn Jackſon, zu Grunde, denen ich meine eigenen Notizen einverleiben werde. Eine vollſtändige Geſchichte der Rinden mit ihren verſchiedeuen Nutz— anwendungen zu liefern, würde, wenn nicht eine Unmöglichkeit, ſo doch eine Arbeit unendlichen Forſchens ſein; die Anzahl der Pflanzen, welche der Menſchheit durch ihre Rinde von großem Nutzen geworden, iſt bereits eine ſehr große, aber verborgene Schätze in dieſem Felde, wie in allen andern, warten noch an's Licht gebracht zu werden. Häufig erhalten wir Nachricht über Rinden, deren Wirkſamkeit bei mancherlei Krankheitsfällen, oder deren Nützlichkeit in den rohen Künſten der wilden Völkerſchaften geprieſen wird, doch aus Mangel an beſtätigenden Beweiſen ſowie einer genauen Kenntniß ihrer Quellen, kann wenig oder gar nichts über ſie ge— ſagt werden. Ihre verſchiedenen Anwendungen ſind unzählige, ſie liefern uns medieiniſche, Färbe- und Gerbeſtoffe, Kleider und andere nützliche oder mehr für den Luxus beſtimmte Gegenſtände. Es würde ſchwer zu ſagen ſein, aus welchem Zweige ihrer Anwendung wir den meiſten Nutzen ziehen, dem wiſſenſchaftlichen oder dem induſtriellen, der Mediein oder der Klei— dung. Die Eigenſchaften und der Nutzen einiger dieſer Rinden, für uns heut' zu Tage unſchätzbar, waren ebenfalls den Alten bekannt, und viel— leicht keine mehr, als wie die der Korkeiche, die nicht nur fhon im grauen Alterthume geſchätzt wurde, ſondern zu ganz ähnlichen Zwecken, als zu welchen man ſie jetzt benutzt, verwendet wurde. Die folgende Liſte iſt ſo vollſtändig als möglich, und ſind namentlich all' die Rinden-Arten, welche irgend eine beſondere medieiniſche Eigenſchaft beſitzen, darin eingeſchloſſen, dagegen iſt ſolchen von mehr gewöhnlichem Gebrauche und überall bekannt, weniger Aufmerkſamkeit zugewendet worden. Medieiniſche Rinden. In dieſer Abtheilung iſt unſtreitig die peruaniſche oder China-Rinde, Gattung Cinchona, die wichtigſte, auf deren Cultur die engliſche und fran— zöſiſche Regierung in ihren überſeeiſchen Colonien ſeit mehreren Jahren viele Aufmerkſamkeit verwendet haben. Wir können ihrer hier nur bei— 14 läufig Erwähnung thun, da der Gegenſtand gründlich in vielen bedeu— tenden Werken (Weddell) behandelt worden iſt. Ein genaues Datum der Entdeckung dieſes wirkſamen Fiebermittels kann nicht feſtgeſtellt werden, dagegen nimmt man an, daß fie gegen das Jahr 1640 nach Europa ein— geführt wurde. Die Gemahlin des Vicekönigs von Peru, Comteſſa del Chinchon, ſoll zuerſt (1638) durch das Pulver dieſer Rinde vom heftigen Fieber befreit worden ſein. Bei ihrer Rückkehr nach Europa brachte ſie bedeutende Quantitäten dieſes Pulvers mit, und ſuchte es zu verbreiten, woher der Name: „Gräfinpulver.“ Die Benennung „Jeſuiten-Rinde“ erhielt ſie erſt einige Jahre ſpäter, indem ſie von Jeſuiten nach Rom ge— bracht und dort unter dem Orden vertheilt wurde. Dann kam ſie in Vergeſſenheit und erſchien erſt wieder in Frankreich unter der Regierung Ludwig XIV., ſeit welcher Zeit ſie ihre Berühmtheit als Fiebermittel und ſtärkende Mediein bewahrt hat, ja ihre Wichtigkeit iſt jetzt mehr anerkannt wie je, da ihre Segnungen von Jahr zu Jahr verbreiteter und bekannter werden. In Frankreich iſt der China-Wein ein bekanntes Hausmittel gegen Appetitloſigkeit, Magenſchmerzen und allgemeine Schwäche. Man nehme 1½ Flaſchen guten Rothweins und 60 Gramm gelber Chinarinde pulveriſirt, rühre dieſe Miſchung häufig um, filtrire ſie darauf, und man erhält auf billige Weiſe denſelben Wein, der in den Pariſer Apotheken in kleinen Flacons zu hohen Preiſen verkauft wird. Das eigentliche Vater— land der Cinchona-Pflanzen iſt die öſtliche Seite der Cordilleren und die Anden. | Drimys Winteri, De Cand. Winter's Rinde, nach dem Capitain Winter benannt, der Sir Francis Drake auf ſeiner Reiſe um die Welt begleitete und welcher zuerſt Proben dieſer Rinde von der Magellan-Straße nach Europa brachte. Er fand ſie von großem Nutzen für feine Schiffsmannſchaft, ſowohl um andere Ge— würze zu den Speiſen zu erſetzen, als auch mit großem Erfolge gegen den Scorbut zu verwenden. Man hat fie zuweilen mit der Rinde von Ca- nella alba verwechfelt, da fie dieſer ähnliche Eigenſchaften beſitzt, doch kommt ſie in der heutigen Praxis wenig vor. Der Baum erlangt in feinem Vaterlande, Peru, Chili, eine Höhe von mehr denn 407, man trifft die röthlichgraue Rinde gewöhnlich in aufgerollten Stücken gegen 2 Zoll im Durchmeſſer und häufig über 12 Zoll lang an. Dieſelbe hat einen bittern, beißenden Geſchmack und beſitzt etwas Aroma. Drimys Granatensis, Lin. fl. Unter dem Namen Canelo-Rinde in Venezuela bekannt, kommt von New⸗Granada und iſt das Product eines mittelhohen Baumes. Dieſe Rinde hat faſt denſelben Geruch und Geſchmack als wie die der vorher— gehenden Art; ſie wird namentlich von den Bergleuten als ein toniſches Mittel gegen Kolik angewendet und erfreut ſich bei ihnen zu gleicher Zeit eines ausgezeichneten Rufes als Gewürz zur beſſeren Schmackhaftigkeit der Speiſen. Beide Arten ſind bis jetzt noch nicht in unſerer Materia Medica aufgenommen. Xylopia glabra, Lin. | Bitter-Holz von Jamaica. Ein Baum von 40° Höhe; alle Theile deſſelben haben einen angenehmen bittern Geſchmack, ein Abſud des Holzes 8 2 ie 5 5 [ 15 und der Rinde ſoll bei Kolikfällen, zur Reizung des Appetits gute Dienfte leiſten. Die Beeren haben dieſelben bittern Eigenſchaften und verleihen dem Fleiſche der wilden Tauben, deren Nahrung ſie ausmachen, einen höchſt piquanten Geſchmack. Die Rinde iſt dünn und von gräulichbrauner Farbe. | Guatteria longifolia, Wall. Vaterland Ceylon und Java. Dies iſt ein kleiner Baum oder Strauch, deſſen Rinde toniſche und harntreibende Eigenſchaften in hohem Grade be— ſitzt, und wird ſie in Ceylon zur Heilung von Fiebern und Waſſerſucht beuutzt. Sie zeigt eine trübe, röthlichgraue Farbe und erlangt ½ Zoll Dicke. Caelocline polycarpa, Hook. fil. In Weſt⸗Afrika zu Haufe, wo die Rinde als „Gelbe Gbeyido-Rinde“ bekannt iſt. Dieſelbe iſt dünn und faſerig und beſitzt eine gräulichbraune Farbe mit gelblichem Bruch. Von den Eingebornen als ausgezeichnetes Mittel gegen Geſchwüre angewendet. Ein gelber Färbeſtoff wird ebenfalls aus ihr gewonnen. Guazuma (wahrſcheinlich ulmifolia). Auf den Märkten von Caracas und La Guayra als „Guäsima blanco“ verbreitet. Iſt ſehr ſchleimreich, und als Abſud zubereitet, iſt ſie nach hef— tigen Gemüthsaufregungen und bei Entzündungen von großem Nutzen. Gewöhnlich nur gegen Ye Zoll dick und von einer dunkelbraunen Farbe mit röthlichem Bruch. Man trifft dieſen Baum in großer Menge im Tuy⸗Flußthale an. Guazuma tomentosa, U. B. K. Ein kleiner Baum von 12— 14“ Höhe, und in demſelben Flußthale wie die vorhergehende Art häufig aufzufinden. Die Rinde wird „Guäsima colorado“ genannt, ſie iſt röthlichbraun, dünn und faſerig und ſteht in gutem Rufe als Heilmittel gegen Ruhr und ähnliche Anfälle. Aegle Marmelos, Corr. Coromandel und Malabar werden als das Vaterland dieſes Baumes angegeben, woſelbſt er einen beträchtlichen Umfang und Höhe erreicht. Die aſchgraue Rinde wird als Abſud gegen Herzklopfen und Gallenfieber empfohlen, obgleich ſelten allein, ſondern meiſtentheils in Verbindung mit andern Ingredienzien. Die der Wurzeln ſoll die ſtärkſten Eigenſchaften beſitzen und findet daher auch am meiſten Abſatz. Alle Theile des Baumes ſollen zugleich ein prächtiges Abkühlungsmittel liefern. Cinnamodendron corticosum, Miers. Ein kleiner 10—15° hoher Baum oder Strauch von Jamaica. Die ungefähr ½ Zoll dicke Rinde, deren äußere Seite eine helle, röthlichgraue Schattirung zeigt, während die innere dagegen mehr eine ſchmutzig-weiße Farbe darthut, ähnelt ſehr der von Canella alba, mit welcher fie ähnliche Eigenſchaften beſitzt. Canella alba, Lin. In Weſtindien einheimiſch, wo es Bäume von über 50° Höhe giebt. Die Rinde iſt aromatiſch, reizend und toniſch. Hauptſächlich als medici— niſche Subſtanz zu betrachten, und nur zuweilen als Gewürz erwähnt. 16 20 Azadirachta indica, 86355 Baum von mittelmäßiger Größe, in Oſtindien zu Hauſe, wo! ſeine * Rinde von den Eingebornen als toniſches Mittel bei Wechſelfiebern in Anwendung gebracht wird. Dieſelbe iſt reizend und krampfſtillend; bei Cholera und chroniſchem Rheumatismus wird ſie entweder als Abſud oder als Pulver verſchrieben. Ein aus der Rinde gewonnenes Harz oder Gummi wird in der Eingebornen Praxis als kräftiges Reizmittel auf— geſtellt. Galipea cusparia, St. Hil. In den Wäldern des tropiſchen Amerikas anzutreffen, wo der Baum bis zu 70 und 80“ hoch wird. Die Rinde iſt von heller aſchgrauer Farbe, ſehr bitter und aromatiſch, und beſitzt toniſche und reizende Eigen— ſchaften. Nach Humboldt und Bonpland ſoll die Angoſtura-Rinde von dieſem Baume gewonnen werden, doch Dr. Hancock, ein Engländer, wenn ich nicht irre, der ſich mehrere Monate in jenen Diftrieten aufhielt, hält fie für das Product einer ganz verſchiedenen Species, die er Galipea offi- cinalis genannt hat. Dieſe Art bildet bedeutend kleinere Bäume, die * ſelten über 20° hoch werden; in der Rinde ſtehen ſich beide Arten ſehr nahe. Letztere iſt namentlich an den Ufern des Orinoco, Alta Gracia u. ſ. w. anzutreffen und werden von den Eingebornen „Orayura“ genannt. Dr. Hancock glaubt, daß die Rinde der 6. officinalis eins der wirkſamſten Fiebermittel iſt. Die Eingebornen benutzen dieſelbe in zerquetſchtem Zu— ſtande, um Fiſche zu betäuben. Der Gebrauch im Vaterlande iſt kein ſehr verbreiteter, nach England wurde ſie im Jahre 1788 zuerſt eingeführt, zuweilen kömmt ſie direet von Süd-Amerika nach Europa, größtentheils aber auf indireetem Wege in großen Maſſen von Weſtindien, wo fie eine andere Verpackung für England erhält. Dieſelbe iſt leicht zerbrechbar und harzig und beſitzt einen ſtrengen Geruch. Erodia febrifuga, St. Hil. « Ein Baum von 40“ Höhe, der in Brafilien heimiſch iſt, wo die Rinde mit gutem Erfolge als Surrogat für China-Rinde Abſatz findet. Ticorea febrifuga, St. Hil. In der braſilianiſchen Provinz Minos Geraes als kleiner Baum, 10 20“ hoch, anzutreffen. Die Rinde iſt ſehr bitter, adſtringirend, und beſitzt, wie ſein Name andeutet, fieberſtillende Kräfte. Xanthoxylon fraxineum, Willd. American Prickly Ash, Zahnwehholz, ein Baum mittlerer Größe, 10—15/ hoch, in den Wäldern und an den Flußufern Süd-Amerikas zu Hauſe. In den Vereinigten Staaten wird die Rinde bei chroniſchem Rheumatismus ſehr geprieſen, und wird ſie, zu Pulver zerrieben, zuweilen auch als ärztliches Reizmittel benutzt. In Europa hat die Rinde als Zahnwehholz Eingang gefunden. Sie iſt etwas aromatiſch und ſehr beißend, kömmt im Handel gewöhnlich in kleinen Rollen vor, iſt von unbedeutender Dicke und zeigt eine dunkelgraue Farbe mit hellen Flecken. Clara Hercules, Lin. Ein weſtindiſcher, 20—50° hoher Baum. Seine Rinde wird ſowohl innerlich als äußerlich bei bösartigen Geſchwüren verwendet. Eine aus ihr gewonnene Tinctur ſoll fieberſtillend, ſowie ein Aufguß der Rinde n 17 krampfſtillend ſein. Die Farbe iſt dunkelbraun, und bemerkt man an ihrer Oberfläche kleine, warzenähnliche Knoten, Ueberbleibſel der Stacheln. | fr Cerasus serotina, DC. ' Zeigt in feinem Vaterlande, Nord-Amerika, eine Höhe von 20. Die Rinde wird daſelbſt nach heftigen Gemüthsaufregungen vielfach verſchrieben, doch ſoll ſie auch bei ſchlechter Verdauung und Wechſelfiebern ausgezeichnete Dienſte leiſten. Man kennt ſie als die wilde Kirſchen-Rinde, und wird ſie aus den Stämmen und Aeſten des Baumes gewonnen, obgleich die der Wurzeln die beſte ſein ſoll. Im Handel kömmt ſie in Stücken verſchie⸗ dener Größe vor, die eine röthlich braune Farbe beſitzen und von ange— nehmem aromatiſchen und bitteren Geſchmacke ſind. Prinos verticillatus, Lin. Die ſchwarze Erle von Nord-Amerika, wo ſie an ſchattigen und feuchten Orten überall auftritt. Ein 8—10“ hoher Strauch, deren Rinde in Stücken von unregelmäßiger Länge, mehr oder weniger aufgerollt, in den Handel kömmt. Die untere Seite derſelben zeigt eine dunkele, oder grünlich⸗weiße Farbe. Sie hat einen bittern, adſtringirenden Geſchmack und wird von den Aerzten der Vereinigten Staaten bei Diarrhoe, Wech— ſelfiebern ſowie auch gegen Hautkrankheiten zum äußerlichen als innerlichen Gebrauche verſchrieben. Cornus florida, Lin. Ebenfalls ein nordamerikaniſcher Baum von 15—20“ Höhe. Die Rinde wird aus allen Theilen des Baumes gewonnen, namentlich kömmt aber die der Wurzeln, in Stücken verſchiedener Form und Größe, theil— weiſe aufgerollt, in den Handel. Sie iſt von roth-grauer Farbe, ſehr zerbrechbar und beſitzt einen bittern, zuſammenziehenden, zuweilen auch aromatiſchen Geſchmack; findet hauptſächlich in der amerikaniſchen Praxis als toniſches Mittel Beachtung und dient zuweilen als Surrogat für China⸗Rinde. Zwei andere Arten dieſer Gattung, nämlich C. sericea Herit. und C. circinuta Herit. liefern eine Rinde mit ähnlichen Eigen: ſchaften, obgleich ſie lange nicht den Ruf beſitzen, als wie die der erſteren Art. Chrysophyllum buranhelm, Riedd. In Braſilien einheimiſch, namentlich in der Nachbarſchaft von Rio Janeiro. Die Rinde iſt als „Moneſia-Rinde“ bekannt und wurde zu An— fang dieſes Jahrhunderts nach Frankreich eingeführt, wo ſie wie auch in Deutſchland bei atoniſchen Uebeln gebraucht wurde. Doch bedient man ſich ihrer jetzt nur in ſeltenen Fällen. Sie hat einen adſtringirenden, bittern Geſchmack, zeigt eine hellbraune Farbe, iſt ſehr dick und ſchwer und kömmt in Stücken verſchiedenen Umfanges vor. Ardisia paniculata, Roxb. i Ein oſtindiſcher Strauch von 10—12/ Höhe, der eine Borke mit toniſchen und adſtringirenden Eigenſchaften liefert, welche von den Cey— lonern gegen Fieber wie auch äußerlich zur Heilung von Geſchwüren viel— fach benutzt wird. Sie iſt ziemlich dünn, hat eine gräulich-braune Farbe und wird in kleinen und großen Stücken verkauft. i Strychnos nuxvomica Lin. Wir finden diefen Baum in Ceylon und andern Theilen Oſt-Indiens, Hamburger Garten⸗ und Blumenzeituug. Band XX. 2 * 18 er erlangt keine bedeutende Höhe und bildet größtentheils einen krummen Stamm. Die Rinde wurde früher mit Angoſtura⸗Rinde verwechſelt, iſt jetzt aber allgemein als falſche Angoſtura⸗Rinde bekannt. Ihr äußeres Ausſehen wird durch das Alter ſehr verändert. Die junge Rinde beſitzt eine aſchgraue Farbe und ähnelt ſchon mehr der echten Angoſtura-Rinde, dagegen älter, wird ſie theilweiſe mit einer weißen ſchwammigen Ober— fläche von roſtiger Erſcheinung bekleidet. Sie iſt ſehr hart und dicht und beſitzt einen äußerſt bittern Geſchmack. In den Läden von Calcutta wurde fie lange Zeit unter dem Namen „Bohun“ verkauft, doch iſt dieſes gänzlich unrichtig, da der wahre Bohun von der Rinde der Soymida febrifuga gewonnen wird, welche völlig unſchädlich und als Fiebermittel anerkannt iſt, während dagegen die Strychnos-Rinde ſehr giftiger Natur iſt. Dr. Pereira und Chriſtiſon entdeckten bei genauer Unterſuchung den Unterſchied zwiſchen dieſen beiden Rinden, freilich erſt, nachdem mehrere in ihren Folgen ſehr betrübende Verwechſelungen Statt gefunden hatten. Bignonia chelonoides, Lin. Ein Baum Oſt-Indiens von beträchtlicher Höhe, die Rinde iſt toniſch und wird in Ceylon bei Fiebern und Entzündungen verordnet. Sie iſt von ziemlicher Dicke, die äußere Fläche zeigt eine hellbraune Farbe, wäh— rend die innere mehr eine leuchtend gelblich-graue Färbung darthut. Sassafras officinale, Nees. er Nord-Amerika iſt das Vaterland dieſes wohlbekannten Baumes, wo er zuweilen 30—50“ hoch wird, doch variirt er in feinem Wachsthum ſehr, je nach der günſtigen oder ungünſtigen Lage, in welcher man ihn antrifft; in den nördlichen Diftrieten tritt er gewöhnlich nur als Strauch auf. Die Blumen, ſowie alle übrigen Theile des Baumes beſitzen ein ſchwaches Aroma, die Wurzeln, vorzüglich die Rinde derſelben, iſt in der Mediein von Bedeutung, da ſie kräftige, ſchweißtreibende Eigenſchaften beſitzt und in Verbindung mit Sassaparilla und Guaiacum bei chroniſchem Rheumatismus und Hautkrankheiten in Europa, beſonders aber in ihrem Vaterlande vielfach verſchrieben wird. Die Wurzel-Rinde, deren äußere Seite bräunlich-grau iſt, wird nur in kleinen Stücken angetroffen. Die Rinde des Stammes und der Aeſte iſt von korkhafter, ſchwammiger Be— ſchaffenheit. Nectandra Rodiaei, Schomb. Ein ſtarker Waldbaum von Brittiſch Guiana, deſſen Holz als „Green- heart“ daſelbſt wohl bekannt und ſehr geſchätzt iſt. Zuweilen trifft man ihn in einer Höhe von 80—100 an. Die erſte Kunde der gepriefenen Eigenſchaften dieſes Holzes wird uns von Baneroft im Jahre 1769 ges geben. Später, im Jahre 1834, entdeckte Dr. Roder die chemiſchen Ei⸗ genſchaften der Rinde und empfiehlt fie darauf als Surrogat für China⸗ Rinde. Weitere Unterſuchungen ließen ihn alkaliſche Eigenſchaften in der Rinde und Frucht finden, und giebt er dem daraus gewonnenen Alkaloid die Bezeichnung Bebeerine, da der Bauer im Vaterlande „Bebeern“ ge— nannt wird. Die Rinde ſoll in hohem Grade tonifche, adſtringirende und fiebervertreibende Eigenſchaften beſitzen; äußerlich iſt ſie dunkelgrau, nach innen zeigt ſie uns eine zimmetartige Färbung. m 19 Daphne Mezereum, Lin. Die medieiniſchen Kräfte dieſes in Europa ſehr verbreiteten Strauches ſind wohlbekannt. Die früheſten authentiſchen Berichte, die wir über dieſe Pflanze beſitzen, datiren vom Jahre 1530. Man ſchreibt ihm ſchweiß⸗ treibende, mildernde, ſtimulirende und harntreibende Eigenſchaften zu, in England wird er als Mittel gegen Zahnſchmerzen oft empfohlen, doch be⸗ dient man ſich in dieſem Lande nur der Wurzel-Rinde, die eine dunklere Farbe hat und höher im Preiſe ſteht, als wie die des Stammes; letztere wird in Deutſchland im Frühjahre reichlich geſammelt, und in kleinen, getrockneten Bündeln für medieiniſche Zwecke in den Handel gebracht. Der Geſchmack der Rinde iſt, wenn man ſie kaut, zuerſt ſüßlich, läßt aber ein ſcharfes, brennendes Gefühl auf der Zunge zurück. Croton Eleuteria, Sw. Von dieſer und wahrſcheinlich ihr naheſtehenden Arten wird die Cas- carilla-Rinde gewonnen, doch herrſcht noch viel Verwirrung in Betreff der Identität der Pflanzen, welche fie liefern. Der Name Cascarilla wurde von den Spaniern mehreren Varietäten von Cinchona-Arten gegeben, doch in der europäiſchen Pharmacopie wird die Gattung Croton als Cascarilla— Rinde aufgeführt. Ein Spanier, Vincent Garcias Salat, thut ihrer bald nach der Einführung in Europa, im Jahre 1692, zuerſt Erwähnung, und glaubte man lange Zeit, daß entweder eine Cinchona- oder Boswellia-Art dieſelbe liefere. Catesby aber giebt uns in ſeiner Naturgeſchichte Caroli— * na's (1754) eine genaue Beſchreibung der Pflanze und ſtellt feſt, daß ſie an den Bahamas einheimiſch iſt. Von dieſer und andern Quellen war man befähigt, die Gattung Croton und zwar Croton Eleuteria zu erkennen, doch iſt es mehr wie wahrſcheinlich, daß die im Handel vorkommende Cascarilla⸗Rinde eben fo ſehr das Produkt anderer Arten, als der genann— ten iſt. C. Eleuteria iſt ein kleiner Baum oder Strauch, der in einigen Gegenden nur 46“ hoch wird, während er dagegen in Jamaica, wo er, wie auch auf andern weſtindiſchen Inſeln häufig auftritt, oft eine Höhe 20“ erreicht. Die chemiſche Beſchaffenheit der Rinde iſt reizend, toniſch und fieberſtillend und iſt ſelbige auch dann und wann in Ermangelung von China⸗Rinde genommen worden. Doch wird ſie hauptſächlich bei ſchlechter Verdauung und allgemeiner Schwäche verordnet, in Deutſchland hat ſie dagegen auch bei ſchleichenden und Wechſelfiebern, ſowie Ruhr Ein— gang gefunden. Die Rinde, wie wir ſie in den Apotheken antreffen, wird 5 in kleinen, nur wenigen Zoll langen Stücken verkauft. Die äußere Seite iiſt von dunkelbrauner Farbe, aber mit einem weißlichen Häutchen dicht beſetzt; die innere Seite hat mehr einen dunkel zimmetartigen Anſtrich. Sie hat einen leicht zerbrechlichen, harzigen Bruch. Croton Pseudo-China, Schiede. Von dieſer Art ſoll die Copaldoi-Rinde Mexico's gewonnen werden. Man hat vielfach behauptet, daß Croton Cascarilta von Linné ſowohl die mexicaniſche Copaldoi-Rinde, wie auch eine andere in Chili und Peru als »Natra-Rinde“ bekannte Borke liefert. Doch ſcheint es keinem Zweifel zu unterliegen, daß die echte Copaldoi-Rinde von der erſtgenanten Species genommen wird, vorausgeſetzt, daß wir die kleine Copaldoi-Varietät als die echte Rinde betrachten; denn wir finden fie in 2 verſchiedenen Formen, 2* a. Be ” * 0 * | 1 20 nämlich in kleinen dünnen Stückchen von aſchgrauer Farbe und ebenfalls in 5—6 mal ſo großen Stücken mit einer dicken, korkartigen Epidermis, letztere iſt jedoch, wenn auch mit einem Fragezeichen, als das Product von Croton suberosum H. B. K. beſtimmt worden. Die mediciniſchen Wirkungen dieſer Rinde ſtehen der Cascarilla nahe. In Mexico findet ſie namentlich als toniſches Mittel Abgang und wird oft ſtatt der China- Rinde verſchrieben. i | Aralia spinosa, Lin. | In Nord⸗Amerika Angelica, auch Zahnwehbaum genannt. Ein baumartiger Strauch der Vereinigten Staaten, wo er in den ſüdlichen Gegenden 40—50 Fuß Höhe erlangt. Die Eigenſchaften der Rinde find ſchweißtreibend und ſtimulirend, ein Aufguß der friſchen Rinde findet im engeren Vaterlande als Brech- oder Abführungsmittel häufige Anwendung. Im getrockneten Zuſtande wird ſie gegen Hautausſchläge empfohlen und ſoll die aus ihr gewonnene Tinctur Befreiung heftiger Zahnſchmerzen be— wirken, wovon ſich der populaire Name des Baumes herſchreibt. In den Süden findet man die Rinde in kleinen, feinen, aufgerollten Stückchen, von grünlicher Farbe, die mit kleinen Stacheln oder Dornen oder auch den Ueberbleibſeln ſolcher bedeckt ſind. Europa hat ihr keinen Platz als offieinelle Pflanze eingeräumt, dagegen wird fie von den Amerikanern als ſolche ſehr geprieſen. Aesculus Hippocastanum, Lin. Die Roßkaſtanie unſerer Gärten kommt wahrſcheinlich aus dem nörd— lichen Indien oder Perſien, mit Beſtimmtheit iſt das Vaterland nicht an- zugeben. In Italien ſoll ihre Rinde bei Wechſelfiebern gebraucht worden ſein, wird aber nicht als eine medieiniſche Pflanze in dieſem Lande auf— geführt. Als Abſud ward ſie gegen kalten Brand anempfohlen. Das Datum der Einführung dieſes Baumes nach Europa ſcheint ungewiß, doch wurde er bis gegen Anfang des verfloſſenen Jahrhunderts als Seltenheit angeſehen. ee Monnina polystachya, R. et P. Ein Strauch der peruaniſchen Anden, wo er in Dickichten wächſt, man nennt ihn daſelbſt „Valhoi“. Die friſche Rinde der Wurzeln wird von den Bewohnern Peru's zermahlt, zu Kugeln geknetet und dann als Seife benutzt. Ihre medieiniſchen Eigenſchaften ſollen bei Ruhr und ähn— lichen Anfällen wohlthätige Wirkungen offenbaren. f Castanea pumila, Mill. Nord: Amerika iſt das Vaterland dieſes Strauches, wo er von den Eingebornen „Chinquspin“ getauft iſt. Zuweilen tritt er als Baum auf und erlangt dann eine Höhe von etwa 30—40 Fuß. Die Rinde iſt toniſch und adſtringirend, und iſt im Vaterlande bei Wechſelfiebern ver⸗ ordnet worden, doch ſcheinen ihre Tugenden nicht ſtark zu ſein, da ſie nicht in der amerikaniſchen Pharmacopie aufgenommen worden iſt. Schleichera trijuga, Willd. Man fand dieſen ungefähr 20 Fuß hohen Baum in Oſtindien und Ceylon. Die Rinde beſitzt adſtringirende Eigenſchaften und wird von den Indianern zur Heilung der Krätze gebraucht, zu welchem Zwecke man ſie zerreibt und mit Oel vermiſcht. 21 Swietenia Mahagoni, Lin. Der Mabagoni-Baum wächſt auf Cuba, Honduras, St. Domingo und auf den Weſt⸗Indiſchen Inſeln, wo er oft 60 —80 Fuß hoch wird. Die Rinde wird von den Weſt-Indiern als Surrogat der China-Rinde ver- wendet, obgleich ihre Wirkungen ohne Zweifel nicht mit denen der peru— ianiſchen Borke verglichen werden können. Soymida febrifuga, Juss. In Oſt⸗Indien zu Haufe, namentlich in den mittleren und ſüdlichen Provinzen. Ein 60 Fuß hoher Baum, deſſen Rinde einen zuſammen— ziehenden, bittern Geſchmack hat und bei Wechſelfiebern als toniſches Mittel auftritt, ja oft China-Rinde übertrifft. Wird gewöhnlich als Auf— guß oder Abſud gegeben, doch nur in geringem Maße, da ſie in größeren Quantitäten leicht Schwindel und Betäubung hervorruft. Punica Granatum, Lin. Ein kleiner, ſtrauchartiger Baum, der im wilden Zuſtande an den Küſten des Mittelmeeres, in Perſien, Arabien, Indien und China ange— troffen wird. Weſt⸗Indien giebt man dagegen als ſein eigentliches Vater: land an. Seiner Früchte wegen findet man ihn jetzt in allen wärmeren Gegenden Europa's angepflanzt. Die Wurzelrinde beſitzt die medieiniſchen Kräfte, welche ſich in einem eigenthümlich ſauern Character, Punicin, kund geben. Sie ſcheint ſchon den Alten bekannt geweſen zu ſein und wurde damals, wie auch jetzt noch von einheimiſchen Aerzten Hindostan's vorzüglich gegen den Bandwurm angeprieſen. In unſerer Materia Medica werden ihr ähnliche Eigenſchaften zugeſchrieben; gewöhnlich wird ſie als Aufguß, zu— weilen aber auch als Pulver verabfolgt. Juglans cinerea, Lin. Nord⸗Amerikaniſcher Waldbaum, als „Butternuß“ von den Einge— bornen bezeichnet. Seine Größe und Stärke vartirt je nach der Be— ſchaffenheit des Bodens, in günftiger Lage tritt er oft als 50—60“ hoher Baum auf. Die innere Rinde des Stammes, namentlich aber die der Wurzel, iſt officinell und zwar ruhrſtillend, doch hat man fie in Amerika auch mit Glück bei ſchleichenden und Wechſelfiebern verordnet. Wird ſo— wohl als Abſud, wie auch als Extract genommen. Die friſche Rinde zeigt eine helle, weißliche Farbe, wenn getrocknet, dagegen eine dunkelbraune Schattirung. Außer den genannten medieiniſchen ſchreibt man ihr noch Färbeeigenſchaften zu, und kommen dieſe nicht ſelten bei Wollfärberei in An wendung. Crataeva Tapia, Lin. Ein ungefähr 20“ hoher Baum von Weſt⸗Indien und Süd-Amerika. Die bittere und toniſche Rinde tritt in dieſen Ländern bei Wechſelfiebern als wirkſames Mittel auf. Cedrele Toona, Roxb. Oſt⸗Indien. Diefer 60“ hohe Baum hat eine ſtark adftringirende Rinde, die bei Fiebern und Ruhr anempfohlen wird. Sie ſteht ebenfalls in dem Rufe, ein vortreffliches Surrogat der China-Rinde zu ſein, ins— beſondere wenn man fie mit dem pulorifirten Samen der Guilandina Bonduc vermiſcht. Aeußerlich bedient man ſich ihrer als Pulver bei Geſchwüren. 22 Khaya senegalensis, Juss. Tritt an den Ufern des Senegal als wichtiger Waldbaum von 80—100° Höhe auf. Die „Cail Cedra-Rinde“, die von dieſem Baume gewonnen wird, iſt ſehr bitter und wird von den Eingebornen den Fieber: kranken als Aufguß oder Abſud gereicht. Liriodendron tulipifera, Lin. Der Tulpenbaum Nord-Amerika's, wo er einer der ſchönſten und edelſten Waldbäume ausmacht, und oft in einer Höhe von 100“ auftritt. Die Rinde findet ſich in der amerikaniſchen Pharmacopie verzeichnet, da ſie ſtimulirende und ſchweißtreibende Eigenſchaften beſitzt, auch bei Wechſel— fiebern, ſchlechter Verdauung und chroniſchen Rheumatismus iſt ſie gegeben worden, meiſtentheils als Pulver verſchrieben, da die Aufgüſſe weniger Kraft beſitzen ſollen. Alte Rinde verliert das Aroma und die Schärfe, die im Handel vorkommende Izeigt eine gelbliche oder ſchmutzig weiße Farbe, iſt von leichtem Geruch und ſehr ſpröde. Magnolia glauca, Lin. Ebenfalls eine nordamerikaniſche Pflanze aus derſelben Familie wie die vorige. Erlangt zuweilen in den ſüdlichen Staaten eine Höhe von 40°, während im Norden gewöhnlich ein Strauch mittlerer Größe. Sehr gemein in Sümpfen und an den Küſten des atlantiſches Meeres von Maſſachuſetts bis zum mexikaniſchen Golfe. Die bittere, gewürzige und aromatiſche Rinde ſoll ſehr ſchweißtreibende, ſtimulirende und toniſche Ei— genſchaften enthalten, und kömmt vielfach bei Rheumatismus und Fiebern als Pulver zur Anwendung. Die Rinde von Magnolia acuminata und tripetala beſitzt ähnliche Eigenſchaften und wird auch bei denſelben Krank— heiten verordnet. Beide Arten kommen in Nord-Amerika vor, wo erſtere Bäume von 70—80“ Höhe bildet, während letztere dagegen ſelten über 30° Höhe zeigt. Zizyphus Jujuba, Lam. Ein kleiner 16“ hoher Baum, in verſchiedenen Diſtrieten Oſt-Indiens, Java auch in China einheimiſch. Die Rinde wird auf den Molukken gegen Diarrhoe verſchrieben, und in Indien benutzt man die der Wurzeln im pulvriſirten Zuſtande mit Oel gerieben gegen bösartige Geſchwüre. Emblica officinalis, Gaertn. Dieſer kleine Baum kömmt von Oſt— Indien, wo die Rinde in der Me⸗ dizin, dann aber auch in Gerbereien Abſatz findet. Die Rinde der Wurzel vermiſcht man zuweilen mit Honig und bringt ſie dann als Salbe auf entzündliche Theile am Munde auf. Ihre Farbe iſt eine aſchgraue. Elaeodendron Boxburghii, W. et A. Dies iſt ein kleiner Baum von den bergigten Diſtrieten Indiens. Die Rinde der Wurzel iſt ſtark adſtringirend, und wird im friſchen Zu— ſtande in Waſſer gerieben und bei allerhand Geſchwülſten benutzt. Byrsonima crassifolia, DC. Ein gegen 20° hoher Baum von Guiana, wo die Rinde als Fie⸗ bermittel bekannt iſt. Ebenfalls ſoll fie bei Lungenabſceſſe gute Dienſte leiſten. Ein Aufguß, als „Chapara manteca“ berühmt, ſoll als Gegen⸗ gift nach dem Biſſe der Klapperſchlange ſich ſchon oft als vortrefflich be⸗ wieſen haben. 23 Andira inermis, H. B. Der „Cabbage- tree“, Jamaica's, Trinidad's und anderer weſtindi— ſchen Inſeln, wo er 20—30“ hoch wird. Die medieiniſchen Eigenſchaften der Rinde ſind brechenerregend auch abführend, doch muß man bei ihrer Anwendung ſorgſam zu Werke gehen, da eine allzuſtarke Doſis heftiges Erbrechen, Fieber, Delirium, ja häufig ſelbſt den Tod herbeiführt. Sie hat einen ſüßlichen, ſchleimigen Geſchmack, und riecht keineswegs angenehm. Man giebt fie als Aufguß, Extract, Syrop oder auch als Pulver. Ge; wöhnlich wird fie in langen, dicken, faſrigen Stücken angetroffen, die äußere Seite iſt von aſchgrauer Färbung, häufig mit kleinen Flechten be— deckt, die untere Seite iſt gelblich, und hat ſie einen kurzen, zerbrechlichen, harzigen Bruch. Simabruba amara, Aubl. Ein ſtarker, 60° hoher Baum von Guiana und andern Gebieten Süd— Amerika's, auch auf einigen der weſtindiſchen Inſeln zu Hauſe. In Ja- maica nennt man ihn „Mountain Damson.“ Die Wurzelrinde iſt offieinell und findet ſich auch in unſerer Materia Medica Man erhielt zuerſt im Jahre 1713 in Europa Kunde von ihr, indem einige Rindenproben nach Paris geſchickt wurden mit der Bemerkung, daß die Eingebornen mit ihr Dyſentrie-Anfälle wirkſam behandelten. Dr. Wright veröffentlichte ſpäter eine botaniſche Beſchreibung dieſes Baumes Die erſte Eigenſchaft der Rinde iſt toniſch, doch in großeren Doſen ſoll ſie auch ein treffliches Brech— und Abführungsmittel ſein. Nach England kömmt ſie in großen Ballen von Jamaica, und zwar meſſen die Stücke, die ſehr zähe und faſerig ſind, mehrere Fuß im Durchmeſſer. Die äußere Seite iſt rauh und mit quer laufenden Streifen verſehen, nach innen hin zeigt ſie eine gelbliche Schat— tirung. Sie hat einen bittern Geſchmack, iſt aber ohne Geruch. In einem Artikel über die im Handel vorkommende „Quassia“ von Dr. Bo— werbank von Jamaica finden wir auch eine genaue Schilderung dieſer Rinde. Todadlia aculeata, Pers. Ein gewöhnlicher Heckenbuſch in vielen Gegenden Indiens. Die Rinde der Wurzeln wird in friſchem Zuſtande von den dortigen Aerzten als ein Heilmittel gegen Fieber verſchrieben. Die ganze Pflanze ſoll mächtige ſtimulirende Eigenſchaften offenbaren. Agati grandiflora, Desv. Sehr häufig in Oſt⸗Indien, wo der Baum 20-30 hoch wird. Die Rinde iſt ſehr bitter und toniſch, ein Aufguß derſelben ſoll ſich bei den Blattern als wirkſam und wohlthätig erweiſen. Piscidia Erythrina, Linn. Das „Dogwood" von Jamaica, in Weſt-Indien zu Haufe, von gegen 30“ Höhe. Die Rinde iſt ſtark adſtringirend, ein Aufguß wird äußerlich gegen Geſchwüre benutzt, doch wird ſie hauptſächlich mit der Mangrove— Rinde vermiſcht angewendet. Die Rinden⸗Tinctur fol ſehr narkotiſch und ſchweißtreibend ſein. Sie iſt zugleich eins der gemeinen Fiſchgifte in jenen Ländern. Hymenea Courbaril, Lin. Ein ſich mächtig entfaltender Baum von zuweilen 100“ Höhe, in den ſüdamerikaniſchen Wäldern, aber auch auf Jamaica einheimiſch. Ein Auf; E nee f x ö 24 guß der inneren Rinde iſt als Brechmittel bekannt. Kleine Böte werden aus der dicken Rinde angefertigt. Acacia ferruginea, DC. In den bergigten Gegenden von Indien anzutreffen, 2030“ Höhe. Ein Abſud der Rinde, mit Ingwer und andern Ingredienzien vermiſcht, ſoll als adſtringirendes Mittel zur Erhaltung der Zähne ausgezeichnet ſein. Die Eingebornen bereiten aus der Rinde ein ſtarkes, betäubendes Getränk. — Daſſelbe kann von der Rinde der A. myriophylla Grab. und A. leucophloea Willd., beide aus Oſt-Indien kommend, geſagt werden. Aus der Rinde der A. odoratissima Willd., desgleichen ein oſtindiſcher, 30— 40“ hoher Baum, wird der Saft gewonnen, der mit Leinſaft und grüner Curcuma vermiſcht, und in Cocusnuß-Oel aufgekocht, äußerlich bei Ausſatz, wie auch bei hartnäckigen Geſchwüren vielfache Anwendung findet. Adansonia digitata, Lin. Baobab Affenbrodbaum, ein ſehr verbreiteter tropiſcher Baum Afris kas, der jetzt auch in Oft: und Weſt-⸗Indien eingeführt iſt. Die Höhe iſt nicht beträchtlich, doch der Stamm erlangt einen bedeutenden Umfang, oft von 20—30“ im Durchmeſſer. Seine Rinde iſt von Dr. Duchasſaing mit großem Erfolge bei den miasmatiſchen Uebeln in Weſt-Indien gegeben, und hat er das Reſultat ſeiner Erfahrungen darüber mitgetheilt. In Frankreich wurde ſie auch erfolgreich bei Wechſelfiebern verordnet. Sie iſt ſchleimig und faſt geruchlos, ſoll den Appetit ſtärken und Schwitzen hervorrufen. Die Blätter haben ähnliche Eigenſchaften. Von den Ein⸗ gebornen wird die Rinde auch zu verſchiedenen induſtriellen Zwecken be: nutzt, wie z. B. zur Anfertigung von Netzen und Stricken. Inga unguis cati, Willd. Kleiner Baum oder Strauch von 10° Höhe, der in verſchiedenen Theilen des tropiſchen Amerika's zu Hauſe iſt. Die adſtringirende Rinde ſoll harntreibende Eigenſchaften beſitzen und wird bei Waſchungen und Bähungen gebraucht, wie auch zu Einreibungen nach großer Erſchlaffung. Schinus molle. L. Wir treffen dieſen kleinen zierlichen Baum in Peru und Chili an, wo er in einer Höhe von 20 auftritt. Die hübſchen, leuchtendrothen Blumen ſind in unſern Gewächshäuſern ſehr beliebt. Die Rinde iſt reich an einer weißlichen, harzigen Subſtanz, die eine Art Maſtie bildet. Die Eingebornen kochen die Rinde in Waſſer und verwenden ſie dann bei Waſchungen gegen Drüſen und äußerlichen Entzündungen. Eine andere Species, S. Areira, L. liefert eine Rinde, die von den Indianern bei Augenkrankheiten geprieſen wird. Sie reiben ebenfalls neue Stricke damit ein, um ſolche dauerhafter zu machen. | Quercus pedunculata, Willd. Eine in unſern Gärten und Parks wohlbekannte Eiche, deren Rinde wegen ihrer zuſammenziehenden Kraft oft Benutzung findet. Die Rinde wird ſowohl zum Gurgeln wie auch zu Waſchungen gebraucht. Als Pulver bemerken wir ſie zuweilen als Fiebermittel, Umſchläge von ihr zeigen ſich wirkſam bei Geſchwüren und dem kalten Brande. Ihren Hauptnutzen findet ſie aber in Gerbereien. 25 Quercus alba, Lin. Die weiße Eiche und Quercus tinetoria, die ſchwarze Eiche Nord: Amerika's; beide Arten bilden anſehnliche Bäume. Die Eigenſchaften ſind dieſelben wie bei O. pedunculata. Ficus indica, Lin. Der „Banyan“-Baum Indiens, wo er überall auftritt und wo ein einzelner Baum oft eine bedeutende Quadratfläche einnimmt. Seine hori— zontalen Zweige bilden eine Menge Adventiv-Wurzeln, die allmählig den Boden erreichen und ſich an demſelben feſtſetzen, zu gleicher Zeit ſomit eine natürliche Stütze für den Baum bildend, wie auch zu ſeinem Umfange beitragend. Die Rinde wird von den Bewohnern Hindoſtan's als ein kräftiges toniſches Mittel angeſehen und als ſolches in ihrer Mediein verordnet. Ficus racemosa, Lin. Desgleichen ein Baum aus Oſtindien, deſſen Rinde als Salbe bei krebsartigen Schäden in der Eingebornen Praxis oft erwähnt wird. Myrica cerifera, Lin. Ein kleiner Baum oder Buſch, Bayberry, Lorbeerbeere, genannt; der— ſelbe wird in den Wäldern Nord-Amerika's 10—12 Fuß hoch. Die Rinde iſt ſehr adſtringirend und herbe, ein ſtark brennendes Gefühl im Munde zurücklaſſend, und Brechen erregend, wenn in zu großer Doſis genommen. Als Pulver ſteht ſie im Rufe als ſtimulirende Arznei. Sie iſt von faſri— gem Gewebe, mit einer weißen, ſcheinenden Oberfläche und hat einen pimentartigen Geruch. Populus tremuloides, Michx. Die amerikaniſche Zitterpappel, ein 20— 30 hoher Baum. Die Rinde iſt toniſch und iſt in den Vereinigten Staaten als Farbemittel ſehr ver— breitet. Sie zeigt eine hellbraune Farbe mit ſilberweißen Flecken. a Achras Sapota, Lin. Weſt⸗Indien und das benachbarte Feſtland Süd-Amerika's ſind das Vaterland dieſes 50“ hohen Baumes. Die ſehr adſtringirende Rinde ſoll erfolgreich als Surrogat für China-Rinde gegeben ſein. Diospyros Melanoxylon, Roxb. Dies iſt einer der Bäume, welcher das ſo ſehr geſchätzte und theure Ebenholz liefern ſoll. Man findet ihn auf Ceylon, Coromandel und an— dern Gebieten Indiens; er erreicht eine Höhe von 20 —30/ Die Rinde iſt adſtringirend und wird, mit Pfeffer vermiſcht, von den indiſchen Aerzten gegen Ruhr häufig verordnet, auch äußerlich als Pulver gegen Geſchwüre gebraucht. Dieſelbe iſt ſchwammiger Beſchaffenheit, tief gefurcht und auf— geriſſen und zeigt eine dunkelgraue Farbe. Ulmus fulva, Michx. Ein ſehr gemeiner, 50—60° hoher Baum in den Vereinigten Staaten. Die innere Rinde iſt offieinell und wird als ausgezeichnetes Linderungs— mittel angeſehen, der in ihr enthaltene Schleim ſoll ſehr nahrhaft ſein; ſo wird erzählt, daß ein Soldat während 10 Tagen ſein Leben mit dieſer Rinde friſtete. Die Indianer ernähren ſich oft von dieſer Rinde, wenn, wie zuweilen, Mangel in ihren Lebensmitteln eintritt. Bei Diarrhoe, Dyſentrie und Hautkrankheiten wird ſie anempfohlen. Gewöhnlich kommt 26 fie in langen flachen Stücken in den Handel, die ſehr fafriger Beſchaffen⸗ heit ſind, äußerlich eine braungelbe, dagegen mehr nach innen eine röth— liche Färbung darthun. Ulmus campestris, Lin. Dieſe gemeine Feld-Ulme iſt über einen großen Theil Europa's ver— breitet. Der Rinde, deren Eigenſchaften ſchon den Alten bekannt waren, wird auch in unſerer Mediein Bedeutung zugeſchrieben. Dioscorides und Plinius ſprechen beide von der adſtringirenden Kraft der Ulme. Sie iſt ſehr ſchleimreich, doch wird ſie namentlich als gelindes adſtringirendes toniſches Mittel geprieſen. Als Aufguß iſt ſie bei Hautkrankheiten von Nutzen und wird zuweilen als Surrogat für Sassaparilla gegeben. Ilex Aquifolium, Lin. Unſere bekannte Stechpalme, die in Europa, Aſien und Amerika an— getroffen wird. Ihre Rinde ſoll erweichende, löſende und harntreibende Eigenſchaften beſitzen, auch iſt ſie in Fällen von epidemiſchen Wechſelfiebern, wo China-Rinde keine Wirkung hervorbrachte, mit Erfolg gegeben worden. Sie enthält viel klebrige Subſtanz und bereitet man aus ihr, wenn in Waſſer eingeweicht und zur Gährung gebracht, eine Art Vogelleim. Die Farbe iſt eine dunkelbraune; ſie hat einen kurzen, ſpröden Bruch und iſt bitter von Geſchmack. Ipomaea Turpethum, R. Br. Eine Schlingpflanze von Oſt-Indien, Neu-Holland, Otaheite und den Freundſchaftsinſeln. In Indien zerreiben die Eingebornen die Rinde in Milch, oder auch, wie in Ceylon, mit Tamarinden, Ingwer und Zucker, und empfehlen ihre purgirenden Wirkungen. Sie zeigt eine erdige, braune Farbe und iſt faſt geſchmack- und geruchlos. Hymenodictyon excelsum, Wall. Baum von 50° Höhe, in Oſt-Indien, namentlich in den bergigten Diſtricten, anzutreffen. Die inneren Schichten der Rinde beſitzen kräftig bittere und adſtringirende Eigenſchaften, die denen der China-Rinde ſehr nahe ſtehen, namentlich iſt dieſes der Fall, wenn die Rinde friſch iſt. Dieſelbe iſt dick und ſchwammig und an der grauen Oberfläche ſehr uneben, die inneren Schichten ſind weiß und die zwiſchen der äußeren und inneren Rinde befindlichen Theile haben eine mehlige Beſchaffenheit. Auch in der Gerberei findet dieſe Rinde vielen Abſatz. Hollarhena febrifuga, Kl. Strauch oder kleiner Baum des öſtlichen Afrika's. Die Rinde wird von den Portugieſen auf den Jambeſi als ein Surrogat für Cinchona verwendet, und Dr. Livingſton ſagt, daß er auf feinen Reiſen einen Auf— guß derſelben als vortreffliches Heilmittel gegen Fieber kennen gelernt hat. Die Pflanze iſt im Vaterlande als „Kumbanzo“ oder als „Quina“ der Portugieſen bekannt. Hollarhena antidysenterica, Wall. | Diefer kleine Baum aus Oſtindien liefert die „Conessi-Rinde, die in Indien als toniſche und Fieber vertreibende Arznei benutzt wird. Cosmibuena hexandra. Ein mittelhoher Baum, in den waldigen und bergigten Gegenden Braſiliens, vorzüglich in den Provinzen von Rio Janeiro und Minas 27 Geraes anzutreffen. Die Rinde wird von den Braſilianern, wie die mancher anderer Bäume derſelben Familie, zu ähnlichen Zwecken wie die China-Rinde gebraucht. Die Oberfläche zeigt ein dunkles Grün, die innere Seite iſt von tiefrother oder blutiger Färbung. Bignonia antisyphilitica, Mart. Der ſpecifiſche Name dieſes mittelmäßig hohen, in der braſilianiſchen Provinz Rio Negro vorkommenden Baumes zeigt an, bei welchen Krank— heiten die aus den jungen Zweigen gewonnene Rinde Verwendung findet, und ſoll ſie ſich in ſehr ſchlimmen Fällen als vortrefflich bewieſen haben. Man giebt ſie entweder äußerlich als Pulver oder innerlich als Aufguß. Cordia Myxa, Lin. Ein kleiner 10— 157 hoher Baum Indiens, Arabiens, Perſiens und Aegyptens. In Java findet feine Rinde als toniſche Mediein vielen Ab— ſatz; ſie iſt von gräulicher Farbe und an der Oberfläche ſehr geborſten. Terminalia tomentosa, W. et A. In Oſt⸗Indien, feinem Vaterlande, tritt dieſer Baum 40 hoch auf. Die Rinde iſt adſtringirend und ſoll, namentlich zu Pulver zerrieben und mit Oel vermiſcht, bei Mundfäule gute Dienſte leiſten. Sie iſt röthlich— braun und an der Oberfläche ſehr gefurcht und aufgeriſſen. Syzigium Jambolanum, DC. Mittelhoher Baum von Oſt⸗Indien, auch nach Jamaica und andern weſtindiſchen Inſeln eingeführt. Er ſoll in allen ſeinen Theilen ſehr adſtringirend ſein. Ein Aufguß der Rinde iſt von den indiſchen Aerzten gegen Fieber und innere Leiden, auch äußerlich zur Heilung von Geſchwü— ren, verſchrieben worden. Dieſelbe iſt ziemlich dick und von bräunlicher Farbe. Calotropis gigantea, R. Br. Ein großer Strauch, der über ganz Indien verbreitet iſt. Aus allen Theilen der Pflanze wird ein milchiger Saft gewonnen, der in Verbindung mit der pulveriſirten Wurzelrinde bei Hautkrankheiten, namentlich dem Aus— ſatze, wundervolle Wirkungen hervorrufen ſoll. Ihre Wirkſamkeit findet ſich in einem von Dr. Duncan entdeckten Element, das er „Mudarine“ nennt. Die weißliche Rinde hat einen bittern, höchſt widerlichen Geſchmack, iſt dagegen ohne Geruch. Eine ſtarke Faſer, „Vercum- oder Mudar“-Faſer, iſt ebenfalls das Product dieſes Strauches. Condaminea corymbosa, DC. 40—50“ hoch. Vaterland Peru und Neu-Granada. Die Rinde dieſes Baumes, wie aller Cinchonaceen, beſitzt toniſche und fieberſtillende Kräfte. Man ſagt, daß die Sammler die echte China-Rinde oft mit dieſer verfälſchen, doch erkennt man die Rinde der Condaminea leicht durch die weißliche Färbung, den weniger bittern Geſchmack und eine Klebrigkeit, welche Eigenſchaften die echte China⸗Rinde nicht beſitzt. Sambucus nigra, Lin. Unſer gewöhnlicher Flieder. Vielſeitig iſt ſeine Verwerthung; die Rinde und Blumen werden für die Apotheken geſammelt, die Beeren lie— fern einen in England, wo die guten Weine theuer ſind, beliebten Wein. Die innere Rinde der Zweige wird namentlich benutzt, fie iſt von grün: lichweißer Farbe und hat einen etwas adſtringirenden, auch ſüßlichen Ge: 28 ſchmack. Bei Wafferfucht, rheumatiſchen und catarrhaliſchen Krankheiten ver- ordnet; das Mark des Fliederbuſches iſt auch nicht ohne Nutzen. Olea europaea, L. Der Oelbaum, Olive, iſt im Süden Europa's, der Barbarei und der Levante ſehr gewöhnlich, der ſelten über 20“ Höhe erlangt. Die Rinde iſt als Surrogat für China-Rinde gebraucht worden; ſie iſt bitter und adſtringirend, äußerlich von gräulichbrauner Farbe, mit ſehr aufge— riſſenem Stamm. Die Früchte und das aus ihnen erhaltene Oel ſind im Handel überall bekannt. a Cinnamomum culilawan, Bl. Auf den Molukken und in Cochin-China erreicht dieſer Baum eine beträchtliche Höhe. Die Rinde iſt ſehr aromatiſch, an Gewürznelken er— innernd, und beſitzt einen ſtärkenden Wohlgeruch. Ihre medieiniſchen Eigen— ſchaften nähern ſich denen der China-Rinde, ſie ſind hauptſächlich in einem flüchtigen Oele enthalten, welches durch Deſtilliren gewonnen wird. Die Dicke der Rinde iſt ſehr geringe, zuweilen treffen wir ſie in flachen, häu— figer aber in mehr oder weniger zuſammengerollten Stücken an. Von korkiger Beſchaffenheit und pimentbraunartiger Farbe. Hamamelis virginica, Lin. Ein nord⸗amerikaniſcher, 15° hoher Strauch, der vorzugsweiſe auf Hügeln und an Flußufern wächſt. Ein Aufguß der Rinde wird zum Waſchen kranker Augen empfohlen, auch bei Hämorrhoidal-Leiden verordnet. Ihr Geſchmack iſt bitter adſtringirend, mit einer geringen, ſüßlichen Schärfe. Evonymus atropurpureus, Jacq. Ebenfalls ein 10—12“ hoher Strauch von Nord-Amerika, der ſich von New⸗Nork bis nach Carolina hin ausbreitet und als „Spindle Tree“ oder „Burning bush“ bekannt iſt; letztere Bezeichnung verdankt er ſeinen ſchön roth gefärbten Beeren, die im Herbſte erſcheinen. Die Rinde wurde vor wenigen Jahren in Amerika als gutes Mittel gegen Waſſerſucht ge— rühmt, auch wurden ihr toniſche und harntreibende Kräfte beigelegt, doch ſcheinen ihre Wirkungen zweifelhaft zu ſein, da ſie gegenwärtig nicht als offieinelle Pflanze in jenem Lande aufgezählt wird. Dirca palustris, Lin. Ein kleiner Strauch von nur 6—8 Höhe, der in den Vereinigten Staaten, wo er „Leder-Holz“ genannt wird, an feuchten, ſumpfigen Plätzen vielfach auftritt. Die Rinde ſoll als ein langſam ziehendes Zugpflaſter angewendet werden, auch beſitzt ſie abführende Eigenſchaften; eine Doſis von 6—8 Gran der friſchen Rinde ruft große Hitze im Magen und nach— heriges, ſtarkes Erbrechen hervor. Ihr Geruch iſt unangenehm und iſt ſie von ſäuerlichem, herben Geſchmacke; ſie iſt ſehr zähe, etwas faſerig und ſchwer zu pulveriſiren. Dictamnus fraxinella, Pers. | Eine Staude von Süd-Europa und Weſt-Aſien. Die Rinde der Wurzeln iſt bitter und aromatiſch und ſoll eine anthelmintiſche, toniſche, magenſtärkende Arznei ſein. Ihr Gebrauch in der Mediein iſt aber faſt gänzlich veraltet. Pinkneya pubens, Michx. Kleiner Baum oder Strauch, der an ſehr feuchten Stellen längs der 29 Seeküſte von Süd⸗ Carolina, Georgien und Florida auftritt. Die Rinde iſt bitter, fieberſtillend, und wird oft ſtatt China-Rinde gebraucht. Samadera indica, Gaertn. Die Rinde dieſes in Oſt-Indien einheimiſchen, 30—40° hohen Baus mes wird von den Eingebornen „Niepa bark“ genannt und bei Fiebern genommen. Barringtonia racemosa, Roxb. Kommt ebenfalls von Oſt-Indien, wo dieſer Baum 30 — 40 hoch wird. Die Rinde beſitzt analoge Eigenſchaften mit hin Rinde, für „welche fie auch als Surrogat verkauft wird. Antirrhoea verticillata, DC. Wir treffen dieſen 20“ hohen Baum auf Mauritius und Bourbon unter dem Namen Bois de Losteau an. Seine Wurzelrinde iſt in hohem Maße adſtringirend und wird auf Bourbon als blutſtillendes Mittel ge— braucht. Exostemma caribaeum, R. et S. Ein Strauch von 10“ Höhe, der in Mexico, St. Domingo und auf den meiſten weſtindiſchen Inſeln zu Hauſe iſt. Die Rinde ſteht im Rufe als prächtiges Fiebermittel, doch werden ihr auch emetiſche Eigenſchaften zugeſchrieben. Sie iſt bitter im Geſchmacke und von unangenehmem Ge— ruch. Nach Guibourt muß ſie noch beſondere Eigenſchaften beſitzen, da ihr Bruch eine Menge kleiner Cryſtalle zu Tage fördert. Die Rinde an— derer Arten derſelben Gattung ſoll gleichfalls mehr oder minder ſtarke fieberſtillende Kräfte beſitzen, fo E. floribundum, R. et S., Weſt⸗Indien, E. peruvianum, H. et B., und E. Souzanum, Mart., beide von Nordamerika. Remijia ferruginea, DC. Tritt in Braſilien als kleiner, nur 5—6“ hoher Strauch auf, wo die Eingebornen feine Rinde als Quina de Remijo oder Quina de Serra be— zeichnen. Surrogat für China-Rinde. Manettia cordifolia, Mart. Eine Schlingpflanze von der Provinz Minas Geraes, Braſilien. Die Rinde der Wurzel wird als Pulver zum Erbrechen verordnet, ſowie gegen Waſſerſucht. Alyxia stellata, R. et 8s. Dieſer Strauch kommt von den Freundſchafts- und Geſellſchafts— Inſeln. Die Rinde iſt ſtimulirend und toniſch und iſt in Deutſchland bei nervöſen Uebeln gebraucht worden. Sie iſt von weißlicher Farbe, mit kurzem, ſpröden Bruch, riecht angenehm und ſchmeckt ſtark aromatiſch. Nerium odoratum, Lam. Indien, China und Japan ſind das Vaterland dieſes kleinen Strauches. Die indiſchen Aerzte verſchreiben die zu einem Teige gefnetete Wurzel⸗ rinde äußerlich gegen das Zittermahl. Die Wurzel ſelbſt ſoll, innerlich genommen, als ſtarkes Gift ſi ch bewähren. Ein Aufguß der Rinde von N. Oleander, L., wird von den ärmeren Claſſen des ſüdlichen Frankreich's gegen Krätze und andere Hautkrankheiten getrunken. Das pulveriſirte Holz und Rinde ſind ein vortreffliches Rattengift. 30 Ich Schließe hiermit die Lifte der medieiniſchen Rinden; manche könn⸗ ten noch hinzugefügt werden, doch da es unſer Bemühen war, nur die wichtigſten zur Kenntniß der Leſer zu bringen, ſo glauben wir dieſe unſere Abſicht erreicht zu haben. Ein medieiniſches oder pharmaceutiſches Blatt wäre vielleicht für dieſe Mittheilung das geeignetſte, jedoch ſcheint mir, daß auch Gartenzeitungen dann und wann ſolche Themate behandeln ſoll— ten, wodurch manche Pflanzen in unſern Gärten und Gewächshäuſern ein doppeltes Intereſſe erhalten würden. Edmund Goeze. Royal Botanic Gardens, Kew, im November 1863. m Das Waldmoos zur Wlanzen : Cultur nothwendig. Mit welchen Schwierigkeiten der Blumenliebhaber wie der Gärtner oft zu kämpfen haben, ehe ſie die geeignete Erde für ihre Pflanzen finden, das weiß Jeder der ſich in einer ſolchen Verlegenheit befand und derartige Erfahrungen hinter ſich hat. Mir iſt es Jahre lang ſo ergangen, ehe ich zu meinen Alpenpflanzen, Orchideen, Selaginellen, Farnen, Azaleen und Rho dodrendra eine entſprechende Erde fand, in denen meine Pflanzen kräf— tig und gedrungen wuchſen und gedeiheten. Die mannigfachſten Erdarten wie Heide-, Laub- und Lehmerde habe ich zu dieſen Culturen angewendet, ohne durchgehends zufriedenſtellende Reſultate zu erzielen. Der Zufall ſpielte mir jedoch eine Erde beim Suchen verſchiedener officineller Pflanzen auf einer Wieſe in der Nähe von Breslau in die Hände, die ich als Wieſenmoor erkannte. Vorſichtige Verſuche wurden zuerſt damit angeſtellt und Pflanzen wie Cyelamen, Aza- leen hineingepflanzt. Aber ſchon nach Jahresfriſt ſah ich mächtige Unter— ſchiede gegen meine anderen Exemplare, die in Heide- oder Lauberde flan- den. Der Wuchs bei erſteren war gedrungener, das Blattgrün ſaftiger, dunkler, die Blüthen reichlicher. Das einzige was ſich dem Wieſenmoor zu Topfeulturen angewandt, . iſt: daß er ſich, wenn auch mit Kohlenbrocken und Sand vermiſcht, feſt zuſammenſetzt, ſchwer austrocknet und daher die Wurzeln zur Fäulniß disponirt. Dieſen Uebelſtand habe ich aber durch ein ſehr einfaches Mittel abgeſtellt und Erfolge mit Cul— turen der verſchiedenſten Pflanzen-Familien erzielt, wie noch nie vorher. Dieſes Mittel beſteht in gehacktem und geſiebtem Waldmooſe. Zu dem Ende nehme ich gewöhnliches grünes Waldmoos, laſſe es mit Waſſer aus- kochen oder brühen, um alle Inſecten und deren junge Brut, die ſich oft darin finden, zu zerſtören, abpreſſen und ſtark trocknen. Es wird dann durch ein Sieb gerieben, deſſen Maſchen ſo groß ſind, daß etwa eine Erbſe durchfallen kann. In dieſem zerkleinerten Zuſtande wird es unter die Moorerde gemiſcht. Ein geeignetes Verhältniß iſt, auf 3 Volumen Moorerde 1 Volumen Moos zu nehmen, event. noch Lehmraſenerde und Sand hinzuzufügen. In derartigen Gemiſchen cultivire ich die oben er: wähnten Pflanzen mit dem beſten und glänzendſten Erfolge. Fragen wir nach den Urſachen, weshalb Pflanzen in ſolchen Erdmiſchungen beſſer ge— deihen als in reiner Moorerde, ſo läßt ſich die Antwort etwa dahin geben: 31 Unter Vermittelung des Mooſes bleibt die Erde locker und ſehr gleich— mäßig feucht, ohne ſtagnirende Näſſe zu geſtatten, viele Wurzeln dringen leicht und williger in eine ſolche lockere Miſchung ein, als wenn die Erde feſt und dicht iſt und endlich dürfte das ſich ſehr allmählig zerſetzende Moos dabei eine Nahrungsquelle, die Kohlenſäure, erzeugen. Man prüfe und wird meine Angaben beſtätigt finden. ä Ein Alpenbild im Kleinen. Das Bild, welches ich in folgenden Zeilen entwerfen will, beſteht in einer Steingruppe, welche vor etwa 5 Jahren in einem hieſigen Gar— ten nordöſtlich angelegt wurde. Die Gruppe befindet ſich auf einem großen Raſenplatze, den Hintergrund bildet ein ziemlich hoher und dichter Fichten— park. Sie hat eine Länge von einigen 80“ iſt in der Mitte etwa 15° breit und hoch, aus Granit, Gneis, Baſalt und Cement gebaut und zer— fällt in 4 unter ſich der Länge nach zuſammenhängende Parthieen. Ich beginne mit der Beſchreibung der linken Gruppe, welche an einem Gartenwege liegt, ſie beſteht aus kleineren Hügeln mit großen Steinblöcken unterbrochen, quer durch führt ein mit Steinen abgedeckter Weg, der von einem niedrigen Zaun aus Birkenknütteln umgürtet iſt. Zwiſchen die Steine des Weges iſt Leucojum vernum gepflanzt, welches etwa im Monat März ſichtbar wird und durch ſeine zeitigen Blumen er— freut. Die Hügel ſind mit verſchiedenen Nadelhölzern und Waldgewächſen bepflanzt. Prächtig präſentirt ſich in dieſem kleinen Gehölz eine ſehr regelmäßig gebaute und mit den Zweigen bis auf die Erde auslaufende Pinus austriaca, nicht minder ſchön iſt die davor augebrachte Picea cana- densis, in entſprechenden Entfernungen ſtehen Picea alba, Sequoia gigan- tea, Taxodium distichum, Pinus Larix, Juniperus virginiana, Thuja aurea und orientalis und Taxus pyramidalis. Von Pflanzen des Waldes finden wir hier maſſenhaft vor Anemone sylvatica, ranunculoides, patens, He- patica, Isopyrum thalictroides, Thalictrum aquilegifolium, Actaea spicata, Corydalis cava und fabacea, Asarum europeum, Aspidium aculeatum, Pteris aquilina, Aspidium filix mas et femina. Wenden wir uns nun rechts vom Wege nach der hintern Front. Hier finden wir Orchideen in den Monaten April, Mai und Juni in großer Zahl blühend, z. B. Cypripedium Calceolus, Ophrys muscifera, ranifera, apifera, arachnites, Orchis ustulata, coriophora, Morio etc. Gym- nadenia conopsea und odoratissima, globosa und Nigritella angustifolia. Wir gelangen nun an einen Complex von Felsblöcken, der mit Picea alba und Pinus uliginosa, Gentiana acaulis, (ein großes Polſter) bepflanzt iſt. Davor ziemlich gedeckt durch Pinus globosa ſteht Cedrus Deodara, etwa 3“ hoch, Taxus baccata, Juniperus hispanica, Retinospora ericoides in hübſchen Exemplaren. Der ſich rechts höher erhebende Hügel enthält iu Polſtern von mehreren Fuß: Saxifraga ajugaefolia, exarata, Vaccinium Oxyeoccos, uliginosum, Andromeda polifolia und Ledum palustre. Am vordern Theile der linken Gruppe vor der wir uns befinden, ſehen wir Thujopis borealis, 2“ hoch und breit, vor und daneben Cerastium tomen- tosum, Arctostaphylos, uva ursi, Galium verum, Rhododendron hirsutum« 32 Große Polfter von Saxifraga densa, pyramidalis, Aizoon und Cotyledon, welche allmählig hinanſteigen, bilden den raſenartigen Vordergrund, der durch das mannigfache und ſtete Grün der Pflanzen, ſowie durch große Exemplare von Pinus Pumilio recht angenehm contraſtirt; darüber (zurüd- ſpringend) ſind große Steinblöcke auf und zwiſchen einander ſo gelegt, daß eine Durchſicht (Thor) entſteht, welche ebenfalls mit Nadelhölzern ornirt find. Hinter dieſem Thor, getrennt nur durch Knieholz, erhebt ſich. die mittle Hauptparthie, einen zerklüpfteten Kegel darſtellend. (Als Modell dazu diente eine Felsgruppe unſeres Salzgrundes in Fürſtenſtein). Dieſe Parthie iſt mit verſchiedenen Flechten und Mooſen, Polypodium vulgare, Pinus Pu- milio und maritima, Saxifraga tenella, aspera, parviflora, Aizoon comp., muscoides, Veronica aphylla und Cerastium bewachſen. Etwas rechts von dieſer Gruppe ſteht ein kräftiges Exemplar von Abies Clanbrasiliana und mehr nach links ein großes Polſter von Saxifraga trifurcata. Dieſe Gruppe zerfällt nun auf den Beſchauer zulaufend, in ſich nach rechts und links ſenkende und ſteigende Hügel. Die hinteren, welche von der Mit- tagsſonne nur wenig getroffen werden, enthalten: Dryas octopetala, Braya alpina, Senecio carniolicus, Azalea procumbens, Soldanella alpina und pusilla, Cherleria sedoides, Hutchinsia alpina, Linnaea borealis (ein großes Pol— ſter), Saxifraga muscoides comp., caespitosa, Dianthus alpinus und glacia- lis, Anemone narcissiflora, Ranunculus glacialis und rutaefolius, Veronica saxatilis; die vordern, zum Theil fonniger Standort: Sedum cyaneum, Anacampseros, rupestre, album, dasypyllum, Gnaphalium Leontopodium, supinum, dioicum, Empetrum nigrum, Salix retusa und reticulata, Arenaria biflora, Globularia nudicaulis und cordifolia, Cochlearia saxatilis, Helian- themum vulgare, Dianthus deltoides, caesius, Silene alpestris, Oxytropa campestris, Geum reptans, Potentilla grandiflora, Rhodiola rosea, Ranun- culus hybridus, fumariaefolius, Erica carnea u. m. a. Die höheren Punkte dieſer Hügelkette find wieder durch Nadelhölzer unterbrochen, die zum Theil der grotesken Wirkung als auch der Mannigfaltigkeit des Laubes und Baues wegen angebracht wurden. Wir finden da: Biota Maldensis und ericoides, Juniperus caesia, cinerascens, squamata, tamariscifolia, Libo- cedrus chilensis var. glauca, Oxycedrus echinoformis, Abies Apollinis, cephalonica, cilicica, pyramidalis, Pichta compacta, Taxus hibernica. Wen⸗ den wir unſere Blicke nach rechts, ſo ſehen wir im Hintergrunde ebenfalls wieder größere Steinmaſſen, die aber weniger durch einzelne hervorragende oder geborſtene Parthien, ſondern mehr durch übereinandergeſchobene ge— bildet find. Auf dieſen wuchern die verſchiedenen Semperviven, als: tec- torum, Funkii, Wulfenii, hirtum, soboliferum, arenarium, globiferum. Nach vorn zu fällt auch dieſe Gruppe in kleineren und größeren Erhebungen ab, iſt auf der äußeren rechten Seite durch ein mächtiges, etwa 20jähriges Exemplar von Pinus Pumilio durchſchnitten. Auf den mehr beſchatteten Hügeln wachſen: Saxifraga moschata, parviflora, hypnoides, euneifolia, pedemontana, rotundifolia, orientalis, densa und crustata, Achillea tomen- tosa, Erinus alpinus. An den feuchten, niederen Stellen: Gentiana verna, bavarica, punctata, purpurea, lutea und Asclepiadea, Ranunculus alpesiris, Arabis coerulea und bellidifolia, Anemone alpina, Ledum thymifolium, Swert- sia perennis, Pedicularis sudetica, asplenifolia, rostrata; mehr im Vorder⸗ 33 grunde befindet ſich Primula minima flore albo und rubro auf einer großen Fläche dicht gepflanzt. Wir wären nun allmählig nach der äußerſten rech— ten Seite gelangt und haben den etwa 6“ hohen Schlußhügel, der ſich ſowohl nach vorn als auch nach hinten nach verſchiedenen Richtungen ab— ſenkt, vor uns. Die Spitze deſſelben trägt Juniperus suecica, auf einem etwas niederen Plateau, doch wenig ſonnig gelegen, wächſt Petrocallis py- renaica, Chrysanthemum alpinum, Cardamine resedifolium, Thlaspi alpi- num, und wiederum auf niederer Lage: Saponaria ocymoides, Moehringia muscosa und polygonoides, Geum reptans, Potentilla salisburgensis, cau- lescens und die prächtige nitida, die mit ihrem filberweißen gedrungenen Laube und den ſchönen roſa Blumen einen allerliebſten Effekt macht, ferner Sibbaldia procumbens, Sedum hispanicum, elegans und pulchellum, Valeriana montana, supina, elongata und celtica, Artemisia glacialis, spicata und mu- tellina, Soyeria hyoseridifolia, Campanula pulla, pusilla, barbata, Arcto- staphylos alpina und officinalis, Paederota Bonarota, Primula acaulis und spectabilis. Auch hier war es nothwendig, um Abwechſelung und Man: nigfaltigkeit zu ſchaffen, wieder Nadelhölzer anzuwenden, die überhaupt durch verſchieden hohe, pyramidal gezogene und ſchön gebaute Juniperus communis, welche ſeitlich der linken Gruppe, des Hintergrundes und auch auf der rechten Seite angebracht ſind, ſich ausſprechen. Wir haben wenige Nadelhölzer, welche durch ihren ſchlanken Bau, ihr ſchönes graugrünes, zartes Laub einen fo ſchönen Effect machen, als dieſer gewöhnliche Wach: holder; zu dem kommt, daß er faſt überall und auch zu billigen Preiſen zu beſchaffen iſt. Juniperus hibernica compressa und beſonders excelsa find zu gleichen Zwecken zu empfehlen, auch dieſe find mit Torreya nuci- fera und Taxus canadensis hier noch einzeln angebracht. In und auf den ſich nach hinten ziehenden, mehr ſchattig und kühl gelegenen Parthieen der rechten Seite, die faſt nur aus Baſalt gebaut find, iſt faft nur die Flora von Süd⸗Tyrol durch folgende Pflanzen vertreten: Rhododendrum hirsutum, ferrugineum, Chamaecistus, Aretia glacialis, helvetica, Vitaliana, lactea, Saxi- fraga caesia, squarrosa, biflora, tenella, stellaris, Clusii, androsacea, oppo- sitifolia, aizoides, bryoides, cunaeifolia, Seguieri, Homogyne alpina und dis- color, Pyrolae, Epimedien, Epilobien, Parnassia palustris u. a. m. In dem ganz ſchattigen Theile befinden ſich Farnen und Lycopodien, z. B. Polypodium alpestre, Blechnum Spicant, Asplenium Ruta muraria, Adian- tum nigrum, Scolopendrium officinarum, Aspidium cristatum, Cystopteris montana, Lycopodium helveticum, clavalum, alpinum, in großen Flächen, und Lycopodium Selago. Ich glaube nun durch Worte ein Bild entworfen zu haben, welches allerdings der Maler durch Farben beſſer ausdrücken könnte, allein man wird ſich doch eine kleine Vorſtellung machen können und finden, daß zur Erreichung des Eindrucks einer Alpengegend alles Mögliche gethan worden iſt. Die etwa vierhundert Alpenpflanzen, welche hier auf dem kleinen Raume vertheilt ſind, bringen aber auch in der That eine Wechſelwirkung hervor, die nicht nur im Sommer, ſondern auch im Winter, wenn nicht zu hoher Schneefall ſtattfindet, überraſcht, da der größte Theil der Pflanzen ihr Laub im Winter nicht abwerfen. Schließlich möchte noch anzuführen ſein, daß vor der Gruppe auf dem Raſenplatze zerſtreut einzelne Exemplare von Hamburger Garten- und Blumen-Zeitung. Band XX. 3 34 Abies Morinda, Pinsapo, orientalis, Nordmanniana, Cupressus thujoides und Pinus Cembra vertheilt find. Breslau, im November 1863. J. I. — — — Ueber die neue ſchwediſche, außerordentlich volltragende Mamuth⸗Erbſe. Vom Garten-Inſpector Ferd. Jühlke in Erfurt. Auf der internationalen Ausſtellung in Hamburg hatte Herr J. Se— derholm, auf Näfveqvarn in Schweden, in der dritten Abtheilung für landwirthſchaftliche Erzeugniſſe aller Art eine Erbſe ausgeſtellt, welche die Aufmerkſamkeit und Bewunderung der Landwirthe in hohem Grade er— regte. Da ich die Ehre hatte, dieſer Abtheilung als Preisrichter anzu— gehören, ſo intereſſirte ich mich natürlich für dieſe in ihrer Art einzig daſtehende Erbſenſorte ſehr lebhaft und brachte in Erfahrung, daß dieſelbe ein Eigenthum der Landwirthſchaft und des Gartenbaues im nördlichen Schweden ſei. Die Sorte gehört in Schweden zu den lohnendſten und ertragreichſten Formen, die ſowohl im Felde als im Garten gleich ſicher und vortheilhaft zum Anbau benutzt wird. Ich ſtelle ſie wegen dieſer ihrer Eigenſchaft und wegen der vorzüglichen Ausgeglichenheit ihrer Samen und gleichmäßigen Reife, ſo wie wegen ihrer Widerſtandsfähigkeit gegen das „Befallen“ zu jener Gruppe, denen der Charakter von Feld- und Gartenerbſen gemeinſam zukommt und die ich als Pisum sativum arvense und P. sativum hortense bezeichne. Das Comité der Preisrichter erklärte dieſe Sorte wegen ihrer vor— züglichen Eigenſchaft einſtimmig für preiswürdig und zeichnete dieſelbe mit der großen Medaille aus. In meinem Bericht an das Miniſterium für die landwirthſchaftlichen Augelegenheiten habe ich Veranlaſſung genommen, im Allgemeinen auf die Wichtigkeit der Bezugsquelle von Saatgut aus dem Norden hinzuweiſen, und dabei an die thatſächlichen Erfahrungen des Dr. F. C. Schübeler in Chriſtiania erinnert, weil ich überzeugt bin, daß für gewiſſe Culturproducte zwiſchen den nördlich gelegenen Gegenden Schwedens und Deutſchlands durch einen Wechſel der Saat in mehrfacher Hinſicht für die dieſſeitigen ſicheren Erträge im Gartenbau und in der Landwirthſchaft ein recht ſegensreicher Erfolg erzielt werden kann. Meine eigenen Erfahrungen ſprechen dafür. Bezieht man Erbſen vom nördlichen Schweden zur Ausſaat, ſo reifen dieſe in Deutſchland bis ineluſive des dritten Jahres — wie ich mich durch wiederholte Verſuche über— zeugte — volle 14 Tage früher, von dieſer Periode ab, geht die Pflanze aber wieder zurück und beugt ſich den klimatiſchen Einflüſſen, welche hier auf ihre Entwickelung einwirken, ſo daß die Vorzüge der frühen Reife im fünften Jahr nur noch ſehr unbedeutend find. Die von dorther bezogenen Saaten ſchütten auch bis zu dieſem Zeitpunkt viel ſchwerer. So z B. differirt das Gewicht bei einem Pfunde Erbſen um etwas mehr als 5 Loth, was bei einem preuß. Scheffel, den Scheffel zu 86 Pfund gerechnet, ein Mehrgewicht von 14 Pfund ausmacht. Dieſe thatſächliche Erfahrung, ver— bunden mit der Preiswürdigkeit der in Rede ſtehenden Erbſenſorte, hat mich beſtimmt zum Bezug von größeren Quantitäten, die ich in meinen demnächſt erſcheinenden Verzeichniſſen den Landwirthen und Gartenbeſitzern zum Verſuchsanbau offeriren werde. — — nnn 35 Dauerhafte und billige Strohdecken, aus der Fabrik des Herrn Aug. Garvens in Hamburg, Rödingsmarkt No. 58. Die Art und Weiſe, in welcher, im Allgemeinen genommen, bei der Verwendung eines der nützlicheren Materialien — des Strohes — vor— gegangen zu werden pflegt, dürfte die Möglichkeit nicht ausſchließen, darin, hie oder da wenigſtens, zugleich mit einer ſachgemäßeren Benutzung deſſelben eine immerhin nicht unwillkommene Erſparniß an Material eingehalten zu ſehen, ohne daß doch damit einem vollſtändigen Genügeleiſten zu dem be— abſichtigten Zwecke irgendwie Abbruch zu geſchehen brauche. — Die Eigen— ſchaften des Strohes laſſen daſſelbe überdies als ganz ausnehmend geeignet zu gar mancherlei Verwendungen erſcheinen, zu denen es bisher entweder noch gar nicht, oder doch nur in kleinerm Maaße benutzt worden iſt; nur daß es allerdings in eine den verſchiedenen Verwendungsarten möglichſt entſprechende Form zu bringen wäre, oder beſſer, ſchon gebracht worden ſind. Fand ſich hie und da nun auch wohl dieſe Form bereits gegeben und hatte ſie ſich als praktiſch bewährt, ſo war doch ihre Herſtellung, weil auf Handarbeit beruhend, zu zeitraubend und demgemäß zu koſtſpielig, als daß ſie eine allgemeinere Verbreitung und vielfachere Anwendung ſchon hätte finden können. Herrn Garvens in Hamburg iſt es gelungen, dieſe Form ver— mittelſt einer mechaniſchen Vor— richtung in weniger zeitraubender und weniger koſtſpieliger Weiſe, als Handarbeit ſie bedingt, her— > zuſtellen und eine Art von Stroh: matten aus beſtem Roggenſtroh zu liefern, die ſich durch Zweckmäßig— keit und Billigkeit auszeichnen und ſchon weitere Verbreitung gefunden haben. (Fig. 1.) Dieſe Strohmatten ſind ebenſowohl zu landwirthſchaftlichen und gärt— neriſchen, wie zu allgemein-gewerblichen; zu hauswirthſchaftlichen und zu noch ſehr vielen anderen Zwecken dienlich. — Sie eignen ſich z. B. Zur Bedeckung von Treibhäuſern, von Glasfenſtern auf Miſtbeeten. (Fig. 2.) Zum Ausſchlagen der Vorderſeite und der Wände von Orangerieen und Gewächshäuſern. „ Bewickeln oder Bedecken werthvollerer zarter Bäume und Geſträuche. Fig. 2. Zum Schutze der => Früchte an Spalier— bäumen und des Wein: ſtocks gegen herbſtliche Regen und gegen — Raub: und Glattfroſt. (Fig. 3.) Zum Schutze der Frühgewächſe im frei— en Lande und über— haupt zur Beſchleuni⸗ 36 gung des Wachsthums aller Frühgewächſe des freien Feldes. (Fig. 4, 5 und 6.) Zum Beſchatten der Saaten, der jungen Pflanzen, der werthvolleren Blumen und Geſträuche. (Fig. 4 und 5) Zur Unterlage für Obſt und für Weinflaſchen. Zum Belegen eiſerner Treppenſtufen, Verhängen der Kellerfenſter, Ver— ſchließen der Kellerlöcher. Fig. 3. Zum Belegen der Steinplatten in Ge— N wächshäuſern, in Kirchen, in Werkſtätten ꝛc. 92 a Zum Belegen der Fußböden in Eiſen⸗ bahnwagen, in Omnibus, in Droſchken, in , Jollen ꝛc., zumal bei Kälte und regnigem Wetter. Zur Bedeckung von Dächern; von Ge— treide-, Stroh-, Heu- und von Trocken⸗ futter-Feimen. (Fig. 7.) i, Zur Bedeckung der Bienenkörbe (ähnlich der Fig. 6). Zaum Ausſchlagen der innern Seite der Ziegeldächer, um dem Herabfallen des Kalks und den Einwirkungen der Feuchtigkeit der , Ziegel zu begegnen. Zur Herrichtung von Schirmdächern oder Schuppen für Vieh auf freiem Felde. aur Verſtärkung der Wände und zur Verdichtung der Fenſter in Remiſen, in Pferde-, Kuh-, Schaaf: und anderen Ställen. Zur Herde n von transportabeln Jagdhütten, von Schutzdächern auf oder über offenen Wagen. „ Bedeckung der Dächer von Zink oder einem andern Materiale dieſer Art, um allzuſtarke Sonnenſtrahlen oder Kälte von ihnen abzuhalten. Zum Schutze des Mörtels, des Anwurfs und der in Ausführung befind— lichen Maurerarbeiten überhaupt: imgleichen zum Verhängen der offenen Fenſter im Bau begriffener Häuſer während des Winters; nicht minder zum Beſchlagen der Zimmerdecken behufs Bewerfens derſelben mit Gyps. Zur Bedachung ungebrannter Mauerſteine, Dachziegel, thönerner Röhren, Fabrikate aus Thon überhaupt. (Fig. 3, 4, 5 und 6) „ Bewahrung der Waſſerbehälter, der Waſſerleitungen, der Pumpen ze. vor Froſt. „ Herſtellung von Scheidewänden, Windſchirmen, Thüren, Vorhängen, Marquiſen. Zum Emballiren von Mobilien, von Manufacturwaaren, zu Verpackungen der mannichfachſten Art überhaupt. „ Garniren von Schiffsräumen; ꝛc. ꝛc. ꝛc. Die Matten laſſen ſich ſehr gut ſtrecken oder dehnen, annageln und überhaupt befeſtigen, ſei es nun, daß man Scheidewände oder Verſchläge, oder daß man Zimmerdecken oder Bedachungen irgend welcher Art daraus 37 herſtellen wolle; in letzterm Falle kann man die Reihen der Matten wie die Reihen der Dachziegel, in zweifacher oder auch in dreifacher Dicke übereinanderlegen (anal. Fig. 7). — Sie laſſen ſich auch als Windſchirm über Rahmen, als Decken über Pfähle oder Stangen ausbreiten (anal. Fig 4); über Dachſparren, Gitterwerk, Steine, Dielen ꝛc. ꝛc. ſich entrollen; kurz, ſie ſind gewiſſermaßen ähnlich gewebten Stoffen von gröberer Be— ſchaffenheit, welche man gleichfalls ganz dem damit beabſichtigten Zwecke anpaſſen kann und dürften, der Möglichkeit einer raſchen Verwendung der— ſelben, ihrer Sauberkeit, Zweckmäßigkeit und vor Allem ihres billigen Preiſes wegen überall da willig jenen vorgezogen werden, wo es ſich um Abwehr der Kälte oder der Hitze, des Regens, der Feuchtigkeit und des Windes handelt oder wo bisher gröbere Leinen oder dergl. Decken ange— wendet worden ſind. Es werden nicht nur Matten fabricirt aus gewöhnlichem Stroh mit Ketten von gewöhnlichem Bindfaden oder von galvaniſirtem Eiſendrahte, ſondern auch deren, welche mittelſt einer chemiſchen Vornahme ſowohl in ihrem Stroh, als auch in ihrem Faden (ihrer Kette) auf mehre Jahre vor Zerſetzung geſichert ſind. — Auch nach einer beliebigen Maaße in Länge und Breite und nach einer beliebigen Zahl der Ketten werden ſie ange— fertigt, nur daß erſtere nicht 125 Fuß, die Breite (als durch die Länge des Materials einmal bedingt) nicht 3½ Fuß und die Zahl der Ketten nicht fünf überſteige. — Vorräthig ſind jetzt Matten aus gewöhnlichem Stroh mit zweien oder mit vier Ketten von getheertem Bindfaden oder von galvaniſirtem Eiſendrahte und in Rollen von ca. 85 Fuß Länge bei 3½ Fuß Breite. — Breiten unter 3%’ müſſen beſonders beſtellt werden. — Beſteller werden übrigens gut thun, nur Matten von ca. 85“ Länge, bei im Uebrigen beliebiger Breite derſelben und beliebiger Zahl der Ketten, zu beordern und ſie an Ort und Stelle nach Maßgabe der Dimenſionen und der Form der Gegenſtände, zu denen ſie verwendet werden ſollen, ſelbſt zurecht zu ſchneiden, indem ſie darin eine weſentliche Erſparniß und eine außerordentliche Leichtigkeit finden dürften, die Matten zu handhaben und ſie den damit beabſichtigten Zwecken genau anzupaſſen. — Zu letzterm Behufe bedient man ſich einer Art Sichel oder Baumſcheere und einer größern oder kleinern Blechſcheere und nachdem die Matten zugeſchnitten ſind genügt — um ihnen die nöthige Feſtigkeit und Geſchloſſenheit wieder— zugeben — die Enden des Drahtes, unter Beſeitigung einer oder zweier Lagen Strohs, umzudrehen oder diejenigen des Bindfadens wieder mit einander zu verknüpfen. — Hat man krumme oder ſchräge Abſchnitte, (3. B. zu Seitenfeldern an Gewächshäuſern, zu Orangeriefenſtern, zu Dachgiebeln ꝛc.) zu machen, fo iſt, bevor man die Matte beſchneidet, die Linie des Abſchnittes, gemäß der Form, welche man der Matte zu geben beabſichtigt, mit zweien Stäben oder Stäbchen (je einem ober- und unter— halb) einzufaſſen; ſind die Enden beider Stäbe entweder mit Eiſendraht oder mit ſpitzen Stiftchen zu verbinden und es iſt erſt alsdann der Matte, außerhalb der Stäbe, mittelſt eines ſcharfen Meſſers oder einer Scheere die beabſichtigte Form zu geben. Die Preiſe der Matten richten ſich mehr oder weniger nach dem Stande der Preiſe für ausgeſuchtes beſtes Roggenſtroh; z. 3. find fie pr. 3½“ [_] (alſo über 12 Geviertfuß) die folgenden: 38 Gewöhnliches (d. i. nicht⸗chemiſch präparirtes Stroh, 3½“ breit, getheerten Faden 4 Ketten, pr. 3“ Länge 52% hamb. Cour. halb ſo breit „ 2 „ 3% W ar 3½“ br., galvaniſ. . 4 „ „ % e EN halb ſo breit 2 „ 3% „ l Für Abſchnitte Aker 40“ ½ ß weht (8 / Hamburger Courant find gleich 6 Silbergroſchen.) mm 0 1) aua ki 1 . b 15 t 1 eee ll e ABI u an Aue! JUN 1 i | f i a at. U 0 al LER Ton f rar f I i e f f 10 I) = um a . ble 1 ‚IN ii I 9 m ! 00 N ii 2 ieee 0 |) Malte I 10 0000 | | 0 —— m = 0 IN A | ‚ue Z 39 Die Beſorgung hölzerner Geſtelle, wo deren (wie z. B. in Fig. 3, 5 und 6) erforderlich ſein ſollten, wird, wenn es gewünſcht werden mögte, von der Fabrik übernommen. Die Matten werden auf Gefahr und Koſten der Auftraggeber allüberallhin verſandt. Zahlung erbittet ſich Herr A. Garvens bei Empfang oder unter Nachnahme. Wir haben uns von der Vorzüglichkeit dieſer Decken überzeugt und können ſelbige zu gärtneriſchen Zwecken ihrer ite und Dauerhaftig— keit wegen beſtens empfehlen. E. O—o. Ar,. Verzeichniß derjeuigen Pflanzenarten, welche mit gefüllten Blumen in den Gärten bekannt ſind. Bei Erwähnung der Ixora grandiflora flore pleno von Dr. B. See— mann (Hamb. Gartenztg. 17, S. 442), ſprach derſelbe ſich dahin aus, daß Jemand der Gartenkunſt und Botanik dadurch einen Dienſt erweiſen würde, wenn er alle Pflanzen, welche gefüllte Blumen oder Neigung zum Gefülltwerden haben, zuſammenſtellen möchte. Das Endreſultat würde ein intereſſantes ſein. Blumen mit vielblättriger regelmäßiger Krone und zahlreichen Staub— fäden haben eine viel größere Neigung zum Gefülltwerden, als unregel— mäßige Polypetalen, beſonders wenn dieſelben nur eine beſtimmte Anzahl von Staubfäden haben, und daß unter den unſymmetriſchen Monopetalen die allerwenigſten Abweichungen vom Normalzuſtande angetroffen werden, wiſſen wir auch. Doch von dieſer allgemeinen Regel kommen ſeltene Ab— weichungen vor Wenn früber bemerkt worden iſt, daß die Nymphäaceen und Cacteen trotz ihrer vielen Blumenblätter und Staubfäden bis jetzt keine Neigung zum Gefülltwerden bekunden, ſo möchten wir bemerken, daß Nelumbium speciosum faſt alljährlich mit faſt halb gefüllten Blumen im bot. Garten zu Hamburg blüht. Wollen wir jedoch dieſem geheimnißvollen Verwandlungsprozeſſe der Staubfäden und Piſtille in Blumenbätter näher auf die Spur kommen, als wir bis jetzt ſind, ſo iſt es vor Allem nothwendig, einen vollſtändigen Cenſus aller bis jetzt bekannten „gefüllt“ blühenden Pflanzen aufzunehmen, jedoch nur von wirklich gefüllten Blumen, denn alle Pflanzenarten aus der großen Familie der Compoſiteen, wie Chinefifche Aſtern, Dahlien, Gänſeblümchen, Tagetes, Zinnien und wie ſie alle heißen, die im gewöhn— lichen Leben als gefüllt bezeichnet werden, gehören nicht hierher, denn das jenen Blumen das gefüllte Ausſehen Verleihende iſt nichts weiter, als eine Verwandlung der Scheibenblütheu in ſogenannte Randblüthen. Auch der gefüllte Schneeball, Viburnum Opulus roseum, und Hydrangea horten- sis gehören nicht in das Verzeichniß, denn bei dieſen Pflanzen haben ſich die Staubfäden nicht in Blumenblätter verwandelt, ſondern alle frucht— baren Blumen in unfruchtbare. Unſer verehrter Freund Dr. B. Seemann, welcher das Thema über gefüllte Blumen damals zuerſt in Anregung brachte (Bonplandia 1861 Nr. 16), hat nun ſelbſt ein genaues Verzeichniß der ihm bekannten 1 ne Pflanzenarten angefertigt und daſſelbe uns zur gleichzeiti— ne N 40 gen Veröffentlichung freundlichſt mitgetheilt“), welches wir nachſtehend mit einigen Ergänzungen, die uns bekannt waren, folgen laſſen. Ranunculaceae. Clematis Viticella, Linn. Südliches Europa. — C. florida, Thunb. Japan. — C. patens, Dene. Japan. Anemone japonica, Sieb. et Zuce. Japan. — A. coronaria, Linn. Südliches Europa und Klein-Aſien. — A. Pavonia, Lam. Südliches Eu: ropa, Frankreich. — A. palmata, Linn. Nördliches Afrika, Spanien und Portugal. — A. nemorosa, Linn. Europa, Nordamerika, Sibirien. Hepatica triloba, Chaix. (Anemone Hepatica) Europa. Ranunculus bulbosus, Linn. Europa, Nordamerika. — R. repens, Linn. Europa, Sibirien, Nordamerika. — R. acris, Linn. Europa, Si⸗ birien. — R. aconitifolius, Linn. Europa. — S. gramineus, Linn. Ita⸗ lien, Frankreich, Portugal, Schweiz. — K. bullatus, Linn. Südeuropa. — R. Asiaticus, Linn. Orient. Ficaria ranunculoides, Moench. Europa. Thalictrum anemonoides, Michx. Nördliches Amerika. Caltha palustris, Linn. Europa, Aſien, nördl. Amerika. Trollius Europaeus, Linn. Europa. — T. Nepalensis Hort. Nepal. Nigella Damascena, Linn. Mittel⸗Europa. Aquilegia vulgaris, Linn. Europa. Delphinium Ajacis, Linn. Taurien, Süd⸗Europa. — D. grandi- florum, Linn. Sibirien. — D. azureum, Michx. Nordamerika. — D. Consolida, Linn. Europa, Nordamerika. — D. cheilantuum, Fisch. Si⸗ birien. — D. elegans, De Cand. Nordamerika? Paeonia Moutan, Sims. China, Japan. — P. officinalis, Retz. Europa. — P. tenuifolia, Linn. Taurien. — P. albiflora, Pall. Sibi⸗ rien. — P. paradoxa, Andr. Südeuropa. Nymphaeaceae. Nelumbium speciosum, Willd. Afrika, Aſien. Papaveraceae. | Papaver Rhoeas, Linn. Europa. — P. bracteatum, Lindl. (P. orientale Linn.) Rußland. — P. somniferum, Linn. Südeuropa, Klein; Aſien, Aegypten. Chelidoninm majus, Linn. Europa, Aſien. Cruciferae. Mathiola incana, R. Brown. Mitteleuropa. — M. glabrata, De Cand. Vaterland? — M. annua, Sweet. Südeuropa, Syrien. Cheiranthus Cheiri, Linn. Europa. Iberis umbellata, Linn. Südeuropa. Cardamine pratensis, Linn. Europa, Aſien, Afrika, Amerika. Hesperis matronalis, Linn. Europa, Sibirien. Barbarea vulgaris, R. Brown. Europa. Cistineae. N Helianthemum variabile, Spach. Europa, Nordamerika. „) Daſſelbe Verzeichniß erſchien bereits oder wird erſcheinen in dem von Dr. B. Seemann redigirten „Journal of Botany“. E. O—o. PPP 41 Violaceae. Viola odorata, Linn. Europa, Sibirien. — V. grandiflora, Linn. Europa. Caryophylleae. Dianthus barbatus, Linn. Frankreich, Deutfchland. — D. chinen- sis, De Cand. China. — D. Poiretiaaus, Seringe. Vaterland? — b. Caryophyllus, Linn. Frankreich, Italien. — D. arboreus, Linn. Creta. — D. hybridus, Auct. Vaterland? — D. corymbosus, Sib., Sm. Klein⸗ Aſien. — D. plumarius, Linn. Europa, Sibirien, Nordamerika. Saponaria officinalis, Linn. Europa. Lychnys silvestris, Schkr. (L. dioica, Linn.) Europa. — L. co- ronaria, Desv. Taurien, Mitteleuropa. — IL. Flos-cuculi, Linn, Europa. — L. viscaria, Linn. Europa. — L. Chalcedonica, Linn. Japan, Klein: Aſien. Silene inflata, Sm.; var. maritima, De Cand. Europa. Alsineae. Sagina procumbens, Linn. Europa. Malvaceae. Hibiscus Rosa-Sinensis, Linn. Oſtindien. — H. flavescens, Cav. China 2. — H. alba, Hook. China ?. — H. mutabilis, Linn. Oſtindien. — H. Syriacus, Linn. Syrien. Althaea rosea, Cav. Kaucaſien, Orient. Malva rotundifolia, Linn. Europa. Hippocastaneae. Aesculus Hippocastanum, Linn. Europa, Nordamerika. Geraniaceae. Geranium pratense, Linn. Europa, Sibirien. Tropaeolum majus, Linn. Peru. — T. minus, Linn. Peru. Oxalis cernua, Thunb. Vorgebirge der guten Hoffnung. Impatiens Balsamina, Linn. Oſtindien. Ternstroemiaceae. Camellia reticulata, Lind. China. — C. Sasangua, Thunb. China. — C. Japonica, Linn. Japan. — Thea rosaeflora, Seem. Japan? Papilionaceae. Ulex Europaeus, Lk. Europa. Spartianthus junceus, Linn. Südeuropa. Clitoria Ternatea, Linn. Oſtindien, Arabien. Orobus viscioides, De Cand. Croatien. — O. vernus, Linn. Europa. Genista tinctoria, Linn. Europa. — 6. Sibirica, Linn. Sibirien. — 6. scoparia, Lam. Europa. Cytisus scoparius, Link. Europa. Lotus corniculatus, Linn. Europa. Rosaceae. Rosa lutea, Mill. Europa. — R. cinnamomea, Linn. Europa, Nordamerika. — R. spinosissima, Linn. Mittelaſien. — R. Carolina, Linn Nordamerika. — R. villosa, Linn. Europa, Mittelaſien. — R. cen- tifolia, Linn. Orient? — R. Damascena, Linn. Syrien. — R. rubigi- 42 nosa, Linn. Europa, Mittelafien, Nordamerika. — R. moschata, Ait., Mill. Madeira, Nordafrika. — R. canina, Linn. Europa — KR. alba, Linn. Europa, Kaukaſien. — B. Indica, Linn. China. — R. nivea, De Cand. China. — R. Eglanteria, Linn. Europa. — KR. Gallica, Linn. Europa, Kaukaſien. — R. pimpinellifolium, Linn. Europa, Mittelafien. — R. Banksiae, R. Brown. China. Rubus fruticosus, Linn. Europa. — R. rosaefolius, Smith. In⸗ ſel Mauritius, Oſtindien. — R. corylifolius, Sm. Europa. Kerria japonica, De Cand. Japan. Spiraea Filipendula, Linn. Europa. — 8. Ulmaria, Linn. Eu⸗ ropa. — S. prunifolia, Sieb. et Zucc. Japan. — S. Reveesii, Lindl. China. — 8. strobilacea, Sieb. et Zuce. Japan. Fragaria vesca, Linn. Europa, Nordamerika. Potentilla alpestris, Hall. fil. Europa. — P. reptans, Linn. En: ropa, Aſien. Pomaceae. Crataegus Oxyacantha, Linn. Europa. Cydonia Japonica, Pers. Japan. Pyrus communis, Linn. Europa. Amygdaleae. Amygdalus Persica, Linn. Perſien. — A. communis, Linn. Mauritanien. Prunus domestica, Linn. Europa. — P. spinosa, Linn. Europa, Nordamerika. — P. avium, Linn. Europa. — P. Cerasus, Linn. Eu: ropa. — P. Kerii, Steud. (Cerasus Japonicus, Ker.) Japan. — P. Chi- nensis, Blum. Java. — P. instititia, Linn. England, Deutſchland, De: ſterreich. — P. triloba, Lindl. (Amygdalopsis Lindleyi, Carr.) China. Myrtaceae. Myrtus communis, Linn. Südeuropa. — Punica Granatum, Linn. Südeuropa. Philadelpheae. Philadelphus coronarius, Linn. Südeuropa. Deutzia crenata. Onagrarieae. Fuchsia globosa Lindl. (hybrida). Mexico. Clarkia pulchella, Pursh. Californien. — C. elegans, Dougl. Nördl. Amerika. . Portulaceae. Portulaca grandiflora, Hook. Chili. Grossularieae. Ribes sanguineum, Pursh. Nördl. Amerika. Saxifrageae. Saxifraga granulata, Linn. Europa. Caprifoliaceae. Sambucus nigra, Linn. Europa, Aſien. Rubiaceae. Ixora grandiflora, De Cand. Oſtindien. Serissa foetida, Comm. China, Japan. 43 Gardenia Fortuniana, Hook. China. — G. florida, Linn. China, Oſtindien. — G. radicans, Thunb. Japan. Campanulaceae. Campanula latifolia, Linn. Europa, Aſien. — C. Medium, Linn. Südeuropa. — C. Tenorii, Morell. Neapel. C. Trachelium, Linn. Europa. — C. Vidallii, H. C. Wats. Europa. — C. pyramidalis, Linn. Südeuropa. — C. rotundifolia, Linn. Europa, nördl. Amerika. — C. rhomboidea, Linn. Europa. — C. persicifolia, Linn. Europa. — C. glomerata, Linn. Europa, Aſien. Platycodon grandiflorum, De Cand. fil. Sibirien. Ericaceae. Calluna vulgaris, Linn. Europa, Nordamerika. Rhododendron Indicum, Sweet. Oſtindien. — Rh. ponticum, Linn. Klein-Aſien, Iberien. Azalea nudiflora, Linn. Nördl. Amerika — A. glauca, Lem. Nördl. Amerika. Arbutus Unedo, Linn. Südl. Europa, Sibirien. Primulaceae. Primula villosa, Jacq. Mitteleuropa. — P. Auricula, Linn. Eu: ropa. — P. denticulata, Smith. Oſtindien. — P. acaulis, Jacq. Europa. — P. elatior, Jacq. Europa. — P. praenitens, Ker. (P. chinensis, Lindl.) China. Jasmineae. Jasminum officinale, Linn. Südl. Europa (China?). — J. Sam- bac., Ait. Oſtindien. — J. hirsutum, Hook. China. Oleineae. Syringa vulgaris, Linn. Europa, Perſien. Apoycneae. Vinca minor, Linn. Europa. — V. major, Linn. Europa. Nerium odorum, Ait. Oſtindien. — N. Oleander, Linn. Süd⸗ Europa, Mittelaſien. Tabernaemontana coronaria, Willd. Oſtindien. Convolvulaceae. Calystegia sepium, R. Brown. Europa, Amerika, Aſien, Auſtra— lien. — C. pubescens, Lindl. China. Gonvolvulus tricolor, Linn. Südeuropa. Solaneae. Datura cornigera, Hook. Peru. — D. fastuosa, Linn. Südame⸗ rika, Aegypten. — D. arborea, Linn. Südamerika. — D. chlorantha, Hook. Vaterland? — D. humilis, Desf. Mexico. Petunia nyctaginiflora, Juss. Laplata. — P. violacea, Hook. Scophularineae. Mimulus luteus, Linn. Chili. Antirrhinum majus, Linn. Mittel: und Südeuropa. Digitalis purpurea, Linn. Europa. Gesneriaceae. Achimenes longiflora, De Cand. Mexico. 44 Verbenaceae. Clerodendron fragrans, Willd. Japan. Nyctagineae. Mirabilis Jalapa, Linn. Tropiſches Amerika. Laurineae. Laurus nobilis, Linn. Südeuropa. Irideae. Gladiolus tristis, Linn. Kap der guten Hoffnung. Crocus Susianus, Curt. Kleinaſien. — C. pusillus, Ten. Italien. — C. cernuus, Smith. Südeuropa. Iris Sibirica, Linn. Europa, Sibirien. Amaryllideae. Galanthus nivalis, Linn. Europa. Leucojum vernum, Linn. Europa. Sternbergia lutea, Gawl. Europa, Klein-Aſien und Syrien. Hippeastrum equestre, Herb. Südamerika. Narcissus cernuus, Salisb. Mittel-Frankreich, Spanien. — N. Telamonius, Schult. Europa. — N. lobularis, Schult. England. — N. concolor, Schult Luſitanien. — N. biflorus, Curt. Brittanien, Frank reich, Schweiz, Italien. — N. Italicus, Ker. Italien. — N. Cypri, Haw. Cyprus. — N. Pseudo-Nareissus, Linn. Europa, Taurien. — N. poeli- cus, Linn. Europa. — N. Jonquilla, Linn. Südeuropa, Nordafrika, Orient. — N. Tazetta, Linn. Südeuropa. Asphodeleae. Asphodelus luteus, Linn. Südeuropa. Liliaceae. Tulipa Gesneriana, Linn. Klein-Aſien. — T. silvestris, Linn. Mitteleuropa. Scilla autumnalis, Linn. Europa. — Sc. nutans, Smith. England, Südeuropa. Convallaria majalis, Linn. Europa, Sibirien, Amerika. — C. Polygonatum, Linn. Europa, Sibirien. Fritillaria Meleagris, Linn. Europa. Lilium Martagon, Linn. Europa. — L. candidum, Linn. Syrien, Perſien. Hyacinthus orientalis, Linn. Südfrankreich, Orient. Polianthes tuberosa, Linn. Oſt- und Weſt⸗Indien. Hemerocallis disticha, Don. Neapel, Japan. — H. fulva, Linn. Südeuropa. Colchicaceae. Colehicum autumnale, Linn. Europa. Butomeae. Sagittar ia latifolia, Willd. Nördl. Amerika. Commelineae. Tradescantia virginica, Linn. Nordamerika. Melanthaceae. Tofieldia calyculata, Wahl. Europa. Dieſes Verzeichniß weiſ't ſchon eine beträchtliche Anzahl von Pflan- 45 zenarten, die mit gefüllten Blumen vorkommen, nach, dennoch wollen wir keineswegs deſſen Vollſtändigkeit garantiren, es giebt gewiß noch manche Art, die hier zu nennen vergeſſen worden iſt, und würden wir es dankend anerkennen, wenn der eine oder andere der geehrten Leſer die von uns überſehenen oder uns noch unbekannten gefüllt blühenden namhaft machen wollte, um dieſelben dann gelegentlich als Nachtrag liefern zu können. N Literatur. Die Freunde und Jeinde des Landwirths und Gärtners. Vollſtändige Anleitung zur Kenntniß, Schonung und Hegung der dem Feld⸗, Wieſen⸗ und Gartenbau nützlichen, ſowie zur Kenntniß, Abhal— tung und Vertilgung der den Pflanzen ſchädlichen Thieren. Nach den bewährteſten Erfahrungen, von Dr. William Löbe. Hamburg, Verlag von R. Kittler. Gr. 8. 294 Seiten. Geh. 1 Thlr. Der bekannte Redakteur der landwirthſchaftlichen Dorfzeitung und Verfaſſer vieler anderer Werke über Land- und Gartenbau hat hier ein Werk geliefert, welches ſich vor allen ähnlichen über demſelben Gegenſtand durch ſeine große Vollſtändig— keit auszeichnet. Es bietet gegen alle dem Land- und Gartenbau ſchädlichen Thiere eine große Anzahl praktiſcher Mittel und Rathſchläge, wie fie je nach den Local— verhältniſſen wirklich ausführbar und wirkſam ſind und ſelbſt bei wenig oder gar nicht als ſchädlich bekannten Thieren iſt ihre Schädlichkeit nachgewieſen, zugleich aber auch ihre Beſeitigung. Ebenſo intereſſant als wichtig iſt aber auch der Nach— weis der Nützlichkeit vieler Thiere, welche bisher wenig beachtet wurden, die aber nach neuern Erfahrungen durch ihre Vernichtung der ſchädlichen Thiere von unge— heurem Einfluſſe auf alle Culturen ſind. Während es bisher nur kleine Schriften über ſchädliche Thiere und noch kleinere über nützliche Thiere gab, findet ſich in dem Löbe'ſchen Buche zuerſt Beides vereinigt und in ſolcher Vollſtändigkeit beiſammen, daß es als äußerſt praktiſches Nachſchlagebuch für alle Fälle gelten kann. Es wird daher für jeden Gärtner und Landwirth unentbehrlich ſein und durch die Belehrung, die es über dieſen höchſtwichtigen Gegenſtand verbreitet, von ſo großem Nutzen ſein, daß man wenigſtens jeder Gemeinde einen ſolchen Hausſchatz wünſchen möchte. — 2 — Feuilleton. Neuheiten von Florblumen. Die Züchtungen des Herrn Joh. Nep. Twrdy, Kunſt⸗ und Handelsgärtner in Brünn haben ſich ſchon mehrfache Anerkennung erworben, ſo daß wir die Blumenfreunde auf deſſen neueſte Züchtungen, die von ihm am 1. April 1864 in Handel gegeben werden, aufmerkſam machen wollen. Es ſind: Fuchsia alba centifolia, ſehr große Blume, Kelch brillant carmoiſin, Sepalen breit, ſchön zurückgebogen, Corolle ſehr groß, ſehr gefüllt, weiß mit carmin Adern, prachtvoll. 5 fl F. centiflora, Kelch und Sepalen hellearmin, zurückgebogen, Corolle lichtblau, breit, ſehr gefüllt, ſehr reichblühend. 3 fl. F. Kronprinz Rudolph, enorm große Blume, Sepalen dunkelſcharlach, ſehr lang und ſchön zurückgebogen, Corolle ſehr breit, gefüllt, ſammtig violett. Eine der größten und ſchönſten Varietäten. 5 fl. F. Ritter v. Chlumetzky, ſehr große Blume. von ſchönſter Form, Se— palen dunkelſcharlach, kronenartig zurückgebogen, Corolle groß, ſehr gefüllt, ſammtig ſchwarzviolett. Extra. 3 fl. 46 F. Venus, Kelch und die kronenartig zurückgebogenen Sepalen dunfel- carmin, Corolle ſehr groß, gefüllt, ſchneeweiß, prachtvoll. 5 fl. F. Uranus, die prachtvoll zurückgebogenen Sepalen dunkelſcharlach, Corolle ſehr groß, ſehr regelmäßig gefüllt, ſehr reichblühend, prachtvoll. 3 fl. Verbena Blaue Königin, dieſe Varietät übertrifft an Größe der Blume und Dolden, Schönheit der Farbe und kräftigen Wuchs alle blauen Va— rietäten. 2 fl. V. Feuerauge, große Blume, hellpurpur mit einem von einem ſammt— ſchwarzen Ringe einfaßten weißen Centrum. Effektvolle Prachtblume. I fl. V. Morgenstern, brillant carminſcharlach mit ſchneeweißem Auge. 1 fl. Außer dieſen werden vom Züchter auch uns 4 neue Georginen und 4 neue Petunien empfohlen. Dahlia imperialis Roezl. Im vorigen Jahrgange der „Hamb. Gartenztg.“ S. 437 machten wir die Pflanzenfreunde auf dieſe ausgezeichnete Neuheit, welche Herr E. Ortgtes in Zürich im Auguſthefte der „Gartenflora“ beſchrieben und hat abbilden laſſen, aufmerkſam. Heute können wir mittheilen, daß der Handelsgärtner Herr W. Bahlſen in Erfurt den Alleinbeſitz dieſer Dahlia käuflich von Herr Ortgies erworben hat und ſie demnächſt in den Handel bringen wird. (Siehe Anzeige, letzte Seite). Die Varietäten des Gladiolus Gandavensis gehö⸗ ren zu den vorzüglichſten Zierpflanzen des Blumengartens. Ueberall, wo ſie bis jetzt geſehen wurden, ſei es im Garten oder in Töpfen auf Aus— ſtellungen, erregten ſie die allgemeinſte Bewunderung; es iſt demnach eigenthümlich, daß man dieſe Prachtblumen im Verhältniß zu anderen nur wenig kultivirt ſieht, zumal ihre Kultur die einfachſte iſt, die man ſich denken kann. Die Zwiebeln werden, wenn keine ſtarken Fröſte mehr zu befürchten ſind, 6 Zoll tief auf ein gut bearbeitetes, aus leichtem aber nahr— haftem Boden beſtehendes Beet gepflanzt, wo ſie dann ganz von ſelbſt wachſen, nur hat man durch Anbinden Sorge zu tragen, daß der Wind die oft hoch wachſenden Stengel nicht umbiegt. Vor Eintritt des Froſtes nimmt man die Zwiebeln wieder auf und bewahrt ſie während des Win— ters an einem trockenen Orte. Schon mehrmals haben wir der reichhaltigen Sammlung von Gla- diolus der Herren P. Smith & Co. in Bergedorf bei Hamburg und der des Herrn Dr. M. H. Cords (Travemünder Baumſchulen) gedacht. Die Sammlung des Herrn Cords zählte im vorigen Jahre 124 Sorten. Noch reichhaltiger als dieſe Sammlung iſt jedoch die des Herrn Eug. Verdier fils ainé in Paris, der nicht weniger als 158 Varietäten in ſeinem neueſten Katalog aufführt, von denen die meiſten Sorten nicht nur zu Dutzenden, ſondern auch zu Hunderten und Tauſenden offerirt werden. Unter den 124 Sorten des Herrn Dr. Cords ſind noch 28, die in dem Sortiment von Hrn. Verdier nicht aufgeführt find, rechnet man dieſe noch zu den 158 hinzu, ſo muß man erſtaunen, welch eine enorme An— zahl von herrlichen Varietäten in Zeit von nur wenigen Jahren gezüchtet worden ſind. Cultur des Chineſiſchen Thees in Braſilien. Die erſten Theepflanzen wurden bereits im Jahre 1810 nach Rio eingeführt, indeſſen 47 mißlang der von der Regierung ausgehende Verſuch größerer Anpflanzun⸗ gen durch Chineſiſche Coloniſten. Erſt in den letzten Decennien hat die Cultur des Thees in den Provinzen San Paulo und Minas Geraes be— deutende Fortſchritte gemacht und fo befriedigende Reſultate geliefert, daß nach den Angaben von Rev. J. C. Fletcher gegenwärtig dort jährlich mehrere Millionen Pfund einer vorzüglichen Sorte bereitet werden. Die Pflanze gedeiht überall in Braſilien, am beſten in den kälteren ſüdlichen Theilen. Innerhalb der tropiſchen Gegenden ſchießt fie, ſich ſelbſt über: laſſen, ſchnell zu einem Baume in die Höhe. Nach der angeführten Au— torität ſoll ſie in Braſilien auch den Charakter einer decidua, den ſie in China trägt, verloren haben. (Peterm. geogr. Mitthl.) Stillingia sebifera, der chineſiſche Talgbaum, welcher in der Induſtrie ſeines Vaterlandes eine hervorragende Rolle ſpielt und na— mentlich in dem Bezirk von Hongkong zu einem wichtigen Erwerbszweige dient, wird jetzt auch vielfach in den nordweftjihen Provinzen Indiens und im Pendſchab angepflanzt, wo er auch ſehr gut fortkommt. Sein Samen giebt ein mit Leichtigkeit zu gewinnendes Talg und Oel, ſein Holz iſt hart und dauerhaft und aus ſeinen Blättern wird eine ſchwarze Farbe gewonnen. Dabei wächſt er eben ſo gut auf dem angeſchwemmten Boden der Ebene, wie auf Berghängen oder im Sande. Euphorbia procera M. B., gegen Tollwuth, wird von einem Hrn. Wolanski als ein untrügliches und durch viele Jahre von ihm ſtets mit vollkommenem Erfolge bewährtes Mittel und innere Arznei angezeigt und erbietet ſich zu jeglicher Probe an tollen Hunden, um die Unfehlbarkeit ſeines Verfahrens darzuthun. Auch in Podolien wird die Pflanze zu dem Zweck angewendet. | (Ill. Ztg.) Joanet oder Mantais⸗Kohl. Dieſe Weißkohlſorte wird von den Gebr. Nardy, Gärtner zu Monplaiſir, im illuſtr. Journal „la Mai- son de Campagne“ ſehr anempfohlen. Seit drei Jahren wird dieſe Sorte Weißkohl als eine der vorzüglichſten und ertragreichſten von den Gemüſe— gärtnern vielfach angebaut. Eine der beſten Eigenſchaften dieſes Kohls iſt ſeine Frühzeitigkeit. Im Januar, Februar im Freien an dem Fuße einer gegen Süden gelegenen Mauer oder auf einem ſonnigen Abhange geſäet, kann man die Pflanzen Anfangs Mai oder ſpäter auspflanzen- (bei uns müßten die Samen natürlich in Miſtbeete geſäet werden). Von Mitte Juni bis Mitte Juli ſind die Kohlköpfe zum Verbrauche tauglich. Da die Stauden unterſetzt bleiben und wenig blattreich werden, ſo kann man die jungen Pflanzen ziemlich dicht beiſammen pflanzen. Das Wach— ſen der Pflanzen wird noch bedeutend beſchleunigt durch kräftiges Düngen, jedoch darf dies nicht bei trockner und heißer Witterung geſchehen. Die Köpfe ſind rund, oben abgeplattet und feſt und wiegt ein Kopf durchſchnitt— lich 2— 3 Pfund. Ste find ungemein zart, kochen ſich leicht gar und find von ſehr angenehmem Geſchmack. Die den feſten Kopf umgebenden Blät— ter ſind abgerundet, wenig wellig, der Stamm iſt ſehr kurz. Benutzung der Sonnenblume (Heliauthus). Mehrfache Be; nutzungsarten dieſer allgemein gekannten Pflanze ſind bekannt, weniger vielleicht, daß das Oel der Samenkörner auch in der Malerei benutzt wer— den kann, ja es ſoll, wie es in dem Hann. land- u. forſtwirthſch. Ver⸗ 48 einsbl. heißt, für grüne und blaue Farben kein beſſeres Oel daſein. Das Oel liefert ferner eine vortreffliche Seife. Das Mehl läßt ſich zu den | feinften Kuchen und Broden verwenden. Die Faſern der Pflanze endlich ſind ſpinnbar, fein und glänzend, ſo daß die Chineſen ſie der Seide bei— mengen; auch ſollen ſie ſich zu Papier verarbeiten laſſen. Mittel gegen die Wolllaus an Obſtbaumen. Ein Herr Dams ſchreibt in der Belgique hortic., daß fein Verfahren zur Vertilgung der Wolllaus ſich vollkommen bewährt habe. Sein Mittel beſteht darin, daß er 20 Grammen (4 Quentchen) Soda in lauem Waſſer in kleinen Portionen auflöst, dann gleichfalls 4 Quentchen ſchwarze (grüne) Seife, miſcht dann dieſe Auflöſungen zuſammen und verdünnt ſie ſo lange mit Waſſer, bis dies ganze Flüſſigkeitsmaß 500 Grammen (17 2 Loth 1 Quentchen) beträgt. Nun ſtreicht man dieſelbe vermittelſt eines Pinſels überall dähin, wo das Inſect ſich zeigt und es wird ſich nicht wieder zeigen. m. Perſonal⸗Notizen. Kiew. An die Stelle des am 2. October 1862 verſtorbenen Di; rectors des k. k. pomologiſchen Inſtituts zu Kiew, Herrn Dr. Baſiner, iſt der bisherige Inſpector des bot. Gartens hierſelbſt, Herr J. H. Hochhuth, angeſtellt worden. London. Herr G. Mann, welcher, wie wir vor einiger Zeit mittheilten, von Afrika glücklich nach England wieder zurückgekehrt iſt, und dem der Garten zu Kew ſo viele werthvolle und neue Pflanzen zu dan— ken hat, iſt am 28. November v. J. mit ſeiner jungen Frau nach dem Himalaya abgereiſt, um die ihm von dem Gouvernement übertragene Lei— tung der Cinchona- Pflanzungen bei Darjeeling zu übernehmen. * — 2 > Dahlia imperialis Roezl. Nachdem ich von dieſer herrlichen neueften Einführung den Alleinbeſitz von Herrn E. Ortgies in Zürich ankaufte, offerire dieſelbe ab 15. März 1864 in Originalfnollen....... e à 4,2, 6 Stück 20 ab 1. Mai 1864 in, ſeit Februar kultivirten Pflanzen ...... A 5 „ pr. Cassa, N und ſehe recht vielſeitigen geſchätzten Ordres entgegen. Erfurt, im December 1863. Prag, altſtändter Ring 553. W. Bahlſen. Kunſt⸗ und Handelsgärtner. Die neueſten Haupt⸗Verzeichniſſe über meine NWofenfchnlen, Warm⸗ und Kalthaus⸗, Sortiments: und Freilandpflanzen aller Art, ſowie Samenverzeichniß für Frühjahr 186% ſtehen zum gefälligen Abverlangen franco zu dienſten. Erfurt und Prag, December 1863. W. Bahlſen. EDieſem Hefte iſt gratis beigegeben: Preis⸗Courant über Blumenbouquets und Bouquet-Materialien des Kunſt⸗ und Handelsgärtners Herrn C. Feidel, in Erfurt. . Cocuspalme in Frucht. Daß in dem ſchönen Gewächshauſe zu Syon, dem Sitze des Her— zogs von Northumberland, ein Exemplar der Cocuspalme im Jahre 1862 zur Blüthe gekommen war, bezeichneten wir ſeiner Zeit als eine große Begebenheit in der Horticultur (18. Jahrg. S. 142 der Hamburger Gartenzeit.), aber ein noch größeres Ereigniß iſt es, daß in demſelben Garten eine Coeuspalme eine Frucht angeſetzt hat, die nach den Berichten in „Gardener's Chroniele“ Ende November eine Größe von 10% Zoll Umfang erreicht hatte und ihrer völligen Reife allmälig entgegengeht. Dieſe Frucht iſt das Produkt einer Blume, die im Juli v. J. blühte. Die Geſchichte dieſes Erfolges iſt zu belehrend, als daß wir ſie mit Stillſchweigen übergehen könnten, und ſie beweißt zugleich dem wirklich intelligenten Gärtner, daß jede Pflanze mit Geduld und Geſchicklichkeit zu ihrer höchſten Ausbildung gebracht werden kann. | Es find jetzt volle 12 Monate her, daß zu Syon die erſten weib— lichen Blumen an einer Cocuspalme zum Vorſchein kamen, deren Früchte die Größe von Taubeneiern erreichten und dann abfielen. Man glaubte, die Pflanze ſei noch nicht ſtark genug, um Früchte zu tragen, und die Be— hauptung, daß viele Bäume nicht eher Früchte tragen, als bis dieſelben ein gewiſſes Alter erreicht haben, war gegründet. Herr Smith, der talentvolle Vorſteher des Gartens zu Syon, war hiermit jedoch nicht ein— verſtanden; er glaubte, daß das Fehlſchlagen des Fruchtanſetzens dem Mangel an Pollen, die weiblichen Blumen zu befruchten, zuzuſchreiben ſei, wogegen aber auch wieder andere Thatſachen ſprachen, denn die Zahl der männlichen Blüthen war eine ſehr große, und enthielten eine große Menge Pollen. Nach der Abbildung in Loudon's Encyclopaedie of Plants ſind die weiblichen Blumen der Coecuspalme dem Einfluſſe der Pollen der männlichen Blumen ſo ausgeſetzt, daß eine Befruchtung unvermeidlich iſt. Nach dieſer Abbildung öffnen ſich die weiblichen Blumen völlig und legen die jungen Früchte blos. Zu Syon trug der letzte Zweig der Blüthen— rispe 7 weibliche Blumen, und obgleich die letzteren kräftiger als alle vorhergehenden waren, ſo fielen die jungen Nüſſe dennoch ſämmtlich ab. Herr Smith iſt jedoch ein Gärtner, welcher denkt und beobachtet; er hat ſofort auch bemerkt, daß die weiblichen Blumen an ſeiner Cocus— palme durchaus nicht der Abbildung in dem gedachten Buche gleich waren. Anſtatt daß ſich der Kelch und die Blumenkrone auseinander begeben, wie angegeben, öffneten ſich dieſe an den Blumen der Pflanze zu Syon nur ein ganz klein wenig und Herr Smith erſah ſofort, daß hier künſtliche Befruchtung nur wirken könne. Dieſe Bemerkung wurde jedoch erſt ge— macht, als leider nur noch eine einzige weibliche Blume vorhanden war und zumal eine ſchwächliche, dennoch glückte der Verſuch vollſtändig. Nach Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 4 50 kaum geſchehener künſtlicher Befruchtung fing die Narbe zu welken und das Ovarium zu ſchwellen an. Nach dieſem gelungenen Verſuche ſteht zu hoffen, daß in der Folge Maſſen von Cocusnüſſen zu Syon werden zur Reife gelangen; das fruchttragende Exemplar befindet ſich in ausgezeich— neter Geſundheit, hat 15 prächtige Wedel, jeder etwa 16 Fuß lang. Der kräftige Stamm hat unten zwei Fuß im Umfang. — 2 — Die Erdbeere „Perle von Raſtede“. (Erklärung.) Im vor. Jahrg. 8. Heft S. 337 dieſer Zeitung erwähnten wir unter den von Herrn Walther in Raſtede früher gezüchteten und von ihm verbreiteten Neuheiten auch die oben genannte Erdbeere. Auf dieſe von uns gegebene Notiz brachte Herr F. Gloede in Paris eine Berichtigung (Heft 10, S. 434 des vorigen Jahrg.), dahin lautend, daß die fragliche Erdbeere nichts anderes als eine vor 12— 14 Jahren durch den berühmten Züchter Myatt in Deptford unter dem Namen „Myatt’s Prolific“ in den Handel gebrachte ſehr ſchöne Sorte ſei. Da uns beide Erdbeerſorten un— bekannt ſind, ſo fügten wir uns gern dem Ausſpruche des Herrn Gloede, den wir, im Beſitze faſt aller verbreiteten Erdbeerſorten und in Folge lang— jähriger Beobachtungen und Vergleichungen derſelben, als Kenner dieſer Früchte anerkennen. f Nach einer uns gewordenen Mittheilung des Herrn Walther beruht der Ausſpruch des Herrn Gloede aber dennoch wohl auf einem Irrthum, denn nach der nachfolgenden Entſtehungsgeſchichte dieſer Erdbeere iſt ſie wirklich eine zu Raſtede erzogene Sorte, und wenn dieſelbe auch der Myatt's Prolific nahe ſteht oder dieſer faſt ganz gleich iſt, fo iſt fie dennoch nicht mit dieſer als identiſch zu betrachten, wie aus der nachfolgenden Er— klärung des Herrn Walther erſichtlich wird. „Die Erdbeere „Perle von Raſtede“ entſtand im Jahre 1853 unter einer Ausſaat, welche der ſeelige Hofgärtner Frerichs, mein ſpe— eieller Freund hierſelbſt, von Samen machte, welchen ich durch Befruchtung der Roseberry mit Elton erzielt hatte. Mein kleines Erdbeerſortiment be— ſtand damals aus nur 8 Sorten, unter welchen ſich weder jetzt die Myatt's Prolific befindet, noch mir damals bekannt war; ebenſowenig kultivirte fie Frerichs. Als die Anpflanzung tragbar wurde, zeichneten ſich einige Sorten durch ihre Tragbarkeit und ihren herrlichen Geſchmack aus und erhielt ich die Hälfte der Pflanzen. Ich gab ihr nun obigen Namen, ver: mehrte ſie und überließ im Jahre 1856 die Vermehrung Herrn F. A. Haage jun. in Erfurt zum weiteren Vertrieb, gleichzeitig mit der durch Kreuzung von Spiraea crataegifolia mit S. Douglasii gewonnenen und von mir Spiraea pachystachys genannten Hybride. Ich finde beide Artikel in vielen belgiſchen, franzöſiſchen und engliſchen Katalogen eingebürgert und habe bis Dato keinen Widerſpruch dagegen erhalten. — Hätte ich aber auch die Myatt’s Prolific wirklich gekannt und Aehnlichkeit mit mei⸗ nem Sämling gefunden, wer hätte es als Unrecht erklären können, wenn ich ihm, als ganz und gar nicht mit erſterem verwandt, einen mir paſſenden 51 Namen beilegte? Könnte ich mich denn nicht mit demſelben Rechte darüber beklagen, daß Myatt vielleicht zu derſelben Zeit ſeiner Züchtung, die der meinigen ähnlich ſein ſoll, einen andern gab? Als Curioſum erzähle ich noch, daß voriges Frühjahr einer meiner amerikaniſchen Freunde eine kleine Parthie von dieſer Erdbeere erhielt, mir aber gleich ſagte: er müſſe ihr dort einen andern Namen geben, weil eine amerikaniſche Zunge den Namen e doch nie richtig auszuſprechen vermöge. C. J. H. Walther. En — Der Garten und die Orchideen⸗Sammlung des Herrn Conſul Schiller zu Oevelgönne an der Elbe. Noch im Herbſte v. J. ſind im Garten des Herrn Conſul Schiller einige weſentliche Veränderungen vorgenommen worden. So iſt z. B das als „Vandeenhaus“ bekannte Orchideenhaus, das für die darin be— findlichen großen Exemplare zu klein geworden war, niedergeriſſen und ſtatt deſſen ein anderes größeres und geräumigeres auf derſelben Stelle erbaut worden. Dieſes neue Haus iſt ca. 40 Fuß lang, 17 Fuß an der Hintermauer hoch, und haben die in einem Winkel von 31 Grad liegen— den Fenſter eine Länge von 22 Fuß. In dieſem neuen geräumigen Hauſe zeigen ſich die vielen Prachtexemplare der Vanda-, Angrecum-, Aerides- etc. Arten in ihrem rechten Glanze und bot uns das Ganze, da gerade meh— rere Arten in Blüthe ſtanden, einen ungemein ſchönen Anblick dar. Prächtig ſind auch in dieſem Jahre wieder die vielen Exemplare der ſo lieblichen Preptanthe (Calanthe) vestita mit ihren vielen Varietäten, die wir nicht genug empfehlen können kultivirt zu werden. — Ein anderes Orchideen— haus, das ſogenannte Cattleya-Haus, iſt durch Hinzuziehung einer kleinen Abtheilung, in der früher kältere Orchideenarten kultivirt wurden, ver— größert worden, wodurch auch dieſes Haus ſehr gewonnen hat. Um Raum zu gewinnen für die immer mehr heranwachſenden Orchideen-Arten, wie auch für die alljährlich neu hinzukommenden, ſind auf dem zu der Be— ſitzung des Herrn Conſul Schiller gehörenden Landhof, woſelbſt ſich die Obſt⸗ und Gemüſetreibereien wie der Gemüſegarten befinden, noch zwei ſehr zweckmäßig conftruirte Gewächshäuſer erbaut worden. Beide liegen etwa 4 Fuß tief im Erdboden, ſind mit Satteldach verſehen und haben bis zur Spitze des Daches eine Höhe von 12— 14 Fuß, find 40—--50 Fuß lang und 12. — 14 Fuß tief. In dieſen Häuſern, jedes wiederum aus mehreren Abtheilungen beſtehend, werden in der einen derſelben die Arten aus den kälteren Regionen, als Odontoglossum grande, Rodriguezia, mehrere Epi- ‚dendra u. dergl. Arten kultivirt, in der anderen die ganz kalten, als Disa B u. dergl., und in einer noch anderen die neu importirten Arten gepflegt Wie ſehr nothwendig es iſt, eine eigene Abtheilung für die Orchi— deen aus den kälteren Regionen zu haben, wenn man ſolche mit Erfolg auf die Dauer kultiviren will, beweiſen die in England gemachten zahl— reichen, mit dem beſten Erfolge gekrönten Verſuche, über die Gardener's 4* 52 Chroniele feit einer langen Zeit unter der Ueberſchrift „Cool treatment of Orchids“ beachtenswerthe Mittheilungen liefert. Am 12. December v. J., an welchem Tage wir der Orchideenſamm— lung des Herrn Schiller einen Beſuch abſtatteten, fanden wir eine große Anzahl in Blüthe, von denen wir vorzugsweiſe anführen wollen: Acampe papillosa Lindl. (Saccolabium). Aganisia pulchella Lindl., aus Demerara, ſehr niedlich. Angrecum arcuatum Lindl.; — A. pellucidum Lindl.; — A. su- perbum P. Th. und A. distichum, letztere mit kleinen weißen Blumen. Bifrenaria aureofulva Lindl. (Maxillaria stenopetala K. et West.) mit mehreren Hundert von Blumen. Bolbophyllum cocoinum Lindl.; — B. saltatorium Lindl. und B. Herminiostachys Rchb. fil., ſämmtlich mehr intereſſant als wirklich ſchön. Cirrhopetalum Medusae Lindl. Coelogyne Gardneriana Lindl., ſehr reich blühend; — C. Rhode- ana Rchb. ſil. Dendrobium chrysotoxum Lindl. Epidendrum ciliare L.; — E. Sceptrum Lindl. Epiphora pubescens Lindl. Eria eburnea Rchb. fil. Koellensteinia graminea Rchb. fil. (Promenea), ſehr voll blühend. Laelia praestans Rchb. fil., eine ſehr liebliche Art. Lycaste laniceps Lindl., mit vielen Blumen; — L. leucantha Kl.; — L. macrophylla Lindl. und maer. var. Schilleriana, mit purpurfarbener Lippe; — L. Skinneri Lindl. Maxillaria guareimensis Rchb. fil., b. atropurpurea Rehb. fil,; — M. variabilis unipunctata Batem. Megaclinium falcatum Lindl. Odontoglossum constrietum Lindl.; — O. Ehrenbergii Lk., Kl. et O—o.; — O. Uro-Skinneri, ſehr hübſch. Oncidium caesium Rchb, fil. Ornithidium Sophronitis Rchb. fil., eine allerliebſte rothblühende Art. Paradisanthus bahiensis Rchb. fil., ſehr niedlich. Phalaenopsis amabilis Bl.; — Ph. equestris Rchb. fil. (rosea Lindl.); Ph. Schilleriana Rchb. fil. hatte einen mehrere Fuß langen Blü— thenſtengel getrieben, blühte jedoch noch nicht. Polystachya estrellensis Rchb. fil. und P. luteola Hook., zwei un⸗ ſcheinend blühende Arten. Preptanthe vestita Rchb. fil., nebſt den Varietäten flavo-oculata und rubro-oculata, wie mehrere ohne nähere Bezeichnung. Saccolabium compressum Hort. Sarcanthus infectifer Rchb. fil. Stenorrhynchus speciosus Rich., eine ſehr hübſche Orchidee, die leider zu ſelten jetzt angetroffen wird. f Sturmia pendula Rchb. fil., kleinblumig, aber niedlich. Trichopilia tortilis Lindl. Vanda insignis Bl.; — V. tricolor Rchb. fil., nebſt Varietäten, ſehr prächtig. 53 Warscewiczella marginata Rchb, ſil. Von Cypripedium blühten noch mehrere Arten, die einige Wochen früher hierſelbſt in größter Ueppigkeit geblüht hatten, fo z. B. C. javani- cum mit 15 Blumen, an einigen Blüthenſtengeln befanden ſich eigenthüm— licher Weiſe 2 auch 3 Blumen, ſämmtlich gleich vollkommen ausgebildet. C. barbatum floribundum hatte 20 offene Blumen. — Auch von Pleuro- thallis blühten noch eine Menge Arten. — 2 2 Ueberſicht der in anderen Gartenſchriften abgebildeten oder befchriebenen empfehlenswerthen Pflanzen. (Abgebildet im Bot. Magaz. Oetober 1863.) Microstylis discolor, Lind. Orchideae. Eine niedliche Erdorchidee von Ceylon, die hinſichtlich ihrer brillant dunkelbraun⸗roth gefärbten Blätter mit der Wana Rajah oder König der Wälder von Ceylon (Anecochilus setaceus) rivaliſirt. Die dunkelbraun⸗ rothen Blätter haben außerdem noch einen hellgrünen Rand und ſind der Länge nach gefaltet. Die Blumen ſind nur unſcheinend, gelblich orange— roth. Abgebildet auf Taf. 5403. Sphaeraclea acerifolia Torr. et Gray. (Malva acerifolia Lindl.) Malvaceae. Eine hübſche Malvacee entdeckt von Nuttall an dem Flüßchen öſtlich von der Wallawallah in Nordweſt-Amerika. Lyall fand dieſelbe Pflanze auch in Columbien, von wo ſie in Kew eingeführt worden iſt und wo ſie im Juni 1863 in einem Kalthauſe blühte. Es iſt jedoch zu erwarten, daß dieſe hübſche Staude, in England wenigſtens, im Freien aushalten dürfte. Der krautige Stengel wird 1—1½ Fuß hoch, iſt wenig veräſtelt, die Blätter find 4 Zoll groß, lang geſtielt, herzförmig, handförmig, 5—7 lappig. Blumen ſind mittelgroß, helllila, faſt ſitzend und lange endſtändige Rispen bildend. Abgebildet auf Taf. 5404. Eranthemum tuberculatum, Hook. fil. Acanthaceae. Die Herren Veitch zu Chelſea erhielten Samen dieſer blüthenreichen Pflanze von Sir Daniel Cooper, von woher iſt jedoch leider unbe— kannt. Die Pflanze iſt ein kleiner Strauch, ſtark veräſtelt, ſehr blätter— reich. Die zahlreichen Blüthen ſind rein weiß, achſelſtändig und einzeln ſtehend. Eine empfehlenswerthe Pflanze. Abgebildet auf Taf. 5405. | Hibiscus Hügelii Endl. var. quinquevulnera. (Hibiscus Wrayae Lindl., Paritium Wrayae Walp., H. grossulariae- folius Turcz. H. Meisneri Mig. H. Pinonianus Mig.) . Malvaceae. Eine andere hübſche Malvacee von der Südweſt Küſte von Auſtralien. Die Blumen find groß, bläulich-violett und jedes Blumenblatt iſt am Grunde mit einem dunkelblutrothen Fleck gezeichnet. Abgebildet auf Taf. 5406. 54 Ceropegia Bowkeri Harv. Asclepiadeae. Herrn H. Bowker verdanken wir die Entdeckung dieſer eigenthümlichen Pflanze, der ſie in Südafrika (Caffraria) fand, und von der in dem Gewächshauſe für Suceulenten zu Kew ein Exemplar im vorigen Jahre blühte. Von der knollenartigen Wurzel erhebt ſich ein kurzer Stamm, der ſich dicht über der Baſis in mehrere Stengel theilt, dieſe ſind einfach, ſchlank. Die Blätter ſtehen paarweiſe gegenüber, find 2—3 Zoll lang, 1—2 Linien breit, linienförmig, zugeſpitzt, ſitzend, nach oben ſchmaler werdend. Aus den Achſeln der oberſten Blätterpaare erhebt ſich ein kurzer Blüthenſtengel, kaum 1 Zoll lang, der eine einzelne Blume trägt, deren Kelch beſteht aus fünf linien-pfriemenförmigen blasgrünen Sepalen, ge: färbt mit braun. Die Blumenkrone iſt 1½ Zoll groß (einſchließlich des zurückgebogenen Saumes), blaß gelblich grün. Die Blumenröhre iſt eylindriſch, erweitert und glockenförmig an der Baſis und am obern Theile, der braun iſt und an dem ſich fünf halbglockenförmige Sporen befinden. Die Blü⸗ thenſegmente ſo lang wie die Röhre, länglich-linienförmig, höckerig auf der Oberfläche und unterhalb behaart, hübſch gefranzt an den Rändern, ſtark zurückgebogen nach der Röhre. Abgebildet auf Taf. 5407. Sarcopodium psittacoglossum Lindl. (Bolbophyllum psittacoglossum Rchb. fil. Orchideae. Eine Orchideenart mit kriechendem Stengel, und zahlreichen faſt ei— runden Pſeudobulben. Die Blätter find 3—4 Zoll lang, 2—2½ Zoll breit, elliptiſch, dick, lederartig, lang geſtielt, einzeln an der Spitze der Pſeudobulbe. Die Blumen ſind gelb, grün ſchattirt und hübſch roth liniirt. Sepalen und Tepalen faſt gleich, eiförmig, etwas abſtehend, concav. Die Lippe kürzer als die Sepalen und Tepalen, gefleckt mit dunkelroth, ſehr concav an der Baſis, gegliedert an der zweigezahnten Spitze der langen herablaufenden Säule. Seitenlappen kurz, die Mittel⸗ lappe ſehr zurückgebogen. Abgebildet auf Taf. 5408. (Abgebildet in der Illustration hortic. October 1863.) Paeonia Mou-Tan var. hortensis novae. Auf Taf. 377 der Illustr, hortie. find zwei neue prachtvolle Varietäten der baumartigen Päonie abgebildet, nämlich die P. Moutan var. Madame Stuart Low und President Lambinon, beide im Etabliſſement der Herren Jacob Makoy & Co. in Lüttich aus Samen gewonnen. Von beiden hat Herr Am b. Verſchaffelt einen Theil der Vermehrung erhalten und offerirt dieſelben wie der Züchter das Exemplar zu 20 Fr. (Siehe deſſen neuſtes Verzeichniß No. 73). Die Blumen derſelben ſind von ſehr beträchtlicher Größe (faſt 0,25 Centimetre), gefüllt, nur hie und da ſind einzelne Staubgefäße zwiſchen den Blumenblättern ſichtbar. Bei der Varietät Mad. Stuart Low ſind die Blumen lebhaft kirſchroth, faſt in weiß gegen die Ränder der Blumen— blätter auslaufend, dieſe ſind unregelmäßig, gelappt am obern Rande, kappenförmig. Bei der zweiten Varietät, Président Lambinon, ſind die Blumen herrlich carmoiſin und lila, weiß verwaſchen am Rande, die 55 Blumenblätter ſind unregelmäßig, mehr ausgebreitet, ganzrandig, wellen⸗ förmig. Die Farbe dieſer Varietät iſt bis jetzt noch in keiner anderen vertreten. Hechtia Ghiesbreghtii Lem. Dasyliriaceae. Diefe merkwürdige Pflanze von fo pittoreskem Habitus, an die Dyckia princeps Lem. erinnernd, wurde von Herr Ghiesbreght in Mexico entdeckt und von ihm an Herrn Amb. Verſchaffelt in Gent eingeſandt. Sie iſt eine prächtige Zierde des Kalthauſes. Die Blätter an den noch jungen Exemplaren ſind zahlreich, roſettenartig geſtellt, ſtengelumfaſſend an der Baſis, breit linienförmig, gerinnelt, ſehr dick, ſcharf, ſehr lang, fein zuge— ſpitzt. Die Oberſeite der Blätter am untern Ende derſelben glänzend grün, atlasartig, dunkelpurpurroth nach der Spitze zu auslaufend; die Stacheln ſind weiß, ebenſo die jüngeren Blätter im Centrum der Pflanze. Eine ſehr empfehlenswerthe Pflanze, abgebildet auf Taf. 378. Brahea dulcis Mart. (Corypha dulcis H. B. K.) Palmeae. Taf. 379 des gedachten Journals giebt die Abbildung der genannten eleganten Palmenart. Dieſelbe ſtammt aus der temperirten Region von Mexico, woſelbſt ſie in Gemeinſchaft mit Eichen und Tannen bei la Moroneca, Alto de las Caxas, Chilpantzingo und Mazatlan in einer Höhe von 1000 —1500 Meter über der Meeresfläche vorkommt. Der Stamm derſelben erhebt ſich etwa 3—6 Meter. — Das Holz dieſer Art, von den Eingebornen Palma dulce oder Soyale auch Coviga genannt, iſt ſehr hart und von langer Dauer und dient zum Bauen von Häuſern ıc. Die Blätter ſind feſt und werden wie die vieler Palmenarten zum Decken der Häuſer ꝛc. benutzt, die Früchte werden gegeſſen, daher der ſpezifiſche Name dulcis. (Abgebildet in der Belgique hortic. Septbr. 1863) Rosa Frangois Lacharme. Herr Charles Turner zu Slough, einer der tüchtigften Roſen— züchter Englands, betrachtet die Roſe Frangois Lacharme als eine der koſtbarſten Acquifitionen des Jahres 1862. Seine in Töpfen kultivirten Exemplare dieſer Roſe ſind bedeckt mit Blumen und deren Haltung iſt untadelhaft, er vergleicht ſie mit einer dunkeln Jules Margottin. In den Han— del wurde ſie von Herrn Ch. Verdier gebracht. — Die Blume iſt brillant rofascarmin, purpur ſchattirend, die Blumenblätter find muſchel— förmig, ſchön geformt, die Blumen rund, mit einem Worte eine vorzüg— liche Roſe. Rosa la Comtesse Ouvaroff. Eine prächtige Theeroſe. Die Blume von enormer Größe, ſchön geformt, von zarter gelblich rother Färbung. (Beſchrieben in Gardener's Chronicle.) Pinus flexilis James. Auf den Rocky⸗Mountains, von Neu-Mexico bis zum 40. Längen⸗ grade, bildet ſie ganze Waldungen, in den niederen Regionen mit P. contorta 56 vorkommend, in den alpinen Diſtrikten mit P. aristata, dann auf den Sandia Gebirgen, Neu Mexico, 12,000 Fuß hoch bis auf die Spitze nach Bigelow, auf den Gebirgen von Santa Fe nach A. Fendler. P. flexilis iſt der Repräſentant von P. Cembra der alten Welt in Amerika es iſt ein mittelhoher Baum, 30— 50“ hoch, obgleich ihn Fendler bei Santa Fe 60— 80“ hoch fand. In Colorado iſt es ein herrlicher Baum, mit ſchlankem Stamm, ovaler Krone, faſt von unten auf veräſtelt. Die unteren Zweige ſtehen horizontal, die oberen mehr aufrecht. Das Holz iſt weiß, hart. Die Nadeln an den Spitzen der Zweige gedrängt ſtehend, 5—6 Jahre dauernd, gewöhnlich 172 —2̃ Zoll lang. Scheiden ähnlich denen an P. Strobus oder Cembra, abfallend. Männliche Blüthenkätzchen 4— 5 Lin. lang, eine dichte Rispe bildend 10—12 L. lang, Zapfen ſubeylindriſch, verjüngt an der Spitze, 4—5 Zoll lang, 2 Zoll Durchm. an der breiteften Stelle, kurz geſtielt. Schuppen 12—14 L. lang, 10—12 L. breit. (Gard. Chronicle No. 110.) Larix Lyallii Parlat. Eine neue Lerchentanne an dem öſtlichen Abhange der Rocky-Moun⸗ tains (Felſengebirge) in den Cascaden und Galton Ranges von Lyall entdeckt, im 49. nördl. B. Grade in einer Höhe von 6— 7000 F. Eine merkwürdige Art in Folge der weißgrünen, ſpinnwebenartig überzogenen jun⸗ gen Zweige und Blattknospen. Der Baum wird 36—457 hoch, mithin bleibt er niedriger als L. occidentalis, von dem er ſich durch die Anzahl der Zepf die aus einem Bündel entſpringen, unterſcheidet, wie auch durch den apfen. (Botanical Magazine. Novbr. 1863.) Sauranthera grandifolia. Benth. (Glossanthus? grandifolius Benth.) Cyrtandraceae. Eine hübſche Pflanze durch Samen eingeführt im Garten zu Kew von Hrn. C. S. Pariſh, der fie auf dem Kalkgebirge Zwakabia in Moulmein, in einer Höhe von 2000 F. über dem Meere entdeckte. — Es iſt eine ſich veräſtelnde Staude mit fleiſchigen grünen Stengeln und wird etwa ein Fuß hoch. Die Blätter ſind im Verhältniß zur Größe der Pflanze ungewöhnlich groß, oft 10 Zoll lang, 4 Zoll breit, faſt fleiſchig, ſcheinend hellgrün, blaffer auf der Unterſeite. Die Blumen 1 3. lang und ebenſo weit. Die Blumenröhre weit, eher kurz, hellviolett mit gelb am Grunde. Der Saum ausgebreitet, zweilippig, die obere Lippe 2, die untere Zlappig, auf der Unterſeite dunkelgelb gefleckt. Eine empfeh⸗ lenswerthe Pflanze, die ſich leicht durch Stecklinge vermehren läßt. (Ab⸗ gebildet auf Taf. 5409.) Gardenia octomera, Hook. Rubiaceae, Eine Bewohnerin von Fernando Po, woſelbſt fie von Hrn. G. Mann entdeckt worden iſt, von dem der Garten zu Kew auch Samen er⸗ halten hatte, aus dem junge Pflanzen hervorgegangen ſind. Dieſe Art blühte ſchon in kleinen Exemplaren. Die Blumenröhre iſt 6—8 Zoll lang, der flach ausgebreitete Saum Stheilig, wie die Röhre gelbgrünlich weiß. Abgebildet Taf. 5410.) 57 * Miconia pulverulenta R. & P.*) Melastomaceae. Dieſe, fih durch ihre Blätter vortheilhaft auszeichnende Pflanze ſoll, nach den Ausſagen des Herrn J. Veitch, von deſſen Etabliſſement ſie zuerſt verbreitet worden iſt, von Peru ſtammen. Die Blätter, die, wie ſchon geſagt, die Pflanze empfehlen, erreichen oft eine Länge von 1 Fuß, ſind ſammetartig und wie bei vielen andern Arten dieſer Gattung auffällig netzartig geadert. Die Blumen ſind ſehr unſcheinend. (Abgebildet auf Taf. 5411.) Webbia pinifolia DC. (Conyza canescens Thbg., C. pinifolia Lam., Erigeron capense Houtt., Vernonia pinifolia Less.) Compositae-Vernoniaceae, Wegen der zahlreichen dunkelviolettrothen Blüthenköpfe eine wohl zu empfehlende Pflanze, die ſchon in unmittelbarer Nähe der Capſtadt bis nach Natal vorkommt. Die halbholzigen Stengel erreichen eine Höhe von 12— 14 Zoll und find vom Grunde auf veräſtelt, ſchlank, meiſt gabeläſtig, gleich lang, an deren Spitzen ſich eine ſehr große Anzahl dunkelviolettrother Blumen befinden. (Abgebildet Taf. 5412.) Fugosia cuneiformis Benth. (Hibiscus cuneiformis DC., Lagunaria cuneiformis Don, Hibiscus capriodorus A. Cunn.) Malvaceae. Eine feltene und wenig gekannte Art der Gattung Fugosia, letztere verwandt mit Hibiscus einestheils und Gossypium anderntheils. Zuerſt ſcheint dieſe Pflanze von Allan Cunningham auf Dirk Hartog's Inſel entdeckt worden zu ſein, der ihr den Namen capriodorus beilegte, da ſie einen den Ziegen ähnlichen Geruch führt. Milne fand dieſe Pflanze auf derſelben Inſel und bemerkt, daß ſie eine Seeſtrandspflanze ſei, wofür auch die ſehr dicken fleiſchigen Blätter ſprechen. — Sie bildet einen Buſch mit vielen lanzettlichen oder ſpatelförmigen Blättern, von dicker, fleiſchiger Conſiſtenz. Die Blumen ſind groß, achſelſtändig, einzeln ſtehend, rein weiß mit einem dunkeln blutrothen Flecken am Grunde der Blumen— blätter. (Abgebildet auf Tafel 5413.) (Botanical Magazin, December 1863.) * Dipteracanthus affinis Nees. (Neowedia affınis Schrad.) Acanthaceae. | Jedenfalls eine der ſchönſten Acanthaceen und der jetzt an 90 Arten zählenden Gattung Dipteracantbus, welche der D. spectabilis Hook. nahe ſteht, dieſe letztere hat jedoch dunkelviolettblaue, während die D. affinis brillant hellmennigrothe Blumen hat. Sie ſtammt aus Braſilien, von wo fie durch Herrn Henderſon importirt worden iſt. (Tafel 5414.) * Alle mit einem * bezeichneten Pflanzen befinden ſich auch im Hamburg. Bot. Garten. E. O—o. 58 Eria myristicaeformis Hook. Orchideae. Eine niedliche und lieblich duftende Eria-Art von Moulmein durch Rv. Herrn C. S. P. Parish eingeführt, von dem ſie Herr Low zu Clapton erhalten hat, bei dem ſie im September v. J. blühte. Am nächſten ſteht fie wohl der E. obesa Lindl. (abgeb. Bot. Mag. Taf. 5391), unterſcheidet ſich jedoch hinlänglich, namentlich durch die Structur der Lippe, durch die Pſeudoknollen, wie auch daß ſie in allen ihren Theilen glatt iſt. Die kleinen Blumen in aufrechtſtehender Rispe ſind rein weiß mit gelber Lippe. (Taf. 5415.) Heliconia brevispatha Hook. (Heliconia aurantiaca Hort. Versch.) Musaceae. In der IIIustr. hortic. Taf. 332 iſt dieſe hübſche Pflanze als H, aurantiaca abgebildet und auch von uns unter dieſem Namen S. 446 des 18. Jahrg. der Gartenztg. beſprochen worden. Dr. Hooker bemerkt im Bot. Magazin, daß er dieſe Pflanze, die er auf Taf. 5416 abbilden ließ und beſchrieben hat, nirgends beſchrieben gefunden habe, nur wiſſe er, daß fie 1861 von Verſchaffelt als I. auranliaca nach England gekommen ſei, ein Name, der für dieſe Art kaum paſſend iſt. — Wie ſchon oben erwähnt iſt H. aurantiaca in der IIlustr. X, Taf. 332 abgebildet und von Ch. Lemaire ausführlich beſchrieben worden, ſo daß der ihr von dieſem gegebene Name auch beibehalten werden muß. Ligularia Hodgsoni Hook. Compositae. Eine hübſche Ligularia-Art aus Yezo, der nörblichften Inſel von Japan, daſelbſt entdeckt von dem früheren engliſchen Conſul Herrn C. P. Hodgſon, nach dem dieſe Art benannt iſt. Ob dieſe Pflanze im Freien bei uns aushalten wird, muß erſt die Erfahrung lehren, ſie empfiehlt ſich als Freilandſtaude durch ihre großen goldgelben Blumen. Der Stamm iſt dick und fleiſchig, beblättert, 3—4 Fuß hoch, nach dem untern Ende zu purpurn giſtreift, nach oben ganz grün. Die Wurzel⸗ blätter ſehr lang geſtielt, groß, herzförmig oder halbrund loft ſich der Nierenform nähernd), mehr oder weniger ausgeſchweift, gelappt, Rand gezähnt mit unregelmäßigen aber ſehr ſcharfen Zähnen. Die Stengel— blätter nach oben immer kleiner werdend, zuletzt nur noch blätterartige Bracteen, die kappenförmig den Stengel umfaſſen. Die Blumenköpfe 2—2% Zoll im Durchmeſſer, brillant goldgelb. Die Strahlenblumen, gewöhnlich 16—20, ausgebreitet abſtehend, alle weiblich, die Scheiben— blumen zahlreich. (Taf. 5417.) Adenium obesa R. et S. (Nerium obesum Forsk. Pachypodium obesum Don. Cameraria obesa Spr. Adenium Honghel Lindl.) Apocyneae. Eine eigenthümlich ausſehende Pflanze aus Arabien und zuerſt von Forskal erwähnt in ſeiner Flora Aegyptiaco-Arabica. Schon vor 1846 war die Pflanze lebend im Garten der Gartenbau-Geſellſchaft zu London durch die Directoren der Oſtindiſchen Compagnie von Aden eingeführt. ‘4 59 Im Jahre 1862 erhielt der Garten zu Kew ebenfalls von Aden lebende Pflanzen, die im vorigen Jahre blühten. Nach einer Photographie und nach den Mittheilungen des Capitains Playfair (jest k. engliſcher Conſul zu Zanzibar) erreicht dieſer Strauch eine beträchtliche Höhe und gewährt einen eigenthümlichen Anblick in Folge feiner dicken hin- und hergewun- denen Zweige. — Die Blumen ſind jedoch ſehr hübſch, denen des bekannten Oleander ähnlich. (Taf. 5418.) x Burlingtonia decora Lem. var. picta. Orchideae. Im October v. J. blühte dieſe liebliche Pflanze in der Sammlung des Herrn Bateman, der ſelbige aus Braſilien erhalten hatte. Die Blumen dieſer Varietät ſind rein weiß, die Petalen und Sepalen ſind reich gefleckt mit dunkelviolettpurpur. Die Blätter an dieſer Pflanze ſind auch kürzer und ſchärfer zugeſpitzt, als bei der B. decora, abgebildet auf Taf. 4834 des Botan. Mag. und gleichen mehr denen der B. rigida Lindl., dennoch glaubt Hooker, daß ſie nur eine Varietät von B. decora ſei. (Taf. 5419.) (Abgebildet in der IIlustr. hortic. Novbr. 1863.) Phrynium Van-den-Heckei Hort. Versch. Eine ſehr empfehlenswerthe buntblättrige Pflanze, von Herrn Ba— raquin in Braſilien entdeckt und bei Herrn Am br. Verſchaffelt ein— geführt. Die Blätter find lang geſtielt, 8—40 Zoll lang, 4—5 Zoll breit, die bei üppiger Kultur wohl noch eine größere Dimenſion annehmen dürften, nach unten verjüngt auslaufend. Die Oberfläche iſt dunkelſaftgrün, die Unterfläche iſt dunkelbraunroth. Dieſe hübſche Art iſt unter obigem Namen von Lemaire im No⸗ vember Hefte v. J. Taf. 380 abgebildet und ausführlich beſchrieben worden, faſt gleichzeitig auch von K. Koch in der Wochenſchrift (in No. 44 vom 31. Oetbr.) als Calathea picturata C. Koch et Lind. beſchrieben worden. Tacsonia van-Volxemii Funk. Passifforeae. Dieſe ausgezeichnete und diſtinkte Art ſtammt aus Neu-Granada, woſelbſt ſie von den Eingebornen in ihren Gärten kultivirt und Courouba genannt wird. Die Pflanze wurde 1858 durch einen Pflanzenfreund zu Brüſſel, Herrn van Volxem eingeführt. — Wie alle Tacsonia hat auch dieſe einen windenden Habitus, die Blätter ſind tief und unregelmäßig drei— lappig, hellgrün. Die Blumen ſtehen einzeln, ſind achſelſtändig, hängend, an ſehr langen dünnen Blattſtielen. Die Blumenkrone beſteht aus 9— 10 Blumenhüllblättern, prächtig ſcharlachroth gefärbt. Eine ſehr empfehlens— werthe Pflanze, abgebildet auf Taf. 381. Camellia Fanny Sanchioli. Eine ſehr regelmäßig gebaute Blume, aus Italien ſtammend und im Beſitze von Herrn Ambr. Verſchaffelt. Die Blumen ſind groß, rein weiß mit einem leichten röthlichen oder auch gelblichen Anflug im Centrum. Die Blumenblätter ſind groß, abgerundet, zweilappig am obern Saume. (Abgebildet auf Taf. 382.) CN N 60 Geographiſche Verbreitung des Mesquite- Baumes, einer Art amerikaniſchen Gummi arabicum-Baumes; auch Metzgueet, Muckeet, Musquit genannt, von dem Aztekiſchen „Mizquitl“ abgeleitet. Er wurde zuerſt von Dr. James entdeckt, der im Jahre 1819 mit Oberſt Long eine Expedition nach den Rocky Mountains unternahm. Amerika— niſche Botaniker beſtimmten ihn als eine Species des Geſchlechts Prosopsis (Prosopsis sp. pl. oder Pros. dulcis H. B. K.), fpäter aber wurde er von ihnen unter dem Namen Algarobia glandulosa beſchrieben. Derſelbe ſchwitzt einen dem gewöhnlichen Gummi arabicum faſt gleichen Saft aus (vergl. Bonpl. V, p. 12) und trägt eine als Nahrungsmittel und Viehfutter ge— ſchätzte ſchotenartige Frucht, die derjenigen des Johannisbrodbaumes (Ce- ratonia Siliqua L.) ähnlich iſt. Mehr als 12 andere Species von Alga- robia ſind in Mexico und an der Weſtküſte von Südamerika einheimiſch. Ueber die Verbreitung dieſes Baumes ſagt Capitain R. B. Marcy von der Ver. St.⸗Armee über die Expedition nach den Quellen des Brazos und Big Witchita-Fluſſes vom Jahre 1854: „Während meiner früheren Reifen über dieſe Ebenen hatte ich bemerkt, daß der Mesquite Mezquite)- Baum ſich über weite Landſtriche ausbreitete und hatte mancher ſeiner nützlichen Eigenſchaften, wie ſeine Dauerhaftigkeit und ſeine Verwendbarkeit als Brennmaterial wahrgenommen, nie aber habe ich mich ſo vollſtändig von ſeinem Werthe überzeugt, als während des vergangenen Sommers. Derſelbe bedeckte einen großen Theil des Landes, durch welchen wir reiſten, und unſere Aufmerkſamkeit wurde namentlich auf das aus Stamm und Aeſte ſchwitzende Gummi hingezogen, das dem im Handel vorkommenden Gummi arabienm ſehr nahe ſteht. Da ein großer Theil des betreffenden Territoriums noch unerforſcht iſt, fo können wir die geographiſche Ver— breitung des Baumes noch nicht genau beſtimmen, meine eigenen Beob— achtungen aber ſetzen mich in den Stand, die beſtimmte Behauptung aus: zuſprechen, daß derſelbe nur in den großen Ebenen des Weſtens und Sü— dens einheimiſch iſt, weit über die Grenzen der meiſten andern Baum: Varietäten ſich ausdehnt und gerade in ſolchen Localitäten eines Theils des Landes vorkommt, wo kein anderer Baum wächſt, indem er zugleich den Bedürfniſſen der Bewohner dieſer Landſtriche ganz beſonders zu ent— ſprechen ſcheint. Zwiſchen dem 26“ und 360 N. Br. und dem 970 und 103 W. Br. von Gr., alſo den mittleren Theil von Texas umfaſſend, findet man den Baum in großer Menge, ſo daß oft weite Strecken damit bewaldet find; er iſt auch in der That die einzige Silva dieſes Landes- theiles. Derſelbe wird ebenfalls an vielen Orten zwiſchen dem Felſen— gebirge und dem Stillen-Ocean angetroffen, doch ſcheint er in der Nach— barſchaft des Gila-Fluſſes beſſer zu gedeihen und größere Dimenſionen anzunehmen, als in irgend einer andern Localität, weſtlich vom Rio del Norte. Geht man vom 330 N. Br. noch weiter nach dem Norden, ſo werden die Bäume nach und nach immer kleiner, bis ſie zuletzt blos noch Büſche find und endlich wenn man ſich dem 36“ nähert, gänzlich ver: ſchwinden. Die ausgedehnte geographiſche Verbreitung des Mosquite— Baums und ſeine mannigfaltige Verwendbarkeit machen ihn ſehr nützlich, Fi Ye 61 und ich zweifle nicht, daß er für die Bewohner eines großen Theils unſers neuen Territoriums künftig von der höchſten Wichtigkeit werden wird. — Den Baum beſchreibt Marcy als niedrig, felten über 20“ hoch, mit einem im Durchſchnitt 4— 15“ ſtarken Stamm; die Zweige find kurz ge— krümmt und dick mit ſtarken Stacheln beſetzt; Blätter gefiedert, Rinde dunkelgrau, das Holz ſpröde, aber äußerſt dauerhaft. Das von Marey geſammelte Gummi, zeigte alle Eigenſchaften des Gummi arabicum. Die Frucht war ſehr Zuckerhaltig und nahrhaft, ſie bildet überall ein Nah— rungsmittel der Eingebornen und die nach Kalifornien wandernden Emi— granten verdanken derſelben oft ihre Erhaltung und die ihres Viehes. (Peterm. Geog. Mitth.) — En — Manna der Israeliten. Mit der klaren Erkenntniß ſchwand zuſehends die poetiſche Anſchau— ung, die wir in den bibliſchen Erzählungen finden, und ſo auch der Nimbus der Wunderbaren, welcher die Geſchichte der Auswanderung des jüdiſchen Volkes aus Egypten und ſein an Abenteuern reicher Eroberungszug nach Pa läſtina begleitete. Der Wachtelregen in der Wüſte wurde auf die kurze Wanderzeit dieſes Vogels beſchränkt, und auch das Manna fiel nicht in Menge vom Himmel herab, ſondern mußte an den Zweigen eines Strauches mühſam abgeleſen werden. Seezen hat nämlich an den Zweigen der galli— ſchen Tamariske, die in dem Wady el Araba häufig wächſt, jenem Thale, durch welches (wahrſcheinlich vor dem vulkaniſchen Ausbruche, der Sodom und die benachbarten Städte zerſtörte), einſt die Gewäſſer des Jordan ſich in den Meerbuſen von Akaba ergoſſen, kleine Mannakörnchen entdeckt, die noch jetzt von den dortigen Beduinen eingeſammelt werden, ihre Menge iſt aber ſo gering, höchſtens im Jahre etwa 500 Pfund, daß dieſes Manna als Nahrungsmittel für ein ganzes Volk gar nicht in Betracht kommen kann, ſondern bei ihnen nur die Stelle unſrer Confituren vertritt. — Neuerdings, im Jahre 1857, hat unſer deutſcher Naturforſcher Unger auf eine Flechtenart, Lecanora esculenta, aufmerkſam gemacht, die in den meiſten Wüſtenthälern von Kleinaſien, Arabien, Perſien, der Tartarei, der Krim und der algieriſchen Sahara ꝛc. ungemein häufig wächſt. Sie wird, weil ſie auf dem ſandigen Boden nur locker aufſitzt, leicht durch den Wind von den Hügeln herabgeweht und bedeckt in den Vertiefungen dann den Boden oft weithin mehre Zoll hoch. Den Schafen dient ſie als willkom— mene Nahrung, die Menſchen bereiten aus ihr Brod. — Unger fand den Geſchmack dieſes Manna angenehm ſüßlich und mehlartig, faſt wie ein Gemenge von Milch und Mehl. Die meiſten anderen Flechten, die beſonders im hohen Norden in Zeiten des Mangels als Nahrung für Menſchen und Thiere dienen, zeichnen ſich durch einen unangenehm bittern Beigeſchmack aus. — Mit dieſen von Unger angegebenen Eigenſchaften ſtimmt auch die bibliſche Erzählung überein, daß die Israeliten das Manna ſammelten, um daraus Brod zu backen, wozu das Tamariskenmanna Seezen's, als eine Art Zucker, ſich keineswegs eignet. — Schon im Jahre 1828 legte Thenard der Pariſer Akademie der Wiſſenſchaften Proben der nämlichen eßbaren Flechte aus Algerien vor, ohne dabei an das Manna 15 5 1 62 BR der Israeliten zu denken. Sie heißt in Arabien Takaout, in Algerien Ousch-el-ard (Exerement der Erde) und beſteht aus höchſtens erbſengroßen, zuſammenhängenden ründlichen Körnern von gelblich, grüner Farbe und weiß— lich mehligem Ueberzuge. Den Geſchmack beſchreibt er als ſchwach ſtärke— artig mit einem Beigeſchmacke, ähnlich den Champignons. Im heißen Waſſer ſchwillt fie auf, mit Milch, Butter und Salz gekocht, ſchmeckt fie zart und angenehm. Es ſcheint alſo durch dieſe Entdeckung unſers Lands⸗ mannes die Frage nach dem Manna der Juden außer Zweifel geſtellt. e Entzündbarkeit der Blüthen von Dictamnus albus. Medizinalrath Dr. Hahn ſchreibt im Jahresb. des Naturforſch. Ver. in Hannover, daß der Diptam in früheren Zeiten einen hohen Werth als Arzneimittel hatte, weshalb er auch Edeldiptam genannt wurde, allein neuerdings iſt er, wie ſo manche unſerer einheimiſchen Arzneipflanzen, durch aus ländiſche Droguen verdrängt, obſolet geworden. Die Pflanze iſt je— doch noch durch einen andern Umſtand berühmt geworden. Linné's Tochter, welche ſich auch mit Botanik beſchäftigte, war eines Abends der blühenden Pflanze mit einem brennenden Lichte nahe gekommen, und es war um die Blüthen eine kleine Flamme aufgelodert, ohne daß dieſelben dabei verſengt waren. Das Experiment war nachher mehrfach wiederholt, aber nie gelungen, ſo hatten es dann manche Gelehrte für eine mangel— hafte Beobachtung oder Sinnestäuſchung angeſehen, andere aber vielfache Hypotheſen zu ſeiner Erklärung aufgeſtellt, unter welchen früher namentlich eine derſelben vielen Anklang ſand, welche die Erſcheinung daraus erklären wollte, daß die Pflanze Waſſerſtoff entwickelte, welcher dann allerdings durch eine Lichtflamme entzündet werden konnte. Neuerdings, wo dieſe Hypotheſe nicht mehr haltbar iſt, wird das Factum mehr als ein Curioſum erwähnt und wohl durch die Entwickelung von ätheriſchem Oele in den Blüthen erklärt. Da ich früher vielfach einen Garten beſuchte, in welchem kräftige Diptampflanzen wachſen, ſo habe ich den Verſuch öfters wiederholt aber immer vergebens, und glaubte auch, daß wohl ein Irrthum bei der Beobachtung ſtattgefunden hatte. In dem trockenen heißen Sommer von 1857 wiederholte ich den Verſuch, da ich glaubte, daß die warme Wit— terung auf die Vegetation der Pflanze kräftiger eingewirkt hätte; ich brachte ein brennendes Zündkerzchen in die Nähe eines eben aufgeblühten Blu— menſtengels, allein vergebens; indem ich nun das Kerzchen anderen Blü— thenſtengeln näherte, kam ich auch einem faſt abgeblühten nahe, und plötzlich ſtieg an demſelben eine röthliche, kniſternde, ſtark rußende Flamme in die Höhe, welche einen ſehr intenſiven aromatiſchen Geruch hinterließ und den Stengel nicht beſchädigte. Ich habe ſeitdem den Verſuch in den letzten Jahren vielfach wiederholt, und er iſt mir auch in den letzten feuchten kalten Sommern ſtets gelungen, ſo daß er nicht von der Witterung abhängt; ich habe dabei folgende Reſultate gewonnen, aus welchen ſich die Erſchei— nung erklären läßt. An den Stielen der Blüthenkelche und auch an dem oberen Theile des Stengels ſitzen eine Menge kleiner braun - röthlicher Drüſen, welche ein ätheriſches Oel abſondern. Dieſe ſind beim Aufblühen * air 8 * noch wenig entwickelt, erreichen ihre Ausbildung kurz nach dem Abblühen, und verſchrumpfen dann wieder bei der weiteren Ausbildung der Frucht; deshalb kann der Verſuch nur in der Periode des Abblühens gelingen; am geeignetſten ſind die Stengel, welche unten abgeblüht ſind und oben noch einzelne Blüthen haben; beim Aufblühen ſind die Drüſen noch nicht genug entwickelt, und nachher fangen ſie an zu verſchrumpfen und ſondern kein ätheriſches Oel mehr ab. Wenn man nun in der richtigen Zeit den unteren Drüſen eine Flamme nähert, ſo entzündet ſich das ätheriſche Oel und die Flamme ſteigt immer weiter bis zur letzten nach oben, bis zur Spitze fort; iſt der Stengel nur halb abgeblüht, ſo kann man nur den unteren Theil entzünden, die Flamme erliſcht dann nach der Spitze zu, weil ſie dort keine Nahrung findet; auch läßt ſich derſelbe Stengel nicht zum zweiten Male entzünden, weil das ätheriſche Oel nicht mehr abge— ſondert wird. Der Stengel ſelbſt wird nicht entzündet, weil er noch zu friſch iſt, und weil die Flamme ſehr raſch, faſt blitzähnlich daran hinläuft. Der dabei entwickelte Geruch iſt ſehr intenſiv, dem Weihrauch ähnlich und für empfindliche Perſonen, zumal wenn mehrere Stengel nach einan— der entzündet werden, zu ſtark. 2 Düngungs⸗Mittel im Orient. Erſt ſeit wenigen Jahren iſt man in Griechenland auf die Wichtigkeit und auf den Nutzen des Düngers in der Landwirthſchaft aufmerkſam ge— worden, während in früherer Zeit Niemand an Düngung dachte und alle dazu verwendbaren Stoffe und Miſt auf Wegen und Straßen zerſtreut und nutzlos liegen blieben. Der beſte Dünger iſt Ziegen- und Schafmiſt, der ſich allmälig in den Mandoch oder Höhlen anhäuft, wo dieſe Thiere während der Nächte, um ſelbe melken zu können, eingeſperrt werden. Der Ziegenmiſt iſt den Bodenverhältniſſen des Landes am meiſten geeignet, da anderer Dünger nach dem Ausdrucke und den Erfahrungen der Oekonomen zu hitzig iſt. — Pferde- und Kuhmiſt iſt ſelten zu haben, weil derſelbe meiſtentheils vertragen wird, indem der griechiſche Bauer Abends ſeine Eſel und Ochſen auf das nächſte Feld hinaustreibt, um ſich ihre Nahrung ſuchen und die Diſteln abfreſſen zu laſſen. — Schaf- und Ziegendünger ſind den Oliven- und auch den Staphiden-Pflanzungen ſehr dienlich und mittelſt eines Quantum von ein paar Körben voll dieſes Düngers, das in eine um den Stamm gegrabene Grube geworfen wird, düngt der ra— tionelle Landmann ſeine Olivenbäume. — Felder zu düngen iſt im Oriente nicht bekannt, wahrſcheinlich aus Urſache des Mangels an Dünger, und bleibt der Acker nur 1 — 2 Jahre brach liegen, ſo bringt derſelbe unter dem glücklichen Himmel des Landes auch ohne Düngung und mühſame Bearbeitung wieder freudig Früchte. Von künſtlichen Dünger-Sorten, von Guano ꝛc. kennt man nichts im Oriente und nach Verſuchen mit dem letzteren in Gärten zu urtheilen, zeigte ſich derſelbe nicht ſehr vortheilhaft, ſo daß man dieſe Düngungsart aufgab. Straßen⸗Unrath und auch Menſchen-Exeremente werden verführt und in Gärten gegenwärtig nicht benutzt. * 1 N 64 bi In Betreff anderer Düngungsmittel erhielt ich aus Patras von einem Freunde folgende intereſſante Mittheilung: „In der Nähe einer Schmiede wohnend, habe ich beobachtet, daß der Schmied den ſogenannten Hammer; ſchlag und die Abfälle von Kohlen oder Kohlenſtaub zum Düngen ſeiner Pomeranzenbäume und auch auf Staphiden- Pflanzungen verwendete. Nach Verlauf von ein paar Jahren veränderten die erſteren zu ſeiner größten Freude die frühere bleichſüchtige, gelbgrüne Farbe der Blätter in ein ſchönes tiefes Grün. Der frühere kränkliche Zuſtand der Bäume änderte ſich * jene Bäume ſchön und kräftig und reichlich mit Früchten beladen. Ebenſo kräftig wirkend zeigte ſich dieſer eiſenhaltige Kohlenſtaub auf die Staphi— denpflanzen, deren Blätter ein tieferes Grün zeigten und auch größere Trauben bekamen als andere Weinarten, die man des Verſuches und des Unterſchiedes halber nicht mit dieſem Mittel düngte.“ Ich beabſichtige im größeren Maßſtabe Verſuche anzuſtellen, um die Reſultate genau zu er: proben. X. Landerer. Cultur der Ananas. Unter allen Früchten, die wir in Treibhäuſern heranziehen, ſteht noch immer die Ananas mit als die Königin der Früchte da, und es wird ſtets hervorgehoben, wenn in einem Garten auch Ananas erzogen werden. Es iſt daher wohl nicht am unrechten Orte, den mit der Cultur der Ananas wenig Vertrautern eine Culturmethode vorzuführen, welche ſich als wenigſt zeitraubend und praktiſch bewährt hat. | Die fo oft ausgeſprochene Klage, daß es zu langer Zeit bedürfe, eine Ananasfrucht zu erziehen, hat inſofern ihren Grund, als man noch viel— fach von dem Gedanken ausgeht, die Ananaspflanze müſſe drei Jahre alt werden, ehe ſie eine Frucht bringen könnte. — Wäre dem wirklich ſo, ſo wäre der Vorwurf inſofern gerechtfertigt, als das Warten von drei Jah: ren in der That langweilig ſein mag, zumal die alte Pflanze nach dem Tragen untauglich geworden und die an derſelben ſich bildenden Keime, welche zur Fortpflanzung benutzt werden, ebenfalls erſt wieder drei Jahre bedürften, ehe ſie eine Frucht zu zeigen im Stande ſeien. Bei der rich— tigen Pflege ſtarker Keime, ſogenannter Ananaskindel, bedarf es aber dieſer Zeit nicht und es kann ſchon im zweiten Jahre eine gleiche Frucht erzielt und zur Reife gebracht werden. Ich will daher von dieſem Standpunkte ausgehen und mit der Anzucht ſogenannter Ananaskindel im erſten Jahre beginnen und mit dem Fruchtbringen im zweiten Jahre beenden. Die Ananaskindel, welche man nach dem Abernten der Frucht von der Mutterpflanze losgetrennt und im Ananashauſe trocken aufbewahrt hat, werden Ende März oder Anfang April in hierzu eingerichtete Miſtbeete ein und einen halben Fuß weit auseinander in Verband eingepflanzt. Die Käſten hierzu müſſen durch Pferdedünger angelegt fein, einen guten Um: ſchlag bekommen und 2 Fuß Höhe an der Hinterwand und 1½ Fuß Höhe in der Vorderwand haben. Dieſe Käſten werden mit poröſer Walderde, beſtehend aus verrottetem Mooſe und Kiefer-Nadeln, der man einen guten 85 85 Theil Düngererde beimiſchen kann, 1 Fuß hoch angefüllt und nach vorher⸗ gegangener Abdampfung und Abkühlung der Erde mit den Ananaskindeln beſetzt. — Bei zu großer Hitze der Erde verbrennen die Schößlinge ſehr leicht. Dieſelben werden 2 Zoll tief eingeſetzt, angedrückt und nach dem Einpflanzen geſchloſſen gehalten. Bei eintretendem Sonnenſchein iſt es beſſer, etwas Schatten zu geben, als hoch zu lüften, damit während der erſten Zeit eine mehr geſchloſſene Luft im Kaſten vorwaltet, was das An⸗ wachſen der Schößlinge nur befördert. Von der Zeit des Anwachſens an bis zum Herbſt kann das Luftgeben geſteigert werden, damit die Pflanzen mehr gedrungen wachſen, als geil in die Höhe emporſchießen. In den heißeſten Sommertagen gebe man lieber etwas Schatten in den Mittags: ſtunden, als zu hohe Luft. Vornehmlich aber habe man ſein Augenmerk darauf, die Luft und den Schatten nicht etwa nach einem in den Mittags: ſtunden entſtandenen Gewitter ganz wegzunehmen, und vergeſſe nicht, bei eintretendem Sonnenſchein nach dem Gewitter den Kaſten wieder zu lüften und zu beſchatten; man würde unbedingt ſeine Pflanzen der Gefahr eines Verbrennens Preis geben. Iſt man überzeugt, daß die Pflanzen vollſtändig Wurzel gefaßt, ſo wird es nöthig, denſelben durch das Gießen mehr Nahrung zuzuführen. Zu dieſem Zwecke iſt es gut, die Pflanzen Abends oder ganz zeitig des Morgens zu überbrauſen; geſchieht letzteres, ſo muß bei Zeiten gelüftet werden, damit die Pflanzen vollſtändig abgetrocknet ſind, ehe ſie von der Sonne getroffen werden. Ein Begießen der Erde richtet ſich nach der Wit: terung und kann wohl alle 14 Tage bis 3 Wochen geſchehen. Dabei iſt es gut, in der heißeſten Zeit, die von Anfang Juli bis Ende Auguſt dauern kann, einen Düngerguß abwechſelnd zu geben, der am beſten mit Hornſpanwaſſer zu bewerkſtelligen iſt. Die Tauglichkeit des Waſſers zeigt ſich in der Gährung des auf die Hornſpäne gebrachten Waſſers durch Blaſen, grünliche Färbung und ſcharfen Geruch. Sind die Pflanzen bis Ende September herangewachſen, ſo laſſe man mit dem Gießen, Spritzen und Luftgeben nach und behalte ſie bis Mitte oder Ende October darin, je nachdem man dann an das Einpflanzen in das Fruchthaus geht. — Bevor ich von der Art und Weiſe des Einpflan- zens und der weitern Behandlung im Fruchthauſe reden will, wird es nothwendig, das Beet in Erwähnung zu bringen, worauf die Früchte zu ſtehen kommen. Mag nun die Art und Weiſe der Düngerbeete, oder Roſtbeete, unter denen Heizungen gelegt, vorherrſchend ſein, mögen die Fruchtpflanzen hier und da in Töpfe gepflanzt und in erwärmte Beete eingegraben werden, oder in die freie Erde der Beete gepflanzt ſein, ſo will ich hier nicht er— örtern, welche Methode wohl beſſere Reſultate bringen könnte. Ich habe auf Düngerbeeten gezogene Früchte in ebenſo großer Vollkommenheit als auf Roſtbeeten geſehen, unter denen eine Dampfheizung, eine Waſſer⸗ heizung oder ein einfacher Kanal ging. Weder die in freier Erde ſtehen— den noch die in Töpfen cultivirten geben einander etwas nach, und deshalb könnte man wohl behaupten, daß alle genannten Erziehungsmethoden zu einem gleichen Reſultate führen können. Ich will mich hier nur auf die Methode beſchränken, die ich in meiner Praxis als bewährt befunden und Hamburger Garten- und Blumen-Beitung. Band XX. 5 66 andern Züchtern überlaffen, ihre Methoden mitzutheilen, was jedenfalls im Intereſſe der Gartenliebhaber und Gärtner ſein würde, da dem einen dieſe oder jene Methode bei feiner getroffenen Einrichtung bequemer wer- den könnte. Ich habe die Fruchtpflanzen ſtets auf Roſtbeete gepflanzt, unter denen nur ein einfacher Kanal ging, obgleich von ſolchem die Be— hauptung gilt, daß er zu trockne Wärme erzeugt, und dieſe Methode habe ich während meines langjährigen Aufenthaltes in Schleſien gleichfalls von tüchtigen Ananaszüchtern anwenden ſehen, deren Reſultate Nichts zu wün— ſchen übrig ließen. — Der Roſt beſteht aus einer Dielung runder, 5 bis 6 Zoll haltender Hölzer, worüber erſt Rohr, dann Moos und zuletzt eine einen Fuß hohe Lage gleicher Erde wie die zu den Beeten zu verwendende gebracht wird, die in ihrem poröſen Zuſtande die Wärme eher durchdringen läßt als eine compacte Erde. Was die durch Kanalheizung erzeugte trockne Luft anbelangt, ſo iſt ja Waſſer ein einfaches Mittel, zeitweiſe eine feuchte Luft hervorzubringen. | | Vor dem Einpflanzen ift es gut, das Erdbeet erſt zu erwärmen, da die aus den Käſten herausgeriſſenen geſtörten Pflanzen einer Unterwärme zum Anwachſen bedürfen. Eine Bodenwärme von 20 Grad Reaumur und eine Hauswärme von 15 Grad iſt hierzu erforderlich. Iſt man nun Willens, das Einpflanzen vorzunehmen, ſo werden die Pflanzen aus dem Beete herausgehoben, die Wurzeln und der untere alte Wurzelſtock abgeſchnitten und die Pflanzen bei 1½ Fuß Entfernung einige Zoll tief eingeſetzt und angedrückt. Ein Angießen iſt nicht erforderlich, da die aufgebrachte Erde Feuchtigkeit genug beſitzt, um den ſich neu zu bil⸗ denden Wurzeln die nöthige Nahrung zuzuführen. So können die Frucht— pflanzen, ohne begoſſen zu werden, bis Mitte oder Ende Januar verblei— ben, wonach man mit dem Treiben beginnen kann. Sobald man mit dem Treiben anfängt, wird es nöthig, den Pflanzen eine erhöhte Temperatur von 18 Grad Reaumur und der ausgetrockneten Erde einen ordentlichen Durchguß zu geben. Gerade dieſer Umſtand, die ſchnelle Abwechſelung der Trockenheit und Feuchtigkeit und die dabei er— höhte Temperatur iſt geeignet, ein Durchgehen der Früchte zu bewirken. Das Gießen muß mit erwärmtem Waſſer geſchehen und nachher kann bei ſonnenhellen Tagen ein Ueberſpritzen mit lauwarmem Waſſer Abends oder ganz zeitig des Morgens erfolgen. Eine feuchte Luft iſt von nun an un— umgänglich nöthig, wenn die ſich zeigenden Früchte kräftig heraus wachſen ſollen; auch die Wege müſſen fleißig beſpritzt werden. Sobald aber die Blüthezeit eintritt, unterlaſſe man das Spritzen, da der Befruchtung da— durch Einhalt gethan, die Beeren der Früchte nicht genugſam anſchwellen und den erwünſchten Saftreichthum bekommen würden. Nach der Blüthe muß aber mit dem Spritzen weiter fortgefahren und der Erde einigemale ein Düngerguß gegeben werden, beſtehend aus Hornſpanwaſſer, der das „Schwellen der Früchte ungemein befördert. et Bei fonnigen Tagen iſt es nöthig, dem Haufe in den Mittagsſtunden auch etwas Schatten zu geben und nach trüben Tagen, bei plötzlichem Hervortreten der Sonne, daſſelbe zu thun, um die Blätter nicht dem Ver⸗ brennen auszuſetzen, was einestheils den Pflanzen nachtheilig iſt und an— derntheils dem Auge einen ſchlechten Anblick gewährt. Ein Oeffnen der 67 Thür iſt in den heißen Mittagsſtunden auch gut, und man hüte ſich, bei plötzlich eingetretenem Gewitter in den Mittagsſtunden die Thür zu ſchlie— ßen und ſo die im Hauſe erhöhte Temperatur gefährlich auf die Pflanzen wirken zu laſſen. Haben die Früchte ihre Reife gezeigt, ſo kann man, um dieſelben länger zu erhalten, mit der erhöhten Temperatur nachlaſſen. Um nun in der erwähnten Zeit der Cultur, vom Einſetzen der Schöß— linge bis zur Fruchtreife, zu erwünſchtem Reſultate auch in fernern Jahren zu kommen, iſt es nöthig, das Augenmerk bei Zeiten auf die Ananaskindel zu richten, da es ſchon von deren Stärke und Größe mit abhängt, um ſich in ſeinen Erwartungen zu vergewiſſern. Zu dieſem Zwecke iſt es gut, nicht alle ſich ausbildenden Keime an der Fruchtpflanze zu laſſen, ſondern nur höchſtens 3 bis 4, während man die andern abnehmen und in einen Kaſten ſtecken kann, in welchem ſie bis zum Herbſte noch zu einer ganz hübſchen Stärke heranwachſen können. Im Herbſte werden dieſe, wie die an dem zurückgebliebenen Strunke der Fruchtpflanze ſich befindenden Schöß— linge, welche abgedreht werden, trocken im Ananashauſe aufbewahrt und zu dieſem Zwecke zu zwei oder drei in Töpfe oder mehrere in Käſtchen zuſammen in Moos gepflanzt und ohne zu gießen bis zu der Zeit darin gelaſſen, wo man ſeine Miſtbeete anlegt, um die Schößlinge, nachdem ſie von den unten daran befindlichen trocknen Blättern befreit, darin auszu— pflanzen und ſie, wie oben angegeben, zu Fruchtpflanzen heranzuziehen. Bevor ich jedoch mit dieſen Andeutungen abſchließe, kann ich nicht unerwähnt laſſen, daß die Ananaspflanzen von einem Inſekt bedroht wer— den, welches ſich leicht in die Häuſer einſchleicht, worin die Ananasfrüchte erzogen werden ſollen. Man kann dieſem Uebel ſehr vorbeugen, wenn man bei der Anlage ſeines Ananashauſes darauf bedacht iſt, daſſelbe rein nur für dieſe Pflanzen zu erbauen. Wer es jedoch wünſcht, neben ſeinen Ananas auch andere Pflanzen darin zu cultiviren, der hüte ſich wenig— ſtens, ſolche Pflanzen in die Nähe ſeiner Ananas zu bringen, die gleich— falls von dem erwähnten Feinde heimgeſucht werden. Es iſt eine weiße Schildlaus, Coccus Bromeliae, die ſich in furchtbarer Weiſe auf das Ra— pideſte vermehrt, legionenweiſe in den Blattanſätzen lebt und, wenn ſie ſich einmal eingefunden, nie wieder ganz vertilgt werden kann. Die in den Blattwinkeln ſitzenden Schößlinge werden ſchon in der erſten Zeit ihres Erſcheinens angeſteckt, davon heimgeſucht und ſo die Schildläuſe auf dieſe Weiſe für alle Zeiten der Cultur fortgepflanzt. Ein Putzen der von den— ſelben befallenen Blätter der Ananaspflanzen iſt wohl denkbar, aber ein gänzliches Vertilgen dieſes Ungeziefers iſt eine Unmöglichkeit, da man gar nicht in die Blattanſätze hineinkommen kann, ohne dieſelben von der Pflanze zu entfernen. Es iſt daher kein einziges Mittel, als ſämmtliche Ananas— pflanzen zu entfernen, wo möglich zu vergraben und den Kaſten wenigſtens auch zu reinigen, worauf die Pflanzen geſtanden. Selbſt mit der Erde muß man vorſichtig ſein, worin ſolche Pflanzen geſtanden, da die abge— ſtockten darin verbliebenen Blätter dieſes Ungeziefer auch weiter verbreiten können. Von andern Pflanzen ſind es namentlich ſolche aus der Familie der Bromeliaceen, der ananasartigen Pflanzen, als z. B. die Aechmeen, die Bilbergieen und Guzmannien; auch die Cycas revoluta, die ſchöne 5* 68 Sago gebende Pflanze, iſt oft damit behaftet. Es iſt daher rathſam, dieſe Pflanzen mit den Ananaspflanzen nicht in Verbindung zu bringen, wenn man ſich nicht der Gefahr eines gänzlichen Fehlſchlagens ſeiner Mühe bei der Ananascultur ausſetzen will. L. Schroeter. — 2 — Zimmer ⸗Decorationspflanzen. Der Ausdruck: Decorationspflanze hat ſich in neueſter Zeit immer mehr in die Verzeichniſſe der Handelsgärtner eingefunden und das Augen- merk iſt von den Pflanzenliebhabern nicht mit Unrecht hierauf gerichtet worden. Schmücken wir doch Zimmer und Säle bei allerlei Feſtlichkeiten mit Pflanzen und ſuchen wir immer nach ſolchen, welche die Localitäten namentlich durch ſchön geformte Blätter auf das Angenehmſte und Ge- ſchmackvollſte zieren. — Ich will hier von ſolchen Pflanzen ſprechen, die ſich beſonders dazu eignen und hauptſächlich die Zimmercultur vertragen, was ja von vornherein vom Blumenfreunde, der aufs Zimmer nur ange- wieſen iſt, ins Auge gefaßt wird. — Es iſt ja auch natürlich, daß man bei dem Opfer, welches man dieſer oder jener Pflanze bringt, auch die Freude des Gedeihens haben will und es iſt daher Sache der Gärtner, auf ſolche Pflanzen beſonders mit hinzuarbeiten, die ſich zu dieſem Zwecke eignen; der Neuerungsſüchtige findet freilich weniger darin Genüge, da hauptſächlich ſchon längſt eingebürgerte Pflanzen die Zahl der Zimmer⸗ Decorationspflanzen voll machen. — Bevor ich eine Aufführung derſelben, welche man auch häufig blos mit dem Namen Zimmer-Blattpflanzen bezeichnet, hier hinſtelle, iſt es wohl nicht am unrechten Orte, einige Worte über die Aufſtellung und Behandlung dieſer Pflanzen zu ſagen. Man hört ja ſo oft die Frage, ob dieſe und jene Pflanzen viel Licht haben, der Sonne ausgeſetzt oder ſchat— tig geſtellt werden müſſen; nebenbei hört man die Klage, daß die Pflanzen bei aller Wartung und Pflege eingegangen und man die Luſt verlöre, wieder neue anzuſchaffen, weil ſie doch auch dem Tode unrettbar in die Arme fielen. Ich wage die Behauptung hinzuſtellen, daß dieſer Uebelſtand weniger in der Aufſtellung, als im Begießen liegt und daß die mehrſten Pflanzen durch übermäßiges Begießen dem Tode Preis gegeben werden. Was die Aufſtellung der weiter unten aufgeführten Zimmer-Decora⸗ tionspflanzen anbelangt, ſo gedeihen ſie am Beſten in einem Wohnzimmer, das während der Wintermonate eine darin wohnenden Perſonen zuſagende Wärme hat. — Mag auch die Temperatur, und namentlich des Nachts, öfter ſtark ſinken, fo muß wenigſtens vorausgeſetzt werden, daß ein Hinein- frieren nicht vorkommen darf. Im Sommer vertragen ſie alle ein reich— liches Lüften der Zimmer. Vornehmlich ſchütze man aber alle Pflanzen in den heißen Sommermonaten vor der brennenden Mittagsſonne, wodurch die Blätter verbrennen und die Pflanzen ein gelbliches, mageres Anſehen be— kommen; weniger hat es mit der Winterſonne auf ſich, deren Strahlen die Pflanzen nicht verbrennen, ſondern im Gegentheil angenehm auf die— ſelben einwirken. Mit dem Gießen halte man aber im Winter etwas ein, und halte die Pflanzen ſämmtlich trockner als näſſer, wodurch ſonſt eine Verſäuerung der Erde und hierdurch leicht eine Fäulniß der Wurzel hervor⸗ a es ** * 69 gebracht wird. Ein öfteres Abſtäuben, ſo wie ein zeitweiliges Abwaſchen der Blätter mit einem weichen Schwamme iſt nebenbei zu empfehlen, wenn die Pflanzen recht gedeihen und einen erfreulichen Anblick gewähren ſollen. Ficus elastica Roxb. (Urostigma Miq.) der bekannte Gummibaum, eine ſchon lange eingeführte Pflanze, verträgt im Sommer ſelbſt einen Standort im Freien in einer vor der Mittagsſonne geſchützten Lage. Die Verpflanzzeit iſt im Frühlinge und man verwendet hiezu eine mit etwas Sand vermiſchte Laub- oder Holzerde. Dracaena brasiliensis Hort. (Cordyline Eschscholtziana Mart., Calodracon neliconiaefolia Planch.), Dracaena rubra Hort. (Charlwoodia rubra Planch., Cordyline rubra Aug.), Dracaena congesta Sweet, (Charlwoodia congesta Sweet, Cordyline congesta Knth.), Dracaena fragrans Ker. (Aletris frag- rans Planch., Aletris arborea L.), Dracaena ferrea L. (Calodracon Jacquinii Planch. var. atrosanguinea Goepp.) und Dracaena terminalis var, purpurea Hort. (Calodracon variegata Goepp.) zeichnen ſich ſämmtlich durch graziöſen Wuchs aus; letztere beide noch durch roth gefärbte Blätter, welche eine Abwechſelung in der Aufſtellung feiner Dracaenen geben. — Die Dracänen, häufig wegen ihres Habitus Palmen genannt, obſchon nicht zur Familie der Palmen gehörend, lieben eine mit etwas Sand vermiſchte Laub-, Holz⸗ und Haideerde, die ihnen bei ihrer Verpflanzzeit im Frühjahr zu geben iſt. Livistona chinensis Mart. (Latania borbonica Lam., Saribus chinensis Bl.) die ſchöne ſchirmartige Palme, Phoenix dactylifera L., die Dattelpalme, Rhapis flabelliformis Ait. und Chamaerops humilis L., die Fächerpalme, gehören zu den wirklichen Palmen und zeichnen ſich durch eleganten Wuchs aus. Sie lieben eine etwas ſandige Laub- und Holzerde, der man etwas ganz alten verwitterten geriebenen Lehm, welchen man von alten Lehm⸗ mauern nehmen kann, beimiſcht und wollen wegen ihrer ſich lang ausdeh: nenden Wurzeln in etwas tiefe Töpfe gepflanzt ſein. Ihre Verpflanzung muß im Frühjahre bei Schonung der Wurzeln geſchehen. — Der Grund, daß ſich nicht ſchon mehr Palmen in die Zimmer eingebürgert haben, liegt wohl lediglich noch in dem unbegründeten Vorurtheile, daß dieſelben nur in heißen Gewächshäuſern eultivirt werden können und in den freilich noch theuerern Preiſen als bei gewöhnlichen Pflanzen; das Vorurtheil wird jedoch mehr beſeitigt werden, wenn man die Palmen öfter zur Zimmer— cultur verwendet ſehen wird, wozu ſich ein großer Theil dieſer ſchönen Pflanzen eignet. Philodendron pinnatiſidum Schott (Arum Jacq., Caladium W.) und Philodendron pertusum Kth. et Bche. (Monstera deliciosa Liebm.), Mons- tera Lennea K. Koch) imponiren beide durch ihre ſchön geformten Bläts ter und namentlich iſt es letztgenannte Pflanze, die außerdem noch durch ihre eigenthümlich durchlöcherten Blätter das Auge feſſelt. — Die ſich an beiden bildenden Luftwurzeln, Stricken ähnlich, geben ihnen zuletzt ein eigenthümliches Anſehen. — Bei der Verpflanzung, welche im Frühjahr vorzunehmen iſt und wozu man eine etwas ſandige grobe Laub- und Holz⸗ erde verwendet, ſchone man dieſe langen wie überhaupt fleiſchigen Wurzeln und laſſe ſie frei herunterhängen. Zum guten Gedeihen der Philodendron lege man auf das Abzugsloch des Topfes mehrere große Topfſcherben, 70 die einen ſchnellen Abfluß des Waſſers zulaſſen und ſomit ein Verſauern der Erde verhüten. Musa paradisiaca L., Musa rosacea Jacq., Musa zebrina h. v. H. und Musa Cavendishii Hook., zeichnen ſich vor allen Pflanzen durch Größe ihrer Blätter aus und repräſentiren in der That den Typus der tropiſchen Pflanzenwelt. Beſonders ſind es die 3 erſten Arten, während die letzte einen mehr gedrungenen Habitus hat. Die Muſen, auch Bananen oder Piſang genannt, lieben eine mehr fette Erde und es iſt daher gut, bei ihrer Verpflanzzeit im Frühjahr ihnen eine mit etwas Sand gemiſchte Laub⸗ und Miſtbeeterde zu geben. Maranta zebrina Sms. (Calathea Lindl.) iſt eine Blattpflanze, die fi durch das Colorit der Blätter auszeichnet, die nicht allein auf der Ober: fläche, ſondern auch auf der Rückſeite glänzend violett gefärbt und daher doppelt decorativ ſind. — Der einzige Uebelſtand dieſer ſchönen Pflanze iſt der, daß die älteren Blätter fleckig und riſſig werden, wodurch der Schönheit leicht Abbruch gethan wird. Ein vorſichtiges Ausputzen, Aus: ſchneiden der ſchlecht gewordenen Blätter kann jedoch beim Verpflanzen im Frühjahre, wozu man eine etwas ſandige Laub⸗, Holz⸗ und Haideerde nimmt, dieſen Uebelſtand beſeitigen und die ſich neu bildenden Blätter werden immer wieder dem Zimmer zur größten Zierde gereichen. Während des Winters ſei man bei dieſer Pflanze beſonders mit dem Begießen vorſichtig. Curculigo sumatrana Roxb. und Curculigo recurvata Dryand. find beide in der That ſehr decorative Pflanzen; die großen gerippten Blätter wiegen ſich bei dem leiſeſten Luftzug leicht auf ihrem Stengel. — Man pflanzt ſie im Frühjahr in eine etwas ſandige Laub-, Holz- und Haideerde. Zuletzt ſind es die Begonien, die den Abſchluß machen ſollen. Sie ſind ſchon ſeit mehreren Jahren die Lieblinge der Pflanzenfreunde gewor— den und bedürfen nicht weiter der Empfehlung, da man dieſelben ja ſo ſchon häufig in den Zimmern vertreten findet. — Sie wollen im Früh: jahre, wo fie verpflanzt werden müſſen, eine etwas ſandige Laub-, Holz⸗ und Haideerde haben, bedürfen im Sommer während der Wachsthumspe⸗ riode mehr Waſſer, wollen aber während des Winters eine Ruhe genießen, in der man ſie nur ſehr wenig zu begießen braucht. — Das Abſchneiden alt oder fleckig gewordener Blätter thut den Begonien keinen Schaden und kann, um ſie ihrer Schönheit durch ſolche Blätter nicht zu beeinträchtigen, zu jeder Zeit geſchehen. — Die von den vielen ſehr ſchönen Sorten am mehrſten eingebürgerten find Begonia Rex Lind:, Begonia Rex magnifica Lieb. und Begonia splendida K. Koch, deren Rang wohl ſo leicht nicht beſtritten werden wird. Es ließen ſich noch manche ſchöne decorative Pflanzen hier anreihen, die aber, wenn ſie ſich auch zur Zimmercultur eignen, ihrer Seltenheit und deshalb theuren Preiſes wegen nicht ſo leicht den 1 in die Zimmer bahnen werden, als die hier vorgeführten. L. Schröter. O CD Gartenbau⸗Vereine. Frankfurt a. M. Am 17. November v. J. wurde in der Ge⸗ neral⸗Verſammlung der „Pomona,“ Verein zur Beförderung des Obſtbaues in Frankfurt a. M. einſtimmig beſchloſſen: 71 Die Thätigkeit des Vereins in der Folge nicht blos auf die Obſt⸗ kultur, ſondern auf alle Zweige des Gartenbaues zu erſtrecken, die ſeithe— rigen Statuten demgemäß zu verändern und zu erweitern, und den Namen: „Pomona“, Verein zur Beförderung des Obſtbaues in Frankfurt a. M. in den Namen: „Garten bau-Verein in Frankfurt am Main“ zu verwandeln. — | Die neuen Statuten des „Garten bau-Vereins in Frankfurt a M.“ find bereits in den General-Verſammlungen vom 29. Novbr. und 1. Dezbr. 1863 angenommen und veröffentlicht worden. Wien. Das Programm der 43. Ausſtellung der k. k. Gartenbau: Geſellſchaft in Wien, von Blumen, Pflanzen, Obſt, Gemüſe und Garten— Induſtrie⸗Gegenſtänden, welche im fürſtl. Liechtenſteinſchen Garten in der Roßau vom 22. bis 26. April 1864 ſtattfinden wird, iſt erſchienen und bei dem General: Seeretair der Gartenbau-Geſellſchaft, Herrn J. G. Beer in Wien, gratis zu erhalten. Das Programm iſt wiederum ſehr mannig— faltig und reichhaltig, die ausgeſetzten Preiſe beſtehen in Vermeil-Medaillen, ſilbernen Med. 1. und 2. Klaſſe und großen Bronze-Medaillen. — Jeder— mann kann Pflanzen, Blumen, Gemüſe, Obſt, Gartenpläne, Garten-Induſtrie— Gegenſtände und andere in das Gartenfach einſchlagende Gegenſtände zur Ausſtellung einſenden. Das neue Ausſtellungsgebäude ſchreitet raſch vorwärts, es wird ein Prachtbau im ſchönſten Theile von Wien. Die Koſten dieſes Gebäudes betragen 350,000 fl. Mit einer großen Frühjahrs-Ausſtellung im Jahre 1865 dürfte dies Prachtgebäude eröffnet werden. Meerane, 13. Deebr. 1863. Wieder ein Fortſchritt! Geſtern iſt im Dorfe Höckendorf bei Meerane für die umliegenden Dorfſchaften, auf Veranlaſſung des ſehr verdienſtvollen, ſtrebſamen und geſchätzten Gaſthofs-, Ziegerlei-, Kalkbrennerei- und Gutsbeſitzers, Herrn Erdmann, ein neuer landwirthſchaftlicher Verein begründet worden. Hr. Erdmann hat in der Nähe feines Gaſthofes dem Vereine ein Verſuchsfeld zur Verfügung ge: ſtellt, worauf die neueſten landwirthſchaftlichen Nutzgewächſe zur Anſicht Aller, die ſich für die Landwirthſchaft intereſſiren, cultivirt werden ſollen. An neuen Früchten waren, neben 20 verſchiedenen ausgewachſenen Kartof— felſorten — darunter die echte graue Lerchenkartoffel — zur Anſicht aus— geſtellt unter andern: die neue knollige Gerſte, das neue perennirende Win— terkraut, Graicheniana genannt, eine ganz neue Oel- und Futterpflanze, eine neue Gemüſe⸗, Futter: und Farbepflanze, die neue 6zeilige perenni— rende ägyptiſche Wintergerſte, die 6zeilige Sommergerſte aus der Mand— ſchurei, die neue ägyptiſche Baſtarderbſe, des Mormonen Winter-Rieſenweizen, der weißblühende, kronſamige amerikaniſche Rieſenflachs, den bokhara'ſchen weiß⸗ und gelbblühenden Rieſenhonigklee, die Erdmandel, die perſiſche Ca— mille, die perennirende Lupine, als neues Futtergewächs, die ſchwarze Malve, das auſtraliſche Futtergras (Ceratochloa australis), den Geisklee (Galega officinalis), die ſchwediſche zweizeilige Sommergerſte, der italieniſche weiße Kolbenhirſe. Dieſe und noch viele andere neue Sämereien hatte der Rechts⸗ 72 anwalt und Ablöſungscommiſſar Heinrich Graichen aus Leipzig, welcher mit dem Entwurfe der Statuten des Vereins, welche nächſthin berathen und feſtgeſtellt werden ſollen, beauftragt war, mit zur Stelle gebracht und dem Vereine zum Anbaue überlaſſen. Als Vorſtand des Vereins wurde Herr Erdmann erwählt. Derſelbe ſowohl, als der Gutsbeſitzer Herr Hoffmann aus Schönbörnchen, Pichler aus Dennheritz und noch An— dere, auch der genannte Graichen hielten ſodann Vorträge über praktiſche Landwirthſchaft und über den Zweck und Nutzen ökonomiſcher Vereine. Vielen Anklang fanden die von Graichen gehaltenen Vorträge über die obengenannten neuen Nutzgewächſe. Einen davon, er betrifft die neue ſechszeilige Baſtard-Sommergerſte, theilen wir des allgemeinen Intereſſes halber, zunächſt hier wörtlich mit: „Dieſe neue Sommergerſte — ſo ſprach der Vortragende — habe er vor einigen Jahren dadurch neu und conſtant ins Leben gerufen, daß er die, im ſchnellen Wachsthum und reichlichem Ertrage gleich ausgezeichnete ſechszeilige Sommergerſte aus der Mandſchurei als Grundform annahm und eine blühende Aehre derſelben mit dem ſehr kräftigen Blüthenſtaube der, in ihrem fortwährendem Wachsthum faſt un⸗ verwüſtlichen perennirenden knolligen Gerſte — Hordeum hulbosum — welche ebenfalls ſechszeilig iſt, künſtlich befruchtete. Dadurch iſt eine ganz neue Sommergerſte mit hohen ſtarken Halmen, ſehr breiten ſaftigen Blät⸗ tern, langen, vollen, ſechszeiligen Aehren mit noch längeren ausgeſpreizten Endſpitzen (Grannen) hervorgegangen, wie ſie dem Vereine vorgelegt wurde, Dieſe neue Gerſte, welche auch auf kalten und feuchten Lagen wächſt, kann, je nach Beſchaffenheit des Klimas, des Bodens und der Witterung, ſchon von Ende Monat März ab bis Monat Juli geſäet werden; ſie giebt min⸗ deſtens einen 60 fachen Ernteertrag in der 13. Woche nach der Ausſaat. Wird fie auf guten Boden Ende März geſäet, dann wird fie ſchon Ende Monat Juni vollſtändig reif; wird der davon geerntete Samen alsbald wieder geſäet, dann giebt dieſe neue Baſtardgerſte in demſelben Jahre die zweite Ernte anfangs October, welche der erſten in keiner Beziehung nachſteht. Die meiſten Verbeſſerungen der landwirthſchaftlichen Früchte — ſo fuhr Graichen in ſeiner Rede fort — wer ſollte es leugnen, haben wir bisher hauptſächlich der ſorgfältigen Aufmerkſamkeit auf die Winke der Natur und den bemerkten zufälligen Einmiſchungen in ihre Thätigkeit zu verdanken. Wir werden aber auf dem Wege ſolcher Verbeſſerungen weit ſchneller, wie bisher fortſchreiten, wenn der Landwirth und der Naturfor⸗ ſcher Hand in Hand gehen, auf die Regungen der Natur beſſer achten und derſelben durch künſtliche Befruchtung, auch der Getreidearten — wie es die Gärtner mit Blumen und Zierpflanzen ſchon längſt mit gutem Erfolg gethan — zu Hülfe kommen und ſie unterſtützen. Daher iſt mein peren⸗ nirendes Winterkraut, das weit und breit bekannt geworden und geſchätzt wird, entſtanden; daher ſtammt meine neue, an Wachsthum und Ertrag gleich ausgezeichnete ägyptiſche Baſtard⸗Erbſe; daher kommt es, daß ich eine neue Gemüſe⸗, Winterfutter⸗ und reichhaltige Oelpflanze durch künſt⸗ liche Befruchtung gewonnen, die ich Brassica Rapa hybrida oleifera biennis, oder neuen Baſtard⸗Winterraps nennen werde, welcher Anfangs Monat Auguſt geſäet, den Winter über zu Gemüſe und Viehfutter gemähet oder abgeſchnitten und wovon dann durch neue kräftige vollblühende Sproſſen 3 im Monat Juli an Oelkörnern mehr Frucht noch als von dem bis jetzt bekannten Winterraps geerntet wird; daher iſt durch künſtliche Befruchtung — wobei der Blumenſtaub aus der ſchwarzen Malve eine große Rolle ſpielt — mein neues, im Anſehen rothes, Futter-, Gemüſe- und Farbe⸗ kraut“) entſtanden. Ueber dieſes Farbekraut, ſowie über meine neue Del- pflanze, welche große, ſaftige, geſchlitzte, glatte, hellgelbe Blätter hat und den größten Froſt vertragen, auch im Herbſte und Frühjahr verpflanzt werden kann, werde ich nächſthin, unter Vorlegung der Pflanzen und Ver— theilung von Saamen dazu, mich weiter verbreiten: indeß ich mich wegen des erwähnten neuen perennirenden Winterkrautes: Graicheniana genannt, der knolligen Gerſte und anderer neuer landwirthſchaftlicher Nutzgewächſe auf meine Anbauverſuche vom Jahre 1862 beziehe, welche gegen porto— freie Einſendung von 10 Ngr. von mir unter Kreuzband franco zu be— ziehen ſind.“ Unter anderen wurde nun noch der Anbau des weiß- und gelbblü- henden bokhara'ſchen Rieſenhonigklee als ſehr ergiebige nahrhafte Futter: und Geſpinnſtpflanze für die Schönburg'ſchen Ortſchaften und das Voigt— land warm empfohlen. Der Gutsbeſitzer Friedrich Pichler und David Pfeifer zu Denheritz haben mit der Cultur dieſes für Deutſchland neuen Klees ſich bereits befaßt und verſprechen künftiges Jahr, unter Vorlegung der Pflanze — deren Blüthen, es finden ſich Millionen dergleichen an einem Stocke vor, den Bienen ſehr reiche Nahrung geben — und der aus den Stengeln deſſelben, gleich dem Flachs, gezogenen ſehr feinen verſpinn— baren Wolle, dem Vereine ausführliche Mittheilungen zu machen. Aus den Borträgen des Herrn Rechtsanwalt Heinrich Graichen zu Leipzig aber heben wir über das Entſtehen und die Cultur der egyptiſchen Baſtard— Erbſe folgendes hervor: Faſt alle Gärtner und Landwirthe haben, gewiß nicht ohne Grund, behauptet, daß ein Zurückgehen der Erbſe — im Jahre 1863 ſind ſie jedoch faſt allenthalben gut gerathen — ſeit 20 und meh⸗ reren Jahren bemerkt und der Erbſenbau, je länger je mehr, unſicher ge— worden ſei. Dies wohl hauptſächlich aus dem Grunde, weil kurz nach Johannis die Erbſenpilze (Erysiche communis) gleich der Kartoffelkrankheit ſich einſtellen, die Vegetation aber früh untergraben und die Blüthen, auch die ſchon angeſetzten Früchte verkümmern. Darum verſchaffte ſich der Vor— tragende ſchon vor mehreren Jahren frühreifende und andere gute Erbſen, welche, ohne von dem Froſte zu leiden, zeitig ausgelegt werden können: vor allen die fo ſehr geſchätzte Maierbſe, die Honigerbſe, Champion of England und zuletzt die von dem Gärtner Grontom in London eultivirte und durch Dr. Bettziech-Beta im Jahr 1857 in Deutſchland eingeführte, ſehr theuere, in der Zeitſchrift „Die Natur“ wiederholt empfohlene neue Erbſe aus Egypten, welcher die größten Tugenden beigelegt wurden und welche bei guter Pflege einen 500 — 700 fachen Ernte⸗Ertrag geben ſollte. Wahr iſt es, man hat gefunden, daß dieſe egyptiſche Erbſe ausgezeichnet iſt im Geſchmack und an Ertrag; doch das Eine wollte an ihr nicht ge- *) Dieſes neue Kraut färbt, unter Veranlaſſung unterſchiedlicher chemiſcher Pro- ceſſe, alle Faſerſtoffe, auch Papier⸗ und Strohblumen, grün, roth, blau, lilla, gelb und ſchwarz. Es wurden davon Proben vorgelegt, die wegen ihrer Farbenpracht allgemeine Aufmerkſamkeit erregten. iur Ya 74 fallen, daß fie nur im ganz guten, tief gelockerten, ſtark gedüngten Gars tenboden gedeihen und dazu einer vorſchriftsmäßigen Pflege und Aufmerk- ſamkeit bedürfen, die nicht allenthalben zu beſchaffen iſt. Da ſich nun, wie wohl allgemein bekannt, durch künſtliche Befruchtung und ſonſtige Auf— merkſamkeit nichts leichter als gerade die Erbſe veredeln läßt, ſo hat man im Jahre 1861, um mit der Zeit eine für Deutſchland geeignete gute Garten⸗ und Feld⸗Erbſe zu gewinnen, die egyptiſche Erbſenpflanze zum Grunde gelegt und eine der Entfaltung ganz nahe, doch noch verſchloſſene Blüthe derſelben ſorgfältig aufgebrochen und den geſammelten und ge— miſchten Blüthenſtaub von den Blüthen der Maierbſe, der Honigerbſe und Champion of England durch eine Federkiehle wiederholt eingeblafen. Nach: dem die alſo veredelte Blüthe ſich zur Schote gebildet, hat man die übri⸗ gen Blüthen von der Ranke abgeſchnitten und auf dieſe Weiſe in einer Schote ſechs ſehr große, vollſtändig ausgebildete Erbſen erhalten, welche, wie ſich ſpäter herausſtellte, an ſchnellem Wachsthum und Ertrag alle Erbſen, ſoweit wir ſie kennen, zu übertreffen ſcheinen. Dieſe ſechs Erbſen haben wir Mitte Monat März ; Zoll tief in die Erde gelegt und davon am 15. Juni 1862 Erbſen geerntet. Dieſer ganze Vorrath wurde im Jahre 1863 am 10. März zur Ausſaat gebracht. Die Ernte wurde ſchon am 15. Juni vorgenommen, die einen Ertrag von 6 Pfunden gab. Von derſelben Ernte hat man am 20. Juni zur Probe ½ Pfund wieder ausgeſäet; ſie gingen ſchnell auf, blüheten 4 Wochen darauf und hatten ſich die Schoten ſchon Ende der Leipziger Michaelismeſſe ſo ſchön ausge— bildet, daß davon mindeſtens 6 preußiſche Metzen zur Speiſe verwendet werden konnten. Dieſe neue Baftard-Erbfe, welche ſtarke Ranken und länglichrunde, dicke, faftige Blätter hat, wird nur 1% Fuß hoch, ein jeder Stock giebt mehrere Nebenzweige und viele kräftige Schoten. Die ſehr dicht an ein— ander gedrängten Blüthen zeigen ſich vom Wurzelſtocke ab aufwärts recht bald, ſchneeweiß, in der Geſtalt eines zarten Schmetterlings, der ſich durch Entfaltung der Flügel zu entwickeln anfängt, um davon zu fliegen. Im künftigen Frühjahre ſoll dieſe neue, nach beſtem Wiſſen und Gewiſſen zur Verbreitung zu empfehlende Erbſe, wie ſie in vollſtändiger Blüthe ſtehet, durch einen Holzſchnitt dem Auge näher geführt werden. Während nun dieſe Baftard-Erbfe im Frühjahr ſehr zeitig geſäet und zeitig geerntet werden kann, reichen und geſunden Ertrag giebt, und mit ungedüngtem Boden, wenn er nur die nöthige Feuchtigkeit beſitzt und mit Holzaſche beſtreut wird, vorlieb nimmt, ſo iſt der Vortragende der feſten Zuverſicht, daß dieſe neue Erbſe zunächſt in den Gärten und dann recht bald auf unſern Feldern im Großen cultivirt und dadurch der faſt in Ver: fall gekommene Erbſenbau, welcher, wie bekannt, ſo gute und reichliche Nahrung giebt, wieder werde gehoben werden. Sollten Gärtner oder Landwirthe ſich veranlaßt finden, Anbauverſuche mit dieſer Erbſe im Klei⸗ nen anzuſtellen, fo gedenkt genannter Graichen a ½ Pfund davon jetzt für Einen Thaler abzulaſſen. (Der Red. zur Veröffentlichung a. d. „Meer. Wochenbl.“ mitgeth.) Je 75 Hamburg. Programm zur Preisbewerbung für die große Pflanzen- und Blumen-Ausſtellung, veranſtaltet durch den Garten- und Blumenbau-Verein für Hamburg, Altona und deren Umgegend am 3., 4., 5. und 6. Mai 1864 in der Dragoner⸗ Reitbahn auf der großen Drehbahn. A. Für Pflanzen. 1. Für die am geſchmackvollſten arrangirte Gruppe ſchön cultivirter blühender und nicht blühender Pflanzen in mindeſtens 150 Töpfen in 75 Arten 75 . Für die nächſtbeſte Gruppe desgleichen 60 N. Für die drittbeſte Gruppe desgleichen 50 Für die am beſten eultivirte Collection von 25 verſchiedenen Arten ſchöner Blattpflanzen des Warm- und Kalthauſes, mit Ausſchluß von Palmen und buntblättrigen Pflanzen 25 . Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 20 X Für die am beſten cultivirte Collection von 25 verſchiedenen Arten buntblättriger Pflanzen des Warm- und Kalthauſes, mit Ausnahme der Begonien und Caladien 25 W. 7. Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 20 J. 8. Für die am beſten eultivirte Collection von 25 verſchiedenen Arten Coniferen 30 . 8. Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 25 . 10. Für die beſte Collection von 12 verſchiedenen Varietäten Azalea indica in großen, ſchön cultivirten, reichblühenden Exemplaren 25 X. 11. Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 20 X. 12. Für die drittbeſte Collection desgleichen 15 2. 13. Für die 12 beſten Rhododendron arboreum in reichem Cultur- und Blüthenzuſtande 25 . 14. Für die 12 nächſtbeſten desgleichen 20 X. 15. Für die beſte Collection von 12 verſchiedenen Varietäten Rhododen- dron ponticum, mit Ausſchluß des gewöhnlichen ponticum 20 *. 16. Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 15 #. 17. Für die ſchönſte, im beſten Cultur- und Blüthenzuſtande befindliche Collection Roses hybrides remontantes in mindeſtens 25 Töpfen in 20 Varietäten 30 #. 18. Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 25 #. 19. Für die drittbeſte Collection desgleichen 20 #. 20. Für die beſte Collection von 12 verſchiedenen Sorten Rosa Thea Burbonica in ſchönem Cultur- und Blüthenzuſtande 10 #. 21. Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 7 * 8 6. 22. Für die 12 beſten getriebenen Moosroſen in ſchönem Cultur- und Blüthenzuſtande 20 #. 23. Für die 12 nächſtbeſten desgleichen 15 #. 24. Für die beſten 12 blühenden Amaryllis in mindens 6 Arten 15 K. 25. Für die 6 beſten reichblühenden Myrten-Orangen 12 # 8 C. 26. Für die 6 nächſtbeſten desgleichen 10 N. 27. Für die 6 beſten Myrten⸗Orangen mit Früchten 10 #. 85 N 76 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34, Für die 6 nächſtbeſten desgleichen 7 * 8 £. Für die beſte Collection von 12 von einander abweichenden Sorten Cinerarien in ſtarken, ſchön cultivirten und reichblühenden Exem⸗ plaren 10 #. Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 7 # 8 F. Für die drittbeſte Collection desgleichen 6 N. Für die vorzüglichſte Collection von 50 Stück ſchön gezogener Hya⸗ einthen in mindeſtens 25 Sorten 25 #. Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 20 2. 35 und 36. Für einzelne ſchön cultivirte Pflanzen, gleichviel ob blühend oder nicht blühend, 3 Preiſe, jeder a 25 N. 37 und 38. Für Einführung neuer Zierpflanzeu in einem ſolchen Cultur⸗ 39. 40. 41. 42. zuſtande, daß ihr Charakter zu erkennen iſt, 2 Preiſe, jeder a 25 X. Für die ſchönſte Collection von 6 Sorten Paeonia arborea in ſtar⸗ ken vollblühenden Exemplaren 15 #. Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 12 # 8 2. Für die ſchönſte Gruppe getriebener Sträucher in ſtarken, reichblü⸗ henden Exemplaren in mindeſtens 25 Töpfen und 6 Arten 25 #. Für die nächſtbeſte desgleichen 20 N. B. Für abgeſchnittene Blumen. Für den ſchönſten und am geſchmackvollſten aufgezierten Blumen⸗ korb 7 #8 6. Für den nächſtbeſten desgleichen 6 &. Für das ſchönſte und am 5 gebundene Ballbouquet 5 #. Für das uächſtbeſte desgleichen 3 “ 12 J. Für den ſchönſten und zierlichſt gewundenen Kranz in der Größe eines Tellers 5 N. Für den nächſtbeſten desgleichen 3 # 12 . C. Für Früchte. Für die vorzüglichſten 2 Stück reifen Weintrauben 10 . Für die nächſtbeſten desgleichen 7 # 8 £ Für die vorzüglichſten 2 Stück reifen Ananas 10 *. Für die nächſtbeſten desgleichen 7 # 8 6. Für die 6 ſchönſten fruchtreichen Töpfe mit reifen Erdbeeren 6 N. Für die 6 nächſtbeſten desgleichen 5 # D. Für Gemüſe. . Für die beſten 6 Sorten getriebener und friſcher Gemüſe 12 # 8 6. Für die nächſtbeſten 6 Sorten desgleichen 10 X. Für die beſte Collection friſch eonſervirter Gemüſe in mindeſtens 12 verſchiedenen Sorten 10 M. Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 7 * 8 . Bedingungen für die Preisbewerbung. Zur Preisbewerbung ſind alle hieſigen wie auswärtigen Gärtner und Gartenliebha ber berechtigt, ſie ſeien Mitglieder des Vereins oder nicht. 77 . Sämmtliche um die ausgeſetzten Preiſe concurrirenden Gegenſtände müſſen die Bedingungen des Programms ganz genau erfüllen, wenn ſie auf Berechtigung Anſpruch machen wollen. 3. Die coneurrirenden Pflanzen müſſen, deutlich und richtig etiquettirt, am Tage vor Eröffnung der Ausſtellung, Montag den 2. Mai, bis ſpäteſtens 2 Uhr Nachmittags im Ausſtellungslocal, der Dragoner⸗ Reitbahn auf der großen Drehbahn, eingeliefert werden; die con- eurrirenden Früchte, Gemüſe und abgeſchnittenen Blumen, werden noch am Eröffnungstage der Ausſtellung, Dienstag, den 3. Mai, bis ſpäteſtens 8 Uhr Morgens daſelbſt angenommen. Ueber ſämmtliche um die ausgeſetzten Preiſe eoneurrirenden Pflanzen, abgeſchnittenen Blumen, Früchte und Gemüſe iſt die genaue Liſte, von dem Gärtner, der fie producirt, unterzeichnet, und mit der An⸗ gabe verſehen, um welche Nummer des Programms der Ausſteller ſich mit den eingeſandten Gegenſtänden bewirbt, am Tage vor Er— öffnung der Ausſtellung, Montag den 2. Mai, bis ſpäteſtens 2 Uhr Nachmittags dem Seeretair des Vereins, Herrn H. Böckmann, Neuer Jungfernſtieg Nr. 3, zuzuſtellen. Nicht rechtzeitig oder ohne die vorgeſchriebene Liſte eingehende Ge— genſtände können bei der Preisvertheilung nicht berückſichtigt werden. Das Preisrichter⸗Amt iſt, laut §. 19 der Statuten des Garten- und Blumenbau⸗Vereins, einer abſeiten der Adminiſtration deſſelben erwählten Commiſſion von 7 Perſonen, theils Auswärtigen, theils Hieſigen, übertragen, deren Namen rechtzeitig öffentlich angezeigt werden. Die Preisrichter dürfen bei der Preisbewerbung nicht con- curriren. Dieſelben verſammeln ſich am Dienstag, den 3. Mai, Morgens 8 Uhr im Ausſtellungslocal zur Vornahme der Preis— vertheilung, deren Reſultat ſofort öffentlich bekannt gemacht wird. Der Betrag für die gar nicht oder nach Ausſpruch der Preisrich— ter nicht genügend gelöſten Preisaufgaben fällt an die Vereins- Caſſe zurück. . Der Preisrichter -Commiſſion iſt abſeiten der Adminiſtration des Garten- und Blumenbau-Vereins die Summe von Et. N 200 zur Verfügung geſtellt, um ſowohl für einzelne, durch Neuheit und Schönheit der Form, durch üppigen Cultur- und Blüthenzuſtand ſich auszeichnende Pflanzen, als auch für hervorragende Einſendungen, die in dem vorſtehenden Preis-Programme nicht bezeichnet find, be- ſondere Preiſe ertheilen zu können. . Dem Ermeſſen der Preisrichter-Commiſſion iſt ferner die Zuerken⸗ nung von Ehren⸗Diplomen überlaſſen. Hamburg, December 1863. Die Adminiſtration des Garten: und Blumenbau⸗ Vereins für Hamburg, Altona und deren Umgegend. — e — Obſtbaumkrankheiten und Mittel gegen dieſelben. Ein Freund der Natur, welcher ſeit vielen Jahren aus reiner Luſt und Liebe und zur Belehrung Anderer manche ſeiner Muſeſtunden mit Er— ziehung und Pflege von Obſtbäumen in der geeigneten Jahreszeit hin— brachte, und der von Jugend auf mit der Behandlung dieſer in der Natur wie in der Oekonomie ſo wichtigen Gegenſtände ziemlich vertraut iſt, ſchreibt in der „Zeitſchrift des landwirthſchaftlichen Vereins für Rheinpreußen“: „Seit ungefähr 20 Jahren, ungefähr mit dem Eintritte der leider noch fortdauernden Kartoffelkrankheit, habe ich die ſchmerzliche Erfahrung ge— macht, daß es mit dem Gedeihen vieler Arten von Obſtbäumen, ſowohl in meiner nähern Umgegend, dem rechtsrheiniſchen Gebirgslande des Re— gierungsbezirks Cöln, als unter meiner eigenen Pflege, gar nicht mehr fort will. Hauptſächlich ſind es die feinern unter den ſauern Aepfelſorten und die feineren Birnen, welche unheilbaren Krankheiten unterliegen, wäh— rend auch die Kirſchbäume im Allgemeinen vielfältig leiden. Von den bezeichneten Sorten ragen hier noch manche alte Veteranen, welche ehedem ihre ſchönen Früchte brachten, als Zeugen aus einer beſſern Zeit, Ehrfurcht gebietend, vor unſern Blicken; aber auch ſie ſelbſt zeigen ſich vor andern, glücklich fortvegetirenden Sorten von gleichem Alter, lebensmüde, dorren in den Zweigen und bringen ſpärliche und unvollkommene Früchte. Die jungen Bäume der bezeichneten Sorten, wenn ſie auch bei ſorgfältiger Pflege ein Alter von mehreren Jahren erreichen und 3 bis 4 Zoll Durch— meſſer erlangen, werden unrettbar von Krebs und Brandfäule, von Dürre an Blättern und Holz zu Grunde gerichtet. Freudig und kräftig wie vor alter Zeit pflegen die Edelreiſer 1, 2, 3 Jahre zu treiben; aber bald und in ſteigendem Grade zeigen ſich, wie durch ein örtliches Gift bewirkt, nicht ſelten gleich vom Anfange an einem und andern Aſt oder Zweig ganz umfaſſende brandige oder krebsartige Stellen, zuweilen mehr als Eine an demſelben Reiſe, Zweige oder Aſte, auch wohl am Stamme oberhalb der Pfropfſtelle, ſeltener am niederen Stamme. Nun wird operirt durch Ab— und Ausſchneiden, durch Beſtreichen mit Baumſalbe, mit Kalk, mit Theer u. dergl., Aderläſſe und alles Mögliche werden angewandt. Aber ſelten tritt eine glückliche Vernarbung ein, gewöhnlich frißt der Schaden immer weiter; Krebs und Brand zeigen ſich immer wieder von Neuem an andern Stellen. Daneben find die jungen Triebe des Jahres im nächſten Früh— jahr wieder größtentheils, meiſt ohne daß man ſehen kann wodurch, ge⸗ tödtet, und es gelingt unter allen dieſen Prozeduren in der Regel kaum, dem Baume noch ein paar Jahre hindurch ſein jämmerliches Daſein zu erhalten, bis er gänzlich abſtirbt. Ich habe nicht unterlaſſen, Erdſtock und Wurzeln ſolcher kranken Bäume zu unterſuchen, ohne jemals eine genügende Urſache des traurigen Uebels entdecken zu können. Worin liegen dieſe Urſachen? Ich meinestheils habe ſie weder zu ergründen noch irgend ein Heil— mittel oder einen Schutz gegen dieſes Verderben aufzufinden vermocht. Vielleicht hat man auch anderswo über Aehnliches zu klagen, und vielleicht iſt es dem Einen oder Anderen durch Nachdenken und Verſuche gelungen, en 1 79 nicht nur eine wiſſenſchaftliche Theorie von der merkwürdigen Erſcheinung ſich zu bilden, ſondern auch ein erweislich heilſames und erprobtes Ver⸗ fahren dagegen einzuſchlagen. Für eine gründliche Mittheilung darüber würde ich ſehr dankbar ſein. Um aber den Stand der Sache, wie ſie mir vorliegt, noch näher zu bezeichnen, erlaube ich mir folgende Bemerkungen hinzuzufügen: Von mei: nen Bekannten und Nachbaren kamen manche auf den Gedanken, die gegen— wärtige Erziehung von Kernobſtbäumen ſei, zu ihrem Nachtheil, von der der alten dadurch verſchieden, daß man die jungen Stämmchen in edler Erde der Baumſchule heut zu Tage üppig erziehe, wodurch ſie aufge— ſchwemmt, mit weiten Saftröhren verſehen, zum Gedeihen im mageren Boden der Gehöfte und Baumwieſen unfähig würden: dahingegen die Vor— fahren, wie es hier zu Lande auch noch jetzt zuweilen geſchieht, ihre Wild— linge aus Wald und Gebüſchen hervorſuchten, ſie in den Garten verſetzten und veredelten, was den Pflanzen eine dem Klima angemeſſenere, feſtere Natur erhalten hätte. An einigen Exemplaren wollte ſich dieſe Anſicht, wie es mir ſchien, auch als richtig erweiſen; allein dieſe Freude dauerte auch nicht lange: Krebs und Brand, Dürre an Trieben und Blättern ſtellten ſich auch hier bei den gedachten Sorten ein, und die aus der Wild— niß ſtammenden Bäume gingen den Todesweg der übrigen. Gegen dieſe angeführte Meinung ſtreitet auch ſchon die Wahrnehmung, daß die alten Bäume dieſer Art kränkeln und weniger und ſchlechtere Früchte tragen, indem ſie ſeit einigen Jahren durchweg an Blattdürre und deren Folgen leiden, ſobald die ſommerliche Entwickelung der Blätter und Fruchtanſätze beginnt. 4 Ferner ſei hier noch erwähnt, daß ich vor Amtsgeſchäften nicht im Stande war, Alles, oder auch nur das Bedeutendſte, was in neuerer Zeit über Obſtbaumzucht geſchrieben iſt, zu leſen, und es daher wohl möglich iſt, mich mit wenigen Worten auf ſchon vorhandene Beantwortungen mei— ner Fragen hinzuweiſen, was ich und Mancher neben mir mit Dank an— nehmen würde. Nur muß ich wiederholt bitten, mich und Meinesgleichen mit bloßen gelehrten Hypotheſen und chemiſchen Deductionen, welchen keine Praxis und Erfahrung zur Seite ſtehen, und die in ſolchen Dingen heut' zu Tage nur zu häufig figuriren, verſchonen zu wollen.“ In Folge dieſer in oben genannter Zeitſchrift aufgezählten Obſtbaum— krankheiten giebt Herr Notar Dahmen zu Kevelaer im Kreiſe Geldern in Nr. 7 derſelben Zeitſchrift (Juli 1863) eine Belehrung nebſt Mittel gegen dieſe Krankheiten, welche Abhandlung wir, da ſelbige von allgemei— nem Nutzen iſt, hier unverkürzt folgen laſſen. „Bevor ich“, ſchreibt Herr Dahmen, „an die ſchwierige Aufklärung und möglichſte Beſeitigung jener Baumkrankheiten ging, war ich genöthigt, dem Herrn Frageſteller folgende Fragen zur gefälligen Beantwortung vor⸗ zulegen. Die letztere erfolgte mit der größten Bereitwilligkeit: 1. Frage: Wie iſt der Boden und das Klima der Baumſchule beſchaffen, aus der die Obſtbäume hergeholt, im Gegenſatze zu dem ihres gegenwärtigen Standortes, d. h. liegt in Bezug auf das letztere die Baumſchule in einem milden Thale, und liegt Gummersbach ſelbſt, wo nun die Bäume ſtehen, auf einem rauhen Berge? ER &0 2. Frage: Stehen die Bäume nun in einer Baumwieſe, die noch dazu vielleicht ſteiniger Natur iſt, oder in einem Gemüſegarten? | 3. Frage: Erhalten die Bäume gar keinen oder welch ſonſtigen 3 4. Frage: Welche feineren Sorten erziehen Sie neben dem ordinären Obſte in ihrem gebirgigen Garten? Als deren Beantwortung theilte mir der befragte Herr Folgendes mit: ad 1. Aus 2 Baumſchulen, deren Boden und auch in etwas das Klima ſehr verſchieden ſind, habe er die von ihm gepflanzten Bäume her⸗ genommen; die eine von humus reichem Boden in einem ziemlich en- gen, den Windzügen ausgeſetzten Gebirgsthale, wo die jungen Bäu me üppig vegetirten; die andere hier auf einer in das Gebirge einge— ſenkten Thalhöhe mit einem ziemlich kräftigen etwas ſandigen Lehm: boden, arm an Humus, wo aber die jungen Bäume dennoch ziemlich freudig aufwachſen. Gummersbach liege auf einer Gebirgseinſenkung, der Sonne und den Luftzügen ausgeſetzt, 700“ über der Meeresfläche; ſein Klima ſei nicht gerade ein mildes, aber auch nicht unter den rauheſten zu nennen. | ad 2. Die Obſtbaumgärten von Gummersbach lägen meift um Gar⸗ tenländereien, wo ein ſtarker Graswuchs fei, aber auch theilweiſe um die Wohn⸗ und Oekonomiegebäude; ſie enthielten einen lehmigten, mit etwas Sand gemiſchten Boden; ſie würden zu gewiſſen Zeiten der Bäume we— gen umgebaut und mit Hackfrucht beſtellt, alſo gedüngt (wahr— ſcheinlich mit friſchem Stalldünger). ad 3. Im Allgemeinen würden die Bäume nicht beſonders ge⸗ düngt, aber von Raſenanwuchs am Stamme ziemlich rein gehalten. ad 4. Von den feineren Sorten gediehen früher von den Aepfeln ſogar der Borsdorfer, beſſer Reinetten, dann der Schlotterkern, der Herrn⸗ apfel und Grafenſteiner, jetzt noch der ſüße Rheinapfel, der Nägelches⸗ apfel, Paradiesapfel und noch einige ähnlicher Art, ſo auch hinſichtlich der bekannten Birnſorten. So weit die Ausſage des Herrn. Nun zur Sache ſelbſt. Hat die Praxis einen Fehler begangen, ſo kann ſie nur Aufſchluß hierüber finden in der Theorie; mit einem Worte: — keine Praxis ohne Theorie. Will der Arzt eine richtige Diagnoſe über den Zuſtand ſeines Patienten ſtellen, ſo muß er zuerſt eine Prüfung mit ihm vornehmen, die bis zu ſeiner Geburt gleichſam reicht; in vielen Fällen wird er wohlthun, dieſelbe noch bis auf ſeine Eltern und Voreltern auszudehnen. Dies nun angewandt auf die an jener Stelle aufgeführten Baumkrankheiten, nämlich den Krebs, den Brand und die Dürrſucht, in deren Gefolge dann noch ſchlechte, verkrüppelte Früchte ſind, ſo lagen jene von mir geſtellten Fragen ſehr nahe. Deren Beantwortung enthält zugleich die Mittel gegen die in Rede ſtehenden Uebel. ad 1. Bei einer neuen Baumſchule iſt Folgendes zu beobachten: 1) dieſelbe habe, wie bekannt, eine freie, ſonnige Lage, beſſer auf einem Berge als in einem Thale, damit eben die jungen Bäume für die Zu⸗ kunft, mag dieſelbe ſein wie und wo ſie wolle, abgehärtet hervorgehen. 81 2) Der Boden dazu ſei kein folcher, wo das Eifen ꝛc. vorherrſchend, ſondern eine gute, durchaus trocken, mit grobem Sande vermiſchte Lehm— erde; man laſſe den Boden im Herbſte 2— 3 tief rajolen, den Winter hindurch in recht hohen Furchen liegen, damit durch den Froſt die Erde mürbe wird, ſäe und pflanze alsdann erſt im kommenden Frühjahre oder noch beſſer in dem darauf folgenden Herbſte ein; beim Aufheben und der Aus— ſaat der Kerne ſei man vorſichtig: man halte nämlich die frühen und ſpäten, ſüßen und ſauren Sorten ſelbſt auch noch in der Folge bei der Veredlung getrennt; die jungen Bäumchen, bei denen ſich keine Dornen zeigen, wohl aber ſchon gleich große Blätter, laſſe man unveredelt, um zu ſehen, ob ſie nicht eine ganz neue Sorte zu Tage fördern. Die Erfahrung lehrt ſchon Folgendes: Eine Pflanze, deren Samen— korn in einen kräftigen, alſo humusreichen Boden gelegt wurde, dort keimte, und noch dazu heranwuchs an einem gegen rauhe Witterung geſchützten Orte, geht täglich mehr und mehr ihrem Siechthum entgegen, ſobald ſie an einen entgegengeſetzten Standpunkt verpflanzt wird. Dieſe Pflanze (Baum wollen wir ſie nun z. B. nennen) gleicht dem Menſchen, welcher in ſeiner Jugend in einem warmen Klima üppig gelebt, dann aber durch irgend einen Unglücksfall aus dieſem Wohlleben herauskommt, plötzlich in ein kaltes Klima verſetzt wird, und hier bei magerer Speiſe und ſchlechtem Trank fein noch übriges Leben friſten ſoll. Unausbleiblich müſſen ſich auf dieſe Weiſe bei beiden, ſowohl beim Baume als bei dem Menſchen allerlei Schwächezuſtände einſtellen; umge— kehrt würden ſie bei nicht gar zu üppiger Nahrung gewiſſer, beſſer vege— tirt haben. . ad 2 und 3. Dieſer Schwächezuſtand muß ſich aber noch vergrößern, wenn die nun folgende fehlerhafte Behandlung hinzutritt. Bei der Pflan- zung eines jungen Baumes ſollen zur größeren Haltbarkeit die 3 Stützen an den unteren Spitzen ſoweit angebrannt werden, daß die verkohlte Stelle noch ½“ wenigſtens oberhalb der Erde zu Tage tritt. Auch kann man ſich ſtatt deſſen eines fäulnißwidrigen Anſtriches bedienen). Sind die Stützen ſo vorbereitet, ſo müſſen ſie zugleich beim Einpflanzen des Baumes vorſichtig zwiſchen die Wurzeln an ihren beſtimmten Ort eingeſteckt und dann das Loch mit guter Erde angefüllt werden; wollte man dies erſt nach eingepflanztem Baume thun, ſo würde man durch die hineingeſtoßenen Stützen ohne allen Zweifel die Wurzel verletzen, dieſelbe ſo langſam in Fäulniß übergehen, der Baum ſelbſt aber kränkeln und verderben. Auch darf kein Baum tiefer verpflanzt werden, als er in der Baumſchule ge— * Anmerkung. Hiezu nimm 50 Theile Harz — 40 Theile gemahlene Kreide — 300 Theile weißen ſcharfen Sand — 4 Theile Leinöl — 1 Theil Kupferroth (Eiſenvitriol) und 1 Theil Schwefelſäure. Das Harz, die Kreide, der Sand und das Leinöl werden zuſammen in einem eiſernen Keſſel gekocht, hierauf wird das Kupfer⸗ roth und die Schwefelſäure dazu gethan, die Miſchung tüchtig umgerührt und dieſelbe alsdann mit einem ſtarken Pinſel auf die Spitzen der Baum-, Weinbergpfähle, der Hopfenſtangen ꝛc. heiß aufgetragen. Sollte die Maſſe zu dick ſein, ſo nimmt man zum Verdünnen etwas Leinöl. Wenn der Anſtrich trocken iſt, bildet er einen ftein- harten Harniſch. J Hamburger Garten⸗ und Blumenzeitung. Band XX. 6 a * 82 | ftanden; beim Ausheben bezeichne man alſo dieſe Stelle am Stamme mit einem Strich von weißer Kreide. Ferner: Wird ein Baum aus einer Baumſchule genommen und gleich an eine Stelle geſetzt, wo ſchon früher ein ſolcher geſtanden, ohne daß das Loch, von doppelt großem Umfange wie gewöhnlich, wenigſtens ein ganzes Jahr hindurch offen gelegen zur Einwirkung des Froſtes, Regens, überhaupt aber der atmoſphäriſchen Luft, und beim Einpflanzen mit guter alter Erde, oder einem Gemiſch von 2 Theilen gebrannten Lehms, 1 Theile groben Sandes unter einem tüchtigen Zuſatz von 2jähri— gem Compoſtdünger“), fo darf man nie einen gefunden, kräftigen und *) Anmerkung. Die letzte Anleitung hiezu hat wohl mein hochgeſchätzter Col— lege, der 1850 zu Opladen bei Düſſeldorf verlebte Director von der Solinger Local⸗ abtheilung des landwirthſchaftlichen Vereins, Hr. Juſtizrath und Notar Deycks, gegeben in ſeiner vortrefflichen Broſchüre, handelnd über mehrere der wichtigſten Gegenſtände in der Landescultur, herausgegeben 1846 bei Vorländer in Siegen. Ich laſſe die beſagte Anleitung hier auszugsweiſe folgen, und füge nur die nöthigſten Zuſätze noch bei. — Auf eine freie Stelle laſſe man — ſagt Deycks — im Herbſte entweder Torf oder in deſſen Ermangelung Schlamm, Lette oder Lehmerde karrenweiſe neben einander auffahren, bis Anfangs März liegen, damit er durch die Luft und den Froſt verfault und mürbe wird. Dieſe noch ſäuerliche Maſſe wird alsdann grob pulveriſirt und ſchichtenweiſe mit kleinen Kalkſtücken oder Kalkofenaſche im Verhältniß von 9:1, das heißt auf 9 Karren Erde 1 Karre Kalk, in einen kegelförmigen Haufen gebracht, ſo daß man abwechſelnd mit einer Lage von 3 Zoll Erde beginnt, und darauf 1 Zoll hoch Kalk folgen läßt. Nach 4 Wochen etwa läßt man, damit beide Theile gut mit einander vermiſcht werden, an einer Seite des Haufens mit einer breiten Hacke von oben bis auf den Boden breite Scheiben herunterhauen. Dieſe ſo erhaltene Miſchung läßt man nun in einen viereckigen Haufen bringen, oben auf demſelben und rund herum 2 Fuß im Kreuzverbande mit einer dicken, ſcharf zugeſpitzten Stange Löcher bis auf den Boden machen. In dieſe gieße man, ſo oft es der Vorrath zuläßt, kräftige, mit dem Abtrittsdünger verbundene, gut aufgerührte Jauche, d. h. ſolche, worin das Ammoniac, ſomit der den Pflanzen wohlthuende Stickſtoff, durch den zeitweiſe hineingeſchütteten Eiſenvitriol oder mit Waſſer verdünnte Schwefel— ſäure (1 Theil von dieſer mit 8 Theilen von jenem in einem großen ſteinernen Buttertopfe vermiſcht) vollſtändig gebunden worden. Dieſer Zeitpunkt ift dann eingetreten, wenn in die fo behandelte Jauche getauchte Lackmuspapier— ſtreifchen ſich roth färben durch jene Säure. Zu demſelben Zweck muß jeden Morgen tüchtig Gyps in den Stall geſtreut werden. (Die Anweiſung, um Lackmus— papier und Gyps anzufertigen, wird ebenfalls hier unten gegeben) Denn auf dieſe Weiſe entſtehen bekanntlich zwei für jenen Compoſthaufen wichtige chemiſche Verbindungen: a) das Ammoniac hat ſich nämlich ſchon früher mit der Kohlen— ſäure der Atmoſphäre zum kohlenſauren Ammoni.c vereinigt, b) iſt noch vorhanden der Kalk und c) die Schwefelſäure, letztere auch in dem Eiſenvitriol enthalten. Ver⸗ möge der näheren chemiſchen Verwandtſchaſt verbindet ſich aber aa) das Ammoniac und die Schwefelſäure zum ſchwefelſauren Ammoniac und bb) der Kalk mit der Koh— lenſäure zum kohlenſauren Kalk. Würde man aber die Schwefelſäure nicht in die Jauche gießen, ſo hätte man nur die drei Beſtandtheile, nämlich a) den Kalk in Hau⸗ fen, und b) das mit der Kohlenſäure verbundene Ammoniac; es würde alſo ebenſo der Kalk mit der Kohlenſäure ſich verbinden, das wichtige Ammoniac aber Weiche des ganzen Compoſthaufens frei werden, d. h. ganz ent- weichen. Hat man nun beim erſten Umſetzen jenes Haufens Cloakenerde, Hornſpäne, Straßenkoth, durchgeſiebten Bauſchutt, Oelkuchenmehl, Malzſtaub, Sägemehl, Seifen⸗ ſiederaſche, Holzaſche, Pilze, Schilf, überhaupt thieriſche und pflanzliche Stoffe, fo kann man alle dieſe düngenden Gegenſtände mitgebrauchen. Um Felder und Gärten indeſſen von Unkraut rein zu erhalten, ſo würde ich anrathen, alle Unkräuter, ſobald 83 fruchtbaren Baum erwarten, im Gegentheile wird er ſtets Dürre an den Blättern zeigen und in Folge deſſen ſchlechte Früchte nur beibringen. — Zur Beſeitigung dieſes Uebels, Dörrſucht genannt, müſſen wir dem Baume wie jeder andern Pflanze, wenn ſie fortwährend gedeihen ſoll, jenen Compoſtdünger von Zeit zu Zeit zukommen laſſen, indem er ja die alte Kraft bereits in ſich aufgenommen und in den Früchten wieder abge— geben hat. Alles aber muß auch hier mit Maaß und Ziel geſchehen; auch hier ſchadet ſowohl das zu Viel als das zu Wenig; jenes bringt wäſſerige, dieſes aber ſaure Früchte. Aehnlich mit der Dörrſucht iſt die Lähmung. Dieſe entſteht, wenn ein Baum an der neuen Stelle tiefer gepflanzt wird, als er in der Baumſchule geſtanden, oder ein ſchlechteres, ſteinigeres Erdreich erhält, wie früher, worin noch überdies das Eiſenerz, andere Metalle und Säuren vorwalten, oder endlich die Atmoſphäre durch ſchädliche Dünſte, z. B. durch die Dämpfe einer nahe gelegenen Vitriolfabrik, verpeſtet wird. Durch all' dieſe Uebelſtände leiden die Obſtbäume ſehr und gehen raſch ihrem Untergang entgegen. Drohen Blüthen und Früchte in Folge eines trockenen Frühjahrs abzufallen, fo muß wöchentlich etwa mal am äußerſten, der Krone entgegengeſetzten Rande der Wurzel ringsherum ein Gräbchen gemacht und der Baum einige Mal tüchtig mit altem Spül-, Fluß- oder in der Sonne erwärmtem Brunnenwaſſer getränkt werden. Nie darf man ſich aber einfallen laſſen, die Bäume auf ein Feld zu pflanzen, worin Hackefrüchte mit friſchem Stalldünger beſtellt wer- den, oder in einen Gemüſegarten, wo jährlich, ja mal im Jahre, oft ſogar noch mit friſchen menſchlichen Exerementen oder friſcher Jauche gedüngt wird. Aus einer ſolch' fehlerhaften Düngung gehen ſie in Samen übergegangen, Quecken, Heide, Ginſter, Dornbüſche, Brombeerſträuche, ſonſtiges Geſtrüpp ꝛc. vorher zu trocknen, zu verbrennen und alsdann die ſo gewon— nene ganz vorzügliche Aſche unter jenen Haufen zu miſchen. Alle 6 Wochen muß derſelbe umgeſetzt und wie bemerkt behandelt werden. Derſelbe muß von Unkraut rein und mit nichts, z. B. Kürbiß, bepflanzt werden. Iſt dieſer Haufen 2 Jahre alt, fo enthält er den beſten Dünger für den Gemüſe-, Baum- und Blumen- garten, iſt ſomit ſelbſt dem kräftigſten Stalldünger weit vorzuziehen. — Wer ſich von den ſchlagenden Gründen Deyds überzeugen will, den bitte ich feine erwähnte ausgezeichnete Broſchüre ſelbſt zur Hand zu nehmen. Anmerkung. Anweiſung zur Anfertigung von Lackmus papier. Man kaufe für etwa 2 Groſchen beſten blauen Lackmus, zerkleinere ihn, gieße 2 Taſſen kochenden Flußwaſſers oder im Winter eben ſo viel durch geſchmolzenen Schnee oder Eis erhaltenes Waſſer ebenfalls kochend darüber, rühre mit einem reinen Hölzchen gut um, bis ganz dunkelblaue Farbe entſtanden iſt. Dieſe Flüſſigkeit wird durch ungeleimtes, weißes, in lange Streifen zerſchnittenes Fließpapier (welches beim Buch— drucker zu kaufen ift), nachdem fie durch Stehenlaſſen und Abgießen vom Bodenſatze befreit, durch Einſaugung a fgeſaugt und dann auf Bindfaden in der Nähe des war— men Stubenofens aufgehängt, getrocknet, ſpäter in fingerlange Streifchen zerſchnitten und zum Gebrauch in einer Pappſchachtel an trockner Stelle aufbewahrt. Anmerkung. Anweiſung zur Anfertigung von Gyps. Nimm 1 Scheffel zerfallenen Kalks, beſprenge ihn langſam mit einer Miſchung von 15¼ Pfund Schwefelſäure und 48 Quart Regen- oder Flußwaſſer, ſchaufele dieſe Maſſe fortwährend um, und der Gyps iſt fertig. Hebe ihn an einer trocknen Stelle in einem Kaſten oder Faſſe zum Gebrauche auf. 6* 4 * „„ B * 8 « unausbleiblich die weiter oben angeregten Uebel, als Brand und Krebs, hervor. Denn die Baumſäfte werden dadurch gänzlich zerſetzt, lagern fh in dieſem krankhaften Zuſtande, gerade wie beim menſchlichen Körper, an irgend einer Stelle ab, brechen hier auf und verbinden ſich zuletzt noch mit dem allgewaltigen Sauerſtoffe der uns umgebenden Luft. Bedient man ſich ſtatt dieſes thieriſchen einſchließlich des menſchlichen Düngers jenes alten unſchädlichen Compoſtes, oder man gräbt mindeſtens den Raſen unter dem Baume ſoweit ſeine Krone reicht um, weil dieſe in genauem Verhältniſſe mit den Wurzeln und insbeſondere mit den feineren Saugwurzeln ſteht, ſo kann man nichts verderben, ſondern nur zu einem erwünſchten Ziele gelangen. Wurzelausläufer darf man auch gar nicht aufkommen laſſen. Ueber⸗ haupt: friſcher Dünger iſt dem Baum nicht blos unnütz, ja ſogar ſchädlich, mag es auch z. B. ein aus dem Walde hergeholter wilder, alſo bis jetzt noch geſunder, unverdorbener Apfel- oder Kirſchbaum ſein. Denn in eben dem friſchen Zuſtande haben des Düngers einzelne Beſtand— theile ſich noch nicht aſſimilirt, das heißt zu einem wohlthätigen Gange verbunden, was erſt bei der gänzlichen Fäulniß ſtattfindet. Beweis: Begießt man z. B. eine Pflanze, den Obſtbaum eingeſchloſſen, mit friſchem Urin, der ſelbſt noch mit Waſſer verdünnt iſt, ſo geht ſie allmälig zu Grunde, umgekehrt aber wird ſie gedeihen, wenn man ihr denſelben in gänzlich verfaultem Zuſtande, von Zeit zu Zeit mit Waſſer ver- miſcht, in dem Verhältniß etwa von 1:4 zukommen läßt. Kurz: a) der Brand und Krebs ſind ein Zeichen von zu großer Stärke, Ueberreiz, Zerſetzungen der Säfte in Verbindung mit dem an dieſer Stelle in ſeiner ihm eigenthümlichen Weiſe verbrennenden Sauer⸗ ſtoffe der Atmoſphäre; b) die Dörrſucht und Lähmung dagegen ſind ein Zeichen von Schwäche. — Betreff der Behandlung aller dieſer Uebel gilt als Grund— ſatz: „Ein jeder Krankheitszuſtand wird durch den entgegen- geſetzten gehoben (Contraria tolluntur contrariis).“ Hierüber iſt ſchon oben das Nöthige bemerkt. ad 4. Nicht alle Aepfel-⸗ und Birnſorten gedeihen in einem rauhern Gebirgslande, wie z. B. Gummersbach und deſſen Umgegend. Will man auch hier das eigentlich nur für warme Gegenden beſtimmte feinere und edlere Obſt erzielen, ſo kann ich nur anrathen, die Bäume nicht als Hoch⸗ ſtämme, ſondern als Mittelſtämme, die Birne auf Quittenſtämme, die Aepfel aber auf Mispelſtämme oder als Zwergſtämme auf Sohannis- ſtämmchen veredelt zu erzielen, ſowie die Pfirſich und Aprikoſen als Spa— liere an ausgefugten Mauern, welche von Zeit zu Zeit noch angeſchwärzt werden mit einer dicken Brühe aus Ofenruß und Waſſer. Denn, — wie uns die Phyſik lehrt, — verſchlingt unter allen Körpern keiner die Wärmeſtrahlen beſſer, als gerade der Ruß. Durch dieſen matten und nicht glänzend ſchwarzen Anſtrich erhäkt man für jene Spaliere einen ſehr warmen Standort. Auch darf man nicht vergeſſen, ſie bei ſtarker Kälte und namentlich im Frühjahre durch Strohmatten gegen die Morgen— ſonne zu ſchützen. Denn dieſe platzt die erſtarrten Gefäße zu ſchnell auf, wodurch dieſe Bäume meiſt verderben. Beide Vorrichtungen belohnen ſich 85 reichlich. — Ein ferneres Mittel, um das rauhe Klima zu mildern, iſt, daß man den Baumgarten (bei den Weinbergen die obere Bergkuppel) gegen die Nord- und Oſtwinde ſchützt durch Anpflanzung von einer we— nigſtens doppelten Reihe von Nadelholzbäumen, etwa mit der von unten bis zum Gipfel bekleideten Edeltanne. Die viel Wärme verlangende Weinrebe am Hauſe leite man auf das mit Pfannen und Latten verſehene Dach, welche zuerſt mit Mineraltheer beſtrichen und, wenn dieſer halb trocken, mit Ofenruß derbe noch beſtreut werden. Auf dieſe Weiſe fallen die Sonnenſtrahlen ſenkrecht auf die Rebe und gehen ihr nicht verloren. Die, wie ich glaube, nur wenig bekannte Veredlung“) auf Mis— pelſtämmen gewährt überdies noch den Vortheil, daß vermöge des fruchtbaren Mutterſtammes der Baum jährlich ſeine Früchte beibringt. — Die folgenden Verzeichniſſe ſollen nun die für beide Lagen, ſowohl für warme Gegenden als für das rauhere Gebirgsland beſtimmten Aepfel— und Birnenſorten angeben. Sie ſind gezogen aus dem vortrefflichen Gartenbuche, betitelt: „Der Hausgarten“, von Fr. B. Hoffacker, gedruckt 1859 und zu kaufen à 20 Gr. zu Lahr bei J. H. Geiger. Dies Buch, zwar klein, aber inhaltreich, iſt ſehr günſtig recenſirt, — ein Beweis für ſeine Brauchbarkeit. I. Aepfel. Für warme Gegenden: Für rauheres Gebirgsland: a) für den Garten. a) für den Garten. Weißer Winter⸗Cal vill, Winterborsdorfer, Rother Herbſt⸗Calvill, Deutſche Schafnaſe, Grafenſteiner, Rheiniſcher Bohnapfel, Saviſer Rambour-Reinette oder Ca- Brauner Madapfel, nada⸗Reinette, Weißer Madapfel, Goldpepping, Rother Stettiner, Reinette von Breda, Muskat⸗Reinette, Muskat⸗Reinette, Große Kaſſeler Reinette. Engliſche Spital-Reinette, Engliſche Goldparmaine, Danziger Kantapfel. *) Anmerkung. Da an dieſer Stelle doch gerade von Veredlung die Rede iſt, ſo möchte ich die Baumzüchter auf eine Art derſelben aufmerkſam machen, die, ob— gleich ſchon vor etwa 200 Jahren durch Gerold Edelbach beſchrieben und ſo zu— verläſſig, doch fo wenig in Gebrauch kommt; ich meine das ſogenannte Seiten- pfropfen ohne Abſchneidung des Stammes oder Aſtes. Conſtantin v. Schöne— beck in ſeinem vortrefflichen Werke, betitelt: „Anleitung zur Vermehrung und Pflege der Obſtbäume⸗, erſchienen zu Cöln 1806 bei Keil, S. 578, beſchreibt daſſelbe wie folgt: „An einer glatten Stelle, wo man einen Zweig zu haben wünſcht, macht man nämlich mit dem Oeulirmeſſer einen Einſchnitt in die Rinde in Form eines lateini— ſchen T, ohne die darunter laufenden Saftgefäße zu beſchädigen. Ueber dem obern wagerechten Schnitt wird ein Halbzirkel, deſſen Durchmeſſer ungefähr 2 Linien beträgt, in Form eines liegenden lateiniſchen & herausgeſchnitten. Nun wählt man ein etwas krummes Pfropfreis, das man an der convexen Seite ſchräg, wie beim Copuliren, in der Länge von 1 bis 1½ Zoll ohne einen Abſatz zuſchneidet, und ſetzt es mit dieſem Keil zwiſchen die mit dem Falz des Oeulirmeſſers etwas abgelöſten Flügel der Rinde, 86 b) für Feld, auch Straßen. Luiken, Rheiniſcher Bohnapfel, Rabau, Lederapfel, Grafenſteiner, Aechter Winterſtreifling, Engliſche Goldparmaine. II. Für warme Gegenden: a) für den Garten. Craſanne, Magdalenenbirne, Herbſtbergamotte, Wildling van Motte, Sparbirne, | Geishirtlesbirne, Graue Butterbirne, Weiße Herbſtbutterbirne, Diels Butterbirne, Graue Dechantsbirne, Schweizerhoſe, Grüne Hermanns birne, Beſtenbirne, Virguleuſe. b) für Feld. Rockeneier, Pfaffenbirne, Kraus birne, Frankfurter, Gute Louiſe, Veldenzer, Rumetter, Beſtenbirne. b) für Feld und Straße. Geſtreifter Backapfel, Winterborsdorfer, Zwiebelborsdorfer, Luiken, Weißer Stettiner, Kohlapfel. Birnen. Für rauheres Gebirgsland: a) für den Garten. Beſtenbirne, Rockeneier, Wildling van Motte, Junkerhannsbirne, Sparbirne, Geishirtle, Weiße Herbſtbutterbirne, Schweizerhoſe. b) für Feld. Bratbirne, Wildling von Einſiedel, Betzelbirne, Kraus birne. (Schluß folgt.) S an ſo daß der Anfang des Keils den obern runden Ausſchnitt berührt. Wie bei dem Oculiren, jo wird auch bei dieſem Seitenpfropfen verlangt, daß die Schale des Wild— ſtammes ſich gut löſt. Das Verbinden 2c. geſchieht wie bei der Oeulation. Nur würde ich noch anrathen, der größeren Sicherheit wegen den Verband ſelbſt und das Edelreis am oberen Ende mit dem hier unten näher beſchriebenen warmen Baum— kitt zu beſtreichen. Auch darf man, wie bei allen Veredlungen, nicht vergeſſen, das veredelte Bäumchen bei trockenem Wetter zuweilen tüchtig zu begießen. — Da der Stamm oder Aſt des Wildſtammes gar nicht verſtümmelt wird, ſo iſt er in keiner Gefahr zu verderben. Dieſe Veredlungsart iſt daher auch die beſte, im Sommer mit aufbewahrten ſowohl als mit neu gewachſenen reifen Reiſern zu pfropfen. Reiſer, die man bis Ende des Monats Juni aufſetzt, treiben noch in dem nämlichen Sommer, jene aber, die im Juli und Auguſt gepfropft werden, bleiben ſchlafend und treiben in dem folgenden Frühjahre ſofort ſtark aus. 87 Die Wittwen⸗, Waiſen⸗ und Alterverſorgungs⸗Caſſe für deutſche Gärtner. Nr. 48 vor. Jahrg. der „Deutſchen Gartenzeitung“ enthält einen Bericht unter der Aufſchrift: Aus Görlitz, der Geitner'ſche Antrag. Es würde zu weit führen, denſelben wörtlich wiedergeben zu wollen, denn es läßt ſich dahin zuſammenfaſſen, daß der von mir auf Gründung obiger Caſſe geſtellte Antrag, der ſchon in Mainz und Cöthen geſtellt ge— weſen, nun auch in Görlitz verworfen resp. beſeitigt ſei und daß man ſich nun dahin geeinigt habe, den angeregten Gedanken in kleinen Be⸗ zirken auszuführen. Hat nun der Unterzeichnete ſchon dort gegen die Art der Behandlung dieſer doch immerhin wichtigen Sache, und auch aus dem Grunde, als der Theil unſeres Standes, zu deſſen Gunſten dieſe Caſſe gegründet werden ſoll — kaum vertreten wird, Verwahrung eingelegt — ſo hält ſich derſelbe auch ſonſt, den vielen ſeiner werthen Collegen gegenüber, die ſich in dieſer ihre heiligſten Intereſſen berührenden Angelegenheit direet an ihn gewendet, für verpflichtet, eine beſondere Erklärung jenem Berichte entgegen abzugeben, und erſucht die geehrte Redaction um gefällige Auf— nahme derſelben. Entgegnung. Der Unterzeichnete glaubt ein Recht zu haben, gegen den in Nr. 48 der „Deutſchen Gartenzeitung“ enthaltenen Bericht im Intereſſe der Sache Verwahrung einlegen zu müſſen. Denn daß fein auf dem von Abertaus ſenden anerkannten Grundſatze der neueren volkswirthſchaftlichen Prineipien — wonach nur durch möglichſt vereinte Kräfte Großes ge— leiſtet werden kann — baſirender Antrag in Görlitz nicht durchging, ſpricht nicht gegen den Antrag, ſondern iſt inſofern ein testimonium paupertatis für die Verſammlung, weil ſie jenem von allen Ständen und ſelbſt von Handwerkern und Arbeitern anerkannten Grundſatze zuwider— laufend, glaubt, daß durch Errichtung ſolcher Caſſen in kleinen Bezirken ſich mehr werde erreichen laſſen. Dieſes klägliche Reſultat kann mich aber weder entmuthigen, noch weniger vermag ich die Anſicht jenes anonymen Berichterſtatters zu theilen, als ſei jener Antrag als beſeitigt anzuſehen. Der Verlauf der Sache hat mich höchſtens einen tieferen Blick in den wahren Stand Einzelner zur Sache ſelbſt thun laſſen und für dieſelbe Jene! nicht aber die Sache! als beſeitigt anſehen laſſen. Sobald es meine Zeit geſtattet, werde ich mir erlauben, über weitere Maßnahmen mich vernehmen zu laſſen; für jetzt ſehe ich von allen die Sache nicht fördernden Diseuffionen ab, obwohl noch Vieles gegen jene und frühere Auslaſſungen, die daſſelbe Blatt über mich ergehen ließ, ein, zuwenden wäre. G. Geitner. — — 88 Ankündigung einer Gärtnerlehranftalt in Cöthen (Herzogthum Anhalt) in der Kunſt- und Handelsgärtnerei G. Goeſchke. Nachdem wir Beide, die Kunſt- und Handelsgärtner G. Goeſchke und L. Schroeter, von Sr. Hoh. dem Herzoge von Anhalt die höchſte Genehmigung erhalten haben, eine Gärtnerlehranſtalt in Cöthen in's Leben zu rufen, ſo veröffentlichen wir hiermit, daß wir vom 1. April 1864 an Zöglinge aufnehmen. — Die Anſtalt wird die practiſche und theoretiſche Ausbildung von Gärtnern in's Auge faſſen. Nachſtehender Proſpeet wird darüber ausführliche Auskunft geben. | Brofpect der Gärtnerlehranſtalt zu Cöthen (Herzogthum Anhalt) in der Kunſt⸗ und Handelsgärtnerei G. Goeſchke. 1. Die Oberaufſicht der Anſtalt ſteht laut Verfügung, d. d. Deſſau den 21. December 1863, unter Herzoglicher Regierung, Abtheilung des Innern. 2. Die Zöglinge werden praetiſch und theoretiſch ausgebildet. 3. Das practiſche Unterrichtsweſen begreift alle der Gärtnerei zugehörende Arbeiten, als Blumen- und Pflanzenzucht, Gemüſe- und Obſtbau, Samenbau, Treiberei, Dbft: und Gehölzbaumſchulen. 4. Das theoretiſche Unterrichtsweſen wird alle Zweige der Gartenkunſt, als Blumenzucht, Gemüſebau, Baumzucht, Pomologie, Treiberei und Samenbau, in's Auge faſſen und damit das Landſchafts-, Pflanzen⸗ und Planzeichnen, die Botanik, Mathematik und Chemie, ſowie die neueren und älteren Sprachen verbinden, ſoweit dieſe Sprachen zum Verſtändniß der Pflanzennamen nothwendig ſind. — Das Rechnungs— weſen ſoll gleichfalls ſoweit gelehrt werden, als es bei Begründung eines eigenen gärtneriſchen Unternehmens nöthig iſt. — Auch wird die Lehre von der Garten-Anlage betrieben werden. — Die Steno— graphie kann auf Verlangen beſonders gelehrt werden, ſowie für Ausländer die deutſche Sprache. 5. Der Zögling, deſſen Anmeldung bei der Direction unter Beifügung eines genügenden Zeugniſſes über ſeine Führung und erforderlichen Kenntniſſe wenigſtens 4 Wochen vorher geſchehen muß, hat 3 Jahre zu lernen, nach welcher Zeit derſelbe ein Examen zu beſtehen hat und darnach ein Atteſt ſeiner Führung, ſeinem Fleiße und feinen Kennt: niſſen gemäß erhält. 8 6. Das Honorar für Unterricht, Wohnung und Beköſtigung beträgt ins— geſammt jährlich 120 Thaler und iſt in vierteljährlichen Raten im Voraus zu entrichten. 7. Der Zögling hat ſein Bett und ſeine Wäſche mitzubringen und für deren Reinhaltung zu ſorgen; im Falle, daß er bei zu weiter Ent— fernung das Bett nicht mitbringt, hat er dafür jährlich 10 i praenumerando zu zahlen. * 89 8. Die Anftalt iſt auch bereit, gelernte Gärtner zu ihrer weitern Aus— bildung auf einige Zeit aufzunehmen, und iſt für dieſen Fall beſon— dere Uebereinkunft darüber mit der Direction zu treffen. Briefe ſind kranco zu richten: An die Direction der Gärtnerlehranſtalt zu Cöthen (Anhalt). A TI Literatur. Illuſtrirtes allgemeines Gartenbuch. Vollſtändige Anlei— tung zum Gartenbau nach jeder Richtung, zur Gartenkunſt wie zur Land— ſchaftsgärtnerei, als zum Gemüſe- und Obſtbau, zur Anlage von Baum— ſchulen, zur künſtlichen Vaumzucht und Befruchtung, ſowie zum Samenbau, zur Blumengärtnerei im Garten, Glashaus und Zimmer, zur Blumen: treiberei im Winter, unter beſonderer Angabe der Blüthezeit, Behandlung und Anwendung der ſchönſten und beliebteſten Blumen des Gartens und des Zimmers zꝛc., zur Anlegung von Gärten jeder Art, Gemüſehäuſern und Miſtbeeten. — Ein Handbuch für Gärtner, Gartenfreunde und Land— wirthe. Von H. Jäger, Großherzogl. Sachſ.-Weim. Hofgärtner. Mit 230 in den Text gedruckten Holzſchnitten und einem Titelblatt. Leipzig und Berlin. Verlagshdlg. von Otto Spamer 1864. 8. 2X u. 539 S. Preis 1½ /. Der Titel des hier genannten Buches zeigt ſchon, daß uns der in der Gartenliteratur ſo rühmlichſt bekannte Verfaſſer ein Gartenbuch ge— liefert hat, wie wir noch kein ähnliches beſitzen. Daſſelbe umfaßt alle Theile des Gartenweſens, von denen die einen ausführlicher, die anderen kürzer, je nachdem Belehrung nothwendig, abgehandelt worden ſind; es weicht demnach etwas von den gebräuchlichen Büchern dieſer Art ab und in Bezug auf Mannigfaltigkeit des Stoffes iſt wohl keins mit dieſem zu vergleichen. Von dem richtigen Grundſatze ausgehend, daß eine gute Grundlage in Allem die erſte Bedingung iſt, hat der Verfaſſer im J. Thl. 1. Abtheil. die Grundſätze für alle Culturzweige des Gartenbaues vor— ausgeſchickt, eine Belehrung, die in faſt allen Gartenbüchern man vergebens ſucht. Ueber die Grundſätze und Lehren für alle Culturzweige des Gar— tenbaues, als über Beſtandtheile, Ernährung, Lebens- und Wachsthums— bedingungen der Pflanzen, iſt jedoch eben nur ſo viel geſagt, als zu wiſſen nothwendig, und ſind dieſe Erklärungen größtentheils dem bekannten vor— trefflichen Buche von Dr. E. Regel „Die Pflanze und ihr Leben“ ent— nommen, ebenſo die dazu gegebenen Holzſchnitte. In der 2. Abtheilung finden wir Belehrung über Klima, Lage, Grund und Boden, Dünger und Düngung, Hülfserden, in der 3. über die Hülfsmittel und gebräuchlichen Werkzeuge, in der 4. über die Feinde und Krankheiten der Pflanzen, in der 5. über allgemeine Verrichtungen und nothwendige Einrichtungen beim Betrieb des Gartenbaues, und in der 6. über das praktiſche Verfahren bei der Anlage von Gärten ze. Jede Abtheilung zerfällt wiederum in mehrere Abſchnitte. Der II. Theil handelt nun über die einzelnen Fächer des Gartenbaues, als über Gemüſebau, Obſtbaumzucht u. dergl., und zer⸗ 8 K ä 9 E 90 1 fällt ebenfalls in drei Abtheilungen, jede derſelben wieder in mehrere Ab- ſchnitte, die einzeln zu nennen es uns hier an Raum fehlt; auch zeigt dern Titel theilweiſe, was in dem Buche zu finden iſt. Der Text dieſes vor— züglichen Buches iſt in klarer, und wenn der Menge des Materials wegen nur in kurzer, fo doch in ſehr faßlicher Sprache geſchrieben und liefert daſſelbe wiederum einen Beweis von dem Talente des um die Garten— literatur ſich ſo verdient machenden Verfaſſers. Störend und den Laien irreführend iſt leider die große Menge von Druckfehlern, namentlich bei den lateiniſchen Pflanzennamen, und wenn auch ſchon zu Anfang des Buches eine Anzahl dieſer Fehler als verbeſſert aufgeführt worden iſt, ſo bleiben leider noch ſehr viele nach, aber auch die Berichtigungen ſelbſt ſind nicht richtig angegeben. Bei der unzweifel— haft ſehr bald nothwendig werdenden zweiten Auflage dieſes allen Gärt— nern und Gartenfreunden zu empfehlenden Buches werden jedenfalls die ſtörenden Druckfehler ausgemerzt werden. E. O0. Taſchenbuch für Pomologen, Gärtner und Gartenfreunde, herausgegeben vom Pomologiſchen Inſtitut in Reutlingen. Dritter Jahrg. Mit 42 Holzſchnitten. Stuttgart, Verlag von A. Lu: brecht & Co. 1863. kl. 8. 110 S. Dieſes nutzbare Taſchenbuch erſcheint bereits zum dritten Mal, aber— mals ausgeſtattet mit vielen kurzen belehrenden Abhandlungen, welche nach eignen praktiſchen Beobachtungen und Erfahrungen von den Lehrern und Zöglingen des pomologiſchen Inſtituts abgefaßt ſind. — In der Vorrede und Einleitung zu dem kleinen Buche giebt der Director des Inſtituts, Herr Garteninſpeetor Lucas, Nachricht über die Leiſtungen, über den Beſtand ꝛc. dieſes Inſtituts. Zu den Beſchreibungen einiger neuen ver— beſſerten und zu empfehlenden Geräthe und Werkzeuge ſind Abbildungen gegeben, ebenſo zu mehreren in Reutlingen angewendeten Spalierformen verſchiedener Obſtſorten ze. Sehr erwünſcht iſt die Aufführung der vom Lyoner Pomologen-Congreß empfohlenen Birnſorten, ebenſo das Verzeichniß der von deutſchen Pomologen-Verſammlungen empfohlenen Aepfel- und Birnenſorten. Den Schluß des Buches bildet das mit möglichſter Sorg— falt von Herrn Garteninfpeetor Lucas bearbeitete beſchreibende Verzeichniß der im pomologiſchen Inſtitut käuflich abzugebenden Obſtbäume, Sträucher, Samen c. E. Oo. Der Garten-Ingenieur. Handbuch der geſammten Technik des Garten— weſens für Gärtner, Gartenbeſitzer, Gärtnergehilfen und Lehrlinge ꝛc. ꝛc., von R. W. A. Wörmann. Berlin, 1864. Ernſt Schotte & Co. Die zweite Abtheilung dieſes ſehr nützlichen Werkes, die Teppich- gärten und deren Anlage enthaltend, liegt vor uns. Wir haben uns bereits in einem der letzten Hefte des vorigen Jahrgangs dieſer Zeitſchrift über den großen Werth dieſes Buches für jeden Gärtner und Gartenbe— ſitzer ausgeſprochen und können unſere Anſicht nach Einſicht dieſer 2. Ab— theilung des Werkes nur nochmals beſtätigen, die ſich der 1. Abtheilung in jeder Beziehung würdig anſchließt. Gerade in jetziger Zeit, wo die ſogenannten Teppichgärten immer mehr und mehr Mode werden und faſt 91 in keinem Garten fehlen dürfen, wird durch die in dem Buche aufgeführ— ten 51 verſchiedenen Muſter, erläutert durch faſt eben ſo viele richtig und ſauber ausgeführte Abbildungen, dem Gärtner Gelegenheit gegeben, die ihm zuſagende Form eines Teppichs ins Freie zu übertragen und um dies mit Leichtigkeit auch ausführen zu können, findet er im Texte genügende Anleitung dazu. E. Oo. Anleitung zur Cultur des Beerenobſtes in Gärten, von Fr. Fürer, Direktor a. D. in Stuttgart. — Stuttgart, in Commiſſion bei Karl Aue, 1864. Quart. 36 S. Die Cultur des Beeren-Obſtes, als Erdbeeren, Bromm- und Him— beeren, Heidel- und Johannisbeeren wie Stachelbeeren nimmt mit Recht eine immer größere Verbreitung an; damit aber die vortrefflichen Eigen— ſchaften der genannten Fruchtſorten zu ihrer vollen Entwickelung gelangen, muß man den Pflanzen auch eine fachgemäße Behandlung angedeihen laſſen und wie ſolche Behandlung ſein muß, iſt in dem genannten Büchel— chen kurz und verſtändlich gegeben. Gleichzeitig ſind von jeder Fruchtart die vorzüglichſten Varietäten angeführt. Wir empfehlen dieſes Büchelchen allen Gartenbeſitzern beſtens. E. Oo. — . — Feuilleton. Diesjährige Pflanzen- und Samenverzeichniſſe. Unter den uns eingefandten Samen- und Pflanzenverzeichniſſen iſt das vom Garteninſpeetor F. Jühlke (in Firma C. Appelius) in Erfurt über Getreide-Arten, die Jühlke Behufs weiterer Beobachtung und Prüfung zu Anbau-Verſuchen empfiehlt und welche bei ihm käuflich zu erhalten find, wiederum ſehr reichhaltig. Das ganze Sortiment beſteht aus 152 Sorten, die inclus. Verpackung 10 Thlr. koſten. Einzelne Proben werden ſo ſtark gegeben, daß damit 50—60 Quadratruthen beſäet werden können. Eine vollſtändige Sammlung vollkommen ausgebildeter Aehren koſtet 4 Thlr. Vorſteher von Verſuchsgärten der land wirthſchaftlichen Vereine ꝛc. machen wir auf dieſe Getreide-Arten namentlich aufmerkſam. Auch die Samenverzeichniffe en gros und en detail über Gemüſe⸗, landwirthſchaftliche und andere Sämereien dieſer rühmlichſt bekannten Firma, zeichnen ſich in dieſem Jahre wiederum durch eine Auswahl der beſten und gangbarſten Arten und Sorten aus. Die Gemüſe- und land: wirthſchaftlichen Samen möchten wir beſonders unter den vielen andern hervorheben, zumal die Reſultate dieſer Kulturen des Inſp. Jühlke be— kanntlich auf der großen internationalen landwirthſchaftlichen Ausſtellung in Hamburg mit der ſilbernen Medaille prämirt worden ſind. Aber noch viele andere nicht minder der genauen Durchſicht der Blumen- und Pflanzenfreunde ſehr zu empfehlende Verzeichniſſe bekannter und reeller Firmen liegen uns unter den maſſenhaft zugegangenen vor, die einzeln hier zu beſprechen rein unmöglich iſt und wir nur noch einige Firmen namhaft machen wollen, mit dem Bemerken, daß von ſämmtlichen hier genannten Verzeichniſſen auf Franco-Verlangen auch von uns Exem⸗ 92 plare franco zugefandt werden, fo z. B. von Gebr. Dippe in Qued⸗ linburg (Engros-Preis-Verzeichniß über Gemüfe-, Feld-, Gras-, Wald: und Blumen-Sämereien ꝛc., über 3000 Nummern ſtark). — Verzeichniß (54. Jahrg.) über Gemüſe- und Blumen-Samen, Feld- und Wald⸗ Sämereien, Pflanzenſortimente ꝛe. von C. Platz & Sohn in Erfurt, gleichfalls ein ſehr reichhaltiges Verzeichniß (an 3400 Nummern ſtark) dieſer alt renomirten Firma. — Verzeichniß der Gemüfe-, Gras-, Feld-, N Wald: und Blumen-Sämereien (faſt 4000 Nummern) von Eruſt Be⸗ nary in Erfurt, eine Handlung, die durch ihre Reellität während dern letzten 15 Jahre einen ſehr großen Auffhrung genommen und ſich des beſten Rufes zu erfreuen hat. — Das neueſte Verzeichniß von Sämereien von Peter Smith & Co. in Hamburg und Bergedorf liegt dieſem Hefte bei und machen wir die Leſer beſonders darauf aufmerkſam. Das Verzeichniß enthält eine Auswahl der beſten, ſowohl an Blumen-, wie an Gemüſeſamen; reich vertreten ſind auch die Gehölzſämereien, eine genaue Durchſicht wird die Leſer von dem Geſagten überzeugen. — Das neueſte Preis⸗Verzeichniß über Floriſtenblumen, Sträucher, Coniferen 2e. derſelben wohlbekannten Firma (Peter Smith & Co.) liegt gleichfalls dieſem Hefte bei. Unter den Floriſten-Blumen das Neueſte und Beſte enthaltend, was der engliſche Markt im letzten Jahre brachte. Ausgezeichnet iſt die Collection und die Anzucht der im freien Lande aushaltenden Coniferen, auf die wir beſonders aufmerkſam machen möchten. Nichtkennern empfehlen wir die offerirten Collectionen von 40 Stück in 40 Arten zu 40, 60 oder 80 Mark. — Das Preisverzeichniß der Handelsgärtnerei in Plicken bei Gumbinnen in Oſtpreußen (L. Reitenbach) legt Zeugniß ab, daß ſich dieſe Gärtnerei in ſehr kurzer Zeit in allen ihren Culturzweigen ſehr erweitert hat, trotz der ungünſtigen klimatiſchen Verhältniſſe, mit denen Gärtnereien in jener Gegend zu kämpfen haben. Ein langer, harter Winter zerſtört häufig alles wieder, was durch Fleiß, Kunſt und Ausdauer während der guten Jahreszeit erzielt worden iſt. Die Sammlungen der Zierbäume, Staudengewächſe, Obſtbäume, Roſen, Gewächshauspflanzen zc. ſind durch viele neue Sorten und Arten erweitert worden und empfehlen wir dieſe Gärtnerei als eine der beſten Bezugsquellen den Gartenfreunden in Polen und Rußland. Außer dieſen liegt noch eine große Anzahl Ver— zeichniſſe vor, wie von W. Bahlſen in Erfurt, J. Sieckmann in Köſtritz, Franz Anton Haage in Erfurt, A. Keilholz in Quedlin⸗ burg, Ad. Demmler in Berlin, J. L. Schiebler & Sohn in Celle, auf die wir nicht minder wie auf die zuerſt genannten aufmerkſam machen wollen. E. Oo. Die Nieſen der Pflanzenwelt iſt der Titel eines Buches von Eduard Mielck, einem Forſtmanne von Beruf, das bei C. F. Winter in Leipzig erſchienen, welches die größten Bäume und in ihnen die älteſten von den lebenden Zeugen der Menſchengeſchichte muſtert. Selbſt unfere nächſte Umgebung, die holſteiniſchen Orte Salzau, Dobersdorf, Bordes— holm und ſogar das „/ Stunden von Hamburg entfernt gelegene Flott— beck hat fo anſehnlich zu den Baumportraits dieſes Werkes beigetragen, welches die Rieſen der Pflanzenwelt ſchildert. Nach welchem Maß— ſtabe aber dieſe Eichen, Cedern, Fichten ꝛc. ausgewählt ſind, das wird man 93 daraus begreifen, daß der Verfaſſer zum Schluſſe ein Bild giebt, worauf die Rieſenbäume mit den höchſten Gebäuden der Welt verglichen werden. Wirklich ragt auf dieſem Blatte der californiſche Mammuthbaum (Sequoia gigantea) bis nahe an den Gipfel der Pyramide des Cheops (450 F.) empor und mit der Höhe des Hamburger Waſſerthurms (200 F.) wett: eifern deutſche Fichten und Tannen. Auch ſind die größten Bäume den größten Bauwerken der Erde an Alter nicht unebenbürtig. Ihren gleich— zeitigen Geburtstag kann ſchon manche norddeutſche Kiefer mit der Peters— kirche in Rom gehabt haben, unſere Buche hat eine Lebensdauer von 500 Jahren, der Lärche, dem Ahorn wird darüber eingeräumt, die Edel— tanne ſoll ſich bereits durch ein Jahrtauſend behaupten können, die Linde noch länger, die Eiche 1600 Jahre. Dazwiſchen rankt ſich als ein lang— beiniger Geſell der Ephen hindurch, der im Wohnzimmer eine fo zarte Rolle ſpielt. Tauſend Jahre giebt man einzelnen Stämmen davon. Aber über die Errichtung der Pyramiden und eyelopiſchen Mauern hinaus geht das Alter der Mammuthbäume in Californien, die 5000 Jahre ſtehen, und die Affenbrotbäume am Senegal, die am Tage der bibliſchen Schöpfung gepflanzt zu ſein ſcheinen. Was der Verfaſſer dem holſteiniſchen Lande entlehnt hat, das ſind Eichen, zu denen zwei aus dem Großherzogthum Oldenburg (aus dem Hasbrock hinter Bremen) kommen, Linden, Buchen und aus dem Park von Flottbeck eine gewaltige Weidengruppe, von welcher jedoch der letzte Stamm 1861 zuſammengebrochen iſt. Die Weiden mochten ein Alter von 200 Jahren erreicht haben. Kaſtanien vom Aetna, eine Platane von Bujuk— dere bei Conſtantinopel, Tannen vom thüringer Walde, der berühmte Drachenbaum auf Teneriffa ꝛc. dehnen den Geſichtskreis der Beobachtung über die verſchiedenſten Theile der Erde aus und zu den ſchönen Abbildungen fügt der Verfaſſer einen wiſſenſchaftlich auskunftgebenden Tert. (H. N.) Portulaca grandiflora fl. pl. Von dieſen fogenann- ten Portulakröschen, deren wir ſchon früher anerkennend gedacht, hat Herr Ch. Deegen in Köſtritz im vergangenen Jahre wiederum ein anſehnliches b Samen geerntet, wovon eine Priſe von 50 Korn 15 Sgr. oſtet. Dieſe Portulakröschen haben die Erwartungen, welche ſie bei ihrem erſten Erſcheinen erregten, im hohen Grade befriedigt. Intenſive Färbung bis zu den beſcheidenſten hellen und weißen Nüancen, geſtreift, gerändert und geflammt, vollkommene Füllung in edelſter Roſen- und Ranunkelform, beſondere Größe ſind die Eigenſchaften, welche im Allgemeinen dieſe lieb— lichen Blumen auszeichnen und die auch nicht verfehlt haben, bei der großen internationalen Ausſtellung in Hamburg im Juli v. J., wo ein Sortiment derſelben ausgeſtellt war, ſich des allgemeinſten Beifalls zu er— freuen. Einen weſentlichen Vorzug haben die gefüllten Varietäten dieſer Pflanze vor den einfachen Portulaks, daß ſie viel länger am Tage blühen, von früh an bis weit in den Nachmittag hinein. Die beſcheidenen Anſprüche, welche die Portulakröschen an den Boden machen, die leichte Cultur, die reinen prachtvollen Farben, welche in immer neuen Schattirungen und Abſtufungen erſcheinen, die dem ganzen Habitus der Pflanze nach überall paſſende Verwendung zu Gruppen und Ein— PR 5 5 94 faſſungen werden den Portulafröschen eine der erſten Stellen unter den modernen Culturpflanzen ſichern. E. Oo. Wurzelknollen an Bohnen. Im landw. Centralbl. für das bergiſche Land theilt ein Herr Reinicke mit, daß er an feiner rothblühen⸗ den ſogenannten türkiſchen oder Feuerbohne im October v. J. Wurzel- knollen gefunden habe, ähnlich denen einer Georgine. Er legte eine der Knollen in's Warmhaus, in feuchte Luft, wo ſie Triebe entwickelte. Meh— rere nunmehr aufgenommene Knollen wurden, nebſt jener erſten, in einem kalten Glashauſe bei 5 Grad Wärme überwintert. Im Frühjahr trieben ſie ſämmtlich wieder aus. Einige wurden unterſucht, und es zeigte ſich, daß ſie viel Stärkemehl enthielten und nach dem Kochen ſehr ſchmackhaft, ähnlich den Kaſtanien, waren. Dieſer Fall ſteht nicht vereinzelt da, da auch ein anderer Gartenbeſitzer an Wurzeln der rothen Bohne ſolche Knollen fand. „Vielleicht“, ſchließt der Bericht, „läßt ſich dieſe Bohnenart, in Folge der ausdauernden Eigenſchaft, mit Vortheil zur Wintertreiberei be— nutzen; die jungen, zarten Bohnen dieſer Art ſind ſehr wohlſchmeckend.“ (Hannov. land- u. forſtwirthſch. V.-Bl.) . Perſonal⸗Notizen. Darmſtadt. Herr Guſt. Zaubitz hat die ſeither unter der Firma G. & N. Zaubitz hierſelbſt betriebene Handelsgärtnerei für ſeine alleinige Rechnung übernommen und wird ſelbige unter ſeinem Namen fortführen. Erfurt. Herr Handelsgärtner Wilh. Bahlſen hierſelbſt hat ſeinem Bruder Ernſt Bahlſen in Prag ein vollſtändiges Lager aller in feinem Geſchäft in Erfurt geführten Gemüſe-, Feld-, Wald: und Blumenſamen übergeben, welche derſelbe ab Prag nach gleichem Preis— courant mit dem Geſchäft in Erfurt liefern wird. Deſſau. F Am 14. Nov. v. J. ſtarb nach dreitägiger Krankheit der Hofgärtner Herr Eduard Richter in Luiſium bei Deſſau im 69. Lebensjahre, tief betrauert von ſeiner Familie und ſeinen zahlreichen Freunden. Cöthen (Anhalt). Herr L. Schroeter, der nahe an 10 Jahre die faſt alle Zweige der Gartenkunſt umfaſſende große Gärtnerei des Herrn Reichsgrafen von Magnis auf Eckersdorf in Schleſien ver— waltete, darauf eine eigne Handelsgärtnerei in Coswig (Anhalt) grün— dete, welche aber durch eine am 18. Auguſt v. J. daſelbſt ausgebrochene Feuersbrunſt mit zerſtört worden iſt, hat zu ſeinem künftigen Wohnorte Cöthen (Anhalt) gewählt, um mit dem Kunſt- und Handelsgärtner Herrn Goeſchke, welcher daſelbſt ein ausgedehntes Etabliſſement beſitzt, eine Gärtner-Lehr⸗Anſtalt ins Leben zu rufen (Siehe S. 88 d. Heftes). Herr Schroeter wird als Inſpector der Anſtalt zugleich fungiren und den theo— retiſchen Unterricht größtentheils ſelbſt führen. 8 Berlin. In der Nacht vom 24.— 25. Deebr. v. J. verſchied zu Charlottenburg bei Berlin der allgemein bekannte Oberhofgärtner Ferdi— nand Fintelmann im Alter von nahe 90 Jahren. Der Verſtorbene gehörte einer alten Gärtnerfamilie an, ſein Vater verwaltete ſchon den 95 vor mehr denn 50 Jahren eingegangenen königl. Obſt- und Gemüſe⸗ garten in Charlottenburg, der zu Friedrichs II. Zeiten blühte. Seine Lehrjahre machte F. Fintelmann im Orangengarten, jetzigem Schloßgarten, durch. Nach beendeter Lehrzeit erhielt er bald die Stelle eines Gärtners beim Fürſten Radziwil zu Czernewiee in Polen, verließ dieſe Stelle jedoch bald wieder und wurde Gärtner beim Fürſtbiſchof von Ermeland zu Oliva bei Danzig, wo er bis zu ſeinem 30. Lebensjahre verblieb und dann zu ſeinem Vater zurückkehrte, bei dem er als erſter Gehülfe wirkte. — Im Jahre 1806 erhielt F. Fintelmann die königl. Hofgärtnerſtelle auf der Pfaueninſel bei Potsdam, welche er durch ſeine Kenntniſſe, Fleiß und Um— ſicht zu einem reizenden Aufenthalte zu ſchaffen verſtanden hatte. Der Verſtorbene erfreute ſich zugleich des größten Vertrauens ſeines König— lichen Herrn. Im Jahre 1834 wurde F. Fintelmann nach Charlottenhof ver— ſetzt, wo er bis zu ſeinem Tode verblieb. Paris. Mit großer Majorität iſt Profeſſor Deeaisne zum Vice: Präſes der Akademie der Wiſſenſchaften fürs Jahr 1864 erwählt worden, und die Akademie der Wiſſenſchaften hat an die Stelle des mit dem Tode abgegangenen Hrn. Moquin-Tandon (Hamburg. Gartenztg. 19. S. 1287) Herrn Naudin in die Section für Botanik genannter Akademie erwählt. London. Eine der zwei goldenen Medaillen, welche alljährlich die Königl. Geſellſchaft zu London im Namen der Königin vertheilt, iſt Herrn Rev. Berkeley ertheilt worden, in Anerkennung ſeiner mykoto— logiſchen Arbeiten und Lehren über vegetabiliſche Krankheiten. Potsdam. Den Königl. Hofgärtnern Herren H. Morſch auf Charlottenhof und Nietner in Sansſouci bei Potsdam iſt vom Könige der rothe Adlerorden IV. Klaſſe verliehen worden. Dahlia imperialis Roezl. Nachdem ich von dieſer herrlichen neueſten Einführung den Alleinbeſitz von Herrn E. Ortgies in Zürich ankaufte, offerire dieſelbe ab 15. März 1864 in OriginalknollennnU— n. à 4 „/, 6 Stück 20 ab 1. Mai 1864 in, ſeit Februar kultivirten Pflanzen ...... Sr und ſehe recht vielſeitigen geſchätzten Ordres entgegen. Erfurt, im December 1863. Prag, altſtädter Ring 553. W. Bahlſen, Kunſt⸗ und Handelsgärtner. Annonee. Unſere beiden diesjährigen Preisverzeichniſſe von Sämereien aller Art und Floriſten⸗Blumen für Topfkultur und Blumenbeete im freien Lande, Sträucher für immergrüne Gruppen und beliebteſten Obſtſorten ꝛc. erlauben wir uns, dieſem Hefte beizulegen und noch beſonders auf die reiche Auswahl der Floriſtenblumen und Coniferen aufmerkſam zu machen, unter denen ſich alle empfehlenswerthen Neuheiten befinden. Cataloge ſenden auf Verlangen gratis und franco zu und führen jeden Auftrag prompt und gut aus Peter Smith & Co. in Hamburg. Samen- und Pflanzenzucht zu Bergedorf. * | 96 I Beſondere Anzeige. In Betreff der von Herrn F. C. Heinemann in ſeinem letzten Verzeichniß gebrachten — ganz iſolirt ſtehenden — „beſondern Erklärung“ über die Dahlia Euperialis, im Gegenſatz zu der durch die Herren E. Otto, E. Ortgies, K. Koch, E. Fürſt u. ſ. w. gebrach⸗ ten Empfehlung dieſer Pflanze, überlaſſe es jedem unbefangenen Leſer, den Grundzug dieſer Erklärung nach Gebühr zu beurtheilen; ich verzichte darauf, dieſem Herrn ſachgemäß zu antworten. Erfurt, im Januar 1864. W. Bahlſen, Kunſt⸗ und Handelsgärtner. Peier Smih & Co., Hamburg und Bergedorf, offeriren nachstehende ®oniferen-Sämlinge sehr preiswürdig, indem grosser und schöner Vorrath vorhanden ist. ANNeS Wrasers :..... Me 6-9 Zoll, pr. Dutz. 5 % Pr. Ert Picea amabilis (Lobb) ............. 9-10 v m „ 10 „ gr - grandis (Lobb), auch Lowii la- BIOFAF RA A a a en 9-10 „ „ „ 10» „ - IE Reed 9-10 „ „ Stück 5 » „ Seiadopitys vertieillata, Ijährige. „ „ lv " 5 — 2jährige. [2 7 2 * 2 Cupressus Lawsoniana 10-12 „ „ Dutz. 1» „WR — species californica (fragrans), Verbesserung von Lawsoniana......... 10-12 „ n " Für Prachtexemplare aller Arten harter Coniferen verweisen wir auf unsern Haupt-Catalog und ertheilen auch specielle Preise auf gütige Anfrage. = Der Haupt⸗Catalog Nr. 29, alle Glashaus-⸗, Freiland⸗ und Baumſchul-Culturen — auf mehr als 100 Fol. com- preſſen Druckes — enthaltend, iſt ſoeben erſchienen und auf gefälliges Verlangen franco und gratis zu beziehen durch G. Geitner's Garten⸗Etabliſſement Planitz bei Zwickau in Sachſen. Dieſem Hefte iſt gratis beigegeben: 1. Preis⸗Verzeichniß von Sämereien ꝛc. der Herren P. Smith & Co. in Bergedorf bei Hamburg. Preis: Verzeihnig über Floriſten-Blumen, Sträucher, Coniferen ıc. von Herren P. Smith & Co. in Bergedorf bei Hamburg. Preis⸗Verzeichniß über Georginen, Erdbeeren, Obſtbäume ꝛc. von Ernſt Westenius (Kirchers Nachfolger) in Hildesheim. “ Zwei illuſtrirte Beilagen von F. C. Heinemann, Kunſt⸗ und Handelsgärtner in Erfurt. — | ee Berichtigungen. In der Namenliſte der Mitarbeiter an den erſten 19 Jahrgängen der „Hamb. Gartenzeitung im Inhalts-Verzeichniſſe zum 19. Jahrg. iſt aus Verſehen der Name eines der fleißigſten Mitarbeiter, des Hrn. F. W. Klatt, unerwähnt geblieben. — Ferner iſt das 7 hinter dem Namen C. Appelius zu ſtreichen. Die Redact. . 8 Pr * RR 5 2 a x Be; 2 i * 97 Dahlia imperialis und Herrn Heinemann's Urtheil über dieſelbe. In einem der letzten Hefte des vorigen Jahrganges der „Gartenflora“ von Dr. E. Regel gab Herr E. Ortgies, Obergärtner am botaniſchen Gar— ten in Zürich, die Abbildung und Beſchreibung der Dahlia imperialis. Nach letzterer erkannten Andere wie wir ſogleich, daß dieſe Pflanze eine allge— mein zu empfehlende Neuheit ſei, wenn auch nicht in dem Grade, daß wir ſie als Blattpflanze der Wigandia caracasana gleich ſtellen möchten. Der ein— zige hervorgehobene Uebelſtand dieſer Pflanze, daß ſie nämlich erſt im Spät— herbſte zur Blüthe kommt, iſt kein Hinderniß, ſie deshalb nicht zu empfehlen, da die Pflanze auch ohne Blumen eine Zierde des Gartens iſt. Es erleidet aber auch gewiß keinen Zweifel, daß es den Gärtnern eben ſo leicht gelingen wird, dieſe Art frühzeitiger zum Blühen zu bringen, als ihnen dies mit unſe— rer jetzt gewöhnlichen Dahlia und anderen Pflanzen gelungen iſt. Als vor ſo und ſo vielen Jahren die Georginen in den Gärten ihre erſten Blumen entfal— teten, war der Herbſt meiſt vor der Thür und jetzt? — jetzt kann man dieſel— ben ſchon von Ende Juni ab in Blüthe haben. Ortgies, K. Koch, Regel und Andere haben wie auch wir die guten Eigenſchaften der Dahlia imperialis erkannt und deshalb dieſelbe ebenſo wie wir der Beachtung der Blumenfreunde warm empfohlen. Herr Ortgies in Zürich, der mit dem Verkaufe der ganzen Edition dieſer ſchönen Pflanze für Rechnung ihres Entdeckers, Herrn Roezl, beauftragt war, hat Herrn W. Bahlſen, Handelsgärtner in Erfurt, das Eigenthumsrecht verkauft, und offe— rirt Letzterer nun Exemplare zu billigen Preiſen (ſiehe die betreffende Anzeige in dieſem und vorigen Hefte der Garten- und Blumenzeitung), ſo daß jeder Pflanzenfreund in den Beſitz derſelben gelangen kann. Nachdem faſt alle Fachzeitſchriften ſich nur lobend über dieſe Pflanze aus— geſprochen haben, erſcheint in dem, dem vorigen Hefte beigelegenen „neueſten Ver— zeichniſſe über Novitäten“ des Herrn F. C. Heinemann in Erfurt eine „beſondere Erklärung“, in welcher dieſer Dahlia jeder decorative wie blumiſtiſche Werth ganz abgeſprochen wird. Jeder Leſer wird die Motive, die dieſer Erklärung zu Grunde liegen, leicht errathen können, und ſehen wir uns veranlaßt, unſer Urtheil über dieſe Pfianze aufrecht zu erhalten, denn wir glauben nicht, daß Herrn Heinemann's wiſſenſchaftliche Bildung ſo weit reicht, daß derſelbe auch über ſolche Pflanzen maaßgebende Urtheile zu geben im Stande wäre, die er in ihrer Entwickelung nicht geſehen, noch weniger aber ſelbſt kultivirt hat. Für uns hat Herrn Heinemann's Urtheil daher gar keinen Werth, zumal die Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 7 98 Urtheilsfähigkeit dieſes Herrn in Betreff empfehlenswerther Pflanzen nicht hoch anzuſchlagen iſt, denn das beweiſet unter Andern die von ihm ſeiner Zeit als „äußerſt werthvoll und decorativ“ empfohlene Witheringia pogonandra, mit welcher Pflanze ſo Viele angeführt wurden, und wo derſelbe Jahres darauf dieſelbe Pflanze als völlig werthlos bezeichnet und jedem Empfänger derſelben für den dafür gezahlten Betrag Erſatz anbot. Ferner die uralte bekannte Carica Papaya, die als äußerſt intereſſante Pflanze für Zimmer empfoh— len wurde, obgleich jeder erfahrene Gärtner nicht behutſam genug zu Werke gehen kann, um dieſe Pflanze in einem Warmhauſe geſund zu erhalten. Selinum decipiens gehört nach Herrn Heinemann's Anſicht noch mit mehreren anderen Pflanzen auch zu denjenigen, die er als blumiſtiſch werthvoll beurtheilt. Doch genug davon! — Herrn Heinemann's „beſondere Erklärung“, in der er gegen das von Ortgies, Koch, Fürſt, mir und Anderen abgegebene Urtheil zu Felde zieht, iſt wohl ganz beſonders noch gegen Herrn Bahlſen gerichtet, in Folge eines trauri— gen Brotneides und in der Abſicht, einem Concurrenten zu ſchaden, dieſelbe dürfte jedoch jetzt gerade das Gegentheil hervorbringen. Eine uns zur Veröffentlichung eingeſandte Erwiderung des Herrn Ortgies mit der Ueberſchrift: „Jedem das Seine“ auf die „beſondere Erklärung“ des Herrn Heinemann, kam für das Februarheft unſerer Zeitung leider zu ſpät, und da ſelbige bereits ſchon in No. 5 der „deutſchen Gartenzeitung von Th. Rümpler und in anderen Zeitſchriften abgedruckt worden iſt, ſo wollen wir die— ſelbe hier nicht nochmals wiederholen, ſondern nur auf ſie hinweiſen. —— r Bemerkungen über die Kultur von Warmhaus⸗ Pflanzen im Zimmer, Doppel: fenſter und ſogenaunten Blumenſalon. Von Arnim Sckell, Großherzogl. Garten-Conducteur. In neuerer Zeit iſt der Sinn für Zimmerſchmuck durch lebende Pflanzen mehr und mehr in alle Schichten der Geſellſchaft gedrungen, Luxus und Mode haben auch hierbei ihre Macht zur Geltung gebracht und fordern jetzt Pflanzen decorationen im Boudoir der Damen, wie im glänzenden Geſellſchaftsſalon. Durch die in Folge deſſen bedeutend geſteigerte Nachfrage nach Decorationspflan⸗ zen iſt wohl hauptſächlich der Gärtnerei ein Aufſchwung verliehen worden, der mit Recht unſere Bewunderung verdient und gewiß mit der Zeit noch größere Dimenſionen annehmen wird, indem ſich die Zahl der Kulturpflanzen von Jahr zu Jahr vermehrt. Nicht nur wiſſenſchaftliche Zwecke verfolgende Reiſende ſind es jetzt, welche fremde Erdtheile durchforſchen und in das Dickicht der Urwaͤl⸗ der eindringen, um neue Pflanzen aufzuſuchen, wir begegnen dort auch neuer- dings nicht ſelten den Sendboten großer Gärtnereien, bemüht, Material zur Füllung der Treibhäuſer zu ſammeln, von wo aus dann dieſe neuen Acquiſi⸗ tionen, tauſendfach vermehrt, ihre weitere Verbreitung finden. Durch dieſe Bemühungen wird es jedem Privatmann jetzt nicht ſchwer, A > A * METZ 1 99 ſeinen Zimmern einen Schmuck zu verleihen, der jede andere Verzierung durch Gemälde, Statuen oder Ornamente in unübertrefflichrr Weiſe hebt und den Wohnungen, zumal in unſeren langen norddeutſchen Wintern, jene trauliche Behaglichkeit verleiht, welche uns de. Aufenthalt in denſelben angenehm macht. Der wohlthuende, belebende Eindruck, welcher eine Pflanzendecoration hervor— bringt, kann freilich nur dann ſeine volle Wirkung äußern, wenn die Pflanzen auch alle geſund und kräftig ſind. Ich beabſichtige daher, in Nachfolgendem nicht nur unter der großen Zahl der kultivirten ausländiſchen Gewächſe die— jenigen zu bezeichnen, welche ſich vorzüglich zum Zimmerſchmuck eignen, ſondern auch zugleich für den Laien einige Andeutungen über ihre Wartung und Pflege zu geben, indem ich zunächſt die Pflanzen für's freie Zimmer, dann diejenigen für das Doppelfenſter behandele und zuletzt über die Kultur im ſogenannten Blumenſalon oder Gewächshaus rede. Für die Temperatur unſerer Zimmer eignen ſich vorzüglich die tropiſchen oder ſogenannten Warmhauspflanzen und bieten in tauſendfacher Abwechſelung ſo Herrliches und Schönes dar, daß ſie es vorzüglich ſind, welche trotz der Verkümmerung, die ſie, entfernt von ihrem heimathlichen Boden und Klima, eingekerkert in einem engen Topf erleiden müſſen, dennoch uns das beſte Ma— tertal zur Herſtellung decorativer Effecte bieten. Unter ihnen nehmen wieder die Palmen den erſten Rang ein, nicht allein wegen der Schönheit und Man— nigfaltigkeit ihrer Blätter, ſondern auch wegen ihrer Stärke und Lehenskraft, wodurch fie beſonders befähigt find, bei irgend guter Pflege eine Reihe von Jahren im Zimmer auszudauern, ich nenne hier beſonders: Latania borbo— nica, Chamaerops humilis, excelsa, Cycas revoluta, Phoenix dacty- lifera, Sabal umbraculifera, Areca rubra, Borassus flabelliformis, Chamaedorea div. spec., Oreodoxa regia, Rhaphis flabelliformis, Sabal Adansoni, Thrinax argentea. Ich felbft ſah, daß eine Latania borbonica, welche mehrere Jahre in der dunkeln Ecke eines Zimmers ftand, ſo lange ich ſie beobachten konnte, jedes Frühjahr ihre Wedel mit derſelben Kraft trieb, als andere beſſer ſituirte Exemplare. Die Chamaedorea-Arten ſind wegen ihres leichten, zierlichen Wuchſes und ihrer Dauerhaftigkeit ſehr für die Zimmerkultur zu empfehlen. Die gelben, meiſt alljährlich zum Vorſchein kommenden graziöſen Blüthentrispen heben ſich ſehr vortheilhaft von der dunkelgrünen Belaubung ab. Die Kultur aller Reprä— ſentanten der Palmbaumgattung iſt durchaus nicht ſchwierig und werden ſie in jedem Zimmer gedeihen, deſſen Temperatur nicht unter 7—8“0 R. fällt. Man bringe ſie in eine Miſchung aus gleichen Theilen Lauberde und Haideerde nebſt dem entſprechenden Sand, auch iſt eine gute Unterlage von poröſen Topfſcher— ben des Waſſerabzugs wegen ſehr anzurathen. Beim Verpflanzen im Monat März oder April ſchone man ſo viel wie möglich die jungen fleiſchigen Wur— zeln, entferne ſorgfältig alle faulen und ſchlechten Theile und gebe ihnen nicht zu große Töpfe, welche ſie im Laufe des Sommers im Stande ſind ausfüllen zu können. Zu große Gefäße ſind ohnedem bei jeder Zimmerdecoration unbe— quem. Wer nicht im Beſitz der entſprechenden Erdarten iſt, thut wohl, ſeine Pflanzen zu einem Gärtner zu bringen, welcher dieſelben verpflanzt und nach dieſer Operation ſie wohl auf einige Zeit im Miſtbeet oder einem kleinen Warm— haus aufbewahrt, damit ſie ſich in der dort herrſchenden feuchten Atmoſphäre 7* 8 100 und höhern Temperatur ſchneller erholen und bewurzeln können. Während des Sommers laſſe man es, beſonders wenn die Pflanzen im Triebe ſind, an reichlichem Begießen nicht fehlen, was man jedoch zur Winterszeit auf das gehörige Maas verringern muß. Ein häufiges Reinigen und Abwaſchen der Stengel und Blätter iſt, wie bei allen Zimmerpflanzen, beſonders zu empfehlen und kann daſſelbe jede Woche einmal mit einem feuchten Schwämmchen und einem weichen naſſen Pinſel vor— genommen werden, bei ruhigem warmen Regen iſt es wohl auch gut, wenn man die Pflanzen einige Stunden ins Freie ſtellt, um den Staub von ihnen zu ent— fernen. Dieſe Sorgfalt iſt unumgänglich nothwendig und die kleine Mühe wird reichlich gelohnt durch den Erfolg, welchen man damit erzielt, denn durch das Reinigen der Blätter, mittelſt denen die Pflanzen athmen, nimmt man zuvörderſt den Staub weg, welcher ihre Athmungsorgane verſtopft und erſetzt zugleich den in tropiſchen Klimaten ſo außerordentlich reichlich fallenden Thau. Eine zweite Pflanzen-Familie, welche ſich ebenfalls ganz beſonders gut im freien Zimmer hält, find die Aroideen. Erſt in neuerer Zeit hat man ihren großen decorativen Werth eingeſehen und fie ſchätzen gelernt. Viele Arten der— ſelben verlangen im allgemeinen noch weniger Sorgfalt und Pflege als die vor— hergegangene Familie. Philodendron pertusum, erubescens, pinnatum und viele andere gedeihen ganz vortrefflich im Zimmer. Auch eine Menge der buntblättrigen Caladien halten ſich recht gut den Sommer hindurch im Zim— mer, natürlich find die feinern Arten davon ausgeſchloſſen. Caladium bico- lor, discolor, pietum, metallieum, Arum macrorihizon, nymphaefo- lium, felbft Caladium Chantini, gedeihen, wenn fie vorher im warmen Kaſten cultivirt werden, recht gut, jedoch ift wohl zu beachten, daß man ihnen gleichfalls einen ſchattigen, nicht von ſtarker Sonnenhitze beeinflußten Platz anweiſt. Der Frühſonne kann man ſie jedoch unbedenklich ausſetzen und iſt ihnen dieſelbe meiſtentheils unſchädlich. Selbſt zum Auspflanzen in Blumen⸗ körbe in größere Salons oder Sälen ſind ſie ſehr gut zu verwenden. Wenn dies Letztere geſchieht, ſo ſei man vorſichtig und verletze den Ballen nicht zu ſtark, damit ſie in der erſten Zeit nicht trauern oder wohl gar gelbe Blätter bilden. — Was kann es wohl für den Pflanzenfreund ſchöneres geben als eine Stellage, Vaſe oder ein Blumenkorb, mit den vorerwähnten tropiſchen Pflanzen angefüllt. Als Hintergrund wähle man Palmen mit ihren mehr compacten Blattformen, Chamaedorea-Arten mit ihren ſchlanken Stämmen bilden dann den Anhaltepunkt für die ſich daran ſchließenden Philodendron- Arten, dieſen folgen Caladien mit ihren ſchön gefärbten Blättern und den Schluß bildet eine Einfaſſung von Caladium bicolor. Will man den Reiz des Ganzen noch erhöhen, ſo unterbreche man das Arrangement mit zierlichen Farnenkräutern, deren es ebenfalls eine Menge giebt, die ſich recht gut im Zimmer halten und welche ich ſpäter noch aufführen werde. Was nun die Behandlung der Aroideen anbetrifft, fo iſt hauptſächlich auf folgende Punkte zu achten. Die Aroideen, zum wenigſten diejenigen, von welchen hier die Rede iſt, ſind meiſt Bewohner der Tropen, wo ſie zum Theil im tiefſten Schatten des Waldes auf der Erde oder ſelbſt auf Bäumen wachſen. Philodendron-Arten werden immer an Bäumen wachſen, und ſind ſie deshalb n * E ee ee Me Zu m N * 3 101 auch mehr als Schlingpflanzen zu behandeln. Man gebe ihnen im Zimmer einen ſchattigen und der grellen Ofenhitze nicht ausgeſetzten Platz, und ziehe ſie dort wo möglich, wenn es geht, an einer Wand in die Höhe. Im Zimmer wird es gut fein, den Aroidéen eine nicht zu ſchwere Erdmiſchung zu geben. Haideerde, Torferde, Sand mit Tannenrindenſtücken und klein geſchnittenen Sphagnum vermiſcht, wird ihnen gewiß zuſagen. Dieſe Erdart iſt beſonders für Philodendron und dauernde Aroideen anzuwenden. Caladien- und Arum-Arten verlangen eine feinere Erde, eine Miſchung von einem Theil Lauberde, zwei Theilen Haideerde und dem entſprechenden Sand find paſſend für ſie. Wie ich ſchon bemerkte, bedürfen ſie in der Natur eines großen Feuchtigkeitsgrades, welcher ihnen auch im Zimmer zu Theil werden muß. Feuchte Luft läßt ſich allerdings im Zimmer auf eine ſchwierige Weiſe erzeugen und von Befeuchten der Pflanzen durch Spritzen kann hier natürlich keine Rede ſein, deshalb muß man ſich auf andere Weiſe zu helfen ſuchen; häufiges Abwaſchen der Blätter mit feuchten Schwämmen, Aufſtellen von mit Waſſer gefüllten Näpfen helfen dieſen Uebelſtand am beſten ab. Bei weiterer Umſchau finden wir nun als ganz vorzüglich zur freien Zim— merkultur und Decoration ſich eignend, die Dracaena-Arten. Welche Pflanze könnte wohl die Dracaena australis erſetzen, wenn ſie gravitätiſch mit ihren breiten Blättern in einer Vaſe, oder aus der Mitte einer andern Pflanzen— Gruppe im Blumenſalon hervorragt. Nicht minder ſchätzenswerth iſt die Cor— dyline superbiens mit feinern Blättern, wegen ihrer zierlichen Erſcheinung als Mittelpunkt eines kleineren Blumentiſches und dergleichen zu verwenden. In gleicher Weiſe ſind die meiſten Dracaena Species von großem Werth als Zimmerpflanzen und dürften nur ſehr wenige der feineren Arten eine Ausnahme davon machen. Dracaena rubra, splendens, cannaefolia, ſelbſt Draco, Jacquinii gedeihen ganz vorzüglich und halten ſich Jahre lang. Erde und ſonſtige Behandlung iſt ganz der der Palmen gleich. Billbergia- nnd Pit- cairnia-Arten halten ſich zum größten Theil im Zimmer und gedeihen freudig bei einiger aufmerkſamer Behandlung; hauptſächlich laſſen ſich von letzteren recht ſchöne Ampeldecorationen herſtellen. Die Begonien würden als vorzügliche Decorationspflanzen weſentlich zum Schmuck unſerer Zimmer beitragen, aber leider ſind ihre Blätter und über— haupt der ganze Habitus der Pflanze der Art, daß fie niche immer den ſchäd— lichen Einflüſſen der Zimmerkultur widerſtehen können. Die Blätter verſtauben ſehr leicht und ſterben dann zeitig ab. In Zimmern, welche gebohnt, wo über— haupt mit der Decoration häufiger gewechſelt werden kann, ſind ſie von großem Werth. Wie reizend ſticht z. B. das gleich Wachs erſcheinende Blatt einer Be— gonia mit ſeinen feinen Zeichnungen gegen eine Marmorwand, oder gegen eine einfarbige rothe oder blaue Tapete ab. Einer Pflanze muß ich, bevor ich die Reihe der für das Zimmer ſich beſonders eignenden Blattpflanzen ſchließe und zu den Farnenkräutern übergehe, noch gedenken, es iſt dies nämlich Cissus discolor. Obwohl jeder Gärtner dieſe reizende Schlingpflanze unſerer Warmhäuſer kennt, jo dürfte es doch nicht allen bekannt ſein, daß ſich derſelbe recht gut einen ganzen Sommer hindurch ohne zu leiden im ſchattigen Raum eines Zimmers hält. Man kann ihn theils als Ampelpflanze, theils auch gleich dem Epheu am Spalier ziehen. 102 Unter den Farrnkräutern, welche wir im Warmhauſe zu kultiviren gewohnt ſind, finden ſich riele, die wohl auch im Zimmer, Blumenſalon ꝛc. ganz gut gedeihen. Welch unendlichen Werth die Farrnkräuter für decorative Zwecke beſitzen, iſt wohl hinlänglich bekannt. Es kann auch nicht leicht etwas reizen— deres geben als eine geſchmackvoll arrangirte Gruppe, ſeien es Blumen, oder auch nur Blattpflanzen, deren compacte Maſſen durch die zierlich leichten gefie⸗ derten Wedel der Farrnkräuter angenehm unterbrochen werden. Jede einzelne Blume, oder jedes bunte Blatt wird durch das ſchöne Grün der Farnen ganz beſonders hervorgehoben. Die Adiantum-Arten find in dieſer Beziehung reizend. Adiantum aethiopieum, maerophyllum, Capillus Veneris ſind wohl die ſchönſten und auch dieſem Zwecke entſprechendſten. Folgende Arten find ebenfalls ſehr zu empfehlen: Aspidium Serra, Asplenium bul- biferum, macrophyllum, viviparum, Diplazium Lasiopteris, Polypo- dium Billardieri (iſt auch mit Erfolg als Ampelpflanze zu verwenden), fraxinifolium, Pteris arguta, argyraea, emergens, repandula, serru- lata. Die Selaginella-Species bilden durch ihr friſches Grün einen ganz beſondern Schmuck für Zimmer und viele Arten halten ſich ſehr gut und gedei— hen ganz vorzüglich, ſowohl in Ampeln als auch in Vaſen. Recht ſchön ſieht es aus, wenn man z. B. um die in einer Vaſe befindliche Dracaena oder Palme Selaginella brasiliensis oder denticulata pflanzt, in kurzer Zeit werden ſie die ganze Oberfläche des Topfes überzogen haben, wodurch das Be— legen mit Moos wegfällt, welches oft ſehr unreinlich iſt und häufig auch einen moderigen Geruch im Zimmer verbreitet. Will man auch feinere Warmhauspflanzen im Zimmer kultiviren und pflegen, fo iſt unbedingt eine Localität erforderlich, in welcher daſſelbe vorge- nommen werden kann. In neuerer Zeit ſind häufig die mit Glaskäſten ver⸗ ſehenen Blumentiſche in Anwendung gekommen, und die Einrichtung derſelben iſt auch ſchon zu großer Vollkommenheit gediehen; um aber eine größere Samm⸗ lung aufnehmen zu können, ſind ſie ungenügend, und hierzu iſt jedenfalls ein im Fenſter gut eingerichteter Glaskaſten vorzuziehen. Man wählt zu dieſem Zwecke ein Fenſter im Zimmer, welches eine mög— lichſt geſchützte Lage hat, meiſtens ein ſolches, welches nur die Morgenſonne bekommt. Die nach außen gehenden Scheiben müſſen von ſtärkerem Glas ſein, womöglich vom ſtarken grünlichen Doppelglas, welches die Kraft der Sonnen⸗ ſtrahlen bricht und ein helles Licht im innern Raum verbreitet. Nach dem Zimmer zu kann der Kaſten um mehrere Fuß hervorſpringen, ſo daß ein 2— 3 Fuß breiter Raum von der Höhe des Fenſters entſteht. Die Fenſter, welche nach dem Innern des Zimmers gehen, müſſen zum Oeffnen ſein, damit man zu jeder Zeit zu den Pflanzen gelangen kann, und um auch des Nachts, wenn die Temperatur nicht mehr ausreichend warm genug iſt, Wärme einlaſſen zu können Solch ein Raum läßt ſich wohl auch durch warmes Waſſer, welches in geſchloſſenen Käſten iſt, erwärmen, es iſt dieſe Methode jedoch ſehr umſtänd⸗ lich, und jedenfalls das Oeffnen der Fenſter vorzuziehen. Das äußere Fenſter muß eine kleine, vom Zimmer aus verſchließbare Oeffnung haben, um lüften zu können, ebenſo muß es durch einen Laden vor dem Eindringen der Kälte geſchützt werden können. Zur Ausſchmückung eines ſolchen Fenſters können die verſchiedenſten Pflanzen 103 des Warmhauſes verwendet werden. Kleine Palmen, beſonders die feineren Arten dieſer Familie, Calamus eiliaris, Rotang, Chamaedorea div. spec., Cocos nueifera, Elaeis guianensis, Latania Commersonii, rubra, Mauritia flexuosa und viele andere. Dracaena, Hedychium, Puya, Piteairnia, Tillandsien, Caladien, Anthurium, Philodendron, Bego— nien, welche ſich in einem ſolchen Fenſter ganz vorzüglich halten, und vor den ſchädlichen Einflüſſen des Staubes und der grellen Ofenhitze hier ganz geſchützt ſtehen. In einem ſolchen Fenſter iſt der rechte Platz für die Farnenkräuter, welche hier mit einer wahren Ueppigkeit wachſen. Asplenium Nidus, Pla- tycerium grande, an einer Holzſcheibe angebracht, Blechnum brasiliense, einige Gymnogramma-Arten, Notochlaena chrysophylla, Polypodium Paradiseae, Pteris tricolor xx. Auch zur Aufnahme der verſchiedenen Arten der Selaginella iſt das Doppelfenſter vorzüglich geeignet, man kann in dem— ſelben kleine Felspartieen von Tuffſteinen anbringen, zwiſchen denen dann die Selaginella fräftig empor wachſen und, dieſelben überziehend, kleine Hügel vom ſchönſten Grün bilden. Auch die Seitenwände des Fenſters ſind auf die verſchiedenſte Art zu verzieren. Am häufigſten wendet man wohl eine Beklei— dung von Kork oder Baumrinde an, zwiſchen welche man ebenſo wie in manchen Warmhäuſern Gewächſe pflanzt, denen ein ſolcher Standort zuſagend iſt. Viele Farnenkräuter eignen ſich hierzu: Polypodium Reinwardti, und das ſchon früher als Ampelpflanze aufgeführte Polypodium Billardieri, Platycerium aleicorne, grande, Polypodium fraxinifolium ꝛc. Vermittelſt ihrer meift kriechenden Wurzelſtöcke wachſen ſie ſehr bald an dem Kork oder der Baumrinde feſt und leben zum Theil, außer der wenigen Erde, welche ſie zwiſchen der Rinde vorfinden müſſen, nur von der feuchten Luft und dem Waſſer, welches ihnen durch das Beſpritzen zugeführt wird. Tillandsia, Billbergia div. spec. und andere Bromeliaceen gedeihen an einer ſolchen Wand vortrefflich. Selbſt Orchideen können hier einen Platz finden. Viele Blumenfreunde und ſelbſt Gärtner glauben immer, die Orchideen könnten nirgend anders gedeihen als im Orchideen-Hauſe. Wie irrig eine ſolche Meinung iſt, geht daraus hervor, daß ſelbſt Orchideen im freien Zimmer wachſen und gedeihen, um wie viel eher werden ſie in einem geſchloſſenen Raum, an einer ſolchen Wand mit Holz— rinde oder Kork bekleidet ſich wohl befinden. Dendrobium speciosum, Acropera Loddigesii, Aerides odoratum, Laelia anceps, Lycaste cruenta, Stanhopea eburnea x, können im Doppelfenſter kultivirt werden und ich glaube ſelbſt, daß ſie mit der Zeit, wenn ſie vollkommen ſtark genug ſind, zur Blüthe kommen. Selbſt kleine Ampeln, mit zierlichen fein belaubten Schlinggewächſen bepflanzt, finden einen paſſenden Platz in ſolch einem Fenſter. Isolepis, Saxifraga, Centradenia rosea, Achimenes euprea laſſen ſich zu dieſen Zwecken verwenden. Die Einrichtung eines derartigen Fenſters iſt beſonders den Dilettanten in der Gärtnerei, welche dieſelbe aus Liebhaberei betreiben, zu empfehlen, ſein Zweck iſt nicht ſowohl zur Ausſchmückung des Zimmers bei— zutragen, als vielmehr durch die unausgeſetzte Aufmerkſamkeit und Sorgfalt, mit der die Pflege ſeiner mehr zärtlichen Bewohner verbunden ſein muß, dem Beſitzer jenes Vergnügen zu verſchaffen, welches wir empfinden, indem wir uns einer Sache mit Leidenſchaft widmen. 104 Zur Pflanzenkultur in größerer Ausdehnung find wohl am geeignetften und zweckmäßigſten die in neuerer Zeit ſo ſehr in Aufnahme gekommenen Blu⸗ menſalons, welche ſich unmittelbar an die Wohnung des Beſitzers anſchließen. Ein ſolcher Salon, den ſich natürlich der Koſtſpieligkeit wegen nur beſondere Liebhaber der Gärtnerei oder reiche Leute einrichten werden, kann bei geſchickter Wahl und guter Pflege das ganze Jahr hindurch in ſchönſter Pracht erhalten werden. Beim Bau deſſelben müſſen die architektoniſchen Verhältniſſe des Gebäudes zu welchem er gehören wird, möglichſt berückſichtigt werden, ebenſo wie ſich ſeine innere Ausſchmückung, mag auch im Einzelnen Laune und Ge— ſchmack des Beſitzers dabei maßgebend ſein, dem Grade von Eleganz und Reich— thum anſchließen ſollte, welcher in den übrigen Räumen des Hauſes herrſcht. Wie ſchon oben geſagt, ſucht man den Blumenſalon in unmittelbare Verbindung mit den bewohnten Räumen zu bringen, damit man jederzel trocke⸗ nen Fußes und ohne das Haus verlaſſen zu müſſen in denſelben Lelangen kann, wenn möglich liege derſelbe etwas tiefer als das daran ſich ſeließende Zimmer, damit man von dieſem aus ſchon durch die theilweiſe aus Clas be— ſtehende Verbindungsthür einen Totalüberblick des Ganzen gewinnt. Die hin ab—⸗ führenden Stufen faßt man zu beiden Seiten mit kleinen Felspartieen ein, auf welchen paſſende Dekorationspflanzen anzubringen ſind. Kann man eine kleine Fontaine mit Goldfiſchen anbringen, ſo wird dies weſentlich zur Belebung des Ganzen beitragen. Da der Salon gleichſam ein Garten im Zimmer ſein ſoll, ſo ſuche man auch durch die Wahl der Möbel dieſe Illuſion aufrecht zu er— halten, beſonders empfehlenswerth find die neuerdings in größter Verſchieden— heit der Formen und mit höchſter Eleganz aus Guß und Gußeiſen fabrizirten Möblements. Der Salon empfange ſowohl von oben als auch von der vordern Seite ſein Licht. Die Rückwand ſuche man mit Schlingpflanzen möglichſt zu bedecken, vor welchen ſich dann die Pflanzen-Gruppen aufbauen, und biete ſo viel als möglich dem Auge immer einige Abwechſelung dar. Die Pflanzen Gruppen dürfen nicht bis zum Weg hervor treten ſondern vor ihnen muß fo- viel Raum gelaſſen werden, einen kleinen Raſenſaum von Selaginella herſtellen zu können. Hier in dieſen Raſen finden gut gezogene Culturpflanzen ihren Platz. Der Fußweg ſei nicht mit Kies belegt, ſondern er muß der größeren Reinlichkeit wegen aus Sandſteinplatten hergeſtellt werden, welche durch häufigeres Abwaſchen ſtets reinlich zu erhalten ſind, damit kein Schmutz ſich an das Schuhwerk anhängen und mit in die Wohnung zurückgebracht werden kann. Sehr empfehlenswerth zum Belegen des Fußbodens ſind auch die aus Thon in bunter Moſaik gebrannten Tafeln, welche ebenſo dem Zweck entſprechen aber eleganter ausſehen. Die Heizung geſchieht entweder durch einen Kanal, deſſen Feuerung von Außen anzubringen iſt, oder beſſer durch eine Waſſerheizung. Betrachten wir nun die Pflanzen, welche einen ſolchen Salon ſchmücken können etwas näher. Vorzüglich muß ſich unſere Wahl wieder auf ſolche richten, welche durch ihre Blattbildung hervorragen und unter ihnen ſind es wieder die Dracaena Arten, denen die erſte Stelle einzuräumen iſt. Dracaena Draco, australis, indivisa, Eschscholtziana, cannaefolia, splendens, rubra ete. bilden den Hintergrund und können auch zuweilen einzeln aus den ganzen Ars rangement hervortreten. Brownea coceinea, Rhopala corcovadensis, Jonghei, heterophylla und andere Arten dieſer Familie nebſt Aroideen, u n 105 worunter beſonders Philodendron pertusum, erinitum, grandifolium, u. v. a. ſich auszeichnen, Canna, Musa rosacea, zebrina, speciosa, glauca, Strelitzia Reginae, ſchließen ſich dieſen an. Die Einfaſſung oder den Saum der Gruppirung bilden im Sommer die niedrig bleibenden Arten der buntblätterigen Caladien, welche von zierlichen Farnenkräutern unterbrochen werden. Pandaneen, Cycadeen und Palmen nebſt Baumfarnen können in ſchönen Exemplaren aus dem Arrangement hervortreten, beſonders ſind es die Letzteren, welche durch ihre fein geformten Wedel und ſchlanken Stämme ſich recht eigentlich zu dieſem Zwecke eignen. In den Selaginella-Raſen ſtelle man ſchön gezogene Begonien, Me— dinilla magnifica, kleine Palmen und andere ſich beſonders durch ihre Blattformen auszeichnende Pflanzen. Auch unter den durch den Reiz ihrer Blüthen werthvollen Pflanzen finden wir eine Menge, welche ſich zur Auf— nahme in den Salon eignen und weſentlich zur Verſchönerung des Arrangements beitragen. Billbergia, Canna, Chamadorea, Medinilla, Aphelandra, Crinum, Amaryllis, Heliconia, Hedychium, Dichorisandra ete. blühen meiſt zum Herbſt oder ſelbſt noch im Winter. Hauptſächlich find es die verſchiedenen Arten der Amaryllideen, welche uns in der kälteren Jah— reszeit durch ihre Blüthen gute Dienſte leiſten. Im Sommer beſitzen wir in den Gloxinien, Achimenen und Ges- nerien nicht zu erſetzende Pflanzen. Wie prächtig ſieht nicht eine mit blühenden Gloxinien beſetzte Blumenſtellage aus? Welche Abwechſelung in Farbe und Form der Blüthen bieten Achimenen und Gesnerien. Oxalis Bowiei iſt ebenfalls eine zu dieſem Zwecke empfehlenswerthe Pflanze. An den Fenſtern und ſelbſt in der Mitte des Salons bringe man elegante Ampeln an, welche mit Tradèescantia zebrina, Cordyline vivipera, Orchideen, Selaginella und andere leicht rankenden Sachen zu bepflanzen ſind. Man könnte mir zum Vorwurf machen, daß ich mit zu großer Vorliebe für die Ausſchmückung derartiger Lokalitäten durch tropiſche Pflanzen geſprochen hätte, welche ja meiſtentheils eine Temperatur erfordern, die nicht geeignet iſt um ſich länger in einem ſolchen Raum aufzuhalten, und demnach ein längeres Verweilen darin der Geſundheit nachtheilig werden würde. Dieſe vielfach ver— breitete Anſicht iſt jedoch ſehr irrig, denn alle von mir angeführten Pflanzen erfordern im Winter eine Temperatur nicht über 15 Grad Reaumur, eine Wärme, welche den meiſten Menſchen gewiß nicht läſtig fallen wird. Im Sommer aber, wo die Temperatur höher ſteigt und durch das dann ſehr noth— wendige Beſpritzen der Pflanzen auch eine feuchtere Atmoſphäre entſteht, zieht auch die Natur ins Freie und der Salon feſſelt unſere Aufmerkſamkeit nur ſo lange, als dieſe nothwendig iſt um die Pflege der in demſelben befindlichen Kinder fremder Zone zu überwachen. 8 Möchten dieſe Zeilen dazu beitragen der Kultur tropiſcher Pflanzen in einer oder der andern der von mir behandelten Lokalitäten immer weitere Verbreitung zu verſchaffen; die geringen Schwierigkeiten welche ſich dabei finden, ſind leicht zu überwinden und iſt die Freude über eine mit vieler Mühe und Sorgfalt ſelbſt zur ſchönſten Entwickelung gebrachter Sammlung ſeltener und prächtiger Schmuck— pflanzen jedenfalls größer und befriedigender als ſo manche andere Genüſſe welche, nachdem ſie verrauſcht, nur zu oft das Gefühl der Leere hinterlaſſen. u 23 106 Aufſtellung von Alpenpflanzen. Das Reiſen nach der Schweiz und Tyrol hat in neuer Zeit immer mehr zugenommen; die Eiſenbahnen geben Gelegenheit, auf ſchnelle Weiſe dorthin zu gelangen und erlauben ſelbſt den mit weniger körperlichen Kraft Ausgerüſteten, die Naturſchönheiten beider Länder zu bewundern und nicht allein die Eindrücke derſelben in ſich aufzunehmen, ſondern auch Reliquien von dort mitzubringen, die an dieſen oder jenen Platz eine Erinnerung anknüpfen. — Wem es ver⸗ gönnt iſt, durch Zeichnungen ſeine Reiſen feſter in das Gedächtniß einzuprägen, der iſt freilich am Beſten daran; das können ja aber nur Wenige und dieſe haben auch nicht allemal die Zeit und Ruhe dazu, zumal wenn fie in Gefell- ſchaft reifen, wo der Aufenthalt nicht von Einem allein bedingt if. — Leich— ter iſt es mit dem Pflanzenſammeln und es iſt allemal ſo viel Zeit, die lieb— lichen Alpenpflanzen der Papiermappe, die man bei ſich hat, zu übergeben. Um ſo mehr aber muß doch auch der Wunſch rege werden, ſolche Pflanzen lebend in unſere Gärten zu übertragen und fie dort wo möglich zuſammen aufs zuſtellen, um ſo bei ihrer Betrachtung ſich der Erlebniſſe und Eindrücke zu erinnern, die man gehabt, wo man ſie auf ihrem natürlichen Standorte geſehen hat. — In botaniſchen Gärten hat man ſchon längſt ſolche Aufſtellungen; man trifft auch zerſtreut in vielen Gärten Pflanzen, die ihren heimathlichen Standort in beiden Gebirgsländern haben; die Idee aber, zuſammen die Alpen- 98 aufzuſtellen, findet man in Privatgärten ſehr ſelten ausgeführt.“ — Es möchte Mancher darauf antworten, daß dies wohl auch nur für botaniſche Gärten einen Zweck hat, aber ich wüßte nicht, warum man das Intereſſe für dieſe ſcheinbar weniger anſehnlichen aber nicht minder intereſſanten Pflanzen nicht erweitern und Pflanzenliebhabern, die oft nicht Gelegenheit haben, botaniſche Gärten benutzen und Reiſen machen zu können, nicht weiter auf dieſe Kinder Florens hinweiſen ſollte. — Abgeſehen nun davon, ob es ein von Bruchſteinen zuſammengeworfener Verg ift, über den ein Weg führt und deſſen Zwiſchenräume mit einer ſandigen ver⸗ rotteten Erde aus Moos, Nadeln, Laub, altem Holz u. |. w. beſtehend, gefüllt ſind, oder ob es ein Sandbeet iſt, worauf die in Töpfen gezogenen Pflanzen ſtehen ſollen, ſo iſt es nöthig, den Standort ſo zu wählen, daß er nicht von der heißeſten Mittagsſonne getroffen wird. — Möchten auch bei Vielen, welche die Alpen ſelbſt beſucht, der Gedanke rege werden, daß die dort getroffenen Pflänzchen oft ganz frei ohne jegliche Beſchattung ſtehen, ſo iſt die Wirkung der Sonne auf dem natürlichen Standorte der Alpenpflanzen immer nicht ſo groß, als an einem eingezwängten Platze in unſern Gärten. Die Pflanzen ſind nebenbei weit abgehärteter, als die, welche durch Ueberſiedeluug zu uns gekommen ſind. Des Lichtes bedürfen dieſelben ſo viel als nur möglich und darum iſt es nicht ſo leicht, bei der Aufſtellung oder Anpflanzung ihnen vollſtes Licht zukommen zu laſſen aber ſie dabei doch vor der brennenden Sonne zu ſchützen. — Beabſichtigt man ſich mit der Cultur von Alpengewächſen zu beſchäftigen, jo iſt bei den meiſten der Spätſommer zur Anpflanzungszeit am rathſamſten, da zu dieſer Zeit die meiſten abgeblüht und nach der Theilung bis zum Winter *, Beide die Abhandlungen über Alpenanlagen von Moe S. 399 des vorigen Jahrg. u. S. 31 des diesj. Jahrg. dieſer Zeitſchrift. E. O-o. . m 107 noch vollſtändig Zeit zum ordentlichen Anwachſen haben. Geſchieht die Pflan⸗ zung zu ſpät, jo läuft man Gefahr, viele feiner Lieblinge in der kalten Jahres— zeit zu verlieren. Solche in Töpfe geſetzte Pflanzen, die ſehr wenige Wurzeln hatten, halte man des ſichern Anwachſens wegen eine Zeit in einem geſchloſſnen Kaſten, ſchütze ſie vor Sonne, gebe nach und nach Luft, bis man die Pflanzen ganz der freien Luft ausſetzen kann. — Ein Einräumen feiner Topf-Alpen⸗ Pflanzen kann man ſpät in den Herbſt hinausſchieben, da man bei eintretender kalter und naſſer Witterung die Pflanzen in einen mit Fenſter belegten Kaſten ſtellen und da bis zum ſtärkſten Froſte aufbewahren kann. — Der Standort während des Winters muß in einem kalten Hauſe möglichſt nahe den Fenſtern fein, froſtfrei und trocken. Sobald die Pflanzen im Frühjahr, wo viele ſehr zeitig zu wachſen beginnen, Miene zum Treiben machen, gewöhne man ſie ſo viel als möglich an Luft, damit die Triebe ſich abhärten; doch halte man den Wind vorſichtig ab, der ſehr nachtheilig auf die zarten Triebe vieler Alpen— pflänzchen wirkt und leicht die Freude des Blühens vereiteln kann. — Den ins Freie auf den Berg ausgepflanzten Alpinen gebe man bei ein— tretendem Froſte eine Winterdecke von trocknem Laube oder noch beſſer von Moos und Nadeln, welche weniger als das Laub die Aufhäufung der Näſſe zulaſſen. — Die Decke darf aber nicht zu hoch ſein, denn die ſich darunter erzeugende Wärme würde ein zeitiges Wachsthum hervorrufen und die neuen Triebe würden geil hervortreten, was durchaus vermieden werden muß. — Die Decke ſoll ja nicht bloß des Froſtes wegen da ſein, ſondern auch die nachthei— lige Abwechſelung von Sonne und Froſt abhalten, was am natürlichen Stand orte durch den Schnee geſchieht, den wir in unſern Gärten mehr und öfter als da entbehren. Es iſt nicht meine Abſicht, ein Verzeichniß ſämmtlicher Alpenpflanzen hier vorzuführen; ich will nur die empfehlen, welche das Intereſſe entweder durch Blätterform, durch Blüthen, durch Höhe ihres Standortes, durch Zierlichkeit und durch ihre officinellen Kräfte bei dem Laien erwecken ſollen. Für den Botaniker haben die Alpenpflanzen, ſelbſt die unſcheinlichſten, alle Intereſſe und für den⸗ ſelben habe ich es auch nicht unternommen, denſelben ein Wort zu reden. — Achillea moschata L. und A. atrata L., durch ihre weißfilzigen Blätter eine Schattirung gebend, werden zur Verwendung des ſchweizers Liqueurs geſucht. Aconitum Napellus L., der längſtbekannte ſchön violettblühende Eiſenhut und A. Lycoctonum L. mit gelblichen Blumen müſſen wegen ihrer Größe die untern Partieen bei einer Anpflanzung einnehmen. Sie haben medieiniſche Kräfte. Adoxa Moschatellina L., ein zierliches nach Moſchus duftendes Pflänzchen. Ajuga pyramidalis L., ift beliebt wegen hellblauen Blüthen. Alchemilla alpina L., zeichnet ſich durch zierliche Blätter aus. Allium Vietorialis L., der Allermannsharniſch mit gelblich weißer Blüthe iſt officinell. Androsace Chamaejasme Host, iſt ſeines bohen Standortes und ſeiner großen Zierlichkeit wegen intereſſant. 5 Anemone alpina L., der ſogenannte Teufelsbart, ein niedriges Pflänzchen, mit ſchöner weißer Blume hat ſelbſt in ſeiner Samenerzeugung ein intreſſantes Ausſehen. A. vernalis L. (Pulsatilla vernalis Mill.) und 108 A. nareissiflora L., das Berghühnlein, find beide gleichfalls recht hübſche Pflanzen. Aquilegia alpina L. und A. pyrenaica, DC. zeichnen ſich durch graeiöſe hängende Blumen aus. Arnica montana L. iſt eine ſchöne gelbblühende Pflanze, deren Intereſſe durch große Arzneikraft erhöht wird. Artemisia glacialis L. und A. Mutellina Vill., ſind intereſſant durch Verwendung zu den ſchweizer Liqueurs und auffallend durch glänzendes Weiß der Blätter. Asarum europaeum L., ein blattreiches Pflänzchen, erinnert an das ſogenannte Alpenveilchen (Cyclamen) und iſt in der Wurzel offieinell. Aster alpinus L., eine liebliche blaublühende Pflanze. Astrantia major L. und A. minor Ta; find beide hübſche Pflanzen und namentlich iſt es die erſte Art, die durch Größe ihrer Blumen beſonders empfehlenswerth iſt; nebenbei iſt dieſe Pflanze offieinell in Kraut und Wurzel. Bellidiastrum Michelii Cass. (montanum Bl. et Fing.) ein nie⸗ driges, hübſch und dankbarblühendes Pflänzchen. Bartsia alpina L. iſt ein niedliches, dunkelviolett blühendes Pflänzchen. Campanula pulla L., die zierliche dunkelviolett und reichlich blühende Glockenblume, C. cenisia L. welche bis zur höchſten Vegetation vordringt und C. thyrsoidea L. find ſämmtlich empfehlenswerth. Centaurea montana L., eine der gewöhnlichen Kornblume ähnliche und reichblühende Pflanze. Cephalaria alpina Spr., zeichnet ſich durch gelbliche Blüthenköpfe aus. Cherleria sedoides L., ein winziges unanſehnliches Pflänzchen iſt intereſſant durch das Vorkommen auf dem höchſten Standorte, den ein Phane— rogam in Europa erreicht. Chrysanthemum alpinum L. Pyrethrum alpinum W., saxatile Lodd.), ein niedliches hübſchblühendes Pflänzchen. Circaea alpina L. iſt eine empfehlenswerthe Pflanze mit röthlicher Blüthe. Cirsium eriophorum L., eine hübſche diſtelartige Pflanze mit purpurner wolliger Blüthe. Cortusa Matthioli L. iſt eine zierliche primelartige Pflanze. Cyclamen europaeum L. (Clusii Ldl.), das mit duftenden Blumen beſetzte liebliche Pflänzchen unter dem Namen Alpenveilchen bekannt und beliebt, bedarf keiner Empfehlung. Cynanchum Vincetoxicum L. (Aselepias Vincetoxieum L., iſt eine offieinelle und intereſſante Pflanze mit gelblich weißer Blume. Cypripedium Caleeolus L. iſt eine durch ihre ſ chuhartigen Blumen intreffante und beliebte Orchidee, die zu ihrem guten Gedeihen einen Beiſatz von altem verwitterten Kalk verlangt. Delphinium elatum L. tft eine hübſche hohe Ritterſpornart. Dianthus alpinus L. und D. deltoides L. ſind zwei gene Nelkenarten. Digitalis lutea L. iſt der gelbblühende Fingerhut und offeinell Draba aizoides L. iſt ein zartes zierliches Pflänzchen. 109 Dryas octopetala L., ein liebliches Pflänchen, welches kalkigen Boden liebt und durch die achtblättrige weiße Blumenkrone intreſſant iſt. Epilobium angustifolium L. (spieatum Lam. ), eine höhere, purpur— rothblühende Pflanze. Epimedium alpinum L. iſt eine buſchig belaubte Pflanze mit blut⸗ rother Blumenkrone. Eranthis hiemalis Salisb (Helleborus hiemalis L.) iſt eine hübſch⸗ blühende Pflanze mit großer gelber Blumenkrone. Erigeron alpinus L. iſt durch die Blüthe empfehlenswerh. Eryngium alpinum L. (rigidum L.) iſt eine doldenartige Pflanze mit hübſcher Blume. Euphrasia officinalis 9 alpestris L., der Augentroſt iſt zart in Blättern und Blüthen und ein officinelles Pflänzchen. Gentiana acaulis L. (angustifolia Vill.), G. Asclepiadea L., G. bavarica L. (prostrata Wahlbg.), G. purpurea L., G. verna L., die lieblichen blauen Enzians und Gentiana lutea L., der gelbe officinelle Enzian dürfen in keiner Alpenpflanzenſammlung fehlen. — Die erſtere iſt mit den ſchönen großen blauen Blumen zu bekannt und beliebt, als ihr noch ein Wort reden zu wollen. Geranium aconitifolium L’Her. (rivulare Vill.) und G. phaeum L. (fuscum L.) ſind lieblich blühende Pflanzen und lieben etwas ſchattigen Standort. Geum montanum L. iſt empfehlenswerth durch ſchöne gelbe Blumen und durch hübſches Blattwerk. Gnaphalium Leontopodium L. iſt das beliebte Edelweiß, das jo oft von Reiſenden geſucht und mitgebracht wird. Hedysarum alpinum Jacd. (obscurum L.) iſt eine hübſche ſchmetter— lingsblüthige Pflanze. Hieracium aurantiacum L. iſt ein hübſch orange blühendes Pflänzchen. Homogyne alpina Cass. (Tussilago alpina L.) iſt eine Pflanze mit hübſchgeformten Blättern und purpurrothen Blüthen. Imperatoria Ostruthium L. iſt eine empfehlenswerthe höhere Pflanze mit doldenartiger weißer Blume. Iris germanica L. iſt eine hübſchblühende Schwertlilie. Linum alpinum L. iſt der zierliche Alpenlein. Lychnis alpina L. und L. flos Jovis L. find hübſchblühende empfeh— lenswerthe Pflanzen. Meum athamanticum Jacq. (Athamanta Meum L.) it eine ſchön— blättrige, weißblühende doldenartige Pflanze. Moehringia muscosa L. iſi ein zierliches Pflänzchen und zur Beklei— dung von Felfenpartieen überhaupt geeignet. Myosotis alpestris Schm, tft das dankbar blühende zierliche Alpenver— gißmeinnicht. 5 Nigritella angustifolia Rich. iſt eine zierliche Orchidee. Ononis Natrix L. iſt eine hübſche ſchmetterlingsblüthige Pflanze. Ophrys alpina L. iſt eine Orchidee mit intreſſant geformter Blume. Oxytropis montana DC. iſt eine zierliche ſchmetterlingsblüthige Pflanze. 110 Papaver alpinum L. iſt der zierliche gelbblühende Alpenmohn. Parnassia palustris L. iſt eine liebliche naſſe Stellen liebende Pflanze. Polygala Chamaebuxus L ift ein zierliches gelbblühendes Pflänzchen. Polygonum alpestre L. und P. vivipara L. ſind beides intreſſante Pflanzen. — An der letzteren bilden ſich in den Blüthenähren häufig Knöllchen, die zur Fortpflanzung dienen. Potentilla aurea L. (Halleri Sering) und P. frigida Vill. (gla- cialis Hall. fil., helvetica Schltd.) find zierliche gelbblühende Pflanzen. Primula acaulis All. (vulgaris Sm., grandiflora Lam., hybrida Schrank., sylvestris Scop., uniflora Gmel.), P. Aurieula L. (lutea Lam.), P. farinosa L., P. minima L. und P. villosa Jaeg. (hirsuta All., viscosa Lam.) find die reizenden Primalarten, die in keiner Sammz lung fehlen dürfen. — Ihr zeitiges Blühen macht ſie beſonders beliebt. Pyrola secunda L. und P. uniflora L. ſind beide liebliche, durch ihre glocke-artigen Blümchen beliebte Pflänzchen. Ranunculus aconitifolius L., weißblühend, R. alpestris L. blaß— gelbblühend, R. glacialis L. weißlich violettblühend und R. montanus W. (nivalis Jacg.) hellgoldgelbblühend find hübſchblühende empfehlenswerthe Pflanzen, die den Anfang einer Alpenpflanzen-Colleetion mitmachen müſſen. Rhodiola rosea L. iſt die liebliche zierliche Roſenwurz mit gelblich röthlicher Blume; ſie liebt trockne Stellen. Rumex alpinus L. iſt der Alpenſauerampfer. Salvia glutinosa L. iſt eine hübſche gelblich blühende Salbeiart. Saponaria ocymoides L. iſt dankbar im Blühen und empfehlenswerth. Saxifraga aizoides L. (autumnalis L.), S. Aizoon Jacq., 8 arachnoidea Sternbg., S. caesia L. (recurvifolia Lapeyr., S. Cotyledon L. (pyramidalıs Lapeyr.), S. crustata West., S. cuneifolia L., 8. elatior M. et K., S. rotundifolia L. und S. oppositifolia L. (coerulea P., retusa Sternbg.), die hübſchen und theils ſehr winzigen Steinbrecharten müſſen den Anfang zu einer Alpenpflanzenſammlung mitmachen, ſämmtliche ſind vor Näſſe zu ſchützen. — Sie dringen bis auf die äußerſten Gipfel der Felſen vor und namentlich iſt es 8. oppositifolia, welche in höchſter Höhe mit vorkommt. Scabiosa lueida Vill. (stricta W. K.) iſt eine zierliche Pflanze mit purpurner Blüthe. Sedum Anacampseros L. iſt eine Fettpflanze mit purpurrother Blüthe und muß vor Näſſe geſchützt werden. Sempervivum arachnoideum L. und 8. montanum L. find hübſch⸗ blühende Fettpflanzen und wollen vor Näſſe geſchützt ſein. Silene acaulis L. und S. alpestris Jacq. (viscida Spr.) ſind beide zierliche Pflänzchen und namentlich dringt die erſte Art bis zur höchſten Höhe mit vor. Soldanella alpina. L. iſt das zierliche, blaublühende beliebte Alpen⸗ glöckchen. | Spiraea Aruncus L. iſt eine größere Pflanze mit gelblichweißer Blüthe und hübſchen Blättern. | Stachys alpina L. ift eine blutrothblühende Pflanze mit wolligem Blattwerk. | 111 Statice alpina L. (Armenia alpina W.) iſt ein zierliches Pflänzchen mit immortellenartiger Blüthe. Streptopus amplexifolius DC. (distortus Bess. oder Uvularia am- plexifolia L.) iſt eine intereſſante Pflanze mit weißer Blüthe und weißen Beeren. Swertia perennis L. iſt eine hübſche, den Gentianen verwandte Pflanze. | Thalietrum aquilegifolium L. und T. alpinum L. find beide hübſch in Blättern und Blumen. Iblaspi alpestre L. (coerulescens Presl) iſt ein hübſch blaublü⸗ hendes Pflänzchen. Trientalis europaea L. iſt ein beliebtes zierliches Pflänzchen mit nied— licher weißer Blüthe. Trifolium alpinum L. iſt der ſchöne Alpenklee. Trollius europaeus L. iſt eine ſchöne gelbblühende Pflanze. Tussilago alba L. (Petasites alba Gaert.) und T. nivea Vill. (P. niveus Baumg.) decoriren durch ihre Blätter beſonders eine Aufſtellung von Alpenpflanzen. Veratrum album L. und V. nigrum L. find ſchöne Pflanzen und ſtehen gern etwas feucht, die letztere Art iſt durch die dunkelbraune, faſt ſchwarze Blüthenrispe noch intereſſant. Sie haben offieinelle Kräfte. Veronica alpina L. und V. fruticulosa L. (krutescens Scop.) ſind hübſchblühende, ſehr zierliche Pflanzen. Viola alpestris Jacg., V. biflora L. und V. pinnata L. die lieb⸗ lichen Veilchenarten haben alle volles Laub und zierliche Blumen. Hat man mit dieſen Planzen eine Aufſtellung in Töpfe gemacht oder ſie auf einen dazu angelegten Berg ausgepflanzt, ſo kommen dazu noch die den Schatten liebenden und mit ſchönen Wedeln verſehenen Farnenkräuter als: Aspidium Lonchitis Sw., Asplenium viride Huds., Ceterach offieinarum W., Osmunda regalis L., das ſchöne Königsfarn, Pteris aquilina L., des Adlerfarn, Scolopendrium officinarum Sm. (Asplenium Scolopendrium L., Strutiopteris germanica W. (Osmunda Strutiopteris L.) und die Selaginellen als Selaginella helvetica Lk. (Lycopodium L.) Die Nadelhölzer als Taxus baccata L., Juniperus communis L., der Wachholder und J. sabina L., der Sadebaum, ſämmtlich officinell. Die Sträucher als Andromeda polifolia L., Azalea procumbens L., Daphne Laureola, der im Samen offieinelle Seidelbaſt, Linnaea borealis L, Ribes alpinum L. und rubrum L., Rhododendron ferru- gineum L., die wirkliche Alpenroſe, die zwergigen Weidenarten als Salix daphnoides L., S. herbacea L., S. lapponum L. und S. reticulata L. Die graciöſen Gräſer als Agrostis alpina Scop., Elymus euro- paeus L., Phleum alpinum L., Poa alpina L. und P. laxa Haenk. Und zuletzt die eyper- und binſenartigen Gewächſe als Carex atrata L., C. dioica L., Eriophorum alpinum L. und Luzula spicata DC. Eine Aufſtellung von dieſen Pflanzen wird in ihrer Anſchauung manche Erinnerung gemachter Reiſe in die Alpen zurückrufen oder den noch nicht Da— 112 geweſenen werden die Pflanzen einſt bekannt entgegentreten und fo einer Reife dahin unbedingt mehrIntereſſe verleihen als wenn man gleichgültig die einen dort be gegnenden Alpenblumen unbeachtet läßt oder bloß dem Herbarium einverleibt, worin die Pflanzen immer nicht die Anſchauung gewähren, als wenn ſie in lebenden Zuftande, zuſammen aufgeſtellt, vor die Augen treten. L. Schroeter. — — Einige Worte über Bambusa Fortunei variegata und Sedum Sieboldi. fol. med. var. Von A. Stelzuer, Handelsgärtner zu Gent in Belgien. Zu den ſeit 2 Jahren durch engliſche und holländiſche Reiſende gemachten wichtigen neuen Einführungen des Pflanzenreichs aus Japan, einem reichen Lande, dem unſere Gärten ſo manchen ſchönen Strauch, Baum, Staude und Zwiebelgewächs verdanken, gehören unſtreitig obige beiden Pflanzen. Erſtere ein herrliches Gewächs, das keineswegs die Höhe der andern ſeiner Geſchlechter erreicht, ſondern ein niedriger runder Buſch bleibt, iſt die erſte Bambusa mit bunten Blättern, die den Weg in unſere Culturen gefunden, und ähnelt durch ſeine ſie auszeichnende Panaſchierung viel unſerem gewöhnlichen ſo beliebten Bandgraſe und ſchon dieſe Eigenſchaft allein, möchte ihr binnen Kurzem eine allgemeine Popularität ſichern. Die prächtig weiß Lintirten Blätter werden kaum 3—4 Zoll lang bei Ya Zoll Breite und find zahlreich um den Stengel vertheilt; die ganze Pflanze wird kaum 1—1½ Fuß hoch und möchte ſich deshalb gut zu Einfaſſungen unſerer Gärten eignen. Obgleich die vielen Knoten des Stengels nun anzudeuten ſcheinen, daß Stecklinge leicht Wurzeln machen würden, ſo iſt es mir doch noch nicht gelungen ſie auf dieſe Weiſe zu erziehen, dagegen vermehrt ſie ſich aber ziemlich raſch durch Ausläufer, die man jedoch zur Sicherheit erſt abnehmen darf, wenn ſie Blätter und Wurzeln ge— macht haben, wie mir die Erfahrung hinlänglich gelehrt. Um ſchnell eine Partie Pflanzen zu erzielen, pflanzte ich von den voriges Frühjahr erhaltenen kleinen Exemplaren zwei in kleine Körbchen und ſenkte ſie in ein Lohbeet ein; auf dieſe Weiſe machten die zahlreich ſich bildenden Ranken und Triebe ſchnell Wurzeln, ſo daß ich eine gute Anzahl junger Pflanzen ſeit— dem abnehmen und ſie ihrerſeits etabliren konnte. Es ſcheint, daß man in England bereits ihre Härte für den Winter erprobt, denn ſie iſt dort augen— blicklich noch ſehr geſucht und obgleich in jenem Land zuerſt eingeführt (durch den Garten von J. Standish) ſo haben wir bereits eine nicht geringe Anzahl wieder in jenes Land geſandt, wo fie ſich noch mit 10 - 20 Fr. per Stück verkauft, während durch meine Vermehrungsart unſer Etabliſſement bereits im Stande iſt, ſie in jungen Pflanzen zu 36 Fr. per Dutzend zu liefern. Sollte fie auch unſer continentalen Winter ertragen, jo wird fie bald eine Zierde aller Gärten ſein. a Aber auch das bunte Sedum Sieboldi läßt ſich nicht als werthvolle Neuheit in den Hintergrund drängen. Als die Art mit grünen Blättern vor ungefähr 20 Jahren zuerſt den Weg in unſere Gärten fand, träumte man wohl kaum, daß es eine jo wichtige Pflanze für den Handel werden würde, die 113 theils als Cinfaſſung oder Felſenbekleidung in den Gärten, theils als zierliche und harte Ampelpflanze in den Zimmern ſich überall einbürgern würde, wo Göttin Flora nur überhaupt durch ein Gewächs repräſentirt iſt. Nachdem wir nun den Werth dieſer Pflanze ſeit einer Reihe von Jahren bereits haben ſchätzen lernen, um ſo willkommener muß uns die neue Erſcheinung des bunten Sedum Sieboldi ſein, zumal da ſeine Panachürung in einem ſehr breiten goldnen Streifen beſteht, der das Blatt, des beiläufig geſagt, doppelt ſo groß wird, als bei der rein grünen Art, in der Mitte ziert; ſie blüht wie die andere und eben ſo leicht; ſie vermehrt ſich leicht aus Stecklingen und durch Theilung, und diesmal wird jeder Handelsgärtner und Liebhaber ſich ſchnell die Neuheit zueignen. Da ich ſie ſchnell und reichlich gleich ſeit ihrer Einführung ver— mehrte, ſo kann ſie unſer Etabliſſement bereits zu dem kleinen Preis von 18 Fr. per Dutzend in jungen ſchönen Pflanzen liefern, während winzige Exemplare im vergangenen Winter, Zeit ihrer Ausſendung, noch mit Fr. 30 per Stück bezahlt werden mußten. ———— b 9 Q — Die Cultur der Penſcée's. Die Penſcée's oder Stiefmütterchen dürfen gewiß in keinem Garten, ſei es Hausgärtchen oder größere Anlage fehlen. Keine unſerer ausdauernden Flor— blumen nehmen mit größerem Rechte ihren Platz ein. Die erſten Sonnen— ſtrahlen des Frühlings locken ſchon eine Fülle ihrer Blumen in der herrlichſten Farbenpracht hervor, vom reinſten Weiß und Gelb durch alle Farben bis zum tiefſten Eiſen⸗ und Sammtſchwarz und wieder mit allen Farben bunt durchein— ander gemiſcht, wie bei den Fancy-Arten. Und nicht allein im Frühlinge, er— freuen ſie uns mit ihren Blüthen, ſondern faſt das ganze Jahr, ſowohl im Sommer wie im Herbſte, ja ſelbſt im Winter bei nur einigen ſchönen Tagen ſind an den meiſten Pflanzen Blüthen zu finden. Dabei iſt ihre Cultur ſo leicht, wie die faſt keiner anderen Pflanze. Um Anfängern behülflich zu ſein, dieſelben in ihrer ſchönſten Pracht zu haben, laſſe ich meine Culturmethode hier folgen. Die Anzucht derſelben geſchieht auf drei Arten, durch Zertheilen der alten Stöcke, Stecklinge und Samen. Die erſtere Art der Anzucht taugt nicht viel und ſollte nie angewandt werden, weil hierbei die Blumen nur klein wer— den und ihre Farben ſich nicht ſo prächtig entwickeln, da den Pflanzen die gehörige Wurzelbaſis fehlt. Um gute Sorten conſtant und dabei enorm große, gutgebaute Blumen zu erhalten, beſonders für einen langen Frühlingsflor, der bis zum Hochſommer anhält, macht man im September Stecklinge. Hierzu wählt man junge, am beſten aus der Wurzel gekommene kräftige Triebe, reißt dieſelben von der Pflanze ab und ſteckt ſie ohne weitere Zubereitung, nur mit Ausbrechen etwaiger Blumen und größerer Knospen, in ein lockeres Beet im Garten an einer ſonnigen Stelle mit 3 Zoll Abſtand und deckt einen Miſt— beetkaſten darüber. Das Beet ſelbſt muß gut gegraben und gedüngt ſein, auch ziehe ich lehmigen Boden und Kuhdünger vor. Daß die Fenſter ganz genau ſchließen, iſt nicht nöthig und bei Mangel an Miſtbeetfenſtern kann man jedes alte Fenſter dazu benutzen, indem man nach der Größe deſſelben, Pfählchen in Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX 8 N. 9 114 den Boden ſchlägt, woran man einige Bretter nagelt, wovon das Hinterſte wegen Anlauf des Waſſers einige Zoll höher fein muß. Die beſte Höhe des Kaſtens iſt vorne 8 und hinten 10 Zoll, jedoch ſind 6 reſp. 8 Zoll ſchon hinreichend. Nach dem Stecken gießt man ſie tüchtig durch und läßt die Fenſter bei Tage während drei Wochen geſchloſſen, Abends deckt man jedesmal ab, es müßte dann ſtarker Regen zu erwarten ſein, der das Beet zu ſehr durchnäßt und die Erde zu kalt macht. In dieſer Zeit werden ſich die erſten Wurzeln zeigen und die Stecklinge zu wachſen anfangen. Jetzt läßt man faſt immer aufgedeckt bei eben milder Witterung, damit die Pflanzen kurz und gedrungen bleiben und nur bei Fröſten und kaltem Regen deckt man zu. Bei dieſer Be⸗ handlung wird man den ganzen Winter Blumen haben, die in jedem Bouquet mit Vortheil verwandt werden können. Anfang Februar werden ſich an jeder Pflanze 4—6 oder mehr Ausläufer dicht am Wurzelſtock zeigen, die gegen Mitte März ihre erſten Blumen entfalten. Wenn dann die Witterung mild iſt und man hat das Beet ſo viel wie nur möglich offen gelaſſen, richtet man ſich ein Beet im Garten zurecht, gräbt ſelbiges recht tief mit tüchtig Kuh— miſt um, oder was noch beſſer iſt, man gräbt im Herbſte ſchon ohne es zu harken, weil dann die Erde den Winter über recht locker und rein von Unge— ziefer gefriert und pflanzt die mit Ballen ausgenommenen juugen Pflanzen mit 8—10 Zoll Abſtand darauf, dieſelben leicht angießend. Sobald die Pflanzen dann neue Wurzeln getrieben, wird man einen ausgezeichneten Flor haben. Ich hatte bei dieſer Methode Blumen von 2 — 2½ Zoll Durchmeſſer, vorzüglich von den weißgerandeten und carminrothen Sorten, pelargoniumblüthige genannt, mit einer Reinheit in der Farbe, die bei keiner andern Cultur zu erreichen iſt. An heißen Sommertagen wird das Blühen etwas nachlaſſen, man ſchneidet dann die längſten der blühenden Stengel ab, wodurch wieder die jungen Triebe zum kräftigen Wachſen und Blühen genöthigt werden. Ein Dungguß von Zeit zu Zeit, und reichliches Gießen trägt viel zum ſchönen Blüthenflor bei und ſollte nicht verſäumt werden. Zur Anzucht aus Samen kann man faſt zu jeder Zeit im Jahre ſchreiten und richtet man ſich dazu einige Kiſtchen mit Haide- und Gartenerde zu gleichen Theilen vermiſcht ein, ſäet den Samen möglichſt dünn und bedeckt ſelben nur ſo ſtark mit feingeſiebter Erde, daß beim Gießen die Samen nicht bloß geſchlemmt werden. Die Kiſtchen bedeckt man mit einer Glasſcheibe und hält ſie mäßig feucht. In 10—14 Tagen, oft noch früher, werden die Samen aufgegangen fein, dann kommt die Glas⸗ ſcheibe herunter und nachdem die Sämlinge das vierte Blatt mit Einſchluß der Samenblätter gemacht haben, piquirt man fie wieder in Kiſtchen mit“ Ab- ſtand oder direckt auf ein geſchütztes Beet. Bald werden dieſelben zu kräftigen Pflanzen herangewachſen fein und durch das Piquiren ſchöne Wurzelballen 4 haben, und können an Ort und Stelle gepflanzt werden, wo) dieſelben in einigen Wochen einen üppigen Flor entwickeln. Wenn die Sämlinge im Früh⸗ linge blühen ſollen, ſäet man am beſten im Herbſt und piquirt fie auf ein geſchütztes Beet im Garten oder ſäet im Januar und piquirt im Februar in Kiſtchen, um im März auf die Beete gepflanzt zu werden. Die Kiſtchen kann man ſoviel wie möglich im Garten laſſen, damit die Pflanzen gedrungen bleiben und nimmt ſie nur bei ſtarkem Froſt herein. Für den Sommerflor ſäet man im März und für den Herbſtflor im Mai auf dieſelbe Weiſe. Zum r wann, . 115 Aufſtellen eines Frühlings⸗, Sommer- oder Herbſtflors iſt keineswegs gejagt, daß man immer neue Pflanzen ziehen müſſe, um zu jeder Zeit Blumen zu haben, man bekommt nur dadurch immer junge Pflanzen, die durch langes Blühen nicht geſchwächt ſind und deſto ſchönere und größere Blumen erzeugen. Durch die Anzucht aus Samen wird man immer neue Sorten bekommen, ſollen dieſelben jedoch wirklich ſchön ſein, ſo iſt es am beſten, man befruchtet einige Blumen künſtlich, was mit Hülfe einer Pincette und eines kleinen Zeichenpinſels Jedermann leicht kann. Zu Mutterpflanzen nimmt man ſolche, die reine Farben und gute Zeichnung bei Größe der Blumen haben oder einfarbige. Sobald eine Blume geöffnet iſt, bricht man mit der Pincette die Staubbeutel heraus; der folgende oder der zweite Tag wird dann die beſte Zeit zum Be— fruchten ſein, man unterſucht, am beſten Mittags bei hellem Wetter, die Narbe des Piſtills, findet man, daß dieſelbe glänzend und klebrig iſt, ſo iſt die geeignete Zeit da; nachdem man jetzt von andern guten Blumen mit dem Pinſel etwas Staub von den Staubbeuteln genommen, tupft man denſelben auf die Narbe des Piſtills, bis dieſelbe voll Staub hängt und bezeichnet die befruchtete Blume mit einem Fädchen oder dergleichen, um ſie beim Abnehmen des reifen Samens wieder erkennen zu können. Man kann ſo in kurzer Zeit eine Menge Blumen befruchten und faſt kann man die daraus entſtehende Farbe berechnen. Man kann auch, um recht viele Farben in einer Blume zu erzielen, Staub von mehreren Sorten für eine Narbe nehmen, wählt aber dann zur Mutterpflanze einfarbige blaue, gelbe oder weiße. Als Grundſatz zur Berech— nung der möglichen Nachkommenſchaft mag dienen „daß zur Befruchtung die Vaterſchaft mehr beiträgt wie die Mutterſchaft. Man muß alſo für helle Farben auch Staub von hellen Blumen, und für dunkle Farben von dunklen Blumen nehmen. Unzählige Verſuche haben obigen Grundſatz bei mir feſtgeſtellt. Von den fo intereffanten ſchwarzen, von denen in den Cata— logen nur Mohrenkönig oder Fauſt erwähnt wird, welche Sorten aber viele Fehler in der Form haben, iſt es mir durch Beſruchtung gelungen mehr als 25 Nuancirungen zu erzielen, die tadellos in der Größe, wie in der Form ſind und vom Eiſenſchwarz, wie Mohrenkönig, bis ins tiefſte Sammtſchwarz gehen, mit demſelben Velours wie die Farbigen. Im vorigem Frühjahre blühten bei mir zwei Schwarze mit Masken, eine auf weißem und eine auf gelbem Grunde, die aber leider durch die ungeheure Dürre des verfloſſenen Sommers, wo bei mir wegen Mangel an Waſſer ganze Beete vertrocknet ſind, wieder verloren gegangen ſind. Die Hauptfeinde der Penſée's ſind kleine Würmer, ſogenannte Tauſend— füßler, welche die Wurzeln be- und abnagen, ſo daß große Pflanzen die heute noch voller Blumen prangen, morgen ſchon welk auf den Beeten liegen. Nach meiner Erfahrung iſt das beſte Vertilgungsmittel ein Guanoguß von Zeit zu Zeit, der bei mir gute Dienſte geleiſtet hat. Gegen die läſtigen Schnecken hilft ein dünnes Bepudern der ganzen Beete mit trocknem Guano, Abends wenn die— ſelben ſchon ausgekrochen ſind. Die kleinſte Ouantität reicht hin, um eine große Schnecke zu tödten, wenn ſie damit in Berührung kommt. Nur muß man, wenn es den folgenden Tag ſehr heiß wird, den Guano Morgens wieder abſpritzen. 8 * Pr N j 116 | Mögen dieſe Zeilen dazu dienen, die Zahl der Verehrer dieſer Blumen noch zu vermehren, was ſelbe gewiß verdienen, weil ſie die wenige Mühe mit Dank lohnen. Elberfeld, den 1. Januar 1863. Guſtav von den Weſten, Kunſt⸗ und Handelsgärtner. Ausſehmückung beſonderer Punkte des Land⸗ ſchaftsgartens. Es iſt unmotivirt, wenn man ſchon länger beſtehende Landſchaftsgärten mit ihren Einrichtungen, die einen Ruhepunkt gewähren ſollen, oft ſchlecht weg für veraltet erklärt. Erwägt man, daß dem Beſucher öfter Punkte geboten werden müſſen, von welchen ſich ein abgerundetes Landſchaftsbild bietet, das im bloßen Vorübergehen nur flüchtig bemerkt werden würde, ſo iſt es Sache des Gartenkünſtlers, die hiezu beſtimmten aber veraltet erſcheinenden Einrich— tungen, welche nicht geſtört werden ſollen, zu verjüngen, dem neuern Garten⸗ geſchmacke anzupaſſen und dem Beſucher zu beweiſen, daß er in die Ideen, die der Gründer des Gartens im Auge gehabt hat, einzugehen und darin fort zuleben verſtanden hat. — Der Landſchaftsgarten ſoll allerdings durch maſſen⸗ hafte Bäume und Strauchgruppen, durch ſchöne freie Raſenflächen, durch Durchblicke und Fernſichten zuvörderſt das Gepräge eines Landſchaftsgartens haben; der Wandrer darin will aber von Zeit zu Zeit einige Ruhepunkte finden, an welchen er ſich kurze Zeit aufhalten und erholen kann. — Hier iſt es nun Sache des Gärtners, dieſe Punkte jo auszuſchmücken, daß der denkende Beſucher gleich herausfindet, wie die Ausſchmückung dem Character jedes Platzes angemeſſen iſt und nicht bloße Willkühr, ſondern Nachdenken und Verſtändniß vorgewaltet hat. Der Gartenkünſtler wird gleich herausfinden, was zu thun iſt. — Hier ſteht z. B. am belebteſten und freieſten Theile des Gartens ein der Blumen⸗ göttin geweihter Tempel, dort mehr abſeits gelegen eine nach italieniſchem Ge— ſchmacke ausgeführte Villa; unter dunklen Bäumen, entfernt von den belebten Theilen des Gartens eine Einſiedelei. Sogleich wird der Gedanke auftauchen, daß der Gärtner auf das erſtgenannte Gebäude vor allen Dingen ſein Augen- merk zu lenken und die Umgebung deſſelben vom erſten Frühjahrsſcheine bis zum letzten Blätterfall durch Blumen, abwechſelnd in den ſchönſten Farben, auszuſchmücken hat. — Die Wahl iſt ja ſo leicht; unſere neuen Florblumen bieten hiezu reichlich Gelegenheit. Zuvörderſt greife man nach Frühlingsblumen als: Primeln, Anemonen, Ritterſporn und Mohn. — Hieran reihen ſich die mannigfaltigſten Blumenzwiebelgewächſe und perennirende Pflanzen als Papaver-, Paeonia- und Phlox-Arten in ihren ſchönen Varietäten. — Dann folgen die Roſen, die als Kronenbäumchen gezogen, einzeln, zu Gruppen oder zu einem ganzen Roſengarten zu pflanzen find, — Sie bieten in ihren viel fachen Hybriden, mit ihren herrlichen Farben im ſchönſten Dufte einen Anblick, der wohl kaum durch andere Pflanzen übertroffen werden kann. — Georginen 117 in taufenderlei Farbenabwechſelungen und in den ſchönſten Blumenformen er⸗ freuen das Auge bis zum Spätherbſte, nebenbei grenzen die Balſaminen und die Aſtern in den ſchönſten Farben und Formen; ſie ſind zu unentbehrlichen Pflanzen geworden. — Allerlei Feſtons durch Schlingpflanzen gebildet als von Maurandia, Calystegia, Lophospermum, Cajophora, Cobaea, Tropaeolum, Pilogyne und Passifloren geben dem Ganzen eine ange— nehme Unterbrechung; ebenſo einzelne Pflanzen, die man aus der großen Gruppe der jetzt ſo beliebten Decorations- oder Blattpflanzen herauswählen kann, z. B. Aralien, Abutilon, Cosmophyllum, Canna, Solanum, Uhdea, Brugmansia und Datura. Einzelne Vaſen mit Fuchsien, Petunien und Verbenen ebenſo Gruppen von dieſen Pflanzen, wozu noch die Scharlach-Peargonien kommen, ſo wie Rabatten von Sommerlevkoyen und Reſeda dürften am Gebäude ſelbſt nicht fehlen; doch hüte man ſich auch vor Ueberfüllung, die ebenſo leicht ſtörend werden und bald den gerechten Tadel des Gartenkünſtlers hervorrufen kann. Ein andrer Punkt, eine nach italieniſchem Geſchmacke erbaute Villa würde wohl gleich zu dem Gedanken führen, daß der Erbauer derſelben eine ſüdliche Landſchaft vor Augen gehabt hat. — Bald wird der Gärtner daran denken, die Nähe dieſes Gebäudes ſo zu bepflanzen und zu decoriren, daß Kenner und Laien die Harmonie des Ganzen herausfinden müſſen. — Pinien, italieniſche Pappeln, graublättrige Weiden und Weinreben, dann Lorbeeren, Cypreſſen, Feigenbäume, Orangen und Myrten, einzeln oder in Gruppen aufgeſtellt, deren Kübel ſo verdeckt, daß ſie im Freien zu ſtehen ſcheinen, würden an Italien mit ſeinem ſüdlichen Klima erinnern. — Agave americana L., mit ihrer buntblättrigen ſehr decorativen Abart, Phoenix dactylifera L., die Dattelz palme und Chamaerops humilis L., die einzige in Europa einheimiſche Palmenart mit den fecherartigen Blättern, würden das Bild vervollſtändigen. — Aloé- und Vucca-Arten in Vaſen angebracht, können zuletzt das Gebäude ſchmücken. — Am Ufer eines nicht weit davon entfernten Waſſers können Gruppen von Calla und Colocasien, das in den pontiniſchen Sümpfen wachſende Rohr Arundo Donax L., die Abart mit den weißgeſtreiften Blättern und verſchiedenen Gräſern angebracht werden, deren man jetzt ſo vielfach in die Gärten eingeführt hat. — Beſonders würde das ſchöne Gynerium argen- teum Nees einzeln ausgepflanzt, hiezu paſſen. — Finden wir nun am entlegenſten Theile eines Gartens eine Einſiedelei, ſo iſt es nöthig, den Beſuchern das Walten der pflegenden Hand eines Ere— miten vorzuführen. Hier müſſen die ernſten Nadelhölzer einzeln oder in Gruppen aufgeſtellt und einzelne Blumenbeete angebracht werden, die mit ſolchen Pflanzen zu beſetzen ſind, welche den Schatten der Bäume vertragen als Aurikeln, Hy- drangea, Rhododendron, Vinca und Epheu. — Vor allem aber laſſe man ſolche Gewächſe nicht fehlen, die ſich der Einſiedler in Wäldern und Ge— birgen geſucht, dort ſorgſam ausgegraben und in die Nähe ſeiner Behauſung verpflanzt hat, als Aquilegia, Digitalis, Gentianeen, Aconitum, die mehrentheils officinell find, Solidago, Lysimachien und Farrnkräuter, die mit ihren herrlichen Wedeln vortrefflich zu dem Character melancoliſcher Scenen paſſen. Werden ſolche Abwechſelungen richtig ins Auge gefaßt, werden ſie nach dem äſtethiſchen Gefühl und Geſchmack ausgeſchmückt, ſo werden ſolche 118 Punkte mit jedem Frühjahre immer wieder als eine künſtleriſche Schöpfung neu und verjüngt erwachen. L. Schroeter. . rr Beitrag zur Cultur der Achimenes. (Vorgetragen im Verein Hortikultur in Hamburg, von C. F. H. 11.3 Unter den Repräſentanten der Familie der Gesneriaceen iſt es 1 die Gattung Achimenes, welche durch verhältnißmäßig leichte Cultur, lange Blüthe⸗ zeit, effectvolles Farbenſpiel, am ſchönſten und reichhaltigſten unſer Auge er— freuen. Da ich mehrere Jahre Gelegenheit hatte mich mit deren Cultur zu befaſſen, ſo will ich meine Erfahrungen darüber in Folgendem mittheilen: Mitte Januar nehme ich die Töpfe, worin die Achimenes ihre Ruhezeit durchgemacht haben hervor, ſäubere die Knollen von der alten Erde, fülle mir Näpfe, nachdem ſelbige mit gutem Abzug verſehen, bis auf ½ Zoll vom Nande mit ſandiger Lauberde, lege die Knollen ½ — / Zoll auseinander und bedecke fie ½ Zoll mit derſelben Erde, gieße ſie tüchtig an und ſtelle fie in eine 15 20 Grad Bodenwärme enhaltende Vermehrungskiſte oder Miſtbeet, halte ſie ziemlich feucht und geſchloſſen; ich gieße aber die Näpfe nicht eher, bis die Erde ziemlich trocken iſt. Sind die Pflänzchen bis auf 1—2 Zoll aus der Erde heraus, ſo kann man bei ſchöner Witterung ſchon etwas lüften, damit ſie nicht ſpindeln, man ſchütze ſie aber vor ſtarkem Sonnenſchein und halte ſie möglichſt feucht und warm, denn trockene Luft ſchadet ihnen im erſten Stadium des Wachsthums ungemein. Sind die Triebe nun 3—4 Zoll hoch, jo verpflanze ich die Pflanze gleich in ſolche Töpfe, in denen ſie blühen ſollen, in einer Miſchung von 2 Theilen Lauberde, 1 Theil gut verrotetem Kuhmiſt, Ya Theil Sand und ½ Theil Holzkohlen in Stücken. Hat man reichlich Holzkohle zur Verfügung, ſo kann man auch den Abzug des Waſſers davon herſtellen, was ſehr zweckmäßig und vortheilhaft für die Pflanze iſt. Will man große Büſche ziehen, ſo nimmt man Töpfe, welche mehr weit als tief find und ungefähr 8—10 Zoll Durchmeſſer haben, und pflanzt nun von den Sorten, wie z. B. longiflora, grandiflora, Verschaffelti, 12 bis 15 Pflänzchen in dieſe Töpfe ein; von ſtarkwüchſigen Sorten wie hirsuta, gigantea, gloxiniflora, jedoch nur 4—5 Stück, deren Spitzen während der Wachsthumsperiode Amal eingeſtutzt, ſehr ſchöne Büſche bilden. Sind die Pflanzen nun verpflanzt, wobei zu beachten, daß man die Erde nicht feſtdrückt, ſondern durch ſanftes Aufſtoßen des Topfes auf den Verſetztiſch fie feſt ſchüt⸗ telt, ſo ſtelle man die Pflanzen in die vorhin erwähnte Bodenwärme und halte ſie die erſten 8 Tage geſchloſſen. Sind ſie wieder im Wachſen begriffen, ſo lüfte man während der ſchönen Tageszeit ein paar Stunden, und ſpritze ſie mitunter. Zeigen ſich ſpäter die Blumenknospen, ſo nimmt man die Pflanze heraus, bindet jeden Trieb einzeln an ein dünnes Stäbchen auf, wobei die längſten zur Mitte, die kürzeren nach den Seiten ablaufend gebunden werden, und ſtelle ſie dem in ein gewöhnliches Warmhaus bei etwas niedrigerer und trockenerer Tem- 119 peratur; (10—12 Grad ift genügend) denn dadurch verlängert man den Flor und hindert zugleich dadurch, daß ſich in den Blattwinkeln Knollen bilden, welche die Blüthe ſehr beeinträchtigen würden. Jetzt kann man auch von Zeit zu Zeit einen ſchwachen Dungguß von eingeweichten Roßäpfeln geben, welche aber nicht zu friſch ſein dürfen. Das Beſpritzen der Pflanzen wird jetzt eingeſtellt, indem die Blüthen dadurch leiden würden, auch muß man ſie ſorgfältig vor Zugluft und ſchnellem heftigen Temperaturwechſel ſchützen, weil ſie dann leicht die Blüthen fallen laſſen und ſomit der Flor verdorben wäre. Auf dieſe Weiſe eultivirt, habe ich im⸗ mer ſehr günſtige Reſultate erzielt. ä Y — Ueber die Treiberei der Monatserdbeer⸗Säm⸗ linge in Töpfen. Im Band XIX Seite 56 dieſer Zeitſchrift verfehlte ich nicht meine Herren Collegen auf die Monatserdbeer-Treiberei im Hof-Küchengarten zu München aufmerkſam zu machen. Es macht mir nun großes Vergnügen über einen Verſuch zu berichten, den ich mit etwa 40 Monatserdbeeren in Töpfen, in dieſem Winter im hieſigen Königlichen Garten anſtellte. Der Monatserd— beeren-Samen, welchen ich aus München im Herbſte 1862 mitbrachte, ward Mitte März ausgeſäet, lief aber leider ſehr ſchlecht auf und erzielte ich nur 80 brauchbare Pflanzen, von denen ich 40 Stück in Töpfe pflanzte, um ſie verſuchtsweiſe im vergangenen Herbſte zur Treiberei zu verwenden. Das Re— ſultat fiel ſo überraſchend glänzend aus, daß ich entſchloſſen bin in Zukunft nur Sämlinge zu treiben. Von dieſen 40 Töpfen erntete ich im November, December und Januar ungefähr 15 Schock brauchbare Früchte, von denen ſich beſonders die zuerſt geernteten durch Größe und Schönheit auszeichneten. Ich ſollte meinen in dieſer tiefen Winterzeit wäre es für manchen Gärtner von Wichtigkeit, Monatserdbeerfrüchte für die Tafel liefern zu können. Etwa 180 Stück Pflanzen, die ich aus Ranken gezogen hatte, lieferten im Vergleich zu dieſen 40 Sämlingen, nur eine ſehr geringe Ernte. Die Sämlinge zeichneten ſich überhaupt durch beſondern kräf— tigen und üppigen Wuchs vor den anderen Pflanzen aus. Die Kultur der Monatserdbeer-Sämlinge iſt kurz folgende: Etwa zu Mitte des Monats März wird der Samen auf ein nicht allzuwarmes Miſtbeet ausgeſäet, fein überſpritzt und leicht mit Sand zugeſtreuet. Haben die Plänzchen das dritte Blatt getrieben, ſo werden ſie auf ein nur mäßig warmes Miſtbeet etwa drei Zoll im Geviert piquirt und verbleiben ſie hier bis etwa zu Anfang oder bis Mitte Juni ſtehen, wo ſie alsdann in einen kalten Miſtbeetkaſten in ſehr nahrhafte nicht allzuſchwere Erde gepflanzt werden. Unter jedes Fenſter kommen 36 Pflanzen zu ſtehen und werden, nachdem ſie angewachſen ſind, ganz der freien Luft ausgeſetzt, doch wird es erforderlich ſein, daß bei ſehr ſtarker Sonne ein leichter Schatten aufgelegt werden muß, indem ſonſt die Blätter leicht roth werden. Bis zur Mitte Auguſt belaſſe man hier die Pflanzen, dann pflanze man ſie, jedoch mit Belaſſung ihres ganzen Ballens, in entſprechend große Töpfe in dieſelbe Erde worin ſie im Miſtbeete ſtanden. Nach dem Ein— 120 pflanzen ſtelle man fie um das Anwachſen zu beſchleunigen unter Glas, ge⸗ wöhne ſie aber baldmöglichſt wieder an die Luft. Bis Anfang September entferne man ſämmtliche Blüthen, von dieſer Zeit an können dieſelben jedoch an den Pflanzen verbleiben. Es verſteht ſich von ſelbſt daß die Pflanzen ſtets mit hinreichendem Waſſer zu verſehen ſind und auch bei trockenem Wetter des Abends überſpritzt werden müſſen. Anfang October können ſie zum Antreiben ins Treibhaus gebracht werden, wo ſie zu Anfange viel Luft erhalten und bei 119 R. kultivirt werden müſſen. Die Töpfe ſtelle man auf mit altem Dung gefüllte Unterſatzſchalen. Schließlich ſei noch bemerkt, daß, ſollte ſich irgend Jemand für dieſe Sache beſonders intereſſiren, ich nicht abgeneigt bin, ſo weit mein Vorrath Samen reicht, kleine Priſen gratis abzulaſſen, indem ich glaube, daß derſelbe durch Sämereihandlungen ſchwer zu beziehen iſt. Linden, bei Hannover im Februar 1864. W. Tatter, Hofgärtner. — — — Erzielte Reſultate bei dem Tiefpflanzen der Victoria regia. Das von mir erbaute neue Baſſin iſt 8 Ellen lang, 5 weit und 3 Ellen tief, der unmittelbar auf den Boden aufgeſchüttete Erdkegel betrug 18 Zoll und verlief ſich nach allen Seiten auf 6 Zoll. Die am 28. Mai gepflanzte Victoria erhielt am erſten Tage 12 Zoll Waſſer und täglich wurde ſo viel nachgefüllt, als die Blattſtiele ſich verlängerten und in einigen Wochen war die Waſſerſäule 66 Zoll hoch. Daß dies Verfahren richtig und ein ſofortiger hoher Waſſerſtand unter Umſtänden tödlich iſt, beweiſen die Gegenverſuche mit zwei anderen gleichgroßen Pflanzen, von denen die eine, die ſofort in 66 Zoll Waſſer verſenkt wurde, zwar ein Blatt herausſchob, dann aber einging, wäh— rend die andere bei 33zöligem Waſſerſtand, wenn auch anfänglich zurückblieb, ſo doch ſpäter ſich minder erholte. Da je nach Wärme, Erde und ſonſtiger Beſchaffenheit der Pflanze, dieſelbe ſich mehr oder minder doch raſch entwickelt, ſo giebt ſie ſelbſt an, wie viel man täglich auffüllen darf, ſobald man darauf achtet, daß nie ſo viel aufgefüllt werde, daß die Blätter unter Waſſer gehen, etwa täglich 3Z—4 Zoll. Daß ſich ſonſt die Tiefkultur vorzüglich bewährte, geht aus Nachſtehendem hervor, denn die am 28. Mai mit 6 Zoll großen Blättern gepflanzte Victoria hatte Mitte Auguſt deren ſchon von 78 Zoll. Am 24. Auguſt erſchien die erſte Blüthe und trotz dem die Pflanze nur 20—220 R. warm gehalten wurde, erhielt ſie die Blätter ſo maſſig, daß trotz dem man ſie übereinander legte, nicht genug vergingen, um den regelmäßig jeden 5. Tag neu erſcheinenden Platz zu machen, ſo daß immer 6—8 ganz geſunde Blätter vorhanden waren. Bedenkt man ferner, daß die Victoria hier unter den ungünſtigen Verhält⸗ niſſen kultivirt wird, indem man ſtatt Flußwaſſers, nur eiſenhaltiges Brunnen⸗ waſſer und das im hohen Sommer unzulänglich haben kann, endlich ſich das Baſſin keineswegs auf einer ſehr warmen Stelle befindet, denn es galt gleich— zeitig den Beweis zu führen, daß ſie auch in niederer Temperatur ſehr gut gedeihe, ſo daß es z. B. möglich werde, in der Nähe von Fabriken, die eee u n 1 0 * 121 Ueberfluß an warmen Waſſer haben, die Victoria im Freien zu ziehen, wie dies bereits in Gera der Fall. — Am merkwürdigſten bleibt dabei, daß, ob— wohl die Waſſerwärme bis gegen October auf 160 R. niederging, die Pflanze dennoch 4 Früchte mit über 1500 wohl ausgebildeten Samenkörner reifte, von denen 400 Körner auf die erſte Frucht kommen. Uebrigens bleiben die Früchte bis zu ihrer Reife oder völligen Auflöſung an der Oberfläche des Waſſers, ihre ſich verlängerten Stengel ſchoben ſich nicht in der Richtung der Blätter vor, ſondern bogen ſich leicht, d. h. dicht an der Oberfläche und umſtanden im Kreiſe die Mitte. Hiermit iſt dargethan, daß es keineswegs beſondere große Häuſer oder Baſſins bedarf, obige Einrichtung läßt ſich in jedem nach Süden gelegenen Hauſe oder im Freien bei gehörigem Warmwaſſerzufluß machen, ſobald man nur das, was man dem obern Flächenraum abbricht, der Tiefe des Baſins zuſetzt, woraus noch der Vortheil entſteht, daß man an rauhen Tagen das Baſſin leicht mit Fenſtern decken und während der Blüthe, dieſelbe in faſt unmittel— barer Nähe beobachten kann. Der hohe Waſſerſtand begünſtigt übrigens auch die Bewerkſtelligung ſchö— nerer, graziöſerer Stellung der Blüthe, wir ſchoben nur das Blatt dicht an die Blüthe, die ſich dann vollkommen auf daſſelbe auflegte und grade ſtand, nicht einſeitig, ſondern hochaufgerichtet in ſchön ausgebildeter Glockenform. Vielleicht kommen dieſe Bemerkungen noch rechtzeitig um den Einen oder Andern zu weiteren Verſuchen in dieſer Richtung hin aufzumuntern, denn ich glaube auf das Beſtimmteſte, daß die Pflanze bei einem Waſſerſtande von 4 Ellen ſich ſehr wohl befindet, nur müßte man derſelben mehr Zeit gönnen und den höhern Waſſerſtand erſt nach 4—6 Wochen ganz eintreten laſſen. G. Geitner. — 0 — Einige Worte über Anemone japonica hybrida Honorine Jobert. Von N. Stelzner, Handelsgärtner zu Gent in Belgien. Während wir nicht verſäumen auf die Pflanzen aufmerkſam zu machen, die ausgepflanzt ins Freie im Sommer durch zierende Blätter unſeren Gärten einen erwünſchten Schmuck liefern, begrüßen wir natürlich nicht weniger freudig neue Erſcheinungen der Pflanzenwelt, die den Contingent für die Blumenbeete vergrößern, um ſo mehr als wir namentlich in dieſer Beziehung niemals zu viel Variation in den Gärten erlangen können. Einen ſolchen angenehmen neuen Zuwachs haben wir in der obigen Anemone. Die rothblühenden A. japo- nica et A. elegans ſind ſchon längſt genügend gekannt und geſchätzt als Pflanzen, die durch ihre großen Blüthen uns ſchöne Gruppen und freudige Rabatten im September liefern. Die neue Hybride iſt nun ſchneeweiß mit Blumen von 2½ Zoll Durchmeſſer, die im Auguſt und September die ganze Pflanze bedecken und dieſe Eigenſchaft wird derſelben in kürzeſter Zeit in jedem Garten ihren Platz ſichern, denn derartige leuchtende weiße Blumenbeete können wir Gärtner ſchon das ganze Jahr wenig liefern, am allerwenigſten aber im Spätſommer und Herbſt. Berückſichtigen wir ferner, daß dieſe Anemone als Staude einen Buſch von ungefähr 1 Fuß Höhe bildet, der ſich ohne unſer 122 beſonderes Zuthun entwickelt, und nicht die Sorgfalt und Arbeit verlangt, wie ſo viele andere Blumenbeete, ſo müſſen wir dieſe werthvolle Neuheit um ſo willkommner heißen. Ihre Vermehrung iſt ſo leicht und raſch, wie die der andern Arten und bereits iſt Vorrath genug gemacht, daß wir kräftige junge Pflanzen zum fo billigen Preis von Fr. 40 per hundert Stück liefern können, die im Frühjahr ausgepflanzt, bis zum Auguſt ſtarke Büſche bilden und alsdann ſich voll kommen mit Blüthen bedecken. Ihre Blüthezeit dauert bis der Froſt dieſelben gänzlich zerſtört; die Pflanzen ſelbſt ertragen natürlich wie die andern Ane- monen vollkommen unſere Winter. Bei dieſer Gelegenheit erlaube ich mir auch der neuen weißen Zwerg⸗ Georgine „Perle,“ einem deutſchen Produkt ein Wort des Lobes zu ſprechen. Während viele von den neuen empfohlenen die reſpectable Höhe von 3—4 Fuß erreichen, wird die in Rede ſtehende Perle nie über 1½ —2 Fuß hoch und bildet ſtarke Büſche, ſo daß ſie zu mehreren auf Raſen gepflanzt oder zu Einfaſſungen hoher Georginen oder auch Strauchgruppen benutzt, vom er⸗ wünſchteſten Effect iſt. Auch dieſe Pflanze liefern wir bereits zum billigen Preis von Fr. 9 per Dutzend. u — Obſtbaumkrankheiten und Mittel gegen dieſelben. (Schluß von Seite 86.) 5) Zur Erlangung eines geſunden, ſchönen, kräftigen und fruchtbaren Obſtbaumes dient nicht minder deſſen regelrechte Beſchneidung zur beſtimmten Zeit und die vorſichtige Verkittung“) der dadurch hervorgerufenen Wunden. Was den Baumſchnitt anlangt, ſo halte ich es für einen Unſinn, den Baum in eine beſtimmte Form z. B. als Pyramiden- oder Keſſelbaum zu zwängen. — Zum Beſchneiden gehören nun, wie ein jeder Baumzüchter ſehr wohl weiß, ſcharfe Meſſer und Sägen. Bedient der Ehirurg bei ſeinen Operationen am menſchlichen Körper ſich keiner ſcharfen Werkzeuge, ſo werden die Wunden nur ſchlecht vernarben, umgekehrt aber raſch, wenn ſonſt das Blut und der Eiter nur geſund ſind. Ebenſo geht's bei dem Baume. — Ich lege nun meine Sonde an den gewöhnlichen Gärtner, d. h. ſolchen, der die Behandlung, namentlich das Beſchneiden der Bäume um Tagelohn als Handwerk treibt, daſſelbe aber doch durchaus verſtehen will; denn mit dem ächten Baumlieb⸗ ) 1) Baumkitt, welcher beim Gebrauch mit einem alten Pinſel warm auf⸗ geſtrichen, beſteht aus 1 Pfd. gelbem Wachs — 1 Pfd. dickem Terpentin — 6 Pfd. ſchwarzem Pech — 3 Pfd. gelbem Schuſterpech — 1 Pfd. Schmalz und 2 Pfd. Talg. Dieſe Beſtandtheile werden in einem eiſernen Topfe oberhalb eines gelinden Feuers zu⸗ ſammengeſchmolzen und tüchtig untereinander gerührt. 2) Baumkitt, welcher kalt aufgeſtrichen, beſteht: aus 27 Loth Harz, welches man in eiſernem Topfe oberhalb eines gelinden Feuers flüſſig macht, alsdann vom Feuer abnimmt, 5 Loth Weingeiſt hinzugießt, gut miteinander verrührt, in einem Kruge aufhebt, an dem man einen Zettel befeſtigt, worauf der Inhalt bemerkt iſt. 123 haber und dem Kunſtgärtner, die mit der Baumpflege vollends vertraut find, habe ich es hier nicht zu thun. Fragt man nun aber jenen ordinairen Gärt⸗ ner, der blindlings drein ſchneidet: „Warum ſchneideſt du ſo und nicht anders zu fo ſieht er den Fragenden mit großen Augen an, weiß ihm aber nichts zu antworten. Auch hier indeſſen gilt die goldene Regel: über jeden Schritt und Tritt mußt du es verſtehen, dir Rechenſchaft zu geben; kannſt du dieſes aber nicht, ſo bleib mit deinem Handwerk, deiner Kunſt und Wiſſenſchaft daheim. Jenem unwiſſenden Gärtner rufe ich aber, damit er nichts mehr verderbe, und von nun an etwas lerne, Folgendes zu in Bezug auf den Baumſchnitt, namentlich bei dem Hochſtamme. a) Schneide im Monat November, wo der Baum nicht wie im Frühjahre durch den Saftlauf geſtört wird, - b) das verdorrte Holz nimm bis zum geſunden fort, — c) wo Zweige kreuzweiſe übereinander liegen, ſo hebe dieſen Uebelſtand durch Wegnahme der zu vielen, — d) aber auch ſelbſt beim Niederſtamme und Spalier, wo geſchnitten wer— den muß, ſchneide den vorigjährigen Zweig nur zur Hälfte fort; an der Stelle des Baumes aber, wo die Krone ſchwach iſt, und beſſer beſetzt werden ſoll, ſchneide 3 des Zweiges fort, fo daß 1½ davon ſtehen bleibt; denn ſchneideſt du — wie leider gewöhnlich geſchieht — noch kürzer, fo iſt die unausbleib— liche Folge die: daß der Baum immer nur gezwungen wird, ſeine Kraft auf neues Holz, nicht aber auf Fruchtknospen zu verwenden. Immer aber be— ſchneide den Zweig oberhalb eines vom Hauptſtamme ab nach außen ſtehenden Auges in einen kurzen Rehfußſchnitt. — Bei allem Baumſchneiden aber gilt die Generalregel, wogegen die meiſten Gärtner ſich ſchwer verſündigen: „Schneide jeden Zweig beziehungsweiſe den beſtimmten Theil davon rein weg, das heißt: laß keinen ſogenannten Stutzel am Stamme oder oberhalb eines Auges ſtehen. Denn eben weil an dieſem Stutzel kein Aug' ſich mehr befindet, welches bis zu jenem den abſteigengen Saft führt, fo ſtirbt dieſer Stutzel ab, verfault, die ſo entſtehende Fäulniß dringt allmählig bis in des Baumes Mark, und geht derſelbe ſo ſeinem gänzlichen Untergang entgegen. Bei der entgegengeſetzten Behandlung wäre er freudig herangewachſen, ſtets geſund geblieben, und hätte die ſchönſten Früchte getragen. In Bezug auf dieſen letzten Punkt gereicht es mir zum großen Vergnü⸗ gen, dieſe meine Anſicht beſtätigt zu ſinden in der 1861 bei Otto Pürfürſt zu Leipzig erſchienenen Broſchüre des Herrn Paſtors Ortlepp in Blumberg bei Torgau betitelt: „Ein ſehr in Vergeſſenheit gekommenes Geheimniß der Obſt— baumzucht als Belehrung für Jedermann, der geſunde Obſtbäume zu haben wünſcht.“ Der Kürze und Deutlichkeit halber muß ich auf die in dieſer Broſchüre enthaltenen vortrefflichen Zeichnungen verweiſen. Was noch beſonders den Rebenſchnitt anlangt, ſo zeigen die Gärtner außerhalb der eigentlichen Weingegenden nun ihre völlige Unkenntniß. Denn die Weinrebe bringt bekanntlich die Traube an dem vorigjährigen Holze. Schonen aber die Gärtner dieſes und ſchneiden von den kräftigen Reben nur die ſchwachen Spitzen auf jene Weiſe d. h. ohne Stutzel ab? Mit nichten. Denn ſie ſchneiden leider alles gute und brauchbare Holz bis auf höchſtens 2—3 Augen fort. 6) Wünſcht man überdies Obſtbäume zu erhalten, die bald und ſchmack— hafte Frucht beibringen, ſo iſt anzurathen, dieſelben in der Baumſchule gleich 124 im dritten Herbſte auszuheben, an der Pfahlwurzel zu kürzen, und von nun an immer ein Jahr um das andre zu verſetzen, d. h. indem man ihnen immer ein Jahr Ruhe läßt, bis zu dem Zeitpunkte, wo ſie ihre bleibende Stelle erhalten. Auf dieſe Weiſe habe ich vor etwa 5 Jahren Pfirſichbäume aus dem Kern erzogen als Hochſtämme und unver⸗ edelt gelaſſen, die mir viele und ſehr ſchmackhafte Früchte beibrachten. Der Grund hiervon liegt klar darin, daß der Baum durch das fortwährende Ver— ſetzen in ſeinem Holzanſatz geſtört wird, und dadurch ſeine meiſte Kraft auf die kommenden Früchte verwendet. Als ſchlagenden Beweis führe ich nur folgende Thatſachen an: Nimmt man z. B. jenes häufige Verſehen mit einem jungen Wallnußbaume vor, ſo wird er uns ſpäter in jedem Herbſte Nüſſe liefern mit ganz dünner Schale, umgekehrt aber nur ſolche mit dicken ſteinigen Schalen; Kohlrabi, ſobald ſie die Köpfe angeſetzt haben, ſo behandelt, geben von ſolch gezogenem Samen ganz zarte Knollen. Nebenbei rathe ich, bei den jungen Kohlrabipflanzen das Herz 2 Finger breit über der Erde zu laſſen, denn bei einem tieferen Einpflanzen kommt namentlich bei Regenwetter Erde in das Herz, wodurch die Knolle fault oder ſich wenigſtens doch ſpaltet. Ein ferneres Mittel zur Erzielung von vollkommenen und ſchmackhaften Früchten iſt folgendes: 7) Bei der Anlage eines Obſtbaumgartens iſt nemlich wohl darauf zu ſehen, daß die Bäume in der vorgeſchriebenen Entfernung von einander ſtehen, damit jeder gehörig Licht, Luft und Wärme erhält ſowohl an Krone wie an Wurzel d. h. der größere den kleineren nicht beſchattet. Mit Hintanſetzung der Wallnuß- und Kaſtanienbäume, die eigentlich nicht in einen Baumgarten gehören, pflanze man die übrigen in die von Oſten nach Weſten laufenden Reihen in folgender bekannter Ordnung und im Kreuzverbande: in die hinterſte, nördlichſte Reihe bringe man von den Hochſtämmen die höchſten, alſo die Birn⸗ und ſüßen Kirſchbäume in einer Entfernung von etwa 25 Fuß, hierauf die Aepfel alle 20° von einander, Pflaumen, ſaure Kirſchen, Aprikoſen und Pfirſichen in einer Entfernung von 157, alsdann folgen die Mittel-Aepfel⸗ und Birnſtämme in 8“, und endlich die Zwergſtämme in 4 Abſtand. Will man, — was einer jeden Gemeinde wohl anzurathen, — hochſtämmige Aepfel⸗ und Birnſtämme an den Wegen oder ganze Fruchtfelder damit bepflanzen, ſo thue man dies in einer Entfernung von wenigſtens 50“. — 8) An eine ſehr bewährte Veredlungsmethode iſt hier noch zu errinnern die, — wie ich wohl glaube — wenig in Anwendung kommt. Es iſt die ſogenannte Doppelveredlung, wovon Conſt. v. Schönebeck S. 300 ff. ſpricht: Hiernach wird der Wildling zuerſt mit Reiſern einer Sorte beſetzt, welche nicht allein bald zu einem ſchönen Hoch— ſtamme emporwächſt, ſondern auch dem 2. aufzuſetzenden Reiſe die beſten zur Beſchleunigung des Wachsthums und der Frucht- barkeit dienlichen Säfte zuführt. In Holland, England und Frankreich iſt dieſe Doppelveredlung bei allen Obſtarten ſchon lange gebräuchlich. Nach Krauſe (Unterricht von der Gärtnerei S. 55) werden die Wildlinge nahe bei der Erde zuerſt mit denjenigen Sorten veredelt, welche den aller— ſtärkſten Trieb machen; das Edelreis erreicht in ein paar Jahren die Höhe eines verſetzbaren Baumes; und auf dieſen lebhaften und wohl gewachſenen / 125 jungen Baum werden nun die Sorten, die nur Schwache Reiſer treiben, eben ſo hoch als der Stamm des Baumes ſein ſoll, veredelt. Auf dieſe Weiſe kann man z. B. Holzapfelſtämmchen oder Apfelkernwildlinge zuerſt mit Reiſern des weißen Metapfels, des großen und kleinen rheiniſchen Bohn— apfels, der weißen Sommer- und Winterſchafsnaſe und ähnlicher ſtark wachſen— der, gerade in die Höhe gehender und dauerhafter Arten beſetzen, und einen ſolchen ſogenannten Mittler mit einer gewählten Sorte zur Krone veredeln. Für Birnen wähle man in dieſer Beziehung zur erſten Veredlung der Quitten oder Kernwildlinge nemlich zu Mittlern die Pfundbirne, die Kron— birne, die Fauſtbirne, die Habichtsbirne, den gelben Löwenkopf, die Winterkoch— birne, die Pfaffenbirne 2e. Dieſen Kunſtgriff benutzte Diel (ef. Obſtorangerie 1 Bd. 164 — 166) dazu, um die dem Quittenſtamme heterogenſten Birnarten auf der ihnen ver— haßten Unterlage zu erziehen. Alle von Diel auf das Zwiſchenreis der weißen Herbſtbutterbirne (beurré blanc) geſetzten Birnſorten trugen weit früher als die mit der bloßen Quitte verbundenen, und ihre Früchte waren größer und zarter als die auf den letzteren von gleichem Alter. Auch zur Beſchleunigung der Fruchtbarkeit iſt jene Doppelver— edlung ein vortreffliches Mittel. Von dem edeln Winterborsdorfer iſt es z. B. bekannt, daß er ſich nur äußerſt langſam ausbildet und er nach 10 bis 12 Jahren, nachdem er veredelt worden, Früchte bringt. Veredelt man ihn aber auf einen ſtark treibenden bereits erwachſenen Mittler zur Krone, ſo wird dadurch ſeine Tragbarkeit beſchleunigt. Da ferner (ſagt v. Schönebeck S. 304) manche zärtliche Aepfel- und Birnſorten auf ſpezifiſchen Grundſtämmen am beſten gedeihen, ſo iſt die Dop— pelveredlung ein erwünſchtes Mittel, ihnen ſolche nach der Verwandtſchaft der verſchiedenen Arten einer Familie unter ſich zu verſchaſſen. Als Mittler könnte man alſo nehmen: I. in dem Apfelgeſchlechte: a) für alle rothen und roth geſtreiften Calvillen den braunrothen Himbeerapfel, b) für weiße und gelbe Calvillen den Oſterapfel, c) für Schlotteräpfel die weiße Winterſchaſsnaſe, d) für Gülder— linge den gelben Winterkarthäuſer, e) für Roſenäpfel den rothen Merkapfel, f) für Rambouräpfel den Pfundapfel, g) für gelbe Reinetten die Spillin— gersreinette, h) für grüngelbe und grüne Reinetten die große engliſche Reinette, i) für graue Reinetten den ſauren Rabau, k) für Goldreinetten die Reinetten von Orleans, die kleine Caſſeler und die Newyorkreinetten, J) für Pippings den kleinen Neuzerling, m) für Borsdorfer den rothen Borsdorfer, n) für Fencheläpfel den grünen Herbſt-Blumenſüßen ꝛc. II. Von den verſchiedenen Birnfamilien ſchlägt er vor als Mittler, a) die weiße Herbſtbutterbirne für alle Butterbirnen, b) die Roſinenbirne oder die engliſche Bergamotte für alle Bergamotten, c) die gelbe Krachbirne für die Zuckerbirnen, d) die Auguſtbirne und die gelbe Sommerſerabirne für die Weißbirnen, C) die deutſche Winterpommeranzbirne für die Pommeranzbirnen, 1) die kleine Muskatellerbirne für die Muskatellerbirnen, g) die beſte Birne, oder rothbackigte Sommerzuckerbirne und Compotbirne für die Rouſſeletten, h) die große Sommerprinzenbirne und Pfundbirne für die Bonchretiers ꝛc. — Dieſe Aepfel⸗ und Birnarten ſind faſt alle in Diels Kernobſtſorten beſchrieben. 126 Die angegebenen ſpezifiſchen Mittler find alle von lebhaften Wachsthum, fruchtbar und in Rückſicht auf die verſchiedenen Familien geſund und dauerhaft. Befolgen nun Alle, deren Obſtbäume an denſelben Krankheiten leiden, die vorſtehend wohlgemeinten Rathſchläge, halten dabei den angeführten Grundſatz feſt: daß jeder Krankheitszuſtand durch den entgegengeſetzten gehoben wird, ſo müſſen jene Uebel bei ihren Obſtbäumen ſchwinden und ſie geſunde und ſchöne Bäume mit vielen und ſchmackhaften Früchten für die Folge erziehen. Dahmen, Notar. — Ueberſicht der in anderen Gartenſchriften beſehriebenen oder abgebildeten empfeblens: werthen Pflanzen. (Abgebildet in der IIlustrat. hortie. December 1863.) Diervilla multiflora, Lem. (Weigela floribunda Hort.) Lonicereae. Ein Strauch von 3—4 Fuß Höhe, von unten auf veräſtelt und reich bekleidet mit kleinen Zweigen, Blättern und Blumen. Die Blätter ſind kurz geſtielt, oval-lanzettfoͤrmig, zugeſpitzt, lebhaft grün, oft bräunlich gefärbt, gezähnt. Die Blumen haben einen kurzen, fünftheiligen Kelch; die Blumenröhre über einen Zoll lang, trompetenartig erweitert, Saum fünftheilig, flach ausgebreitet, dunkelpurpurfarben. Ein ſehr hübſcher Strauch, der in geſchützten Wige bei uns im Freien aushält. (Taf. 383.) Gloxinia maculata, Herit. var. insignis. (Martynia perennis L. Gloxinia trichotoma Moench. Salisia gloxiniflora Rgl. Escheria gloxiniflora Rgl.) Gesneriaceae. _ Bereits im Jahre 1739 wurde die Gloxinia maculata (reine Art) in England durch Rob. Miller von Karthagena eingeführt und iſt vermuth⸗ lich auch von ihm entdeckt worden. Trotz der Schönheit der G. maculata findet man ſie jetzt nur ſehr ſelten in den Sammlungen und ſcheint faſt überall verſchwunden zu ſein, indem ſie neueren Modepflanzen hat weichen müſſen. Im botaniſchen Garten zu Hamburg wird dieſe ſehr hübſche Art noch alljährlich kultivirt und haben wir auch in einem der früheren Jahrgänge der Hamburger Gartenzeitung über die Gloxinia maculata ausführlich geſprochen und fie empfoh⸗ len, in Folge deſſen ſelbige auch mehrfach von hier abgegeben worden iſt. Die Varietät insignis, abgebildet auf Taf. 389 der Illustr, hortie., ſcheint nach unſerer Anſicht ſich nur wenig von der Urform zu unterſcheiden. Areca alba, Bory. Palmeae. Taf. 385 der Illustr. hortie. zeigt uns eine Abbildung diefer hübſchen Palme in ihrem natürlichen Standorte. Dieſelbe iſt auf der Inſel de France 2 AP nn: 127 und Reunion einheimiſch, ſoll jedoch auch auf Madagascar vorkommen. Nach Bory bewohnt ſie meiſt die Meeresküſten und kommt nur ſelten in den Gebir— gen vor. Es iſt eine ſehr nutzbare Art ſowohl wegen ihres Holzes, wie auch der Blätter, die zu Matten verfertigt werden, während ſie in ganz jungem Zuſtande gegeſſen werden. Rhododendron Baron Osy. Eine hübſche Hybride, gewonnen im Etabliſſement des Herrn Ambr. Berz ſchaffelt, der ſie nach dem Baron Oſy, einem ſehr eifrigen Blumenfreunde in Antwerpen benannt hat. Die Pflanze iſt ganz hart, ſie hat bereits mehrere Jahre im Garten des Züchters ohne allen Schutz ausgehalten. Die großen zahlreichen Blumen, in großen Köpfen beiſammen ſtehend, ſind weiß, zart roſa punktirt auf den drei oberen Blumenkronenblättern. (Taf. 386.) (Botanical Magazine, Januar 1864.) Aristolochia leuconeura, Lind. Aristolochieae. Diefe ſehr hübſche Art iſt ſchon feit mehreren Jahren in den meiſten deutſchen Pflanzenſammlungen bekannt, ſie wurde von Herrn Linden aus Neu Granada zuerſt eingeführt. Der Stamm dieſer Art iſt holzig, wird faſt baumartig, die Rinde deſſelben iſt rauh, korkartig und erreicht der Stamm oft eine Stärke von mehreren Zoll Durchmeſſer. Die Blätter ſind eine Spanne oder mehr lang, dick lederartig, tief zweilappig, an der Baſis mit einer ſehr ſtumpfen Bucht, kurz zugeſpitzt, glatt, ſiebennervig, dieſe ſehr ſtark und hellgefärbt auf dunfelgrünem Grunde. Die Blumen erſcheinen büſchelartig an dem unteren Theile des alten Stammes, ſind nur klein, purpurbraun mit einem flach aus— gebreiteten Saume, der hübſch braun und gelb gezeichnet iſt. (Taf. 5420.) Pelargonium Bowkeri, Harv. Geraniaceae. Dieſe ſehr intereffante Art von Pelargonium ift eine Bewohnerin des Trans⸗Kai Landes, Kaffraria, Süd⸗Afrika, wo fie von Herrn H. Bow ker ent— deckt worden iſt. Etwas ſpäter wurde ſie auch von Hrn. Cooper, zur Zeit Sammler des Hrn. W. Wilſon Saunders, gefunden, von dem der Gar— ten zu Kew eine Pflanze erhielt. Es iſt eine ſich durch ihre zierlichen Blumen wie Blätter auszeichnende Art, den erſteren fehlt jedoch, wie ſo vielen capiſchen Pelargonien, eine brillante Färbung. (Taf. 5421.) Schizostylis coccinea, Backh. & Harv. Irideae. Der Garten zu Kew erhielt dieſe liebliche Iridee im November v. J. von Herrn Backhouſe u. Sohn, Beſitzer der Handelsgärtnerei zu York, mit dem Bemerken, daß ſelbige an dem öſtlichen Fluſſe von Süd-Afrika, Kabouſie und Kair⸗Kamma im Kaffernlande genannt, wachſe. J. Cooper ſammelte dieſe Art in der Nähe des Drackensberg-Gebirge, Herr D'Urban fand ſie am Kabouſie-Fluſſe in Brittiſch Kaffraria, beide Sammler beſtätigen, daß die Pflanze ſehr dicht am Waſſer wachſe. Die Pflanze hat eine Zwiebel ähnliche Wurzel, wird etwa 3 Fuß hoch, mit langen ſcheidigen, ſchwerdtartigen Blättern. Aus dem Herzen der Blätter erhebt ſich der Blüthenſchaft, eine zweizeilige Rispe ſchöner carnimfarbener, zwei Zoll im Durchmeſſer haltende Blumen tragend. (Taf. 5422.) 128 Mimulus repens, R. Rr. Serophulariaceae. Die Mehrzahl der Mimulus-Arten, von denen Bentham 29 aufgeführt, bewohnt das weſtliche Nord-Amerika und ſind dieſe Arten mehr oder weniger in den Gärten bekannt. Drei ſind in Indien heimiſch, eine Art auf Mada⸗ gascar, eine am Vorgebirge der guten Hoffnung, zwei im tropiſchen und zwei im ſubtropiſchen Auſtralien. Die letzten zwei haben einen niederliegenden oder kriechenden Habitus und zu dieſen gehört auch die hier in Rede ſtehende Art von Brown bei Port Jackſon entdeckt. Nach Dr. Müller erſtreckt ſich dieſe Art aber auch bis nach Victoria und iſt häufig in den mehr temperirten Re⸗ gionen von Auſtralien. Dr. Hooker erwähnt ſie als häufig vorkommend in holzhaltigen Gegenden, an ſumpfigen Flußufern in Neu-Seeland. Es iſt eine ſehr niedliche Art und zuvor wohl noch nie in Cultur geweſen. Die zahlreichen niederliegenden Stengel der krautigen Pflanze find? 4—6 Zoll lang, haben gegenüberſtehende, ſitzende, runde oder längliche, ganzrandige Blätter. Die Blumen ſtehen einzeln, achſelſtändig, ſind halb glockenförmig und hellviolett gefärbt mit gelbem Schlunde (Taf. 5423). Solanum anthropophagorum, Seem. Solanaceae. Das Geſchichtliche über dieſe auf Taf. 5424 des Bot. Magaz. abgebildeten Kartoffelart mit eßbaren Kraute und Früchten iſt der Bonplandia X. (1862) S. 274 entlehnt, woſelbſt ſie auf Taf. 14 auch zuerſt abgebildet worden iſt. Dr. B. Seemann hat dieſe auf den Viti-Inſeln nutzbare Art in Kew ein⸗ geführt, wo ſie auch bereits geblüht und Früchte getragen hat. Ausführlicheres berichteten wir über dieſe Pflanze im 18. Jahrgange der Hamburger Garten⸗ Zeitung. Dahlia Decaisneana Die Herren Vilmorin-Andrieux & Co. in Paris erhielten im Jahre 1860 dieſe neue Dahlia von Herrn Roezl aus Mexico und hat ſelbige in October 1862 im bot. Garten des Muſeums in Paris geblüht. Es iſt eine hübſche Art, der krautige Stengel wird 3—4 Fuß hoch, iſt ſtark veräſtelt, und bildet die Pflanze einen faſt pyramidenförmigen Buſch. Die Blätter find doppelt-fiederſpaltig, die Blättchen leicht ſeidenhaarig, lichtgrün, oval, zugeſpitzt. Die oberen Blätter ſind oval-lanzettförmig und ſämmtlich ungleich gezähnt. Das Hüllchen, das jeder Blüthenkopf mit ſich bringt, beſteht aus fünf linienförmigen Blättchen. Die Strahlblüthen, an der Zahl 8, ſtehen in einer Reihe, ſind flach ausgebreitet, eiförmig und laufen oben in zwei Zähne aus, ſie ſind von dunkelviolettrother Farbe, an der Baſis weiß auslaufend. Die Scheibenblüthen ſind dunkelpurpurfarben. Seit langer Zeit werden drei Arten Dahlien mit einfachen Blüthen, kultivirt, nämlich 1: D. arborea h. Par., deren Stengel eine Höhe von 4— 5 Metres erreichen, welche Art aber nur ſehr ſelten blüht. 2. D. coceinea Cav., die bald nach Einführung der D. variabilis in den Gärten bekannt wurde. Dieſe Art wurde von mehreren Perſonen als die Urform unſerer gefüllten Dahlien gehalten. Es giebt zwei Formen dieſer Art in den Gärten, die eine mit verhältnißmäßig kleineren zinnoberfarbenen Blumen, welches die zuerſt eingeführte Art iſt. Selbige ſcheint jetzt ſehr ſelten 129 geworden zu fein, denn woher wir auch Samen diefer Art bezogen haben, erzogen wir nur ganz degenerirte Pflanzen. Die andere Form hat größere Blumen, meiſt mit 2 oder 3 Reihen Strahlenblüthen, zinnoberroth. 3. Dah- lia Merckii Lehm. (nicht Cavanilles, wie in der Revue horticole ange- geben, oder D. glabrata Lindl. Es kommt dieſe Art auch als D. repens in den Gärten vor. Sie iſt eine hübſche ſehr dankbar blühende, niedrig blei— bende Art. Auch giebt es mehrere Varietäten von derſelben Art mit helleren oder dunkleren Blumen. In neueſter Zeit ſind noch einige andere Arten eingeführt, ſo z. B. die empfehlenswerthe D. imperialis Roezl. (Hambg. Garten-Zeitg. 19. S. 437), D. Zimapani Roezl, von Hrn. Ortgies in Zürich als Cosmos diversi— folius beſchrieben, mit prächtig purpurbraunrothen Blumen, ſehr zu empfehlen. (Illustration horticole, Januar 1864). Dieffenbachia Baraquiniana, Lem. et Versch. Araceae. Dieſe herrliche Pflanze wurde von Baraquin in der Provinz Para (Braſilien) entdeckt, der Stamm wird gegen 3 Fuß hoch, iſt ſchön grün und wird deſſen Glätte in kurzen Zwiſchenräumen durch ringförmige Narben, Reſte der abgefallenen Blätter, unterbrochen, dieſe ſind wie die Nerven weiß. Die Blattſtiele ſowie die Mittelrippe und Seitennerven der Blätter ſind ebenfalls weiß und verleihen der Pflanze ein ungemein reizendes Ausſehen. Die ſaft— grünen Vlätter ſind außerdem noch mit weißen Flecken gezeichnet. Es iſt eine ſehr empfehlenswerthe Pflanze. Abgebildet auf Taf. 387. Bei Gelegenheit der Beſchreibung der Dieffenbachia conspurcata Schott (No. XIV, S. 12 des Journal of Botany von Dr. B. Seemann, das uns unlängſt zuging, bemerkt Dr. Schott, daß Dieffenbachia Bara- quini Lem. et Versch. ſynonym ift mit D. humilis Poepp., ferner D. grandis Lem. et Versch. iſt D. cognata Schott und D. Verschaffeltii Lem. (beſprochen 19. Jahrg. S. 391 dieſer Zeitung) iſt D. irrorata Mart. Dianthus cincinnatus, Lem. Eine ſehr auffällig und ſchöne Art, von Herren Jacob Makoy & Co. in Lüttich aus Japan eingeführt, von denen Herr A. Verſchaffelt einen Theil der Vermehrung dieſer Pflanze erworben hat. Beide Etabliſſements werden dieſelbe in dieſem Frühjahr in den Handel bringen. Die Stengel ſind einfach, nicht veräſtelt, ſtaudig, die Blumen ſehr groß, brillant carmin, die Petalen find glatt nicht bärtig, dahingegen find fie ſehr lang und tief eingeſchnitten, fo daß die einzelnen Segmente bandartig herabs hängen und der Blume ein ſehr hübſches Ausſehen verleihen. Die blutrothen ins Carminfarbene ſpielenden Blumen dürften nach öfterer Ausſaat unſtreitig eben ſo variiren, wie die Blumen bei dem D. sinensis laciniatus. Eine empfehlenswerthe Acquiſition. Abgebild. auf Taf. 388. Deutzia crenata, Zuce. fl. pl. Herrn Fortune verdanken wir dieſe hübſche gefüllte blühende Art. Die Blumen ſind weiß, hie und da mit röthlichem Anflug. Es iſt dies ebenfalls eine zu empfehlende Pflanze. Abgebildet auf Taf. 389. Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 130 *Doryanthes excelsa, Correa. Amaryllideae. Die „Gartenflora“ bringt im Januarhefte d. J. auf Taf. 421 eine Abbildung dieſer alten prächtigen Pflanze, deren Blüthenerzeugung zu den ſelt⸗ neren Ereigniſſen in der Geſchichte der Gartenkultur gehört. Bereits im Jahre 1799 durch Georg Baſs in dem gebirgigen Theile von Neu-Süd-Wales entdeckt und in England eingeführt, entwickelte eine Pflanze im Jahre 1814 zum erſtenmale in Europa im Gewächshauſe des Herrn Charles Long zu Bromley Hill vollkommene Blüthen, nach denen im bot. Magaz. auf Taf. 1683 eine unvollkommene Abbildung gegeben iſt. Nachdem haben Exemplare dieſer Pflanze geblüht 1823 in der damaligen Handelsgärtnerei von Loddiges & Sohn und ſoll der Blüthenſchaft jener Pflanze nach Angabe von Herrn Loddiges eine Höhe von 22 F. erreicht haben. Ob andere Exemplare noch in engliſchen Gärten geblüht haben, iſt nicht mit Beſtimmtheit anzugeben. Auf dem Con⸗ tinent hat die Doryanthes excelsa vor einigen Jahren in den Gärten zu Herrenhauſen bei Hannover und Schönbrunn bei Wien, und im botaniſchen Garten in Poppelsdorf bei Bonn geblüht. Im April 1863 ſtand ein Prachtexemplar dieſer Pflanze im kaiſerl. botaniſchen Garten in Petersburg in Blüthe. Herr Dr. E. Regel berichtet darüber ausführlich in ſeiner ſchätzenswerthen Garten⸗ flora, und heißt es daſelbſt u. a. „Das Exemplar mag ſchon 30 Jahre alt ſein. Im Juni 1862 zeigte ſich bereits der Blüthenſchaft im Herzen der großen linear⸗bandförmigen, ſpitzen, bis 7¼ F. langen und bis 4 Zoll breiten Blätter. Bis November deſſelben Jahres hatte der Stengel eine Höhe von faſt 16 F. erreicht, zeigte aber noch eine kaum merkliche Verdünnung zu der Spitze des Schaftes. In dieſem Zuſtand blieb die Pflanze bis zum Februar 1863, wo neues Wachsthum an der Spitze begann und der Blüthenſtand aus der Spitze des Blüthenſchaftes ſich allmälig ausbildete. In der erſten Hälfte des April öffnete ſich die erſte Blume und währte es faſt 3 Wochen, bis alle Knospen ſich entfaltet hatten. Im Ganzen enthielt der doldenartige Vlüthen— ſtand wohl 50 Blumen und gewährte einen prächtigen Anblick. Jede Blume beſteht aus dem trübroth gefärbten 5 Zoll langen Fruchtknoten, auf deſſen Spitze die von außen leuchtend carmin-purpurne, von einem roſa mit weiß Nüance gefärbte Blumenkrone ſteht.“ *Mimulus cupreus, h. Angl. Scrophularineae. Vor ein paar Jahren wurde dieſe niedliche Art durch den Sammler der Herren Veitch, Herrn Pearce aus den Anden Chilis, wo ſie in einer Höhe von 6000 Fuß über dem Meere vorkommt, entdeckt. Dichtes Wachsthum, 4—5 Zoll hohe Stengel, und anfangs orangefarbene Blumen, die allmälig zur gold⸗ gelben Farbe ausbleichen und ein dankbares Blühen ſind Eigenſchaften, durch welche dieſe niedliche Art ſich bald Eingang in die Gärten verſchaffte, ſo daß ſie jetzt ſchon von den meiſten Blumenfreunden kultivirt wird, zumal ihre Kultur keine Schwierigkeit verurſacht. — Wie alle Mimulus⸗Arten liebt auch dieſe einen halbſonnigen Standort, lockere Erde und viel Waſſer. Die Samen ſäe man Ende März oder April in Samennäpfe, worin ſie, auf ein Blumenbeet geſtellt, bald aufgehen. Nach⸗ 131 dem die Pflänzchen einige Blättchen gemacht, werden ſie einzeln oder Büſchel⸗ weiſe in 3—4zöllige Töpfe verpflanzt, worin man fie ohne weiteres wachſen und blühen läßt. Die Blüthezeit beginnt meiſt ſchon im Juni und währt ſehr lange. Pflanzen zu durchwintern iſt kaum rathſam, indem Samenpflanzen, wie bemerkt, bereits im erſten Jahre blühen, mithin ſich dieſe Art ſehr gut als einjährige Pflanze behandeln läßt. Abgebildet und diagnofirt iſt der Mimulus eupreus im Januarheft der Gartenflora S. 3. Taf. 422. Fig. 1. FP Ein Fehler der Doppelfenſter an eiſernen Treib⸗ und Gewächshäuſern. An den übrigens vortrefflichen neuen eiſernen Treib- und Gewächshäuſern des Göttingener botaniſchen Gartens iſt mir ſeit drei Wintern und zumal wäh⸗ rend des diesjährigen anhaltenden Froſtes ein Fehler in der Conſtruction der Doppelfenſter aufgefallen, welcher wegen feiner großen Nachtheile bei neu anzu⸗ legenden ſolchen Häuſern und Kaſten wohl zu beachten und leicht zu ver— meiden iſt. Der Fehler liegt in der Fügung der Scheiben der innern Glaswand und Glasdecke, ſ. Figur 1. b, b, daß dieſe Scheiben gleich denen in der äußern Wand, beide alſo wie bei einem gewöhnlichen Ziegel-, Schiefer⸗ oder Bretterdach ober⸗ ſchlägig gemacht iſt, obwohl der tropfbare Niederſchlag auf der äußern Wand und Decke ober⸗ und auswärts, an der innern hingegen unter- und einwärts herabläuft, weshalb eben letztere in umgekehrter Weiſe der äußern Wand und Decke gefügt ſein müßte. Da nämlich der Waſſerdampf und noch mehr das beim Beſpritzen der Gewächſe von Unten angeſprengte Waſſer der untern und innern Fläche der Innenwand b, b, Fig. 1 ſich niederſchlägt und daran herab— läuft: jo ſtößt daſſelbe bei oberſchlägiger Fügung der Scheiben vor die unter⸗ wärts vorragenden obern Kanten derſelben und dringt ihre klaffenden Fugen in den Innenraum Fig. 1. e, e, beider Glaswände und Decken, läuft darin hinab, ſammelt ſich unten vor ihrem Verſchluſſe g, friert daſelbſt bei entſprechender Kälte und ſprengt dadurch die Scheiben, iſt auch ohne Lüften, Zerbrechen und Aufheben derſelben nicht zu entfernen, da der Verſchluß beider Wände und Decken ringsum luftdicht verkittet ſein muß. — Wenn hingegen die Glastafeln der innern Wand und Decke d, d, Fig. 2 in entgegengeſetzter Weiſe der äußern oberſchlägigen e, e, unterſchlägig gefügt werden, der Art, daß der obere Rand der nächſt tiefern Lage und Reihe über den untern Rand der nächſt höhern Querreihe der Scheiben zu liegen kommt, ſo werden die auf der untern Fläche herablaufenden Dampf- und Spritztropfen nirgends vorſpringende Kanten und Fugen treffen, oder dadurch in den Innenraum f, f, Fig. 2 beider Wände und Decken dringen können, ſondern ungehindert auf der Unterfläche der Innenwand und Decke d, d, herablaufen. Damit ferner der Abſchluß der äußern und innern Niederſchläge auf und 9* 132 unter den Glastafeln in jeder ihrer vertikalen Reihen Fig. 3 in der Mitte l, J, nicht aber am Rande derſelben m, m und n, n geſchehe, weil jene ſonſt leicht in die Randfugen eindringen, den Kitt löſen und das Holz eher faulen machen: jo muß die untere Kante jeder Tafel m, n, von den Seiten⸗ kanten derſelben ab nach ihrem Mittelpunkte zu 1, 1, in einen ſtumpfen Winkel i, 1, k, gebrochen fein, wodurch der Abſchluß von den Kanten m, m, n, n, nach der Mitte 1, I, jeder Scheibe zu geleitet, daſelbſt hinabgeführt und fo die Näſſe von den Kanten und deren Fugen und Riſſen abgehalten wird, durch welche fie leicht in den Innenraum k, f, eindringen und Trübung deſſelben bewirken, zu Eis frieren und die Scheiben ſprengen kann, auch nur ſchwer ſich daraus entfernen läßt. Göttingen. Dr. phil. Schlotthauber. Fig. 1. Fig. 2. | v Z * N Rn 2 IN N Erklärung der Figuren. Figur 1 und 2. Horizontale Anſicht, vertikal auf die Kanten der Glastafeln, je eines Doppelfenſters. * Fig. 1. Fehlerhafte Fügung, in welcher beide Wände, ſowohl a, a, die äußere Hals innere b, b, oberſchlägig gefügt find. Figur 2. Verbeſſerte Fügung, in welcher nur die äußere oder obere c, e, ober-, die innere oder untere d, d, unterſchlägig gefügt ſind. a, a; b, bz; c, c, drei oberſchlägige Scheibenfügungen. d, d, Die innere oder untere Wand unterſchlägig gefügt. n 1 a 4 133 a, a, Obere oder Außenwand, e, e; f, f, Innerer, unten bei b, b; d, d, Untere oder Innenwand. g, g, verwandeter und verkitte— h, h, h, Oben oder aufwärts. ter Raum der Doppelglas— 2, g, 8, Unten oder abwärts verwandt. W̃᷑ ände. Fig 3. Anſicht von Oben vertikal auf die Flächen der Glastafeln. m, n, Obere gerade Kante der Scheiben, bei den folgenden untergeſchobenen nur durchſcheinend, deshalb punctirt. \ i, k, I, Untere ſtumpfwinklige Kante der Scheiben, behuf des auf die Mitte zu leitenden Tropfenfalls mit in derſelben vortretendem ſtumpfen Winkel. Gartenbau⸗Vereine. Brüſſel. Vom 24. April bis 6. Mai d. J., wird zu Brüſſel von der Gartenbau-Geſellſchaft Flora unter dem Protectorat des Miniſteriums des Innern eine große allgemeine Ausſtellung von Pflanzen, Blumen, Früchten ꝛc., ſtatt— finden. Gärtner, Pflanzenfreunde, Künſtler des In- und Auslandes werden durch ein Programm aufgfordert dazu beizutragen. Die Transportkoſten (hin und zurück) werden von der Geſellſchaft vergütet. Die eingeſandten Gegen— ſtände (Pflanzen) werden von einer Commiſſion, je nach der Temperatur die ſie verlangen, geſondert. Die Warmhauspflanzen werden in einem für ſie ge— eigneten Lokal ausgeſtellt. Die Sendungen müſſen adreſſirt werden an die „Commission direc- trice de l’Exposition universelle d' Horticulture, place de Trone, à Bruxelles.“ Das Programm für dieſe Ausſtellung iſt bereits erſchienen. Jeder, der ſich bei dieſer Ausſtellung betheiligen will, hat ſich vom 15. März bis 1. April unter Adreſſe des Herrn Miniſters des Innern an die Commission directrice zu wenden und anzugeben, wie viel Quadratmetres für die Einſendungen be— anſprucht werden und bis zum 15. April muß auch die genaue Liſte der ein— zu ſendenden Gegenſtände eingeſandt werden. Kunſtgegenſtände, wie Saftpflanzen (Agaven, Cactus, Yucca), Palmen in großen Exemplaren, Holzgewächſe des freien Landes n. dgl. müſſen bis zum 20. April, Gewächshauspflanzen, außer den obengenannten und alle blühende Pflanzen bis zum 22. April, Bouquets und abgeſchnittene Blumen bis zum 23. April 9 Uhr Morgens eingeſandt ſein. Alle Gegenſtände die ſpäter eintreffen, wie angegeben, werden zurückgewieſen. Das Preisrichteramt wird aus Botanikern und Gärtnern des In- und Auslandes beſtehen und vom Miniſter des Innern ernannt werden. Das Programm beſteht aus 155 Nummern, das hier abzudrucken uns leider der Raum fehlt. Die Preiſe beſtehen aus goldenen, ſilbernen und bronzenen Medaillen wie auch aus Geldpreiſen. Berlin. Das Programm zur Preisbewerbung für das 42. Jahresfeſt des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den K. Preuß. Staaten zu Berlin am 19. Juni d. J., iſt bereits in Nr. 2 unterm 16. Januar der 134 Wochenſchrift des genannten Vereins erſchienen. — Zur Preisbewerbung find Gärtner und Gartenliebhaber des In- und Auslandes berechtigt, ſie ſeien Mitglieder des Vereins oder nicht. — Außer Pflanzen, abgeſchnittenen Blumen, Gemüſen und Obſt ſind auch Gartenverzierungen, Sämereien, künſtlicher Dünger und ſonſt auf Gärtnerei bezughabende Gegenſtände zuläſſig. — Die Gegen- ftände der Preisbewerbung bleiben Eigenthum der Befitzer. — Die deutlich zu etiquettirenden Pflanzen etc. find, von einem doppelten Verzeichniſſe begleitet, mit Namen und Wohnung des Ausſtellers verſehen, bis zum 17., ſpäteſtens aber bis zum 28. Juni Mittags einzultefern. Nur Früchte, Gemüſe, abge⸗ ſchnittene Blumen u. dgl. werden noch am erſten Ausſtellungstage bis 7 Uhr Morgens angenommen. Eine gleiche Ausnahme ſoll auch für einzelne, be⸗ ſonders empfindliche Pflanzen, wenn ſolche am Tage vorher angemeldet ſind, geſtattet werden. — Die Ausſteller haben in den Verzeichniſſen ausdrücklich anzugeben, um welche Kategorie der Preiſe des Programms ſie ſich mit den eingeſandten Gegenſtänden bewerben, welches von den Ordnern verabfolgt wird. Dagegenhandelnde haben es ſich ſelbſt beizumeſſen, wenn ihre Gegenſtände nicht die gewünſchte oder gar keine Berückſichtigung bei den Preisrichtern finden. — Das Arrangement für die Ausſtellung übernehmen die vom Vorſtande ernannten Ordner, welche allein berechtigt ſind, die eingelieferten Gegenſtände anzunehmen, den dazu erforderlichen Raum anzuweiſen und den Empfang in dem Duplikate der Verzeichniſſe zu beſcheinigen. Die Aufſtellung der Ausſtellungs⸗Gegenſtände kann Jeder an dem mit den Ordnern zu vereinbarenden Platz ſelbſt übernehmen oder auch den Ordnern überlaſſen. — Alle Einlieferungen müſſen bis zum Schluſſe der Ausſtellung, am zweiten Tage Abends, ausgeſtellt bleiben, mit Ausnahme von Früchten, beſonders empfindliche Pflanzen, die am Abende des 1. Tages zurückgenommen werden können. — Das Preisrichteramt beſteht aus 9 Mitgliedern, von denen ſchon 5 beſchlußfähig find. Ausſteller bleiben von der Wahl zum Preisrichteramt ausgeſchloſſen. — Die Preisrichter erkennen auf Geldpreiſe und Diplome: Preis- Aufgaben: A. Link's Preis: 1. für eine ausgezeichnete Leiſtung in der Gärtnerei 20 P. B. Gruppirungen: 2. für die ſchönſte Gruppe Schaupflanzen in mindeſtens 12 Exemplaren ein Preis von 10 /. 3. für die ſchönſte Gruppe Marktpflanzen in mindeſtens 12 Exemplaren ein Preis von 10 ⸗ꝙ. 4—7. für die beſte Gruppe von Marktpflanzen, entweder in einer oder mehreren Arten, 4 Preiſe zu 5⸗ Y. C. Schaupflanzen: 8. für die beſte Kulturpflanze ein Preis von 10 /. 9—15. für die beſtkultivirten Schaupflanzen, 7 Preiſe zu 5H. . D. Reue Einführungen: 16—17. für Pflanzen, welche hier zum erſten Male ausgeſtellt werden und welche ſo weit ausgebildet ſein müſſen, daß ihre Eigenſchaften erkennbar und eine größere Verbreitung als Zier⸗ oder Nutzpflanzen vorausſetzen laſſen, 2 Preiſe zu 5 . 135 E. Abgeſchnittene Blumen: 18. für abgeſchnittene Sortimentsblumen oder Bouquets ein Preis von 5H. F. Obſt und Gemüſe: 19. für das ſchönſte Obſt ein Preis von 5 P. 20. für das beſte Gemüſe ein Preis von 5 /. G. Zur Verfügung der Preisrichter: 21—24. Vier Preiſe zu IP. 1 H. Ehren⸗Diplome: 25— 31. ſechs Ehrendiplome, ebenfalls zur Verfügung der Preisrichter. Berlin, den 3. Januar 1864. W. Danneel. Jul. Reinecke. H. Sauer. Heyder. C. Bouché. W. Sonntag. C. Lackner. L. Matthieu. Gaerd. Nürnberg. Der Gartenbau-Verein zu Nürnberg wird vom 24. April bis 1. Mai d. J., eine größere Blumen- und Pflanzen⸗Ausſtellung veranftalten zu der das Programm bereits erſchienen iſt. Jedermann kann Pflanzen ıc. einſenden und ſind ſolche bis zum 23. April Mittags abzuliefern. Das Programm beſteht aus 24 Nummern. —— —— Feuilleton. Drei Neuheiten werden in dem neueſten Verzeichniſſe (No. 26) der Laurentius ſchen Gärtnerei in Leipzig offerirt, nämlich Paeonia Mou- tan alba gigantea und P. Mout. rosea prolifera und Lam- prococcus (Aechmea) Laurentianus, C. Koch. Bon dieſen drei Neuheiten, die vom 15. Februar ab abgegeben werden, find dem Verzeichniſſe Abbildungen in Farbendruck beigegeben. Die erſtgenannte Päonie iſt von Herrn v. Siebold aus Japan eingeführt, ſie iſt unſtreitig die größte weißblü— hende Varietät. Die andere Varietät iſt im Laurentius'ſchen Etabliſſement aus Samen erzogen. Die Blume iſt ſehr groß, doppelt gewölbt, proliferirend, ſchön roſa, im Innern carmin-xroſa, der Rand der Blumenblätter blaßroſa, faſt weiß. Sehr empfehlend. Lamprococeus Laurentianus iſt vor einigen Jahren von Koch in der „Wochenſchrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde“ (1860, No. 10) beſchrieben und daſelbſt als: unbedingt die ſchönſte ihres Geſchlechts bezeichnet worden. Außer dieſen Neuheiten enthält das Verzeichniß noch viele andere Selten- heiten, namentlich von Chineſiſchen und Japaniſchen Pflanzen wie aus anderen Ländern. E. O. Ein neues Verzeichniß der ſehr reichhaltigen Cacteen-Samm⸗ lung des Herrn Ferd. Sencke in Leipzig iſt erſchienen. Die Sammlung des Herrn Sende umfaßt jetzt faſt 900 Arten aus den verſchiedenen Cacteen⸗ Gattungen, allein über 400 Arten Mamillaria, über 200 Echinocacti. Außer den Cacteen enthält das Verzeichniß noch andere ſucculeante Pflanzenarten, als: Er * * 9 15 7 ! N ? m ar 136 a Agave, Aloe, Euphorbia, Echeveria, Crassula. Mesembryanthemum, Sempervivum, Sedum, Stapelia, Yucca und andere, ferner Warmhaus⸗ pflanzen in Auswahl der beſten Arten. Pflanzenfreunde, namentlich von Suceu⸗ lenten⸗Gewächſen, machen wir auf dieſes Verzeichniß aufmerkſam, das auf Verlangen franco zugeſandt wird. E. O -o. Das Pflanzenverzeichniß der W. Lauche'ſchen Gärtnerei zu Potsdam für 1864 enthält einen Auszug der beſten Neuheiten und Seltenheiz ten, namentlich unter den Warmhauspflanzen. Artocarpus integrifolia, Antiaris toxicaria, Brosimum Aleicastrum, Cephaälis Ipecacuanha, Cephalotus follicularis, Climocandra obovata, Elettaria Diepenhor- stii, Lagetta lintearia, Swietenia Mahagoni u. dgl. find zu ſehr billigen Preiſen zu beziehen. Ferner eine Auswahl der beften Caladien und anderer Aroideen, als: Schizocasia Portei Lind. und Steudnera colocasiaefolia, dann Blattpflanzen für Raſenplätze und eine ſehr große Auswahl Pflanzen mit bunten Blättern für's freie Land und Kalthaus, worauf wir die Leſer aufmerk- ſam machen möchten. E. Oo. Von Guftav Heubner, Gärtnereibefiger in Plauen im fächfifchen Voigtlande, iſt ein neues Preisverzeichniß ſeiner Topf- und Freilandspflanzen, ſowie ein Verzeichniß feiner vorzüglichen Nelkenſammlung, nach dem Weißman— tel’fchen Syſtem geordnet, erſchienen, welches wir den Gartenliebhabern empfeh— len wollen. E. O—o. Landwirthſchaftlich⸗nützliche und ſchädliche Gewächſe. Oekonomen, Lehrer und Liebhaber der Botanik, machen wir darauf aufmerkſam, daß eine recht inſtructive und compendiöſe, bequeme und elegant ausgeſtattete Sammlung von 250 Arten landwirthſchaftlich-nützlicher und ſchädlicher Gewächſe mit gedruckten Etiquetten und Handbuch mit ausführlichem botaniſchen und deutſchen Regiſter vom Apotheker und Oekonom Roth zu Echte, für 5 „P Court., direct vom Herrn Verfaſſer, oder ohne Preiserhöhung durch Dr. phil. Schlotthauber zu Göttingen, zu beziehen iſt. E. O—o. Zwölfhundertfacher Ertrag. Daß den Landwirthen bezüglich der Ausſaat⸗ und Erntemethode noch ein großes Feld fruchtbringender Neuerungen offen ſteht, zeigt folgender Fall. Auf einer Farm bei Bath (Wellow Roſary) in England, berichtet eine engliſche Zeitſchrift, wurden im April 60 Weizenpflanzen in 1 Fuß weiten Abſtänden ausgepflanzt. Jedes dieſer Pflänzchen erzeugte durchſchnittlich 20 Aehren, deren jede mehr als 60 Körner lieferte, ſo daß ein 1200facher Ertrag erzielt wurde. Die Halme waren 6 Fuß hoch, ſehr ſtark und in Folge des ſchnellen Wachsthums blieb der Boden frei vom Un⸗ kraut. Dieſe Culturart, das ſogenannte Dibbeln liefert bekanntlich die höchſten Kornerträge und ihr zunächſt ſteht die Drillkultur. | Ausgezeichnete Coniferen-Gremplare. Im Bafing Park, im öſtlichen Theile von Hampſhire gelegen, und während der letzten 30 Jahre dem verſtorbenen J. Martin eau Esg. gehörend, findet man prachtvolle Exem⸗ plare von Coniferen. So ſieht man daſelbſt z. B. 1 Wellingtonia gigantea von 14 Fuß Höhe mit einem Stamm von 2 Fuß 9 Zoll, 6 Zoll über dem Boden gemeſſen. 4 Fuß vom Boden hat derſelbe noch 1 Fuß 6 Zoll Umfang. Der Umfang der Zweige beträgt 31 Fuß 6 Zoll und iſt der Baum von unten auf mit Zweigen verſehen. 137 Von Cedrus Deodara find mehrere herrliche Exemplare, das größte iſt 31 Fuß hoch, mit einem Stamm von 3 Fuß 5 Zoll Umfang. Die Zweige bedecken einen Raum von 75 Fuß im Umfang. Cryptomeria japonica iſt 24 Fuß hoch, der Stamm hat 4 Fuß vom Boden, 15 Zoll im Umfang, und bedeckt die Pflanze einen Raum von 53 Fuß im Umfang. Pinus excelsa iſt 20 Fuß 6 Zoll hoch, Stammumfang 20 Zoll, die Zweige breiten ſich 48 Fuß aus im Umfang. Thuja orientalis, 17 Fuß hoch, die Zweige breiten ſich 50 Fuß im Umfang aus. Thuja pendula, veredelt, 11 Fuß hoch. Taxodium sempervirens, 22 Fuß hoch, der Stamm hat vom Boden 4 Fuß 6 Zoll Umfang, und 4 Fuß höher noch 3 Fuß 6 Zoll. Die Zweige breiten ſich 48 Fuß im Umfang aus und der Baum bildet eine prächtige Pyramide. Cephalotaxus Fortunei, 5 Fuß hoch, deſſen Zweige bedecken bereits 30 Fuß Raum im Umfang. Das ſchönſte Exemplar von Abies Douglasii ift 36 Fuß hoch, Stamme Umfang 3 Fuß 5 Zoll. Eine Araucaria imbricata iſt 23 Fuß hoch, Stamm-Umfang 2 Fuß 1 Zoll in einer Höhe von 4 Fuß vom Boden. Außer dieſen genannten hat dieſer Park noch eine Menge andere Pracht— exemplare aufzuweiſen. G. Chr. Barometer⸗Stand. Will man ſich einigermaßen nach dem Stande des Barometers in Betreff der zuerwartenden Witteruug richten, ſo muß man jedenfalls darauf achten, unter welchen Verhältniſſen das Queckſilber im Baro— meter ſteigt oder fällt. Man muß achten, ob das Queckſilber ſchnell oder lang— ſam fällt, ob bei feuchter oder trockner Atmoſphäre, und ob bei zu- oder abnehmender Feuchtigkeit. Auch die Richtung des Windes iſt nothwendig zu beachten. Achtet man hierauf genau, ſo dürften nachfolgende Regeln ziemlich zuverläſſig ſein: Steigen des Barometers: ein plötzliches Steigen des Barometers zeigt unbeſtändige Witterung an; ein allmäliges Steigen beſtändige Witterung; ein Steigen bei trockner Luft und zunehmender Kühle im Sommer, zeigt Wind aus Norden an und wenn es geregnet hat, iſt heißere Witterung zu erwarten. Ein Steigen bei feuchter Atmoſphäre und niedriger Tempe— ratur zeigt Wind und Regen aus Norden an; ein Steigen bei Südwind, ſchön Wetter. Ein feſter Barometerſtand: bei trockner Luft und der Jahreszeit angemeſſener Temperatur, deutet auf ſehr ſchönes Wetter. Fallen des Barometers: ein plötzliches Fallen zeigt ſtürmiſches Wetter; ein plö tz liches Fallen bei Weſtwind deutend auf ſtürmiſche Witterung aus Norden; ein Fallen bei nördlichem Winde deutend auf Sturm mit Regen und Hagel im Sommer und Schnee im Winter. Ein Fallen mit zunehmender Feuchtig— keit in der Luft und zunehmender Wärme zeigt Wind und Regen aus Süden an; ein Fallen bei trockner Luft und zunehmender Kälte deutend im Winter auf Schnee; ein Fallen nach ſehr ruhiger und warmer Luft zeigt ie a an mit Sturm. (Negretti und Zambra in G. Chr.) a Be. 138 * Spartium junceum der Alten in Griechenland. In Betreff des Spartium junceum, deſſen man ſich zur Papierfabrikation in Griechenland bedient, erlaube ich mir zu bemerken, daß dieſe Pflanze ſich ſehr häufig und geſellig an Bächen und Abhängen der Berge in der immergrünen Region bis zu 800 Fuß Höhe findet und in Menge geſammelt und ausgeführt werden könnte. In früheren Zeiten wurde aus den Faſern dieſer Pflanze eine Art Leinwand gewebt, die nach dem Ausſpruch der Leute unverwüſtlich fein ſoll, und von den Spartanern, indem dieſelbe beſonders in den Diſtrikten von Lakonien in der Maina gewebt — Spartopano (d. i. von Sparta und Pano, Leinwand) genannt wurde. Heute zu Tage ſind es jedoch nur alte Frauen, die ſich in der Maina mit dem Weben ſolcher Leinwand noch beſchäftigen. Die genannte Pflanze, die ſich auch in der Maina ſehr häufig findet, wird nicht ausgerottet, da die Bienen von den Blüthen derſelben ſich den Nectar ſammeln und auch Columell ſagt: Mel, quod ex sparto atque arbuto provenit, — Plätze, wo reichlich das Sparto ſich findet, nannten die Alten Spartarium und Spartarius hieß der Seiler, der von dem Sparten-Händler dieſe Sparten zum Spinnen der Seile einhandelte und kaufte. Der Gebrauch der Sparten zur Papierbereitung erhellt ebenfalls aus den Schriften der Alten und die Griechen fingen nach Antigonus an das Junceum ſtatt der Papyrus⸗ Pflanze zur Bereitung ihres Papiers zu verwenden. Seile aus Spartium mit angebundenen Fäden dienten den Alten zum Verſcheuchen des Wildes und der ſchädlichen Vögel Formido und eine Menge von Sachen zum häuslichen Gebrauche, Schuhe und Kleider wurden aus Sparten gemacht, mithin iſt das Spartopano der Maina zu dieſem Zwecke bis zum heutigen Tage im Gebrauche geblieben. — Beſonders reich an dieſen Pflanzen, ſcheint Carthogo geweſen zu ſein und deswegen erhielt ſelbe Stadt den Namen Carthago Spartaria, Car- thago nova, Spartarius Campus. Betreffs der Menge vom Sparten ſchließe ich mit Sibthorp's Ausdruck: In collibus siceis per totam Graeciam et Orientem et in insulis archipelagi mediterranei. X. Landerer. Blumenbouquets des Landvolkes im Oriente. Die Liebe zu den Blumen haben die Neugriechen von den Alt-Griechen geerbt und auch der ärmſte Bauer ſucht in ſeinem kleinen Hofe einige Zierblumen zu ziehen. Vor allen ſind es die Nelken, die Roſen, für die er ſeine Vorliebe zeigt und beſonders darf es an Baſalikum (Oeimum minimum) nicht fehlen. Die Griechen, welche die Wohlgerüche ſo ſehr lieben, ſchätzen dieſes Gewächs vor allen andern, wo auch kein Gärtchen iſt, findet man es wenigſtens in den Scherben eines zerbrochenen Waſſerkruges wachſen. An Sonn- und Feſttagen ſieht man nicht nur Frauen und Mädchen mit dieſem Kraute, ſondern auch junge Männer, wo ſie zierlich ſcheinen wollen. Beim Eintritt in das Haus wird dem Fremden, dem Gaſte ein Sträuschen Oeimum Basilieum, als ein Zeichen der Gaſtfreundſchaft dargereicht, und wenn man als Fremder durch ein Dorf reitet, wird es oft von Mädchen dem Gaſte auf das Pferd gereicht. Nelken und Baſilikum bilden ein beſcheidenes Blumenbouquet. So ſehr iſt dieſe Pflanze in Griechenland geliebt, daß auch der Geiſtliche in der Kirche und zum Weihen der Häuſer ſich eines Büſchels Baſilikums als Weihwedel bedient. Was nun die Sammlung der Blumen anbelangt, die ſich der Landmann aus x 139 den nahen Bergen holt, fo beftehen ſelbige aus folgenden. Im Herbſte blüht die Scilla maritima, ihre ſchönen weißen büſchelförmigen Blüthen bilden die Mitte eines Bouquets. Zu dieſer geſellen ſich dann die mit Blüthen und Früchten bedeckten ſchönen Zweige von Arbutus Unedo und Arb. An- drachne, die von Pistacia Lentiscus, von Juniperus phoenicea, von Tamarix gallica, Nerium Oleander und Zweige von Pinus halepensis. Finden fie nun auch zur Verſchönerung dieſes immergrünen ländlichen Blumen⸗ bouquets die wohlriechenden Blüthen und traubenförmigen rothen Früchte von Smilax aspera, Vitex Agnus castus und Myrtus communis, ſo haben wir einen Blumenſtrauß, der alle unſere Bouquets an Schönheit über— trifft und haben dieſe Bouquets noch den Vorzug, daß ſie Wochen lang in einem Glaſe Waſſer blühend und friſch bleiben und den Blumenfreund ergötzen. Ebenſo intereſſant iſt es, daß alle dieſe Blumen eine hohe Bedeutung ſchon im Alterthum beſaßen und dem Blumenfreunde Anlaß zu Forſchungen über ihre Symbolik vom helleniſchen Alterthume geben. K. Landerer. Vertilgung der Engerlinge. Der größte Feind der Engerlinge in Aecker und Wieſen ſind die rothen Ameiſen. Wäre die Erdkruſte durchſichtig, ſo würde man ſchon längſt den Kampf der rothen Ameiſen mit den Engerlingen in den Gängen dieſer ſchädlichen Thiere wahrgenommen haben. Ein Kampf, in welchem die rothen Ameiſen ſtets Sieger bleiben. Wo rothe Ameiſen ſich vorfinden, da wird der Landwirth ſich über das Ueberhandnehmen von Enger— lingen nicht beklagen können. Man gönne daher den erbitterſten Feinden des Engerlings, den rothen Ameiſen, und die Engerlinge werden größtentheils nun ganz verſchwinden. (Hamm's Agron-⸗Ztg.) Zur Vertilgung der Gartenſchnecke eignet ſich am beſten Schwefelblüthe, wo man dieſelbe hinſtreut, da verſchwinden die Schnecken ſogleich. Mittel gegen Kohlraupen. Wie die rothen Ameiſen die Enger— linge vertreiben, ebenſo haben ſich die großen Waldameiſen als ein Mittel gegen Kohlraupen bewährt. Dieſe Ameiſen in einem Sacke geholt, und auf ein von Raupen befallenes Kohlfeld geleert, tödten die Raupen bald und ver⸗ laufen ſich dann wieder. Nutzen der Schwalben. Wenn man annimmt, daß ein Schwals benpaar von 4 Uhr Morgens bis 8 Uhr Abends, folglich 16 Stunden in Thätigkeit iſt und im Durchſchnitt jede nun alle Stunde 20 Mal ihre Jungen ätzet, ſo ſind beide täglich 640 Mal beim Neſte geweſen. Jede bringt, wie man beobachtet hat, jedesmal 10—30 Inſekten. Nehmen wir nun 10 Thier⸗ chen auf einmal an, ſo macht dies täglich 6400. Zur eignen Nahrung ver⸗ brauchen die Alten wahrſcheinlich 600 Mücken und Fliegen. Somit ſind durch die Schwalbenfamilie an einem Tage 7000, in einem Monat von 30 Tagen 210,000 Thierchen verſpeiſt worden. Brauchen die Alten im erſten Monat, als ſie allein waren, 30,000 Inſekten, ſo kommen auf den ganzen Sommer für eine Schwalbenfamilie von 7 Köpfen 576,000, alſo über ½ Million. — Kommen nun in einem Dorfe nur 100 Paar an, ſo würden dieſe mit ihrer Nachkommenſchaft über 57 Millionen Thierchen verzehren. — Wenn man er⸗ wägt, daß einige Schwalben bei günſtigem Sommer auch mehrmal brüten, wird unſere Annahme nicht übertrieben erſcheinen. Daraus läßt ſich der Nutzen 140 * ermeffen, den uns dieſe Thierchen verſchaffen, deshalb verdienen fie auch den Schutz, den man ihnen allgemein gewährt und das ruhige Plätzchen, was wir ihnen unter unſern Dächern überlaſſen. (Illuſtr. Gartztg.) Keimen der Samen von Rhodanthe. Ueber das Keimen der Samen von Rhodanthe atrosanguinea, maculata und mac. alba, bekanntlich ſehr liebliche Pflanzen, bemerkt Herr W. Thompſon in ſeinem Samen-Cataloge: Dieſe Samen müſſen ſtark angegoſſen werden, damit fie um ſo ſchneller keimen. Die Töpfe, in welche man die Samen geſäet, kann man ſelbſt einige Secunden lang mit Vortheil unter Waſſer halten, die darin befind— liche Erde, ſo völlig geſättigt, braucht dann ſelten eher wieder begoſſen zu wer— drn, als bis die Samen aufgegangen find. Die jo behandelten Samen wer— den bei gehöriger Bodenwärme ſehr ſchnell keimen, während ſie, wenn ungenügend angefeuchtet, oft wochenlang liegen, ehe ſie keimen. (G. Chron.) Mittel gegen die Schwaben. Als Mittel gegen die Schwaben (Blatta orientalis) wendet Björklund eine mit gleichen Gewichtstheilen Zucker— ſyrup verdünnte Phosphorpaſte an, die er entweder auf einem Teller ausſetzt, oder an die Stellen ausſtreicht, wo ſich die Thiere auf halten. Die Thiere ſollen den Brei mit ſolcher Begierde freſſen, daß ſie binnen einigen Tagen ausſterben. (Pfarm. Ztſch. f. Rußland.) Der Zeiodelit, eine Miſchung aus 19 Theilen Schwefel und 24 Thei⸗ len Glaspulver, dient, um Baſſins, Ciſternen u. dergl. in Gärten ewig haltbar und waſſerdicht zu machen. Der Schwefel wird geſchmolzen und dann das Glaspulver eingerührt, um die Miſchung gleichförmig zu machen und bequem auftragen oder in geeignete Formen gießen zu könneu. Sobald die Maſſe erkaltet, iſt ſie ſteinhart, widerſteht der Luft, der Kälte und Hitze, ſo wie jeder Säure. Wurzelknollen an Bohnen. Im landw. Centralbl. für das bergiſche Land theilt ein Herr Reinicke mit, daß er an ſeiner rothblühenden ſogenannten türkiſchen oder Feuerbohne im Oetbr. v. J. Wurzelknollen gefun⸗ den hat, ähnlich denen einer Georgine. Er legte eine der Knollen ins Warm— haus in feuchte Luft, wo ſie Treibe entwickelte. Mehrere nunmehr aufgenom⸗ mene Knollen wurden nebſt jener erſten in einem kalten Glashauſe bei 5 Grad Wärme überwintert. Im Frühjahr trieben ſie ſämmtlich wieder aus. Einige wurden unterſucht und es zeigte ſich, daß ſie viel Stärkemehl enthielten und nach dem Kochen ſehr ſchmackhaft, ähnlich den Kaſtanien waren. Dieſer Fall ſteht nicht vereinzelt da, da auch ein anderer Gartenbeſitzer an Wurzeln der rothen Bohne ſolche Knollen fand. „Vielleicht,“ ſchließt der Bericht, „läßt ſich dieſe Bohnenart, in Folge ausdauernder Eigenſchaft, mit Vortheil zur Winter- treiberei benutzen, die jungen zarten Bohnen dieſer Art find ſehr wohlſchmeckend.“ (Hannov. Land⸗ u. Forſtwirthſch. V. Bl.) Sehr gutes Bedeckungsmittel. In der Monatsſchrift für Po⸗ mologie empfiehlt Herr Th. Belke die Abfälle von Hanf (Cannabis) als das beſte Bedeckungsmaterial, wenn derſelbe eingeweicht war und zum Geſpinnſt gebrochen wird. Die Mäuſe gehen einmal gar nicht hinein, weil ſie ſich die Naſen zerſtechen, dann iſt das Zeug fo porös, daß es Luft genug zu den Pflan- zen läßt, alſo von einem Erſticken nicht die Rede iſt. Erwärmen, wie beim Laub, kommt auch nicht vor. Ausſaaten von Aepfel und Birnen bleiben von * 141 Maäuſen bei dieſer Bedeckung verſchont. Roſen, welche damit bedeckt wurden, ſahen im Frühjahre ebenſo aus, wie im Herbſte vor dem Bedecken, auch nicht ein Blatt war verſchimmelt. In Gegenden, wo Hanf gebaut wird, können die Abfälle deſſelben als Deckungsmaterial nicht genug empfohlen werden. Patent⸗Asphalt⸗Filz. Die Herren C. A. Weſtphal & Co. in Hamburg (Börſenbrücke No. 8) halten ein großes Lager dieſes ſehr zu empfeh— lenden Asphalt-Filzes, insbeſondere eignet ſich der „feuerfeſte Patent— Asphalt-Dachfilz“ zur Bedachung von Gewächshäuſern, Gartenhäufern ꝛc. Ferner iſt empſehlenswerth der „verbeſſerte nichtleitende Haarfilz“ zum Bekleiden von Dampfkeſſeln, Cylindern, Röhren u. ſ. w., welches eine Erſparung des vierten Theiles der Feuerung erzweckt. E. Oo. Perſonal⸗Notizen. Stetten. Der Kunſt⸗ und Landſchaftsgärtner, Herr Joh. Flach, der ſich viele Jahre hindurch im In- und Auslande mit neuen Anlagen von Gärten und Parks ꝛc. beſchäftigt hat und ſich dadurch allenthalben die größte Zufriedenheit der Herren Grundbeſitzer erworben, hat ſich nun in ſeiner Heimath, Stetten in Hohenzollern, als Handelsgärtner etablirt. Sein Hauptge— ſchäft beſteht vorläufig in der Zucht von Obſt- und Ziergehölzen, Roſenzucht u. dgl. Außerdem wird ſich Herr Flach aber auch noch mit Anlegung und Verſchönerung von größeren und kleineren Gärten befaſſen, in welchem Zweige der Gartenzucht derſelbe ſich bereits einen Namen erworben hat. Vielen Leſern der Gartenzeitung dürfte Herr Flach durch mehrere Aufſätze von ihm in frühe— ren Jahrgängen bekannt ſein. London. Der Curator des Herbariums zu Kew, Herr Black, iſt zum Vorſteher des botaniſchen Gartens zu Bangalore ernannt worden. Soeben erhalte ich aus dem Vaterlande friſchen Samen von Dracaena Draca, L. in vorzüglicher 1 80 0 und offerire dieſelben zu fol 1 Preiſen: W 24 Thlr. — Sgr. oc 15, M WORT AA RER SAN TR Fa 0 Erfurt, Februar 1864. Ferd. Jühlke, Königl. Garten⸗Inſpector und Kunſt- u. Handelsgärtner. Preis⸗Verzeichniſſe der Baumſchulen und Samenhandlung von Metz & Co. in Berlin, Neue Friedrichſtr. 20. 142 * STELINER & MEYER, Handelsgärtner zu Gent (Foubourg de Drurelles)“ in rg offeriven folgende Artikel des freien Landes zu billigen Preiſen: Preiſe pr. Dutzend. pr. Hundert. Franc. Azalea pontica, ſchöne Sorten, gute Pflanzen mit Knospen 10 60 à 100 Anemone japonica hybr. Honorine Jobert, ſchneeweiß, ee RER ÄLTEREN 6 à 10 40 Aquilegia Vervaeneana fol. var. ſchöne panaſchirte Neuheit 15 Abies Nordmanniana, ſtarke 5jährige Sämlinge in Töpfen 30 225 do. nobilis 2jährige Sämlinge do. 30 22⁵ do. Pinsapo 3 do. SE RRIDE- 3 20 Aralia Sieboldi, (ſ. Abbandl. Hamb. Gartenz. 1. H. 1863) prächtige Schͤupflanzenn ;; ee. 120 à 200 Astilbe rivularis rubra, neue ſchöne Staude pr. St. Fr. 4 Bambusa Fortunei variegata, in jungen Pflanzen 36 Cryptomeria japonica in Körben, prächtige Exemplare ge: drungen 3 5 Juß hey ee 60 Cupressus Lawsoniana do. do. 2½ à 4½ F. h. 50 à 100 Deutzia crenata fl. pl. ſchöne Neuh. gefüllte Vl. junge Pfl. 30 Gynerium argenteum, ſtarke Pflanzen in kleinen Töpfen... 4 30 Kalmia latifolia ſchöne Pflanzen mit Knoſtpen 10 75 Magnolia acuminata, discolor, purpurea, Umbrella ete. ete. | in ſchönen 3—4 jährigen Sämlinge n 113 100 do. Lenné in ſchönen Pflanzen. 40 f f Movstofen, ſtarke Büſ che ĩr 5 30 | Lonicera brachypoda fol. aur. retieulat. ſchöne Pflanzen. 8 Ourisia coceinea, neue ſchöne Staude 12 | Retinospora obtusa et R. pisifera, 2 ſchöne Conif. v. Japan 30 Rhododendron hybr. ſch. engl. u. belg. S. m. 1 3 Ksp. 15 100 do. do. do. do. do. 4— 12 do. 25 à 35 180 à 250 do. ponticum ſtarke Büſche mit ungef. 8— 35 do. 12 à 25 80 à 150 Thuja aurea in Körb. herrl. Kugeln 3½ — 5½ F. Umf. 60, 75, 100 350 à 900 do. klein Angeln ene Dee 30 200 Thujopsis borealis in 1 1½ Fuß hohen buſchigen Pflanz. 15 à 30 Sedum Sieboldi fol. med. var. ſchöne panaſchirte Neuheit. 18 à 36 120 Wellingtonia gigantea in Körb., herrl. Pfl. v. 2—5 F. hoch 50 à 300 Viburnum Lantanum punctatum, kräftige Pflanzen ...... 15 Yucca recurvata (pendula) ſtarke ſchöne Schaupflanzen .. 50 350 Aspidium Frizelliae ſchönes Sam fürs freies Land, ſtark 8 60 do. spinulosum do. do. do. 6 Asplenium strigulosum do. do. do. 15 Cystopteris obtusa do. do. do. 6 35 Lastraea Goldiana do. do. do. 15 do. marginata do. do. do. 8 60 do. rigida do. do. do. 15 Scolopendrium officinale marginatum do. do. 8 60 do. do. auriculatum do. do. 8 60 Außerdem haben noch großen Vorrath von: Azalea indica, ſchönſte Sorte, prächt. ſtarke Pfl. mit Ksp. 15 100 do. do. do. Kronenbäumchen geg. 3 F. hoch do. 30 Aralia papyrifera in ſtarken Pflanzen in Töpfen 8 à 12 50 do. do. do. Schaupflanzen 3—5 Fuß hoch 43 10 . * b 143 Mimulus hybr. 12 neue prachtvolle engl. Sort. die 12 zuuu Fr. 9 Lorbeerbäume 3 Fuß Stammhöhe, Krone 7 Fuß Umfang, per Stück.. „ 20 do. do. do. do. 9 do. Do „ 30 do. do. do. do. 11 do. S.. „ 40 Wir empfehlen ferner unſer reichhaltiges Sortiment von Camellien, letzte Neuhelten, Azalea ind. ſämtliche letzte belgiſche und engliſche Neuheiten von Herbſt 1863 in junger Veredlung zu Fr. 4—5 per Stück vorräthig, große Auswahl von temperirten, kalten und freien Land⸗Farne, ſchönſte Sorten zu Fr. 50 à 75 per Hundert, alle letzten japa— neſiſchen Neuheiten wie Aucuba, Evonymus, Coniferen diverse ete. zu mäßigen Preiſen. Die Preiſe find in Franes (3 Fr. 70 = 1 Thaler preußiſch.) Ein neuer Catalog wird Ende Februar erſcheinen. Dahlia imperialis, Roezl. Nachdem ich von dieſer herrlichen neueſten Einführung den Alleinbeſitz von Herrn E. Ortgies in Zürich ankaufte, offerire dieſelbe: ab 15. März 1864 in Originalknolle n a 4, 6 Stück 20 ab 1. Mai 1864 in, feit Februar kultivirten Pflanzen al, 6 „ per Cassa, und ſehe recht vielſeitigen geſchätzten Ordres entgegen. Erfurt, im December 1863. Prag, altſtädter Ring 553. 7 W. Bahlſen, Kunſt⸗ und Handelsgärtner. 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WW Zu! — y a" “2 4 * 2 i 144 * * RNoſenfreunden | a empfiehlt Unterzeichneter zu bevorſtehender Frühjahrspflanzung aus feinen großen Roſenſchulen b 2 hochſtämmige Roſen von ganz vorzüglicher Qualität, in allen Größen und in den prachtvollſten älteren, neueren und neueſten Sorten. Die bei weitem über 2000 Varietäten zählende Sammlung enthält das Werthvollſte und Neueſte, was bisher im herrlichen Bereiche der Roſe erſchien. Ueber 200 Sorten Moos-, gegen 1000 Sorten Bourbon: und Remontantroſen und unter dieſen allein über 100 Sor— ten der nur tief dunkle, leuchtend und feurigfarbene Roſen enthaltenden Prunk— gruppe der Roſomenen. Verzeichniſſe werden auf franfirtes gef. Verlangen franco vertheilt. Köſtritz im Fürſtenthum Reuß 1864. J. Ernſt Herger, Handelsgärtner. In der herrſchaftlichen Gärtnerei auf dem Dominium Kropſtedt bei Wittenberg, Provinz Sachſen, ſind ca. 300 Stück ſtarke, gut durchwinterte Ananasfruchtpflanzen, desgl. Folgepflanzen und Kindel, alle in Töpfen gut angewachſen, preiswürdig abzugeben. Kropſtedt bei Wittenberg, den 23. Februar 1861. G. Dück er, Gärtner. Mein diesjähriger Catalog über. 5 Baumſchulen⸗ und Gewächshaus ⸗ Pflanzen, Georginen und Noſen iſt erſchienen und wird auf frankirte Anfragen portofrei zugeſandt. Baumſchule zu Reinbeck, in Holſtein, Febr. 1864. James Bahnsen. Briefwechſel. G. L. in Gothenburg. — Grangea maderaspatana, Lam. iſt eine einjährige, aus Oſtindien ſtammende Pflanze, zur Familie der Compoſiteen gehö— rend. Linné brachte fie zur Gattung Artemisia und Willdenow zu Co- tula. Arum cornutum iſt mir unbekannt. Brieflich mehr. W. T. in H. — Mit Dank und noch zur rechten Zeit für dies Heft erhal: ten. Der verheißene Bericht ſehr willkommen. St. & M. in G. — Die Anzeige kam für's Februar-Heft zu ſpät. Anzei⸗ gen, für das zunächſt erſcheinende Heft beſtimmt, müſſen bis zum 23. oder 24. des laufenden Monats eingeſandt ſein. i J. E. H. in K. — Kam noch eben zur rechten Zeit, um aufgenommen zu werden. Wo ich nur irgend Gelegenheit finde, wird es mir ein Vergnü— gen ſein, Ihre Erzeugniſſe zu empfehlen. je; G. v. d. W. — Erhalten, vielen Dank. . J. N. in C. — Dank für die Zuſendung, doch zu ſpät für dieſes Heft, daher im nächſten. Brieflich Näheres. ha RZ Diefem Hefte ift gratis beigegeben: 1) Preisverzeichniß der Samenhandlung von Herren Metz & Co. in Berlin. 2) Preisverzeichniß der Baumſchulen von Herren Metz & Co. in Berlin. 3) Preisverzeichniß der Baumſchulen zu Reinbek des Herrn J. Bahnſen⸗ 4) General-Anzeigen No. 7 vom Buchhändler F. W. Otto in Erfurt. | | * * 2 145 Berufung eines internationalen Congreſſes für Gartenbau durch den Bund der vereinigten belgiſchen Gartenbau-Vereine nach Brüſſel, für die Tage des 24., 25. und 26. April 1864, in Verbindung mit der allgemeinen, alle Zweige der Gärtnerei betreffenden Ausſtellung, welche mit Unterſtützung der belgiſchen Regierung zu gleicher Zeit von der königlichen Geſellſchaft „Flora“ veranſtaltet wird. Der Congreß wird Sonntag, den 24. April, um 3 Uhr, im Palais Ducal zu Brüſſel eröffnet. Der Bund ladet ſpeziell zum Congreſſe ein: 1. Sämmtliche Abgeordnete der Gartenbau-Vereine Belgiens und des Auslandes. 2. Die Mitglieder von Academien, botaniſchen und anderen Vereinen. 3. Die Profeſſoren der Botanik, die Directoren und Inſpectoren der botaniſchen Gärten. 4. Die Directoren und Redacteure von botaniſchen und gärtneriſchen Zeitſchriften. 5. Die Mitglieder des Preisrichteramts der „Allgemeinen Ausſtellung“, ſowie alle Botaniker und Gärtner des In- und Auslandes, welche ſich als Theilnehmer an der Diskuſſion über eine der im Programm des Congreſſes vorgelegten Fragen einſchreiben werden. Dem Bunde bleibt für die Organiſation des Congreſſes nur eine kurze Zeit. Trotzdem erfreut er ſich bereits der Zuſtimmung und der freundlichen Unterſtützung der in der Botanik und im Gartenbau hervorragenden Männer Europa's; er hofft, daß die Präſidenten und Seeretäre der gelehrten, botaniſchen und Gartenbau⸗Geſellſchaften, ſowie die Redacteure von Zeitſchriften, indem ſie die Einladung zur Kenntniß der Mitglieder bringen, den Bund unterſtützen. Er fordert außerdem alle Diejenigen auf, welche am Congreſſe Theil zu nehmen Willens ſind, ſo bald wie möglich, mindeſtens aber vor dem 15. April, dem GeneralsSecretär Herrn Eduard Morren in Lüttich ihren Entſchluß zur Kenntniß zu bringen und womöglich auch gleich die Fragen des Programms anzugeben, an denen ſie hauptſächlich Theil zu nehmen gedenken. Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 10 ER 8 Rn 146 8 = Diejenigen Perſonen, die zu rechter Zeit ihre Theilnahme anzeigen, erhal ten beſondere Karten als Mitglieder des Congreſſes zugeſandt, mit welchen ſie wahrſchein lich auf allen Eiſenbahnen Belgien's, Frankreich's, Deutſchland's und Holland's für Hin- und Rückfahrt eine Ermäßigung des Fahrpreiſes bis auf die Hälfte erhalten werden. Zu dieſem Zweck tft der Bund bei der Re gierung eingekommen, bei den verſchiedenen Eiſenbahn-Verwaltungen des Aus⸗ landes die nöthigen Schritte zu thun. Näheres hierüber wird alsbald bekannt gemacht werden. Das Preisrichteramt der Allgemeinen Ausſtellung wird am Sonnabend, den 23. April, zuſammentreten, die Ausſtellung ſelbſt wird aber am 24. April Vormittags eröffnet. Der Congreß hält an demſelben Tage ſeine erſte Sitzung, in der die Conſtituirung und die Wahl der verſchiedenen Abtheilungen erfolgen. Die eigentlichen Verhandlungen beginnen erſt am 25. April und werden am 26. fortgeſetzt, und zwar in der Weiſe, wie der Congreß ſelbſt beſtimmt. Die dem Congreß unterbreiteten Fragen betreffen gleichzeitig Botanik und Gartenbau, Wiſſenſchaft und Kunſt. Sie ſind wichtig und allgemein intereſſant; die Mehrzahl von ihnen iſt auch bereits ſchon früher lebhaft beſprochen worden. Sämmtliche Fragen beſitzen Seiten, welche eine eingehende Diskuſſion verlangen und nur dadurch gefördert, ſo wie einer endlichen Löſung entgegengeführt werden können, daß die Wiſſenſchaft ihre Reſultate und die Praxis ihre Erfahrung durch gegenſeitige Mittheilungen einer Art Controle unterwirft. Die Fragen find fo allgemein wie möglich hingeſtellt, um dem Redner auch nicht im Gering⸗ ſten in der Art und Weiſe ſeiner Auffaſſung Feſſeln anzulegen; die meiſten von ihnen können ſogar von verſchiedenen Geſichtspunkten aus betrachtet werden. Programm des Congreſſes. 1. Aceclimatiſation und Naturaliſation der Pflanzen. 2. Hybridation, Kreuzung und künſtliche Befruchtung im Allgemeinen. Kennzeichen der Blendlinge, ihre Unfruchtbarkeit, ihre Vielgeſtaltigkeit; Aufbe⸗ wahrung des Pollens u. ſ. w. 3. Theorie über die Abänderung der Art oder über den Urſprung der Abarten und Formen. — Theorie von Van Mons, Wilmorin und An⸗ deren. — Reform bei den Benennungen der Varietäten. 4. Ueber die dynameſiſche Seite der Pflanzen und über die periodiſchen Erſcheinungen in der Pflanzenwelt. — Einfluß der Temperatur auf Keimen, Blatt⸗Entwickelung, Blüthe- und Fruchtbildung der Pflanzen. — Ueber das Vorrücken der Blüthezeit (durch Treiben), ſo wie über das Verlegen derſelben auf eine andere Zeit, über Remonterie u. ſ. w. 5. Pflanzen⸗Ernährung, Betheiligung der Atmöſphäre, Einfluß des Stick⸗ ſtoffes, des Ammoniaks, der Phosphate. Theorie der Düngung. 6. Pflanzliche Aeſthetik. Ueber das Schöne bei den einfachen und gefüll⸗ ten Blüthen. Harmonie der Farben. 7. Färbung der Pflanzen. Ueber Bildung bunter Blätter, der Pana⸗ chirung und über Doppelgeſtaltigkeit (Dimorphismus). Pflanzt ſich die Panachirung durch Samen fort und theilt ſie ſich durch Veredelung weiter mit (est-elle contagieuse par la greffe)? | 1 * 147 8. Geſchichte des Gartenbaues. — Hiſtoriſche Ueberlieferungen, Biogra— | Erforſchungen (Explorations), Reifen, Einführungen, Berichtigungen. 9. Feuchtigkeit, Waſſer; werden dieſe direkt durch die Blätter abſorbirt? 10. Pathologie (Krankheitslehre) der Pflanzen, die Krankheiten und ihre Heilmittel. 11. Inſekten und andere ſchädliche Thiere; ihre Vertreibung. 12. Gartenbaukunde; der gegenwärtige Styl. Keineswegs ſoll damit anderen Fragen, welche außerdem Mitglieder des Congreſſes ſtellen ſollten, vorgegriffen werden. Die Verhandlungen werden ſtenographirt, vollſtändig in dem Berichte des Bundes der vereinigten Gartenbau⸗Vereine Belgiens abgedruckt und allen Theil— nehmern an dem Congreſſe mitgetheilt. Belgien frei und gaſtlich, fühlt ſich glücklich, auf ſeinem Boden die In— telligenzen und wer ſonſt ein höheres Gefühl für das Schöne und Wahre in feiner Bruſt trägt, von allen feinen Nachbarn, von Deutſchland, von Frank reich, von Großbritannien und von Holland in brüderlicher Eintracht vereint zu ſehen. Belgien iſt bereits die klaſſiſche Erde des Congreſſes geworden. Sein Gartenbau, welcher mit den der reichſten Völker wetteifert, ladet alle Diejenigen, welche für die Kenntniſſe der Pflanzen ein Intereſſe haben, ein, ſich am kom— menden 24. April freundlichſt einfinden zu wollen. Für den Bund der vereinigten Gartenbau-Vereine: Der vorbereitende Ausſchuß: F. de Eannard d' Hamale, Senator, Präſident der Königl. Gartenbau-Geſellſchaft zu Mecheln, Vice⸗Präſident des Bundes, Präſident. V. von den Hecke⸗de⸗Lambeke, Präſident der Köuigl. Acker⸗ und Gartenbau- Geſellſchaft in Gent, Vice-Präſident. Ronnberg, — Chef der Abtheilung für Ackerbau im Miniſterium des Innern, von Seiten der Regierung abgeordnet. J. Linden, Director im Königl. Zoologiſchen Garten zu Brüſſel, zugleich für die Verwaltung von Seiten der Kgl. Geſellſchaft „Flora“ abgeordnet. Kegeljan, Secretär der Königl. Gartenbau-Geſellſchaft zu Namur, Schatzmeiſter und Seeretär. Ed. Morren, Profeſſor der Botanik an der Univerſität Lüttich, General⸗Seeretär. 105 148 5 3 Der Wörlitzer Garten als Leudſchoftsgorten betrachtet. Oft ſchon hatte ich von dem Wörlitzer Garten gehört; die Urtheile über denſelben waren fo verfchieden, daß ich mich bewogen fühlte, ihn ſelber einmal in Augenſchein zu nehmen. Endlich trat ich die Reiſe an und erreichte den Elbſtrom, den ich nur noch zu paſſiren hatte, um in das Land der Eichen einzutreten. Der Kahn hatte mich abgeſetzt und ich kam in einen Eichenwald, der mir wie ein großartiger Park die ſchönſten Gruppirungen vorführte. Am Ende des Waldes breitete ſich der Garten mit maſſenhaften Baumgruppen vor mir aus; der Kirchthurm der Stadt ragte ſchlank darüber, hin und wieder blickte ein fremdartiges Gebäude hervor und rechts und links ſtanden zerſtreut einzelne knorrige Eichenbäume, die nach ihrem Ausſehen ſchon lange Jahre den Stürmen Trotz geboten hatten. Das war ein Bild, ſo recht für den Land⸗ ſchaftsgärtner geſchaffen. — Ruhig ſchritt ich über eine Wieſe hinweg und gelangte zu einem aus großen Felsſteinen aufgeführten Gebäude, welches mir wie das Thor des Gartens erſchien. Es wurde die Louiſenklippe genannt. —- Ich hatte ſchon erfahren, wer der Gründer des Wörlitzer Gartens geweſen und konnte mir wohl denken, daß dieſer nicht ohne Plan gehandelt und gewiß hier etwas nachgeahmt hatte, was er auf ſeinen vielfachen Kunſtreiſen geſehen; es waren Gedanken, die mit großer Mühe und bedeutenden Koſten zur Ausführung gebracht worden waren. — Im Hintergrunde ſah ich einen Tempel mit einer Figur, die ich nachher als die Venus erkannte. Zu beiden Seiten ſtanden die ſchönſten Laub- und Nadelhölzer; hier und da waren Eingänge in unterirdiſche Grotten zu ſehen. — Ich war recht froh, daß ich allein war und daß mich nicht andere Beſucher in meiner ruhigen Anſchauung ſtörten. — Alles war durch Kunſt hergeſtellt, Alles ſchien nach einem beſtimmten Plane geordnet. — Lange verblieb ich hier, um mir dies Bild ernſten und erhabenen Characters einzuprägen. — Ich ging darauf durch einen unterirdiſchen langen Gang und kam zu einer Einſiedelei. — Das ſollte doch nicht die Spielerei ſein, die dem Wörlitzer Garten anhängen fol?! Ich ſah mich um und fand über einer Ruhebank eine ſinnreiche Einſchrift Lavaters. Ruhig ſetzte ich mich hin, mei⸗ nen Gedanken Raum zu laſſen und dem genialen Gründer des Gartens meine Anerkennung aller Ideen zu zollen, die ſein ſchaffender Geiſt hinzuzaubern wußte. — Ich ſtellte mir die Frage auf, ob derſelbe wohl heut dies Alles noch ſo anlegen würde? Vielleicht wären ſeine Gedanken in den Formen zu andern Ausführungen gekommen, aber die Grundidee mußte ja doch bleiben, da in einem abgelegenen Theile eines Landſchaftsgartens nichts Beſſeres als eine Einſiedelei paßt. — Eine Kettenbrücke führte mich nach einem Tempel, der Flora geweiht; es war ein freundlicher Tempel mit herrlicher Ausſicht, denn man konnte von demſelben die fernſten Grenzen des Gartens ſehen, die ihn mit der umliegenden Landſchaft zu einem Ganzen verſchmolzen. — Befriedigt in der Anſchauung dieſes Naturbildes ging ich weiter und bewunderte die in der Nähe liegenden maſſenhaften Baum- und Strauchgruppen in ihren verſchiedenſten Schattirungen; dort die vollſten Laubhölzer, hier die ſtolzeſten Nadelhölzer. 149 Alles ſinnig geordnet und durchdacht, und das Genie eines Künſtlers verrathend. — Ich gewahrte ein Ackerſtück vor mir, das lag ja mitten in dem Park! Darauf hätte wohl Mancher lieber Raſen mit Blumengruppen in den mannig— faltigſten Formen angebracht geſehen? Doch wie wollte denn dies zum Ganzen paſſen? Hatte nicht der Gründer im Auge, einen vollſtändigen Landſchafts— garten zu ſchaffen? Ein Park ſollte ja der Wörlitzer Garten ſein, frei und nicht in beengende Formen und Grenzen gezwängt. — Nicht mitten in einem Landſchaftsgarten, ſondern ſeitens von hiezu paſſenden Gebäuden mögen zierliche Blumengruppen in den verſchiedenſten Formen, mit den mannigfaltigſten Blumen bepflanzt, angebracht werden; da iſt es am Platze und wird von Kennern und Laien bewundert werden. Möge man dort noch mit farbigen Steinen, mit ſchönen Muſcheln, bunten Gefäßen und all ſolchen Sachen Verzierungen machenz dort wird es zur Ausſchmückung dienen und wohlgefällig dem Auge erſcheinen, aber mitten in der Schöpfung eines Landſchaftsgartens dürfte eine ſolche ver— fehlte Idee, des Laien und des Neuerungsſüchtigen wegen, nicht zur Ausführung gebracht werden. Eine Brücke von knorrigen Stämmen und zackigen Aeſten gebaut, führte mich zu einem Gebäude, welches das Gothiſche Haus genannt wurde. — Ich konnte nicht glauben, daß dies der richtige Ausdruck dafür ſei, da mir das Gebäude mehr im chinefifchen Style erbaut ſchien, ein ſonderbares Gemiſch von Bauart; ich hätte am Liebſten auf dem vorüberfließenden Kanale eine kleine chineſiſche Gondel fahren und ein paar chineſiſche Enten dahinter ſchwimmen ſehen. — Waren nicht gar die Bäume in der Nähe dieſes Gebäudes in one derliche Formen gezwängt und noch dazu von der Natur ſelbſt, denn nicht weit davon ſtand eine Pappel, die ich in der Nähe als eine Eiche erkannte. Bei dieſem Gebäude fiel mir die auch einmal gehörte Aeußerung ein, daß Manches weggenommen werden müßte; ſollte es hierauf gedeutet haben? Von dem Platze ſelbſt hat man nach allen Seiten hin Ausſichten; da giebt es Landſchafts— bilder, die ſich dem Gedächtniß einprägen; — da kann der Beſucher ſeine Blicke von vielen Standpunkten in die Weite ſchweifen laſſen. — Ich ging weiter und nahm den Weg über mehrere Fähren nach dem herzoglichen Schloſſe zu, welches in nächſter Nähe die freundliche Kirche hat. — Ueberraſcht blieb ich vor demſelben ſtehen, denn ich hatte bisher nur immer die Seitentheile des Schloſſes geſehen. — Der edle freundliche Styl entzückte mich, der Platz vor dem Schloſſe, umgeben von alten Linden, die Ausſicht über den See nach der Ferne, der hervorragende Kirchthurm, die ſchönen Baumgruppen, alles begeiſterte mich und in der Anſchauung dieſes Naturbildes mußte ich geſtehen, daß hier ein Gedanke ausgeführt war, der dem Gründer des Gartens die Krone aufſetzt. Wer mag das gleich nachahmen auf einer Fläche, wo die Natur ſo wenig Hand geboten hat? wo die Kunſt Alles thun mußte, dem Beſchauer ein vollendetes Naturbild vorzuführen, in deſſen Anſchauung er vertieft ſtehen bleiben muß, dem genialen Fürſten Franz von Anhalt-Deſſau den Tribut für das zu zollen, was er der Nachwelt hinterlaſſen hat! Ein Weg über einen künſtlichen Berg zeigt mir die freundliche Kirche das iſt ein Platz, ſo recht erhebend und belebt mit ſtolzen Pfauen, die freilich wohl nicht zur Freude des Gärtners ihr Spiel da treiben mögen. Weiter gelangte ich wieder zu einer Fähre, die den Beſucher zu dem * 1 c Bi 3 1 an 150 j N * 4 mittlern Theil des Gartens führt. — Doch ich wollte den Umfang deſſelben kennen lernen und genügte mir damit, daß ich meine Blicke nach den gegen⸗ überliegenden Ufern des Sees ſchweifen ließ. — Da zeigten ſich wieder herr⸗ liche Baumgruppen und in ihrer Mitte trat mir ein Berg vor die Augen, der einen Bergmann in ſeinem Schooße haben ſoll. — Damit mochte wohl am Ende die Spielerei gemeint ſein? — Ich ließ den Beſuch dieſes Bergmannes. — Der terraſſenartige Berg gefiel mir aber, da deſſen Abſpiegelung im See von guter Wirkung iſt. — Ja, der ſchöne See, mit Gondeln und Schwänen belebt, darf nicht unerwähnt bleiben, denn der gehört zu einem vollſtändigen Landſchaftsgarten und bietet allerlei Zauber in ſeinen Abſpiegelungen, die maleriſch zu dem Ganzen gehören. — Alſo die Fähre ſollte mich nicht über⸗ ſetzen, ſondern ein Weg an Aeckern entlang zu einem Gebäude führen, das einen feuerſpeienden Berg vorſtellen ſoll. — Pinien, Pappel-Alleen, hohe Wei⸗ denbäume und beſchnittene Cedern waren in der ganzen Umgebung zu finden und dieſe waren alle erſt zu dem Zwecke hingepflanzt, dem Berge den auch tra⸗ genden Namen Veſuv geltend zu machen. — So hatte der Gründer Alles im Auge und ſeine Schöpfungen tragen den Character der Harmonie und verrathen die kühnen Phantaſien, die den großen Fürſten nach ſeinen Kunſtreiſen bewogen haben mochten, das Alles anzulegen. — Eine kleine Fähre führte mich in das Innere der Anlage, welche noch Ideen zeigte, die nicht zur Ausführung gekom⸗ men waren. — Aber das, was fertig war, bot Reize dar und führte mich in das alte Italien ein, wo die Gladiatoren gekämpft hatten. Auch Italiens Flora ſollte nicht fehlen, denn Feigen und Wein waren an Grotten angebracht. Doch die Zeit drängte und noch waren nicht alle Punkte beſichtigt. — An einer Wand, deren verworfene Krummholzkiefern ein eignes Bild geben, gelangte ich über eine Brücke zu einem römiſchen Gebäude, das die Grenze des Gartens zu bilden ſcheint. — Der dortige Aufſeher nannte es Pantheon. — Es verrieth in dem erſten Augenblick einen edlen, kunſtgerechten Styl. — Wie der war es italieniſche Landſchaft! — Ganz natürlich, denn der Gründer ſollte beſonders ſeine Reiſen dorthin gewendet und ſelbſt Schätze von da herbeigeführt haben, die den Gebäuden des Gartens zu großer Zierde gereichen und dem denkenden Beſucher zur Belehrung dienen. — Das zeigte ja das nächſtfolgende Bauwerk, denn darauf thronte eine Säule, die verſchüttet in Italien gelegen hatte. — Hier mußte ich noch einen Halt machen. — Ich ſah mich nach allen Seiten um. Die hellen Wiefen, begrenzt vom dunklen Walde, die fehonen Baumgruppen, die großen Raſenflächen des Gartens, mit einzelnen herrlichen Bäumen geziert, der ſtille See, das freundliche Schloß im Hintergrunde, das war das letzte abgerundete große Bild im Garten, welches ich ſehen ſollte. — Ich gewahrte ja bald in der nächſten Ferne das erſte Gebäude, welches mich in den Park eingeführt, und nahm von demſelben Abſchied mit der Ueberzeu⸗ gung, daß noch mancher junge Gartenkünſtler ſeine Ideen in der Anſchauung dieſes Landſchaftsgartens wird erweitern können und man dieſe Anlage als ein Werk der älteren Schule zu ehren hat, aus welcher der neue äſtethiſche Geſchmack der Landſchaftsgärtnerei geläutert hervorgegangen iſt. L. Schröter. P VEN EEE uw 151 Die Melonenzucht im Miſtbeetkaſten. Mögen auch in günſtigem Sommer Melonen im Freien reifen, und einen aromatiſchen Geſchmack annehmen, ſo iſt es der Vorſicht wegen immer gerathe— ner, auf eine Gefahr des Mißlingens hin, Melonen unter Fenſter in Käſten anzulegen, die eine Unterwärme haben. — Iſt es nun nebenbei noch wünſchens— werth, die Früchte zeitig auf den Tiſch zu bringen, fo muß man die Unterz wärme z. B. durch Pferdedünger herſtellen; die Käſten zu ſpäter reifenden Melonen können mit Laub angelegt werden, welches eine mildere Wärme giebt. Zur Anlage der erſten Melonenbeete ſind vorzugsweiſe hölzerne Käſten zu ver— wenden, durch welche die Wärme des Umſchlages dringen kann; zur ſpätern Zucht kann man gemauerte Käſten verwenden, die den Vorzug der Dauerhaftig— keit haben und die während des Sommers eine beſſere Anſicht als die Holz— käſten gewähren. Wer über ein warmes Häuschen zu verfügen, der iſt inſofern bei der Melonenzucht gut daran, als er ſeine Pflanzen darin anziehen, einzeln in Töpfe ſetzen und hernach ungeſtört in das Miſtbeet bringen kann. — Bei dieſer Art der Anzucht ſehe man aber ordentlich zu, ob ſich nicht etwa Blattläuſe einge— funden haben, die ſich im Kaſten hernach mit ungeheurer Schnelligkeit vermeh— ren, wegen ihres Aufenthaltes an der Rückſeite der Blätter ſchwer zu vertilgen ſind und die Pflanzen in ihrem Wachsthum ſo beeinträchtigen, daß dabei an keine ergiebige Ernte zu denken iſt. — Eine andre Art und Weiſe, die Me— lonenpflanzen in einem früher angelegten Miſtbeete, das etwa zu Gurken beſtimmt, oberhalb heranzuziehen und von da aus mit dem Ballen in den für fie beftimmz ten Kaſten zu ſetzen, iſt, mag ſie auch alter Art ſein, nicht zu verwerfen, denn ſie birgt dafur, daß die Melonenpflanzen in den meiſten Fällen vor dem läſtigen gefährlichen Ungeziefer verſchont bleiben. Will man nun zur Ausſaat der Melonenkerne ſchreiten, ſo ſorge man, daß man entweder ein warmes Beet vorräthig hat oder den im Hauſe aufzuſtellen— den Samenſchüſſeln eine Unterwärme geben kann. Die Kerne ſtocken bei fehlender Unterwärme und der Keim derſelben geht in Fäulniß über. — Zur Ausſaat wähle man wenigſtens zwei- bis dreijährige Kerne, da einjährige zu ſehr ins Kraut gehen und die hievon gewonnenen Pflanzen bei aller Kenntniß der Melonenzucht nicht die erwünſchten Früchte geben; die Kerne geben bei mehrjährigem Alter eine ſichere Ernte und halten ihre Keimfähigkeit bis zum Sten Jahre ganz gut. Nachdem die erſten Melonenbeete angelegt, wozu Anfang März die geeig— netſte Zeit iſt, gehörig abgedampft ſind und die darauf gebrachte Erde, beſtehend aus einer kräftigen Miſtbeet und Lauberde, in ihrer größten Hitze nachgelaſſen, ſchreite man zum Einpflanzen der vorhandenen Melonenpflanzen. Man wähle hiezu einen ganz froſtfreien Tag und begehe die Arbeit wo möglich während der Mittagsſtunden. Unter jedem Fenſter kommt nur eine Pflanze zu ſtehen und dieſe gerade in der Mitte einer Scheibe, damit nicht das Eintropfen des Waſſers auf den Stamm den unvermeidlichen Tod hervorbringen kann. — Die in einem Miſtbeete herangezogenen Pflanzen werden behutſam mit dem Ballen 8 152 herausgehoben, in das hiezu gemachte Loch bis nahe unter die Samenlappen ſo eingepflanzt, daß man eine kleine Erderhöhung um den Stamm anbringen kann, was das beim Gießen andringende Waſſer an denſelben verhüten ſoll, wie überhaupt nicht genugſam das Augenmerk darauf gerichtet werden kann, den Stamm ſo viel wie möglich vor der Näſſe zu ſchützen. — Die in den Töpfen vorhandenen Pflanzen werden mit ihren Ballen ausgetopft, und auf gleiche Weiſe eingeſetzt. — Ein Angießen iſt bei der nothwendigen Feuchtigkeit, welche die aufgebrachte Erde beſitzen muß, nicht nothwendig. Sobald dieſe Arbeit vollendet, bedarf die Pflanze nur der Aufſicht hin⸗ ſichtlich des Lüftens, damit ſich nicht ſchädliche Dämpfe im Kaſten ſammeln und Moder einfinden könnte. Die erſte Arbeit an der Pflanze beginnt dann, wenn dieſelbe drei gezackte Blätter gebildet hat. — Wenn dieſe vorhanden, ſchreite man zu dem Abkneipen der Ranke über dem zweiten Blatte, damit ſich in den zwei gebliebenen Blattwinkeln zwei Seitenranken bilden können. — Jede dieſer Ranken laſſe man wieder drei Blätter erzeugen und kneipe ſie gleichfalls über dem zweiten Blatte ab, damit aus den vier Blattwinkeln neue Ranken erſtehen, welche in den meiſten Fällen ſchon die kleinen Früchte anſetzen. Wenn die Blüthe beginnt, gebe man reichlich Luft, damit die männlichen Blüthen den zur Befruchtung nöthigen Blüthenſtaub auf die weiblichen über⸗ tragen können. Gewahrt man, daß ſich die erwünſchten Früchte gezeigt, jo iſt das Lüften weniger nöthig, da eine mehr geſchloſſene feuchtwarme Luft das Wachsthum der jungen Melone ſehr befördert. — Während der erſten Aus⸗ bildungsperiode derſelben ſtöre man nicht im Kaſten herum, damit die Frücht⸗ chen ſo lange der vollſtändigen Ruhe genießen, bis ſie erſt die Größe einer Wallnuß erlangt haben. Iſt dies der Fall, ſo kann man ein Ausſchneiden ſolcher Ranken vornehmen, die bloß ſogenannte taube (alſo männliche Blüthen) fort anſetzen, hüte ſich aber, durch das Verdünnen die angeſetzten Früchtchen der Sonne Preis zu geben, da dieſe, durch den Schatten der Blätter verwöhnt, leicht Brandflecke bekommen würden. | Um den weiter auszuwachſenden Früchtchen mehr Nahrung zuzuführen, ift es gut, ſpäter die Ranken, an denen dieſelben ſitzen, auch der Spitze zu berau⸗ ben. Hiezu laſſe man aber erſt die Früchte eine anſehnliche Größe erreichen, da dieſelben leicht gelb werden und in Fäulniß übergehen. | Da die Melone bei ihrem Blätter- und Rankenreichthum beſonderer Nah⸗ rung bedarf, ſo gieße man namentlich nach dem Anſetzen der Früchte reichlich, doch ſei man bei dieſer Arbeit immer vorſichtig, daß der Stamm keine Näſſe empfängt; ein vorſichtiges Gießen iſt während der ganzen Cultur immer nöthig, da man ſonſt leicht die ganze Pflanze mit ſammt den Früchten vor der Reife verlieren kann. — Auch ſei man beſonders bei warmen Tagen mit dem Gießen von kaltem Waſſer vorſichtig, da die Pflanze durch die empfindliche Abwechſelung der Wärme und Kälte auch leicht dem Tode anheimgegeben wird. Es iſt immer anzurathen, die Melonenpflanzen lieber mit abgeſtandenem, erwärmten Waſſer zu begießen und dieſe Arbeit am liebſten zeitig des Morgens vorzuneh⸗ men wo die Kühle der Nacht auch die erwärmte Temperatur des Kaſtens und der Erde vermindert hat. — Bei trüben Tagen hat es weniger auf ſich und das Gießen kann zu alle den Zeiten vorgenommen werden, wo man ſo ziemlich 4 3 * 153 verſichert iſt, daß ein plötzliches Erſcheinen der Sonne keine nachtheiligen Folgen auf die etwa auch mit benetzten Blätter geben kann. Sind die Früchte zu einer anſehnlichen Größe gelangt, ſo iſt es nöthig, denſelben eine Unterlage zu geben, da ſie ſonſt auf der bloßen Erde liegend, ſehr leicht faule Flecke bekommen. — Zu dieſem Zwecke wähle man am beſten Dachziegelſtücke, da dieſelben die ſich etwa noch ſammelnde Feuchtigkeit auf— nehmen, was bei Holz weniger der Fall iſt. — Es iſt, trotz dem immer noch gerathen, die Frucht einigemale umzudrehen, damit dieſelbe nicht etwa doch einen Anliegefleck behält. — Dieſe Arbeit muß aber immer an trüben Tagen gemacht werden, indem die Schale der Frucht auf der Schattenſeite empfindlicher als auf der Sonnenſeite geworden iſt. Hat man nun endlich ſein Ziel erreicht und Früchte zur gehörigen Größe herangezogen, ſo zeigt ſich die Reife derſelben durch Geruch, gelbliche Färbung und Löſung des Stieles von der Frucht. — Die Früchte müſſen alsdann ab- genommen und kühl aufbewahrt werden. — Selbſt in dem Falle, daß die Frucht nach der Reife bald auf die Tafel kommen ſoll, iſt es nothwendig, die— ſelbe wenigſtens einige Stunden vorher kühl zu legen, da ſonſt das Fleiſch noch die im Kaſtem empfangene Wärme an ſich tragen würde. — Durch das Nachreifen erhält die Frucht erſt noch das rechte Arom und die vollſtändige Süßigkeit, was ja bei der Erzielung derſelben immer mehr, als eine abnorme Größe in das Auge zu faſſen iſt. — Es iſt allerdings eine Augenweide, der Anblick einer ſchönen großen Melone und wer Beides bei der Erziehung dieſer Früchte bewerkſtelligen kann, deſſen Mühe wird um ſo mehr anerkannt werden. | L. Schroeter. Schnelle Anzucht von Orangenbäumchen Gewöhnlich werden die Wildlinge zu Unterlagen für Orangen aus Citro— nenkerne erzogen, welche im Januar ausgeſäet und ſpäter auf lauwarme Miſt- beete ausgepflanzt werden, wo ſie oft ſchon im erſten Jahre ſich zu üppigen Pflanzen ausbilden, oft aber auch die Hälfte und noch mehr von der Wurzel— fäule hingerafft werden. Und ſelbſt die Ueppigen fangen oft genug, bei nicht ganz ſorgfältiger Cultur an zu kränkeln und immer durch die fatale Wurzel fäulniß. Um weit dauerhaftere Unterlagen zu erzielen, wendet man die Steck— lingsvermehrung an und nimmt die edle Citrone, deren ſchneller Wuchs eine Maſſe Stecklinge liefert. Ende Januar oder Anfang Februar ſchneidet man hiervon die kräftigſten Triebe zu Stecklingen, ſtopft dieſelben im Vermehrungs⸗ kaſten oder in Töpfe unter Glasglocke in Sand oder Sägeſpähne. Ganz zweckmäßig hierzu iſt eine Miſchung von Sand und Sägeſpähne zu gleichen Theilen, dieſe Miſchung iſt auch für Stecklinge anderer Pflanzen vortheilhaft; die Sägeſpähne oder Sägemehl bewirken ſehr ſchnelle Bewurzelung, aber beför— dern auch die Bildung langer Wurzeln, welche beim Auspflanzen der bewurzelten Stecklinge leicht brechen. Durch die Beimiſchung von Sand hingegen wird die Bildung feiner Saugwurzeln gefördert, ſo daß man die bewurzelten Pflanzen mit Bällchen ausnehmen kann. * Si 154 2 . In einigen Wochen werden die Stecklinge ſich reichlich bewurzelt haben, um auf ein abgetriebenes Miſtbeet, worauf man eine 9“ hohe Lage ungeſiebte, aber mit vielem groben Sand vermiſchte, Haideerde gebracht, mit 8—9 “ Ab⸗ ſtand in Verband ausgepflanzt zu werden. Nachdem dieſelben gehörig angegoſſen, hält man ſie einige Zeit geſpannt, bis ſich neue Wurzeln gebildet haben, dann können ſie den ganzen Sommer ohne Fenſter ſtehen und ſpritzt ſie bei heißem Wetter jeden Abend tüchtig. Von Zeit zu Zeit ein Dungguß von in Waſſer aufgelöſtem Kuhfladen leiſtet auch vortreffliche Dienſte. Durch das allabendliche Spritzen und die kräftige Nahrung bleiben ſie von der rothen Spinne, der größten Feindinn der Citrus, rein und haben die Pflanzen bis September eine Höhe von 2— 3 Fuß, oft noch mehr, erreicht. Dann pflanzt man fie in Töpfe, deren Größe den Pflanzen und deren Wurzelballen entſprechen muß, aber nicht zu groß fein dürfen, in die Erde, worin fie geftanden, welche man aber mit ½ altem Lehm und etwas kleingeſchlagener Holzkohle vermiſcht hat. Daß für guten Abzug mittelſt Topfſcherben und Holzkohlenſtücke geſorgt werden muß, iſt ſelbſtverſtändlich. Nach dem Einpflanzen müſſen ſie wieder in einem Kaſten unter Fenſter geſchloſſen gehalten werden, um auf's Neue anzuwurzeln und verbleiben ſie hier bis Weihnachten. Bei ſtarkem Froſt werden die Fenſter natürlich gut gedeckt. Das Holz wird jetzt gehörig ausgereift ſein und die Pflanzen im Ruhezuſtande, und iſt nun die rechte Zeit zum Veredeln, man nimmt aber nicht wie gewöhnlich kleine Reiſer von 3— 4 Augen, ſondern ſucht ſich kleine krauſe Kronen von alten Bäumen zu verſchaffen, die 6—8 Früchte haben, womöglich eine oder zwei dicke halbreife und die übrigen kleine. Dieſe Kronen werden in paſſender Höhe copulirt oder angeplackt und ohne mit Baumwachs zu verſtreichen in ein Ver⸗ mehrungshaus ſchräg unter Fenſter gelegt, mit der Veredlungsſeite nach oben. Zu Verſuchen im Kleinen kann man ſelbe auch im Zimmer unter eine Glocke ſtellen, welches von Gartenliebhabern, denen kein Gewächshaus zu Gebote ſteht, ſehr gut angewandt werden kann. In 14 Tagen bis 3 Wochen wird es ſchon nöthig ſein den Verband zu löſen; man nimmt die Citrus dann aus dem Kaſten heraus und ſtellt fie im Vermehrungshauſe grade auf, wo fie noch 3 Wochen verbleiben und dann wieder in einen Miſtbeetkaſten aufgeſtellt werden, wo ſie nach und nach an die Sonne und durch fleißiges Lüften auch an die Luft ge wöhnt werden. Hier werden ſie bald an zu treiben fangen und im Mai in voller Blüthe ſtehen. Solche Miniatur Bäumchen, voller Blüthe und Früchte, da letztere trotz des Veredelns ungeſtört weiter wachſen, ſind für den Handelsgärtner ein guter Verkaufsartikel und da ſie auf die edle Citrone veredelt worden, auch für den Käufer eine harte Zimmerpflanze, die ſchon ſehr großer Vernachläſſigung bedarf, um kränklich zu werden. Ein Jeder, der die edle Citrone, die ſo leicht und kräftig wächſt und wegen dem Saftreichthum auch die Veredelung jo leicht an⸗ nimmt, zu Unterlagen benutzt, wird gewiß nicht mehr daran denken, kränkliche Pflanzen aus Samen zu erziehen, die noch dazu kein ſo gerades Wachsthum des Stammes haben. Die beim Veredeln abgeſchnittenen Wildlingsköpfe können auf dieſelbe Weiſe wieder zu Stecklingen verwendee werden, wodurch immer junge Anzucht vorhanden iſt. 2 er 155 Statt Töpfe kann man auch 6—8 Zoll in's Geviert haltende Käftchen von ſehr dünnen Brettern benutzen, an den oberen Ecken runde gedrechſelte Knöpfchen und an den unteren Ecken kleine Füßchen befeſtigen, nach Art der großen Orangenkübel, worin ſich die kleinen Bäumchen noch hübſcher ausnehmen. Elberfeld, im Febr. 1864. v. d. Weſten, Kunſt⸗ und Handelsgärtner. — 32808 — Auswahl einiger ganz vorzüglicher Roſen. Ueber die Ernſt Herger'ſche Roſenſammlung zu Köſtritz im Fürſten⸗ thum Reuß, haben wir früher ſchon einmal ausführlich berichtet, daher mag es genügen, wenn wir diesmal die Leſer nur auf einige der vorzüglichſten aus den vielen Sorten aufmerkſam machen, die bei Herrn Herger zu mäßigen Preiſen zu erhalten find. 1. Rosa hybrida bifera (hybrides remontantes). Comtesse Cecilie de Chabrillon, leuchtend roſa mit filber⸗ farbener Rückſeite der Petalen, groß, ſehr voll und von ſchönem regelmäßigen Bau, eine der werthvollſten unter den neuen roſafarbigen Remontanten. Enfant de France, weißfleiſchfarben mit dunklem Herz, ſehr groß, dicht gefüllt und vollendet ſchön gebaut, eine der werthvollſten unter den hell⸗ farbigen Remontanten in jedem Betracht. Laurent Descourt, ſammtpurpur mit glänzend roſarothen Rückſeiten der Petalen, ſehr reichblühend, voll und ſchön gebaut. La Tour de Crouy, fleiſchfarben mit atlasweiß, dicht gefüllt und ſchön gebaut; eine der größten und ſchönſten unter den neueſten Remontanten. Madame Boll, leuchtendroſa mit fleiſchfarben, ſehr groß, dicht ges füllt und von eigenthümlich ſchönem Bau, eine der größten Remontanten mit überaus üppiger Belaubung. Madame Brianson, leuchtend carminroth mit ponceaubraun ſchat— tirt, ſehr groß und ſchön gebaut, fortwährend blühend; eine werthvolle Roſe erſten Ranges. Madame Charles Wood, blendendroth in dunkelroſa übergehend, ſehr groß und ſchön. Madame Julie Daran, ſeidenartig zinnoberroth, ſehr groß, voll und rund gebäut. Madame Pierson, leuchtend roth mit filberfarbenem Reflex, dicht gefüllt, und von geſchloſſenem ſchönen runden Bau. Monte Christo, dunkelſcharlach carmoiſin mit dicken ſchwarzbraunem Sammt und ſehr feurigem Reflex im Innern, dicht gefüllt, und ſchön gebaut; eine wahre Prachtroſe erſten Ranges. Professor Koch, kirſchroſa mit dunkelearminroth, ſehr voll und von ſchönem kugelförmigen Bau. Reine des Violettes, purpurviolet mit hellrothem Herz, ſehr groß, dicht gefüllt, und von ſehr ſchönem Bau; die prachtvollſte und feinſte Remontante von dieſer eigenthümlich ſchönen Färbung, faſt ſtachellos. * * 156 8 Soeur des Anges, hellfleiſchfarben in weiß übergehend, groß und von dichter Füllung; eine überaus zarte, werthvolle neue Remontante. f Souvenir de Comte de Cavour (Robert), violetroth, voll und von eigenthümlich ſchönem flachen Bau. Victor Verdiér, leuchtendroſa, ſchattirt mit hellearmin, ſehr groß, voll und ſchön gebaut, eine Prachtroſe in jedem Betracht. 2. Rose de Rosomene. In dieſer Gruppe treten die feurigſten, leuchtendſten und dunkelſten Prunkroſen in allen Farbennüancen auf. Alle Sorten entwickeln ein un⸗ unterbrochenes überaus reichliches Blühen, ſelbſt bis zum ſpäten Herbſt. Dieſe herrliche Gruppe iſt in letzter Zeit ungemein ſtark durch neue Sorten vermehrt worden. Die allervorzüglichſten ſind: Alfred de Rougemont, carmoiſin purpurfarben mit feurigem Reflex und violetem Sammt, ſehr groß, voll und gut gebaut; eine Prachtroſe erſten Ranges. Alphonse Damaizin, leuchtend ſcharlach, dunkel umrandet, dicht gefüllt und gut gebaut, ſehr ſchön in Dolden blühend. Archev&que de Paris, ſammtpurpurviolet mit feurigem Reflex, voll und ſchön gebaut. Baron Adolphe de Rothschild, leuchtend feuerroth, oft weiß geſpitzt, voll und ſchön gebaut, von großem Effekt. Charles Lefevre, feuerroth mit purpurnem Herz, ſehr groß, dicht gefüllt und von eigenthümlich ſchönem Bau; eine Prachtroſe von großem Werth. Deuil du Prince Albert, ſammtig ſchwarzearmoiſin mit feurig⸗ rothem Herz, von dichter Füllung und vollendet ſchönem Bau; eine der dun⸗ kelſten und werhvollſten unter den neueſten Roſomenen. Docteur Bretoneau, ſammtartig roth, mit hell- und dunkelpurpur nüancirt, groß, ſehr dicht gefüllt und ſchön gebaut. Due de Cazes, feurig dunkelſcharlach mit purpurvioletem, in's blau ſchillernden Sammt, dicht gefüllt und von vollendet ſchön gewölbtem Bau; eine der prachtvollſten der ganzen Gruppe. | Due de Rohan, feurigroth mit zinnober ſchattirt, ſehr groß, voll und ſchön gebaut. Empereur de Maroe, dunkelſchwarzbraun mit dickem Sammt und feurigem Reflex, ſehr voll und von ſchönem Camellienbau; eine der prachtvollſten und ſchwärzeſten Noſomenen. Eugenie Appert, ſammtſcharlachcarmoiſin, ſehr groß, voll und ſchön gebaut; eine Prachtroſe von origineller Schönheit. Francois Arago, ſammtamarantroth, ein würdiges Seitenſtück zu Lord Raglan, nur dunkler; voll und gut gebaut, ſehr ſchön. General Weshingten; leuchtend ſcharlachroth, ſehr groß, dicht gefüllt, von eigenthümlich ſchönem Bau, eine der vorzüglichſten und eienr Prachtroſen erſten Ranges. Jean Baptiste ee violet, ſchattirt mit PER Ihr voll und rund gebaut, 4 157 Louis XIV., feurig, ſammtig, ſcharlachcarmoiſin, ſehr voll und von ein ſchön gefchloffenem runden Bau, wohl die glühendſte Färbung in der ganzen Gruppe. i e Bernardin, hellzinnoberroth, groß, voll und ſchön gebaut, in Dolden blühend. Murillo, ſammtpurpurbraun mit carmin und violet, voll und von gutem Bau; eine feurige Roſe von großem Effekt. Prince Camille de Rohan, ſammtdunkelcarmoiſin und blutroth, ſehr groß, voll und ſchön gebaut; eine Prachtroſe von dunkelſtem Colorit, einzig in ihrer Art. Senateur Vaisse, ſammtig dunkelſcharlach, groß und eigenthümlich ſchön gebaut. Souvenir de Charles Montault, feurigſcharlach, becherförmig, ein prachtvoller Abkömmling von G&ant des Batailles, die ſie aber bei weitem übertrifft. Triomphe d' Amiens, leuchtendcarmin mit dunkel geſtreift und panachirt, ſehr groß und voll. Triomphe d' Angers, ſchwarzpurpurviolet, ſchattirt mit feurigroth und biſchofsviolet, ſehr groß, voll und von flachem ſchönen Bau; eine Prunk⸗ roſe von großem Werth. William Paul, leuchtend carmoiſinroth, groß, voll und reichblühend. 3. Rosa Bourbonica. Baronne de Noirmont, lebhaftroſa, groß und gut gebaut. Catherine Guillot , purpurroſa, voll und von vollendet ſchönem Bau. Emotion, glänzend hellroſa, ſehr voll und von vollendet ſchönem Bauz eine der vollkommenſten hellfarbigen Bourbonroſen. Victor Emanuel dunfelpurpurviolet mit feurigem Reflex, ſehr groß, voll und rund gebaut; eine der ſchönſten unter den dunkeln dieſer Gruppe. Von den Travemünder Baumſchulen (Eigenthümer Herr Dr. M. H. Cords) werden in dem ſo eben erſchienenen Supplemente zum Hauptkatalog mehrere ſchöne Roſen für 1864 preiswürdig angeboten. Vorzugsweiſe ſind es nachbenannte Sorten, welche in Frankreich auch erſt im Mai in den Handel kommen, es find in Töpfen auf niedrigen Wildlingen veredelte Exem— plare und werden vom 13. Mai an abgegeben. Es ſind folgende beſonders hervorzuheben. Rosa indica odorata. Jaune d Or (Oger), mittelgroße Blume, gefüllt, kugelförmig, gold- gelb, ſehr ſchön! Rosa bourbonica. Reverend H. Dombra in (Margottin), ſehr kräftiger Wuchs, Blume voll und groß, becherförmig, brillantes Carminroth. Rosa muscosa bifera. Madame Legrand (Fontaine), Blume ſehr groß, gefüllt, lebhaftes Carminroſa, ſchön gebaut und reichlich blühend. * 158 1 Rosa hybrida bifera. Abbé Reynaud (Guillot fils), Blume ſehr groß und voll, fchöner Habitus, dunkel ſchieferviolet. Alpaide de Rotajlier (Campy), eine ſchöne, volle Blume, hellroſa, ſeidenartig, durchſichtig. Baronne Pelletan de Kinkelin (Granger), Blume ſehr groß und voll, ſchön gebaut, ſchönes lebhaftes Roth, dunkelpurpur nüancirt. Bernard Palissy (Margottin), becherförmige, ſchöne Blume, ſtark gefüllt, lebhaft carminroth (Sprößling der Roſe Jules Margottin). Eugene Verdier (Guillot fils), Blume ſehr groß, von ausge⸗ zeichnetem Bau, dunkelviolet. La Duchesse de Morny (Eug. Verdier fils ainé), kräftiger Wuchs, Blume faſt kugelförmig, von ſehr zartem friſchen Roſa, Rückſeite der Blumenblätter filberartig. Ma dame Victor Verdier (Zug. Verdier fils ainé), große, becherförmige Blume, brillantes Kirſchroſa, in Dolden blühend. Mar&chal Forey (Margottin), ſehr kräftige Pflanze, Blume ſehr groß, gefüllt, ſammtartig carmoifin, violet nüancirt (Sprößling der Roſe Tri- omphe de l’Exposition). Simon Oppenheim (Granger), Blume ſehr groß, carminroth, mit purpur und dunkelviolet nüancirt. Der Preis iſt 11/5 Y per Stück, die ganze Collection 9 F. . Dr. G. Engelmann 's neuere Mittheilungen nordamerikanl ene Cactus⸗Formen. Unter dem Titel: Zuſätze zu der Cactus-Flora des Gebietes der Ver⸗ einigten Staaten Nordamerikas, hat Herr Dr. Georg Engelmann in St. Louis im Juli (21) des Jahres 1862 einen Vortrag gehalten, welcher in den Transactions der dortigen Akademie Bd. II. S. 197 und folgenden ab⸗ gedruckt iſt, und uns zeigt, daß die Zahl der Cacteen, welche das nördliche Amerika bewohnt, noch keineswegs erſchöpft iſt. Im 3. Bd. der Procee- dings Amere. Acad. of Arts and Sciences Vol. III. p. 259—314; p. 344—346, Nov. 1856 publicirte Dr. Engelmann eine Synopſis der Cactaceae der Vereinigten Staaten, zu welcher Dr. J. S. Newberry, der die Expedition nach dem Colorado-Fluſſe unter Lieutenant Ives im Jahre 1857-1858 begleitete, Erläuterungen gab über die Naturgeſchichte einiger Arten, welche bis dahin nur unvollkommen bekannt waren. In demſelben Jahre 1858 und den folgenden begleitete Herr Heinrich Engelmann (ein Bruder des Doctors) als Geolog eine unter dem Capitain Jas. H. Simpſon ausgeſandte Expedition, um die beſten Wege für die durch das Innere von Utah Reiſende zu ermitteln und entdeckte in dieſer intereſſanten Gegend eine Anzahl neuer Formen, welche dem Dr. Engelmann zur Unterſuchung über⸗ geben wurden. Der Bericht darüber begleitet von mehreren Tafeln mit Ab⸗ 159 bildungen, welche der geſchickte Künſtler Mr. P. Roetter entworfen hatte, wurde an das Departement eingeſandt und Dr. Engelmann erhielt die Erlaubniß das Weſentliche dieſer Arbeit mitzutheilen, da die vollſtändige Veröffentlichung für jetzt nicht möglich war. Dieſe Mittheilungen geben wir hier den Leſern dieſer Zeitſchrift. 1) Mamillaria vivipara Haw. Engel. Syn. Cact. p. 13. In dem Südpaße und am Sweet⸗water River; keine Exemplare wurden von dieſer weit verbreiteten Art von der andern Seite der großen Bergkette über— bracht. 2) Echinoeaetus Simpsoni, sp. n.: e basi turbinata sim- plex, subglobusus s. depressus, mamilliferus ; tubereulis laxis ovatis oblique truncatis axilla nudis; areolis ovatis s. ovato-lanceolatis, nascentibus albo-villosissimis mox nudatis; aculeis exterior. sub 20 tenuibus rigidis, reetis albidis, interior. 810 erecto-patulis, ro- bustioribus paulo longioribus, obscuris; areola florifera sub tuber- euli apice aculeis contigua eirculari; floribus in vertice dissitis mi- noribus; sepalis ovarii paueis et tubi brevis inferioribus orbicu— latis erenulatis, superioribus ovatis obtusis; petalis oblongis cuspi- datis e virescente roseis; stigmatibus 5—7 brevibus in capitulum globosum compactis; bacca parva sicca umbilico latissimo truncata, flore marcescente demum deeidus coronata; seminibus paucis magnis oblique obovatis minute tubereulatis. Var. # minor: tota planta, tubereulis, aculeis, seminibus minoribus. Bulte Valley in der Utah⸗Wüſte, und Kobe Valley, weiter weſtwärts; var. 8 im Colorado Gebiet, z. B. im groben Sande oder in Felsſpalten nächſt Mount Vernon am Fuße der Berge (von Parry, Hall und Harbourges); blüht im Mai, fruchtet im Juli und Auguſt. Mit den neu⸗ mexikaniſchen E. papyracanthus ), den mexikaniſchen E. horripilus Lem., und vielleicht den ſüdmexikaniſchen E. Odierii Lem. und E. Cummingii Salm bildet dieſe Art eine kleine Section der Echinocacti, welche das Aus— ſehen einer Mamillaria haben und vom Fürſten Salm (Hort. Dyck. 1849 p. 34) Theloidei genannt wird. Durch die Coryphanthae find fie nahe verwandt mit Mamillaria, während unfere Art (da die Fruchtbildung der an— dern nicht bekannt iſt) durch ihre trockne Frucht, ihre ſchwarzen höckerigen Sa— men und beſonders durch ihre großen und gekrümmten Embryo und die An— weſenheit eines Eiweißes ſich wie ein wahrer Echinocactus erweiſt, der ſehr nahe mit dem regelmäßig gerippten E. intertextus Englm. Cact. Mx. Bound. T. 34 verbunden iſt. Die Aehnlichkeit aller weſentlichen Organe dieſer beiden Arten iſt ſo, daß kein Syſtem ſie trennen ſollte und wiederum be— weiſt, wie wenig weſentliches Gewicht bei den Cactaceen die äußere Form hat. *) Mam. papyracantha Engelm. pl. Fendl. p. 49; Syn. Caet. p. 8. Eine ge⸗ nauere Unterſuchung der von Fendler bei Santa⸗Fé geſammelten trocknen Exemplare beweiſt, daß die Blumen⸗Areole ſich verbindet mit einer Stachel tragenden auf der Spitze der kleinen entſtehenden Tuberkeln, ſo daß die Pflanze ein Echinocactus iſt, na den jetzt gültigen Anſichten. Es iſt ſonderbar, daß Fendler's Exemplar das einzige geblieben iſt, was erhalten wurde von dieſer gut markirten Art. W N * 160 Ein anderes ſchlagendes Beiſpiel iſt der Ratzenſchwanz Cereus tuberosus und deſſen kugelige oder ovale Genoſſen C. caespitosus u. a. Ausgewachſene Exemplare ſind 3—5 hoch, bei 3—4“ Durchm., dunkel⸗ grüne Warze locker in %2ı oder 1/4 Ordnung geſtellt, 8 —9 Spiralen mehr hervortretend; Warzen 6—8° lang, am Grunde 6 — 7° im vertikalen Durch⸗ meſſer und 4—5““ im queren meſſend, etwas kürzer und dicker wenn Frucht tragend, äußere Stacheln 4—6° lang, weißlich, mit einigen Borſten am obern Ende der Areole; centrale Stacheln 5—?““ lang, gelb, röthlich, dunkelbraun oder ſelbſt ſchwarz oberwärts. Blumen 8—10 Lin. lang, beinahe von demſelben Durchm., mit kurzer und weiter Röhre, außen grünlichpurpurn. Die Petalen gelblichgrün in blaß Purpur übergehend. Die kurzen Stamina entſpringen von der ganzen innern Oberfläche der Röhre, nur am Grunde derſelben einen ſehr kleinen Nectar abſonderden Raum laſſend; Samenſtrang ſehr kurz, dick und ſtraff, nicht über die Mikropyle gekrümmt, wie ich es beinahe in allen unter⸗ ſuchten Cactusblumen gefunden habe. Frucht 3— 3 ½ Lin. lang, ungefähr ebenſo breit, mit 1—3 kleinen Kelchſchuppen gegen ſein flaches Ende, jede mit 1—2 kleinen Stacheln in ihrer Achſel; gewöhnlich löſte fie unregelmäßig an der Seite und läßt abfallend ihre Baſis an der Areole haften, wie es bei an⸗ dern trockenfrüchtigen Echinocacti z. B. E. horizonthalonius der Fall iſt. Samen 1½ Lin. lang im längſten Durchmeſſer, mit ſehr kleinen dichtgeſtellten Tuberkeln bedeckt, mit einem großen ovalen, faſt grundſtändigen Nabel und ein ſcharf um ſein kleines Eiweiß gekrümmtes Embryo. Die Pflanze keimt mit aufrechten ſpitzen Cotylen und beginnt, wenige Wochen alt ihre dann pubescirende Stacheln zu entwickeln. Var. 6 mit kleinern Tuberkeln in 821 oder 13/34 oder ſelbſt 21/54 Ordnung dicht geſtellt, welche kleinere aber oft zahlreichen Stacheln (20 —28 äußere, 6—7 innere) tragen, kann mit der ein⸗ fachen Bergform verwechſelt werden, von welcher ſie, wenn ſie nicht in Blumen oder Frucht iſt, nur durch eine genaue Prüfung zu unterſcheiden iſt. 3) Echinocactus pubispinus n. sp., parvus, turbinatus, costis 13 subobliquis compressis interruptis; areolis orbiculatis; aculeis breviusculis velutinis demum nudatis albidis apice adustis, radialibus inferioribus lateralibusque 5— 8 brevioribus, superioribus 1—2 robustioribus rectis eurvatis s. hamatis, centrali defieiente s. singulo robustiore longiore arrecto sursum hamato. Pleaſant-Valley, bei der Salzſee-Wüſte, im Mai ohne Blumen und Frucht gefunden, aber nach den Spuren der kleinen ſupraſpiralen Blumen tra⸗ genden Areolen den Charakter der Gattung andeutend. Vielleicht die kleinſte Art der Gattung, 2“ hoch, 1—1¼ im Durchm., die Rippen aus zuſammen⸗ fließenden, zuſammengedrückten Tuberkeln gebildet; Areolen 4—6 Lin. und ger ſondert; radicale Stacheln 1—4 Lin. lang, mehr dicht flaumig, oder ſelbſt filzig, als ich es bei irgend einer andern Art geſehen habe; an den untern Areolen 5 oder 6, an den obern 9— 12, hier und da ein einzelner Central⸗ ſtachel der 5 — 6 Lin. lang, der ſteifer und immer ſtark hakig iſt. 4) Echinocactus Whipplei Engelm. in. Bigel. Cact. Whipp. p. 28 t. 1; Syn. Cact. p. 15; Ives’ Exped. Bot. p. 12 — Var. spinosior: aculeis radialibus 9—11, inferioribus saepe ob- scurioribus, reliquis longioribus niveis, summis 2 saepe elongatis 1 a’ 161 latioribus eurvatis; centralibus 4, summo longo plano flexuoso, cae- teris paulo brevioribus obscuris, solo infimo s. omnibus hamatis. Deſert-Valley, im Welten von Camp Floyd, Utah, mit den Ueberbleibſeln von Blumen und Frucht und mit Samen zwiſchen den Stacheln verborgen, genau den Samen in der oben eitirten Tafel gleichend. Embryo ungefähr zu 3/4 um das ganze Eiweiß gekrümmt; Narben 6— 7. Die Stelle iſt ungefähr 5 Grade nördlich von der, wo Dr. Bigelow und nachher Dr. Newberry ſie fanden. 5) Cereus viridiflorus Engelm., augenſcheinlich der nördlichſte Cactus, beinahe ſo nördlich als die Laramie-Gegend gefunden und nicht ſelten in Colorado, wo er 1—3“ hoch vorkommt, meiſt mit 13 Rippen und mit der größten Veränderlichkeit in der Farbe der Radial-Stacheln und in der Ge genwart von 1—2 centralen. 6) Cereus Engelmanni Parry, in der Salzſee-Wüſte, beinahe ſo nordweſtlich als in der Gegend, wo er urſprünglich entdeckt wurde, immer charakteriſirt durch die kreuzförmigen Mittelſtacheln. 7) Opuntia sphaerocarpa Engelm und Bigel. Var.? Ut a- hensis: diffusa,; articulis obovato-crassis, junioribus saepe globoso- obovatis vix tuberculatis: areolis subapproximatis; fol. minutis su- bulatis divaricatis, setis brevissimis, aculeis nullis s. parvulis s rarius singulo longiore recto robusto albido; flor. sulphureis; sepalis ex- terior. transversis obcordatis cuspidatis; petalis 8 late obovatis emarginatis; stigmatibus 8 brevibus erectis; bacca obovata, areolis sub-25 stipata; seminibus irregulariter compressis anguste margi- natis. In dem Paſſe weſtlich von Steptoe-Valley, in dem Utah-Baſſin, in Blüthe und Frucht Ende Juli. Glieder 2— 3“ lang, beinahe von demſelben Durchmeſſer; Areolen 8““ beſonders; Blätter kleiner als in irgend einer andern unſerer Arten, ausgenommen O. basilaris, kaum 1 lang; Borſten wenige auf jungen, keine auf alten Gliedern, ungefähr Va lang; Stacheln ſtärker, wenn vorhanden / —1“ lang. Blumen 3“ im Durchm., blaß oder ſchwefelgelb; Frucht 1“ lang, halb ſo dick, mit einem ſehr tiefen Nabel und wenigen Borſten oder hier und da mit einem ſehr kleinen Stachel an den Areolen, in den vor mir befindlichen Exemplaren deutlich fleiſchig, aber vielleicht trocken bei voller Reife. Samen ſehr unregelmäßig, 2““ oder im längſten Durchmeſſer 21/2 weit. Um nicht die Zahl ſchlecht beſtimmter Arten zu vermehren, bringe ich vorläufig dieſe Art zu der neumexikaniſchen O. sphaerocarpa, von der aber Blätter und Blumen bis jetzt unbekannt ſind und die Frucht wohl ver— ſchieden iſt. 8) Opuntia hystericina Engelm. und Big. ift deutlich ein Repräſentant des Weſtens, oder mag eine weſtliche Form von O. Missou- riensis (Ives Exped. Bot p. 14) fein. Sie wurde in dem gegenwär— tigen Gebiete von Nevada geſammelt, zwiſchen den Flüſſen Walker und Carſon. Blumen 2½ —3“ weit, größer als in Dr. Newberry's Exemplar, Narben 810, kurz, aufrecht. f 9) Op untia Missouriensis DC. iſt nicht ſelten in den Wüſten zwiſchen Salt⸗Lake⸗Valley und Rush⸗Valley. Var. albispina, welche ſich der Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 11 162 var. trichophora nähert, wurde an Smith Creek, Lookout⸗Berge, ge funden. Blumen 3—3½¼½““ im Durchm. Ovarien mit 20 oder 25 kaum ſtacheligen Areolen, Stigmata 5 aufrecht, ſehr kurz. 10) Opuntia fragilis Haw. Suppl. p. 82. Cactus fr. Nutt. gen. 1 p. 296. Vom Fort⸗Kearney bis zur Nord⸗Platte Gegend, blüht im Juni und Juli. Es iſt, glaube ich, zum erſten Male ſeit Nuttall's Ent⸗ deckung im Jahre 1813 daß die Blumen dieſer Art geſammelt wurden. Rei⸗ ſende bringen dieſe Pflanze, welche auf den unfruchtbaren Prairien am Fuße der Felſengebirge ſehr gemein iſt, aber ſelten in Blumen gefunden wird und noch ſeltener in Frucht. Sie ſcheint ſich vorzüglich durch die ſehr zerbrechlichen Glieder, welche ſelbſt der Wind abbrechen und fortführen kann, fortzupflanzen. Ich habe vor mehreren Jahren Exemplare in Kultur gehabt, welche Dr. Hayden gebracht hatte, aber es iſt mir nicht gelungen Blumen zu erziehen. Nuttall ſagt die Blumen ſtünden einzeln und ſeien klein; in den vor mir befindlichen Exemplaren haben ſie faſt 2“ Durchm., ſind blaßgelb; Ovarien 8 big 944 {ang mit 13—15 Areolen, welche dicht mit weißer Wolle bedeckt ſind, einige der obern haben wenige weiße Stacheln. Untere Kelchblätter breitlich— oval, mit einer kurzen Spitze; Petalen 5 ungekehrt-eiförmig rundlich, fein ge— kerbt; Griffel länger als die Staubgefäße; N 5, kurz, geſpitzt, aufrecht. 11) Opuntia pulchella sp. nov.: parvula, diffusa; articulis obovato-clavatis leviter tuberculatis; foliis minutis e basi ovata subulatis ; areolis confertis, superioribus aculeos albidos rectos, sin- gulum longiorem complanatum porreetum s. deflexum, caeteros brevissimos radiantes gerentibus; floris purpurei ovario areolis 13— 15 albo-villosissimis et aculeoligeris dense stipata; sepalis inferi- oribus lineari-oblongis breviter euspidatis, superioribus cuneato- spathulatis; petalis 8 obovatis obtusis; stylo ceylindrico exserto ; stigmatibus linearibus subereetibus. Sandige Wüften am Walker⸗Fluſſe, Nevada. Blüht im Juli. Dies ift eine der kleinſten und hübſcheſten Arten der Gattung und gehört zur Abthei— lung Clavatae (Syn. Cact. p. 46) fie iſt leicht von ihren Verwandten durch die kleinen Glieder und die purpurnen Blumen zu unterſcheiden. Glieder 1—1Y;” lang; Blätter kaum 1 Linie lang; Blumen lebhaft purpurroth oder tief roſenroth, 1½ —1½ “ im Durchm., Fruchtknoten 4 — 5 Lin. lang mit weißen borſtlichen Stacheln beſetzt, 15 — 25 auf jeder Areole; Griffel nicht 14 bauchig in der untern Hälfte, wie dies ſonſt in dieſer Gattung zu ſein pflegt), I Narben ſchlank, blaßgelb. Aus anderer Quelle bin ich im Stande nachfolgende weitere Zusätze und Verbeſſerungen zu geben: Manche Eumamillarien (Syn. Caet. p. 4) haben ein Ora „Ex- sertum,““ nicht allein die großblumigen Longimammae, welche ſich dicht an Corypantha anſchließen, weichen in dieſer Hinſicht von den für dieſes sub- *) An dem Griffel von O. coccinellifera beobachtete ich eine andere Abweichung von der gewöhnlichen Form, er geht aus ſehr dünner und kurzer Baſis plötzlich in eine 5—6 mal im Durchm., dickere Verbreiterung über und zieht ſich dann allmählig oben zuſammen. ER Fi 163 genus angenommenen Charakter, ſondern auch bei einer großen Anzahl an— derer Arten finde ich dieſelbe Eigenthümlichkeit, ſo daß ich geneigt bin, das „ovarium immersum“ der natürlichen Unterabtheilung der Lactescentes zus zuweiſen, welche ſchon von Zuccarini anerkannt wurde; wahrſcheinlich haben alle die mit flüſſigem Safte ein exſertes Ovarium. Mamillaria barbata Engelm. Dieſe Art iſt leicht durch Samen fortzupflanzen und fähig ſchon im 2. Jahre zu blühen. Die erſten Frühjahrs blumen (im Mai) erſcheinen in den Achſeln der letzten innerſten Tuberkeln der letzten Jahre und find dennoch beinahe central, die ſpäteren ſcheinen aus den Axillen der erſten Tuberkeln deſſelben Frühjahrs entwickelt zu werden! Blumen 9 —10 Lin. lang, von demſelben Durchmeſſer, Röhre über dem exſerirten ovalen Ova— rium zuſammengezogen; 12— 13 außen grüne langzettliche, geſpitzte, gefranzte Kelchblätter, von denen 8 innere röthlich ſind, länger lanzettlich-linear, leicht gewimpert; 18 —21 roſenrothe mit einem tiefer gefärbten Streifen gefärbte, lanzettlich-⸗lineariſche Petalen, welche kürzer und dünner find, als die innern Kelchblätter, ganz; Griffel viel länger als die Staubgefäße, mit 5 — 6 kurzen grünlich⸗gelben faſt aufrechten Narben. Mamillaria bicolor Lehm. iſt eine kleine Texaner Pflanze, wie in der Syn. p. 7 geſagt ward. Dr. Poſelger fand ſie an einem andern Rio Grande zwiſchen Tampico und Real del Monte in Mexico. Mamillaria papyracantha Englm. iſt ein Echinocactus. Mamillaria recurvispina Englm., in Cact. Mex. Bound. p. 12, Syn. p. 10. Da es ſchon eine Art von de Briefe dieſes Namens giebt (Walp. Rep. 2 p. 301) ſo nenne ich nun dieſe Arizona Art: M. recurvata. M. recurva Lehm. iſt nach Fürſt Salm eine Form von M. macracantha DC, | Cereus variabilis, den ich in Cact. Mex. Bound. p. 110 t. 60. f. 5—6 und in der Syn. p. 21 fo genannt habe, iſt nicht Pfeiffer's Pflanze (Abbild. 2 t. 15) ſondern ſcheint in Bezug auf Frucht und Samen indentiſch mit einer von Dr. Poſelger bei Tampico gefundenen Art zu ſein, welche der— ſelbe für C. princeps Hort. Wirceb, nach Pfeiffer En. p. 108 beſtimmte. Pflanzen von Rio Grande haben hier wiederholt geblüht bei dem verſtorbenen Hrn. Grieve und da die Blume nie beſchrieben iſt, ſo ergänze ich dieſe Aus— laſſung. Frucht und Samen von Matamoras erhalten, ſind in Mex. Bound. Cact. beſchrieben. Flores ad apicem caulis ramorumve pauci magni albi nocturni; ovario ovato areolis aculeolatis 25—30 stipato ; tubo elongato cylin- drico sursum sensim ampliato, areolis 16—20 vix squamigeris, in- ferioribus aculeolatis munito; sepalis superioribus 20—25 lanceolatis patulis reflexisve; petalis 40— 50 pluriseriatis, lineari-lanceolatis patentissimis; staminibus superiori tubi parti gradatim adnatis; stigmatibus 12—13 in capitulum clavato-obovatum coarctatis, pal- lide virescentibus. Blüht vom Juli bis September; Blumen 7—8“ lang, 5½ bis 6“ weit, Nöhre 4— 5“ lang, untere Kelchblätter an der wohl begrenzten obern Kante der Röhre röthlich-grün, 3 —9““, einige obere blumenblattartig, 9—18““ lang, Blumenblätter 2“ lang und ungefähr 4 breit; unterer Theil der Röhre 11* 164 2—2½“ lang, mit einer nackten Nectar abſondernde Oberfläche, der obere 2½ —3“ lange Theil dicht mit Staubgefäßen von ungefähr gleicher Länge beſetzt, ſo daß die Maſſe der Antheren einen tiefen Trichter bildet, welcher der Form des obern Theils der Röhre entſpricht; die untere Reihe der Stamina bildet eine regelmäßige Krone, iſt aber nicht von der innern niedrigern durch einen nackten Gürtel getrennt, wie ſolcher an einigen Arten gefunden wird, noch waren die Filamente abwärts gebogen und ſo zu ſagen büſchelig. Dies iſt intereſſant, da es den Werth dieſer Anordnung der Staubgefäße als eines ge— neriſchen oder ſubgeneriſchen Characters ſchwächt; nichtsdeſtoweniger iſt dieß einer der wenigen allgemeineren uns gebliebenen Charaktere, um bei der An— ordnung einer ſehr großen Anzahl von Arten dieſer vielgeſtaltigen Gattung, zu welcher einige neuerlich aufgeſtellte Gattungen zurückgeführt ſind, benutzt zu werden. Die folgende Aufſtellung wird vorgeſchlagen: 1) Cerei flore regulari, plerumque breviore, staminibus tubo gradatim adnatis. Echinocereus Engelm., Acanthocereus, Le- pidocereus Engelm., Philocereus Lem. 2) Cerei flore saepe obliquo, plerumque longiore; corona sta- minum exteriorum erectorum a caeteris gradatim adnatis plus minus declinatis discreta. Echinopsis Zuce. Eucereus, Phyllocactus Lk., Disisocactus Lindl. Unter dem Namen Acanthocereus begreife ich die Arten dieſer Abtheilung mit ſtachelicher Frucht, die aber nicht zu Echinocereus gehören. Es iſt wahrſcheinlich, daß Pfeiffera Salm nur eine Diminutivform von Acan- thocereus iſt. Lepidocereus, zu welchem mehrere tropiſche Arten ge— bracht werden müſſen und auch wenige, welche früher mit Pilocereus vers bunden wurden, iſt von dieſer letzten unterſchieden durch die Gleichförmigkeit der fertilen und ſterrilen Zweige und Areolen, während bei Pilo cereus die fertilen Areolen dichter zuſammenſtehend ſind dicht mit borſtlichen Stacheln oder langer Wolle. Eucereus, in einem beſchränktern Sinne als Miquel dieſe Gattung in ſeine Genera genommen hat, oder 9 in der Synopsis, würde die größte Zahl der Cerei der 2. Abthei⸗ lung, von ſehr verſchiedener äußerer Geſtalt umfaſſen und würde wahrſcheinlich wieder abgetheilt werden müſſen, wenn wir die Fruchtbildung der meiſten Arten kennen gelernt haben werden. Weder Echinopsis noch Phyllocactus find in ihren Blumen von Eucereus verſchieden, und Dis is ocactus iſt nur ein verarmter Phyllocactus, welchem kaum mehr als die Krone der Stamina geblieben iſt, indem wenige einzelne die große Maſſe der Innen⸗ ſtamina der verwandten Sectionen vertreten. Ich bin noch unentſchieden, ob Epiphyllum wie es vom Fürſten Salm beſchränkt iſt, mit Cereus zu vereinigen iſt, oder nicht; die büſcheligen herabgebogenen Stamina entſpringen von der ganzen Röhre, die äußern bilden keine Krone, aber die innern ſind von den übrigen zum Theil getrennt und bilden mit ihren zuſammenfließenden Baſen eine Art von Wölbung, welche über der Baſis der Röhre einen Bogen macht. Ich habe nicht Gelegenheit gehabt, Frucht und Samen zu unterſuchen. Ich bin nicht ſicher, ob der wahre Cereus variabilis auch am 1 * Es 165 untern Rio grande gefunden fei. Ein Exemplar in Hrn. Göe bel's Gärtnerei, welches aus jener Gegend ſein ſoll, hat wiederholt geblüht und Frucht getragen; die Blumen öffneten ſich im Mai, und die Frucht reifte nach 10—11 Mo: naten; Blumen 9“ lang, weiß, nur Nachts offen, Ovarium kantig mit 5—6 dreieckigen Schuppen, aber ohne Stacheln; lange Röhre mit ungefähr 8 Schup— pen; Krone der äußern Stamina um ungefähr 8—9 Lin. von den andern ab— ſtehend; ungefähr 0 fädliche ſpreizende Narben; Frucht unregelmäßig oval, un— gefähr 2“ lang, nackt, tief violet-purpurn, zuletzt berſtend und Samen und Brei austropfend. Samen ganz verſchieden von denen der letzten Art, ſehr ſchief umgekehrt, beinahe gekrümmt von einer ſchmalen Baſis, mit einem kreis— förmigen Nabel 0,9 Lin. lang, kahl, glänzend, mit wenigen unregelmäßigen Flecken. Durch die Güte des Herrn Dr. A. W. Chapman von Apalachicola, Florida habe ich lebende Exemplare und Frucht von der kleinen ſüdöſtlichen Seeküſten Opuntia bekommen, ſo daß ich nun die Beſchreibung dieſer ſehr ver— ſchiedenen Art vervollſtändigen und verbeſſern kann. Opuntia Pes Corvi Le Conte in herb. ; Engelm. App. zur Syn. Cact. in Proc. Am. Ann. et S. 3. p. 346; Chapm. South. flora p. 145.: laete viridis, diffusa: articulis parvis ovatis s. obo- vatis tumidis, saepius teretiusculis fragilibus; pulvillis pulvinatis ; fol. ovatis ceuspidatis incurvis; areolis junioribus, albo-tomentosis setas parcas brevissimas pallidas et plerisque aculeos 1—3 rectos rigidos, saepe basi compressos tortosque obscuros gerentibus, infimis inermibus; floribus minoribus flavis; ovario obovato, puvillis per- paueis fusco-villosis stipato; sepalis exterioribus ovato -lanceolatis, interioribus obovatis cuspidatis; petalis sub- 5, obovatis spathu- latis obtusis; stigmatibus 4— 5 erectis, seminibus paueissimis an- guste obtuseque marginatis, in pulpa viscosa baccae saepe floris rudimentis coronatae nidulantibus. Unfruchtbare Sandſtrecke längs der Küſte von Georgien und Florida. Glieder 1 —3 Lin. lang, obovat, geſchwollen, oder dünner und faft cylindrifchz gewöhnlich wachſen einige derſelben in derſelben Jahreszeit, eines von der Spitze des andern, bis fie endlich niederliegend und 1— 2 F. lang werden. Pulvillen etwas vorragend, 4, 6, oder ſelbſt 8 Lin. jedes; Blätter 2½ — 3½ Lin. lang; Stacheln 1—1½½“ lang, ſehr ſtraff, wie zu dreien auseinanderſtehend. Blume 1½—1¼/“ im Durchm.; Sepalen und Petalen weniger zahlreich und ſchmaler als in irgend einer verwandten Art; Ovarium ½“ lang, mit nur 2 oder 3 Areolen auf der Oberfläche, und 3—5 an der obern Kante. Frucht umgekehrt eiförmig, 6—7 Lin. lang, roſenroth-purpurn mit einem hohlen Nabel; Areolen faſt obliterirt; Same 2“ im Durchm., 1 — 3, felten 5 in einer Frucht. Offenbar O. vulgaris nahe, von welcher ſie die Form und die Bewaffnung der Glieder unterſcheiden, weit entfernt von O. frag ilis, mit welcher ſie bei der erſten Anſicht durch das Angeſchwollene und die Brüchigkeit ihrer Glieder verbunden zu ſein ſcheint. N | Wir fügen hierzu noch einige Unterſuchungen Eggelmann's über die Frucht der Cactaceae, welche er in der Akademie-Sitzung vom 7. Oktober 1861 in St. Louis hielt und dazu Zeichnungen vorlegte. Zuecarini hat ſchon im Jahre 1845 (Plant. nov. fasc. 5 p. 34) die Meinung ausgeſprochen, 166 daß bei den Cactaceen, ſowie bei den Cueurbitaceen die Funieuli bei der Bil dung des Fleiſches in der Frucht betheiligt fein. Schleiden (Grundzüge 3. Ausz. p. 408) ſchreibt das Fleiſch einer Mamillaria einem Arillus zu, der ſich in einzelne ſaftige Zellen auflöſt. Gas parrini in feiner ausge⸗ dehnten übrigens aber ſeltſamen Beſchreibung der Opuntia-Frucht (Osserva- zioni 1853 p. 23) betrachtet das Fleiſch als eine beſondere Art Arillus. Ich bin längſt ſchon zu dem Schluß gekommen, beſonders nachdem ich die etwas trocknen Früchte des Cereus caespitosus und Echinocactus setispinus unterſucht habe, daß die Funiculi allein das Fleiſch bilden und in den Cact. Mex-Bound. sub 20 T. 12 habe ich die erweiterten Nabelſtränge der letztern Pflanze abgebildet. Die Cactus-Frucht iſt gewöhnlich fleiſchig, nur einige Ee hi noc ati und einige Opuntiae find mit trockenen Früchten bekannt. Die ſaftige Frucht beſteht aus den fleiſchigen Wänden der Frucht ſelbſt, welche von dem Karpell und dem anhängenden Kelche kommt (oder einem Theile des Stengels wie Zuccarini es haben will), welcher verſchmilzt und eine gleichartige Maſſe bildet und aus dem ſaftigen Fleiſche (Pulpa) in welcher die Samen einge— bettet ſind. In einigen Früchten herrſcht das Parenchym der Wände vor, in andern die Maſſe der Pulpa. Letztere iſt immer das Product des Nabel- ſtranges oder ſeiner Anhänge. Der Funiculus trägt ſelbſt während der Blüthe⸗ zeit an feiner inneren Seite einen Bart von durchſcheinende Faſern 0,01 - 0,10 Lin. lang. Wenn die Frucht reift, erweitern ſich die Faſern und das Zellge. webe des Funiculus wird wie hypertrophiſch, indem jede Zelle anſchwillt und ſich mit einem ſüßlichen, meiſt roth gefärbten Saft füllt; zuletzt trennen ſich in vielen Fällen die einzelnen Zellen von einander und laſſen die Samen flot— tirend in den Brei, nur durch die zarten Spiralgefäße befeſtigt. Die Maſſe der Nabelſtränge und ihr Verhältniß zur Maſſe der Samen iſt in den verſchiedenen Arten ſehr verſchieden; in Lepismium Myosurus beträgt fie nur Ye oder 78 der Samen; in Mamillaria Nuttallii beträgt fie vielleicht noch eine etwas kleinere Menge, während in andern Mamillarien z. B. M. polythele und pu- silla fie 2—4 mal jo ſtark als die Samen if. In den großen eßbaren Früchten der Cerei, wie C. triangularis, grandiflorus, giganteus u. a. bildet ſie den größten Theil der Frucht. Die Zellen ſind kugelig, oval, oder verſchiedenartig zuſammengedrückt; in einigen Arten ſind ſie außerordentlich klein, 0,01 Lin. — 0,03 Lin. lang, während fie in andern 0,1 bis 0,2 und ſelbſt 0, 3 Lin. lang ſind. Die Gattung Opuntia iſt deutlich verſchieden dadurch, daß der ganze Samen mit ſaftigen Zellen bedeckt iſt, welche in Größe und Ouantität über die Zellen des eher unbedeutenden eigentlichen Nabelſtrangs bedeutend vorherrſchen. Da aber die ganze beinharte Bedeckung des Samens nur eine arillöſe Erwei— terung des Funiculus iſt (Cact. Mex. Bound. p. 67), fo fällt dieſer be ſondere Fall ganz in die Analogie der übrigen Cactaceae. Der wahre Unterſchied iſt durch die Natur des Arillus bedingt, welcher, da er außerordent⸗ lich hart wird, nur den Epidermis-Zellen erlaubt auszuwachſen und endlich die Pulpa der Frucht zu bilden. Sogleich nach der Befruchtung werden dieſe Zellen allmählig länger, cylindriſch und von einander gelöſt, indem ſie ſich ſenkrecht von der Fläche des Samens erheben; ſie ſind kürzer, von beinahe vn N, 167 gleicher Länge und vollkommen gerade an den Seiten des jungen Samens; und länger haarähnlich und zuſammengedreht nach verſchiedenen Richtungen an und nahe dem Rande. In O. glaucophylla, welche ich für eine bloße Va— rietät von O. Ficus indica halte, ſinde ich ſie bei ihrem erſten Sichtbarwerden auf den Samen, von weniger als einer Linie Durchmeſſer, nur ungefähr 0,004 Lin. lang und weit; am Rande haben ſie einen doppelt jo großen Durchmeſſer und ſind 10 mal ſo lang; bis zur Reife werden die größeren 0,3 bis 0,5 Lin. lang. Dieſe Zellen, zuerſt einfach und cylindrifch, werden zuletzt vereint und keulenförmig, die Endzellen werden manchmal größer als die unteren, ſo paſſend die Zwiſchenräume zwiſchen den Samen füllend, haben die Früchte während des Winters ihr volles Wachsthum erreicht, enthalten dieſe Zellen einen farb— loſen klebrigen geſchmackloſen Saft; in dem nachfolgenden Frühjahr, wenn die Frucht eine tiefe Purpurfarbe annimmt und ihre volle Reife erlangt, enthalten ſie eine ſüße purpurne Flüſſigkeit und bald getrennt, bilden ſie das, was man eigentlich die Pulpa nennt. Die einzelnen Zellen ſind meiſt oval oder oblong 0,0 2 bis 0,20 Lin. lang. Ich finde dieſelbe Structur bei O. Engel- manni, welche jedoch ihre Frucht bei uns im Herbſte reift und dieß iſt une zweifelhaft in allen Opuntien mit großer und ſaftiger Frucht der Fall. — In O. Rafinesquii und wahrſcheinlich bei allen Arten mit weniger ſaftiger Frucht ſind die Zellen auf der Samenfläche nicht entwickelt, nur die am Rande bringen Pulpa hervor, welche ebenſo wie in O. vulgaris und O. Pes corvi ſelbſt bei voller Reife unſchmackhaft bleibt und klebrig und von blaßrother Farbe iſt. In dieſem Zuſtande hängt die Frucht an der Pflanze, ohne ſich zu ändern, bis fie im nächſten Frühjahre abfällt. In O. Brasiliensis und O0. monacantha find dieſe Epidermis-Zellen ſtark verlängert und bilden in der That einen verfilzten ſteifen Bart, 2 — 3 Lin. lang, analog dem des unreifen Baumwollen Samens. Jedes Haar beſteht aus einigen dünnen Gliedern von 0,01 — 0,02 Lin. im Durchmeſſer, von denen ein endſtändiges oft dick keu— lenförmig oder verſchieden angeſchwollen iſt. Ich habe ſie ſo in der unreifen Frucht ſpät im Herbſte gefunden; wie ſie ſich bei der Reife verändern, kann ich nicht beſtimmen. Eine ſolche Entwicklung der Epidermis-Zellen ſcheint uicht bei den Opuntieu mit trockner Frucht ſtattzufinden, wie bei O. Missouriensis, O. elavata u. a.; der Samen hat eine weiße polirte Elfenbein-gleiche Ober— fläche, während ſie bei den ſaftigen Opuntia-Früchten matt und beinahe rauh ſind und nicht ſo weiß. Die Zellen des Parenchyms der Frucht und auch die der knöcheren Samenhülle find voll von Kryſtall-Anſammlungen; die des eigent— lichen Funiculus enthalten wenigere und kleinere Haufen, aber in der Pulpa ſelbſt habe ich ſie nie geſehen, noch konnte ich ſie in den Parenchyem, noch in der Pulpa der Mamillarien-Früchte auffinden. — Wir fügen hierzu die Unterſuchungen, welche Herr Dr. Engelmann über die Frucht von Ribes in derſelben Akademie vorgetragen hat, da die Grossularieen und Ribesiaceen nahe verwandt ſind. Nur in Schleiden's Grundzügen (3. Ausz. S. 408) fand der Vortragende etwas über den Bau der Frucht der Johannis- und Stachelbeere, wo geſagt wird, daß das Fleiſch der Beere von Ribes gebildet zu werden ſcheine durch die Löſung der Zellen, welche urſprünglich die Schaale ſelbſt bildeten. Dr. Engel⸗ 168 mann fand dies Fleiſch aus dem Arillus beftehend und aus der veränderten Epidermis der Teſta. Der Arillus von Ribes iſt eine fleiſchige oder ſaftige Erweiterung des Nabelſtranges, in den Johannisbeeren, wenigſtens in R. ru- brum tft er ſehr kurz, becherförmig, gelappt, oft umgekehrt-herzförmig und um⸗ giebt die Baſis des Samens. In der Stachelbeere (R. Grossularia und hirtellum wurden unterſucht) iſt er viel größer, fo hoch und zuweilen fo groß als der Samen ſelbſt, ganz und dem Funiculus längs der Raphe angeheftet. Die Subſtanz dieſes Arillus iſt vielmehr feſt und beſteht aus ſehr kleinen Zellen, welche bei der gewöhnlichen Stachelbeere 0,01 bis 0,05 Lin. im Durchm. haben. Die Arilli verſchiedener Samen haben die Fähigkeit zu ver⸗ wachſen. Die Epidermis erſcheint als eine ſcheinbar gallertartige durchſchei— nende Hülle des Samens. Sie beſteht aus einfachen, prismatiſchen, 5- oder meiſt 6⸗eckigen verwachſenen Zellen, in den verſchiedenen unterſuchten Arten von 0,06 bis 0,10 Lin. Durchmeſſer und 0,03 bis 0,06 Lin. Höhe, an der Raphe viel kürzer. Der Inhalt der Zellen iſt ſehr blaßroth oder farblos, die grüne oder braune Farbe der Samen ſcheint durch die Testa. In einigen cultivirten Formen mögen die Zellen ſich löſen und zu einer wahren Pulpa werden, aber in den unterſuchten Früchten war dies nicht der Fall. Wenn der Theil des Funiculus, welcher die Raphe bildet, zuletzt ſich von den Samen ablöſt, wie angegeben iſt, jo muß dies nach einer Trennung dieſer Epidermis— Zelle geſchehen. Dr. Engelmann bemerkte noch, daß die innere Bekleidung der Carpellar-Höhlung von R. rubrum in einer eigenthümlichen Ablagerung von kruſtigen brüchigen geſtreiften Zellen oder Zellwänden beſtehe, welche er in keiner andern Art angetroffen habe. D. F. L. v. Schlechtendal. Correſpondenz. Dahlia imperialis. Geehrter Herr Redacteur! Cöln, den 22. Februar 1864. Der Zweck meines gegenwärtigen Schreibens iſt, Sie freundlichſt zu er— ſuchen, nachſtehende „Erklärung“ in Ihre Gartenzeitung gefälligſt aufzunehmen, da ich glaube, daß ſie von allgemeinem Intereſſe iſt. Es handelt ſich darin um die ſchon viel erwähnte Dahlia imperialis, Roezl, welche noch von Wenigen recht gekannt iſt und deshalb ungerecht verurtheilt wird. Erklärung über Dahlia imperialis, Roezl. Vor Kurzem kamen mir zwei Erfurter Pflanzen-Verzeichniſſe in die Hände, wo in dem einen die oben genannte Dahlia überaus gelobt, und im andern in alle Ewigkeit verdammt wird. Was ſoll der Unparteiiſche hiervon wohl denken? Wer hat Recht? wird jeder Gartenfreund und Gärtner fragen, welcher rn 34 vr * 9 N i * 169 die genannte Pflanze noch nicht kennt oder noch nicht geſehen hat. Im Intereſſe der Fragenden fühle ich mich zu nachſtehender Erklärung veranlaßt: Vor etwas über zwei Jahren habe ich die Dahlia imperialis, Roezl, im botaniſchen Garten zu Zürich geſehen und muß geſtehen, daß dieſelbe auf mich einen ſehr günſtigen Eindruck gemacht hat. Nur der damals ſehr hohe Preis hielt mich ab, dieſelbe für eine bedeutende Handelsgärtnerei in Frankreich anzukaufen. Daß der tadelnde Herr H. in Erfurt dieſer Pflanze einen decorativen Werth gänzlich abſpricht, beweiſt mir, daß er entweder der Pflanze und ihrem Beſitzer durchaus nicht wohl will, oder aber ſie nie geſehen hat; denn als ich ſie da— mals im September ſah, hatte ſie ſchon eine ziemliche Höhe und gefiel mir ihr leichter, ſchön pyrmidaler Wuchs ganz beſonders. Obgleich die einzelnen Blättchen nicht breit ſind, ſo tragen die leicht gebogenen, frei abſtehenden Blatt— wedel doch viel dazu bei, den Bau der Pflanze ſehr elegant erſcheinen zu laſſen, was auch vom ganzen Blüthenſtande geſagt werden muß, wenngleich die Blumen keine auffallende Farbenpracht beſitzen. Iſt nicht eine gut kultivirte Humea elegans ſchon eine recht ſchöne Decorationspflanze? und doch können wir nicht ſagen, daß ſie ſehr breite Blätter oder prächtige Blumen habe. Im ganzen Baue liegt ihr Werth. Nun wird aber Dahlia imperialis höher und umfangreicher als Humea elegans und dadurch auch viel werthvoller. Jeder, der die lobende Beſchreibung des Herrn Roezl, welche er über ſeine Dahlia giebt, geleſen hat, und nun den Erfurter Tadel dagegen hält, muß wohl bedenklich den Kopf darüber ſchütteln; denn dem ehrenwerthen Botaniker, welcher ihr das Prädikat „zimperialis““ beigelegt hat, geradezu Lügen zu ſtrafen, iſt doch ſehr gewagt. Uebrigens iſt mir keine Pflanze bekannt, welche dieſen Titel aus reiner Lieb— haberei zu ihm ſelber erhalten hätte; immer hat der betreffende Autor eine her— vorragende ſchöne Eigenſchaft ſeines Täuflings damit bezeichnen wollen, und dürfen wir dies wohl auch vom Herrn Roezl annehmen. Ich bin feſt überzeugt, daß Dahlia imperialis bei richtiger Kultur eine ſehr ſchöne Decorationspflanze wird und werth iſt, als ſolche überall kultivirt zu werden. J. Niepraſchk, Director des bot. Gartens in Cöln. Die Gärten Wiens. Geehrter Herr! Wien, Februar 1864. Ihrem Wunſche, über die Gärten Wiens und deſſen Umgebung einige Mittheilungen zu machen, komme ich hiermit nach; nur muß ich Sie im voraus darauf aufmerkſam machen, keine zu großen Erwartungen zu hegen, da die Zeit— verhältniſſe dem Fortſchritt des Gartenbaues weniger als günſtig ſind. Die Manie, Häuſer zu erbauen, hat bei uns in dem Maße Platz gegriffen, daß ſo mancher Beſitzer eines ſchönen Gartens es vorzog, ſelben als Bauplatz auszubieten, da ihn die pecuniären Vortheile, die jetzt leider die maßgebenden ſind, ſo ſehr beeinflußten, daß die Liebe zur blühenden Natur durch ſie beſiegt ** ze * =. * 1 170 wurde. Auch iſt die Erhaltung eines Gartens heute viel koſtſpieliger, als zur Zeit, wo er geſchaffen wurde; auch trüben oftmals die dabei verwendeten Indiz viduen das Vergnügen in einer Art, daß es zum Mißvergnügen wird. Ein Garten, wie ihn Wien und wohl ſchwerlich eine andere Stadt beſaß, die Esplanade, hat aufgehört zu ſein. Dieſer Garten beſtand zwar nur aus Alleen blühender Bäume und Grasflächen, bildete aber während der ſchönen Jahreszeit einen breiten grünen Gürtel um die ganze Reſidenz, und bot den Bewohnern der innern Stadt und jenen der an ſelbe gränzenden Vorſtädte einen genußreichen Anblick. Die ſchattenreichen Kaſtanien-, Linden⸗ und Akazien⸗ Alleen waren ſelbſt im Hochſommer eine für Fußgänger Erholung gewährende Oaſe, während die zahlreiche Jugend, wie ſie eine ſo große Stadt birgt, in großer Nähe einen Ort der Erholung an den großen Grasflächen fand. Die einer ſo reich bevölkerten Stadt eigenthümliche Maſſe von Kohlenſäure und Stickluft fand an den Milliarden von grünen Blättern und Halmen den wohlthätigſten, wohlfeilſten Conſumenten, die einzig möglichen Luftverbeſſerer, die da um fo mehr nothwendig find, wo das Syſtem, die menſchlichen Exere— mente ꝛc. durch Canäle fortzuſchleppen, die nicht ſelten des nöthigen Gefälls entbehren, leicht zum Heerde von Miasmen werden. Doch die Bevölkerung Wiens mehrte ſich ſo bedeutend, und in Folge deſſen ſtieg die Wohnungsmiethe bedenklich, ja es war Mangel an Wohnungen, beſonders für die minder wohlhabende Bevölkerung eingetreten. Obwohl ſelbſt die nächſten Vorſtädte außer ebenerdigen und einſtockhohen Häuſern auch noch Bauplätze beſaßen und heute noch beſitzen, ſo zog man es doch vor, wahrſcheinlich von dem Gedanken ausgehend, eine große Stadt zu gründen, dieſe herrliche und für die Geſundheit ſo werthvolle Esplanade zum Opfer zu bringen. Auf dieſem Boden wurde den Neubauten die Begünſtigung dreißig ſteuer⸗ freier Jahre zu Theil, und man baute eine geraume Zeit Häuſer mit fünf Stockwerken; jetzt ſind nur vier Stock hohe Häuſer zu erbauen geſtattet. Der Staat hat, wie die Zeit lehren wird, ein großes Opfer gebracht, um niedere Preiſe und hinlängliche Wohnungen dem Publikum zu verſchaffen. Es entgeht nämlich durch 30 Jahre ein großes Capital der Beſteuerung, durch die möglich wohlfeilere Miethe. In den ſo vielen ſteuerfreien Häuſern dürfte die Steuerkraft der ältern der Steuer unterliegenden Einbuße erleiden, und ſollte, was durch den Verkauf der Bauplätze eingegangen iſt, als ein Capital ange⸗ ſehen werden, was die Sache ausgleicht, ſo wird dieſes immer eine Illuſion bleiben. Nachdem ſehr bald der Mangel an Baum- und Raſengrün beklagt wurde, begann die Commune in den Vorſtädten Plätze zu geſtalten, die für den Verluſt der Esplanade Erſatz bieten ſollten. Vor Allem aber nahm ſie die Anlage eines Parks vor, von welchem Sie ſicher ſchon gehört haben werden, der Raum der Esplanade zwiſchen dem ehe— maligen Stuben und Carolinenthor ward dazu beſtimmt. Wer ſich unter einer grunen, mit einzelnen Bäumen, Baumgruppen und Sträuchern beſetzten, reich mit Blumen und einem Baſſin gezierten Fläche mit mäßiger wellenförmiger Bewegung einen Park vorſtellt, der findet einen ſolchen an beſagter Sieie, Zu einem Park nach dem Begriff der Gartenkunſt fehlt vor Allem der 171 erforderliche Raum, am meiften auch die Art der Bepflanzung deſſelben. Wer auf dieſer lieben Erde bis heute noch in einem Park wanderte, hatte gewiß nicht Urſache, über die fortwährende Einwirkung der Sonnenſtrahlen auf ſeinen Körper zu klagen, wie es in dieſem ſogenannten Parke der Fall iſt. So arg täuſcht die Benennung nicht ſo leicht wie hier. Aber die Sonne wird hier nicht allein durch ihre fatale Gewohnheit, Wärme zu erzeugen, läſtig, ſondern die mit blendend weißem kalkhaltigen Badener Sande bedeckten Wege ſind bei Son— nenſchein nicht allein ein für das Auge widriges Gefühl hervorbringender Umftand, ſondern nach ärztlichem Ausſpruch auch für daffelbe nachtheilig. In Folge des Mangels eines der Stadt näheren, durch reiche Vegetation angenehm werdenden Aufenthaltsortes, wird dieſer ſogenannte Park während des Sommers in den Morgen- und Abendſtunden der Art zahl⸗ reich beſucht, daß es nur möglich iſt, im Gedränge ihn zu durchwandern. Wohl iſt kein Mangel an Ruheſitzen, aber bei der Schattenloſigkeit des Gartens und ſomit auch dieſer Sitze finden ſich ſelbe auch nur zu erwähnten Tageszeiten beſetzt; und die den Sitzen zunächſt angebrachten Bäume haben keine Kronen, ſondern ſind von pyramidalem Wuchſe. Die bildende Gartenkunſt hat unſers Wiſſens bisher kein Beiſpiel eines derartigen Gebahrens aufzuweiſen, vielleicht wurde ne hier nicht zu Rathe zu ziehen für nothwendig befunden. Diefe unftreitige Origina— lität iſt leider nicht jo leicht zu entfernen, ohne den größten Nachtheil hervor⸗ zurufen, wie auf einem Gartenplane eine verfehlte Zeichnung zu beſeitigen möglich iſt. Es wurde ſehr viel über den Koſtenpunkt dieſes Gartens geſprochen, doch dies gehört nicht hieher; denn eine halbe Million Gulden wäre nicht zu viel, würde damit dem dringend gewordenen unentbehrlichen Bedürfniſſe abgeholfen, es wäre dann jede Bezifferung zum Stillſchweigen verurtheilt. Zweckentſprechender, wie allgemein anerkannt wird, und dem eine große Ausdehnung bevorſteht, iſt der Garten, den die Zoologiſche Geſellſchaft am Pra— ter geſchaffen hat. Wir ſagen, dem eine große Ausdehnung bevorſteht. Es ſchenkten nämlich Sr. k. k. Majeſtät einen angrenzenden Flächenraum von ziemlich 20 öſterr. Joch der Geſellſchaft. Der bereits mit Beginn des ver— floſſenen Sommers eröffnete Theil dieſes Gartens hat bei dem Wiener Publi⸗ kum einen ſehr günſtigen Eindruck hervorgebracht, wie ein Beſuch doch zahlreich genannt werden darf, der im Verlauf von 8 Monaten eine Brutto-Einnahme von mehr als 50,000 fl. abwirft. Zweckentſprechend und maleriſch iſt die Anlage. Dies und der Reiz der Neuheit, wie der in jeder Beziehung ange— troffene Comfort, ſind Dinge, die den Beſuch des Publikums in dieſe Richtung lenkten, und den Beſuch von Tag zu Tag ſteigerten. Möge die Zoologiſche Garten⸗Geſellſchaft in der begonnenen Weiſe zu wirken fortfahren, jedoch das Wort Garten ſich ſtets gegenwärtig halten; denn was ein Garten zu leiſten im Stande iſt, wenn er zweckmäßig behandelt wird, das altert nie, wird im Gegentheil mit der jedesmaligen Wiederkehr des Frühlings alle jene Annehm— lichkeiten und Reize hervorbringen, alle jene Eindrücke erwachen laſſen, die der Pflanzenwelt allein zu geſtalten möglich, ja eigenthümlich ſind. Man ſieht Thiere gewiß mehrmals mit Vergnügen, ihre Geſtalt, Bewegung, Lebensweiſe, mit einem Worte, ihr ganzes Weſen ſpricht uns an; doch da dies das ganze Jahr hindurch gleichförmig vorhanden iſt, raubt ihm den der Pflanze 172 h eigenthümlichen Reiz der Neuheit, die, aus ihrem Schlafe erwacht, zwei Sinne feſſelt. Der Wohlgeruch, welchen die Blüthen und viele der Blätter verbreiten, muß hier den unvermeidlichen Geruch, der dem Thierleben anklebt, paraliſiren. Dies allein ſchon würde dafür ſprechen, daß, wie Paris einen botaniſch— zoologiſchen Garten beſitzt, Wien einen zoologiſch-blumiſtiſchen Garten erhalten ſollte. Es iſt indeß gegenwärtig erfreulich, daß dieſe Schöpfung zu Stande kam; denn wie Ihnen angedeutet wurde, haben ſich die Privat- und öffentlichen Gärten in Wien nicht gemehrt, im Gegentheile gemindert. Sind auch einige Perſonen dieſer edlen Liebhaberei noch zugethan und führen ſie ſie ſelber fort, ſo hat doch meiſt ein gewiſſer Grad von Einſchränkung ſtattgefunden. Man ſcheint von dem Prinzip auszugehen, die urſprünglich für den Garten beſtimmte Summe noch fortan, aber nicht mehr darauf zu verwenden. Dadurch aber, daß die Preiſe aller für den Garten erforderlichen Gegenſtände, die Lebens— mittelpreiſe und ſowit die Beſoldung und der Taglohn nun mehr betragen, ent— geht bei einer fixirten Summe ganz ſicher einem Theile des Gartens, der früher ihm zugekommene Aufwand. Um jedoch keine Blöße zu gewahren, dürfte der Verkauf von Pflanzen und Blüthen vorgenommen worden ſein, und wohl ſeine Erklärung darin ſinden. Da wir zu Jenen uns bekennen die jede Art von Schwächung des Nim— bus verwerflich finden, ſo können wir dieſem Modus nie und nimmer bei— pflichten. Auch leidet jeder Garten, er mag auf was immer für eine Weiſe in ſeinem Blüthenſchmucke Verminderung erleiden. Nur ein gegentheiliges Ver— fahren würde und müßte zur Erhebung der Blumiſtick beitragen, wie wir bald gewahr werden. Sobald nicht Diejenigen, die reich mit Glücksgütern geſegnet ſind, die Einführung der noch in Loco mangelnden werthvollen Pflanzen bewerk— ſtelligen, wer ſonſt kann und ſoll dies unternehmen? Schon belehren uns die Cataloge unſerer Pflanzen- und Vlumenausſtel⸗ lungen, daß eine beinahe gleiche Concurrenz zwiſchen den großen Gärten Wiens und ſeiner Umgebung, und den Handelsgärtnern für neueingeführte Gewächſe Platz gegriffen hat. Der Aufwand, und das Riſiko das dieſer Claſſe von Geſchäftsleuten hier zufällt, ſteht in keinem Verhältniſſe zu ihren pecuniären Kräften. Sie klagen auch bereits über dieſen Umſtand, und ſchreiben ſelben nicht ohne Kenntniß der Sachlage, eine Hemmung des Aufſchwungs der Blumiſtick, ja des Gartenweſens zu. Sie datiren den Aufang dieſes mißlichen Zuſtandes von der Zeit her, als das Etabliſſement des Freiherrn Carl von Hügel zu ſein, aufhörte. Allerdings wurde dieſer Garten durch die neuen Einführungen von Pflanzen und Sämereien durch die weltberühmten Reiſen des genannten Freiherrn zu einer Art Verſuchsgarten, indem man in Stand geſetzt war, dieſe oder jene Pflanze zu beurtheilen, ob ihre Cultur eine lohnende Zukunft verſpreche, was ganz beſonders für den Handelsgärtner von ſchätzbarem Werthe iſt. Es läßt ſich gewiß nicht leugnen, daß Selbſtſehen hiebei werthvoller iſt, als jede An- preiſung, die ſo häufig Täuſchung im Gefolge führt. Obwohl der Mangel eines ſolchen Gartens eine große Lücke in den Beſtand einer fortſchreitenden Be⸗ wegung bringt, ſo iſt die Urſache dieſer 1 günſtigen Bewegung, nicht hierin allein zu ſuchen. 173 Jene Periode, welcher der bedeutende Aufſchwung unſers Gartenweſens zuge ſchrieben wird, fällt in das Ende unſeres goldenen Zeitalters, welches der langjährige Friede erſchuf, der durch ſeine Andauer Kunſt, Wiſſenſchaft und Induſtrie ſo ſehr begünſtigte. Schon das Jahr 1845, das durch eine totale Mißernte ſich ein trauriges An— denken erwarb, trat hemmend in den Betrieb des Gartenweſens ein, ſoweit ſelbes mehr den Luxus angehörigen Theil betraf. Dieſe Erſcheinung iſt eine ganz natürliche, denn mit der rapiden Steigerung der Lebensmittelpreiſe, trat auch die aller andern Lebensbedürfniſſe ein. Da nur das Mehr, was ſich ergibt, gewöhnlich für das, was nicht Bedürfniß iſt, verwendet wird, ſo mußte ganz natürlich eine Minderausgabe in dieſer Beziehung von Seiten der Käufer, und eine Mindereinnahme von Seiten der Verkäufer eintreten. Später kamen die politiſchen Wirren, dann Krieg, und endlich die Um— geſtaltung der ſocialen Verhältniſſe an die Reihe. Durch letztere fühlten ſich die meiſten Beſitzer großer Gärten, vielleicht zu arg bedroht, und der ſchon lange im Keim vorhandene Materialismus erhielt ein Medium, um zur vollen Entwicklung zu gelangen. Dieſer ärgſte Feind edleren Lebens, der den Werth des Menſchen fo gerne nach dem Beſitz der ihm an Geld eigen iſt, klaſſifieiren möchte, hat nicht wenig dazu beigetragen, überflüſſig geſchienene Ausgaben zu ſiſtiren. Das Ebenangeführte ſind die Factoren, die ſeit jeher den Aufſchwung von Kunſt und Induſtrie hemmend in den Weg traten, ja ihre Exiſtenz bedrohten. Es laſſen ſich deshalb für unſern Gartenbau dermalen keine ſanguiniſchen Hoffnungen hegen. Mag immerhin die k. k. Gartenbau -Geſellſchaft durch das allerhöchſte Gnadengeſchenk Sr. Majeſtät unſers allverehrten Kaiſers, welches in einem Areal von mehr als 3000 Geviertklaftern beſteht, und welches durch ſeine Situation und Umgebung zu den gangbarſten, beſuchteſten Plätzen der Stadt Wien gehört, durch die Erbauung eines ſehr großartigen Ausſtellungslocals ſich in die Lage verſetzen, bedeutende Jahreseinnahmen zu erlangen; bürgt auch die Umſicht und Thätigkeit der dazu berufenen Mitglieder dafür, bedeutende Leiſtungen ge— wärtigen zu können, den Gärtnern unterſtützend an die Hand zu gehen, u. ſ. w., allein Calamitäten wie die erwähnten, völlig wirkungslos zu machen, liegt außer der Sphäre von Einzelnen, wie von Vereinen. Trotz allen dieſen widrigen Einflüſſen, gibt es, wie der Augenſchein uns belehrte, und die Verzeichniſſe über die ſtattgefundenen Pflanzen-Ausſtellungen beweiſen, doch noch einige Gärten in Wiens Umgebung, die, was die Cultur anbelangt, ſich in einem Zuſtande befinden, daß ſich ſelbe mit den erſten des Continents zu meſſen im Stande ſind. | Nach unſerm Dafürhalten gibt einem Gärtner der Beſtand von mäch— tigen, in blüthenreicher Fülle ſtehenden Exemplaren, von werthvollen Pflanzen, ein beſſeres Zeichen ſeiner Meiſterſchaft, als neueingeführte Pflanzen und an ſolchem Beſitzthum leiden unſere großen Gärten keinen Mangel. Wenn auch nicht wie zur Zeit der Reiſen des Freiherrn von Hügel, neue Einführungen direct aus dem Mutterlande ſtattfinden, ſo gelangen ſolche doch aus Belgien und England nach Oeſterreich. Die Gärten zu Bruck an der Leitha, zu Gravenegg, zu 174 Schönborn, zu Eisgrub, des Herrn von Arthaber zu Döbling, erhalten jähr⸗ lich Sendungen von ſchätzbaren Pflanzen-Novitäten. Doch der Umſtand, daß dieſe Gärten mehere Meilen von der Reſidenz ent⸗ fernt liegen, macht die Keuntnißnahme des intereſſanten Inhaltes dieſer Gärten dem Handelsgärtner beſchwerlich, da ſein Geſchäft ihn an ſeinen Garten feſſelt. Da überdies ſolche neuimportirten Gewächſe meiſt der Schonung bedürfen, was der Transport ſchon mit ſich bringt, zudem ſie nur ſelten in anſehnlichen Exemplaren erlangt werden, als daß ſie zur Schauſtellung ſich eignen, auch die Wärme in den Ausſtellungslocalitäten ſehr mit jener der Gewächshäuſer, in welchen man neu— angekommene Pflanzen zu cultiviren pflegt, differirt und ſomit eine ungünſtige Einwirkung auszuüben vermag, ſo iſt es natürlich, daß neue Einfüh— rungen nicht ſobald vor den Geſichtkreis der Handelsgärtner treten, um dieſen eine Richtſchnur für ihre beabſichtigten Einführungen neuer Pflanzen zu gewähren. Wird die k. k. Gartenbau- Geſellſchaft feiner Zeit ſich im Beſitze der erforderlichen Mittel befinden, ſo dürfte es in ihrem Intereſſe liegen, durch die Einführung ſeltener Pflanzen die Rolle eines Verſuchgartens, mit ihren übrigen Aufgaben zu verbinden, bis heute iſt ſie jedoch nicht in der Lage, ſolchen An— forderungen zu entſprechen. Doch ihr Pflanzenbeſtand beſitzt auch einen eigen— thümlichen Reiz und Werth, ganz beſonders für Jene, welche Freunde der herrlichen Familie der Proteaceen find, oder die Flora Neuhollands achten. Es befinden ſich im Garten der Geſellſchaft von derlei Pflanzen Exemplare von impoſanter Größe, ich möchte fie die Reliquien der reichen vegetabiliſchen Aus— beute, die Freiherr von Hügel auf ſeinen weltberühmten Reiſen machte, nennen; ſie ſind auch eine freundliche Gabe deſſelben an die Geſellſchaft, deren Ehren— präſes er heute noch iſt. Unter den Handelsgärten nehmen die des Herrn Ludwig, und der Firma: Gebrüder Abel, den erſten Rang hier ein. Beide Etabliſſements ſcheuen keine Koſten, ſich vom Auslande das ihnen werthvoll ſcheinende an Pflanzen ſich zu beſchaffen. Alle jene Ziergärten hier aufzuführen, welche den Bedarf an Pflanzen und Blumen reichlich decken, finde ich umſomehr überflüſſig, da einmal, die Ausſtellungs⸗Verzeichniſſe fie neunen, und dann, wenn ich anführe, daß fie einen Bedarf genügend deckten, zu welchem der Maßſtab hinreichen dürfte; daß der letzte kurze Carneval zwei tauſend Bälle zählte, auf welchen die ſämmtlichen Damen mit Bouquets erſchienen. Es wird wahrlich die Frage dann angeregt, woher dieſe Maſſe von Blüthen in dieſer kalten Jahreszeit, und in einem Zeitraum von 5 Wochen? Es ſind die ſogenannten kleinen Handelsgärtner, welche den größern für ihre in der innern Stadt befindlichen Blumenläden dieſe Maſſen von Blumen liefern. Das ehemals Freiherrn von Hügel gehörende Garten-Etabliſſement, war durch die nach St. Veit führende Straße getrennt. Der frühere ſo berühmte und viel beſuchte Blumenhain, iſt gegenwärtig Beſitzthum des Herrn Herzogs von Braunſchweig. Es iſt dieſer Garten nicht allein ſehr gut erhalten, ſondern ſo reichlich ausgeſtattet, daß er zu jenen zu zählen iſt, welche den erſten Rang in der nächſten Umgebung Wiens einnehmen. nr. ee > 1 . tagt, 175 Die Leiſtungen die in ſelbem ſtattfinden, find in vieler Beziehung lobens— werth, und jene, die Anzucht betreffenden, fanden ſchon mehrmalige Anerkennung durch Prämirung. Möchten die Gärtner Oeſterreichs die Anzucht der Pflanzen beſonders be— rückſichtigen, fie würden ſich dadurch eine Abſatzquelle eröffnen, die weit über die Grenzen des Reiches reichen müßte. Der Theil des einſtigen Freiherrn von Hügel'ſchen Garten, der zur Rechten der Straße ſich befindet, iſt im Beſitz des ehemaligen Gartendirectors des genannten Freiherrn, Herrn Daniel Hoibrenck ühergegangen. Hier wird Obſtbaum- und Hhyazinthenzucht in einem großartigen Maßſtabe betrieben, auch werden andere Pflanzen, als Gladiolen, Roſen u. ſ. w. cultivirt, welche für die Verkaufslokale der innern Stadt beſtimmt ſind. In derſelben Straße iſt auch der Garten Sr. Eminenz des Herrn Car— dinals Ritter von Kaufher gelegen, der im vortrefflichen und blüthenreichen Zu— ſtande ſich befindet. Einer Beſitzung glaube ich noch erwähnen zu müſſen, die in national- ökonomiſcher Beziehung, ſicher einer bedeutenden Zukunft entgegen geht. Es iſt die Sr. kaiſ. Hoheit dem durchlautigſten Herrn Erzherzog Ernſt gehörige, ge— nannt Schönkirchen im Marchfelde, unfern der Eiſenbahnſtation Gänſerndorf. Wie bekannt iſt das Marchfeld ein Boden, der faſt ledig aus Flugſand beſteht, wo die Humuskruſte von jenem Theil, der ſich in Cultur befindet, nur nach Zollen, nicht Schuhen zu meſſen iſt. Hin uud wieder darf dieſer Flugſand nicht mit dem Pfluge angetaſtet werden, um die nächſten in der Windrichtung liegenden urbaren bepflanzten Aecker, vor Sandbedeckung zu ſchonen. Wer dieſe Situation und Bodenbeſchaffenheit hat kennen gelernt, nur der kann ſich einen Begriff davon machen, was es heißt und was es bedarf, um eine Sandſteppe in fruchtbares Land zu verwandeln. Eine völlig waldloſe Gegend hat ſtets im Gefolge Mangel an Nieder— ſchlag von Feuchtigkeit, und wo dies der Fall iſt, da iſt auch die Ernte ſehr häufig in Frage geſtellt. Der Umſicht des hohen Beſitzers war dieſer ſo nachtheilige Umſtand nicht entgangen, und dem Manne, welchem Allerhöchſt Derſelbe die Leitung der Oekonomie dieſes immenſen Flächenraumes anvertraute, dem Chef der Hohen Kammer Sr. kaiſ. Hoheit, dem k. k. Obriſten und Kämmerer Herrn Grafen von Gorgo, ebenſowenig. Der Herr Graf erkannte ſehr bald, daß die phyſicaliſchen Einflüſſe, um doch ſeiner Zeit dem Boden mehr Feuchtigkeit zuzuführen, vorerſt müſſen zur Geltung kommen. Er war ſich bewußt, daß es die Wälder ſind, die dem Wolkenzuge nicht ſelten halt gebieten, und daß dieſer Stillſtand im Verein mit den Atmoſphärilien, die dem Walde eigenthümlich ſind, Niederſchläge er— zeugen. Der Herr Graf wußte ſehr wohl, daß um einen Wald zu bilden, nicht nach Monaten, ſondern nach Jahren zu zählen ſei; noch mehr war ihm aber bewußt, daß ohne Erſchaffung von Waldung, das Erträgniß dieſes großen Beſitzes nie eine Zukunft haben könne, und daß mit der Zeit, die zu verinnen ſcheint, der Wald erwächſt, wie daß man, um zu irgend einem Erträgniß zu gelangen, Zeit und Geduld bedürfe, ganz beſonders, wenn ſo arge Hinderniſſe zu bewältigen ſind. | 176 Im Jahre 1850 wurde die Waldeultur in Angriff genommen, an welcher etwas ſpäter der Verwalter Herr Walther thätige Theilnahme zeigte, und heute ſind bereits 1000 öſter. Joch mit Bäumen durch Ausſaat im grünenden Zuſtande vorhanden. In ganz Oeſterreich kann ſich Niemand ſonſt rühmen, in dieſem Maßſtabe irgendwo, für die heutzutage jo werthvolle Waldeultur bewirkt zu haben. Stille und geräuſchlos aber voll Beharrlichkeit ſchreitet der edle Graf in ſeinem Wirken fort. Seit er den Werth des Götterbaum = Spinners, die Bombyx eynthia erfuhr, hat der Beſtand des Ailanthus glandulosa bereits die Anzahl von fünfzigtauſend überſchreiten, ohne die Samenſchule derſelben von 20 Joch zu rechnen, um die Cultur dieſer Seidenraupe durch Abgabe von Götterbäumen in Oeſterreich zu befördern. Der Verſuch mit dem Anbau von Hopfen in 6 Schönkirchen, kann aus dem Umſtande als gelungen genannt werden, daß das erhal- tene Produkt auf der Landwirthſchafts-Ausſtellung zu Hietzing im Jahre 1863 als zur erſten Qualität zählend, erkannt wurde. An Morus alba ſind vielleicht mehr als 50,000 Pflanzen vorhanden. Der Garten zunächſt dem Schloße enthält zum Theil eine Parkanlage, zum Theil iſt er mehr Nutzzwecken gewidmet, indem daſelbſt Obſt und Gemüfe ge- zogen wird. Es iſt dem Herrn Grafen nicht entgangen, daß dieſer große, größtentheils fruchtbaren Boden enthaltende Raum, nicht in dem Maße die Verwendung fand, welche ein umſichtiger und thätiger Vorſtand dieſes Gartens zu bewirken im Stande fein müſſe. Zu dieſem Zwecke fand ein ſehr günſtiger Wechſel in der Perſon des Hofgärtners ſtatt. Herr Seifert, der bei dem Kaufmanne Herrn Gloger, in deſſen Garten zu Döbling, ſo Ausgezeichnetes leiſtete, ſteht nun dieſem Garten vor, und die Wahl des Herrn Grafen wird ſicher ſeine Erwartungen befriedigen. Erſt die ſpäte Zukunft wird den Edlen ſegnen, der durch die in's Leben gerufenen Waldungen die dürre Sandſteppe, in feuchten fruchtbaren Boden verwandelte. Man wird einſt fragen, wer war der Schöpfer dieſes kühnen, fo viel Ausdauer und Umſicht erheiſchenden Werkes? Wie hat man ihm vers golten?! Ich hoffe, daß man die einſt Fragenden wird beſcheiden können: die Betreffenden ſahen ein, daß die Beſchaffung von Oeſterreichs Wohlſtand, ganz beſonders in der Erhöhung der Bodenproduktion zu ſuchen, daß dieſe die wahre Baſis, auf welcher die andauernde Erhebung der Induſtrie zu ſuchen ſei. Man kann und muß den Werth ſchätzbarer Leiſtungen für die Gegenwart hoch anſchlagen; aber jene, die zugleich für die ferne Zukunft berechnet, raſt— loſe Bemühung erfordern dürften, da ſie einem noch höhern Grad von Huma— nität entſtrömen, find noch höher zu achten; denn wer heute zu Gunſten künf- tiger Generationen ſich bemüht, deren Individuen ihm unbekannt ſind, zeigt den höchſt möglichen Grad von Uneigennützigkeit. Bedürfen auch Menſchen, die Aehnliches leiſten, nicht der Monumente aus Stein oder Erz, da ſie ſich die unvergänglichſten, wie impoſanteſten ſelbſt er— bauten, ſo ſollten ſie doch heute dem Blick Jener nicht entgehen, die berufen ſind, das Staatswohl in welch immer gearteten Form zu fördern. Auszeichnung ermuntert nicht allein Jenen, der ſie in's Leben gebracht, zur Ausdauer, ſondern regt Andere an, Aehnliches zu leiſten, ſobald ſie ſich in der Lage befinden. J. F. — — 177 | Empfeblenswertbe Einrichtungen zum Schutze der Bäume in Straßen und öffentlichen Anpflanzungen. Die in den Straßen, auf Plätzen und in öffentlichen Anlagen größerer Städte ſtehenden Bäume ſind vielfach verderblichen Einflüſſen ausgeſetzt und durch Beſchädigungen aller Art ſo häufig in ihrer Exiſtenz bedroht, daß es wohl nicht ohne allgemeines Intereſſe ſein dürfte, zwei vorzüglich zweckmäßige Methoden zum Schutze ſolcher Bäume der Nachahmung zu empfehlen, welche ich bei meinem Aufenthalte in Paris kennen lernte. Für Bäume, welche bei Legung von Trottoirs erhalten werden ſollen und zwiſchen die Steine deſſelben zu ſtehen kommen zeigt Fig. I. das Schutzmittel in einem eiſernen Gitter (a), welches in demſelben Niveau mit den Platten des Trottoirs (b) liegt und ſich genau an dieſelben anſchließt. Fig. I. Für das Gedeihen der Bäume iſt dieſes Verfahren von großem Vortheile, indem der Regen und das abfließende Waſſer jederzeit an die Wurzeln des Baumes gelangen können, und auch der Zutritt der Luft erleichtert iſt, ohne daß eine Beſchädigung der Wurzeln von oben her möglich wäre. Ebenſo kann die Erde um den Baum herum nicht feſt getreten werden, wie es bei großer Frequenz auf den Straßen gewöhnlich geſchieht. Mit allen dieſen Vorzügen verbindet das obige Verfahren noch denjenigen großer Eleganz und Reinlichkeit, da ein Verſchleppen der Erde auf das Trotz toir unmöglich gemacht iſt. | Hamburger Gartens und Blumenzeitung. Band XX. 12 178 Ein zweites Mittel Bäume bei Allee-Anpflanzungen gegen ſchädliche äußer⸗ liche Einflüffe zu ſchützen wird häufig da angewendet, wo die Straßen viel mit Wagen befahren, und deßhalb den Bäumen leicht Beſchädigungen durch dieſelben beigefügt werden. Fig. II. ſtellt die Art und Weiſe dieſes Verfah⸗ reus dar. Ein Gitter (a) aus ſtarken gebogenen Eiſenſtäben beſtehend, wird mittelſt eines Ringes um den Baum in der Höhe von ohngefähr 3 Fuß be⸗ feſtigt und das andere Ende der Stäbe, um darauf einwirkenden ſtarken Druck und heftigen Stößen widerſtehen zu können, tief in die Erde eingelaſſen. Der den Baum umſchließende Ring muß wenigſtens 1—1½ Zoll von der Rinde entfernt ſein, damit derſelbe dem Wachsthume des Baumes nicht hin⸗ derlich wird. N Fig II. Am obern Ende des Gitters iſt daſſelbe, ebenſo wie an derſelben Stelle unten, zum Oeffnen eingerichtet, um es beliebig für ſolche Bäume verwenden zu können, die es bedürfen. Die Größe der Gitter richtet ſich nach der Stärke der Bäume, uud wird nur noch bei Bäumen, die die Stärke von / —1 Fuß erreichen, angewendet. Bäume, welche ſtärker ſind als die oben angeführten be— dürfen in der Regel eines ſolchen Schutzes nicht mehr. Armin Sckell. — ——— Eine Auswahl der vorzüglichſten jetzt bekannten indiſchen Azaleen. | Der rühmlichſt bekannte englifche Gärtner William Barnes, Camden Nurſery, Camberwell, hat in mehreren Nummern des Gardeners Chroniele eine ſehr 179 beachtenswerthe Abhandlung über die Kultur der indischen Azaleen, namentlich über Kultur von Schauexemplaren, veröffentlicht. Die hier nachbenannten führt derſelbe bei dieſer Gelegenheit als die ſchönſten Varietäten an, die ihm bekannt geworden ſind, nämlich: Duke of Devonshire. — Diadem. — Holfordii. — Iveryana improved. — Ardens. — Juliana. — Perryana. — Beauty of Reigate. — Symmetry. — Magnet. — Vesta. — Maria. — Chelsonii. — Lucens. — Gledstanesii. — Glory of Sunning Hill. — Extranii. — Stanleyana. — Admiration. — Gem. — Criterion. — Magnifica. — Perfecta elegans. — Eulalie van Geert. — Leeana. — Louis Napoleon. — Madame Miellez. — Princess Mary of Cambridge. — Petuniaeflora — Roi Leopold. — Modele. — Rubens. — Standard of Perfection. — Baron de Pret. — Queen of Whites. — Leopold the first. — Duchesse Adelaide de Nassau. — Flower of the day. — Souvenir de l' Exposition. — Variegata superba. — Sir H. Havelock. — Perfection, — Presi- dent. — Mars. — Kinghornii. — President Claöys. — Mad. Ambr. Verschaffelt. — Etoile de Gand. — Carnation. — Tricolor. — Roi des Doubles. — Brilliant. — Advance. — Dr. Livingstone. — Salmonia albo-cineta, — Bernard Handre. — Reine Blanche. — Flag of Truce. — Elegantissima. — Marie Vervaene. — Reine de Belges. — Sinensis lutea. — Sinensis alba. — Leviathan. — Da aber ein Blumenfreund nicht leicht alle dieſe Sorten kultiviren kann, ſo empfiehlt Herr Barnes wiederum folgende 12 Sorten von den genannten als die vorzüglichſten, jede Farbenſpielung dabei berückſichtigend: Weiße: Queen of Whites. — Marie Vervaene. Weiß mit Streifen: Flower of the day. — Madame Miellez. Roſa oder Pfirſichblüthfarben: Standard of Perfection. — Kinghornii. Violet-roſa: Extranii. Tiefroſa-violet: Baron de Pret. Lachsfarben: Criterion. — Etoile de Gand. Tiefdunkel lachsfarben: Gem. Reich orangenfarben: Mars. Dieſe 12 Varietäten zeichnen ſich in jeder Hinſicht als durch Farbenpracht, guten Habitus, reiches Blühen u, dgl. vor allen anderen aus, fie find die Ausleſe aller jetzt bekannten Azaleen. Die hier folgenden ſtehen dieſen ge— nannten wenig nach und ſind demnächſt zu empfehlen, wenn eine größere Sammlung gehalten werden ſoll. Es ſind: Weiß: Reine blanche. Weiß geſtreift: Tricolor. — Iveryana improved. — Beauty of Reigate. Roſa oder Pfirſichblüthe: Dr. Livingstone. — Modele, Lachsfarben: Variegata superba. — Salmonia albo- eineta. Drangesfbharlad; Juliane. Tiefroth: Rubens. Roſa⸗lachsfarben: Magnet. 127 * 180 Reich roſa-violett: Holfordiana. Es giebt freilich noch viele Sorten, die von Anderen hoch geprieſen werz den, allein von allen bekannten Varietäten dürfen die obengenannten übertroffen werden. Gartenbau⸗Vereine. Breslau. Der Jahres-Bericht des Schleſiſchen Central-Vereins für Gärtner und Gartenfreunde zu Breslau für das Jahr 1863 iſt uns zugegangen. Aus demſelben erſehen wir, daß genannter Verein in ſeinen Beſtrebungen fortfährt nach allen Seiten hin ſeine Thätigkeit zu entwickeln. Der Verein hielt im vergangenen Jahre 23 Sitzungen, in denen acht Vorträge von verſchiedenen Mitgliedern gehalten wurden. Die Vorträge über Zugrund— legung der Frage: Warum werden über anerkannt gute und bewährte Obſt— ſorten ſo oft ganz ungerechtfertigte Urtheile gefällt? wie über das Brechen des Sommerobſtes, vornehmlich der Birnen, boten ebenſoviel Intereſſantes als Ber lehrendes dar. Ein anderer allgemeines Intereſſe erregender Aufſatz, der in einer Sitzung verleſen wurde, war der über die „Promenade Breslau's“, vom Geh. Rath Prof. Dr. Göppert, der auch in der Hamb. Gartenztg. 19. Jahrg. S. 309 abgedruckt ſich befindet. In der Sitzung am 24. Juni wurde ein Rückblick gegeben auf die ſo bedeutſame Wirkſamkeit des am 16. Juni v. J. im Alter von 87 Jahren verftorbenen Kunſt- und Handelsgärtners Carl Chris ſtian Monhaupt in Breslau. Viele Gärten in und um Breslau verdanken dem Verſtorbenen ihre Anlagen. Bis zu ſeinem 70. Jahre war er unausgeſetzt thätig, dann traf ihn das Unglück am ſchwarzen Staar zu erblinden. Eine glückliche Operation gab ihm jedoch das Augenlicht wieder, ſo daß er noch im vorigen Jahre zu ſchreiben im Stande war. — Einen beachtenswerthen Vor: trag hielt Herr Handelsgärtner Guillemain über die „Ringelkrankheit bei Blumen⸗Zwiebeln,“ welchem Thema er die rein kommerzielle Seite abzugewinnen trachtete. Herr Promenaden-Inſpector Loeſener in Breslau hielt einen Vor⸗ trag über die auf feiner letzten Reife beſuchten Gärten und Herr Handels- gärtner Schönthier einen Vortrag über „Orangeriebäume. | Im 3. Abſchnitte des Jahresberichts find die Berichte über die „Garten— Rundſchauen“ niedergelegt und im 4. wird die „Geſchichte der Wittwen-Caſſe⸗ Angelegenheit“ gegeben. Die übrigen Abſchnitte enthalten den Kaſſenbericht, das Mitgliederverzeichniß u. dgl. Trier. Am 6., 7. und 8. Mai findet zu Trier eine durch den Gar⸗ tenbau⸗Verein daſelbſt veranſtaltete Ausſtellung von Pflanzen, Blumen, Garten⸗ producten ꝛc., ſtatt. Auswärtige wie Einheimiſche können ſich dabei betheiligen. Die auszuſtellenden Gegenſtände müſſen acht Tage vor der Ausſtellung ſchriftlich angemeldet und bis zum 4. Mai eingeliefert werden. 181 Die Preiſe beſtehen in filbernen und bronzenen Medaillen und werden ertheilt den ſchönſten und reichhaltigſten Gruppen von Roſen, Azaleen, Rhodo— dendren, Pelargonien, Fuchſien, Cinerarien, Verbenen, Penſées, Aurikeln ꝛc., ferner den beſten Kulturpflanzen, mindeſtens 10 Stück, der ſchönſten Sammlung Blattpflanzen, den ſchönſten Bouquets, den beſten jungen Gemüſen. PPP Neuer rother Blätterkohl (Brassica purpurea) zu Gemüſe, Viehfutter und zum Färben von Blumen, auch Geweben aus Faſerſtoff verwendbar. Ueber dieſen neuen rothen Blätterkohl, hielt der Pflanzenzüchter Herr Rechtsanwalt Heinrich Graichen zu Leipzig in der dortigen Gartenbau-Ge— ſellſchaft an 3. März d. J. einen Vortrag (abgedruckt im „Meeraner Wochen— blatt No. 39“), dem wir folgendes entnehmen. Herr Graichen legte der Geſellſchaft eine von ihm durch künſtliche Be— fruchtung hervorgerufene und unterſchiedene Blumen und Stoffe in allen be— kannten Farben vor, die mit dem, aus dieſer neuen Kohlart gezogenen Farbe— ſtoff auf eben ſo leichte als einfache Weiſe gefärbt worden ſind. Als derſelbe nämlich vor nunmehr 6 Jahren durch künflliche Befruchtung ſein neues peren— nirendes Winterkraut: Graicheniana genannt — das inmittelſt faſt in allen Erdtheilen bekannt geworden und geſchätzt wird, und wovon Samen, jetzt 4 Loth für 1 Thaler bei ihm zu erlangen iſt; weshalb ihm in Folge ihrer erſten Ausſtellung im Jahre 1862 ein Ehrendiplom, ſowie auch eins dergleichen in der am 3. September 1863 in Zwickau abgehaltenen Producten-Ausſtellung ertheilt wurde — gewonnen, fiel es demſelben auf, daß die Strünke von einer gelbbräunlichen Blätterkohlart, wovon die Köpfe abgeſchnitten und zu Ge— müſe verwendet, neue blutrothe Keime oder Sproſſen brachten. Der Sauerſtoff der Luft nämlich, ſo fand Herr Graichen bei weiterer Beobachtung und Nachforſchung, wirkte, in Folge jener Verletzungen, auf die Verdichtung der Pflanzenſäfte — auf Säuren, Stärke, Gummi und Blattgrün — in der Art ein, daß davon die neuen, ſtickſtoffreichen Sproſſen und Blätter, je länger, je mehr, ſich dem Auge rothgefärbt darſtellten. Eine gleiche Fär— bung gewahrt man auch mehr oder weniger im Herbſte an dem Laube der Bäume, weil der Anſatz junger, für's künftige Frühjahr zum Treiben beſtimmter Knospen die Blätter nach und nach abdrängen, den Zutritt des Sauerſtoffs der Luft in ihre Säfte erleichtern, ſolche verdichten, verändern und ſomit that— ſächlich für das Auge färben. Der Schluß, daß man den Saft jenes Kohls, vom Waſſer befreit, als Farbeſtoff gebrauchen und um z. B. roth zu färben, der Natur durch Beifügung von Säuren zu Hilfe kömmen könne, war eben ſo gerechtfertigt als der, daß anſtatt der Säuren unter Hinzufügung von Alkalien, eine blaue, lila, gelbe und grüne Farbe hervorgerufen werden dürfte. Zunächſt nahm Graichen die jungen Sproſſen, ſpäter auch das Fleiſch von jener Kohl— ſtande, welche durch's Abſchneiden der Köpfe der Luft zunächſt ausgeſetzt waren 182 und dadurch eine hochgelbe Färbung angenommen, zog den Stoff, der Farbe geben ſollte, durch heißes Waſſer aus, in welches er zunächſt eine ſehr geringe Gabe von doppelkohlenſaurem Natron — auch Soda und abgeklärtes Kalk⸗ waſſer leiſtet daſſelbe — brachte und färbte damit zunächſt die eben ſo bekannte als geſchätzte weiße Sandimmortelle aus Neuholland (Ammobium alatum), dann auch weiße oder verbleichte Immortellen jeder Art, und zwar zunächſt prachtvoll gelb und grün, in allen nur erwünſchten Abſtufungen, je nachdem wenig oder vieler Farbeſtoff aus jenem Kohl in wäſſerige Löſung gezogen und beziehendlich ein wenig Potaſche hinzugenommen. Theilt Herr Graichen gleich im Voraus jedoch die von ihm dabei wiederholt gemachte Erfahrung mit, daß, um Ammobium alatum gelb zu färben, man weiter nichts nöthig hat als warmes Waſſer, worin Soda oder noch beſſer doppelkohlenſaures Natron auf- gelöſt worden. In ſolches Waſſer werden die Immortellen getaucht, ausgeſpritzt und getrocknet. Soda oder Natron nämlich zerſtört in jenen Immortellen die vorherrſchende Kieſelſäure, und macht ſie dadurch und vermöge veränderter Licht— ſtrahlen für unſer Auge anregender, wärmer, lebhafter als die weiße Farbe. Denn die gelbe Farbe iſt, wenn ſie rein, wie bekannt, die nächſte am Licht. Sie entſteht, wie wir ſoeben geſehen haben, durch die gelindeſte Mäßigung des Lichts, alſo durch das am wenigſten beſchränkte Vorherrſchen deſſelben. In der höchſten Reinheit habe Referent das Gelb nie, als in der gelbgefärbten Im⸗ mortelle geſehen. Dieſe Farbe überhaupt führt ſtets die Natur des Hellen mit ſich und beſitzt, wie hauptſächlich die Jungfrauen wiſſen, eine erheiternde, ſanft reizende Eigenſchaft. — Um nun wieder auf den rothen Blätterkohl und auf den daraus gezogenen Farbeſtoff zu kommen, ſo habe Herr Graichen demſelben, Salpeterſäure, Schwe⸗ felſäure, Salzſäure, Alaun, Potaſche, Weinſtein u. ſ. w., ſo auch Apfelſaft, welcher, wie er ebenfalls erprobt, im Allgemeinen und hier insbeſondere die Stelle der Beize vertritt und zugleich, ſogar unächte Farben als ächt herſtellt, beigemiſcht und hat dadurch, je nach Anwendung des Einen oder des Andern, die vorgelegten Immortellen, die anfangs weiß waren, dunkelroth, purpurroth, roſa, blau, lila, violett, gelb und grün gefärbt. — Ein Jahr ſpäter, nach jener Wahrnehmung, befruchtete Graichen eine Blüthe jenes Farbekohls mit dem Blüthenſtaube, den er von dem blutrothen Kopfkraute und der ſchwarzen Malve — deren Blüthenſtaub als wirkſam auch für andere Blumen jahrelang als befruchtend aufbewahrt werden kann — ge⸗ nommen, um jenem Färbekohl einen noch intenſiveren Färbeſtoff einzuprägen. Es gelang ihm auch dies inſofern ganz, wie er erwartete, als er dadurch acht Kohlkörner erntete, womit er ſpäter, zur Saat verwendet, unter acht Kohlpflanzen drei erzog, welche die färbenden Eigenſchaften zu jeder Jahreszeit im hohen Maaße in ſich ſchließen. — Daß ſich mit dem, aus ſolchem Kohl gezogenen Farbeſtoffe auch Seide, Leinwand, Baumwolle und Papier färben laſſen, unter⸗ liegt, nach von ihm angeſtellten Probeverſuchen, keinem Zweifel mehr. Und dies um ſo gewiſſer nicht, als im vorigen Herbſte auch ein Franzoſe, Namens Jean, dieſen Farbeſtoff, welcher, ſeiner Anſicht nach, nur auf der Epidermis der Blätter der Brassica purpurea in Form von intenſiv purpurrothen Schüppchen auftreten ſolle, auch entdeckt und den Färbern durch öffentliche Blätter empfohlen, 183 dabei aber mit bemerft hat, daß ihm die Darftellung einer bleibend grünen Farbe daraus nicht gelungen ſei. Schon im vorigen Jahre hat Herr Graichen, auch unter Vorlegung grün gefärbter Blumen und Zeuge, die nach Jahresfriſt noch ſchön ſind, im land— wirthſchaftlichen Vereine zu Höckendorf bei Meerane, einen ausführlichen Vor— trag über ſeinen neuen Färbekohl gehalten und dabei nachgewieſen, daß mit dieſem auch Moos — beſſer, als es bisher mit der aus Torfarten gezogenen, im heißen Waſſer aufzulöſenden Pikrinſäure und Indigocarmin geſchehen — bleibend grün gefärbt werden kann. Vom Monat Juli 1864 ab verkauft Herr Graichen Samen von dieſem neuen Gemüſefutter und Färbekohle — welcher ebenſo, wie ſein obenerwähntes Winterkraut bei 3 Grad Wärme R. keimt, aufgeht, bei 1 Grad Wärme aber fortwächſt, den Winter über niemals erfriert und zugleich auch als Zierpflanze dienen kann — à Loth für Einen Thaler. — ¶ ꝓ— r Der Garten⸗Jugenieur. Handbuch der geſammten Tech- nik des Gartenweſens für Gärtner, Gartenbeſitzer, Garten-Gehülfen und Lehrlinge, Jugenieure, Architekten, Maurer- und Zimmermeiſter 2, Von N. W. A. Wormann. Dritte Abtheilung: die Canal- und Ofenheizungen, die Gärtnerwohnungen. Mit 6 Tafeln Abbildungen. Berlin 1864. Ernſt Schotte & Co. Die erſte Abtheilung dieſes für jeden Gärtner faſt unentbehrlichen Werkes erwähnten wir S. 573 des vorigen Jahrganges der Hamburger Gartenzei— tung und ließen eine Beſprechung der zweiten Abtheilung (die Teppichgärten) im zweiten Hefte S. 90 dieſes Jahrg. folgen.“) Es gereicht uns zu einem großen Vergnügen, heute die geehrten Leſer auf die dritte Abtheilung aufmerk— ſam machen zu können, in welcher einer der wichtigſten Gegenſtände, die Canal— und Ofenheizungen, beſprochen wird. Wie wenige Gärtner haben einen richtigen Be— griff von der Anlage eines Heizkanals und doch hängt von deſſen richtigen Anlage meiſt das Gelingen ihrer Mühen ab. Selbſt Mauermeiſter ſind ſehr oft unbe— wandert in der Anlage von Heizkanälen, ſie verlaſſen ſich dann auf den Gärtner und dieſe auf den Mauermeiſter, und erſt nach vielfachen mißlungenen Verſuchen und Koſtenaufwand, gelingt es ihnen einen ordentlichen, dem Zweck entſprechenden Heizungskanal herzuſtellen. Vielen Gärtnern, ja vielleicht den meiſten, mögen die Lehrmittel ſich in dem Fache zu unterrichten, fehlen, denn es giebt nur wenige Gartenbücher, welche dieſen Gegenſtand ſelbſt nur oberflächlich berühren, um ſo willkommener iſt die Herausgabe des „Garten-Ingenieurs“. Die dritte Abtheilung dieſes Werkes lehrt uns nicht nur die Anlage der Kanal- und Ofenheizungen in ihren verſchiedenſten Arten, ſondern wir finden in derſelben noch andere wiſſenswerthe und nützliche Abhandlungen, wie z. B. über Wärme, Verbrennung und Heizung im Allgemeinen, über das Thermometer, hierbei iſt ) Anmerk. Ueber beide Kritiken ſandten wir der verehrl. Verlagsbuchhandlung die Belege ſeiner Zeit zu. Die Redact. a’ er 3 2 rn 1 184 i 1 eine Umwandlungs⸗Ueberſicht der Reaumür'ſchen Thermometer-Grade in die Grade der Celſtus'ſchen und Fahrenheit'ſchen und umgekehrt gegeben. „Die Anforderungen, die im Allgemeinen an das Wohnhaus eines Gärtners gemacht werden, ſind geringe, und trotz dem findet man, vorzüglich auf dem Lande, Räume, die dieſer Genügſamkeit kaum entſprechen. In den meiſten Fällen hält man es für mehr als vollſtändig ausreichend, wenn die Be- hauſung dem Gärtner ein kärgliches Unterkommen für ſich und ſeine Familie gewährt.“ Dieſes ſind die Worte, mit denen der Verfaſſer den Abſchnitt: die Gärtner-Wohnungen und deren Bau einleitet und wir erkennen deren Wahrheit vollkommen an. Mögen die Belehrungen, die der „Garten-Ingenieur“ über die Erbauung von Gärtner-Wohnungen giebt, von recht Vielen, namentlich von Privaten, die einen Garten beſitzen und einen Gärtner halten, berückſichtigt werden. — Die dieſer Abtheilung beigegebenen 6 Tafeln Abbildungen ſind von gleich guter Ausführung, wie die der vorigen Abtheilungen, ebenſo die übrige Ausſtattung. Wir empfehlen dieſes Werk nochmals beſtens als eine der wichtigſten Er⸗ ſcheinungen der neueren Gartenliteratur. E. Oo. Die Erdbeere, ihre Botanik, Geſchichte und Kultur. Vom Grafen Leonce de Lambertye. Verlag: Auguſte Goin, Paris. (J. Rothschild, 14 rue de Buei à Paris und Leipzig.) Lex.-Format. 392 S. Im vorigen Jahrgange der Hamburger Gartenzeitung (S. 427) machten wir die Leſer mit einem Werkchen des Grafen Lé&once de Lambertye, betitelt die Erdbeertreiberei, bekannt, welches einen Theil dieſes uns jetzt zugegangenen obgenannten größeren Werkes bildet. Dieſes Werk zerfällt in drei Abtheilungen und jede derſelben in drei Unterabtheilungen. In der erſten Abtheilung, welche man die wiſſenſchaftliche nennen kann, macht uns der Verfaſſer mit der Gattung Fragaria im allge⸗ meinen bekannt, giebt eine kurze Diſſertation über die Erdbeere und geht dann auf die Arten der Gattung Fragaria nebſt deren Varietäten über. Der Ver⸗ faſſer hat die von Jacques Gay aufgeſtellte Claſſification beibehalten. — Gay erkennt 8 Arten an, nämlich: drei europäiſche: F. vesca L.; elatior Ehrh. und collina Ehrh. — Drei amerikaniſche: F. chiloënsis Duch.; virginiana Mill. und Grayana Elis. Wilm. (F. grandiflora Ehrh. hält Gay für eine alterirte Form der F. chiloensis und ob F. lueida eine wirk⸗ liche Art iſt, habe er noch nicht beſtimmen können), und endlich zwei aſiatiſche: F. Daltoniana Gay und Nilgerrensis Schlecht. Nach Anführung dieſer Eintheilung, geht der Verfaſſer die einzelnen Arten durch, beſchreibt jede einzelne mit großer Genauigkeit, mit Hinzufügung aller Synonymen, Vaterland, Stand- orte, Blüthezeit, Reifezeit der Frucht ꝛe. (Die Frag. Hagenbachiana Rchb., die Gay als Art aufrecht erhielt, fol doch nur eine Hybride der F. collina und vesca ſein). Nach Aufzählung dieſer reinen 8 Arten läßt der Ver⸗ faſſer die alten Varietäten derſelben folgen, gruppirt nach ihren reſpeetiven Arten und mit genauer Angabe aller Synonymen und Citaten. So werden z. B. als Varietäten von F. vesca L. aufgeführt: var. semperflorens (F. semperflorens Duch.); var. muricata (F. sylvestris muricata Duch.); 185 var. hortensis (F. hortensis Duch.); var. monophylla (F. mono- phylla Duch.); var. efflagellis (F. efflagellis Duch.) und var. multi- plex (F. multiplex Poit. oder sylvestris multiplex Duch.). Der zweite Theil der erſten Abtheilung handelt über die geographiſche Verbreitung der Erdbeeren; im dritten Theile derſelben Abtheilung, giebt Herr de Lambertye die Beſchreibungen zu 40 der Cultur werthen Varietäten, wobei derſelbe bemerkt, daß er ebenſo gut weniger oder noch einmal ſo viele hätte aufführen können, er hält jedoch dieſe Zahl für genügend, zumal dieſelben als die vorzüglichſten gelten. Die Bemerkungen, welche zu jeder Varietät außer des Geſchichtlichen über ihren Urſprung und außer ihrer Beſchreibung gegeben ſind, ſind von allgemeinem Intereſſe und großem Nutzen für jeden Erdbeerfreund. Auf S. 68 und 69 ſind dieſe 40 Erdbeervarietäten tabellariſch zuſammen— geſtellt, ſo daß man aus dieſer Zuſammenſtellung ſogleich die Eigenſchaften einer jeder Frucht erſehen kann im Vergleich zu den übrigen. Außerdem ſtellt der Verfaſſer dieſe 40 Varietäten nach verſchiedenen Kategorien zuſammen, ſo z. B. führt er 1. diejenigen zuſammen auf, die alle guten Eigenſchaftem ver— einen, 2. diejenigen, welche zwar nicht ſehr ergiebig, deren Früchte jedoch aus— gezeichnet find, 3. Varietäten mit ausnehmend ſchönen Früchten und 4. Varie— täten, die ſich je durch verſchiedene Eigenſchaften empfehlen, ſo z. B. May Queen, die frühzeitigſte aller bekannten Sorten. Dieſe 40 Varietäten laſſen ſich auch noch anderweitig gruppiren, wie z. B. nach den vorzüglichſten Früchten, ferner nach den Sorten, welche die größten Früchte liefern und nach denjenigen, welche ſich gut treiben laſſen. — Der Schluß des dritten Theils der erſten Abtheilung dieſes vortrefflichen Werkes bilden die Veſchreibungen der vorher erwähnten 40 Varietäten, geordnet nach den Arten, von denen ſie abſtammen, die Arten ſelbſt geordnet nach den Ländern, aus denen ſie herſtammen. Eine ſehr intereſſante Abhandlung giebt der Verfaſſer über die Fragaria des quatre saisons (F. semperflorens, die mit Unrecht von allen Autoren als: Frai- sier des Alpes bezeichnet worden iſt, die jedoch nach einer ſehr genauen Aus— einanderſetzung des Verfaffers nichts anderes iſt, als eine Varietät der Walderd— beere (Fragaria vesca). Die zweite Abtheilung des Werkes zerfällt in 3 Perioden, die 1. Periode ſchildert mit größter Genauigkeit das Geſchichtliche über die Kultur der Erd— beeren vom Ende des 16. Jahrh. (1570) bis zu Duchesne 1766 (196 Jahre). Die Details mit den vielen Citaten ſind von allgemeinem Intereſſe und zeugen von einem enormen Fleiße uud Mühe, welche der Verfaſſer auf ſein Werk verwendet hat. Er ſchildert die Erdbeere bei den Alten, deren Kultur nach Ch. Etienne und Jean Liébault (Maison rustique 1570), deren Kultur nach Oliver des Serres (1600); nach Claude Mollet (Theätre des plans et jardinage 1652); nach dem Verfaſſer des Jardinier Francois (1683), nach dem bon jardinier (1763) ꝛc. Die 2. Periode umfaßt 76 Jahre, ſie beginnt mit der Veröffentlichung der „Historie naturelle des Fraisiers““ von Duchesne (1766) und endet zur Zeit, als die 2. Edition der „Pomone frangaise vom Grafen Le Lieur (1842) erſchien. Alles, was der Verfaſſer auch in dieſem Abſchnitte mittheilt iſt vom größten Intereſſe, alle nur aufzu⸗ findenden Werke und Schriften, die in jener Periode über die Erdbeere erſchie— nen find, hat der Perfaſſer benutzt und macht er uns mit Arten bekannt, die den 186 meiſten Leſern bisher unbekannt geweſen fein dürften. — Die 3. Periode endlich beginnt zur Zeit der 2. Edition der Pomone frangaise 1842, und reicht bis auf unſere Zeit (1862). i Die 3. Abtheilung des Werkes zerfällt wiederum in 3 Theile und iſt dieſelbe von nicht geringerem Intereſſe als die vorhergehenden. Der 1. Theil handelt über die Kultur der F. vesca L. var. semperflorens im freien Lande; der Verfaſſer beſchreibt zuvörderſt dieſe Erdbeere, ſetzt nochmals auseinander, daß dieſe Art nicht auf den Alpen wächſt, eine Variätet und keine reine Art ſei und läßt dann deren verſchiedenen Kulturmethoden folgen. Der 2. Theil enthält die Kultur der Erdbeeren amerikaniſcher Rage (gewöhnlich Erdbeeren mit großen Früchten oder engliſche genannt) im freien Lande. Bei dieſen Erdbeeren giebt der Verfaſſer die Kulturmethoden verſchiedener Gärtner an, wie z. B. die Kultur nach Mae Even, nach J. Cuthill. Der 3. Theil endlich handelt über das Treiben der Erdbeeren, auch hier werden nach den allgemeinen Bemerkungen über das Treiben ſelbſt, verſchiedene Methoden angeführt, wie z. B. die Treibme⸗ thode im kaiſerl. Küchengarten zu Verſailles (von M. C. Griſon), die eng⸗ liſche Methode nach Mac Even, die deutſche Methode nach Tatter. Aus dem hier nur oberflächlich Angeführten geht zur Genüge hervor, daß das Buch des Grafen Lambertye das vollſtändigſte Werk uber die Erdbeeren iſt und dürfte daſſelbe nicht nur für jeden Gärtner, ſondern namentlich auch für jeden Freund dieſer ſo beliebten Frucht von allgemeinem Intereſſe und großem Nutzen ſein. C. Oo. Die Freunde und Feinde des Landwirths und Gärtners. Vollſtändige Anleitung zur Kenntniß, Schonung und Hegung der den Feld-, Wieſen-⸗ und Gartenbau nützlichen, ſowie zur Kenntniß, Abhaltung und Berz tilgung der den Pflanzen ſchädlichen Thiere. Nach den bewährteſten Erfah— ruugen von Dr. Wiliam Löbe. Hamburg, Verlag von R. Kittler. Gr. 8. 294 Seiten. Geh. 1 Thlr. Der als Redakteur der landwirthſchaftlichen Dorfzeitung und als Ver— faſſer vieler anderer Schriften über Garten- und Landbau rühmlichſt bekannte Verfaſſer hat hier ein Werk geliefert, das im Intereſſe des Privat- wie Ge— ſammtwohles den höheren und niederen Verwaltungsbehörden, ſowie den land— wirthſchaftlichen Vereinen zur Berückſichtigung und Verbreitung nicht warm genug zu empfehlen iſt. Es giebt allerdings ſchon eine Menge von ähnlichen Büchern, dennoch dürfte keins derſelben dieſem an Vollſtändigkeit nahe kommen. Viele der ähnlichen Schriften ſind theils zu wiſſenſchaftlich oder theils zu trivial gehalten und daher für den Landwirth und Gärtner zu unvollſtändig und von geringem Nutzen. Die meiſten der älteren Schriften ſind in der Hinſicht auch mangelhaft, daß ſie die Freunde des Landwirths und Gärtners, welche den Pflanzenfeinden nach— ſtellen, nicht genug würdigen, oft von dieſen ſo nützlichen Thierene gar keine Notiz nehmen oder nur ungenügend behandeln, während die Behandlung der ſchädlichen Thiere in faſt allen bisher erſchienenen Schriften oft nur ſehr man— gelhaft und unvollſtändig iſt. Dieſen Mängeln iſt im Löbe'ſchen Buche abge— holfen, es zeichnet ſich daſſelbe durch große Vollſtändigkeit aus, es bietet gegen alle dem Land- und Gartenbau ſchädlichen Thiere die bewährteſten Mittel, wie ſie je nach den Lokalverhältniſſen auch ausführbar und wirkſam ſind. Vielen 187 Thieren, wird die Schädlichkeit, die bisher gar nicht als ſchädlich bekannt waren nachgewieſen. Von großem Intereſſe iſt die Aufzählung der nützlichen Thiere, durch deren Verrichtung die ſchädlichen Thiere zum Nachtheil der Kul— turen Ueberhand nehmen. Wir finden mithin in dieſem Buche beides vereint und in einer ſolchen Vollſtändigkeit, daß das Buch als ein äußerſt praktiſches zu empfehlen iſt. Ein beigegebenes alphabetiſches Regiſter erleichtert das Auf— finden jedes Thieres, ſowohl nach ſeiner lateiniſchen oder deutſchen Benennung. C. Oo. — —— Feuilleton. Von neuen Pflanzen⸗Verzeichniſſen, die maſſenhaft bei uns ein⸗ gegangen, möchten wir die Leſer noch auf einige namentlich aufmerkſam machen, als: Verzeichniß der im gräflich Franz von Thun Hohenſtein'ſchen Schloßgarten in Tetſchen an der Elbe verkäuflichen Pflanzen. Hier finden wir unſtreitig die größte Auswahl von Orchideen, und den Freunden dieſer intereſſanten wie herrlichen Pflanzenfamilie wird hier die beſte Gelegenheit gebo— ten, ſich eine Sammlung zu billigen Preiſen anzulegen. Außerdem enthält das Verzeichniß eine gute Auswahl von Gewächshauspflanzen, Waſſerpflanzen, ferner Rhododendron, Camellien, Azaleen u. dgl. in großer Menge. Der jetzige Obergärtner in Tetſchen iſt bekanntlich Herr E. Lagler, an den man ſich wegen Aufträge zu wenden hat. Preis: Verzeichniß von Topf- und Landpflanzen des Daneel'ſchen Gar⸗ tens in Berlin (Obergärtner A. Paſewaldt) iſt wiederum reich an neuen, ſeltenen und ſchönen Pflanzen des Kalt- wie Warmhauſes, ſo auch beſonders an Aroideen, Dracaenen, Yukken u. dergl. Preiſe billig. Neueſte Roſen für 1864 offeriren die Kunſt- und Handelsgärtner Soupert & Notting in Luxemburg in ihrem neueften Preis-Courant. 25 Sorten zu 75 Fr., 50 Sorten zu 112 Fr., ferner eine Menge neueſter Sortiments-Pflanzen. Haupt-Catalog (No. 29) über Warm-, Kalthaus- und Frei- landpflanzen und Baumſchulartikel des Garten-Etabliſſements von G. Geitner in Planitz. — Im Jahre 1862 erſchien zuletzt ein Haupt-Ca⸗ talog, der zugleich der „Jubel-Catalog“ bezeichnet wurde, indem zur Zeit das Geitner'ſche Garten-Etabliſſement ihr 25jähriges Beſtehen feierte. (Siehe Hamburg. Gartenztg. 18, S. 145.) Seit der Veröffentlichung jenes Catalogs erſchienen alljährlich nur Nachträge, bis nun jetzt wieder ein Haupt-Catalog, No. 29, gültig für 1864 — 1866, ausgegeben worden iſt. Derſelbe iſt in feiner inneren Einrichtung unverändert, aber faſt durchweg find die einzelnen Collectionen erweitert worden, ganz beſonders aber auch die Baumſchulenartikel. — Großes Intereſſe gewährt das Kartoffel-Sortiment. In Planitz beſteht nämlich ſeit kurzer Zeit ein „Kartoffelbau⸗Verein“. Derſelbe hat im vergangenen Frühjahre allein über 1000 Portionen Kartoffeln zu Verſuchen vertheilt, und auf den verſchiedenen Bodenarten angebaut. Die aus den angeſtellten Verſuchen als 188 brauchbar hervorgegangenen Sorten werden in dem Geitner'ſchen Catalog ange— boten à 2 Kthl., 24 Sorten à 1 zu 1 Rthl. Wir machen die geehrten Abonnenten unſerer Zeitung auf dieſes Verzeichniß aufmerkſam, das auf Ver⸗ langen Jedem franco eingeſandt wird. Das Verzeichniß von Stauden, Roſen und Topf-Pflanzen der Samenhandlung, Kunſt- und Handelsgärtnerei vom Garten-Inſpector Jühlke (Firma C. Awppelius) in Erfurt, enthält viele neue und empfehlenswerthe Pflanzen, eine reiche Stauden-Collection mit Angabe des Habitus und der Blüthezeit jeder Art, was die Auswahl den Nichtkennern ſehr erleichtert, und vieles Andere. Von der Laurentius'ſchen Gärtnerei in Leipzig iſt ein neues Preis⸗Verzeichniß über Pflanzen für das freie Land, Zierbäume, Zierſträucher, Nadelhölzer, Obſtſorten, Stauden und buntblättrige Pflanzen, ſowie über Flor— und Mode⸗Blumen, indiſche Azaleen und Camellien ausgegeben worden (No. 27), auf das wir Blumen- und Pflanzenfreunde aufmerkſam machen. Daſſelbe ent hält unter den genannten Pflanzen nicht nur eine große Auswahl der beſten neueren Arten und Varietäten, ſondern auch das Neueſte, was im Laufe des letzten Jahres in den Handel gekommen iſt. Das neueſte Verzeichniß der Flottbecker Baumſchulen. Es iſt nicht unſere Abſicht, die Baumſchulen der Herren James Booth & Söhne hier beſonders empfehlen zu wollen, denn dies iſt unnöthig, ſie ſind in der ganzen Welt rühmlichſt bekannt. Ein Blick in das vor kurzer Zeit erſchienene neueſte Verzeichniß veranlaßte uns, einen Vergleich mit anderen uns vorliegenden Verzeichniſſen ähnlicher Etabliſſements anzuſtellen, aber wir beſitzen keines, das dem Booth'ſchen an Reichhaltigkeit gleichkommt. In den letzten wenigen Jahren iſt die Gehölzſammlung der Flottbecker Baumſchulen ungemein erweitert worden, nicht nur in Ziergehölzen, ſondern auch in Obſt— bäumen und Obſt-Sträuchern jeglicher Art. Bereits im vorigen Jahrg. unſrer Zeitſchrift haben wir auf die Reichhaltigkeit und auf den Vorrath in den Flotts becker Baumſchulen hingewieſen. Unſere Angaben werden durch dies Verzeich— niß beſtätigt, indem mehre Wald-Baumarten, wie z. B. Ailanthus glandu- losa und andere, in 10,000 und 100,000 Exemplaren angeboten werden. Außer den Baum- und Straucharten ſind in dieſem Verzeichniſſe auch noch die Sammlungen von Stauden, Farne für's freie Land, Sortimente von Mode- oder Genre-Blumen, Georginen ꝛc. aufgeführt. Ein Verzeichniß über neuere Kalt⸗ und Warmhaupflanzen ſoll demnächſt erfolgen. E. Drs. Tomaten (Solanum Lycopersicum). Im Journal de la Societ. imper. et centr. d' Horticulture, Jan. 1864, iſt ein Bericht über die Kul⸗ tur der Tomaten des Herrn Ponce, Gemüſegärtner zu Clichy la Garonne, veröffentlicht, aus dem man erſieht, welch enormes Quantum dieſer Frucht alljährlich in Frankreich verbraucht wird. Herr Ponce macht drei Anpflanzun⸗ gen, die erſte auf Warmbeete. Unter 24 Fenſtern werden 3600 Pflanzen aus⸗ gepflanzt. Die zweite Anpflanzung auf etwas kältere Beete mit 1800 Pflanzen und die letzte im freien Lande, wozu 4000 Pflanzen verwendet werden. Die Durchſchnittsſumme der erzielten Früchte einer auf Miſtbeeten kultivirten Pflanze beträgt ungefähr 50—60, während von einer im Freien kultivirten Pflanze nur 40 —50. 189 Von den ca. 9400 ausgepflanzten Tomaten Pflanzen erzielt Hr. Ponce mindeſtens durchſchnittlich 5 Kilog. Früchte von jeder Pflanze, oder im Ganzen 47,000 Kilog., welche dieſer eine Gärtner in jedem Jahre auf die Märkte von Paris ſendet. Buntblättrige Pflanzen. Eine eigene Erſcheinung iſt es, daß am ganzen Moſel-Ufer fat ſämmtliche daſelbſt wild wachſenden Pflanzen in buntblättrigen Exemplaren zu finden find, wie z. B. Prunus spinosa, gold— und ſilberpanachirt, Medicago, Mercurialis annua, Urtica urens, ſchön ſilberpanachirt, Galeobdolon, Lamium, Trifolium u. dgl. Man findet ſogar öfter am Ufer gepflanzte Obſtbäume, die zur Hälfte, nach der Straßen— ſeite hin, ganz buntblättrig ſind. Unter einem Goldregen waren hundert junger Sämlinge aufgegangen, die zum größten Theil panachirte Blätter hatten. Grund dieſer Erſcheinung wird wahrſcheinlich im Auswurfe oder Ausdünſtungen der Moſel zu ſuchen ſein. G. v. d. W. Ein Acelimatiſationsgarten ſoll, wie es heißt, im Park zu Beverie in Lüttich angelegt werden, der zugleich auch als öffentlicher Beluſtigungsort dienen loll. Die dortige Gartenbau-Geſellſchaft hat deshalb einen Aufruf zur Zeichnung von Actien à 250 Fr. ergehen laſſen. (Flora.) Lederſtreifen. Herr Theodor Klemm, Lederfabrikant in Pfullingen, Württemberg, macht Gärtner auf ſeine auf eigenthümliche Weiſe gegerbten Leder— ſtreifen als dauerhaftes und beſtes Material zum Anheften von Nummerhölzern und zum Anbinden von Bäumen aufmerkſam. Die— ſelben find ſeit Jahren in Anwendung und Herr Garten-Inſpector Lucas in Reutlingen empfiehlt dieſe Lederſtreifen (ſiehe deſſen pomolog. Taſchenbuch, 1863) angelegentlichſt, denn ſelbige find nicht nur von längerer Dauer, als alle bisher zu dieſem Zweck angewandten Materialien, ſondern haben auch den Vorzug, daß ſie beim Anbinden der Bäume nicht leicht in die Rinde einſchnei— den wie Draht, und zum Anheften der Nummerhölzer am beſten von einigen Zoll Durchmeſſer bequem verwendet werden können, auch hat man bei Anwen— dung dieſes Bindematerials das Abbrechen wie beim Draht nicht zu fürchten, da dieſe Lederſtreifen viele Jahre ihre Biegſamkeit behalten und dann haben ſelbige noch den Vortheil, daß ſie billiger ſind als alle andere hierzu zu ver— wendende Materialien. — So koſten 1000 Stück No. 1, ca. 17“ lang württ. Dez. Maas, 5 P 5 Sgr., No. 3, ca. 8“ lang, 3 ⸗J 4 Sgr. und ſo im Verhältniß. Blumenmärkte in Paris. Ein neuer Blumenmarkt iſt in Paris im Entſtehen, derſelbe wird auf dem Boulevard Richard Lenoir, zwiſchen der Baſtille und der Fontaine des Boulevard du Temple, errichtet. Der Verkauf von Pflanzen und Blumen, die jetzt einen ſo großen Handelsartikel in Paris bilden, war in früherer Zeit nur gering. Damals beſaßen die Gärtner lange nicht jo viele Varietäten, als fie jetzt haben und fie verkanften ihre wenigen Blu— men, die fie kultivirten, auf dem Marché aux Poirées oder auf der Ponte neuf. Die Auswahl der Blumen beſchränkte ſich meiſt auf das einheimiſche Veilchen und Roſen, Ranunkeln und die Damascener Roſe, eingeführt unter der Regierung Louis des IX., den Flieder, eingeführt von Perſien im 16. Jahrhundert, und die Nelken, von denen Rabelais die erſte ſeinem Freunde, dem Cardinal Estiſſae aus Italien, mitbrachte. Während der Regierung Lud— 190 wig XIII. gaben einige ſpaniſche Frauen dem Pariſer Blumenmarkt eine neue Anziehungskraft. Die Corporation der Pariſer Blumenhändler wurde nirgends übertroffen und der Blumenmarkt an der Pont neuf erhielt einen bedeutenden Ruf. Die franzöſiſchen Gärtner hatten die Auswahl ihrer Blumen noch vermehrt durch die japaneſiſche Tulpe, die ſie von Holland zu Anfang des 17. Jahrh. erhalten hatten, die Nareiſſe aus dem Oſten und die Hyaeinthe von Conſtan⸗ tinopel. Die Blumeakultur war demnach ſchon bedeutend erweitert und die Reſeda und bengaliſche Roſen wurden in Frankreich gegen Ende der Regierung Ludwig XV. eingeführt; die Dahlia kam 1792 vom botaniſchen Garten zu Madrid nach Paris, nachdem ſie zwei Jahre früher in Madrid von Mexico eingeführt worden war. Einige Jahre ſpäter brachte ein franzöſiſcher Capitain eine neue Pflanze von China mit, die er Hortenſia nannte, zu Ehren ſeiner Frau. Seit jener Zeit ſind dann die verſchiedenſten tropiſchen Gewächſe in ſolcher Menge eingeführt, von denen viele wieder der Vergeſſenheit anheimgefallen ſind. Gegen Ende des letzten Jahrhunderts war die Pont neuf nicht mehr geräumig genug für die zunehmende Menge von Blumenverkäufern. Der Markt breiteie ſich über den Quai de la Ferraille aus und im Jahre 1808 war die Fahrſtraße völlig geſperrt, ſo daß der Markt nach dem Quai Deſaix verlegt wurde. Im Jahre 1824 betrug die Zahl der Blumenmärkte in Paris vier, zu denen nun noch der erwähnte neue hinzukommt. (G. Chr.) Haupenvertilgungs- Methode. Wie man hört, wird bei dem gräflich Czernin'ſchen Meierhofe Miltschowes eine neue Raupenvertilgungs-Me⸗ thode mit Erfolg angewandt. Es wird nämlich eine beliebige Quantität Salz und Holzaſche in Waſſer aufgelöſt und dieſe ätzende Flüſſigkeit ſodann mit Lehmerde zu einem dünnen Brei angemacht, mit welchem man vermittelſt eines auf einer langen Stange befeſtigten Maurerpinſels zur Morgen- und Abendzeit die zuſammengekrochenen Raupenneſter anſtreicht. Schon nach einigen Stunden ſoll eine Anzahl todter Raupen unter den Bäumen liegen. Auch wird durch das Anſtreichen ſchon viel Ungeziefer erdrückt. (Fundgr. No. 37.) Perſonal⸗Notizen. Celle. + Herr Joh. H. Ebermann, wohl einer der älteſten Handelsgärtner Deutſchlands, iſt nach kurzem Krankenlager im 77. Jahre ge- ſtorben. Es war der Pflegeſohn des Hrn. J. L. Schiebler, des Gründers der Firma: J. L. Schiebler und Sohn. Im Jahre 1817 trat J. H. Ebermann als Theilnehmer des Geſchäftes ein. Nach dem Tode feines Pflege- vaters hatte die Gärtnerei einen ſolch bedeutenden Aufſchwung genommen, daß er ſeinen Sohn Louis Ebermann als Theilnehmer aufnahm, mit dem er die Gärtnerei bis zum Jahre 1849 leitete, zu welcher Zeit er das Geſchäft an ſeinen Sohn abtrat, der demſelben noch heute vorſteht und es verſtanden hat, durch Fleiß und Umſicht ſeine Gärtnerei zu einer der bedeutenſten Deutſchlands zu erheben. 191 Paris. + Am 16. Januar ſtarb hierſelbſt der rühmlichſt bekannte Bo⸗ taniker Herr Jacques Etienne Gay im 77. Lebensjahre. London. + Herr Joſeph Woods, ein Veteran unter den engli— ſchen Botanikern, ſtarb am 9. Jan. zu Southhover, 88 Jahr alt. Nach ihm iſt die ſeltene Farngattung Woodsia von Robert Brown benannt. Sein erſtes Werk, welches er publieirte, war eine Monographie der Roſen Britaniens (1816). Im Jahre 1850 gab er das ſehr wichtige Werk: „die Touriſten Flora“ heraus, das ein unentbehrliches Handbuch für engliſche Botaniker iſt, welche den Continent bereiſen. (G. Chr.) Potsdam. In Folge des Ablebens des K. Oberhofgärtners F. Fi n— telmann zu Charlottenburg haben nachſtehende Stellen-Verſetzungen unter den Königl. Hofgärtnern ſtattgefunden. Herr Carl Fintelmann, bisher Hofgärtner am Neuen Palais zu Potsdam, iſt als ſolcher nach Charlottenburg und Herr Hofgärtner Emil Sello nach dem Neuen Palais, Herr Hofgärtner Kühne aus Paretz als Hofgärtner für die Anlagen bei den neuen Orangeriehäuſern, dem Ruinenberg 2c., der Königl. Obergehulfe S. Wilke nach Paretz und der Palais-Gärtner Janike als Garten⸗Obergehülfe nach dem Neuen Palais verſetzt. Strohmatten. Strohmatten dieſer Art bei Aug. Garvens, ſind zu haben HAMBURG, a Rödingsmarkt DB + DR Stuttgart. VUnterzeichneter erlaubt fich, unter Bezugnahme des beiliegenden Proſpectus, fein großes Magazin in ft mied» und gußeiſernen Patent-Garten-Möbeln, Gartenzäunen, Hof- u. Gartenthoren, Blumentiſchen, feinen und ordinären Bettſtellen, Federmatratzen (an Dauerhaftigkeit und Elaſticität das bisher Geleiſtete weit übertreffend), Balkon⸗ und Grab-Geländer nach den neueſten Deſſins in Schmied- und Guß⸗Eiſen, Grabkreuze in jeder Größe, Café- und Reſtaurations⸗Einrichtungen, als: ſchwarze u. weiße Schieferplatten, desgl. in Marmor, Tiſchfüße in verſchiedenen Sorten, Garderobſtändern, die fo beliebten Wiener Holzſeſſel, Pavillons, Gewächshäuſer, Glasdächer, Volieren, geſtrickte und gewebte Drabtgeflechte in Empfehlung zu bringen, uud zugleich die Anzeige damit zu verbinden, daß er jede in dieſes Fach einſchlagende Beſtellung aufs prompteſte und billigſte auszuführen im Stande iſt. Carl Rexer, Fabrikant. * b | 9 192 | | Samen⸗Offerte. | Auf unſer reichhaltiges Verzeichniß von Gemüſe, Feld: und Blumen Samen ꝛc. mit billigſten Preis-Notirungen machen wir ergebenſt aufmerkſam und bitten, uns zur Ueberſendung, welche unentgeltlich erfolgt, gef. veranlaſſen zu wollen. Gebrüder Boettner in Greußen unweit Erfurt. H. Arnoldiiche Obſt⸗Cabinet aus Porzellan-Compositions-Masse beſteht jetzt aus 21 Lieferungen, welche 59 Aepfel, 48 Birnen, 1 Pfirfiche, 18 Pflaumen enthalten. Jährlich erſcheinen auch ferner 3—4 Lieferungen a 6 Früchte und zwar bei directer Beſtellung zum Preis von Nthl. 2 pro Lieferung incl. Carton und gedruckter Beſchreibung frei ab Gotha per Caſſe. Bei indirecter Be⸗ ſtellung, das heißt auf Weg des Buchhandels oder ſonſtiger Verleger, erhöht ſich der Preis auf 2½ Nthl. pro Lieferung ꝛc. und nehmen alle deutſchen Buchhandlungen Beſtellungen darauf an. Für Rußland hat die N. Kymmel'ſche Hof-Buchhandlung in Riga, b „ England haben die Herren Neſtle & Hunſtmann, | 6 Great Trinity Lane, Cannon Str. Weſt in London EE, „ Holland hat Herr P. Hahmes in Maaſtricht, „ Ungarn haben die Herren Seyring & Hennike in Oedenburg, s „ Oeſterreich-Böhmen haben die Herren Waldeck & Wagner in Prag. „ die Schweiz hat die Scherer’fche Buchhandlung in Solothurn, f „ Amerika hat Herr W. L. Schively in Philadelphia den Verkauf des Obſt-Cabinettes, jedoch mit entſprechender Preis⸗Erx⸗ 0 höhung, übernommen und nehmen Beſtellungen darauf an. Briefwechſel. H. in Düſſeldorf. Die beſten Bücher über Giftpflanzen ſind: Brandt, Phoebus und Ratzeburg, Abbild. u. Beſchreib. der deutſchen Giftgewächfe. Berlin 1838. 4°. Hirſchwald. Mit ſehr guten Abbildungen. — Hochſtetter, die Giftgewächſe Deutſchlands u. der Schweiz. Eßlingen 1844. | Ei Berichtigungen zu Seite 131—133, Seite 131, Zeile 23 von Unten lies: „gefügt ſind“ ſtatt „gemacht iſt“. * 7 1 1 Wer 5 „ „an der untern“ ſt. „der untern“. er , 16 % ꝶlß ,; rDBERNRDREL ME: 2 IDLE 1 „ 4 7 7 7 7 9 u 9 71. V I , „% 1. 7, 77 m 1 7 „ PN k“ ſt. „, % „ ee „ „verwandet“ ft. „verwandt“. 8 dDieſem Hefte iſt gratis beigegeben: 1) Katalog von Herrn Fr. Herm. Ohlendorff in Ham bei Hamburg, worauf die Redaction aufmerkſam macht. a en ER U Bi 193 Feinde der Obſtbäume. Häufig hört man von den Gartenbeſitzern die Klage, daß die jüngern Gärtner zu wenig mit der Obſtbaumzucht vertraut wären und dieſe ſich nicht Raths wüßten, wenn ſchädliche Einflüſſe irgend welcher Art die Obſtbäume zu vernichten drohten. Dieſe Klage iſt vielfach gerechtfertigt und es läßt ſich Nichts dagegen ſagen; dabei dürfte und ſollte es aber nicht bleiben und wir müſſen auf den Grund zurückgehen und die Urſache der Schuld ins Auge faſſen, die nur allein denen, welche ſich damit abgeben, „Leute in die Lehre zu nehmen und ſie als Kunſtgärtner in die Welt zu ſchicken“ zur Laſt gelegt wer— den kann. — Wohl iſt es keine Kleinigkeit, einem jungen Manne in der ge— wöhnlich dreijährigen Lehrzeit eine practiſche und theoretiſche Kenntniß der Blumen⸗, Obſtbaum⸗ und Gemüſezucht, verbunden mit der Treiberei und die Fähigkeit, eine Anlage machen zu können, beizubringen, wenn er nicht einſeitig ausgebildet in das Leben als gelernter Gärtner treten ſoll; ebenſowenig leicht iſt es, das Intereſſe für alle dieſe Zweige der Gartenkunſt in ihm zu erwecken, wenn er in jederlei Stellung ſich Rath wiſſen und die ſonſt gewöhnlich erſchei— nenden Arbeiten nicht mit Unluſt machen ſoll. — Ferner iſt es nicht zu leugnen, daß die Blumenzucht den größern Reiz für den Anfänger hat; die Gemüſe— und Obſtbaumzucht erſcheint derſelben untergeordnet und man glaubt noch viel— fältig, daß die denſelben zugehörenden Arbeiten mehr Arbeiterſache wären; dies iſt aber eine ſehr falſche Anſchauungsweiſe, denn ſicher gehört nicht weniger Kenntniß, Geſchick und Umſicht dazu, tüchtig in dieſen beiden Zweigen zu ſein. — Damit nun aber dieſe ſcheinbar gewöhnlichen Arbeiten auch gern von den jüngern Gärtnern gemacht werden, iſt es nothwendig, von vorn herein die— ſelben nicht als bloße mechaniſche Arbeiten von dieſen machen zu laſſen, ſondern die jungen Leute darauf hinzuweiſen, daß ſie dabei zu denken und ihre Auf— merkſamkeit auf die Gründe hinzulenken haben, aus denen viele dieſer Arbeiten namentlich bei der Obſtbaumzucht entſpringen und vorgenommen werden müſſen. — Sobald die Obſtbaumzucht ins Auge gefaßt wird, tritt uns gleich die Nothwendigkeit hervor, ſich bekannt mit den Feinden zu machen, welche den 1 dabei entſtehenden Mühe entgegen treten und leider oft nicht allein die ſpecielle Freude des Obſtbaumfreundes verderben, ſondern ſchade bringend für eine ganze Ortſchaft werden können. — Kaum giebt es wohl ärgere Feinde der Obſt— bäume, als die Raupen gewiſſer Schmetterlinge, welche überhandnehmend nicht bloß die Ernte, ſondern auch das Leben des Baumes zerſtören, und dieſen entgegenzutreten, möchte ich hier Gärtnern und Gartenbeſitzern, welche ihr Augenmerk bisher weniger darauf gerichtet, auch einmal ein Wort reden. Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 13 194 Von den Schmetterlingen (Lepidopteren) find es einige Tagſchmetter⸗ linge (Papiliones) und mehrere Nachtſchmetterlinge (Phalaenae), deren Raupen den Obſtbäumen ſehr gefährlich werden können; von den Phalaenen ſind es wieder mehrere Spinner (Bombyces), Spanner (Geometrae), Wickler (Tortrices) und Motten (Tineae). Sind es nun die Schmetter⸗ linge nicht ſelbſt, ſondern ihre Raupen, welche verheerend auftreten, ſo wäre es ja immerhin von Nutzen, auch erſtere zu tödten, was aber bei ihrem Fluge nicht gut angeht; es iſt daher das Augenmerk auf die von ihnen abzulegenden Eier zu richten und dieſe müſſen, wie die aus ihnen hervorkommenden Raupen vertilgt werden. — Damit man aber nicht auch ſolche Schmetterlinge vertilgen möchte, die nie ſo maſſenhaft erſcheinen, als daß ihre Raupen dem Pflanzen⸗ reiche wirklich Schaden bringen könnten, iſt es nothwendig, eine ungefähre Kenntniß von dieſen zu haben, um nicht barbariſch auch das zu tödten, was der Natur einen beſondern Reiz mit verleiht und den Naturfreund beim Er wachen des Frühjahrs als Frühlingsboten mit begrüßt. Der leichtern Ueberſicht wegen habe ich eine monatliche Zuſammenſtellung gemacht, aus der das Fliegen der, den Obſtbäumen gefährlichen Schmetterlinge, das Abſetzen ihrer Eier, das Auskriechen der Raupen, die Verpuppung derſelben und die Vertilgung ihrer Raupenneſter und Eier beſſer zu überſehen iſt. Auch wird es vielleicht manchem Gartenfreunde lieb ſein, nebenbei eine ungefähre Beſchreibung dieſer Schmetterlinge, ihrer Raupen und Puppen zu erhalten, da hierdurch die Luſt mehr erweckt wird, dieſen, den Obſtbäumen ſo gefährlichen Feinden auf die Spur zu kommen und ihre Vertilgung vorzunehmen. Januar, Februar und März. — Die Raupenneſter des Baumweißlings und des Goldafters find mit der Raupenſcheere von den Obſtbäumen abzu⸗ ſchneiden; die Eier des Schwemmſpinners müſſen durch Abkratzen und die Eier des Ringelſpinners durch Abſchneiden der dünnen Aeſtchen, an denen ſie haften, vertilgt werden. April. — Die Raupen des Baumweißlings und des Goldafters fangen an aus ihren Neſtern auszukriechen. Mai. — Die Raupen des Schwemmſpinners, des Ringelſpinners und des Winterſpanners kriechen aus ihren Eiern aus. Juni. Die Raupen des Baumweißlings, des Goldafters und des Ringelſpinners verpuppen ſich; ebenſo die des Winterſpanners, die zur Verpuppung in die Erde gehen. Juli. Die Flugzeit der Baumweißlinge, der Goldafter und der Ringelſpinner beginnt, und fie legen ihre Eier ab, die Raupen des Schwemmſpinners verpuppen ſich. — Die Raupen des Abpfelwicklers kriechen aus und müſſen aus dem abgefallenen, wurmſtichigen Obſte herausgenommen und getödtet werden. — Die Raupen der Obſtbaummotte erſcheinen zwiſchen Geſpinnſten in den Obſtbäumen; die Neſter müſſen durch Ausſchneiden mit Raupenſcheeren entfernt und die Raupen zerdrückt werden. Auguſt. Die Raupen des Baumweißlings und des Goldafters kriechen aus ihren Eiern aus und verſpinnen ſich zu Neſtern. Die Puppen des Winterſpanners können durch Umgraben der Erde um die Stämme 195 der Obſtbäume vertilgt werden. — Die Flugzeit der 0 beginnt und ſie fangen an, ihre Eier abzulegen. September. Der Schwemmſpinner legt ſeine Eier weiter ab, und die in der Erde ſich befindenden Puppen des Winterſpanners en durch Um⸗ graben vertilgt werden. October. Die Männchen des Winterſpanners fangen an zu fliegen und die ungeflügelten Weibchen, welche an die Obſtbäume hinaufkriechen, müſſen durch Umbinden der Stämme mit getheerten Papierſtreifen gefangen und nachher getödtet werden. November und December. Die Raupenneſter des Baumweißlings und des Goldafters, ſo wie die Eier des Schwemmſpinners und des Ringel— ſpinners müſſen vertilgt werden; ebenſo muß das Auffangen des weib— lichen Froſtſpanners fortgeſetzt werden. — Der Baumweißling, Papilio Crataegi L., welcher ungefähr 2 Zoll breit iſt, hat weiße, mit ſchwarzen Adern durchzogene Flügel und einen ſchwarzen Leib. Seine graue Raupe, an 1½ Zoll lang, hat einen ſchwarzen Rücken und auf den Seiten einen braunen Streifen. Die eckige blaßgelbliche Puppe mit ſchwarzen Flecken findet ſich an ihrem Ende an den Zweigen der Obſtbäume angeheftet. — Der Schmetterling fliegt und legt im Juli häufchen— weiſe ſeine gelben Eier auf die Blätter der verſchiedenen Obſtbäume ab. Kurze Zeit nach dem Eierlegen kommen die Räupchen aus und über— ſpinnen ſich gewöhnlich in einem Blatte; ſo überwintern ſie, fallen im Früh— jahre die Knospen an und freſſen ſich bis vor ihrer Verpuppung, welche im Juni in den Zweigen der Obſtbäume geſchieht, groß. Die Vertilgung der Raupenneſter, die in den, oft hin und her flatternden, verſponnenen Blättern an den Obſtbäumen zu erkennen ſind, muß im Winter mit der Raupenſcheere vorgenommen werden; doch darf man es nicht zu ſpät in das Frühjahr hinausſchieben, indem bei warmer Frühjahrswitterung die Räupchen zeitig ihr Leben zeigen, auskriechen und ihre Verheerung beginnen. Die zuſammengekehrten Neſter und verſponnenen trocknen Blätter müſſen, nach— dem die Räupchen zerdrückt worden, zuletzt noch verbrannt werden. — Der Schwemmſpinner, Bombys dis par L., auch Stammmotte genannt, hat beim Weibchen 2½ bis 3 Zoll Breite; das Männchen iſt kleiner. — Die Farbe des Spinners iſt ſchmutzig weiß; über die Flügel gehen bräun— liche Streifen hinweg, die bei dem männlichen Schmetterling deutlicher gezeichnet ſind. Der Leib iſt auffallend dick. — Die gefräßige über 2 Zoll lange Raupe iſt braun und hat auf dem Rücken blaue und rothe Warzen, die mit Blüſcheln langer grauer Haare bedeckt find. Die große, nur leicht behaarte Puppe iſt braun und findet ſich in ganz wenigem Fadengeſpinnſte zwiſchen Blättern der Obſtbäume, an Stämmen derſelben ſo wie auch an alten Zäunen. Der Schmetterling legt im Auguſt ſeine Eier, welche mit ſchmutzig weißer Wolle umgeben find, an die Stämme und Aeſte der Obſtbäume, an Stafete, hölzerne Planken und alte Mauern, wo fie im Winter über haften bleiben; erſt im Frühjahre darauf kriechen die Raupen heraus. Da die Weibchen viel ſitzen, ſo iſt dieſen eher beizukommen, wie auch die Vertilgung der Eier durch Abkratzen mit Hacken und nachheriges Zerdrücken leicht geſchehen kann. | 13” 196 Der Goldafter, Bombyx chrysorrhoea L. iſt zwiſchen 1 bis 2 Zoll breit und von weißglänzender Farbe; der Bauch iſt am Ende braunge⸗ färbt. — Die graubraune, nur 1 Zoll lange Raupe iſt durch gelbliche und rothe Streifen gezeichnet; die in ungleichen Büſcheln ſtehenden Haare derſelben ſind gelblich. — Die kleine Puppe iſt ſchwarzbraun und wenig behaart. Der Spinner fliegt im Juli und legt hier ſeine von röthlichbrauner Wolle umgebenen Eier an die Blätter der Obſtbäume ab. Aus dieſen kriechen nach einigen Wochen die Räupchen aus, welche ſich in mehrere Blätter zu— ſammenſpinnen und hierin überwintern. Sie fangen im Frühjahr darauf ihre Vernichtung an den jungen Blättern an, wachſen dabei und verpuppen ſich im Juni unter einem Geſpinnſte. — Die Vertilgung der Neſter geſchieht im Winter, wo ſie in den Kronen der Obſtbäume leicht aufzufinden ſind; ſie werden mit der Raupenſcheere abgeſchnitten, zerdrückt und aufgeleſen, da die Räupchen beim Erwachen des Frühlings auch von den auf der Erde liegenbleibenden Neſtern auskriechen und Schaden bringen würden. Der Ringelſpinner, Bombyx neustria L. hat ungefähr einen Zoll Breite; die Farbe iſt hellgelblich, und geht ins Rothbräunliche über. Ueber die Oberflügel gehen zwei dunklere bogige Streifen. — Der weibliche Spinner iſt etwas größer, als der männliche. Die graublaue, ziemlich behaarte Raupe iſt etwa einen Zoll lang und hat rothe Streifen; die Puppe, ungefähr 1 Zoll lang, iſt ſchwarzbraun und hat bräulichgelbe Haare. Der Spinner fliegt im Juli und Auguſt und legt ſeine Eier in feſten Ringeln um die ſchwächern Triebe der Obſtbäume; ſie erſcheinen wie aufgeleimt und bleiben während des Winters daran. — Im Frühjahr darauf kriechen die Raupen aus, wo ſie ihren Fraß beginnen; ſie halten ſich geſellſchaftlich auf, gehen aber vor der Verpuppung auseinander und man findet die Puppen an Zäunen, Bäumen und alten Mauern haften. Die Vertilgung der Ringeleier geſchieht dadurch, daß man die Aeſtchen, woran fie haften, mit der Raupenſcheere und wo es geht, mit dem Meſſer ab— ſchneidet, dieſelben aufſucht und dann verbrennt, überſieht man ſolche Ringel— neſter, was bei ihrer grauen Farbe ſehr leicht möglich iſt, ſo kann man den Raupen, welche, wie ſchon erwähnt, ſich geſellſchaftlich zuſaneechulten noch nachſtellen und ſie zerdrücken. Der Winterſpanner, Geometra brumata L. wird häufig von den Gärtnern und Obſtbaumzüchtern Froſtſchmetterling genannt. — Der männ— liche Spanner iſt 1 Zoll breit; die Flügel ſind glänzend braungrau und haben gebogene dunkle Streifchen, Das Weibchen iſt ungeflügelt. — Die Raupe iſt ungefähr ½ Zoll lang und gelbgrün. — Die kleine hellbraune Puppe verbirgt ſich einige Zoll tief unter der Erde in der Nähe des Obſtbaumes. Das Weibchen, welches nur kriecht, legt im Herbſte die Eier an die ſchwachen Triebe der Obſtbäume ab und die Raupen kommen im Frübjahr darauf aus; ſie verheeren die Knospen und machen in kurzer Zeit einen Baum kahl. Da nun die Gärtner und Obſtbaumpächter ihr Augenmerk darauf zu richten haben, das Ablegen der Eier zu verhüten, indem deren Aufſuchen und Vertilgung nicht ausführbar iſt, ſo werden im Herbſt Papierſtreifen um die Stämme der Obſtbäume gebunden und dieſe mit Theer beſtrichen. Die Weibchen bleiben beim Aufkriechen an den Stamm daran haften und können 197 fo gefangen und hierauf getödtet werden. Das öftere Uebertheeren des Papieres hängt von der wärmern oder kühlern Witterung ab, je nachdem der Theer vom Papiere entſchwindet. — Was das Vertilgen der Puppen anbelangt, ſo kann man die Erde um die Obſtbäume im Auguſt und September einen tüchtigen Spatenſtich tief umgraben, da hierdurch dieſelben ſo tief untergebracht werden, daß ein Auskriechen der Schmetterlinge nicht mehr ſtattfinden kann. Der Apfelwickler, Tortrix pomona L. iſt nicht ganz einen Zoll breit, hat bläulichgraue Oberflügel mit vielen Streifchen und glänzend braune Unterflügel. — Die Oberflügel haben einen braunen Flecken, der von einem ganz dunklen Rande umgeben iſt. Der Wickler legt ſeine Eier um die Stiele der Früchtchen, als Aepfel, Birnen und Pflaumen und die bald darauf auskommenden Raupen gehen in die Früchte hinein, worauf dieſelben abfallen; gewöhnlich nennt man dieſe abge— fallenen Früchte wurmſtichige. — Ein Aufſuchen dieſer wurmſtichigen Früchte, ein Aufſchneiden derſelben und ein Tödten der darin enthaltenen Raupen kann einer Ueberhandnahme dieſes Obſtfeindes wenigſtens etwas vorbeugen. Die O bſtbaummotte, Tinea padella L. ungefähr 1 Zoll breit, iſt auf den Oberflügeln weiß gefärbt; und mit ſchwarzen Punkten beſtreut. Die Farbe der Unterflügel iſt dunkelgrau. Die grauſchwarzen kleinen Raupen erſcheinen mitten im Sommer in weißen Geſpinnſten zwiſchen den Blättern der Obſtbäume. — Man kann dieſe Neſter an den höhern Bäumen mit der Raupenſcheere ausſchneidenz wo man ſie mit der Hand erreichen kann, werden ſie herausgebrochen. Jedoch ſtöre man bei der Vertilgung nicht zu ſehr, da ſich die kleinen Raupen bei der Berührung der Neſter entfernen, an einem Faden herablaſſen und ſo entkommen können. Haben nun für den Blumenzüchter dieſe Andeutungen weniger Intereſſe und Werth, ſo will ich auch dadurch nur jüngere Gärtner und Gartenbeſitzer, welche ſich mehr auf die Obſtbaumzucht legen wolleu, hauptſächlich auf die hier genannten Feinde der Obſtbäume, die ja jo häufig vorkommen, aufmerkſam ges macht haben. Sie werden nur zu oft überſehen, weil das Augenmerk viel zu wenig auf die Schmetterlinge und ihrer Raupen gerichtet wird, deren unge— fähre Kenntniß einem Kunſtgärtner zur unbedingten Nothwendigkeit mit gemacht werden ſollte. L. Schroeter. F | Zur Orchideencultur. Liegt es in dem Vorurtheile, daß zur Cultur der Orchideen eigens dazu erbaute Gewächshäuſer, deren Temperatur immer eine ſehr erhöhte ſein muß, nothwendig wären, weil man außer in größern Gärtnereien, die von tüchtigen Gärtnern geleitet werden, ſo ſelten Orchideen gepflegt ſieht oder liegt es darin, daß viele Gärtner mit der Cultur dieſer intereſſanten Pflanzen weniger vertraut ſind und nicht Gelegenheit haben, irgend welchen Aufſchluß über die Pflege der Orchideen zu erlangen?! Das Letzte kann wohl kaum ſein, denn es iſt 198 ſchon manches Wort über die Cultur der Orchideen geſchrieben worden, fo daß es an keinem Aufſchluſſe fehlen kann, wenn es ſich namentlich um die Cultur a älterer ſchon längſt eingeführter Arten handelt, deren Anſchaffung doch nur alleinig anzurathen iſt, wenn mit einer Sammlung der Anfang erſt gemacht werden ſoll. Dieſen älteren, längſt eingeführten Orchideen will ich bloß das Wort reden, welches vielleicht dazu beitragen kann, manchen Gartenliebhaber zur Anſchaffung der einen oder der andern Art zu bewegen, die, wenn auch kein eigens dazu eins gerichtetes Häuschen da iſt, doch zur Blüthe gebracht und zuletzt im Zimmer während ihrer Blüthezeit aufgeſtellt werden kann. — Es muß doch für den Gärtner erfreulich ſein, etwas anderes als die alltäglichen Blumen mit in dem Zimmer aufzuſtellen, was zur Blumen-Decoration beſtimmt iſt. Bei dem Anfange der Orchideencultur ſieht man ſofort, daß man nicht mit der bloßen Theorie fertig wird und daß die practiſche Ausführung manche Schwierigkeiten bietet, die durch die Theorie nicht gehoben werden können. Die größte Schwierigkeit hat es mit dem Begießen, denn dadurch werden wohl die meiſten Orchideen zu Grunde gerichtet, ſei es, daß die Wurzeln faulen oder die jungen Triebe zu Grunde gehen, von denen ja allein die Blüthe ſpäterer Jahre bedingt iſt. — Die Theorie lernt einem zwar, daß man die Orchideen während der Ruhezeit trocken und während der Wachsthumsperiode naß halten ſoll; ſie räth nach dieſer allmälig mit dem Gießen einzuhalten, bis die Pflanze in ihre Ruhezeit eintritt. Welche Vorſicht muß man aber mit dem Gießen beobachten, wenn ſich die jungen Triebe zeigen und wie leicht ſammelt ſich Waſſer darin auf, welches das unvermeidliche Faulen dieſer zarten Triebe mit ſich bringt. Wie oft gewahrt man, daß die ſo ſchön weiß ausſehenden Wurzeln auf einmal braun gefärbt und ſo der Fäulniß anheimgegeben ſind, ſo daß man nur eine ſchwache Pflanze für die Zukunft zu erwarten hat?! Es iſt demnach nothwendig, während des erſten Wachsthums der jungen Triebe ſein Augenmerk beſonders auf dieſe zu richten und die Aufſtellung ſeiner Orchideen ſo einzu— richten, daß man die im Triebe ſich befindenden zuſammenſtellt, während die im Ruhezuſtande ſich befindenden gleichfalls zuſammen zu placiren find. Bei den auf Bäumen wachſenden Orchideen kann man dadurch vorbeugen, daß man dieſe an Klötzen befeſtigt, die man entweder aufhängen oder doch wenig— ſtens eine ſchräge Richtung geben kann, wodurch ein Aufſammeln des Waſſers in den jungen Trieben verhindert wird; hat man aber die Idee, die Orchideen in Töpfen zu cultiviren, fo geht dies nicht und man muß dem natürlichen Wachsthum durch Aufmerkſamkeit und Vorſicht nachkommen, was ſich auch in den allermeiſten Fällen belohnt. — Außerdem hat das Cultiviren in Töpfen den Vorzug, daß man die blühenden Exemplare im Zimmer aufſtellen und ſo placiren kann, daß ſie von jeder Seite beobachtet werden können und zugleich eine ſchöne Zimmer-Decoration liefern. Dem Anfänger, der nur ganz kleine Exemplare beſitzt, würde es überhaupt eher möglich werden, alle ſeine Orchideen aufzuhängen; wer aber ſchon lange Jahre die Cultur betreibt und große Exemplare beſitzt, der muß vor allem das Aufhängen der zur Cultur zu ver⸗ wendenden Behälter laſſen. Sei es nun, daß man ſeine Orchideen ſtellen oder hängen will, daß man ſie an Klötzen befeftigt oder in Töpfe pflanzt, die bei einigen Gattungen, 7 ˙ 1 a u 2 „ CV OWERN: 199 welche ihre Blüthen nach unten treiben, als namentlich die Stanhopeen, noch Ausſchnitte erhalten müſſen, ſo iſt wohl das zum Pflanzen zu verwendende Material das weſentlichſte mit bei der Cultur. Die Gefäße ſollen ja über— haupt nur das Material zuſammenhalten und die Wurzeln müſſen ſich frei darin bewegen können und niemals eine Anhäufung von Waſſer erleiden. Eine poröſe Erde, beſtehend aus verfaulten Holzſtücken und Sphanum, vermiſcht mit groben Holzkohlen und mit Topfſcherben gehört zur Pflanzung der Orchidee; doch habe ich auch ein anderes Material dazu verwendet, was wohl unbeſtritten als das beſte mit zu empfehlen iſt. Es iſt dies ein Torf, den Herr Geitner in Planitz bei Zwickau in Sachſen zur Cultur ſeiner Orchideen verwendet. — Ich habe mich ſelbſt von dem guten Wachsthum ſeiner Orchideen an Ort und Stelle überzeugt und Verſuche mit ſolchem von dort bezogenem Torfe gemacht, die allen Erwartungen entſprachen und Nichts zu wünſchen übrig ließen. Die Wurzeln gingen begierig in den Torf hinein, der lange Zeit, wenn er ordentlich angefeuchtet, gleichmäßige Näſſe behielt und ſie zeigten ſich ſo weiß und geſund, daß man wohl behaupten konnte, kein beſſeres Material zur Orchideencultur finden zu können. Die Feuchtigkeit kann ſich in keinem Theile anhäufen und die Leichtigkeit des Torfes iſt jeder Behandlung fähig, ſei es, daß man mehrere Stücke mit Bleidraht zuſammenfügt oder ihn ſtückweiſe in die Gefäße hineinbringt. Beabſichtigt man nun mit dieſem Material oder mit einer poröſen Erde eine Pflanzung in Töpfen vorzunehmen, ſo gebe man zuerſt eine ziemliche Scherbenunterlage und pflanze die Orchideen bei Schonung der geſunden Wur— zeln ſo ein, daß ſie erhöht zu ſtehen kommen, ſo daß immer noch ein Abfluß des Waſſers von der Mitte nach dem Rande ſtattſinden kann. Ein Beſpritzen der im Triebe ſich befindenden Orchideen kann nur dann vorgenommen werden, wenn die Pflanzen ſchräge befeſtigt ſind oder die Triebe abgehärtet genug er— ſcheinen, um dem ſich etwa darin aufzuſammelnden Waſſer widerſtehen zu können. . Was nun die Temperatur anbelangt, ſo ſtelle man als Anfänger ſeine Orchideen in jedes beliebige Gewächshäuschen, welches zur Cultur warmer Pflanzen verwendet wird und deſſen Temperatur zwiſchen 10 bis 14 Grad ſchwankt; vorzüglich ſind die aus China, Mexico und Guatemala ſtammenden Orchideen zur erſten Anſchaffung anzurathen, die, wenn ſie auch ſchon lange eingeführt und als ältere Sorten in den Verzeichniſſen aufgeführt ſind, ſich durch leichteres Blühen vor ſolchen auszeichnen, die dem wärmſten Zonen ange— hören, welche nur durch erhöhte Temperatur zum Blühen ſich willig zeigen, in ihrer Pflege mehr Schwierigkeiten bieten und mehr einer vollſtändigen Orchideen— ſammlung angehören. — Bei dem Anfange einer Orchideen ſamlung wird häufig der Fehler gemacht, daß mit der Beſchaffung neuer Arten angefangen wird. Man läßt die ältern Sorten bei Seite liegen und thut dies zu ſeinem eignen Schaden, da gerade dieſe oft die willigſtblühenden find und kräftig fortwachſen, während man bei neuern Sorten kaum ein ordentliches Wachsthum ſieht, geſchweige denn eine Blüthe aufbringt. Oft geht das Wachſen neuer Sorten ſo langſam von ſtatten, daß man von einem Jahre zum andern kaum einen Fortſchritt bemerkt und nebenbei erhält man noch beim Ankauf ſo winzige Exemplare, daß von 200 vorn herein die Luft zur Cultur ſchon eine Zurückſchreckung erhält. Wer num nicht ſpecielles Intereſſe für Orchideen und paſſende Einrichtungen zu ihrer Aufnahme beſitzt, der greife ja bei der erſten Wahl nach ältern Sorten, die man in kräftigen Exemplaren beziehen kann. — Unter den länger eingeführten Orchideen find es die Stanhopeen mit großen, an hängenden Stengeln ſitzenden Blumen, die einem fliegenden, mit Beute verſehenem Adler gleichen und nebenbei einen ſtarken, ſüßlichen Geruch verbreiten. Es wären Stanhopea insignis Frost aus Braſilien ſtammend, Stanhopea oculata Lindl. in Mexiko und Stanhopea Wardii Lodd. in Caracas heimiſch, zuerſt zu empfehlen. — Zygopetalum Mackai Hook. in Braſilien vorkommend iſt ſchön in der Blüthe, welche zugleich von ſehr langer Dauer iſt. Sie nimmt mit mäßiger Wärme vorlieb und kann während des Blühens ohne Nachtheil lange Zeit im Zimmer placirt werden. Die Gattung Cypripedium bietet dem Anfänger die leicht zu cultivirende Art insigne Wall. aus Sylhet. Die ſchuhartige große Blume iſt originell und von ſehr langer Dauer. Eine andere Art O. venustum Wall. auch in Sylhet heimiſch, iſt gleichfalls empfehlenswerth, dankbar blühend und auch von leichter Cultur. Unbeſtritten iſt wohl die Dauer der Blüthezeit dieſer Pflanzen eine der längſten, denn ich habe ſelbſt in Zimmer an 4—6 Wochen lang biühende Cypripedien gehabt, die kaum eine Verän⸗ derung der Vlüthe während dieſer Zeit zeigten. — Trifft man auch hin und wieder das Cypripedium insigne im kalten Hauſe cultivirt, ſo unterliegt es doch keinem Zweifel, daß das Wachsthum da zu langſam von Statten geht und die Blüthe nicht die Größe erhält, die ſie in einem temperirten Hauſe zeigt. — Nach der Ausbildung der neuen Triebe härte man die Pflanze durch Luft ab, was ein Blühen um fo eher vergewiſſert. — Lycaste aromatica Hook. aus Mexiko, mit den gelben apfelduftenden Blumen, Maxillaria Har- risoniae Lindl. und M. pieta Hook., beide in Braſilien heimiſch, find dankbar blühende Orchideen und von leichter Cultur. — Cattleya Mossiae Lindl. aus Venezuela, eine ſehr ſchön blühende Orchidee, ſollte den Reigen einer Sammlung eröffnen, ebenſo Odontoglossum grande Lindl. heimiſch in Guatemala, welches durch Größe der Blumen ſich beſonders empfiehlt. — Oneidium Papilio Lindl. aus Venezuela mit den Schmetterlingsblumen, iſt auch eine ältere Orchidee, doch empfindlicher und daher mehr Aufſicht verlangend. — Phajus maculatus Lindl. aus Oſtindien mit den großen weißgefleckten Blättern und Phajus grandifolius Lour. (Limodorum Tankervilliae Ait.) aus China müſſen den Anfang einer Orchideenſammlung mitmachen. — Goodyera discolor Ker aus Braſilien macht einen lieblichen Eindruck, wenn ihre mit weißen Blümchen beſetzten Blüthenſtengel aus dem dunklen Blätterbuſch hervortreten; ſie iſt von langer Blüthedauer und zur Aufſtellung im Zimmer ſehr geeignet. — Acropera Loddigesii Lindl. aus Mexiko, mit hängenden Stengeln welche mit zimmtduftenden Blumen beſetzt find, Epidendrum coch- leatum Lindl. (pulcherrimum Kl.) aus Columbien, dankbar und hübſch blühend, und Cymbidium aloifolium Sw. aus China, eine alte aber immer intereſſante Pflanze mit hängenden Blüthenſtengeln, ſind gleichfalls zur erſten Beſchaffung zu empfehlen. — Hat man den Anfang einer Orchideenſammlung mit dieſen hier vorgeführten älteren Arten gemacht, ſo werden ſich mit der Zeit andere ſchönblühende daran 201 reihen. Die länger eingeführten müſſen aber erft den anderen die Bahn brechen und dem, der Freude an dieſer Pflanzenfamilie hat, das Intereſſe ſo wecken, daß er ſich nicht mit dem bloßen Hörenſagen von Orchideen begnügen kann, ſondern dieſelben anſchaſſen und im eignen Garten in irgend einem zu warmen Pflanzen beſtimmten Häuschen zur Blüthe und zur eignen Anſchauung bringen muß. L. Schroeter. Was an der Gärtnerei iſt Kunſt? Von H. Uliſch. Die Erörterung einer Frage ſollte in einer Zeit, in welcher die Gärtnerei ſo große Anſtrengungen macht, ſich durch ſich ſelbſt zu helfen und daher die Kräfte des einzelnen Gärtners mehr in Anſpruch nimmt, als gewöhnlich, Jedem wichtig genug erſcheinen, um ſie einer öffentlichen Beſprechung zu würdigen. Kunſt iſt die Ausübung gewiſſer Fähigkeiten, durch welche der Menſch, indem er einen Gegenſtand im Ideale bei freier Selbſtbeſtimmung nachahmt, zum Zwecke moraliſcher Vervollkommnung unmittelbar auf die Sinnlichkeit wirkt. Bei der Beantwortung obiger Frage iſt es beſonders das Ideal, das uns zu führen hat. Das Ideal iſt nämlich ein Gegenſtand der Natur, welchen der Künſtler zum Zwecke der Nachahmung ſeiner eignen Art ſich in einem Zu— ſtande höherer Schönheit vorſtellt. Thun wir dies nun mit einem kleinen oder großen Stück Landſchaft, ſo finden wir in demſelben den Boden mehr geebnet und in der Form ſeiner Schönheitslinie, die Bäume und Sträucher ſind ebenfalls nach ihrer Form und dem Eindrucke, den ſie auf unſere Einbildungskraft machen, überhaupt iſt alles nach gewiſſen Geſetzen geordnet. In dieſem lebhaft als Ganzes vorgeſtellten Landſchaftsbilde erhalten wir das Ideal, dem der Garten— künſtler folgt, um einen Garten anzulegen. Wenn wir nun die im Publikum ſowohl, wie unter den Gärtnern oft vertretene Meinung, daß es ein Werk der Kunſt ſei, Pflanzen zu kultiviren, Spalierbäume zu ziehen u. dgl. näher betrachten, fo erhalten wir folgendes Ergebniß: Es liegt allerdings in der Aufgabe der Gärtnerei, in Treibhäuſern, wie die gewöhnliche Ausdrucksweiſe iſt, das Klima nachzuahmen, in welchem die zu kultivirenden Pflanzen in der freien Natur am beſten gedeihen, indeſſen iſt es eine Unmöglichkeit, etwas Höheres und Beſſeres, als das Klima iſt, ſich vorzuſtellen, den daſſelbe iſt für uns Menſchen etwas ſeinem Weſen nach Ur— ſprüngliches und als ſolches in jeder Hinſicht unbegreiflich, unfaßbar. Daher gleichfalls widerſinnig iſt es, das Klima im Ideale ſich vorſtellen zu wollen, denn es iſt daſſelbe ſeinem Weſen nach real. Indem wir Pflanzen kultiviren, kann es nur unſre Aufgabe ſein, die Art und Weiſe ihres Beſtehens, wie ſie durch das Klima bedingt iſt, nachzuahmen. Bei dieſer Art und Weiſe aber haben wir es nicht mit Schönheit, ſondern mit Zweckmäßigkeit, nicht mit der Sinnlichkeit, ſondern mit der Einſicht (Intelligenz) daher nicht mit der Kunſt, ſondern mit der Wiſſenſchaft zu thun. Wir fragen nicht, ob uns die Erde oder die Lage, in welcher eine beliebige Pflanze am beſten gedeiht, ein ſchönes Bild liefert, ſondern ob ſie gut oder zweckmäßig ſei. Nur dadurch, daß wir 202 uns beſtreben das einer Pflanze zuträglichſte Verhältniſt ihres Beſtehens genau ebenſo zu treffen, wie die Natur es verlangt, kann der höhere Zweck der Nachahmung erreicht und ein verſtändiges Kulturverfahren begründet werden. Dasjenige was nachgeahmt wird iſt alſo nicht der Gegenſtand im höheren Zu— ſtande (der Idealität), ſondern im Zuſtande der Wirklichkeit (Realität). Wenn wir das Klima und die Bedingungen ändern wollen, unter denen die zu kulti— virenden Pflanzen leben, ſo erreichen wir nicht unſeren höheren Zweck, nämlich das geſunde Gedeihen der Pflanzen, ſondern das Gegentheil. Da nun aber die Wiſſenſchuft dem Realen folgt, d. h. ſich von allem einen möglichſt klaren Begriff zu verſchaffen ſucht und die Kunſt dem Idealen, d. h. von allem ein möglichſt ſchönes Bild zu erhalten beſtrebt iſt, ſo kann man die Wirkſamkeit der Gärtnerei, indem ſie Pflanzen aus anderen Klimaten in Gewächshäuſern kultivirt, nur in das Gebiet der Wiſſenſchaften legen, ähnlich, wie die Land— und Forſt-Wirthſchafl. Es find dies Wiſſenſchaften, welche zu einem Ergebniß nicht unbedingt und ausſchließlich durch Schlußfolge, ſondern neben dieſer mehr oder weniger durch empiriſches Verfahren gelangen und werden als betrachtende, praktiſche u. dgl. Wiſſenſchaften bezeichnet. Da in ähnlicher Weiſe allen anderen Verrichtungen bei der Gärtnerei kein Ideal zu Grunde liegt, ſo iſt an derſelben nur derjenige Theil wirkliche Kunſt, deſſen Ideal oben zum Unterſchiede von demjenigen bezeichnet wurde, was man erhält, indem man „das Klima nachahmt.“ Dieſes Ideal iſt ein ächtes, denn es liefert uns ein nachahmbares Bild und im nachgeahmten Bilde ein ächtes Kunſtwerk. Aus dem Geſagten können wir in mehrerer Rückſicht Nutzen ziehen und es fällt uns zuerſt auf, daß wir jetzt mit Recht denjenigen Theil der Gärtnerei, der es lehrt, Gärten anzulegen, kurzweg „Gartenkunſt“ nennen können. Bei dem Worte „bildende Gartenkunſt“ ſollte füglich das erſte Wort wegfallen, denn man ſpricht nicht von einer „bildende Bildhauerkunſt“ und das Wort „Landſchafts⸗Gärtnerei“ iſt zwar erſchöpfend, jedoch lang und enthält nicht den Begriff „Kunſt.“ Alles Uebrige, was die Gärtnerei in ihren weiten Grenzen birgt, kann, will man nicht den einzelnen Theil bezeichnen, unter der Benen⸗ nung „Gärtnerei“ den Platz finden. Ferner fällt es ſehr auf, wenn man von einem „natürlichen und ſym— metriſchen Style“ Gärten anzulegen lieſt, da es doch klar erwieſen iſt, daß die Art und Weiſe, Gärten ſymmetriſch (ebenmäßig) anzulegen, nicht das Werk der Kunſt iſt und nur dem Kunſtwerke verſtändigermaßen ein Styl zukommt. Von einem „natürlichen Style“ kann ſchon deswegen keine Rede ſein, weil an und für ſich jeder Styl, in dieſem Sinne genommen, natürlich iſt. Das Ideal ruht in der Natur und nach dem Ideale und der Individualität (der jedem einzelnen Künſtler eigenthümlichen Auffaſſungsweiſe) des Künſtlers richtet ſich der Styl. Beide Ausdrücke ſollten daher, wenn wir irgend als Schriftſteller vor einem urtheilsfähigem Publikum gelten wollen, wegfallen. Der Gärtner, welcher es übernommen hat, eine junge, kaum bekannte Kunſt von bedeutender Zukunft auf dem Felde der Literatur zu ſchützen und ihre Entwickelung zu leiten, hat es durchaus nöthig, bei einem ſo ehrenvollen Berufe, Gelehrſamkeit zu erwerben. Freilich kann man nicht ſtaunen, daß man in dieſer Beziehung auf Irrthümer ſtößt, denn wenn man erwägt, welchen weiten wiſſenſchaftlichen 203 und Kunftbereich der Gärtner theoretiſch und practiſch zu bearbeiten hat und wie ſpärliche materielle Mittel ihm zu ſeinem Lebensunterhalte, daher zu ſeiner wiſſenſchaftlichen Ausbildung zu Gebote ſtehen, ſo kann man nur erfreut ſein, wenn man die Leiſtungen der Gärtnerei erkennt. Fleiß und Ausdauer, welche die Natur jedem Gärtner aufdringt, ſcheint derſelbe auch nach außen hin zu bethätigen und wohl wäre ihm zu wünſchen, daß die harte Nuß zwiſchen ſeinen Zähnen manchmal etwas mehr Nahrung bieten möchte. An dieſen Ort gehört nun noch die Beſprechung einer Redensart, welche man ſo oft hört, und welche einen Irrthum, den ſie enthält, weit in der Welt verbreitet. Sie lautet in ihrer Dunkelheit meiſtens: „Bei der Kunſt muß man nicht zuviel philoſophiren. Wiewohl damit eigentlich nichts Beſtimmtes geſagt wird, ſo gilt ſie doch bei demjenigen Theile der Künſtler, der mehr ar— beitet, als denkt, mehr, als fie werth if. Wenn es darauf ankommt Kunfts grundſätze, Kunſtgeſetze u. ſ. w. feſtzuſtellen und wenn es gilt, ſich über die Wirkungsweiſe einer Kunſt klar zu werden, ſo kann dies nicht anders, als durch die Wiſſenſchaft geſchehen. Geſchmack iſt die durch die Ueberlegung ge— regelte Einbildungskraft und wenn dieſe Erklärung auch nicht ins Einzelne geht, ſo iſt ſie doch richtig und beweiſt, das intellectuelle Kräfte dabei zu er— klären ſind und will man überhaupt eine geſunde Kritik erzielen, was bei der Kunſt eine große Wichtigkeit iſt, ſo muß man den Einfluß der Wiſſenſchaft auf die Kunſt zugeben und erkennen. Kritik iſt der Geſchmack, wie er ſich äußert, wenn er betrachtend und ge— nießend vor dem Kuuſtwerke ſteht und er wirkt daher in einer anderen Rich— tung, als wenn er mit dem Künſtler am entſtehenden Kunſtwerke arbeitet. Der Künſtler, indem er arbeitet, ſtellt z. B. keine Betrachtungen darüber an, was überhaupt für Forderungen an ein vollendetes Kunſtwerk zu ſtellen ſind, ſondern er iſt unter dem Einfluſſe des Kunſtſinnes (des Geſchmacks im Allgemeinen, derjenigen Fähigkeit, vermöge der wir mehr oder weniger leicht vom Schönen im Allgemeinen, nicht an etwas Beſonderem, beeinflußt werden) und hält das Kunſtwerk, an dem er arbeitet für das unter ſeinen Händen entſtehende, mehr oder weniger fertig gewordene Ideal. Hört er auf zu arbeiten, ſo tritt das Ideal wieder in ſeine geiſtige Form zurück, bis er wieder arbeitet, denn der ſinnliche Eindruck, den das im Material gleichſam entſtehende Ideal macht, überwältigt bei der Arbeit die Vorſtellung (den intellectuellen Eindruck). Ge— wöhnlich ſagt man, er folge ſeinem Gefühle, obgleich auch dies ein falſcher Ausdruck iſt, denn das Gefühl leitet uns bei der Handlung und nicht bei der ſinnlichen Anſchauung. Es iſt recht eigentlich der Geſchmack der hier thä— tig iſt. — Ich erlaube mir, hier die kurze Bemerkung anzufügen, daß ich Recenſionen nicht eher beantworten kann, als bis eine kleine Zahl von Aufſätzen erſchienen iſt, dann jedoch werde ich mir die Beantwortung umſomehr angelegen ſein laſſen, als ich dafür halte, daß der Austauſch von Ideen in Zeitſchriften, welche nur der Gärtnerei gewidmet und wo die Gärtner, ſo zu ſagen, öffentlicher Weiſe unter ſich find, dem Gedeihen einer Kunſt-Literatur nur erſprießlich fein kann. d IR 204 Ueber das künſtleriſche Verſtändniß der ſymmetriſehen (ebenmäßigen) Baumformen. Von H. Uliſch. Bei der Betrachtung und Vergleichung der verſchiedenen Formen der Bäume fällt uns an denſelben ihre Verſchiedenheit mit Bezug auf ihre mehr oder minder große Freiheit oder Symmetrie (Ebenmaß) auf. Wir ſehen z. B. daß die Tanne der Pyramiden-Form, die Kugelakazie der Kugelform u. ſ. w. ſich entſchieden mehr nähern, als viele andere Baumformen und obwohl wir die Form jedes in ſeiner Art ungeftört gewachſenen Baumes in ein Oval, eine Ellipſe u. ſ. w. einſchließen können, ſo ſind doch die Formen der eben angeführten Bäume ganz beſonders auffallend. Man hat ſie, im Vergleich mit den mehr freien Formen die ſym— metriſchen (ebenmäßigen) Baumformen genannt. Dieſe nun haben in mehr als einer Hinſicht oft genug Anlaß gegeben, ſalſche und richtige Grundſätze und Schlußfolgerungen, was die künſtleriſche Bedeutung betrifft, hervorzurufen, als daß es nicht an der Zeit wäre, die Irrthümer auf die Warheit zurückzu- führen. Gedenken wir der Anſicht Vieler, welche es ausſpricht, daß, weil die Natur Vorbild des Künſtlers ſei und ſie in der Bildung ihrer Bäume ſo nahe an die ebenmäßige Form gehe, wir ein Recht hätten, als Gartenkünſtler in der Form der Gartenanlage als unſer Kunſtwerk ebenſo nahe an die ebenmäßige Form zu gehen. Es müſſe, heißt es, eine Form geben, welche zwar frei ſei, aber doch der ebenmäßigen Form bedeutend nahe komme, ohne das Auge zu beleidigen. Es müſſe alſo möglich ſein, eine Anlage darſtellen zu können, welche zwar frei in der Form ſei, dem Auge aber die ebenmäßige Form und zwar ziemlich ſtark durchfühlen laſſe. So beſtechend dieſe Anſicht für denjenigen iſt, der obenhin urtheilt, ſo haltlos iſt ſie bei näherer Betrachtung, denn indem wir ſie ausſprechen, urtheilen wir über etwas ganz Allgemeines, und glauben zu einem richtigen Ergebniß zu kommen, indem wir willkührlich das Ergebniß des Urtheils im Beſonderen unterſchieben. Folgen wir dem Eindruck des Idealen (der Realität der Form in höherer Schönheit im Allgemeinen) ſo kommen wir allerdings zu obiger Betrachtung, indeſſen hat das Allgemeine, alſo auch das Ideale, keine Grenzen, iſt unbeſtimmt und läßt keinen Vergleich zu. Wir gelangen daher über daſſelbe mit unſerem Urtheile zu keinem genugthuenden Ergebniß und erfahren etwas Aehnliches wie der Künſtler, wenn er unter dem Einfluſſe des allgemeinen Kunſtdranges der Idee zu einem Kunſtwerke, das er ſchaffen will, Herr zu werden ſucht. Erſt, wenn das Ideale ſich an etwas Beſtimmtes bindet und ſo das Ideal entſteht, finden wir Gelegenheit zu einem Vergleich. Das Ideal der Gartenkunſt aber iſt das Ideale, gebunden an ein großes oder kleines Stück Landſchaft und nicht an das mehr oder weniger Ebenmäßige der Baumformen. Es iſt daher nicht die Aufgabe der Gartenkunſt, Bäume, ſondern vielmehr die Landſchaft nachzuahmen. Wenn wir als Gartenkünſtler die Aufgabe hätten, eine Baumwelt nach unſrer Erfindung zu ſchaffen, dann müßten wir allerdings den Wink der Natur, was die Annäherung an das Ebenmaß betrifft, berück⸗ ſichtigen, da dies aber nicht in unſrer Kraft als Menſchen liegt, ſo iſt es eben 1 | 4 - J 6 ae WW ö 205 unmöglich und obige Anſicht, was die Anwendung des Ebenmaßes betrifft, eine irrige. Wir haben es als Gartenkünſtler in der urſprünglichen Landſchaft mit Bäumen und Sträuchern in zweierlei Beziehung zu thun. Einmal iſt uns die Stellung derſelben, alſo der Grundriß von Wichtigkeit und ferner haben wir die Anſicht derſelben zu berückſichtigen. Der Grundriß der Landſchaft aber, unſer Ideal, verbietet uns nicht allein jede ebenmäßige Stellung der Bäume und Sträucher, ſondern auch alles Hinneigen zum Ebenmaße oder Beachten ebenmäßiger Form oder Stellung irgend welcher Art, denn wir finden in der freien Landſchaft durchaus keine Anſpielung der Natur darauf. Und was die Anſicht der Bäume und Sträucher betrifft, ſo geht uns die Form inſofern etwas an, als es darauf ankommt, ein künſtleriſch ſchönes Bild zu ſchaffen, indem wir die Bäume benutzen, wie ſie die Natur geſchaffen hat und indem wir unſerem Ideale folgen, das uns nichts von Ebenmaß zeigt. Sollen alſo die Bedingungen, welche Grundriß und Anſicht der freien Landſchaft als unſer Ideal unabweislich von uns fordern, vereinigt werden, wie dies unumgänglich nöthig iſt, ſo kann von einer Anlage, welche einen Anklang an Ebenmaß bietet, verſtändigermaßen nicht behauptet werden, daß ſie ein Kunſtwerk ſei, denn die Kunſt fordert die ſtrengſte Verbannung alles Anklanges des Ebenmaßes. Nur Zufall kann Ebenmaß in die Stellung der Bäume in der Landſchaft bringen und nur das Gegenthetl von Ebenmaß (denn ein ſolches muß es doch geben) was ſich in der freien Landſchaft ausſpricht und was zum Weſen derſelben ge— hört, kann gebieten, wenn wir auf dem Wege der Kunſt die Landſchaft nach— ahmend eine Anlage als Kunſtwerk ſchaffen wollen. Das Starre und Gemeſſene jener ſymmetriſchen Baumformen und die Schwierigkeit, welche die Anwendung derſelben bei einem einſeitigen Verſtändniß machen, hat einzelne Künſtler vermocht, den Satz auszuſprechen, daß es ganz in der Willkühr des Künſtlers liege, dieſelben aus den Anlagen theilweis ent— fernt zu halten oder doch nach eignem, perſönlichen Belieben in der Anwendung zu beſchränken. Es iſt uns dies indeſſen nicht erlaubt, ſo wenig es dem Maler erlaubt iſt, irgend eine nöthige Farbe aus dem Gemälde entfernt zu halten, weil ſie ihm nicht gefällt. Wir haben die Bäume in ihren Eigen— thümlichkeiten vor der Natur als Meiſterwerk anzuerkennen, wenn wir nicht die Lächerlichkeit begehen wollen, unſeren Mitmenſchen vorreden zu wollen, als verſtänden wir es beſſer Bäume zu machen, als die Natur. Solange es uns nicht gelingt, das Ideal zu einem Baume zu finden, den wir in Wirklichkeit (nicht in einem Bilde) ſchaffen wollen, wie es die Natur gethan, bis dahin müſſen wir die Natur als unſere Meiſterin und Führerin betrachten. Ganz beſonders brauchbar ſind jene ebenmäßigen Baumformen, wo ſie des Abſtechenden wegen angewendet werden, um das, was man gewöhnlich Contraſt nennt zu erregen. In demjenigen Theile der Anlagen von größerer Ausdehnung, den wir gewöhnlich, im Gegenſatze zu Park, Garten nennen, wo die einzelnen Partieen in ihrer Ausdehnung geringer ſind und daher eine größere Mannigfaltigkeit und Abwechſelung der Form auf verhältnißmäßig ger ringerem Flächenraume ſtattfindet, ſind dieſe Baumformen ebenfalls von Wich— tigkeit. Denn eben dieſe kleineren Verhältniſſe bedingen ſtärkere Mittel zur Abwechſelung, weil die Theile des Ganzen näher zuſammenliegen und leichter x 1 9 4 4 überſehen werden können. Sie bieten daher auch mehr Gelegenheit, den Con⸗ traſt auffallender anzuwenden, als im Park, wo die Verhältniſſe eine größere Ausdehnung haben. Von großem Nutzen ferner ſind die ſymmetriſchen Bäume, wenn es darauf ankommt, die auffallende Steifheit (nicht Symmetrie) eines Gebäudes im Ver⸗ hältniß zu der freien Form der Gartenanlagen zu mildern. Gruppen ſolcher Bäume, theils zur Theilung der Anſicht des Gebäudes, theils in die Nähe ger pflanzt, den Blick abzuleiten, thun große Dienſte. Würde man zu dieſem Zwecke Bäume von freier (wie man gewöhnlich ſagt „maleriſcher“) Form an⸗ wenden, ſo würde man natürlich die Steifheit noch mehr zeigen. Auch zu dem Zwecke, das Auge in einem größeren Landſchaftsbilde, von mannigfaltiger Miſchung der Form und Farben, auf einen gewiſſen Punkt zu leiten und die Anſicht vor Zerſtreuung und Auseinanderfallen zu ſchützen, iſt die Anwendung dieſer Bäume ſehr zweckmäßig. Es ſei nun noch die nicht genug zu beherzigende Bemerkung gemacht, daß dem Gartenkünſtler vor allen anderen geboten iſt, ſich in feinen Beſtre⸗ bungen mit richtigem Urtheile ſtreng an die Natur zu halten, denn ein großer Theil ſeines Materials, die Gewächſe, ſind als vollendete Werke der Natur zu betrachten und haben die Ausdehnung der Länge, Breite und Tiefe, alſo die Eigenſchaft des Körperlichen, welches unantaſtbar gebildet iſt. Dadurch iſt der Gartenkünſtler an die Geſetzlichkeit der Natur als Rathgeberin weit mehr ge— bunden, als irgend ein andrer Künſtler und es ſollte uns auch dies ausdrücklich aufmerkſam machen, daß es in dem Streben jedes verſtändigen Gartenkünſtlers liegen muß, alles, was die Natur als unzuläßlich ausſcheidet als Auszuſchei⸗ dendes zu betrachten. Mag er das Ideal noch ſo ſtreng ſeiner Individualität unterwerfen, niemals ſollte er ſich erdreiſten, die Natur meiſtern zu wollen. 206 Kurze Beſehreibung einiger Tropenfrüchte Weſt⸗Indiens und der Juſel Bourbon. Wer immer von den Wundern der Tropen gehört oder geleſen hat, wird auch mit lebhaftem, wenn auch oft nicht ganz befriedigtem Intereſſe den Lob⸗ preiſungen gefolgt ſein, die faſt alle Reiſenden über ihre köſtlichen, ſaftigen, erfriſchenden und aromatiſchen Früchte ausgeſchüttet haben. Unzweifelhaft ver— dienen dieſe durch die brennende Sonne jener reichen Länderſtriche erzeugten Producte Beachtung und muß man ſich um ſo mehr darüber wundern, daß bis { jetzt noch kein beſonderes Werk mit Aufzählung und Beſchreibung ſämmtlicher Tropenfrüchte erſchienen iſt, wenigſtens iſt mir trotz wiederholter Nachforſchungen in Paris und hier in Kew, nie ein ſolches in die Hände gefallen. Eine kurze, von Dr. Lindley vor längerer Zeit veröffentlichte Schrift: „on the Tropical Fruits, likely tebe worth cultivating in England“ macht uns mit einigen der bemerkenswertheſten bekannt, und nachdem ich aus derſelben mehrere Notizen für ſpäteren Gebrauch niedergeſchrieben, will es der Zufall oder vielmehr das Glück, daß ein im Januarheft d. J. „of the 207 Technologist““ erſchienener Aufſatz über einige der eßbaren Früchte Weſt— Indiens mein Suchen weiter begünſtigt. Mit ſolchem Material verſehen, denke ich, daß ich es ſchon wagen kann, in dieſen Blättern einige Mittheilungen über dieſen Gegenſtand folgen zu laſſen. Mein Augenmerk ſoll zunächſt auf die im „„Technologist““ gegebenen Berichte gerichtet fein, und gedenke ich dann den Früchten der Inſel Bourbon meine Aufmerkſamkeit zuzuwenden. Weshalb ich gerade die Inſel Bourbon zu meinem Excurſionsfelde wähle, geht einfach aus dem Grunde hervor, daß ſich 40 treffliche, naturgetreue Oelgemälde, die Früchte dieſer franzöſiſchen Beſitzung darſtellend, welche vor einigen Jahren, in der permanenten Ausſtellung der franzöſiſchen Colonial-Producte im Induſtrie-Palaſte figurirten, meinem Gedächtniß eingeprägt haben, und ich mir ſchon damals an Ort und Stelle manche Aufklärung über dieſelben verſchafft habe. Schwer würde es mir fallen, mit der Frucht, die allgemein als die Königin erklärt wird, anzufangen, Einige geben dieſer, Andere jener den Vorzug und warum ſollte auch nicht in dieſem Felde das „de gustibus non est disputandum““ Anwendung finden. Meine Wahl fällt zunächſt denn auf: Anona Cherimolia Willd. (Cherimoyer) Anonaceae. Dieſe Frucht erlangt ihre größte Vollkommenheit in Peru, wo fie von den Ein— gebornen als eine der feinſten Früchte angeſehen wird. Ihr Auftreten erſtreckt ſich von Peru bis hinauf nach Mexico, und hat man ſie ſchon ſeit geraumer Zeit nach Weſt⸗Indien verpflanzt; ſelbſt in Europa, wie z. B. im ſüdlichen Spanien, wo die Früchte eine genügende Reife erlangen, wird dieſer Baum wie unſere einheimiſchen Fruchtbäume cultivirt. Es iſt ein kleiner Baum von ungefähr 20“ Höhe, deſſen Blätter einen angenehmen, ſtarken Geruch beſitzen. Die Frucht iſt von weicher, breiartiger Beſchaffenheit und erſriſchendem, ſüß— lichem Geſchmacke; ihre Farbe, wenn vollkommen reif, zeigt ein leuchtendes Purpur, ihr äußeres ſchuppiges Ausſehen erinnert an Ananas, wie das bei den meiſten Anonen der Fall iſt. Die Form iſt koniſch mit einem ſtumpfen Fruchtknoten, und kömmt ſie in Größe einer kleinen Melone gleich. Die Sa— men, welche von der breiigen Maſſe umhüllt ſind, werden von einer glänzenden, braunen Membran eingeſchloſſen, und zeigen im Innern, ein ſchönes röthlich geſprenkeltes Albumen, daſſelbe kann auch bei den anderen Arten dieſer Gattung beobachtet werden. Dieſer Art ſehr nahe ſtehen Anona muricata L. (Saur Sop) Anona squamosa L. (Sweet Sop) franz. atte und Anona palustris (Alligator Apple). Alle 3 ſind jetzt, wie die vorige überall in Weſt-Indien anzutreffen. Anona muricata und palustris dürfen wahrſcheinlich als weſt— indianiſche Arten aufgezählt werden, dagegen iſt A. squamosa urſprünglich in Süd⸗Amerika zu Haufe, wird aber mit den beiden andern in Oft und Weſt⸗Indien, Afrika und anderen tropiſchen Ländern angebaut. Anona muricata if ein kleiner, 15— 20“ hoher Baum, mit ſehr harten und dichtem Holze. Alle Theile deſſelben beſitzen wohlriechende Eigen— ſchaften. Die Frucht ähnelt in Form der, der erſt beſchriebenen Art, ihre Farbe dagegen iſt heller, gewöhnlich grünlich, ſo auch ihr Fleiſch oder Brei, das vorzüglich ſeiner Kühle wegen geſchätzt wird. Insbeſondere ſcheinen die Neger Liebhaber davon zu ſein, bei den höhern Claſſen findet es weniger Anklang, da die Frucht eine der gemeinſten dieſer Gegend iſt. Schon im 208 Jahre 1656 wurden lebende Pflanzen nach England eingeführt, doch fanden wir ſie nur hier und da in größeren Gewächshäuſern. Anona squamosa. Die Früchte erlangen ihre größte Vollkommenheit im indiſchen Archipe⸗ lagus. Das Fleiſch ſoll höchſt ſchmackhaft ſein und beſitzt im Geſchmacke Aehnlichkeit mit geſchlagenem Rahm und Zucker. Nachdem die Frucht geöffnet und die harten, kleinen ſchwarzen Bohnen ähnlichen Samen entfernt ſind, ißt man den weichen Brei mit einem Löffel. Ihre Größe iſt nicht beträchtlich, un⸗ gefähr wie eine gut ausgewachſene Artiſchocke „ von Außen iſt ſie mit drüſigen Schuppen bedeckt. Der Baum erlangt eine Höhe von 12-20“ und wurde nach England gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts „inübergebracht, hat ſich aber nicht acclimatiſiren können. Die Anona palustris endlich iſt ein kleinex 20“ hoher Baum, der in niedrigen, feuchten Gegenden und an den Flußufern Jamaika's häufig an⸗ zutreffen iſt. Die Frucht dient nicht ſo allgemein als Nahrungsmittel wie die der anderen, da ſie ſtark narcotiſche Eigenſchaften beſitzt. (Es mag hier ne— benbei bemerkt werden, daß faſt ſämmtliche Tropenfrüchte, wie mir von mehre— ren Seiten verſichert iſt, den Europäern in der erſten Zeit einen terpentinartigen Geſchmack auf der Zunge zurücklaſſen, ſo daß ſie von denſelben erſt nach und nach genügend geſchätzt werden können). Die Frucht dieſer Art iſt glatt an der Oberfläche und von herzförmiger Geſtalt. In Braſilien wird zuweilen ein Wein aus ihr bereitet, der aber nur wenig Abſatz findet. Das Holz des Baumes iſt ſo weich, daß man es in Jamaika, wo es zu Stöpſeln und an⸗ deren ähnlichen, Kork erſetzenden Gegenſtänden gebraucht wird, als Korkholz bezeichnet. Mammea americana L. (Mammea Apple). Guttiferae. Sein Holz liefert wegen ſeiner Stärke und Dauerhaftigkeit eines der beſten Bauhölzer Jamaika's, doch findet es auch an der Kunſttiſchlerei großen Abſatz. Die Frucht iſt rund, von der Größe einer 5 —6-Ppfündigen Kanonenkugel, die äußere Schale iſt braun und lederartig, die innere Haut dagegen zeigt eine hellgelbe Färbung, iſt faſerig und jo eng mit dem eigentlichen Fleiſche ver— bunden, daß ſie nur mit Mühe davon getrennt werden kann. Die in jeder Frucht enthaltenen 4 Samen befinden ſich in der breiartigen Maſſe, ſie ſind 4 Zoll lang und 1 Zoll breit, dreieckig, mit zwei flachen und einer gerundeten Seite, ihr äußerer Ueberzug iſt ſehr hart und netzartig, außerdem beſitzen ſie einen ungewöhnlich bittern Geſchmack, welcher von einer harzigen Subſtanz, die ſie im Ueberfluß enthalten, herrührt. Die Frucht ſelbſt iſt in hohem Grade wohlſchmeckend und trifft man ſie in großen Mengen auf den Märkten an; ſie beſitzt einen ſüßlich aromatiſchen Geruch, läßt jedoch einen bittern kratzenden Geſchmack am Gaumen zurück, weßhalb ſchwächlichen Perſonen oder Kranken ihr Genuß unterſagt wird. In Zucker eingekocht, giebt ſie eine ausgezeichnete Marmelade. Die Blüthen werden an manchen Orten mit Spiritus diſtillirt und liefern dann ein betäubendes Getränk. Persea gratissima Gaertn. (Advocado Pear, franz. Advo- catier, deutſch Advogadobaum). Lauraceae. Ein wichtiger, ſchön und gerade wachſender Baum mit weichem Holze, das von geringem oder gar keinem Nutzen iſt. Die Früchte werden von Menſchen, 8 209 Vögeln und Vierfüßlern gegeſſen. Man vergleicht ſie zuweilen mit einigen Gemüſearten und werden ſie dann, ähnlich wie dieſe, mit Salz und Pfeffer zubereitet. Im Geſchmacke erinnern ſie an unſere Pfirſiche, werden aber von wahren Kennern dieſen vorgezogen. Selten ißt man ſie allein, da ſie, wenn ich ſo ſagen darf, allzu reich ſind und wird ihnen eine Beimiſchung von Li— monenſaft, Gewürzen oder Zucker anempfohlen. Das Fleiſch iſt feſt und von glänzend gelber Farbe. Ihre Form kann mit einer recht großen Birne ver— glichen werden. Auguſt, September und Oktober ſind die Monate ihrer Reife. Die Samen werden von einer weichen Rinde eingeſchloſſen und finden ſich un— regelmäßig zerſtreut in der breiartigen Subſtanz. Sie beſitzen einen adſtringi— renden Charakter und wird behauptet, daß wenn mit einem derſelben auf einer weiß getünchten Wand geſchrieben wird, die Buchſtaben ſofort in ein leuchtendes Roth übergehen und nicht verwiſcht werden können. Psi dium pyriferum L. (Guava). Myrtaceae. Einer der verbreiteſten Fruchtbäume in den beiden Indien, wo er ſich mit erſtaunenswerther Leichtigkeit fortpflanzt. Er erlangt eine Höhe von 10 — 200, Juni und Juli ſehen ihn in Blüthe und ſteht die reife, zart gelbe Frucht in Größe und Form einer gewöhnlichen Birne am nächſten. Europäer ſowohl wie die Eingebornen preiſen ſie wegen ihres angenehmen Aromas und wird ſie ſo— wohl roh als auch in eingemachtem Zuſtande genoſſen. Häuſig kömmt ſie in größeren oder kleineren Glas- wie Steinbehältern nach Europa, und Jeder, der Guava⸗Gelée gekoſtet, wird es als einen der köſtlichſten Leckerbiſſen erklären; als rohe Frucht iſt ſie aber in Europa gänzlich unbekannt, da ſie wie die Mango und mehrere andere tropiſche Früchte einem ſchnellen Verrotten unter— worfen iſt. Im wilden Zuſtande iſt die Pflanze kurz und ſtrauchartig, kann aber durch ſorgſame Cultur zu einem kräftigen, anſehnlichen Baume herange— zogen werden. Man unterſcheidet in Rückſicht auf die Färbung ihres Fleiſches 5 Varietäten, die rothe, weiße, grüne, himbeerartige und bunte. Im 17. Jahrhundert wurde dieſe Art nach Europa eingeführt, und glückt es zuweilen, bei einer Cultur im Warmhauſe, reife Früchte von ihr zu erlangen. Psidium pomiferum L. Wird weniger geſchätzt, da die Frucht adſtringirend iſt, doch iſt ſie ſehr wohlriechend und glaube ich, daß auch der Geſchmack durch gute Pflege der Pflanze verbeſſert werden kann. Dieſe Art bildet einen 12 — 16° hohen Strauch; die ebenfalls adſtringirenden Blätter ſollen mit gutem Erfolge gegen Ruhr verordnet worden ſein. Grias cauliflora L. (Anchovy Pear). Guttiferis affinis. Ein ſchlank wachſender, ftattlicher Baum, von 30 —50“ Höhe, mit lan— zettförmigen, zugeſpitzten, 2— 3“ langen Blättern und großen weißen Blumen. Die rothbräunlichen Früchte erreichen die Größe einer Birne. Die Samen be— finden ſich in einem feſten, fleiſchigen Brei, der allgemein von den Eingebornen als Nahrungsmittel benutzt wird und deſſen Geſchmack Aehnlichkeit mit der Mangofrucht hat, ſowohl eiugemacht wie roh. In allen Theilen Weſt-Indiens ſehr gemein, in Dickichten und feuchten Gegenden Jamaicas jedoch am häufig— ſten anzutreffen. Gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts nach Europa eins geführt. f Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 14 210 » | Chrysophyllum Cainito L. (Star Apple). Sapotaceae. Ein ſtolzer, 30—50“ hoch werdender Baum, mit weit ausgehender Krone, die aus ſehr biegſamen Zweigen zuſammengeſetzt iſt. Die Blätter find 2—3 Zoll lang, haben eine oblonge Form und laufen ſpitz aus, an der unteren Seite ſind ſie mit einem dicht gelben oder goldenen Gewebe bedeckt, woher der Name Chrysophyllum, goldblättrig. Es gibt mehrere Arten, vielleicht nur Varie⸗ täten dieſer Gattung, deren Früchte alle denen der C. Cainito nahe ſtehen. Die Varietät „jamaicense“ ſcheint die wohlſchmeckendſten Früchte zu tragen, jedenfalls wird ſie von den Eingebornen den andern vorgezogen. Die Frucht iſt groß, von etwas kugeliger Form, die kleinen ſchwarzen Samen befinden ſich in den Zellgängen, die ſich in der Mitte der Frucht aus ſternförmig ausbreiten, in jedem Zellengange iſt nur 1 Same vorhanden. Das weiche Fleiſch oder Brei hat einen ſüßlichen, faden Geſchmack, von den Europäern gewöhnlich ver⸗ ſchmäht, die Eingebornen dagegen preiſen es ſehr. Alle Theile des Baumes haben, behauptet man, im höchſtem Grade adſtringirende Kräfte, ſelbſt in der unreifen Frucht ſind dieſe anzutreffen, doch mit zunehmender Reife verlieren ſie ſich. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts nach Europa eingeführt, und finden wir ihn gar nicht ſelten als Decorationspflanze in unſeren Warmhäuſern. Die Bäume tragen im Vaterlande erſt dann, wenn fie eine beträchtliche Höhe er— langt haben. Die „Damſon“ Pflaume von Jamaica iſt entweder eine Art oder auch nur eine Abart dieſer Gattung, nämlich C. oliviforme Lam. var. mo- nopyrenum. Dies iſt ein bedeutend kleinerer Baum, mit ſehr hartem, dicht körnigem Holze, das mit dem des Buxus einige Aehnlichkeit hat. Die Frucht kann keinen Anſpruch auf beſonderen Wohlgeſchmack machen. Beide Arten kommen in großer Menge auf allen weſtindiſchen Inſeln vor, erſtere tritt auch häufig im tropiſchen Theile Südamerikas auf. Lueuma mammosa Gaertn. Sapotaceae. Ein ſtolzer, bis zu 100° hoher Baum, mit breiten, glänzenden Blättern und kleinen, weißlichen Blumen. Seine Frucht iſt unter dem Namen „Mam- mee Sapota“ oder American Marmelade bekannt, im Geſchmacke erinnert ſie an unſern Quittenſaft. Dieſelbe iſt mittelgroß, oval und mit einer rauhen braunen Haut überzogen. Die etwas ovalen Samen ſind ebenfalls von be— trächtlicher Größe und werden von einer glänzend brauner Teſta eingehüllt. Das Fleiſch der Frucht wird von Europäern und Eingebornen als äußerſt ſchmackhaft bezeichnet, weßhalb man den Baum auch in allen Theilen Weſt⸗ indiens angebaut hat; im ſüdlichen America tritt er wildwachſend auf. Passiflora quadrangularis L. (Grenadilla). Passifloraceae. Eine große, 15— 16“ meſſende Frucht, einer Melone ähnlich, wenn auch oblonger. Sie wird wegen ihres weichen und delicaten Fleiſches, welches in heißen Klimaten äußerſt erfriſchend und kühlend iſt, von All' und jedem hoch geſchätzt. Der Geſchmack iſt ein ſüßlich ſaurer, und zeigt ſie bei voller Reife eine ſchöne purpurne Färbung. Oft wird ſie allein gegeſſen, doch ſollen Wein und Zucker ihr noch höhere Eigenſchaften verleihen. Die ſehr wohlriechenden Blumen erſcheinen in den Monaten Auguſt und September. Eine geſunde, ſtarke Pflanze, giebt eine überraſchend reiche Ernte, die erſt im Dezember ihr Ende erreicht. In ihrem Vaterlande Jamaica und Südamerica zeigt ſie ſich \ een * 211 als ein niedriges, ſtrauchartiges Gewächs mit viereckigem Stamme und Zweigen, woher die ſpezifiſche Bezeichnung. In unſeren Gewächshäuſern wird ſie als Schlingpflanze behandelt und hat ſie in Kew in dem Garten der „Horticultu— ral Society“ zu Chiswick, ſowie auch in einigen Gärten des Continents reife Früchte getragen. Carica Papaya L. (engl. Papaw, franz. Papayer). Cariceae, Papayae, Cucurbitaceae. Eine höchſt eigenthümliche Pflanze, ſowohl in Rückſicht ihres Wachs— thumes, als auch den Eigenſchaften halber, die in verſchiedenen Theilen des Baumes enthalten ſind. Das eigentliche Vaterland des Baumes ſcheint nicht mit Beſtimmtheit angegeben werden zu können, jetzt findet man ihn über Oſt- u. Weſt⸗ indien, Afrika, Südamerica und andern Tropenländern verbreitet. Seine Höhe beträgt gegen 20°, der Stamm iſt von weicher, dünner und hohler Beſchaffen— heit, er trägt keine untern Zweige, oder richtiger geſagt, er hat gar keine Zweige, da die Blätter auf langen, ſchlanken Blattſtielen, die von der Spitze des Stammes auslaufen, getragen werden. Die Blätter ſind tief ſiebenfach ge— lappt, und find die Lappen halbgefiedert und zugeſpitzt. Die Carica gehört zur Dioecia von Linné und ſind die weiblichen Blumen bedeutend größer als die männlichen, ſie haben eine gefällige Form und zeigen eine gelbe Färbung. Die Frucht iſt von der Größe einer Melone und beſitzt eine regelmäßig ovale Form. Der fleiſchige Brei iſt mit einer dünnen glatten Haut bedeckt. Die reife Frucht wird in einigen Gegenden von den Eingebornen ſehr gerne ge— geſſen, und zwar entweder mit Zucker verſüßt, oder auch mit Pfeffer gewürzt, um den herben Geſchmack, der vorherrſchend und dem Auftreten eines milchigen Saftes zuzuſchreiben iſt, zu entfernen. Die unreifen Früchte erinnern im ein— gemachten Zuſtande ſehr an die oſtindiſche Mango. Der milchige Saft wie auch die zu Pulver zerriebenen Samen finden Verwendung in der Mediein, da ſie beide als Wurmmittel gerühmet werden; eine andere Eigenthümlichkeit des Saftes iſt ſein Einfluß auf das Fleiſch von Thieren, zähes Fleiſch wird zart, wenn man es, auch nur für wenige Minuten, in demſelben einweicht, ja man verſichert ſogar, daß hartes Fleiſch, in dem Baume aufgehängt, einer ähnlichen Verbeſſerung unterliegt. Legt man die Blätter in Waſſer, ſo bringen ſie eine Art Seifenſchaum hervor, weßhalb die Weſtindianer ſie auch ſtatt Seife verwenden. Sir William Hooker giebt uns im „Botanical Magazine“ Taf. 2898 einen ausgezeichneten Bericht über die „Papaw“ Pflanze. So viel über einige der weſtindiſchen Früchte, Gardeners' Chronicle giebt in einer der erſten Nummern dieſes Jahrganges (Seite 50) verſchiedene Winke über die Cultur mehrerer exotiſcher Fruchtbäume, größtentheils aus der Familie der Aurantiaceen, in einem ſpäteren Hefte dieſes Blattes (30. Jan. 64, S. 99) findet ſich ein anderer, denſelben Gegenſtand betreffender Aufſatz, der wiederum der Cultur einiger härterer Arten der Gattung Citrus, ſowie auch dem „Loquat“ Eriobotrya japonica und dem „Laugmae“ Myrica sapida var.“) gewidmet iſt. Bevor ich zu meinem zweiten Theile, ) Anmerkung. Einigen Zweifel dürfte man wohl hegen, ob die bei den Ja— paneſen freilich beliebten Früchte dieſer Art bei uns einer Cultur werth ſind, ich muß unwillkürlich an die Früchte von Arbutus Une do denken, die ihrem äußeren Anſehen nach als Tafelfrüchte nicht zu verachten ſind, deren Ge— ſchmack jedoch ein höchſt mittelmäßiger iſt. E. Goeze. 14* 212 * d. i. den Früchten der Inſel Bourbon übergehe, glaube ich nicht beſſer thun zu können, als denſelben hier in deutſcher Ueberſetzung einzuſchalten, da die⸗ jenigen der Leſer, welche der freilich Koſten und Mühen erfordernden Cultur tropiſcher Fruchtbäume obliegen wollen, manche Fingerzeige zur Erlangung günſtiger Reſultate darin finden mögen. Das erinnert mich zugleich an eine kleine Broſchüre, die Dr. Naudin vor einigen Jahren veröffentlichte: „Serres et Orangeries en plein air, aperęus de la culture géothermique“, in welcher der Verfaſſer zu beweiſen ſucht, daß wir mit künſtlicher Boden⸗ wärme (Thermoſiphon) gut gelegenen Mauern und gehöriger Bedeckung oder Ueberdachung im Winter verſchiedene Gewächſe aus unſern Kalk- und Warm⸗ häuſern ſelbſt in nördlicheren Strichen Europas anpflanzen und z. B. Oran⸗ gen, Muſen und Datteln zur Reife bringen können. Hält der geſchätzte Redac⸗ teur dieſer Zeitung es für geeignet, ſo will ich gerne ausführlicher auf jenes Schriftchen zurückkommen (Wir bitten darum. Die Redact.), für jetzt wende ich mich aber wieder den im Chronicle gegebenen Mittheilungen zu. Die oben genannten Früchte nehmen faſt denſelben Breitegürtel ein als wie die gewöhnliche chineſiſche Orange, vom 25. — 30.0 N. B. Hier iſt die Vegetation einem faſt ebenſo ſtrengen Winter unterworfen, wie die von Eng— land, und jene Früchte ſcheinen eine derartige kalte Temperatur zu erfordern, jedenfalls ſteht es feſt, daß ſie in ihrem Gedeihen in keinerlei Weiſe von ſolchen beeinträchtigt werden, was ſie ſchon von andern, die mehr ſüdliche Grade er— fordern, hinlänglich unterſcheidet. Faſt könnte man aus dieſen wenigen Wor⸗ ten folgern, daß ihrer Anpflanzung im Großen bei uns demnach kein Hinder⸗ niß in den Weg ſtünde, doch dem iſt nicht ſo; halten ſie auch im Freien aus, ſo bringen ſie doch nur ſelten oder nie Blumen und Früchte hervor, und iſt der Grund hierfür einleuchtend genug. Sind ihre Winter faſt ebenſo kalt wie die unſrigen, fo tft dagegen der Sommer bedeutend wärmer, während welcher Zeit ihr Holz gehörig reifen kann und ſie hinreichende Nahrung im Stamme und Zweigen aufnehmen, um nicht nur den Winterſtürmen zu widerſtehen, ſon⸗ dern auch im folgenden Jahre eine reichliche Ernte zu liefern. Eine Kennts niß dieſer Thatſachen liefert nach unſerer Ueberzeugung den Schlüſſel zur er⸗ folgreichen Cultur dieſer Fruchtbäume in einem Klima wie England es beſitzt, und wollen wir uns daher bemühen, die durch Temperatur und Jahreszeiten hervorgerufenen Wirkungen eines Klimas, wie es den Ländern, wo dieſe Früchte einheimiſch, eigen iſt, näher vor Augen zu führen. Die öſtlichen Seiten großer Feſtländer ſind, wie man weiß, größeren Extremen unterworfen, als die weſtlichen, ungewöhnlich heiße Sommer und außerordentlich kalte Winter ſind hier an der Tagesordnung. Das wurde ſchon vor vielen Jahren von Humboldt beſtätigt und findet eine genügende Illus— tration in den öſtlichen Küſten Aſiens, denen wir unſere Aufmerkſamkeit zuge- wendet haben. Zwiſchen dem 10.0 obengenannter Breite unterſcheidet ſich das Klima gar weſentlich von dem, welches zwiſchen denſelben Parallelen des weſt— lichen Europas anzutreffen iſt. Gegen Ende Oktober ſinkt das Thermometer häufig bis auf den Gefrierpunkt hinab, und werden die Baumwollenernten und andere zärtlichere Gewächſe häufig durch den Froſt zerſtört. Dezember, Januar und Februar ſind die kälteſten Monate im Jahre und geben häufig in Kälte einem Winter im Süden Englands nichts nach. Die Sommer da⸗ 4 213 gegen ſtehen hiermit im Einklange, und ſteigt das Thermometer im Juli und Auguſt, den heißeſten Monaten, oft im Schatten auf 100 0 Fahrh. und ſelbſt darüber. Die Regenzeit tritt nicht immer ganz beſtimmt in ihrem Character auf, gewöhnlich ſind aber Mai und Juni die an Regen reichſten Monate, (Fortune giebt in ſeinem neuen Werke: „Visits to Japan and China“ Seite 65 — 73 eine genaue Beſchreibung der dortigen Klimaverhältniſſe, (E. Goeze.) Dieſes ſind die Bedingungen, welche jene Bäume erfordern, können wir ihnen auf künſtlichem Wege ſolche angedeihen laſſen, ſo werden ſie auch bei uns durch reichliches Tragen ſich auszeichnen. Mit Glashäuſern, Kanal- oder Warmwaſſerheitzung können wir ihnen eine ihnen zuſagende Temperatur ange— deihen laſſen, doch müſſen folgende Punkte dabei nicht außer Augen gelaſſen werden, — — genügende Zufuhr von Wärme und Feuchtigkeit zu rechter Zeit, — — vollſtändiges Reifen des Holzes während des Sommers und Herbſtes — — und endlich entſprechende Ruheperiode in den Wintermonaten. Ein anderer Umſtand darf ebenfalls nicht überſehen werden; wenn die Bäume in ihrem Vaterlande unter freiem Himmel luſtig vegetiren, ſo ſind ſie verſchiedenen Einflüſſen unterworfen, welche die Befruchtung der Blumen und das hieraus folgernde Fruchtanſetzen begünſtigen. Der Wind ſchüttelt die Zweige und ſtreut den Samenſtaub nach allen Richtungen hin aus, oder auch führen ihn Inſecten, wenn ſie von Blume zu Blume flattern, mit ſich fort, und verrichten ſo, als eifrige Diener der Natur, den Befruchtungsproceß. Können wir ihnen in unſern Treibhäuſern weder das eine noch das andere bieten, ſo müſſen wir zu einer mehr künſtlichen, aber ebenſo wirkſamen, wenn geſchickt ausgeführten, Be— fruchtung vermittelſt unſerer Hände Zuflucht nehmen.“) Bodenbeſchaffenheit, Düngung und Drainage erlangen ebenfalls Berückſichtigung, doch dieſes ſind Gegenſtände, die wir mit Ruhe der Erfahrung eines jeden guten Gärtners anheimſtellen können.“ Die Inſel Bourbon wird von einer langen, ſich von Norden nach Süden erſtreckenden Bergkette in zwei Theile getheilt, welche ſowohl in Rückſicht des Klima's wie auch der Producte weſentlich von einander abweichen. Die öſtlichen Gegenden (la partie du vent) ſind unzweifelhaft die lieblichſten und anzie— hendſten, dagegen hält man die weſtlichen (la partie sous le vent), obgleich fie trofen und arm an Quellen find, für die fruchtbarſten. Im Allgemeinen iſt das Klima ein höchſt geſundes und erzeugt der vulcaniſche, fruchtbare Boden Produkte gemäßigter wie tropiſcher Länderſtriche. Der Anbau der Kaffeepflanze liefert den ergiebigſten Erwerbzweig für die Inſel. Wenn ich hier von den theils angebauten, theils auf der Inſel einheimi— ſchen Früchten ſprechen will, ſo muß ich zuvor bemerken, daß ſich manche der von mir in der erſten Abtheilung beſchriebenen auch hier vorfinden, wie z. B. die Anonen, Mangifera, Psidium, Ga reinia und Carica, welche ich dem nach nicht zu wiederholen für nöthig finde, andere aus der folgenden Liſte wer— den „„vice versa““ in Weſt⸗Indien angetroffen. Solche endlich, die allzu bekannt find, wie Cocosnüſſe, Cocos nucifera, oder Datteln, Phoenix dactylifera übergebe ich gänzlich, um die Geduld der Leſer nicht zu ermüden. i 7 Aumerkung: Ein Jeder, der mit Fruchttreiberei zu thun hat, wird dieſe letzte Auseinanderſetzung gelinde geſagt, ein wenig breit getreten finden. E. Goeze. ar kai Bi en 214 Musa. Bananier, engl. Banana, Plantain. Musaceae Die Bananen werden durch drei Arten repräſentirt, welche wiederum durch die Cultur eine Menge von Varietäten hervorgerufen haben. Die gemeine Banane iſt die Frucht der Musa paradisiaca L., von welcher namentlich eine Spielart, die rothe Banane wegen ihres feinen Geſchmackes und ihrer anſehnlichen Größe ſehr geſchätzt und geſucht ward. Eine andere Art, die Feigen-Banane finden wir in den Früchten der Musa sapientum L. vertreten, und ſoll dieſe wegen ihres feinen, zarten Fleiſches zum roh eſſen an geeignetſten ſein. Die Früchte der Zwerg-Banane Musa chinensis Swt. (Musa Cavendishii) wie auch die von Musa Troglodytarum L. werden mit Ausnahme weniger Spielarten nur gekocht gegeſſen, da fie im friſchen Zuſtande viel Schärfe enthalten. — Größ— tentheils haben die Bananen ein ſehr weiches, öliges, ſüß-ſäuerliches, aromatiſches Fleiſch, das ſehr nahrhaft iſt und eins der Hauptnahrungsmittel der Eingebornen ausmacht. Man gewinnt aus den Früchten eine Art Mehl, welches ſchmackhaftes Brot giebt, oder ein Getränk, als Bananen-Wein bekannt. Citrus. Aurantiaceae. Dieſe Gattung iſt hier ſehr reichhaltig vertreten. Der Orangenbaum von Bourbon bildet anſehnliche Wälder, ſeine Frucht iſt eine der wohlſchmeckendſten Orangen, doch ſoll man ſelbige eſſen, bevor ſie gelb wird, da ſie in ganz reifem Zuſtande leicht einen faden Geſchmack beſitzt. Die glatte Citrone (galet) iſt das Erzeugniß eines Bäumchen, von niedrigem Wuchſe, welches ſich beſonders an Gebirgsſchluchten mit feuchtem, kieſeligem Boden zu gefallen ſcheint. Die Frucht iſt ſaurer aber von einem beſſeren Aroma als die aller andern Arten, weßhalb man ſich des Saftes namentlich zur Bereitung des Citronens-Zuckers bedient. Derſelbe ſoll ebenfalls in der Wäſcherei zur Entfernung von Flecken im Leinzeuge gebraucht werden. Citrus Limetta. Die ſüße Citrone beſitzt, wie ihr Name auch ſchon andeutet, keine ſaure Eigenſchaften, und vertritt gewiſſermaßen die Stelle von Apfelſinen. Die Ein— gebornen genießen fie in großer Menge uud bietet fie während der heißen Monate eins der angenehmſten Erfriſchungsmittel. Citrus deeumana Lin. Pamplemousse, engl. Shaddock. Die Pampelpomeranze erlangt hier weder die Größe noch Süße, welche ihr in wärmeren Gegenden, wie Cochinchina und auf den Molukken eigen iſt, wo ſie im Geſchmacke an recht ſüße Stachelbeeren erinnert. Die „Vancassaye“ Orange hat Madagascar zum Vaterlande, und obgleich ſie kaum die Höhe eines gewöhnlichen, baumartigen Strauches erreicht, ſo iſt ihr Wachsthum doch ſehr kräftig und bringt ſie einen Reichthum von Früchten hervor, die wegen ihrer ſtarken Süße bei weitem denen der gan lichen Orangen vorgezogen werden. Artocarpus incisa L. Urticeae. Der Brodbaum kömmt von den Philippinen. Die vereinzelt wachſende Frucht iſt ſphäriſch und mißt gewöhnlich zwei Decimeter im Umfange. Das Fleiſch iſt mehlig und von einem analogen Geſchmacke mit einer gekochten Ars tiſchocke. Die mittlere Partie iſt die fleiſchigſte und zarteſte. Während acht Monate im Jahre macht dieſe Frucht die Hauptnahrung der Eingebornen aus, welche fie „Pinna“ nennen. Man kennt von ihr eine Varietät ohne Kern, die 215 natürlich vorgezogen wird, doch findet fie ſich nicht jo häufig, da die Vermeh— rung durch Stecklinge mehr Zeit und Mühe in Anſpruch nimmt. Artocarpus integrifolia L. Die Jack-Frucht iſt eine der größten bekannten Früchte, eine einzelne Frucht erreicht gar nicht ſelten das Gewicht von 30 Kilogr. Das Fleiſch iſt ziemlich feſt, etwas klebrig und von honigartigem Geſchmacke, leider iſt ihr Geruch aber ein keineswegs angenehmer, er erinnert an entflohenes Gas. Die Europäer können ſich daher auch in der erſten Zeit nicht jo recht mit ihr ver— traut machen, die Indier ſchneiden ſie in kleine Stücke und laſſen dieſelben längere Zeit in friſchem Waſſer einweichen, wodurch ſie zum großen Theile den ſcharfen Geruch verlieren ohne etwas von dem angenehm ſüßen Geſchmacke ein— zubüßen. Die Frucht iſt in verſchiedene Lagen getheilt, von denen eine jede einen Samen von der Größe einer Kaſtanie enthält, der roh zu eſſen ſeines ſcharfen, erdigen Geſchmackes wegen nicht anzuempfehlen iſt, geröſtet dagegen von den Indiern und Creolen ſehr geprieſen wird. Diospyros Kaki L. Ebenaceae. Die Kaki⸗Frucht oder chineſiſche Quitte hat ein angenehmes, ſüßes Aroma; wird meiſtentheils als Conſerve gegeſſen, und wird von den Chineſen als ſolche in den Handel gebracht. Die Früchte einer andern Art, nämlich der Diospyros discoler mabolo ſind von geringerem Nutzen, doch dient der Baum dieſer Art zur Zierde in Gärten und Anlagen. Eugenia. Myrtaceae. Dieſe Gattung enthält mehrere Arten mit genießbaren Früchten. Eugenia racemosa. Iſt urſprünglich auf den Molukken zu Hauſe und iſt der Stammvater vieler Varietäten mit rothen oder weißen Früchten, mit oder ohne Krone, von runder, oder glockenartiger Form. Sie erinnern faſt alle im Geſchmacke an unſern Franzapfel, obgleich ihr Fleiſch nicht ſo ſaftig iſt. Ihr Genuß ſcheint den Appetit anzureizen, weshalb ſie oft beim Beginnen von Mahlzeiten gegeſſen wird. Eugenia Jambos W. Ihre Früchte ſind beſſer als die der erſten Art, ſie beſitzen den Geruch einer Roſe, welcher ſich ſelbſt als eingemachte Frucht bewahrt. Eugenia Michelii Lam. (Cerisier de Cayenne, Boussailler.) Ein braſilianiſcher Strauch mit hübſch ſcharlachrothen, gefurchten Beeren von der Größe einer Kirſche, die einen ſüßlich-ſauern Geſchmack darbieten. Averrhoa Carambola. (Carambole). Terebinthaceae. Vaterland: Oſt⸗Indien. Von ihr kennt man verſchiedene Varietäten mit ſphäriſchen oder oval-oblongen Früchten, mehr oder minder eckig, an Größe weichen ſie ſehr von einander ab. Man genießt ſie entweder roh oder einge— macht, das Fleiſch iſt ziemlich feſt und zeigt viele Analogie mit dem unſerer Aepfel. De Bewohner der Inſel Bourbon cultiviren einen Strauch, deſſen Frucht, „gérimbel“ oder „chérimbel“ genannt, eine Säure wie die gemeine Berberitze enthält, er iſt als Cicca disticha beſtimmt worden, doch iſt anzu— nehmen, daß es die Averrhoa acida von Lima iſt. Latani a borbonic a. Palmae. Die Früchte, Latanenäpfel, enthalten unter einer dünnen, zähen, aber leicht zu löſenden Schaale ein ganz ſchmackhaftes Fleiſch. 216 Laurus Persea L. (Avocat.) Die Frucht mit einer zähen Schaale beſitzt ein fettes, geruchloſes Fleiſch, welches aber mit Zuthaten von Zucker und Citronenſaft, eins der köſtlichſten Crèmes liefert. Euphoria punicea Lam. (Litchi.) Sapotaceae. Kömmt urſprünglich von China, wo die Früchte, wie Pflaumen im n Ofen getrocknet werden, und dann als Handelsartikel weithin verſandt werden. Die etwas zähe Schale umſchließt einen ſehr wohlſchmeckenden Brei, an eine gute Muskateller-Traube erinnernd. Spondias eytherea. (Hog. Pluns, Hévi). Terebinthaceae. Ein großer Baum, der von Tahiti eingeführt wurde. Er trägt ovale Nüſſe, deren ſtachliger Kern von einen faſrigem Fleiſche eingehüllt iſt, welches gegeſſen oder ausgeſogen wird, und an Aroma einer Reinette ſo ziemlich gleichkommt. Achras Sapota W. (Sapot negro). Sapotaceae. Die Frucht iſt von ſüßem, aber etwas fadem Geſchmack, und wird nur genoſſen, wenn das Fleiſch, zu einer Art von Teig verarbeitet, die Conſtſtenz von Marmelade beſitzt. Eriobotrya japonica Lindl. (Loquat. Bibassier oder neflier du Japon). Rasaceae. Ein großer Strauch mit ſchöner, glänzender Belaubung, deſſen Blumen wohlriechend find, und deſſen ſehr ſaftreiche, angenehm mundende Früchte, früh⸗ zeitig im Frühjahre reifen, eine Jahreszeit die bekanntlich ſehr arm an Früchten iſt. Eine Varietät mit großen Früchten, iſt weniger fruchtbar und nicht ſo frühzeitig. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß man von dieſem Strauche wie bei unſern einheimiſchen Fruchtbäumen durch wiederholte Ausſaaten eine Menge von Abarten erzielen könnte. Im ſüdlichen Frankreich jetzt vollſtändig acclimatiſirt. Terminalia Catappa Rumph, (noix de Cadamier). Combre- taceae. Die Nüſſe ſchließen eine, den Haſelnüſſen an Geſchmack ähndelnde Mandel ein, die eine ſehr beliebte Speiſe der Indier ausmacht. Man gewinnt aus ihr ein ſüßes Oel, das nie ranzig wird. Vaterland: Molukken. Mangifera indica W. (mangue). Terebinthaceae. Die Mangofrucht iſt in Rückſicht auf Farbe, Form und Dimenſion ſehr verſchieden, und kennt man nicht weniger denn 80 Varietäten von ihr. Der äußere Theil der Frucht iſt von Faſern durchſchnitten, doch je weniger es deren giebt, deſto geſchätzter iſt ſelbige. Mehrere Varietäten ſchmeicheln, zu gleicher Zeit Auge, Gaumen und Geruchsnerven, im Allgemeinen variirt der Geſchmack ebenſo ſehr als wie die äußern Eigenſchaften. Mango-Pflaume, Mango-Pfirſich oder Mango-Aprikoſe ſind einige der bekannteſten beſten Abarten, werden aber alle von der grünen Mangofrucht übertroffen. Im Innern der Frucht findet ſich ein großer, glatter Same mit bitterem Kern. Gareinia Mangostana W. (mangoustan). Ein mittelhoher Baum von den Molukken, aus der für Botaniker fo intereſſanten Familie der Guttiferen, die vor noch nicht langer Zeit zwei ſo ausgezeichnete Bearbeiter in den Herren Triana und Planchon gefunden hat. (Siehe „Annales des Sciences.“) Das feine, weiße, faftige Fleiſch dieſer 217 Frucht ſoll Alles vereinigen, was Wohlgeſchmack und Aroma darbieten können; beim Genuſſe erinnert ſie zu gleicher Zeit an Weintrauben, Erdbeeren, Kirſchen und Orangen. Eine feſte, aber nicht unmittelbar anſchließende Schale umgiebt die Frucht, dieſe Schale iſt ſehr bitter und die Chineſen verwenden ſie in der Färberei. Tamarindus officinalis. L. (Tamarinier). Leguminosae. Die Tamarinde hat Oſt-Indien zum Vaterlande. Das fette, ſchleimige, weiche Fleiſch der Frucht iſt dunkel in Farbe und von ſaurem, weinähnlichen Geſchmack. Selbiges iſt von vielen Häuten durchzogen und enthält eine beträchtliche Anzahl harter Samen. Roh genießt man es wenig, meiſtentheils bereitet man Konſerve, die in wohlverſchloſſenen Gefäßen vielfach nach Europa kömmt, wo ſie, wie auch in Indien, Anwendung in der Mediein findet. Vanguiera edulis W. (varangue). Rubiaceae. Vanguiera Abkürzung des Namens unter welchem eine Species in Ma— dagascar bekannt iſt, nämlich: Voa-vanguier, Der Baum kömmt von den Molukken, und beſitzten ſeine Früchte Eigenſchaften, die von denen aller andern Tropen⸗Früchte abweichen, die Früchte ſowohl wie auch die übrigen Theile des Baumes hauchen einen ſtarken, zwiebelähnlichen Geruch aus, weßhalb man ſie auch in Amboine vielfach zur Würzung von Speiſen benutzt. Doch hat ſie viel von ihrer bisherigen Wichtigkeit verloren, ſeitdem Zwiebeln und Knoblauch dorthin eingeführt worden. Punica Granatum L. var. nana. Die Frucht iſt von angenehm, weinähnlichem Geſchmacke, und unterſcheidet ſich nur wenig, wie überhaupt der ganze Baum, von unſerer europäiſchen Granate. Meine nur allzu mangelhafte Liſte wäre hiermit geſchloſſen, „le Catalogue du Jardin d' Acclimatation au Hamma pres Alger“ führt in feinem Verzeichniße tropiſcher Fruchtbäume einige Arten auf, die ich hier mit einer kurzem Beſchreibung noch folgen laſſen will. CO Okia punetata Sonner. (Wampi des Chinois). Aurantiaceae. Ein 4 5 Meter hoher Baum vom ſüdlichen China und den Molukken. Er bedeckt ſich mit zahlreichen Früchten, von der Größe eines Taubeneies, dieſelben beſitzen einen ausgezeichneten Geſchmack und werden von den Chineſen, als eingemachte Früchte, vielfach in den Handel gebracht. Jede Frucht enthält einen Samen, der aber meiſtentheils avortirt. Zuzygium Jambolana. Calyptranthes Zuzygium. (Jam- longue, Java plum.) Myrtaceae. Ein dicht belaubter Baum, 5— 7 Meter in Höhe, mit ovalen, länglichen, dicken, zähen Blättern. Gegen Ende des Herbſtes bringt er ſchöne, rothe Früchte hervor, von der Größe eines Taubeneies und birnförmig Der Geſchmack derſelben wird von Jedem, der ſie gekoſtet, als ausgezeichnet geprieſen. Zwei Arten von Psidium, nämlich P. Cattleianum Sab. und P. Sinense Lodd., deren Früchte aber mehr oder minder den der ſchon vorhin beſchriebenen Arten ähndeln. Alles was fremd und ausländiſch, erſcheint uns oft in einem, ſchöneren anziehenderm Lichte, als das, welches uns von einer zeitigen Vorſehung in eigenem Lande geboten iſt, das iſt auch mit den Tropen-Früchten der Fall, von 218 denen wir uns oft eine Vorſtellung machen, als wenn ſie bei weitem unſere einheimiſchen Früchte überträfen. Wie weit dieſes richtig oder unrichtig, muß dem Urtheile eines Jeden überlaſſen bleiben, freuen würde ich mich jedoch, wenn dieſe Mittheilungen Einigen der Leſer Neues gebracht, „sans faire venir l'eau à la bouche.“ Edmund Goe ze. The Royal Gardens, Kew. im Februar, 1864. OCD Beiträge zur Gef: chichte der Gärten, insbeſondere in Schleſien. Von Herrn Geh. Medizinalrath Prof. Dr. Göppert, (Ein Vortrag, gehalten in der Section für Obſt- und Gartenbau der ſchleſi—⸗ ſchen Geſellſchaft, am 17. Febr. 1864. Im Auszuge veröffentlicht von Herrn E. H. Müller, Secreta ir der Section.) Vielfach knüpfen ſich an die Rieſen der Vegetation, an die Bäume, Erin⸗ nerungen merkwürdiger Begebenheiten, ſo daß viele von ihnen mit Recht ſchon längſt in die Reihe der hiſtoriſchen Denkmäler getreten ſind. Jedoch auch die zarteren Bürger des Gewächsreiches erlangen oft hiſtoriſche Bedeutung, wenn es ſich, wie bei Kulturpflanzen, um Erforſchung ihres Urſprungs oder vielmehr ihrer Urheimath handelt. Die Völker haben ſie einſt auf ihren Wanderungen mit ſich geführt und in ihre neue Heimath verpflanzt. Daher die wichtigen Aufſchlüſſe, die ſolche Unterſuchungen über jene zu geben vermögen, wobei zu bedauern iſt, daß das Glück bisher ſolche Forſchungen nur wenig begünſtigte. Denn noch ruht ein dichter Schleier über den heimathlichen Verhältniſſen vieler und gerade der wichtigſten Kulturpflanzen, wie z. B. der Getreidearten u. m. a. Ich habe mich mit dieſem Gegenſtande oft und gern beſchäftigt. So erregte u. a. ſtets meine Beachtung die Zuſammenſetzung der Flora der Gärten unſerer Landbewohner, namentlich im Gebirge, die ſich in ſeltener Uebereinſtimmung mit der von ganz Deutſchland, ja ſelbſt des fernen Norwegens, und wieder mit dem Inhalt der Gärten der klaſſiſchen Zeit der Griechen und Römer befindet, in ſofern dieſe ſchon zu den Zeiten von Theophraſt, ſpäter Virgil, Columella, Plinius, Dioscorides, Galen ein Gemiſch von faſt denſelben Küchen-, Arznei⸗ und Zierpflanzen kultivirten. Als die Urſache dieſer jedenfalls höchſt merkwürdigen Thatſache ſtellt ſich eine Verordnung Karls des Großen heraus, wie Prof. Dr. Kerner in Inns⸗ bruck zuerſt nachgewieſen hat. Karl der Große befahl nämlich, den Anbau des Landes, insbeſondere auf den zahlreichen, in ſeinem weiten Reiche zerſtreuten Meiereien, nach römiſchem Muſter zu betreiben, und erließ im Jahre 812 höchſt wahrſcheinlich von den an feinem Hofe ſich aufhaltenden Benedietinermönchen mit Benutzung der bekannten Schrift von Columella „De re rustica“ verfaßte Vorſchriften, ſogenannte Kapitularien, in denen auch die Pflanzen angeführt werden, die man in den Gärten zu mediziniſchen und ökonomiſchen Zwecken erziehen ſollte; merkwürdigerweiſe ſtimmen ſie genau mit den oben genannten 219 überein, welche wir heut noch in unſeren Bauerngärten antreffen. Durch Geiſt⸗ liche und Klöſter, die Träger der damaligen Kultur, wurden fie bei neuen Stif⸗ tungen immer weiter verbreitet und gelangten ſo ohne Zweifel auch in unſere Provinz, deren Anbau insbeſondere durch den vom 11.—13. Jahrhundert berufenen Ciſterzienſerorden ſehr gefördert ward. Sichere ſchriftliche oder urkundliche Beläge laſſen ſich meines Wiſſens freilich hierüber wohl nicht ermitteln, wohl aber zeigen einzelne Notizen und ſpätere Nachweiſungen über den Inhalt unſerer damaligen Gärten den hier angedeuteten Zuſammenhang. Die erſten ſicheren Nachrichten über dieſelben, und zwar Breslau's, finden wir ſchon bei Eſchenloer (1490), jedoch ohne Angabe des Inhalts, was auch von einem andern auf der Dominſel im J. 1489, von dem Canonicus zu St. Johann und praktiſchem Arzte Bartolomäus Marienſüß angelegten Garten gilt. Er beſchäftigte ſich viel mit Blumenkultur, wie dies auch ſeine in der hieſigen Domkirche noch vorhandene Grabſchrift v. J. 1804 beſagt. Unſer verdienſt— voller Henſchel betrachtete ihn als den erſten bekannten Pflanzenkenner unſerer Provinz. Mit noch größerer Gewißheit haben wir dafür Achilles Cromerus (nach Cluſius fürſtbiſchöflicher Geheimerrath in Neiſſe) anzuſehen, welcher im mähriſchen Geſenke etwa im J. 1578 botaniſirte und mehrere der intereſſanteſten Pflanzen deſſelben, wie den punktirten Enzian, das gelbe Aconit, entdeckte und an Cluſius, den berühmteſten Botaniker jener Zeit, nach Wien für deſſen Flora Oeſterreichs, Ungarns ꝛc. ſendete. Unſer Rieſengebirge wurde zuerſt von A. Matthiolus, Leibarzt des Kaiſers Rudolph II., beſucht. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts erfreuten ſich noch mehrere breslauer Gärten eines großen Rufes, wie aus der von Conrad Geßner gelieferten Beſchreibung der Gärten Deutſch— lands vom J. 1560 ſich ergiebt. Namentlich erwähnt er den Garten eines gewiſſen Vuoiſſel in Breslau, Vater eines ſehr geſchätzten Arztes und Phyſikus daſelbſt. Weit übertraf ihn aber der Garten des Dr. Laurentius Scholz ſowohl an Inhalt, wie an Originalität der Anlagen, wie bereits früher von mir im 96. Bande der „Schleſiſchen Provinzialblätter“ und noch ausführlicher ſpäter von Henſchel aus der ſeltenen, noch auf der hieſigen Magdalenen-Bibliothek aufz bewahrten Beſchreibung deſſelben nachgewieſen worden if. Auch Schwenffelt, der Vater der ſchleſiſchen Naturgeſchichte, auch der ſchleſiſche Plinius genannt, der Verfaſſer der erſten ſchleſ. Flora 1601, giebt uns im zweiten Theile ſeines Werkes eine ſehr anſchauliche Schilderung des damal. Zuſtandes unſerer Garten— und Obſtkultur. Alle oben angeführten, von Karl dem Großen zum Anbau einſt verordneten Kulturpflanzen, jo wie die aus der einheimiſchen Flora ges nannten, waren damals bereits Gegenſtand der Kultur, wie auch viele andere neu hinzugetretene, von denen wir nur einige der ausgezeichnetſten, meiſt ameri— kaniſche, hier nennen wollen, wie Kartoffeln, Agave americana, Cactus Opuntia, die Tabakarten“), Tulpe, Hyacinthe, zahlreiche Obſtſorten mit den heute noch gebräuchlichen Namen. — Ueber Getraidearten, Landbau, Viehzucht, Acaekerinſtrumente giebt eine von mir aufgefundene Schrift vom Jahre 1590 nähere Auskunft, von Martin Großer, Paſtor zu Schebitz, gewidmet dem Grund⸗ herrn Nicolaus von Rhediger, dem Vater des Stifters der berühmten Bibliothek ) Die erſte Tabakſpinnerei wurde 1643 in Ohlau von den Herzögen von Brieg errichtet. Be: e 3 220 dieſes Namens. Auch der Inhalt dieſer Schrift erinnert an Einrichtungen Karls des Großen, die faſt unverändert bis in das vorige Jahrhundert hinein ſich erhalten haben, ja zum Theil heut noch beſtehen. Dem erſten Werke über Gärtnerei begegnen wir erſt ſpäter, im 17. Jahrhundert, verfaßt von J. Chr. Hübner, fürſtl. Luſtgärtner in Ohlau, unter dem Titel „Horticultura“, d. i. kurze und verſtändliche Anleitung, wie Luſt-, Obſt- oder Küchengärten anzulegen mit Fleiß verfertiget, Neyß 1670. Seit den Zeiten Schwenkfelt's und Lau⸗ rentius Scholz's hatten unter anderen folgende Gewächſe in unſere vaterlän— diſchen Gärten Eingang gefunden: die Monatsroſe, die Kaiſerkrone, die aſia— tiſche Gartenranunkel, Iris susiana, Yucca gloriosa, Tuberoſe aus Mexico, die Paſſionsblume aus Braſilien, die Topinambur und rothe Lobelia cardi- nalis aus Nordamerika. Auch ſcheint um dieſe Zeit oder kurz vorher die Kultur der Citronen und Orangen bei uns begonnen zu haben, von denen er ſagt, daß man große Stämme aus Genua und Liſſabon kommen laſſe. — Noch ungleich umfaſſender und reichhaltiger iſt ein zweites, 22 Jahre ſpäter erſchie—⸗ nenes Werk: „Des ſchleſiſchen Gärtners luſtiger Spaziergang oder nützlicher Gartendiscurs ꝛc.“, von Georg Herbſten, herzogl. würtembergiſcher Luft und Blumengärtner zu Korſchlitz, Oels 1692, 444 Seiten mit mehreren Kupfern und Plänen der Gärten von Sibyllenort, Bernſtadt und Korſchlitz. Aus dieſem für die Geſchichte unſerer einheimiſchen, ja der geſammten deutſchen Gärten wichtigen Werke, die ſo ziemlich überall ſich nicht weſentlich von einander unterſchieden, erfahren wir unter andern, daß man in Bernſtedt 1687 die erſte Roßkaſtanie in Schleſien pflanzte, desgl. die weiße Akazie, den Gerberbaum aus Nordamerika, ferner die Baumwollenſtaude, den Oelbaum, die erſt 1684 aus Peru nach Europa gebrachte Kapuzinerkreſſe, Tropaeolum, Dattelpalme, Pinie, Pinus Picea, Campanula pyramidalis Ein ziemlich gleichzeitiger Schriftſteller, der Herausgeber von Nicolaus Hennelius von Hen— nenfelds Sileſiographie, Michael Joſeph Fiebiger (Silesiographia renovata 1704), welcher der Schilderung des damaligen Zuſtandes der Garten- und Feld— kultur einen eigenen Abſchnitt I. p. 215—302 widmet, führt p. 262 18 Gärten auf, die zu damaliger Zeit wegen Schönheit und Mannichfaltigkeit der Gewächſe in vorzüglichem Rufe ſtanden und zum Theil heut noch floriren. Es find der biſchöfliche' in Neiſſe, der Lobkowitz'ſche in Sagan, der Oppersdorf'ſche zu Ober⸗Glogau, der Gellhorn'ſche zu Peterswalde, der Noſtitz'ſche in Neuland, Lobris und Profen, der Neidhart'ſche zu Kriechen, der Frankenberg'ſche zu Wartha, der Fernemont'ſche in Schlawe, der Plenk'ſche in Hünern und Kri⸗ ſchanowitz, der Malzahn'ſche in Gr.-Peterwitz, der Seiler'ſche in Lilienthal, und der zu Sibyllenort. In Breslau brachte Dr. Kaltſchmidt 1702 die Ananas zum Blühen und Fruchttragen und ſchickte die Frucht zum Beweiſe der Selten⸗ heit in damaliger Zeit nach Wien an den kaiſerlichen Hof. Cactus grandi- flores blühte zuerſt 1719 in Breslau. Die erſten Früchte des Kaffeebaumes erntete man 1737 zu Oels. Der Sitte des Zeitalters gemäß beachtete man beſonders pflänzliche Curioſitäten, Lilien mit bandförmigen Stengeln, ſproſſende Roſen, Birnen, Anemonen, Nelken, Tulpen und dergl. Ein merkwürdiges manuffriptliches Bilderwerk über die damalige Gartenflora erwarb der Portra— gende für die Bibliothek der Geſellſchaft aus der Nachlaſſenſchaft des einſt in Landeshut verſtorbenen Dr. med. Zähne, Es führt folgenden kurioſen, mit 221 Beibehaltung der Orthographie hier mitgetheilten Titel. „Die Breßlauiſche Flora. Wie ſich Selbte, Binnen drey Jahren als 1713, 1714 und 1715 Theiles in, deſſen Gärthen kuriöſer Bluhmen Liebhaber, In und auſer der Stadt; Theiles im Wald, Feld und Seen, in ihrem prächtigſten Rubin-Sma⸗ ragd⸗Cryſolith-Purpur und Atlas Schmuck, Zur Verwunderung aufgeführt: Und zu Dero Preißwürdigſten Andenken, Nach dem Leben in möglichſter Aecurateſſe jedoch nur als ein Schatten-Werk durch den touchirenden Pinſel M. Chriſtian Hampeli von Breßlau, zu beſchauen entworfen und Vorgeſtellet worden in Breßlau.“ Nach dem Titel folgt ein nach der damals herrſchenden Tourne— fort'ſchen Nomenklatur entworfenes Namensverzeichniß der 500 Abbildungen in Folio, jedoch ohne irgend anderweitige Angaben über die Lokalität der Kultur oder des Verfaſſers, über welchen es mir bis jetzt noch nicht gelungen iſt, nähere Auskunft zu erlangen. Die Abbildungen find zwar an und für ſich eigentlich ohne wiſſenſchaftlichen Werth, aber intereſſant als Beweis damaligen großen Flors unſerer Gärten, die nach dieſer Richtung hin heut dergleichen nicht auf— weiſen können. Auch geben ſie Zeugniß von der Dauer zahlreicher, heut noch exiſtirender Varietäten vieler Kulturpflanzen. Die Kultur der Blumen in Gärten trat von jener Zeit an einigermaßen zurück, die der waldbewohnenden Gewächſe begann, in Folge der Umbildung der damaligen gärtneriſchen Anlagen von ſteifer Zierlichkeit in waldähnliche Partien oder Landſchaftsgärten. Die Einführung der nordamerikaniſchen Bäume und Sträucher bahnte hierzu den Weg. Gegen Ende des 17. Jahrh. verſuchte man in England zuerſt Bäume und Sträucher Nordamerika's aus den Gegenden zwiſchen dem 38. und 45. 9 n. Br. in größerer Ausdehnung anzupflanzen, wos mit man in Deutſchland etwa zwiſchen 1730—39 folgte. Der Landdroſt v. Münchhauſen zu Schwobber bei Herford und der Hofrichter v. Veltheim zu Harbke im Braunſchweigiſchen waren die erſten, die nicht blos zur Zierde der Gärten, ſondern zu forſtlichen Zwecken Anpflanzungen dieſer Art begründeten, von denen jedoch nur noch Reſte exiſtiren. Die Hoffnungen, welche man an— fänglich auf ſie als vorzügliche Surrogate einheimiſcher Waldbäume ſetzte, wollten ſpätere Erfahrungen nicht beſtätigen und ſo beſchränkte man ſich mehr, ſie als Zierpflanzen unſerer Anlagen zu verwenden. In Schleſien ſcheint man zuerſt in Falkenburg, und zwar zwiſchen 1780 —86, jene Kulturen verſucht zu haben, wovon höchſt reſpectable Reſte noch Zeugniß geben, wie ein einſt 60 Fuß hoher, leider vor 7 Jahren vom Sturme gebrochener Tulpenbaum von 7 Fuß Um— fang; wohlerhalten find dagegen: Quercus coccinea, 68 F. Höhe, 7 F. Umfang; Quercus rubra, 65 F. Höhe, 6 F. Umfang; Juniperus virgi— niana, 42 F. Höhe, 4½ F. Umfang; Magnolia acuminata, 50 F. Höhe, 4 F. Umfang; Thuja occidentalis, 40 F. Höhe, 4 F. Umfang; Pinus canadensis, 50 F. Höhe, 6 F. Umfang; ein Pinus Strobus von 90 F. Höhe und faſt 8 F. Umfang, ein bewunderungswürdiger Baum. Der ſeltenſte, wohl nur in wenig deutſchen Gärten vorhandene von mir noch nie lebend ge— ſehene iſt der Tupelobaum Nyssa aquatica von 32 Fuß Höhe und 2¼ Fuß Umfang. Alle dieſe geradezu kulturhiſtoriſch intereſſanten Bäume des auch anderweitig durch überaus ſchöne Vegetation und große Auswahl verkäuflicher Holzgewächſe ausgezeichneten Parkes verdienten wohl auf irgend eine Weiſe vor andern kenntlich gemacht zu werden. Durch vortreffliche Baumpartien zeichnen 222 ſich auch die benachbarten Parke von Schedlau, Tillowitz aus. Ferner wurde der bis jetzt noch niemals erwähnten, ſehr zierlichen ſtädtiſchen Promenaden von Patſchkau gedacht, wie ſie in Schleſien keine Stadt aufzuweiſen hat, der vielen auf ſo kleinem Raume vereinigten ſchönen Gartenanlagen der Grafſchaft Glaz, Kunzendorf, Ullersdorf, Grafenort, Piſchkowitz und insbeſondere von Eckersdorf, die unbeſtritten zu den großartigſten Norddeutſchlands gehören, dann des dieſſeits nur wenig bekannten prächtigen gräflich Schaffgotſch'ſchen Parkes zu Wildſchütz in Oeſterr.-Schleſien bei Johannisberg, und als allen gemein⸗ ſamer Charakter Verbind ung von mehr oder minder, zum Theil höchſt ausgezeichneter Blumengärten mit Parkanlagen bezeich⸗ net. Nach Vergleichung des Sonſt und Jetzt iſt ſichtliches Fortſchreiten nach dieſer Richtung hin in Schleſien wohl nicht zu verkennen, doch Achtung vor Bäumen aller Art und Einſicht in den Nutzen derſelben noch lange nicht aus⸗ reichend verbreitet, wie die baumarmen Gegenden zwiſchen Breslau, Brieg, Grottkau, Strehlen u. ſ. w. hinreichend beweiſen. Welche Benutzung des Are⸗ als zu Baumpflanzungen anderswo, z. B. in Dörfern des benachbarten Mäh- rens (bei Hradiſch), und welche nur zu häufig ſtattfindende Vernachläſſigung z. B. der Dorfanger bei uns! Nach Hinweiſung auf nicht minder zahlreiche treffliche Anlagen in Niederſchleſien, unter andern auf Mallmitz bei Sprottau mit ſeinem in Schleſien kaum übertroffenen Reichthum an alten Eichen und ſchönen Nordamerikanern aus dem Anfange dieſes Jahrhunderts, Sagan, der Krone von allen u. ſ. w., des auch noch kaum gewürdigten wahrhaft romanz tiſchen Naturparkes zu Matzdorf bei Löwenberg, einem würdigen Rivalen Buch⸗ walds, ward der Vortrag geſchloſſen, der ausführlicher von Belägen begleitet in den Verhandlungen der ſchleſiſchen Geſellſchaft erſcheinen wird. aa RO — Ueber einige der in dieſem Frühjahre in Handel kommenden Pflanzen. In mehreren uns eingeſandten Pflanzenverzeichniſſen werden verſchiedene neue Pflanzenarten aufgeführt, welche von dem betreffenden Handelsetabliſſement zum erſten Male in den Handel gegeben werden. So empfiehlt 1. das Etabliſſement von Grönewegen & C. in Amſterdam, Plantage Nr. 39, in ſeinem neueſten Cataloge, begleitet von einer Tafel⸗ Abbildungen folgende Neuheiten: Aglaonema oblongifolium variegatum, eine prachtvolle Neuheit aus Java, mit großen grünen, weiß gefleckten Blättern und weiß und roth marmorirten Blattſtengeln. Die kleine Pflanze, von Ya — / Fuß Höhe, koſtet 7 Fr. 50 Cent. A Alsolphila latebrosa, eine herrliche Baumfarn-Art mit ſehr großen Wedeln, deren Stengel mit großen weißen Streifen gezeichnet find. Preis 12 Fr. Cycas Siamensis, eine ſehr eigenthümliche und beſtimmte Art mit prächtigen Wedeln von zarter Textur, ähnlich denen der Stangeria paradoxa, dunkel grün und eine Länge von 2—2½ Fuß erreichend. Preis 80 Fr. 223 Cystorchis javanica. Für jeden Freund der ſo reizend ſchönen Anecochilus-Arten iſt dieſe Pflanze eine unſchätzbare Acquiſition. Die Blätter derſelben, ähnlich im Wachsthum denen der Anecochilus, find dunkelbraun-roth mit einem metallartigen Glanze, die Ränder niedlich wellig. Das Vaterland dieſer Pflanze iſt Java und findet ſich eine Abbildung derſelben in der „flora Javae“ Tom. 1. Tafel 24. Auch auf der dem Preis-Cataloge beigegebenen Tafel iſt die Cystorchis javanica abgebildet. Preis der Pflanze 30 Fr. Horsfieldia aculeata. Eine prächtige Araliaceae, im Habitus ähnlich der Aralia papyrifera, die Blätter ſind zart hellgrün und wie auch die Blattſtengel auf der Ober- wie Unterſeite mit weichen Haaren bekleidet. Auf Java in einer Höhe von 3— 4000 Fuß über dem Meere wachſend, hält die Pflanze ſehr gut in einem Kalthauſe bei uns aus. Preis 15 Fr. Jambosa magnifica. Eine rieſige Pflanze von ſchönen regel— mäßigem und ſolidem Bau. Die Blätter erreichen eine Länge von 1— 17 Fuß, dieſelben ſind in ihrer Jugend braun und wenn ausgewachſen, grün und hübſch wellenförmig. Es iſt eine der ſchönflen Blattpflanzen und von ſehr leichter Cultur. Preis 10 Fr. Licuala Oxleyi. Eine Palme von leichtem Habitus mit ſehr großen Wedeln. Kleine Samenpflanzen koſtet das Stück 10 Fr. Medinilla farinosa. Eine ſehr niedliche Pflanze, die leicht und reichlich blüht. Blätter und Stengel ſtark bepudert. Die Blumen ſind leb— haft roſenroth, im Centrum weiß. Preis 8 Fr. Pandanus littoralis mit herrlich glänzenden Blättern, die mit ſehr großen Stacheln beſetzt, und ſo weiß wie Elfenbein find. Preis 25 Fr. Zehneria hastata. Eine hübſche ſchlingende Pflanze mit zierenden Blättern von feſter Conſiſtenz, die lebhaft grün ſind und ſtark hervortretende, weiß begränzte Nerven haben. Die Wurzel beſteht aus einer Knolle ähnlich der der Dioscorea zebrina. Preis 5 Fr. 2. Das Etabliſſement des Herrn Ambroiſe Verſchaffelt in Gent offerirt folgende neue Pflanzen: Caladium formosum Versch. mit ſchönen großen grünen Blättern und roth geſärbten Mittelnerven. Eine ſchöne Varietät. Preis 5 Fr. Caladium maerophyllum Versch. Abgebildet in der Illuſtr. horticole IX. Taf. 316. Ebenfalls mit großen grünen, weiß gefleckten Blättern, eine Form von großem Effecte. (Siehe Hamburg. Gartenztg. 18. S. 297.) Preis 5 Fr. Caladium mirabile Versch. Abgebildet in der Illuſtr. hortie. X. Taf. 354 und von uns bereits erwähnt im vorigen Jahrg. S. 184 dieſer Zeitſchrift. Es iſt dies eines der ſchönſten Caladien, in Art des C. Humboldtii (argyrites), jedoch mit zehnmal größeren Blättern. Preis 6 Fr. Caladium Schmitzii viride, Thelemanni und C. van den Hecke i gehören gleichfalls zu den neueſten und wurden bereits früher von uns beſprochen. Cala mus Imperatrice Marie (hort. mose,) Eine ſich ſchlin⸗ gende zierende Art, ähnlich dem C. Rotang, von den Philipinnen, wo ſie ſich ae re 224 an den Bäumen hinauf ſchlängelt. Die Wedel find gefiedert und ſchön grün, ſehr zierend. Preis 100 Fr. Calamus Nicolai (hort. mose.) Ebenfalls eine zierende Art, in allen ihren Theilen größer als die vorhergehende, ſie ſchlängelt ſich auch bis in die Gipfel der höchſten Bäume auf den Philippinen. Die großen Wedel beſtehen aus langen, großen Fiedern, dieſe ſind faltig zuſammengelegt und mit feinen Stacheln beſetzt. Preis 40 Fr. Cyeas Ruminiana (hort. mosc.) Eine große majeſtätiſche Art, ähnlich dem C. eircinalis, jedoch mit viel größeren Blättern von herrlichem Grün, die Blättchen ſind ſehr lang, zugeſpitzt. Dieſe Art ſtammt ebenfalls von den Philippinnen. Preis von 40—400 Fr., je nach der Größe der Pflanze. Dieffenbachia Baraquiniana hort. iſt von uns S. 129 d. Jahrgs. der Gartenzeitung ausführlich beſprochen. Es iſt eine ganz vor— zügliche Neuheit. Preis 50 Fr. Dieffenbachia grandis Versch. Eine andere ſehr ſchöne Art, mit großen Blättern und reizend panichirten Blattſtielen. Die dunkel- grünen Blätter ſind ebenfalls mit einigen theils gelblich grünen, theils weißen Flecken gezeichnet. Preis 28 Fr. Dioscorea argyrea Versch. Von dem Reiſenden Herrn Ghies⸗ breght eingeführt. Es iſt ein ſchöner Zuwachs zu den Pflanzen mit pana⸗ chirten, geſtreiften und dergl. Blättern. Die großen Blätter find ſilberweiß gefleckt. Preis 15 Fr. Ficus Grellii (hort. mose.) Eine ſehr beſtimmte neue Art von ornamentalem Habitus. Der Stamm bis zu einem gewiſſen Alter unveräftelt, am obern Ende mit einer Menge Blätter beſetzt von ſehr beträchtlicher Größe in Form eines Eichblattes. Um ſich eine Idee von dieſer Pflanze zu machen, denke man ſich ein etwa 6 Fuß hohes Exemplar des Theophrasta imperi- alis, deſſen Blätter an der Spitze des Stammes zuſammen gedrängt ſtehen. In den Gegenden, wo dieſe Art wächſt (Philippinnen) benutzen die Einwohner die Blätter derſelben zur Ausſchmückung der Kirchen bei großen Feſtlichkeiten. Preis 15 Fr. Ficus Porte ana (hort. mosc.) Gleichfalls eine ſehr ornamentale Art mit großen nach unten zu zweigelappten Blättern, die aber auch zuweilen ganz erſcheinen. Der Rand der Blätter iſt wellenförmig, hie und da mit Stacheln beſetzt. Stammt ebenfalls von den Philippinen. Preis 25 Fr. Außer dieſen wird in dem neueſten Verzeichniſſe des Etabliſſement's Ver⸗ ſchaffelt noch eine große Anzahl neuer und ſeltener Pflanzen empfohlen, die von demſelben erſt in dieſem Frühjahre in Handel kommen, mehrere derſelben ſind bereits in der Illuſtrat. horticol. abgebildet und beſchrieben und auch ſchon von uns beſprochen. So auch mehrere blumiſtiſche Neuheiten, als die Azalea indica Reine des Beautés (Hamburg. Gartenztg. X S. 351), Camel- lia Duchesse de Nassau (d. c. S. 570), Dianthus eineinnatus (I. e. S. 129 d. Jahrg.), Fuchsia Marquis de Bellefont, Monsieur d’Offoy, Madame Wagner, grandis, ſämmtlich abgebildet in der Illuſtr. hortie, März⸗Heft 1864, die herrliche Tacsonia von Volxemi, beſprochen S. 59 dieſes Jahrg. der Hamburg. Gartenztg. u. dergl. m. 225 Ueberſicht der in anderen Gartenſchriften beſchriebenen oder abgebildeten empfehlenswerthen Pflanzen. *Bifrenaria tyrianthina Rchb. fil. (Maxillaria tyrianthina Josst, Lycaste tyrianthina Hort.) Orchideae. Eine alte bekannte, aber eben ſo ſchöne wie leicht zu kultivirende Orchidee aus Braſilien, die ſich durch ihre großen trüb purpurn gefärbten Blumen mit einer langen, mit zottigen Haaren beſetzten Lippe empfiehlt. Die Blüthen dauern mehrere Wochen. Dieſe Art, von der wohl anderweitig noch keine Abbildung vorhanden, iſt in der Gartenflora im Januarhefte d. J., Taf. 422 Fig. 2 abgebildet. *Rhaphidophora dilacerata. C. Koch. Aroideae. Die Gartenflora giebt auf Taf. 423 eine Abbildung dieſer ſich durch ihre großen geſchlitzten Blätter empfehlenden Art, dieſelbe ſtammt aus Sylhet und Khaſia und ſteht der Gattung Philodendron am nächſten, ihr ziemlich dicker Stengel klettert hoch an Baumſtämmen hinauf und befeſtigt ſich daran mit ſeinen ſeilförmigen Wurzeln. Form, Theilung und Größe der Blätter, ſowie die Bildung des Blatt— ſtiels ſind an dieſer Pflanze, je nach ihrem Alter und Größe ſehr verſchieden. Kleine junge Exemplare beſitzen einen dünnen kletternden Stengel mit ovalen oder oval⸗lanzettlichen Blättern, die ſich am Grunde in den Blattſtiel allmälig oder ſich abrundend, verſchmälern, die ferner bald ganz ungetheilt ſind, oder bald nur auf einer Seite oder auch auf beiden Seiten, bald nur einen, bald einige ſichelförmige, faſt bis zur Mittelrippe reichende Lappen tragen. Wenn die Pflanzen erſtarken und üppig werden, ſo werden die Stengel immer dicker und die Blätter immer größer, bis fie zuletzt 1 Fuß lange Blattſtiele und faſt noch längere breite Blattflächen bekommen, die einen aus breitem abge— ſtutztem oder faſt herzförmigem Grunde breit-ovalen oder faſt Zſeitig-oövalen Um⸗ fang zeigen und beiderſeits in ein bis viele längliche ſichelförmige Lappen faſt bis zur Mittelrippe geſpalten find. Dieſe Lappen laufen entweder am un⸗ tern Grunde bis zum nächſten Lappen an der Mittelrippe herab, oder es fehlt auch noch dieſer herablaufende Lappengrund. Nach der Spitze zu ſind ſie zu— geſpitzt und die Spitze ſelbſt ſichelförmig aufwärts gebogen. In Folge dieſer Verſchiedenheit der Blätter iſt dieſe Pflanze unter ſehr verſchiedenen Namen beſchrieben worden und ſelbſt von Schott im Prodromus Aroidearum noch unter 3 verſchiedenen Namen aufgeführt. Die verſchiedenen Namen, welche dieſe Art führt, ſind: Scindapsus dilaceratus C. Koch et Sello. Monstera dilacerata C. Koch. Tornelia dilacerata Schott. Monstera multijuga et trijuga C. Koch. Seindapsus decursivus Schott. Scindapsus pinnatifidus h. Berol. Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX, 15 226 Seindapsus pinnatifidus Schott. Monstera pinnatifida C. Koch. (Gartenflora.) (Abgebildet im Bot. Magaz., Februar 1864. *Forrestia hispida Less. et A. Rich. (Campella marginata Bl. Amischotolype marginata Hassk., A. glabrata Hassk. Pollia purpurea Hort. Bull.) Commelinaceae. Vor einigen Jahren wurde dieſe hübſche Pflanze von Herrn Bull, Handelsgärtner in Chelſea bei London, in den Handel gebracht unter dem Namen „Pollia purpurea.“ Im botanic. Magaz., worin dieſe Pflanze auf Taf. 5425 abgebildet und beſchrieben iſt, heißt es: „Es iſt möglich, daß die Pflanze von irgend einem uns unbekannten Autor irgendwo als Pollia purpurea beſchrieben ſein mag, gewiß iſt es aber, daß ſie identiſch iſt, ſowohl generiſch als ſpecifiſch, mit Forrestia hispida von Leſſon und A. Richard, zuerſt in Neu⸗Guinea entdeckt. Die Pflanze ſcheint aber nicht nur allein in dieſem, ſondern auch noch in anderen Ländern vorzukommen, denn nach Miz quel wächſt ſie auch häufig im Malayiſch en Archipel und Sumatra; nach Blume und Zollinger auf Java; nach Wallich in Sincapore, Penang. Auf dem großen indiſchen Continent wurde die Pflanze von den Doctoren Ho o— ker und Thomſon auf ihrer Reiſe durch Khaſia und Aſſam, nördlich bis Sikkim, häufig gefunden. Der Stamm der Pflanze iſt krautig, mehr als fingerdick, 1 — 3 Fuß lang, ungetheilt, oft kriechend und wurzelnd, meiſt nur mit Blättern an dem obern Ende verſehen. Die Blätter find halb fleiſchig, 4 — 10 Zoll lang, oval⸗lanzettförmig, geſchwänzt zugeſpitzt, mehr oder weniger haarig, blutroth auf der untern Fläche gefärbt, dunkelblau-grün auf der Oberfläche, mit drei deutlich hervortretenden Nerven. Nach unten verſchmälern ſich die Blätter all— mälig, ſind ſehr haarig und umgeben den Stamm ſcheidenartig. Aus den Scheiden der oberen Blätter, oft aber auch an den Stellen, wo die Blätter ab— gefallen, kommen die Blumen in dichten kopfförmigen Haufen hervor, ſind ſitzend, von Bracteen unterſtützt, purpurroth. Dieſe hübſche Pflanze wird auch in deutſchen Gärten bereits vielfach kultivirt und iſt in jeder größeren Handelsgärtnerei billig zu erhalten. Ipomaea filicaulis Bl. Convolvulaceae. Eine weniger zu empfehlende Winde, die nicht weniger als 14 Nas men hat, theils als Convolvulus, theils als Ipomaea. Dieſe Art hat eine weite Verbreitung, man hat fie ſowohl in Aſien (im indiſchen und malayiſchen Archipel), wie in Auſtralien und Africa, und ſelbſt auch in den wärmeren Theilen der neuen Welt gefunden. Die Pflanze iſt einjährig und trägt Zoll große, gelblich weiße Blumen. (Botan. Magaz. Taf. 5426.) Gladiolus sericeo-villosus Hook. Eine neue Art von dem Sammler des Herrn Wils. Saunders, Hrn. Cooper im Innern der Cap-Colonie entdeckt. Dieſelbe unterſcheidet ſich von allen bekannten Gladiolus-Arten ſehr auffällig. Sie zeichnet ſich aus Di 227 durch ihre Größe, fie wird 3— 4 Fuß hoch, durch ihre ſehr lange und dicht mit Blättern beſetzte Blüthenrispe, die wie der ganze Blüthenſchaft mit langen, ſeidenartigen Haaren beſetzt iſt, während die übrigen Theile der Pflanze glatt find, Die Blumen, dicht gedrängt aneinander ſtehend, find grünlich gelb. (Bot. Magaz. Taf. 5427.) Trichantha minor Hook. Gesneriaceae. Dieſe ſehr eigenthümliche und ſehr ſchöne Pflanze repräſentirt mit einer andern ihr nahe ſtehenden Art eine neue Gesneraceen-Gattung. Bisher waren beide Arten nur in Herbarien bekannt, durch getrocknete, von Herrn W. Lobb in Eolumbien geſammelte Exemplare, beide von Hooker beſchrieben und abgebildet im 7. Bande feiner „Jeones Plantarum,.“ Im November v. J. erhielt Hooker eine blühende Pflanze der T. minor von Herrn Veitch, nach der die Abbildung auf Taf. 5428 des Bot. Magaz. gemacht worden iſt. Viele Arten der Gesneraceen gehören ſeit Jahren zu den brillanteſten Zier— pflanzen unſerer Gewächshäuſer, aber nur wenige oder keine dürften die hier genannte hinſichtlich ihrer Eleganz in Form und Structur und ſchönen Colorits übertreffen. Herrn R. Pearce, dem eifrigen Sammler des Herrn Veitch, haben wir die Einführung dieſer Pflanze zu verdanken, der ſie im tropiſchen Amerika (Guayaquil) entdeckte. Der Stengel iſt leicht windend, die gegenüberſtehenden Blätter ſind eirund, zugeſpitzt, 2—3 Zoll lang, 1— 1 ½ Zoll breit, die Unterſeite fein behaart, die Oberſeite glatt. Die Blüthen ſtehen achſelſtändig, geſtielt, die Blume iſt röhrig, wenig bauchig, ſtark behaart, der kleine Saum Alappig, goldgelb, während die Röhre purpurroth und dunkelbraun geſtreift if. Eine ſehr em— pfehlenswerthe Art. Cansora Parishii Hook. Gentianeae. Eine ſehr interreffante und ganz neue Gentianeen-Art, von Herrn Rev. Parish zuerſt auf Kalkſteinfelſen in Moulmein gefunden und dann von Herrn Th. Lobb auf den Ruinen einer Pagoda in demſelben Lande entdeckt. Im vorigen Jahre erhielt der botaniſche Garten zu Kew Samen davon, der gut keimte und die Pflänzchen ſich bald zu hübſchen Exemplaren ausbildeten, und da dieſe Art nur einjährig, ſchon im erſten Jahre reichlich blüthen und eine Zierde des Ge— wächshauſes während der Sommermonate waren. Der Stengel wird 1—2 Fuß hoch, iſt völlig ſtielrund und wiederholt gabeläſtig, die Blätter an der ganzen Pflanze ſind vollkommen kreisrund durch— wachſen, die Nerven derſelben laufen vom Centrum, wo ſich der Stengel durchſchiebt, nach dem Rande zu aus. Dieſe Blumen ſind zahlreich, achſelſtändig, kurz geſtielt. Der Kelch iſt krugförmig, bauchig, genervt, vierlappig, die einzelnen Lappen ſind ungleich breit, zugeſpitzt. Die Blumenkrone rein weiß, die Blu— menröhre nach unten zu aufgetrieben, die Saumlappen umgekehrt-eirund und an der Baſis eines jeden befinden ſich zwei kleine dunkelgelbe Flecke. Eine empfehlenswerthe Neuheit. (Abgebildet Taf. 5429.) Dendrobium ciliatum Parish. Orchideae. Eine niedliche ſchlank wachſende Art, eingeführt durch Herrn R. Parish — [37 228 von Moulmein bei Herrn H. Low. Der diefer Art gegebene Name deutet auf die langen, nagelförmigen Wimpern, womit der mittlere Lappen der Lippe beſetzt iſt, die nach genauer Unterſuchung ſich als Fortſetzungen der Adern der Lippe herausgeſtellt haben, im Character ganz verſchieden von wirklichen Haaren. Die Blumen ſtehen in einer aufrechten Rispe und ſind von grünlich-gelber Farbe, bis auf die Lippe, die dagegen mehr gelb gefärbt iſt. (Taf. 5430.) Paeonia Moutan alba gigantea. Vorſtehende von Herrn von Siebold aus Japan eingeführte Päonie wurde von Herrn Laurentius in Leipzig vor einigen Jahren von ihm acquirirt. Sie iſt unbedingt die größte weißblühende Päonie, zwar nur halbgefüllt, aber von erſtaunlichem Effect, nicht bloß durch die außerordentliche Größe ihrer Blume — ſie mißt 12 Zoll im Durchmeſſer — ſondern auch durch den At— lasglanz ihrer großen, gefranzten, ſchneeweißen Petalen und den ſtark dichten Büſchel der goldgelben Staubgefäße. Die Belaubung iſt elegant und von dunklem Blaugrün, wodurch die Schönheit der Blumen noch mehr gehoben wird. Wir wollen ſchließlich nicht unterlaſſen, zu bemerken, daß vorſtehende Varietät, als die größtblumige und reinweißeſte, die einzige von allen durch Herrn von Siebold aus Japan eingeführten Päonien iſt, welcher dieſer Bo— taniker hat abbilden laſſen (vergl. Flore de Jardins du Royaume des Pays-Bas, vol. I. livr. 7 et 8). Eine junge kräftige Pflanze koſtet 5 ½ Thlr. Einige ſtarke dreijährige Pflanzen mit Blüthenknospen à 12 Thlr. Paeonia moutan rosea prolifera. Dieſe ſchöne baumartige Päonie, welche durch Hybridiſirung der alten P. Moutan mit einer chineſiſchen Varietät im Laurentius'ſchen Etabliſſement aus Samen gewonnen wurde, hat die Eigenſchaft, daß ſie auf der eigentlichen vollſtändig gefüllten Blume in dem Centrum derſelben gewiſſermaßen eine zweite hervorbringt, indem ſich die Antheren bei dieſer Hybride in einer auffallend kräftigen Weiſe entwickeln, weshalb der Beiname prolifera ſicherlich gerecht fertigt erſcheint. Jeder, der dieſe Päonie in Blüthe ſah, war von dieſer merk— würdigen Form und ihrer Durchſchnittshöhe überraſcht. Die Blume iſt ſehr groß, doppelt gewölbt, prolifirend, ſchön roſa, im Innern carmin-roſa, der Rand der Blumenblätter ganz blaßroſa, faſt weiß. Eine der ſchönſten und effeckvollſten Varietäten. Junge kräftige Pflanzen & 62/ Thlr. | Lamprococcus (Aechmea) Laurentianus C. Koch. Als Herr J. de Jonghe in Brüſſel im Jahre 1859 ſeine Gewächshaus: pflanzen veräußerte, erwarb Herr Laurentius unter anderen mehrere Brome— liaceen in Editionen, welche von Braſilien eingeführt worden waren. Unter denſelben zeichnete ſich bald diejenige, welche er jetzt dem Handel übergiebt, durch ihre auffallend ſchöne Inflorescenz aus, weßhalb er dem Herrn Profeſſor Dr. Koch in Berlin eine blühende Pflanze mit der Bitte überſandte, dieſelbe, wenn ſie noch unbekannt ſei, zu beſtimmen. Indem dieſer deſſen Wunſche entſprach (vergl. Wochenſchr. für Gärtnerei u. Pflanzenkunde 1860 Nr. 10), ſagte er unter Anderem über dieſe neue Species: „Unbedingt die ſchönſte ihres Ge— ſchlechtes und in gärtneriſcher Hinſicht von großem Werthe, weil der feuerrothe Blüthenſtand mit den violett⸗blauen Kelch- und den fleiſchfarbenen, bald aber 229 ſchwarzen Blumenblättern, eine ſehr lange Dauer beſitzt und inmitten des freu— digen und glänzenden Grünes der elegant überhangenden Blätter einen in der That reizenden Anblick darbietet. Wir können daher dieſe Bromeliacee allen Beſi tzern von Warmhäuſern gar nicht genug empfehlen.“ Kräftige Pflanzen a 5¼ Thlr. — Dendrobium Fytchianum Batem. Die Herren Low u, Com. erhielten dieſes reizende Dendrobium im vers gangenem Jahre von Moulmein durch ihren Correspondenten Herrn Parish. Zur Zeit der Entdeckung war Herr Parish vom Colonel Herrn Fytch, begleitet, der die Pflanze auf einem Zweige eines alten Baumes bemerkte und da die Art neu iſt, ſo iſt ſte nach ihrem Entdecker benannt worden. Die Blumen dieſer Art find vom zarteſten weiß, nur die kleinen Seiten— lappen der Lippe find etwas mit carmin gezeichnet. Sie find geruchlos und ſtehen in einer ſpannenlange Rispe beiſammen, an den Endſpitzen der auf— rechten Stengel, die etwa die Länge eines Fußes erreichen und die Dicke eines Gänſekiels haben. Die ſchlanken lineariſchen Blätter fallen leider ab, ehe die Blumen zum Vorſchein kommen. Von den importirten Exemplaren blühte das erſte im De— zember v. J. in der Sammlung des Herrn Aspinal Turner zu Pendlebury Houſe. Dendr. Fytchianum muß an einem Holzklotze kultivirt werden und bietet deren Kultur dann keine Schwierigkeiten. (Gard. Chron.) (Abgebildet im Bot. 1 März 1864.) Nelichrysum Mannii Hock. fil. Compositae. Eine recht hübſche Art von Fernando Po und von den Cameroon-Gebirgen, woſelbſt fie in einer Höhe von 4— 13,000 Fuß hoch wächſt und daſelbſt von Guſtav Mann entdeckt worden iſt. Als Art ſteht dieſe Pflanze den Arten vom Vorgebirge der guten Hoffnung am nächſten, name li H foetidum L. Die Pflanze wird 1—2 Fuß hoch, deren Stamm iſt dicht beſetzt mit lan⸗ zettlichen, zugeſpitzten, ſtengelumfaſſenden Blättern. Das obere Ende des Stammes trägt eine 6—8 Zoll im Durchmeſſer haltende Doldentraube von zahlreichen neſtförmig gruppirten, faſt kugelförmigen Blüthenköpfen. Die Scheibenblüthen ſind brillant gelb, während die Strahlenblüthen, aufrechtſtehend und die Hülle der Scheibenblüthen bildend, weiß ſind. (Taf. 5431.) Quamoclit Nationis Hook. Convolvulaceae. Cine perennirende Art mit windendem Stengel, der von einer ſtarken Wurzelknolle entſpringt. Die Blätter find ungetheilt, herzförmig, Blumen achſel— ſtändig, über zwei Zoll im Durchmeſſer haltend, brillant ſcharlachroth, di e Blumenröhre iſt 2—3 Zoll lang, cylindriſch. Eingeführt wurde dieſe hübſche Art von Lima durch Herrn Nation in Peru. (Taf. 5432.) 2 230 Ueber Kalkdüngung. Ein Vortrag des Pflanzenzüchter, Rechtsanwalt Heinrich Graichen zu Leipzig, gehalten im landwirthſchaftlichen Vereine zu Höckendorf bei Meerane, im Königreich Sachſen *). Der Kalkſtein (Muſchelkalk) iſt, wie nun faſt allgemein bekannt, durch Anhäufung von Milliarden früher lebender kleiner Weſen (Waſſerthiere) ents ſtanden und macht jetzt einen bedeutenden Theil unſerer Erdmaſſe aus. Er iſt auch ein niemals fehlender Beſtandtheil der Pflanzen und Thiere und wird wichtig durch ſeine Verbindungen, die er auch auf das Erdreich einleitet und eingehet; er reißt mit großer Begierde Kohlenſaͤure aus der Luft an ſich und giebt dem thonigen Garten- und Ackerboden, damit aufgeſchloſſen, die Fähigkeit, zu zerfallen und vorzugsweiſe Ammoniak aus der Atmoſphäre für die Pflanzen⸗ nahrung an ſich zu ziehen. Der Thonboden verliert durch Beimiſchung von Kalk feine der Fruchtbarkeit widerſtrebenden Eigenſchaften, namentlich auch ſeine Unſchmelzbarkeit, indem er in düngenden Lehm und Mergel übergeht. In ge— branntem Kalke iſt auch mehr oder weniger Kali, ein höchſt wichtiges und un— entbehrliches Nahrungsmittel der Pflanzen, enthalten. Die längſt anerkannte und äußerſt günſtige Wirkung der Aſche als Dün⸗ gemittel gründet ſich vorzugsweiſe auf deſſen Gehalt an leicht löslichen Kaliſalz. Als kalihaltiges Düngemittel iſt der Kalk ein für alle Culturen brauchbares anzuſprechen, beſonders für kalibedürftige Früchte, demnach für Kartoffeln, Rüben, Kraut und Wurzelgewächſe. i Während der Stickſtoff die thieriſchen Ueberreſte der Vorzeit, die ſich im Kalkſtein befinden, einerſeits eine directe Quelle von Nahrungsſtoffen den Pflanzen bietet, iſt der gebrannte Kalk, mit dem Erdboden vermiſcht, unter Einfluß des Sauerſtoffes der Luft, andrerſeits auch geſchickt, eine Umwandlung des atmoſphäriſchen Stickſtoffs zu deren Ernährung zu vermitteln. Und dies um ſo mehr, wenn verweſende Wurzelrückſtände oder Strohdünger in dem Boden ſchon vorhanden, worauf der Kalk und die Luft ihre Wirkſamkeit zu äußern im Stande ſind. Auch auf dem Garten- und Ackerboden iſt in ſolcher Beziehung unbe⸗ zweifelt der Spruch anzuwenden: „Wer da hat, dem wird gegeben und wer da nicht hat, dem wird genommen.“ Denn gedüngter Boden zieht, wie wir vielfach erfahren haben, noch mehr Nahrung für die Pflanzen aus der Luft an ſich, während die Luft, die über ungedüngten und ungelockerten Boden ſtreicht, die wenige Düngerkraft deſſelben gleichſam noch an ſich reißt und mit ſich fortnimmt. Was nun den gebrannten Kalk aus dem Erdmann'ſchen Kalk bruche zu Höckendorf bei Meerane in Sachſen anlangt — wovon ich jüngſthin 1 Pfd. mitgenommen — ſo enthält derſelbe, wie aus den von mir veranlaßten Unterſuchungen hervorgeht, mit Hinweglaſſung der Bruchtheile, in 100 Theilen: 1. 690% kohlenſauren Kalk, 2. 10% kohlenſaure Magneſia, 3. 70% Kieſelerde (Kieſelſäure), 4. 4% Kali, *) Anmerk. Vom Verfaſſer uns zur Veröffentlichung gütigſt mitgetheilt. (Die Redact.) 231 30% Thonerde, 20% Eiſenoxyd, 20% Sand und unlösliche Rückſtände und 30% Hhydratwafler. Es ergiebt ſich hieraus — und jeder Kalk beſteht mehr oder weniger aus denſelben Beſtandtheilen — daß der Kalk, welcher in der Meeraner Gegend gebrochen und gebrannt wird, indem er faſt gar keinen Sand, wohl aber Magneſia, Kaliſalz und wenig Thon in ſich ſchließt — welcher letztere gebrannt, in Gemeinſchaft mit dem kohlenſauren Kalk, das Waſſer erſt gierig aufſaugt und nach deſſen Verdunſtung Düngeſtoffe feſthält, auch, wie ſchon bemerkt wurde, aus der Atmoſphäre Stickſtoff an ſich zieht — um ſo mehr ein gutes Düngmittel für die Gärten und Felder abgeben muß, weil vermöge deſſelben, in Verbindung mit den ſich zerſetzenden organiſchen Beſtandtheilen, in der Erde Ammoniak und dann Salpeter gebildet wird, welche Beſtandtheile, wie allge— mein bekannt, paſſende Nahrung für die Pflanzen abgeben. Auch durch Kalkdüngung aufgeeggter Saaten im zeitigen Frühjahre — mehr als 2 Scheffel Kalk auf den ſächſiſchen Acker bedarf es hier nicht — wird die belebende Wirkung der Luft auf den Boden weſentlich unterſtützt und beſördert. Dies um ſo mehr, wenn auf tief geackertem oder gegrabenem und mit Miſt gedüngtem Boden der gewichene Winter, im Wechſel von Froſt und Wärme, das Erdreich noch mehr gelockert, zertheilt und empfänglicher zur Aufnahme befruchtender Stoffe gemacht hat, die uns vor allem die Frühlings— winde aus wärmeren Erdtheilen bringen. Daß in Folge ſolcher Kalkzuführung die Pflanzenkeime fähiger gemacht werden, ſich vollſtändig zu entwickeln und auszubilden, wer ſollte es, angeſichts der vielfach darüber gemachten Erfah— rungen, in Abrede ſtellen? Schon aus dem Vorgetragenen, noch mehr aber aus dem Erfahrungsſatze, daß der durch lebende kleine Weſen eingeleitete Gährungsproceß, welchen unbe— zweifelt auch der Dünger, mit Luft in Berührung gebracht, eingeht, durch Hinzufügung von Kalk anfangs verlängert, doch ſicher durchgeführt wird, ent— nehmen wir, daß auch der Dünger eine Kraft ſei, die ſich in Theile zerſplittert, die aber als Ganzes fortſchreitet und ewig iſt, während ſie in ihren Theilen vergeht und im Kreislaufe dazu dient, die Rückkehr der organiſchen Materie in den Zuſtand der unorganiſchen zu vermitteln. Die Natur iſt in ihren Schöpfungen ſehr einfach, doch das Einfachſte iſt oft ſchwierig zu enträthſeln. Noch habe ich meine Erfahrung, und fie folgt auch ſchon aus dem Vor— hergehenden, dahin auszuſprechen, daß gebrannter Kalk, vermöge ſeiner durch's Brennen veränderten Beſtandtheile, ſelbſt auf Kalkboden, wenn er ſonſt noch alte Kraft hat und darum feucht iſt, indem er überall, ſo auch hier, den— ſelben nebenher erwärmt und lockert, ſehr günſtige Wirkungen zu äußern im Stande iſt. Der Nutzen der Kalkdüngung iſt meines Erachtens nach nicht genug ans erkannt und für die Garten- und Feldwirthſchaft, wie ſie es verdient, ausge— beutet worden. So habe ich z. B. dem gebrannten Graukalke in Waſſer aufgelöſte Soda oder Pottaſche zugeſetzt, denſelben mit Sägeſpähnen vermiſcht, 8—14 Tage der Luft ausgeſetzt und mehrfach umgewendet. Dadurch nämlich wird der Kalk, durch Anziehung von Ammoniak, Stickſtoff und Salpeterbil⸗ * Dun 232 dung aus der Luft, mürber und fruchtbarer gemacht. Er zerfällt nach ſolcher Behandlung in das feinſte, ſich ſehr weich anfühlende Mehl oder Pulver und und verliert dadurch ſeine der vollen Düngung bisher zum Theil noch ſehr hinderlich geweſene Eigenſchaft, ſich mit der im Boden nirgends fehlende Kiez ſelerde (Kieſelſäure) zu verbinden und zu verhärten. Hier, meine Herren, iſt eine Probe davon. Solchen von mir, meines Wiſſens, zur Pflanzennahrung wohl zuerſt zubereiteten Kalk gedenke ich nächſthin pfundweiſe auszutheilen, Sie, meine Herren, zu bitten, Düngeverſuche erſt im Kleinen anzuſtellen und mir das Reſultat mitzutheilen; wie ich dann überhaupt münſche, daß mein Vortrag zur Nutzanwendung durch vielfachen Abdruck weiter verbreitet werde. Der Gärtner in China iſt auch in Hinſicht der Kalkdüngung mehr intelligent; er weiß ſehr wohl, welche Menge von Düngekraft der Kalk mit der Zeit an ſich zieht und feſthält; er läßt ſich von ſeinen Nachbarn, die den Landbau nicht ſelbſt betreiben, den von den Wänden in den Wohnzimmern abgeſchabten alten Kalk geben und ſtellt dagegen neu bekalkt und geweißt jene Wohnungsräume her. Man ſchenke alſo auch bei uns der Kalkdüngung zur Hebung des Garz ten⸗ und Feldbaues mehr Aufmerkſamkeit, als bis jetzt geſchehen. — Es dürfte ſodann nach Vorbild der Chineſen, welche, auch ohne Guano, ihrem Boden fortwährend ſo unermeßlich viele und gute Früchte abgewinnen, das von dem Herrn Freiherrn v. Liebig eitirte Geſpenſt, als werde, aus Mangel an Dünger, in Deutſchland der Boden für den Getreidebau bald ſo entkräftet, daß deshalb eine Auswanderung in andere Erdtheile werde nothwendig werden, verſchwinden. Auf gleiche Weiſe habe ich von vielen Seiten her Dank dafür geerntet, daß ich meine Erfahrungen: „Einen kräftigen, guten Dünger für Culturge⸗ wächſe jeder Art aus den kranken und verfiulten Kartoffeln auf leichte und nicht ſehr koſtſpielige Weiſe herzuſtellen“ sub Nr. XILIII meine Berichten aus dem Jahre 1863 über Anbauverſuche mit neuen und wenig bekannten land— wirthſchaftlichen Nutzgewächſen beigefügt habe. Dieſe Berichte ſind durch mich unter Einſendung von / Thaler portofrei unter Kreuzband zu beziehen. m Gartenbau⸗Vereine. Weimar. Programm für die am 20. und 21. Auguſt dieſes Jahres in Weimar abzuhaltende Conferenz der Deputirten der Vereinigung deutſcher Gartenbau⸗-Geſellſchaften verbunden mit einer Ausſtellung und Monatsverſammlung. Programm für die Conferenz. . Verſammlung der Herren Deputirten der verbundenen Vereine am 20. Auguſt, Nachmittags 3 Uhr. Bevollmächtigte nicht beigetretener Vereine haben zu dieſer Verſammlung Behufs Information Zutritt. — (Vereinigungs⸗ ort bleibt näherer Beſtimmung vorbehalten.) Nach dem Schluſſe der Conferenz geſelliges Zuſammenſein mit den Mit⸗ gliedern des hieſigen Gartenbau-Vereins — (an einem noch näher zu beſtim⸗ menden Orte.) 283 Sonntag, den 21. Auguſt, Vormittags 11. Uhr, allgemeine Verſammlung der Mitglieder des hieſigen Gartenbau-Vereines, der Herren Deputirten, Mit— glieder auswärtiger Vereine u. ſ. w. zu einer öffentlichen Sitzung. — (Ans meldungen von Vorträgen, Verhandlungen werden gern entgegengenommen.) Nach Schluß dieſer Sitzung, um 2 Uhr Nach gittags, ein allgemeines Feſtmahl und geſelliges Zuſammenſein, wie am 20. — (Nähere Beſtimmungen bleiben vorbehalten; es wird der Verein zu Weimar ſich angelegen ſein laſſen, den verehrten Gäſten den Aufenthalt in ſeiner Mitte ſo angenehm als möglich zu machen.) B. Programm für die mit der Wanderverſammlung verbundenen Aus⸗ ſtellung am 20., 21. und 22. Auguſt d. J. Da ſowohl Verhältniſſe wie Lokalität eine größere allgemeine Ausſtellung nicht geſtatten, ſo wird man verſuchen, der Verſammlung durch Ausſtellung von Specialitäten ein allgemeines Intereſſe zu verleihen und eine praktiſche Bedeutung zu geben. Der Vorſtand des Gartenbau-Vereins wird deshalb eine Ausſtellung von den frühen Kohl- und Wirſingſorten veranſtalten. Es werden ſämmtliche vereinigten Gartenbau-Geſellſchaften erſucht: je ein Normal-Exemplar mit dem vollen Strunke und allen Blättern derjenigen frühen Kohl- und Wirſing— ſorten, welche in ihrem Vereinsbezirke in einiger Aus— dehnung angebaut werden, möglichſt begleitet mit einem kurzen Bericht über die Cultur, den Ertrag, die Güte und den Boden, auf welchem die Sorten gewachſen, ſind, ein zuſenden, und ſind auch andere außerhalb der Verbindung ſtehenden Vereine zur Theil— nahme an der Einlieferung wie an den Verhandlungen freundlichſt einzuladen. Die verſchiedenen eingegangenen Kopfkohl- und Wirſingſorten werden in den Verhandlungen a) in Bezug auf ihre Aechtheit geprüft, b) die normal befundenen nach ihren hauptſächlichſten Merkmalen genau charakteriſirt, e) nach ihren Qualitäten gewürdigt, d) mit einander verglichen, e) die Namen in Rückſicht auf Vereinfachung der Norsenclatur, und ) die Erforderniſſe zu ihrer Cultur feſtgeſtellt. Ferner werden zu gleichem Zwecke Gärtner, Gartenfreunde u. ſ. w. auf⸗ gefordert zur Einſendung von Aſter-Sortimenten, um ebenſalls eine Reviſion derſelben und Feſtſtellung einer beſtimmten Eintheilung zu verſuchen. Die Einſendung iſt zu machen: a) in abgeſchnittenen Blumen, zur Muſterung der Farben, b) in vollſtändigen in Töpfe gepflanzten Muſter-Exemplaren zur Beſtimmung der Eigenthümlichkeiten der Racen. Es werden Seitens des Vereins in Weimar zwei Commiſſionen für das Gemüſe und für die Aſtern ernannt, welche die Prüfung am 20. Auguſt von Morgens 9 Uhr ab, wo die Ausſtellung nur für dieſe und die Mitglieder der 234 Vereine geöffnet iſt, vorzunehmen und das Reſultat in der allgemeinen Ver⸗ ſammlung am 21. Auguſt vorzulegen haben. Die Ausſtellung iſt am 21. Auguſt von 11 bis 1 und 3 bis 5 Uhr, und am 22. Auguſt von Morgens 9 Uhr bis Nachmittags 5 Uhr dem Publikum geöffnet, während am 21. von 9 bis 11 Uhr der Zutritt nur den Mitgliedern und Deputirten geſtattet iſt. Die Mitglieder der Gartenbau-Vereine, ſowie die Herren Deputirten und Ausſteller haben freien Zutritt, wogegen dem Publikum an den betreffenden Tagen der Eintritt gegen ein — noch näher zu beſtimmendes Eintrittsgeld geſtattet iſt. Der Gartenbau-Verein zu Weimar trägt die Koſten für Einſendung der ſpeciell erwähnten Ausſtellungsgegenſtände, wogegen die Koſten der Rückfracht den Ausſtellern zufallen. Sollten Gartenbeſitzer und Handelsgärtner die Ausſtellung anderer, in dem Programme nicht ausdrücklich erwähnten Gartenerzeugniſſe beabſichtigen, ſo iſt ſolches, ſoweit der Raum es möglich macht, geſtattet, nur würden dieſelben die Eins und Rückſendung auf eigene Koſten zu beſorgen haben. Eine Verleihung von Prämien findet nicht ſtatt; jedoch ſind die Prüfungs⸗ Commiſſionen verbunden, hervorragende Züchtungen und Leiſtungen im Organe der Vereine, der Deutſchen Gartenzeitung, beſonders namhaft zu machen. Die Anmeldung der einzuſendenden Gegenſtände nebſt Angabe des erfor— derlichen Raumes iſt bis zum 14. Auguſt beim Vorſitzenden des für Anord- nung der Ausſtellung ernannten Comités, Hofgärtner Hartwig in Weimar, zu bewirken, um danach die Räumlichkeit bemeſſen zu können. Die Einſendung der Gegenſtände hat aber bis ſpäteſtens den 19. Mittags ſtattzufinden. Für Aufſtellung und Arrangement trägt das Comité Sorge. Weimar, den 8. März 1864. Das Comits. Hartwig, Vorſitzender. Indem der unterzeichnete Vorſtand ſich mit dem Progamm einverſtanden erklärt, ladet derſelbe zu einer recht regen Betheiligung ein. Magdeburg, den 21. März 1864. i Der interim. Vorſtand der Vereinigung deutſcher Gartenbau⸗ Geſellſchaften. Director Schriftführer Berlin. Jung. — — —e—é tr n Die O bſtbaumzucht in Töpfen oder Kübeln. Nach dem Eng⸗ liſchen des Thomas Rivers von Ferdinand Freiherrn von Bie- denfeld. Zweite verbeſſerte Auflage von J. Hartwig, Großherzogl. Sächs. Hofgärtner in Weimar. Weimar 1864. Bernh. Friedr. Voigt. Die Obſtbaumzucht in Töpfen oder Kübeln in einem Glashauſe gehört zu den angenehmſten, reizendſten und, wenn richtig behandelt, zu den belohnend— 235 ſten Beſchäftigungen eines jeden Gärtners und Beſitzers von kleinen Gärten. Diefelbe hat deßhalb auch in dem letzten Decennium eine vielfache Verbreitung gefunden und würde dies gewiß in noch höherem Maße geſchehen ſein, wenn namentlich für Dilletanten ein Buch exiſtirt hätte, aus dem man ſich die für dieſe Obſtbaumzucht erforderlichen Kenntniſſe verſchaffen konnte. Das bereits vor mehr als zwölf Jahren in England erſchienene Buch von Thomas Ri— vers iſt unſtreitig das vorzüglichſte dieſer Art und erſchien deßhalb auch vom Frh. von Biedenfeld in deutſcher Ueberſetzung. Dieſe getreue Ueberſetzung ent— hält jedoch vieles für Deutſchland Unausführliches, jo daß Dilletanten und ſelbſt Gärtner, die ſich in ihren Kulturen nach dieſem Buche richteten, ſich eher verwirrten, als Nutzen ſchöpften. Herr J. Hartwig hat nun nach dem bewährten Grundſatze: „Prüfet Alles und das Beſte behaltet“, das Büchlein: die Obſtbaumzucht in Töpfen oder Kübeln im Glashauſe, in der Wohnung und im Freien, nach dem Origi— nale des berühmten engliſchen Obſtbaumzüchters Th. Rievers von Bieden— feld überſetzt und bearbeitet, einer genauen Durchſicht unterworfen und da— von eine zweite Auflage veranſtaltet. In dieſer Auflage iſt alles ſich nicht für die deutſchen Verhältniſſe Eigende fortgelaſſen, ſo daß dieſes Buch, das namentlich den Dilletanten belehren ſoll, nur Poſitives und Ausführbares ent⸗ hält und welches wir daher als ein ſehr brauchbares allen Denjenigen empfehlen wollen, die ſich mit der ſo angenehmen Topfobſteultur zu befaſſen wünſchen. — E. O—o. Die kaufmänniſche Buchhaltung für Handelsgärtner nach ſüd⸗ und norddeutſchem Münzfuße, für Kunſt⸗ und Handelsgärtner, Samen— händler, Guts- und Gartenbeſitzer, Gärtnergehülfen und Gärtnerlehrlinge von J. G. Meyer, Handelsgärtner in Um. Hamburg 1864. Robert Kittler. 8. 63 S. geh. 8 Nar. Mit Hülfe dieſes Büchelchen iſt der Gärtner im Stande, auf eine leichte Weiſe die kaufmänniſche einfache Buchführung in ſehr kurzer Zeit gründlich ſich anzueignen und auf alle Geſchäftsverhältniſſe des Samen und Pflanzenhandels anzuwenden. Mag der angehende Handels- oder Samenhändler ein noch ſo tüchtiger praktiſcher Gärtner ſein, ſo muß er, um ſein Geſchäft ſtets in Ord— nung zu halten, mit der richtigen Geſchäftsführung ſeines Betriebes eingeweiht ſein, wenn er aus dem Geſchäfte Nutzen ziehen will, und wir glauben allen denen, die ſich Kenntniſſe des kaufmänniſchen Buchhaltens verſchaffen wollen, kein beſſeres Buch empfehlen zu können, wie das oben genannte aus der Feder des durch viele andere gärtneriſchen Werke rühmlichſt bekannten Verfaſſers. E. O—o. Feuilleton. Guſtav Mann's Sammlungen. Einem Vortrage, den Dr. J. D. Hooker in der Linnean-Geſellſchaft in London Ende v. J. über die von G. Mann in den temperirten Regionen der Cameroons-Gebirge und auf den Inſeln in der BeninsBucht geſammelten Pflanzen gehalten hat, entnehmen wir folgende intereſſante Notizen. Zuvörderſt bemerkt Dr. Hooker, daß die botaniſchen Kenntniſſe während der letzten wenigen Jahre durch die Bereiſung und Durchforſchung eines bisher am wenigſten bekannten und höchſt intereſſanten 236 Erdtheils, nämlich des Junern und der Gebirge des tropiſchen Afrikas, bedeu⸗ tend erweitert worden ſind. Die Sammlungen des Dr. Welwitſch von Lo⸗ anda, von Kirk und Mellor mit der Livingſtone-Expedition, von Vogel und Patherik vom weißen Nil und von Nubien, von Baikie und Bar ter aus dem Nigerthale, von Syeke und Grant während deren mühevollen Reiſen durch das öſtlich tropiſche Afrika und zuletzt von G. Mann von den Ufern und von den Inſeln in der Benin-Bucht, werden von Hooker als ſehr große Bereicherungen bezeichnet, denn ſie enthalten des Neuen und Seltenen ungemein viel. Dr. Welwitſch befindet ſich ſeit längerer Zeit noch jetzt im Auftrage des Königs von Portugal in England, um daſelbſt feine reichhaltigen Samm⸗ lungen zu ordnen und zur Beröffentlichung vorzubereiten. Dr. Hooker knüpft hieran den Wunſch, daß es den Bemühungen des Sir W. Hooker ebenfalls gelingen möge, auch von der engliſchen Regierung die Mittel bewilligt zu er— halten, um die mit ſo vielen Koſten und Aufopferung von Menſchenleben in England aufgehäuften botaniſchen Schätze baldigſt ordnen und veröffentlichen zu können, es wäre zu betrübend, wenn dieſe Schätze in den Muſeen ohne Be— nutzung aufgeſpeichert liegen bleiben müßten und nur aus dem einzigen Grunde, weil keine Mittel ſie zu bearbeiten vorhanden ſind. Dr. Hooker berichtet dann über einen nur kleinen Theil der Sammlung, welche G. Mann zuſammengebracht, denn deſſen ganze Sammlung zu ordnen und darüber zu berichten, würde zuvor viele Monate anſtrengende Arbeit er— fordern. — Der Theil der Mann'ſchen Sammlung, über den Dr. Hooker berichtete, umfaßt die Pflanzen der temperirten Region des Gebirges von Fer— nando Po (9469 Fuß hoch.) Dasſelbe wurde von ihm 7mal beſtiegen und deſſen äußerſte Spitze 5mal erreicht. Die Spitze des Gebirges der Inſel St. Thor mas (7800 Fuß) wurde ebenfalls erreicht und zu den merkwürdigſten Ent⸗ deckungen daſelbſt gehört ein Podocarpus. Daſelbſt fand G. Mann auch die prächtige Musa sapientum vittata im kultivirten Zuſtande. Dieſe Pflanze iſt nach Herrn Mann eine Bewohnerin von Gaboon. — Ferner bereiſte Mann die Prinz⸗Inſel; die prächtigen Cameroons Gebirgskette (13,100 Fuß) aus vielen Vulkanen beſtehend, wurde genau durchforſcht, die eine Gebirgskette (9290 Fuß) beſuchte Mann im Dezember 1861 und die Mount Albert ges nannte Spitze beftieg er in Geſellſchaft mit Conſul Herrn Barton im Ja- nuar 1862. Später erreichte er die Spitzen von Mount Victoria (12,861 Fuß), von Mount Hooker und Etindent. Die Cameroons-Gebirge enthalten bis zu einer Höhe von 7000 Fuß dichte Waldungen, auf dieſe folgen große offene Grasebenen, unterbrochen durch Büſche von Hypericum, Pittosporum, Adenocarpus, Pygeum, Leucothöe, Ericinella und Myrica nebſt vielen Staudengewächſen. Viele Gebirgsſpitzen, die ſich noch höher erheben, ſind entweder felſig und unfruchtbar, aus Baſalt oder Lava beſtehend oder bewachſen mit Gras- und anderen Staudenarten. Die intereſſanteſten Pflanzenarten von den höchſten Gebirgsgipfeln find: Cotyledon, Umbilieus, Silene, Trifolium, Galium Aparine und rotundifolium, Scabiosa suecisa, Helichrysum, Veronica, Bartsia, Stachys, Trichonema Bulbocodium, Deschampsia caespitosa, Poa nemoralis, Koeleria eristata und viele andere europäiſche Pflanzen. a a 237 Die Sierra del Cryſtal iſt eine Hügelkette von nur 2000 Fuß Höhe, mithin von Herrn du Chaillu viel zu hoch geſchätzt. Von der Corisco-Bay wurde die Spitze des Berges Mavega (1668 F.) und die ganze Kette, die irrthümlicher Weiſe 5000 F. hoch angeführt iſt, erreicht. Die wirkliche Spitze iſt jedoch der Berg Shomba (1767 F.) — Die Zahl der von Herrn Mann geſammelten Pflanzen beträgt ungefähr 5000 Arten, von denen 237 in einer Höhe von 5000 Fuß gefunden, den Gegenſtand des Hooker'ſchen Vor— trags bildeten. — Nicht weniger als 112 von dieſen ſind als neu beſchrieben und mehr als die Hälfte ſtammen von den Cameroons-Gebirgen. Mit Aus- ſchluß der nur auf St. Thomas und der Prinz-Inſel wachſenden Arten, ge— hören von dieſen Pflanzen 203 Arten den Cameroos-Gebirgen in einer Höhe von 5000 Fuß an, 102 dem Pik von Fernando Po, von denen 68 wiederum beide Localitäten gemein haben. Die Monocotyledonen ſind auf den ge— nannten Gebirgen ſtärker vertreten als die Dicotyledonen, während letztere auf dem Peak von Fernando-Po vorherrſchend ſind. G. Chron. Salep⸗Sammlung in Griechenland. Obgleich ſich im heutigen Griechenland verſchiedene Orchis- und Ophrys-Arten vorfinden, jo werden die Wurzeln derſelben dennoch nicht geſammelt. In Epirus, Theſſalien, Rumelien und Mazedonien beſchäftigen ſich jedoch die Leute ſyſtematiſch mit dem Sammeln der Knollen dieſer Orchisarten und werden deshalb Salepthides (Salep— Sammler) genannt. An Plätzen, wo ſich dieſe Gewächſe geſellſchaftlich bei— ſammen finden, auf Berghöhen und auch in Thälern, werden dieſe nach dem Abblühen aufgeſucht, die Erde durchwühlt und die größern Knollen herausge— nommen. Die kleinern jedoch laſſen die Leute, um wieder zu blühen und zur kräftigen Knollenbildung zu dienen, in der Erde zurück. Die geſammelten Wurzelknollen werden auf hanfene Tücher ausgebreitet und in der Sonne ge— trocknet, ſodann von der anhängenden Erde befreit, in hanfene Säcke gethan auf die Bazars von Theſſalonich geſchickt und von dort in den europäiſchen Handel gebracht. Verfälſchungen mit andren Pflanzen kommen bei dieſem Ma— zedoniſchen Salep nicht vor. Für den Gebrauch der Orientalen zu dem im Winter beliebten Salapi, das eine Salep-Gelatine mit Honig iſt und von den Su lephiden beim Anbruch des Tages in den Straßen ausgerufen wird, indem Tauſende von Menſchen theils als Heil- theils als Nahrungs-Mittel Salepe trinken — werden die Wurzeln nach dem Trocknen gemahlen. Es geſchieht dies auf eignen Salep-Mühlen, deren Mühlſteine aus Granit beſtehen, und als Bezahlung erhält der Müller für 10 Offen Salep-Pulver Ya — 1 Okka Salepwurzeln in Bezahlung, die ſehr bedeutend iſt, wenn man in Berückſichtigung zieht, daß heut zu Tage eine ſolche Wurzel zu 6 8 Drachmen verkauft wird, während fie vor mehreren Jahren nur 3—4 Dr. koſtete. Nach der Ausſage der Salepthides ſind die Knollen in den letzten Jahren ſehr ſelten geworden. Da dieſe Salepthiden vom alten Schlage ſind, mit anderen Worten viel religiöſer, ſo halten ſie es für eine Sünde, ein Heilmittel zu verfälſchen, deshalb kann man von ihnen auch den gemahlenen Salep ohne Verdacht, etwa ein verfälſchtes Pulver zu erhalten, kaufen. Die Orchis- und Ophrys-Arten, von denen jene Knollen geſammelt werden, ſind folgende: Orchis Morio, pyramidalis, mascula, longi- cornis, papilionacea, coriophora, latifolia, sambucina, maculata; 238 Ophrys, museifera, aranifera, fusca, apifera. Das Wort Salep ift das Arabiſche Schalap (ſchleimig), wegen der ſchleimigen Beſchaffenheit der Abkochung. X. Landerer. Fruchtbarkeit von St. Helena. Wie in der nördlichen Hälfte des Atlantiſchen Oceans die Inſel Madeira die intereſſante Er⸗ ſcheinung einer deutlich ausgeprägten Grenze der tropiſchen Vegetation bietet, indm man dort neben Bananen, Kaffeebaum, Zuckerrohr, Brodf.uchtbaum, Kakaopalme viele Repräſentanten der Flora der gemäßigten Zone antrifft und einen auffallenden Unterſchied zwiſchen dem Character der Vegetation im Norden und Süden der Inſel beobachtet, ſo wiederholt ſich dies Phänomen im Süden des Aequators auf St. Helena, nur daß hier die tro— piſche Vegetation gegen die der gemäßigten Zone weit mehr zurücktritt. Nach den Entfernungen beider Infeln vom Aequator zu urtheilen, ſollte man gerade ein umgekehrtes Verhältniß erwarten, denn Madeira (320 380 N. Br.) liegt um 16 ½ Breitegrade weiter von ihm ab, als St. Helena (150 55 S. Br.); trotzdem aber ha later eine um faſt 30 R. geringere Jahrestemperatur und ziemlich in demſelben Verhältniß geringere Monatstemperaturen als Ma⸗ deira. Hierdurch finden die folgenden Angaben über die Flora der erſteren Inſel in einer intereſſanten Schilderung im „Cape Monthly Magazine“ ihre genügende Erklärung. — Alle Gemüſe Englands, heißt es dort, werden hier in großer Vollkommenheit gezogen, ohne viele Mühe oder Aufwand. Der Boden iſt faſt durchweg ein dunkler, fetter Lehm und bedarf wenig Düngung. Auf einigen Gütern erhält man ununterbrochen gute Kartoffelernten ohne alle Düngung. Eine große Menge Regen fällt das Jahr hindurch, beſonders in den höchſten Theilen der Inſel, wo es an manchen Punkten 8 Monate regnet und auch häufig Nebel eintritt. Bäume aller Art wachſen im Innern vor⸗ trefflich und man ſieht dort an manchen Stellen neben der Eiche, Kaſtanien, Pfirſichen, Birnen, dem Apfelbaum und andern europäiſchen Bäumen, den Bam⸗ bus, die Camellia Japonica, die bis 40 Fuß Höhe erreicht, die ſchöne Fuchſia in vollkommen wildem Zuſtand und die Brombeere, die ihre Zweige oft über 30 Fuß weit ausſendet, Thee und Kaffee, von der Oſtind. Compagnie eingeführt, letzterer dem von Mokka gleich, Bananen und tropiſche Feigen zeigen ein üppiges Wachsthum, Tabak trifft man an vielen Stellen wild an. Gerſte und Hafer werden vom Kap der guten Hoffnung eingeführt, obgleich die Inſel recht gut ihren ganzen Bedarf erzeugen könnte, wenn man gehörigen Fleiß darauf verwendete. Weizen iſt in letzterer Zeit an manchen Stellen angebaut worden und gedeiht gut; zu Longwood, Napoleons J. Reſidenz, find 50 Acres mit Weizen bepflanzt, der eben ſo große Aehren trägt wie am Kap. Aber wegen des unbeſtändigen Wetters und der großen Feuchtigkeit zur Erntezeit ſcheint der Weizen keine ſichere Ernte zu geben. Das Land ernährt nicht eine ſo große Anzahl Schafe, als dies der Fall ſein könnte, wenn man es von dem Pfriemenkraut und den Brombeerſträuchern ſäubern wollte, die ſich über einen großen Theil des beſten Weidelandbaus gebreitet haben. Deshalb wird ein beträchtlicher Theil des hier conſumirten und von den Schiffen an Vord genommenen Fleiſches vom Kap importirt. (Peter m. Geo. Mitth.) eg 4 239 Eiſerne Möbel und Drahtarbeiten. Der dem vorigen Hefte der Gartenzeitung beigegebene Proſpectus über eiſerne Möbel und Drahtarbeiten aus der Fabrik des Herrn Carl Nexer in Stuttgart, ging uns zu ſpät zu, als daß wir im letzten Hefte die Leſer darauf aufmerkſam machen konnten. Die Redaction erlaubt ſich daher nachträglich unter Bezugnahme auf den, mit dem letzten Hefte vertheilten Proſpectus auf das große Magazin in Schmied-⸗ und gußeiſernen Patent- Gartenmöbeln, Gartenzäunen, Hof- und Gartens Thoren, Blumentiſchen, feinen und ordinairen Bettſtellen, Feder-Matratzen, (an Dauerhaftigkeit und Elaſticität das bis jetzt Geleiſtete weit übertreffend), Balkon⸗ und GrabsGeländern, nach den neueſten Deſſins in Schmied- und Gußeiſen, Grabkreuzen in jeder Größe, Café- und Reſtaurations-Einrichtungen, als ſchwarze und weiße Schieferplatten, dergleichen in Marmor, Tiſchfüße in verſchiedenen Sorten, Garderobeſtänder, die ſo beliebten wiener Holzſeſſel, Pa— villons, Gewächshäuſer, Glasdächer, Volieren, geſtrickte und gewobene Draht— geflechte in Empfehlung zu bringen. Etabliſſement Verſchaffelt. Die Redaction erlaubt ſich die ges ehrten Leſer der hamburger Gartenzeitung auf den dieſem Hefte beigegebenen Katalog (No. 74) des Herrn Ambroiſe Verſchaffelt ganz beſonders aufmerkſam zu machen und iſt dieſelbe bereit allen Denen, welchen dieſes Ver— zeichniß nicht zugegangen ſein ſollte, auf Verlangen franco zuzuſenden. Dahlia imperialis, die vielbeſprochene, empfehlenswerthe neue Art, wird in kurzer Zeit, wie uns mitgetheilt, bei Herrn Handelsgärtner W. Bahlſen in Erfurt ihre erſten Blüthen zeigen. Hiermit wird der Uebelſtand, aß dieſe Dahlia erſt ſpät im Herbſte blühen ſoll, beſeitigt. Perſonal⸗Notizen. Nußland. + N. Turczaninoff, K. Ruſſiſch. wirkl. Staatsrath, ſtarb im Januar d. J. zu Harkoff. Derſelbe war in den letzten Dezennien der ausgezeichnetſte Botaniker Ruſſiſcher Nationalität in Bezug auf deſcriptive Botanik, lebte aber leider in Folge eines Sturzes von einer Leiter bei Bear— beitung ſeines Herbarinms in den letzten Jahren in ſehr gedrückten Verhält— niſſen. Er ſtarb als armer Mann und hatte mit Liebe und Enthuſiasmus alles was er beſaß und verdient hat, der Wiſſenſchaft gewidmet. Sein Name hatte einen guten Klang und ſteht tief eingegraben in den Denkbüchern der Wiſſenſchaft. (E. R. in der Gartenflora). Stuttgart. Der bisherige Hofgärtner zu Ludwigsburg, Herr Albert Courtin, als Gartenſchriftſteller wohl bekannt, iſt von Sr. königl. Hoheit dem Kronprinzen von Würtemberg zum Hofgärtner auf der Villa in Cannſtadt bei Stuttgart ernannt worden, an der Stelle des demiſſionirenden Hofgärtners Herrn Neuner. 240 Carlsruhe. Herr GE. Mayer, Sohn des rühmlichſt bekannten Garteninſpectors des großherzogl. botaniſchen und Hofgartens zu Carlsruhe, bisher Obergehülfe daſelbſt, iſt in Anerkennung ſeiner vorzüglichen Leiſtungen zum Hofgärtner am Karlsruher botaniſchen Gartens befördert worden. (Gartenflora.) Strohmatten. 2. Strohmatten = diefer Art find zu haben Aug. RE HAMBURG, Rödingsmarkt H. Arnoldi'ſche Obſt⸗Cabinet aus Porzellan-Compositions-Masse beſteht jetzt aus 21 Lieferungen, welche 59 Aepfel, 48 Birnen, I Pfirſiche, 18 Pflaumen enthalten. Jährlich erſcheinen auch ferner 3—4 Lieferungen a 6 Früchte und zwar bei directer Beſtellung zum Preis von Nthl. 2 pro Lieferung incl, Carton und gedruckter Beſchreibung frei ab Gotha per Caſſe. Bei indirecter DBe- ſtellung, das heißt auf Weg des Buchhandels oder ſonſtiger Verleger, erhöht ſich der Preis auf 2 Rthl. pro Lieferung ꝛc. und nehmen alle deutſchen Buchhandlungen Beſtellungen darauf an. Für Rußland hat die N. Kymmel'ſche Hof-Buchhandlung in Riga, „ England haben die Herren Neſtle & Hunſtmann, 6 Great Trinity Lane, Cannon Str. Weſt in London ES, „ Holland hat Herr P. Hahmes in Maaſtricht, „ Angarn haben die Herren Seyring & Hennike in Oedenburg, „ Oeſterreich-Böhmen haben die Herren Waldeck & Wagner in Prag, „ die Schweiz hat die Scherer'ſche Buchhandlung in Solothurn, „ Amerika hat Herr W. L. Schively in Philadelphia den Verkauf des Obſt-Cabinettes, jedoch mit entſprechender Preis⸗Er⸗ höhung, übernommen und nehmen Beſtellungen darauf an. H. Arnoldi in Gotha. dDieſem Hefte iſt gratis beigegeben: 1) Catalogue de l' Etablissement Horticole du M. Ambroise Verschaffeit a Gand. 241 Das Düngen und Begießen des Weinſtockes. In neuerer Zeit hat man gefunden, daß der Grund der Traubenkrankheit in dem Mangel des Bodens an gewiſſen mineraliſchen Beſtandtheilen liege und das Uebel, welches ſo nachtheilige Folgen auf die Weinſtöcke geäußert, ganz unverkennbare Symptome einer Erſchöpfung des Bodens zeige und nichts anders als ein Verhungern ſei. Die Gartenkunſt hat den Forſchungen der Chemie ſchon ſo Vieles zu danken und die Gärtner können daher nichts Beſſeres thun, als eifrig Hand ans Werk mit zu legen, das dem verheerenden Uebel der Weinkrankheit Einhalt thun könnte. Abgeſehen nun davon, daß jeder einzelne Weinzüchter dahin ſtrebt, geſunde, ſchmackhafte Trauben an feinen Stöcken zu erziehen, ſo liegt es ja im allge— meinen Intereſſe, auf den größern Betrieb der Weinkultur das Augenmerk zu richten, um Weinbergsbeſitzern die Ernte zu ſichern. Der Erſchöpfung des Bodens und dem Verhungern der Weinſtöcke nach— zukommen, wäre es nöthig, ihnen durch Düngung und durch Gießen neue Nahrung zuzuführen. Ich will hier nur von dem Düngen mit animaliſchen Beſtandtheilen reden, da ich eine Düngung mit mineraliſchen bis hieher ſelbſt noch nicht am Weinſtocke ausgeführt habe. Die Düngung aber mit kräfti— gem Kuhdünger, das Begießen des Weinſtockes an den Wurzeln und das Bes ſpritzen der Blätter habe ich verſucht und die günſtigſten Reſultate dabei erfah— ren. — Es wird daher nicht am unrechten Orte ſein, das Capitel des Wein— baues hier um einige Andeutungen zu vermehren. Sollen ältere Weinſtöcke für die Dauer geſunde Früchte zeigen, ſſo iſt es nöthig, den Reben durch Düngung neue Kraft zuzuführen, da dieſelben mit den Trauben im innigſten Verhältniſſe zu einander ſtehen. Man grabe daher im Frühjahr, ſobald ſich die Erde zum Graben tauglich zeigt, friſchen Kuh— dünger ſo um die Stöcke herum, daß die Wurzeln nicht unmittelbar davon berührt werden. — Dieſe Arbeit kann man an Stöcken, die ſchon lange auf einer Stelle geſtanden und den Boden um ſo mehr ausgeſogen haben, alle Jahre wiederholen und jo den Weinſtocken ſtets erneute Kraft zuführen. — Bei jüngern Stöcken, die erſt wenige Jahre ſtehen, iſt es nicht nothwendig, da man neu zu ſetzende Weinſtöcke in gut rigolten Boden zu ſetzen hat, dem man eine Unterlage von Kuhdünger giebt, wodurch die jungen Stöcke in den erſten Jah— ren ihre volle Nahrung finden. Tritt während des Sommers eine Trockenheit ein, die ſich auf die ganze Pflanzenwelt fühlbar macht, ſo ſchreite man zu dem Gießen der Weinſtöcke und wähle hierzu die ſpäten Abend- und frühen Morgenſtunden; doch nehme man Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. j 16 242 zu dieſer Arbeit kein zu kaltes Waſſer, da durch das ſchroffe Verhältniß zwiſchen dem kalten Waſſer und der erwärmten Erde eher Nachtheile als Vor— theile für den Stock entſtehen können. — Namentlich würde das Gießen im Auguſt von Nutzen ſein, da hierdurch kräftige Reben für das künftige Jahr gewonnen werden, von denen man eine gute Ernte erwarten kann. Nebenbei iſt es von Vortheil, die Blätter während der trockenſten Zeit Abends oder früh Morgens zu beſpritzen, was leicht bewerkſtelligt werden kann, wenn man von einer Leiter vermittelſt einer Gießkanne mit Brauſe den ganzen Stock von oben mit abgeſtandenem Waſſer begießt. — Eine Handſpritze und bei ausgedehnter Cultur eine kleine Druckſpritze würden dieſe Manipulation ſchneller und leichter noch ausführen. — Jedweder Staub, der ſich namentlich auf den Blättern der Weinſtöcke erzeugt, welche an Gebäuden unter der Traufe ſo ſtehen, daß ſie nicht vom Regen getroffen werden, verhindert die Einwirkung des Lichtes und der Wärme, was der Traube zum Nachtheil gereicht und dadurch das Erwünſchte, eine ſüße ſaftige Traube, nicht erzielt werden würde. 5 | L. Schröter. — Das Heften der Spalierbäume. Man kann nicht leugnen, daß von vielen Gärtnern die Obſtbaumzucht viel zu wenig ins Auge gefaßt wird, indem ſie meinen, daß dieſer Zweig der Gartenkunſt zu untergeordnet ſei, als daß ſich ein Kunſtgärtner recht damit abz geben könnte. Die Blumenzucht mag ja mehr anſprechen; wenn man aber die einzelnen Zweige der Gärtnerei, ſei es die Blumenzucht, die Baumzucht oder die Küchengärtnerei neben ihrer praktiſchen Ausführung auch von der theoretiſchen Seite ins Auge faßt, ſo gewahrt man bald, daß Jeder, mag er ſich einer Branche der Gartenkunſt zuwenden, welcher er wolle, auch vollſtändige Befrie— digung hierin finden kann. Ich will hier ein Wort über das Heften oder Binden der Spalierbäume, namentlich der Pfirſiche und Apricoſenbäume reden und eine Erfahrung mitthei- len, die vielleicht manchem jungen Gärtner von Nutzen fein kann. — Gewöhn— lich wird dieſe Arbeit im Frühjahre vorgenommen, ſobald es die Witterung erlaubt, die Winterdecke von den Väumen wegzunehmen. Die im Frühjahr manchmal noch ſpät eintretenden Fröſte ſchieben die Wegnahme der Winterdecke hinaus und das Anheften der Spalierbäume kann oft erſt dann geſchehen, wenn die Blüthenknospen ſchon ſehr angeſchwollen ſind und mithin leicht abbrechen. — Da habe ich nach meiner Erfahrung gefunden, daß das Heften im Herbſte einen weſentlichen Vorzug vor dem Frühjahrsheften hat. — Selbſt vom praktiſchen Standpunkte aus betrachtet, genießt man hier— durch Vortheile. — Es gehört zum ordentlichen Ausſchneiden alles trocknen Holzes und zum regelrechten Anheften der Spalierbäume viel Zeit und wo viele ſolche vorhanden ſind, kann man durch das Herbſtbinden ſehr vorarbeiten, wenn auch dann noch einige Bäume für das Frühjahr bleiben ſollten, falls ein zeiti— ger Winter oder ſehr rauhe, dieſer Arbeit ungünſtige Tage eintreten möchten. 5% 243 Die Arbeiten im Frühjahre häufen ſich fo und fo ſchon in den Gärtnereien auf und man hat einen großen Vorſprung gewonnen, wenn die Spaliere bis zum eintretenden Winter, wo man die Deckung vorzunehmen hat, ganz oder großentheils in Ordnung gebracht ſind. — In verzweigten Gärtnereien häufen ſich freilich auch die Herbſtarbeiten auf; dieſe laſſen ſich aber vielfach durch Arbeiter verrichten, während das Anheften der Spalierbäume immer die ge— ſchickte Hand eines ſachverſtändigen Gärtners erfordert. Das Ausſchneiden und Anbinden iſt ja keineswegs eine bloße willkürliche oder mechaniſche Arbeit, denn die Bäume ſollen weder unnöthig ihrer Zweige beraubt, noch ſo gebunden werden, daß die Zweige übereinander kreutzen; ein jeder Aſt und ein jeder Zweig ſoll ſeine Richtung und Lage haben und dem ſachverſtändigen Beſchauer wird ſchon in dem bloßen Anbinden verrathen, ob die Spalierbäume eine regelrechte Behandlung genießen. Da nun die gute Pflege und die richtige Behandlung in allen Zweigen der Gartenkunſt erſt die erwünſchten Reſultate geben, ſo iſt es um ſo erfreu— licher, wenn die verwendete Mühe durch reichen Erſatz belohnt wird. — Bei der Obſtbaumzucht wird die Freude ſchöner normaler Früchte nicht ausbleiben; ebenſo bei der Behandlung feiner Spalierbäume, wenn man weitere Mühen verwendet und ſich nicht verdrießen läßt, die Spaliere vor dem Heften der Bäume ordentlich zu reinigen und jegliches Ungeziefer zu vertilgen; auch habe man Obacht, ob ie Bäume nach dem Abblühen eines Begießens bedürfen, wo— durch die ſich daran befindenden Früchte mehr anſchwellen und ihre gehörige Größe erlangen. Bei anhaltender Trockenheit gieße man öfter, weil die Ra— batten vor den Mauern, auf denen Spalierbäume ſtehen, viel leichter ausdörren, als frei gelegene Beete; die Sonnenſtrahlen üben vor den Mauern ſo und ſo ſchon eine größere Wirkung und das Erdreich trocknet da um ſo leichter aus. Indem der Pfirſich- und Apricoſenbaum einer Deckung im Winter bedarf, die nicht nur warm halten, ſondern hauptſächlich zur Abhaltung des gar zu ſtrengen Froſtes, der nachtheiligen Abwechſelung des Sonnenſtrahles und des Nachtfroſtes dienen ſoll, ſo habe ich gefunden, daß Tannenreiſig beſonders hiezu geeignet und weſentliche Vortheile vor der Stroh- oder Rohrbedeckung hat. — Strohdecken haben einmal den Nachtheil, daß Mäuſe ſehr leicht darunter niſten und zum andern wohl nach öfterem Eintreten von naſſer Witterung viel Feuchtigkeit aufnehmen, was bei dem Tannenreiſig nicht vorkommen kann. — Selbſt bei dem Rohr iſt der beim Stroh vorkommende Nachtheil weniger zu befürchten. — Das Stroh mag wärmer halten; in ſtrengen Wintern kann es aber den Froſt auch nicht ganz und gar abhalten, was, wie ſchon erwähnt, ja nicht allein durch die Deckung bezweckt wird. Will man nun für die Dauer von ſeinen Spalierbäumen gute Erfolge erzielen, ſo iſt es nöthig, den Bäumen auch vollſtändig Raum zu gewähren und ſie nicht an zu niedrige Wände zu pflanzen, wo nach Verlauf mehrerer Jahre das Waſſer denn Rath ſchaffen muß. — Das kann aber nur auf Koſten des Baumes geſchehen. — Die Bäume müſſen ihre völlige Freiheit genießen und nur das trockne und quer über einander gewachſene Holz darf abgeſchnitten werden. Ein übermäßiges Abſchneiden geſunder Zweige würde eine Stockung des Saftes in Bäumen hervorrufen und dieſe Störung zu dem ſo nachtheilig werdenden Uebel des Harzfluſſes jedenfalls Veranlaſſung mit geben. — Da 165 244 8 nun aber Pfirſich- und Apricoſenbäume ſich beſonders zu dem Harzfluſſe neigen, ſo iſt es um ſo mehr nöthig, unnütze Wunden zu vermeiden, weil eine Ueber— handnahme derſelben das Uebel beſchleunigen und zum Ende den Tod der Bäume mit ſich bringen würde. L. Schröter. EUER ID ET 2 Die künſtleriſche Bedeutung des Gebäudes in der „Garten Anlage. Von H. Uliſch. Dieſe für den Gartenkünſtler ſo wichtige Angelegenheit hat von jeher die Aufmerkſamkeit auf ſich gezogen und es möchte erwünſcht ſein, durch eine belehrende Unterſuchung den Verſuch zu machen, der Klarheit ſo nahe zu kom— men, als möglich. Die Anſichten theilen ſich in zwei Richtungen, von denen die erſte behauptet, daß das Gebäude als vollendetes Kunſtwerk ſeiner ſtreng ſymmetriſchen (ebenmäßigen) Verhältniſſe wegen gar nicht in die Gartenanlage paſſe, ſondern man müſſe eine freie Gruppirung von Gebäudetheilen oder von Gebäuden anwenden, wie ſie die italieniſche Villa, das normänniſche Gebäude u. ſ. w. zeigen. Die andere Richtung glaubt, daß das Gebäude als reines Kunſtwerk in der Gartenanlage ſich beſſer ausnehmen müſſe, als irgendwo anders. Wollen wir nun der Wahrheit nahe kommen, ſo möchte es zweck— mäßig ſein, zu betrachten, ob die Symmetrie, welche uns ſtört, am Gebäude als ächtes Kunſtwerk nothwendig ſei. Daß Symmetrie (Ebenmaß) überhaupt ſchön ſei, bedarf wohl keines Beweiſes, denn wir finden ſie in der Natur vertreten. Symmetrie nun iſt das Verhältniß, in welchem die Theile eines Ganzen zu demſelben nach einer beſtimmten Zahl und einem beſtimmten Maße auftreten. Iſt die Zahl eine gerade, ſo nennen wir das ſymmetriſche Verhältniß ein gerades, iſt die Zahl ungerade, ſo iſt auch das Verhältniß ein ungerades. In dieſen beiden Ver— hältniſſen find die durch die Zahl bedingten Theile einer dem andern genau durch das Maß einander ganz gleich zu machen und alles, was meßbar iſt an dem einem Theile muß, genau dem Meßbaren an den anderen Theilen gleich ſein. Und nicht allein dies iſt nöthig, ſondern die Maße der einzelnen Theile im Verhältniſſe zum Ganzen müſſen, ſowohl wie die Zahl, bei jedem Theile des Ganzen dieſelben ſein, denn dies beſtimmt die Stellung und Form oder den Grundriß und die Anſicht. Nun kennen wir zwar nach Erfahrung der ſymmetriſchen Verhältniſſe mehrere, nämlich ein ſymmetriſches Ganzes, deſſen Theile ſymmetriſch (ebenmäßig) ſind und ein ſymmetriſches Ganzes, deſſen Theile nicht ſymmetriſch ſind, immerhin jedoch bleibt das Verhältniß zum Ganzen inſofern die Hauptſache, als daſſelbe in obiger Weiſe nach Zahl und Maß beſtimmt ſein muß und es folgt daraus, daß dasjenige ſymmetriſche Ganze, welches aus ſymmetriſchen Theilen besteht, die reinſten ſymmetriſchen Verhältniſſe beſitzt. Der Grundſatz alſo, daß ſymmetriſche oder nicht ſymmetriſche Gegen— ſtände, welche Theile eines ſymmetriſchen Ganzen ſind, müſſen ſymmetriſch ge— ordnet ſein, wenn das Ganze den leiſeſten Anſpruch auf Schönheit haben ſoll, = 245 iſt unantaſtbar. Nur durch das Weſen der Symmetrie iſt dieſelbe ſchön, wie im umgekehrten Falle die Freiheit der Landſchaft nur dann ſchön iſt, wenn die Bedingungen, unter denen dieſelbe frei iſt, ungeſtört vorhanden ſind. Neh— men wir nun an, daß die Baukunſt zu irgend einem Gebäude in der Anſicht die Zahl 4, 5, 6 u. ſ. w. gewählt und daher als Grundfigur das 4, 5, 6⸗Eck unterlegt habe, fo tritt mit dieſer Zahl zugleich das Maß der Theile im Verhältniß zum Ganzen auf. Es kann alſo z. B. das Viereck, was deſſen Anſicht betrifft, nicht in zwei ungleiche Hälften getheilt werden, weil ſonſt das Maß nicht in dem bedingten Verhältniſſe ſteht, denn es entſtehen zwei Vierecke von verſchiedener Form. Ferner müſſen alle Theile, welche dieſem Vierecke angefügt werden, durch die beſtimmte Zahl und das beſtimmte Maß vertreten ſein. Wird z. B. dem Viereck auf einer Seite ein Fünfeck angefügt, ſo muß auf der entſprechenden Seite nach demſelben Maße und derſelben Zahl eine andere Form angefügt werden, weil ſonſt das Maß und die Zahl des Theiles zum Ganzen nicht in dem bedingten Verhältniſſe ſtehen. Es kann alſo ein vollendetes Kunſtwerk, was die Baukunſt liefert nur ſymmetriſch ſein und zwar iſt dieß ſo unumſtößlich wahr, wie jede Wahrheit, die durch mathematiſche Schlußfolge erhalten wird, oder wollen wir im umgekehrten Falle annehmen, daß das Weſen der Symmetrie nicht zu ihrer Schönheit gehört? Diejenige Meinung alſo, nach welcher dem Beſitzer einer Gartenanlage ſymmetriſche Verhältniſſe des Gebäudes empfohlen werden, hat die Wahrheit für ſich, in— deſſen ſind Umſtände zu erwägen, welche uns Zweckmäßigkeit und Nothwendig— keit aufdringen. Geſetzt, das Terrain, welches uns zur Gartenanlage angewieſen ſei, be— ſitze keinen tauglichen Platz, ein Kunſtwerk in Form eines Gebäudes vortheil— haft dem Blicke darſtellen zu können oder die Form deſſelben ſei hügelich, gar felſig, ſo daß für Entwickelung der Symmetrie kein Raum vorhanden ſei, ſo ſind wir gezwungen ein nicht ſymmetriſches Gebäude zu empfehlen oder doch anzuerkennen, daß ein ſolches nicht abgewieſen werden kann, jedoch es ſind der ähnlichen Fälle ſo wenige, daß ſie vielleicht zu den Ausnahmen gezählt werden müſſen. Auch iſt eine ſolche Anlage nicht vollkommen in ihrer Art, denn zu einer ſolchen gehört unbedingt ſo viel ebenes und taugliches Terrain, als nöthig, ein ſchönes, entſprechend großes Gebäude aufſtellen zu können. Und wenn wir aus Willkühr oder der Zweckmäßigkeit wegen die Symmetrie des Gebäudes aufgeben, ſo opfern wir zugleich das Verdienſt und die Annehm— lichkeit ein ſolches als Kunſtwerk zu beſitzen. Daß übrigens die unſymmetri— ſchen Gebäude ſich mehr an die Freiheit der Landſchaft anſchließen, als ſym— metriſche, wird ſicherlich jedem einleuchten, nur muß man anerkennen, daß es nicht im Mindeſten im Charakter des Gebäudes als ſolchem liegt, um an ihn das Hinneigen zur freien Form als Vorzug erſcheinen zu laſſen, denn indem man die Schönheit der Symmetrie verläßt, nähert man ſich der Freiheit der Form, d. h. indem man das Schöne verläßt, huldigt man dem Unſchönen. Das Gebäude, wenn es dem richtigen Geſchmacke nach ſich als ein ſchönes zeigen ſoll, muß folgerecht mit der Landſchaft in Contraſt treten, denn Freiheit der Form iſt das Gegentheil von Symmetrie derſelben, und zwiſchen zwei Gegentheilen beſteht immer der ſtärkſte Contraſt, den man ſich denken kann. Iſt nun bei dem einen Gegentheil Symmetrie zur Schönheit unbedingt nöthig, 246 * wie dies oben von Gebäuden mathematiſch klar erwieſen iſt, ſo muß bei dem andern Gegentheil dasjenige ſchön ſein, was das Gegentheil von Symmetrie iſt, nämlich Freiheit der Form. Werden dieſe beiden Gegentheile zuſammen wahrnehmbar, ſo müſſen ſie die ſtärkſten Contraſte zeigen, wenn irgend Schön⸗ heit eine Wahrheit iſt. Der Satz, daß es ein Gewinn für die Landſchaft im Ideale ſei, wenn die Gebäude unſymmetriſch behandelt werden, iſt falſch und nichtig und Künſtler, welche dieſe Behandlung empfehlen, folgen einem Land— ſchafts-Ideale mit italieniſchen Villen u. ſ. w. und nicht dem Ideale der urſprünglichen Landſchaft. Eine wilde Landſchaft darf unſymmetriſche Gebäude zeigen, aber eine durch die Gartenkunſt behandelte nicht. Eine Kunſt darf das Unkünſtleriſche in einer andern Kunſt nicht unterſtützen. So ſehr man nun glauben ſollte, daß die Anwendung einer ſo klar er— wieſenen Wahrheit keine Schwierigkeiten machen ſollte, ſo iſt dennoch für den Gartenkünſtler hierbei ein anderer mit in Betracht zu ziehen. Dies iſt die Mode, denn fie trägt ein gutes Theil dazu bei, die unfymmetris ſchen Gebäude beliebt zu machen. Ihr Einfluß iſt ſehr zu berückſichtigen, weil die kaum erkannte, im früheſten Zuftinde des Entſtehens ſich befindende Gartenkunſt dadurch ſehr leiden kann, daß die Theilnahme des Publikums für ſie durch ein heftiges Aufdringen der von ihm noch nicht ganz verſtandenen Grundſätze vermindert wird. Für die Ueberzeugung des denkenden Garten— künſtlers kann dies jedoch keine Klippe ſein, denn er folgt, wie oben gezeigt iſt, einer nicht zu verkennenden Richtſchnur, die ihm von unumſtößlichen Grund⸗ ſätzen an die Hand gegeben iſt. Er kann daher ſehr wohl beurtheilen, wie weit er die Mode zu beeinfluſſen und wie weit er ihr zu folgen, ohne Son⸗ derling oder Schwächling zu ſein. Die Summe der Wahrheit nun, welche für N Thema aus dem Ge jagten hervorgeht, iſt: 1) daß das Gebäude als Kunſtwerk ſymmetriſch (ebenmäßig) ſein muß, 2) der Satz, daß die Landſchaft im Ideale ein unſymmetriſches Gebäude bedinge, iſt falſch, 3) indem wir nicht umhin können, unſymmetriſche Gebäude in der Gars tenanlage für dieſe Zeit zu empfehlen, weichen wir dem Einfluſſe der jetzt herrſchenden Mode. Von ganzem Herzen wünſchend, daß die Wahrheiten, welche eben ausge— ſprochen wurden, die rechte Würdigung erhalten möchten, muß der für die Gartenkunſt Beſorgte mit Nachdruck diejenigen Gartenkünſtler aufzumuntern ſtreben, welche bisher mit regem Eifer, wenn auch auf falſcher Bahn arbeiteten. Mögen ſie es ſich nicht verdrießen laſſen, durch ſtets bereites Anerkennen neu gefundener Wahrheiten einer in einer bedeutenden Zeit entſtehenden Kunſt zu nützen und mögen ſie begreifen, welche hohe Ehre es iſt, bei Entwickelung derſelben ſich in würdiger Weiſe betheiligen zu können. 5 247 Die ig Bedeutung der Vaſe, Laube . 1. w. in der Garten⸗Anlage. Von H. Uliſch Indem man den Satz ausſpricht, daß die Stellung der Gewächſe dem Gartenkünſtler durch ſein Ideal vorgeſchrieben iſt, könnte ſehr leicht die Mei— nung angeregt werden, daß es nicht erlaubt ſei mit Gewächſen bepflanzte Vaſen, damit bekleidete Laubengänge, Veranda's u. ſ. w. in der Gartenanlage anzuwenden. Die Vaſe z. B. werde vom Baumeiſter ſehr häufig zu ſym— metriſchen Auf- und Zuſammenſtellungen benutzt und es werde auf dieſe Weiſe gegen obigen Satz verſtoßen. Wenn man indeſſen betrachtet, daß die Vaſe ein richtiges Kunſtwerk iſt, weil darin einem Stoffe zu einem beſtimmten Zwecke nach gewiſſen Kunſtgeſetzen eine Form gegeben wird, wie ſie ſich in einem anderen Material nicht beſſer ausdrücken läßt und daß die Beſtimmung darauf hinausgeht, eine Pflanze in ihrer möglichſt ungeſtört entwickelten Form hinein- zupflanzen, ſo erhält jene Meinung eine andere Form. Nur muß man dabei nicht einen Augenblick vergeſſen, daß die Vaſe mit der Pflanze und nicht die Pflanze mit der Vaſe in das ſymmetriſche Verhältniß gehört. Die Vaſe bildet mit der Pflanze ein künſtleriſches Ganzes und letztere ſteht darin, um durch den Contraſt der freien Form mit der entſprechenden ſymmetriſchen Form der Vaſe die freie ſowohl, als die ſymmetriſche Schönheit zu erhöhen. Es ſteht daher dem Baukünſtler zu, über die bepflanzte Vaſe ebenſowohl zu verfügen, wie über die unbepflanzte, aber es kommt Niemand zu, die Geſtalt der Pflanze nach eignem Gutdünken zu ändern, denn dieſelbe iſt in einem Zuſtande, der von allen Künſtlern ſeiner Hoheit wegen wohl erſtrebt, aber nie erreicht wird. Die Gärtnerei iſt bemüht, ihr durch ein geeignetes Kulturverfahren eine Ent— wickelung zu geſtatten, welche die Freiheit der Schönheit am geeignetſten zeigt. Wenn größere Vaſen bepflanzt werden oder wenn es dem Baukünſtler beliebt, größere Zuſammenſtellungen von Vaſen, Springbrunnen u. ſ. w. zu machen, von denen er wünſcht, daß Gärtnerei und Gartenkunſt ihn unterſtützen, ſo iſt es immer ſtreng zu beachten, daß die Pflanzeu in möglichſt freier, idealer Form erſcheinen. Keine Symmetrie oder gar der Symmetrie ſich nähernde Formen dürfen laut werden und alles, was ausſieht, wie mit der Scheere zuge— ſchnitten, iſt nicht ſtatthaft. Wenn man dieſem fo wahren und richtigen Grundſatze bei allen Decorationen mit Topfpflanzen u. dgl. mehr folgte, ſo würden dieſelben wirkungsvoller ſein, als man ſie immer noch zu häufig ſieht, indeſſen gehört mehr Erfahrung, Uebung und Geſchmack dazu, das Richtige zu treffen und ſich den Extremen nicht zu ſehr zu nähern, als Laien oder weniger damit Beſchäftigte glauben. Aber man darf nicht erlahmen bei ſolchen Ar— beiten und muß immer und immer wieder verſuchen, bis man eine Form ge— funden hat, welche in ihrer Freiheit den Verhältniſſen angemeſſen iſt. Es iſt dies eine Forderung, welche man im Intereſſe der Kunſt an jeden ſtrebſamen Gärtner der Neuzeit mit Recht ſtellen kann. Ganz ähnlich, wie mit der Vaſe verhält es ſich mit Lauben, Lauben⸗ gängen, Veranda's, Pergula's u. ſ. w. Sie haben ſtets einen gewiſſen bau⸗ künſtleriſchen Werth und müſſen als Baukunſtwerke ſtreng gewürdigt werden und die Schlingpflanzen, welche daran gepflanzt werden, ſollten nie zu ängſt— lich befeftigt werden. Die Lauben, Veranda's oder wie ſonſt das Bauwerk 248 1 heißen mag, ſollte nie ganz bedeckt werden und die Schlingpflanzen ſollten bis zu einem gewiſſen Grade ganz natürlich wachſen, damit dem Auge durch die freie, natürliche Form der Pflanzen mit der ſymmetriſchen des Bauwerks ein angenehmer Contraſt bereitet werde. Es iſt nöthig, hierbei die Idee feſt— zuhalten, daß die Laube, Veranda u. ſ. w. der zu zierende und nicht der zu verdeckende Gegenſtand iſt. Sollte freilich ein ſolches Bauwerk geſchmackl los ſein, ſo dürfte es erwünſcht erſcheinen, daſſelbe ganz zu verdecken, jedoch dürfen auch in dieſem Falle die Schlingpflanzen nicht heckenmäßig geheftet werden, ſondern müſſen, ſoweit es die Zweckmäßigkeit geſtattet, frei herumhängen. Auch hiergegen wird gar zu häufig gefehlt und ein gewiſſes Ordnungsgefühl, das dem Gärtner aus früheren Jahrhunderten her überliefert iſt, leidet ein lied er— liches Herumhängen der läſtigen Ranken nicht. Die Aengſtlichkeit, von der Herrſchaft wegen Verwendung der Zeit und mangelnden Ordnungsſinnes zur Rechenſchaft gezogen zu werden, iſt leider gewöhnlich nicht ohne Grund A . N Die Zuläſſigkeit der Anwendung des Springbrunnens iſt nicht zu be— zweifeln, denn die Form des Waſſers, welche ihn charakteriſirt, iſt durch, wenn auch nur ſpärlich vorhandene, Naturſcenen vertreten. Seine ſtets ſenkrecht ſtehende Waſſerſäule macht aufmerkſam darauf, daß man ihn in der Nähe ſym— metriſcher Verhältniſſe ebenfalls ſymmetriſch behandle. In der Landſchaft bildet er einen nicht zu läugnenden Contraſt. Was die übrigen künſtleriſchen Arten der Form des Waſſers betrifft, fo gehören fie ſämmtlich, wie die bepflanzte Vaſe in das Gebiet der Baukunſt und ſind um ſo ſchöner, je mehr ſie ſich der Einfachheit und Natur des Waſſers bequemen. Eine Bemerkung über die Wege und ihre Form dürfte hier am rechten Orte ſein. Manche glauben, man müſſe, um folgerecht zu handeln, die Nach— ahmung jener in der rohen Landſchaft zu findenden Stege und Fahrwege an— erkennen, wenn man bei der Gartenkunſt das Ideal der Landſchaft anerkenne und man ſei gezwungen, dieſelben mit in das Ideal zu begreifen. Indeſſen iſt die urſprüngliche Landſchaft d. h. die Landſchaft ihrem Weſen nach, welche allein zu einem Ideale fähig iſt, nicht wandelbar und nur das, was unbedingt zur Landſchaft gehört, findet Berückſichtigung. Da aber jene Stege und Fahrwege durch Kunſt geſchaffen und nicht von der Natur herrühren, ſo dürfen ſie nicht mit in das Ideal begriffen werden. Die Form, welche ſie erhalten haben, rührt von dem Einfluſſe her, welche die Bodenfläche (die Erdoberfläche) des Ideales, nämlich die Wellenlinie, ausuͤbt. Den hochſtämmigen Roſen mit angebrachten Feſtons und Guirlanden, der Orangerie in der gewöhnlichen Form, den hohen und niedrigen Hecken, den Buxbaum⸗Gruppen und Parterres, den ſymmetriſchen Figuren irgend einer Art iſt durchaus keine künſtleriſche Begründung und Bedeutung abzugewinnen und wie ein verſtändiger Gartenkünſtler ſie, als im Ideale begriffen darſtellen will, iſt nicht wohl zu erdenken. Möge man doch ernſtlich beachten, daß eine Thä— tigkeit, welche bei vorhandenem Ideale gegen daſſelbe gerichtet it, unmöglich eine Kunſtthätigkeit oder Kunſtleiſtung genannt werden kann. 249 Schluf:-Detrachtungen von H. Uliſch. Es iſt für einen Schriftſteller, welcher mit der Vertretung einer Mei— nung vor dem Publikum erſcheint, die wenig Anhänger hat, durchaus nicht einerlei, wie er von ſeinen Leſern verſtanden wird, beſonders wenn die Form ſeiner Ausdrucksweiſe durch Raum u. ſ. w. bedingt iſt und er ſieht mit einer gewiſſen Bangigkeit dem Ergebniß entgegen, welche in dem Gefühle der eignen Unzulänglichkeit wurzelt. Wiewohl es nun in einem ſolchem Falle das Ge— rathenſte ſein möchte, den Lauf der Angelegenheit ruhig ſich ſelbſt zu über— laſſen, ſo ſcheint es doch obigem Verfaſſer geboten zu ſein, wenig— ſtens in einer Beziehung dem Vorurtheile vorzugreifen. Wer die Auf— ſätze desſelben, welche in dieſer Zeitſchrift erſchienen ſind, geleſen hat, könnte leicht zu der Meinung verführt werden, als wünſche er einen ebenſo plötzlichen unmittelbaren Einfluß auf den Gang der Gartenkunſt auszuüben, als ſeine Beweisführung und Darſtellungsweiſe Entſchiedenheit blicken laſſe. Obgleich an verſchiedenen Stellen ausdrücklich erwähnt iſt, daß vorſichtig der Einfluß der Mode, den ſie unabweislich geltend macht, zu beachten iſt, ſo iſt es den— noch aus mehr als einem Grunde räthlich, nochmals allen Ernſtes darauf aufmerkſam zu machen, daß man ſich nicht beſtrebe, etwas umſtoßen zu wollen, bevor man für das Umzuſtoßende etwas anerkannt Beſſeres als Erſatz hat. Es iſt die Anſicht des Verfaſſers, daß man z. B. die Figuren und Parterres zwar ſoviel, wie möglich beſchränke und ihnen eine Form gebe, die möglichſt einfach und wenig ſteif ſei, daß man aber gezwungen ſei, ſie ſo lange als nothwendig anzuerkennen, als noch keine genügende freie Form zu ihrem Er— ſatze erfunden iſt. Hingegen wünſcht er mit der größten Entſchiedenheit gegen diejenigen Schriftſteller zu wirken, welche es für eine Unmöglichkeit erklären, eine genügende freie Form für Blumengruppen herſtellen zu können, welche doch im Ideale der Kunſt enthalten iſt. Schon darin liegt für diejenigen, welche dieſe Anſicht verfechten, ein Beweis der Unzugänglichkeit, daß ſie über die Leiſtungen einer Kunſt, welche noch im Entſtehen und den Men— ſchen noch ſo wenig bekannt iſt, ſo kurz abſprechen. Wenn ſie gründlich da— rüber nachdenken würden, was es zu bedeuten hat, wenn ſich unter den Men— ſchen die Wahrheit einer neuen, während der ganzen großen Zeitdauer, welche, das Gedächtniß einer Menſchheit umfaßt, verborgen und unbekannt geweſenen Kunſt, durchbricht und Wirkſamkeit zu erlangen ſucht, ſo würden ſie mehr Achtung vor einem Ideale und der Reinheit einer Kunſt ſchöpfen lernen, welche wie eben die Gartenkunſt, im Entſtehen iſt. Daß eine ſolche leicht verkannt werden kann, liegt in der Natur der Sache und es ſollte dies jeder, der über Gartenkunſt ſchreibt, wohl beherzigen. Zur Veröffentlichung der in jenen kurzen Aufſätzen ausgeſprochenen Mei⸗ nungen wurden deshalb die Spalten einer Zeitſchrift für Gärtnerei und nicht die Form eines abgeſchloſſenen Buches gewählt, weil auf dieſe Weiſe der Herd der Wirkſamkeit für die Gartenkunſt, die Künſtler ſelbſt, groß und klein, gebildet und ungebildet, gelehrt und nicht gelehrt, erreicht wurde. Da nun eine ſolche Zeitſchrift ſelten Raum und Leſer für größere Abhandlungen hat, ſo mußte die Ausdehnung der Aufſätze beſchränkt werden und aus dieſem Grunde iſt das auffallende Hinſtellen nackter Wahrheiten, wie z. B. die Sym- metrie des Gebäudes als Kunſtwerk, für die Kräfte des Verfaſſers nicht zu en 250 umgehen geweſen, trotzdem er wohl weiß, wie leicht er dadurch den Schein der Uebertreibung auf ſich lenkt. Wir leben in einer Zeit, in welcher es unkundige Schriftſteller bereits unternommen haben, mit Anerkennung und Beffall zu veröffentlichen, daß die Leiſtungen der reinen Gartenkunſt ein ss trem ſeien, welches uns aus den Irrthümern des vorigen Jahrhunderts u der franzöſiſchen Revolution überkommen ſei. Es liegt alſo wohl nichts Uebertriebenes darin, wenn man verlangt, daß man in einer ſolchen Zeit ſich und ſeine Kunſt ehre, daß man z. B. zwar die logiſch erwieſene Thatſache, die Wahrheit, offen anerkenne, aber bei der Anwendung derſelben ſeinen Mit— menſchen gegenüber vorſichtig verfahre? Oder iſt es zu viel, von einem Menſchen zu erlangen, daß er die Wahrheit anerkenne, ſie aber ihrer ſelbſt wegen ſchone? Iſt es ferner überſpannt, wenn Jemand die logiſch klar dar— gelegte Thatſache, daß ein Gebäude nur im ſymmetriſchen Zuſtande ſchön fein kann, für wahr ausgiebt und erwartet, daß man ſie anerkenne, ohne in der Praxis ſich dem Einfluſſe der Zweckmäßigkeit, des Zeitgeiſtes und der Mode zu entziehen? In der That. der Verfaſſer bedurfte dieſer in der Welt faſt unnütz ſcheinenden Wahrheit nur, um das Berhältniß der Gartenkunſt zur Baukunſt und umgekehrt deutlich zeigen zu können. So liegt es denn über— haupt mehr in der Abſicht des Verfaſſers, den einzig richtigen Weg, den die Gartenkunſt zu verfolgen hat, um ferner als Kunſt zu beſtehen, ſo klar und entſchieden wie möglich zu bezeichnen. Wie ſchwer es für den Gartenkünſtler iſt, dieſen Weg bei der Ausübung ſeiner Kunſt einzuhalten, iſt an verſchiedenen Stellen erwähnt und anerkannt, nur muß es erlaubt ſein, daß es als wün— ſchenswerth ausgeſprochen werde, daß der Künſtler mit Bewußtſein vom rechten Wege abweiche und bei allen ungünſtigen Einflüſſen, welche der Kunſt von außen her drohen, genau wiſſe, wie weit er abzuweichen habe. Keine Kunſt wird in ihrer Reinheit ausgeübt, indeſſen, wenn es überhaupt darauf ankommt, daß man vom rechten Wege abzuweichen hat, ſo iſt es unerläßlich, daß man denſelben kenne und wenn man mit dem klaren Wunſche abweicht, daß man ſobald wie möglich wieder dahin zurückgelange, wie dies bei jedem wahren Künſtler nicht anders ſein kann, ſo iſt es erforderlich, daß man nie verſäume, denſelben hinreichend im Auge zu behalten. Alſo die Feſtſtellung gewiſſer Kunſtgrundſätze, gegründet auf ein Ideal, welches in der urſprüng lichen Landſchaft fußt oder doch wenigſtens die Anerkennung der Nothwendigkeit, daß dergleichen Grundſätze feſtgeſtellt und pünktlich befolgt werden müſſen, das iſt es, was der Verfaſſer darzulegen ſucht. Außerdem liegt es in dem Zwecke dieſer Aufſätze, das Nachdenken jedes Gärtners mehr auf das Weſen der Gartenkunſt zu lenken und dieſelben zu veranlaſſen, mit ihren Meinungen an die Oeffentlichkeit zu treten, ohne Scheu zu haben, als könnten ſie ſich dadurch lächerlich machen, daß ſie einen Irrthum ausſprechen. Ein Irrthum bei der Größe eines ſolchen Zweckes, der mit ſo geringen wiſſenſchaftlichen Mitteln erreicht werden ſoll, kann einem Gärtner gewiß nicht zum leiſeſten Vorwurfe gereichen und ein williges Aner- kennen einer bisher noch nicht begriffenen oder erkannten Wahrheit, das den Menſchen überhaupt ehrt, kann ihm um ſo leichter werden. Auch würde aus dieſem Grunde alle Gereiztheit über das Mehr- und Beſſerwiſſen, welche unter Schriftſtellern und Künſtlern ſich einſchleichen könnte, als vollkommen grundlos 251 erſcheinen und fie würde in entfprechender Weiſe ein ungeregeltes Gefühl ſein, wie es ein ungeregelter Geſchmack iſt, Hecken u. ſ. w. für ſchön zu halten. Es iſt bei dem Reichthume des Materials, der ſich dem Schriftſteller hier bietet, ſchwer die Feder aus der Hand zu legen, auch fällt es, je mehr man denkt, auf, wie dies und jenes könnte mißverſtanden oder wie aus irgend einem Satze könnte eine falſche Folgerung gezogen werden. Aber es iſt Zeit zu ſchließen und nochmals die dringende Bitte auszuſprechen, daß man doch ja der natürlichen Form der Blumengruppen mehr nachſpüre und ihr mehr Ge— ſchmack abzugewinnen ſuche, denn die Kunſt bedarf ihrer am nöthigſten. Wer— den auch Stimmen, ſelbſt gewichtige laut dagegen, immer muß uns die Ueberzeugung, daß die freie, unebenmäßige Form der Blumengruppen in un⸗ ſerem Ideale enthalten iſt und es nur an unſerer eignen Unempfänglichkeit liegt, wenn ſie keinen günſtigen Eindruck auf uns machen oder unſere eigne Ungeſchicklichkeit es iſt, wenn wir keine ausreichende Form erfinden können, auf den rechten Weg zurückführen. Entſtehen wird dieſe Form, ſo gewiß, wie es eine Gartenkunſt giebt! de ere SEE Pflanzenmodelle, ein neues Hilfsmittel des botaniſchen Studiums. Von Dr. Ferdinand Cohn in Breslau. Der Unterricht in der ſyſtematiſchen Botanik ſtellt ſich die Aufgabe, dem Zuhörer die Mannigfaltigkeit der Formen, wie ſie ſich in den natürlichen Pflanzenfamilien darſtellen, anſchaulich zu machen; hierbei tritt aber die Schwie— rigkeit entgegen, daß das Auge des Anfängers nicht geübt iſt, die zahlloſen Verſchiedenheiten, wie fie ſich insbeſondere im Bau der Bluüthen zeigen, aufzu— faſſen und im Gedächtniß feſtzuhalten, da die meiſt geringen Dimenſionen der— ſelben die charakteriſtiſchen Unterſchiede nicht ſcharf genug hervortreten laſſen. Beſchreibungen und Abbildungen ſind in dieſer Beziehung nur unzulängliche Hilfsmittel; ebenſo geben die Herbarien nur die verſtümmelten Formen, laſſen aber die Feinheit des Baues, auf die es doch bei der Charakteriſtik der ein— zelnen Familien ankommt, nicht mehr erkennen; die lebenden Pflanzen ſelbſt aber zur Erläuterung zu benutzen, iſt ſelbſtverſtändlich nur in der kurzen Zeit ihrer Blüthe, im Winter aber gar nicht möglich. Da die Entwickelung der Blüthen ſich nach den klimatiſchen Bedingungen nicht aber nach dem Pflanzen— ſyſteme richtet, ſo läßt ſich die Demonſtration der friſchen Blumen niemals mit einer methodiſchen Darſtellung verbinden. Dieſem Uebelſtande abzuhelfen find die Modelle beſtimmt, welche auf meine Anregung Herr Apotheker Lo hr meyer hierſelbſt, zunächſt für die Pflanzenfamilien der deutſchen Flora, gütigſt angefertigt hat. Von dem größten Theile der einheimiſchen Pflanzenfamilien ſind eine oder mehrere Blüthen, welche als Typen betrachtet werden können, in ſehr ſtark vergrößertem Maßſtabe ausgeführt, ſo daß ſie von größerer Ent— fernung aus deutlich betrachtet werden können. Die Modelle ſind durchaus naturgetreu, unter Berückſichtigung aller inneren morphologiſchen Details und in den natürlichen Farben mit künſtleriſcher Eleganz und wiſſenſchaftlicher Ge— 252 nauigkeit angefertigt; als Material ift Holz und Kork für das Blumengerüſt (Fruchtknoten, Receptaculum ꝛ.), ſtarker, mit farbigem Papier überzogener Karton für die Blattorgane benutzt, welche, um die oft jo complieirten Krüm— mungen feſtzuhalten, auf dünne, am Feuer gebogene Fiſchbeinſtäbchen feſtgeleimt ſind. Auf dieſe Weiſe vereinigen die Modelle ein gefälliges und dabei natur— wahres Aeußere mit großer Dauerhaftigkeit. Wo die Stellungs- und Formen- verhältniſſe der Blüthenorgane ſich nicht ohne Weiteres auf den erſten Blick deutlich machen, wie z. B. bei Compoſiten, Asclepiadeen, Orchideen, Gräſern ꝛc., ſind die Modelle zum Auseinandernehmen eingerichtet, jo daß dadurch auch der innere Bau klar wird; in einzelnen Fällen (Labiaten, Umbelliferen, Geraniaceen ꝛc.) ſind auch für die Früchte beſondere Modelle angefertigt worden. Es wird durch dieſe Modelle auch dem ungeübteſten Auge der Sinn für die im ſtufenweiſen Aufbau der Vegetationsformen ig den verſchiedenen Familien ſich darſtellenden Geſetze erſchloſſen, das Intereſſe für dieſelben erweckt und das Studium an der lebenden Pflanze vorbereitet; für kleine unſcheinbare Blüthen (Coniferen, Gramineen ꝛc.) bieten dieſelben einen durch Nichts zu erreichenden Vortheil. Nur dem uneigennützigen und hingebenden Eifer und der ungewöhnlichen techniſchen Begabung des Herrn Lohmeyer, welcher ſeine ganze freie Zeit dieſer Aufgabe widmete, verdanken wir die Herſtellung dieſer Modelle in verhältniß— mäßig kurzer Zeit, welche meines Wiſſens bisher noch nicht ihres Gleichen haben, da ſelbſt das Muſeum im Kew Garten keine ſolche Sammlung befigt, und auch in der berühmten Sammlung botaniſcher Wachspräparate im Museo della storia naturale zu Florenz nur anatomiſche Verhältniſſe dargeſtellt ſind; wir dürfen jedoch hoffen, daß bei der Nützlichkeit des Gegenſtandes eine Vervielfältigung derſelben für weitere Kreiſe zu ermöglichen ſein wird, welche für den botaniſchen Unterricht in den öffentlichen Lehranſtalten gewiß in hohem Grade förderlich ſein würde. Herr Lohmeyer iſt jetzt damit beſchäftigt, unter meiner Leitung auch die complicirten und zum Theil ſchwer erkennbaren Fruchtbildungsweiſen namentlich der Kryptogamen in ſtark vergrößerten Modellen nachzubilden. So iſt es dem— ſelben unter Andern gelungen, die Vorgänge der Befruchtung im Piſtill der Phanerogamen, wie den complicirten Bau der Archegonien und insbe— ſondere der Antheridien bei den Charen durch höchſt inſtructive Glasmodelle anſchaulich zu machen. Die Sammlung der Lohmeyer'ſchen Modelle iſt gegenwärtig in einem Auditorium der Univerſität zu Breslau, in einem von dem Curator derſelben, dem Oberpräſidenten Freiherrn v. Schleinitz ir gütigſt bewilligten Schrank zur Benutzung der Studirenden aufgeſtellt. Da es für etwaige Nachbildungen von Intereſſe ſein möchte, ein Verzeichniß der bisher angefertigten Modelle zu kennen, ſo laſſe ich ein ſolches hier nachfolgen. Verzeichniß der bis jetzt angefertigten Pflanzen-Blüthen-Modelle. Aus den Familien: die Repräſentanten: Characeae . g (ara vulgaris A. B. mas et fem. Nujadeae Jusos. Potamogeton gramineus L. Aroideae Jusos. Calla palustris L. Pistiaceae Rich. Typhineae A. Rich. Cyperaceae Juss. Gramineae Juss. . Juncaceue Agardh. . Alismaceae Rich. Butomeae Rich. . Melanthaceae R. Br.. Similacineae R. Br. Liliaceae Rich. Amaryllideae fr. "Briv. Jrideae Juss. Orchideae Juss. . Hydrocharideae Juss. . Nymphaeaceae Salisb. Tuxineue . Callitrichineae Car Salicineae Rich. Cupuliferae Rich. UÜrticeae Kunth. . Ulmaceae Mirb. Euphorbiaceae Juss. . Cucurbitaceae Juss. Aristolochieae Juss. Daphnoideae Vent. Laurineae Juss. Polygoneae Juss.. . Chenopodeae D. C. Plantagineae Juss. . Globularineae D. C. Primulaceae Vent... Scrophularineae R. Br.. Solaneae Juss. Labiatae Juss. Asperifoliae I. Gentianeae Juss. 4sclepiadeae R. Br. Ericineae R. Br. Vaceineae D. C. Campanulaceae Juss. . 253 Lemma minor L. Typha latifolia L. mas et fem. Care arenaria L. 0% pratensis L. Secale cereale L. Juncus lamprocarpus L. . Alisma Plantago L. Butomus umbellatus L. Colchicum autumnale L. Paris quadrifolia L. Lilium Martugon L. Galanthus nivalis L. Amaryllus formosissima L. Iris germunica L. Crocus sativus L. Orchis maculuta L. Stratiotes aloides L. mas et fem. . Nymphaea alba L Taxus baccata L. mas et fem. Callitriche stagnalis Scop. Salix alba L. mas et fem. . Fagus sylvatica L. mas et fem. Urtica dioica L. mas et fem. Ulmus campestris L. . Euphorbia Cyparissias L. Bryonia alba L. mas et fem. Asarum europaeum L. Daphne Mezereum L. Laurus nobilis L. NRumeæ obtusifolius L. Chenopodium allum L. Plantago media L. Grlobularia vulgaris L. Cyclamen europaeum L. Soldanella montana Willd. Pedicularis sylvatica L. Scrophularia vernalis L. Verbascum phlomoides L. Solanum Dulcumara L. Glechoma hederaceum L. Symphytum officinale L. Myosotis palustris L. Gentiana lutea L. Vincetoxieum officinale L. Chimophila umbellata Nutt. Vaccinium Myrtillus L. Campanula rotundifolia L. 254 Compositae Auct. Dipsaceae D. C.. Valerianeae D. G. Rubiaceae Juss. Caprifoliaceae D. C.. Lorantheae Rich. Araliaceae Kitt. Umbelliferae Juss. Ranunculaceae Juss. . Berberideae Venten. . Rutaceae Adr. Juss. Diosmeae R. Br. Geraniaceae A. St. Hill. Oæalideuae D. C. Malvaceae Kunth. . . Tiliaceae Kunth. Hypericineae Juss. . Lineue D. C. Ampelideae Küntk,, Acerineue D. C. Hippocastaneae D. 0. Polygaleae Juss, . Fumariaceae D C. Papaveraceae Rich. Cruciferae Juss. Resedaceae D. C. Cistineae Juss. Parnasseae E. Meyer Violarieae D. C. . Caryophylleae Juss. Sazifrageae Juss. . Crassuluceae D. C. Onagrariae Juss. Lytrarieae . . Ribesiaceae A. Rich... Amzygdaleae Juss. Rosaceae Juss. Pomaceae Juss. . Leguminosae Juss. Juglandeae A. Rich. . Arnica montana L. . Succisa pratensis Mönch. Valeriana officinalis L. . Galium Mollugo L. Rubia tinctorum L. Lonicera Caprifolium L. Sambucus nigra L. Viscum album L. mas et fem. . Hedera Helix I. Conium maculatnm L. und Samen. . Helleborus viridis L. Aquilegia vulgaris L. Delphinium elatum L. Aconitum Napellus L. . Berberis vulgaris L. . Ruta graveolens L. . Dictamnus albus L. - GeraniumphaeumL. u. Fruchtkapsel. . Ozxalis Acetosella L. Malou sylvestris L. Tilia grandifolia Ehrh. Hypericum perforatum L. Linum usitatissimum L. Vitis vinifera L. Acer platanoides L. . Aesculus Hippocastanum L. . Polygala vulgaris L. . Dicentra spectabilis Lem. Papaver Argemone L. . Brassica oleracea L. . Reseda odorata L. . Helianthemum vulgare Gaert. » Parnassia palustris L. Viola tricolor L. und Fruchtkapsel. . Dianthus Caryophyllus L. . Saxifraga granulata L. . Sedum acre L. » Fuchsia coccinea. . Lythrum Salicaria L. . Ribes rubrum L. * Prunus cerasus L. . Rosa gallica J. . Pyrus malus L. . Galega officinalis L. . Juglans regia L. mas et fem. Aspidium fili mas. Bryum elongatum. Jungermania. Equisetum. 255 Gartenbau⸗Vereine. Bremen. Wie alljährlich, fo fand auch die diesjährige Blumen- und Pflanzenausſtellung in der Reitbahn des Herrn Buchtenkirchen vom 23. bis 25. April ſtatt und war dieſelbe ebenſo reichhaltig wie geſchmackvoll arrangirt. Gleich beim Eintritt feſſelte den Blick ein Beet, aus welchem die an der Spitze aufgeſtellte Levkoyengruppe einen prächtigen Wohlgeruch entſandte. Auf der rechten Seite des Beetes befand ſich eine Gruppe vorzüglicher Pflanzen vom Herrn Conſul Smidt, in der namentlich herrliche Päonien ſich auszeichneten. Die Gruppe auf der linken Seite des Beetes beſtand aus den Pflanzen des Herrn A. W. Roter mundt, ſowohl aus blühenden als Blatt-Pflanzen. Vor— züglich war darunter eine Medinilla magnifica. Die Mitte der linken Seite des Ausſtellungslokals enthielt die Krone der Ausſtellung: eine höchſt impoſante Gruppe aus über 200 blühenden Pflanzen beſtehend, des Herrn C. L. Ka— rich, der auch der erſte Preis, die goldene Medaille mit Recht zuerkannt worden iſt. Aber auch die nächſtfolgende Gruppe, die des Herrn C. Kom- mer bot viel Schönes und verdient gleiche Anerkennung. Wendet man ſich von den Gruppen an dieſer Seite wieder nach der Mitte, ſo befindet man ſich vor den, auf jeder Frühjahrsausſtellung durch ihre Farbenpracht am meiſten ſich auszeichnenden Pflanzen, nämlich den Rhododendron und Azaleen, die hier in zwei halbkreisförmigen gegen einander angelegten Beeten vereinigt worden und von ausnehmender Schönheit waren. Der Raum in der Mitte dieſer beiden, in der glühendſten Farbenpracht ſtrahlenden Halbkreiſe war für einen Tiſch reſervirt, auf dem die Orchideen aufgeſtellt waren, von denen namentlich Vanda insignis, Cattleya Skinneri, mehrere Dendrobien u. dergl. ſich auszeichneten. Das Ende des ganzen Raumes wurde durch eine 10 —12 Fuß hohe Eſtrade gebildet, zu welcher auf beiden Seiten Stufen hinaufführen. Von dieſer Eſtrade hatte man einen überraſchenden Blick auf das ganze Arrange— ment, aber die Eſtrade war ebenſo ſinnig wie reich geſchmückt, wozu Herr F. J. H. Heincke durch eine Decoration der untern Wand der Eſtrade ‚ viel beigetragen hat. Uns wieder der Mitte zuwendend, treten wir vor die ſehr geſchmackvoll arrangirte Gruppe des Herrn F. A. Bremermann, deren Haupteffect aus Mangel an gute Beleuchtung leider etwas verloren ging. An Bouquets und Blumenkränze fehlte es gleichfalls nicht, die am Ein— gange des Lokals Platz gefunden hatten. Unter den Gemüſen war es wieder Herr H. Suling, der mit den Reſultaten ſeines vortrefflichen uud rühmlichſt bekannten Gemüſebaues überraſchte. Er hatte ausgeſtellt: Spargel, Bohnen, Erbſen, Kopfſalat, Carotten (ganz vorzüglich), neue Kartoffeln, Gurken, Rha— barber, Schwarzwurzel, Erdbeeren in 40 Töpfen, weiße Himbeeren u. dergl. Conſervirtes Gemüſe hatten die Herrn Hashagen und Behrens geliefert. Preisvertheilung. Das Preisrichter-Comité, aus den Herren Th. Ohlendorff aus Ham bei Hamburg, J. C. Kleine, Obergärtner Nagel, Ferd. Focke aus Ebs⸗ dorf und Dr. jur. Ch. Heineken beſehend, erkannte laut Preisprogramm folgenden Einſendungen Preiſe zu: 256 1. Für die beftarrangirte Gruppe, in welcher fich mindeſtens 200 blühende Pflanzen befinden müſſen, 1. Preis: die 8 Medaille En C. L. Karich; 2. Preis: 20 Thlr. Herrn J »Bremermann; Preis: 15 Thlr. Herrn C. Kommer. 2. Für 6 Sorten der ſchönſten Topfgewächſe im vorzüglichen Cultur- und Blüthenzuſtande, Preis: die ſilberne Medaille und 3 ½́ Thlr. Herrn Karich. 3. Für eine Collection von 12 Sorten Camellien in Blüthe, 1 Preis: die ſilberne Medaille und 5 Thlr. Herrn Karich: 2. Preis: 2½ Thlr. Herrn Bremermann. 8 4. Für 3 der neueſten Camellien in Blüthe, Preis: die ſilberne Medaille Herrn C. Kommer. 5. Für 8 Sorten der ſchönſten und beſtkultivirten indi⸗ ſchen Azaleen in Blüthe, 1. Preis: die ſilberne Medaille und 5 Thlr. Herrn H. Wätjen (Gärtner H. Dehle); 2. Preis: 21½ Thlr. Herrn Kar ich. 6. Für 6 der neueſten indiſchen Azaleen in Blüthe, Preis: die ſilberne Medaille und 5 Thlr. Herrn Conſul Smidt (Gärtner Herr Römer). 7. Für eine Collettion von 8 Sorten der ſchönſten und beſteulti⸗ virten Rhododendron in Blüthe, 1. Preis: die ſilberne Medaille und 5 Thlr. Herrn Karich; 2. Preis: 5 Thlr. Herrn H. W. Heins. 8. Für 4 der neueſten Rhododendron in Blüthe, Preis: die ſilberne Medaille und 5 Thlr. Herrn C. Kommer. 9. Für das ſchönſte neue Rhod. hybridum in Blüthe, Preis: 2½ Thlr. (ausgeſetzt von einem Freunde des Gartenbau-Vereins) Herrn Kommer. 10. Für eine Collection von 12 Sorten der ſchönſten Cinerarien in Blüthe, 1. Preis: die ſilberne Medaille und 2 Thlr. Herrn Karich; 2. Preis: 2½ Thlr. Herrn Conſul Smidt (Gärtner H. Römer). 11, Für eine Collection von 18 Sorten der ſchönſten Hyacinthen. in Blüthe, 1. Preis: die ſilberne Medaille und 5 Thlr. Herrn Karich; 2 Preis: 5 Thlr. Herrn Heins. 12. Für eine Collection von 12 der ſchönſten getriebenen Roſen in Blüthe, 1 Preis: die ſilberne Medaille und 5 Thlr. Herrn Karich; 2. Preis: 5 Thlr. Herrn Hashagen. 13. Für eine Collection von 12 Sorten der ſchönſten blühenden Frühlingsblumen in Töpfen, Preis: die ſilberne Medaille Herrn Kommer. 14. Für eine neue eingeführte, hier noch nicht ausgeſtellte blühende Pflanze, Preis: die ſilberne Medaille und 5 Thlr. fällt aus. 15. Für eine ausgezeichnete Culturpflanze in voller Blüthe, 1 Preis: die ſilberne Medaille und 5 Thlr. Herrn E. H. Wätjen (Gärtner H. Dehle); 2. Preis: 5 Thlr. Herrn Karich. 16. Für drei der ſchönſten Schlingpflanzen in vorzüglichem Kultur⸗ und Blüthenzuſtande, Preis: die filberne Medaille und 2½ Thlr. fällt aus. 257 17. Für den geſchmackvollſt arrangirten Korb mit abgefchnittenen friſchen Blumen, 1. Preis: die ſilberne Medaille Herrn Bauer, Gärtner bei Hrn. D. Warnecken; 2. Preis: 2½ Thlr. Herrn Karich. 18. Für das geſchmackvollſte gebundene Blumenbouquet, 1. Preis: die ſilberne Medaille Herrn Behrens, Gärtner bei Herrn Conſul Lohmann. 19. Für den ſchönſten Veilchenſtrauß, Preis: ſilberne Medaille fällt aus. 20. Für den ſchönſten Kranz von friſchen Blumen, 1 Preis: die ſil⸗ berne Medaille Frl. E. Kommer. 21. Für den ſchönſten Ballkopfputz von friſchen Blumen, den 2. Preis: 2½ Thlr. Frl. E. Kommer. 22. Für das beſte Sortiment von jungen Gemüſen, 1. Preis: die filberne Medaille und 12 ½ Thlr. Herrn Suling; 2. Preis: 7½ Thlr. Herrn Hashagen; 3. Preis: 5 Thlr. Herrn Behrens. 23. Für das beſte Sortiment von conſervirten Gemüſen, 1. Preis: die ſilberne Medaille und 2½ Thlr. Herrn Suling; 2. Preis: 2 ½ Thlr. Herrn Behrens. 24. Für die beſten Gurken, 1. Preis: die ſilberne Medaille und 2½ Thlr. Herrn Suling. N 25. Für die ſchönſten Spargel, Preis: die ſilberne Medaille Herrn Suling. 26. Für den ſchönſten Rhabarber, Preis: die ſilberne Medaille, Herrn Suling. 27. Für die beſten reifen Erdbeeren, 1. Preis: die ſilberne Medaille und 7½ Thlr. Herrn Suling. 2. und 3. Preis fällt aus. 28. Für 8 Sorten getriebene Sträucher fällt aus. Extra⸗Preiſe erhielten: 1. Für eine ſchön ae Gruppe: 10 Thlr. Herr Heineke. 2. Für eine Collection blühender Pflanzen: die ſilberne Medaille und 5 Thlr. Herr C. H. Wätzjen, Gärtner Herr Dehle. 3. Für eine Collection Pflanzen: die ſilberne Medaille und 5 Thlr. Herr Conſul Smidt, Gärtner Herr Römer. 4. Für eine desgleichen: die filberne Medaille und 10 Thlr. Herr Rotermund, Gärtner Herr Lüdeking jun. 5. Für eine Gruppe tropiſcher Gewächſe: die ſilberne Medaille und 10 Thlr. Herr C. H. Wätjen, Gärtner Herr Dehle. 6. Für eine neueſte Pflanze: die ſilberne Medaille Herr Heins. — . — Breslau. Die Blumenausftellung-in der ſtädtiſchen Turn⸗ halle. Je länger in dieſem Jahre der Frühling zögert, Gärten und Wieſen mit Blumen auszuſchmücken, deſto dankbarer müſſen wir der Section für Obft- und Gartenbau ſein, daß ſie uns dafür eine Entſchädigung durch die Ausſtellung bietet, welche ſie in der ſtädtiſchen Turnhalle (Berliner Platz, Eingang der Bahnhöfe) in dieſen Tagen veranſtaltet. Hier hält von Sonntag bis zum nächſten Mittwoch Flora große Cour, umgeben von ihrem reizenden Hofſtaat, und erwartet die Beſuche ihrer zahlreichen Verehrerinnen und Verehrer, die ſich Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 17 258 hoffentlich durch den weiten Weg nicht werden abhalten laſſen, ihre Huldigun⸗ gen darzubringen. Der lichthelle Saal iſt durch den Ordner der Section, Herrn Kunſtgärtner Erkel, der im ganzen Arrangement wieder ſeinen Ge⸗ ſchmack bekundet hat, in einen blühenden Garten umgewandelt worden. Läßt ſich auch der Einfluß des ungünſtigen Wetters nicht verkennen, da das Grün der Blattpflanzen diesmal über die bunten Blumenfarben offenbar den Sieg davongetragen hat, ſo bietet doch das Ganze einen überaus freundlichen Anblick; Fichtengehölz ſchließt nach allen Seiten die Ausfiht und giebt einen grünen Hintergrund zu den bunten Blumenbeeten, die in ſchön gezeichneten Linien ſich am Boden ausbreiten; hinten ſchließen Felſen einen Waſſerſpiegel ein, aus dem ein Springbrunnen ſeine Strahlen emporwirft. Links von der Eingangsthür, zu der eine improviſirte Fichtenallee führt, hat die ſtädtiſche Promenade (Stadt⸗ gärtner Loeſener) ihre Schätze ausgeſtellt, und wenn wir dieſen reihen Camel⸗ lienflor von dem Hintergrunde des immergrünen Gehölzes ſich abheben ſehen, drängt ſich uns unwillkührlich der Wunſch auf, es möchte durch den längſt dringend nothwendigen Bau eines zeitgemäßen ſtädtiſchen Gewächshauſes auf der Promenade unſerer Bevölkerung das ganze Jahr hindurch der bildende Genuß einer ſolchen Ausſtellung gewährt werden. Der botaniſche Garten (Inſpector Nees v. Eſenbeck) hat, dem wiffenfchaftlichen Charakter des berühmten Inſtituts entſprechend, vorzugsweiſe exotiſche Pflanzen von pharma⸗ ceutiſchem und techniſchem Intereſſe ausgeſtellt, die ſich freilich zum Theil auch vom äſthetiſchen Geſichtspunkt auszeichnen; namentlich reich iſt das himmliſche Reich der Mitte durch die Stammpflanze des chineſiſchen Grün (Rhamnus clorophorus), des Sternanis (Illicium anisatum), Reispapier (Aralia papyrifera) vertreten, fo wie die japaneſiſchen Inſeln durch die Mutterpflanze des japaneſiſchen Mooſes (Rhus succedanea), den japaneſiſchen Sumpf⸗ pfeffer (Fagara piperita), mit lichtgrünem Fliederlaub, die eßbare Eichel (Quercus glabra), die ſich hier in Geſellſchaft der ſüdeuropäiſchen Korkeiche (Quercus Suber) und des Maſtixbaumes Pistacia Lentiscus befindet. In düſterem unheimlichen Colorit iſt die auf einem Tiſche ausgeſtellte Blume des buntblättrigen Asarum japonicum, das zum erſten Male in Deutſchland blüht; eine ſehr alte Novität dagegen iſt der Cissus antaxetieus, eine vorz treffliche, in Rußland überall zur Bildung von Zimmerlauben gleich dem Epheu benutzte Schlingpflanze, die bei uns faſt unbekannt iſt. | Neben den neueften Garteneinführungen finden wir die vervollkommneten Werkzeuge moderner Gartenkunſt, franzöſiſche Baumſchulgeräthſchaften, vom Kunſt⸗ und Handelsgärtner v. Dabrizius eingeſendet. Nicht weit davon hat Graf Burghauß auf Laaſan (Gärtner Frickinger) eine Collection der mit Recht fo beliebten Alpenveilchen (Cyclamen), wie die für den Gau- men nicht minder verlockenden Frühgemüſe und Champignons ausgeſtellt. Nachdem wir die benachbarten Rhododendren des Herrn Wallenberg Pa— chaly auf Schmolz (Gärtner Funck) bewundert, erfreuen wir uns an dem Wettkampfe der beiden renommirten Gärtnereien der Herren Eichborn (Gärt⸗ ner Maeltzer) und Burghardt (Gärtner Brandt). Erſtere hat ihre Dracaenen (Dr. Draco, ensifolia, cannaefolia) um eine Dattelpalme grup⸗ pirt, die von kleinen Blüthenbüſchen der Azaleen und Dielytren umringt ſind, während eine unfern ſtehende Rhopala Jonghii zum Genuß ihrer Schönheit 259 einladet. Die Burghardt'ſche Ausſtellung läßt ein ganzes Heer prächtiger Azaleen aufmarſchiren und den Flügel durch die herrlichen Araucarien von Bra— ſilien, wie das bananenähnliche Phrynium cylindricum, Authurium dies vertheidigen, während Pandanus candelabrum und zartblättrige Farne das Centrum um den Springbrunnen einnehmen. Ganz in der Nähe haben ſich die ſchönſten tropiſchen Orchideen des Grafen Magnis auf Eckendorf (Gärt— ner Kittel) als Uropedium Lindeni u, Cattleya amethystina angeſiedelt; doch auch das beſcheidene Trillium grandiflorum, die ſchönere Verwandte unſerer Einbeere, wie die rothbeerige Skimmia japonica des Inſpector Neu— mann, nehmen mit Recht unſere Aufmerkſamkeit in Anſpruch. Auf der rechten Seite des Saales bemerken wir zunächſt eine Collection ſchöner und neuer Rhododendren aus der Gärtnerei des Prinzen Biron von Curland in Polniſch⸗Wartenberg (Gärtner Spaniel); dieſer intelligente Cultivateur hat auch eine Auswahl Azaleen in den reinſten Farben und For— men, zum Theil Novitäten aus Sämlingen eigener Züchtung ausgeſtellt. Die beiden Gruppen des Stadtrath E. Trewendt (Gärtner Kleinert), die eine um ein prachtvolles Fenſterblatt (Philodendron pertusum) geordnet und von einer Cinerarienbordüre eingefaßt, die andere vorzugsweiſe aus niedri— geren Blattpflanzen (Begonien, Farne, Dracänen ꝛc) beſtehend, find wegen der geſchmackvollen Zuſammenſtellung mit Recht prämiirt worden. Auch die fol— gende Gruppe des Kaufmann Müller (Gärtner Hoffmann) erfreut durch ſchöne Gruppirung intereſſanter Pflanzen, unter denen ſich eine ſehr gut culti— virte Trauereypreſſe (Cupressus funebris) die erſte und ſchönſte in Schleſien, auszeichnet. Den Beſchluß dieſer Seite macht wiederum der botaniſche Garten mit einer Blattpflanzengruppe, die ſich um große blühende Acacien ordnet, zwiſchen denen ſich ein reich blühendes Rhododendron albiflorum auszeichnet. Ihm verdanken wir auch ein Modell der berühmten Rafflesia Arnoldi, der größten Blume der Welt; ohne Stamm und Blätter bricht ſie in der Größe eines Wagenrades aus den Wurzeln einer Weinrebe (Cissus) hervor, auf der fie in den Urwäldern von Sumatra ſchmarotzt; dieſes Pflan⸗ zenwunder, das lebend zu ſchauen nur wenig Sterblichen geglückt iſt, wird uns hier mit natürlicher Größe und Farbe in einer von der kunſtverſtändigen Hand des Klempnermeiſter Adler naturgetreu angefertigten Rachbildung vorgeführt. Wenden wir uns nunmehr zu den in der Mitte des Saales und um die Pfeiler gruppirten Pflanzenſchätze, ſo feſſelt unſer Auge zunächſt die Blüthen— pracht der Cinerarien, die von Herrn v. Keſſel auf Ober-Glauche (Gärtner Galle) eingeſendet iſt; überaus wohlthuend wirkt die Anmuth und der Far— benreichthum dieſer rothen, blauen, violetten Blumenſterne. Einen ernſter Contraſt dazu bilden die Coniferen des Herzogs von Ujeſt auf Slawentzitz (Hofgärtner Schwedler); welche Mannigfaltigkeit im Einzelnen bei im Ganzen gleichartigem Charakter bieten nicht die bronzefarbenen blattloſen Zweige des Dacrydium Maji, mit den fußlangen Nadeln der Pinus filiformis, die bläulichen Schuppen der Thujopsis glauca mit den kurzen Stacheln der Wellingtonia gigantea und dem farnartig geſchlitzten Laube des Phyllo— cladus trichomanoides. Von derſelben Gärtnerei iſt auch die Gruppe kräftiger Hyacinthen, die einzigen Vertreter der Zwiebelpflanze in der Ausſtel— 2 N 260 lung. Die Collection der neuholländiſchen Epaeris von Herrn v. Wallen⸗ berg-Pachaly auf Schmolz führt uns eine Reihe zierlicher Blüthenſträucher vor, die den verwandten, aber bekannteren Eriken des Caplandes an Schönheit kaum nachſtehen. Die Caladien des Grafen Herberftein auf Grafenort (Gärtner Schlegel) wetteifern durch den Farbenreichthum ihrer Blätter mit den ſchönſten Blumengruppen. Die ſchöne Maxillaria leucantha von Burg⸗ hart ſtellt ſich den wunderbaren Orchideen des Grafen Magnis an die Seite. Endlich haben wir noch einer von dem Schleſiſchen Landwirthſchaft⸗ lichen Centralcomptoir eingeſendeten Sammlung von Sämereien zu gedenken, welche Gelegenheit giebt, die viel geprieſenen neueſten Züchtungen engliſcher und amerikaniſcher Gartenkunſt in Fach der Erbſen, Linſen, Bohnen, Hirſe, Mais ꝛc., ſelbſt der Baumwolle in Originalſamen zu erproben. Geſtatte man uns zum Schluß noch einige von lebendigem Intereſſe für die Sache veranlaßte Bemerkungen. Eine Blumenausſtellung ſoll unſerer An⸗ ſicht nach nicht eine eitle Schauſtellung, ſondern eine öffentliche Prüfung ſein, welche die Gartenkunſt der Provinz von Zeit zu Zeit ablegt, um ſich über die Fortſchritte, die fie gemacht, den Grad der Vervollkommnung den ſie erreicht, und die Theilnahme, die ſie ſich bei dem Publikum zu erwerben gewußt, aus⸗ zuweiſen. Legen wir dieſen Maßſtab an die gegenwärtige Ausſtellung, ſo läßt das Reſultat viel zu wünſchen übrig. Am erfreulichſten erſcheint uns die li berale Betheiligung ſo vieler hervorragender Gutsbeſitzer in der Provinz; hier haben auch mehrere ausgezeichnete Cultivateure richtig erkannt, daß durch Spe⸗ cialiſiren, d. h. durch beſondere Pflege einzelner Lieblingsgattungen ſelbſt mit beſchränkten Mitteln Bedeutendes ſich erzielen laſſe. Auch in Breslau geben die ſchönen Sammlungen vieler Gartenbeſitzer den erfreulichen Beweis, daß das Intereſſe für den Fortſchritt auch in dieſem Gebiete bei uns nicht er⸗ loſchen iſt; aber wie gering iſt die Zahl dieſer Mäcene, welche für die Pflege der Blumenwelt Opfer zu bringen geneigt ſind, im Vergleich zu dem, was bei allgemeiner Theilnahme geſchehen könnte? Wie Wenige von Denen, die es wohl könnten und ſollten, haben erkannt, daß ſie für ihre Wohnungen keinen edleren Schmuck ſich verſchaffen können, als die ſtets wechſelnden und doch im— mer gleich ſchönen Prachtſchöpfungen der Pflanzenwelt. Vor allem zu bedauern iſt die auffallende Nichtbetheiligung der Handelsgärtner, die doch recht eigentlich dazu berufen wären, das Publikum mit dem Neueſten und Beſten in ihrem Fache bekannt zu machen, wie ſie ja ſelbſt wieder von dem erhöhten Intereſſe des Publikums den größten Vortheil ziehen würden. In allen andern Städten, namentlich in Berlin, Hamburg, Frankfurt ꝛc. ſind die Handelsgärten die Hauptſtützen der öffentlichen Ausſtellungen; die Folge davon iſt der in den weiteſten Kreiſen verbreitete Sinn für vollkommene Gartenerzeugniſſe. Wir wünſchen, daß die Section für Obſt- und Gartenbau in ihren Beſtrebungen für Hebung und Fortentwickelung der Gartenkunſt in unſerer Provinz nicht ermüden möge, halten uns aber für verpflichtet, der Thätigkeik ihres Seeretärs, Kaufmann Müller, ſowie dem mit der Anordnung des Ganzen betrauten Kunſtgärtner Erkel, der mit feinem Geſchmack aus dem vorhandenen Material das Beſte zu leiſten wußte „ unſere Anerkennung auszuſprechen. Die erwählte Preis⸗Commiſſion der Section für Obſt- und Gartenbau, beſtehend aus den Herren: Geh. Med.-Rath Profeſſor Dr. Goeppert, Stadtrath Trewendt, 261 Director Inkermann, Hofgärtner Schwedler aus Slawentzitz, Obergärtner Kittel aus Eckersdorf, Kunſtgärtner Frickinger aus Laaſan und Kaufmann E. H. Müller hier, hat folgende Gruppen und Pflanzen prämiirt: 1) Für die gelungenſte Zuſammenſtellung blühender und nicht blühender Pflanzen im guten Culturzuſtande und in mindeſtens 50 Exemplaren (10 Thlr.) die Gruppe 5 aus der Gärtnerei des Herrn Particulier Jul. Burghart. 2) Für das größte und ſchönſte Sortiment blühender Camellien oder Rhododendra (10 Thlr.), a) die Gruppe 4 Rhododendra wegen Mannigfaltigkeit und Neuheit mit 5 Thlr., beide aus der Gärtnerei des Prinzen von Curland auf Poln.⸗Wartenberg. 3) Für die beſten Leiſtungen in der Gemüſetreiberei (5 Thlr.) die Sammlung 13 (Bohnen, Salat, Kartoffeln, Champignons) aus der Gärtnerei des Herrn Grafen Burghauß auf Laſaan. 4) Für andere preiswürdige Einſendungen nach dem Ermeſſen der Preis-Commiſſion a) 5 Thlr. das Uropedium Lindeni Nr. 7 aus der Gärtnerei des Grafen Magnis auf Eckersdorf, b) 5 Thlr. die Gruppe Cinneria hybrida Nr. 17 aus der Gärtnerei des Herrn von Keſſel auf Ober-Glauche. 5) Ausgefallene Prä— mien: a) 10 Thlr. der Gruppe 23 Coniferen in 40 Sorten aus der Gärt— nerei des Fürſten von Hohenlohe-Dehringen, Herzog von Ujeſt auf Slawentzitz (Hofgärtner Schwedler, welcher jedoch zu Gunſten Anderer ver— zichtete). b) 5 Thlr. der Gruppe 28 Caladien wegen Mannigfaltigkeit und Neuheit aus der Gärtnerei des Herrn Reichsgrafen zu Herberſtein auf Grafenort, c) 5 Thlr. der Gruppe 19 Epacris aus der Gärtnerei des Kfm. und Rittergutsbeſitzer Herrn v. Wallenberg-Pachaly auf Schmolz, d) 5 Thlr. der gem. Gruppe Nr. 3 aus der Gärtnerei des Herrn Buchhändler Stadtrath Trewendt. — Beſondere Anerkennung wurde zu Theil: 1) der gemiſchten Gruppe 2 dem Herrn Kfm. E. H. Müller gehörig, 2) desgl. Nr. 9, 3) der Stadtmannia Youngü des Herrn Commercienrath Cichhorn, 4) den als beſonders in botaniſcher, techniſcher und mediciniſcher Beziehung beachtenswerthen Pflanzen: Asarum japonicum, Balantium antacticum, Illicium anisatum u. ſ. w. aus dem hieſigen botaniſchen Garten. — Be— ſonderer Dank wird votirt: 1) dem Magiſtrat für Ueberlaſſung der ſtädtiſchen Turnhalle und Bewilligung einer großen Anzahl Pflanzen, darunter reich— blühende Camellien, 2) dem Ordner, Kunſt- und Handelsgärtner Herrn G. Erkel für das vorzüglich gelungene Arrangement. (Profeſſor F. Cohn.) Hamburg. Große Pflanzen- und Blumenausſtellung vers anſtaltet durch den Garten- und Blumenbauverein für Hamburg, Altona und deren Umgegend am 3., 4., 5. und 6. Mai 1864. Nach⸗ dem der genannte Verein im vorigen Jahre nur eine kleinere Ausſtellung in einem wenig zu einer Ausſtellung ſich eignenden Saale veranſtaltet hatte, fand dieſes Jahr wiederum wie in den Jahren zuvor eine großartige Ausſtellung von Pflanzen und Blumen in der geräumigen Dragoner-Reitbahn ſtatt, einen wohl günſtigen, aber leider in Betracht der Maſſen von Einſendungen auch noch zu kleinem Lokale, denn viele der ſchönſten Gruppen und Schaupflanzen ſtanden noch viel zu dicht nebeneinander, als daß die Schönheit der einzelnen Exemplare nur bei wenigen zur gehörigen Geltung kommen konnte. Eline Ausſtelluug, die ſich in demſelben Lokale ſeit mehreren Jahren wieder— 262 holt, erlaubt nun keine große Abwechslung, wenn man nicht zu Hilfsſchmuck, als Fahnen, Statuen, Treppen u. |. w. feine Zuflucht nehmen will, wovon jedoch diesmal als gänzlich überflüſſig abſtrahirt worden iſt, aber dennoch war das Arrangement in ſeiner Einfachheit zweckmäßig und edel, das Auge wurde, wie geſagt, durch keinen Hilfsſchmuck abgezogen, ſondern fand ſich von dem Totale „Bunt und Grün“ gefeſſelt. An den Seitenwänden zogen ſich wie bei den früheren Ausſtellungen Gruppen auf 3 Fuß vom Boden erhabe— nen Rafenbänken dahin, während an der Rückſeite des Lokals zwei rieſige Pflanzengruppen ſich faſt unmittelbar vom Fußboden ab erhoben. Der mitt lere Raum war in drei Partieen zerlegt. Gleich vorne beim Eingange breitete ſich eine Raſenfläche aus, in deren Mitte ſich ein Baſſin mit einer Fontaine befand, darauf folgte ein großer ovaler, 4 Fuß vom Boden erhöhter, ſich quer durch den Ausſtellungsraum ausdehnender Hügel, auf dem ſich eine majeſtätiſche Palmengruppe erhob, und hinter dieſer Gruppe breitete ſich wieder⸗ um eine Raſenfläche aus. Die große Palmengruppe, ſo beruhigend für das Auge, hatten die Herren James Booth & Söhne in Flottbeck und der botaniſche Garten geſtellt, fie unterbrach die beiden Raſenflächen mit deren Blüthenpracht und gewährte einen impoſanten Anblick. Nehmen wir die indiſchen Azaleen aus, die in unübertrefflicher Schönheit aus den Gärtnereien der Herren C. H. Harmſen, W. Buſch, Pabſt, J. Bahnſen in Reinbeck und Anderen eingeſandt waren, ſo waren von wirklichen Schauexemplaren diesmal freilich nur wenige vorbanden, aber durch⸗ gängig zeigten alle vorhandenen Pflanzen von einer vortrefflichen Kultur, und es läßt ſich nicht leugnen, daß die Pflanzenkultur in den letzten Jahren hier⸗ ſelbſt einen ganz bedeutenden Aufſchwung genommen hat. Von Neus und Seltenheiten war Mehreres vorhanden, auf die wir bei dem näheren Durch— gehen der einzelnen Gruppen zurückkommen werden. Betrachten wir nun die Gruppen an den Seitenwänden und beginnen damit vom Eingange links, jo machte eine liebliche Gruppe des Herrn Han⸗ delsgärtners W. Neubert den Anfang; dieſelbe beſtand aus einer Collec⸗ tion ſehr vorzüglicher und gut kultivirter Theeroſen und einer Anzahl, 2 — 3 Fuß hoher Camellien, noch im reichſten Blüthenflor. Dieſer Gruppe folgte eine große des Herrn Dr. M. H. Cords, Eigenthümer der Trave— münder Baumſchulen, aus Collectionen der Roses hybrides remontantes und R. Thea und Burbonica bejtehend. Unter denſelben befanden ſich die neueſten ſchönſten Sorten, die Exemplare waren in 1— 38 Fuß hohen, ſehr ge⸗ ſunden und reich blühenden Exemplaren vertreten und ſo konnte es auch nicht fehlen, daß dieſe Sammlung Roſen unwiderſtehlich die zahlreichen Beſucher der Ausſtellung an ſich zog und die beſten Roſenſorten ſehr bald ihre Lieb— haber fanden. Wir nennen hier nur R. hybr. bifera Vulcain, Mad. Louise Carique, Simon St. Jean, Adolpha Noblet, la Brillante, Charles Lefébre, Dr. Bretonneau, Souvenir du Comte de Cavour, le Senateur Vaisse, Maurice Bernardin, Mad. Place, Gust. Coreaux, Olivier Delhomme, Comte de Beaufort etc. Die dritte Gruppe war eine gemiſchte aus den Gewächshäuſern des Herrn G. Schmuck (Gärtner H. Kreuzfeldt), ſie enthielt hübſch kul⸗ tivirte Camellien, Azaleen, Roſen, Cytiſus-Arten u. dergl. mehr, der ſich die 263 Cinerarien-Gruppe der Fräulein v. Horn (Gärtner Herr J. W. Woh- lers) anſchloß. Herr Handelsgärtner C. Ruſteberg hatte eine Anzahl ſehr hübſch gezogener, reich blühender Rhododendron ponticum ausgeſtellt, im Vorder: grunde begrenzt von Erica amoena und cyathiformis, denen ſich eine ge miſchte Gruppe des Handelsgärtners Hrn. M. Meyer, aus gut kultivirten Deutzia gracilis, Azalea indica und pontica, Citrus und Maiblumen beſtehend, anſchloß. Der botaniſche Garten war vertreten durch einige neue und ſel— tene Pflanzen, die zu einer kleinen Gruppe vereinigt waren. Wir ſahen hier die noch ſeltene Musa sapientum var. vittata, Musa coceinea mit ihrem prächtigen ſcharlachrothen Blüthenſtande, Maranta Porteana, Begonia Daedalea, Dracaena stenophylla (D. pieta Hort.), die ebenſo ſeltene wie hübſche und intereſſante Drosera binata aus Ausſtralien, der eigenthüm— liche Rubus australis, das neue und liebliche Gymnostachyum Ver— schaffeltii in einem ſchönen Exemplare, die zierliche Cryptomeria elegans, Dionaea museipula, Dracaena spectabilis, eine der ſchönſten Arten, Beaucarnea strieta und recurvata, Coleus Verschaffeltii und der unter verſchiedenen Namen hochgeprieſene C. seutellarioides var. insignis mit hellgrün berandeten, dunkel bluthrothen Blättern. Die nun folgende hübſche Roſengruppe des Handelsgärtners Herrn J. H. Herbſt bildete den Uebergang zu der impoſanten, aus ſeltenen und werthvollen Pflanzen beſtehenden Gruppe der Frau Senatorin Jeniſch (Obergärtner Herr F. B. Kramer), von Herrn Kramer jun. geſchmackvoll aufgeſtellt. In dieſer Gruppe bemerkten wir von Orchideen: Cymbidium pendulum, Oncidium sphacelatum, Papilio limbatum, Lycaste sor— dida und gigantea, Vanda tricolor var. Reichenbachii und Cypri— pedium villosum. Von neuen und neueren Pflanzen zeichneten ſich aus: Dracaena ferrea fol. varieg., die ſchöne Mikonia pulverulenta, Ligu— laria Kaempferi und Alocasia Lowii.“) Außer dieſen Pflanzen zeich— neten ſich ferner aus die beiden ſchönen Dracaena australis und aust. Veitchii, die D. indivisa vera, Pandanus setilis, Agnostis sinuata, Aralia pulchra und integrifolia, Brownea grandiceps und erecta, beide auffällig durch ihre jungen Triebe, die ſie eben im Begriff waren zu entfalten. Hibiscus Cooperii, auch noch zu den Neuheiten gehörend und ſich durch die hübſch grün, gelb und roth gefleckten Blätter ſehr empfehlend. Campylobotrys (Higginsia) refulgens, pyrophylla und Ghiesbreghtii, alle drei bekanntlich ſehr empfehlenswerthe Pflanzen. Ataccia cristata in ſchönſter Blüthe und ebenſo das Imantophyllum miniatum mit zwei kräftigen Blüthendolden. Das Rhododendron jasminiflorum ſahen wir hier zum erſten Male in Blüthe; ein Prachtexemplar dieſer niedlichen Art wurde unlängſt auf der Ausſtellung der K. Gartenbau-Geſellſchaft in London mit dem 1. Preiſe prämiirt. Medinilla magnifica prangte mit einer ) Anmerkung. Wir bemerken, daß wir die Pflanzen unter den Benennungen hier anführen, unter denen ſie von den betreffenden Gärten ausgeſtellt waren. 1 Redact. 264 Menge prächtiger Blüthenrispen. Diverſe Caladien, indiſche Azaleen, einige Palmen, Farne u. dergl. dienten dieſer Gruppe, die wohl nebſt der des botaniſchen Gartens die ſeltenſten Pflanzen enthielt, noch zur Decoration. Von Herrn Handelsgärtner A. F. Niechers ſah man eine Gruppe ſehr hübſcher reich blühender Azaleen, Roſen u. dergl. Sämmtliche Pflanzen zeichneten ſich durch vortreffliche Kultur und Blüthenreichthum aus. Das letzte Viertel der ganzen linken Längswand, wie die Hälfte der Giebelſeite des Lokals war von den Pflanzen aus der rühmlichſt bekannten Handels⸗Gärtnerei des Herrn C. H. Harmſen eingenommen, die von deſſen Obergärtner, Herrn Neubert, ſehr gefällig aufgeſtellt und gruppirt waren. Es waren nahe an 300 Topfgewächſe, welche dieſe Gärtnerei zur Ausſtellung geliefert hatte. Dieſe Hauptgruppe beſtand zwar laut Preisaufgabe aus 150 Stück blühender und nicht blühender Pflanzen, unter dieſen waren aber leider nicht die vorgeſchriebenen 75. Arten, ſo daß dieſer Gruppe der dafür ausgeſetzte Preis nicht zuerkannt werden konnte. Die in dieſer Gruppe am hervorragendſten blühenden Pflanzen waren Correa speciosa, IIlieium floridanum, Diosma alba, Berberis Darwini, mehrere Cytiſus-Arten, Hoteia japonica, diverſe neuholländiſche Akazien, Daphne Cneorum, Rosa Banksia lutea, Rhododendron, indiſche Azaleen u. dergl. Die übrigen Pflanzen waren Palmen, Coniferen, Dracänen, Farne Yucca u. dergl. m. Die Gruppe von 12 reichblühenden Azaleen aus derſelben Gärtnerei war von großer Schönheit, einige Exemplare hatten einen Durchmeſſer von 3 Fuß und waren überſäet mit Blumen. Es waren folgende Sorten: Azalea Ivereana, Mad. Lamorcière, Goethe, Beauté de Europe, Molly, Adolphi plena, rosea perfecta, semiduplex maculata, Hammonia, Extrani, Granvilli und Napoléon. Eine Gruppe von zeitig getriebenen Blüthenſträuchern, welche Herr Harmſen nach dem Programm ausgeſtellt hatte, bot einen ſehr lieblichen Anblick, zumal die in dieſer Gruppe vertretenen hellen und matten Farben ſehr angenehm contraſtirten mit den brillanten Farben der in den übrigen Gruppen meiſt viel vertretenen indiſchen Azaleen. Unter den getrie⸗ benen Sträuchern, die in ſtarken u. reich blühenden Exemplaren ausgeſtellt waren, zeichneten ſich beſonders aus: Deutzia scabra und gracilis, Kalmia glauca, Viburnum Opulus roseum, Amygdalus pumila fl. albo pl., diverſe Azalea pontica, Weigela amabilis, Cytisus Laburnum, Sy- ringa persica und Rhododendron ponticum. Vor dem in der Mitte der Giebelwand angebrachten großen Spiegel hatte Herr Handelsgärtner F. F. Stange eine kleine Gruppe buntblätt⸗ riger Gewächſe, meiſt dem Kalthauſe und dem freien Lande angehörig, aufge ſtellt, der ſich dann eine ſehr hübſche Gruppe des Herrn Senator Godeffroy (Gärtner Herr A. F. Backenberg) anſchloß. In derſelben imponirte eine üppig blühende Musa coccinea, mehrere Azaleen, Rosa lutea persica, Rhododendron und ein Sortiment ganz vorzüglich kultivirter, reich blühender Cinerarien in den ausgezeichnetſten Sorten. Den Schluß an der Rückwand bildete eine gemiſchte Gruppe aus den Gewächshäuſern des Herrn Dr. Abendroth, die deſſen Gärtner Herr F. Warnecke mit vielem Geſchmack aufgeſtellt hatte. Es war eine gemiſchte 265 Gruppe, beftehend aus Mufas, Strelitzien-, Farne⸗, als Gymnogramma Laucheana, Cibotium Schidei, mehreren Palmen-Arten und einer Menge reich blühender Blüthenſträucher, als Azaleen, Rhododendron, Deutzia, Cy- tisus, einigen blühenden hybriden Cactus, Erica, Begonia, 9 splendens, Aechmea splendens, Roſen ꝛc. Herr Handelsgärtner G. Fröhle hatte die nächte Gruppe auf der rechten Längsſeite geſtellt, ebenfalls aus reichblühenden Azaleen, Akazien, Deutzia gracilis, Weigela amabilis u. dergl. Pflanzen beſtehend. Die nächſten Gruppen waren die des Handelsgärtners Herrn F. W. Pabſt und des Herrn W. Buſch, beide unſtreitig unſere tüchtigſten Azaleen⸗Kultivateure. Ihre ausgeſtellten Azaleen waren denn auch diesmal wieder von unübertrefflicher Schönheit und erregten ſomit die allgemeinſte Ber wunderung. Herr H. P. Schuldt, Gärtner Herr Heinrichs, hatte wie ge— wöhnlich aus diesmal wieder eine Gruppe hübſcher und ſeltener Pflanzen ge— ſtellt, ſo eine Collection hübſcher Begonien, unter denen ein neuer Baſtard: B. Mine d'or (Schuldt) mit grün, gelb und röthlich gezeichneten Blättern, mehrere Sorten der beſten Caladien, die wie ſo manche andere zarte Warm— hauspflanze auf dieſer Ausſtellung in Folge der herrſchenden kalten Witterung ſehr gelitten haben, dann diverſe Maranta- und Phrynium- Arten, Pavetta borbonica, Dieffenbachia Seguina picta, Cyperus alternifolius fol. varieg., Ananassa sativa fol. varieg., mehrere Dracänen, Farne, Azaleen, u. dergl. ſämmtlich ſehr gefällig gruppirt. Die hieſige „Verein Horticultur,“ nur aus Gartengehülfen ber ſtehend, hatte eine große Pflanzengruppe aufgeſtellt, zu der die meiſten Mit— glieder des Vereins beigetragen haben, namentlich aber auch der Präſes des Vereins, Herr M. Buchholz, Obergärtner bei Herrn J. Bahnſen in Reinbeck. Es war eine gemiſchte Gruppe, beſtehend aus Palmen, Farne, Dracänen, Cinerarien, Azaleen, Deutzien, Begonien, Rhododendron u. dergl. Zierpflanzen. Die folgende Gruppe gehörte Herrn R. M. Sloman jun., Gärtner C. Henſel, an und waren in derſelben, wie in den meiſten Gruppen, Azaleen, Cinerarien, Paeonia arborea u. dergl., wie ein ſchöner Clematis azurea grandiflora vertreten. Von Herrn Handelsgärtner F. L. Stueben ſahen wir eine Gruppe ſehr gut kultivirter kräftiger Pflanzen, ſowohl blühende wie nicht blühende, zu letzteren mehrere Araucaria, Cryptomeria Lobbi, Cycas revoluta, Livistona chinensis u. dergl., zu letzteren Kalmia glauca, Diosma ambigua, Clianthus magnificus, Berberis Darwini und andere gang— ba reBlüthenſträucher gehörend. Wir ſtehen nun am Ende dieſer zweiten Längsſeite und zugleich vor der impoſanten Coniferen-Gruppe der Herren P. Smith & C. in Bergedorf, die laut Preisprogramm aus 25 verſchiedenen, größtentheils im freien Lande aushaltenden Arten beſtand. Thuya Lobbi, orientalis aurea, plicata nana, Warreana, Thujopsis borealis, Juniperus hibernica, Cupres- sus Lawsoniana, Pinus Nordmanniana und andere waren in Pracht vollen, ſtarken Exemplaren vertreten. Als Einfaſſung dieſer ſchönen Gruppe 266 diente eine Anzahl ſehr hübſcher Cunningham's-Rhododendron, kleine, reichblü⸗ hende Exemplare, vor dieſen ſtand eine Reihe der verſchiedenſten buntblättrigen Pelargonien und vor dieſen wieder ein Kranz der ſo hübſchen Lonicera brachypoda fol. aur. reticulatis. Mit dieſem bunten Vordergrunde conz traſtirte das dunkle Grün der dahinter ſtehenden Eoniferen auf eine ſehr effeet— volle Weiſe. Eine Collection der beſten Sorten Cinerarien gehörte ebenfalls noch dieſer Gruppe an, unter dieſen ganz neu: C Glory of Dulwich, Miss Godfrey, The Wrestler, Fire Queen, Duke of Cambridge, Rosy morn. Der nun dem Eingange zunächſt liegende Raſenplatz enthielt in der Mitte ein großes Baſſin mit einer Fontaine, umgeben von 17 Stück 4— 5 Fuß ho⸗ hen, ungemein reichblühenden Kronenbäumchen von Azalea indica, welche Herr Handelsgärtner F. W. Pabſt geſtellt hatte und die von ſehr großem Effekt waren. Auf dem Raſen vis à vis des Einganges war eine Gruppe von 25 niedrigen und halbſtämmigen hybrides remontantes, 12 Thee- und Bourbon und 12 Moos-Roſen angebracht, welche Herr C. H. Harmſen zur Concurrenz geſtellt hatte. Sämmtliche Roſen waren von vorzüglicher Schönheit und es war ihnen kaum anzumerken, daß ſie getrieben worden. Unter den Remontanten notirten wir R. Dr. Marx, Lady Alice Peel, Palais de Cristal, Victor Verdier, Jules Dupont, Duchesse of Southerland, Baron Prevost, Jules Margottin, Empereur Napoléon, Geant de Batailles, Auguste Mie, Triomphe de l’Exposition, Gloire de France etc. Dieſer Gruppe gegenüber war eine ähnliche Rofeagruppe des Handels: gärtners Herrn W. Buſch, die der oben genannten nichts nachgab. An der rechten Seite des Raſens befand ſich, ebenfalls von Herrn W. Buſch, eine Gruppe von 12 verſchiedenen Azaleen in großen kugelF- und pyramidenförmigen Exemplaren in unübertrefflicher Schönheit, während mit dieſer Gruppe corre— ſpondirend auf der linken Seite des Raſens Herr Handelsgärtner F. C. Lüders eine Gruppe prächtiger hoch- und halbſtämmiger Roſen aufgeſtellt hatte nebſt einem Dutzend reichblühender Orangenbäumchen. Zwiſchen je zwei dieſer genannten vier Gruppen war eine Gruppe von Hyacinthen, jede 50 Sorten enthaltend, angebracht, welche die Herren CE. H. Harmſen, Ernſt und v. Spreckelſen (James Booth Nachfolger), F. C. J. Jürgens in Ottenſen und H. Wobbe in Altona geliefert hatten und die ſämmtlich von ſo vorzüglicher Schönheit waren, ſowohl in Bezug auf die Sorten als Cultur, daß es dem Preisrichteramte große Mühe verurſachte zu beſtimmen, welchem Sortimente der erſte und welchem der nächſte Preis gebühre. Als Einzelpflanze auf dieſem Raſen war noch ein ſtattliches Exemplar des Cyanophyllum magnificum von Herrn Obergärtner F. B. Kra⸗ mer aus dem Gewächshauſe der Frau Senatorin Jeniſch aufgeſtellt, das jedoch in Folge der herrſchenden Kälte ſeine Blätter leider hängen ließ. Der zweite Raſenplatz am hintern Ende des Lokals, von dem erſten durch eine impoſante Palmengruppe getrennt, welche die Herren James Booth und Söhne und der botaniſche Garten geſtellt hatten, enthielt in der Mitte ein blühendes Lilium giganteum der Frau Senatorin Jeniſch (Obergärtner Herr F. B. Kramer), daſſelbe hatte einen über 12 Fuß hohen R Er * u 267 Blüthenſchaft, der am obern Ende 6 —8 Blumen trug. Umgeben war diefe Rieſenlilie von 12 ſehr ſchönen, reich blühende Amaryllis Varietäten aus der Handelsgärtnerei des Herrn J. Bahnſen in Reinbeck (Obergärtner Herr A. Buchholz). Am Rande der rechten Seite dieſes Raſens imponirte eine Gruppe von 12 der herrlichſten pyramiden⸗ und kugelförmig gezogenen Azaleen des Herrn Handelsgärtner F. W. Pabſt, correſpondirend mit einer ebenſo prächtigen gleichen Gruppe auf der andern Seite des Raſens des Herrn J. Bahnſen in Reinbeck (Obergärtner Herr A. Buchholz). Herr Handelsgärtner F. Herm. Ohlendorff in Ham hatte zwiſchen dieſen beiden Azaleengruppen eine Gruppe von ſehr gut kultivirten, ſeltenen Coniferen aufſtellen laſſen, außerdem aber noch als freiſtehende Exemplare als neue Einführungen zwei hübſche Pflanzen, nämlich die ſeltene Anopteris glandulosa Labil. aus Vandimensland und Rudgea leucocephala, eine Rubiacee, vermuthlich aus Guinea ſtammend. Noch zwei andere freiſtehende Pflanzen auf dieſem Raſen waren von ganz vorzüglicher Schönheit und gehörten mit zu den Glanzpunkten der Ausſtellung, nämlich des Rhododendron Edgworthii des Herrn Handelsgärtner C H. Harmſen und das Rhododendron Dalhousia des Herrn R. M. Sloman jun., jedes mit über 80 großen, lieblichduftenden Blumen. Zwei kleine Gruppen von je 6 Stück Citrus myrtifolia, die einen in Blüthe und die anderen mit Früchten von Herrn Handelsgärtner W. Buſch, eine Gruppe ganz vorzüglich getriebener Moosroſen des Herrn Handelsgärtners J. C. Schröder und eine Gruppe Hyacinthen von den Herren Ernſt und von Spreckelſen waren ſchließlich noch eine große Zierde dieſes Theiles der Ausſtellung. In der Vorhalle zu dem Ausſtellungslokale hatten zahlreiche Blumen- bouquets, Kränze, aufgezierte Blumen-Körbe, Gemüſe, Früchte und verſchiedene Gartenmöbel als Bänke, Stühle und Tiſche ihren Platz gefunden, außerdem waren aber noch ausgeſtellt von Herrn Samenhändler A. H. Höbbel ein Sortiment der ſo beliebten Erfurter Blumenſtäbe und Nummerhölzer, von Herrn A. Garvens Proben der in der Hamburger Gartenzeitung empfoh— lenen Strohmatten, Modelle von Pflanzenkübeln und Proben von Leinen zur Beſchattung von Miſtbeeten und Gewächshäuſern; Drathgeflechte zur Begränzung der Blumenbeete von Herrn J. F. Weber. Gemüfe ſahen wir von Herrn H. W. Peter, Gräflich von Bern- ſtorff'ſcher Obergärtner zu Gartow; das Sortiment beſtand aus Miſtbeet— Krupſchwertbohnen, 3 Sorten Gurken, Carotten, Miſtbeet Nierenkartoffeln, Darmſtädter Spargel, Radies, Salat und Spinat. Von demſelben Einſender auch 2 ſchöne Ananas. Von Herrn G. Schmuck, Gärtner Kreuzfeldt, Salat und Zwerg-Erbſen in Töpfen gezogen. Salat, Spinat, Kerbel, Ca— rotten, Rhabarber, Sauerampfer, Radies und Kreſſe aus dem Garten des Herrn Dr. Abendroth (Gärtner Hr. Warnecke.) Kränze, Bouquets ꝛc. waren eigeſandt von Herrn Handelsgärtner F. C. Schröder, Blumenkorb und Ballbouquet; vom Verein Horticultur zwei Blumenkörbe und Kranz, von Mad. M. Klock ein Kranz, Blumenkorb und ein Bouquet, vom Han— delsgärtner C. H. Lüders ein Brautkranz und Blumenkorb, von Herrn 268 Heyn, Gärtner bei Herrn J. C. Krüger ein Kranz und ein Bouquet, von Hrn. C. Ruſteberg ein Kranz, von Herrn Seyffert ein Vougquet u. von Herrn H. L. Kruſe zwei Kränze. In der genannten Vorhalle hatte aber auch noch Herr Handelsgärtner J. Herm. Ohlendorff in Ham eine Collection buntblättriger Gehölz⸗ arten ausgeſtellt, freilich nur in kleinen Exemplaren aber in ſehr empfehlens⸗ werthen Varietäten, die zu erwähnen wir nicht vergeſſen wollen, wie: Quer- cus Robur pürpurea, Carpinus Betulus fol. purpureis, Aesculus Hippocastanum fol. purp., Acer rubrum fol. varieg., Ligustrum ja- ponicum fol. aur. varieg., Prunus amygdalifol. fol. var., Tilia euro- paea fol. aur. varieg., Prunus aucubaefol. varieg., Ulmus effusa fol. varieg., Prunus Mahaleb. fol. varieg. und P. domestica fol. varieg., Robinia elegans argent. var., Aesculus rubicunda margi- nata, Viburnum Lantana fol, var. u. dergl. Preisvertheilung. Das Preisrichter-Amt, beſtehend aus den Herren: Profeſſor Dr. H. G. Reichen bach als Vorſitzender, Heinrich Behrens in Lübeck, Louis Schiebler in Celle, Lorenz Booth in Flottbeck, eingetreten für Herrn H. Gaerdt in Moabit bei Berlin, der zu erſcheinen BECHINDEHLE war, F. B. Kramer, Obergärtner der Frau Senator Jeniſch in Flottbeck, J 2 SUN Obergärtner des Herrn Conſul Schiller in Ovelgönne und Math J. N. Koopmann, ertheilte nach ſorgfältigen Prüfungen folgenden Einſendungen Preiſe zu: a. für Pflanzen: 6. Für die am n beſten kultivirte Collection von 25 verſchiedenen Arten buntblättriger Pflanzen des Warm- und Kalthauſes, mit Ausſchluß von Begonien und Caladien, Herrn C. Heinrichs, Obergärtner des Hrn. A. P. Schuldt: 25 Mark. 8. Für die am beſten kultivirte Collection von 25 verſchiedenen Arten Coniferen Herren P. Smith & C., Handelsgärtner in Bergedorf: 30 Mark. 10. Für die beſte Collection von 12 verſchiedenen Varietäten Azalea indica in großen, ſchön kultivirten, reichblühenden Exemplaren, Herrn Hans delsgärtner James Bahnſen in Reinbeck: 25 Mark, ſowie eine gleiche Prämie Herrn Handelsgärtner F. W. 9 1 8 11. Für die nächſtbeſte Collection desgl. Herrn Handelsgärtner C. H. Harmſen: 20 Mark. 12. Für die drittbeſte Collection desgl. Herrn Handelsgärkner W. Buſch: 15 Mark. 15. Für die beſte Collection von 12 verſchiedenen Varietäten Rhodo- dendron ponticum, Herrn Handelsgärtner W. Buſch: 20 Mark. 17. Für die ſchönſte, im beſten Kultur- und Blüthenſtande befindliche Collection Roses hybr. remontantes in mindeſtens 25 Stück in 20 Varietäten, Herrn Dr. Mi. H. Cords, Beſitzer der Travemünder Baum⸗ ſchulen, 30 Mark. 269 18. Für die nächftbefte Collection desgl. Herrn Handelsgärtner E. H. Harmſen: 25 Mark. 19. Für die drittbeſte Collection desgl. Herrn Handelsgärtner W. Buſch: 20 Mark. A 20. Für die beſte Collection von 12 verſchiedenen Sorten Rose thea und Burbonica im ſchönen Kultur- und Blüthenzuſtande, Herrn Dr. M. H. Cords in Travemünde: 10 Mark. 21. Für die nächſtbeſte Collection desgl. Herrn Handelsgärtner W. Neubert: 7 Mark 8 Schilling. 22. Für die 12 beſten getriebenen Moosroſen im ſchönen Kultur- und Blüthenzuſtande: Herrn Handelsgärtner J. C. Schröder: 20 Mark. 23. Für die 12 nächſtbeſten desgl. Herrn Handelsgärtner C. H. Harmſen: 15 Mark. 25. Für die beſten reichblühenden Myrten-Orangen, Herrn Handels— gärtner W. Buſch: 12 Mark 8 Schilling. 26. Für die 6 nächſtbeſten desgl. Herrn Handelsgärtner F. W. Pabſt: 10 Mark. 27. Für die 6 beſten Myrten-Orangen mit Früchten, Herrn Handels— gärtner W. Buſch: 10 Mark. 29. Für die beſte Collection von 12 einander abweichenden Sorten Ci— nerarien in ſtarken, ſchön kultivirten und reichblühenden Exemplaren, Herrn A. F. Backenberg, Obergärtner des Herrn Senator Godeffroy in Dockenhuden: 10 Mark. 30. Für die nächſtbeſte Collection desgl. Herren P. Smith & C., Handelsgärtner in Bergedorf: 7 Mark 8 Schilling. 31. Für die drittbeſte Collection desgl. Herrn J. W. Wohlers, Obergärtner des Fräulein von Horn in Billwärder: 6 Mark. 32. Für die vorzüglichſte Collection von 50 Stück ſchön gezogenen Hyaeinthen in mindeſtens 25 Sorten, Herren Ernſt und von Spreckelſen (J. G. Booth Nachfolg.: 25 Mark. 33. Für die nächſtbeſte Collection desgl. Herrn C. H. Harmſen, 20 Mark. s 34. Für eine einzelne, vorzüglich ſchöne kultivirte Pflanze, gleichviel ob blühend oder nicht blühend, Herrn C. H. Harmſen: 15. Mark für das große ſchöne und überaus reichblühende Exemplar von Rhododendron Edgworthii. 35. Für eine einzelne Pflanze desgl. Herrn Henſel, Obergärtner des Herrn R. M. Sloman jun.: 15 Mark für das große, ſchöne und reichblühende Rhododendron Dalhousianum. 37 und 38. Für Einführungen neuer Zierpflanzen in einem ſolchen Kulturzuſtande, daß ihr Charakter zu erkennen iſt, 2 Preiſe jeder à 25 Mark: Herrn Garteninſpector E. Otto für Gymnostächyum Verschaf- feltii und Herrn Handelsgärtner F. Herm. Ohlendorff in Ham für Rudgea leucocephala. 41. Für die ſchönſte Gruppe getriebener Sträucher in ſtarken, reich— blühenden Exemplaren in mindeſtens 25 Töpfen und 6 Arten Herrn Handels— gärtner C. H. Harmſen: 25 Mark. 270 b. für abgeſchnittene Blumen: 45. für den ſchönſten und am geſchmackvollſten aufgezierten Blumenkorb, Madame F. C. Stueben: 7 Mark 8 Schilling. 44. Für den nächſtbeſten desgl. Herrn Genſer, Obergärtner des Hrn. F. Herm. Ohlendorff. 45. Für das ſchönſte und am geſchmackvollſten gebundene Ballbouquet Madame M. Klock: 5 Mark. 46. Für das nächſtbeſte desgl. Herrn J. C. Heyn, Gärtner des Herrn J. C. D. Krüger. 47. Für den ſchönſten und zierlichſt gebundenen Kranz in der Größe eines Tellers: Herrn H. C. Kruſe, Obergärtner des Herrn Conſul F. W. Burchard in Ham: 3 Mark 12 Schilling. 48. Für den nächſtbeſten desgl. Herrn Gärtnergehülfen N. Nohde bei Herrn C. H. Harmſen. c. für Früchte: 51. Für die vorzüglichſten 2 Stück reifen Ananas Herrn F. W. Peter, Obergärtner des Herrn Grafen von Bernſtorff auf Gartow. d. für Gemüſe: 55. für die beſten 6 Sorten getriebener und friſcher Gemüſe: dem⸗ ſelben 12 Mark 8 Schilling. 56. Für die nächſtbeſten 6 Sorten desgl. Herrn Kreuzfeld, Gärtner des Herrn G. Schmuck: 10 Mark. Den um die Preisaufgaben ad Nro. 1, 2, 3, 7, 9, 13, 14 und 39 des Preisprogramms (ſiehe Hamburg. Gartenztg. S. 75 d. J.) coneurrirenden Pflanzen konnten die ausgeſetzten Preiſe wegen nicht genügender Erfüllung der Bedingungen des Programms micht ertheilt werden. Ohne Concurrenz waren geblieben die Preisaufgaben Nro. 4, 5, 13, 16, 28, 36, 40, 42, 49, 50, 52, 53, 54, 57 und 58 des Preis⸗ programms. ü An Extra⸗Preiſen wurden ertheilt: 1. Den Gartengehülfen des botaniſchen Gartens und der Herren J. Booth und Söhne in Flottbeck für die außerordentlich geſchmackvolle Aufſtellung der großen ſchönen Palmengruppe: 75 Mark. 2. Herrn Kunſtgärtner Franz Kramer jun. für die aus den Ge⸗ wächshäuſern der Frau Senatorin Jeniſch in Flottbeck aus ſchönen und werthvollen Pflanzen ſehr geſchmackvoll aufgeſtellte große Gruppe und das zum erſten Male auf einer hieſigen Ausſtellung blühende Lilium giganteum: 60 Mark. 3. Herrn Handelsgärtner & H. Harmſen in Anerkennung ſeiner überaus reichen Einſendung ſchöner blühender und Decorations-Pflanzen: 60 Mark. 4. Dem Gärtner⸗Gehülfen⸗Verein⸗Horticultur in Aner⸗ kennung ſeiner durch geſchmackvolle Aufſtellung einer größeren Pflanzengruppe bethätigten Strebſamkeit für den Garten- und Blumenbau-Verein: 50 Mark. 5. Herrn Handelsgärtner F. C. Stüeben für die aus reich⸗ blühenden und Decorationspflanzen geſchmackvoll aufgeſtellte größere Gruppe: 40 Mark. ” 271 6. Herrn Handelsgärtner J. C. Lüders in Eppendorf für die aus verſchiedenen Sorten hochſtämmiger und niedriger blühender Roſen und blühen— den Orangen arrangirte Gruppe: 30 Mark. 7. Herrn Handelsgärtner F. W. Pabſt für eine Collection reich— blühender, hochſtämmiger Azalea indica: 25 Mark. 8. Herrn Handelsgärtner F. Herm. Ohlendorff für eine Collection von 24 Arten Coniferen: 20 Mark. 9. Herrn H. L. Kruſe, Obergärtner des Herrn Conſul F. W. Burchard für einen aus buntblättrigen Scharlach-Pelargonien überaus ge— ſchmackvoll gebundenen originellen Kranz: 5 Mark. 10. Herrn Handelsgärtner J. C. Schroeder für einen geſchmackvoll aufgezierten Blumenkorb: 5 Mark. 11. Herren Handelsgärtner Mohs und Lüders in Borſtel für einen ſehr reich aufgezierten Blumenkorb: 5 Mark. E.—0O. Hannover. Bericht über die Ausſtellung von Erzeug⸗ niſſen des Garten baues im Königsſaale des Odeon in den Tagen vom 14. bis 17. April d. J. zu Hannover, vom Hof gärtner W. Tatter. Der hieſige Gartenbauverein hat ſeiner Herbſtausſtellung, um von den Zuſtänden der vaterländiſchen Gärtnerei ein fortlaufendes Bild zu geben, eine Frühjahrsausſtellung folgen laſſen, die im Allgemeinen befriedigend ausgefallen iſt, obgleich ſich im Vergleich zu der Herbſtausſtellung nur wenige Ausſteller betheiligt hatten, was vorzugsweiſe von den Handelsgärtnern geſagt ſein ſoll, denn es hatten nur drei hieſige Firmen die Ausſtellung mit Pflanzen beſchickt. Die hieſigen Handelsgärtnereien ſcheinen ihren eigenen Vortheil nicht begreifen zu wollen oder ſie mißverſtehen ihn. Es iſt daher für den Vorſtand des Gartenbauvereins eine nicht geringe Aufgabe eine derartige Ausſtellung zu ver— anſtalten. Nichtsdeſtoweniger machte dieſelbe, ſowohl auf den Kenner, als auf den Laien einen wohlthuenden Eindruck, was beſonders der große Blüthen— reichthum hervorrief. a Das Arrangement war dieſes mal wohlweißlich in eine Hand gelegt worden und hat ſich der Herr Hofgartenmeiſter Weber, der daſſelbe mit kunſt— geübter Hand ausführte, um die Ausſtellung ſelbſt ein beſonderes Verdienſt erworben, welches anerkannt zu werden verdient. Die einzelnen Tiſche worauf die blühenden Pflanzen ſtanden, waren diesmal nicht fo gedrängt aufgeftellt, wie es im Herbſte der Fall war. Die gruppenförmige Aufſtellung der Pflanzen war jo eingerichtet, daß man in jeder Beziehung Wachsthum und Cultur derz ſelben leicht beurtheilen konnte. Von Früchten und jungen Gemüſen war nur wenig eingeſandt, was der frühen Jahreszeit und beſonders dem ſehr ungünſtigem Frühjahre zugeſchrieben werden mußte, obgleich nicht zu verkennen war, daß die königl. Gärten ſehr werthvolle Erzeugniſſe auf dieſem Gebiete eingeſandt hatten. Die Königliche Familie beehrte auch wieder die Ausſtellung mit Ihrem Beſuche und ſchienen höchſtdieſelben ſichtlich erfreut über die große und mannig⸗ faltige Blüthenpracht, welche der Saal entfaltete. Ihre Majeſtät die Koͤnigin « 7 „ N we u geruheten größere Ankäufe von den Metall⸗Gartenmöbeln, aus der Fabrick von F. C. Schäfer hieſelbſt, zu machen. Vom Königlichen Berggarten zu Herrenhauſen waren in der Mitte des Saales drei Gruppen blühender Pflanzen aufgeſtellt, die ihrer beſon⸗ ders vorzüglichen Kultur wegen allgemeine Anerkennung ernteten. Die ausge⸗ ſtellten Cinerarien befanden ſich auf hoher Kulturſtufe und würden ſie noch weit mehr Effekt gemacht haben, wenn ſie zur einer Gruppe vereinigt geweſen wären. In der mittleren Gruppe prangten zwei blühende Cremplare von Musa coceinea, die ihren Platz als Mittelpunkt des Saales ſehr befriedigend aus- füllten. Außerdem fielen als ſchöne Exemplare und ihrer Blütenpracht wegen in die Augen: Erica laevis, Epacris triumphans, Azalea amoena, Lache- nalia purpurea, Cypripedium barbatum, Banksia collina, Primula denticulata ꝛc. Der Königliche Welfen-Garten hatte an der einen Seitenwand des Saales eine höchſt geſchmackvolle Gruppe blühender Pflanzen aufgeſtellt, darunter Schneebälle wie ſie der Frühling nicht ſchöner im Freien hervorbringt, große und prachtvolle Nhododendron, Syringen, ein Sortim. ausgezeichneter Hyazinthen, Cinerarien, Calceolarien Sämlinge, Moosroſen, Camellien, ꝛc. Die Handels gärtnerei von Landvoigt und Anderſt hieſelbſt hatte die Ausſtellung reicht beſchickt, ihre Rhododendron und Azaleen waren eine große Zierde der Ausſtellung. Unter den Rhododendron ſind beſonders hervorzuheben: Pluto, Adele, Gortram und Elfride. Die Gruppe Azaleen erregte ebenfalls Bewunderung, vorzugsweiſe die Azalea ind. Criterion, Göthe, Circe und Thelemanni. Unter den eingeſandten Sorten Remon⸗ tant⸗Roſen iſt der General Jacqueminot als ſchön bemerkenswerth. Herr Handelsgärtner Thürnau hieſelbſt hatte das beſte Sortiment blühender Hyaeinthen ausgeſtellt und iſt die gute Kultur derſelben ſehr lobend anzuerkennen, beſonders fiel allgemein das kurze Laub derſelben auf. Auch waren von demſelben Cinerarien, Moosroſen, Schneebälle, Syringen und ſehr gute Herbſt-Levkoyen ausgeſtellt. In der einen Gruppe befanden ſich drei blühende ſehr ſchöne Exemplare von Dicentra spectabilis und für die frühe Jahreszeit recht gut blühend. Pelargonien. Herr Handelsgärtner Brauns hieſelbſt hatte zwei Gruppen blühender Pflanzen ſehr geſchmackvoll aufgeſtellt, unter denen ſich Cinerarien, Schneebälle Syringen, Azaleen und Ericen befanden. Die ſehr hübſche Gruppe Remont⸗ und Thee-Roſen hatte ebenfalls derſelbe eingeſandt. Außerdem war auch die Ausſtellung von einigen Privaten beſchickt, ſo z. B. vom Herrn Fabrikanten G. Egerſtorff und Rentier Grobe. Letzterer lieferte eine mit Orangen, Herbſt-Levkoyen, ꝛc. geſchmückte Gruppe. Erſterer Hyacinthen, Azaleen und beſonders ſchöne blühende Viola trieolor maxima. Ein Sortiment guter Hyaeinthen war auch aus dem von Bennigſen'ſchen Garten zu Banteln durch Herrn Gartenmeiſter Heike eingeſandt. Herr Gartengehülfe Volmer vom Königl. Berggarten hatte unſtreitig das ſchönſte, geſchmackvollſte Ballbouquet eingeſandt, welches denn auch den erſten Preis erhielt. Das Nächſtbeſte war aus der Handelsgärtnerei von Landvoigt und Anderſt eingeſchickt. Herr Volmer hatte außerdem einen 0 273 ſauber und elegant geſchmückten Tafelaufſatz geliefert, der allgemein gefiel und welchem ein Extrapreis zuerkannt wurde. An Früchten war die Ausſtellung nicht reich beſchickt. Beſonders bemer— kenswerth zeichneten ſich die von dem Königl. großen Garten zu Herren— haufen eingeſandten Erdbeeren in Töpfen mit reichen Früchten aus. Es war die Sir Charles Napier Erdbeere.) Die Pflanzen nach engliſcher Methode kultivirt, lieferten den Beweis, wie weit die Erdbeertreiberei in den hieſigen Königl. Gärten vorgeſchritten iſt. Die Pflanzen waren nach der Methode kultivirt, wie ich ſie in meiner praktiſchen Obſttreiberei ee beſchrieben habe. Außerdem hatte der Königl. Garten zu Linden ſehr gute u, rothe Antwerpener Himbeeren eingefandt, die im Treibhauſe getrieben waren. Der Königl. große Garten zu Herrenhauſen hatte drei für die frühe Jahreszeit ausgezeichnete Gurken ausgeſtellt, ſehr guten Spargel, Vitsbohnen und ganz vortreffliche Champignons, die in der That ſelten ſo vollkommen gezogen werden. Aus dem Königl. Garten zu Linden waren beſonders die Vitsbohnen zu erwähnen, auch hatte derſelbe einige Vitsbohnen in Töpfe ausgeſtellt, die ſich durch kräftigen Wuchs und Fülle von Früchten auszeichneten, wie auch der Kopfſalat und die Radies anerkannt zu werden verdienten. Der vom Königl. Welfen -Garten eingeſandte Kopfſalat konnte ebenfalls ausgezeichnet genannt werden, wie deſſen junge Kartoffeln jedenfalls die ſtärkſten der Ausſtellung waren, ſowie deſſen Vitsbohnen lobende Erwähnung verdienen. Herr Graf von Bennigſen zu Banteln, Gartenmeiſter Heike, hatte das Verdienſt den beſten und feſteſten Kopfſalat eliefert zu haben, derſelbe erhielt denn auch den Preis. Die eingeſandten Gitsbohnen gehörten auch zu den beſſeren der Ausſtellung. Herr O ber— Commerzienrath Hahn hatte Kopfſalat, Radies, Vitsbohnen und junge Carotten eingeſandt, letztere jedoch zu klein, als daß ſie überhaupt berückſichtigt werden konnten. Es waren außerdem von verſchiedenen Ausſtellern Carotten einge— ſandt, die aber ſämmtlich ihrer Schwäche wegen unberüdfichtigt blieben. Von Herrn Finanzrath von Hinüber war recht guter Kopfſalat, Kreſſe und Radies eingeſandt, letztere hatte vorzugsweiſe Herr Gärtner Rodenberg hieſelbſt ausgelegt, unter denen ich als bemerkenswerth die Rettig-Radies hervorhebe. An vorigjährigen aufbewahrten Gemüſe hatten ausgeſtellt die Herren GemüfesGärtner Fr. Behrens und Ch. Behrens und Eickhoff, letzterer beſonders ſchönen, ſtarken Porre und erſterer ausgezeichneten Knoll⸗ Sellerie, Herr Hofbeſitzer Kollenrott zu Herrenhauſen und Herr Geh. Rath von Alten zu Linden, letzterer hatte zußerdem noch gute junge Kar⸗ toffeln ausgeſtellt. Herr Kaufmann C. W. Wetz hieſelbſt hatte an ausgezeichnetes Sor⸗ timent importirtes junges Gemüſe ausgeſtellt, welches allgemeine Be wunderung erregte, z. B. Blumenkohl, Erbſen, Vitsbohnen, Gurken, drei Sorten junge Kartoffeln, ausgezeichnete Carotten, Bindſalat, Radies, c. Von demſelben war außerdem ein impoſant großer Fruchtkorb eingeſandt, welcher *) Anmerkung. Dieſe Sorte eignet ſich vorzugsweiſe zur frühen Haustreiberei, fiehe „die praktiſche Obſttreiberei von W. Tatter, bei R. Kittler in Hamburg erſchienen“ S. 195. Ham burger Garten⸗ und Blumenzeitung. Band XX. 18 274 geſchmückt mit Weintrauben, Birnen und Apfel eine befondere Zierde der Aus⸗ ſtellung ausmachte. Das Obſt war mit richtigen Namen verſehen und ernteten beſonders die ſchönen Birnen viel Beifall. Herr Commerz eommiſſär Egerſtorff hatte nächſt dieſem das beftconfervirte Obſt ausgeſtellt, unter welchem beſonders ſchön die Muscat- Champagner und von Orleans⸗Reinette, und der Braunſchweiger Tafelapfel zu bezeichnen waren. Auch hatte Herr Kollenrott aus Herrenhauſen 20 Sorten Apfel ausgeſtellt, worunter ſich ein weißer Winter⸗Taffetapfel aus dem Jahre 1862 befand. Die ausgeſtellten Garten-Möbeln aus Metall und Holz aus der Fabrik von F. C. Schäfer erhielten vom Preisrichter-Amte eine lobende Erwähnung und ſind dieſe Fabrikate gewiß empfehlenswerth, indem ſie zuſammenlegbar ein⸗ gerichtet ſind und folglich daher beim Ueberwintern wenig Platz einnehmen. Als Preisrichter fungirten die Herren Regierungsrath Witte, Hofgarten⸗ meifter Lüpken, die Hofgärtner Kieſewetter, Metz, Tatter und Wendland, Medicinalrath Hahn, Gutsbeſitzer Fiedeler, Fabrikaut Stephanus, Haupt⸗ ſteueramtsaſſiſtent Dühlmeier, die Gemüſegärtner Gieſecke und Seegers. Die Königliche Garten-Verwaltung hatte auch dieſes Mal mit anerkennens⸗ werther Loyalität und für die hieſigen Verhältniſſe durchaus paſſend, zu Gunſten der übrigen Ausſteller auf jede Prämirung verzichtet. Den Königl. Gärten würden die größte Anzahl der Prämien zugefallen ſein und fielen deßhalb, weil ſie verzichteten, eine große Anzahl aus, weil eben nur die betreffenden Gegenſtände allein von den Königl. Gärten eingeliefert waren. An Prämien waren auch diesmal ausgeſetzt: die große und kleine ſilberne, ferner die große und kleine bronzene Medaille, endlich 22 Geldpreiſe im Ber trage von 2 bis 10 „P | Prämirt wurden: 1) die vorzüglichften Vitsbohnen des O.⸗C.-R. Hahn mit 4 J; 2) die nächſtbeſten des Grafen v. Bennigſen zu Banteln mit 2 Sz 3) die ſtärkſten Kartoffeln des Geh.-R. v. Alten zu Linden mit 4 g; 5) der größte und feſteſte Kopfſalat des Grafen v. Bennigſen mit 2 P; 6) die beſten ſcharfen Radieschen (3 Sorten) des Gärtners Rodenberg mit 2 „P. Außer⸗ dem wurden Geldprämien bewilligt den Herren Gemüſegärtnern Fr. Behrens, Chr. Behrens und Eickhoff hieſelbſt, Hofbeſitzer Kollenrott in Herrenhauſen und Geh.-Rath von Alten in Linden, für gut erhaltenes vorjähriges Gemüſe, und dem Herrn Kaufmann C. W. Metz hieſelbſt für eine Sammlung von importirten Gemüſen und gut erhaltenem Obſt. 7) das vorzüglichfte, minde⸗ ſtens aus 20 Sorten beſtehende Sortiment indiſcher Azaleen der Gärtner Land— voigt und Anderſt mit der großen ſilbernen Medaille; 8) das nächſtbeſte dito Sortiment des Gärtners Thürnau mit der kleinen ſilbernen Medaille; 9) das vorzüglichſte, mindeſtens aus 12 Sorten beſtehende Sortiment Remon⸗ tant⸗Roſen der Gärtner Landvoigt und Anderſt mit der kleinen ſilbernen Me— daille: 10) das nächſtbeſte, mindeſtens aus 6 Sorten beſtehende dito Sortiment des Gärtners Brauns mit der gr. br. Med.; 11) die ſchönſten Cinerarien, mindeſtens 12 Varietäten, eingeliefert vom Gärtner Brauns, mit der gr. br. Med.; 12 die ſchönſten Sy ringa chinensis, mindeſtens 6 Töpfe, des Gärtners Brauns mit der gr. br. Med.; 13) die nächſtbeſten des Gärtners Thürnau mit der kl. br. Med.; 14) die ſchönſten Schneebälle des Gärtners Brauns mit der gr. br. Med.; 15) das ſchönſte, mindeſtens aus 12 Sorten beſtehende A | 275 Sortiment Hyaeinthen des Gärtners Thürnau mit der kl. ſ. Med.; 16) das nächſtbeſte auf das reichhaltigſte und vorzüglichſte Sortiment Topfpflanzen fol⸗ gende des Fabrikanten G. Egeſtorff in Linden mit der kl. ſ. Med.; 17) das nächſtbeſte Pyramiden⸗Bouquet des Gartengehülfen Schneider mit 6 ; 18) das vorzüglichſte Ballbouquet des Gartengehülfen Vollmer mit 6 ⸗P; 19) das nächſtbeſte des Gärtners Anderſt mit 429; 20) der Tafelaufſatz des Garten⸗ gehülfen Vollmer; 21) die ſchön gezogenen Orangenbäume des Rentier Grobe mit der kl. ſ. Med.; 22) die Herbſt-Levkojen des Gärtners Thürnau. Eine lobende Erwähnung erhielt noch eine vom Gärtner Brauns geordnete Blumen- gruppe, ſowie der Fabrikant Schäfer hieſelbſt für metall. Gartenmöbeln von Eiſendraht. Die mit der Ausſtellung verbundene Verlooſung blühender Topfgewächſe fand eine ſolche Theilnahme im Publikuu, daß die drei Handelsgärtnereien, welche die Ausſtellung beſchickt hatten, der Mühe überhoben wurden ihre aug- geſtellten Pflanzen mieder fortzuſchaffen. Vor der Eröffnung der Ausſtellung hielt der Gartenbauverein, unter dem Präſidio ſeines hochverehrten Herrn Präſidenten, eine General-Verſammlung, in welcher insbeſondere die Anträge: die Veranlaſſung außerordentlicher General— verſammlungen und die Anſtellung von Verſuchen zur Acclimatiſirung auslän— diſcher Pflanzen betreffend zur Berathung kamen. Auch wurde beſchloſſen für den nächſten Herbſt eine fernere Ausſtellung zu veranſtalten. Es wurde ferner angezeigt, daß die dem Vereine gehörende, bedeutende Bibliothek den Vereins- mitgliedern baldmöglichſt zugängig gemacht werden würde. Danzig. Die Pflanzenausſtellung des Danziger Garten— bausBereins vom 11.— 16. Mai. Blumen verbreiten rings um ſich her durch Schönheit, Abwechslung und Mannigfaltigkeit in Form, Farben und Ge— ruch das Gefühl ſüßen Wohlbehagens und ſanfter Anmuthigkeit, und ſind immer, wo fie der Menſch um ſich verſammelt, Zeichen einer humanen Gefin- nung. Je mehr ſich daher Einzelne und Corporationen bemühen, die Herzen zu dem ſtillen Vergnügen der Blumenpflege hinüber zu ziehen, deſto größere Dienſte werden ſie der Ausbreitung der Civiliſation leiſten. In dieſer Hinſicht haben die Gartenbau-Vereine durch Blumenausſtellungen ein nicht zu unters ſchätzendes Verdienſt ſich erworben, zumal viele derſelben nur durch die Opfer— willigkeit ihrer Mitglieder hervorragende Leiſtungen bieten können. Gegenden, welche im Allgemeinen arm ſind an koſtbaren Privatgärten, welche der Ungunſt des Klima's im unermüdlichen Kampfe Blumen und Früchte abringen müſſen, verdienen deshalb um ſo größere Anerkennung, wenn ſie ſich einer ausgezeich— neten Ausſtellung rühmen können. Eine ſolche Gegend, eine ſolche Leiſtung hat der „Danziger Gartenbau-Verein“ aufzuweiſen. In den Tagen vom 11.—1 6. Mai fand ſeine diesjährige Blumen-Ausſtellung zu Danzig ſtatt, welche alle Beſucher mit dem Gefühl freudigſter Ueberraſchung erfüllte. Der große Schützenhausſaal, eine Räumlichkeit von bedeutenden Dimen- ſionen, war zum Ausſtellungslokal auserſehen und ſeine Benutzung an beſtim— | mender Stelle bereitwillig gewährt worden. Der Eintritt in den Saal erfolgte durch zwei Coniferengruppen: die Gruppe linker Hand, (Kunſt- und Handels⸗ gärtner A. Rathke zu Danzig, 30 Arten) zeichnete ſich durch Araucarien, die rechter Hand (Königl. Garten zu Oliva, 30 Arten) durch verſchiedene ſeltnere Coniferen in kleineren Exemplaren aus. Schritt man rechter Hand 18“ 276 weiter, fo hob ſich aus einer Gruppe gemiſchter Pflanzen Dr. Schuſter in Danzig, 60 Exemplare in 20 Arten) eine zwanzigjährige Dracaena Draco imponirend ab, während die nächſte Gruppe (Kunſt⸗ und Handelsgärtner M. Raymann in Langfuhr bei Danzig, 80 Exemplare in 30 Arten) durch zierliches Arrangement gefiel. Den Mittelpunkt dieſer Seite des Saales nahm eine künſtliche Felſengruppe ein, durch welche ſich ein Waſſerfall ergoß; Farne, Pandanus und andere tropiſche Gewächſe bildeten die Dekoration, im Baſſin erhoben ſich blühende Calla, und damit der Eindruck einer ſüdlichen Seenerie— vollſtändig ſei, kletterte ein Affe in luſtigen Sprüngen in den oberen Parthien durch dunkle Fichten. Dem Felſen zunächſt zog in einer Gruppe von Blatt- pflanzen des Warmhauſes (Kunſt- und Handelsgärtner C. Ehrlich in Rotzoll's Garten zu Tempelburg bei Danzig, 90 Exemplaren in 40 Arten) neben mehreren Palmenarten ein prächtiges Exemplar von Asplenium Nidus die Blicke auf ſich. In der Ecke dieſer Saalſeite waren getriebene Gemüſe aufge⸗ ſtellt. Die ganze folgende Breitſeite des Saales nun nahm beinahe allein eine große Gruppe gemiſchter Pflanzen (Kunſt- und Handelsgärtner C. Ehrlich in Tempelburg) ein, worin ſich um eine Livistona chinensis gegen dreißig ſehr große Rhododendron, worunter mehrere gefüllt-blühende, Azaleen und andere Pflanzen gruppirten. Die andere Seite des Saales eröffnete eine ges miſchte Gruppe (Kunſt⸗ und Handelsgärtner A. Rathke in Danzig, 200 Exemplare in 80 Sorten), die namentlich viele verſchiedene pontiſche Azaleen zierten; neben ihr erhob ſich eine Zuſammenſtellung großer Büſche älterer Indiz ſcher Azaleen (Kunſt- und Handelsgärtner Liſchke in Danzig, 53 Exemplare in 15 Arten). Im Mittelpunkt dieſer Saalſeite umgab eine ſehr reichhaltige gemiſchte Gruppe (Kunſt- und Handelsgärtner Liſchke in Danzig, 300 Exem⸗ plare in 140 Arten) die Büſten des Königspaares, ihr ſchloß ſich ein gutge⸗ wähltes Sortiment indiſcher Azaleen an (Kunſt- und Handelsgärtner A. Lenz in Danzig, 150 Exemplare in 30 Sorten), welchem wieder eine Gruppe ger miſchter „flanzen (Kunſtgärtner Blendowski bei Frau Behrendt, 200 Exemplare in 90 Arten) folgte, die namentlich getriebene Blüthenſträucher zierten. Im Fonds des Saales nahmen die Mitte verſchiedene Tiſche mit Aus⸗ ſtellungsgegenſtänden ein, zu deren Seiten große Moosplätze hergeſtellt waren. Der Moosplatz zunächſt dem Eingange des Saales empfing den Beſucher mit dem Wohlgeruch üppig cultivirter Roſen (Kunſt- und Handelsgärtner Za wadski aus Bromberg, 54 Exemplare in 20 Arten), führen ihn rechter Hand zu einem Glanzpunkte der Ausſtellung, einer Gruppe bewundernswürdig gezogener, indiſcher Azaleen (Kunſt und Handelsgärtner A. Rathke zu Danzig, 50 Exem⸗ plare in 33 Arten), die in Bezug auf Färbung, Größe und Maſſe der Blumen durchaus tadellos zu nennen waren, bot ihm weiterhin eine reiche Zuſammenſtellung der fanfter gefärbten Cinerarien (Kunſt- und Handelsgärtner A. Rathke zu Danzig 80 Exemplare), und endlich ein Sortiment Rhododen⸗ dron mit ihren leuchtenden ſchmuckreichen Blumendolden (Kunſt- und Handels⸗ gärtner A. Lenz zu Danzig, 26 Exemplare in 20 Arten). In dem grünen Moosteppich des Platzes ſtanden einzelne Culturpflanzen vertheilt, worunter durch große Ueppigkeit ein Selinum decipiens (Dr. Schuſter zu Danzig), und eine Azalea Due Adolf de Nassau (A. Rathke zu Danzig) auffielen. x u ö N . 7 ku Zah * 1 7 * Von den im Mittelpunkt des Saales aufgeſtellten Tiſchen zeichnete ſich der eine trotz der vorgerückten Jahreszeit durch blühende Camellien (Kunſt⸗ und Handelsgärtner Liſchke zu Danzig) aus, ein anderer durch Aurikeln (Kauf⸗ mann G. Lickfett zu Danzig, 36 Exemplare), die eine Thuja aurea von anſehnlicher Dimenſion umgaben; die übrigen nahmen Arrangements von abge— ſchnittenen Vlumen ein, darunter die großen duftreichen Blumen von Rhodod. Sikk. Sesterianum Rinz und die ſehr ſeltenen von Rhod. Sikk. argen- teum verum (herrfchaftlicher Garten zu Watkowitz bei Marinenwerder). — Die Mitte des andern großen Moosplatzes bildete eine umfangreiche Roſen- gruppe (A. Rathke zu Danzig, 100 Exemplare in 25 Arten); in weitem Umkreiſe umgaben ſie vier Aufſtellungen: die eine von Hyazinthen (A. Rathke zu Danzig) in reicher Anzahl und Flor, die andere von Cinerarien Gunſt⸗ gärtner Blendowski bei Frau Behrendt), die dritte von duftigem Goldlack (Kunſt⸗ und Handelsgärtner A. Lenz zu Danzig), die vierte von brillant blühenden Rhododendron (A. Rathke zu Danzig, 40 Exemplare in 26 Arten) gebildet. Auf zwei in der Nähe aufgeſtellten Tiſchen hatte man dann noch Gelegenheit, die verſchiedenartigſten buntblättrigen Caladien (A. Rathke zu Danzig), und reichblühende Penſées (Königl. Garten zu Oliva) zu betrachten. Die Preisrichter (Commerzien-Rath Otte, Dr. Schuſter Kunſt⸗ und Handelsgärtner Rohde & Wernicke aus Danzig, Obergärtner Teichert aus Watkowitz) erkannten die Preiſe, wie folgt, zu: 277 1. Der gemiſchten Gruppe des Kunſt⸗ u. Handelsg. Liſchke zu Danzig. — 15. 2. „ n L nn „ A. Rathke zu „ 10 % Che > 1 N „ C. Ehrlich zu Tempelburg. 5 , 4. 1 blühenden 1 „ „ „ A. Rathke zu Danzig. 15 % 5. 1 fa „ Zawadskizu Bromberg. 8 , 6. Den blühenden Azaleen . re „ A. Rathke zu Danzig. 10, 1 n n „ „ „ A. Le n 7) 7 5 „ 8. Den blühend. Rhododendron „ Rahn! OH 9 „ 7 vr. „ A. Lenz. „ v 5 * 10. Den 1 A enen, 6 „ 11. „ " Kunſtgärtners Blendowski n, 3 „ 12. Den Penſces des Königl. Garten zu Oliva (Garten⸗Juſpettor Schondorf). 1 13. Den Aurikeln des Kaufmann G. Lickfett zu Danzig. 1 14. Dem Goldlak des Kunſt⸗ u. Handelsgärtners A. Lenz zu Danzig. 2 15. Den Coniferen „ „ 5 A. Rathke „ " 5 „ 16. Der Azalea Due Adolf von Nassau do. " „ 3 17, Dem Selinum deeipiens des Dr. Schuſter zu Danzig .. . 2 18. Dem getriebenen Gemüſe „ 75 " „ 3 PR n 7 7 70 7 n 7 2 77 20. Dem Bouquet der Frau Bertha Lenz „ 1 3 Mn des Kunſtgärtners Raabe zu Danzig.. 2, Für unvorhergeſehene Leiſtungen: 22. Der Felſengruppe, arrangirt vom Kunſtgärtner Raabe zu Danzig. 8 23. Der großen Gruppe d. Kunſt u. Handelsgärtners Ehrlich zu Tempelburg. 4 24. Den Camellien „ " Liſchke zu Danzig.. 3 25. Den Hyazinthen „ „ „ „A. Rathke, 2 * 278 Faſtt man nach dieſer ſpeciellen Ueberſicht das dargebotene Material noch einmal in einem Geſammtbilde auf, vergegenwärtigt man ſich, wie harmoniſch Grün und Blumen, Gruppen und Einzelaufſtellungen angeordnet waren, denkt man ſich in dieſe Pflanzenwelt das Zwitſchern vieler tropiſchen Singvögel, das Rauſchen ſtürzenden Waſſers, ſo übt man nur eine ſchuldige Pflicht aus, wenn man den Anordnern der Ausſtellung, den Herren Kunſt und Handels— gärtnern A. Lenz zu Danzig und M. Haymann zu Langfuhr die wärmſte Anerkennung für das gelungene Arrangement zollt. Eine andere Anerkennung gebührt den Danziger Ausſtellern ſelbſt, die keine Opfer geſcheut hatten, dem Publikum etwas Außergewöhnliches vorzuführen, wie der Gartenbau-Verein ſei⸗ nerſeits bedeutende Mittel hergab, ein würdiges Enſemble daraus zu geſtalten. In den Oſtſeeprovinzen haben die GartenbausVereine noch immer viel für das Allgemeinwerden der Gartenpflege und Blumenliebe, für die Würdigung ſolcher Leiſtungen zu thun, darum — wie es in dem launigen Lied hieß, das am Abend des diesjährigen Stiftungsfeſtes (11. Mai) des Gartenbau-Vereins ge⸗ ſungen ward: „Darum laßt in unſerm Walten Uns recht treu und einig ſein, Immer feſter zu geſtalten Dieſen nützlichen Verein. Jeder trag' das Seine bei, Dann erreicht, dann erreicht Der Verein noch Mancherlei.“ Watkowitz pr. Marienwerder, 20 Mai. Oskar Teichert. III Blühende Orchideen in der Sammlung des Herrn Conſul Schiller im Monat Mai d. J. Eine ſo große Anzahl von (über 150) verſchiedenen Arten blühender Or⸗ chideen, wie wir ſolche am 23. Mai in der reichen Sammlung des Herrn Conſul Schiller ſahen, erinnern wir uns kaum je geſehen zu haben und da es den Freunden dieſer theils prachtvollen, theils höchſt eigenthümlichen Pflanzen gewiß von Intereſſe ſein dürfte zu erfahren, welche Arten in dieſer Jahreszeit ihre Blüthen entwickeln, ſo machen wir nachſtehend diejenigen nam⸗ haft, die uns am meiſten durch ihre Blüthen auffielen. Das im vorigen Jahre neu erbaute „Vandeen-Haus,“ in dem die ſtolzen Exemplare der Aeri- des-, Vanda-, Saccolabium-, Phalaenopsis- u, dgl. Arten ein fo präch⸗ tiges Gedeihen unter der Leitung des Obergärtners Herrn Schmidt haben, bietet zur Zeit mit ſo vielen in Blüthe ſtehenden Arten der oben genannten Gat⸗ tungen einen reizenden Anblick dar. Aus der Zahl der in den verſchiedenen Abtheilungen blühenden Arten heben wir nun hervor: Laelia euspatha, robusta und irrorata Rchb. fil. Trigonidium ringens Lindl. Stelis tristyla Lindl. Zygopetalum erinitum Lodd. var, coeruleum. 279 Lockhartia verrucosa Rchb. fil. Pleurothallis erassifolia Rehb, fil. ungemein fleinblumig, foetens Lindl., marginata Lindl., trichorrhachis Rchb. fil., glanduligera Lindl. und mehrere andere Arten dieſer Gattung. Octomeria spatulata Rehb. fil., ſehr hübſch. Oneidium leucochilum Batem., sphacelatum Lindl., micro- pogon Rchb. fil., uniflorum Lindl,, hians Lindl., das hübſche O. Croesus Rehb. fil. und variegatnm Sw. Epidendrum auch zahlreich vertreten durch mehr oder weniger hübſch blühende Arten, deren Blumen jedoch faſt ſämmtlich einen ſehr ſtarken Geruch verbreiten, wie E. leucochilum Kl., das alte bekannte cochleatum L., aromaticum Batem. , ſehr hübſch und fehr ſtark duftend, selligernm Bates oneidioides Lindl., Parkinsonianum, microphyllum Lindl., gluma- ceum Lindl., vandifolium Lindl. Ornithidium coceineum Salisb. Odontoglossum naevium Lindl., nebulosum Lindl. und Pes- catorei Lindl., alle drei ſehr empfehlenwerthe Arten, beſonders aber letztere. Maxillaria leptosepala Hook,, ochroleuca Lindl., varia- bilis Batem. und mehrere andere. Miltonia flavescens Lindl. (M. stellata oder Cyrtochilum stel- latum) weniger ſchön. Bifrenaria Harrisoniae Rchb. fil. Gomeza laxiflora Rehb. fil. (Rodriguezia) ſehr hübſch. Hexadesmia crucigera Lindl. Gongora truncata Lindl. var. Donkelaarii Rchb. fil. u. a. m. Coelogyne Thuniana Rchb. fil. Brassavola cuspidata Lindl. Dendrobium pulchellum Roxb., nobile Lindl., Farmeri Paxt. eymbidioides Bl. und. chrysanthum Wall., fimbriatum Wall., chry— sotoxum Lindl. ſämmtlich ſehr ſchön. Lycaste Schilleriana Rchb. fil., candida Lindl. und aromatica Lindl. | Chysis braetsecens Lindl. und Limminghii Lind. beide prächtig. Helcia sanguinolenta Lindl. Cryptochilus sanguineus Wall, (Mormodes) hübſch. Megaclinium Bufo Lindl. Bolbophyllum saltatorium Lindl. und balaeniceps, deſſen Blume täuſchend einem Wallfiſchkopfe ähnlich ſieht. Saceolabium Colceolare Lindl., micranthum Liodi;, gem- matum Lindl. und densiflorum Lindl. alle ſehr niedlich, wenn auch klein⸗ blumig aber ſehr reichblühend. Sarcanthus armeniacus Rchb. fil. und suceisus Lindl., eben⸗ falls ſehr niedlich. Camarotis purpurea Lindl. ſehr hübſch. Cottonia peduneularis Rchb. fil. Galeandra graeilis Lindl. 280 Dendrochilum latifolium Lindl. und longifolium Rehb. fil., ſehr reichblühend. Eriopsis rutidobulbon Hook. | Sarcochilus unguiculatus Lindl. und eroceus Lindl., ſehr hübſch. Sarcopodium Lobbii Lindl. und purpureum Rchb, fil. Cirrhopetalum Thouarsii Lindl. Eria flava Lindl. (pubescens) und stellata Lindl. Ponthieva maculata R. Br. Eine eigenthümliche Erdorchidee, deren Blätter hellgraugrün und wie alle übrigen Theile an der Pflanze fein behaart find und viel Aehnlichkeit mit den Blättern einer Hieracium-Art haben. Im Jahre 1840 find ich dieſe intereſſante Art auf dem Gebirge (Scilla) von Caracas in Geſellſchaft von Pleurothallis pulchella Lindl., chamensis Lindl., pellucida Kl., bilamellata Rchb. fil., pendula Kl., mono- phylla Kl., mehreren Stelis-Arten auf dicken Baumſtämmen wachſend. Von den zur Zeit an den botaniſchen Garten zu Berlin eingeſandten Exemplaren kam nur eins lebend an, das jedoch freudig anwuchs, zur Blüthe kam und von Klotzſch, der dieſe Art für ganz neu hielt, zuerſt als Schoenleinia benigna beſchrieben wurde. Cypripedium waren in mehreren Arten in prächtigſter Blüthe, ſo C. barbatum Lindl. var. majus, barb. var. floribundum mit Blumen, barb. var. caulescens und var, pallidum., das neue Hookerae, Lowei Lindl. ganz prächtig, hirsutissimum Lindl., villosum Lindl. und javanicum Reinw, Uropedium Lindenii Lindl. Selenipedium caudatum Rchb. fil. Phajus bicolor Lindl, Arpophyllum Cardinalis Lind. und giganteum Lindl. Triehopilia suavis Lindl., erispa Lindl. (gloxiniaeflora Hort.), marginata Rchb. fil. und tortilis Lindl. ſehr reich blühend. Cattleya labiata Lindl. b. Mossiae war in 10 verſchiedenen Va⸗ rietäten vorhanden, eine immer ſchöner als die andere, C. Reineckeana rein weiß, intermedia Grah. b. amethystina und Skinneri Batem. Im Vandeen-Hauſe blühten: Vanda tricolor Rehb. fil., nebſt den Varietäten suavis, Schille- riana, Veitchii, Loddigesii und insignis, ferner prachtvoll V. eristata Lindl. und gigantea Lindl., alpina Lindl., b. acuta Rchb. fil. Aerides affine Lindl. var. roseum (fox Brush der Engländer), hiervon ein Exemplar mit 3 Blüthenſtielen, ein anderes mit 2 Blüthenſtielen, von denen der eine 15 Nebenzweige hat und ein drittes auch mit 2 Blüthenſtielen, jeder mit 3 Zweigen in der allervollkommſten Entwickelung; A. virens Lindl. und vir. b. superbum. Saccolabium curvifolium Lindl. mit brillant ſcharlachrothen Blumen. a Rhynchostylis retusa Rchb, fil. Coelogyne pandurata Lindl. und asperata Lindl. erſtere mit ganzgroßen hellgrünen Blumen, deren Lippe ſchwarz gezeichnet iſt, ein ungemein auffällig ſchöne Blumen. 281 Cleisostoma crassifolia Lindl. Warscewiezella discolor Rchb. fil. (Warrea discolor.) Den drobium Devonianum Paxt., Dalhousianum Paxt., cre- pidatum Lindl., eretaceum Lindl. und macrophyllum Lindl. ſämmt⸗ lich ſchön. ; Phalaenopsis amabilis Bl, und Ph. grandiflora Lindl., ſehr reich blühend. ö Eine botaniſche Excurſion in's Rieſengebirge vom 26. bis 29. Juni 1863. Von H. R. Göppert. (Im Auszuge aus der Pharmac. Ztg. Nro. 15 u. f.) Bei einer von gutem Wetter begleiteten und unter günſtigen Verhält— niſſen mit 19 meiner Herren Zuhörer unternommenen Excurſion in das Rie— ſengebirge, gelang es faſt alle daſelbſt vorkommenden Phanerogamen und viele der wichtigeren Kryptogamen in der verhältnißmäßig kurzen Zeit von zwei Tagen aufzufinden, wobei ich mich insbeſondere der Beihülfe meines ſachkun— digen Schülers Herrn stud. Müncke zu erfreuen hatte. Da unſer Gebirge immer noch nicht jo oft als es verdiente namentlich von auswärtigen Botani— kern beſucht wird, und man ſich vielleicht eher dazu entſchließen dürfte, wenn man ſich im Voraus fchnell zu orientiren vermöchte, will ich es hier verſuchen, unſere Reiſetour, die auch zugleich die ſchönſten und ſehenswürdigſten Punkte des Hochgebirges ſelbſt mit umfaßt, kurz zu ſchildern mit Angabe der auf derſelben gefundenen Pflanzen und Hinweiſung auf ſo manche anderweitig wichtige phyſiologiſche und geographiſch-botaniſche Verhältniſſe, auf die ich meinte, die Aufmerkſamkeit meiner Herren Zuhörer lenken zu müſſen, um unſere Excurſion für ſie ſelbſt möglichſt belehrend zu geſtalten. Zunächſt nur eiuige Bemerkungen über die allgemeine Lage, Ausdehnung und Hauptbeſtandtheile des Rieſengebirges. Mit dieſem Namen bezeichnet man bekanntlich eine Reihe von Bergen, die unweit den Zuſammenfluß der ſchleſiſchen, lauſitzer und böhmiſchen Grenze beginnen, dann oſtwärts einen durchſchnittlich faſt 4000 Fuß hohen Bergsrücken, den Kamm bilden, und vom Anfange der Kette auf dem hohen Rade ſich bis zu 4621 erheben, die größte Höhe aber am Ende, kurz vor der Erniedrigung desſelben auf der Schneekoppe, nach Herrn Prof. Dr. Sadebeck's neueſter Vermeſſung mit 4938 ½ P. F. erreichen. Obſchon das Gebirge in der angegebenen Begrenzung an 10 — 12 Meilen im Umkreiſe mißt und das höchſte im nördlichen Deutſchland iſt, ſo zeigt es doch nur ſehr wenig Abwechslung der Gebirgsarten, die ſich auf Granulit, Granit, Gneis, Glimmerſchiefer, welcher ſtets das höchſte Niveau einnimmt, Baſalt, Porphyr, Hornblendeſchiefer mit Einlagerungen von körnigem Kalkſtein beſchränken. Die Vegetationsverhältniſſe geſtatten namentlich am nördlichen Abhange des Rieſengebirges ſehr beſtimmt geſchiedene Regionen, die genauer ſind als in den Alpen. Ich unterſcheide für die ſchleſiſche Flora überhaupt drei verſchiedene Regionen. Die erſte die der Ebene von 175 bis 900-1000 * * 1 *. r 8 282 Fu ß, als charakteriſtiſche Bäume von Nadelhölzern die Kiefer, von Laubböl⸗ zern, Rüſtern, Erlen, Stieleichen, Birken, insbeſondere Betula alba, Tilia parvifolia Vent., Spitzahorn 2. 2) Die zweite die Bergregionz ſie zerfällt in eine untere und in eine obere; die untere erſtreckt ſich von 900 oder 1000 Fuß bis 3600 Fuß.; anfänglich Nadelholzwälder aus Weißtannen und aus Rothtannen, Laubholzwälder, Buchen, Linden (Tilia pauciflora), Ahorn, namentlich Bergahorn, und etwa von 3000 Fuß an Verſchwinden der Weißtanne mit der Rothbuche und dem Bergahorn und end— lich Alleinherrſchen der Fichte. Die obere Bergregion von 3600—4400 Fuß, im Rieſengebirge bezeichnet durch das Verſchwinden der Wälder und Auftreten des Knieholzes, [Pinus montana Mill. s. Pumilio, gewöhnlich Pinus Pumilio Hänke) daher auch Knieholzregion. Endlich die dritte oder ſubalpine Region, völlig ſtrauchleer, wohin nur die ſich über jene Höhen er— hebenden Gipfel der Gebirge von 4400 — 4930 Fuß gehören.“) Unſere obere Bergregion entſpricht etwa im Allgemeinen der unteren alpinen Region der ſüddeutſchen und ſchweizer Alpen, wenn man ihren Anfang von dem Auf— hören der Zirbelkiefer und des Vorkommen des Knieholzes ſetzt, etwa 6— 7000 Fuß. Unſere alpine Region iſt eigentlich wegen Mangel der Höhe zu keiner entſchiedenen Entfaltung gelangt. Am 26. Juni Mittags 12 Uhr verließen wir Breslau, um vermittelſt der Freiburger Bahn das Vorgebirge möglichſt ſchnell zu erreichen. Einige in Freiburg beſorgte Wagen beförderten uns noch an demſelben Tage nach Schmiedeberg. Auf dem Wege dahin, gleich hinter Freiburg in etwa 900 Fuß Seehöhe, ſahen wir Cytisus capitatus Jacq., Lathyrus sylvestris L., Rosa rubiginosa L., Platanthera bifolia Rich., Cirsium eivulare Jacg. und einige andere dem Vorgebirge im Allgemeinen angehörende Pflanzen, in den Dörfern zierliche blumenreiche Gärtchen, deren Flora ſich ſchon aus ſehr alter Zeit herſchreibt.““) *) Da meine Mittheilungen einen Führer durchaus nicht entbehrlich machen, dies auch nicht im Entfernteſten beabſichtigt wird, empfehle ich zu dieſem Zwecke das Handbuch für Sudeten-Reiſende von W. Scharenberg, 3. Auflage, bear: beitet von Dr. Friedrich Wimmer. Mit 6 Karten in lithograph. Farbendruck. Breslau bei Trewendt 1862, in welchem Werk die naturhiſtoriſchen Verhältniſſe beſonders berückſichtigt werden. ) Die Flora der Bauergärten bleibt in ganz Deutſchland, ja ſelbſt in Norwegen ſich gleich, ſtimmt mit der Gartenflora der Griechen und Römer merkwürdig überein, welche ſeltſame, von Kerner in Insbruk zuerſt nachgewieſene That— ſache in den bekannten Capitularien Carls des Großen ihre Erläuterung findet, indem er befahl die Culturen auf ſeinen Meiereien nach römiſchen Muſtern ein⸗ zurichten. Daher der Urſprung dieſer deswegen auch größtentheils der ſüd⸗ europäiſchen Flora entlehnten Arznei- und Zierpflanzen, die durch Geiſtliche und Klöſter, die Träger der Cultur in damaliger Zeit, überall verbreitet wurden; daher ferner eine Anzahl in unſeren Floren fälſchlich als einheimiſch bezeichnete Pflanzen, welche ſich ſpäter von ſelbſt ausſäten und fort und fort in der Nähe der Wohnungen noch erhalten haben, wie Artemisia Absinthium L., Aristolochia, Clematitis, Rosa alba ete. etc. (Ribes rubrum ſtammt aus dem hohen Norden. Acorus Calamus ward erſt im 17. Jahrhundert bei uns verbreitet aus dem ſüdöſtlichen Europa.) 283 | Nach ungefähr 3 Stunden erreichten wir Landeshut (1254 Fuß See⸗ höhe) im Thale des Bobers, eingeſchloſſen von allen Seiten von mehr oder weniger hohen Grauwacke-, Baſaltit- und Granit-Bergen, für uns weniger durch ſeinen Steinkohlenbergbau, als durch die Grauwacken-Steinbrüche intereſ— ſant, deren Petrefacten ſchon vor 150 Jahren von Langhans und Volk— mann, zwei der erſten paläontologiſchen Schriftſteller Deutſchlands beſchrieben wurden. Wir beſuchten einen Gaſthof der Vorſtadt daſelbſt, genannt zum ſteinernen Baum, in deſſen Hofe an einer Felswand noch mehrere Lepido— dendreenſtämme von 6 Fuß und 10 Fuß Länge und 1½ — 2 Fuß Dicke vorhanden ſind. In einem Steinbruche, zum Stern genannt, unfern der Stadt bei dem Dorfe Leppersdorf liegen 30 Fuß lange Stigmaria-Zweige zu Tage. Der uns kurz zugemeſſenen Zeit wegen war es uns leider nicht ver— gönnt, den äußerſt intereſſanten Weg über den Landshuter Kamm einzuſchlagen, doch würde auch die neue Straße über den Dittersdorfer Paß uns wohl da— für entſchädigt haben, wenn nicht ein Gewitterregen und die einbrechende Dunkelheit allem Botaniſiren ein Ende gemacht hätte. Um 10 Uhr kamen wir nach Schmiedeberg, am Fuße des Rieſengebirges, wo wir im Gaſt— hofe zum ſchwarzen Roß übernachteten, deſſen Schwelle 1399 Fuß über dem Meere liegt. Am anderen Morgen, bei wieder heiterem Himmel, begann nun unfere eigentliche Gebirgspaͤrtie. Freudig, eine recht reiche Ausbeute hoffend, zogen wir nun dem höchſten unſerer Berge, der Schneekoppe entgegen. Nur eine kurze Zeit lang führte uns der Weg dem Thale entlang, dann bergauf an dem Saum eines Weiß-Tannenwaldes, in deſſen Nähe wir, namentlich um einen alten Kalkofen in etwa 2000 Fuß Höhe, viele bisher von uns noch nicht beobachtete Pflanzen fanden: Ranunculus aconitifolius L. Phyteuma spicatum L., Rosa alpina L., Rosa alpina tomentosa und Rosa alpina-canina, Asperula odorata, Lychnis diurna Sibth,, Salix silesiaca Willd., Lilium Martagon L., Stellaria uliginosa Murr., Equisetum sylvaticum L., Convallaria vertieillata L., Pyrola secunda L., Orchis maculata L., bei uns eigentliche Gebirgspflanze, die verwandte latifolia gehört mehr der Ebene an, Coeloglossum viride Hartm. Je höher wir ſtiegen, deſto heiterer wurde der am Anfange unſerer Wanderung nebelreiche Himmel, und immer mehr ſtellen ſich eigentliche Ge— birgspflanzen ein, welche uns von hier an zum Theil bis zu der Höhe des Kammes begleiteten, wie Avena flexuosa M. et K., Luzula al- bida, Galium sylvestre Poll., Blechnum Spicant, Pyrola me- dia, Listera cordata, Corallorhiza adnata, Carlina acaulis, Homo- gyne alpina Cass., Petasites albus, Prenanthes purpurea L., Arnica montana, Rhinanthus pulcher Sch., Trifolium spa— diceum L., Polypodium Phegopteris, Ru mex Acetosa h ari- folius, die zierliche, dem ganzen Kamm unter dem Knieholz folgende Tri- entalis europaea, Thalietrum aquilegifolium, Lysima- chia nemorum, Sonchus alpinus noch nicht blühend, Rubus hirtus, Chrysosplenium oppositifolium in Begleitung des auch in der Ebene häufigen alternifolium, Sedum villosum, Geranium sylvaticum, Arabis Halleri L., etwas höher in etwa 3000 Fuß die über dem ganzen höheren Gebirge namentlich unter Knieholz in unglaublicher Menge verbreitete r * 12 9 7 0 * ’ 8 * 284 Gentiana asclepiadea, die einzige Vertreterin der zahlreichen Gen⸗ tianen der Alpen. Mit dieſen kamen vermiſcht noch folgende der Ebene anz gehörende Pflanzen vor, wie Pyrola minor L., Epilobium montanum L., Gymnadenia conopsea Rich., Knautia arvensis, Hieracium murorum L., Lycopodium clavatum L., Tormentilla erecia L., Vaccinium Vitis Idaea L. u. Myrtillus L., Peucedanum Oreoselinum Mönch., Alchemilla vulgaris L. (noch nicht blühend), Epilobium an- gustifolium L., Majanthemum bifolium DC., Hieracium paludosum L., Myosotis sylvatica Hoffm., Stellaria Holostea L., Galeobdolon luteum Hds., Chaerophyllum hirsutum L., Ajuga reptans L., Da- phne Mezereum L., Lycopodium annotinum L., Pedicularis sylva- tica L., Polypodium Phegopteris, Dryopteris, Aspidium Filix mas Sw. hört früher auf, etwa ſchon bei 2000 Fuß als Asplenium Filix fe- mina und Aspidium spinulosum. Die letzteren beiden werden von 3000 Fuß ab durch Polypodium alpestre Hoppe vertreten, das häufigſte Farn⸗ kraut der höheren Regionen, welches nur völlige Unkenntniß mit dem ihm allerdings ähnlichen, aber durch Form der Wedel und Fruchthäutchen gänzlich verſchiedenen Asplenium Filix femina für identiſch erklären kann. Alle dieſe Pflanzen begleiteten uns mehr oder weniger häufig bis zu den Gränzbauden in 3060 Fuß Höhe, die wir in ungefähr 2 Stunden er⸗ reicht hatten, viele auch noch höher hinauf, ja finden ſich auch wohl auf dem ganzen Kamm. Sie ſind vorſtehend durch geſperrten Druck bezeichnet. Von den Gränzbauden, einem mit allem Comfort ausgeſtattetem Aufenthaltsorte führt nach der Schneekoppe, dem höchſten Punkt des Gebirges ein gut angelegter Fußweg, der ohne große Koſten in einen Fahrweg für leichtes Fuhrwerk umgeſchaffen werden könnte. Die Weißtannen und mit ihnen die Laubhölzer Ahorn, Buchen, Corylus, Rhamnus, Evonymus hatten uns ſchon hier verlaſſen, Fichten mit Sambucus racemosa und die nie fehlende Ebereſche hie und da noch eine Populus tremula oder Betula pubescens traten an ihrer Stelle. Jedoch auch die Fichte [Pinus Abies L.) fängt an höher hinauf, etwa in 3500 Fuß immer ſeltener und niedriger zu werden, in etwa 4000 Fuß nimmt die Regelmäßigkeit des quirlförmigen Wachsthums ab, die Internodien gerathen fo zu ſagen in Unordnung. CFortſetzung folgt.) —— nn Feuilleton. Orchideen⸗Sammlung verkäuflich. Die berühmte Orchideen⸗ Sammlung des in Berlin unlängſt verſtorbenen Herrn Geheimraths Dr. Casper ſoll, wenn möglich, im Ganzen verkauft werden. Die ganze Samm⸗ lung beſteht aus mehreren hundert Arten in vielen Exemplaren, darunter ſchöne Prachtexemplare, unter letzteren namentlich Cattleya, Miltonia und Vanda. Herr Kunſt⸗ und Handelsgärtner O. S. Schlottmüller, Neu-Schönberg No. 6 bei Berlin, iſt mit dem Verkaufe beauftragt, und gern bereit, etwaigen „„ N 285 Reflectanten auf die Sammlung auf Verlangen ein genaues Verzeichniß der vorhandenen Arten zuzuſenden. * Der Catalog (No. 28) von Gewächshauspflanzen der Lau⸗ rentius'ſchen Gärtnerei zu Leipzig, welcher uns unlängſt zugegangen, iſt wiederum ſehr reichhaltig an neuen und ſeltenen Pflanzen, ſowohl des Warm⸗ als Kalthauſes, worauf wir die Pflanzenfreunde befohders aufmerkſam machen wollen. Auch unter den Orchideen finden wir mehrere ſehr ſeltene und ſchöne Arten verzeichnet, wie Angrecum sesquipedale, Cypripedium, Hookerae, Dendrobium Fytchianum, macrophyllum, Dayanum, Pha- laenopsis Lowi, Schilleriana u. dgl. — Die einzelnen Familien, als Begoniaceen, Aroideen, Gesneriaceen, Bromeliaceen, Asphodeleen (Beaucarnea, Cordyline, Dasylirion, Dracaena c.), Filices, Seitamineen, Mufaceen, Palmeen, Araliaceen u. a. find durch die ſchönſten Arten ſehr zahlreich ver— treten, ebenſo die zu offieinellen und zu techniſchen Zwecken verwendbaren Ge— wächſe, die Coniferen und die buntblättrigen Pflanzen für's Warm- und Kalthaus. b Akazienholz zu Weinpfählen. Seit einer Reihe von Jahren wird das Akazienholz im Kreiſe Saarlouis mehr und mehr zu Weinpfählen benutzt und kann man alſo Erfahrungen über deſſen Werth mittheilen. Wie es in Dr. W. Hamm's Agron. Ztg. heißt, ſteht es beinahe noch vor dem Eichenholz, indem man dünne Weinpfähle beſitzt, die ſchon 22 Jahre im Wein- berge ausgedauert. Es reißt leichter, ſollte aber mindeſtens 1 Jahr vor dem Gebrauch geriſſen, in Bürden gebunden und beſchwert, zum Trocknen gebracht werden, da es ſich der Art verzieht, daß die Pfähle, im grünen Zuſtande ver— braucht, ſich ganz nach einer Seite krümmen. Da, wo lange Pfähle üblich find, etwa 8—10 Fuß, ſollte es ſtärker als Eichen geriſſen werden, da das Akazienholz bei ſeiner Härte ſehr leicht beim Winde mit einiger Laſt ſehr kurz in der Mitte durchbricht. Dauerhafte Pflanzen⸗Etiquetten fertigt man nach einer Mit⸗ theilung der Central-Gartenbau-Geſellſchaft in Frankreich auf folgende Weiſe an: Man ſchreibt die Pflanzennamen ſauber auf ein Stück Papier und klebt dieſes mit einer Gummi⸗Auflöſung auf ein Stückchen Glas, ſo daß die Schrift vom Glaſe bedeckt wird. Das Papier wird dann auf der Rückſeite mit einer Oelfarbe oder Firniß überſtrichen und wenn dieſer Ueberzug trocken, iſt die Etiquette fertig. Petroleum. Durch die Entdeckung und den Gebrauch des Petroleums werden wir billigere Brodfrüchte, Zucker und Kerzen verlangen. Wiſſenſchaft und Induſtrie ſind heut' zu Tage eifrigſt bemüht, herbeizuſchaffen, was die Bedürfniſſe der Menſchen befriedigt. So gelang es erſt vor Kurzem, die Koſten zu mindern, um unſere Wohnungsräume mit Licht zu verſehen. Es wurde das Petroleum entdeckt und in Anwendung gebracht. Aber es findet dadurch nicht allein eine Minderauslage in dieſer Beziehung ſtatt, ſondern es ſteht damit auch im Zuſammenhange, daß in Jah⸗ ren bei normalen Ernten die Brodfrucht und Zucker eine Erniedrigung des Preiſes erfahren wüſſen. So paradox dies auch klingen mag, hoffen wir doch, dies in nachfolgenden Zeilen nachweiſen zu können. Es iſt faſt Jedem wohl bekannt, daß viele tauſende von Joch des beſten Ackerbodens und große Maſſen m, u Fr: ne Zu g * * ’ e 286 8. Düngers zum Anbau von Oelfrucht tragenden Gewächſen bisher verwendet wurden, ganz beſonders zum Anbau von Raps. Schon jetzt, ſeit der noch keineswegs allgemein ſtattfindenden Anwendung des Petroleums als Bele euchtungs⸗ mittel, iſt der Preis von Rapsöl bedeutend geſunken, da die Nachfrage darnach ſich ſchon vermindert, und wird der Preis des Raps noch mehr ſincken, ſo bald eine noch allgemeinere Anwendung dieſes, ſo reines Licht verleihenden Materials eintrifft, was nicht ausbleiben wird, wenn alle Sicherheit gewährende Brenn-Apparate erfunden ſind. Vorſichtige Landwirthe ſtellen ſchon heute die Frage: ſollen wir noch ferner Raps bauen? Der gute Boden und der reich— liche Dünger, welcher der Rapsbau verlangt, das häufige Fehlſchlagen der Ernten rechtfertigen dieſe Frage vollkommen. Es iſt dies eine Erſcheinung, die mächtig in die bisherigen Verhältniſſe des Ackerbaues eingreift, und auch noch einen Induſtriezweig berührt; wir meinen die Erzeugung des Zuckers und der Rübe. Der ſo viele Fruchtbarkeit beſitzende Flächenraum, der bisher dem Rapsbau zugewendet wurde, wie die Maſſe von Dünger fällt über kurz entwe⸗ der dem Anbau von Brodfrüchten oder Zuckerrübenbau anheim, und mit der Mehrproduction des einen oder andern Artikels ſteht die Preisminderung im engſten Zuſaumenhange. Wiſſenſchaft und Induſtrie treten hier als Factoren von hohem Werthe auf, der Fortſchritt der Mechanik und Chemie wird der allgemeineren Anwendung des Petroleums zu Hülfe kommen. J. F. G. Geitner's Garten: Etabliffement, Durch den Verkauf des ſchönen 24 Fuß hohen Exemplares der Livistona olivaeformis, wie mehrerer anderer großer Palmen und Pflanzen, waren natürlich in dem ge— räumigen Palmenhauſe des Herrn Geitner einige Lücken entſtanden, die aus⸗ zufüllen die vorhandenen übrigen, immerhin noch großen Exemplare nicht aus⸗ reichten. Dieſem Uebelſtande iſt jedoch durch den Speculationggeift des Herrn Geitner nun abgeholfen worden, indem Herr Geitner den Inhalt des Palmen— hauſes des Herrn Legationsrathes Keil in Leipzig an ſich gekauft hat; mehrere große Exemplare dieſer Sammlung ſind bereits von Leipzig nach Pla⸗ nitz überſiedelt worden, deren Schönheit in dem geräumigen Hauſe des Herrn Geitner nun erſt recht zur Geltung kommt. So imponirt namentlich eine Phoenix farinifera von 24 Fuß Höhe mit einem 11 F. hohen Stamme, die gegen- wärtig drei weibliche Blüthenrispen hat, dann ein Sabal Blackburniana, Corypha umbraculifera und ein Pandanus odoratissimus mit hohem Stamme und vier Aeſten, jeder mit einer herrlichen Blätterkrone, ein Pracht⸗ Exemplar! Eine Arenga saccharifera hat einen 127 hohen Stamm und 8° Kronendurchm.; Klopstockia cerifera, deren breite Wedel mit ſilberweißer Rückſeite bei günſtiger Beleuchtung einen prächtigen Effekt machen; das Exemplar iſt 8° hoch und hat 12 F. Kronendurchm. Nicht minder ſchön find mehrere Caryota, Syagrus, 10 14“ hoch und 8° Kronendurchm., dann Areca, Latania, Copernicia, Thrinax, Cocos, Sabal und mehrere Cycadeen, ſo daß das geräumige Haus des Herrn Geitner zu Planitz jetzt faſt zu eng für all dieſe herrlichen Pflanzen geworden iſt, aber einen impoſanten Anblick ewährt. : * Arboretum Muscaviense, ift der Titel eines uns ſoeben zugegangenen Werkes. Daſſelbe handelt über die Entſtehung und Anlage des Arborets Sr. K. Hoheit des Prinzen Friedrich der Niederlande zu Muskau 287 und giebt ein beſchreibendes Verzeichniß der ſämmtlichen zu Muskau kultivirten Holzarten. Es iſt ein ſchätzenswerther Beitrag zur Dendrologie der deutſchen Gärten, bearbeitet vom Garten-Inſpector E. Petzold und Anbau rgächne G. Kirchner. Beigefügt iſt ein colorirter Plan des Arboretums. Im nächſten Hefte werden wir ausführlicher über dieſes höchſt brauchbare Werk berichten. Perſonal⸗Notizen. In Anerkennung ihrer Mitwirkung als Preisrichter bei der jüngſt in Brüſſel ſtattgefundenen großen internationalen Pflanzen-Ausſtellung haben unter Anderen vom König der Belgier die Herren Prof. Dr. Fenzl, Director des botan. Gartens in Wien, Prof. Dr. K. Koch, General-Secretair des Ver⸗ eines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preuß. Staaten, Dr. Regel, wiſſenſchaftlicher Director des k. k. botan. Gartens in Petersburg, Prof. Dr. H. G. Neichenbach, Director des botan. Gartens in Ham— burg, J. Veitch in London und S. Garovaglio, Prof. und Director des bot. Gartens zu Paris das Ritterkreuz des Leopold-Ordens erhalten. München. In der Sitzung der bairiſchen Akademie der Wiſſenſchaften in München am 30. März (dem 105. Stiftungstage der Akademie) ward dem Herrn Geheimrath Dr. Carl Friedr. Phil. v. Martius, welcher an dieſem Tage vor 50 Jahren die mediciniſche Doctorwürde erwarb, zum dauern— den Gedächtniß dieſes Jubiläums eine goldene Medaille überreicht, welche die Akademie zu dieſem Behufe hatte anfertigen laſſen. (Bot. Ztg.) Wien. Herr Prof. Dr. Fenzl, Director des k. k. botan. Gartens in Wien, hat den kaiſerl. braſilianiſchen Roſenorden erhalten. (Bot. g.) Upfala. Herr Prof. Dr. G. Fries hat die Direction des botan. Gartens zu Upfala an den Herrn Prof. Dr. Areschoung übergeben, wird es aber gern ſehen, wenn die Vorſteher botaniſcher Gärten ihn auch ferner den jährlichen Samenkatalog mittheilen wollen. (Bot. Ztg.) Bonn. Am 6. Mai verſchied ſanft an einem Lungenſchlage, welchem eine dreitägige Krankheit vorangegangen war, in Poppelsdorf bei Bonn Herr Ludolf Chriſtian Treviranus, der älteſte von den Profeſſoren der Botanik in Deutſchland, welcher bis zu ſeiner letzten Krankheit den Fort— ſchritten für Wiſſenſchaft mit Liebe folgte und ſtets bemüht war, ſeine Er— fahrungen und Beobachtungen trotz ſeines hohen Alters zu verwerthen. Die Wiſſenſchaft wird ſeinen Namen ſtets hoch in Ehren halten. (Bot. Ztg.) Kew. Herr John Smith, der faſt 45 Jahre als Curator des Königl. botaniſchen Gartens zu Kew ſo thätig gewirkt, hat in Folge eines faſt gänzlichen Erlöſchens des Augenlichtes ſeine Stellung quittiren müſſen. Als deſſen Nachfolger iſt der nicht minder. berühmte bisherige Gärtner zu Syon Houſe Garten, Herr John Smith, ernannt worden. Jena. Herr Prof. Dr. Pringsheim, Privatdocent an der Königl. Univerſität in Berlin, iſt zum Profeſſor der Botanik und Director des hieſigen botaniſchen Gartens ernannt worden. — en 288 Wir offeriren Lilium auratum in ftarfen, blühbaren, fo eben aus Japan importirten Zwiebeln, das Stück zu 5 Thaler pr. Caſſa. Laurentius'ſche Gärtnerei zu Leipzig. Strohmatten. 24 Strohmatten . e 5 ſind zu haben el Aug. Garvens, ä HAMBURG, er EG 3övvngsmartt DER GER H. Arnoldi ſche Obſt Cabinet aus Porzellan-Compositions-Masse beſteht jetzt aus 21 Lieferungen, welche 59 Aepfel, 48 Birnen, 1 Pfirfiche, 18 Pflaumen enthalten. Jaährlich erſcheinen auch ferner 3—4 Lieferungen a 6 Früchte und zwar bei directer Beſtellung zum Preis von Nthl. 2 pro Lieferung incl, Carton und gedruckter Beſchreibung frei ab Gotha per Caſſe. Bei indirecter Be⸗ ſtellung, das heißt auf Weg des Buchhandels oder ſonſtiger Verleger, erhöht ſich der Preis auf 8 ¼ Nthl. pro Lieferung ꝛc. und nehmen alle deutſchen Buchhandlungen Beſtellungen darauf an. Für Rußland hat die N. Kymmel'ſche Hof-Buchhandlung in Riga, „ England haben die Herren Neſtle & Hunſtmann, 6 Great Trinity Lane, Cannon Str. Weſt in London EE, „ Holland hat Herr P. Hahmes in Maaſtricht, „ Ungarn haben die Herren Seyring & Hennike in Oedenburg, „ Oeſterreich-Böhmen haben die Herren Waldeck & Wagner in Prag, „ die Schweiz hat die Scherer'ſche Buchhandlung in Solothurn, „ Amerika hat Herr W. L. Schively in Philadelphia 5 den Verkauf des Obſt-Cabinettes, jedoch mit entſprechender Preis⸗Er⸗ höhung, übernommen und nehmen Beſtellungen darauf an. H. Arnoldi in Gotha. 289 Sehen und Beobachten. Seit den letzten Decennien hat die Botanik eine neue Epoche begonnen, denn ſeit jener Zeit genügt es den Botanikern nicht mehr, nur die äußeren Formen der Gewächſe zu verzeichnen, ſondern ſie richten ihre Blicke auch auf die inneren Theile der Gewächſe, wodurch die wichtigſten Entdeckungen in Bezug auf die Natur derſelben gemacht worden ſind. Die Pflanzenphyſiologie im Verein mit der Phytochemie und Anatomie, wobei die große Genauigkeit des neueren Microſkop ſo weſentliche Dienſte leiſtet, haben die Botaniker der Neuzeit zu ihren Hebeln erkohren, und mit deren Geſammthülfe erlangen ſie faſt täglich in dieſer Wiſſenſchaft neue glänzende Reſultate. Es hat ſich daher auch der Kreis der Theilnehmer an dieſer Wiſſenſchaft bedeutend vermehrt, da ſich nicht läugnen läßt, ohne dem Werth der Pflanzenbeſchreibung irgendwie zu nahe treten zu wollen, daß die trockenen Beſchreibungen der Pflanzenformen auf die Länge einen Jeden ermüden, denn um eine neue Pflanze zu beſtimmen, zu beſchreiben und ſie einer der vorhan— denen Gattungen einzureihen, iſt es in den meiſten Fällen unvermeidlich, zu— vor ein Heer von Diagnoſen durchzuleſen, mag der ſich damit Befaſſende auch noch ſo große Kenntniß der vorhandenen bekannten Pflanzen beſitzen. Hierin liegt auch der Grund, warum ſelbſt die ausgezeichnetſten Arbeiten der Art nur ein ſehr beſchränktes Publikum finden und dieſe meiſt nur von Fach— leuten beachtet werden. Die Phyſiologie der Pflanzen hingegen, das Leben derſelben vom An— beginn des Keimens und den ganzen Verlauf betrachtend und prüfend, die ſtattfindenden Metamorphoſen, gewährt Jedermann ein höheres Intereſſe, ſie iſt für Jeden anregender. Wieviel Intereſſe erweckt nicht die Kenntniß des Baues einer Pflanze, mit dem erſten Bauſteine derſelben, die Zelle ge— nannt, beginnend. Mit Verwunderung betrachten wir einen gigantiſchen Baum, bevor wir wiſſen, daß er die Fähigkeit der ſchnelleren Zellenbildung beſitzt, oder daß Zelle an Zelle gereiht, den Pflanzenkörper bildet. Gewiß kein minderes Intereſſe bietet die Kenntniß der verſchiedenen Stoffe, aus welchen ein Gewächs zuſammengeſetzt iſt, und die Art und Weiſe, wie ſelbige ge— bildet und wie ſie zur Erhaltung der Pflanze erforderlich ſind. Alle dieſe höchſt werthvollen Kenntniſſe verdanken wir der Pflanzenphyſiologie, der Phyto— chemie und der Anatomie. Wo die Anwendung des einen oder andern dieſer Hebel nicht ausreicht, leiſtet der andere ſolche Dienſte, daß das gewünſchte Reſultat faſt zweifellos daraus hervorgeht. Es iſt hier nicht der Ort, einſchlägige Beiſpiele anzuführen, ſie gehören dem Gebiete des Experimentirens an, von welchem wir erſt unlängſt durch Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 19 290 Naudin's gekrönte Arbeit ungemein werthvolle Beiträge des „Sehens und Beobachtens“ erhalten haben.“) Wir laſſen hier einige Beobachtungen folgen, die der bekannte gelehrte Botaniker Decaisne gemacht hat, unter dem Titel: Studien über die Möglichkeit aus Gattungen Varietäten zu erzeugen. Zwei Schulen trennen die Botaniker von heute. Die ältere, welche wir die Linné'ſche Schule nennen können, giebt die Möglichkeit zu, daß aus Gattungen Varietäten werden können, zwar innerhalb gewiſſer Grenzen, die nicht immer leicht und mit Genauigkeit ſich beſtimmen laſſen. Von dieſem Umſtande rührt es her, daß in dieſer Schule die verſchiedenen Arten nur inner— halb weiter Grenzen, und bisweilen nur mit Unſicherheit definirt, im Allge— meinen jedoch leicht und mit kurzen Redeſätzen charakteriſtiſch dargeſtellt und beſchrieben werden können. Die andere Schule, die beſonders unſerer Zeit angehört, und die man ſehr wohl die Schule der Unbeweglichkeit nennen könnte, leugnet in der förm— lichſten Weiſe die Varietät im Pflanzenreiche. | Ihr zufolge verändern ſich die Gattungsgebilde niemals, weder in Zeit noch in irgend einer Abſtufung, und ſind, ſobald zwei bisher einer und der— ſelben Gattung angehörende Pflanzenformen faßbare, wenn ſich auch noch ſo ge— ringe Unterſcheidungszeichen darbieten, dieſe zwei Pflanzen vom Urſprung aller Dinge angerechnet von Grund aus verſchiedene Species. Nach dieſer Schule werden alle Stämme und Varietäten, welche die ältere Schule zugelaſſen hat, eben ſo viele Gattungen. Demzufolge haben ſich die Grenzen der örtlichen Floren ungeheuer und wunderbar erweitert, wenn Männer ſie zu Autoren hatten, die von dieſen Ideen durchdrungen waren. Wir find weit davon entfernt, das Vorgehen der Botaniker aus Linné's Schule zur unveränderlichen Richtſchnur zu nehmen, da dieſelben die Gat— tungsgrenzen zu weit zogen und unter einer und derſelben Gattungsbenennung thatſächlich unterſchiedene Formen vereinten; aber es ſind dies nur Fehler im Kleinen, unvermeidlich bei einer erſten Zuſammenſtellung der Flora der ganzen Erdkugel ohne nochmalige Durchſicht, Unzukömmlichkeiten, welche die Erfahrung durch Verſuche von Tag zu Tag berichtigend verbeſſert. Da nun ein Weg offen ſtand, um dieſen Zwieſpalt zu beſeitigen und den Knoten zu zerhauen, nämlich der der Beobachtung und Beibringung von Thatſachen, jo hat Herr Decais ne zu dieſem Endzweck wiſſenſchaftliche, gedie— %) Experientia est optima rerum mägistra, ein Ausſpruch, den unzählige Beiſpiele beſtätigen. Erſt ſeit man bei der Botanik ſich nicht mehr mit dem bloßen Sehen begnügt, ſeitdem man experimentirend beobachtet, ſeit dieſer Zeit hat ſich dieſelbe zur wahren Wiſſenſchaft erhoben. Arten fortiren und nach einem Schema aneinanderreihen, ſei es noch jo mühſam, iſt keine Wiſſenſchaft, nur eine Kunde; heut zu Tage verlangt man mehr. 291 gene Experimente angeftellt, von deren Erfolgen uns neuerlich die Akademie in Paris unterhalten hat, und welche Erfolge, unſerer Meinung nach, gegen die neuere Schule ſprechen, welche glaubt, daß alle unſere Abarten und Varietäten von Fruchtbäumen, und unter anderen auch von Birnbäumen, un⸗ veränderlich unterſchiedene Species ſeien, welche ſich in allen möglichen Gene— rationen unveränderlich gleichbleibend und ähnlich erhalten haben, woher folgen würde, daß dieſe Bäume, nicht, wie man bisher allgemein glaubte, von einer oder doch von einer gewiſſen Zahl von Typen, welche die Cultur abgeändert hat, herrühren, ſondern eben urſprüngliche Typen ſeien, als es unſcheinbare Varietäten gibt. Es dünkt uns nicht einmal der Discuſſion zu bedürfen, um dieſe Lehr— grundſätze der zweiten Schule zurückzuweiſen; denn man weiß, daß Cultur, ſorg— fältige Behandlung, Klima und kurz tauſend Nebenumſtände eine Pflanze Schritt für Schritt verändern können. Alles iſt veränderlich, und dann, wenn man die Pflanzen, die dergleichen Verſchiedenheiten zeigen, als verſchiedenen Gat— tungen angehörig betrachten wollte, ſo müßte man ebenſo beim menſchlichen Geſchlechte und bei den verſchiedenen Thierracen vorgehen und was für ver— ſchiedene Species würden wir alsdann erhalten, wenn wir die Individuen, welche in Zähnen, in Kiefern, in den Gliedern, in den Händen, im Munde u. ſ. w. Unähnlichkeiten zeigen würden, wenn wir Individuen, welche man nach Belieben durch überdachte Verbindungen, durch Zucht, Nahrung, Verſchiedenheit der Be⸗ ſchäftigung u. ſ. w. auf hunderterlei Arten verändern könnte, verſchieden claſſi⸗ ficiren wollte. Auf dieſe Art die Species ins Unendliche vermehren, hieße die Wiſſenſchaft in ein unentwirrbares Labyrinth ſchleudern und Hinderniße ohne Ende gegen die Entwicklung der Intelligenz verbreiten, welche auf dieſe Weiſe ihre Zeit und ihre Kräfte über das Studium einer leeren Nomenclatur ver— lieren müßte. Im Jahre 1853 veranſtaltete Decaisne eine zahlreiche Ausſaat von Birnkernen, die das Jahr vorher von 4 Varietäten geſammelt wurden, die als beſtimmt verſchieden von allen Birnenſorten angeſehen werden. Nämlich un- ſere alte engliſche Birne, Poire d’angleterre, dann die Birne Bosc, die Birne Belle alliance, und endlich die Birne Sauger. Dieſe Birnenkerne gingen im Jahre, als die Ausſaat geſchah, auf, mit Ausnahme der der Birne aus England, die erſt im folgenden Jahre keimte, und dies geſchah zwar bei zwei verſchiedenen Ausſaaten, ohne daß es möglich geweſen wäre, die Urſache zu ergründen. Herr Decaisne hat nun der Akademie eine Reihe von colorirten Zeich— nungen vorgelegt, welche gleich beim erſten Anblick klar machen, wieviel oder wie ſehr die Früchte in jeder dieſer Kategorien ſich ſeit der erſten Generation modificirt haben. So gaben 4 Bäume der Varietät „Sauger“, welche Früchte getragen hatten, vier verſchiedene Fruchtformen, der eine eiförmig und ganz grün, ein zweiter gedrängt und beinahe apfelförmig und roth und grün gefärbt, der dritte noch flacher, und der vierte endlich regelmäßig birnförmig, um das Doppelte größer wie die vorgenannten und gelb gefärbt. Aus den Kernen der Birne „Belle alliance“ ſind neue Varietäten her⸗ vorgegangen, von denen nicht eine die Muttervarietät reproducirt, ſei dies nun 292 betreffs der Form, der Größe, der Farbe, oder nur der Periode der Zeitigung. Der gelehrte Botaniker hat beſonders zwei der Aufmerkſamkeit anempfohlen, und zwar die eine wegen ihrer, die der „Belle alliance-Birne“ doppelt überſtei⸗ genden Größe, die zweite ihrer gedrängten Form wegen, welche an die apfelförmigen oder Bergamotten-Birnen erinnert. Ebenſo hat die Birne „Bosc“ drei neue verſchiedene Fruchtarten hervor— gebracht, von denen eine der Früchte, die von einer aus der Birne „Sauger“ erzielten Varietät angehören, ſo ähnlich iſt, daß man Mühe hat, ſie von ein— ander zu unterſcheiden. Nicht geringer find die aus der Ausſaat der Birne d’angleterre er: zielten Varietäten, in der ſechs fruchtbringende Bäume ſechs neue Formen gaben, alle ſo untereinander und von der Mutterform unterſchieden, als dies zwiſchen dem größten Theil unſerer alten Varietäten ſtattfindet. Eine derſelben hat ſogar Winterfrüchte geliefert, die denen der Varietät St. Germain ähnelt. Und nicht allein durch die Früchte unterſchieden ſich dieſe aus einer und derſelben Varietät hervorgegangenen Bäume, auch durch die Verſchiedenheit ihrer Reifezeit, durch Stellung und Form ihrer Blätter. Dieſe Unterſchiede ſind beſonders für den auffallend, der dieſe Bäume, naheaneinander gepflanzt, betrachtet. So viele Bäume, ſo viele verſchiedene Anblicke bieten ſich dar. Die einen ſind mit Dornen verſehen, die andern entbehren ſelbige, dieſe haben einen ſchwachen Stamm, bei anderen iſt derſelbe dick und kurz. Nichts wäre alſo leichter geweſen als aus beinahe jedem dieſer jungen Bäume eine neue Art zu machen,) wenn man der modernen Schule Ideen theilen würde, und wenn man nicht wüßte, woher dieſelben entſproſſen ſeien. Es iſt unzweifelhaft, daß nicht die Cultur eine Haupturſache der Pflanzen— varietäten iſt, und dies zwar durch die Zuſammenſetzung der Elemente, die dieſelben in's Werk ſetzt. Beſonders in unſern Gärten unterliegen die Pflanzen den meiſten Umbildungen. So bleibt z. B. der Mohn als Feldblume u. ſ. w. im wilden Zuſtande beinahe immer ſehr einförmig, während er auf unſern Blumenbeeten ſich aufs bemerkbarſte umformt. Die Blumen des Mohns gehen von hellroth in das reine weiß, ja ſelbſt mit in's Schwarz über, ein anderesmal panachiren ſie ſich in zwei Farben, und werden, ſo einfach ſie im normalen Zuſtande waren, ſehr häufig gefüllt. Die in den Feldern ſo einförmig blaue Kornblume, verändert beinahe immer nach einigen Jahren der Cultur ihre Farbe. Sie wird weiß, roſa, violet, ſelten, daß ſie ihre urſprüngliche Färbung beibehält. Herr Decaisne macht ee daß man alle dieſe Abänderungen keiner Kreuzung mit andern Gattungen zuzuſchreiben hätte, indem dann die Blumen in dieſem Falle ohne durch ihren eigenen Blumenſtaub ſchon lange vor dem Aufblühen der Blumenkrone befruchtet ſeien; daß ferner dieſe Ver— änderungen erblich würden, wie dies die wirklichen Species-Charaktere ſeien. Die Erblichkeit der Formen iſt alſo nicht ausſchließliches Privilegium der Species, ſie kommt folglich auch den Varietäten oder Racen zu, deren Urſprung wohl bekannt iſt, und iſt ſomit folglich kein unumſtößliches Kennzeichen, um zu entſcheiden, daß irgend eine Bildung, welche einer andern verwandt iſt, 3 Was jagen hiezu die Herren, die Früchte ordnen wollen? Anm. d. Ueberſ. 293 die im wilden Zuſtande gefunden und als erblich erkannt wird, aus dieſer Urſache eine von den letzteren verſchiedene Species ſei. Wie alſo ſoll man einen Gattungscharakter von irgend nur einigem Gehalte feſthalten und dies bei einer Anſammlung, bei einem Ganzen, in welchem alle Gebilde, ſelbſt die von einander entfernteſten, abweichendſten, ſich untereinander ſtets neu verbinden, und zwar in unmerklichen ſtufenweiſen Steigerungen und in unbe— grenzter Anzahl? Dies hieße etwas auffinden wollen, was die Natur nicht gethan hat, und dieſelbe zwingen wollen, in einen künſtlichen Rahmen zu treten. Indem Herr Decaisne ſeine lange und wiſſenſchaftliche Denkſchrift beendet, macht er noch darauf aufmerkſam, und zwar mit Recht, daß die Species im Pflanzenreich, mögen die Anhänger des Syſtems der Unveränder— lichkeit ſagen was ſie wollen, mit einer großen Schmiegſamkeit, Biegſamkeit und Nachgiebigkeit begabt ſei, und daß die Hypotheſe, welche bisweilen verſchie— denen Varietäten und Racen, die jedoch dieſelbe morphologiſche Organiſation und die Fähigkeit ſich untereinander durch Kreuzung zu verbinden haben zu derſelben ſpecifiſchen Type, wie die Glieder einer Familie vereint, keine leere ſei. Es iſt zwar wahr, daß es auch hier noch ſolche Fälle geben werde, ſelbſt nach der Probe der fruchtbaren Kreuzung in der ganzen Reihe aller möglichen Zeugungsgrade, aber es iſt dies immer noch kein vernünftiger Grund, um das in ebenſo viele vom erſten Urſprung her als verſchiedene Weſenheiten zu zerreißen, was uns fo viele durch Beobachtung feſtgeſtellte Thatſachen und ſo viele Analogien als möglich gezeigt haben, daß es im Wege der Entwicklung von ein und derſelben ſpecifiſchen Type hervorgehen kann. Verpflanzen wir was immer für eine Art unſerer Birnbäume in alle Ge— genden unſeres Erdkreiſes, ſo wird ſich dieſelbe beſtreben, ſich in Ueberein— ſtimmung mit dem Medium zu ſetzen, und wird, davon kann man überzeugt ſein, zahlreichen neuen Varietäten das Leben geben. Dieſes Factum, das unter den Augen des Menſchen bei allen Nutz⸗ pflanzen, welche am meiſten auf unſerm Erdkreiſe verbreitet ſind, zur Wirk— lichkeit geworden iſt, giebt den Schlüſſel zu dieſen die claſſificirenden Bota— niker ſo ſehr in Verlegenheit bringenden polymorphiſchen Species, die dies nur dadurch geworden ſind, weil die Natur ſelbſt dieſelben über ungeheuer ausgedehnte Länderſtrecken ausgeſäet und verbreitet hat. 4 Ich glaube, daß es hier am Platze fein dürfte, zwei gelehrte Denk— ſchriften, welche Herr Dureau de la Malle der Akademie im Jahre 1855 vorgelegt hat, kurz zu berühren. Dieſer Gelehrte hat nämlich ſehr intereſſante Experimente über die Biegſamkeit und Variabilität der Species, und zwar ſowohl im Thier- als im Pflanzenreiche, angeſtellt, welche die Anſichten des Herrn Decaisne beſtätigen. Die ganze Welt kennt die ſchöne glatte Birne von einem blaſſen Gelb— zinnoberroth geſchminkt, karin de vermillon, welche man deshalb in der Maine und in Anjou die ſchöne Mädchen-Birne nennt, deren gewöhn— licher Name jedoch der der weißen Butter-Birne iſt. Dieſe ſo ſchöne Birne, mit dem weichen teichigen Fleiſch, gleicht ſehr dem Fleiſche der großen engliſchen Steckrübe (navet, turnips). Die Butterbirne, ſchorfig, im Gegentheil iſt mehr klein, ihre Haut, 294 von einem grünlichen Weiß, iſt hie und da mit ſchwarzen Gallenflecken (galle noir) überſäet; ihr Fleiſch iſt dicht, ſchmelzend, ſaftig und ſehr zuderfüß und von einem eigenthümlichen Aroma, das ein wenig von Moſchus an ſich hat, wenn die Haut auf einem der obenerwähnten Flecken zu faulen anfängt. Die Provinz Perche bringt ſeit hundert und funfzig Jahren von den Sommer-Butterbirnen keine andere als dieſe ſchöne Varietät, welche für die beſte Birne dieſer ganzen Jahreszeit gilt. Herr Dureau de la Malle war in die günſtige Lage verſetzt, um die Zeit der Einführung der Varietät der galligen Butterbirne in die Perche aus der älteſten Quelle, aus der ſie entſprungen, auf die Dauer von wenigſtens hundert und zwanzig Jahren feſt zu beſtimmen. Zwei gallichte Butterbirn-Bäume, die er ſelbſt pflegte, waren im Frühjahre des Jahres 1855 mit Blüthen bedeckt, jedoch die Spätfröſte und Nebel der Monate April und Mai verhinderten, daß ſie auch nur eine Frucht trugen. Indeſſen erſchienen bei einem ſpäteren Treiben im Juli und Auguſt neue Blüthen, und man konnte ſechs reife Früchte ernten; aber ſonderbares Er— eigniß, dieſe ſechs Birnen, ſtatt gallichte Butterbirnen zu ſein, waren der Haut, dem Fleiſche und dem Geſchmacke nach, ſechs weiße Butterbirnen. Der Stengel war wie bei allen Butterbirnen kurz und dick, nur die Form hatte ſich etwas verändert. Dieſe Birnbäume haben wenigſtens hundert und zwanzig Jahre conſtant fructificirt. Der Verfaſſer ſchließt daraus, daß die treffliche Varietät der gallichten Butterbirne ſchon unter Ludwig XI. in der Perche vorhanden war, und daß ſie wahrſcheinlich von der weißen Butterbirne abſtamme, die, als die ältere Varietät, wegen ihrer Form und Schönheit als die erſte cultivirt werden mußte. Der Autor führt dieſes Curioſum an, um zu zeigen, wie genau und ſchnell die Varietät zur Muttergattung zurückkehren kann. Wien, 1864. James Farmer. — . — Die Lostage und die Bauernregeln. Wiſſenſchaftlich iſt den Lostagen oder ſogenannten Bauernregeln aller Werth gänzlich abgeſprochen worden, ohne jedoch der Sache näher auf den Grund zu ſehen, und daß ſich dem Ausſpruche der Wiſſenſchaft Viele ange— ſchloſſen haben, kann eben nicht Wunder nehmen. Eine andere Anſicht über den Werth der ſogenannten Bauernregeln erlangt jedoch derjenige, der dieſem Gegenſtande während einer Reihe von mehr als 40 Jahren feine Aufmerk⸗ ſamkeit zugewandt hat, wenngleich auch ſeine meteorologiſchen und phyſika— liſchen Kenntniſſe nur von geringer Bedeutung ſind. Das Bewußtſein, daß Erfahrungen und Thatſachen der Urgrund aller Wiſſenſchaft ſind, ermuthigt uns, mit Jenen in die Schranken zu treten, die dieſe beiden mächtigen Factoren verſchmähen, und Schlüſſe in der Stube machen, die von Prämiſſen abhängen, welche im herrlichen freien Natur— gebiete in Nichts zuſammenſinken. 295 Im Intereſſe des Gartenbaues fanden wir uns veranlaßt, obwohl um: ſere Muße hiezu nur eine ſehr geringe war, uns mit dieſem Gegenſtande zu beſchäftigen, um in's Klare zu kommen. Wir zogen vorerſt die Erſcheinung in Unterſuchung, was denn die Ur— ſache ſein möge, daß, wenn es ein oder zwei Tage vor oder nach 40 Mär— tyrer (d. i. 11. März) friert, die darauf folgenden 40 Tage unter dem 47.— 48. S.⸗Breitegrade, unter welchem wir leben, abwechſelnd Froſt bringen. Da wir im Verlaufe von 40 Jahren die Beſtätigung zu wiederholten Malen von dieſer Erſcheinung fanden, ſo waren Thatſachen vorhanden, die hinreichten, unſere Aufmerkſamkeit der Art zu feſſeln, daß wir dieſe Er— ſcheinungen der unbelebten Natur in ihrem Zuſammenhange kennen zu lernen ſuchten. Da fanden wir, daß dieſe Nachtfröſte nur dann eintreten, ſobald einige Tage vor oder nach dem 11. März die uns nächſten Gebirgszüge eine, wenn auch nur geringe Schneedecke beſitzen. Wie dieſer Schnee mit der, wie man zu ſagen pflegt, wachſenden Sonne zu ſchmelzen anfängt, d. i. wie unſer Erdkörper auf der Bahn, die ihm vorgezeichnet iſt, mehr in die Richtung gelangt, daß die Inſolation eine kräftigere wird, ſo findet eine Abdünſtung ſtatt, die nicht allein Wärme bindet,“) ſondern auch Dünſte erzeugt, die die Einwirkung der Sonnenſtrahlen auf die Erdoberfläche mäßigen, ſomit auch eine geringere Rückſtrahlung bewirken. Dadurch bleibt die Temperatur un— ſerer Atmoſphäre außer Verhältniß mit dem Stande, den die Sonne unſerem Erdkörper gegenüber bereits einnimmt. Allein ihre Einwirkung wächſt von Tag zu Tag mehr, und der Schnee ſchmilzt, wird in Wolken verwandelt und die Bildung von Gewittern iſt gegeben; ſie iſt Thatſache. Wenn wir aber bedenken, d. i. uns erinnern, welch' bedeutendes Sinken der Temperatur nach Gewittern im Sommer ſtattfindet, daß es oftmalen 10 und mehr Grade beträgt, ſo wird man die Folgen wohl leicht einſehen, die ein Gewitter nach ſich ziehen muß, was bei einer Temperatur von 10 oder 12 Graden in der Ebene ſtattfindet. Sind auch hier die Niederſchläge, die Statt haben, von flüſſiger Beſchaffenheit, in den nächſten Gebirgszügen ſind ſie von eiſiger oder ſchneeiger, denn dort iſt vermöge der größeren Erhöhung über die Meeres— fläche die Temperatur ſtets eine niedrigere. Sind aber die nächſten Gebirgs— züge erkaltet, ſo ſinkt nach dem Geſetze die ſchwerere Luft nach Unten, Thal und Ebene erkalten bis zum Froſt, und ſo dauert dieſer Wechſel bis gegen Ende April, wo die Macht der Sonnenſtrahlen den Boden bereits ſo ſehr mit Wärme ſättiget, daß die Rückſtrahlung aus demſelben das Sinken der Temperatur bis zum Gefrierpunkt meiſt zu verhindern im Stande iſt. Nachſtehend wollen wir die Umſtände beleuchten, durch deren Einfluß die Bauernregel zur Thatſache wird: So viel Regen im Januar und Februar fallen, ſo viele Reif, Fröſte oder Schnee im Mai ſtattfinden. Wir geſtehen es gerne, daß uns die, wie wir vermeinen, gelungene Löſung dieſes Räthſels nicht allein längeres Nachdenken abrang, ſondern auch *) Anmerk. Man weiß, wie viele Wärmegrade das Schmelzen von 1 Cubikzoll Eis benöthiget. 296 eine mehrjährige Beobachtung abnöthigte, um durch Thatſachen die Weber: zeugung zu erlangen, daß unſere Anſicht eine auf feſter Baſis beruhende ſei. Wir mußten eine Reihe von Jahren, wo dieſe Erſcheinung ſtattfand, einer genauen Prüfung unterziehen. Vorausſetzen müſſen wir von dem geſchätzten Leſer dieſer Zeilen — ſchon um den Schein von Gelehrtſeinwollen unſererſeits zu vermeiden — daß derſelbe einige meteorologiſche Kenntniſſe beſitzt. Vor Allem, daß es ihm nicht fremd ſei, daß, wie Dowe nachweiſ't, jedes Jahr auf dem ganzen Erd— ball derſelbe Geſammtgrad von Wärme vorhanden iſt, wie dieſer Grundſatz auch die von Humboldt in's Leben gerufenen Wärmecurven (Iſothermen) be: ſtätigen. Auch ſetzen wir voraus, daß eine Kenntniß des Urſprungs, der Beſchaffenheit und des Einfluſſes der Paſſatwinde, welchen ſie auf den größten Theil des Erdballes ausüben, vorhanden ſei. Mithin, daß es dem Leſer nicht fremd ſei, daß Nordpaſſatwind Kälte, Südpaſſatwind Wärme bringt. Wenn nun dies der Fall iſt, ſagten wir uns, und ein gleicher Wärme— grad jedes Jahr dem ganzen Erdball zu Theil wird, wenn beſtimmte Orte gleiche Wärmecurven (Iſothermen) beſitzen, jo kann die Störung oder Verän— derung der Temperatur an einem oder dem andern gegebenen unter gleicher Wärmecurve liegenden Orte, zu der unter gleichen Tagesbogen der Sonne ſtattfindenden Zeit, nur durch die Einwirkung der Paſſatwinde Platz greifen. Die ſo zur Thatſache gewordene Durchſchnittszahl der Temperaturgrade, die einem gegebenen Orte zu Theil wird, ſetzt voraus, daß die eintretenden Störungen in einem gleichen Verhältniſſe vorkommen müſſen, da hierdurch nur ein Ausgleich ſtattfinden kann. Mithin müſſen an dem gegebenen Orte in einem Zeitraume von einem Jahre gleich viel Nord- und Südpaſſatwinde Einfluß genommen haben, ſomit die Störungen in den verſchiedenen Jahres- zeiten nur von dem zu einer oder der andern häufigern Eintritt des Nord— oder Südpaſſatwindes abhängen kann. Alte Gärtner, wie alte ſchlichte Witterungsbeobachter, bezeichnen ſeit jeher dieſe Erſcheinung — wenn nämlich im Winter gelinde Witterung herrſcht — mit dem trivialen Ausdruck „es muß noch herauskommen,“ oder hier in Oeſterreich, Wien, „wir haben im Winter wenig böhmiſchen Wind gehabt,“ — fo benennen ſie den N. N. O. — Dieſer bleibt uns im Früh⸗ jahre nicht aus. Auch ſagen ſie, der März ſoll keinen Pflanzenwuchs hervor— rufen, ſonſt geht er im April oder Mai zu Grunde. Und ſie haben Recht, denn wie oft ſchon wurde dieſer Ausſpruch zur Thatſache. Im Januar oder Februar regnet es in unſerm Klima nur dann, wenn ein warmer Luftſtrom mit einem kalten in Berührung kommt. Dies geſchieht, wenn Südpaſſatwind warme Wolken in Berührung mit unſeren erkalteten bringt. Im April oder Mai reift, friert oder ſchneit es, wenn der Nord— paſſatwind erkaltete Luftſchichten an die über uns befindlichen wärmeren bringt. Im erſteren Falle iſt der Niederſchlag ein flüſſiger Regen, im zweiten ein ſtarrer Reif, Schnee oder Eis genannt, je nachdem der kalte Strom höher oder tiefer, kürzer oder länger andauert. Mangel an Vorhandenſein der Nordpaſſatwinde im Januar oder Fe— bruar oder, was dem gleich iſt, ihr Verdrängtſein durch Südpaſſatwinde, die dann im April und Mai in Ausfall kommen, ſind die Urſache, ſind die 297 Grundurſache der Eingangs genannten Erſcheinung. So löſen wir dies von der unbelebten Natur aufgegebene Räthſel. Es kommen aber noch mehre, auf das Pflanzenleben bedeutenden Ein— fluß ausübende Erſcheinungen der unbelebten Natur vor, die aber in Werken über Meteorologie eine ziemlich befriedigende Erklärung finden. Und zwar iſt dies ganz beſonders in der von dem Profeſſor der Phyſik an der Hoch— ſchule zu Wien, Auguſt Kunzeck,“) im Jahre 1847 bei Braumüller & Seidel erſchienenen Werke: „Darſtellung der Meteorologie“ der Fall. Da dieſe vortreffliche Arbeit des gelehrten und zugleich practiſchen Mannes ſich nicht in den Händen vieler Gartenfreunde und Landwirthe be— finden dürfte, ſo wollen wir aus dieſer die Erklärung einiger der einſchlä— gigen Erſcheinungen hier folgen laſſen. Er ſagt bezüglich der von den Gärtnern und Landwirthen ſo gefürchteten 3 Tage im Monat Mai, nämlich von dem 11., 12. und 13., Mamertus, Pancratius und Servatius, daß in 100 Jahren die Temperatur vom 9. bis 12. Mai 70 Mal geſunken und nur 30 Mal geſtiegen iſt. Nicht wie Andere den Fall der ſogenannten Sternſchnuppen, der zu dieſer Zeit bedeutend if, wird die Urſache dieſer Erſcheinung beigelegt, ſondern er läßt Maedler's Anſicht gelten, welcher die Urſache dieſer Kälte in dem Schmelzen der Eis— maſſen im Norden ſucht. Insbeſondere an der Dwina und ihren Neben— ſtrömen. Dieſe Gewäſſer umfaſſen 20,000 Geviertmeilen und ſind 6 Monate lang gefroren. Dazu kommen die ungeheuren Schneemaſſen, die ſich in der Land— ſchaft anhäufen. Bevor nicht die Eisdecke des Hauptſtromes gebrochen, finden die Waſſermaſſen keinen Abzug, und dies erfolgt nach einem Mittel von 84 Jahren am 10. Mai, womit zugleich die Löſung der Eismaſſen des weißen Meeres verbunden iſt. Die dazu nöthigen warmen Luftſtröme kommen in dieſen Gegenden nur von Weſten und Südweſten, die durch das Schmelzen des Eiſes abgekühlte Luft muß in der untern Region von Nordoſt her zu uns in Mitteleuropa abfließen und erzeugt hier eine auffallende Temperatur- Erniedrigung, die mit einer Drehung des Windes von Weſt und Südweſt nach Nord und Nordweſt verbunden iſt. Hochgelegene Gegenden empfinden nichts von dieſem in der Tiefe gehenden kalten Winde. In Betreff des 8. Juni, des Medarditages, ſagt Kunzeck: die tropif hen Regen der heißen Zone äußern im Sommer ihren Einfluß in Deutſch ind dadurch, daß ſich daſelbſt der Südweſtpaſſat feiner reichlichen Dünſte durch fturke Wolkenniederſchläge entladet; dieſer Einfluß tritt um die Zeit der Sommer— ſonnenwende gewöhnlich ein; äußert er ſich aber durch Eintreten eines Landregens ſchon im Anfange Juni, ſo beſorgt man, daß er ſelbſt nach der Sonnen— wende noch lange Zeit dauern und die Wirkungen eines naſſen Jahres hervorbringen werde. Daher beſorgt der Landmann einen 40tägigen Regen, wenn ſich am Medarditage ein Landregen eingeſtellt hat. Geſagtem fügen wir noch bei, daß zu dieſer Zeit unſere Erde zur *) Kunzeck gehört zu den ausgezeichnetſten Männern ſeines Faches, dies werden alle Jene bezeugen, die nicht zu fürchten haben, daß ſein geiſtig ſtrahlendes Licht einen Schatten auf ihr fladerndes winziges Flämmchen wirft. Die vielen Auflagen, die feine Werke in verhältnißmäßig kurzer Zeit erforderten, beweiſen Erſteres zur Genüge. J. F. 298 Sonne in einer Richtung ſich befindet, die man, man erlaube uns den Ausdruck, ſich paſſiv verhaltend nennen könnte, daher was zu dieſer Zeit oder kurz zuvor eingetreten iſt, ſeinen ungeſtörten Gang bis zu einer veränderten Richtung der beiden Weltkörper behält. Mehr wie 30jährige Beobachtungen die wir verzeichneten, ergaben was folgt: Wenn das Barometer bis 27 Zoll 7 oder 8 Linien an dem Orte, an welchem wir wohnen, ſank, ſo fand an ſelbigem Tage an irgend einem Orte ein Erdbeben ſtatt. Nach mehrjährigem Verlauf dieſer Betrachtungen erhielten wir zum Theil eine Beſtätigung unſerer längſt mehren Freunden mitgetheilten Wahr: nehmung. Einer derſelben berichtete uns, daß in der Wiener Hofzeitung, die von der Akademie der Wiſſenſchaften zu Paris publicirte Entdeckung verlautbart ſei, daß, wenn das Barometer dort den oben angegebenen Stand nachweiſet, ſtets eine Springfluth damit verbunden ſei. Wir fügten dieſer, von der franzöſiſchen Akademie gemachten, für uns erfreulichen Wahrnehmung blos die Bemerkung bei: „Springfluthen entſtehen „in Folge ſtattgehabter Erdbeben, und Deutſchland gebühre die Priorität „dieſer Wahrnehmung.“ Gehören wir auch nur wiſſenſchaftlichen und nicht ſogenannten gelehrten Vereinen an, ſo können wir doch nicht umhin, an letztere folgende Frage zu richten: „Welchen Zuſammenhang mag die zum Axiom gewor— „dene Erſcheinung haben, oder wie iſt man ſie zu erklären im „Stande, daß an dem Tage, an welchem eine Neben- oder Ge— „genſonne beobachtet wird, irgendwo auch ein Erdbeben 3 „findes“ Wir ſagten, dieſe Erſcheinung ſei zum Axiom geworden, weil wir unter Axiom dasjenige begreifen, was anſchaulich, gewiß durch ſich ſelbſt erwieſen iſt. Die Erklärungen, die uns phyſikaliſche, oder meteorologiſche Werke über Neben- oder Gegenſonnen liefern, gründen ſich auf Principien, die der Optik angehören. Von dieſem Standpunkte aus hat Huyghens wie Brandes und Andere ſie erklärt. Allein unſere Frage betrifft nicht die Art der Erſcheinung dieſer Phänomene, ſondern die des Zuſammenhangs mit jener des Erdbebens. Würde ein Zweifel in unſere zur Thatſache gewordene, durch Vieler Zeugniß zu beſtätigen mögliche Angabe geſetzt, ſo beobachte man einige dieſer Erſcheinungen, notire ſie, und bleibe wach für das was folgt. Wien, im April 1864. Jie ag e . — Ueberſicht der in anderen Gartenſchriften beſchriebenen oder abgebildeten empfehlenswerthen Pflanzen. (Fortſetzung.) Saccolabium Harrisonianum Hort. Low. Orchidee. Eine Art mit rein weißen, äußerſt lieblich duftenden Blumen, eingeführt 299 durch Herrn St. Low und von dieſem zu Ehren des Herrn C. H. Harriſon, S. Harrisonianum benannt, welcher Herr ſich durch die Einführung und Kultur der oſtindiſchen Orchideen vielfache Verdienſte erworben hat. Die Pflanze ſtammt von Pulo Copang, in den chineſiſchen Gewäſſern. Bis auf die Farbe der Blume hat fie viel Aehnlichkeit mit 8. Blumei Lindl., dennoch iſt die Spitze der Blätter und die Lippe der Blume verſchieden; aber auch der Vanda violacea Lindl. ſteht ſie nahe, ſo daß man ſie für eine Va— rietät mit weißeren Blumen derſelben halten könnte. (Taf. 5433.) Begonia Mannii Hook. Begoniaceæ. Durch Herrn G. Mann erhielt der Bot. Garten zu Kew dieſe Begonienart von der Weſtküſte Afrikas, woſelbſt dieſer berühmte Reiſende fie auf dem Pie von Fernando Po entdeckte. Der Stamm dieſer Pflanze iſt fleiſchig, 1—2 Fuß hoch, glatt. Die Blätter ſind 4— 5 Zoll lang, geſtielt, oval, zugeſpitzt, nur wenig ungleichſeitig, unregelmäßig gezähnt, auf der Oberfläche glatt, auf der Unter— fläche mit ſehr kleinen ſchuppenartigen Punkten verſehen. Blüthenſtengel achſel— ſtändig, kurz, 2—3 Blumen tragend, von roſarother Färbung (Taf. 5434). Ada aurantiaca Lindl. Orchidee. Dieſe ebenſo feltene als ſchöne Orchidee blühte im Januar d. J. in der reichen Sammlung des Herrn Bateman zu Biddulph Grange, Con— gleton. Sie ſtammt aus Neu-Granada und wurde von Herrn Schlim in Pamplona in einer Höhe von 8500 Fuß entdeckt. Die Blumen diefer lieb— lichen Art ſind in allen ihren Theilen goldorange-farben (Taf. 5435). (Abgebildet in der Illustration horticole.) Stenogastra concinna J. D. Hook. (sesneriacex. Wie wir im vorigen Jahrgange, S. 259 der Hamb. Gartenztg., mit: theilten, wurde dieſe allerliebſte kleine Pflanze durch Herrn F. B. Kramer, Obergärtner der Frau Senatorin Jeniſch in Flottbeck, eingeführt. Durch dieſen gelangte ſie nach England, woſelbſt ſie bei Herrn Veitch blühte, und im bot. Magaz., Taf. 5253, beſchrieben und abgebildet, kam ſie zur näheren Kenntniß der Blumenfreunde, ſo daß ſie nicht nur eine allgemeinere Verbreitung gefunden, ſondern auch bereits eine Varietät von ihr entſtanden iſt, welche auf Taf. 390 der IIlustr. hortic. zugleich mit der Urform ab— gebildet iſt. Die Varietät Stenogastra multiflora hort. Verschaff. ſoll durch Kreuzung der St. concinna mit der niedlichen Mandirola lanata entſtanden ſein, von der ſie jedoch wenig oder gar nichts gemein hat, und unſerer Anſicht nach auch der St. concinna an Lieblichkeit nachſteht. ö Camellia Ninfa del Tebro. Eine zu Rom von Herrn del Grande gezüchtete Varietät von ganz beſonderer Schönheit. Die Blumen ſind groß, regelmäßig, ſchön lebhaft kirſch— roth gefärbt, mit breiten Längsſtreifen auf den Blumenblättern. Letztere ſind oben abgerundet und in 6 Strahlen regelmäßig geordnet. Herr Verſchaffelt erhielt dieſe Varietät im Jahre 1860, ſeitdem hat ſie alljährlich gleich gut geblüht, jo daß derſelbe ſie beſtens empfehlen kann (Abgebildet Taf. 392 1. c.) 300 Jacaranda digitaliflora Ch. Lem. (Jacaranda Caroba und J. gloxinisflora Hort.) Bignoniaceæ. Bereits vor mehreren Jahren wurde dieſe ſchöne Pflanze von Herrn Frangois Devos, Reiſender des Herrn Amb. Verſchaffelt, in den Catingas, in der Provinz St. Catharina in Braſilien, entdeckt und von dieſem lebend eingeſandt. Mehrere Male hat ſie in dem Warmhauſe des Herrn Verſchaffelt geblüht. Dieſelbe verliert gegen Herbſt ihre Blätter und erſcheinen dann, ehe die neuen Blätter hervorkommen, im Februar oder März die Blüthen. Die Blumen, in großen Rispen beiſammenſtehend, haben ganz die Form und Größe der Digitalis purpurea, ſind von hell und dunkelroth ſchattirter Färbung und weiß im Schlunde. Sie iſt ſehr empfehlenswerth und abge— bildet auf Taf. 393 1. c. (Abgebildet in der Belgique horticole 1864). Pionandra fragrans Miers. (Solanum fragrans Sendtner.) Solanacee. Die Gattung Pionandra wurde bereits im Jahre 1845 von Miers für einige Solanaceen-Arten aufgeſtellt, die im tropiſchen Amerika heimiſch, kleine Sträucher oder Bäume mit rebenartigen Zweigen und traubenförmigen Blüthenſtänden bilden. Ein dickes und ſtark hervortretendes Connectiv in den männlichen Blüthenorganen iſt ein hauptſächlicher Charakter der zu dieſer Gattung gehörenden Arten. Die P. fragrans iſt ein ſehr reizender Strauch mit weit ſich aus— ſtreckenden Zweigen, zahlreichen, glänzend grünen Blättern und Trauben hübſcher riechender Blumen. Zuerſt wurde dieſe Art im Jahre 1836 durch Tweedie von Braſilien in den botaniſchen Garten zu Glasgow eingeführt. Im freien Beete im Warmhauſe des genannten Gartens cultivirt, erreichte die Pflanze bald eine Höhe von 14 Fuß und im Jahre 1839 blühte ſie reichlich. Seit jener Zeit hat man von ihr nichts mehr gehört, als daß ſie im Jahre 1861 neuerdings von Libon in St. Catharina in Braſilien auf: gefunden und bei Herrn Linden von ihm eingeführt wurde. Mutisia Clematis L Compositæ. In Decandolle's Prodromus ſind 27 Arten dieſer hübſchen Gattung beſchrieben. Es hat ſich die Zahl der Arten bis jetzt jedoch faſt verdoppelt. Es ſind kleine Sträucher mit ſchlaffen, rebenartigen, ſich windenden Zweigen, hübſchen Blättern und meiſt brillant gefärbten Blumen, purpur, roſa, orange oder gelb. Beim erſten Blick hält man die Blumen meiſt für die einer Passiflora, Clematis oder dergl. Die Blättchen enden meiſt in eine Ranke, ſind bald ganz, bald gefiedert. Die Arten mit ganzen Blättern finden ſich auf den Anden Chili's, die mit gefiederten Blättern in Braſilien und Peru. Zwei in neueſter Zeit durch die Herren Veitch und Linden einge— führte Arten ſind beſonders zu empfehlen, es ſind M. decurrens Cav. und M. Clematis L., von denen letztere in der Revue hortic. abgebildet iſt. Sie hat hübſche orangerothe Blumen. 301 (Abgebildet in der Flore der Serres 6. Lvr.) Nach langer Pauſe erſchien unterm 10. Febr. 1864 das 6. Heft des 5. Bandes der 2. Serie der Flore des Serres, in welchem außer dem herr— lichen Clematis Fortunei Moore, bereits mehrfach nach frühern Ab— bildungen und Beſchreibungen in andern Zeitſchriften von uns beſprochen, noch eine gefüllt blühende Form der Hippeastrum (Amaryllis) fulgidum und ſechs ganz vorzügliche neue und neuere remontant Roſen abgebildet ſind. Das Hippeastrum fulgidum fl. pleno, abgebildet auf Taf. 1546, iſt eine ſehr hübſche Acquiſition und verdient den Freunden gefüllter Blumen beſtens empfohlen zu werden. Die auf Taf. 1547—1552 abgebildeten Roſen gehören unſtreitig zu den ſchönſten, es find R. hybr. remont. Charles Lefebre (Lacharme); Bernard Palissy (Margot.); Empereur de Maroc (Guinoisseau); Francois Ar ago (Prouillard); General Washington (Granger) und John Hopper (Ward), (Abgebildet in der Gartenflora, März 1864.) Saponaria Kotschyi Boiss. Caryophylleæ. Eine liebliche, ungemein vollblühende empfehlenswerthe kleine Staude, von Dr. Kotſchy in Taurus entdeckt. Sie ſteht der Saponaria ocimoides am nächſten, die Blumen ſtehen in Fülle auf den Spitzen aller Aeſte und Aeſtchen in gabelig veräſtelten Trugdolden, die ſich wieder zu einem großen Blüthenſtand vereinen. Sie ſind hübſch roſa, im Aufblühen faſt carmin. (Taf. 427. 1.) Chrysanthemum carinatum Schousb. Composite. Das Chrysanthemum carinatum, eine alte allgemein gekannte Sommerblume, wurde bereits 1798 eingeführt und zuerſt im genannten Jahre vom Bot. Garten in St. Petersburg nach Chelſea in England gebracht. Daſſelbe ſtammt aus Marokko, und man kannte bis vor wenigen Jahren nur einige Formen, während die Gartenflora auf Taf. 427, Fig. 4 — 9, uns mit mehreren neuen Formen bekannt macht, nämlich: 1. Chrysanthemum carinatum. a) typicum, Randblumen weiß und am Grunde gelb. Die älteſte am längſten bekannte Form. 2. Chrysanthemum carinatum. b) luteum, Randblumen gelb. Gleichfalls ſeit der Einführung bekannt. 3. Chrysanthemum carinatum. c) Burridgeanum, Rand— blumen weiß, gegen den Grund hin erſt ein purpurner und dann am Grunde ſelbſt ein gelber Kranz. Es iſt dies eine von Burridge gezogene Abart. 4. Chrysanthemum carinatum. d) roseum, Blumenblätter rofa= purpur, am Grunde gelb. 5. Chrysanthemum carinatum. e) quadricolor, Randblumen weiß, an der Spitze roſa und am Grunde gelb. 6. Chrysanthemum carınatum. f) venustum, Blumenblätter carminpurpur, am Grunde leuchtend gelb und oberhalb des gelben Kranzes 302 etwas tiefer purpur. Auch eine von Burridge erzogene Form, die wie die unter 3 genannte Form früher in der Flore des Serres, Taf. 1313, abgebildet worden iſt. Die hier genannten Formen ſind ſehr zu empfehlen und können den bekannten Zinnien mit Recht zur Seite geſtellt werden. Tropeolum tricolorum Sweet. var. Regelianum Möhring und var. Schultzii Möhring. Zwei niedliche Varietäten des fo lieblichen Tropæeolum tricolorum, im Etabliſſement des Herrn Möhring in Arnſtadt erzogen. Die erſtere der genannten Formen hat einen gelben Kelch mit grünlichem Saum, die andere einen orangen Kelch, gleichfalls mit grünlichem Saum. (Taf. 428). Polygonum sachalinense F. Schmidt. Polygone. Von der bekannten hübſchen Decorationspflanze, Polygonum cuspi- datum (Sieboldii), unterſcheidet ſich die genannte neue Art durch bedeutend größere, länger geſtreckte und am Grunde herzförmige Blätter, die unterhalb ſtark blaugrün gefärbt ſind. Sie iſt, wie P. cuspidatum, völlig hart, wenigſtens hat ſie im Bot. Garten zu Petersburg während mehrerer Winter ohne Bedeckung ausgehalten. (Taf. 429). (Gartenflora, April-Heft 1864.) Helichrysum leucocephalum. Wie Dr. Regel in der Gartenflora bemerkt, ift nur von Boiſſier ein Helichrysum Perſiens als H. leucocephalum, beſchrieben. Die obengenannte Art, aus Auſtralien ſtammend, und von Herrn J. G. Ausfeld in Arnſtadt von dort eingeführt, ſteht dem H. gracile De. nahe. Herr Dr. Regel behält ſich nach Unterſuchung von Exemplaren die Mittheilung des wahren Namens vor, vorläufig hat er dieſe hübſche Staude des Kalt— hauſes unter obigem Namen auf Taf. 430 der Gartenflora abbilden laſſen. Die ſich aus dem Wurzelſtocke zahlreich entwickelnden Stengel erreichen eine Höhe von 1—1 ½ Fuß, ſind wenig verzweigt und mit ſchmalen graugrünen, ſtark behaarten Blättern belaubt. Die ½ — / Zoll im Durchmeſſer haltenden Blumen ſtehen einzeln an den Spitzen der Stengel und ſind meiſt vom reinſten Atlasweiß, mitunter roſa gefärbt. Helipterum corymbiflorum Schlecht. Eine niedliche einjährige Immortelle, die bald eine allgemeine Verbrei⸗ tung erhalten wird, da ſie in jedem Gartenboden gedeiht. Die Pflanze wird nur / — / Fuß hoch, beſtockt ſich jedoch ſehr ſtark und bildet hübſche belaubte Büſche. Die zierlichen Blumen ſind weiß und ſtehen in leichten vielblumigen Trauben. Eine empfehlenswerthe Neuheit, ebenfalls von Hrn. Ausfeld aus Auſtralien importirt und auf Taf. 430 der Gartenflora ab— gebildet. Stipa elegantissima Sab. Ein äußerſt zierliches aus Auſtralien ſtammendes Gras, wo es zwiſchen niedrigem Gebüſch wächſt und mit feinen zierlich behaarten Blüthen- ſtielen ganze Wolken bildet. Die Stengel werden 1—2 Fuß hoch, ſind ſtark veräſtelt und die langen oftmals getheilten Blüthenſtiele, an deren 303 Spitze eine einzelne Blüthe ſteht, federartig behaart. Die Granne iſt glatt und an der Baſis von einer ſilberartig glänzenden Spitze umſchloſſen. Dieſes zierliche Gras blüht ſchon im erſten Jahre reichlich, hält aber bei uns im Freien nicht aus. Es iſt unſtreitig das zierlichſte Gras aller Gräſer. Herrn Ausfeld verdanken wir auch die Einführung dieſer Pflanze, von dem Samen zu beziehen iſt. Abgebildet auf Taf. 430 1. c. Plectranthus fruticosus L’Her. Labiatæ. Eine unſcheinende Pflanze, abgebildet auf Taf. 431 der Gartenflora, die aus dem Innern der Kap-Colonie ſtammt, woſelbſt ſie einen Halbſtrauch bildet. So unſcheinend dieſe Pflanze nun auch für den Blumenfreund iſt, ſo beſitzt ſie doch in anderer Hinſicht ein hohes Intereſſe, ſo daß ſie ſehr bald die allgemeinſte Verbreitung finden dürfte. Sie iſt nämlich das einzige bis jetzt bekannte Mittel gegen die in Möbeln, Kleidern, Pelzwerk ꝛc. ſo großen Schaden anrichtende Kleidermotte. Wir ſtehen deshalb nicht an, alles, was Herr Dr. Regel über dieſe ſo wichtige Pflanze in der Garten— flora ſagt, unſeren Leſern hier mitzutheilen. Die Pflanze wird 3—4“ hoch und bildet einen ſich ſtark veräſtelnden Strauch, mit ziemlich dickem, ſpäter durchaus kahlem, geſtreiften Stengel, deſſen jüngere Aeſte ſtumpf vierſeitig und wie Blattſtiel, Blatt, Blüthen— ſpindel und Blüthenſtielchen unter der Lupe mit kurzen Haaren bekleidet erſcheinen, die den Blättern ein etwas rauhliches Anfühlen verleihen. Die Blätter find gegenüberſtehend, geſtielt, fat herzförmig-oval und am Grunde ſelbſt mehr oder weniger keilförmig in den röthlichen Blattſtiel verſchmälert, vorn ſpitz, am Rande doppelt gekerbt gezähnt. Die kleinen blaßblauen Blumen ſtehen in ſpitzenſtändigen, am Grunde meiſt veräſtelten Trauben, die aus faſt 10⸗blumigen Scheinquirlen beſtehen. Kelch 5=lappig, der obere Lappen der größte, breit oval, zugeſpitzt, — die 4 untern Lappen pfriemlich— lanzettlich, die beiden unterſten die längſten und am Grunde verwachſen. Blumenkrone blaßblau, am obern Grunde geht die Blumenröhre in einen kurzen ſackförmigen Sporn aus. Beim Reiben beſitzen alle Theile einen ſtarken angenehmen Duft. | Dr. Regel theilt nun mit, daß er auf diefe Pflanze, die ſowohl im Bot. Garten zu Petersburg, wie in anderen Bot. Gärten cultivirt wird, in einem Privathauſe in Petersburg aufmerkſam gemacht, wo dieſelbe unter der Bezeichnung „Mottenkönig“ cultivirt ward. Nach den gemachten Mittheilungen ſollte es genügen, ein Exemplar dieſer Pflanze im Zimmer zu cultiviren, um alle daſelbſt befindlichen Gegenſtände vor den Angriffen der Motten zu ſchützen. In der eignen Wohnung ſtark durch Motten geplagt, die theils ſogar hinter den Tapeten ihren Sitz hatten, nahm Dr. Regel (vor ungefähr 2 Jahren) ein Exemplar des Plectranthus fruticosus in's Zimmer. Seit jener Zeit haben die Motten ſowohl in dem Zimmer, in dem die Pflanze ſteht, ſo wie in den beiden angrenzenden Zimmern ſich faſt ganz verloren. Während früher ſolche Abends zu gewiſſen Jahreszeiten zahlreich um's Licht herumſchwärmten, ſah Dr. Regel fliegende Exemplare gar nicht mehr und nur ſelten ward eine vereinzelte Larve gefunden. 304 Da bekanntlich mit derartigen Pflanzen ſchon viel Schwindel getrieben worden iſt, ſo wurde eine größere Anzahl von Exemplaren dieſer Pflanze an die Mitglieder des k. k. Gartenbau-Vereins in Petersburg vertheilt und es muß der nächſte Sommer nun durch vielfache Erfahrungen über den Werth aburtheilen. d Speculative deutſche Handelsgärtner werden ſich gewiß bemühen, bald in den Beſitz dieſes Gewächſes zu gelangen, damit daſſelbe auch, wenn ſich ihre Eigenſchaft als Mottenvertilgerin bewährt, bei uns Verbreitung finde. Aralia racemosa L. var. sachalinensis Rgl. Araliaceæ. Eine hübſche Pflanze, die Herr Schmidt auf der Inſel Sachalin ge— ſammelt hatte und die im Bot. Garten zu Petersburg aus Samen erzogen worden iſt. Herr Dr. Regel ſagt, daß ſie ſich wegen der großen ſchönen Blätter und der 3 Fuß hohen Stengel als ſchöne Decorationspflanze auf Raſenplätzen empfehlen dürfte. Abgebildet Gartenfl. Taf. 432. (Illustration horticole, April 1864.) Ceropegia Gardneri Thwait. Stapeliaceæ. Wir erwähnten dieſe hübſche Art nach einer Abbildung im Bot. Mag. bereits im 18. Jahrg., S. 247, der Hamburg. Gartenz. Der Text in der Illustrat. hortic. zu dieſer auf Taf. 396 abgebildeten Ceropegia enthält nichts anderes, als was wir bereits mitgetheilt haben. Camellia Petazzi. Eine der reizendſten Camellien unter den regelmäßig geformten Blumen. Sie iſt italieniſchen Urſprungs und wird ſeit drei Jahren im Etabliſſement Verſchaffelt cultivirt, woſelbſt ſie alljährlich blühte. Die Blumenblätter, ganz regelmäßig geſtellt, ſind groß, abgerundet, leicht gekerbt, die Grund— farbe dunkelkirſchroth. Die Blumenblätter im Centrum ſind ein wenig heller, dann folgen einige Reihen, die weiß geſtrichelt und geſtreift ſind, während die nach der Peripherie der Blume zu ganz rein kirſchroth ſind (Taf. 397). Saxifraga Fortunei Hort. var. tricolor. Die Urform nebſt der hier genannten Varietät „tricolor“ wurde vor einiger Zeit durch Herrn Fortune aus Japan bei Herrn Standiſh ein— geführt. Sie ſteht der 8. sarmentosa L. ſehr nahe und möchte man fie faſt für dieſelbe halten. Die Varietät, mit ihren grün, roth und weiß ge— zeichneten Blättern, ähnlich denen des Pelargonium Mistress Pollack oder quadricolor, iſt eine hübſche Acquiſition (Taf. 398). (Abgebildet im Botanical Magazine, Mai 1864. Miltonia Regnelli Rchb. fil. Orchidee. Von Herrn Regnell in Minas Geraes in Braſilien eingeführt und nach dieſem vom Herrn Profeſſor Reichenbach benannt. Dieſe Art iſt der Miltonia spectabilis nahe, deren Blumen ſtehen jener jedoch an Schön- heit nach (Taf. 5436). Reidea glaucescens Miq. (Eriococcus glaucescens Zoll.) Euphorbiace«. Ein neuer Warmhausſtrauch von Siam, in Kew Garten eingeführt durch Herrn Th. Chriſty. Derſelbe empfiehlt ſich durch zierlichen Ha— bitus, regelmäßig zweizeilig-geſtellte Blätter, die auf der Unterſeite blau— grün ſind, zahlreiche kleine grüne herabhängende Blumen an rothen Blüthen— ſtengeln, die eine lange Dauer haben. (Taf. 5437). Vieussieuxia fugax de la Roche. (Mora fugax Jacg.M. vegeta Jacg. M. edulis Gawl. Iris longif. Vahl.) Iridacex. Dieſe niedliche Iridee wurde zuerſt zu Anfang dieſes Jahrhunderts von Herrn Loddiges zu Hacknay vom Vorgebirge der guten Hoffnung einge— führt, ſcheint jedoch gänzlich wieder aus den Sammlungen verſchwunden ge— weſen zu ſein, bis ſie im vorigen Jahre von Herrn Cooper wieder ein— geführt wurde. Dieſe Art hat breitere Blätter als die meiſten anderen Arten und die Blumen ſind äußerſt zart in Farbe und Zeichnung. Die Grundfarbe der Blüthentheile iſt blaßlila und die drei Blumenblätter, die breiter ſind wie die Kelchblätter, ſind dicht am Grunde mit einem dunkelgelben Fleck gezeichnet. (Taf. 5438). Scutellaria Costaricana H. Wendl. Labiatæ. Von den bekannten ſchönen Arten Scutellaria, als: S. cordifolia, incarnata, Ventenatii und villosa iſt die oben genannte ganz verſchieden und zugleich wohl die ſchönſte. Ihre Schönheit bezieht ſich auf die großen, zahlreichen Blumen, die über 2½ Zoll lang und brillant ſcharlachroth ge— färbt ſind, mit einem goldgelbem Schlunde. Sie ſtammt von Coſta Rica und wurde vom Hofgärtner Herrn H. Wendland eingeführt. (Taf. 5439). Eranthemum crenulatum Wall. var. grandiflorum. (Justicia latifolia Vahl, E. diantherum Bl., Justicia Honamoorensis Hort. Madrid., J. orbiculata Wight). Acanthacex. | Eine hübſche großblumige Varietät des Eranthemum crenulatum von Moulmain, mit zart blaßlilafarbenen Blumen und großen glänzend grünen Blättern. (Taf. 5440). Dendrobium luteolum Batem. Orchideæ. | Bon Sim Bateman in Gardners Chron. 1864, ©. 269, bereits beſchrieben. Dieſe hübſche Art wurde von Rev. C. S. Pariſh von Moulmair bei Herrn Low eingeführt. Mit Ausnahme einiger weniger rother Streifen ſind die Blumen ganz gleichförmig hellgelb. Dieſelben ſind über 2 Zoll im Durchmeſſer und ſtehen in kurzen ſeitenſtändigen Rispen. (Taf. 5441). Alstremeria Caldasii Humb. (Bomarea Caldasiana Herb.) Amaryllidaceæ. Eine ſehr niedliche Art, unlängſt durch Herrn Veitch von Quito ein— Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 20 306 geführt, und daſelbſt zuerſt von Humboldt und Bonpland entdeckt. Wie die meiſten Arten der Gattung Alstrœmeria dürfte auch dieſe Art unſere Winter im Freien unter leichter Bedeckung aushalten. Die Blumen ſind goldgelb und die Blumenblätter auf der inneren Fläche purpur-punktirt. (Taf. 5442.) Waitzia corymbosa Wendl. (Leptorhynchus suaveolens Benth. Morna nivea Lindl.) Compositæ. Dieſe hübſche einjährige Strohblumenart ſtammt vom Schwanenfluſſe in Auſtralien, wo ſie ſchon früher von Dr. Preiß gefunden worden iſt, und zwar dieſelbe Art mit verſchieden gefärbten Blumen. Dr. Lindley hat die rein weißblühende Form unter dem Namen Morna nivea beſchrieben. Eine andere Form hat roſafarbene und eine dritte goldgelbe Blumen, ſämmtliche gehören aber einer und derſelben Art an. Bei allen Formen ſind die Scheibenblüthen jedoch gelb. Wie die Varietäten des bekannten Helichrysum bracteatum dürften auch die der oben genannten Pflanze eine Zierde unſerer Blumenbeete ſein. (Taf. 5443.) Dendrobium barbatulum Lindl. (Dendrobium Fytchianum Batem.) Orchideæ. Unlängſt durch Herrn Pariſh von Moulmain bei Herrn Low zu Clapton eingeführt. Früher ſcheint dieſe Art ſchon bei Herrn A. Turner zu Pendlebury-Houſe geblüht zu haben, und hat ſie Herr Bateman, der ſie für neu hielt, in Gardners Chronicle d. J., S. 100, als D. Fytchianum beſchrieben (ſiehe Hamburg. Gartenztg. Heft 5, S. 229 d. Jahrg.). Es iſt eine ſehr liebliche Art. (Taf. 5444.). Echinocactus Scopa Lk. et Otto. Tafel 5445 des Dot. Mag. bringt die Abbildung diefer in allen Gärten hinlänglich bekannten hübſchen Cactus-Art, auf die näher einzugehen wir für unnöthig halten. | Dendrobium infundibulum Lind]. Orchidee. Ebeufalls eine ſehr ſchöne Dendrobium-Art von Moulmain, die durch Herrn Low von dort eingeführt und von demſelben als D. Moulmeinense verbreitet worden iſt. Die Blumen ſind groß, faſt 4 Zoll im Durchmeſſer, rein weiß, mit einem großen gelben Fleck auf der Lippe. (Taf. 5446.) . „ Dahlia imperialis. Dieſe im verfloſſenen Frühjahre in dieſer und andern Gartenſchriften ſo vielfach beſprochene diesjährige Novität auf dem Pflanzenmarkt, deren einziger Fehler darin beſtehen ſollte, daß ſie eben erſt im Herbſte ihren Blüthenreichthum enlwickelt, und deshalb ſogar von einer Seite aus als eine ganz werthloſe Pflanze verworfen, oder wenigſtens der Verſuch gemacht wurde, ihr jeden Eintritt als Florblume in unſere Gärten abzu— 307 ſchneiden, hat aber bei alledem ſich ſelbſt jetzt ſchon das beſte Zeugniß erwor— ben. Bereits im Anfang April zeigten ſich bei einer von mir im Januar in Topf gepflanzten und darin cultivirten Pflanze bei einer Höhe von 1—2 Fuß kräftige Knospen, die ſich fort und fort regelmäßig entwickelten, und Anfang Mai hatte ich die Freude, einige Blumen ſich vollkommen entfalten zu ſehen, wenn eben auch das Exemplar durch die Cultur im Topfe, und noch in den Wintermonaten, eben nur ein ſchwächliches war, und deshalb auch nur einige Blumen zur vollen Entwickelung brachte, ſo war mir ja Hauptſache, nur den Beweis zu erhalten, daß ſie nicht allzuſchwer und ſpät blüht, und dies habe ich hierdurch erreicht gehabt. Abſichtlich habe ich es aber unterlaſſen, bisher öffentlich hierüber Mittheilungen zu geben, um gewiſſen Perſönlich— keiten den Glauben zu benehmen, ich ſuche hierdurch das für mich unter— grabene Geſchäft neu zu beleben. Ich habe mich von Anfang an beim An— kaufe dieſer Novität nur durch die von dem allgemein geachteten Herrn Ortgies in Zürich gegebenen Mittheilungen gebunden und war in Folge deſſen überzeugt, daß dieſe Pflanze auch empfehlenswerth ſei, und jede gute Pflanze findet trotz aller Anfeindungen ſtets ihren Weg, und ſo hoffte ich, daß dies auch hier der Fall ſein werde; jetzt, nachdem dieſe Mittheilung keinen Einfluß mehr auf das Geſchäft hat, ſtehe ich nicht mehr an, was ich bis jetzt darüber ſagen kann, auch öffentlich zu ſagen. Die Blüthenknospen entwickelten ſich zuerſt an der Spitze der Pflanze und wurden durch die in den Blattwinkeln entſtehenden neuen Triebe und Knospen vermehrt, ſo daß man hieraus ſchon entnehmen konnte, daß ſich bei Freilandcultur eine ſchöne Pyramide, ganz wie ſie die von Herrn Ortgies mir gebrachte Abbildung zeigte, entwickeln würde, die Blume ſelbſt behält die Form zwiſchen einer Campanula- und Lilium-Blüthe, von reinſten Weiß, die einzelnen weißen Strahlenblumen mit einer ſcharf markirten ſchönen carmoiſinrothen Ader verſehen, die durch die rein goldgelben Cen— tralblumen ſehr gehoben werden. Die von mir ſeit Mitte Mai im freien Lande cultivirte Pflanze entwickelt ſich mit voller Ueppigkeit und gleicht bis— lang ſehr der Aralia spinosa, ſowohl in Form der Blätter, als in ihrem ganzen Bau, und wurde die Pflanze mehrfach von Beſuchern meiner Gärt— nerei für eine ſolche gehalten. Da nun die Aralia spinosa von den meiſten Blumenfreunden als eine hübſche decorative Pflanze anerkannt wird, ſo wird Herrn Heinemann's Anſicht, nach der dieſer Dahlia jeder deco— rative Werth abgeſprochen wird, widerſprochen. Der ganze jetzige Habitus der bei mir im freien Lande ſtehenden Pflanze giebt mir nach meiner bisherigen Beobachtung die feſte Ueberzeugung, daß innerhalb 2—3 Wochen die Knospenbildung eintreten werde und die Pflanze demgemäß ca. Ende Juli oder Anfang Auguſt in Blüthe ſtehen wird, wo dann Befruchtungen mit unſeren neueſten und beſten Georginen gemacht werden ſollen, um vielleicht auch hierdurch zu neuen Spielarten zu gelangen. Jedenfalls werde ich die bisher beobachteten verſchiedenen Verſuche über die Cultur dieſer Pflanze bis zum Herbſt fortſetzen und im nächſten Frühjahre das Reſultat und die beſte Culturmethode der Pflanze mittheilen, für jetzt aber kann ich ſchon ſo viel darüber ſagen, daß es eben nur einer ſehr ge— ringen Mühe und Abwartung bedarf, um dieſe als ſo ſpät blühend geſchil— 20* 308 derte Pflanze ganz zeitig zur Blüthe zu bringen, und deshalb ſelbſt bei ungünſtigen Herbſten zu einer ſchönen und decorativen Pflanze zu erzielen, die jedem Garten zur Zierde gereichen wird. Erfurt, Mitte Juni 1864. W. Bahlſen. — e — Ueber das Frühtreiben der Gurken. Um Gurken frühzeitig zu haben, beginnt man bereits Mitte December mit der Ausſaat und bedient ſich hierzu nicht zu friſcher Samen, am beſten 2—3 jähriger. Die zum Frühtreiben geeignetſte Sorte iſt die ſoge— nannte kleine ruſſiſche oder frühe Trauben- oder Bouquet-Gurke, wenigſtens habe ich dieſe ſtets mit Vortheil verwendet. — Man legt die Gurkenkerne in mit einer leichten ſandigen Erde angefüllte Töpfe, etwa ½ Zoll tief, und ſtellt die Töpfe dann unweit des Heizkanals des Warmhauſes, wo ſie bei zwedmäßigem Begießen in etwa acht Tagen auflaufen. Nach vierzehn Tagen werden die jungen Gurkenpflanzen ſtark genug ſein, um verpflanzt werden zu können, man nimmt ſie dann behutſam aus den Samentöpfen und pflanzt ſie einzeln in kleine Töpfe, jedes Pflänzchen bis an ihre Samen⸗ blätter, und giebt ihnen dann einen recht warmen Standort, um ſie in gutem Wachſen zu erhalten. Mitte Januar werden die Pflanzen auf ein für ſie hergerichtetes Miſt⸗ beet gepflanzt, deſſen 6—8 Zoll hohe Erdlage aus drei Theilen leichter Lauberde und einem Theil kräftigen, gut verrotteten Pferdedung beſtehen muß. Unter jedes Miſtbeetfenſter kommen 4 Pflanzen neben einander zu ſtehen. Die Temperatur des Beetes ſucht man durch Dungumſätze auf 22— 26“ R. zu erhalten. Haben die Gurkenpflanzen nun 5—6 Glieder getrieben, jo kneipt man dieſe bis auf eins ab und leitet die ſich dann ſpäter entwickelnden Ranken ſo, daß ſelbige ſich über das ganze Beet verbreiten. Gelüftet wird das Miſtbeet bei trüber Witterung nicht, bei heller Witterung lüfte man jedoch von 11 Uhr Vormittags bis 2 Uhr Nachmit⸗ tags, und je nachdem es die Witterung erlaubt, wird ſpäter den Pflanzen täglich mehr oder weniger Luft gegeben und etwa Ende Mai, wenn die Witterung günſtig, werden die Fenſter gänzlich abgehoben. Schatten wird nur gelegt nach dem Auspflanzen der jungen Gurken⸗ pflanzen, und auch dann nur, wenn ſelbige welken ſollten. Das Begießen muß mit erwärmtem Waſſer geſchehen, und zwar ent: weder des Morgens nach dem Aufdecken oder Abends vor dem Zudecken der Käſten, hierbei darf aber weder der Stamm noch die Früchte befeuchtet werden, weil erſterer leicht fault und letztere leicht fleckig werden. Tritt ein ſanfter warmer Regen ein, ſo kann man die Fenſter von den Beeten für eine kurze Zeit abheben, denn der Regen iſt den Pflanzen von großem Vortheil. Beim Ausbilden der Früchte bedeckt man die Oberfläche des Miſtbeetes mit Moos, daſſelbe verhindert, daß die Früchte nicht ſo leicht fleckig werden (Borgetrag. im Ver. Horticultur in Hamburg von L. ©.) 309 Dieſer Frühtreibmethode der Gurken möchten wir noch ein anderes Verfahren, Gurken zu ziehen, folgen laſſen, wie ſolches Herr Pfarrer Stetefeld in Hörſelgau in den Fr. Blätt. beſchreibt. „Auf ein Beet von 4 Fuß lege man zu beiden Seiten / F. vom Wege ab Gurkenkerne. Die beſte Zeit dazu iſt, wenn die Apfelbäume blühen. Wenn die Gurken an— fangen zu ranken, laſſe man nur jo viele Pflanzen ſtehen, daß ſie / F. oder auch ¼ F. von einander entfernt find, behäufele dieſelben, indem man die Erde aus der Mitte des Beetes hervorzieht, ſo daß in der Mitte eine Mulde entſteht. Nun ſtecke man ſtarke Reife von der einen Reihe der Gurken zur anderen feſt ein, fo daß der Halbmeſſer der Bogen etwa 1½ F. beträgt. Die Bogen etwa 4 F. von einander entfernt; auf dieſe Bogen binde man 6 Stangen oder ſchmale Latten mit Bindfaden oder Drath, leite die Gurkenranken darauf, wenn ſie länger werden, binde ſie mit Baſt oder Bindfaden an und behäufle dann die Gurken noch einmal von außen. Iſt das Geſtell ganz bewachſen, was ſehr bald der Fall ſein wird, ſo ſchneide man die Ranken, die hineingehen nach der Erde zu, ſo wie die, welche nach beiden Seiten in die Wege wachſen, ab. Dieſe Art, die Gurken zu ziehen, hat folgende Vortheile: 1) die Gurken wachſen viel ſchneller und ſetzen mehr Früchte an, weil ſie mehr Luft und Sonne haben. 2) die Früchte bleiben auch bei Regenwetter ganz rein und werden nicht von Schnecken und Würmern angefreſſen. 3) Man kann die Gurken ſehr leicht fördern und abnehmen, indem man ſieht, wenn man von beiden Seiten in den hellen Cylinder hinein— ſchaut, in dem die Gurken alle herunterhängen. Wer nur einen kleinen Garten hat, der ziehe an einer Wand die Gur— ken an Erbſenreiſern, was auch ſehr zweckmäßig iſt. Auch an Bohnenſtangen ziehe ich Gurken, was beſonders in naſſen Jahren ſehr gut iſt und ſchöne Früchte liefert. Man windet die Ranken um die Stangen herum und bindet dieſelben an. i — Das Johannisbrot (Ceratonia Siliqua.) Der Johannisbrot-Baum, Ceratonia Siliqua, feit 1570 nach Loudon bekannt, wächſt häufig in der Levante, an der ganzen Küſte des mittel— ländiſchen Meeres, und wird von den Arabern „Charroub“ genannt, aus welchem Worte die Engländer die Bezeichnung Carob-Baum hergeleitet haben. Mehrere Schriftſteller halten dieſen Baum für den Heuſchrecken— Baum der heiligen Schrift und in Spanien, wo man deſſen Früchte genießt, heißt er St. Johannisbrot. Die Frucht der Ceratonia iſt eine weiche, ſüße, breiartige Schote. Arme Leute und Kinder, welche die Früchte als Nahrung eſſen, befinden ſich ganz geſund darnach, Thiere welche damit ge— füttert, werden fett und ſind geſchätzt wegen ihres feſten und ſaftigen Fleiſches. In Egypten bereitet man aus den Früchten ein erfriſchendes, ſchleimiges Getränk und einen ſehr guten Branntwein. — Chevalier, der 310 die Frucht, die flach, braun und 4 —6 Zoll lang ift, neueſter Zeit analyſirt hat, hat gefunden, daß ſie Waſſer enthält, ferner eine Art vegetabiliſchen Eiweiſes, dann eine Art Gummi, Cellenſtoff, eine kleine Quantität Fettſtoff, Harz, Eſſigſäure, vielleicht durch die Fermentation des Zuckerſtoffes entſtehend, eine Säure analog der Aepfelſäure, etwas unkryſtalliſirten Zucker, mehrere Salze, Phosphate, Chlorid, ſchwefelſaures Salz, Kalk und Spuren von Kieſelerde und Eiſenoryd. — Herr Jules Prévot, von dem dieſe Mittheilungen über den Johannisbrotbaum herrühren und in „les Mondes“ und in Gardner's Chronicle veröffentlicht worden ſind, ſagt, daß das Johannisbrot ein vortreffliches Surrogat für den unſchmackhaften und der Geſundheit ſo nachtheiligen Cichorien ſei; geröſtet und gemahlen ebenfalls ein vortreffliches Nahrungsmittel abgebe, das keine Zuthat von Zucker erfordert und das zu ſehr billigen Preiſen würde an den Markt gebracht werden können. Caffee, als aufregend und Schlaf vertreibend und durch andere nachtheilige Eigenſchaften bekannt, dürfte ſich ſehr gut durch einen Aufguß geröſteter Johannisbrot— baumfrüchte erſetzen, der zugleich ſtärkende und beruhigende Eigenſchaft beſitzt. Im Magen erzeugt ein ſolcher Aufguß eine wohlthuende Wärme und hat durchaus keine Wirkung auf den Schlaf, weder für noch gegen. Seiner nahrhaften Eigenſchaften wegen iſt es als Nahrung für Kinder ſehr zu empfehlen. > ge3rSE r-—— Eine botaniſche Excurſion in's Nieſengebirge vom 26. bis 29. Juni 1863. Von H. R. Göppert. (Schluß.) Flechten krönen ihre Gipfel (Ramalina, Bryopogon, Borrera, Ce- traria glauca) und mit ihrem Erſcheinen iſt ihr Längenwachsthum ziemlich beendigt, daß der Seitenäſte beginnt. Die unterſten, umgeben von ſtets feuchten Sphagneten und Cetraria islandica fangen an Wurzel zu ſchlagen, worauf ſie ſich erheben, weiter wachſen, ſo daß der alte Stamm von einer größeren oder geringeren Zahl von jüngern oder ſecundairen Stämmchen wie von einzelnen kleinen Pyramiden umgeben erſcheint, die aber alle, wovon man ſich leicht überzeugen kann, auf die angegebene Weiſe aneinander ge— kettet erſcheinen, und außer der Hauptwurzel noch ringsum von den von Aeſten ausgehenden Wurzeln in der Erde befeſtigt ſind. Wir ſahen hier wie auch ſpäter noch auf dem Kamme mitten im Knieholz Stämme, die ſich mit ihren auf dieſe Weiſe zu Bäumen umgewandelten Aeſten auf einen Raum von 30 —40 F. Umfang ausdehnten. Ohne alle und jede Fruchtentwickelung vermag eine ſolche Fichtenfamilie ein Alter von 150 — 200 Jahren zu er: reichen, ehe ſie abſtirbt, entrindet und wettergebleicht allmälig der Verweſung anheimfällt. Die Stämmchen zeigen oft ein überaus geringes Wachsthum. Ein Stämmchen von 11 Zoll Höhe und 4 Lin. Durchmeſſer 100 F. unter dem Gipfel der Schneekoppe war nichtsdeſtoweniger 20 Jahre alt, ein an⸗ deres von 2 F. Höhe und 10 Lin. Durchmeſſer 80 Jahr. Die Jahresringe 311 laſſen ſich nur mittelft des Microſkops unterſcheiden und werden oft nur durch 3 Zellenreihen gebildet. Auf der Südſeite, bei völlig freiem Rande, erſcheinen ſie weiter als auf der Nordſeite, daher die Bäume als eben ſo viele Magnetuadeln zu benutzen, wie dies übrigens auch bei vielen andern Bäumen angetroffen wird. Das Knieholz Pinus Pumilio, Hänke, richtiger Pinus montana Mill. Pumilio, deſſen untere Grenze an den von uns zu ſchildern den nördlichen Abhängen ziemlich gleichförmig zwiſchen 3400 —3600 F. anzunehmen iſt, bietet nicht weniger merkwürdige Vegetationsverhältniße dar. Anfänglich wächſt der junge Stamm aufrecht, bald aber werden die Aſtquirle unregelmäßig, die Aeſte legen ſich und wachſen merkwürdig excentriſch, fo daß alte Stämme mit ihren zahlreichen auch häufig wurzelſchlagenden Zweigen oft runde Vegetationsmaſſen von 60 F. Durchmeſſer bilden, welche ſich ins— beſondere von Höhenpunkten ſehr maleriſch ausnehmen. Die Hauptzweige legen ſich nieder und nur die Seiten, aber namentlich die Endtheile, richten ſich auf. Mooſe und Flechten (die zierliche Cefraria Pinastri, C. glauca) umkleiden ihre Aeſte und halten es wie den darunter befindlichen durch ihre Zerſetzung gebildeten Moor beſtändig feucht, und regeln ſomit den Abfluß der unter dieſem Schutze entſpringenden Quellen, die alsbald verſiegen und eine völlig trockene Fläche zurücklaſſen, wenn, wie dies leider zu häufig geſchieht, die Zweige in ihrem Centrum abgehauen und ſo der Stamm ver— nichtet wird. Schon ſeit einer Reihe von Jahren ſucht man wenigſtens auf ſchleſiſchem oder gräflich Schaffgotſch'ſchem Gebiete der bisherigen rückſichts— loſen Verwüſtung dieſer Zierde der Sudeten Einhalt zu thun, die ſich auch nur zu bald durch Sterilität der Flächen und Höhen rächt und die Waſſer— armuth des Gebirges von Jahr zu Jahr vermehrt, welche ohnedies ſeine ſonſtige Schönheit auf das Empfindlichſte beeinträchtiget. Das Alter, welches das Knieholz erreicht, iſt eigentlich nicht bedeutend und geht ſelten über 300 Jahre hinaus, vor welcher Zeit ſie ſchon anfangen kernfaul zu werden. Stämme von 4 — 5 Zoll Durchmeſſer mit 170 Jahresringen gehören ge: genwärtig ſchon zu den Seltenheiten. Der ſtärkſte Stamm, den ich je be— obachtete, hatte 7 Zoll Durchmeſſer mit 350 Jahresringen. Junge Stämmchen ſieht man äußerſt ſelten, daher es auf unſerm Rieſengebirge als ein aus— ſterbendes Gewächs zu betrachten iſt, wenn nicht alles geſchieht, um ſeine Erhaltung und Fortpflanzung zu befördern. Auf der ſchwarzen Koppe etwa in 4000 F. erreichten wir ſeine obere Grenze. Das Erſteigen des Koppenkegels ſelbſt beginnt. Er beſteht aus coloſſalen dicht mit Flechten bedeckten Granit: und Glimmerſchlefertrümmern, zwiſchen denen jedoch es bis zum Gipfel hinauf, alſo bis zu 4938 ½ F. Höhe, nicht an vegetationsreichen Raſenpartien fehlt, deren Grundlage ſichtlich überall noch zum Theil erhaltene Flechten und Mooſe bilden, wie man ſich denn auch nirgends mehr von dem Urſprung der Vegetation und der zu ihrer Entwickelung erforderlichen Dammerde unterrichten kann, als auf hohen Bergen, von welchen gewiß überall die Verbreitung der Pflanzen in die Ebene ausging, nicht umgekehrt, wie demohnerachtet ſogar von Lyell und Forbes behauptet worden iſt. Die Vegetation der Kryptogamen iſt es namentlich, die im Verein mit dem Waſſer und der darin und in der Luft enthaltenen Kohlen— ſäure, unterſtützt von den Abwechslungen der Temperatur, Hitze und Froſt, 312 an der allmäligen Zertrümmerung unſeres feldſpathreichen Gebirges arbeitet, zugleich aber auch die Bildung von Dammerde bewirkt, wovon jedes insbeſon⸗ dere mit Flechten bedeckte Geſtein Zeugniß giebt. Kaum findet ſich eine Partie, die nicht mit dieſer Vegetation bedeckt wäre. Offenbar wird unter dem Einfluße des Waſſers, des Sauerſtoffes und der Kohlenſäure zuerſt die Verbindung zwiſchen der kieſelſauern Thonerde und dem kieſelſauern Kali aufgehoben. Das kieſelſaure Kali nimmt der Thonerde einen Theil ihrer Kieſelerde und verwandelt ſie in einfach kieſelſaures Kali, welches vom Waſſer ausgelaugt und durch Wurzelſpitzen den Pflanzen mitgetheilt wird, worauf die an Kieſelſäure ärmer gewordene Thonerde Waſſer an ſich zieht und ſich hierdurch in doppeltwaſſerhaltige zweifach kieſelſaure Thonerde oder in Kaolin verwandelt. Die Erfolge dieſer Wirkung kann man ganz beſonders ſchön an den Kruſtenflechten dieſer Höhen, wie Parmelia stygia und encausta, ſehen, indem ſich auf der unteren Fläche die Quarzſtückchen und Glimmer⸗ blättchen noch in der natürlichen Lage des Granit, Glimmer oder Gneis— geſteins befinden, während der zwiſchen ihnen einſt befindliche Feldſpath ent- weder fehlt oder in eine weiche kaolinartige Maſſe verwandelt worden iſt. Auf dieſen nun allmählig zerſetzten Flechten ſiedeln ſich Mooſe an, die auch durch ihre Wurzelſpitzen eine ähnliche Wirkung ausüben, meiſt vermöge ihres lateralen Wachsthums in mehr oder minder dichten Raſen wachſen, und ſomit vereint nun die Baſis für Phanerogamen bereiten. In unſerem Ge— birge, wo wegen ſeiner nicht bis zum völligen Verſchwinden der Vegetation reichenden Höhe eine ſo ſtreng getrennte Aufeinanderfolge nicht wie in den Hochalpen wahrzunehmen iſt, kommen eben deswegen Flechten und Mooſe mit Phanerogamen vermiſcht auf die angegebene Weiſe vor, doch iſt es wohl zur Vervollſtändigung des Vegetationsbildes nicht unintereſſant, hier die Flechten und Mooſe zu erwähnen, die wegen ihres häufigen Vorkommens bei uns in dieſer Hinſicht beſonders einflußreich ſind: Alſo von Flechten Cladonia gracilis, Cl. coccifera und Cl. belli- diflora FIk. (Corallenmoos der Gebirgsbewohner), erenulata Hoffm., un- cinata Hoffm., die weitleuchtende Cl. vermicularis b. taurica, Cl. eris- pata Whl., Stereocaulon tomentosum Flk., Lecanora ventosa Ach., Biatora icmadophila, Sphærophorus fragilis, Cetraria islandica, Cornicularia aculeata, Solorina crocea, die an Farbeſtoff fo reichen die Geſteine dunkel färbenden Gyrophora-Arten, beſonders polyphylla Ach., cylindrica, Parmelia saxatilis und b. omphalodes, P. stygia, encausta u. ſ. w., endlich die Zierde der Felſen, die ſchon von der Höhe von 3000 F. an vorkommende grün- ſchwarze Lecidea geographica und das allbekannte Veilchenmoos, Chroolepus Jolithus, eine hellbraunrothe Alge. Von Mooſen oft in 1—2 F. tiefen Raſen kommen hier in Betracht: Sphagnum-Xrten auf und zwiſchen Felſen und Knieholz, Sph. acutifolium Ehrh., fimbriatum, cuspidatum Ehrh., subsecundum N. ab E. squarrosum Pers., rigidum Schimp., cymbifolium, compactum Lind- bergii Schimp., Polytrichum alpinum Dill., juniperinum Hdw., com- mune Hedw., gracile Menz., Dicranum undulatum, scoparium, fal- catum, Starkeanum, Grimmia leucophæa Grev., contorta, ovata, Racomitrium canescens, lanuginosum, sudeticum, Andr&ea ru- 313 pestris, Ceratodon purpureus, Hypnum sarmentosum, exannulatum, molle, alpestre, molle, arcticum, pallescens und H. uncinatum, Bryum cœspiticium u. f. w. | Bon Phanerogamen fanden wir von 3600 %. bis zum Gipfel der Koppe: Festuca duriuscula variet. vivipara, eine auch auf den Alpen überall verbreitete Form, Festuca varia Hk., Phleum alpinum, Poa laxa Hk., Carex atrata L., C. rigida Good., hoch oben auch Luzula spicata, Juncus trifidus, zahlreiche Formen von der zu unſerem Bedauern noch nicht blühenden Soyera grandiflora, Hieracium alpinum und H. Halleri, Tussilago alpina, Gnaphalium supinum, Veronica belli— dioides, Primula minima, Thesium alpinum, Sedum repens Schleich,, Anemone alpina, Potentilla aurea, Galium saxatile Lin., Lyco- podium alpinum, alles wahre Repräſentanten unſerer ſubalpinen Vege⸗ tation, neben Vorgebirgspflanzen, wie Avena flexuosa, Thalictrum aqui— legifolium, Lychnis diurna Sibth., Prenanthes purpurea u. a. wie mit Pflanzen der Ebene, Nardus stricta, einem überaus merkwürdigen durch ſeine ſeitliche Sproſſenbildung überall in Sümpfen und Mooren feſten Boden gründenden Graſe, Anthoxanthum odoratum, Aira cæspitosa, Molinia coerulea, Poa annua, Polygonum Bistorta, Rumex Acetosa, arifolius, Campanula rotundifolia L., den Vaccinien V. Myrtillus, Oxycoccus, uliginosum, weniger häufig Vitis idea; Calluna vulgaris, Alchemilla vulgaris, Silene inflata, welche auch in der Schweiz und in deutſchen Alpen faſt überall ſich bis zur allgemeinen Grenze der Phanero— gamen erhebt, Taraxacum officinale, Solidago Virga aurea, Achillea Millefolium magna Autor. mit größeren meiſt rothen Blüthenköpfchen und ſchwärzlichen Hüllblättchen, Wirkung der höhern Lage und intenſiveren Einwirkung des Lichtes, wie ſie ſich auf den Alpen und noch mehr in nor— diſchen Gegenden auch bei andern Blüthen geltend macht, bei uns noch durch dunkleres Colorit faſt bei allen oben genannten Gräſern, dann bei Alectorolophus pulcher Schumm. (Bergform v. A. major), bei Cine- raria crispa crocea wie auch bei Chærophyllum hirsutum bemerken läßt. Bei Hieracien, Solidago Virga aurea beginnt eine andere Eigen— thümlichkeit der echten Alpenpflanzen, die Vergrößerung der Blüthenköpfchen und Blüthenkronen, welche freilich wegen der geringen Höhe unſeres Gebirges nur wenig hervortritt. Um 1 Uhr erreichten wir den Gipfel der Koppe. Die ungewöhn— liche Klarheit der Atmoſphäre geſtattete die ſchönſte Ausſicht in Nah und Fern. Nirgends tritt wohl der alpine Charakter des Rieſengebirges ſo überzeugend hervor wie hier. Die von tiefen Schlünden umgürteten baum— leeren Kämme der Alpen, von welchen ſich die wie aus Steintrümmern gebildeten hohen Piks erheben, wiederholen ſich hier, wenn auch in etwas verjüngtem Maaßſtabe, da hier weder von einer unteren noch oberen Schnee— grenze, geſchweige gar von Gletſchern die Rede iſt; doch wird auch die lebhafteſte Erinnerung an dieſe freilich über alle Beſchreibung großartigen Gebilde die Erhabenheit des Standpunktes nicht verkennen, der hier den Blick in den über 2000 F. tiefen äußerſt jähen Abſturz des Gebirges in den Rieſengrund und der Abfall des lang hingedehnten trümmerreichen 314 Koppenkegels nach dem Seifengrund hin gewährt. Den Gipfel der Koppe ziert die nirgends weiter im Gebirge vorkommende Veronica bellidioides, die nur etwa ein Paar hundert Fuß noch herunterſteigt. Außerdem kommen wohl an 30 Phanerogamen noch auf demſelben vor, unter ihnen mehrere der ſchon oben genannten auf dieſe Höhen ſteigenden Pflanzen der Ebene, wie Anthoxanthum odoratum, Aira cæspitosa, Bellis perennis, Alche- milla vulgaris, ſehr niedergedrückte Form, Polygonum Bistorta, Tarax- acum, Solidago, Ranunculus acris, Silene inflata und Rumex Acetosa. Das vortreffliche, von dem unternehmenden, für alle Bequemlichkeiten der Reiſenden beſtens ſorgenden Hrn. Sommer errichtete Hötel gehört auch mit zu den Annehmlichkeiten, wie ſie in ſolchem Grade auf der ganzen Bergkette nicht mehr gefunden werden. Nach gehöriger Reſtauration ſtiegen wir herab, ein Theil der Geſellſchaft mit dem orts- und ſachkundigen Hrn. Müncke in den 2000 F. tiefen Rieſengrund, um auch die dortige Flora noch in den Kreis unſerer Beſtrebungen zu ziehen, die Andern unter meiner Leitung auf den am Fuße der Koppe ſich ausbreitenden Koppenplan (4290 F.) und die ſich daran ſchließende weiße Wieſe von faſt gleicher Höhe über dem Meere, der größten etwa / Meile langen und breiten, wieder mit Knie— holzgruppen bewachſenen Hochebene der Sudeten, die durch ihren Pflanzen: reichthum unſer beſonderes Intereſſe in Anſpruch nahm. Vorzugsweiſe ſind es hier die Hieracien (Hieracium alpinum, Halleri, sudeticum Sternb., pallescens W. et Kit., anglicum Fr., nigrescens W., prenanthoides Vill.), welche hier ſpäter etwa von Mitte Juli bis Mitte Auguſt erblühen und einen Formenreichthum entwickeln, wie ich ihn niemals in den Alpen geſehen habe, ſo daß ich grade dieſes Vorkommen als eine der Eigenthüm— lichkeiten unſerer Rieſengebirgsflora bezeichnen möchte. Das ſehr trockene Frühjahr hatte nicht eben günſtig auf die Entwicke— lung der Vegetation eingewirkt, wir wandten uns daher bald nach dem quellenreichen zwiſchen 4147—4278 F. abwechſelnd hochliegenden Lahnberge, der ſich nach den beiden einzigen auf dem Rieſengebirge befindlichen Gebirgs— ſeen, dem ſogenannten großen und kleinen Teiche, hinabſenkt und zwar zu— nächſt nach dem letzteren in 3590 F. Seehöhe. Auf dieſem Wege wurden beſonders auf den feuchten, mit vielen der oben genannten Mooſe, namentlich Sphagnum rigidum var. compac- tum 2c. bewachſenen Stellen, ſowie an dem Urſprunge der zahlreichen Quellen faſt alle hier vorkommenden Hochgebirgspflanzen größtentheils in blü— hendem Zuſtande gefunden, mit Eriophorum alpinum, cspitosum in großen hervorſtehenden Raſen, Scirpus cbespitosus, Juncus filiformis, Carex limosa, stellulata, Leucoglochin u. a., Veratrum album b. Lobelianum (wir beſitzen nur die grüne blühende Varietät), Luzula sudetica, albida var. bella, Streptopus amplexifolius, Allium sibiri- cum, Orchis albida, Salix lapponum, silesiaca, Alectorolophus pulcher Schumm., Carduus heterophyllus, Hypochæris helvetica, Cineraria crispa Jacg. und sudetica var. crocea Tausch, Cacalia albifrons, Thesium alpinum, Swertia perennis, Bartsia alpina, Pedicularis sudetica, eine von den wenigen dem Rieſengebirge eigenthüm— lichen, nicht in den Alpen, ſondern erſt im hohen Norden beider Hemiſphären r ® 315 wieder vorfommende Pflanze, Epilobium origanifolium, alpinum, trigo- num, Chærophyllum hirsutum, Viola palustris, biflora, Geranium sylvaticum, Cardamine resedifolia, Ribes petræum, Aconitum Napellus, Cammarum, Geum montanum, Alchemilla vulgaris pubes- cens, A. fissa Schumm., Anemone narcissiflora Lin., Veronica alpina Lin,, ſelten und nur zerſtreut, die ſchönſte Dolde der Sudeten Pleurospermum austriacum Hffm., Sorbus Aria. Nach Zſtündigem Verweilen nöthigte uns eintretender Regen, unſre ſo erfolgreiche Excurſion abzubrechen und dem für heut beſtimmten Nachtquar— tiere der Wieſenbaude (4343 F. Höhe), der höchſtgelegenen Wohnung Deutſchlands dieſſeits der Alpen, zuzueilen, wo wir auch der Ankunft unſerer Gefährten entgegenſehen durften, welche auch glücklich und reich beladen mit faſt allen auf der andern oder böhmiſchen Seite des Gebirges noch vorhandenen botaniſchen Schätzen, aber unter ſtrömendem Regen gegen 8 Uhr eintrafen Sie hatten beim Herabſteigen von der Schneekoppe in den Rieſengrund die Stelle gefunden, wo um ein altes Bergwerk etwa in 4000 F. Höhe allein nur Aspidium Lonchitis, Saxifraga oppositifolia, Bupleurum longifolium wachſen, begleitet von Scabiosa lucida, Asplenium viride, Selaginella spinosa Spr. An demſelben Fundorte war von Hrn. Müncke zwei Jahre früher eine der größten mineralogiſchen Seltenheiten Schleſiens, Tungſtein oder Scheelith in ſchönen Kryſtallen, entdeckt worden, den man auch diesmal wieder reichlich erbeutete. Im Rieſengrunde erfreute Viola lutea die Wanderer, in einem dieſen von dem Blaugrunde trennenden Fichtenwalde großer Reichthum an Usneen, Arnica montana, Selagi- nella, Phyteuma spicatum, neben dem überall in dieſer Region verbrei— teten Polypodium alpestre Hoppe, das in der Ebene nirgends häufige Aspidium Oreopteris Sw., Sagina saxatilis, Empetrum nigrum, Hieracium aurantiacum, die oben erwähnten Cardui, Primula minima, Geum montanum, Anemone alpina in großen Mengen, den nur noch in der Schneegrube vorkommenden Allosurus crispus mit Alsine verna am Fuße des ſogenannten Rübezahlsluſtgärtchens, welches ſie wegen Mangel an Zeit nicht zu erklimmen vermochten. So heißt eine überaus pflanzenreiche, einem Alpen-Garten gleiche Schlucht, die ſich von der Höhe der Brandkoppe oder des Brunnenberges herabzieht. Sie enthält faſt alle ſubalpinen Pflanzen des Rieſengebirges und überdies noch vier allein, die hier nirgends weiter vorkommen, nämlich Hedysarum obscurum, Carex capillaris, Alsine verna, und eine Pflanze der Ebene Schleſiens, die Anemone vernalis, welche dort die öden Kieferwälder von Sulau belebt, ein merkwürdiges Beiſpiel von Pflanzenverbreitung, welches dieſer Art eigen zu ſein ſcheint, da ſie ſich in andern Gegenden ähnlich verhält und ſelbſt die Alpen erſteigt. Wir werden weiter ſehen, daß oben genannte vier Pflanzen die einzigen des Gebirges waren, die von uns nicht erbeutet wurden. Der Aufenthalt in der Wieſenbaude läßt freilich wohl manches zu wünſchen übrig, doch eignet ſie ſich wegen ihrer Lage vorzüglich zum bota— niſchen Standquartier, bietet auch, was wohl erwähnt zu werden verdient, vortreffliche Gelegenheit zum Trocknen der geſammelten Pflanzenſchätze dar. 316 Der waſſerreiche Bach, an dem fie liegt, das Weißwaſſer, gehört zu den mächtigſten Zuflüſſen der Elbe. mad in Nach in etwas primitiven Umgebungen zugebrachter Nacht ward am folgenden Morgen den 28. ſchon früh um 5 Uhr aufgebrochen, denn eine anſehnliche Entfernung des Weges über den ganzen Kamm war zurückzu⸗ legen. Bald war der nicht weit von unſerm Nachtquartier liegende, ſchon von dem Fuße der Koppe her gebahnte Pfad erreicht, der über den ganzen Kamm führt und die Grenze zwiſchen Schleſien und Böhmen bildet. Ein nicht geringer Theil der intereſſanteſten und namentlich auf beſchränkteren Standorten vorkommenden Pflanzen, wie die ganze Flora des Rieſengrundes, der Elbwieſe, liegen in der That jenſeits in Böhmen und werden dieſſeits als ſchleſiſche eigentlich nur uſurpirt, doch ſind bei dem kosmopolitiſchen Sinne der Botaniker hierüber noch keine Grenzſtreitigkeiten entſtanden. Als Aequivalent dient den geehrten Nachbarn die nicht minder intereſſante Flora der in Schleſien gelegenen Schneegruben. Das Wetter war fortdauernd vortrefflich, die Ausſicht von den noch 4000 —4200 F. hohen Rändern des Lahnberges nach den beiden oben erwähnten Teichen auf die koloſſalen klippen⸗ artigen Granitmaſſen des Mittagsſteines, den Reſten früher zuſammenhän⸗ gender Felſen, ſowie nach dem Hirſchberger Thal, klar und hell und erhaben der Anblick, der über die weite baumloſe Ebene emporſteigender Trümmer— kegel der Schneekoppe und Sturmhaube. Die Trockenheit des vorangegangenen Winters und Frühjahres machte ſich auch hier geltend; die Flora bietet hier außer der Fülle von, wie ſchon erwähnt, noch nicht blühenden Hieracien und dem ſchon bezeichneten Gemiſch ſubalpiner Pflanzen mit einigen des Vorgebirges und der Ebene nichts beſonderes dar. Unter mannigfaltigen Betrachtungen über Bildung der Dammerde auf dieſen hohen Regionen und jungfräulichem Boden, die ſelten, trotz des Verlaufes jo vieler Jahrtauſende, mehr als höchſtens 1½ F. beträgt und der hiermit wohl ſchon oft in Verbindung gebrachten Anſichten über Bildung der Stein- und Braunkohlenlager, ſchritten wir raſch vorwärts über die kleine Sturmhaube (4496 F. H.), die iſolirten Granitmaſſen der Mädelſteine (4295 F.) und den Kleinſtein (4304 F.) nach der Einſenkung der ſogenannten Mädelwieſe, einem eine halbe Meile breiten moorreichen Ausſchnitt des Gebirgszuges, der an der tiefſten Stelle in der Nähe der Spindlerbude (3688 F.) faſt um ¼ Theil ſeiner Höhe verliert und aus der Region des Knieholzes bis in die der Fichten herabſinkt, welche auch die ganze Einſenkung erfüllen, ohne aber freilich zu allzu üppigem Wachs⸗ thum zu gelangen. Für die Vegetationsgeſchichte des Gebirges iſt dieſe Einſattelung außerordentlich intereſſant. Man kann ſich hier recht lebendig überzeugen, daß die Fichte eben nur da zum Vorſchein kommt, wo die Temperatur-Verhältniſſe ihre Entwickelung begünſtigen, und ſie auf dem Kamme in der eigentlichen Knieholzregion niemals in Maſſen oder waldbildend vegetirt hat, wie man wohl ſchon oft behauptete. Die diesfallſige Sage iſt nur in Folge ungenauer Unterſuchung der Beſchaffenheit der im Knieholz vereinzelt vorkommenden Fichten entſtanden, von welchen vorher die Rede war. Auf den gut cultivirten Wieſen um die Baude herrſchte hier etwa drei 317 Wochen ſpäter als in der Ebene die Vegetation des Frühlings: Taraxacum, Ranunculus acris, repens, Polygonum Bistorta, Lychnis diurna, Trollius in ſchönſter Blüthe; auch Listera cordata, Eriophorum vagi- natum, Vaccinium uliginosum und Oxycoccos, Streptopus, Veratrum urden hier geſammelt. Jenſeits der Spindlerbaude gelangt man über die Niederung bergan— ſteigend bald wieder in die Knieholzregion, zur Petersbaude (3020 F. H.) am Abhange des großen Mädelkammes, dann nach einer Stunde bis zur großen Sturmhaube (4367 F.), an deren weſtlicher Grenze der höchſte. Punkt dieſes Theils des Gebirges, das große Rad (4634 F.) liegt, ein wie die Rieſenkoppe völlig kahler aber oberhalb umfangreicherer, überall mit flechtenreichen Granitblöcken bedeckter Gipfel. a Nördlich verflacht ſich das große Rad bis zum Grubenſteine, einer mächtigen Granitwand, welche die große Schneegrube (oberer Rand 4589 F.) von der kleinen (am Rande 4481 F.) trennt. Beide Schneegruben find ſchroff vom Kamme faſt 1500 F. ſenkrecht herabſtürzende mit ungeheuren Granittrümmern erfüllte, aber überaus pflanzenreiche, an den Rändern und in der Tiefe mit Knieholz bewachſene, hier und da noch Schneeflächen zei— gende Klüfte, die unſtreitig zu den großartigſten und eigenthümlichſten Par- tien dieſſeits der Alpen gehören. Die am Rande der kleinen Schneegrube in wahrhaft pittoresker Umgebung erbaute ſogenannte Grubenbaude (4450 F. H.) bietet treffliches Unterkommen. Die Zeit geſtattete uns nur, die kleine Schneegrube zu beſuchen, welche übrigens auch die pflanzenreichite iſt. Die oberen Ränder und Abhänge ſchmückten in überaus großen Raſen die herr— liche Primula minima, Anemone alpina, tiefer hinab und im Grunde (immer noch in 3460 F. Höhe Poa sudetica, P. laxa, Petasites albus, Alchemilla fissa, Anthriscus sylvestris alpestris, Botrychium Lu— naria, Galium sylvestre Poll., Arabis alpina, Sedum Rhodiola De., Myosotis alpestris, Primula elatior, Asplenium viride, Allosurus crispus, Hieracium nigrescens, prenanthoides, Valeriana sambuci- folia, Archangelica, Anemone narcissiflora, Crepis grandiflora, Ranunculus aconitifolius, nemorosus De., Campanula latifolia, die oben genannten Epilobien, Pleurospermum austriacum. Auch der botaniſch wie mineralogiſch wichtige, den Granit vom Grunde (3442 F.) bis auf 4000 F. Höhe durchſetzende Baſaltgang am weſtlichen Rande der kleinen Schneegrube, lieferte ſeine 4 eigenthümlichen Pflanzen, die ſonderbarerweiſe wie Androsace Chamzjasme All., Saxifraga bryoi- des L., S. muscoides Wulf ſich auf dieſen Standort beſchränken und nach Süden hin auch erſt in den Alpen wieder zum Vorſchein kommen, während die vierte Saxifraga nivalis, nur im hohen Norden in Norwegen, Lappland, N. Schweden, Sibirien, Spitzbergen und in der arktiſchen Zone Nord-Amerikas angetroffen wird, und ſich ſomit ganz ähnlich wie die 2. Hauptphanerogane unſeres Gebirges, die Pedicularis sudetica, verhält. Außerdem wachſen hier noch Arabis alpina, Woodsia hyperborea, Allosurus crispus, Asplenium viride und eine ganze Anzahl ſeltener Mooſe. ö Jene merkwürdigen von einander jo entfernten Vorkommniſſe, die man 318 mit dem Diluvialphänomen in Verbindung gebracht hat, wurden vielfach beſprochen. Jedenfalls verdienen ſie die größte Beachtung, wie denn über: haupt keine Gelegenheit verſäumt ward, um meine jüngeren Freunde au die Bedeutung ſolcher früher weniger beachteten Verhältniſſe und ihrer Bezie_ hungen zu der Geſchichte der Vegetation der Gegenwart und der Vorwelt aufmerkſam zu machen. Gegen 2 Uhr brach die Geſellſchaft wieder auf zum letzten botaniſchen Hochgenuſſe, zum Beſuche der kaum ½ Meile entfernten Elbwieſe mit den Elbquellen und dem Elbfall, der zweiten großen Hochebene des Rieſen— gebirges, welche ſich ſüdlich vom großen Rade ausbreitet, bei den Elbquellen (hier Bryum alpinum) noch 4289 F. hoch liegt, bedeckt mit Torfmooren vom Charakter der Hochmoore und Knieholzgruppen, vermiſcht mit den hier überaus verbreiteten Formen der Salix silesiaca und der weniger häufigen S. Lapponum. Zahlreiche Quellen bilden den jugendlichen Strom, der ſich von hier, einen 200 F. hohen Waſſerfall bildend, in den großartigen noch eine lange Zeit von 4000 F. hohen Bergzügen eingerahmten Elbgrund ſtürzt. Um den obern noch 3927 F. hohen Rand des Falles war noch eine tüchtige Schneedecke vorhanden; ganz in ihrer Nähe blühten Ribes petræum und alpinum, Sorbus Aucuparia, die niedrige, mit eiförmigen nicht rundlichen Früchten verſehene Strauchform der Ebereſche, welche hier wie überall auf den Alpen und im Polarkreiſe als Gefährte der letzten aufrecht wachſenden Sträucher angetroffen wird. Außer zahlreichen Mooſen (Sphagnum acutifolium, nebſt den oben erwähnten Arten, Hypnum cor- difolium, sarmentosum, fluitans, revolvens, uncinatum, Dicranum squarrosum, palustre, Bartramia fontana, beide Fontinalis), Vacci⸗ nien, Andromeda, Carex limosa, Scirpus cœspitosus, Eriophorum cspitosum, alpinum, Cineraria crispa crocea, Sonchus alpinus und als Hauptzierde der Elbwieſe, eben in ſchönſter Blüthe, hier auf ſeinem ſüdlichſten Vorkommen den Rubus Chamemorus. Die einzelnen runden von hochgewachſenen Sphagnum umgebenen Tümpel, deren Waſſer höher als ihre Umgebungen im Niveau ſteht, geben vortreffliche Aufſchlüſſe über die Bildung des Torfes, und zeigten ein Hochmoor, in deſſen Fortbildung die Natur noch dauernd thätig iſt, was man bei uns in der Ebene nur ſelten zu ſehen Gelegenheit hat. Doch mußte nun beim Herannahen des Abends allen dieſen Unter— ſuchungen Stillſtand geboten und etwa um 4 Uhr der Rückmarſch aus dieſem uns Alle mit Bewunderung und Intereſſe der verſchiedenſten Art erfüllenden Regionen angetreten werden. Rechts ließen wir die 4162 F. hohe Spitze des Reifträgers liegen, paſſirten die Reifträgerſteine, 3979 F. Schon be— gannen uns die ſubalpinen Hieracien zu verlaßen, H. murorum an ſeine Stelle zu treten, Eriophorum alpinum war verſchwunden, E. angustifo- lium und cœspitosum allein noch vorhanden, Corallorrhiza, Listera cordata, Arnica, Blechnum, Geranium sylvaticum hier und da noch zu ſehen. Fichten wurden häuſiger ſichtbar und bereits um 5 Uhr hatten wir bei der auch gute Unterkunft bietenden neuen ſchleſiſchen Baude die un— tere, hier in 3768 F. Höhe liegende Grenze des Knieholzes erreicht. Rumex alpinus, der einſt ſo gefeierte Mönchsrhabarber, war hier die letzte der von 319 uns bis jetzt noch nicht geſehenen Rieſengebirgspflanzen, welche wir nun faſt alle durch den Eifer meiner Herren Begleiter in dieſer kurzen Zeit um uns verſammelt hatten. Nur Hedysarum obscurum, Carex capillaris, Allium Victorialis, Delphinium, Linnæa, Salix nigricans und Wei— geliana vermißten wir noch zur Vervollſtändigung des Reigens. Uebrigens fehlt unſerer Flora im Vergleich zu der der ſüddeutſchen und Schweizer Alpen in der oberen Bergregion der unvergleiliche Schmuck der bei uns durch nichts erſetzten Rhododendreen, in der ſubalpinen die Mannigfaltigkeit an Gentianeen, Primuleen, Dryadeen, Ranunculeen, Compoſiteen, Caryophylleen, Saxifrageen, Papilionaceen, insbeſondere an. Arten von roſettenartigem Wachsthum und unverhältnißmäßig großen Blüthen, welche alle nur durch einzelne Arten repräſentirt werden. Auch hat das Rieſengebirge keine einzige ihm allein eigene Art aufzuweiſen, denn faſt alle kommen auch in den Alpen etwa zwiſchen 5— 7000 F. vor. Von den bis in die Schneeregion von 7 — 10,000 F. gehenden Phanero— gamen beſitzen wir nur Alsine verna, Saxifraga muscoides, S. bryoides, S. oppositifolia, Carex rigida, Phleum alpinum, Poa laxa. Die wenigen in den Alpen nicht heimiſchen Arten unſerer Flora gehören alle nördlichen Gegenden an, wie Rubus Chamæmorus, der ſchon auf dem Meißner in Heſſen beginnt, dann in den Mooren Pommerns und Preußens und dem hohen Norden vorkommt. Pedicularis sudetica und Saxifraga nivalis finden ſich nur noch ausſchließlich in den hohen Breiten zwiſchen dem 72. und 80.“ (Norwegen, Lappland, Sibirien, Labrador). Die Flora der Kryptogamen, deren Erforſchung wir uns ſeit länger als 40 Jahren angelegen ſein ließen, aber wenig darüber veröffentlichten und unſere Funde gern unſern jüngern Freunden und Schülern übergaben, ſchließen wir hier von allen Folgerungen aus. Die Kryptogamen konnten in der beſchränkten unſerer Excurſion gewidmeten Zeit, wie ſich von ſelbſt verſteht, nicht ausreichend berückſichtigt werden und waren daher auch nur diejenigen zu nennen, die uns oft entgegentraten, und ſomit zur Vervollſtän— digung des Vegetationsbildes dienten. Immer tiefer in die untere Bergregion hinabſteigend, begrüßte uns nun eine Pflanze nach der andern, die wir vor zwei Tagen gern verſchwinden ſahen, die Arten des Vorgebirges miſchten ſich immer häufiger mit denen der Ebene, zogen ſich endlich ganz in die Gebüſche zurück, wohin wir ſie nicht mehr verfolgten. Die ſchöne erinnerungsreiche Excurſion, welche uns in raſchem Fluge alle Regionen der Vegetation vorgeführt hatte, nahte ihrem Ende. Urwaldliche Wachsthumsverhältniße von einſt auf faulenden Stöcken ge— keimten Fichten, deren Wurzeln nun wie Säulen die Stämme trugen, ähnlich hierin den tropiſchen Pandaneen und Iriateen, feſſelten uns nur für Au— genblicke. Nach kurzem Verweilen an dem romantiſchen Zackenfall (deſſen oberer Rand noch in 2551 F. Höhe) kamen wir um 7 Uhr nach der durch ihre Glasfabrikation ſo berühmten Joſephinenhütte, dem Endziel unſerer Fußreiſe, nachdem wir von 5 Uhr früh bergauf, bergab nur mit geringen Unterbrechungen in Bewegung geweſen waren. Wagen erwarteten uns hier, 320 um uns noch an demſelben Abend nach dem 3 Meilen entfernten Warmbrunn (1065 F. Seehöhe) zu bringen, wo wir um 10 Uhr eintrafen. Der frühe Morgen des nächſtfolgenden Tages ward der Beſichtigung dieſes intereſſanten Badeortes gewidmet, um 10 Uhr dann über Hirſchberg, Bolkenhayn, Hohenfriedeburg noch Abends 7 Uhr in Freiburg die Eiſenbahn erreicht, die uns nach 3½tägiger Abweſenheit Abends wieder nach Breslau brachte. Alles hatte ſich vereinigt, unſerm Ausfluge einen erwünſchten Erfolg zu ſichern, und die ſichtliche Zufriedenheit meiner jugendlichen Genoſſen läßt wohl auch bei mir den Wunſch verzeihlich erſcheinen, ihn ſo noch oft wieder— holen zu können. Cattleya Mossiæ bei Herrn Warner. Herr Warner hat in ſeinem Orchideenhauſe zu Broomfield bei Chelmsford Anfang Juni eine Schau von blühenden Cattleya Mossi eröffnet, wie eine ſolche wohl bisher nirgendwo ſtattgefunden hat, noch ſo leicht ſtattfinden dürfte. „Gardners Chronicle“ giebt in No. 24 einen ausführlichen Bericht dieſer Ausſtellung, aus dem wir unſern Leſern das Intereſſanteſte hier mittheilen wollen. „Vierhundert Blumen von Cattleya Mossi auf einmal“, heißt es daſelbſt, „und was für Blumen, keine in blaſſen, verwaſchenen, ſondern in den reichſten, brillanteſten Farben in allen Schattirungen. Die Blumen ſind in üppigſter Geſundheit, von denen viele 6—9 Zoll im Durchmeſſer halten und deren Petalen 3 und mehr Zoll breit ſind. Herr Warner hat jedenfalls gelernt und gezeigt, wie Cattleya Mossi zu behandeln iſt. Niemand kann ſich eine Idee von der großen Menge von Varietäten der C. Mossi machen, der nicht eine fo große Anzahl dieſer prachtvollen Blumen zu gleicher Zeit an ein und derſelben Stelle geſehen hat. Kaum zwei Pflanzen ſind ſich einander gleich, mehrere ſind ganz verſchieden von ein— ander, fo daß es für den Orchideenfreund nicht genügt, nur Cattleya Mossiæ in der Sammlung zu haben, ſondern er muß beſtimmen, welche Formen er davon cultiviren will. Die Cattleya Mossi zeichnet ſich namentlich dadurch aus, daß fie im Sommer blüht, wie durch die reiche purpurrothe oder roſaviolette Ader— bildung auf der orange gefärbten Lippe. Dieſe Zeichnung variirt unendlich, indem ſelbige ſich auf der Fläche der Lippe mehr oder weniger ausbreitet in den verſchiedenen Varietäten, die Orangefärbung einen helleren oder dunkleren Ton annimmt und mehr oder weniger in dem röhrenförmigen Theile an der Baſis der Lippe begrenzt iſt, oder ſich nach dem Rande des Theiles der Lippe, wo ſelbige ſich erweitert, ausbreitet, aber in allen Varie— täten iſt dieſe purpurrothe Aderbildung und Orangefärbung zu finden. Dieſe verſchiedenen Zeichnungen ſind es nun, welche die verſchiedenen Varie— täten hauptſächlich kennzeichnen, obg leich auch die Petalen und Sepalen, die 321. vom reinſten weiß bis zum dunkelſten roſaroth vorkommen, noch andere Unterſchiede geben. Die Zahl der vorzüglichſten Varietäten, die werth zu cultiviren ſind, iſt jedoch ſo groß, daß man es für wünſchenswerth gehalten hatte, die vor— züglichſten mit Namen zu bezeichnen, und ſind die hier nachbenannten aus der Sammlung des Herrn Warner zu Broomfield als die allerſchönſten auserleſen, die Blumen nach ihrer Zeichnung beſchrieben und in „Gardner's Chronicle“ unter folgenden Namen aufgeführt worden. Cattleya Mossiæ var. venosa: eine hübſche Varietät mit wenig oranger Färbung, aber dunkel violetroſa Zeichnung; Sepalen und Petalen dunkel roſa, die Petalen nach den Rändern zu heller werdend; die Lippe mit violetroſa Strichen gezeichnet, und ſich faſt bis nach dem Rande hin dae prächtig befranſet, deren Baſis leicht gefärbt mit orange. attleya Mossiæ var. aureo-marginata: ſehr großblu— mig; Sepalen und Petalen dunkelroth; Lippe dunkel-violetroſa im Centrum und gelb an der Baſis, die gelbe Färbung bildet einen breiten Rand bis über den erweiterten Theil der Lippe. . Cattleya Mossiæ Napoleonis: eine ſehr effectvolle Varietät wegen des roſigen Anflugs und aufrechtſtehenden Habitus ihrer großen Blumen; Sepalen und Petalen dunkelroſa; die Lippe groß, in der Mitte purpurn geſprenkelt, orange am Grunde, mit einem blaſſen roſa Rande. Cattleya Mossiæ Blakei: Sepalen und Petalen dunkelroſa, letztere nach der Spitze zu gekräuſelt; Lippe orangechamois an der Baſis und auf der Fläche violetroſa gefleckt; die Markirungen münden faſt am Rande, ſo daß kein ſcharf begrenzter blaſſer Streifen bleibt. Cattleya Mossi purpurata: großblumig; Sepalen und Petalen dunkelroſa; Lippe groß, von dichter und faſt einförmig violetroſa Färbung; an der Baſis orangefarben und ein blaſſer Rand. Cattleya Mossi superba: dunkelrothe Sepalen und Petalen, letztere ſchmal und leicht gekräuſelt; die Lippe groß, vorherrſchend an der Baſis dunkelorange gefärbt, die Fläche heller und das Centrum geadert und etwas gefleckt mit violetroſa, einen breiten unregelmäßigen Rand laſſend. Cattleya Mossi striata: eine eigenthümlich gezeichnete Form; Sepalen und Petalen dunkel roſa mit blaſſeren Adern, ein buntſcheckig ge— ſtricheltes Ausſehen annehmend; die Lippe durchweg dunkel roſaroth geſtreift, deren Rand blaſſer und aderartig geſtrichelt, die Orangefärbung am Grunde concentrirt. Cattleya Mossiæ Helenae: ausgezeichnet durch ihre lebendig gefärbten Blumen; Sepalen und Petalen dunkelroſa, dunkeler violetroſa gefleckt; die Lippe reich purpur gefleckt, orange an der Baſis und halb- gefärbt am Rande. Cattleya Mossi elegans: eine mehr kleine, aber lebhaft und effectvoll gefärbte Blume; Sepalen und Petalen dunkelroſa; die Lippe klein mit glänzend orangegelber Baſis; der mittlere Theil dürftig mit violetroſa Adern gezeichnet und von einem breiten blaſſen Rande umgeben. Cattleya Mossiæ flammea: auch eine kleinere, aber brillant gefärbte Blume, die Petalen und ſeitigen Petalen weniger abſtehend als Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 21 322 bei den übrigen Formen, alle dunkelroſa, die Sepalen gekräuſelt nach der Spitze zu; die Lippe ift klein, reich orangefarben beim Oeffnen der Blume, dicht violetroſa im Centrum, untermiſcht mit orange, das ihr einen feurig car- moiſinfarbenen Schein verleiht. Das Purpur begrenzt von einem weißen Rande, unregelmäßig roſa gezeichnet. Cattleya Mossie complanata: eine großblumige Varietät, eigenthümlich aber, daß die Petalen faſt gar nicht gekräuſelt ſind, ebenſo⸗ wenig die Lippe. Sepalen und Petalen dunkelroſa; die Lippe breit und ausgebreitet an der Spitze, an der Baſis ziemlich ſtark gefärbt mit orange, aber nur ſchwach gefleckt und geadert mit purpur im Centrum, einen breiten blaßröthlichen Rand übrig laſſend. Cattleya Mossiæ Victoriæ: eine ſehr große und herrliche Varietät; die Sepalen und Petalen groß, von röthlicher Färbung, die Lippe tief purpurroſa mit kecker oranger Zeichnung an der Baſis und ſchmalem röthlichen Rande. | Cattleya Mossi conspicua: großblumig; Sepalen und Petalen roſa; Lippe iſt reich gezeichnet mit violetroſa, verwaſchen mit orange an der Baſis und hat einen ungleich breiten blaſſen Rand. Dieſe Varietät blüht ſehr reich. Cattleya Mossi splendens: großblumig, Sepalen und Petalen roſa, die Lippe reich purpurroſa mit oranger Baſis; der Rand roſa und ſehr ſtark gekräuſelt. 5 Cattleya Mossiæ Lawrenceana: großblumig mit aufrechten Stengeln; Sepalen und Petalen roſa, die Blumenblätter ſehr breit und beträchtlich gekräuſelt; die Lippe iſt groß, leicht gefärbt und orange im Centrum, reich und dunkel violetroſa geadert und gefleckt. Steht der vor⸗ hergehenden nahe, hat jedoch eine kleinere Lippe mit mehr erweitertem Schlunde. Cattleya Mossiæ grandiflora: eine großblumige Varietät; Sepalen und Petalen roſa; die Petalen weniger gekräuſelt als bei den übrigen Sorten; Lippe tief und reich dunkelpurpur⸗roſa, an der Baſis leicht orange gezeichnet mit einem ſchmalen glatten blaßroſa Rande. Cattleya Mossi aurea: eine kleinblumige Varietät mit roſa Sepalen und Petalen, ſich weniger ausbreitend, als bei anderen Sorten. Die Lippe iſt nur klein, ſtark gezeichnet mit mattorange an der Baſis, welche Zeichnung ſich bis nach dem Rande zu ausdehnt, im Centrum unterbrochen durch violetroſa Linien, umgeben von einem ſehr breiten blaſſen Rande, der nach der innern Seite zu faſt weiß iſt. a Cattleya Mossiæ aurea grandiflora: Sepalen und Petalen roſa; die Lippe mit wenigen violetroſa unterbrochenen Linien gezeichnet und ſtark orange gefärbt an der Baſis und gegen den oberen Theil des Randes; eine großblumige Form. | Cattleya Mossi® Rothschildiana: eine der größer blühenden Formen; Sepalen und Petalen roſa; die Lippe an ihrer Baſis ſehr hell— orange gefärbt, mit roſapurpurnen Linien und Flecken in der Mitte und einem breiten unregelmäßigen Rande; die Petalen ſind fein gezähnt. Cattleya Mossi grandis: die größte aller Formen in Bezug auf Größe der Lippe; Sepalen und Petalen blaßroſa; Lippe violetroſa gefleckt, mit einem ungleich breiten, roſa gefärbten Rande und chamois⸗orange gefärbter Baſis. 323 Cattleya Mossie marmorata: eine der ſchönſten hellgefärbten Sorten und zugleich eine mit den größten Blumen; Sepalen und Petalen hellroth, letztere ſehr breit; die Lippe licht roſa, deren Oberfläche gänzlich mit marmorirten Flecken bedeckt iſt, mit Ausnahme der ſchmalen Franſen am Rande. An der Baſis iſt die Lippe tief orangegelb gezeichnet und der Rand ſtark gefranſt. attleya Mossi fimbriata: eine der größtblumigen von allen und niedlich, wenn auch nicht ſtark markirt; Sepalen und Petalen blaßroſa, letztere breit und gekräuſelt; die Lippe ſehr ſtark gekräuſelt, an der Baſis mit einer hellen orangefarbenen Zeichnung und an der Spitze mit violetroſa unterbrochenen Adern auf weißem Grunde gezeichnet, der äußere Rand iſt roſa. Cattleya Mossiæ Mooreana: eine prachtvolle Varietät, gut gekennzeichnet durch die klare begrenzte ſchmale weiße Einfaſſung der Lippe; Sepalen und Petalen blaßroſa; die Lippe dicht violetroſa, mäßig gefärbt mit orange an der Baſis. i Cattleya Mossiæ Williamsii: eine großblumige Varietät; Sepalen und Petalen röthlich weiß; die Lippe gefleckt mit roſa, an der Baſis orange gefärbt, mit einem breiten blaſſen Rand. Dieſe Varietät gehört zwar zu den blaſſeſten, iſt aber ſehr hübſch. Cattleya Mossiæ Marian: kleinblumig aber ſehr diſtinkt und rein; Sepalen und Petalen weiß; die Lippe mit einem hellgelben Makel an der Baſis, niedlich gefleckt mit violetroſa im Centrum und breit und gleich— mäßig weiß eingefaßt. — Es war nun aber nicht allein die Unmaſſe dieſer herrlichen Blumen, die Jedermann erfreute und in Erſtaunen ſetzte, ſondern es war auch der vor— treffliche Culturzuſtand, in dem ſich ſämmtliche Pflanzen befanden, man ſah keine übertriebenen Exemplare, alle waren von üppigem Wuchſe und ausge— wachſen. Ein Exemplar einer Cattleya conspicua war 2“ im Durch⸗ meſſer und hatte über 30 Blumen. Die Häuſer, in denen Herrn Warner's Orchideen cultivirt werden, ſind ſämmtlich klein, niedrig und mit Satteldach, ſie werden nie überheizt. Herrn Warner's Regel, Krankheiten unter ſeinen Pflanzen zu verhüten, iſt: friſche warme Luft, keine ſtagnirende Luft oder Feuchtigkeit, und die Pflanzen beweiſen, daß Herr Warner ein guter Arzt für ſie iſt. — Ein ſehr großes Exemplar einer C. Mossi findet ſich auch in der Sammlung des Herrn F. Harriſon zu Osmoſton Manor, Derby. Daſſelbe hat nach einer Mittheilung in Gardner's Chronicle einen Durchmeſſer von 3 Fuß und blüht jetzt mit 99 Blumen. Gartenbau⸗Vereine. Hamburg. Am 16., 17. und 18. September d. J. findet abſeiten der „Vereinigten Gärtner Hamburg's und Altona's“ im Logenhauſe (Valentinskamp) in Hamburg eine Pflanzen-, Blumen-, Gemüſe- und Obſt⸗ Ausſtellung ſtatt. Die abſeiten der genannten Vereine erwählte Commiſſion, aus den Herren Theodor Ohlendorff in Ham und J. W. Köhler, 1 21* 324 Rotherbaum 69, beſtehend, ladet zur Betheiligung bei diefer Ausſtellung ein und hat nachſtehendes Preisprogramm veröffentlicht. Ehrenpreis, ausgeſetzt von einem Freunde der G für die ſchönſte blühende Pflanze, welche ſich als einzelnſtehende Pflanze am A auf Raſenplätze eignet, 1 Hamb. Ducaten. A. Pflanzen. 1. und 2. 1 gr. ſilberne Medaille für die beſtarrangirte und 1 kl. ſilb. Medaille für die nächſtbeſt arrangirte Gruppe. 3. 1 gr. ſilb. Med. für die beſtarrangirte Gruppe von 30 ver⸗ ſchiedenen Decorations- oder ſ. g. Blattpflanzen. 4. 1 gr. ſilb. Med. für die beſtarrangirte Gruppe von 15 verſchie⸗ denen Coniferen. 5. 1 gr. ſilb. Med. für das beſte Sortiment 20 verschiedener buntblättriger Pflanzen. 6. 1 gr. ſilb. Med. für 12 der am beſten cultivirten blühenden, Orchideen in 12 Arten. 7. und 8. 1 gr. ſilb. Med. für 12 der am beſten und 1 El., ſilb. Med. für die nächſtbeſten 12 cultivirten blühenden Fuchſien in 12 Sorten. 9. und 10. 1 kl. ſilb. Med. für 12 der am beſten und 1 Preis- diplom für 12 der am nächſtbeſten cultivirten blühenden Verbenen, in Töpfen cultivirt. 11. 1 kl. ſilb. Med. für 12 der am beſten cultivirten blühenden Sommer-Chryſanthemen in 12 Sorten. 12. 1 kl. ſilb. Med. für 6 der am beſten cultivirten blühenden Orangen. 13. 1 kl. ſilb. Med. für 6 der am beſten cultivirten verſchiedenen Solanum- Arten. | 14. und 15. 1 gr. ſilb. Med. für 25 der am beften und 1 kl. ſilb. Med. für 25 der am zweitbeſten cultivirten Cacteen in eben ſo vielen Sorten. f 16. 1 Preisdiplom für 12 der am beſten cultivirten blühenden Petunien in 12 Sorten. 17. 1 Preisdiplom für 6 der am beſten cultivirten Lantanen in eben ſo vielen Sorten. 18. und 19. 1 gr. ſilb. Med. für 12 der am beſten cultivirten und 1 kl. ſilb. Med. für 12 der am nächſtbeſten cultivirten Scharlach⸗ Pelargonien. . 20. und 21. 1 kl. ſilb. Med. für 6 der am beſten und 1 Preis⸗ diplom für 6 der am zweitbeſten cultivirten blühenden Heliotrop. 22. und 23. 1 kl. ſilb. Med. für 4 Stück der am beſten und 1 Preisdipl. für 4 Stück der nächſtbeſten cultivirten blühenden Granaten. 24. und 25. 1 gr. ſilb. Med. für 4 Stück der am beſten und A kl. ſilb. Med. für 4 Stück der nächſtbeſten cultivirten blühenden Gar- enien. 26. und 27. 1 kl. ſilb. Med. für 6 der beſtcultivirten und 1 Preisdipl. für 6 der nächſtbeſt cultivirten blühenden Theeroſen in 6 Sorten. 325 28. 1 Preisdipl. für die am beiten cultivirte Ampelpflanze mit Rückſichtsnahme der am reichſten blühenden. 29. 1 Preisdipl. für den am geſchmackvollſten arrangirten Fenfter- oder Balkonkaſten von 6 Zoll Höhe, 6 Zoll Breite und 4 Fuß Länge, inwendiges Maaß. 30. 1 Preisdipl. für den am beſten arrangirten Blumentiſch. Zur Verfügung der Herren Preisrichter 1 gr. und 1 kl. ſilb. Med. und 2 Bm vol um B. Blumen (abgeſchnittene.) 31. und 32. 1 gr. ſilb. Med. für das beſte und 1 kl. ſilb. Med. für das zweitbeſte Sortiment blühender und beerentragender Bäume und Sträucher in 25 Sorten. 33. und 34. 1 gr. ſilb. Med. für das beſte und 1 kl. ſilb. Med. für das zweitbeſte Sortiment Georginen in 50 Sorten. 35. u. 36. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. für das zweitbeſte Sortiment Georginen in 25 Sorten. 37. u. 38. 1 gr. ſilb. Med. für das beſte und 1 kl. ſilb. Med. für das zweitbeſte Sortiment Roſen in 25 Sorten. 39. und 40. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. für das zweitbeſte Sortiment Stockroſen in 25 Sorten. 41. und 42. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. für das zweitbeſte Sortiment Sommerblumen in 25 Sorten. 43. und 44. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. für das zweitbeſte Sortiment Gladiolus in 12 Sorten. 45 und 46. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. für das zweitbeſte Sortiment Herbſtlevkojen in 6 Sorten. | 47. und 48. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. für das zweitbeſte Sortiment Aſtern in 15 Sorten. 49. und 50. 1 kl. ſilb. Med. für den am beſten arrangirten und 1 Preisdipl. für den am zweitbeſten arrangirten Blumenkorb. 51. und 52. 1 kl. ſilb. Med. für den am beſten und 1 Preisdipl. für den am zweitbeſten gebundenen Kranz in der Größe eines bhn⸗ lichen Tellers. 53. und 54. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. für das zweitbeſte Vaſenbouquet. 55. und 56. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. für das zweitbeſte Ballbouquet. 57. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte Sortiment Gräſer. Zur Verfügung der Herren Preisrichter 1 kl. ſilb. Med. und 1 Preisdiplom. O. Obſt. 58. und 59. 1 gr. ſilb. Med. für das beſte und 1 kl. fire, Med. für das zweitbeſte Sortiment Aepfel in 25 Sorten mit Namen, von jeder Sorte 3 Stück. 60. und 61. 1 gr. ſilb. Med. für das beſte und 1 kl. ſilb. Med. für das zweitbeſte Sortiment Birnen in 25 Sorten mit Namen, von jeder Sorte 3 Stück. 326 62. 1 kl. ſilb Med. für das beſte Sortiment Pflaumen in 6 Sorten mit Namen, à Sorte 6 Stück. 63. 1 gr. ſilb. Med. für die beſten reifen blauen Weintrauben, 64. 1 gr. ſilb. Med. für die beſten weißen Weintrauben, 1 gr. ſilb. Med. für die beſten 2 Stück reifen Ananas. 66. 1 gr. ſilb. Med. für die beſten 2 Stück reifen Melonen. 1 kl. ſilb. Med. für die beſten 5 Stück reifen Pfirſiche. 68. 1 kl. ſilb. Med. für die beſten reifen Himbeeren, ein kleiner Teller voll. 69 und 70. 1 gr. ſilb. Med. für den am beſten und 1 kl. ſilb. Med. für den am zweitbeſten arrangirten Korb mit reifem Obſt. Zur Verfügung der Herren Preisrichter 1 gr. und 1 kl. ſilb. Med. und 2 Preisdiplome. 4 D. Gemüſe. 71. und 72. 1 gr. ſilb. Med. für das beſte und 1 kl. ſilb. Med. für das zweitbeſte Sortiment Gemüſe in 20 verſchiedenen Arten in unten näher zu bezeichnenden Quantitäten mit Ausnahme aller Gemüſe⸗ Kräuter. 73. und 74. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und reichhaltigſte und 1 Preisdipl. für das zweitbeſte und reichhaltigſte Sortiment Gemüſe und officinellen Kräuter. 75. und 76. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. für das zweitbeſte Sortiment Kohl in 6 verſchiedenen Sorten à 3 Stück. 77. und 78. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. für das zweitbeſte Sortiment Speiſe- oder Gartenrüben in 10 ver⸗ ſchiedenen Sorten. 79. und 80. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. für das zweitbeſte Sortiment Futter- oder Feldrüben in 10 verſchie⸗ denen Sorten. 81. und 82. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. für das zweitbeſte Sortiment Wurzeln in 10 Sorten à 1 Bund. 83. 1 Preisdipl. für das beſte Sortiment Rettige in 5 Sorten à 3 Stück. ö 84. 1 Preisdipl. für das beſte Sortiment Zwiebeln in 6 Sorten à 3 Stück. 85. 1 Preisdipl. für das beſte Sortiment Gurken in 6 Sorten à 2 Stück. j 86. 1 Preisdipl. für die 3 beiten Artiſchocken. 9 do. für die beſten Carden in Töpfen. 88. 1 do. für die beſten Tomaten in 3 Sorten à 6 St. 89. und 90. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. für das zweitbeſte Sortiment Erbſen in 6 Sorten à 1 Portion. 91. und 92. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. für das zweitbeſte und reichhaltigſte Sortiment Schnitt- und Brech⸗ bohnen & 1 Portion. 327 93. und 94. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und 1 Preisdipl. für das zweitbeſte Sortiment Kartoffeln in 25 verſchiedenen Sorten. 95. und 96. 1 kl. ſilb. Med. für 6 Stück der beſten und 1 Preisdipl. für 6 Stück der zweitbeſten Sellerieknollen. 97. 1 Preisdipl. für 6 Stangen des beſten Bleichſellerie. 98. und 99. 1 kl. ſilb. Med. für den beſten und 1 Preisdipl. für den zweitbeſten Eßkürbis, 1 Stück. 100 und 101. 1 kl. ſilb. Med. für das beſte und reichhaltigſte und 1 Preisdipl. für das zweitbeſte Sortiment Zierkürbis. Beſtimmungen der Ordnung vor und während der Ausſtellung. 1) Alle zur Concurrenz gebrachten Gegenſtände müſſen mindeſtens 3 Monate im Beſitze der Ausſteller geweſen ſein, mit Ausnahme der Blumen, welche zu Kränzen, Bouquets ꝛc. verwendet werden. 2) Es dürfen nicht mehr und nicht weniger Exemplare zu einer Con⸗ currenz gebracht werden, als im vorſtehenden Programm angezeigt ſind. 3) Anmeldungen werden ſchriftlich unter der Adreſſe der beiden oben genannten Commiſſions⸗Mitglieder, ſowie Herrn Wobbe, große Gärtner— ſtraße No. 35, und Herrn C. F. L. Kühne, kl. Bergſtraße No. 27 in Altona, bis zum 12. September 1864 erbeten. 4) Diejenigen, welche ſich bei der Ausſtellung betheiligen wollen, werden erſucht, ſich am 14. September 1864 Nachmittags 4 Uhr im Local der Ausſtellung einzufinden, um ſich geeignete Plätze für deren Ausſtellungs— gegenſtände anweiſen zu laſſen, und werden dieſelben erſucht, ſich gefälligſt den Anordnungen der Commiſſion zu fügen. Diejenigen, welche ſich ſpäter melden, haben es ſich ſelbſt zuzuſchreiben, wenn deren Ausſtellungsgegen— ſtände weniger gute Plätze erhalten. Für Auswärtige, welche das ungefähre Quantum gefälligſt aufgeben wollen, tragen die Unterzeichneten Sorge, daß ſie gute Plätze erhalten. 5) Die Annahme findet am 15. September von Morgens 9 Uhr bis 4 Uhr Nachmittags ſtatt, ſowie für ſolche Gegenſtände, welche leicht welk werden, am 16. September von 6 bis 7½ Uhr Morgens. 6) Jeder Ausſteller wird erſucht, eine genaue Liſte der eingelieferten Gegenſtände, mit Bezeichnung ſeines Namens und Wohnortes, in einem verſchloſſenen Couvert, ohne jede äußere Bemerkung, den auszuſtellenden Gegenſtänden beizufügen und am Eingange abzuliefern, wofür er ſo viele gleichlautende Nummern erhält, als er verſchiedene, zur Concurrenz beſtimmte Gegenſtände ausſtellt, um dieſe Nummern den ausgeſtellten Pflanzen, Blumen, Obſt oder Gemüſe beizufügen. 7) Um den Herren Preisrichtern eine Erleichterung zu verſchaffen, ſind die verſchiedenen zur Concurrenz gebrachten Ausſtellungsgegenſtände jeder Art zuſammenzuſtellen, bei ſolchen, wo ſich dieſes überhaupt nicht beſchaffen läßt, findet eine Ausnahme ſtatt. 8) Die Namen der Ausſteller zu allen ausgeſtellten Gegenſtänden werden von Seiten der beiden Protokollführer beſchafft. Die Preiſe der zu verkaufenden Gegenſtände ſind vom Eigner ſelbſt zu beſorgen, jedoch in der Art, daß dieſelben nicht auffällig erſcheinen. 328 9) Am 19. September 1864, Morgens 8 Uhr, kann mit dem Weg: ſchaffen der Ausſtellungsgegenſtände begonnen werden und müſſen dieſe ſpäteſtens um 1 Uhr deſſelben Tages aus dem Ausſtellungslocale geſchafft ſein. Für das Wegräumen der Gegenſtände der auswärtigen Ausſteller wird die unterzeichnete Commiſſion Sorge tragen. Garantie wird nicht übernommen, außer für Feuersgefahr, wofür von dem Eigenthümer der Werth anzugeben iſt. 10) Diejenigen Concurrenten, welche Medaillen erhalten, können dafür den Werth für große 8 X Crt. und für kleine 6 X Crt. ſtatt der Medaillen auf Wunſch erhalten, und haben in dieſem Falle während der Ausſtellung den Unterzeichneten die Anzeige zu machen. 12) Jeder Ausſteller erhält eine Partout-Karte für die Dauer der Ausſtellung, dieſe iſt indeß nur perſonell. Cöln. Programm für die Ausſtellung von Früchten, Gemüſen, Blumen, Garten-Plänen, Ornamenten und Geräthſchaften, vom 2. bis incl. 9. October 1864, im großen Cometen-Saale des Herrn J. Dickopf zu Cöln. Der Verein für Gartencultur und Botanik in Cöln wird im laufenden Jahre, und zwar vom 2. bis incl. 9. October, eine große Herbſt-Ausſtellung von Früchten, Gemüſen, Blumen, Pflanzen, Garten-Plänen, Ornamenten und Geräthſchaften, in dem Locale des Herrn Dickopf (zum großen Cometen genannt), veranſtalten, an welcher recht zahlreich ſich zu betheiligen wir hiermit ergebenſt einladen. Die nachſtehend ausgeſetzten Preiſe werden durch eine vom Verein er- nannte Commiſſion von, außerhalb des Vereines ſtehenden, Preisrichtern zuerkannt, und die Prämiirungen bei der Eröffnung der Ausſtellung publicirt. Für jeden der nachbenannten Gegenſtände ſind zwei Preiſe, und zwar eine ſilberne und eine bronzene Medaille ausgeſetzt. i 1. Für das reichhaltigſte Sortiment möglichſt richtig benannter Aepfel. 2. Für das reichhaltigſte Sortiment möglichſt richtig benannter Birnen. 3. Für das reichhaltigſte Sortiment möglichſt richtig benannter Wein⸗ und Tafeltrauben. 4. Für die reichhaltigſte Aufſtellung verſchiedener Obſtfrüchte aus allen Gattungen. 5. Für durch Cultur zu beſonderer Vollkommheit gebrachte Obſtfrüchte. 6. Für die reichhaltigſte Aufſtellung beftcultivirter Gemüſe⸗Kohlarten. 7. Für die ſchönſten Rüben und Knollen-Arten. 8. Für das reichhaltigſte Sortiment von Kartoffeln. 9. Für das reichhaltigſte Sortiment von Suppenkräutern, Gewürzen, Zwiebeln. 10. Für das reichhaltigſte und ſchönſte Sortiment von Speife- und Zierkürbißen. 11. Für neu eingeführte Pflanzen. 12. Für die reichhaltigſte Aufſtellung beſtcultivirter Blattpflanzen. 329 13. Für die reichhaltigſte Aufſtellung bunter Blattpflanzen. 14. Für die reichhaltigſte Aufſtellung beſtcultivirter Coniferen. 15. Für das reichhaltigſte und ſchönſte Sortiment blühender Fuchſien, Geranien, Petunien, Verbenen ꝛc. 16. Für das ſchönſte Sortiment abgeſchnittener Roſen. 17. Für das ſchönſte Sortiment abgeſchnittener Georginen. 18. Für das ſchönſte Sortiment abgeſchnittener Aſtern. 19. Für die beſten Gartenpläne. 20. Für die geſchmackvollſten Garten-Ornamente und Meubles. 21. Für die beſten Garten-Geräthe und Inſtrumente. Außerdem werden den Herren Preisrichtern für vorzügliche, vorſtehend nichtbenannte, Ausſtellungs-Gegenſtände noch Zwanzig Medaillen zur freien Verfügung geſtellt werden. Bei Obſt und Gemüſe wird angenommen, daß dieſelben vom Ausſteller ſelbſt gezogen ſind, bei den Pflanzen, excl. Neuheiten, eine mehrmonatliche Cultur durch den Ausſteller. Bei den sub. 20 und 21 aufgeführten Orna— menten, Meubles und Geräthen wird denen der Vorzug gegeben, welche von Fabrikanten ſelbſt ausgeſtellt ſind. . Die Anmeldung der auszuſtellenden Gegenſtände muß bis zum 20. September, die Einlieferung derſelben aber (mit Ausſchluß abgeſchnittener Blumen und zarter Pflanzen) bis zum 29. September im Ausſtellungs-Locale erfolgt ſein. Später eingelieferte Gegenſtände können nur dann volle Berück— ſichtigung finden, wenn dies der vorhandene Raum noch geſtattet. Das Verzeichniß der auszuſtellenden Gegenſtände bitten wir ebenfalls bis zum 20. September mit der Namensunterſchrift und der Angabe des Wohnortes des Herrn Ausſtellers verſehen, uns zugehen zu laſſen. Gleich— zeitig erſuchen wir ein zweites Verzeichniß ohne Unterſchrift, für die Herren Preisrichter beſtimmt, beizufügen. Die Koſten für die Einſendung auszuſtellender Gegenſtände trägt der Verein, die Rückfracht fällt dem Ausſteller zur Laſt. Zur Ausſtellung eingelieferte Gegenſtände können während der Ausſtel— lungstage nur mit Zuſtimmung des Ausſtellungs-Comité zurückgezogen werden. Die Verlooſung der, von den Ausſtellern dem Vereine zur Dispoſition geſtellten, refp. von dem Vereine zu beſchaffender Gegenſtände findet am 9. October ſtatt. Der Verein wird den Verkauf von Ausſtellungsgegenſtänden gern unent- geltlich, zu den mitgetheilten Preiſen, vermitteln. Etwaige Anfragen und Correſpondenzen ſind an den zeitigen Schrift— führer des Vereines zu richten. Cöln, im Mai 1864. Der Vorſtand und das Comité. Hamecher (Med.-Aſſeſſor) Präſident. — Dr. jur. Lautz (Yu: ſtizrath) Stellvertreter. — A. Strauß (Gartenvorſteher) Schriftführer. — Nourney jun., (Kaufm.) Stellvertreter. — J. B. Hilgers (Graveur) Biblio— thefar. — J. Burchartz (Kunſt⸗ und Handelsgärtner) Stellvertreter. — G. Pilgram (Kaufmann) Schatzmeiſter. — Frielingsdorf (Kunſt⸗ und Handelsgärtner) — Gaddum (Obriſt a. D. — H. Maſchmeyer (Ober: gärtner, Villa Oppenheim.) — E. Mayer (Lengfeld'ſche Buchholg.) — 330 -Math. Neven, (Kaufmann.) — Bachem, (Oberbürgermeifter. — Baudri, Fr. (Stadtverordneter.) — Bergmann, G. H. (Kunſt⸗ und Handels⸗ gärtner.) — Hoeninghaus, W. (Kaufmann.) — Horſt, J. (Stadtverord⸗ neter.) — Hospelt, W. A. (Stadtverordneter.) — Kyll, Dr. Th. (Chemiker.) — Lengfeld, M. (Rentner.) — Mülhens, P. J. (Stadtverord- neter.) — Opry, W. (Bau⸗Unternehmer.) — Peill, Rob. (Stadtverord⸗ neter.) — Pepys, W. H. (Gas-Director.) — Roggen, F. W. (Stadt⸗ verordneter.) — Schlöſſer, Joh. Jac. (Gutsbeſitzer.) B —— Literatur. Arboretum Muscaviense. Ueber die Entſtehung und Anlage des Arboretum Sr. königl. Hoheit des Prinzen Friedrich der Nieder— lande zu Muskau, nebſt einem beſchreibenden Verzeichniſſe der ſämmt— lichen, in demſelben cultivirten Holzarten. Ein Beitrag zur Dendrologie der deutſchen Gärten, bearbeitet von Petzold, Königl. Prinzl. Park- und Garteninſpector, und G. Kirchner, Arboretgärtner zu Muskau. Mit einem color. Plane des Arboretum zu Muskau. Gotha, in Commiſſion bei W. Opetz. 1864. Gr. Lex.⸗-Format. 830 S. Dem Begründer des großartigen Arboretums zu Muskau, Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Friedrich der Niederlande, dem hohen Landes— herrn zu Muskau, iſt obiges Werk von den Verfaſſern gewidmet. Bereits im vorigen Jahrgange der Hamburg. Gartenztg. S. 105 u. folg. hat Herr Arboretgärtner Kirchner Mittheilungen über das damals noch in der Anlage begriffene Arboret zu Muskau gemacht und eine Aufzählung der bereits angepflanzten Gehölze gegeben, worauf wir hinzuweiſen uns erlauben. Jetzt iſt die Anlage vollendet und wenn auch noch eine jugendliche, ſo dürfte ſie unſtreitig doch die großartigſte dieſer Art ſein, Jahre werden allerdings erſt noch vergehen, ehe ſie ihren Zweck ganz zu erfüllen im Stande iſt, nämlich einmal den Zweck, uns Gelegenheit zu verſchaffen, die zahlreichen Gehölze, ihren Effekt in der Landſchaft und ihren Nutzen durch eigene Anſchauung in gedrängter Zuſammenſtellung kennen zu lernen, und dann ſoll das Arboretum die Möglichkeit bieten, eine ſichere Grundlage für eine fo nothwendige Sichtung und Berichtigungen in der Nomenclatur der: jenigen Gehölze zu gewinnen, die in den verſchiedenen Gärten und Baum: ſchulen Deutſchlands cultivirt werden. Das Arboret zu Muskau repräſentirt jetzt ſo ziemlich alle in Deutſchland aushaltenden Gehölzarten, und wir können dem Schöpfer dieſer Aulage nicht dankbar genug ſein, eine ſolche längſt gefühlte Anlage ins Leben gerufen zu haben, durch dieſelbe wird es bald ein Leichtes werden, die ſo fürchterlich verwirrte Nomenclatur in Ordnung zu bringen. Um auf das für jeden Baumſchulenbeſitzer wie für jeden Gehölzfreund 331 fo höchſt nützliche und brauchbare Werk ſelbſt zurückzukommen, ſo zerfällt daſſelbe in 2 Abſchnitte. Der erſte handelt über die Entſtehung, Zweck, Anlage und Erhaltung des Arhoretum, nebſt einem Vorworte vom Park— inſpector Petzold. Der zweite Abſchnitt bringt außer der Einleitung und dem Vorworte des Arboretgärtners Kirchner, eine Ueberſicht der ſyſte— matiſchen Aufzählung der Familien und Genera, eine allgemeine Ueberſicht der geographiſchen Verbreitung der Gehölze, 1. Abtheilung: Laubhölzer, 2. Abtheilung: Nadelhölzer, 3. Abtheilung: monokotyledoniſche Gehölze. Schließlich alphabetiſche Verzeichniſſe der ſämmtlichen ſyſtematiſchen und ſämmtlichen deutſchen Pflanzennamen. Herr Kirchner hat dieſes beſchreibende Verzeichniß mit großem Fleiße und Umſicht ausgearbeitet, und wird ſchon als ſolches ſehr viel zur Ent— wirrung der Gehölznamen in den Gärten beitragen, denn nur zu oft findet man in den Verzeichniſſen der Handelsgärtner ein und dieſelbe Art unter verſchiedenen Namen aufgeführt, oder alte Pflanzenarten mit neuen Namen und neuen Anpreiſungen. Eine fleißige Benutzung des hier in Rede ſtehen— den Werkes wird ſicher vor dergleichen Täuſchungen jeden Pflanzenfreund ſchützen. Um über die Härte mancher Gehölzarten ganz genaue Auskunft zu geben, dazu iſt die Anlage zu Muskau noch zu neu und erſt mehrjährige Erfahrungen müſſen hierüber entſcheidenden Ausſpruch thun. Die Beſchrei— bungen ſind ſo kurz als möglich gehalten und iſt darin nur das hervorge— hoben, was dem Verfaſſer nothwendig erſchien, damit der Leſer im Stande ſei, ſich einen Begriff von der Natur und Verwendung des betreffenden Baumes oder Strauches zu machen. Das Verzeichniß ſoll kein botaniſches Werk fein, ſondern dem ausübenden Gärtner und dem Pflanzenliebhaber ein Anhalt geboten werden, ſich leichter in der verwirrten Maſſe der Gehölze, die in Gärten und Baumſchulen cultivirt werden, zurecht zu finden. Wer die botaniſchen Beſchreibungen nachleſen will, mag dies für ſich thun, denn wo ſolche zu finden, iſt bei den einzelnen Arten meiſt angegeben. Durch das beſchreibende Verzeichniß des Arboretum Muscaviense iſt eine längſt gefühlte Lücke in der Gartenliteratur ausgefüllt worden, denn alle beſſeren Werke dieſer Art ſind veraltet, mithin zu unvollſtändig und er füllen ihren Zweck nur unvollkommen, möge es ſeinen oben angeführten Zweck vollſtändig erfüllen, möge aber auch der Anlage, die Grundlage des Buches, das Glück verbleiben, noch lange Jahre einen ſo fördernden Pro— tector wie den jetzigen, als den Prinzen Friedrich, den ihrigen zu nennen, wie zwei ſo thätige und umſichtige Männer, als den Garteninſpector Petzold und Arboretgärtner Kirchner als Vorſteher zu haben. E. Oo. Anleitung zur genaueren Kenntniß der ſchädlichen Garten- Inſecten, ſowie der bewährteſten Mittel zu deren Vertilgung. Ein noth⸗ wendiger Rathgeber für Gärtner, Obſt- und Weinbauer, Forſtmänner, Landwirthe, ſowie für jeden Feld- und Gartenbeſitzer. Mit Benutzung des franzöſiſchen „les insectes“ ꝛc. bearbeitet von Dr. Otto Florens. Dresden, Schrag' ſche Verlags⸗Anſtalt (Heinrich Klemm). kl. 8. VIII u. 71 S. Preis 10 fgr. Ein kleines den Gärtnern und Gartenbeſitzern zu empfehlendes Hand: büchelchen, in welchem ſie die bewährteſten Mittel angeführt finden, ſich von den 332 ihren Züchtungen nachtheiligen Inſecten zu befreien und vermittelſt deſſen fie ſich genaue Kenntniß von allen ſchädlichen Garteninſecten verſchaffen können. Die Wohlfeilheit des Buches macht es auch den unbemittelten Gärtnern möglich, ſich daſſelbe anzuſchaffen. E. O—o. Abhandlungen aus dem Gebiete der Mykologie. Von M. F. Bonorden, Doctor der Medizin ꝛc. zu Halle. Mit 2 Taf. (Aus den Abhandlungen der Naturforſcher-Geſellſchaft zu Halle, Bd. VIII, beſonders abgedruckt. Halle, 1864. H. W. Schmidt. Gr. 4. 4 . Die Baumſchule, ihre Anlage und Unterhaltung. Nebſt Angaben zur Zucht aller baum- und ſtrauchartigen Gehölze des freien Landes, bearbeitet von Julius Sckell, Großherz. Sächſ. Gartenconducteur. Leipzig, Arnorldi'ſche Buchhandlung. 1864. 8. VIII und 239 S. 22 ½ Sgr. Populäre Vorträge aus allen Fächern der Naturwiſſen⸗ ſchaft. Herausgegeben vom Verein zur Verbreitung naturwiſſenſchaftlicher Kenntniſſe in Wien. Dritter Cyclus. Mit 2 Taf. und 5 Holßzſchnitten. Wien 1864. In Commiſſion bei C. Gerold's Sohn, oder Schriften des Vereines zur Verbreitung naturwiſſenſchaftlicher Kenntniſſe in Wien. 3. Bd. Jahrg. 1862/63. kl. 8 503 S. 2. Die Cultur der Alpenpflanzen. Von A. Kerner. Innsbruck, Wagner'ſche Univerſitäts-Buchhandlung. 1864. 8. VI u. 162 S. 22½ Sgr. Jedermann fein eigner Gärtner. Eine auf langjährige Erfah: rung begründete Anweiſung ſämmtlicher Arbeiten in den Gemüſe-, Baum-, Blumen-, Luſt⸗, Zimmer- und Weingärten, nach den Monaten geordnet. Von Thomas Mawe und John Abercrombi. Nach der 30. Aufl. des engliſchen Originals bearbeitet von L. Dietrich. Leipzig, Verlag von C. Wilfferodt. 1864. kl. 8. 102 S. 10 Sgr. — III —— Feuilleton. Blumenuhr. Schon Linné hat bekanntlich von einer Blumenuhr geſprochen, zu der die Cichoriaceen die meiſten Zeiger liefern, aber von einem Schlafe durch Herabhängen, wie ſolcher von Martens (württembergiſche naturw. Jahresz. 19, S. 47) an Blumen von Anthemis cotula, die er zufällig in einem Blumentopfe gezogen, beobachtet, ſcheint noch nichts be— kannt zu ſein. Gegen Ende Mai trieb die Anthemis ihre Blumenköpfe; die zungenförmigen Strahlenblüthen waren anfangs der Quere nach wie Cigarren aufgerollt und gingen, als ſie ſich entfalteten, aus der ſenkrechten in die wagerechte Stellung über, wie häufig bei Corymbiferen. So trieben 333 ſie einige Tage, dann bogen ſie ſich Abends ſtets ſtark abwärts und erhoben ſich Morgens wieder in die wagerechte Richtung, wobei ſich die Randblüthen dicht an den Stiel anlegten. Dieſes Einſchlafen erfolgt bei Sonnenſchein wie bei Regenwetter regelmäßig, ſo daß die Strahlenblüthen um 6 Uhr an den Stiel anliegen, um 7 Uhr ſenkrecht abſtehen und gegen 9 Uhr die wagerechte Stellung erreichen. Abends um 6 Uhr ſind ſie ſchief, um 9 Uhr angelegt. Nur in den kälteſten Tagen verſpätete ſich das Erwachen um eine halbe Stunde. (Flora.) Landwirthſchaftliche Maſchinen und Geräthe. Für einen großen Theil unſerer Leſer dürfte es von Intereſſe ſein, einige Mittheilungen aus dem hier angefügten Statute der bayeriſchen Prüfungsſtation zu Weyhenſtephan für landwirthſchaftliche Maſchinen und Geräthe zu erhalten. Herr Dr. Wentz, welcher mit der Leitung der Station als Director der kgl. bayer. landwirthſchaftlichen Centralſchule beauftragt iſt, ſchmeichelt ſich zudem, auf die gewichtige Unterſtützung der Preſſe in einer Angelegenheit rechnen zu dürfen, welche, nur aus gemeinnützigem Sinne entſtanden, ſich hoffentlich als dem Gemeinwohle und der Bildung dienend erweiſen wird. — Das Statut der bayeriſchen Prüfungs-Station zu Weihen— ſtephan für landwirthſchaftliche Maſchinen und Geräthe beſteht aus folgen— den Paragraphen: § 1. Es beſteht zu Weyhenſtephan eine Station, welche im Auftrage des k. Staatsminiſteriums des Handels und der öffentlichen Arbeiten, ſowie in laufendem Einverſtändniſſe mit dem General-Comité des landwirthſchaft— lichen Centralvereins von Bayern die Prüfung von landwirthſchaftlichen Maſchinen und Geräthen vorzunehmen und über die Ergebniſſe derſelben geeignete Veröffentlichungen eintreten zu laſſen hat. Als Vorſtand der Station fungirt der Director der kgl. landwirth— ſchaftlichen Centralſchule. Derſelbe hat die Station nach ſeinem Ermeſſen zuſammenzuſetzen und auch im Beſonderen zur Theilnahme an den Arbeiten derſelben einzuladen, wen er für geeignet erachtet. Als ordentliche Mitglieder der Station werden Profeſſoren der vorgedachten Lehr-Anſtalt aufgeſtellt. Als außerordentliche Mitglieder der Station betheiligen ſich aus— übende Landwirthe, namentlich größere Grundbeſitzer, ſowie geeignete Mit— glieder des General-Comités, je nach Beſonderheit der Fälle, an den Prü— fungen. Jedenfalls treten dieſe vor Abſchluß von Prüfungsergebniſſen mit ihren Urtheilen hinzu. Je nach Bedürfniß ſteht es endlich dem Stationsvorſtande zu, noch außerdem Angehörige der Centralſchule, anderweitige Sachkundige ꝛc. ꝛc. hinzuzuziehen, reſp. einzuladen. § 2. Betreffs der Exiſtenz und Aufgabe der Station haben zweck— mäßige Veröffentlichungen in landwirthſchaftlichen und anderen gewerblichen Zeitſchriften, politiſchen Zeitungen u. dergl. Statt zu finden, und iſt in geeigneter Weiſe dazu einzuladen, daß betreffende Prüfungsgegenſtände an die Station eingeſandt werden. 8 3. Nur über empfehlungswürdige, nicht aber auch über bemän— gelungswerthe Maſchinen und Geräthe werden Berichte veröffentlicht. Hiebei 334 find die beſonderen Verhältniſſe und Umſtände anzugeben, unter welchen die Prüfungsergebniſſe erlangt wurden. Die Berichte erſcheinen zunächſt in der Zeitſchrift des landwirthſchaftlichen Vereins in Bayern und werden Separat⸗ abdrücke davon genommen, um ſie bei der Ausſtellung am Octoberfeſte in München zu vertheilen. , § 4. Die Prüfungen der landwirthſchaftlichen Maſchinen und Geräthe, welche der Station obliegen, bilden zugleich ein Unterrichtsmittel an der landwirthſchaftlichen Centralſchule. § 5. Die Prämiirungen am Octoberfeſte ſollen nicht unmittelbare Rückbeziehung auf die Prüfungsergebniſſe der Station nehmen, überhaupt nicht der Güte einzelner oder aller landwirthſchaftlichen Maſchinen und Geräthe eines Ausſtellers gelten, ſondern nur wie bisher im Allgemeinen für den Eifer und die den Fortſchritt bekundenden Geſammtleiſtungen der Ausſteller gegeben werden. | Weyhenſtephan, im April 1864. — Ps Be Perſonal⸗Notizen. London. Dr. B. Seemann iſt von einer Reife nach Südamerika, die er im Intereſſe einer Geſellſchaft dahin unternommen, am 13. Mai wieder in England eingetroffen. Dr. Seemann verließ Southampton am 2. Febr. d. J., ging über St. Thomas nach La Guayra, beſuchte Caracas, Puerto Cabello, Chichirivichi und den noch undurchforſchten Fluß Tocuyo, kam dann über Curacao und St. Thomas zurück. Dr. Seemann hat (wo iſt nicht geſagt) großartige Lager einer rauchloſen Steinkohle entdeckt, die in England zu 10 „ pr. Tonne taxirt wird, d. i. ein Dritttheil mehr als die gewöhnliche engliſche Steinkohle; gleichzeitig hat Dr. Seemann aber auch manches botaniſch Intereſſante gefunden, obgleich er diesmal nicht zu rein botaniſchen Zwecken dieſe Reiſe gemacht hat, ſondern um große Ländereien zu beſichtigen. — n. Der berühmtefte aller neueren ſüdamerikaniſchen Reiſenden, Richard Spruee, iſt nach langen Jahren endlich nach England zurückgekehrt. Leider iſt ſeine Geſundheit jedoch ſehr erſchüttert. Berlin. Der Privatdocent Dr. Karl Koch iſt zum außerordentlichen Profeſſor der Botanik an der K. Berliner Univerſität ernannt worden. (Flora.) San Fernando auf Trinidad. F Am 28. Februar ſtarb Herr Hermann Krüger, geboren am 11. Februar 1818 zu Hamburg, in San Fernando auf Trinidad. Im Jahre 1841 war er nach dieſer Inſel gekommen, um in eine Apotheke als Gehülfe einzutreten. (Er hatte zuvor bei Herrn Dr. Sonder in Hamburg conditionirt.) Seine botaniſchen Unterſuchungen, die in Fachzeitſchriften zerſtreut ſind, fanden in Trinidad ſolche Anerkennung, daß er 1857 zum Director des botaniſchen Gartens in Port of Spain und zum Colonial-Botaniker ernannt wurde, fo daß er nun ganz der Wiſſen⸗ ſchaft leben konnte. Die neue Stellung behinderte ihn anfangs in ſeinen 335 anatomischen und phyſiologiſchen Unterſuchungen, dafür verwandte er all' ſeine Kräfte auf eine neue Arbeit, die Lieblingsidee ſeiner letzten Lebensjahre, auf eine ſehr umfaſſende Flora ſeiner neuen Heimath, die leider unvollendet geblieben iſt. Das vortreffliche Herbar, das die Flora von Trinidad wohl ziemlich vollſtändig enthält, und die Bibliothek wird wahrſcheinlich der Gou— verneur der Inſel käuflich erwerben. Die „Port of Spain Gazette“ und der „Star of the Weſt“ widmen unſerem Landsmanne einen ſehr ehrenvollen Nachruf. 2 (Flora.) 5. Arnoldi ſche Obſt Cabinet au Porzellan-Compoſitions-Maſſe, beſteht jetzt aus 21 Lieferungen, welche 59 Aepfel, 48 Birnen, 1 Pfirſich, 18 Pflaumen enthalten. f Jährlich erſcheinen auch ferner 3 bis 4 Lieferungen à 6 Früchte und zwar bei directer Beſtellung zum Preis von Nͤthlr. 2 pro Lieferung, incl. Carton und gedruckter Beſchreibung frei ab Gotha pr. Caſſe. Bei indirecter Be- ſtellung, daß heißt auf Weg des Buchhandels oder ſonſtiger Verleger, erhöht ſich der Preis auf 2 Nthlr. pro Lieferung ꝛc. und nehmen alle deutſchen Buchhandlungen Beſtellungen darauf an. Für Rußland hat die N. Kymmel'ſche Hof-Buchhandlung in Riga, England haben die Herren Neſtle & Hunſtmann, 6 Great Trinity Lane, Cannon Str. Weſt in London EC, „ Holland hat Herr P. Hahmes in Maaſtich, Ungarn haben die Herren Seyring & Henneke in Oedenburg, „ Oeſterreich⸗Böhmen haben die Herren Waldeck Wagner in Prag, „ die Schweiz hat die Scherer'ſche Buchhandlung in Solothurn, „ Amerika hat Herr W. L. Schively in Philadelphia den Verkauf des Obſt⸗Cabinettes, jedoch mit entſprechender Preiserhöhung, übernommen und nehmen Beſtellungen darauf an. H. Arnoldi in Gotha. Offerte. Von einem der renommirteſten Harlemer Züchtern iſt mir für dieſen Herbſt der Verkauf von Hyacinthenzwiebeln ꝛc. zu Originalpreiſen ab hier übertragen und werden meine ſpeciellen Verzeichniſſe hierüber bis Ende Juli zur Ausgabe bereit ſein, und liefere z. B.: 75 Hhaeinthen in Rommel pr. 100 Stück zu 3½ , " „ einzelne Farben, Hommel „ 100 „ „ 4—4¼ , Sulaes, Frese ©; supunat ee e eee 5 R „ 100 „ „ W ens, Komme 22... un 300-4... re u. ſ. w., und erſuche, mich zur Franco-Zuſendung meiner Kataloge recht häufig zu veranlaſſen. Erfurt, im Juni 1864. W. Bahlſen. 336 Draczena australis. Von dieſer prachtvollen Decorationspflanze beſitze ich eine große Anzahl Sämlinge von 6 bis 8 Zoll Höhe und erlaſſe die 100 Stück für 8 P Pr. Crt., 50 Stück für 4 ½ P, 25 Stück für 2½ „P. Geneigte Aufträge nimmt entgegen Fr. Herrm. Ohlendorff, Handelsgärtnerei u. Baumſchule zu Ham bei Hamburg. Berliner Blumenzwiebeln. Der vorliegenden Nummer der Hamburger Gartenzeitung iſt das Ver: zeichniß der ſelbſtgezogenen Hyacinthenzwiebeln, Tulpen ꝛc. der Kunſt⸗ und Handelsgärtnerei von * 3. Späth in Berlin beigelegt und empfehlen wir daſſelbe zur gefälligen Beachtung. Die Preiſe ſind billig angeſetzt und werden nur ganz gute Zwiebeln verabfolgt. Wir bemerken noch, daß ſich die in Berlin gezogenen Blumenzwiebeln beſonders gut zum Treiben eignen. Strohmatten. Strohmatten . 1 i . ſind zu haben wn A . 6. i e IE — — Aug. Garvens, ,, * in Hamburg. Blumenausſtellung des Garten- und Blumenbauvereins ſind einige Preiſe gar nicht oder unrichtg angegeben, was wir hiermit berichtigen. S. 270 ad 44 muß es heißen: Hrn. Genfer, Obergärtner des Hrn. F. Herrm. Ohlendorff: 6 &. S. 270 ad 46: Hm. J. C. Heyn, Gärtner des Hm. L. C. D. Krüger: 3X 12 R. S. 270 ad 47 leſe man: 5 ftatt 3 & 12 Vl. „ 270 „ 48: Hrn. Gärtnergehülfen N. Rohde, bei Hm. C. H. Harmſen: 3 J 12 PR. S. 270 ad 51: Hrn. F. W. Peter: Obergärtner des Hrn. Grafen von Bernſtorff auf Gartow: 10 . Ferner: S. 287 Z. 16 v. oben lies Pavia ſtatt Paris. d ieſem Hefte liegt gratis bei: 1) Verzeichniß von ſelbſtgezogenen Blumenzwiebeln vom Kunſt- und Handelsgärtner L. Späth in Berlin. 337 Steriphoma clemoides Spr. Eine ſeit 1847 im hieſigen botaniſchen Garten befindliche Capparideae, die trotz aller mit ihr vorgenommenen Culturverſuche bisher nicht hat blühen wollen, entwickelte nun endlich jetzt an einem etwa 4 Fuß hohen Exemplare eine kleine Blüthentraube. Bereits vor vielen Jahren wurde dieſe ſchöne Pflanze von Jacquin in den kaiſerlichen Garten zu Schönbrunn bei Wien einge⸗ führt, ſcheint aber von dort aus nur wenig verbreitet worden zu ſein, bis ſie neuerdings von Dr. Karſten im Jahre 1846 oder 1847 in den königlich botaniſchen Garten zu Berlin von Venezuela eingeführt worden iſt. Von Jacquin iſt dieſe Pflanze als Capparis paradoxum beſchrieben und abge— bildet (Jacq. Hort. Schönb. I., 58, Taf. III.) ſpäter von Endlicher als Steriphoma paradoxum (Flora 1832, 2) und dann von Karſten unter demſelben Namen (Karſten, Ausw. neuer und ſchön blühender Gewächſe Venezuela's, Taf. 3), nach deſſen Abbildung Copien in Paxton's Flower Garden und in der Flore des Serres von Van Houtte (VI. Taf. 564 — 565) erſchienen find. Die großen gipfelſtändigen Trauben der langgeſtielten Blumen ſtehen an den Aeſten des 6—8 Fuß hohen buſchigen Strauches. Die orange: farbenen Kelche ſchließen die untere Hälfte der lebhaft ſchwefelgelben Blumen— blätter ein, aus denen die aufwärts gekrümmten Staubfäden und Griffel lang hervorragen und dem ganzen Blüthenſtande ein ſehr gefälliges, leichtes Anſehen geben. Die 4—6 Zoll langen, 1 Zoll breiten, lanzettförmigen, oben und unten zugeſpitzten Blätter ſtehen auf halb ſo langen Stielen an den Stengeln zerſtreut; ſie erhöhen durch das glänzende Grün ihrer Ober⸗ fläche nicht wenig die Pracht der Blüthen. i Dr. Karſten fand diefe in den Gärten noch ziemlich ſeltene, aber alte, empfehlenswerthe Pflanze an dem blüthenreichen Ufer des nahen Fluſſes des jo reizend gelegenen Dorfes Mayquetia bei La Guayra. Sie wächſt auf. dem Wege von La Guayra nach Caracas in einer Höhe von 1000 —2000 F. neben Bauhinien, Japen und Gesnerien unter dornigen Acacien und Cacteen. — Die Pflanze gehört demnach in's feuchte Warmhaus, wo ſie, in einen Topf gepflanzt, leicht wächſt und ſich durch Stecklinge gut vermehren läßt. Die Verbene. Die Verbene gehört mit zu denjenigen Blumen, welche in den letzten Jahren durch die Cultur ungemein verbeſſert worden ſind. Früher war man mehr darauf bedacht, ſie als eine brillant gefärbte Blume zu beſitzen, um ſie zu Einfaſſungen um Beete zu benutzen, zu welchem Zwecke ſich ſehr viele Varietäten eignen. Ein Herr Ch. J. Perry zu Bromwich⸗Caſtle giebt in Gardener's Chronicle nun aber ein Verfahren an, wie man die Verbene als eine „Ausſtellungs-Pflanze“ zu behandeln hat, welches, da es von allgemeinem Nutzen iſt, wir unſern Leſern hier mittheilen wollen. Hamburger Garten⸗ und Blumenzeitung. Band XX. b 22 338 Jeder, der auf Ausſtellungen gute Collectionen von Verbenen, hübſch aufgeſtellt, geſehen hat, wird ſich ſagen, daß keine andere Floriſten-Blume von einem größeren Effekt iſt. Die große Verſchiedenheit von brillanten und zarten Farben, die in den Verbenenblumen vereint iſt, giebt denſelben einen Reiz, wie man ſolchen bei keiner anderen Blume findet. Die Verbene iſt nicht nur eine Herbſtblume, ſondern auch in den Monaten Juli, Auguſt und September bilbet fie eine der größten Zierden der Kalthäuſer, wie viele Sorten auch einen lieblichen Duft verbreiten. Um Verbenen unter Glas zu cultiviren, zum Zweck, deren Blumen zu Bouquets und dergl., wie zu Ausſtellungen, zu verwenden, wähle man die ſtärkſten und am robuſteſten ausſehenden Exemplare. Dieſe pflanze man einzeln in 4zöllige Töpfe und ſtelle ſie für drei Wochen in einen kalten Kaſten, während welcher Zeit die Pflanzen ſtark genug wachſen werden, um deren Zweige zweimal einſtutzen zu können. Etwa acht Tage nach dem zweiten Einſtutzen verpflanze man ſie in Töpfe, in denen ſie blühen ſollen, etwa in G;öllige. Die geeignetſte Erdmiſchung beſteht aus gleichen Theilen Lauberde, gut verrottetem Dünger und gutem Lehm oder lehmiger Raſenerde. Wenn ſich die Blüthenknospen zeigen, bringe man die Pflanzen aus dem Kaſten in ein gut zu lüftendes Kalthaus. In jeden Topf ſtecke man ſo viele dünne Stäbchen, als die darin ſtehende Pflanze Hauptzweige hat, die dann daran befeſtigt werden, denn man muß jederzeit dafür ſorgen, daß die Blumendolden aufrecht wachſen und nicht nach der einen oder andern Seite herabhängen. Zeigt ſich im Kaſten, in dem die Pflanzen ſtehen, die grüne Fliege, ſo iſt ein Räuchern mit Taback unerläßlich, denn ſobald die Pflanzen ſtark davon befallen ſind, iſt es beſſer, ſie fortzuwerfen, da ſich die Blumen dann nur ſelten vollkommen ausbilden. Bei trockener, heißer Witterung feuchte man den Fußweg im Hauſe an, auch beſchatte man bei heller Sonne gelinde, weil einzelne zarte Farben von der Sonne oftmals leiden. Man wird bemerkt haben, daß ſich an der Spitze eines jeden Zweiges bei den Verbenen drei Blüthendolden bilden, von denen die beiden ſeiten— ſtändigen zu entfernen ſind, ſobald man ſie mit den Fingern faſſen kann, damit die übrig bleibende ſich ſtärker und ſchöner ausbilden kann. Dieſes Entfernen der Blüthendolden verhindert zugleich auch noch, daß die Pflanzen zu hoch und unanſehnlich werden, denn ſobald die oberſte Blüthendolde verblüht iſt, bilden ſich unten am Stamme neue Triebe und neue Knospen während der ganzen günſtigen Jahreszeit. Die hier nachbenannten Verbenen find die für die Topfeultur und zum Schneiden geeignetſten. * Annihilator. — Schön geformte Blume, brillant hochroth, über— zogen mit purpur, Auge weiß, groß und rund; extra ſchön. Apollo. — Schön für den Hintergrund, ſchmutzig fleiſchfarben, mit blaſſem, hochrothem Centrum. Black Prince. — Tief pflaumenblau, mit großem, eitronengelbem Auge; gute Form und ſehr diſtinkt. Cato. — Eine ſehr gefällige Sorte, blaß fleiſchfarben, hellpurpur Centrum; ſehr beſtimmte Form. 339 Countess of Bradford. — Malvenfarbe mit weißem Auge, ſehr hübſch. Decorator. — Scheinend hochroth, mit citronengelbem Auge, ſehr gut. Emperor. — Sehr brauchbare Sorte; trüb roth, geſtreift und ſchattirt mit dunkel hochroth, ſehr beſtändig. * Firefly. — Brillant ſcharlach mit gelbem Auge, eine ſchöne Varietät. * Foxhunter. — Scharlach mit blaßgelbem e große Blumen⸗ dolden, extra ſchön. Fairest of the fair. — Rein weiß mit hellviolettem Auge, eine ganz Page Varietät, jedoch nur langſam mwachjend. * Geant des Batailles.— In vieler Beziehung ſehr gut, conſtante gute Blu⸗ mendolden bildend von eigenthümlicher Farbe. Sollte in keiner Sammlung fehlen. Gloire de mon plaisir. — Reich hochroth mit citronengelbem Auge; conſtant und gut; Blumendolden klein. King of Verbenas. — Eine ſtark wachſende Art; ſchattirt hochroth mit weißem Auge; ſchöne Form, große Blumendolden, extra ſchön. Avenir de Ballent. — Eine prächtige Varietät; ſchattirt fleiſch— farben, mit hochrothem Centrum, große Dolden von gutem Habitus, extra. Lizzy. — Eine gefällige Form, fleiſchfarben mit weißem Auge; frei blühend. Lord Elgin. — Dunkel maronfarbig mit weißem Auge, hübſch. Lord Leigh. — Schön, groß, ſcharlachroth mit citronengelbem Auge, eine der beſten. * Lord Craven. — Dunkel violetblau, eine ſehr zu beachtende Form. * Mrs. Moore. — Ohne Zweifel die beſte von allen violetblauen Sorten, die es bis jetzt giebt; die Form ſehr gut, das Auge groß und weiß, Blumendolden jedoch nur mäßig groß. Magnificus. — Dunkellila, ſchöne Blumendolde. Mad. Hermann Stenger. — Gut gebaute fleiſchfarbene Sorte, mit blaßrothem Centrum. Mrs. Bayley. — Roſiges Hochroth von eigenthümlicher Schattirung, mit weißem Auge. Nemesis. — Eine excellente Varietät, roſig ſcharlach, gut gebaute Blumendolden, den Blumen fehlt jedoch ein hervortretendes Auge. Pauline. — Roſig violet mit ſchönem, weißem Auge; herrliche Form. Reine des fleurs. — Zart fleiſchfarben mit weißem Auge, ſehr gefällig. Rose Celestial. — Eine andere Schattirung von Fleiſchfarbe, ſchöne Form, mit rundem Auge. Ruby King. — Eine ſchöne Form, Blumen jedoch ohne Auge, Blumenſegmente kreisrund und von feſter Conſiſtenz. Rose Imperial. — Eine große, gut geformte Blume, dunkel fleiſch— 79 mit 10 Centrum. Reine des Amazons. — Erröthend mit hochrothem Centrum, Blumen— dolden groß und gut gebaut. Sylph. — Fleiſchfarben mit blaſſem, hochrothem Centrum, ſchön in Form, frei blühend, ſehr conſtant. | Venus. — Rein weiß, mit violettem Centrum, Blumendolden klein. Die mit * bezeichneten haben wir bereits bei Herren P. Smith & Co. in Bergedorf kennen gelernt. 22* 340 Ueberſicht der in anderen Gartenſchriften beſchriebenen oder abgebildeten empfehlenswerthen Pflanzen. (Fortſetzung.) (Botanical Magazine, Juni 1864.) ö Aechmea distichantha Lem. 1 polystachya Paxt., Hoplophytum distichanthum Beer.) Bromeliacex. Eine ſüdamerikaniſche, aus St. Paul (Südbraſilien) ſtammende Art, die jedoch eben keine beſonderen blumiſtiſchen Eigenſchaften beſitzt. (Taf. 5447). Trichinium Manglesii Lindl (Trichinium macrocephalum Nees.) Amaranthace. Eine ſehr liebliche Pflanze vom Schwanenfluſſe, in jüngſter Zeit von dort durch Herrn Thompſon zu Ipswich in Kew eingeführt. Bisher wurde ſie im Bot. Garten zu Kew im Kalthauſe cultivirt, es dürfte ſich die— ſelbe jedoch ſehr gut als einjährige Zierpflanze für die Blumenrabatten im Freien verwenden laſſen, wie ſo viele andere auſtraliſche und ſüdafrikaniſche Arten. Von den 49 bekannten Arten der Gattung Trichinium iſt dieſe die allerhübſcheſte. Die violetten Blumen ſtehen in endſtändigen Köpfen oder Rispen. (Taf. 5448). Cattleya Lindleyana Batem. Orchideæ. Eine hübſche Art mit weißen, zart roſa angelaufenen Blumen, die Petalen und Sepalen abſtehend, gleich breit und lang, von der Lippe nach der Baſis zu zuſammengerollt, die Blumen einſchließend; dreilappig auch ungetheilt, auf der breitern Fläche und am Rande dunkelroſa. Es ſtammt dieſe hübſche Art aus Bahia, durch Herrn C. H. Williams von dort in England eingeführt. (Taf. 5449). Thibaudia sarcantha Batem. (Psammisia sclerophylla Planch. et Lind.) Vaccinex. Auf einer der letzten Frühjahrsausſtellungen in London war dieſe reizende Vaccinee von Herrn Bateman ausgeſtellt, wo ſie allgemein gefiel. Die Psammisia sclerophylla Kl., Thibaudia Kth., Planch. et Lind. in der Flore des serres, v. 8, p. 205, gleicht der Th. sarcantha fehr, jedoch ſind bei eriterer die Zweige als aufrechtſtehend und die Blüthen— trauben als hängend angegeben, während bei der in Rede ſtehenden Art die Zweige auch hängend ſind. Die Blumen ſind röhrig, faſt krugförmig, hübſch zinnoberroth, die Blätter groß, 3—4 Zoll lang, 1—2 und mehr Zoll breit, lederartig, glänzend grün. (Taf. 5450). Dendrobium Farmeri Paxt. var. aureo-flava. Orchidee. Dendrobium Farmeri foll ji von D. chrysotoxum nur jehr wenig unterscheiden, ohne Blumen ſollen beide gar nicht zu unterſcheiden fein. Die Lippe iſt bei D. Farmeri mehr zugeſpitzt und nicht ſo abgerundet, 341 wie bei D. chrysotoxum, dies ift der einzige Unterſchied, den Barton angiebt. Auch Lindley ſagt in dem Journal of the Proceedings of the Linnean Society of London, vol. 3, p. 9: „D. Farmeri iſt kaum verſchieden von D. chrysotoxum, obgleich die Blumen mit roth gezeichnet ſind und die Lippe weniger gefranſt iſt. Dahingegen heißt es nun im Bot. Magazine zu Taf. 5451, auf der die oben genannte Varietät des D. Farmeri abgebildet iſt: „Wir fürchten, Paxton und Lindley haben zu viel Vertrauen auf die Färbung in dieſem Falle geſetzt, denn nicht nur die Structur der Pſeudoknolle iſt eine ganz verſchiedene (vielkantig bei D. chrysotoxum, tief vierkantig bei D. Pane ſondern auch das eigenthümliche ſammetweiche Gefranſtſein der Lippe bei D. chrysotoxum unterſcheidet hinlänglich beide Arten von einander.“ Die auf oben citirter Tafel abgebildete Form iſt eine rein gelb blühende Varietät von D. Farmeri und ganz verſchieden von D. chrysotoxum. Desmodium Skinneri Benth. var. albo-liniata. (Rhynchosia albo-intens Hort. Verschaff.) Leguminosæ. Eine recht hübſche Schlingpflanze, von Herrn Verſchaffelt in Gent als Rhynchosia albo-intens zuerſt verbreitet, die jedoch früher von Bentham als Desmodium beſchrieben und zu Ehren ihres Entdeckers, Hrn. Skinner, D. Skinneri benannt worden iſt, und folglich auch dieſen Namen führen muß. Die Pflanze ſtammt aus Guatemala, verlangt demnach bei uns im Warmhauſe cultivirt zu werden. Bei der genannten Varietät ſind die Blätter durch einen breiten weißen Streifen längs des Mittelnerven gezeichnet. (Taf. 5452). (Illustration horticole, Mai 1864.) Aucuba japonica Thbg. Cornaceæ. Seit drei oder vier Jahrhunderten kennt man in den Gärten Europa's nur die Aucuba japonica mit gelbgefleckten Blättern, und ſo viel bekannt, nur in weiblichen Exemplaren. Herrn von Siebold verdanken wir mehrere andere Varietäten mit bunten Blättern, die er vor kurzer Zeit von Japan mitgebracht hat, die jedoch ſämmtlich weiblichen Geſchlechts ſind, während es Herrn Fortune geglückt iſt, eine Aucuba japonica mit ganz grünen Blättern und männlichen Geſchechts entdeckt und in England eingeführt zu haben, das einzige Exemplar, welches er hat finden können, und das ſich im Beſitze des Herrn Standiſh zu Bagſhot, bereits in Vermehrung, befindet. Eine blühende weibliche Pflanze der Aucuba bei Herrn Verſchaffelt in Gent iſt vermittelſt des Blüthenſtaubes der blühenden männlichen Pflanze bei Herrn Standiſh befruchtet worden, und ſteht gegenwärtig mit Blüthen und prächtigen corallenrothen Früchten bekleidet, nach welchem Exemplare die vortreffliche Abbildung in der IIlustr. hort., Taf. 399, angefertigt worden iſt. Aus dem Texte zu dieſer Abbildung entnehmen wir noch fol— gende Notizen: Die bei Herrn Verſchaffelt befindliche weibliche Aucuba japonica mit Blüthen und Früchten iſt vielleicht die einzige, welche zur Zeit in 342 Europa exiſtirt. Der Beſitzer hat fie mit großen Koſten erſtanden, und hat dieſelbe bekanntlich auf der letzten Ausſtellung in Kenſington bei London allgemeine Senſation erregt. Die männliche Pflanze unterſcheidet ſich von der weiblichen gar nicht. Im Vaterlande erreicht die Aucuba japonica eine Höhe von 6—8 Fuß, deren Stamm ſich von unten auf gabeſäſtig theilt und einen dichten, ſtark belaubten Buſch bildet. Die Blätter ſind ganz grün, während ſie in den Gärten, ſowohl in denen Japan's, als bei uns, mehr oder weniger goldgeld punktirt und gefleckt ſind. Die weibliche buntblättrige Varietät iſt nach Aiton im Jahre 1783 durch John Graefer in England eingeführt worden. Engelbert Kaempfer, der 1690—1692 als Arzt die Expedition der holländischen Compagnie nach Oſtindien mitmachte, war der erſte Naturforſcher, der die Aucuba japonica entdeckte und ihrer erwähnte. Später (1776—80) fand ſie auch Thunberg im Gefolge einer ähnlichen Expedition, und nach ſeiner Rückkehr nach Europa (1784) wurde die Pflanze von ihm beſchrieben und abgebildet. 8 Iriartea ventricosa Mart. Palmæ. Gehört mit zu den ſchönſten Palmenarten, abgebildet auf Taf. 400 des oben genannten Journals. Sie wächſt in den feuchten Urwäldern an den Ufern des Fluſſes Solimoes, weſtlich des Berges Noutoum⸗Coara, und dem Fluſſe Negro. v. Martius und Spir fanden fie häufig am Fluſſe Japure, bei den Katarakten von Coupati und Araro⸗ 591 und an der Grenze von Neu-Granada. Sie blüht im Januar und reift ihre Früchte im October. Der ſchlanke, nach oben zu erweiterte Stamm erreicht eine Höhe von 25—30 Meter. Die Wedel ſind gefiedert. — Nach v. Martius nennen die Eingebornen dieſe Palme Baxiouva— Barrigouda und verwenden ſie zu verſchiedenen Zwecken. Ihr Holz iſt ſo hart wie Ebenholz, und dient zu allen möglichen Geräthſchaften. (Belgique horticole, Mai 1864.) — Rhododendron pontic. Princesse de Galles und Comtesse de Devon. Die erſte Hybride dieſer beiden genannten iſt ein Sämling, den Herr Young (Milford-Handelsgärtnerei) gewonnen hat. Die Grundfarbe der Blumen dieſer Hybride iſt weiß, während jedes Blumenkronenſegment einen breiten purpurvioletten Saum hat, nach innen der Blumenkrone zu ganz hell auslaufend. Die drei oberen Segmente ſind außerdem blaßbraungelb punktirt. Die zweite genannte Hybride ſtammt von den Herren Lucombe, Pince & Co. zu Exeter her. Die Blumen ſind weiß, roſa umſäumt und die drei oberen Blumenkronenſegmente braun punktirt, beide zwei ſehr empfehlenswerthe Hybriden, die im freien Lande aushalten. (Taf. 129). — — \ 343 Garten⸗Nachrichten. So ungünſtig der Sommer dieſes Jahres für manche Gewächſe ſich bisher auch geſtaltet hat, denn in Folge der fortwährend vorherrſchenden niedrigen Temperatur und des vielen Regens ſind die im freien Lande ausgepflanzten Gewächſe wärmerer Zonen im Wachsthum noch ſehr zurück, um ſo vortheil— hafter aber zeigte ſich die Witterung für alle im freien Lande aushaltenden Pflanzen. Sämmtliche Staudengewächſe, Bäume und Geſträuche jeglicher Art find zu einer ſeltenen Ueppigkeit gediehen und entfalteten einen Blüthen— reichthum, wie wir ſolchen nur von Zeit zu Zeit erlebten. Alle Blüthen— ſträucher, als Philadelphus, Deutzia scabra und gracilis, Weigela rosea und amabilis, die verſchiedenen Rhododendron maximum und ponticum Varietäten, Lonicera- und Ribes-Arten, Syringa, Sambucus niger, Halesia tetraptera, Cytisus Laburnum und wie ſie alle heißen, waren oder ſind theilweiſe noch im wahren Sinne des Wortes mit Blüthen bedeckt. Ebenſo herrlich und in überſchwenglicher Fülle blühen zur Zeit die Roſen, zugleich frei von jeder Sorte Ungeziefer und Mehlthau. Bei dem friſcheſten üppigſten Laubwuchſe und bei der reichen Blüthen— fülle bieten die ſo reizend gelegenen, meiſt mit vielem Geſchmack angelegten und auf das ſauberſte unterhaltenen Gärten an den Elbufern und an der Alſter bei Hamburg einen wahrhaft ſchönen Anblick dar. — Es iſt keineswegs unſere Abſicht, die einzelnen Gärten hier durchgehen oder beſchreiben zu wollen, ſondern wir wollen nur auf einzelne Gewächſe auf— merkſam machen, die unſere Aufmerkſamkeit bei dem Beſuche einiger Gärten an der Elbe zu Anfang Juli beſonders feſſelten. So waren es z. B. in der Handels-Gärtnerei des Herrn H. Boyſen, in der Donnerſtraße in Ottenſen, einige recht hübſche Mimulus- Varietäten, Varietäten die aus Mimulus cupreus entſtanden und von Herrn Bull in London in den Handel gebracht worden ſind. Die Blumen ſind etwas größer als die von Mimulus cupreus und anſtatt wie dieſe einfarbig gefärbt, ſind ſie fein punktirt und gefleckt, ähnlich den Blumen krautiger Calceolarien. Wie Mi- mulus cupreus eignen ſich dieſe Varietäten ganz vorzüglich für's freie Land. Mimulus cupreus iſt eine den Blumenfreunden nicht genug zu empfeh— lende Pflanze, ſowohl für Topf- als Freilandcultur. Wir ſahen fie in mehreren Gärten als Einfaſſung oder zur Bepflanzung von kleinen Beeten vielfach benutzt, wo ſie einen herrlichen Effect macht, vermöge ihrer zahlreichen brillant dunkelorangegelben Blumen. Lobelia Paxtoni, eine ſehr hübſche Abart der Lobelia Erinus. Habitus ganz compact wie bei L. Erinus speciosa, die Blumen ſind aber größer, weiß, breit dunkelblau gerandet; eine ſehr empfehlenswerthe Form für kleine Beete und zu Einfaſſungen. Lobelia Erinus var. Cracoviensis. Eineunter dieſer Bezeichnung von Herrn Garteninſpector v. Warszewicz verbreitete Abart, ebenfalls von compactem Habitus und mit dunkelblauen Blumen, vorzügiich zu Einfaſſungen. Dieſelbe iſt auch bereits in mehreren diesjährigen Samenverzeichniſſen offerirt worden, wie z. B. in dem des Herrn Garteninſpectors F. Jühlke in 344 Erfurt. Außer durch Stecklinge läßt ſich dieſe Varietät auch durch Samen vermehren. Neuere und neuſte Fuchſien, Pelargonien und dahin gehörende Pflanzen ſtanden in der Boyſen'ſchen Gärtnerei in ſchönſter Blüthe. Mit Vergnügen betraten wir übrigens dieſe noch junge, kaum 3 Jahre alte, ſauber und ordentlich gehaltene Gärtnerei und waren überraſcht, zu ſehen, was in der kurzen Zeit ihres Beſtehens von Herrn Boyſen darin beſchafft worden iſt. Coniferen, Zierbäume und Sträucher, Roſen (darunter die allerneueſten) und dergl. ſind in anſehnlicher Anzucht vorhanden. | Lilium giganteum, hatte ſo eben in dem großen Gewächshauſe der Frau Senatorin Jeniſch, im Park zu Flottbeck, in zwei rieſigen Exemplaren abgeblüht. Der Blüthenſchaft beider hatte je eine Länge von 14—16 Fuß erreicht und war oben mit über einem Dutzend Blumen beſetzt, und verſprachen die jetzt vorhandenen Samenkapſeln reichlich Samen zu geben. Tropæolum speciosum. Dieſe, in den meiſten Gärten wieder verloren gegangene, mit prächtigen rothen Blumen blühende Art, welche dieſe jedoch ſeltener erzeugt, als die übrigen Arten, war ebenfalls in zwei ſchönen Exemplaren unter der Pflege des Herrn Obergärtners Kramer in üppigſter Blüthenpracht vorhanden und gehört dieſe Art unſtreitig zu den ſchönſten und empfehlenswertheſten der Gattung. Dieſelbe macht, wie wir ſchon bei einer früheren Gelegenheit bemerkten, keine Knollen und darf man ſie daher auch während des Winters nie ganz eintrocknen laſſen. Desfontainia spinosa R. et P. ſahen wir hier zum erſten Male in Blüthe. Es iſt dies eine ſehr empfehlenswerthe Kalthauspflanze, die in England ſelbſt im freien Lande aushalten ſoll, mit ilexartigen Blättern und 2— 3 Zoll langen ſcharlachrothen Blumen. In den Orchideenhäuſern ſtanden mehrere Arten in herrlichſter Blüthe, ſo z. B. die liebliche Barkeria spectabilis, Odontoglossum næœvium und hastilabium, Cœlogyne speciosa, Cypripedium barbatum nebſt den Varietäten majus und superbum, C. villosum, superbiens Rchb. fil. (Veitchianum Hort.), die ſonderbare Coryanthes macrantha nebſt einer neu ſcheinenden Art, Pescatoria violacea Rchb. fil. (Huntleya), die prächtige Scuticaria Steelii, Aerides virens var. majus mit vielen Rispen, mehrere Saccolabia-Arten, Maxillaria tricolor et leptosepala, Lycaste Reichenbachii, Brassia Keiliana, die prachtvolle Disa grandi- flora in zwei großen kräftigen Exemplaren und mehrere andere Arten als Stanhopen, Epidendren und dergl. — Die große Vanilla planifolia iſt wiederum bedeckt mit einer Menge neuer Früchte. 4 Ein ſchönes Exemplar ſahen wir hier von der neu eingeführten Dra- cena terminalis var. stricta (Glendinning) (D. grandis Hort.), eine ſich durch lebhaftes Colorit und kräftige Entwickelung der Blätter auszeich— nende Spielart der D. terminalis und ferrea. Die unteren Blätter find einfarbig dunkelblutroth wie bei D. ferrea, die oberen hell- und dunkelroth und blutroth geſtreift, wie bei D. terminalis, aber viel brillanter und größer in Dimenſionen. Fuchſien und Pelargonien ſtanden bei Herrn Kramer in üppigſter Blüthenfülle, namentlich gewährten letztere einen prächtigen Anblick. 345 In der Conſul Schiller'ſchen Orchideenſammlung ſahen wir das aus- gezeichnet ſchöne wie feltene Cypripedium Stonei in Blüthe, das wohl zum erſten Male in Deutſchland blüht. Im vorigen Jahrgange der Hamb. Gartenz., S. 125 u. 259, haben wir dieſe herrliche Art ausführlich beſprochen, worauf wir verweiſen. Gleichzeitig blühten noch Cyprip. Hookeræ (ausführlich beſchrieben S. 346 des vorigen Jahrg. der Hamb. Gartenz.) und C. Lowei. Von den großen Vanda-Arten blühten mehrere noch prachtvoll, V. Ba- temani mit 2 über 3 Fuß langen Blüthenrispen, Phalenopsis in großer Anzahl, die meiſten Blüthenſtengel hatten 7—9 Blumen. Einen un: vergleichlich ſchönen Anblick boten aber 14 in üppigſter Blüthenpracht ſtehende Disa grandiflora! — f — —— — — Ueber den botaniſchen Garten in Breslau. Die für ſpeciellere Anſchauung des Gewächsreiches zum Zwecke des Unterrichtes und allgemeiner Belehrung eingerichteten Gruppirungen ſind nun faſt beendiget und demnächſt entſprechend bezeichnet, ſo daß ſie ein Jeder leicht zu finden vermag. Repräſentanten faſt aller Vegetationsformen, ſelbſt der tropiſchen, findet man im Freien. Die Aufſtellungen der arzneilichen Droguen und techniſchen Producte neben den Mutterpflanzen, wie auch Re— präſentanten von Blüthen und Früchten einzelner ſeltener blühenden und fructificirenden Pflanzen in Gläſern ſind anſehnlich vermehrt worden und belaufen ſich auf faſt 1000 einzelne Exemplare, ſo daß man hier im Freien findet, was mit Ausnahme des Muſeums in Kew kein anderes Inſtitut in geſchloſſenen Räumen bietet. Die Anpflanzungen exotiſcher Waldbäume, namentlich von Eichen und hochnordiſchen Coniferen in der Nähe der ſchon vorhandenen, namentlich in nächſter Umgebung der Alpinen-Partieen, ſo wie dieſe ſelbſt, haben viele Erweiterung erfahren. Ueber die hierbei beobachteten Grundſätze, welche die Verbreitungsverhältniſſe der Alpenpflanzen und ihre Beziehungen zu denen des höchſten Nordens betreffen, geben dabei befindliche Tafeln näheren Aufſchluß: Ranunculus glacialis, ſo wie der den ganzen Sommer hindurch blühende Alpenmohn Papaver nudicule, welche kaum noch im 80. Gr. n. Br. die Grenzen ihrer Verbreitung finden, die raſenbildenden Saxifragen, Semperviven, unter andern das Sempervivum grandiflorum mit 2 Zoll breiten Blüthen, Cypripedium macranthum aus Sibirien, verdienen beſondere Beachtung wegen der Anſchauung, die ſie über das Leben der Alpenpflanzen liefern. Die einheimiſche Flora ward im ganzen Bereiche des Gartens, insbeſondere in die waldigen Partien nach und nach eingeführt, daher den Beſuchenden das Innehalten der Wege dringend empfohlen wird. Die Sammlung officineller Gewächſe nähert ſich wenigſtens relativer Vollſtändigkeit. Die Mutterpflanze der ſo viel be— ſprochenen Gottesgerichtbohne Physostigma venenosum iſt in der Ent- wickelung begriffen, Acacia Catechu u. a. neu hinzugekommen. Ein in der Umgebung aſiatiſcher Aroideen aufgeſtelltes, vom Hrn. Klempnermeiſter Adler gut ausgeführtes Modell der größten Blume der Erde, der Rafflesia BE Zn 346 Arnoldi, ſoll dazu dienen, die wunderbare Paraſitenfamilie der Rhi— zantheen zu verſinnlichen.“) Japan's und China's, ſeit einigen Jahren hier beſonders gepflegte, für unſer Klima ſo geeignete Flora nimmt an Umfang zu und vermag wohl jetzt ſchon einige Anſchauung über die dortigen ſo merkwürdigen Vegetationsverhältniſſe zu geben. Durch wiſſenſchaftliche Anordnung nach klimatiſchen und Zonenbeziehungen haben wir bei unſerer ſonſt wohl auch ziemlich anſehnlichen Coniferenſammlung zu erſetzen geſucht, was einige andere Gärten an Größe und Schönheit einzelner Exemplare voraus haben: Vier Dammara-Arten, Fitzroya patagonica fructificirend, jo wie die an und für ſich eigentlich ziemlich ſchnellwüchſige Wellingtonia (mit ihrem ſyſtematiſchen Namen richtiger Sequoia gigantea) befinden ſich auch darunter, ſo wie bei den Gruppen Auſtraliens die dieſem Pflanzenrieſen in der enormen Höhe von 400 Fuß gleichkommende Myrtacee Eucalyptus Globulus. Das hier vorhandene, 16 Fuß hohe Exemplar iſt erſt 6 Jahre alt. Viele andere intereſſante Gewächſe in der ganzen Ausdehnung des Gartens übergehen wir hier. Ihre Bezeichnungen geben hierüber hinreichenden Aufſchluß, da wir es nicht verſchmähten, ihnen zu allgemeiner Belehrung auch deatſche Namen beizufügen, worin man uns in andern botanischen Gärten immer noch nicht folgen will. N Die Waſſerverhältniſſe des Gartens haben durch erleichterten Zufluß aus der Oder, vermittelſt der auf unſern Antrag ſeitens der Stadt gelegten Röhrenleitung, eine weſentliche Verbeſſerung erhalten. Dagegen hat die Stadt die freie Benutzung des großen Platzes von der Vor— dombrücke bis zur Kreuzſtraße gewonnen. Wir hoffen Angeſichts dieſes nicht hoch genug anzuſchlagenden Vortheiles durch unſere ſtädtiſchen Behörden den noch fehlenden aber nicht minder erwünſchten und nothwendigen Abfluß des Waſſers zu erlangen, wenn man nämlich auf unſeren Plan, dieſe Waſſer⸗ maſſe bei dem unleugbar nach dem Lehmdamme hin vorhandenen Gefälle zur Verbeſſerung der Geſundheitsverhältniſſe der Odervorſtadt zu benutzen, einginge, deren ſtinkende Gräben die Luft weit und breit verpeſten. Die wiſſenſchaftliche Benutzung des Gartens iſt fortdauernd im Steigen. Kein dahin zielendes uns mitgetheiltes Geſuch erfährt abſchläglichen Beſcheid; Alles wird auf Verlangen gern gezeigt, insbeſondere Lehrern unſerer Unterrichtsanſtalten, wenn fie, was oft geſchieht und gern ge— ſehen wird, mit ihren Schülern den Garten beſuchen. Uebrigens ſteht der Beſuch des Gartens täglich von Früh 7 Uhr bis Abends 7 Uhr Jedermann frei, wie dies in keinem andern mit ſolchen Sammlungen verſehenen *) Das hier erwähnte Modell des Rafflesia beſteht nach uns gewordener Mittheilung aus Zinkblech in natürlicher Größe und Farbe, nach der Bro wuſſchen Beſchreibung ö und Abbildung angefertigt, und iſt fo dauerhaft gefirnißt, daß es während des Sommers im Freien aufgeſtellt wird und zwar als Surrogat der Ciſſusranke auf eine Weinrebe, wozu ſich Ohre unterhalb befinden, wie auch ſelbſt für Abzug des Waſſers aus der inneren Höhlung geſorgt iſt. Y 1601 Das Gewicht beträgt 25 Z, der Durchmeſſer oben entſprechend der natürlichen Größe, von 3 Pr. Fuß, der Preis 15 . Verfertiger iſt der Klempnermeiſter Herr Adler in Breslau, zugleich ein eifriger Pflanzenfreund. Für etwaige Lieb⸗ haber iſt Herr Geh. Mediz.-Rath Prof. Dr. Göppert in Breslau gern bereit Aufträge zu beſtellen. Die Red. 347 akademiſchen Inſtitute des In- und Auslandes gefunden wird. Nur des Sonntags bleibt er mit Ausnahme für die akademiſchen Hrn. Docenten und Studirenden, als ein nicht dem Vergnügen, ſondern ernſten Studien beſtimmter Ort geſchloſſen, aus Rückſichten für wiſſenſchaftliche Arbeiten und das im Garten wohnende und beſchäftigte Perſonal. Unſer im vorigen Jahre ausgeſprochene Wunſch, außer Orangerie— bäumen, die wir bereits den Herren Director Inkermann, Prof. Dr. Römer und Baron von Seydlis verdanken, noch einen blühbaren Kirſchlorberbaum zu erhalten, iſt ſoeben auf erfreuliche Weiſe in Erfüllung gegangen, indem Herr Graf Magnis die Güte hatte, uns ein ſchönes Exemplar dieſer Art zu überſenden. Ferner empfingen wir in gleicher dankbarer Anerkennung eine ausgezeichnete Cacteenſammlung von dem Herrn Buchhalter Alexander Rüffer, zahlreiche exotiſche Sträucher und Bäume vom Herrn Director Petzold in Muskau und anderweitige intereſſante Beiträge verſchiedener Art von den Herren: Brauereibeſitzer A. Friebe, Klempnermeiſter Adler, Hoflieferant Dietrich, Handelsgärtner Lauche in Potsdam, Inſpector des botaniſchen Gartens in Berlin Bouché, Frau Major v. Roeder, General-Director der königl. Gärten Dr. Lenné, Cand. phil. v. Uechtritz und Sadebeck, Apotheker Münke, Wolf, Oswald, Büttner, Sonntag, Dr. Beinert, H. u. A. Beinert, Fritze, Rüdiger Peck u. Chauſſy, Cafetier Dittrich, Kaufm. J. Monhaupt, Hutſtein und Kärger, Oberforſtmeiſter v. Pannewitz, Kreisphyſikus Dr. Em: merich, Baron von Richthofen auf Leszezyn, Oberforſtmeiſter von Baillodz, Cand. pharm. Voigt, Rendant Kloſe, Director Profeſſor Dr. Müller in Melbourne, Profeſſor Dr. Anderſon in Calcutta, Oberförſter Dr. Cogho, Graf zu Stolberg, Forſtmeiſter Bormann, Profeſſor Dr. Roemer, Inſpector Otto in Hamburg, Obergärtner Kittel, Obergärtner Ortgies in Zürich, Director Dr. Regel in St. Petersburg. Breslau, den 24. Juni 1864. H. R. Göppert. a ee Import von japanischen Lilien in England und die Art und Weiſe, ſolche zu verſenden. Große Maſſen von verſchiedenen Lilien-Zwiebeln ſind unlängſt aus Japan in London importirt und in Auction von dem wohlbekannten Herrn Stevens verkauft worden. Unter dieſen Lilien ſoll ſich auch eine ſehr große Anzahl des ſo prächtigen Lil. auratum befinden, ſo daß, wenn die Zwiebeln wirklich das ſind, für was ſie verkauft wurden, Ausſicht vorhanden iſt, daß die Preiſe für L. auratum ſich bald bedeutend billiger ſtellen werden. Gardeners Chronicle erwähnt bei Gelegenheit der Einfuhr dieſer Lilien aber noch eines Umſtandes, der von allgemeinem Intereſſe iſt. Es heißt nämlich, obgleich dieſe Zwiebeln in gewöhnliche Kiſten verpackt und im Raume eines Segel— ſchiffes aufbewahrt waren, die Reiſe um das Vorgebirge der guten Hoffnung nach England gemacht haben und mindeſtens 4 oder 5 Monate unterwegs geweſen ſind, ſie ſich ſämmtlich beim Oeffnen der Kiſten in einem ſo vorzüglich guten Zuſtande befanden, als ob ſie erſt Tags zuvor aus der Erde genommen worden wären. 348 Die vorzügliche Erhaltung der Zwiebeln ſchreibt man der Art und Weiſe, wie ſie verpackt geweſen ſind, zu. Die Stengel der Lilie, wie die vieler anderer Zwiebel- und Knollengewächſe, ſterben im Herbſte, ſobald die Blumen verblüht ſind, ab und laſſen hinreichenden Nahrungsſaft in der Zwiebel zurück, um im nächſten Jahre neue Blätter und Blumen zu treiben. Die Zwiebeln bleiben während mehrerer Monate des Herbſtes, Winters und Frühjahres in einem ruhenden Zuſtande. Dieſer Ruhezuſtand iſt ein ganz natürlicher und nur wenn man den Zwiebeln künſtlich Wärme und Feuch— tigkeit giebt, zwingt man ſie zum Austreiben. Die Zeit der Ruhe iſt daher die richtige Zeit, Zwiebeln von einem Theile der Welt nach einem andern zu ſenden. Die in ſo vorzüglich gutem Zuſtande in London angekommenen Zwiebeln waren jedenfalls aus der Erde genommen, nachdem ſie ihr Wachsthum vollendet hatten und ſich im ruhenden Zuſtande befanden, in dem ſie, wie bemerkt, längere Zeit verbleiben, wenn ſie nicht durch Wärme und Feuchtigkeit zum neuen früheren Austreiben gezwungen werden. Hat man die Zwiebeln nun zur gehörigen Zeit aus der Erde genommen, ſo fragt es ſich, wie ſind ſie am beſten zum Verſand zu verpacken, und ſcheint die beſte Methode die zu ſein, nach der die unlängſt in England angekom— menen Lilien verpackt geweſen ſind, nämlich in „trockener Erde.“ Dieſe Erde hat zwei wichtige Eigenſchaften, ſie iſt bis zu einem gewiſſen Grade erſt am nächſten Morgen, ſobald die Pflanze in einen wärmeren Raum ein Nichtleiter der Wärme und bewahrt die Zwiebeln vor den Wirkungen plötzlicher Veränderungen der Temperatur, und da ſie die Zwiebeln in einem feſten und geſunden Zuſtande erhält, ſo abſorbirt ſie jede überflüſſige Feuchtigkeit und verhindert das Verfaulen derſelben. Ob der Abſender der Zwiebeln nach dieſer Theorie gehandelt und dadurch der glückliche Erfolg geſichert wurde, weiß man nicht, jedenfalls iſt der Erfolg von bedeutender Wichtigkeit, er belehrt uns, wie auf eine leichte und wohl— feile Weiſe Pflanzen dieſer Art von einem Welttheile nach dem andern ge— ſendet werden können. Wir brauchen keine Ward'ſchen Käſten zur Verſendung der Zwiebel- oder Knollen tragenden Pflanzen, und können einfache Schiffs— gelegenheiten benutzen anſtatt der koſtſpieligen Dampfſchiffe. Die zu verſen— denden Zwiebeln oder Knollen in richtiger Jahreszeit aufzunehmen und ſie nach geeigneter Weiſe zu verpacken, iſt dasjenige, was einen guten Erfolg ſichert. Der Importeur der in ſo gutem Zuſtande angekommenen und verkauften Lilien-Zwiebeln erlangte durch deren Verkauf eine Summe von fait 1000 Pfd. Sterl. a — — —— — Nichard Spruce's Reiſen. Herrn Spruce's glückliche Heimkehr meldeten wir im letzten Hefte, und ſind wir im Stande, unſeren Leſern einige Mittheilungen über deſſen ausgedehnte Reiſen im Auszuge nach den Berichten in „Gardener's Chronicle“ geben zu können. Richard Spruce verließ Liverpool am 7. Juni 1849, und erreichte Para am 12. Juli. Nach dreimonatlichem Aufenthalte, während welcher Zeit er die Umgegend genannter Stadt durchforſchte, reiſte er den Amazonen⸗ 349 Strom hinauf bis Santarem, an der Mündung des Tapejoz, und im November deſſelben Jahres ging Spruce 70 Meilen weiter hinauf nach Obydes, woſelbſt der Amazonenſtrom am ſchmalſten, aber auch am tiefſten iſt. Von Obydos durchforſchte er die Trombetas und deren Nebenfluß Aripecuru bis zu den Katarakten des letzteren im 0“ 47 n. B.⸗G. Im Januar 1850 nach Santarem zurückgekehrt, blieb Spruce daſelbſt zur Durchforſchung des unteren Theiles von Tapajoz und der angrenzenden Theile des Amazonenſtromes bis October, wo er dann auf dem letztgenannten Strome ſich nach der Barra do Rio negro begab, woſelbſt er nach einer Reiſe von 63 Tagen eintraf, dreißig Tage ſich jedoch in den Kanälen ſüdlich der großen Inſel Tupinambarana aufgehalten hatte. Den größten Theil des Jahres 1851 war unſer Reiſender beſchäftigt geweſen mit dem Studiren und Einſammeln der reichen Vegetation des unteren Theiles des Rio negro und des Amazonenſtromes. Frühzeitig im Januar erreichte Spruce das Dorf Sao Gabriel, unge— fähr Mitte Weges bis nach den Cachoeiras oder Katarakten des Rio negro gelegen, und nachdem er ſich daſelbſt an 7 Monate aufgehalten, reiſte er weiter vorwärts nach dem großen Fluſſe Uaupés, der den Europäern nur ſehr wenig bekannt war bis zu Wallace's kühner Durchforſchung im Jahre zuvor. Spruce fand, daß der Uaupés eine neuere und ſchönere Wald— vegetation beſitzt als irgend ein anderer Theil Südamerika's, und ſeine Sammlung enthält mehrere neue Gattungen, außer vielen werthvollen Arten hinſichtlich ihrer Schönheit, wie ihres Nutzens. Bis zum März 1853 blieb Spruce am Uaupés, wo er dann in den Rio negro hineinſegelte, hinauf bis zur braſilianiſchen Grenze nach San Carlos del Rio negro. Dieſer Ort war Spruce's Hauptquartier während ſeines Aufenthaltes in Venezuela, der ſich bis November 1854 ausdehnte. Während dieſer Zeit unternahm er zwei Expeditionen nach dem Orinoco, einmal auf dem Fluſſe Caſiquiari und das andere Mal auf dem Wege von Pimichin und des Atabapo. Auf der erſten Expedition durchforſchte Spruce außer dem Caſiquiari auf- und abwärts deſſen Nebenfluß, den Pacimoni, bis zu deſſen Quellen, zwiſchen den hohen und pittoresken Gebirgen, genannt Iméi und Tibiali, wie auch noch den Fluß Cunucunuma, der den weſtlichen Fuß der immenſen Granitmaſſe von Dinda beſpühlt und in den Orinoco fließt, ein wenig unterhalb der gabelförmigen Spaltung des Caſiquiari. Auf der zweiten Expedition nach dem Orinoco gelangte Spruce abwärts bis zu den Fällen von Maypures, ſo herrlich geſchildert von Humboldt und Bonpland in deren Reiſebeſchreibung. Hier und an anderen Orten in dieſer Region ſammelte Spruce viele von den Pflanzen, welche die oben genannten berühmten Reiſenden entdeckt hatten, und die bis dahin noch von keinem Botaniker geſehen worden waren. Auch Karten fertigte Spruce an von den bisher unbeſucht geweſenen Flüſſen Cunucunuma und Pacimoni. Venezuela verlaſſend, reiſte Spruce den Rio negro abwärts und erreichte die Barra do Rio negro gegen Ende des Jahres 1854, nach einer Abweſen— heit von faſt 3 Jahren. Nach zweimonatlicher Ruhe benutzte er die Gelegen— heit der ſo eben errichteten Dampfſchiffverbindung nach dem Amazonenſtrome, 350 um diefen Strom bis nach der braſilianiſchen Grenze, bei Nauta in Peru, nahe der Mündung des Ucayali, zu erreichen, von dort reiſte er in Canoes hinauf nach den Maranon und deſſen Nebenfluß Huallaga nach Tarapoto, eine große und gedeihende Stadt in der alten Provinz Maynas. Das liebliche Thal von Tarapoto wird, wie ſo viele ähnliche an dem öſtlichen Fuße der Anden, eines Tages der Sitz einer prächtigen Stadt ſein, wenn ſich die enormen Hülfsquellen des Amazonen-Thales und deſſen unvergleich— liches Flußſyſtem völlig entwickelt haben werden. In dieſem Thale hielt ſich Herr Spruce beinahe 2 Jahre auf, und ſammelte daſelbſt, außer einer großen Menge ſchöner und ſeltener Pflanzen, nicht weniger als 250 Arten Farne, in einem Umkreiſe von nur 50 engl. Meilen. Im März 1857 reiſte Spruce von Tarapoto nach Ecuador, ging den Huallaga hinab bis zu ſeinem Zuſammenfluß mit dem Maranon, ging letzteren Fluß und deſſen Nebenflüſſe Paſtaſa und Bombonaſa hinauf nach Canelos, ſchließlich durch den Wald von Canelos zu Fuß nach dem Orte Banos, am Fuße des Vulkan's Tunguragua. Auf dieſer verzweifelten Reiſe, die über 100 Tage währte, hatte Spruce all' ſein Hab und Gut im Stiche laſſen müſſen, um nur mit knapper Noth dem Hungertode zu entrinnen. Banos wählte er nun zu ſeinem Hauptquartier, und blieb daſelbſt 6 Monate, während welcher Zeit er die Wälder und den oberen Theil des Thales von Paſtaſa durchforſchte. Im Januar 1858 ging Spruce nach Ambato, welcher Ort vor mehr als zwei Jahren fein Ausgangspunkt war nach Quito, Riobamba und anderen Gegenden in den öſtlichen und weſtlichen Cordilleren der Anden von Quito. Die Königl. geographiſche und die Linné'ſche Geſellſchaft in London ſind im Beſitze von ſehr ſchätzbaren Berichten des Herrn R. Spruce. Im Jahre 1860 war unſer Reiſende Monate lang beſchäftigt, Samen und Pflanzen der Cinchona succirubra oder rothe Rinden-Pflanze zur Cultur in Indien zu erhalten. Dieſes ihm von der Regierung ertheilten Auftrages ſuchte Spruce ſich mit großem Eifer und Entſchloſſenheit zu entle— digen, obgleich von den Wirkungen des rheumatiſchen Fiebers arg mitge— nommen. Seine Anſtrengungen hatten ſich von Seiten des Staatsſecretairs für Indien des größten Beifalles zu erfreuen. Sein ſorgfältig ausgearbeiteter Bericht über die von ihm geleiteten Expe— ditionen, um Pflauzen und Samen dieſer Chinarinde zu erlangen (begleitet von einem meteorologiſchen Journal und einer vollſtändigen Skizze der Cin— chona-Wälder) iſt wohl das Gediegenſte, was über dieſen Gegenſtand in irgend einer Sprache erſchienen iſt. Spruce's ſehr zerſtörte Geſundheit nöthigte ihn, ein beſtändigeres Klima aufzuſuchen, und ſo begab er ſich nach der Ebene von Guayaquil, wo er mit dem Sammeln einiger weniger Pflanzen in dieſer Gegend im Jahre 1861 und im Jahre 1862 zu Chanduy, an der Küſte bei Punta Santa Elena, ſeine activen Arbeiten als Botaniker beſchloß; hier war es, wo ausnahms— weiſe viel Regen fiel nach einem Zeitraume von 15 regenloſen Jahren, in Folge deſſen er eine kleine aber intereſſante Sammlung von ephemeriſchen Pflanzen machte, die in Folge des Regens in der Wüſte hervorwuchſen, auch 351 mehrere Bäume und Geſträuche, deren geſchwärzte Stämme ſeit Jahren blät— terlos daſtanden, hatten Blätter getrieben. ö Die Reſultate dieſer langjährigen Reiſe belaufen ji auf 6— 7000 Arten blühender Pflanzen und Farne, von denen ein großer Theil neu für die Wiſſenſchaft war, namentlich unter den Baumarten, deſſen Holz und andere Producte als höchſt nutzbar erkannt worden ſind. Exemplare von allen von Spruce geſammelten Pflanzen befinden ſich in den hauptſächlichſten öffentlichen und Privatſammlungen der Welt auf— bewahrt, und ſind daher Jedem zugänglich. Eine ſehr große Sammlung Cryptogamen iſt noch unbearbeitet. — Eine ganz vollſtändige Sammlung von R. Spruce's Pflanzen iſt dem National-Herbar in Kew übergeben worden. — — — 8 Bericht über Culturverſuche. Herr Premier⸗Lieutenant a. D. Grimmſtein hat in dem Jahresberichte über die Verhandlungen der Section für Obſt- und Gartenbau der ſchleſiſchen Geſellſchaft im Jahre 1863 einen Bericht über die Culturverſuche der an die Sections-Mitglieder vertheilten Gemüſe- und Blumen-Sämereien und den Erfolg von Veredelungen mit durch die Section vertheilten Obſt-Edel— reiſern zuſammengeſtellt, aus dem wir Folgendes entnehmen: Wie bekannt, war der vorige Sommer ein für alle Culturen höchſt ungünſtiger; denn nicht allein, daß das zeitige Frühjahr die Vegetation zeitig in's Leben gerufen, um ſie dann den im Monat Mai und Anfang Juni erfolgenden Nachtfröſten ſchonungslos preiszugeben und dadurch Vieles zerſtört wurde, was ſonſt geeignet geweſen wäre, ein umfaſſendes Urtheil über Ge— müſeculturen und die in dieſem Gebiete eingeführten Neuheiten zu geben, ſondern es geſellte ſich auch zu dieſer Calamität in den Monaten Juli und Auguſt eine ziemlich allgemein verbreitete Dürre, die weſentlich dazu beitrug, ziemlich Alles, was dem erſteren Uebelſtande Widerſtand geleiſtet, doch zuletzt dem unvermeidlichen Untergang trotz Sorgfalt und Pflege anheimfallen zu laſſen. Ja dieſer letztere Uebelſtand war ſo verderbenbringend, daß ſelbſt in Gärten von guter Lage, bei tiefgründiger, nahrungsreicher und ſelbſt feuchter Bodenbeſchaffenheit die Nachtheile der anhaltenden Dürre recht deutlich zu Tage getreten ſind, zumal wenn man weiß, wie einzelne Gemüſeſorten, z. B. Blumenkohl, nur bei feuchten Temperaturverhältniſſen gedeihen und das Befallen mit Mehlthau der Gemüſepflanzungen ſchon bei einigermaßen trockener Witterung keine ungewöhnliche Erſcheinung iſt. Daß Gurken und Melonen unter dieſen Umſtänden faſt gar keinen Ertrag gegeben, iſt der deutlichſte Beweis, wie abnorm im vorigen Sommer die Witterungsverhält— niſſe geweſen, und wenn der Ertrag der Kartoffel auch im Verhältniß zu früheren Jahren ein geringer geweſen, ſo haben ſie doch einigermaßen den Anbauer dadurch entſchädigt, daß die geernteten Knollen von jeder Krankheit frei waren und ſomit wohl nicht nur das Zahlenverhältniß annähernd aus— geglichen, ſondern auch ein Product geliefert haben, was wegen ſeines mehl— reichen Gehaltes nahrungsreicher und gefünder für die Conſumtion geweſen. Wenngleich wohl erfahrungsmäßig feſtſteht, daß ein warmer Sommer 352 mit abwechſelndem Strichregen ein für die Vegetation ſehr vortheilhafter ift, weshalb man auch im gewöhnlichen Leben die Jahre, welche reich an Gewittern ſind, für die fruchtbarſten hält, ſo läßt ſich wohl nicht verkennen, daß, wenn auch eine anhaltende Dürre weſentliche Nachtheile für Blattgewächſe herbei— führt, ſie doch eine heilſame Wirkung für den Boden inſofern zurückläßt, als er bei günſtigeren Zeit- und Witterungsverhältniſſen dann in reichlichem Maaße wiedergiebt, was er ſonſt hätte verſagen müſſen, während wir umge— kehrt nach Jahren mit anhaltender Näſſe noch lange an den Folgen des durch Ueberſättigung von Feuchtigkeit erkrankten Bodens zu laboriren haben. Hoffen wir alſo, daß wir im nächſten Jahre mehr über den gelungenen Gemüſebau zu berichten haben, als es in dieſem Jahre der Fall iſt. Gehen wir nun über zu dem im Jahre 1863 bewirkten Verſuchsanbau von J. Gemüſearten, ſo dürfte ſich im Allgemeinen folgendes Reſultat ergeben: A. Salat. 1) Kopfſalat Non plus ultra hat bei guter Keimfähig— keit und rechtzeitiger 5 0 in's Miſtbeet und darauf in 14 Tagen erfolgter Verpflanzung in's freie Land und in gute Bodenverhältniſſe Köpfe von der Größe eines Krautkopfes geliefert, und iſt dabei doch zart und wohlſchmeckend geweſen, wenn auch ſein Ertrag bei der Samenernte und trotz der hierfür geeigneten günſtigen Witterung ein geringer geweſen. 2) Neuer blaßgelber Rieſen-, 3) Pariſer Zucker-, 4) ſehr großer brauner Faullenzer, 5) Weſtindiſcher, verdienen, wenn ſie auch nicht ſo große und feſte Köpfe als der vorige geliefert, doch als vorzüglich zum Anbau geeignet genannt zu werden, nur ſcheint der blaßgelbe Rieſenſalat circa 8 Tage früher in Samen durchzugehen. 6) Forellen-Vollblut- und 7) Perpignaner Dauerkopf ſind, wenn auch Nr. 7 als ſpäter Salat zu empfehlen, doch nicht' der Beachtung ſo werth als die vorher Genannten. 8) Aſiatiſcher rothkrautiger hat zwar kleine, aber feſte Köpfe mit zarten Blättern, ſchießt zwar frühe, dürfte ſich aber doch zum Treiben eignen. B. Wirſing. 1) Wirſing Non plus ultra. Bei ſpärlichem Saat⸗ aufgang und Auspflanzung Ende Mai in kräftigen Gartenboden hat er einen recht guten Ertrag gegeben und ſein Nutzungswerth ſich als vorzüglich herausgeſtellt. 2) Wirſing Chou Marcelin hat bei gutem Saataufgang und Aus— pflanzung gegen Ende Mai in's Freiland ſehr durch die Dürre gelitten, weshalb ein seen über feine Brauchbarkeit nicht gefällt werden kann. C. Kopfkohl. 1) Früher weißer engliſcher Zwerg-, und 2) Großer früher Schweinfurter, empfehlen ſich beide zum Anbau, und hat namentlich der Letztere, trotz der Dürre und anfänglichen Vergiftung, ziemlich große Köpfe geliefert. D. Radies. 1) Neue runde ſchwarze frühe, iſt wohl nur der gewöhnliche ſchwarze Rettig, und 2) Neue ovale roſenrothe, ſcheint wegen ſeiner holzigen Eigenſchaften wohl nicht zum Anbau empfehlenswerth. E. Kartoffel. Dalmahoi hat, ausgelegt den 4. Mai in einen mit 353 Teichſchlamm gedüngten Gartenboden, einen guten Ertrag von eben ſolchem Geſchmack ergeben. 2) Früheſte runde, ohne Blüthe; gegen Ende April lochweiſe geſteckt, nach dem Aufgehen behackt, gaben ſie bei gutem Gedeihen einen ſehr reich— lichen Ertrag bei ausgezeichnetem Nutzungswerth. — Von 3 Stück Kartoffeln, die in 9 Stücke geſchnitten waren, wurden 3 Metzen geerntet, ein Ertrag, der alle Beachtung verdient. 3) Goldenball gab einen lsfachen, 4) Große runde von Algier einen fachen, 5) Blaue Sechswochen⸗ einen 14fachen, 6) Circaſſienne einen 12fachen, 7) Bisquit einen 10 fachen und 8) Japaniſche Rieſ ſenkartoffel einen 7fachen Ertrag, nach erfolgter Aus⸗ legung am 24. April in's freie Land in ungedüngtem Boden und bei ſonſt gleicher Beſchaffenheit. F. Bohnen. 1) Buſchbohne Ueberfluß (d' Abondance); den 8. Mai in ungedüngten Gartenboden gelegt, ergab ſie eine ziemlich gute Ernte, trotzdem ſie am 3. Juni von einem ziemlich ſtarken Reif heimgeſucht wurde; iſt zum Grünkochen, ſowie auch zum Einmachen wegen ihres fleiſchigen Gehaltes zu empfehlen. 2) Safrangelbe Flageolet-, iſt zwar eine gute Bohne zum Grünkochen, doch ſteht ſie im Ertrage weit hinter der weißen und grünlich-weißen Flageolet zurück, und dürfte der weißen Flageolet unter den Buſchbohnen bisher wohl noch nicht ihr erſter Rang ſtreitig gemacht fein.. 3) Neue braungelbe gelbſchalige Wachs-Buſchbohne, iſt eine vorzügliche, feinſchmeckende und zarte Bohne, doch iſt fie wegen ihres geringen Schoten— ertrages für einen größeren Bedarf als zum Anbau geeignet nicht zu empfehlen. 4) Die graue weißſchalige Buſchbohne ohne Fäden hat ſich als eine der früheſten Sorten von großer Zartheit, wenn auch nicht ohne Fäden, zwar bewährt, doch iſt fie gegen feuchtes Wetter empfindlich, wird leicht fleckig und deshalb ihr Gebrauch in der Küche nur von kurzer Dauer. 5) Buſchbohne, ſehr frühe kleine ſchwarze, und 6 6) Buſchbohne, neue Schswoden:, wurden den 28. April in's freie Land in mit der Hacke gezogene Rinnen gelegt, gediehen bis zur Ernte, die in die Mitte Juli fiel, gut und gaben einen reichlichen Ertrag; ihr Werth für die Küche läßt ſich noch nicht beſtimmen, da die Erträge als Saatgut reſervirt wurden. Unter mehreren anderen im Sections-Garten noch gebauten Bohnen— ſorten erwieſen ſich nur noch 7) Tauſend für Eine, als bekannte Sorte, wieder in gewohntem aus— gezeichneten Ertrage und eben ſolchem Werthe für die Küche. Von Stangenbohnen hat ſich 8) die Rieſenſchwert-Bohne von gutem Gedeihen, gutem Ertrage und gutem Werthe für die Küche gezeigt, während 9) die Zucker-Brech⸗ (gelbe Schoten-) Bohne nur von mittelmäßigem Gedeihen, ſchlechtem Ertrage, doch aber gutem Wirthſchaftswerthe war, Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 23 354 G. Erbſen. 1) Kneifel⸗ Erbſe, Isherwood's Railway, eine e frühe Art mit gut gefüllten Schoten, deren Kerne von angenehmem Geſchmack, wird bei mäßiger Düngung oft 4 Fuß hoch. 2) Kneifel⸗-Erbſe, Dunnett's first early, wird 4 Fuß hoch, iſt mittelfrüh, hat kurze Schoten und kleine Kerne, doch einen großen Ertrag. 3) Mark⸗Erbſe, Queen of Dwarf's, eine ſchöne, mittelfrühe Erbſe, die nur / Fuß hoch wird und zwar von gutem Geſchmack, doch geringem Ertrage iſt, wogegen 4) Mark-⸗Erbſe, Veitch's Perfection, zwar 2 Fuß hoch wird, doch eine vorzüglich ſchöne Erbſe bei guter Tragbarkeit und beſtem Geſchmack iſt. 5) Mark⸗Erbſe, Lord Raglan, eine ſpäte Sorte von geringem Ertrage, wenn auch mit ſehr ſüßem Kerne. Gurken. Die im Sections-Garten gebauten Gurkenſorten waren ee Mai in's Land auf dazu vorbereitete Beete gelegt worden, gediehen anfänglich gut, wurden aber bald durch Nachtfröſte zerſtört, worauf eine zweite Ausſaat vorgenommen wurde, welche durch ihr erfreuliches Gedeihen einen Erſatz für die Verluſte ſo lange zu verſprechen ſchien, bis in Folge eingetretener kalter Regentage auch dieſe Ausſaat verloren ging. II. Blumenſämereien. Von den zur Vertheilung gekommenen Sämereien, die zum größten Theile nur Sommergewächſe bekannter Species, wenn auch in neueren Erſcheinungen, waren, läßt ſich im Ganzen nichts Weſentliches hervorheben, da die uns hierüber zugegangenen Berichte keine Mittheilung enthalten, die geeignet wäre, auf einzelne Pflanzen beſonders aufmerkſam zu machen, wenn wir nicht etwa hervorheben wollen, daß: Helianthus spec. fl. pl., eine für Gruppen-Pflanzungen ausgezeichnete Blattpflanze, ſowie daß die großblumigen Bomben-Pyramiden-Sommer⸗ Levkoyen von Teicher in Striegau nur auf's Neue bekunden, was dieſer Züchter in Levkoyen⸗Culturen zu leiſten im Stande iſt. III. Obſt⸗Edelreiſer. Na Die eingegangenen Berichte über Veredelungen mit durch die Section im Jahre 1863 ebenfalls gratis vertheilten Obſt-Edelreiſern aller Gattungen conſtatiren, daß ohnerachtet der ungünſtigen trockenen Witterung, welche auch nachtheilig auf die Entwickelung der Obſtfrüchte und den Ertrag der Ernte derſelben einwirkte, dieſe mit geringen Ausnahmen und im Allgemeinen gut angegangen und gewachſen ſind. Erfreulich war es, aus einigen dieſer Berichte zu erſehen, welchen Zuwachs einzelne Obſtbaumpflanzungen durch von uns ſeit einer Reihe von Jahren vollzogene Edelreiſer-Vertheilung in immermehr zur Anerkennung kommenden Sorten gewonnen haben. — Gartenbau⸗Vereine. London. Die erſte große Blumenausſtellung der k. botaniſchen Ge⸗ ſellſchaft fand in Regent's Park am 21. Mai ſtatt. Unter den diesjährigen Neuheiten, welche bei dieſer Gelegenheit ausgeſtellt waren, befand ſich auch nicht eine 355 Pflanze, die ſich ganz beſonders durch Schönheit auszeichnet. Die jedoch am meiſten zu empfehlenden Pflanzen ſind folgende: Raphiolepis ovata aus Japan, ein ſchöner immergrüner Strauch, der zugleich in England im Freien aushält. Er zeichnet ſich aus durch üppigen Wuchs, wie durch ſeine dicken, harten dunkelgrünen, rundlichen Blätter und ſeine vielen, rein weißen in Rispen beiſammen ſtehenden Blumen. Stuartia grandiflora iſt ein anderer hübſcher Strauch aus Japan mit kleinen, weißen einfachen Camellien ähnlichen Blumen, die er ſehr zahlreich erzeugt. Es iſt eine ſehr gute Acquiſition. Aubrietia Hendersoni, eine niedliche Staude, ganz vorzüglich zur Bepflanzung von Steinparthien geeignet. Im Habitus ſehr ähnlich der bekannten Aub. deltoides, blüht ſie ebenſo reichlich mit dunkel violetpurpurnen Blumen, die durch ein weißes Auge ſehr gehoben werden. Durch dichtere Belaubung, rundere und brillant dunkelere Blumen übertrifft ſie alle bis jetzt bekannten Arten dieſer Gattung. Cypripedium Pearcii aus Peru, mit einem kriechenden Rhizom und mit langen linienförmigen, zurückgekrümmten, grasartig gefurchten Blättern und grün geaderten, gefleckt gerandeten und geſchwänzten Blumen. Sie iſt eine äußerſt dankbar blühende Pflanze, denn alle jungen Triebe, die aus dem Rhizom hervorkommen, zeigen Blüthenknospen. Wenn auch die Blumen nur weniger ſchön gefärbt ſind, ſo muß dieſe Art dennoch als ein ſehr will— kommener Zuwachs zu der ſo beliebten Gattung betrachtet werden, und dürfte ſie ſich ohne Zweifel im Kalthauſe cultiviren laſſen. nthurium Scherzerianum, ſchon mehrmals von uns beſprochen, gefiel wiederum allgemein, ſcheint aber in England auch noch nicht im Handel zu ſein. Von nicht blühenden neuen Pflanzen waren mehrere ausgeſtellt, unter andern: Gynerium argenteum albo-lineatum, mit weißgeſtreiften Blättern, ſehr hübſch. edum Sieboldii medio-variegatum, von uns ſchon früher beſprochen, ſoll nach von Herrn v. Siebold auf dem Congreß zu Brüſſel gemachten Mittheilungen nicht direct aus Japan ſtammen, ſondern von ihm ſelbſt erzogen ſein. Aucuba japonica war in einigen hübſchen Varietäten vertreten, ſo 3. B. durch die breitblättrige Varietät und A. himalaica, durch eine grünblättrige, mit langen ſchmalen, wenig gezähnten, 5 Zoll langen und 1 ¼ Zoll breiten Blättern, die der Ausſteller A. longifolia genannt hat. Es iſt dieſe jedenfalls eine ſehr empfehlenswerthe Form. Eine andere Form mit breiten, tief gezähnten Blättern, die zugleich unregelmäßig gelblich-grün, oftmals gold— gelb gerandet find, geht unter dem Namen marginata, aureo-marginata und limbata, von denen der letztere der gangbarſte zu fein ſcheint. Es iſt dieſe Form jedenfalls die hübſcheſte aller buntblättrigen Aucuba's. Phormium ten ax variegatum, eine Varietät mit breiten und beſtimmt gelblich-weiß geſtreiften Blättern. Unter den Warmhauspflanzen waren viele ſchöne Arten ausgeſtellt, wie: Stephensonia grandifolia und Astrocaryum mexi- canum, zwei ſehr ſchöne Palmen. 23* 356 Dracæna Cooperi aus Neu-Caledonien, eine ſehr ſchätzenswerthe Art mit zurückgebogenen und wie bei D. terminalis ſchön gefärbten Blät⸗ tern, ganz verſchieden und viel ſchöner als die unter dem Namen D. lati- folia pendula bekannte Art, für die ſie auch mehrfach gehalten wurde. Sie unterſcheidet ſich durch längere, ſchmalere und mehr glänzende Blätter, die eine entſchiedenere und mehr gleichförmig zurückgebogene Stellung haben 8 dunkler und brillanter gefärbt find. Bei D. latifolia pendula ſind die Farben unreiner, die Blätter breiter, und nur die älteren nehmen einen hängenden Charakter an. Dracena robusta war als eine grünblättrige Form der ren gezeigt, ſie hat einen kräftigen Wuchs, breite Blätter, mit lichtroth markirten Rändern. Eine andere Dracna, die man D. limbata nennen könnte, hat ſchmale aufrecht ſtehende, purpur bronzirte, ſchmal roth berandete Blätter. Maranta striata von den Philippinen zeichnet ſich aus durch die reich und gut ausgedrückte weiße Zeichnung auf den Blättern. Berlin. Bei der zur Feier des 43. Jahresfeſtes des Wereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preußiſchen Staaten in Berlin, am 19. Juni ſtattgehabten Pflanzen-Ausſtellung wurden laut Programm (ſ. Hamburg. Gartenztg. Heft 3, S. 133) folgende Preiſe zuerkannt. I. Die von Sr. Maj. dem Könige verliehene goldene Königs⸗ Medaille für die ausgezeichnetſte Geſammtleiſtung in der Gärtnerei: dem Obergärtner Herrn Boeſe bei Herrn Commerzienrath L. Reichenheim. II. Der Links-Preis (20 28) der Gruppe blühender Orchideen des Rittergutsbeſitzers Hrn. M. Reichenheim (Obergärtner Herr Kraus). III. Der Frau von Schwanenfeld'ſche Preis (10 15), für eine Zuſammenſtellung von ſich für Zimmercultur am beſten eignenden Blatt- pflanzen: der Sammlung Dracaenen des Rentiers Hrn. Danneel (Ober— gärtner Hr. Paſewaldt). IV. An ſonſtigen Geldpreiſen. A. für Gruppirungen. a. 2 Preiſe zu 10 Thalern. 1) der Preis für die ſchönſte Gruppe Schaupflanzen in min— deſtens 12 Exemplaren fällt aus. 2) für die ſchönſte Gruppe Marktpflanzen in mindeſtens 12 Exemplaren: der n des Hrn. Kunſt- und Handelsgärtners C. Chons. b. 10 Preiſe zu 5 Thalern, für Gruppen von Marktpflanzen. 3) der e des Hrn. Kunſt⸗ und Handelsgärtners C. L. Friebel, 4) den Pelargonien des Hrn. Kunſt⸗ und Handelsgärtners C. L. Friebel. Der 5. u. 6. Preis fiel aus. B. für Schaupflanzen. a. 1 Preis zu 10 Thalern. 1) der Lælia purpurata der Frau Geheimräthin Casper (Oberg. Hr. Hanf), 357 b. 7 Preiſe zu 5 Thalern. 2) der Nepenthes phyllamphora des Rittergutsbeſitzers Herrn M. W ee (Oberg. Hr. Kraus), 3) dem Clèrodendron Bethunianum des Rentiers Danneel, (Oberg. Herr Paſewaldt), 4) der Burlingtonia venusta der Frau. Geheimräthin Casper, (Oberg. Hr. Haak), 5) der Selaginella Lyalli des Univerſitätsgärtners Hrn. Sauer, 6) der Achimenes Verschaffeltii des Rittergutsbeſitzers Herrn M. Reichenheim, (Oberg. Hr. Kraus), 7) und 8) fallen aus. O. für neue Einführungen. 8 Preiſe zu 5 Thalern. 1) der Canna metallica des Kunſt⸗ und Handelsgärtners Herrn W. Lauche in Potsdam, 2) der 2. Preis fällt aus. D. für abgeſchnittene Blumen und Bouquets. 1 Preis von 5 Thalern. Den Stiefmütterchen des Kunſt⸗ und Handelsgärtners Hrn. Schwanecke in Oſchersleben. E. für Obſt und Gemüſe. 2 Preiſe zu 5 Thalern. 1) 55 Melone, der Ananas, den Pflaumen und den 3 Sorten Erd— beeren des Hofgärtners Hrn. Meyer in Sansſouci, 2) der Sammlung von Gemüſe des Hoflieferanten Buckardt, (Oberg. Hr. Müller). F. zur Verfügung der Preisrichter a. 1 Preis zu 10 Thaler. 1) den ausgeſtellten Pflanzen des Königl. botaniſchen Gartens, (Inſpector Hr. Bouché). b. 7 Preiſe zu 5 Thalern. 2) den Gloxinien des Rittergutsbeſitzers Hrn. M. Reichenheim, (Oberg. Hr. Kraus), 3) den Gloxinien des Rentiers Danneel, (Oberg. Hr. Paſewaldt), 4) der Blattpflanzen⸗Gruppe des Kunſt-⸗ und Handelsgärtners Herrn L. Mathieu, 5) der Jucca albo-spica des Profeſſors Hrn. Dr. C. Koch, der jedoch zu Gunſten der Caſſe des Vereines auf den Geldpreis verzichtete, 6) dem Blumentiſche des Rentiers Danneel, (Oberg. Hr. Paſewaldt), 7) der Lomaria gibba des Königl. botaniſchen Gartens, (Inſpector Hr. Bouché), 8) den Roſen des Kunft- und Handelsgärtners Hrn. Jänicke, mit Rückſicht auf das ungünſtige ehr Ehrendiplom den Aepfeln des Caſtellans Eu in Freienwalde. (Wochenſchr.) 358 Wien. Der Bau des neuen Geſellſchafts-Gebäudes der k. k. Gartenbau: Geſellſchaft in Wien ſchreitet raſchen Schrittes vorwärts, ſo daß man hofft, den Bau zu Michaelis d. J. vollendet daſtehen zu ſehen. Die vom 30. April bis 6. Mai ſtattgefundene Ausſtellung des Jahres 1864 wurde von 42 Aus⸗ ſtellern beſchickt, welche 1505 Nummern an blühenden Gewächſen, ſowie zahlreiches Obſt und Gemüſe ausſtellt hatten. Für Garteninduſtrie-Gegenſtände betheiligten ſich außerdem 22 Exponenten. — Für die im Programme aus⸗ geſchriebenen 70 Preiſe ſind vom Ausſchußrathe: eine Gold- und 10 Vermeil⸗ Medaillen, 20 ſilberne 1. Cl., 20 ſilb. Med. 2. Cl. und 30 große Bronze⸗ Med., alſo zuſammen 81 Med., beſtimmt. Vertheilt wurden jedoch nur 43 der ausgeſchriebenen Preiſe: die goldene Med., 11 Vermeil-Med., 22 ſilb. Med. 1. Cl., 19 ſilb. Med. 2. Cl. und 20 große Bronze-Medaillen, alſo 73 Stück. Ebenſo konnten von den 38 ausgeſchriebenen Privat-Preiſen zu je 2 Ducaten nur 31 zuerkannt werden, da für 7 Privat-Preiſe ſich keine genü⸗ genden Concurrenten fanden, wie dies auch bei den ausgefallenen 27 Preiſen der Geſellſchaft der Fall war. Ebenſo wurden die Preiſe für „Veränderung der Farbe der Blüthen, und Cultur in Körben, ſowie auch 12 Obſt— und Gemüſepreiſe nicht zuerkannt. Von den 29 zu Preisrichtern erwählten Herren, waren 27 erſchienen, die in dieſer Geſammtzahl über die Zuerkennung des 1. Preiſes ſich einigten. Die weiteren Beurtheilungen fanden in ſectionsweiſer Zuſammenſetzung der: geſtalt ftatt, daß für 5 beſtimmte Gruppen der ausgeſchriebenen Preiſe je ein beſonderes Beurtheilungs-Comité mit einem aus ihrer Mitte zu wählen⸗ den Obmann und zugewieſenen Schriftführer fungirte, was die Beſchleuni— gung der Manipulation weſentlich förderte. — Durch dieſe Bildung von Sectionen wird es möglich, daß Ausſteller auch Preisrichter ſein können, ohne auf die Concurrenz zu verzichten, was von bedeutender Wichtigkeit für die Betheiligung an der Ausſtellung erſcheint. Der 1. Preis (die goldene Medaille) war urſprünglich dem aus⸗ geſtellten Selenipedium caudatum aus dem Garten des General-Secretairs Herrn Beer, das 1. Acceſſit (die Vermeil Medaille) für Anopterus glandulosus der Herren Rudolf Abel & Co., und das 2. Acc. (die ſil— berne Med. 2 Kl.) für Drymispermum sp. Java aus dem Garten des General Secretairs Herrn Beer zuerkannt. Da Herr Beer jedoch für Selenipedium und Drymispermum aus der Concurrenz getreten iſt, ſo hat eine erneuerte Abſtimmung die goldene Medaille den Anopterus der Herren R. Abel & Co., das 1. Acc. der Herania palmata des Hrn. L. Abel und das 2. Acc. der Sphæenogyne latifolia der Herren R. Abel & Co. zugeſprochen. Nach dem uns vorliegenden Verzeichniſſe der 43. Ausſtellung der k. k. Gartenbau-Geſellſchaft in Wien war auf derſelben eine große Anzahl ſeltener und werthvoller Pflanzen ausgeſtellt, von denen wir nur einige namhaft hervorheben wollen, mit denen um den 1. Preis coucurrirt wurde, denn e an Raum verbietet uns das ausführliche Verzeichniß hier wieder: zugeben. 5 Herr Handelsgärtner Lud. Abel in Wien hatte zur Bewerbung um 4 den 1. Preis (Neueſte Einführung) unter andern ausgeſtellt: Phyllodendron Sellowii, zum erſten Mal in Blüthe; Gymnostachyum Verschaffeltii, Herania palmata, Astronium Liboni, Stadtmannia sorbifolia; Si- maruba grandis u. Sph&nogyne latifolia. Um denſelben Preis von Herren Rud. Abel & Co., Samenhändler und Handelsgärtner in Wien: Oenopteris glandulosa, Ataccia cristata, Beschorneria Minabassæ, Dracsna Canaretii, Cryptomeria elegans. Alocasia zebrina, Saxifraga Fortunei tricolor, Conoclinium ma- crophyllum A. . 0 i Herr General⸗Secretair J. G. Beer um denſelben Preis mit: Dry- mispermum sp. Java, blühend und mit Früchten, Selenipedium caudatum, Cypripedium Hookeræ und Stonei. Aus dem k. k. Univerſitäts⸗Garten in Wien durch den Obergärtner Hrn. F. Benſeler zur Bewerbung um den erſten Preis: Grevillea rigidissima F. Müll., Nanthorrhœa canaliculata F. Müll., Pleuropetalum Costaricense F zl., Bombax Carolinianum, Eucalyptus costata Müll. und verrucosa nebſt mehreren Hakea- und Melaleuca-Arten, Botryodendron giganteum (Araliacee) u. a. m. — Die Gruppe des Univerſitäts⸗Gartens zur Bewerbung um den 32. Preis, enthielt ebenfalls eine große Anzahl ſeltener und werthvoller Pflanzen. — 1 Die Veranſtaltung einer Herbſtausſtellung iſt auch für dieſes Jahr ſiſtirt worden und wird die nächſte Frühjahrs-Ausſtellung (1865) im neuen Ge— ſellſchafts⸗-Gebäude ſtattfinden. Auch iſt beabſichtigt dann ſämmtliche, der in Begrenzung der Gartenbau-Geſellſchafts-Räume liegende Raſen und ſon— ſtigen Plätze zu Anlagen von Verſuchsfeldern und Baumſchulen zu verwenden. Für letztere ſind bereits ſeit zwei Jahren bedeutende Mengen von Nutz⸗ und Zier⸗ ſträuchern und Bäumen vorbereitet, die ſich ſchon im kräftigen Wachsthume befinden und feiner Zeit ein bedeutendes Erträgniß für die Geſellſchaft verſprechen. Fiaor die Ausſtellungen des Jahres 1865 iſt, wie erwähnt, das ſeiner Vollendung entgegenſchreitende neue Geſellſchafts-Gebäude nächſt dem Stadt⸗ parke beſtimmt, welches, auf dem durch die Gnade Sr. Majeſtät des Kaiſers der Geſellſchaft als Geſchenk überlaſſenen Baugrunde errichtet, die günſtigſte Wendung der künftigen pecuniären Stellung der Geſellſchaft ermöglicht. In dieſer Vorausſetzung hat ſich der Ausſchußrath auch dahin geeinigt, die Zahl der jährlichen Ausſtellungen eventuell bis auf fünf zu beſtimmen, welche in den Monaten April, Mai, Juli, September und October ſtatt— finden ſollen; und zwar ſollen bei der April Ausſtellung namentlich Ca⸗ mellien, Azaleen, Hyacinthen, Cyclamen, getriebene Pflanzen, zur Decorirung der 15 0 geeignet, dann getriebener Oemuſe, Früchte, Obſt u. ſ. w. 540 In der Mai⸗Ausſtellung tropiſche Orchideen, Rhododendron, pontiſche Azaleen, Kraut⸗und baumartige Päonien, Amaryllis, Tulpen, Jris hbispanica und xiphioides, Penſées, Anemonen, Ranunkeln, dann Gemüſe, Obſt u. ſ. w. Bei der Juli⸗ Ausſtellung Roſen, e tropiſche Orchideen, Nelken, annuelle Pflanzen, Obſt u. ſ. w 360 In der September-Ausftellung Gladiolen, Nelken, Aſtern, Dah— lien, Pflanzen zur Gartenzierde, Früchte, Gemüſe u. ſ. w. In der October⸗Ausſtellung endlich Obſt, Wein, Gemüſe, Blumen u. ſ. w. beſonders in Betracht kommen. f Die Hauptſorgfalt der Geſellſchaft ſoll es dann ſein, durch Ausſchreibung von werthvolleren Preiſen und deren Vermehrung der Horticultur jene Aufmunterung und Förderung zuzuwenden, welche die bis jetzt ſo ſehr beſchränkten Mittel der Geſellſchaft nicht geſtattet haben. Die k. k. Gartenbau-Geſellſchaft in Wien geht ſomit einer ſchöneren Zukunft entgegen, denn ſie wird in Kürze die Mittel beſitzen im ene geren Maaße die Zwecke der Horticultur zufördern. Frankfurt a. M. Programm für die Ausſtellung von An Gemüſen, Blumen und Pflanzen, ſowie überhaupt allen Garten: und Feld⸗Erzeugniſſen, veranſtaltet vom Gartenbau-Verein in Frankfurt am Main, vom 30. September bis 4. October 1864. Der Gartenbauverein in Frankfurt a. M. wird vom 30. September bis 4. De: tober d. J. eine Ausſtellung veranſtalten, ermuntert einestheils durch den Beifall, welcher der vorjährigen Obſt-Ausſtellung in ſo hohem Maaße zu Theil wurde, anderntheils durch die außerordentlich guten Ausſichten, welche ſich dieſes Jahr für eine reiche Obſternte darbieten. — Die Eröffnung der Ausſtellung findet Freitag den 30. September Nachmittags 2 Uhr ſtatt, der Schluß derſelben iſt auf Dienſtag den 4. Dc- tober Abends 6 Uhr feſtgeſetzt. Jedermann kann Obſt, Feldfrüchte, Gemüſe, Blumen, Pflanzen, Garten: Inſtrumente ꝛc. ꝛc. einſenden. Die geehrten Einſender werden erſucht: 1) Vierzehn Tage vor Beginn der Ausſtellung der Verwaltung des Gartenbau-Vereins von ihren Einſendungen Anzeige zu machen; 2) die zur Ausſtellung beſtimmten Gegenſtände ſpäteſtens bis zum 29. September, Nachmittags 2 Uhr einzuliefern, mit Ausnahme abgeſchnittener Blumen und Bouquets, welche noch am 30. September bis N 9 Uhr aufgeſtellt werden können; 3) die eingeſandten Gegenſtände genau zu bezeichnen und ein vollſtän— diges Verzeichniß derſelben beizulegen; 4) von auswärts kommende Sendungen zu frankiren, und 5) Mittwoch den 5 October die ausgeſtellten Gegenſtände wieder ab— holen zu laſſen. Zur Beurtheilung der ausgeſtellten Gegenſtände wird eine Commiſſion ernannt, welche vorzugsweiſe auf Neuheit, Cultur⸗Vollkommenheit und Neid haltigkeit Rückſicht nehmen wird. Preiſe werden nicht ertheilt; dagegen wird das Urtheil der Commiſſion in den geleſenſten Journalen Frankfurts ver: öffentlicht und werden dabei die Namen der Ausſteller, deren Einſendungen den erſten und zweiten Rang einnehmen, beſonders erwähnt. Dieſe öffentliche rühmende Anerkennung gilt: 1) für das reichhaltigſte und ſchönſte Obſtſortiment, 2) für die reichhaltigſte Sammlung von Aepfeln, 3) für die reichhaltigſte Sammlung von Birnen, 361 4) für das ſchönſie Sortiment Weintrauben, 5) für die ſchönſte Sammlung von Stein- und Schalenobſt, 6) für die ſchönſte Sammlung von Obſtbäumchen in Töpfen, 7) für den beſten ſelbſtgezogenen Wein, 8) für das reichſte und beſtcultivirte Sortiment von Gemüſearten, 9) für die beſte Sammlung Blumenkohl, 10) für das reichhaltigſte Sortiment von Kohlſorten, 11) für die reichſte Gurkenſammlung, 12) für die beſte Sammlung von Melonen, 13) für die ſchönſte Kürbisſammlung, 14) für das reichhaltigſte Kartoffelſortiment, 15) für die reichhaltigſte Getreideſammlung, 16) für die ſchönſte Welſchkornſammlung, 17) für die reichhaltigſte Sammlung von Sämereien, 18) für die reichhaltigſte und beſtcultivirte gemiſchte Pflanzengruppe, 19) für das reichhaltigſte und ſchönſte Sortiment blühender Fuchſien, 20) für die beſten Sämlinge von Florblumen, 21) für die beſtcultivirten Blattpflanzen, 22) für die reichhaltigſte Sammlung von Sommer- und Herbſt-Gewächſen in Töpfen, N 23) für das ſchönſte Sortiment von Geranium zonale, 24) für das reichhaltigſte Phlox-Sortiment, 25) für das ſchönſte und reichſte Petunien-Sortiment, 26) für die ſchönſte Sammlung blühender Verbenen, 27) für das beſte Sortiment Georginen in Töpfen, 28) für das reichſte Chrysanthemum - Sortiment, 29) für die ſchönſte Sammlung abgeſchnittener Georginen, 30) für die ſchönſte Sammlung abgeſchnittener Roſen, 31) für das ſchönſte Sortiment abgeſchnittener Aſter, 32) für die ſchönſten Bouquets, 33) für den geſchmackvollſten Kopfputz von lebenden Blumen. Das Ausſtellungslocal wird ſpäter bekannt gemacht werden. 6 Frankfurt am Main, im Mai 1864. Die Verwaltung des Gartenbau— ereines. f —— — Die Gräſer. Zehn Vorträge, gehalten in den Verſammlungen der Gartenbau-Geſellſchaft „Flora“ zu Frankfurt a. Main von Herrn Carl Fauſt. (Aus dem 15. Jahrg. der Verhandlungen genannter Geſellſchaft.) J. Es liegt nicht in meiner Abſicht, Ihnen das ganze, unendlich viele Arten und Abarten umfaſſende Geſchlecht der Gramineen und der denſelben verwandten Cyper⸗ und Wollgräſer vorzuführen, am wenigſten nach Regeln und in wiſſenſchaftlich geordneter Reihenfolge; es würde Ihnen auch zu viel 362 zugemuthet ſein, einer ſolchen, nothwendig ſehr umfangreichen Reihe von trockenen Vorleſungen Ihre Aufmerkſamkeit zu erhalten. | Vielmehr möchte ich im Geiſte mit Ihnen hinausgehen in Wieſe, Feld und Wald, an die Bäche und den Meeresſtrand, hier und da auf dem Wege einen Halm brechen, um Sie auf die unendliche Verſchiedenheit der Blüthen, des ganzen Baues der Gräſer aufmerkſam zu machen; Ihnen dabei von den Eigenſchaften derſelben erzählen und die verwandten Glieder der Gattungen, welche in fernen Welttheilen grünen, vorführen. — Ich hoffe ſo dem Bekannten manchen neuen Reiz abzugewinnen und wünſche nichts mehr, als daß Sie am Schluſſe meiner Vorträge anerkennen, ich habe Sie nützlich unterhalten. — Wir treten hinaus in die Natur, aber wir wollen nicht mit Kälte in dies offene Buch Gottes ſchauen, wir wollen unſer Auge mit ſüßem Wohlgefallen auf die ziehenden Wolken richten, welche vor dem Nahen der Morgenſonne erröthen, auf die weiten Fluren in ihren abwechſelnden Schat— tirungen, auf die tiefen Töne, welche die Nadelhölzer in ihren Maſſen auf die Landſchaft werfen, auf die ſilberklaren Bäche, auf die blühenden Bäume und glänzenden Blumen; wir wollen uns dabei erinnern, wie Alles im Haushalte der Natur ſeine beſtimmte Urſache hat; ebenſowohl der Sonnen— ſtrahl, welcher den grünen Hügel beleuchtet, wie der Wind, der wirbelnd die trockenen Blätter vor ſich hertreibt, und der glänzende Thautropfen, welcher die Spitze des ſchwankenden Grashalmes niederbeugt. Geſtehen wir es, der uns ſo gewöhnliche Anblick der Wieſen und Saatfelder vermag ſelten unſer beſonderes Wohlgefallen für eine längere Zeit zu feſſeln, ſchnell wenden wir unſern Blick den gigantiſchen Formen wieder zu, welche in den die Wieſen begrenzenden Ulmen, in mächtigen Pappeln uns entgegentreten; — und dennoch — gerade die Wieſen und Fruchtfelder müßten am meiſten uns feſſeln, wenn wir nur oberflächlich den Nutzen in's Auge faſſen, welchen die gütige Natur in die ſie bildenden beſcheidenen Formen legte. Er Und wenn die Wieſen nur gemacht wären, um unſer Auge zu ergötzen, doch würden ſie ein Geſchenk voll Segen ein; ihr Smaragdgrün, durch— brochen von Millionen Blumen, muß erhebend und erheiternd auf jeden fühlenden Menſchen einwirken, und ſelbſt im Winter bleibt uns dieſer Genuß, wenn ein wärmerer Windhauch das weiße Schneelaken wegſchiebt vom Korn— feld und Raſen. Und dieſe unzähligen Halme, welche ſich zur grünen und ununter⸗ brochenen Grasmaſſe unter unſern Füßen ausſpannen, bieten Tauſenden von Thieren ein ſüßes Futter; Pferde, Rindvieh und Schafe ergötzen ſich an denſelben und ſchließlich iſt es dem Menſchen doch vorbehalten, den mannigfaltigſten Nutzen daraus zu ziehen. \ Grasplätze bilden einen großen Theil der ewigen Bedeckung vieler Länder, ungeheure Ebenen ſind von ihrem Grün bedeckt, an den Hügeln ziehen ſie ſich hinauf, die Bäche und Quellen werden von ihnen eingefaßt und ſo geben ſie der ganzen Landſchaft die Farbe, an welcher ſich das Auge am längſten ergötzen kann. Oder es ſind die Gräſer, welche von der Hand des Landwirthes gepflanzt werden, in den Feldern emporſchießend mit üppigem, u ai. 363 dichtem Grün im Frühling, bis fie mit der reichen, vollen, hellgelben oder braunen Aehre im Herbſte unſern Weg einfaſſen. Im Wald, auf den Felſen, in fließenden und ſtehenden Waſſern, an den ſandigen Ufern, allüberall grünen die Grashalme. An Abhängen wurzeln ſie ſich ein und verhüten das Nachrutſchen des loſen Gerölles, und immer weiter dehnen ſie ſich aus, umſpannen und überdecken eine Klippe nach der andern mit ihrem Teppich und bereiten den Samenkörnern glän— zender Blumen eine Keimſtätte. — Andere Gräſer durchflechten mit ihren Wurzeln den loſen Sand und ſchützen uns durch deſſen Befeſtigung vor den Sandſtürmen, die uns ſonſt Gefahr und Schaden bringen würden. Manche Graswurzeln dienen durch ihren Saft der Heilkunde; aber abgeſehen von dem Nutzen der einzelnen Gattungen iſt die Geſammtheit des Graſes von großem Einfluß auf die Geſundheit der Länderſtriche; denn wo immer Raſen den Boden bedeckt, hat man gefunden und feſtgeſtellt, daß die Atmoſphäre dadurch weſentlich beeinflußt und verbeſſert wird, namentlich in Bezug auf die nöthige Maſſe der Feuchtigkeit. Charakteriſtiſch an den Gräſern iſt, daß, wo ſie auch emporſchießen, ſie niemals allein ſtehen, ſondern immer mehr oder weniger geſellſchaftlich wachſen, und nicht allein bei uns im gemäßigten Klima, ſondern überall, wo ſie den Erdball ſchmücken. Im ſüdlichen Europa beginnen ſich die Gräſer den rieſenhaften Formen der tropiſchen Länder zu nähern; die Riedgräſer erreichen eine weit bedeu— tendere Höhe, als bei uns, und es zeigen ſich ſchon im Allgemeinen die Uebergänge zu den Grasbäumen, welche in Oſtindien große Wälder bilden. Die tropiſchen Gegenden mit ihren Rieſengräſern machen aber bei weitem nicht den freundlichen Eindruck, wie die grasüberſponnenen Fluren der gemäßigten Zone, und nur das junge Grün der aufſprießenden Reis— felder vermag den Reiſenden an die Heimath zu erinnern, wenn er ſie aus der Ferne ſieht, vom Winde bewegt, wodurch ſie einigermaßen den wallen— den Kornfeldern ähnlich werden. Aber die glühenden Sonnenſtrahlen dulden dort nicht die Raſenerde, welche bei uns die Gelände im Frühling ſo prächtig hellgrün färbt, das Auge kann ſich nicht erholen an den ſattgrünen, reichen Saatfeldern und irrt von einer rieſigen Form zur andern. Staunend fteht der Reiſende vor dieſen ſo eleganten Blattformen der gewaltigen Vegetation, aber auch ruhelos, und für ihn haben die grünen Wieſen der Heimath einen ganz beſonderen Reiz, wenn er rückkehrend den Fuß auf ihren ſammtenen, ſchwellenden Teppich ſetzt. — | So angenehm es iſt, durch das friſche, ſaftige Lenzgrün der Wieſen zu gehen, ſo ſchön iſt der Anblick einer vom Winde ſanft bewegten Wieſe, kurz bevor die Mäher dieſelbe betreten; das lange Gras mit Tauſenden von Blumen geſchmückt, wird gleich den Wogen der See bewegt und rollt in prächtigen Wellen, und vorbeieilende Wolken legen raſch dahinziehende Schatten auf die Fläche, ſo zart und duftig, daß man glauben möchte, ein Engel ſei zwiſchen Sonne und Erde dahingeſchwebt. Nicht weniger erfreuend iſt es, in der Windſtille eines Sommer-Nach⸗ mittags den Mäher zu belauſchen, wenn die Halme in Schwaden vor ſeiner 364 Senſe fallen und der köſtliche Wohlgeruch des friſchen Heues die ganze Flur erfüllt. Mehrere Gräſer ſind es, welche dieſen Wohlgeruch verurſachen, vor allen aber die Spezies, welche wir Geruchgras (Anthoxanthum odoratum) nennen. Es iſt dieſes eines unſerer unanſehnlichſten Gräſer, 1 bis 2 Fuß hoch, mit kurzen Blättern und gedrungener Aehre auf ſehr dünnem Halm. Das Geruchgras wächſt auf Feldern, in Waldlichtungen und an Berg— abhängen, ſelbſt in großer Höhe. Sein botaniſcher Name iſt dem Griechiſchen entlehnt und bezieht ſich auf die gelbe Farbe, welche es bei ſeiner Reife erhält. Die grünen Flügel, welche die Blüthchen umgeben, ſind überſprengt mit kleinen, gelben Punkten, ähnlich wie bei der ſchwarzen Johannisbeere, und in dieſen Pünktchen liegt das Geheimniß des Wohlgeruches, welchen dieſes Gras entwickelt, da fie Benzoin bergen. Während des Wachsthumes iſt der Geruch kaum bemerkbar, wird aber durchdringend, ſobald die Halme trocknen. Der Same dieſes Graſes, klein und ſchwarz, welcher bei einge— tretener Reife in warmem Sonnenſchein weit wegſpringend ſich von der Hülſe trennt, hat ihm auch den Namen Springgras und Flohgras ver— ſchafft. Das Vieh liebt es ſehr im grünen und getrockneten Zuſtande, berührt es aber nicht mehr, wenn es zu reifen anfängt, wie auch beinahe alle andern Gräſer; eine weiſe Anordnung der Natur, damit der Samen neue Generationen hervorrufen kann. Die Landleute im Weſterwald und an andern Orten miſchen die getrockneten Aehren unter den Taback und die Bienen beſuchen fleißig die Blüthen dieſes perennirenden Graſes, das beſon— ders in Deutſchland häufig vorkommt. Einige andere Gattungen finden ſich in Indien, Malabar und Neuſeeland. — Als Untergras auf Futterwieſen wie auch auf ſchattige Zierraſen iſt das Geruchgras zu empfehlen, weil es namentlich die Bildung von Moos verhindert. Das hier vorliegende Geruchgras hat, obgleich der Büſchel bereits vor drei Jahren aus der Erde genommen wurde, bis heute noch den ihm eigen— thümlichen Duft beibehalten. II. Der Name des Graſes iſt ein alter und allgemeiner; in allen ger— maniſchen und den daraus entſproſſenen Sprachen findet er ſich mit geringen Aenderungen. Eine Eigenthümlichkeit der ganzen Familie der Gramineen iſt der hohle Stengel, als folder Halm genannt, und die langen im Ver⸗ hältniß ſchmalen Blätter. Der Botaniker unterſcheidet die Gattungen und Arten durch Vergleichung der Blüthen, Blätter und Stengel. Viele der Gräſer tragen im Sommer zur Zeit der Blüthe wunderbar ſchöne, äußerſt zierliche Aehren und Sträuße, deren Blümchen vom hellſten Grün durch die gelben Schattirungen bis zum dunkelſten Violet gefärbt ſind; ſie neigen ſich in eleganten Bewegungen vor dem leiſeſten Zephir, der über ſie hinſtreicht. Und wenn der rauhere Wind die zarten Stengel bricht, ſo hat die Natur ihnen einen mächtigen Hebel gegeben in ihrem dünnen. Oberhäutchen, das ſie wieder aufrichtet, ſo lange ſie grün ſind. Indem wir durch die grünen Wieſen dahin wandern, wird unſer Weg 2365 durch einen breiten Graben geſperrt, in welchem ein klares Bächlein leiſe ſich hinwindet. An ſeinen Rändern grüßen uns blaue Vergißmeinnicht mit ihren goldenen Augen und dazwiſchen ſteigen hier und da 6 Fuß hohe Halme empor, die uns die Bekanntſchaft machen laſſen mit einem der größten Gräſer unſeres Vaterlandes, dem Waſſerrispengras (Poa aquatica), deſſen Wurzeln ſich weithin in dem naſſen und ſchwammigen Boden verbreiten und zur Befeſtigung deſſelben weſentlich beitragen. Es wächſt nicht nur am Rande von Bächen und Flüſſen, oder an feuchten Stellen, ſondern auch im Waſſer ſelbſt und überragt nicht ſelten das Pfeilkraut und die Blüthen— kolben des Schilfrohres oder es liegt auf dem Waſſer, das zierlich ſeine breiten Blätter bewegt, gleich einer Feder das Antlitz des Stromes ver— ſchönend. Die große Schnelligkeit ſeines Wachsthumes läßt es raſch die jtillftehenden Waſſer ausfüllen, zumal ſeine kräftigen, kriechenden Wurzeln ſich außerordentlich weit verbreiten. — In manchen Gegenden werden die Stengel zum Dachdecken benutzt, auch dauerhafte Matten aus ihnen gefertigt. Die Gattung Poa enthält gegen 100 Unterarten und darunter mehrere ſehr intereſſante. Sie iſt verbreitet über die ganze Erde; die ſandigen Meerufer nähren das Meerſtrands-Rispengras (P. maritima), die Palmen Indiens beſchatten das niedliche Rispengras mit glänzenden purpurrothen Blümchen (Poa amabilis); in Abyſſinien giebt das Teff ganzen Völker— ſchaften durch ſeine außerordentliche Fruchtbarkeit das Brot, ſo klein auch ſeine Samen ſind; auf allen unſeren Wieſen, in Sümpfen, im Wald und auf den Bergen hat es ſeine Heimath und viele Arten liefern gutes und reichliches Futter, darunter namentlich Poa pratensis und trivialıs. Eines der kleinſten Rispengräſer iſt Poa annua, aber es iſt auch eines der ſüßeſten, wenn auch weniger zur Heubereitung geeignet, als zum Abweiden für das Vieh. Wohin Sie aber unter freiem Himmel Ihren Fuß ſetzen, Sie treten darauf, jede Wieſe der gemäßigten Zone hat es reichlich und es dient ſeinen ſtolzen Nachbarn durch den Schutz, den es bei der furchbarſten Hitze deren Wurzeln ſpendet; und ob es dabei ſelbſt zu Grunde geht, verjüngt es ſich beim erſten Regen aus ſeinem Samen. Es treibt ſeine Sproſſen 8—9 Monate während des Jahres und kein Regen, kein Sturm, keine noch ſo furchtbare Sonnengluth, kein Froſt kann es hin— dern, ſeinen Samen zu reifen und auszuſtreuen. Seine Heimath iſt überall, und da ſein Samen nicht mit Flügeln verſehen iſt, die dem leichten Winde Gelegenheit gäben, ihn fortzutragen, wie ſo viele andere Samen, ſo müſſen wir um ſo mehr erſtaunt ſein, es auf kaum erreichbaren Standorten zu finden. Auf Dächern, in kaum bemerkbaren Mauerritzen, auf Bäumen, auf unerſteigbaren Felſen, in der Wüſte, zwiſchen den Straßenſteinen treffen wir es zu jeder Jahreszeit. Es hat eine ſolche Menge von feinen Haar— wurzeln, daß der Froſt, wenn er tauſend andere Pflanzen hebt und tödtet, ihm nichts anhaben kann. Dieſes außerordentliche Wurzelvermögen dient aber nicht nur zu ſeiner eigenen Erhaltung, ſondern macht es auch vielen andern kleinen Pflanzen möglich, während der trockenen Sommermonate auszudauern, da es nicht nur die Feuchtigkeit aus dem Boden heraufzieht, ſondern auch durch ſeinen üppigen Blattwuchs dieſelbe auf der Oberfläche des Bodens erhält. Obgleich kein perennirendes Gras, treffen wir es doch 9 5a ‚7%; * 366 vom Beginne des Frühlings bis zum ſpäten Herbſt in allen Vegetations⸗ perioden, da es beſtändig ſeinen Samen abwirft und neue Pflanzen keimen läßt. Die lebhafteſte Straße unſerer Stadt, für einige Monate abgeſchloſſen, würde in dieſer Zeit von dem einjährigen Rispengras überzogen ſein. Ein anderes äußerſt ſtarkwüchſiges Gras dieſer Gattung iſt das gemeine Rispengras (Poa trivialis), hauptſächlich für feuchte und thonige Wieſen zu empfehlen. In abgetrodneten Teichen treibt es oft eine ſolche Maſſe von Blättern und Stengeln, daß die Senſe kaum durchdringen kann. Es bildet den Hauptgrasbeſtand der Wieſen in der Lombardei, wie auch von Englands reichſten Wieſen in Wiltſhire. Noch eine andere Art von Poa (von manchen Botanikern unter die Gattungen Festuca und Glyceria gezählt) liefert den Menſchen ein Nahrungsmittel. Es iſt Poa fluitans, der Mannaſchwingel. Beſonders im öſtlichen Preußen, in Polen, Schleſien und Schweden kommt dieſes Gras in ungeheurer Menge vor; es wächſt meiſtentheils wild und die Natur ſelbſt beſorgt die Fortpflanzung durch das Ausſtreuen des Samens und die kriechende Wurzel. Es gedeiht in jedem Boden, doch nur im Waſſer von 1—2 Fuß Tiefe. Im nördlichen Deutſchland wird der Samen zur Mehl— bereitung verwendet, als Sago zur Suppe und als Grütze allgemein genoſſen; es liefert eine angenehme und nährende Speiſe und die Samen quellen beim Kochen ſo ſtark auf, daß zur Sättigung einer Perſon ein Loth davon genügt. — Dieſes Gras iſt ein Segen für ſolche Gegenden, wo große Verſumpfungen ſich befinden, die nicht leicht beſeitigt werden können, oder wo regelmäßige Ueberſtauungen eintreten. — Die ſchief aufſteigenden kräftigen Halme ſind nach der Tiefe des Waſſers und Schlammes, aus welchem ſie hervorſteigen, von ſehr verſchiedener, oft bedeutender Länge und reich beſetzt von breiten, rinnenförmigen Blättern, deren längſte unter und auf dem Waſſer ſchwimmen und ſeinen Bewegungen gleich lichtgrünen Bändern in zierlichen Windungen folgen. Die Blüthenrispe iſt oft mehr als eine Elle lang, blüht den ganzen Sommer hindurch und liefert während dieſer Zeit eine wahrhaft erſtaunliche Menge von Samen, der auch für Gänſe, Enten und Fiſche als Futter ſehr vorzüglich iſt. In den Gewäſſern, in welchen das Mannagras wächſt, lebt denn auch eine große Menge von Fiſchen und zwiſchen den Stengeln halten ſich große Flüge von wilden Gänſen, Enten und anderen Waſſervögeln auf, die dem Jäger eine reiche, aber gewöhnlich ſchwer zu erringende Beute liefern. Das Gras iſt ein ſüßes und gern gefreſſenes Futter für Pferde und Rindvieh, trotz der bedeu— tenden Stärke und Länge ſeiner Blätter und kann dreimal geſchnitten werden. — Da die Aehrchen nicht gleichzeitig ihren Samen reifen, ſo macht das Einſammeln des letzteren große Mühe. Man ſchlägt Morgens, ehe der Thau abgetrocknet iſt, an die Stengel, damit die reifen Körner in die unten ausgebreiteten Tücher oder Siebe fallen; oder man fährt in Kähnen durch dieſe Grasfelder und kämmt die Rispen in leinene Beutel, die durch einen Reif mit Stiel offen gehalten werden. — Mit dem Samen wird ein ſtarker Handel getrieben. Aber noch andere Gräſer als die Ihnen bereits genannten dienen, wildwachſend, den Menſchen zur Speiſe und ee in weniger begünftigten N55 u” 2367 Länderſtrichen ein Hauptbeſtandtheil der Nahrung. So wird z. B. der wilde Hafer (Avena fatua), bei uns ein läſtiges Unkraut, in S weden zu Brot und Pferdefutter verwendet; das Sand-Haargras (Elymus arenarius), welches jo nützlich iſt zur Befeſtigung Lofer Ufer, liefert den Isländern in ſeinen Körnchen das Mehl. Und alle Erdtheile ſind von der gütigen Natur mit ſolchen Grasarten verſehen, die entweder gewöhnlich oder im Falle der Noth geeignet ſind, den Menſchen zu erhalten. So in Afrika das bereits erwähnte abyſſiniſche Rispengras und das Zuckerhoniggras oder Kafferkorn (Holcus saccharatum), in Aſien der wilde Hafer und der wilde Reis, in Amerika die Zizania aquatica, ähnlich dem Mannagras, in Auſtralien die noch nicht näher beſchriebene Grasart, deren Samen für einige Zeit den tapfern Burke und ſeine Gefährten ernährt und vielleicht gerettet hätte, wenn die Unglücklichen Mittel und Werkzeuge für deſſen Zubereitung beſeſſen ätten. 92 So dienen nicht nur unſere Halmfrüchte und die Brotfrüchte anderer Länder, ſowie die eben erwähnten wilden Gräſer zur unmittelbaren Ernäh— rung der Menſchen und Thiere, die Wieſengräſer in ihren Maſſen nützen uns auch mittelbar durch Ernährung und Verpflegung des weſentlichſten Theiles unſerer Hausthiere und liefern uns den Stoff zu nützlichen Haus— geräthen und Gegenſtänden der Bekleidung. — Aber wenn auch die Wieſen beſonders zum Dienſte der Menſchen von der gütigen Natur über den Erdball hingebreitet ſcheinen, ſo bergen dieſe weiten grünen Fluren doch noch eine ganze Welt von untergeordneten Geſchöpfen und bieten denſelben die Luſt des Daſeins und den Lebensunter— halt. Nicht allein Pferde und Rindvieh, die unermeßlichen Schafheerden, die Maſſen von Wild ſind heimiſch auf den Wieſen, — über die graſigen Ufer gleitet in blitzſchnellen Bewegungen die glänzende Eidechſe, die Schlange wärmt ſich im Sonnenſchein, die großäugige Kröte ſchleicht zwiſchen den Halmen, der luſtige Froſch hüpft in den Pfühlen zwiſchen den Raſen— geländen. Die Schnecken zeichnen ihren Weg mit bunten, ſchillernden Bändern über die Fläche und geſchäftige Spinnen weben ihre Fäden von Halm zu Halm. Viele Vögel finden ihr Futter in den reifenden Aehren und jungen Sproſſen und zwitjchern und ſingen darob ihr freudiges Lied. — Tauſende und Tauſende von Inſekten kriechen und hüpfen umher und ihre Stimmen ergötzen den aufmerkſamen Lauſcher. Lebenden Blumen gleich ſchweben Schmetterlinge dahin und genießen die Wonne ihres kurzen Daſeins und fleißige Bienen tragen ſummend den geſammelten Wintervorrath ein; — aber Miriaden von Weſen leben noch in dem ſchattigen Halmengrün, die nur das Microſkop für das menſchliche Auge unterſcheidbar macht, und ſind eben ſo glücklich und fröhlich, als jene. Der Grashüpfer oder die Heuſchrecke hat ihren Namen von ihrem Aufenthalt und ihrer Speiſe, und wenn wir ihrem vergnügten Zirpen lauſchen, denken wir an den griechiſchen Schriftſteller, welcher dieſes Thierchen als das glücklichſte und unſchuldigſte preiſt. — Das unſchuldigſte für den Menſchen? Seine größere, im fernen Oſten heimiſche Gattung gewiß nicht, wenn ſie — eine furchtbare, entſetz— liche Plage — zuweilen plötzlich in Schwärmen erſcheint, welche die Sonne verdunkeln und Raſen und Saatfelder vertilgen, als ob Spaten und Hacke 368 ; * Halm und Wurzel abgehoben. Wenn die weiſe Natur es geſtattet hätte, daß dieſe Inſekten Jahr um Jahr erſchienen, unſere Felder und Wieſen würden bald verſchwinden und ſtatt ihres grünen Teppichs eine troſtloſe Einöde uns entgegenſtarren. — Auch die Larve des Maikäfers richtet oft große Verheerungen an und zerſtört ganze Morgen von Wieſen, indem ſie den Raſen ſo unterhöhlt, daß man ihn aufrollen kann. Auch andere Larven und Raupen vernichten oft große Strecken von Wieſen und wenn ſie die— ſelben verlaſſen haben, ſollte man glauben, das Feuer habe das Gras mit der Narbe verzehrt. Welch' großartiges Bild des Lebens und der Vernichtung in den Wieſen und Fruchtfeldern! Während die größeren Thiere ſich an den Halmen und den von ihnen geſchützten Kräutern nähren, ſtößt der Maulwurf unter ihren Füßen die Erde in Hügeln auf, in eifriger Verfolgung der Enger— linge, welche die Graswurzeln benagen, bis eine unverſtändige Hand ihn aushebt und tödtet. Nach wenigen Stunden beginnen die Todtengräber ihr Werk; vereint, in erſtaunenswerthem Inſtinkt, ſchaufelt der Käfer die Grube, um den verweſenden Leib zur Pflanzſtätte ſeiner Nachkommenſchaft: zu machen. Dort verfolgt der in Grün und Gelb ſchillernde Laufkäfer beutegierig kleinere Inſekten, die Eidechſe lauert auf die Fliege und erhaſcht ſie in raſchem Sprunge; Hunderttauſende von Spinnen weben und knüpfen ihre Fäden, die der erſte Reif in die zierlichſten Eisguirlanden verwandelt; — der Froſch im ſchlammigen Graben verbirgt ſich eilig in den dichteſten Halmen; er hat den Storch erblickt, der gravitätiſch daherſchreitet und mit raſcher Schnabelbewegung ihn zu erhaſchen ſtrebt, um ihn ſeinen Jungen auf dem Kirchendach des nahen Dorfes zur Nahrung zu bringen; — und welche Luſt, welcher Kampf mag noch herrſchen unter den kleinſten, dem bloßen Menſchenauge verborgenen Geſchöpfen! — Im nahen Saatfeld lockt das Feldhuhn ſeine Jungen, die Wachtel ſchlägt und die Lerche ſteigt in Kreisbewegungen jubilirend aufwärts; der Haaſe birgt ſich ſcheu in der Furche des aufſproſſenden Kornfeldes, und dort tritt ein Rudel Wild aus dem Walddickicht, um im Gerſtenfelde zu äſen. Der Wiedehopf ſammelt mit poſſierlichen Sprüngen geſchäftig Raupen und Larven, und mit ihm die zierliche, gewandte Bachſtelze. Der Sommer entfaltet die himmelblauen Cyanen im Fruchtfeld, der Mohn drängt ſeine feurigen Blüthen aus den rauhen Kelchlappen, und mit großem Geſchrei ſtürzen ſich Schaaren diebiſcher Sperlinge zwiſchen die reifenden Aehren, während eine Menge lieblicher kleinerer Vögel an den reifen Samen der Grashalme ſich ergötzen, die der Mäher verſchonte. Soll ich Ihnen dies Bild noch weiter ausmalen? O es genügt, um das bewundernde Staunen zu wecken über dieſen kleinen Theil des weiſen Haushaltes der Natur, den wir ſo oft ohne Nachdenken vor unſerm Blick vorüberziehen laſſen! III Auch den kühlen Waldesſchatten ſuchen manche Gräſer und ſprießen zwiſchen Farnen und lieblichen Blumen empor; eines davon iſt das blaue Perlgras (Melica cœrulea), das wohl jedem Beſucher des Waldes bekannt * 369 iſt. Seine ſcharfen Blätter ſind mit bläulichem Schimmer überthaut und an der Spitze gewöhnlich eingerollt; die Kelche und Kronenblättchen ſind violet, die Staubfäden mit ſchwarzblauen Antheren gekrönt, und 1 A dem Graſe in der Blüthe ein überaus zierliches Anſehen. Die Stengel, oft 4 Fuß lang und ohne Gelenkknoten, liefern das bekannte Material zum Reinigen der Pfeifen. Schaafe, Ziegen und Pferde lieben das Perlgras ſehr. Seltener begegnen wir dem Hirſengras (Milium effusum), das eben— falls die Schlupfwinkel der Büſche dem lichten Sonnenſchein vorzieht und beſonders gern die Berge beſteigt, einer ſehr hübſchen Art mit 4 Fuß hohem Halm, breiten Blättern und ſehr feinen Blüthenrispchen, welche ſich leicht nach allen Seiten des Blüthenſtandes abzweigen. Aus unſern Wäldern voll Finkenſang und Amſelſchlag, voll prächtigen ſchwellenden Mooſes und roth erglühender würziger Erdbeeren, voll prangender Anemonen und duftiger Maienglöckchen, aus der Tannen dichtem Gehege, aus der ſtattlichen Buchen Hallen führe ich Sie weit weg in fremde Wälder, gebildet von rieſigen, baumartigen Gräſern. Die großartige Familie der Bambuspflanzen nähert ſich den Waldbäumen mit ihren 40 bis 60, ja ſogar bis 100 Fuß hohen Stämmen, und dieſe einen ſich ſowohl in der tropiſchen, wie in der ſubtropiſchen Zone zu geſchloſſenen, oft undurchdring— lichen Waldungen. Seltſam prächtig und majeſtätiſch ſteigen die ſchlanken Stämme mit ihren niedergebogenen Zweigen, breiten, hellgrünen Blättern und eleganten, flaumigen Blumenbüſchen empor; ſie beugen ſich, gefälliger als unſere Forſtbäume, reizend dem Winde und geben der Landſchaft etwas Leichtes und Bewegtes durch das Zittern ihrer Kronen und ihre glatt— polirten, hellgelben Stämme. Zuweilen ſtehen ſie lichter und machen dann den großartigſten Eindruck. Ein ungeheures, eigenthümliches und prächtiges Gewölbe dehnt ſich über dem ſtaunenden Auge des Fremden, geſtützt von gothiſchen Pfeilern mit reizenden Capitälern, gegen das unſere Kathedralen wie Puppenſtuben erſcheinen. Der Boden iſt dann gewöhnlich eben und glatt, frei von jeglichem Unterholz, als ob das Ganze mit Steinplatten belegt wäre, und ſo weit das Auge zu dringen vermag, erheben ſich die rieſigen Büſchel des Bambusrohres, oft mit einem Durchmeſſer von 20 bis 25 Fuß an ihrer Baſis und faſt doppelt ſo breit. In einer Höhe bis zu 20 Fuß iſt jede dieſer Säulen cylindriſch und beginnt ſich dann ſanft nach Außen zu ſchwellen, jede für ſich eine Wölbung bildend, bis ſie in einer Höhe von 80 Fuß ihre Zweige faſt horizontal neigen oder leicht herab— beugen, gleich den Spitzen eines Federbuſches. Dieſe Säulenpyramiden ſtehen circa 30 Fuß von einander, ohne jede Unterbrechung, und unter dem Einfluß der unwillkürlich erwachenden Einbildungskraft bilden ſich vor dem Auge Kirchenſchiffe, Säulengänge, Chore und Nebencapellen, großartiger als ein Architect ſich je zu erdenken wagt, — übertreffend den kühnſten Gedanken des Künſtlers, welcher, kurz nach dem Zeitalter der Kreuzzüge, die glorreiche Schule der Baukunſt aufſtellte, faſt übereinſtimmend mit den architectoniſchen Ideen in den Tagen des Perikles. Aber lange bevor menſchliche Baumeiſter jene herrlichen Structuren entwarfen, waren dieſe graſigen Säulenbogen aufgeſchoſſen und hatten ihre eleganten und dichten Schlußgewölbe angeſetzt, gebieteriſch auffordernd zur Anbetung des großen Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 24 370 Geiſtes, der dieſe wunderbaren Keime in den Schooß der Natur legte! — Die Kühle in dieſen Hallen erinnert an die Kirchenluft und die Täuſchung wird noch mehr gehoben, wenn die ſinkende Sonne hier und da ihre Streif— lichter durch einzelne Oeffnungen ſendet. Und welchen Segen bergen dieſe koloſſalen Gräſer für die Eingebornen! Welchen techniſchen Nutzen ſchaffen dieſe Wälder, die den Tummelplatz abgeben für zahlloſe Schwärme von Papageien und Pyrolen, für Heerden von Affen, Antilopen und Elephanten, und in denen oft der Leopard ſeine blutige Mahlzeit hält. a Vom Palaſt des Radjah bis zur zierlichen Hütte des Bauers dient das Bambusrohr als Baumaterial und liefert faſt jedes Hausgeräthe. Ein abgeſchnittener Knoten des Stammes wird zum Kübel, ein kleinerer Aſtknoten zum Trinkgeſchirr. Die Stämme tragen das Haus, die Wände und der Fußboden ſind Geflechte aus den jüngeren Zweigen. — Die Einwohner entwickeln eine wunderbare Geſchicklichkeit in der Benutzung des Bambus; es ſcheint, die ganze Induſtrie des Volkes ruhe darauf. Alle möglichen Geräthſchaften entſtehen durch die einfachſte Behandlung der ſtets geraden, regelmäßig runden und glatten, innen durch Querfächer getheilten Rieſen— halme, deren Dauerhaftigkeit mit unſern feſteſten Hölzern wetteifert. Die Betten der Hindu und Malayen beſtehen aus Bambusſtäben, über welche eine zierlich und doch feſt geflochtene Decke aus den Blattrippen geſpannt it, eben fo dauerhaft, als ob Manilahauf oder Ananasfaſern dazu gedient hätten. Tiſche und Schemel, Hüte und Seile, Fächer und Beutel werden aus Bambusgeflecht gefertigt; die Eingebornen fabriciren täglich Tauſende von Körben, die mit den verſchiedenartigſten Waaren in alle Welt verſandt werden. Pfeifenröhre, Blaſebälge, Fackeln und Webeſtühle entſtehen aus dieſem ſchönen Rohr. In Käfigen von Bambus bietet der Malaye den eben ankommenden oder abreiſenden Paſſagieren der Seeſchiffe ſeine abge— richteten Papageien und Affen an; kurz, was die Cocusnuß den Eilanden Oceaniens, die Dattelpalme den Wüſten Arabiens, die Getreidefelder der gemäßigten Zone, die Birke den nordiſchen Gegenden, das iſt das Bambus— rohr für Südaſien: der Lebenserhalter. Aus dem Marke des Bambus werden angenehme Gelees bereitet, die jungen ſaftigen Triebe wie Spargel genoſſen oder in Zuckerſaft weich gekocht und zu Kuchen, Ragouts und Saucen verwendet. Der geſpaltene Stamm dient als Rinne zur Bewäſſerung der Indigo- und Reispflanzen; aus Bambusſtämmen ſind Flöße und Kähne mit großer Leichtigkeit herzuſtellen und die Stangen wie das Tauwerk und die Segel liefert wieder dieſes Geſchenk der gütigen Natur. — Die wilden Völkerſchaften der ſiameſiſchen und malayiſchen Halbinſel und der Küſten von Malabar umgeben ihre Dörfer mit Pfahlwerken von Bambusſtämmen, deren Dauerhaftigkeit und Feſtigkeit auch von den Eng— ländern gewürdigt wird; die Wurfſpeere, Bogen und Pfeile ſind aus dieſem Rohre gearbeitet und ſogar ſchwere und ſcharfe Schwerter werden daraus gefertigt, deren Schneide die kieſelhaltige harte Oberhaut bildet. — Aus dem Zellgewebe der jungen Triebe wird ein zwar grobes aber doch gutes Papier bereitet, das ſelbſt zum Schreiben dient, und in den Knoten alter Bambuspflanzen ſucht ſich der Eingeborene ſeinen Tabaſchir, ein unorganiſches 371 Gebilde aus Kieſelerde, gemiſcht mit kleinen Quantitäten Kalk und vegeta- biliſchen Stoffen, deſſen er ſich als Feuerſtein bedient. Dieſe Kryſtalle finden ſich in der Bambusa stricta, spinosa und arundinacea, auch in einigen verwandten baumartigen Gräſern, z. B. der Melocanna humilis und bambusoides, Nastus Guadua und andern. Dieſe Concremente, wie dieſelben ſich z. B. auch in den Birnen vorfinden, nebſt den kryſtalliſirten Stoffen ſind als Rückſtände oder Ausſcheidungen des Zellenſaftes zu be— trachten. — In China fertigt man ein feines Papier aus Bambusfaſern und in Aſſam eine Art Zeug, welches als Kleiderſtoff verwandt wird. — Viele Siameſen und Chineſen wohnen in Hütten, welche auf Flößen von Bambus ruhen; man legt ſogar Gemüſe- und Blumengärten darauf an und bewegt ſich nun leicht an die Orte, wo das Geſchäft den Lebensunterhalt bringt. Auch verſchiedene muſikaliſche Inſtrumente wiſſen die Siameſen aus Bambusrohren zu verfertigen, namentlich auch eine Art Harmonika aus 10 bis 12 Stäben von verſchiedener Länge, in welche ſie durch ein Mundſtück blaſen und dadurch angenehme Töne hervorbringen. — Ein deutſcher Rei- ſender fand auf der Inſel Malacca eine Art Aeolsharfe, welche die wilden Orang-Benua aus Bambus verfertigen und deren Harmonie die Söhne des Waldes ergötzt. Der Mechanismus iſt ſehr einfach. In einen dem Winde ausgeſetzten Zweig ſind mehrere Löcher von verſchiedenen Dimenſionen gebohrt, welche die Luft zu harmoniſchen Schwingungen veranlaſſen. Wer einmal im Urwalde das wunderbare Anſchwellen und Aufklingen dieſer Feenaccorde gehört hat, wird dieſen Eindruck nie vergeſſen, der um ſo zau— berhafter iſt, als das Ohr beſtändig über die Entfernung der Muſik ſich täuſcht und die Phantaſie unwillkürlich erwacht, um Melodie und Tact in die einfachen Klänge zu legen. Die Eingeborenen behaupten auch ganz ernſt— haft, daß der durchbohrte Bambus Jedem zu gleicher Zeit ſein Lieblings— ſtückchen ſpiele. Der landſchaftliche Charakter des Bambus iſt vielſeitiger als die ſehr regelmäßig wachſenden Aeſte und Zweige erwarten laſſen. Aus der Ferne geſehen gleichen die Büſche an den Flußufern unſeren Weiden und die ein— zeln aus dem Felde aufſteigenden Agglomerate mehrerer Schafte ſind ſehr ähnlich unſeren mächtigen Linden, an die ſich, wie hier die kürbisumſponnene Hütte des Malayen, ebenfalls manchmal ein Häuschen lehnt. Wie die Tunguſen die Birke zum Fangen von größeren Thieren be— nutzen, ſo biegt der Malaye den ſchlanken Schaft eines Bambusrohres zur Erde und verſieht ihn mit einer Schlinge, damit er den Tieger emporſchnelle, wenn derſelbe nach dem Köder faßt. Leicht wird das Raubthier dann überwunden. Doch ich habe mich wohl zu lange mit dieſen Grasbäumen beſchäftigt und will Sie nur noch an das unglaubliche ſchnelle Wachsthum derſelben erinnern, wovon Sie hier vor einiger Zeit ſchon gehört. Die Bambusa gigantea wächſt in 24 Stunden 18“, die Bambusa tulda in Bengalen einen Zoll in jeder Stunde. Erſtere wird 100 Fuß hoch, letztere erlangt ihre Höhe von 70 Fuß in einem Monat. In den wärmeren Zonen, wo dieſe baumartigen Gräſer wachſen, fühlt 24* 372 man nicht das Fehlen der Wiefen. Das Vieh, welches in den weiten Ebenen der gemäßigten Zone, an den Tauſenden van Hügeln, auf den hohen Alp- wieſen weidet, hat man dort nicht nöthig. Der Hindu, welcher ſich an ſalatartigen Gewächſen und an einer Schüſſel Reis ſättigt, der bei ihm die Stelle des Brotes vertritt, würde ſich durch Fleiſcheſſen ſchaden und iſt durch einen gewiſſen Inſtinct auf die vegetabiliſche Nahrung hingewieſen. Einige wenige Kräuter ſproſſen dort zu allen Jahreszeiten nach den plötzlichen Regenſchauern oder der eigentlichen Regenzeit auf, und dieſe genügen, die Pferde mit Futter zu verſorgen, ſo daß man nicht nöthig hat, an das Trocknen des Graſes zu denken. Während der Regenzeit bilden ſich hier, wie in den Savannen America's, große Grasſtrecken, aber ihnen mangeln die lieblichen Blumen, welche, gleich dem Tauſendſchön, der Butterblume und dem Klee, aus unſern Wieſen ſchauen und ihren Duft zu dem ſanften Wohlgeruch miſchen, den das Gras mit dem Thau aufſchickt, gleich dem beſcheidenen Opſer der Demuth. Doch iſt das erwähnte Gras, das in unſeren Wieſen, die ſo überreich ſind an größeren ſaftigen Sorten, kaum beachtet wird und auch nur im Sandboden ſich findet, von großem, ja unſchätzbarem Werthe in Hindoſtan. Die Hindu nennen es Dürva oder Dubgras und es iſt dies nach der Be: ſchreibung nichts anderes, als unſer Cynodon dactylon (Eleusine, Cyno- surus). Seine Blüthen in ihrer größten Ausbildung bilden einen der lieb— lichſten Gegenſtände der Pflanzenwelt, und gleichen, durch die Loupe betrachtet, kleinen Rubinen und Smaragden, funkelnd in immerwährender leiſer Be— wegung. Es iſt dieſes Gras das ſüßeſte und nahrhafteſie für's Vieh, und ſeine Nützlichkeit und große Schönheit veranlaßte die Hindu ſchon im grauen Alterthume, es für ein nicht genug zu ſchätzendes Geſchenk einer gütigen Gottheit zu preiſen. „Dürv&“, heißt in einem ihrer alten Religionsbücher, „welches vom Waſſer des Lebens ſtammt, hat hundert Wurzeln und hundert Stengel, beſeitigt hundert meiner Bedürfuiſſe und verlängert mein irdiſches Leben auf hundert Jahre.“ Ehe wir das Land der älteſten Sagen verlaſſen, lenke ich noch Ihre Anfmerkſamkeit auf zwei dort einheimiſche Gräſer, die Moorhirſe und den Reis. Letzterer kommt in vielen Spielarten vor und wird allgemein ange— baut; er verlangt einen ſehr feuchten und fetten Boden, der zeitweiſe unter Waſſer geſetzt werden kann, und reift in vier Monaten; in der Sundaſprache heißt dieſer Reis Sawa. Doch giebt es auch Varietäten, die auf trockenem Boden, namentlich auf Java und in China, gebaut und Tibas genannt werden. Auf Java zieht man die Pflanzen auf Flößen, ähnlich unſeren Mift- beeten, vor und ſteckt ſie bei regneriſchem Wetter. Der Reis iſt eine ſehr wichtige oder vielmehr die wichtigſte Getreide— pflanze, denn ſie dient nicht allein vielen Völkern der heißen Zone zum faſt ausſchließlichen Nahrungsmittel, ſondern ſie liefert der Hälfte des ganzen Menſchengeſchlechts die tägliche Nahrung. So iſt denn der Anbau des Reiſes auch jo weit verbreitet worden, als das Clima es geſtattet, und Egypten, Kleinaſien, Süd- und Nordamerika, Spanien, Italien und Grie⸗ chenland beſchäftigen ſich mit deſſen Kultur. Man bereitet aus dem Reis eine Menge ſchmackhafter Speiſen, geiſtige Getränke und namentlich, in 373 Berbindung mit Zuckerrohr und dem Safte mehrerer Palmen, den Arrac. Die Chineſen brennen aus ihm den Samdſchu, eine Art Wein, der dem Arrac an Stärke gleichkommt und trotz ſeiner furchtbar erhitzenden Wirkung immer ſo heiß als möglich genoſſen wird. Mit einem Reisaufguß leimen die Japaneſen ihr Papier. — Man ſäet in Oſtindien den Reis in das Waſſer, nachdem man ihn zuvor eingeweicht, um ihn zum Unterſinken zu bringen, oder man ſäet ihn in den gereinigten Schlamm natürlicher Sümpfe und in künſtlich angelegte, mehrere Fuß getiefte Baſſins, welche man gehörig bewäſſern kann. Nach einem Monat erſcheinen die von langen Blattſcheiden umſchloſſenen Halme und bald darauf die Aehre, welche ihn unſerm Hafer ähnlich macht. Einige Wochen vor der Reife werden die Felder trocken gelegt und dann die Halme unter der Aehre geſchnitten; das ſtehenbleibende Stroh dient zur Düngung. — Eine Hauptſache bei der Cultur des Reiſes iſt das Ausraufen des Un: krautes, zu welchem Zwecke das Waſſer einige Mal von den Feldern abge— laſſen wird; dieſe Arbeit fordert in Südamerika viele Menſchenopfer, die Sklaven fürchten ſie mehr als die Peitſche des Aufſehers. Bis an die Waden im Schlamme gehend, dem glühenden Sonnenbrande ausgeſetzt, entwickeln ſich ſchon in acht Tagen bei den Arbeitern Fieber, denn dieſe Felder athmen eine Menge ſchädlicher Gaſe aus. Als Gegengift wird Vitriolwaſſer genommen, das oft die Todesgefahr beſeitigt, dafür aber nicht ſelten eben ſo ſchädlich wirkt, als die Fieber ſelbſt. Viele der kräftigſten Sklaven tragen einen ſiechen Körper davon oder liegen wochenlang in den Krankenhütten, bis die Fieber weichen. — Wenige Menſchen denken an dieſes traurige Loos der Erbauer des Reiſes, wenn ſie ſich den köſtlichen Carolinareis in Puddings und Suppen wohlſchmecken laſſen. Das Stroh des Reiſes dient bekanntlich zur Anfertigung feiner Sommerhüte. ö Auf die Moorhirſe werde ich zurückkommen. Nun aber wollen wir wieder zurückkehren zu unſern heimathlichen Ge— treidefeldern, prangend im friſchen Grün des Lenzes oder die ſegensvolle Aehre neigend im Sommer; zu den freundlichen, blumigen Matten bedeckt von weidenden Schafen und Rindern; zu den graſigen Tummelplätzen der fröhlichen Jugend und den ſtillen Weideflecken des Hochwildes im ſchattigen Walde. IV. Unter all' den unzähligen Gräſern der Erde iſt nur eines, dem man ſchädliche Eigenſchaften nachſagt: es iſt der Taumellolch, Lolium temulentum, welcher auf den Feldern vorkommt. Er iſt dem Weizen ähnlich, bis beide Pflanzen in die Aehren treten. Die Alten glaubten, in trockenen Sommern verändere ſich der Weizen in den betäubenden Lolch, eine Meinung, welche ſich noch heutzutage unter dem Landvolk erhalten hat. Die alten, wie auch neuere Schriftſteller glauben in dieſem Gras das Infelix lolium des Virgil zu erkennen, welches dieſer in ſeinen Gedichten verdammte; Andere gingen weiter und fanden in dieſer Pflanze das Unkraut, welches nach dem bibliſchen Gleichniß der böſe Feind in den Weizen ſtreut, während der Ackersmann ſchläft. Bekannt iſt, daß ſelbſt heutzutage die Landleute in Syrien nicht 374 gewohnt find, ihr Getreide vom Unkraut zu reinigen, und da mag denn wohl der böſe Feind, den wir Unordnung nennen, zu ſuchen ſein. Die Araber behaupten, daß der Samen des Taumellolch Diejenigen berauſche, welche ihn mit dem Brote genießen und großen Durſt verurſacht. Das arabiſche Wort dafür iſt tares und die Franzoſen übertrugen es in Ivraie, von ivre, trunken. Durch eine Corruption dieſes Wortes in der engliſchen Sprache iſt die Benennung für die ganze Gattung Lolch gekommen, welche auch bei uns eingebürgert, die Benennung: Raygras. In manchen Ländern überwuchert der betäubende Lolch manchmal den Weizen und ſoll dann, mit dieſem genoſſen, Kopfweh, Schwindel und Unſicherheit beim Sprechen ver— urſachen. — Von verſchiedenen Botanikern wird indeſſen jede Schädlichkeit dieſer Pflanze in Abrede geſtellt und behauptet, daß in Zeiten der Noth viele Leute ihr Brot von dieſem Samen genommen. In China iſt es ver- boten, denſelben zu gährenden Getränken zu verwenden. | Ein weit bekannteres Gras dieſer Gattung iſt das engliſche Raygras (L. perenne) und die unter dem Namen italieniſches Raygras vor— kommende Abart, worüber ich kaum etwas zu ſagen brauche, denn Sie kennen wohl alle dieſen Hauptbeſtandtheil unſerer Zierraſen, welcher in Schottland im Großen angebaut wird und auch als vorzügliches Futter— gras dient. Die Gattung Festuca hat ihren Namen von dem celtifhen Worte fest, welches Futter und Viehweide bedeutet. Unter vielen nützlichen Species nenne ich Ihnen den Schaafſchwingel (F. ovina), eine ſchöne, buſchige Pflanze mit kurzen, oft rinnenförmigen Blättern und 6—8 Zoll hohem Halm. Es iſt dies ein paſſendes Gras für trockene Wieſen, da ſein ſtarker Wurzelſtock ihm auf ſolchem Boden zu wachſen geſtattet, auf welchem andere Gräſer nicht mehr fortkommen. Der Schafſchwingel iſt übrigens auch ein ſehr gutes Untergras für Wieſen auf beſſerem Boden. Die Schafe freſſen es ſehr gern und werden davon fett. — Der größte Theil der Vegetation auf den Hybriden wird von dieſen und anderen Species der Gattung Festuca gebildet, worunter auch die bei uns als Futtergräſer allgemein verbreiteten Festuca duriuscula und pratensis, der harte und Wieſen— ſchwingel. . Der Rohrſchwingel, Fest. arundinacea, eignet ſich als Obergras für waſſerhaltige, thonige Wieſen, ſteht indeſſen als Futtergras den vorigen nach, da ſeine rohrartigen, harten Stengel mehr zum Futter für Pferde, als für das Rindvieh zu benutzen ſind. Wild finden wir dieſes Gras in Gräben, an ſeichten Ufern, unter Weidenbüſchen und dort weniger zahlreich zuſammen. An den Ufern der Flüſſe miſcht es ſich unter das Schilfrohr (Arundo Phragmitis) und die Baldingere (Phalaris arundinacea). Dieſe drei genannten Gräſer bilden, in Verbindung mit den Binfenz, Woll⸗ und einigen Cypergräſern die prächtigen grünen Einfaſſungen der Flüſſe, Seen und ſtehenden Waſſer, und zwiſchen ihrem üppigen Blattwerk ſprießen die ſchönſten unſerer wildwachſenden Blumen; der Weiderich mit ſeinen Purpurähren, die Dotterblume, das Pfeilkraut, der Wechſelknöterich, das Pillenkraut, die doldige Waſſerviole mit ihren roſigen Blüthendolden, der gelbe Schwertel und viele andere. 375 Laſſen Sie uns einen Augenblick an einem dieſer ſumpfigen Seen verweilen, wie ſie in den Niederungen Norddeutſchlands häuſig ſind, um das Treiben und Leben zu beobachten, das dort herrſcht. Das Rohrſchilf flüſtert leiſe im Abendwinde, die Rohrkolben ſchwanken und neigen ſich zu einander und ſchaukeln das künſtlich an ſie befeſtigte Neſt des Teichrohrſängers, in welchem die Mutter zärtlich die junge Brut mit dem eigenen Leibe wärmt; das Männchen hat eben das Neſt verlaſſen und klammert ſich an den ſchwankenden Halm, mit gellender Stimme das Leben weckend. Und es regt ſich und rauſcht im Schilf; neugierig blickt das niedliche Waſſerhuhn hinaus in die „Blänke“, wo wilde Enten ihr glänzendes Gefieder in das vom letzten Abendſtrahl erglühende Waſſer tauchen und geſchäftig den Jungen in den Brutlagern kleine Fiſche und Inſekten bringen. Jetzt ſchießen die flinken Thierchen blitzſchnell zwiſchen die Stengel, denn ein ungewöhnliches Geräuſch hat ſie erſchreckt; aber es war nur ein Fiſchreiher, der ſich aus dem offeneren Theile des See's zurückzog. Im Augenblicke haben die Enten ihren Irrthum eingeſehen und ihr flinkes Treiben beginnt von Neuem; kühner wird ihr Geſchnatter in der eintretenden Dämmerung, in das ſich der gellende Ton des Rohrhuhnes und das Zirpen des Binſenrohrſängers miſcht. Im dichteſten Halmwald ertönt der dumpfe Ruf der Rohrdommel und der Fiſchreiher krächzt. Plötzlich ertönt der gebieteriſche Schrei des gehäubten Steißfußes; er ſammelt ſeine Jungen unter die Flügel, bereit, mit ihnen im entſcheidenden Moment unterzutauchen, denn ſeine ſcharfen Sinne künden ihm Gefahr. Alles Leben verſtummt bei dieſem Ruf, ſelbſt die Rohrhalme ſcheinen er— wartungsvoll zu lauſchen, denn regungslos harren die gefiederten Schwimmer in ihren ſchnell aufgeſuchten Verſtecken. Und ſiehe, in der That, der Warner hatte Recht! Dort, wo die Binſen eroberungsſüchtig in das ſtille Waſſer eindringen und ſich nach allen Richtungen unter dem Waſſer ausbreiten, kommt vorſichtig über das dichte und zähe ſchwimmende Geflecht ein Mann, mit einer Stange den Wurzelfilz vor ſich unterſuchend, damit er die gefähr— lichen Löcher vermeide. Der Vogel hat den Kommenden erkannt, über deſſen Schulter das todtbringende Rohr hängt, welches auch ihm droht, denn ſein ſammtenes Gefieder wird zu feinen Handmanſchetten und Muffen verarbeitet. Der Jäger arbeitet ſich nach dem offenerern See hin, um dort den Schwan oder die wilde Gans zu beſchleichen. Vergebens war ſein Bemühen; zwiſchen dem Schilfe, wo das Waſſer eine Gaſſe bildet, zeigen ſich zwei helle Punkte; es ſind dies die brennenden, ſamtenen Samenkolben des breitblätterigen Rohr— kolbens, welche Fiſcher an ihrem Kahne befeſtigen, denn der Abend beginnt bereits zu dunkeln. Der Jäger ruft an, der Kahn arbeitet ſich in die Binſen, ein Brett wird auf das ſchwanke Geflecht geworfen, dazu ein Strick, den der Jäger erfaßt — und nach wenigen Minuten hat ihn der Kahn auf— genommen. Ein kurzes Geſprich, dann gleitet der Kahn faſt unhörbar weiter, die Lichter verſchwinden und bald erwachen wieder die Rufe, erſt ſcheu und einzeln, bis im Gefühle der Sicherheit wieder das alte Treiben, Singen und Lärmen beginnt. — Aber dort, näher dem Ufer, lauſcht der Fuchs in ſeinem Verſteck und ſchießt mit mächtigem Satz aus ſeinem Hinterhalt, wenn ein unglücklicher Vogel ahnungslos ihm nahe 376 kommt; er hat feine Beute erfaßt und trabt nun zurück, die dünneren Halme vor ſich niedertretend, in ſeinem Siegesrauſch weniger vorſichtig. — Das iſt ein kleines Bild des Lebens zwiſchen den Waſſergräſern am dämmernden Abend. — (Fortſetzung folgt.) NIIT Literatur. 5 Die Cultur der Alpenpflanzen. Von A. Kerner. Innsbruck, Wagner'ſche Buchhandlung. 1864. 8. VI. und 162 S. 22½ Sgr. Gartenfreunde und Botaniker machen wir auf das in der Wagner'ſchen Univerſitäts⸗ Buchhandlung in Innsbruck erſchienene Büchlein von Prof. Dr. A. Kerner, „die Cultur der Alpenpflanzen“ betitelt, aufmerkſam. Der Verfaſſer, deſſen jüngſtes Werk: „Das Pflanzenleben der Donauländer“ als epochemachend allſeitig begrüßt worden iſt, hat mit außerordentlichem Erfolge die Alpinen-Cultur im botaniſchen Garten der k. k. Univerſität zu Innsbruck begründet. In dieſem Büchlein giebt Pro— feſſor Kerner eine ausführliche, mit Holzſchnitten erläuterte Beſchreibung des Cultur⸗Verfahrens, mit ſorgfältiger Rückſichtnahme auf die Bodenverſchieden— heiten und die Lebensbedingungen der Alpenpflanzen in der Alpinen-Region und in niederen Gegenden. Eine eingehende Kritik in der öſterreichiſchen Wochenſchrift für Wiſſen— ſchaft und Kunſt bezeichnet das Buch als ein kurzgefaßtes Lehrbuch der allgemeinen Phyſiologie der Alpenpflanzen, aus dem der Laie ebenſo gut, wie der Sachverſtändige die Lebensbedingungen derſelben kennen und ein— ſehen lernt, wie es möglich ſei, die große Mehrzahl derſelben in der Nie— derung der Art zu cultiviren, daß ſie dem Freunde der Alpenflora einen leicht erworbenen Genuß, dem Forſcher ein koſtbares Mittel zur beſtändigen Beobachtung und zu Verſuchen bietet. Von demſelben Verfaſſer ſteht, wie wir hören, ein mit Illuſtrationen geſchmücktes „Pflanzenleben der Alpenwelt“ als Gegenftüc zu ii 8 Thierleben der Alpenwelt in Ausſicht. 3 Daniel Hooibreuk's künſtliche Behandlung und Befruchtung der Körnerfrüchte und Bäume von J. J. Rochuſſen, Staatsminiſter. Aus dem Holländiſchen von E. von Franckenberg. Mit in den Text gedruckten Abbildungen. Hamm. G. Grote'ſche Buchhandl. (C. Müller). 1864. kl. 8. 48. S. Die Hooibrenk'ſche künſtliche Beſruchtungs-Methode der Körnerfrüchte und Bäume iſt in faſt allen Fachſchriften beſprochen worden, indem ſelbige das allgemeinſte Intereſſe, ganz beſonders aber in Frankreich erregt hat, denn die im vorigen Jahre zu Sillery und Chälons angeſtellten Verſuche haben ſo glänzende Reſultate geliefert, daß für die Brauchbarkeit der künſt⸗ lichen Befruchtung bei den Körnerfrüchten wohl kaum mehr Zweifel obwalten können, die etwa noch vorhandenen werden gehoben werden, wenn auf's Neue in großartigem Maaßſtabe Experimente angeſtellt werden. Die von dem k. niederländiſchen Staatsminiſter Herrn J. J. Rochuſſen 377 oben genannte Schrift enthält nun alles, was derſelbe über die Hooibrenk'ſche künſtliche Behandlung und Befruchtung der Körnerfrüchte ſelbſt hörte und ſah, und um in ſeinen Mittheilungen ganz ſicher zu ſein, hatte derſelbe das Manuſcript vorher Herrn Hooibrenk zur Durchſicht unterbreitet. Herrn E. von Franckenberg wird das deutſche Leſepublikum danken, daß er dieſe, ein fo hohes Intereſſe erregende kleine Schrift in's Deutſche überſetzt und ſo auch den deutſchen Freunden der Landwirthſchaft und Gärtnerei dieſelbe zugänglich gemacht hat. Die Schrift enthält des Neuen, Wichtigen und Practiſchen ſo viel, daß wir ſie allen Leſern unſerer Zeitung zum aufmerk— ſamen Durchleſen beſtens empfehlen wollen. o Die Hybridation und Sämlingszucht der Roſen, ihre Botanik, Claſſification und Cultur nach den Anforderungen der Neuzeit. Practiſche Anweiſung zur Erziehung neuer Roſen-Varietäten und Hybriden aus Samen, ſowohl im Freilande als auch in Glashäuſern und Fenſterbeeten von Rudolf Geſchwind, k. k. Förſter, Mitglied des k. k. zoolog.-bot. Vereines, in Wien ꝛc., mit 5 colorirten Taf. und einem Roſen-Bouquet als Titelkupfer. Wien 1864. Druck und Verlag der typ. -liter.⸗artiſtiſch. Anſtalt (L. C. Zamarski und C. Dittmarſch). 1. Lief. gr. 8. 72 S. Bis vor einem Jahrzehend glaubte man, daß nur in Frankreich in Folge ſeines milden Klimas die ſchönſten Varietäten der Königin der Blumen, der herrlich duftenden Roſe, gewommen werden könnten, ſeitdem nun aber in neuerer Zeit auch der berühmte engliſche Roſenzüchter William Paul den Beweis geliefert hat, daß die Erziehung neuer prächtiger Roſen in England möglich iſt, erleidet es auch keinen Zweifel, daß dies nicht auch in Deutſchland der Fall ſein ſollte, denn ſo gut wie es den deutſchen Gärtnern gelungen iſt in Erziehung neuer und ſchöner Varietäten von allen nur möglichen Flor— Blumen den Engländern und Franzoſen den Ruhm abzulaufen, ebenſo gut wird es ihnen auch bei angewandtem Fleiße und Mühe gelingen, neue Roſen⸗Varietäten zu erziehen. . Herr R. Geſchwind tritt nun mit obigem Werk vor die Oeffentlichkeit, um auch für den Continent das gleiche Recht zu vindiciren. Seit einer langen Reihe von Jahren hat ſich der Verfaſſer mit der Roſencultur be— ſchäftigt und ſpricht es offen aus, daß die meiſten über Roſencultur in Deutſchland erſchienenen Werke nur unpractiſche Ueberſetzungen fremdlän- diſcher Bücher ſind, in denen die Erziehung neuer Roſenvarietäten viel ſchwieriger und mühevoller dargeſtellt werden, als dies wirklich der Fall iſt. In dieſem Werke wird uns gelehrt, wie all' jene Uebelſtände abzuhelfen ſind, indem der Verfaſſer aus practiſcher Erfahrung die ganze Cultur der Roſe behandelt und zugleich die Mittel angiebt, durch welche der Samenbau der Roſe allein zu ermöglichen iſt. Allen Roſenfreunden, und wer iſt dies nicht, wird dieſes Buch eine ſehr willkommene Gabe ſein, ſelbiges iſt ein blos auf practiſche Cultur der Roſe baſirtes Werk, deſſen Verfaſſer ſich zur alleinigen Aufgabe geſtellt hat, durch Wort und Bild zugleich zu erläutern ſo wie unter Einem die ganze Cultur der Roſe zu umfaſſen, beſonders aber auf jene Mittel hin— deuten, durch welche der Samenbau allein zu ermöglichen iſt. Die Dar— 378 ſtellung, noch unterſtützt durch ſehr belehrende Tafeln, iſt eine einfache, ſehr verſtänd⸗ liche, daß ſelbſt der beſchränkteſte, in die Geheimniſſe der Sämlingszucht nicht eingeweihte Roſenfreund im Stande ſein wird, neue Varietäten auf eine ein⸗ fache und billige Weiſe zu erziehen. Das Werk, dem um die Gartenkunſt ſo ſehr verdienſtvollen Redacteur des „Deutſchen Magazins“, Hrn. Dr. W. Neubert, gewidmet, erſcheint in 5 monatlichen, elegant ausgeſtatteten Lieferungen, jede zu dem Preiſe von 20 Ngr. Das erſte Heft enthält die Botanik, Claſſification und den Anfang der ſpeciellen Beſchreibung der bekannteſten Roſenarten und deren Culturmethode. Alle Gärtner, namentlich Roſenfreunde, machen wir nicht nur auf dieſes Werk aufmerkſam, ſondern empfehlen daſſelbe auch auf's Angelegentlichſte.“ E. 5 Feuilleton. * Lilium auratum. Dieſe eben fo prachtvolle, wie zur Zeit noch ſeltene Lilie, blüht gegenwärtig (Ende Juni) auf der oberſten Terraſſe in Sansſouci zu Potsdam vor den Zimmern Ihrer Majeſtät der Königin Wittwe. Sie iſt unſtreitig die ſchönſte und großblumigſte aller bekannen Arten dieſer Gattung, und verbreitet einen ſehr angenehmen Geruch. Ihre Majeſtät die Königin Eliſabeth hat dieſelbe für den Königlichen Schloßgarten von Charlottenhof vergangenen Herbſt ankaufen laſſen. Cocosnuß⸗Palme. Daß eine Cocosnuß-Palme in dem Gewächs— hauſe im Palaſtgarten des Herzogs von Northumberland zu Syon geblüht und eine Frucht angeſetzt hatte, theilten wir ſeiner Zeit den Leſern als ein großes Ereigniß in der Gartenkunſt mit. Unterm 2. Juli bringt „Gardeners Chronicle“ die erfreuliche Notiz, daß die damals erwähnte Frucht völlig ausgereift ſei. Jedenfalls iſt dies das erſte Mal, daß eine Cocosnuß in Europa zur Reife gelangt iſt. Cereus grandiflorus. Dieſe Cactus-Art gehört bekanntlich wegen ihrer großen, äußerſt angenehm duftenden Blumen mit zu den allerſchönſten Arten. Leider öffnen ſich deren Blumen erſt gegen Abend und blühen nur eine Nacht, ſo daß es in vielen Gärten immer noch zu einem Ereigniß gerechnet wird, wenn ein Cereus grandiflorus oder die ſogenannte „Königin der Nacht“ zur Blüthe gekommen iſt, an vielen Orten wird auf ein ſolches Ereigniß ſelbſt durch die Tagesblätter aufmerkſam gemacht und zur Beſichti⸗ gung des blühenden Cactus eingeladen. Nur daß man eine eben auf- brechende Cereus grandiflorus-Blüthe in einen Eiskeller oder an einen ganz kalten Ort brachte, hatte man es erlangt, daß die Knospe ſich dann erſt am nächſten Morgen, ſobald die Pflanze in einen wärmeren Raum zurückgebracht wurde, entfaltete. | In „Gardener's Chronicle“ wird nun mitgetheilt, daß der Inſpector des botaniſchen Gartens zu Edinburg, Herr Mac Nab, in der Sitzung der botaniſchen Geſellſchaft daſelbſt am 12. Mai eine Blüthe des Cexeus grandiflorus ausgeſtellt habe, die noch völlig entfaltet war, obgleich ſelbige ſeit 5 Tagen im Waſſer ſtehe. 379 Verpacken der Orchideen. Nach dreißigjähriger Erfahrung hält Herr U. Skinner die Tillandſia als das beſte Material zum Verpacken der Orchideen, die von Mittel- oder Südamerika nach Europa geſandt werden ſollen. Dieſe Tillandſia (Til. usnoides), barba de palo genannt, wächſt in allen hochgelegenen Regionen Süd- oder Mittelamerika's. Um ſie als Packungsmaterial zu verwenden, ſammle man ſelbige im lebenden geſunden Zuſtande und bewahre ſie während 2 oder 3 Tage an einem ſchattigen Orte, wo ſie der Luft aber nicht der Sonne ausgeſetzt iſt. Iſt die Tillandſia völlig trocken, ſo lege man davon eine Lage auf den Boden der Kiſte, dann lege man behutſam einige Pflanzen, nicht zu eng aneinander, darauf, dann wieder eine Lage Tillandſia, wieder Orchideen, und ſo fort, bis die Kiſte auf dieſe Weiſe gefüllt iſt. Die oberſte Lage Tillandſia muß ziemlich hoch ſein, denn dadurch wird ſowohl zu große Hitze, als auch Kälte von den Pflanzen abgehalten. Die ganze Kiſte wird, wenn gefüllt und zuge— macht, mit einer Baſtmatte umgeben, um ſie vor Näſſe, namentlich vor Seewaſſer, zu ſchützen und auf Deck des Schiffes geſtellt, welcher Platz beſſer iſt, als jeder im inneren Raume. Nieſenconiferenſtamm. Wie die Flora in No. 18 aus dem Bulletin de la Société botanique de France mittheilt, iſt jüngſt eine Scheibe von einem Coniferenſtamme aus Amerika angekommen, die 30 Fuß Durch— meſſer hat. Bei der Zählung der Jahresringe ergab ſich ein Alter von 6300 Jahren für dieſen Baum. Gegen die Karteffelfäulniß fol, nach den Mittheilungen eines Herrn Ponſard in Chalons, ein erfahrener Landwirth und Präſident des dortigen landwirthſchaftlichen Vereins, das beſte Mittel ſein, die Kartoffeln nicht vor dem 1. Juni zu pflanzen, anſtatt wie gewöhnlich im April. Dadurch würden die Fröſte, der Mehlthau, ſowie die Einwirkung der Hitze im Juli und deren ſchädliche Wirkungen auf das Kraut und Knollen der Kartoffelpflanzen vermieden und eine geſunde Frucht erzielt. Buntblättrige Pflanzen. Die Japaneſen beſitzen eine große Vor⸗ liebe für buntblättrige Pflanzen. Man findet in den Gärten von faſt allen Pflanzen, die dort cultivirt werden, auch buntblättrige Varietäten; ſelbſt von den vielen prachtvollen Coniferen, die in der jüngſten Zeit von dort zu uns gelangt ſind, haben ſie ſolche Abarten gezogen. Die Blätter ſind meiſt ſilberweiß, goldgeld, gelbgrün oder roth geſprenkelt, gefleckt, geadert, ge— flammt, geſtreift oder gerandet. (Flora.) Die Olivenbäume im Kreiſe Raguſa find von einer Krankheit befallen, die unter dem Namen Scesce eine fo große Ausdehnung gewonnen hat, daß die am meiſten betroffenen Grundbeſitzer ſich zu einem Anſuchen um Nachſicht der Steuern veranlaßt geſehen haben. Blätter und ganze Zweige ſterben ab; die Früchte bekommen ſchwarze Punkte, die nach und nach um ſich greifen und das völlige Verderben derſelben herbeiführen. ’ (Flora.) Mineralſalzlöſung zum Begießen der Blumen in Töpfen. Profeſſor W. Knop in Wädern bei Leipzig empfiehlt die Anwendung von Mineralſalzlöſungen zum Begießen der Blumen in Töpfen anſtatt des Waſſers. Wenn auch nicht bei jeder Pflanze, ſo wird man dadurch doch 380 bei vielen eine raſchere und üppigere Entwickelung aller Organe und ſchöne, große Blüthen erzielen. Zunächſt empfiehlt er folgendes Verfahren. Man löſe zuerſt 0,5 Gram. kryſtalliſirtes Bitterſalz, 1,5 Gram. Kaliſalpeter und 4 Gram. ſalpeterſauren Kalk in 24 Fluß- oder Brunnenwaſſer und ſetzt dann 10 Gram. dreibaſichphosphorſauren Kalk, der durch Fällen einer Chlor⸗ caliciumlöſung mit phosphorſaurem Natron bereitet worden iſt, oder ſtatt deſſen 20 Gram. Bakerguano hinzu. Dieſe Löſung bereitet man mindeſtens 14 Tage vor der Anwendung und ſchüttelt ſie mehrmals täglich um, da ſich der phosphorſaure Kalk nur langſam auflöſt. Dann und wann fülle man noch die Unterſetzer damit, um die Wurzelſpitzen zu tränken. Concen⸗ trirter darf die Löſung bei den meiſten Pflanzen nicht angewendet werden. Auf die Verhältniſſe der Salze zu einander ſcheint es nicht fo genau anzu⸗ kommen, da auch andere Verhältniſſe ebenſo günſtige Reſultate gegeben haben. Ebenſo kann man auch wohl die ſchwefelſaure Magneſia durch Salpeterſäure erſetzen, da die meiſten Brunnenwaſſer ſchwefelſaure Salze genug enthalten. (Flora.) Giftige Schwämme unſchädlich und genießbar zu machen. Trotzdem, daß ſo viele behaupten, giftige Schwämme von den unſchädlichen auf den erſten Anblick zu unterſcheiden, fehlt es doch nicht an traurigen Beiſpielen, wo der Genuß ſolcher Champignons höchſt bedenkliche Zufälle, ſelbſt den Tod verurſachte. So frühſtückten am 25. October 1859 ſechs Offiziere in der Garniſon zu Certes Schwämme, die einer von ihnen Tags vorher in einem Kaſtanienwäldchen geſammelt hatte. Die Champignons hatten ihre natürliche Farbe. Alle bemerkten, daß fie ſehr ſalzig ſchmeckten. Obgleich ſie dem Wirthe verdächtig ſchienen, ſo iſt doch nicht bemerkt, ob ſie mit einem ſilbernen Löffel oder einer Zwiebel zuſammengekocht worden waren. Bekanntlich, wenn dieſe ſchwarz dabei anlaufen, bei uns ein Zeichen, daß ſie giftig ſind. Bei allen ſechs Offizieren zeigten ſich Zeichen von Vergiftung: Blutcongeſtionen nach dem Kopfe, Betäubung und Coma. Kein Verluſt der Geiſteskräfte. Die Unglücklichen konnten ihren Tod kommen ſehen. Dieſer Umſtand machte einen Hauptgegenſtand der Sitzung der Akademie der Mediein in Paris vom 10. April 1861 aus und führte zu folgenden Reſultaten. Schon Paulet gab in ſeinem „Traité des Champignons“ 1793 folgende Vorſchrift, nach ſeinen Verſuchen an Thieren, ſelbſt giftige Schwämme unſchädlich zu machen: Wenn man ſie in Stücke zerſchneidet, dieſe alsdann in Seewaſſer, Eſſig oder weingeiſtige Flüſſigkeiten taucht, ſo benimmt man ihnen das Gift und ſie können ohne allen Nachtheil zur Nahrung dienen. (Bekanntlich aßen ſchon die Römer alle auf dieſe Weiſe bereiteten Schwämme ohne Unterſchied.) Dr. Goltier bezeugt in ſeinem „Traité de Toxicologie“, man könne alle Schwämme ihrer giftigen Eigenſchaften berauben, ließe man ſie eine Viertelſtunde lang in friſchem Waſſer kochen. Uebrigens entzöge auch Eſſig, Alkohol, Salz oder alkaliſches Waſſer ihnen ihr giftiges Princip. Im Norden conſervirt man alle Schwämme ohne Unterſchied in Salzwaſſer. Dr. Flandin behauptet in ſeinem „Traité des poisons 1853“, es gäbe kein beſtimmtes Zeichen, zu entſcheiden, ob ein Schwamm giftig ſei oder nicht. Das beſte Verfahren, auch zweideutige Schwämme ihrer giftigen Eigenſchaft zu berauben, beſtände 381 darin, fie öfters in friſchem Waſſer abzuwaſchen oder fie in Salzwaſſer oder in einer ſauren oder alkaliſchen Flüſſigkeit maceriren zu laſſen. Man ſieht, daß bereits mehrere ausgezeichnete Chemiker in dieſer Anſicht übereinſtimmten, doch entging das einfache Verfahren einer näheren Prüfung, bis im Jahre 1851 Frederic Gérard diejenige Procedur vor einer Commiſſion wieder— holte, die von dem Polizeipräfecten zu dieſem Zwecke ernannt worden war und die ganze Sache außer Zweifel ſetzte. Dr. Flandin, Mitglied dieſer Commiſſion, berichtet, die Agaricusarten, die Herr Gérard uns friſch geſam— melt vorzeigte, war der Agaricus bulbosus nebſt einigen anderen der giftigſten Schwämmearten. Wir ſahen ſie nach ſeiner Art in den ange— gebenen Flüſſigkeiten zubereiten, und dann von ihm und ſeiner Familie ohne Anſtand genießen. Sie hatten einen angenehmen Geruch, waren aber hart, beinahe lederartig. Das Verfahren des Herrn Gérard machte die Mitglieder beherzt. Sie aßen eine hinreichende Menge ohne allen Schaden. Nach Gérard nimmt man auf 500 Grammes lein franzöſiſcher Gramm enthält nach dem deutſchen Medicinalgewicht 16 ¼0 Gran) Schwämme von mittlerer Größe ein Maaß (litre) Waſſer mit drei Eßlöffel Eſſig oder zwei Eßlöffel grauen Salzes. Hat man nur Waſſer zu ſeiner Dispoſition, ſo muß man dieſes zwei bis dreimal wechſeln. Darin läßt man die Schwämme zwei volle Stunden maceriren. Dann wäſcht man ſie wieder mit friſchem Waſſer, ſetzt ſie hierauf in kaltes, kocht fie eine halbe Stunde, wäſcht fie wieder, trocknet ſie und trägt ſie auf. Die Commiſſion beendet ihr Gutachten mit einem Dank an Herrn Gérard und mit dem förmlichen Beſcheid: „Es ſei möglich, die giftigſten Arten der Schwämme genießbar zu machen. Das dazu gebrauchte Waſſer muß aber ausgeſchüttet werden.“ Dr. A. Clemens in den Frankf. Bl. nach der Gaz. des Hopitaux.) — Perſonal⸗Notizen. Zürich. + Der Apotheker und an der hieſigen Univerfität als Privat- Docent der Botanik habilitirte Dr. Wilhelm Kabf ch (gebürtig aus Breslau) war vorige Woche in den Canton Appenzell verreiſt, um dort zu botaniſiren. Seine Freunde hatten ihn abgerathen, unmittelbar nach dem anhaltenden Regen Excurſionen in das Hochgebirge zu machen. Nachdem er einige Tage mit einem guten zuverläſſigen Führer Ausflüge, auch auf den Sentis, gemacht hatte, brach er am 20. Juni Morgens allein von der Schwendi auf, um am „hohen Kaſten“ Pflanzen zu ſammeln. Zwei Gaisbuben beobachteten längere Zeit den an gefährlichen Plätzen ob der Alp Soll herumkletternden Fremden, bis vorüberrollende Nebel ihn ihren Blick entzogen. Einige Stunden ſpäter ſahen die gleichen Buben den Todtgefallenen drunten liegen. Sein Leichnam wurde am 23. Juni auf dem Friedhofe von Fluntern beerdigt. Pfarm. Ztg. (Der Verſtorbene hat ſich der botaniſchen Welt durch mehrere in den Fachſchriften von ihm erſchienenen Arbeiten bekannt gemacht.) Stuttgart. Der um die geſammte Gartenkunſt ſich ſehr verdient machende und rühmlichſt bekannte Redacteur des „deutſchen Magazines“, Herr 382 Wilh. Neubert in Stuttgart, wurde von der Univerſität zu Jena zum Doctor Philosophiae promovirt. — Belfaſt. Am 5. Juli d. J. ſtarb der allgemein geachtete Curator des botanifchen Gartens zu Belfaſt in Irland, Herr Daniel Ferguſon. Herr W. Hooker Ferguſon, Sohn des Verſtorbenen, iſt als deſſen Nachfolger beſtimmt. Berichtigung. S. 323. Z. 2 v. U. muß es heißen: im Namen der von dem genannten Verein erwählten Ausſtellungs-Commiſſion haben die Unterzeichneten Hrn. Th. Ohlendorff und J. W. Köhler nachſtehendes Preisprogramm veröffentlicht. Neuheiten. Wir offeriren: Sgr. Lastrea Standishii. Zwei ſchöne harte Farne aus Japan.... ah r A Opacea, welche unſere Winter unter leichter Bedeckung völlſtändig wertungen: et. 2 ul ee Aen. ee A ec Selaginella involvens (S. japonica). Eine der reizendſten Arten dieſes beliebten Genus. Wird wahrſcheinlich im Freien Ver— wendung finden können ande e e 1 0 Gymnogramme Wetenhalllana. Hübſche Varietät; compacter Wuchs, Ende der Wedel ſtraußartig und überall hellſchwefel— gelb ⸗gepndert e ee eee . Bat K, Ag „ nh Lomaria fluviatilis. Die rundgefiederten Wedel find lebhaft grün, mit ſilbergrauem Anflug und ſchwarz behaart. . . . . ...... „ — . 25 Araucaria Rulei. Sehr intereſſante, neue und ſeltene Species. Geſunde, hüpſche Pflanzen 88 „ 10.— Saxifraga Fortunei (2) var. tricolor. Dieſer wunderhübſche Steinbrech iſt nach unſerer Anſicht eine Varietät von 8. sarmentosa. Wir beſitzen die echte 8. Fortunei aus Japan, welche ganz und gar verſchieden iſt von der vorſtehenden und nicht bmnt d Ab e eite 1 12865 Lilium auratum. Starke, blühbare Zwiebeln. ............. rad: Musa vittata. Schön panachirte, junge Pflanzen (zwar ſchon 2jährige Neuheit, aber zu dieſem Preiſe noch nie offerirt) „ 12.— Coleus marmoratus. Weit hübſcher als C. Verschaffeltii ... „ —. 10 Cenoearpus minor. Neu eingeführte, ſchöne Palme, die nur eine mäßige Höhe erreicht und deren Wedel elegant gefiedert, glänzend dunkelgrün, in der Jugend roth ſind. Sehr empfehlenswerth. 2jährige Samenpflanzee nnn „ 3.— 6 Stück „ 12 . Dracena Terminalis rosea var. latifelia. Splendide Varietät der bekannten Species d. ad. e, e, eee 1 A Saccolabium Harrissonianum. Die Blumen dieſer neu einge— führten Art find weiß und von köſtlichem Wohlgeruch. | 12:8 Cültivirte Pflanzen 4 . la: ar „ 18.— 383 Lamprococeus Laurentianus C. Koch. Eine Beſchreibung dieſer ſchönſten Aechmea findet man in unſerem diesjährigen Cataloge No. 28 (ſiehe auch S. 228 dieſer Zeitſchr.) . . . .. 5765710 Sphærogyne latifolia. Dieſe prachtvolle Melaſtomatee bildet einen würdigen Pendant zu Cyanophyllum magnificum 4 & „ 10.— Evonymus jap. var. tricolor. Die ſchönſte der neu eingeführten Var. F 1.— Primula chin. atrorosea flore pleno. Blumen zahlreich, ſtark gefüllt, leuchtend dunkelroſa. Ohne allen Zweifel die reizendſte Barktüt der Species... „„ „ und viele andere Neuheiten mehr, z. B. 5 Varietäten von Aucuba japonica, 6 von Evonymus, Eranthemum rubro-venium, Ficus Cooperii, Grellei und Porteana, Retinospora leptoclada und pisifera aurea, Thujopsis leetevirens und Standishii, Dammara hypoleuca 2c. :c., ſämmtlich zu billigen Preiſen. In vorbereitender Vermehrung ſind unter anderen: Clematis Fortunei und Standishii, Weigelia hort. nivea, von denen wir ebenfalls japa- niſche Originalpflanzen erhalten haben, und welche zum Herbſt in kräftigen Pflanzen geliefert werden können. Wir erlauben uns ſchließlich darauf aufmerkſam zu machen, daß Exemplare des größten Theiles der bisher in dieſer Zeitſchrift aufgeführten Neu— heiten in unſerem Beſitze find, wie aus unſeren Catalogen von 1863 und 1864 erſichtlich iſt, und daß überhaupt vegetabiliſche Neuheiten aller Art jederzeit ohne große Koſten von uns bezogen werden können. Letztere Bemerkung gilt ſelbſtverſtändlich nur für Diejenigen, welche dem vielfach genährten Vor— urtheile nicht mehr huldigen, daß neue Pflanzen gut und preiswürdig nur vom Auslande bezogen werden könnten. | Leipzig, am 1. Juli 1864. Laurentius'ſche Gärtnerei, Etabliſſement für neue und ſeltene Pflanzen. Ueber holländer Blumenzwiebeln, Florblumen⸗Neuheiten, Orchideen, 10—25 Fuß hohe Prachtpalmen, desgl. über die Engros-Preiſe der Baumſchulartikel, erſchien ſoeben Catalog No. 30 und liegt neben Haupt⸗Catalog No. 29, welche zuſammen 140 Seiten compreſſen Druckes umfaſſen, zur Verſendung an geehrte Intereſſenten bereit. l . Geitner's Garten Etabliſſement, Planitz, Stat. Cainsdorf, Sachſen. Preis⸗ Medaillen Eiſerne Gewächshäuſer Preis⸗ ect von London, Hamburg, Und Miſtbeetfenſter, n Se Königsberg ꝛc. ſowie alle Gattungen Königsberg ꝛc. eiſerner Gartenmöbel, hohl und maſſiv, empfiehlt die Fabrik von Julius Unger in Erfurt, und ſtehen Zeichnungen und Preis-Courante gratis zu Dienften, e 384 Unterzeichneter erlaubt ſich, nachverzeichnete Pflanzen in ſchönen kräftigen Exemplaren, zu beigeſetzten Preiſen, zu empfehlen: Camellien in ſchönen leichtblüh. Sorten, mit Knospen, 100 St. 40 — 60 C. Campbel, reich mit Knospen 5 20 —30 „ Dracbena terminalis rosea.......... .. pr. Dutz. 4 — 7, 5 e KR NT sap 1 3 — 5 „ 1 rubra 2 1 2 — 35 5 australis, f pr. Stück 15 —45 G. Ardisia crenulata, mit Früchte pr. Dutz. 2.— 47 Carl Haugck, Handelsgärtner in Altenburg ./ S. F. Strohmatten — S ſind zu haben dieſer Art SS a bei , Ar ; Aug. Garvens, f Nö e in Hamburg. H. Arnoldi 'ſche Obſt⸗Cabinet aus Porzellan-Compoſitions-Maſſe, beſteht jetzt aus 21 Lieferungen, welche 59 Aepfel, 48 Birnen, 1 Pfirſich, 18 Pflaumen enthalten. Jährlich erſcheinen auch ferner 3 bis 4 Lieferungen à 6 Früchte und zwar bei directer Beſtellung zum Preis von Nthlr. 2 pro Lieferung, incl. Carton und gedruckter Beſchreibung frei ab Gotha pr. Caſſe. Bei indirecter Be— ſtellung, daß heißt auf Weg des Buchhandels oder ſonſtiger Verleger, erhöht ſich der Preis auf 2¼ Rthlr. pro Lieferung ꝛc. und nehmen alle deutſchen Buchhandlungen Beſtellungen darauf an. Für Rußland hat die N. Kymmel'ſche Hof-Buchhandlung in Riga, „ England haben die Herren Neſtle & Hunſtmann, 6 Great Trinity Lane, Cannon Str. Weſt in London EC, J „ Holland hat Herr P. Hahmes in Maaſtrich, f „ Ungarn haben die Herren Seyring & Henneke in Oedenburg, „ Oeſterreich⸗Böhmen haben die Herren Waldeck & Wagner in Prag, „ die Schweiz hat die Scherer'ſche Buchhandlung in Solothurn, „ Amerika hat Herr W. L. Schively in Philadelphia den Verkauf des Obſt-⸗Cabinettes, jedoch mit entſprechender Preiserhöhung, übernommen und nehmen Beſtellungen darauf an. H. Arnoldi in Gotha. 7 385 Die zweite internationale Pflanzen⸗ leg verbunden mit einem Congreſſe von Botanikern und Gärtnern, ſoll zu Anfang des Frühjahrs 1865 zu Amſterdam ſtattfinden. Dieſe uns bereits privatim zugegangene Nachricht finden wir in No. 29 der „Wochenſchrift des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preußiſchen Staaten“ vom Profeſſor Dr. K. Koch beſtätigt, dem von Seiten des Secretariats des beſonders dazu zuſammengetretenen vorbereitenden Aus— ſchuſſes in den Niederlanden nähere Nachrichten zugegangen ſind, um dieſelben in der Wochenſchrift zu veröffentlichen, damit ſchon jetzt die Aufmerkſamkeit der Botaniker und Gärtner, wie aller ſich für Pflanzenkunde und Gartenbau Intereſſirenden darauf gelenkt werde, und von Seiten der erſteren, inſofern dieſe Antheil nehmen möchten, ebenfalls die nöthigen Vorbereitungen getroffen werden. Aus dieſem Grunde theilen wir auch den Leſern der Hamburger Gartenzeitung das durch die oben genannte Zeitſchrift über die beabſichtigte 2. internationale Pflanzen- und Blumenausſtellung bis jetzt Bekanntgewordene im Nachſtehenden mit. Es haben bereits mehrere Sitzungen des vorbereitenden Ausſchuſſes, der zu dieſem Zwecke zuſammengetreten iſt, ſtattgefunden. Sämmtliche Gartenbau-Vereine der Niederlande waren durch Abgeordnete vertreten. Am 27. Juni conſtituirte man ſich endgültig und beſchloß: 1. daß Ende März oder Anfang April 1865 eine große Ausſtellung in dem neu erbauten Palaſte für Induſtrie in Amſterdam ſtattfinde, 2. daß damit zu gleicher Zeit ein Congreß zur Berathung wiſſen— ſchaftlicher und practiſcher Gegenſtände verbunden werde, 3. In⸗ und Ausländer ſollen zur Theilnahme eingeladen werden. Beide können ſich um die Aufgaben, welche zur Concurrenz ausgeſchrieben werden, ohne Unterſchied bewerben und participiren an den dafür ausgeſetzten Preiſen. 4. Es werden Preisrichter ernannt, welche zu einer Jury zuſammen— treten und ihre Ausſprüche kund thun. Ihre Majeſtät die Königin geruhten, das Protectorat über Ausſtellung und Congreß zu übernehmen, während Seine königl. Hoheit, der Prinz von Oranien, das Ehren-Präſidium annahm. Es wurde auch zur Ent— werfung des Programmes geſchritten; in demſelben ſind nicht weniger als 170 Aufgaben geſtellt. Privatim iſt Herrn Profeſſor Koch noch mitgetheilt worden, daß der Ausſtellungsraum ſo umfaſſend iſt, daß alle entſprechenden Einſendungen angenommen und auch gut aufgeſtellt werden können. Der hauptſächlich dazu beſtimmte Saal umfaßt nicht weniger als 10,000 Sitzplätze. Dem entſprechend werden auch die Preiſe ſein, denn es ſind bereits 13,200 hol— Hamburger Garten⸗ und Blumenzeitung. Band XX. 25 386 ländiſche Gulden (gegen 8000 ) ausgeſetzt, für Blumenzwiebeln allein find 3200 Gulden (faſt 2000 ) beſtimmt. Die Aufgaben werden alle Zweige der geſammten Gärtnerei umfaſſen. Es wird ferner ſo eingerichtet werden, daß alle einigermaßen wichtigen Culturen und alle Familien, Pflanzengruppen oder Florblumen, welche irgend eine gärtneriſche Wichtigkeit haben, vertreten ſind. Was den Congreß anbetrifft, ſo wird man ebenfalls Sorge tragen, daß Männer, die der gewichtigen, aber auch ſchwierigen Stellung völlig gewachſen ſind, um die wiſſenſchaftliche und zugleich practiſche Bedeutung aufrecht zu halten, an der Spitze ſtehen. Wie es heißt, wird man den Profeſſor Miquel in Utrecht, einen unſerer bedeutendſten Botaniker, als Präſidenten, den Profeſſor Rauwenhoff in Rotterdam hingegen als Seeretair zu gewinnen ſuchen. Das Programm, was in holländiſcher und franzöſiſcher Sprache bereits gedruckt wird, behalten wir uns vor, ſobald daſſelbe uns zugegangen ſein wird, unſern Leſern mitzutheilen. KN DDr James Veitch's Catalog neuer und ſchöner Pflanzen für 1864. In der erſten Abtheilung des in Groß-Quartformat erſchienenen beſchrei— benden Catalogs des Herrn James Veitch, Beſitzer der königl. Handels— gärtnerei in King's Road in Chelſea, London, iſt eine Anzahl neuer Pflanzen aufgeführt, die ſich ohne jede Anpreiſung von ſelbſt empfehlen, ſei es durch ihre Blüthen oder ihre Blätter, oder auch durch beides zugleich. — Einige wenige dieſer Neuheiten haben wir bereits im vorigen oden dieſen Jahrgange der Gartenzeitung erwähnt, die Mehrzahl derſelben iſt jedoch noch ganz neu, größtentheils durch Herrn Veitch ſelbſt importirt. Obenan ſteht das mehrmals von uns beſprochene allerliebſte: Anthurium Scherzerianum Schott, das auf verſchiedenen Ausſtellungen in Deutſchland ſowohl wie in England die erſten Preiſe er— halten hat. Herr Veitch offerirt Exemplare davon zu 42 8. (14 f.) Von indiſchen Azaleen werden drei neue Varietäten angeprieſen, nämlich: Azalea stella, eine ſtarkwüchſige Varietät mit hell orange⸗ſcharlach⸗ farbenen Blumen, deren oberen Blumenblätter mit einer dunkelvioletten Zeichnung und lackfarbenen Punkten geziert ſind. — Die Blumen ſind groß, von guter Conſiſtenz und ſchöner Form. Es iſt eine der vorzüglichſten Va⸗ rietäten. Auf den Ausſtellungen der k. Gartenb. „Geſellſchaften mit dem 1. Preiſe prämiirt. Preis 31 8. 6 d. Azalea Vesuvius. Eine ausnehmend brillante orange—ſcharlach— farbene Blume, leicht mit violet gezeichnet auf den oberen Blumenblättern. Die Blumen ſind mittelgroß, ſchön geformt und von guter Conſiſtenz. Das N 8 iſt klein, Habitus gedrungen. Dieſe Varietät erhielt ebenfalls den Preis auf der Juni-Ausſtellung d. J. der k. Gartenb.-Geſellſchaft in Anden. Preis 21 8. (7 F.) Azalea Comet, eine lachsfarbene Varietät, mit violeter Zeichnung 387 auf den oberen Blumenblättern. Mehrere Blumen ſind halb lachsfarben, halb hellviolet. — Der Habitus iſt kräftig und gut. Jedenfalls eine neue, Effect machende Varietät. Preis 2188. Genannte drei Arten werden vom 1. October d. J. an abgegeben. Berberidopsis corallina. Unſtreitig einer der hübſcheſten Garten— ſträucher, der eingeführt worden iſt. Herr Pearce entdeckte ihn in Valdi— vien (Chili) und führte ſelbigen bei Herrn Veitch ein, in deſſen Gärtnerei er bereits einige Winter unbedeckt gut ausgehalten hat. Im vorigen Jahr— gange, S. 35, haben wir dieſen hübſchen Strauch ausführlich nach der Be— ſchreibung und Abbildung im Bot. Magazine beſprochen, worauf wir ver— weiſen. Preis 218. Von Farnen empfiehlt Herr Veitch mehrere neue, als: Ble chnum nitidum contractum. Dieſes einer Lomaria ähnliche Farn, von kräftigem Habitus, ſtammt von den Philippiniſchen Inſeln. Die Pflanze hat einen aufrechtſtehenden Stamm, hübſch bekleidet mit dunkelgefärbten Schuppen. Die gefiederten Wedel ſind groß, die Fiedern ſind linealiſch-länglich, fein geſägt am Rande, die Oberfläche glänzend grün. Die jungen Wedel ſind von hübſcher rother Färbung, was der Pflanze zur großen Zierde gereicht. Preis 10 8. 6 d. Gymnogramma japonica. Von Herrn J. G. Veitch von Yo- kohama in Japan eingeführt. Im Aeußern gleicht dieſe Art ſehr dem G. javanica, unterſcheidet ſich aber durch die netzartige Aderung, wie ſie von allen bekannten Arten verſchieden iſt, daher eine ſehr gute Acquiſition. Die Wedel werden 2— 3 Fuß lang, ſind doppelt gefiedert und licht— grün. Die Fiedern haben eine lange lanzettliche Form und ſind beträchtlich groß. Preis 10 8. 6 d Gymnogramma Pearcii Moore. Eine ſehr leicht wachſende Art aus Chili, importirt durch Herrn Pearce, deſſen Namen ſie trägt. Die Wedel ſind ſehr hübſch und fein geſchnitten, ſie erreichen eine Länge von 1½ Fuß, ſind zuſammengeſetzt und mindeſtens vierfach gefiedert. Die Fiedern und Fiederchen haben eine dreieckige Form, das endſtändige Segment iſt klein und ſchmal, linienförmig. — Jedenfalls iſt dieſe eine der ſchönſten Arten und wegen der äußerſt eleganten Form ihrer Wedel ſehr zu empfehlen. Preis 31 8. 6 d. Leptopteris (Todea) superba 1 Unter den niedrig bleibenden neuſeeländiſchen Farnen iſt dies unſtreitig das ſchönſte. Genau beſchreiben läßt ſich dieſe Art kaum, man muß ſie ſehen, um ſich von deren Eleganz zu überzeugen. Die Wedel werden 15— 18 Zoll lang, find lanzett— förmig, von hübſcher, durchſcheinender grüner Färbung und gefällig gebogen. Die Fiedern ſtehen gedrängt beiſammen, ſind zerſchlitzt in ſchmale Segmente und nach aufwärts gebogen, ſo daß der ganze Wedel eine unebene Fläche bildet. Preis 21 8. Pteris serrulata eristata. Eine hübſche Varietät der bekannten P. serrulata, eingeführt von Japan durch Herrn J. G. Veitch. Preis 10 8. 6 d. Bomaria multiflora. Dieſe von Herrn Pearce aus Peru ein— geführte ſehr hübſche Art haben wir bereits im vorigen Jahrgange, S. 392, beſprochen. Preis 218. 25* 388 Von Camellien ſind zwei neue buntblättrige Formen, welche der Beach— tung der Blumenfreunde empfohlen werden. Es ſind: Camellia japonica variegata. Wie der Name ſchon andeutet, iſt es die echte Camellia japonica mit beſtimmt weiß gefleckten Blättern, indem jedes Blatt einen mehr oder weniger breiten, rein weißen Rand hat. Preis 21 8. Camellia Sas anqua variegata. Sit eine andere buntblättrige Form der bekannten C. Sasanqua, die in Folge ihrer kleinen diſtinct und beſtändig buntgefleckten Blätter einen allerliebſten Anblick gewährt. Dieſe wie die vorhergehende Form ſind hübſche Acquiſitionen zu den buntblättrigen Pflanzen. Preis 218. Ceanothus Veitchianus Hook. Schon vor mehreren Jahren durch Herrn Lobb aus Californien eingeführt, aber bisher noch wenig verbreitet. Dieſe Art ſteht dem C. floribundus am nächſten und empfiehlt ſich durch ihre vielen lichtblauen Blumen. Preis 78. 6 d. Cypripedium Pearcii. Dieſe ebenſo ſchöne, wie höchſt inter— eſſante Neuheit erwähnten wir bereits S. 355. Sie ſtammt aus Peru, wurde von Herrn Pearce von dort eingeführt und von Herrn Bateman demſelben zu Ehren benannt. Der Habitus dieſer Art iſt von allen bekannten Arten dieſer Gattung ſehr abweichend. Die Pflanze hat einen kriechenden Rhizom mit langen, zurückgebogenen, grasartigen Blättern. Der Blüthen— ſtengel erhebt ſich 16—18 Zoll und trägt eine Rispe von 6—8 Blumen. Die Blumen ſind mittelgroß, weiß, zart grün geadert und gefleckt an den Rändern. Die gedrehten, ſchwanzartigen Petalen find 2— 3 Zoll lang. Preis 210 8. (70 9). Von Dracaenen werden wiederum drei neue Arten angeboten, nämlich: Dracena Cooperii, eine ſehr elegante Blattpflanze von großer Schönheit; ein robuſter und dennoch zierlicher Wuchs und brillante Blattzeich— nung zeichnet ſelbige aus. Dieſe, wie die beiden folgenden ſind ein Theil der neueſten ſchätzenswerthen Einführungen des Herrn Daniel Cooper von Neu⸗Caledonien. Die Pflanze gehört zu D. terminalis, übertrifft dieſe jedoch in jeder Hinſicht. Der Habitus iſt impoſanter, die Blätter, die oft eine Breite von 4—5 Zoll erlangen, find ungleich gefällig zurückgebogen und bedecken oft den Rand des Topfes. Die rothe Färbung derſelben übertrifft die der anderen rothblättrigen Dracaenen. Preis von 21 8. bis 31 8. 6 d. (bereits erwähnt S. 356). 5 Dracena limbata, eine beſtimmte Art mit aufrecht ftehenden, ſchmalen, leicht gedrehten, purpurbronzirten Blättern, von denen jedes mit einem ſchmalen rothen Rande gezeichnet iſt. Preis 21 8. bis 31 8. 6 d. Dracæna robusta. Eine üppig wachſende Art mit ſehr breiten, hellgrünen, am Rande roth gefärbten Blättern, die eine Länge von 2½ bis 3 Fuß und eine Breite von 6 Zoll erreichen. Es iſt eine leicht wachſende, harte Pflanze. Preis 21 8. bis 31 8. 6 d. Eranthemum Cooperii Hook. Dieſe wie die nächſtfolgende Art iſt in Neu⸗-Caledonien heimiſch und wurde durch Herrn Daniel Cooper in England eingeführt. Die Blüthen des E. Cooperü find rein 389 weiß mit hübſch gezeichneter, malvenfarbiger Lippe. Die Blumenkrone hat eine lange und ſchmale Röhre, ſo daß die Blumen dadurch das Anſehen einer Jasminblüthe haben. Die Blätter ſind lanzettförmig, gezähnt und glänzend dunkelgrün. Der Habitus iſt gedrungen. Die Pflanze, die einen hübſchen Buſch für's kalte Gewächshaus bildet und faſt während des ganzen Sommers blüht, wird bald ein Liebling aller Pflanzenfreunde werden. Preis 10 8. 6 d. Eranthemum tuberculatum. Bereits im vorigen Jahrgange S. 571, und in dieſem, Seite 53, haben wir dieſe hübſche Art erwähnt. Wir bemerken zu dem von uns Mitgetheilten nur noch, daß ſich dieſe Art ſehr leicht cultiviren und vermehren läßt und demnach auch bald ein Liebling aller Pflanzenfreunde werden wird. Preis 10 8. 6 d. Eranthemum sanguinolentum. Eine ſehr niedliche bunt⸗ blättrige Art von Madagascar. Die Blätter ſind dunkelgrün und mit diſtinceten und breiten rothen Adern gezeichnet; der Stamm und die Blätter ſind dicht bekleidet mit abſtehenden rothen Haaren. Der Habitus iſt zwergig und compact, ſo daß die Pflanze ſtets kleine hübſche decorative Exemplare bildet. Preis 10 8. 6 d. Maranta striata. Dieſe von uns S. 356 beſprochene ſehr ſchöne buntblättrige Art ſtammt von den Philippinen, durch Herrn J. G. Veitch eingeführt. Sie iſt eine der am niedrigſten bleibenden Arten der Gattung, denn ſie wird kaum 4—5 Zoll hoch. Die Blätter find 3—4 Zoll lang und 1—1'/, Zoll breit, hellgrün, gelb geſtreift. Sehr zu empfehlen! Preis 42 8. | Planera acuminata Lindl. Ein vollkommen harter Baum aus Japan, mit eiförmigen, zugeſpitzten, Scharf gezähnten Blättern, ähnlich denen einer Ulme. Der Baum wächſt ſchnell und erreicht eine Höhe von 100 Fuß. Die Japaneſen halten ihn für ihren ſtärkſten und am meiſten zu ſchätzenden Baum. Samenpflanzen haben drei Winter hintereinander im Freien bei Herrn Veitch ausgehalten ohne die geringſte Bedeckung. Preis 7s. 6 d. Prumnopitys elegans Philp. Eine ſchöne Conifere, durch Hrn. Pearce von Chili eingeführt, der ſelbige in einer Höhe von 5—6000 Fuß in der Provinz Valdivia fand. Die Gattung Prumnopitys iſt nahe ver- wandt mit Podocarpus, jedoch iſt dieſe Art völlig verſchieden von allen in den Gärten vorhandenen Arten. Sie bildet einen pyramidenförmigen, immergrünen Baum von 40 —50 Fuß Höhe, mit dunklen, ſcheinenden grünen Blättern, ſehr ähnlich denen von Abies Douglasii. Die Frucht iſt eine gelblich grüne Steinfrucht, die im reifen Zuſtande von den Einwohnern gegeſſen wird. Auch das Holz dieſes Baumes wird von den Tiſchlern vielfältig benutzt. Preis 21 8. Retinospora squarrosa Sieb. Mittel-Japan iſt das Vaterland dieſes hübſchen Baumes, eingeführt von Herrn J. G. Veitch. Die Blätter ſtehen ſehr dicht beiſammen, ſind ſchön bläulich grün. Der Habitus iſt pyramidiſch, die Zweige gefällig herabhängend. Preis 15 8. Außer dieſen hier genannten, zum erſten Male in den Handel kom⸗ 390 menden Pflanzen enthält das Verzeichniß in der 2. Abtheilung eine beträchtliche Anzahl der in der letzten Zeit von Japan eingeführten Pflanzen, die faſt ſämmtlich ſchon im vorigen Jahrgange oder auch noch früher der Hamb. Gartenztg. beſprochen worden find. Es find an 60 meiſt noch ſeltene, ſchöne Pflanzenarten, die auch theilweiſe ſchon von den deutſchen Handelsgärtnern zu mäßigen Preiſen angeboten werden. Die 3. Abtheilung enthält eine Auswahl der beliebteſten und gang— barſten Gewächſe aus dem früheren Catalog, aber auch unter dieſen noch viel Seltenes. a Unter den Orchideen iſt ein ſpecielles Verzeichniß derjenigen Orchideen— Arten angegeben, die ſich in einer kühleren Temperatur cultiviren laſſen. Farne, Florblumen, Staudengewächſe, Obſtbäume ꝛc. ꝛc. fehlen gleichfalls nicht, von allen dieſen jedoch nur das Neueſte, Schönſte und Beſte. — rr Ein Spaziergang. ; —n. Welcher Gartenkundige in Norddeutſchland hätte nicht gehört von den herrlichen Etabliſſements bei Celle von Schiebler & Sohn? Werfen wir einen flüchtigen Blick auf die Entſtehung derſelben. Ihr Begründer war J. L. Schiebler, Gartenmeiſter des Prinzen Ernſt von Mecklenburg— Strelitz (Bruder von Charlotte, nachheriger Gemahlin des Königs Georg III. von Großbritannien), Commandanten in Celle. Im Auftrage ſeines Herrn bereiſ'te Schiebler einen großen Theil von Europa und legte nach ſeiner Rückkehr den ſ. g. engliſchen Garten an, der noch heute die Freude der Cellenſer und aller Fremden iſt. Als Prinz Ernſt Celle verlaſſen hatte, wurde Schiebler von dem Director der Königl. Landwirthſchafts-Geſellſchaft und ſeinem Freunde, dem berühmten Landwirth Thaer, aufgefordert, eine Handelsgärtnerei zu gründen. Schon im Jahre 1775 trat dieſelbe in's Leben. Hauptziel war Anfangs Anbau von Pflanzen behuf des Samen— handels. Später erwarb ſich Schiebler in Eicklingen (2 Stunden von Celle) ein Grundſtück und legte eine Baumſchule darauf an. Damals exiſtirte noch keine andere in Hannover, als die Königliche in Herrenhauſen. Die Bäume gediehen, die neue Baumſchule erfreute ſich bald eines großen Rufes. Es kam der traurige Winter von 1790 und Alles in ihr erfror. „Je nun, — ſo dann! Wir fangen's wieder von vorne an!“ — So auch Schiebler. Er verband ſeine neue Baumſchule mit der übrigen Gärtnerei. Dieſe umfaßte damit einen Flächenraum von 28 Morgen 34 Ruthen.“) Im Jahre 1848 wurden noch 35 Morgen und 85 Ruthen zu Baumſchulen für Obſtgehölze, 1 Morgen 3 Ruthen für die Weinſchule und 26 Morgen 72 Ruthen für wilde Baumzucht und Allée-Bäume cul⸗ tivirt, und 1852 wurde auf einem, unfern der Eiſenbahn acquirirten Terrain von 109 Morgen 89 Ruthen wiederum eine Baumſchule angelegt, auf die wir ſogleich zurückkommen werden. Nach Schiebler's Tode übernahm ſein Pflegeſohn und ſeit 1817 ) 1 Morgen = 120 IR. 391 Theilnehmer des Geſchäftes (in Firma, wie heute, Schiebler & Sohn) J. H. Ebermann die Etabliſſements allein und machte die angeführten Vergrößerungen. Der würdige Mann ſtarb im Februar d. J. in ſeinem 77. Jahre.“) Er hatte von der Regierung für feine Familie die Erlaubniß erhalten, den Namen Schiebler zu führen, und heute ſind ſein Sohn: Hr. Louis Ebermann ⸗Schiebler und fein Enkel Hr. Heinrich Schiebler, Inhaber des Geſchäftes. Letzterer befindet ſich augenblicklich in Algier. — Konnte es etwas Intereſſanteres für die Mitglieder des hieſigen Gartenbau-Vereins geben, als unter Führung ihres genialen Beſitzers einen Spaziergang durch die Schiebler'ſchen großartigen Etabliſſements zu machen? Die Einladung dazu war ſchon ſeit Wochen ergangen und am 31. Juli ward ihr Folge geleiſtet. Das herrlichſte Wetter begünſtigte die Excurſion und Morgens 10 Uhr langten die Eingeladenen auf dem Bahnhofe in Celle an, empfangen von Herrn Schiebler sen. und deſſen Obergärtner. Zu Fuß und zu Wagen ging's nun fröhlich hinaus nach dem nahen f. g Tannholze. Der freundliche Wirth begrüßte ſeine Gäſte mit herzlichem Willkommen und ein ſolennes Frühſtück wurde eingenommen. Die Beſichti— gung der hier mit unendlichem Fleiße angelegten verſchiedenen Culturgegen— ſtände, — Baumſchulen mit den denkbar verſchiedenſten Obſtſorten, Gemüſe— felder behufs Samengewinnung, intereſſante Geſträuche, unter denen ſich einige neue Tannen- und Eichenarten beſonders auszeichneten, — feſſelten die Aufmerkſamkeit der Betrachtenden wohl 1½ Stunden lang. Ein Vereinsmitglied, Herr Butterbrot (in weiteren Kreiſen als Pomologe ehrenvoll bekannt), der dieſen Complex vor 1852 gekannt, wies in ſchönem Vortrage darauf hin, was Menſchenwille und menſchlicher Fleiß in 11 Jahren aus einer Sandwüſte gemacht habe. Der erſte Spatenſtich, welcher im Jahre 1853 auf dieſem Terrain gethan wurde, ſchaffte einen großen Kieſel— ſtein zu Tage, welcher heute in einer reizenden Strauchgruppirung eine Zierde der Anlagen iſt. Eine Paraphraſe des Schiebler'ſchen Wahlſpruches: „Nulla dilatio!“ iſt demſelben eingemeißelt. Sie lautet: „Nulla dilatio! Dies lehrt Dich ratio, Welche laut und weislich ſpricht: Friſch gewagt und ſäume nicht!“ Sämmtliche Anweſenden erkannten auf's Deutlichſte, wie treu Herr Schiebler ſeinem Grundſatze ſein muß. Und weiter durch Feld und Wieſen ging der fröhliche Karavanenzug, — man kann den Ausdruck entſchuldigen, wenn man an Celle'ſche Sand— wege denkt, — nach den Hauptanlagen der Etabliſſements. Dieſe liegen zu beiden Seiten der Chauſſee, welche von Celle nach Altenhagen führt. Sie überſteigen in ihrer Großartigkeit die kühnſten Vorſtellungen, welche wir uns davon gemacht hatten. Gewiß konnte ein 16 Morgen umfaſſen— des Terrain, mit Spargelpflanzen, ein Morgen mit Aſtern, behufs Samen— gewinnung beſäet, unüberſehbare Flächen mit verſchiedenen Bosquetſträuchern und Beerenobſt, mit Blumen aller Art und Roſenfeldern, daß man ſich in *) S. 4. Heft S. 190. D. Red. 392 Shiras zu befinden glaubte, wohl Bewunderung erwecken. Der Beſtand der Baumſchulen kann in ſeiner Großartigkeit nur durch eigene Anſchauung begriffen und gewürdigt werden. Die Obſtſtämmchen werden durch eigen⸗ thümliche Cultur von Anfang ſo gekräftigt, daß ſie ohne Pfahl den ſtärkſten Winden trotzen können. Und welche Sauberkeit! Von Unkraut auch keine Spur! Aus dem hier verwandten Fleiße erklärt es ſich, daß Herr Schiebler im Sommer 70—80 Arbeiter, im Winter etwa 30—40 beſchäftigt. Und welch' wohlthuendes, angenehmes Verhältniß zwiſchen ihnen und ihren Brotherren! Gegen drei Uhr feste man ſich an die elegant ſervirte Tafel, welche auch ein Kranz von Damen ſchmückte. Die ausgebrachten Toaſte verliehen dem tiefen Eindrucke Worte, welche das Angeſchaute auf die Anweſenden hervorgebracht hatte, und Herr Schiebler erwiderte in ſeiner gewohnten Liebenswürdigkeit. Nach dem Diner wurde der Garten neben dem Hauſe beſichtigt, und dieſe Betrachtung bildete den Culminationspunkt von allem heute Genoſſenen. Gewächshäuſer, Miſtbeete, Vermehrungskäſten, Pack- und Conſervirungshäuſer, die verſchiedenen Magazine, Alles überſtieg jede ideale Vorſtellung, die man ſich gemacht haben konnte, wie jeder Beſuchende zugeſtand. So gewährte denn dieſer Spaziergang den Theilnehmern neben dem Vergnügen treffliche Belehrung, und die Erinnerung daran wird eine an— dauernde bleiben. — Die Ueberzeugung hat ſich bei Allen feſtgeſtellt, daß in Celle Vieles producirt wird, was wir ſonſt nur von auswärts beziehen zu können glaubten, und daß die Schiebler'ſchen Verzeichniſſe ſtricte Wahrheit enthalten. Hildesheim, den 2. Auguſt 1864. — II Wanderung durch einige Gärten Süd⸗Deutſchland's. Der Auftrag, mich mit dem Culturverfahren bei der Orangerie in den königlichen Gärten Stuttgarts und deſſen Umgebung bekannt zu machen, bot mir zugleich eine willkommene Gelegenheit, im Süden Deutſchland's eine größere Zahl mehr oder weniger bekannte Gärten im fürſtlichen und Privat⸗ beſitz kennen zu lernen. Meine auf dieſer Reiſe gemachten Beobachtungen und Wahrnehmungen, ſoweit ſie von gärtneriſchem Intereſſe ſind, bringe ich nachſtehend in gedrängter Kürze zur Oeffentlichkeit, mit der Abſicht, Fach— genoſſen ſowohl, als Gartenfreunde auf manches Sehenswerthe aufmerkſam zu machen. Mit nicht geringen Erwartungen, was ſich mir bieten werde, trat ich die Reife nach Stuttgart an, fand mich jedoch überraſcht, dieſe Erwar— tungen noch weit übertroffen zu ſehen. Der erſte Theil der königlichen Gärten, welchen ich als Gegenſtand der Betrachtung wähle, iſt die Orangerie, Gemüſe— treiberei und Obſtbaumzucht in Stuttgart, welche in unmittelbarer Nähe des königlichen Schloſſes links vom Theater gelegen. Die Orangerie beſteht aus ungefähr 122 großen und vielen kleinen Bäumen, von größtentheils geſundem Ausſehen. Das Haus, in welchem die Orangenbäume aufbewahrt werden, beſitzt eine Länge von 350 Fuß, bei 30 Fuß Breite und ungefähr derſelben Höhe, es bietet 393 den Bäumen einen guten Standort, in dem fie hinreichend Platz haben, ſich nach allen Seiten auszudehnen. Die Stellagen an den Fenſtern entlang ſind meiſtens mit krautartigen, für das Frühjahr zum Auspflanzen auf die in den Anlagen liegenden Blumenbeete beſtimmten Pflanzen beſetzt. Die zur Gemüſetreiberei eingerichteten Gewächshäuſer liegen vor dem Orangenhauſe, und beſtehen in einem Hauſe für Bohnen, ſowie einem des— gleichen für Erdbeeren und Himbeeren, welches zugleich zur Anzucht für junge Gemüſe dient. Die zutreibenden Pflanzen befanden ſich bei meiner Anwe— ſenheit in der Blüthe und ließ ihr Stand eine reichliche Ernte erwarten. Von Erdbeerſorten wurden folgende getrieben: Queen Victoria, Prince Albert, Mammouth, Imperial of Kent, Triomphe d' Orleans. Vor den Treibhäuſern befinden ſich eine Menge Treibbeete, zu den ver— ſchiedenſten Zwecken verwendet, z. B. zur Anzucht von Spargel, Gurken, Melonen, Kartoffeln, Erbſen ꝛc. Beſonders bemerkenswerth war der geſunde und ſchöne Stand des Zwerg— und anderen Obſtes; aber auch Birnen-, Aepfel-, Pfirſich- und andere Obſt⸗ ſortenbäume ſtanden gleich gut. Da die Zeit meines Aufenthaltes in Stuttgart nicht in die Jahreszeit fiel, in welcher ich die Bäume ſelbſt und die ver— ſchiedenen Sorten hinſichtlich ihrer Fruchtbarkeit und Ertragsfähigkeit beur— theilen konnte, ſo war es mir ſehr angenehm, durch beſondere Munificenz Früchte von den beſten Sorten zu erhalten, um ſie einer Prüfung unterwerfen zu können. Unter den Birnen zeichneten ſich beſonders aus: Beurré d' Es- perance, Belle Angewine, Bergamotte de Parthenay, Chou Morceau, Doyenne d’Alencon, Doyenne du comice, Doyenne d'hiver, Colmar van Mons, Triomphe de Jodigne, Poire de tongues, Soldat labou- reur, Royal d'hiver, Poire Fortunee, Merveille d'hiver, Hilarde Grise. Von Aepfeln empfehle ich als zum Anbau für den Garten beſonders eeignet: Reinette franche, Belle Josephine, Calville blanche, Pigeon de Jerusalem, Reinette grosse d’Angleterre, Pomme la Menagere, Belle Dubois, Drap d’or, Api gros. Bei den Pfirſichſpalieren, welche ſich im hinteren Theile des Gartens an einer Mauer befinden, ſind alle neueren Formen des franzöſiſchen Schnittes vertreten. Formation en Carré, Formation oblique, wechſelten mit Palmette double ꝛc. ab. Der Größe des Gartens und der Stärke der Bäume nach zu urtheilen, muß der jährliche Ertrag an Gemüſen und Früchten ein ſehr bedeutender ſein, wozu die gute und geſchützte Lage, als auch die Fruchtbarkeit des wirklich ausgezeichneten Erdreich's, verbunden mit einer umſichtigen Leitung des Ganzen, nicht wenig beitragen. Eine zweite Abtheilung der königlichen Gärten in Stuttgart iſt der ſogenannte frühere botaniſche Garten, welcher der Orangerie gegenüber liegt und von derſelben nur durch die nach Cannſtadt hinausführenden Parkan— lagen getrennt iſt. Die Gewächshäuſer dieſes Reviers ſind leider in ſchlechtem Zuſtande, doch freut mich, ſagen zu können, daß die darin befindlichen Pflanzen trotzdem ziemlich geſund ausſehen, was um ſo mehr zu bewundern iſt, da ſie ſehr oft zu decorativen Zwecken im königlichen Schloſſe verwendet werden. Wie nach ſolchem Gebrauche die Pflanzen oft wieder zurückkommen, iſt denen recht gut bekannt, welche öfter dergleichen Decorationen auszuführen hatten. 394 Unter den hier befindlichen Gewächshäuſern iſt nur ein größeres Kalthaus mit neuholländiſchen Pflanzen beſetzt, und ein größeres Warmhaus enthält verſchiedene Palmen, von denen Livistona chinensis, Caryota urens, Rhaphis, flabelliformis ꝛc. zu bemerken find. Die kleineren Häuſer ſind für die Auzucht von Camellien, Azaleen und einigen Coniferen beſtimmt. Hyacinthen, Tulpen, Dicentra spectabilis, Maiblumen ꝛc. wurden in großer Menge getrieben. Hiermit meine Notizen über die Sehenswürdigkeiten der ſtuttgarter königlichen Gärten beſchließend, bitte ich nunmehr den Leſer, mit mir hinauszuwandern nach dem Glanzpunkte aller Gärten, der Wilhelma bei Cannſtadt. Von dem königlichen Schloſſe zu Stuttgart, in deſſen Nähe die Orangerie im Sommer aufgeſtellt wird, führt eine von beiden Seiten von parkartigen Anlagen begleitete Allee nach dem königlichen Luſtſchloſſe Roſenſtein. Dieſe Allee mit ihren durch Marmorgruppen geſchmückten Umgebungen iſt bei günſtigem Wetter der Sammelplatz für die ſchöne Welt Stuttgarts, die mittlere Promenade iſt für Fußgänger beſtimmt, während ſich an beiden Seiten derſelben Wege für Wagen und Reiter befinden, ſo Je dem, auch dem Geringſten, der dem Dunſte und dem Gewühle der Stadt entfliehen will, den Genuß bieten, in reizender Umgebung die wohlthätige Einwirkung der friſchen Luft genießen zu können. Am Ende dieſer Promenade liegt das Landhaus Roſenſtein, ein Sommer— aufenthalt des Königs, mit ſehenswerthen Gemälden und Marmorgruppen. Die Anlagen um das Landhaus, im engliſchen Style gehalten, ſind von ziemlich bedeutendem Umfange. Von dem auf dem höchſten Punkte liegenden Land— hauſe genießt man eine herrliche Fernſicht auf die Umgebung. Unmittelbar vor dem Beſchauer liegt Cannſtadt, durch welches der Neckar fließt, gegenüber die Villa des Kronprinzen, auf welche ich ſpäter zurück kommen werde, am Fuße der Anhöhe, auf welcher dieſe Villa erbaut iſt, erblickt man das Dorf Berg, mit ſeiner ſchönen Kirche im gotiſchen Style, weiterhin beim Dorfe Türkheim liegt der rothe Berg, mit dem Mauſoleum der verſtorbenen Königin von Würtemberg. Das ganze herrliche Panorama beſchließen mit Laubholz gekrönte Hügelreihen, welche auf der Südſeite reiche Nebengebäude zeigen. Ein reizendes landſchaftliches Bild, wie es ſich dem Reiſenden ſelten darbietet. Durch den Park des Schloſſes Roſenſtein, an deſſen einem Ende die königliche Meierei fich befindet, gelangt man zur Wilhelma, einer in mauriſchem Bau— ſtyle durch Zaeth aufgeführten Villa, ſie beſteht in einem Wohngebäude, von Gewächshäuſern, Säulengängen, Kiosken, Belvedere, Feſtſaal, Schauſpielhaus und Dienſtgebäuden umgeben, durch Gartenanlagen mit einander verbunden. Bei meinem Aufenthalte in England und Frankreich hatte ich Gelegenheit, viele ſchöne und großartige Gärten kennen zu lernen, aber keiner machte auf mich einen zu gleicher Zeit ſo imponirenden und doch wieder zu ſo behag— lichem Genuſſe einladenden Eindruck, als die Wilhelma, ich halte deshalb dieſen Garten für einen der ſchönſten und originellſten Gärten nicht nur in Deutſchland, ſondern auch im Auslande. Betrachte man nun das Innere des Gartens etwas näher. Bei Be— ſichtigung deſſelben iſt es unbedingt nothwendig, eine gewiſſe Reihenfolge ein— zuhalten, was durch den Umſtand erleichert wird, daß die Gebäude alle durch Gänge mit einander in Verbindung ſtehen, eine Einrichtung, welche mir 395 geftattet, ohne den Fuß in das Freie ſetzen zu müſſen, von dem einen in das andere Gebäude zu gelangen. Sämmtliche Gebäude ſind im mauriſchen Style erbaut und ſowohl die äußere als auch die innere Ausſchmückung ſtrenge nach demſelben durchgeführt. Das erſte Gewächshaus, welches der Fremde betritt, iſt ein Warmhaus. Der Weg windet ſich in ſchönen Linien in der Mitte des Hauſes hindurch, ſo daß die zu beiden Seiten deſſelben aufgeſtellten Pflanzengruppen ſich vortheilhaft präſentiren. Seltene und ausgezeichnete Pflanzen waren nicht vorhanden, eine Menge Exemplare der Livistona chinensis bildeten den Hauptbeſtandtheil des Hauſes. An dieſes Warmhaus ſchließt ſich das Waſſerpflanzenhaus an, welches mehr ſalonartig erbaut iſt, und deſſen Hauptſchmuck in den rothblühenden, aus dem botaniſchen Garten zu Berlin ſtammenden Nymphäen beſteht. Aus dem Waſſerpflanzenhauſe gelangt man in das für Eriken beſtimmte Haus. Ueberraſchung und Staunen ergreift hier den Beſchauer; von der Menge der Blüthen und dem Reichthume der verſchiedenen Farben der vielen Sorten, die ſich hier vereint finden, kann man ſich nicht leicht eine Vorſtellung machen, man muß ſelbſt eine derartige vortrefflich cultivirte Sammlung zur Zeit der Blüthe ſehen, um einen ſolchen Genuß würdigen zu können. Was mir beſonders angenehm auffiel, war die Art und Weiſe des Arrangements, indem die Pflanzen nicht, wie in den meiſten Gärten, auf Stellagen oder gemauerten Beeten aufgeſtellt waren, ſondern ſtatt deſſen auf zu beiden Seiten des Weges befindlichen terraſſenförmigen Erhöhungen ſtanden. Die Terraſſen halten genau die Biegungen des Weges ein, und ſind an ihrer vorderen Seite mit Steinen eingefaßt, zwiſchen denen Selaginellen und andere kriechende Pflanzen freudig wucherten. An das Erikenhaus ſchließt ſich der Wintergarten unmittelbar an. Die Conſtruction dieſes großen Hauſes iſt äußerſt practiſch durchgeführt. Auf den Seiten ſowohl, als auch in der Höhe ſpringt es vor den anderen Häuſern um ein Bedeutendes hervor und bildet den Mittelpunkt dieſes Häuſercomplexes. Die Träger und Sparren ſind von Eiſen, die Rahmen und Säulen der Fenſter, welche in der wärmeren Jahreszeit hinweggenommen werden, jedoch von Holz; die oberen Dachfenſter bilden kleine ſattelförmige Dächer, wie ſie bei den neueren Häuſern häufig angewendet werden. Das Innere des Hauſes beſteht aus künſtlich angelegten Erhöhungen, Selaginellen— Raſenflächen und ſchönen Pflanzengruppen, welche zum Theil durch frei— ſtehende Pflanzen und Waſſerpartien unterbrochen werden. Hyacinthen, Tulpen, Crocus ꝛc. bildeten, nach den Farben zuſammengeſtellt, die Einfaſſung der verſchiedenen Gruppen. Letztere ſind zum Theil aus in den freien Grund gepflanzten neuholländiſchen Pflanzen formirt, mit Orangenbäumen als Hintergrund. Araucaria excelsa, Cunninghami, Cookii und kleinere Pflanzen von imbricata ſind als freiſtehende Pflanzen in den Selaginellen-Raſen ausgepflanzt, und erfreuen durch ihren ſchönen Wuchs und ſaftiges Grün jeden Beſucher. Sehr zu bedauern iſt, daß auch hier ſchon der Raum zu eng wird, indem ein großer Theil der zuletzt genannten Pflanzen bereits das Dach des Hauſes erreicht hat. Vom Wintergarten aus gelangt man in ein anderes Kalthaus, welches meiſtentheils mit neuholländiſchen und getriebenen Pflanzen gefüllt 396 it. Syringa persica, ofen, Deutzia gracilis, Spiræa prunifolia, Dicentra spectabilis, Amaryllis zc. find geſchmackvoll in den Gruppen vertheilt. Die Enden der hervorſpringenden Biegungen der Gruppen waren mit Hyacinthen beſetzt, und zwar farbenweiſe beiſammen. In der Mitte des Wintergartens befindet ſich eine kleine Erhöhung, von welcher aus man einen Theil deſſelben und des ſo eben beſchriebenen Hauſes voll— ſtändig überſehen kann. Die vielen hier angehäuften blühenden Gewächſe bilden ein reizendes Bild. Viele andere Gärten mögen im Beſitze größerer Seltenheiten ſein, und auch zum Theil beſſere Culturpflanzen beſitzen, was jedoch das Arrangement und die geſchmackvolle Aufſtellung betrifft, ſo wird dieſer Garten ſo leicht von keinem anderen übertroffen. | In weiterer Folge der Häuſer ſchließt ſich nunmehr als Pendant des Hauſes für Waſſerpflanzen ein ganz gleich gebautes Vogelhaus an, in welchem man beim Eintritt ſofort durch munteres Geſchrei der Aras und ſprechenden Cacadu begrüßt wird; wir ſchreiten ohne Aufenthalt hindurch nach dem daran ſtoßenden Camellienhauſe. Die Aufſtellung und ſonſtigen Einrichtungen dieſes Hauſes ſind den vorhergegangenen gleich, die Camellien ſtanden alle ſehr üppig und erfreuten das Auge durch das ſaftige Grün ihrer Blätter, noch mehr aber durch die Pracht der wirklich maſſenhaft vor: handenen Blüthen. Durch einen Gang, welcher nach der oberen Gartenſeite offen iſt, gelangt man nach einem im mauriſchen Style wie das Ganze aufgeführten Gebände, unter dem Namen der Feſtſaal bekannt, und zur Abhaltung von größeren Feſtlichkeiten beſtimmt; eine genaue Beſchreibung dieſes wirklich feenhaften Ortes geben zu wollen, iſt meine Feder zu ſchwach und auch hier nicht der Ort dazu, doch ſei mir vergönnt, zu erwähnen, daß nicht allein der Geſammteindruck ein unbeſchreiblich zauberhafter, fondern auch die Beſichtigung jedes einzelnen Decorationsgegenſtandes einen wahren Kunft: genuß gewährt. Die Fenſter in der Fronte des Saales gewähren die Ausſicht nach dem im vorderen Theile des Gartens liegenden Theater, zu beiden Seiten hat man einen Einblick in die anſtoßenden Gewächshäuſer, eine reizende Vereinigung von Natur und Kunſt, welche Jedem, Fachmann wie Laien, die Ueberzeugung giebt, daß geſchmackvoller und ſinniger ſich wohl ſelten orientaliſcher Luxus entwickelte. Zur rechten Seite zeigt ſich ein Haus mit kalten Pflanzen, Rhododendron, Coniferen und dergleichen, die Hinter⸗ wände deſſelben ſind durch ſpalierförmig gezogene Orangen bedeckt, in der Mitte deſſelben iſt eine Epheulaube angelegt, mit einem reich decorirten Blumentiſche davor. Das Azaleen-Haus, mit gut gezogenen und reich blühen: den Pflanzen, ſchließt ſich dieſem an. g Auf der anderen Seite des Feſtſaales liegt ein Haus für Epacris und feinere neuholländiſche Pflanzen. Wie dankbar dieſe Pflanzenfamilie bei guter Cultur durch reichlichen Blüthenflor ſich zeigt, iſt ja hinlänglich bekannt. An das Epacris-Haus ſchließt ſich das Orchideen-Haus an. Die Sammlung iſt zwar nicht ſehr reichhaltig, beſteht jedoch zumeiſt aus den beſſeren Sorten dieſer intereſſanten Pflanzenfamilie. Die Decoration des Hauſes und die Einrichtungen deſſelben ſind, ſoweit ich es beurtheilen 397 konnte, gut. Alte Baumſtämme, an welchen die Körbe und Klöschen hängen, worin und woran die Orchideen wachſen, verzieren die leeren Stellen und Gänge des Hauſes. i Kehrt man, nach Beſichtigung der Schätze des Orchideen-Hauſes, wieder durch das Epacris-Haus nach dem Feſtſaal zurück, ſo gelangt man aus demſelben in den inneren Theil des Gartens. Vor uns liegen drei Baſſins mit verſchiedenen Waſſerkünſten, durch ausländiſche Vögel belebt. Blumen— beete, Raſenſtücke und Marmorſtatuen, nebſt ſeltenen Sträuchern, ſchmücken dieſe Terraſſe. Zwei weitere Terraſſen führen zur Wilhelma, dem eigent— lichen Schloſſe, hinauf. Feſtons von wildem Wein, durch hochſtämmige Roſen unterbrochen, faſſen die Terraſſen ein, Blumenbeete liegen an den Seiten derſelben, die Treppen, welche hinaufführen, ſind von Stein, an ihren Seiten fällt Waſſer cascadenartig herab. Die Terraſſe, welche unmittelbar vor der Wilhelma liegt, iſt vorzüglich ſchön ausgeſtattet, durch geſchmackvolle Blumenbeete, umgeben von zierlichen eiſernen Einfaſſungen, Fontainen, Roſenſtöcken und elegante Candelaber. Alles in würdiger Ueber— einſtimmung mit der Pracht und dem Reichthum der ganzen Anlage. Betreten wir nun das Schloß oder Wohngebäude ſelbſt, welches in der Mitte der Terraſſe liegt, ſo ſtrahlt uns auch hier im Feſtſaale der Glanz orientaliſcher Einrichtungen in höchſter Vollkommenheit entgegen. Zu beiden Seiten des Schloſſes liegen wiederum Gewächshäuſer, welche unmittelbar mit demſelben in Verbindung ſtehen. Zunächſt zwei größere Kalthäuſer mit im freien Grunde ſtehenden neuholländiſchen Pflanzen und außerdem durch Camellien und Epheu geſchmückt. Am Ende jedes dieſer Kalthäuſer liegt ein mit einer Glaskuppel verſehenes Palmenhaus. Leider ſind die beiden letzteren ſchon zu eng für die darin befindlichen Pflanzen, und erſcheinen dieſelben zum Theil etwas gedrückt. Hinter der Wilhelma ſteigt man auf zwei Terraſſen, die mit Pfirſich— und Weinſpalieren verſehen ſind, zu einem kleinen Pavillon hinauf, von welchem man eine der ſchönſten Ausſichten über den ganzen Garten und deſſen Umgebung genießt. Zu unſeren Füßen, zwiſchen den beiden runden Glaskuppeln der Palmenhäuſer, erhebt ſich die Wilhelma mit ihren reich vergoldeten Kuppeln und Halbmonden. Von den Palmenhäuſern aus führen verdeckte Gänge nach dem unteren Theile des Gartens hinab, und ſchließen ſich, die Verbindung mit dem Feſtſaale herſtellend, an die Gewächshäuſer neben denſelben an. Zur rechten Hand liegen die langen kalten Häuſer nebſt Wintergarten, Eriken und großes Warmhaus, von hier aus wendet ſich der verdeckte Gang links nach dem Theater zu, ſo daß man von den Zimmern der Wilhelma, ohne einen Fuß in's Freie ſetzen zu müſſen, nach dem Theater gelangen kann. Auch der Blick in die Ferne iſt reizend. Rechts das Landhaus Roſenſtein, links Cannſtadt mit dem Neckar, weiter entfernt von uns die Villa des Kronprinzen, nebſt dem Dorfe Berg mit ſeiner ſchönen Kirche, eingerahmt von den dahinter liegenden Bergen. Außer den angeführten Sehenswürdigkeiten befindet ſich hier noch eine 398 ziemlich bedeutende Ananastreiberei, auch ſchöne Pfirſichſpaliere, nebſt Zwergobſt und Wein, finden ſich vor. Nach dieſer meiner ſehr unvollkommenen Schilderung wird man leicht begreifen, wie es für Jedermann, beſonders aber für Freunde der Garten— kunſt und Gärtner vom Fach, ein hoher Genuß ſein wird, dieſe herrliche Schöpfung König Wilhelm's zu beſuchen, welcher Genuß aber leider wegen der Schwierigkeiten, mit denen die Erlangung einer Eintrittskarte verbunden iſt, nur wenigen zu Theil wird. Dieſem Umſtande mag es wohl auch zuzuſchreiben ſein, daß die Wilhelma im Auslande nicht den Ruf hat, welchen ſie verdient, und ich dieſelbe zu meinem Erſtaunen in Bädeker's weltbekanntem Reiſehandbuch nur mit den Worten erwähnt fand: Am Fuße des Berges (Roſenſtein) hat König Wilhelm ein eigen— thümliches Gebäude im mauriſchen Style, mit vergoldeter Kuppel, auf— führen laſſen, die Wilhelma genannt, mit Bädern, für das Publikum nicht zugänglich. Der nächſte Punkt, welchem ich nunmehr meine Aufmerkſamkeit zuwendete, war die der Wilhelma gegenüber auf einem Hügel liegende Villa des Kron— prinzen, eine reizende im Renaiſſanceſtyle erbaute Sommerreſidenz. In dem ſie umgebenden Garten bilden Blumenbeete, Terraſſen mit Waſſerpartien und damit verbundene engliſche Anlagen die Hauptmomente. Von allen Theilen des Gartens hat man eine überraſchend ſchöne Ausſicht, beſonders auf die Wilhelma und das königliche Landhaus Roſenſtein. Das ſchönſte Gewächshaus iſt der in Hufeiſenform angelegte Winter— garten, in deſſen Mitte ſich die Orangerie mit der Wohnung des Hof— gärtners befindet. Hier ſah ich Stämmchen won Citrus sinensis, reichlich mit Früchten bedeckt, wie ich dieſelben früher noch nie ſo ſchön zu ſehen Gelegenheit hatte. Rechts und links ſchließen ſich die Flügel des Winter— gartens an, welche eine hübſche Sammlung Neuholländerpflanzen enthalten. Die Aufſtellung der Pflanzen iſt der in der Wilhelma ſehr ähnlich. Die übrigen Häuſer, warme und kalte, enthalten meiſtentheils nur Decorations— pflanzen, Gemüſe und Obſtgarten ſind im guten Stande. Beſonders zu bemerken iſt noch ein Sortiment im freien Grunde ausgepflanzter Coniferen. Um Zutritt zur Villa und deren Garten zu erhalten, bedarf es ebenfalls einer Eintrittskarte, welche auf dem königlichen Hofmarſchallamte zu erhalten iſt. Ein anderer meiner von Stuttgart aus unternommenen Ausflüge galt dem benachbarten Ludwigsburg, mit ſeinem, dem Beſchauer einen groß— artigen Eindruck hinterlaſſenden Schloſſe. Der Schloßgarten ſoll früher bedeutend geweſen ſein, in neuerer Zeit iſt leider nicht viel von demſelben zu ſagen. Der ältere Theil deſſelben iſt noch im franzöſiſchen Style gehalten, während die neueren Partien im engliſchen Geſchmacke angelegt ſind. Ein hübſcher Punkt iſt eine alte Ruine in dem mittleren Theile des Parkes, und die Umgebung der Hofgärtnerwohnung, deren äußere Seite vollkommen mit Epheu überwachſen iſt. Bevor ich aus dem freundlichen Stuttgart ſchied, beſuchte ich noch die ohngefähr zwei Stunden von demſelben entfernte landwirthſchaftliche Academie zu Hohenheim. 399 Was das Gärtneriſche anbetraf, jo Kö ich eine gut eingerichtete Obſtbaumſchule und außerdem eine Baumſchule für Gehölze vor. Die Academie wird viel beſucht. Die Einrichtungen ſind gut, ich erwähne darunter beſonders die ſchönen Sammlungen, welche ſich hier befinden; Samen-, Holz-, Mineralien- und dergleichen Sammlungen find nicht unbe— deutend und gut geordnet. Einen Beſuch, welchen ich dem berühmten Inſtitute zu Reutlingen zugedacht hatte, konnte ich leider wegen Mangel an Zeit nicht ausführen. Vollkommen befriedigt von dem, was ich geſehen und gelernt, verließ ich Stuttgart und erreichte nach wenigen Stunden das reizend gelegene Heidelberg. Mein erſter Beſuch daſelbſt galt dem botaniſchen Garten, welcher nicht weit vom Bahnhofe, am Eingange der Stadt liegt. Derſelbe iſt nicht groß und beſitzt nur einige Gewächshäuſer, welche mit Pflanzen reichlich gefüllt waren. Neuheiten ſah ich wenig, jedoch gute ältere Pflanzen. Die äußeren Quartiere des Gartens waren alle in guter Ordnung. Von hier aus wendete ich meine Schritte nach der Schloßruine, welche ſo bekannt und vielfach beſchrieben worden iſt, daß ich mich fuglich ſogleich zu den Anlagen in der Umgebung des durch franzöſiſchen Vandalismus zerſtörten Schloſſes wende; dieſelben ſind im landſchaftlichen Style gehalten, und iſt nur hier und dort der Natur etwas nachgeholfen worden. Die reizenden Fernſichten, welche ſich von allen Theilen dieſer Anlage dem Beſchauer bieten, ſind großartig und über alle Beſchreibung erhaben, auch ſchon ſo oft geſchildert worden, daß ich mich auch hier aller Details enthalten kann. Obgleich ſchon in meiner Zeit beſchränkt, wollte ich doch nicht von Heidelberg ſcheiden, ohne den in früherer Zeit ſo berühmten Schwetzinger— Garten geſehen zu haben, deſſen Ruf ſeiner Zeit ſich weit über die Grenzen Deutſchlands verbreitete. Nach 1½ ſtündiger Fahrt in Schwetzingen angelangt, wurde ich ſchon beim Eintritte in den Garten durch das Schloßthor durch den großartigen Eindruck überraſcht, welchen die ſogenannte Cirkelanlage, ein urſprünglich nach Le Notre's Syſtem in Parallelogramme und Dreiecke getheilte kreis— förmige Anlage mit prächtigen Raſenſtücken und Fontainen, auf den Beſchauer hervorbringt. Weiter im Garten ſchreitend, treffen wir noch rechts und links der Hauptallee Anlagen im altfranzöſiſchen Geſchmacke an, ſelbſt eine türkiſche Gartenanlage, und ſchließen mit den um den großen See herum befindlichen Anlagen im engliſchen Style, welche für mich noch das ganz beſondere Intereſſe boten, den Platz kennen zu lernen, auf welchem der nachmalige Königl. bayeriſche Garten-Intendant Friedrich Ludwig v. Sckell die erſten Berſuche machte, dem jetzt allgemein muſtergültigen engliſchen Gartenſtyle in Deutſchland die Bahn zu brechen. War auch das Terrain zu dieſen Verſuchen nur ein geringes zu nennen, ſo tritt doch ſchon aus dieſen erſten Anlagen Sckell's ſpäter ſo glänzend bewährtes Talent als Landſchaftsgärtner unverkennbar hervor. Beſonders iſt es die Waſſeranlage des ſogenannten engliſchen Gartens, welche ein reizendes Bild darbietet. Um einen mit einer Inſel verſehenen 400 Teich gruppiren ſich herrliche Baumpartien, welche von dem Verſtändniß und dem Geſchmacke Sckell's bei der urſprünglichen Anlage das beſte Zeugniß ablegen. Einen maleriſchen Effect erhält das Ganze durch die in geringer Entfernung ſich erhebende Ruine eines Tempels des Merkur. Dieſe kleinere Waſſeranlage ſteht mit einer größeren, dem ſogenannten See, in Verbindung; derſelbe bildete früher ein großes längliches Viereck, von gehauenen Steinen eingefaßt, hat aber in neuerer Zeit eine veränderte Form und naturgemäße Begrenzung erhalten; an ſeiner vorderen, nach dem Schloſſe gerichteten Seite ruhen zwei mächtige Statuen des Rheins und der Donau. Weiter iſt noch erwähnenswerth die in den türkiſchen Anlagen erbaute Moſchee, von deren Minarets man eine prachtvolle Ausſicht genießt. Eine Menge Dörfer und Städte, unter ihnen Mannheim, Heidelberg, Worms und Speier, die maleriſche Bergſtraße und die Vogeſen breiten ſich in einem lieblichen Gemälde vor unſeren Blicken aus. | Der Schwetzinger Garten enthält auch noch eine große Menge von Bauwerken, Gruppen und Statuen, welche man in dieſer Weiſe in neueren Anlagen nicht mehr findet; nur einige wenige anführend, erwähne ich zuerſt des Apollo-Tempels, welcher wirklich einen zauberiſchen Eindruck gewährt. Der Tempel ſelbſt ſteht auf einer künſtlich errichteten Felspartie, in welcher ſich verſchiedene grottenartige Gewölbe befinden. Zwei ſchön gearbeitete Nymphen halten eine Urne, aus welcher ſich von Stufe zu Stufe das Waſſer herabwälzt, bis es in einem prächtigen Haine, von großen Bäumen gebildet, verſchwindet. Von dem Apollo-Tempel gelangt man auf ſchattigen Wegen und an anmuthigen Gartenpartien vorüber nach dem ſogenannten Badehaus, in welchem beſonders ein ſchönes Deckengemälde zu bemerken iſt. Ein ſchattiger Laubengang führt uns dann nach dem ſogenannten Vogelbaſſin. In der Mitte dieſes Baſſins befindet ſich ein Uhu, aus deſſen Schnabel Waſſer her— vorquillt, rings um denſelben ſitzen erhöht andere aus Blech gearbeitete Vögel, aus deren Schnäbeln Waſſerſtrahlen auf erſtere herabfallen. Dieſes Baſſin und eine künſtlich gemalte Fernſicht gehören beſonders unter die dem veral— teten Geſchmacke angehörenden Spielereien des Gartens. An den Tempel der Botanik vorüber, der nichts bemerkenswerthes enthält, gelangt man nach den künſtlichen Ruinen einer römiſchen Waſſerleitung, von deren höchſtem Punkte ſich eine hübſche Ausſicht über den Garten bietet. Einen Beſuch der Gewächshäuſer, ſowie der Gemüſe- und Blumengärten geſtattete mir meine beſchränkte Zeit nicht, ich ſchied von Schwetzingen mit der Ueberzeugung, daß ſein Garten wie nicht leicht ein anderer, dem Gärtner die beſte Gelegenheit bietet, die verſchiedenen Epochen und Geſchmack'srichtungen in der Gartenkunſt bezüglich Landſchaftsgärtnerei kennen zu lernen. Im Verlaufe meiner Reiſe Darmſtadt berührend beſuchte ich den Garten zu Beſſungen. Die Anlagen dieſes Gartens ſind nur klein und von keiner großen Bedeutung. Die Gewächshäuſer, nach alter Bauart aufgeführt, mit aufrechtſtehenden Vorderfenſtern, ohne Oberlicht. Einige kleinere Warmhäuſer machen jedoch eine Ausnahme hiervon. In den kalten Häuſern befanden ſich hübſche kegelförmig gezogene Lorbeerbäume, nebſt Orangen, mit vielen Früchten 401 . behangen. Die Pflanzen ſtanden geſund. Ein Sortiment von Coniferen in Töpfen war wohl in ihnen das Sehenswertheſte. Die Warmhäuſer enthielten, außer älteren Warmhauspflanzen, auch viele gute neuere Sachen, und ſelbſt viele noch unbeſtimmte Pflanzen. Die Familie der Farne und Palmen waren am meiſten vertreten. . Außer Pflanzen wurde auch noch Frühgemüſe gezogen. Der Garten ſteht unter guter Leitung und würde jedenfalls bedeutender ſein, wenn nicht in vielen Gärten die Mittel zur Unterhaltung knapp zugemeſſen wären. Der botaniſche Garten zu Darmſtadt iſt klein, jedoch in gutem Stande. Darmſtadt ſelbſt, ſeine Umgebung und öffentlichen Anlagen bringen einen freundlichen Eindruck hervor. Die Stadt iſt hübſch gebaut und mit breiten regelmäßigen Straßen verſehen. Von Darmſtadt führte mich die Eiſenbahn nach Frankfurt a. M., welches in gärtneriſcher Beziehung manches Sehenswerthe bietet. Die öffentlichen Anlagen zum Theil in der Stadt ſelbſt, als auch in der Umgebung derſelben, ſind von nicht geringer Ausdehnung. Meiſtentheils im engliſchen Style angelegt, bilden dieſelben angenehme Prome— naden, die faſt zu allen Zeiten des Tages von Spaziergängern, belebt werden. Von ſehenswerthen Gärten konnte ich leider nur drei in Augenſchein nehmen, da der Zeitraum, welchen ich auf dieſe Reiſe verwenden konnte, ſeinem Ende entgegen ging. — * Das Etabliſſement des Herrn Rinz beſuchte ich zuerſt. Einem jeden Gärtner iſt ja die Firma Rinz in Frankfurt a. M. hinlänglich bekannt und ich brauche auf die Solidität derſelben wohl nicht beſonders aufmerkſam zu machen. Die Einrichtungen des Gartens ſind gut. Beſonders bemerkenswerth iſt das große Schauhaus, welches bei meiner Anweſenheit mit blühenden kalten Pflanzen recht hübſch decorirt war. Derartige Schauhäuſer ſind für größere Handelsgärtnereien nicht genug zu empfehlen, indem durch den Anblick großer und blühender Exemplare in geſchmackpoller Aufſtellung die Beurtheilung der Güte und Brauchbarkeit einzelner Pflanzen erleichtert und die Kaufluſt gereizt wird. Kalte und warme Häuſer mit vielen Pflanzen— ſchätzen füllen den Garten und bieten dem Beſucher angenehmeren Genuß, dem Käufer die reichſte Auswahl. Der Rothſchild'ſche Garten, früher wohl bedeutender und berühmter, beſitzt viele gute Pflanzen, jedoch nichts Beſonderes von Neuheiten. Einige hübſche Orangenbäume und ziemlich anſehnliche Zwergobſtzucht. Der Bethman'ſche Garten hat, ſowie der vorige, ſchöne Gewächshäuſer und in denſelben beſonders prächtige Camellien, viele Ananas und auch einige Orangenbäume reichlich mit Früchten verſehen. Dies ſind wohl die ſehens— wertheſten Gärten in Frankfurt, außerdem befindet ſich daſelbſt noch eine Menge kleiner Handelsgärten und eine ausgedehnte Gemüſe- und Obſtbaumzucht. Von Frankfurt aus direct der Heimath zueilend, fanden dort meine gärtneriſchen Reiſebeobachtungen ihr Endziel, ich ſchließe daher deren Auf— zeichung mit der Bitte an den freundlichen Leſer, in derſelben nicht eine ge— naue Beſchreibung der beſuchten Gärten, ſondern nur einen Hinweis auf einzelnes Bemerkenswerthe derſelben erblicken zu wollen. Arnim Sckell. — I Hamburger, Garten- und Blumenzeitung. Band. XX. 26 SR 402 Ueberſicht der in anderen Gartenſchriften beſchriebenen oder abgebildeten empfehlenswerthen Pflanzen. (Fortſetzung.) 1 (Botanical Magazine, Juli 1864.) Macleania speciosissima Hook. (Thibaudia elliptica Hort. Lind.) (Vaccinex.) Einer der herrlichſten Blüthenſträucher, von dem ein Exemplar auf der Ausſtellung der königl. Gartenbau-Geſellſchaft zu Kenſington, im April d. J., Senſation erregte, zu der es von Herrn Bateman eingeſandt worden war, der dieſe Pflanze unter dem Namen „Thibaudia elliptica, R. et P.“ von Herrn Linden zu Brüſſel erhalten hatte, welche jedoch eine ganz andere Pflanze iſt. Die Bateman'ſche Pflanze iſt jedenfalls eine Macleania, und zwar eine neue Art, da ſie zu keiner der von Klotzſch beſchriebenen 10 Arten paßt. Sie ſoll aus Columbien ſtammen und dürfte am nächſten der M. angu- lata (Bot. Mag. Taf. 3979) und der M. floribunda ſtehen. Nach Herrn Bateman's Mittheilung erfordert die M. speciosissima ein wärmeres Kalthaus, viel Topfraum und Licht, und iſt dem Glaſe ſo nahe als möglich zu ſtellen. Es iſt ein ſparrig wachſender Buſch, deſſen Zweige ſich mehrere Fuß weit ausbreiten und dann gefällig herabhängen. Dieſelben ſind bekleidet mit lederartigen, zweizeilig geſtellten, immergrünen, zwei Zoll langen, läng— lich⸗eiförmigen, kurzgeſtielten, ſtumpfen, ganzrandigen und mit drei Haupt⸗ nerven verſehenen Blättern. Die ganz jungen Blätter find ſehr zart, pur⸗ purroth. Die Blumen ſind hängend, ſehr zahlreich in Büſcheln unterhalb der Blätterbaſis. Die Blumenkrone iſt faſt 1¼ Zoll groß, hellſcharlach, uach dem Saume zu gelb, röhrenförmig, dicht unter dem Saume jedoch zuſammen⸗ gezogen. — Es iſt eine ſehr empfehlenswerthe Pflanze. (Taf. 5453). Dendrobium marginatum Batem. ms. Orchideæ. Blühte im April d. J. in Herrn Sigismund Rücker's Sammlung zu Weſt⸗Hill, Wandsworth, unter obigem Namen. Dieſe hübſche Orchidee ſtammt aus Moulmain, von wo ſie zuerſt durch Herrn Pariſh bei Herrn Hugh Low eingeführt worden iſt. Die Stämme, die kaum Pſeudoknollen genannt werden können, ſtehen büſchelweiſe beiſammen, find 1—2 Fuß lang und von der Stärke eines Gänſekiels, die Gelenke ſcheidig, geflügelt. Die jüngeren tragen am oberen Ende einige wenige linien-lanzettförmige Blätter. Die Blumen erſcheinen an den Gelenken der alten Stämme, gegen das obere Ende zu, gewöhnlich zu zweien an einem kurzen Stengel. Sepalen und Petalen find rein weiß, erſtere lanzettförmig, letztere faſt oval, ſehr abſtehend. Die Lippe iſt mäßig groß, nach unten in eine lange Klaue ausgehend, ſo lang als der Sporn, dreilappig, die Seitenlappen ſind groß, dunkelorange gefleckt, die Fläche mit drei erhabenen Rücken verſehen. Der mittlere Lappen iſt faſt rund, wellig, ſtumpf von zinnoberzoranger Färbung mit weißem Rande. (Taf 5454). 403 = Micranthella Candollei Naud. (Chetagastra mollis Dec. Rhexia mollis Bonpl.) Melastomace®. Eine kleinblumige, jedoch recht hübſche Melaſtomee aus Quito vom Profeſſor Jameſon eingeführt, woſelbſt ſie 9—10,000 Fuß über der Meeres: fläche wächſt. In Herbarien iſt dieſe Art ſchon länger bekannt, indem ſie früher von Hrn. Triana in Neugranada und von Ruiz und Pavon in Lima gefunden worden iſt. Es iſt ein kleiner Strauch mit gegenübergeſtellten Zweigen und Blättern. Die ganze Pflanze, ſelbſt die Blumenblätter ſind dicht bedeckt mit kurzen roſtfarbenen Härchen. Die Blätter ſind 3 Zoll lang, geſtielt länglich-eirund, önervig und die Hauptnerven verbunden durch Quernerven. Die Blüthenrispe endſtändig, Blumen violetpurpurfarben. (Taf. 5455). Meconopsis aculeata Royle. Papaveraceæ. Im Kew⸗Garten blühte dieſe ſchöne Pflanze im freien Lande im Juni— monat d. J. Sie wurde durch Samen vom nordweſtlichen Indien einge— führt, und ſcheint ſie in Indien ziemlich häufig vorzukommen. So fand ſie Wallich auf den Gebirgen von Kumaon, 11,000 F. hoch, Royle fand ſie in Sircuar, Munro in Kunawar und Winterbottom bei Zanſhar und Kiſhtwar in Kaſchemir, 10 — 14,000 F. hoch. Im weſtlichen Europa findet ſich nur eine Art der Gattung Meco- nopsis vor, nämlich M. cambrica, zwei Arten gehören dem nordweſtlichen Amerika an und 6 ſind Bewohner des Himalaya, von denen M. Wallichii früher ſchon erwähnt worden iſt. Alle zeichnen ſich durch große ſchön gefärbte Blumen aus. — M. aculeata hat einen krautigen Stengel, 1—2 Fuß hoch wachſend. Die Blätter variiren ſehr, die wurzelſtändigen find mehr herzförmig, die anderen —5lappig, mehr oder weniger eingeſchnitten. Die Blumen ſind über 2 Zoll groß im Durchmeſſer, ſtehen in einer langen Rispe beiſammen und ſind von dunkelvioletrother Färbung. (Taf. 5456). Cymbidium tigrinum Parish ms. Orchideæ. 5 Dieſe iſt eine von den vielen neuen Orchideen, die Herr Low zu Clapton durch Herrn C. S. P. Pariſh von der Malayi'ſchen Halbinſel erhalten hat. Herr Pariſh entdeckte ſie im Jahre 1863 auf den Felſen in den Gebirgen von Tenaſſerim, in einer Höhe von 6000 F. über der Meeresfläche. Bei Beſtimmung dieſer Art hat der Autor den Charakter der Gattung Cymbidium nach Lindley angenommen, der im Jahre 1840 in ſeinen „Genera et Species Orchidearum“ 40 Arten aufführt. Reichenbach fil. hat ſie jedoch wieder bis auf 19 reducirt. Die Pſeudobulben ſtehen haufenweiſe beiſammen, ſind von der Größe einer Wallnuß, länglich rund. Die Blätter find 3—4 Zoll lang und ſtehen bis zu 3 oder 4 an der Spitze der Pſeudoknolle, ſind länglich lanzettförmig, faſt lederartig. Der Blüthenſchaft iſt wurzelſtändig, eine Spanne lang, bekleidet mit 4—6 lanzettförmigen ſcheidigen Bracteen. Die Blumen find ziemlich groß, die Blüthentheile ſchmal. Die Sepalen ſtark ausgeſpreitzt, linien- oder 26* 404 länglich⸗linienförmig, gelbgrün, gefleckt mit roth; die Petalen find den Sepalen conform, ſtehen jedoch aufrecht und faſt parallel mit dem oberſten Sepalen, wenig nach innen gebogen. Die Lippe iſt groß, breit-länglich, nach unten lang nagelförmig auslaufend, dreilappig. Die Seitenlappen ſind rund, aufrecht, purpur auf der inneren Fläche. Der Mittellappen iſt breit— länglich, ganz weiß, dunkelpurpurfarben quergeſtreift. (Taf. 5457). (Gartenflora, Juni 1864.) Lilium Szovitsianum Fisch. et Lallem. (Lilium colchicum Hort. L. monadelphum Eichw.) Liliaceæ. Eine alte bekannte, dennoch in den Gärten ſehr ſelten gewordene Lilienart. Wie die Gartenflora, in der ſelbige auf Taf. 436, Fig. 1, abgebildet iſt, mittheilt, iſt durch den Akademiker Herrn Ruprecht in letzter Zeit eine große Anzahl Zwiebeln dieſer Lilie vom Kaukaſus in Petersburg eingeführt. Lilium Szovitsianum bildet einen 2—4 F. hohen Stengel, der mit zerſtreut ſtehenden, länglich-lanzettlichen Blättern beſetzt iſt und auf ſeiner Spitze, je nach der Stärke der Zwiebeln, 1— 20 nickende Blumen trägt. Die ſechsblättrige Blumenkrone hat eine trichter-glockenförmige Geſtalt, iſt grünlich gelb oder faſt ochergelb gefärbt und trägt auf der inneren Seite der Blumenblätter meiſt viele kleine ſchwarze Punkte, die jedoch auch fehlen können. Die oval-lanzettlichen Blumenblätter rollen ſich bald nach dem Aufblühen der Blumenkrone zurück. Die Staubfäden überragen mit ihren langen, einen ſafrangelben Pollen enthaltenden Antheren die Blumenkrone. Eine ſehr empfehlenswerthe Art, die, im Topfe cultivirt, in einem kalten Kaſten überwintert (auch im Freien unter Bedeckung bei uns anal früh: zeitig ihre hübfchen Blumen entwickelt. * Verbascum phoniceum L. (Verbascum puniceum Schrad.). Scrophularineæ. Ebenfalls eine alte Culturpflanze, aus Mittel- und Sudenropa, wie aus Mittelaſien ſtammend, die bei uns gut im Freien aushält. Sie liebt jedoch einen ſonnigen und trockenen Standort. Es zeichnet ſich dieſe Art vor den anderen meiſt gelb blühenden Arten Fig ſchön tief violett he Blumen aus. (Abgebildet Taf. 4361 1.127031 * Trevesia sundaica Mig. (Sciadophyllum palmatum Bl. Brassaia palmata Don.) Araliaceæ. Br): Unftreitig eine der ſchönſten Decorationspflanzen des Warmhauſes. Der ſtachelige Stamm, die ſtacheligen Blüthenſtiele und die ganz eigenthüm⸗ liche handförmige Theilung der faſt kreisrunden Blätter laſſen ſolche ſehr leicht von allen anderen Arten dieſer Familie unterſcheiden. Die Platte der Blätter iſt 1½—2 Fuß im Durchmeſſer, iſt ſtreng handförmig, aber die Blattbaſis gleicht ſehr einer buchtigen ganzrandigen Schwimmhaut eines Waſſervogels, aus der ſich 7 Blattlappen erheben, von denen die 5 mittleren auf kurzen Stielen über die ganzrandige Blattbaſis hervortreten und eine länglich lanzettliche Form zeigen, während die ſeitlichen ſitzen und am Grunde 405 faft einfeitig Herzförmig find. Die jungen Blätter zeigen auf der Unterfeite gleich den Blattſtielen eine bräunliche Behaarung von ſternförmigen Haaren, die ſpäter wieder verſchwindet, ſo daß die hellgrünen Blätter auf beiden Seiten faſt kahl ſind. Dieſe ſchöne Pflanze ſtammt aus Java und gedeiht in jedem mäßig warmen Gewächshauſe ſehr leicht. (Abgebildet Taf. 438). Illustration horticole, Juni 1864.) Cattleya elegans Ch. Morr. (Lælia elegans Rchb. fil., Bletia elegans Rchb. fil.) Orchideæ. Schon im Jahre 1847 wurde dieſe hübſche Art, jetzt als Laelia elegans RKchb. fil. in den Sammlungen bekannter, von St. Catharina durch Frangois Devos bei Herrn Alex. Verſchaffelt, Vater des jetzt rühmlichſt bekannten Herrn Amb. Verſchaffelt eingeführt, in deſſen Sammlung ſie 1848 blühte, von Charles Morren als Cattleya elegans in den Ann. Soc. d' Agric. et de Bot. de Gand IV. 93.p. 185 beſchrieben und abgebildet. Es iſt bekanntlich eine ſehr ſchöne Art mit violetten Blumen und purpur⸗ rother Lippe. (Taf. 902.) Aquilegia spectabilis Lem. Eine recht hübſche Art oder Varietät, im Etabliſſement Verſchaffelt in Gent aus Samen erzogen, der vom Amur Fluße importirt worden iſt. Am nächſten ſteht dieſelbe der Aq. jucunda. Die Blumen ſind groß, dunkelviolettblau mit gelber Randzeichnung. (Taf. 403.) Camellia alba ornatissima. Iſt italieniſchen Urſprung's und bei Herrn Verſchaffelt in Gent bereits vorräthig. Sie iſt eine der ſchönſten, wenn nicht die ſchönſte aller weiß— blühenden Varietäten, von ungemein regelmäßigem Bau, mit kleinen, ab— gerundeten am oberen Rande zweilappigen Blumenblättern. (Taf. 404.) (Belgique horticole, Juni u. Juli 1864.) Aethionema cordifolium De. Cruciferæ. Eine alte bekannte, aber viel zu wenig in den Gärten cultivirte Pflanze. Wie fo viele andere, als Alyssum saxatile, Aubrietia deltoidea, Iberis sempervirens, eignet ſich die genannte Art ganz vorzüglich zu Einfaſſungen, zur Bepflanzung von kleinen Beeten auf Raſenplätzen, Steinpartien und dergl. Die Pflanze hat niederliegende Stengel, kleine blaugrüne Blätter und kleine in kopfförmigen Rispen beiſammenſtehende roſafarbene Blumen. — Wenn auch die A. cordifolium zuweilen ſich mehrjährig zeigt und im Freien aushält, ſo iſt es doch gerathener, ſie alljährlich aus Samen zu ziehen, den fie ſehr reichlich anfegt.- Lychnis Senno Sieb. et Zuce. Eine Pflanze, die hinſichtlich ihrer vorzüglichen Eigenschaften nicht genug empfohlen werden kann. Sie iſt perennirend, kräftig und leicht wachſend. Die Stengel erheben ſich gegen 2 Fuß hoch, ſie frieren im Winter ab, aber die ausdauernden Wurzeln treiben im Frühjahre wieder neu aus. Die Blumen 406 find meiſt ſcharlachroth, zuweilen weiß oder roth und weiß geftreift. Jeder Stengel treibt 5 bis 7 Blumen von beträchtlicher Größe. In Japan wird die Lychnis Senno viel cultivirt, wo man ſie Senno nennt, fie gleicht der Lychnis grandiflora Jacg., die in Japan den Namen Gambi führt. Dieſe beiden Arten, von denen es viele Varietäten giebt, gedeihen in jedem leichten, nahrhaften Boden. Die Gruppe der Gattung Lychnis, zu der die L. Senno gehört, zählt ziemlich viele Arten mit einer Menge Varietäten. Van Houtte hat unter dem Namen Lychnis Sieboldii (flore des Serres, X. p. 31. pl. 380) eine weißblühende Form bekannt gemacht. Lemaire führt unter dem Namen L. Haageana (Illust. hortic., VI. pl. 195) eine zinnoberfarbene Form auf. Beide Formen ſind auch in früheren Jahrgängen der Hamburg. Garten— zeitung von uns beſprochen und ſind ſie auch beide in den deutſchen Gärten als L. Sieboldii und Haageana bekannt. Morren glaubt, daß dieſe verſchiedenen Formen, einſchließlich der L. Senno, ſich der alten L. fulgens Fisch. anſchließen, im Jahre 1813 aus Sibirien eingeführt. Abgebildet iſt die L. Senno in oben genanntem Werke auf Taf. XI. e Die Gärtnerlehranſtalt zu Cöthen (Anhalt-) in der Kunſt⸗ und Handelsgärtnerei von P. Göſchke daſelbſt. In einer früheren Nummer der Hamburger Gartenzeitung war bereits der Proſpect genannter Gärtnerlehranſtalt veröffentlicht). — Da nun das von Herrn Göſchke hiezu erbaute Haus ſeiner Vollendung entgegen geht und mit Michaelis dieſes Jahres der Lehrſaal und die Schlafzimmer, welche einſtweilen in einem naheliegenden Gebäude von Herrn Göſchke gemiethet, in die wirkliche Anſtalt verlegt werden, ſo glauben wir, im Intereſſe des geſammten gartenliebenden Publikums einmal näher auf dieſes Inſtitut ein— gehen und einige Details bringen zu müſſen, da eben nichts zeitgemäßer iſt, als gerade eine Gärtnerlehranſtalt, welche den Zweck im Auge hat, junge Leute practiſch und nebenbei ſo weit theoretiſch auszubilden, das ſie Anſpruch auf das Prädicat „gebildeter Gärtner“ machen konnen. Wir können nicht verhehlen, daß der Stand der Gärtner noch vielfach als ein untergeordneter betrachtet wird, und daß es ſchwierig iſt, in den ſogenannten höheren Cirkeln als Kunſtgärtner Eintritt zu finden. — Jedenfalls liegt das mit an den Gärtnern, und ſo lange die Bildung des größten Theiles eine nicht andere wird, ſo lange wird es auch ſchwer halten, dem Gärtner— ſtande die ihm gebührende Stellung einzuräumen. — Freilich fehlt es noch ſehr an Gelegenheiten, welche jungen Leuten zu Gebote ſtehen, ſich zu ge— bildeten Gärtnern heraufzuſchwingen, und leider kommen die Anfänger oft in eine Schule hinein, wo ſie nur benutzt werden, aber nicht an ihre Zukunft gedacht wird. Es muß daher mit aller Energie dieſem Uebelweſen ent- gegengetreten werden und dies kann nicht anders geſchehen, als daß auf die ) Siehe 2. Heft, S. 88. 407 Ausbildung ſolcher Leute, die ſich dem Gärtnerſtande widmen, mehr geſehen wird, als es wohl vielfach bis hierher geſchehen. Die beſte Gelegenheit zur Ausbildung junger Gärtner bieten ſolche Inſtitute, in denen neben der practiſchen Arbeit die theoretiſche nach einem gewiſſen Plane in's Auge gefaßt wird. — Wir haben Gelegenheit gehabt uns von der Gärtnerlehranſtalt, welche die Herren G. Göſchke und L. Schröter in Cöthen in's Leben gerufen, eine Anſchauung gemacht zu haben und freuen uns, daß beide Männer mit vollem Eifer für ihr Fach die Sache ſo betreiben, als es nur zu wünſchen iſt. Das Etabliſſement des Erſteren bietet Ge— legenheit in den mehrſten Zweigen der Gärtnerei practiſch vertraut zu werden, und nebenbei haben die Zöglinge an Herrn Schröter, der mit G. Göſchke die Direction bildend, als Inſpector der Anſtalt fungirt, einen Mann, deſſen Wirkſamkeit auf dem practiſchen, wie auf dem theoretiſchen Gebiete anerkannt worden. Aber nicht allein dieſe beiden Männer, von denen Herr Göſchke die Oberaufſicht über die practiſchen Arbeiten führt, und ſolche durch einen Ober— gärtner ausführen läßt, Herr Schröter den Unterricht in der Botanik, das Plan⸗ und Pflanzenzeichnen und die Lehre vom geſammten Gartenweſen ertheilt, ſind an dem Inſtitute thätig. — Der Sohn des Beſitzers des Garten— Etabliſſements und der Lehranſtalt, Franz Göſchke, welcher zugleich Secretair des Anhaltiſchen Gartenbau-Vereines zu Cöthen und Vorſteher eines Steno— graphen⸗Vereines daſelbſt iſt und im Geſchäfte ſeines Vaters thätig wirkt, hat die Sprachſtunden übernommen, die den Zweck haben, die jungen Leute in der lateiniſchen wie in den neueren Sprachen, als in der engliſchen und franzöſiſchen, ſoweit auszubilden, daß ſie dieſelben richtig leſen und ſomit nicht die gewiß einen ſchlechten Eindruck hervorbringenden Leſefehler machen, die ja ſo häufig von Gärtnern begangen werden. Außerdem hat Profeſſor Dr. Iſenſen in Cöthen die Chemie und Phyſik für Gärtner übernommen, und ſo iſt auch hierin Gelegenheit gegeben, auf dieſem dem Kunſtgärtner ſo wichtigen Felde einigermaßen heimiſch zu werden. Faſſen wir nun insgeſammt alles das, was jungen Leuten, die ſich dem Gartenfache widmen und dieſe Anſtalt beſuchen, zuſammen, ſo bleibt hiebei Nichts weiter zu begehren, und wollen wir nur von Herzen wünſchen, daß für die Opfer, welche der Beſitzer bringt, der Lohn auch nicht ausbleiben und die Zahl der Schüler, die, wenn auch anfänglich nur eine geringe, ſich immer vermehren möge. Selbſt jungen Gärtnern, die ſchon ander— weitig gelernt, können wir den Beſuch dieſer Anſtalt auf ein Jahr empfehlen, wie ja auch, ſo viel uns bewußt, ſchon mehrfach ſolche Fragen an die Direction ergangen, dieſelbe auch bereit iſt, darauf einzugehen und nach Uebereinkunft das Honorar hiefür feſtzuſtellen, welches ſelbſt bei denen, die 3 Jahre lang die Anſtalt beſuchen, ſo geſetzt, daß es in der That gewiß als ein ſolides zu betrachten iſt. Mögen denn die beiden Unternehmer nicht müde werden, an der ſich einmal geſtellten Aufgabe weiter zu arbeiten, und ſo der geſammten Gartenwelt zeigen, daß der Wille viel vermag, wenn es ſich darum handelt, ein Inſtitut auf privatem Wege, allerdings mit landesherrlicher Sanction, emporzubringen, wo Thätigkeit nie nachlaſſen darf, ſondern raſtlos executirt werden muß. „3er 408 Gartenbau⸗Vereine. Breslau. Aufklärung. Das Heft 6 der „Hamburger Garten- und Blumenzeitung“ pro 1864 enthält einen Aufſatz von Herrn Profeſſor F. Cohn über die von der Section für Obſt- und Gartenbau im Früh⸗ jahr 1864 veranſtaltete Frühjahrs-Ausſtellung, in welchem das Bedauern ausgeſprochen wird über „Die auffallende Nichtbetheiligung der Handelsgärtner, die doch recht eigentlich dazu berufen wären, das Publikum mit dem Neueſten und Beſten in ihrem Fache bekannt zu machen, wie ſie ja ſelbſt wieder von dem erhöhten Intereſſe des Publikums den größten Vortheil ziehen würden. In allen anderen Städten, namentlech Berlin, Hamburg, Frankfurt ꝛc., ſind die Handelsgärtner die Hauptſtützen der öffentlichen Ausſtellungen u. ſ. w. u. ſ. w.“ wi Sofern neben der Section für Obſt- und Gartenbau noch ein „Schleſiſcher Central⸗Verein für Gärtner und Gartenfreunde“ beſteht und derſelbe den größten Theil der hieſigen Handels- und Kunſtgärtner, ſowie eine immer wachſende Zahl von Gärtnern in der Provinz (innerhalb der erſten 7 Monate beträgt der Zutritt 34 Mitglieder) zu ſeinen Mitgliedern zählt, ſofern gerade von den Mitgliedern dieſes Vereines nicht Eines ſich bei der Sections-Aus— ſtellung betheiligt hat und, es ſei hiermit offen ausgeſprochen, unter obwal— tenden Verhältniſſen ſich wohl ſchwerlich Eines je betheiligen wird, ſofern alſo der Schleſiſche Central-Verein in obigen Worten des Herrn Profeſſor F. Cohn gemeint ſein dürfte, ſieht ſich der Verein veranlaßt, einige Andeu— tungen zur Aufklärung zu geben. Der Verein erkennt ſehr wohl, was er dem Publikum, aber auch, was er ſich ſelbſt ſchuldig iſt. Er beruft ſich in dieſer Beziehung auf die auch an die geehrte Redaction dieſer Zeitung, ſowie an die Section für Obſt- und Gartenbau zu Breslau eingeſandten Jahresberichte pro 1862 und 1863. Wenn der in früheren Jahren mit der Section für Obſt- und Gartenbau beſtandene Verband des Schleſiſchen Central-Vereines im Jahre 1862 gelöſ't und ſeitdem ein gemeinſames Wirken beider Geſellſchaften unmöglich geworden iſt, ſo verſagt es ſich der Verein für den Augenblick, die Gründe hiervon zu erörtern. Wir wiſſen nicht, ob Hr. Dr. F. Cohn Mitglied der Section für Obſt⸗ und Gartenbau iſt, ob derſelbe daher dieſe Angelegenheit mit oder ohne Kenntniß der Sachlage zur öffentlichen Beſprechung gebracht, und ob dadurch dem etwa beabſichtigten Zwecke ein guter Dienſt erwieſen worden iſt, aber das wiſſen wir, daß die von Hrn. Prof. F. Cohn beſprochene Frühjahrs-Ausſtellung der Section in ihrem Ausfalle allerdings die Nicht— betheiligung eines ſehr weſentlichen Factors hat erkennen laſſen. Sollte vorſtehende nur andeutende „Aufklärung“ über die Urſachen zu dem „Bedauern“ in einer Weiſe Entgegnung finden, die dem Schleſiſchen Central-Vereine zu nahe träte, ſo würde ſich derſelbe, wiewohl ungern, gemüſſigt ſehen, ſeine obigen allgemeinen Angaben über das Zerwürfniß und deſſen Urſachen, über die Ausſtellung ꝛc. zu detailliren. Ed. Breiter, C. Winderlich, Vorſitzender. Seeretair. 409 —n. Hildesheim. Die regelmäßig jeden Monat ftattfindende General- Verſammlung des hieſigen Gartenbauvereines, welche von jetzt an ſtets mit einer Ausſtellung von Gartenproducten verbunden wird, war heute beſonders zahlreich beſucht. In dankbarer Anerkennung für das Gute und Schöne, welches der Beſuch des Schiebler'ſchen Etabliſſements gewährt hatte, wurde Herr Schiebler als Ehrenmitglied des Vereines aufgenommen. — In Folge der Nachricht, daß in Hannover eine Ausſtellung von Garten— erzeugniſſen im September angeſetzt, wurden die Tage für die hieſige Aus— ſtellung auf den 2., 3., 4. October beſtimmt. Ein längerer Vortrag des Herrn Lehrer Burgtorf (Ackerbauſchule) über Compoſtbereitung erweckte mancherlei Mittheilungen, auf die wir vielleicht ſpäter zurückkommen. Größeres Intereſſe erregte jedenfalls heute die Ausſtellung, und wir müſſen bekennen, daß die Nelken des Herrn Inſpector Palandt jede Erwartung übertrafen. Die zahlreich verſammelten Dilettanten, wie die Kenner, bezeugten ein— ſtimmig, daß Schöneres in dieſer Richtung hin nicht producirt werden könne. Ein neulich hier durchreiſender bedeutender Gartenkundiger ſprach eben— falls öffentlich ſeine Meinung dahin aus, daß die Nelken des Hrn. Palandt das Schönſte ſeien, was Norddeutſchland in dieſer Gattung producire. Georginen des Herrn Weſtenius, Fuchſien des Herrn Sperling und Früchte des Herrn Enger und Kohlmeier wurden ausgezeichnet genannt. Leider verbietet heute ein kärglich gemeſſener Raum eine weitere Mittheilung, und behalten wir uns nähere Angaben über die erfreulichen Fortſchritte der hieſigen Gartencultur bei Gelegenheit der bevorſtehenden Ausſtellung vor. Eine neu erfundene, ſchon vielfach angewandte Krauthacke des Herrn Troll verdient auch dann eine nähere Beſprechung, die wir den geehrten Leſern nicht vorenthalten werden, ſobald wir weitere Erfahrungen über ihre Zweck— mäßigkeit gemacht haben werden. Hildesheim, den 7. Auguſt 1864. Garten⸗Nachrichten. Ein Beſuch der Handelsgärtnerei des Herrn C. H. Harmſen über⸗ zeugte uns von dem Vorhandenſein des enorm großen Vorrathes aller nur möglichen gangbaren Pflanzenarten und liefert dieſer enorme Vorrath den deutlichſten Beweis, wie groß der Conſum ſolcher Pflanzen in Hamburg iſt, denn wenn auch große Quantitäten nach anderen Orten wandern, ſo bleibt dennoch eine ſehr große Menge von den zur Blüthe gebrachten Pflanzen wie Blattpflanzen am Orte und finden dieſe hier ihren Abgang. Die Camellien und Azaleen, in vielen tauſend von Exemplaren in allen Größen vorhanden, ver— ſprechen eine reiche Blüthenflor in der nächſten Saiſon. Ebenſo maſſenhaft wie die Camellien und Azaleen ſind Rhododendren, pontiſche wie hybride, dann Callistemon semperflorens, Phylica, Citrus sinensis und myr- titolia, Erica, Viburnum Tinus, Fuchſien, Verbenen, Pelargonien, Deutzia und dergl. Pflanzen vorhanden. Aber auch an Blattpflanzen fehlt es nicht, und namentlich ſind mehrere Palmen, Dracänen, Ficus elastica, 410 Musa, Curculigo, Begonia, diverſe Scitamineen u. a. ſehr ſtark vertreten, wie denn auch ſelbſtverſtändlich Blüthenſträucher zum Frühtreiben, Roſen in den auserleſendſten Sorten, veredelt in allen Höhen, und wurzelechte, nicht hundert⸗, ſondern tauſendweiſe gezählt werden. Alle Pflanzen ohne Aus⸗ nahme zeugen unter der Leitung des Obergärtners Herrn Neubert von einem vortrefflichen Gedeihen, wie in der ganzen Gärtnerei, ſowohl in den vielen Gewächshäuſern, als im Garten ſelbſt, eine muſterhafte Ordnung und Reinlichkeit vorherrſchend iſt. Ueber die, hinter Wandsbeck gelegene, Herrn Harmſen zugehörende bedeutende Baumſchule werden wir ſpäter Gelegenheit finden zu berichten. Eine andere von Jahr zu Jahr immer mehr aufblühende Handels⸗ gärtnerei iſt die des Herrn W. Buſch (Jenſen's Nachfolger). Herr Buſch, nachdem er die Gärtnerei ſeit kurzer Zeit käuflich erſtanden hat, iſt bemüht, dieſelbe nach allen Richtungen hin zu erweitern, was ihm auch bei ſeinem unermüdlichen Fleiße und ſeiner Sachkenntniß leicht gelingen wird. Auch in dieſer Gärtnerei werden nur die gangbarſten Artikel angezogen, als Camellien, Azaleen, Topfroſen, Rhododendren, Citrus, Ficus elastica, Calathea zebrina, Begonien, Fuchſien, Gloxinien und alle nur möglichen hübſchen Blattpflanzen. In der Baumſchule ſahen wir ganz vorzüglich ausſehende Obſtbäume, hochſtämmige wie Pyramiden- und Spalierbäume, ſchöne Linden, diverſe Baum- und Straucharten mit bunten Blättern, Trauerbäume und dergl. Um dem hamburger Publikum den Ankauf ſchön blühender Topf⸗ gewächſe zu erleichtern, denn die Handelsgärtnerei liegt eine gute halbe Stunde von der Stadt entfernt, hat Herr Buſch ſeit kurzer Zeit einen eleganten Blumenladen in der Poſtſtraße eröffnet, in dem man ſtets eine Auswahl der vorzüglichſten Blattpflanzen und blühender Topfgewächſe, wie der dahin gehörigen Gegenſtände vorräthig findet. — Die Zahl der in Hamburg vorhandenen großartigen Blumenläden hat ſich ſomit um einen ſolchen vermehrt, der mit dem bekannten Laden des Herrn Harmſen, dem des Herrn J. J. C. Schröder, dem des Herrn M. Meyer (beide eben⸗ falls zugleich Beſitzer großartiger Treibgärtnereien) auf gleicher Stufe ſteht, anderer hübſcher derartiger Läden nicht zu gedenken. Die Handelsgärtnerei des Herrn F. L. Stüeben auf der Uhlenhorſt war uns bisher nur durch die auf unſeren Pflanzenausſtellungen ausgeſtellt geweſenen vortrefflich cultivirten Gewächſe bekannt geweſen. Nachdem wir dieſer Gärtnerei kürzlich auch einen Beſuch abgeſtattet haben, freut es uns, dieſelbe als eine ganz vorzügliche Gärtnerei bezeichnen zu können, die Herr Stüeben in den wenigen Jahren, ſeitdem er ſie gegründet, durch unermüd⸗ lichen Fleiß und Umſicht zu einer ſolchen gebracht hat. Sämmtliche vor⸗ handene Pflanzen zeigen von der allerbeſten Cultur, und ſind es namentlich die Warmhauspflanzen, die hier ſtark vertreten ſind; dennoch fehlen die gangbarſten Florblumen nicht. Ein langes Haus iſt z. B. angefüllt mit Fuchſien in üppigſter Blüthenpracht, darunter die neueſten und ſchönſten Sorten. Es mochten in dieſem Hauſe noch an 3000 Stück Fuchſien vor⸗ handen ſein. Was uns ganz beſonders gefiel und womit Herr Stüeben ein gutes Geſchäft macht, war eine Anzahl aus Drath geflochtener Ampeln 411 in allen Größen, die auf der allergeſchmackvollſten Weiſe mit Fuchſien, Lobelia Erinus, Lonicera brachypoda fol. aur. reticulatis, Trades- cantia, Nierembergia gracilis und anderen ſich durch einen hängenden Habitus dazu eignenden Pflanzen bepflanzt ſind. Ein ganzes Haus war mit ſolchen Ampeln angefüllt geweſen, die jedoch bis auf etwa ein Dutzend Abgang gefunden hatten. Es eignen ſich dieſe Ampeln ganz beſonders zur Zierde in Veranda's, in Blumenſalons, Conſervatorien, aber auch im Freien an geeigneten Plätzen ſind ſie von ſehr gutem Effect. Die Gräſer. Zehn Vorträge, gehalten in den Verſammlungen der Gartenbau-Geſellſchaft „Flora“ zu Frankfurt a. Main von Herrn Carl Fauſt. (Aus dem 15. Jahrg. der Verhandlungen genannter Geſellſchaft.) (Fortſetzung.) Oft find in dieſen Schilf: und Binſenwäldern die Waſſervögel in ſolchen Maſſen vorhanden, namentlich zur Zeit der Samenreife, daß es in's Un— glaubliche geht. Von allen Richtungen kommen ſie gezogen, fallen in das Rohr ein, unter ihrem Gewicht die ſchlanken Halme niederbiegend, mit ihrem Geſchrei das Ohr betäubend, indem ſie um den Beſitz der Samenkolben und Rispen kämpfen. Und obgleich die Bewohner der Umgegend, mit Booten durch die Blößen rudernd, Hunderte und Hunderte mit ihren Flinten blutend in's Waſſer ſtürzen, ihre Zahl ſcheint ſich nicht zu mindern, immer neue Schwärme fallen ein und ſetzen über den Körpern ihrer geſchlachteten Ge— fährten die Mahlzeit fort, oder wenn ſie endlich verſcheucht ſind, kehren ſie ſicher am andern Tage zurück, vergeſſend das unter ihnen am vorigen Abend angerichtete Blutbad und angezogen von der ſüßen Frucht. Wir wollen nun in Kurzem die Gräſer ſelbſt betrachten, welche dieſes Dickicht bilden. Da iſt zuerſt das gemeine Schilfrohr (Arundo Phragmitis), welches den Uebergang zu den baumartigen Gräſern der heißen Zone bildet. Sie kennen wohl Alle dies purpurbraun angehauchte Gras, in dicken Büſcheln aufſproſſend, die Halme mit den Blüthenſtänden gleich wehenden Federn oft 7 Fuß hoch erhebend. Die Franzoſen nennen es Roseau de marais, die Italiener Canna palustre, die Engländer Common Reed. Der botaniſche Name ſtammt von dem eeltiſchen Wort arn, Waſſer, während das griechiſche Wort phragmitis Trennung bedeutet. Die dicken, holzigen Halme dienen den Maurern zum Berohren der Decken, fie werden zu Farbeſtiften, Weber: ſpulen und zu Matten für das Beſchatten der Miſtbeetfenſter verarbeitet, man benutzt ſie zu Zäunen, zum Dachdecken u. ſ. w. Dieſe Pflanzen wuchern in Sümpfen außerordenlich ſtark, die Maſſen ihrer Wurzelſproſſen füllen allmälig ganze Teiche aus und bilden junge Torflager; ſie bewirken großentheils das Verſanden alter Flußbetten und Sümpfe. Wo der Boden ſehr ſumpfig iſt und nicht entwäſſert werden kann, verdient dieſe Pflanze in ausgeſtochenen Torflagern u. ſ. w. Vermehrung. Man benutzt die Wedel zum Ausſtopfen der Matratzen und ſie bilden auch in Vaſen ganz hübſche 412 0 Zimmerzierden. Aus der getrockneten und gepulverten Wurzel backt man in einigen Gegenden ein gutes Brod. In dieſe Gattung gehört denn auch das Schalmeienrohr oder das ſpaniſche Rohr (Arundo Donax), das größte unter den europäiſchen Gräſern. Es wird im ſüdlichen Europa zu techniſchen Zwecken gepftegt und erreicht eine Höhe von 10 Fuß und darüber, die Blätter ſind 2 bis 3 Fuß lang. Man verfertigt daraus Mundſtücke zu Blasinſtrumenten, Spazierſtöcke, We: berkämme, Pfeifenrohre ꝛc. Leider dauert dieſes nützliche Rohr bei uns nicht aus, wir würden durch daſſelbe viel Holz erſparen, namentlich beim Weinbau. Das Schilfrohr erinnert an die hübſche Sage von der Erfindung der Panflöte. Pan verfolgte die Najade Syrinx und wollte ſie eben ergreifen, da der Fluß Ladon ihrer Flucht ein Ziel ſetzte. Da rief die Najade die Götter an und ſie wurde in ein Schilfrohr verwandelt. Pan, im Schmerz um die Verlorene und ergriffen von den wehklagenden Tönen, welche der Wind im Rohre weckte, ſuchte dieſe Töne zu bannen, fügte ſieben Halme des geliebten Rohres von verſchiedener Länge zuſammen und erfand ſo die Hirtenflöte, welche den Namen der Najade erhielt. — Phalaris arundinacea, das rohrblätterige Glanzgras, feſtigt mit feinen Wurzeln die Fluß- und Teichufer und bildet eine ſtattliche Pflanze mit ſeinen breiten, ſchönen Blättern, welche manchmal geſtreift und panachirt erſcheinen, und feinen Aehrenbüſcheln. — Das Bandgras unſerer Gärten iſt eine Spielart davon und wird beſonders in Italien von den Landleuten hoch geſchätzt; ſie pflanzen es gern auf die Gräber ihrer dahingeſchiedenen Lieben. Das Sumpfbinſengras (Scirpus palustris) ſtreckt ſeine Sträuße empor, die von den Schmieden als Löſchwedel benutzt werden; mit ihr die Seebinſe, deren Halme zu Flechtwerk, Matten und zum Auspolſtern benutzt werden. Das Mark wird zu Dochten benutzt, auch wurde früher daraus Papier gemacht, wie dies ſchon Plinius erwähnt. Am Rande des Sumpfes treibt das ſteife Borſtengras (Nardus stricta) ſeine zahlreichen, gedrungenen Blätterbüſchel und Halme aus feinem Wurzel: ſtocke, der faſt holzig iſt, wagerecht fortläuft und nach unten mit vielen langen und zähen Faſern beſetzt iſt. Zu ihm geſellen ſich die Wollgräſer, welche indeſſen nicht unter die Gramineen gehören, deren Samenwolle vortreffliche Dochte ſowie Material zum Polſtern liefert und in Verbindung mit Schaaf- oder Baumwolle auch zu Strickwolle, zu Papier, Hüten, Tüchern ꝛc. verarbeitet werden kann Die Blüthen werden fleißig von den Bienen beſucht. Man nennt das Wollgras auch Wieſenflachs, Judenfäden und Flockenbinſe. — Auch die Cypergräſer gehören zu denjenigen, die Sumpf und zn ſuchen, doch auf dieſe und andere werde ich ſpäter zurückkommen. V. Die Zeit, wann die grünen Wieſen uns am meiſten erfreuen, iſt der Frühling. Wie ſchön iſt es, wenn der Sonnenſtrahl auf den glänzenden Blättern ruht und über uns der blaue Himmel ſich ausſpannt. Jeden Tag ſcheint das Gras höher und dicker und grüner zu werden, Tauſende von 413 ſchlanken Blättern in verſchiedenen Formen drängen ſich um die lieblichen erſten Blümchen. Ungeſehen wachſen ſie empor während der Nacht, immer zunehmend in ihrer Schönheit. Dieſe außerordentliche Schnelligkeit des Wuchſes muß unſere Bewunderung noch ſteigern und unſere Theilnahme in dieſer Jahreszeit noch wecken; das Schauſpiel eines Tages iſt immer reicher, als das des vorhergehenden. Und ob es auch ſcheint, als wenn manchmal Sturm und Platzregen, die Felder überſchwemmend und fegend, all' dieſe zarten Halme niedergelegt hätten zur Erde und von all' dieſen weichen ver— bindenden Halmen mit dem Baſt die Lebensfähigkeit abgeſtreift, — dieſer Sturm hat nur die Pflänzchen geſtärkt zu raſcherem Wachsthum, und binnen wenigen Stunden richten ſich die Hälmchen wieder auf und ſaugen mit Wonne die neue Lebensluft ein, wie der Menſch, der ſich im Frühling nicht allein leiblich wohler, ſondern auch ſeinen Geiſt gehoben fühlt, und er wird ſich dann am meiſten bewußt, daß ſein Daſein ein glückliches iſt. Solche Tage hat uns Gott gegeben, um Schmerz und Kummer zu vergeſſen, die der Antheil jedes Sterblichen ſind; und wenn wir dahin wandern, werden wir angeregt, einzuſtimmen in den Lobgeſang, den die ganze Natur erhebt. Zu dieſer Zeit erwachen die Winde in lauter Melodie, aber ſie bringen keine übeln Nachrichten, wie die Herbſtſtürme. Die Kinder ſtrömen heraus auf die Wieſen und ſetzen bei jedem Schritt den kleinen Fuß auf ganze Büſchel von Maßliebchen. Alles iſt glücklich, daß der Lenz gekommen iſt! Ein wenig ſpäter finden wir das Gras ſchon höher; die Butterblumen erheben ihre glänzenden goldenen Augen und ſcheinen faſt die Maßliebchen unterdrücken zu wollen; der Wieſenſalbei und die Wieſenflockenblume ſtrecken ihre blumigen Stengel empor, und Weißdorn und Heckenroſen miſchen ihren Duft mit dem des Klee's, welcher die Wieſen durchzieht. | Und nun iſt auch die Zeit gekommen für den, welcher die Gräſer nach ihren Formen kennen lernen will; nun entwickelt eine Gattung nach der andern ihre Aehren und Rispen, das Ruchgras und der Wieſenfuchsſchwanz zeigen ihre Blüthe ſchon im Mai, andere folgen im Juni, Juli und Auguſt. Der Wieſenfuchsſchwanz (Alopecurus pratensis) findet ſich ſehr häufig in unſeren Wieſen und ſeine gelblichgrünen, ſilberbehaarten Blätter ſind ein willkommenes frühes Futter für das Vieh. Der verwandte Ackerfuchsſchwanz (Alop. agrestis) hat eine ſchönere, ſchlankere Aehre mit violetten Blüthchen, . iſt aber ein Gras ohne Werth, oft ein läſtiges Unkraut; man findet ihn in Feldern und an den Seiten der Wege. Eine dritte Species iſt der gekniete Fuchsſchwanz (Alopecurus geniculatus), heimiſch auf naſſen und ſumpfigen Plätzen. An ihm haben wir einen Beweis, wie merkwürdig die Natur manche Pflanzen ausgerüſtet hat, um auf verſchiedenem Boden und Standort dennoch zu gedeihen. In der Nähe vom Waſſer hat er eine faſerige Wurzel und dieſe zieht die genügende Maſſe von Feuchtigkeit herbei; auf trockenem Boden, wo nur Regen und Thau ihn erquickt, weiß er in ſeinem gedrängten Wurzelſtock die nöthige Erfriſchung aufzubewahren; auf abwechſelnd naſſem und trockenem Standort erhält er eine zwiebelartige Wurzel und dieſe be— fähigt ihn, in der größten Trockenheit luſtig fortzuwachſen. So finden wir am Kleinen Gelegenheit, die Wunder der Natur zu würdigen, und der Menſch, deſſen reines Herz an ſolchen Dingen ſich ergötzt, er wird Gott 414 ſchauen nicht allein in der zukünftigen Welt, ſondern in dem offenen, großen Buche der Schöpfung, deſſen Seiten kein Sterblicher jemals zählen wird. Dem Fuchsſchwanz ähnlich im Habitus find die Lieſchgräſer (Phleum), wovon das ſogenannte Thimoteusgras um das Jahr 1780 aus Carolina nach Deutſchland kam, eingeführt durch Thimoty Hanſon, nach welchem es benannt wurde. Es iſt ein ſchätzbares Futtergewächs auf feuchten, thonigen oder torfigen Wieſen, und allgemein in Europa, Aſien und Amerika verbreitet. In Europa dringt es bis zum ſüdlichen Lappland vor. Die Engländer nennen es Katzenſchwanzgras. Die elegante Aehre iſt walzenförmig, an der Spitze etwas zulaufend und wie geſchoren. Auch ſeine Wurzeln bekommen im trockenen Boden Knollen. ö Einen eben ſo intereſſanten Blüthenſtand hat das gemeine Kammgras (Cynusurus cristatus), das ſeine feinen, geraden Stengel ebenſowohl auf trockenen, wie auf feuchten Wieſen erhebt und als Futtergras ſehr geachtet iſt; beſonders auf kalten und thonigen Boden iſt es unter die Wieſen⸗ miſchungen zu empfehlen. Ein allgemein verbreitetes ift ferner das Knaulgras (Dactylis glo- merata), mit breiten Blättern, die es ſchon früh in großer Menge her: vorbringt; es liefert ein gutes Heu. Sein Blüthenſtand wird durch ſeinen Namen bezeichnet, denn die Blüthen ſtehen in Knäueln oder Büſcheln zu⸗ ſammen. Die Pflanze beſtockt ſich ſehr ſtark, liefert außerordentlich vieles Futter und eignet ſich beſonders für Mähwieſen. Abgeſehen von der Fähigkeit einzelner Gräſer, ihre Ernährungswerkzeuge demjenigen Boden anzupaſſen, in welchem ſie wachſen, iſt die ganze große Familie beſtimmt, in den verſchiedenſten Verhältniſſen einen großen Theil der Erde zu bedecken, und ſie ſind dazu fähig gemacht ebenſowohl durch die überreiche Samenerzeugung einiger, wie durch die weitlaufenden Wurzeln oder die mit einer Menge von Faſern verſehenen Wurzelſtöcke anderer. Während die erſten immer neue Individuen erzeugen, ſenden die letzteren aus der Wurzel oder aus den unterirdiſchen Aeſten ſtets neue Schoſſen hervor, und je mehr ſie ihrer Blätter beraubt werden, deſto mehr und kräftigere bilden dieſelben; die brennende Sonne, ſo verderblich vielen anderen Pflanzen, macht dieſe Gräſer oft erſt fertig zur Benutzung durch den Menſchen. Hoch auf den Alpen ſowohl, wie an den ſandigen Küſten, welche die Grenzen für die Wellen des Oceans bilden, an ausgeſetzten Hügeln, wo die Sonne mehr als hinreichend wäre, Samen zu reifen, grünen oft in ungeheuren Maſſen perennirende Gräſer, doch ohne Blüthen hervorzubringen. An ſolchen Orten wehen heftige Winde, welche die Samen weit forttragen würden in Regionen, wo man ſie weniger bedarf; deshalb pflanzte hier die Natur diejenigen Gattungen äußerſt reichlich, deren Wurzeln die Fortpflanzung beſorgen; und an den ſandigen Küſten bilden dieſe ein wahres Flechtwerk unter der Erde, eine die andere durchziehend und umſchlingend; ein Flechtwerk, welches den loſen Küſtenſand zwingt, an ſeiner Stelle zu bleiben und nicht dem Sturme zu folgen, welcher damit die grünen Felder und blühenden Gärten über⸗ ſchütten möchte. Wer die Küſten Hollands geſehen hat, dem werden grüne Flecken, gleich Oaſen, aufgefallen ſein, die hier und da zerſtreut liegen. Sie werden von 4 | 415 Graspflanzen und einzelnen Sandblümchen gebildet, welche letztere nicht auf: kommen würden, ohne die Hülfe der erſteren. Solche Plätze haben ſchon feſteren Boden und wir ſehen deshalb raſenbildende Gräſer darauf; aber näher dem Meere, wo der loſe angeſchwemmte Sand liegt, da grünen in ungeheurer Menge das Sandhafergras (Elymus arenarius), das Sandrohr (Ammophila arundinacea) und viele andere, welche ſiegreich ihre Wurzel— ſtöcke nach allen Seiten hin die kräftigen, ſich immer mehr verdichtenden Plänklerlinien ſenden laſſen, um die Küſten zu erobern. Das Sandhafergras iſt leicht kenntlich an der ihm eigenen blauen Innenſeite der Blätter, wodurch oft große Strecken eine graue Färbung erhalten; es blüht äußerſt ſelten, aber ſeine Halme mit breiten, großen Blättern werden 5 Fuß hoch. Dieſes Gras, wie auch das Sandrieth, werden denn auch in Holland an den Küſten gepflanzt und gepflegt, namentlich das letztere, welches ſeine Wurzeln außerordentlich weit umherſendet. Und dieſe kleinen Pflanzen werden im Laufe der Jahre ſo ſtark, daß ſie den mächtigen Wogen des Meeres Trotz bieten und nicht geſtatten, daß ein Stück des Ufers abgeriſſen wird. Beſchämt ziehen ſich die rieſigen Wellen zurück und laſſen einen Theil des Sandes zurück, den ſie vom Meeresgrunde auf— gewühlt; bis ſie dann wiederkommen, haben die Gräſer bereits Beſitz von der Beute ergriffen und laſſen ſie nicht wieder los. Wenn aber eine feſte Küſte entſtanden iſt, dann verſchwindet das Sandrieth allmälig; es hat ſeinen Dienſt im Haushalte der Natur geleiſtet und wird an dieſer Stelle nicht mehr gefunden. Alle anderen Species dieſer Gattung beſitzen kleine Büſchel von Wolle an den Samenkörnern, wodurch der Wind in den Stand geſetzt wird, für deren Verbreitung zu ſorgen, nur dem Sandrieth fehlt der Flügel an dem ſpärlich erzeugten Samen, und ſo keimt Generation auf Generation neben den Mutterpflanzen und alle bohren ihre Wurzeln durch den Sand, bis ſich von ihrer Menge die Küſte hebt und feſtigt. Dann wandert das Rieth weiter und macht anderen zarteren Gräſern Platz; auf ſeinen verwe— ſenden Blättern und Stengeln keimen Kräuter und Blumen. — So hat auch das Meer, gleich Flüſſen und Seen, ſeine grüne Ein— faſſung durch die Gräſer, und nicht allein die Nordſee, ſondern auch alle anderen Küſten; wo angeſchwemmter Sand dem Sturme Gelegenheit giebt, verderbenbringend die Fluren damit zu überſchütten, ſiedeln ſich die genannten Gräſer an, erſt unmerkbar, als wenn ſie liſtig ſich verbärgen, damit der Sturm und die Wellen ihrem noch ſchwachen Daſein nicht ein Ende machen, allmälig und immer raſcher aber ſich ausdehnend, bis ſie den mächtigen Gegner geſchlagen. Wie lange dieſe perennirenden Gräſer an der ihnen angewieſenen Stelle wirken und leben, wer möchte wohl das zu beſtimmen unternehmen? Die Wurzelſtöcke des Sandriethgraſes und des Strandgraſes, welche letzteres namentlich auf den Dünen an der Seeküſte Norddeutſchlands angepflanzt wird, können ſo alt ſein, wie der Boden ſelbſt, der ſie trägt, und ſie nutzen wahrſcheinlich ſchon Hunderte von Jahren den Bewohnern jener Gegenden. Indem ich von den Gräſern ſpreche, welche an den Küſten der See gedeihen, erinnere ich mich einer äußerſt merkwürdigen Pflanze, welche ich im botaniſchen Garten von Kew ſah und worüber ich folgende Mittheilung 416 erhielt. Das Tuſſakgras iſt auf den Falklandsinſeln, an der Südſpitze von Amerika, heimiſch, wo es auf dem vom Meerwaſſer durchdrungenen Sand— boden wächſt und Pflanzen bildet, welche den Zwergpalmen ähnlich ſind. Der Wurzelſtock erhebt ſich nämlich aus dem Boden und bildet allmälig Stämme von 3 Fuß Durchmeſſer und 6 Fuß Höhe, gekrönt mit einem ungeheueren Büſchel von Halmen, welche eine Länge von 7 Fuß erreichen, aus deren Mitte der Blüthenkolben hervortritt. Dieſe Grasbäume liefern eine erſtaunliche Menge Futter, welches ſowohl friſch wie getrocknet vom Rindvieh allem anderen Graſe vorgezogen wird, wahrſcheinlich wegen ſeines Salzgehaltes. Jeder Buſch beſteht aus Tauſenden von Halmen, welche in reizendem Bogen ſich niederbiegen und dichte Lauben bilden, unter denen die Seevögel niſten. Sturmvögel und Pinguine ſuchen in ſeinen Wurzelhöhlen Schutz vor den Orkanen, welche ſo häufig die Küſten dieſer baumloſen Inſeln zerreißen, und Seelöwen lagern an dieſen geſchützten Orten. — Die Wurzeln ſchmecken nußartig und von dieſen haben ſich zwei Schiffbrüchige vierzehn Tage lang erhalten, während ſie in den Löchern des Wurzelſtockes einen warmen Aufenthaltsort und an den trockenen Blättern Material zu ihrem Lager fanden. — Merkwürdig iſt, daß dieſes ſo nahrhafte Gras ſich da findet, wo es urſprünglich keine Grasfreſſer giebt und erſt die von den Euro— päern eingeführten Hausthiere davon ihre willkommene Nahrung haben. — Anbauverſuche in England gelangen inſofern, als ſich dieſes Gras vortrefflich acclimatiſirt, aber die Langſamkeit ſeines Wachsthums iſt der Einführung auf unſeren Wieſen ungünſtig. Die Pflanze im Kew-Garten hatte in drei Jahren einen dicken Stamm von 2 Zoll Höhe angeſetzt und trug 3 Fuß lange Halme. 17 VI. Wie nun die Meeres- und Fluß-Ufer durch die kriechenden Graswurzeln befeſtigt werden, ſo ſtehen andere Gräſer zu ähnlichen Zwecken in den Sümpfen. Dahin gehört das ſchon genannte ſteife Borſtengras, das Wollgras, die Waſſer- und Raſenſchmiele (Aira cespitosa und aquatica) und viele andere. Die beiden letzteren find recht ſchöne Gräſer; die Raſenſchmiele legt ihre Wurzeln oft mehrere Fuß weit über die Erde, wenn ſie Widerſtand findet; ihre Rispe iſt von ſehr zarten Formen und die Aehrchen glänzen gleich purpurröthlicher Seide. Die Waſſerſchmiele mit ihren breiten Blättern iſt erkennbar an dem violetten Anhauch ihres üppigen Blüthenſtandes und dem ſüßen Geſchmack ihrer Blümchen; ſie bietet dem Vieh ein willkommenes Futter und die Waſſervögel ergötzen ſich an ihren jungen Schoten. Aeußerſt elegante Formen zeigen auch die verſchiedenen Straußgräſer, darunter Agrostis spica venti und nebulosa, mit außerordentlicher Zartheit des Blüthenſtandes. Das erſtere (das Windhalmgras) iſt ein läſtiges Unkraut und man kann daſſelbe in großen Maſſen im Sommer bei Langen be— obachten, wo es die Fruchtfelder. überwuchert, ſo daß, wenn man von Ferne die Fläche überſieht, über den Korn- und Gerſtenfeldern ein röthlicher Silberduft zu ſchweben ſcheint. — Agrostis nebulosa iſt ein neues Ziergras, namentlich für Bouquets, deſſen Heimath ich nicht kenne. — Das Raſen⸗ 417 ſtraußgras und das Fioringras (Agr. capillaris und stolonifera) find beide ſehr nützlich in unſern Wieſen. Ihre laufenden Wurzeln erhalten diefe Gräſer für lange Zeit und es iſt ſehr ſchwer, dieſelben auszurotten. Der unter der Erde befindliche Theil der Stengel enthält viel Nahrungs- und Zuckerſtoff; im ſüdlichen Frankreich und in Italien ſammelt man dieſelben und bringt ſie in kleinen Bündeln zu Markte als Futter für die Pferde; die Tartaren weben aus den Halmen einiger Agrostis-Arten ihre zierlichen und dauerhaften Matten. — Das Windhalm- und das Ackerſtraußgras ſind in letzter Zeit hier und da angepflanzt worden und man hat gelungene Verſuche gemacht, ihr Stroh zu bleichen und zur Verarbeitung für feine Geflechte vorzubereiten. Die daraus gefertigten Hüte ſollen an Biegſamkeit und Feinheit die ſogenannten italieniſchen übertreffen, welche in dieſem Lande aus Weizenſtroh gefertigt werden. Ein anderes Gras von außerordentlicher Schönheit iſt das wollige Honiggras (Holcus lanatus), das man allenthalben in den Wieſen, an Rainen und Wegen, wo lockerer und humusreicher Boden vorherrſcht, finden kann. Seine Blätter ſind weich und flaumig, die elegant geordnete Blüthen— ähre zeigt wunderhübſche ſammtene Blümchen, deren Farbe von Grün, Silber und Blaßroth gemiſcht ſcheint. Dieſes Gras wie auch das verwandte Holcus mollis ſind aber vom Vieh nicht geliebt und liefern ein wenig gutes Heu. Die Schafe nagen indeß gern die jungen Schoſſen ab und es iſt demnach nur zur Cultur für Weiden zu empfehlen. Auf Wegen, die das Vieh betritt, wird man oft dieſes Gras in voller Ausbildung finden, während alle umſtehenden Gräſer und Kräuter von den vorüberziehenden Heerden abgeweidet ſind. — Unter der Gattung Avena, Hafer, finden ſich ebenfalls mehrere hübſche und nützliche Gräſer, abgeſehen von dem cultivirten Hafer. — Da iſt das franzöſiſche Raygras (Avena elatior), bemerklich wegen ſeiner außerordent— lichen Erzeugungsfähigkeit von Blättern und Stengeln, letztere oft 6 Fuß hoch, die Blätter manchmal zollbreit und 2 Fuß lang. Die glänzenden Aehrchen ſind weißlich-grün, mit roth überhaucht und bilden fußlange Samen— rispen. — Es hat dieſes Gras zwar eiue geringere Nahrhaftigkeit, doch fehlen ihm ſonſt keine Eigenſchaften eines guten Wieſengraſes und es wird deshalb häufig angebaut. — ! Bei dem franzöſiſchen Raygras bilden ſich dicht unter der Oberfläche der Erde am unterirdiſchen Halm knollenartige Verdickungen bis zur Größe einer Haſelnuß, die dicht über einander ſitzen, wie die Perlen an einer Schnur. — | Der Wildhafer, Avena fatua, deſſen Körner man in Schweden zu Brot und Pferdefutter benutzt, iſt bei uns ein läſtiges und ſchwer vertilg— bares Unkraut, und verdient dieſe Pflanze nur Erwähnung wegen der Emp— findlichkeit ihrer mit langen Grannen verſehenen Fruchthülſen gegen den unbedeutenſten Wechſel der Atmoſphäre. Wegen dieſer Eigenſchaft benutzt man die Grannen zu Hygrometern. Die Körner liegen außerordentlich lange in der Erde, ehe ſie ihre Keime entwickeln. — Ausgeprägter iſt dieſe Emp— findlichkeit gegen die Witterung noch bei dem ſogenannten lebendigen Hafer (Avena sterilis), der wild in der Berberei wächſt und hier und da in Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 27 418 Gärten gezogen wird. Wenn feine Samen abgefallen find, befinden fie ſich auf dem Boden in beſtändiger, ſcheinbar freiwilliger Bewegung, die fie einem großen Inſekte ähnlich er een laſſen. — Der echte Goldhafer (Avena flavescens), das zierlichſte der Hafergräſer, iſt eine ſehr geſchätzte Futterpflanze für trockene Wieſen, deren Samen jedoch ſelten und theuer iſt. — Wie wir dem Hafer ähnliche Gräſer haben, ſo gleichen andere dem Weizen und der Gerſte. Dem erſteren die ſo unliebſame Quecke (Triticum repens), die durch ganz Europa verbreitet iſt, ſelbſt bis nach Sibirien. Dieſes Gras iſt gewiß allen Leſern bekannt, wie auch ſeine Eigenſchaft, außerordentlich lange unterirdiſche Aeſte zu bilden mit kurzen Gliedern, an deren jedem ſich neue Wurzelfaſern anſetzen und Halme emporſenden. So bilden denn eigentlich bei der Quecke die Halme nur die Gipfeltriebe der unterirdiſchen Aeſte und derſelbe Fall iſt es auch bei dem geknieten Fuchsſchwanz, dem gemeinen Rohrſchilf und dem engliſchen Raygras. Aus jedem abge— riſſenen Gelenke, aus jedem Aſte der Quecke erzeugen ſich neue Pflanzen. — Die unterirdiſchen Halme ſind überhaupt mit weit kürzeren Gliedern verſehen und dabei außerordentlich verzweigt, während unter den oberirdiſchen Halmen nur ſehr wenige Varietäten ſich in Zweige theilen, wie z. B. der Hunde: windhalm (Agrostis canina), der Hühnerfennich (Panicum Crus Galli) und das ſproſſende Fingergras (Digitaria Dactylon). — Die unterirdiſchen Halme ſind mit markiger Subſtanz gefüllt und nie grün gefärbt, die Gelenke nicht knotig verdickt und dies iſt denn auch bei den außerordentlich langen Wurzelzweigen der Quecke der Fall, welche ſehr ſüß und von dreifach größerer Nahrhaftigkeit ſind, als die Stengel und Blätter. Rindvieh und Pferde freſſen ſie ſehr gern. Aus der getrockneten und gemahlenen Wurzel kann man Brot bereiten, es läßt ſich Bier daraus brauen und Branntwein brennen. Nach der Sage der Egypter machte die Quecke die Nahrung der Urbe— wohner dieſes Landes aus, ehe ſie vom Fleiſche der Thiere ſich nährten und ehe Iſis ſie den Gebrauch der Halmfrüchte lehrte. — Deshalb gehörte die Quecke zu den heiligen Pflanzen und jeder Egypter nahm etwas davon in die Hand, wenn er ſein Gebet verrichtete. Der ſteife und Binſenweizen (Triticum rigidum und Tr. junceum) dienen zur Befeſtigung ſandiger Strecken am Meeresufer, erſterer hauptſächlich im Littorale, letzterer in Iſtrien und an der Oſtſee. — Unſerer Gerſte ähnlich iſt die wilde oder Mauergerſte (Hordeum mu- rinum), die hier und da auch Eichhornſchwanzgras genannt wird. Man findet ſie auf Wegen, Mauern und Schutt; die jungen Triebe ſind ein gutes Futter, werden die Pflanzen aber größer, ſo ſind ſie wegen ihrer Aehren— grannen dem Vieh ſehr beſchwerlich. — Andere Species dieſer Gattung finden wir in Wieſen und am Meeresufer. — Ehe ich nunmehr unſere einheimiſchen Wieſen-, Wald- und Sumpf: gräſer verlaſſe, muß ich noch zweier gedenken: des Zittergraſes und des Federgraſes. Das Zittergras (Briza media), von älteren Schriftſtellern Perlengras genannt, iſt ſeltener in unſeren Wieſen; häufiger findet man es in Thüringen an Waldrändern und auf Hügeln. Seine zierlichen, in purpurnen Tinten 419 erglühenden Blüthentäſchchen find weißlich oder hellgrün gerandet und, ſorg— fältig zerlegt, erkennt man in jedem Samenkorn durch ein gutes Mikroſkop die junge ſchon ausgebildete Pflanze von der Wurzel bis zur Aehre. Seine auf den dünnen Blüthenſtielen ſich bei jedem nahenden Fußtritt, beim lei— ſeſten Luftzug wiegenden Aehrchen haben ihm ſeinen botaniſchen, aus dem Griechiſchen ſtammenden Namen gegeben. Das Gras hat einen bitteren Geſchmack und ſein häufiges Vorkommen deutet auf geringen Boden. — Die Blüthenrispen ſind in Bouquets ausgezeichnet, wie überhaupt das Zitter— gras eines der ſchönſten Gräſer ift. — Auf ſteinigen Hügeln und ſelbſt in den Ritzen der Felswände, namentlich an ſonnigen Stellen, entfaltet das Federgras (Stipa pennata) gleich we— henden Federbüſchen ſeine feinen, langen Grannen, die eine beliebte Zimmer— zierde der Engländer bilden, aber auch bei uns häufig in Büſcheln die Blu— menvaſen ſchmücken. In Maſſen iſt das Federgras mit einigen Abarten heimiſch in den großen ſüdruſſiſchen Steppen und den ungariſchen Pußten; es giebt dieſen trockenen Flächen für eine kurze Zeit ein eigenthümliches, prächtiges Anſehen. Anfangs Mai treibt es ſeine Blätter und Halme, die indeſſen mit ihrer Steife und graugrünen Farbe kein Leben zu ſchaffen ver— mögen; bald drängt ſich aber aus der oberſten breiteren, rinnenförmig zu— ſammengefalteten Blattſcheide ein Büſchel ſchmiegſamer, ſilberglänzender Grannen hervor, die ſich endlich von der Hülle befreien und uun im Luft— zuge ſich wallend wiegen. Der Ungar nennt dieſes Gras „Waiſenmädchenhaar“ und ein Büſchel davon iſt der nationale Schmuck aller Pußtenbewohner, ob reich oder arm. Ein Strauß von Waiſenmädchenhaar Schmückt wallend meine Mütze heut', Ein Waiſenkind, die Augen klar, Den Mund zum heißen Kuß mir beut. Den Strauß pflückt' in der Pußte ich, Nach wildem Ritt, im Abendſtrahl, — Beim Tanz im Dörfchen grüßte mich Zuerſt das Mädchen meiner Wahl. Wie in den Anfangsſtrophen dieſes ungariſchen Nationalliedes, welch es ich hier in freier Ueberſetzung wiedergebe, ſpielt das Federgras in vielen Geſängen und Sagen dieſes Landes eine große Rolle. — Abend iſt's, ein bräunlicher Roſenſchimmer ſchwimmt auf der Pußte; in raſendem Galopp fliegt das Geſpann dahin, vorüber am einſamen Pußten— hof, wo ſchnurrbärtige Tänzer ſporrenklirrend den glühenden Dirnen gegen— über ſich nach dem Takte des Dudelſackes bewegen; vorwärts, in ſauſenden Kreiſen ſchwingt der Führer die lange Peitſche über den flinken Pferden, ohne ſie zu berühren; — vorwärts über die graſige Ebene des Kreuzfeldes, wo einſt Trajan die Dacier ſchlug; — ſiehe, die langen Reihen niedriger Hügel decken die Leiber der Tauſende, die im raſenden Ringen des Kampfes dahinſanken, — wie wehen dort die Sträuße des Federgraſes gleich Sieges— flaggen! — vorwärts, bis dahin, wo aufſteigende Felſenhöhen das weite Schlachtfeld begrenzen. 27* 420 Hier ſtiegen wir aus, — ein Freund in Thorda hatte mich hieher geführt, — ein ſchauerlicher Ort, zu dem wir hinaufſtiegen Eine dunkele Höhle erglänzte im grellen Schein der Fackel und zeigte uns den Ort, wo ein tapferer Freiſchaarenführer unter Rakoczi, von dem öſterreichiſchen General Heiſter verſprengt, ſich vertheidigte und Hunderte von Angreifern niederſtreckte, bis feine kleine Schaar, Einer nach dem Andern, ohne Klage dem Hunger— tode erlegen waren; — die Feinde fanden nur den Führer Balika und zwei ſeiner Tapfern noch athmend, aber auch dieſe wieſen den Pardon zurück und wurden niedergemacht. — Jetzt iſt's hier ſtill, aber die Erinnerung weckt das Grauſen. Hunderte von Büſcheln des Federgraſes ſteckten in den Ritzen der Felſen und ſchwangen ihre zarten Fächer im Abendhauch, roth gefärbt von dem qualmenden Brande der Fackel, als wollten ſie uns den Eingang in die Höhle verweigern. Schweigend fügte mein Freund als echt nationale Gabe einen gleichen Strauß den übrigen bei — und zurück jagte das Geſpann durch die nächtliche Stille der Pußte. VII. Die cultivirten Gräſer unſerer Fluren, die Getreide-Arten, ſind Ihnen bekannt. Wo ſie herſtammen und vielleicht noch im wilden Zuſtande gefunden werden, iſt nicht feſtzuſtellen und ſie haben ſich durch die Cultur in der un— geheueren Reihe der Jahre, während welcher ſie bereits einem großen Theile des Menſchengeſchlechtes das Brot liefern, ſo verändert in ihrem Ausſehen, daß es ſchwer ſein dürfte, ihre Identität mit den Stammſpecies nachzuweiſen. Viele unſerer wilden Gräſer erzeugen eben ſo nahrhafte Früchte, als die angebauten, nur ſind die Körner viel kleiner und wenn wir annehmen, und es iſt wahrſcheinlich, daß die Cerealien in der grauen Zeit der Sage ebenfalls viel kleinere Körner erzeugten, ſo iſt es wunderbar, daß man ſie ſchon damals zu cultiviren begann, um eines der dringendſten Bedürfniſſe des Lebens zu befriedigen. Ohne Zweifel aber ſind die erſten Landbebauer bei der Wahl der Gräſer zur Cultur durch deren allgemeines und maſſen⸗ haftes Vorkommen geleitet worden. Sie ſäeten die Gräſer an geſchützte Orte, wo ihnen die Ernte gewiß war, und wenn auch anfänglich wohl dieſe Ausſaaten nur gemacht wurden, um bei Miß-Ernten von leichter zu gewin— nenden und wildwachſenden Baum- und anderen Früchten vor dem Mangel geſchützt zu ſein, ſo muß ſchon bald die durch Cultur hervorgebrachte größere Ergiebigkeit in Form und Zahl der Körner die Menſchen auf den außer— ordentlichen Segen aufmerkſam gemacht haben, der in dieſer anſcheinend unbedeutenden Pflanze von der Natur geboten wird. — In der chriſtlichen Sage von der Entſtehung des Menſchengeſchlechtes wird ſchon der dritte Menſch, Kain, als Ackersmann aufgeführt, während ſein Bruder Abel die Wieſen als Viehweide benutzte. — Die Sagen der Indier reichen viel weiter zurück und auch fie erwähnen gleich bei ihrem Beginne des Feld- und Weinbaues. Alle alten Völker, welche ſich vom Getreide nährten, betrachteten dieſes wichtigſte Gut als unmittelbares Geſchenk der Götter; ſo verehrten die Egypter die Iſis als Spenderin und legten bei der Ernte ſtets die erſte Garbe als Opfer des Dankes auf ihren Altar nieder. Dabei hielten ſie 421 Scheinkämpfe, oder vielmehr Schlägereien, um ſinnbildlich anzudeuten, daß vor dem Beginne des Getreidebaues die Menſchen in Rechtloſigkeit, Rohheit und Grauſamkeit lebten. — Den Vatermörder beſtraften die alten Egypter damit, daß ſie ihm den ganzen Körper voll Strohhalme in der Länge eines Fingers ſteckten, welche angezündet wurden. Die Ceres der Griechen trug einen Kranz von Aehren auf dem Haupte, in der Hand eine Sichel mit einem Bündel Aehren und Mohnköpfen. Ihre Prieſter und Prieſterinnen verrichteten die Ceremonien bei ihrem Dienſte, geſchmückt mit Aehren. — Auch Apollo wurde als Schützer des Getreides verehrt und ihm Gerſte und Kuchen zum Opfer dargebracht; die Myrinäer ſchickten einſt goldene Garben als Dankes-Opfer nach Delos. Die berühmten Eleuſinien wurdem zu Ehren der Ceres gefeiert, außerdem eine Menge an— derer Feſte. — Bei den Hochzeiten der Athenienſer brachte ein Knabe einen Korb mit Brot und rief: „Ich habe das Schlimme verlaſſen und das Beſſere gefunden!“ damit anſpielend auf das ungeſittete Leben vor Einführung des Getreidebaues und der Ehe. — Die Stadt Metrapont, berühmt wegen ihres außerordentlichen Getreidebaues, führte auf ihren Geldmünzen eine Aehre und ſandte aus Gold gebildete Fruchtkörner dem Apollo als Dankopfer nach Delphi. | Auch die Römer verehrten die Ceres als Göttin der Fruchtfelder, hatten aber für die verſchiedenen Perioden des Wachsthums noch eine ganze Anzahl anderer Schutzgötter. — Man feierte ſie in ernſten und heiteren Feſten, brachte Getreide, Mehl und Kuchen als Opfer und hielt jedes Opfer für unvollkommen, das nicht mit geröſtetem oder geſtoßenem, mit Salz vermiſchtem Getreide-Schrote begangen wurde, womit man den Altar, das Opfermeſſer und die Stirn der Opferthiere beſtreute. — Das Brot wurde vor dem Ge— nuſſe geſegnet und man behandelte daſſelbe mit religiöſer Achtung; eine ſchöne Sitte, die man leider heutzutage nur noch ſelten findet. Von den älteſten Zeiten an bis in's 18. Jahrhundert der chriſtlichen Zeitrechnung hat Niemand ſich unnütze Spielereien mit dem Brote erlaubt, wie man es jetzt nicht ſelten ſieht. — Man legte die zur Erde gefallenen Krumen zur Seite, damit ſie noch den Vögeln zur Nahrung dienen konnten und hütete ſich mit Aengſtlichkeit vor jeder Verſchwendung dieſes ſegenvollen Geſchenkes der allwaltenden Güte. Der Getreidebau in China, der bei der außerordentlich ſtarken Be— völkerung dieſes Landes von größter Wichtigkeit iſt, giebt Veranlaſſung zu dem berühmten Ackerfeſt, an welchem der Kaiſer ſelbſt ein Stück Land pflügt und beſäet. Er bereitet ſich zu dieſem Feſte mit ſeinem Hofe und dem ganzen Volke durch Faſten vor, läßt ſeinen Vorfahren durch Ausruf der höchſten Würdenträger den Beginn des Feſtes an ihren Gräbern melden, und zu gleicher Zeit verrichten die Statthalter des Kaiſers in den verſchiedenen Pro- vinzen dieſelbe Ceremonie. Dieſe Feier iſt uralt. Die Indier verehren HERE mit religiöſen Gebräuchen das Getreide. Sie glauben u. A., daß die Seele Desjenigen, welcher Getreide ſtiehlt, bei ſeinem Tode in den Körper eines Stachelſchweines fahre. Die alten Juden brachten am Pfingſtfeſte, das auch das Feſt der Erſt⸗ linge hieß, dem Allerhöchſten Bröte von neugeerntetem Weizen dar, wie man 422 Thon zu Anfang der Ernte die erſten Gerſtengarben zum Tempel trug. Außer dieſen allgemeinen Ernteopfern brachten aber auch die einzelnen Grundbeſitzer in feierlichem Zuge ihre Opfer, unter dem Geſange von Pſalmen und Muſik. Selbſt der König trug dabei ſeinen Korb. — Und ſo, wie die genannten, feierten viele andere Völker in den älteſten Zeiten ſchon die Segnungen der Getreidearten. Leider aber ſind dieſe ſinnigen Feſte kindlicher, rührender Dankbarkeit gegen die ſchaffende, grenzenloſe Allmacht, bei denen namentlich auch des Armen und Fremden nie vergeſſen wurde, faſt ganz verſchwunden. — Die Halmfrüchte unſeres Erdtheiles ſind, — neben dem Reis und Mais in den ſüdlicheren Theilen deſſelben, — Weizen, Korn, Gerſte und Hafer; ſie ſind auch in den angrenzenden Theilen Aſiens vorzüglich cultivirt, während der ſüdöſtliche Theil von Aſien Reis und Moorhirſe als Hauptbrotfrucht zieht. In Amerika iſt Mais die faſt ausſchließliche Brotfrucht; im nord— weſtlichen Theile benutzen und cultiviren wenigſtens einigermaßen mehrere Indianerſtämme den ſogenannten indianiſchen Reis (Zizania aquatica), welcher, ähnlich dem im nordöſtlichen Deutſchland wachſenden Mannaſchwingel, im Waſſer wächſt und bereits erwähnt worden iſt. In Afrika wird ebenfalls Mais und zwar im nördlichen Theile, gezogen, während im Süden die Moor— hirſe in großem Maßſtabe angepflanzt wird; neben ihr Poa abyssinica, deren ſchon gedacht iſt. — f Der Weizen iſt die werthvollſte Halmfrucht, er liefert ein gutes Brot und dabei mehr Mehl, als irgend eine andere; eine Abart derſelben Gattung iſt der Spelz oder Dinkel, welcher mit weniger guten Länderſtrichen vorlieb nimmt. — Der Roggen liefert dem nördlicheren Theile Europa's ſein Brot, und auch die Gerſte wird dazu verwendet, mehr aber zur Bierbereitung und zu Suppen. — Gerſte wurde ſtark von den Römern gebaut zu Brotkorn für die Armee, wie zum Pferde-Futter. Hordiarii hießen die Kämpfer von dem Brote, das fie erhielten. Aber lange vorher ſchon lieferte, wie noch heutzutage, Gerſte das gewöhnliche Brot den Bewohnern Paläſtina's. Man backt es dort in Kuchenform und verſpeiſt es nur im friſchen Zuſtande, da es bekanntlich härter und trockener als Weizenbrot iſt. Schon Abraham gebot der Sara: „Eile und menge drei Maaß Semmelmehl, knete und backe Kuchen“, während er ſelbſt ein Kalb zum Schlachten ausſuchte, um die ihn beſuchenden drei Männer zu bewirthen. Keine Getreideart iſt ſo weit über alle Climate verbreitet, als die Gerſte; wenn ſie in den Tropenländern, auch nicht mehr in den Ebenen gedeiht, ſo wird ſie doch auf den Bergen gepflanzt; von Arabien bis nahe an den Polarkreis wird ſie überall gebaut. In Egypten reift die Gerſte ſchon zu Anfang März, und danach muß der Auszug der Juden aus Egypten im Januar erfolgt ſein, denn in den über Egypten ver⸗ hängten Strafen ſchlug der Hagel die unreife, im Schoſſen begriffene Gerſte, während der Roggen und Weizen keinen Schaden litt. — Auch der Weizen wurde von den alten Juden gebaut und die geröfteten Aehren deſſelben waren eine Lieblingsſpeiſe derſelben, wie noch jetzt in Syrien; der Weizen trug dort 60—100fältig, während in Deutſchland eine 15 — 18fältige Ernte ſchon eine ſehr gute genannt wird. Aus Syrien oder Egypten ſtammt auch der ſogenannte Wunderweizen mit 6—7facher Aehre, worauf der Traum des 423 Pharao Bezug hat. Er kam im Jahre 1817 zu uns und wurde angebaut, artete indeſſen ſchnell aus. — Schon Moſes gebot, als Speiſe-Opfer geröſtete Weizenähren darzubringen, und als die Iſraeliten in Paläſtina einzogen, aßen ſie ungeſäuertes Brot von den Früchten des Landes und geröſtete Sangen. Wir finden noch mehrfach in der Bibel dieſe Gewohnheit des Aehren— röſtens erwähnt. Bei den Hochzeiten der Juden bewerfen die Umſtehenden das Brautpaar mit Weizenkörnern oder anderem Getreide, wie dies auch bei den Neugriechen geſchieht, zum Zeichen des Segens in der Ehe. — Hector's Pferde wurden mit Weizen gefüttert, wie der Mäonide den Helden ſprechen läßt, als er den fliehenden Achäern nachſetzte: „kanthos, und du Podargos, und muthiger Lampos und Aethon, Jetzt die reichliche Pflege vergeltet mir, welche mit Sorgfalt Euch Andromache gab, des hohen Eetion Tochter, Da ſie zuerſt vor euch den lieblichen Weizen geſchüttet, Auch des Weines gemiſcht, nach Herzenswunſch zu trinken, Eher denn mir, der doch ihr blühender Gatte ſich rühmt.“ Dem Aeneas war prophezeit worden, daß er nicht eher in Latium feſten Boden faſſen und eine Stadt bauen werde, bis er mit ſeinen Gefährten Tiſche verſchlänge. Als nun der trojaniſche Held an der Mündung der Tiber, die er glücklich mit ſeinen Schiffen erreicht, im Kreiſe ſeiner Gefährten in's Gras geſtreckt eſſen wollte und Tiſchgeräth nicht vorhanden war, legte man die Speiſen auf Weizenkuchen auf den Boden und aß auch zuletzt die Kuchen. Julus rief im Scherz: „Siehe, wir eſſen auch die Tiſche“, und Aeneas fand hocherfreut darin die Deutung der ihm zugerufenen Weiſſagung. — Die alten Egypter bereiteten ihr Brot vorzugsweiſe aus Dinkel; ſie mengten den Teig mit den Füßen, während ſie den Lehm mit den Händen kneteten, womit ſie auch den Schmutz wegſchafften. So erzählt Herodot. — Die Gerſte ſoll, nach der griechiſchen Sage, zuerſt von den Bewohnern von Eleuſis gebaut worden ſein, denen Ceres ſelbſt die Körner gegeben. — Bei den Feſten der Göttin trank man dort Waſſer mit Gerſtenmehl vermiſcht, zur Erinnerung an dieſelbe, welche einſt ſtatt des Weines einen Becher ſolchen Trankes in einem Zuge geleert. Die im Becher bleibenden Tropfen ſchleuderte Ceres dem Arkabalus in's Geſicht, weil dieſer ſie als Säuferin verhöhnte, und verwandelte ihn dadurch in eine Eidechſe. Oſyris lernte ſchon den Menſchen die Anwendung der Gerſte zur Bier: bereitung, wie die Sage meldet. Bei den Juden mußte eine des Ehebruches angeklagte Frau einen Becher Waſſer mit ungeſiebtem Gerſtenmehle trinken, wie es dem Vieh gereicht wurde, zur Andeutung, daß der Ehebruch eine That ſei, die den Menſchen dem Viehe gleichſtelle. — Der Hafer wird meiſtens zum Pferdefutter gebaut, doch wird derſelbe in ärmeren Gegenden auch vielfach zu Brotmehl verwendet. — (Fortſetzung folgt.) — —⏑ 2 —— 424 Die Promenaden um Breslau. Die vom Herrn Geheim-Mediz.-Rath Profeſſor Dr. Göppert in Breslau bereits vor faſt 14 Jahren begonnene Etiquettirung der hervor⸗ ragenderen Bäume auf den ſtädtiſchen Promenaden um Breslau findet daſelbſt immer mehr Nachahmung, wie ja auch jüngſt erſt der Wiener Gemeinderath Aehnliches für ſeine neuen, auf dem Glacis begründeten Anlagen angeordnet hat. Für krautartige, insbeſondere einzelne auf Raſenplätzen ſtehende Pflanzen paßt ſie im Ganzen weniger, weil hier kleinere Etiquetten nicht leicht geſehen werden und größere die Zierlichkeit der Anlagen beeinträchtigen. Um jedoch mehrfach geäußerten Wünſchen zu entſprechen, will Profeſſor Göppert ver⸗ ſuchen, den Inhalt der umfangreichſten derartigen Blumenpartien auf dem Platze an dem Zwinger ſo zu bezeichnen, daß ſich ein jeder leicht orientiren kann. Vielleicht läßt ſich ſpäter noch durch Nummern dem Gedächtniß und der leichteren Auffindung zu Hülfe kommen. Beginnen wir vom Zwinger aus mit dem erſten Viereck der ſymmetriſchen Anlage, ſo ſehen wir hier in der Mitte die ſogenannte Wellingtonia, richtiger Sequoia gigantea, um⸗ eben von zwei chineſiſchen Trauercypreſſen, Cupressus funebris und huja aurea No. 2. Außer Vanille (Heliotropium peruvianum L.) und indiſchen Roſen (Rosa indica) 2 kleine Beete mit dem buntblüthigen Mimulus quinquevulnerus aus Chili. No. 3. In der Mitte Magnolia purpurea mit den blaublühenden Hemerocallis coerulea, beide aus Japan (Magnolia, zu Ehren eines berühmten franzöſiſchen Botanikers, Magnolius in Montpellier 1679), Begründer des erſten auf Familien begründeten Syſtems. No. 4. In der Mitte die Baumlilien Yucca flaccida aus Carolina und Florida mit hübſchen Varietäten des großen Löwenmaules (Antirrhinum majus) und einer ſtreifblüthigen Verbene. No. 5. Die prächtigen japaniſchen Lilien Lilium superbum, gewöhnlich, wenn auch fälſchlich, in Gärten lancxfolium genannt. No. 6 Der gelb⸗ blühende Frauenſchuh Calceolaria rugosa mit Fuchſien und der zierlichen blauen Lobelia ramosa vom Cap und erinoides aus Neuholland. (Der Name nad) einem niederländischen Botaniker des 17. Jahrhunderts, Lobelius.) No. 7. Das grüne dunkelviolettblättrige Blumenrohr Canna discolor mit Sago liefernden Wurzelknollen aus Weſt- und Oſt-Indien. No. 8. Die ſpäter noch blühende Schwertblätterpflanze Gladiolus floribundus (daher der Name), vom Vorgebirge der guten Hoffnung, Lobelien und ſogenannte Scharlach-Pelargonien, die nach Prof. Göppert's Meinung von Pelargonium inquinans vom Cap ſtammen. No. 9. Wieder Lilium superbum oder lancæfolium. No. 10. Der blüthenreiche Frauenſchuh Calceolaria floribunda aus Chili mit chineſiſchen Aſtern. No. 11. Eine Magnolia mit Colocasia antiquorum aus Oſtindien und Oceanien; Wurzelknollen dienen dort allgemein als Nahrungsmittel. No. 12. In der Mitte die ſincen Oenothera Simsiana h spectabilis, um ſie herum die rothblühende Bouvardia triphylla (auch Houstonia coccinea) beide aus Mexico; der Storchſchnabel Pelargonium inquians. No. 13. Wieder Lilium superbum. No. 14. Verbenen und die gelb blühende, einem italieniſchen Botaniker zu Ehren genannte, Sanvitalia procumbens 425 aus Mexico. An der anderen Seite dieſes Raſenplatzes folgen von dem Gebüſche von Pyrus japonica aus eine Anzahl mehr oder weniger inter— eſſante Einzelpflanzen in folgender Reihe: Aralia papyrifera, die chineſiſche Papierpflanze mit den großen weißlichen handförmigen Blättern, aus deren Mark das chineſiſche, zu Malereien ſo vielfach verwendete Sammtpapier bereitet wird. Ferner zwei zierliche Aronsſtäbe Caladium euchlorum und sagittæfolium, deren Wurzeln auch Sago liefern; eine indiſche Geſpinnſtpflanze Roemeria gigantea, nahe am Baſſin des Springbrunnens einige bei uns wohl ausdauernde, jetzt aber noch ſehr kleine japaniſche Bambus⸗ und andere Zier-Gräfer, wie das Andropogon formosum, dann näher am Wege Cosmophyllum cacaliæfolium aus Guatemala und die großblättrige Wigandia caracasana aus Caracas, welche beide völlig entwickelt unſtreitig zu den ſchönſten neuen Einführungen gehören; die ſüd— europäiſche, ſilberblättrige, auf dem Raſen geſtreckte Kornblume Centaurea candidissima, die zierlich zerſchnittenblättrige baumartige Gänſediſtel Son- chus lacerus aus Süd⸗Europa und Nord⸗Afrika, die ſchönen Nachtſchatten, Hauptzierden unſerer Raſenplätze, das weißblättrige Solanum marginatum, das braunſtachelige 8. robustum und das höhere ſtark bewehrte dunkel— braunrothe 8. atropurpureum aus Braſilien und Mexico, eben daher auch die mit tief eingeſchnittenen Blättern verſehene Uhdea pinnatifida, ſowie ein buntblättriges Baumrohr Arundo Donax, welche ſämmtlich wohl allen- falls noch unbeſchadet des decorativen Zweckes mit größeren Etiquetten ver— ſehen werden können, im nächſten Jahre aber jedenfalls zugänglicher geſetzt werden ſollen. Es fehlen in den Breslquer Promenaden leider zu ſolchen intereſſanten Schaupflanzen größere Ra e, daher die durchaus nicht verkannte Ueberfüllung einzelner Partie bei der doch auch gebotenen Mannigfaltigkeit ſich nur ſchwer vermeiden läßt. Bei dieſer Gelegenheit kann Hr. Prof. Göppert nicht umhin, ſeinen ſchon vor Jahren den ſtädtiſchen Behörden wiederholt gemachten Vorſchlag, nach dem Beiſpiele ſämmtlicher größerer Städte des weſtlichen Auslandes, nun auch Deutſchlands von Köln, früher ſchon von Görlitz einen botaniſchen Garten zum Unterricht für ihre zahlreichen Lehranſtalten und für das große Publikum anzulegen, wieder in Erinnerung zu bringen. Bei der beſchränkten für dieſe Zwecke erforderlichen Zahl von Gewächſen ließe ſich eine ſolche Anpflanzung fern von jeder Pedanterie mit geſchmackvollen Anlagen leicht in Verbindung bringen. Im Kleinen eignet ſich hierzu der unmittelbar im Bereiche der Promenaden gelegene Platz an der Ziegelbaſtion, im Großen ähnlich der Floraanlage in Köln, der Park von Scheitnig. (Nach d. Sch. Z.) —— — . Literatur. Plantes de terre de bruyère, description, histoire et culture des Rhododendrons, Azalées, Camellias, Ericas, Epacris etc. iſt der Titel eines von Herrn E. Andre, erſter Stadtgärtner der Stadt Paris, erſchienenen Buches, das vom Grafen Herrn Léonce 426 de Lambertye in der Revue horticole ſehr ausführlich beſprochen und empfohlen worden iſt. Obgleich wir ſelbſt das Buch noch nicht beſitzen, ſo ſcheint daſſelbe uns dennoch nach der erwähnten Kritik ein ſo nützliches und brauchbares zu ſein, daß wir ſchon jetzt die Aufmerkſamkeit der Leſer der Hamburg. Gartenztg. auf daſſelbe lenken möchten, weshalb wir hier einige Daten über den Inhalt des Buches aus der Beſprechung des Grafen Hrn. Lambertye wiedergeben wollen. Das Buch bildet 1 Band in 12, von 388 Seiten, iſt geziert mit mehreren Holzſchnitten und koſtet nur 3 Fr. 50 Cent. Erſchienen iſt es in der Li- brairie agricole, rue Jakob 26 in Paris. In 12 Kapitel eingetheilt, werden in jedem einzelnen Kapitel ein oder mehrere Gattungen abgehandelt, nämlich im: 1. Rhododendron; 2. Azalea; 3. Camellia; 4. Erica; 5. Epacris; 6. Kalmia; 7. Andromeda; 8. Ledum, Gaultheria, Clethra etc.; 9. Vaccinium, Oxycoccus, Thea, Polygala etc.; 10. verſchiedene Bäume und Sträucher des Kalthauſes; 11. verſchiedene Bäume und Sträucher des freien Landes, jedoch nur ſolche, welche vornehmlich in Haide- oder Moorerde gedeihen; das 12. Kapitel handelt endlich über Staudengewächſe, die im Moorboden wachſen. Sämmtliche Ka— pitel ſind nach einem gewiſſen Plane in mehrere Paragraphen getheilt: das Geſchichtliche der Pflanze, die geographiſche Verbreitung derſelben, Art und Weiſe des Wachſens der Arten jeder Gattung, Cultur, Vermehrung (durch Samen und Veredeln), Erhaltung, künſtliche Befruchtung, Beſchreibung der Gattung und der zu denſelben gehörenden Arten angebend. Der Verfaſſer macht mi attung Rhododendron den Anfang, eine Gattung, die in neueſter rch ſo viele neue herrliche Arten, durch Dr. Hooker von Siklim-Himaläha und durch Booth von Aſſam bereichert worden iſt. Dieſes Kapitel umfaßt allein 166 Seiten, faſt die Hälfte des ganzen Buches, und das über die Rhododendron Mitgetheilte iſt nicht nur von allgemeinem Intereſſe, ſondern auch von Nutzen für jeden Gärtner und Pflanzenfreund. . Im Jahre 1656 wurde das erſte Rhododendron in den Gärten bekannt, eine Art von den Alpen. Im Jahre 1743 wurde von Tournefort das Rh. ponticum von Kleinaſien eingeführt, nach dieſem erſchienen Rh. ferrugi- neum, Chamæcistus, dahuricum, lapponicum, — heimiſch auf den Alpen Deutſchland's, in Sibirien und Lappland. Im Jahre 1796 machte Pallas eine Art mit gelben Blumen bekannt, das Rh. chrysanthum von Sibirien, Gmelin dagegen das Rh. Kam- tschaticum. Während der Jahre 1803 — 1827 erſchienen in den Gärten nach und nach die Rh. caucasicum, catawbiense und Purshii von Amerika, for- mosum von Indien, campanulatum und endlich die ſchönſte Art in der Serie dieſer Einführungen das Rhodod. arboreum durch Dr. Wallich, nachdem daſſelbe zuvor vom Capitain Hardwike auf den Gebirgen Aſiens aufgefunden worden war. Später, im Jahre 1840, wurde noch Rh. java- nicum eingeführt. ö Hugh Low der Jüngere, der im Jahre 1846 die Inſel Borneo durch⸗ 427 forſchte, entdeckte daſelbſt eine Menge Rhododendron-Arten, von denen eine Anzahl eingeführt worden iſt. Dieſe Arten unterſcheiden ſich durch ihren Habitus und ihre Inflorescenz weſentlich von den bisher bekannten. Im Jahre 1848 entdeckte Dr. J. Dalton Hooker auf einer einzigen Reiſe nach dem Sikkim-Himalaya eine beträchtliche Anzahl ganz ausgezeichneter Rhododendron, die ſämmtlich durch ihn in Europa eingeführt, ſehr bald eine weitere Verbreitung fanden. Ein Prachtwerk mit den Abbildungen dieſer Rhododendron, von Dr. Hooker herausgegeben, machte die Pflanzenfreunde mit dieſen herrlichen Pflanzen bekannt, und faſt zweifelte man, daß es möglich ſein würde, dieſe Arten cultiviren zu können. Dieſe Zweifel wurden jedoch bald gehoben, und jetzt ſieht man alljährlich in vielen Gärten Exemplare dieſer ſchönen Arten in Blüthe. Faſt zu gleicher Zeit mit Dr. Hooker entdeckte Herr Booth in Aſſam und Bootan funfzehn neue Arten mit mehreren anderen bereits von Hooker im Himalaya entdeckten. Mehrere dieſer Rhododendron zeichnen ſich durch die Größe ihrer Blumen vortheilhaft aus, die zugleich einen angenehmen Duft verbreiten, wie z. B. Rh. Nuttallianum,, Dalhousiæ etc. Seit Blume ſind auf Java und Sumatra von Botanikern keine neue Rhododendron entdeckt worden, dahingegen fand Herr Lobb, als Reiſender für Herrn Veitch, eine Menge neue Arten, die mehr oder weniger epiphytiſch wachſen. Dieſe Arten haben meiſt eine röhrenförmige Blumenkrone und ein ſehr verſchiedenes Ausſehen gegen die anderen bekannten Arten. Die Zahl der in den Gärten durch künſtliche Kreuzung erzielten Varie— täten überſteigt die Zahl der wirklichen Arten um viele Hunderte. Den engliſchen, belgiſchen, franzöſiſchen und deutſchen Gärtnern verdanken die Gärten dieſe große Anzahl Varietäten, unter denen viele als ſehr prächtig und werthvoll bekannt ſind. f Ueber die geographiſche Verbreitung der Rhododendron läßt ſich der Verfaſſer ſehr ausführlich aus, worauf wir bei ſpäterer Gelegenheit zurück— kommen werden. a Im wilden Zuſtande, ſchreibt Herr André, bilden die Rhododendron meiſt Sträucher, ſeltener einſtämmige Bäume, ihre Zweige legen ſich häufig nieder und breiten ſich weit aus, einzelne Arten wachſen epiphytiſch und faſt ſämmtliche Arten haben immergrüne Blätter. Die meiſten wachſen auf Ge— birgen oft in beträchtlicher Höhe, aber ſtets an frei gelegenen, luftigen Stellen, ganz oder halb beſchattet. Im cultivirten Zuſtande ſagt ihnen daher auch ein halbſchattiger, allen Winden ausgeſetzter Standort beſſer zu, als ein ein— geſchloſſener vor Winden gänzlich geſchützter. Kräftige, zu Unterlagen für Pfropfreiſer zu verwendende Exemplare erlangt man am beſten, wenn man ſolche aus Samen erzieht. Die Anzucht aus Samen geht freilich langſamer als durch Abſenker, nach letzterer Methode erhält man aber ſeltener gutgeformte Stämme. Die Vermehrung der Spe— cies geſchieht am beſten durch Abſenker und durch verſchiedene Pfropfmethoden. Arten die ſchlecht durch Pfropfen anwachſen, kann man auch durch Stecklinge vermehren, wie z. B. viele Arten der Sikkim- und Bootan-Rhododendron. Die Hybriden vermehrt man meiſt nur durch Pfropfen, namentlich die groß— blätterigen Arten (Section macrophylla des Verfaſſers). Man wähle af u u Wnmemmmnmg 428 hierzu kräftig wachſende Unterlagen, deren Stämme faſt ebenſo ſtark find, als die Edelreiſer. Ueber die verſchiedenen Pfropfmethoden läßt ſich der Ver— faſſer ebenfalls ſehr ausführlich aus. Der nun folgende Paragraph handelt über die Cultur im Allgemeinen, über das Beſchneiden ꝛc. der Rhododendron und im nächſten ſpricht der Ver— faſſer über die künſtliche Befruchtung und Gewinnung neuer Hybriden, dieſe beiden Paragraphen enthalten viel Belehrendes. Der nun folgende Paragraph giebt eine Eintheilung der Rhododendron, wie ſie der Verfaſſer in gärtneriſcher Beziehung vorſchlägt. Er theilt ſie nämlich in 10 Sectionen ein, jede dieſer Section enthält diejenigen Arten und Hybriden, die ſich dem Anſehen nach am nächſten ſtehen, und die mehr oder weniger auch eine gleiche Cultur verlangen. So enthält Section 1 die baumartigen Rhododendron (16 Arten); Sect. 2 die großblätterigen (ma- crophylla) mit 6 Arten; Sect. 3 die lilienblüthigen (Iiliiflora) 9 Arten; Sect. 4 die glockenblumigen (campanulæflora) 12 Arten; Sect. 5 die pontiſchen (2 Arten); Sect. 6 die amerikaniſchen (7 Arten); Sect. 7 die röhrenblüthigen (tubiflora) 16 Arten; Sect. 8 die camellienblüthigen (ca- melliæflora) 3 Arten; Sect. 9 die Alpen-Arten (20 Arten); Sect. 10 enthält dann diejenigen Arten, die in keine der anderen Sectionen paſſen. Schließlich giebt der Verfaſſer nun die Beſchreibung, das Geſchichtliche einer jeden Art an, ihren Urſprung, die Zeit der Einführung, wie alles, was ſonſt noch von Intereſſe zu wiſſen iſt. | Von den Rhododendron geht Herr Andre auf die Azaleen über, die, wie alle die oben genannten Gattungen und deren Arten, auf eine gleiche be— lehrende Weiſe abgehandelt werden. „„ Feuilleton. Agave yuecefolla? in Blüthe. Das Blühen einer Baumlilien- oder Agave-Art gehört immer noch zu den ſeltenen Erſcheinungen und bleibt ſtets ein intereſſantes Ereigniß, das die Aufmerkſamkeit der Pflanzenfreunde in Anſpruch nimmt. Ueber ein ſolches Ereigniß freuen wir uns berichten zu können, indem ein ſchönes Exemplar der bekannten, aber doch wenig verbreiteten Agave yucczfolia im Garten des Herrn C. H. Droege in Hamburg in Blüthe ſteht. Die Pflanze ſtammt aus Mexico, von woher ſie der Beſitzer vor einigen Jahren importirt hat. Im Kalthauſe cultivirt, zeigte ſich bereits im April der Blüthenſchaft. Das Exemplar hat einen ganz kurzen Stamm mit einer gegen 3 Fuß im Durchmeſſer haltenden Blätterkrone, aus deren Mitte ſich der bis zu einer Höhe von 16 Fuß ganz gerade aufgeſchoſſene Blüthenſchaft erhebt. Derſelbe iſt unten gut 2 Zoll im Durchmeſſer, nach der Spitze zu ſich mehr verjüngend, und trotz ſeiner geringen Stärke und Höhe beſitzt derſelbe eine große Stärke, ſo daß er jedem Winde (die Pflanze ſteht in einem kleinen Kübel im Freien) wider⸗ ſteht. Bis zu einer Höhe von 12 Fuß iſt der Blüthenſchaft ganz glatt, nur mit einigen zerſtreut ſtehenden Deckblättchen bekleidet, dann beginnt die 429 4 Fuß lange Aehre dicht gedrängt ftehender, gelblich grüner Blüthen. Die Blätter dieſer Art find 1—1 / Zoll breit, 2—2 / Fuß lang, blaugrün und an den Rändern mit weißen Sägezähnen bekleidet. Die Pflanze bildet einen impoſanten Anblick. * Muschia Wollastoni T. Lowe. Ein ſchönes Exemplar dieſer impo— nirenden Pflanze blüht ſeit Ende Juli im bot. Garten zu Hamburg. Im Jahre 1861 ſahen wir ſie zuerſt bei den Herren J. Booth & Söhne in Blüthe, und berichteten bei dieſer Gelegenheit ausführlich in der Hamburger Gartenztg. (Jahrg. 1861, S. 388) darüber. Unſer Exemplar hat einen Stamm von ca. 2 Fuß Höhe gebildet, und trägt am oberen Ende einen ſchönen Blätterſchopf, aus deſſen Mitte ſich die 3 Fuß lange Blüthenrispe erhebt. Dieſe beſteht aus 33 Zweigen, von denen die unterſten, wiederum mehrfach getheilt, über einen Fuß, während die oberſten kaum 1 Zoll lang ſind; ſelbige ſtehen faſt wagerecht am Hauptſtengel, und tragen an den Endſpitzen 2—3 aufrechtſtehende, gelblich grüne zollgroße Blumen. Wenn auch die Farbe der Blumen nun eben keine brillante iſt, ſo gewährt die Pflanze zur Blüthezeit wegen ihres impoſanten Blüthenſtandes dennoch einen ſehr hübſchen Anblick. Aber auch ohne Blumen iſt dieſe Muschia-Art wegen ihrer hübſchen großen Blätter als Blattpflanze zu empfehlen. Zur Nelkencultur. Die Nelken verlangen eine lockere, leichte, nahr— hafte Erde, keine Dungerde. Eine gut verrottete Raſenerde iſt ſehr geeignet. Werden die Nelken in Töpfe cultivirt, ſo lege man auf den Boden derſelben eine mehrere Zoll hohe Lage von zerſchlagenen Topfſcherben oder Holzkohle, um einen recht ſchnellen Waſſerabzug zu bewirken. Töpfe von 4 Zoll im Durchmeſſer ſind die geeignetſten, in jedem Topf ſetze man eine kräftige Pflanze, oder zwei, wenn ſolche ſchwächlich ſind. Sind die Pflanzen im üppigen Wachsthume, ſo begieße man fie zwei-, auch dreimal mit flüſſigem Kuhdung, und zwar am vortheilhafteſten des Abends. Sobald die Knospen ſich bilden, müſſen die Pflanzen ſorgfältig aufgebunden und ſtets von Unge— ziefer rein gehalten werden; letzteres bewirkt man am beſten vermittelſt Tabackſtaub oder Holzaſche. Läßt man das Ungeziefer aufkommen, ſo werden gewöhnlich die Blumenknospen angenagt, und die Blumen öffnen ſich un— regelmäßig. (L. Jacob-Weyhe in der Belg. hortic.) Orchideen⸗Preiſe. Aus Herrn Day's berühmter Orchideenſammlung wurden vor einigen Wochen in London mehrere Dubletten öffentlich ver— kauft, die für die einzelnen Exemplare gezahlten Preiſe beweiſen, welche große Liebhaberei für dieſe herrlichen Pflanzen in England noch herrſcht. So wurden bezahlt für eine Leelia Schilleriana splendens, Herrn Day's ſchöne Varietät, 10 Guineen; für ein anderes Exemplar derſelben Art SE 10s; für Cypripedium Dayanum, eine ſeltene Pflanze, 6£ 58; Angrecum sesquipedale wurde mit 24 £ bezahlt; Dendrobium macrophyllum giganteum, ſchöne Pflanze, 5 Guineen; Cologyne cristata 7 E; Lalia purpurata, ſchönes Exemplar, 7 £ 5s; Sobralia macrantha, eine Zwerg— form, 7 £ 58; Odontoglossum Pescatorei erhielt 14 £ 10 s; Cypri- pedium hirsutissimum, eine ſchöne Pflanze, 6 £ 5 8; Cyprip. super- biens (Veitchianum) 5 Guineen; Aerides nobile 5 £ 10 s; Cattleya Schilleriana, ſchöne Pflanze, 6 E; Cattleya Warscewiczii, mit dunkler “we gr I ED N 430 Lippe, 5 Guineen; Saccolabium guttatum giganteum var. Hol for- dianum, 26 K 5 s; Cypripedium villosum 7 E 10; C. Dayanum 7 £; Aerides Veitchianum 7 K 5s; Lalia elegans, ſchöne dunkle Varietät, ähnlich der L. Turneri, 8 E; Aerides Fieldingei 6 E; A. Larpentæ 5 Guineen; A. Schrederi, ſchöne Pflanze, 28 E; Dendrobium Fal- coneri, echt, 5 Guineen; Saccolabium guttatum giganteum, Bunney's Varietät, 6 £ 10 8, und Odontoglossum nævium 6 £ 10 8. Im Ganzen wurden durch den Verkauf genannter Pflanzen ca. 600 K gelöſt (ca. 4000 h). Die Stadtgärtnerei zu Paris. In der Belgique hortic. finden wir einige ſehr intereſſante Notizen über die Stadtgärtnerei zu Paris. Vielen der Leſer wird es bekannt ſein, daß Paris im Gehölz von Boulogne nahe bei la Muette, ein bedeutendes Etabliſſement gegründet hat, wo die vielen tauſend von Pflanzen aller Art erzogen und vermehrt werden, mit denen man die Plätze der Hauptſtadt ausſchmückt. Dieſes Etabliſſement, wohl einzig in Europa, hat eine beträchtliche Größe, es nimmt eine Bodenfläche von 4400 Meter ein, einſchließlich der Beamtenwohnungen. Man findet nicht weniger als 24 Treibhäuſer verſchiedener Art und 3000 Miſtbeetfenſter, die zuſammen eine Glasfläche von 10,000 Meter geben. Ein ſehr großes Warmhaus bedeckt einen Flächenraum von 433 Meter, in dieſem ſind Palmen (über 2000) und andere große Decorationspflanzen enthalten. Ein anderes Haus von 500 Meter Bodenflächeninhalt enthält über 200 Camellien⸗ bäume von 2—6 Meter Höhe. Anziehende Erinnerungen knüpfen ſich an mehrere dieſer ſchönen Bäume, da ſie aus den alten Sammlungen von Malmaiſon herſtammen, welche die Kaiſerin Joſephine meiſt unterhalten ließ. Einige dieſer Bäume liefern jährlich 4—5000 Blumen. 2500 ſtarke Schau⸗ pflanzen werden in einem anderen gemäßigten Gewächshauſe von 433 Meter Bodenflächeninhalt gepflegt. Ein Kalthaus von 395 Meter Flächeninhalt enthält eine Sammlung von Camellien in Töpfen, über 300 Varietäten, eine Sammlung Eucalyptus, neuholländiſche Acacien, im Ganzen an 3000 Exemplare. — Hundert verſchiedene Feigenarten, in 2500 Exemplaren, haben einen beſonderen Platz in einem Hauſe von 110 Meter. Ein Pavillon iſt mit großen Araliaceen beſetzt, 1100 Stück in 60 Arten. Endlich finden ſich in anderen Treibhäuſern 2500 Hibisus rosa sinensis, 3500 Musa, 12000 Begonien, 6000 Aroideen von hervortretendem Habitus, und unzähl— bare Maſſen von Pelargonien, Dracänen, Farne, Cinerarien, chineſiſche Primeln ꝛc. ꝛc. Das Vermehrungshaus beſitzt 200 Meter Bodenfläche. Daſſelbe iſt von ganz neuer Conſtruction mit ganz flachliegenden Fenſtern. Im Innern iſt es in fünf Beete eingetheilt, und wird durch eine Heißwaſſerheizung erwärmt. Die im Hauſe vorhandenen 700 Glasglocken können 50,000 Steck— linge aufnehmen, und alljährlich wird eine jo enorme Vermehrung 15—20mal wiederholt. In keinem Garten beſteht wohl eine ſo coloſſale Vermehrungs— werkſtätte. Aus dem Vermehrungshauſe kommen die jungen Stecklings— pflanzen in ein anderes Haus (sevrage genannt), um ſich abzuhärten, bevor ſie in die für ſie beſtimmten Häuſer gebracht werden. Dieſes Haus enthält auch die Mutterpflanzen neu hinzugekommener Pflanzen, die vermehrt werden ſollen. Es enthält gewöhnlich einen Beſtand von 8 — 10,000 Exemplaren. 431 Zur Aufbewahrung aller der in Käſten zu überwinternden Pflanzen ſind an 3000 Fenſter nöthig, die Zahl dieſer Pflanzen beläuft ſich auf 350,000. Ein Keller von 1500 Meter Bodenflächeninhalt enthält während des Winters allein 200,000 Knollen von Canna, da dieſe Pflanzen wegen ihrer imponirenden Blätter maſſenhaft zu Gruppirungen gebraucht werden. In einem weitläufigen Raume ſind während der Regentage an 50 Arbeiter mit dem Umpflanzen und den Miſchungen von Erdwerken beſchäftigt. Schutz— hecken von Thuja von 500 Meter Länge gewähren den Pflanzen Schutz gegen Sonnenhitze und Wind. Der im Freien übrig bleibende Boden wird zur Erziehung von Mutterpflanzen, zur Vermehrung neuer Landpflanzen und dergl. benutzt. Der Obergärtner Herr Barillet-Deschamps leitet dieſes großartige Etabliſſement unter der Oberleitung des Herrn Alphand, Adminiſtrator der Promenaden und Pflanzungen der Stadt Paris. C Perſonal⸗Notiz. Der Tod des berühmten Reiſenden und Naturforſchers Franeis Jung— huhn, Inſpector der Cinchona- Anpflanzungen auf Java, erfolgte am 24. April d. J. zu Lombang. Als Arzt in der preußiſchen Armee wurde er in Folge eines Duells zu zwanzigjähriger Gefängnißſtrafe verurtheilt. Nach einigen Monaten entkam er jedoch und erhielt zuerſt als Sanitäts— Officier bei der franzöſiſchen Armee in Algier Dienſte. Darauf trat er in gleicher Eigenſchaft in holländiſche Dienſte in Sonda, woſelbſt er anſehn— liches Material für wiſſenſchaftliche Bearbeitungen geſammelt hatte. Junghuhn erreichte ein Alter von 52 Jahren und hinterläßt eine Wittwe und einen unmündigen Sohn. Journ. of Botany. Briefwechſel. a E. S. in H. Beſten Dank für den Bericht, es ſoll mich freuen, recht oft von Ihnen zu hören, und bitte alles unfrankirt einſenden zu wollen. . W. P. in H. Ueber die bewußte Angelegenheit habe ich auch gar nichts erfahren, wie mir über Ihren Gartenbau-Verein recht lange nichts mitgetheilt worden iſt. . W. in B. Erhalten und, wie Sie ſehen, gerne benutzt. Bitte um die Sitzungsberichte, ſo weit ſolche von allgemeinem Intereſſe ſind. . A. B. in L. Da in dieſem Hefte eine ähnliche Abhandlung von einem anderen unſerer geehrten Mitarbeiter abgedruckt worden iſt, ſo mußte die Ihrige für's nächſte Heft zurückgelegt werden. ſind zu haben HAMBURG, Rödingsmarkt Strohmatten dieſer Art bei Aug. Garvens, 2 + in Hamburg. 432 9. Arnoldiiche Obſt Cabinet aus Porzellan-Compoſitions-Maſſe, beſteht jetzt aus 21 Lieferungen, welche 59 Aepfel, 48 Birnen, 1 Pfirſich, 18 Pflaumen enthalten. Jährlich erſcheinen auch ferner 3 bis 4 Lieferungen à 6 Früchte und zwar bei directer Beſtellung zum Preis von Nthlr, 2 pro Lieferung, incl. Carton und gedruckter Beſchreibung frei ab Gotha pr. Caſſe. Bei indirecter Be⸗ ſtellung, daß heißt auf Weg des Buchhandels oder ſonſtiger Verleger, erhöht ſich der Preis auf 2¼ Nthlr. pro Lieferung ꝛc. und nehmen alle deutſchen Buchhandlungen Beſtellungen darauf an. Für Rußland hat die N. Kymmel'ſche Hof-Buchhandlung in Riga, „ England haben die Herren Neſtle & Hunſtmann, 6 Great Trinity ; Lane, Cannon Str. Weſt in London EC, | „ Holland hat Herr P. Hahmes in Maaſtrich, „ Ungarn haben die Herren Seyring & Henneke in Oedenburg, „ Oeſterreich-Böhmen haben die Herren Waldeck & Wagner in Prag, „ die Schweiz hat die Scherer'ſche Buchhandlung in Solothurn, „ Amerika hat Herr W. L. Schively in Philadelphia den Verkauf des Obſt⸗Cabinettes, jedoch mit entſprechender Preiserhöhung, übernommen und nehmen Beſtellungen darauf an. H. Arnoldi in Gotha. Herbst-Oflerte der G. Rudolph'ſchen Kunft- und Handelsgärtnerei in Hersfeld, Kurheſſen. . BE I N pro ® 18 Sgr., 1008 gi J - 2. ARE A a „ „ 20 „M5 0 Kirchen ee „, „ 5 „ 100 —— Prunus Hahale9y˖ʒſ N 2 0 Triſche 64r Ernte, vorzügliche Waare. 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Nachdem ich England mit Schottland, Kew Gardens mit Lawſon's Nurſery in Edinburg vertauſcht, und dieſer Wechſel Erinnerungen mancherlei Art in mir hervorruft, hege ich auch zugleich das Verlangen, den dort ge— machten Erfahrungen, den trüben und den heiteren Stunden meines dortigen 14 monatlichen Aufenthaltes ein kurzes Gedenkblatt zu widmen. Zwei Gründe bewegen mich hierzu, einmal um mir dieſes oder jenes in ſpäteren Jahren in's Gedächtniß zurückzurufen, dann aber auch, um den engliſchen Gärten und Gärtnern, ſoviel ich es eben vermag, meinen Anerkennungstribut zu bezahlen, der, von jedem Vorurtheil frei, Perſonen und Sachen von zwei Seiten aus, dem „approbare“ und „blamare“ beleuchten ſoll. England iſt das Land für Gärtnerei, habe ich mir gar häufig in Deutſchland und Frankreich ſagen laſſen, und ſtehe ich nicht an, nachdem ich mir jetzt eine eigene Anſchauung verſchafft, dieſem Ausſpruche in gewiſſer Be— ziehung beizutreten. Die Liebe für Blumen, der Geſchmack an Gartenbau im Allgemeinen bilden jedenfalls einen leicht zu erkennenden Zug in der engliſchen Geſellſchaft, die Regierung ſowohl wie auch die Ariſtrocratie mit oft fürſtlichem Vermögen laſſen es ſich angelegen ſein, dem Gartenbau ihren Schutz zu verleihen und betrachten ſchöne Gärten, prachtvolle Gewächshäuſer kaum mehr als Luxusgegenſtände. Summen von 40, ja 50,000 E für einzelne Bauten dieſer Art zu verausgaben, wofür man auf dem Continente ganze botaniſche Gärten errichten könnte, iſt hier durchaus nichts Ungewöhn— liches, wie wir es bei dem Palmenhauſe und dem neuen Wintergarten in Kew geſehen haben. Geld, dieſer „nervus rerum“, ſteht dem ſtolzen England reichlich zu Gebote, und wenn Gärten des Feſtlandes bei einem Vergleiche mit engliſchen gemeiniglich den zweiten Platz einnehmen müſſen, ſo dürfen wir dieſes gewiß zunächſt dem ungleich vertheilten Mammon zuſchreiben. Ein vielleicht noch wichtigerer Agent iſt das engliſche Klima, das dem deutſchen, belgiſchen, dem Pariſer und Genfer durch gelinde Kälte im Winter und durch nicht übermäßige Hitze im Sommer in Rückſicht auf Pflanzenculturen bedeutend vorzuziehen iſt. Namentlich zeichnet ſich das ſüdliche England hierin aus, ſo ſchreibt ein Correſpondent des „Cottage Gardener“, daß er am 1. Januar 1864 in feinem Garten, Marychurch, Grafſchaft Devonſhire, folgende Gewächſe in ſchönſter Blüthe hatte, nämlich: Viburnum Tinus, Salvia fulgens, Grahami, Lobelia Erinus, Gentiana acaulis, Spiræa filipendula, Aubrietia, Hepatica, Berberis Darwini, Pentstemon, Fuchſien, Campanulen, Verbenen, Reſeda, Primeln, Violen, Roſen wie Gloire de Dijon und Géant de Bataille und noch mehrere andere. Könnten unſere Gärtner alle dieſe Blumen während der Wintermonate auch nur in den Gewächshäuſern hervorrufen, ſo ſtände ihnen reicher Gewinn und An— Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 28 434 erkennung zu Gebote; in dieſem Garten reichten ſich Frühling und Sommer die Hand und erfreuten im trüben Januar, wo die Natur bei uns wie aus— geſtorben iſt, den Eigenthümer mit ihren Lieblingen, ſelbſt ohne Zuthat des Gärtners. Was ich hier vom ſüdlichen England bemerke, erſtreckt ſich ebenfalls, wenn auch in verringertem Maßſtabe, auf den Norden, und finden wir z. B. London's Gärten mit einer Anzahl von Gewächſen, namentlich immergrünen, bevölkert, die man auf dem Kontinent vergeblich ſuchen muß. Ferne fer es von mir, dem engliſchen Gärtner und Gartenfreunde ſeine Verdienſte abzuſprechen, ſie haben es mit ſeltenem Geſchicke verſtanden, die ihnen von der Natur gebotenen Vortheile richtig zu benutzen, und haben ſomit die Gärtnerei ihres Landes auf einen Standpunkt verſetzt, den zu erklimmen für uns Andere oft mit bitterer Enttäuſchung und Erfolgloſigkeit verbunden iſt. Wo keine oder nur geringe Schwierigkeiten geboten, und man mit bedeutenden pecu— niären Mitteln und höchſt günſtigen klimatiſchen Verhältniſſen ſchon halb gewonnen Spiel hat, bevor man die Hand an's Werk legt, kann aber auch der Anſpruch auf Anerkennung perſönlicher Leiſtungen kein übertriebener ſein, und pflichte ich daher durchaus nicht der oft gehörten Meinung bei, daß engliſche Gärtner die des Continentes gar ſehr an Geſchick überträfen. Bin ich auch, was mich perſönlich anbelangt, die Zeit meines Aufenthaltes dort in einem botaniſchen Garten geweſen, wo Pflanzenculturen, wie bekannt, nie den Höhepunkt erreichen, als wie in Privat- und Handelsetabliſſements, ſo habe ich doch vielfach Gelegenheit genommen, mir ſolche anzuſehen, und mit den Vorſtehern und Obergehülfen derſelben in nähere Berührung zu kommen; ein Jeder, der England beſucht und Aehnliches gethan, wird hoffentlich gleich mir die Ueberzeugung gewonnen haben, daß ſich deutſche und franzöſiſche Gärtner in ihrer Praxis ruhig mit den engliſchen meſſen können und namentlich erſtere ſie an gründlicher Bildung bedeutend übertreffen. Daß ſich die engliſchen Gärtner ſelbſt für die erſten halten, iſt durch— aus nicht zu verwundern, und ſteht ganz und gar im Einklauge mit dem engliſchen Charakter. „L’Angleterre, c'est la premiere nation du monde“, wie der Times-Correſpondent mit großem Pathos ausrief, als er, während des Krieges in China, von den Chineſen gefangen und zum vermeintlichen Todesplatze geführt wurde, dieſer Ausruf läßt ſich hier bei Groß und Klein, bei Hoch und Niedrig, in jedem Stande und Berufe wieder erkennen, und brauchen die Deutſchen daheim hierfür auch keiner weiteren Beleggründe, wenn ſie nur einen Blick auf die engliſche Politik dem Auslande gegenüber werfen. Engliſche Gärtner reiſen ſelten oder nie, dagegen trifft man hier eine große Menge junger deutſcher Gärtner, die da kommen, um zu ſehen und zu lernen, was erſtere zu dem Glauben gebracht, wir könnten nur empfangen, aber nicht geben; mir ſelbſt iſt es paſſirt, daß man mich gefragt, was ich denn bis dahin geweſen, da ich jetzt nach England gekommen, um Gärtnerei zu erlernen. Meine Antwort iſt ein ſtummes „O sancta simplicitas“ geweſen. Kunſtgriffe ſind eben nur da erforderlich, wo ſich einem Schwierigkeiten in den Weg ſtellen; wo geringe Mittel vorhanden, Wind und Wetter zu bekämpfen, und doch Erfolge zu erzielen find, muß man anf Mittel bedacht ſein, die ſolche wenigſtens einiger- maßen machtlos machen können, was Wunder daher, wenn wir in der r 435 deutſchen Praxis meiſtentheils auf eine Complicirtheit ſtoßen, die mit der engliſchen Einfachheit im grellen Contraſte ſteht. Dies bezieht ſich nament- lich auch auf Gewächshäuſer, man rühmt die engliſchen, und das mit Recht, doch ſind ſie der Mehrzahl nach wegen ihrer leichten Bauart durchaus nicht für deutſche Winter geeignet. Von den Erdarten iſt daſſelbe zu ſagen, in einem deutſchen Garten finden wir oft 5—6 verſchiedene Erden, deren Zuſammenmiſchung für dieſe oder jene Pflanzenarten dort die geeignetſte erſcheint. Hier ſtößt man eigentlich nur auf 2, Lehm, leichter, unſerer Raſenerde zu vergleichen, — ſchwerer, der ſehr thonhaltig iſt, und Haide— erde, die entweder gemiſcht oder ungemiſcht und mit einer Hinzufügung von Sand, die faſt für alle Pflanzen anzuwenden ſind. Will man raſche, und namentlich bei krautigen Sachen günſtige Reſultate erzielen, ſo bedient man ſich des Dunges unter verſchiedener Form. Würde man in Deutſchland Proteaceen, Rhododendren und andere Kalthauspflanzen in reinen Lehm pflanzen, man machte ſchon den erſten Winter traurige Erfahrungen, und ſelbſt Haideerde ohne Zumiſchung von Sand- und Holzkohle würde man im Gegenſatze mit hier nicht für feinere Cap- und Neuholländer anwenden, aus Furcht, durch unvorſichtiges Gießen im Winter die Erde zu verſauern. In letzterer Zeit hat man angefangen, den Abfall der Cocosnuß-Schalen, hier Cocoa-nut fibre genannt, vielfach in engliſchen Gärten für manche Pflanzenarten zu gebrauchen. Im „Cottage Gardener“ finde ich darüber folgende Bemerkung: „Sehr befriedigende Erfolge haben ſich bei ihrem Gebrauche kund „gegeben, Orchideen ſollen gut darin wachſen, und auch andere Pflanzen, „die einen poröſen Boden erfordern, gedeihen vortrefflich in einer Miſchung, „wo Cocoa-nut-fibre einen bedeutenden Theil ausmacht, und neige ich „mich zu dem Glauben hin, daß manche unſerer Gewächshauspflanzen in „ihr im unvermiſchten Zuſtande ein kräftiges Wachsthum zeigen werden. „Ihre Verdienſte beſtehen ohne Zweifel darin, eine große Quantität von „Feuchtigkeit zu abſorbiren, und daher leichter dem Verfaulen oder Sauer— „werden zu widerſtehen.“ Was mich ſelbſt betrifft, ſo glaube ich, daß dieſe Erdart, wenn ich ſo ſagen darf, ſich für Stecklinge feinerer Warmhauspflanzen, wie auch ſelbſt zur Cultur einiger Selaginellen und zärtlicher Farne ganz gut eignet, doch Orchideen zum Beiſpiel darin zu pflanzen, iſt durchaus nicht anzurathen. Bei Veitch in Chelſea machte man dieſes Experiment, war aber ſchon bald genöthigt, die ſämmtlichen, darin verpflanzten Exemplare wieder herauszu— nehmen, und ſich des Sphagnum's, wie bisher, zu bedienen. Außerdem iſt ihr Preis ſelbſt in England ein ziemlich hoher, und würde natürlich in Deutſchland durch den Transport noch bedeutend erhöht werden. — Während meines Aufenthaltes in Kew ſtellte ich unter Anleitung des damaligen Curators Verſuche mit verſchiedenen Erdarten an, um ſie in Bezug auf ihre Wärme leitenden Eigenſchaften zu prüfen. Andere ähnliche Verſuche mögen vielleicht andere Reſultate ergeben, doch dürfte es wohl nicht ohne Intereſſe ſein, meine darüber gemachten Bemerkungen hier folgen zu laſſen. 16zöllige Blumentöpfe wurden mit den folgenden Erdarten ange— 28* 436 füllt, darauf in jeden derſelben ein Thermometer gebracht, wonach man fie im Farnen⸗Vermehrungshauſe aufſtellte. Den 23. October, 1 Uhr Nachmittags: Temperatur des Hauſes 76“ Fahrh., 8 des Sandes 71 ½“, 5 der Haideerde 70°, 5 des Lehms 71 ½0, „ d. Cocoa-mut-fibre70½ . NB. Die große Differenz hier zwiſchen der Temperatur des Hauſes und der der Erdarten wurde wahrſcheinlich durch das plötzliche Durchdringen der Sonne hervorgerufen. Den 26. October, 7 Uhr Morgens: Temperatur des Hauſes 65°, | 1 des Sandes 63 ½ %, 1 der Haideerde 61 ½ °, N des Lehms 61'/,°, h der C.-n.-fibre 61“. Den 26. October, 1 Uhr Nachmittags: „ des Hauſes 73°, 1 des Sandes 71 ½ 0, . der Haideerde 71“, 5 des Lehms 71'/,°, 1 der C.-n.-fibre 70½ °, Den 27. October, 7 Uhr Morgens: 1 des Hauſes 690, 5 des Sandes 66°, 5 der Haideerde 65°, e des Lehms 65 ½ e, 4 der C. -n.-fibre 651/, “. Den 28. October, 7 Uhr Morgens: 5 des Hauſes 700, 5 des Sandes 68°, 0 5 der Haideerde 66 ½ e, 5 des Lehms 67½ , 1 der C.-n.-fibre 67°, Den 28. October, Mittags: hi des Hauſes 73°, „ des Sandes 70½ 7 > der Haideerde 70°, 1 des Lehms 70½ , 5 der C. n. fibre 700. Den 28. October, 8 Uhr Abends: 1 des Hauſes 700, „ des Sandes 67¼ , 1 der Haideerde 69°, " des Lehms 68°, 5 der C.-n.-fibre 68 ½ °. NB. Dieſe letzte Beobachtung verſetzte mich in eine Art von Zweifel in Bezug auf die Richtigkeit meiner Unterſuchungen, da ſie mit den bis dahin gemachten durchaus im Widerſpruche ſteht; mein Grübeln, weshalb, war trotz aller Mühe vergeblich. Um 8 Uhr Abends brachte ich die Töpfe in's Freie, es war ein dicht bewölkter Himmel, und 2 Stunden ſpäter, um 10 Uhr, ergaben ſich fol⸗ gende Zahlen. 437 Temperatur der Luft 54°, N des Sandes 540, a der Haideerde 59°, 5 des Lehms 55°, der C.- n.- fibre 58°. Den 29. October, 7 Uhr Morgens: Temperatur der Luft 51“, 55 des Sandes 490, 9 der Haideerde 49½0, 2 des Lehms 481/,0, 5 der C.- n.- fibre 48½0. Den 29. October, 8 Uhr Abends: „ der Luft 56°, N des Sandes 55°, R der Haideerde 51°, 3 des Lehms 54°, 5 der C.- n.- fibre 50°. Hierauf brachte ich die Töpfe wieder in's Haus, ſetzte fie auf Unter: näpfe, und goß dann in erſtere Waſſer von 65“ Temperatur, welches als— bald letztere anfüllte. 36 Stunden wartete ich, ſo daß der in den Töpfen enthaltene Boden gänzlich mit Feuchtigkeit geſättigt war, dann ergaben ſich folgende Differenzen. Den 1. November, 7 Uhr Morgens: Temperatur des Hauſes 63°, 4 des Sandes 580 2 der Haideerde 590 5 des Lehms 58 ½0, | 5 der C.- n.- fibre 57½“. Den 1. November, 11 Uhr Morgens: 5 des Hauſes 67°, 5 des Sandes 62°, 5 der Haideerde 600, 1 des Lehms 61°, 1 der C.- n.- fibre 60°. Den 2. November, 8 Uhr Morgens: 8 des Hauſes 69°, " des Sandes 66°, „ der Haideerde 65°, „ des Lehms 66°, " der C.- n.- fibre 64°, Den 2. November, 4 Uhr Nachmittags: „ des Haufes 71°, | 1 des Sandes 68°, 9 der Haideerde 68°, 1 des Lehms 68°, 1 der C.- n.- fibre 67°. 3 des Hauſes 67°, n des Sandes 621,5", 1 der Haideerde 64°, 0 des Lehms 62½0, t der C.- n.- fibre 65°. „ des Hauſes 74°, N des Sandes 690, Den 3. November, 11 Uhr Morgens: Den 3. November, 5 Uhr Nachmittags: 458 Temperatur der Haideerde 67¼½ e, ® des Lehms 68°, 4 der C.- n.- fibre 68. Den 3. November, 8 Uhr Abends. Ich ſtellte die Töpfe mit Unterſchüſſeln in's Freie, und 2 Stunden ſpäter ſchrieb ich folgende Grade nieder: „ Temperatur der Luft 41“, 5 des Sandes 45°, 0 der Haideerde 61“, „ des Lehms 530, 1 der C.- n.- fibre 60°. Den 4. November, 7 Uhr Morgens: Temperatur der Luft 50%, $ des Sandes 52°, f der Haideerde 51“, 50 des Lehms 51½ %, ci der C.- n.- fibre 51“. 11 Uhr Morgens machte ich, nachdem um 7 Uhr die Töpfe wieder in's Haus gebracht waren, meine Schlußbemerkung. Temperatur des Hauſes 700, hi des Sandes 65°, 1 der Haideerde 67°, J des Lehms 66°, | 4 der C.- n.- fibre 66°. Für die Güte und Genauigkeit der Thermometer glaube ich einſtehen zu dürfen, ebenfalls, daß ich es an der gehörigen Sorgfalt nicht habe fehlen laſſen; daß ſich trotzdem gar manche Widerſprüche in meinen Unter— ſuchungen ergeben, iſt nicht abzuleugnen, freuen würde ich mich daher, wenn ähnliche Verſuche anderswo mit wo möglich einer noch größeren Auswahl von Erdſorten angeſtellt, und ihre Erfolge bekannt gemacht würden; dieſer Gegenſtand verdient gewiß volle Beachtung, da er uns noch manche Finger— zeige für Culturen liefern kann. » Jedes Zeitalter bringt gewöhnlich feine beſonderen Eigenthümlichkeiten mit ſich, und zeichnet ſich durch neue Sitten und Gebräuche, durch neue Liebhabereien und Aeußerungen im Geſchmacke von dem vorhergehenden und dem darauf folgenden aus. Gärtnerei macht hiervon keine Ausnahme, auch ſie zieht ſtets, friſchen Eingebungen und Einflüſterungen der Mode, der wir Menſchen ja nun einmal mehr oder minder huldigen müſſen, Gehör leiſtend, neue Gewänder an. Zu allermeiſt ließe ſich dieſe Behauptung auf engliſche Blumengärten beziehen, die ein ſo ganz anderes Bild wie jene auf dem Continente darbieten, und in ihrer Art einen ſeltenen Grad von Boll kommenheit erreicht haben. Einjährige Blumen ſind hier mit Ausnahme einiger wenigen, wie z. B. der Perillen, Lobelien, Amarantus melan- cholicus ganz auf die Seite geſchoben, und die fogenannten „bedding- plants“, hauptſächlich aus Geranien, Calceolarien, Coleus Verschaffeltii, Centaurea ragusina und mehreren anderen beſtehend ſind jetzt en vogue, ja man hat ein förmliches Syſtem darauf errichtet, welches aber, allem Anſcheine nach, den Zenith ſeines Ruhmes bereits erreicht hat. Man ſehnt ſich nach 439 Abwechſelung, das Auge, zuerſt geblendet durch die Farbenpracht, ermüdet, und wie ſich der Magen auf die Dauer nicht mit Zuckerſpeiſe zufrieden ſtellt, ſo ſchaut daſſelbe auch nach etwas Conſiſtenterem aus, nach mehr Grün, mehr Contraſt in Schatten und Licht, welches „bedding plants“ oft nur in kärglicher Weiſe enthalten. Jedes gute Ding kann übertrieben werden, das iſt auch mit den engliſchen Blumengärten im Allgemeinen der Fall, und obgleich „bedding plants“ auf den hier ſo herrlichen Raſen oft in ihrem „emsemble“ eine mächtige Wirkung hervorrufen, ſo fehlt man doch unſtreitig, alles Andere darüber zu vernachläſſigen. Denken wir uns ein Beet, mit leuchtend gelben Calceolarien in der Mitte, von blauen Lobelien umgeben, und ſcharlach Geranien oder Verbenen eingefaßt, ſo haben wir, wenn ſelbiges auf friſchem, grünen Raſen angelegt, ſchon einen Farbencontraſt, der Jedem gefallen muß. Andere Zuſammen— ſtellungen, wie z. B. Lobelia Erinus mit Gazania uniflora vermiſcht, und eingefaßt von Cerastium tomentosum, oder um noch geſuchter in unſerem Geſchmacke zu ſein, dieſe Miſchung von blau und orange als Grundfarbe, durch einzelne Pflanzen von Centaurea ragusina im Centrum, in Zwiſchenräumen von je 10“ unterbrochen, und eingefaßt mit ſcharlach, wie „little David Geranium“, ſind einzig in ihrer Art, und rufen, am rechten Orte verwendet, einen mächtigen Effect hervor. Namentlich ſind es die Geranien, die mit ihren oft ſehr ſchönen Schattirungen in Blumen und Blättern aben an ſtehen. Handels- und Privatgärtner wetteifern darin, immer neue Varietäten hervorzurufen. Die jährlichen Cataloge mehrerer Etabliſſements ſind mit dieſen Producten angefüllt; 2— 3 Thaler für ein— zelne Pflänzchen zu verausgaben, iſt durchaus nichts Ungewöhnliches, häufig wird aber auch das Publikum durch dieſe hohen Anpreiſungen in ſeinen Erwartungen getäuſcht. hacun promet beaucoup, mais qu'en sort-il souvent? Du vent! Als Muſter eines engliſchen Blumengartens glaube ich den vor dem Palmenhauſe im Garten von Kew bezeichnen zu können. Es iſt eine ausge— machte Sache für den erfahrenen Gärtner, daß die größere Mehrzahl jener „bedding plants“ den Boden ebenſo ſehr erſchöpfen, und daher auch eine ebenſo ſtarke Zufuhr von Erſatzmitteln, wie Dünger, oder jährliche Erneuerung der Erde erfordern als viele unſerer Gemüſearten. Dies wird hier aber nur zu häufig vernachläſſigt und in Folge deſſen ſtoßen wir auf Gruppen in Privat⸗ und öffentlichen Gärten, die nur einen kläglichen Begriff von dem bieten, was ſie ſein ſollten und könnten. Obgleich ich ſeit 5 Jahren keinen Sommer in Deutſchland verlebte, glaube ich doch annehmen zu dürfen, daß man daheim unſere einjährigen Blumen wie auch Stauden noch nicht ſo ganz auf die Seite geſetzt, ſondern ihnen wie bisher auf den Parterres und Rabatten einen paſſenden Platz einräumt. Erſtere, namentlich chineſiſche Aſtern, Levkojen, Balſaminen und dergl. mehr blühen längere Zeit, erfordern weniger Mühe und Arbeit und ſtehen oft jedenfalls beſſer im Einklange mit den Gärten, in welchen fie ſich befinden, als die „bedding plants“ auf ihren künſtlich geſchnörkelten Beeten, ja die ärmſte Hütte, der glänzendſte Palaſt brauchen ſich ihres Schmuckes nicht zu ſchämen, für beide ſind ſie gleich gut 440 zu verwenden. Auch ein gemiſchter Styl in Blumengärten, wie ich ihn namentlich in den Pariſer und den königlichen Gärten bei Potsdam ange⸗ troffen, und welcher in England, als aus der Mode, gänzlich verworfen iſt, meiner Anſicht nach durchaus nicht zu verachten. Wo Zierſträucher und Dahlien, Stockroſen, Brugmanſien, verſchiedene Solanum ꝛc. die Mitte großer Beete und Gruppen bekleiden und kleinere Geſträuche und blühende Pflanzen ſich dieſen je nach ihrer Größe gefällig anreihen und das Ganze abſchließen, wird ein Bild hervorgerufen, welches faſt das ganze Jahr hindurch irgend etwas Neues, Gefälliges darbietet und auch einen angenehmen Total⸗ Eindruck zurückläßt. Doch, wie geſagt, es kann mir nicht einfallen, den jetzigen engliſchen Blumengärten ihre Vorzüge abſprechen zu wollen, wir ver- theidigen unſeren, ſie ihren Geſchmack, ſei denn ein Jeder zufrieden mit dem, was Mutter Natur, ein mehr oder minder voller Geldbeutel und ſeine eigenen Eingebungen ihm ermöglichen, zu ſeiner und ſeiner Mitmenſchen Augenweide hervorzurufen. So ſchreibt Dr. Naudin in der Revue horticole“ folgen: dermaßen: „Unter der brennenden Sonne des ſüdlichen Frankreichs jene Parterres nördlicherer Länder mit ihren friſchen Raſenplätzen und bunten Blumenkleidern nachahmen zu wollen, iſt geradezu ein Unding. Die Natur hat Abwechſelung auf unſerer Erdkugel angeordnet, und jedem Klima gewiſſe, ihm eigenthümliche, beſondere Pflanzenarten angewieſen. Die Gärtnerei kann daher nicht beſſer thun als ihr zu folgen, man laſſe dem Norden ſeine grünen Raſenflächen und ſchimmernden Blumenteppiche und verſchönere die Gärten des Südens immer mehr mit Bäumen und Geſträuchen, die ſich mehr durch Schönheit der Belaubung und ein beſtändiges Grün, als wie durch Blumenpracht anempfehlen.“ Als ſolche bezeichnet er namentlich einige härtere Palmenarten, wie Jubæa spectabilis, Livistona australis, Areca sapida, Trachycarpus excelsa und tomentosa, Chamærops Martiana und palmetto, Phoenix dactylifera und inclinata, — nur ſchade, daß all' diefe Arten, wenn auch in vielen Gärten anzutreffen, doch lange nicht in ſolchen Maſſen in Europa auftreten, um Aehnliches auszuführen. Bis hierher und nicht weiter, ruft mir eine innere Stimme zu, wenn ich nach Beſprechung der engliſchen Blumengärten auch die Parks und öffentlichen Anlagen in meine Plaudereien mit hineinziehen will. Dieſe gehören in das Gebiet der Landſchaftsgärtnerei, und wehe dem, der ſich hineinwagt, ohne nicht zuvor ſeine Kräfte geprüft zu haben. Viele bekennen ſich zu ihren Jüngern, nur wenige ſind von ihr auserkoren! Nun einige, wenn auch oberflächliche Bemerkungen mögen mir ſchon erlaubt ſein. Wirk⸗ liche Parks ſind in der Umgebung von London ſelten, der von Windſor und Dropmore, und wenn man will, auch Regent's und Hyde-Park, gehören zu dieſen, letztere, und vorzüglich Hyde-Park, dieſer Conflux der feinen Welt, laſſen aber ſchon zu viel Polirtheit, zu wenig Nachahmung von Naturſchönheiten durchblicken, um den Namen „Park“ zu verdienen. Damit ſei keineswegs geſagt, daß ſich die Hand des Menſchen nicht gerne bei derartigen Schöpfungen bemerkbar machen darf; der Natur gleichkommen, heißt dem Unmöglichen nachjagen, wo aber Natur und Kunſt Hand in 441 Hand gehen, wo die Werke erſterer letztere verſchönern helfen, und letztere erſtgenannten mehr Wöhnlichkeit und Behagen einflößen, da iſt es, wo man das Wort: „Les ouvrages de la nature et ceux de Ihomme se preétent des gräces mutuelles,“ mit Recht anwenden kann. Mit Beginn des 17. Jahrhunderts oder zu Ende des 16. eröffnete ſich in England ein neues Feld für Landſchaftsgärtnerei, Lord Franz Bacon trat zunächſt als warmer Vertheidiger einer neuen Idee, „Nachahmung der Natur“, auf, ihm folgten Addiſon, Pope, Henry Englefield, Hamilton und andere. Der alte franzöſiſche Styl wurde verdrängt und an Stelle deſſen trat ein freieres ſich Gehenlaſſen, das mehr den Inſpirationen groß— artiger Naturſchönheiten Gehör leiſtete, als den bizarren Moden und Formeln der damaligen Zeit. Freundliche Bilder, effectreiche Contraſte durch Seen, Waſſerfälle und ſtolze Baumgruppen in unverkrüppelter Form hervorgerufen, weite, in ihren Wirkungen überraſchende Perſpectiven, ſchöne dem claſſiſchen Alterthume entnommene Tempel und Grotten fingen an, in den Parks der Großen und Reichen zu erſcheinen, und noch jetzt, hat man mir geſagt, ſtößt man hier und da auf Parks, die von jener, jetzt ſchon Jahrhunderte alten Metamorphoſis zeugen können. Der Heroen des 19. Jahrhundertes giebt es nicht viele, London mit ſeinen unſchätzbaren Werken hat jedenfalls viel dazu beigetragen, reiches Material für neue Ideen und Schöpfungen zu liefern und Sir Joſeph Paxton hat es nicht minder verſäumt, durch treffliche Leiſtungen ſich die Gunſt der großen Menge, die Anerkennung wirklicher Sachkundigen zu erwerben. Engliſche Landſchaftsgärtnerei gilt in Deutſchland gemeiniglich als das Urbild alles Schönen, doch nachdem wir Männer wie Fürſt Pückler⸗Muskau, Lenné, Meyer u. a beſitzen, glaube ich, daß ſich die Landſchaftsgärtnerei in Deutſchland zur eigenen Individualität entwickelt hat, und wir daher durchaus nicht Grund haben, mit neidiſchen Augen auf die ſtolzen Inſulaner hinüber zu ſchauen. Ja, ich möchte ſogar noch weiter gehen und behaupten, daß, während ſich dieſe Kunſt im eigenen Lande immer freier entwickelt, immer mehr die Feſſeln von ſich abſtreift und das Geniale an's Tageslicht treten läßt, ſie hier nicht fortgeſchritten ſondern eher einen Fuß rückwärts geſetzt hat. Manchen Anlagen bin ich begegnet, wo der alte Styl ſich hier und da wieder Eingang zu verſchaffen gewußt, — wie weit man hierin gefehlt, wage ich nicht zu entſcheiden. Kömmt man nach Frankreich, beſucht die öffentlichen Gärten, geht nach Verſailles, St. Cloud oder Fon— tainebleau, ſo malt man ſich ſchon im Geiſte die ſtolzen Königsſchlöſſer vor, zu deren Verſchönerung der große Le Nötre ſo viel beigetragen. Mag man noch ſo viel gegen die Steifheit, das Gezwungene ſeiner Werke eifern, hier ſind ſie unerſetzbar, und ſchildern uns mit ihren langen, geraden Alleen, majeſtätiſchen Fontainen, großartigen Terraſſen, koſtbaren Vaſen und mar— mornen Statuen die glänzenden, vergangenen Epochen in der franzöſiſchen Geſchichte oft beſſer, als wie manches Buch zu thun im Stande iſt. Doch Frankreich, und namentlich Paris, iſt nicht hinter der Zeit zurückgeblieben, auch hier ſtoßen wir auf Plätze, die von Sinn für Schönheit, dem richtigen Verſtändniſſe der Natur zeugen. Ein zweites „Bois de Boulogne“ iſt 442 kaum wohl anders mehr zu finden, und ſelbſt ein „Parc de Monceau,“ die „Champs Elysèes“ und mehrere Privatbeſitzungen zeugen von franzöſiſchen Triumphen in der bildenden Gartenkunſt. Herr Bentham veröffentlichte in „Gardener's Chronicle“ (1862) einen Aufſatz über die Pariſer öffentlichen Gärten und Anlagen, er ſagt darin unter anderem, „wenn die Gärtner der Pariſer Baumzucht uns im Fortſchritte nachſtehen (?) und ſich in unſerer Praxis Belehrung holen, ſo verhält es ſich ganz anders mit der Anlage ihrer Promenaden u. ſ. w., die ſeit einigen Jahren die ſchönſte Zierde ihrer Reſidenz geworden ſind.“ Dann zieht er gegen ſeine eigenen Lands— leute zu Felde, und critiſirt mit ſcharfen Worten die in und um London neu gebildeten, ähnlichen Anſtalten. Es dauerte nicht lange, ſo erſchienen in demſelben Blatte mehrere Artikel, die dieſes zu widerlegen ſuchten und in welchen den Pariſern auch kein Härchen Verdienſt gelaſſen wurde. Man warf ihnen wenig Geſchmack bei dem Arrangement, ihre Sorgloſigkeit in der Unterhaltung und der Vertheilung der einzelnen Blumenarten vor. Die neuen Einführungen in der Gärtnerei ſind hier ausgeſchloſſen, ſagte man, und an Stelle dieſer finden wir antike, gewöhnliche Pflanzen, die unwürdig ſind, ſolche ſchöne Plätze zu bekleiden. Nun, wenn man Canna - Varietäten, Caladien, mehrere Begonien und Hibiscus, Cassia floribunda, Amicia Zygomeris, Ferdinanda, buntblätterige Solanum und andere zu dieſer Claſſe rechnen will, ſo moͤgen jene Herren Recht haben, im Allgemeinen hört man aber nur eine Stimme über die Reinlichkeit, Vielſeitigkeit und den guten Geſchmack, der in den Pariſer Gärten zu Hauſe iſt. Einen Vorzug behält aber England vor uns voraus, es bevölkert ſeine Parks ꝛc. mit einer Menge ausländiſcher Gewächſe, wodurch eine größere Mannigfaltigkeit, ein beſſerer Contraſt im Farbenſpiel und Formen⸗ bildung, ein nicht ſo abſtoßender Wechſel in den Jahreszeiten hervorgerufen wird. Namentlich nachdem Fortune und auch der jüngere Veitch jene reichen Schätze aus China und Japan dem europäiſchen Geſtade zugeführt, nachdem Roezl in Mexico durch die Einführung ſeiner langnadeligen Coni— feren und andere Reiſende im Himalaya durch ihre Importationen Bedeu— tendes geleiſtet, iſt dem engliſchen Gärtner bei der Ausführung ſeiner Pläne ein ſo reiches Material geboten, daß ſich das unſrige nur wie eins zu vier dazu verhält. Werfen wir einen Blick auf das kürzlich erſt erſchienene Werk von Murray, „The Pines and Firs of Japan“, oder blättern wir in Fortune's intereſſanten Reiſeſkizzen, um einen Beweis zu erhalten, wie bedeutend ſich das engliſche Arboretum und Pinetum in den letzten Jahren bereichert haben. Sciadopytis verticillata, Thujopsis dolobrata, mehrere Torreya- und Retinospora-Arten, Cephalotaxus drupacea, Fortunei und Har- ringtonii, Chamærops Fortunei, Berberis japonica und Deutzia crenata fl. pl. möchte ich unter dieſen ihrer Seltenheit, Schönheit, aber auch Eigenthümlichkeit wegen beſonders hervorheben. Fortune verdankt man ebenfalls die Einführung weiblicher Pflanzen von Aucuba japonica, Herr Standiſh ſtellte in der diesjährigen Frühlingsausſtellung in South Ken⸗ ſington eine mächtige Pflanze davon aus, die mit tauſenden corallenrothen Beeren bedeckt war. Es war ein prachtvoller Anblick und bildete den 443 Anziehungspunkt aller Beſuchenden. Denken wir uns viele ſolcher Exem⸗ plare zwiſchen Laub- und Nadelhölzern vertheilt, welchen fie in den Winter: monaten Leben und Friſche verleihen werden, jo müſſen wir nur um jo mehr bedauern, daß die kalten Fröſte ſie wenigſtens für das nördliche Deutſchland verſcheuchen. Vor nicht langer Zeit herrſchte hier eine große Controverſe in Bezug auf das Verpflanzen immergrüner Bäume und Geſträuche, einige ſchlagen den Frühling, andere den Herbſt, noch andere wieder den Winter als eine Zeit zum Verpflanzen vor, und ſtützten ſich dabei auf ihre gegen— ſeitig gemachten Erfahrungen. Erwieſen iſt es, daß die im Winter ver— pflanzten ſchon vor dem Frühlinge Wurzeln machen, und iſt ſelbiger ein mittelmäßig gelinder, wie es gemeiniglich in England der Fall iſt, ſo möchte ich mich letzterer Meinung zuneigen. Ich habe ſchon vorher auf die leichte und gefällige Bauart der engliſchen Gewächshäuſer hingewieſen, weiter darauf einzugehen, iſt überflüſſig, da die deutſchen Gartenzeitungen immer das Neue und Empfehlenswerthe, was auf dieſem Felde zu Tage kommt, als Ueberſetzungen oder Kritiken in ihren Blättern aufnehmen. Doch um ſie hier nicht ganz zu übergehen, will ich dem Leſer die Beſchreibung eines Gewächshauſes in der Nähe von Dublin vorführen. Nicht daß ich eben ſelbſt dageweſen, ich entlehne dieſelbe viel— mehr einer kleinen Schrift, welche der Beſitzer darüber vor Kurzem veröffent— licht und einigen ſeiner Freunde in England zukommen ließ: Description of a Plant-House at Rockville near Dublin. By Mr. James Bewley. Mein Farnhaus, welches ſich von Norden nach Süden hin erhebt, iſt mit einem dreiſpannigen Dache verſehen, es nimmt eine Breite von 60° ein, d. i. 3 Spannen mit je 20“. Die Länge beträgt 48“ und die Höhe der Seiten kann bis zum Beginn des Daches auf 13“ 6“ angegeben wer: den; von dieſen werden 7“ von einer Mauer eingenommen, in welcher nahe dem Boden zu Ventilatoren angebracht ſind, die man von außen öffnen und ſchließen kann, die übrigen 6“ 6“ ſind von einer Glasfläche aus feinem gerippten Glaſe, „Hartley's rough plating“ genannt, bekleidet. Die mittlere Spanne wird von 3 Pfeilern getragen, welche in einer Entfernung von je 12“ zu einander ſtehen. Selbige, aus rauhem braunen Schiefer angefertigt, ſind viereckig, 3“ auf jeder Seite meſſend. Die Steine liegen in horizontaler Richtung, und große Zwiſchenräume ſind durch das Heraus— nehmen des Mörtels hervorgerufen, um den hier ſich eignenden Pflanzen gehörigen Spielraum zu laſſen. Zwiſchen jenen Pfeilern ſind gothiſche Bögen, aus demſelben Material beſtehend, angebracht, die mit Farnen, Lycopodien und dgl. mehr geſchmackvoll bekleidet ſind. Außerdem ſehen wir hier 2 Reihen von je 8 Bögen, und iſt ebenfalls jede Seite mit 8 6“ langen Bögen verſehen, die auf dieſelbe Weiſe bepflanzt ſind. Jedes Dach erhebt ſich zu einer Höhe von 7“ und erſtreckt ſich die bedeutendſte Höhe des Hauſes bis zu 21“. Das nördliche Ende des Hauſes bildet eine Mauer, welcher ſich eine unregelmäßige Felſenpartie von 10, Höhe anſchließt, zur Spitze derſelben führen verdeckte Stufen hinauf, die an beiden Seiten von einem ſchmalen Fußſteige begrenzt ſind, um dem Beſucher ein gefälliges Bild auf die untere Pflanzenwelt zu bieten; majeſtätiſche Baumfarne 44 begrüßen ihn, wenn er oben angelangt iſt. Andere gelungene Felſengruppen ſind ebenfalls an der Süd-, Oft: und Weſtſeite des Gebäudes angebracht, die bis zum Glaſe emporſteigen, doch werden ſolche von den äußeren Mauern durch 6“ weite Zwiſchenräume getrennt, um Luftzug von außen her, wie auch Circulation der Wärme, die von einem Paar Azölliger Röhren, welche rings um das Haus herumlaufen, ausſtrömt, zu geſtatten. In dieſen Röhren beſteht meine ganze Heizkraft. Um freie Luftſtrömung zu erhöhen, find Oeffnungen, oder richtiger gejagt, kleine verdeckte Bögen in den Felſen⸗ partien, wie auch auf ebener Erde, angebracht, die durch den vorhin erwähnten engen Raum mit der äußeren Mauer in Berührung ſtehen. Indem ſich nun die Heiß-Waſſer-Röhren den Außenmauern zunächſt befinden und Ven⸗ tilatoren in letzteren, ſowie Oeffnungen durch die Felſengruppen und auf flacher Erde angebracht ſind, wird eine vollſtändig gleichmäßige Luftſtrömung im Hauſe erhalten, — eine nur zu wichtige Bedingung zum Gedeihen der Pflanzen. Das Dach iſt von gewöhnlicher Conſtruction, hölzerne Sparren ſtehen in einer Entfernung von je 4° zu einander, zwiſchen welchen 3 leichte, eiſerne Stangen oder Balken angebracht ſind, und mag hier bemerkt werden, daß ich eine Verbindung von Holz und Eiſen dem alleinigen Gebrauche eines dieſer Materialien jedenfalls den Vorzug gebe. Alles von Eiſen bietet eine zu einförmige Erſcheinung da, um mir zu gefallen. Hölzerne Sparren, durch je 4, 5 oder 6° Zwiſchenraum von einander getrennt, brechen die dumpfe Eintönigkeit, und ſind außerdem noch von großem, practiſchen Nutzen, will man bei dieſer oder jener Gelegenheit einen Nagel, Schraube oder Krampe befeſtigen. Auf dieſen Sparren nun ruht das äußere Dach, aus einfachen, eingerahmten Schiebfenſtern beſtehend, die eine Weite von 4 haben, und damit fie um fo leichter zu bewegen find, hat man ſie in 2 Längtheile halbirt. Dieſelben ſind mit demſelben Glaſe als wie die Seiten verſehen, und werden von einem Schraubenbolzen gehalten, ſo daß man ſie ohne viele Umſtände entfernen kann. Das innere und äußere Glas iſt 5—6“ von einander entfernt, ich glaube freilich nicht, daß die Ent— fernung von irgend welcher Bedeutung iſt, ſobald es ſich um 4—6“ han⸗ delt, doch ſoll man all' ſeine Aufmerkſamkeit darauf verwenden, daß die äußeren Fenſter möglichſt dicht find, und keine Luftcirculation zwiſchen den inneren und äußeren ſtattfindet. Durchaus Feind bin ich von allen bewegbaren Fenſtern für Luftzug an den oberen Theilen des Hauſes, ſei es in welchem Hauſe es wolle, und habe ich daher in meinem Hauſe das Glas nur bis 1“ Entfernung von der Spitze der Kuppe, darüber befinden ſich hölzerne Luken oder Schieber, um Luft nach Belieben geben zu können, wenn nöthig; dieſelben werden vermittelſt einer höchſt einfachen Einrichtung geſchloſſen oder geöffnet. Ueber die Temperatur läßt ſich Folgendes bemerken. Mein Farn⸗ haus von 60—48“ in Ausdehnung, mit einer mittleren Höhe von 16‘, ent⸗ hält 46,000 ! Inhalt, ein Paar Jzölliger Heiß-Waſſer-Röhren läuft um das ganze Haus, die Heizkraft kann daher auf 430 Röhren angegeben werden, jo daß ein Fuß Röhre auf 100 ' geht. In einem eindachigen Hauſe glaube ich kaum, daß dieſe Heizkraft mehr thun könnte, als den Froſt bei ſtrengen Wintern abzuhalten, mit dem doppelten Dache dagegen ſinkt 445 das Thermometer ſelten unter 48° Fahr., wenigſtens kann ich nur einmal erinnern, es auf 46“ gefunden zu haben. Meine Veranſchlagung, daß ich 14—15 Wärme durch das doppelte Dach gewinne, muß, denke ich, richtig ſein. Der Verluſt von Wärme bei kaltem Wetter geht ſehr langſam vor ſich, ich möchte annehmen, daß 3 oder 4 Nächte mit ungewöhnlich ſtarkem Froſte dazu erforderlich wären, um die Temperatur des Hauſes von 52° auf 48° zu reduciren, und wahrſcheinlich würden 36 Stunden dazu gehören, dieſelbe Reduction herbeizuführen, würde das Feuer ganz und gar ausge— laſſen. Mit einfachem Dache müßte dieſes in weniger denn 6 Stunden eintreten. Nicht wenig trägt es zu meiner Beruhigung bei, daß, wenn in irgend einem meiner Häuſer das Feuer in der Mitte des Winters eine ganze Nacht hindurch ausgelaſſen oder ſehr vernachläſſigt würde, die Inſaſſen in keiner Weiſe darunter zu leiden hätten. Die umgekehrten Wirkungen ſind im gleichen Maaße von Intereſſe, das iſt die langſame Zunahme von Wärme während der Sommermonate. Wir haben im vorigen Jahre (1863) einen beſonders heißen Sommer gehabt, doch iſt die Temperatur meines Hauſes nie, ſoviel ich weiß, über 70° hinaufgegangen, mit einem Dache und demſelben Betrage von Luftſtrömung würde dieſelbe durch einen warmen Morgen auf 80—85“ gebracht werden. Eine andere Thatſache iſt eben— falls der Erwähnung werth, nämlich die beſtändig gleichmäßige Wärme— zunahme, je nachdem wir von flacher Erde höher hinaufſteigen, einerlei, ob bei Tag oder Nacht, und erkläre ich dieſes inſofern, als keine Wärme durch das äußere Dach zugelaſſen wird. Daher habe ich engliſche Farne und andere härtere Pflanzen am Fuße, und Vertreter der Tropen, wie Baum— farne und Palmen auf den höheren Partien meiner Felſengruppen wachſend. Während man in gewöhnlichen Häuſern zärtliche Pflanzen bei kaltem Wetter von all' zu großer Nähe des Glaſes entfernt hält, ſind die meinigen, je näher ich dieſelben dem Glaſe bringe, einem höheren Wärmegrade ausge— ſetzt. Ein ebenſo wichtiges Reſultat findet noch weiter durch die Nicht-Ver— breitung der Wärme durch's Dach Statt. In einfachen Häuſern, wo Feuch— tigkeit eine der Hauptbedingungen zum kräftigen Pflanzenwuchſe ausmacht, finden wir, einerlei welch' freien Gebrauch wir Abends von der Spritze machen, die Luft am folgenden Morgen ſehr trocken, welches wohl der großen Verdickung von Feuchtigkeit längs dem Dache hin zuzuſchreiben iſt. Nachdem nun die abgekühlte Luft ſich Morgens von der Feuchtigkeit abge— ſondert hat, wird dieſelbe, ſobald die Temperatur etwas ſteigt, vollſtändig trocken, wodurch den Pflanzen ein nur zu großer Schaden zugefügt wird. Bei einem Doppeldache findet wenig Verdickung von Feuchtigkeit längs des Daches ſtatt, indem das Schattenleinen zwiſchen dem äußeren und inneren Glaſe, als ſchlechter Luftzuführer, dieſes verhindert, und in Folge deſſen ſammelt ſich die Feuchtigkeit, ſobald die Luft Nachts über etwas abkühlt, auf den Pflanzen ſelbſt ab, — ein getreues Abbild der Natur! Ich bin in mein Orchideenhaus Morgens gegangen, welches auch mit Doppeldach und Seiten verſehen iſt, und habe die Pflanzen ebenſo ſchön mit Thau bedeckt gefunden, als wie eine Kohlpflanzung an einem friſchen Maimorgen. Kann dieſes nicht faſt als die Vollendung von Pflanzenculturen ange- ſehen werden? 446 Wir fangen gewöhnlich im Farnhauſe gegen Ende October, den Beginn der kalten Jahreszeit, mit Heizen an, und hören im März damit auf, wenn das Haus auf 54° kommt. Auf dieſe Weiſe haben wir nur für ungefähr 5 Monate im Jahre Feuerwärme, und während dieſer Zeit beläuft ſich der Betrag von Heizmaterial kaum auf die Hälfte von dem, was ein eindachiges Haus erfordern würde. Indem wir alſo nur die Hälfte von Material für 5 Monate in Anſpruch nehmen, und während der übrigen 7 ganz ohne ſolches fertig werden, machen wir eine bedeutende pecuniäre Erſparung ſowohl an Kohlen oder Holz, wie auch an Arbeiterlohn für Heizen. Ich veranſchlage dieſes auf 20 pCt. das Jahr, nachdem ich zuvor die Extra-Ausgabe eines Doppeldaches in Berückſichtigung gezogen. Doch ſind dieſes ja nur Nebenſachen im Vergleiche zu dem ſich beträchtlich ſteigernden Pflanzenwerthe unter einem Doppeldache. Die Wirkung iſt wirklich eine ſchlagende! Kränkelnde oder zärtliche Pflanzen in einem gewöhn— lichen Hauſe haben hier bei mir dergeſtalt ihr Ausſehen und Wachsthum vermindert, daß man ſie kaum wiedererkennt. Auf einen Punkt möchte ich noch hinweiſen, wo Vorſicht erforderlich iſt, wenn es ſich um Doppeldächer handelt. Durch die Gleichmäßigkeit der Temperatur und die ſich folgernde Nicht⸗Verdickung von Feuchtigkeit wird ſehr mäßiges Spritzen und Begießen erforderlich ſein, um den Pflanzen all' ihr Recht zukommen zu laſſen. Ein Anfänger kann hierin nur zu leicht das Maaß überſchreiten. Für Wochen lang erfordert mein Farnhaus während des Sommers nichts anderes, als ein leichtes Beſpritzen jeden Morgen, zwei bis dreimal in der Woche während Frühjahr und Herbſt und einmal im Winter. Mein großes Pflanzenhaus iſt gegen 130“ lang, 19“ breit und 117 hoch. Es hat Seitenbörter von 3° Breite, dann Fußwege von derſelben Breite und ein Mittelbeet 7“ breit. Unter dieſen Seitenbörtern laufen vier⸗ zöllige Heizröhren, im Ganzen ſind 12 Röhren vorhanden. Als ich es mit Doppeldach verſah, wurde die Hitze zu groß, und errichtete ich daher zu beiden Seiten eine niedrige Mauer aus Ziegelſteinen, und umgab auf dieſelbe Weiſe das Mittelbeet. Die Zwiſchenräume füllte ich mit grobem Sande aus, bis ungefähr 3“ über die Röhren. Der Sand wird beſtändig feucht erhalten, und ſtehen die Pflanzen darauf wie gewiſſermaßen auf einem lauwarmen Lohbeete. Ich möchte glauben, daß Jeder, der auf dieſe Weiſe die Heizmacht bedeckt, nur befriedigende Erfolge erzielen kann, da Hitze und Feuchtigkeit allmählich vordringen. | Die Eigenthümlichkeiten und Vortheile von Doppeldächern mögen fol- gendermaßen kurz zuſammengefaßt werden: Große Erſparniß in Heizung und große Gleichmäßigkeit der Temperatur und Feuchtigkeit, und daher beſondere Leichtigkeit, Pflanzen auf den Höhepunkt von Culturen zu verſetzen. So weit wie meine Erfahrung geht, und ich habe jetzt ſchon ſeit einer Reihe von Jahren Verſuche damit angeſtellt, ſtehe ich durchaus nicht an, dieſes Syſtem einem Jeden beſtens zu empfehlen. Der Schilderung eines Glashauſes mag ſich die einer Anlage von falten Farnen (Filicetum ?]), für die Verſchönerung von Parks und größeren 447 Anlagen von fo großer Bedeutung, anſchließen. Herr Simm, der eine der größten Farne-Sammlungen Groß-Britanniens beſitzt, giebt uns als Einlei— tung zu ſeinem Cataloge kalter Farne mehrere gute Winke, eine derartige Anlage zweckmäßigſt zu errichten; ich laſſe dieſelben in der Ueberſetzung folgen. The Hardy Fernery. Die Lage derſelben ſollte entweder auf künſtlichem oder natürlichem Wege vor kalten Winden und ſtarkem, directem Sonnenlichte geſchützt ſein. Wenn Waſſer vorhanden, ſo um ſo beſſer, wenn nicht, ſo muß es eingeführt oder wenigſtens in die Nähe derſelben gebracht werden, denn während der häufigen Dürre im Sommer iſt fleißiges und reichliches Gießen durchaus erforderlich. Auch ein leichtes Beſpritzen an Abenden warmer Tage darf nicht verſäumt und ſollte erſt dann nachgelaſſen werden, wenn thauige Nächte eintreten. Die Art und Weiſe ihrer Anlage hängt ganz von dem Geſchmacke, eigenem Gutdünken und gebotenen Flächeninhalte ab. Baumaterialien giebt es viele und eines oder das andere iſt überall zu erlangen. Wo Geld nicht in Betracht kommt, ſollte man faſt unverwüſtbares Material wählen, wie rohe Quader-Steine, kleinere Felsſtücke, angehäufte Kieſel, im Brennofen verdorbene, zuſammengebackte Ziegelſteine, oder ſolche durch Portland-Cement verbunden und dergl. mehr. Mühevolle und kleinliche Nahahmung wirklicher Felſen bringt nur ſelten die gewünſchte Wirkung hervor, wo die Täuſchung vollkommen erſcheint, und wenn dieſes auch der Fall, ſo wird wieder der Effect geſchmälert, wenn es bald darauf zum Theil mit Farnen-Belaubung bedeckt iſt. Eine beſondere Sorgfalt ſollte ſich aber darin kundgeben, bei ihrer Anlage eine beträchtliche Anzahl von Höhlungen und Löchern anzubringen und zwar von verſchiedener Größe und Entfernung, um mit den in Größe und Wachsthum ſo ſehr von einander abweichenden Arten in Einklang zu ſtehen. Dieſe Höhlungen dürften ſo angebracht ſein, daß ſie nicht vollſtändig waſſerdicht ſind, damit nicht ein zu langes Verweilen des Waſſers an den Wurzeln der zärtlichen Sorten, namentlich im Winter, gewiſſe Zerſtörung herbeiführt. Kalk, Flint und andere ähnliche Steine können ſelten in ſolcher Größe erlangt werden, um ſelbſt in kleineren Anlagen dieſer Art von irgend einer Wirkung zu ſein, geſchweige denn in größeren. Wo Holz im Ueber— fluſſe und andere Stoffe ſpärlicher auftreten mag es unter der Form von dicken Aeſten oder mittelmäßig ſtarken Baumſtämmen angewendet werden, letztere zerſüäge man in Klötze und hüte ſich, eine Länge von 3—4“ zu über: ſchreiten, wenn gefällige, gewölbte Linien auf einem kleinen Raume zu Tage kommen ſollen. Dieſe Klötze lege man ſtufen- oder etagenweiſe eine über die andere, und dergeſtalt, daß die Stufen jeder einen flachen Rand für die Aufnahme der Pflanzen bilden. Wenn alte Wurzel- oder Baumſtümpfe gebraucht werden ſollen, ſo entferne man die kleineren Wurzeln, geſchieht dieſes nicht, verfaulen ſie leicht und bringen Heere von Pilzen und Schwämmen hervor, — den Haupteinwand gegen Anwendung von Holz. Doch wo ſie zur Benutzung kommen, möge die Erden den kleineren Oeffnungen gehörig eingeſchlemmt oder bei weiterem Spielraume eingerammt werden, bei Ver— nachläſſigung dieſer Vorſichtsmaßregel ergeben ſich nachher durch das fort— währende Senken der Erde manche Mühen und Schwierigkeiten. Ueber der 448 gewöhnlichen Erde, die das Fundament bildet, muß hinreichender Platz für eine beſſere Bodenart gelaſſen werden. Wo Haideerde ſchwierig oder garnicht erlangt werden kann, iſt gute alte Lauberde und leichter ſandiger Lehm, oder auch letzterer allein für die robuſteren Arten zu empfehlen. Stalldung, durch Alter vollſtändig zerſetzt mag ohne Schaden und mit wahrſcheinlichem Vortheile für die härteren und ſchnell wachſenden Species zu gebrauchen ſein, für zärtlichere Arten bleibt aber Haideerde mit reichlicher Zuthat von Silberſand immer der beſte und natürlichſte Compoſt. Cocos-Nuß-Abfall hat in der letzten Zeit in manchen Gärten als Erſatzmittel für Haide- oder Lauberde einen großen Ruf erlangt. Einige Verwirrung ſcheint aus der Vermuthung entſtanden zu ſein, daß „Cocoa-nut- refuse“ und „Cocoa-nut-fibre“ ein und daſſelbe ſein, doch eignet ſich letztere durchaus nicht als Surrogat für irgend welche Erdſorte. Beide fallen bei der Verarbeitung der Schale und äußeren Ueberzuges für allerhand Haushaltgegenſtände reichlich ab, und wird hauptſächlich alter Abfall als Erdſorte gerühmt. Doch ungeachtet ſeiner die Feuchtigkeit gut haltenden Eigenſchaften möchte ich es ſehr bezweifeln und keineswegs anrathen, für eine kalte Farn-Anlage zu große Maſſen davon zu benutzen, wo aber Lehm oder gewöhnliche Gartenerde in gleichen Theilen auftritt, kann gegen ſeine Verwendung Nichts eingewendet werden. In einer eigentlichen Fernery, im Gegenſatze zu einer Felſengruppe, wo Farne nur einen zweiten oder dritten Rang einnehmen, ſollten dieſe und noch verwandte Pflanzen aber ſichtlich vorherrſchen, doch andere mit gefälliger und ſchlanker Belaubung oder auch einem ſo charakteriſtiſchen Habitus wie Juccas und Agaven brauchen deshalb nicht ganz ausgeſchloſſen zu werden. Ein Geſchmack, welcher ſteife, üppig wachſende Stauden mit dem zierlichen Laubwerk der Farne vermiſchen will, möchte als feiner in Frage geſtellt werden, doch auch hiervon giebt es Ausnahmen, ſo z. B. die hübſchen Blätter unſeres Fenchels und Spargels oder ſelbſt der edle Wuchs einer Kugel— Artiſchoke, — Küchenpflanzen, deren Vollendung im Wachsthum-Stadium von der größeren Mehrzahl ſolcher, welche ſie auf ihren Tiſchen ſehen, nicht gekannt wird. g Wenn der aus Stein oder Holz aufgeführte Bau große Proportionen einnimmt und größere Partien davon dem Auge auf einmal entgegentreten, ſo müſſen entweder einzelne Individuen von beſonderer Größe oder auch ganze Gruppen einiger der robuſteren Arten zuſammengeſtellt werden, um eine Maſſen-Belaubung hervorzurufen, die mit der maſſiven Conſtruction harmonirt. Beim Arrangement darf ferner bemerkt werden, daß immergrüne Arten und ſolche mit abſterbenden Wedeln in ſolchem Vereine zu einander ſtehen ſollten, daß, wenn die Ruheperiode letzterer eintritt, immer noch hin— reichende Abwechſelung und Intereſſe für das Ganze zurückbleibt. Unſchätz⸗ bar iſt daher das Winter-Grün von Scolopendrium vulgare, Blechnum Spicant, Polystichum aculeatum und angulare, Polypodium vulgare, Lastrea æmula, dilatata, Filix mas und die zahlreichen ſchönen, charakteriſtiſchen Varietäten der meiſten dieſer Arten. Unter abgehärteten, exotiſchen Species von nicht geringer Wichtigkeit für den Winterſchmuck hebe ich noch: Lastrea marginalis, intermedia und Polystichum acro- * 449 stichoides hervor, deren Wedel ſelbſt durch bedeutende Kältegrade nicht beſchädigt werden. Als die beſte Jahreszeit zum Pflanzen mag Frühjahr, ſelbſt Anfang Sommer angegeben werden, bevor das jährliche Wachsthum zu weit vorge— ſchritten iſt, doch von practiſcher Seite aus betrachtet, iſt dieſes von unter— geordneter oder gar keiner Conſequenz, ſobald die ſchnellkriechenden, ſtamm— artigen Arten aus Töpfen verpflanzt werden, andere ertragen gewöhnlich zu jeder Jahreszeit das Verpflanzen ohne irgend welche Nachtheile. Nur wo es ſich um zärtliche Arten handelt, wie Asplenien, Cystopteris, Woodſien möchte es gut ſein, nicht vor April oder Mai, je nach der Localität, mit dem Pflanzen zu beginnen. Die Frühlingsfröſte, welche oft ſo verderblich unter Fruchtbaumblüthen hauſen, beſchädigen nicht weniger ſelten die jungen Wedel einheimiſcher, wie cultivirter Farne. Erſtere erholen ſich gemeinig— lich raſch davon, nicht aber ſo letztere, und möchte ich daher, der größeren Vorſicht halber, eine Bedeckung von Blumentöpfen oder Glasglocken über beſondere Lieblinge angerathen haben. — Doch noch eine andere Gefahr droht einer ſolchen Anlage durch die Gefräßigkeit und die raſche Vermehrung von Schnecken, Holzwürmern, Raupen und dgl. Ungeziefer mehr; mehrere Mittel könnten hier zu ihrer Vertilgung angegeben werden, (wie der Ver— faſſer dies auch thut) doch Alle, denen eine ſolche Anlage an's Herz gewachſen, werden auch ſchon Wege auffinden, ſie gegen derartige hungrige Gäſte wirkſam zu beſchützen. N (Fortſetzung folgt.) Mittheilungen über einige Gärten Süd⸗ und Mittel: | | Deutſchlands. In der Hoffnung, daß nachfolgende Zeilen für die Leſer der Hamburger Gartenzeitung von einigem Intereſſe ſein möchten, erlaube ich mir, im Nach— folgenden einige Notizen, die ich mir auf meiner letzten Reiſe geſammelt habe, zu veröffentlichen, mit dem Bemerken, daß Mangel an Zeit mich oft meinen Aufenthalt abkürzen hieß und ich deshalb zu entſchuldigen bitte, wenn meine Mittheilungen bisweilen nur oberflächlich gehalten ſind. Doch werde ich mich bemühen, dieſelben nach der Erinnerung zu vervollſtändigen, um jo das Geſehene und Erlebte möglichſt getreu hier vorführen zu können. Den verehrten Leſer bitte ich, mir zunächſt nach der würtembergiſchen Hauptſtadt, wo ſich für einen Gärtner des Intereſſanten und Schönen gar. Vieles vorfindet, zu folgen.“) Stuttgart hat ſich in den letzten Jahren bedeutend erweitert und verſchönert, namentlich trägt der unweit des königlichen Schloſſes erbauete, mit 36 joniſchen Säulen gezierte ſogenannte Königsbau viel zur Verſchönerung der Stadt bei. Noch bis vor 3 oder 4 Jahren war der Platz zwiſchen ) Obgleich wir erſt im vorigen Hefte einige Reiſenotizen über faſt dieſelben Gärten gegeben haben, ſo wollten wir dieſe Mittheilungen doch nicht gerne von der Hand weiſen, da ſie in mancher Beziehung von den früher gegebenen abweichen. Die Red. Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 29 * * 450 dem Königsbau und dem Schloſſe eine kahle, ſtaubige Fläche, deren einzige Zierde die, bei Gelegenheit des 25jährigen Regierungsjubiläums König Wilhelms errichtete, 56° hohe Jubiläumsſäule war. Heute ift es anders. Der Platz iſt in zierliche, regelmäßige Raſenflächen, die mit Blat und Blumengruppen geſchmückt ſind, eingetheilt; eine Anzahl ſehr ſchön gezogener Lorbeerbäume, die in der Nähe der Säule regelmäßig vertheilt ſtehen, ſowie ziemlich ſtarke Agaven, unter denen ſich beſonders vier bunt⸗ blättrige auszeichnen, ferner zwei große Springbrunnen, die zu beiden Seiten der Säule angebracht ſind, machen dieſen Schloßplatz zu einer wahren Zierde der Stadt. | Der königliche Schloßgarten, der ſich unmittelbar von der Nord: ſeite des Schloſſes bis nach der durch ihre Brunnen und Bäder bekannten Stadt Cannſtadt erſtreckt, enthält einige Gewächshäuſer, in denen die vielen zur Decoration des Schloſſes und des Schloßgartens nöthigen Pflanzen herangezogen werden. Außerdem ſah ich daſelbſt einige ſehr intereſſante, von Siebold eingeführte Ahorn-Arten oder Formen, die ſich durch Geſtalt und Farbe der Blätter von den gleichfalls vorhandenen Acer polymor- phum rubrum und A. japonicum atropurpureum ſehr unterſcheiden und nach Ausſage des Herrn Hofgärtners Calmbach, der dem Schloß garten vorſteht, ſogar die einzigen Exemplare in Europa ſein ſollen. Ferner: Evonymus gracilis fol. var., E. gracilis rosea, Bambusa Fortunei fol. vitt., Sedum Sieboldi fol. med. var., Fatsia japonica fol. var., Arisema præcox, A. serotinum, A. Sieboldi, Fagara piperita, deren wohlriechende Blätter von den Chineſen dem Thee beigemiſcht werden, Mimulus cupreus und die neuen Varietäten deſſelben, ſowie das neue Pelargonium Mrs. Pollock, eine jedenfalls ſchätzenswerthe Acquiſition, wenn daſſelbe nur, ausgepflanzt in's Freie, ſeine brillante Färbung behält. In den ſtuttgarter Gärtnereien ſah man es überall unter Glas. Das große Baſſin, das ſich nicht weit vom Eingange des Schloß— gartens befindet, und in deſſen Mitte ſich eine Fontaine bis zu 80“ erhebt, iſt mit ſtarken Orangenbäumen, deren Zuſtand jedoch nicht gerade ſehr gut zu nennen iſt, und mit Marmorſtatuen umgeben. Von hier aus führt eine prächtige Platanenallee bis faſt nach Cannſtadt. Auf dem Wege dahin gelangt man an eine Marmorgruppe, den Raub des Hylas darſtellend, (von Hofer) vorüber; ſie ſteht auf hohem Piedeſtal, in Mitten eines runden Raſenplatzes, und iſt es nur zu bedauern, daß dieſe Gruppe keinen paſſenderen Standort erhalten hat; im Waſſer oder wenigſtens am Ufer deſſelben würde ſie erſt mehr zur Geltung kommen; doch wurde mir auf eine dies betreffende Frage bemerkt, daß der Wille des verſtorbenen Königs bei der Wahl des Platzes entſcheidend war. Am äußerſten Ende des Schloßgartens hatte man in dieſem Frühjahre mit der Anlage eines zoologiſchen Gartens begonnen, nach dem Tode des Königs Wilhelm inhibirte der jetzige König jedoch die weitere Ausführung, und ſoll nunmehr Alles wieder entfernt und wieder ſo eingerichtet werden, wie es früher war. Nahe dem Städtchen Berg liegt auf dem Gipfel eines Hügels die reizende, im italieniſchen Style erbauete Villa des Königs, die mit Anlagen, 451 die einen Wintergarten, ein zierliches Parterre, Treiberei u. ſ. w. enthalten, und von welchen man die ſchönſte Ausſicht auf das Neckarthal hat, umgeben iſt. Leider hatte ich nur zu wenig Zeit zur näheren Beſichtigung dieſes Gartens. Doch das Schönſte, was in und bei Stuttgart in gärtneriſcher Hinſicht zu finden, iſt jedenfalls die vom König Wilhelm, wenn ich nicht irre, im Jahre 1843 angelegte und nach ihm benannte Wilhelma in Cannſtadt. Es iſt dies ein ziemlich großer Garten, der verſchiedene, im mauriſchen Style erbauete und mit verſchwenderiſcher Pracht eingerichtete Gebäude, ein großes Parterre, Wintergarten u. ſ. w. enthält. Auf eine genaue Beſchrei⸗ bung deſſelben kann ich mich natürlich nicht einlaſſen, das überlaſſe ich einer mit den Localitäten und Verhältniſſen beſſer bekannten Feder, indem ich mich darauf beſchränke, hier nur das Hauptſächlichſte namhaft zu machen.“) Vor dem, mit vergoldeter Kuppel geſchmückten Hauptgebäude und den rechts und links an dieſem ſich anſchließenden geräumigen Glashäuſern, breitet ſich zunächſt das ſehr ſauber gehaltene Parterre aus. Es beſteht aus zwei Theilen, indem der unmittelbar vor dem Hauptgebäude ſich befindende erſte Theil höher liegt und eine länglich viereckige Geſtalt hat, während der zweite Theil, zu welchem man, aus dem oberen kommend, vermittelſt angel— rechter Treppen gelangt, von einer, ein großes Oval bildenden, nach der inneren Seite offenen Halle umſchloſſen iſt und durch letztere ſeine Geſtalt erhält. Drei Baſſins mit Springbrunnen, ſehr ſtarke Exemplare der Mag- nolia Yulan Desf. h Alexandrina Hort., pyramidenförmig geſchnittene Taxus, einige dicht belaubte Lorbeerbäume, Blattpflanzen, beſonders ſchöne Roſen und allerhand Florblumen zieren das große, mit Genauigkeit unter- haltene Parterre, deſſen Glanz noch erhöhet wird durch kurzgehaltenen, friſchen Raſen. f | Dem erwähnten Gebäude auf dem oberen Parterre gegenüber befindet ſich auf dem Unteren ein „zweiter gleichfalls im mauriſchen Style errichteter Bau, und zieht ſich nun von hier aus an der ſüdöſtlichen Seite der Halle die lange Reihe der Gewächshäuſer, auf deren Inhalt ich noch zurückkommen werde, entlang. Auf ebenem Wege gelangt man von hier aus, dem Vogel— hauſe vorüber, dem Ausgange zu, während hinter dem Parterre ſich das Terrain terraſſenförmig erhebt und ganz oben durch einen Pavillon beherrſcht wird. Hinter dieſem Pavillon, von dem man die Ausſicht auf Cannſtadt, Rothenberg, Schloß Roſenſtein und auf die Villa hat, iſt eine Coniferen— Anpflanzung, die manche gute und neue Art und eine nicht geringe Anzahl Sequoia gigantea Torr. enthält, gemacht worden. Ich notirte mir z. B. Thuya gigantea Nutt., Biota orientalis aurea Hort., Thujopsis dolabrata Sieb. et Zucc., Cupressus Lawsoniana Murr., Chamæ- cyparis nutksnsis Spach. Cryptomeria japonica Don, C. Lobbii Angl., Abies bracteata Hook. et Arnt., A. cephalonica Loud., A. grandis Lindl., A. lasiocarpa Lindl., A. nobilis Lindl., A. Pinsapo Boiss., Picea Menziesii Carr., P. Morinda Lk., Cedrus Deodara *) Eine nähere Beſchreibung findet ſich bereits im vorigen Hefte von Herrn A. Sckell. | Die Red. 297 452 Loud., C. Libani Barrel., Pinus Benthamiana Hartw., Araucaria imbricata Pav., Cephalotaxus Fortunei Hook. „Alle dieß Coniferen überſtehen den Winter hier vollkommen, nur die Nadeln von Cedrus Libani waren roth geworden. Die ſenkrechten Mauern der Terraſſen ſind mit Apricoſen- und Pfrſch bäumen, die theils in einfacher und doppelter Palmettenform, theils in Candelaberform und en cordon oblique gezogen ſind, bekleidet. Trotzdem, daß die Cultur derſelben hier manche Schwierigkeiten zu überwinden hat, ſo erfreuen ſie ſich doch eines guten Gedeihens. Beſonders ſind nach dem Herrn Hofgärtner Müller, dem Vorſteher der Wilhelma, die Mauern, an denen ſich die ganze Feuchtigkeit der Terraſſen anſammelt, ein großer Uebel— ſtand. Herr Müller hat während der Zeit, daß er dieſe Pfirſiche hier cul— tivirt, die Erfahrung gemacht, daß einige Pfirſichſorten mehr oder weniger gut an dieſem Standorte gedeihen, und bezeichnete er mir folgende vier Sorten als diejenigen, welche ſich für dieſe feuchten Mauern am beſten eignen: 1) Galande oder Bellegarde, 2) Grosse Mignonne hätive, 3) Made- leine blanche, 4) Reine des Vergers. Eine ſehr gute, große an fruchtbare Pfirſichſorte, Prinzeſſin Marie, wurde hier gezogen. Der auf der unteren Terraſſe angebrachte, ſehr zierlich aus Holz ver— fertigte Laubengang gewährt, ganz und gar mit Prairieroſen überzogen, einen prächtigen Anblick. Doch nun zu den Gewächshäuſern, von denen mir geſtattet ſein mag, noch einige Worte zu ſagen. Von den 4 Glashäuſern auf dem oberen Parterre enthalten die zwei kleineren große, im freien Grunde ſtehende Camellien, während die beiden größeren das Bild ächter Tropenvegetation bieten, indem hier rieſengroße Exemplare der Bambusa arundinacea L., verſchiedene Musa- und Ficus-Arten, ferner Phoenix dactylifera 7 Livistona chinensis Mart., Corypha umbraculifera L. (letztere von beſonderer Schönheit) im freien Grunde ſtehen. Ferner notirte ich mir daſelbſt Encephalartos Altensteinii Lehm. nud Cibotium Schiedei Schlecht. als ſehr ſchöne Exemplare. Die übrigen Gewächshäuſer gewähren zur Frühjahrszeit einen über— raſchenden Anblick. Die leichtgeſchwungenen, mit Epheu eingefaßten Wege führen durch eine Anzahl Häuſer, die große Maſſen Epacris, Camellien, Azaleen, Rhododendron u. ſ. w. enthalten, und gelangt man, wenn man ferner ein Orchideenhaus paſſirt hat, das jetzt ſehr ſchön blühende Stanhopea enthält, in ein großes, helles Haus, in welchem man, von einer, auf einer Bodenerhöhung angebrachten Laube einen unvergleichlich ſchönen Blick über den aus Selaginellen gebildeten Teppich und das mit Blattpflanzen umgebene Baſſin hinweg, durch die ganze Länge der in Blüthenfülle prangenden Häuſer hat. Zwei große Araucarien (Araucaria excelsa R. Br. und A. Cunninghami Ait. ), die im freien Grunde ſtehen, ſowie große Gruppen neuholländiſcher Gewächſe, ſchließen den Selaginellenraſen, der mit zerſtreut ſtehenden Palmen, Dracänen, Yucca u. dergl., ſowie einzelnen Schau⸗ pflanzen verſchiedener Blüthenſträucher, geſchmückt iſt, von zwei Seiten ein. Das ganze Arrangement iſt ein ſehr ſinnreiches, und ungern verließ ich 453 bien Tempel, wo Flora ihre beſten Schätze ausgebreitet und man unwill⸗ kührlich an die „Tauſend und eine Nacht“ erinnert wird. Außer zwei geräumigen Warmhäuſern, die größtentheils Palmen, Dra— cänen und dergl. beherbergen, und dem Victoria-Hauſe, deſſen ſtattliche Bewoh— nerin bereits bei meinem letzten Beſuche eine Knospe entfaltet hatte (3. Juli), erwähne ich nur noch die Weintreiberei und die Ananasculturen, und hätte nun damit das Hauptſächlichſte der Wilhelma hervorgehoben, und kann ich nur ſchließlich den Wunſch ausſprechen, daß dem Publikum der Eintritt zu derſelben ein wenig leichter gemacht werde. Von den ſtuttgarter Handelsgärtnereien, in die ich noch einen Blick werfen will, ſind jedenfalls die von C. Schickler und die von W. Pfitzen die bedeutendſten. Große Schaupflanzen findet man allerdings bei beiden nicht, dafür aber bei Erſterem die neuen Einführungen, überhaupt größere Auswahl von Gewächshauspflanzen, während bei Letzterem den Florblumen, unter denen beſonders die Roſen, von denen eine ziemlich große Collection vorhanden iſt, dominiren, beſondere Aufmerkſamkeit geſchenkt wird. Inter— eſſant iſt in dem Garten von C. Schickler ein etwa 40“ hohes Exemplar der Robinia inermis D. C. var. pyramidalis, welche Form bekanntlich von hier aus verbreitet wurde. In den Gewächshäuſern, die Palmen, Dracänen, Farne, Aroideen u. ſ. w. enthalten, notirte ich mir: Aphelandra Liboniana Lind., Aralia leptophylla Hort., Costus zebrinus Hort. Herrenh., Geissomeria marmorea Lind., Hibiscus Cooperi, Libonia floribunda C. Koch, Pitcairnia tabulzformis Lind., Phyllagathis rotundifolia Bl., Tillandsia bi-vittata Lind., Guatteria speciosa. Außerdem ift die Eoniferen⸗ Sammlung nicht unbe deutend, ſie enthält manche ſchöne oder neuere Art. Im Garten des Herrn Pfitzer ſteht ein prächtiges Exemplar der Biota orientalis var. com pacta, und find in den Häuſern die bunt: blättrigen Caladien ſtark vertreten. Gynerium argenteum Nees, var. albo-lineatum ſah ich hier zum erſten Mal. Die Roſen haben ſich hier wie überall außerordentlich kräftig in dieſem Jahre entwickelt und ſehr reich geblüht. Mit großen Erwartungen beſuchte ach Hohenheim. Außer den dortigen großen Sammlungen, die alle möglichen in landwirthſchaftlicher Hinſicht wichtigen Gegenſtände umfaſſen, findet man zwei Baumſchulen daſelbſt. In der königlichen exotiſchen Baumſchule werden circa 300 Baum- und Straucharten gezogen. Die, nach ungefährer Schätzung, 12 Morgen große Obſtbaumſchule, über die ich mir kein Urkheil erlauben will, da ich die dortigen Verhältniſſe nicht kenne, hat keinen ſehr guten Boden. Somit wären meine Mittheilungen über ſtuttgarter und in der Um— gegend liegender Gärten beendet, und wenn, wie geſagt, die Hauptſtadt des Intereſſanten gar Vieles bietet, wenn man in der Wilhelma faſt geblendet wird von all' der Pracht und Herrlichkeit, ſo haben wir faſt überall in dem Lande Gelegenheit, nicht minder Schönes und Gutes zu ſehen. Der Obſt⸗ bau in Würtemberg iſt, wie bekannt, ein ſehr bedeutender, und die ſchon öfter ausgeſprochene Anſicht, daß ſich alljährlich im Mai faſt das ganze Land in einen Blumengarten verwandelt, iſt nicht unrichtig. Ich möchte den verehrten Leſer wohl zu Anfang des Maimonates auf die Ruinen des Hohen⸗Stauffen bei Reutling en führen und denſelben von da auf die ein 454 1 großartiges Blüthenmeer bildende Kirſchblüthe aufmerkſam machen, und bin ich überzeugt, daß er dieſen Anblick in feiner Art nicht minder ſchön und großartig finden wird, als den Eindruck, den ſo viele exotiſche Pflanzen vor⸗ her bewirkten. So ſtark der Obſtbau dort auch getrieben wird, ſo wundere ich mich ſehr, daß im Allgemeinen ſo wenig edle Obſtſorten gebaut werden. Freilich wird das Obſt auch größtentheils zur Bereitung des beliebten Obſtweines oder Moſtes und auch zum Dörren verwandt. Von den Birnen ſind mir die Knausbirne, Wadelbirne, Palmiſchbirne, Wolfsbirne, Schneiderbirne, Krunbirne, Muscatellerbirne und die Stuttgarter Geishirtenbirne; von den Aepfeln Luickenapfel, rheiniſcher Bohnapfel, Dan⸗ ziger Kantapfel, Brunnapfel, Champagner⸗Reinette, Canada⸗Reinette, Gold⸗ pearmain und kleiner Fleiner als diejenigen bezeichnet worden, die am meiſten verbreitet ſind. Der Luikenapfel und von den Birnen die Knausbirne ſtehen in hohem Anſehen; beide Obſtſorten ſind aber auch äußerſt fruchtbar. Von der Knaus⸗ birne ſah ich in der Nähe von Reutlingen ſehr ſtarke Bäume von faſt eichen⸗ artigem Wuchs. Auch der Weinbau iſt jetzt ein bedeutender, und jene Zeiten, wo der Wein von ſolcher Beſchaffenheit war, daß Prinz Eugen erklären konnte, lieber noch einmal Belgrad mit Sturm nehmen zu wollen, als noch einen Becher dortigen Weines zu trinken, iſt längſt vorüber. Beſonders wird der Rothenberger und der Untertürkheimer geſchätzt. Abſchied nehmend von Würtemberg, reiſ'te ich durch Obſtwälder hin⸗ durch und an Weinbergen vorüber nach Heidelberg und Schwetzingen, und nachdem ich hier den allbekannten großen Garten geſehen, bewunderte ich die von dem Herrn Garteninſpector Hartweg gezogenen Birnſpaliere. Es waren lauter gute Sorten, die Bäume mufterhaft gezogen, ſtrotzend von Geſundheit und mit Früchten reich bedeckt. Ueber Darmſtadt, wo der botaniſche Garten verlegt wird, und in deſſen Hofgarten das allen Beſuchern der Rinz'ſchen Gärtnerei in Frank⸗ furt von früher her wohlbekannte, große Glashaus wieder aufgebaut wird, fuhr ich nach Mainz. . Die Mainzer ſind eifrig bemüht, die Umgebungen der Stadt, nament⸗ lich die Glacis der Feſtungswerke, möglichſt durch Anpflanzungen u. ſ. w. zu verſchönern. Durch den Bau der feſten Brücke über den Rhein hat die ſogenannte Neue Anlage, die, unmittelbar der Mainmündung gegenüber liegend, allen Beſuchern Mainz's empfohlen ſei, da man eine ſehr ſchöne Aus⸗ ſicht auf die Stadt, den Rhein und das Taunusgebirge hat, eine totale Umänderung erfahren, iſt nach Plänen des Herrn Gartendireetors Thelemann neu angelegt, und wird von dem ſtädtiſchen Gärtner Herrn Born mit großer Sorgfalt unterhalten. Ein mir hier freundlichſt zur Verfügung geſtelltes Werk“) belehrte mich, daß da, wo heute die Neue Anlage, zu *) Anmerk. Dieſes jedenfalls intereſſante Werk, das dem Churfürſten Lothario Francisco gewidmet ift, führt den Titel: Wahrhafte und eigentliche Abbildung des wegen ihrer ſchönen und zierlichen Architeetur und angenehmen Situation nicht genug zu bewundernden Chur Fürſtlich Mayntziſchen Favorita. In 14 verſchiedenen Proſpecten und Grundriſſen nach den vom Chur 455 Anfang des 18. Jahrhunderts ein großer, im franzöſiſchen Style angelegter Garten mit all' den, den damaligen Geſchmack charakteriſirenden ſteifen Par⸗ terren, verſchnittenen Bäumen, Waſſerwerken u. ſ. w., die Favorita genannt, exiſtirte, der dem Churfürſten von Mainz gehörte. Zu Geiſenheim am Rhein hat Herr Conſul Lade einen Garten von beträchtlicher Größe angelegt, der außer dem Blumengarten einen Obſt⸗ park, zu dem die meiſten Obſtbäume direct aus Frankreich bezogen wurden, enthält. Die ganze Anlage iſt noch ſehr jung, verſpricht aber in einiger Zeit ſehr intereſſant zu werden. Biebrich und Frankfurt übergehe ich, da in dieſen Blättern ſchon öfter die dortigen Gärten erwähnt wurden; ich verſetze den Leſer gleich nach Leipzig, um ihn auf die vor einigen Jahren von dem Herrn Generaldirector Dr. Lenné angelegten Promenaden aufmerkſam zu machen. Dieſelben ſind ſchon tüchtig herangewachſen, und da unter den verwendeten Gehölzen eine große Mannigfaltigkeit herrſcht, ſo ſpricht ſich das hieſige Publikum, das mit Recht ſtolz auf dieſe Anlagen iſt, ſehr aner— kennend über das jüngſt von dem Herrn Rathsgärtner Wittenberg ange— ordnete Etiquettiren derſelben aus. Sollte Jemand ſchöne 2jährige Pflanzen der Livistona chinensis (Latania borbonica) bedürfen, ſo empfehle ſich die Handelsgärtnerei von Martin & Moſenthin, in Leipzig die über 5000 Exemplare zur Verfügung hat. F. A. Römiſch. Verſuch zu einer ſyſtematiſchen Ordnung der Agaveen, vom General⸗Major G. A. von Jacobi. Die letzte botaniſche Arbeit des am 21. März 1861 in dem hohen Alter von fait 88 Jahren dahingeſchiedenen, um die Botanik fo hoch ver- dienten Fürſten zu Salm⸗Reifferſcheidt-⸗Dyck war eine Abhandlung über die Gattungen Agave und Fourcroya, welche er in dem 7. Jahrgange der Bonplandia im Jahre 1859 veröffentlicht hat. Der Fürſt hat in dieſer Abhandlung den Verſuch gemacht, die in ſeinem Garten auf Schloß Dyck bei Neuß in der Rheinprovinz cultivirten Species dieſer Gattung in ſyſtematiſch geordneten Abtheilungen zuſammen⸗ zuſtellen. Demnächſt hat er eine Diagnoſe jeder einzelnen Species gegeben und die Synonyma derſelben feſtzuſtellen getrachtet. Bei einer Pflanzen⸗ gattung, von deren überwiegend größerem Theil die Blüthen noch unbekannt ſind, unterliegt die Durchführung einer ſolchen Arbeit nicht nur ſehr großen Schwierig⸗ leiten, ſondern iſt auf ſtreng wiſſenſchaftlicher Baſis geradezu unmöglich. Be x 0 Füſtlich Mayntziſchen Hoff⸗Ingenieur Salomon Kleiner auf das acecurateſte verfertigten Zeichnungen, in Kupfer geſtochen und herausgegeben auf Koſten und Verlag Jeremiae Wolffens ſeel. Erben in Augsburg Anno MDCCXXVI. Das 1. Blatt zeigt uns den „perſpectiviſchen Aufzug.“ Das 2. Blatt den Grundriß der Favorita, während die übrigen 12 die einzelnen Anſichten, z. B. Fontaine Plutonis et Proserpinae, die Cascade, das Luſtſchloß u. ſ. w. bringen. — Außerdem enthält das Werk noch gleichartige Anſichten der Schlöſſer zu Weißenſtein und Gaibach. | A. R. 456 Der Forſcher iſt genöthigt, nach anderen Affinitäten zu ſuchen, um die wenigſtens anſcheinend verwandten Arten annähernd richtig zu gruppiren. Um zu dieſem Zwecke zu gelangen, hat der Fürſt die Stachelbildung als maßgebendes Kriterium angenommen, und hat er hiermit, nach unſerer unvorgreiflichen Anſicht, auch einen wenigſtens annähernd zum Ziele führenden Weg eingeſchlagen. 5 Die Stachelbildung liefert vor allem Anderen noch den meiſten Anhalt zu einer ſyſtematiſchen Gruppenbildung, und führt dieſelbe, ſofern man neben ihr und innerhalb derſelben wieder die abweichende Blattbildung zu Hülfe nimmt, zu einem ziemlich feſten Anhalt, ſowie auch danach die Pflanzen in Bezug auf ihren natürlichen Habitus ſich gruppiren. Außer dem Fürſten haben auch andere Botaniker, theils vor, theils nach ihm, den Verſuch gemacht, die ihnen bekannten Agaveen ſyſtematiſch zu ordnen. Nach unſerem Dafürhalten aber mit weniger Glück und Erfolg wie der Fürſt. Eine Hauptſchwierigkeit, welche ſich einer derartigen Arbeit entgegen: ſtellt, abgeſehen von der Unkenntniß der Blüthen der meiſten bis jetzt bekannten Arten, iſt die, daß die Fachmänner, welche ſich derſelben unterzogen, bei Weitem nicht alle Species, die ſie in ihr Syſtem einreihten, aus eigener Anſchauung kannten, ſondern daß ſie aus den von Anderen aufgeſtellten Diagnoſen die nöthigen Auhaltspunkte entnehmen mußten, behufs Einrei⸗ hung einer großen Anzahl Pflanzen in ihr Syſtem. Die hervorragendſten Bearbeiter der Agaveen ſind außer dem Fürſten Salm: der Profeſſor Kunth im 5ten Bande feiner Enumeratio plantarum, der ſich als Mann der ſtrengen Wiſſenſchaft, lediglich an der Blüthe hält, daher dann aber auch nur eine ſehr geringe Zahl von Pflanzen feſt in ſein Syſtem einreihen kann. | Er hat nur zwanzig Species in fein Syſtem feſt eingereiht, während im gegenwärtigen Augenblick in unſeren Gärten mindeſtens hundert ver— ſchiedene Species vorhanden ſind, und während ſeit dem Erſcheinen ſeiner Arbeit, im Jahre 1850, auch wieder eine nicht unbedeutende Anzahl von Species in Europa geblüht haben und beſchrieben worden ſind. Außer den obenerwähnten Species zählt er noch 28 andere Arten auf, von denen zwar Diagnoſen vorliegen, aber keine Blüthenbeſchreibung vorhanden ft. Dieſen 49 Species von Agaven fügt er dann noch zehn Species von Fourcroya und eine Beschorneria bei. Es erſcheint aber auch die vom Profeſſor Kunth gewählte Eintheilung der eigentlichen Agaven in die beiden Gruppen von ſolchen mit äſtigem und mit einfachem Blüthenſchafte keinen ganz feſten Anhalt zu einer ſyſtematiſchen Gruppirung zu gewähren. So wird z. B. in Kunth's Enumeratio, pag. 824, der Blüthenſchaft von A. potatorum als ramosus, der von A. scolymus als simpliciter ramosus angegeben. Beide Arten ſtehen ſich in ihrem Habitus ſo nahe, daß Fürſt Salm ſie ſpecifiſch nicht glaubt von einander trennen zu können. Der Ausdruck simpliciter ramosus bezieht ſich jedenfalls auf die in der gedachten Beſchreibung angegebene ungewöhnliche Kürze der Aeſte von nur /— / Zoll Länge. Dieſe ſogenannten Aeſte ſcheinen aber bloße Stiele zu ſein, welche an ihrer Spitze mehrere Blüthen tragen, und ſomit würde A. scolymus 457 auch zu den Arten mit einfachem Blüthenſchafte zu zählen fein, oder eine Uebergangsform von der einen zur anderen Art bilden. Ihrem ganzen Habitus nach ſteht dieſe Pflanze aber A. americana oder lurida näher, welche ganz verſchiedenäſtige Blüthenſchafte treiben, und kann unmöglich neben A. brachystachis, spicata oder revoluta geſtellt werden. Wir können daher einer derartigen Eintheilung eine recht ſtichhaltige Grundlage nicht wohl zuerkennen. So weit uns bis jetzt die Blüthen von Agaven bekannt ſind, treten uns hier in Form und Größe des Blüthenſtandes ſo außerordentlich große Verſchiedenheiten entgegen, das es ſehr ſchwierig erſcheint, unſere in dieſer Be— ziehung noch ſo lückenhafte Kenntniß in ein einigermaßen wohlgeordnetes Syſtem zu bringen. | Von dem weit verzweigten baumartigen Stamm des Blüthenſchaftes der A. americana bis zu dem dünnen einfachen Stengel der A. brachystachis begegnen wir den aller abweichendſten Formen und Abmeſſungen. Wie verſchieden ſind die langen weit vorgeſtreckten Aeſte der A. ameri- cana von den kurzen aufrecht abſtehenden Aeſtchen der A. Jaquiniana, und dieſe letzteren wieder von den horizontal vorgeſtreckten Aeſtchen der A. lurida. Noch kürzer find die Aeſtchen der A. scolymus, von nur /— 594 Zoll Länge, deren Blüthenſtand als simpliciter ramosus bezeichnet wird, und möchte hier etwa eine Uebergangsform von den Arten mit äſtigem zu denen mit einfachem Blüthenſchaft vorliegen. Noch viel verſchiedenartigere Formen finden wir indeſſen unter den Arten mit einfachem Blüthenſchaft. Hier begegnen wir zuerſt dem einfachen dünnen Stengel mit weit von einander entfernten einzelnen Blüthen der krautartigen Agaven und der denſelben nahe ſtehenden Arten; A. brachy- stachis, saponaria, maculosa; dann die auf ſtärkerem dicht mit Bracteen beſetztem Schafte gerade aufſteigende dichte Blüthenähre der A. Bouchei, geminiflora. Hierauf dem ſeitlich abwärts übergebogenen Schafte mit ſpindelförmiger Aehre der A. densiflora und Celsii, oder endlich dem 8 Fuß hohen, 2 Fuß ſtarken gerade aufſtehenden Schafte der A. glaucescens, dem die fuchsſchwanzartige ſeitlich in weitem Bogen überhängende mit tauſenden von Blüthen dicht beſetzte Blüthenähre entſproßt. Am abweichendften tritt uns ſchließlich die Form des Blüthenſtandes der A. dasylirioides entgegen. Ein an der Baſis etwa zollſtarker ſeitlich übergebogener Schaft mit einem peitſchenförmig ſenkrecht herabhängenden Blüthenſtande.“) A. dasylirioides hat auch die Eigenthümlichkeit, daß fie nach der Blüthe nicht eingeht, ſondern ſeitlich vom Blüthenſchafte einen neuen Gipfel treibt, e daß die alte Blasknospe abſtirbt. Es liegen uns hier die aller abweichendſten Formen vor, die ſo lange noch nicht wohl ſyſtematiſch geordnet zu werden vermögen, als noch erſt von ſo wenigen Pflanzen die Blüthe bekannt iſt. *) Wir werden Gelegenheit finden, uns in den Diagnoſen und Adnotationen zu den einzelnen Pflanzen ausführlicher über dieſe verſchiedenen Formen auszuſprechen. 458 Wenn wir aber aus der Beurtheilung des ganzen Habitus der Pflanzen, im Vergleich mit dem, was uns bis jetzt an Blüthen bekannt iſt, eine Ver⸗ muthung herleiten ſollen, ſo möchten wir annehmen, daß der Uebergang der Pflanzen mit äſtigem Schafte zu denen mit einfachem Schafte, noch innerhalb unſerer erſten Abtheilung, der hornartig ſtachelichen zu ſuchen ſein dürfte, und zwar in der zweiten Unterabtheilung der subcoriaceae, Die mit äſtigem Blüthenſchafte theilt Profeſſor Kunth dann wieder in caulescentes und acaules, bei welcher Eintheilung aber auch Species neben einander kommen, deren äußerer Habitus zu charakteriſtiſche Verſchie⸗ denheiten enthält, als daß man ſich verſucht fühlen könnte, dieſelben als zu⸗ ſammengehörige Arten in eine Gruppe zu bringen. A. Keratto, sobolifera und vivipara ſind doch zu charakeriſtiſch, ſowohl untereinander, als von A. americana, Milleri, potatorum und scolymus verſchieden, als daß man dieſelben mit gutem Gewiſſen in ein und dieſelbe Gruppe ſtellen könnte. Außerdem bilden auch viele derjenigen Species, deren Blüthenſchaft einfach iſt, mit der Zeit Stämme, jo daß bei dieſen auch eine gleiche Unter: abtheilung, wie bei der letztgenannten Abtheilung, ſtattfinden müßte. Herbert theilt die Agaveen in glaucescentes und virescentes, was aber gar keinen nur einigermaßen feſten Anhalt gewährt. Dieſe Er⸗ wägungen haben nun auch den Fürſten Salm beſtimmt einſtweilen die Rück⸗ ſicht auf den Blüthenſchaft mehr oder weniger ganz fallen zu laſſen, da nur die Blüthen der bei Weitem geringeren Anzahl von Agaveen uns bekannt ſind; auch ſieht er von Farbe und Blattform bei ſeiner Zuſammenſtellung ganz ab und ſtützt ſeine Eintheilung lediglich auf den Charakter der Be⸗ waffnung bei dieſer Pflanzenfamilie. Er beſchränkt ſich aber nur auf die in ſeinem Garten cultivirten Arten und führt am Ende der Eintheilung nur noch mehrere, zwar gut beſchriebene, ihm aber aus eigener Anſchauung nicht bekannte Pflanzen nachträglich an, ohne dieſelben aber in ſein Syſtem ein⸗ ureihen. | Der Fürſt theilt feine Pflanzen in fünf Hauptabtheilungen oder 88 und zwar in: 1. Macracanthae. 2. Heteracanthae. 3. Micracanthae. 4. Inermes und 5. Herbaceae. Mann erhält durch dieſe Eintheilung allerdings beſtimmter und charak⸗ teriſtiſcher abgegrenzte Gruppen, und jedenfalls einen feſteren Anhalt für eine ſyſtematiſche Ordnung der Familie; es will uns indeſſen erſcheinen, als ſeien die Abtheilungscharaktere doch noch nicht ſcharf genug abg zt und die Begriffe von groß- und kleinſtachelig zu unbeſtimmt und zu wenig feſten Anhalt gewährend, als daß es nicht wünſchenswerth erſcheinen ſollte, den Verſuch zu machen, unter Feſthaltung des von dem Fürſten aufgeſtellten Principes, eine etwas präciſere Eintheilung aufzuſtellen. Endlich hat in neuerer Zeit Herr Profeſſor K. Koch zu Berlin, in den Nummern 1—8 des Jahrg. 1860 der von ihm „redigirten Wochenſchrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde“ eine monographiſche Skizze der Agaveen ver: 459 öffentlicht, durch welche er getrachtet hat, dem Bedürfniſſe nach einer ſyſtema⸗ tiſcheren Eintheilung dieſer Pflanzenfamilie abzuhelfen. Die Gründe, wes— halb wir uns mit dieſer an und für ſich ſo ſehr verdienſtlichen Arbeit nicht überall einverſtanden erklären konnten, werden wir weiter unten, wo wir die von Herrn Profeſſor Koch aufgeſtellte Eintheilung in extenso mittheilen werden, näher angeben. Aus dieſen Gründen ſowohl als aus den oben an— geführten Erwägungen wird ſich ergeben, was uns veranlaßt hat, unter Feſt— haltung der vom Fürſten Salm angenommenen Baſis eine ſchärfer abge— grenzte und ſyſtematiſcher geordnete Eintheilung der Agaveen aufzuſtellen, indem wir gleichzeitig ſowohl alle uns ſpeciell bekannten und bisher noch unbeſchriebenen Pflanzen, als auch andere uns zwar nicht aus eigener An— ſchauung bekannte, aber von guten Autoritäten gut beſchriebene Pflanzen in dieſe Eintheilung nach beſtem Wiſſen und Erkennen eingereicht haben. Da wir nicht nur ſeit langen Jahren uns mit der Kultur der Agaven befaßt haben, und eine nicht unbedeutende Sammlung derſelben ſelbſt beſitzen, ſondern auch Gelegenheit gehabt haben, die Agavenſammlungen der bedeutenſten Gärten Deutſchlands und Belgiens eingehend zu ſtu— diren, ſo haben wir geglaubt, obgleich nicht ſelbſt Fachmann, ſondern nur Dilettant der Wiſſenſchaft einen Dienſt zu erweiſen, wenn wir unſere Er— fahrungen auf dem beregten Gebiete, durch Veröffentlichung derſelben, einem größeren Kreiſe zugänglich machten. Um dem Fachmann in den Grenzen dieſes Aufſatzes einen angemeſſenen Vergleich unter der bisher verſuchten ſyſtematiſchen Eintheilung der Agaveen mit der weiter unten von uns aufgeſtellten Eintheilung zu gewähren, werden wir hier ſowohl die Eintheilung des Fürſten Salm als demnächſt weiter unten dann auch noch die erwähnte bereits von dem Herrn Profeſſor C. Koch aufgeſtellte Eintheilung in extenso folgen laſſen. Die in die vorſtehend aufgeführten SS des Fürſten Salm eingereihten ſowohl, als auch die überhaupt von ihm erwähnten Species ſind Folgende: Fourcroya. F. longaeva Zucc. (I.) „ gigantea Vent. (2. „ N A. americana c. fol. luteis ad margines viridibus. d. fol. plus mi- nusve luteo striatis. „ tuberosa Att. (3.) Agave. F. I. Hacracanthæ. Foliis plus minusverepando-dentatis, dentibus validis margine inter eos herbaceo. * Folüs crassis rigidis, dentibus cor- neis spinaque terminali saepe vali- diissimis. A. atrovirens Karw. (I.) „americana L. (2.) „ = b. fol. viridibus | ad margines luteis. „pieta H. Paris. (3.) „ Milleri Haw. (4.) „ mexicana Lam. (5.) „ Salmiana Otto. (6.) „ Jacobiana Salm. (7.) „ tehuacanensis Kar. (8.) „ scabra Hort. (9.) „ potatorum Zucc. — A. Sco- lymus Karw. (10.) „vivipara L. (11.) „ lurida Ast. (12.) „ Ixtly Karw. (13.) „ macroacantha Zucc. (14.) 460 A.flavescens Hort. Monac. „rigida Mill. (16.) „ Karwinskii Zucc. (17.) „ laxa Karw. (18.) „ pugioniformis Zuce. (19.) ** Foliis tenuioribus, coriaceis, in- terdum flaccidis dentibus spinaque terminali inermibus. A. serrulata Karw. (20.) „ rubescens Sim. — A. punc- tata Sim. (21.) „ flaccida H. Monde. „ bulbifera /m. (23.) „ bromeliæfolia m. (24.) „ Commelyni n. (25.) „ sobolifera Herm. (26.) F. II. lleteracanthæ. Foliis mar- gine cornea aut lignosa varie dentata cinitis. A. xylonacantha S. (27.) „ coerulescens Sm. (28.) „ univittata Harb. (29.) „ Poselgerii m. (30.) „ heteracantha Zucc. (31.) 0 b. vittata Sim. &. III. Nieracanthe. Foliis in- tegris, ad margines mi- nutissime serrulatis, aut ciliato-dentatis. * Foliis lanceolatis. A. Keratto Mill. (32.) „ chloracantha Sn. „ mitis H. Monac. (34.) „ micracantha Sim. (35.) 0 b. albidior Sn. # Foliis linearibus, canaliculatis. A. yucczfolia Red. „ maculata Engelm. (37.) §. IV. Inermes. Foliis integer- rimis, ad margines nudis aut filiferis. * Foliis lanceolatis. (15. (22.) (33.) A. attenuata H. Berol. (88) „ fllifera Sim. (39. „ filamentosa Sim. (40.) ** Foliis subulatis. A. geminiflora Brande. (41.) „ stricta Sim. (42.) „ striata Zuce. (43.) $. V. Herbacex. Folüs herba- ceis marcescentibus e rhi- zomate perenni. A. brachystachis Cav. (44.) „ revoluta Klotæsch. (45.) „ undulata Klotzsch. (46.) (Species descriptæ qui desunt in horto.) Fourcroya. F. cubensis Haw. A. cubensis Jacg. is Anita Haw. A. australis Steud. „ madagascariensis Haw. „ cantala Haw. — A. cantala Roxb. Fl. ind. II. 167. Agave. A. flaccida Haw. „ angustifolia Haw. „ polyacantha Haw. 2 spicata Cav' „ virginica L. (Species dubiose, amplius in- quirendæ.) Agavae aut Foureroye. A. Jacquiniana Gasol. — A. lu- rida. Jacgq. „ aspera Jacg. — (an F. tube- rosa Alt.) „ Rumphii Hasskarl. *® „ lophantha Schiede. In den Diagnoſen und Adnotationen zu der in unſerer weiter unten folgenden Eintheilung werden wir Gelegenheit nehmen, mehrfach auf dieſe Eintheilung zu verweiſen und zurückzukommen, ſowie unſere Abweichung von der o benſtehenden Eintheilung näher zu begründen. — Die vom Profeſſor K. Koch in der obenerwähnten monographiſchen Skizze der Agaveen aufgeftellte Eintheilung iſt Folgende: F. — >; * — . atrovirens Karw. I. Foureroya. Vent. longæva Karo. Zuce. (I.) gigantea Vent. (2.) F. fœtida Haw. A. fœtida L. tuberosa Ait. Hort. Kew. (3.) A. tuberosa Mill. — (A. an- gustifolia Hort. Par.) Selloa C. Koch. (4.) cubensis Haw. — (A. cubensis Jacq., A. odorata Pers. syn.) Il. Agave. L. A. Echte Agaven. a. Breitblätterige. ferox C. Koch. (I.) tehuacanensis Karo. (2.) scabra Slim. (3.) potatorum Zuce. scolymus Karw. Jacobiana Sim. (6.) b. Grossblätterige. (7.) americana L. (8.) b. intermedia. Milleri Haw. — A. virginica Mill. (9.) picta Hort. Par. (10.) Antillarum Descourt. (11.) mexicana Lam. (12.) Salmiana Otto. (13.) Celsiana Hook. (14.) Inæquidens C. Koch. (15.) c. Schmalblätterige. k rupicola Regl. Ver& crucis Mill. A. lurida Ait.— A. lepida D. Dietr. (16.) Ixtly Karw. (17.) d. Schwachzähnige. „ vivipara L. (18.) sobolifera Sim. (19.) B. Wen ine Agaven. (Aloideæ.) (20.) mitis Hort. Monac. (21.) Sartorii C. Koch. (22.) chloracantha Sim. (23.) A. . lophanta Sc de. 461 aloina C. Koch. (24.) attenuata Hort. Berl. (25.) C. Yukkaartige Agaven. Yuccoideae. a. Breitblätterige. polyacantha Haw. (26.) Martiana Hort. Berol. polyphylla C. Koch. micracantha Slm. bromelisfolia Slim. Commelyni Sim. (Fourcroya Commelyni Kunth) (Ale americana tuberosa minor Com. Hort. Amste III. Fig. 19.) bulbifera Sim. (32.) b. Ganzblätterige. filifera Sim. (33.) filamentosa Sim. (34.) c. Randblätterige. (35.) heteracantha Zucc. (36.) Funkiana C. Koch et Bouche. (37.) „ carulescens Slm. (38.) univittata Hab. (39.) Poselgeri /m. (40.) . angustifolia Haw. ‚ xylonacantha Slim. (41.) vittata Agl. (42.) d. Schmalblätterige. (43.) rigida Haw. (44.) Jacquiniana Schult. laxa Karo. (46.) Karwinskii Zucc. Keratto Sn. (48.) pugioniformis Zucc. (49.) macroacantha Zucc. (50.) flavescens Hort. Monac. (51.) serrulata Karw. (52.) rubescens Slim. (A. punc- tata Sim. A. flacida H. Monac.) (53.) D. Bromelienartige Agaven. (Bromeliaceæ.) (45.) (47.) 462 A. Rumphii Hasskarl. (A. can- tala Roxb. Fourc. cantala Haw.) (54.) E. Sinfenartige Agaven. (Littaea.) A. geminiflora Gawl. (Bonapar- tea juncea Willd. Bonapar- tea flagelliformis Hort. Ital. Littaea geminiflora Tagleb.) A. Yuccxfolia Red. (58.) „ maculata Rgl. (A. maculosa Hook.) (59.) zer G. Krautartige Agaven. (Herbaceæ.) ra A. brachystachis Chuan. (A. sa- ponaria Lindl. A. humilis Ram. A. spicata De. A. polyanthoides Hort. (60.) (55.) „ spicata Caan. (61.) „ striata Zuce. (A. stricta » undulata Klotzsch. (62.) Sm.) (56.) „ revoluta Klotzsch. (63.) „ recurva Zuec. (A. Hystrix »„ Virginica L. (64.) Hort. Paris.) (57.) III. Beschorneria. F. Rinnenblätterige Agaven. B. yuccoides Hort. (65.) (Cannaliculatæ.) „ tubiflora Kunth. (66.) So ſchätzenswerth und verdienſtlich auch dieſe Arbeit des Profeſſor Koch iſt und ſo entſchiedenen Werth ſie als kritiſches Material zur Beur⸗ theilung der Agaven durch die ſehr fleißige Anführung der Quellen hat, aus denen der Herr Verfaſſer geſchöpft hat, ſo haben wir uns doch mit der von ihm gewählten Eintheilung nicht recht befreunden können. Das ganze von ihm aufgeſtellte Syſtem iſt faſt nur auf Größe und Form der Blätter gegründet und dennoch hat er dieſe Grundlage nicht durchgängig feſtzuhalten vermocht, indem er hie und da auch wieder auf die Art der Bewaffnung des Blattes zurückgreift. So zerfällt nach ſeiner Eintheilung die erſte der von ihm als Echte Agaven bezeichnete Abtheilung in breitblätterige, großblätterige, ſchmalblätterige und ſchwachzähnige. Mehr noch aber als dieſer Mangel an Folgerichtigkeit leidet die von ihm zuſammengeſtellte Ein⸗ theilung an einer möglichſt ſcharfen und beſtimmten Charakteriſtik ihrer ein— zelnen Abtheilungen. Seine erſte Abtheilung ſind die Echten Agaven, wie er ſie nennt. — Was iſt nun der Charakter derſelben, oder was iſt der Charakter der zweiten Abtheilung der Aloeartigen? Hier fehlt der vom Profeſſor Koch zuſammen⸗ geſtellten Eintheilung die eigentliche Grundlage, welche eine jede derartige Eintheilung haben muß, wenn ſie bleibenden Werth behalten ſoll. So muß denn auch jedem kritiſchen Kenner dieſer Pflanzenfamilie es auf den erſten Blick auffallen, daß in den einzelnen Haupt- ſowohl, als auch Unterabtheilungen, Pflanzen neben einander ſtehen, die ganz entſchieden weder nach ihrem allgemeinen Habitus, noch nach den vom Profeſſor Koch ſelbſt gewählten Unterſcheidungszeichen zuſammen gehören. A. tehuacanensis und Jacobiana können nun und nimmermehr mit A. ferox, scabra und potatorum zuſammenſtehen, noch weniger A. Celsiana mit A. americana, mexicana oder Salmiana, oder endlich A. micracantha mit Bromeliæ- folia und bulbifera. Die Haupturſache, wodurch Profeſſor Koch in dieſer Beziehung ſich in Widerſprüche verwickelt hat, liegt wohl darin, daß er, als er ſeine Abhand⸗ 463 lung ſchrieb, nur die Agaven der berliner und potsdamer Gärten genauer und von eigener Anſchauung kannte und bei vielen Pflanzen, die er in ſein Syſtem einreihte, Diagnoſen und Beſchreibungen anderer Botaniker zu Grunde legen mußte, ohne die Pflanzen ſelbſt geſehen zu haben. Wie wenig ausreichend aber häufig ein ſolches Auskunftsmittel iſt, weiß jeder Ber: ehrer und Kenner der Pflanzenkunde, der ſich je einmal mit der kritiſchen Bearbeitung einer Pflanzenfamilie befaßt hat. Da man nun bis jetzt höchſtens von dem vierten Theile der dieſer Pflanzenfamilie angehörenden uns bekannten Arten die Blüthe kennt, ſo mußten wir darauf verzichten, dieſes einzig untrügliche Merkmal unſerer Eintheilung zu Grunde zu legen, und waren genöthigt, unſerem Gebäude ein anderes Fundament zu geben. Nach allen unſeren langjährigen Beobachtungen können wir da aber keine ſicherere auffinden, als die Stachelbildung und demnächſt den ganzen Habitus der Pflanzen. Mit einem Worte, eine Vereinigung der beiden Grundlagen, deren erſtere vorzugsweiſe der Fürſt Salm und deren letztere faſt ausſchließlich der Profeſſor Koch ihre Eintheilungen zu Grunde gelegt haben. Mehr oder weniger gehen beide Hand in Hand und ſind nicht wohl von einander zu trennen. So haben denn auch wir uns genbthigt geſehen, da, wo uns die Charakteriſtik der Stachelbildung als unabweisbarer Anhalt im Stiche läßt, die Blattbildung als beſtimmendes Moment einzu⸗ ſchieben. f Bevor wir nun aber unſere Eintheilung ſelbſt geben, wollen wir ein— leitend bemerken, daß wir, da wir die Stachelbildung in derſelben als Hauptmerkmal feſtgehalten haben, über dieſelbe, wie ſie bei den Agaven vorkommt, noch einige einleitende und erläuternde Worte vorausſchicken wollen, welche ſich auf die in dieſer Hinſicht von uns gemachten Beobach— tungen gründen. Stachelbildung und Habitus ſtehen wie gejagt bei den Agaven in einer mehr oder weniger ſcharf hervortretenden Wechſelwirkung. Je gedrungener und compacter im Ganzen genommen der Habitus der Agaven, und je feſter die Blatttextur iſt, um ſo ſtärker und hervortretender iſt auch im Allge— meinen deren Stachelbildung. Bei denjenigen Species, wo dieſes für das Auge weniger wahrnehmbar erſcheint, oder wo eine ſtarrere Blatttextur mit einer geſtreckteren, mehr ausgebreiteten Form zuſammenfällt, macht ſich die Stichhaltigkeit dieſer Annahme mehr durch das Gefühl wahrnehmbar, indem bei derartigen Species meiſtentheils die Stacheln um ſo feſter und ſcharf— ſpitziger ſind. Je weniger robuſt und ſtarr die Blattbildung und der ganze Habitus, je dünner oder weicher im Allgemeinen die Blatttertur wird, um fo mehr tritt die Stachelbildung in den Hintergrund. Die Stacheln werden kleiner; bei dem Uebergang von der fleiſchigen Blatttexktur zu der hornartigen Stachelſpitze hört die ſcharfe Begrenzung beider verſchiedenartiger Bildungen auf. Eine beſtimmte Grenze zwiſchen Beiden iſt nicht mehr vorhanden, ſie gehen allmählig in einander über; die weichere Form gewinnt die Ueber⸗ hand; es iſt zuletzt nur eine kleine hornartige Spitze vorhanden, bis endlich 4 wir 464 auch dieſe nur noch eine knorpelartige Conſiſtenz behält und dann ganz in die Weichſpitze übergeht. Ren: klin Eine fernere, dem aufmerkſamen Beobachter ſich hier ebenfalls auf drängende Erſcheinung iſt die, daß, wenn auch nicht durchgehends, ſo doch meiſtentheils die Beſtachelung um ſo gedrängter wird, als die Größe der einzelnen Stacheln abnimmt. — Das bisher über die Stachelbildung Ge- ſagte bezieht ſich faſt nur auf die Bildung, Form und Größe der Rand— ſtacheln. Nicht weniger charakteriſtiſch tritt uns aber auch die Bildung und Form der Endſtacheln entgegen, und will es uns erſcheinen, als hätte man dieſen bisher nicht diejenige Aufmerkſamkeit zugewandt, welche dieſelbe zu ver— dienen ſcheint. Wir finden uns daher um ſo mehr veranlaßt, die End— ſtachelform und Bildung einer näheren Erörterung zu unterziehen, als wir zum Theil unſere ganze Eintheilung auf die größere oder geringere Con ſiſtenz des Endſtachels gegründet haben. | Die Endſtacheln der Agaven laſſen ſich in drei größere Haupt: gruppen theilen. Es ſind dieſes: | | 1. Der rinnige Endſtachel, spina canaliculata. | 2. Der volle Endſtachel, spina tereti-conica oder conoidea, und 3. Der gewundene Endſtachel, spina flexuosa. In dieſe drei Hauptformen laſſen ſich die Endſtacheln aller bisher in Europa bekannten Agaven einreihen, während in jeder derſelben in Bezug auf Länge, Stärke und größere oder geringere Conſiſtenz wieder ſehr ver— ſchiedenartige Abſtufungen vorkommen. Da die Enden aller Längenfaſern des Blattes in den Endſtachel aus— laufen, ſich in demſelben vereinigen, ſo iſt an ſich klar, wie ſehr die größere oder geringere Stärke dieſer Faſern auf die verhältnißmäßige Stärke des Endſtachels einwirken, während die Blattform und namentlich die Form— bildung von deſſen Spitze wieder auf die Form der Stachelſpitze einwirkt. Wir wollen jetzt in kurzen Worten die Grundſätze darlegen, welche uns bei der Aufſtellung unſerer Eintheilung geleitet haben, und werden dabei an geeigneter Stelle Gelegenheit finden, die erforderlichen Erläuterungen und Beſchreibungen zu den drei oben erwähnten Endſtachelformen zu geben. Da die Stachelbildung als Hauptkriterien der Eintheilung von uns angenommen war, ſo erſchien es um ſo mehr angezeigt, diejenige Pflanzen— form an die Spitze derſelben zu ſtellen, bei welcher dieſe Bildung am aus— geprägteſten hervortrat, als gerade dieſer Form der überwiegend größte Theil der bisher bekannten Species angehört. Außerdem war dieſes der— ſelbe Weg, den auch der Fürſt Salm bei ſeiner Zuſammenſtellung einge⸗ ſchlagen hat, und bot ſich uns daher durch deſſen Arbeit ſchon ein weſent— licher Anhalt. Welche Gründe uns aber abhielten, die Eintheilung des Fürſten ganz beizubehalten, und in dieſelbe nur diejenigen uns näher be— kannten Arten einzuſchieben, welche in dem fürſtlichen Garten nicht cultivirt worden waren, und uns darauf zu beſchränken, die Reihenfolge der einzelnen Arten innerhalb der Hauptabtheilungen jener Eintheilung, durch angemeſſen erſcheinendes Einſchieben einiger ſachgemäßer Unterabtheilungen, zu vervoll— ſtändigen, haben wir bereits weiter oben mitgetheilt. a 465 Wir haben nun nach reiflicher Erwägung die bis jetzt bekannten Agaven in vier Hauptabtheilungen getheilt und haben dabei, von der ſtarreren Form ausgehend, mittelſt allmäliger Uebergänge, mit der weichſten rein krautartigen Form geſchloſſen. Wenn es uns nun nicht gelungen iſt, überall ſtreng folgerechte Uebergänge von einer Form zur anderen feſtzuſtellen und nachzuweiſen, ſo liegt der Hauptgrund einer derartigen Unvollſtändigkeit einmal darin, daß uns höchſt wahrſcheinlich noch kaum die Hälfte aller vorhandenen Agavenarten bekannt iſt. | Wir hegen indeſſen die Ueberzeugung, durch die vorliegende Arbeit einen Rahmen geſchaffen zu haben, in welchen ſich ſpäter bekannt werdende Arten leicht einſchieben laſſen, wodurch dann manche Lücke in demſelben, mancher anſcheinend nicht vollkommen begründete Sprung, angemeſſen ausgefüllt werden dürfte. Neben dem allgemeinen Nutzen, den wir durch unſere Arbeit der Wiſſenſchaft durch den Verſuch zu einer ſyſtematiſchen Ordnung der Agaveen zu leiſten beſtrebt ſind, dürfte dieſelbe jedenfalls den unbeſtreitbaren Vortheil bieten, daß manche Synonyma feſtgeſtellt und ſomit mancher bis— her obwaltende Zweifel über die Berechtigung des einen oder anderen Na— mens entweder endgültig feſtgeſtellt, oder doch die vollſtändige Feſtſtellung durch einen ſpäteren Forſcher auf dem vorliegenden Gebiete vorbereitet wird. Die vier von uns angenommenen Hauptgruppen der Agaveen ſind nun Folgende: a 1. Agav» keratoacanthæ oder hornſtachelige. Zu denſelben ſind alle diejenigen Arten gezählt worden, deren Endſtachel in eine hornartige ſtechende Spitze endigt. Es ſind zu dieſer Abtheilung ſowohl diejenigen Arten gezählt, bei denen der Endſtachel gewiſſermaßen einen beſtimmt abgegrenzten hornartigen Theil bildet, als auch diejenigen, wo die Stachelbaſis noch fleiſchartig iſt und der Stachel ſelbſt nur allmälig in eine hornartige Conſiſtenz übergeht, wo aber die Faſerbildung des Blattes eine ſo ſtarke iſt, daß bei vorrückendem Alter der Pflanze kein Verwelken und Zerfaſern der Blattſpitze auf natürlichem Wege ſtattfindet. | 2. Agave chondroacanthe oder knorpeligſtachelige. Die Blätter dieſer Abtheilung endigen in eine Weichſpitze, wenn auch gleich die Randſtacheln noch härtere und mitunter ſtechende Spitzen haben.“) 3. Agavæ inermes oder unbewaffnete. Ohne alle oder mit kaum wahrnehmbarer Randſtachel— bildung. | | 4. Agavæ herbacer oder krautartige Agaven. Die Blätterkrone derſelben ſtirbt alljährlich ab und bildet ſich in jeder Wachsthumsperiode neu. ö *) Anmerkung. Es liegt in der Natur der Sache und iſt bei dergleichen Ein— theilungen unvermeidlich, daß die Uebergänge von einer Abtheilung zur anderen nicht immer ganz ſtreng feſtgeſtellt zu werden vermögen. So auch namentlich hier der Uebergang von der erſten zur zweiten Abtheilung. Eine ganz ſtrenge derartige Sonderung wird erſt einer ſpäteren Zeit und einer ausgedehnteren Kenntniß der ganzen Familie vorbehalten bleiben müſſen. Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 30 466 Obſchou mehrere Arten dieſer Abtheilungen nicht vollſtändig unbewaffnet ſind, ſo haben wir ſie doch, der erwähnten Eigenthümlichkeit wegen, von den übrigen Arten getrennt, in einer beſonderen Abtheilung aufführen zu müſſen geglaubt. 195 In dieſe vier Hauptabtheilungen nun haben wir ſämmt⸗ liche uns bekannte Agaveen wieder in der Art eingereiht, daß die ihrem ganzen Habitus, ſowie ihrer Blattbildung nach ver⸗ wandteſten Formen ſich an einander reihen, und bei dieſen Unter⸗ abtheilungen iſt dann die Blattform das vorwiegend maß: gebende Element geweſen. Die wenigen von der Abtheilung Fourcroya bekannten Arten laſſen ſich, wenn man bei ihnen eine Unterabtheilung machen will, einfach in Be⸗ ſtachelte und Stachelloſe ſcheiden. Die von der Abtheilung Beschorneria bisher bekannten Arten ſtehen ſich in ihrem äußeren Habitus ſo nahe, daß eine Sonderung derſelben in Gruppen nicht gerechtfertigt erſcheint. Bevor wir nun zu der Mittheilung unſerer Eintheilung ſelbſt ſchreiten, wollen wir nur noch bemerken, daß wir in derſelben die Abtheilung Agave, als die bei Weitem am zahlreichſten vertretene, vorangeſtellt und dieſer dann erſt die Abtheilungen Fourcroya und Beschorneria, als die weniger zahlreich vertretenen Gruppen, angeſchloſſen haben. — Wir laſſen jetzt die von uns aufgeſtellte Eintheilung ſelbſt folgen, werden dieſer beſon⸗ dere Bemerkungen über die Unterabtheilungen der „„ ſowie über die verſchiedenen Stachelbildungen anſchließen und demnächſt Diagnoſen und nähere Beſchreibungen über neue noch nicht beſchriebene Species, ſowie einige auf eigener Anſchauung beruhende Bemerkungen und Vervollſtän⸗ digungen zu bereits vorhandenen Diagnoſen geben.“) 25 N (Fortſetzung folgt.) — — Ueberſicht der in anderen Gartenſchriften abgebildeten oder beſchriebenen eme een Pflanzen. ortſetzung. Pe (Botanical Magazine, Auguſt 1864.) Corylopsis spicata Sieb. et Zuce. Hamamelideæ. Dieſer intereſſante Strauch aus Japan, mit hängenden wohlriechenden Blüthentrauben, befindet ſich jetzt zum erſten Male lebend in den europäiſchen Gärten, derſelbe wurde von Herrn Veitch von Jokahama eingeführt. Im Vaterlande wird dieſer Strauch etwa bis 4 F. hoch, hat langgeſtielte, *) Anmerkung. Hinter obenſtehender Eintheilung laſſen wir erläuternde Be⸗ merkungen zu den verſchiedenen Abtheilungen und Unterabtheilungen derſelben folgen, und ſind dieſe mit in Parentheſe hinter dem Titel der betreffenden Abtheilung geſetzten römiſchen Ziffern bezeichnet. Die Diagnoſen jeder ein⸗ zelnen Pflanze, reſp. die diesſeitigen Anmerkungen dazu, folgen dann der Reihe nach mit derſelben Nummer bezeichnet, welche hinter den Namen der Pflanze eingeklammert ſteht. 467 drei bis vier Zoll lange, ungleich herzförmige, ſcharf zugeſpitzte, ſtark geaderte Blätter, deren Oberfläche ſaftgrün und deren Unterfläche ſilberſcheinend iſt. Die Blüthenrispen find 2— 3 Zoll lang, hängend, kleine gelblich grüne Blumen tragend, einen den Blumen der Primula veris ähnlichen Geruch verbreitend. Die Blüthen erſcheinen zeitig, meiſt ſchon im Februar, ehe die Blätter kommen. (Taf. 5458). Dendrobium eburneum Rchb. fil. Orchideæ. Von Herrn Pariſh in Moulmain entdeckt und von Herrn Low von dort eingeführt, bei dem dieſe hübſche Art auch zuerſt blühte, und welcher vom Profeſſor Reichenbach der obige Namen gegeben worden iſt, in Hinſicht auf die elfenbeinartigen Blumen. (Taf. 5459). Kalanchœ-grandiflora- Wall. (Kalanchoe -Wightiana- Wall.) | Crassulaceæ. Die Gattung Kalanchoe, nahe verwandt mit der Gattung Bryophyllum, enthält nach Decandolle 9 Arten, ohne die hier genannte, die zuerſt von Wallich unterſchieden worden iſt. Dieſelbe ſtammt aus dem Lande Myhore, wo ſie ſehr häufig vorkommt. Großen blumiſtiſchen Werth hat dieſe Art jedoch nicht. (Taf. 5460). | 15 Delphinium Brunonianum Royle. (Delphinium moschatum Hook. & Thoms.) Ranunculaceæ. Nach Bentham giebt es etwa 40 Arten der Gattung Delphinium, die über den gemäßigten Theil der nördlichen Hemiſphäre der alten wie neuen Welt verbreitet ſind, und von denen 15 als Bewohner Nordindiens auf— geführt werden. Das oben genannte Delphinium ſtammt aus dieſem Lande und zwar aus dem weſtlichen Thiebet, wo es in einer Höhe von 14—18000 F. vorkommt, wie zu Nubra, Ladak und Hanparang, wo ſelbſt es im Auguſt und September blüht und jedenfalls auch wohl bei uns im Freien aus— halten dürfte. Das D. Brunonianum zeichnet ſich durch einen ſehr ſtarken Geruch nach Moſchus aus, weshalb dieſe Art auch von Hooker und Thomſon als D. moschatum bezeichnet worden iſt, dieſen Namen jedoch nicht behalten kann, da fie zuerſt von Royle als Brunonianum beſchrieben worden iſt. Die Blumen ſind groß, blaßblau und violettroth an den Rändern der Blumen⸗ blätter gefärbt. (Taf. 5461). Cœlogyne odoratissima Wight. (Celogyne angustifolia Wight.) Orchidee. Eine niedliche, zierliche Art von Ceylon, mit kleinen weißen, mit etwas gelb auf der Lippe gezeichneten Blumen. Im Vaterlande wächſt dieſe Art auf Bäumen und blüht während der Regenzeit von März bis October. (Taf. 5462). f Aphelandra Liboniana Lind. Acanthaceæ. Stammt aus Braſtilien und wurde von Herrn Linden eingeführt und 30* 468 unter obigem Namen zuerſt verbreitet. Es ift eine hübſche Pflanze 1 glänzend grünen, weißrippigen Blättern und einer langen Bluthenrispe ſtehend aus dicht aneinanderliegenden purpurrothen Bracteen und hü 1955 goldgelben Blumen, ähnlich wie bei Aph. variegata und anderen Arten. (Taf. 5463). 3 Illustration horticole, Juli 1864.) Cycas Ruminiana Hort. Mosc. Cycadeæ. Dieſe auf Taf. 405 der Ilustr. hortie. abgebildete Art haben wir früher ſchon als neu eingeführt erwähnt, ſelbige ſteht dem C. circinalis ſehr nahe, unterſcheidet ſich aber hauptſächlich durch ihre viel größeren lanzett⸗ förmigen Wedel, die, in großer Menge vorhanden, einen prachtvollen Schopf bilden, und gehört ſie jedenfalls zu den ſchönſten Arten. Sie ſtammt von den Philippiniſchen Inſeln, woſelbſt ſie von dem berühmten Reiſenden Marius Porte entdeckt und vou ihm in den botaniſchen Garten zu Moskau eingeführt worden iſt. Dieſem Reiſenden verdanken wir mehrere ſchon früher in der Garten— ang empfohlenen Pflanzen, als z. B. Calamus Imperatrice Marie, icolai, Ficus Grellii, Porteana, Pinanga maculata etc. Die Arten der Gattung Cycas gehören mit zu den ſchönſten und daher auch mit zu den beliebteſten Pflanzen. Von den etwa 10 von den Botanikern als verſchieden aufgeführten Arten wird kaum die Hälfte in den Gärten cultivirt. Lapageria rosea var. albiflora. Smilaceæ. Eine mehrmals von uns beſprochene herrliche Pflanze. Jedenfalls iſt aber die reine Art mit carminfarbenen Blumen um vieles ſchöner als die auf Taf. 406 der IIlust. hortic. abgebildete Varietät mit weißen N obgleich immer noch zu den ſchönſten Pflanzen gehörend. Rosa Thea Jaune d'or. Eine ſich durch die Größe ihrer ſchönen goldgelben Blumen auszeichnende Theeroſe. Die Blumen ſind ungemein blätterreich, die Blumenblätter meiſt zurückgerollt und einen ſehr angenehmen ſüßen, den Theeroſen ſtets eigenen, Duft verbreitend. N Dieſe herrliche Varietät wurde von dem Gärtner Herrn Oger zu Caen (Calvados in Frankreich) aus Samen gewommen und iſt ſelbige bereits bei Herrn Am b. Verſchaffelt käuflich zu erhalten. Wie auf Taf. 407 der IIIust. hortic. iſt dieſelbe Roſe auch auf Taf. 1561 der Flores des Serres abgebildet, auf der Tafel des erſtgenannten Werkes in ganz geöffneten, auf der des letzteren Werkes in halbgeöffneten Blumen. (Flore des Serres et des jardins de l'Europe. T. XV., Liv. 7.) Unter dem 15. Juli d. J. iſt wiederum ein Heft dieſes prächtigen Werkes erſchienen, in dem ſich die Abbildungen von einigen hübſchen Pflanzen befinden. So zeigt Taf. 1554 zwölf ganz ausgezeichnet ſchöne Blumenformen von: krautigen Calceolarien, 469 deren Zeichnung und Größe alles bisher Vorhandene dieſer Art übertrifft, und die im Etabliſſement van Houtte von Herrn Conſtant de Bruyker gezüchtet worden ſind. Jeden Blumenfreund möchten wir anrathen, ſich dieſe Calceolarien zu verſchaffen zu ſuchen. | Goodyera pubescens. R. Br. Orchideæ. Die Schönheit dieſer Orchidee beſteht in ihren Blättern, die von einer dunkelblau grünen Farbe mit weißen Nerven und Adern netzartig gezeichnet find. Dieſe hübſche Art, die den fo herrlichen Anecochilus-Arten zur Seite geſtellt werden kann, iſt im ſüdlicheren Nordamerika zu Hauſe, verlangt daher in der Cultur einen nur mäßig warmen Standort. (Taf. 1555). Hibiscus Cooperi Hortul. Nach Herrn James Veitch iſt dieſe Hibiscus-Art von Herrn Daniel Cooper aus dem ſüdlichen Auſtralien in England eingeführt worden, und ſoll ſelbige nach deſſen Ausſage große rothe Blumen tragen. Es iſt eine ſehr empfehlenswerthe Pflanze wegen ihrer hübſchen dunkel— und hellroth, weiß, gelblich und grün marmorrirt gefleckten Blätter. Am beſten gedeiht dieſe Hibiscus-Art während des Winters in einem temperirten Hauſe, während des Sommers fühlt ſie ſich am wohlſten, wenn man ſie im Freien, an einem recht ſonnigen Orte zu ſtehen hat. — Ein gut gezogenes, gut belaubtes Exemplar iſt von großem Effect. — Vermehrung leicht durch Stecklinge. (Taf. 1556). Mimulus cupreus- Varietäten. Die Herren Handelsgärtner E. G. Henderſon, William Bull und Victor Lemoine haben zuerſt ſehr hübſche Varietäten des Mimulus cu- preus, befruchtet mit M. quinquevulnerus, in den Handel gebracht, von denen wir bereits in den hieſigen Gärtnereien mehrere geſehen und auch den Blumen— freunden empfohlen haben. N Im vorigen Jahre hat nun auch Herr Fred. Burvenich im Etab— liſſement van Houtte eine Serie ſehr hübſcher Varietäten dieſer Mimulus erzogen, von denen mehrere auf Taf. 1557 der Flore des Serres abgebildet ſind. — 2c ——— Gartenbau⸗Vereine. Hildesheim. Vom 2. bis 4. October incl. findet die Herbſt-Aus⸗ ſtellung von Obſt, Gemüſen und Blumen des hanno verſchen Garten: bau⸗Vereines zu Hildesheim ſtatt. Das Programm zu dieſer Aus: ſtellung iſt uns leider zu ſpät zugegangen, fo daß wir im Septemberhefte der Gartenzeitung nicht mehr auf daſſelbe näher eingehen konnten. Breslau. Der ſchleſiſche Central-Verein für Gärtner und Gartenfreunde wird in dieſem Herbſte eine Ausſtellung von Obſt, Ge— müſen, Blumen, Pflanzen, Weinbeeren ꝛc. veranſtalten und ladet hierzu die Gärtner der Provinz Schleſien ein. Die Ausſtellung findet vom 9. bis 12. October ſtatt, laut des veröffentlichten Programmes. — Aus Breslau. (Einige hiſtoriſche Notizen über den ſchleſiſchen Central⸗Verein für Gärtner und Gartenfreunde.) Der Verein wurde 1847 unter dem Namen „Verein Breslauer Gärtner“ gegründet. Wie zeitgemäß dieſe Gründung war, zeigte der raſche Aufſchwung des 470 Vereines, namentlich das ſchnelle Wachſen an Mitglieder, ſo daß ſchon 5 Jahre ſpäter nicht blos der größte Theil der Gärtner Breslau's, ondern auch viele Gärtner in der Provinz Schleſien ihm angehörten. Die eines Vereines in Markt⸗Bohrau und in Reiſen bei Polniſch⸗Liſſa, die dem „Vereine Breslauer Gärtner“ als Filial⸗Vereine anſchloſſen, Nea den Verein, im Jahre 1852 ſeine Statuten einer Aenderung zu unterwerfen und den Namen „Schleſiſcher Central-Gärtner-Verein“ anzunehmen. In dieſen erſten 5 Jahren ſeines Beſtandes fand auch ein näherer Anſchluß an die „Section für Obſt⸗ und Gartenbau der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vater: ländiſche Cultur“ ſtatt, da viele Mitglieder des Vereines auch der Section als Mitglieder angehörten. So weit dem Schreiber dieſes erſichtlich, war der Anſchluß an die Section indeß kein officieller, ſo daß der Central⸗ Verein ſich etwa als Filial-Verein der Section betrachtet hätte, ſondern er ſprach ſich nur in der Gemeinſamkeit bei den gärtneriſchen Unternehmungen, namentlich bei den Ausſtellungen, aus. Dieſe an jich ſchon loſe Verbindung lockerte ſich mit der Zeit mehr und mehr, ſo daß im Jahre 1861 nur noch 10 Mitglieder des Central-⸗Vereines auch der Section als Mitglieder ange⸗ hörten. In derſelben Zeit war aber auch der Central-Verein allmälich in ſeiner Mitgliederzahl ungemein herabgegangen und auch die Filial⸗ ⸗Vereine hatten entweder ihren Beſtand ganz aufgegeben, wie diejenigen in Reiſen, oder friſteten nur noch ein Scheinleben fort, wie der in Bohrau, welcher ohne alle Beweiſe von Thätigkeit noch jetzt nominell fortbeſteht. Wie es ge⸗ kommen, daß der Verband mit der Section immer loſer geworden und daß der Central⸗Verein ſelbſt mehr und mehr zurückgegangen, wollen wir un⸗ unterſucht laſſen, genug, diejenigen Mitglieder des Vereines, deren Intereſſe für das Gedeihen des Vereines, wie für die Hebung der Gartenkunſt und des Gärtnerſtandes noch nicht erloſchen war, erkannten, daß es in dieſer Weiſe nicht mehr fortgehen könne. Sie verbanden ſich feſter unter einander und übertrugen dem gegenwärtigen Secretair, Lehrer Winderlich, die Geſchäfte des Secretariates. Derſelbe richtete ſein erſtes Augenmerk auf die Feſtigung und Kräftigung des Vereines im Innern, auf regelmäßige Sitzungen, auf Abhaltung von Vorträgen, auf gegenſeitigen Austauſch von Erfahrungen, Vorzeigungen non Neuheiten, Rundſchauen in mehreren Gärten, auf Berichte über die Sitzungen und Rundſchauen in der Localpreſſe u. ſ. w. So fanden denn auch im Jahre 1862 nicht blos 18 Sitzungen ſtatt, in denen 8 Vorträge gehalten wurden, ſondern es wurden auch 5 Rundſchauen gemacht, bei welchen 10 Gärten von Vereinsmitgliedern beſucht wurden. Außerdem wurden viele Blumen, Pflanzen, Früchte ꝛc. ꝛc. vorgezeigt, der Inhalt von Gartenſchriften beſprochen ꝛc. x. Ein ſehr wichtiger Schritt war der Austritt der meiſten Vereinsmitglieder aus der „Section“ und damit der engere Anſchluß derſelben an den Verein. Die Gründe dieſes Schrittes wollen wir vorläufig unerörtert laſſen, das aber können wir mit voller Berechtigung ſagen, daß die Folgen für den Verein höchſt wohlthätig waren. Der Jahresabſchluß zeigte einen Beſtand von leider nur 24 Mitgliedern. Mit der Ausſendung der gedruckten Jahresberichte an die Mitglieder, an die etwa 80 in Deutſchland beſtehenden Gartenbau⸗Vereine und an die 471 Redactionen der hortologiſchen Zeitſchriften wurde das Jahr 1863 anges treten. Durch die Sendung an die Vereine ward die Verbindung mit den außerſchleſiſchen Vereinen wieder hergeſtellt und wenigſtens von einigen Vereinen der Austauſch der Jahresberichte erzielt. Einige der Redactionen der Fachzeitſchriften beſprachen in freundlicher Weiſe den ihnen eingeſandten Jahresbericht und innerhalb Schleſiens wurde die Thätigkeit des Vereines immer bekannter, ſo daß bei einem Ausſcheiden von 6 Mitgliedern am Ende des Jahres 1863 dennoch eine Mitgliederzahl von 55 vorhanden war. Außerordentlich viel hat die vom Vereine angeſtrebte Gründung einer Gärtner⸗Wittwencaſſe zur weiteren Bekanntwerdung des Vereines beige— tragen. Daß das Project, für deſſen Realiſirung der Verein ſich über ſeine materiellen Kräfte angeſtrengt, nicht zur Ausführung gekommen, liegt nicht in ſeiner Schuld, wie in dem vom Vereine am Schluſſe des Jahres 1863 ausgegebenen Jahresberichte nachgewieſen iſt und darum hier übergangen werden kann. Sitzungen wurden 23 abgehalten, und darin 9 Vorträge gehalten. Rundſchauen wurden ebenfalls gemacht, wie im vorigen Jahre, und 16 Gärten beſucht. Erwähnenswerth iſt es, daß der Verein in dieſem Jahre ſeine Firma geändert hat, und ſeit Auguſt, wo die Statuten einer abermaligen Reviſion unterworfen wurden, den Namen: „Schleſiſcher Central⸗Verein für Gärtner und Gartenfreunde“ führt. Was die Vereinsthätigkeit im Jahre 1864 betrifft, ſo wollen wir dem Jahresberichte nicht vorgreifen und darum nur noch anführen, daß die Zahl der Mitglieder trotz 8 Austritten bereits auf 89 geſtiegen iſt, darunter 80 Fachgärtner und 9 Gartenfreunde. — e n — Garten⸗Nachrichten. Zum erſten Male auf dem Continent blühte im September v. J. in dem Gewächshauſe des Herrn Rittergutsbeſitzers Reichenheim in Berlin eine der ſchönſten und ſeltenſten Orchideen, nämlich die Vanda Lowii, Lindl. | Es freut uns, mittheilen zu können, daß dieſe herrliche Art nun auch in dieſem Jahre um dieſelbe Zeit unter der Pflege des Obergärtners Herrn Kramer im Otrchideenhauſe der Frau Senator Jeniſch in Flottbeck zur üppigſten Blüthenentwickelung gelangt iſt. Wie das berliner Exemplar, hat auch das des Herrn Kramer zweierlei Blüthen an dem 8 Fuß langen Blüthenſchafte erzeugt, ein Umſtand, der auch bei dieſer Art in England wahrgenommen worden und jedenfalls derſelben eigen iſt. Vanda Lowii wurde als ſolche von Lindley im Jahre 1843 in Gardener's Chronicle beſchrieben, ſpäter aber vom Profeſſor Reichenbach fl. in ſeinem vortrefflichen Werke Nenia Orchidacea von Vanda getrennt und als Renanthera Lowii beſchrieben. Die Pflanze iſt in Sumatra zu Hauſe, wo ſie von Herrn Hugh Low jun. entdeckt und auch von ihm in England eingeführt wurde. 472 Das Exemplar bei Herrn Kramer ift etwa 2 Fuß hoch, hat 16—18 ſehr geſunde Blätter. Aus der Blattachſel eines der mittleren Blätter hat ſich der über 8 Fuß lange Blüthenſchaft entwickelt und trägt Blumen, von denen die drei unterſten von goldgelber Farbe und a inneren Seite wie an der Baſis mit kleinen braunen Flecken gezeichnet find. Die übrigen 23 Blumen ſind hellgrünlich-gelb, mit mehr ae bandähn⸗ lichen Flecken von brauner Farbe gezeichnet. Zu gleicher Zeit mit dieſer prächtigen Orchidee blühten in r genannten Sammlung noch: Cattleya superba Schombgk., C. maxima Lindl.; Lelia crispa Rchb. fil. und crispa var. purpurea (reflexa maxima) prächtig; Coelogyne speciosa Lindl. und Cumingii; Angrecum cau- datum Lindl.; Aerides quinquevulnera Lindl.; Rodriguezia (Barling- tonia) candida Bat. und barbigera; Calanthe Massuca Lindl. und die Hybride C. M. Domini; Cypripedium Dayanum, ſehr hübſch, bar- batum Crossi und superbiens Rchb. fil. (Veitchii Hort.); Cirrhæa gracilis und C. fusco maculata; Disa grandiflora Lindl.; Epi- dendrum vitellinum Ländl. und floribundum H. B. Kth.; Dendro- bium candidum; Paradisanthus bahiensis Rchb. fil.; Miltonia spectabilis Lindl.; Lælia sup. Schilleriana; Oncidium incurvum Bark.; Polyeycnis barbata Rchb. fil. und P. mucifera Rehb. fil. (Cycnoches), beide ſehr niedlich; Cyenoches chlorochilon Kl.; Dendro- chilum filiforme Lindl., eine Menge Stanhopeen u. dergl. mehr. Das neue Cypripedium Pearcii (vergl. Hamburg. Gartenztg., S. 388) ſahen wir hier zum erſten Male, jedoch nicht in Blüthe, ebenſo von an- deren Pflanzen die von uns im vorigen Hefte erwähnten, von Herrn Veitch in Handel gegebenen Neuheiten, als: Eranthemum sanguinolentum, Anthurium Scherzerianum und die allerliebſte Maranta striata. Alocasia macrorrhiza variegata war in einem prächtigen Exemplare vor⸗ handen und iſt jedenfalls eine ſehr empfehlenswerthe buntblätterige Pflanze. EZ — Literatur. Die moderne Anlage des Gartens am Hauſe und der ſtädtiſchen Villa. Ein practiſches Handbuch für Gartenbeſitzer, Bauunter⸗ nehmer, Architekten und Gärtner, erläutert an 24 fein colorirten Garten⸗ plänen nebſt Detailzeichnungen nach bereits exiſtirenden Grundſtücken und Verhältniſſen verſchiedenen Charakters und räumigen Umfanges, unter Auf⸗ führung und Schilderung der empfehlenswertheſten Ziergehölze und Obſt⸗ arten. Nach den Grundſätzen der ſchönen Gartenkunſt, ſowie der Architektur, den Anforderungen der Neuzeit gemäß bearbeitet von H. S. Neumann, k. preuß. Hofgärtner und Bauführer auf Schloß Albrechtsberg bei Dresden. 1. Heft. Subſcriptionspreis 1 Thlr. Dresden 1864. Schrag'ſche Verlags⸗ Anſtalt. In Erfurt, F. W. Otto. Haben wir auch in dieſem Zweige der Gartenkunſt eben keinen Mangel an guten Hülfsbüchern, ſo iſt dennoch das Erſcheinen eines neueren guten, 473 den Anforderungen der Neuzeit gemäß bearbeiteten Werkes ſtets erfreulich und willkommen. Das Neumann'ſche Werk dürfte ſich namentlich den kleineren Gartenbeſitzern, den Bauunternehmern und Gärtnern als ein ſehr brauch— bares und nützliches erweiſen und empfehlen wir es namentlich allen dieſen, und ohne Zweifel wird daſſelbe dazu beitragen, daß man immer mehr und mehr geſchmackvollere Hausgärten zu ſehen bekommen wird. Das Buch giebt eine leichtfaßliche Anleitung zu den erforderlichen Garten— Arbeiten, Behandlung und Verwendung der Materialien, Gewächshäuſer, und dürfte namentlich dem Nichtkenner die Aufführung und Beſchreibung der empfehlenswertheſten Ziergehölze und Obſtſorten eine ſehr willkommene ſein. — Das ganze Werk erſcheint in 3 Lieferungen à 1 Thlr., mit zahlreichen colorirten Plänen. E. O—o. Anleitung zum Obſtbaumſchnitt und der Nebenzucht, nach dem neueſten franzöſiſchen Syſteme, von M. Scheydecker, Profeſſor der Obſt— baumcultur und ehemaliger Obergärtner bei der Gartenbau-Geſellſchaft Flora in Köln. Herausgegeben von H. Grube, K. Obergärtner und Garten— Architekt in Düſſeldorf. Düſſeldorf 1864. In Commiſſion der Schaub'ſchen Buchhandlung. Gr. 8. 25 Sgr. Nach einer kurzen Einleitung werden in dieſem Buche die einfachen wichtigen Grundſätze zur Anzucht jedes Obſtbaumes möglichſt kurz, aber klar und verſtändlich gelehrt. Jeder Liebhaber, Gartenbeſitzer und jeder ange— hende Gärtner wird mit Hülfe dieſes Buches im Stande ſein, aus Baum— ſchulen bezogene junge einjährige veredelte Bäume nach jeder gewünſchten Form heranzubilden. Der Herausgeber hielt es für überflüſſig, ſich über die Anzucht der Wildlinge, deren Veredelungsarten und über den Betrieb, Samen und Baumſchulen in dieſem Leitfaden auszulaſſen, da, wie er richtig bemerkt, wohl nur ſelten Liebhaber und Gartenbeſitzer in die Lage kommen, ſich ſelbſt Wildlinge zu erziehen und zu veredeln, er wird ſolche meiſt aus Baumſchulen beziehen. Die Holzſchnitte ſind vom Verfaſſer ſelbſt gezeichnet und ſind wie der ganze Text klar und verſtändlich. E. O oö — III Feuilleton. Die Penſees des Herrn C. Schwanecke. Herr Kunſt- und Handelsgärtner C. Schwanecke in Oſchersleben hatte auf der Blumenaus— ſtellung der vereinigten Gärtner Hamburg's und Altona's am 16. bis 18. Septbr. d. J. Penſéesſorten ausgeſtellt, wie wir ſie auf den hieſigen Aus⸗ ſtellungen noch nie geſehen hatten. Dieſe Penſées waren in 6 Claſſen geordnet, nämlich: 1. Purpurea marginat a. Die hierher gehörenden zeichnen ſich vor allen durch die mannigfaltigſten Farben in purpurrother Grundfarbe, weiße Schattirung und weiße Ränder, ſo wie auch durch den meiſt vollendeten zirkelrunden Bau und Größe der Blumen aus. Dieſe Sorten wurden vom Ausſteller zuerſt gezüchtet und in den Handel gebracht. 2. Purpurea marginata aurea. Die Grundfarbe wie die 474 vorige, aber ſtatt der weißen Ränder goldgelb ſchattirt und gerandet, ebenfalls neu. 5 e 3. Pelargoniiflora. Die Blumen der zu dieſer Abtheilung ge⸗ hörenden Sorten find purpur und weiß getuſcht, den Fancy⸗Pelargonien⸗ Blumen täuſchend ähnlich, ebenfalls neu und von Herrn Schwanede gezüchtet. 4. Bronze- und aurikelfarben. Obgleich dieſe hierher gehörenden Sorten ſchon länger bekannt und verbreitet ſind, ſo ſahen wir dieſelben doch nie in einer ſolchen Mannigfaltigkeit des Colorites, des runden Baues und in ſolcher Größe. Die Blumen zogen die Anfmerkſamkeit aller Blumen⸗ freunde auf ſich. N 5. Azurea. Wenn ſchon vor einigen Jahren die neue himmelblaue Sorte durch ihre zarte Färbung erfreute, ſo erregte bei dieſen ausgeſtellten Blumen das tiefe Ultramarin, das nach den Rändern der Blume verläuft, einen feſſelnden Anblick. 6. Marmorata, in den verſchiedenſten Grundfarben hervortretend, marmorirt, geadert, getuſcht und die großen Blumen von rundem Bau. Die ausgeſtellten Blumen waren nach den obigen Benennungen in Schalen ſortenweiſe geordnet und durch ca. 400 Exemplare repräſentirt. Nachdem Herrn Schwanecke's Penjees bereits 7 Mal auf verſchie⸗ denen Ausſtellungen prämiirt worden ſind, wurde ihnen auch auf dieſer Ausſtellung ein Preis zu Theil. — Das ganze Sortiment koſtet in Samen die 1000 Korn 1 Rthlr. E. O—0o. Die Calabar⸗Gift⸗Bohne. (Physostigma venenosum Balfour.) Von mehreren Seiten ſind dem botaniſchen Garten zu Hamburg Samen dieſer ſehr wichtigen Giftpflanze unter dem Namen Calabar-Bohne zuge: gangen, aber leider hat es noch nicht gelingen wollen, die Samen zum Keimen zu bringen. Nachſtehende Notizen über dieſe Giftpflanze finden wir in No. IV. des „Journal of Botany“ von Dr. Berth. Seemann: „Durch angeſtellte Verſuche hat ſich herausgeſtellt, daß die Samenhülle der Calabar⸗Bohne beruhigende, antreibende, reinigende Eigenſchaften beſitzt. Die kräftigſte Wirkung wurde jedoch durch den Kern der Bohne ſelbſt erzielt.“ (Dr. A. Robertſon hält die Calabar-Bohne als ein neues Mittel bei Augenkrankheiten, indem ſie eine der Belladonna entgegenſetzte Wirkung zeigt. Verſuche haben ihm gezeigt, daß ſie eine Art Kurzſichtigkeit her⸗ vorbringt, Zuſammenziehung der Pupille bewirkt und ſympathetiſche Aus⸗ dehnung der Pupille des anderen Auges). 3 | In Liverpool haben nach dortigen Zeitungen leider mehrere Ver⸗ giftungen durch den Genuß dieſer Bohne ſtattgefunden. In kurzer Zeit wurden an 40 Kinder in ein Hoſpital gebracht, die ſämmtlich von dieſen Bohnen gegeſſen, welche ſie auf einem Abfallhaufen gefunden hatten. Ein 6jähriger Knabe ſtarb in Folge des Genuſſes nach 10 Minuten, trotz aller angewandten Gegenmittel. Die Krankheitsſymptome waren eigenthümlicher Art, die Kind er ſahen blaß aus, waren erſchöpft und wenn man ſie zum Gehen nöthigte, ſo taumelten ſie umher, dennoch waren ſie bei voller Be⸗ ſinnung und hatte das Gift keine ſolche betäubende Wirkung wie Opium. Der Puls ging anfänglich langſam, einige Kinder bekamen Fieber, waren ſchläfrig, die Augen waren glänzend und hervortretend und in den ſchlimmſten Fällen war die Pupille zuſammengezogen. Die genoſſene Quantität der Bohnen 475 erzeugte ganz verſchiedene Wirkungen. Ein Mädchen, das 12 Bohnen gegeſſen hatte, wurde ſchnell und leicht hergeſtellt, während ein anderes Kind, das nur 2 Bohnen gegeſſen zu haben angab, kaum mit dem Leben davon⸗ gekommen iſt. Ein Knabe, der 6 Bohnen gegeſſen, ſtarb. Der Capitain des Schiffes Commodore, welches kurz zuvor von der Weſtküſte von Afrika in den Hafen von Liverpool eingelaufen war und eine Ladung dieſer Bohnen für die „Afrikaniſche Kaufmanns⸗Geſellſchaft“ gebracht, hatte, nachdem die Ladung gelöſcht, das Schiff reinigen und den Müll auf einen freien Platz hinfahren laſſen, unter dieſem Müll befanden ſich auch viele dieſer Bohne, welche die Kinder fanden, und da ſelbige hübſch aus— ſahen, von den Kindern gekoſtet, und da ſie deren Geſchmack nicht übel fanden, bald verzehrt wurden. Blumenbouquets aus Perlmutter ſind das Neueſte und Schönſte, was es in dieſer Art giebt, die gleich Juwelen glänzen. Der perlenartige Theil der Muſchel wird in ganz dünnen Streifchen abgetrennt und dieſe Streifchen zur Imitation von zitternden Hafer: oder Waizenähren verwendet. Die Familie der Hederacew, Dr. Berthold Seemann in London, hat in No. 22 ſeines „Journal of Botany“ bereits den Anfang einer Reviſion der natürlichen Familie der Hederacem gegeben. Es dürfte dieſe Arbeit eine ſehr willkommene ſein, denn ſo viel auch in neueſter Zeit über dieſe Familie geſchrieben und veröffentlich worden iſt, ſo herrſcht dennoch unter den Gattungen und Arten derſelben in den Gärten eine große Ver— wirrung. — Eine ſyſtemantiſche Zuſammenſtellung der Gattungen und Arten fol am Schluſſe der Seemann'ſchen Bearbeitung dieſer Familie folgen, da es jetzt noch nicht einmal eine vollſtändige Liſte der Gattungen giebt. Zur leichteren Erkennung der Unterſchiede der einzelnen Gattungen ſind zu jeder derſelben Analyſen gegeben. Die Verpflanzung der Gewächſe. Busbequins, ein Oeſterreicher, verpflanzte die Syringa (Flieder) von der Türkei nach dem Weſten von Europa im 16. Jahrhundert. — Cluſins, ein Belgier, brachte faſt um dieſelbe Zeit die Roßkaſtanie vom Oſten. — Der Dichter Pope führte die Trauerweide durch einen Steckling ein, den er von Smyrna erhalten hatte. — Den erſten Orangenbaum ſah man in Portugal, wohin er aus dem Oſten verpflanzt worden iſt. — Den Steppen der Tartarei angehörige Pflanzen gedeihen jetzt in Frankreich, von denen die erſten Samen in der Sattelfüllung durch ruſſiſche Truppen, die 1814 nach Paris kamen, eingeführt wurden. Die türkiſche Armee hinterließ die Samen des orientalifhen Goldlackes auf den Mauern von Buda und Venedig. — Die Kanariſche Diſtel keimte in Europa aus Samen, der ſich zwei Jahrhunderte lang in einem ausgeſtopften Vogelbalge erhalten hatte. Im Jahre 1501, als St. Helena entdeckt wurde, fanden ſich nur 60 Pflanzenſpecies auf dieſer Inſel, während es jetzt über 750 giebt. In der Stroh- und Heuemballage der Thorwaldſen'ſchen Ge: mälde fanden ſich mehrere Samen vor, aus denen man in Copenhagen 25 Pflanzenarten erzog, ſämmtlich dem römiſchen Reiche angehörend. Der Catalog (No. 75) des Etabliſſement's von Amb. Verſchaffelt in Gent liegt dieſem Hefte bei, derſelbe enthält auch diesmal wiederum eine bedeutende Anzahl von neuen und ſeltenen werthvollen Pflanzenarten. Unter 476 den neuen empfehlenswerthen Pflanzen nennen wir nur Achyranthes Ver- schaffeltii, ein Pendent zu Coleus Ferschaffelti, Amaryllis pyrrochroa, 1 Dieffenbachia Baraquiniana und grandis, ſämmtlich für's Warmhaus, dahingegen Dianthus cincinnatus, 4 neue Fuchſien, Schizostylis coccimea Tacsonia Van Volxemi für's Kalthaus. Faſt ſämmtliche Arten find in der Illustration hortic. abgebildet, und theilweiſe auch ſchon von uns ausführlich beſprochen worden. Außer den Gewächshauspflanzen finden wir im Verzeichniſſe auch noch neue Arten für's freie Land, wie auch Fruchtſorten. Wir empfehlen das Verzeichniß des Herrn Verſchaffelt den geehrten Leſern einer 5 Durchſicht. — Erdbeeren. Ein neues illuſtrirtes Verzeichniß (No. 13) der berühmten Erdbeer-Culturen des Herrn S. Gloede zu Sablons bei Paris, iſt uns zugegangen. Durch daſſelbe werden abermals ein Dutzend ganz neuer, empfehlenswerther Erdbeerſorten angeprieſen und in Handel gebracht. Wir werden ſpäter auf dieſes Verzeichniß zurückkommen, bemerken jedoch noch, daß ſelbiges von der Redaction auf Verlangen franco zugeſandt wird. Auch vom Hofgärtner Herrn H. Maurer in Jena iſt ein neues be⸗ ſchreibendes Verzeichniß ſeiner Erdbeerſorten erſchienen, auf das wir ebenfalls aufmerkſam machen wollen. Lilium tenuifolium Fisch., bekanntlich eine der hübſcheſten Lilienarten und in den Pflanzenſammlungen ziemlich ſelten geworden, wird in dem neueſten Verzeichniſſe über Blumenzwiebeln, Knollen ꝛc. von den Herren Haage und Schmidt in Erfurt in größeren Quantitäten und einzeln zu billigen Preiſen . angeboten. — . Perſonal⸗Notizen. Hamburg. Am 29. Auguſt d. J. brachten die „Hamburger Nach⸗ richten“ folgende Todesanzeige: „Vertrieben aus Texas von Haus und Hof durch die Conföderirten, ſtarb in Havana am 21. Juli d. J. Herr Fried. Ernſt Leibold, tief betrauert von ſeinen nun gänzlich verwaiſeten drei unmündigen Kindern en ann und Louis in Havana und Helena Leibold in Hamburg.“ Friedrich Vrin war am 9. September 1804 in Dorfgarten bei Kiel geboren, wo ſein noch lebender 90jähriger Vater Gärtner iſt. Er genoß eine mäßige Erziehung und kam nach der Confirmation zu Herrn Booth nach Flottbeck, woſelbſt er die Kunſtgärtnerei erlernte. Später im Janack'ſchen Garten in Ham bei Hamburg als Gärtner angeſtellt, machte L. die Bekanntſchaft eines preußiſchen Barons (deffen Namen uns entfallen iſt), der ihn im Jahre 1835 mit nach Afrika (dem Cap der guten Hoffnung) nahm. Im Jahre 1838 kehrte L. mit reich⸗ haltigen Sammlungen von dort nach Europa zurück, die er verwerthete. Sein Wunſch war jedoch, mehr von der Welt zu ſehen, und auf guten Erfolg rechnend, unternahm er 1839 eine zweite Reife nach Amerika. Auf der Plantage eines Herrn Baetcke aus Hamburg, in Mexico wohnend, machte er von dieſer aus ſeine Excurſionen und kehrte mit bedeutenden 477 Sammlungen von Pflanzen, Samen, Thierbälgen ꝛc. 1844 nach Hamburg zurück und verheirathete ſich mit der Tochter Sophie des Apothekers Herrn D. P. Albers, ging bald darauf nach Dresden und eröffnete daſelbſt das zur Zeit bekannte mexicaniſche Dit: und Weſtindiſche Naturalien— Cabinet. Da dieſes ihm jedoch nur einen kleinen Gewinn abwarf und ſeine Liebe für Amerika auf's Neue in ihm erwacht war, ſo ging er im Jahre 1847 mit Frau und einer Tochter abermals nach Amerika, und die erſte ſich ihm dargebotene Gelegenheit benutzend, baute er ſich in Texas an. Von dieſer Zeit an hatte er die Anlegung von Sammlungen aufgegeben, arbeitete nur für ſeine Familie, die ſich um zwei Knaben vergrößert hatte. Nach längerer Krankheit verlor L. ſeine von ihm faſt vergötterte Frau, und nachdem er ſein Töchterchen zu ſeinen Schwiegereltern in Hamburg geſandt, führte er mit ſeinen zwei Söhnen ein einſames Leben, bis er, durch den unglücklichen Krieg aus ſeiner zweiten Heimath gänzlich vertrieben, Schutz in New⸗Orleans ſuchte. Im Begriffe, nochmals eine wiſſenſchaftliche Reiſe nach Pukatan zu unternehmen, erkrankte er ſchon auf der Reiſe nach Ha— vana, woſelbſt er am 21. Juli d. J. ſtarb. E. DH, Chriſtiania. Unterm 28. Februar d. J. wurde Dr. F. C. Schübeler vom König von Norwegen und Schweden zum Profeſſor der Botanik und Director des botaniſchen Gartens an der königlich norwegiſchen Univerſität ernannt. Bonn. Am 20. Auguſt d. J. ſtarb plötzlich H. Schacht, ordentlicher Profeſſor der Botanik und Director des botaniſchen Garten an der k. Uni— verſität zu Poppelsdorf bei Bonn. Biebrich. Herrn Garten-Director Thelemann iſt von Sr. Majeſtät dem Kaiſer von Rußland der Stanislaus-Orden dritter Claſſe verliehen worden. | Hannover. In Anerkennung feiner. Verdienſte um den Obſtbau iſt der Hofgartenmeiſter Borchers in Herrenhauſen zum Hofgarten-Inſpector ernannt worden. Dresden. Der Kunſt⸗ und Handelsgärtner Herr Göthe in Ober— Görlitz geht, einem ehrenvollen Rufe folgend, nach Karlsruhe, um daſelbſt Unterricht im Obſtbau zu geben und zugleich als Obſtbau-Techniker zu fungiren. | Erfurt. Unter dem 20. Septbr. d. J. ift der K. Garten = Infpector und Beſitzer einer Kunſt⸗ und Handelsgärtnerei, Herr Ferdinand Jühlke in Erfurt, zum königl. Gartenbau-Director ernannt worden, in Aner— kennung ſeiner früheren Verdienſte als Garten-Inſpector, Lehrer des Garten— baues und Vorſteher des botaniſch-öconomiſchen Gartens an der Akademie Eldena. n Hildesheim. f Paſtor Adolf Scheele in Heerſum bei Hildesheim. (Nekrolog). Die Trauerkunde, daß Paſtor Scheele am 7. Sepbr. d. J. in voller Manneskraft hinübergegangen iſt, erfüllt alle Freunde der Naturwiſſen⸗ ſchaften, insbeſondere die der Botanik, ſeine Gemeinde und ganz beſonders ſeine perſönlichen Freunde und Mitſtrebenden mit unausſprechlichen Schmerzen. Seinem für die Wiſſenſchaft unvergeßlichen Andenken ſeien die nachfolgenden Zeilen gewidmet. — Er war der Sohn des unter Cumberland angeſtellten Koch's 478 Aug. Scheele, welcher als Soldat mit feinem hohen Herrn die Feldzüge in Holland und Belgien mitgemacht hatte und wurde 1808 in Hannover geboren. Der Vater ließ dem vielverſprechenden Sohne eine tüchtige Erziehung geben und ſchickte ihn dann auf das damals berühmte Gymnaſium in Hildesheim, wo der Verſtorbene ſchon als Gym⸗ naſiaſt eine ſcharfe Auffaſſungs- und Unterſcheidungsgabe auf dem Felde der von ihm autodidaktiſch betriebenen Botanik zeigte. Im Jahre 1827 bezog er die Univerſität Göttingen, um ſich dem Studium der Theologie zu widmen. Auch hier weihte er ſeine ſpärliche Muße nur ſeinen botaniſchen Studien, trat in intime Beziehungen zu dem berühmten H. A. Schrader, dem damaligen Director des botaniſchen Gartens in Göttingen, zu Oeconomie⸗ rath Meyer (Verfaſſer der Flora Hannoverana), ſo wie zu Bartling und neuerdings auch zu Grieſebach. Durch die Ereigniſſe von 1830 in ſeinen ſtillen Studien geſtört, verließ er Göttingen erſt im Jahre 1831, um eine Hauslehrerſtelle bei einem hannoverſchen Edelmanne anzunehmen. Auch hier benutzte er ſeine Muße und die Ruhe eines ländlichen Aufenthaltes zu ſeinen botaniſchen Excurſionen und Sammlungen. Später, wo er Pfarr⸗ Collaborator in Gr. Munzel bei Bad Neundorf wurde, konnte auch ſeine größere theologiſche Thätigkeit ihn ſeinen Neigungen nicht entfremden. Im Jahre 1842 wurde er zum Pfarrer in Heerſum beſtellt und erwarb ſich die Liebe ſeiner Gemeinde im vollen Maße, die ihm auch noch heute erhalten iſt. Von dieſem Zeitraume an tritt feine botauiſche Wirkſamkeit mehr in die öffentliche Betrachtung. Seine botaniſche ſchriſtſtelleriſche Thätigkeit wandte ih auf mehrere Abhandlungen, die ihm einen Namen verſchafften, nachdem ſie in verſchiedenen botaniſchen Zeitſchriften erſchienen waren. Auch auf dem Felde der Kritik treffen wir ihn oft, insbeſondere, wenn es galt, dem un⸗ wiſſenſchaftlichen Zerreißen beſtimmter Arten von Pflanzen, wie es einige jüngere Botaniker lieben, entgegenzutreten. . Er beſaß ein bedeutendes, mit der ſtrengſten Wiſſenſchaftlichkeit geord⸗ netes Herbarium, das in Beziehung auf die deutſche und die ſchweizer Flora wohl zu den vollſtändigſten gehört. Daſſelbe iſt auch darum noch von ganz beſonderer Merkwürdigkeit, weil es z. B. faſt ſämmtliche Doubletten aus dem Herbarium enthält, welches der berühmte Sieber auf Kreta, in Egypten, Paläſtina, Syrien und Neuholland ſammelte. Seine Schweizer: und Tyroler⸗Alpen⸗Pflanzen ſind meiſtens von Hoflacker geſammelt und beftimmt. Die in neuerer Zeit mit allem Eifer den wiſſenſchaftlichen Forſchungen unterzogenen Alpen ſind faſt vollſtändig vertreten, von dem berühmten Kützing, dem größten Alpologen unſerer Zeit, geſammelt und beftimmt. Auch mit Römer (Bergamts Aſſeſſor in Clausthal) unterhielt der Verewigte über dieſen Zweig der Botanik einen intereſſanten Verkehr. weniger Botaniker als Geologe iſt, fand bei ſeiner Rückkehr aus Texas in Scheele einen Botaniker, der im Stande ſei, die ſo forgfältig dort geſam⸗ melten Pflanzen wiſſenſchaftlich zu ordnen, zu beſtimmen und zu benennen, und dieſer iſt der Verfaſſer des betreffenden Theiles in Römer's berühmten Reiſewerke. Unter dem Nachlaſſe Scheele's findet ſich eine Monographie (Manuſcript) der Hieracien, welcher die letzte Feile anzulegen der Tod den 5 Der Bruder dieſes genannten Herrn, Profeſſor Römer in Breslau, welcher m 1 4 1 479 | * Verfaſſer behindert hat. Dieſes letztere Werk wäre wohl das bedeutendſte in feiner Art geworden, und Grenier in Befangon, jo wie namhafte ſchwe⸗ diſche und ſpaniſche Botaniker, harrten mit Sehnſucht auf das Erſcheinen dieſes Werkes. ö Der Verſtorbene war nie verheirathet und hinterläßt nur eine Schweſter als Erbin ſeiner reichen wiſſenſchaftlichen Schätze. Da dieſelbe dem Vernehmen nach keinen Selbſtgebrauch davon machen kann, ſie alſo ver: äußern wird, ſo wäre es im Intereſſe der Wiſſenſchaft dringend zu wünſchen, daß irgend ein öffentliches wiſſenſchaftliches Inſtitut dieſelben ungetheilt acquiriren möchte und irgend ein hervorragender Botaniker die hinterlaſſene Monographie zur Herausgabe vollendete. Strohmatten ſind zu haben dieſer Art HAMBURG, „ he &4 RN Aug. Garvens 1 65 e e 7 . in Hamburg. . Diesem Hefte liegt bei: No. 29. Preis-Verzeichniss der Laurentius'schen Gärtnerei zu Leipzig. Herbst 1864. Ruſſiſche Veilchen. Viel größer und dankbarer im Winter blühend als das gewöhnliche Monatsveilchen, offerirt gut bewurzelte blühbare Senker, das Dutzend zu 1 Thaler, von Mitte September bis Mitte October c. Potsdam, Victoria⸗St. 10. J. Mohs, Kunſt⸗ u. Handelsgärtner. Herbſt⸗Offerte. Aepfel, Kirſchen u. Zwetſchen, 5—6 Fuß hoch bis g %%% „ 100 St. 17 5 5 Sgr. Birnen, in derſelben Höher F — UP. ͤ uli . W n e Sämmtliche Bäume ſind von ſchöner Qualität und das Kernobſt mit gutem tragbarem Tafel⸗ und Wirthſchafts⸗Obſt veredelt. | Chriſtian Steifs, Nürnberg (Tafelhof No. 73) Kunſt⸗ und Handelsgärtner. 480 Das | ET 9 9 ur: + H. Arnoldi'ſche Obſt Ca aus Porzellan-Compoſitions-Maſſe, 5 beſteht jetzt aus 21 Lieferungen, welche 59 Aepfel, 48 Birnen, 1 Pfirſich, 18 Pflaumen enthalten. N 15 E Jährlich erſcheinen auch ferner 3 bis 4 Lieferungen & 6 Früchte und zwar bei directer Beſtellung zum Preis von Athlr, 2 pro Lieferung, incl. Carton und gedruckter Beſchreibung frei ab Gotha pr. Caſſe. Bei indireeter Be⸗ ſtellung, daß heißt auf Weg des Buchhandels oder ſonſtiger Verleger, erhöht ſich der Preis auf 2¼ Rthlr. pro Lieferung ꝛc. und nehmen alle deutſchen Buchhandlungen Beſtellungen darauf an. Für Rußland hat die N. Kymmel ' ſche Hof⸗Buchhandlung in Riga, „ Eugland haben die Herren Neſtle & Hunſtmann, 6 Great Trinity Lane, Cannon Str. Weſt in London EC, „ Holland hat Herr P. Hahmes in Maaſtrich, BR „ Ungarn haben die Herren Seyring & Henneke in Dedenburg, „ Oeſterreich⸗Böhmen haben die Herren Waldeck R Wagner in Prag, „ die Schweiz hat die Scherer'ſche Buchhandlung in Solothurn, „ Amerika hat Herr W. L. Schively in Philadelphia | den Verkauf des Obſt-Cabinettes, jedoch mit entſprechender Preiserhöhung, übernommen und nehmen Beſtellungen darauf an. H. Arnoldi in Gotha. Gloxinien Knollen. Verſchiedenen Anfragen diene hiermit zur Nachricht, daß aus der Hennig'ſchen Gärtnerei von Anfang October an Gloxinien-Knollen abge laſſen werden: f 8 7 U Einjährige /%—1 Zoll im Durchmeſſer, pr. Dutzend 3 Thlr. 3 7 < 4 2 1 5 1 Ts 7 7 77 77 7 4 7 Zwei⸗ u. dreijährige 2½ —3 „ „ 0 1 1. „ Sämmtlich mit Namen. 5 Das ganze Sortiment, wovon jede Sorte durchaus anders, beſteht abgebbar in 20 Sorten. | Aufträge auf mindeſtens ein bis höchſtens vier Dutzend nimmt franco entgegen der Obergärtner J. C. F. Wiedemann. Neuſtadt, Magdeburg. Berichtigungen. 4 S. 406, Z. 19 v. O. iſt zu leſen: G. Göſchke. " 407, 7 20 77 I. 1 7 Dr. Iſenſe k. . Dieſem Hefte iſt gratis beigegeben: | 1) Preis-Verzeichniß der Laurentius'ſchen Gärtnerei in Leipzig. 2) Catalogue de Etablissement hortic. de Ambr. Verschaffelt a Gand. > En 9 W 9 24 Ba 1 4 N N 1 180 an m ir * a 481 Plaudereien aus Gärtnereien London's und Umgebung. (Fortſetzung.) Londoner Blumen-Ausſtellungen habe ich zu wiederholten Malen in Regent's Park, South Kenſington und dem Cryſtallpalaſte beſucht, und meine Augen weidlich an all' den Neuheiten, all' den rieſigen Anſtrengungen oder glänzenden Erfolgen, die ſich hier im Gebiete der Gärtnerei kund gaben, geweidet. Wer nur einmal londoner „show-plants“ von Azaleen geſehen, muß zugeben, daß dieſe das Vollkommenſte alles Vollkommenen ſind; könnten die Pflanzen ſelbſt ſprechen, ſie würden uns von den tauſend— fachen Mühen, der zärtlichen Sorgfalt und dem wetteifernden Talente ihrer Züchter erzählen. Wie ſtolze Dome, wie ſchlanke Pyramiden erheben ſich hier dieſe mit unzähligen von Blüthen beladenen Erzeugniſſe der londoner Gärtnerwelt, und rufen namentlich auf den Fremden einen mächtigen Ein— druck hervor. Wer aber hieſige Frühlings-Ausſtellungen, wo auch nament— lich Rhododendren eine große Rolle ſpielen, mehr denn einmal beſucht, wird durch das immer Einerlei, durch den Mangel an Abwechſelung ſelten frappirt. Eine derartige Azalee aus einem jungen Pflänzchen zu ſolchem Wunderbilde heranzuziehen, iſt gewiß ein Meiſterſtück an Geduld und tief practiſcher Erfahrung, ich könnte hier aber mehrere Etabliſſements anführen, die ein Jahr nach dem anderen dieſelben Pflanzen, freilich in derſelben Vollkommen— heit, auf den Ausſtellungen produciren und dafür die erſten Preiſe einſäckeln. Iſt dieſes auch in Deutſchland der Fall? — Ich glaube kaum! Eine Pflanze in geräumigen und hellen Häuſern auf einem Grade von Voll— kommenheit zu erhalten, iſt gewiß nicht ſo ſchwierig, als ſie zu ſolchem zu bringen, und verdient meiner Anficht nach, nicht regelmäßig ſich wieder— holende Anerkennungen von Seiten der Preisrichter. Etwas anderes iſt es ſchon mit Orchideen, die ebenfalls auf den Ausſtellungen hier von her— vorragender Bedeutung ſind. Eine kräftige, üppig blühende Vanda oder Saccolabium-Art, die im Jahre 63 die Gegner aus dem Felde geſchlagen, darf wohl ſchon, wie ein gutes „race-horse“ im Jahre 64 oder 65 noch einmal und ſelbſt mehr vor die Schranken treten und als Sieger ausge— rufen werden. Die Orchideen zeigen ſo viele Capricen, weichen ſo häufig von den allgemeinen Cultur-Regeln ab, daß es nicht mehr wie gerecht iſt, wenn ein neues Jahr ängſtlicher Pflege auch von Neuem wieder belohnt wird. J Topfroſen, Pelargonien, Cinerarien, Farne und Blattpflanzen, auch treffliche Leiſtungen in feineren Neuholländern und Eriken machen mit den vorhin genannten den Hauptreiz für's größere Publikum aus, erſtere habe ich ſelbſt in Frankreich, dem Lande der Roſen, nie in ſolcher Voll— Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 31 482 u * kommenheit angetroffen. Neuholländern und Eriken ſpricht das hieſige Clima mehr denn jedes andere zu, und Farne endlich wie auch Blattpflanzen ſind augenblicklich ſo eng mit der engliſchen Geſellſchaft verbunden, ie Gärtner in ihren Erfolgen ſich nur eines doppelten Gewinnes gewiß ſind. Der wirkliche Gärtner und erfahrene Gartenfreund ſieht aber auch zunächſt nach Pflanzen-Neuheiten aus, und dieſe treten ihm hier, das iſt nicht abzu— leugnen, in großer Menge entgegen. Was hat nicht allein ein Fortune hierin geleiſtet. Ebenſo wenig iſt aber zu beſtreiten, daß die engliſche Gärtnerei in dieſem Felde eine Niederlage erlitten hat, vor 20 Jahren beanſpruchte England faſt ausſchließlich für ſich allein das Recht, Europa mit neuen Pflanzen zu bereichern, ſeit dieſer Zeit haben mehrere Männer auf dem Continente den Fehdehandſchuh aufgenommen und den Zweikampf mit Glück beſtanden, zollen wir ihnen unſeren Dank und zwar in erſter 1 05 Herrn Linden in Brüſſel, Verſchaffelt und Van-Houtte in Gent. Was denken denn die Engländer von deutſchen, franzöſiſchen und belgiſchen Ausſtellungen? Die Antwort auf dieſe Frage ließe ſich vielleicht am leichteſten durch einige Bemerkungen des Herrn Bull in Chelſea geben laſſen, die wir in einem Hefte dieſes Jahrganges von „Gardeners Chronicle“ antreffen. Doch ich laſſe ihn ſelbſt reden: „In keinem Lande in der That iſt Gärtnerei ſo erfolgreich betrieben als wie in dieſem, und brauchen wir nur auf unſere Blumen-Ausſtellungen zu blicken, um dieſes bekräftigt zu finden. Kurzum, ich fühle mich nie ſo ſtolz im Bewußtſein des Vorranges engliſchen Gartenbaues, als wenn ich Blumen-⸗Ausſtellungen auf dem Continente beſuche. Die erſte und vielleicht natürliche Frage, womit ein Engländer empfangen wird, iſt: „Was denken Sie von unſerer Ausſtellung?“ Ein wie allemale antwortete ih: „Magni- fique, mais avez vous vu une exposition des fleurs en Londres?“ Herr Bull thäte beſſer, ſcheint mir, ſeine Antwort möglichſt bald zu verändern, um einmal nicht mehr Gefahr zu laufen, mit plumpen gramma- tikaliſchen Fehlern in einer fremden Sprache vor die Oeffentlichkeit zu treten, dann aber auch ſeinen Geſchmacksſinn durch derartige Beſuche zu verfeinern, da es keinem Zweifel unterliegt, daß die engliſchen Ausſtellungen in Rückſicht auf Arrangement und Decorirung die allerletzte Stufe einnehmen, was auch von manchen verſtändigen Leuten hier zugegeben wird. Um noch einmal auf die Orchideen zurückzukommen, ſo muß ich eines anderen lächerlichen Ausſpruches gedenken, der ſich in demſelben Blatte dieſes Jahrganges findet. Ein Correſpondent läßt ſich über die Orchideen— Sammlungen in Kew folgendermaßen aus: „Manch' einen Tag habe ich unter den Orchideen in Kew verlebt, und nachdem ich die meiſten und bedeutendſten Collectionen auf dem Feſtlande beſucht, bin ich zu der feſten Ueberzeugung gekommen, daß die in Kew rück— ſichtlich der Anzahl ihrer Species höchſtens von einer oder zwei, in guter Cultur aber von keiner übertroffen wird.“ | Die Kewer Sammlung wurde bekanntlich bis vor wenigen Jahren ſehr vernachläſſigt, jetzt hat ſich ihre Cultur auf den Zuſtand von mittel- mäßig und ihre Anzahl auf gegen 900 Species emporgeſchwungen. Ich 483 möchte dem guten Herrn nur aus der Umgebung einer deutſchen Stadt, Hamburg, zwei Sammlungen in's Gedächtniß rufen, die Schiller'ſche und Jeniſch'ſche, erſtere zählt, wenn ich nicht irre, gegen 1400 Arten, letztere nahezu an 1300, und was nun gar Cultur betrifft, ſo haben Männer wie Kramer, J. Schmidt und Stange ſo allgemeine Anerkennung gefunden, daß ihnen ein ähnliches Geſchwätze nur Spaß machen kann. „Oculos habent, et non vident“ ließe ſich von manchem der engliſchen Gärtner behaupten, und möchte ich ſchon wünſchen, daß ſich, wie Profeſſor Röper vor einigen Jahren eine Schrift über „vorgefaßte Meinungen“ in der Botanik, wo er den Franzoſen und Schweden zu Leibe rückt, in die Welt hineinſchickte, ein deutſcher Gärtner finden möchte, um eine ähnliche über Gärtnerei vom Stapel laufen zu laſſen, die hauptſächlich gegen John Bull in's Feld zöge. | Einen beſonderen und gewiß ſehr anzuerkennenden Zweig des englischen. Gärtnerweſens bildet die londoner Marktgärtnerei, die in ihren Producten, namentlich in Früchten und Gemüſen, von keiner anderen Stadt Europa's übertroffen wird. Der Grund hiervon iſt wahrſcheinlich in dem enormen Reichthum dieſer Weltſtadt, die der Verſammlungsort des begüterten Adels, das Centrum des europäiſchen Handels iſt, zu ſuchen. Gärtner, die ihre Waare in „Covent-Garden“ zu Markte bringen, bekommen ſie daher auch immer mit den höchſten Preiſen bezahlt. Dünger, jener wahre Goldſtaub für erfolgreiche Culturen, iſt billig und reichlich vorhanden, und noch mehr, die hieſigen Marktgärtner wiſſen denſelben unter der beſten Form, zu rechter Zeit und am richtigen Platze zu verwenden. Die „Fulham Fields,“ ein Diſtrict weſtlich von London, an dem nörd:. lichen Ufer der Themſe, find mit Marktgärten, die über 2000 Aecker Land einſchließen, beſäet, und wid im Allgemeinen behauptet, daß von hier aus die feinſten Gemüſe und Früchte für den Markt producirt werden. Ein anderer Platz, mehr oder weniger an der Surrey- oder Süd-Seite der Themſe gelegen und welcher ſich von Camberwell bis nach Richmond erſtreckt, eine Entfernung von 10 engliſchen Meilen, ſteht dem obengenannten am Werthe nicht viel nach. Die Surrey-Marktgärtner, wie ebenfalls jene, welche ſich zwiſchen London Bridge und Greenwich angeſiedelt haben, einem Orte, „Jamaica Level“ genannt, dürfen desgleichen nicht überſehen werden. Dieſes niedrig liegende Land iſt an und für ſich ſchon ſehr fruchtbar, da die Themſe es lange Zeit überfluthete und viele Fuß tief fetten Boden zu— rückgelaſſen hat. Hier werden vorzüglich ſchöne Erdbeeren, Rhabarber, Süßholz, Rettige und auch Seekohl angebaut. | Gehen wir etwas weiter, jo kommen wir in die Grafſchaft Kent, dem Hauptfruchtgarten Englands. Große Maſſen Früchte aller Sorten werden von hier auf den londoner Markt gebracht, doch auch durch frühe Erbſen und Spargel zeichnet ſich Kent weſentlich aus. Ueberſchreiten wir die Themſe und treten in die Grafſchaft Eſſex ein, welche namentlich Bohnen, Erbſen Zwiebeln und Kohl hervorbringt; coloſſale Gurken und Melonen kommen von Bedfordſhire und Rüben werden ſogar von Buckingham und Berkſhire herangeholt. London mit ſeinen 3 Millionen Einwohnern und den Tauſenden, die ein⸗ und Are conſumirt Alles und mehr denn 31²⁷ 484 das, denn ſeit dem Handelsvertrage zwiſchen Frankreich und England ſpielen die franzöſiſchen Früchte und Gemüſe hier eine große Rolle. Samenbau wird verhältnißmäßig wenig betrieben, da der Continent viel auf hier exportirt und mag „Gardeners' Chronicle“ auch noch ſo viel gegen „German Seeds“ und „Seed-lists“ ſchreien, die engliſchen Gärtner ſcheinen doch ihre Rechnung dabei zu machen. Kräuteranbau um London herum iſt dagegen von ziemlicher Bedeutung und wird hauptſächlich in Surrey angetroffen. Hunderte von Aeckern ſind mit Lavendel, Pfeffermünze, Citronenmeliſſe u. ſ. w. bedeckt, nähert man ſich im Sommer einer ſolchen Localität, fo wird man ſchon von Weitem durch eine Combination ſüßer, erfriſchender Gerüche angenehm begrüßt. — Außerdem ſind noch die zahlreichen Gärten bei London zu bemerken, wo Früchte, Gemüſe und Champignons in großartigem Maßſtabe angetrieben werden. Nach angeſtellten Erkundigungen habe ich erfahren, daß 12000 Aecker Land mit Gemüſen und 5000 mit Fruchtbäumen für den Bedarf der londoner Märkte bepflanzt ſind. Dieſe finden ſich alle in den benachbarten Grafſchaften, und muß man außerdem die rieſigen Lieferungen aus entfern- teren Diſtricten, wie Cornwall und Devonſhire in Betracht ziehen, die London per Eiſenbahn erreichen. | Soweit meine Bemerkungen über dieſen Punkt, die ich größtentheils einer kleinen Schrift: „Market Gardening round London“ by James Cuthill, entlehnt habe. | Derſelbe Verfaſſer hat ſich durch mehrere andere Broſchüren, wie über Erdbeeren, Champignons, Kartoffeln, auf dieſem Felde wirkliche Anerkennung erworben. Kurz vor meiner Abreiſe von Kew ſchickte er mir einen von ihm geſchriebenen, höchſt humoriſtiſch gehaltenen Aufſatz zu, in welchem er, ſo zu ſagen, eine neue Idee vor die Oeffentlichkeit bringt. — Ich habe es mir nicht verſagen können, denſelben meinen „Plaudereien“ anzuſchließen und habe wenigſtens' den Verſuch gemacht, in der Ueberſetzung jene originelle Schreibweiſe beizubehalten. „Meeting of cultivated Fruits and Vegetables to protest against the waste of their Food.“ | Vorigen Freitag fand im „Globe Artichoke“, „Pine Apple Row“, London, eine ſehr beſuchte Verſammlung von Früchten und Gemüſen ſtatt, um die Kloaken Londons und die Amalgamation des irländiſchen verkohlten Torfes (Irish charred peat*) mit denſelben in nähere Be- trachtung zu ziehen. Se. Königl. Hoheit „the Black Jamaica Pine Apple“ befand ſich im Präſidentenſtuhle, zu ſeiner Rechten von „the Black Prince Strawberry“ und zu ſeiner Linken von Sr. Königl. Hoheit „the Prince of Wales,“ Sohn des erſteren, unterſtützt. Die Ehre eines Vice-Präſidenten *) Daſſelbe was „charcoal“ iſt, nur mit dem Unterſchiede, daß erſtere Subſtanz aus Torf bereitet wird, während „charcoal“ charred coal die bekannte Holzkohle iſt. In Irland befinden ſich große Fabriken, um den Verbrennungs- proceß des Torfes zu bewerkſtelligen, aus Mr. Curtis Aufſatz ſcheint aber hervorzugehen, daß vieletauſend Aecker Land von dem „Irish charred peat“ in Irland zum Gebrauche fertig liegen. Da müßte man denn ſchon auf unterirdiſche Erdbrände ſchließen. Ed. Goeze. 485 war dem edlen Mr. Cabbage von „Fulham Fields,“ ein Bild der Geſundheit und Kraft, zuerkannt worden, zu ſeiner Rechten erkannte man „Mr. Black- spine Cucumber“ und links von ihm zeigte ſich „Mr. Celery“ von „Jamaica Level,“ in all' ſeiner Würde. , Der Präſident erhob ſich und ſprach: „Mein Herr Vice-Präſident und edle Genoſſen, — mehr denn einmal iſt es mir ſchon vergönnt geweſen, vor ſo großen Verſammlungen zu erſcheinen, doch muß ich hinzufügen, daß es das erſte Mal iſt, wo ich mit einer ſo wichtigen und inhaltsreichen Frage, rückſichtlich einer Zunahme von Nahrung für unſere ſich ſteigernden Bedürfniſſe, vor's Publikum trete. Ich wünſche, daß ein Jeder der hier Verſammelten ſein Gutachten über flüſſigen Dünger und „chäfred-peat“, als zuträglichſte Nahrung für all' unſere Familien, ablegen möge, und zwar bevor wir aus einander gehen, da die Meiſten von uns wohl morgen früh in „Covent Garden“ einer Verſammlung anderer Art beiwohnen müſſen. (Hört, hört!) 30 Jahre ſind verfloſſen, ſeitdem meine Familie mit dieſer herrlichen flüſſigen Speiſe bekannt wurde, die, da wir ſie direct aus „Kuh⸗, Schweineſtällen und dgl. Oertern mehr bezogen, ſich im unverfälſchten, kräftigſten Zuſtande befand. Dies geſchah zu „Aſhburton Houſe, Putney Heath.“ Doch machten wir es zu einem ſtrengen Geheimniſſe, da ſich in jenen Tagen vielleicht unſere beſten Freunde ſelbſt geweigert haben würden, Hände mit uns zu ſchütteln, hätten ſie geahnet, welch' üppige Nahrung täglich auf unſerem Tiſche erſchien. (Großes Gelächter). Bis dahin erreichten wir nie eine größere Schwere als 2 Pfund, welch' einen wohlthuenden Contraſt biete ich jetzt da! Daher rufe ich aus: Brown Stout“ für immer! Bei Tafel habe ich oft im Stillen herzlich gelacht, wenn Bemerkungen über ſolch' fetten, großen Geſellen gemacht wurden, doch habe ich die hohen Herrſchaften über das „wodurch“ in Unwiſſenheit gelaſſen. * Unter vielen Beifallsbezeugungen nahm der Präſident ſeinen Sitz wieder ein und man rief nach dem Vice-Präſidenten und Mr. Spanish Onion. Letzterer ſprach zunächſt; Schon lange habe er die Ueberzeugung erlangt, daß ſeine Freunde in England all' ihre beſte Speiſe in Goſſen und Ableitungscanälen fließen ließen, während in ſeinem Vaterlande jeder Tropfen flüſſiger, jedes Krümchen feſter Nahrung gerettet würden, und dem Boden zu Gute kämen. Der Herr Präſident habe bemerkt, daß ſich ſeine Bekanntſchaft mit flüſſigem Dünger ſeit 30 Jahren herſchriebe, in Spanien kenne man dieſe luxuriöſe Speiſe ſchon ſeit länger denn 3—400 Jahren. Jedes Frauenzimmer bei ihm zu Haufe kenne den Werth von dem, was man hier Koth oder Straßen— kehricht nenne, und bewahre es, als wenn es Gold ſei, und das iſt es, es iſt des Bodens Gold! (Lautes Geſchrei, hört, hört!) Dünger unter irgend einer Form fer dem Lande, was Goldſtaub dem Beſitzer iſt, letzterer könne nicht ohne Gold fortkommen, noch könne der Boden ohne eine gute Zuthat organiſcher Nahrung, welche man bei ihm Humus nenne, gedeihen. Wenn das Land arm an Humus iſt, jo kann auch nur eine klägliche Ernte er: wartet werden. Hier ſtehe ich, meine Herren, als ein ſtolzes Erzeugniß meines Heimathlandes, ein Gewicht von nahezu 4 Pfund repräſentirend, 486 und nun ſchaut auf meinen englifchen Bruder mir gegenüber, ein Pfund in der Wagſchaale würde ihn ſchon in die Luft ſchnellen. (Brüllendes Gelächter.) Möchte man nicht etwa glauben, daß wir verſchiedener Abſtammung ſeien, doch das iſt nicht der Fall, man zerlege uns, und eine gleiche Anzahl von Schuppen oder Scheiden wird bei Beiden gefunden werden, auch er muß ſeinen Urſprung von der berühmten ſpaniſchen Zwiebel— familie herſchreiben. Deſto mehr rührt mich aber ſeine Jammergeſtalt, die da Zeugniß giebt, wie wenig ihm von einer kräftigen, organiſchen Nahrung geboten wird. Freilich hatten auch ſie lange Zeit ein Geheimniß daraus gemacht, und zwar nicht ſo ſehr aus reinem Egoismus, ſondern vielmehr aus dem Grunde, welchen der Herr Präſident ſchon vorhin berührt, Leute hätten Nichts mit ihnen zu ſchaffen haben wollen, würde man ſie in die Details ihrer leckeren Speiſe eingeführt haben. (Beifallsrufen.) Die Verſicherung darf ich ausſprechen, daß mein Intereſſe für dieſe große Ver— ſammlung ein ſehr lebhaftes iſt, und indem ich aus engliſchen Blättern erſehe, daß die „Times“ und „Gardeners' Chronicle“ dem Geſundheits— rathe Verweiſe ertheilen, und glaubend, daß dieſes Comité, von dem man ſagte, es hätte „hölzerne Köpfe“, aus Leuten des Pflanzenreiches zuſammengeſetzt ſei, eilte ich herbei, um meine Brüder bei dieſem großen Unternehmen kräftigſt zu unterſtützen, doch, wie mein Erſtaunen beſchreiben, nachdem ich finde, daß jener Rath aus Leinwebern, Schuſtern, Schneidern, Bartſcherern und ſolchen mehr zuſammengeſetzt iſt; (betäubendes Gelächter) das ſind augenſcheinlich nicht die rechten Leute auf dem rechten Platze! (Beifallsklatſchen.)“ Zum Schluſſe kommend, ſpreche ich die Hoffnung aus, daß wir im Stande ſein mögen, aller Welt zu zeigen, daß jede Stadt eine große Menge flüſſigen und feſten Dünger hervorbringt und ſolcher muß und darf nicht unnütz vergeudet werden. Rufe nach Mr. „Vine,“ der ſich alsbald erhob und zu allererſt die Ver— ſicherung ausſprach, daß er in dieſer Demonſtration eine hohe Genugthuung fände. Trotz all' der ſeiner Erziehung geſchenkten Sorgfalt in „Hampton Court“ müſſe er aber auf den Titel eines öffentlichen Redners Verzicht leiſten. Man wiſſe allgemein, daß ſeine Familie für viele Jahre durch Haufen von Eingeweiden halb vergiftet geweſen ſei, ihm ſei es vergönnt geweſen, all' den Zweigen ſeines Hauſes die Entdeckung einer großen Kloake, in der Nähe ſeiner Reſidenz, zu verkünden und ihnen ſomit die troſtreiche Gewißheit einer unübertrefflichen Nahrung zu liefern. Einerlei ſei es ihm jetzt, in was für einen Boden man ihn hineinthäte, wenn nur immer Ueberfluß von flüſſigem Dünger vorhanden ſei. Um ſo mehr müſſe er aber ſein tiefes Bedauern über die Kunde ausſprechen, daß man beabſichtige, die reichen Kloaken Londons dem Meere zuzuführen. | Die Reihe des Sprechens kam jetzt an Mr. „Cabbage.“ Viele ſchöne Worte erwarte man hoffentlich nicht von ihm und könne er nur bemerken, daß ſeine Behandlung in den „Fulham Fields“ eine ſehr einfache ſei, und daß man mit rechtzeitigem Ausſäen, gewiſſenhaftem Um: Ein jedenfalls derber Hieb gegen die Direction der „Royal Horticultural Society,“ welcher faſt alle engliſchen Blätter den Krieg erklärt hatten. E. Goeze. 487 \ graben und einer reichlichen Zufuhr von Dünger ihm und feinen Brüdern ein gutes Temperament nicht abſtreiten könne. Verſtände er recht, ſo wären ſie heute hier verſammelt, um Gutachten darüber abzulegen, in wie fern es möglich ſei, die Kloaken London's in Vereinigung mit dem „Irish charred peat“ in einen reichen Dünger zu verwandeln, er wäre bereit, ſich als Champion für dieſe Idee zu erklären und die Ueberzeugung auszuſprechen, daß ſie all' ſeinen Gönnern große Reichthümer in Ausſicht ſtellte. Sr. Kgl. Hoheit „the Strawberry“. wünſchte einige Worte zu ſagen, bevor die Verſammlung aus einander ginge. Meine Familie iſt Allen wohl bekannt und kann 28 nur wenig darauf ankommen, von wo wir unſeren Urſprung herſchreiben, ob von Chili, Vir— ginien oder den Hinterwaldungen Groß -Britanniens.“ Reiſen hat große Veränderungen unter uns hervorgerufen; wir waren einſt, wie der ganze Reſt von Euch, ſehr wilde Geſellen und brachten immer Ausläufer hervor, Erziehung hat Wunder an uns verrichtet. Einſt nannte man uns „Wood— berry,“ doch zwei berühmten holländiſchen Gärtnern verdanken wir unſere jetzige Bezeichnung, weil ſie uns Stroh zum Lager anwieſen, um uns vor dem Schmutze zu beſchützen. Ich kann nicht umhin, dem hier in dieſer hochgeehrten Verſammlung ſo allgemein bewieſenen Intereſſe rückſichtlich einer Vermehrung von Nahrungsſtoffen für uns insgeſammt meine volle Zuſtimmung zu ertheilen und muß bemerken, daß „charred peat“ ſchon für ſich allein Großes an uns geleiftet hat. (Ungeheurer Jubel.) Zeichen von Ungeduld ließen ſich wahrnehmen und aus allen Ecken des Saales hörte man Stimmen, die nach Mr. „Black Spine Cucumber“ verlangten. Ohne äußerlich von dieſer ſchmeichelhaften Demonſtration gerührt zu ſein, erhob ſich jener ehrenwerthe Gentleman und ſprach die Zu— hörer folgendermaßen an: h Mit tiefer Achtung habe ih den Worten gelauſcht, die hier geredet worden, und kann nicht umhin, mein Befremden darüber auszuſprechen, wie ein ſo aufgeklärtes Land für ſo lange Zeit die wahre, die einzig wahre Nahrung des Bodens nicht recht verſtehen, ja noch mehr, gegen ſolche ein ſo großes Vorurtheil empfinden ſollte. Man mag es Miſt oder Dung, Unflath oder Kehricht nennen, einerlei, ich behaupte, daß die richtige Bezeichnung „Pflanzen-Futter“ iſt, welches dem Boden zu unſerem Gedeihen anvertraut wird. Gelb vor Aerger wurde ich über die Bemerkung von Mr. „Onion“, wie man in Spanien verführe, und daß ſelbſt die Kinder dort ſchon den Werth, was Pflanzen-Nahrung ſei, zu würdigen verſtänden. Was meine Familie und mich ſelbſt anbelangt, ſo können wir uns durchaus nicht hier auf engliſchem Boden beſchweren. Wir gehören zur Nobleſſe und leiden oft an Gicht und weißem Mehltau auf unſeren Häuptern. Mein Plan iſt nun einfach der, daß, wenn auch immer die Kloaken London's dem „Father Thames“ zugeführt würden, es an deſſen Mündung ſein müßte, wo wir uns mit ihnen zu thun machten. Ich ſchlage daher vor, wenigſtens 6 große Reſervoirs zu haben, von welchen jedes die Ebbe von 48 Stunden enthalten kann, ſie müſſen in paralleler Richtung zu einander liegen, mit guter Drainage verſehen ſein, um das reine Waſſer wegzuführen, nachdem „the Irish charred peat“ mit dem eigentlichen Inhalte der Kloaken zu 488 Boden geſunken ift. Dieſelben müſſen außerdem mit Maſchinenhaus und mit aus Eiſen und Glas erbaueten Trockenſchuppen ausgerüſtet fein. Der dazu erforderliche Raum könnte vielleicht auf 50 Aecker veranſchlagt werden. Wir wiſſen Alle, daß ſich gegen 3 Millionen Aecker von reicher, ſchwarzer, vegetabiliſcher Torferde in Irland befinden. Dieſelbe iſt zum Gebrauche fertig, warum ſie daher noch länger unbenutzt laſſen. Ich habe ſie für viele Jahre im unvermiſchten Zuſtande erprobt und kann kein Zweifel obwalten, daß ſelbige, mit dem Bodenſatz unſerer Kloaken vermiſcht, eine unübertreffliche Nahrung für All' und Jeden geben würde. Wohl bin ich mir bewußt, daß dieſes eine gar wichtige Frage iſt, wohl weiß ich, daß manch' koſtbare Salze in dieſer Auflöſung verloren gehen müſſen, doch ebenſo gut wie man ſagen könnte, dieſen Bodenſatz zu retten, ſei nicht der Mühe werth, mit ebenſo pielem Rechte möchte man die Behauptung aufſtellen, daß der Schlamm von Teichen ohne weiteren Nutzen ſei. Laß' die gewiſſen⸗ loſen Städter nur bedenken, in welch' hübſche Patſche ſie gerathen würden, wollten wir auch nur für eine Woche all' unſere guten Dinge von dieſer großen Metropolis entfernt halten. (Gelächter.) Schließlich bemerke ich, obgleich kein Civil⸗Ingenieur, daß ſich die Werke dieſes großen Unternehmens auf der „Kentisheside“ des Fluſſes befinden ſollten. Kann nicht die Nord⸗Kloake durch lange Röhren im Flußbette hinübergebracht werden, wie 3. B. bei „London bridge,“ und warum nicht eine andere Verzweigung von Röhren durch den „Thames Tunnel“ leiten, der ja eigentlich nur für Kloaken⸗Leitungen gut iſt und dann doch von einigem Nutzen ſein würde. Mr. „Dioscorea oder Mr. Chinese Lam“ ergriff hierauf das Wort, er habe England gehörig durchreiſ't und ſich an manchen Orten aufgehalten, doch ſage das hieſige Clima ihm durchaus nicht zu. In dem Lande, wo er herkäme, wo Barbaren zu Hauſe ſeien, wie man ihm hier geſagt, rette man Alles für den Boden, man kenne nichts, was an Abzugscanäle erinnern könne, ein Blick auf die chineſiſche Bevölkerung müſſe ihn unwillkührlich an einen engliſchen Kaninchengarten erinnern, wo Alle bunt durcheinander liefen aber doch gediehen. Ihm ſcheine, daß der Name von Barbaren ſich nur auf ſolche beziehen könne, die eine thörichte Verſchwendungsſucht mit Boden— Nahrung darthäten, und das ſei jedenfalls mehr der Fall hier als wie drüben. Der Präſident ſchloß die Sitzung, indem er der Verſammlung ſeinen Dank ausſprach für die Uebereinſtimmung in ihren Plänen und ſie aufforderte, in allen Ecken und Winkeln ihrer Inſel Freunde für dieſe Idee zu gewinnen. a Eine allgemeine Aengſtlichkeit war ſichtbar über das betäubte Ausſehen von Mr. „Potato“, der noch immer viel Schwärze unter den Augen zeigte. Doch verſicherte ſein Doctor von Camberwell, daß keine augenblickliche Auflöſung zu befürchten ſei, indem er hinzufügte, daß, wenn man ſeinen hierüber veröffentlichen Rathſchlägen (Belgian Competition Prize Essay on the Potato) folgte, dieſe Anzeichen der ſo ſchlimmen Krankheit bald verſchwinden würden. Engliſche Garten-Literatur hier ganz mit Stillſchweigen zu über⸗ gehen, wäre von einem Gebäude ſprechen, ohne zuvor auf das Fundament 489 hingewieſen zu haben; doch umfaßt fie fo verschiedene Epochen, begreift ſo Vieles und verlangt ein ſo tiefes Studium, eine ſo erprobte Erfahrung in allen Zweigen der Gärtnerei, daß, wenn ich mich mit einigen flüchtigen Bemerkungen hervorwagen will, ich zu allererſt das Geſtändniß machen muß, weit davon erntfernt zu ſein, ſie gründlich beurtheilen zu können, ſondern nur den Wunſch hege, ihr hier öffentlich meinen Dank abzuſtatten für die vielen Schätze, die ſie vor meinen Augen entfaltet hat. Es ſind zunächſt die Gartenzeitungen, mit denen wir zu thun haben, und dieſe ſind hier, will mir ſcheinen, allgemeiner verbreitet und finden einen größeren Kreis von Leſern, als wie unſere deutſchen und franzöſiſchen. Woran das liegt, iſt wohl ſchwer zu entſcheiden, glauben möchte ich aber, daß ſie ihrem Inhalte nach ſchon mehr für's größere Publikum als für wirkliche Fachleute beſtimmt ſind. „Gardeners' Chronicle“, auf die ich mich ſchon verſchiedene Male bezogen, ſteht unter ihnen obenan und iſt die einzigſte, welche auch im Auslande vielfach gehalten und geleſen wird. Sie iſt die größte aller europäiſchen Gartenzeitungen und erfreut ſich ſchon in ſofern einer bedeutenden Verbreitung, weil ſie Landwirthſchaft mit Gärtnerei zuſammen in ihren Columnen aufnimmt. So viel ſteht aber feſt, daß ſie nicht das mehr iſt, was ſie vor einem Jahrzehnt war, durchblättert man ältere Jahrgänge, ſo ſtößt man auf eine Menge vortrefflicher Original— aufſätze, die immer die wichtigſten Fragen der damaligen Zeit behandelten, und nicht nur dem rein Practiſchen oder Commerciellen Berückſichtigung ſchenkten, ſondern ebenſo gut in das Gebiet der Theorie eindrangen. Daß ſie an ſolchen verhältnißmäßig ſehr arm geworden, habe ich aus dem Munde mancher erfahrener Leute gehört. Keifen, Parteiſucht und Neid ſind zu— weilen die Zeichen eines zunehmenden Alters, und „Gardeners' Chronicle“ ſcheint ſich dieſe Schwächen angeeignet zu haben. — Beiſpiele anzuführen, um dieſes darzuthun, würde mir nicht ſchwer fallen, mit einem will ich mich begnügen. Im März dieſes Jahres verkündigte „ſie“ ihren Leſern den bevor— ſtehenden Abgang des alten, verdienſtvollen, hochgeachteten Curators von Kew⸗Gardens, Mr. John Smith, F. L. S., und deutete auf die wahr: ſcheinlich ſtattfindende Ernennung des Obergärtners beim Herzoge von Northumberland zu dieſem Poſten hin. So befremdend wie es mir damals auch erſchien, Lobpreiſungen für den „Neuling“ anſtatt für den Jedermann bekannten Abgänger zu finden, vertröſtete ich mich doch mit der Hoffnung, daß dieſes Blatt, als an der Spitze der engliſchen Gartenjournaliſtik ſtehend, das Verſäumte einige Monate ſpäter bei dem wirklich erfolgenden Wechſel in doppelter Weiſe nachholen würde. Wie ſehr ich im Irrthume, bezeugen folgende Zeilen: „Wir erfahren, daß Mr. John Smith von Kew, welcher wegen ſeiner immer ſchwächer werdenden Augen nicht mehr für activen Dienſt zu verwenden iſt, ſeinen Platz als Curator der Königlichen Gärten am 16. Mai verlaſſen wird. Die lange Periode ſeines activen Dienſtes, die ſich auf über 44 Jahre erſtreckt, iſt, ſo verſtehen wir, durch eine gute Penſion an— ſtändig belohnt worden. Wir haben ſchon angedeutet, daß Mr. John 490 Smith von Syon Garden Herrn Smith's Nachfolger ift, ein eigen⸗ thümliches Zuſammentreffen von Namen!“ Man hat mir geſagt, daß der verehrte Redacteur von „Gardeners Chronicle“ zu wiederholten Malen Gelegenheit geſucht, den ehrwürdigen, vortrefflichen Mann, der ſo viel für die Wiſſenſchaft und in's Specielle für die Kewer Gärten gethan, anzufeinden, auf ſolche Weiſe aber zu verfahren, blind gegen alle Verdienſte zu ſein und ſeinem eigenen, perſönlichen Miß— lieben nur Gehör zu ſchenken, iſt ſchmachvoll und kann nur mit Abſcheu und Verachtung beſtraft werden. — Die anderen hieſigen Garten- und bota— niſchen Zeitſchriften ſind „Gardeners' Chronicle“ gefolgt und haben entweder gar keine Notiz davon genommen oder nur mit einigen kühlen Worten darauf hingewieſen. Iſt das der Dank, den das großmüthige England Männern zollt, die im Staatsdienſte ihre beſten Kräfte aufgeopfert und alt und ſchwach geworden ſind? 5 Obgleich nur ein ſchwaches Organ, ſo möchte ich doch hier, und zwar im Namen aller deutſchen Gärtner, die einſt, wie ich vor Kurzem, in Kew Garden ſich zu ihrer Ausbildung aufgehalten, Herrn John Smith, jetzigem Ex⸗Curator, meinen wärmſten Dank für die freundliche, helfende und er— muthigende Aufnahme danken, die wir unter ihm dort gefunden. Kew wird für junge deutſche Gärtner nie das mehr ſein, was es geweſen. Seine wiſſenſchaftlichen Leiſtungen werden hoffentlich einen würdigeren Lobpreiſer finden. Männer wie Robert Brown ſcheuten ſich nicht, ihn zu ihren Freunden zu zählen, lebten ſie noch, ſie würden nicht anſtehen, das zu thun, was jetzt dem Auslande allein überlaſſen zu ſein ſcheint. Nächſt „Gardeners' Chronicle“ iſt es „The Cottage Gardener,“ der Beachtung verdient, ein Blatt, welches ebenfalls Oeconomie mit Gärtnerei in ſich vereinigt. Für practiſche Gärtner ein recht gutes Blatt, und namentlich für Specialitäten wie Blumengärten ſehr zu empfehlen. „The Scottch Gardener“ iſt noch eine andere Schrift, die aber eigentlich nur für Schottland berechnet iſt, oder wenigſtens ſich nicht weit über deſſen Grenzen hinauszieht. „The Proceedings of the Royal Horticul— tural Society“, die monatlich einmal erſcheinen, können den eigentlichen Gartenzeitungen angereiht werden, und wenn ihre Blätter auch zum großen Theile Mittheilungen enthalten, die nur für Mitglieder dieſer Geſellſchaft von Intereſſe ſind, finden wir doch zuweilen Abhandlungen darin, die All' und Jedem willkommen ſind, ſo die trefflichen Arbeiten über „Coniferen von A. Murray.“ Derſelbe Schreiber hat vor nicht langer Zeit ein umfangreiches Werk „The Book of the Royal Horticultural Society“ ver— öffentlicht, welches, auf's eleganteſte ausgeſtattet und mit prachtvollen Zeich— nungen und Photographien verſehen, einen hübſchen Schmuck für größere Gartenbibliotheken ausmachen wird. Unter den manchen botaniſchen Your: nalen, die der Gärtnerei eine beſondere Aufmerkſamkeit ſchenken, ſteht „Botanical Magazine“ von Sir W. J. Hooker obenan, ein unübertreffliches Werk, welches leider nur zu koſtſpielig, um von vielen Privaten gehalten zu werden. „The Natural Review,“ Dr. Seemann's „Journal of Botany,“ „The Technologiſt,“ „Proceedings of the Linnean 491 Society“ und noch mehrere andere ftehen alle mehr oder minder mit der engliſchen Gartenliteratur in Verbindung und tragen weſentlich zur Hebung derſelben bei. Haben wir für Pflanzen-Phyſiologie einen Schleiden und Unger, ſo hat England dafür ſeinen Darwin, deſſen Werke in mehrere lebende Sprachen überſetzt ſind. Zur Bereicherung der Pflanzen-Syſtematik haben namentlich Dr. Hooker, Bentham und Dr. Thompſon durch „Genera Plantarum“ Flora Judiens, Neu-Seelands und anderer engliſcher überſeeiſcher Colonien in letzterer Zeit viel beigetragen. Sir W. J. Hooker's „Filices Exoticae“ oder Zeichnungen und Beſchreibungen exotiſcher Farne, die ſich vorzüglich zur Cultur eignen, iſt für jeden Farneliebhaber ein elaſſiſches Buch zum Studium dieſer Familie. Schließlich möchte ich noch auf ein Werk hinweiſen, von welchem erſt einige Lieferungen erſchienen find, nichts deſto weniger aber ſchon ſeinen großen zukünftigen Nutzen darthut, ich meine das „Pinetum Britannicum“ von dem Herrn Lawſon in Edinburg herausgegeben. Die Lawſon'ſche Gärtnerei beſitzt bekanntlich eine der größten Coniferen⸗Sammlungen Europa's, und wenn die Beſitzer derſelben es ſich zur Aufgabe geſtellt, alle in Groß-Britannien cultivirten Arten und Abarten der Reihe nach durch ausgezeichnet fein ausgeführte, große Zeichnungen und gewiſſenhafte Beſchreibungen in dieſem Werke folgen zu laſſen, ſo iſt das ein Unternehmen, wofür ihnen gewiß ein Jeder Dank wiſſen wird. Am Schluſſe meiner erſten Abtheilung ſtehend, möchte ich nur noch einige Worte über die Flora der Grafſchaft Surrey, in welcher die weltberühmten Gärten von Kew gelegen ſind, hinzufügen. Surrey, im füdsöftlihen Theile Englands gelegen und im Norden von der Themſe begrenzt, umfaßt einen Flächeninhalt von 789 D-Meilen (engl.). Geologiſch betrachtet, treten 3 Haupt-Strata daſelbſt auf, nämlich: 1. Die Lehm- und Haſtings-Sand-Formation, die niedrigſte und zugleich die älteſte Series der Straten in der Grafſchaft. 2. Die Kalk⸗ und Grünſand-Formation, welche über erſtere gelagert iſt. 3. Die Londoner Thon-Formation oder tertiäre Schichten, in Baſſins oder Vertiefungen zwiſchen dem Kalke vertheilt oder auch darauf ruhend. Hier und da treten auch noch Zuſammenhäufungen auf, die aus einer Miſchung von Lehm, Kies und Sand zuſammengeſetzt ſind. Die Oberfläche bietet verſchiedene Bilder dar und iſt über und über wellenförmig, in einigen Gegenden befinden ſich Hügel von beträchtlicher Höhe (993°), welche eine herrliche Fernſicht liefern. Die Anzahl der hier auftretenden Pflanzen beläuft ſich auf 984 Species mit 65 gut charakteriſirten Varietäten, unter erſteren treten manche auf, die eigentlich nicht als britiſche Arten aufgeführt werden können, ſich aber voll— ſtändig eingebürgert haben, wie z. B. Impatiens fulva von Nord-Amerika, Teucrium Botrys, von Manchen als britiſche Pflanze angeſehen, Lilium Martagon, augenſcheinlich eingeführt, Digitaria sanguinalis und mehrere andere. Außer dieſen mögen noch Buxus sempervirens mit Juniperus communis und Taxus baccata erwähnt werden, die oft ganze Hügel— reihen bedecken, keinenfalls aber als einheimiſch ausgegeben werden dürfen. — 117 Arten kommen auf allen Straten zu gleicher Zeit vor, 13 ſind dem ſeichten Kies eigenthümlich, 55 dem Kalk und 28 dem niedrigen 492 Grünſand. 718 Species find Dicotyledonen, 234 Species Monocotyledonen und 42 Acotyledonen. Folgende Familien ſind am ſtärkſten vertreten, nämlich: Ranunculacee 28 Species; Cruciferæ 46 Spec.; Caryophylles 33 Spec.; Bosacex 5—6 Spec.; Leguminose 45 Spec.; Umbelliferæ 39 Spec.; Composite 88 Spec.; Scrophulariem 38 Spec.; Labiatz 38 Spec.; Polygonem 21 Spec.; Orchidee 26 Spec.; Cyperace 33 Sypee.; Gramine® 79 Species. Die Anzahl der in der unmittelbaren Nachbarſchaft Kew's gefundenen Arten beläuft ſich auf gegen 400, von welchen vielleicht 10 pCt. eingeführt ſind. Viele der gemeinſten Pflanzen ſind vollſtändig verſchwunden, andere ausländiſche haben ſich ungemein raſch verbreitet und treten jetzt als Unkraut auf, fo Impatiens parviflora, Nutt. Nord-Amerika, Erigeron acre, Urtica pilulifera, Galinsoga parviflora und Fedia olitoria. Zwei Farne habe ich nur in der Nähe Kew's angetroffen, nämlich Pteris aquilina und Lastrea Filix mas und desgleichen nur 2 Orchideen, nämlich Orchis maculata und Epipactis palustris. Einige der ſeltenen Pflanzen ſind folgende: Isatis tinctoria, Hypericum androsaceum, Sambucus Ebulus, Inula Helenium, Phyteuma orbicularis, Orchis hircina ꝛc. Die Gärten, welche ich in und um London, ſowie auch in größerer Entfernung, beſucht habe, zerfallen in 3 Abtheilungen: 1. Königliche und öffentliche Gärten, 2. Privatgärtnereien, B 3. Handels-Etabliſſements, und beabſichtige ich, von jeder einige der Bemerkenswertheſten dem Leſer in kurzen Schilderungen vorzuführen. Die königlichen Gärten von „Frogmore“, in der Nähe Windſor's, ſtehen einzig in ihrer Art da, und kann man von den dortigen Culturen und anderen Bedingungen eines ſolchen Etabliſſements gar nicht zu hoch ſprechen. Sie enthalten 30 Morgen Land, ſind von einer 12“ hohen Mauer eingeſchloſſen und werden von geraden Wegen mehrfach durchſchnitten, wo— durch viele kleine Oblonge und in der Mitte ein großes Quadrat hervor⸗ gerufen werden. Beim Eintritt treten uns zunächſt auf der rechten Seite eine Reihe von Glashäuſern entgegen, welche, ſüd-ſüd-weſtlich gelegen, eine Länge von 820“ einnehmen. In der Mitte werden ſie durch die Wohnung des Hofgärtners Mr. Ingram in zwei Flügel getheilt; jeder derſelben hat 6 Abtheilungen, beſtehend in 1 Warm- und 1 Kalthaus für Decora- tionspflanzen, 2 Ananashäuſer, 3 Pfirſichhäuſer, 1 Pflaumenhaus und 4 Weintreibereien. An der Rückſeite dieſer Häuſer ſind verſchiedene Räum⸗ lichkeiten, wie Frucht- und Samenzimmer, mehrere Champignonskeller und die zu den Fronthäuſern gehörenden Heizungen angebracht. Ungefähr 120“ von letzteren gegenüber ſteht eine ähnliche Reihe von Glashäuſern, größtentheils dachförmig oder auch Doppelhäuſer genannt, aus 2 Kirſch⸗ treibereien, 2 Ananashäuſern und verſchiedenen anderen beſtehend. Zwiſchen dieſen 2 Reihen von Gebäuden find die Gurken-, Melonen-, Spargel- und 493 Gemüſetreibereien angebracht, ſowie auch die Ananaskäſten. Im Ganzen zählte ich 25 Treibhäuſer, alle neu, und deren Conſtruction eine ſehr einfache aber äußerſt practiſche iſt, namentlich in Hinſicht auf Lüften, welches vermittelſt einer Maſchine geſchieht. Sie ſind meiſtentheils aus Eiſen und Kupfer fabricirt. Der ſüdliche Theil des Gartens, bei unſerem Eintritte zur Linken gelegen, wird vom Gemüſequartier eingenommen, welches aus 6 verſchiedenen Abtheilungen beſteht. In der Mitte befindet ſich hier eine geſchmackvolle Granitfontaine, welche zugleich als Waſſerreſervoir dient. Die ſämmtlichen Mauern ſind auf beiden Seiten mit Fruchtbäumen, in Fächerform gezogen, bekleidet, welch' eine Maſſe von dieſen erforderlich war, um eine ſolche Bepflanzung von a—z auszuführen, kann man ſich leicht vorſtellen, wenn die Länge der Mauern auf 2½ engl. Meilen angegeben wird. Hauptſächlich werden hier Birnen, Pflaumen, Aprikoſen, Pfirſiche, Nectarinen und Feigen gezogen und durch Hülfe einiger transportabler Häuſer wird ein Theil der Pflaumen, Feigen und FPfirſiche früher zur Reife gebracht, um in der Lieferung für die Königliche Tafel keine Unterbrechung hervorzurufen, wenn die Treibhäuſer geleert ſind. So haben ſie hier den Wein in allen Stadien, Ende März oder Anfang April fängt man mit der Lieferung von Trauben an und hört erſt Ende Februar im folgenden Jahre damit auf. Außer den Fruchtbäumen an den Mauern werden nun noch beſonders Aepfel und Birnen, zu beiden Seiten der Hauptwege entlang, an einem Drathſpalier in der Form von Laubengängen gezogen. Dieſe Methode von laubenförmig gezogenen Fruchtbäumen iſt für ſehr zweckmäßig anerkannt worden, weil erſtens bei der geringen Höhe von 4½“ und 5, Breite wenig Schatten geworfen wird und die Früchte beim Abfallen ſich auf dem locker gehaltenen Boden wenig oder garnicht beſchädigen. Ferner ſind ſie auch für den Schnitt in ſo fern von Nutzen, weil der damit betraute Gärtner eine beſſere Ueberſicht hat und viel beſſer dazu gelangen kann. Die vorzüglichſten Birnen, welche in „Frogmore Gardens“ gezogen werden, ſind folgende: Marie Louise, Louise Bonne, Conseiller de la Cour, Gansels Bergamot, Autumn Bergamot, William Bon Chretien, Beurré Bosc, Beurre Diel, Van Mons, Brittish Queen, Sämling von Frogmore, noch wenig verbreitet und ausgezeichnet, Napoleon und Knight's Monarch. Im vorigen Jahre nahm ich Gelegenheit, Herrn Profeſſor Decaisne eine aus nahezu 50 Arten beſtehende Birnencollection aus „Frogmore Gardens“ zuzuſchicken, ſowie in dieſem Jahre eine Anzahl Birnenreiſer. Herr Decaisne, der ſich durch ſein Werk „Le Jardin fruitier du Muséum““ als einer der erſten Pomologen zu erkennen giebt, läßt den hier äußerſt gewiſſenhaft beſtimmten Arten vollſtändige Gerechtigkeit widerfahren, wenn er mir ſchreibt: „Danken Sie in meinem Namen Herrn Powel (Obergehülfe des Fruchtdepartements) für die Ueberſendung ſeiner herrlichen Früchte und Reiſer. Es iſt ſo ſelten, gut benannte zu erhalten, daß, wenn dieſes vorkommt, ich den Himmel dafür preiſe — und iſt dieſes mit jenen der Fall, welche ich Ihnen aus Frogmore verdanke.“ a un 494 Von Aepfeln bemerke ich Folgende: Cox Orange Pippin, Cox’s Pomona, Small Golden Pippin, King of the Pippin, Codlin Manks und Blenheim Pippin. Pflaumen: Reine Claude de Bavay, Jefferson, Coes Golden Drop, Victoria, Smith’s Orleans, Washington und Goliath. Kirſchen: Belle d' Orleans, Black Eagle, Late Duke, Elton, May Duke, Morello und White Heart. f Die jungen Tannenanpflanzungen und andere Geſträuche, die vor einigen Jahren von Herrn Ingram außerhalb der Mauern aufgeführt wurden, haben jetzt eine hinreichende Höhe erlangt, um die Mauern zu ver— decken und Schutz gegen kalte Winde zu liefern. Unter ihnen zeichnen ſich namentlich die vielen ſchlanken Cedrus Deodara vortheilhaft aus. — Unmittelbar an Frogmore Gardens mit Frogmore Houſe, berühmt geworden durch die Geburt des jungen engliſchen Thronerben, ſtößt Windſor Park, oder ſtrenger genommen, bilden erſtere einen Theil deſſelben. Auf ſeine Beſchreibung kann ich mich hier nicht weiter einlaſſen, er iſt ſo ausgedehnt und bietet namentlich für den Landſchaftsgärtner ſo viele herrliche Partien dar, daß Zeit und Fähigkeit mir mangelten, intereſſante Notizen an Ort und Stelle aufzunehmen. Sollten einige der Leſer denſelben ſpäterhin beſuchen, ſo möchte ich ihnen rathen „Virginie Water“ nicht zu überſehen. Die berühmte „Herne's Oak,“ über 1000 Jahr alt, unter welcher Shakeſpeare ſeine „Merry Wives of Windsor“ geſchrieben, bildete einen beſonderen An⸗ ziehungspunkt für Fremde, doch im Auguſt vorigen Jahres mußte auch ſie der Alles verwüſtenden Zeit weichen, ein heftiger Windſtoß machte ihrem Leben ein Ende. | Auf eine andere colloſſale Eiche ſtieß ich, die 12“ im Durchmeſſer und 40 —50“ im Umfang maaß. Das Mauſoleum der Herzogin von Kent, Mutter der Königin Victoria, und das im Bau begriffene des verſtorbenen Prinzen Conſort befinden ſich beide in Windſor Park, letzteres namentlich, von den feinſten Marmorarten ausgeführt, wird, wenn es vollendet, worüber freilich noch einige Jahre vergehen können, ein großartiges Kunſtwerk bilden. In der Nähe von Cumberland⸗lodge, ebenfalls noch im Parke, iſt ein Leviathan-Weinſtock, welcher ein einzelnes Haus von 138“ Länge und 20“ Breite gänzlich ausfüllt. Er bedeckt gegen 2870 O-Fuß Glas und producirt jedes Jahr ohne Wechſel circa 2000 Trauben. Dieſer Weinſtock iſt noch beſonders bemerkenswerth durch ſeinen geſunden üppigen Wuchs und durch die ſeltene Reinlichkeit von allen Inſecten und Mehltau. Man ſagt, daß er im Jahre 1800 gepflanzt ſein ſoll. Der große Wein in „Hampton Court“ iſt wohl allgemeiner bekannt, als ich ihn im vorigen Jahre zuletzt ſah, näherten ſich die Trauben, die auf 1400 veranſchlagt wurden und mehrere 100 K Sterl. einbringen ſollen, dem Stadium der völligen Reife, ein köſtlicher, verlockender Anblick — doch ſie hingen zu hoch für mich. Die Gärten der „Royal Horticultural Society“ befinden ſich in „South Kenſington“ und „Chiswick Garden,“ der von South Kenſington iſt neueren Datums, während Chiswick Garden den Grundſtein zu dem Beſtehen jener vielleicht erſten europäiſchen Gartenbaugeſellſchaft gelegt hat 495 und Leute wie Sir Joſeph Paxton aus ihm hervorgegangen find. Erſterer iſt in letzter Zeit von allen engliſchen Gartenzeitungen einer ſcharfen Kritik unterworfen worden, und ſind wir weit davon entfernt, die Frage, in wie fern das Comité gefehlt hat, das Alte ganz zu vernachläſſigen und ſich durch die augenſcheinliche oft unzweckmäßige Verſchönerung des neuen Platzes in ungeheure Schulden zu ſtürzen, hier weiter zu erörtern. Soviel möchte ich nur bemerken, daß, wenn man ſie mit den Gärten in Regent's Park vergleicht, die der „Royal Botanic Society“ angehören, ſie einem wie eine reine Tändelei erſcheinen, während letztere uns als ein Meiſterwerk im Arrangement und guter Führung entgegentreten. Im botaniſchen Garten von Regent's Park glaubt man ſich weit von einer ſo großen Stadt wie London entfernt, beim Eintritt in die Kenſington Gärten wird das Auge durch Haufen von Bauſchutt, Felder von Unkraut und wildem Buſchwerk unangenehm berührt. In dieſem Sommer iſt ein Theil des Gartens an Handelsgärtner vermiethet⸗ die ihn mit den beſten und neueſten Gruppen- pflanzen (bedding plants) verſchönern ſollen. Wenn dieſer Plan im Allge— meinen auch nicht zu verwerfen iſt, ſo möchte ich doch glauben, daß Handels— gärtner nicht eben die paſſendſten Leute ſind, den höchſten Styl im Arran— gement von Blumengärten hervorzurufen. Nichts deſto weniger kann man den Gärten in Kenſington ihre Verdienſte nicht abſtreiten; zuerſt iſt es das große Conſervatorium, welches das ganze Jahr hindurch immer neue und hübſche Bilder darbietet, die Maſſe blühender Pflanzen, zwiſchen welchen marmorne und bronzene Figuren und Statuen geſchmackvoll angebracht ſind, macht den Mangel an mehr ſelteneren Gewächſen leicht überſehen. Gerade in Front deſſelben ſteht das mächtige Monument des verſtorbenen Prinzen Albert, die Figur iſt aus Bronze ausgeführt und hat einen coloſſalen Granitblock zum Piedeſtal. Nur Schade, daß er, ein ächter deutſcher Mann, im Coſtüme eines engliſchen Hoſenband-Ritters dargeſtellt iſt. In der Mitte des Gartens befindet ſich eine rieſengroße, künſtleriſch ſchöne Fontaine, die ſich mit denen auf dem „Place de la Concorde“ in Paris an Großartigkeit meſſen kann. Die Wege zwiſchen kleineren Blumeupartien, welche mit Buxbaum eingefaßt ſind, werden auf's ſorgfältigſte mit verſchiedenfarbigem Sande beſtreut, doch, aufrichtig geſtanden, kann ich nichts hübſches hierin finden. In anderen Gebäuden werden die regelmäßigen Verſammlungen der Geſellſchaft abgehalten, doch auch zu Soireen für die höchſte Londoner Ariſtrocratie dienen die Gärten in Kenſington. Wenn ich ſie hier nur flüchtig beſprochen, ſo will ich dafür dem alten berühmten Garten in Chiswick mehr Recht angedeihen laſſen, und verdanke ich die nachfolgenden Bemerkungen Herrn R. Thompſon, der mich bei meinen wiederholten Beſuchen ſtets mit ausnehmender Freundlichkeit und Zuvorkommenheit aufgenommen hat. Im Jahre 1822 wurde der Garten von Chiswick angelegt und richtete man zunächſt beſondere Aufmerkſamkeit auf das Arboretum, in welchem die „Pomacex“ obenan ſtanden, und Dr. Lindley das Hauptmaterial für ſeine trefflichen Schriften über dieſe Familie lieferten. Als ich mir im verfloſſenen Jahre für Herrn Profeſſor Decaisne Zweige zum Trocknen erbat, ergab es ſich, daß keine 20 gut benannte Arten mehr vorhanden 496 waren, manche waren gefällt, andere waren durch Vernachläſſigung zu Grunde gegangen. Ein derartiges Verfahren kann mit Recht den Vorſtehern dieſer Geſellſchaft vorgeworfen werden, weil kaum eine zweite ſo gute Collection mehr vorhanden iſt. Die im „Pleaſure. Ground“ in Kew iſt noch ſehr jung und ſteht in reinem Sandboden, eine andere in Deutſchland, wenn ich nicht irre, im Parke von Muskau, iſt auch noch im Heranwachſen begriffen und kann es daher noch eine Weile dauern, bis ſich Botaniker mit Hülfe lebender Pflanzen im Stande fühlen, der großen Pomaceen-Ver— wirrung ein Ende zu machen. — Doch nun wieder auf „Chiswick Garden“ zurückzukommen, ſo umfaßt derſelbe 33 Aecker Land, von welchen gegen 10 mit Fruchtbäumen bepflanzt ſind, die übrigen 23 werden hauptſächlich von Geſträuchpartien und großen Raſenplätzeu ausgefüllt, einige fallen uuf die Gemüſezucht und die Gewächshäuſer. 25—30 Leute werden hier beſchäftigt, was hinreichend erſcheint, um den Garten nicht in eine ſolche Wildniß zu verwandeln, doch faſt die Hälfte der Arbeitzkräfte iſt ausſchließlich für die Vermehrung und Pflege von Pflanzen, die nach Kenſington Garden geſchickt werden, in Anſpruch genommen. Das hübſche, geräumige Conſervatorium wurde im Jahre 1857 all' ſeiner Inſaſſen beraubt und mit Reben bepflanzt, die aber ausgezeichnet gedeihen, und der Geſellſchaft durch den Verkauf der Trauben eine anſtändige Rente geben. Die Fruchtbäume, meiſtentheils in Pyramidenform gezogen, ſind in großer Auswahl vertreten, von Aepfeln cultivirt man 1700 Varietäten, von Birnen 1000, von Pflaumen 300 und von Kirſchen 250. Ein langer Glasgang von 200“ Länge, 10° Breite und 12° Höhe wurde kürzlich für Weinreben und Pfirſiche errichtet. Der aufrechte in Front ſich befindende Theil iſt aus dem früheren „Ewings Glaſswall“ gebildet, welcher letztere den gehegten Erwartungen nicht entſprach, da er nur aus Eiſen und Glas zuſammengeſetzt war und den Pflanzen während des Winters nicht Schutz genug bot, indem die Hitze zu plötzlich ab- und zunahm, was jetzt bei der neuen Conſtruction kaum zu befürchten, da Heißwaſſer-Röhren in genügender Zahl angebracht ſind. Die Reben ſind an der Hintermauer gepflanzt und Pfirſiche und Nectarinen ſtehen in der Front dieſes langen Glaskaſtens, in welchem außerdem tauſende von Erd— beeren in Töpfen angetrieben werden. Der von der „R. H. Society“ ausgeſchickte Reiſende hat manche ſeltene oder neue Pflanze importirt, beſonders auch Orchideen, die, nachdem ſie in Chiswicks Häuſern zum Wachſen gebracht ſind, unter die Mitglieder vertheilt werden oder auch zum Austauſch dienen. Unter feinen neueſten Importa⸗ tionen bemerkte ich eine allerliebſte Blattpflanze, Peperomia arifolia, zu den Piperaceen gehörend, welche augenblicklich von Herrn Caſimir de Candolle bearbeitet werden. Ob Streptocarpus Saundersii, eine Varietät zwiſchen St. Rexii und polyanthus, vielfach verbreitet iſt, kann ich nicht ſagen, jeden⸗ falls verdient ſie Beachtung für's Warmhaus. (Schluß folgt.) 497 Neue Erdbeerſorten. In dem von uns bereits im vorigen Hefte erwähnten neueſten beſchreibenden und illuſtrirten Verzeichniſſe über Erdbeeren des Herrn Ferd. Gloede aux Sablons bei Paris, *) werden folgende Sorten, die zum erſten Male in den Handel kommen, empfohlen: 1) Fairy Queen (Jardins royaux de Frogmore). Große Frucht, von hübſcher coniſcher oder ovaler Form, orangenroth, glänzend, Samen ſtark hervortretend; das Fleiſch iſt ſchneeſchweiß, feſt, voll, zuckerig, ſaftig, äußerſt aromatiſch. Es iſt dieſe Sorte eine mehr vervollkommnete Carolina superba, von der ſie auch abſtammt. Reift mittelſrüh. 2) Fertile (de Jonghe). Frucht groß oder ſehr groß, von hübſcher coniſcher Form, verlängert oder abgeplattet, lebhaft roth, die Samen hervor— tretend; das Fleiſch fleiſchfarben, voll, feſt, ſaftreich, zuckerig, von edelem Geſchmacke. Die Pflanze wächſt kräftig und iſt von einer unvergleichlichen Fruchtbarkeit. Dieſe Varietät hat einige Aehnlichkeit mit la Constante, ihr Wuchs iſt jedoch viel kräftiger und ihre Früchte ſind größer. Reifezeit mittelfrüh. f 3) Globe (de Jonghe). Frucht groß oder ſehr groß, von hübſcher runder oder ovaler Form und carmoiſinrother Farbe. Die Samen liegen im Fleiſche ein wenig vertieft, das Fleiſch iſt weiß oder roſaweiß, voll, ſaftig, zuckerig, ſehr aromatiſch. Die Pflanze iſt unterſetzt, kräftig und fruchtbar. Reifezeit mittelfrüh. 4) Janus (Bruant). Uebertrifft alle bisher bekannten Sorten der Monatserdbeere. Die Frucht iſt von hübſcher Färbung und guter Größe, länglich, zuweilen am oberen Ende zweilappig und von exquiſiter Qualität. Die Pflanze trägt erſtaunend reichlich vom Frühjahr bis ſpät in den Herbſt. 5) John Powell Jardins royaux de Frogmore). Frucht mittelgroß oder groß, oval mit einem ſchmalen zulaufenden Hals, lebhaft roth, glänzend; die Samen im Fleiſche etwas eingeſenkt, das Fleiſch weiß, voll, feſt, ſaftig, von ſehr erhabenem Geſchmacke. Die Pflanze iſt ſehr fruchtbar und lange tragend. 6) Leonce de Lambertye (de Jonghe). Das Wachsthum ein wenig mehr luxuriöſe als bei der von Lucas, aber ebenfalls fruchtbär. Die Frucht iſt groß, von regelmäßig coniſcher Form, zuweilen gegen die Spitze zu abgeflacht, von ſchöner rother glänzender Farbe; die zahlreichen Samen liegen ein wenig vertieft, das Fleiſch iſt feſt und incarnat weiß, ſehr ſaftreich, zuckerig und von erhabenem Geſchmacke. Dieſe herrliche Varietät ftammt von der Grosse Sucree, die Frucht iſt ſchöner als die von la Constante, ohne jedoch geringer zu ſein. Die Pflanze iſt von hübſchem Wuchs und ſehr fruchtbar, ſelbſt die Ausläufer tragen leicht, nicht nur, wenn ſie am Platze verbleiben, ſondern auch wenn ſie im Herbſte oder Frühe Beet werden. odele (de Jonghe). Eine große, ovale oder abgeflachte 4 lebhaft glänzende Frucht, mit feſtem, fleiſchfarbenem, vollem, ſaftigem, *) Culture spéciale de Fraisiers de Ferd. Gloede, Proprietaire aux Sablons, pres et par Moret-sur-Loing (Seine et Marne), Paris, Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 32 498 zuckerigem Fleiſche und einem ſehr hervortretenden Geſchmacke. Die Pflanze iſt ſehr fruchtbar aber von mäßigem Wuchſe und läßt ſie ſich ſchwer ver⸗ mehren, da ſie keine Ausläufer treibt. Sie dürfte deshalb allen denen zu empfehlen ſein, welche die Ausläufer an den Erdbeerflanzen nicht lieben. Es iſt eine völlig diſtincte Varietät und verdient in jeder Sammlung kultivirt zu werden. 8) Premier (Ruffet, Gärtner des Lord Palmerſton). Eine große oder ſehr große Frucht von ſchöner runder Form, zuweilen auch oval oder gelappt, ſchön roth gefärbt, die Samen erhaben liegend, das Fleiſch feſt, voll, weiß, roſa geadert, ſaftreich, zuckerig, ſehr aromatiſch. Die Pflanze ſehr kräftig ‚iyaıtend und ganz ungemein fruchtbar. Reifezeit mittelfrüh. Auch zum Treiben eignet ſich dieſe Varietät vorzüglich. 90 President (Green). Eine große ſchöne rund oder oval geformte lebhaft rothe Frucht, Samen hervortretend, das Fleiſch fleiſchfarben, voll, feſt, ſaftig, zuckerig, aromatiſch. Die Pflanze kräftig und fruchtbar, Reifezeit frühzeitig. Dieſe Varietät ſcheint von großem Nutzen zu werden, ſie gehört zur Gruppe der Ananas oder engliſchen Erdbeeren, die ſich bekanntlich durch Dauerhaftigkeit und Fruchtbarkeit der Pflanzen wie durch köſtliche Früchte auszeichnen. Zum Treiben iſt dieſe Varietät ſehr geeignet. 10) Princess of Wales (Knight). Ebenfalls eine große runde, ovale oder abgeplattete, lebhaft rothe Frucht mit hervortretenden Samen. Das Fleiſch iſt roſa, voll, ſaftig, ſehr zuckerig und aromatiſch. Ueppiger Wuchs und Fruchtbarkeit zeichnet die Pflanze aus. Die Früchte reifen ganz ungemein früh, mit denen der May-Queen gleichzeitig, die fie aber an Große und Qualität übertrifft. 11) La robuste (de Jonghe). Große, regelmäßig runde Frucht, dunkelroth, mit hervortretenden Samen; das Fleiſch iſt roth, feſt, ſaftreich, zuckerig und von erhabenem Geſchmacke. Es iſt eine fruchtbare und ſehr ſtarkwuchſige Varietät, die ſich namentlich zur Cultur im Garten eignet. 12) Sir Joseph Paxton (Bradley). Eine große oder ſehr große regelmäßig rund geformte, carmoiſinrothe, lebhaft glänzende Frucht mit her— vortretenden Samen; das Fleiſch iſt lachsfarben, voll, ſaftreich, zuckerig, ſehr aromatiſch. Dieſe Varietät iſt ſehr fruchtbar, reift zeitig und eignet ſich vortrefflich zum Treiben. Wegen der älteren bekannten Sorten verweiſen wir auf das Verzeichniß ſelbſt. Von ſogenannten Ananas oder engliſchen Erdbeerſorten ſind allein 178 Sorten im Verzeichniſſe aufgeführt. Verſuch zu einer ſyſtematiſchen Ordnung der Agaveen. Vom General-Major G. A. von Jakobi. (Fortſetzung.) AGAVEZ Salisb. Endl. Agavi formis Herb. Am. 57. 69, 126. Agavœ Lin. Vent. Herb. Endl. Perianthium superum, basi tubulosum, sexpartitum. Stamina 499 tubo corollæ affıxa, æque ac Stylus filiformia, ante anthesin in- flexa (exserta). Zucc. - I. Keratacanthæ. Folia crassa a subcoriacea, margine repando excavata aut recta, dentato aut filifero; dentibus corneis vel interdum spinescen- tibus validis aut minutis; "spina terminali sæpe validissima omninocorneaautspinescente,semper durapungensque. $ 1. Marginate. (I.) Folia angustata, ensiformia aut lanceolata, rigidissima ple- rumque crassa, margine plus minusve distincte solubili cincta fi- broso, lignoso aut corneo; dentibus rigidis spinaque terminali va- lida, canaliculata. * Margine filifere. (II.) Agave filifera Sim. 15 „ filamentosa Sim. (2.) „ Schidigera Lem. (3.) * Margine dentatæ. Ke Funkii C. Koch. (A.) „ Ceœerulescens Sim. (5.) „ lophantha Schiede. (6.) „ Poselgerii Sim. (7.) „ univittata Hao. (8.) „ heteracantha Zuce. (9.) „ Ghiesbrechtii Lem. (10.) „ Rohanii Hort. Belg. (II.) „ horrida Lem. (12.) „ xXpylonacantha Sh. (13.) „ Amurensis Nob. (14.) „ applanata Lem. (15.) $ 2. Carnose. (II.) Folia basi semper percrassa carnosa, margine dentata, dentibus validis vel minutis, spina terminali omnino cornea, valida. * Latifoliæ. Folia crassa plerumque rigida sublanceolata, basin versus spe attenuata, superne plus minusve longe acuminata, dentibus marginalibus validis aut minutis, spina terminali canaliculata. T Semimarginatæ. Folia plerumque longissime acuminata in suprema parte mar- gine integro discolore subcorneo sed non solubili. Dentes marginales validi basi perlati ibique interdum confluentes, vel spe minores in interstitiis profunde excavatis. Agave latissima Nob. Syn. A. atrovirens C. Koch. (16.) „ cinerascens Nob. (17.) „ ingequidens C. Koch. (18.) „ Schlechtendalii Nob. (19.) 327 500 Agave atrovirens Karw. (20.) Jacobiana Sim. an Syn. A. Montezum& et A. Fernand Cortez Hort. Belg? (21.) Salmiana Otto. (22.) 5 ß. recurvata Nob. (23.) tehuacanensis Karw. (24.) asperrima Nob. (25.) + r Substantia totius marginis folii æqualis. * PFoliis lanceolatis. Spinæ marginales minutiores ac spina terminalis brevior sed crassior. Agave Americana Lin. (26.) 0 8. intermedia C. Koch. (27.) . y. foliis luteo marginatis. 5 J. foliis luteo striatis. s. foliis luteis viride marginatis. Milleri Haw. (28.) picta Sim. (29.) lætevirens marginata Hort. Belg. (30.) Theometel Rem. (31.) Xalapensis Rezl. (32.) polyacantha C. Koch. (33.) * * Toliis spathulatis. (V.) Folia crassa rigidissima spathulata, plus minusve brevia api- culata, dentibus marginalibus æque ac spina terminali flexuosa plerumque validissimis. Agave ferox C. Koch. (34.) * coccinea Rœi. (35.) potatorum Zucc. (36.) Scolymus Karo. (37.) Schnittspahnii Nob. (38.) amoena Lem. (39.) Verschaffeltii Lem. (40.) scabra Sm. (41.) cucullata Lem. (42.) * Toliis angustatis apiculatis. (VI.) Folia plus minusve crassa recta, rigida angustato-apiculata, interdum cylindraceo-aut semeteriti-compressa; inter dentes mar- ginales pæne recta, spina termin aliabreviata pervalida tereti-conica. Agave flavescens Hort. Monac. (43.) £. macroacantha Karw. (44.) Besseriana Hort Belg. (45.) Karwinskii Zucc. (46.) | angustifolia Haw. Syn. A. rigida Mill. (47.) Ixtly Harw. (48.) 501 $ 3. Subcoriacex. (VII.) Folia subcoriacea subrigida, margine recta vel minime sinuata plus minusve corneo aut subspinescente dentata, dentibus multo minutioribus plerumque triangularibus, spina terminali conoidea recta, valida aut tenui, omnino corneo aut spinescente. * Foliis angustatis elongatis subflaceidis mox a medio dependentibus. Agave F oureroydes Nob. Syn. A. Ixtly C. Koch. (52.) 99 elongata Nob. (53.) lurida Ast. (54.) Ver& Crucis Mill. (55.) pallida Nob. (56.) * * Poliis latioribus erectis. Agave Jacquiniana Gawl. (49.) 77 79 Mexicana Lamb. Syn. A. polyphylla C. Koch. (50.) uncinata Nob. Syn. A. multiflora Hort. Kew. et A. polyacantha Hort. (51.) $ 4. Subcarinat®. (VIII.) Folia plus minusve molliora carnosa crassa, plerumque pluri carinata, spe enti nitentia, margine minus aut minime dentata, den- tibus corneis vel cartilagineis apice solum corneis, spina terminali spinescente subcanaliculata aut tereti-conica. Agave * Dentibus corneis. Martiana C. Koch. (57.) Offoyana Hort. Belg. (58.) melanacantha Lem. (59.) Rudis Lem. Syn. A. Malinezii C. Koch. (60.) Wochenschr. 1862, p. 198. Bouchei Nob. Hort. Berol. (61.) * * Dentibus spinescentibus. sobolifera Herm. (62.) densiflora Hook. (63.) Noacki. Syn. A. aloina C. Koch.? (64.) Keratto Mill. (65.) | lucida Nob. Syn. A. viridis Hort. Belg. (66.) pendula Schnittspahn. (67.) vivipara Lin. (68.) rupicola Regl. (69.) mitis Hort. Monac. (70.) micracantha Sim. Syn. A. glaucescens Hort. Berol. A. concinna Hort. Belg. an Lem.? (71.) Ehrenbergii Nob. (72.) albicans Nob. (73.) Syn. A. micracantha £. albidior Sim. § 5. Margine integerrim®. en Folia molliora carnosa latolanceolata in spinam corneam 502 subvalidam excurrentia, margine pergamineo integerrimo omnino inermi; scapo simplici, spica crassa densiflora vn copiose vivipara. Agave glaucesscens Hook. (74.) $ 6. Canaliculatæ. (N.) 8 Folia angusta recurvata, interdum laxa, pergameneo- cord, canaliculata, margine spinescente dentata vel serrulata, spina terminali tenui nonnunquam spinescenti. Agave pugioniformis Zucc. (75.) „ serrulata Sim. (76.) N „ rubescens Slim. Syn. A. punctata Sim. (77.) „ Rumphii Hassh. (78.) „ laxa Kari 9.) „ Tuccæfolia Redout. (80.) $ 7. Loriformes. (Xl.) Folia nummerosissima lori- aut ensiformia interdum apicem versus tenua applanata et attenuata, magine serrata, in spinam tenuem longissime acuminata. Agave Dasylirioides Nob, Hort. Berol. (81.) „ dealbata Lem. (82.) | $ 8. Juncine e. (XII.) Folia lineari-lanceolata, subcylindraceo-, subrhombeo- aut semi teriti-compressa, ancipitia, longitudinaliter asperule striata, ad margines integras plus minusve serrata seniora interdum filifera. Agave stricta Sim. (83.) „ striata Zucc. (84.) „ recurva Zuces. (85.) „ geminiflora Brande. Syn. Bonapartea juncea Hr (86.) „ Chondracanth®e. (XIII.) § 9. Folia Mi minusve lato lanceolata aut angustata in- terdum canaliculata et maculis discoloribus instructa, margine spinescente aut membranaceo minute vel minutissime dentata aut serrulata, abs que spina terminali. 5 Folia subcoriacea loriformia aut lineari lanceolata, margine spinescente dentata. Agave bulbifera m. (87.) „ bromeliæfolia /m. (88.) * * Folia crassa carnosa lanceolata, subspinescente aut membranaceo minutissime dentata vel serrulata, in mucronem mox marcescentem desinentia. Agave Celsiana Hook. (89.) „ chloracantha Smi. (90.) „„ Sartori Cu Ken. „ Pruinosa Hort. Belg. an Lem. (92.) * * * Folia mollia canaliculata maculata, margine subinermia. 503 Agave maculosa Hook. (93.) + maculata Regl. (94.) „ Virginica Lin. (95.) III. Inermes. (XIV.) $ 10. Folia molliora fragiliaque, lato-lanceolata aut ensiformi- canaliculata in mucronem mollem excurrentia, margine integerrimo omnino inermi. Agave attenuata Hort, Berol. (96.) 9. 8. compacta Hort. Belg. (97.) 5 Ellemetiana Hort. Paris. (98.) „ Saponaria Hook. (99.) „ variegata Nob. an Syn. A. saponaria Dietr.? (100.) IV. Herbacea. (XV.) Folia herbacea marcescentia e rhizomate perenni, ensiformi- canaliculata in mucronem mollem excurrentia; perangusto albo vel rubescenti-marginata, margine minutissime serrata, asperula aut lavia. Agave brachystachis Cab. Syn. A. polyanthoides Hort. nec Schlecht. (101.) „ spicata Cav. (102.) „ undulata Klotzsch. (103.) „ revoluta Klotzsch. (104.) „ guttata Nob. et Bouchié'. Hort. Berol. (105.) Fourcroya. ent. Zucc. XVI.) Perianthium superum hexapetalum, tubo nullo. Stamina e fundo floris, a petalis libera, basi acque ac stylus valde in- crassata ante anthesin erecta (inclusa) Zuce. Fourcroya longeva Zucc. (106.) 3 gigantea Vent. (107.) 38 atroviridis Nob. et Geppert. (108.) 55 tuberosa Alt. (109.) „ cubensis Haze. (110.) I Commelyni Kunth. Syn. A. Commelyni 5 Sim. (111.) | 35 Selloa C. Koch. (112.) dich: Bedinghausii C. Koch. (113.) Beshorneria. . XVII.) Perianthium sixfidum tubulosum. Stamina perigyna ante anthesin erecta semper inclusa, filamenta basi ventricosa apicem versus attenuata linearia. Stylus basi incrassatus. Beshorneria tubiflora Kunth. (114). er Yuccoides Schlecht. (115.) 8 Tonelii Nob. (116.) 5 Parmentieri Nob. Syn Yucca Parmentieri Rezl. (117.) 504 In der vorftehenden ſyſtematiſchen Eintheilung haben wir, mit wenigen Ausnahmen, nur ſolche Pflanzen aufgenommen, welche wir aus eigener Anſchauung kennen und von denen wir eine Diagnoſe entweder ſelbſt auf— geſtellt haben, oder wo wir bereits von anderen Forſchern aufgenommene Diagnoſen bei Gelegenheit der eigenen Beobachtung beſtätigt gefunden haben. Wir haben hier im Ganzen nur ſieben Species mit eingereiht, welche ſelbſt zu beobachten wir nicht Gelegenheit hatten, die uns aber ſo beſtimmt in den Werken gewiegter Botaniker beſchrieben zu ſein ſcheinen und deren Abbildungen wir auch theilweiſe geſehen, daß wir geglaubt haben, ihnen unbedenklich eine Stelle in unſerer Eintheilung anweiſen zu können. Es find dieſes die A. theomete, glaucescens, virginica, saponaria und spicata, ſowie die Fourcroya cubensis und Bedinghausii. Weiter unten, wo wir die Diagnofen und Adumbrationen zu den einzelnen Species geben, werden wir Näheres auch über dieſe ſieben Arten zu ſagen Gele— genheit finden. Außer den in unſer Syſtem beſtimmt eingereihten Pflanzen werden indeſſen in verſchiedenen Gärten noch mehrere andere Arten cultivirt, welche uns zum Theil auch wohl bekannt, die aber entweder noch zu wenig charakteriſtiſch ausgebildet ſind, oder deren Habitus anderen bereits beſchriebenen Pflanzen ſo nahe ſteht, daß wir nicht glaubten, es wagen zu dürfen, ſchon jetzt beſtimmte Diagnoſen von denſelben aufzuſtellen und ihnen einen beſtimmten Platz im Syſtem anzuweiſen. Andere Pflanzen ſind zwar von Botanikern beſchrieben und benannt, finden ſich aber in den uns bekannten Sammlungen nicht vor, auch ſind die von ihnen aufgeſtellten Diagnoſen nicht ſo ausführlich und beſtimmt, um nach denſelben jene Pflanzen einreihen zu können. Wir wollen alle dieſe Pflanzen weiter unten aufführen und über dieſelben dann auch dasjenige mittheilen, was uns über ſie bekannt geworden iſt. b Hoffentlich iſt es uns vergönnt, in nicht gar zu ferner Zeit, auch den Pariſer und Londoner Garten beſuchen zu können, wo wir noch eine reiche Ausbeute für unſere Arbeit finden dürften und dann auch Gelegenheit haben werden, noch manche Synonima feſtzuſtellen. Wir hoffen auf dieſe Weiſe einen Weg auzubahnen, auf welchem mit der Zeit mehr Ordnung und Licht in die Kenntniß dieſer intereſſanten Pflanzenfamilie kommen wird; namentlich wenn unſere Arbeit manche Kenner derſelben dazu anregen ſollte, auch ihre Erfahrungen auf dieſem Gebiete zu veröffentlichen. Anmerkungen, Diagnoſen und Erläuterungen zu der vorſtehenden Eintheilung. 4. Erläuterungen zu den verſchiedenen Abtheilungen der Eintheilung. (i.) Agavae marginatæ (Ganzrandige). Da wir in unſerer Eintheilung überhaupt die ſtarren Formen oben⸗ angeſtellt haben, ſo mußten wir folgerecht auch wieder mit der abſolut ſtarrſten Form beginnen. Dieſe umfaßt unſtreitig diejenigen Species, welche Fürſt Salm im $ 2 feiner Eintheilung A. heteracanthæ benannt hat. Weshalb wir dieſe Benennung nicht beibehalten, iſt bereits weiter oben er: 505 wähnt. Wir haben ſie dagegen wohl mehr bezeichnend A. marginatæ benannt, weil die ganzen Blattränder von der Baſis bis in den Endſtachel hinein, mit einer holz- reſp. hornartigen von der fleiſchigen Blatt— maſſe lösbaren Rande verſehen ſind, mit welchem die demſelben auf— ſitzenden Stacheln ganz homogen ſind. Wir haben um ſo mehr geglaubt, die Benennung heteracanths beſeitigen zu müſſen, als die überwiegend größte Mehrzahl der hierher gehörigen Species ſich durch eine hervorſtehend gleichartige Randſtachelbildung auszeichnet. Von der Baſis bis zur Spitze ſind die Stacheln faſt alle gleich groß, meiſtentheils klein, aber ſehr feſt, ſcharf und ſtechend. Hiervon ausgenommen find nur A. heteracantha, xylonacantha und horrida, welche ſich durch eine vorwiegend unregel— mäßige Randbeſtachelung, ſowohl in Form als Größe, auszeichnen. Die Blätter dieſer Gruppe ſind vorzugsweiſe ſtarr und ſpröde, meiſtens ſchmal zuſammengedrückt, theils lang geſtreckt, theils kurz, verhältnißmäßig dick, größtentheils auf der unteren Seite ſtark gewölbt, auf der oberen Seite flach oder nur wenig ausgehöhlt. Die Blattſtellung iſt entweder nach oben eingebogen oder gerade abſtehend, nur bei einer Species der A. xylona- cantha ſind die älteren Blätter nach unten zurückgebogen. In dem allgemeinen Charakter der Blattbildung weicht am meiſten A. applanata von den übrigen Pflanzen dieſer Gruppe durch eine größere Breite und langgeſtreckte Spitze der Blätter ab. Sie macht den natürlichen Uebergang zu der folgenden Abtheilung. Wir finden ferner bei dieſer Abtheilung die Form des gerinnten Endſtachels am hervorragendſten und charakteriſtiſchten ausgebildet, und iſt auch nur dieſe Endſtachelform hier vertreten, was unbedingt ſeinen Grund in der horn- oder holzartigen Beſchaffenheit der Blattränder hat, welche ſich in den Endſtachel hinein fortſetzen und ſomit ein Zuſammenwachſen derſelben und eine Vereinigung der Blattfaſern in eine kegelförmige Rundſpitze verhindern. Man kann hier daher auch faſt bis in die äußerſte Spitze hinein die Trennungslinie beider Blattränder verfolgen. Am Auffälligſten tritt dieſe Endſtachelbildung bei A. xylonacantha und applanata hervor, bei welcher die langgeſtreckte Blattſpitze bereits in ihrem äußerſten fleiſchigen Ende eine ſcharf dreieckige pyramidale Form annimmt, die ſich auch in der hornartigen Stachelſpitze fortſetzt. Die Oberſeite des Endſtachels iſt bei der Letztgenannten ganz flach und mit weit auseinanderſtehenden, kurz aufgebogenen, erhabenen ſtarken Rändern verſehen, die ſich dann allmälich, je nachdem der Stachel ſich mehr zuſpitzt, einander nähern und zuletzt in eine ſich berührende ſcharfe Theilungslinie auslaufen. (.) Agavæ ſiliferæ (Fadentragende). Da wir den ſtechenden Endſtachel als charakteriſtiſches Merkmal der hornartig-ſtacheligen Agaven hingeſtellt haben, fo konnten die fadentragenden Arten auch nicht von dieſer Abtheilung getrennt werden. Ihre ganze Structur aber und namentlich der theilweiſe ſich in Fadenform von ſelbſt löſende Blattrand, deſſen Farbe und Subſtanz eine andere als die der Blattſubſtanz iſt, deuten unabweislich darauf hin, daß EEE N 506 dieſe Pflanzen hierher und nicht zu der Unbewaffneten gehören, wohin ſie Fürſt Salm geſtellt hatte. Sie haben von allen uns bekannten Agaven vielleicht die ſtärkſte Blattfaſer und werden dieſelben daher auch im Vater⸗ lande, dem nördlichen Mexico, behufs Gewinnung dieſer Faſer zu gewerb⸗ lichen Zwecken, als Culturpflanze angebaut. Es exiſtiren bereits eine große Menge von Samenvarietäten der A. filifera und filamentosa mit längeren oder kürzeren, ſchmäleren oder breiteren, langgeſtreckten oder kurz zugeſpitzten Blättern, mit häufigerer oder ſpärlicherer Fadenlöſung, mit mehr oder weniger weißen Streifen auf den Blattflächen. Die Handelsgärtner machen ſich dieſe Formveränderlichkeit reichlich zu Nutzen und geben vielfach von der Grundform abweichende Varietäten unter den verſchiedenſten Namen als beſondere Species ab. Wie bei vielen Agaven ſich die Stachelbildung, namentlich auf ber unteren Blattſeite, durch den Druck einpreßt, welchen die Blätter in dem noch unentwickelten Blattkegel auf einander ausüben, ſo auch vorzugsweiſe bei dieſer Abtheilung. Hier iſt jedoch die Verbindung der Epidermis mit der fleiſchigen Blattſubſtanz eine weniger innige, ſowie hier überhaupt die ganze Dlatttertur eine vorwiegend faſerige und weniger fleiſchige zu fein ſcheint. Durch den oben erwähnten Druck der Blattränder auf die inneren Blätter in dem unentwickelten Blattkegel zeichnet ſich nun hier die Stelle, wo dieſer Druck ſtattgefunden hat, durch einen etwa eine Linie breiten Streifen aus, welcher dadurch eine weiße Färbung erhält, daß ſich hier in Folge des erwähnten Druckes und bei der loſeren Verbindung der Epidermis mit der Blattmaſſe erſtere an dieſen Stellen von letzteren gelöſ't ba, vom Chlorophyll getrennt iſt und nun weiß erſcheint. (III.) Agavae carnosae (Fleiſchigblätterige). In dieſe zweite Unterabtheilung unſerer Keratacanthæ haben wir alle Pflanzen mit dicken fleiſchigen Blättern, von verhältnißmäßig feſter, großentheils ſtarrer und ſpröder Textur, eingereiht, dieſe aber wieder nach der Verſchiedenheit der Blattform in drei Unterabtheilungen getheilt. Oben an ſtehen die (IV.) Latifoliae (Breitblätterige), mit im Verhältniß zur Blattlänge bedeutenden Breite der Blätter. Einige der hierher geſtellten tragen zwar nicht dieſen Charakter, ſondern zeichnen ſich, wenn auch gleich dick und fleiſchig, durch etwas ſchmalere und länger geſtreckte Blätter aus, konnten aber ihres allgemeinen Habitus wegen nicht von dieſer Abtheilung geſchieden werden. Auch würden ſich die beiden letzten der hierher gezählten Species, A. xalapensis und polyacantha, ihrer Stachelbildung nach, wieder beſſer an die Subcoriace anſchließen, mußten aber der Form und Conſiſtenz der Blätter wegen hierher geſetzt werden. Unter den Breitblätterigen haben wir nun wieder zwei caratteriſtich abweichende Formen unterſchieden und zwar: A. Die Semimarginatae (Halbgerandet e). Dieſe Abtheilung ſchließt ſich ganz folgerecht an die Marginatæ an, weil dieſelben in der oberen Hälfte ebenfalls verſchiedenfarbige faſt horn⸗ artige Blattränder haben, die aber nicht von der Blattſubſtanz lösbar, -fondern mehr mit detſelben verwachſen find. Die Blätter dieſer Abtheilung 507 haben ſämmtlich mehr oder weniger langgeſtreckte, ganz ſchmal zulaufende Spitzen. Die Randſtachelbildung hört auf etwa ¼ der Blattlänge nach oben zu ganz auf und iſt hier durch den erwähnten, von der Blattmaſſe verſchiedenartigen, völlig ſtachelloſen Rand erſetzt. Auch von dem Punkt, wo die Randſtachelbildung aufhört, bis etwa zu der halben Blattlänge fließen die hornartigen Stachelbaſen häufig derart in einander, daß man glaubt, Pflanzen des erſten Paragraphen oder Ganzrandige vor ſich zu haben, und erſt in der unteren Blatthälfte kommen entſchieden fleiſchige Zwiſchenräume zwiſchen den Randſtacheln zum Vorſchein. In dem Verhältniß, wie dieſes Zuſammenfließen der Stachelbaſen ſich ver— liert, treten aber dann zuerſt wieder bedeutend kleinere Zwiſchenſtacheln in den Ausbuchtungen auf, bis auch dieſe allmälig kleiner und ſeltener werden. Eine fernere allen Pflanzen dieſer Abtheilung gemeinſame Eigen: thümlichkeit iſt die, daß die Raudbeſtachelung ſich, wenn auch manchmal nur in ſchwachen Andeutungen, faſt bis in die Blattbaſen hinein fortſetzt, wo die Stacheln aber in demſelben Verhältniſſe als ihre Größe von der Blatt— mitte aus abnimmt um ſo dichter ſtehen. Je langgeſtreckter die Blattſpitzen von der Mitte der Abtheilung an werden, um ſo mehr ſtreckt ſich auch der Endſtachel in eine längere und verhältniß— mäßig dünnere Spitze. Die Rinnenform hört beinahe ganz auf und der Stachel wird vollkommen pfriemlich. Die hierher gezählten Pflanzen ſind in der Art gruppirt, daß diejenigen Arten, bei denen der hornartige Rand am ſtärkſten und abgeſchiedenſten hervortritt, oben an ſtehen, und daß die einzelnen Pflanzen in der Art auf einander folgen, wie dieſe Eigenſchaft allmälig abnimmt, bis wir zu der zweiten Hälfte dieſer Unterabtheilung zu den B. Substantia totius marginis foliis æqualis (durchweg fleiſchig Gerandete) gelangen, bei welchen nicht nur alle Randſtacheln durch fleiſchige Zwiſchenräume getrennt ſind, ſondern wo auch die Stachelbildung weiter nach der Spitze hinaufreicht und wo erſt kurz vor der Baſis des Endſtachels der Blattrand eine mehr hornartige Conſiſtenz annimmt. Auch unterſcheidet ſich die Blattform der hierher geſtellten Pflanzen von der der vorigen unter A. aufgeführten Unterabtheilung dadurch, daß die Blattſpitzen weniger lang— geſtreckt, ſondern ſtumpflicher und mehr normal lanzettlich erſcheinen. Bei ſämmtlichen zu den Latifoliæ gezählten Pflanzen iſt der End: ſtachel mehr oder weniger gerinnt. Bei den Seminarginate iſt er vorherrſchend ſehr lang, verhältnißmäßig dünner und ſehr ſpitz, während er bei der folgenden Unterabtheilung kürzer, aber, der weniger langgeſtreckten Blattſpitze entſprechend, verhältnißmäßig dicker iſt. Wir gelangen nun zu der zweiten Hauptabtheilung der Carnosæ, zu den N (J.) Feliis spathulatis (Spatelförmigen). Sie zeichnen ſich durch eine verhältnißmäßig kurze, dagegen ſehr breite Blattform und die ſehr ſtumpf und kurz zulaufende Blattſpitze vor allen anderen Arten aus. Eine andere Eigenthümlichkeit bei denſelben find die ſehr tiefen Aus⸗ buchtungen des fleiſchigen Blattrandes und demgemäß die ſtark hervortre⸗ 508 tenden fleiſchigen Erhöhungen, welchen die meiſtens ftarfen und breiten Randſtacheln aufſitzen.) Die Blätter find häufig ganz flach, auf der Oberſeite gegen die Baſis hin häufig ſogar etwas gewölbt, und nur in der oberen Hälfte gegen die Spitze hin mehr oder weniger ausgehöhlt. Die Stachelbaſen ſind meiſtentheils ſehr breit und im Verhältniß hiezu die Stacheln ſelbſt kurz, plattgedrückt, ſtets hakig gekrümmt. Ganz beſonders charakteriſtiſch iſt bei dieſer Abtheilung die End— ſtachelbildung. Sämmtliche hierher gehörige Pflanzen haben den gewundenen Endſtachel spina terminalis flexuosa. | Dieſe Endſtacheln ſind nämlich in der Richtung ihrer Mittelachſe nach beiden Seiten hin und her gebogen, ähnlich wie dieſes bei manchen mittel— alterlichen zweihändigen Schwertern der Fall iſt, nur daß die ſeitlichen Biegungen bei Letzteren kürzer und ſchärfer ſind, als bei den Endſtacheln der Agaven. Die Stärke dieſer Endſtacheln ſteht hier in einem ziemlich richtigen Verhältniß zu der Größe und Stärke der Blätter. Endlich iſt der gewundene Endſtachel nur halb gerinnt, d. h. die Theilungslinie reicht von der Stachelbaſis nur bis ohngefähr in die Hälfte der ganzen Stachellänge. M.) Foliis angustatis apicultis (Stumpfſpitzige). Die Blätter haben eine ſchmal oblonge Form und ſind gerade, bei nur geringer Länge ſehr dick und ſtarr, auf der oberen Blattſeite flach, nach der Baſis zu ſogar mitunter flach gewölbt, auf der unteren ſtark gewölbt, ſo daß ſie einen halbſtielrunden Durchſchnitt bilden. Gegen die Spitze hin ziehen die Blattränder ſich in kurzer Biegung zuſammen und bilden einen verhältnißmäßig ſtarken vollen Stachel, in deſſen Baſis eine Theilung der Blattränder kaum wahrnehmbar iſt, ſo daß wir hier den obenerwähnten vollen, kegelförmigen Endſtachel, spina terminalis tereti-conica oder conoidea finden, was auch der ſeitlich eng zuſammengedrückten Blatt: bilduug, mit nur ſchwach entwickelten Blatträndern, durchaus entſpricht. Letztere ſind gerade eng zuſammengedrückt und mit weitſtehenden, meiſtens verhältnißmäßig ſtarken Randſtacheln beſetzt. Die Stellung der meiſtens kurzen, gerade abſtehenden Blätter, iſt eine aufrecht abſtehende. Sämmtliche hierher gehörende Arten bilden Stämme. (VII.) Suhcoriacex (mit weniger fleiſchiger, dünnerer, mehr lederartiger Blattbildung.) le wenigſtens in der oberen Blatthälfte, während nach der Baſis zu noch eine größere Conſiſtenz vorhanden iſt. Die hier zu der erſten Unterabtheilung geſtellten Pflanzen find in der unteren Vlatthälfte noch ſehr dick und fleiſchig, in der zweiten Unterabtheilung werden aber auch die unteren Blatthälften minder fleiſchig. Bei dieſer ſowohl als der nachfolgenden Abtheilung können wir, was Blattform und allgemeinen Habitus der dahin geſtellten Pflanzen anlangt, eine allgemein gütige Charakteriſtik nicht geben. Da wir einmal die Stachelbildung im Allgemeinen als Grundlage für unſere Eintheilung angenommen und für ) Wir wollen dieſe fleiſchigen Randerhöhungen für die Folge Stachelkiſſen nennen, um für dieſe Randform eine beſtimmte Bezeichnung zu gewinnen. 509 die erſte Abtheilung den hornartigen und ſtechenden Endſtachel als charakteriſtiſches Kennzeichen gewählt haben, ſo mußten auch die hier in der Abtheilung subcoriacee und subcarinatæ aufgeführten Pflanzen in dieſer Hauptabtheilung mit untergebracht werden. Die meiſten der hierher gezählten Pflanzen haben eine langgeſtreckte, verhältnißmäßig ſchmalere Blattform und machen hiervan nur die unter No. 49, 50 und 51 aufgeführten Arten mit verhältnißmäßig breiteren Blättern eine Ausnahme. Höchſt wahrſcheinlich kennen wir hier manche ausgleichenden Mittel— formen noch nicht, deren ſpätere Kenntniß eine ſchäfere Abzweigung der ganz unzweifelhaft zuſammen gehörenden Arten ermöglichen und den natürlichen Uebergang zu der nächſtfolgenden Abtheilung klar darlegen wird. (VIII.) Subearinatæ (theilweiſe Gerippte). Es iſt dies von allen diejenige Abtheilung, die am wenigſten ſcharf ab— egrenzt iſt. Sie umfaßt Pflanzen, welche Fürſt Salm theils zu ſeinen e theils zu den Micracanth zählt, die wir aber der Natur ihrer Stachelconſiſtenz wegen mit zu den Hornartigſtacheligen zählen mußten. Die Blattſubſtanz iſt bei ihnen meiſtens eine weichere, die Stacheln vor— herrſchend kleiner und von geringerer Conſiſtenz. Die Blattfarbe iſt bei den Meiſten lebhaft hellgrün und bei vielen glänzend. Alle hierher gehörenden Arten tragen auf der Unterſeite der Blätter, mehr oder weniger und ſtärker oder ſchwächer hervortretende Längenrippen. Dieſe Rippen ſind keineswegs bloße Mittelrippen, ſondern auch ſeitliche Längenrippen, die vorzugsweiſe in der oberen, dünneren Blatthälfte auf der Unterſeite hervortreten. Zuweilen machen dieſelben ſich auch auf der Oberſeite des Blattes durch entſprechende Vertiefungen bemerkbar. Bei einigen Pflanzen treten ſogar ſehr ſcharfe tiefe Furchen auf der Oberſeite des Blattes hervor, wie bei A. rudis. Innerhalb der Abtheilung ſind die Pflanzen derart geordnet, daß bei denſelben die Stachelconſiſtenz allmälig von oben nach unten zu abnimmt, ſodaß bei den ſechs letzten Pflanzen der Abtheilung die Randſtacheln bereits eine mehr knorpelartige Conſiſtenz annehmen, während aber bei allen noch der hornartige und ſtechende Endſtachel vorhander iſt. Alle diejenigen Arten dieſer Abtheilung, deren Blüthen uns bisher bekannt geworden ſind, haben einen einfachen Blüthenſchaft, dabei jedoch eine ſehr verſchiedene Form des Blüthenſtandes. Vorausſichtlich werden ſich ſpäter, wenn erſt noch mehrere bisher unbe— kannte Formen bekannt werden, in dieſer Gruppe mehrere natürliche Unter— abtheilungen bilden, wozu uns augenblicklich noch zu wenig charakteriſtiſche Anhaltspunkte vorliegen. (XI.) Margine integerrimæ (Randſtachelloſe). Dieſe Abtheilung iſt nur durch eine Species vertreten, die wir leider aus eigener Anſchauung nicht kennen, die aber im Sommer 1861 in dem Garten zu Kew geblüht hat, und von Sir Willam Hooker im Bot. Mag. t. 5333 jo vortrefflich beſchrieben und abgebildet iſt, daß über die Berech— tigung, die Pflanze als eigene gute Species aufſtellen zu dürfen, kein Zweifel obwalten kann. Außerdem aber ſteht dieſe Species in ihrer eigen— thümlich charakteriſtiſchen Bildung noch ganz allein und von allen anderen bis jetzt bekannten Pflanzen ſo abweichend da, daß für dieſelbe nothwendig eine beſondere Abtheilung gebildet werden mußte. 910 Man könnte die Pflanze ihrer pergamentartigen Blattränder wegen vielleicht unter die Ganzrandigen ſtellen, doch ſpricht hiergegen der ganze Habitus der Pflanze mit ihrem verhältnißmäßig hohen Stamm und den ſowohl ſehr langen und breiten als dicken und fleiſchigen Blättern, welches alles eine viel weichere Blattconſiſtenz bekundet, und die Pflanze ſomit ſchon charakteriſtiſch von den ganzrandigen Agaven trennt. | Anderentheils könnte man ſie nach ihrem ganzen Habitus fo wie nach Form und Conſiſtenz der Blätter den Unbewaffneten anſchließen, da ſie, der Abbildung nach zu urtheilen, in ihrer ganzen Erſcheinung am Meiſten Aehnlichkeit mit A. attenuata hat. Hiergegen ſpricht indeſſen ganz ent⸗ ſchieden der lange, hornartige und ſtechende Endſtachel. Des letzteren wegen mußte die Pflanze daher zu den Hornartigſtacheligen geſtellt werden, während ſie ihrer gleichzeitig völlig ſtachelloſen Blattränder wegen von allen anderen Unterabtheilungen derſelben getrennt werden mußte. Im Uebrigen reiht ſich die von ihr vertretene Abtheilung, der fleiſchigen und weicheren Blätter wegen, am Beſten der vorhergehenden Abtheilung an. Ein Umſtand, der faſt noch mehr als Alles bisher Geſagte dafür ſpricht, daß wir es hier mit einer charakteriſtiſch abgegrenzten beſonderen Unter⸗ abtheilung zu thun haben, iſt der, daß die eigenthümlich geformte fuchsſchwanz⸗ artig überhängende Blüthenähre zur Zeit der Reife neben reifen Samen- kapſeln eine Menge aus den Bracteenwinkeln hervorſproßender junger Pflänzchen trägt, was unſeres Wiſſens bei keiner anderen eigentlichen Agave der Fall iſt. Auch die aus den Blüthenrispen der Fourcroyen ausſproßenden Knöllchen entwickeln ſich noch nicht auf der Mutterpflanze ſelbſt, ſondern erſt nachdem ſie gepflanzt, mit der Erde in Berührung kommen. (J.) Canaliculatæ (Rinnenblätterige). Wir hatten urſprünglich dieſe Abtheilung mit unter die Lederartigblät⸗ terigen als eine beſondere Unterabtheilung eingereiht, gewannen bei reiflicher Ueberlegung aber ſpäter die Ueberzeugung, daß die hierher gezählten Arten viel beſſer als eine eigene Abtheilung von jenen getrennt und hierher geſtellt werden. Durch die ſehr lang geſtreckte, ſchmale, rinnige, entſchieden zurückgebogene Blattform und die faſt mehr pergament- als lederartige fejterer Conſiſtenz der Blätter, unterſcheiden fie ſich ganz charakteriſtiſch von den Lederartig- blätterigen und bilden einen ſehr guten Uebergang zu der folgenden Ab⸗ theilung der Loriformes. l.) Loriformes (Riemenförmige). Es iſt dies eine neue bisher nur noch ſchwach vertretene Gruppe, die einſtweilen nur zwei Arten zählt, von denen die eine im Frühjahr 1863 von uns im Berliner botaniſchen Garten beſtimmt wurde, wo ſie damals geblüht hat, während wir die andere im Sommer deſſelben Jahres in der Sammlung des Kunft- und Handelsgärtners de Smet in Gent fanden, unter der Agavengruppe, welche derſelbe auf der dortigen Blumenausſtellung ausgeſtellt hatte. Dieſe Abtheilung zeichnet ſich durch die ſehr zahlreichen ſchmalen und langgeſtreckten Blätter aus, welche gegen ihre Spitze hin eine pergament⸗ reſp. ſchilfartige Conſiſtenz annehmen. 511 Die beiden bis jetzt bekannten Arten waren unter feine der anderen Abtheilungen einzureihen, und mußten ſie daher eine eigene Abtheilung bilden, welche indeſſen, da auch hier ein zwar nur ſchwacher, aber doch noch horn— artiger ſtechender Endſtachel vorhanden iſt, noch mit unter die Hornſtachel— artigen gezählt werden müſſen. Das Nähere über dieſe Gruppe wird aus den weiter unten folgenden Diagnoſen der beiden hierher gehörigen Pflanzen hervorgehen. (XII.) Juneinee (Binſenförmige). Foürſt Salm hat dieſe Form zu den Inermes gezählt, was uns indeſſen nicht ganz gerechtfertigt erſcheint; denn einmal iſt bei allen hierher gehörigen Arten noch ein hornartiger ſtechender Endſtachel vorhanden, der bei einigen Arten indeſſen an den älteren Blättern ſpäter vertrocknet, anderentheils aber iſt die Sägezahnbildung an den Blatträndern mitunter ſo ſcharf, daß man ſich, bei dem Hinauffahren längs derſelben mit der Hand, in die Finger ſchneidet. Ihres außerordentlichen Blätterreichthums, ſo wie der zuſammengepreßten theils kantigen Blattform derſelben wegen, reiht ſich dieſe Abtheilung denn auch ganz folgerecht an die Vorhergehende an, welche letztere, im Verein mit den Rinnenförmigen, einen ganz natürlichen Uebergang von den breitblätterigen Formen zu dieſen ganz ſchmalblätterigen bildet. Bei oberflächlicher Betrachtung findet man unter mehreren der hier auf— geführten Pflanzen keinen, oder nur einen ſehr geringen Unterſchied. Unter— ſucht man die Pflanzen aber genauer, ſo ergeben ſich in der Blattform und namentlich an deren Baſis, ſo wie auch in der Blattfarbe und der robuſteren oder ſchwächeren Sägezahnbildung der Ränder, nicht unweſentliche Unterſchiede. Geblüht haben bisher leider erſt zwei Species dieſer Gruppe, und wird daher die Löſung der noch beſtehenden Zweifel über die Berechtigung des Beſtehenbleibens der hier aufgeführten einzelnen Arten, bis dahin ausgeſetzt bleiben müſſen, daß wir die Blüthen Aller kennen. (XIII.) Chendracanthæ (Knorpeligſtachelige). Es umfaßt dieſe Abtheilung alle diejenigen Arten, die zwar noch eine mehr oder weniger ſtarke Randſtachelbildung haben, denen aber der Endſtachel gänzlich fehlt und die an deſſen Stelle nur mit einer bald verwelkenden Weichſpitze verſehen ſind. | Auch in dieſer Abtheilung kommen Pflanzen von ſehr verſchiedener Blattbildung vor. Bei denen der erſten Unterabtheilung ſind die Blätter wenig fleiſchig, mit ſtark hervortretender Mittelrippe, und daher an der Baſis dick aber ſeitlich ſtark zuſammengepreßt, in der Mitte und gegen die Spitze hin nehmen ſie dagegen eine mehr pergamentartige Conſiſtenz an. Die Blattränder ſind ausgehöhlt und mit weit ſtehenden, ziemlich anſehnlichen knorpelartigen Stacheln beſetzt, die an ihren Spitzen aber doch ſo viel Conſiſtenz haben, um einigermaßen ſtechen zu können. Die Blätter der zweiten Unterabtheilung ſind dagegen dick, fleiſchiger und von mehr oder weniger weicher Textur. Bei den meiſten derſelben iſt die Randſtachelbildung eine ſehr gedrängte, dabei ſind die Stacheln an und für ſich aber nur klein und verhältnißmäßig weich. 512 Bei der dritten Unterabtheilung endlich find die Blätter dünner, weich, mehr krautartiger Natur und näheren ſich in ihrem Anſehen mehr denjenigen der Herbaceæ. (XIV.) Inermes (Un bewaffnete). Nach den für unſere Eintheilung angenommenen Grundſätzen können hieher nur wenige Arten gezählt werden, und zwar nur alle diejenigen, welche weder am Rande beſtachelt ſind, noch einen Endſtachel tragen. Wir können hier im Ganzen nur vier Pflanzen aufführen. Die Fachmänner haben bisher immer noch gerechten Zweifel darüber gehegt, ob die erſte derſelben eine wirkliche Agave ſei, ein Zweifel, der auch endgültig erſt gelöſ't werden wird, wenn ſie einmal irgendwo zur Blüthe kommen und letztere ſachgemäß beſchrieben wird. | Nach der Abbildung, welcher Hooker J. c. von ſeiner Agave glaucescens giebt, könnte man dieſelbe für A. attenuata db. compacta halten, wenn jene nicht den langen und ſtarken Endſtachel hätte. Sonſt iſt der ganze Habitus dieſer Pflanze der Letztgenannten ſo ähnlich, daß man, auf dieſe Aehnlichkeit geſtützt, wohl berechtigt ſein dürfte, auch die A. attenuata für eine echte Agave zu nehmen. (XV.) IV. Herbacex (Krautartige). Von allen zweifellos feſt begrenzten Abtheilungen der Agaven herrſcht in dieſer Abtheilung, bezüglich der Feſtſtellung der einzelnen Species, noch die meiſte Unſicherheit. Der Berliner botaniſche Garten enthält ſieben hierher gehörige Species, von welchen aber bisher nur die A. brachystachis syn. polyanthoides geblüht hat und zweifellos feſtgeſtellt iſt. Wir haben nun im verfloſſenen Sommer, im Verein mit Herrn Garten-Inſpector Bouché, ſämmtliche im Garten cultivirten, zu dieſer Abtheilung gehörenden Pflanzen einer genauen Unterſuchung unterworfen und ſind zu dem Ergebniß gelangt, daß wir unter den jetzt vorhandenen Pflanzen die von Klotzſch 1840 in der „Allgem. Garten⸗ zeitung von Otto“ nach Form und Blüthe gut beſchriebenen A. spicata, revoluta und undulata nicht wieder haben aufzufinden vermögen. Da nun Herr Inſpector Bouché über den Verbleib der ſeiner Zeit von Klotzſch beſchriebenen Pflanzen keinerlei Auskunft zu geben vermag, ſo muß einſt⸗ weilen angenommen werden, daß die drei obgenannten Pflanzen untergegangen ſind. Nur die A. brachystachis Klotzsch iſt unzweifelhaft vorhanden. (XVI.) Foureroya. Zuvörderſt bemerken wir, daß wir uns der Anſicht des Fürſten Salm vollkommen anſchließen, der den Namen Fourcroya als eine etymologiſch durchaus richtige Ableitung von Fourcroy, nach welchem die Pflanze benannt, beibehält. Wir können keinen irgend vernünftigen Grund dafür finden, hier der natürlichen Etymologie muthwillig Gewalt anzuthun. Fürſt Salm führt in ſeiner Abhandlung vier beſtimmt feſtgeſtellte und drei noch zweifelhafte Arten dieſer Gattung auf. Die Erſteren, von denen wir Fourcroya long&va, gigantea und tuberosa aus eigener Anſchauung kennen, haben wir denn auch in unſer 513 Syſtem aufgenommen und denfelben noch die Agave Commelynöi des Fürſten, welche von Kunth ſehr richtig als Fourcroya erkannt iſt, ſowie die beiden von K. Koch aufgeſtellten Species Fourcroya Selloa und Bedinghausii hinzugefügt. Hierzu kommt denn noch eine neue, der F. gigantea nahe verwandte, aber doch auch wieder nicht unweſentlich verſchiedene Art, die wir im botaniſchen Garten zu Breslau aufgefunden und welcher wir wegen der ſchwarzgrünen Farbe ihrer Blätter den Namen F. atroviridis beigelegt haben, fo daß wir acht gute feſtgeſtellte Fourcroyen haben aufnehmen können. Die außerdem von dem Fürſten noch als zweifelhafte Species aufge— führten Fourcroya australis, madagascarensis und Cantala, welche Haworth nach kleinen Samenpflanzen beſtimmt hat, laſſen wir um ſo mehr hier bei Seite, als wir überhaupt keine zweifelhaften Species in unſer Syſtem aufgenommen haben, ſondern alle hierhin zu zählenden Arten in einem beſonderen Anhange für ſich behandeln werden. Die Art Fourcroya iſt nach ihrer Blüthe hinlänglich als beſonderes Genus feſtgeſtellt, wir haben aber bisher nirgendwo einiger charakteriſtiſcher Eigenthümlichkeiten in dem Habitus der Fourcroyen erwähnt gefunden, welche ſich bei allen uns bekannten Arten mehr oder weniger ſcharf aus— geprägt vorfinden, und die daher da, wo die Blüthe einer Pflanze noch nicht bekannt, ſehr füglich als vorläufiger Anhalt zur Beſtimmung der Pflanze um ſo mehr dienen können, als dieſe Eigenthümlichkeiten bei keiner anderen zu den Agaveen gehörenden Art in dieſer Weiſe vorhanden ſind. | Die erſte diefer Eigenthümlichkeiten iſt die, daß die Baſis der Blätter— krone ſtets eine mehr oder weniger ſtark ausgeprägte Bulbenform beſitzt. Die Blätter der Fourcroyen haben nämlich bei Weitem nicht die fleiſchige Conſiſtenz des größten Theiles der Agavenblätter, dahingegen ſind ſie mit einer durchgehenden ſtarken Mittelrippe verſehen, welche an der Baſis einen förmlichen Knollen bildet. Aus dem Complex dieſer einzelnen feſt über⸗ und nebeneinander ſtehenden knolligen Blattwurzeln entſteht dann eine Bulbenform, die um ſo deutlicher hervortritt, je blattreicher die Pflanze iſt und um je mehr die Blätter dicht über ihrer Baſis ſeitlich zuſammen— gedrückt ſind, ſo daß hier die eigentliche Blattſubſtanz ſich außerordentlich verſchmälert und nur noch die ſtarke Mittelrippe mit ſchwachen Andeutungen der Blattränder übrig bleibt. Am deutlichſten tritt dieſe Bulbenbildung bei den F. Selloa zu Tage. Hier ſind die verhältnißmäßig ſehr breiten und gleichzeitig dicken Blattbaſen zu jener Bulbe feſt zuſammengepreßt; gleich über den knolligen Blattwurzeln aber verſchmälern ſich die Blätter bedeutend. Wie bei allen Agaven ſtehen nur die jüngſten, erſt ſo eben vom feſten Blattkegel gelöſ'ten Blätter gerade aufrecht. Bald aber fangen ſie an, ſich nach außen zu biegen, mitunter in einem flachen Bogen, ſehr häufig aber auch in einem ſcharf ausgeprägten Winkel, deſſen Scheitel auf dem unteren Drittel der ganzen Blattlänge ſitzt. Je älter die Blätter werden, um ſo mehr rückt dieſer Winkel nach unten, bis er bei den ganz alten Blättern dicht über der Blattwurzel ſitzt. Der Umfang der Pflanze nun, um dieſe Winkelbiegung der älteren Blätter gemeſſen, iſt ein geringerer, als der um die dicht zuſammengepreßten Blattbaſen und ſomit tritt hier die bulbenförmige Hamburger Garten- und Blumenzeirung. Band XX. 33 514 Geſtalt des Fußes der Blätterkrone deutlich hervor. Wahrnehmbar iſt diefe Bildung bei allen uns bekannten Fourcroyen, ſie tritt aber bei den weniger blattreichen und auch bei den ſtammbildenden nicht ſo auffällig zu Tage, wie bei F. Selloa, welcher in dieſer Beziehung die F. tuberosa am nächſten ſteht. “) ü In gleichem Maaße, wie dieſe Bulbenform den durch das Auge wahr: nehmbaren Habitus der Fourcroyen charakteriſirt, ebenſo iſt den Blättern derſelben eine mehr durch das Gefühl wahrnehmbare Eigenthümlichkeit ges meinſam. Bei allen hierher gehörigen Pflanzen nämlich iſt die untere Blatt⸗ fläche mehr oder weniger rauch (asper). 2 Bei einigen verbreitet ſich dieſe Tuberkelbildung der unteren Blattſeite über die ganze Fläche derſelben, bei anderen tritt ſie vorzugsweiſe auf der meiſtens kielförmig vorſtehenden Mittelrippe hervor und wieder bei anderen, wie der Fourcroya Commelyni, zeigt ſie ſich in der Längenrichtung der Blätter nur ſtreifig. Bei den Agaven kommt eine Rauhheit auf der Blatt⸗ fläche nur höchſt ſelten vor, dann aber ſtets ſowohl auf der oberen, als auf der unteren. 5 Von den uns bekannten Arten iſt ſie nur der Agave xylonacantha, asperrima und Amurensis eigenthümlich. Die beiden obenberegten Eigenthümlichkeiten, die bei allen uns bekannten zu der Gattung Fourcroya gehörenden Pflanzen vorhanden ſind, charakteriſiren dieſelben unſeres Erachtens hinlänglich, um da, wo uns die Unkenntniß der Blüthe im Stich läßt, einen ziemlich untrüglichen Anhalt dafür zu gewinnen, daß eine Pflanze, bei welcher jene Eigenthümlichkeiten erkennbar vorhanden ſind, einſtweilen ohne Bedenken zu den Fourcroyen zu ſtellen iſt. (XVII.) Beschorneria. Dieſes von Kunth im 5. Theil ſeiner Emmeratio plantarum, pag. 844, aufgeſtellte Genus iſt erſt durch einige wenige Arten in unſeren Gärten vertreten. Wir haben in unſer Syſtem nur vier Species als feſt beſtimmt aufnehmen können, da wir nicht vermocht haben, die Ueberzeugung zu gewinnen, daß die neuerdings vom Profeſſor K. Koch aufgeſtellte B. Decosteriana (Berl. Wochenſchr. No. 24, Jahrgang 1864) ſich ſo weſentlich von der B. Yuccoides unterſcheidet, um fie als eine eigene Art anerkennen zu können. Wir wollen nun dasjenige hervorheben, was die bisher bekannten Be— ſchornerien in ihrem Habitus als Pflanze charakteriſirt. Es kommen hier nur zwei Blattformen vor und zwar die rinnigſchwertförmige und eine langgeſtreckt lanzettliche. In Betreff der erſtgenannten Form ſtehen ſie in der Beschorneria tubiflora Kunth den krautartigen Agaven, hinſichtlich der zweiten Form, in den übrigen drei aufgeführten Species den Fourcroyen am nächſten. *) Wir möchten daher vermuthen, daß dieſe Letztere ihren Namen von dieſer Bildung erhalten hat. In Sprengels „Car. Linnäi Syst. veget.“, Pag. 79, wird zwar von ihr geſagt, radice tuberosa und in Dietrichs „Syn. Plant.“ heißt es von ihr, Pag. 1192, Radix in tuber incrassata; wir haben aber bei den von uns cultivirten Pflanzen dieſer Species nichts knolliges an der Wurzel ent⸗ decken können, dieſelbe iſt vieltheilig und holziger Natur. Von der Geſtalt der Wurzel kann der Name hier daher nicht hergeleitet werden. 515 Die Blattränder aller Arten find mit ſehr ſchmalen pergamentartigen weißlichem Rande verſehen und auf dieſem mit ſehr kleinen, kaum ſichtbaren Sägezähnen beſetzt. Die Blattränder ziehen ſich in langgeſtreckten Linien in eine Weichſpitze zuſammen. Die Conſiſtenz der Blätter iſt theils eine ſchilf— artige, weniger fleiſchig, aber weit feſterer, zäherer Structur, als die Blätter der krautartigen Agaven; theils nähert ſie ſich im unteren Theile der Blätter einer mehr lederartigen Beſchaffenheit. Die Blattflächen ſind theils glatt, theils rauh, und bietet dieſe Beſchaffenheit kein charakteriſtiſches Merkmal für dieſes Genus, da bei einigen Arten beide Flächen glatt ſind, während bei anderen nur die untere Fläche gleich denen der Fourcroyen rauh iſt, und bei der letzten der im Syſtem aufgeführten, der F. Parmentieri, beide Blatt— flächen ſehr rauh ſind. (Fortſetzung folgt.) ueberſicht der in anderen Garten ſchriften abgebildeten oder beſchriebenen A ens perthen Pflanzen. (ortſetzung.) Ourisia coccinea Pers. (Dichroma coceinea Cav.) 10 Scrophularineæ. f Eine von us bereits im 18. Jahrg., S. 485 der Hamburg. Gartenztg. % ausführlich beſprochene, ſehr hübſche Pflanze nach der Abbildung im Bot. Mag., Taf. 5335. In der flore des serres abgebildet auf Taf. 1558. Phaisnopsis Schilleriana Rchb. fil. Orchidee. Die Tafeln 1559 und 1560 der flore des serres zeigen eine recht hübſche Abbildung dieſer ausgezeichneten Orchidee, die wir bereits zu verſchiedenen Malen ausführlich beſprochen haben. Auf Taf. 1561 iſt die auf S. 468 erwähntete Rosa Thea jaune d'or und auf Taf. 1562 die bekannten gefüllt blühenden Varietäten der Portulaca grandiflora abgebildet. (Botanical Magazine, September 1864.) Urceolaria pendula Herb. (Urceolaria pendula Herb. Crinum urceolatum R. et Pav. Collania urceolata Schult. Urceolaria aurea Gard. Chron.) Amaryllideæ. Eine alte, aber ſchöne, in den Gärten ziemlich ſelten gewordene Pflanze, die neuerdings durch Herrn Pearce bei Herren Veitch eingeführt worden iſt. Ihr Vaterland iſt Pern und Chili. Der Blüthenſchaft dieſes Zwiebel⸗ gewächſes erreicht eine Höhe von 14 — 16 Zoll, an der Spitze eine Dolde von 10—12 herabhängenden Blumen tragend. Die glockenförmige Blumen— krone iſt nach dem Saume zu eng zuſammengezogen, dieſer grün gefärbt, während der übrige Theil hübſch goldgelb iſt. (Taf. 5464.) Macleania pulchra Hook. Vaccine. Eine ſehr hübſche Pflanze von Neu⸗Granada, die unter dem Namen 33* 516 Thibaudia floribunda verbreitet worden ift, mit der fie jedoch nichts gemein hat. Es iſt ein kleiner Strauch mit langen, herabhängenden Zweigen und ziemlich großen, kurz geſtielten, elliptiſchen oder länglichen Blättern, von denen die jungen röthlich gefärbt ſind. Die Blumen, ebenfalls herabhüngend; ſind groß und ſcharlachroth gefärbt mit gelben Saume. (Taf. 5465.) Cypripedium caricinum Lindl. (Selenipedium caricinum Rchb. fil. Cypripedium Pearcii Hort) Örchidex. Durch Herrn Pearce bei Herren Veitch im vorigen Jahre von Peru eingeführt und unter Cypripedium Pearcii von ihnen in den Handel gegeben. (Siehe Hamburg. Gartenztg. S. 388 diefes Jahrg.) (Taf. 5268.) Eranthemum Cooperi Hook. Acanthacex. Samen dieſer hübſchen und diſtincten Art erhielten die Herren Veith von Herrn Daniel Cooper aus Neu-Caledonien, und blühten die © dem Samen erzogenen Pflanzen bereits in Juni d. J. im Warmhauſe. iſt eine halbkrautige Pflanze, ſtark veräſtelt, mit drei Zoll langen und ¼ an breiten, kurz geſtielten, ſchmallanzettlichen, zugeſpitzten, am Rande tief ein- geſchnittenen Blättern. Die Blumenkrone beſteht aus einer langen weißen Röhre mit großem ausgebreiteten fünflappigen Saume, von denen der untere, mittlere Lappen wie die übrigen weiß, aber hübſch mit feinen violetten Punkten ge⸗ zeichnet iſt. (Taf. 5467.) Genethyllis fimbriata Kipp. Myrtaceæ. Wie alle Arten dieſer Gattung, eine ſehr hübſche Pflanze. aus dem weſtlichen Auſtralien ſtammend, woſelbſt fie von Drum mond zuerſt entdeckt worden iſt, neuerdings iſt ſie von Hrn. Oldfield aufgefunden und bei Herren Veitch eingeführt worden, bei denen ſie im Juni d. J. blühte. — Es iſt ein kleiner Strauch mit ganz kleinen, ſtumpfen, ſitzenden, drüſenartig punf- tirten, am Rande gewimperten Blättern. Die Blüthenhülle ift / Zoll lang, endſtändig, einzeln, hängend, ſitzend, aus mehreren Schuppen oder Bracteen be ſtehend, von denen die äußeren die kleinſten und mehr blattartig ſind, aber größer als die Blätter, dachziegelartig liegend, zurückgebogen an der Spitze. Die inneren ſind die größten und roſafarbig, ſo daß ſie das Anſehen von Petalen haben, die Blumen ſind ſehr klein, umgeben von der Blüthenhülle. (Taf. 5468). (Fortſetzung folgt.) nNII— Gartenbau⸗Vereine. Chemnitz. Der Erzgebirgiſche Gartenbau-Verein zu Chemnitz wird alljährlich mehrere Preis-Fragen aus dem Geſammtgebiete der Gärtnerei zu ausſchließlicher Beantwortung durch Gärtnergehülfen aus⸗ ſchreiben, und hat als Preis für die beſten Arbeiten über folgende 3 Fragen: 1 Louisd'or, 1 Ducaten und 1 Ehrendiplom ausgeſetzt. 1. Welches iſt das ſicherſte Mittel gegen die Verwüſtungen der ſchwarzen Fliege (Thrips hæmorrhoidalis) und der gelben Spinne (Acarus telarius)? 517 2. Welche neueſte Coniferen eignen fich zur Freiland-Cultur für Nord- deutſchland und empfehlen ſich durch ihre Schönheit? 3. In welcher Weiſe hat ſich ein ſtrebſamer Gartengehülfe für ſein Fach fortzubilden? Die Beantwortungen ſind in deutſcher Sprache abzufaſſen und mit einem Sinnſpruch (Motto) zu verſehen; Name und Adreſſe aber in einem verſiegelten Couvert, das als Aufſchrift das gleiche Motto trägt, beizufügen, nebſt einem Zeugniß des gegenwärtigen Prinzipals über gute Führung und eigene Arbeit des Bewerbers, bis zum 31. Juli 1865 an Herrn Apotheker Fedor Häpe, Vorſitzender des erzgeb. Gartenbau— Vereines zu Chemnitz franco einzuſenden. Im Couvert iſt zu bemerken, ob die Rückſendung nicht gekrönter Arbeit gewünſcht wird. Die eingehenden Beantwortungen werden durch eine vom Geſammtvorſtande des Vereines erwählte Commiſſion beurtheilt, die Preis— Arbeiten den Vereins-Acten einverleibt und wird deren Veröffentlichung in der geeigneten Form vorbehalten. Der Verfaſſer kann dieſelbe jedoch ebenfalls drucken laſſen. | Chemnitz, den 1. Septbr. 1864. Der Vorſtand des Erzgebirgiſchen Gartenbau-Vereines. Hamburg. Am 16. September eröffneten die Vereine der „Vereinigten Gärtner Hamburg's und Altona's“ ihre vierte Ausſtellung von Pflanzen, Blumen, Gemüſen und Obſt im Logenhauſe auf dem Valentinskamp, bei der ſich nicht nur viele Handelsgärtner, ſondern auch mehrere Privat— gärtner betheiligt hatten. Auch von Hildesheim, Erfurt, Aſchersleben, Nor— wegen u. ſ. w. waren Einſendungen eingegangen. Das Arrangement im Hauptſaale, in dem die Topfgewächſe ihren Platz gefunden hatten, welche theils aus Blattpflanzen, theils aus blühenden Arten beſtanden, war ein recht gefälliges, ſo wie denn auch die Pflanzen ſelbſt, trotz des ſchlechten Sommers, recht friſch, kräftig und geſund erſchienen. Im Vorſaale hatten die vielen abgeſchnittenen Blumen, Bouquets, Kränze ꝛc. ihren Platz; die Früchte, Gemüſe und das Obſt, mit noch einigen Pflanzenſammlungen, befanden ſich in dem großen Zelte, das dem Hauptſaale angefügt war, ausgeſtellt. — Recht erfreulich war es, die zur Concurrenz eingelieferten Sachen immer bei einanderſtehend anzu— treffen, ſo daß deren Ueberſicht ſehr erleichtert wurde. Im Vorſaale fanden wir, außer Geräthen, Gartenſtühlen ꝛc., eine Ausſtellung von Anſchauungs— und Lehrmitteln des rühmlichſt bekannten Herrrn Heſtermann aus Altona, ein Herbarium von Giftpflanzen, ein Landwirthſchaftliches Herbarium, eine Holzſammlung, nachgebildete Pilze und Schwämme ꝛc. Möchten dieſe aus— geſtellten Sachen, die wirklich recht inſtructiv ſind, viele Liebhaber gefunden haben! — Die Gebrüder Dippe aus Quedlinburg, mit der kleinen ſilbernen Medaille gekrönt, hatten ganz vorzügliche Aſtern ausgeſtellt, ebenfalls ſahen wir Aſtern von Herrn Wohlers, mit dem Preisdiplom bedacht, und Georginen und Aſtern von Herrn Chriſtopher. Wenn man die Regel— mäßigkeit ſowohl im Baue, wie in der Färbung, durch ſolche reichhaltige Collectionen verfolgt, ſo kann man ſich hierdurch eine ziemliche Zeit ſehr an— genehm mit dieſer Pflanzenart allein beſchäftigen. Eben ſo reichhaltig war die Collection der abgeſchnittenen Roſen, mit der kleinen ſilbernen Medaille 518 prämiirt, des Herrn Harms in Eimsbüttel, wie auch die von Georginen des Herrn Homann in Altona, welche die große ſilberne Medaille erhalten hatte. Das größte Intereſſe erregte jedoch bei mir die Collection von Sträuchern und Bäumen des Herrn Th. Ohlendorff in Ham, theilweiſe mit Beeren, weil unter derſelben wirklich höchſt intereſſante Formen ſich fanden und eine ſolche überſichtliche Zuſammenſtellung aus ſo vortrefflichen Exemplaren ſehr belehrend iſt. Die große ſilberne Medaille war dieſer Sammlung zuertheilt worden. — Außerdem ſahen wir noch im Vorſaale Aſtern und Nelken von Herrn Kühne in Altona, neue Züchtungen der Gebrüder Dippe in Quedlinburg und auf einer langen Quertafel ver⸗ ſchiedene Blumenkörbe, Bouquets ꝛc. Wir bemerkten einen Blumenkorb von Herrn von Ahn (Preisdiplom!) und ein Bouquet von demſelben, letzteres ebenfalls mit dem Preisdiplom ausgezeichnet, ferner einen Kranz von Herrn H. Schmidt, ein Bouquet von Herrn H. D. Heyn (k. ſ. M.), einen Kranz von Herrn Hübener (k. ſ. M.), einen Kranz und Fruchtkorb (k. ſ. M.) von Herrn H. L. Kruſe, Gärtner bei Herrn Conſul Burchard, u. ſ. w. Das eine Ende dieſer Tafel nahmen eine Sammlung Maiskolben, Roggen, Erbſen und Bohnen aus Chriſtiania ein, vom Profeſſor Herrn Dr. Schübeler, Director des dortigen botaniſchen Gartens, und eine Collection Birnen und Aepfel, die ebenfalls mit der k. ſ. M. und dem Preisdiplom prämirt waren. — An dem anderen Ende waren eine Collection abgeſchnittener Georginen von Herrn P. W. Grimm, eine Sammlung Gladiolus (k. ſ. M.) von Herren Peter Smith & Co., Georginen (k. ſ. M.) des Herrn F. Grage in Barmbeck und Georginen(Preisdiplom) des Herrn Riechers. Die Sammlung Sträucher und Bäume (ohne Früchte) des Herrn Herm. Ohlendorff hatte die k. ſ. M. als Auszeichnung erhalten. — Das Fräulein von Horn, Gärtner Herr Wohlers, hatte für bunte Begonien, die ſich im großen Saale befanden, das Preisdiplom erhalten und Herr Herrm. Ohlendorff für eine Collection, in der ſich Yucca quatricolor, Ligustrum ovalıfolium, Bambusa Fortunei fol. var. ꝛc. befanden, die große ſilberne Medaille. — Ebenfalls bemerkten wir da hochſtämmige Fuchſtien von Herrn J. F. Rethwiſch und hochſtämmige Roſen (Preis: diplom) des Herrn F. Harms in Eimsbüttel. Ganz beſonders beſchäftigte uns aber eine Zeitlang ein Eupatorium aromaticum des Fräul. von Horn, Gärtner Herr Wohlers, das ſich durch eine Fülle von Blüthen auszeichnete und mit Recht ein Preisdiplom verdient hatte und die große Gruppe des Herrn Herm. Ohlendorff (große ſilberne Medaille), in der wir Dracna australis, Bonapartea juncea, Blechnum brasiliense und andere intereſſante Pflanzen bemerkten. Ausgezeichnet fanden wir auch die Cakteen des Herrn J. F. Rethwiſch (k. ſ. M.). — Die große ſilberne Medaille hatte Herr C. H. Droege, Obergärtner Elbring, für mehrere Cakteen erhalten. Die Ampeln mit ihren Pflanzen machten ebenfalls einen angenehmen Eindruck, die des Heren F. Harms in Eims⸗ büttel hatten ein Preisdiplom erhalten. — Ausgezeichnet hinſichtlich der Farben wie der Blüthenſtellung waren die Pelargoniencollectionen, von denen die des Herrn J. H. Sottorf mit der kleinen ſilbernen Medaille und die des Herrn H. D. H. Klok mit der großen ſilbernen Medaille, 519 fo wie die des Herrn E. Hübener und C. Naumann mit Preisdiplomen prämiirt waren. — Herr H. D. H. Klok hatte dann eine Gruppe von Petunien (Preisd.), ſechs verſchiedene Sorten Heliotrop (k. ſ. M.) und Ber- benen (Preisd.) aufgeſtellt. — Herr F. Szirovi (k. ſ. M.) Granaten, Herr J. H. Sottorf Petunien. Die Herren Hübener und Naumann Verbenen (k. ſ. M.), Heliotrop (Preisd.) und Granaten (Preisd.); der Verein Horticultur eine Gruppe Coleus, Herren P. Smith & Co. eine Gruppe Coniferen, beſonders Thuja und Juniperus, prämiirt mit einem Extra⸗Preiſe, die große ſilberne Medaille, und Solaneen in 12 Sorten (k. ſ. M.). Von Herrn F. Harms in Eimsbüttel ſahen wir dann hoch— ſtämmige Fuchſien (k. ſ. M.); eine Erythrina crista-galli von Herrn D. M. Wohlers (Ehrenpreis). — Im Zelte befanden ſich auf der Mitteltafel Gruppen von hochſtämmigen und anderen Fuchſien, der Herren Klok, Wohlers, H. Ohlendorff, eine Coniferen-Gruppe von Herrn H. Ohlendorff (große ſ. M.). — Die Seitentafeln enthielten Gemüſe und Obſt. Wir notirten die Erbſen, Möhren u. ſ. w. des Herren J. Chriſtoph, prämiirt mit der kleinen ſilbernen Medaille; Herr Senator Godeffroy, Obergärtner Backenberg, große ſilberne Medaille für Artiſchocken; Herr Pariſh, Obergärtner Hartmann, hatte eine Steckrübe von 20 B geſandt, Herr J. Sottorf hatte ein Preisdiplom für Kohl erhalten; Herr J. Chriſtoph die kleine ſilberne Medaille für Rothenkohl und Blumenkohl; Herr J. Sottorf die kleine ſilberne Medaille für Rüben, Preisdiplom für Runkelrüben und ein Sortiment von Kohl; Herr J. Köhler die kleine ſilberne Medaille für Rettige, Herr J. Chriſtoph Preisdiplom für Gurken; der „Verein Horticultur“ für Artiſchocken Preisdiplom; Herr J. Sottorf kleine ſilberne Medaille für Erbſen und Herr Bann Preisdiplom für Erbſen und Bohnen; Herr Brunckhorſt die kleine ſilberne Medaille für ein Sortiment Kartoffeln; Herr Dr. Tanck ein Preisdiplom für Sellerie, Herr Bleckwedel aber für daſſelbe die kleine ſilberne Medaille. — Die Gemüſe des Herrn E. Hanſen in Chriſtiania waren mit der kleinen ſilbernen Medaille, die Trauben des Herrn Dr. Sieveking, Obergärtner Lück, ſo wie die des Herrn Joh. Weſſelhöfft, Gärtner Voß, waren mit der großen ſilbernen Medaille prämiirt worden, die Johannisbeeren des Herrn Sottorf mit der kleinen ſilbernen Medaille. Die Aepfel des Herr Conſul Burchard, Obergärtner Kruſe, hatten ein Preisdiplom, die des Herrn Jürgens die große ſilberne Medaille. Die Ausſtellungen des „Vereins Horticultur“, als die Birnen, waren mit der kleinen ſilbernen Medaille, die Collection Pilze mit der kleinen ſilbernen Medaille, die Aepfel mit der kleinen ſilbernen Medaille und die Himbeeren mit dem Preisdiplom prämiirt worden. Endlich haben wir noch die Hildes— heimer glühende Kohle, eine Pflaume von ziemlichen Umfange, die ſchönen Pflaumen des Superintendenten Herrn Oberdieck (Preisdiplom) und die Aepfel und Birnen des Herrn C. F. Liepe in Gothenburg (kleine ſilberne Medaille) anzuführen. — Möglich iſt es, daß wir trotz der ſorgfältigen Aufzeichnun doch noch etwas vergeſſen haben, vielleicht kann auch irgend etwas falſ notirt ſein. Sollte ſolches in der Aufzählung ſtattfinden, ſo bitten wir, es 577 zu entſchuldigen. — Noch haben wir die Modelle zu erwähnen, welche 520 Herr Auguſt Garvens ausgeſtellt hatte. Es waren Strohmatten, wie ſie in dem erſten Hefte dieſes Jahrganges der Gartenzeitung empfohlen worden ſind. Dieſe Modelle zeigten deutlich, wie verſchiedenartig die Matten mit Nutzen zu verwenden ſind. Auch Modelle, auf eine leichte Art Span e zu beſchatten, hatte Herr Garvens ausgeſtellt. Die feſtliche Abendmahlzeit, welche die Herren Ausſteller mit den Herren Preisrichtern im Alſter-H§tel am Abend des erſten Ausſtellungstages vereinte, zeichnete ſich durch große Gemüthlichkeit und ungezwungene Fröh— lichkeit, wie zugleich durch die dem Tage angemeſſene Würde aus, die jedes Mitglied in Wort 5 That an den Tag legte. Dr. F. W. Klatt. Hildesheim. Obſt⸗, Gemüſe⸗ und Blumen⸗Ausſtellung des Gartenbauvereines in Hildesheim, am 2., 3. und 4. October 1864. Die diesjährige Ausſtellung übertraf die der früheren Jahre ohne alle Frage ſo an Reichhaltigkeit der Gegenſtände, wie an geſchmackvoller Anordnung. Beim Eintritt in den Ausſtellungsſaal wurde unſer Blick durch eine Sammlung von Aſtern und 1 gefeſſelt, ausgeſtellt von den Gärtnern Blume und Krüger, dazwiſchen wechſelten Löwenmäuler vom Gärtner von Uslar, prachtvolle Georgineu und Stiefmütterchen vom Gärtner Weſtenius. Die linke Wand zierte eine für die Jahreszeit wunderbar ſchöne Sammlung von Remoutant-, Bourbon-, Noiſette ꝛc. ꝛc. Roſen, Helio⸗ tropen, Reſeda, Petunien von Blume. An derſelben Wand bot ſich dem Auge eine Sammlung gut cultivirter Begonien, Palmen und Farnekräuter aus dem gräflich Wallmoden'ſchen Garten in Walshauſen, ausgeſtellt von dem Gärtner Wöhleke dar. Die hintere Wand des Saales war gänzlich gedeckt durch eine terraſſenförmig aufgeſtellte Gruppe ſ. g. Neuholländiſcher Pflanzen, unten eingefaßt von blühenden Lilien und Fuchſien. Ausſteller: Gärtner Enger. Die rechte Saalwand war geziert zunächſt mit einem Sortiment von Fuchſien, deren Blüthengröße, Farbenpracht und Neuheit der Exemplare allgemein auffiel; daran ſchloß ſich eine Gruppes verſchiedener blühender Pflanzen, unter denen die Pelargonien, Heliotropen, Lilien, ſchön cultivirte Eriken beſonders gefielen (Ausſteller: Gärtner Sperling) und ein Sortiment blühender Balſaminen vom Gärtner von Uslar beendete die farbenſchimmernde Reihe. Die Mitte des Saales bot dem Auge den maleriſcheſten Anblick. Um eine hochſtämmige Dracena Draco gruppirten ſich verſchiedene andere Dracänen, Palmen, Pucca, Begonien und andere Blattpflanzen von Sperling. Das Intereſſe der Damenwelt erregte be— ſonders ein Sortiment abgeſchnittener Roſen, Kränze und Bouquets von getrockneten Blumen, prachtvoll gebundene Ballbouquets und Brautkränze, — alles vom Gärtner Blume ausgeſtellt. Noch bemerken wir die ausge⸗ ſtellten Gartengeräthe vom Kaufmann Schulte hieſelbſt und den Gebrüdern Dittmar in Heilbronn. Ganz beſonders erwähnen müſſen wir die vom hieſigen Schmiedemeiſter Troll erfundenen Krauthacken, die ihrer practiſchen Anwendbarkeit wegen den Gartenbeſitzern nicht genug zu moi find. (Im Preiſe von 15, 17½, 20 Silbergroſchen.) Im zweiten Saale iſt dem Nützlichen der Vorzug vor dem Ange⸗ nehmen gegeben. Das von der Ackerbauſchule und dem Tiſchler 521 Dubenkrop ausgeſtellte Dörrobſt, getrocknet in dem von Lucas erfundenen Darrofen, überſtieg jede Vorſtellung, welche wir bislang von ſchönem ge— dörrtem Obſt gehabt haben. Apfel-, Brombeeren- und Johannisbeeren— Wein vom Kaufmann Bütten bewies, daß auch Norddeutſchland in dieſem Producte mit dem Süden zu wetteifern vermag. Derſelbe Ausſteller hatte auch Syrup aus Kirſchen und Himbeeren, 20 Sorten Kartoffeln und 6 Sorten Vitsbohnen geliefert. Gurken und Kartoffeln vom Amtsrichter Groſſe, verſchiedene Gemüſearten von Könneker in Hohenhameln. Ausgezeichnete Sortiments von Plumage-Kohl, rieſige Kohlköpfe, Kohlrabi, Rettige, Zwiebeln, Sellerie waren ausgeſtellt von von Uslar. Die ſchönſten Gurken vom Gartenbeſitzer Hoffmeiſter zu Moritzberg bei Hildesheim. (Der Garten und die Wirthſchaftsgebäude dieſes Herren verdient bei vorkom— mender Gelegenheit eine nähere Beſprechung. Vor etwa 12 Jahren noch ein nackter ſteiniger Berg, der nicht einmal Viehweide gab, iſt das Ganze jetzt vielleicht der ſchönſte Punkt und ein ſehr beliebter Vergnügungsort bei Hildesheim. Alles durch den Beſitzer, faſt durch die alleinige Kraft ſeiner Hände geſchaffen.) Kohlrabi von ganz ungewöhnlicher Dicke hatte der Maſchinenmeiſter Loges aufgeſtellt. Melonen vom Gärtner Megzer; Artiſchocken, dicker Kohl, Gurken, Vitsbohnen, Erdbeeren, Salat, Rüben vom Gärtner Kohlmeier auf dem Krongute Steuerwald. Eine Orangerie des bekannten Pomologen Butterbrodt, von kleinen Obſtbäumen auf Töpfen und zehn Sorten ſ. g. Obſtkraut (Mus) fanden mannichfachen Beifall. Büttner, Binder, Schnepel, Bürger u. A. haben ver— ſchiedene Obſtſorten ausgeſtellt. Das Intereſſanteſte nach dieſer Richtung hin bieten aber die ausgeſtellten Obſtſorten des Herrn Superintendent Oberdieck zin Jeinſen und des Herrn Waiſeninſpector Palandt in Hildesheim. Herr Oberdieck hatte 75 Birnen- und Aepfel-Sorten; Herr Palandt 240 Obſtſorten, darunter 6 Sorten völlig reifer Weintrauben, ausgeſtellt. — Vor dem Eingange in die Säle waren junge Bäume aus den Plantagen der Herren Liecke und Könnecker ausgeſtellt. Leider duldete die ſtrenge Kälte nur wenig deren Betrachtung. . Zu Preisrichtern behufs Beurtheilung und Prämiirung der ausgeſtellten Gegenſtände waren gewählt, die Herren: Gartenmeiſter Enger (von hier), Superintendent Oberdieck (Jeinſen) und Schiebeler jun. (Celle). In Behinderung des letzteren trat Herr Regiſtrator Söchting (von hier, als Blumiſt in weiteren Kreiſen bekannt) ein. Nach dem Verdict des Gerichtes wurden folgende Preiſe erkannt. | | A) für Obſt und Bäume: Erſter Preis: Herr Inſpector Palandt für „ſeine ausgezeichnet reichhaltige, gut cultivirte und richtig benannte Obſtcollection.“ Zweiter Preis, in zwei Theile getheilt: a) Herr Liecke, von hier, für „Obſt und Bäume;“ b) Herr Könnecker in Hohenhameln, für „vor— zügliche Wildlinge und Veredelungen.“ Dritter Preis: Herr Butterbrodt für „Obſt, namentlich Zwerg— bäume mit Früchten.“ N Diplome erhielten: Das erfte: Gärtner Ebeling in Hannover, „für ein Sortiment von 30 gut cultivirten und meiſtens richtig benannten Birnen.“ — 522 Das zweite: Gärtner Bürger in Marienrode, für „Obſt.“ Das dritte: Gärtner Stolte für „13 gut cultivirte Birnenſorten Superintendent Oberdieck, welcher entſchieden auf jede Prämteng verzichtet hatte, ward vor allen anderen lobende Erwähnung für ſein aus⸗ geſtelltes Obſt zuerkannt. B) für Gemüſe: Erſter Preis: Gärtner Kohlmeier in Steuerwald. Zweiter Preis: Gärtner Bürger in Marienrode. Dritter Preis: Gärtner Hoffmeiſter zu Moritzberg. Diplome erhielten: Das erſte: Handelsgärtner von Uslar. Das zweite: Kaufmann Büttner. c) für Blumen und Pflanzen: Erſter Preis: Gärtner Sperling für die „reichhaltigſte Sammlung ſeltener und gut cultivirter Pflanzen.“ Zweiter Preis: Gärtner Enger. Dritter Preis: Gärtner Weſtenius für „Georginen.“ Diplome erhielten: Das erſte: Gärtner Wöhleke in Walshauſen, für „Hlatthſlee 5 Das zweite: Gärtner Blume“) für „blühende und abgeſchnittene Roſen.“ Das Dritte: Gärtnergehülfe Dannenbaum für „ein geſchmackvolles Pyramideubouquet.“ Ehrenvolle Erwähnung fanden: Hofmaurermeiſter Frankenberg für Myrthen und Friſeur Horn für ein Rieſenbouquet. D) für Fabrikate aus Obſt und für . e 5 Erſtes Diplom: Schmiedemeiſter Troll für die von ihm erfundene „Krauthacke.“ Zweites Diplom: Ackerbauſchule „für Fabrikate von gedörrtem Obſt.“ Etwa 450 von den ausſtellten rasılfänden kamen auf etwa 800 Looſe zur Verlooſung. Erfurt. Das Programm für den zweiten Congreß deutſcher Gärtner, Botaniker und Gartenfreunde und allgemeine deutſche Ausſtellung von Gemüſen und landwirthſchaftlichen Produkten, Obſt, Pflanzen, Blumen, Gartengeräthſchaften ꝛc. in Erfurt, im September 1865, iſt erſchienen und werden wir in einem der nächſten Hefte auf daſſelbe zurückkommen. Die Gräſer. Zehn Vorträge, gehalten in den Verſammlungen der Gartenbau⸗ Geſellſchaſt „Flora“ zu Frankfurt a. Main von Herrn Carl Fauſt. (Aus dem 15. Jahrgang der Verhandlungen genannter Geſellſchaft) Gas. Wenn die grünen Wieſen, ausgeſtreckt im goldenen Sonnenſruhl in uns die Bewunderung erwecken und ſüße Ruhe in unſer Herz ſenken, ſo iſt ) Vielleicht hätten die von dieſem Herrn ausgeſtellten Gegenſtände eine größere Anerkennung verdient. 523 dies nicht minder der Fall, wenn wir die üppigen Kornfelder in ſaftigem Früh— lingsgrün vor uns ausgedehnt ſehen. Und dann kommt die Zeit der Kornblüthe. Nicht weniger erquickend für Auge und Herz ſind die Getreidefelder im Hochſommer, wenn die hellgelben Flächen des Roggens, der Gerſte und des Hafers und die braunen des Weizens unterbrochen werden von dem Schar— lachroth der Mohnblüthe und dem Azur der Kornblume. Und endlich fallen - die ſegensſchweren Aehren vom ſcharfen Schnitt der Senſe und Sichel, Garbe reihet ſich an Garbe und hochbeladen ſchwankt der Erntewagen zur Scheune. — Wie mannigfach der Nutzen iſt, den uns das Getreide bietet, brauche ich nicht zu erwähnen; außerordentlich vielfältige Nahrungsmittel für den Menſchen werden daraus bereitet, während es auch techniſchen Zwecken dient; durch Korn und Stroh nützt es der Viehzucht. Alle Nationen haben den Ackerbau als die Quelle des Wohlſtandes anerkannt und mit dem Getreidebau kam auch Geſittung in die Landſchaften, die Wurzel, aus der Künſte und Wiſſen— ſchaften hervorſproſſen. — Wo wir Halmfrüchte finden, ob in weit entfernten Ländern unter der glühenden Tropenſonne, ob in unſerer ſchönen Heimath, ausgebreitet in herrlichen Thälern und an ſonnigen Hügeln, überall erzählen ſie uns von Frieden, Civiliſation und häuslichem Glücke. Der Menſch, welcher den Samen ausſtreut, kann kein wilder Wanderer über die Erde ſein; er muß wachen über Saat und Ernte und ſich bei ſeinen Feldern dauernd nieder— laſſen. Unter dem ſchützenden Dache weilt die ſorgliche Hausfrau, die Kinder pflegend und erziehend; — der Feldbau brachte ſegnend in ſeinem Gefolge die Liebe in die Familien, die Anhänglichkeit an die Nachbaren und die hehren Gefühle für das Vaterland. Ein Theil unſeres Getreides geht außerordentlich weit nordwärts; am weiteſten in Lappland, wo unter dem 70° noch Gerſte gebaut wird, die zwar in manchen Jahren nicht zur Reife gelangt, doch in der Regel in ſechs Wochen ihre Vegetation beendet, während im ſüdlichen Schweden drei bis vier Monate dazu erforderlich find. In Lappland wird nämlich das Wachsthum der Pflanzen ſehr befördert durch die während des Sommers ununterbrochen ſcheinende Sonne, ſo daß auch die Gerſte in dieſer kurzen Zeit reift. — Auf den Sofoten, einer langgeſtreckten Inſelgruppe zwiſchen dem 68. und 70. Grade nördl. Breite, wird ſogar ſo viel Gerſte gezogen, daß ſie neuerdings einen Ausfuhrartikel bildet. — Man will ermittelt haben, daß dem Getreide, welches hoch im Norden gereift iſt, eine raſchere Entwickelung innewohne, ſo daß dieſe Frucht, im Süden geſäet, ebenfalls ſehr raſch reife und dabei außerordentlich reich trage. — Ob ſich dieſe Behauptung bewahrheitet, wird ſich bald zeigen. — In Rußland geht die Gerſte über Archangel an die Küfte des weißen Meeres hinaus. — Während aber andere Halmfrüchte in den Tropenländern gedeihen, iſt Gerſte dort nicht zu acclimatiſiren; ſie liebt die Höhen und die gemäßigte Zone. — f Der Hafer wird in Rußland und Schweden bis zum 65° nördl. Breite cultivirt; in Schottland bildet er das Hauptnahrungsmittel, namentlich in der Verwendung als Brei (Porridge), wie er von den Bauern allgemein genoſſen wird. An der Oſtküſte Amerika's gedeihen Hafer und Gerſte kaum bis zum 51. Breitengrade. Der Roggen iſt die vorwiegende Getreideart der nördlichen gemäßigten 524 Zone, in Norddeutſchland, Dänemark, Schweden und Rußland wird er haupt: ſächlich gebaut und liefert wohl einem Drittel der europäiſchen Bevölkerung das tägliche Brot. 2 In England, im ſüdlichen Deutſchland, in Frankreich, Ungarn, in der Krim, im Kaukaſus und in Centralaſien iſt die eigentliche Stätte der Weizen⸗ cultur; Roggen und Gerſte verſchwinden allmälig, ſowie der Wein das Bier erſetzt. Nördlich erſtreckt ſich die Cultur des Weizens bis Petersburg, Drontheim und Inverneß. Am mittelländiſchen Meer, in Spanien, Italien und Griechenland, Perſien, Nordindien, Arabien, Egypten und Nubien muß ſich der Weizen ſchon mit dem Mais in die angebauten Länderſtriche theilen; in einigen dieſer Länder tritt der Reis und die Moorhirſe, in Nubien die Poa abys- sinica, als Brotfrucht hinzu. Auf der Nordſeite der Himalayakette ſteigt der Weizen und die Gerſte bis in eine Höhe von mehr als 13,000 Fuß über die Meeresfläche. Gerſte dient dort zum Futter für die Maulthiere und Pferde. In der heißen Zone iſt das Welſchkorn in Amerika, der Reis in Aſien überwiegend, beide ſind faſt gleich in ihrer Ausdehnung in Afrika. Wahr⸗ ſcheinlich iſt dieſe Vertheilung auf der hiſtoriſchen Thatſache begründet, die dem Reis ſeine Heimath in Aſien anweiſ't; — ziemlich allgemein wird aber Amerika als das Vaterland des Welſchkorens angeſehen, obgleich man es dort noch nirgends wildwachſend vorgefunden, wohl aber fand man dieſe Pflanze in Afrika, 200 und mehr Meilen vom Ocean aufwärts am ganzen Niggerſtrom in großer Ausdehnung cultivirt. — REN Wie gejagt, das Heimathland der Getreidearten iſt in ein undurch— dringliches Dunkel gehüllt und Niemand weiß zu ſagen, wer ihnen zuerſt das Geheimniß der Brotbereitung abgewann und fie zuerſt cultivirte. — In unſerem Vaterlande iſt der Hafer in den älteſten Zeiten heimifch geweſen; die Schriftſteller der alten Römer erwähnen den Haferbrei als allgemeine Nahrung unſerer Voreltern. Mit der Völkerwanderung iſt der Roggen aus den Kaukaſusländern bei uns eingedrungen; er breitete ſich ſchnell aus, doch ſcheinen ihn die Römer nur dem Namen nach gekannt zu haben; dieſe bauten nur Gerſte, Dinkel und Weizen. Die Deutſchen benutzten aber zu ſeinem Anbau ſchon den Pflug, das Ausdreſchen erfolgte durch die Füße von Thieren und die Körner wurden zwiſchen großen Steinen zermalmt. Weizen, Spelt und Gerſte führten die Römer in die von ihnen eroberten Provinzen ein; dort erhielt der Ackerbau bald das entſcheidende Uebergewicht und übte ſeinen wohlthätigen Einfluß auch auf die angrenzenden freien Länder. Nur den Dinkel haben die alten Deutſchen wenig aufgenommen und merk⸗ würdiger Weiſe iſt er noch heute nur in jenen Gegenden eingebürgert, wo die Römer ihre feſten Standquartiere hatten. Zu den cultivirten Gräſern gehört auch die Hirſe, welche ebenſowohl zu Speiſen, wie zum Füttern des Geflügels verwendet wird. In Anſpielung auf ihren Namen (Milium) gilt ſie als Bild des Tauſendfachen und Unend⸗ lichen; — und es iſt dieſes Bild ein treffendes, denn neuerdings eingegangene Berichte aus Amerika melden von einer Rieſen-Hirſe, deren Halm 6 Fuß hoch wird; man zählte die Körner mehrerer Aehren und jede derſelben ergab circa 25,000 Körner. Dieſe Hirſe wird auf einer Farm bei Newbury im Staate Newyork gebaut. — Die Rispenhirſe (Panicum miliaceum) wird 525 ſchon im ſüdlicheren Deutſchland mit Nutzen gebaut, während die Kolbenhirſe (Panicum italicum) in Frankreich und Italien cultivirt wird. Beide ſind ſchöne Gräſer, deren ſchlanke Halme einen hellen und graziöſen Aehrenbüſchel tragen; — fie können ſich aber nicht vergleichen mit der baumartigen Moor— hirſe Oſtindiens, deren Halm, nicht ſtärker als ein Gänſekiel, einen Yeder- büſchel trägt, der, im Winde wehend, einer weißen Flagge gleicht. Der leiſeſte Luſtzug biegt die ſchlanken Halme tief nieder und nichts kann dem Reize der Bewegungen eines ſolchen dichten Feldes voller wallenden Aehren verglichen werden. — Die indianiſche Moorhirſe (Holcus Sorghum) wird ſehr ſtark in Afrika gebaut, wie auch in Arabien und Kleinaſien. Sie liefert unter allen Brotfrüchten die reichlichſte Ernte; eine Pflanze giebt den Lebens— unterhalt eines Tages für eine ganze Familie. Sie bildet die Hauptnahrung vieler Hottentotten- und Negerſtämme und iſt in den holländiſchen Colonien am Cap unter dem Namen Dhurra oder Kafferkorn bekannt. In Paläſtina wird ſie 8 Fuß hoch, in Nubien 16 Fuß. In Armenien wird ſie als Futterkraut gebaut und als ſolches 7—8 Mal abgemäht. — Die Blüthen— ſtiele werden zu Beſen gebraucht, wovon Ihnen ſeiner Zeit auch hier eine Probe vorgelegen hat. Die Kaffern bereiten nicht allein ihr Brot aus den Körnern, ſondern auch die Tialva, einen berauſchenden Trank und einen guten Eſſig, Tiala genannt. — a Der Mais (Zea Mays) gedeiht am beſten im feuchten und heißen Tropenclima, wo er 800-fältig trägt. Weniger einträglich iſt er in der gemäßigten Zone; er ſteigt auf die Gebirge Amerika's bis zu 12,000 Fuß über die Meeresfläche. Man hat eine ſehr große Menge von Spiel-Arten, wovon manche wunderſchön in Farbe und merkwürdig in Form und Stellung der Körner um den Fruchtkolben ſind. Die Pflanze iſt bekannt und ich erinnere nur an die ihr eigenthümlichen, ſchönen, weißen Faſern, welche aus den weiblichen Blüthendolden herabhangen, während die männlichen gebogenen Blüthenähren gleich Hahnenfedern zuſammenſtehen. — Der Mais wird bei uns, mehr aber noch im nördlicheren Deutſchland, als Grünfutter gebaut, während die Körner zum Mäſten der Gänſe verwendet werden. — Der Pferdezahn-Mais wird bei uns 15 Fuß hoch und iſt eine ganz hübſche Decorationspflanze. — Die Cultur des Mais verbreitete ſich ſchnell in Indien, China und Japan, und letzteres Land ſoll denſelben ſchon vor 1200 Jahren beſeſſen haben. Heutzutage findet ſein Anbau in allen Ländern der tropiſchen und gemäßigten Zone Statt, vor Allem aber in Amerika, wo er auf die verſchiedenartigſte Weiſe zubereitet und genoſſen wird. Schon die alten Peruaner und Mexikaner bereiteten mehrere Arten von Brot daraus; in anderen Ländern wird der ganze noch nicht vollkommen reife Kolben blos in Salz— waſſer geſotten und ſo auf den Tiſch gebracht. Das Chicha der Peruaner, ein geiſtiges, aus dem Mais bereitetes Getränk, ſchmeckt anfänglich dem Weißbier, ſpäter dem Moſt ähnlich und wird ſehr geiſtreich. Aus dem Saft der Stengel wird in Mexiko ein ſehr wohlſchmeckender Branntwein, Pulque de Mahio, gewonnen, wie auch ein guter Syrup daraus bereitet. — Dort werden ungeheure Quantitäten von Mais verbraucht; man rechnet auf jeden Menſchen jährlich circa 350 Pfund. — (Fortſetzung folgt.) 526 Feuilleton. Lilium auratum. Von dieſer unſtreitig ſchönſten Lilienart ſind am 5. October durch Heern Stevens in London an 700 Exemplare, von denen die meiſten ſich in Blüthe befanden, in Auction verkauft worden. Bereits giebt es auch ſchon Varietäten dieſer Lilie, ſo blühte unlängſt eine ſolche bei Herrn W. Bull, bei welcher die bandartigen Zeichnungen ſtatt goldgelb, dunkelroth waren. | Auguſt van Geert's Gartenetabliſſement in Gent. Das jo eben erſchienene Preisverzeichniß für 1864 — 1865 dieſes Etabliſſements zeigt uns auch wieder, welch' eine enorme Anzahl neuer, ſchöner und ſeltener Pflanzen in den verſchiedenen Handelsgärten Belgien's, namentlich in Gent, vorhanden iſt und die den Pflanzenfreunden zu meiſt ſehr billigen Preiſen offerirt werden. Neben den Etabliſſements von Amb. Verſchaffelt und Van Houtte iſt es auch namentlich das des Herrn Aug. van Geert, welches alljährlich eine beträchtliche Anzahl Neuheiten in den Handel bringt, und ſo finden wir denn auch in dem neueſten Verzeichniſſe (No. 56) nahe an 40 Arten, die theils ganz neu, theils während der letzten Jahre eingeführt, aber noch ſelten ſind, verzeichnet, ſowohl unter den Gewächſen des Kalt- und Warm⸗ hauſes als auch unter denen des freien Landes, auf deren nähere Bezeichnung wir jedoch verzichten müſſen und wir die Pflanzenfreunde auf das genannte Verzeichniß ſelbſt aufmerkſam machen können. Die Dauer der Keimfähigkeit einiger Samen. Damit die Gärtner nicht an den Erfolg zweifeln, wenn die Keimung einiger Samen lange auf ſich warten läßt, machen wir auf einige Erfahrungen in dieſer Beziehung aufmerkſam. Die Samen einiger Carex- und Cyperus- Arten liegen oft mehrere Jahre in der Erde, ehe fie keimen. Samen von Narcissus keimen erſt nach einem oder mehreren Jahren. Linum grandiflorum und andere ölhaltige Samen, deren Oel nicht ranzig wird, keimen am beſten, wenn ſie mehrere Jahre aufbewahrt worden ſind, und die Samen von Sinapis arvensis keimen gewiß auch nur deshalb trotz alles Ausrodens der Pflanzen auf den Feldern, weil der Samen ſich ſo lange gut in der Erde erhält. (Belg. hortic.) b ö ADD | Perſonal⸗Notizen. Wörlitz. Abermals hat die Gärtnerwelt einen herben Verluſt zu be— klagenz am 29. Auguſt d. J. ſtarb der herzogl. Garteninſpector zu Wörlitz, Gottlieb Ludwig Schoch, in einem Alter von 70 ½ Jahren. Am 26. Fe bruar 1794 in Wörlitz geboren, erlernte Schoch die Gärtnerei unter Hof— gärtner Eyſerbeck in Luiſium bei Deſſau, conditionirte ſpäter in mehreren anderen Gärten, und 1814 nach Wörlitz zurückgekehrt, wurde er als Hülfs⸗ gärtner bei ſeinem Vater angeſtellt. 1817 wurde er zum Hofgärtner in Luiſium ernannt und kam 1826 nach Wörlitz, wo er faſt 38 Jahre als herzogl. Garteninſpector gewirkt hat. Bei Gelegenheit ſeines 50jährigen 527 Dienſtjubiläums, am 1. Mai d. J., erhielt Schoch von Herzoge von Anhalt— Deſſau die große goldene Medaille für Verdienſt und Wiſſenſchaft. Hamburg. Sir Robert Schomburgk, dem wir unter vielen Anderen auch die Einführung der Victoria regia verdanken, iſt am 11. October über England in Hamburg eingetroffen, leider aber in einem ſehr leidenden Geſundheitszuſtande. Sir Robert Schomburgk ging bekanntlich im Jahre 1857 als engliſcher General-Conſul nach Siam (vergl. Hambg. Gartenztg. XVI., S. 131), mußte aber aus Geſundheitsrückſichten den Staatsdienſt quittiren und gedenkt nun in ſeinem Bate oder in England den Reſt ſeiner Jahre in Ruhe zu verleben. 1 S. & J. Rinz, Hamnſchelm in Frankfurt a/ M., Bureau: Markt 25, empfehlen ihre reichhaltigen Beſtände von Ohſthäumen in den vorzüglichſten neueren und bewährteſten älteren Sorten, Zwerg- und Hochſtämme; ferner Zierbäume und Sträucher, Coniferen, Roſen, Staudengewächſe, Fruchtſträucher, Weinreben und Erdbeeren in den edelſten Sorten ꝛe. ꝛc. und bitten um gütige Aufträge. Der ſo eben erſchienene Catalog pro 1864/65 ſteht auf Bank, Verlangen gratis und 1 zu 3 Strohmatten. Strohmatten ſind zu haben dieſer Art HAMBURG, Beni: Nödingsmarkt Aug. Garvens, & 58. Samen ⸗Offerte. Blumenkohl, Erfurter, fee P a Lth. 15 Sgr. ig 5 Letzte Sorte wurde nur von großen, ſchneeweißen, feſten Köpfen geerndtet Er furt, October 1864. G. Gleichmann, Kunſt⸗ und W Nuſſiſche Veilchen. Viel größer und dankbarer im Winter blühend als das gewöhnliche Monatsveilchen, offerirt gut bewurzelte blühbare Senker, das Dutzend zu 1 Thaler, von Mitte September bis Mitte October c. Potsdam, Victoria⸗St. 10. J. * Kunſt⸗ u. Handelsgärtner. 528 Das H. Arnoldi'ſche Shit. Cabinet aus Porzellan-Compoſitions-Maſſe, beſteht jetzt aus 21 Lieferungen, welche 59 Aepfel, 48 Birnen, 1 Pfirſich, 18 Pflaumen enthalten. Jährlich erſcheinen auch ferner 3 bis 4 Lieferungen à 6 Früchte u zwar bei directer Beſtellung zum Preis von Rthlr. 2 pro Lieferung, incl. Carton und gedruckter Beſchreibung frei ab Gotha pr. Caſſe. Bei indirecter Be⸗ ſtellung, daß heißt auf Ha 9 Buchhandels oder ſonſtiger Verleger, erhöht ſich der Preis auf 2¼ Rthlr. pro Lieferung ꝛc. und nehmen alle deutſchen Buchhandlungen Beſtellungen darauf an. Für Rußland hat die N. Kymmel'ſche Hof-Buchhandlung in ae „ England haben die Herren Neſtle & Hunſtmann, 6 Great Trinity Lane, Cannon Str. Welt in London EC, „ Holland hat Herr P. Hahmes in Maaſtrich, „ Ungarn haben die Herren Seyring & Henneke in Oedenburg, E Oeſterreich⸗ „Böhmen haben die Herren Waldeck & Wagner i in Prag, „ die Schweiz hat die Scherer ſche Buchhandlung in Solothurn, Amerika hat Herr W. L. Schively in Philadelphia den Verkauf des Obſt⸗Cabinettes, jedoch mit entſprechender Preiserhöhung, übernommen und nehmen Beſtellungen darauf an. H. Arnoldi in Gotha. Gloxinien-Knollen. | Verſchiedenen Anfragen diene hiermit zur Nachricht, daß aus der Hennig'ſchen Gärtnerei von Anfang October an Gloxinien-Knollen abge⸗ laſſen werden: a nge Ba ER N Zoll im Durchmeſſer, pr. Dutzend 3 Thlr. | | 2: Zwei⸗ u. dreijährige 2 De ee vr eb ee Sämmtlich mit Namen. Er Das ganze Sortiment, wovon jede Sorte durchaus anders, beſteht abgebbar in 20 Sorten. Aufträge auf mindeſtens ein bis höchſtens vier 5 nimmt franco entgegen der Obergärtner J. C. F. Wiedemann. Neuſtadt, Magdeburg. Herbit Offerte. Aepfel, Kirſchen u. Zwet chen, 5—6 Fuß hoch bis zur Nronß eee 8 100 St. 17 * 5 Sgr. Birnen, in derſelben Höhe ee „ „ 20 Birnen, ſehr ſtar kk m8 „ 34 „ Sämmtliche Bäume ſind von ſchöner Qualität und das Kernohſt it gutem tragbarem Tafel- und Wirthſchafts-Obſt veredelt. Chriſtian Steiſs, Nürnberg (Tafelhof No. 73). Kunſt⸗ und Handelsgärtner, * . 529 Plaudereien aus Gärtnereien London's und Umgebung. (Schluß.) Nachdem ich wiederum an den Ausgangspforten von „Chiswick Garden“ ſtehe, muß ich den Leſer bitten, mir nach „Batterſea Park,“ eine der beſuchteſten Promenaden London's, zu folgen, wo der „Subtropical Garden“ während der letzten zwei Sommer die Aufmerkſamkeit Aller mit Recht auf ſich gezogen hat. Letzterer, die ſchönſte Zierde des Parks, iſt am weſtlichen Ende einer verdeckten Bucht des Sees gelegen und nimmt einen beträcht— lichen Raum ein; die hier auftretenden Pflanzen überraſchen uns um ſo mehr, weil wir ſie ſonſt nur in Warmhäuſern anzutreffen pflegen und ſich ihr Ausſehen nur zu ihrem Vortheile verändert hat. Mr. Gibſon, der fähige Obergärtner, iſt, nachdem er im erſten Jahre die Beete durch warmen Dünger für die Aufnahme der tropiſchen Gewächſe zurichtete, welches, wenn auch mit ganz gutem Erfolge, ſo doch auch mit ziemlichen Ausgaben und Mühen begleitet war, einem andern Plane gefolgt, der ſelbſt die kühnſten Erwartungen übertroffen hat. Er hielt es für möglich, daß hinreichende Bodenwärme für die Pflanzen erlangt werden könne, wenn er die Beete auf einer Maſſe von Bauſchutt anlegte und ihnen eine ſolche Form gebe, daß die Seiten während des ganzen Tages die Sonnenwirkung verſpürten; die mehr oder weniger aus den Sonnenſtrahlen abſorbirte Wärme würde ſich dann in dem Bauſchutt für einige Zeit feſt— ſetzen. Gedacht, gethan, die Beete wurden in Folge deſſen auf Haufen von Bauſchutt in einer Dicke von 18“—2“, je nach der Breite derſelben, an— gelegt, nachdem die Erde zuvor bis zu einer Tieſe von 9“ herausgenommen war. Die Bauſteinſtücke wurden dann der Art gelegt, daß ſie an den Ecken einen Winkel von 25“ bildeten, und erſtreckten ſie ſich bis 2“ über die Grenzen des ganzen Beetes hinaus. Auf die hiedurch hervorgerufenen Rand- Abdahungen wurde 3“ guter Boden geworfen und dann die Bau— ſchutt⸗-Fläche mit Grasſoden, die grüne- Fläche nach unten, belegt. Alsbald brachte man eine Erdmiſchung, aus verfaultem Laube, Lehm und Flußſand zuſammengeſetzt, in einer Höhe von 9— 12“ darauf. Dieſes Arrangement, welches zunächſt eine ausgezeichnete Drainage bewirkte, machte aber auch häufiges Begießen während trocknen Wetters nothwendig, während dagegen bei vielem Regen die Beete durchaus nicht mit Feuchtigkeit überfüllt wurden, was von ebenſo großer Wichtigkeit iſt, als fleißiges Begießen während längerer Dürre. Die Form der Beete war Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX. 34 530 auf die kreisrunde, oblonge und ovale beſchränkt. Die Enden der letzten beiden Arten wurden, ſoviel wie es die Umſtände erlaubten, möglichſt nach Norden und Süden gerichtet, damit die eine oder andere Seite faſt den ganzen Tag hindurch die Sonnenſtrahlen in ſich aufnähme. Außerdem hielt man es Mitte Auguſt für nothwendig, ſämmtliche Beete mit einer guten Zufuhr von verrottetem Dünger zu verſehen, da der nur aus 9—12“ tiefe gute Boden zu leicht erſchöpft ſein könne. Gehöriges Abhärten der Pflanzen vor dem Auspflanzen war desgleichen nicht überſehen worden. — Große Bäume allein können dieſen zärtlichen Gewächſen nicht Schutz genug bieten, wo aber niedriges Buſchwerk zwiſchen und unter ihnen auftritt, wird eine vortreffliche Schutzmauer gebildet, wie ſich hier genügend erwieſen hat. Daß dieſes einfache Syſtem, künſtliche oder vielmehr natürliche Boden— wärme durch künſtliche Mittel hervorzurufen, noch bedeutend verbeſſert werden kann, möchte ich zuverſichtlich glauben; auf dem Continente hat man ein ähnliches ſchon vor mehreren Jahren, wenn ich nicht irre, mit recht günſtigem Erfolge erprobt. Doch nun zu einigen Gruppen ſelbſt. Wir ſtoßen zunächſt auf ein 60° langes uud 6 ½“ breites oblonges Beet, mit Canna Ann&i im Centrum, von Canna discolor umgeben und mit Pteris ceretica albo-lineata eingefaßt. Gerade dieſem gegen— über befand ſich ein anderes mit Coleus Verschaffeltii und Centaurea ragusina zur Einfaſſung, die rothbraunen Blätter erſterer und die ſilber— glänzenden der Centaurèea bewirkten einen gar ſchönen Contraſt. Ein anderes Beet war aus folgenden Pflanzen zuſammengeſetzt: Uhdea pinnatifida, Nicotiana glauca und wigandioides, Po- lymnia grandis, Verbesina sinuata, verbascifolia, Senecio Ghies- breghtii, Solanum marginatum, pyracanthum, atropurpureum, macro- phyllum u. a. Species. Ferner aus Hibiscus rosa sinensis, Cassia corym- bosa, spinifolia, Plumbago capensis und mit Amarantus melan- cholicus ruber zur äußeren und Pelargonium Dandy und Lantana Sellowi zur inneren Einfaſſung. — Die nächſte Gruppe, welche der Bemerkung werth iſt, war mit Cyperus alternifolius bepflanzt, die Ober: fläche war ganz mit Lycopodium helveticum und denticulatum bedeckt, während die breiten, glänzenden Blätter von Salvia argentea als Ein⸗ faſſung dem Ganzen etwas Originelles und Anziehendes verliehen. Eine Zuſammenſetzung aus Saccharum Madeni, Bambusa gracilis und japonica, Livistona borbonica, Aralia farinifera, Rhopala corco- vadensis und elegans, Crinum amabile, Hedychium Gardnerianum, Phoenix sylvestris, Panax excelsa und mehreren Aloe-Species nahm nicht weniger Beachtung in Anſpruch.“ N Was dieſe und ähnliche Pflanzen in einem gewöhnlichen oder ſogar ungünſtigen Sommer thun werden, muß abgewartet werden, im vorigen (1863), der ungewöhnlich warm war, haben ſie ſich vollſtändig acclimatiſirt. Unter den Privatgärten, über welche ich einige Notizen geben kann, befindet ſich zunächſt, ganz in der Nähe von Kew, an der linken Seite der Themſe, der von „Syon Houſe,“ Sommerreſidenz des Herzogs von North— umberland. Meinen Leſern, die die engliſche Geſchichte ſtudirt, wird dieſer 531 Platz ſchon bekannt fein, da die ſchöne, geiftreiche aber jo unglückliche Lady Gray, auch als Queen Jane bekannt, hier vor ihrer Thronbeſteigung ihre Tage den tiefen Studien widmete. — Das Schloß iſt ein mächtiges Gebäude, von eben nicht ſehr ſchöner Bauart, welches die vielen Fenſter, ebenſo viele, wie Tage im Jahre, nur noch mehr darthun. Laſſen wir daſſelbe rechts liegen und verfolgen einen ſchmalen, von alten Bäumen begrenzten Pfad, der uns zu den Gewächshäuſern bringt, letztere von einer hohen Mauer eingeſchloſſen. Die hier gelungene Befruchtung einer Cocos nucifera wurde im vorigen Jahre als ein großes Ereigniß in der gärtneriſchen Welt bekannt gemacht. Die Frucht hatte bei meinem letzten Beſuche ſchon eine Größe von über 6“ erreicht und glich im Ausſehen einer grünen Melone (Anfang April 64). Die von mehreren Autoren empfohlene Anwendung von Meer: oder Kochſalz zum beſſeren Gedeihen dieſer an den Meeresgeſtaden vorkommenden Palme war von dem damaligen Obergärtner ſorgfältig be— obachtet worden. — Für einige tropiſche Fruchtbäume, wie Garcinia Man- gostana, Jambosa vulgaris, iſt ein beſonderes Haus eingerichtet und ſollen ſie ſchon mehrfach ihre Früchte in demſelben zur Reife gebracht haben. Das Victorien⸗Haus iſt ſehr niedrig, was, wie auch der alleinige Gebrauch von Regenwaſſer, zum Gedeihen der Waſſerpflanzen weſentlich beiträgt, obgleich es ſich dadurch zum Schauhaus weniger eignet. Orchideen ſind in 2 Häuſern vertreten, doch da ich noch auf einige der beſten Orchideenſammlungen zu ſprechen komme, ſo können wir dieſe gerne mit Stillſchweigen übergehen. Die Wein⸗, Ananas⸗, Kirſchen⸗ und Pfirſichtreibereien verdienen ebenfalls, wenn man ſolche von Frogmore noch im Gedächtniß hat, keiner weiteren Erwähnung. Das altherthümliche, mit einer Glaskuppel verſehene Conſer— vatorium liegt an der entgegengeſetzten Seite des Gartens, in demſelben thaten ſich vorzüglich Corypha australis und Phoenix dactylifera durch eine beträchtliche Höhe hervor. Merkwürdig iſt es, daß man in England ſo wenig Aufmerkſamkeit auf die Cultur der Orangen verwendet, eigentliche Orangerien, wie in Verſailles, Sansſouci und Herrenhauſen habe ich nirgends angetroffen. Der Blumengarten vor dem Conſervatorium zeugt ſchon in der Anlage von gutem Geſchmack, der Park endlich iſt von beträchtlicher Ausdehnung, doch dürfte weniger Verwilderung und eine größere Auswahl ſeltener Bäume und Geſträuche wünſchenswerth ſein. In Genf und Paris beſuchte ich mehrere den Herren Rothſchild gehörende Gärten, hier befindet ſich ein anderer „Gunnersburg Park,“ woſelbſt ſich ebenfalls ein Repräſentant dieſer Cröſus-Familie angeſiedelt hat. Die niedrigen, neuen und höchſt practiſchen Häuſer, in welchen eine gute Auswahl von Pflanzen und ebenfalls treffliche Cultur anzutreffen ſind, erfreuen ſich allgemeiner Anerkennung. Unter den Treibereien, die in bedeu— tender Menge vorhanden, bemerke ich nur das Haus für Gurken. Die Pflanzen wurden dicht unter den Fenſtern gezogen und lieferten das ganze Jahr hin— durch Früchte für die Tafel. Doch werden die alten Pflanzen alljährlich durch junge Sämlinge erſetzt. Wer die alte aber ſchöne Schlingpflanze Stephanotis floribunda hier in all' ihrer Ueppigkeit ſieht, wie ſie ein ganzes Haus ausfüllt, wird nicht verſäumen, ſie in ſeinem eigenen Garten mehr zur Geltung kommen zu laſſen; auch in einem ganz kalten Hauſe 34* 532 gedeiht fie vortrefflich. Der hieſige Obergärtner, Mr. Forſyth, erzählte mir, daß er von ihr jedes Jahr tauſende von Blumen ſchnitte, die im Winter und Frühling zu Bouquetten garnicht hoch genug geſchätzt werden können. Unter den verſchiedenen Weinreben machte man mich auf Lady Downe's Seedling aufmerkſam, eine Varietät die ſich durch ſpätes Tragen empfiehlt. Es iſt bekannt, daß die Centaurea ragusina ſchwer Samen anſetzt, hier hatte man von einigen alten Pflanzen eine reiche Samenernte gewonnen, doch, o weh, ſämmtliche junge Pflanzen, die mehrere Käſten aus⸗ füllten, hatten die ſilberweiße Färbung in ihren Blättern verloren und zeigten dafür eine keineswegs hübſche blaugrüne Schattirung. Sollte ſich bei zunehmendem Alter die gewünſchte Metamorphoſe noch einſtellen — ich zweifle daran, dann könnte es aber auch fraglich erſcheinen, ob Centaurea ragusina eine echte Species iſt. Eine gewöhnliche, 400“ lange, ſüdliche Spaliermauer, an welcher ſich Pfirſiche und Nectarinen befinden, iſt vor einem Jahre ganz mit Glas überdacht worden, ſo daß die Bäume jetzt gelinde angetrieben werden können, doch auch für Roſen- und Erbdbeertreiberei leiſtet ſie vortreffliche Dienſte. An den Garten ſtößt der eigentliche Park, der mit ſeinen trefflichen Coniferen, alten Buchen und Eichen, einem hübſchen Gewäſſer und maleriſchen Fernſichten wirkliche Reize in ſich ſchließt. Im verfloſſenen April machte ich per Pony-Equipage, via Windſor, einen belohnenden Ausflug nach „Dropmore Park“ und „Cliveden Houſe,“ letzteres der Herzogin von Southerland gehörend. Dropmore Park iſt ganz beſonders durch ſeine famoſen Coniferen berühmt geworden, ſchönere Exemplare habe ich nirgends geſehen, und ſie allein dürfen einen Liebhaber dieſer Familie, welche kürzlich vom Profeſſor Parlatore für de Candolle's Prodromus bearbeitet iſt, zu einem Ausfluge nach England verlocken. Obgleich das Wetter bei meinem Beſuche regneriſch und ſtürmiſch war, gelang es mir doch, eine kleine Skizze der überaus ſchönen Araucaria imbricata anzufertigen, auch die Höhe und das Alter anderer ſeltener Arten wußte ich mir durch die Güte des Obergärtners, Herrn Froſt, zu verſchaffen. So notirte ich: Araucaria imbricata 65“ Höhe. Alter: 33 Jahre. Dieſer Baum iſt nicht eines einzigen ſeiner Zweige beraubt und bildet eine vollſtändig regelmäßige Pyramide. Cedrus Deodara 49“ 10“ Höhe. Alter: 30 Jahre. „ Libani 68“ 1 „ 65 0 Eine 4— 500 Schritte lange Cedern-Allee, nur zu bedauern, daß die Bäume zu gedrängt ſtehen, und auch nach unten hin von Buſchwerk ſehr beeinträchtigt werden. Abies Douglasii 89“ Höhe. Alter 35 Jahre. Abies excelsa 58° 8“ Höhe. Alter 40 Jahre. Abies Menziesi 36“ 8“ Höhe. Alter 24 Jahre. Abies Morinda 30“ 6“ Höhe. Alter 25 Jahre. Picea cephalonica 30° 8“ Höhe. Alter 25 Jahre. Picea Pinsapo 25“ 2“ Höhe. Alter 21 Jahre. Picea nobilis 37“ 6“ Höhe. Alter 30 Jahre. Picea Nordmanniana 19“ 9“ Höhe. Alter 16 Jahre. Pinus Lam- bertiana 31“ 6“ Höhe. Alter 20 Jahre. Pinus Laricio 63“ 6“ Höhe. 533 Alter 40 Jahre. Pinus Cembra 44“ Höhe. Alter 50 Jahre. Pinus ponderosa 56“ 7“ Höhe. Alter 36 Jahre. Außerdem ſtoßen wir noch auf eine Menge Bäume, die, wenn auch jünger und niedriger, von einem Deutſchen dennoch mit Neid betrachtet werden. Araucarien habe ich zu Dutzenden gezählt, manche über 20 Höhe, desgleichen ſtarke Pflanzen von Cryptomeria japonica, Cupressus Law- soniana uud Macnabiana, Abies religiosa und noch verſchiedene mehr. Die 10—12“ hohen Waldungen von Rhododendron ponticum müſſen in voller Blüthe einen großartigen Anblick gewähren. Ein allerliebſtes chineſiſches Traubenhaus, eine geſchmackvolle Felſen— partie mit Fontainen und üppiger Farnen-Vegetation, dürfen nicht überſehen werden. Die Gewächshäuſer ſind von geringer Bedeutung, eine Rosa Banksia mit colloſſalem Stamme, iſt das einzigſte Bemerkenswerthe in ihnen. Ein kurzer Spaziergang bringt uns von hier nach „Cliveden Garden,“ deſſen Obergärtner, Herr Fleming, ſich durch eine kleine Schrift: „The System of Floral Decoration, as practised at Cliveden“ bekannt gemacht hat. In dieſem Büchelchen ſind 2 Hauptpunkte zu bemerken, wie ſie ſich auch in dem Garten ſelbſt zu erkennen geben. 1) Aengſtliches Vermeiden, die ganze Fülle des Blumenſchmuckes aus— ſchließlich auf die Sommer: und Herbſt-⸗Monate zu verſchwenden. 2) Sichtbares Streben, die alten Stauden und perennirenden Gewächſe, welche meiſtentheils ganz bei Seite geſetzt ſind, um ihren vielleicht friſcheren aber durchans nicht ſchöneren Rivalen Platz zu machen, wieder mehr zur Geltung zu bringen. Zu dem Wohnhauſe, einem wahren prinzlichen Gebäude, das im Mai dieſes Jahres den in England vergötterten italieniſchen Helden, Garibaldi, beherbergte, führen breite, ſauber gehaltene, von Raſenplätzen begrenzte, Fahrwege, rechts davon liegen verſchiedene andere Bauten, alle in neumo— diſchem Style und mit dem Herrenhauſe im beſten Einklange ſtehend, links von den Fahrwegen liegt ein Theil des großen Parks. Auf der anderen Seite des Schloſſes befindet ſich eine elegante Terraſſe, von welcher wir die herrlichſte Ausſicht auf die ſich anmuthig ſchlängelnden Themſe-Ufer und die kleinen Inſeln genießen. Steigen wir die granitenen Stufen der Terraſſe hinab, ſo werden wir zunächſt durch zwei bewundernswerth ausgeführte Rand— Einfaſſungen, die dann, Mitte April, ein ebenſo buntes wie anziehendes Bild ausmachten, überraſcht. Der äußerſte Rand beſtand aus Epheu, der in großer Regelmäßigkeit den Boden bedeckte, daran ſchloſſen ſich mehrere Reihen der gefüllten weißen Maßliebe (Bellis), hierauf kamen gelbe, blaue dunkle Stiefmütterchen, die leuchtend rothe Silene pendula und endlich Mondrauten und Levcojen (Cheiranthus), welche letztere ſich unmittelbar an die Terraſſe anſchloſſen, deren Mauern mit Kletterroſen, Jasminen und Glycinen geſchmackvoll überhängt waren. Sobald dieſe Frühlingsblumen dem Ausblühen nahe ſind, werden ſie ſämmtlich herausgenommen, und die Beete von Neuem mit Geranien, Calceolarien u. dgl. mehr bepflanzt. Andere Beete aus Cheiranthus Marschalli, Saxifraga granulata fl. pl. 534 albo, der gefüllten Cardamine pratensis und der doppelten, rothen Anemone gefielen im ſelben Grade. Die niedrigen Gewächshäuſer, welche eines an das andere ſtoßen, zeugen von dem Reichthume und dem vor⸗ trefflichen Geſchmacke der Beſitzerin, und wenn wir hier auch auf keine beſonders ſeltenen Pflanzen ſtoßen, ſo wird dieſer Mangel durch Maſſen reichblühender Topfgewächſe leicht überſehen. Eines derſelben, das Boudoir der Herzogin, iſt ganz mit Spiegelwänden ausgelegt, und Flora's Kinder, ſelbſt aus den entfernteren Ländern, wetteifern mit einander ſich darin zu beliebäugeln. Treibereien ſind beſtens vertreten, die in Töpfen gezogenen Feigen, mit 6—9 Früchten an jedem Zweige, dürften beſonders hervorge⸗ hoben werden, weil man ihnen reichlich Kalk in der Erdmiſchung ange⸗ deihen läßt. Wer ſich längere Zeit in London aufhält, thut gut, auch die im weſtlichen Theile der Grafſchaft Suſſex gelegenen Gärten von „Dangſtein“ zu beſuchen. Was mich ſelbſt betrifft, ſo gereut es mich durchaus nicht, 2 Tage und die nöthigen Reiſe- und Zehrungskoſten für dieſe Excurſion aufgeopfert zu haben. Nachdem ich zuerſt das Wohnhaus von edler griechiſcher Architectur beſichtigt hatte, trat ich in das oſtindiſche Orchideenhaus. Stolze Exemplare von Vanda suavis und tricolor, 3—4“ in Höhe und mit Blumen beladen, ferner Vanda ceerulea, Batemani und gigantea, Saccolabium retusum, Blumei, guttatum, Aerides Larpent&, Fieldingii, deren Blüthentriebe faſt 3° lang waren, Aerides odoratum majus und Brookü fielen mir zunächſt auf. Auch kräftige Pflanzen von Cypripedium caudatum roseum, Cymbidium eburneum, Coelogyne cristata, Angræcum virescens, Sarcopodium Lobii und eine herrliche Vanilla lutescens mit mehreren fait reifen Samenſchoten ſtanden mit in erſter Reihe. Kaum daß ich dieſes Haus verlaſſen, ſo forderte mich ſchon eine Reihe niedriger Doppelhäuſer, die eine Länge von 102“ einnehmen, mit 4 Ab⸗ theilungen, zur weiteren Inſpection auf. 1. Abtheilung. Warmhaus, mit großen Pflanzen von Pothos argyræa, Sphærostema marmorata, Allocasia metallica, Lowii und Veitchii, Cissus porphyrophyllus, Plocostema lasianthum und Gleichenia heterophylla. 2. Abtheilung. Aquarium, durch feine verſchiedenfarbigen Nym- phæen, die ſeltene Lycopodium laterale, Neu⸗Seeland, Lycopodium sp. Borneo, Ouvirandren, Sarracenia Drummondii, flava, purpurea, variolaris, Cephalotus follicularis und viele Nepenthes-Speies höchſt intereſſant und koſtbar. 3. Abtheilung. Begonien- und Caladien-Haus. 4. Abtheilung. Tropiſches Farn⸗Haus. Nachdem ich ihnen eine Stunde geſchenkt, brachte mich mein feundfie Führer zu der großen Fruchttreiberei und dem tropiſchen Fruchthauſe, beide zuſammen eine Länge von 130° einnehmend. Letzteres darf ich wohl ſagen, nahm meine ganze Aufmerkſamkeit in Anſpruch, da hier verſchiedene Arten auftraten, die ich erſt vor Kurzem in einer kleinen Arbeit beſchrieben hatte. Sie befanden ſich ſämmtlich im freien Lande, unter welchem die Heiß⸗Waſſer⸗Röhren entlang liefen. 535 Mangifera indica, Garcinia Mangostana, Blighia sapida, Cookia punctata, Myristica sebifera und moschata, Musa Caven- dishii und Castiglioni, Psidium Cattleyanum und pyriferum, letztere voll von Früchten, Passiflora edulis und quadrangularis, Tangerine Orange, Eugenia Jambosa und Ugni, Eriobotrya japonica erfreuten ſich ohne Ausnahme des beſten Gedeihens und bringen viele von dieſen ihre Früchte zur vollkommenen Reife. Als Nachtrag zu meinem früher hierüber veröffentlichten Aufſatze (Siehe S. 206) gebe ich die Beſchreibung von: 1. Eugenia Ugni. Die Beeren dieſer Art zeigen die Größe einer mittelgroßen Stachel— beere, und beſitzen viel Aroma und Colorit. Die kleinen Büſche empfehlen ſich aber auch ſchon durch ihre immergrüne, glänzende Belaubung und durch die unzähligen, weißröthlichen, duftenden Blüthen. Anfangs October beginnen die Beeren zu reifen, eine Zeit, wo andere Tafelfrüchte im Abnehmen begriffen ſind. 2. Orange Tangérine. Ein Bäumchen von 2“ Höhe, hat 20 Früchte zur Reife gebracht, eir anderes doppelt ſo hohes ſoll hier mehrere hundert Orangen geliefert haben. 3. Eriobotrya japonica. Von dieſer japaneſiſchen Frucht ſei nur noch bemerkt, daß der Ober— gärtner Mr. Vair durch die Bekreuzung zweier Pflanzen Varietäten zu erlangen hofft. Mit dem Palmenhauſe mache ich den Beſchluß, ſo daß Beſte für's Ende aufſparend. Daſſelbe zeigt eine ſtolze Structur, mißt 80“ in Länge, 50“ in Breite und 30“ Höhe in der mittleren Partie, es enthält 4 Abthei— lungen, aus welchen ich nur die ſeltenſten Pflanzen hervorheben will. Cocos Naia, Sabal Blackburniana, Sestorii, elegans und tepigilota. Raphia tædigera, Geonama macrostachys, Cyathea serra und Argania sideroxplon. Der Nordflügel iſt größtentheils mit Orchideen angefüllt, wie Dendrobium chrysotoxum, Houlletia, Miltonia, Cym- bidium giganteum, 15 Species von Anecochilus, auch Hymenophyllum- und Trichomanes-Arten und eine prächtige Riphdopteris peltata. Der Oſtflügel enthält ſeltnere Warmhauspflanzen, z. B. Theophraſten, Rhopala, Aralia pulchra und leptophylla. Ein großes Kalthaus, 103“ lang, 32“ breit und 16“ hoch für Camellien, Neuholländer, Ericen, ſowie auch für kalte Farne, Goniophle- bium repens, Odontosoria tenuifolia, Todea Fraseri ſehr ſelten, muß noch wenigſtens hier erwähnt werden. Das botaniſche Muſeum enthält desgleichen reiche Schätze aus dem geſammten Pflanzenreiche, doch Zeit und Platz fehlen mir, weiter darauf einzugehen. Habe ich die Orchideen dieſes Beſitzes ſchon ſpeciell erwähnt, ſo ver— dienen 3 Privatcollectionen in der unmittelbaren Nähe London's noch mehr Beachtung; unter ihnen ſteht die des Herrn Rücker in Wandsworth obenan. Was Orchideen⸗Kunde und Cultur belangt, will ich mich gerne zu den Laien zählen, doch auch ſolche können gegen die ſeltenen und auserleſenen Arten der Rücker'ſchen Sammlung nicht blind ſein. u 536 Im Haufe der oſtindiſchen Arten ſtanden Anfangs Mai folgende in Blüthe: Vanda tricolor in mehreren Varietäten, Vanda suavis, Rolliſſon's Varietät, Saccolabium guttatum, Aerides virens, Fieldingii und Veitchii, Phalænopsis amabilis, Cypripedium Stonei u. m. A. Im Hauſe ſüdamerikaniſcher Arten: Cattleya Mossi var., Odontoglossum Pescatorei und nævium, Epidendrun macrochilum, Trichopilia crispa, Anguloa Clowesii 2c. Das Aquarium enthielt Burlingtonia fragrans und einige Oncidien, auf Thonröhren gezogen, was ihnen vortrefflich zu behagen ſcheint. Für importirte Orchideen ſollen ſich jene Thonröhren namentlich eignen. Einige Disa grandiflora ſtanden gerade vor der Blüthe. Das ſeltene, wunder: ſchöne Angræcum sesquipedale war in einem ſtarken Exemplare vertreten; nun für 90 £ St. läßt ſich auch ſchon etwas erwarten. Auch Vanda Lowei und gigantea machten ſich durch große, kräftige, importirte Pflanzen bemerkbar. | Von ausgezeichneten Farnen ſei nur Todea pellucida, Todea superba und Hymenophyllum æruginosum genannt. Manches könnte ich über dieſen Muſtergarten noch hinzufügen, doch treibt's mich weiter zu „Mr. Baſſarts“ Orchideen, die in Cultur vielleicht die eben genannten noch übertreffen. Liſte der Mitte Mai in Blüthe ſtehenden: Dendrobium nobile pendulum, Phalænopsis Schilleriana mit ſehr dunklen Blumen und ansnehmend großen, in der Marmorirung ſehr abweichenden Blättern. — Aerides Dayanum, dem Aerides quinque- vulnerum naheſtehend, Dendrobium filiforme mit 17 Blüthenrispen, Vanda tricolor, suavis, gigantea, Dendrobium primulinum gigan- teum, Trichopilia crispa, eine noch unbeſtimmte Orchidee mit ſchönen, feurig orangegelben Blumen, der L&ia cinnabarina vielleicht am nächſten, doch ſchöner wie Epidendrum vitellinum, Dendrobium Dayanum mit 100 Blumen, Saccolabium Dayanum, Cypripedium grandiflorum und eine auserleſene Anecochilus-Collection. Die meiſten der hier genannten Arten erlangten auf der diesjährigen Frühlingsausſtellung den erſten Preis. „Mr. Day's“ Orchideen. In Blüthe ſtanden hier: 5 Dendrobium marginatum, densiflorum album, infundibulum, macrophyllum, Paxtoni, Cymbidium eburneum mit 6 Blüthentrieben, Brassavola Digbyana ſehr eigenthümlich, Arpophyllum giganteum, mit 9 Blüthentrieben und eine große Auswahl anderer. Unter den Farnen ſei nur Trichomanes crisp und T. Kaulfussii erwähnt. Würden die reſpectiven Herren Obergärtner ſehen, mit welchem Ge— ſchwindſchritt ich ihre koſtbaren Sammlungen übergehe, ſie würden mir, Gott weiß nicht was vorwerfen; wie dem aber auch ſei, und gefaßt auf die Stürme, die mir möglicherweiſe von drüben drohen, ſchließe ich hiermit meinen zweiten Punkt, um noch, wenn auch in derſelben Kürze und Unvoll⸗ ſtändigkeit meinem dritten Punkte einige Berückſichtigung zu ſchenken. Die großen Londoner Handelsetabliſſements ſtehen entweder in directer 537 Verbindung mit den deutſchen Gärten oder erhalten auch die Vorſteher der: ſelben durch deutſche und engliſche Gartenzeitungen ſtets Bericht über das Neueſte und Bemerkenswertheſte ihrer Sammlungen. Sie daher einer näheren Beſchreibung zu unterwerfen, wäre überflüſſig, einige kurze Bemerkungen werden genügen. i In Culturen ſteht das Etabliſſement des Herren Veitch und Söhne, Chelſea, unſtreitig als erſtes da; als ich es im Mai vor meiner Abreiſe zum letzten Male beſuchte, waren gerade die Pflanzen von der großen Brüſſeler Blumen⸗Ausſtellung zurückgekommen, wo ſie ſich ebenſo gut die erſten Preiſe zu erringen wußten als wie zu Hauſe. Unter den Pflanzen, die ich mir in meinem Taſchenbuche niedergeſchrieben, mögen vielleicht einige des Nennens werth ſein, ſo die niedliche Sarmienta repens, mit Mitraria ähnlichen Blumen, Cryptomeria elegans, japa⸗ neſiſcher Ahorn mit rothem, ſehr fein geſchlitztem Laube, Rhododendron Gibsoni, Azalea Stella, Genethyllis tulipifera, Maranta Species Philip— pinen, Cypripedium Species Veitch, Cypripedium Species Philippinen, erſtere bereits im Handel, letztere trägt mehrere Blumen auf einem Stengel wie Cypripedium Lowei, im Habitus erinnerte ſie mich aber mehr an Uropedium als an Cypripedium. Für Importationen leiſtet die Gärtnerei der Herren Low in „Upper Clapton“ wahrſcheinlich die wichtigſten Dienſte. Ganze Häuſer ſind nur mit importirten Pflanzen angefüllt, deren Werth ſich auf wenigſtens 2— 300,000 Thaler veranſchlagen läßt. Hier zählte man die herrlichen Baumfarne, Dicksonia antarctica und Cyathea dealbata, alle in gefunden, ſtarken Stämmen, und die eigenthümliche Kingia australis nur zu Dutzenden, und kommen wir nun gar zu den Orchideen-Importationen, unter welchen ſich Phalænopsis Schilleriana, rosea, amabilis und grandiflora, Odontoglossum grande, Epidendrum aurantiacum, Jonopsis violacea, Sophronitis grandiflora, Cattleya marginata, Vanda gigantea, Cattleya bicolor, Aclandiæ, Leptotes bicolor, Dendrobium Dayanum, eburneum und nodatum und namentlich auch Aerides Schroederianum beſonders hervorthaten, jo müſſen wir ſie nach hunderten von kleinen Pflänzchen zählen. Die Wege der Orchideenhäuſer werden täglich mehrere Male mit flüſſigem Kuhdünger begoſſen, deſſen Aus— dünſtung zu dem Gedeihen der friſch Angekommenen weſentlich beitragen ſoll. Die Herren Low haben jetzt einen Sammler in Madagascar, der nur für das vorhin ſchon erwähnte Angræcum sesquipedale ausgeſchickt iſt. Im Ganzen ſind 30 Gewächshäuſer hier vorhanden, die alle ſehr lang und größtentheils ſehr niedrig ſind. Die Vermehrung der Ericen, Neuholländer und Coniferen hat in einigen derſelben einen Glanzpunkt erreicht, der, glaube ich, von keinem anderen Garten Englands oder des Feſtlandes übertroffen wird. | Unter den Kalthauspflanzen ſcheinen mir folgende empfehlenswerth: Crotalaria purpurea, sp. vera, Grevillea rosea, Genista Eve- restiana, mit ſtark goldfarbigen, ſehr dicht ſtehenden Blüthen und Erica Bonplandii, ſelten und ſchwer zu vermehren. 538 Die Etabliſſements der Herren Williams & Rolliſſon zeichnen ſich ebenfalls durch Orchideen aus, Erſterer iſt der Verfaſſer des „Orchid Grower’s Manual,“ ein Buch mit vortrefflichen Fingerzeigen für Liebhaber dieſer Familie, auch war er der erſte der Phaleenopsis Schilleriana nach England einführte; bei Herrn Rolliſſon finden wir viele der älteren Arten, die ſonſt nur wenig mehr anzutreffen ſind. Dieſer Garten iſt auch noch durch vortreffliche Kalthauspflanzen und ein reiches Farneſortiment bekannt. Die Herren Henderſon in St. John's Wood und Wellingtonroad machen namentlich mit Neuheiten in krautigen Sachen, wie Geranien, Fuchſien u. |. w., einen enormen Abſatz, obgleich auch ihre anderen Samm- lungen viele gute und neue Pflanzen enthalten. Unrecht wäre es von mir, wollte ich hier nicht die Gelegenheit er— greifen, um auf das kürzlich erſt etablirte Geſchäft zweier Landsleute, Herren Herbſt und Stenger, Kew-road, Richmond, mit einigen Worten hinzuweiſen. Herr Herbſt war lange Zeit Inſpector des botaniſchen Gartens in Rio de Janeiro und gedenkt von ſeinen dortigen Freunden werthvolle Sendungen zu erhalten. Herr Stenger hat ſich in Deutſchland und Frankreich als Reiſender der Herren Henderſon vielfache Anerkennung erworben. Pflanzen⸗ neuheiten ſoll beſondere Berückſichtigung geſchenkt werden. Die Protection eines Mannes wie Sir William Hooker und die gediegenen Kenntniſſe beider Vorſteher, des einen mehr in practiſcher, des anderen mehr in com— mercieller Beziehung, laſſen nur günſtige Erfolge vorausſehen. Herrn Turner's Nurſery, Slough, zwingt uns Bewunderung ab über die ausgezeichneten Roſentreibereien. England's Clima iſt friſch und feucht und kann man daher nur vermittelſt Häuſer ſo ſchöne Reſultate in Roſenzucht erhalten, — dies ſcheint Herr Turner mehr wie jeder Andere zu verſtehen. — Ein Tul penbeet befindet ſich hier, leider waren dieſelben bei meinem Beſuche (Mitte April) noch nicht in Blüthe, deſſen Werth auf 1000 £ Sterl. veranſchlagt wird. Unter den Hauspflanzen ſei nur Bu- genvillea speciosa in 6 Varietäten, und Oldenlandia Deppei bemerkt. Mag Herr Bull auch noch ſo geringſchätzig über deutſche Gärten denken und ſprechen, man muß nicht Gleiches mit Gleichem zu vergelten ſuchen, und ſo finde denn auch ſein Etabliſſement, Chelſea, in dieſen Zeilen einen Platz. Viele ſeltene und neuere Pflanzen wären hier aufzu— zählen, doch mögen nachſtehende genügen, nämlich Chamsrops staura- cantha, Asplenium ferulaceum, Anecochilus speciosus, Lastrea varia, Trichomanes speciosa und Adiantum Feei. — Das große Schauhaus iſt ganz mit Reben bekleidet, die ſelbſt vortrefflich gedeihen und die ſich hier befindenden Pflanzen durchaus nicht beeinträchtigten. Schließlich möchte ich noch auf eine kleine Gärtnerei hinweiſen, der Name iſt mir leider entfallen, wo ich eine bedeutende Menge gewöhnlicher Gewächſe mit variierten Blättern antraf, als da ſind: Plantago major rubra, Bubus corylifolius variegatus, Budbeckia laciniata variegata, Artemisia vulgaris var., Convallaria angustifolia fol. var., Con- vallaria majalis variegata superba, Ruta graveolens var., Symphoria glomerata var., Hesperis arabidifolia var., Cacalia suaveolens 539 variegata, Heracleum mehrere species var., Salix caprea variegata und einige mehr, was diefe und ähnliche in ihren bunten Schattirungen zur Verſchönerung unſerer Gärten beitragen können, wird die Zeit lehren. Von England habe ich bereits Abſchied genommen, nicht wiſſend, ob ich je dahin zurückkehren werde, wenn ich mich von den geehrten Leſern jetzt verabſchiede, ſo ſpreche ich in der Hoffnung, daß ihnen meine „Plaudereien aus Gärtnereien London's und Umgebung“ nicht allzu lang und — weilig vorgekommen ſind, auf ein baldiges Wiederſehen von Schottland aus. Edingburg, im Auguſt 1864. Edmund Goeze. Verſuch zu einer ſyſtematiſchen Ordnung der Agaveen. Vom General-Major G. A. von Jacobi. (Fortſetzung.) B. Diagnoſen und Erläuterungen zu den einzelnen in unſerem Syſtem aufgeführten Species. I. Agave filifera. Sim. hort. Dich. pag. 8 und 309 und Bonpl. VII. S. 94. Lem. Illust. hort. VII. Pl. 243. C. Koch. Wochenschr. 1861, p. 39. Fürſt Salm ſagt über dieſe Species an letzterwähnter Stelle Folgendes: Agave acaulis, foliis a basi ad apicem sensim attenuatis erecto-patulis numerosis confertis rigidissimis perviridibus, supra planis subtus convexiusculis apice canaliculatis, ad margines fibrosis, filis sepe solutis capillaceis albis, spina terminali valida fusca. Sm. Dieſe Art und die folgende habe ich aus dem Pariſer botaniſchen Garten erhalten. Beide waren ganz junge Pflanzen und ſchienen zuerſt nur in der Zahl ihrer Blätter verſchieden zu ſein; es zeigten ſich aber bald weſentliche Unterſchiede, welche in den Diagnoſen angegeben ſind. Die Blätter der A. filifera ſind ſehr zahlreich, dunkelgrün, 9 Zoll lang, an ihrer Baſis 1 Zoll breit und allmälig ſpitz auslaufend. So weit Fürſt Salm. Wir fügen hier nur noch unter Hinweiſung auf das weiter oben sub (II.) Geſagte hinzu, daß der Diagnoſe hinſichtlich des Endſtachels noch das Wort — canaliculata — beizufügen iſt. Der Endſtachel iſt hier eigentlich gar nicht mehr gerinnt zu nennen; er iſt vielmehr auf der Ober— ſeite ganz offen, flach ausgehöhlt und mit ganz ſchmalen aufgebogenen Rändern verſehen. Seine obere Fläche iſt eine vollſtändige Forſetzung der in ihrem oberen Theile flach ausgehöhlten oberen Blattfläche, und die ſo gebildete ſehr breite Rinne ſetzt ſich bis in die äußerſte Spitze des Stachels fort. Auch iſt in der Diagnoſe Seite 506 der sub (II.) des Fürſten erwähnten weißen Streifen auf den Blättern nicht gedacht, welche doch für dieſe Unterabtheilung der ganzrandigen Agaven ſo charakteriſtiſch iſt. 540 2. A. filamentosa. Sim. Bonpl. VII. pag. 94. — Syn. A. filifera . depauperata Sim. A. filifera major Hort. und C. Toch. J. c. p. 89. Se Der Fürſt jagt am angeführten Orte: Agave acaulis, foliis lineari-elongatis longe productis squaroso- patentibns flexuosis rigidis late viridibus, supra canaliculatis subtus convexis, ad margines fibrosis, filis sæpe solutis capilla- ceis albis, spina terminalı valida fusca. Sum. Dieſe Art unterſcheidet ſich von der vorigen durch ihre 1½ bis 2 Fuß langen, nur 8 bis 9 Linien breiten, hellgrünen Blätter, deren ſparriger Wuchs von der regelmäßigen Richtung jener der A. filifera ganz abweicht. Wir haben ſeiner Zeit ein Exemplar dieſer Pflanze unter dem oben⸗ erwähnten Namen A. filifera major aus einem holländiſchen Garten erhalten. 3. A. Schidigera. Lem. Illustr. horticole IX. vol. t. 330. Acaulis; foliis nummerosis e basi ad apicem sensim attenuatis in spinam brevem tenuem interdum marcescentem excurentibus; supra concaviusculus subtus connexis, rigidiusculis; patentibus, supra sordide viridibus opacis medio fascia pallidiore notatis subtus pallidioribus, utrinque maculis oblongis albidis membranaceis solubilibus munitis, ad margines fibrosis, filis angusto-tæniæfor- mibus irregulariter dependentibus ac tortis. Nob. Dieſe Pflanze wurde 1861 durch den Handelsgärtner Jean Verſchaffelt zu Gent aus Mexico eingeführt. Sie iſt ſeitdem vielfach aus vaterlän⸗ diſchen Samen in den belgiſchen Gärten gewonnen worden und hat bereits eine weitere Verbreitung gefunden. Nach einer Mittheilung, die wir dem Handelsgärtner Herrn M. Verheyen zu Brüſſel verdanken, iſt dieſelbe in der mexicaniſchen Provinz Mitchuacan, nahe bei dem Vulkan Juralio, gefunden worden. Sie ſteht ganz entſchieden den beiden Vorgenannten ſehr nahe und wird faſt allgemein für eine bloße Spielart derſelben angeſehen. Wir haben uns dieſer Anſicht nicht anſchließen können, ſo ſehr auch bei oberflächlicher Anſchauung der Habitus der Pflanze dafür ſprechen mag, und können wir uns nur der 1. c. von Lemaire ausgeſprochenen Anſicht anſchließen, daß ſie eine eigene, von den vorigen verſchiedene Art iſt. Wir würden weit eher geneigt ſein, A. fllamentosa für eine aus klimatiſchen Verhältniſſen hervorgegangene Spielart von A. filifera anzuſehen. Einmal iſt das Gefüge ihrer Blätter ein viel loſeres als bei A. filifera und filamentosa, was augenſcheinlich daraus erhellt, daß der Druck, den die Blattränder in dem unentwickelten Blattkegel auf die Blattflächen ausüben, viel größere und breitere Stücke der Epidermis loslöſ't, ungeachtet dieſer Druck hier ein viel geringerer iſt, da ſich das in Entwickelung ſtehende Blatt ſofort von der Endknospe ablöſ't und ſich freiſtehend entwickelt, während bei A. filifera und filamentosa die Endknospe aus einem ſehr robuſten, feſt zuſammengepreßten Kegel ſehr vieler Blätter beſteht, welche ſich erſt allmälig von demſelben ablöſen, je nachdem ſie beinahe ihre volle Entwickelung erlangt 541 haben. Ebenſo find die ſich von den Blatträndern loslöſenden Faſern hier nicht bloße Fäden, ſondern es ſind ſchmale Bänder, indem dieſe Fäden ſtets noch feine Hauttheile mit abreißen, die dann als ſchmale Bandlocken von beinahe ½ Linie Breite herabhängen. Einen ferneren Grund dafür, daß wir hier eine eigene Species vor uns haben, der ebenfalls auf eine verſchiedene und loſere Blattſtructur hindeutet, leiten wir aus Beobachtungen ab, die wir bei der Cultur der Pflanze gemacht haben. Wenn man nämlich die Pflanze im Winter ſehr trocken hält, ſo ſchrumpfen die Blätter zuſammen und werden auf ihrer oberen Fläche runzelich. Giebt man der Pflanze dann bei höherer Temperatur wieder mehr Waſſer, ſo nehmen die verſchrumpften Blätter allmälig wieder ihre alte Geſtalt an und die Runzeln verſchwinden. Bei A. filifera und filamentosa iſt dieſes nie der Fall. Wenn dieſelben in der Ruheperiode zu trocken gehalten werden, ſo vertrockenen wohl die älteren Blätter allmälig von der Spitze nach der Baſis zu, ſterben dann aber auch mit der Zeit ganz ab und erholen ſich nie wieder, wenn man den Pflanzen auch in angemeſſener Weiſe mehr Feuchtigkeit zuführt. Endlich findet man häufig auch Exemplare von A. Schidigera, welche an Stelle des ſtechenden Endſtachels nur bald verwelkende Weichſpitzen haben, weshalb wir anfangs glaubten, fie unter die hermes einreihen zu müſſen. Da aber doch auch viele der von uns beobachteten Pflanzen an den Blattſpitzen harte, ſtechende Hornſtacheln tragen, ſo mußten wir von dieſer Anſicht zurückkommen. Dieſe Species iſt eine ſehr ſchöne Zierpflanze, die den eigenthümlichſten Anblick gewährt. Die Blätter der größten, uns vorgekommenen Exemplare waren 8 bis 9 Zoll lang, an der Baſis 6 bis 8 Linien breit und von der Hälfte ihrer Länge an nach oben zu allmälig zugeſpitzt. Die obere Blatt— fläche iſt flach ausgehöhlt, die untere gewölbt. Von den ſtachelloſen Blattränder n löſen ji 1½ bis 2½ Zoll lange, ½ bis ½ Linie breite, unregelmäßig gedrehte Bandlocken ab, welche ſeitlich herabhängen. Auf beiden Flächen der ſchmutzig dunkelgrünen, glanzloſen Blätter erſcheinen viele verhältnißmäßig große längliche weiße Flecke, die durch die hier von der Blattſubſtanz losgelöſ'te Epidermis gebildet werden. Auf der Oberſeite befindet ſich ein hellerer Mittelſtreifen und die Unterſeite der Blätter iſt bedeutend blaſſer gefärbt, als die obere. Jene Flecken, ſowie die weißliche Farbe der Blattränder, im Verein mit den herabhängenden Bandlocken, geben der Pflanze von Weitem das Anſehen, als ob ſie mit Rauhfroſt befallen wäre. Die Blattſtellung iſt eine abſtehende, und nehmen die älteren Blätter eine völlig wagerechte Stellung an. Die ſchöneren Exemplare dieſer Pflanze find ſehr geſucht und werden in Belgien, Holland und Frankreich mit ungeheuren Preiſen bezahlt. Auf der im April 1864 zu Brüſſel ab- gehaltenen Auction der Sammlung des dort verſtorbenen Herrn van der Vinnen wurden die zwei ſchönſten Exemplare mit je 560 Franks bezahlt. 4. A. Funkiana. C. Koch et rd n Acaulis, foliis angustatis rigidiusculis strictis in spinam tenuem sed perrigidam castaneam excurentibus; supra plano-concaviusculis, 542 subtus convexiusculis, patentibus; csiis medio fascia lata paulum pallidiori; junioribus margine ochracea senioribus cinerea cornea dentata, dentibus remotis parvulisdeorsum curvatis, scaberrimis. Nob. Herr Profeſſor Koch hat diefe Pflanze dem Gartendirector Funk auf Schloß Dyck zu Ehren benannt. In ihrem ganzen Bau kommt ſie der A. Lophanta und cœrulescens ſehr nahe, zeichnet ſich aber charakteriſtiſch durch die ſchöne hechtgraue Blattfarbe aus. Die regelmäßig abſtehenden Blätter find von der Baſis bis über die Mitte 1½ Zoll breit und ſpitzen ſich von da an geradlienig langgeſtreckt in einen ſehr ſtechenden, ½ Zoll langen, gerinnten Endſtachel zu. Die Oberſeite der Blätter iſt von der Baſis aufwärts anfangs flach, höher hinauf flach ausgehöhlt. Durch dieſe Blattform unterſcheidet ſich dieſe Art charakteriſtiſch von den beiden folgenden, indem bei A. Funkiana der Querſchnitt des Blattes an der Baſis eine Geſtalt annimmt, welche dem Querſchnitt einer Linſe ähnlich iſt, während er bei A. Lophanta und ce- rulescens beinahe halbſtielrund iſt. Die kleinen Randzähne ſtehen ſehr entfernt, doch befinden ſie ſich am ganzen Rande von der Baſis bis zu 6 Zoll unterhalb des Endſtachels in ziemlich regelmäßigen Abſtänden; ſie find ſehr ſtarr und ſtechend. Der Contraſt der zart hechtgrauen Blattfarbe mit dem anfangs ockerbraunen, ſpäter weißlich aſchfarbenen Rande, im Verein mit den faſt roſettenartig regelmäßig abſtehenden Blättern und deren ſchlanker langgeſtreckter Form, geben der Pflanze ein außerordentlich graciöſes Anſehen. 5. cœrulescens. Sim. Bonpl. VII pag. 92. C. Koch J. c. p. 47. Die Diagnoſe des Fürſten lautet: A. acaulis, foliis elongatis angustis erecto-patulis rigidis strictis lævibus opacis utrinque glauco-cerulescentibus sensim attenuatis, supra plano-concaviusculis subtus convexis, margine cinctis sublignosa superne integerrima inferne dentata; dentibus parvulis subremotis rectis vel uncinatis albidis, spina terminali subulata valida fulvida. Sim. Der Fürft hat die Pflanze aus dem Pariſer Garten erhalten. Wie alle ganzrandigen Agaven gehört ſie auch zu den kleineren dieſer Gattung. Die von der Baſis bis zur Mitte 1 bis 1¼ ä Zoll breiten Blätter erreichen eine durchſchnittliche Länge von 1½ Fuß. Die Stacheln find nur klein, ſtehen ſehr entfernt, find aber ſehr ſtechend. Von den vorigen unterſcheidet ſie ſich durch etwas ſchmälere, auf der Rückſeite bedeutend gewölbtere, auf der Oberſeite mehr ausgehöhlte Blätter. In der Blattfarbe zwiſchen beiden Pflanzen den Unterſchied beſtimmt auszudrücken, dürfte ſchwierig ſein. A. cœrulescens iſt entſchiedener bläulich, während der Farbe von A. Fun- kiana mehr grau beigemiſcht iſt, doch iſt die Farbe der Letzteren zarter. Schließlich iſt noch zu bemerken, daß die Rückſeite der Blätter mit dunkel⸗ grünen, mehrfach unterbrochenen ſchmalen Längenſtreifen verſehen iſt. 6. A. Lophanta. Schiede. Linnea IV. 582 und in Otto Gartenztg. 1842. no 7. p. 51. C. Koch. J. c. pag. 46. Malpays de Naulingo | Mexicanorum. A. acaulis; fohis strictis rigidis angustatis in apicem longum, spina valida subpollicari canaliculata brunnea, acuminatis, supra 543 basin versus planis demum concaviusculis in suprema parte cana lieulatis subtus convexis, obscure-viridibus medio fascia pallidiore subtus lineolisque saturatioribus longitudinaliter striatis, inferne rore glauco suffusis, erecto patentibus, margine lignosa solubili primo ochracea demum cinerea dentata cinctis, dentibus concolo- ribus tenuibus remotis incurvulis. Nob. Der berliner botaniſche Garten hat die Pflanze feiner Zeit durch Herrn Schiede aus Mexico erhalten. Sie ſteht ihrem ganzen Habitus nach der A. cœrulescens und Funkiana am nächſten. Ihre geraden, lang zuge— ſpitzten, dicken, an der Baſis beinahe halbſtielrunden Blätter ſind 2 Fuß lang, über der Baſis 2 in der Mitte 1 ½ Zoll breit und laufen von hier aus in eine gerade langeſtreckte Spitze, mit einem ſtarken fait zolllangen gerinnten dunkelbraunen Endſtachel aus. Die obere Blattſeite iſt in ihrem unteren Theile flach, weiter oben flach ausgehöhlt und gegen die Spitze hin rinnenförmig; die untere Blattſeite iſt ſtark, faſt halbkreisförmig gewölbt. Blattfarbe ſchmutzig dunkelgrün mit einem breiten, blaſſeren Mittelſtreifen, unten blaſſer grün mit kleinen dunkelgrünen Längenlinien. Blattſtellung etwas aufrecht abſtehend; Blattränder mit einem ſchmalen aufgebo- genen, anfangs bräunlich oferfarbenen, ſpäter aſchfarbenen, ablösbaren hol— zigen gezähnten Rande verſehen; Zähne klein, dünn aber ſehr hart und ſtechend, weitſtehend nach unten gerichtet, mit dem Rande gleichfarbig. Wenn Profeſſor Koch, 1. o. pag. 46, die Anſicht ausſpricht, daß dieſe Pflanze wahrſcheinlich mit der A. Keratto Mill. identiſch ſei, ſo erhellt hieraus, daß er die A. Keratto noch nicht geſehen hatte, als er dieſe Ver— muthung ausſprach. Die von Miller aufgeſtellte Diagnoſe iſt zwar voll— kommen richtig, aber doch ſehr dürftig, und läßt daher wohl zu manchen Vermuthungen Raum, wenn man die Pflanze ſelbſt nicht kennt. Dahin— gegen iſt die Diagnoſe des Fürſten Salm in Bonpl. VII., pag. 93, ſehr erſchöpfend und hätte wohl ſchon wegen der Worte — foliis parsiniis nitidis integris, margine tenui serrulatim dentata darauf führen können, daß hiemit A. Lophanta des berliner Gartens nicht füglich identiſch ſein könne. 7. A. Poselgerii. Sn. Bonpl. VII. pag. 92. C. Koch 1. c. pag. 47. Wir geben nachſtehend dasjenige, was Fürſt Salm an dem angeführten Orte vollkommen erſchöpfend über die Pflanze ſagt: Acaulis, foliis confertis anguste lanceolatis erecto patulis rigidiusculis parum carnosis, supra canaliculatim incurvatis per viridibus cum linea media paulum pallidiore, subtus convexis pallide viridibus, lineolisque saturatioribus longitudinaliter striatis, margine tenui cinctis cornea fulwvo-rubra superne integra inferne dentata, dentibus remotis uncinatis rigidis acutissimis etin 1 brunneum attenuatis; scapo simplice. Sim. Der Herr Dr. Poſelger hat dieſe Pflanze, die zu den kleinſten in der Gattung Agave gehört, von ſeiner Reiſe mitgebracht. Er fand ſie häufig an dürren und ſteinigen Stellen auf der mexikaniſchen Hochebene, wo ſie a" 544 Lechugilla genannt und zur Berfertigung einer Art Bindfaden benutzt wird. Ihre zahlreichen, kaum 8 bis 9 Zoll langen und 8 bis 9 Linien breiten Blätter zeichnen ſich durch ihre brennend rothen und ſcharfen Rand— ſtacheln aus. Ihr Blüthenſchaft wird etwa 8 Fuß hoch und trägt blaß— röthliche Blumen in einer dichtgedrängten Blüthentraube oder Aehre. Wir haben nur das Eine zu dem Vorſtehenden zu bemerken, daß die Pflanze zwar keinen hohen, aber doch einen kurzen Stamm bildet und daher mit subcaulescens bezeichnet werden muß. Auch kann der hinſichtlich der Form der oberen Blattſeite gebrauchte Ausdruck canaliculatim incurvatis nur auf den oberſten, der Spitze nahe ſtehenden Theil angewandt werden, während der übrige Theil der Oberſeite des Blattes faſt ganz flach iſt. Ueberhaupt ſteht die Form des Querſchnittes der Blätter der von A. Funkiana am nächſten. Vaterland das nördliche Mexiko. 8. A. univittata. Haro. Phil. magaz. vol. X. pag. 414. Sim. H. Dyck. p. 308 und Bonpl. VII. p. 92. C. Koch. J. c. p. 4. A. acaulis, foliis elongatis angustis erecto-patentibus rigidis, strictis nitidulis sensim attenuatis, supra plano-concaviusculis per- viridibus cum linea media flavida, subtus convexis pallide viridibus lineolisque saturatioribus notatis, margine cinctis lignosa aut cornea superne integerrima inferne dentata, dentibus validis remotis uncinatis primo fuscis dein cinereis, spina terminali subulata valida brunnea. Sim. Wir bemerken zu dieſer gut abgefaßten Diagnoſe noch Folgendes: Seit der Fürſt ſeiner Zeit dieſelbe aufſtellte, hat ſich die Pflanze in unſeren Gärten noch mehr ausgebildet und einen, wenn auch nur kurzen, Stamm erhalten. An dem Exemplare in dem fürſtlichen Garten ſtehen die Rand— ſtacheln allerdings ziemlich entfernt. Wir haben aber ſeitdem in Belgien Pflanzen dieſer Art geſehen, bei denen die Stacheln ziemlich gedrängt ſtehen und auch ſtärker find, als an den Exemplaren auf der Dyck. Die- ſelben ſind nach aufwärts gekrümmt. Dieſe Art ſtammt aus dem berliner Garten. Ihre Blätter find 1'/, Fuß lang und an der Baſis 1 ½ Zoll breit. Bei keiner anderen uns bekannten Art tritt der hellere Mittelſtreifen ſo entſchieden hervor. 9. A. heteracantha. Zucc. act. Acad. Cœs. Leop. Nat. Our. XVI. 2. pag. 675. Sim. in H. Dich. pag. 8 und 303. und in Bonpl. VII. pag. 92. C. Koch. l. c. pag. 46. Munt. Phyt. cur. fol. 814 t. 95. Alo ferox? Hernan. Lib. VIII. 272. Mexcalmetl? A. acaulıs; foliis late lanceolatis planis viridibus, margine castaneo corneo dentato cinctis, dentibus valde approximatıs compressis deltoideis acuminatis magnitudine ac directione varüs rectis vel uncinatis, spina terminali valida recta subulata. Zuce. Auch hier müſſen wir hinzufügen, daß die uns bekannt gewordenen Pflanzen dieſer ſchönen Art im Alter kurze Stämme bilden, ſo wie daß der Endſtachel, wie bei allen zu dieſer Abtheilung gehörenden Pflanzen, gerinnt iſt. 545 Die zahlreichen Blätter find aufrecht abſtehend, auf der Oberſeite flach, unterhalb flach gewölbt, gerade, ſtarr, 1½ Fuß lang und in der Mitte 2 ½ Zoll breit, abwärts ein wenig verſchmälert, in einen 1½ Zoll langen gerinnten Endſtachel ſpitz auslaufend. Die dem hornartigen Rand aufſitzenden Randſtacheln von ſehr verſchiedener Form und Größe, platt auf breiter Baſis, entweder gerade oder auch ſowohl auf- wie abwärs gekrümmt. Unſeres Erachtens dürfte dieſe Pflanze identiſch mit der in Munting's phytographia curiosa abgebildeten Alo& ferox fein. Uns iſt wenigſtens keine Agave bekannt, welche außer dieſer mit der dort darge— ſtellten Pflanze irgend eine Aehnlichkeit hätte. 10. A. Ghiesbrechtii. Lem. Acaulis, rosacea; foliis numerosis brevibus oblongo-lanceolatis rigidissimis in spinam validam trigonam canaliculatam acuminatis; supra convexo-concaviusculis subtus convexis; sordide viridibus subnitentibus, patentibus incurviusculis senioribus patentissimis aut humifusis, margine cornea discolore junioribus cinereo-castanea senioribus cinerea dentata; dentibus validis rigidissimis superne curvatis. Nob. Von A. Verſchaffelt in Gent 1862 eingeführt. Mit dieſer Art kommen wir zu den ganz kurzblätterigen roſenartigen Formen dieſer Abtheilung. Blätter 4½ Zoll lang an der Baſis und in der Mitte 1½ bis 1°/, Zoll breit, dazwiſchen etwas verſchmälert; in der unteren Hälfte auf beiden Seiten gewölbt, jedoch unten bedeutend mehr als oben und dicht über der Baſis 9 Linien dick, im oberſten Drittel oben flach gewölbt, auf der Unterſeite faſt kielartig gewölbt und in ſcharfer Linie in den dreikantigen ſtarken ½ Zoll langen Endſtachel auslaufend. Die anfangs grau- braunen, ſpäter aſchfarbenen hornartigen Blatt: ränder ſind mit ſtarken, verſchiedenartig gekrümmten, meiſtens nach oben gebogenen, bis zu 2 Linien langen, ungleich großen Stacheln ziemlich dicht beſetzt. Die Blattſtellung iſt eine abſtehende, doch biegen ſich die älteſten Blätter ganz nach unten und graben ſich mit ihrem oberen Theile förmlich in den Erdboden ein, da ſie bei ihrer geringen Länge und ſehr ſtarren, unbiegſamen Conſiſtenz, ſo wie bei der ſehr dicken Baſis, ſich nicht flach auf die Erde legen können. Ueber das Vaterland dieſer zu den kleinſten ihrer Gattung gehörenden Pflanze (ſie hat nur 8 Zoll Durchmeſſer bei etwa gleicher Höhe), ſowie über das Vaterland der beiden folgenden Arten vermögen wir leider Ver— läßliches nicht mitzutheilen, da dieſe Arten von Handelsgärtnern eingeführt ſind, welche in ihrem kaufmänniſchen Intereſſe begreiflicherweiſe ihre Quellen geheim halten. Ihrer ſtarren Form nach zu urtheilen, werden die Pflanzen aber auch wohl den höher gelegenen Gegenden des nördlichen oder mittleren Mexikos angehören. II. A. Rohanii. Hort. Bely. Acaulis, rosacea; foliis brevibus elongato-lanceolatis junioribus subadscendentibus senioribus humifusis, supra planis vel con- vexiusculis subtus convexis, in spinam terminalem validam cana- Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XX,. 35 546 liculatam semipollicarem contractis; atroviridibus nitentibus fascia media pallidori; margine corneo discolori dentato, dentibus con- coloribus rigidis recurvulis. Nob. Dieſe Pflanze ſteht der Vorhergehenden ſehr nahe, unterſcheidet ſich von derſelben aber genugſam durch die ſchmäleren, ſpitzer auslaufenden ſchwarz⸗ grün hellglänzenden Blätter mit einem blaſſen Mittelſtreifen und deren auf⸗ ſteigend gebogener Stellung. Sie bildet unbeſtreitbar eine der ſchönſten und eleganteſten Arten dieſer Abtheilung. Blätter 6“ lang, über der Baſis 1 ½ und in der Mitte 2 Zoll. breit, verhältnißmäßig ſehr dick, auf der Oberſeite flach und nur nach der Spitze zu, wo ſich die Ränder nach dem Endſtachel zuſammenziehen, an beiden Seiten etwas ausgehöhlt, während die Blattmitte erhöht hervortritt; auf der Unterſeite ſtark gewölbt. Blattſtellung anfangs aufiteigend, ſpäter wagerecht abſtehend. Die hornartigen Blattränder ſind bei den jüngeren Blättern ſchön kaſtanienbraun, bei den älteren hellaſchfarbig. Die gleichfarbigen Randſtacheln von mittlerer Größe ſtehen durchſchnittlich 77 Zoll entfernt und ſind nach unten zu gekrümmt. An der Mitte der Blätter ſind dieſelben am größten, verkleinern ſich nach oben und unten bedeutend, ſtehen dann aber in der letztgenannten Richtung etwas dichter. Die Pflanze hat 14 Zoll Durchmeſſer bei 9 Zoll Höhe und unterſcheidet ſich daher auch ſchon in ihren Abmeſſungen nicht unweſentlich von den Vorhergehenden. Wir fanden die Pflanze, deren Vaterland uns unbekannt, im Sommer 1863 auf der Blumenausſtellung zu Gent unter der Agavengruppe des dortigen Handelsgärtners de Smett. 12. A. horrida. Lem. Acaulis, rosulata paucifolia; foliis ovato-lanceolatis brevibus crassissimis rigidissimis, in spinam longam validissimam tortam *) semi canaliculatam desinentibus; adscendentibus; supra ad basin ventricosis deinde planis, subtus perconvexis; lte perviridibus nitidis; margine discolore perlato arecto corneo, grandidentato; dentibus validissimis magnitudine ac directione variis, junioribus late aurantio-brunneis senioribus cinerascentibus confertis. Nob, Wir fanden dieſe Pflanze im September 1862 unter der von Herrn Ambr. Verſchaffelt in Gent auf der Ausſtellung des internationalen pomo— logiſchen Congreſſes zu Namur aufgeſtellten Pflanzengruppe. Sie war von dieſem überaus thätigen und intelligenten Handelsgärtner erſt in demſelben Jahre aus Mexiko neu eingeführt. Unter den kleinen Agaven, zu denen ſie gehört. iſt ſie unbedingt die Schönſte. Die 6 Zoll langen eirunden, nach unten zu ſtark ver ſchmalerten Blätter, find in der Mitte 1 ½ Zoll breit und laufen nach oben zu mit *) Wir haben hier die Bezeichnung tortus für die Form des Endſtachels ange⸗ wandt, während wir bei der Abtheilung der Spatulate, den Ausdruck flexubsus gewählt haben. Der Endſtachel von A. horrida iſt aber auch wirklich ſchraubenlinienartig gewunden, während bei den, zu der eben erwähnten 38 gehörenden Pflanzen, derſelbe nur ſeitlich in Bogenlinien hin und her gebogen iſt. 547 einer lanzettlichen Spitze in einen überaus langen, ſtarken, halbgerinnten, gewundenen Endſtachel aus; an der Baſis beträgt ihre Breite nur 9 Linien. Auf der Oberſeite ſind hier die Blätter ſehr ſtark, bauchig verdickt und beträgt ihre Stärke hier 1 Zoll, ſo daß der Querdurchſchnitt der Blätter an dieſer Stelle ein gedrückt-eirunder, faſt kreisförmiger iſt. Dieſe bauchige Verdickung der Oberſeite erſtreckt ſich bis zur halben Länge des Blattes, wo dann die Oberfläche eine flache Form annimmt, welche, ſeitlich durch die faſt ſenkrecht aufgebogenen Blattränder begrenzt, in den halbge— rinnten Endſtachel ausläuft. Die Unterſeite der Blätter iſt ſehr ſtark gewölbt und nimmt in der oberen Hälfte eine ſcharfe wellig gekrümmte Kielform an. Der mehr als zolllange Endſtachel iſt an ſeiner Baſis 2 und in ſeiner Mitte noch 1 Linie ſtark. Die ungewöhnlich breiten hornartigen Blattränder ſind beinahe ſenkrecht aufwärts gebogen und mit eben ſo ungewöhnlich großen als phantaſtiſch hin und her gebogenen Stacheln beſetzt. Auf den ungleich großen, theilweiſe ſehr breiten delta— förmigen Blattbaſen ſtehen Stachelſpitzen, die mitunter in drei bis vier verſchiedenen Biegungen hin und her gebogen ſind; doch iſt der bei Weitem größte Theil der Stachelſpitzen nach Unten gerichtet. Einzelne Stacheln erreichen einſchließlich der Breite des durchlaufenden Blattrandes eine Höhe von 4 bis 5 Linien; eine Abmeſſung, die im Hinblick anf die kleinen Blätter um ſo ungewöhnlicher erſcheint. Bei faſt allen mit ſtarken Rand— ſtacheln bewaffneten Agaven ſind die Stacheln in der Mitte des Blattes am kräftigſten, nehmen aber nach Oben und Unten hin bedeutend an Größe ab. Hier aber iſt der ganze Rand bis auf ¼ Zoll oberhalb der Baſis mit beinahe gleichſtarken Stacheln beſetzt. Von hier an verſchwindet die eigent— liche Stachelform ganz und der Rand nimmt die Form einer unregel— mäßig wellig und höckerig gebogenen Linie an. Die Blattfarbe iſt ein friſches glänzendes Saftgrün, welches im Vereine mit der ſchönen, lebhaft orangegelblich braunen Färbung der Blattränder und Stacheln der jüngeren Blätter einen eigenthümlichen Anblick gewährt und der Pflanze ein brillantes Anſehen verleiht. An den älteren Blättern nehmen Rand und Stacheln eine helle Aſchfarbe an. Die Blattſtellung iſt eine abſtehend aufſteigende. Bei der im Verhältniß zur Blattlänge außerordentlichen Dicke der Blattbaſen iſt es ſelbſtredend, daß die ſtammloſe Pflanze nicht blattreich ſein kann. Der Durchmeſſer der beſchriebenen Pflanze, die ihrem ganzen Habitus zu Folge nicht mehr jung zu ſein ſchien, betrug 8 bis 9 Zoll, bei etwa 6 Zoll Höhe, und iſt ſomit die A. horrida unter allen uns bis jetzt be— kannten Agaven die Kleinſte. Herr Verſchaffelt verkaufte dieſe Pflanze an Herrn van der Vinnen zu Brüſſel und bei der Verſteigerung von deſſen Sammlung im April d. J. erſtand ſie ein Herr Maigret von Mons, der nach dem Urtheile von Sachkundigen jetzt wohl die ſchönſte und reichhaltigſte Agavenſammlung in Belgien beſitzen dürfte. 13. A. Xylonacantha. Sim. in Bonpl. VII. p. 92. C. Koch I. c. p. 47. A. acaulis, foliis elongatis recurvato-deflexis squarrose diver- gentibus rigidis asperis einereo-virescentibus, sensim attenuatis, supra concaviusculis subtus convexis apicem versus carinulatis et f * 548 triquetro productis, margine cinctis lignosa repando-grandiden- tata; dentibus cinerascentibus remotis compressis deltoideis mag- nitudine et directione variis, spina terminali subpollicari rigidissima brunnea; scapo simplice, floribus laxe racemosis. Scapus gracilis basi diametro vix 9-lineari, et pedes 5—6 altus, simplex, viridis, glaber, inferne bracteis sterilibus acuminatis in- structus. Flores in racemum laxum dispositi, erecti, breve pedi- cellati sepe geminati et bractea basi lata, apice acuminata, pallide violacea suffulti. Perianthium sesquipollicem longum, perviride, inferne tubolosum, tubo supra germen parum constricto, apice sexpartitum, laciniis erectis, strictis, angustis, obtusiusculis, viri- dibus, 6—7 lineas longis. Stamina basi laciniarum inserta, et longe exserta; filamenta rubro-fuscis, erectis filiformibus, sesqui pollicem longis; antheris magnis linearibus, flavis versatilibus. Stylus filiformis, erectus, staminibus brevior; stigma trigono-globu- losum. Capsula parvula, trigona. Flores inodori. Sim. Weiter jagt Fürſt Salm: 5 Ich habe dieſe Pflanze aus dem Pariſer botaniſchen Garten erhalten, wo ſie aus Samen gezogen worden iſt. Ihre Blätter ſind 1½ Fuß lang, an ihrer Baſis 2½ Zoll breit, und laufen allmälig in eine dreikantige Spitze und einen ſtarken Endſtachel aus. Die Blätter ſind wenig zahlreich, ſteif, zurückgekrümmt, ſparrig divergirend und an ihrem Rande mit einem breit⸗ zähnigen Saum eingefaßt, der aus einem Gewebe von Holzfaſern beſteht und von dem Blattrande ablösbar iſt. Die Pflanze hat im Garten auf der Dyck geblüht und ihren Samen zur Reife gebracht. Sie gehört zu den nur einmal blühenden Arten und iſt nach der Blüthe abgeſtorben. Zu der obeuſtehenden Diagnoſe des Fürſten Salm haben wir nur zu bemerken, daß die Pflanze, nach welcher der Fürſt ſeiner Zeit dieſe Diagnoſe aufſtellte, ſich ſeitdem noch mehr entwickelt und namentlich einen, wenn auch nur kurzen, aber ſehr ſtarken Stamm von 6 Zoll Höhe und 2½ Zoll Durchmeſſer gebildet hat. Auch in anderen Gärten habe ich noch bei Weitem jüngere Exemplare mit vollſtändig ausgebildetem Stamme gefunden. Die Blätter der obenbeſchriebenen Pflanze ſind jetzt 20 Zoll lang, an der Baſis 2½, in der Mitte 2°/, und oberhalb der Baſis 1⅝ Zoll breit. Ebenſo dürfte es zu einer ſcharfen Charakteriſtik der Pflanze beitragen, dem cau- lescens noch das Wort paucifolia beizufügen, da Letzteres eine Eigenſchaft der Pflanze andeutet, welche in gleichem Maaße nur ſehr wenige Arten mit ihr theilen. Uebrigens exiſtiren auch bereits mancherlei Varietäten von dieſer Art, auf welche namentlich die Sammler von Profeſſion in Belgien und Holland Jagd machen, und dieſelben eventuell mit enormen Preiſen bezahlen. Wir haben bei dem Handelsgärtner Verheyen zu Brüſſel ein Exemplar mit einem ungewöhnlich breiten Holzrande und überraſchend großer Beſtachelung, ſowie ein noch ganz junges Exemplar mit helleren Mittelſtreifen in den Blättern, geſehen. Es ſind dieſes indeſſen wohl nur Samenvarietäten, auf welche in botaniſcher Beziehung kein weiterer Werth zu legen iſt. 14. A. Amurensis. Nob.— Syn. A. espèce du fleuve de I Amur. H. Belg. A. acaulis, foliis oblongo-lanceolatis, a medio ad apicem 549 sensim in spinam longam tenuem semicanaliculatam flexuosam acu- minatis; patentissimis recurvulis; supra concaviusculis asperiusculis, subtus convexis superne subcarinatis perasperis; sordide viridibus opacis; margine tenui lignoso dentato junioribus rubro - fusco senioribus cinereo-fusco; dentibus concoloribus irregularibus erecto- incurvulis plerumque superne curvatis. Nob. Herr Ambr. Verſchaffelt in Gent hat vor mehreren Jahren Samen von einem Geſchäftsfreunde aus der Krim erhalten, aus welchem er dieſe Pflanze erzogen hat. Nach Angabe des Letzteren iſt der Samen auf einer wiſſenſchaftlichen Expedition am Fluße Amur in Nordaſien geſammelt. Der ſüdlichſte Theil des Amur liegt unter 47½ Grad Norderbreite und 130. Grad öſtlicher Länge von Ferro, alſo etwas ſüdlicher wie Paris. Der Ort, wo dieſe Pflanze vorkommt, muß daher eine eigenthümlich günſtige Lage haben, um die Bedingungen in ſich zu vereinigen, unter denen die uns bis jetzt bekannten Agaven vorkommen. Außerdem iſt dieſe Pflanze die erſte Agave, die uuſeres Wiſſens in Wien als neu aufgefunden iſt und gewährt ſomit ein ganz beſonderes Intereſſe. Die in unſerem Beſitze befindliche Pflanze kann 6 bis 8 Jahre alt “fein. Die Blätter derſelben ſind 5 Zoll lang, 1 ¼ Zoll breit, über der gleichbreiten Baſis etwas verſchmälert, von der Mitte nach oben hin in ſehr flacher Bogenlinie zu einer langgeſtreckten Spitze mit einem 1¼ Zoll langen, verhältnißmäßig dünnen, nur wenig und eng gerinnten, gewundenen Endſtachel auslaufend, Die Oberſeite iſt flach ausgehöhlt, die Unterſeite gewölbt. Beide Blattſeiten find rauh, jedoch die Untere bedeutend mehr als die Obere, und auf jener nimmt dieſe Rauheit wieder gegen die Blatt— ſpitze hin bedeutend zu. Dieſe vermehrte Rauheit der Unterſeite wird durch eine Menge mit der Längenrichtung der Blattaxe paralell laufender, häufig unterbrochener Reihen kleiner, aber dem unbewaffneten Auge vollkommen wahrnehmbarer Höcker gebildet, deren über die Blattfläche erhabenen Baſen in einander fließen. Die Blattſtellung iſt im unteren Drittel eine abſtehende, von da an wagerecht vorgeſtreckte, bei den älteſten Blättern eine etwas zurückgebogene. Je drei und drei Blätter eines jedes Triebes, mit ihren Baſen übereinander greifend, ſind ſehr regelmäßig um die Centralachſe geſtellt, wodurch die Pflanze ein ſehr regelmäßiges Anſehen gewinnt. Die Blattfarbe iſt ein ſchmutziges mattes dunkelgrün. Die Blattränder ſind mit einem durchlaufenden gezahnten, holzigen roſtbraunen Rand um— geben, der bei den älteren Blättern in's Graue ſpielt. Die gleichfarbigen anſehnlichen Randſtacheln ſtehen auf dem Blattrande in ziemlich regelmäßigen und nicht weiten Abſtänden vertheilt, mit ihrer Spitze nach Oben und gleichzeitig nach Innen gebogen. Der Durchmeſſer der beſchriebenen Pflanze beträgt beinahe 1 Fuß, ihre Höhe 5 Zoll. Was die Blattfarbe, ſowie Form und Farbe der Zähne anlangt, ſo hat die Pflanze viele Aehnlichkeit mit der Vorgenannten, unterſcheidet ſich von derſelben aber ſehr charak— teriſtiſch durch Größe, Form und Stellung ihrer Blätter, ſowie deren regel— mäßige Vertheilung um die Centralachſe und den ungleich größeren Blatt— reichthum. 550 15. A. applanata. Lem. Acaulis, rosuluta; folia nummerosa, rigidissima, stricta, brevia crassa late oblongo-lanceolata, in spinam validissimam longam trigonam subtus scabram supra percanaliculatam determinata; supra concaviuscula subtus convexa; juniora arecta seniora undique patentia; lævia, opaca, dilute cinereo-viridia; margine corneo junioribus ferrugineo, senioribus cinerascente, dentato; den- tibus validis concoloribus, subremotis complanatis cuspidatis deorsum curvatis rigidissimis. Nob. Es hat wohl kaum jemals eine Pflanze eine ihrem Habitus wider: ſprechendere Benennung erhalten, als dieſe; was ſich nur daraus erklärt, daß ſie nach ganz jungen Exemplaren benannt worden iſt, bei denen die Blätter noch eine verhältnißmäßig weiche Textur haben und ſich nach ihrer Ent⸗ wickelung aus der Endknospe ſofort flach auflegen. Die jungen Pflanzen bieten in ihrem Habitus auch nicht den entfernteſten Anhalt zu einer Beurtheilung für den Charakter der entwickelten Pflanze. Die weichblätterige, hellgrau-grüne junge Pflanze, bei welcher ſich nur ſehr ſchwache Andeu⸗ tungen für eine Stachelbildung, ſowohl am Rande, als an der Spitze der Blätter, ſowie für den ſpäter vorhandenen hornartigen Rand derjelben . finden, läßt nicht im entfernteſten ahnen, daß hieraus mit der Zeit ſich eine ſo ſtarre und ſcharfe Form entwickeln werde. Wir haben dieſen Namen indeſſen beibehalten, da die Pflanze unter demſelben bereits in Europa vielfach verbreitet iſt und da wir durch Auf: ſtellung einer anderen Benennung, den an und für ſich ſchon ſo großen Wirrwarr in der Benennung der Agaven nur noch vergrößert hätten. Die Pflanze ſelbſt exiſtirt bereits ſeit längerer Zeit in Europa, ohne daß ſie in weiteren Kreiſen bekannt und als eine eigenthümliche gute Species erkannt und beſchrieben worden wäre. Schon vor mehr als zehn Jahren fand der eifrige Sammler und Pfleger ſucculenter Pflanzen, Herr Kaufmann Haſelo ff in Berlin, ein Exemplar dieſer Pflanze bei einem kleinen Krautgärtner in Berlin und erwarb dieſelbe ohne ſelbſt zu wiſſen oder zu erkennen, was er an ihr beſaß. Als wir im Sommer 1862 die in der Sammlung des Herrn Haſeloff vorhandenen Agaven einer genaueren Beſichtigung und Prüfung unterzogen, erkannten wir ſofort in dieſer Pflanze eine eigenthüm⸗ liche, uns bis dahin unbekannte Species, ohne indeſſen zu ahnen, daß wir hier die uns dem Namen nach wohl bekannte A. applanata vor uns hätten. Als wir dann aber einige Wochen ſpäter ein vollſtändig ausgebildetes Exemplar derſelben in der Sammlung des Herrn Tonel in Gent zu unter⸗ ſuchen Gelegenheit hatten, erkannten wir ſofort die Identität der Haſe⸗ loff'ſchen Pflanze mit jener. Die Blätter umfaſſen ſich an der Basis um faſt mehr als die Hälfte des unteren Durchmeſſers der Endknospe, ſind 9—10 Zoll lang und an der Baſis über 4 Zoll breit, verſchmälern fi) jedoch ſofort auf 2½ Zoll, behalten dieſe Breite bis zu °/, ihrer ganzen Länge bei und ſpitzen ſich von hieraus faſt geradelinig in einen ſehr ſtarken, an feiner Baſis / Zoll breiten, dreikantigen, auf der Unterſeite ſehr rauhen, höckerigen, etwas nach 551 Innen gebogenen Endſtachel zu, deſſen ganz flache Oberſeite erhöhte Ränder hat, die ſich in der, bis gegen das äußerſte Ende, gerinnten Spitze vereinigen. An der Baſis ſind die Blätter 1“ dick, von da an ſich ſofort nach oben ſtark verdünnend, ſtarr, unbiegſam, beinahe aufrecht abſtehend; ihre Oberſeite flach ausgehöhlt, die Unterſeite ziemlich ſcharfkantig gewölbt. Der unentwickelte Blattkegel an ſeiner Baſis ſehr ſtark, 4 bis 5 Zoll Durchmeſſer, beinahe dreikantig pyramidal, kurz, in ſcharfer Spitze zulaufend; die Blattränder in demſelben ungewöhnlich ſtark auf die inneren Blätter drückend, ſo daß die Stachelform der Erſteren, auf den Letzteren ſehr tief eingedrückt erſcheint, wodurch ſich auf der Außenſeite der Blätter, bei der ſehr langen Blattſpitze ein förmlicher Kiel bildet, der in der unteren Kante des dreieckigen, auf der Unterſeite ſehr rauhen Endſtachels ausläuft. Die Blattränder ſind mit einem hornartigen, aufwärts gebogenen, gezähnten Rande umgeben; Zähne ſtarr, ſtark und ſehr ſpitz, nach unten gekrümmt, flach zuſammengedrückt, ziemlich regelmäßig, etwa zollweit von einander ſtehend. Blattfarbe aſchfarben⸗ hellgrün, glanzlos, glatt; Farbe der Blattränder und Zähne in der Jugend dunkel rothbraun, im Alter dunkel aſchfarben. Die ſehr regelmäßig aufrecht abſtehenden Blätter bilden eine ſchön geformte Roſette. Die beſchriebene, jedenfalls ausgewachſene Pflanze hatte 2 bis 2½ Fuß Durchmeſſer, bei beinahe 1½“ Höhe, und gehört ſomit zu den Mittelgroßen ihrer Gattung. Vaterland Mexiko. f 16. A. latissima. Nob. — Syn. A. atrovirens I. c. C. Koch. Subcaulescens, maxima; foliis perlatis oblongis, valde crassis, ad partem superiorem subito in apicem lanceolatum integrum fusco marginatum, spina pollicari canaliculata, contractis; supra planis vel convexiusculis subtus convexis; junioribus arectis senio- ribus a medio reflexis læte viridibus subnitentibus, junioribus vix rore glauco pr&ditis; margine dentata; dentibus irregularibus aproximatis aurantio-brunneis, basi latis inter se in marginem concolorem confluentibus. Nob. Blätter 3 lang, an der Baſis 5 7½“ breit, 4“ dick, in der Mitte 8“ breit; im Verhältniß zu ihrer Länge und Dicke ziemlich weicher Textur und daher ſehr bald von der Mitte an zurückgebogen; Blattrand gerade, mit ungleich großen, auf ſehr breiter zuſammenfließender rhombenformiger Baſis ſtehenden, anfangs ſchön orangegelblich braunen, ſpäter braunen, nach Unten gebogenen Zähnen beſetzt. Die Stachelbaſen fließen der Art in einander, daß ſie einen förmlichen, den Stacheln in Farbe und Textur ähnlichen Rand bilden, doch iſt derſelbe weder ſtetig durchlaufend noch von der Blattmaſſe ablösbar und ſeine Beſchaffenheit daher nicht derart, um die Pflanze unter die Ganzrandigen ſtellen zu können. Sie bildet aber, als in der Randbildung auf jene hinweiſend, ihrer Blattbildung nach dagegen zu den Fleiſchigblätterigen gehörend, einen natürlichen Uebergang zwiſchen beiden Abtheilungen und iſt deshalb von uns hierher an die Spitze der Carnose geſetzt worden. Die Ränder der ſtumpf lanzettlichen Blattſpitze ſind ſtachellos, aber mit einem den Zähnen gleichfarbigen hornartigen Rande 552 verſehen, der ſich in den ſehr ſtarken, mehr als zolllangen gerinnten End— ftachel verläuft. Blattfarbe lebhaft ſaftgrün, beinahe glänzend, in der Jugend leicht bereift. Die Pflanze hat 6 Fuß Durchmeſſer, bei 4½ bis 5 Fuß Höhe und gehört zu den Größten ihrer Gattung. Sie hat bisher in dem Berliner botaniſchen Garten für A. atrovirens gegolten und iſt auch noch unter dieſem Namen von Herrn Profeſſor Koch in ſeiner mehrerwähnten mono⸗ graphiſchen Skizze beſchrieben worden. Die von Karwinsky eingeführte, im Dyck'ſchen Garten ſeit mehreren Jahrzehnden cultivirte und vom Fürſten Salm in ſeiner Hort. Dyck p. 302 im Jahre 1834 bereits beſchriebene A. atro- virens iſt eine ganz andere Pflanze. Wir haben daher die obſtehende Diagnoſe von Erſterer aufgeſtellt und ihr wegen der großen und ungewöhnlich breiten Blätter den obſtehenden Namen beigelegt. Wo die Pflanze herſtammt und wer dieſelbe eingeführt hat, iſt nicht zu ermitteln geweſen. Dieſelbe Pflanze ſteht auch im Münchener botaniſchen Garten als A. atrovirens und möchte man daher anzunehmen berechtigt ſein, daß dieſes die urſprüngliche Pflanze dieſes Namens ſei. Sie weicht indeſſen in zu weſentlichen Eigenſchaften von der gleichnamigen Pflanze im Dyck ſchen Garten ab, als daß man annehmen könnte, es lägen hier nur zwei Samenvarietäten vor. Die Randſtachelbildung, ſowie Form, Stellung, Textur und Farbe der Blätter ſind zu verſchieden, um die letzterwähnte Annahme als zuläſſig erſcheinen zu laſſen.“) Im Jahre 1834 beſchrieb Fürſt Salm ſeine damals noch junge Pflanze der A. atrovirens, deren Blätter erſt 6—7 Zoll lang waren. Die Pflanze kann alſo jetzt 37 bis 38 Jahre alt ſein und von ungefähr gleichem Alter kann man die unter dieſem Namen im Münchener Garten vorhandene Pflanze ſchätzen. Es erſcheint nur auffallend, daß derſelben in keinem anderen botaniſchen Werke aus jener Zeit Erwähnung geſchieht; daß namentlich Zuccarini in ſeiner Abhandlung über einige Pflanzen aus den Gattungen Fourcroya und Agave, in den Verhandlungen der Kaiſerl. Leopold. Karl. Akademie der Naturforſcher, Jahrgang 1833, derſelben gar nicht erwähnt, da die Pflanze doch von Karwinsky entdeckt und zwar auf demſelben Berge Tanga der mexicaniſchen Provinz Oaxaca, wo er die F. longæva fand. Eine auch ſelbſt in der Jugend ſchon ſo auffallende Pflanze konnte Zuccarini's Aufmerkſamkeit doch unmöglich entgehen, wenn dieſelbe damals ſchon in dem Münchener Garten vorhanden war. Wir haben vor mehreren Jahren in dem königlichen Garten zu Herrin: 1 bei Hannover eine Agave gefunden, die dort unter dem Namen . Salmiana ſtand. Wir erkannten in derſelben ſofort die A. atrovirens 1 Fürſtl. Salm'ſchen Sammlung, und ein Ableger derſelben, den uns Herr Hofgarteninſpector Wendland freundlichſt überließ, hat jetzt ſo ziemlich dieſelbe Größe, wie die Pflanze auf der Dyck, als Fürſt Salm dieſelbe 1834 in ſeinem Horto Dyckense beſchrieb und ſtimmt ganz genau mit jener *) Weiter unten werden wir bei A. atrovirens Sim. nochmals auf 9 charak⸗ teriſtiſchen Unterſchiede eingehender zurückkommen. 553 Beſchreibung überein, ſodaß wir überzeugt find, die echte vom Fürſten beſchriebene Pflanze zu beſitzen. Dagegen mögen die bisher eben ſo benannten Pflanzen des Berliner und Münchener Gartens ſpäter nach dieſer Beſchreibung des Fürſten als A. atrovirens, wegen einer annähernden Aehnlichkeit mit derſelben, etikettirt worden ſein. Wir ſind indeſſen feſt überzeugt, daß hier zwei verſchiedene Pflanzen unter demſelben Namen vorliegen. 17. A. einerascens. Nob. A. acaulis; folis obovato-oblongis rectis, rigidissimis, supra basin valde attenuatis ibique crassissimis, in apicem lanceolatum, spina terminali validissima inferne perlata canaliculata, desinen- tibus; supra planis subtus convexis; junioribus erecto-patentibus senioribus patentissimis; opacis cinerascenti-viridibus; toto margine dentatis; dentes pro mole foliorem permagni, nummerosi, approxi- mati subdeltoidei, cuspidati, subfalcati, basi subconfluentes inferne spectantes magnitudine valde variantes, fusci. Nob. Eine ſehr eigenthümliche Pflanze, welche hinſichtlich des Charakters ihrer Randbeſtachelung der vorigen ſich enge anſchließt, wenn auch gleich bei ihr ein Zuſammenfließen der Stachelbaſen nicht in dem Maaße ſtattfindet, wie bei der A. atrovirens, ſo iſt dagegen die Maſſe und Größe der Stacheln im Vergleich zur qualitativen Ausdehnung der Blätter eine viel bedeutendere. So mußten wir ſie denn auch, dem von uns auf geſtellten Grundſatze getreu, wegen der überwiegend ſtarken Beſtachelung, deren Form ſie in ihrem Charakter den Ganzrandigen nahe bringt, hierher ſetzen, wenn ſie auch gleich nach Form und Größe der Blätter ſchlecht hierher paßt und aus dieſer Rückſicht weit eher zwiſchen A. tehuacanensis und A. asperrima hätte geſtellt werden müſſen. Die Blätter ſind einſchließlich des Endſtachels beinahe fußlang, an der Baſis und über der Mitte 3 und dicht über der Baſis 2 Zoll breit und hier 1½ Zoll ſtark. Aus einer Betrachtung dieſer Abmeſſungen geht zur Genüge hervor, daß wir hier eine der ſtarrſten und kompacteſten Formen vor uns haben, um ſo mehr, als die Pflanze durchaus nicht zu den unbedingt Blattarmen gehört, ſondern in dieſer Hinſicht ſich in der Mitte hält. Die Blattform iſt verlängert eirund, nach oben lanzettlich zugeſpitzt, nach unten bedeutend verſchmälert. Die Blattflächen ſind glatt, die obere flach, die untere an der Baſis ſtark, nach oben zu weniger ſtark gewölbt. Die Blattfarbe iſt ein aſchfarbiges Hellgrün. Die Blatt— ſtellung der jüngeren Blätter iſt aufrecht abſtehend, die der älteren hori— zontal abſtehend. Hinſichtlich des Charakters ihrer Randbeſtachelung ſteht ſie der A. heteracantha ſehr nahe, doch iſt ihre Beſtachelung eine ſowohl relativ als abſolut dichtere und ſtärkere. Von dem unteren Rande des Endſtachels an bis zur Blattbaſe ſind die ganzen Blattränder mit ſehr verſchieden großen, zum Theil ſehr ſtarken Zähnen beſetzt. Gegen die Spitze und die Baſis hin laufen die hornartigen Stachelbaſen in einander und bilden einen zuſammenhängenden Rand, während in der Blattmitte fleiſchige Einbuchtungen die breiten Stachelkiſſen trennen. Die flach zuſammengepreßten, auf ziemlich breiter Baſis ſtehenden, durchgehends nach unten gerichteten 554 Stacheln ſind an Größe ſehr verſchieden und ſehr barrok geformt; wenn auch nicht in gleichem Maaße wie bei A. horrida, ſo doch auch wellig hin und her gebogen. Die längſten Stacheln ſind 4 bis 5 Linien lang, zwiſchen zwei größeren aber häufig oft doppelſpitzige kleinere. Sehr hervortretend in Form und Größe iſt der Endſtachel, der mit 1 ¼ Zoll faſt ein Achtel der ganzen Blattlänge einnimmt und an ſeiner Baſis 2 bis 3 Linien breit und ſehr breit gerinnt iſt. Die Baſis der hornartigen Subſtanz geht aber in keiner Weiſe etwa allmälig in die fleiſchige Blattſubſtanz über, ſondern iſt auf der Ober- und Unterſeite in einer ſcharfen revolutiv gekrümmten Linie von der fleiſchigen Blattſubſtanz ſcharf getrennt. Die Herkunft dieſer höchſt eigenthümlichen Pflanze iſt leider nicht nachweisbar. Herr Garteninſpector Sinning im botaniſchen Garten zu Poppelsdorf bei Bonn, wo ich die Pflanze fand, wollte dieſelbe von der Dyck erhalten haben. Da es indeſſen nicht anzunehmen ift, daß man dort ein Unicum, als ſolches unerkannt, jollte weggegeben haben, und wir dieſe oder eine ähnliche Pflanze niemals in der uns ſehr genau bekannten dortigen Sammlung geſehen haben, ſo kann hier nur ein Irrthum des Herrn Sinning obwalten. Es iſt ſehr zu beklagen, daß in den öffentlichen Gärten oft eine ſo wenig genügende Controle über die Herkunft der Pflanzen ausgeübt wird. 18. A. inæquidens. C. Koch 1. c. pag. 28. A. acaulis; foliis latis elongato-lanceolatis inferne attenuatis basin versus margine integra undulato-membranacea, ad partem supremam non minus integra discolore, in spinam terminalem longam ac validam canaliculatam brunneam contractis, supra planis vel concaviusculis subtus convexis, junioribus adscendentibus seni- oribus a medio recurvatis vel subdependentibus,. læte viridibus subnitentibus; margine dentatis, dentibus castaneis magnitudine regulariter alternantibus, basi latis deltoideis majoribus lin. 3—4 longis plerumque sursum curvatis. Nob. Gleich mehreren anderen dürfte auch dieſe Pflanze als Unicum im Berliner Garten exiſtiren. Wenigſtens iſt uns dieſelbe auf unſeren Wanderungen durch andere Sammlungen noch nicht wieder vorgekommen. Es iſt eine der ſchönſten und anſehnlichſten Arten ihrer Gattung und zeichnet ſich eben ſo ſehr durch ihren kräftigen Bau und das ſchöne Saftgrün ihrer Blätter, als durch das dunkele Caſtanienbraun ihrer Randſtacheln aus. Ihre Abſtammung iſt leider unbekannt. f Die Blätter find 2¼ Fuß lang, an der Baſis 4½½ Zoll breit und 2½ Zoll dick und etwas oberhalb der Mitte beträgt die Breite 7 Zoll. Blattfarbe ein ſchönes helles, faſt glänzendes Saftgrün. Die Blatt⸗ ſtellung der jüngeren Blätter iſt eine ſteil aufſteigende, bald jedoch legen ſich die Blattſpitzen da, wo das Blatt beginnt dünner zu werden, nach Außen um, und die älteren Blätter biegen ſich von der Baſis an bogenförmig zurück und hängen ſpäter ſogar über den Topfrand herunter, werden alſo im Vaterlande ſich flach auf der Erde ausbreiten. Die Stachelbildung iſt eine ganz eigenthümliche, indem mit faſt voller Regelmäßigkeit größere 555 und kleinere Stacheln mit einander abwechſeln. Die größeren Stacheln ſind 3 bis 4 Linien lang mit deltaförmiger ſehr breiter Baſis und nach oben gekrümmter Spitze. Von gleicher Form ſind die kleineren aber von bedeutend geringen Abmeſſungen, die dann ſtets in der Ausbuchtung des Blattrandes zwiſchen 2 großen Stacheln ſtehen. Dieſer eigenthümlichen Stachelbildung hat Profeſſor Koch den Namen für die Pflanze entlehnt. Im oberſten Theile der Blatt— ränder hört die Stachelbildung auf und treten an deren Stelle gebräunte hornartige Ränder, die ſich in einer ziemlich kurzen Biegung zu dem ſehr ſtarken 1½ Zoll langen ſchwarzbraunen, bis auf ?/, feiner Länge gerinnten Endſtachel zufammenziehen. Gegen die Baſis hin hört ebenfalls die Rand— ſtachelbildung auf, die Ränder nehmen eine dünnhäutige Conſiſtenz und in Folge deſſen neben der hier ſeitlich zuſammengedrückten ſehr dicken Mittelrippe eine wellige Form an. 19. 4. Schlechtendalii. Nob. — Syn. A. mexicana Cels. A. subcaulescens; foliis oblongo-lanceolatis inferne sensim attenuatis, in apicem longum suprema parte brunneo marginatum, spina terminali longa gracili dimidio canaliculata desinentibus; supra concavis subtus convexis; obscure viridibus pruinosis opacis; adscendentibus apice horizontaliter porrectis, margine sinuata omnino dentato; dentibus approximatis basicarnosa, cuspidatisdeor- sum curvatis castaneis, plerumque minoribus interpositis. Nob. Im Jahre 1858 fanden wir bei Fr. Ad. Haage jun. in Erfurt kleine Samenpflanzen, die derſelbe unter dem Namen der A. mexicana aus Paris von Cels erhalten hatte. So klein die Pflanzen auch noch waren, ſo erkannten wir doch ſofort, daß hier ein Irrthum in der Benennung obwalte und daß dies keine Sämlinge der echten A. mexicana Lamk ſein konnten. Je mehr und mehr ſich dieſe langſam wachſende Pflanze ausbildete, umſo mehr er— kannten wir die Richtigkeit unſerer urſprünglichen Vermuthung. Nachdem ſich die Pflanze nunmehr ſeit 6 Jahren in unſerer Cultur befindet und dieſelbe ſich ſoweit ausgebildet hat, daß man ihren Charakter deutlich erkennen kann, vermögen wir dieſelbe als eine eigenthümliche gute, bisher noch nicht beſchriebene Art unſer'm Syſtem einzureihen und ihr die für ſie geeignete Stelle in demſelben anzuweiſen. Wir haben ſie nach dem um die Botanik ſo hoch verdienten Director des botaniſchen Gartens in Halle, Herrn Profeſſor von Schlechtendal, benannt. Blätter 7 bis 8 Zoll lang, an der Baſis 3, in der Mitte 2 Zoll breit und dazwiſchen auf 1½ Zoll verſchmälert, länglich, an der Baſis halbumfaſſend, darüber merklich verſchmälert in eine langgeſtreckte, lanzett— liche Spitze mit einem ſchlanken, 9 Linien langen halbgerinnten braunen Endſtachel auslaufend; Oberſeite ausgehöhlt, nach der Spitze zu faſt gerinnt, Unterſeite gewölbt. Blattſtellung ſehr entſchieden aufſteigend. Bei den Blättern mittleren Alters tritt dieſe Form ſo ausgeprägt, wie bei faſt keiner anderen Art hervor. Das unterſte Drittel des Blattes ſteht unten 45“ ab, das mittlere Drittel erhebt ſich dann in kurzer Biegung mit 65 bis 70° und das letzte Drittel geht mit ſich allmälig verflachender Biegung in eine vollſtändig horizontale Lage über. Die älteren Blätter 556 nehmen ſelbſtverſtändlich eine mehr abſtehende Lage an, ohne indeſſen die zweifache Biegung in dem Blatte ſelbſt ganz zu verlieren. Als eine fernere Eigenthümlichkeit im Bau dieſer Pflanze iſt zu bemerken, daß die Blätterkrone bereits jetzt eine Form angenommen hat, welche es mit Beſtimmtheit vorausſehen läßt, daß mit der Zeit ſich ein Stamm bilden wird. Es ſtehen jetzt bereits ſechs vollkommen ausgebildete Blätter übereinander, ſo daß jetzt ſchon ein deutlich ausgebildeter, wenn auch noch mit Blättern bekleideter Stamm vorhanden iſt. Auch bildet die Endknospe keinen feſtgeſchloſſenen Blattkegel, ſondern das eben erſt in der Entwickelung begriffene Blatt iſt bereits vollſtändig gelöſ't und freiſtehend. Die Blatt— farbe iſt dunkelgrün; in der Jugend auf beiden Blattſeiten ſtark bereift. Auf der Oberſeite verliert ſich dieſer Reif bei den älteren Blättern, während er auf der Unterſeite beſtehen bleibt. Die ausgebuchteten Blattränder tragen deltaförmige Stachelkiſſen oder fleiſchige Blattbaſen und ſind mit ziemlich nahe ſtehenden, ſpitz zulaufenden, nach unten gebogenen, caſtanien⸗ braunen feinen Stacheln beſetzt. In der Mitte der Ausbuchtungen ſtehen meiſtentheils bedeutend kleinere, manchmal doppelſpitzige Stacheln. Die Beſtachelung reicht von dem unterſten Theile der Blattbaſe bis auf J Zoll von der Baſis des Endſtachels, ſo daß hier nur ein ſehr kurzer Raum für den ſtachelloſen gebräunten Rand bleibt. 16. A. atrovirens. Karw. Salm hort. Dyck. p. 302 et in Bon- plandia VII. vag. 87. A. acaulis; foliis latis elongatis crassis rigidissimis nitidis atroviridibus, subtus convexis, supra concaviusculis, ad margines repando-dentatis, dentibus validissimis corneis, æque ac spina terminalis longe producta aurantio-brunneis. Sim. An der auf der Dyck befindlichen Pflanze find die Blätter gegen- wärtig über 2½ Fuß lang, an der Baſis und in der Mitte 5 Zoll breit und oberhalb der Baſis bis auf 4“ verſchmälert. Von der Mitte an ver: laufen ſie zu einer langgeſtreckten geraden Spitze in einen ſehr ſtarken, 1½ Zoll langen und lang gerinnten Endſtachel; auf der Oberſeite von der Baſis bis gegen die Mitte hin flach gewölbt, von da an flach ausge— höhlt, Unterſeite gewölbt, ſtarr, ſehr dick an der Baſis, 2½ Zoll ſtark. Blattſtellung gerade aufrecht abſtehend. Blattfarbe faſt glanzlos, ſchwärzlich grün, mit einem graugrünen Anfluge, namentlich auf dem unteren Theil der Unterſeite. Blattränder ziemlich gerade mit ſtarken hornartigen, weitſtehenden Stacheln beſetzt, zwiſchen den Stacheln wenig aus⸗ gehöhlt. Stacheln ſtark auf breiter, rombenförmiger hornartiger Baſis mit fleiſchigem Fuß und ſtarker, bald gerade abſtehender, bald abwärts gebogener, Spitze; in der Jugend dunkel caſtanienbraun, im Alter graubraun; in den Zwiſchenräumen häufig ein bis zwei bedeutend kleinere Stacheln. An der oberen Hälfte der Blattränder verlaufen die Stachelbaſen vielfach in ein⸗ ander und bilden einen ſchmalen, hornartigen braunen Rand, der gegen die Blattſpitze zu, ſtachellos fortlaufend, in den Endſtachel endet. Die Pflanze wurde von Karwinski auf dem Gipfel des Berges Tanga, der Provinz Oaxaca in Mexiko gefunden. Ihre Blätter erreichen eine Länge 557 von 12 Fuß und der Blüthenſchaft eine Höhe von 30 Fuß. Dieſes iſt dieſelbe Pflanze, welche Fürſt Salm in ihrer Jugend im Jahre 1834 in ſeinem Hortus Dyckensis beſchrieben hat und iſt dieſes überhaupt die einzige Beſchreibung, welche von A. atrovirens in der Agavenliteratur vorkommt. Ihr gebührt daher auch unbeſtreitbar der Name, und mußten die im Berliner und Münchener Garten unter demſelben Namen vorhan— denen Pflanzen, die ſich ſo weſentlich von derſelben unterſcheiden, eine andere Benennung erhalten. j Die weſentlichſten Merkmale, wodurch A. latissima I. ſich von A. atrovirens II. unterſcheiden, wollen wir hier kurz noch einmal hervorheben. Blattform und Textur: x Sehr breit; Länge zur Breite wie 9: 2; im ganzen genommen weich, weshalb die Blätter ſehr bald ſich nicht mehr aufrecht erhalten können und ſich nach Außen ſtark zurückbiegen. Die Blattſpitze iſt mehr ſtumpflich als langgeſtreckt lanzettlich. Bedeutend ſchmäler; Länge zur Breite wie 6: 1, ſtarr, gerade auf— recht abſtehend. Erſt die älteſten Blätter biegen ſich bei mehr hori— zontaler Lage in ihrem oberen Theile nach Außen zurück. Die Spitze iſt ſehr langgeſtreckt lanzettlich. Beſtachelung. X b Die Stachelbaſen größtentheils in einanderfließend und dadurch einen hornartigen, aber nicht lösbaren Rand bildend. Anfangs ſchön orangegelb— braun, ſpäter braun. II. Ziemlich entfernt ſtehend. Im oberen Theile der Blätter verlaufen ſich die hornartigen Stachelbaſen viel— fach in einander und bilden ebenfalls einen hornartigen, aber viel ſchmaleren Rand. In den viel größeren Zwiſchenräumen kommen häufig kleine Stacheln vor. Anfangs ſchwarzroth braun, ſpäter graubraun. Blattfarbe. I. Lebhaft gefättigtes Saftgrün. | II. Schwarzgrün. 21. A. Jacobiana. Sim. Bonpl. VII. pag. 88. C. Koch. J. c. p. 24. (An. Syn? a Montezume et Fernand Cortes. Hort. Belg.) A. acaulis; foliis lato-oblongis rigidissimis inferne incrassatis in apicem longum integrum brunneo marginatum, spina terminali perlonga valida canaliculata brunnea, desinentem, acuminatis; erecto patulis sursum curvatis; luride viridibus, junioribus inferne untrinque rore glauco obductis; supra ad basin planis demum concavis subtus convexis, ad margines erectiusculos repando, den- tatis; dentibus corneis remotis subrecurvatis basi latis subdecuren- tibus brunneis. Nob. Wir erhielten diefe Pflanze im Jahre 1849 aus dem Karlsruher bota- niſchen Garten, wo ſie aus Samen gezogen wurde, deſſen Herkunft nicht 558 nachgewieſen werden konnte. Seitdem haben wir dieſelbe nur in der Sammlung des Herrn Tonel zu Gent wiedergefunden, wo wir unter der Benennung A. Montezumæ und A. Fernand Cortez zwei Pflanzen geſehen haben, welche wir, wenn ſie ſich überhaupt in irgend einer Weiſe von A. Jacobiana unterſcheiden ſollten, doch höchſtens nur für Samenvarietäten derſelben erkennen können. Die Erſtgenannte würde eine robuſtere in allen Abmeſſungen größere, die Letzterwähnte eine gracilere Form der Art dar— ſtellen. Da beide Formen noch nirgendwo beſchrieben ſind, ſo gebührt unſerer Pflanze jedenfalls die Priorität der ihr vom Fürſten Salm beige— legten Benennung. Blätter 1½ Fuß lang und länger, an der Baſis 6 Zoll breit und 4 Zoll dick, in der Mitte 5 bis 5 ¼½ Zoll breit und dazwiſchen auf 4 Zoll verſchmälert. Gleich oberhalb der Mitte der Blätter beginnt deren Ver— ſchmälerung und von hier aus laufen die Ränder in einer langgeſtreckten convex⸗concaven Bogenlinie in die ganz ſchmale und nach Innen gebogene Blattſpitze aus, welcher der 1½ Zoll lange, ſtarke, gerinnte, braune End- ſtachel aufſitzt. Die Oberſeite der Blätter iſt unterhalb flach, weiter auf— wärts, allmälig zunehmend, ausgehöhlt, bis gegen die Spitze hin die Aus- höhlung rinnenartig wird; die Unterſeite iſt gewölbt und zwar nach oben und unten zu ſtärker als in der Mitte. Blattſtellung aufrecht abſtehend mit nach Innen gebogener Spitze. Blattränder aufgebogen, weitläuftig, von der Baſis an beginnend, gezähnt, im oberſten Viertel mit einem unbe— waffneten, ſchmalen, braunen Rande verſehen. Zähne ſtark, aber im Ver⸗ hältniß zur Blattmaſſe klein, von der Mitte aus nach Oben und Unten zu bedeutend verkleinert, auf ſehr breiter, wenig erhabener, häufig in einander laufender Baſis, nach unten gekrümmt, dunkel graubraun. Blattfarbe ſchmutzig dunkelgrün, auf der Unterſeite von der Baſis mehr oder weniger aufwärts bereift, mit ziemlich ſcharfem Abſatze in horizontaler Richtung. Mitunter erſtreckt ſich dieſer Reif bis auf die Hälfte der Blattlänge und zeigt häufig breite, bandartige, intenſiver graue Streifen. 22. A. Salmiana. Otto. in Allg. Garten-Zeitung, 1842. p. 51. Sim. in Bonpl. pag. 88., C. Koch in l. c. p. 28. A. acaulis, paucifolia; foliis lato-elongatis inferne attenuatis, in apicem perlongum integrum brunneo-marginatum spina termi- nali gracili longa subulata acuminatis; supra basin versus planis vel convexiusculis demum concavis in suprema parte canaliculatis, subtus convexis inferme semiteretibus, junioribus adscendentibus senioribus patentissimis; obscure-viridibus subtus a basi usque ad medium glaucescentibus ibique sæpe fasciatim transverse lato- striatis; ad margines profunde sinuatos. repando grandi-dentatis; dentibus basi lata carnosa, corneis deltoideis, apice cuspidatis *) Profeſſor Koch erwähnt beider obgenannten Formen in No. 25, Jahrgang 1862, ſeiner Wochenſchrift, gelegentlich einer aphoriſtiſchen Relation über die Tonel'ſche Sammlung zu Gent. Seiner dort ausgeſprochenen Anſicht, daß A. Montezum& der A. americana, die A. Fernand Cortez aber der A. scolymus nahe ſtehe, können wir uns indeſſen nicht anſchließen. 559 plerumque deorsum curvatis interdum minoribus in medio in- terpositis. Nob. Dieſer Art iſt zuerſt in der Allgemeinen Garten-Zeitung von Otto, 1842, Erwähnung geſchehen. Es iſt dort aber nur ihr Name aufgeführt, eine Diagnoſe aber nicht gegeben. Es iſt alſo anzunehmen, daß die Pflanze aus dem berliner Garten ſtammt. Die erſte Diagnoſe ſtellte Fürſt Salm in der Bonplandia J. c. auf und ſagt dort alsdann noch weiter: Die Blätter dieſer ausgezeichneten Art ſind gegenwärtig in meinem Garten 2½ Fuß lang und in ihrer Mitte 6 Zoll breit. Sie find abwärts nur wenig verſchmälert, durch ihre Dicke jedoch von allen verwandten Arten unterſchieden. Auch unterſcheidet ſie ſich durch die geringe Anzahl ihrer ſparrigen, unregelmäßig vertheilten Blätter, deren kaum 6—7 gleichzeitig entwickelt ſind. Wir bemerken hierzu Folgendes: Die Verſchmälerung der Blätter von der Mitte nach der Baſis zu iſt keinesweges unbedeutend; fie beträgt ¼ der größten Blattbreite. Die große Dicke der Blätter an der Baſis aber iſt mehr oder weniger allen halbrandigen Agaven mit der langgeſtreckten ſchmalen Spitze gemein, ſowie mehreren derſelben auch die geringere Zahl gleichzeitig entwickelter Blätter. Die Blätter find geſtreckt, 2½¼ Fuß lang, in der Mitte breit, nach der Baſis zu merklich verſchmälert und dort bei 4½ Zoll Breite 3 Zoll dick; von der Mitte an in eine ſehr langgeſtreckte ſchmale Spitze mit einem 1¼ Zoll langen, dünnen, pfriemlichen, kaum merklich gerinnten, durchweg hornartigen Endſtachel auslaufend; oberhalb an der Baſis flach gewölbt, dann bald flach ansgehöhlt und gegen die Spitze hin gerinnt; unterhalb ſehr ſtark gewölbt, an der Baſis halb ſtielrund. Blattſtellung anfangs aufſteigend, ſpäter horizontal abſtehend, ſparrig auseinanderfahrend und unregelmäßig um die Centralaxe vertheilt. Die Endknospe ſtets nach einer Seite, aber auch wohl wellig hin und her gebogen. Battfarbe matt, dunkelgrün, auf der Unterſeite bis zur Mitte ſtark bereift und hier mit breiten bandartigen, intenſiver grauen Streifen verſehen. Der bereifte Theil des Blattes in ziemlich ſcharf begrenzter Querlinie von dem oberen grünen Blatttheil geſchieden. Blattränder ſehr tief ausgebuchtet, mit ſtarken, auf hoher, zuerſt fleiſchiger, dann hornartiger, deltaförmiger Baſis, ziemlich. weit ſtehenden, feingeſpitzten, meiſtens nach unten gekrümmten, flach zuſammen— gedrückten, anfangs braunen, ſpäter graubraunen Stacheln; von der Baſis bis auf ½ öder oberſten Blattlänge fortlaufend, wo dann der ſtachel— (oje braune Blattrand beginnt. Hier und da in den Zdwiſchenräumen kleinere Stacheln. Vaterland unbekannt. 23. A. Salmiana & recurvata. Nob. Wir haben dieſe Form im berliner Garten gefunden. Sie unter— ſcheidet ſich von der Hauptform durch bedeutend ſchmälere, nach der Baſis zu kaum merklich verſchmälerte, tief gerinnte, ſtark zurückgebogene und etwas rauhe Blätter, von denen die älteren ſich der Art über den Topfrand zurück— biegen, daß man den Topf ſtets auf eine erhöhte ſchmale Unterlage ſtellen muß. Die fleiſchigen Stachelbaſen ſind weniger breit, die Stachelſpitzen feiner und der ganze Habitus der Pflanze ein ſchlanker, jedoch noch ſparrigerer. 560 24. A. tehuacanensis. Karw. Otto J. c. p. 51. Sim. in Bonpl. VII. 2.:89: G BR A. acaulis; foliis lanceolato-elongatis perrigidis supra basin vix attenuatis et istinc sensim in apicem longum, id est in spinam terminalem longam gracilem semi canaliculatam, attenuatis; supra ad basin planis mox valde concavis in suprema parte canalicu- latis, subtus percrassis valge convexis pænè carinatis; luride-viri- dibus opacis glabris; juniorihus subascendentibus squarosis senio- ribus patentissimis; margine perprofunde excavato, grandidentato; dentibus introrsum versis irregularibus deltoideis complanatis deorsum vel antrorsum curvatis, in medio sinuum nonnunquam minoribus, castaneis. Wir haben unſere Pflanze aus dem Münchener Garten erſt neuer: dings erhalten, wo dieſelbe irrthümlich unter dem Namen der A. scabra geführt wurde, während letztere ohne Namen vorhanden war. Herr von Karwinsky hat dieſe Pflanze in den Münchener Garten eingeführt und Fürſt Salm dieſelbe auch von dort als A. scabra erhalten. Es iſt dieſe Art noch wenig verbreitet und die meiſten unter ihrem Namen in den Gärten cultivirten Pflanzen ſind A. Salmiana, mit welcher ſie allerdings für den oberflächlichen Beobachter auch einige Aehnlichkeit hat. Sie unterſcheidet ſich von denſelben aber durch eine viel hellere, etwas ſchmutzig grüne Farbe, einen noch mehr ſtarren und ſparrigen Wuchs, ſowie durch größere, enger ſtehende und weit ſtarrere, ſtechendere caſtanienbraune Stacheln, ſowie durch ihre tiefer und mitunter eckig ausgehöhlten, aufgebogenen Blattränder hinlänglich. Die erſte Diagnoſe der Pflanze hat Fürſt Salm a. g. O. veröffentlicht, und ſtimmt dieſelbe im Ganzen genommen ſehr gut mit den charakteriſtiſchen Merkmalen derſelben überein, mit der einzigen Ausnahme, daß die Blatt- flächen als rauh bezeichnet ſind, was nicht der Fall iſt. Die vom Profeſſor K. Koch a. g. O. aufgeſtellte Diagnoſe iſt wahrſcheinlich nach einer A. Salmiana aufgenommen, welche unter dem Namen der A. tehuaca- nensis im berliner Garten geführt wurde. Bis jetzt iſt dieſer Garten noch nicht im Beſitz einer echten Pflanze dieſer Art. Wir ſelbſt ſind lange über die Identität dieſer m. im Zweifel geweſen und haben geglaubt, daß Karwinsky, dem die A. Salmiana möglicherweiſe aus eigener Anſchauung unbekannt ſein konnte, dieſer den erwähnten Namen gegeben habe. Nachdem wir nun aber im verfloſſenen Sommer im Münchener Garten die Pflanze unter dem Namen der A. scabra in mehreren Exemplaren vorgefunden, ſo waren wir keinen Augenblick mehr darüber im Zweifel, daß dieſes die echte A. tehuacanensis ſei, um jo mehr, da auch der Fürſt Salm ſchon angiebt, daß er ſie von dort als A. scabra erhalten habe. f Die Pflanze iſt um Weniges blattreicher als A. Salmiana. Die Blätter ſind länglich lanzettlich, über der ſehr breiten halbumfaſſenden Baſis wenig verſchmälert und ſpitzen ſich von der Mitte ihrer Länge allmälig in eine langgeſtreckte Spitze mit einem 1½ Zoll langen nicht robuſten, aber ſtarren und ſehr feſten, halbgerinnten, braunen Endſtachel zu. Auf der Oberſeite ſind ſie unten flach, indeſſen ſehr bald tief ausgehöhlt, mit ſehr 561 aufgebogenen Rändern, ſodaß man fie füglich breit gerinnt nennen kann; auf der Unterfeite an der Baſis ſtark verdickt, find fie hier ſehr Scharf, faſt eckig, gewölbt. Die Blätter find 15 Zoll lang und in der Mitte 3 bis 3½¼ Zoll breit. Die jüngeren Blätter haben eine faſt aufſteigende, die älteren eine wagerecht abſtehende Stellung. Die Blattfarbe iſt ſchmutzig hell ſaftgrün, auf der Unterſeite ſind die Blätter über der Baſis breitſtreifig bereift. Die Blattränder ſind ſehr tief, oft eckig ausgehöhlt, mit ſehr hohen delta— förmigen, mitunter faſt rechteckigen fleiſchigen Stachelkiſſen beſetzt, denen die hornartigen deltaförmigen breiten Stachelbaſen aufſitzen. Stachelſpitzen ziemlich fein geſpitzt und ſtechend, gleich den Baſen platt gedrückt, bald auf— bald abwärts, bald hin und her unregelmäßig gekrümmt und meiſtentheils etwas einwärts, d. h. nach der Längenachſe des Blattes hin, gebogen. Stachel— farbe bei den jüngeren dunkelcaſtanienbraun, bei den älteren graubraun. Die Beſtachelung beginnt dicht an der Baſis und reicht bis auf 2 Zoll von der Endſtachelbaſis, ſodaß der ſtachelloſe hornartige Rand bei dieſer Art nur ſehr kurz iſt. In den Zwiſchenräumen finden ſich hie und da 1 bis 2 bedeutend kleinere Stacheln. Vaterland? 25. A. asperrima. Nob. e Horto. Monac. von Lindheimer als | sp. e Talmit A. acaulis, perpaucifolia; foliis stbbrevibus oblongo-lanceo- latis basin versus vix attenuatis in apicem perlongum brunneo- marginatum integrum, id estin spinam terminalem sesquipollicarem validam subulatam subtus scabram attenuatis, supra canaliculatis, subtus valde convexis et ad basin percrassis semiteretibus, utrinque asperis; patentibus; obscure-viridibus opacis, junioribus rore glauco adflatis; margine erecto profunde excavato repando grandi- dentato, dentibus validissimis junioribus ferrugineis demum obs- cure castaneis, basi carnosa insidentibus introrsum ac deorsum versis (vel curvatis), interdum interpositis minoribus. Die Pflanze ſtammt aus dem Münchener Garten, wo fie unter der Benennung spec. e Talmit aus Samen gezogen war, welchen Herr Lind— heimer dorthin geſandt hatte. Ganz beſtimmte Angaben über ihr Vaterland haben wir nicht erlangen können, doch vermuthet Herr van Mar ius, daß Lindheimer den Samen derſelben mit einer Sendung geſchickt habe, welche aus Texas oder vielleicht auch aus den Regionen weſtlich der Rocky-Mountains ſtammt. Blätter wurzelſtändig, ſehr wenig zahlreich, fußlang, in der Mitte 2½ Zoll breit und nach der Baſis zu kaum merklich verſchmälert; an der Baſis 1½ Zoll dick, halbſtielrund. Die Blattform iſt von der Baſis bis auf ¼ der Länge eine ziemlich regelmäßig längliche; von da an läuft dieſelbe in eine langgeſtreckte gerade Spitze mit einem 1½ Zoll langen, ſtarken pfriemlichen Endſtachel, aus, der nur in ſeinem unterſten Theil ganz kurz gerinnt und auf der Unterſeite rauh iſt. Die Blattflächen ſind auf beiden Seiten rauh; vermöge der ſenkrecht aufgebogenen Blattränder iſt die Oberſeite gerinnt, die Unterſeite ſehr ſtark gewölbt und an der Baſis ſehr dick. Die Blattſtellung iſt abſtehend; die Blattfarbe ganz matt Hamburger Garten» und Blumenzeitung. Band XX. 86 562 dunkelgrün, bei den jüngeren Blättern mit einem leichten Reif überzogen. Die ſehr tief, mitunter eckig ausgebuchteten Blattränder ſind mit ziemlich weitſtehenden großen und ſtarken, anfangs roſtbraunen, ſpäter dunkelbraunen Stacheln beſetzt, deren deltaförmige, hornartige Baſen den eben jo geformten fleiſchigen, ſehr hohen und breiten Stachelkiſſen aufſitzen. Die hornartigen Baſen ſind gleich den Blattflächen ſehr rauh und ſowohl auf den Seitenflächen, als auf den in der Blattrandebene liegenden ſcharfen Kanten mit Höckern beſetzt, die ſelbſt dem unbewaffneten Auge noch ſichtbar ſind. Ebenſo rauh und höckerig wie die Stachelkanten ſind auch die ſtachelloſen, hornartigen Blattränder im oberſten Dritttheile der Blätter. Die Stachelſpitzen ſind unregelmäßig geformt, meiſtens nach unten, häufig aber auch nach oben gebogen, meiſtentheils hakenartig gekrümmt, mitunter auch gerade aufrecht ſtehend, ſämmtlich aber ſchon in ihren Baſen nach Innen gebogen. Mitunter ſtehen in den Zwiſchenräumen auch noch kleinere Stacheln. Die Pflanze gehört zu den Kleineren ihrer Gattung. Der an allen Theilen der Pflanze hervortretende Charakter der Rauhheit hat uns ver— anlaßt, dieſer Eigenthümlichkeit derſelben den ihr beigelegten Namen zu entlehnen. \ (Fortſetzung folgt.) * — Ta Da Veredelung der hochſtämmigen Nojen im Winter. (Vortrag im Verein „Horticultur“ in Hamburg von P. Wünſche.) Obgleich das Oculiren der Roſen im Spätſommer entſchieden die beſte Veredelungsart iſt, ſo kann man doch auch mit der Winterveredelung die beſten Reſultate erzielen; man gewinnt damit ſo manchen Stamm mehr, indem durch die feuchte Temperatur das Bewurzeln ſchneller und ſicherer von Statten geht, und man kommt damit auch 1 bis 2 Jahre früher zum Ziele. Mein Verfahren iſt hierbei folgendes: Im Monate October kaufe oder ſuche ich mir ſelbſt, wenn ich die Gelegenheit dazu habe, ſoviel Hagebutten (wilde Roſen), als ich nur irgend unterzubringen vermag, wobei genau darauf zu achten iſt, daß die Wurzeln der Wildlinge keinen Froſt bekommen; bei den Angekauften kann man ſich durch den Schnitt davon überzeugen, ob ſie Froſt erhalten haben oder nicht, denn die geſunden Wurzeln ſind weiß, während die vom Froſt gelittenen, eine ſchwärzliche Färbung haben. Nachdem ich mich hiervon überzeugt habe, nehme ich die Wildlinge und ſchneide die Wurzeln derſelben gehörig kurz. Bei zu ſtarken Wurzeln bediene ich mich einer Baumſäge, die entitandenen Schnitte ſchneide ich mit einem ſcharfen Meſſer nach und führe jeden Schnitt ſo aus, daß er nach unten zu ſtehen kommt, da ſie auf dieſe Weiſe leichter Wurzeln bilden können, zugleich ſchneide ich die Nebenäſte ſorgfältig ab, damit der erſte Saft die Wunden überwallen kann. Die Erde miſche ich mir aus 3 Theilen nicht zu fetter Miſtbeeterde und einem Theil groben Sand, pflanze die gehörig geſchnittenen Wildlinge hinein und wähle 563 mir möglichſt kleine Töpfe. Nachdem die Roſen gehörig angegoſſen find, ſtelle ich ſie für 3 bis 4 Wochen in ein Kalthaus, wo ſie in dieſer Zeit bei häufigem Spritzen Callus und auch ſchon einige Wurzeln bilden werden. Nach dieſer Zeit bringe ich dieſelben in ein Warmhaus, am liebſten an die Hinterwand deſſelben, das heißt nicht gerade hinter die Stellage, wo ſie gar kein Licht bekommen, ſondern damit ſie nur vor etwaigem Sonnenſchein geſchützt find; iſt der Platz beſchränkt, jo ſtelle ich 2 bis 3 Reihen über: einander und ſorge für ſtete Feuchtigkeit. Sobald die Roſen durch ſtarkes Anſchwellen der Augen zeigen, daß ſie Luſt haben, zu treiben, ſo ſchreite ich zur Veredelung. In dieſer Zeit hat der Wildling ſchon Saft genug, das Reis zu ernähren, und dieſer erſte Saft iſt auch entſchieden der beſte, um ſich mit demſelben zu vereinigen. Die Art der Veredelung hängt lediglich von der Stärke der Reiſer ab, welche ich im Herbſt ſchneide und im Kalt— hauſe aufbewahre. Sind Reiſer und Wildlinge von gleicher Stärke, ſo iſt, wie allbekannt, das Copuliren die beſte und ſicherſte Methode. Da jedoch in der Regel die Wildlinge ſtärker ſind, ſo wähle ich am liebſten das Anplakken, wobei ich das Reis ſo zuſchneide, wie bei dem Pfropfen hinter der Rinde; ich ſchneide den Wildling über einem Zugauge ſchräg ab und führe alsdann den Schnitt am Wildlinge der Länge und Breite des Schnittes des Edelreiſes entſprechend aus, paſſe das Reis genau auf einer Seite an und umwickele es ſorgfältig mit Papierpflaſter, damit weder Luft noch Waſſer mit der Wunde in Berührung kommt. Am Wildlinge laffe ich immer an der Veredelungsſtelle ein Zugauge (was jedoch nicht mit um— wickelt werden darf), welches ich durch öfteres Einkneifen beeinträchtige, jedoch niemals ganz vernichte. Iſt die Operation vorüber, ſo beſpritze ich die Pflanzen fleißig, was ich des Tages 3 bis 4 Mal mit 16 bis 18° warmem Waſſer wiederhole. Die geeignetſte Haustemperatur iſt 14 bis 16° Wärme. Wenn ich ein wachſendes Auge habe, ſehe ich zu, die Triebe des Wildlings allmälig zu unterdrücken, damit kein Saft dem Edelreiſe verloren gehe, denn ſobald der Wildling grün wird, kann ich ſicher ſein, daß dem Reiſe alle Nahrung entzogen wird, abſtirbt und alle die Mühe und Arbeit verloren iſt. Jeder Made oder Raupe, ſowohl am Edelreiſe wie am Wildlinge, muß gehörig nachgeſtellt werden, um das Einfreſſen in denſelben zu ver⸗ hüten. Nach Verlauf einiger Wochen werden die Reiſer ſchon ſchön getrieben haben, und ſobald ſie das fünfte bis ſechste Blatt entwickelt, ſchneide ich die Spitze über dem vierten Blatte ab, binde die Stämme ſorgfältig an Stäbe und bringe ſie in's Kalthaus, dicht unter Glas, wo ich ſie allmälig an Luft gewöhne und vor zu ſtarker Sonne ſchütze. Sobald es die Witterung erlaubt, bringe ich ſie an einen geſchützten Ort in's Freie. Der größte Theil hiervon wird ſchon ſchöne Kronenbäume abgeben, den Reſt pflanze ich, ſobald keine Nachtfröſte mehr zu befürchten ſind, in's freie Land. muB Gartenbau⸗Vereine. Wien. Am 22. bis 27. April 1865 findet in Wien eine große Ausſtellung von Pflanzen, Obſt, Gemüſe und Garten-Induſtrie⸗ 36 * 564 Gegenſtänden u. ſ. w. ftatt, welche in den neu erbauten Localitäten der Geſellſchaft in Wien, an der Ringſtraße, gegenüber dem Stadtparke, abgehalten wird. Jedermann ſteht es frei, alle in das Gartenfach einſchlagende Gegenſtände aus dem Auslande zur Coucurrenz einzuſenden. Das ſehr reichhaltige Programm zu dieſer Ausſtellung iſt bereits erſchienen. Nach demſelben beginnt die Eröffnung am 22. April 9 Uhr Morgens. Die Zeit vom 18. April früh bis 20. April Abends iſt zur Uebernahme und Aufſtellung der auszuſtellenden Gegenſtände beſtimmt. Die Preiszuerkennung geſchieht am 21. April um 10 Uhr Vormittags. Bis längſtens den 18. April wollen jene Herren, welche ſich bei dieſer Aus— ſtellung betheiligen, die Namenliſten der auszuſtellenden Gegen— ſtände um fo gewiſſer im Geſellſchafts-Gebäude in der Kanzlei übergeben, da ſpäter eingereichte Namenliſten nicht mehr in den Ausſtellungs-Catalog aufgenommen werden können. Jene Herren, welche um den 1. Preis concurriren wollen, werden aufgefordert, die Namenliſte der zur Concurrenz beſtimmten Pflanzen bis längſtens den 15. April 1865, mit Unterſchrift verſehen und geſiegelt, an die Geſellſchafts-Kanzlei überſenden zu wollen. Se. Majeſtät der Kaiſer haben mit Allerhöchſter Entſchließung vom 6. Auguſt d. J. Zwei Preiſe, im Ganzen funfzig Ducaten Gold, zu beſtimmen geruht, welche unter dem Titel: Kaiſerpreiſe für ganz beſonders vorzügliche Leiſtungen im Gartenfache jährlich einmal an Handelsgärtner des Inlandes bei der erſten Frühjahrs-Aus⸗ ſtellung der k. k. Gartenbau-Geſellſchaft vom Jahre 1865 an — durch dieſelbe zu vertheilen ſind. | Der Ausſchußrath der Geſellſchaft hat in Folge deſſen beſchloſſen, den bewilligten Betrag in zwei Preiſen, und zwar: 1. Preis mit 40 Ducaten in Gold, 2. " n 10 n ” zur Vertheilung zu bringen. 1 Von folgenden Herren des Ausſchußrathes der Geſellſchaft ſind nach— benannte Privat⸗Preiſe gezeichnet. 1. Herr Director Dr. Fenzl, prov. Präſident der Geſellſchaft, für ein gut belaubtes, ſchön blühendes Exemplar von Cantua dependens: 2 Ducat. 2. Herr Johann, Freiherr von Mayr, für 40 Stück Azalea indica in reichſter Blüthe und neueren Sorten: 10 Duc. | 3. Herr Rudolf Edler von Arthaber für eine Sammlung von 40 Stück der ſchönſten, neueſten Roſenſorten in hochſt. Exemplaren: 10 Duc. 4. Herr Doctor Joh. Mitſcha für die ſchönſte Sammlung von 6 Stück vollblühender Peonia arborea in ſtarken Exemplaren: 5 Duc. 5. Herr Friedrich Gerold für eine Sammlung von 30 Stück der ſchönſten und neueſten Rhododendron arboreum: 6 Duc. N 6. Herr J. G. Beer, General-Secretair der Geſellſchaft, für 3 Baum⸗ farne mit ſchönen Blätterkronen und mindeſtens 3 Fuß hohem Stamm: 6 Duc. Von den übrigen ausgeſetzten zahlreichen Preiſen wollen wir noch erwähnen: 565 1. Preis: Die große goldene Medaille für 12 der in neueſter Zeit eingeführten Arten, welche ſich durch Pracht und Blüthe oder eine dieſer Eigenſchaften beſonders auszeichnen und zu einem höheren Grade der Entwickelung gediehen ſind. Jene Sammlungen, deren Arten ihrer Anzahl nach am meiſten verſprechen, beliebte Culturpflanzen zu werden, ſollen den Vorzug erhalten. 1. Acceſſit: Die goldene Medaille für 6 Arten wie oben. 2. „ Die Vermeil-Medaille für 6 Arten wie oben. 2. Preis: für 10 ausgezeichnet ſchön blühende, tropiſche Orchideen: Die goldene Medaille. | 3. Preis: für 25 Arten der ausgezeichnetſten Aroideen, wie: Alocaſien, Philodendren, Anthurien ꝛc.: Die Vermeil- Medaille. 4. Preis: für eine Sammlung Bromeliaceen von mindeſtens 30 Stück, mit beſonderer Berückſichtigung wen eingeführter Arten: Die ſilberne Medaille 1. Cl. 5. Preis: für eine Sammlung Scitamineen, 12 Stück, als: Curcuma, Heliconia, Phrynium, Maranta, mit Berückſichtigung neu eingeführter, ſchöner Arten: Die ſilb. Med. 1. Cl. 6. Preis: für eine Sammlung von Araliaceen in mindeſtens 15 gut cultivirten Exemplaren: Die ſilb. Med. 1. Cl. 7. Preis: für Baumfarne mit ſchön ausgebildeten Wedeln: Die Vermeil⸗ Medaille. 8. Preis: für mindeſtens 20 Stück ausgezeichnet ſchöner, nicht baum- artiger Farn kräuter und Lycopodiaceen: Die ſilb. Medaille 1. Cl. 9. Preis: für eine Sammlung von mindeſtens 25 Arten von Coniferen in gut cultivirten Exemplaren: Die Vermeil-Medaille. 10. Preis: für 6 Pracht⸗Exemplare verſchiedener Coniferen: Die Vermeil-⸗ Medaille. 11. Preis: für die reichhaltigſte Sammlung von Proteaceen: Die Bermeil-Medaille. 12. Preis: für die reichhaltigſte und werthvollſte Sammlung von Cacteen: Die ſilberne Med. 1. Cl. 13. Preis: für exotiſche Papilionaceen, mindeſtens 12 verſchiedene Arten, aus verſchiedenen Geſchlechtern, reich und ſchön blühend, mit beſonderer Berückſichtigung der Neuheit: Die ſilb. Med. 1. Cl. 14. Preis: für eine Sammlung blühender Acacien, von mindeſtens 12 Arten, in 20 Exemplaren: Die ſilb. Med. 2. Cl. 15. Preis. für eine Sammlung von mindeſtens 25 verſchiedenen bunt— blätterigen Caladien: Die ſilb. Med. 2 Cl. 16. Preis: für mindeſtens 12 Stück reich blühende Pæ oni a arborea: Die ſilb. Med. 1. Cl. 17. Preis: für Pflanzengruppen, welche ſich durch große und werthvolle Gewächſe beſonders auszeichnen: Die Vermeil-Med. 18. Preis: für eine Gruppe großer, ſchön cultivirter, exotiſcher Pflanzen: Die ſilb. Med. 1. Cl. 1.9. Preis: für eine bei der Ausſtellung am geſchmackvollſten arrangirte Gruppirung von Pflanzen: Die Vermeil-Med. 566 20. Preis: für die ſchönſten Vorrichtungen mit Blumen geziert: Die ſilb. Med. 1. Cl. 21. Preis: für Blumen⸗Bouquete u. ſ. w.: Die ſilb. Med. 1. Cl. Die 2. Abtheilung des Programms enthält 22 Preisaufgaben für die „getheilte Concurrenz“ zwiſchen Handelsgärtner und Gartenliebhaber, die 3. Abtheilung enthält dagegen die Preiſe zur Concurrenz, ausſchließlich für Handelsgärtner, die 4. der Allgemeinen Concurrenz für Obſt und Gemüſe und die 5. endlich 3 Preiſe zur Concurrenz für Pläne und Garten⸗ Induſtrie⸗Gegenſtände, für welche wir auf das Programm ſelbſt verweiſen, das wir den ſich dafür Intereſſirenden gern bereit ſind, mitzutheilen. K T. Die Gräſer. Zehn Vorträge, gehalten in den Verſammlungen der Gartenbau⸗Geſellſchaft „Flora“ zu Frankfurt a. Main von Herrn Carl Fauſt. (Aus dem 15. Jahrgange der Verhandlungen genannter Geſellſchaft.) (Schluß.) Die mexikaniſchen Sagen wiſſen viel vom Mais zu erzählen, wie es denn auch bei der hohen Wichtigkeit dieſes Getreides für jenes und alle anderen Länder Mittel- und Südamerika's, wie auch für den größten Theil von Nordamerika, nicht anders zu erwarten iſt. — Eine Jungfrau, vom Himmel niederſteigend, brachte die goldenen Maiskörner, und als noch der Luftgott Quetzalcoatl auf der Erde lebte, erreichten die einzelnen Kolben eine ſolche Schwere, daß ein Mann an einer einzigen zu tragen hatte. — Die große Göttin Centeotl, die Ernährerin, veränderte ſogar ihren Namen nach dem Stadium, in welcher die Maispflanze ſich befand. — Am Vorabend des Feſtes der Ankunft der Götter ſtreute man Mais⸗Mehl vor das Thor des Tempels, um den Fußtritt des Schöpfers der Welt am andern Morgen zu ſehen, und die Bildniſſe der Götter formten die Prieſter aus Maismehl und Menſchenblut. — In Monomatapa, einem ehemaligen Negerreiche, goß der Kaiſer bei Eintritt des Neumondes ein Gefäß voll gekochten Maiſes auf den Boden, und feine Höflinge mußten die Körner mit dem Munde vom Boden aufeſſen. — Keine Culturpflanze erleidet einen ſo bedeutenden Wechſel in Form der Frucht, in Größe und Vegetationszeit, wie der Mais. In den Tropen⸗ gegenden Amerika's wird er 18 Fuß hoch, während er an der Grenze ſeiner Vegetation nur bis zu 3 Fuß ſich aufrichtet. In den warmen Ländern braucht der Mais 6— 7 Monate zu feiner vollkommenen Ausbildung, in kälteren Climaten reift er in der Hälfte jener Zeit. Die aus Amerika bezogenen Maisarten bringen bei uns nur in ſehr günſtigen Lagen und warmen Sommern reife Körner, allmälig aber kommen ſie beim Nachbau früher zur Reife, bis ſie in unſere Sorten ausgeartet ſind und dabei auch deren Formen angenommen 567 haben. So verliert ſich z. B. der Eindruck auf dem Korn des Pferdezahnmais und ſeine faſt viereckige, plattgedrückte Form ſchon nach einigen Jahren. Ebenſo variirt auch die Farbe. Aus dieſen Gründen iſt es eben fo ſchwer, wie unnütz, den Mais in Klaſſen zu theilen; nur die ſpitzkörnigen Sorten ſcheinen etwas beſtändiger in der Form zu ſein. — In Ungarn, wo er Kukuruz heißt, in Frankreich und Italien, wird der Mais ſtark gebaut, und im letzteren Lande liefert er ein Hauptnahrungsmittel, die Polenta, ein dicker, mit Waſſer gekochter Brei. — Das Maisbrot iſt ſchwammig und hat einen ſüßlichen Geſchmack, an den man ſich übrigens ſchnell gewöhnt. Man bereitet auch aus den Maiskörnern eine nahrhafte Grütze zu Suppen. — Die Hüllen der Kolben dienen, fein zerriſſen, zum Auspolſtern von Stühlen. Das Sroh des Mais hat als Viehfutter, bei richtiger Behandlung, einen höheren Werth, als alle anderen Halmfrüchte, denn es enthält mehr Zucker- und Stärkeſtoff. Aus Maisſtroh fertigt man in neueſter Zeit auch ein Papier, und eine derartige Fabrik in Oeſterreich hat die letzte Londoner Induſtrie-Ausſtellung mit einer großen Anzahl verſchiedener Erzeugniſſe aus dieſem Material beſchickt. Schließlich erwähne ich noch, als zu den angebauten Gräſern gehörig, das Canariengras (Phalaris canariensis), ein hübſches Gras mit breiten Blättern und kurzen, dicken, mit den kleinen Samen dicht beſetzten Aehren. Die Samenkörner ſind von den getrockneten, glänzend gelben Blüthenhüllen umſchloſſen und dienen vielen kleineren Vögeln zum Futter, namentlich aber den Canarienvögeln, die uns durch ihren Geſang erfreuen, obgleich dieſe Töne vielleicht durchzittert ſind vom Schmerz über die verlorene Freiheit oder von Sehnſucht nach einer Gefährtin, von der wir den armen Vogel ohne Erbarmen getrennt halten. — IX. Kaum weniger prächtig als die Bambusſtämme ſind die gigantiſchen Gräſer aus der Familie des Zuckerrohres, welche indeſſen in der heißen Zone nicht jv häufig vorkommen, als die erſterwähnten. Undurchdringliche Büſche von ſchilfartigen Blättern bildend, aus deren Mitte hohe, ſchlanke Schafte mit großen ſilberfarbigen Blüthen-Federbüſchen ſich erheben, ſchwanken ſie leicht und zierlich im Winde und wecken mit Recht die Bewunderung. — Das Zuckerrohr iſt urſprünglich in Indien zu Hauſe, wenigſtens diejenige Varietät, welche zur Bereitung des Zuckers jetzt in ſo großem Maßſtabe angepflanzt wird; doch findet man auch auf den Südſeeinſeln und in den Tropenländern Amerika's wildes Zuckerrohr, das vielleicht durch fortgeſetzten Anbau dem erſteren gleich in der Menge und Güte des Saftes werden könnte. — Das Zuckerrohr (Saccharum officinarum) ſcheint zuerſt nach Arabien gekommen zu ſein, dann nach der Inſel Cypern und Egypten. Darauf wurde es durch die Eroberungszüge der Araber nach dem Oceident verbreitet und im Jahre 1148 baute man es ſchon ſtark auf Sicilien. Von den canariſchen Juſeln brachten es die Portugieſen nach Braſilien und Weſt⸗ indien, welche beiden Länder bis jetzt der Hauptſitz von der Cultur dieſer nützlichen Pflanze blieben, die unſeren Mahlzeiten ſo manchen Comfort bereitet und der Deſtillation und Medizin nun unerſetzlich iſt. Um das Jahr 1460 568 ſcheint der Zucker zuerft in England in allgemeinen Gebrauch gekommen zu ſein und die Engländer, die Wichtigkeit dieſes Erzeugniſſes einſehend, ver- breiteten daſſelbe nun ſchnell in alle Länder; doch war noch zu Anfang des 18. Jahrhunderts der Zucker bei ſeinem hohen Preiſe nur den Reicheren zu- gänglich. — Betrachtet man dagegen jetzt die vielfältige und allgemeine Ver⸗ wendung des Zuckers zu Punſch und Liqueur, Chocolade, Thee und Caffee, zu Confitüren und Eingemachtem, — ermißt man die großartige Ausdehnung der Fabrication deſſelben aus den Stoffen anderer Pflanzen (wodurch indeſſen der Rohrzucker nie erreicht werden wird), — ſo muß dies unſer Staunen erwecken. n In den tropiſchen Ländern werden große Quantitäten des Zuckerſaftes durch die ärmere Volksclaſſe verbraucht, indem man den reifen Stamm anbohrt und ausſaugt; in Manilla, Rio Janeiro und auf den Sandwichinſeln bringt man die Rohre zu dieſem Zwecke ſogar auf den Markt, und dieſer Saft iſt fo nahrhaft, daß viele Menſchen ganze Tage ohne alle andere Nahrung aus⸗ dauern können. Die Arbeiten in den Zuckerplantagen ſind ſehr mühevoll und werden nur von Negern verrichtet. In Kurzem gedenke ich die Cultur dieſer Pflanze in den amerikaniſchen Tropenländern mitzutheilen. Bei Anlage eines neuen Zuckerrohrfeldes werden die Arbeiter in regelmäßigen Intervallen, deren Ausdehnung ſich nach der Güte des zu bepflanzenden Bodens richtet und in gerader Linie entweder der Länge oder Breite des Feldes nach aufſtellt. Die Richtung und Entfernung der einzelnen Neger von einander wird durch ein Seil geregelt, in welches Knoten geknüpft ſind. Jeder Arbeiter ſteckt nun an ſeinen Platz einen ſpitzen Stock und darauf wird das Seil unter den Füßen der Arbeiter durchgezogen und hinter denſelben damit die neue Linie beſtimmt. Währenddem hackt jeder Arbeiter ein Loch von 2 U“ Weite und 9“ Tiefe, geht dann zurück und beginnt auf der neuen Linie dieſelbe Arbeit. Je nach der Feſtigkeit des Bodens muß jeder Neger 8— 20 folder Löcher in der Stunde aushauen. Sind einige Reihen der Pflanzlöcher fertig, ſo beginnen die Frauen und Kinder das Einlegen der Pflanzen, wozu man den 1—1 ½¼“ langen oberen Theil des Zuckerrohres benutzt; dieſe Setzlinge ſollen weit mehr Zuckerſtoff erzeugen, als die Wurzelſchößlinge. Eine dritte Kette von Arbeitern trägt die Pflanzen den Frauen zu und häufelt die auf⸗ geworfene Erde auf die gelegten Setzlinge. — Während der erſten Periode des Wachsthumes wird eifrigſt in den Zuckerrohrfeldern gegätet, wobei die Arbeiter einen Stock bei ſich führen, um die häufig in dieſen feuchten Feldern lagernden Schlangen abzuwehren. Auch die trocken werdenden unteren Blätter des Rohres werden ſpäter ſorgfältig entfernt und zu gleicher Zeit die Pflanzen angehäufelt. Am angeſtrengteſten iſt die Arbeit während der Ernte; die kräftigſten Arbeiter hauen mit einem breiten und langen Meſſer die Rohr⸗ ſtengel ab, während die ſchwächeren das Rohr aufſammeln, binden und den Laſtthieren aufladen, welche es nach der Mühle bringen. Das ausgepreßte Rohr dient zum Heizen der Keſſel. Bei der Ernte muß Alles, vom Hauen bis zum Heizen genau ineinander greifen, damit möglichſt raſch die Felder, wenn fie in das vortheilhafteſte Stadium eingetreten ſind, geräumt werden. Das Rohr muß an demſelben Tage gepreßt werden, an welchem es geſchnitten 569 wird, weil es ſonſt über Nacht ſauer werden würde. — Sofort nach der Ernte und kurz vor der Regenzeit beginnt dann wieder das Bepflanzen neuer Felder; doch liefert ein ſolches Feld 20 — 25 Jahre lang ergiebige Ernten. Das an den Meeresküſten wachſende Zuckerrohr hat einen etwas ſalzigen Geſchmack, eignet ſich aber vorzüglich zum Brennen des Rums. Das Zuckerrohr iſt eine der wenigen angebauten Pflanzen, welche das Begießen mit ſüßem und ſalzigem Waſſer gleich gut ertragen; mit ihm der Piſang, die Cocospalme und die Aprikoſe. In Weſtindien wird hauptſächlich eine Varietät des Zuckerrohres mit violetten Halmen und ſchön gemalten Blättern zur Rumbereitung angebaut, namentlich auf Jamaika. Das Zuckerrohr wird in den vier großen Welttheilen innerhalb der Wendekreiſe angebaut und ſeine Cultur erſtreckt ſich ſogar in Nordamerika bis zum 32. Grade nördl. Breite. — Die Einfuhr von Rohrzucker nach Europa betrug in den letzten Jahren circa 12 Millionen Centner, während ſie früher noch bedeutender war. | Das Zuckerrohr verlaſſend wende ich mich zu der Familie der Eyper— Gräſer, unter denen die Erdmandel (Cyperus esculentus) in den wärmeren Gegenden Europa's, ſelbſt in Franken, hier und da wegen ihrer eßbaren Wurzelknollen angepflanzt wird, die einen angenehmen Geſchmack haben, zu Arzneimitteln und als Caffeeſurrogat verwendet wurden. Eine wichtige Pflanze des Alterthumes war das Papier-Cypergras (Cy perus papyrus nach Linné, Papyrus antiquorum nach Wild.), an den Flußufern der Inſel Sicilien und im Nilthale heimiſch. Aus der Zellen— maſſe, welche ſich zwiſchen dem Marke und der Rinde des dickeren Theiles der Halme befindet, bereiteten die alten Egypter zuerſt das Papier; ſie ver— banden dieſe Theile der Pflanze zu Streifen, preßten und trockneten ſie an der Sonne. Das Wort Papyrus iſt unbekannten Urſprunges, vielleicht von Babeer entſprungen, dem Namen der Pflanze in Syrien. Man nannte die Pflanze auch Biblos und nach den verſchiedenen Theilen derſelben ſind die Benennungen entſtanden, die noch heute unſer aus anderen Stoffen her— geſtelltes Schreibmaterial hat. Biblos heißt im Griechiſchen das Buch, im Lateiniſchen gebraucht man dafür die Worte folium, tabula, liber, woraus unſere deutſchen Benennungen ſtammen. Aus dem Worte Biblos iſt auch die Benennung der großartigen und lehrreichen Schriftenſammlung entnommen, auf die ſich die chriſtliche Religion gründet. Bei den alten Egyptern wurde dieſe Pflanze ſehr gepflegt und bildete einen bedeutenden Handelsartikel. Das Mark, die Spitzen und die Wurzel dienten zu mancherlei Speiſen; die Stengel und den holzigen Theil der Wurzeln benutzte man zur Anfertigung mannigfacher Geräthſchaften. Aus Papyrus machte die Mutter des Moſes das Schiffchen, in welchem ſie unter Thränen ihr Kindlein gezwungen ausſetzte; noch jetzt befahren die Abyſſinier den See T'Tſana in leichten Papierkähnen, wie ſie es ſchon zu der Zeit des Propheten Jeſaias thaten. An einen Kiel von ächtem Aca— cienholz werden die Halme angefügt und verbunden, und die Segel und Stricke dieſer außerordentlich ſchnellen Schiffchen verfertigen ſie aus den Faſern der Pflanze. Ebenſo ihre Matten, Hüte, Decken und Sandalen. * 570 Schon Plinius ſpricht von der Anwendung dieſer Pflanze zu Booten und Antigonus benutzte die Faſern zu Tauen und Stricken, ehe diejelben aus Lygeum Spartum verfertigt wurden. Mit den Spitzen der Halme und den doldigen Blüthenbüſcheln ſchmückten die Alten die Tempel ihrer Götter und die egyytiſchen Prieſter durften nur aus Papyrus verfertigte Sandalen tragen. — Aus Achtung vor dieſer heiligen Pflanze, ſo behauptete man, berührten die Krokodille keinen Papierkahn, weil einſtmals die Göttin Iſis in einer ſolchen Barke gefahren. Bei guter Cultur erreicht der dreieckige Schaft, der aus vielen Lagen zwiebelartig in einander gelegter Blätter beſteht, eine Höhe von 12— 15 Fuß; er iſt am unteren Ende mit braunen Scheiden umlegt und bildet mit ſeinen meergrünen Blättern eine hübſche Schmuckpflanze für das Warmhaus und den Garten. — | Ich ſchließe nun mit der Beſchreibung einzelner Gräſer und will hier nur noch der buntblätterigen und einiger anderen merkwürdigen Gräſer kurz gedenken, um dann im folgenden letzten Vortrage von der Verbreitung der Wieſen im Allgemeinen zu reden und einige Bilder aus dem durch ſie bedingten Leben vorzuführen.) — Phalaris arundinacea fol. varieg. iſt das in unſeren Gärten ge⸗ wöhnliche, jo wunderſchöne Bandgras; ziemlich häufig iſt auch Dactylis glomerata, das Knaulgras mit bunten Blättern; daran reihen ſich noch von einheimiſchen Gräſern Alira cspitosa und cœrulea mit geſtreiften Blättern; auch vom Clarinettenrohr exiſtirt eine Varietät mit ſchönen, gelblichweiß gerandeten Blättern. Fremde bunte Gräſer ſind Pharus vittatus, deſſen breite Blätter durch weiße Längsſtreifen ausgezeichnet ſind; es ſtammt aus Venezuela und gehört in das Warmhaus. Vom Zuckerrohr hat das erwähnte violette eine Varietät, auf deren Blatt längs der Mittelrippe ein blendend weißer Streifen ſich hinzieht, und ſchließlich hat man auch noch einige buntblätterige Formen von Bambusa neuerdings eingeführt. Aus der letzteren Gräſerfamilie hofft man nun auch einige Arten zu beſitzen, die bei uns im Freien aushalten und eine prächtige Zierde unſerer Gärten werden können. In der Gärtnerei des Dr. Siebold in Leyden haben Bambusa aurea und Phyllostachys bambusoides mehrere Winter ſchon im Freien ganz gut ausgehalten; ihre eleganten Blätter behielten ſogar unter dem Schnee ihre grüne Farbe. — Wir haben bereits viele decorative Gräſer, unter denen Gynerium argenteum wohl die erſte Stelle einnimmt, und immer neue tauchen auf, von denen beſonders Erianthus Raxenne empfohlen wird. In Cumana wächſt eine Grasart mit quilförmigen Aeſten, welche 8—10 Fuß rankt und den Maulthieren ein vortreffliches Futter bietet. An der Küſte von Panama vegetirt das Seegras, welches den Bewohnern das Material liefert zu den Guayaquil-Hüten, deren Feſtigkeit und Schönheit weltberühmt iſt. Man nennt dieſe Hüte dort Sombrero, Schattengeber, und bezahlt ſie mit 200 Gulden per Stück. Ein ſolcher Hut kann aber auch 20 und mehrere Jahre benutzt werden und iſt eben ſo geſchmeidig wie undurchdringlich vom Regen. 8 *) Hierüber ſpäter einige Mittheilungen. Die Red. — rr — 571 Literatur. Adreßbuch ſämmtlicher Kunſtgärtnereien, Samen- und Pflanzenhandlungen Deutſchland's und der Schweiz, mit genauen Angaben aller ihrer Geſchäftszweige. Ein Hand- und Hülfsbuch für Kunſt⸗ und Handelsgärtner. Herausgegeben von J. O. Otto in Erfurt. 2. Jahrg., ausgegeben den 1. Novbr. 1864. Erfurt bei F. W. Otto. Gr. 8. Geh. 95 Seiten. Alphabetiſch nach Städten geordnet, enthält dieſes Adreßbuch mehr als 1000 Adreſſen von Handelsgärtnern und herrſchaftlichen Gärten, mit genauer Angabe, welche Geſchäftszweige jeder Gärtner vorzugsweiſe betreibt, ob er blos Pflanzen-, Bäume-, Sträucher: oder auch Samen- handel betreibt und welche ſpecielle Pflanzen er vorzugsweiſe cultivirt, ſo daß beſonders Handels-Gärtner manche wichtige Notiz für ihr Geſchäft daraus ſchöpfen werden. So wie dieſer zweite Jahrgang ſchon große Vorzüge vor ſeinem Vorgänger hat, hoffen wir, daß ſich nach und nach daraus ein ganz unentbehrliches Hülfsbuch für jeden Handelsgärtner entwickeln wird, wozu wir eine größere Theilnahme von Seiten der Gärtner wünſchen, deren Namen darin noch vermißt wird. Ein ähnliches Adreßbuch iſt in derſelben Buchhandlung auch über die Kunſtgärtnereien, Samen- und Pflanzenhandlungen Frankreichs, Hollands und Belgiens erſchienen, welches mit demſelben großen Fleiße zuſammen— getragen iſt, wie das deutſche Gärtner-Adreßbuch, und halten wir beide für jeden größeren Handelsgärtner ſchon jetzt für unentbehrlich. Die Baumſchule, ihre Anlage und Unterhaltung. Nebſt An⸗ gaben zur Anzucht aller baum- und ſtrauchartigen Gehölze des freien Landes. Bearbeitet von Jul. Sckell, Großherzogl. ſächſ. Gartenconducteur. Leipzig, Arnoldiſche Buchhandlung. 8. Geh. 238 Seiten. In dieſer nicht gerade großen Schrift iſt die Anzucht und Kultur aller Baumarten und Geſträucher, die in Deutſchland vorkommen, ſo gründlich behandelt, daß man darnach wirklich auch in der Praxis verfahren und alle Arbeiten verrichten lernen kann, die ſowohl bei Behandlung der einzelnen Bäume und Geſträuche im Garten wie in den Baumſchulen vorkommen. Das Buch giebt überall davon Beweiſe, daß der Verfaſſer nach eigenen Erfahrungen geſchrieben hat, und hat er dieſe auf ſo deutliche Weiſe wieder— geben, daß man ſich leicht Rath für alle Fälle holen kann. Nur wären einige Abbildungen zu verſchiedenen Abſchnitten dem Buche von gutem Nutzen geweſen, das wir übrigens als ſehr tüchtig und practiſch ganz beſonders empfehlen können. C. Joh. Aug. Friedr. Schmidt's kleiner Hausgärtner. Achte vermehrte und verbeſſerte Auflage von J. Hartwig, Großherzogl. ſächſ. Hofgärtner in Weimar. Mit 11 erläuternden Abbildungen. Weimar, 1865. Bernh. Friedr. Voigt. Kl. 8. 351. S. Preis 25 Sgr. Der kleine Hausgärtner giebt eine kurze Anleitung, Blumen und Zier— pflanzen in kleinen Gärten und Zimmern zu ziehen, mit einem Verzeichniſſe und Culturangabe der beliebteſten Zierpflanzen für Kalthäuſer und für das freie Land. Schon in ſeinen erſten Auflagen hat ſich dieſes kleine Buch bei 572 den Blumen- und Gartenfreunden als ein ſehr brauchbares und nützliches eingebürgert, wofür ſchon der Umſtand ſpricht, daß daſſelbe jetzt bereits in achter Auflage erſchienen iſt und zwar im größeren Formate und den Zeit⸗ anſprüchen huldigender Bearbeitung, in einer Bearbeitung, wie ſie von einem unſerer tüchtigſten Schriftſteller anf dem Gebiete der Gartenkunſt zu erwarten war. Die Tendenz des Buches iſt hauptſächlich um dem Laien ein Leitfaden zu ſein, ſeine Pflanzen und Blumen im Garten und im Zimmer ohne große Koſten und Mühe ziehen zu können, und dieſen Zweck erfüllt es in gediegener Weiſe, ſo daß wir es allen Beſitzern von kleinen Gärten, wie überhaupt allen Pflanzenfreunden, beſtens empfehlen, aber auch den jungen angehenden Gärtnern dürfte es ein nützliches kleines Handbuch ſein. E. Oo. Der Garten⸗Ingenieur. Handbuch der geſammten Technik des Gartenweſens für Gärtner, Gartenbeſitzer, Gärtner-Gehülfen und Lehrlinge, Ingenieure, Architecten, Mauer- und Zimmermeiſter c. Von R. W. A. Wörmann, Privat⸗Garten⸗Ingenieur. Berlin, 1864. Ernſt Schotte & Co. Die erſten 3 Lieferungen dieſes für jeden Gärtner unenthehrlichen Werkes erwähnten und empfahlen wir bereits S. 573 des vorigen und S. 183 des diesjährigen Jahrganges. Es freut uns, nun mittheilen zu können, daß wiederum drei Hefte erſchienen ſind und ſomit das Werk hoffentlich recht bald ſeiner Vollendung entgegengeht, was um ſomehr zu wünſchen, da daſſelbe eine längſt gefühlte, große Lücke in der Garten-Literatur ausfüllt. Die vor uns liegenden Hefte ſind: 1) Vierte Abtheilung, 1. Heft: Die practiſche Mathematik als Vorbereitung zum Planzeichnen, Feldmeſſen und Nivelliren. Mit 4 Tafel⸗Abbildungen. 2) Vierte Abtheilung, 2. Heft: Die practiſche Mathematik als Vorbereitung zum Feldmeſſen. Ebenfalls mit 4 Tafel-Abbildungen. 3) Fünfte Abtheilung, 1. Heft: Die Schutzwände und Schutzhäuſer (Conſervatorien). Mit 5 Tafel-Abbildungen. Das 1. und 2. Heft der vierten Abtheilung des „Garten-Ingenieur“ handelt 1) über die Größen im Allgemeinen, Größenlehre, das Maaß, die Decimalbrüche. 2) Die Längenmaaß⸗ Werkzeuge. 3) Ueber den Vergleich des preußiſchen Maaßes mit dem engliſchen und franzöſiſchen. 4) Ueber die gerade Linie und ihre Meſſung. 5) Ueber den Winkel, den Kreis, den Winkel und ſein Maaß, den rechten Winkel, über die mechaniſche Herſtellung des rechten Winkels, die Abſciſſe und Ordinate. 6) Ueber die Aufnahme der geraden Linie und ihrer Umgebung. 7) Ueber die parallelen Linien, das Dreieck, Congruenz der Dreiecke mit Rückſicht auf den Kreis und 8) über das Viereck, die Vierecke mit Rückſicht auf den Kreis. Gegenſtände, ohne deren Kenntniß kein Gärtner oder wer ſich ſonſt mit Gartenanlagen befaſſen will, im Stande iſt, ſolche kunſtgerecht auszuführen. Sich dieſe Kenntniſſe mit Leichtigkeit anzueignen, bietet der Garten-Ingenieur die beſte Gelegenheit. f Das 1. Heft der 5. Abtheilung behandelt wiederum einen ſehr wich⸗ tigen Theil der Gartentechnik, nämlich die Schutzwände und Schutzhäuſer, auf den wir beſonders aufmerkſam machen. E. O—o. . 573 Feuilleton. Zwerg⸗Victoria⸗Aſtern. Dieſe von den Herren Gebrüdern Dippe in Quedlinburg gezogenen neuen Zwerg-Aſtern fanden auf der Ausſtellung im September d. J., welche von dem Vereine der vereinigten Gärtner Hamburg's und Altona's abgehalten wurde, den allgemeinſten Beifall. Die Form und Bauart dieſer Aſter iſt ganz die der hohen Victoria-Aſter. Die Blumen ſind ebenſo groß, ſchön geformt und dicht gefüllt. Bei kräftiger Cultur werden die Pflanzen nicht über 10“ hoch; die Blüthenſtengel bilden ſich kugel⸗pyramidenförmig und tragen die coloſſalen ſchneeweißen Blumen aufrecht. Die Pflanzen müſſen ebenfalls, wie bei den übrigen Victoria— Aſtern, 1½“ Quadrat gepflanzt werden, um ein günſtiges Reſultat zu erzielen. 1000 Korn koſten bei den Gebrüdern Dippe 8 Thlr. — 100 Korn 1 Thlr. Die Victoria-Aſtern, ebenfalls von den Herren Gebd. Dippe erzogen, ſind jetzt bereits in 4 Farben vertreten, nämlich: dunkelblau mit weiß, carmoiſin, hellblau mit weiß und carminroſa. Blumiſtiſche Neuheiten der Herren Gebrüder Dippe. Nachſtehende von den Gebrüdern Dippe in Quedlinburg gezüchtete Neuheiten werden den Blumenfreunden beſtens empfohlen. Es ſind: Antirrhinum majus Tom Thumb, leuchtend zinnoberfarben. Dieſe reizende Zwergform iſt ganz verſchieden von allen bisher bekannten Sorten. Das glänzende dunkelgrüne Laub bildet ſich zu einer compacten kugeli— gen Form von 4“ Höhe, über welcher ſich die dicht beſetzten Bluthenſtengel in aufrechter Stellung etwa 4— 7“ hoch erheben. Frühzeitig ausgeſäet, entwickeln die Pflanzen ſchon im erſten Jahre einen ſehr großen Bluthen— reichthum (100 Korn koſten 5 Sgr.). | Chrysanthemum carinatum atrococcineum. Unter den Varietäten dieſer hübſchen einjährigen Pflanze iſt diefe eine ſehr hervorragende, mit Blumen in den verſchiedenen prächtigen Schattirungen von hellſcharlach bis dunkelblutroth. Gleich ſchön iſt das Ch. carinatum purpureum mit ſchönen carmoiſinen und purpurvioletten Blumen. Die Cultur dieſer Pflanze iſt bekanntlich eine ſehr leichte, die Blüthezeit beginnt ſchon Anfangs Juni und dauert bis Ende September, weshalb ſie ſich für Gruppen ganz beſonders eignet. 6 ö Phalacræa calestina Tom Thumb. Eine ſchöne Neuheit von ſehr niedrigem compacten Bau und überaus reichblühend in hell und himmelblauen Farben. Perſonal⸗Notizen. Cambridge. Herr W. Mudd, der während einer Reihe von Jahren der ausgedehnten Gärtnerei von „Great Ayton Hall“ in Porkſhire vorſtand, iſt jetzt als Curator des botaniſchen Gartens in Cambridge angeſtellt worden. Herr Mudd iſt nicht nur als vorzüglicher Cultivateur und Gärtner bekannt, ſondern hat ſich auch einen Namen unter denjenigen Bota— ui 574 nifern Englands und des Continentes erworben, die ſich mit dem Studium der Flechten befaſſen, durch ſein ſchätzenswerthes Werk: „A Manual of British Lichens,“ ein Werk mit 130 Abbildungen von Sporen ij vergroßertem Maßſtabe. (G. Chron.) Hamburg. Der ehemalige Obergärtner der Ruperti'ſchen Veſteung in Hamm, Herr H. L. Kruſe, hat ſich jetzt ſelbſtſtändig etablirt und in der kl. Johannisſtraße hierſelbſt eine Pflanzen- und Blumenhandlung eroffnet. Herr Kruſe hat ſeit einer Reihe von Jahren von feiner Geſchicklichkeit und ſeinem Geſchmacke im Binden von Kränzen, Anfertigung von Bouquets und Aufzierung von Blumenkörben ꝛc. durch Einſendungen ſeiner Fabrikate auf die Hamburger Blumen-Ausſtellungen rühmende Beweiſe geliefert. | Zloenburg. f Am 25. October d. J. ſtarb hierſelbſt der in der Gartenwelt ruhwlichſt bekannte Hofgarteninſpector Julius Friedrich Wilhelm Boſſe nach kurzem Krankenlager an einer Bruſtentzündung im vollendeten 76. Lebensjahre. Des Verſtorbenen practiſchen wie literariſchen Verdienſte, die ſich derſelbe um die Förderung der Gartenkunſt erworben hat, ſind zu allgemein bekannt, als daß wir näher darauf hinzuweiſen nöthig hätten. — Julius Friedrich Wilhelm Boſſe, ein Sohn des im Jahre 1793 verſtorbenen Hofgärtners Boſſe zu Raſtede (im Großherzogth. Oldenburg), iſt am 12. Auguſt 1788 geboren. Zum Gärtner erzogen, arbeitete der Verſtorbene u. A. in dem konigl. botaniſchen Garten zu Berlin (vom 1. Mai bis 1. October 1807), conditionirte als Gartengehülfe im fönigl. Garten zu Carlsaue bei Kaſſel (1810), erhielt hierauf die Gärtnerſtelle bei dem königl. preußiſchen Kammerherrn Freiherrn zu Inn⸗ und Knyphauſen zu Lütelsburg in Oſtfriesland, die er vom März 1812 bis 1814 inne hatte, und wurde unterm 11. Juni 1814 von dem ſeel. Großherzog Peter zu Oldenburg als Hofgärtner angeſtellt, in welcher Stellung er bis zum 1. November 1856 verblieb. Während dieſer letztgedachten Anſtellung verwaltete Boſſe den Schloßgarten, den fo genannten herrſchaft⸗ lichen Garten, deſſen höchſt geſchmackvolle Anlage ſein Verdienſt iſt. Mit dem 1. November 1856 mußte Boſſe nach faſt 43jähriger thätiger Dienſtzeit aus Geſundheitsrückſichten ſeine Entlaſſung erbitten, die ihm auch auf die ehrenvollſte Weiſe ertheilt worden iſt, wie wir ſeiner Zeit mittheilten (ſiehe Hamburg. Gartenztg. 18561 Jahrg., S. 47). Im Jahre 1859 erſchien von ihm die 3. ſehr vermehrte und verbeſſerte Auflage ſeines rühmlichſt bekannten Handbuches der Aimee O0. Berichtigungen und Nachträge. S. 457. Z. 14 v. u., anſtatt: 8 Fuß hohen, 2 Fuß lies: 2 Fuß hohen, 2 Zoll. „457. „13 „ „ hinter „überhängenden“ ſchalte ein: 8 Fuß lange, af. „459. „13 v. o., anſtatt: eingereicht lies: eingereiht. „ 459. „19 „ „ hinter Dilettant iſt ein Komma zu ſetzen. „459. 1. Sp., Z. 10 v. u., anſtatt: plusminusverepando fies: plus minusve repando. * S. 459. 575 1. Sp., Z. 2 v. u., anſtatt: ? lies: f. 7 459. 2. 2.130 17 77 7 77 77 Y „ #59. „ 460 „463. „ 463. „ 464. „ 464. „ 464. „465. „465. „ 465. „ 466. „ 498. „ 500. 2. "nn 15 nn " q 1 . u. 461, 1 Sp., Z. 15, 22 u. 24 v. u., anſtatt: 5 lies: E. Z. 14 v. o., anſtatt: keine ſichere lies: kein ſicheres. „, 5 ihre lies: ihren. „ II, 5 dieſelbe lies: dieſelben. „ 22 („ 4 ſcheint lies: ſcheinen. a a 90 Hauptkriterien lies: Hauptkriterium. „ 22 v. o., „ Kerxatoacanthe lies: Keratacanthe. 23 7 eine hornartige ſtechende lies: einer horn— artigen ſtechenden. Z. 15 v. u., anſtatt: chondroacanthæ lies: chondracanthæ. iii. 00, gehdren Artcht hierher, ſondern zu der An⸗ merkung auf Seite 465, und muß es dort in Zeile 1 anſtatt: Ab- theilungen heißen: Abtheilung. Z. 3 v. u., anſtatt: Agavi formis lies: Agaviformes. „ „ termin aliabreviata lies: terminali abre- * 15 0 . 3.4 v. u. und Seite 500, Z. 2 v. o. und 2 v. u. iſt vor 8/u., ein — zu ſetzen. . 3.18 v. o., iſt hinter pluri ein — zu ſetzen. . „ 19 „ „ anſtatt: sæpe enti nitentia lies: sæpe nitida. „ 19 u. 20 v. u., lies: Rudis Lem. — Syn. A. Malinezii C. Koch. Wochschr. 1862, p. 198 (60.) . 3.18 v. u., anſtatt: Bouchei lies: Boucheéi. „ 14 hinter Noackii ein? zu ſetzen. 8 „ „ muß es heißen: Mitis Hort. Monac. — 1 A. oblongata et A. d'Ousselghemiana Hort. Belg. (70.) Z. I v. u., anſtatt: lato lanceolata lies: lato-lanceolata. . „ 1 v. o., „ pergamineo lies: pergameneo. 6 5 corcacea lies: coreacea. 19 „ 5 Nob. Hort. Berol. lies: Nob. et Bouche Hort. Berol. Z. 2 v. u., anftatt: Hort. Belg. an Lem. lies: Lem. . „ 5 u. 9 v. u., anſtatt: Beshorneria lies: Beschorneria. en 1 v. o., anſtatt: theomete lies: theometel. .n 1 „ zu der lies: zu den. 5 1 25 v. u. iſt hinter it, S. 507 Z. 16 hinter aber und Z. 17 o. hinter abnimmt ein Komma zu ſetzen. v Z. 20 v. u., anſtatt: Gerandete lies: Gerandeten. „ 18 v. o., „ aplicultis lies: apiculatis. . „ 19 v. u., hinter gerade ein Komma. . „ I. o., anſtatt: Commelynoi lies: Commelyni. X. 15 „ ſchmalen pergamentartige lies: ſchmalen perga— mentartigen. — ————— ya N 9 * + * 576 4 H. Arnoldi sche Obſt⸗ Cabinet Porzellan- Eompofitions- Malte, beſteht jetzt aus 21 Lieferungen, welche 59 Aepfel, 48 Birnen, 1 Pfrſch, 18 Pflaumen enthalten. Jährlich erſcheinen auch ferner 3 bis 4 Lieferungen à 6 Früchte und zwar bei directer Beſtellung zum Preis von Athlr. 2 pro Lieferung, incl. Carton und gedruckter Beſchreibung frei ab Gotha pr. Caſſe. Bei indirecter Ber ſtellung, daß heißt euf Weg des Buchhandels oder ſenſtiger Verleger, erhöht ſich der Preis auf 2 ¼ Rthlr. pro Lieferung ꝛc. und nehmen alle deutſchen Buchhandlungen Beſtellungen darauf an. Für Rußland hat die N. Kymmel'ſche Hof-Buchhandlung in Riga, . England haben die Herren Neſtle & Hunſtmann, 6 Great Trinity 9 Lane, Cannon Str. Weit in London Ec, „ Holland hat Herr P. Hahmes in Maaſtrich, Ungarn haben die Herren Seyring & Hennike in 5 „Oeſterreich. Böhmen haben die Herren Waldeck & Wagner in Prag, die Schweiz hat die Scherer'ſche Buchhandlung in Solothurn, Aimeriia hat Herr W. L. Schively in Philadelphia den Verkauf des Obſt⸗Cabinettes, jedoch mit entſprechender Preiserhöhung, übernommen und nehmen Beſtellungen darauf an. H. Arnoldi in Gotha. n 1 Strohmatten ſind zu haben dieſer Art HAMBURG, bei Rösingsmarit + Aug. Garvens, & re 2 . Stellengeſuch. Ein in allen Fächern der Gärtnerei wohl ausgebildeter Gärtner, der ſowohl größeren herrſchaftlichen Gärtnereien als Handelsetabliſſements ſelbſt⸗ ſtändig vorgeſtanden hat und die beſten Zeugniſſe aufweiſen kann, ſucht ein anderweitiges ane Die Redaction dieſer Zeitſchrift nimmt hierauf bezügliche Briefe entgegen. Dieſem Hefte liegt gratis bei: Anzeige von Gartenbüchern aus dem Verlage von Otto Spamer in Leipzig. * 7 - = * — *: 1 5 * — * 1 ’ 577 4 | | Im Verlage von N, Kittler in Ham burg ſind ſo eben erſchienen: Die Krankheiten der Culturpflanzen 5 auf Aeckern, in Obſtanlagen, Wein⸗, Gemüje- und Blumengärten. Anleitung zur Erkenntniß, Verhütung und Heilung aller innerlichen und äußerlichen Krankheiten des Getreides, der Hülſenfrüchte, Futterpflanzen, Knollen⸗ und Rüben⸗ gewächſe, Handelspflanzen, Obſt⸗ und Maulbeerbäume, des Weinſtockes, der Küchen— garten⸗ und Zierpflanzen von Dr. William Löbe, Redocteur der Illuſtrirten Land⸗ wirthſchaftlichen Zeitung. Gr. 8. Geh. 1 Thlr. Es ſchließt ſich dieſe Schrift gleichſam als Fortſetzung an die vor einigen Monaten von demſelben Verfaſſer erſchienene Schrift: „Die Freunde und Feinde des Landwirths und Gärtners“ und bekämpft andere dem Landwirthe und Gärtner Schaden bringende Feinde auf ſo praktiſche und wirklich anwendbare Weiſe, daß Jeder dem Verfaſſer danken wird, ſobald er die hierin angegebenen Mittel und Rathſchläge befolgt hat. — —ö a Die künſtlichen Düngemittel und die Compoſte. Mit beſonderer Berückſichtigung der Vermeidung des Dün gerverluſtes in größeren Städten. Für Landwirthe, Ortsbehörden, Düngerfabrikanten und Düngerhändler von Dr. William Löbe, Redacteur der Illuſtrirten Landwirth⸗ ſchaftlichen Zeitung. Gr. 8. Geh. 12 Sgr. SUR Trotz aller Mahnungen Liebig's und anderer Autoritäten geht noch immer durch unzweckmäßige Anlagen ſo viel Dünger verloren, daß es Zeit iſt, endlich hierin Wandel zu ſchaffen und wird dieſe Schrift viel dazu beitragen, die Kraft des Bodens zu vermehren und die Ernten ebenſo bedeutend zu erhöhen, wie es z. B. in England ſchon längſt geſchehen iſt. Ferner ſind in demſelben Verlage erſchienen: Die Freunde und Feinde des Landwirths und Gärtners. Vollſtändige Anleitung zur Kenntniß, Schonung und Hegung der dem Feld-, Wieſen⸗ und Gartenbau nützlichen, ſowie zur Kenntuiß, Abhaltung und Vertilgung der den Pflanzen ſchädlichen Thiere von Dr. William Löbe. Nach den bewährteſten Erfahrungen. Gr. 8. Geh. 1 . Noch niemals wurden die den Pflanzen nützlichen oder ſchädlichen Thiere ſo ausführlich und gründlich behandelt und nirgends finden ſich fo viele auf Erfe“ ung begründete Schutzmittel angegeben, wie in dieſem Buche des bekannten Red. teurs der landwirthſchaftlichen Dorfzeitung, und iſt daher das Buch für jeden Landwirth, Gärtner und Gartenbeſitzer unentbehrlich. Die höchſten Erträge der Obſtbaumzucht oder rationelle Kultur, Eigenſchaften, Kennzeichen und Benutzung der für Deutſch— land paſſendſten, von den Pomologenverſammlungen zu Naumburg, Gotha und Berlin ganz beſonders empfohlenen Obſt⸗ und Beerenfrüchte. Leicht verſtändliche Anleitung zur Anzucht, Pflanzung und Pflege von ca. 170 der prachtvollſten und nützlichſten, gegen klimatiſche Verhältniſſe am wenigſten empfindlichen und ſelbſt für mehr rauhe Gegenden tauglichen Obſt- und Beerenfrüchte, welche ſich nach langer Erfahrung als die beſten bewährten von J. G. Meyer. Für Gärtner, Landwirthe, Guts- und Gartenbeſitzer, Schullehrer, landwirthſchaftliche Lehr-Anſtalten und Landſchulen. Mit 12 Holzſchnitten. Gr. 8. Geh. Preis 16 Ngr. Während alle bisherigen Bücher über Obſtbaumzucht alle Obſtarten gleich. mäßig behandeln und oft nicht einmal gute und geringe Sorten genau unterſcheiden, hat obiges Buch nur die Beſtimmung, ſich nur auf eine beſtimmte Anzahl zu beſchränken, die ſich nach langjähriger Erfahrung als die für Deutſchland am beſten geeigneten bewährt haben, ganz für das deutſche Klima paſſend ſind und durch ſtets reichlichen Ertrag den meiſten Nutzen bringen. Es iſt dieſe Schrift deshalb von dem größten Intereſſe, denn man wird, wenn man nach der Anleitung dieſes Buches geht, künftig von 10 Bäumen reichere Ernte haben, als ſie jetzt oft 30 oder 40 fuer y B u n ei 6 Be & * + 578 4 = Die Buchhaltung für Handelsgärtner, Leicht verſtändliche, praktiſche Anleitung, die kaufmänniſche einfache Buchführung * 4 1 E in kurzer Zeit ſelbſt gründlich zu erlernen und auf alle Verhältniſſe des 3 * und Pflanzenhandels anzuwenden von J. G. Meyer. Für Kunſt⸗ und Handels⸗ gärtner, Garten-Gehülfen und Lehrlinge. Gr. 8. Geh. 9 Ngr. Es iſt dies die erſte Anleitung, den Gärtner in die richtige Gef ſchäfsführun ſeines Betriebes einzuweihen und ihn darüber zu unterrichten, wie er auf leichte Weit ſein Geſchäft ſtets in Ordnung halten, es ſchnell überſehen und ſich dadurch viel Nutzen ſchaffen kann. u et Theor. und prakt. Anleitung zur Kultur der Kalthauspflanzen. (Orangerie und temperirte Häuſer der Gärtner) nebſt praktiſchen Bemerkungen über Pflanzen⸗Phyſiologie und Phyſik in Bezug auf Gärtnerei, einer Anleitung zur billigen Errichtung der verſchiedenen Gewächshäuſer, zur Behandlung der Pflanzen im freien Lande und für das Zimmer, ſowie einem Verzeichniß der ſchönſten in Kalthäuſern au kultivirenden Pflanzen von P. C de Puydt. Mit 18 Abbildungen. Gr. 8. Geh. 22% Nor. Durch langjährige Erfahrungen und e iſt dem Verfaſſer Alles, was irgend zur Pflanzenkuftur gehört jo geläufig geworden, daß er furz zuſammen⸗ rängt Alles klar und verſtändlich giebt, was nur irgend hierbei von Wichtigkeit iſt. Der praktiſche Gärtner wie der Gartenliebhaber finden eine ſo genaue Angabe der vielen verſchiedenen Manipulationen vom Ausſäen an bis zur Samenkultur im Freien oder der Behandlung im Winter, daß er ohne alle weitere Anleitung und große Lehr⸗ bücher ſich in allen Fällen hierin Raths erholen und unterrichten kann. Dabei iſt auch ſtets Rückſicht auf kleine Gärtner und Pflanzenfreunde genommen, die hiernach mit geringen Koſten alle Einrichtungen treffen können, die zur Erwerbung, Vermehrung und Conſervirung ſchöner und dankbarer Pflanzen nöthig ſind, worüber für jede Be⸗ handlung und Einrichtung nur das angegeben wird, was ſich von dem Neuen als. das praktiſchſte und vortheilhafteſte bewährt hat. Nicht jeder Gärtner macht ſo viele Erfahrungen, und da dieſe meiſt ſehr theuer zu ſtehen kommen, wird der reiche Inhalt dieſes Buches ſowohl Gärtnern wie Blumenfreunden viele Tee und Kosten erſparen. Die praktiſche Obſttreiberei in Treibhäuſern, Treibkäſten, Miſtbeeten und an Talutmauern, für den praktiſchen Gärtner bearbeitet von W. Tatter, Königl. Hofgärtner in Linden bei Hannover. Mit 46 in den Text gedruckten Abbildungen. Gr. 8. Geh. 1 15 Ngr. Mit großer Sachkenntniß iſt hier das Reſultat langjähriger Praxis und Erfahrung niedergelegt, wodurch es jedem Gärtner und Gartenliebhaber leicht wird, die verſchtedenen Obſtarten in größter Vollkommenheit in viel früherer Zeit als ſonſt zur Reife zu bringen. Durch zweckmäßige Einrichtung der Treibhäuſer und Treib⸗ käſten wird es möglich ſein, ohne große Mühe und Koſten, oft ſelbſt ohne Heizung, die überraſchendſten Erfolge zu erzielen. Die genaue Beſchreibung der Anlage der Treibhäuſer und Käſten, die gründliche Behandlung der fruchttragenden Pflanzen, die Beſeitigung der ihnen ſchädlichen Inſeeten und Krankheiten ꝛc. ꝛc. macht es Jedem möglich, Wein, Aprikoſen, Pfirſiche, Pflaumen, Kirſchen, Erdbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Feigen, Anannas, Bananen, x in e Wee und Jahreszeit zu erziehen. N 5 5 Blumenzcitung (Weißenſeer). Be Gegründet von Friedrich Häßler. Redigirt von Julius Sckell. Erſter 155 ſechsunddreißigſter Jahrgang, 1828 bis 1863. 4. à Jahrgang (52 Nummern) à 2½ Thl Mehrere Jahrgänge zuſammengenommen werden je nach der Größe der Vorräthe g etwas billiger abgelaſſen. Mit dem 36. Jahrgange iſt dieſe Zeitung geſchloſſen und iſt von 1864 an mit der Hamburger Gartenzeitung vereinigt. . PIE u. * | 2 9 » n | * ö 579 * N N 17 2 * Ein Winteraufenthalt in Pau “ als beſtes Heilmittel für Alle, welche an Krankheiten der Athmungs- und Bruftorgane leiden oder ſonſt von ſchwacher Geſundheit ſind. Nebſt Nachrichten über die Mine— ralquellen der Pyrenäen, deren Gebrauch und Nutzen von J. B. Cornelius. 8. Geh. 12 Ngr. K a Ein höchſt ſegensreiches Schriftchen für alle Bruſtkranke und Schwache, die in Pau ſelbſt dann noch Heilung finden werden, wenn Meran, Nizza und ähnliche Orte nicht halfen. Auch im letzten ſtrengen Winter iſt fortwährend in Pau ſo mildes Wetter geweſen, daß es am Tage nicht einmal bis zum Froſte kam, während in Pa— lermo und ganz Italien oft 3—6“ Kälte war. Es iſt dieſe Schrift ſowohl für Aerzte, wie für alle Kranke und Schwache von größter Wichtigkeit. Jühlke, F., (königl. Garten⸗Director.) Mittheilungen über einige Gärten des Oeſterreichiſchen Kaiſerſtaates. Gr. 8. Geh. Preis 8 Ngr. Es find dieſe Mittheilungen für jeden Botaniker, Gärtuer und Blumenlieb— haber von großem Intereſſe, da ſie in belehrender Weiſe nicht nur die bedeutenderen Gärten und Gartenanlagen kurz beſchreiben, ſondern auch reichen Stoff darbieten und viele Notizen bringen, aus denen man lernen kann, wie man die Erfahrungen des Verfaſſers auch bei ſich zu Hauſe benutzen und verwenden kann. N Jühlke, F., (königl. Garten⸗Director.) Die botaniſchen Gärten mit Rückſicht auf ihre Benutzung und Verwaltung. Ein Commentar zu den „Bemerkungen über die Führung von botaniſchen Gärten, welche zum öffentlichen Unterricht beſtimmt ſind, von L. C. Treviranus, ord. Prof. der Botanik zu Bonn.“ Gr. 8. Geh. 4 Ngr. Schübeler, C. F., Ueber die geographiſche Verbreitung dr Obſtbäume und 1 botaniſchen Geſtrauche in Norwegen. Gr. 8. Geh. l Es enthält dieſe kleine Schrift ſo außerordentlich viele intereſſante Thatſachen und Beobachtungen über Boden, Klima und Cultur, der Obſt- und Waldbäume, Geſträuche und Getreidearten, daß ſie in vielen botaniſchen und landwirthſchaftlichen Zeitungen großes Lob erfuhr, und iſt fie auch für deutſche Gärtuer, Obſtzüchter, Land⸗ und Forſtwirthe, beſonders in rauhen Gebirgsgegenden, von großer Wichtig— keit, da ſie ganz vortreffliche Winke giebt, wie ſolche Stellen ihres Landes nutzbarer zu machen ſind, die rauhen Winden und Kälte vorzugsweiſe ausgeſetzt ſind. Bielke, H. von, Anleitung zur zeitgemäßen Förderung des Flachsbaues und zur zweckmaßigen Behandlung des Flachſes. 8. Geh. 10 Ngr. Beſonders durch die fehlerhafte Cultur und Behandlung des Flachſes ſind die deutſchen Leinen von den Engländern, Irländern und Belgiern auf den fremden Märkten verdrängt worden, und es bietet obige Schrift den Leitfaden, wie, durch Auwen— dung der in Belgien und Irland gebräuchlichen und weit zweckmäßigeren Bearbei— tung des rohen Flachſes zur Zeit der Ernte, das deutſche Produkt wieder zu der hohen Stufe gelangen kann, die es einnehmen muß, wenn es jene fremde Concurrenz wieder überholen ſoll. Dieſe auf Erfahrung begründete Schrift giebt hierzu die ſicherſte Anleitung; auch iſt deren Preis ſo billig geſtellt, um durch größtmöglichſte Verbreitung dieſes Reſultat recht bald zu erreichen. Bielke, H. von, über die zunehmende Unfruchtbarkeit des Bodens und die geeignetſten Mittel, dieſem Uebel abzuhelfen. 8. Geh. 5 Ngr. Dieſe Schrift eines erfahrenen, praktiſchen Landwirthes giebt viele vortreffliche Mittel an wie man durch verſchiedene Düngungsarten, richtige Saatfolge u. ſ. w. die Fruchtbarkeit des Bodens bedeutend vermehren kann. Es kann ſich daher jeder Landmann durch dieſe Schrift für einen geringen Preis einen großen Nutzen verſchaffen und auch jeder Gärtner wird daraus noch manches Neue erfahren. 5 Recepttaſchenbuch, Haus: und landwirthſchaftliches, für deutſche Hausfrauen. Enthaltend 666 von einem Verein deutſcher Hausfrauen geprüfter und bewährt gefundener Recepte für jede Haushaltung. Nebſt einem vollſtändigen Regiſter. 8. Cart. 1 Thlr. nn a 2 580 * Sonder, Dr. O. W., Flora Hamburgensis. Beſchreibung der phanerogamiſchen Geewächſe, welche in der Umgegend von Hamburg wild wachſen, und häufig cul- tivirt werden. 8. 606 Seiten. Geh. 2 Thlr. 12 Ngr. 1. Es iſt dieſes Werk, die Frucht 20jährigen Sammelns, das erſte, welches dem Freunde der Pflanzenkunde als wirklich zuverläſſiger Führer dienen kann. Es enthält genaue Beſchreibung, Angabe der Standorte u. ſ. w. von circa 1100 Pflanzenarten, von denen 992 einheimiſche, die meiſt auch im ganzen übrigen nördlichen Deutſchland einheimiſch ſind, wodurch das Werk alſo bei der genauen Beſchreibung der Pflanzen auch für das ganze übrige nördliche Deutſchland von großem Nutzen iſt. — — f | Spreckelſen, Th. von, Neues Verfahren, die Wein: und Nojen- Krankheit durch Schwefelblüthe zu vernichten. Gr. 8. Geh. 3 Ngr. Wenn bisher auch ſchon viel Nutzen durch Anwendung der Schwefelblüthe bei der Krankheit der Reben-, Roſen⸗, Pfirſich- und anderer Obſt-Bäume erreicht wurde, ſo war der Erfolg doch nicht für alle Fälle erlangt worden. Es wird nun aber dieſer Erfolg ganz ſicher durch dieſes neue Verfahren erreicht, da die Art der Anwendung allein die Urſache war, daß die Krankheit nicht total verſchwand, wie es nach dieſer neuen Benutzungsweiſe der Schwefelblüthe ſicher geſchieht. E Er Die Alpenwelt in ihren Beziehungen zur Gärtnerei. Gr. 8. Geh. 1: r. Die Darſtelung einer rationellen Cultur der Alpinen umfaßt den haupt⸗ ſächlichſten Inhalt obigen Büchleins und wenn wir bedenken, wie ſchwierig dieſe Cultur iſt, ſo glauben wir, daß es als ein zweckmäßiger Beitrag zu unſerer Garten— literatur von den Liebhabern der herrlichen Alpinen aufgenommen werden wird, da es einestheils für jene, welche ſich mit der Zucht der Alpenpflanzen befaſſen, manche beachtungswerthe Winke enthält, anderntheils aber andere zur Cultur dieſer Gewächſe anregen dürfte. G. Wallis beurkundet in feiner Abhandlung eine größere Ver⸗ trautheit mit den natürlichen Erforderniſſen, welche den ſublimen Alpenpflanzen im fremden Gebiete, ob im freien Gartenraume, ob im geſchloſſenen Hauſe, geboten werden müſſen, damit ſie gedeihen können. Er hat das Leben dieſer Pflanzen auf ihren heimath⸗ lichen Standorten in den Alpen beobachtet und baſirt die Cultur derſelben auf die möglichſte Berückſichtigung und Hervorrufung jener climatiſchen und geognoſtiſchen Verhältniſſe, welche ihnen dort wie hier zur Bedingung einer vollkommenen Lebens⸗ entfaltung werden. (Correſpondent.) Fiſcher, Friedr. Ferd., Gründe und Anleitung Braunkohle als ein direktes und wahrhaft nährendes Düngungsmittel verwenden zu können. Für jedweden Landwirthſchaftsbeſitzer verſtändlich und allgemein ausführbar dargeſtellt. Gr. 8. Geh. 5 Ngr. 5 Haas, Dr. A. A., Kern der Erfahrungen auf dem Gebiete der Haus⸗ und Feldwirthſchaft. Ein Wegweiſer durch Arbeit zum Wohlſtande. 8. Geh. 21 Ngr. Nichard, H., Die Kartoffelkrankheiten im Allgemeinen, beſonders aber die jetzt herrſchende, ihre Kennzeichen und Urſachen mit Angabe der Mittel, die ſchäd⸗ lichen Folgen der Krankheit zu vermindern und derſelben für die Zukunft vor⸗ zubeugen. 8. Geh. 54 Bogen. I Ngr. N Schmalz, Dr. Heinr. Gottl., Die Maeeration thieriſcher Stoffe in Güllegruben, ein unſchädliches und kräftiges Beförderungsmittel der Fruchtbarkeit, vom geſund⸗ heitspolizeilichen Standpunkte aus betrachtet. Gr. 8. Geh. 5 Ngr. f Uslar, J. L., von, Die Wurzeln der Pflanzen oder die Bodenvergiftung durch die Wurzelausſcheidungen der Pflanzen. 2. Ausg. Gr. 8. Geh. 24 Ng-r. Hierin wird jeder denkende Landwirth der Belehrung ſo viel finden, daß er durch den vermehrten Ertrag ſeines Bodens die kleine Ausgabe für dieſes Buch bald tauſendfach erſetzt ſehen wird. Auch Gärtner, Botaniker und Naturfreunde werden daraus noch viel Neues, Nützliches und Belehrendes erfahren. Druck von Scharuweber 4 Anoop in Hamburg. * 4 u * Inhalts-Berzeichniß. I. Verzeichniß der Mitarbeiter des 20. Jahrganges. Fler; W., Handelsgärtner. Landerer, *. Cohn, Dr. Ferd. Niepraſchk, J. Garten-Vorſteher. Dahmen, Notar. Otto, Ed., 9 ⸗Inſpector. Farmer, J. Römiſch, A. Kunſtgärtner. 3 Fauſt, Carl. v. Schlechtendal, Prof. Dr. Garvens, G 95 Schlotthauber, Dr. * Geitner, G., Handelsgärtner. Schroeter, L., Kunſtgärtner. Göppert, Geh. Mediz.⸗Rath Prof. Dr. Goeze, Edmund, Kunſtgärtner. Graichen, H., Rechtsanwalt. Sckell, A., een e den A., Handelsgärtner. Tatter, W., Hofgärtner. Hl, C. F., Kunſtgärtner. 51 N Oskar, Obergärtner. Jacobi, G. A. v., Geueral⸗Major. Ultſch, H 8 Vue en We Ferd., Gartenbau⸗Director. en „Haudelsgärtner. II. Abhandlungen und Mittheilungen. . Seite. EEE ELENA ee 189 Achimenes, Beitrag zur Cultur derſ. Vom Kunſtg. C. F. Hl. 118 e / br EL > DET DR 428 Agaveen, Verſuch zu einer ſyſtematiſchen Ordnung e Vom General-Major f JJ N 29 We SURRIREORRERREN A URREE 455. 499. 539 V d te nennen ae De 285 Alocasia macrorrhiza fol. varieg. u. ihre Cultur. Vom Handelsg. A. Stelzner 9 Alpenbild im EI ß 31 Alpenpflanzen, eine Aufſtellung derſelben. 88 Kunſtg. L. Schroeter 106 Ananas, Cultur derſelben. Vom Kunſtg. L. Schroeter. 64 Anemone Jap. hybride Honorine Jobert, einige Worte über. Vom Handelsg. .. ⁵ ᷑̃ ͤ ͤ ͤ . ea een 121 Arboretum Muscaviense. Von E. Otto 286 Aſtern, Zwerg⸗Victoria der Herren Gebrd. Dippe cn ꝗ 573 Ausſchmückung beſonderer Punkte des Landſchaftsgartens. Vom Kunſtg. L. Schroeter 116 Maleen, Auswahl der vorzüglichſten % 1 „ „ „„ 178 Bambusa Fortunei varieg. u. Sedum Sieboldii fol. med. varieg., einige Worte über dieſelben. Vom Handelsg. A. Stelzen 7 ͤœNpœ ̃˙—dNĩĩ¼ͤ . ĩ bene eh 137 Baumrinde, über die öconomiſche Anwendung verſchiedener. Vom Kunſtg. Ed. Goeze 13 J PR ONE EUER G WERE 140 Blätterkohl, neuer rother, zu Gemüſe, Viehfutter, Färben 2c. Vom Rechtsanwalt r Rn ee ee 181 Blumenbouquets des Landvolkes im Orienteee 138 —— , , , , , , ‚—‚ .. 475 Blumenmärkte —.. ß ̃ è dÜU-d! „„ 189 II Blumen uh l 53 Se 2 Botanische Excurſion in's Rieſengebirge. Vom Geh. Med.: Rath Prof. Dr. Göppert 281. 310 Cacteen⸗Verzeichniß des Herzn Sende .:.:.x. . 2. un BEEapr a. le 135 Cactus⸗Formen, Dr. ©. Engelmann’ s neuere Mittheilungen darüber. Vom Prof. Dr. b. Schlechten alk Nie, ae 158 Calabar Giftbo hne ff! I 474 Cattleya Mossise-Barietäten in Blüthe bei Herrn Warne nnn 320 Cerus grandiflorus, blühend am Tage zu haben... nnd 378 Chineſiſcher The -Menltur deſſ in : Beafiken u. Ir Fra a Ar 46 Cocus⸗Palme in Frücht zu hon 80 50. 378 Coniferen, ausgezeichnete Exemplarr ee 136 Dahlia imperialis, Mittheilungen über dieſelb¶e a-p g· OU«/ .... 46. 307 * 5 Hrn. Heinemann 8 Urtheil darüber! 8 N „ J. Niepraſchk's Urtheil darüber!, 169 Dictamnus albus, Entzündbarkeit der Blüthen deſſelbe nnd. 62 Drei Neuheiten bei Herrn Laurentius... sss e 135 Düngungs⸗Mittel im Oriente: 63 engen, neueſte, von Veitchc hh EP 11 möbel und Drahtarbeſitennsmgmdlm n a 239 „ Einrichtungen zum Schutze der Bäume in Straßen und öffent⸗ lichen Anpflanzungen. Von N. Sell. ee 177 Enger age, Vertilgung derſel ben 139 Erdbeere, „Perl von Raſtede.“ Von E. J. H. Waltheeeeee 50 Erdbeer⸗Sammlung des Herrn F. Gloede m : e 476 neue, des Herrn F. Gloede . 497 Euphorbia procera gegen Tollwute hh 47 Familie der Hede race 2 EP 475 Fehler der Doppelfenſter an eiſernen Treib- und Gewächshäuſern. Von Dr. Schlotthaulberrnrnn A a 131 Feinde der Obſtbäume. Vom Kunſtg. L. Schroetenrnrn»n. 193 Fruchtbarkeit auf St. elena d 238 Gartenbau⸗Vereine: Berlin. Programm zur Preisbewerbung am 42. Sahresfefte........ 133 N Preisvertheilung bei der Ausſtellung am 42. 19 . 356 Bremen. Bericht über die Ausſtellung vom 22.—25. April 64 ...... 255 Breslau. Jahresbericht des Schleſiſchen Central-Vereines für Gärtner e und Gartenfreunde 180 1 Bericht über die Blumenausſtellung der Section für Obft- und Gartenbau der Schleſ. Geſellſchaft T 257 8 Aufklärung über den Schleſiſchen Central-Verein 55 Gärtner und Gartenfreunde er re 408 1 Ankündigung einer Herbſt⸗Ausſtellnn g 469 * Hiſtoriſche Notizen über den Schleſiſchen Central⸗ Verein für Gärtner und Gartenfreunde: 469 Brüſſel. Ankündigung einer internationalen Ausſtellung von Pflanzen und Blumen; OT TE 133 " Programm zur internationalen Ausftelung und zum Congreſſe am 24.26, April 1ũ¶ũ 145 Chemnitz. Preisaufgg ben Ve 516 Cöln. Programm zur Ausſtellung vom 2.—9. October 64 ........ 328 Danzig. Bericht der Pflanzen⸗Ausſtellung vom 11.—16. Juni 64. Von O. Teichert! A 275 Frankfurt a. M. Umwandlung des Titels e in „Gartenb.⸗Verein für Frankfurt a. M.)) „ Ä? f „ Programm zur Ausſtellung vom 30. Septbr. bis 4 Dctbr.. 360 Hamburg. Programm zur 186 des Garten- u. Blumenb. Vereines vom 3.—6. Mai. 186õ44 .. EEE * III 8 ö Seite. Hamburg. Bericht über die Pflanzen⸗ u. Blumenausſtellung vom 3.—6. Mai a des Garten⸗ u. Blumenb.⸗Vereineeeeꝝmmss 261 7 Programm zur Ausſtellung vom 16.— 18. Septbr. des Vereines Der deiii irrer, 323 1 Ausſtellung am 16. Septbr. des Vereines der vereinigten Gärtner 517 Hannover. Bericht über die Ausſtellung von Erzeugniſſen des Gartenbaues vom 14.—17. Auguſt 864. Vom Hofgärtner Tatter..... 271 Hildesheim. Generalverſammlung des Vereines. 409 0 Ankündigung der Herbſtausſtellung 2... 469 1 Austellung am 2., 3. u 4. Octoberr r 520 Meerane. Landwirthſchaftlicher Verein, Mittheilungen über denſelben . 71 Rürnberg. Programm zur Ausſtellnnnn g 135 Trier. Ankündigung iner Aüsſtellun g ae 180 Weimar. Programm zur Ausſtellung vom 20.—21. Auguſt 1864. 232 Wien. Programm zur 43. Ausſtellung der k. k. Gartenb.⸗Geſellſchaft 71 5 Mais ſteiengs bericht 358 Programm zur Frühjahrsausſtellung im J. 1865. 563 Garten, der botaniſche in Breslau. Vom Geh. Mediz.-Rath Prof. Dr. Göppert 345 der Frau Senator Jeniſch in be 4.42... 344 Garten⸗Etabliſſement es Herrn G. Gei Planning ...,.00uge: 286 „ Amb. Verſchaffelt in G nt 239 Garten zu Wörlitz, als Landſchaftsgarten betrachtet. Vom Kunſtgärtner L. Schroeter 148 ein, Berieigung. e r nen. en 139 Gärten, Beiträge zur Geſchichte derſelben, beſonders in Schleſien. Vom N Mediz.⸗Rath Prof. eu Gperr!k! %%% l/ N 555 Gärtnerei des Herrn Handelsgantnere 8 Boyſen in Ottenſen 343 5 N W. Buſch bei Hamb % 409 5 D eueuner 409 5 der Herren „ ae 92 des Herrn Stueben auf der Uhlenhorft bei Hamburg...... 409 Gärtnerlehranſtalt %%% . a 88. 406 Gewächſe, landwirthſchaftliche, nützliche und ſchädlicheee ͥ· %( R- 136 % ͤ M Ä) ̃ ᷣ VVweꝛ̃ꝛꝛ ²·¹w an neneng 46 Gräſer, die, 10 Vorträge über dieſelben. Von Carl Fauft....361. 411. 522. 566 Merken, über das Frihtreiben derſeleee ns 308 Na èÜV n Eee 235 Internationale ens nebſt Congreß von Botanikern und Gärtnern %%% mm ̃ꝶꝑdßß̃ ̃ » ᷑ - 385 dere , ̃ ̃ ̃ ð 47 Johannisbrot (Ceratonia siliquah ))) „ 309 HKalkdängung, Vom Rechtsanwalt H. Grai chens 230 %%% / . u ¶ 379 JV ̃ V ͤ ⁰ K ;ͥO 139 ii e des Gebäudes in 'der Gartenanlage. Vom mess r / // % „ ae, Dane ala .e ee „% %% i e „ „ „„ „„ „„ „„ ae ee en Berichte FT f D 351 „ uli der ſymmetriſchen Baumformen. Vom Kung. . %%% EAN RE RB 5 Ile cc c ( ( (( a ee e 20: Landwirthſchaftliche e 0 333 Lederſtreifen als c San 2.0.00" 2 189 Baan ien in Potsdea nnn 378. 526 BERKER e 476 Lilien, japaniſche, Import derſelben in England und Art und Weiſe, ſolche zu L DR MER SE EISEN 347 IV Lostage und die Bauernregeln. Von J. Farmen Mamuth-⸗Erbſe, über die neue ſchwediſche, außerordentlich voltragende. Vom Garteninſpector „ dd Sr SA NE Manna der Seraein. ne. ii sn een. Sa Melonenzucht in Mißbeetkäſten. Vom Kunſtg. L. Schro Rr 151 Mineralſalz⸗Löſung zum Begießen der Blumen 379 Mittheilungen ‚us einige Gärten Süd- und Mittel-Deutſchlands. Vom Kunſtg. A Rö miſch F ee 2 =: 0; Din Kb 449 Mosquito- ae geographiſche Verbreitung deſſelbe ß 3 60 Muschia Woll atom in Blei ::: N RER RT u 429 Nelkeneuſtur . A RE RT RE N 429 Neuheiten, blumiſtiſche bei Herren Gebrd. Dip pn nr 572 Neüheiten von Florb lumen N 45 Obſtbaumkrankheit und Mittel dagegen. Von Dahmen 78. 122 k d ER E 379 Orangenbäumchen, ſchnelle Anzucht derſelben. Vom Handelsg. von der Weſten 153 Orchideen, blühende, bei Frau Senator Jeniſcch hh. 471 Orchideen, blühende bei Herrn Conſul Schilleerrrnrnrn 278. 345 Orch e Cultur. Vom Kunſtg. L. S i” nn Rz 197 Orchidee Preiſgeed d 429 Orchideenſammlung des Herrn Conſul SchilltnnnAnNnnNnsnsns. 51 aämmtung, verkäufch e na 284 Orchideen, Ve packung derſelben zum Verſande FREE EN ad 379 Patent Asphalt⸗ Fizz 141 des Herrn C. Schwane cke I ee 473 + Cultur derſelben. Vom Handelsg. von der Weſten 113 Mleumm lũ l!!! LE Er N 285 Pflanzenarten, Verzeichniß derjenigen, welche mit gefüllten Blumen bekannt ſind 39 Phlonzen, buntblätter ige Ban 2 re 189. 379 Pflanzen, empfehlenswerthe, abgebildet oder beſchrieben in anderen Garten⸗ heiten mm enn 53. 126. 225. 298. 403. 467. 515 Pflanzen ⸗Etiquetten, dauerhafte 285 Pflanzeneülturen. Von E. Ot N E 1 Pflanzenmodelle, ein neues Hülfsmittel des bot. Studiums. Von Dr. F. Cohn 251 Pflanzen, neue, bei Herrn Gröne wegen n 1 222 eie Neue, bei Herrn Amb. Perſch affe! 72. se 223 Pflanzen⸗ und Samenverzeichniß der Herren Gebr. Dippe in Quedlinburg. 92 1 5 des Herrn F. Jühlke in Erfut 91 45 R der Herren Platz & Sohn in Erfurt. TE 92 5 5 des Herrn Reitenbach in Plicken 92 . 5 der Herren Schiebler & Sohn in Celle 92 der Herren P. Smith & Co. in Bergedorf 92 Pflanzen⸗Verzeichniß der Herren J. Booth & Söhne in Flottbeck N, 2... 188 1 des Herrn van Geert in Gent el 526 5 5 G. Geiger in Planitz: 1 8 H. Heubner in Plauen e 5 * W. Lauche in Potsda n 136 1 „ Laurentißz in Leipzig 188. 285 0 des Schloßgartens in Tetſchte n 1 187 3 des Herrn 1 Beridintiett: nd Fr 475 Veitch in Chelſaa 386 Pflanzen zur Ane Vom Kunſtg. D. Schroeter 68 Plaudereien aus Gärtnereien London's und Umgebung. Vom Funde Ed., Gez RR SR er Portulaca grandiflora fl. pl. des Herrn Deegen.... .......uneneecennen Promenaden um Breslau. Vom Geh. Mediz. Rath Prof. Dr. Göppert 424 ertilgungs⸗ Methode 2A Selen. 190 6 5 Seite Robinia inermis Rhederi über dieſelbe. Von E. Otto:: Rhodanthe-Samen, über das Keimen deſſelben w [- LſFw eU. 140 Rhododendron, das Vorkommen und die Cultur der einheimiſchen ... ...... 7 eniferenſtamm , ) §•—·— 379 Ppfafgf ) ER Degree 92 een, Auswahl’ ganz rzügli g 8 155 Roſen, Vermehrung der hochſtämmigen im Winter. Von Wünfde.......... 562 Roſen⸗Verzeichniß von Soupert & Notting 1 187 Salep⸗Sammlung in Griechenland. Von H. Landerer .. ..... . 23% Dauer der ge ii werlelben....x: sudl as a. ae olalki- 526 r / 140 Schwämme, giftige, unſchädlich und genießbar zu machen m ÜLKP 380 r / // tele ner 139 e "Deobadytent.: Von J. Farmer.. san ehe 289 Sonnenblumen, Benutzung derſelben .... . .. J ͥͥͤ ͤ KK 47 Spalierbäume, Heften derſelben. Vom Kunſtg. L. Schroeter............... 242 Spaziergang durch Schiebler & Sohn's Garten-Etabliſſemene 390 Spartium junceym. der Alten in Griechenland 2 138 ee... ̃ᷣmN . 0!́ 348 tere in riss . 450 Steriphoma clemoides in Blüthe. Von E. Otdo ooo Ar 337 is sebitera, chineſtſcher Talg baun 47 Strohdecken, dauerhafte und billige. Von Aug. Gar ven e 35 Studien über die Mög ichkeit aus Gattungen Varietäten zu erziehen. Von J. Farmer 29 n, Eu derſelben inne seen ann ee Treiberei der Monatserdbeer-Sämlinge in Töpfen. Vom Hofg. Tatter 119 Tropenfrüchte, Beſchreibung einiger Weſtindiens und der Inſel Bourbon. Von oe, e e, ee een BI ER WERNE RT 206 Vanda Lowii blühend bei Frau Senator Jen iſgũ .. 471 y ̃œẽͥůh!nn, a a re neh 475 e ̃ ᷣ NN en en een 337 Verſuch zu einer ſyſtematiſchen Ordnung der Agaveen. Vom General-Major l / a an a ana en 455. 499. 539 Victoria vegia, erzielte Reſultate bei dem Tiefpflanzen derſelben. Bon G. Geitner 120 iss zue enten noed gg a ee ee 30 Wanderung durch einige Gärten Deutſchland's Von A. Sckell ............ 392 Warmhauspflanzen, Bemerkungen über deren Cultur in Zimmern, Doppelfenſter 1 Bm ade Was an der Gärtnerei iſt Kunſt? Vom Kunſtg. H. Uliſhch rn 201 Weinſtock, Düngen und Begießen deſſelben. Vom Kunſtg. L. Schroeter 241 Wittwen⸗, Waiſen⸗ und Alter⸗Verſorgungscaſſe für deutſche Gärtner. Entgegnung dam iii ) f . ¾ ͤ— V.. ¼ v nie ee Sranakle Haas 48 %%% (// en 94. 140 ꝰoii”3l a is C 140 /// ̃ (K ᷣðᷣͤ§˙§˙¾C̃—Üð—.d 136 des Rhododendrons, Azaleas Ste. 42 Florens, Dr. Otto, Die ſchädlichen Garteninſekte n 331 ed Fr., Anleitung zur Cultur des Beerenobſtes in Gärten 91 eſchwind, R., Die Hybridation und Sämlingszucht der Rofen............ 377 Grube, G., Anleitung zum Obſtbaumſchnitt u. der Reben zucht 473 Hooibrenk, D., Die künſtliche Befruchtung der Körner früchte. 376 Jäger, H., Illuſtriertes allgemeines Garten buch. 89 . 0 VI £ ö Seite. Kerner, Prof. Dr. A., Cultur der Alpenpflanzen F 376 Leonce de Lambertye, erdbeeren 8 184 Löbe, Dr., Wilh., Die Freunde und Feinde des Landwirthes und Gärtners 45. 186 Meyer, J. G., Die kaufmänniſche Buchhaltung für Särtner................ Neumann, H. S., Die moderne Anlage des Gartens am Hauſe und der ſtädtiſchen Villa e . , nee Otto, J. O., Adreßbuch ſämmtlicher Handelsgärtnereien N .... 571 Petzold und G. Kirchner, Arboretum Musca viene 330 Rivers, Th., Die Obſtbaumzucht in Töpfen. 2. Aufl., von J. Hartwig 234 Sckell, Jul., Die Baumſchule, ihre Anlage und Unterhaltung e 571 Taſchenduch für Pomolo gen ee FREE 90 Wörmann, R. W. A., Handbuch der geſammten Technik des Gartenweſens . 90 N Garten- Ingenieur „„ „ %%% FAR EA Ce 91. 183. 572. IV. Perſonal⸗Notizen. Beförderungen, Ehrenbezeugungen, Todesfälle ꝛc. ; m Seite Seite Aeg Dr 0.008 ann, GWH. 48 Hahl ernſt 94 Martius, Dr. C, F. o 202 287 ... Mayer), Aa A T 5 Morſc ; 95 CCC 141 Mud Ä 573 PP 477. Neuber 382 ,, RN RE a 57%. |- N ce... 1 95 hoo KEN Br ae 253 Pringsbeim, Br.. 287 Deegisnef Proſeſſoe rr 95 Regel, Dr.. zz 287 51 0 VO 190 Reichenbach Bl, Dr. ö. G. 287 r Tr 287 Richter, .... A 94 Setünfoil TTT 382 Schacht, Dr. ; 477 hn d . 382 Scheele, Adolf. En 477 Fienmann Call, 191 Schoch, G. L. . ae 526 ie enn, Fer 94 Schomburgk, Sir Rob 527 Flach h.. e 141 Sheer, 94 rie Prof. . ðͤò 237 Schübeler, B oe 477 Garovaglio, Dr. SJ... 0 Sele, mmm 191 Gay, Jacq. Etienne F............ 191 Seemann, Dr., Berth. W o a ZH |: Smith; Jh, une 287 DOREEN... . 48] Sprue, Ri.. . 334 I!! EN 191 Thelemann Fahr „ 0 2 er ne 477 r.. 477 Treviranus, L. Ch. T. 3 287 . Eee Fr = Turczaninoff, R. 239 Habſch, DE, W. / end. 1 Sep . ei 287 Koch, Profeſſor A Wille, . Vee 191 V 158 Woods, Joh. 2.7... . 2 ee 191 Krüger, Dr Herm. . 8 334 Zaubitz, 8 . e it 94 c ar Er 57 Zaubitz, G. u. N. 94 V. Anzeigen über verkäufliche Samen, Pflanzen, Samen⸗ und Pflanzen⸗Verzeichniſſe ꝛc. von: Arnoldi, Seite 192, 240, 288, 335, 384, 432, 480, 528, 576. — Bahlſen, W., 48, 95, 96, 143, 335. — Bahnſen, James, 144. Boettner, Gebr., 192. — Dücker, G., 144. — Garvens, Aug., 143, 191, 240, 288, 336, 364, 431, VII 479, 527, 576. — Geitner, G., 96, 383. — Haugck, C., 384. — Herger, J. Ernſt, 144. — Jühlke, F., 141. — Laurentius, 143, 288, 583, 479. — Metz & Co., 141. — Mohs, J., 479, 527. — Ohlendorff, H., 336. — Rexer, Carl, 191. — Rinz, S. & J., 527. — Rudolph, G., 432. — Smith & Co., P., 95, 96. — eu Mit Heft is ines 23 VI. th, L., 336. — Steiß, Chr., 479, 528. — Stellengeſuch, 576. — Stelzner eyer, 142. — Unger, J., 588. — Wiedemann, J. C. F., 480, 528. Samen- und Pflanzen-Berzeichniſſe wurden vertheilt: 1 von: Herrn C. Feidel. Herren F. C. Heinemann. — P. Smith & Co., — E. Weſtenius. A O 10 12 Herren J. Bahnſen. — Metz & Co. — F. W. Otto. Herrn H. Ohlendorff. Herrn A. Verſchaffelt. Herrn Späth. Herren Laurentius. — Amb. Verſchaffelt. Herrn Otto Spamer, Bücheranzeiger. Pflanzen, welche in dieſem Bande beſchrieben oder beſprochen ſind. Seite Seite. Acacia ferruginea....... 24 | Anecochilus zebrinus 12 Achras Sapo ta ... 25. 216 Anemone jap. hybrida Honorine Ada auräntiser.... un... 299 ber .. ao 121 Adansonia digitata........... 24 | Anona Cherimolia 207. muricata Adenium obesa&.......2..... 58 207. palustris 208. squamosa 208 Aechmea distichantha......... 340 | Anthurium Scherzerianum 355. 386 Aegle Marmelos ............ 15] Antirrhoea vertfeillata 29 Aesculus Hippocastanum 20 | Aphelandra Liboniana........ 467 Aethionema cordifolium....... 405 | Aquilegia spectabiäs ......... 405 Agati grandiflora ............. 25 | Aralia racemosa var. sachali- Agave Amurensis 548. applanata nensis 504. spinosa......... 20 550. asperrima 561. atrovirens Araugaria Rule! 1 551. 556. cinerascens 553. Ard panicul ata 17 cœrulescens 542. filamentosa o 2.2 126 540. filifera 539. Funkiana Aristolochia leuconeura 127 541. Ghiesbrechtii 545. hete- Artocarpus incisa 214. integri- racantha 544. horrida 546. J r 215 insequidens 554. Jacobiana Asplenium ferulaceum......... 12 557. latissima 551. lophantha Aubrietia Hendersoniü........ 355 542. mexicana 555. Poselgeri Aucuba japonica......... 341. 355 543. Rohani 545. Salmıana Averrhoa Caramb ola 215 558. S. 8 recurvata 559. Schi- adifchta indien. 16 digera 540. Schlechtendalii Azalea ind. Comet 386. stella 386. 555. tehuacanensis 560. uni- VESA. 386 vittata 544. Xylonacantha 547. Wee r 428 Bambusa Fortunei fol. varieg. 112 Aglaonema oblongifol. varieg. 222 Barringtonia racemosa....... 29 Alocasia macrorrhiza fol. var. 9 | Begonia Manni .............. 299 Alsophila latebros zz. 222 | Berberidopsis corallina...... 387 Alstroemeria Caldasü........ 305 | Bifrenaria tyrianthina......... 225 Ari l 29 | Bignonia antisyphilitica 27. che- Amischotolype glabrata 226. lonoi des. 18 7% A 226 | Bilbergia polystachya ........ 340 Blechnum nitidum contractum, 387 | 4 VIII 0 * Seite. Bletia elegans 405 Boehmeria bifda............. 12 Bolbophyllum psittacoglossum 54 Bomaria Caldasiana 505. multi- DO PN a 387 bez eis. 55 PP 404 Brassica puf pures 181 Burlingtonia decora v. picta. 59 Byrsonima crassifolia......... 22 Oaladium formosum 223. ma- crophyllum 223. mirabile 223. Smitzu Mri de. 223 Calamus Imperatrice Mari 223. Pe 223 Calotropis gig anten 27 Camellia alba ornatissima 405. Fanny Sachioli 59. Ninfa de Tebro 299. Petazzi 304. Sa- sanqua varieg. 388. variegata 388 Came Faria obe 58 Campella marginata 226 a 15 ora Pari 227 P 211 Dastanea Pnilla. 20 Cattleya elegans 405. Mossiæ variet. plures 320. Lindleyana 340 Ceanothus Veitchianus........ 388 bedr akTaona a TZE 21 Cerasus serotina.............. 17 Cerato sihiqujs 309 Cereus Engelmanni 161. grandi- florus 578. variabilis 163. vi- J or 1... 2 161 | Ceropegia Bowkeri 54. Gardneri 304 Chaetogastra mollis.......... 403 Chrysanthemum carinatum va- CCC 301 Chrysophyllum buranhelm 17. Cainito 210 Cinnamodendron corticosum 15 Cinnamomum Culila wan 28 Citrus decumana 214. Limetta 214 ra Heul es 16 Coelogyne angustifol. 467. odo- ir e 467 Bollaniz urceolaatkKa 2 515 Condaminea corymbosa....... 27 Conyza canescens 57. pinifolia 57 Gs punct ata 217 Gerd aaa 27 E Horida 2:81. 17 Corylopsis spieata............ 466 ba eis 55 Corysanthes limbata.......... 12 Cosmibuena hexandra........ 26 2 var . e a Crataeva Tapia. Bart 55 Crinum urceolatunn 5 515 Croton Eleuteria 19. 2 China 1. Oymbidium tigrinum Cystorchis javanica .........: 223 Dahlia Decaisneana 128. impe- real -....... 46. 97. 239. 306 Dammara hypoleuca .......... 12 | Daphne Mezereum........... 19 Delphinium Brunonianum 467. moschatyß a Me... 467 Dendrobium barbatulum 306. ciliatum 227. eburneum 467. Farmeri aureo-fulva 340. Fyt- chianum 229. 306. infundi- bulum 306. luteolum 305. mar- Sinatum n 8 402 Desfontainia spinosa 344 ı Desmodium Skinneri var. albo- F Be: ie 341 | Deutzia crenat a 129 Dianthus cincinnatus ......... 129 Dichroma coccinea......... 515 Cycas Ruminiana 224. 468. Sia- iss . 1 222 Cypripedium caricinum 516. Pearcii 555. 388. 516. Stonei 345 Dietamnus albus 62. fraxinella 28 Dieffenbachia Barraquiniana 129. 224. grandis 24 Diervilla muitiflora........... 126 Dioscorea argyræa 224 Diospyros Kaki 215. Mela- noxylon... 7 Is N . 25 Dipteracanthus affinis........ 57 | Dir ci palu 2: . 28 Doryanthes excelsa .......... 130 Dracaena brasiliensis 69. Coo- peri 356. 388. limbata 388. robust ] =. . lfle:izi 388 | Drimys granatensis 14. Winteri 14 Echinocactus pubispina 160. Scopa 306. Simpsoni 1 Elaeodendron Boxburghi .. 22 Emblica officinalis 22 Eranthemum Cooperi 388. 516. crenulatum var. grandifl. 305. sanguinolentum 389. tu- berculatum 53. 389 Eria myristicæformis. 58 Erigeron capen se 57 Eriobotry a Japonica.......... 216 Eriococcus glaucescens....... 305 Erodia febiiſu ga. 16 Escheria gloxinieflora........ 126 Eugenia Michelii 215. racemosa 215 Euphorbia procera........... 47 * E vonymus atropurpurea ...... 28 Exostemma carib eum 29 Ficus Grellei 224. indica 25. Porteana 224. racemosa..... 25 Forręestia Bispida.. :.... 2: 226 Fugosia cuneiformis 57 Gralipea cuspa ria 16 Garcinia Mangostana ......... 216 Gardenia octomera 3.....2 56 Genethyllis fimbriata......... 516 Gladiolus Gandavensis var. 46. sericeo-villosus............. 226 Gloxinia maculata var. insignis 126. trichotoma............ 126 Goodyera pubescens .......... 469 Hrias cauiera 209 Guatteria longifolia........... 15 Guazuma ulmifolia 15. tomentosa 15 Gymnogramma japonica...... 387 Hamamelis virginiea ........ 28 Hechtia Ghiesbrechtii......... 55 Helichrysum leucocephalum 302. Mayp ni, ° u. 229 Heliconia aurantiaca 58. brevi- spatKkͤeke ee . 58 Helipterum corymbiflorum.... 802 Hibiscus capnodorus 97. Cooperi 469. cuneiformis 57. grossu- lariefol. 53. Hügelii var. quin- - quevulnerus 53. Pinonianus 53. EN ee A Hippeastrum fulgidum fl. pl., Hollarhena antidysenteria 26. febrifuga Horsfieldia aculeata.......... 223 Hymenaea Courbarile........: 23 Hymenodictyon excelsum . 26 Jacaranda Caroba, 306. digitali- flora 300. gloxiniæflora 306 Jambosa magnifica. „ 223 Inge unguis cat 24 Ipomaea flilicaulis 226. Turpe- T1111 ĩ˙ 102 26 ea ventriesssss 342 see a ...0.. 21 Justicia diantherum 305. Hona- moorensis 305. latifol. 306, 55 N 305 orbiculata ) Kalanchoe grandifl. 467. Wight- e KM, ARENA 467 Khaya senegalensis..........:. 22 elegans 405 Lagunaria cuneiformis........ 57 Lamprococcus Laurentianus.. 228 Lapageria rosea fl. albo ...... 468 F 56 Latania borbonica ............ 215 * 4 * IX „ ? se Seite. Ihurus®werges Mir an 216 Leptopteris superba.......... 387 Leptorhynchus suaveolens ... 306 Liegle, 223 ı Ligmfarıa Hodesoni em, „AR; 58 Libium auratum 378. 526. col- chicum 404. giganteum 344. monadelphum 404. Szovitzi- anum 404. tenuifolium...... 426 Liriodendron tulipifera....... 22 | Livistona chinensis 69 Lobelia Erinus var. Cracovien- s 3. Paxtonr u. NIE: 343 Lucuma mammosa ........... 210 Lycaste tyrianthina:.......... 225 Lychnig.Senno.. KW Yan 405 MLacleania pulchra5l5.speciosa 402 Magnolia glauca 22 Mamillaria barbata 163. bico- lor 163. papyracantha 163. recurvispin. 163. vivipara... 159 Mammea americana........... 208 Manettia cordifolia........... 29 Mangifera indickaaa 216 | Maranta striats , 389 Martynia perennis 126 Maxillaria tyrianthina........ 225 Meconopsis aculeata 403 Medinilla farinosa............ 223 Miconia puiverulenta ......... 57 Micranthella Candollei ...... 403 Mic#stylis discelorr ee, 53 Mimulus cupreus 130.469. repens 128 Miltonia Remellt‘... 2.2.0.8 304 Monstera dilacerata 225. multi- | Juga 225. pinnatifida........ 225 Moraea edulis 305. fugax 305. Fp 305 Muschia Wollas toni 429 Mut tis. 300 Mr õe 2 25 [Neet s RNRodie i 18 Neowedia affini s 57 Nerium odoratum 29. obesum.. 58 BP lea reuropea:.......... ee... 28 Opuntia fragilis 161. hysteri- cina 161. Missouriensis 161. Pes Corvi 161. pulchella.... 164 dia coccinea .............“e 515 Pachypodium obesum....... 58 Paeonia Mout.albo-gigantea 228. President Lambinon 54. rosa- prolifera 228. Stuart Low... 54 Pandanus littor alis 223 Parisium Wrage .. „ein 2 53 Passiflora quadrangularis... .. 210 Pelargonium Bowker i 127 % > 4 7 ‘ * x >; Seite. 0 * RR . 3 Persea gratissima .... 208 | Schleichera trijvga 3 2 2 Phalacraea celestina var 2 Sciadophyllum palmatu Pbilodendron pinnatifidum.. Seindapsds decursivus 225. Phalaenopsis ene . 5 18 laceratus 225. pinnatifidus. . 225 Phrynium Van-den-Heckei.. 59 Scutellaria costaricensis ...... 305 Pinkneya pubennnss 23 Sedum Siebo.dıi med. varieg 112. 355 Ping ET... 55 Selenipedium caricinum 516 Pionandra fragrans .......... 300 Sims amag 23 Piscidia Erythrina e 23 Solanum anthropophagorum 128. Planera acumin ata 389 fragı 300. eee 188 Pleetranthus iruücosus ...... 503 Soymida febrifug „ 21 Polßppß e x 2.3 226 Sphaeraelea Kcerifolie 1 Polygonum sachalinensis ..... 302 | Stenogastra concinna multifl. 299 Populus tremuloides.......... 25 | Stephensonia grandifolia..... 355 Portulaca grandiflora pl. ...... 93 | Steriphoma clemoides......... 337 Prinos verticillata .......2...- 17 | Stillingia sebifera .....u...... 47 Prumnopitys elegans 389 | Stipa elegantissma 302 Psammisia slerophylla........ 340 Strychnos nux vomica........ 17 Psidium pomiferum 209. pyri- Stuartia grandiflora........... 355 fern sale 209 | Swietenia Mahagoni 21 Pteris erstata..... ......%.;,: 387 Syzigium Jambolanum ........ 27 Punica Granatum .......... 27. 217 | Tacsonia van e e 59 Auamoclit Nationis ......... 229 Tamarindus officinalis BE ;, Quercus alba 25. pedunculata.. 24 | Terminalia tomentosa ........ 27 Raphi o lepis ovata 355 Thibaudia sarcantha.......... 340 Reidea glaucescens ........... 305 Todadlia aueleata. 23 Remijia ferrugin een 29 | Trevesia sundaica............. 04 Renanthera Lowei........... 431 Trichantha ming 255 Retinospora squarrosa........ 389 | Triehinium macrocephalum 341. Rhaphiolophora dilacerata .. 225 Manglesü...... BR... Rhododendron Baron Osy 127. ı Tropaeolum speciosum 344. tri Comtesse de Devon 342. Prin- color var. Schultzii 302. trie. cesse de Galles............. 342 V. Regelanu n Rh ynchosia albo-nitens ...... 341 | Ulmus campestris 26. fulvaa 25 Rosa la Comtesse Ouvaroff 55. | Urceolaria aurea 515. pendula 515 Francois Lacharme 55. Thea Vanda L ‚ ‚ 471 Jaune d'or 1468 515 Vanguiera edulis . 217 Saccolabium Harrisonianum _ 298 Verbascum pheniceum 404. pu- Salisia gloxinieflora .......... 126 niceu m— .... Samadera indica ........ 8 29 Veronica pinifolia ai 57 Sambucus nigra...... Br 27 | Nigtoria Er ............ 120 Saponaria Kotschyi ..... Ber. 301 Viggss enn ʒ 30⁵ Sarcoglottis Ess eri. 12 Waitzia corymbosa........... 306 Sarcopodium psittacoglossum. 2 Weigela floribunda ........... 126 Sassafras offiemalis........... Xanthoxylon fraxineum ..... 16 Sauranthera grandifola ...... % Dlopis Gh 14 Saxifraga Fortunei var. tricolor 01 e hagta ta 223 Schiuns eee Zizyphus Jujuba 22 Schizostylis coccinea......... 157 * Jambolana 217 u. Berichtigungen. Seite 96, 192, 336, 382, 480, 574. 4 Brieſwechſel. * Seite 144, 192, 431. a > 0 2 * 3 5 17 * 4 =; u.