DT | 2 HARVARD UNIVERSITY LIBRARY OF THE GRAY HERBARIUM — — Received 2 N g 9 19-7 Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Zeitſchrift für Garten- und Blumenfreunde, Kunſt⸗ und Handelsgärtner. Herausgegeben von Eduard Otto, Inſpector des botaniſchen Gartens in Hamburg, Mitglied des Garten⸗ und Blumenbau-⸗Vereins für Hamburg, Altona und deren Umgegend, der böhmiſchen Gartenbau-Geſellſchaft in Prag; Ehren⸗ Mitglied des Anhaltiſchen Gartenbau⸗Vereins, des Apotheker⸗Vereins in Norddeutſchland, der Academie d' Horticulture in Gent, des Gartenbau-Vereins für Neu-Vorpommern und Rügen, für Roſtock, für die Oberlauſitz und Erfurt; correjpondirendes Mitglied des k. k. Gartenbau-Vereins in St. Petersburg, des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. preuß. Staaten in Berlin, der Geſellſchaßt „Iſis“ für ſpecielle Naturgeschichte und der Geſellſchaft „Flora“ in Dresden, des Gartenbau-Vereins in Magdeburg, der Gartenbau-Geſellſchaft in Gothenburg, der k. 1. Gartenbau-Geſellſchaft in Wien, der Royal Dublin Society in Dublin und der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Cultur in Breslau. — ä — — nn Zweiundzwanzigſter Jahrgang. Hamburg. | Verlag von Robert Kittler. 1866. 4 x Er | | 6 g 5 A „Ni en! 11 19 ı * 7 ‚Er * 1 i . g „ ua N pe A * Ang 2 . FR. he 1 PR 1 IS. W . 2 7 9 . . nr nor F ue 110649 ne 5 mit > N * e Pi 8 „ r N * * eu * ar . 48 = N ea * a a (C1 rt ei, * e 5 ji * Ms un. ur BR wi we Kuh * * 4 N ü keit 18 rg ee 2 teten Im . 1 7 1 * Er 7 ien . M may 4 De * 1 3 * l re 1 N 4 Eu at r 2 * * 2 . * ar *. 4’ Inhalts⸗Berzeichniß. I. Berzeichniß der Mitarbeiter des 22. Jahrganges. De Bary, Dr. und Profeſſor. Klier, 8 Particulier. Beer, J. G., General⸗Secretair der k. k. Löbe, D Gartenbau-Geſellſchaft in Wien. M. ge „Kunſtgärtner. Maecker, Fried., Kunſtgärtner. Cohn, Dr. Ferd. Otto, E., Garteninſpector. N J. H., Kunſtgärtner. Römiſch, F. A. Kunſtgärtner. E. Röthel, W., Kunſtgärtner. Ernft, Dr. A., in Caracas. Scheydecker, M., Handelsgärtner. Farmer, ze. Particulier. Schneider, Kunſtgärtner. itner, G., Handelsgärtnereibeſitzer. Schwarze, Paſtor. Goeze, E., Garteninſpector. Stelzner, A. Handelsgärtner. SEE Geh. Mediz.⸗Rath, Dr. G. H. Tatter, W. Hofgärtner. Teichert, Otto, Obergärtner. Fechuh, 3 . H., Gartenvorſteher. Thalacker, B. Handelsgärtner. v. Jacobi, General⸗Lieutenant. Wendland, Hofgärtner. Jettinger, J., Kunſtgärtuyer. II. Berzeichniß der Abhandlungen und Mittheilungen. Abies Nordmanniana, über dieſelbe. Von E. Otto. 481 öſen der Rinde vom Stamme eines Birnbaumes. Von Paſtor Schwarze. 42 Adhatoda cydoniæfolia, über dieſelbe 571 Agave americana, intereſſante Beobachtung an derſelben im botan. Garten in eiburg. Von Prof. Dr. D Boch ar Er Re Agaveen, Geruch zu einer en 5 — derſelben. Von Gen. ⸗Lieut. r e Arad m wind un ö 57. 167. 209. 261. 320. 353. 405 Alocasia zebrina, über dieſelbe. Von A. PETER, SC) er. 56 Militen, Mittel Dagegen. .. e d ÜBEN ar. mann 90 Anacharis Alsinastrum (Waſſerpeſt), Verbreitung derielben .....2.......... 523 Anſichten eines Laien im Gartenfache über Preisvertheilung zum Zwecke der Er⸗ munterung und Förderung der Gartenculturen. Von J. Farmer. 153 Anthurium magnificum, über daſſelbe. Von A. Stelzner 152 „„ b ce # II Seite. Apparat zur Vertilgung aller Gattungen Ungeziefe re. 382 Aneuba japoniea und deren Formen le a 560 Aus Samen- und Pflanzen-Verzeichniſſen verſchiedener Gärten. Von Ed. Otto. 49 Ausſpritzen des Saftes durch die Blätter der Colocasia esculenta 138 Azaleen, drei neue Varietäten, bei Herrn Friedr. Worlee........ 8 274 Bambusa Fortunei varieg., über dieſelbe. Von E. Otto 40 Baſtardirung als Urſache der Veränderlichkeit bei den Gewächſen nach Naudin. oWez e.. ne, 6 Bäume, alte rg lange Zeit hinaus zu erhalten und geſund zu machen. Bon Paſter Sha . a Baum⸗ und Straucharten mit bunten Blättern. Von E. Otto 490 ccchs, beſte s f è . 2 189 Deobächtungen an O innen. 6 ae 47 über das Wachſen der Pflanzenſtengel während des Tages und Nachts. Von Duchartre, überſetzt von J. S ... 241 Bepflanzung der Böſchungen bei Eiſenb ahnen 285 Betula pyramidalis, eine neue Variettůtt i G 381 Blätter und Wat en . a. 200 Blumenausſtellung in Potsdam zum Beſten verwundeter Krieger 391 Mumie Neuheiten. Von . Otto .uhanen nee ee a 40 2 4 bei ere zn Kar > mhk > mini 286 ron d . I ac, u TEE 558 Blüthen, über gefüllte Don . „„ a 197 Botaniſcher Congreß in London vom 22.—25. Juni 18666. 306. 331. 351 Botaniſche Unterſuchungen aus dem phyſiologiſchen Laboratorium der landw irth- lichen Lehramalt n „ be ii den Kaiſerm den Dette! 143 Brautbouquet der Prinzeß Marie von Cambridge.. 383 Brownea grandiceps in Blüthe im bot. Garten zu Hambug g 286 Bürgerpark in Bremen . . . . ee ee 242 Camellia japonica fol. variegatis bei W. Bull 41 Federn dom ino, EA... au er 0 524 Champignonzucht in Paris. Von C. Bren ning 203 Chishurst-Compound (Mittel gegen alle Inſekten . 142 Coniferen, einige empfehlenswerthe ſeltene und neue. Von A. Stelzner ... 52 Correſpondenz aus Rußland. J. H. Hochhunnů hh 91 Cratægus-Arten, Auswahl ſchöner. Bon E. Otto 547 Cucurbitaceen, über dieſelben. Von E. Otto 21 Cultur einiger alten, meiſt vergeſſenen ſchönen Pflanzen. Von E. Otto. 511 Culturergebniſſe einiger Gemüſe-Sorten. Von J. Jettingen 486 Cultur der Kirſchen unter Glas. num us rn nn 451 „ der Mitreris gogeines Bon G. „„ „ 8 „ der P&onia Moutan. Von Jacob Klie I. II.. 303 der Palmen. Bon 6. üdl and Hmmm sin. 348 „der Nasen. Non J. eyer „ . in 295 eee ⁰ʒ A > air He merk Berlin. Die 2 5 des 44. Jahresfeſtes des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. preuß. r Programm zur Frühjahrs⸗Ausſtellung des Gartenb.- Fahrner Programm zum Stiftungstage des Gartenbau- „ I ee eee e Bremen. Die Ausſtellung des bremer Gartenbau-Vereines r | AD Breslau. Schleſiſche Geſellſchaft für vaterländiſche Cultur, Section für Obſt- und Gartenbau, Sectionsberichte Mittheilungen aus den Sectionsberichten der ſchleſ. Geſellſchaft, Section für Obft- und Gartenbau .. 7 7 Gärtner und Gartenfreunde Chemnitz. Anzeige, die Frühjahrs-Ausſtellung des Erzgebirg III 20 286 494 40 Jahresbericht des ſchleſiſchen Central-Vereines für a 1 Gartenbau-Vereines betreffend.... 126 1 Jahresbericht des Erzgebirg. PR bon Ades 127 Dresden. Anzeige, die Ausſtellung am 28. März betreffend .. 126 1 Ausſtellung der Gartenbau-Geſellſchaft „Flora.“ Berichtet von A. Römiſcg hh 232 Frankfurt a. M. Neue Prämienpreiſe betreffedddddddd . 181 Ausſtellung der Gartenbau-Geſellſchaft am 20. März 231 I Gotha. Ankündigung der Ausſtellung am 26. Mai des Thüringer Gartenbau⸗ Vereines Hamburg. Verein der vereinigten Gärtner Hamburg's und Altona's, Ausſtellung betreffend ............. 82. * Garten⸗ und Blumenbau-Verein, Ausſtellung be— HERREN AT TER RT Se 1 Programm zur Pflanzenausſtellung des Garten- u. Blumenbau⸗ Vereines 75 Ausſtellungsbericht des Vereines der verein. Gärtner Hamburg's und Altona's. Von E. Otto 1 Ausſtellungsbericht der Pflanzen- und Blumenaus⸗ ö ss; des Garten- u. Blumenbau⸗Vereines. Von „ ann EeN. ERER A 5.0 EN er Hildesheim. Programm zur Blumen- und Gemüſeausſtellung 127 82 183 227 FC rel ee 257 London. Programm zur internation. Gartenbau⸗Ausſtellung 193 und botan. Congreß am 22. — 25. Mai „ Neue Medaille der königlich. Gartenbau- Gefellſchaft 82 „ Bericht über die internation. Gartenbau-Ausftellung 303 u BT Ausstellung am 19. Juni zur Concurrenz um die Seite. von den Mitgliedern der Gartenbau⸗Geſellſchaft aus⸗ geſetzten PBreifeinuä& cet. rn fu St. Petersburg. Die internationale Gartenbau-Ausſtellung im 3225 1667 betreffend e e u. Zur ie Trier. Zeitſchriſt des Gartenbau⸗Vereines in Trier = Wien. Anzeige der am 23. Mai zu veranſtaltenden Aus- ſtellung der k. k. Gartenbau⸗Geſellſchaftt * 127 Garten, aus dem botanischen in Breslau. Vom Geh. Med. Rath Profeſſor Dr. Göppert . , m d ee Bruce ö £ über den botanischen in Breslansns on 36. 223 7 über den botaniſchen zu Kew. Von E. Goe ze 137. ie 0 über den neuen botaniſchen zu Peſt .. e des Herrn von Struve in Dresden mm 388 Garten⸗ ⸗Etaliſſement des Herrn G. Geitner in Planitz. 80 Gärtner⸗Lehranſtalt in Potsdam, Reorganiſation derſelben 574 Gärtnerei, Handels-, des Herrn F. Brauns in 1 8 Von W. Tatter 515 € 4 des Herrn Riechers bei Hamburg 259 ie 2 der Herren P. Ai & Co. in ber. ee ee 157 1 des Herrn F. 8 en „ 403 Gärtuerei⸗ Uteuſilien bei Herrn Aug. Garvens e 381 Gefüllte Blumen und panachirte Blätter, kommen dieſe vereint auf einem und DEITIELDEN nnn P ⁵—ꝗÜ'g. nt; SORBREr Eee 23 Gladiolen⸗Varietäten und deren Cultu err 71 r EREN n . 2ntndngs S 510 Gleditschia triacanthos r r - SBRERONT > 381 Gurken, zur Cultur derſelben. Von J. Jettingernru 447 „n e x nu... 450 iim Argentenm,' . f ̃˙ wr ůàwͤ tn 524 Haushalt der Natur, ſtatiſtiſche Notizen über denfelben ................220u..2.2. 45 Hippomane Mancinella, über demfelben........................u222222neeeeenanen. 571 Honigthau, über denſelben. Von Bon ſteddde 45 Johannisbeeren, Treiberei derſelben. Von W. Tatter er 0 516 e Kae. Bulls... a en en 190 Kohlraupe, een derſelben re e ill... onen 573 eches (Nephelium Lite): . dk a SE a a 429 e . ne. 483 Linne-Straße in Paris um A 336 Mobelien, über einige neus ct re 12.0; Snson een eh 542 Mais, japaniſcher, mit geftreiften Blätterm ..........uccueenooeceeenn ln. 429 Maulwurf, der, über deſſen Lebensweiſe, Nutzen, Schaden ꝛc. Von Dr. L öbe A Mesembryanthemum, Cultur und Verwendung berfelben. Von E. Dtto..... 529 Methamorphoſe oder Metamerie? Von J. Farmer 123 Miſtel (Viscum album), über dieſelbe. Von eee na ne 9 Mittel gegen das Verfaulen des Holzes. 382 Myosotis Imperatrice Elisabetitꝶ kk . 574 Obſt, eine neue Art daſſelbe aufzubewahren 572 Obſtbaumſchule, er Bemerkungen über die Anlegung derſelben. Von M. Sheet ee „ 7. 3 a 103 Orangenbäume, zur Behandlung derſelbe nnn. 530 Orchideen⸗Milben, Vertilgung derſellen «444 573 Orchideenſammlung des Herrn Conſul Schiller 90 Brobanche Cirsii, über bielbes: . a7 dad: Rn enden 380 Fart au Bab Dauer der Rinfraft derſellnn . M nenn nen 183 ark zu Babertsberg, Verſchönerung und Erweiterung deſſelben 89 Park zu Sagan, über denſelbeu. Von F. Mae cken 468 Seite, Paterſon's und Sohn neue Samenkartoffeln nun.. 5 Paulownia imperialis blühend bei Hambun g 381 elargonien, die capiſchen unſerer Gärten. Von E. Goe ze 337 J ⁰ » ⁰¶ . ĩ . . .. 139 Pelargonium Endlicherianum, als Mittel gegen Eingeweidewürmer............ 430 Petroleum, Inſekten Weiden r Petunien, mit neuen marmorirten Färbungen bei Herrn Thaller: 453. 485 Pflanzen, welche in Caracas mediziniſch benutzt werden, nebſt f vaterländiſch. een ert., n 128. 180. 204. 275 Pflanzen, ni über einige neue und ſeltene, im Garten 1 Kew. Von Se 75 Pflanzenphyſiologiſches , N an 113 Pflanzen, Ueberſicht neuer und empfehlenswerther, Ben oder beſchrieben in anderen Gartenſchriften 24. 105. 158. 280. 363. 425. 476 Pflanzen, Notizen über einige, die im botaniſchen Gürben zu ae geblüht An . IL VS DNE, Dr Pflanzen in Ward’ rere RE, re. 141 Pflanzen⸗ und Samen⸗Verzeichniß des Herrn J. Baumann in Gent 137 5 des Herrn 85 Benary r 88 5 z des Herrn J. Baumann in Gent 480 > u der Herren T. Booth Söhne in Flottbeck 1 4 3 des Herrn G. Geitner in Planitz pa 1 der Herren Grönewegen & Co. in Amſterdam 254 5 5 der Herren Haage & Schmidt in Erfurt 135. 477 1 1 des Herrn F. C. Heinemann in Erfurt... ... 135 Pi 5 des Herrn F. Jühlke in Erfurt ............ „ „ der Laurentius'ſchen Gärtnerei, Leipzig 335. 479 „ „ der Herren Metz & Co. in Berlin ............ 89 15 * der Herren Platz & Sohn in Erfurt ....... 88 hi m des pomologiſchen Inſtituts in Reutlingen . . 523 2 70 der Herren Schiebler & Sohn in Celle... 135 1 Pr der Herren 3 Smith & Co. in 1 136 55 des Herrn A. Verſchaffelt in Gent... 190. 522 bel gamen Beobachtung über das Keimen derselben. Von E. Goe zee. 100 Phosphorſäure befeitigt den Harzfluunn UE nenn 187 Jomo. zum Unterſuchen der Keimfähigkeit der Samennmd 140 omologiſcher Congreß nn . ED N TORN. SE 456 Pomaſegiſches Inſtitut in Reutlingen :...... U. RER... TR 143 Promenaden Breslau's. Von Profeffor Dr. Göppert............................ 34 anunculus asiaticus superbissimus, über denſelben. Von E. Otto.. ...... 41 e . 3 Reiſebericht des Garteninſpectors H. va Pr. AUT. e ene. 11 an, 2. Garteninſpectors H. in Pr., zur Berichtigung deſſelben. Von Rhododendren, einige der neueſten empfehlenswerthen bei Herrn J. Baumann . . 475 Roſen, einige vorzügliche bei Herrn F. Harms in Eimsbüttel l ᷣ(CnQn b 387 Roſen, über das Treiben der in Töpfe gepflanz tern 564 Roſencultur und Ausſtellung in Brie-Comte-Ro ber 394 Roſen⸗ und Fuchſien⸗Cultur des Herrn F. Harms in Eimsbüttel. Von E. Otto = VI Spaniſche Fliege als Feind der Maikäfer BBoffatr, der ½%«˙’ͤͤ“nni 190 Statiſtik der in Paris angepflanzten Buumemeemn cu 142 Telopea speciosissima, über dieſelbe 1... dcınmid. enuohe 70. 187 lunpaufbare Cacetus-Oybrive ...........2: ten. 5 . 137 ich ruffiſches, äber daſſelbe . u. 2. 0 u 572 e e . 574 Verbenenbeet, ein permanentes. Von Paſtor Schwarze 140 Verſammlung, te, deutſcher Pomologen, Obſt-, Wein⸗ und Gemüſezüchter in Wenn ae a Fe ee 289. 380 Beiedeues.........22.2..2.22.%. 2. ei ᷑ T f Wanderung der angebauten Pflanzen in Bezug auf Völkerkunde. Von John Fraunrnd g e 2 a Ze 503. 543 Waſſerpeſt 3 Alsinastrum), Verbreitung derſelbeen. 523 Weinrebe, Beitrag zur Cultur derſelben rr 151 Weißdorn, Auswahl ſchöner Arten. Von E. Otto 547 Wirkung des Winters 1864/65 auf die im Freien ſtehenden Bäume u. Sträucher im botaniſchen Garten zu Würzburg. Von C. Salomon 200 Wirkung des Winters 1865/66 auf die Pflanzen im Freien 134 Wurzelgewächſe, Aufbewahrung derſelbe nns 140 Zuckerrüben und andere Wurzeln aufzubewahrennP. 45 II. Literatur. Fiſcher, Carl, Der Obſtfreund und Obſtzüch tern» 132 Karſten, Dr. H., Botanische Unterſuchungen aus dem phyſiologiſchen Laboratorium der landwirthſchaftlichen ABD 86. 385 Leroy, Andre, Dictionaire de Pomo logie 40 Linck, F. G. Katechetiſcher Unterricht in der Obſtbaumzuchett. 428 Lucas, E., Taſchenbuch für Pomologen, Gärtner und Gartenfreunde .. 133. 523 — Vorſchläge zur Anpflanzung der Eiſenbahndämme und Umfriedigung mit Obſtbäumen und nutzbringenden Holzarten 237 Neſtel's Rosengarten RE „ er 282. 523 Reimann, Juſtus, Die Obſtorangerie d seh Seine 379 Schmidt, Dr., Joh. Ant., Anleitung zur Kenntniß der natürlichen Familie der Phanerogamen . eee e - e eee 1 Schröter, L., Die Hausgarten m — Pal: ea 283 Weſſelhöft, Joh., Der Roſen freund „ n ask c 378 III. Perſonal⸗Rotizen. Beförderungen, Ehrenbezeugungen, Todesfälle, Nekrologe. Seite. | Seite. BEE; GER. u SE EV. 430. | Ef. nenn ARRSBE A Inge 430 Braſch Ri. und War a Br hn e! 431 3 Thomas Far. Bl: . Fintelmann, Carl gn 336 cc 64e ee 431 5 Gaerdt a 576 BERNER 430 | Goeze, E dm. Er 287 525 E Seite Seite ... . JJ 430 Greville, Dr. Rob. r 3 ert 430 ccc 40 ern 384 Haage, Friedr. Adolph 480 chars . er ra 91 £ 1 (Nekrolog). 525 Putz & Ro es 3 :; nnen ann ears 2012. 490 „ 575 rden Dr. W. M. T cm 287 Riegler, Chriſt. Nefrolog ......... 237 o blen 7 ae DIE | A · RETTEN ERS 239 an, l. a1 Sales earl rene. 239 Renne. 430 Shehsdecker, RM. e 384 he Ferd.. e. m 192. 384 Schlechtendal, Dr. D. F. L. . . 525 Kotſchy. Dr, Theod rr 430 —Schnittſpahn, G. Ft. 91 Uber... han rt. 575 Ghröder 7 Mn HER 431 Legeler, Profeſſo rr 575 Seemann, Dr. . ne 192 Lenné, Dr. Pet. Joh ggg 91 , Siebold . , SR TE 576 10 Fi hebeelog 7 Teichert Fried. nn ER 192 eas, . .es. 430 1 Nekrolag AN. 239 Mett nius, Dr. . 40 | erheben. ne. ara 143 TRidWehs u u9r. e Aula 576 | Beith, R Gd mau. 192 Moritz, Carl f ee. 480 Wente A/ aan. . een 143 Metner, Th.. Pad ni: Jabel mene n nenden 430 IV. Anzeigen über verkäufliche Samen, Pflanzen, Samen⸗ und Pflanzen⸗Verzeichniſſe ꝛc. von: Joſ. Baumann, Seite 96. — E. Benary, 95, 288, 432. — J. Beyrodt, 95. — Gebr. Dittmar, 192. — W. Döppleb, 95. — Louis Feldhügel, 402. — F. Fiedler, 528. — Aug. Garvens, 96, 144. — G. Geitner, 95. — G. Gleichmann, 48. — G. Göſchke und L. Schröter, 95. — F. C. Heine— mann, 384, 527. — W. Herſchel, 528. — Alois Hiernſtorfer, Umſchlag des 4. und 5. Heftes. — A. H. Höbbel, 336. — H. Klippe, 48. — Aug. Kober, 143. — Laurentius'ſche Gärtnerei, 527. — F. A. Lehmann's Wittwe, 95. — Dr. E. Lucas, 432. — Melzer, 288. — Müller, Juſtizrath. 95. — Mohs, 576. — E. Otto, 528. — Stellengeſuche, 48, 94. — L. Späth, 384. — B. Thal⸗ acker, 48 und Umſchlag des 2. Heftes. — Verwaltung der Baumſchulen Ober— hütten in Bielagrund bei Königſtein, 144. — Samen- und Pflanzenverzeichniſſe wurden vertheilt: Mit Heft 1 von Herren Director F. Fürer. — Metz & Co. 1 „ 3 „ Herren Joſeph Baumann. — Laurentius'ſche Gärtnerei. — Peter Smith & Co. — Neſtel. „ „ 4 „ Herrn Amb. Verſchaffelt. „ „ 8 „ Herren L. Späth. — F. C. Heinemann. „ i Bert. E. Benn „ „ 10 „ Herrn Joſ. Baumann. „ „ 1 „ Herrn Amb. Verſchaffelt 11 „ Proſpectus zum illuſtr. Handbuch der Obſtkunde. „ „ 12 „ von Herrn Bernh. Thalacker. VIII V. Pflanzen, welche in dieſem Bande beſprochen oder be- ſchrieben ſind. Seite. Abelmoschus esculentus .... 276 Abies amabilis 159. nobilis 53. Nordmanniana 481 Abromia frag ans. 28 Acacia Farnesiana 131 Acer pseudoplatanus erythro- J Kan 51 Acrocomia sclerocarpa ... 130 Adhatoda cydoniefolia ........ 573 Adiantum concinnum 131 Agave aloides 265. americana 130. 171. amoena 211. Amurensis 117. applanata 168. attenuata 272. Beaucarnei 120. Brauni- ana 216. Celsiana 272 chia- pensis 213. ccerulescens 8 isea 60. Cohniana 321. ommelyni 405. crenata 176, cyanophylla 175. dasylirioides 269. densiflora 261. de Mee- striana 167. Desmettiana 207. excelsa 215. Fenzliana 170. filamentosa 58. filifera 57. flaccida 174. flavovirens 270. fœtida 325. glaucescens 267. Geppertiana 219. grandidenta 114. Haseloffii 220. hetera- cantha 64. heterodon 176. hexapetala 360. Hookeri 168. horrida 64. Houlettii 268. Humboldtiana 264. Ixtlioides 214. Keratto 262. Kerchovei 119. Kerch. 3 macrodonta 120 Kerch. / diplocantha 120. Kerch. ) distans 120. Kew- ensis 218. Kochii 117. Lau- rentiana 266. Legrelliana 266. Lophantha 60. Loph. 3 gra- eilior 62. Loph. % subca- Argemone mexicana Seite. Almeida macropetala 477. rubra 477 Aloe vulgarin.. ,. 1 279 Anacharis Alsinas trum 523 Ammi Visnaghnniia 78 Amygdalus persica ............. 206 ı Ancylogyne longiflora........... 427 Andropogon eitratum .......... 79 Anethum fœmiculum 204. gra- veolens . . ae. 131 Angelonia salicariæfolia 76 Angrecum Schailluanum 476. sesquipvdale „i............11... 366 Anguillaria dioica ............. 32 Anona Cherimolia................ 180 Anthurium magnificum 152. 427. pedatifidum 371. regale 482. Scherzerianum .............. 427 Apeiba Tibourbou ................ 128 Aphelandea ornata 482 Arachis hypogaa ................. 206 Araucaria imbricata............ Ardisia hortorum 112. Martiana 1 Artemisia Absinthium........... 75 Artanthe Bredemyeri ............ 130 Arthrotaxis tetragona .......... 369 Asparagus officinalis 132 Aubrietia Campbellii 50. delto- ides var. Campbellii 106 Aucuba japonica foeminea ..... 107 | 4 spec. et variet. plures 564 Azalea indica Emmy Worlee 274. C. H. Harmsen 274. Inspetor Otto 274. punetu- lata var. 108. Reine des Pays Bas 368. Roi des Beautes 364 ' ®BBaillieria Barbasco 77 Bambusa aureo-striata 111. ar- genteo-striata 111. Fortunei nescens 62. Loph. } brevifolia „ ae wen. a 40 62. Maigretiana 120. Noackii Batemania grandiflora .......... 265 261. Ottonis 320. Poselgeri ' Begonia baceata 179. gerani- 62. Regeliana 214. Salmiana - oides 370. Pearcei ............ 28 cinerea 169. Saundersii 172. Belonites succulenta ............ 27 Schlechtendali 169. Schidigera ' Bonincasa cerifera 22 59. scolymus 209. sobolifera Beloporone pulchella ........... 26 130. Smithiana 263. steno- Betula pyramidalis ............... 381 phylla 269. Thompsoniana 262. Bidens bipinnatus/ 78 univittata 62. Verschaffeltii Bignonia argyreo-vielascens .. 281 AI. zylacanthal...;.:..... 116 Billbergia Glymiana 368. We- Allamanda cathartica 204. Hen- o 368 „ 22 2 A ne 25 | ’BIiXa ohren „ 75 Allium Cepa 128. sativum ...... 76 Boceonia Japonicgaa 50 Mlocasis. 20brin ss. 56 Borago officinalis 78 Boswellia serrata Bougainvillea spectabilis var. Isteribie, ..,.0fiel e e 280 Bowdichia virgilioides........... 76 Brachyramphus ynybaceus ... 129 Bromelia fastuosa var. Berge- mann] .. si. te 281 Brownea grandiceps.......276. 286 Bryonopsis laciniosa var. ery- throcarpe;, elm 8 6 4 05 22 Buddleja americana 206 Bursera gummifera.............. 79 C alathea Lindeniana 483. tubi- spatha 27. Veitchiana 24. 364. Calceolaria hyssopifolia . 105 Calonyctium speciosum ........ 207 Calpinia lasiogyne................ 145 Camellia jap. Clodia 366. Comt. Pasolini 111. Dionesia Ponia- towski 29. Marianna Talenti 368. Mistris Dombrain 476. planipetala 111. Roma risoıta 280. foliis variegatis 110 Campanula carpathica bicolor 50 Canna edulis .. .............: PER 79 Dapraria biferr s.. 132 Capsicum baccatumm 129 Cardiandra alternifolia 27 Coricg p 205 Cassia bicapsularis 79. biflora 129. fistula 79. occidentalis 78 Castanea vesca fol. varieg. 51 Cattleya- bogotensis, maxima, quadricolor, Ruckeri ......... 448 Cecropia peltata................ 279 Cedrela odor ata 128 Cereus Pitahayaa 275 Ceropegia Cumingiana 30. soro- PIE... mee eg. r. b. l, 370 Chamaecyparis Boursieri 370 Chenopodium ambrosioides 207 Chrysophyllum Camito . 78 Cissus sicyoides.. eos 128 Citrus Aurantium ..........., 77. 207 Citrullus vulgaris 207 lavija laurifolia.................. 146 lematis hybrida fulgens 51. Jackmani 108. species et varietates pluves............... 109 Clianthus Dampieri fl. albo- rubro-marginata ......... 106. 108 Clusia alba et rosea 130 Cocculus palmatus 130 Jo cos nucif era 129 Colo asia eseulenta , 132. 207 Commelyna Cayanensis.. 277 •Jj r r r . . . ́—— . Seite. Comparettia eoccinea 366 Coprosma lucidaa. 145 Cordyline Jacquiniana var. Pp., rden ie 102 Combretum velutinum 206 Corydalis Marschalliana. . . 477 Crassiolaria annua ....... 132 Crataegus Oxyacantha Gump- peri bicolor 364. species plures 547 Crescentia Cujete...... 78. 278 Crotalaria stipularis 132 Croton hirtum 79. sanguifluus 276 Cucumis dipsaceus 22. Dudaim 22 Cucurbita depressa 23. argy- rosperma 21. melanosperma 22. maxima 77. Lagenaria hou-lo 23, moschata clavi- formis 23. vulgaris sphaero- r ²ͤVZÄvd > Me Cupressus Lawsoniana 55. 370. gsempervirennnn 129 Cuscuta reflexa v. verrucosa 30 Cy dais volgaria. eee als 206 Cymbidium Hookerianum ... 369 Cypripedium caricinum 363. Hookerianum 107. Pearcei. . 363 Cyrtomium Fortun i 147 Dahlia imperi alis. 132 Daphne Genkwa 371. jezoensis 371 Dasylirion longifolium..... 106 Datura Stramonium 207 Dendrobium dixanthum 365. erizeflorum 31.giganteum 110. Johannis 25. Tattonianum, . 25 Desmodium heterocarpum. . . 276 Dianthus chinensis laciniatus.. 25 Dianella Tasmanica ....... 106 Dieffenbachia gigantea 365. ener mike nen RR. 79 Dimorphantus mandschuricus 483 Dipterix odor ata 276 Disa grandi flora. 524 Dis emma coccin ee 28 Doryanthes excelsde 132 Dorstenia bahiensis 31. Contra- B » bete 130 Dracaena Medeloides 371. ter- minalis 102. umbraculifera. 41 Drosera Wittak eri. 49 HEchidonium Spruceanum... 425 Echinopsis Zuccarini v. Ro- Ike. K. Sea 368 Echites suceulenta. ....... 27 Elais guineensis.......... 476 Bleusine indien 180 Epidendron myrianthum. .. . 179 Epiphora pubescens. 426 X Seite. Ericinella Manni ........ 367 Eryngium fetidum. ....... 131 Erythrina Corallodendron . 208 Euchresta japonica....... 107 Eucodonopsis nzgelloides . . 107 Eulophia euglossa 280. virens 370 Euphorbia caracasana 454. SFA AAA ER. Fagari a lentiscifolia Ficus Carica 204. gigantea 204. Suringarii J „ Fourcroya agavephylla atroviridis 329. Bedinghausii 409. Commelyni 405. cuben- sis 359. depauperata 409. flavo-viridis 356. fœtida 328. geminispina 358. gigantea 325. longæeva 322. Selloa 408. tu- u et Fuchsia acynifol. 440. affinis 438. alpestris 438. apetala 440. arborescens 435. canes- cens 437. cinnabarina 441. coccinea 434. conica 438. 439. corallina 441. cordifolia 437. corollata 437. corymbi- flora 436. Cottinghami 438. eylindrica 437. decussata 435 438. dependens 436. 437. discolor 439. erecta 436. ex- corticata 434. fulgens 436. globosa 435. gracilis 434. 435. granadensis 441. hamil- loides 435. integrifolia 438. 441. linearifolia 441. linoides 435. longiflora 441. Lowei 439. — 440. lycioides 434. macrantha 439. macro- stemma 438. magellanica 434. microphylla 435. 438. Miel- lezii 441. miniata 440. mon- tana 440. mutabilis 436. mul- tiflora 435. nigricans 440. parvifl. 441. procumbens 440. quinoduensis 441. radicans 437. 438. reflexa 438. scabri- uscula 437. serratifol. 439. sessilifl. 437. simplicicaulis 440. spectabilis 440. sylvatica 437. syringæfl. 435. thymifol. 438. triphylla fl. coceineo 433. venusta 438. verticillata 441. virgata 438. Graleottia grandiflora Galipea Casparia Gardenia Maruba 353 r eee e Gelonium fasciculatum Gesneria hybr. Sceptre cerise 111 Gladiolus Papilio 365 ; Gleditschia triacanthos. 361 Goniophlebium attenuatum . 78 Gonolobus aristolochioides... 205 ' Griffinia Blumenavia ........ 349 Gromovia pulchellaa 26 Guajacum offieinale.......... 204 Guazuma ulmifolia 181 Gustavia brasiliensis ......... 483 ' Gymnogramma japonica 147 Gynerium argenteum 524. sac- breite wo 79 Habranthus fulgens......... 365 Hamelia patenns 130 ' Heliotropium indicum ...... 276 ' Hemerocallis fulv.var. Kwenso 371 Hepatica angulosa............ 50 Hippomane Mancinella ...... 571 Hoya. naa. 234 Hura crepitans 204 Hydrolea spinosa . .. ..... 132 Hylopia glabra 180 Hydrangea japonica 50. jap. fl. DnaIba. „ Hymenaca Courbaril ......... 6 Hymenophyllum palmatum.. 131 Hyophorbe Verschaffeltü..... 280 Hypericum patul. 477. Uralum 477 Indigofera Anil. 76 Ipomoea acetosa 77. Batatas 77. fastigiata 77. Horsfallise 282 Iris chinensis 477. fimbriata 477. reticulata . — „ 2.0 Jacaranda digitaliflor. a albifl... 477 Jacquinia mexicana . . 425 Janipha Yuquilla......... 279 Jasminum grandiflorum .... 205 Jatropha Curcas 208. gossypi- folia 278. urens ........ 181 Jussiena angustifoliůa 279 Lactuca sata. 205 Lselsa Wallsü .1:: Sry #793 484 Learix Griffith! Fri 31 Ledibidia coriaria........ 131 Leeythis minor 130 Leda robust. 29 Lepidium sativum......... 206 Lilium avenaceum 26. candi- dum 77. formosum 110. Thun- bergianum aureum nigro-ma- | culatum SERIE 17,73 108 ı Limodorum virens ....... 370 Lippia eitriodora......... 279 Lobelia aromatica 427. corono- pifol. 427. excelsa 427. grandis 178 Luffa acutangula 78. amara .. 22 Lycopersicum esculentum . . 277 MWalachra capitata........ 205 Malpighia glabra 129 Mammea americana 206 Mangifera indica. 206 Manihot utilissima ........ 279 Maranta roseo-picta 483. splen- dida 281. Veitchiana 264 Marrubium vulgare 206 Meconopsis nepalensis 426 Medeola asparagoides 371 Melicncesa hijungaga 206 Mentha aquatica ......... 279 Mesembryanthemum acina- ciforme 25. laevigatum, rubro- cinctum, subulatum...... . Microcachrys tetragona. . . . 369 Mieromeria Brownei 275. varia 278 Miltonia ancens 367 Mirabilis Jalapppa a 205 Mitraria coccinea ........ 8 Momordica Charantia ..... 131 Moraea chinensis 110 ME En n8 wens 208 Musa sapientuiunn 78 Mussaenda luteola ....... 367 Myosotis hybr. semperfl. Kai- serin Elisabeth. ...... 49. 574 Myrsiphyllum asparagoides.. 371 Nasturtium offieinale ..... 7 Nephelium Litchi ....... 429 Merium odorims... 310% 276 Nicotiana Tabaccum ...... 277 Nidularium Karatas ...... 206 Ochroma Lagop uuns 128 Ocimum basili cum 76 Ocotea Cymbarum 276. Pichury 129 Odontoglossum anceps 367. angustatum. 484. bietoniense 25. Bluntii 364. eirrhosum 484. cristatum 484. Dawsonianum 107. Hallii 484. luteo-purpureum 484. Pes- et FIRMEN, 108 eser, 2 207 Omelanthus populifolia . 146 Oncidium acinaceum 484. au- rosum 485. bicallosum 110. candidum 105. cucullatum 484. Diadema 485. leopardinum 485. macranthum ....... 485 Opuntis Tuona.. .,.... en 278 Origanum vulgare. 207 . 380 / ⁰ũãt ²ꝛ 284 Othonna tripliner via 29 Alexandræ 364 | | | ö I | | | | | Peristrophe lanceolaria .. Palumbina candida ' Papaver paniculatum Oxalis corniculata Pachypodium succulentum 27. sat We Paeonia Moutan Palafoxia Hookeriana 105. tex- „ nee. 3 flagelliformis 426. ee Pandanus Veitchii Pardanthus chinensis Päritium tilliacenmn Parthenium Hysterophorus . . Passiflora coccinea 28. fulgens 476. macrocarpa . .. 2.2... Paulownia imperialis...... Pavetta incarnata alba 284. Ox- leyana Helene Pedilanthus lithymaloides .. Beireseia Neo arR Pelargonium abrotanifolium 342. acetosum 344. alchemil- loides 344. apicifolium 341. Arembergianum 347. auricu- latum 340. australe 348. be- tulinum 345. bicolor 341. Bow- keri 342. carnosum 342. cilia- tum 340. coriandrifolium 343. cordatum 345. Cotyledonis 347. crassicaule 345. erispum 346. crithmifolium 352. cu- cullatum 346. denticulatum 346. 430. echinatum 345. End- licherianum 347. exstipulatum 343. filipendulifol. 341. flavum 340. fulgidum 341. gibbosum 341. glaucum 344. glutinosum 346. grossularioides 343. hir- tum 342. incisum 343 lobatum 340. longifol. 340. malvæfol. 344. millefoliatum 341. nigri- cans 345. odoratissimum 345. patulum 343. papilionaceum 346. peltatum 343. pinnatum 340. pulchellum 342. pulveru- lentum 340. pustulosum 346. quercifolium 346. Radula 346. radulæfol. 340. reniforme 345. sanguineum 341. schizopeta- lum 342. spinosum 344. ta- bulare 344. tenuifol. 342. te- tragonum 343. tomentosum 346. triste 341. viscosissimum n eee Fee sn. 0 Peperomia marmorata Ne Er TE XII Seite. Pers ea gratissma 75 Petunia Inimitable marmorata 453. 485 Phalaenopsis cornu-cervi 367. Lüddemanniana 111. rosea . Sumat rana 8 282 Philodendron caryophyllum 284 Lindeni. .......... 483 Phormium tenax fol. varieg. . 368 Bkrynium Veikehil. u. 0% - 364 Physalis pubescens 204 Physianthus alb ens 30 Pistia occidentalis 204 Plantago major. 205 Plumbago scand ens? 180 Pnmiera rubra „ e 76 Podocarpus spinu lose 50 Podophyllum E modi 364 Polychilos cornu-cerv i 367 Polystachys pubescens 426 Portulaca olera cen 279 Primula intermedia 368 PSidiam Gunman 204 Punta nen. e 180 Pyrethrum chinense et indicum 26. Parthenium ....»... 276 Ranunculus asiaticus super- DESBIEIHR A Nr ie t e AH ne 41 Ra phanus sativuius 276 Rapuntium Leschnaultianum. 427 Reidia glaucescens 284 Renealmia sylvestris 130 Retinospora lyeopodioides 54. obtusa 54. pisifera. ......- 54 Rhododendron Duchesse de Nassau 26. Hodgsoni 178. Metternichii 50. neueſte Hybride 475 Rhodotypus Kerrioides.. 350. 426 Rhopala aurea 483. serratifolia 483 Ricinus communis 277 Rosa burbonica Mad. Jos. Guyet 108. Thea Marechal Niel 111. Th. Isabella Sprunt 476 Roulinia Karwinskiana 100 Rumex acetosassa3s3 75 Ruta graveolen 276 Salvia Humboldtiana 277 Sam b ucus canadensis 277 Sapindus capensis 145 Sapota k a 207 Seite. Sarmienta repens........ 282 Scepasma bwifolia....... 284 Schizostylis coceines..... 111 Sechium edule 129 Se dum japonicu men 477 Selaginella Martensis fol. var. 368 Selenipedium Pearecei 363 Sempervivnm calcareum . . . 335 Serapias epidendroides 370 Sesamum orientale 76 Sida rhombifo lia. 132 Silene Pumilio 208 Smilax officinalis 279 Solanum Melongena 77. hirtum 204. nodiflorum 279. verbas- cih A e . ere 278 Sonerila affinis 20. elegans 19. speciosa 19. stricta 19. zey- liess „„ 20 Sparaxis pulcherrima...... 17% Spinacea oleracea........ 75 Spiraea amurensis 107 Spondias purpurea 129 Stachytarpheta bicolor 25. | sanguineana „ Sa 30 Tacsonia Van-Volxemn..... 367 Ta marin dus indie@. .....: 277 Telopea speeiosissima... 70. 187 Tetratheca cilia tag 371 Theobroma Cacao 78 Thibaudia eomonaria 369. Jes- | SICH -....., ind auila 105 Tillandsia xiphioides 280 Trichinium macrocephala 280. Manglesii . A. 4 280 Trichopilia Turi ale 106 Trieyrtis hirta fl. nigro 51. Plesk een ee 31 Triteleia uniflora 351 Triumfetta semitriloba .... 78 | Trixis: frutescenns 205 Tupistra nutans. . .-: “un... 32 Veratrum Sebadilla. ...... 128 Viseu ahn wurde 9 Warscewiczella velata.... 370 Weigela arbor. versicoler.... 51 Lucca longifolia.......... 107 Bea Mais. mare ei 96 Zygopetalum velatum 370 Berichtigungen und Berbeflerungen. Seite 143. 192. 240. XIII Im Verlage von R. Kittler in Hamburg find erſchienen: Averdieck, E., Karl und Marie, oder Kinderleben. 1. Theil. Eine Sammlung von Erzählungen für Kinder von 5—9 Jahren mit 6 color. Bildern. 4. Auflage. 8. cart. 27 Ngr. — — — Roland und Eliſabeth, oder Kinderleben. 2. Thl. Eine Sammlung von Erzählungen für Kinder von 6—10 Jahren. 3. Auflage. Mit 6 colorirten Bildern. 8. cart. 1 Thlr. — Ohne Bilder. Geh. 20 Nagr. — — — Lottchen und ihre Kinder, oder Kinderleben. 3. Theil. Eine Sammlung von Erzählungen für Kinder von 7—12 Jahren. Mit 8 color. Bildern. 2. Auflage. 8. cart. 1 Thlr. 6 Ngr. — Ohne Bilder geh. 20 Ngr. Durch die langjährige Leitung einer Schule erwarb ſich die Verfaſſerin eine ſo tiefe Kenntuiß des kindlichen Gemüthes und Charakters, daß es ihr dadurch möglich war, dieſen Schilderungen aus dem Familienleben einen ſo eigenthümlichen Reiz zu verleihen, der die Kinder noch nach mehrmaligem Leſen immer wieder freudig bewegt und Geiſt und Gemüth zum Guten anregt. Auch die Eltern werden darin manchen vortrefflichen Wink über die heilſame Erziehung der Kinder finden. — Jeder dieſer 3 Bände enthält eine ganz für ſich beſtehende Sammlung kleiner Erzählungen, die unter ſich nur den Zuſammenhang haben, daß ſie in einer Familie ſpielen. Averdieck, E., St. Ansgar, oder was vor Tauſend Jahren geſchah. Den Kleinen erzählt. 8. Geh. 2 Ngr. 2. Anderſen, H. C., Neue Mährchen. 2 Bände. Ueberſetzt von H. Zeiſe und Dr. Le Petit. Mit 14 Bildern von Otto Speckter. 8. Gebd. 2 Thlr. 25 Ngr. Sugenbgeifung, Norddeutſche. Wochenſchrift zur Bildung des Herzens und eiſtes für die heranwachſende deutſche Jugend beiderlei Geſchlechts, von Dr. Julin⸗Fabricius in Hamburg. Erſter Jahrgang, 52 Bogen, gr. Lexiconformat, 1 Thlr. 18 Ngr., gebunden in 2 Bdn. 1 Thlr. 25 Ngar. Zweiter Jahrg., 52 Bog., gr. Lexiconformat, 2 Thlr. 12 Ngr., gebunden in 1 Band 2 Thlr. 16 Ngr. Ein Jahrgang dieſer Jugendſchrift enthält gerade ſo viel, wie 25 Bändchen Hoffmann'ſcher Jugendſchriften, wie 6 Bände von Dielitz ꝛc., und ſprechen ſich die Urtheile vieler Pädagogen jo vortheilhaft darüber aus, daß wohl wenige andere Jugendſchriften mit ſolcher Zuverſicht als gediegen und vorzüglich empfohlen werden können, als dieſe Jugendzeiuung. Kröger, Dr. J. C., Bilder und Scenen aus der Natur und dem Menſchenleben I die reifere Jugend. Eine Muſterſammlung von Erzählungen, Natur- und Ge— chichtsbildern in Poeſie und Proſa, zur Bildung des Geiſtes und Herzens. Gr. 8. Lexiconformat, 42 Bogen (650 S.), mit 6 color. Bildern. Geb. Preis 2 Thlr. Der Hamburger Correspondent No. 208 ſagt hierüber: Durch ſeine Reichhaltigkeit und Gediegenheit erſetzt es mehr als 3 Bände gewöhnlicher Jugendſchriften in der Art, wie die Dielitz'ſchen, und kann als wahres Haus- und Familienbuch betrachtet werden, denn wo man es auch aufſchlagen mag, es bietet des Intereſſanten und Belehrendeu ſo reichen und abwechſelnden Stoff, daß Kinder es immer und immer wieder zur Hand nehmen und ſelbſt Erwachſene es mit großem Intereſſe leſen werden. Kröger, Dr. J. C., Blüthen und Früchte für friſche und fröhliche Kinder. Mit 6 Bildern. Gr. 8. Geb. (354 Seiten) 1 Thlr. — Daſſelbe, feine Ausgabe, 1 Thlr. 15 Ngr. Der anregende und vielſeitige Inhalt dieſes Buches wird jedes Kindergemüth pr längere Zeit belehrend und unterhaltend anziehen, und es iſt als vorzügliches rämien⸗ und Feſtgeſchenk zu empfehlen. Kröger, Dr. J. C., Perlen für die Jugend. Eine Muſterſammlung von Ge- dichten, Erzählungen, Natur- und Völkerſchilderungen zur Bildung des Geiſtes und Herzens. Mit 6 color. Bildern. Gr. 8. 378 Seiten. Gebd. 1 Thlr. 20 Ngr. Die Hamburger Nachrichten No. 209 ſagen hierüber: Es enthält reichlich 200 Ge— ſchichten, Erzählungen und Gedichte, welche den Verſtand feſſeln, zum Nachdenken anregen und dabei das Gemüth erheben und ausbilden und wird ſicher immer und immer wieder von den Kindern zur Hand genommen werden, wenn ſie andere Bücher längſt bei Seite legten, wie ich dies bei einem anderen Buche von Dr. Kröger („Blüthen und Früchte für Kinder“) ſo oft geſehen habe. XIV Im Verlage von R. Kittler in Hamburg ſind erſchienen und befonders als Feſtgeſchenke zu empfehlen: 8 Dethleffs, Sophie, Gedichte in hochdeutſcher und plattdentſcher Mundart. 1. Band. 4. Auflage. Elegante Miniaturausgabe. 19 Bogen. Geh. 1 Thlr. 12 Ngr., gebunden und reich vergoldet mit Goldſchnitt 1 Thlr. 24 Ngr. — 2. Band. 2. Auflage. Geh. 18 Ngr., geb. mit Goldſchnitt 1 Thlr. 2 Ngr. So großen Beifall auch die plattdeutichen Gedichte von F. Reuter fanden, find ſie doch nicht zu vergleichen mit den lieblichen Dichtungen von S. Dethleffs, die bald ernſt und ſinnig, bald heiter und drollig das Gemüth in ſo zarter Weiſe be— rühren, wie es wohl nur wenigen Dichtern gelungen iſt. Henſe, Dr. C. C., Deutſche Dichter der Gegenwart. Erläuternde und kritiſche Betrachtungen. 2. Ausgabe. 2 Bände in Schillerformat. Geh. (652 S.). Preis für beide Vände 24 Ngr. Elegant gebunden 1 Thlr. Die Hamburger Nachrichten (No. 302,) jagen darüber: „Dieſe Auswahl iſt mit ſo zartem Sinne und feinem Geſchmacke ausgewählt, wie dies von den wenigſten ähnlichen Sammlungen zu ſagen iſt und ſo manches liebliche oder erhabene Gedicht iſt uns in ſeinem hohen Werthe erſt bei Leſung dieſer Erläuterungen recht klar und verſtändlich geworden, da ſie mit großer Gefühlswärme und feinem durch— dringenden Verſtande geſchrieben ſind. — Je länger man in dem Buche lieſt, je mehr des Schönen findet man und je lieber hat man das Buch. b Stiller, E. Pfarrer und Senior.) Gott mein Troſt. Evangeliſches Gebet⸗ buch für die Sonn-, Feſt- und Wochentage für Beichte und Communion, für beſondere Lebensverhältniſſe und Kranke. Eine Sammlung evangeliſcher Kerngebete, mit 1 Stahlſtich. Geh. 15 Ngr., daſſelbe reich gebunden mit Goldſchnitt 24 Ngr, Der bekannte Verfaſſer der Unterſcheidungslehren, die ſchon in mehr als 66,000 Exemplar. verbreitet ſind, liefern hier für Haus und Familie, für Jünglinge und Jungfrauen einen Wegweiſer und treuen Begleiter, der ihnen auf allen Wegen Stütze und Troſt ſein wird. 1 Wulff, F. W., Im Sonnenſchein. Gedichte. Min.⸗Ausg. Geh. 15 Ngr., ſehr reich gebunden mit Goldſchnitt 24 Ngr. Dieſe ſinnigen, zumeiſt heiteren Gedichte werden beſonders bei Damen großen Beifall finden und ſind ſie zu Feſtgeſchenken ganz beſonders zu empfehlen. Wulff, F. W., Am Fichtelgebirge. Bilder und Skizzen in 3 Erzählungen. 8. Geh. 18 Ngr. Von diefen höchſt ſpannenden Erzählungen hat vorzüglich diejenige noch ganz beſonderes vaterländiſches Intereſſe, welche das traurige, wenig bekannte Ende der Mutter des deutſchen Patrioten Ferdinand Schill ſchildert. Sountagsfeier. Eine Sammlung von Predigten über die epi⸗ ſtoliſchen Pericopen auf alle Sonn- und Feſttage des chriſtlichen Kirchenjahres, zur häuslichen Erbauung von: Prof. Dr. Auberlen in Baſel, Pf. Caspari in München, Prof. Dr. Delitzſch in] Erlangen, Dec. Dr. Dittmar in Bayreuth, Abt Dr. Ehrenfeuchter in Göttingen, Kirchenrath Dr. Fabri in Würzburg, Amtsdecan Gerock in Stuttgart, Pf. Hahn, Dr. theol. in Haslach, Superint. Dr. Hildebrand in Göttingen, aus W. Hofacker's Nachlaß, Prälat Dr. Kapff in Stuttgart, Prof. Dr. Köſtlin in Göttingen, Oberhofprediger Dr. Krummacher in Potsdam, Prof. Dr. v. Palmer in Tübingen, Dr. Puchta iu Augsburg, Prof. Dr. Rudelbach in Sllagelſe, Miniſterialrath Dr. Ruſt in München, Superint. Dr. Stier in Eisleben, Pf. Stiller in Harburg, Diac. Teichmann in Stuttgart und anderen bedeutenden Kanzelrednern. Herausgegeben von J. Rabus, 2 Bde. Gr. 8. Geh. 1% 26 Ngr. Schon aus dieſen glänzenden Namen der Mitarbeiter erkennt man die Richtung und Bedeutung dieſer ausgezeichneten Predigtſammlung, die ſowohl für Prediger, wie zur häuslichen Erbauung in Familien von bleibendem Werthe ſein wird. In mehr als 70 Predigten für alle Sonn- und Feſttage bieten hier 42 der bedeutendſten deutſchen Kanzelredner ein werthvolles Material zum Vorleſen in Landkirchen und zur häuslichen Erbauung, welches in recht vielen Kreiſen die echte und rechte Sonntagsfeier zu befördern dienen möge. Druck von Scharnweber & Auoop, Catharinenſtr. 1. Baſtardirung als Urſache der Veränderlichkeit bei den Gewächſen. Die Formenveränderungen bei Pflanzen-Arten werden heut zu Tage als Erſcheinungen betrachtet, die im höchſten Grade die Aufmerkſamkeit aller Beobachter auf ſich ziehen. Die Frage über Veränderlichkeit der Arten, lange Zeit zu ſolchen von untergeordneter Wichtigkeit gebracht, hat ſeit Kurzem einen bis dahin nicht vermutheten Werth erlangt, und ohne von den philoſophiſchen, ihr ent— ſprungenen Darlegungen zu reden, kann man wohl behaupten, daß ihr Studium ſelbſt beim Beginne aller ſyſtematiſchen Arbeiten als unumgänglich nothwendig betrachtet werden muß. Seit bald 10 Jahren, ſagt Ch. Naudin in den Ann. d. Scienc. Nat., habe ich ihr meine ganze Aufmerkſamkeit geweiht und obgleich ich die hierüber von meinen Vorgängern feſtgeſtellten Thatſachen gewiſſenhaft berückſichtigt, verdanke ich nichts deſto weniger meinen eigenen Verſuchen das aus dieſem unverſtändlichen Gegenſtande erzeugte Licht. Fern ſei es von mir, zu behaupten, alle ſich daran knüpfenden Schwierigkeiten beſeitigt zu haben, jedoch glaube ich, zu ſolchen Reſultaten gelangt zu ſein, die, das iſt wenigſtens meine Hoffnung, zur Aufklärung einiger in Rückſicht auf Biologie der Gewächſe ſehr verwickelten Fragen beitragen werden. In einer Arbeit (Nouvelles recherches sur Thybridité dans les végétaux. Mémoire couronné par I' Academie des sciences en 1862), welche ich der Academie vor zwei Jahren überreichte, habe ich die durch meine jetzigen Experimente nur noch bekräftigtere Thatſache feſtgeſtellt, daß die Baſtarde von der zweiten Generation an, Fruchtbarkeit voraus— geſetzt, ſehr häufig zu einer der beiden Arten, denen ſie ihr Entſtehen verdanken, zurückkehren. Dieſe Rückkehr zu der Natur entſproſſenen Formen iſt indeſſen nicht allgemein. — Nichts in der That iſt häufiger, als unter einer Anzahl von Baſtarden deſſelben Urſprunges, von einer zweiten oder höheren Generation, neben Individuen, welche in den Formen— rahmen der elterlichen Pflanzen zurückkehren, ein mehr oder minder großes Häuflein ſolcher zu finden, die dieſes Beſtreben nicht zeigen, oder ſelbſt eine deutlichere Abweichung von Letzteren darthun, als es bei den Baſtarden einer erſten Nachkommenſchaft der Fall war. Welches Gepräge iſt dieſen widerſpenſtigen Baſtarden eigen und was wird bei ihren Nachkömmlingen Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXII. 1 2 ſich ereignen? — — Solches zu beantworten iſt Zweck dieſes neuen Memoirs. Im Jahre 1862 unternahm ich zahlreiche, alle höchſt glückliche Be— kreuzungen zwiſchen Datura levis, ferox, Stramonium und quercifolia, vier gut gekennzeichnete Species, bei welchen keine uns bekannte Mittelformen auftreten und die nicht einmal zum Variiren Neigung verſpüren. Indeſſen beſitzen fie, wenn auch ſehr von einander abweichend, hinlänglich jturfe verwandtſchaftliche Bande unter ſich, um gegenſeitige Befruchtung zu— zulaſſen und neue Baſtarde zu erzeugen, die, wenn auch im erſten Lebens— ſtadium unfruchtbar, bei einem vorgerückteren Alter ſehr fruchtbar werden. Meine 4 Datura-Species boten mir daher zu dem mir vorgeſteckten Ziele, „Beobachtung ihrer Baſtarde während wenigſtens zwei auf einander folgender Generationen,“ die günſtigſten Bedingungen dar. — Zum beſſeren Verſtändniſſe des Folgenden muß ich hier bemerken, daß die Daturen der ſubgeneriſchen Gruppe, zu welchen die oben genannten 4 gehören, in zwei Serien zergliedert werden können, von welchen die eine Pflanzen mit grünen Stengeln und weißen Blumen, die andere ſolche mit mehr oder minder braunen, auch purpurſchwarzen Stengeln und violetten Blumen innehält; der Kürze wegen werde ich ſie hier „die weiße“ und „die violette“ Species nennen. Datura Stramonium, lævis und ferox gehören zur weißen, Datura Tatula, quercifolia und einige Andere dagegen zur violetten Serie. Wie ich ſchon oben geſagt, unternahm ich zahlreiche Kreuzungen zwiſchen dieſen Arten, die alle gelangen, und ließ ich ſolche Abſonderungen dabei obwalten, daß mir bei den gewonnenen Reſultaten keine Zweifel blieben. In die Details meiner Verſuche einzutreten, will ich mir für ein ausführlicheres Memoir vorbehalten. — Zweck dieſer Zeilen iſt nur, auf die höchſt eigenthümlichen Variations -Erſcheinungen aufmerkſam zu machen, welche durch dieſe Befruchtung hervorgerufen werden; zu gleicher Zeit die Schlüſſe daraus ziehend, welche ihnen zu entſpringen ſcheinen. Nachdem die Datura lævis und ferox, die beiden Arten, welche in der weißen Species am meiſten von einander abweichen, einer gegenſeitigen Befruchtung unterworfen, war ich im Jahre 1863 mit Hülfe der aus dieſer doppelten Befruchtung erlangten Samen in den Stand geſetzt, 60 Pflänzchen von Datura lævi-ferox und 70 von Datura feroci-lævis, im Ganzen 130 Baſtard-Individuen, Sprößlinge derſelben Eltern, die abwechſelnd Vater⸗ oder Mutterſtelle vertreten hatten, zu erzielen. Sie alle entwickelten ſich auf's Schönſte und zeigten die Einen ſo große Aehnlichkeit mit den Anderen, daß beide Abtheilungen ſich mit Leichtigkeit in eine hätten ver— ſchmelzen können. Es iſt dieſes eine neue Beſtätigung von dem, was ich ſchon früher behauptet, daß nämlich kein bemerkbarer Unterſchied zwiſchen gegenſeitigen Baſtarden von zwei Species vorhanden iſt und daß ſelbige ſich bei der erſten Generation eben ſo ſehr ähneln, wie dies der Fall iſt bei Individuen von wirklichen Arten, die ein und derſelben Ausſaat entkeimt ſind. 0 Jedoch boten mir dieſe 130 Baſtarde ein neues Licht dar, wenn auch unter ſich faſt vollſtändig gleich, wichen ſie dagegen von ihren elterlichen 3 Arten außerordentlich ab. Es waren weder der Wuchs noch der Habitus, weder die Blumen noch die Früchte dieſer Letzteren, ja, nicht einmal eine Neigung zur Rückkehr zu ihren wohl bekannten, gut markirten Formen ließ ſich nachweiſen. Wer mit ihrem Urſprunge unbekannt, könnte nicht gezögert haben, ſie als neue Species zu beſchreiben, und würde ſie, was noch ſelt— ſamer, in die violette Serie gebracht haben, denn alle hatten Blumen dieſer Farbe und braune Stengel, während ihre Eltern zu der durch weiße Blumen und grüne Stengel gekennzeichneten Serie gehörten. In Gegenwart dieſer unerwarteten, unvorhergeſehenen Reſultate hätte man ſich zu der Annahme verſucht fühlen können, daß beide Species, unter ſich einen Ehebund eingehend, ihren Nachkömmlingen Charaktere aufdrücken können, die ſie ſelbſt nicht beſitzen. — Doch war ein ſolcher Schluß zu befremdend, um ohne eine neue Unterſuchung zugelaſſen werden zu können. Ich beſchloß daher, das Experiment im folgenden Jahre von Neuem zu beginnen, und dabei nicht nur die Baſtard-, ſondern auch die elterlichen Arten genau zu beobachten. In dieſem Jahre (1864) machte ich eine neue Ausſaat von Datura levi-ferox und feroci-lævis und an ihrer Seite, von Datura ferox und laevis mit rein ſpecifiſchem Charakter. 36 junge Pflänzchen von Datura lsevi-ferox und 39 von Datura feroci-levis brachten in täuſchender Weiſe all' dieſelben Merkmale hervor, die man bei ihren Ge— ſchwiſtern vom verfloſſenen Jahre beobachtet hatte, nämlich bräunliche Stengel, violette Blumen und ſtachelige Früchte. Doch bei der unver— miſchten Datura ferox zeigte, was mir bis dahin entgangen, das junge Stengelchen während des Keimens eine dunkel-purpur-violette Färbung. Dieſe ſo lebhafte Farbe verbreitet ſich von der Wurzel zu den Cotyledonen, wo ſie einen plötzlichen Stillſtand erhält, einer hellgrünen Färbung Platz machend; doch während der ganzen Lebenszeit der Pflanze hält ſie die einmal eingenommene Stelle, die einen farbigen Kreis beſchreibt, inne. — Von dieſem Augenblicke an war mir Alles klar, wenn nämlich die Baſtarde von Datura ferox, mit einer anderen Species der weißen Serie verbunden, braune Stengel und violette Blumen zeigen, ſo iſt der Grund dieſes Phenomens darin zu ſuchen, daß die Datura ferox ſelbſt den Keim dieſer Färbung in ſich trägt. Bei der reinen Species verbleibt ſie in einem unentwickelten Zuſtande, nur einen kleinen Raum zwiſchen dem Wurzelhalſe und den Samenblättern einnehmend; bei den Baſtarden dagegen erlangt ſie eine bedeutende Ausbreitung, alle Theile der Pflanze werden von ihr erfaßt und erreicht ſie ihren Höhepunkt in den Blumen. — Hier haben wir eine erſte Weiſe von Variation, die durch Bekreuzung zweier Arten hervorgerufen iſt und welche ihren Einfluß ſchon bei der erſten Baſtard— Generation kund giebt. — Die zweite Generation wird uns noch eine andere und zwar noch bemerkenswerthere darbieten. Obgleich all' dieſe Baſtarde in den 7 oder 8 erſten Dichotomien keine Frucht hervorbrachten, wurden ſie deſſen ungeachtet in den darauf Folgenden ſehr fruchtbar. Einige ihrer Samen, die im letzten Frühjahre (1864) aus- geſäet, haben mir für die zweite Nachkommenſchaft 59 Sprößlinge von Datura feroci-levis und 26 von Datura lævi-ferox geliefert. Die 1* 4 beiden Abtheilungen ähneln ſich noch, jedoch in einem Charakter, der demjenigen, welcher den hervorragenden Zug bei der vorhergehenden Generation bildete, geradezu entgegengeſetzt iſt. Die dann ſo große Ein— förmigkeit iſt einer erſtaunenden Formen-Verſchiedenheit gewichen, eine ſo große Verſchiedenheit in der That, daß man bei den 45 Pflanzen, aus welchen beide Abtheilungen zuſammengeſetzt, nicht zwei finden würde, die ſich einander vollſtändig ähnlich ſind. Wuchs und Habitus, Form der Blätter, Färbung der Stengel und Blumen, Grad von Fruchtbarkeit, Größe und Bewahrung der Frucht, Alles iſt verſchieden, d. h. die eine Pflanze weicht hierin von der Andern ab. Mit Ausnahme eines einzigen Individuums von der Datura lævi-ferox-Abtheilung, welches vollſtändig zur Datura levis zurückgekehrt und von dieſer nur durch den an der Baſis befindlichen purpur-violetten Kreis abweicht, hat ſich keine dieſer Pflanzen ſichtbar letzterer Art genähert, und es giebt nur einige wenige, bei welchen man undeutliche Aehnlichkeit mit Datura ferox wahrnimmt; die meiſten rücken Datura Stramonium und quercifolia, mit welchen fie ganz und gar keine Verwandſchaft beſitzen, näher als den Arten, von denen ſie wirklich abſtammen. Es giebt unter ihnen ſolche, welche weiße Blumen und grüne, bald ganz einfarbige, bald an der Baſis purpur gefärbte Stengel beſitzen, andere haben violette Blumen verſchiedener Abſtufungen und mehr oder minder braune, ja, ſelbſt ebenſo dunkel purpurne Stengel als die der Datura Tatula, welche der vollkommenſte Typus der violetten Serie iſt; die Früchte ſind in allen Größen vorhanden, von der einer Haſelnuß bis zu der einer Wallnuß variirend, ſie ſind bald ſehr ſtachlig, bald nur mit Höckern bedeckt, oder auch ohne jedes Anzeichen von Stacheln; gewiſſe Individuen ſind von der erſten, andere wieder nur von einer ſpäteren Dichotomie aus fruchtbar; endlich giebt es jetzt auch noch eine kleine Anzahl, die nicht eine einzige Frucht anſetzen. Kurzum die 45 Pflanzen bilden ſo zu ſagen eben ſo viele individuelle Varietäten als wenn ſich, indem die Kette, welche ſie mit den ſpecifiſchen Typen vereinigen ſollte, ge— brochen, ihre Vegetation nach allen Richtungen hin verirrt hätte. — Dies nenne ich die „Variation desordonnée“ im Gegenſatze zu einer anderen ſehr verſchiedenen Variations-Mode, auf die ich ſpäter zurückkommen werde. Unter den vielen anderen Fällen außerordentlicher Veränderlichkeit in Folge gegenſeitiger Bekreuzungen will ich Folgende, die mir ebenfalls durch meine eigenen Experimente geboten ſind, noch beſonders namhaft machen. Im Jahre 1863 erhielt ich von einem Gartenbeſitzer, Hr. Chappelier, eine ſchon mannbare Pflanze von Mirabilis longiflora-Jalapa erſter Generation, ein, wie der Name ſchon andeutet, erzielter Sprößling der gemeinen Wunderblume mit purpurnen Blumen, von der Mirabilis lon- giflora*) befruchtet. Dieſem Pflänzchen war ein aus einer erſten Be— kreuzung dieſer beiden Arten erlangtes Samenkorn beigefügt, welches mir einen zweiten Baſtard erſter Generation liefern ſollte. — Beide, Seite an *) In „Smith's Exotie-Botany“ finden wir eine gute Abbildung Taf. 23 und pag. 43 einige intereſſante Bemerkungen über den Pollen dieſer A For . Go eze. 5 Seite gepflanzt, wuchſen höchſt üppig empor; im gleichen Grade Mittel: formen zu beiden Eltern, welche ſie in Rückſicht auf Wachsthum bedeutend überragten, war ihre gegenſeitige Aehnlichkeit eine möglichſt genaue, was man erwarten durfte, da ſie zur erſten Nachkommenſchaft gehörten. Ihre Fruchtbarkeit war eine mittelmäßige zu nennen und von mehreren Tauſenden von Blumen, die ſich in einem Zeitraume von 3 Monaten öffneten, erhielt ich einige Hundert vollſtändig ausgebildete Samen. — Indem die älteſte derſelben ſchon im verfloſſenen Jahre befruchtet und Herr Chantilly mir einige der hierdurch erzielten Samen übergeben, war ich in den Stand geſetzt, im ſelben Jahre (1863) 6 andere Baſtarde, die jedoch ſchon zur zweiten Generation gehörten, in's Leben zu rufen. Keiner dieſer 6 erlangte dieſelbe Höhe wie die Baſtarde erſter Generation oder glich ihnen in irgend einer Weiſe. Es befanden ſich zwei darunter, wovon die Eine das vollſtändige Ab- bild der Anderen zu ſein ſchien, ſo wenig wichen ſie von einander ab, beide blühten reichlich, zeigten überhaupt ein ſehr kräftiges Gedeihen, blieben aber vollſtändig unfruchtbar. Eine dritte war beinahe ganz zur normalen Form von Mirabilis Jalapa zurückgekehrt, Habitus, Blätter, Blüthen und Fruchtbarkeit waren dieſelben und wich ſie nur durch den etwas mehr ausgebreiteten Wuchs und die verlängerte Röhre der Blumenkronen von dieſer ab. Die drei letzten endlich waren niedrige, mehr oder minder um— geſtaltete Pflanzen, die eben ſo ſehr im Ausſehen von einander verſchieden waren, als dies bei den Baſtarden erſter Generation der Fall war; wie die beiden Erſten waren ſie unfruchtbar oder brachten nur einige Früchte mit höchſt unvollkommen ausgebildeten Samen hervor. Drei neue Pflanzen zweiter Generation, im Jahre 1864 von mir angezogen, zeigten dieſelben phyſionomiſchen Abweichungen, ſie glichen den 6 vom verfloſſenen Jahre nicht mehr als den Baſtarden erſter Nach— kommenſchaft. Eine von ihnen, der Mirabilis Jalapa ſehr ähnlich, zeigte große Fruchtbarkeit, die anderen beiden blühten ungleich und lieferten nur einige Samenkörner. — Auch aus dieſem zweiten Verſuche ſehen wir deutlich, wie ungemein groß die Variation bei Erzeugniſſen einer Baſtard— pflanze iſt, ſobald dieſe Erzeugniſſe nicht zum Typus ihrer Vorfahren— Species zurückkehren. Man könnte nun fragen, ob dieſe Neigung zur Variation auch bei Baſtarden dritter Generation u. ſ. w., wenn ſie ihre Fruchtbarkeit beibe— halten, auftritt, und Folgendes möge als Antwort dienen: In den Jahren 1863 und 1864 beobachtete ich die 6. und 7. Gene— ration eines Baſtardes, welchen ich ſeit mehreren Jahren beſitze — ich meine die Linaria purpurea- vulgaris — beide Generationen waren durch mehrere Hundert Individuen vertreten. Eine beträchtliche Anzahl derſelben kehrte, die eine vollſtändig, die andere nur zum Theile, zu der Form von Linaria vulgaris mit gelben Blumen, eine kleine Schaar dagegen zu dem Formenkreiſe der Linaria purpurea mit purpurrothen Blumen zurück. Noch zahlreiche Andere neigten ſich weder zur einen noch zur anderen dieſer beiden Arten hin, obgleich ſie dadurch in keine Abweichung zu den Baſtarden erſter Generation traten. — Man findet bei ihnen alle nur denkbaren 6 Arten von Variation, verfrüppelten oder hageren Wuchs, breite oder ſchmale Belaubung, höchſt eigenthümlich verunſtaltete Blumenkronen, bald entfärbt, bald ungewöhnlich ſtark prononcirte Färbungen, und aus all' dieſen Zuſammenſetzungen waren nicht zwei vollſtändig ſich ähnliche In— dividuen hervorgegangen. Es iſt augenſcheinlich, daß wir es auch hier noch mit einer unmäßigen Variation, die nur durch Individualitäten erzeugt, zu thun haben, und daß Einförmigkeit bei Baſtard-Nachkömmlingen nur unter der Bedingung, daß ſolche zum normalen Typus der Arten zurück— kehren, zum Vorſchein kommt. Aehnliche Fälle, denen man vielleicht nicht all' die ihnen geziemende Aufmerkſamkeit gewidmet, ſind vorhanden und treten noch täglich in die Praxis unſerer Blumengärtner ein. Nur einen allgemein bekannten und höchſt glaub— würdigen will ich hier anführen. Wir cultiviren in unſeren Gärten zwei gut charakteriſirte Arten der Gattung Petunia, P. nyctaginiflora mit weißen, Petunia violacea mit purpurnen Blumen, Varietäten von ihnen ſind bis jetzt nicht bekannt, obgleich ſie ſich mit Leichtigkeit unter einander be— fruchten und ihre Baſtarde ebenſo fruchtbar ſind wie ſie ſelbſt. Bei der erſten Generation gleichen ſich alle Baſtarde, bei der zweiten weichen ſie in erſtaunlicher Weiſe von einander ab, einige zur weißen, andere zur rothen Art zurückkehrend, jedoch giebt es auch viele unter ihnen, die alle möglichen Nüancen zwiſchen beiden hervorbringen. Unterwirft man dieſe künſtlichen Erzeugniſſe wiederum einer gegenſeitigen Bekreuzung, wie es einige Gärtner zu thun pflegen, ſo erhält man eine dritte nur noch buntſcheckigere Gene— ration, und werden dieſe Experimente noch weiter fortgeſetzt, ſo ſcheint das Exſtrem von Variation einzutreten, Monſtroſitäten erſcheinen, von der herrſchenden Mode als ebenſo viele Vollkommenheiten betrachtet. Hierbei iſt aber beſonders zu bemerken, daß dieſe Spielwerke nur individuell ſind und keine Baſtarde liefern, was ihre Sämlinge zur Genüge darthun können. Werfen wir einen Blick auf die anderen Gruppen unſerer Zierpflanzen, wo beim Beginne ihrer Cultur zwei oder mehr hinlänglich organiſch ver— wandte Arten, um fruchtbare Baſtarde zu liefern, aufgetreten ſind, ſo werden wir auch hier dieſelben Facta einer individuellen und nie allge— meinen Veränderlichkeit wahrnehmen. Primeln und Roſen, um nicht andere zu nennen, ſind ausgezeichnete Beiſpiele hierfür. Gehen wir einen Schritt weiter und halten uns einen Augenblick bei unſeren Fruchtbäumen, den Birn⸗ und Apfelbäumen insbeſondere, auf. Ihre Varietäten laſſen ſich bei Hunderten, ja, bei Tauſenden aufzählen, wenn man alle, die durch Samen zum Vorſcheine kommen, erhalten würde. Unter tüchtigen Obſtzüchtern giebt es nur eine Stimme, daß dieſe Varietäten individuell und ohne Beſtand ſind, und das Veredeln nothwendig, um ſie zu erhalten und fort— zupflanzen, eine Annahme, die durch Profeſſor Decaisne's Cæperimente an den Birnbäumen ſich als vollſtändig begründet erwieſen hat. — Muß man daraus ſchließen, daß dieſe Varietäten das Reſultat von Bekreuzungen zwiſchen Arten und unter ſich verſchiedener Racen ſind? — Ein directer Beweis fehlt, doch möchte ich behaupten, daß hierin in der That der Grund zu ſuchen, und daß ſich unter dieſer Menge von upbeſtändigen Formen mehrere ſpecifiſche, einſt verſchiedene Typen verbergen, denen man 7 heut zu Tage nicht mehr ihren wahren Charakter nachweiſen kann. Welche Meinung man ſich nun auch in dieſer Hinſicht bilden möge, ſo muß man zugeben, daß dieſe Formen, vermittelſt Generationen unübertragbar, eben hiedurch den Hauptcharakter der Species und wirklichen Racen — „getreue Fortpflanzung und Ver— breitung durch Samen“ — einbüßen. Strenge genommen könnte man ſagen, daß dieſe Varietäten, von denen einige Jahrhunderte beſtehen, immer nur durch ein Individuum, welches ſtets daſſelbe bleibt und immer durch Veredelung, d. h. durch eine bis in's Unendliche gehende Zertheilung ſeiner Zweige erneuert wird, repräſentirt ſind. Wenn nun dieſe Bekreuzungen jene Erſcheinungen unregelmäßiger Verſchiedenheit bei cultivirten Pflanzen hervorgerufen haben, dürfte es dann auch nicht möglich ſein, daß dieſelbe Urſache ſelbige bei den ſich im wilden Zuſtande befindenden Pflanzen entſtehen läßt. Man iſt veranlaßt, dieſes anzunehmen, ſobald wir unſer Augenmerk auf gewiſſe generiſche Gruppen, wie die der Weiden, Roſen, Potentillen u. ſ. w. richten; ſelbſt ihre beſt charakteriſirten Species verbinden ſich von vornherein durch ſo zahlreiche und gut abgeſtufte Mittelformen untereinander, daß man dahin gekommen iſt, nicht mehr die Grenzen dieſer Species mit Genauigkeit angeben zu können, und dürfen wir uns demnach nicht wundern, wenn dieſe Genera trotz des mühevollſten Studiums ein Gegenſtand der Zwietracht unter Botanikern geworden ſind. Was dieſe Annahme wahrſcheinlich macht, iſt, daß gerade die Arten dieſer verſchiedenen Gruppen ſich in den geeignetſten phyſiſchen Bedingungen zu gegenſeitiger Bekreuzung befinden. Es genügt, daß zwei Arten, ſich mit einander befruchtend, fruchtbare Baſtarde, die nicht in die ſpecifiſchen Typen eintreten, hervorbringen, um eine unendliche Variabilität in's Spiel treten zu laſſen, die ſchon am Ende einiger Generationen dieſes Chaos unbeſtimmter Formen in's Leben ruft, gegen welche alle matten der beſchreibenden Botanik vergeblich ſind. Nachdem ich dargethan, wie ſehr die Baſtarde variiren, iſt es 1 zu fragen, wie ſich die von jeder Vermiſchung reinen Species verhalten, wenn ſie Formen-Modificationen unterworfen find. Wir können zunächſt feſtſtellen, daß ſie in Nückſicht auf Veränderlichkeit ſehr ungleich begabt ſind. Es giebt ſolche, die nie variiren, d. h. im ſtrengen Sinne des Wortes genommen, andere dagegen variiren und zuweilen gar in äußerſt weiten Bezirken. — Die Urſachen dieſer Variation ſind uns unbekannt, doch iſt die Annahme erlaubt, daß eine veränderte Lebensweiſe und Cultur hierbei von gewiſſem Einfluſſe ſind. Wenn aber die Species kraft des ihnen an⸗ geborenen, natürlichen Geſchickes variiren, ſo geſchieht dieſes in einer von der bei Baſtarden angegebenen ſehr verſchiedenen Weiſe. Während ſich bei dieſen Letzteren die Form von einer Generation zur anderen in individuellen Variationen ohne Beſtand auflöſt, zeigt die Variation bei der reinen Species gerade das entgegengeſetzte Beſtreben. Sobald ſie eintritt, können zwei Fälle ſich ereignen, ſie verſchwindet entweder wieder mit dem Individuum, bei welchem ſie ſich gezeigt, oder auch ſie verpflanzt ſich auf die kommende Generation über und tritt von da, wenn die Bedingungen ihr günſtig und keine Befruchtung mit dem 8 Typus der Art oder einer anderen Varietät fie in ihrer Entwickelung ſtört, in den Stand einer „charakteriſirten Race“ und drückt ihr Siegel einer unbeſtimmten Zahl von Individuen auf. Auf dieſe Weiſe erkläre ich mir die Entſtehung jener Racen öconomiſcher Gewächſe, die ſo gut begrenzt, homogen und beſtändig ſind. Cultur hat ſie entſtehen ſehen und Cultur iſt es, die ſie mit ſo vieler Sorgfalt erhält. Zöge man nun die Regel— mäßigkeit ihres Ganges in Berückſichtigung, ſie würden für wirkliche Arten gehalten werden, ihre Hinfälligkeit dagegen, ſobald ſie dem Zufalle von Bekreuzungen anheim fallen, thut ihre wahre Natur zur Genüge kund. Sie ſind keine im botaniſchen Sinne des Wortes genommenen Species, ſie ſind vielmehr Claſſen, Categorien einer im ausgedehnteren Sinne entſtandenen Speeies, oder, wenn man will, Brüderſchaften unter ſich organiſch verwandter Individuen, die ein und daſſelle Kleid tragen. Dieſe Gleichartigkeit und Charakter-Beſtändigkeit ſind das ſichere Kennzeichen wirklicher Racen, wie die Verſchiedenheit und Mangel an Beſtändigkeit Kennzeichen für die unzüchtigen Individuen find, welche als „Miſchling ee“ oder „Baſtarde“ aufgeführt werden. Die Einen, durch geſetzloſe Bande verdorben, ſind die Frucht einer unmäßigen Variation, die Anderen die einer normalen und geregelten Variation der Art, ja, ſie ſind die Art ſelbſt, die neue Mittelſtraßen einſchlägt, in neue Kreiſe eintritt! (Nach Ch. Naudin, Annales des sciences Nat. V. série. Tom. III.) Edmund Goeze. Ir — Ueber Mitraria coccinea (av. und deren Cultur. Als vor etwa 18 Jahren dieſe liebliche Pflanze bei Herren Veitch & Sohn zu Exeter, die ſie durch ihren Reiſenden Herrn G. Lobb von Chilos erhalten hatten, blühte, machte dieſelbe großes Aufſehen, denn es iſt eine Pflanze, die ſich durch einen ſchönen Habitus, durch die brillante ſcharlachrothe Farbe ihrer 2—3 Zoll langen Blumen, durch ein reiches und langes Blühen, wie durch eine leichte Cultur auszeichnet und empfiehlt. Trotz aller dieſer guten Eigenſchaften ſieht man dieſe liebliche Pflanze nur ſehr ſelten in den Gärten cultivirt, und ſcheint die Sucht nach Neuheiten dieſelbe, wie ſo manche andere der beſſeren älteren Pflanzen aus vielen Sammlungen verdrängt zu haben, denn ſie iſt viel weniger bekannt als man glauben ſollte. Vielen Pflanzenfreunden und ſelbſt Gärtnern, welche ein großes, reichblühendes Exemplar dieſer Pflanze im verfloſſenen Jahre im botaniſchen Garten zu Hamburg ſahen, war dieſelbe völlig unbekannt, des— halb erlauben wir uns nochmals auf dieſe Pflanze aufmerkſam zu machen und ſie als eine wirklich ſchöne zu empfehlen. Die Mitraria coccinea, bisher die einzige Art dieſer von Cavanilles aufgeſtellten Gattung, gehört zu der Familie der Gesneriaceen und nähert ſich den zu den Gattungen Columnea, Nematanthus und Alloplectus gehörenden Arten; ſie hat wie dieſe einen halb kletternden Habitus, der ihr jedoch durch häufiges Stutzen der Zweige leicht genommen werden 9 kann, und der Pflanze zum Vortheile gereicht, denn durch das öftere Stutzen der Triebe wird die Pflanze genöthigt, ſich ſtärker zu veräſteln, und da die Blüthen einzeln in den Achſeln der Blätter an den jungen Trieben er— ſcheinen, ſo wird zugleich ein reichlicheres Blühen erzielt. Bei der Cultur hat die Mitraria noch den Vorzug vor allen anderen Gesneriaceen, daß ſie ganz hart iſt, ja, ſelbſt im ſüdlichen England in einigen Gegenden im Freien aushalten ſoll. Sie ſtammt, wie ſchon bemerkt, von der Inſel Chilos, deren Klima oft ſehr rauh, kalt (jedoch ohne eigentlichen Froſt) und feucht iſt. Die Vermehrung der Mitraria geſchieht am beſten im Frühjahre durch Stecklinge, die ſehr leicht unter einer Glasglocke auf einem halbwarmen Beete Wurzeln machen. Sobald dies geſchehen, pflanze man dieſelben einzeln in kleine Töpfe und ſtelle ſie, damit ſie leichter anwachſen, für einige Zeit in einen geſchloſſenen Raum, gewöhne ſie dann allmälig an die Luft und bringe ſie dann in einen kalten Kaſten, wo ſie bei guter Pflege bald her— anwachſen werden und Mitte Sommers nochmals in größere Töpfe ver— pflanzt werden können, ſo daß man nach einem Jahre ſchon hübſche kleine, buſchige Pflänzchen hat, die Blüthen hervorbringen. Die Mitraria erreicht eine Höhe von etwa 4 Fuß, verzweigt ſich ſtark, eignet ſich deshalb auch ganz vorzüglich zur Cultur von Schauexemplaren, die ſich durch öfteres Umpflanzen und gefälliges Leiten und Anheften der Zweige ſehr leicht heranbilden laſſen, und dann im blühenden Zuſtande einen herrlichen Anblick gewähren. Die geeignetſte Erdmiſchung für deſe Pflanze iſt: / lehmige Raſen— erde, / Haideerde und / Lauberde mit etwas Sand und Holzkohle. Daß für eine gute Unterlage im Topfe zum freien Abzug des Waſſers geſorgt werden muß, iſt ſelbſtverſtändlich. Während des Sommers halte man die Pflanzen entweder in einem ſtark gelüfteten Kalthauſe, in einem kalten Kaſten oder ganz im Freien an einem halbſchattigen Orte, während des Winters genügt ein Kalthaus von 4—6 Grad Wärme zur Ueberwinterung der Pflanze. E. O—o. ä FT Die Miſtel, Viscum album. (Vortrag des Kunſtgärtners Schneider in der Sitzung des ſchleſiſchen Central— vereines für Gärtuer und Gartenfreunde am 18. October.) Das Viscum album, zur Familie der Loranthex L. gehörend, ift faſt der einzige immergrüne ſchmarotzende Strauch, welcher bei uns auf Pappeln, Linden, Buchen, Ahorn, auch auf Kiefern und Fichten, und nicht ſelten auch in Obſtgärten auf Birn- und Apfelbäumen vorkommt. Die übrigen zu dieſer Familie gehörrnden Pflanzen ſind faſt durchgängig tropiſch, wenige nur in der gemäßigten Zone heimiſch. Nur Loranthes europæus tritt in Süddeutſchland auf Eichen ſchmarotzend auf; die in den Tropen— ländern vorkommenden Arten bilden namentlich in Amerika mit ihren zum Theile prachtvollen Blüthen einen großen Schmuck der Waldungen. 10 Der Hauptſtamm dieſer größten und intereſſanteſten Schmarotzerpflanze wird bis 2 Fuß hoch und iſt, wie die ganze Pflanze, gelblich-olivengrün, zäh und holzartig. Die Wurzel dringt durch die Rinde der Bäume ein und verliert ſich unter dem Baſte im Holze. Wiederholt-zweigabelig theilt ſich der Stamm nach allen Richtungen hin in zahlreiche, faſt rechtwinkelig abſtehende Aeſte, welche gegliedert ſind und knotige Gelenke haben. Auf dieſe Weiſe bildet ſich ein dichtes, meiſt abgerundetes, 1—2 Fuß im Durch— meſſer haltendes Büſchchen, das ſelbſt dann noch auffallend bemerklich, wenn auch der Baum im vollem Laube iſt. Die Gabeltheilung rührt daher, daß die Endknospe jedes Zweiges zur Blüthenknospe wird, der Zweig ſich alſo nicht mehr verlängern kann und die beiden an der Endknospe liegenden Augen austreiben. Am Grunde jedes Aeſtchens ſitzen ein paar gegenſtändige, lederartige, ganzrandige, ſpatelförmige, gelblich-olivengrüne Blätter, welche die jungen Knospen decken. Die grüngelblichen, zweihäuſigen, gipfelſtändigen, ſitzenden Blüthen erſcheinen ſchon im März und April, wo oft noch die vorjährigen Beeren vorhanden find, und ſitzen zu 3—5 an der Spitze der Aeſte. Die männlichen größeren Blüthen ſind faſt glockenförmig, mit vier eirunden, etwas ungleichen, dicklichen Blüthenzipfeln, welche auf ihrer Mitte die ſtielloſen Staubkölbchen tragen. Die weiblichen kleineren Blüthen haben vier eirunde, ſtumpfe Blumenblätter und auf dem Fruchtknoten eine abgeſtutzt kegelförmige, grüne Narbe. Die Beeren aſtachſelſtändig, faſt kugelig, erbſen— groß, ſchmutzig weiß und etwas durchſcheinend, ſind auf dem Scheitel mit 4 braunen Punkten gezeichnet. Das Fleiſch iſt weich, ſehr zähe und klebrig. Der von ihm eingeſchloſſene Same iſt einfächerig, eirund, grün und hat 2—3 Keime. Dieſer Same wird hauptſächlich von den Droſſeln als Nahrung geſucht und gelangt ſowohl durch ſie, wie auch durch andere Vögel auf die Aeſte der Bäume. Herr Dr. Cartmann behauptet ſogar, daß der Same erſt keimfähig ſei, nachdem er durch den Magen der Thiere gegangen, und daß die im thieriſchen Magen vorherrſchende Wärme dem Keimen des Samens Vorſchub leiſte. Es bleibt der Same theils durch den ihm eigen— thümlichen Klebeſtoff, theils durch die denſelben umgebenden Excremente an den Aeſten der Bäume haften. Hieraus erklärt ſich das Vorkommen der Pflanze auf ihren hohen Standorten. Man hat auch die mannigfachſten Verſuche gemacht, den Samen auf künſtliche Weiſe zum Keimen zu bringen, was jedoch im Boden jedesmal mißglückt iſt. Herr Schnaaſe hat ſeine mannigfachen Erfahrungen über die Keimung des Samens veröffentlicht und behauptet, daß es nicht unbedingt nöthig ſei, daß der Same erſt durch den thieriſchen Körper gehe, dennoch meint er, daß derjenige Same, welcher dieſen Weg genommmen, ſicherer keime und üppigere Pflanzen bringe. Auch die vom Kunſtgärner Herrn Perring in Breslau angeſtellten Verſuche, das Viscum durch Inoculation in die Rinden von Pappeln und Weiden zu vermehren, ſind durchaus erfolglos geblieben. (Hierbei bemerkte der Vorſitzende, Herr Breiter, er könne ſich von der Unmöglichkeit, eine Ber: mehrung auf dem Wege der Inoculation zu erzielen, noch nicht überzeugt halten, man habe nach ſeiner Meinung der Natur eben das Geheimniß noch nicht abgelauſcht, d. h. man habe das richtige Verfahren noch nicht gefunden. Daher wären Verſuche der Art ſehr erwünſcht.) Die Organi— 11 fation der Pflanze ift der Art, daß fie nicht im Stande iſt, die unor— ganiſchen Elemente und ihre Verbindungen zu organiſchen Nahrungsſtoffen zu verarbeiten, wie dies die meiſten übrigen Pflanzen thun, ſondern daß ſie ſich nur von bereits aſſimilirten Stoffen nähren kann, die ſie den Aeſten der Bäume, auf denen fie lebt, entzieht und zu ihrem eigenen Zellen— bau verwendet. In der Heilkunde wird die Pflanze jetzt nur noch wenig angewandt. Man braucht hierzu die mit der Rinde bekleideten und häufig auch noch mit den Blättern beſetzten jüngeren Aeſte und die Beeren. Der Geruch der Rinde und der Blätter iſt im friſchen Zuſtande beim Zerreiben eigenthümlich widrig, der Geſchmack häßlich-bitter; das eigentliche innere Holz iſt geruch- und geſchmacklos. Früher wurde es vorzüglich gegen Epilepſie, ſo wie bei krankhafter Affection der Schleimhäute in Anwendung gebracht, aber ſeine Kräfte ſind jedenfalls gering. Die Beeren brauchte man ehedem als erweichendes, zertheilendes und Abeeſſe zeitigendes Mittel. Viel wichtiger iſt die Miſtel in techniſcher Beziehung. Die Rinde und die Beeren enthalten nämlich einen eigenthümlichen Stoff, welcher in der Chemie unter dem Namen Visein bekannt und der Hauptbeſtandtheil des Vogel— leims iſt. Denſelben Stoff findet man auch in Ilex Aquifolium. Um dieſen Vogelleim oder Miſtelleim darzuſtellen, nimmt man die grüne Rinde von Dex und die jungen Zweige und Beeren von Viscum, kocht fie einige Stunden in Waſſer, bis ſie weich und geſchmeidig ſind, und läßt ſie, nachdem man das Waſſer abgeſchüttet, 3—4 Wochen an einem kühlen Orte ſtehen. Die ſchleimartige Maſſe wird dann geſtoßen, ausgewaſchen und ſo lange geknetet, bis das Waſſer klar abläuft. Der Vogelleim iſt demnach eine vom thieriſchen Leim ganz verſchiedene Subſtanz. Da nun die Vögel durch dieſen Leim gefangen werden, ſie ſelbſt aber die Verbreitung der Pflanze beſorgen, was namentlich durch die Droſſeln geſchieht, ſo hatten die Alten das Sprichwort: Turdus sibi ipse malum cacat. Ob das Viscum album oder der Loranthus europæus die bei den Druiden heilige Pflanze war, hat nicht ganz feſtgeſtellt werden können. In der nordiſchen Mythologie ſpielt die Miſtel keine unbedeutende Rolle. (Aus Breslau.) — ⏑ — Neiſebericht des Garten⸗Inſpectors H. in Pr. Von Erfurt aus, wo ich theils im Auftrage meiner Behörde, theils als Deputirter des ſchleſiſchen Central-Vereines für Gärtner und Garten— freunde der Ausſtellung beigewohnt, reiſte ich in Begleitung meiner Herren Collegen Z.... k aus E., Str... 8 aus W. und K&K. n aus H. nach Würtemberg. Bei Forchheim in Baiern bewunderten wir die auf eine viele tauſend Morgen große Fläche ausgedehnte Meerrettig-Cultur, die dort ſehr rationell betrieben wird und immer ſehr bedeutenden Ertrag abwerfen muß, da hier eine ſtarke Meerrettig-Wurzel mit 8—9 Kreuzer verkauft wird. Dieſes Product wird faſt ausſchließlich nach Wien verſandt. Da die / bis ½ Morgen großen Quartiere nach dem Syſteme der Rieſelwieſen 12 mit 2—3 Fuß breiten Waſſergräben umgeben find, fo fehlt es hier wohl niemals an Feuchtigkeit, worauf es bei der Meerrettig-Cultur hauptſächlich ankommt. Dagegen ſetzte uns der ſchlechte Feldbau in Baiern nicht wenig in Erſtaunen. Zwei und ein halben Fuß breite Beete mit dach— förmigem Rücken pflügt man dort; alte Weiber ſäen das Getreide u. ſ. w. Nicht viel beſſer ſieht es in Baiern mit dem Obſtbau aus, worin ſich das Nachbarland Würtemberg ſo vortheilhaft auszeichnet. Nicht eine ſchöne Obſtallee ſahen wir in jenem Lande. In Kadolzburg bei Fürth beſuchten wir eine hundert Morgen große Baumſchule des Herrn H. . . .. r. Sie befand ſich nicht eben in gutem Zuſtande. Es fehlt dem Boden gänzlich an Dungkraft, daher die angepflanzten Wildlinge nur kümmerlich wachſen. Das Pfropfen in den Spalt — dieſe gewaltſamſte und ſchlechteſte Ver— edlungsart, welche nur noch unſere Bauern beim Umpfropfen alter Bäume anwenden, von der aber ein rationeller Baumzüchter kaum mehr einen Gebraucht macht, am allerwenigſten bei dem Veredeln junger Wildlinge, kurz dieſe ſcheußliche Veredlungsart iſt dort bei dem Kernobſte faſt durchweg im Gange. Oculauten ſieht man wenig, faſt gar nicht; die hoch— ſtämmigen Süßkirſchen waren ſämmtlich gepelzt. Eine 15 Morgen große Weichſel-Plantage, welche mit jener Baumſchule zuſammenhängt, läßt nichts zu wünſchen übrig und bringt nach der Verſicherung des Beſitzers jährlich einen reichlichen Ertrag. Es ſind ſämmtlich Zwergkirſchbäumchen mit ſchönen, dichten Kronen. Eine Pfirſich-Art wird dort in großen Maſſen gebaut, deren gute Eigenſchaften ſind: 1) Daß ſie, aus Kernen gezogen, conſtant bleibt und nicht veredelt zu werden braucht. 2) Daß ſie gegen Kälte nicht empfindlich iſt. Wir ſahen davon hochſtämmige Kronenbäume, welche eben 10 Jahre alt ſein konnten, kerngeſund waren, reichlich ſchöne und ſaftige Früchte trugen und, wie man uns verſicherte, niemals im Winter gedeckt wurden. Man nennt ſie dort „Heine's Purpurpfirſich.“ Ihr Fleiſch iſt immer purpur⸗ roth, daher der Name. Ein ſolches wurzelechtes Pfirſichbäumchen koſtet dort etwa 8 Sgr. Von Zwerg-Wallnüſſen, welche früh und reichlich Früchte bringen, ſahen wir dort große Maſſen von einjährigen Sämlingen, von denen das Hundert mit 10 Gulden verkauft wird. Von der ſo vor— züglichen Oſtheimer Weichſelkirſche, welche ſich durch Wurzelſchößlinge fort— pflanzen läßt, läßt Herr H..... r ebenfalls das Hundert mit 10 Gulden ab. Einen großartigen Eindruck machten auf uns Preußen die ſchönen Obſtalleen und Obſtwälder in Würtemberg. Sieht man doch hier Flächen, viele taufend Morgen groß, mit ſtarken, dreißigjährigen Obſtbäumen, die in üppigſter Fülle daſtehen und wie man ſolche in unſerem Vaterlande niemals ſehen wird, weil uns dazu das ſüddeutſche Klima fehlt, Das pomologiſche Inſtitut in Reutlingen hat in ſeiner Baumſchule viele ſehr zierliche Pyramiden-Bäumchen, die aber in Schleſien Niemand kaufen würde, weil man hier nur Hochſtämme will, aber von dieſen ſahen wir in Reutlingen höchſtens 300 Stück, und zwar nur Aepfel und Süßkirſche; hochſtämmige Birnen aber gar nicht. Diejenigen Schläge, auf denen Hoch— ſtämme und Pyramiden gemiſcht ſtanden, ſahen weniger gut aus. Spaliere 13 — aller Art, Cordons und verſchiedene andere Formen ſtehen hier muſterhaft da. Die Methode aber, nach welcher Herr L. . . s feine Hochſtämme zieht, mußten wir einſtimmig verwerfen, weil ſie für unſer norddeutſches Klima durchaus gar nichts taugt. Auch der berühmte deutſche Pomologe Jahn in Meinigen verwirft dieſelbe, ebenſo Hafner in Radekow bei Tantow in Pommern, welcher einer der beſten Baumzüchter in Preußen iſt. Am wenigſten aber eignen ſich die oberſchleſiſch-fpolniſchen Bauerjungen zu einer ſolch mühſamen Arbeit, wie fie L. . . s mit ſeiner Methode verlangt. Auch kann man bei ſolcher Behandlung der Bäume den Stamm nicht für 810 Sgr. liefern, ſondern müßte wie L. . . 8, mehr verlangen, was in unſerem Vaterlande kein Menſch bezahlt. Ich habe in meiner 1I1jährigen Wirkſamkeit Tauſende von Bäumen nur zum Preiſe von 6, 8 — 10 Sgr. das Stück verkaufen können und hätte Urſache gehabt, ſehr vergnügt zu ſein, wenn es mir möglich gewefen wäre, den Preis von 15—20 Sgr. zu er— reichen. Wie geſagt, bei uns zu Lande zahlt man nicht ſo viel. Herr L . . 4 hat vollſtändig Recht, wenn er behauptet, daß er ſehr ſchweren, zähen Lehmboden in ſeiner Baumſchule habe; es iſt aber hierbei in Anſchlag zu bringen, daß ein ſüddeutſches Klima auf einen ſolchen Boden auch ganz anders einwirkt als ein norddeutſches. Daß aber die ſchleſiſche Provinzial— Baumſchule ihre Aufgabe ebenfalls bisher richtig gelöſt, das hat die Er— fahrung bewieſen trotz des ſchweren, zähen Thonbodens, in welchem ich dieſelben ziehen mußte, und trotz der Ungeſchicklichkeit der polniſchen Bauer— jungen, welche ich hierbei zu benutzen genöthigt war. Wir verließen Reut— lingen, ohne dort gerade etwas ganz Neues für uns geſehen zu haben, und ſind jetzt mit den Baumſchulen, die wir verwalten, vollſtändig aus— geſöhnt, da ſie der Reutlinger Baumſchule in keiner Weiſe nachſtehen. Die Baumſchule zu Hohenheim iſt alt, daher auch entkräftet, deshalb ſoll ſie auch anderwärts erneuert werden. Trotz der ſorgfältigſten Pflege zeigen die jungen Bäume trägen, kümmerlichen Wuchs, weil der Boden von der langjährigen Baumzucht zu ſehr erſchöpft iſt. Unſer College Konzel— mann daſelbſt iſt in der dortigen Baumſchule aufgewachſen, durch und durch was er ſein ſoll, und verwirft ebenſo wie wir und viele Andere die L. . . Ihe Baumzucht. Der ſogenannte botaniſche Garten in Hohenheim entbehrt aller ſyſtematiſchen Ordnung. Es werden darin nur Halm- und Hülſenfrüchte auf 4 O-⸗Fuß großen Beeten gebaut. Wo bleibt die Wiſſenſchaft, die Botanik! — Die Umgebungen des Schloſſes in Hohenheim ſind recht ſchön, ebenſo all' die großartigen Sammlungen, wie ſie kaum eine Univerſität aufzuweiſen hat. Unſer College Konzelmann empfahl uns, einen Verſuch zu machen, Einlaß in die ſogenannte „Wilhelma“ bei Cannſtadt (eine ca. 1 Meile von Stuttgart entfernte Eiſenbahnſtation) zu erlangen, was bisher ſelten Jemandem gelingen wollte, da es ſtreng unterſagt iſt, irgend Jemanden, ohne Ausnahme, hineinzulaſſen. Dies mag wohl der Grund ſein, weshalb dieſes irdiſche Paradies der Welt bisher ſo unbekannt geblieben iſt. Wir fuhren von Stuttgart des Morgens 7 Uhr mit dem erſten Zuge dorthin, waren in einer Viertelſtunde dort angelangt und das Glück war uns günſtig. Ein eigenthümlicher Zufall verſchaffte uns den Eintritt in jenes 14 Feenreich. Die „Wilhelma“ ift das non plus ultra der äfthetifchen Garten— kunſt, und es lohnt ſich wahrlich der Mühe, Hunderte von Meilen zu reiſen, um ſie zu ſehen. Nicht bloß der Fachmann, auch der Laie wird hier für die Reiſeplackereien reichlich entſchädigt. Während meiner lang— jährigen Praxis habe ich Aehnliches noch niemals geſehen, nie etwas Groß— artigeres, als dieſe „Wilhelma,“ und der Eindruck, den ſie auf mich gemacht, wird unerlöſchlich bleiben. Giebt es hier doch faſt keinen Zweig der Gartenkunſt, der nicht glanzvoll vertreten wäre. Hier verſchwand Alles, was ſowohl meine Herren Collegen — nach ihrer eigenen Ausſage — als auch ich in unſerem ganzen Leben und Wirken bisher vom Gartenweſen geſehen haben; am allerwenigſten hatten wir geglaubt, in dem kleinen Staate Würtemberg einen ſolchen reizenden Garten zu finden. Welche prächtigen Obſtbäume in allen nur möglichen Formen und mit Früchten ſchwer beladen, ſo muſterhaft und ſchön gezogen, wie wir ſie auch auf der erfurter Ausſtellung nicht geſehen haben. Welcher Reichthum von Pflanzen aller Art, beſonders Orchideen, Palmen, Azaleen, Nhododendren, Camellien, Epacris, Eriken u. ſ. w. Wie reizend der Wintergarten, der einem tropiſchen Urwalde gleicht! Wie wunderſchön das Victoria-Haus mit ſeinen prächtigen Waſſerpflanzen. Coniferen — die allerſeltenſten ſahen wir hier in coloſſaler Größe in freiem Grunde und ebenſo ſchöne Exemplare von Magnolien. Man muß alle dieſe Pracht und Vollkommenheit ſelbſt geſehen haben, um ein Urtheil darüber fällen zu können, denn die Feder iſt zu ſchwach, um den ganzen impoſanten Eindruck auch nur annähernd zu ſchildern. Wir trennten uns hier von einander und nahmen eine Erinnerung mit, die bis an unſer Lebensende dauern wird. Von Cannſtadt reiſ'te ich nach dem 10 Meilen von Stuttgart ge— legenen Städchen Oehringen, woſelbſt am 20. September 1865 die 12. Verſammlung würtembergiſcher Wein- und Obſtproducenten tagte. Schönes Obſt war hier ausgeſtellt und auch ſyſtematiſch richtig geordnet, daher dieſe Ausſtellung für angehende Pomologen als eine ſehr lehrreiche zu bezeichnen iſt. Herr Garteninſpector Lucas wohnte der Verſammlung mit einigen ſeiner Schüler bei und wurde hier deſſen energiſches und erfolg— reiches Wirken für die deutſche Pomologie allgemein anerkannt, denn nur hier, wo E. Lucas wirkt, kann man eine ſolche ſyſtematiſch richtige Obſt— Ausſtellung ſehen. Nur hier in Würtemberg findet man ſchlichte Land— leute, welche ſowohl in der Pomologie, als im Obſtbaue, in der Obſtbaumzucht und Obſtbenutzung ſo durchgebildet ſind, daß ſie auf Verſammlungen, wie die in Oehringen, ſich an jeder Debatte betheiligen und mit ihrer ſchlichten, aber ſicheren Rednerweiſe ſelbſt den Gelehrten imponiren. Eine ſolche Durchbildung verdankt der Würtemberger ſeinem großen Pomologen Lucas, und für die Pomologie giebt es kein beſſeres Inſtitut, als Reutlingen, ebenſo für Obſtbau und Obſtbaumzucht. Daß viele Obſtgärtner nicht die Anſicht des Herrn Lucas theilen, zu denen auch ich gehöre, liegt in der Natur der Sache. Lucas, Jahn und Oberdieck bleiben vorläufig die Koryphäen der deutſchen Pomologie und Pomona möge uns dieſes Klee— blatt noch recht lange erhalten, damit wir endlich das in der Pomologie w 15 herrschende Labyrinth bewältigen. Für den Weinbau war die erſte Frage, welche der öhringer Verſammlung vorgelegt wurde: Um zu den Anlagen neuer Weinberge Wurzelreben zu erhalten, werden in einzelnen Orten des Ohrnthales auch Sommertriebe (ſogenannte Gräslinge) nach der Traubenblüthe eingelegt, welche im gleichen Jahre noch Wurzel treiben ſollen; welche Erfahrungen ſind in dieſer Beziehung gemacht worden und welche Vortheile ſoll dieſes Verfahren gewähren? Die Antwort der Verſammlung lautete: Man kann zu dieſer Vermehrungsart nur die beſten Weinjahre ge— brauchen; einjähriges Holz iſt jedenfalls vorzuziehen. Eine weitere Frage war: Es wird in neuerer Zeit viel künſtlicher Dünger bereitet und empfohlen. Welche Erfahrungen ſind hinſichtlich der Anwendung ſolcher Düngerarten in Weinbergen gemacht? Hierauf antwortete die Verſammlung: Kalk aus Glasfabriken und Steinkohlenaſche zum Auflockern und Aufſchließen des Bodens ſind die beſten und billigſten Düngungs— mittel, da ſie dem bündigen Boden auch gleichzeitig eine tiefe Lockerung gewähren. Den Obſtbau betreffend, wurden der Verſammlung en Fragen vorgelegt und eingehend debattirt. 1) Welche Urſachen liegen der Wahrnehmung zu Gimme, daß der Export des Obſtes, unerachtet der günſtigen Lage des öhringer Bezirkes und der ihm zu Gebote ſtehenden Transportmittel durch die Eiſenbahn, nicht ſchwunghafter iſt? Antwort: Es fehlt an einem Markte hierfür, und es wird der Antrag ge— ſtellt, einen ſolchen zu etabliren und an deſſen Spitze einen fach— kundigen Mann zu ſtellen, der die Reellität deſſelben überwacht. 2) Woher kommt es, daß in der neueren Zeit mehr auf den Anbau des Kernobſtes, als des Steinobſtes, namentlich der Hauszwetſche (Ungarpflaumen) verwandt wird, welche bei gehöriger Pflege fo lucrativ iſt; | Antwort: | | Die Verſammlung ſchreibt dieſe Erſcheinung dem Mangel an Feuchtigkeit im Untergrunde zu, empfiehlt aber dennoch den größeren Anbau der Hauszwetſche und zur ſchnellen Anzucht das Oculiren derſelben. 3) Die richtige Auswahl der Sorten iſt die erſte Bedingung eines erſprießlichen Obſtbaues. Welche ſind die geeignetſten Wege, dem Landmanne die Kenntniß derjenigen Obſtſorten zu verfchaffen, welche für unſeren Boden, Klima und den Handel empfehlens— werth ſind? Antwort: dem Mangel an Obſtkenntniß wird abgeholfen, wenn man dem Baumwärter 10 gute Obſtſorten, die er genau kennt, mitgiebt, 16 ſammlung beantragt ferner die Anlegung von Bezirks-Baumſchulen und Muſter-Baumgärten. f 4) Welche Veredelungsarten verdienen den Vorzug? Antwort: a Es möge Jeder diejenige Veredelungsart anwenden, in der er die meiſte Fertigkeit hat. Vorzuziehen find allerdings das Deuliren, Copuliren und das Anplatten. Alle weiteren Frage blieben unbeantwrrtet, da die Verſammlung den Schluß der Sitzung verlangte. Auf der Rückreiſe von Oehringen nach Stuttgart ſah ich bei der Eiſenbahn⸗-Station Heilbronn eine ungeheure Menge Schaafe ſtehen und zahlreiche Menſchen dabei. Dies veranlaßte mich abzutreten, um zu ſehen, was dort vorgehe. Es war Schaafmarkt und ca. 3000 Stück Schaafe (Juſtinger⸗Stamm) waren zum Verkaufe ausgeſtellt. Fette Hammel wurden hier zu 24 — 33 Fl., Jährlingshammel zu 18 — 22 Fl. und Lämmer zu 17 — 18 Fl. verkauft. Hopfenverkäufe wurden ebenfalls abgeſchloſſen und 89 — 100 Fl. pr. Zoll-Centner gezahlt. Die Waare, deren Muſter ich geſehen, war durchaus nicht beſſer als unſer Schimnitzer Hopfen, dem auch der in Erfurt ausgeſtellt geweſene, bairiſche Hopfen den Rang nicht ſtreitig machte. Die Hopfenernte in Würtrmberg wurde überhaupt als eine gute Mittelernte bezeichnet. Nunmehr eilte ich nach Meinigen, um den pomologiſchen Garten und die Baumſchule des berühmten deutſchen Pomologen, Herrn Med. -Aſſ. Jahn daſelbſt zu ſehen. Hier fand ich nicht nur ſehr liebreiche Aufnahme, ſondern ich war auch in jeder anderen Beziehung mit Allem, was ich hier ſah, vollſtändig zufrieden. Sein Obſtgarten nebſt Baumſchule liegt am Abhange eines hohen Berges, deſſen Boden faſt reines Kalkſtein-Gerölle mit Lehm gemengt iſt. Alle Pyramiden-Bäume im vorzüglichiten Cultur— zuſtande, mit großen, ſchweren Früchten behangen, ſah ich hier, wie ich ſie nirgends ſchöner geſehen. Schöne junge, ſtarke Aepfelbäume mit glatten, geraden Stämmen, Birnen-Pyramieden in großen Maſſen, ſehr ſchön gezogen und ſtarke hochſtämmige Süßkirſchen kann man hier ganz muſterhaft ſehen. In ſeinem Obſtgarten cultivirt Herr Jahn 531 Sorten Aepfel, 740 Sorten Birnen, 204 Sorten Kirſchen und 248 Sorten Pflaumen. Hier fand ich, was ich in Reutlingen vergebens ſuchte, eine ungeheure Menge Obſtſorten auf ſtarken, tragbaren, muſterhaft gezogenen Pyramidenbäumen, mit richtigen Namen verſehen und vollſtändig geeignet zum pomologiſchen Studium. Herr Jahn hat gewiß der deutſchen Pomologie die größten Opfer gebracht; möge die Vorſehung ihn uns noch lange erhalten. Auf dem Heimwege beſuchte ich in Breslau den Kunſt- und Handels- gärtner Herrn Breiter, der als Obſtzüchter in Schleſien groß daſteht. Will man ſchönes, feines Tafelobſt aller Art haben, kann man ſolches in ganz Schleſien nicht ſchöner und beſſer in allen Gattungen vorfinden, als 17 bei ihm. Seine Obſtſorten ſind alle richtig bezeichnet, daher man auch von ihm zuverläſſig echte Edelreiſer beziehen kann. — Was nun Erfurt mit ſeiner Ansſtellung anbetrifft, ſo will ich hier nur gang kurz erwähnen, was für mich das größte Intereſſe hatte, da die Ausſtellung an ſich ſchon vielfach und umfaſſend geſchildert worden iſt. Die herrlichen Celoſien, die ſchönen, frühblühenden Herbſt-, Winter— und Kaiſer⸗Levkojen in 32 Varietäten, die lieblichen, gefüllten Portulaca, die prächtigen, dichtgefüllten Zinnia elegans, Helichrysum elegans, Eucnide bartonioides, ferner die mannigfaltigen Aſtern und die vielen anderen Sommergewächſe in Töpfen, wohl über 100 Sorten, waren es zuerſt, welche meine Aufmerkſamkeit in Anſpruch nahmen. Nicht minder thaten es die prachtvollen Glad iolen in SO blühenden Varietäten. Die deutſchen Gladiolen ſtanden den von Paris eingeſandten in keiner Beziehung nach. Von den abgeſchnittenen Florblumen erſchienen mir beſonders erwähnens— werth die vielen Sorten Roſen, die Salpiglossis grandiflora in 24 Sorten und die Dianthus chinensis fl. pl. in 20 Sorten, die Malven, Gloxinien, Verbenen, Liliput-Georginen und Tagetes. Die hochſtämmigen Fuchſien, mit Blüthen dicht behangen, gefielen allgemein. Die große Halle, worin größtentheils tropiſche Pflanzen aufgeſtellt waren, umfaßte außerordentlich viel Sehenswerthes. Ein coloſſales Exem— plar des Philodendron pertusum mit Blüthen; noch viel größer und ſtärker waren Yucca aloëfolia und Dracena Draco. Beſonders ſchön waren Cordyline terminalis, luteo-lineata und nutans. Zur Weih— nachtszeit blühende Camellien zu haben, galt bisher ſchon als eine große Kunſt, wie mußte man hier ſtaunen, ſchon am 9. September über 50 Exemplare ſchöne weiße Camellien zu ſehen, die größtentheils in Blüthe ſtanden. Pandanus utilis et Linnei, Cordyline indivisa, Hibiscus Cooperü und Ficus Porteana waren in rieſigen Exemplaren vorhanden. Ouvirandra fenestralis, dieſe ſeltene und ſchöne Waſſerpflanze, deren Enltur an vielen Orten vergebens verſucht wurde, ſtand hier in vollſter Pracht. Nächſt dieſer Gitterpflanze waren Exemplare der Fliegenfalle, Dionza muscipula, in einer Schönheit und Vollkommenheit, wie ſie noch nie auf einer Aus— ſtellung geweſen fein mögen, Sarracenia purpurea, unter einer Glasglocke, ſtand mit untadelhaften Blättern würdig neben den vorgenannten Pflanzen. Reizende Orchideen und buntblätterige Warmhauspflanzen, darunter die beiden Alocasia mit getiegerten Blattſtielen: Alocasia zebrina und ti- grina. Außerdem Cissus amazonica, Chamæranthemum Beyrichianum, Rhapis flabelliformis fol. arg. var. ꝛc. ꝛc. waren in großen Maſſen zu finden. Ein coloſſales Exemplar des Elephantenfußes: Testudinaria ele- phantipes, welches eben ſeine nicht ſchönen Blüthen entfallten wollte und welches von empfehlenswerthen Gewächshauspflanzen umgeben war, fiel mir ebenfalls auf. Ein großer Glaskaſten in Form eines Gewächshauſes beherbergte und ſchützte gegen all zu große Trockenheit der Luft und gegen den Staub einige ſeltene Nepenthes-Arten, auch reizende Anecochilus 2c. ıc. Ausgezeichnet waren die Sammlungen von Cacteen und anderen Succulenten auf einem Raſenſtücke recht hüͤbſch gruppirt. Man fand hier eine große Zahl ſchöner und neuer Arten, welche hauptſächlich das Intereſſe 2 Hamburger Garten- und Blumenzeitnng. Band XXII 18 der Kenner in Anſpruch nahmen. — Die Arrangements in moſaikartiger Form von abgeſchnittenen Blumen waren unübertrefflich ſchön. Rieſige Coniferen im vorzüglichen Culturzuſtande, ganz beſonders Thujopsis borealis, Araucaria imbricata, Pinus nobilis, Pinus elegans, Pinus Verschaffeltii, Pinus Montezumae, Pinus densiflora, Pinus Pinsapo u. m. A. ſah man hier von ſeltener Schönheit. Die Obſtausſtellung ließ nichts zu wünſchen übrig. Aber beſonders erfreulich war die Wahrnehmung, daß die deutſchen Obſtzüchter den fran— zöſiſchen durchaus nicht nachſtehen. Die ſchön gezogenen Palmetten und Spalierbäume aller Art, auch Pyramidenbäumchen und Cordons, ſie waren faſt alle von deutſchen Gärtnern gezogen. Ein großes Sortiment Obſtbäume in Töpfen bewies vollſtändig, wie nutzlos und überflüſſig alle die franzöſiſchen Formen ſind. Bei geringer Pflege halten dieſe lieblichen Kinder der Natur ohne allen künſtlichen Schnitt in ihren ſchönen, dichten, runden Kronen eine große Menge, manche zu 50 — 60 Stück, ſchöne große Früchte. — Birnen über 1 Pfund ſchwer und eben ſolche Aepfel. Gigantiſche Tabackpflanzen mit Blättern, wie die einer Musa, groß, lang und ſehr breit, in 20 verſchiedenen Sorten, kundeten die leider in unſerem Vaterlande ſo ſelten richtige Cultur dieſer Pflanzenart. Gemüſe aller Art in vorzüglicher Qualität, beſonders ſehr ſchöner Blumenkohl, Wirſing und Kopfkohl, coloſſale Kürbiſſe, Melonen und Gurken bekundeten Erfurt's rationellen Gemüſebau. Auf die Schilderungen der Ausſtellung im 11. u. 12. Hefte vorigen Jahrg., ſowie auf die von Th. Rumpler herausgebene Schrift über Erfurt's Gartenbau in ſeinen wichtigſten Entwickelungsmomenten verweiſend, gehe ich auch auf die Verhandlungen des zweiten Congreſſes deutſcher Gärtner nicht näher ein, da dieſelben ebenfalls in mehreren Zeitungen ſchon beſprochen worden ſind. — 3 — — Zur Cultur der Sonerila-Arten. Zu den lieblichſten Pflanzen gehören einige Arten der Melastomaceen— Gattung Sonerila und zwar, die 8. margaritacea Lindl. mit den Varietäten marg., alba, superba und splendens. Dieſe Art bildet wie ihre Varietäten kleine, ſich regelmäßig veräſtelnde Sträucher von kaum 12 Zoll Höhe. Die beinahe waagerecht abſtehenden Stengel find purpur— roth und die dunkelgrünen Blätter mit ovalen, weißen Punkten zwiſchen den Nerven und Hauptadern regelmäßig gezeichnet. Dieſe Punkte oder Flecke ſind bei der einen oder anderen Varietät größer oder kleiner. Am kleinſten find fie bei der 8. margaritacea, am größten bei der Varietät marg. alba, weshalb dieſe auch am meiſten cultivirt wird, dennoch ſind die anderen deshalb nicht weniger hübſch. Iſt nun auch die Cultur der Sonerilen durchaus nicht ſchwierig, ſo erfordern die Pflanzen dennoch eine gewiſſe Pflege, denn ohne dieſe ſind dieſelben oft im Umſehen kränklich und gehen ein, weshalb man ſie auch nur ſelten in Cultur findet oder meiſt in kränklichen Exemplaren. 19 Um hübſche, geſunde Exemplare zu erhalten, mache man im Frühjahre rechtzeitig Stecklinge, die unter einer Glasglocke auf einem Warmbeete ſehr leicht Wurzeln machen. Sind die Stecklinge bewurzelt, ſo pflanze man ſie einzeln in kleine Töpfe mit einer recht leichten, ſandigen, aber auch recht poröſen Heideerde und halte die Pflänzchen in einem ge— ſchloſſenen Kaſten oder, in Ermangelung eines ſolchen, unter Glasglocken im Vermehrungshauſe. Sind die Pflanzen angewachſen und haben an Größe zugenommen, ſo verpflanze man ſie nochmals in größere Gefäße, am beſten in flache Töpfe oder Samennäpfe, da dieſe Pflanzen ihre Wurzeln mehr auf der Oberfläche machen und weniger tief gehen. Zu dieſem Um— pflanzen nehme man eine recht poröſe Heideerde und untermiſche dieſe mit fein zerriebenem Sphagnum oder Sumpfmoos und etwas zerſchlagener Holz— kohle. Die Pflanzen lieben viel Licht und Feuchtigkeit, ſie gedeihen deshalb am beſten in einem recht niedrigen Hauſe, und kann man ihnen auch etwas Bodenwärme geben, um ſo ſchöner werden die Pflanzen. Da die Sone— rilen viel Feuchtigkeit lieben, ſo ſorge man auch für einen guten Abzug des Waſſers im Topfe, damit daſſelbe nicht auf dem Boden des Topfes ſtehen bleibt und die Erde verſauert. Bei guter, poröſer Erde und ge— hörigem Abzuge des Waſſers hat es ſo leicht nichts zu ſagen, daß die Pflanzen durch zuviel Feuchtigkeit leiden werden. Bis zum Herbſte werden die im Frühjahre aus Stecklingen gezogenen Pflanzen ſich zu ſtattlichen Exemplaren herangebildet haben und in den Monaten November und December den Pflanzenfreund und Cultivateur durch reichliches Blühen erfreuen. Um recht buſchige und ausgebreitete Exemplare zu erhalten, hake man vermittelſt kleiner Holzhaken die längſten Seitentriebe auf den Topf nieder, die dann in der Erde auch gern Wurzeln treiben und theils zur Vermehrung beitragen, andererſeits aber auch der ganzen Pflanze mehr Nahrung aus der Erde zuführen und zu einer kräftigeren Entwickelung der— ſelben beitragen. Die Sonerila margaritacea ſtammt aus den feuchten Schluchten der Gebirge in Indien, verlangt mithin die Temperatur eines gemäßigten Warmhauſes. Blumenfreunden, die über kein niedriges Warmhaus ver— fügen können, iſt anzurathen, die Sonerilen unter größeren Glasglocken zu halten oder in kleinen abgeſchloſſenen Glaskäſten, wie man es mehrfach bei der Cultur der Anecochilus-Arten zu thun genöthigt iſt. Außer der Sonerila margaritacea mit ihren Varietäten giebt es noch mehrere Arten in den Gärten, die ſich jedoch hinſichtlich der Schönheit mit dieſen nicht meſſen können, obgleich ſie auch als indiſche Pflänzchen zu empfehlen ſind, zumal ſie faſt ſämmtlich ſehr leicht und dankbar blühen, wenn ſie ſich auch weniger durch die Zeichnung ihrer Blätter auszeichnen. Die Cultur dieſer Arten iſt ſo ziemlich dieſelbe. Von den bekannten Arten wären noch zu empfehlen: Sonerila stricta Hook,, 1848 bereits eingeführt. 5 speciosa Zenk. 5 elegans Wight., ſehr hübſch und zart. 2* 20 Sonerila affinis Arn., mit auf der Unterfeite braunroth ge⸗ färbten Blättern. > zeylanica, zeichnet fid durch einen buſchigen Habitus und durch ſehr reichches Blühen aus. E. Oo. Wirkung der verſchiedenen Düngerarten auf die Obſtbäume. Bei den zahlreich gemachten Pflanzungen junger Obſtbäume, die ich in jedem Herbſte und Frühjahre auszuführen habe, hatte ich oft Gelegenheit, die Wirkung der verſchiedenen Düngerarten auf die Obſtbäume zu beobachten und kennen zu lernen und bin dadurch zu folgenden Reſultaten gelangt: Knochenmehl und Hornſpähne als Dungmittel direct bei Gemüſearten angewandt, iſt jederzeit ſehr wirkſam, dahingegen ſind dieſe Dungmittel (wenn auch mit Erde vermiſcht), direct an die Wurzeln junger Obſtbäume gebracht, denſelben ſehr nachtheilig, in größeren Quantitäten ſelbſt tödtlich, namentlich wenn nach dem Pflanzen anhaltende trockene Witterung erfolgt. Auch friſcher Dünger, ganz gleich von welcher Beſchaffenheit, direct an die Wurzeln gebracht, iſt nicht minder nachtheilig, deshalb iſt entſchieden abzurathen, bei einer Pflanzung junger Obſtbäume friſchen Dünger anzuwenden. Bei einem tiefen Boden, zumal wenn derſelbe gehörig rigolt worden, iſt eine Düngung ganz überflüſſig, ja, dieſelbe wird, wenn ſie aus friſchen Dungſtoffes beſteht der Pflanzung nur nachtheilig werden. Durch Regen oder Begießen der Obſtbäume bei trockener Witterung entſteht nach einer Düngung mit friſchem Dünger eine Gährung, wodurch der im Ueber— maß vorhandene Stickſtoff die ſo ſehr empfindlichen Spitzen der Saug⸗ wurzeln tödtet. Bei einer Pflanzung junger Obſtbäume, beſonders auf ſchwerem Boden, iſt eine Zuthat von ¼ Miſtbeeterde mit der aus dem Pflanzloche geworfenen Erde ſehr zu empfehlen. Die nahrhaften Theile in der Miſtbeeterde werden vom Waſſer aufgelöſt und den Faſerwurzeln des noch nicht angewurzelten Baumes zugeführt, dadurch wird gleich Anfang Frühjahres ein Vegetations- proceß ermöglicht und der Baum genöthigt, neue Wurzeln zu bilden. In einem leichten Boden iſt eine gleiche Miſchung von alten Dunghaufen, die mehrmals umgeſtochen worden ſind, von gleich guter Wirkung. Ich bin zwar weit entfernt davon, die Düngung der Obſtbäume zu verwerfen, will man jedoch ein erfreuliches Reſultat von ſeinen Bäumen erzielen, ſo verfahre man folgenderweiſe: In den Obſt- wie auch in den Gemüſegärten hacke man die Rabatten, worauf die Obſtbäume ſtehen, mit einer dreizähnigen Forke im Laufe des Winters (Novembers) um, und bedecke die Rabatten dann mit fettem Pferde— oder Schaafdung und in Ermangelung dieſes Dünges mit zerhackten Lumpen oder Abfall aus einer Tuchfabrik, oder alten unbrauchbaren Lederſtücken, alles Düngſtoffe, die bei einem ſchweren Boden von beſter Wirkung ſind, während bei leichtem Boden fetter Kuhdung vorzuziehen iſt. Wenn eine ſolche Art zu düngen auch kein freundliches Ausſehen gewährt, ſo iſt ſie doch von beſtem Nutzen für die Bäume... - 21 Durch die Einwirkung des Regens, Schnees und der feuchten Luft ver: wittern dieſe Düngſtoffe während des Winters, deren nahrhaften Theile dem Boden allmälig zugeführt werden. Daß der größte Theil des Stickſtoffes dieſer Dungſtoffe verdunſtet, iſt einleuchtend, im entgegengeſetzten Falle würde er, wenn er ſich in der Erde erzeugte, den Bäumen ſchädlich und in größerem Quantum ſelbſt tödtlich ſein. AI ſt nun im Frühjahre der Schnitt und das Anbinden der Bäume beendet, dann wiederhole man das Behacken der Rabatten, ſo daß der noch darauf vorhandene Dünger leicht untergehackt zu liegen kommt. Der Dünger führt den Wurzeln der Bäume nun noch fortwährend neue Nahrung zu, hält die Erde locker, feucht und läßt die äußere Luft leicht eindringen. Durch dieſe Düngung, jeden Herbſt mäßig wiederholt, erhält man die Bäume im ſteten gleichmäßigen Wachsthume, indem ſich kein Uebermaß von Humusſtoffen im Boden befindet, was ſo häufig bei einem unregelmäßigen Düngungs⸗Verfahren der Fall iſt. Bei hochſtämmigen Obſtbäumen lockere man den Boden um die Bäume in einem Rayon von 4—5 Fuß auf, durch Behacken oder Umgraben, ohne jedoch die Wurzeln des Baumes zu beſchädigen, und verfahre mit der Düngung wie oben angeben. M. Scheydecker. — ar FE an = Ueber Cucurbitaceen. Seit den letzten Jahren ſieht man in vielen Gärten die Cucur- bitaceen mit großer Vorliebe cultiviren, was ſie auch mit Recht verdienen. Es laſſen ſich mit denſelben die herrlichſten Feſtons im Freien herſtellen, unanſehnliche Gebäude, Schuppen, Planken, Stackete und Compoſthaufen kann man mit den meiſt ſchnell wachſenden ſich weit ausbreitenden Pflanzen bekleiden und den Blicken entziehen. Zartere Arten oder ſolche, die bei uns im Freien nicht gut gedeihen, eignen ſich zur Bekleidung der inneren Räume für den Sommer leerſtehender Kalthäuſer oder zur Ausſchmückung der Victoria-Häuſer. Im 18. Jahrgange der Gartenztg. machte unſer verehrter Freund und Mitarbeiter der Zeitung, Herr E. Goeze, die Leſer mit einer Anzahl neuer Zier-Cucurbitaceen bekannt, von denen mehrere ſeitdem eine allgemeine Verbreitung gefunden haben, wie Abobra viridiflora, Cyclan- thera explodens Thladiantha dubia u. dergl. In einem uns zugegangenen Verzeichniſſe der Gartenbau-Geſellſchaft von Hyères (Var) in Frankreich werden die Samen einer großen Anzahl neuer wie älterer Arten käuflich angeboten. Sämmtliche Arten und Varietäten ſind von dem berühmten Botaniker Profeſſor Naudin, der ſich bekanntlich ſeit längerer Zeit mit der Bearbeitung der Cucurbitaceen beſchäftigt, revidirt und richtig beſtimmt worden und garantirt die genannte Geſellſchaft für die Richtigkeit der offerirten Arten, weshalb wir hier einige der hübſcheſten Arten und Varietäten unter ihrer richtigen Benennung aufführen wollen. Als ganz neu ſteht obenan: Cucurbita argyrosperma Ndn. Kürbiß von Mexico. Frucht 22 fugelrund, etwas zuſammengedrückt, von mittlerer Größe, ſehr hübſch gefärbt. Die Samen ſind groß, ſchön weiß, umgeben von einer ſilbergrauen Wulſt von großer Schönheit. Die Samen ſind genießbar, ſie haben den Geſchmack von Haſelnüſſen und geben ein vortreffliches Deſſert. Dieſe Art trug im vorigen Jahre im Garten der oben genannten Geſellſchaſt zum erſten Male Früchte. Ein Samenkorn koſtet noch ½ Fre. 1. Cucurbitaceen mit zierenden Früchten. Benincasa cerifera, eine bekannte Art mit großen, 2—3 und mehr Fuß langen und 1—1'/, Fuß im Durchmeſſer haltenden Früchten von hübſcher hellgrüner Färbung und mit einem weißen wachsartig-klebrigen Ueberzuge. Dieſe Pflanze gedeiht bei uns im Freien nicht, am beſten aber im Victoriahauſe oder in einem ſonnigen, luftigen Warmhauſe. In China wird das Fleiſch dieſer Art als Gemüſe gegeſſen. Benincasa cerifera coulam iſt eine neue Varietät mit leicht behaarten, weißlichgrauen Früchten von mehr runder als langer Form. Cucumis Dudaim var. odoratissimus. Eine kleine ſehr ſtark richende Melone mit rothen Streifen. Selbige wurde von Herrn Triana von Neu-Granade unter dem Namen Melone von Baranguilla eingeführt. | Cucumis dipsaceus, eine mit Seidenhaaren bedeckte Gurke. Cucurbita melanosperma, Kürbiß von Siam. Die grüne Frucht iſt weiß marmorirt, ſehr elegant, die ſich als Curioſität lange im Zimmer aufbewahren läßt. Als man die. Yaks von Indien nach dem Jardin des plantes in Paris einführen wollte, hatte man bei deren Verſchiffung denſelben eine Menge Früchte einer Cucurbitaceen-Art als Nahrungsmittel mitgegeben, von denen ſie ſich theilweiſe auch in ihrem Vaterlande nähren, weshalb man auch dieſer Art den Namen Citronille des Yaks oder Cucurbita melano- sperma, wegen der ſchwarzen Farbe der Samen, gegeben hat. — Dieſe Art dürfte auch für unſer Hornvieh ein treffliches Futter für den Winter abgeben. Die Cultur iſt leicht, ganz wie die der gemeinen Kürbiſſe. Cucurbita lagenaria vulgaris var. sphaerocarpa. Flaſchenkürbiß von ganz kugelrunder Form. Eine eigenthümliche Varietät aus dem öſtlichen Soudan ſtammend. Der pariſer Garten erhielt Samen davon im Jahre 1863 von dem Dr. Figary-Bey. Die enorm große runde Frucht iſt glatt, apfelgrün. Von der Cucurbita lagenaria vulgaris giebt es noch eine Menge ſehr verſchiedener, meiſtens ſehr zierender Varietäten, wie z. B. die C. lag. pyrotheca, von ſchwarzer Farbe, depressa, claviformis, longa, lon- gissima u. a. Luffa amara liefert eine große Quantität ſehr niedlicher, merk⸗ würdiger Früchte. Aeltere aber ſehr empfehlenswerthe Arten ſind: Bryonopsis laciniosa var. erythocarpa, ſehr eigen⸗ thümlich durch ihre zahlreichen purpurfarbenen, weiß marmorirten Früchte. ucumis erinaceus, haarige Gurke aus dem Kaffernlande. Sie iſt rankend, liefert eine Menge eiförmiger Früchte von der Größe eines Hühner: 23 eies, dieſe find ſteif behaart aber nicht ftahelig und von lebhaft gelber Farbe, wenn reif. Cucurbita lagenaria hou-lo aus China, eigenthümlich durch ihre Früchte mit ſehr niedlichen Samen. Lagenaria enormis. Ein Flaſchenkürbiß von enormer Größe, in der Form einer Bombe. Dieſe Art wurde durch Herrn G. Mann im Jahre 1863 von Calabar eingeführt und im Jahre 1864 zuerſt im Garten der oben genannten Geſellſchaft cultivirt. Eßbare Cucurbitaceen. Cucurbita moschata globosa Ndn. Eine Art mit runden Früchten von mittlerer Größe, die am oberen wie unteren Ende zuſammen— gezogen ſind; deren Haut iſt glatt, blaugrün, rothgelb oder gelb marmorirt, ſehr ſchön; das Fleiſch iſt dick, zart, von angenehmer Farbe. Es iſt eine der beſten eßbaren Sorten und ſcheint in Japan ſehr verbreitet zu ſein. Cacurbita moschata claviformis Ndn. Walzenförmiger Moſchus⸗Kürbiß. Eine ſehr empfehlenswerthe Sorte mit blaßrothem Fleiſche, das ein wenig feſt und ſchleimig iſt. Cucurbita moschata depressa Ndn. Die Frucht iſt nieder: gedrückt, die Haut warzenartig, rothgrünlich, mit einem bläulichen Staube bedeckt. Das Fleiſch iſt feſt, hellgelb, mehlig und ſchleimig. Als Puree ausgezeichnet und Perſonen, welche an der Bruſt leiden, ſehr zu empfehlen. (Abgebildet iſt dieſe Art in der Revue hortic. p. 69. 1865.) Außer dieſen werden in dem genannten Verzeichniſſe noch mehrere andere zur Nahrung dienende Sorten aufgeführt und empfohlen, ebenſo mehrere Melonen-Sorten, für welche wir auf das Verzeichniß ſelbſt verweisen. Kommen gefüllte Blumen und panachirte Blätter vereint auf einem und demſelben Pflanzenerxemplare vor? Ueber dieſen Gegenſtand hielt Herr Profeſſor E. Morren in Lüttich in der Sitzung der Kaiſerl. Gartenbau-Geſellſchaft in Paris, am 12. October v. J., einen intereſſanten Vortrag, der ſich im „Journ. de la Société centrale d' Horticulture“ und in der Revue Horticole ab- gedruckt findet und dem wir Nachſtehendes entnehmen. Man wird bemerkt haben, ſagt Profeſſor Morren, daß ſich die gefüllten Blumen und die panachirten oder bunten Blätter der Art von einander trennen, daß man ſolche nie zugleich auf einem und demſelben Individuum gefunden hat. Es iſt jedoch nöthig, um dieſes Princip beſtimmt feſtzuſtellen, erſt die gefüllten Blumen und die panachirten Blätter etwas näher zu erklären. Herr Morren verſteht zunächſt unter gefüllten Blumen — wie wir ſolches ſelbſt erſt kürzlich zu verſchiedenen Malen auseinandergeſetzt haben — nur ſolche, bei denen ſich die Erzeugungsorgane, Staubfäden und ſelbſt die Piſtille in Petalen oder Blumenblätter umgeſtaltet haben, 10 allgemein als gefüllte Blumen bezeichnet werden. Ausgenommen ind dennoch alle Pflanzen aus der Familie der Compoſiteen oder 24 Körbchenträger, als Dahlien, Altern, Zinnien u. dergl., die man mit Unrecht „gefüllt“ bezeichnet, denn das „Gefülltſein“ iſt hier nur eine Vergrößerung oder Verlängerung der einzelnen Blüthen. Zu den panachirten Blättern rechnet Morren alle diejenigen, bei denen das Blattgrün (Chlorophpll) verſchwunden oder nur wenig ausgebildet iſt. Eine einzige Ausnahme hiervon wird jedoch angeführt, nämlich die Kerria japonica (Corchorus japonicus), von der neueſter Zeit zwei Varietäten mit bunten Blättern von Japan eingeführt worden ſind, die eine mit weiß-, die andere mit gelbgeränderten Blättern, und die, wie man ſagt, auch gefüllte Blumen erzeugen ſollen, wie auch eine ſolche Pflanze in der „Illuſt. Hortic.“, Sepbr. 1862, Taf. 336, ſich abgebildet befindet. Es erſcheint hier jedoch wahrſcheinlicher, daß der Zeichner oder Maler eine Blume gezeichnet hat, die er ſelbſt nicht geſehen, denn alle Exemplare, die von einer Kerria mit bunten Blättern geblüht haben, zeigten uns einfache Blumen, ſo daß dieſe Ausnahme noch nicht feſtſteht. Auch ein Kaſtanienbaum, eine Amaryllis und ſelbſt eine Levkoje werden citirt, die gleichzeitig gefüllte Blumen und bunte Blätter gehabt haben ſollen, die Herr Morren zwar nicht geſehen, aber behauptet, daß die Zweige an den Exemplaren dieſer Pflanzen nie gefärbte Blätter, und wenn dies der Fall, nur einfache Blumen gehabt haben werden. Woher es nun kommt, daß gefüllte Blumen und panachirte Blätter nie auf einem und demſelben Pflanzenexemplare vorkommen, erklärt ſich ſehr einfach dadurch, daß das Erſte (gefüllte Blumen) ein Zeichen der Ueppigkeit iſt, während das Letztere (bunte Blätter) ein Zeichen der Schwäche oder Krankheit iſt. Dieſe zwei ſich widerſprechenden Eigenſchaften können niemals zu gleicher Zeit an einer Pflanze vorhanden ſein. — — p — ͤ — Ueberſicht neuer und intereſſanter Pflanzen, abgebildet oder beſchrieben in anderen Gartenſchriften. Calathea Veitchiana J. Veitch. Botan. Magaz. Taf. 5535. — Marantaceæ. — Die unter dieſem Namen abgebildete Pflanze ſteht der in den deutſchen Gärten allgemein bekannten Calathea Antal Kcke. (Maranta metallica Hort., Phrynium metallicum C. Koch in Allg. Gartenz. 1857. 147) nahe. Im botaniſchen Magazine heißt es, eine noch wahrſcheinlich unbeſchriebene Art, die Herr Veitch von ſeinem Sammler Herrn Pearce aus dem tropiſchen Amerika erhalten und nach ſeinem verſtorbenen Vater, der ein großer Freund dieſer Pflanzen war, be— nannt hat. 5 Die metallartig glänzenden, lang geſtielten, großen Blätter ſind auf beiden Seiten glatt, dahingegen längs der Mittelrippe mit großen dunkel— grünen Flecken gezeichnet, die auf der Unterſeite des Blattes eine mehr rothe Färbung haben. Nach den Rändern der Blätter zu ſind dieſelben ebenfalls dunkler gefärbt, die Mittelrippe leicht behaart. Blüthenſchaft aufrecht, fein behaart, kürzer als die Blätter. Vlüthenkopf 2 — 3 Zoll lang und etwa 2 Zoll im Durchmeſſer haltend; Deckblätter dicht dach— 25 ziegelfömig ftchend, nach unten zu mehr mit ihren Spitzen abſtehend. Der obere Theil der Deckblätter iſt außerhalb dünn, mit langen, leicht anliegenden Härchen beſetzt, die oberen Bracteen abſtehend, nach der Spitze zu röthlich gefärbt. Blumen klein, zu 2—6 in den Achſeln der Bracteen. Dianthus chinensis L. var. laciniatus Lem. Botan. Magaz. Taf. 5536. — Caryophyllacee. — Die Varietäten der Dianthus chi- nensis laciniatus ſind in den deutſchen Gärten hinlänglich bekannt, da man ſie alljährlich in großer Auswahl aus Samen erziehen kann. — Dendrobium Tattonianum Batem. Botan. Magaz. Taf. 5537. — Orchidee. — Dieſe niedliche Art iſt eine Bewohnerin von Nord-Auſtralien, woſelbſt ſie von Herrn J. G. Veitch in der Nähe der Küſte entdeckt worden iſt und auch von ihm eingeführt wurde. Die Pflanze hat bereits im Etabliſſement des Herrn J. Veitch geblüht und iſt dieſelbe zuerſt in Gardeners Chronicle, Sept. 1865, beſchrieben worden. Die Pſeudo-Knollen find birnförmig, 2— 3 Zoll hoch, 4 oder 5 ſchmale, fleiſchige, zugeſpitzte Blätter tragend, etwa zweimal ſo lang als die Knollen. An der Seite der Pſeudo-Knollen entſpringt der Blüthenſchaft, der ſteif aufrecht ſteht, etwa 1 Fuß lang iſt und mit einer Rispe von 12— 24 zerſtreut ſtehenden Blüthen endigt, die mit ihren gelben und weißen Sepalen und Tepalen und ihrer walzenförmigen Lippe eine hübſche Erſcheinung ſind. Stachytarpheta bicolor Hook. Botan. Magaz. Taf. 5538. — Verbenacex. — Eine den Blumenfreunden weniger zu empfehlende Pflanze. Dieſelbe ſtammt aus China, hat ziemlich große hellblaue Blumen, die wie bei den meiſten Arten dieſer Gattung nur in ſehr geringer Anzahl erſcheinen und ſehr hinfällig ſind. — Mesembryanthemum acinaciforme L. Botan. Magaz. Taf. 5539.— Syn.: Mesembr. lævigatum Haw. rubrocinctum E. et Z. subulatum Haw. — Ficoidee. — Wenn auch ein alter Bewohner vieler Gärten, fo iſt dieſe Pflanze leider zu wenig cultivirt, denn ſie gehört mit zu den allerſchönſten Arten dieſer artenreichen Gattung. Sie ſtammt, wie die meiſten Arten, vom Vorgebirge der guten Hoffnung, wo ſie nach den Aus— ſagen in Dr. Sonder's „Flora Capenſis“ nahe der Capſtadt wächſt. Die brillant dunkelviolettrothen Blumen ſind faſt 4 Zoll im Durchmeſſer und von ſehr großem Effect. Dendrobium Johannis Rchb. fil. Botan. Magaz. Taf. 5540. — Orchidee. — Wie die weiter oben genannte Art ſtammt auch diefe aus Auſtralien und verdanken wir deren Einführung Herrn John G. Veitch. Profeſſor Reichenbach nannte ſie zu Ehren ihres Entdeckers nach dem Vornamen deſſelben, indem es bereits ein Dendrobium Veitchianum Lindl. giebt. Die dunkelbraunen, mittelgroßen Blumen ſind eigenthümlich in Folge ihrer gedrehten Sepalen und Tepalen. Odontoglossum bietoniense Lindl. var. splendens Lem. Illuſtr. Hortie. Taf. 449. — Syn.: Cyrtochilum bictoniense Batem. — Orchidee. Das Odontoglossum bietoniense wurde zuerſt von Skinner in Guatemala entdeckt und von ihm an Herrn Bateman eingeſandt. Man unterſchied bisher zwei Varietäten, die eine mit lila Lippe, die andere mit weißlicher, ſelbſt weißer Lippe, zu denen auch noch die hier 26 genannte mit lebhaft roſa gefärbter Lippe hinzu kommt. Die Petalen und Tepalen ſind hübſch diſtink maronfarben gefleckt. Herr A. Verſchaffelt verdankt dieſe ſchöne Varietät ſeinem Reiſenden Herrn Ghiesbrecht, der ſie von Mexico eingeſandt hatte. Auf der internationalen Blumenausſtellung zu Brüſſel, im Jahre 1864, ausgeſtellt, zog ſie die Aufmerkſamkeit aller Orchideenkenner auf ſich. Rhododendron Duchesse de Nassau. „Illuſtr. Hortic.“ Taf. 450. — Eine ganz reizende Varietät. Die Blumen ſind ſehr groß, von neuer roſa Färbung mit weißem Schlunde, und auf der inneren Seite durchweg mit kleinen braunen Punkten ſehr ſchön gezeichnet. — Dieſe Varietät iſt ganz hart und im Herbſte d. J. vom Beſitzer Herrn Verſchaffelt in den Handel gegeben. Pyrethrum sinense et indieum. Die „Illuſtr. Hortic.“ bringt auf Taf. 451 die Abbildungen der von uns S. 523 v. Jahrg. aufgeführten und empfohlenen neuen, zwergartigen Chrysanthemum. Es find wahre Liliput⸗ Blumen von ſchönſtem Bau, Färbung und allen Blumenfreunden ſehr zu empfehlen. Von Herrn Verſchaffelt in Gent ſind dieſelben kürzlich in den Handel gegeben. Siehe deſſen, dem 11. Hefte vorigen Jahrg. beigegebenes Verzeichniß. Gromovia pulchella Rgl. Gartenfl. Taf. 484. — Syn: Beloperone pulchella Lindl. — Acanthacex. — Ein recht niedlicher Halbſtrauch, von Herrn Linden aus Central-Amerika eingeführt und verbreitet. Nach Dr. Regel unterſcheidet ſich dieſe Art von der Gattung Peloperone, zu der ſie Linden rechnet, durch den mit fiederförmiger erhabener Zeichnung verſehenen Gaumen der Lippe, durch am Grunde in keinen Sporn oder Horn ausgehende Antheren, und durch am Schlunde (nicht in der Mitte der Blumenröhre) eingefügte Antheren. Ebenſo wenig paßt dieſe Pflanze zur Gattung Rhytiglossa, ſtimmt aber am meiſten in den Gattungscharakteren mit der von Hooker im Botan. Magazine abgebildeten Beloperone violacea überein, weshalb Regel dieſe beiden Pflanzen als Typus einer neuen Gattung feſthält, die derſelbe zu Ehren des Herrn Commerzrathes Gromow in St. Petersburg, welcher den ſchönſten Privatgarten Peters— burg's beſitzt und als Freund des Gartenbaues für Hebung deſſelben viel thut, — Gromovia nennt. Es iſt dies eine ſehr hübſche Pflanze, die ſich im Frühjahre durch reiches und dankbares Blühen auszeichnet. Die Cultur iſt ſehr leicht, ein lichter Platz im Warmhauſe, eine nahrhafte lockere Erde ſagt der Pflanze am beſten zu. Vermehrung durch Stecklinge wie bei ähnlichen Acanthaceen. Lilium avenaceum Fisch. Gartenfl. Taf. 485. — Liliaceæ. — Es iſt dieſe Lilie eine der intereſſanteſten Einführungen des Herrn C. Maximowicz aus Japan. Sie gehört zu der Gruppe mit wirtelſtändigen Blättern und iſt zunächſt mit der L. Martagon verwandt. Dieſe Art hat eine weite Verbreitung, indem ſie von Kamtſchatka längs der öſtlichen Küſte China's bis zur Mandſchurei verbreitet iſt und ſowohl auf die Inſelgruppen Japan's, wie nach Sachalin und den Kurilen übergeht. Obgleich dieſe Lilie ſchon lange bekannt, fo wurde ſie doch erſt jetzt von Herrn Maris 27 mowicz in einer einzigen lebenden Zwiebel in den botanischen Garten zu Petersburg eingeführt. Die Blumen ſind zinnoberroth, nickend, deren Petalen zurückgekrümmt und unten punktirt, ſie ſtehen einzeln oder an ſtärkeren Exemplaren in mehr oder weniger reichblumiger, ſpitzenſtändiger Traube. Im Klima von Petersburg hält dieſe Art noch im Freien ohne Be— deckung aus und iſt ſomit ein hübſcher Zuwachs zu den bekannten harten Arten dieſer artenreichen Gattung. Cardiandra alternifolia Sieb. et Zucc. Gartenflora Taf. 48.6. — Hydrange. — Ein niedlicher Halbſtrauch, den der botaniſche Garten zu Petersburg ven Herrn Maximowicz aus Japan erhalten hat. Derſelbe wird im genannten Garten als Kalthauspflanze behandelt, dürfte jedoch in den deutſchen Gärten im Freien unter Decke aushalten. Die Aeſte ſterben jährlich bis faſt an die Wurzel ab, und die im Frühjahre erſcheinenden neuen Aeſte entwickeln im Juli hübſche weiße Blüthencorymben auf den Spitzen ihrer Aeſte. Jonopsis paniculata Lindl. Bot. Magaz. Tafel 5541. — Orchidee, — Wohl die hübſcheſte Art dieſer Gattung, denn alle Uebrigen ſind von nur geringem Anſehen. Nach Profeſſor Reichenbach iſt ſie nur eine Varietät der J. utricularioides, die faſt über ganz Süd-Amerika ver⸗ breitet iſt. Die J. paniculata erhielten die Herren Low & Co. in Clapton in großer Anzahl von Braſilien, unter welcher ſich mehrere Varietäten befanden, einige mit ganz weißer, andere mit weißer, gelb und roth, noch andere, wie z. B. die genannte, mit hübſch purpur gefleckter Lippe. Die Blumen dauern eine lange Zeit und erſcheinen in großer Anzahl, ſo daß es oft nöthig wird, um die Pflanze nicht zu ſchwächen, die Blüthenſtengel u entfernen. — Die Jonopsis erfordern dieſelbe Behandlung wie die Burlingtonia-Arten oder zartere Oncidien und gedeihen am beſten an 10 0 Holzblocke oder, was noch beſſer iſt, an einem aus Thon imitirten Klotze. Calathea tubispatha Hook. Bot. Magaz. Tafel 5541. — Marantacex, — Eine andere noch unbeſchriebene Art, von Herrn Pearce im tropiſchen Süd-Amerika entdeckt und von Herrn Veitch ein— geſandt. Es iſt eine hübſche Art mit braun gefleckten Blättern. Die Wurzelſtengel werden 1—2“ hoch. Die Blätter ſind verkehrt— eirund, elliptiſch, kurz zugeſpitzt, feſt, obſchon dünnhäutig, auf jeder Seite des Mittelnerves mit einer Reihe rhautenförmiger oder länglicher, dunkel— brauner Flecke gezeichnet, von denen ſtets zwei beiſammen ſtehen. Um dieſe Flecke iſt die Blattfarbe blaſſer als am Rande oder am Mittelnerv. Blüthenſchaft ſchlank, aufrecht, glatt, etwa 1“ lang, unten von einer Blatt⸗ ſcheide umgeben. Bracteen 2 — 3, grün, Blumen paarweiſe oder mehr in den Achſeln der Bracteen, gelb. — Pachypodium suceulentum A. De. Bot. Magaz. Tafel 5543. — Syn: Echites succulenta Thbg. Belonites succulenta E. Mey. Pachy- podium tomentosum. P. tuberosum Lind. — Apocyne. — Eine von Thunberg urſprünglich beſchriebene ſüdafrikaniſche Pflanze, die zu der Categorie der im vorigen Jahrgange von uns erwähnten merkwürdigen 28 Adenium obesum und Vitis Bainesii uud macropus gehören. Der Stamm iſt ein verdickter fleiſchiger Klumpen, aus dem alljährlich Blätter⸗ triebe von fleiſchiger Conſiſtenz hervorkommen, die zum Herbſte, nachdem ſie geblüht haben, wieder abſterben. Die Blätter ſind feſt, dunkelgrün, lanzettlich, ſpitz, ganzrandig, an der Baſis verſchmälert, faſt ſitzend, glänzend auf der Oberſeite, leicht filzig auf der Unterſeite, 2 Zoll lang, / — ¼ Zoll breit. Nebenblättchen ſtachelartig, namentlich am unteren Ende des Stachels. Blüthen endſtändig, eckig, einen Blüthenkopf von faſt 4 Zoll im Durchmeſſer bildend, kurz geſtielt. Die Blumenkrone präſentirtellerförmig. Blumen⸗ blätter ausgebreitet, von gleicher Länge als die Blumenröhre, dieſe wie der Saum auf der unteren Seite roſafarben, Schlund dunkelroth. — Der botaniſche Garten zu Hamburg beſitzt ſchon ſeit einer langen Reihe von Jahren dieſe hübſche und zugleich eigenthümliche Pflanze, es hat jedoch noch nicht gelingen wollen, dieſelbe zum Blühen zu bringen. Abronia fragrans Nutt. Botan. Magaz. Taf. 5544. — Nycta- ginex. — Eine ſehr niedliche Pflanze und eine ſchätzbare Acquiſition für unſere Blumengärten. Die Blumen, wie bei A. umbellata in großen runden Köpfen beiſammenſtehend, ſind porzellanweiß, öffnen ſich meiſt des Nachts und ſind angenehm duftend. Geyer entdeckte ſie an den Ufern des Plattenfluſſes. — Begonia Pearcei Hook. Botan. Magaz. Taf. 5545. — Begonia- ce. — Eine ſehr hübſche Art, verwandt mit B. cinnabarina, von Herrn Pearce eingeführt. Die Blätter ſind auf der Oberſeite dunkel ſammtgrün, ſchmutzig roth, auf der Unterſeite von hellgrünen Adern durchwebt. Blumen roß gelb. N f Disemma coceinea De. Belgique hortic. Taf 18. — Passiflora coccinea Bks. — Passifloree. — Dieſe Pflanze ſtammt aus Neuholland und iſt als eine hübſche Schlingpflanze für's Kalthaus zu empfehlen, denn ihre doppelſternförmigen Blumen ſind von brillanter ſcharlachrother Farbe. Die Herren Jacob Makoy & Co. in Lüttich find im Beſitze dieſer Pflanze und offeriren ſelbige zu einem billigen Preiſe. Allamanda Hendersonii H. Angl. Illustr. hortic. Taf. 452. — Apocynex. — Von den etwa zwölf Allamanda, die man in den Gärten kennt, iſt die genannte, von der die IIIustr. hortic. eine Abbildung giebt, unſtreitig die ſchönſte Art. Sämmtliche Arten dieſer Gattung zeichnen ſich durch hübſche hellgrüne, ſaftige Blätter und durch ein ſehr dankbares Blühen aus, wie denn ſchon ganz junge Exemplare ſehr reich blühen. Als Beiſpiel mag angeführt werden, daß Herr Th. Wilſon im Jahre 1864 eine Allamanda Aubletii in London ausgeſtellt hatte, die nur drei Jahre alt war und mehr als 500 Blüthen trug, eine A. Schottii hatte 300 Blüthen. Im 20. Jahrgange, S. 6 unſerer Zeitung, haben wir angegeben, wie die Allamanda am zweckmäßigſten zu cultiviren ſind, worauf wir verweiſen. Die Blumen der eben genannten Art ſind mindeſtens um ein Drittheil größer, als die der bekannten Arten; die Blumenlappen ſind ſehr groß, völlig abgerundet und am Grunde derſelben, dicht am Schlunde, befindet ſich auf jedem Blumenlappen ein großer weißer Fleck, während die Blumen ſelbſt leuchtend gelb ſind. Der Schlund iſt ſtrahlenförmig, roth geſtrichelt. 29 Die Art wurde durch die Herren Henderfon & Co. in St. John's Wood, London, direct von Guiana eingeführt, und haben dieſe die Pflanze an Herrn W. Bull in Chelſea verkauft, von dem Herr A. Verſchaffelt in Gent bereits einige Exemplare käuflich erſtanden hat. — Camellia Dionisia Poniatowski. Eine Blume erſten Ranges, weiß, mit einem kaum merklichen Anfluge von zart roſa und hier und da auf einzelnen Blumenblättern carmoiſin geſtrichelt. Die zahlreichen, abgerundeten Blumenblätter ſind mittelgroß, regelmäßig, ſternartig geſtellt. Dieſe Varietät wurde im Garten des Grafen Bourtourlin in Florenz erzogen, von wo ſie an Herrn A. Verſchaffelt übergegangen iſt. Bericht über einige neue und ſeltene Pflanzen-Arten im Garten zu Kew. Nachdem ich ſoeben meinen kurzen Bericht über einige bemerkenswerthe Pflanzen⸗Arten im Garten zu Kew im 11. Hefte v. J. dieſer Zeitſchrift wiederfinde, bin ich kühn genug, anzunehmen, daß der verehrlichen Redaction eine Fortſetzung vielleicht willkommen ſei, und wenn auch Wind und Wetter, namentlich Mangel an Sonnenſchein, die Gewächſe draußen wie drinnen zur Ruhe einladen, bin ich in Stand geſetzt, den Leſern eine kleine Reihe ſolcher vorzuführen, deren Blumen noch jetzt oder bis vor Kurzem die hieſigen Gewächshäuſer ſchmückten. Leea robusta. Roxb. Fl. Ind. I. 655. Walp. Repert. I. Eine ſtrauchartige Ampelidem aus Oſtindien, mit drei- bis vierfach— gefiederten Blättern, die ſchön glänzend und von dunkelgrüner Färbung ſind, und aus welchen die ſchwach rothe, ſtark verzweigte Trug- oder Afterdolde hervortritt. Die Röhre der Blumenkrone iſt kürzer als der Kelch. Sie blüht ſchon als ganz kleine Pflanze und dürfte daher als erfreulicher Zuwachs zu den ſich bereits in Cultur befindenden Arten dieſer Gattung angeſehen werden. Othonna triplinervia. Do. Harvey's and Sonder’s Flora | Capensis III. p. 337. Der Othonna carnosa, welche ich im Novemberhefte v. J. als blühend anführte, iſt die obengenannte Species bald gefolgt, ſchien mir erſtere ſchon, als zu den fleiſchigen Compoſiteen gehörend, deren Anzahl bekanntlich nur eine geringe iſt, bemerkenswerth, ſo iſt es dieſe in noch viel höherem Grade, da ihr dicker, fleiſchiger Stamm eine beträchtliche Höhe erlangt. Das Exemplar im Cacteenhauſe iſt 9—10“ hoch und erinnert an einige der ſüdafrikaniſchen Euphorbien. Die Blätter ſind ebenfalls von fleiſchiger Subſtanz und meſſen nach ihren Stielen 2½ —3“ in der Länge und 1“ in der Breite. Ihre Blüthenköpfchen (radiatæ) find von einer leuchtend gelben Farbe, die ſehr in's Auge ſpringt. Fockea glabra. Dec. Prodromus VIII. Asclepiadex. Profeſſor Decaisne, der Bearbeiter dieſer Familie, führt uns zwei Species dieſer Gattung an, deren Vaterland das Cap der guten Hoffnung iſt. Es ſind Fockea capensis und glabra, beide holzige Schlingpflanzen, von denen Letztere ihre faſt grasgrünen Blumen, die weniger Anſpruch auf Schönheit als auf Eigenthümlichkeit machen können, Ende des vorigen Monates in einem der Warmhäuſer entfaltete. Ceropegia Cumingiana. Dene. Bot. Mag. 74. 4349. Fl. d. serres 4. 315. Es werden vielleicht 10 — 12 Ceropegien in unſeren Gärten ange: troffen, die ſich alle durch ihren gefälligen Wuchs und ihre ſeltſam gefärbten und geformten Blumen bemerkbar machen. Die Ceropegia Cumingiana aus Java, die leicht und reichlich zu blühen ſcheint, iſt jedenfalls eine der hübſcheſten. Physianthus albens. Mart. Bot. Mag. 52. 3201. Bot. Reg. 21. 1759. Schon eine alte Pflanze aus der Familie der Asclepiadeen, die aber, wie ich glaube, der Bergeſſenheit anheimgefallen iſt. Im ſüdlichen England wird ſie als freie Landpflanze behandelt und blüht als ſolche ſehr dankbar, ja, reift ſogar ihre Früchte. Sie ſoll ſich zur Bekleidung von Lauben, Spaliers und dgl. m., die ſie in kurzer Zeit überzieht und mit ihren ſchönen, reinweißen Blumen verzieren hilft, vortrefflich eignen. In Deutſch⸗ land dürfte ſie wohl neben der Stephanotis floribunda Brongn. im Kalthauſe einen Platz finden; man hüte ſich überhaupt vor zu warmer Behandlung, wenn auch das Vaterland der Pflanze, wie es bei dieſer der Fall iſt (Braſilien), ein faſt durchgehends tropiſches Klima aufzuweiſen hat. Cuseuta reflexa. Roxb. var. verrucosa. Sweet Brit. Fl. Garden 1. 6. Von Schmarotzern will man gemeiniglich nicht viel wiſſen, doch keine Regel ohne Ausnahme, und wenn auch die hier genannte oſtindiſche Cuscuta-Art im eigenem Lande als wahre Geißel für Feld- und Ackerbau angeſehen wird, kann ſie nichts deſto weniger als willkommener Gaſt in unſeren Glashäuſern aufgenommen werden, wo ſie auf Epheupflanzen, recht ſaftigen Pelargonien u. ſ. w. vortrefflich gedeiht und eine Menge ihrer zierlichen, weißen Blumen, die ein herrliches Aroma beſitzen, hervorbringt. Sie kann, da Samen von ihr leicht gewonnen wird, als harte, einjährige Pflanze behandelt werden. Herr Bull in Chelſea, der auf einer der Ausſtellungen der königl. Gartenbau-Geſellſchaft einen Preis dafür erhielt, ſchickte ſie vor Kurzem zur Beſtimmung ein. Stachytarpha sanguinea. Schauer et Mart. Mart. Fl. Bras. — Verbenaceæ. Man erhielt die Art im verfloſſenen Jahre zugleich mit der im Bot. Magazine als neu beſchriebenen 8. bicolor, Taf. 5538, von Herrn Williams aus Bahia und augenblicklich ſtehen mehrere Pflänzchen in voller Blüthe. Der ganze Habitus, wie auch die Form der Blumen, er: innert ſehr an 8. bicolor, nur daß ihre beiderſeitigen Färbungen der 31 Blumenkronen, wie ſchon die ſpecifiſchen Namen andeuten, von einander abweichen. Trieyrthis pilosa. Wallich. Bot. Mag. 4955. Fl. d. serres 1219. Eine aus dem Etabliſſemenk Van Houtte zu uns gekommene Varietät dieſer allerliebſten Uvulariee blühte im verfloſſenen Monate. Dr. Wallich entdeckte dieſe Species im Himalaya und beſchrieb ſie als neu; ſpäter jedoch ſcheint er zu der Anſicht gekommen zu ſein, daß ſie mit der japaneſiſchen, von Thunberg beſchriebenen und von Fortune wieder auf— gefundene T. hirta, Bot. Mag. 5355, Fl. d. serres 1540, in allen Einzelheiten mehr oder minder übereinſtimme. Ob er zu dieſer Annahme berechtigt, iſt eine Frage, die weiter zu erörtern wir uns nicht für berufen halten. Gelonium fascieulatum. Bot. Mag. 3231. Ein kleiner Strauch, zu den Euphorbiaceen gehörig, der ſchon vor mehr denn 30 Jahren ſeinen Weg von Oſtindien in die Kew'er Gewächs— häuſer gefunden hat. Doch iſt es nur die männliche Pflanze, die weibliche ſcheint überhaupt nicht in unſeren Sammlungen vertreten zu ſein. Stand— ort: Warmhaus, Blüthezeit: von Auguſt bis October. Dorstenia Bahiensis. Kl. More. Mart. Fl. Bras. Urticeæ. Dieſe Art gehört zu denjenigen mit ſtrauchigen, aufſteigenden, Luft— wurzeln treibenden und glatten Stengeln. Ihre langgeſtielten Blätter ſind entweder länglich-rund oder oblong⸗-lanzettförmig. Larix Griffithii. Hook. Fil, et Thom. Illustr. of Him. Plants, 21. Illustr. Hort. 2. 72. Fl. d. serres 1267 —8. Der verſtorbene Griffith entdeckte dieſe nach ihm benannte Conifere zuerſt in Weit-Bhotan, nicht weit vom Sikkim-Himalaya, ſpäter wurde ſie von den Herren Dres. Hooker und Thomſon wieder aufgefunden. Erſterer ſchickte Samen nach Kew-Gardens, wo ſie raſch keimten und bald niedliche Pflanzen von 4— 5“ Höhe bildeten. Doch ſcheinen dieſe Exemplare alle zu Grunde gegangen zu ſein, jetzt hat ſie aber zum zweiten Male hier ihre Erſcheinung gemacht. Sie hat einen höchſt zierlichen, gefälligen Habitus und ſcheint den engliſchen Winter ertragen zu können, was allerdings, wie Dr. Hooker meint, davon abhängt, ob man die Samen von Bäumen in einer Erhöhung von 8000“ oder höher hinauf bis beinahe zu 13000‘ einſammelt. Dendrobium eriaflorum. Lindl. Wenn man von Dendrobien ſpricht, ſo verſteht man gewöhnlich die großblumigen Arten mit prachtvollen Farbenſpielen darunter, die jetzt in jeder Orchideen⸗Sammlung ſo reichlich angetroffen werden. Dendrobium erieflorum mit kleinen, grünlichen Blumen kann höchſtens auf Zierlichkeit Anſpruch machen, doch da ſie in dieſem Jahre (October) wahrſcheinlich zum erſten Male in Europa in den Gärten zu Kew, die ſie von Herrn Dr. Anderſon aus Calcutta erhielten, geblüht hat, beeile ich mich, ſie hier namhaft zu machen. b 32 Tupistra nutans Wall. Bot. Mag. 3054. Bot. Reg. 15. 1223, Dies iſt eine der Pflanzen, von denen man nicht mit Gewißheit an: geben kann, zu welcher Familie ſie gehören, früher ſcheint ſie zu den Aroideen gezählt worden zu ſein, Lindley bringt ſie an's Ende der Liliaceen und Andere räumen ihr einen Platz unter den Melanthaceen ein. Eine ſehr verbreitete Pflanze, und würde ich mir auch nicht erlaubt haben, ſie anzuführen, wenn es ſich nicht bei ihr höchſt wahrſcheinlich, ähnlich wie bei Ophiopogon, um wiſſenswerthe Beobachtungen in Rückſicht auf Frucht⸗ und Samenbildung handelte. Siehe „Brown's vermiſchte Schriften, Fol. II.“ „Ueber einige merkwürdige Abweichungen von dem gewöhnlichen Baue der Samen und Früchte“, pag. 747—760. Leider wurde ich erſt zu ſpät auf ihre Samen aufmerkſam, die jetzt die Größe einer Kirſche erlangt haben, 2, 3, ja ſelbſt 4, ſitzen zuſammen, ſo daß ich erſt im nächſten Jahre ihre Entwickelung von Anfang an verfolgen zu können hoffe. Anguillaria dioica. R. Br. Endl. Iconogr. 3. Der Garten zu Kew verdankt dieſe überaus zierliche Melanthacee von Neu— Süd⸗Wales der Lady Cooper, und möchte ich annehmen, daß dieſes ihr erſtes Auftreten als cultivirte Pflanze iſt.“) Die Blumen, die nur eben zwiſchen den Blättern hervorſchauen und unmittelbar aus dem Boden zu kommen ſcheinen, ſtehen in Aehren und zeigen eine weiße Farbe mit violetten Streifen. Mich dem Schluſſe nähernd, möchte ich nur noch Folgende meiner Lifte anfügen, nämlich: Aralia Thiebautii (Verſchaffelt), Phyl- logathis rotundifolia Bl. Fl. d. serres IV. 177, herrliche Melaſtomacee, Stadmannia palmata, Adhatoda cydoniæ- folia N. ab E. Bot. Mag. 4962, Fl. d. serres 1222, ſehr ſchöne Acanthacee, und endlich Schizostylis coccinea Haw. Bot. Mag. 5422, Iridee und Urceolina pendula Herb. Bot. Mag. 5464. Amaryllideæ. Royal Gardens, Herbarium zu Kew. November 1865. ö Edmund Goeze. LEID — Garten⸗Nachrichten. | Die Baumschulen des Herrn Andre Leroy. Obgleich die Baumſchulen des Herrn André Leroy in Angers, im weſtlichen Frankreich, wegen ihrer Großartigkeit weit und breit rühmlichſt bekannt ſind, ſo veranlaßt uns das kürzlich erhaltene beſchreibende Verzeichniß derſelben dennoch, hier einige Worte über dieſelben mitzutheilen. Obſchon *) Im Jahre 1858 wurde dieſe kleine Pflanze im bot. Garten zu Hamburg cultivirt, der Knöllchen davon von Herrn Ausfeld erhalten hatte, die der— ſelbe von Auſtralien mitgebracht. Leider gingen die Pflanzen ein Jahr ſpäter wieder verloren. (Siehe hamburg. Gartenz. Jahrg. 1858, S. 488.) D. Red. 33 1780 gegründet, fo verdanken dieſe Baumſchulen ihr Aufblühen doch erſt dem jetzigen Beſitzer, der es ſeit 1820 iſt. Die geographiſche Lage, die Nähe des Oceans und das milde und gleichmäßige Klima, wie auch noch der fruchtbare Boden von und um Angers iſt Urſache, daß noch eine Menge von Gehölzen im Freien gedeihen, die unter gleichen Breitengraden an anderen Orten nur dürftig oder gar nicht mehr fortkommen. Die Baumſchulen des Herrn Leroy umfaſſen etwa 800 Magdeburger Morgen, auf welchem enormen Raume nicht nur Obſtbäume, ſondern auch in⸗ und ausländiſche Gehölzarten, die ohne Schutz gedeihen, gezogen werden. Die Mehrzahl der vielen Obſtbaumſorten hat bereits in den Baum— ſchulen von Angers Früchte geliefert, und es wurde dadurch der Beſitzer in den Stand geſetzt, dieſelben mit möglichſter Sorgfalt zu erproben und zu beſchreiben, ſo daß er auch für die Echtheit einer jeden Sorte einſteht. Alle Sorten jedoch, die noch nicht bei ihm Früchte getragen haben, werden unter den Namen abgegeben, unter denen Herr Leroy ſie erhalten hat. Bei der Aufzählung der Obſtſorten im Verzeichniſſe ſind bei jeder die erforderlichen Synonymen mit ihren Autoren angegeben, dann deren Qualität, Größe, Geſchmack des Fleiſches, Reifezeit, die für die Sorte paſſendſte Baumform und dann eine kurze Beſchreibung. Nur die ſeit dreißig Jahren über die verſchiedenen Obſtbäume und andere Gehölzarten alljährlich auf— notirten Beobachtungen, haben es Herrn Leroy möglich gemacht, ein ſolches Verzeichniß, wie das vor uns liegende iſt, anfertigen zu können. Zuweilen fand Herr Leroy, daß ſeine Beſchreibung der Früchte mit der des citirten Pomo— logen weſentlich verſchieden war, was jedoch nur darin ſeinen Grund hat, daß durch Veränderungen des Klima's und Bodens die betreffende Sorte eine andere Beſchaffenheit angenommen hat. Sorten von minder guter Beſchaffenheit oder ſolche, die noch keine Früchte geliefert, ſind im Verzeichniſſe nicht mit aufgenommen, weil die Identität dieſer Sorten noch zweifelhaft bleibt. Als Einleitung zum Verzeichniſſe giebt der Verfaſſer einige Grund— regeln für die Anlegung eines Baum- oder Obſtgartens an, und bei jeder beſonderen Fruchtgattung iſt angegeben, wie dieſelbe am Beſten zu ziehen und zu behandeln iſt, ſo daß ſelbſt der unerfahrendſte Laie ſich hier Be— lehrung verſchaffen kann, wie er ſeine Bäume zu behandeln hat. — Um von der Reichhaltigkeit der Obſtarten und Obſtſorten eine Idee zu bekommen, mag erwähnt werden, daß in dieſem Verzeichniſſe 38 Sorten Aprikoſen, 17 Sorten Mandelbäume, 118 Sorten Kirſchen, 22 Sorten Kaſtanien, 7 Sorten Quitten, 6 Sorten Spierlingsbäume aufgeführt ſind. Die Spierlingsbäume (Sorbus domestica L.) zählen in der Gegend von Angers mit zu den ſchönſten Fruchtbäumen. Die Höhe des Baumes und die regelmäßige Kronenbildung macht ihn zu einem der beſten Alleebäume, wie auch das Holz wegen ſeiner Härte bekanntlich von großem Werthe iſt. Die birnförmigen Früchte werden nach der Mittheilung des Herrn Leroy verſchiedenartig verwendet. Sie geben z. B. ein gutes Getränk, das wie der Birnenwein zubereitet wird. Man kann das Getränk auch auf folgende Weiſe bereiten: man nimmt zu einem Faſſe von 230 Litres Waſſer 150 Litres von den rohen Früchten dieſer Baumart, woraus ſich das Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXII. 3 34 Getränk nach 2 Wochen gebildet hat. Die gewelkten Früchte geben auch ein gutes Getränk für die Winterzeit, doch braucht man in dieſem Falle nur die Hälfte der Früchte für dieſelbe Quantität Waſſer, man muß jedoch 2—3 Wochen warten, bis der Wein genießbar wird. — Ferner ſind auf— geführt 6 Sorten Cornelkirſchen, 6 Sorten Berberitzen, 12 Sorten Feigen, 23 Sorten Himbeerſträucher, 6 Sorten Granaten, 34 Sorten Johannisbeeren, 36 Sorten Stachelbeeren, 8 Sorten Mispeln, 21 Sorten Haſelnüſſe, 139 Sorten Pfirſiche, 776 Sorten Birnen, 385 Sorten Aepfel, 107 Sorten Pflaumen, 437 Sorten Wein und dergl. m. Nicht minder reichhaltig ſind die Baumſchulen der Forſt- und Zier— bäume, von denen das Verzeichniß ohne die Coniferen 784 Arten aufführt, Coniferen 328. Die Sammlung der Zierſträucher iſt eingetheilt: in Zierſträucher mit abfallenden Blättern (649 Arten und Abarten), in Zierſträucher mit immer: grünen Blättern (566 Arten und Abarten), und in Zierſträucher, die in Heide— erde wachſen (404 Arten). Das Sortiment Schling- oder Rankpflanzen umfaßt 177 Arten. Nicht minder reichhaltig iſt die Sammlung der Roſen und Camellien. Baumſchulen-Beſitzer, wie Freunde von Obſt- oder Gehölzſorten erhalten auf ſchriftliches Verlangen dieſes Verzeichniß von dem Verfaſſer Herrn André Leroy gratis zugeſandt. — 2 2 — Die Promenaden Breslau's.“) Der Stadtgraben iſt nun regulirt, die Ufer deſſelben begrenzt; es handelt ſich alſo zunächſt darum, das durch ſeine Verengerung gewonnene Terrain zu benutzen, ſo wie für die ſchönen, leider bei dem Baue des be— wußten Canals mit dem unausſprechlichen Namen zu Grunde gegangenen Birken einen Erſatz zu ſchaffen. Eine bloße Allee würde dieſem Zwecke wenig entſprechen, Anlagen, Bosquets, abwechſelnd mit niedrigen Baum— pflanzungen, ſollen angelegt werden, wozu wir vorzugsweiſe Platanen in Vorſchlag bringen, welche ſich durch ihre Verzweigung, ſo wie durch die Beſchaffenheit des Laubes und der Rinde, ſehr auszeichnen, ſich auch ohne Beeinträchtigung ihrer Form in Ordnung halten laſſen, wenn naheliegende Gebäude Berückſichtigung erfordern. Bei der Zuſammenſetzung der Bosquets ſoll namentlich auf ſehr exponirten Punkten Rückſicht auf immergrüne Sträucher und Bäume genommen werden, um auch im Winter der Schnee— landſchaft Abwechſelung zu verſchaffen, wozu ſich außer den bekannten Nadelhölzern,**) den vielen Varietäten des Taxus, Wachholder, noch manche neue Einführungen aus Japan, China und dem nordweſtlichen Amerika *) Der Redaction vom Verfaſſer aus der breslauer Zeitung gütigſt mitgetheilt. ** Daß die Nadelhölzer auf dieſen neuen Anlagen gedeihen werden, unterliegt keinem Zweifel. Die kränkliche Beſchaffenheit der Nadelholzpartie in der Nähe der Taſchenbaſtion wird durch rein locale Urſachen veranlaßt, welche uns am Ende wohl nöthigen dürften, ſie wenigſtens theilweiſe aufzugeben. 35 eignen, ſelbſt die merkwürdige Sequoia gigantea (Wellingtonia), Thu- jopsis borealis u. ſ. w., jo wie ferner die hier bei uns noch fehlenden immergrünen Sträucher aus anderen Familien, wie größere Buxus, Aucuba, Mahonien, die nepalenſiſchen Crategus oder Dornarten, der Feuerdorn (Cratægus pyracantha) und vor allen die auch im Freien ausdauernden centralaſiatiſchen Rhododendra, welche ſich durch ihre großen Blüthen und ſchönen Blätter als wahre Alpenpflanzen, doch im großartigen Style, auszeichnen. Wenn dieſe Partien im Allgemeinen in gebogenen Formen gehalten werden, wofür die Gewandtheit und der Geſchmack unſeres Stadtgärtners Loſener ſchon ſorgen wird, dürfſe der unangenehme Eindruck ſich vermindern, den die nur allzugeraden, in Folge der Verengerung noch mehr hervortretenden Linien unſeres Stadtgrabens gewiß auf Jeden hervor— bringen, der da wohl weiß, wie ſehr durch zweckmäßige Ausbuchtung und Undulirung die Schönheit der Ufer erhöht wird. Man iſt auf meine dies— fallſigen Vorſchläge zunächſt noch nicht eingegangen, wird ſich aber wohl im Laufe der Zeit ſchwerlich einer ſolchen Maßnahme entziehen können. Zur Bildung eigenen Urtheiles empfehle ich die Betrachtung des Waſſer— grabens im botaniſchen Garten, deſſen gegenwärtige von competenter Seite ſtets als zierlich anerkannten ausgebuchteten Uferränder auch einſt aus geradlinigem, bis an das Waſſer ſteil abfallenden Ufer hervorgebildet wurden. Vorläufig wollen wir uns begnügen, durch Anpflanzungen ver— ſchiedener Art, insbeſondere von ſchönen Gräſern, womit die Neuzeit uns beſchenkte, dem gerügten Uebelſtande einigermaßen abzuhelfen. Gegen den Fahrweg ſoll die äußere Promenade durch ein eiſernes Geländer abgeſchloſſen werden, eine Maßnahme der ſtädtiſchen Behörden, welche wir mit Freuden begrüßen, da dieſes Beiſpiel gewiß Nachahmung erwecken wird. Obſchon im Vaterlande großartigſter Eiſeninduſtrie, wird doch nirgends ſo wenig Eiſen verwendet, als eben hier, wo es freilich an Hauptſtraßen ſogar noch hölzerne, mit aufrecht ſtehenden eiſernen Nägeln bewehrte Zäune giebt. — Die Regulirung der Taſchenbaſtion iſt auch erfolgt. Die daſelbſt allerdings etwas provocirend angelegte und daher viel beſprochene und viel gedeutete Steinpartie unſeres Stadtgärtners ſoll, wie wohl ſelbſtverſtändlich, weder zur Darſtellung irgend einer Gebirgs- oder geogno— ſtiſchen Formation, ſondern nur zur Aufnahme von Alpenpflanzen dienen, welche wir ſchon längſt dem größeren Publikum vorzuführen wünſchten, da wir meinen, daß auch ſchon eine geringe Kenntniß derſelben geeignet iſt, Reiſen in die unvergleichliche Alpenwelt ein größeres Intereſſe zu verleihen. Ein Belvedere auf der Höhe der Taſchenbaſtion ſtellt ſich immer dringender als nothwendig heraus; auch der Ziegelbaſtion, die wenigſtens in der nächſten Umgebung eine viel maleriſchere, ja wohl pittoreske Ausſicht gewährt, würde ein ſolches zur größten Zierde gereichen, ob nun in Ver— bindung mit einer Reſtauration, will wohl ſorgfältig überlegt ſein, da dabei jedenfalls ſtets ein Theil der vegetativen Zierde zum Opfer gebracht werden muß. Daß ſich auf dem Centrum der Ziegelbaſtion die ſchönſte Baum— partie unſerer Promenaden befindet, wollen wir hier nur in Erinnerung bringen. Im Allgemeinen leiden wir hier von jeher Mangel an hochſtämmigen, zu Alleen und Anlagen geeigneten Bäumen, wovon die älteren Bäume 3* 36 unſerer Promenaden ſchon Zeugniß geben und unſere gegenwärtigen An: pflanzungen zu unſerem Schaden leider alljährlich erfahren, woran man freilich oft nicht gedacht, ſondern ſich veranlaßt geſehen hat, die Urtheils— fähigkeit der Promenaden-Commiſſion in Zweifel zu ziehen. Ich habe unter dieſen Umſtänden der Commune ſchon längſt vorgeſchlagen, eine Baum⸗ ſchule zu dieſem Zwecke, und zwar nur für einheimiſche Bäume, im ſtädtiſchen Forſte zu Riemberg zu begründen, und halte auch jetzt noch ein ſolches Unternehmen für höchſt rentabel, ja, jedem Gutsbeſitzer zu empfehlen, der hierzu geeigneten Grund und Boden beſitzt. Denn die Nachfrage ſteigert ſich von Jahr zu Jahr, und Ausſicht iſt zur Zeit nicht vorhanden, ihr genügend zu entſprechen. So bedürfen wir z. B. zur Verbeſſerung der Alleen auf unſeren inneren Promenaden wohl nicht weniger als 100 Stämme und eine viel größere Zahl für die äußere Promenade und für den Park von Scheitnig. Daß man endlich mit der Reſtauration deſſelben vorgeht und Lenné, den hochgeſchätzten Ehrendoctor unſerer Univerſität, dazu beruft, wie ich ſchon längſt gewünſcht, iſt höchſt erfreulich. Hoffenlitch wird man auch nicht verfehlen, ihm ſämmtliche Erweiterungspläne unſerer Stadt zur Mitberathung vorzulegen, da er auch in dieſer Hinſicht ſein Talent ſchon oft bewährt und an der Verſchöͤnerung vieler europäiſcher Hauptſtädte bedeutenden Antheil genommen hat. Unſerem Stadtgraben ſteht eine erfreuliche Vermehrung ſeiner Bevöl— kerung bevor, zunächſt durch ſchwarze Schwäne und nordamerikaniſche Enten, die von unſerem geſchätzten Mitbürger, Herrn Kaufmann G. Liebich, in Ausſicht geſtellt ſind; ein dankenswerthes Beiſpiel, dem wir recht vielfache Nachfolge wüuſchen. Die beſſere Beſchaffenheit des Waſſers bürgt für Erhaltung ſolcher Zierden der Gewäſſer. Breslau, H. R. Göppert. FETT Aus dem brtaniſchen Garten in Breslau.“) Im botaniſchen Garten fanden ſich am 30. October v. J., Nach— mittags, die Mitglieder des Central-Gewerbe-Vereines, ſowie des hieſigen Gewerbe-Vereines, zahlreich zu einem demonſtrativen Vortrage ein, welchen Geheimrath Prof. Dr. Göppert auf ergangenes Anſuchen in dankens⸗ werther Weiſe übernommen. Da die allgemeinen Verhältniſſe des Gartens ſchon zu wiederholten Malen vorgeführt worden waren, auch die vorge— ſchrittene Jahreszeit im Freien nur noch wenig zu ſehen geſtattete, wurde die zahlreiche Verſammlung alsbald in das Palmenhaus geführt, deſſen hauptfächlichem Inhalte, der Familie der Palmen, die heutige Demonſtration vorzugsweiſe galt. Eine ausgedehntere Kenntniß der Palmen verdanken wir erſt der neueren Zeit. Linné, dem ſie einſt ſo imponirten, daß er ſich gar nicht unterfing, ſie in ſeinem Syſteme unterzubringen, ſondern ſie am Ende deſſelben als Principes plantarum hinſtellte, kannte nur 8 Arten, *) Der Redaction vom Verfaſſer gütigſt mitgetheilt. 37 Ruiz und Pavon, Humboldt und Bonpland fügten noch etwa 40 hinzu. Gegenwärtig kennt man wohl an 600 Arten, von denen ſich über die Hälfte bereits in europäiſchen Gärten befindet. Der hieſige botaniſche Garten enthält an 100 Arten, unter ihnen aber faſt alle, welche in mediciniſcher, techniſcher, hiſtoriſcher oder ethnographiſcher Hinſicht ein her— vorragendes Intereſſe darbieten. Nach Erläuterung ihrer Vegetations- und Fruchtorgane durch Abbildungen, wie durch die im Hauſe ſelbſt neben den Arten in Gläſern aufgeſtellten, Exemplaren, ward auf ihre ausgebreitete Verwendung hingewieſen, die ſich faſt auf alle Theile dieſer impoſanten Gewächſe erſtreckt. In den von einander entlegenſten Gegenden der Tropen, ihrer eigentlichen Heimath, ſind merkwürdigerweiſe die Eingeborenen durch Empirie zu gleicher Benutzung der verſchiedenſten Arten gelangt, wie der Vortragende durch Schilderungen ihrer Wohnungen, Lebensweiſe u. dergl. veranſchaulichte. Europa beſitzt nur eine Art, Chamęrops humilis, in den Mittelmeerländern, Amerika wohl mehr als die übrigen Erdtheile zu— ſammen genommen, die mit gefiederten Blättern herrſchen vor, mit ſchild— oder fächerförmigen Blättern iſt etwa nur der dritte Theil der bekannten Arten verſehen. Bei Folgenden wurde unter anderen nun länger verweilt mit Bezugnahme ihrer merkwürdigen Gebrauchs- und Lebensweiſe; die in Gärten jo ſeltene Cocospalme, an welcher trotz Szjährigen Alters noch die Nuß haftet, C. coronata, die Dattelpalme, die indiſchen Sagopalmen, 4 Caryota⸗Arten und Corypha umbraculifera, die Oceaniſche Sago— und Weinpalme, Sagus Ruffia Jacq. und S. Rumphii, die Toddypalme, Borassus flabelliformis, die Maximiliana regia Mart., Wallichia caryotoides, die Beſenpalme, Attalea, die kletternden Calamus-Arten, die Mutterpflanzen des Stuhlrohres, fälſchlich gemeinhin Bambusrohr ge— nannt, die Betelnußpalme, Areca Catechu, die Kohlpalme, Euterpe und Areca oleracea, die ägyptiſche Dumpalme, Hyphæne crinita, die fo wichtige Oelpalme, Elais guinensis, und E. melanococca, Zuckerpalme, Arenga sacharifera, die Wachspalme, Ceroxylon und Copernicia cerifera, das zu Stöcken insbeſondere verwendete Astrocaryum, die ſagenreiche Lodo— icea Sechellarum mit der größten, wunderlich geformten Baumfrucht der Erde, die bereits weithin kletternden Chamædorea scandens, die prachtvollen Latanien ꝛc. Auch auf die Uebrigen das Bild tropiſcher Vegetation in dieſem Hauſe vervollſtändigenden Gruppen der Bambuſeen, Liliaceen, Pandaneen, Muſaceen, Aroideen, Farnen wurde hingewieſen, unter ihnen hervorragend die erſt ſeit Kurzem hier beſindliche Musa Ensete von Madagascar, der größten, bekannten, krautartigen Pflanze. In Kew er— reichte ein Exemplar innerhalb 4 Jahren einen Stammumfang von 6 Fuß und trieb Blätter von 20 Fuß Länge. Auch bei uns zeigt ſie bereits ein Wachsthum. Die ſchwindende Tageshelle geſtattete jetzt nur noch der paläonto— logiſchen Partie einen kurzen Beſuch zu machen, die in der letzten Zeit eine neue Zierde durch einen ſchönen, 16 Centner ſchweren, verſteinerten Stamm aus dem von dem Vortragenden vor einigen Jahren aufgefundenen verſteinerten Walde von Radowenz erhielt, welchen fie der ſehr anzu: erkennenden Liberalität des Herrn Kaufmann Hartmann in Cudowa 38 verdankt. Auch dieſer Stamm zeigt auf feiner Oberfläche tief in die Subſtanz eindringende kleine Rollſteinchen, ein ſeltſames Phänomen, welches ſich ſchwer mit den übrigen Momenten des Verſteinerungsproceſſes in Ein— klang bringen läßt. Zum Schluſſe verbindlichen Dank dem Vortragenden, von den Vor— ſitzenden, den Directoren Lehmann und Kayſer. Gartenbau⸗Vereine. Breslau. Schleſiſche Geſellſchaft für vaterländiſche Cultur. Section für Obft- und Gartenbau. In der Sitzung am 27. Sep: tember 1865 machte der Secretair Herr E. G. Müller unter Anderem Mittheilung davon, daß der Miniſter für landwirthſchaftliche Angelegenheiten, Herr von Selchow, der Section auch für dieſes Jahr die zeitherige Subvention für Unterhaltung ihres Obſt-Baumſchul-, reſp. Verſuchs-Gartens bewilligte, ſowie daß Herr Bürgermeiſter Somme zu Hohenfriedeberg derſelben Edelreiſer derjenigen Varietät von Prunus avium offerirt hat, von welcher in der Sitzung am 12. Juli Mittheilung gemacht wurde und welche nach deſſen Angabe in Goldberg und in Möhnersdorf bei Hohen— friedeberg in je einem großen Exemplare vorhanden iſt. In der Sitzung am 18. October v. J. hielt der Secretair einen längeren Vortrag über den Befund der durch ihn auf Veranlaſſung der Section beſuchten, im September d. J. ſtattgehabten allgemeinen deutſchen Ausſtellung des erfurter Gartenbau-Vereines, aus dem wir nur entnehmen wollen, daß ſich an dieſer großartigen und glänzenden Ausſtellung, welche in 2 mit einander in Verbindung gebrachten, zuſammen einen Flächenraum von 12 Morgen einnehmenden öffentlichen Geſellſchfaftsgärten, theils im Freien, theils in eigens dafür errichteten Baulichkeiten ſtattfand, laut Catalog 292 Ausſteller, unter dieſen auch einige Nichtdeutſche, und mehrere derſelben in vielfacher Weiſe mit zuſammen 884 Einlieferungen von Gemüſen, Obſt, Pflanzen, abgeſchnittenen Blumen, Arrangements, Geräthen u. ſ. w., ohne mancher reichhaltiger Nachſendungen zu gedenken, betheiligten, von denen viele 200 bis 300 Piécen enthielten; die Provinz Schleſien war hierbei durch 15 Ausſteller mit 24 Einſendungen, die Section für Obſt- und Gartenbau aber unter dieſen durch 7 ihrer Mitglieder mit 9 Einlieferungen vertreten. Dieſem Vortrage ſchloß ſich eine kürzere Mittheilung des Sectious— Gärtners Herrn Jettinger an über die von ihm im Auftrage der Section am 8. October beſuchte Ausſtellung des loſſener Obſtbau-Vereines im Saale des Schießhauſes zu Brieg. So anerkennend deſſen Aeußerungen waren, ſowohl über den Geſammteindruck dieſer kleinen Ausſtellung, als auch über einzelne Einſendungen von Obſtſorten, um ſo mehr mußte befremden, daß nach von ihm vorgelegten etwa 10 Beweisſtücken, die Früchte einer Obſtſammlung, welche ein öffentliches Inſtitut eingeſendet hatte, ſo viele der Art durchaus falſche Sortenbezeichnungen nachwieſen, daß in ganz Schleſien bekannte geringe Sorten, mit Namen ſehr guter, weniger bekannter Sorten bezeichnet waren. Aehnlich war es bei einem Sortiment Früchte, 39 eingefendet von einer dem loſſener Obſtbau-Vereine ebenfalls als Mitglied nicht angehörenden größeren Handelsgärtnerei. Erſterer Fall wurde um ſo bedauerlicher befunden, als durch hier wiederholt gezeigte, ſolche bedeutende Irrthümer, begangen von einer zur Belehrung und als Muſter dem Zwecke der Förderung des Obſtbaues dienen ſollenden Stelle, jene nicht nur Ver— breitung finden, das nöthige Vertrauen zu derſelben beſchränken, ſondern auch in anderen Beziehungen dem Zwecke geradezu entgegen wirken. Zuletzt wurden noch Exemplare vorgelegt von dem in der vorigen Sitzung zum Druck bewilligten Verzeichniſſe richtig benannter Obſtbaum— und Strauchſorten, welche aus dem mit Unterſtützung eines hohen königl. landwirthſchaftlichen Miniſteriums gepflegten Garten der Section für Obſt— und Gartenbau (Mathiasſtr. 90), der Schleſiſchen Geſellſchaft für vater— ländiſche Cultur zu Breslau im Herbſt 1865 und Frühjahr 1866 unter den darin angeführten Bedingungen, für Mitglieder dieſer Section aber mit einer Preisermäßigung von 25 Procent, käuflich zu haben ſind und ſolche, welche außerordentliche Beiträge für dieſen Garten leiſten, noch beſondere Berückſichtigung erfahren, auch Edelreiſer gratis erhalten. In dieſem Ver— zeichniſſe ſind die Arten der verſchiedenen Fruchtgattungen, nach den in dem vorjährigen Verzeichniſſe zur Anwendung gebrachten Syſtemen geordnet und mit den ihnen, nach dem illuſtrirten Handbuch für Obſtkunde von Jahn, Lucas und Oberdieck zukommenden richtigen Namen aufgeführt, in ver— käuflichen 98 Sorten Aepfel, 77 Sorten Birnen, 3 Sorten Kirſchen, 17 Sorten Pflaumen, 15 Sorten Aprikoſen und Pfirſichen, 31 Sorten Weinreben und 62 Sorten Stachel-, Johannis-, Himbeeren und Erdbeeren, welche aus den ſicherſten und beſten Quellen in dem Garten der Section ſorgfältig unter richtigen Namen cultivirt underhaltenwerden. Den Namen der Baumobſt⸗Sorten iſt diesmal nicht allein die Bezeichnung, in welcher Form die jungen Stämmchen abgebbar ſind, die übichſten Synonyma, für dieſelben, wie auch die Zeit der Reife und Dauer der Früchte, ſondern auch, welche Sorten auf den deutſchen Pomologen-Verſammlungen beſonders zu allgemeinem Anbau empfohlen wurden, und ferner Angaben über deren Werth als Tafel- oder Wirthſchaſtsobſt, Eigenſchaften der Bäume ſelbſt und deren geeignete Standorte hinzugefügt. Das Verzeichniß iſt von dem der— zeitigen Secretair, Herrn E. H. Müller, ſtets zu erhalten. Wien. Am 17. Mai 1866 beginnt die große land- und forft: wirthſchaftliche Ausſtellung in Wien, unter dem Protectorate Sr. k. k. Hoheit des Erzherzogs Carl Ludwig, veranſtaltet von der k. k. Landwirthſchafts— Geſellſchaft in Wien. Dieſe Ausſtellung beginnt am 17. Mai und endet am 31. Juni, dieſelbe wird folgende Hauptabtheilungen umfaſſen: 1) Land⸗ und forſtwirthſchaftliche Maſchinen und Geräthe des In— und Auslandes. 2) Landwirthſchaftliche Hausthiere, als: Pferde, Rindvieh, Schaafe, Schweine, Federvieh. 3) Producte der Land- und Forſtwirthſchaft, ihrer Induſtrie und Technik, ſowie der darauf Bezug habenden Sammlungen. 4) Erzeugniſſe der Induſtrie für den Haushalt des Land- und Fort: wirthes und zu deſſen ſonſtigem Gebrauche. 40 Amſterdam. Eine große Pflanzen- und Blumen-Ausftellung findet in Amſterdam vom 14. bis 19. April 1866 ſtatt, und zwar in dem In— duſtriepalaſte. Die im Programme verzeichneten Prämien beſtehen in goldenen und ſilbernen Medaillen und in Geldpreifen, letztere find ziemlich bedeutend, jo z. B. für 50 blühende Azalea indica 1. Preis eine goldene Medaille und 150 Fl., 2. Preis eine goldene Medaille und 100 Fl. TI IAUNIIT Literatur. Dictionaire de Pomologie, contenant l’histoire, la description, la figure des fruits anciens et des fruits modernes la plus ge- neralement connus et cultives par André Leroy, Pepinieriste à Angers. (France.) Den Freunden von ſchönen Früchten, wie den Pomologen, wird es angenehm ſein zu erfahren, daß in dieſem Jahre ein Wörterbuch der Obſt— kunde von dem rühmlichſt bekannten Obſtzüchter Herrn André Leroy in Angers erſcheinen wird. Daſſelbe wird das Geſchichtliche, die Beſchreibung und Abbildungen der bekannteſten in Cultur befindlichen Obſtſorten ent— halten. Das Buch wird die Stärke von 5 großen Bänden in Octav erreichen. Die beiden erſten Bände, die im September 1866 erſcheinen ſollen, werden die Beſchreibungen ꝛc. der Birnen enthalten. Jeder Band koſtet 5 Fres. III Feuilleton. Bambusa Fortunei variegata. Dieſe kleine liebliche Art mit ihren prächtig weiß geſtreiften Blättern gehört noch immer mit zu den Seltenheiten in den Gärten und wenn man ſie ſieht, ſo ſieht man ſie meiſtens in kleinen verkümmerten Exemplaren, was vielleicht wohl in Folge eines Zuwarm— haltens der Pflanze if. Die B. Fortunei gedeiht dem Anſcheine nach während des Sommers am beſten in einem kalten Kaſten, denn wir ſahen in einer hieſigen Handelsgärtnerei eine Anzahl Exemplare, die nichts zu wünſchen übrig ließen. Die Triebe, von der Stärke eines ſtarken Gänſe— kieles, hatten wohl die Höhe oder Länge von ½ — / é Fuß erreicht, mit 2 —3 Zoll langen Blättern. Die Pflanzen ſtanden in Azölligen Töpfen, in einem nach Süden gelegenen, ſtark gelüfteten Kaſten, wo ihnen durchaus keine beſondere Aufmerkſamkeit geſchenkt wurde. E. O—o. Blumiſtiſche Neuheiten von 1865 werden im neueſten Verzeichniſſe von Herrn G. Zaubitz, Handelsgärtner in Darmſtadt, in großer Anzahl offerirt, namentlich geſtreiftblühende Verbenen, die ſämmtlich von Herrn Zaubitz gezüchtet worden ſind, dann Fuchſien von Herrn Weinreich ge— züchtet, Heliotropen, Lantanen, Scharlach-Pelargonien, Pentſtemon, Phlore u. dergl. m., unter denen auch ebenfalls mehrere deutſche Erzeugniſſe, 41 weshalb wir die Blumenfreunde beſonders auf diefe Neuheiten aufmerkſam machen. E. O ro. Ranunculus asiatieus superbissimus. Unter dieſer Benennung wird von den Herren Haage & Schmidt in Erfurt eine Pflanze empfohlen, die nach deren Urtheil eine Florblume allererſten Ranges ſein ſoll. Ge— nannte Herren cultiviren dieſelbe als eine zweijährige Pflanze, die ſtets von Neuem aus Samen gezogen wird, wofür fie aber außerordentlich üppig und kräftig wächſt und faſt nur dichtgefüllte, große Blumen in den brillanteſten Farben hervorbringt, von weiß, fleiſchfarbig, roſa, ſcharlach, purpur, orange, gelb u. ſ. w., welche vom Juli bis September einen un— unterbrochenen Flor geben. Da dieſe Art im vorigen heißen Sommer durchaus nicht gelitten und reichlich geblüht hat, während die holländiſchen und türkiſchen Anemonen unter gleichen Verhältniſſen faſt gar nicht blühten, ſo wäre es zu wünſchen, daß dieſe neue Art recht vielfältig angepflanzt würde, um ihre Vorzüge und guten Eigenſchaften kennen zu lernen. E. Oo. Eine neue buntblätterige Pflanze it aufgetaucht. Herr W. Bull in London iſt im Beſitze einer ſchönen Camellia japonica foliis varle- gatis, über die wir gelegentlich Näheres mitzutheilen im Stande ſein werden. Dracæna umbraculifera Jacg. als Pflanze für Raſenplätze. Vor einer langen Reihe von Jahren erhielt ich dieſe ſchöne Pflanze und be— handelte fie, der mir ertheilten Anweiſung gemäß, als eine Warmhauspflanze, wo ſie gar bald die oberſte Stufe der im Halbkreiſe errichteten Eckſtellage krönte. Vor vielleicht 5—6 Jahren war ich wegen einer großen Reparatur meines Warmhauſes genöthigt, die nicht im freien Beete des Hauſes ſtehenden Pflanzen in's Freie zu ſtellen, darunter auch die oben genannte Draczna, für die ich nicht wenig beſorgt war. Warmes Regenwetter trat ein, und ſichtbar hob und erfriſchte ſich die Pflanze, die ich ſchließlich bis zum September in ihrem verſenkten kleinen Kübel ſtehen ließ und dann auf ihre alte Stelle zurückbrachte. Im folgenden Sommer war ich kühner und vom Juni bis September ſtand die Dracäne, freilich noch im Kübel erhalten, draußen, ohne zu leiden und vielmehr friſcher als im Hauſe. So ging es ihr auch im 3. Jahre, und jetzt, ſeit 2 Jahren, verſenke ich ſie mit dem Ballen in lockere, durch Pferdedung erwärmte Erde, wo ſie bis in den October ſteht und dann in die temperirte Abtheilung meines Gewächshauſes kommt, was im 3. Jahre ſchon mit dem günſtigſten Erfolge geſchah. Für dieſen Winter habe ich die Dracäne nach der Herbſteinpflanzung gegen Mitte October freilich wieder in's warme Haus geſtellt, um zu verſuchen, wie nach dem Stande im freien Lande ihr die wärmere, geſteigerte Temperatur zuſagen wird. In der anhaltenden Dürre des vergangenen Sommers habe ich allerdings mehrfach gießen müßen, was ſonſt nicht geſchehen iſt, und habe ich dabei einige Male verdünnten Dungguß anwenden laſſen. So viel aber hat ſich herausgeſtellt, daß die D. umbraculifera eine vollſtändig harte Pflanze und für unſere Raſenparterres während des Sommers geeignet iſt, wobei ich jedoch bemerke, daß dieſelbe durchaus ſonnig geſtanden hat und in einiger Entfernung durch Gebäude oder Gebüſche gegen die hier in Pommern häufigen und heftigen Stürme geſchützt war. Paſtor Schwarze. (Die D. umbraculifera von Mauritius ſtammend und ſeit 1788 bei uns 42 eingeführt, iſt hinſichtlich ihres Habitus eine der ſchönſten Arten und auf Raſen— plätzen von großem Effecte. In einem Privatgarten in der Nähe Hamburgs ſahen wir dieſe Pflanze ebenfalls im Freien ſtehen, ohne daß ſie im geringſten zu leiden ſchien, im Gegentheil war ihr Ausſehen ein ungemein geſundes, und waren die Blätter frei von allem Ungeziefer, von dem ſie ſo leicht im Warmhauſe befallen werden. (E. O o.) Das Ablöſen der Rinde vom Stamme eines Birnbaumes. Vor 2 Jahren, d. h. im Sommer 1863, löſte ſich am ganzen Stamme und an den dicken Aeſten die rauhe Rinde einer etwa 45 Jahre alten Bergamotte crassane, die urſprünglich etwa / Fuß über der Erde echt gemacht war, und fiel dann ſo vollſtändig vom Baume ab, wie die Platane jährlich ihre Rinde verliert. Nie hat dieſer Baum eine beſondere Ueppigkeit im Wuchſe gezeigt, ſondern vielmehr in den letzten Jahren etwas gekrankt, ſo daß an der Südweſtſeite einige abgeſtorbene Aeſte und Zweige abgeſägt werden mußten. Meine Erwartung aber, daß die ſich von unten bis oben löſende Rinde die Anmeldung ſeines Todes ſei, iſt nicht zur Wahrheit geworden, denn unter der abfallenden Rinde zeigte ſich eine junge, ſtarke, grüne und glatte mit weißlichem Ueberzuge gebildete Rinde, die dem Baume mitten im Sommer das Anſehen gab, als ſei er eingekalkt, reſp. mit Kalk, Lehm und Kuhdungauflöſung beſtrichen. Im Laufe dieſes Sommers (1865), begann die wirkliche Rinde ſchon wieder riſſig und ſpaltig zu werden und hie und da abzufallen, ohne daß darunter eine, wie aus einem Guſſe ge— formte grüne Rinde, wie junge Bäume ſie haben, befindlich war; man bemerkt jetzt vielmehr einige kranke Stellen unter der abfallenden Rinde. Außer bei den Platanen iſt mir noch bei keinem Baume anderswo das freiwillige Abwerfen der ganzen Rinde vorgekommen. Paſtor Schwarze. Um alte abgängige Bäume lange Zeit hinaus zu erhalten und geſund zu machen wurde im vorigen Jahrgange der Gartenzeitung, S. 47, ein Verfahren angegeben, das freilich eben nicht neu, aber als practiſch zu empfehlen iſt. Unſer verehrte Freund, Herr Paſtor Schwarze in Cunow bei Stargard in Pommern, ein großer Garten- und Pflanzen— freund, theilte uns bezüglich dieſes Verfahrens Folgendes mit: „Schon ſeit mindeſtens 15 Jahren habe ich dies Verfahren bei abſterbenden Apfelbäumen mit dem glänzendſten Erfolge angewandt, nicht à priore dieſen Erfolg voraus— ſetzend, ſondern weil der Verſuch nur das jährlich mehr und mehr abſterbende Holz jedesmal zu entfernen und dafür einige Waſſerreiſer ungehindert auf— ſchlagen zu laſſen mir dieſen Weg klar und deutlich zeigte. In meinem Garten habe ich noch einige alte Apfelbäume, mindeſtens 50 — 60 Jahre alt, die endlich den Boden ſo ausgeſogen hatten, daß die Aeſte mit jedem Jahre abſtarben und die Fruchtbarkeit augenſcheinlich fiel. Um ſolchem Baume wieder neue Kraft zu geben oder dies doch zu verſuchen, ließ ich die ſogenannten Waſſerreiſer 1 — 2 Jahre ungehindert wachſen und ſchnitt dann ſämmtliche Aeſte bis auf von 2—4 Fuß Länge (je nach dem Anſatze der Waſſerreiſer) ab, beſtrich die Wunden mit einer Miſchung von Kuhmiſt und Lehm und überließ ſie dann ſich ſelbſt, um im nächſten oder zweitfolgenden Jahre nun die Ue berfülle der Waſſerreiſer zu entfernen und dem Baume 43 die gehörige Form zu geben. Wer meine fo verjüngten Bäume, vier an der Zahl, ſieht oder vielmehr geſehen hat, wie der eine derſelben ſchon im zweiten Jahre 4 Metzen Aepfel getragen, die anderen drei mit dem zweiten oder dritten Jahre jedesmal in Ueberfülle geliefert, daß mehrfach die Zweige unter der Laſt derſelben gebrochen ſind; wer beſonders das friſche Laub und den kräftigen Wuchs der Bäume ſieht, die wie kräftige Eichen daſtehen, der wird ſich wahrlich hüten, einen abſterbenden, altersſchwachen Apfelbaum aus ſeinem Garten zu entfernen, da nur 5— 6 Jahre dazu gehören, um dem Baume ſeine höchſte Entwickelung und Fruchtbarkeit wiederzugeben. Dieſen Verſuch bei Birnbäumen zu machen, habe ich leider keine Ge— legenheit gehabt, da ich die altersſchwachen Bäume ausroden ließ, ehe mich die Erfahrung das Beſſere gelehrt hatte. — Aber einen Rath erlaube ich mir demjenigen zu ertheilen, der jene Methode zu verſuchen Gelegenheit und Luſt hat, — es iſt der Rath, nur durch Leitern die äußeren Früchte der gekröpften Bäume abernten zu laſſen, da die neuen Zweige ſehr leicht abbrechen, ſobald man darauf ſteigt oder ſteht.“ O Mittel gegen Schnecken. Da ich vor einiger Zeit, ſchreibt ein Herr E. zu Paris, Verſuche mit in Jod geſättigtem Amidam machte, ließ ich das Gefäß, welches dieſe Miſchung enthielt und durch einen leichten Deckel nur unvollkommen geſchloſſen war, in meinem Garten ſtehen und blieb es dort dem ganzen Sonnenbrande ausgeſetzt. Wie groß war mein Erſtaunen, als ich nach 2—3 Wochen das Gefäß öffnete und Dutzende von Schnecken, die aus allen Ecken meines Gartens zuſammengekommen waren, darin fand. Ich ſetzte meine Beobachtungen fort und habe geſehen, wie trotz der tropiſchen Hitze des vorigen Sommers die Schnecken nach dem Gefäße hinzogen und ſich dort gefielen. Zum erſten Male habe ich es bedauert, daß keine Schnecken mehr in meinem Garten waren, denn die Erfahrung wäre noch vollſtändiger geweſen. Ohne Zweifel iſt es nicht der Amidam, welcher agirt, aber das Jod durch ſeine Ausſtrahlungen. Daher wird es hinreichen, einige Grammen dieſer Subſtanz in Waſſer zu bröckeln und dann mit Erde und Sägeſpähnen zu miſchen, und dieſe Miſchung mit Töpfen möglichſt im Schalen einzugraben, um die Vertilgung dieſer ſchrecklichen Feinde der Gemüſe und Früchte unſerer Gärten zu bewirken. Dieſe Procedur wird wenig koſten, denn trotz der Flüchtigkeit des Jods wird es ſich ſehr lange Zeit halten, wenn die Erde, womit es vermiſcht iſt, nur von Zeit zu Zeit angefeuchtet wird. (Nach Fl. des serres XVI.) U Mittel gegen Raupen. Herr Lamain, Gärtner zu Rongles, theilt Herr L. van Houtte in feiner trefflichen Flores des serres mit, hat ein billiges Mittel, um die kleinen, grünen und grauen Raupen, die ſo oft unſere Bäume verwüſten, zu vertilgen. Der Verſuch, den er im Beiſein von vielen Perſonen anſtellte, ergab die günſtigſten Reſultate. Und ſein Mittel? Er befeſtigte einige Zweige des gemeinen Ginſters (Genista) an die Stellen der Bäume, wo die meiſten Raupen ſaßen und faſt augenblicklich fielen ſelbige wie todt zur Erde. Schwefelkohlenſtoff als Mittel zur Bewahrung der Herbarien gegen Inſekten. Welche Verheerungen Inſekten, namentlich Milben, in den Sammlungen getrockneter Pflanzen anrichten und wie ſo manche werth— 4 volle Pflanze durch dieſe Thierchen zerſtört wird, weiß wohl ein Jeder, der im Beſitze von einem Herbarium iſt. Herr Ludwig Doyere, Profeſſor der angewandten Naturgeſchichte in Paris, wandte dagegen mit Erfolg Schwefelkohlenſtoff an und verfuhr dabei folgendermaßen: Es wurde eine etwa 3 Fuß lange, 3 Fuß hohe und 2 Fuß breite Kiſte aus weichem Holze angefertigt, mit Zink ausgelegt, um jede Verdunſtung ſo viel als möglich zu verhüten, und ein beweglicher Deckel eingelaſſen. Das Innere der Kiſte wurde mit einer Fachabtheilung von ungefähr 4 Zoll Breite unten und 3 Zoll Breite oben verſehen. Der größere Raum in der Kiſte iſt für zehn und mehr Fascikel des Herbariums beſtimmt, welche zuerſt gelockert und durch Holzſtäbe in Zwiſchenräume von je 3 Zoll auseinander gehalten werden; der kleinere Raum wird dann mit Hobelſpähnen gefüllt, über welche bei der Anwendung etwa ein halbes Ouart (bairiſch) Schwefel— kohlenſtoff ausgegoſſen wird, der Deckel raſch aufgelegt und die Fugen mit Glaſerkitt verſtrichen, damit die Dämpfe möglichſt in der Kiſte zuſammen— gehalten und die Pflanzen davon durchdrungen werden. Nach drei Tagen wurde die Kiſte geöffnet und man konnte aus dem üblen Geruch den guten Schluß der Kiſte erproben. Die Wirkung war eine höchſt merkwürdige, denn keine Larve entkam der tödtlichen Einwirkung dieſes penetranten Gaſes. Auf einem Blatte von Ficus Carica wurden deren ca. 50 gezählt. Die getödteten Larven ſind anfangs weiß, färben ſich aber in der Luft dunkel, einige wurden hornartig hart, andere blieben weich. Der Geruch verſchwindet bald von den ſo behandelten Pflanzen und dem Papiere gänzlich. — Da die Dämpfe ſehr brennbar und leicht ent— zündlich ſind, ſo darf während der Reinigung in dem dazu beſtimmten Raume kein Feuer angezündet werden und darf man ſich auch keines brennenden Lichtes bedienen, ſondern dieſelbe Vorſicht gebrauchen, wie bei Aether, Alkohol, Petroleum ꝛc. Die einmal auf dieſe Weiſe gereinigten Pflanzen bleiben auch ferner von den Inſekten verſchont. Petroleum, Inſekten vertilgend. Der Oberarzt am Hospitale zu Antwerpen, Herr Dr. Decaisne, hat entdeckt, daß mit einem in rectificirtes Petroleum getauchten Schwamme die mit Krätze und ähnlichen Krankheiten befallenen Perſonen in wenigen Stunden geheilt werden. Herr Decaisne hat den Gebrauch des Petroleums auch gegen alle Paraſiten— Inſekten der Thiere und Pflanzen empfohlen und in den Gärten, in denen man Verſuche angeſtellt, war der Erfolg ein vollſtändiger. Indeß iſt dieſes Mittel noch nicht ſo viel angewandt, daß man es als ein untrügliches gegen alle die unangreifbaren Feinde unſerer lieben Blumen empfehlen könnte. Von der Anwendung iſt aber keine Gefahr zu befürchten, ſie kann nur Vortheil bringen. Rathſam iſt es, ſtatt des Schwammes ſich eines platten Pinſels aus Dachshaaren zu bedienen, wie ſie die Maler zum Firniſſen ihrer Bilder gebrauchen; man verbraucht dann weniger Petroleum, als wenn man ſich eines Schwammes bedient. Einige Grammen Petroleum genügen, um die angegriffenen Pflanzen zu überziehen. (Nach der Fl. des serres.) Rieſige Schachtelhalme (Equisetum). Dr. Seemann hat be: kanntlich auf ſeiner Reiſe in Süd-Amerika zwiſchen Callao und Lima ein 45 Equisetum von 12 Fuß Höhe gefehen. rnit hat, wie die „Flora“ nach dem Bulletin de la société de France berichtet, in der Nachbarſchaft von Caracas (Venezuela) ein noch merkwürdigere Entdeckung gemacht. Er hat nämlich ein Equisetum von 37 Fuß Höhe und kaum ¼ Zoll Dicke geſehen. | Ueber den Haushalt der Natur geben einige ſtatiſtiſche Notizen über die Anzahl der nutzbringenden Pflanzen intereſſanten Aufſchluß. Die Zahl ſolcher Gewächſe erhebt ſich bis auf ungefähr 12,000, d. h. ſo viel ſind uns bis jetzt bekannt. Nicht weniger als 2500 Pflanzen haben wirthſchaftlichen Werth, darunter 1000 Früchte, Beeren und eßbare Kerne; 50 Cerealien, 40 eßbare Körner von nicht cultivirten Gräſern, 23 andere Familien, 260 eßbare Wurzeln und Knollen, 37 Zwiebeln, 420 Gemüſe und Salate, 40 Palmenarten, 32 Arrow-root, 31 Zucker- und 40 Salep— pflanzen. Von jeder dieſer Arten exiſtiren natürlich noch viele Abarten. Weinartige Getränke erhält man von 200 Pflanzen, aromatiſche von 266. Man zählt 50 Surrogate für Caffee, 129 für Thee. Gerbeſtoffe kommen von 140 Vegetabilien, Kautſchuck von 96, Guttapercha von 7, Gummi und balſamiſche Harze von 389, Wachs von 10, Fett und ätheriſche Oele von 330; 88 Pflanzen liefern Pottaſche, Soda und Jod, 650 Färbeſtoffe, 47 Seife, 250 Faſern, die zum Weben geeignet ſind, 41 Papier, 48 Materialien zur Bedachung, 100 werden zum Flechten verwandt, 750 zum Bauen; außerdem giebt es 615 Giftpflanzen. Nach Endlicher ſind unter den 279 natürlichen Familien, die man kennt, nur 18, welche bis jetzt in keiner Weiſe nutzbar zu machen waren. Aufbewahrung der Zuckerrüben und anderer Wurzeln. Be— kanntlich ſind die Rüben, Kartoffeln und Topinambours u. ſ. w. beim Aufbewahren einerſeits dem Froſte, andererſeits dem Keimen oder der Erhitzung und mithin der Verderbniß ausgeſetzt, wodurch bei großen Land— wirthſchaften, Zuckerfabriken u. ſ. w. nicht ſelten erhebliche Verlüſte veranlaßt werden. Die Herren Warroquier-Charleville und Maljeau in Mezieres haben nun ein einfaches und wohlfeiles Verfahren zur Auf— bewahrung der genannten Pflanzentheile angewandt und dabei die Beob— achtung benutzt, daß diejenigen Runkelrüben ſich am beſten erhalten, welche oben auf den Haufen, oder gar außerhalb derſelben an der Luft gelegen hatten. Sie kamen daher auf den Gedanken, durch die Haufen oder Miethen hindurch mechaniſch Luft einzuführen, welche die ganze Maſſe durchdringt und alle Wurzeln umſpühlt. Eine ſolche oft beliebig wieder— holte Operation iſt ohne complicirte Apparate und überall leicht aus— zuführen. Es werden demnach in den Wurzelmagazinen Canäle oder Röhren angebracht, welche in Verbindung mit anderen, mit Löchern verſehenen ſtehen, die die Luft nach allen Richtungen durch die Haufen vertheilen. Den Luftſtrom liefert eine Pumpe oder ein Ventilator in beliebiger Weiſe. a (Polyt. Journ.) Ueber Honigthau. In den „Illuſtr. Monatsheften f. Obſt- und Weinbau“ wird dem Honigthaue der Linden gedacht; ich erlaube mir, auch meine Beobachtungen in dieſer Beziehung mitzutheilen. — Im Sommer 1863, 46 der bekanntlich ſehr trocken war, litten die Linden an den hiefigen Prome⸗ naden mehr als ſonſt an Honigthau. Dieſe Erſcheinung trat nach der ſehr reichen Blüthe derſelben ein an ſehr warmen und trockenen Tagen. Die Blätter ſchwitzten eine dünne Fluſſigkeit aus, die ih an der Luft bald verdickte und den Blättern das Anſehen gab, als ſeien ſie mit Gummi überſtrichen; nach einigen Tagen wurde die Ausſchwitzung theerartig ſchwarz, dabei waren die Blätter ganz ſchlaff. — Mehrere Linden hatte ich wegen krankhaften Wuchſes zurückgeſchnitten und dieſe zeigten einen ſehr lebhaften Trieb, was die großen Blätter bewieſen. Die zurückgeſchnittenen Linden zeigten keinen Honigthau, wahrſcheinlich, weil dieſen jungen Trieben eine vollkommene Ernährung zu Theil ward. — An anderen Stellen, wo die Linden etwas feuchter und ſchattiger ſtanden, waren dieſelben ebenfalls davon befreit. — 1864 war die erſte Hälfte des Sommers feucht und kein Honigthau auf den Linden ſichtbar. — Dieſe Beobachtung bewog mich zu der Annahme, daß Mangel an Nahrung und anhaltende, trockene Witterung die Urſachen dieſer Erſcheinung ſind. Bonſtedt, Magiſtratsgärtner in Naumburg a. d. S. Alter Samen von Gurken, Melonen, Kürbiſſen ꝛc. Im hannov. land: und forſtwirthſchaftlichen Vereinsblatte laſen wir: Es iſt eine allen Gärtnern bekannte Thatſache, daß 5 — 10 Jahre alter Samen der Cucurbitaceen, als: Gurken, Melonen, Kürbiſſe und dgl., viel frucht⸗ barere Pflanzen liefert, als der einjährige. Ueber die Urſache dieſer jonder: baren Erſcheinung und über das Alter, welches die Samenkerne vor dem Einlegen in die Erde erreichen ſollen, ſind die Meinungen noch verſchieden. Warum überhaupt der Samen ein gewiſſes Alter erfordert, ſcheint darin zu liegen, daß die Kerne von einem oder von zwei Jahren eine größere Feuchtigkeit enthalten, die nach vielen Erfahrungen das zu ſtarke Ranken und Blättertreiben befördert und dadurch die Blüthe und den Fruchtanſatz, wie bekannt, benachtheiligt. Da darnach nur ein höherer Grad der Aus— trocknung des Samens nöthig ſcheint, jo wird man wohl durch das künſt— liche Trocknen denſelben Zweck erreichen, als durch die Anwendung eines alten Samens. Um in dieſer Sache noch mehr Gewißheit zu erlangen, wurden mit Gurken folgende genaue Verſuche angeſtellt: 1) Einjaͤhriger völlig reifer Samen, der in einer Kammer bis zum Frühjahre aufbewahrt war, wurde nach gewöhnlicher Art ausgeſäet. 2) Derſelbe Samen, aber eine halbe Stunde vor der Ausſaat in einer warmen Ofenröhre getrocknet. 3) Zweijähriger Samen wurde ſofort und 4) derſelbe vorher, wie bei 2, getrocknet. 5) Drei-, vier⸗ und fünfjähriger Samen wurde ebenfalls friſch ge⸗ legt und 6) von demſelben ein Theil wieder getrocknet und dann ausgeſäet. Das Reſultat war: die Kerne von 1 lieferten Pflanzen vom ſchönſten Wuchſe, die aber alle die oben berührten Mängel an ſich trugen, immer wucherten, ſpät blühten und nach Abfallen der Blüthe nur wenige Früchte anſetzten, im Anfange ſind ſogar bei anhaltender feuchter Witterung mehrere 47 Pflanzen verfault. Die Pflanzen 2 waren im Wuchſe und Ertrag der unter 3 ganz gleich, weniger üppig, viel fruchtbarer als ein. Die meiſten Früchte lieferten bei mäßigem und ſehr geſundem Wachsthume 4, 5 und 6. Ein auffallender Unterſchied war unter dieſen nicht bemerkbar. Aus dieſen Verſuchen geht mithin unzweifelhaft hervor, daß nicht das Alter direct, ſondern nur eine größere Trockenheit der Samen den Einfluß auf ſchwächeren Wuchs und größere Fruchtbarkrit ausübt. Daſſelbe ſcheint auch bei der Hirſe der Fall zu ſein, welche viele Landleute vor der Aus— ſaat über ein erhitztes Blech oder über ein Feuer laufen laſſen. Um brauchbaren guten Samen von Gurken, Melonen und Kürbiſſen zu erhalten, dürfte es daher rathſam fein, wenn man keinen mehrjährigen Samen beſitzt, den friſchen ſchon bei der Ernte, während des erſten Auf— trocknens, mehrere Tage der Sonne auszuſetzen, dann trocknen, am beſten in der Nähe eines Ofens, und in offener Umhüllung aufzubewahren, wenn das nicht geſchehen kann, vor der Ausſaat auf einem mäßig erhitzten Ofen zu dörren, wobei zu bemerken iſt, daß der Samen bei 25“ R. nicht, bei höherer Hitze aber gewiß Schaden leidet. Die ſpaniſche Fliege ein Feind des Maikäfers. In der natur— wiſſenſchaftlichen Zeitſchrift „Lotos“ veröffentlichte Leopold Kirchner eine Beobachtung von beſonderem Intereſſe. Derſelbe fand nämlich in der Erde, von dem Fuße eines Pappelbaumes, welche er im Herbſte in ein Gefäß that, etwa 100 Larven im Kampfe mit einer zehnmal größeren Menge Maikäfer— larven. Nach 8 Wochen waren Letztere ſämmtlich aufgefreſſen und die feind— lichen Larven ziemlich vollwüchſig. Dieſelben verpuppten ſich im Januar und gaben im Mai gegen 100 ſpaniſche Fliegen (Lytta vesicatoria). „Ich kam danach,“ ſagt Kirchner, „zu der Vorausſetzung, daß die Weibchen der ſpaniſchen Fliege zur Zeit der Eierlegung vom Hollunderbaum, auf dem ich alljährlich einige Lytta geſammelt, weg zu der 200 Schritte entfernten Populus nigra in die Erde gingen, damit ihre Larven mit jenen der Melolontha vulgaris zuſammenkommen. Ich habe dieſelbe Beobachtung in den zwei folgenden Jahren wiederholt und immer mit demſelben Re— ſultate. Es empfiehlt ſich alſo die vermehrte Anpflanzung einzelner Eſchen und Hollunder in Baumpflanzungen und Alleeen, die beſonders von Mailäfern zu leiden haben, vielleicht auch eine abſichtliche Verſetzung der ſpaniſchen Fliege an ſolche Oerter. Als einer der erſten Verſuche im Kleinen wird empfohlen, in ein größeres Gefäß mit Erde eine Anzahl Lytta vesicatoria zu bringen und das Ablegen von Eiern von Seiten der Weibchen und das Erſcheinen der Larven zu erwarten, wobei ſich noch manches Unaufgeklärte im Leben dieſer Thiere ergeben dürfte. Beobachtung an Obſtbäumen. Nach Sicker's Beobachtungen deuten die Birnſorten in den Obſtſchulen, welche glatte und rothe Triebe zeigen, auf eine ſaftige, und diejenigen, welche rauhe, grüne Triebe haben, auf eine mehlige, trockene, brüſiges Fleiſch habende Birne. Ebenſo be— zeichnet bei den Aepfeln der rauhe Trieb eine ſaure, der glatte hingegen eine ſüße Frucht. ö a — 48 Perſonal⸗Notiz. Zum Präſidenten des im Mai in London ſtattfindenden botaniſchen Congreſſes iſt Alphonſe Decandolle in Genf gewählt worden und hat derſelbe die Wahl angenommen. — ͤ—— N = — Stellengeſuch. Ein wiſſenſchaftlich gebildeter Gärtner, der mit allen Manipulationen ſeines Faches wohl vertraut iſt, mehrere bedeutende Etabliſſements ſelbſt— ſtändig mit Erfolg geleitet hat und gegenwärtig einer größeren Handels— gärtnerei vorſteht, ſucht für jetzt oder ſpäter eine ſeinen Kenntniſſen angemeſſene Stellung, ſei es in einem Samen- oder Pflanzengeſchäfte oder in Privatſtellung. Näheres brieflich durch die Redaction dieſer Zeitſchrift. Samen-Offerte. Portulaca Srandiflora fl. pleno. Portulacröschen von nur gut ge⸗ füllten Blumen (erfahrungsmäßig gegen 90% Gefüllte liefernd) und in 6—8 diſtincten Farben offerirt 1000 K. zu 175. Blumenkohl, erfurter, früher Zwerg-, echt, à Loth 3. G. Gleichmann, Erfurt. Kunſt⸗ und Handelsgärtner. RNemontanut⸗Nelken zur Zimmerdecoration für den Winter, in kräftigen, gut bewurzelten Pflanzen, 100 Stück in 50 verſchiedenen Sorten 16 4, 25 Stück in 25 Sorten 5 , 12 Stück in 12 vorzüglichen Sorten 2% ½ (Vorrath 3000 Stück!) 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So ent— hält der Pflanzen-Catalog der Kunſt- und Handelsgärtner Herren Haage & Schmidt in Erfurt diesmal wieder eine ziemlich reiche Auswahl neuer und ſeltener Pflanzen, deren Verſendung vom 1. Mai d. J. ab erfolgt. Als ganz neu ſteht obenan: Myosotis hybrida semperflorens Kaiserin Elis a— beth (Döll.). Eine ſehr empfehlenswerthe Hybride, die von dem Chef der gräflichen Gärten und Parkanlagen von Schönborn, Herrn Döller, durch Kreuzung der Myosotis azorica und alpestris gewonnen worden iſt. Die Herren Haage & Schmidt haben die ganze Edition erworben und geben Exemplare vom Mai ab in den Handel. — Der Habitus dieſes immerblühenden Vergißmeinnicht iſt etwas höher, ausgebreiteter und robuſter als wie bei M. azorica und compacter wie bei M. alpestris. Die Farbe der Blumen iſt das reinſte, tiefſte Azurblau, wie man ſolches kaum bei anderen Blumen finden dürfte. Der Hauptvorzug dieſer neuen Hybride liegt jedoch in dem reichlichen Blühen, das ununterbrochen den ganzen Sommer hindurch dauert und ſomit dieſe Pflanze als eine Gruppenpflanze erſten Ranges zu empfehlen iſt. Sowohl zur Cultur in Töpfen, wie im Freien, iſt dieſes Vergißmeinnicht gleich empfehlenswerth und eignen ſich deren Blüthen ganz vortrefflich zu Bouquets. Drosera Wittakeri Planch. Es freut uns, dieſe reizende Art wieder eingeführt und im Handel zu wiſſen. Der botaniſche Garten zu Hamburg cultivirte dieſelbe im Jahre 1859 mit mehreren anderen au— ſtraliſchen Arten, iſt jedoch leider wieder verloren gegangen. Eine aus— führliche Beſchreibung und Culturanweiſung gaben wir bereits im 15. Bande, S. 6 und 529 der Hamburger Gartenztg. Die Herren Haage & Schmidt haben dieſe Art direct von Süd-⸗Auſtralien importirt. Hamburger Garten⸗ und Blumenzeitung. Band XXII. “ 50 Podocarpus spinulosa R. Br. (P. pungens Cal. oder auch P. excelsa Lodd.). Stammt aus dem öſtlichen Neuholland von Port Jackſon und iſt ein ſchöner Baum mit zahlreichen, cylindriſchen, mit einer grauen, glatten Rinde bekleideten Aeſten. hododendron Metternichii Sieb. et Zucc. Eine in dem nördlichen Japan auf den höchſten Bergen wachſende und daher bei uns noch im freien Lande aushaltende Art mit prächtig roſenrothen, faſt glockenförmigen Blumen von bedeutender Größe. Bocconia japonica. Eine noble, neueſter Zeit aus Japan ein: geführte, wenig oder gar nicht verbreitete Art. Sie übertrifft die ihr ver— wandte Art B. cordata durch einen kräftigeren Wuchs, freieren, ſchöneren Habitus, Größe, hübſchere Form und Colorit der Blätter, ſowie durch den Effect, den die ſchönen großen Blüthenrispen machen. Dieſe Art iſt völlig hart, erreicht in einem Jahre die Höhe und Breite von 5 — 6 Fuß und entwickelt im Auguſt ihre pyramidenförmigen Blüthenrispen von 2—3 Fuß und mehr Länge. Die großen, tief eingebuchteten, ſtumpfherz— förmigen Blätter erinnern an rieſige Eichenblätter, ſie ſind dunkelgrün auf der Ober- und graugrün auf der Unterſeite. Die Herren Haage & Schmidt offeriren Pflanzen und Samen von derſelben. Aubrietia Campbellii Hort. Angl. iſt eine ſehr ſchöne Varietät der A. deltoidea, mit ganz tief purpurvioletten Blumen und von ſehr gedrungenem Wuchſe, jo daß dieſe Staude, die kaum ¼ Fuß hoch wird, einen dichten Raſen bildet, überſäet mit ihren hübſchen Blumen. Eine Abbildung derſelben findet ſich in der IIlustr. hortic., Tafel 455 (Novemberheft 1865). — Ebenſo zierend wie dieſe iſt die buntblätterige Varietät A. deltoidea var. purpurea fol. var. Campanula carparthica bicolor. Die C. carparthica gehört wegen ihres gedrungenen, niedrigen Habitus und ihrer großen, glockenförmigen Blumen, die bald rein blau, bald rein weiß vorkommen, mit zu den effectvollſten Einfaſſungspflanzen um größere Beete. Die hier ge— nannte Varietät bicolor vereinigt nun beide Farben in ihren Blumen und gewährt ſomit eine hübſche Abwechſelung. Hepatica angulos a. Dieſe, ſich durch ihre großen, abgerundeten, leuchtend blauen Blumen auszeichnende Art haben wir bereits im vorigen . S. 425, ausführlich beſprochen. ydrangea japonica Eugenie. Von v. Siebold im Jahre 1864 in Brüſſel zuerſt ausgeſtellt, iſt eine herrliche Varietät mit ſchönen, azurblauen Blumen. f Das genannte Verzeichniß enthält außer den hier angeführten Pflanzen noch eine ziemliche Anzahl anderer, da wir jedoch nicht alle namhaft auf— führen können, ſo haben wir nur die vorzüglichſten und uns näher bekannten Arten herausgezogen, ohne damit die übrigen nicht genannten zurückſetzen zu wollen. Das Samen⸗Verzeichniß (en gros) der Herren Haage & Schmidt führt unter den Neuheiten für 1866 allein 161 Nummern auf, unter denen viele auch für uns noch ganz unbekannte Arten, weshalb wir auch für jetzt noch nicht näher auf dieſe eingehen können und es den geehrten 51 Leſern ſelbſt überlaſſen müſſen, ſich das Verzeichniß zu verſchreiben und ſelbſt eine Auswahl zu treffen, was Keinem ſchwer fallen wird, da einer jeden Art die erforderliche Beſchreibung beigefügt iſt. Der VI. Jahrgang der Cultur des Beeren-, Strauch- und Schalen⸗Obſtes und der Roſen des Herrn Fr. Fürer, Director a. D. in Stuttgart, enthält wiederum das erprobte Beſte dieſer Art; wie Herr Director Fürer die Echtheit der Sorten garantirt, leiſtet er auch für Verſehen vollen Schadenerſatz. Unter den neueſten Erdbeerſorten ſind es: Alexandra, Carniola magna (de Jonghe), Kate (Mad. Clements), Kimberley pine (Kimberl.), Lord Clyde (Dean), la Mauresque (de Joghe), la rustique (de Jonghe), Sabreur (Clements), la Savoureuse (de Jonghe), Topsy (de Jonghe) und la Vineuse de Nantes (Boisselot), welche, als Sorten erſten Ranges empfohlen werden. Da das Verzeichniß dieſem Hefte beigegeben iſt, ſo können ſich die Leſer ſelbſt von dem reichen Inhalte deſſelben überzeugen. Wir erlauben uns noch, auf Seite 13 des, Verzeichniſſes aufmerkſam zu machen, wo eine Anzahl von Erdbeerſorten in mehreren Rubriken zuſammengeſtellt ſind, nämlich in ſolche, die am früheſten und in ſolche, die am ſpäteſten reifen, in die größten und ſchönſten Deſert— früchte, in die, welche am feinſten ſchmecken und in ſolche, die ſich zum Verkaufe am beſten eignen. Der neueſte Preis-Courant (No. 107) des Garten-Etabliſſements der Herren L. Jacob-Makoy & Co. in Lüttich, enthält außer einer Anzahl Neuheiten für's freie Land, eine Collection japaneſiſcher Pflanzen, dann ein reiches Sortiment von Stauden- und Gehölzarten, Coniferen, Roſen, Birnen, Erdbeeren und indiſchen Azaleen. Von den Neuheiten wollen wir hervorheben: Acer pseudo-Platanus erytrocarpum, eine Varietät mit ſchönen rothen Früchten. ö Castane a vesca fol. marginatis. Die Blätter dieſer Varietät ſind mit einem breiten, weißen Rande eingefaßt, der ſich bis zum Abfallen der Blätter im Herbſte, erhält und von großem Effect iſt; auch iſt dieſe Zeichnung ſehr conſtant. In deutſchen Gärten ſchon bekannt. Clematis hybrida fulgens. Eine Varietät, die durch Befruchtung der C. lanuginosa mit Viticella grandiflora eutſtanden iſt. Dis großen Blumen derſelben ſind von einer ſehr dunkel-violetrothen Farbe, ſchwarz nuancirt. Die Blätter groß. Nicht minder ſchön iſt Clematis patens Maria, eine ſehr diftincte Varietät der C. azurea grandiflora, mit ebenſo großen, aber viel ſchöner geformten Blumen von herrlich dunkelblauer Färbung. Trieyrtis hirta fl. ni gro. Eine neue Varietät, die wir auch im Verzeichniſſe der Herren Haage & Schmidt in Erfurt finden, dieſelbe iſt ebenſo hart und leicht blühend, als die Urform, aber die Blumen ſind ſammetig ſchwarz, weiß marmorirt, und von großem Effecte. Weigela arborescens versicolor. Ein ſehr reichblühender, etwa 15 Fuß hoch werdender Strauch aus Japan. Die großen Blumen ſind bei dem Aufblühen buttergelb, färben ſich dann weinroth und werden 4* 52 zuletzt ganz dunkelponceau, jo daß man an einem Blüthenzweige Blumen von drei verſchiedenen Färbungen ſieht. Eine Zuſammenſtellung der in neueſter Zeit eingeführten Pflanzen aus Japan hatten die Herren Makoy & Co. bereits in ihrem vorjährigen Verzeichniſſe gegeben. Die Zahl dieſer Pflanzen iſt im Laufe des letzten Jahres wieder durch neue Einführungen um mehrere vergrößert worden, die ſämmtlich für den Pflanzen- und Blumenfreund von Werth ſind; wir be— merken nur die ſchon öfters von uns genannten Aucuba-Arten mit den verſchiedenartig geformten und gezeichneten Blättern und den herrlichen, corallenfarbigen Früchten, dann die reichblühenden Deutzia-Arten, Weigela- Arten und Varietäten, die Tricyrtis hirta, die verſchiedenen Evonymus, Hydrangea u. dergl. Zierſträucher, ohne der herrlichen Coniferen zu ge— denken, alles Pflanzen, die theilweiſe bei uns unter Bedeckung im Freien, aber jedenfalls in einem Kalthauſe, cultivirt werden können. Unter mehreren neuen Pflanzen, welche wir in dem neueſten, ſehr reichhaltigen Verzeichniſſe der rühmlichſt bekannten Baumſchulen von Herrn Narciſſe Gaujard (Ad. Papeleu Nachfolger) in Gent verzeichnet finden, iſt es namentlich die „Prune Reine-Claude Boddaert,“ die ganz beſonders empfohlen wird und auf die wir die Freunde guter Früchte aufmerkſam machen wollen. Dieſe Varietät entſtand aus einer im Jahre 1845 vom Bürgermeiſter Dabeil zu Deynze gemachten Ausſaat. Dieſelbe zog gleich von ihrem erſten Jahre an die Aufmerkſamkeit des Züchters auf ſich, that dies aber in höherem Grade, als ſie 1854 ihre erſten Früchte trug. Im Jahre 1860 wurde die Frucht zuerſt auf der Ausſtellung zu Deynze und im Auguſt 1864 zu Antwerpen prämiirt und als eine der vorzüglichſten empfohlen. Sie gehört ohne Zweifel zu den Früchten erſten Ranges, ſo— wohl in Bezug auf Schönheit als Qualität der Frucht, ſie eignet ſich vorzüglich zu Hochſtämmen, und an Spalieren erreichen die Früchte eine aus- nehmende Größe. Die Frucht iſt groß, meiſt rund, zuweilen eiförmig. Die Haut iſt ſchön gelb, an der Sonnenſeite carmin gefleckt und löſt ſich leicht vom Fleiſche. Das Fleiſch iſt ſaftreich wie das der Reine-Claude und löſt ſich völlig vom Steine. Der Baum iſt kräftig, von ſchönem Wuchſe und hält ſich in freier Lage gut. Die Reifezeit der Frucht Mitte Auguſt (in Belgien), eine ſchätzenswerthe Eigenſchaft. Gerr Gaujard hat, nachdem er ſich durch Prüfung von den guten Eigenſchaften dieſer Frucht überzeugt, die ganze Edition der Vermehrung dieſer Varietät erworben und offerirt Hochſtämme davon à 15 Fres. und Zwergſtämme zu 10 Fres. een Einige empfehlenswerthe noch ſeltene und neuere Coniferen. Von A. Stelzner, Handelsgärtner zu Gent in Belgien. Lange Zeit hat es bedürft, bevor man in Deutſchland die Härte von Coniferen allgemein für Anpflanzungen gebührend gewürdigt. Vor noch kaum fünf Jahren hatten nur wenige Gärten deren in größerer Anzahl aufzuweiſen und mit einigen Ausnahmen ſich auf wenige gewöhnliche, längſt 53 bekannte Arten beſchränkt. Die Hauptſache lag wohl an der Beſorgniß, daß die Sorten den Winter nicht ertragen möchten. Es ſcheint, daß mit der Einführung der rieſenhaften Wellingtonia und dem ſo zierlichen Cu- pressus Lawsoniana ſowie mit ihrer erprobten Härte, eine neue Periode für die Verwendung fo vieler anderer Nadelarten begonnen hat. Diejenigen, welche Gelegenheit gehabt, in Albion's Gärten die herrlichen Exemplare zu bewundern, die in Deutſchalnd nur en miniature in den Sammlungen vorhanden und gewöhnlich, in Töpfen oder Kübeln cultivirt, keine Idee von der Schönheit dieſer Coniferen geben, haben wohl, jenen Pflanzen ihre Bewunderung zollend, gleichzeitig innerlich gewünſcht, auch ſolche Vertreter des Pflanzenreiches in deutſchen Gärten, auf öffentlichen Plätzen und in Parks ꝛc. allgemein zu ſehen. Verleihen fie nicht jenen Landſchaften den Stempel des Ernſten und Erhabenen während des ganzen Jahres, wie die Palmen und Baumfarnen in den Tropengegenden den der Majeſtät zeigen? Und welcher Genuß im Herbſte und Winter, wo ſich das Auge an ihrem verſchiedenen und üppigen Grün, ſowie an ihren mannig— faltigen oft höchſt eigenthümlichen Formen weidet, während alle anderen Sträucher und Bäume, blattlos daſtehend, die ſchlafende Natur bekunden. Was iſt ferner beſſer geeignet, auf das Grab dahingeſchiedener Lieben, Angehörigen oder Freunde gepflanzt zu werden, als paſſende Coniferen, wie z. B. Cupressus Lawsoniana. Wenn nun freichlich auch nicht mit ſämmtlichen Arten, die Englands milde Winter leicht ertragen, günſtige Erfolge in Deutſchland zu erzielen ſind, ſo ſind doch viele bei Weitem weniger zärtlich, als man früher glaubte. Erſt ſeit einigen Jahren findet die ſchon ſo lange im Handel bekannte Thuja aurea allgemeinen Eingang und Tauſende von meinen ſchönen Kugeln in allen Größen ſind bereits in die verſchiedenſten Gauen meines Vaterlandes gewandert, im Vereine mit Wellingtonia, Cupressus Law- soniana, Thujopsis borealis, Thuja Lobbii und Th. gigantea, von denen ich ſämmtlich bedeutende Quantitäten cultivire. Zu den aber bis jetzt noch ſehr verkannten Schönheiten gehört zuerſt: Abies nobilis Lindl. Wer in Dropmore bei London die herrliche Coniferen⸗Sammlung der Lady Granville in Augenſchein genommen, hat gewiß nie den Eindruck obiger wundervollen Art vergeſſen können. Bis zu einer Höhe von 6—8 Fuß wetteifert A. nobilis an Schönheit mit der ſo prächtigen, bereits mehr gekannten und verbreiteten A. Nord— manniana Süd⸗Rußlands, nachdem aber läuft fie der Letzteren an Schönheit den Rang bedeutend ab; das herrliche Stahlblau ihrer Nadeln machen ſie zu einer höchſt edlen Tanne, und ſelten war wohl das Prädicat nobilis einer Pflanze paſſender zugetheilt als dieſer Conifere. Vor wenigen Jahren war dieſelbe noch bedeutend im Preiſe, da nur eine verhältnißmäßig geringe Anzahl ſchöner Pflanzen jenſeits des Canals im Handel ſich befanden, deren Vermehrung meiſtens durch Veredlung von Köpfen und Seitenzweigen nur ſehr langſam bewerkſtelligt wurde. Seit einigen Jahren giebt es glücklicher Weiſe eine Anzahl Sämlinge, die größtentheils von den großen Exemplaren der engliſchen Gärten erzogen ſind, und ſo wird denn dieſe prächtige Tanne bald ſchnellen Eingang in die Gärten finden, denn im Beſitze einer be— 54 deutenden Quantität 4jähriger Sämlinge, die theilweiſe noch in Töpfen, für den bequemeren Verſand, offerire ich dieſelbe bereits zum niedrigen Preiſe von 25 —40 Fres. pr. Dutzend, je nach ihrer Stärke. Dieſe Art, in Californien einheimiſch, wie die bereits fo ſehr beliebte C. Lawsoniana, ſcheint ebenſo hart zu ſein wie die Letztere und erträgt unſere Winter ebenſo leicht; ſie treibt erſt ſpät im Frühjahre, wie Abies Nordmanniana, was bekanntlich für die Härte und Ausdauer aller Abies ſpricht. Eine fernere Art, die, wenn auch viel zarter, doch an vielen Orten Deutſchlands an geſchützten und geeigneten Stellen aushalten würde, iſt die ebenfalls unvergleichliche Araucaria imbricata von Chili. Welcher Schmuck für einen Garten! Von der Regelmäßigkeit ihrer Quirle, die den bezaubernden Reiz dieſer höchſt eigenthümlichen und ſchönen Pflanze ſo ſehr erhöhen, können nur die eine Idee haben, welche die 20—40 Fuß hohen Exemplare der engliſchen Gärten bewunderten. An einer geſchützten Stelle auf der Nordſeite des Gartens angepflanzt, wo die continentale, ſo vielen Gewächſen ſchädliche Frühjahrsſonne ſie nicht beeinträchtigen würde, möchte ſie wohl an vielen Plätzen aushalten, wo ſie bisher als zu zart gegolten. Und ſelbſt da, wo ſie nicht aushält, können dieſe Exemplare leicht 20—30 Jahre als Schmuck dienen, wenn ſie alljährlich in Wanderkörbe gepflanzt und in irgend einer Remiſe oder Scheune überwintert werden; ihr Reiz lohnt reichlich dieſe kleine Mühe. In England kommt es auch öfters vor, z. B. in ſpäten Wintern wie vor einem Jahre, daß dieſe Pflanze, wie auch viele andere Arten, leiden, deshalb verzichtet man jedoch nicht auf derartige Zierden der Gärten. Viele Handelsgärtner im Innern Englands hatten damals für 10 50,000 Fres. an Werth verloren, jedoch nur in den Diſtricten, wo heftige Nordwinde ſtörend eingewirkt. Auch von dieſer Art habe ich herrliche Exemplare in Körben von 2, 3 —4 Fuß Höhe bei gleichem Durchmeſſer, zu ſehr niedrigen Preiſen vorräthig. Von den neuen Coniferen, die meiſtens erſt ſeit einigen Jahren aus Japan in unſere Gärten eingeführt, die ihre Dauerprobe in unſerem Klima beſtanden und die ebenfalls angepflanzt zu werden verdienen, nenne ich beſonders: Retinospora obtusa und R. pisifera. Jetzt, wo bereits gegen 1½—2 Fuß hohe, buſchige Pflanzen für 3—5 Fres. pr. Stück von dieſen ſchönen Tannenarten zu haben ſind, von welchen die kleinſten Stecklinge 12 — 14“ R. Kälte aushalten, werden fie bald ihren Platz in den Gärten und Parks finden. Von beiden Species ſind auch bereits 2 ſehr hübſche Varietäten eingeführt: R. obtusa var. aurea, die noch ganz neu, ſcheint den Charakter der Thuja aurea anzunehmen und kugelförmig zu wachſen. Die mir be kannten Exemplare und die, welche ich beſitze, find erſt kaum 1—3 Zoll hoch, die der R. pi sifera, auch die var. aurea, zeichnet ſich dagegen durch ihre höchſt reizende, gelbe Panachirung aus; über die Härte beider Varietäten läßt ſich noch Nichts ſagen, jedenfalls ſind ſie aber ſpäter von großem decorativen Werthe. Retinospora lycopodioides, eine höchſt eigenthümliche Art, 55 ebenfalls aus Japan eingeführt, ähnelt in ihrem Wuchſe den wirklichen Lyco— podien (nicht Selaginellen), iſt vielleicht die dunkelgrünſte aller Nadelarten, denn ſie iſt faſt ſchwarzgrün; ſie ſcheint ebenfalls ſehr hart zu ſein, denn auch von ihr haben die kleinſten Pflanzen ohne jede Bedeckung ausgehalten. Von der fo zierlichen Thuja pygmæa, die jedoch nur ſehr langſam wächſt, aber ebenfalls ſehr hart iſt, habe ich ſchon früher in dieſen Blättern geſprochen. Mit den anderen neueren und neueſten Sorten, wie Thujopsis do- labrata und deren bunte Varietät, der reizenden Thujopsis letivirens, Thuja Standishii ꝛc. ꝛc. habe ich noch nicht genügende Verſuche machen können und werde ſpäter auf dieſelben zurückkommen. Schließlich will ich noch einige Worte über Cupressus Lawsoniana fol. var. hinzufügen, obgleich ich auch ſchon von ihr in dieſen Blättern geſprochen. Es iſt dieſe unſtreitig eine der ſchönſten Coniferen, da die Zweige harmonisch grün und bunt wechſeln. Sowohl Haupt- wie Neben: zweige treiben öfters einige Zoll gänzlich dunkel oder blaugrün, um dann wieder in's Bunte überzugehen und umgekehrt; der Habitus iſt derſelbe elegante, wie bei der grünen Art. Den einzigen Fehler, den man dieſer ſo effect— vollen Varietät vorwerfen könnte, iſt der, daß die wenigen, gänzlich hellgelben Zweige im hohen Sommer von der brennenden Sonne öfters leiden, dagegen ſind die tief goldenen Zweige deſto härter und treten um ſo ſchärfer hervor. Gepflanzt auf ein nicht rein ſonniges Terrain, auf einen Platz, wo die Wirkungen der Sonnenſtrahlen während der heißen Monate durch Bäume ꝛc. etwas gebrochen werden, wird aber auch dieſer kleine Uebelſtand beſeitigt, und die Pflanze zeigt ſich in ihrer vollen Schönheit. Von allen dieſen empfehlenswerthen Neuheiten beſitze ich verhältnißmäßig ſchöne und billige Pflanzen und erlaube mir, auf meinen letzten Catalog, No. 10, dieſerhalb zu verweiſen. — — Paterſon's und Sohn neue Samen⸗Kartoffeln. Paterſon's neue Samen-Kartoffeln ſind als die beſten, einträglichſten in Cultur befindlichen anerkannt und als ſolche auf der allgemeinen Garten— bau⸗Ausſtellung in Erfurt prämiirt worden. Den Herren J. L. Schiebler & Sohn in Celle iſt der Vertrieb dieſer neuen Kartoffeln für Deutfchland und Oeſterreich übertragen worden, und können dieſelben nach eigenen gemachten Erfahrungen dieſe Kartoffeln zuverſichtlich empfehlen.“) Die in Handel kommenden Sorten ſind: P’s Napoleon, ſpäte, ſehr harte, kräftige Sorte, widerſteht dem ungünſtigſten Wetter, iſt ſehr zutragend, wohlgeformt und weiß. P's Regent. Die zutragendſte, beſte, der fo geſchätzten Regent, rauh— ſchaalig, ſehr feſt und kräftig, weiß. P's early, frühe, durchaus zutragende, ſehr gute Sorte, weiß. *) Die Meinungen über dieſe Kartoffeln find nach engliſchen Mittheilungen ſehr verſchieden. E. O—o. 56 P’s Seedling Rock, außerordentlich zutragend, ſehr kräftig und dauerhaft, weiß. P's rothe, dauerhaft, ſehr zutragend, gut. P's neue rothe, Perthshire, eine der allerzutragendſten! treffliche Sorte. P's blaue, die beſte aller blauen Sorten, ſchöne, wohlgeformte Knollen, weißfleiſchig, ſehr mehlreich, außerordentlich zutragend. Jriſche blaue, kräftige, ſehr ſtarkwachſende, außerordentlich zutragende Sorte, weißfleiſchig. Schottiſche blaue, ſehr zutragend, harte, ausgezeichnete Sorte, weißfleiſchig. P's blaue Nieren-, zutragende, wohlgeformte, treffliche, feine Sorte, weißfleiſchig. Allerneueſte, zum erſten Male in den Handel kommende Sorten find: P's Albert, eine weiße, ovale, ſehr ſchön geformte Kartoffel, früh, regelmäßig und gut tragend, extra! P’s Zebra, eine ſehr ſchön geformte, große, reichtragende, roth— äugige Sorte. P's Alexandra, blauſchaalig, rein weißfleiſchig, ſehr ſchön geformte, reichtragende, feine Sorte. P's frühe rothe Nieren-, die früheſte aller Nieren-Kar⸗ toffeln, wohlſchmeckend, gut zutragend, zum Treiben und Frühpflanzen die beite.*) —_— — Ueber Alocasia zebrina. Von A. Stelzner, Handelsgärtner zu Gent. Ein würdiges Seitenſtück zu der ſo effectvollen Alocasia macrorrhiza fol. var., über welche ich voriges Jahr in dieſen Blättern eine Cultur⸗ Methode mittheilte. Während die Letztere durch ihre ſchönen, porcellanweiß panachirten Blätter ihren Werth als Decorationspflanze behauptet, ſind es bei A. zebrina die braun getiegerten Blattſtiele, die ſie zu einem ſehr zierenden Gewächſe ſtempeln und deren Regelmäßigkeit ſo das Prädicat zebrina verleihten. Ihre Cultur und Vermehrungsweiſe iſt die der A. macrorrhiza fol. var. und verlangt ſie wie dieſe eine humusreiche Erde und reichliche Bewäſſerung während ihrer Hauptwachsthumsperiode im Sommer. Sie iſt vielleicht die Härteſte ihres Geſchlechtes, denn bei einem ſehr geringen Grade von Wärme (6—8“ R.) kann auch während des Winters ihr ſchöner Blattſchmuck er: halten werden, wenn die Pflanze nur gegen Niederſchläge geſchützt, wird; auch ſind ihre Knollen bei Weitem weniger empfindlich. Sie läßt ſich jedoch nicht ſo raſch vermehren, wie A. macrorrhiza fol. var., denn ihre, wenn ) Der Preis dieſer 4 Sorten iſt 6—7 Sgr. r ®. 57 auch ſehr ſtarken Knollen bringen nur ſpärlich, ſelbſt bei großer Wärme, junge Pflanzen hervor, die aber in ebenſo kurzer Zeit auf einem warmen Lohbeete zu ſehr ſchönen Exemplaren herangezogen werden können. Ich habe auf dieſe Weiſe eine ſehr junge Pflanze, mit einem kleinen Blatte, ſeit April zu einem Schauſtücke herangezogen, das nunmehr 8 Blätter beſitzt, deren größte Länge mit den Blattſtielen 3 Fuß beträgt, bei einer Breite von 1 Fuß. Obgleich ich ſelbſt noch keine Verſuche gemacht, ſo glaube ich doch, daß dieſe Art an einem warmen, ſchattigen Standorte während des Sommers mit beſtem Erfolge im Freien cultivirt werden könnte. r eee Verſuch zu einer ſyſtematiſchen Ordnung der Agaveen. Vom General-Lieutenant G. A. von Jacobi. (Fortſetzung). 1. A. filifera. Erſt vor Kurzem iſt uns der 7. Band von Lemaire's Illustration horticole und ſomit die auf Tafel 243 dieſes Werkes enthaltene Abbildung der Blüthe von A. filifera zu Geſicht gekommen. Dem, was wir über dieſe Pflanze im 12. Hefte, Jahrgang 1864, S. 539 dieſer Ztſchr., geſagt haben, fügen wir hier nun noch Folgendes hinzu: Inflorescenz: endſtändig, traubenförmig. Schaft: aufrecht, gerade, 5 Fuß hoch und höher, an der Baſis etwa ¼ ä Zoll ſtark, ſtielrund, grün, an der Baſis bis auf / feiner Höhe mit dünnen, ganz ſchmalen, fait fadenartigen, herabhängenden, rothbraunen Bracteen mit eiförmiger Baſis dicht beſetzt. Etwa 3 Fuß oberhalb der Baſis beginnt die kegelförmige, etwa / Fuß lange Blüthentraube, über welche hinaus ſich noch ein blüthen— loſer, mit ganz kurzen, haarförmigen Bracteen beſetzter Theil erhebt. Blumen zu zweien in dicht gedrängter Traube, auf ganz kurzen, abſtehenden Blüthenſtielen ſtehend, die gepaarten Blumen von je 3 eiförmigen, zugeſpitzten, gelben, an der Baſis rothbraunen Bracteen geſtützt. Die mittlere, reſp. untere, derſelben, deren Baſis die Baſen der beiden ſeitlichen und oberen je zur Hälfte deckt, trägt an ihrem Gipfel eine etwa 2 ½ Zoll lange, herunterhängende, fadenförmige, braunrothe Spitze. Blüthen hülle etwas ausgebaucht, trichterförmig, am oberen Ende des Schlundes augen— fällig gegliedert und glockenförmig erweitert, einſchließlich der Zipfel zolllang; Röhre koniſch, ſechsfach flach gefurcht, grüngelb, glatt, Kelch in 6 Zipfel getheilt; Zipfel faſt gleich lang, mit ſtumpflich zugeſpitztem Gipfel, in der Mitte der Oberſeite gefurcht, zurückgerollt, beim Erblühen auf beiden Seiten grüngelb, mit ſchmalem, rothem Rande, nach der Be— fruchtung braunroth. Staubgefäße den Kelch weit überragend, aufrecht, abſtehend. Staubfäden 2 Zoll lang, im Schlunde angewachſen, oberhalb freiſtehend, den Zipfeln entgegengeſetzt, pfriemlich, anfangs gelb, ſtark roth punktirt, an der Spitze roth, ſpäter rothbraun. Staubbeutel länglich, 6 Linien lang, rückſeits in der Mitte angeheftet, ſchwebend, anfangs roth— 58 braun, nach Ausſträuung des Pollens goldgelb. Fruchtknoten verlängert, eiförmig, ½ Zoll lang, 2 ½ Linie dick, ſtumpflich, ſechsrippig, grün, glatt, dreifächerig. Griffel die Staubgefäße überragend, kräftig, eylindriſch, 2‘ Zoll lang, mit den Staubfäden gleichfarbig; Narbe kopfförmig, dreilappig, Lappen innerhalb weichwarzig; Samen in jedem Fache zweireihig, horizontal, halbkreisrund. Von allen uns bisher bekannten Agavenblüthen zeichnet ſich dieſe am meiſten durch eine hervorſtechende Miſchung lebhafter Farben in den Blumen und deren einzelnen Theilen aus. Im unteren Theile der dicht gedrängten Blüthenähre, die bereits befruchteten Blumen mit ihren braunrothen Kelch— zipfeln, Staubfäden und Griffel und den ſchönen goldgelben Staubbeuteln, dann der breite Kranz der eben erſt erblühten Blumen mit den grüngelben, rothgerandeten Kelchzipfeln und den dunkelrothbraunen Staubbeuteln, und endlich der Knospenkegel mit den grünen, am Gipfel rothen Knospen. Wie wir bereits sub II, S. 506 des 11. Heftes, Jahrgang 1864, erwähnten, neigt dieſe Art ſehr zu Samenvarietäten, die ſich nicht allein in „en Abmeſſungen der Blätter und deren Verhältniß von Länge zur Breite zeigen, ſondern auch in der Blattfarbe, die von einem intenſiven hellen Saftgrün in's Olivenfarbige und in ganz dunkles Saftgrün übergeht, hervortreten. Ebenſo ſind die von den Blatträndern ſich löſenden Fäden bald weiß, bald grau, gelb oder braun. 2. Agave filamentosa. In der Sammlung des Baron Kerchove fanden wir ein ſchönes, ungewöhnlich großes Exemplar dieſer Art, welches ſoeben abgeblüht hatte und deſſen Samenkapſeln im Reifen begriffen waren. Wir geben nachſtehend eine Beſchreibung der Inflorescenz und der Blüthen, ſoweit uns deren Aufſtellung aus den vertrockneten Blüthen und aus den Mittheilungen, welche wir über die Farbe der Blüthen und ihrer Theile erlangen konnten, möglich iſt. Die Blätter der Pflanze waren 21 Zoll lang, dicht über der 4 Zoll breiten Baſis 1¼ Zoll breit und verliefen ſich dann allmälig in die lang— geſtreckte Spitze. Schaft gerade, aufrecht, 10 Fuß hoch, an der Baſis 1½—2 Zoll dick und im unteren Theile bis zum Beginn der Aehre cylindriſch, von da an ſich allmälich verjüngend, dicht mit ſehr langen, ſchmalen, gerinnt⸗ſchwertförmigen Bracteen beſetzt, welche am unterſten Theile des Schaftes dicht anliegen, dann weiter oben gegen die Aehre hin abſtehen und in der Aehre ſelbſt herabhängen; die unterſten 6 Zoll lang mit faſt 4 Linien breiter Baſis, die oberen allmälig kürzer werdend und in dem unteren Theile der Aehre noch 3 ¼ Zoll lang, von faſerig-häutiger Conſiſtenz, mit ſtark hervortretenden Längennerven und ganz dünnhäutigen Rändern. Der Blüthenſtand iſt ein ährenförmiger, mit kopfförmigen, zweiblumigen Aeſtchen (spica ramulis capitulatis bifloris). Aeſtchen 1 Linie lang, 1 ½ Linie im Durchmeſſer, von der Baſis an getheilt. Außer den oben erwähnten Deckblättern eines jeden Aſtes iſt jeder der beiden Theile deſſelben abermals, ſowohl nach dem Schafte zu, als zwiſchen dem Hauptdeckblatte und dem Aeſtchen, durch eine an letzteres enganliegende, dünnhäutige, hell— bräunlich, ſtrohfarbene Bractee von halb elliptiſcher Form geſtützt. Blumen 59 ſtiellos, am Aeſtchen gegliedert, aufrecht, 20—21 Linien lang. Blüthen⸗ decke am Fruchtknoten gegliedert; Rohre ſechskantig, gelbgrün, 4 Linien lang. Zipfel 6, 3 innere und 3 äußere, faſt gleich lang, langgeſtreckt linear, 9—10 Linien lang und 1½ Linien breit, nach dem kapuzenförmig eingekrümmten Gipfel zu allmälig verſchmälert; außerhalb ſtark gewölbt, innerhalb rinnig ausgehöhlt und an der Spitze in der Höhlung der Kapuze mit einem Büſchel weißen Flaumes beſetzt; aufrecht, abſtehend. Außerhalb, von der Röhre aufwärts, grünlichgelb mit violettem Mittelſtreifen, der nach oben *) zu breiter wird und am Gipfel die ganze Breite des Zipfels einnimmt. Staubgefäße ſechs, aufrecht, die Zipfel überragend. Stau b— fäden pfriemlich, grünlichweiß, 1 Zoll lang. Staubbeutel grünlich. Fruchtknoten ftumpf-dreifantig, mit gefurchten Seitenflächen, verſchmälerter Baſis und kurz zupeſpitztem Gipfel, 7 Linien lang, 4 Linien im Durch- meſſer, grün, glatt. Griffel aufrecht, die Staubgefäße überragend, 2 Zoll lang, dreikantig, pfriemlich, gegen den Gipfel hin umgekehrt koniſch verdickt. Narbe kopfförmig. Aus einem Vergleiche dieſer Blüthe und des ganzen Blüthenſtandes geht geht deutlih hervor, daß A. Ailifera und A. filamentosa keine Spielarten ein und derſelben Art, ſondern geſonderte, gute Arten ſind. 3. Agave Schidigera. Lem. Soeben geht uns von Ch. Lemaire's Illustration horticole die 11. Lieferung des XII. Bandes, Jahrg. 1865 zu, und wir finden in derſelben eine höchſt intereſſante Mittheilung über genannte Species, aus welcher wir mit Genugthuung erſehen, daß unſere im 12. Hefte 1864, S. 540 und 541 dieſer Ztſchr. aufgeſtellte Behauptung, wie A. Schidigera eine eigene gute Species und keine Abart von A. filifera ſei, ſich vollkommen beſtätigt. Herr Tonel, Pflanzenliebhaber zu Gent, hat vor einiger Zeit eine Pflanzenſendung aus Mexico und darunter auch mehrere Exemplare von A. Schidigera, erhalten. Eins dieſer Exemplare iſt nun im November v. J. (1865) zur Blüthe gelangt, und iſt dadurch nunmehr die unumſtößliche Berechtigung der A. Schidigera als eigene Art ſicher feſtgeſtellt. Leider iſt die von Lemaire gegebene Beſchreibung des Blüthenſtandes und ſeiner einzelnen Theile nicht ſo eingehend, als wir wohl wünſchten, aber auch das, was er mittheilt, genügt bereits hinlänglich, um eine eigene gute Art zweifellos erkennen zu laſſen. Lemaire theilt nun für's Erſte mit, daß die Mehzahl der Exemplare dieſer Art, welche Herr Tonel neuerdings erhalten hat, einen Stamm haben und daß dieſer Stamm nach der Zahl der Ringe auf demſelben, welche die abgeſtorbenen Blätter hinterlaſſen haben, auf ein ſehr hohes Alter dieſer Pflanze ſchließen laſſen. Er berechnet nach genauer Unterſuchung eines abgeſtorbenen Stammes das Alter deſſelben, nach den auf ihm vor— handenen Ringen zu mindeſtens 125 Jahren. Ferner will Lemaire an *) Daß der Mittelſtreifen und der Gipfel violet ſeien, vermuthen wir nur, können aber nicht dafür einſtehen, da wir die Blumen ſelbſt friſch nicht geſehen haben. Jedenfalls hat der Mittelſtreifen und Gipfel eine viel dunklere Farbe, als die Röhre und die Seitentheile an der Baſis der Zipfel. 60 dieſem Stamme beſtimmte Merkmale entdeckt haben, welche auf mehrere, rüher vorhanden geweſene Blüthenſchafte ſchließen laſſen, woraus dann, ſofern dieſe Beobachtung begründet iſt, folgt, daß A. Schidigera nicht monokarpiſch iſt, wie A. filifera, welche Letztere außerdem aber auch durchaus ſtammlos bleibt. Schon dieſe Merkmale würden genügen, um die ſpecifiſche Trennung beider Arten unzweifelhaft feſtzuſtellen. Außerdem erweiſen ſich indeſſen aber auch die Blüthen, und namentlich die Befruchtungsorgane der beiden Arten ſo weſentlich verſchieden, daß über die beregte ſpecifiſche Verſchiedenheit aller und jeder Zweifel beſeitigt iſt. Aus den Lemaire'ſchen Angaben von dem Blüthenſtande ſtellen wir Folgendes über denſelben zuſammen: Schaft 1,75m — 5½ Fuß hoch, 3 — 4 ½ Linien an der Baſis ſtark? mit Herzblättern, reſpective Bracteen, einer Spirale beſetzt. Bracteen auf breiter deltaförmiger Baſis, in kurzer Biegung ver— ſchmälert, aufgerichtet, bald vertrocknet, in einen weichen, langen Stachel auslaufend, 0,0 2m — 9 Linien lang. Blumen genähert, ſtiellos, zu zweien auf ganz kurzen Aeſtchen in einer Spirale um den Schaft geſtellt, eine jede von einer ganz kleinen, fadenförmigen, herabgebogenen Bractee geſtützt. Farbe der Blumen grünlich weiß: auf der Oberſeite erſcheinen die Zipfel weiß gerandet; Zipfel mit kapuzenförmigem Gipfel, in welchem ſich ein Büſchel weißen Flaumes befindet. Staubfäden kräftig hellroſaroth. Staubbeutel und Pollen goldgelb. Röhre und Fruchtknoten ent— ſchieden ſechskantig. Griffel prismatiſch dreikantig, verlängert, viel länger als die Staubfäden, an ſeinem Gipfel ſehr verdünnt; Narbe ganz un— ſcheinbar dreilappig, oder vielmehr kaum merklich weichwarzig, dreirinnig geſpalten. Die Blumen bezeichnet Lemaire ebenſo groß oder noch größer als jene von A. filifera. Wenn nun auch die Angaben Lemaire's in Bezug auf die Inflorescenz in mancher Hinſicht lückenhaft ſind, ſo ergeben dieſelben doch genug, um im Vereine mit der entſchieden hervortretenden Stammbildung darüber im Klaren zu ſein, daß A. Schidigera feine Abart von A. filifera und A. filamentosa, ſondern gleich jener beiden eine eigene gute Art iſt. Wir werden uns bemühen den abgeſtorbenen Schaft der Tonel'ſchen Pflanze, ſowie einige vertrocknete Blüthen und eine Samenkapſel zu erlangen, um auf dieſes Material geſtützt, alsdann eine vollſtändige Beſchreibung des Blüthenſtandes dieſer eigenthümlichen Art aufſtellen zu können. 5a. Ägave cœrulescens = grisea. Nob. Wir fanden bei Sir William Wilſon Saunders eine Agave, die in ihrem ganzen Habitus und ihrer Stachelbildung vollkommen mit A. coerulescens Sim. übereinſtimmt, deren Blattfarbe aber ein dunkleres Grau ohne alle Beimiſchung von Blau iſt. Wir fügen dieſelbe als eine Varietät der Art hinzu. 6. Agave Lophanta. Dieſe Art hat im Sommer 1864 bei dem Herrn W. Droege in Hamburg, der längere Zeit in Mexico anſäſſig geweſen iſt, und bei ſeiner Rückkehr von dort eine reiche Sammlung ſucculenter Pflanzen mitbrachte, 61 geblüht. Wir find hiervon leider erſt benachrichtigt worden, nachdem die Pflanze bereits abgeblüht und Samenkapſeln angeſetzt hatte. Bei dem in jenem Jahre ſehr früh eingetretenen kalten Wetter, und da man die Pflanze nicht rechtzeitig in's Glashaus geſetzt hatte, ſind die Samen leider nicht reif geworden. Wir haben indeſſen ſpäter durch die Gefälligkeit des Gärtners von Herrn Droege den Blüthenſchaft erhalten, ſo daß wir wenigſtens eine Beſchreibung des Charakters der Inflorescenz und der Samenkapſeln nachſtehend geben können. Schaft 12—13 Fuß hoch; aufrecht, mit ährenförmiger Rispe und pfförmige n, zwei⸗ bis dreiblüthigen Aeſten (panicula spicæformis ra- mulis capitulatis bi-vel trifloris), ſtielrund, an der Baſis faſt 2 Zoll ſtark, am unteren Theile mit 1½ — 2 Zoll entfernt ſtehenden, wechſelſtändigen Schaftblättern beſetzt, die allmälig in häutige, vertrocknete Bracteen über— gehen. Schaftblätter faſerig, dünnlederartig, dunkelgrün, mit braunem, perga— mentartigen Rande eingefaßt und in einen ¼ Zoll langen, ſtarken, auf e iner Oberſeite flachen, faſt dreikantigen, hornartigen, dunkelcaſtanienbraunen Endſtachel auslaufend; an ihrer Baſis 1 ¼ Zoll breit, mit anfangs etwas eingebogenen, ſpäter gegen den Endſtachel gerade zulaufenden Blatträndern. Die unterſten dieſer Blätter ſind 7 Zoll lang. Auf 7½ — 8 Fuß über der Baſis beginnen die anfangs abortiven Blüthenäſte, nachdem die Bracteenbaſen am unteren Schafttheile ſich nach und nach verſchmälert haben, und auf dem Schafte allmälig ſtärker hervor— tretende, anfangs breite, ſich ſeitlich verlaufende, ſpäter ſchmälere, mehr hervortretende, höckerartige, ſich nach unten verlaufende Aſtanſätze bilden, die den Schaft in doppelter, von links nach rechts laufender Spirallinie umgeben und von unten nach oben, allmälig enger zuſammenſtehend, in der Blüthenrispe innerhalb einer jeden Spirale nur noch 4 — 6 Linien von einander entfernt ſind. Blüthenrispe 5 Fuß lang, mit gedrängt ſtehenden, kopfförmigen Aeſten, deren ein jeder 3 Blumen trägt, dicht beſetzt. Dadurch, daß die Blattkiſſen ſich in flach kielartiger Erhebung bis an das zunächſt unterhalb ſtehende Blattkiſſen verlaufen, verliert ſich in der Blüthenrispe die ſtielrunde Form des Schaftes und geht in eine unregelmäßige, faſt gerippte über. Die 1 — 2 Linien langen Aeſte ſelbſt ſind dreitheilig in der Art, daß das mittlere Aeſtchen über die beiden ſeitlichen ſich um 1 Linie erhebt. Jede Aſtbaſe iſt durch eine äußere, dreieckige, 2¼ Linien lange Bractee geſtützt, während wieder von den 3 Aeſtchen des Köpfchens ein jedes auf der einen Seite von einer kleinen Bractee geſtützt wird. Wahrſcheinlich haben auch dieſe Bracteen noch eine dünnlederartige Conſiſtenz. Die vertrockneten Bracteen ſind ganz ſchwarz, mit rauher Oberfläche, und deuten durchaus nicht auf eine häutige Beſchaffenheit. In dem unterſten Theile der Rispe, ſowie in deren oberſter Spitze, ſind die Blüthenäſte nur zweitheilig. Die Conſiſtenz des Schaftes iſt eine vorwiegend feſtere, mehr holzige, und daher auch das Gewicht deſſelben ein relativ größeres, als bei Blumen— ſchaften anderer, ebenfalls zu dieſer Abtheilung gehörender Arten, deren Abmeſſungen faſt nahezu dieſelben ſind. Blumen ſtiellos, aufrecht, dem Schafte dicht anliegend. Samenkapſel 62 ſtumpflich, dreikantig, auf den Seitenflächen flach gefurcht, 1—1', Zoll lang, ½ Zoll im Durchmeſſer, nach der Baſis und dem Gipfel zu in ſtumpflicher Abrundung etwas verjüngt. Holzig, mit lederartiger Oberhaut, dreiklappig mit zweireihigen, horizontalen Samen, an der Spitze aufſpringend; Samen glatt, mit erhabenem Rande, länglich, halbkreisrund, ſchwarz⸗ braun, glänzend. Ueber Form und Farbe der Blüthen und Befruchtungsorgane haben wir leider Näheres nicht erfahren künnen. Die A. Lophanta iſt bisher in Belgien durchweg irrthümlich unter dem Namen der A. heteracantha geführt worden, obſchon ſie mit dieſer von Karwinsky aufgeſtellten Species nichts Anderes als den holzigen, ablös— baren Blattrand gemein hat, und auch in ihrer Stachelbildung durchaus nichts liegt, was dieſe Benennung irgendwie hätte rechtfertigen können. Man findet in den Gärten übrigens auch von dieſer Art mehrere verſchiedene Formen, die ſich im Allgemeinen in vier Hauptgruppen theilen laſſen, und zwar: 1) In die Art ſelbſt, in der man gleichfalls wieder kleine Abweichungen, wie z. B. einen größeren Blattreichthum, etwas breiteren oder ſchmäleren oder auch etwas kürzeren oder längeren Blättern begegnet. 2. Agave Lophanta > gracilior. Sie unterscheidet ſich durch im Ganzen genommen ſchlankere und ſchmälere Blätter, durch einen größeren Blattreichthum und ſehr regelmäßig vofettartigen Bau. Auch haben die Blattränder eine mehr hellgraue Färbung. Die Stacheln ſtehen viel dichter, ſind mit dem Blattrande gleichfarbig und haben eine gebräunte Spitze. Der Endſtachel iſt in der Jugend graubraun, im Alter aſchgrau, mit gebräuuter Spitze. 3. 7 subcanescens mit faſt weißen Blatträndern und Randſtacheln, die aber hier ebenſo entfernt ſtehen als bei der Art ſelbſt. Bei den ganz jungen Blättern ſind Rand und Stacheln graubräunlich. Auch die Blattfarbe iſt etwas graugrün. 4. 3 brevifolia. Eine in der Blattfarbe der Art ganz gleiche, aber in der Länge der Blätter und deren Zahl von ihr ſehr abweichende Abart. Die roſetten— förmig nach allen Richtungen hin abſtehenden Blätter ſind nur 13 Zoll lang, an der Baſis 2, gleich oberhalb derſelben nur noch 1 Zoll breit, nach obenhin ganz allmälig verſchmälert und dann in eine etwas ſtumpflich zulaufende Spitze auslaufend. Außerdem unterſcheidet ſich dieſe Abart von der Art und den vorher aufgeführten Abarten noch dadurch, daß ihr auf der Rückſeite die vielen dunkler gefärbten, häufig unterbrochenen Längs— ſtreifen fehlen.“) 7. Agave Poselgerii. Sim. In dem Herbarium zu Kew fanden wir Will. H. Emory's Report of the United States and mexican boundary survey und in *) Wir haben dieſe drei Abarten ſämmtlich in Kew gefunden, ſind einzelnen derſelben aber auch in anderen Gärten begegnet. 63 dem zweiten Theile dieſes Werkes, auf Seite 213, eine Beſchreibung der Inflorescenz der A. Poselgerii, welche wir daher nachſtehend mittheilen. Inflorescenz endſtändig, in ährenförmiger Rispe. Schaft 6— 10 F. hoch, der obere Theil in einer dichten, ährenförmigen Rispe mit Blumen bedeckt, die meiſtens gepaart, zuweilen im unteren Theile aber auch zu dreien ſtehen, auf ſehr kurzen, nur 1 Linie langen Aeſtchen. Jeder Aſt von einer 2 Linien langen, lanzettlich zugeſpitzten, breitbaſigen, bald abfallenden Bractee geſtützt. Blumen: Blüthenſaum oberhalb des Fruchtknotens ungefähr 1 Zoll lang, weiß, mit einem gelblichen Anfluge. Zipfel beinahe länglich; Staubfäden und Griffel ſehr hervorragend; Narbe keulen— förmig, ſtumpf, kaum merklich dreilappig. Kapſel fait 13. lang, ½ 3. im Durchmeſſer, aufrecht, ſtumpflich dreikantig, mit ſtumpflich kurz zuge— ſpitztem Gipfel. Samen zweireihig, halbkreisförmig, ſenkrecht zuſammen— gedrückt, ſchwarz, glänzend. 8. Agave univittata. Hab. Auch von dieſer Art findet man eine große Menge verſchiedener Formen. Sie unterſcheiden ſich einestheils durch größere oder kleinere, dichter oder entfernter ſtehende Randſtachel, ſind aber nach unſerer Ueberzeugung alle nur Samenvarietäten. In Kew fanden wir indeſſen eine Pflanze, deren übriger Habitus dem der eigentlichen Art ganz gleich kam, die ſich aber durch verhältnißmäßig coloſſale Dimenſionen auszeichnete. Der 3 Fuß hohe Stamm war 2 Zoll ſtark, die Blätter 32 Zoll lang, an der Baſis 2°/,, über derſelben 2 und in der Mitte 2⅜ Zoll breit, jo daß die Abmeſſungen alſo diejenigen der Art um das Doppelte übertreffen. So lange ſich nicht durch die Blüthe ergiebt, daß dieſes eine von A. univittata abweichende Art iſt, wollen wir jie univittata 8 major nennen. Ferner find wir jo glücklich geweſen bei Baron Kerchove den ver- trockneten Schaft von der Blüthe einer A. univittata zu finden, welcher uns mit großer Freundſchaft überlaſſen worden iſt, und deſſen Beſchreibung wir daher hier folgen laſſen. Blüthenſtand. Aehrenförmige Rispe mit zwei— bis dreiblüthigen, doldenförmigen Aeſten (panicula umbellis bi-vel tri- floris in spicam dispositis). Schaft endſtändig, gerade, aufrecht, 10 Fuß hoch, an der Baſis Zoll ſtark, ſtielrund, vielfach ganz fein gerillt, grün. Der untere Theil des Schaftes bis zu 3½ Fuß Höhe mit ganz ſchmalen, fein zugeſpitzten, häutigen Deckblättern in einer doppelten, von rechts nach links laufenden, ſehr engen Spirale beſetzt. Auf der ge— nannten Höhe beginnen alsdann die Blüthenäſte mit im Anfange zwei— blüthigen Dolden, die bald in dreiblühige übergehen, im oberen Theile der Rispe aber wieder zweiblüthig werden. Die 1 L. langen und 2 L. breiten Aeſte theilen ſich in 2, reſp. 3, ſtielrunde Aeſtchen von 2 Linien Länge und ½ Linie Dicke, deren jedes eine ftiellofe Blume trägt. Jeder Aſt wird von einer lang zugeſpitzten, 2¼ Zoll langen, an ihrer Baſis 2 Linien breiten, aber in kurzer Biegung ſofort ſich verſchmälernden faſt haarförmigen Bractee geſtützt, während ein jedes der Aeſtchen zweiter Ordnung wieder, ſowohl auf der Außen- als Innenſeite, von kleineren, ſpitz dreieckigen, 64 2— 3 Linien langen, an ihrer Baſis kaum linienbreiten, häutigen, ſtroh⸗ farbigen Bracteen geſtützt wird. Ueber die Blüthen ſelbſt und die Samen: kapſeln vermögen wir leider nichts Näheres mitzutheilen, da wir dieſelben weder geſehen, noch verläßliche Mittheilungen darüber haben erlangen können. Die Aeftchen ſtehen am Schafte fait waagerecht ab und haben daher die Blumen, da das Glied am Gipfel der Aeſtchen ſenkrecht auf deren Achſe ſteht, auch dieſelbe Stellung. Dieſes Exemplar der A. univittata hat bei Baron Kerchove gleich— zeitig mit A. xylacantha geblüht, und da der Beſitzer beide Pflanzen, dicht neben einander ſtellte, ſo hat eine gegenſeitige Befruchtung ſtattgefunden aus welcher eine Maſſe keimfähigen Samens erzielt worden iſt. Baron Kerchove beſitzt mehrere Hundert aus dieſer Hybridation hervorgegangene Pflänzchen, aus denen ſicherlich wieder eine Menge neuer Formen hervor— gehen werden. Aus derſelben Quelle ſtammen auch die von dem Handels— gärtner J. Verſchaffelt in ſeinem Cataloge für 1865 angekündigten Hybriden der beiden genannten Arten. 9. Agave heteracantha. Karw. Außer den beiden Originalexemplaren, deren ſich eines in der Fürſtlich Salm'ſchen Sammlung auf der Dyck und das andere im münchener Garten befindet, ſind wir auf unſeren Wanderungen dieſer Pflanze nicht wieder begegnet, wohl aber haben wir A. Lophanta und auch andere Arten mit deren Namen bezeichnet gefunden. In Belgien und Holland fanden wir dagegen mehrfach Pflanzen unter der Benennung A. splendens, die ſich im Baue der echten A. hetera- cantha etwas näherten, in der Beſtachelung dagegen der A. Ghiesbrechtii faſt gleich kamen. Da wir die uns vorgekommenen Pflanzen für noch in der Entwickelung begriffen erachten, fie auch vielleicht eine langblättrige Abart der letztgenannten Art ſind, ſo können wir ein beſtimmtes Urtheil noch nicht abgeben, haben aber geglaubt, derſelben hier zur Orientirung erwähnen zu müſſen. 12. Agave horrida. NVob. Das Exemplar, nach welchem wir unſere im 12. Hefte des Jahrg. 1864 dieſer Zeitſchrift, auf Seite 546 und 547, gegebene Beſchreibung aufgeſtellt haben, hat Herr A. de Meeſtre auf der Auction von van der Vinnen erſtanden und haben wir daſſelbe in deſſen Sammlung jetzt wiedergeſehen. Die Pflanze hat ſich aber in ihrer Entwickelung ſo auffallend ver— ändert, daß wir dieſelbe nicht wieder erkannt haben würden. Sie hat ihre urſprüngliche Roſettenform ganz verloren und einen bis jetzt noch vollſtändig mit Blättern bekleideten, 9 Zoll hohen Stamm gebildet, ähnlich den Alo&s mitræformes, doch mit dem Unterſchiede, daß die Blätter viel mehr vom Stamme abſtehen und faſt als patentissimè bezeichnet werden können, und ihre von uns a. a. O., beſchriebene aufſteigende Form mit einer faſt gerade geſtreckten, mit wenig eingebogenem Gipfel, vertauſcht haben. In den von uns a. a. O. angegebenen Abmeſſungen ſind ſie ſich gleich ge— blieben, haben aber ihre ſchöne, glänzend hellgrüne Farbe gegen eine 65 ſchmutzig olivengrüne vertauſcht. Ebenſo ift die Rand- und Endbeſtachelung in ihrem Verhältniſſe zur Blattmaſſe eine weniger hervorragende geworden. Die Stacheln ſind kleiner und weniger hin und her gebogen und deren Farbe iſt in ein etwas ſchmutziges Caſtanienbraun, mit grauer Beimiſchung, übergegangen. Wir müſſen alſo auch dieſe Pflanze als noch in der Entwickelung begriffen betrachten und uns daher ein endgültiges Urtheil über dieſelbe noch vorbehalten. (Fortſetzung folgt.) — — Verſuch einer Claſſification der Familie der Farne. Von 3. G. Beer. Herr J. G. Beer hat in No. 11 der „öſterreichiſchen botan. Zeit— ſchrift“ den Verſuch einer Claſſification der Farne veröffentlicht, der als Vorläufer und Baſis einer von ihm beabſichtigten, ausführlichen Bearbeitung dieſer Familie dienen ſoll. Den vielen Freunden dieſer herrlichen Pflanzen— familie dürfte es vielleicht von Intereſſe ſein, dieſe Eintheilung kennen zu lernen, weshalb wir dieſelbe hier folgen laſſen. Die Farne zerfallen in zwei Claſſen: I. Wedel mit unbeſchränktem Wachsthume und dichotomiſcher Verzweigung; jede Theilung trägt am Grunde eine Knospe (No. I.); II. Wedel mit beſchränktem Wachsthume; Wuchs ohne dichotomiſche Theilung im Aufbau (No. II.— XII.); Dann in zwei Unterordnungen; A) . I. II der Wedel (Blattfläche) durch Sporangien-Bildung No. II. UL); B) Sporangien tragende und ſterile Wedel gleichförmig gebildet (No. IV. XII.) und endlich in drei Gruppen: a) Sporangienhäufchen vom Blattrande abſtehend (No. IV.); b) Sporangienhäufchen auf der Blattfläche vertheilt (No. V XI.); c) Sporangienhäufchen unter der Epidermis ſich ausgebildet findend (No. XII). Claſſe. Wedel mit unbeſchränktem Wachsthume und dichotomiſcher Verzweigung; jede Theilung trägt am Grunde eine Knospe. Repräſentant: Gleichenia No. I. Form: Gleichenia No. 1. Gattungen: Gleichenia. Calymella. Gleicheniastrum. Mertensia. II. Claſſe. Wedel mit beſchränktem Wachsthume; Wuchs ohne dichotomiſche Theilung im Aufbau. Unterordnung A. Fruchtbare und unfruchtbare Wedel an demſelben Individuum von verſchiedener Geſtalt; die fruchtbaren Wedel durch ee Bildung be⸗ Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXII. 66 deutend verändert; dieſe Sporangien die Blattſpreite vollſtändig oder theil— weiſe bedeckend. i Repräſentant: Lomaria No. II. Formen: Lomaria No. 2. Craspedaria No. 4. Danæa No. 3. Lygodium No. 5. Gatttungen: Zur Form Lomaria: Botryothallus. Thyrsopteris. Lomaria. Anapausia. Zur Form Dana: Lomariopsis. Heteroneuron. Dana. Stegania. Leptochilus. Zur Form Craspedaria: Mesosthema. Parablechnum. Craspedaria. Spicanta. Photinopteris, Pleurogoni am. Stenochlæna. Orthogramma. Dry moglossum. Olfersia. Psygmium. Crypsinus. Psomicarpa. Rhipidopteris. Humata? Stenosemia. Dyctioglossum. Zur Form Lygodium: Polybotria. Feea. Lygodium. II. Claſſe. Unterordnung A. Wedel am unteren Theile ſteril, am oberen Theile durch Sporangien— Bildung bedeutend verändert; hierdurch die Blattſpreite ſcheinbar unterdrückt. Repräſentant: Osmunda No. III. Formen: Osmunda No. 6, Onoclea No. 7. Gattungen: Zur Form Osmunda: Aneimia. Botrychium. Osmunda. Aneimidictyon. Zur Form Onoclea: Ophioderma. Ophioglossum. Onoclea. Helmintostachys. Hymenolepis. Struthiopteris. II. Stafje. Unterordnung B. Gruppe a. Sporangienhäufchen oder deren trichterförmige, napf- oder kugelförmige Hülle aus dem Blattrande hervorgehend, oder über denſelben vorragend. Repräſentant: Deparia No. IV Formen: Deparia No. 8. Davallia No. 11. Trichomanes „ 9. Schizea „ 12. Hymenophyllum „ 10. Gattungen: Zur Form Deparia: Lecanium. Leptocionium. Deparia. Hemiphlebium, Abrodictyum. Zur Form Trichomanes: Zur Form Hymenophy l- Myrmecostylum. Trichomanes. lum Zur Form Davallia: Cardiomanes. NmenO pg g Davallia. Neurophyllum. Hymenoglossum. Odontosoria. Cephalomanes. Cycloglossum. Ochropteris. Didymoglossum. Sphaercionium. Diacalpe? Ptychophyllum. Acrophorus. Odontoloma. Loxsoma. Perestia. Pachypleura. Lomariopsis. Stenolobus. Zur Form Schizæa: Schizæa. Helitium. Lophidium. Vaginularia. II. Claſſe. Unterordnung B. Gruppe b 67 Cenopteris. Darea. Onychium. Monogramma. Sporangien, auf der Blattfläche, in Häufchen von gerundeten Um: riſſen vereint beiſammen ſtehend. Repräſentant: Polypodium No. V. Formen: n: Polypodium No. 13. Chreilanthes No. 18. Drynaria „ 14. Lonchitis 0 8 Niphobolus „ 15. Cyathea 1 0 Aspidium 1 Balantium BE Nephrodium „ 17. Marattia 1 Gattungen: Zur Form Polypodium: Microgramma. Allantodia. Polypodium. Woodsia. Lophosoria. Marginaria. Gymnosphera. Didymochlzna. Doodia. Synammia. Phanerophlebia. Microgramma. Zur Form Drynaria. Zur Form Nephrodium: Grammitis. Drynaria. Nephrodium. Phlebodium. Pleuridium. Nephrolepis. Pleobeltis. Goniopteris. Lastræa. Goniophlebium. Campyloneuron. Oleandra. Dictymia. Anaxetum. Cystopteris. Lopholepis. Dryostachyum. Fadyenia. Arthropteris. Polypictium. Saccoloma. Tectaria. Dictyopteris. Pleocnemia. Polystichum. Colysis. Leucostegia. Metaxya. Hypoderris. Odontoloma. Microsorum. Dipteris. Humata? Cyclodium. Phymatodes. Zur Form Cheilanthes: ‚Goniopteris. Zur Form Nipholobus. Cheilanthes. Synammia. Nipholobus. Mohria. Phymatodes. Cyclophorus. Woodsia. Dichorexia. Zur Form Aspidium: Cystopteris. Phegopteris. Aspidium. Sitolobium. Propæa. Polystichum. Physematium. Glaphyropteris. Cyrtonium. Hypolepis. Alsophila. Loshæa. Zur Form Lonchitis: Hemitelia. Lastrea. Lonchitis. Campyloneuron. Sagenia. Zur Form Cyathea: Dictyopteris. Matonia. Cyathea. | 5* 68 Micropelia. Cystodium. Marattia. Dicksonia. Hymenocystis. Angiopteris. Patania. Sphæropteris. Psitodochea. Leca nopteris. Cibotium. Gymnotheca. Zur Form Balantium: Cremidaria. Stibasia. Balantium. Schizocæna. Eupodium. Culcita. Lepicystis. Discostegia. Disphenia. Zur Form Marattia: Kaulfussia? II. Claſſe. Unterordnung B. Gruppe b Sporangien, in Häufchen — und in Form von offenen Dreiecken — über die ganze Blattfläche vertheilt. Repräſentant: Meniscium No. VI. Form: Meniscium. No. 23. Gattung: Meniscium. II. Claſſe. Unterordnung B. Gruppe b. Sporangien auf der Blattfläche mit länglichen, keil-, auch ſtreifen— förmigen Maſſen vertheilt ſtehend. Repräſentant: Asplenium No. VII. Formen: Asplenium No. 24. Woodwardia No. 26. Todea 2 Gattungen: Zur Form Asplenium: Neurogramma. Leptopteris. Asplenium. Anisogonium. Xiphopteris. Tarachia. Hemidictyum. Calymmodon. Diplazium. Syngramma. Digrammaria. Microstegia. Coniogramma. Brachysorus. Colysis. Ochlogramma. Lotzea. Sellignea. Oxygonium. Heterogonium. Loxogramma. Zur Form Todea: Zur Form Woodwardia: Scolopendrium. Todea. Woodwardia. Leptogramma. Athyrium. Anchistea. Actinophlebia. II. Claſſe. Unterordnung B. Gruppe b Sporangien, hart am Blattrande — demſelben parallel — in un— unterbrochenen Gruppen ſtehend. Repräſentant: Pteris No. VIII. Formen: Pteris No. 27, Adiantum No. 28. Gattungen: Zur Form Pteris: Campteris. Allosorus. Pteris. Chilocampes. Alethopteris. Lindsæa. Litobrochia. Arthopteris. Pellæa. Doryopteris. Isoloma. Zur Form Adiantum: Perocohndria. Adiantum. Leucosgegia. Schizoloma. II. Claſſe. Unterordnung B. Gruppe b Sporangien 69 Synaphlebium. Anagramma. in ununterbrochenen Längslinien zuſammenſtehend, gem Blattrande oder den Blattrippen parallel verlaufend. Repräſentant: Vittaria No. IX. Formen: Vittaria No. 29. Chnoophora No. 31. Blechnum „ 30. Diplemma „ 32. Gattungen: Zur Form Vittaria: Neurocallis. Brainea!!? Vittaria. Heteropteris. Zur Form Chnoophora: Tænitis. Zur Form Blechnum: Chnoophora. Pyenodria. Blechnum. Zur Form Diplemma: Hoplopterus. Blechnopsis. Diplemma. Dictyoxiphium. Salpichlæna. II. Claſſe. Unterordnung B. Gruppe b. Sporangien, die Blattfläche ganz oder theilweiſe — aber dann immer unnuterbrochen — dicht bedeckend. Repräſentant: Acrostichum No. X. Formen: Acrostichum No. 33. Gymnogramme „ 34. Gattungen: Jamesonia No. 35. Zur Form Acrostichum: Gymnopteris. Ceratopteris? Acrostichum. Haplodictium. Platyloma. Platycerium. Callipteris. Cincinais. Neuroplatyceros. ‚Poecilopteris. Notochlæna. Chrysopteris. Scytopteris. Myriopteris. Gyrosorium. Zur Form Gymnogram- Ceterach. Elaphoglossum. me: Zur Form Jamesonia: Cryptogonium. Gymnogramme. Jamesonia. Actinopteris. Cystopteris. Platyzoma. II. Claſſe. Unterordnung B. Gruppe b Sporangien, auf der Blattfläche in vertieften, unregelmäßigen, linien⸗ förmigen Streifen beiſammen ſtehend. Repräſentant: Antrophyum No. XI. Formen: Antrophyum No. 36, Actinopteris No. 37. Gattungen: Zur Form Antrophyum: Zur Form Actinopteris: Antrophyum. Actinopteris. Actinostachys. Cassebeera. Dictyopteris. Ceratopteris. Parkeria. II. Claſſe. Unterordnung B. Gruppe c. Sporangien in ovalen Häufchen unter der Epidermis ſich ausgebildet findend. | Repräſentant: Niphopsis No. XII. Form: Niphopsis No. 38. Gattung: Niphopsis. — W RR I ä ——— Ueber Telopea speciosissima R. Br. Die Telopea speciosissima, eine der ſchönſten oder die ſchönſte aller Protaceen, wurde ſchon im Jahre 1789 von Neu-Süd-Wales nach England gebracht, gehört aber bis heute noch zu den ſeltenſten Pflanzenarten in den Gärten, und die Urſache dieſer Seltenheit liegt wohl theils in der ſpärlichen Vermehrung, theils in der unzweckmäßigen Cultur. So viel uns bekannt, hat bisher die Telopea nur bei Herrn J. Rinz in Frankfurt a. M. geblüht und hat derſelbe einen ausführlichen Bericht über die Cultur und Blüthenentwickelung dieſer Pflanze im 6. Jahrgange, S. 267, der Allgem. Gartenztg. von Otto & Dietrich veröffentlicht. Einige intereſſante Notizen über dieſe Pflanze leſen wir von Dr. George Bennett in Sydney in dem von Dr. Berthold Seemann redigirten „Journal of Botany“ (No. 26, S. 363), die wir im Auszuge hier folgen laſſen. Die Telopea speciosissima, die „Waratah“ von den Eingebornen und „einheimiſche Tulpe“ von den Coloniſten genannt, wird als die ſchönſte Pflanze von Neu-Süd-Wales betrachtet. Die brillanten carmoiſinfarbenen Blumen befinden ſich an den aufrechtſtehenden Stielen eines ſtarren, ſteifen Buſches, der mit Blättern von holziger Textur bekleidet iſt. Dieſelben ſind länglich, mehr oder weniger ungleich gezähnt, 4 — 6 oder 8 Zoll lang, dunkelgrün, im ganz jungen Zuſtande jedoch dunkelroth gefärbt. Die Waratah iſt heimiſch in Neu-Süd-Wales, ſie findet ſich viel und in großer Ueppigkeit in der Umgegend von Sydney und in anderen Theilen von Neu⸗Süd⸗Wales. Zuerſt wurde dieſe Pflanze von den Botanikern zur Gattung Embothrium, jetzt zur Gattung Grevillea gehörend, gezogen, und als Emboth. speciosissimum Sm. in „Smith's New Holland Plants“ und in Curtis' Botan. Magazin abgebildet. Jetzt bildet die Pflanze eine eigene Gattung, nämlich Telopea, abgeleitet von telopos (von weiter Ferne geſehen) in Bezug auf ihre carmoijinfarbenen Blumen, die in großer Entfernung bemerkbar ſind. Einige Eigenthümlichkeiten in Bezug auf den natürlichen Habitus und die Reproduction dieſer Pflanze ſind nicht ohne Intereſſe. Nach der erſten Blüthenerzeugung der Waratah bilden ſich an jedem Blüthenkopfe 2—4 Triebe, im zweiten Jahre aber nur zwei und in den folgenden Jahren nur einer, ſeltener zwei. Bei Unterſuchung eines Blüthenkopfes ſieht man zwiſchen den Blüthen deſſelben die Entſtehung dieſer 2 oder 4 jungen 71 Triebe, welche dann die nächſtjährigen Triebe bilden und an einem jeden derſelben ſich wahrſcheinlich ein Blüthenkopf erzeugt. Die Entfernung oder Zerſtörung der Blüthenköpfe hemmt ſomit auch die fernere Ent— wickelung des Strauches und verhindert die Blüthenerzeugung im folgenden Jahre. In jedem zweiten Jahre erzeugt die Waratah Samen. In einem Garten zu Sydney hatte ein 5 Jahre altes, 10 Fuß hohes Exemplar der Telopea nicht weniger als 20 Blüthenköpfe zu gleicher Zeit entwickelt, das einen unvergleichlich ſchönen Anblick gewährte. Trifft man einen Waratah-Baum in dichten Gehölzen oder zwiſchen Schlingpflanzen wild wachſend an, ſo erhebt er ſich als ſchlanker Strauch oft bis zu 15 Fuß hoch, um Sonnenſtrahlen, Licht und Luft zur Ent— wickelung ſeiner Blumen zu finden. An freien Stellen blüht der Strauch jedoch ſchon bei 4—5 Fuß Höhe und nimmt man ihm ſeine Blüthenköpfe, ſo bleibt der Strauch ſo lange ein verſtümmelter, bis ſich neue Schüſſe von der Wurzel aus gebildet haben. Will man einen Telopea-Buſch ſich freudig entwickeln ſehen, ſo darf man ihn niemals ſeiner Blüthenköpfe berauben oder überhaupt nicht beſchneiden. Alle, welche dieſe Regel befolgt haben, beſitzen in ihrem Garten ausgezeichnet ſchöne Exemplare dieſer Prachtpflanze. Die Telopea speciosissima gedeiht am beſten in einem mageren, ſandigen Boden, dem Lichte und der Luft exponirt. Die gewöhnliche Blüthe— zeit iſt im September (Frühlingszeit in Neu-Süd-Wales) und dauert dieſelbe faſt zwei Monate lang. Es giebt zwei Arten von Blumen, die eine, die Normalform, iſt dunkel-carmoiſinfarben; bei der anderen, einer Varietät, ſind die carmoiſinfarbenen Kelchſegmente weiß zugeſpitzt. Beim Oeffnen ſind die Blumen zuerſt roſafarben und erſt allmälig werden ſie dunkel— carmoiſinfarben. Nach in Sydney gemachten Erfahrungen iſt die beſte Zeit, die Waratah zu verpflanzen, die, wenn dieſelbe in Blüthe ſteht. Der Strauch hat große und ſtarke Wurzeln und treibt zahlreiche Wurzelſchüſſe, beſonders im wilden Zuſtande. In Gärten cultivirte Exemplare, namentlich die, welchen man die Blüthenzweige gelaßen, treiben jedoch viel weniger Aus— läufer, als ſolche, welche man der Blüthenzweige beraubt hat. Die Wurzel— ſchüſſe laſſen ſich ſehr gut verpflanzen. —— u Ueber Gladiolen⸗Varietäten und deren Cultur. Die Gladiolen-Varietäten, namentlich die von Gl. gandavensis und ramosus, gehören jetzt mit vollem Rechte zu den allerſchönſten Florblumen unferer Gärten. Sie laſſen ſich gleick gut in kleinen, wie in großen Blumen: gärten verwenden, ſie ſind von leichter und einfacher Cultur und in Folge der großen, meiſt brillanten Farbenverſchiedenheit ihrer Blumen ſind ſie von mächtiger Wirkung, namentlich wenn ſie in Maſſen beiſammen gruppirt werden, ein Fall, den man bisher nur noch ſelten in Privatgärten antrifft. Aber nicht nur allein im freien Lande ſind die Gladiolen zur Cultur in 72 Maſſen und einzeln zu empfehlen, fie eignen fie auch ganz vortrefflich zur Topf: cultur, ſelbſt abgeſchnitten und in Waſſer geſtellt werden die Gladiolen von keiner anderen Pflanzenart übertroffen, denn die Blumen halten ſich ſehr lange Zeit im Waſſer und die an der Blüthenrispe noch etwa vorhandenen, dem Aufblühen nahe Knospen entfalten ſich vollkommen. Die Cultur der Gladiolen iſt wie oben geſagt, eine einfache und leichte, ſie wachſen in faſt jedem leichten und einigermaßen guten Boden, je mehr man die Beete aber mit altem, gut verrottetem Dünger düngt, um ſo kräftiger wird der Wuchs und um ſo üppiger die Blüthenerzeugung. Bei trockener Witterung begieße man die Pflanzen reichlich, da ſie viel Feuchtigkeit verlangen, beſonders während der Blüthenentwickelung. Will man ſich einer recht langen Blüthenzeit erfreuen, ſo beginnt man mit dem Legen der Zwiebeln im Frühjahre, ſobald es die Witterung erlaubt, wenn möglich ſchon Ende April oder Anfang Mai, und fährt dann von acht zu acht Tagen damit bis Ende Juni fort, auf dieſe Weiſe wird man bis ſpät in den Herbſt blühende Gladiolen im Garten haben. Im October ſind die Pflanzen abgeſtorben und die Zwiebeln ſind ausgewachſen, Letztere werden dann aus der Erde genommen und an einem trockenen, froſtfreien Orte während des Winters aufbewahrt. Die Zahl der Gladiolen-Varietäten hat bereits eine beträchtliche Höhe erreicht, ſie beläuft ſich nach vor uns liegenden Verzeichniſſen auf über 300, und noch kommen alljährlich neue Varietäten hinzu; der Blumenfreund hat eben keine leichte Aufgabe bei einer Auswahl unter dieſer Maſſe die ſchönſten und von einander abweichendſten zu treffen, denn unter dieſer Maſſe finden ſich natürlich mehrere Varietäten, die ſich einander ſo ähnlich ſehen, daß man ſie kaum unterſcheiden kann, und es wäre gewiß mehr im Interreſſe der Züchter, reſp. Handelsgärtner, wenn dieſe nur ſolche Sorten in die Ver— zeichniſſe mit Namen aufnehmen und in den Handel geben wollten, die wirklich merklich von einander verſchieden ſind, und wenn ſie eine verbeſſerte Form einer ſchon vorhandenen erzielten, die Letztere ausmerzten, um nicht die Verzeichniſſe unnütz und zum Nachtheile der Abnehmer zu überfüllen. Aber ein Jeder möchte recht ſtarke Verzeichniſſe in die Welt ſchicken. In den Verzeichniſſen ausländiſcher Handelsgärtner, wie z. B. in denen von den Herren Loiſe, Levͤque & Sohn, Bil. Andrieu x & Co. in Paris, Van Houtte, A. Verſchaffelt in Gent, Makoy & Co. in Lüttich, wie in denen ſo vieler deutſcher Handelsgärtner, iſt bei den Gladiolen-Varietäten zwar die Farbe der Blumen angegeben, wie ungenau aber oft dieſe Farbenbezeichnung, zumal wenn dieſelbe aus einer fremden Sprache überſetzt worden, werden Viele aus eigener Erfahrung wiſſen, und es iſt auch wahrlich nicht leicht, eine Anzahl ſich oft ſehr nahe ſtehender Varietäten ſo nach den Farben ihrer Blumen zu bezeichnen, daß, wenn man ſie beiſammen ſieht, dieſe wirklich merklich von einander verſchieden ſind; auch kommt es ſehr oft vor, daß zwei oder mehrere unter verſchiedenen Namen aufgeführt werden, welche dieſelbe Farbenbezeichnung haben, wie z. B. Gl. Madame Briot und Mad. Chantin, beide ſind in den Verzeichniſſen als „zart roſa und carmoiſin gefleckt“ bezeichnet. Sind beide Varietäten ſo wenig verſchieden und gleich ſchön, daß die Farbenbeſchreibung für beide 73 genau paßt, fo dürfte die eine Form genügen und müßte die andere, um die Auswahl nicht zu erſchweren, geſtrichen werden. Es wäre dies nicht nur bei den Gladiolen, ſondern auch bei den vielen anderen großen Sortimenten von Florblumen zu beherzigen. Die Gladiolen bildeten auch auf der erfurter Ausſtellung im September v. J. einen Glanzpunkt, denn einer der Hauptzüchter dieſer Florblumen, Herr Loiſe in Paris, hatte eine Collection in ſolcher Vollkommenheit und Schönheit eingeſandt, wie ſie Viele wohl bisher noch nicht zu ſehen Ge— legenheit hatten und werden dieſe Pflanzen gewiß auch nicht verfehlen, ſich viele Verehrer, die ſie cultiviren, zu verſchaffen. Zu den Bedingungen, die jetzt bei einer ſchönen Varietät von Gladiolen verlangt werden, gehört außer einer diſtincten und brillanten Färbung auch noch eine ſchöne Form der Blumen. Außerdem müſſen die einzelnen Blumen dicht an dem gemeinſchaftlichen Stengel ſitzen und ſich nach einer Seite hin öffnen, denn es fällt unangenehm auf, wenn einige Blumen nach rechts andere nach links gewandt ſtehen. Die einzelnen Blumen müſſen ferner weit geöffnet, die unteren und die ſeitlichen Blüthenhüllblätter müſſen etwas zurückgebogen und ſämmtlich von feſter Conſiſtenz ſein. Von den vielen im Handel befindlichen Varietäten werden die Ma- dame Vilmorin, Penelope und Mad. Haquin als Muſterblumen hin: ſichtlich der Form aufgeſtellt. Als ſchönſte unter den vorigjährigen (1865) Neuheiten werden von den Herren Loiſe in Paris und Anderen die folgenden empfohlen: 1. Cherubini, große, regelmäßige Blume, Grundfarbe weiß, breit violetcarmoiſin geflammt. 2. Diomè de, große, ſchön gebaute Blume, weiß, carmin geflammt, mit ſehr dunklen violet⸗carminfarbenen Flecken. 3. Duchesse de Padoue, große, ſchön geformte Blume, ſehr ſchön roſa, violet gefleckt, weißſtrahlig. 4. Emilie, mittelgroße Blume, von regelmäßigem Baue, lebhaft roth und dunkler brillant-roth geflammt. Der Grund weiß, Flecke roth auf rein weißem Grnnde. 5. Empereur Napoléon, große Blume, vollkommene Form, ſehr leuchtend vermillonfarben, Flecke rein weiß, ſehr kräftig wachſende Pflanze. 6. Eurydice (Suchet), große Blume von vollkommener Form, rein weiß, lebhaft roſa⸗carmoiſin geflammt. Galil&e, große, ſchöne Blume, carmoiſinroth, ſehr lebhaft und brillant dunkelcarmoiſin geflammt. | 8. Le Dante, ſehr große Blume, von regelmäßigem Baue, fehr ſchön dunkelroſa, mit rein weißen Flecken, neue Schattirung. Lord Byron (S.), ſehr brillant ſcharlach, rein weiß gefleckt und bordirt, eine Varietät von großem Effecte. 10. Malvina, zart roſa, ſehr leicht roth geflammt. 11. Marechal Vaillant (S.), große Blume, ſehr brillant ſcharlach, mit großen, rein weißen Flecken. Die Farbennuance in dieſer Blume iſt unbeſchreiblich ſchön (iſt im erſten diesjährigen Hefte der Revue horticole abgebildet). 74 12. Marquise de Pompadour (S.), weißlich roſa, carmoiſin fein und dicht geſtrichelt, beſonders an den Rändern der Blüthenhüllblätter, und mit dunklen, carmoiſinfarbenen Flecken auf den unteren Blüthenhüll— blättern (abgebildet im 1. Hefte dieſes Jahrg. der Revue horticole). 13. Milton (S.), ſehr große Blume, von vollkommener Form, weiß mit leichtem roſa Anfluge und breit roth geflammt. 14. Newton (S.), große Blume, von vollkommenem Baue, dunkel⸗ carmoiſinroth, am Grunde weiß und außerdem weiß liniirt, eine ſehr ſchöne neue Färbung. 15. Shakespeare (S.), eine ſehr große, ſchön gebaute Blume, weiß, leicht carmoiſinroſa geflammt und roth gefleckt. — —— 8 DO 2 nn Pflanzen, welche in Caracas (Venezuela, Süd-Amerika) mediziniſch benutzt werden, nebſt ihrer vaterländiſchen Benennung. Von A. Ernſt in Caracas. (Aus Dr. Berthold Seemann's „Journal of Botany“ No. 29 ff.) Nicht nur in botaniſchen Gärten, deren ſpecielle Aufgabe es iſt, werden Pflanzen wegen ihrer mediziniſchen und techniſchen Eigenſchaften cultivirt, ſondern wir finden auch viele davon in den Privatſammlungen, weil ſich mehrere derſelben theils durch ſchöne Blattformen, theils durch herrliche Blüthen auszeichnen. Haben dieſe Pflanzen nun ſchon als Zierpflanze einen Werth für den Beſitzer, um wie viel mehr Werth müſſen ſie nicht erſt haben, wenn der Beſitzer oder Cultivateur auch ihre noch näheren Eigenſchaften kennt. In dem Journal of Botany finden wir von Herrn Ernſt eine Zu: ſammenſtellung der in Caracas vorkommenden mediziniſchen Pflanzen, von denen wir im Nachſtehenden die bedeutendſten anführen wollen, indem ſich viele darunter befinden, welche in Privatſammlungen cultivirt werden. — Wir laſſen Herrn Ernſt ſelbſt reden, derſelbe ſagt in der Einleitung: „Es giebt in Venezuela verhältnißmäßig nur eine kleine Anzahl Pflanzen, die einen einheimiſchen Namen führen. Die nutzbaren, giftigen oder in anderer Beziehung merkwürdigen Arten machen nur einen kleinen Theil der ganzen Vegetation des Landes aus. Die Mehrzahl unſerer Pflanzen werden deshalb „monte“ genannt, ein Collectiv- Name, der ſoviel als „Buſch“ bedeutet. Da die einheimiſchen Namen nicht ohne Intereſſe ſind, ſo habe ich ein Verzeichniß aufgemacht, und ich würde gern meine philo— logiſchen Bemerkungen zu den indiſchen gemacht haben, aber der gänzliche Mangel irgend einer Grammatik oder eines Wörterbuches hat dies, für jetzt wenigſtens, verhindert. Die Spanier, wo ſie auch nur ihre ſiegreichen Waffen führten, ſtets unterdrückten ſie die Sprache der Eingebornen, daher auch Niemand ein Intereſſe hatte, das zu erlernen, was als barbariſche Ausſprache zur Ausrottung verdammt war. Es iſt freilich wahr, Grammatiken 75 und Wörterbücher wurden angefertigt zum Gebrauche für die nach den Miſſions— ſtationen im Innern des Landes ziehenden Mönche, aber die meiſten derſelben wurden eine Beute der Feuchtigkeit, Inſekten oder der Nachläſſigkeit. In Venezuela führt eine und dieſelbe Pflanze oft ſehr verſchiedene Namen. Ich erinnere für Melia sempervirens drei verſchiedene einheimiſche Namen in einem Diſtricte von 30 Meilen gehört zu haben. Die Namen meiner Liſte ſind meiſt in der Umgegend von Caracas geſammelt; iſt dies nicht der Fall, ſo habe ich die Localität angegeben, wo der gegebene Name im Gebrauche iſt. Die Namen ſind entweder indiſchen oder ſpaniſchen Urſprunges. In Caracas ſind die indiſchen Namen meiſt ſo entſtellt, daß ihre Urform nur von einem erfahrenen Indier herauszufinden wäre, während im Innern des Landes, wo ſich der Einfluß der Spanier weniger bemerklich gemacht hat, noch viele unverſtümmelte indiſche Namen im Gebrauche ſind. Die ſpaniſchen Namen können in drei Claſſen getheilt werden: 1) Namen, eingeführt mit den Pflanzen von Europa, als „Agenjo,“ „Albahaca,“ „Ajo.“ 2) Namen von europäiſchen Pflanzen übertragen auf amerikaniſche, die in der Be— ſchaffenheit oder im Gebrauche einige Aehnlichkeit mit ihnen haben, wie z. B. „Escorzonera“ (Crassiolaria annua Jacq.), „Reseda“ (Law- sonia inermis L.), „Apio“ (Arracacha esculenta De.). 3) Namen, die neuerdings erfunden und vorher für keine Pflanze gebraucht wurden, dieſe haben zuweilen eine verſtändlichere Bedeutung, aber in den meiſten Fällen ſind ſie ſo weit hergeholt, daß man in Verlegenheit iſt, einen Zu— ſammenhang der Sache zu finden. Die amerikaniſch-ſpaniſche Sprache hat eine Anzahl von garſtigen Ausdrücken und in den meiſten Fällen ſind die Namen dieſer Art. Da die meiſten Namen jedoch echt ſpaniſche ſind, ſo habe ich mich auch deren Schreibart bedient. Acedera (Rumex Acetosa L.). Wird zuweilen der eßbaren Blätter wegen cultivirt, die auch als Mittel gegen Fäulniß und als Laxirmittel gebraucht werden. | Acelga (Spinacia oleracea L.). Cultivirt, der ausgepreßte Saft aufgeſchnupft, ſoll Erleichterung beim Katarrh geben. In Spanien be: zeichnet der Name Acelga eine andere Pflanze. Achote, Onoto (Bixa Orellana L.). Die Blätter heilen Kopf: ſchmerz und die Landleute legen gewöhnlich Blätter in ihre Hüte, bevor fie in der Sonnenhitze zu arbeiten anfangen. Ein intelligenter Pflanzer ver— ſichert, daß kein anderer Baum ſolch einen erfriſchenden Schatten giebt, als der Onoto, obgleich der Baum nicht allzuhoch wächſt, noch ein ſo dichtes Laubwerk hat, wie z. B. der Mango. Die rothe Samendecke verwendet man zu Suppen oder Saucen, hauptſächlich jedoch bei einem nationalen Gerichte, Mondongo genannt, dem es eine ſafranähnliche Farbe giebt und einen eigenthümlichen Geſchmack verleiht. Agenjo (Artemisia Absinthium L.). Wohl bekannt wegen feiner aromatiſchen Eigenſchaften, wird zuweilen cultivirt. Ein Abſud davon wird als Wurmmittel gebraucht und etwa zwei bis drei Löffel voll zum Frühſtück eingenommen. Aguacato (Persea gratissima Gertn.). Cultivirt und als Deſertfrucht geſchätzt. Der zuſammenziehende Kern in Stücke geſchnitten, 76 geröftet und zu Pulver zerrieben wird bei Diarrhöen und Dyſenterie an- gewandt. 10—12 Gran davon untermiſcht mit einem Decoct von Chilca (Eupatorium Chilca) und Llanten (Plantago major) L. werden dreimal täglich genommen. Ajonjol (Sesamum orientale L.). Cultivirt. Eine Emulſion von den Samen bereitet iſt ein wirkſames Mittel bei Bruſt- und Lungen— krankheiten; auch giebt man ſie Ammen zur Vermehrung ihrer Milch. Ajo (Allium sativum L.). Knoblauch pulveriſirt und mit Milch gekocht iſt wurmabtreibend. Landleute miſchen ihn mit Talg und brauchen dies ſtatt Senfpflaſter, wenn ſolches zu kräftig ſein ſollte. Ajo bildet einen wichtigen Artikel in der Küche der Creolen. Albahaca (Ocimum Basilicum L.). Wird in Form des aus— gepreßten Saftes tropfenweiſe bei ſchwachen Augen gebraucht. Alcorroque (Bowdichia virgilioides H. B. K.). Ein Baum ganz verſchiedener Art von dem, den man in Spanien unter dieſer Be— nennung kennt. Ein Decoct von der Rinde, mit Eſſig und Salz, lindert die durch einen unglücklichen Fall zugezogenen Schmerzen. Amapola (Plumiera rubra L.). Der milchige, etwas klebrige Saft der Knospen wird zu Umſchlägen bei Knochenbrüchen oder Verrenkungen gebraucht. Auch ſoll dieſer Saft Sommerſproſſen und dergl. vertreiben. Amores secos or Cadillo rosero (Bidens leucantha und andere Arten). Die Blüthenköpfe gekaut angewandt, ſollen gut gegen Ge— ſchwüre ſein. Angelon (Angelonia salicariæfolia H. B. K.). Ein Aufguß von den Blüthen wirkt kräftig ſchweißtreibend, daher ein ſehr ausgezeichnetes Mittel beim Katarrh. Anil (Indigofera Anil L.). Das ſpaniſche Wort „Anil“ ſtammt von dem arabiſchen „nir“ oder „nil“ und Hernandez nennt den mexicaniſchen Indigo „Anir.“ Früher wurde dieſe Pflanze häufiger cultivirt als jetzt. Aller Indigo, der noch erzeugt wird, bleibt im Lande, keiner wird aus— geführt. Ein Pfund koſtet 3—6 engl. Shillings. Die Blätter braucht man zur Heilung von Ausſchlag, zu dieſem Behufe werden dieſelben zerkaut, mit Salz vermiſcht und der Körper damit eingerieben. Apio (Arracacha esculenta De.). Vier bis ſechs Löffel voll von dem Safte der Wurzel mit ein wenig Salz giebt ein gutes Purgativ. Der Saft wird auch mit Brot zu kleinen Umſchlägen bei geſchwollenen Brüſten der Ammen verwandt. Algarrobo (Hymenæa Courbaril L. nicht wie in Spanien Cera- tonia siliqua L.). Eine harzige Subſtanz erhält man aus gemachten Einſchnitten in der Rinde der Stämme und Zweige. Auch in den Samenkapſeln findet ſich eine bedeutende Quantität dieſes Saftes vor; im Innern des Landes verwendet man die Schoten ſtatt des Weihrauchs in den Kirchen. Der Geruch derſelben iſt kaum von dem des echten Weihrauchs zu unterſcheiden. Das Harz wird auch noch innerlich angewendet bei Beſchwerden in den Athmungsorganen; die unreifen Schoten wendet man in Form von Um— ſchlägen bei friſchen Quetſchungen an, die in kurzer Zeit damit geheilt werden. 77 Arufagato (Fagara lentiscifolia W.) Zanthoxylum Pterota H. B. K.) Dr. Seemann (Botany Herald) bemerkt, „ich glaube nicht, daß dieſe Pflanze anderweitig auf dem Continente von Amerika als in Mexico vorkommt“ In der Umgegend von Caracas iſt es ein ſehr gewöhnlicher Strauch, jedoch bin ich mir nicht bewußt, ob heimiſch oder eingeführt. Der Strauch bildet hier zu Lande undurchdringliche Hecken und Befriedigungen, er eignet ſich zu dieſem Zwecke beſſer, als jede andere Pflanze. Humboldt ſchreibt den Namen „Niaragato,“ ſo mag er auf Cuba geſchrieben werden, woſelbſt er die Pflanze fand. In Caracas heißt ſie Araßagato oder Arunagato. Letzteres Wort bedeutet Katzenritz.“ Der Saft der Blätter mit Caſtoröl gemiſcht, iſt gut gegen Kopfweh. \ Aullama (Cucurbita maxima Duch.). Kalte Umſchläge macht man von der unreifen Frucht. Die Samen benutzt man zu Emulſionen bei Bruſtkrankheiten. Stücke des Fruchtſtieles werden auf Fäden gezogen und von Kindern um den Hals getragen, um das Zahnen zu erleichtern. Azahar (Citrus Aurantium L.). „Aqua de Azahar“ durch Deſtillirung der Blüthen gewonnen wird häufig als Beibringungsmittel von abſtoßenden Arzeneien gebraucht. Azucena (Lilium candidum L.). Cultivirt. Ein Aufguß von den Blüthen ſoll ebenſo ſtarkes Schweißtreiben bewirken, als Flieder u. dergl. Barbasco (Baillieria Barbasco H. B. K.; Clibadium leio- carpum Steetz.). Das zerquetſchte Kraut wird gegen Jucken, Flechten u. dergl. angewandt. Die Wurzel, zwölf Stunden lang in Weißwein ein— geweicht und mit einigen Blättern von Commelyna Cayennensis Rich. (genannt Suelda con Suelda) bildet einen Trank, der, an drei hinter einander folgenden Morgen einen Löffel voll davon genommen, Kolik und chroniſche Diarrhöen heilt. Batata (Ipomœa Batatas Lem.). Die allgemein cultivirte Varietät iſt # leucorrhiza. Die gekochte Wurzel wird in Form von Umſchlägen bei der Roſe oder entzündeter Haut angewandt. Bei letzterer Krankheit fügt man etwas Olivenöl hinzu. Batatilla (Ipomea fastigiata Swt.). Sehr gemein in den großen Ebenen des Innern. Eine Drachme der pulveriſirten Wurzel in Weißwein genommen, wirkt leicht abführend. Bejuco de cadena (Ipomaa acetosifolia R. S.?) Ein ſtarkes Decoct der Wurzel mit drei Löffeln voll Honig giebt man bei Fällen von Ruhr. Einige halten dieſe Pflanze als ein wirkſameres Mittel bei gewiſſen Krank— heiten als die Saſſaparille Kleine Stücke des Stammes werden in kaltes Waſſer gethan und wenn man von dem Aufgufje täglich dreimal trinkt, ſoll jedes Symptom der Krankheit nach neun oder vierzehn Tagen verſchwunden ſein. Berengena (Solanum Melongena L.) Umſchläge von der reifen Frucht mit Cocosnußöl wendet man bei Eitergeſchwüren an. Berros (Nasturtium officinale L.). Vier Löffel voll vom Safte der Brunnenkreſſe in einem Aufguſſe der Guazuma-Rinde (Guazuma tomentosa Kth.) täglich zwei bis drei Mal mit vier Löffeln voll guten * 78 Rothweines genommen, ſoll äußerſt wirkſam bei Leberleiden ſein. Ein unter den Einwohnern ſehr verbreitetes Mittel. f Biznag a (Ammi Visnaga Lam.), eine Umbellifere, nahe verwandt mit Daucus. Ein Aufguß von den Dolden ſtärkt die Verdauungsorgane. Borrajo (Borago officinalis L.), ſpielt eine ſehr wichtige Rolle unter den populären Medizinern von Venezuela; der Ruf dieſer Pflanze kam wie dieſe ſelbſt von Europa zu uns. a Brusca (Cassia occidentalis L.). Sehr gewöhnlich, meiſt in der Nähe von Häuſern wachſend mit Leonurus sibiricus L. und Acanthos- permum humile De. Die Pflanze iſt viel geſchätzt wegen ihrer ab— führenden und ſchweißtreibenden Eigenſchaft. Ein Getränk aus den geröſteten und gemahlenen Samen bereitet, ſoll Blaſenſteine vertreiben. Cacao (Theobroma Cacao L.). Die mediziniſchen Eigenſchaften des Cacao und der Chocolade ſind allgemein bekannt. In Caracas giebt es nur wenige Cacaobäume, die heiße Küſte und das Tuy-Thal ſind die Gegenden, wo dieſer Baum am meiſten cultivirt wird. Cadillo, Pegapega (Triumfetta semitriloba L.). Die erſte Benennung bezeichnet Klette, die andere kommt von pegar, kleben. Ein Aufguß von den Wurzeln oder Blättern ſtopft Diarrhöe. Cadillo de perro (Bidens bipinnatus L.). Cadillo iſt der Name mehrerer niedriger Pflanzen, deren Samen mit hakenartigen Borſten oder Stacheln verſehen ſind, die ſich an den Beinen der Menſchen und Hunde feſtſetzen, daher der Name perro (Hund). Ueber die mediziniſche Wirkung dieſes Krautes erzählt man eine ſonderbare Geſchichte. Wenn eine Perſon von einem Hunde gebiſſen worden iſt, ſo macht man von den Blättern und den Samen dieſer Bidens einen Verband und legt dieſen auf die Wunde. In kurzer Zeit iſt die Perſon geheilt, dahingegen wird der Hund krank und ſtirbt. Ein Aufguß von dieſer Pflanze ſoll Lungenkrankheiten heilen. Caimito (Chrysophyllum Cainito L. a Jamaicense Jacq. ). Ein Decoct von der Rinde und den Blättern wird wie Species pectorales in Europa gebraucht. Die Frucht iſt zuſammenziehend und ſtopft Diarrhoe. Calabaza (Luffa acutangula Ser.). Oftmals habe ich die Arrieros (Eſeltreiber) aus dem Innern des Landes geſehen, wie ſie die Haut ihrer Thiere mit den Blättern dieſer Pflanze einreiben, um die Fliegen abzuhalten. Ein Teig wird aus den Samen gemacht, von dem man 1½ Unze vor dem Frühſtück nimmt, hierauf eine Taſſe voll Leinſamenthee und zwei Stunden ſpäter zwei Unzen Caſtoröl, was den Bandwurm ver— treiben ſoll. Calahuala (Goniophlebium attenuatum Presl.). Ein Decoct von dem Wurzelſtocke wirkt harntreibend; etwas Salz hinzugefügt erzeugt ein kühlendes Getränk, daß die geringeren Leute nach einem heftigen Falle, Stoß ꝛc. nehmen. 2 Camasa (Crescentia Cujete L.). Die breiartige Maſſe der Frucht wird oft gebraucht zu Umſchlägen bei Hautentzündungen (ſiehe auch unter Totum a). Cambure (Musa sapientum L.). Die Musa Paradisiaca L. (Platano) erzeugt keine reifen Früchte in Caracas, indem die Temperatur 79 zu niedrig if. Die Cambure wird bis zu einer Höhe von 6000 F. über dem Meere cultivirt. In Los Teques, ein kleiner Ort ungefähr 15 Meilen von Caracas, aber mehr als 5000 Fuß über dem Meere, erzeugt die M. sapientum keine Früchte. Der zuſammenziehende Saſt des Stammes wird zuweilen als Einſpritzung bei Dyſenterien und Eiterungen des Maſt— darmes gebraucht. Der Saft der unreifen Frucht erzeugt unauslöſchliche Flecke auf Leinen. Geröſtet mit Mandelöl iſt die Frucht ein ausgezeichnetes äußeres Mittel gegen wunden Schlund. Cancanapire (Croton hirtus l'Her. und andere Arten). Ein Aufguß von der Rinde oder den Blättern iſt als ein ſtärkendes Mittel bei Nervenanfällen zu gebrauchen. Cana amargo (Gynerium saccharoides H. B. K.) und Cana de Maloja (Zea mais L.) Ein Aufguß von den jungen Stengeln wird bei Harnbeſchwerden gebraucht. Caäa de Malojillo (Andropogon citratum De.). Von der aromatiſchen Wurzel wird ein ſtärkender Aufguß gewonnen. Auch zum Reinigen der Zähne wird es gebraucht. Die Pflanze iſt nicht wild, nur cultivirt. Cana de la India (Dieffenbachia Seguine Schott.) Ein Decoct aus dem Stamme gemacht, verdickt mit Gummi arabicum, wird zweimal täglich beim Samenfluſſe genommen, zuweilen mit einem Decoct von den Wurzeln von Solanum hirtum Vahl. (das Hue vo de gato genannt it). Dies Mittel fol ein vorzügliches, blutreinigendes fein. Canafistola (Cassia Fistula L.). Die breiartige Subſtanz der Samenſchoten iſt ein gelindes Abführungsmittel. Caäafistola macho oder C. cimarron (Cassia bicapsularis L.). „Macho“ (d. h. männlich) werden nicht nur alle männlichen Pflanzen genannt, ſondern in einigen Fällen auch diejenigen Arten, die keine nützlichen Subſtanzen wie ihres Gleichen liefern. „Cimarron“ bedeutet wild, in den Bergen wachſend, daher der Ausdruck „maroon“ oder „marroon“ für entlaufene Sklaven, die in Waldungen leben. Von den weicheren Theilen der Wurzel wird ein beliebtes Brech- und Abführungsmittel von ſehr unangenehmem Geſchmacke bereitet, von dem man ein halbes Weinglas voll vor dem Frühſtücke einnimmt. Capacho (Canna edulis Ker). Die Wurzeln ißt man nach Art der ſüßen Kartoffeln. Carana (Bursera gummifera Jacq.). Das Harz dieſes Baumes findet man in Drogueriewaarenläden, iſt jedoch wenig gebraucht. Der Baum wird nur cultivirt gefunden, er wächſt leicht; ein in die Erde ge— ſteckter Zweig macht ſchnell Wurzeln. Man nennt den Baum „Indio des- nudo“ in Folge ſeiner röthlichen weichen Rinde. Cardo santo (Argemone mexicana L.). Im ganzen tropiſchen Amerika iſt dieſe eine der geachtetſten, mediziniſchen Pflanzen und iſt auch überall unter dem volksthümlichen Namen Cardo santo oder heilige Diſtel bekannt. Ein Abſud von den Blättern giebt man beim Wechſelfieber, in Folge der ſchweißtreibenden Eigenſchaften dieſes Krautes. Ich kenne einen Mann, 80 der ein ganzes Jahr am Fieber litt und ſich in kurzer Zeit völlig durch den Gebrauch dieſes Mittels heilte. — Auch bei anderen Krankheiten wird die Cardo santo empfohlen, theils allein, theils mit anderen Ingredienzen zuſammen. Cariaquito (Lantanæ sp. varia). Es giebt drei Arten, die rothe, weiße und violete. Wie alle Verbenaceen enthalten die Lantanen ein flüchtiges Oel, daher man ſie als zuſammenziehendes Mittel anwendet. Von der Wurzel wird ein antiſyphilitiſches Mittel bereitet, jedoch ohne großen Werth. (Fortſetzung folgt.) Garten⸗Nachrichten. Das Garten-Etabliſſement des Herrn G. Geitner zu Planitz. Wohl nur wenige Handelsgärten und ebenſo wenige botaniſche und Privat⸗Gärten in Deutſchland können ſich rühmen, ein ſo ſchönes, großes Palmenhaus, angefüllt mit den ſtolzeſten Exemplaren dieſer herrlichen Pflanzenfamilie, zu beſitzen, wie dasjenige in der wohlbekannten Gärtnerei des unermüdlich thätigen und ſtets vorwärts ſtrebenden Herrn Geitner in Planitz. Jeder der verehrten Leſer, der jetzt in dieſer trüben Winters— zeit nur einen Blick in dies Palmenhaus werfen würde, wir ſind deſſen gewiß, würde über das geſunde und kräftige Ausſehen der in dieſem Hauſe angehäuften, aber dabei ſehr gefällig aufgeſtellten Pflanzenarten ſeine Be— wunderung ausdrücken. Von den am meiſten hervorragenden Palmenarten wollen wir hier nur beiſpielsweiſe einige namhaft machen, wie eine Areca rubra von 12 Fuß Höhe und mit 5 ſchönen, kerngeſunden Wedeln, nicht vergelbt, wie man ſie ſo häufig in den Sammlungen ſieht. Eine Arenga saccharifera iſt 27 Fuß hoch und hat eine Anzahl ſehr ſchöner, breiter Wedel, die ſo kräftig ſind, daß der Durchmeſſer dieſer Palme 24 Fuß beträgt; ebenſo zeichnen ſich mehrere Cocos-Arten aus. In der Mitte des Hauſes ſteht die Krone der Sammlung, eine rieſige Corypha umbra- culifera, mit 13 rieſigen Wedeln, dann eine ſicher wohl ſelten vorkommende Geonoma Pohleana von 16 Fuß Höhe, deren leicht gerollten, ſchmalen Fiedern ihr ein ſo graciöſes Anſehen verleihen, wie einer Cocos, nur ſind die Wedel viel breiter und länger. Eine Klopstockia cerifera errang auf der Ausſtellung in Amſterdam, im Frühjahre 1865, trotz der großen Concurrenz einen Preis. Zwei große Livistona überwölben den Treppen: aufgang und gewähren einen impoſanten Anblick. Könnte der große Pandanus odoratissimus freigeſtellt werden, er würde einen noch viel majeſtätiſcheren Anblick gewähren, als jetzt, wo das Exemplar ſeinen ſchönen, 10 Fuß hohen Stamm mit ſeinen drei Nebenäſten, die eine Ecke des Hauſes bis zu 14 Fuß Höhe auszufüllen beſtimmt iſt. Mehrere Phoenix, Attalea, Thrinax, Trithrinax, Wallichia ꝛc. decken die vorderen Ränder der Gruppen, in denen noch ein herrliches Exemplar von Sabal Black- bourniana von 16 Fuß Höhe ſteht, wohl eine der imponirendſten Palmen, 81 deren ſonſt etwas ſteife Wedel oben leicht zurückgeſchlagen ſind“) und wie ein ſchöner großer Sagus Rumphii imponirend in die Augen fällt. Von Cycas revoluta ſind noch immer Exemplare mit über 6 Fuß hohen Stämmen vorhanden.“) Ein über 20 Fuß hohes Exemplar von Brownea erecta deckt eine der Säulen, während die auf einem Pfeiler ſtehende Angiopteris angustifolia mit ihren 12 Fuß langen Wedeln den hinteren Theil des Hauſes überſchattet. Von den zum Victoria- und zu dem Farnenhauſe führenden Treppen bekommt man zwei verſchiedene reizende Anſichten von den Palmengruppen im Hauſe, und da das Palmenhaus vom Farnenhauſe nur durch Pfeiler getrennt iſt, ſo ſieht man durch die zwei Häuſer hindurch, ſoweit nicht Baumfarnen den Durchblick hindern. Durch Um: und Neus⸗bauten iſt überhaupt eine unmittelbare Verbindung von 10 größeren Häuſern hergeſtellt worden. Der niedere Theil des Gartens nach Art engliſcher Plasure grounds angelegt, enthält gleichzeitig das Arboretum, während die andere Seite des Gartens nur das große Staudenſortiment birgt. — Daß die bedeutende Baumſchule rationell angelegt iſt und betrieben wird, dafür bürgt gewiß, daß nach vorhergegangener Qualifications-Prüfung das Directorium des voigtländiſchen, wie das des erzgebirgiſchen Kreisvereines, dieſelbe zur Kreisvereins-Baumſchule erhoben haben. Die Orchideenſammlung hat während der letzten Jahre auch einen anſehnlichen Zuwachs erhalten und die Zucht der gewöhnlichen Modepflanzen wird ſtets auf's Eifrigſte betrieben, wie ja auch die / — 1 Fuß hohen Camellien in 30—40 Sorten à 100 Rthlr. ſich eines lang begründeten Rufes erfreuen. Azaleen in hübſchen Kronenſtämmchen, aber auch die alte Gardenia radicans in Halbſtämmen finden fort und fort raſchen Ab— ang. | te (Als Nachtrag zu den obigen Notizen über die Geitner'ſche Gärtnerei erlauben wir nus noch auf das von Herrn Geitner am Schluſſe dieſes Heftes angezeigte Supplement (No. 33) zum Haupt-Preiscourante No. 29 hinzuweiſen. Auf der erſten Seite deſſelben iſt eine Anzahl theils neuer, theils ſeltener Pflanzen aufgeführt, die für jeden wahren Pflanzenfreund, wie für jeden botaniſchen Garten, von Intereſſe find, als Anacardıum occidentale, eine in den Sammlungen immer noch ſeltene Pflanze, Hy- men&a Courbaril, Mammea americana, Gaussia portoricensis, eine Ihöne, neue Palme u. dergl. mehr. Unter den Freilandpflanzen find den Freunden buntblätteriger Pflanzen die Andromeda axillaris 3 viridis marmorea und viridis punc- ticulata, von Herrn Geitner gezüchtet, zu empfehlen, denn unter den im freien Lande aushaltenden Moorbeetpflanzen ſind buntblätterige noch ſelten. Die hier Genannten empfehlen ſich durch ihre ſchöne Belaubung, ihren gefälligen Habitus und die bunt gezeichneten Blätter. Näher auf dies reichhaltige Verzeichniß hier einzugehen, erlaubt uns der Raum nicht und wir 9) Herr Geitner beſitzt über 1000 Sämlinge von dieſer Palme. Die Red. e Siehe das ſo eben erſchienene Nachtrags-Verzeichniß des Herrn Geitner. ö Die Red. Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXII. 6 82 müſſen es Jedem ſelbſt überlaſſen, Einſicht von demſelben zu nehmen, welches auf Verlangen ſofort franco zugeſandt wird. Eine Neuigkeit müſſen wir aber doch noch anführen, nämlich: „Geitner's ſpäte Knorpelkirſche,“ die Herr Med.⸗-Aſſeſſor Jahn auf's beſte empfiehlt. Derſelbe jagt über dieſe Kirſche: „Dieſe neue Varietät ſteht in Form und Färbung der purpurrothen Knorpel: kirſche nahe, welche jedoch noch färbenden Saft hat und deshalb zu den ſchwarzen Knorpelkirſchen gehört; dieſe neue Samenkirſche zeitiget jedoch noch 14 Tage ſpäter. Letztere, welche „Geitner's ſpäte Knorpelkirſche“ genannt werden mag, gehört nach ihrem feſten Fleiſche und den hier und da an derſelben noch wahrzunehmenden gelblichen Stellen der Haut und ihrem farbenloſen Safte zu den bunten Knorpelklirſchen und giebt wegen ihrer ſpäten Reife (da doch die übrigen Süßkirſchen weit früher, als die hier fragliche reifen) ein hübſches, auch anders gefärbtes Seitenſtück zu der von mir im „Illuſtrirten Handbuche“ beſchriebenen „Meininger ſpäten bunten Knorpelkirſche“ ab. Sie iſt, wie dieſe gut, mitteleroß oder ſehr groß, ſehr wohlſchmeckend und deshalb aller Fortpflanzung und Verbreitung werth; auch ihr Stein iſt verhältnißmäßig nicht groß. Eine ſpecielle Be: ſchreibung nebſt Abbildung erfolgt im „Illuſtrirten Handbuche.“ E. O— o.) EB EZ - Gartenbau⸗Vereine. Hamburg. Der Verein der „Vereinigten Gärtner in Hamburg und Altona wird am 13., 15. und 18. April d. J. ſeine 5. Ausſtellung von Pflanzen, Blumen, Gemüſe und Obſt, verbunden mit Preisvertheilung, im großen Saale des Sagebiel'ſchen Etabliſſementes in Hamburg ab— halten. Das unlängſt erſchienene, reichhaltige Programm iſt von den Herren Th. Ohlendorff in Hamm, J. C. Lüders in Eppendorf, C. Kühne in Altona, Hermann Ohlendorff in Hamm zu beziehen. Hamburg. Der Garten- und Blumenbau-Verein für Ham⸗ burg, Altona und Umgebung wird eine große Ausſtellung von Pflanzen, Blumen und Gartenerzeugniſſen, verbunden mit Preisvertheilung, Ende April oder Anfang Mai in der großen Reitbahn der Cavallerie-Diviſion abhalten. London. Der Verwaltungsrath der königl. Gartenbau-Geſellſchaft in London hat eine neue Medaille geſtiftet, die Lindley-Medaille, zu Ehren des um die Geſellſchaft, wie um die Gartenkunſt und Botanik, in jeder Beziehung gleich hochverdienten, verſtorbenen Dr. Lindley, welche nur der vorzüglichſten Einſendung von Gartenerzeugniſſen an den Dienſtags— Verſammlungen der Geſellſchaft zuerkannt werden ſoll, wie dies in einer dieſer Verſammlungen bereits der Fall geweſen iſt, wo nämlich die aus— gezeichnete Gruppe von Lycaste Skinneri und anderen zur Winterszeit blühenden Pflanzen, von Herrn Veitch aufgeſtellt, mit dieſer Medaille prämiirt worden iſt. Die Medaille folgt im Werthe gleich der goldenen Bank's⸗Medaille. Die erwähnte Gruppe enthielt nicht weniger als 53 reichblühende Lycaste Skinneri, von denen keine zwei ſich einander gleich ſahen und 83 die Geneigtheit zur Variation, die unter den Orchideen befteht, deutlich zur Schau trugen. Die vorzüglichſte Varietät war als atropurpurea be- zeichnet. Von den anderen Pflanzen in dieſer Gruppe werden als aus: gezeichnet hervorgehoben das auſtraliſche Dendrobium Tattonianum, die herrlichen Rhododendron Princess Alexandra und Princess Helene, Erſteres fait rein weiß, Letzteres röthlich blühend, ferner Thibaudia ma- crantha, Poincettia pulcherrima, drei Arten von Aucuba, als A. longifolia, japonica vera und japonica variegata, ſämmtlich mit ſchönen rothen Früchten beſetzt, und die erſt von Herrn Veitch von Peru ein— geführte Urceolaria aurea, eine der lieblichſten Amaryllideen. Die internationale Ausſtellung von Pflanzen ꝛc. wird, wie Gardeners Chronicle nun beſtimmt angiebt, auf dem Platze ſtattfinden, auf welchem die große Induſtrie-Ausſtellung im Jahre 1862 abgehalten worden iſt, und zwar ſoll der mittlere Theil dieſes Platzes, dem ſüdlichen Eingange zum Garten der Gartenbau-Geſellſchaft gegenüber, benutzt werden. Das für dieſe Ausſtellung zu errichtende Gebäude ſoll einen Flächenraum von 3 englichen Morgen (acres) bedecken, die in Form eines Ziergartens angelegt werden ſollen, und wird man dieſes Mal die bisher üblichen Stellagen und Tiſche gänzlich verwerfen. Von dem zu errichtenden Ge— bäude wird ein freier Zugang von und nach dem Garten der Gartenbau— Geſellſchaft zur Bequemlichkeit der Beſucher führen. Chemnitz. Der erzgebirgiſche Gartenbau-Verein in Chemnitz hält ſeine Frühjahrs-Ausſtellung von Pflanzen, Blumen, getriebenen und con— ſervirten Früchten und Gemüſen ꝛc. vom 29. März bis zum 3. April ab, zu der alle Gartenbeſitzer und Blumenfreunde mit Einſendungen unter freier Concurrenz ſich zu betheiligen eingeladen werden. Programme ſtehen auf frankirtes Verlangen zu Dienſten. Die Red. 1 ——— Zur Berichtigung des Neifeberichtes des Garten-Inſpectors H. in P. (Januarheft S. 11 u. f.) | In dieſem Berichte find mehrere Unrichtigkeiten enthalten, welche zu Mißverſtändniſſen führen können, und deren Berichtigung daher den Leſern dieſer Zeitſchrift nur erwünſcht ſein kann. Die Meerrettigcultur iſt von Bamberg bis Erlangen und nicht nur bei Forchheim verbreitet, ihr Hauptrayon iſt bei Beyersdorf. Der Preis von 8 — 9 Kr. pr. Stück iſt ein ganz abnormer und wird das Hundert ſchöner Meerrettigwurzeln dort gewöhnlich mit 2 Fl. 42 Kr. bis 3 Fl. verkauft, alſo etwa um / des von H. angegebenen Preiſes. Waſſergräben find nur einzelne zu finden und dienen hier auch nur zur Ableitung, nicht, wie behauptet wird, zur Bewäſſerung; von einem Syſteme der Rieſelwieſen iſt hier alſo keine Rede. Wenn H. den Stand des Feldbaues in Bayern ſchlecht findet, ſo iſt dies ſeine ſubjective Anſicht, allein ſeine Aeußerungen zeigen, daß er den Bifangbau gar nicht kennt, und feine, auf flachem Boden nothwendige Anwendung nicht zu würdigen weiß. 6* 84 Die Baumſchule des Herrn H. in Cadolzburg giebt der Berichterſtatter auf 100 Morgen Größe an; ſie iſt nicht einmal / jo groß, ſondern enthält 32 bayr. Tagwerke oder Morgen, von denen 4 zur Weichſelcultur beſonders abgetheilt und umfriedigt ſind. Die geſammte, zur Weichſelcultur verwendete Fläche beträgt nicht 15, ſondern etwa 6 Morgen. Die dort angewandte Hauptveredlung iſt nicht das Pfropfen, ſondern das An— ſchäften und nur ſehr ſtark gewordene Wildlinge wurden in den Spalt gepfropft. Die Pfirſichſorte, welche dort viel und ohne allen Schutz gezogen wird, heißt nicht Heine's, ſondern Heim's Purpurpfirſich. In Würtemberg ſah H. viele Flächen mit ſtarken 3Ojährigen Obſt— bäumen!; hätte er „50 — 70 jährigen“ geſagt, jo wäre die Sache richtiger geweſen. Das Pomologiſche Inſtitut in Reutlingen, heißt es weiter, hat in ſeiner Baumſchule viele ſehr zierliche Pyramidenbäumchen, die aber in Schleſien Keiner kaufen würde u. ſ. w. Der Berichterſtatter würde ſich wundern, wenn er erführe, daß ſchon wiederholt ſolche Pyramiden von hier nach Schleſien, ſelbſt in namhafter Anzahl, verſendet wurden und daß auch jetzt wieder nicht unbedeutende Aufträge auf Pyramiden u. ſ. w. nach Schleſien vorliegen. H. behauptet ferner, er habe höchſtens 300 Hoch— ftämme in der reutlinger Baumſchule geſehen; ſelbſt wenn er feine Aus: ſage mit einem Druck- oder Schreibfehler in ſeinem Notizbuche entſchuldigen wollte, in Folge deſſen es hätte „3000“ ſtatt „300“ heißen ſollen, wäre die Sache noch nicht richtig, indem über 6000 hochſtämmige Obſtbäume, und zwar ſowohl Aepfel, wie Birnen, Kirſchen und Pflaumen, damals, als H. die Baumſchule beſuchte, vorhanden waren. Herr H. verwirft, nebſt ſeinen zwei Collegen, die Me thode, nach welcher in der reutlinger Baumſchule die Bäume gezogen werden, weil ſie für das norddeutſche Klima nichts tauge. Es iſt dieſe Methode die vom verſtorbenen Dittrich in Gotha zuerſt bekannt gemachte, die mit einigen wichtigen Verbeſſerungen jetzt hier angewendet wird. Es wundert uns ſehr, daß dieſe Methode von Herrn H. nicht anerkannt wird, da er ſie doch in ſeiner eigenen Schrift „Der landwirthſchaftliche Gartenbau,“ S. 125 u. ff., ſo angelegentlich empfohlen hat. Das Buch erſchien 1861, alſo mitten in ſeiner „11jährigen“ Wirkſamkeit. Freilich behauptet die böſe Welt, der Herr Verfaſſer habe ſich die Arbeit dabei ſehr erleichtert, indem er aus einer anderen 1844 erſchienenen Schrift „die Lehre von der Obſtbaumzucht“ gar Vieles abgeſchrieben habe, ſo z. B. ſei S. 125, 1. Abſatz, bis S. 132 ſeines Gartenbaues fo ziemlich wortgetreu in 88 180 — 285 des anderen genannten Buches zu finden. 5 Sündigt nun H. hier gegen ſeine eigenen Worte, ſo kann er ja anderer Meinung geworden ſein, daß aber die von ihm getadelte Methode ſich für ein norddeutſches Klima ſo gut eignet, wie für ein ſüddeutſches, davon könnte er ſich in den ſchönen Baumſchulen von Rathke in Danzig, Rotzoll in Tempelburg bei Danzig, ſowie in der Baumſchule der Section für Obſtbau in Breslau, zur Genüge überzeugen. H. ſagt, er habe innerlich beruhigt die Baumſchule in Reutlingen 85 verlaffen, die von ihm verwaltete ſtehe ihr in keiner Hinſicht nach. Wohl ihm — möge es dabei bleiben, ſo wird er nie der reutlinger Baumſchule Concurrenz machen können! Was über Hohenheim geſagt iſt, übergehe ich aus ſpeciellen Gründen; das darüber Geſagte entbehrt vielfach jeder Begründung. Nun wird die „Wilhelma“ bei Cannſtadt ſo über alle Maaßen ge⸗ rühmt, daß ich glaube, auch hier iſt der Bericht nicht gerecht; ein über— triebenes Lob iſt kein Lob mehr. Ebenſo erſcheint das nun folgende Lob meines pomologiſchen Wirkens gar ſehr übertrieben und dürfte es nicht leicht einem Pomologen, ſelbſt bei nachhaltiger Unterſtützung der Organe des Staates, möglich fein, eine pomologiſche Durchbildung des Volkes, wie ſie hier als von mir bewirkt geſchildert wird, zu verwirklichen. Auf der vom Berichterſtatter beſuchten und ſo ſehr gerühmten Ver— Sammlung von Wein- und Obſtzüchtern Würtemberg's in Oehringen hätte doch der Erſtere über die neuere Baumzucht auch ein ſehr gültiges Urtheil hören können, indem der Schultheiß und Baumzüchter R. von A. ſagte, er habe ſeit einer langen Reihe von Jahren Bäume gezogen, aber ſo ſchöne und gut gezogene, wie ſie ſein Sohn, der Zögling der reutlinger Anſtalt geweſen iſt, jetzt zöge, habe er nie gehabt und er ſchäme ſich nicht, dies hier öffentlich zu bekennen. War hier etwa das Klima auch Urſache? Bei Herrn Medizinal-Aſſeſſor Jahn in Meiningen, einem anerkannten Pomologen, fand H. was er in Reutlingen vergebens ſuchte; eine un— geheure Menge Obſtſorten auf ſtarken, tragbaren Pyramiden. Wie kann Jemand einen Bericht geben, der blind iſt, möchte ich ſagen; alſo die 12, je 6000 O-Fuß großen Quadrate, auf denen der hieſige Muttergarten befindlich und wo 500 Apfelſorten, ebenſo viele Birnen-, das übrige Stein— obſt, in lauter ſchönen, kräftigen Pyramiden angepflanzt ſind, hat H. gar nicht geſehen, trotzdem daß er, wenn er die Baumſchule ſehen wollte, durch den Muttergarten gehen mußte! Was iſt von einem ſolchen Berichte zu halten? Daß die in Erfurt ausgeſtellten Formbäume faſt alle von deutſchen Gärtnern gezogen waren, wie H. ſagt, iſt ebenſo unwahr; ſie waren größten— theils von Jamain-Durand in Paris, Müller in Straßburg und nur eine kleine Anzahl deutſchen Urſprunges. Wenn ein Cultivateur glauben würde, daß, wie Herr H. ſagt, eine ſchöne Topforangerie ohne künſtliche Schnittmethode gut zu erhalten ſei, ſo irrt er doch wohl ſehr, und wollen wir Herrn H., wenn er aus den in Erfurt ausgeſtellten Topfobſtbäumen folgert, wie nutzlos und über⸗ flüſſig alle die franzöſiſchen Formen ſeien, hierin nicht weiter opponiren; eine ſolche Aeußerung iſt offenbar einer Widerlegung nicht werth. E. L. — 7T— 86 Literatur. Botaniſche Unterſuchungen aus dem phyſiologiſchen Laboratorium der landwirthſchaftlichen Lehranſtalt in Berlin. Mit Beiträgen deutſcher Phyſiologen und Anatomen. Herausgegeben von H. Karſten. 1. Heft. Berlin. Verlag von Wiegand & Hempel. gr. 8. 112. S. und 8 Steindrucktafeln. Preis 1 Thlr. 10 Sgr. Zu Anfang vorigen Jahres theilten wir den geehrten Leſern mit, daß in Berlin ein Pflanzenphyſtologiſches Inſtitut unter Leitung des Herrn Prof. Dr. Karſten errichtet ſei, und ſind wir ſchon im Stande die Aufmerſamkeit der Leſer auf das jo eben erſchienene erſte Heft einer neuen, in ungezwungenen Lieferungen erſcheinenden Zeitſchrift des gedachten Inſtitutes zu lenken, eine Zeitſchrift, die ſich zur Aufgabe geſtellt hat, die auf die Land- und Forſtwirthſchaft bezüglichen Unterſuchungen deutſcher Pflanzen-Anatomen und Phyſiologen der Oeffentlichkeit vorzuführen. Was die Landwirthſchaft angeht, betrifft auf dieſem Gebiete auch die Gärtnerei, und das Erſcheinen einer ſolchen Zeitſchrift war um fo mehr Bedärfniß, als der Laie bisher genöthigt war, in den verſchiedenen botaniſchen Zeitungen, die für die Landwirthſchaft bezüglichen Arbeiten hervorzuſuchen, wogegen wir jetzt wohl mit Recht annehmen dürfen, daß ſich in dieſen von Profeſſor Karſten herausgegebenen „botaniſchen Unterſuchungen“ alle die obigem Zwecke dienenden Arbeiten vereinigen werden. Gleichzeitig iſt die Zeitſchrift das Organ des phyſiologiſchen Laboratoriums der landwirthſchaftlichen Lehranſtalt zu Berlin und dies mithin das erſte Zeichen des vor einem Jahre gegründeten Inſtitutes. | Das ſehr ſchön ausgeſtattete, mit 8 zum Theile colorirten Steindrud: tafeln gezierte Werk beginnt mit einem Aufſatze anatomiſchen Inhaltes von P. Sorauer, dem tüchtigen Aſſiſtenten am dortigen Inſtitute, und behandelt die das Athmen der Pflanze vermittelnden Organe, die Spaltöffnungen, welche bekanntlich aus zwei halbmondförmigen Schließzellen beſtehen. Der Verfaſſer weiſt nach, daß dieſes Organ urſprünglich aus drei Zellen zuſammengeſetzt iſt, daß ſich im Inneren des Gewebes eines noch un— entwickelten Blattes unter einer etwas größeren, mit drei Tochterzellen an: gefüllten Mutterzelle Luft entwickelt, welche die mittelſte der drei Tochterzellen durchbricht und ſo den Kanal herſtellt, welcher ſich zwiſchen den beiden halbmondförmigen Schließzellen befindet. Noch ein anderes Reſultat iſt beſonders hervorzuheben, nämlich die Vertheilung der Spaltöffnungen auf den Blättern. Man hatte ſchon vor langer Zeit angefangen, die Anzahl der Spaltöffnungen für einen Pflanzentheil zu beſtimmen, um aus der Zahl derſelben auf das Feuchtigkeitsbedürfniß der Pflanze zu ſchließen, ſowie ihre Empfänglichkeit gegen ſchädliche äußere Einflüſſe. Herr Sorauer macht nun darauf aufmerkſam, wie ſchwierig dergleichen Beſtimmungen als Norm zu betrachten ſeien, da es weſentlich darauf ankommt, in welcher Höhe eines Blattes die Präparate gewonnen werden, da die Baſis eines ſolchen ſtets weniger als die Spitze und die Mitte oft weniger als der Rand hat. Die zweite Arbeit rührt von Herrn Profeſſor M. Willkomm her 87 und behandelt die Rothfäule der Fichten, eine Krankheit, die von der höchſten Wichtigkeit für den Forſtwirth iſt, die uns jedoch ferner liegt. Der tüchtige Unterſucher hat zwei Pilze als die wahrſcheinliche Urſache dieſer Kiefernkrankheit beſchrieben. Schon Hartig hatte eine Pilzform bei dem rothfaulen Kiefernholze beſchrieben (Nyctomyces fuscus), die der Verfaſſer für das Mycelium ſeines neuen Pilzes, der eine ſehr intereſſante Fructification hat, erklärt. Die dritte Arbeit betrifft die Mohrrübe und zerfällt in zwei Theile, von denen der anatomiſche Theil wieder von So rauer der chemiſche von Froehde bearbeitet worden iſt. Die hierzu gehörigen, ſehr ſchönen Tafeln geben ein Bild des anatomiſchen Baues der Mohrrübe und zeigen, wie durch die Cultur allmälig der ſehr große Holzring der wilden Mohrrüben— wurzeln sich in fleiſchiges, leicht verdauliches Parenchym umändert. Auch die Unterſuchungen auf den Stärkemehlgehalt ſind von Wichtigkeit, weil ſich aus denſelben als allgemeines Reſultat ergiebt, daß die wilde Mohr— rübe (im Herbſte) am meiſten Stärkemehl enthält und daß der Gehalt daran immer geringer wird, je geſchätzter die Sorte als Speiſerübe ihres Zuckergehaltes wegen iſt. Der ſpeciell chemiſche Theil weiſt nach, daß die, die rothe Färbung hervorrufenden Kryſtalle, das Carotin, dieſelbe chemiſche Reaction zeigen, wie ein in der Galle ſich findendes Fett, das Choleſterin. Ebenfalls wird die Mohrrübe in einem Aufſatze von Herrn Profeſſor Karſten zum Gegenſtande einer Unterſuchung gemacht. Hier ſind es aber die Krankheitserſcheinungen an dieſer Pflanze; dieſelben ſind durch einen Pilz hervorgerufen, Helicosporangium parasiticum Kst., an dem der Verfaſſer einen der Befruchtung entſprechenden Vorgang beobachtet hat. Eine andere intereſſante Thatſache bei den mikroſkopiſchen Pilzen iſt die in einem zweiten Aufſatze von Herrn Karſten veröffentlichte Beobachtung, daß die, die Trockenfäule der Kartoffeln begleitenden Pilze, Fusisporium Solani und Spicaria Solani, vorzüglich der erſtere, unter verſchiedenen Vegetationsbedingungen verſchiedene Fruchtformen hervorbringt. Denſelben, ſchon früher in der botaniſchen Zeitung von Herrn Karſten angegebenen Satz, der in der neueſten Zeit durch de Bary's Unterſuchungen bei dem Weizen-, reſp. Berberitzenpilz, beſtätigt worden iſt, daß die ſich ſporenähnlich abtrennenden Glieder von Fadenpilzen nicht zu denſelben, ſondern ſich zu ganz verſchiedenen Formen entwickeln können, beweiſt Herr Karſten durch erneuerte Beiſpiele (Sporidesmium atrum Lk. und Cladosporium penicillioides Preuss); dieſe befinden ſich in einer größeren Unterſuchung über das Rothwerden der Kiefern. Beſagter Artikel intereſſirt jedoch auch mehr den Forſtmann und wir wenden uns daher zu dem letzten, für den Laien beſonders ſehr anſprechenden Artikel. In demſelben führt Herr Karſten durch zahlreiche Holzſchnitte den Befruchtungsvorgang bei den verſchiedenen Gruppen des Pflanzenreiches vor und weiſt nach, wie dieſe alle einander ähnlich ſind, und wie bei den einfachen Formen des Pflanzen— reiches einer Vereinigung zweier geſchlechtlich verſchiedener Zellen zur Er— zeugung neuer Geſchlechter ebenſo gut ſtattfindet, als bei den höchſt ent— wickelten Individuen. Ein weiteres Eingehen auf die Sache ſelbſt geſtattet 88 der Raum nicht, daher müſſen wir auf das Heft ſelbſt verweiſen, mit dem Wunſche, daß das junge Inſtitut recht bald wieder etwas von ſich hören laſſen möge. Der Gartenbau ſo gut wie der Ackerbau können ihre rationelle Hebung nur von der Phyſiologie, d. h. der immer weiteren Er— kenntniß der Functionen der Organe der Pflanzen, erwarten. Dieſer Theil der Botanik iſt der Knotenpunkt, in welchem die Praxis mit der Theorie ſich vereinigt, dieſem Theile gebührt daher die größte Aufmerſamkeit und allſeitigſte Unterſtützung. Freilich iſt der Weg ſchwierig und 2 durch jahrelange Studien der Anatomie mit Erfolg zu betreten. N. Feuilleton. Von diesjährigen Samenverzeichniſſen ſind uns während des Druckes der erſten Bogen dieſes Heftes noch mehrere zugegangen, ſo z. B. das ſehr reichhaltige Verzeichniß der ſich des allerbeſten Rufes er— freuenden Samenhandlung, Kunſt⸗ und Handelsgärtnerei des Herrn Garten— bau⸗Director Ferd. Jühlke in Erfurt, das ſich, wie alljährlich, auch diesmal wieder durch eine große Auswahl von Sämereien jeglicher Art auszeichnet. Der knappe Raum verbietet uns, ſpeciell auf die einzelnen Gegenſtände einzugehen und müſſen es den geehrten Leſern ſelbſt überlaſſen, das Verzeichniß, das auf Verlangen Jedem franco zugeſandt wird, genau durchzuſehen. Die vom Beſitzer dieſer Gärtnerei ſelbſt gezogenen, nützlichen und ſchönen Culturgegenſtände hatten ſich bekanntlich auch im vergangenen Jahre vielfacher Anerkennung zu erfreuen, indem ſie auf verſchiedenen Aus⸗ ſtellungen die erſten Preiſe davon trugen; auf dieſe machen wir, wie auf die Samen von Florblumen ganz beſonders aufmerkſam. Das Verzeichniß von Gemüſe⸗, Gras-, Feld-, Wald- und Blumen: Sämereien von Herrn Ernſt Benary in Erfurt ſteht dem oben genannten gleich würdig zur Seite, denn auch dieſes Etabliſſement erfreut ſich ſeit einer langen Reihe von Jahren eines ſehr großen Rufes. Eine Anzahl Neuheiten unter den Blumen wie unter den Florblumen eröffnet das reiche Sortiment von über 1200 der älteren und neueren Sommergemächſe. Auch hier müſſen wir es dem Leſer überlaſſen, ſelbſt Einſicht von dem Verzeichniſſe zu nehmen und nach eigenem Gefallen auszuwählen, was bei beiden Verzeichniſſen nicht ſchwer wird, da bei den meiſten, namentlich neueren Arten oder Varietäten die erforderliche Beſchreibung der Pflanze hinzugefügt worden iſt. Die Firma Platz & Sohn in Erfurt iſt zu bekannt, als daß wir nöthig hätten, noch näher auf ſie hinzuweiſen. Der 56. Jahrgang dieſer altrenommirten Samen- und Pflanzenhandlung liegt in feinſter Ausſtattung vor uns, illuſtrirt durch einige Florblumen und andere Zierpflanzen. Die prachtvollen Varietäten von Clianthus Dampieri, auf die wir ſpäter zurückkommen werden, finden wir nicht nur in dieſem, ſondern auch in den beiden erſt genannten Verzeichniſſen offerirt, ſo daß man nicht nöthig hat, ſich ſolche aus Belgien oder England für ſchweres Geld kommen zu laſſen, 89 wie man leider fo mandes Schöne ſich aus weiter Ferner verichreibt, was in der Nähe ebenſo ſchön, mithin billiger zu haben iſt. Soeben erhalten wir noch vor Schluß des Heftes das Verzeichniß der Baumſchulen⸗, Roſen⸗ und Pflanzen⸗Culturen der Herren Metz & Co. in Berlin, auf das wir, da dieſes wie das Samenverzeichniß dem Hefte beigegeben iſt, ganz beſonders aufmerkſam machen. Zeit und Raum geſtatten uns nicht, jetzt näher auf den Inhalt dieſer reichhaltigen und mit großem Fleiße ausgearbeiteten Verzeichniſſe einzugehen. Drei neue Erdbeeren. Die Revue hortic. bringt in ihrem dies— jährigen erſten Hefte die Beſchreibungen und Abbildungen von drei neuen Erdbeerſorten, welche der rühmlichſt bekannte Erdbeeren-Cultivateur, Herr Ferd. Gloede in Sablons bei Paris, ſeit drei Jahren cultivirt, erprobt und dadurch zu dem Reſultate gelangt iſt, daß ſich dieſe Sorten den allerbeſten be— kannten Sorten anreihen, und derſelbe ſie den Freunden zur Beachtung empfiehlt. Es ſind: 1. Bijou. Ein von Herrn de Jonghe, dem wir ſchon jo viele herrliche Sorten verdanken, gewonnener Sämling. Die Pflanze bleibt nur niedrig, iſt gedrungen, hart und treibt nur wenige Ausläufer. Die Frucht iſt von mittlerer Größe, hübſcher, coniſcher oder ovaler Form, ſehr glänzend lebhaft roſa, mit gelben, ſtark hervortretenden, vollkommen ſymmetriſch geordneten Samen, was der Frucht ein ſehr niedliches Anſehen giebt. Das Fleiſch iſt voll, mattweiß, feſt, ſaftig, zuckerig, aromatiſch. Die Pflanze iſt ſehr fruchtbar und reift die Früchte ziemlich ſpät. 2. Premier. Von Herrn Ruffet, Gärtner des verſtorbenen Lord Palmerſton, erzogen. Eine ungemein kräftige und harte Pflanze. Die abgerundete Frucht iſt groß, oft auch ſehr groß; die größten Früchte ſind gelappt, von glänzend lebhafter, zinnoberrother Farbe. Die Samen her— vortretend. Das Fleiſch in der Mittelhöhlung roth geadert, ſchmelzend, ſehr ſaftreich, zuckerig und von einem ſehr angenehmen, aromatiſchen Ge— ſchmacke. Die Pflanze iſt ſehr ertragreich, Reifezeit der Früchte mittel frühzeitig. 3. Fairy Queen. In dem königl. Gemüfe- und Obſtgarten zu Frogmore bei Windſor vor mehreren Jahren gezogen. Sehr harte Pflanze, die durch Kreuzung der Carolina superba und Prince of Wales ent— ſtanden iſt. Die Frucht iſt von guter Größe, hübſcher ovaler Form und glänzender, orangenrother Farbe. Die Samen ſtark hervortretend. Das Fleiſch iſt rein weiß, feſt, ſehr zuckerig, ſaftreich aromatiſch und von aus— nehmendem zarten Geſchmacke. Keine von den bekannten Erdbeeren übertrifft ſie in dieſer Beziehung. f Die Fairy Queen iſt von erſtaunender Fruchtbarkeit und ihre köſtlichen Früchte reift ſie nach und nach während der ganzen Zeit der Erdbeerenernte. Zu Frogmore wird dieſe Varietät mit großem Erfolge in Töpfen cultivirt. Die Erdbeeren No. 2 und 3 ſind auch ſchon in dem von uns weiter vorn erwähnten Cataloge des Herrn Director Fürer in Stuttgart unter den Neuheiten von 1865, (No. 259 und 292) aufgeführt, und daſelbſt zu haben. E. Oo. Verſchönerung und Erweiterung des Parks von Babelsberg 90 bei Potsdam. Die bis Ende v. J. andauernde Milde des Winters hat es möglich gemacht, die Erdarbeiten und Pflanzungen in der von Sr. Majeſtät dem Könige befohlenen Erweiterung des Parks von Babelsberg ununterbrochen fortzuführen. Nachdem nämlich ſchon vor einigen Jahren die Gärtnerei mit der Hofgärtnerwohnung an der ſüdlichen Berglehne hinzu— gekommen, iſt nunmehr in derſelben Richtung und bis unmittelbar an die Colonie Nowawes und die von dort nach dem Königsſitze führenden Wege, ſowie weſtwärts gegen die Havel hin, noch ein weiteres Terrain von etwa 150 Morgen, mithin etwa halb ſo viel, als der bisherige Umfang des Parks betrug, erworben worden und wird nun nach Entwürfen, in denen der älteſte Sohn des fünſt verſtorbenen Hofgärtners Kindermann den Abſichten und Anordnungen des königlichen Beſitzers glücklich nachzukommen wußte, in ausgedehnter Weiſe bepflanzt. Weit aus dem Havellande von Bredow und von der Oder her bewegen ſich ſeit Wochen täglich Pflanz— und andere Wagen nach Babelsberg, um viele hochſtämmige Pappeln, Linden, Ahorne und andere Bäume heranzuſchaffen und wenige Jahre werden genügen, die neuen Anlagen an Fülle und Schönheit den älteren nahe zu bringen. Ein etwa drei Morgen großer See, der zwiſchen Babelsberg und Nowawes ausgegraben werden ſoll, wird Gelegenheit bieten, die reichſten und anmuthigſten landſchaftlichen Scenerien zu ſchaffen und ſomit Babels— berg immer unbeſtrittener eine der ſchönſten Perlen unter den norddeutſchen Landſchaften wie unter allen Fürſtenſitzen werden. — Das den ganzen Park umſchließende zierliche Gitter iſt ſchon bis dicht an die letzte Häuſer— reihe der Colonie Nowawes herangerückt und zwei neue Portierhäuſer ſind bereits im Baue, das eine links von dieſem Orte, wo der untere Weg dieſſeits der Gärtnerei in den Park eintritt, das andere dagegen gleich jenſeits vom Ausgange der Wilhelmsſtraße. (V. Ztg.) Die Schiller'ſche Orchideen-Sammlung iſt noch immer eine der reichſten, wenn nicht die reichſte an bekannten Arten; wenngleich auch die allerletzten Neuheiten, die namentlich in England eingeführt wurden, noch nicht darin enthalten ſind, ſo birgt ſie doch viele ſeltene, wenn auch ältere Arten, die aus den meiſten Gärten wieder verſchwunden ſind. Die vorhandenen Exemplare aber haben im Laufe der Jahre meiſtens eine ſo beträchtliche Größe und ſolchen Umfang erreicht und ſind mehr oder weniger in ſo anſehnlicher Vermehrung begriffen, daß ſie in den Räumlichkeiten, die ſie früher nur gemächlich füllten, jetzt dicht aneinander ſtehen müſſen, und der Beſitzer ſich deshalb, wie früher, veranlaßt ſieht, ſich wiederum von einem Theile der Doubletten zu trennen. Den Orchideenfreunden wird ſomit eine gute Gelegenheit geboten, in den Beſitz von gut cultivirten, richtig benannten, ſchönen Orchideen-Arten zu gelangen. Etwaige Reflectanten mögen ſich deshalb baldigſt wegen des Näheren an Herrn Conſul G. W. Schiller in Hamburg wenden. E. O—o. Einfaches Mittel gegen Ameiſen. Man nehme einen ziemlich großen Schwamm, weiche denſelben gut ein und drücke ihn dann rein aus, ſo daß die in demſelben befindlichen Zellen ganz offen ſind, beſtreue ihn alsdann mit feinem weißen Zucker und lege ihn an die Stelle, wo die Ameiſen ſich am meiſten aufhalten. Dieſe werden ſich bald auf den Schwamm 91 anſammeln und in die Zellen deſſelben kriechen. Iſt der Schwamm ge: hörig mit Ameiſen angefüllt, ſo hat man nur nöthig, denſelben in kochendes Waſſer zu thun, um die Ameiſen ſchuell zu tödten. Iſt der Schwamm wieder rein ausgewaſchen, ſo wiederhole man dieſes Verfahren ſo lange, bis alle Ameiſen verſchwunden ſind. (The Scott. farm.) — r — Perſonal⸗Notizen. Dresden. An die Stelle des bisherigen Inſpectors des botaniſchen Gartens, Herrn Krauſe, der, wie früher mitgetheilt, zum Dierector der königlichen Gärten ernannt worden iſt und als ſolcher am 1. October v. J. ſeine Stelle angetreten hat, iſt der bisherige Obergehülfe des botaniſchen Gartens, Herr Poſcharsky, ernannt worden. London. + Thomas Bridges, rühmlichſt bekannt als Gelehrter wie durch feine wiſſenſchaftlichen Entdeckungsreiſen in Chili, Peru, Bolivien ꝛc., ſtarb am 9. September v. J. in ſeinem 60. Jahre am Bord des Schiffes Moſes Taylor, auf der Heimkehr von einer Reiſe in Nicaragua. Unſere Gärten verdanken dieſem unermüdlichen Sammler eine Menge ſchöner und ſeltener Pflanzenarten. Darmſtadt. 3 Die Gartenkunſt und Botanik hat wiederum einen herben Verluſt zu beklagen. Am 22. December v. J. ſtarb nach einer langen und ſehr ſchmerzhaften Krankheit Herr Georg Friedrich Schnitt— ſpahn, Director des botaniſchen Gartens zu Darmſtadt, im 56. Lebens— jahre. Der Verſtorbene war nicht nur ein Mann der Wiſſenſchaft, ſondern auch der Praxis, er hat in der Gartenkunſt viel geleiſtet und war einer der thätigſten Förderer derſelben. Potsdam, den 23. Januar. F Der königliche General-Gartendirector Dr. Peter Joſeph Lenne verſchied heute früh 7 Uhr. Correſpondenz aus Rußland. Ein Gärtnerfeſt im eigentlichen Sinne des Wortes ward uns am 1. October v. J. im Städtchen Biala— cerkew bereitet, 80 Werſt von der Gouvernements-Stadt Kiew. Der Gütercomplex der reichen Grafen Branicki hat Bialacerkew zur Hauptſtadt und um das gräfliche Schloß herum dehnen ſich die großartigen Anlagen mit ihren herrlichen Waſſerpartien, Granitfelſengruppen, Gewächshäuſern mit reichhaltigen Pflanzenſammlungen, Obſtgärten u. dergl. mehrere Werſt an den mit Granitlagern eingefaßten Ufern des Fluſſes Roß entlang. Dieſer reizende, von den üppigſten Getreide-Fluren (ſog. Steppen) der Ukraine umſchlungene Ort, führt den Namen Alexandria und exiſtirt in ſeiner jetzigen Geſtaltung einige 50 Jahre. Drei ruſſiſche Czaren, wie die erlauchten Sproſſen ihrer Familien, haben jederzeit bei ihrem Durchreiſen hier dies kleine Paradies ihres hohen Beſuches ge— würdigt und bei der Gelegenheit durch eigenhändige Pflanzung eines Baumes (meiſtens Linden), an denen im eiſernen Stacket eine goldene 92 Gedenktafel das Datum und den Namen des Pflanzers enthält, ein bananmıdas Zeichen ihres Beſuches hinterlaſſen. Die Mutter der jetzigen Grafen, die Wittwe des Hetmann Branicki, eine große Verehrerin der Pflanzenwelt und allbekannte Protectorin des Gartensweſens, rief die jetzigen Anlagen in's Leben, und mit deutſchem Fleiße und deutſcher Ausdauer wurden ſie vom Kunſtgärtner Auguſt Jens, gebürtig aus Mannsfeld, ausgeführt und bis heute verwaltet und ver— vollkommnet. Der gute alte Jens hat es aber auch verſtanden, ſich die Liebe und Hochachtung aller ſeiner Collegen in weitem Umkreiſe zu erwerben, ebenſo wie die ſeiner Herrſchaften und Aller, die ihn näher kennen lernten. Der größere Theil der jüngeren Gärtner hier ſind gewohnt, ihn nur Vater Jens zu nennen, und Alle ſind bei vorkommender Gelegenheit ſeines guten Rathes und ſeiner thatkräftigen Hülfe gewiß. Am 1. October n. St. v. J feierte Vater Jens ſein 50jähriges Dienſt⸗ jubiläum, und es wurde dieſer Tag zum wirklichen Feſte für alle Gärtner hieſiger Gegend und die vielen fonftigen Freunde Jens, die aus dem Umkreiſe von 12 und mehr deutſchen Meilen ſich in Alexandria zuſammen gefunden hatten. Sicher ohne Neid im Herzen und mit freudiger Genugthuung ſah jeder der Anweſenden die Talente Jens und ſeinen 50jährigen Dienſt— eifer belohnen und ihn auf eine Weiſe geehrt, wie ſie wohl nur ſelten einem Gärtner zu Theil wird, namentlich hier zu Lande, wo die Gartenkunſt, um gelinde zu reden, noch nicht Bedürfniß für das Volk iſt. Es ſei mir erlaubt, hier den Gang der Feier des Jubiläums von Jens in ſeinen Hauptmomenten, der Reihe nach, in kurzen Worten darzuſtellen. Der beginnende Tag hatte die näheren Freunde und älteren Collegen um Jens verſammelt, ihm die üblichen Gratulationen darzubringen. Nach genoſſenem Frühſtück erſchien die Kapelle des Grafen Diſchkewitſch, eines benachbarten Gutsbeſitzers, vor Jens Wohnung und ſpielte einen Generalmarſch auf. Hinter den Muſici, in der langen Allee amerikaniſcher Linden, wurde die gräfliche Herrſchaft des Jens bis zum füngſten Kinde, das auf den Armen getragen, wurde, ſichtbar, ihnen hatten ſich mehrere Mitglieder des benachbarten Adels angeſchloſſen, und ein Corps von Hofbeamten ſchloß den feierlichen Zug. Graf Branicki, ſeine jugendliche Gemahlin an der Hand, trat vor den Jubilar und, indem der Graf durch ungekünſtelte Worte der Bedeutung des Feſtes Ausdruck gegeben, überreichte er ihm im Namen ſeiner Familie, eine goldene emaillirte Doſe, die auf dem Deckel das Bruſtbild der ſeligen Gräfin Mutter trägt, im Innern mit der Aufſchrift: „Die Kinder der „Hetmannin zur Erinnerung an das 50jährige Dieuſtjubiläum des gräfl. „Hofgärtners Auguſt Jens.“ Mit herzlicher Umarmung und Kuſſe ver— abſchiedete ſich der Graf von Jens; und uns, die wir aus der Ferne herbeigekommen, erſuchte er, um 2 Uhr mit ihm und der Familie Jens an dem Ufer der Roß zuſammen zu treffen und ſpäter ihm die Ehre zum Diner zu geben. 93 Die Freunde Jens zerſtreuten ſich hierauf theils in den Anlagen, theils in den Gewächshäuſern, und ein engerer Ausſchuß eilte dem Ufer der Roß zu, eine dort aufgeſtellte, geſchmackvolle Ehrenſäule für Jens, aus Gußeiſen, mit Eichenlaub, Epheu und Blumen auszuſchmücken. Dieſe Säule hatten Jens Freunde im Städchen Korſun, den Fürſten Lo puchin an der Spitze, für ihn anfertigen laſſen. Seine ſonſtigen Freunde hatten ein eiſernes Stacket, mit einer Gedenktafel in der Mitte, gießen laſſen, in welches Jens einen Baum zur Erinnerung des heutigen Tages pflanzen ſollte; doch zeigte es ſich bei Aufſtellung des Gitters, daß die Längenſeiten gegen das Fundament zu kurz waren, und ſo wurde dann die Aufſtellung deſſelben und die Pflanzung des Baumes verſchoben, bis zu Jens demnächſtigen Geburtstage. Um 2 Uhr ertönte von dem hohen Ufer der Roß ein Choral durch den Park und Leute aller Stände, wie ſie ſich zuſammen gefunden, ſtrebten der auf granitigem Fundamente hochaufgerichteten Ehrenſäule zu, deren In— ſchrift verdeckt war. Auf einer Stufe derſelben ſtand der hochverehrte Gouvernements-Prediger der deutſchen Gemeinde Kiew's, Senior Swenſon, um vor Enthüllung der Inſchrift ein herzliches Wort an Jens und ſeine deutſchen Freunde zu richten. Er ſchilderte in trefflichen Worten die Verdienſte Jens, dem, wie manchem ſeiner Freunde, der Augenquell die Wangen netzte, gedachte der Leiſtungen und Mühen des Gärtners im Kampfe mit den zerſtörenden Elementen der Natur, und wie oft das ſpurlos Verſchundene aus dem Bereiche der Gärtnerei, ſei es auf den Tafeln der Herrſchaft, ſei es erfaßt von tödtendem Froſte oder verſengender Dürre, in dieſen 50 Jahren dem treuen Diener der Kunſt wohl mehr Sorge und Mühe gemacht, als ſelbſt die großartige, vor unſeren Augen ausgebreitete Leiſtung ſeines Talentes und Fleißes, und ſchloß mit den Worten: „die himmelanſtrebenden Bäume dieſes Parkes, ſind die ſtummen Zeugen ſeiner Thätigkeit, aber dieſes redende Denkmal (auf die Ehrenſäule deutend) ſoll uns außer der Anerkennung ſeiner Verdienſte als Verſchönerer hieſiger Gegend ein bleibendes Denkmal der Freundſchaft und Hochachtung ſein!“ Bei dieſen Worten fiel die Umhüllung und folgende Inſchrift wurde ſichtbar: „Dem Herrn Auguſt Jens, Kunſtgärtner in Alexandria, zu ſeinem 50jährigen Ju— biläum, am 19. September 1865 (1. Oc⸗ tober n. St.), von ſeinen Freunden gewidmet.“ Auf's Neue ſchloß der Graf den Jubilar in ſeine Arme und des Drängens in Jens Arme und des Küſſens unter herzlichen Glückwünſchen war kein Ende, bis, die Muſik voran, der Zug ſich in das gräfliche Schloß begab und an den Tiſchen nieder ließ, um in ſchäumendem Champagner, der manch' ſchlummerndes Redner-Talent der Tafelrunde weckte, den Jubilar, unſeren gütigen Wirth, ſeinen Herrn, um ſchließlich die ferne, liebe deutſche Heimath hochleben zu laſſen. Ein Ball auf dem gräflichen Schloſſe, der am Abend ſtattfand und bis ſpät in 94 die Nacht währte, beſchloß die Feier des Tages. Am andern Morgen verließ die größere Zahl der Fremden Alexandria und nur ein engerer Kreis nächſter Collegen und Freunde hatte ſich entſchloſſen, auch dieſen Tag noch mit dem gefeierten Jubilar zu verleben. Freund Jens hat bereits ſein 80. Jahr erreicht, aber noch belebt ihn jugendlicher Muth, und er ſchreitet in ſeinen weitgedehnten Anlagen umher, rüſtig wie ein junger Mann. Sein wettergebräuntes Antlitz würde, trotz der Falten, die daſſelbe markiren, das hohe Alter nicht verrathen, wäre nicht das dunkele Haupthaar mit Silberglanz gemiſcht. Wir fanden an dieſem Tage Muße, in Jens Geſellſchaft die Gewächshäuſer und anziehendſten Partien des Gartens zu durchwandern, und beſonders die über . Stunde Weges langen, 18 Fuß hohen Mauern für Spalier-Bäume aller Art, in der jetzigen Zeit auch noch mit reifen Pfirſichen und Trauben in allen Farben bis zum oberen Rande bedeckt, ſprachen Jeden an. Das Gartenperſonal, beſtehend aus einigen 50 ruſſiſchen, von Jens ſelbſt angelernten Gartenarbeitern beiderlei Geſchlechtes, hatte ſich bei Jens im Hauſe verſammelt oder vielmehr in einer großen Orangerie unmittelbar neben ſeiner Wohnung, in welcher bereits eine lange Reihe von Jahren, jährlich am Frohnleichnamstage, ein deutſch-lutheriſcher Gottesdienſt, reſp. Kindtaufen und Trauungen, abgehalten werden. Heute war dieſe Orangerie in einen Speiſeſaal verwandelt, in dem die Klänge einer ländlichen, ruſſiſchen Muſik ertönten. Jens hatte nach echt patriarchaliſcher Weiſe ein gemäſtetes Kalb und einen Hammel ſchlachten laſſen, und lange habe ich ſolche fröhliche Geſichter hieſigen Landvolkes nicht geſehen als heute, mit dem dampfenden Braten auf dem Tiſche, die vollen Gläſer in der Hand. — Hieſige National: tänze und echt ruſſiſche Volkslieder beſchloſſen ſpät in der Nacht den Jubel der ſelig vergnügten Arbeiter. Am folgenden Morgen, nach herzlichem Abſchiede von unſerem biederen Wirthe, eilten Alle ihrer Heimath zu. Möge es der Vorſehung gefallen, dem alten Jens zu geſtatten, ſich noch lange der Früchte ſeines Fleißes zu erfreuen. Hofrath J. H. Hochhuth. Stellengeſuche. Ein wiſſenſchaftlich gebildeter Gärtner, der mit allen Manipulationen ſeines Faches wohl vertraut iſt, mehrere bedeutende Etabliſſements ſelbſt— ſtändig mit Erfolg geleitet hat und gegenwärtig einer größeren Handels— gärtnerei vorſteht, ſucht für jetzt oder ſpäter eine ſeinen Kenntniſſen angemeſſene Stellung, ſei es in einem Samen- oder Pflanzengeſchäfte oder in Privatſtellung. Näheres brieflich durch die Redaction dieſer Zeitſchrift. Cin im reiſen Lebensalter ſtehender Gärtner, welcher ſich in allen Zweigen der Gärtnerei die vollkommenſten practiſchen, wie theoretiſchen Kenntniſſe erworben hat, ſucht eine Privatgärtnerſtelle. Gefällige ſofortige Anträge wird die verehrliche Redaction dieſer Zeitſchriſt freundlich an den Geſuchſteller befordern. 95 Anzeige. Da ich meine bisherige Stellung als Obergärtner der Laurentius'ſchen Gärtnerei, welche ich 3 Jahre behauptet, aufgegeben, jo erſuche ich ſämmtliche geerhrte Pflanzen- und Samenhandlungen, mir ihre werthen Verzeichniſſe zuſenden zu wollen und empfehle mich ihnen auf's freuudlichſte. J. C. Beyrodt, Kunſt⸗ und Handelsgärtner in Mühlhauſen, Thüringen. Die vor dem Weſerthore der Stadt Minden, an der nach Bückeburg führenden Chaufjee, zehn Minuten vom Bahnhofe Minden's belegene Beſitzung des Kunſtgärtners Herrn Junkermann, ca. 4 Morgen Flächen: raum haltend, mit Wohnhaus, einem zur Wirthſchaft eingerichteten Neben— gebäude mit Saal und Geſellſchaftszimmer, Orangerie, Treibhaus, Stallung und Kegelbahn, ſoll wegen Kränklichkeit des Eigenthümers unter annehm— baren Bedingungen verkauft werden. Verkaufs-Offerten find dem Unter: zeichneten franco einzuſenden. Minden, den 9. Januar 1866. Müller, Juſtizrath. Die Kunſt⸗ und Handelsgärtnerei von Hofgärtner F. A. Lehmann's Wittwe in Dresden, welche in vollſtem Betriebe und mit reichen Pflanzen— vorräthen, namentlich Palmen (Cycas revoluta), Camellien, Azaleen ꝛc. verſehen iſt und ſich den größten derartigen Etabliſſements genannten Ortes anſchließt, iſt aus freier Hand zu verkaufen. Näheres bei der Beſitzerin. Mit dem 1. April 1866 beginnt ein neuer Curſus der Gärtner— Lehranſtalt in Köthen und werden von der unterzeichneten Direction auf frankirte Anfragen die Statuten zugeſandt, welche alles Nähere enthalten. Die Direction der Gärtner-Lehranſtalt in Köthen. (Herzogthum Anhalt.) 2 G. Göſchke. L. Schröter. Mein neues Verzeichniß über Gemüſe-, Gras-, Feld⸗, Wald⸗ und Blumeuſamen für das Jahr 1866 iſt erſchienen und wird auf frankirtes Verlangen franco zugeſendet. Ebenſo liegt auch das Verzeichniß über meine Pflanzenſamm— lungen zur Ausgabe bereit. Erfurt, Anfang Januar 1866. Eruſt Benary, Samenhandlung, Kunſt- und Handelsgärtnerei. Mein neueſter Samen- und Pflanzen-Catalog, enthaltend eine große Auswahl der vorzüglichſten Neuheiten pro 1866, ſowie nur ſelbſt ebauter Gemüſe⸗, Blumen: und Topfgewüchs⸗Samen aller Art, lumenzwiebeln und Knollen, Warm⸗ und Kalthaus-Pflanzen, Stauden, Sträucher, Obſtſorten ꝛc., iſt erſchienen und wird auf frankirtes Verlangen franco und gratis verſandt. Erfurt, im Januar 1866. V. Döppleb, Samenhandlung, Kunſt- und Handelsgärtnerei. Für Pflanzenfreunde liegen Haupt-Catalog No. 29 und Supp— lement No. 33 — zuſammen über 150 Seiten — zur Verfügung bereit. 96 Caladien, Gesneriaceen, Amaryllideen und Liliaceen laſſen ſich nur noch im Februar mit Vortheil verſenden. Geneigte Aufträge hierauf werden daher ſofort erbeten. Planitz bei Zwickau, Station Cainsdorf. G. Geitner. Offerte. Der Unterzeichnete erlaubt ſich, nachbenannte Pflanzen in geſunden, kräftigen Exemplaren zu offeriren: 13: Khies Nordmanniana . — 18— 24 Free. 12 Araucaria imbricata, 2½½ Fuß hoch. 180 „ 6 Andromeda floribunda 4; , ee an 30 „ 100 Asclepias tuberos a K e ar 20— 30 „ 100 Camellia, mit Knospen 125 85 100 „ „ 57 Mr: 150—200 „ 12 Vedrus Deodara, 6 Fuß hoch. 230—290 „ 12 ’n Bi. „ e eee 170—200 „ 12 Cordyline e Vera. 2.3 ae er 50 „ 12 Cupressus Lawsoniana, 5—6 6 Fuß Er 170—200 „ 5 Oyrtanthus obliquus, a. a 2 esta erenätse fl. .. ñsx?ĩ?5[0r( A 1 Erdbeere Döcteur -Nicaise: ese 0,75 12 8 1 „55 en De 6 Fres. F ß EEE 40 „ 100 Kalmia latifolia, mit Knospen FF 100—125 „ 100 Rhododendron hybridum, mit Knospen. 300—509 „ 100 Spirea Nobleana . b mu 15 3 100 Thirja' anreden 100 500 „ 100 Wellingtonia giganten uni. r 100—500 „ Gent (Belgien). Ie ſeph Baumann. Strohmatten dieſer Art für Gärtner und Gartenbeſitzer ſind zu beziehen von Aug. Garvens & in Haräbusg, Paus: Sg. pr. 3¼% A Dielem i Hefte ſind gratis beigegeben: 1) Catalog des Beeren-, Strauch- und Schaalen-Obſtes u. ſ. w. des Herrn Fr. Fürer, Director a. D. in Stuttgart. 2) Catalog der Baumſchulen⸗, Roſen- und Pflanzen-Culturen der Herren Metz & Co. in Berlin. 3) Preisverzeichniß von Sämereien der Herren Metz & Co. in Berlin. 97 + Dr. Peter Joſepf Lenné. Wiederum hat die Gartenkunſt und diesmal vornehmlich die Land— ſchaftsgärtnerei eine ihrer erſten Größen, den Altmeiſter der deutſchen Gartenkunſt, durch den Tod verloren. Wie wir bereits im vorigen Hefte dieſer Zeitſchrift die traurige Mittheilung machten, verſchied in Folge eines Unterleibsleidens, am 23. Januar, der königl. General-Garten-Director, Dr. Peter Joſepf Lenné, der Schöpfer eines deutſchen Gartenſtyles. Mit inniger Wehmuth erfüllen wir die traurige Pflicht, dem Dahin— geſchiedenen einige Worte der Erinnerung zu weihen. Der Verewigte war der Sohn des kurfürſtlich kölniſchen Hofgärtners und am 29. September 1789 zu Bonn geboren. Er widmete ſich früh— zeitig ſchon nach vollendeter Gymnaſialbildung der Gärtnerei, in der er namentlich in Paris, wie auf ſeinen übrigen ausgedehnten Reiſen in Deutſch—⸗ land, die erforderlichen Studien machte. Bereits im Jahre 1813 erhielt Lenné eine Anſtellung in dem kaiſerl. Garten zu Laxenburg bei Wien. Aber von ihm angefertigte Pläne zur Verſchönerung von Coblenz, die jedoch unaus— geführt blieben, gefielen dem Könige Friedrich Wilhelm III. ſo ſehr, daß der König den jungen Mann im Jahre 1816 als Garten-Ingenieur nach Potsdam berief, wo er nach und nach durch die Gnade und Kunſt— ſinnigkeit des Monarchen ein ſo reiches Wirken fand, wie es wohl ſelten einem Manne feines Faches ſich dargeboten hat. Was Lenns feit der Reihe von Jahren in der Verſchönerung Berlin's, Potsdam's und ganz beſonders Sansſouci's geleiſtet hat, iſt ſo allgemein bekannt und bewundert, daß wir kaum nöthig haben darauf hinzuweiſen, denn wer kennt nicht Sansſouci mit allen ſeinen neuen Erweiterungen, Charlottenhof, Klein— Glinicke bei Potsdam, den Thiergarten bei Berlin, und andere Anlagen, die alle in harmoniſcher und maleriſcher Schönheit zeigen, was Lenné zu ſchaffen vermochte unter der thätigſten Mitwirkung von Männern wie G. Meyer, der in ſchöpferiſcher Genialität ihm vor allen nahe ſtand, Hermann und Emil Sello, Carl und Guſtav Fintelmann, Hermann Morſch, Legeler, Nietner und ſo vielen Anderen. Aber nicht Potsdam und ſeine Umgebungen allein ſind ſtolz auf das, was Lenné Großes in der bildenden Gartenkunſt dort geſchaffen hat, ſondern auch Berlin und andere Städte haben in dieſer Hinſicht gleichfalls Großartiges aufzuweiſen. Der 7 Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXII. 98 Thiergarten und die neuen Anlagen in und um Berlin, ſo weit ſolche in den neuen Stadtheilen vollendet ſind und mit denen die Schiffbarmachung des Landwehrgrabens in Verbindung gebracht worden iſt, ſind bekannt genug, weniger vielleicht, daß Lenné, nach den großartigen Plänen Friedrich Wilhelm's IV., daran gearbeitet hat, nicht nur den ganzen Pots— dam'ſchen Werder in einen großen landwirthſchaftlichen Garten umzuwandeln, ſondern daß ſolche Neugeſtaltung ſich zuletzt auch auf das ganze, die königlichen Reſidenzen verbindende und einſchließende Gebiet ausdehnen ſollte. Nach Lenné's Plänen wurden außer Sansſouci, der Luſtgarten am Schloſſe in Potsdam und die Pfaueninſel bei Potsdam, die Anlagen in Charlottenburg und Schönhauſen bei Berlin verſchönert, Sansſouci ſelbſt in den letzten Jahren bedeutend erweitert und der berliner Thiergarten in das umgeſchaffen, was er heute iſt. 1833 leitete Lenné die Anlagen am königl. Schloſſe zu Babertsberg. Auf ſeinen Vorſchlag wurde 1832 die Landesbaumſchule und die Gärtner-Lehranſtalt zu Berlin gegründet, welche Inſtitute bis zu ſeinem Tode unter ſeiner Leitung ſtanden. Die zahlreichen hohen, in- und ausländiſchen Orden, welche dem Verewigten verliehen waren, zeigen, wie ſehr deſſen Thätigkeit auch von fremden Fürſten geſchätzt und anerkannt worden iſt und welcher allgemeinen Anerkennung Lenné ſich auch von anderen Orten zu erfreuen hatte, zeigt z. B., daß ihm im Jahre 1861 von der Stadt Leipzig für die von ihm entworfenen und ausgeführten Promenaden zwiſchen dem Grimmaſchen und dem Petersthore, eine kunſtvoll gearbeitete, große ſilberne, innen vergoldete Fruchtſchaale“) und im ſelben Jahre von der phyloſophiſchen Facultät der königl. Univerſität zu Breslau das Ehrendoctordiplom überreicht worden iſt. In Berlin ſelbſt trägt eine Straße Lenné's Namen und in Potsdam ließ der König Friedrich Wilhelm IV. mitten in den neuen Anlagen Sansſouci's des großen Gartenkünſtlers Büſte, von Herrn von Rauch in carrariſchem Marmor ausgeführt, aufſtellen und überraſchte denſelben damit perſönlich. So groß Lenné als Meiſter in ſeinem Fache daſtand und geehrt war, ſo geehrt und geachtet war er auch als Menſch. Drei Königen hat er getreu gedient und Potsdam's Ruf weit über die Grenzen Europa's hinausgebracht. Der König Friedrich Wilhelm III. ſchätzte in ihm ſein Talent, Friedrich Wilhelm IV. liebte in ihm einen treuen Freund und König Wilhelm J. achtete in ihm einen großen Meiſter. | In ſocialer Beziehung hat der Verſtorbene feinen Beruf ebenſo herrlich erfüllt, der traute Kreis, den er ſich geſchaffen, ward freilich vor einer Reihe von Jahren durch den Tod ſeiner Gattin Friederike, geb. Voſs, geſtört, an deren Seite er nun ruht. Aber durch die Treue ſeiner ihn überlebenden vier Geſchwiſter, zwei Brüder und zwei Schweſtern, von denen eine der letzteren Lenné's Hausſtand führte, während die anderen am Rheine lebten und durch den treuen Freundeskreis, welcher gern und oft lange in dem gaſtlichen Hauſe weilte, wurde der Kreis wieder geſchloſſen. In Potsdam, welcher Stadt er näher als jeder anderen angehörte, wußte *) Siehe: 17. Jahrg. S. 429 der hamb. Gartenztg. 99 man, daß man auf ihn in Allem, was Gutes geſchaffen, Wohlthätiges begründet werden ſollte, zählen konnte und würde es mit Schmerz geſehen haben, wenn er je daran gedacht hätte, die „Villa Lenné,“ welche er ſich in den letzten Jahren ſeines Lebens bei Coblenz am Rheine erbaute und woſelbſt er auch alljährlich längere Zeit wohnte, dauernd zu beziehen. Am 29. Juni überreichte ihm eine Deputation der Stadt Potsdam einen prächtig ausgeſtatteten Ehrenbürgerbrief. Lenné nahm hieraus Veranlaſſung durch eine von demſelben Tage datirte Urkunde, unter dem Namen der „Peter Paul⸗Stiftung“ — der Peter Paulstag war ſein Namenstag — ein Capital von 1000 dem Magiſtrate zu dem Zwecke zu übergeben, daß die Zinſen davon alljährlich an jenem Tage zu gleichen Theilen an katholiſche und an proteſtantiſche bedürftige Einwohner Potsdam's vertheilt werden ſollten, und ſo zeigte Lenné, obwohl ſelbſt ſtreng katholiſch geſinnt, daß er im Wohlthun keinen Unterſchied unter den Bedürftigen zu machen vermöge. Am Freitag, den 26. Januar, Nachmittags 3 Uhr, trug man die irdiſche Hülle Lenné's zu Grabe, und zwar in einer höchſt feierlichen, von dem ſeltenen Werthe des Verewigten noch einmal vollgültiges Zeugniß ab— legenden Weiſe. Die großen Räume des Trauerhauſes vermochten lange nicht die große Menge von Leidtragenden aller Stände und Deputationen, die von fern und nah erſchienen waren, zu faſſen und gar mancher alte Gärtner drängte ſich durch die beſternte Verſammlung, um noch einmal mit thränendem Auge die Züge des im offenen, mit umflorten Blumen und Guirlanden, Kränzen, unter denen ſich einer von Ihrer Majeſtät der Königin Wittwe Eliſabeth und einer von der Prinzeſſin Carl befand, und Palmenzweigen reich geſchmückten Sarge liegenden Vorgeſetzten zu be— trachten. Von dem langen Trauerzuge, der dem ſo überaus reich und ge— ſchmackvoll geſchmückten, von einem vierſpännigen Leichenwagen getragenen Sarge voraufging oder folgte, wollen wir hier nur hervorheben, daß die Schul— jugend und der katholiſche Verein, von Marſchällen begleitet, den Zug er— öffneten, dieſen folgten ſämmtliche königl. Gartengehülfen und Lehrlinge, dann die Zöglinge der königl. Gärtnerlehranſtalt, ſämmtliche Königs-Hof— gärtner 2c. Auf einem ſeidenen Kiffen trug der Garten-Intendantur-Rath Janke des Verſtorbenen Orden und Herr Hofgärtner G. Meyer den auf einem ſammetenen Kiſſen ruhenden goldenen Lorbeerkranz, beide Herren ge— leitet von dem Garten-Intendantur-Seeretair Koſchny und dem Bureau: Aſſiſtenten Bethge. Dieſer Lorbeerkranz, aus fünfzig Blättern, auf denen je eine Anlage Lenné's verzeichnet war, beſtehend, ſollte dem Meiſter der bildenden Gartenkunſt an ſeinem bevorſtehenden Amtsjubiläum, am 22. Febr. 1866, von den Beamten der königl. Garten-Intendantur und von ſämmtlichen Hof⸗ und Obergärtnern übecreicht werden. Hinter dem Leichenwagen, der nun folgte, ſchritten die Leidtragenden und das ganze große Trauergefolge zu Fuß, den Schluß bildeten ein Gallawagen Sr. Majeſtät des Königes und einer Ihrer Majeſtät der Königin Wittwe Eliſabeth und endlich eine lange Reihe von Trauerkutſchen. So bewegte ſich der Zug, unter dem Glockengeläute der Friedenskirche, die Glocken der Kirche, in welcher die Aſche Friedrich Wilhelm's IV. ruht, deſſen Freund ſich Lenné in der Wahrheit hatte * 100 nennen dürfen. Der ganze Weg, vom Trauerhauſe in Sansſouci bis nach dem Friedhofe zu Bornſtädt, war dicht mit Zuſchauern beſetzt. An der Grenze von Bornſtädt empfing der Prediger Preiß mit dem Ortsvorſtande die Spitze des Zuges und geleitete ihn dann zum ſtillen Friedhofe. An der Seite der voraufgegangenen Gattin hatte man Lenné das Grab gegraben und es innen mit friſchem Grün geſchmückt. — — Sein Name wird noch lange in Liebe und in Ehren genannt werden, nicht allein von ſeinen näheren Freunden, ſondern namentlich von ſeinen Standesgenoſſen. — 2 — Beobachtung über das Keimen bei einigen Phanerogamen. Wir verdanken Herrn Profeſſor A. de Candolle eine Reihe höchſt ſorgfältiger Experimente über dieſen Gegenſtand, der ihm Stoff zu einem Memoire lieferte, welches er im Auguſt vorigen Jahres der „Société helvetique des Sciences Naturelles“ zu Genf überreichte. — Der berühmte Verfaſſer der „Geographie botanique“ ſagt in der Einleitung, daß ihn zwei Gründe zu dieſen Unterſuchungen bewogen, — zunächſt, um ſeine früheren Beobachtungen über die Dauer des Keimens und die Keim— fähigkeit bei Samen aus verſchiedenen Familien wieder aufzunehmen und zu vervollſtändigen, — dann auch der Wunſch, die Wirkung der Zeit zum Erſatze für eine niedrige Temperatur und die Wirkung einer hohen Tempe— ratur, um die Dauer der zum Keimen erforderlichen Zeit zu vermindern, — auf directem Wege näher kennen zu lernen, hat er das Studium auch mehr vom wiſſenſchaftlichen Standpunkte aufgenommen; ſo dürfen ſeine er— zielten Reſultate nichts deſto weniger auch dem Manne der Praxis will— kommen ſein und laſſe ich daher einen Auszug ſeiner kleinen Schrift, „De la germination sous des degrés divers d'une temperature con- stante“ — hier folgen. Folgende waren die Familien, reſp. Genera und Species, von denen er ſich wohlgeformte und gut gereifte Samen zu verſchaffen wußte: Cruciferæ: Sinapis alba, Iberis amara, Lepidium sativum. Line: Linum usitatissimum. . Cucurbitacex: Melone Cantaloupe. . Polemoniacex: Collomia coccinea. . Ranunculacex: Nigella sativa. Sesame: Sesamum orientalis. . Leguminos&: Trifolium repens. Graminee: Zea Mais, var. précoce. Der genaue Zeitpunkt, wann das Keimen eintritt, iſt ſchwer zu beſtimmen und weichen die Meinungen verſchiedener Beobachter hierin mehr oder minder von einander ab; Herr de Candolle ſieht als erſtes Stadium dieſes Prozeſſes den Augenblick an, wo das Wurzelchen (radıcula), nad): dem die Samenhülle (spermodermis) gebrochen, zum Vorſcheine kommt. Ohne mich weiter auf die detaillirten Berichte ſeiner Verſuche, — Verſuche, O D ο 101 die mit der größten Sorgfalt und mit Anwendung höchſt genauer Wärme: meſſer (thermometre centigrade Celsius), vorgenommen wurden, — einzulaſſen, gehe ich gleich zu den ſich ihm ergebenen Schlüſſen über. In dem Abſchnitte „Nothwendigkeit eines Minimums für jede Art,“ lernen wir folgende Thatſachen kennen. Sinapis alba keimte unter 0“ und widerlegte ſo die Behauptung eines Herrn v. Seynes, der den Satz aufſtellte, daß man keine Phane— rogamen kenne, die unter O° keimten. Dr. Regel, wenn ich nicht irre, erwähnt irgendwo der Alsine (Stellaria) media und Senecio vulgaris, als ebenfalls unter dem Gefrierpunkte keimend. Lepidium sativum und Linum usitatissimum beginnen bei un⸗ gefähr 1°, 8 zu keimen. Collomia, welche nicht unter 3“ keimt, keimte bei 5“, 3. Nigella, Iberis und Trifolium, bei einer Teperatur von 5°, 3 nicht keimbar, beginnen den Keimprozeß bei 5°, 7. Zea, nicht mit 5° 7 zufrieden, keimte unter 9°. Sesamum, deſſen Samen unter 9° keine Veränderungen zeigten, keimten unter dem 13. Grade. Die Melonenſamen begnügten ſich ſelbſt nicht mit 13“ und erforderten 17° zum Keimen. Samen der Baumwollenſtaude (Gossypium herbaceum), die mindeſtens 2 Jahre alt waren und bei einer Teperatur von 18° kein Anzeichen von Leben zeigten, keimten, nachdem man den Topf, der ſie enthielt, auf einen Ofen geſtellt, deſſen Wärmegrade ſehr verſchieden waren, zuweilen aber ein Maximum von 400 erreichten. In meinen Unterſuchungen, fährt Herr Profeſſor de Candolle fort, habe ich gefunden, daß die Arten, welche zum Keimen die höchſten Minima erfordern, alle von heißen Klimaten kommen. Sie ſind deshalb in kälteren Regionen nicht anzutreffen, denn keimten ſie dort, würde der Frühling ſchon zu weit vorgeſchritten ſein, als daß ſie vor Eintritt des Winters ihre Samen zu reifen im Stande wären. — Je beträchtlicher die Weite zwiſchen Maximum und Minimum der Temperatur iſt, unter welcher die Samen einer Pflanzenart keimen, um ſo bedeutender iſt ihre geographiſche Ver— breitung, je geringer, je kleiner wird der Bezirk, in dem ſie auftreten. Eigenthümlich iſt es, daß Samen derſelben Art und deſſelben Ur— ſprunges, die auf gleiche Vollkommenheit und Reife Anſpruch machen können und zur ſelben Zeit ausgeſäet werden, oft ein ſehr unregelmäßiges, d. h. nicht gleichzeitiges Keimen zeigen, was namentlich bei Leguminoſen ziemlich häufig bemerkt wird. Unſere Folgerungen, weshalb ſich dies ſo verhält, beruhen meiſtentheils auf Hypotheſen; ſoviel dürfen wir aber mit Sicherheit feſtſtellen, daß die Samen nahe dem Maximum und namentlich dem Mi— nimum unregelmäßiger keimen, als wenn ſie die Mitte zwiſchen beiden halten. Mangel oder Auftreten von Eiweiß) in Samen und die Natur deſſelben, wenn es vorhanden iſt, hat ebenfalls höchſt wahrſcheinlich auf die *) Anmerkung. Siehe: „Ein Beitrag zur Geſchichte der Keimung“ von H. v. Mohl., bot. Zeitung 1861, No. 36. Es Gen 102 Wirkung des Wärmeſtoffes, ſei es um dieſelbe zu beſchleunigen oder zu verſpäten, einen gewiſſen Einfluß, doch hat die kleine Anzahl der ihm zu ſeinen Experimenten gebotenen Arten es Herrn Profeſſor de Candolle nicht geſtattet, dieſes klarer darzuthun, ſeine individuelle Anſicht iſt jedoch die, daß Eiweiß das Keimen verſpätet. — Nahe dem Minimum verkürzt eine geringe Erhöhung in der Temperatur das Keimen um ein beträchtliches, dagegen nahe dem Maximum wird die Intenſität der Wärme ſchädlich und verſpätet das Keimen. Nachdem der gelehrte Verfaſſer dann noch in aller Kürze die Analogie zwiſchen dem Samen und dem thieriſchen Eie, die Aehnlichkeit zwiſchen dem Keimungs- und Verbrennungsprozeſſe dargethan, geht er zum Schluſſe, der der beſonderen Natur des Keimens (nature propre de la germination) gewidmet iſt, über. Beim erſten Blicke fühlt man ſich leicht verſucht, das Keimen als etwas ganz Beſonderes, Unerklärliches anzuſehen und die Lebenskraft wird dabei mit in's Spiel gebracht. — Derartige Anſichten müſſen wir dem Poeten überlaſſen; ein aufmerkſames Studium darf uns zu dem Schluſſe bringen, daß das Keimen nur aus Erſcheinungen der Phyſik und Chemie angehörend, zuſammengeſetzt iſt. Das junge Pflänzchen am Samen kann mit einem Gefangenen im engen Kerker verglichen werden, phyſikaliſche und chemiſche Gründe machen die Wände des Gefängniſſes biegſam, durchdringlich, durchbrechen ſie, ja, ſie verwandeln ſogar dann und wann die ſich ihnen in den Weg ſtellenden Subſtanzen in flüſſige Materie als Nahrung zum weiteren Wachsthume und Gedeihen des ſomit befreiten, jungen Sprößlinges. Kew, Januar 1866. Edmund Goeze. — —— Cultur und Vermehrung der Dracæna terminalis Jacq. (Cordyline Jacquiniana var. purpurea variegata Göpp.) Vorgetragen im Vereine „Horticultur“ zu Hamburg von W. Röthel. Wenn auch allen Gärtnern die Cultur dieſer decorativen Pflanze hin— länglich bekannt ſein mag, ſo erlaube ich mir dennoch einige Worte über die Vermehrung dieſer ſehr beliebten und im Handel ſo gangbaren Dracänen— Art zu ſagen, um dadurch vielleicht Veranlaſſung zu geben, daß dieſe Pflanze eine noch immer weitere Verbreitung finden möchte. Die Vermehrung dieſer, wie der faſt gleich ſchönen Draczna ferrea L. (Cordyline Jacquini v. atrosanguinea), geſchieht am leichteſten zeitig im Frühjahre durch Stecklinge oder auch aus Wurzeln. Um jedoch Stecklinge zu erhalten, iſt es nothwendig, dem zur Vermehrung dienen ſollenden Exemplare den Kopf abzuſchneiden, den man für's Erſte als Steckling benutzt. Den übrig gebliebenen Stamm ſtellt man an den wärmſten Ort des Vermehrungshauſes, wo die an demſelben befindlichen noch ſchlafenden Augen bald austreiben werden. Nachdem die jungen Triebe 3—4 Blättchen gemacht haben, ſchneidet man dieſelben an ihrem Anſatzpunkte ab und ſteckt ſie in ein mit Sand gefülltes, recht geſchloſſenes, warmes Beet im Ver— 105 mehrungshauſe und hält ſie mäßig feucht, wo die Stecklinge dann bald Wurzeln treiben werden. Iſt man im Beſitze von älteren mehrjährigen Stämmen, ſo laſſen ſich dieſe noch vortheilhaft zur Erzeugung von Stecklingen, reſp. jungen Pflanzen, benutzen. Man ſchneidet nämlich einen ſolchen Stamm dicht über dem Topfe ab und ſpaltet ihn der Länge nach durch, legt dann die beiden Stammhälften auf ein warmes Beet auf Sand und bedeckt dieſelben leicht damit. In kurzer Zeit werden die an dieſen Stammhälften befindlichen Augen austreiben, die man dann, ſobald ſie die nöthige Stärke erreicht haben, abſchneidet und zu Stecklingen, wie oben angegeben, benutzt. Sehr vor— theilhaft iſt es, wenn man uuter jedem ſich zeigenden Auge am Stamme einen Querſchnitt macht, denn es bilden ſich dann ſehr häufig ſchon Wurzeln an dieſer Stelle. Die Vermehrung durch Wurzeln geſchieht dadurch, daß man beim Verpflanzen der Dracänen im Januar die knollenartig verdickten Wurzeln von den Ballen abnimmt, die man in 1½ Zoll lange Stücke ſchneidet und in ein Vermehrungsbeet flach in Sand legt. Die meiſten Wurzelſtücke werden junge Pflanzen austreiben und wenn dieſe bewurzelt ſind, pflanze man ſie in kleine Töpfe mit 1 Theile Haide-, 2 Theilen Moor-, 1 Theile Holzerde und 1 Theile Sand, halte das Haus, wohin man ſie geſtellt, gut feucht, was verhindert, daß ſie nicht vom Ungeziefer ſo leicht befallen werden. Haben die Pflanzen die kleinen Töpfe gut durchwurzelt, ſo ver— pflanze man ſie in 10⸗zöllige Töpfe, wobei man ihnen eine etwas kräftigere Erde giebt, bringt die Pflanzen Anfangs Mai auf ein warmes Miſtbeet, worin die Töpfe bis an den Rand in Sägeſpähne eingefüttert werden. Sobald das Miſtbeet abgekühlt, muß es von Neuem erwärmt werden, denn zu einem guten Gedeihen verlangen die Pflanzen einen warmen Boden. Die Fenſter des Miſtbeetes ſtreiche man dünn mit Kalkwaſſer an und be— ſchatte die Pflanzen außerdem noch bei ſehr heißem Sonnenſcheine durch Auflegen von Brettern, damit die Luft im Miſtbeete ſtets feucht bleibe. Bei warmer Witterung beſpritze man die Pflanzen jeden Abend mit von der Sonne erwärmtem Waſſer. Luft gebe man den jungen Pflanzen während der erſten Monate nur ſpärlich, erſt vom Auguſtmonate an kann man ihnen dieſelbe reichlicher zukommen laſſen, wo dann die Färbung der Blätter dunkler wird und die Pflanzen ſelbſt mehr abgehärtet werden. Ein böſer Feind der Dracänen ſind die Schnecken, man kann ſich aber wenigſtens vor denen, die von oben in den Vermehrungskaſten kommen, dadurch ſichern, daß man um den inneren Rand des Kaſtens einen Streifen Watte befeſtigt, über den die Schnecken nicht hinweg kriechen können. m Rn 37 Einige Bemerkungen über die Anlage einer Obſt-Baumſchule. Von M. Scheydecker. Um kräftige, geſunde, junge Obſtbäume heranzuziehen, wähle man zur Anlage einer Baumſchule einen möglichſt guten Weizenboden. Ein 3—4 F. 104 tiefer Lehmboden, mit Sand vermiſcht und etwas lettenhaltig, eignet ſich am allerbeſten zur Anzucht junger Obſtbäume, denn Bäume auf ſolchem Boden gezogen gedeihen ſpäter faſt in allen Bodenarten. Von welcher Beſchaffenheit der Boden, den man benutzen will, auch ſein mag, ſo iſt es unerläßlich nothwendig, daß man denſelben, bevor er bepflanzt wird, auf etwa 1 ½ Fuß tief rigolt, eine Tiefe, die genügt, wenn der liegenbleibende Grund dann noch umgegraben wird. Das Land zugleich mit dem Rigolen zu düngen iſt nicht anzurathen, indem das Düngen doch keine Wirkung auf die Bäume haben würde. Iſt das ganze Stück Land, welches man zu einer Baumſchule be— ſtimmt hat, rigolt, ſo wird daſſelbe geebnet und in etwa 30—40 F. breite Felder getheilt, je nachdem man zu pflanzen beabſichtigt, doch der Art, daß die Felder ihrer Länge nach von Oſten nach Weſten zu liegen kommen. Zwiſchen je zwei Feldern werfe man einen 3—4 Fuß breiten Weg aus, und ver— theile die aus den Wegen gewonnene Erde über die Felder, und zwar der Art, daß letztere nach den Kanten zu etwas Fall erhalten, mithin deren Mitte etwas höher zu liegen kommt, wodurch bezweckt wird, daß die über— flüſſige Feuchtigkeit während der Winterzeit, beſonders bei ſchwerem Boden, leichter abziehen kann. Sind die Beete nun völlig zugerichtet, ſo bepflanzt man ſie mit den Wildlingen in gerader Linie in der Richtung von Norden nach Süden, damit die Mittagsſonne zwiſchen die Reihen hindurch ſcheinen kann. Die Wildlinge pflanze man in der Reihe 1½ Fuß von einander entfernt, damit die Circulation der Luft nicht beeinträchtigt wird, man den Boden zu jeder Zeit bequem bearbeiten und beim Herausnehmen der einzelnen Bäume die Wurzeln der daneben ſtehenden Bäume nicht zu ſehr beſchädigt werden. Sind ſämmtliche Beete bepflanzt, ſo bringe man Dünger zwiſchen die einzelnen Reihen und hacke denſelben leicht unter. Durch die allmälige Verweſung des Düngers wird den Wurzeln durch die Einwirkung des Regens fortwährend neue Nahrung zugeführt und der Boden wird außerdem durch den Dünger locker, feucht und der Luft zugänglich erhalten. Während des Sommers unterlaſſe man nicht, den Boden mehrere Male vermittelſt einer Hacke aufzulockern, wodurch derſelbe bei naſſer Witterung beſſer austrocknet und bei trockenem Sommer die Feuchtigkeit leichter aufnimmt und die Luft ſtets ungehindert eindringen kann. Zur Anlage einer Baumſchule wähle man eine womöglich freie Lage, in welcher ſich die Bäume, da fie jeder Luftbewegung ausgeſetzt find, weit beſſer und ſcheller entwickeln, als in einer eingeſchloſſenen, oder ſonſt zu ſehr geſchützter Lage. Eine leichte Zaunbefriedigung iſt indeß ſehr zu empfehlen, um die jungen Bäume vor etwaigem Wilde, beſonders vor Haſen zu ſchützen, die in vielen Gegenden Deutſchland's enorme Ver— heerungen anrichten. 105 ueberſicht neuer und intereſſanter Pflanzen, abgebildet oder beſchrieben in anderen Gartenſchriften. Palumbina candida Rchb. fil. Botan. Magaz. Taf. 5546. — Syn: Oncidium candidum Lindl. — Orchidex. — Eine ſehr niedliche und intereſſante Pflanze, die vor einigen 20 Jahren zuerſt bei Herrn Loddiges blühte und von Lindley zur Gattung Oncidium gebracht wurde. In neuerer Zeit erſchien die Pflanze in der Schiller'ſchen Sammlung, und Profeſſor Reichen bach's genauen Unterſuchungen ergaben, daß ſie eine von Oncidium ganz abweichende Art iſt, und derſelbe mit ihr die Gattung Palumbina aufgeſtellt hat. Eingeführt wurde dieſe Orchidee zuerſt von Hartweg, damals noch in Dienſten der Gartenbau-Geſellſchaft in London, man hatte ſie jedoch wahrſcheinlich zu warm gehalten, denn die Pflanze ging bald wieder verloren. In einer niedrigen Temperatur gedeiht ſie da— gegen ſehr leicht und blüht lange Zeit während der Sommermonate, wovon ein ausgezeichnet ſchönes Exemplar in der Sammlung des Herrn Day den Beweis lieferte. — Es iſt eine kleine Pflanze, mit ſchmalen, flachgedrückten Pſeudo-Knollen, jede ein linienförmiges, 6 — 125zölliges Blatt tragend. Die Blüthenrispe iſt wenigblumig, aufrecht, ſchlank, mit den jungen Trieben hervorkommend, länger als die Blätter. Die Blumen ſind faſt zollgroß, von feſter Textur. Die Lippe ebenſo groß oder bei einzelnen Varietäten größer als die Tepalen, mit wenigen röthlichen Punkten gezeichnet. Thibaudia Jessice Hook. fil. Botan. Magaz. Tafel 5547. — Vaccine. — Im September v. J. gelangte dieſe herrliche Pflanze bei Herrn J. Bateman zur Blüthe, und auf deſſen Wunſch trägt ſie den Namen einer Dame, die eine große Verehrerin dieſer Pflanzengattung iſt. Obgleich es nicht mit Sicherheit angegeben werden kann, ſo ſtammt dieſe Art wohl von den Gebirgen bei Caracas. Sie wurde zuerſt von dem Etab— liſſement des Herrn Linden in Brüſſel eingeführt und verbreitet, und zwar als Th. macrophylla, von der ſie ſich jedoch weſentlich unterſcheidet. Die hauptſächlichſten Charaktere der Th. Jessic®, durch die fie ich von den ihr verwandten Arten unterſcheidet, ſind die ſehr ſchlanken Zweige, die ſonderbare, hautartige Textur der ſehr großen Blätter, die großen Blüthen und kurzen Blüthenſtengel. — Die prächtig carmoiſinrothen Blumen ſtehen zu 10—12 in kurzgeſtielten, einzelnen Blüthenrispen. Die Blumenkrone iſt ¼ Zoll lang, zwiſchen länglicher und cylindriſcher Form, nach unten mehr aufgetrieben, fleiſchig. Calceolaria hyssopifolia Humb. Bonpl. et Kth. Botan. Magaz. Taf. 5548. — Scophularinee,. — Dieſe hübſche, ſtrauchartige Art iſt eine Bewohnerin von Quito, wo ſie in einer Höhe von ca. 10,000 Fuß über der Meeresfläche vorkommt. Ihre Einführung verdankt man Herrn Iſaak Anderſon Henry in Edinburgh, der Samen dieſer Pflanze vom Profeſſor Jameſon in Quito erhielt und dem es gelang, die erzogenen Exemplare im Auguſt v. J. zur Blüthe zu bringen. Die Pflanze wird 2—4 Fuß hoch und bildet einen hübſchen Strauch. Die Blätter, faſt büſchelartig an den achſelſtändigen Nebenzeigen, ſind 106 Y—2'/, Zoll lang, länglich-linienförmig, fein geſägt, mit zurückgebogenen Rändern. Die Blumen ſind groß, blaßſchwefelgelb. Palafoxia Hookeriana Torr. et Gray. Botan. Maganz. Taf. 5549. — Syn: P. texana Hook. — Composite: Eupatoriacex. — Zuerſt blühte dieſe harte Staude in dem königl. Garten zu Kew in Jahre 1863, wo ſie aus Samen erzogen wurde, den Dr. Parry aus Neu-Mexico eingeſandt hatte. Später tauchte dieſelbe auch in anderen Gärten auf und wird bald eine noch weitere Verbreitung finden, da ſie ſich durch ihre ziemlich großen, dunkel⸗purpurrothen Blumen als Zierpflanze empfiehlt. Die Staude wird 2—4 Fuß hoch, die alternirend ſtehenden Blätter ſind 3 Zoll lang, geſtielt, lanzettlich, ſpitz, dreinervig, ganzrandig. Die Blüthenköpfe, in Doldentrauben ſtehend, ſind 1 Z. oder mehr groß, blaß- oder dunkelroth. Die ſeit mehreren Jahren in den deutſchen Gärten häufig geſehenen Palafoxia carnea, rosea und texana find nur einjährige Pflanzen und ſämmtlich weniger ſchön als die oben genannte Art. Trichopilia Turialve Rchb. fil. Botan. Magaz. Taf. 5550. — Orchidee. — Dieſe hübſche Trichopilie, von Herrn Hofgärtner H. Wend— land auf dem Vulcane Turialva in Central-Amerika entdeckt und eingeführt, blühte zuerſt im königl. Garten zu Herrenhauſen und wurde vom Profeſſor Reichenbach zuerſt in der hamburg. Gartenztg., Jahrg. 1863, S. 111, beſchrieben, worauf wir verweiſen. Dianella Tasmanica Hook. fil. Botan. Magaz. Tafel 5551, — Liliaceæ. — Eine hübſche Kalthauspflanze, deren größte Schönheit jedoch in den zahlreichen, brillant dunkelblauen Beerenfrüchten beſteht, die an ganz feinen Blüthenſtengeln gefällig herabhängen und eine Zierde eines jeden Kalthauſes ſind. Die Pflanze, die, wie ſchon der Name andeutet, aus Tasmanien ſtammt, iſt von großartigem Habitus mit 4—5 Fuß langen, rauhen Blättern, deren Ränder zurückgerollt und mit ſcharfen Zähnen beſetzt ſind, bei deren Berührung man ſich ſehr leicht verletzt. Die Blüthen— rispe iſt groß, ſchlank, veräſtelt, vielblumig. Blüthen hängend, /. groß, blaßblau. Beerenfrüchte oval, dunkelblau, / — / Zoll lang. Aubrietia deltoidea De. var. Campbellii. IIlustr. hortic. Tafel 455.— Cruciferæ. Dieſe ſehr empfehlenswerthe Varietät mit ganz dunkel— violetfarbenen Blüthen haben wir ſchon Seite 50 beſprochen. Clianthus Dampieri var. fl. albo rubro-marginato. IIlustr. hortic. Tafel 456. — Fabacee. — Dieſe reizend hübſche Varietät ſoll nach den Herren E. G. Henderſon & Sohn von Neuholland eingeführt fein. Nach den Mittheilungen des Herrn Profeſſor Lemaire iſt dieſe Pflanze nur eine Varietät der herrlichen Cl. Dampieri. Die Blumen, anftatt einfarbig brillant ſcharlachfarben und carmoiſin nuancirt, ſind rein weiß, mit ſehr hübſchem ſcharlachrothen Saume, ſo regelmäßig, wie man ihn nur malen kann. Der große ſchwarze Fleck, der ſich an der Blume der Urform findet, iſt auch bei der Varietät vorhanden, wird aber noch durch einen kleinen weißen Fleck hervorgehoben. Die Pflanze, die von den Herren Henderſon wie von Herrn A. Verſchaffelt gleichzeitig in den Handel kommt, wird jedenfalls Furore machen. . Dasylirion longifolium Zucc. Belgiq. hortic. Tafel 20—21. — 107 Syn: Yucca longifolia Karw. Roulinia Karwinskiana Brong. Dasyl. filiforme Hort. Berol. — Asparaginex. — Im botaniſchen Garten zu Lüttich blühte diefe Art im Frühjahre 1865 in größter Vollkommenheit. Der Blüthenſchaft zeigte ſich zuerſt am 18. April 1865, die erſten Blüthen entfalteten ſich vom 12. bis zum 15. Juni und hatte der ganze Blüthenſchaft in der Zeit von 20 Tagen eine Länge von ca. 1½ Metre erreicht. Alle Daſylirien gehören zu den hübſcheſten Decorationspflanzen. Die bis jetzt bekannten Arten find: D. graminifolium Zuce.; D. Acrotri- chum Zucc.; D. gracile Aciq.), serratifolium Zucc.; Hartwegianum Zucc.; junceum Zucc. und Humboldtij Kth., nebſt oben genannter Art. Euchresta japonica Hook. fil. Gartenfl. Tafel 487. — Legu- minos®. — Dieſe, weniger als Zierpflanze zu empfehlende Art, erhielt der botaniſche Garten in Petersburg durch Herrn Maximowicz, der ſie auf der Inſel Kiuſin (Japan), in den Bergen Maga und Hifofan, in Laubwaldungen auf humusreichem Boden geſammelt hat. Dieſelbe Pflanze war von Oldham bei Nagoſaki gefunden. Die weißen, in Trauben bei— ſammenſtehenden Blumen verbreiten einen ſchwachen Geruch und erſcheinen im Juli. Spiræa amurensis Maxim. Gartenfl. Taf. 489. — Spiræaceæ. — Ebenfalls eine von Herrn Maximowicz im Buraja-Gebirge am Amur entdeckte Art, die mit Spiræa opulifolia L. verwandt iſt. Es iſt ein ſchöner Bosquetſtrauch, mit weißen, in Doldentrauben beiſammenſtehenden Blumen, die einen röthlichen Anflug haben. Odonteglossum Dawsonianum Rchb. fil. in Gardener's Chronicle No. 52, 1865. — Orchidee. — Dieſe ſehr hübſche Pflanze erhielten die Herren Low & Co. von ihrem Reiſenden und Sammler aus Mexico, die Profeſſor Reichenbach O0. Dawsonianum, zu Ehren eines eifrigen Pflanzenſammlers, Herrn J. Dawſon zu Meadow Bank bei Glasgow, benannte. Cymbidium Hookerianum Rchb. fil. in Gardener's Chronicle No. 1, 1866. — Orchidee. — Eine prächtige Art, im Habitus von Cym- bidium giganteum, aber mit größeren Blumen von apfelgrüner Farbe; die Lippe und Säule ſind weißlich, mit zahlreichen purpurnen Flecken ge— zeichnet. Die Zartheit der Farben iſt prachtvoll. Eucodonopsis nægelioides Hort. Van Houtte. Flore des serres. Tafel 1608. — Gesneriacem. — Eine ſehr hübſche Hybride, die durch Befruchtung der Eucodonia Ehrenbergii Hanst. et Kl. (Scheeria la- nata Hook. Mandirola lanata Planch.) mit der Negelia zebrina splendens entſtanden ift, mit der die Blumen unſerer Hybride einige Aehnlichkeit haben, aber nicht in der Form, ſondern in Bezug auf ihr brillantes Colorit; die Blätter gleichen denen der Eucodonia Ehrenbergii. Es iſt jedenfalls eine koſtbare Acquſition, von gefälligem Habitus, mit ſchönen Blättern und Blumen in Form einer Gloxinienblume, aber von ganz neuer Färbung. | Aucuba japonica L. fœmina. Flore des serres Tafel 1609. — Cornacex. Auf oben genannter Tafel giebt die flore des serres eine gute Abbildung der mehrmals von uns ſchon früher ausführlich beſprochenen 108 weiblichen Pflanze der Aucuba japonica mit ganz grünen Blättern. Wir verweiſen dieſerhalb auf unſere früheren Mittheilungen über dieſe ſchöne Pflanze. | Die Tafeln 1610 — 1617 der Flore des serres enthalten die Ab— bildungen von 16 verſchiedenen, ſehr ſchönen Amaryllis- (Hippeastrum) Varietäten, die durch Befruchtung reiner, aus Braſilien und Peru importirter Arten im Etabliſſement van Houte erzogen worden ſind, worauf wir die Freunde dieſer Zierpflanzen, da ſie wirklich ſchön ſind hiermit aufmerkſam machen. Die Tafeln 1618 —1623 dagegen bringen die Abbildungen von drei neuen Hybriden der Azalea indica, nämlich: Azalea indica punctulata, $ 5 9 variegata, 7 3 3 omnicolor. Es find dieſe drei Azaleen jedoch keine neue, die aus Samen erzogen worden ſind, ſondern ſolche Formen, die ſich an den Zweigen als verſchieden von den übrigen Blumen am Stamme erzeugt haben. Sie zeichnen ſich ſämmtlich durch Vollkommenheit und durch prächtige Färbung ihrer Blumen aus. — — Odontoglossum Pescatorei Lind. Flore des serres Taf. 1624. — Orchideæ. — Bekanntlich eine der lieblichſten Orchideen, welche von den Herren Funck und Linden bereits im Jahre 1849 in der Provinz Pamplona und Ocana in Neu-Granada entdeckt und von ihnen eingeführt worden iſt. Wir haben ſchon früher über dieſe Art ausführlich berichtet und dieſelbe den Orchideenfreunden empfohlen. Rosa bourbenica Madame Josephine Guyet. Flore des serres Taf. 1625. — Eine Roſe des Herrn Touvais, von ganz regelmäßigem Blumenbaue und von lebhaft dunkel- ſcharlachrother Färbung. Clianthus Dampieri fl. albo rubro-marginato. Flore des serres Tafel 1626. — Seite 106 haben wir bereits dieſe ausgezeichnet ſchöne Varietät nach der Abbildung in der Illustr. hortic. beſprochen. Von England aus (E. & G. Henderſon, Catalog 1865) iſt dieſe Pflanze als Cl. Dampieri marginata elegans in den Handel gegeben worden. So: wohl Samen wie Pflanzen von dieſem Clianthus finden wir auch in den Catalogen der erſten deutſchen Handelsgärtnereien offerirt, ſo daß wohl Ausſicht vorhanden iſt, dieſe Prachtblume bald in den Gärten lebend und blühend zu ſehen. Lilium Thunbergianum aureu mnigro-maculatum, Flore des serres Tafel 1627. — Liliaceæ. — Der lange Name dieſer Varietät ſcheint unſerer Anſicht nach das Beſte derſelben zu ſein. Mag die feuergelbe Blume durch einen mehr goldgelblichen Schein und die Blüthenhüllblätter etwas mehr ſchwarze Flecke haben, ſo ſcheint uns dieſe Variation doch zu unſcheinend, um die Pflanze als etwas ganz beſonderes Schönes empfehlen zu können. Clematis Jackmani und Jackm anirubro-violacea. Flore des serres Taf, 1628—51. — Die Clematis Jakmani hat ſich als eine prachtvolle Blume nicht nur ſchnell überall Eingang verſchafft, ſondern ſie wird noch 109 ſtark nachgeſucht von denen, die fie noch nicht beſitzen, denn fie ift un: ſtreitig die ſchönſte aller bisher bekannten Clematis. Faſt von gleicher Schönheit iſt die oben genannte Varietät, dieſelbe hat etwas kleinere Blumen und eine mehr röthlich-violete Färbung. Van Houtte giebt in der Flore des serres eine Zuſammenſtellung der beſten in Cultur vorhandenen Clematis-Arten und Varietäten, die wir hier folgen laſſen: 1. Staudige Arten mit aufrechtſtehenden, nicht rankenden Stengeln. Clematis integrifolia L., mit großen, ſchönen blauen Blumen. tubulosa Turez. (mongolica), eine harte, 2—3 F. hoch wachſende Staude, Blumen blau. erecta L., 3—4 F. hoch wachſend, Blumen weiß, in Trauben. 5 „ flore pleno, etwa 4 Fuß hoch werdend, Blumen weiß, meiſt gefüllt. 1 „ huybrida, wie die vorige vom Gärtner Herrn Victor Lemoine gezüchtet. Eine Hybride zwiſchen CI. integrifolia und erecta. Die in Rispen ſtehenden Blumen ind dunkelviolet, mit gelben Staubfäden. 2. Arten mit rankenden Stengeln. Clematis Vitalba L., mit gelblich weißen Blumen, ſehr hoch auf— ſteigend und ſich vermittelſt der Blattſtiele, welche ſich um die ihnen nahe kommenden Gegenſtände wickeln, feſthaltend. Cl. flammula L., CI. fragans L., mit Rispen weißer Blumen, die einen angenehmen Duft verbreiten. Cl. Viticella L. und V. fl. pleno, deren Blumen in der Farbe von rein blau in röthlich blau variiren. Durch Befruchtung dieſer Art mit Cl. lanuginosa find herrliche Varietäten entſtanden. Cl. Hendersoni venosa (Flore des serres XIII, S. 137), eine ſehr ſchöne Varietät der Vorhergehenden. Cl. florida fl. pl., mit großen weißen, ſehr gefüllten Blumen. Cl. florida Sieboldi (Cl. bicolor). Eine allgemein bekannte und beliebte Art, die mit einfachen wie mit gefüllten blauen Blumen vorkommt. Schon 1776 wurde dieſe Art von Thunberg in Japan, wo ſie heimiſch iſt, gefunden, aber nicht eingeführt; erſt 1829 ſah man ſie zuerſt im bot. Garten zu Gent mit Cl. coerulea. Cl. patens (C. azurea grandiflora), mit großen, hellblauen Blumen. 5 „ var. Amalia (Flore des serres X, S. 203). Hamb. Gartenztg. 12, S. 114. 5 } „ amethystina (Lemaire). > b „ atropurpurea (Lemaire). Hamburg. Gartenztg. 16, S. 546. 5 5 „ candidissima pl. (Lemaire), mittelgroße Blume, gefüllt, aber ſchöner als die von C. monstrosa. 5 35 „ Helena (Flore des serres XI, S. 85). Hamb. Gartenztg. 12, 416. A 5 „ Louisa (Flore des serres X, S. 205). Hamb. Gartenztg. 12, S. 114. 110 Cl. patens var. Louisa fl. pl. (Simon Louis) 3 6 „ monstrosa (Flore des serres IX, S. 265). Hamb. Gartenztg. 14, S. 33. > 2 „ Sophia (Flore des serres VIII, S. 279). Hamb. Gartenztg. 15, 508. 5 6 8 „ fl. pleno (Lemaire). „ lanuginosa (Flore des serres VIII, S. 165), Hamburger Gartenztg. 8, S. 541. 5 5 pallida (Flore des serres XI, S. 207). N nivea (Lemoine) mit großen Blumen, wie die von Cl. lanuginosa, aber rein ſchneeweiß, Staubfäden goldgelb. Cl. hybrida Jackmani und Jack. rubro-violacea, zwei der herrlichſten Formen von Herrn Georg Jackman in Woking, erſtere durch Befruchtung der C. lanuginosa mit C. Viticella Hendersoni und letztere durch Befruchtung der G. lanuginosa mit C. Viticella atro- rubens erzogen. Pardanthus chinensis Ker. Flore des serres Taf. 1632. — Syn: Moræa chinensis — Iridee. — Eine bekannte, ziemlich allgemein ver: breitete Art, die bei uns in einem Kalthauſe leicht zu cultiviren iſt. Die Blumen, die ſehr zahlreich an einem allgemeinen Blüthenſchafte erſcheinen, ſind 2 Zoll im Durchmeſſer, brillant carmoiſinfarben und purpurn gefleckt. Dendrobium formosum giganteum. Flore des serres Taf. 1653 —54. — Orchideæ. — Eine der ſchönſten Formen, der an ſich ſchon ſo herrlichen Art, deren Einführung wir zuerſt Herrn Low zu danken haben. Camellia japonica L. var. variegata. Seem. Journ. of Botany 1864 Tafel 52. — Wir machten die Leſer der Gartenzeitung auf dieſe neue Erſcheinung bereits im 1. Hefte aufmerkſam, heute ſind wir im Stande, noch etwas Näheres über dieſe hübſche Pflanze aus Seemann's Journ. of Botany, worin dieſelbe abgebildet und beſchrieben iſt, nach— zutragen. Es iſt dieſe Camellie die Urform, mit einfachen rothen Blumen und permanent gelblichweiß gerandeten Blättern, die von Herrn Fortune bei Herrn W. Bull aus China eingeführt worden iſt und bei Letzterem bereits geblüht hat. Sie iſt eine hübſche Erſcheinung, in Folge der regel— mäßig variirten Blätter, mit denen die hellroſa Blüthen gut contraſtiren. Oneidium bicallosum Lindl. Orchidee. — IIlustr. horticole Tafel 458. — Urſprünglich wurde dieſe ſchöne Oncidium-Art von Skinner in Guatemala entdeckt, ſpäter von Hartweg in Mexico. Eine Abbildung davon brachte das Bot. Reg. bereits im Jahre 1843 auf Tafel 12 und das Bot. Magaz. auf Tafel 4148 (1845). Sir W. Hooker hält das O. bicallosum für eine Varietät des O. Cavendish- ıanum Batem. 3 dem ſich noch Reichenbach und Lemaire anſchließen, halten dieſe Pflanze für eine diftinete Art, die allen Orchideen— freunden wegen ihren hübſchen großen Blumen und langen Blüthezeit im Winter beſtens zu empfehlen iſt. Lilium formesum Lem. IIlustr. hortic. Tafel 459. — Liliace». — Herr Profeſſor Lemaire bezeichnet dieſe Pflanze mit ???, da es ſehr ſchwer zu ſagen iſt, ob ſie eine reine Art, eine Varietät oder eine Hybride — ͤ — — 111 iſt. Sie paßt zu keiner der bekannten Arten ihrer Categorie und dennoch gleicht ſie den meiſten derſelben ſo ſehr, daß ſie ſich botaniſch kaum von ihnen unterſcheiden läßt, wie z. B. von L. bulbiferum, croceum, fulgens, atrosanguineum, Thunbergianum. Mag ſie nun eine reine Art oder eine Varietät ſein, was mit Gewißheit noch nicht feſtgeſtellt werden kann, jedenfalls iſt ſie eine zu empfehlende Pflanze, die Herr Amb. Verſchaffelt in Gent aus Japan importirt hat und die ſich durch ihre großen dunkel— orangenrothen Blumen auszeichnet. Camellia jap. Comtesse Pasolini Hort. italior. IIlustr. hortic. Tafel 461. — Eine gefällige und diſtincte Varietät, ſich durch die Form und das Co lorit ihrer Blumen, wie auch durch die Blätter, auszeichnend. Sie wurde von Herrn Antonelli in Genua gezüchtet und befindet ſich bereits drei Jahre im Beſitze von Herrn Amb. Verſchaffelt in Gent. Die ganz regelmäßig gebauten Blumen ſind von einer zarten roſa Färbung, nach den Rändern der Blumenblätter in weiß verlaufend. Camellia jap. planipetala. Flore des serres Tafel 1635. — Es iſt dies eine ältere, aber ebenfalls eine ſehr empfehlenswerthe Form, mit rein weißen Blumen. Phalænopsis Lüddemanniana Rchb. fil. Flore des serres Taf. 1636. — Orchidee. — Dieſe reizende Art, von der die Flore des serres ſoeben eine Abbildung bringt, haben wir bereits im vorigen Jahrgange, S. 470, der hamburg. Gartenztg. ausführlich beſprochen, worauf wir zu verweiſen uns erlauben. Schizestylis coceinea Backh. et Harv. Flore des serres Taf. 1637. — Jridacex. — Eine ſehr brillant dunkelroth blühende Liliacee, die wir auch ſchon früher (Jahrg. 1864, S. 127) ausführlich beſprochen haben und die bereits auch in faſt allen illuſtrirten Gartenſchriften abgebildet worden iſt. Gesneria (Negelia) hyb. Sceptre cerise V. Houtte. Flore des serres Taf. 1638 — 1639. — Es iſt dieſe Hybride wohl eine der ſchönſten unter den bekannten dieſer Art. Dieſelbe bildet mit ihrem Blüthen— ſtande eine Pyramide von einigen Fuß Höhe, die Blumen ſind carmin— farben, goldgelb punktirt, gezeichnet und die prächtigen Blätter dicht mit dunkel⸗braunrothen Härchen bekleidet, die einen carmoiſinfarbenen Schein haben. Eine ſehr empfehlenswerthe Pflanze. Rosa Thea Marechal Niel. Flore des serres Tafel 1640—41. — Nach der Abbildung in der Flore des serres und nach den Ausſagen des Herrn van Houtte iſt dieſe Roſe die Königin unter den gelben Roſen, die wir Herrn Pradel jun. in Montauban verdanken. Bambusa aureo-striata Rgl. Gartenfl. Tafel 490 Figur 3 und A. — Bambusaceæ. — Dieſe niedliche Art wurde von Herrn Maximowicz aus Japan, woſelbſt er ſie nur in den Gärten cultivirt ſah, in den bot. Garten zu Petersburg eingeführt, und bildet dieſelbe das Gegenſtück zu der ſilberweiß geſtreiften B. Fortunei var. variegata der Gärten. Sie gehört zu den ausgezeichnetſten Neuigkeiten Japan's, bildet einen kleinen, 1—2 Fuß hohen, dicht veräſtelten Buſch. Zwiſchen den Trieben mit mehr gelb geſtreiften Blättern, finden ſich andere, mit Blättern von grüner Farbe mit mehr einzelnen ſcharfen Goldſtreifen. — Die Pflanze gedeiht, 112 wie die bekannte B. Fortunei, in einem Kalthauſe von 5—8“ R. und im Sommer in einem kalten, offenen Kaſten am beſten. Bambusa argenteo-striata Rgl. Gartenfl. Tafel 490, Figur 6. — Bambusacex. — Es iſt dies eine andere ſchöne Bambusa, von der die Gartenflora eine Abbildung giebt, mit ſilberfarben geſtreiften Blättern. Dieſelbe unterſcheidet ſich von der bekannten B. Fortunei fol. niveo-va- riegata nur durch kahle, am Rande und an dem Nerv nicht behaarte Blätter, ſowie durch höhere, 4—5 Fuß hohe Stengel, welche die Dicke von ſtarken Schwanenfedern erreichen. Die B. argenteo-striata wurde von Herrn Maximowicz aus Japan in den kaiſerl. botan. Garten in Petersburg eingeführt und macht ſie der bereits vielfältig verbreiteten, ſo hübſchen B. Fortunei den Rang ſtreitig, denn ſie verbindet mit gleicher Schönheit der Blätter, mit gleich dichtem Wuchſe, die Eigenſchaft, anſehnliche, mehrere Fuß hohe Exemplare zu bilden. Auch die Japaneſen ſchätzen dieſe Pflanze ſehr. Hoffentlich finden dieſe beiden hübſchen Pflanzen recht bald ihren Weg in andere Gärten und ſomit eine allgemeine Verbreitung. Ardisia hortorum Maxim. Gartenfl. Tafel 491. — Myrsineæ. — Dieſe Art wurde gleichfalls von Herrn Maximowicz aus Japan's Gärten lebend in den bot. Garten zu Petersburg eingeführt. Sie iſt nahe verwandt mit der in deutſchen Gärten verbreiteten A. crispa De., unter: ſcheidet ſich aber durch ſchmalere Blätter, die ganzrandig und am Rande ringsum eine Reihe erhabener Punkte tragen, die dem Blatte das Anſehen geben, als jet ſolches gekerbt. Ueber A. crispa A. De. bemerkt Dr. Regel, daß ſolche indentiſch ſei mit der in unſeren Gärten als A. crenulata verbreiteten Pflanze. Loddiges bildet Tafel 553 des Bot. Cab. die gleiche Pflanze als A. crenulata ab, die Pflanze, welche Ventenat aber früher beſchrieb, iſt jedoch ganz verſchieden. Der botan. Garten zu Hamburg cultivirt beide hier genannte Arten, nämlich: die als A. crenulata Vent. in allen Gärten viel verbreitete und wegen ihrer hübſchen rothen Beeren (von der man jetzt bekanntlich auch eine Varietät mit weißen Früchten hat) allbeliebte Pflanze. Dieſelbe iſt abgebildet in Bot. Reg., Tafel 533 (nicht 553 wie in der Gartenflora angegeben) als A. lentiginosa und als Synonyme hinzugefügt: A. crenata (Bot. Magaz. 1950) und crenulata De. nicht Vent. Dieſe Art wäre nun nach Regel's Angabe die A. crispa De. Unſere hier im Garten befindliche Pflanze, die wir als crispa De. 3 longifolia erhalten haben, iſt jedoch keineswegs identiſch mit der eben genannten, ſondern identiſch mit der, in der Gartenflora Taf. 491 abgegebildeten A. hortorum. Die von Loddiges a. a. O. Taf. 2 (nicht wie in der Gartenflora Taf. 553 angegeben) abgebildete Pflanze iſt doch wohl jedenfalls die in den Gärten als A. crenulata bekannte Pflanze und nicht A. crispa, von der wir gern zugeben, daß ſie von der, von Ventenat beſchriebenen, verſchieden ſein mag. Gewiß iſt aber, daß die in den deutſchen Gärten befindliche A. crispa Hort. die A. hortorum Maxim. ijt — 2 — 2 —— 113 Pflanzenphyſiologiſches. Der Unterzeichnete darf wohl annehmen, daß alle wichtigen Beob— achtungen, die auf dem Gebiete der Pflanzenphyſiologie gemacht werden, auch für den einen oder anderen Leſer der Gartenzeitung von Intereſſe ſein werden, deshalb ſteht derſelbe auch nicht an, im Nachſtehenden eine Beobachtung mitzutheilen, die Herr Duchartre im vorigen Sommer ge— macht und worüber derſelbe einen Vortrag im Inſtitute zu Paris gehalten hat, welcher ſich in einer der letzten Nummen der Zeitſchrift „Jinstitut universel des Sciences et des sociétés savantes“ abgedruckt findet. Herr Duchartre wollte erfahren, „welche Einwirkung das Licht auf das Vermögen der Schlingpflanzen ſich um Gegen: ſtände zu winden ausübt.“ Zum Gegenſtande ſeiner Verſuche war vorzugsweiſe die Dioscorea Batatas ausgewählt, die, ihre Nahrung aus der Wurzeknolle ſchöpfend, in völliger Dunkelheit mehrere Monate zu vegetiren im Stande iſt, während andere Gewächſe bald abſterben. Er pflanzte mehrere Exemplare dieſer Pflanze in große Töpfe und ſtellte die— ſelben auf einige Zeit abwechſelnd in einen ganz dunklen Kellerraum, dann wieder in den Garten, ſo daß die Pflanzen bald der Einwirkung des Lichtes, bald der der Finſterniß ausgeſetzt waren. Herr D. bemerkte, daß die Pflanzen nur das Vermögen hatten ſich um die ihnen beigeſteckten Stäbe zu winden, ſobald ſie dem Tageslichte ausgeſetzt waren. Sobald ſie jedoch in den dunklen Keller zurückgebracht worden waren und der Einwirkung des Lichtes en tbehrten, verloren fie ſehr bald die Fähigkeit ſich zu winden, obſchon man durch künſtliches Anheften ihnen zu Hülfe kam; die Triebe ſtiegen in gerader Richtung aufwärts ohne die geringſte Neigung zum Winden zu zeigen. Einige Exemplare, die während mehrerer Wochen im Dunkeln gehalten waren, haben über 6 Fuß lange Triebe gemacht, die, ohne ſich anzuhalten in gerader Richtung aufwärts ſtiegen. Bei anderen Exemplaren, die abwechſelnd dem Tageslichte und der Dunkelheit ausgeſetzt waren, zeigten die Triebe bald eine windende, bald eine aufrechtſteigende Neigung, je nachdem ſie hell oder dunkel ſtanden, und Pflanzen, die fortwährend dem Lichte ausgeſetzt waren, zeigten ſtets eine windende Eigenſchaft. Das Licht ſcheint demnach unerläßlich nöthig zu ſein, wenn dieſe Pflanze ihre windende Eigenſchaft behalten ſoll. Verſuche, die Herr D. mit einer Mandevillea suaveolens (einer Apocyneæ) anſtellte, haben ergeben, daß dieſe Pflanze, der völligen Duneklheit ausgeſetzt, zu wachſen aufhörte und bald gänzlich abſtarb. Er ſtellte daher ein anderes Exemplar dieſer Art ſo im Garten auf, daß es zum größten Theile leicht beſchattet war und dem Tageslichte ausgeſetzt blieb, während der obere Theil der Pflanze in einem an beiden Enden geſchloſſenen Rohre von Zink, ſomit in völliger Dunkelheit, gehalten wurde. Die in dieſem Rohre befindlichen Triebe hatten unter der Einwirkung der Dunkelheit ſich zu winden aufgehört, ſie fingen jedoch gleich wieder an ſich zu winden, ſobald das Zinkrohr von ihnen abgenommen und ſie der Einwirkung des Lichtes ausgeſetzt wurden. Der Einfluß des Lichtes iſt demnach für die Hamburger Garten und Blumenzeitung. Band XXII. | A 114 Mandevillea suaveolens, wie für die Dioscorea Batatas unerläßlich nöthig, wenn ihre Stengel ſich um einen ihnen beigegebenen Gegenſtand winden ſollen. — Ob dieſe beiden ganz zufällig gewählten Pflanzen nun die Einzigen ſind, welche das Tageslicht nöthig haben, um ihre windende Eigenſchaft zu zeigen, müſſen Beobachtungen mit anderen Schlingpflanzen erſt lehren. | Dieſe oben angeführten Beiſpiele ſtehen jedoch im Widerſpruche mit den Angaben anderer Pflanzenphyſiologen, welche nach der Behauptung v. Mohl's und nach Palm's Anſicht anführen, daß das Licht ohne Wirkung auf die gedachte Erſcheinung beider Schlingpflanzen ſei. Dies trifft allerdings zu bei den Bohnen und bei Ipomea purpurea, wie dies neuerlichſt von v. Mohl und Anderen beobachtet worden iſt und bezüglich der Ipomaa auch von Duchartre, nach angeſtellten Verſuchen in dunklen geſchloſſenen Zinkröhren. b Duchartre unterſcheidet demnach unter den Pflanzen mit windenden Stengeln zwei völlig verſchiedene Categorien, nämlich je nachdem ihr Windungs vermögen durch das Tageslicht bedingt oder davon gänzlich unabhängig iſt. Wien, im Januar 1866. James Farmer. — — ————ů— Verſuch zu einer ſyſtematiſchen Ordnung der Agaveen. 2297 Vom General-Lieutenant G. A. von Jacobi. (Fortſetzung). 12a. Agave grandidentata. Hort. Belg. Seit einigen Jahren kommen in den belgiſchen Gärten aus Samen gewonnene Pflanzen vor, welche allgemein den obenſtehenden Namen führen. Wer den Samen zu denſelben eingeführt und woher derſelbe ſtammt, haben wir bisher nicht zu ermitteln vermocht, ebenſo wenig, wer dieſer Pflanze den Namen beigelegt hat.“) Obſchon nun die größten der aus dieſen Samen gewonnenen Pflanzen ihre volle Entwickelung noch nicht erlangt haben, ſo tragen dieſelben doch bereits einen ſo entſchiedenen Charakter, daß wir zu der Vermuthung be— rechtigt zu ſein glauben, in ihnen eine bisher noch nicht beſchriebene Art zu erblicken. Ob die fernere Entwickelung dieſer Art den Namen recht— fertigen wird, der ihr beigelegt worden iſt, vermögen wir nicht zu ent— ſcheiden, bemerken aber, daß bei den bisher entwickeltſten Exemplaren die Beſtachelung keineswegs einen ſo hervorragenden Charakter trägt, um dieſe ) Anmerk. Wir erlauben uns hierzu zu bemerken, daß der botaniſche Garten zu Hamburg Samen von dieſer Pflanze vor einigen Jahren aus Paris er⸗ halten hat, der von Roezl eingeführt worden iſt, mit der Bezeichnung Littæa grandidentata Roezl. Eine ziemliche Anzahl Pflanzen wurde aus dieſen Samen erzogen, die vom hieſigen Garten bis auf einige wenige Exemplare an andere Gärten, mit der Bezeichnung Littæa (Agave) grandidentata, ab- gegeben worden ſind. Ed. Otto. 115 Benennung zu rechtfertigen. Derſelbe kommt dem der A. heteracantha und der großſtacheligen A. univittata ſehr nahe, ſteht aber was das Größenverhältniß der Zähne zu der Blattmaſſe anlangt, mehreren anderen Arten, und zwar A. potatorum, crenata, cinerascens und Kochii un: bedingt nach. Dagegen beſitzt dieſe Art, wenigſtens in dem jetzigen Stadium ihrer Entwickelung, eine andere Eigenthümlichkeit, derzufolge der Name A. fragilis als ein bei Weitem mehr gerechtfertigter erſcheint. Die verhältniß— mäßig kurzen, ſehr fleiſchigen und dicken Blätter ſind ſo ſpröde wie Glas, und brechen bei dem geringſten Stoß von der Seite oder durch Druck von oben in ihrer Querrichtung ſenkrecht ab. Sie zeigen daher auch faſt gar keine Faſerbildung; nur einzelne ſchwache, ziemlich entfernt ſtehende, leicht zerreißbare Faſern durchziehen das Blatt. Bei keiner der uns bekannten Formen der ganzrandigen Agaven, zu welchen unſtreitig dieſe Art gezählt werden muß, kommt eine fleiſchige, faſerloſe und daher leicht zerbrechliche Blattconſiſtenz vor. Der Habitus der verhältnißmäßig noch jungen Pflanzen, ſie mögen etwa 6 — 7 Jahre alt fein, deutet in mancher Hinſicht auf eine nahe Ver: wandtſchaft mit A. horrida, doch iſt bei dieſer die Blattconſiſtenz einmal eine feſte und ſtarre, andererſeits bildet dieſelbe entſchieden einen Stamm, mit einer langen Blattkrone, während A. grandidentata eine niedrige Roſettenform hat. Dieſes ſind die Gründe, welche uns veranlaſſen, die A. grandidentata, wenigſtens für jetzt noch, für eine eigene gute Art zu halten. Wenn nun auch gleich die bisher vorhandenen Pflanzen noch nicht ſo weit ausgebildet ſind, um eine endgültige Diagnoſe aufſtellen zu können, ſo wollen wir doch nachſtehend eine dergleichen nach dem gegenwärtigen Entwickelungsſtadium der Pflanze geben, auch zugleich alle Kenner und Liebhaber der Agaveen hiermit auffordern, uns über weiter entwickelte Pflanzen dieſer Art eingehende Mittheilungen zugehen zu laſſen. A. acaulis Kosulete; foliis brevibus crassis fragillimis lance- olatis basin versus paulum angustatis apice in spinam validam semicanaliculatam subflexuosam excurrentibus, supra basin versus convexis demum plano-concavis apice subcanaliculatis, subtus carinato-convexis, obscure viridibus glaberrimis nitidis, dorso interdum glaucescentibus et tunc ibique asperulis, rosu- latim ubique patentibus apice incurvulis, margine lignoso varie crenato dentato; dentibus directione ac magnitudine variis junioribus cinereo-castaneis senioribus albido-cinereis. Nob. Blätter 4½ — 5 Z. lang, in der Mitte und in der Baſis 1¼ 8. breit, dazwiſchen auf ¼ Zoll verſchmälert, lanzettlich, kurz gedrungen, ſehr dick, fleiſchig an der Baſis 7—8 Linien dick; auf der Oberſeite von der Baſis aufwärts breit⸗kielartig gewölbt, dann flach ausgehöhlt und gegen den Gipfel hin gerinnt, in einen ſtarken, etwas gewundenen, halb enggerinnten, ſpitzen Endſtachel, deſſen holzige Baſis ſich auf der Rückſeite mitunter zungenartig in die Blattfläche verlängert, auslaufend, Unterſeite kielartig gewölbt; Blattrichtung roſettenartig, gerade, abſtehend, mit etwas einge— bogener Spitze. Blattfarbe ein glänzendes, intenſives Dunkelgrün, mit: unter auf der Rückſeite etwas graugrün und dann daſelbſt rauh. Blatt⸗ 8* 116 ränder hier und da ſcharf gekerbt, holzig, in der Jugend aſchfarbig— kaſtanienbraun, im Alter hellaſchfarbig, mit gleichfarbigen Zähnen beſetzt, Zähne ſehr unregelmäßig, in Form, Größe und Stellung ſehr verſchieden, platt zuſammengedrückt, ziemlich genähert, auf deltaförmiger Baſis hin und her gebogen, mit bald nach oben bald nach unten gebogener oder hakig gekrümmter Spitze. 5 Die Pflanzen haben bis jetzt 8—9 Zoll Durchmeſſer bei 4 Zoll Höhe. 13. Agave xylacantha.*) 80% Auch in dieſer Art haben wir eine Menge verſchiedener Varietäten gefunden, und unter dieſen die am meiſten entwickelten Pflanzen in der reichhaltigen Sammlung des Herrn Maigret in Mons. Die unterſten Blätter dieſer Pflanzen erreichten eine Länge von 2½ Fuß, hingen ganz über den Rand des Kübels hinab und waren in weit gewundener Schraubenlinie gedreht. Von Baron Kerchove haben wir den vertrockneten Blüthenſchaft einer Pflanze erhalten, welche bei ihm geblüht hat. Zur Ergänzung der Beſchreibung des Fürſten Salm von dem Blüthenſtande dieſer Art, welche wir im 12. Hefte dieſer Zeitſchrift, Jahrg. 1864, S. 547 und 548 mit⸗ getheilt haben, geben wir Nachſtehendes: | Die Pflanze, deren Blüthe Fürſt Salm beſchreibt, ſcheint entweder ein kleineres, nicht zur vollen Entwickelung gelangtes Exemplar oder aber eine kleinere Varietät geweſen zu ſein, wofern nicht etwa zwei verſchiedene, in ihrem äußeren Habitus auffallend ähnliche Arten vorliegen ſollten. Leider haben uns gar keine Blüthen der Pflanze vorgelegen, deren ver— trockneten Schaft wir beſitzen, und können daher unſeren Vergleich nur auf die Structur des Blüthenſchaftes ausdehnen. Der Fürſt Salm bezeichnet den Schaft als ſchlank (gracilis), von nur 9 Linien Stärke an deſſen Baſis, bei einer Höhe 5— 6 F. Unſerem Schafte können wir bei einem unteren Durch⸗ meſſer von 1⅝ Zoll und einer Geſammtlänge von 9 F. dieſe Bezeichnung nicht beilegen, ſondern müſſen ihn vielmehr kräftig (robustus) nennen. Die abſolute Erhebung über ſeine Baſis beträgt allerdings auch nur 5—6 Fuß, da ſich der obere Theil der Rispe wieder abwärts biegt. Der Schaft biegt ſich ſchon in ſeinem unteren Theile ſeitwärts und hängt in der oberen Hälfte ganz nach einer Seite mit nach der Erde gerichteter Spitze über, iſt alſo cernuus. Dem entſprechend nimmt er auch noch nach oben zu an Stärke bedeutend ab, ſo daß er am unterſten Theile der Blüthenrispe nur noch 10 L. und an der Spitze derſelben nur 2— 3 L. dick iſt. Den Blüthenſtand bezeichnet der Fürſt als traubenförmig (flores in racemum laxum dispositi). Hiernach müßte man eine weitläufige Stellung der Blüthen in der Traube annehmen. Der Blüthenſtand unſeres Schaftes iſt aber weder traubenförmig noch weitläufig geſtellt, ſondern eine ährenförmige, ziemlich gedrängte Rispe, mit vielblumigen, doldenförmigen Aeſten (panicula spiciformis ramis subconfertis umbellato-multi- flores). Die Blüthenäſte umgeben den Schaft in doppelter, häufig unterbrochener, unregelmäßiger, von links nach rechts gewundener Spirale. ) Wir nehmen dieſe Schreibart als die jedenfalls etymologiſch richtigere an. 117 Die 2½ L. langen, 1 ½ L. ſtarken Aeſte tragen 4 — 5 ganz kurze, nur 5 L. lange Aeſtchen zweiter Ordnung, reſp. Blüthenſtiele, welche ſich an ihrem Gipfel tellerartig erweitern. Die am unteren Theil edes Schaftes 4½ Z. langen Bracteen, mit zollbreiter Baſis, nehmen nach oben zu allmälig an dänge und Breite ab, fo daß fie in dem oberſten Theile der Rispe nur noch kaum zolllang und rein fadenförmig erſcheinen. Die Unterſten ſind auch mit einem ausgebildeten, hornigen Endſtachel verſehen, der ſich erſt im unteren Theile der Rispe verliert. Die Conſiſtenz des Schaftes iſt eine durchaus markige, und im Inneren überwiegt das Zellgewebe das Gefäß- und Faſerſyſtem. Nur die ver— hältnißmäßig dünne, äußere Rinde hat eine feſtere Conſiſtenz, weshalb der an ſeiner Baſis verhältnißmäßig dicke und lange Schaft ſehr leicht iſt. Die Widerſprüche, welche in den Angaben des Fürſten unſeren Beobachtungen gegenüber liegen, vermögen wir uns, wie bereits erwähnt, nicht anders zu erklären, als daß das Exemplar, welches ſeinerzeit auf der Dyck geblüht hat, ein verkümmertes, nur unvollſtändig entwickeltes geweſen iſt, welches daher dann auch nur einen unvollſtändig entwickelten Blüthenſtand hervor— gebracht hat. Den vollſtändig ausgebildeten Samen hat der Fürſt ſeiner Zeit nach den verſchiedenſten Richtungen hin verſandt, und dürfte die Mehrzahl der noch jetzt in unſeren Gärten vorhandenen Exemplare dieſer Art von der Pflanze des Fürſten abſtammen. Ueber die Blüthen und Samenkapſeln vermögen wir deu Angaben des Fürſten Nichts hinzuzufügen, da wir beide nicht geſehen haben. 14. Agave Amurensis Nob. jetzt Agave Kochii. Nob. Der von uns im 12. Hefte dieſer Zeitſchrift, Jahrgang 1864, auf 548 und 549 gegebenen Beſchreibung haben wir Mehreres hinzuzufügen. Wir haben ſeitdem eine Mittheilung von Herrn Dr. E. Regel aus Petersburg erhalten, welche unſerer a. a. O. ausgeſprochenen Vermuthung, daß hinſichtlich des Vaterlandes dieſer Pflanze ein Irrthum obwalte, voll— kommen beſtätigt. Er ſchreibt: „Eine Agave kommt nicht nur im Bereiche der Flora des Amur— „gebietes, ſondern überhaupt im ganzen Gebiete des öſtlichen Aſien's „nicht vor.“ Da ſich nun hierdurch die a. a. O. mitgetheilte Angabe des Geſchäfts— freundes von Herrn A. Verſchaffelt als unrichtig erweiſt, ſo kann die Pflanze auch den ihr beigelegten Namen nicht behalten und haben wir denſelben daher in A. Kochii, dem Herrn Profeſſor K. Koch zu Ehren, um— gewandelt. 1 Das Exemplar, nach welchem wir unſere früher gegebene Diagnoſe aufgeſtellt haben, war noch ein weniger entwickeltes, und da wir ſeitdem in den Beſitz eines anſcheinend ausgebildeten Exemplares gelangt ſind, ſo wollen wir unſerer früher gegebenen Beſchreibung noch Folgendes hinzu⸗ fügen, beziehentlich eine neue Diagnoſe aufſtellen: A. acaulis; foliis brevibus lanceolatis, a medio ad apicem sensim in spinam longam pervalidam angusto-semicanaliculatam 118 subflexuosam acuminatis, patentissimis, supra concaviusculis asperulis dorso convexis et dentato-pluricarinatis perasperis, sordide glauco-viridibus opacis, margine lignoso grandidentato, cinctis; dentibus junioribus cinerascenti-brunneis, senioribus cine- reis, magnitudine ac directione variis plerumque in eadem basi binis. Blätter ſehr ſtarr, dick, einſchließlich des Endſtachels 6 ¼ Zoll lang, in der Baſis und in der Mitte 2 Zoll breit, dazwiſchen etwas verſchmälert und von ihrer Mitte an in eine langgeſtreckte, lanzettliche Spitze, mit einem ſehr ſtarken, ganz ſchmal halbgerinnten, etwas gewundenen, an der Baſis 2 Linien ſtarken, 1¼ Zoll langen holzigen, Anfangs aſchfarbig— braunen, ſpäter aſchfarbigen Endſtachel mit gebräunter Spitze, auslaufend; Oberſeite flach ausgehöhlt, nach dem Gipfel zu gerinnt, rauh, Unterſeite ſtark gewölbt, mit ſcharf hervortretender, holziger, gezahnter Mittelrippe. Die holzige Baſis des auf der Unterſeite 2 Zoll langen Endſtachels ſetzt ſich hier nicht nur in der erwähnten Mittelrippe, ſondern auch in mehreren ſeitlichen, mehr oder minder langen und ſtarken, ebenfalls gezahnten Rippen fort. Während die holzige Subſtanz der mit etwas entfernt ſtehenden, kleineren Zähnen beſetzten Mittelrippen ſich bis zum letzten Viertel der Blattlänge von der Baſis fortſetzt, verlieren die kleineren ſeitlichen und ebenfalls kleingezahnten Rippen ſchon viel früher ihre holzige Beſchaffenheit und gehen in viele, ganz ſchmale, mehrfach unterbrochene, verſchieden lange, mit ganz kleinen ſtumpfen, hartknorpeligen Höckern beſetzte Längenrippen über. Letztere haben gegen die übrigen Theile des Blattes eine dunklere Färbung. Auch zwiſchen dieſen kleinen Rippen find die Blattflächen voll- kommen rauh. Die Blattrichtung iſt eine horizontal abſtehende. Blatt— farbe ein ſchmutziges, glanzloſes Graugrün. Die tief, meiſt rechtwinkelig ausgebuchteten Blattränder ſind mit einem holzigen, Anfangs bräunlich— ſachfarbenen, ſpäter rein aſchfarbenen, gezahnten Rande umgeben. Zähne ungewöhnlich groß, in Größe, Form und Stellung aber ſehr verſchieden. In den unteren Blatttheilen genähert, nach dem Gipfel zu entfernter ge— ſtellt. Auf hoher, oft ſenkrecht aufſteigender, viereckiger, fleiſchiger Baſis ſehr breit, plattgedrückt, von der verſchiedenſten Form, bald deltaförmig, mit verlängerter, auf- oder abwärts und zum Theile hin und her gebogener, ſtumpflicher Spitze, bald deltaförmig, mit zwei oder mehreren, ganz kurzen Spitzen, dem holzigen Blattrande gleichfarbig, die jüngeren, mit dunkel— gebräunten Spitzen, die älteren in ihrer ganzen Länge dunkelgrau ge: flammt. Die Stellung der Zähne zum Rande iſt eine aufwärts und demnächſt einwärts gebogene. Man ſieht aus dieſer Beſchreibung, daß dieſe Pflanze in mancher Hinſicht der A. xylacantha, nahe verwandt if. Die Conſiſtenz der Blätter, die Beſchaffenheit ihrer Epidermis, ſowie Form und Beſchaffenheit der Bewaffnung, ſind von den gleichnamigen Theilen der letzteren kaum verſchieden. Dahingegen iſt die Form der Blätter, deren Abmeſſungen und Zahl, ſowie ihre Gruppirung um die Pflanzenachſe, eine weſentlich andere. Was ſchließlich beide Pflanzen noch charakteriſtiſch unterſcheidet und was bei 119 keiner uns bisher bekannten Agave vorkommt, iſt die Bewaffnung ber unteren Blattſeite und die holzigen Kielſtreifen auf derſelben. Alle uns bisher vorgekommenen verſchiedenen Formen von A. xyla- cantha haben die verhältnißmäßig langgeſtreckten, in verſchiedenen Richtungen ſparrig abſtehenden und nach unten gebogenen oder völlig herabhängenden, förmlich gewundenen Blätter und ſind blattarm. Sie weichen hauptſächlich nur in der Breite der Blätter und in der Größe und Form der Be— zahnung mehr oder weniger von einander ab. Hier aber haben wir eine kurzblätterige, gedrungene, verhältnißmäßig blattreiche Form, mit ſehr regelmäßig horizontal abſtehenden Blättern und einer Bezahnung vor uns, deren Maſſenverhältniß im Vergleiche zur Größe der Blätter bei keiner Form von A. xylacantha fo hervortretend iſt. Einſtweilen und bis wir die Blüthe unſerer A. Kochii kennen, müſſen wir dieſelbe daher für eine eigene gute Art halten. 14a. Agave Kerchovei. C. Lem. Illustr. hortic. 1864 p. 64. A. acaulis rigidissima; foliis crassis rigidissimis e basi per- lata sensim in apicem longum, spina valida cornea triquetra lato- canaliculata subtorta munitum acuminatis, supra plano -concavis subtus subcarinato-convexis, erecto-patulis, senioribus interdum in superiori parte paulum reflexis, cinereo-viridibus opacis utrinque glabris, margine lato lignoso vel subcorneo dentatis; dentibus validis remotis permagnis rigidissimis complanatis ad basin del- toideis apice deorsum vel rarius sursum uncinatis aut rectis. Nob. Diefe erſt in der neueren Zeit eingeführte Pflanze hat Profeſſor Lemaire a. a. O. zuerſt beſchrieben und dem Baron Kercho ve d'Ouſſelghem zu Ehren benannt. Es iſt eine eigenthümliche, der A. applanata ſich am meiſten nähernde Form, die ſich einerſeits beſonders durch ſehr kräftige, andererſeits aber durch ſehr entfernt geſtellte Randſtacheln auszeichnet. Das Exemplar, nach welchem wir die obenſtehende Diagnoſe aufgeſtellt haben, fanden wir im April 1865 auf der amſterdamer Ausſtellung, unter der Agavengruppe des Herrn J. Verſchaffelt. Wir haben ſpäter in mehreren Gärten noch andere Exemplare dieſer Pflanze gefunden, welche in den Abmeſſungen der Blätter und der Bewaffnung bald mehr bald weniger von einander abwichen und uns die Ueberzeugung gewährten, daß auch dieſe Art in Form und Größe mehrfach variirt. So fanden wir z. B. in der Sammlung des Herrn Maigret zu Mons ein Exemplar, welches bei einer mehr als fußlangen Blattlänge nur je zwei Randſtacheln auf jedem Rande trug, ſo daß ſich hieraus ſtachelloſe Zwiſchenränder von 4 Zoll Länge ergaben. Der ganze Charakter der Pflanze iſt ein außerordentlich ſtarrer. | Blätter 1—1'/, Fuß lang, in der Baſis 6 Zoll breit, gleich über derſelben auf 4 Zoll verſchmälert und daſelbſt 3 Zoll dick, alſo fait halb: ſtielrund; von dort aus allmälig in die langgeſtreckte, gerade Spitze, mit einem ſehr ſtarken, 2 Zoll langen, an der Baſis 2—3 Linien breiten, auf der Oberſeite breit und flach gerinnten, auf der Rückſeite ſcharf gekielten 120 und daher dreifantigen, etwas gewundenen Endſtachel auslaufend. Oberſeite flach ausgehölht, Unterſeite kielartig gewölbt. Blattrihtung aufrecht ab: ſtehend und bei den älteren Blättern in der oberen Hälfte etwas zurückgebogen, während über der Baſis die Blätter ſich in kurzer, ziemlich ſcharfer Krümmung nach oben biegen und ſomit dem Habitus der Pflanze etwas Gedrängtdolden— artiges verleihen. Blattfarbe aſchfarbig-hellgrün, glanzlos und auf beiden Blattſeiten glatt. Blattränder mit einem 1 — 1½ Linien breiten, feſt holzigen, fait hornartigen, Anfangs dunkel- roſtbraunen, ſpäter aſchfarbenen, gezahnten Saume eingefaßt. Zähne ſehr groß, außerordentlich weitläufig geſtellt, ſelten mehr als 4, auf deltaförmiger Baſis, mit langer hin und her gebogener, am Gipfel meiſtens hakig gekrümmter Spitze, die meiſten— theils nach unten, mitunter aber auch nach oben gekrümmt iſt oder gerade aufrecht ſteht. Die Länge der Stacheln beträgt mitunter bis zu 9 Linien. Aus dieſer Charakteriſtik der Pflanze geht ihre nahe Verwandtſchaft mit A. applanata unverkennbar hervor. Nach Lemaire's Angabe hat ſie der Handelsgärtner J. Verſchaffelt aus Mexico eingeführt. Er giebt a. a. O. noch folgende Varietäten derſelben an. 3 — — macrodonta. Lem. aculies multo majoribus magis acuminatis sursum de medio ad apicem valde curvatis. Lem. Wir haben ein derartiges Exemplar nicht geſehen, müſſen aber be— merken, daß das von uns beſchriebene Exemplar auch ſehr ſtark gekrümmte Stacheln trug, bei denen indeſſen die Krümmung nicht in der Mitte der Länge begann, ſondern erſt weiter oben nach der Spitze. Bei der im Ganzen genommen durchgehends ſehr verſchiedenartigen Form der Rand— beſtachelung dieſer Form, die faſt bei jedem Exemplare hervortritt, ſcheint es uns kaum gerechtfertigt, auf die von Lemaire angegebene Diagnoſe hin hier eine beſondere Abart aufzuſtellen. 7 — — diplacantha. Lem. Foliis elongatis; multo magis acuminatis; aculeis distan- tissimis (vix 2—3 ad marginem) brevioribus omnibus bidentatis, scilicet uno dente fere consimili sed multo breviore ex margine supero aculei uniuscujusque exoriente (rarissime et vix semel disposito in speciminibus aliis). Lem. Wir haben nicht Gelegenheit gehabt, ein Exemplar diefer Art zu beobachten. b — — distans. Lem. marginibus cito brunneis; aculeis elongatis maxime dis- tantibus (0,08—9 = 3½ poll.) diverse curvatis. Lem. Das im Beſitze des Herrn Maigret zu Mons befindliche Exemplar ſcheint eines dieſer Art zu ſein. 14b. Agave Beaucarnei. Ch. Lem. Illustr. hortic. 1864. p. 65. Acaulis; foliis numerosis dense erectis basi latissimis O, O04 —5m crassis 1, —2 poll.) nee supra contractis mox sensim ovali 121 attenuatis virescenti-glaucis O, 12 m (4½ poll.) longis (sine aculeo); marginibus angustis albidis vel brunnescentibus; aculeis minimis e basi lata deltoideis rectis 0,005—6m — 3L. longis); terminali robustissimo marginibus limbo conniventibus efformato brunneo parum torto 0,4'/,m (- 1¼ poll.) longo. Altitudo totius plant evidenter junioris, 0,20m diam. fere 0,30m (71/,—11'/, poll.). Lem. Wir haben dieſe Pflanze auch auf der amſterdamer Ausſtellung ge: funden und können der feiner Diagnoſe beigefügten Bemerkung Lemaire's, daß ſie der A. Kerchovei nahe verwandt ſei, nur vollkommen beipflichten und noch hinzufügen, daß wir dieſelbe lediglich für eine kleine compactere Varietät von Letztgenannter halten. Wenn aber Lemaire das von ihm beſchriebene Exemplar, welches wir auch geſehen, für eine noch jüngere Pflanze hält, ſo können wir uns dieſer Anſicht nicht anſchließen. Unſeres Erachtens iſt es eine alte, ziemlich entwickelte Pflanze, der man nur des leichteren Transportes und der bequemeren Verpackung wegen die älteren Blätter abgeſchnitten hatte, ſo daß wenig mehr als die unentwickelte End— knospe übrig blieb. Jüngere Pflanzen haben nie einen unentwickelten Blattkegel von ſolchen Abmeſſungen und mit ſo ſtarken Blättern, als ſie Lemaire beſchreibt und wir ſie an der Pflanze gefunden haben. Wir halten daher an unſerer oben ausgeſprochenen Anſicht feſt, daß es nur eine Varietät von A. Kerchovei ſei, und nehmen fie als: A. Kerchovei 8 coarctata in unſere Eintheilung auf. 140. Agave Maigretiana. Nob. A. subcaulescens rosulata; foliis inferne carnosis superne subcoriaceis, brevibus oblongis basin versus paulum angustatis, in apicem lanceolatum, spina longa valida canaliculata subflexuosa inferne albido-cinerea apice castanea munitum contractis; ad basin crassis in superiori parte valde attenuatis laminis sub- coriaceis, junioribus supra plano-subconcavis, subtus convexis, senioribus supra plano-convexis subtus ad basin convexis demum concavis inferne medio lato-rotundato-carinatis, undique patentibus subadscendentibus, junioribus mitræformi incurvulis senioribus patentissimis vel humifusis apice subreflexis; obscure atroviridibus nitidis supra glaberrimis subtus medio subscabris, margine lignoso sublato albido-dentato cinctis; dentibus remotis conspicuis; mag- nitudine ac directione variis plano-compressis, basi lato-deltoideis margine concoloribus apice sursum vel deorsum curvatis late castaneis. Nob. Wir haben dieſe Prachtpflanze in der Sammlung des Herrn Maigret zu Mons gefunden, welcher ſie in der Auction von van der Vinnen erſtanden hat. Da ſie noch unbekannt war, ſo haben wir dieſelbe ihrem jetzigen Beſitzer, einem ſehr eifrigen Agavophilen, zu Ehren benannt. Sofern ſich nicht etwa in Paris noch ein Exemplar dieſer ausgezeichneten Art finden ſollte, würde die hier beſchriebene Pflanze wohl höchſt wahr— ſcheinlich die Einzige in Europa ſein. Wir haben dieſelbe wenigſtens in 122 feiner anderen uns bekannten Sammlung gefunden und unterſcheidet fie ſich ſo auffallend von allen uns bekannten Pflanzen, daß ſie dem Kenner un⸗ möglich entgehen kann, wo ſie ſich vorfindet. Ueber ihre Herkunft haben wir leider Nichts erfahren können, da der verſtorbene van der Vinnen ſeine Sammlung hermetiſch gegen alle Beſichtigungen Dritter abſchloß und auch keine Notizen über die Abſtammung ſeiner Pflanzen hinterlaſſen hat. Die Pflanze bildet eine ſchön geformte, reichblätterige, anſehnliche Roſette von 1 / Fuß Durchmeſſer und faſt gleicher Höhe. i Blätter 9 — 10 Zoll lang, in der Baſis 3 Zoll, in der Mitte 22/, Zoll breit und dicht über der Baſis bis auf 2 Zoll verſchmälert; länglich, nach der Baſis zu etwas verſchmälert in eine lanzettliche Spitze, mit ſtarkem, lang zugeſpitztem, gerinntem, etwas hin und her gebogenem, an der Baſis hellaſchfarbenem, an der Spitze caſtanien— braunen Stachel auslaufend. Ganz eigenthümlich iſt dabei die Bildung der Stachelbaſe auf der Rückſeite der Blattſpitze, indem dieſelbe ſich nicht wagerecht oder in etwas convexer Linie gegen das fleiſchige Blatt abſetzt, ſondern von ihrer Mitte aus ſich noch zungenförmig auf 6—9 L. in das Blatt hinein, mit einer dem Stachel gleichartigen Conſiſtenz und Farbe, verlängert. Oberſeite der Blätter in der Jugend flach ausgehöhlt, im Alter flach gewölbt, mit nach unten gebogenen Blattſeiten, Unterſeite anfangs flach gewölbt, ſpäter von der Blattwurzel bis zur halben Länge in der Mitte flach kielartig gewölbt, mit abwärts gebogenen Rändern, in der oberen Hälfte flach ausgehöhlt. Blattconſiſtenz fleiſchig, an der Baſis ſehr dick und dort auf beiden Blattſeiten gewölbt, jedoch auf der Unter— ſeite bedeutend mehr als auf der Oberen. Dieſe dicke und breite Mittel- rippe im unteren Blatttheile verdünnt ſich aber gegen die Blattſeiten ſowohl, als nach dem Gipfel zu, und die obere Blatthälfte hat eine fleiſchig leder— artige Conſiſtenz. Hieraus erklärt ſich hinlänglich ſowohl die anfangs innerhalb flache Aushöhlung der Blätter als das Zurückbiegen der dünneren weichen Blattſeiten nach unten, nachdem die Blätter eine mehr abſtehende oder wagerechte Lage annehmen. Bei keiner der uns bekannten Arten findet eine derartige Umformung der Blätter in ſo regelmäßiger Weiſe und ohne alle Wellenbiegung der Blattränder ſtatt, welch Letzteres ſich indeſſen hinlänglich aus der holzigen Beſchaffenheit der Blattränder erklärt. Blattrichtung Anfangs aufrecht, nur wenig abſtehend, mit einer myteäformen Biegung nach innen, dann aufſteigend, mit zurückgebogener Spitze, und zuletzt über den Topfrand flach ausgebreitet, mit herabhängender Spitze. Blattfarbe ein ſehr intenſives, glänzendes Schwarzgrün, glatt und nur auf der Rückſeite der kielartigen Verdickung der Blattmitte entlang zuweilen etwas rauh; Blattränder feſtholzig, / — ¼ Linien breit, weißlich-aſchfarben, gezahnt; Zähne anſehnlich, weit geſtellt, unregelmäßig geformt, von verſchiedener Größe, platt, auf breiter deltaförmiger Baſis, mit bald mehr, bald weniger aufwärts oder abwärts, oder auch aufrechtſtehender Spitze, an der Baſis dem Blattrande gleichfarbig, an der Spitze caſtanienbraun. | Sowohl die regelmäßige, hübſche Roſettenform der Pflanze, als deren ungewöhnlich dunkele, glänzende, ſchwarzgrüne Farbe, im Gegenſatze zu den weißlich⸗aſchfarbenen, breiten Blatträndern und den kaſtanienbraunen 123 Stachelſpitzen, machen dieſelbe zu einer der ſchönſten ihrer Gattung. In der Abtheilung der ganzrandigen ſteht ſie durch die weichere, faſt lederartige Conſiſtenz ihrer Blattſeiten und die hierdurch bedingte gewölbte Form der Oberſeite des Blattes bis jetzt ganz allein da, und bildet ſomit in Bezug auf die Blattconſiſtenz den natürlichen Uebergang zu der folgenden Ab: theilung.“) | (Fortſetzung folgt.) u —— Metamorphoſe oder Metamerie? Die eigentliche Urſache der Metamorphoſe, dieſer ſonderbaren Er— ſcheinung bei den Pflanzen, genau zu erforſchen bleibt immer noch vorbehalten. Nach unſerer geringen Anſicht iſt die ſogenannte Metamorphoſe der Pflanze eigentlich die Erſcheinung eines metameriſchen Prozeſſes, der in der Pflanze vor ſich geht, da die mit Blüthen verſehene Axe einer Pflanze in Hinſicht ihrer morphologiſchen Anordnung mit jener ganz übereinſtimmend ſich verhält, welche keinen Blüthenſtand beſitzt. Es wäre daher in der Pflanze nachzuſuchen, wo und wie die mehrſtoffigen Körper eine Umſetzung erfahren, und da die Erſcheinung vom Keime bis zur Blüthe bald eine ein-, bald eine mehrjährige iſt, hierauf Rückſicht zu nehmen. Ich halte es für überflüſſig etwas über die Tragweite des Werthes der Löſung dieſer Frage zu ſagen, welchen ſie für die Pflanzencultur im Großen wie im Kleinen hat, da die Klagen, die man über mißlungene Inflorescenz von einzelnen Arten vernimmt, zahllos ſind. Der Verlauf unſerer nachſtehenden Mittheilung ſoll nun darthun, wie dem Uebelſtande vielleicht in etwas abzuhelfen wäre. Das Meiſte von dem Nachſtehenden, haben wir einzig und allein zu dem Zwecke aufgezeichnet, um beweiſen zu können, daß die Löſung dieſer Aufgabe, mit der wir uns ſchon ſeit längerer Zeit beſchäftigen, möglich ſei. Liebig ſagt in der achten Auflage „die Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Phyſiologie,“ S. 276, in der Abtheilung Rückblick: „Damit eine Pflanze blühe und Samen trage, ſcheint es bei vielen „nothwendige Bedingung zu ſein, daß die Thätigkeit der Blätter und „Wurzeln eine gewiſſe Grenze, einen Ruhepunkt, erreiche; erſt von da an „ſcheint die Vegetations⸗Thätigkeit nach einer neuen Richtung die Oberhand „zu gewinnen und die vorhandenen Säfte, wenn fie nicht weiter zur Aus: „bildung neuer Blätter und Wurzelfaſern in Anſpruch genommen werden, „dienen jetzt zur Bildung von Blumen und Samen.“ Theils um dieſer Anſicht gerecht zu werden, theils für unſern Zweck die Ueberzeugung für die Möglichkeit der Löſung der Aufgabe zu verſchaffen, *) In ſeiner Wochenſchrift, auf Seite 95 des Jahrganges 1865, führt Profeſſor K. Koch dieſe Pflanze als A. granulosa Scheidw. auf, ohne indeſſen an⸗ zugeben, wo Scheidweiler dieſelbe beſchrieben hat. Wir haben daher auf dieſe Benennung um ſo weniger Rückſicht nehmen können, als die Beſchaffenheit dieſer Pflanze auch nicht den allergeringſten Anhalt zu dieſer Benennung gewährt. 124 wollen wir vorerſt die Vegetation der Spargelpflanze betrachten und ein Paar andere Pflanzen folgen laſſen. Der im Herbſte geſäete Same der Spargelpflanze entwickelt vom Frühling an bis Ende Juli des nächſten Jahres, in einem fruchtbaren Boden, eine etwa fußhohe Pflanze, deren Stengel, Zweige und Blätter von da ab keine weitere Zunahme wahrnehmen laſſen. Mehrere andere Pflanzen würden in dieſer Zeit einen mehrere Fuß hohen, mit zahlreichen Blättern beſetzten Stengel oder eine breite Blätterkrone entwickelt haben. Doch der in der Spargelpflanze eingetretene Stillſtand iſt nur ſcheinbar, denn von dem Augenblicke an, wo ihre äußeren Organe der Ernährung entwickelt find, nimmt die Pflanze an Umfang und Maſſe in weit größeren Verhältniſſen als bei vielen anderen Pflanzen zu. Die Nahrung, welche die Blätter aus der Luft und die Wurzeln aus dem Boden aufgenommen haben, wandert, nachdem ſie ſich zu Bildungsſtoffen umgewandelt hat, den Wurzeln zu, und es ſammelt ſich in ihnen nach und nach ein ſolcher Vorrath davon, daß die Wurzeln im darauf folgenden Jahre aus ſich ſelbſt heraus und ohne eine Zufuhr von Nahrung aus der Atmoſphäre zu bedürfen, das Material zum Aufbaue einer neuen vollkommenen Pflanze, mit einem zur Hälfte höheren Stengel und einer vielmal größeren Anzahl von Zweigen und Blättern liefern kann. 1 Dieſer Vorgang wiederholt ſich im dritten, vierten und fünften Jahre, oft noch im ſechſten. Nun erſt iſt das in den Wurzeln beſtehende Magazin groß genug geworden, um im Frühlinge bei warmer Witterung drei oder mehr fingerdicke Stengel zu bringen. Die ſogenannte Metamorphoſe wurde erſt vollbracht, als das Magazin ausgiebig genug wurde, als verſchiedene Stoffe oder Materien genug vor- handen waren, um den metameriſchen Prozeß zu beginnen und zu vollenden. Die zwei- und mehrjährige Pflanze kann mehr als die einjährige auf die Anſammlung des nothwendigen Materiales zur Bewirkung der ſogenannten Metamorphoſe verwenden; in der einjährigen geht die organiſche Arbeit in der Samen: und Fruchtbildung auf. Das einjährige Gewächs bildet ſich in ſeinen Theilen gleichmäßig aus, die täglich aufgenommene Nahrung wird zur Vergrößerung der ober: und unterirdiſchen Organe verwendet, die in eben der Zeit mehr aufnehmen, als ihre Oberfläche ſich vergrößert hat, und dennoch bleibt die ſogenannte Metamorphoſe abhängig von der Aufnahme gewiſſer Materien oder Stoffe, fie erſcheint nicht früher als bis dieſe hinzu⸗ gekommen ſind, nicht früher kann der metameriſche Prozeß beginnen. Zum Beweiſe des Ebengeſagten wollen wir die Haferpflanze betrachten. Man hat die Stengel und Blätter derſelben zu den entſprechenden Vegetations— Perioden unterſucht, d. i. der chemiſchen Analyſe unterzogen, und fand keine Spuren von Phosphorſäure früher, als bis man auch die Stengel, welche die Blüthen zu bringen beſtimmt ſind, mit einäſcherte. Zu dieſer Zeit als dies möglich war, hatte der Boden bereits ſeit einiger Zeit einen Wärme— grad von 15° genoſſen. Da aber der im Boden enthaltene Phosphor erſt bei 15 Grad löslich iſt, mithin aſſimilirbar wird, ſo konnten die früher angeſtellten Analyſen der Stengel und Blätter der Haferpflanze keinen ergeben. Aber auch die Blüthenſtengel konnten nicht früher erſcheinen, und 125 erfcheinen auch nie früher, als bis dieſer Wärmegrad einige Zeit angehalten hat, denn die ſogenannte Metamorphoſe, der metameriſche Proceß, konnte, da dieſem der gelöſte Phosphor mangelte, nicht früher vor ſich gehen. Zur weiteren Begründung meiner Anſicht muß ich die Leſer noch er— ſuchen, das Leben eines Wurzelgewächſes zu betrachten. Die Turnip's— Rübe, bei deren Unterſuchungen Anderſon ſo vortreffliche Reſultate erzielt hat, liefern einen ſchlagenden Beweis für unſere Anſicht, daß das, was man Metamorphoſe nennt mehr in das Gebiet des metameriſchen gehört als in das der Erſteren. Anderſon zeigt, daß in der erſten Hälfte der Vegetationszeit — 67 Tage — die organiſche Arbeit in der Rübenpflanze vorzugsweiſe auf die Herſtellung und Ausbildung der äußeren Organe gerichtet iſt. Die Nahrungsaufnahme ſteigert ſich mit der Zunahme dieſer Organe, ſie wird vorherrſchend gegen jene der Wurzel. Ihr folgt nun aber, obwohl die Pflanzen doppelt ſo viele Nahrung an einem Tage aufnehmen, ein anderes Verhältniß in der Zunahme zwiſchen Blätter und Wurzel; von 25 Gewichts— theilen der aufgenommenen und verarbeiteten Nahrung bleiben nur 9 Gewichts— theile in den Blättern, 16 Gewichtstheile dienen zur Vergrößerung der Wurzelmaſſe. In eben dem Grade als die Blätter der Grenze ihrer Entwickelung ſich nähern, nimmt ihr Vermögen ab, die übergegangene Nahrung zu ihrem weiteren Aufbau zu verwenden, und ſie lagert ſich, in Bildungsſtoffe verwandelt, in den Wurzeln ab. Im Frühlinge des darauf folgendes Jahres treibt die Wurzel und erzeugt eine ſchwache Blätterkrone, ſowie einen mehrere Fuß langen Blüthen— ſtengel. Was man bisher Metamorphoſe nennt, iſt vor ſich gegangen und es konnte erſt vor ſich gehen, nachdem in der Turnipswurzel Phosphorſäure, Kochſalz und die anderen Mineralſubſtanzen ſich abgelagert hatten, mit anderen Worten, nachdem die Bedingniſſe alle vorhanden waren, daß ein metameriſcher Prozeß beginnen konnte, erſchien ein Gebilde der Metamerie. Unter Metamorphoſe verſteht man Umwandlung, unter Metamerie Ver— wandlung eines mehrſtoffigen Körpers. Wir betrachten, wenn wir zwei Quirle oder Zweige vor uns haben, den Blühenden für ein Product der Verwandlung, da wir wiſſen, daß die appendiculären Theile des blühenden Zweiges (die Blüthentheile) ſich nicht allein durch die Farbe unterſcheiden, ſondern daß die Blüthe und Frucht auch ganz verſchiedene Beſtandtheile, Stoffe oder Materien beſitzt, die den grünen Blättern und der Holzknospe nicht eigen find. Wir haben darzuſtellen verſucht, daß das, was man Metamorphoſe bei der Pflanze nennt, von den vom Organismus auf— genommenen Stoffen oder Matcrien abhängig iſt, daß wenn die Eine oder die Andere mangelt, die Erſcheinung nicht zu Stande kommt, die wir Blüthe oder Frucht nennen. Wir haben hier mit Liebig begonnen, erlaube man uns, daß wir auch mit ihm ſchließen. Im zweiten Theile des am Anfange genannten Werkes ſagt er Seite 52: „Damit eine Pflanze blühe und Samen trage, ſcheint es bei vielen „nothwendig zu ſein, daß die Thätigkeit der Blätter und Wurzeln einen 126 „Ruhepunkt erreicht; erſt von da an ſcheint der Zellenbildungsproceß nach „einer neuen Bildung die Oberhand zu gewinnen und das vorhandene „Bildungsmaterial, wenn es nicht weiter zur Ausbildung neuer Blätter „und Wurzeln in Anſpruch genommen wird, dient jetzt zur Bildung von „Blüthen und des Samens. Mangel an Regen und damit an Zufuhr „von unverbrennlichen Nahrungsſtoffen beſchränkt die Blattbildung und „beſchleunigt die Blüthezeit bei vielen Pflanzen. Trockene und kühle „Witterung befördert die Samenbildung.“ Aufrichtig geſtanden, ich habe mich nie und werde mich nimmer mit der ſo geiſtig öconomiſchen Anſchauung begnügen, mit der bisher die Metamorphoſe betrachtet wurde. Ich betrachte die Erſcheinung des Blüthen— ſtandes und der Frucht als ein Product oder Ergebniß eines in der Pflanze ſtattgefundenen neuen Aufbaues, ermöglicht durch die angeſammelten ver— ſchiedenen Materien oder Stoffe, die in der Pflanze einer Veränderung unterzogen wurden, worüber uns auch die chemiſche Analyſe belehrt, indem eine bedeutende Verſchiedenheit in den Beſtandtheilen, welche den Theilen der Pflanze, die nicht dem Blüthenſtande und jenen, welche ſelbigem an: gehören, beſteht. James Farmer. Gartenbau⸗Vereine. Die nächſten Ausſtellungen, über die uns Programme zugegangen ſind, finden ſtatt in: Dresden, vom 28. März bis zum 3. April auf der Brühl'ſchen Terraſſe (königl. Wallgarten). Eine Ausſtellung von Pflanzen, Blumen, Früchten und Gemüſen, veranſtaltet von der Geſellſchaft „Flora“ für Botanik und Gartenbau im Königreiche Sachſen. Die Preiſe beſtehen in Auguſtd'or und ſilbernen Medaillen. Der erſte Preis, ausgeſetzt von der Friedrich Auguſt-Stiftung, beſteht in vier Auguſtd'or, für eine durch Reichthum und Schönheit der Blüthen oder durch ihr erſtmaliges Blühen ſich auszeichnende Pflanze, welche jedoch reine Species ſein oder in Ermangelung dieſer, mindeſtens eine nach Europa eingeführte ur— ſprüngliche Varietät repräſentiren muß, zum Gedächtniſſe eines treuen Pflegers der wiſſenſchaftlichen Botanik, des Königes Friedrich Auguſt. Chemnitz, vom 29. März bis zum 3. April Abends, veranſtaltet vom Erzgebirgiſchen Gartenbau-Vereine, wie im vorigen Hefte dieſer Zeit— ſchrift mitgetheilt. Die Preiſe beſtehen in Ducaten und Ehrendiplomen. Hamburg, am 13., 14. und 15. April. Fünfte Ausſtellung der vereinigten Gärtner in Hamburg und Altona, von Pflanzen, Blumen, Gemüſe und Obſt, wie im vorigen Hefte dieſer Zeitſchrift angezeigt. Die Preiſe beſtehen in großen und kleinen ſilbernen Medaillen und Preisdiplomen. Unter den Preiſen befindet ſich auch ein Ehrenpreis, ausgeſetzt von den Herren F. Worlée und Heinr. Ohlendorff, für die beſte Hybride 127 von Camellien, Rhododendren, indiſchen Azaleen oder Fuchſien eigener Zucht, beſtehend aus zwei Louisd'or und einer großen ſilbernen Medaille. Ferner Subſcriptionspreiſe für die beſtarrangirte Gruppe von mindeſtens 300 Pflanzen, erſter Preis: ein ſilbernes Schreibzeug; zweiter Preis: eine große ſilberne Medaille, für eine Roſengruppe von 50 Stück der befteultivirten und beſtblühenden Pflanzen, wobei auf Mannigfaltigkeit Rückſicht genommen werden ſoll. Erſter Preis: 6 ſilberne Eßlöffel; zweiter Preis: eine große ſilberne Medaille. Wien. Die k. k. Gartenbau-Geſellſchaft verunitaltet eine erſte all: gemeine öſterreichiſche Ausſtellung von Pflanzen, Blumen, Obſt, Gemüſen und Garten-Induſtrie-Gegenſtänden, vom 20. bis zum 26. April, im neuen Gebäude der k. k. Gartenbau-Geſellſchaft. Die Preiſe des ſehr reichhaltigen Programmes beſtehen in Ducaten und verſchiedenen Medaillen. Eine Ausſtellung von Blumen, Pflanzen, Obſt und Gemüſen (die 48ſte der Geſellſchaft) wird ferner von derſelben Geſellſchaft veranſtaltet, vom 15. bis zum 23. Mai, in Verbindung mit der von der k. k. Landwirthſchafts⸗ Geſellſchaft in Wien zu veranſtaltenden großen land- und forſtwirthſchaftlichen Ausſtellung (ſiehe Januarheft dieſer Zeitſchr., S. 39). Die Preiſe beſtehen in Ducaten und Medaillen, ſie zerfallen in Staatspreiſe, ausgeſetzt vom k. k. Miniſterium für Handel und Volkswirthſchaft; in Privatpreiſe, ausgeſetzt von Pflanzenfreunden; in Preiſe des Arbeiter-Induſtrie-Ausſtellungs—⸗ Comité's für Gartengehülfen, welche in einem und demſelben Hauſe in Wien ausgezeichnete und langjährige Dienſte geleiſtet haben und endlich in Geſellſchaftspreiſe. | | Chemnitz. Der Erzgebirgiſche Gartenbau-Verein in Chemnitz hat ſeinen fünften Jahresbericht herausgegeben, der wieder von der Thätigkeit des Vereines Zeugniß giebt. In der Obſtbau-Angelegenheit hat der Verein ſeine Anſtrengungen für die weitere Verbreitung des Obſtbaues in ſeiner Gegend mit gutem Erfolge fortgeſetzt. Ueber die in den Vereinsſitzungen gehaltenen Vorträge aus dem Gebiete des practiſchen Gartenbaues und der gärtneriſchen Hülfswiſſenſchaften find von allgemeiner Belehrung und giebt der Jahresbericht das Nähere. Gotha. Der Thüringer Gartenbau-Verein zu Gotha wird in den Tagen vom 26. bis zum 29. Mai d. J. eine Ausſtellung von Pflanzen, Blumen, Gemüſe, Obſt in Töpfen und conſervirtem Obſte, ver— bunden mit Preisvertheilung, veranſtalten. Ausſteller, welche um Preiſe concurriren wollen, müſſen die auszuſtellenden Pflanzen mindeſtens drei Monate, die Obſtbäumchen in Töpfen mindeſtens ein Jahr in eigener Cultur gehabt und das conſervirte Obſt ſelbſt gezogen haben. Programme zu dieſer Ausſtellung ſind von dem Vorſitzenden des Ausſtellungs-Comité's, Herrn Kunſt⸗ und Handelsgärtner Rob. Sauerbrey in Gotha, zu beziehen. Bremen. Der bremer Gartenbau-Verein hat ſeine Frühjahrs-Aus⸗ ſtellung in der zweiten Hälfte des Aprils angeſetzt. Tag noch unbeſtimmt. Berlin. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. preußiſchen Staaten feiert ſein 44ſtes Jahresfeſt am 17. Juni, verbunden 128 mit einer großen Pflanzen- und Blumen-Ausſtellung nebſt Preisvertheilung. Das Programm zur Preisbewerbung iſt in No. 5 der Wochenſchrift des Vereines veröffentlicht. Pflanzen, welche in Caracas (Venezuela, Süd⸗Amerika) mediziniſch benutzt werden, nebſt ihrer vaterländiſchen Benennung Von A. Eruſt in Caracas. (Aus Dr. Berthold Seemann's „Journal of Botany“ No. 29 ff.) (Fortſetzung.) Carnestolendo (Ochroma Lagopus Sw.). Ein Baum der heißen feuchten Küſtenregion. Die Blätter benutzt man ihrer ſchleimigen Eigenſchaften wegen; die Wolle, lana vegetal genannt, benutzt man zu Matratzen, die ſehr kühl und weich ſind; das Holz iſt weich und ſchwammig, in einem viel größeren Grade als das der Bucare (Erythrina Coralloden- dron L.), E. velutina W. und anderer Arten, das zur Bereitung von Holzkohlen zur Pulverfabrication gebraucht wird. | Coro (Cissus sicyoides L.). Die Blätter werden zu Umſchlägen bei entzündeten Geſchwüren benutzt, und die ſchlingenden Stämme bindet man um ſchmerzhafte und ſteife Gelenke. Catiguire oder Cabeja de Negro (Apeiba Tibourbou Aubl.). Der Salt der Frucht wirkt anti⸗hyſteriſch. — Eine Emulſion der Samen ſoll Flöhe vertreiben, aber ich glaube, es wird wenig gebraucht, da die Venezulaner kein reinliches Volk ſind. Cebadilla (Veratrum Sebadilla Retz.). Cebadilla iſt das Diminutif von Cebada (Gerſte) und die Pflanze hat dieſen Namen er⸗ halten, weil die Blüthenähren eine Aehnlichkeit mit denen der Gerſte haben. Cebadilla iſt eine der gewöhnlichſten Pflanzen auf den graſigen Abhängen um Caracas. Die Samen werden, nicht völlig reif, geſammelt und an die Droguiſten für 10 — 12 engl. Schillinge die 100 Pfund (avoirdupois) verkauft. Die größte Quantität der Cebadilla geht nach Hamburg und Philadelphia, jedoch vermindert ſich der Export von Jahr zu Jahr. Das Pulver der Samen, gemiſcht mit Honig, wird von Praktikern gegen Ein— geweidewürmer gegeben, Anfangs täglich 2 Gran und dann alln:älig bis auf 10 Gran ſteigend. Cebolla (Allium Cepa L.). Zwei oder drei Tropfen des Saftes ſollen Ohrenbrauſen heilen, jedoch muß etwas Baumwolle mit Oleum rutæ in die Oeffnung des Ohres geſteckt werden, wenn der Zwiebelſaft Wirkung haben ſoll. Vier bis ſechs Eßlöffel voll Waſſer, in dem während 24 Stunden eine Zwiebel gelegen hat, ſoll wurmabtreibend ſein. Cedro (Cedrela odorata L.). Dieſer hohe Baum liefert aus: gezeichnetes Holz und iſt gleichzeitig mediziniſch. Die pulveriſirte Rinde wird gegen Wunden und Geſchwüre gebraucht, wirkt auch ſanft würzend. 129 Die Gummimaſſe die aus dem Stamme quillt, wird zu einem viel gebrauchten Augenwaſſer verwendet. Das harte Holz iſt von bitterem Geſchmacke und wird von keinem Jeſekte angegriffen, es iſt jedoch leicht zerbrechlich. — Cedro blanco iſt Icica altissima Aubl. Cereza (Malpighia glabra L. und andere Species). Die herben Früchte werden nicht nur als Deſerts, ſondern auch bei Fällen von Dyſenterie (hier Pujo genannt, ſehr allgemein bei Eintritt der Regenzeit und oftmals ſehr ſchwer zu heilen) gebraucht. Cerraja (Brachyramphus intybaceus De.). Der milchige Saft bei Gerſtenkörnern angewandt heilt dieſe unmittelbar. Challota oder Chayota (Sechium edule Sw.). Die un⸗ ſchmackhafte Frucht wird zu Umſchlägen bei Hautentzündungen benutzt. Chiquichique (Cassia biflora L.). Gemein in der Nähe der Häuſer. Die Blätter, in kaltem Waſſer eingeweicht, geben einen er— friſchenden Trunk, namentlich bei Fiebern, erzeugt durch Sonnenſtich wie bei Wechſelfiebern. Chirca, Chilca. Pflanzen, von San Carlos (ſüdlich vom See von Valencia) unter dieſer Bezeichnung eingeſandt, ſcheinen Jacquiniaarımillaris L. zu ſein. Bei Caracas kommt ſie nicht vor. Eine andere Pflanze, wie Eupatorium führt denſelben einheimiſchen Namen. Der Saft von friſchen Blättern iſt zuſammenziehend. Chirel (Capsicum baccatum L.). Die Beeren werden als ätzend benutzt, und die Blätter, mit Talg vermiſcht, wendet man bei Geſchwulſten an, um Entleerung zu erzeugen. Cidra (Citrus species). Ein Decoct von der Fruchtrinde gebraucht man bei Erkältungen und Indigeſtion. (Alle Arten von Citrus find von den Spaniern eingeführt und gedeihen gut. Cipres (Cupressus sempervirens L.). Cultivirt in Gärten. Ein Decoct von den Blättern erzeugt Fehlgeburt, wie die von Juniperus Sabina L. Die Blätter von Persea gratissima haben dieſelbe Wirkung. Ciruelo (Ciruello iſt der Name des Baumes, Ciruela der der Frucht). Es giebt mehrere Arten von Spondias im Lande als Ciruela de Espana — Spondias purpurea L.; Jobo = Sp. lutea L. und Jobo de la India — Sp. margifera L. Alle haben eine harzige Rinde und werden deshalb auch namentlich gegen Entzündung, Schmerzen und Anſchwellung der Beine benutzt. Cobalonga (Ocotea Puchury major et minor Mart.). Der Baum wächſt in den ſüdlichen Theilen von Barquiſimeto, jedoch die Samen, Fab Pichurim, findet man in allen Droguerie-Läden des Landes. Sie werden bei Diarrhöen, Dyſenterien, Koliken und Nervenleiden gebraucht. Coco (Cocos nucifera L.). Cultivirt in den Cocales oder Cocos— diſtricten an den Meeresufern und ſehr häufig am See von Valencia; bei Caracas finden ſich einige Bäume vor; die Chaguarama (Oreodoxa regia) wird häufiger cultivirt. Das Nußöl wird hauptſächlich zum Brennen gebraucht, es hat jedoch die ſchlechte Eigenſchaft, daß es ſelbſt in der heißen Zone ſehr leicht dick wird. Die harte Schaale wird geröftet und iſt ein treffliches Mittel gegen viele Krankheiten. Die Milch der Cocosnuß 9 Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXII. 130 iſt kühlend, angenehm und wird meiſt mit Genever getrunken. In Maſſen getrunken wirkt ſie aphrodiſiſch. Coco de Mono (Lecythis minor Jacq.). Auch Ollita de Mono (Affen-Topf) genannt. Die Frucht wird 24 Stunden lang in Waſſer gethan und ſoll dann, eingenommen, gut gegen Aſthma ſein. Cocui, Cocuiza (Agave sobolifera Slm.), Maguei (A. ame- ricana L.) auch Pita genannt, welche die Indianer Caruata, die Spanier Cocuiza nennen und von denen es noch andere Arten am Orinoco giebt, unter der Bezeichnung Curagua oder Curaguate. Dieſe Pflanze wurde für ſo wichtig gehalten, daß Localitäten nach ihr benannt worden ſind. Nicht fern von Caracas leitet man die Benennung eines kleinen Dörfchens „las Coquijas“ und in Caracas ſelbſt die eines Flüßchens oder, beſſer ge— ſagt, eine Anzahl ſtinkender Teiche „Caroaſa“ von dieſer Pflanze ab. Die Abkochung der Wurzel iſt diuretiſch; die Blätter, „pencas“ genannt, werden gequetſcht und bei Geſchwüren gebraucht, um dieſe eiternd zu machen oder zu vertheilen. „Pulgue“ wird aus dieſer Pflanze wie in Mexico, in Venezuela nicht bereitet. Die Faſern der Blätter ſind ſehr ſtark und werden zu Stricken und Hängematten bearbeitet; die Stricke ſind jedoch ſehr ſteif und, wenn nicht geölt, ſehr der Feuchtigkeit unterworfen. Colombo. Die Pflanze heißt „bejuco de Estrella“ und iſt eine unbeſtimmte Menispermum-Art. (Es iſt nicht die Radix Calumbæ von Cocculus palmatus De.), Die Wurzel fol ebenſo ſtark toniſch wirken als Cinchona. Comino rustico (Pectis punctata L.). Enthält ein aromatiſches flüchtiges Oel. Ein Aufguß davon wird bei Erkältungen und Indigeſtion gebraucht. Conopio (Renealmia sylvestris Gr.). Die Frucht iſt von ekel— haftem Geruche und enthält eine ſchöne violette Farbe. Sie wird als ein Auflöſungsmittel bei Geſchwüren gebraucht und das Oel aus den Samen iſt noch viel mehr in Anwendung. Der Name „Conopio“ mag von dem Chaymas-Wort Conopo — Regen herſtammen, von Humboldt in ſeiner Reiſe erwähnt, da dieſe Pflanze nur in der Nähe des Waſſer wächſt. Contrayerba auch Tusilla genannt (Dorstenia Contrayerba L.). Sehr häufig in der Quebrade des Fluſſes Latuche bei Caracas. Die Wurzel ſoll ein vortreffliches Gegenmittel bei Vergiftungen ſein. Sonſt ſind die Eigenſchaften der Pflanze nur ſchweißtreibend. Copei (Clusia rosea L. und Cl. alba L.). Das Harz der Pflanze wird zu Pflaſter bei gebrochenen oder ausgeſetzten Knochen v.r- wendet, und ein Decoct von den Blumen ſoll gut bei Lungenkrankheiten ſein. Coralito (Hamelia patens Jacq.). Die Blätter auf den Vorder— kopf gelegt lindern den Kopfſchmerz. Cordoncillo negro (Arthanthe Bredemeyeri Mi.). Befist wie viele Piperaceen aromatiſche, brennende Eigenſchaften und ſoll anti: ſyphilitiſch wirken, wird jedoch nur ſelten gebraucht. Corozo (Acrocomia sclerocarpa Mart.). Ein ausgezeichnetes Getränk, ähnlich dem Champagner und ebenſo berauſchend, wird aus der Palma oder Corozo de Vine bereitet, indem man den Stamm fällt und 151 dicht unter der Blätterkrone einen Einſchnitt macht. Als ich in Guadima (Provinz Coro, Venezuela) war, fällten die Leute mehrere Stämme dieſer Palme, um ſich mit Wein von derſelben für die Oſterfeiertage zu verſehen. (Dr. B. Seemann, Report on the Tocuyo Estate of Venezuela 2. 21) Cremon (eine Malvacee von Maracaybo). Die Blätter wie bei Gossypium, die Blumen ſcharlach. Erſtere legt man auf den Vorderkopf und auf die Schläfen, um den Kopfſchmerz zu lindern. Cruceta real oder Quipito hediondo und Cruceta blanca find mir unbekannt. Erſtere ſoll eine ſehr bittere Rinde haben und wie Cortex Cinchonæ gebraucht werden. Die C. blanca ſoll gegen Hämorrhiden mit Vortheil angewendet werden. Cujo (Acacia Farnesiana W., A. macracantha H. B.). Ein Decoct von den Samenſchoten wird bei chroniſchen Diarrhöen gegeben und der Saft der zerſtoßenen Schoten wird mit guter Wirkung bei Augen— ent zündungen angewendet. Er färbt das Haar ſchwarz. Das Harz, das aus dem Stamme quillt, iſt ähnlich dem Gummi arabicum. Culantrillo (Adiantum concinnum Kth. und mehrere andere Arten). Jarabe de Culantrillo wird viel bei Bruſtkrankheiten angewendet und ſoll das Blut reinigen. Man nimmt 6 Unzen von dem Kraute, thut dieſes in ein Gallon heißen Waſſers, läßt es 24 Stunden darin liegen und hierauf bis zu einer gewiſſen Feſtigkeit verdunſten, filtrirt es dann, fügt 2 Pfund Zucker hinzu und läutert es mit Eiweiß. Culantro (Eryngium fetidum L.). Thee von den Blättern dient als Heilmittel. Die Pflanze wird nur wenig benutzt, obgleich ſie ſehr häufig im ganzen Thale von Caracas vorkommt. Cundiamor (Momordica Charantia L., v. muricata W.). Dieſe Pflanze iſt ſehr Häufig an Häuſern und man paffırt kaum eine Hecke, in der man nicht die ſcharlachfarbenen Früchte dieſer Pflanze ſieht. Die reife Frucht, zerquetſcht und mit Olivenöl vermiſcht, legt man auf Wunden. Kinder eſſen ſehr gern das rothe Fleiſch der Frucht, es ſoll jedoch Diarrhöe erzeugen. Cusparia, Cuspari (Galipea Cusparia Kl.). Die Cortex Angusturæ veræ wird angewendet bei Fiebern, namentlich bei remittirenden Gallenfiebern des tropiſchen Klimas. Dividive (Lebidibia coriaria Schlecht,). Die Samenſchoten ſind ſo herbe, daß man ſie zum Gerben gebraucht. Im Thale des Tuy wie in den Provinzen Maracaybo und Coro iſt der Baum ſehr gewöhnlich, ſo daß in den Jahren 1859 — 1860, 2,343,648 Pfund von den drei Häfen La Guayra, Maracaybo und La Vela exportirt worden ſind. Doradilla (Hymenophyllum plumatum Kaulf.). Wächſt auf den höheren Bergen und ſoll antiſyphilitiſch ſein. Durazno (Pfirſich. Amygdalus Persica L.). Ein Thee von den Blüthen iſt ein gelindes Abführungsmittel. Die Frucht iſt bei Weitem nicht ſo gut als in Europa, meiſt kaum größer als eine Wallnuß. In Zucker eingekocht giebt ſie ein vortreffliches Preſerv. Eneldo (Anethum graveolens L.). Ein Decoct von den 9* 132 Blüthen und Samen giebt Linderung bei blähenden Koliken erzeugt durch Erkältung. Escoba amarga (Parthenium Hysterophorus L.). Ein Bad aus dieſer Pflanze bereitet heilt Entzündung und erzeugt Geſchwüre an den Beinen. Escoba babosa (Sida rhombifolia L.). Eins der variabelſten und ſtörendſten Unkräuter. Die gewöhnlichſte Form bei Caracas iſt retusa IL. Die Wurzel der Pflanze geht fo tief, daß es ſchwer wird fie auszu— roden. Die mediziniſchen Eigenſchaften ſind wie bei den meiſten Malvaceen ſtillend, jedoch hier in geringerem Grade. Escorzonera (Crassiolaria annua Jacq.). Vier Löffel voll von dem Safte der Wurzel mit Kochſalz ſind abführend, beſonders bei ſyphilitiſchen Krankheiten. | spadilla (Crotalaria stipularis Desv. y sericea, ſynonym mit C. Espadilla Kth.). Ein ſchweißtreibendes Mittel, das man in jedem Haushalte findet. Esparrago (Asparagus officinalis L.) Selten cultivirt und bekannt als Harntreibend. Espino (Hydrolea spinosa L.) Umſchläge von den Blättern dieſer Pflanze ſollen die Eiterung von Geſchwüren befördern. Fregosa (Capraria biflora L.) Ein Decoct von den Blättern wird bei blähenden Koliken und Indigeſtionen gegeben. (Fortjegung folgt.) Literatur. Der Obſtfreund und Obſtzüchter. Anregung zum ausgedehnten Betriebe der Obſtbaumzucht in den Gärten und im Freien; Beſchreibung der vorzüglichſten Obſtſorten; Anleitung zur berühmteſten und einträglichſten Erziehung und Behandlung der Obſtbäume. Von Karl Fiſcher, penſ. Pfarrer in Kaaden. Mit 77 Originalabbildungen der vorzüglichſten Obſt— ſorten, nach der Natur gezeichnet von J. Grund und F. Gröll, wie mit dem Portrait von Clemens Rodt. Leipzig, 1866, Reichenbach'ſche Buchhandlung. Gr. 8. 256 S. Preis 1 15 Sgr. Der Pfarrer Fiſcher hat ſchon viel durch längere oder kürzere Ab— handlungen über Obſtbaumzucht, namentlich aber durch ſeine zehn Gebote der Obſtbaumzucht (Vergl. hamburg. Gartenztg., Jahrg. 17, S. 236) zur Hebung derſelben beigetragen und jetzt liegt abermals eine Schrift von ihm vor uns, durch die der Verfaſſer folgende Zwecke zu erreichen beabſichtigt: 1) die hohe Bedeutung des Obſtbaues nach allen Seiten! zu würdigen und zum allgemeinen Betriebe der Obſtbaumzucht anzuregen; 2) die wichtigſten Erfindungen, Erfahrungen und Verbeſſerungen in der Obſtbaumzucht, welche die Neuheit zu Tage gefördert, dem 135 großen Publikum bekannt zu geben und ihre Einführung zu ver anlaſſen; 3) die beſten und ertragreichſten Sorten der verſchiedenen Obſtarten zu beſchreiben und naturgetreue Abbildungen von denſelben zu geben, weil auch hierdurch die Obſtbaumzucht gehoben und ihre größte Einträglichkeit geſichert werde. Daß des Verfaſſers Abſichten mit dem beſten Erfolge gekrönt werden mögen, wollen wir vom Herzen wünſchen und ſtimmen freudig mit ihm ein: „pflanzet Obſtbäume und erziehet und pfleget fie gut!“ Der Verfaſſer beſpricht nun in dem obgedachten Buche auf eine ſehr einnehmende und einfache Weiſe den Werth und die Bedeutung des Haus— gartens, den Obſtbau als Gegenſtand ländlicher Verſchönerung, die materiellen Quellen des Obſtbaues, geht hierauf zur Anzucht und Pflege der Obſt— bäume über, ein Abſchnitt, der für jeden minder geübten Obſtbaumzüchter des Belehrenden genug enthält. Der nächſte Abſchnitt handelt über die beſchreibende Pomologie, über Proben- oder Sortenbäume, Prüfungsſchulen, edle und geringe Obſtſorten, Erzeugung neuer Obſtſorten ꝛc. Im letzten Theile giebt der Verfaſſer die Beſchreibungen und Abbildungen (ſchwarz) einer Anzahl Obſtſorten. Da es nicht möglich war, in dieſem Buche alle oder auch nur die meiſten Sorten der verſchiedenen Obſtarten zu beſchreiben und abzubilden, ſo hat ſich der Verfaſſer nur auf diejenigen Sorten beſchränkt, die er aus eigener Erfahrung als die beſten und ertragreichſten kennen ge— lernt hat und die er deshalb zum Anbaue angelegentlichſt empfehlen kann, wie wir das ganze Werk als ein brauchbares und nützliches empfehlen können. E. O. o. Taſchenbuch für Pomologen, Gärtner und Gartenfreunde, herausgegeben von E. Lucas, königl. würtemberg. Garteninſpector und Vorſtand des pomologiſchen Inſtitutes zu Reutlingen. 5. Jahrgang, mit 16 Abbildungen. Ravensburg & Dorn'ſche Buchhandlung. 1865. Der neueſte, 5. Jahrgang von Lucas' Taſchenbuch liefert wieder einen Beweis von der Thätigkeit des bekannten pomologiſchen Inſtitutes zu Reutlingen. Außer einem kurzen Berichte über den Fortgang des Inſtitutes, aus dem wir erſehen, daß bei den Prüfungen im Mai v. J. 15 Zöglinge der höheren Lehranſtalt für Pomologie und Gartenbau, 6 Zöglinge der Gartenbauſchule und 14 Zöglinge der Obſtbauſchule anweſend waren, während die Zahl der Zöglinge beider Lehranſtalten während des Sommer— halbjahres 22, nebſt 2 Hospitanten, betrug, enthält dieſes Taſchenbuch noch 32 verſchiedene, kürzere, practiſche Abhandlungen aus allen Fächern der Gärtnerei, ſämmtlich von den Gehülfen und Zöglingen der Anſtalt angefertigt, nach den denſelben von dem Director der Anſtalt aufgegebenen Themata. Dieſe Abhandlungen, die, wie ſchon bemerkt, alle Zweige der Gärtuerei umfaſſen, enthalten nicht nur für jeden angehenden Gärtner und Gartenfreund ſehr viele zu beherzigende Winke, ſondern auch der geübtere Gärtner findet manches Jutereſſante und Brauchbare darin. — Schließlich enthält das Büchelchen noch das Verzeichniß der im Inſtitute a Bäume, Sträucher, Geräthe ꝛc. Oo. Anleitung zur Kenntniß der ln Familien I Phane⸗ 134 rogamen. Ein Leitfaden zum Gebrauche bei Vorleſungen und zum Studium der ſpeciellen Botanik von Dr. Johann Anton Schmidt. Stuttgart, 1865. Gr. 8. E. Schweizerbart'ſche Verlagshandlung. Der gelehrte Verfaſſer hatte dieſes Buch urſprünglich für ſeine Vor— leſungen, die er während mehrerer Jahre an der Univerſität zu Heidelberg gehalten hat, beſtimmt, und ſollte es den Studirenden das läſtige Nach— ſchreiben erſparen. Als eine Anleitung zur Kenntniß der natürlichen Fa— milien behandelt das Buch in möglichſter Kürze die bemerkenswertheſten Verhältniſſe der phanerogamiſchen Familien, ſo weit ſie für das Studium in Deutſchland Berückſichtigung finden können. Es hat daher der Verſaſſer auch alle außereuropäiſchen Familien, welche gar nicht oder äußerſt ſelten ein Material für Unterſuchungen darbieten, entweder ganz fortgelaſſen oder nur kurz angedeutet. Als Beiſpiele zu jeder einzelnen Familie ſind ſolche Pflanzenarten gewählt worden, die für die betreffende Familie vorzugsweiſe charakteriſtiſch erſcheinen und ſind dann noch diejenigen Arten hinzugefügt, welche durch ihre Producte oder als Zierpflanzen Anwendung finden. — Gartengehülfen wie angehenden Gärtnern, welchen darum zu thun iſt, ſich Kenntniſſe der natürlichen Pflanzenfamilien anzueignen, empfehlen wir dieſes Buch zum fleißigen Gebrauche. E. O—o. ——ů — — — Feuilleton. Der ungemein milde Winter von 1865/66 iſt für unſer nördliches Deutſchland gewiß eine abnorme Erſcheinung, und wir wiſſen uns, obgleich wir eine ziemliche Reihe von Jahren denken können, keine ſo anhaltend gelinde Witterung während der Monate December und Januar zu erinnern. Witterungsverhältniſſe, wie ſie dem März zur Zierde gereichen würden, behaupteten ſich für die Dauer der winterlichen Monate, wobei der Januar noch wärmer als der December war. Die durchſchnittliche größte Wärme während des Januar betrug + 5½ Grad R., dieſelbe geringſte — 1⅝ G. R. Der wärmſte Tag war der 16. Januar mit 8 ½ G., der kälteſte der 6. mit 26. Daß nun unter ſolchen Witterungsverhältniſſen die Vegetation ganz enorm vorſchreitet, nimmt kaum Wunder, zudem in Folge des vorigen trockenen und warmen Sommers das Holz der Strauch— und Baumarten viel ſchneller gereift iſt, und die Vegetation der Stauden— gewächſe viel früher aufgehört hatte. Unſere Gärten in und um Hamburg gewähren ſchon heute, den 5. Februar, einen Anblick, wie fonſt durchſchnittlich kaum im Märzmonat. Faſt alle Straucharten ſieht man mit ſchwellenden Blattaugen und manche Arten, wie Roſen, Philadelphus, deren Zweige noch vom vorigen Jahre mit Blättern verſehen ſind, treiben weiter. Nicht minder zurück ſind faſt alle Staudenarten, von denen viele, die ganz eingezogen hatten, bereits 2—4 Zoll lange junge Triebe oder eben ſo lange Blätter entwickelt haben. — In Blüthe ſtehen bereits ſeit einigen Tagen Crocus vernus, Galanthus nivalis, Lamium purpu- reum, Eranthis hyemalis, Bellis perennis, Senecio vulgaris, welches 135 Unkraut während des ganzen Winters geblüht und Samen angeſetzt hat, Erica herbacea, Helleborus viridis und Scilla Hohenackeri. Corylus Avellana und C. Colurna ſind faſt verblüht. Dem Aufblühen nahe ſind Cydonia japonica, Cornus mascula, Thuja orientalis, Taxus baccata, Salix-Arten und mehre Birnenſorten in Pyramidenſtämmen. Von den Geſträuchern haben am weiteſten getrieben: Spirea sorbifolia, Spiræa prunifolia fl. pl., Lonicera tatarica, pyrenaica, Periclymenum, Sambucus nigra, bei dem ſich bereits Blätter gebildet haben. Sollte noch eine empfindliche Kälte eintreten, was faſt zu befürchten, *) ſo dürften die Blüthenknospen vieler Baumarten, namentlich der ſo weit vorgerückten Obſtſorten ſehr darunter leiden. Bezüglich der Milde des diesjährigen Winters theilt der Neſtor der krakauer Artheologie, Herr Grabowski, aus ſeinen Erinnerungen unter Anderem mit, daß er im Verlaufe der 68 Jahre kaum drei ſo milde Winter ſich erinnern könne, als der jetzige. Am 25. Decbr. 1821 ſammelte er Blumen am Koskiusko-Hügel, die gefürchteten Krankheiten im folgenden Frühlinge blieben aus und dieſer trat frühzeitig ein; im Juni begann ſchon die Ernte. — Pflanzen⸗ und Samen⸗Verzeichniſſe find uns von wohlrenomirten Firmen im Laufe der letzten Wochen noch einige zugegangen, auf die wir die Leſer aufmerkſam zu machen uns erlauben, ſo z. B. das Preisverzeichniß vom Garten— meiſter J. L. Schiebler & Sohn in Celle (Hannover). Daſſelbe enthält außer den verſchiedenen Sämereien jeglicher Art auch eine Auswahl von Pflanzen für's freie Land, für's Gewächshaus, Decorationspflanzen, Pflanzen zu Gruppen, Sträucher zum Treiben in Töpfen, Fruchtbäume und Sträucher. Obſtbäume in vorzüglich ſchön gezogenen Stämmen und in den anerkannt beſten Sorten, deren Echtheit garantirt wird, und vieles Andere. Das Haupt⸗Verzeichniß über Samen und Pflanzen von Haage K Schmidt in Erfurt, aus dem wir bereits im vorigen Hefte einige Neuheiten hervor— gehoben, liegt nun in ſeiner ganzen Stärke und eleganter Ausſtattung vor uns, und wird wohl in erſter Beziehung von keinem anderen Ver— zeichniſſe übertroffen werden, denn in Bezug auf Samen enthält daſſelbe eine vollſtändige Aufzählung alles Deſſen, was im In- oder Auslande zu irgend einem Zwecke verwendet wird und in beſter keimfähiger Qualität zu den beigeſetzten Preiſen bezogen werden kann. Es iſt von Intereſſe, aus dieſem Verzeichniſſe zu erſehen, was für eine enorme Anzahl von Pflanzen— arten und Varietäten ſich im Handel befinden. Auch in Bezug auf eine Auswahl von Pflanzen verdient dieſem Verzeichniſſe die vollſte Beachtung der Blumen- und Pflanzenfreunde. Herrn F. C. Heinemann's General-Catalog No. 79—80 iſt als *) Anmerk. Nachträglich können wir noch bemerken, daß ſich am 8. Februar, Morgens 9½ Uhr, ein Gewitter über Hamburg entlud, begleitet von Hagel— ſchauern, dem im Laufe des Tages bis 5 Uhr Nachmittags noch mehrere Gewitter mit heftigen Regengüſſen folgten, nach denen ſich die Temperatur von 8° bis auf 5° abkühlte. Am 13 Februar trat nach mehrtägigen heftigen Stürmen und Regen etwas Froſt ein und am 14. ſchneite es abwechſelnd ſehr ſtark aus Nord-Weſt. E. Oo. 136 Feſt-Ausgabe erſchienen und rechtfertigt dieſe Bezeichnung im höchſten Grade. Abgeſehen von dem reichen Inhalte des Verzeichniſſes dieſer renom— mirten Gärtnerei Erfurts, zeichnet ſich daſſelbe nicht nur durch einen ſehr correcten und ſplendiden Druck und Ausſtattung aus, ſondern es befinden ſich im Texte auch noch die Abbildungen von einigen neuen Florblumen, wie von dem prächtigen Chrysanthemum, Venus“ und mehreren der beliebten, ganz beſonders zu empfehlenden Liliput Chrysanthemum und dergl. mehr. Außer den Pflanzenabbildungen enthält das Verzeichniß aber noch mehrere Anſichten der allgemeinen deutſchen Ausſtellung zu Erfurt im Herbſte 1865. So zeigt uns z. B. das Titelblatt in recht hübſcher Ausführung die Er— fordia mit dem Stadtwappen, neben dem Wappenſchilde die Pendule mit der Statue Alexanders von Humboldt (etwas unkenntlich), von der Königin Auguſta als Ehrenpreis für die Ausſtellung (Herbſt 1865) zur Ver— fügung geſtellt und von den Preisrichtern Herrn Heinem ann zuerkannt. Dann zeigt uns das Titelblatt den Empfang am Bahnhofe, die Ehrenpforte im mauriſchen Style und den Ehrenporticus mit Reicharts Denkmal. Die zweite Tafel enthält den colorirten Plan der erfurter Ausſtellung, von Herrn Heinemann entworfen und ausgeführt mit genauer Bezeichnung der einzelnen Gegenſtände. Eine andere Tafel giebt uns eine Idee von dem, von Herrn Heinemann ſo kunſtvoll arrangirten und ſo allgemein bewunderten Blumen-Parterre vor dem großen Schauhauſe zwiſchen den Blumenhallen. Eine genaue Beſchreibung wie und aus welchen Pflanzenarten das Blumen— Parterre zuſammengeſetzt war, iſt der Anſicht beigegeben. Die vierte und letzte Anſicht zeigt uns die von Herrn Heinemann arrangirte gemiſchte Gruppe, die bekanntlich mit der goldenen Medaille gekrönt worden iſt. — Um ſpeciell auf den reichen wie auserwählten Inhalt dieſes General— Catalogs oder beſſer der General-Cataloge, denn No. 79 enthält nur die Sämereien und No. 80 Pflanzen, einzugehen, erlaubt uns der Raum nicht, und müſſen, nur noch einiges Wenige hervorhebend, es den Leſern über— laſſen, ſelbſt dieſe Verzeichniſſe durchzuſehen und aus ihnen eine Auswahl zu treffen. Sehr zu rühmen iſt an dieſen Verzeichniſſen, daß ſie wirklich nur eine Auswahl von guten Sachen enthalten und daß die Namen der ver— ſchiedenen Pflanzen-Arten faſt durchweg gleichförmig und nicht, wie in den meiſten Verzeichniſſen, die neueſten empfehlenswertheſten Arten, zu denen aber oft die älteſten und am wenigſten zu empfehlenden gehören, fett ge— druckt ſind. Im Pflanzenverzeichniſſe ſind am Schluſſe die beſonders empfohlenen Pflanzen zuſammengeſtellt, auf die wir namentlich aufmerkſam machen. Das Preis-Verzeichniß von Sämereien ꝛc. der Herren Peter Smith & Co. in Hamburg liegt uns ebenfalls vor und finden wir in demſelben außer den gangbarſten und empfehlenswertheſten Gemüſe-Arten, Küchenkräutern und landwirthſchaftlichen Samen auch eine reiche Collection von Gehölz- und Sträucher- wie Coniferen-Samen aufgeführt, die von genannter Firma in der beſten Qualität geliefert werden. Unter den Neuheiten von Blumenſamen und einiger ſelten in den Handel kommender Arten für 1866 ſind viele ſehr intereſſante und ſchöne Pflanzenarten verzeichnet, von denen friſche Samen offerirt werden, ſo z. B. die Varietäten des Clianthus Dampieri, Des- fontainia spinosa, Porliera hygrometrica u. a. — Von den Sommer- 137 gewächſen, wozu auch viele Ziergräſer gehören, find nur die wirklich ſchönen und empfehlenswerthen Arten und Varietäten aufgeführt, und dennoch beträgt deren Zahl über 800, mit Ausſchluß der Varietäten von Aſtern und Levkojen, die für ſich in den beſten und lebhafteſten Farben ſortimentsweiſe auf Seite 11 und 12 des Verzeichniſſes zuſammengeſtellt ſind. Das neueſte Preisverzeichniß über Coniferen und immergrüne Pflanzen, Sträucher, Bäume, Obſtſorten ꝛc., nebſt Floriſten-Blumen der Herren Peter Smith & Co. in Bergedorf iſt ein ſehr reiches. Vor allen ſind es aber die in demſelben genannten Coniferen, die theils mit, theils ohne Bedeckung im Freien aushalten, die wir der Beachtung der Freunde dieſer ſo ſchönen Pflanzenfamilie empfehlen möchten und auf die wir, nachdem wir die ſo reichhaltige Sammlung in Augenſchein genommen haben werden, zurück— kommen. Außer auf die Coniferen machen wir noch auf das Sortiment Weinreben für Topfeultur aufmerkſam, das wir ſchon früher in genau uter Gärtnerei in vorzüglicher Schönheit ſahen. Unter den Floriſtenblumen, wie z. B. ſtrauchartige Calceolarien, Pelargonien jeglicher Art, Fuchſien, Ver— benen, Petunien, Dahlien, Phlox, Stockroſen und wie ſie alle heißen, findet der Blumenfreund nicht nur das Neueſte, ſondern auch das Beſte vertreten, desgleichen unter den Decorations-Pflanzen, welche ſich zu Gruppen im Freien oder als Einzelpflanzen auf Raſenplätzen eignen. Auf Verlangen wird auch dieſer ſo reichhaltige Catalog Jedem ſofort franco zugeſandt. Wir verfehlen nicht, die geehrten Leſer auf das dieſem Hefte beiliegende Verzeichniß des Gartenetabliſſements des Herrn Joſeph Baumann in Gent aufmerkſam zu machen, namentlich auf die in demſelben außergewöhnlich große Collection der im freien Lande ausdauernden Rhododendron Varietäten, die über 400 Arten umfaßt. Kew⸗Garten. Nach dem über den königl. Garten zu Kew erſchienenen — Jahresberichte wurde der botaniſche Garten zu Kew im Jahre 1865 von 529,241 Perſonen beſucht, und zwar an den Sontagen von 260,040 und an den Wochentagen von 269,201 Perſonen. Ein merklicher Unterſchied in dem Gedeihen der Pflanzen, namentlich der Orchideen, Farnen und der Succulenten iſt ſeit der Anſtellung neuer Obergehülfen bemerkbar, aber wohl beſonders durch den Einfluß des jetzigen ſo tüchtigen Curators. Viel bleibt noch zu thun übrig; ſo beabſichtigt man beſonders Typen der auſtraliſchen und ſüdafrikaniſchen Flora zu erlangen, ferner Palmen, Orchideen und Baumfarne; die nutzbaren Pflanzen ſollen zum Zwecke des Austauſches vermehrt und die Raſenflächen, Blumenbeete und Strauchparthien verſchönert werden. Der Etiquettirung der Pflanzen, ſowohl der gewöhnlichen wie der ſeltenen, ſoll beſondere Aufmerkſamkeit geſchenkt werden, das alte Victoria— Haus iſt in ein ſogenanntes „ökonomiſches Pflanzen-Haus“ verwandelt worden und enthält jetzt eine Auswahl ſolcher tropiſcher Pflanzen, deren Producte zur Nahrung oder zu techniſchen Zwecken dienen. Für die Cultur der Waſſerpflanzen fehlt es an Raum, ud man beabſichtigt einen kleinen Teich im Freien mit warmem Waſſer zu verſo gen, um in demſelben tropiſche Wafferpflanzen zu cultiviren. — Im Palmhauſe ind alle Pflanzen umgepflanzt und gereinigt, fo daß das Haus jetzt einen pr chtigen Anblick gewährt. Eine undankbare Cactus⸗Hybride. war nicht unmittelbar vor, 138 oder nach der Sündfluth, aber doch zu jener Zeit, wo die heutigen Decorations— pflanzen noch nicht die Cactus und andere hübſche und intereſſante Pflanzen auf die hintere Stellage gedrängt oder aus dem Hauſe ganz entfernt hatten, intereſſirte ich mich für Cactusmiſchlinge durch Uebertragung des Pollens und hatte gewöhnlich die Freude baldigen Blühens derſelben. Vor 18 Jahren gelang es mir auch, den Samenſtaub einer in voller Entwickelung ſtehenden Blume von Cereus grandiflorus auf den gerade blühenden Cereus coccineus in der Mitternachtsſtunde fo glücklich zu übertragen, daß bald eine Frucht anſetzte und reichlichen Samen lieferte, der, auf Sand geſäet, im nächſten Frühlinge eben ſo reichlich aufging und die Sämlinge bald verſetzt werden konnten. Von dieſen aber behielt ich, wegen Mangel an Raum, nur 4, von welchen ich ſpäter noch 2 verſchenkte, ohne über ihr weiteres Daſein etwas zu erfahren. Die behaltenen beiden Exemplare entwickelten ſich raſch, beſonders das eine derſelben, aber im Gegenſatze zu den anderen Hybriden iſt es mir bisher nicht gelungen, dieſelben zur Blüthe zu bringen. Beide Exemplare bedecken mit 2 Exemplaren Cereus Fe und 1 Exemplar Cereus nycticalus einen Theil der ſonnigen Wand des Warmhauſes, und hat die ſtärkere der beiden Hybriden jene 3 älteren Cereus im Wuchſe entſchieden überflügelt, jo daß ich ſeit 5—6 Jahren beſtimmt auf Blumen rechnen durfte, und zwar um fo mehr, da Cereus grandi- florus und nycticalus alljährlich im Juni überaus dankbar blühen, es alſo an der Stelle und Behandlung nicht liegen kann, daß die 17 Jahre alte, ſehr kräftige Pflanze nicht blühen will. Die Frucht iſt, wie oben geſagt, auf dem Cereus coceineus gewachſen, die Hybride aber von dem Cereus grandiflorus und dadurch unterſchieden, daß die Triebe hellgrün, ent— ſchieden heller, als die des Cereus nycticalus ſind, die Stachelbüſchel dagegen ſchwächer, als beim Cereus grandiflorus, aber ſtärker, als beim Cereus nycticalus, deſſen Triebe wieder dicker ſind. Den jungen Trieben fehlen die Stachelbüſchel ganz. Die endliche Blume wird wegen der Mutterpflanze hoffentlich eine entſchieden rothe Farbe haben und bin ich gerne bereit, Schnittlinge Liebhabern mitzutheilen, — am liebſten freilich gegen Umtauſch neuer Decorationspflanzen. — Schwarze, Paſtor. Ausſpritzung des Saftes durch die Blätter von Colocasia eseulenta Schott. Die „Flora“ No. 2 d. J. theilt nach der Compt. rend. No. 61 eine Bemerkung über das Ausſpritzen des Saftes durch die Blätter von Colocasia esculenta mit, die wir, da ſie von allgemeinem Intereſſe iſt, hier wiedergeben. Seit Muſchenbroeck und Hales wiſſen wir, daß die klaren Tropfen, die man auf den Blättern mancher Pflanze findet, weniger dem Thau als der Transpiration zuzuſchreiben ſind. Aber kaum konnte man erwarten, daß dieſe Abſonderung auch, ganz analog mit gewiſſen thieriſchen Flüſſigkeiten, in Form einer rhythmiſchen Aus— ſpritzung vor ſich gehe. Schon im Jahre 1831 hat Dr. Schmidt in Stettin und ſpäter Duchartre (Annales des scienc. natur. IV. Ser. T. XII. p. 232) geſehen, daß ſich an der Spitze der Blätter von Arum Colocasia ein klarer Waſſertropfen bildet, der in Folge ſeiner eigenen Schwere abfällt und ſofort durch einen neuen erſetzt wird. Von der Raſchheit, mit der das Waſſer hervordringt, kann man ſich kaum einen 139 Begriff machen, wenn man es nicht ſelbſt geſehen hat. So iſt dieſer Vor— gang, wenn ſich das Blatt bereits ganz entwickelt hat. Iſt das Blatt aber noch zuſammengerollt, ſo iſt die Erſcheinung eine andere. Die klaren und wie Perlen glänzenden Tropfen ſammeln ſich jetzt nicht zu einem größeren an, der durch ſein eigenes Gewicht abfällt, ſondern ſie werden förmlich fortgeworfen und gelangen in einer paraboliſchen Kurve zur Erde, bis zu 3 Zoll von dem Stamm der Pflanze entfernt. Mittelſt einer ſtarken Loupe kann man beobachten, wie ſich die Epidermis hierbei hebt und ſenkt. Ein Blatt warf 85 Tropfen in der Minute aus, und zwar ſtets zwei kleine hinter einander, die in einer Entfernung von 4—6 Linien nieder— fielen und dann einen dritten größeren fünfmal weiter. Dieſe Ausſpritzung währte mit derſelben Regelmäßigkeit von 6—7 / Uhr Morgens. Mit einer ſolchen Intenſität tritt dieſe Erſcheinung aber nicht immer auf, ſondern oft nähert ſie ſich der Form, wie ſie oben von Duchartre beſchrieben worden iſt. Geht die Erſcheinung ſehr lebhaft vor ſich, ſo erhält man, wenn man das Blatt zwiſchen den Fingern preßt, einen Waſſerſtrahl, der allerdings bald aufhört, aber leicht von Neuem hervorgerufen werden kann. Hat man eine ziemliche Zahl von Blättern zu Gebote, ſo kann man leicht in der Minute einen Grammen Waſſer erhalten. Doryanthes excelsa. Ein Exemplar dieſer prachtvollen gigantiſchen Amaryllide ſtand im Januar d. J. im kaiſerl. Pflanzen⸗Garten zu Paris in Blüthe. Der Blüthenſchaft zeigte ſich ſchon gegen Ende des Monats Juni im Jahre 1865, gelangte jedoch, wie oben angegeben, erſt im Januar d. J. zur völligen Entwickelung. Nach einer Notiz über dieſe Pflanze in der Revue horticole iſt das Exemplar, welches zu Paris geblüht hat, mindeſtens 40 Jahre alt. In derſelben Notiz heißt es, daß dies das fünfte Mal ſei, daß eine Doryanthes in Europa zur Blüthe gelangte, nämlich 1814 und 1833 in England, 1862 zu Orleans, 1863 in St. Petersburg (nicht 1853 wie angegeben) und nun in Paris. Dieſe Notizen können wir dahin vervollſtändigen, daß eine Doryanthes, in dem Jahre 1843 und 1848 im Berggarten zu Herrenhauſen und 1859 im bot. Garten zu Bonn geblüht hat, auch ſoll eine zu Schönbrunn bei Wien geblüht haben. Vergl. hamb. Gartenztg., 15. Jahrg., S. 186 und 21 Jahrg., S. 130. Stecklinge von Pelargonien zu machen. Herr Lierval theilt im „Hortieulteur francais“ eine Methode mit im Frühjahre Stecklinge von Pelargonien zu machen, um nicht nöthig zu haben, ſo viele alte Exemplare zu überwintern. Man errichtet ein Brett längs der Fenſterfronte des Kalt— hauſes dicht über den heißen Waſſerröhren, ſo daß man eine Temperatur von 50— 54 Grad Fahrenh. erlangen kann. Auf dieſes Brett oder Bort legt man eine etwa 2 Zoll hohe Lage Moos und auf dieſe bringt man ½ Zoll hoch leichte Erde. Anfangs Februar läßt man die Mutterpflanzen antreiben und ſobald die Augen entwickelt ſind, ſchneidet man ſie vom alten Holze ab, doch ſo, daß man ein kleines Stückchen des letzteren an den Stecklingen haften läßt. Die Stecklinge werden dann in die erwärmte Erde geſteckt, die beſtändig feucht gehalten wird. Nach 5-—6 Tagen werden ſich bereits Wurzeln gebildet haben und die Pflänzchen werden dann in kleine Töpfe gepflanzt und auf ein Warmbeet geſtellt, ſo nahe dem Glaſe als 140 möglich. Nach 10—12 Tagen werden die jungen Pflanzen gut bewurzelt ſein, wo ſie dann nochmals umgepflanzt und wieder in's Beet geſtellt werden. Wenn erforderlich, ſtutze man die Pflanzen ein, damit dieſelben von unten auf buſchig werden. (Nach Gard. Chronicle.) Ein permanentes Verbenenbeet. Den Fachgärtnern, aber vielleicht nicht allen Blumiſten iſt es bekannt, daß die Verbenen reichlichen Samen ausſtreuen, der allerdings erſt Mitte Sommers aufgeht, in ſeinen Sämlingen ſich dann aber ſehr raſch entwickelt und reichlichen Flor im Spätſommer und Herbſte liefert. Seit wenigſtens 6 — 7 Jahren habe ich ein und daſſelbe Verbenenbeet in einem Raſenſtücke, auf das ich nur deshalb einige neue brillante Verbenen ſetze, um von ihnen neue Farben zu erhalten. Sobald Froſt eintritt, bedecke ich das Beet mit Laub und allerlei Ueber— wurf. Um das Zerſtreuen des Laubes zu verhindern, grabe ich daſſelbe im Frühlinge manchmal mit kurzem, verweſten Dünger um und halte es dann nur vom Unkraute rein, bis im Mai die jungen Pflanzen mit ihren feinen, ſpitzen Blättchen erſcheinen und in großer Zahl verzogen und weiter ver— pflanzt werden müſſen. Durch Entfernung der weißen und mattfarbenen Sorten habe ich allmälig ziemlich brillante Farben, — aber im vorigen Jahre zum erſten Male eine leuchtend rothe erhalten, während die weißen ganz beſonders zahlreich aufgehen. Da das Beet im erſten Theile des Sommers allerdings kahl und todt ausſieht, jo werde ich im nächſten Frühlinge daſſelbe mit frühblühenden zarten Pflanzen beſetzen, die ſpäter den Verbenen weichen ſollen. Paſtor Schwarze. Aufbewahrung der Wurzelgewächſe. In Bezug auf die, im 1. Hefte dieſer Zeitſchrift, Jahrg. 1866, S. 45, mitgetheilte neue Methode zur beſſeren Durchwinterung der Wurzelgewächſe bemerke ich, daß ich ſeit mehren Jahren ein ähnliches, jedoch nicht ſo durchgreifendes Verfahren mit günſtigem Erfolge beobachte. Ich bilde durch eingeſchlagene Pfähle und darangenagelte, etwa 2 Zoll entfernt ſtehende Latten nach der ganzen Länge der zu bildenden Miethe einen Kanal über der Erde, und zwar ſo, daß derſelbe auf beiden Enden etwas hervorſteht. Auf dieſen Kanal ſetze ich in Entfernung von etwa 6 Fuß hölzerne, viereckige, und zwar an allen vier Seiten mit großen Bohrlöchern verſehene Schornſteine, die oben eine ſchräge Decke haben, aber ſo, daß zwei Seiten unter der Decke völlig aus— geſchnitten ſind. Der untere Luftkanal und ebenſo die Schornſteine oberhalb der Miethe werden nur bei ſtrengerer Kälte verſtopft und erhalten bei milder Witterung einen fortwährenden Luftſtrom, der ſich auch ſeitwärts durch die Bohrlöcher den Wurzelgewächſen mittheilt und ſie beſonders friſch erhält. Ob dieſe Methode, da ſie auf der Hand liegt, vielfach angewendet wird, weiß ich nicht, wohl aber aus Erfahrung, daß ſie practiſch iſt bei den Wurzelgewächſen des Gartens und des Feldes. Daß die Miethen regelrecht mit Stroh und Erde bedeckt werden, verjieht ſich von ſelbſt. Paſtor Schwarze. Platten zum Unterſuchen der Keimfähigkeit des Samens. Herr Hannemann, Garteninſpector der landwirthſchaftlichen Academie in Proskau in Oberſchleſien, hat, angeregt durch Herrn G. A. Siebrecht, Fabrikant plaſtiſch-poröſer Kohle in Caſſel, welcher auf der allgemeinen 141 deutschen Ausſtellung zu Erfurt im September v. J. unter Anderem Platten, aus präparirter Holzkohle gefertigt, zum Unterſuchen der Keimfähigkeit des Samens ausgeſtellt hatte, ſich die Aufgabe geſtellt, aus eigens zu dieſem Zwecke zubereitetem, gebrannten Fayance-Thon eine Keimplatte zu conſtruiren, die allen Anforderungen genügt und incl. Gebrauchs-Anweiſung nur 5 Sgr. koſtet. Derſelbe hat eine Anzahl ſolcher Keimplatten anfertigen laſſen, und auf jeder einzelnen können 24 Arten Sämereien probirt werden. Hat man viele Samenarten zugleich zu unterſuchen, jo braucht man ſelbſt— redend 2, 3, 4 und noch mehr ſolcher Keimplatten. Auf die Platten, um die Keimfähigkeit der Samen ſchnell zu unter— ſuchen, von plaſtiſch poröſer Kohle aus der Fabrik des Herrn R. Beinhauer in Hamburg, haben wir bereits im vorigen Jahrgange dieſer Zeitſchrift, S. 292, die Handelsgärtner, für welche dieſe Platten, wie die obigen von Herrn Hannemann empfohlenen, von vielem Werthe ſein möchten, hingewieſen. E. DO, Dahlia imperialis in Blüthe. Der Redaction des Gard. Chronicle iſt von den Herren E. G. Henderſon & Sohn ein blühender Zweig der Dahlia imperialis eingeſandt worden, den dieſelben von Herrn Grieve zu Culford Hall Gardens bei Bury St. Edmund's“) erhalten hatten. Herr H. bemerkt über dieſe Zierpflanze: „Herr Grieve habe nicht an— gegeben, welche Höhe ſeine Pflanze im Laufe des Sommers erreicht hat, doch fol fie nach Roezl 8—10 Fuß hoch werden!) und muß vor Eintritt des Froſtes im Herbſte aus dem Lande gehoben und in einen Topf gepflanzt werden, wo ſie dann nach den Chrysanthemum blüht. Der Habitus dieſer Staude iſt vorzüglich und ihre immenſen, einer Aralıa ähnlichen Blätter ſind von ausnehmender Wirkung. Der beigehende Blüthenzweig (ein Nebenzweig) mit ſeinen großen coniſchen Knospen und theilweiſe hängenden Blumen zeugt ſchon von der effectvollen Wirkung, die dieſe Pflanze als ein Mittelſtück einer großen Gruppe in einem Conſerva— torium hervorbringt. Die Randblüthen der einzelnen Blüthenköpfe waren gut 2 Zoll lang, lanzettlich zugeſpitzt, mit einem zarten Anfluge von roſa, während die Scheibenblüthen gelb ſind. Die Blüthenköpfe ſcheinen un— gemein zahlreich hervorzukommen und eine lange Blüthezeit zu verſprechen. Pflanzen in Ward'ſchen Käſten über See zu ſenden mißglückt bei langen Reiſen leider nur noch zu oft. Herr John Gould Beitd, welcher ſich bekanntlich im Auguſt 1864 nach Sydney in Auſtralien ein— ſchiffte und dort im beſten Wohlſein uach einer Ydtägigen Reiſe eingetroffen war, nahm für ſeine dortigen Freunde mehrere Pflanzen-Collectionen in Ward'ſchen Käſten mit, denen er während der Reiſe ſeine ganze Auf— merkſamkeit ſchenkte und durch die dabei gemachten Erfahrungen zu dem Reſultate gelangt iſt, daß alle hartholzigen Pflanzen, als Camellien, indiſche Azaleen, Rhododendren, Coniferen, Roſen ꝛc. mit der größten Sicherheit reiſen, wenn man ſie, ehe die Käſten geſchloſſen werden, gehörig begießt ) Bury liegt in der Graſſchaft Lancaſhire. **) Im botaniſchen Garten zu Hamburg erreichten 2 Pflanzen dieſer Dahlia im vorigen Sommer jede 7—8 Fuß Höhe. E. Oo. 142 und die Käſten auf's Deck ſtellt, damit die Pflanzen während der Reiſe Licht haben. Krautartige Pflanzen, als Verbenen, Petunien, Pelargonien, Nelken und dergl. werden wohl höchſt ſelten lebend ankommen, ihr Hang zum Wachſen während der langen Reiſe im Tropenmeere ſcheint die Pflanzen zu erſchöpfen. — Herr Dr. Blumenau, von der Colonie Blumenau in Braſilien, wendet bei allen holzigen Pflanzen, ſelbſt zarte Neuholländer nicht aus— genommen, die er meiſt alljährlich von Deutſchland, England oder Belgien nach Braſilien kommen läßt, ein anderes Verfahren an, dieſe Pflanzen zu verſenden und, wie er feſt verſichert, ſtets mit dem beſten Erfolge. Er läßt nämlich von dieſen Pflanzen alle Blätter und die nicht ausgewachſenen Holztriebe abſchneiden, bei vielen Pflanzen läßt er ſelbſt die ganzen Stämme bis auf einige Augen über der Erde abſchneiden, alle Wunden mit Harz verkleben und dann, die Ballen gut in Moos emballirt, die Pflanzen dicht an einander in Kiſten einpacken. Sind die Pflanzen bei ihm angelangt, ſo werden ſie ſofort gepflanzt und in kurzer Zeit fangen die zurückgeſchnittenen Stämme an auszutreiben und wachſen zu buſchigen Pflanzen heran. E. O—o. Chishurst-Compound. Dies iſt das in England am meiſten gebrauchte Mittel gegen alle Arten von Inſekten, als rothe Spinne, Blattlaus ꝛc., auch gegen Mehlthau. Für den Wintergebrauch auf ruhende Pflanzen nimmt man 10 — 16 Loth pr. 4 Quart Waſſer, und wäſcht hiermit die Stämme und Zweige, für den Gebrauch auf wachſende Pflanzen genügt die halbe Stärke zum Spritzen oder guten Eintauchen. Vor dem Gebrauche muß die Maſſe 48 Stunden ſtehen, wo ſie dann völlig geruchlos wird. Alle Gärtner und Cultivateure zu veranlaſſen, ſich nach eigener Erfahrung von dem Werthe dieſes Inſekten vertilgenden Mittels durch Anwendung zu überzeugen, wollen wir bemerken, daß daſſelbe in Schachteln zu 18 Sgr. bis zu 4 t bei den Herren P. Smith & Co. in Hamburg zu er— halten iſt. 6 Statiſtik der in Paris angepflanzten Bäume. Nach dem „Mo- niteur frangais“ war im Herbſte v. J. eine Beſichtigung und Zählung der an den öffentlichen Promenaden und Wegen der Stadt Paris angepflanzten Bäume vorgenommen, um zu erfahren, welche Baumarten die große Hitze und Dürre des letzten Sommers am beſten ertragen haben. — Die Stadt Paris nimmt einen Flächenraum von 78,020,000 Metres ein und auf dieſem Raume befinden ſich 148,800 Bäume gepflanzt, welche einen Um— fang von 5,835,800 Quadrat-Metres einnehmen. An den Promenaden iſt die Ulme vorherrſchend, dann kommt die Platane, die Roßkaſtanie, der Ahorn, die Linde, die Akazie und der Götterbaum (Ailanthus). Der kleinſte Baum, der die Promenaden und Boulevards von Paris ſchmückt, hat 20 Centimetres und der größte 2 Metres 60 Centimetres im Umfange. Nimmt man nun einen durchſchnittlichen Umfang an, ſo ergiebt ſich, daß ein Baum, deſſen Stamm 35 Centimetres Durchmeſſer hat, für die beiden Seiten ſeiner Blätter einen Flächenraum von 150 Metres präſentirt oder für 148,000 Bäume 220,222,000 Metres, und ſo kommt auf jeden der 1,526,000 Bewohner von Paris 440 Metres Grün. 143 Pomologiſches Juſtitut in Reutlingen. Einigen an uns gerichteten Anfragen zu entſprechen ſind wir in den Stand geſetzt, mitzutheilen, daß der 2½ Monate dauernde Curſus für Baumwärter den 5. März beginnt; zugleich nimmt auch das Sommerhalbjahr für die höhere Lehr— anſtalt und die Gartenbauſchule ſeinen Anfang. — Im Sommer 1866 wird vorgetragen: Obſtbaumzucht, Baumſchnitt, Pomologie, Land— ſchaftsgärtnerei, Weinbau, Gemüſebau, Botanil, Agriculturchemie, Geognoſie, Buchführung, Zeichnen. — Ausführliche Statuten ſtehen gratis und franco bei Herrn Garten-Inſpector E. Lucas in Reutlingen zu Dienſten. Ein Bouquet, welches die Kaiſerin von Oeſterreich vor kurzer Zeit in der Hand trug, wird, wie Gardener's Chronicle mittheilt, in den öſterr. Zeitungen rühmend erwähnt. An jedem der Blätter der in dieſem Bouquet befindlichen Camellienblüthen war nämlich ein Diamant befeſtigt als Imitation von Thautropfen. Die Wirkung derſelben ſoll überraſchend geweſen ſein. — UT Perſonal-Notizen. Pillnitz bei Dresden. — Der bisherige und verdienſtvolle Chef des botaniſchen Gartens zu Pillnitz, Herr Hofgärtner Terſchek, iſt am 1. Oc- tober v. J. in Penſion getreten und an deſſen Stelle Herr Hofgärtner A. Wentzel berufen worden. TE — Berichtigungen und Nachträge zu den von mir gegebenen Beſchreibungen der Agaveen in den beiden letzten Abſchnitten des vorigen Jahrganges dieſer Zeitſchrift. S. 447 Z. 7 v. o. hinter Blätter ſchalte ein: und dadurch. 451 Z. 12 v. u. hinter ſtumpflich anſtatt des Komma's ein Bindeſtrich zu ſetzen. 452 Z. 9 v. o. die Worte Dyckense culta zu ſtreichen. 453 Z. 16 v. o. für krautenförmig lies: traubenförmig. 453 Z. 12 u. 13 v. u. für etwa 1 und — ließ: etwa 1½ und. 458 Z. 21 v. u. für bot. Mag. lies: bot. Reg. 460 Z. 16 v. o. lies: 3 Fuß ſtatt 2 Fuß. 461 Z. 21 v. o. ½ für 1½ . 556 Z. 8 v. o. hinter Abart ſchalte ein: 8 strietior und von — und S. 557 Z. 7 v. o. vor Schaft: Blüthenſtand ähren— förmig. 559 Z. 19 v. u. ſtatt ſtumpfwinkelig lies: ſtumpfkantig. 559 Z. 3 v. u. lies: ſtiele ſtatt äſte. 559 Z. 1 v. u. hinzuzufügen: der Blüthenſtand bildet daher auch keine Aähre (spica), ſondern eine Traube (racemus). 562 Z. 16 v. o. ſtatt platt weitläufig lies: glatt, weitläufig. 562 Z. 4 v. u. hinter longum ſchalte ein: tereti— forme conjunctum. 563 Z. 21 v. u. ftatt 150 lies: 105 u. Z. 20 v. u. ſtatt 17 lies: 97. 566 Z. 7 v. o. hinter eifriges — ſchalte ein: Quellen-. 566 Z. 20 v. o. hinter Zuſammenſtellung ſchalte ein: von den nachträglich zu beſchreibenden und zu benennenden Agaven. 567 3 1 v. o. ſtatt A. Geemiana lies: A. flaccida. G. A. 09 Auguſt Kober, Graveur und Steinſchneider in Erfurt, empfiehlt die von mir erfundenen, früher unter der Firma Kober & Metz annoncirten, zur Zeit der Ausſtellung hier prämiirten 144 S chlagnummer-Preffen der Blei-Etiquetten für Gärtner, von jetzt ab unter meiner alleinigen Firma, zu herabgeſetzten Preiſen und unter Garantie, verſende das Stück zu 2½ „, bei Abnahme von ½ Dutzend à Stück 2¼ F. Ich bemerke noch, daß meine Nummern von feinem engliſchen Stahle verfertigt und extra gehärtet, alſo von ewiger Dauer ſind. Beſchnittenes Blei zu Etiquetten nach jeder beliebigen Stärke das 2 zu 5 Sgr. Ankündigungen. Die C. M. Bergwall'ſchen Gartenanlagen und Baumſchulen „Oberhütten“ in Bielagrunde bei Königſtein (Königreich Sachſen) ſind in meinen Beſitz übergegangen. Ich be— abſichtige, dieſelben in dem Sinne ihres verſtorbenen Gründers fortzuführen und auszudehnen und bitte um die Zuſendung aller erſcheinenden Pflanzen: und Samen-Cataloge. Neue Preis-Verzeichniſſe meiner Baumſchulen ꝛc. (Naldelhölzer, Laubhölzer, Päonien [ſtrauch- und kranutaͤrtigel, Stauden u. ſ. w.) werden vorbereitet und bald zur Verſendung gelangen. Jannar 1866. A. Laeſſig, Adreſſen: Vom 1. November bis zum 1. April: | „A. Laeſſig, Dresden, Gartenſtraße No. 3.“ Vom 1. April bis zum 1. November: „Verwaltung der Baumſchulen „Oberhütten“ in Bielagrunde bei Königſtein (Sachſen).“ Strohmatten dieſer Art für Gärtner und Gartenbeſitzer . ſind ——_ = = zu beziehen von Aug. Garvens 25 5 = in Hamburg, Preis: ZB Sg. pr.3½ OD MER Dielem Hefte find grat 1) Prix-Courant pour 1866—1867 de Joseph Baumann à Gand. 2) Proſpectus zu Neſtel's Roſengarten. 3) Preis-Verzeichniß der Laurentius'ſchen Gärtnerei in Leipzig, welches wir den Leſern beſtens empfehlen und auf das wir im nächſten Hefte zurückkommen werden. 4) Preis⸗Verzeichniß der Herren Peter Smith & Co. in Hamburg, Samen- und Pflanzenzucht zu Bergedorf. 145 Bericht über einige neue und ſeltene Pflanzen⸗Arten im Garten zu Kew. (Fortſetzung von Seite 29.) Wenn ich bei der Aufführung der neuen und ſeltenen Pflanzen aus dem Garten zu Kew mich diesmal auch nur auf einige wenige beſchränken muß, ſo ſind dieſe meines Erachtens nach doch einer beſonderen Notiz würdig. Sapindus eapensis Sond. (Harvey et Sonder Flora Capensis, Vol. I.). Die Sapindaceen ſind bis jetzt noch ſehr ſpärlich in unſeren Gewächshäuſern vertreten und dürfte dieſe von Dr. Sonder beſchriebene kapiſche Art als hübſche Acquiſition angeſehen werden. Unſere Pflanze bildet einen kleinen Strauch von robuſtem Habitus, mit gefiederten, glänzenden Blättern und rein weißen, ziemlich großen Blumen (3 Petalen), die i gipfelſtändigen Rispen ſtehen. a Calpurnia lasiogyne E. Mey. (Harvey et Sonder Flora Ca- pensis Vol. II.). Ein mittelmäßig hoher Strauch aus der Familie der Leguminoſen, der ziemlich weit über Afrika verbreitet zu ſein ſcheint. Dr. Welwitſch fand ihn in Huilla, 5500“ über dem Meeresſpiegel, und die von ihm dem Garten zu Kew eingeſchickten Samen haben glücklich ge— keimt und ſind zu niedlichen, buſchigen Sträuchern von 1“ Höhe heran— gewachſen, von denen einige ihre großen, hellgelben Schmetterlingsblumen vor einem Monate in reicher Fülle entfalteten. Coprosma lueida Forst. (Gertn. Carp. 182.) Die Gattung Co- prosma, aus der Familie der Rubiaceen, findet ſich vorzüglich in Neu— Seeland und Dr. Hooker zählt in feinem „Handbook of the New- Zealand Flora“ nicht weniger denn 24 Arten auf. Die meiſten derſelben machen ſich durch einen höchſt merkwürdigen Geruch, der der ganzen Pflanze eigenthümlich iſt, bemerklich; ſelbiger iſt in der That ſo ſtark, daß er beim Trocknen von Exemplaren in einem geſchloſſenen Raume faſt unerträglich wird. Unſere Coprosma lucida, die bald monöciſch, bald diöeiſch iſt, bildet im Vaterlande einen kleinen Baum, im cultivirten Zuſtande ſcheint ſie dagegen einen ſtrauchartigen, buſchigen Habitus anzunehmen. Augen— blicklich machen ſich mehrere Exemplare im Wintergarten durch ihre dunkel— grüne, glänzende Belaubung, namentlich aber durch die Menge ihrer ovalen, ſchön orangefarbenen Beeren, die von den Eingebornen gegeſſen werden, Hamburger Garten⸗ und Blumenzeitung. Band XXII. 10 146 bemerkbar. — Die Beeren einer anderen Species, Coprosma acerosa Cunngh., von der Größe unſerer Schlehen und von durchſichtiger, himmel: blauer Farbe, werden ebenfalls von den Neuſeeländern als Speiſe benutzt. Ardisia Martiana Miq. (Martius Fl. Bras. Myrsineæ. fasc. IX,, t. XXX.). Von der Gattung Ardisia werden gemeiniglich nur 2 Arten, nämlich A. crenulata und A. paniculata in unſeren Gärten angetroffen. Eine dritte, nämlich A. Martiana, blühte in Kew vor Kurzem. Sie hat lange, oblonge, glänzende, halblederartige Blätter, doch zeichnet ſie ſich namentlich durch ihre ſchön porcellanweißen Blumen, die in gedrängten, vielblumigen Endrispen vereinigt ſind, vor den anderen cultivirten Arten aus. Die hieſige Pflanze hat eine Höhe von ca. 10°, im Vaterlande bildet ſie nach Martius einen kleinen, 20“ hohen Baum. Wir haben neben der Ardisia Martiana auch eine Stylogyne Martiana A. De. (De- lessert Icones sel. 5. 34, ebenfalls zu den Myrſineen gehörig, und da ſich beide Pflanzen im Habitus ſehr ähneln, auch die Inflorescenz ein und dieſelbe iſt, ſo dürften leicht Namensverwechſelungen vorkommen. Clavija lancifolia Desf. (Hort. Par. Nouv. Annales tome I. pl. 14.) Ein anderer Repäſentant aus den Myrſineen, in welchen er mit Theophrasta und Jacquinia die meiſte Verwandtſchaft zeigt. Er iſt ein Baum von niedrigem Wuchſe, welchen der Jardin des plantes zuerſt aus der franzöſiſchen Sträflingscolonie Cayenne erhielt, und zwar unter dem Namen Potalia amara, mit welcher letzteren Pflanze er aber nur die bitteren Eigenſchaften der Rinde gemeint zu haben ſcheint. Der ver— ſtorbene Profeſſor Desfontaine beſchrieb ihn als eine neue Clavija- Species. Die langen, meiſtentheils lanzettförmigen, glatten Blätter, von leder⸗ artiger Subſtanz, ſind ganzrandig oder nur ſelten gezähnt, von einer ſchmalen, durchſichtigen Linie eingefaßt und neigen ſich etwas hernieder, wodurch das ſonſt ziemlich ſteife Ausſehen des Baumes bedeutend geſchmälert wird. Die dachziegelrothen Blumen, mit dicken, faſt fleiſchigen Petalen, ſtehen in einfachen, kurzen Trauben, welche unregelmäßig zwiſchen den Blättern hervorkommen. Omalanthus populifolius Grah. (Bot. Mag. 2730). var. peltata. Herr Linden ſchickte dem zu Kew Garten dieſe Euphorbiacee unter dem Namen „Mappa fastuosa“ ein, doch bei näherer Unterſuchung der Blüthe ergab es ſich, daß ſie mit der im Botanical Magazin abgebildeten Omalanthus populifolius ein und dieſelbe ſei, mit Ausnahme ihrer ſchildſtieligen Blätter, die ſie zu einer gut charakteriſirten Varietät ſtempeln. Urſprünglich in Auſtralien zu Hauſe, wird ſie auch auf Java und über einen großen Theil Indiens im wilden Zuſtande angetroffen. — Die weiblichen Blumen, von grünlicher Farbe und meiſtentheils 4—5 zuſammen, werden von einem breiten, grünen Deckblatte eingeſchloſſen, ſie erſcheinen am unteren Ende der Pflanze und fallen bald nach dem Aufblühen ab. Die ſehr zahlreichen, kleinen männlichen Blumen werden ebenfalls von einem Deckblatte eingeſchloſſen und ſtehen in einer Traube beiſammen. Catakidozamia Hopei Hill. Eine Beſchreibung dieſer von Herrn 147 Hill in Bockingham Bay entdeckten neuen Cycadeen-Gattung findet ſich in Gardener's Chronicle (November 1865), und wenn wir hier kurz darauf zurückkommen, ſo iſt es nur, um die glückliche Ankunft eines jungen geſunden Pflänzchens der unter C. Hopei beſchriebenen Art allen Freunden der herrlichen Zapfenpalmen zu melden. Als derſelbe Herr vor einigen Jahren die doppelt gefiederte Gattung Bocconia in Bockingham Bay wieder auffand, die von Cunningham zuerſt entdeckt war und der einige lebende Exemplare davon nach Kew geſchickt hatte, ſah man mit Spannung ſeinen weiteren Entwickelungen entgegen, und unter dieſen verdient jedenfalls die Catakidozamia, von der bis jetzt 2 Species bekannt ſind, mit obenan zu ſtehen. Im Vaterlande ſoll fie oft 50“ hohe Bäume bilden, deren Samen, von beträchtlicher Größe, den Eingebornen als geſuchte Nahrung dienen. Soll ich für heute den Schluß machen, ſo möchte ich nur noch Folgende hervorheben, nämlich Lonicera fragrantissima Lindl. et Paxt. Fl. Gard. 3. t. 268, die jetzt ſchon, ſeit Anfang Januar, ihre weißen, höchſt wohlriechenden Blumen draußen an einem Walle luſtig entwickelt; ferner aus dem Cactushauſe Ceropegia dichotoma Haw., eine bunt- gefleckte, fleiſchige Euphorbia, Aloa spicata Lin., Gasteria latifolia Haw., Echeveria aloides, metallica und pulverulenta und aus den Orchideenhäuſern Polystachya sp. Kirk., Lambasi, Sarcanthus pani— culatus Lindl. und S. insectifer Kchb. fil. Endlich noch die prächtige Scitaminee Monotriche Hookeri. Kew, Februar, 1866. E. Goeze. Ueber Cyrtomium Fortunei und Gymnogramma japonica, zwei neue Farne aus Japan. Von A. Stelzner, Handelsgärtner zu Gent. Im Laufe des verfloſſenen Sommers habe ich von obigen beiden harten Landfarnen eine kleine Parthie aus Sporen erzogen. Es ſind dies zwei ſehr diſtinete und ſchöne Arten, die gänzlich verſchieden von allen bekannten Landfarnen ſind und die ausgezeichnet im Vereine mit anderen Sorten abſtechen. Cyrtomium Fortunei erhielt ich vor zwei Jahren von dem botaniſchen Garten zu Kew; ſeine eleganten, graugrünen Wedel werden gegen 1½ — 2 Fuß lang und ſind einfach gefiedert. Die Fiedern ſind ungefähr / — 1 Zoll breit und ungefähr 2 Zoll lang; die ganze Pflanze wird gegen 2 — 3 Fuß hoch und iſt immergrün, welche Eigenſchaft ihr ſowohl als Landfarn wie als Kalthausfarn im Winter einen hohen decora— tiven Werth verleihet. Die Unterſeite der Wedel iſt mit braungelben Sporenhäufchen geſchmückt, deren eigenthümliche Farbe bei vollkommen aus— gewachſenen Wedeln ſehr hervortritt. Ob die Art unſere Winter im Freien aushalten wird, habe ich noch nicht erproben können, jedenfalls kann ſie 10* 148 aber den Garten bis ſpät in den Herbſt zieren und alsdann im Kalthaufe überwintert werden. Meine jungen Pflanzen ſind bereits kräftige Exemplare und kann ich dieſelben von jetzt ab zu 15 Fres. pr. Dutzend liefern. Gymnogramma japonica. Dieſe hübſche und intereſſante Art wurde im vergangenen Jahre aus Japan in England eingeführt und iſt von allen bereits bekannten Landfarnen gänzlich verſchieden. Sie iſt im Freien, was die bekannte und beliebte G. javanica im Warmhauſe iſt und ähnelt der Letzten in vieler Beziehung, denn die Form ihrer Wedel, ſo wie ihr Habitus im Allgemeinen iſt ganz derſelbe. Die ganze Pflanze, wird wohl gegen 2 Fuß hoch; meine jungen Sämlinge dieſer Art ſind erſt im Mai oder Juni lieferbar. Sowohl dieſe wie die vorher genannte Art werden bald überall in den Gruppen ſchöner Landfarne ihren Platz finden. — U ———————᷑ Mittheilungen über den Garten zu Kew. (Correſpondenz⸗Nachricht.) In meinem heutigen Schreiben möchte ich Ihnen und den Leſern Ihres geſchätzten Blattes aus dem ſoeben erſchienenen officiellen Berichte über den Fortſchritt und den Stand der hieſigen königlichen Gärten im Jahre 1865 das Wichtigſte mittheilen. Erlauben Sie denn damit zu beginnen. Auf das verfloſſene Jahr zurückblickend, ſehen wie zunächſt, daß der Schöpfer dieſer herrlichen Gärten, der Baumeiſter dieſes durch ſeine vielen Verzweigungen wahrhaft großartigen, unübertroffenen Werkes — Sir William Hooker — dahingeſchieden iſt; ſo ſchmerzlich auch dieſer Tod einen Jeden berührt haben muß, ſo wird man doch auch die Nachricht, daß der Sohn des Vaters Unternehmen weiter ausführen und verherrlichen ſoll, mit ungeheuchelter Freude und Zuverſicht begrüßt haben. Nachdem Dr. Hooker, wie üblich, beim Beginne ſeines Rapportes die Anzahl der den Garten im vergangenen Jahre Beſuchenden angegeben, welche ſich, wie ſchon im vorigen Hefte dieſer Zeitſchrift mitgetheilt, auf 529,241 beläuft, und nachdem er dann der traurigen Pflicht, dem Andenken ſeines Vorgängers, nicht als Sohn ſondern als deſſen Nachfolger, einige Worte des tiefſten Anerkennungstributes zu zollen, nachgekommen, geht er zu den einzelnen Abtheilungen des Inſtitutes über, mit dem eigentlichen botaniſchen Garten, als der wichtigſten unter ihnen, beginnend. Seit dem Antritte des neuen Curators hat ſich das Ausſehen mancher Gewächshäuſer nach und nach ſehr vortheilhaft verändert, ein Gang durch die Palmen- und Orchideenhäuſer wird dieſes zur Genüge darthun. Auch den öconomiſchen Gewächſen iſt durch die Unterdrückung des alten Victoria— Hauſes ein beſonderer Platz eingeräumt und wäre es wahrlich an der Zeit, ſcheint mir, daß auch der kleinſte botaniſche Garten, mag er auch über noch ſo geringe Mittel verfügen, dieſem Zweige, der practiſchen Botanik ein mehr für ſich abgeſondertes und dadurch um ſo leichter über— ſehbares Feld zukommen ließe. 149 Neuholländiſche und capiſche Gewächſe vor einem Jahrzehnt in manchen Sammlungen noch ſo reichlich vertreten, ſind durch die immer mehr en vogue kommenden eigentlichen Tropenkinder von ihrem alten rechtmäßigen Platze verdrängt worden, ſo auch hier, und die Wiedereinführung längſt ver— ſchöllener, der Zuwachs jüngſt entdeckter, neuer Arten aus dieſen beiden jo nahe verwandten Erdſtrichen wird ſehr gewünſcht. — Aus den überſeeiſchen Colonien laufen die günſtigſten Berichte über den Fortſchritt der Botanik und des Gartenbaues ein. Samen der Cinchona officinalis, in Ceylon zur Reife gelangt, ſind nach Jamaica und Trinidad geſchickt, desgleichen werden in Mauritius, dem Cap der guten Hoffnung und Queensland Anbau⸗Verſuche mit mehreren Cinchona-Arten angeſtellt, die die gemachten Erwartungen zu beſtätigen ſcheinen und vielleicht in Kürze nicht hinter denen in Indien, namentlich in Darjeeling zurückſtehen werden. Herr Hill, Director vom Brisbane botaniſchen Garten in Queensland, hat einen weiten, waſſerreichen Diſtrict in Bockingham Bay entdeckt, der durch ſeine klimatiſchen und Boden-Verhältniſſe vortrefflich zur Cultur des Zuckerrohres, der Baum: wollenſtaude und des Indigo's geeignet iſt. In Brisbane ſelbſt gedeihen, nach Herrn Hill, der Caffee-, Zimmet- und Mangobaum, die Tamarinde, die Eugenia Pimenta und andere mehr faſt ebenſo freudig, als im eigenen Vaterlande. — Dr. Brown vom Cap der guten Hoffnung weiſt darauf hin, wie die Erhaltung der Wälder auch dort von der größten Bedeutung wird; einſt höchſt fruchtbare Gegenden ſind durch das Niederbrennen derſelben und die dadurch eintretende Zerſtörung von Quellen in traurige Wüſteneien umgewandelt. In letzterer Zeit ſcheint man der Cultur des Oelbaues im Caplande große Aufmerkſamkeit zu ſchenken und Dr. Hooker hat ſich nach Spanien, Frankreich und Italien gewendet, um von dort Samen der beſten Varietäten für die afrikaniſche Colonie zu erlangen. Als Dr. Hooker im Jahre 1843 Ascenſion-Island beſuchte, war der Waſſermangel ſo groß, daß er nur einen Baum auf dieſer vulcaniſchen Inſel antraf, und daß kaum ſoviel Gemüſe angebaut werden konnte, um des Commandanten Tiſch damit zu verſehen. Durch die Einführung vieler Bäume (40 Arten), zahlreicher Geſträuche und Fruchtbäume, hat ſich die dortige Vegetation ſchon jo verändert, daß Gemüſe in Fülle vorhanden und einlaufende Schiffe hier reichlichen Waſſervorrath einnehmen können. Die Einführung der Columbo- Wurzel, Jateorhiza (Cocculus) palmata von Mauritius nach Ceylon und Weſt-Indien ſcheint ebenfalls Günſtiges zu verſprechen, was um ſo wichtiger, da nach dem Ausſpruche bedeutender Droguiſten die von Süd-Afrika eingeführte ſowohl in Quantität als Qualität Vieles zu wünſchen übrig läßt. Lebende Pflanzen ſowie auch verſchiedene Sämereien, wurden dem Garten zu Kew im verfloſſenen Jahre von Auſtralien, Tasmanien, Neu-Seeland, Indien, der Cap-Colonie, dem tropiſchen Afrika, Mauritius, den Sechelles, St. Helena, Japan, Nord: und Süd⸗Amerika und Weſt⸗Indien eingeſchickt. Nachdem Dr. Hooker dann auf die Muſeen hingewieſen, geht er zum Herbarium zu Kew f über, das gerade im verfloſſenen Jahre durch zwei der wichtigſten Privat-Collectionen bereichert worden iſt. Dank der Liberalität der engliſchen Regierung wurde das Orchideen-Herbarium des verſtorbenen 150 Dr. Lind ley durch Kauf erworben. Daſſelbe enthält ungefähr 3000 Species iſt mit unzähligen Zeichnungen und Analyſen von der Hand des Gründers ſelbſt verſehen, und da Dr. Lindley ſeiner Zeit der erſte Orchiologiſt war, ſo liegt die Bedeutung eines ſolchen Schatzes, die Arbeit von beinahe 50 Jahren, deutlich vor Augen. Dr. Burchell, Verfaſſer von „Travels in South-Afrika“ (deutſch von Dr. Ber tuch, Weimar 1862), ſammelte zunächſt im Jahre 1810 in St. Helena und finden ſich unter ſeinen dort getrockneten Arten manche, die ſeit der Zeit nicht wiedergefunden und daher wahrſcheinlich gänzlich ausgeſtorben ſind. Dann ging er nach Süd-Afrika und während ſeines fünfjährigen Aufenthaltes daſelbſt wurden nicht weniger denn 4856 Species von ihm gefunden und ſeiner Sammlung beigefügt. In den Jahren 1825—1830 reiſte er in Braſilien, und daß er dort nicht minder un- ermüdlich ſchaffte, zeigt uns ſein Catalog, der 11,765 verſchiedene Nummern enthält. Nach ſeinem Tode 1863 wurde ſein ſämmtliches Herbarium dem zu Kew von ſeiner Schweſter zum Geſchenke gemacht. Dr. Hillebrand ſchickte ferner 560 Species von den Sandwich— Inſeln, unter welchen ſich auch eine neue, höchſt eigenthümliche Begoniacee befand, die zu Ehren des Entdeckers von Profeſſor Oliver „Hillebrandia Sandwicensis“ getauft wurde. Folgende Werke, die mit dem Herbarium und der Bibliothek zu Kew in Verbindung ſtehen, erſchienen theils im verfloſſenen Jahre oder ſind auch kurz vor dem Erſcheinen: | 1) der zweite Theil der „genera Plantarum“ von Herren Bentham und Dr. Hooker; 2) der dritte Theil von Herrn Bentham's „Flora Australiensis“ iſt beinahe beendigt; 3) von Dres. Harvey's und Sonder's „Flora Capensis“ iſt der dritte Band erſchienen und der vierte in Arbeit; 4) Herrn Bentham's ausführliche Arbeit über die afrikaniſchen Le— guminoſen. 5) „Flora of Tropical Afrika“ von Profeſſor Oliver iſt ſo weit vorgeſchritten, daß der erſte Theil noch im Laufe dieſes Jahres erſcheinen wird. Kew, Februar 1866. E. Goeze. — — Ueber einen neuen flüſſigen Dünger. Von Godwin Böckel in Nürnberg. Den von mir nachſtehend näher beſchriebenen, flüſſigen Dünger habe ich bei ſehr verſchiedenen Gewächſen angewandt, und zwar mit dem allerbeſten Erfolge. Um ſich dieſen Dünger, oder beſſer Dungwaſſer, zu bereiten, nehme man 4 Pfund reinen Tauben-, 4 Pfund reinen Kuh- und 4 Pfund reinen Pferdedünger, ſowie 2 Pfund Hornſpähne. Dieſe Düngerarten thue man in ein 70 Pfund Waſſer faſſendes Gefäß, am beſten ein altes Weinfaß, 151 und laſſe die Maſſe 2—3 Wochen darin ftehen, rühre fie jedoch jeden Tag wenigſtens zweimal gut um. Haben ſich alle Düngertheile in dem Waſſer gehörig aufgelöſt, ſo ſetze man noch 4 Loth Natrum carbonicum hinzu und rühre die Maſſe dann noch einmal tüchtig um und gieße dieſelbe nach 24 Stunden durch ein Tuch oder feines Sieb, wo man dann eine ganz klare Flüſſigkeit (gegen 60 Pfund) erhält. Nun koche man mit 10 Pfund Waſſer 4 Pfund gewöhnlichen Tiſchlerleim und ſetze dieſen, unter beſtändigem Umrühren, dem Dungwaſſer hinzu, zu dem dann ſchließlich / Pfund Salmiakgeiſt kommt. Ich glaube nicht, daß man ſich genau an die angegebenen Zahlenverhältniſſe zu binden hat, aber ich kann mit Gewißheit ſagen, daß dieſer ſo bereitete flüſſige Dünger von außer— ordentlicher Wirkung iſt und ohne allen Nachtheil bei den Pflanzen an— gewendet werden kann. Ich habe denſelben bei Camellien angewendet und darnach die ſchönſten Blüthen an kräftigen, buſchigen Exemplaren, die in ſehr kleinen Töpfen ſtanden und ſeit mehreren Jahren nicht verpflanzt waren, erzielt. Bei Roſen, namentlich bei Rosa semperflorens und R. Thea, war dieſer Dünger von erſtaunlicher Wirkung. Daß Eriken und ähnliche Pflanzen jedoch mit Vorſicht mit dieſem Dungwaſſer begoſſen werden müſſen, bedarf kaum der Erwähnung, da dergleichen Pflanzen gegen allen Dünger empfindlich ſind. Ein verdünnter Guß iſt aber auch dieſen Gewächſen ſehr wohlthätig. Bei dem Epheu, Hedera Helix, iſt dieſer Dünger von ſehr großer Wirkung und treibt bald, nachdem er damit begoſſen worden, ſehr große Blätter. Daß man den flüſſigen Dünger vor jedem Gebrauche, je nach der Pflanzenart, bei der man ihn anwenden will, noch verdünnen kann, verſteht ſich von ſelbſt. Auch die von mir mit dem Dünger bei Pflanzen im freien Lande gemachten Verſuche ſind nach Wunſch ausgefallen. Junge Pflanzen von der Rieſenkohlrabi, die ich auf ein ſehr mageres, ſandiges Beet hatte pflanzen laſſen, begoß ich, wie das Beet recht trocken war, drei oder viermal mit dem Dungwaſſer und erhielt darnach Kohlrabi von der zarteſten Qualität und Stücke von 8 — 12½ Pfund Schwere. — Ich glaube, daß dieſe wenigen aber ſo günſtig ausgefallenen Reſultate genügen werden, um auch andere Gärtner zu Verſuchen mit dieſem Dünger zu veranlaſſen. —— 2 Sr Beitrag zur Cultur der Weinrebe. In dem Berichte des Herrn Arthur Freiherrn von Hohenbruck an das k. k. öſterreichiſche Handelsminiſterium über die Ausſtellungen in Stettin, Frankfurt a. M. und Cöln finden wir eine für Züchter der Weinrebe gewiß ganz intereſſante Angabe. Dieſelbe beweiſt nämlich auf's Neue den Werth der chemiſchen Analyſe von den unverbrennbaren Pflanzen— theilen (der Aſche). Diesmal erklärt uns die Analyſe dieſer Pflanzentheile die Urſache, weshalb gewiſſe Weinrebenſorten nach Verlauf eines gewiſſen Zeitraumes 152 anfangen weniger oder unbedeutend fruchtbar zu ſein, indem fih ein Mangel an gewiſſen Stoffen im Boden eingeſtellt hat oder eine Cr: ſchöpfung des Bodens eingetreten iſt, wie auch, daß verſchiedene Weinſorten auch gewiſſe Stoffe mehr oder minder zu ihrem Gedeihen und Früchte⸗ tragen nöthig haben. So iſt z. B. bekannt, daß der Riesling früher als andere Trauben— ſorten an Fruchtbarkeit abnimmt, was, wie die nachfolgenden Analyſen ergeben, ſeinen Grund in dem größeren Bedürfniſſe dieſer Sorte nach Phosphorſäure hat. — Dieſe Analyſen verdanken wir der Superphosphate— Fabrik von Albert zu Amoenenburg bei Bieberich, die als den beſten Weinrebendünger die Superphosphate empfiehlt. Rebenſorten. Aſche des Aſche des Aſche des Aſche des Rieslings. Traminers. gr. Sylvaner. Burgunders. Kali 22.50 28.20 31 44.15 Natron 7 8.30 9 2.69 Magneſia 7.01 6.45 2.05 4.77 Kalk 34.11 32238 38.69 36.04 Phosphor 20.81 12.87 9.29 7. 5 Schwefelſäure 2.02 2.48 2.43 1.82 Kalein 0.98 2.43 3.01 1.22 Eiſenoxyd 1.94 0.90 1.56 0.54 Chlornatron 4.01 6.52 2.41 1.33 Nehmen wir nun den Fall an, daß die um ſo viel mehr an Phosphor bedürfende Sorte des Rieslinges einen Weingarten oder der— gleichen bildete, der ſeines hohen Alters wegen zu beſeitigen für nothwendig gehalten wird, ſo könnte man an die Stelle dieſer Traubenſorte, wie die Analyſen zeigen, doch noch immer Reben einer anderen Weinſorte ſetzen, die in dem an Phosphorſäure erſchöpften Boden dennoch gedeihen würden, da dieſe den Phosphor in keiner ſo großen Menge bedürfen. Wir lernen nun aus dieſen Analyſen zugleich alle jene Stoffe kennen, die dieſe vier Weinſorten zu ihrem Gedeihen bedürfen und ſind im Stande, wenn ſich die Tragbarkeit der Reben verändert, durch die Analyſe des Bodens, in dem ſie wachſen, ihnen die mangelnden Stoffe zu— kommen zu laſſen, ſo den Boden vor Erſchöpfung zu ſichern und die Tragbarkeit der Reben zu fördern. IH Ueber Anthurium magnificum. Von A. Stelzner, Handelsgärtner zu Gent in Belgien. Gleich dem ſo prachtvollen Cyanophyllum magnificum, welches vor 5—6 Jahren eingeführt wurde und als eine außerordentliche Erſcheinung der 153 Pflanzenwelt ſich ſehr ſchnell verbreitete, iſt auch die obengenannte Aroidee, das Anthurium magnificum, beſtimmt, einen bedeutenden Standpunkt unter den Decorations-Pflanzen einzunehmen und in kurzer Zeit ebenſo beliebt zu werden. Die wirklich einzig ſchön gezeichneten Blätter, die eine ſehr anſehnliche Größe erreichen (ich habe Exemplare, die, obwohl erſt jung und im vollen Wachſen, mit Blättern von ¼ F. Länge, bei gleicher Breite verſehen), ſind herzförmig, dick, lederartig, dunkelgrün, ſammetartig, mit einem prächtigen, ſilberartigen, gelblichen Netze von herrlichſtem Effecte geziert und werden von höchſt zierlichen, vierkantigen, geflügelten Blattſtielen von 1¼ bis 1½ Fuß Länge getragen. Die jungen Blätter ſind zuerſt blaßroſa, gehen in's Hochrothe und dann in's Braune über. Eine ſehr decorative Eigenſchaft dieſer Pflanze iſt deren runder Wuchs, da ſich die Blätter nach allen Seiten hin regelmäßig, faſt horizontal entwickeln, außerdem macht ihre Härte ſie noch beſonders werthvoll. Eingeführt wurde ſie gleichzeitig von verſchiedenen Häuſern von den öſtlichen Abhängen der Cordilleren Columbien's durch den Reiſenden Braam und durch den engliſchen Reiſenden Weir von Braſilien. Die Cultur dieſes Anthurium iſt ſehr leicht, denn wie bei allen Aroideen iſt eine humusreiche Erde, mit gutem Abzuge und reichlicher Bewäſſerung während der Wachsthumsperiode das Haupterforderniß für ein gutes Ge— deihen. Sobald die Pflanze im vollen Wachſen iſt, macht ſie mit neuen Blättern auch ſtets neue Wurzeln unter den alten, bereits ausgebildeten Blättern. Dies erleichtert ihre Vermehrung, da die Köpfe ohne Gefahr abgeſchnitten und die Strünke zur Anziehung junger Pflanzen verwendet werden können. = ZB, — Anſichten eines Laien im Gartenfache über Preisvertheilung zum Zwecke der Ermunterung und Förderung der Pflanzen⸗ cultur und des Gartenbaues. Die Menſchen können ſich wohl zu keinem ſchöneren und edleren Zwecke ver— einen, als der iſt, den Aufenthalt ihrer Mitmenſchen zu verherrlichen und zu ver— ſchönern, ihnen gleichſam einen paradiſiſchen Aufenthalt zu ſchaffen, indem ſie den Keim, den die Allmacht in die Gewächſe gelegt und der einer unbegrenzten Vervollkomm⸗ nung fähig iſt, zu pflegen 3 Der ſo bedeutende Fortſchritt auf dem Gebiete der Naturwiſſenſchaften bietet uns die Mittel in Fülle dar, um nun auch in der Pflanzencultur mehr leiſten zu können, als es unſere Vorfahren zu thun im Stande waren. Ein Blick auf England, Frankreich, Holland, Belgien und auf Deutſchland zeigt dies zur Genüge. Es beſteht ein förmlicher Wettkampf, 154 der aber nicht nationale Eiferfüchtelei zur Baſis hat, ſondern einen gewiſſen Grad von Ehrgefühl und meiſt die Erkenntniß des hohen Werthes, welcher die Beförderung eines ſo allgemein nützlichen Gegenſtaudes in ſich trägt, der ſo bedeutenden Einfluß auf den Nationalwohlſtand übt. Männer vom hohen und höchſten Range, wie in England ſeiner Zeit ein Lord Wal pole, die keinen anderen Gewinn zu ſuchen bezüchtigt werden können, als durch ihren Einfluß eine allgemeine Förderung des Gartenbaues zu erſtreben, ſehen wir in edler Thätigkeit für denſelben. Wir treffen da einen Knight, deſſen Name in der Horticultur Großbritanien's ſich verewigt hat, von ſeiner früheſten Jugend an, bis in's Greiſenalter war er hierin thätig und Jedem, der nur einigermaßen mit der Gartenliteratur bekannt iſt, ſind Knight's viele, oft höchſt geniale Verſuche, die er angeſtellt und veröffentlicht hat, gewiß nicht unbekannt, ebenſo wenig deſſen Verdienſte, die er ſich während ſeiner vieljährigen Präſidentſchaft der Gartenbau— Geſellſchaft in London erworben hat. Knight war nur Pflanzenliebhaber, aber ſein Scharfblick überſtrahlte den ſo mancher Fachmänner und kein Wunder, daß er alle ſolche Männer an ſich zog, welche den Willen beſaßen, England's Gartenbau zu heben. | In Frankreich leiſteten die bedeutendſten Naturforſcher den ſich mit der Gartencultar befaſſenden Männern hülfreiche Hand und verbanden ſo Theorie mit Praxis, was den erſteren wie den letzteren von gleich großem Nutzen war. Der pariſer Pflanzengarten, mit ſeinen vielen, von anderen Ländern angenommenen Culturmethoden, der raſche Aufſchwung des fran— zöſiſchen Gartenweſens geben hiervon Zeugniß. Selbſt die wiederholten, furchtbaren Umwälzungen, die Frankreich erlitt, vermochten nicht den Gartenbau beſonders arg zu beeinträchtigen. Unter jeder Regierungsform fand er Beachtung und Aufmunterung durch Unterſtützungen. Zur Zeit der Continentalſperre, wo die Academie der Wiſſenſchaften aufgefordert wurde, Mittel zu ſchaffen, um einen Theil der Colonial-Producte zu er— ſetzen, da man der überſeeiſchen Colonien faſt verluſtig war, ſind die Gärten zu Probirſteinen geworden, um das zu prüfen, was man als Erſatz bieten könne. Durch dieſe angeſtellten Verſuche entſprangen dem Lande manche nützliche Entdeckungen, von denen viele noch heute in national-ökonomiſcher Beziehung von großem Werthe ſind. Etwas ſpäter tauchte in Frankreich ein Pflanzenliebhaber auf, der ſich nicht nur der Huld ſeines Monarchen zu erfreuen hatte, ſondern deſſen Ruf als Gärtner ſich auch bald auf dem ganzen europäiſchen Feſtlande verbreitete. E3 war dies Soulange-Bodin. König Ludwig XVIII. erkannte in Soulange-Bodin nicht minder, wie ſein Zeitgenoſſe König Wilhelm von Holland, der für die Hebung der Induſtrie beſeelte Monarch in Cokerill, den Mann, welcher im Stande war, den Gartenbau Frankreich's nutzbringend zu machen und ließ ihm nicht unbedeutende Unterſtützungen zufließen. Belgien, das Land, wo der induſtrielle Geiſt mit dem Menſchen ge— boren zu werden ſcheint, blieb, ſobald es ſeine Unabängigkeit erlangt hatte, im Gartenbaue nicht zurück. Man überzeugte ſich davon, ſobald man nur Einſicht von den Pflanzenverzeichniſſen der bedeutenderen Handelsgärtner nahm. Neue Züchtungen und neu eingeführte Pflanzen boten dieſe in 155 großer Auswahl, namentlich berühmt waren zur Zeit Jacob Makoy, Alex. Verſchaffelt und van Geert. Etwas ſpäter traten van Houtte in Gent mit ſeinem berühmten Etabliſſemente und andere, jetzt wohl— renommirte Handelsgärtner hinzu. Klima, Boden und die Nähe des Meeres, auf dem eine ſtete Verbindung durch Dampfſchiffe mit den anderen Ländern unterhalten wurde, wie auch bereits 1835 ſchon einige Eiſen— bahnen exiſtirten und der Transport per Achſe ein ſo vortrefflich ein— gerichteter war, haben dazu beigetragen, daß die Gärtnerei in Belgien in ſo kurzer Zeit einen ſo enormen Aufſchwung erlangt hat. Wir wollten nur die Leiſtungen im Gartenbaue der Neuzeit erwähnen, können aber doch nicht umhin, mit wenigen Worten die Periode kurz vor und bald nach Beginn unſerer Zeitrechnung anzuführen. Wir wollen nur bemerken, daß man ſchon damals ſein Augenmerk auf die Bereicherung der Gärten richtete. Mit der Rückkehr der Heereszüge der Römer ꝛc. aus außereuropäiſchen Ländern war nicht ſelten die Einfuhr von werthvollen Ge— wächſen verbunden, deren Einbürgerung in Folge des wenig unterſchiedlichen Klima's ihres Mutterlandes mit dem ihrer neuen Heimath ſich leicht er— möglichen ließ. Auf dieſem Wege ſind jedenfalls wohl die Aprikoſe, Kirſche, Mandel, Pfirſich und viele andere Bäume wie Sträucher eingeführt worden, denn die Römer brachten mit ihren Siegeslorbeeren auch erquickende Früchte in ihre Heimath. In England und Frankreich erkannte man zuerſt den Nutzen, welchen der Gartenbau für Jeden gewähren mußte, und ſo geſellten ſich Männer aller Stände zuſammen und bildeten Vereine zur Hebung des Gartenbaues. Dieſe Vereine veranftalteten Ausſtellungen von Zier- und Nutzgewächſen, wie von Früchten, ſetzten Preiſe aus für die beſten Einſendungen zu dieſen Ausſtellungen und eröffneten ſomit eine Concurrenz, denn Jedermann durfte um die ausgeſetzten Preiſe concurriren, wer das Vorzüglichſte geliefert hatte, erhielt den dafür beſtimmten Preis. Der Handelsgärtner erreichte dadurch, daß ſeine Leiſtungen auf dieſe Weiſe bekannt wurden, was für ihn nebenbei von pecuniärem Nutzen war, der Liebhaber genoß die Ehre der Aus— zeichnung. Der Engländer läßt nur wirklich Schönes bei ſeinen Aus— ſtellungen zu und prämiirt nur Ausgezeichnetes, daher auch aller Ballaſt, der nur dazu dienen kann, leere Plätze zu füllen, von ſeinen Ausſtellungen fern bleibt. Nur durch die unbeſchränkteſte Concurrenz des wahrhaft Werthvollen gelang es den Engländern Ausſtellungen von meiſt nur her— vorragenden Leiſtungen erzielt zu haben. Bei den zur Concurrenz geſtellten Gegenſtänden darf die Perſon nicht in Betracht kommen — wie es leider ſo oft geſchieht — ſei dieſe ein Handelsgärtner, ein Privatgärtner, Gehülfe oder Lehrling, es iſt ganz gleich, bei einer Concurrenz muß alle Rückſicht aufhören, ſo iſt es der Fall in England. In neueſter Zeit hat man in England, um die Liebe zur Zimmer-Pflanzencultur zu fördern und dieſe auch auf die Dürftigen zu übertragen, Ausſtellungen veranſtaltet, bei denen nur Unbemittelte concurriren dürfen. Anfangs beſtanden die Preiſe in Pence und jetzt ſchon in Shillingen. Ganz drollig ſollen ſich oftmals die Gefäße ausnehmen, in denen die Pflanzen cultivirt und ausgeſtellt ſind. An manchen Orten hat man die Erfahrung gemacht, daß Sommer— 156 und Herbſtausſtellungen nie fo ſtark beſucht werden, als die Frühjahre: ausſtellungen und daß dadurch die Vereine oftmals pecuniären Nachtheil erleiden. Nach unſerer Anſicht müſſen aber Ausſtellungen zu verſchiedenen Jahreszeiten ſtattfinden, wenn ſie überhaupt Nutzen ſchaffen ſollen und darf eine geringe Einbuße hierbei nicht in Betracht kommen. In England hat man den Nutzen, Ausſtellungen zu verſchiedenen Jahreszeiten abzuhalten, längſt eingeſehen. Wenn ſich ein Verein die Aufgabe geſtellt hat, die Pflanzenculturen fördern zu wollen, ſo genügt eine Frühjahrsausſtellung zu dieſem Zwecke nicht, denn man ſieht auf der Frühjahrsausſtellung immer nur dieſelben Pflanzenarten, deren Blüthezeit in dieſe Jahreszeit fällt oder deren Blüthen forcirt oder ſelbſt zurückgehalten worden ſind und die Zahl dieſer Pflanzenarten iſt eben keine allzugroße. Wie ſteht es nun mit all den übrigen, zu einer anderen Jahreszeit blühenden Pflanzen, von dieſen wird keine Notiz genommen und deren Vervollkommnung in der Cultur ebenſo ſehr der Beachtung werth iſt, als die der zur Zeit der Frühjahrsausſtellungen blühenden Arten. Wenn die zu einer ſpäteren Jahreszeit anzuſetzenden Ausſtellungen keine ſolche Anziehungskraft des Publikums beſitzen, als die Frühjahrs— ausſtellungen, ſo ſollte man bei erſteren den Eintrittspreis ermäßigen und die großartigen, oft viele Koſten verurſachenden Decorationen fortlaſſen und die Ausſtellung eine wirkliche Ausſtellung ſein laſſen. Um Handelsgärtner, die ſich ſo häufig wegen der dadurch entſtehenden Koſten nicht an den Ausſtellungen betheiligen, einen kleinen Vortheil zu gewähren, müßte es denſelben geſtattet werden, diejenigen Pflanzen noch einige Tage nach der Ausſtellung im Locale zum Verkaufe ſtehen zu laſſen, die ſie zu verwerthen beabſichtigen, denn wir ſind überzeugt, die Gärtner würden dabei gute Geſchäfte machen. In einigen Ausſtellungsprogrammen haben wir eine Bemerkung wahr— genommen, mit der wir uns nicht einverſtanden erklären können, dieſelbe heißt nämlich: „Eine gekrönte Pflanze kann bei der nächſten Ausſtellung nicht wieder concurriren.“ Unſere Anſicht iſt jedoch die, daß es um ſo ehrenvoller für einen Cultivateur iſt, je länger er eine ſchwer zu cultivirende Pflanze in gutem Culturzuſtande erhält, und ſo ſollte ihm gerade dafür ein erhöhter Preis zu Theil werden und derſelbe angehalten werden, ſein Culturverfahren mitzutheilen, das dann von Seiten des Vereines ver— öffentlicht werden müßte. Worin beſteht denn, fragen wir, das Meiſterhafte einer Pflanzencultur? Nicht etwa allein in dem Gelingen der Cultur einer heiklichen Pflanze, ſondern in der Erhaltung eines ſchön cultinirten Exemplares. Aus einer Sammlung von mehreren Tauſend Pflanzen Hunderte zur Ausſtellung zu bringen, beweiſt noch nicht die Meiſterſchaft des Cultivateurs. Wie viele Pflanzen werden nicht bei Ausſtellungen prämiirt, die irgend ein günſtiger Umſtand zur Blüthe brachte und dann wie viele, deren herrliches Gedeihen gar nicht auf Rechnung des Ausſtellers zu ſchreiben iſt, ſondern die derſelbe erſt vor kurzer Zeit aus der Ferne bezogen hat (leider zu oft der Fall). Dies iſt noch eine der vielen Schattenſeiten bei den Ausſtellungen, die, wo ſie vorfallen, arg gerügt werden müßten. Ausſtellungen ſind daher nicht immer das einzigſte und 157 ficherfte Mittel, den Gartenbau und vornehmlich die Pflanzencultur zu heben. Wir haben ſchon oben angedeutet, daß es noch ein anderes Mittel giebt, nämlich daß es zur Bedingung gemacht werde, daß Jeder, der eine ſchwer zu eultivirende Pflanze für längere Zeit in einem guten Culturzuſtande ausſtellt und die prämiirt worden iſt, auch ſein Culturverfahren dem Vereine angeben muß, der es zu veröffentlichen hat. Man wird uns antworten, dies geſchieht meiſtens durch die Fachſchriften, was freilich häufig der Fall iſt, allein eine gekrönte Arbeit muß für den Verfaſſer mehr Werth haben, als ein paar Thaler Honorar. Nach unſerem unmaßgeblichen Dafürhalten dürfte die Pflanzencultur noch durch andere Anregung von Seiten der Gartenbau- Vereine als bisher bedeutend gefördert werden. So glauben wir, daß eine belobende Auszeichnung für ein neues nützliches Cultur— verfahren der einen oder anderen Pflanzenart von großem Nutzen ſein würde, ebenſo für ein neues ſich bewährendes Mittel, um ſchädliche Ein— flüſſe von Pflanzen abzuhalten oder vorhandene zu beſeitigen oder um den Ertrag an Blüthen, Samen und die Qualität der letzteren zu ſteigern, ferner für die Auffindung bisher unbekannter oder beſſerer Unterlagen zur Ver— mehrung dieſer oder jener werthvollen Pflanze und dergleichen mehr. Für ſolche Aufgaben von den Gartenbau-Vereinen ausgeſchriebene Belohnungen nützen gewiß viel mehr und allgemeiner, als die bisher in allen Preis— programmen geſtellten Aufgaben. Bei allen dieſen und ähnlichen Preisaufgaben muß eine freie Concurrenz herrſchen, ein Jeder muß ſich darum bewerben können, ſei er Gärtner oder Pflanzenliebhaber, wie Naturforſcher, das Werk lobt ſeinen Meiſter und ihm gebührt der höchſte Preis. James Farmer. Sen Garten⸗Nachrichten. Die Handelsgärtnerei der Herren P. Smith & Co. in Bergedorf. Hat auch die Anzucht von Coniferen in den deutſchen Handels— gärtnereien noch nicht eine ſolche Ausdehnung erlangt, wie in denen in England, wo man die Vermehrung einer Art nicht nach Tauſenden, ſondern nach Hunderttauſenden von Exemplaren zählt, ſo iſt die Anzucht aus Samen und Stecklingen der immergrünen Gehölzarten, zu denen hauptſächlich die verſchiedenen bei uns im freien Lande aushaltenden, beſſeren Coniferen gehören, doch ſchon eine ſo beträchtliche, daß Jeder, der dieſe ungeheure Vermehrung der gangbarſten Arten bei einigen unſerer Handelsgärtner ſieht, ſein Erſtaunen nicht unterdrücken kann. So erging es uns auch, als wir vor einigen Wochen die Coniferen-Sammlung in der Gärtnerei der Herren P. Smith & Co. in Bergedorf ſahen, eine Sammlung, die ſowohl hinſichtlich der Reichhaltigkeit der Arten und Abarten, wie auch hinſichtlich der Vermehrung derſelben, zu den bedeutendſten in Deutſchland gehört. Die im freien Lande ſtehenden größeren, meiſt prächtig geformten 158 Exemplare und die junge Anzucht derſelben in allen Größen nehmen jetzt einen Raum von etwa 12 Morgen ein. Die mehrere hundert Fuß langen Rabatten, beſetzt mit einigen Tauſend Coniferen jeder Art in allen Größen, erwähnten wir ſchon einmal bei einer früheren Gelegeuheit. Sämmtliche Arten, ſelbſt die zarteſten ohne alle Deckung, haben ſich in dem verfloſſenen milden Winter vortrefflich gehalten und gewähren einen prächtigen Anblick. Eigenthümlich iſt es jedoch, daß unſere gewöhnlichen Thuja-Arten, als Th. occidentalis, plicata, Warreana, Biota orientalis und deren Varietäten trotz des gelinden Winters in allen hieſigen Gärtnereien eine ſehr dunkelbraune Färbung angenommen haben, während die neueren Arten, wie Thuja gigantea (Craigiana), Chamæcyparis nutkaensis und die var. glauca, Cupressus Lawsoniana und dergleichen, ihr jo ſchönes Grün behalten haben. Es iſt dieſe Erſcheinung wiederum ein Grund, daß dieſe Arten vornehmlich zur Ausſchmückung kleiner Hausgärten und zur An— legung von immergrünen Parthien nicht genug empfohlen werden können, denn leider findet man ſie bis jetzt noch viel zu wenig verwendet. Die Zahl der Formen und Varietäten mehrerer Thuja- und Cu- pressus-Arten hat ſich in neueſter Zeit ſehr vermehrt und machen dieſe es immer ſchwieriger zu beſtimmen, was iſt Art und was Abart. Auffällig iſt es auch, daß von mehren Arten Zwergformen aufgetaucht ſind, die man zuvor nie gekannt hat und von denen wir in obgenannter Gärtnerei eine Menge ſahen. Selbſt der Rieſenbaum der Erde, die Wellingtonia gigantea, iſt als Zwergform repräſentirt, der füglich W. gigantea pyg- mea genannt werden ſollte, wenn dieſe Bezeichnung nicht zu ſonderbar lautete und deshalb auch vom Beſitzer W. gigantea gracilis getauft worden iſt. Es iſt dieſe Pflanze ein vor vier Jahren aus Samen gezogenes Exemplar, jetzt kaum 1 Fuß hoch und in allen ſeinen Theilen zierlicher geformt als die Urform. Von der gewöhnlichen Rothtanne, Picea excelsa, ſind mehre, ſehr zierliche Zwergformen bekannt und in ſtarken Exemplaren vor— handen, fo z. B. P. excelsa Clanbrasiliana Loud., einen dichten compacten Buſch bildend, ebenſo die Varietäten nana, parviformis, pygmæa und pumila, dieſe alle erreichen einen Durchmeſſer von 4—5 Fuß und vielleicht noch mehr bei einer Höhe von nur 2— 3 F. Sie eignen ſich ganz beſonders zur Bepflanzung von Felſenparthien. Ganz eigenthümlich ſind die Zwerg— formen unſerer gemeinen Kiefer der Pinus sylvestris, als: P. sylvestris pygmæa, nana und globosa, erſtere hat einen ſehr gedrungenen Wuchs und kleine, ſteife Nadeln, letztere eine mehr runde Zwergform; die vor— handenen Exemplare, obgleich ſchon alt, haben keine 2 Fuß Höhe. Eine allerliebſte Varietät ift die P. Strobus pumila. Von den Cupressus— Arten iſt C. Lawsoniana durch mehre Zwergformen vertreten, nämlich C. Lawsoniana nana, in kleiner, compacter Kugelform. Außer dieſer ſahen wir noch nana argentea, pygmæa, n. glauca, dann pygmæa compacta und p. argentea, die zwar einander ſehr nahe ſtehen, aber doch von einander verſchieden find. Die Gattung Juniperus weiſt eben— falls mehre Zwergformen auf. Juniperus nana iſt eine bekannte, allerliebſte, kriechende Art, J. Sabina humilis und tamariscifolia ſehr verwendbare Zwergformen, niedrige, ſich ausbreitende Büſche bildend. Re— 159 tinospora obtusa var. pygmæa (Thuja pygmæa Veitch.) iſt eine der allerhübſcheſten Miniatur⸗Coniferen, eine goldgelbe Kugel bildend; ebenſo empfehlenswerth iſt die Thuja plicata nana, eine dicht verzweigte, ganz niedrig bleibende Form, denn über 15 Jahre alte Exemplare haben kaum eine Höhe von 3 Fuß erreicht. Eine Zuſammenſtellung aller dieſer Zwergformen dürfte nicht ohne Intereſſe ſein, was man auch zu thun beabſichtigt. Eine noch unbekannte Conifere, dem Anſehen nach eine Thuja, inter— eſſirte uns ſehr. Es iſt dies ein etwa 1½ F. hohes Exemplar, mit einem über 1 Zoll dicken Stamme und von hübſcher Kugelform. Daſſelbe war auf der großen Ausſtellung in Erfurt, im Herbſte v. J., ausgeſtellt und haben die Herren P. Smith & Co. dieſe Pflanze mit der ganzen Ver— mehrung käuflich erworben und werden ſie gleichzeitig mit der Wellingtonia gracilis im Mai 1867 in den Handel bringen. Dieſe durchaus diſtincte Hybride ward aus Samen der Th. occidentalis gezogen, mit der ſie jedoch nicht die geringſte Aehnlichkeit hat, wie wir überhaupt unter allen uns bekannten Coniferen keine zu nennen wüßten, mit denen ſie zu ver— gleichen wäre. Auch genaue Kenner der Coniferen in England und Belgien, denen Herr Rüppell (in Firma P. Smith & Co.) einen Zweig und eine gute Photographie des Bäumchens auf ſeiner letzten Reiſe dorthin zeigte, erklärten ſie für eine entſchiedene, ſehr hübſche und geniale Neuheit. Von den vielen ſchönen vorhandenen Arten, welche wir in Bergedorf ſahen, wollen wir nur noch diejenigen hier namhaft anführen, die uns ganz beſonders imponirten. Hierher gehören: Abies amabilis, unter welcher Benennung zwei verſchiedene Arten vorhanden ſind, nämlich A. amabilis Forbes, echt, ein 250 Fuß hoch wachſender Baum, mit ſchönen graugrünen, breiten Nadeln, auf der Unterſeite ſilberglänzend, eine der ſchönſten und ſeltenſten Edeltannenarten. A. amabilis Lobb iſt von erſterer weſentlich verſchieden und wurde von Herrn Low als P. nobilis robusta ausgeſandt; ſie hat breite, weißlich grüne Nadeln. Beide find ſehr zu empfehlende Arten. — Abies bracteata Hook., eine neue und ſeltene ſchöne Tanne aus Californien. — A. grandis Lindl., ebenfalls aus Californien ſtammend, ſehr ſchön und wie die übrigen völlig hart. A. lasiocarpa Lindl., iſt eine der beſten Acqui— ſitionen für jede Sammlung, völlig hart und durch ihre langen, blau— grünen Nadeln imponirend. — A. nobilis, ein Baum von ausgezeichneter Schönheit, der eine beträchtliche Höhe erreicht. Ein Prachtexemplar, das wir in genannter Gärtnerei ſahen, hatte 6 Fuß Höhe und 4½ Fuß im Durchmeſſer. Eine daneben ſtehende A. Pinsapo hatte 7 F. Höhe, einen ebenſo großen Durchmeſſer und untadelhaften Wuchs. Unter den Kiefern- oder Föhren-Arten ſahen wir ſehr ſchöne Arten, ſo z. B. Pinus Benthamiana, Beardsleyi, Coulteri, Jeffreyi, Lam- bertiana, muricata, ponderosa, radiata, tuberculuta, die ſämmtlich aus Californien ſtammen und bis jetzt ohne zu leiden im Freien augehalten haben. Pinus densiflora iſt eine neue Einführung aus Japan und ſehr zu empfehlen. Eine ſehr eigenthümliche, neue Pflanze iſt der Arthrotaxis selagi- 160 noides aus Tasmanien. Sie bildet einen hübſchen Buſch, mit langen gabelförmig getheilten Seitenzweigen. Die Blätter ſind dunkelgrün, flach anliegend. In England iſt dieſe Art ganz hart. Cupressus Lawsoniana iſt eine der empfehlenswertheſten, ganz harten Arten; der Baum wird etwa 100 Fuß hoch und ſtammt aus Nordcalifornien. Sehr hübſche Varietäten hiervon ſind C. Lawsoniana fragans glauca, gracilis, erecta und die oben angeführten Zwergformen. Cryptomeria elegans, wenn auch wohl nicht bei uns aushaltend, iſt dennoch eine ſehr zu empfehlende Art und hat im Habitus viele Aehnlichkeit mit dem einer Araucaria. Unter den Juniperus- Arten giebt es bekanntlich auch viele ſchöne Arten und von dieſen wieder viele Varietäten, von denen wir mehrere in prächtigen Exemplaren ſahen. — Die Retinospora-Arten, als R. leptoclada, lycopodioides, obtusa, pisifera und squarrosa dürften an recht geſchützten Lagen wohl im Freien aushalten, was, wenn dies der Fall wäre, ihren Werth noch erhöhen würde, obgleich ſie auch ſchon als Topfpflanze zu den hübſcheſten Gew ichfen gehören; ebenſo die Prumnopitys elegans und Sciadopitys verticillata, letztere hat ſich bereits als hart erwieſen. Außer den bekannten älteren Thuja-Arten find namentlich Th. gigantea (Craigiana), Th. Lobbii, Th. occidentalis var. Vervæneana, eine ſehr hübſche goldgelbe Varietät, aurea elegantissima, plicata und Warreana zur Anpflanzung in jedem Garten zu empfehlen. Dieſen ſchönen Thuja ſchließen ſich die ſo ſchönen Thujopsis borealis und borealis glauca würdig an. Alle hiergenannten, wie die in dem neueſten Verzeichniſſe der Herren P. Smith & Co. aufgeführten Coniferen, ſind meiſt in reichlicher Ver— mehrung vorhanden, die gangbarſten, wie wir dies ſchon oben angedeutet, in ſehr großen Quantitäten und in allen Größen. Hunderte von jungen Samenpflanzen der Wellingtonia ſahen wir in einem kalten Kaſten, worin die Samen ausgeſäet worden waren, Tauſende ſolcher Pflanzen werden ſich in einigen Monaten im Freien zeigen, indem mehrere Beete ſoeben mit friſchen Samen beſäet worden waren. Obgleich wir noch ſo manche ſchöne Coniferenart zu bemerken hätten, ſo müſſen wir doch davon abſtehen, um die Leſer noch auf einige andere Pflanzen, die wir in Bergedorf ſahen, aufmerkſam machen zu können. So ſahen wir unter dem Namen Rhododendron præcox eine Pflanze, die ſich durch ihr leichtes und reiches Blühen um dieſe Jahreszeit empfiehlt. Die Blumen ſind über 1 Zoll groß und weißlich roſa gefärbt; woher die Pflanze ſtammt und wer ſie benannt, konnten wir nicht erfahren. Die ſo— genannten Floriſten-Blumen, wie Calceolarien, Pelargonien, Cinerarien, Fuchſien, Verbenen, Petunien, Chryſanthemen ſind in den neueſten, beſten engliſchen Sorten vertreten. Sehr zahlreich vorhanden ſind die ſo ſehr beliebten buntblätterigen Pelargonien zu Gruppen. Von der von uns früher (Seite 50 dieſer Zeitſchrift) empfohlene Aubrietia Campbelli, eine aller: liebſte Pflanze wird im Juli das Dutzend zu 5 X abgegeben. Hübſch iſt Evonymus radicans variegata. Dieſer kleine Strauch wird namentlich in England viel zu Einfaſſungen verwendet. Man hakt denſelben zu dieſem Zwecke nieder und er macht dann mit ſeinen weiß und roth ge— zeichneten Blättern einen ſehr guten Effect. Cerastium Biebersteinii 161 ſoll eine entſchiedene Verbeſſerung des bekannten C. tomentosum fein, eine Pflanze von guter Wirkung auf Raſenplätzen. Die zahlreich und in großer Auswahl vorhandenen Decorationspflanzen, welche ſich beſonders für Raſenplätze und Freilandgruppen eignen, übergehen wir, da dieſelben bereits öfter beſprochen worden ſind. Die gefüllten Stockroſen in engliſchen und ſchottiſchen Prachtſorten, die von jeher in dieſer Gärtnerei in gutem Rufe ſtehen ſind, in dieſer Zeit wieder in großer Menge, in ſchönen, kräftigen Exemplaren, vorräthig, ebenſo eine Auswahl der ſchönſten Varietäten von Gladiolen und vielen anderen Sachen. — _ IE — Der neue botaniſche Garten zu Peſt. „Aus dem, was in einem botaniſchen Garten cultivirt wird, mag man auf den Botaniker, — aus dem, wie es cultivirt wird, auf den Gärtner ſchließen.“ Dr. v. Martius. Die königliche ungariſche Univerſität zu Peſt hatte freilich einen bo— taniſchen Garten, welcher aber bisher kaum dem Namen nach ein „Garten,“ vielmehr ein „botaniſcher“ war. Durch Allerhöchſte und hohe Munificenzen, durch wohlwollende und freundliche Gaben, iſt es dem zeitigen ſupplirenden Director des Gartens, Herrn Profeſſor Dr. Linz— bauer gelungen, den Garten mit einer reichhaltigen und werthvollen Pflanzenſammlung zu verſehen, und ihn ſo ſeiner Benennung und Beſtimmung einigermaßen nahe bringen zu können, wie wir dies aus einer Brochure, die Herr Profeſſor Linzbauer über den gegenwärtigen Stand des bot. Gartens der Univerſität zu Peſt veröffentlicht hat, erſehen, die mit der Frage: Wozu botaniſche Gärten? beginnt und deren Beantwortung wir aus der gedachten Broſchure hier folgen laſſen, indem ſelbige für manches derartige Inſtitut von Intereſſe ſein dürfte. Kein Zweig der Naturgeſchichte kann — ohne Anſchauung der Dinge — gelehrt und gelernt werden. Aus dieſem Grunde müſſen an den Lehrinſtituten für jedes einzelne Fach Sammlungen vorhanden ſein. Was jedoch dieſe anbelangt, iſt Mine— ralogie und Zoologie weit vortheilhafter daran, als Botanik. Die Mineralien als lebloſe Körper trotzen — mit nur ſehr wenigen Ausnahmen — in ihren Glasſchränken aufbewahrt — Jahrhunderten; ja, ſogar auch die, von lebenden Weſen ſtammenden zoologiſchen Präparate zeigen zumeiſt, gleich den Vorigen, die ganze Fülle ihres eigentlichen Seins und können in dieſem Zuſtande, bei einiger entſprechender Sorgfalt, eine lange Reihe von Jahren naturgetreu — gleich den Lebenden — er— halten werden. Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXII. 11 162 Der Vortheil mangelt den Pflanzen; denn dieſe, als der herrlichſte Schmuck der Fluren und Wälder, der Waſſer und Felſenklüfte müſſen — um zur Belehrung aufbewahrt werden zu können — gepreßt und getrocknet werden und verlieren eben dadurch ihre Eigenthümlichkeit der Formen, Farbe, mit einem Worte den „Geſammtausdruck des Lebens;!“ — ſie find nur Mumien, deren Catacombe man „Herbarium“ nennt. Nur der in der Wiſſenſchaft ſchon Eingeweihte, der Geübte, kann in dieſen Herbarien ſeine Studien mit Nutzen fortſetzen; dem ſtrebſamen Neulinge wird hier nur Spärliches, Unvollkommenes, oft Undeutliches ge— boten. — Der Lehrer muß mit ſeinen Zöglingen hinaus in die freie Natur, um feine Lieblinge in ihrem üppigen Sein den wißbegierigen " Jüngern vorzuführen, um alle ihre Theile im lebenden Zuſtande zu zer— gliedern, zu unterſuchen und vollſtändig zu erkennen. — Und dennoch kann, auch beim thätigſten Streben des Lehrers, beim raſtloſeſten Eifer der Zöglinge — ſelbſt auf den reichſten Fluren — nur ein ſpärliches Etwas von dem unendlichen Reichthume der Pflanzenwelt angetroffen werden; nur ein winzig Weniges, was eben die Eigenthümlichkeit des Bodens und die Lage der Gegend bietet, — kann hier erforſcht, erkannt werden. Was hingegen Sümpfe und Bäche, was Ufer und Steppen, was Berge und Thäler, Wald und Feld, Trifte und Schluchten, Klüfte und Felſen, was die Schneegrenze der Alpen mit all ihrem wunderſamen Schmucke eigen— thümlich kleidet — bleibt unbekannt; — und was in fernen Zonen lieblich gedeiht, herrlich prangt und mächtig dort ſich entfaltet — das Alles bleibt für immer unerreichbar! Wenn es denn ſo iſt, — kann dieſe ſchöne und nützliche Wiſſenſchaft dem darnach Strebenden nie im erweiterten Maaße erſchloſſen werden; und doch — ein Mittel giebt es — und dieſes ſind „botaniſche Gärten.“ Daß aber ſolche nicht an allen, der allgemeinen Bildung gewidmeten Lehrinſtituten, ſondern nur an Hochſchulen zu finden ſein können — iſt — ihrer koſtſpieligen Einrichtung und Erhaltung wegen ſelbſtverſtändlich. — Auch wären dieſe Gärten dem Zwecke der erwähnten Bildungsanſtalten durchaus nicht entſprechend; wo hingegen in Univerſitäten, an denen über— haupt die möglichſt erweiterte und höchſte Bildung der Jugend erzielt werden ſoll und aus denen vollkommen unterrichtete Fachmänner für's practiſche Leben, zum Frommen der Allgemeinheit, hervorgehen ſollen, — da — muß auch die Vertretung der in Rede ſtehenden Wiſſenſchaft mit belehrenden Sammlungen in möglichſter Ausdehnung und Vollkommenheit beſtehen. | Der, dieſe Sammlung darstellende botaniſche Garten kann demnach weder „Spielerei“ 1 5 „Luxus“ genannt werden. — Jeder botaniſche Garten aber hat, um ein vollſtändiges Ganzes zu jein, nothwendigerweiſe aus zwei Abtheilungen zu beftehen: a) dem äußeren und b) dem inneren Garten. Im Erſteren ſollen in ſyſtematiſcher Ordnung je zahlreichere Pflanzeu— formen der verſchiedenſten Gegenden des Continentes und der trans— oceaniſchen Regionen vorgeführt werden, welche unter unſeren klimatiſchen Verhältniſſen „im Freien gedeihen“ oder, wie man zu ſagen pflegt, 163 „aushalten.“ Im Letzteren, d. i. in den Gewächshäuſern, werden theils tropiſche, theils außertropiſche Pflanzen entweder dauernd gehegt und ge— pflegt, oder ein Theil derſelben auch über Sommer in's Freie geſtellt. Da, wo man ſich begnügt: nur die Flora einer Gegend kennen zu lernen, oder wo es genügt: die Wiſſenſchaft nach einem einfachen ſo— genannten „künſtlichen Syſteme“ zu lehren, da bedarf man auch eines bo— taniſchen Gartens nicht, weil, wenn die Gegend nur einigermaßen nicht öde iſt, man auch bald und ohne Mühe, mit einigen Ausnahmen, die meiſten Claſſen und Ordnungen des für den Anfänger leicht faßlichen, un— entbehrlichſten und allein brauchbaren Syſtemes „des großen Linné auf— zufinden im Stande ſein wird. Aber — an der Hochſchule ſoll die Botanik nicht, wie fie gewöhnlich genannt wird, als „Pflanzenkunde,“ ſondern muß als „Wiſſenſchaft“ gelehrt werden. — Hier genügt das, auf vorerwähntem Wege mit Hülfe eines guten Gedächtniſſes erreichtbare „Pflanzen-Nennen“ und Kräuter-Kennen nicht! — Hier müſſen die verſchiedenen Typen des geſammten Pflanzen— reiches nach ihren anatomiſch phyſiologiſchen Verhältniſſen in klarer und bündiger Weiſe dem Lernenden erörtert werden, damit er dann auf dieſer allein wiſſenſchaftlichen Grundlage den wunderbaren Zuſammenhang der tauſendfältigen Formen aufzufaſſen im Stande ſei, um endlich dieſelben nach ihren natürlichen Verwandtſchaftsgraden, mit Hülfe der weiteren wiſſen— ſchaftlichen Anleitungen, nämlich: Organographie, Syſtematik, Nomenclatur, Charakteriſtik und Phyſiographie zu begreifen, zu kennen, zu nennen, zu wiſſen. Wo das von den Lernenden angeſtrebt wird, da genügen unſere Wieſen, unſere Wälder nicht, da ſtellt ſich unabweisbar das Erforderniß heraus: daß das Lehrinſtitut mit einer je reichhaltigen und wie möglich wenig unterbrochenen Reihe jener Pflanzentypen, die in der Wiſſenſchaft „natürliche Familien“ genannt werden, verſehen ſei. Es müſſen demnach auch von den vielen einzelnen Familientypen jener Zonen, wo dieſelben allein heimiſch vorkommen, mehrere Repräſentanten zur Belehrung vorgeführt erſcheinen, und dieſes bedingt die Nothwendigkeit der zu ihrer Pflege beſtimmten Glashäuſer. Aber ſchon an und für ſich erheiſcht einerſeits der Bau dieſer Häuſer namhafte Koſten — und wo ſind noch die nie endenden Auslagen für die zweckmäßige Juſtandhaltung derſelben und die Pflege ihrer Einwohner? andererſeits muß auch der äußere Garten für die „im Freien gedeihenden Gewächſe“ unabläſſig bebauet werden. — Zu alledem und bei alledem iſt das Hauptloſungswort „Geld.“ In Anerkennung des hohen Werthes eines botaniſchen Gartens ſind denn auch dem Garten zu Peſt die Koſten zur Herſtellung der den wiſſen— ſchaftlichen Anlagen des äußeren Gartens, wie auch die Koſten für den Bau eines zweckmäßigen Glashauſes, aus dem Univerſitätsfond bewilligt worden, während die vielen werthvolle Seltenheiten enthaltende wiſſen— ſchaftliche (nicht Zierpflanzen-) Sammlung rein und allein nur durch oben er— wähnte Spenden zuſammengekommen iſt, für die es, gleichwie ihrem Geldwerthe nach, ebenſo auch im Intcreſſe der Wiſſenſchaft, wohl der Mühe werth 11 * 164 war, „die Koften für ihre Pflege und Aufbewahrung nicht zu ſcheuen“ — und dieſes um ſo weniger, als der Ankauf dieſer Sammlung (auch wenn derſelbe auf dem gewöhnlichen Wege der Handelsgärtnerei möglich geweſen wäre, wie er größtentheils es nicht war) gewiß eine gleiche Summe erfordert haben würde. Wiederholt gingen dieſem neuen botaniſchen Inſtitute die reichhaltigſten Sammlungen der ſeltenſten und werthvollſten Gewächſe durch die Hand Sr. k. k. Majeſtät zu, wie denn auch von vielen fürſtlichen, hohen und anderen Perſonen größere Sammlungen oder einzelne ſeltene Exemplare dem Garten geſchenkt wurden. So ſteht gegenwärtig das gleichfalls mit allerhöchſter Genehmigung des Kaiſers im Sommer 1864 erbaute, 33 Klafter lange und mit ſeinem impoſanten Octagon überraſchende neue Gewächshaus, wie nicht minder das ſchon beſtandene renovirte, 20 Klafter lange (nunmehrige) Cap- und Cacteenhaus, ſammt dem noch baufälligen dritten „dem Vermehrungshauſe,“ mit den ſeltenſten, werthvollſten, intereſſanteſten Gewächſen, zur Pflege der Wiſſenſchaft und Belehrung der ſtrebſamen Jugend ausgeſtattet da. Die Vermehrung der Pflanzenarten im äußeren Garten wurde größten— theils auch noch dadurch erzielt, daß der, in jedem botaniſchen Garten aller Univerſitäten, im peſter Garten ſeit den 40 Jahren gänzlich vernachläſſigte Samentauſch wiederum eingeleitet wurde und dem Garten binnen zwei Jahren einen namhaften Zuwachs lieferte. Um aber dieſen Samentauſch anbahnen zu können, mußte vorerſt, ſeitens des peſter botaniſchen Gartens, ein Samencatalog angefertigt werden und dies konnte erſt vom Jahre 1864 an, mit Hülfe der aus er— wähnten Samengaben in Pflege gebrachten Pflanzen, geſchehen. Der, von dem verfloſſenen Sommer 1865 verfaßte Samencatalog enthält 2130 Pflanzen: arten und iſt ſomit der zweite des jetzt ſeit 1848/49 beſtehenden neuen botaniſchen Gartens an der Uellöer-Straße. Der alte botaniſche Garten (auf der Landſtraße), in welchem die Koryphäen in dieſer Wiſſenſchaft: Winterl, Kitaibel, Haberle und Sadler als Directoren und Profeſſoren wirkten, war nach dem Linné'ſchen Syſteme angelegt und enthielt zur Zeit ſeiner Auflöſung etwa 9000 Pflanzen: arten im Freien. Nach der Ueberſiedelung, d. i. von Beginn des neuen jetzigen Gartens im Jahre 1849/50, war bis zum Jahre 1858 kein Aus- weis über den Stand der Pflanzen zuſammengeſtellt. Das auf Anordnung des k. k. Miniſteriums verfaßte Verzeichniß vom Jahre 1858 weiſt 850 Gattungen mit 2715 Arten, ſowohl von Pflanzen des freien Landes, als ſolchen des Kalt- und Warmhauſes, während ein Verzeichniß vom Jahre 1863 nur noch 689 Gattungen mit 1866 Arten aufweiſt. Dieſer ſomit erwieſene erbärmliche Zuſtand des peſter Gartens, wo die, zur Heranbildung der Aerzte und Pharmaceuten beſtimmte Abtheilung der ſo— genannten „officinellen Pflanzen“ insgeſammt nur 89 Arten zählte, mußte — bei ehrlicher Denkungsweiſe und bei dem Sinne für Pflege der Wiſſenſchaft — genug Anregung dazu ſein, um auf alle mögliche Weiſe dieſe Schattenſeite der Hochſchule zu decken. Da nun der Univerſitätsfond unzulänglich iſt, die beſtehenden Mängel 165 der übrige ehrfächer zu beſeitigen, ſo konnte natürlich nicht daran gedacht werden, auf Koſten dieſes Fonds das fehlende Lehrmaterial für Botanik zu erringen und mußten andere Hülfsmittel geſucht werden, die dann auch mit ſo reichem Erfolge in den oben erwähnten Gaben und in dem ein— geleiteten Samentauſche gefunden wurden. Mit dieſen Hülfsmitteln gelang zes Herrn Dr. Linzbauer, den botaniſchen Garten ſoweit zu vervoll— ſtändigen, daß er nach genauer Zählung im Jahre 1864: 1656 Gattungen mit 5036 Arten und 1865: 1795 Gattungen mit 6650 Arten beſaß. Der äußere Garten, in welchem nur in einzelnen Bruchſtücken einige Pflanzenfamilien zerſtreut waren, wurde ſeit Frühling 1864 durchgehends ſyſtemmäßig eingetheilt. Da Ergänzungen zweckentſprechend durchzuführen überhaupt ſchwieriger und undankbarer iſt, als Neues von Grund aus an— zulegen, ſo war dies auch hier der Fall. — Die Hauptaufgabe war: das unter all den bekannten ſogenannten „natürlichen Syſtemen“ — in der ganzen wiſſenſchaftlichen Welt bisher für das gediegenſte anerkannte Syſtem des im April 1849 verſtorbenen Dr. Stephan Endlicher, das derſelbe im Vereine mit ſeinem Freunde Dr. Franz Unger aufgeſtellt hatte, voll— ſtändig durchzuführen. Zu dieſem Zwecke wurde in der Mitte der, längs der Uellöerſtraße ſich hinziehenden Einfriedigungsmauer des Gartens ein Haupteingang an— gebracht, von welchem aus eine Allee mit Platanen und Pinus Strobus den Garten der Länge nach in faſt gleiche Hälften theilt. Die Rechte beginnt am Rande des erſten Teiches,“) mit der Familie der Gramineen bis zu den Campanulaceen, die Linke (von deren überwiegender Breite ein Theil zu anderen Zwecken ausgeſchieden wurde) wird fortgeſetzt mit den La— biaten und endet mit den Papilionaceen. In der Mitte der beiden Hälften — am Ende der Allee iſt von alten Pappeln halbkreisförmig umgeben in geradlinigen Beeten: die Abtheilung der „officinellen Pflanzen“ durch den zweiten Teich begrenzt. Am Eingange in dieſen Halbkreis prangt in der Mitte der Allee das von den Hörern der Medizin und Pharmacie d. J. 1865 dem ehrenden Andenken der beiden Gründer des Syſtemes „End: licher und Unger“ geweihte Monument, einen Phönix darſtellend, der in ſeinen Fittigen die von Herrn Angerer in Wien zu dieſem Zwecke ge— ſpendeten Photographien der Heroen der Wiſſenſchaft trägt. Außerhalb dieſes Halbkreiſes iſt rechts, an der Stelle, wohin der Eintheilung des Syſtemes nach, über Sommer der Lorbeerbaum zu ſtehen kommt, eine Marmortafel angebracht, welche das bleibende Andenken jenes freudigen Tages (3. April 1863) wahren ſoll, an dem ſämmtliche Facultäten der peſter Univerſität dem hochverehrten Landes-Kirchenfürſten das Jubilar-Diplom des Doctorats der Theologie überreichten. — Außer— halb dieſes Halbkreiſes aber, links, erhebt ſich eine Säule mit der Inſchrift, den Gründern der ungariſchen botaniſchen Terminologie geweiht. „) Der Garten wird nämlich bei ”/, feiner ganzen Länge durch drei in einander mündende Teiche der ganzen Breite nach durchſchnitten und bildet ſomit den Unterſchied des „unteren“ und „oberen“ Gartens. Die hier erwähnten Hälften ſind demnach im unteren Garten. 166 Längs der linken Syſtem-Hälfte wurde der Theil der übrigen Breite mit lebendem Zaune umgeben und in ein Arboreto-Fruticetum um- gewandelt, in welches die ſelteneren Baum- und Straucharten, zumeiſt aus der k. k. Baumſchule zu Laxenburg, verpflanzt wurden. Der in dieſen Gartentheil ganz hineinragende dritte Teich wurde zur Pflege der Waſſer— pflanzen eingerichtet, an deſſen freiem Ende aber, unter dem Schatten alter Trauerweiden eine bisherige Sumpfſtelle zu einem Cryptogamenbeete umgewandelt. — Zur Pflege der an dunklen, feuchten Orten wachſenden Pflanzen wurde ein Grottengang gebaut und an deſſen einer Wand ein künſtlicher Hügel zuſammengetragen, um an dem nördlichen Abhange deſſelben Alpinen verpflanzen zu können. Das Arboreto-Fruticetum, theilweiſe ſchon in der Area des oberen Gartens gelegen — grenzt unmittelbar an die Terraſſe des neuen Ge— wächshauſes, vor welchem zwei Carrés, getheilt durch eine Allee von Kugelakazien, die zum Octogon führen, ſich ausbreiten. Der ganze Raum des nun beſchriebenen Arboretom-Fruticetum's, wie auch der des neuen Ge— wächshauſes und der Raſencarrébs, war bis zum Herbſte 1864 ein un- bebauter, öder Flecken. Der von dieſen Carrés ſich weiter ſüdwärts dehnende Theil iſt ziemlich ſo geblieben, wie er ehedem war; nur einzelne Stellen ſind zum zweckmäßigeren Gebrauche nutzbar gemacht. In der Nähe des Dickichts vor dem Directoratsgebäude wurde der ſich ausdehnende Raſenplatz in eine Ellipſe umgewandelt und in deren Mitte ein Roſenhügel mit einer Marmorſäule und der Büſte Sr. k. k. Hoheit, weiland Erzherzog Joſef Palatinus, geſchmückt, angebracht. Der noch weiter ſüdwärts ſich ziehende Gartenraum iſt zur Anlage eines ausgedehnten Pinetum's be— ſtimmt. Am Rande dieſes Pinetum's it ſeit Frühling 1864 ein ſo— genannter Schattengang angebracht, aber jedoch bisher mit noch wenigen den Schatten des Waldes liebenden Pflanzenarten bebaut worden. So ſteht der Garten jetzt in feinem Beginne „als botaniſckes Inſtitut,“ dem wir vom Herzen das beſte Gedeihen und Emporblühen wünſchen. Leider! fährt Herr Profeſſor Linzbauer in ſeiner Beſchreibung fort, wurden ſeit 14 Jahren die ſchattengebenden Parkſtellen in cannibaliſcher Weiſe gelichtet, die ſchönſten Bäume gefällt und ſo der ohnehin ſandige Boden den ſengenden Strahlen der Sonne preisgegeben, und wo man nun Bäume zu pflanzen für nöthig fand, wurden dieſe in eine Tiefe von 2 Schuh verſenkt. Ein von Jahr zu Jahr dauerndes Verdorren der Setz— linge war der Erfolg dieſes unkundigen Handelns. Wann wird die ſeit 2 Jahren begonnene, zweckentſprechende neue Pflanzung abermals das Bild eines Gartens haben? Ein raſtloſer Eifer, eine nie endende Sorgfalt, fortgeſetzte Spenden und vor Allem Waſſer find die Bedingniſſe, des Gedeihens! Bleiben die, ſeit Juli 1863 bis auf den letzten Tropfen dauernd ausgetrockneten Teiche noch weiter ſo und verſiegen die vor— handenen Brunnen auch ferner nach kaum einſtündigem Gebrauche, dann iſt jede Hoffnung auf ein Gedeihen dieſer Grundlage „der Scientia amabilis“ bei uns für immer dahin! — dann wird Ungarn auch noch lange ohne neu herangebildete Botaniker bleiben. .. 167 Verſuch zu einer ſyſtematiſchen Ordnung der Agaveen. Vom General-Lieutenant G. A. von Jacobi. (Fortſetzung). l4d. Agave De Meestriana Nob. A. subcaulescens rosulata; foliis rigidissimis substrictis car- nosis lanceolatis basin versus paulum attenuatis in apicem sub- longum, spina terminali mediocri cornea brunnea munitum con- tractis, supra inferne convexis superne concavis apice canaliculatis subtus convexis ad basin percrassis, ubique patentibus paulum incurvulis, cinereo-glaucescentibus opacis fasciis latis saturatiori— bus pluri-notatis, margine angusto corneo obscure ferrugineo subdentato cinctis; dentibus repandis basi latis pumilis haud arcuatis Nob. Dieſe Pflanze iſt noch ebenſo felten wie die Vorhergehende. Wir fanden dieſelbe in der Sammlung des Herrn A. de Meeſter von Ant— werpen auf deſſen Landſitz, in der Nähe von Mecheln, der ſie aus der Sammlung des Herrn van der Vinnen erſtanden hat. Ihm zu Ehren haben wir ſie benannt. Sie bildet einen kurzen dicken Stamm, mit einer mehr hohen als breiten Blätterkrone, indem der obere Theil des Stammes noch in einer Ausdehnung von 10 Zoll mit den Baſen der geſunden und kräftigen Blätter bekleidet iſt. Blätter 22 Z. lang, an der Baſis und in der Mitte 3½ Zoll und dicht über der Baſis 2¼ Zoll breit, bis in die Spitze hinein fleiſchig, aber ſehr ſtarr und unbiegſam, lanzettförmig in eine ziemlich lange, mit einem hornartigen, feſten, aber nur ¼ Zoll langen, nicht ſehr ſtarken Endſtachel auslaufend. An der Baſis find ſie 1 Zoll dick und dort auf beiden Seiten gewölbt, jedoch auf der Oberſeite bedeutend flacher; dann weiter nach oben ausgehöhlt und gegen die Spitze hin ge— rinnt, die Unterſeite iſt durchweg gewölbt, jedoch oberhalb der Baſis und gegen die Spitze hin ſtärker als in der Mitte. Conſiſtenz zwar fleiſchig, aber ſehr hart und ſtarr. Blattrichtung gerade, nach allen Seiten ab— ſtehend, eine etwas verlängerte Roſettenform bildend. Blattfarbe ein ſchmutziges, dunkel-aſchfarbenes, glanzloſes Graugrün und auf beiden Blatt— ſeiten mehrfach mit breiten, dunkler gefärbten Querſtreifen, mit verſchwommenen Rändern verſehen. Blattränder ziemlich ſcharf, mit einem ſchmalen (ſehr feſten), hornartigen, dunkel-roſtbraunen Rande umgeben, der eigentlich nur etwas entfernt ſtehende, breite Stachelbaſen trägt, die ſich in ſtumpflichen, flachen, breiten Erhebungen bemerkbar machen und nicht im Mindeſten ſtechend ſind, ſo daß man mit dem Finger an dem Rande entlang auf- und ab— fahren kann, ohne auf eine ſtechende Spitze zu ſtoßen. Es iſt dies wieder eine ſehr eigenthümliche, ganz neue Form, die ſich ihrer ſehr ſtarren, aber gleichzeitig breiten Blattform halber an A. ap— planata und Kerchovei ſehr gut anſchließt, ſich aber durch die faſt ganz fehlenden und nur durch kurze wie breite, hornartige Erhebungen mehr angedeutete, als wirklich vorhandene Randſtacheln vor allen bisher bekannten 168 Arten auszeichnet. Sie mißt über 3 Fuß im Durchmeſſer, bei etwa 2½ Fuß Höhe. Ueber ihre Abſtammung haben wir Nichts erkunden können. 15. Agave applanata. Lem. Zu dem, was wir im 12. Hefte dieſer Zeitſchrift, Jahrgang 1864, S. 550 und 551, über dieſe Art geſagt haben, fügen wir noch hinzu, daß wir auch von ihr verſchiedene, mehr oder weniger von der Urform ab— weichende Formen gefunden haben. Bei Herrn Maigret in Mons fanden wir eine Pflanze dieſer Art mit bedeutend längeren Blättern; ferner haben wir mehrfach Pflanzen gefunden, deren graue Blattfarbe beinahe an's Weiße ſtreifte, änhlich dem jungen Triebe von Cereus pruinosus und farinosus. Es werden daher auch hier der Urform Unterformen beigefügt werden müſſen, und wollen wir daher die erſte der beiden erwähnten als 8 major und die letztere als subnivea in unſere Eintheilung ein: reihen. 16a. Agave Hookeri. Nob. in horto Kewensi sub nomine A. sp. from. Mr. Palmer’s sale. A. acaulis maxima; foliis radicalibus carnosis superne co- riaceo-attenuatis lanceolatis, in apicem subbrevem, spina termi- nali longa valida cornea canaliculata brunnea munitum con- tractis, supra concavis vel in superiori parte plano - rovolutivis, subtus basin percrassam versus convexis superne revolutivo-con- cavis, junioribus erecto-adscendentibus apice spe reflexis vel dependentibus, senioribus patentissimis plerumque apice reflexis vel dependentibus lato-undulato-flexis opaco subglauco-viridibus, junioribus glaucis opacis margine irregulariter excavato dentatis, dentil,us approximatis deltoideis, mangnitudine ac directione valde variis, apice sursum vel deorsum curvatis aut uncinatis, basi carnosa insidentibus, plerumque minoribus, interpositis, castaneis, senioribus brunneis. Nob. Eine Pflanze, welcher wir bisher nur in England, und zwar in Kew ſowohl, als in der Saundes'ſchen Sammlung begegnet ſind. Sie ſteht der A. latissima zwar ſehr nahe, unterſcheidet ſich von derſelben aber ſowohl durch die glanzloſe, faſt graugrüne Blattfarbe, als namentlich durch die mehr lanzettliche Form der Blätter und deren unregelmäßige wellige Biegungen, nicht nur der Blattſeiten, ſondern auch der Mittelrippe, was ihr einen unregelmäßigen, ſparrigen Habitus verleiht. In dem Charakter der Randbeſtachelung kommt ſie der A. potatorum, Scolymus und crenata am nächſten, von denen ſie ſich aber durch die gigantiſchen Abmeſſungen ihrer Blätter weſentlich unterſcheidet. Wir haben dieſe ſehr ausgezeichnete Art dem verſtorbenen Director der Gärten zu Kew, Sir William Hooker, zu Ehren benannt. Blätter 3½ Fuß lang, in der Baſis 6, über derſelben 4 und in der Mitte 7 Zoll breit, lanzettlich, mit etwas kurz zugeſpitztem Gipfel, der in einen 1½ Zoll langen, ſtarken, gerinnten, hornartigen, dunkelbraunen Endſtachel endigt, deſſen Spitze ſich nur kurz mit einem gebräunten Saume 169 in den Blatträndern verläuft. Oberſeite ausgehöhlt, oder zum Theile in der oberen Blatthälfte, flach mit zurückgebogenen Blattſeiten, Unterſeite von der ſehr dicken Baſis aus ſtark gewölbt, weiter oberhalb flach gewölbt oder mitunter wegen der zurückgeſchlagenen Blattränder flach ausgehöhlt. Blatt— richtung der jüngeren Blätter faſt gerade aufſteigend, nur wenig abſtehend und bald mit zurückgeſchlagenem, mitunter herabhängendem Gipfel, der älteren wagerecht abſtehend, von der Mitte an zurückgebogen oder zurück— gerollt herabhängend. Ihrer ganzen Länge nach ſind ſie unregelmäßig wellig gebogen. Conſiſtenz in der unteren Hälfte ſehr dickfleiſchig, weiter oberhalb bedeutend dünner und dick-lederartig, woher die zurückgeſchlagenen Blattgipfel und die zurückgebogenen Blattränder. Blattfarbe ein glanz— loſes in's Graugrüne ſpielendes Grün, bei den jüngeren Blättern graugrün. Blattränder unregelmäßig mehr oder weniger ausgebuchtet oder flach gekerbt und ebenſo unregelmäßig gezahnt. Zähne in Größe und Form ſehr verſchieden, auf ſtark hervortretenden, fleiſchigen Stachelkiſſen, mit delta— förmiger Baſis und bald nach unten, bald nach oben gebogener oder gerade abſtehender, häufig hin und her gebogener Spitze, ſeitlich plattgedrückt, in ſehr unregelmäßigen Abſtänden von einander, aber im Ganzen mehr genähert als entfernt ſtehend, und zwiſchen den größeren oft ein oder zwei bedeutend kleinere in der Mitte, die dann meiſtentheils in dem tieferen Theile der Ausbuchtungen des Blattrandes ſtehen; in der Jugend kaſtanienbraun, im Alter dunkel⸗graubraun. Der Charakter der Beſtachelung iſt im Ganzen genommen ein vorwiegend kräftiger, ſelbſt im Vergleiche zu den bedeutenden Abmeſſungen der Blätter. Die Pflanze hat faſt 5 Fuß im Durchmeſſer, bei 4 Fuß Höhe und gehört daher mit zu den größten ihrer Art. Ueber ihre Abſtammung haben wir nichts Näheres ermitteln können. Der Garten zu Kew hat ſie auf der Auction der Pflanzenſammlung eines Herrn Palmer ſchon vor längerer Zeit erſtanden. 19. Agave Schlechtendalii Vo). Zu dem, was wir im 12. Hefte dieſer Zeitſchrift, Jahrgang 1864, Seite 555 und 556, über dieſe Pflanze geſagt haben, bemerken wir, daß Herr F. A. Haage junr. in Erfurt die kleineren Pflanzen dieſer Art nicht von Cels in Paris, ſondern aus dem bot. Garten in Göttingen als A. mexicana erhalten hat. Unſere Bemühungen, von dem Director des dortigen Gartens, Herrn Geheimrath Bartling, Näheres über die Herkunft dieſer Art zu erfahren, ſind leider erfolglos geweſen, da eine unſererſeits dorthin gerichtete Anfrage ohne Antwort geblieben iſt. 23a. Agave Salmiana > einerea. No). Wir fanden in Kew eine unbekannte Pflanze, die nur mit No. 5 be— zeichnet war. In ihrem ganzen Habitus ſteht fie unſerer A. Salmiana s recurvata ſehr nahe, unterſcheidet ſich aber vorzugsweiſe dadurch von ihr, daß die Blattfarbe ein etwas ſchmutziges, mehr in's Gelbe ſpielendes Grau— grün iſt. Aber auch die Beſtachelung iſt eine verſchiedene. Die Rand— ſtacheln ſtehen entfernter, etwa 2 Zoll von einander, und deren ſehr breite, flache, hornartige Baſis verläuft in die geraden Vlattränder, ohne auf einem fleiſchigen Stachelkiſſen zu ſitzen. Die etwa nur 2 Linien lange 170 Stachelſpitze iſt wenig gekrümmt und in der unteren Blatthälfte nach oben, in der oberen Blatthälfte aber nach unten gerichtet. Der Endſtachel iſt auch bei dieſer Art ſehr lang (1½ Zoll), an feiner Baſis aber bedeutend ſtärker als bei der Art ſelbſt, durchaus coniſch und hat an der Baſis 2 L. im Durchmeſſer. Dieſe Abweichungen in Blattfarbe und Stachelbildung erſcheinen uns aber nicht ſo weſentlich, um dieſe Pflanze als einer eigenen Art angehörend hinſtellen zu können und haben wir ſie daher der A. Salmiana angereiht. 23b. Agave Fenzliana. Nob. A. subcaulescens magna; foliis ad basin percrassis carnosis superne carnoso-coriaceis lanceolatis in apicem longum, spina terminali perlonga angusto-canaliculata cornea brunnea munitum excurrentibus, supra plano concavis subtus convexis, junioribus patentibus in suprema parte plerumque reflexis vel dependenti- bus, senioribus deflexis vel dependentibus viridibus opacis, mar- gine paulum sinuato dentatis; dentibus deltoideis cuspidatis applanatis subrepandis apice sursum vel deorsum curvatis, basi lata parum elevata, obscure castaneis. Nob. Wir haben diefe Pflanze in der Sammlung von Sir William Wilſon Saunders gefunden, über ihren Urſprung aber Näheres leider nicht ermitteln können. Nach ihren Abmeſſungen und ihrer ganzen Tracht ſcheint ſie der A. Hookeri. Nob. am nächſten zu ſtehen, der wir ſie aber vorzugsweiſe wegen des Charakters ihrer Beſtachelung, nicht anreihen konnten. Derſelbe iſt ein weſentlich ſchwächerer, auch haben die Blätter einen viel länger zugeſpitzten Gipfel, mit einem viel längeren und ſchlank geformten Endſtachel, ganz ähnlich dem der A. Salmiana, auch ſind ſie an ihrer Baſis breiter als bei A. Hookeri. Endlich iſt auch die Blattfarbe eine mehr rein grüne. Wir können ſie wegen dieſer abweichenden Merkmale daher keiner der beiden obengenannten Arten zuzählen und müſſen ſie, ſo lange ihre Blüthe noch nicht bekannt iſt, als eine eigene gute Art auf— ſtellen. Wir haben ſie dem Profeſſor Fenzl, Director des botaniſchen Gartens in Wien, zu Ehren benannt. Die Pflanze ſcheint einen kurzen Stamm zu bilden, der aber bis jetzt noch mit Blättern oder vertrockneten Blattbaſen bedeckt iſt. Die Blattbaſen ihrer Blätterkrone bauen ſich aber im Vergleiche zu anderen, ihr im Habitus naheſtehenden Arten höher über einander auf, obſchon die Blätterkrone ſelbſt deſſen ungeachtet eine mehr breite als hohe Form hat. Blätter 2 Fuß lang, in der Baſis 5, über derſelben 4½½ und in der Mitte 6 ½; Z. breit, lanzettlich, mit langeſtrecktem Gipfel, in einen 2 ¼ Zoll langen, ſchlanken, hornartigen, dunkelbraunen Endſtachel aus— laufend; Oberſeite flach ausgehöhlt, Unterſeite gewölbt. Conſiſtenz an der 1¼ Z. dicken Baſis fleiſchig, in dem oberen Blatttheile mehr fleiſchig— lederartig, aber ſehr feſt. Blattrichtung der Jüngeren abſtehend, mit zurückgeſchlagenem oder herabhängendem Gipfel, der Aelteren wagerecht abſtehend-herabhängend. Blattfarbe ein glanzloſes, mehr in's Gelbe ſpielende Grün. Blattränder gerade fortlaufend, mit nur wenig 171 erhabenem, breiten, flachen Stachelkiſſen etwas entfernt ſtehend gezahnt. Zähne hornartig, dunkel-kaſtanienbraun, auf wenig erhabener, deltaförmiger Baſis, mit theils auf- theils abwärts gekrümmter Spitze. Die beſchriebene Pflanze hat 3½ Fuß im Durchmeſſer, bei 2¼ Fuß Höhe. 26. Agave americana. Lin. Wir haben auf unſeren letzten Wanderungen ſehr verſchiedene Formen dieſer Art gefunden, die ſich aber kaum hinlänglich charakteriſiren laſſen, um ſie als beſtimmte Abarten hinſtellen zu können. Es ſind meiſtentheils nur durch abweichende Cultur herbeigeführte Verſchiedenheiten in der ganzen Tracht der Pflanzen, ſeltener auffallende Abweichungen in den Abmeſſungen der Blätter oder im Charakter der Beſtachelung. Einen regelmäßigen Wuchs ſcheint dieſe Art nur als Culturpflanze bei Ueberwinterung unter Dach und Fach anzunehmen, da alle Pflanzen, welche wir an den lombardiſchen Seen in der freien Natur geſehen haben, ſich durch eine große Unregelmäßigkeit in den Biegungen der Blätter auszeichneten und dadurch einen ſehr un— ſymetriſchen und unordentlichen Anblick gewährten. Erwähnenswerth erſchienen uns nur zwei uns vorgekommene Formen. Im botaniſchen Garten zu Bonn ſahen wir ein Exemplar, welches ſo eben abgeblüht hatte und das ſeiner ſchmäleren langgeſtreckten Blattform wegen wohl unſtreitig eine A. americana s intermedia C. Koch war. Wir erwähnen deſſelben hier nur, weil ſich bei ihr doch auch eine etwas abweichende Form in der Structur der Blüthenrispe zeigte. Ungeachtet das Exemplar ein kräftiges und gut gepflegtes war, ſo betrug doch die Schafthöhe nur 15 Fuß und die nur 16 Zoll langen Blüthenäſte waren nicht ganz wagerecht abſtedend, mit aufgebogener Spitze, ſondern aufrecht abſtehend (erecto-patuli), mit aufrechtem Gipfel. Es ſcheint daher dieſe vom Profeſſor Koch aufgeſtellte Abart doch eine berechtigte zu ſein, da ſie nach dem eben Erwähnten, auch in der Struktur der Blüthenrispe ebenſo eine ſchlankere Form zeigt wie in der Blattform. Noch eine andere, von uns im botaniſchen Garten zu Kiel gefundene Form hatte bedeutend breitere und verhältnißmäßig kürzere, gedrungene, ziemlich regelmäßig aufrecht ſtehende Blätter. Ihr Habitus näherte ſich in etwas dem der A. mexicana, während der Charakter der Randbeſtachelung und die fleiſchige Structur der Blätter, ſowie die Blattfarbe ſie unbeſtritten als A. americana erkennen ließen. Wir glauben dieſe Form daher den in unſerer Eintheilung auf Seite 500 des 11. Heftes dieſer Zeitſchrift, Jahrgang 1864, aufgeführten Arten, als € coarctata um jo mehr hinzufügen zu können, als ſich im Garten zu Kiel mehrere Exemplare dieſer Art vorfanden. In dem 2. Bande von Emory's „Report of the United states and Mexican boundary survey“ wird auf Seite 213 eine A. ameri- cana s latifolia erwähnt und angegeben, daß dieſelbe von den Eingebornen Maguey, mitunter aber auch Mescal genannt werde. Nach dem Wenigen, was dort über dieſe Pflanze geſagt wird, erſcheint es aber kaum zweifelhaft, 172 daß dieſes keine Abart von A. americana Lin., ſondern die weiter unten unter No. 364 als A. crenata beſchriebene Pflanze iſt.“ 30a. Agave Saundersii. ooh. Bot. Mag. t. 5493. C. Koch. Wochenschr. 1865. p. 100. A. acaulis; foliis carnosis lanceolatis subfalcatis, e bası perlata subito angustatis, medio latis, in apicem sublongum, spina terminali valida conica atropurpurea munitum excurrentibus, ju- nioribus supra perconcavis, senioribus plano-concavis subtus sub- angulato-convexis cyaneo-glaucescentibus opacis, junioribus e basi erectis demum horizontaliter porrectis apice reflexis, senioribus patentissimis revolutis, margine dentato sinuatis; dentibus re- pandis basi lata carnosa insidentibus triangularıbus acutis de- orsum spectantibus vel subcurvatis atropurpureis. Nob. Dieſe prächtige, von Hooker a. a. O. zuerſt beſchriebene, aus der Saunders'ſchen Sammlung ſtammende Pflanze, deren Vaterland wahr— ſcheinlich Mexico iſt, fanden wir in einem prachtvollen Exemplare bei Herrn Laurentius in Leipzig, der dieſelbe aus der Sammlung von van der Vinnen erſtanden hatte. Blätter 21 Zoll lang, in der 1½ Zoll dicken Baſis 4½ Zoll breit, über derſelben in ganz kurzer Biegung auf 2½ Zoll verſchmälert und dann gegen die Mitte hin allmälig bis zu 4½ Zoll verbreitert, in einen ziemlich langen, lanzettlich en Gipfel, mit einem coniſchen, ſtarken, ſchwarz— rothen, 8 Linien langen, an ſeiner Baſis 2 Linien ſtarken Endſtachel aus— laufend. Oberſeite bei den jüngeren Blättern tief, bei den älteren flach ausgehöhlt, Unterſeite faſt winkelig gewölbt. Conſiſtenz fleiſchig aber feſt, von der ſehr ſtarken Baſis aufwärts im erſten Drittel ſehr dick, von da an plötzlich verdünnt, aber mit dauernd fleiſchiger Conſiſtenz, ſo daß die Blattränder immer noch ungefähr 2 Linien dick bleiben. Blatt— richtung der jüngeren im unterſten Drittel faſt aufrecht, dann, bei ab— nehmender Dicke aber vorwiegend kräftigem Faſernetze, horizontal abſtehend, mit abwärtsgebogener Spitze, der älteren nach unten und innen zrrück— gebogen. Blattfarbe ein zartes, liefblaues Graugrün. Blattränder flach und weit ausgebuchtet, weitſtehend, ſehr regelmäßig von der Baſis bis nahe an den Gipfel gezahnt. Zähne auf breiter, fleiſchiger Baſis, ſtumpf, dreieckig, mit feiner, nach unten gerichteter oder gebogener Spitze, intenſiv ſchwarzroth. Die verhältnißmäßig geringe Erhebung der Herzblätter und die hori- zontale Ausbreitung ſchon der mittleren Blätter, ſowie deren fleiſchige und kräftige Textur, verleihen der Pflanze im Vereine mit der zarten, ſchönen Blattfarbe und den faſt glänzend ſchwarzrothen Stacheln ein ſehr eigen— thümliches, ſchönes Anſehen. Die beſchriebene Pflanze hat 4½ Fuß im Durchmeſſer und iſt halb ſo hoch. Bis hierher haben wir unſere Beſchreibung auf eigene Anſchauung gründen können, müſſen aber von hier ab, bei der Beſchreibung des Blüthenſtandes, den Angaben Hooker's folgen, da wir die Blüthe ſelbſt nicht geſehen haben. 173 Blüthenſtand gedrängt rispig, mit kurzen, abſtehenden, an ihrem Gipfel zuſammengeſetzten, faſt kugelige Dolden tragenden Aeſten. Rispe abgeſtumpfte, kugelförmig, gegen den Gipfel hin wenig verjüngt, einſchließlich der Enddolde achtzehndoldig. Schaft 14 Fuß hoch, gerade, aufrecht, ver— hältnißmäßig kräftig, cylindriſch, grün, glatt, an der Baſis 2 ½ Zoll dick und daſelbſt mit langgeſtreckten, mehr als fußlangen, lanzettlichen, fleiſchigen Schaftblättern beſetzt, die aber ſofort in bald vertrocknende Bracteen über— gehen. Bracteen breit, pfriemlich, in einfacher, von rechts nach links gewundener, Spirale ſtehend. Innerhalb der Rispe nehmen die Ded: blätter eine breitere, unterhalb eiförmige Geſtalt an mit in der unteren Hälfte bauchig ſcharf hervortretendem Mittelkiele. Dolden zuſammengeſetzt, gedrängt, vor dem Erblühen plattgedrückt, halb— kugelig, nach dem Erblühen faſt kugelig, am Gipfel der 4 Zoll langen, ſtark abſtehenden, 4 — 5 Linien breiten, etwas plattgedrückten Aeſte, die ſich in mehrere (meiſt 4) kurze (etwa 8 Linien lange), kräftige Aeſtchen zweiter Ordnung, mit vielblumigen Döldchen theilen. Jedes dieſer Aeſtchen, ſowie jeder Blumenſtiel in den einzelnen Döldchen, iſt wiederum von einer kurzen, eiförmigen, zugeſpitzten, braunen Bractee geſtützt. Blumen kurz— geſtielt, aufrecht, Stiel kräftig, 2 Lin. lang, 1½ Lin. dick. Blüthen— decke einſchließlich des ſehr langen Fruchtknotens 2 — 2¼ Zoll lang, mit viertheiligem Blüthenſaume. Zipfel aufrecht abſtehend, geſtreckt dreieckig, etwas eingebogen, mit zugeſpitztem, etwas rundlichem Gipfel, gelb, außer— halb platt, mit breiten, rundlichen, aufgebogenen Rändern, 9—10 Linien lang, an der Baſis 3 Linien breit, abwechſelnd etwas kürzer. Staub— gefäße 2½ Zoll lang, den Kelch weit überragend, aufrecht abſtehend. Staubfäden pfriemlich, kräftig, an der Baſis faſt 1 Linie dick. Staub— beutel länglich, breit, an beiden Enden zugeſpitzt, grünlichgelb, rückſeits in der Mitte angeheftet, ſchwebend. Fruchtknoten 1½ Zoll lang, faſt ſtielrund, gegen die Baſis verjüngt, am Gipfel etwas zuſammengeſchnürt, ſchwach gefurcht und undeutlich ſechskantig, grün, glatt. Griffel halb ſo lang wie die Staubfäden, kräftig, cylindriſch, gegen den Gipfel hin um— gekehrt coniſch verdickt, grünlichgelb. Samen elliptiſch. Kapſel faſt elliptiſch, mit den vertrockneten Befruchtungsorganen gekrönt. Wir haben dieſe Beſchreibung des Blüthenſtandes und der Blume nach den Angaben des Botanical Magazine zuſammengeſtellt und dieſelbe nach den dort er— haltenen Angaben, unter Zuhülfenahme der Abbildung, ſo weit thunlich vervollſtändigt. Der Blüthenſtand hat in Form und Abmefjungen viele Aehnlichkeit mit der A. lurida und auch in der Form der Blumen kommen ſich dieſe beiden Arten in etwas nahe, während der ganze Habitus beider Pflanzen, ſo wie deren Blattconſiſtenz und Beſtachelung, ſich ſehr weſentlich von einander unterſcheiden. Der weſentlichſte hier vorliegende Unterſchied aber, durch welchen dieſe Art von allen bisher bekannten abweicht, iſt der nur viertheilige Blüthenſaum und die eigenthümliche Form der Zipfel, während doch ſechs Staubgefäße vorhanden ſind. Ueber die Stellung der Staubgefäße zu den Zipfeln iſt aus der Zeichnung leider Nichts zu erſehen und ebenſo wenig enthält die Beſchreibung hierüber irgend eine 174 Andeutung. Eben jo wenig iſt über die Bildung der Narbe Näheres an— gegeben. Die Beſchreibung nennt den Fruchtknoten undeutlich ſechskantig. Wie iſt dies aber mit der Vierzahl der Kelchzipfel in Einklang zu bringen? Es iſt ſehr zu bedauern, daß der Abbildung keine Zeichnung einer vertical aufgeſchnittenen und auseinandergebogenen Blüthe beigefügt iſt, aus welcher ſich Mancher der vorliegenden Zweifel hätte löſen laſſen und aus der ſich denn auch die innere Form der Zipfel ergeben haben würde. Sollte es uns gelingen, noch eine vertrocknete Blume und eine Samen— fapfel zu erlangen, jo werden wir nachträglich verſuchen, die Lücken in der obſtehenden Beſchreibung auszufüllen. 30b. Agave flaceida.“) Nob. A. caulescens; foliis carnoso-coriaceis flaccidis submollibus lanceolatis basin versus paulum angustatis, in apicem subbrevem spina terminali valida paulum canaliculata obscure tastanea mu- nitum acuminatis, supra concaviusculis, subtus inferne subangu- lato convexis superne convexiusculis, glabris sed dorso apicem versus scabriusculis, in coronam elatam dispositis, junioribus patenti- recurvis, senioribus revolutis vel dependentibus, pallide subecru— leo-glaucis, margine lato-undulato repando-dentatis; dentibus paulum conspicuis triangularibus plerumque sursum spectantibus, obscure castaneis, basi plano carnosa insidentibus. Nob, Wir haben dieſe bisher noch nicht beſchriebene Pflanze auf der amſter— damer Ausſtellung in der Agavengruppe des Handelsgärtners, Herrn Glym von Utrecht, gefunden, wo ſie als A. mexicana bezeichnet war, mit der ſie indeſſen auch nicht die allerentfernteſte Verwandtſchaft hat. Ob— ſchon der Stamm noch bis an ſeine Baſis herab mit Blättern bedeckt war, ſo iſt ein ſolcher doch entſchieden vorhanden. Die Pflanze bildet eine verhältnißmäßig hohe Blätterkrone, in welcher die Baſen der jüngiten Blätter 7 Zoll über denen der älteſten Blätter ſtehen. Bei der verhältnißmäßig geringen Länge der Blätter, bildet ſich da— durch eine Blattkrone, deren Durchmeſſer kleiner iſt als ihre Höhe und die ſomit eine breit-oblonge Form hat. Dieſe Form erhält die Pflanze haupt— ſächlich dadurch, daß die Spitzen der von ihrer Mitte an ſchlaffen Blätter *) Obſchon dieſer Name bereits von Haworth in ſeiner Synopsis plant. succul. gebraucht iſt, ſo haben wir doch keinen Anſtand genommen, denſelben der hier von uns beſchriebenen Pflanze, als dem Charakter derſelben durchaus ent— ſprechend beizulegen, da die von Haworth gegebene Diagnoſe ſo lückenhaft und unzulänglich iſt, daß mindeſtens ein halbes Dutzend von den jetzt be— kannten Agaven vollkommen zu dieſer Diagnoſe paßt. Die von Haworth ſo benannte Pflanze aber glaubt Fürſt Salm in ſeiner A. rubescens, die er in ſeinem Horto Dyckensi noch als A. punctata aufführt, wieder zu erkennen. Wir ſagen, er glaubt ſie wieder zu erkennen, denn mit demſelben Rechte kann man in der Haworth'ſchen Diagnoſe A. serrulata Slim,, Rumphii, Hassk., laxa Kar w. oder F. tuberosa Ait. und F. cubensis Haw. wieder erkennen. Wir glauben daher keinen Verſtoß gegen den Uſus der bo— taniſchen Nomenclatur zu begehen, wenn wir dieſen von Haworth ſo un— eee gebrauchten Namen für dieſe hier beſchriebene Pflanze in Anſpruch nehmen. 175 ſich nicht aufrecht erhalten können, ſondern ſtark zurückbiegen und theilweiſe herunterhängen. Die Auseinanderſtellung der Spitzen einzelner, ganz junger Blätter, die ſich nur noch wenig zurückgebogen haben, kann hierbei ganz außer Betracht bleiben. Die Höhe der beſchriebenen Pflanze betrug etwa 20 Zoll, deren mittlerer Durchmeſſer 16 Zoll. N Blätter 10 Z. lang, 3 Z. in der Mitte breit und gegen die Baſis hin nur wenig verſchmälert, lanzettlich, in einen ſtumpf-lanzettlichen Gipfel, mit einem ſtarken, 8 — 9 Lin. langen, hornartigen, kurz gerinnten, dunkel— kaſtanienbraunen Endſtachel auslaufend. Oberſeite kurz oberhalb der Baſis tief gerinnt, jedoch bald verflacht und flach ausgehöhlt, Unterſeite Anfangs winkelig, bald flach gewölbt; auf beiden Blattſeiten glatt und nur auf der Rückſeite gegen den Gipfel hin etwas rauh. Blattrichtung mit ihren Baſen über einander geſtellt, ſo daß ſie eine mehr lange als breite Krone bilden; die jüngeren Blätter abſtehend, aber gleich oberhalb der Baſis zurück— gekrümmt, die älteren zurückgerollt oder herabhängend. Blattfarbe ein lichtes, in's Blaue ſpielende Meergrün. Conſiſtenz weich, fleiſchig— lederartig, ſchlaff. Blattränder gerade abſtehend, in weiten Wellenlinien gebogen, weitläufig gezahnt. Zähne von mittlerer Größe, ſtumpfdreieckig, meiſtens aufwärts gerichtet, hornartig, auf niedriger, fleiſchiger Baſis, dunkel⸗kaſtanienbraun. 30c. Agave cyanophylla. Nob. A. subcaulescens; foliis carnoso-coriaceis subflaccidis lanceo- latis, basin versus angustatis, in apicem longum, spina terminali longa subcanaliculata obscure castanea munitum acuminatis, supra plano-concavis laminis revolutivis subtus inferne convexis crassis superne plerumque plano-concavis ibique scabriusculis, dilute cyaneo - glaucescentibus, junioribus erecto - patulis apice reflexis, senioribus patentissimis mox dependentibus, margine subrecto interdum lato-undulato repando-dentatis; dentibus del- toideis cuspidatis sursum spectantibus plerumque rectis interdum subcurvatis, basi lata paulum elevata carnosa insidentibus, juni- oribus læte-senioribus obscure castaneis. Nob. Wir find diefer Pflanze auf unferen Ausflügen zweimal begegnet, und zwar einmal auf der amſterdamer Ausſtellung in der Pflanzengruppe des Handelsgärtners, Herrn Glym von Utrecht, unter dem Namen der A. Salmiana, und das andere Mal in der Maigret'ſchen Sammlung zu Mons, wo ſie unbenannt war. Sie gehört zu den anſehnlicheren ihrer Gattung und zeichnet ſich durch ihre großen, fleiſchig-lederartigen, etwas weichen Blätter und deren ſchöne Farbe aus. Blätter 21 Zoll lang, in der Baſis 3 ½ Zoll, in der Mitte 4 Zoll und kurz über der Baſis 2¼ Zoll breit, lanzettförmig, mit langgeſtreckter Spitze, in einen 1 ½ Zoll langen, ſtarken, hornartigen, etwas gerinnten, dunkel-kaſtanienbraunen Endſtachel auslaufend; Oberſeite an der Baſis ausgehöhlt, in dem oberen Blatttheile flach ausgehöhlt oder flach, mit etwas zurückgebogenen Rändern, glatt, Unterſeite an der Baſis ſtark, faſt winkelig gewölbt, dann flach ausgehöhlt und gegen den Gipfel hin wieder gewölbt und etwas rauh. Conſiſtenz 176 bis zur Mitte fleiſchig, von da an fleiſchig-lederartig. Blattrichtung der jüngeren Blätter auftrecht abſtehend, mit zurückgebogenem Gipfel, der älteren wagerecht abſtehend, gleich oberhalb der Baſis zurückgekrümmt, mit herab— hängendem, ein wenig zurückgerolltem Gipfel. Blattfarbe ein lebhaftes, helles, intenſiv bläuliches Meergrün. Die älteren Blätter ſind rein lebhaft hell⸗-meergrün, bei den jüngeren findet ſich der bläuliche Anflug meiſtens in der Mitte und im unteren Blatttheile. Blattränder fleiſchig, faſt gerade, kaum merklich flach ausgebuchtet, weitſtehend gezahnt. Zähne von mittelmäßiger Größe, hornartig, auf breit-deltaförmiger Baſis, feinſpitzig, mit theils gerader, mitunter aufwärts gekrümmter Spitze, einem breiten, flachen, fleiſchigen Stachelkiſſen aufſitzend, die Jüngeren hell-, die Aelteren dunkel⸗kaſtanienbraun, in ziemlich regelmäßigen Abſtänden weitgeſtellt. Die Pflanze bildet einen kurzen Stamm, der bei dem beſchriebenen Exemplare jedoch noch mit Blättern bedeckt war; ſie hatte faſt 3 F. Durch— meſſer, bei 2¼ Fuß Höhe. 34a. Agave erenata. Nob. Emory’s Rep. vol. II. p. 213. — Mescal aut Maguey indeginorum. — Syn. A. heterodon. Hort. Par. — C. Koch. Wochenschrift 1865. p. 94. — | A. subcaulescens depresso - rosulata; foliis numerosis sub- brevibus obovato -ellipticis basin versus valde angustatis, in apicem brevem spina terminali canaliculata perflexuosa castanea munitum spathulato-contractis, supra bası convexis in suprema parte plano - concavis, subtus convexiusculis lævibus utrinque basin versus scabriusculis, junioribus e basi suberectis mox re- curvato-patentissimis apice deflexis, senioribus recurvatis vel de- pendentibus, intense dilute viridibus subopacis junioribus sub- pruinosis, margine irregularıter undulato profunde crenato grandidentatis; dentibus magnitudine forma ac directione valde variis, majoribus pluribus minoribus alternantibus, compressis basi deltoideis apice cuspidatis ibique sursum vel deorsum cur- vatis aut varie flexis, basi lata carnosa deltoidea insidentibus, junioribus aurantio-castaneis senioribus einereis. Nob. Die Pflanze, welche Profeſſor K. Koch a. a. O. zuerſt, indeſſen nur unzulänglich, beſchrieben hat, gehört Neu-Mexico an, wo ſie nach Emory auf den Hügeln in der Nähe der Kupferbergwerke am Gila und nach Biegelow am Rock Creek vorkommt. Sie bildet in ihrer unregelmäßigen Regelmäßigkeit eine der ſonderbarſten Formen ihrer Gattung. Sie ſteht der echten A. potatorum Karw. und einigen Formen von A. Verschaffeltii im Charakter ihrer Beſtachelung unbedingt nahe, unterſcheidet ſich aber von dieſen ſehr weſentlich durch ihre weichfleiſchige Blattconſiſtenz und ihre, jenen Arten gerade entgegengeſetzte Blattſtellung. In dieſen letzten beiden Beziehungen, ſowie in der Bildung des Blattrandes, kommt ſie dagegen der A. cucullata Nob. am nächſten und halten wir ſie auch dieſer unbedingt am nächſten verwandt. Ungeachtet A. cucullata nur ſehr ärmlich und ſchwach, A. crenata dagegen ſehr reich und ſtark beſtachelt iſt, jo it doch nicht nur der Charakter der Beſtachelung beider ſehr nahe verwandt, 177 fondern kommen bei beiden auch die tiefen Einkerbungen der Blattränder vor, und iſt die Blattconſiſtenz nahezu dieſelbe. Es iſt vielleicht nicht unmöglich, daß die A. amœna Hort. Belg., welche wir im 3. Hefte dieſer Zeitſchrift, Jahrgang 1865, S. 120—122, unter No. 39 beſchrieben haben, ſich in ihrer ferneren Entwickelung als identiſch mit A. crenata erweiſt. Bei unſerem Exemplare dieſer Art be— ginnt jetzt ſchon die Rand- und Stachelbildung eine auffallende Ver— wandtſchaft mit A. crenata zu erwickeln. Das erſte Exemplar dieſer Art fanden wir bei Herrn Laurentius in Leipzig, der daſſelbe bei van der Vinnen erſtanden hatte, und ein zweites ebenſo ſchönes Exemplar, das aus derſelben Quelle ſtammt, beſitzt Herr Maigret in Mons. Die Blattkrone der Pflanze bildet eine gedrückte, herabhängende Roſette, mit einem kurzen und ganz von Blättern bedeckten Stamme. Blätter 12 Zoll lang, in der Baſis 2, dicht über derſelben 1½ und auf / ihrer ganzen Länge 4½ Z. breit, faſt umgekehrt-eiförmig⸗-elliptiſch, in eine kurze, beinahe ſpatelförmige Spitze, mit ſehr ſtarkem, 8—9 Linien langen, gerinnten, kurz hin und her gebogenen Endſtachel, zuſammengezogen; nach der Baſis zu bis auf ½ ihrer größten Breite verſchmälert. Oberſeite, von der ¼ Z. dicken Baſis aufwärts, gewölbt, dann aber mit zunehmender Breite flach ausgehöhlt, Unterſeite flach gewölbt. Conſiſtenz fleiſchig, weich. Blattrichtung bei den jüngeren Blättern, von der Baſis auf— wärts in dem ſchmalen, ſeitlich eng zuſammengepreßten Theile, aufrecht abſtehend, dann aber in ſcharfer Biegung wagerecht abſtehend, mit herab— gebogener Spitze, bei den älteren ſchon von der Baſis an gerade abſtehend, dann aber gleich heruntergebogen und herabhängend. Blattfarbe lebhaft, faſt glanzlos grün und in den jüngeren Blättern etwas bereift. In dem verengten Theile von der Baſis aufwärts, etwas rauh, ſonſt glatt. Blatt— ränder aufwärts gebogen, ſehr unregelmäßig, in langen Wellenlinien, ſtark gebogen und ebenſo unregelmäßig tief und ſehr ſtark gekerbt und dicht gezahnt. Zähne nach Form, Größe, Biegung und Richtung ſehr verſchieden. Meiſtentheils ſteht zu beiden Seiten einer tiefen Kerbe, auf ſehr erhabenem, deltaförmigen, fleiſchigen Stachelkiſſen, je ein großer Zahn / — 1 Zoll von einander entfernt. Zwiſchen dieſen beiden ſteht dann auf einer Seite der Kerbe, auf etwas kleinerem Kiſſen, ein etwas kleinerer, zwiſchen dieſem und den großen Stacheln auf den Seitenflächen der Kerbe ein, zwei, auch wohl drei kleinere Stacheln. Auf dem ſehr er— habenen, fleiſchigen Stachelkiſſen der großen und mittelgroßen Stacheln erhebt ſich eine hornartige deltaförmige Stachelbaſe, die dann bald in eine verhältniß— mäßig feine, glatte, ſehr verſchiedenartig auf- oder abwärts gekrümmte, mitunter auch gerade abſtehende, mehrfach hin und her gebogene Spitze ausläuft. Die ganz kleinen Zwiſchenſtacheln ſtehen meiſtentheils ſenkrecht auf der betreffenden Kerbſeite. In der Jugend ſind die Stacheln ſchön orangen⸗kaſtanienbraun, im Alter aſchfarbig. Nach Emory's Angaben erreicht der endſtändige Blüthenſchaft eine Höhe von 10 Fuß. Ueber deſſen Structur fehlen weitere Angaben. Die Blumen find kaum ½ fo groß als die der A. americana; die Kapſel 1½ Zoll lang, bei ¼ Zoll Durchmeſſer und mit dem vertrockneten Hamburger Garten⸗ und Blumenzeitung. Band XXII. 12 178 Perigon bleibend gekrönt. Wenn irgend eine Agave, fo hätte diefe den ſchon längſt vergebenen Namen der heteracantha verdient, weil bei keiner bis jetzt bekannten Art eine ſo bedeutende Verſchiedenheit in Größe, Form und Richtung der Stacheln vorhanden iſt. Da dieſer Name nun aber ſchon vergeben, und da die vorliegende Pflanze bisher nur unter ihrem vater— ländiſchen Namen bekannt iſt, dort aber manchmal Mescal, dann aber auch wieder Maguey genannt wird, jo haben wir geglaubt, an die Stelle dieſer Benennungen einen beſtimmten botaniſchen Namen für dieſelbe an— nehmen zu müſſen und haben hierzu, der tiefen und ſcharfen Einſchnitte ihrer Blattränder wegen, die obſtehende Benennung gewählt. Der in den pariſer Gärten ihr beigelegte Name A. heterodon iſt mit heteracantha gleichbedeutend und ſchien es uns deshalb zweckmäßiger, eine andere, der Pflanze ausſchließlicher angehörende, Eigenthümlichkeit als Bezeichnungsobjeet zu wählen. (Fortſetzung folgt.) Ueberſicht neuer und intereſſanter Pflanzen, abgebildet oder beſchrieben in anderen Gartenſchriften. Rhododendron Hodgsoni J. D. Hook. Botan. Magaz. Taf. 5552. — Erice@. — Eine der edelſten Arten der Rhododendren, welche die Oſtſeite des Himalayagebirges bewohnen, die zuerſt von Griffith in Bhotan, im Jahre 1838, endeckt und ſpäter auch von Dr. Hooker in den Alpeuthälern des öſtlichen Nepals und Sikkims in einer Höhe von 10—12,000 Fuß über dem Meere geſammelt wurde. Dieſe Art, welche außerdem die ſchönſten Blätter von allen Rhododendren-Arten hat, blühte im vorigen Jahre im temperirten Gewächshauſe zu Kew. Der Stamm zeichnet ſich durch eine eigenthümliche braune, papierartige Rinde aus, die ſich ftüd- weile ablöſt. Die Gebirgsbewohner verfertigen aus dem Holze Höffel, Näpfchen, ſowie Sattel und die Blätter werden als Schüſſeln zu Butter ꝛc. verwendet. Die Blätter find breit, 8 — 18 Zoll lang, lederartig, glatt und glänzend auf der Oberfläche, ſilberfarben auf der Unterfläche. Die Blüthenköpfe halten 4—8 Zoll im Durchmeſſer und beſtehen aus zahl— reichen, dicht beiſammenſtehenden, blaß-violetrothen Blumen, die eine Größe von 1½—2½ Zoll haben. Die Pflanze ſelbſt bildet einen großen Buſch oder beſſer Baum von 10—20 Fuß Höhe. Lelia grandis Lindl. Botan. Magaz. Tafel 5553. — Orchidee. — Dieſe ſchöne Art erſchien zuerſt in der Sammlung des Herrn Morel in Paris, wo ſie im Jahre 1850 blühte. Ein Jahr ſpäter ſah man ſie auf den großen Ausſtellungen in London und dann nicht wieder. Neuer— dings (1864) iſt ſie bei den Herren Low & Co. durch deren Reiſenden von Bahia wieder eingeführt worden. Gleichzeitig erhielt der Garten zu Kew aus derſelben Gegend Exemplare von Herrn Williams, von denen eines im Sommer 1865 blühte. Die Blumen, die meiſtentheils zu Zweien erſcheinen, haben 2 Zoll 179 lange, lanzettförmige, nankinfarbene Sepalen; die Tepalen find von der- ſelben Größe und Färbung, nur ſind ſie etwas breiter in der Mitte und etwas gedreht. Die dreilappige Lippe iſt weißlich, roth geadert. Begonia baccata J. D. Hook. Botan. Magaz. Tafel 5554. — Begoniacex. — Eine der merkwürdigſten Entdeckungen des Herrn G. Mann am Bai von Benin (Weſtküſte Afrika's) iſt dieſe Begonia, mit einer beerenartigen Frucht. Lebende Exemplare erhielt der Garten zu Kew von Herrn Mann, im Jahre 1861, von San Thome, die bereits im Mai v. J. blühten. Dieſelbe Art fand Herr Mann auch in Fernando Po, wo ſie als ein Epiphyt 1300 Fuß über dem Meere wächſt. Der Stamm dieſer Art iſt hoch, robuſt, daumdick, und wie die Blatt- ſtiele, mit einem roſtbraunen Filze überzogen. Die Blätter find 6—10 3. lang, breit, rundlich-herzförmig, plötzlich lang zugeſpitzt auslaufend, glatt, bis auf die Rippen auf der unteren Blattfläche. Blumen monöciſch, in kurzen, achſelſtändigen Trugdolden, 1½ Z. groß, zuweilen auch weiß und röthlich. Sepalen in beiden Geſchlechtern breit, länglich, ſtumpf, concav. Staub— fäden in einem kurzen, zuſammengedrückten Bündel, ſcheinbar auf einem flachen Fruchtboden ſitzend; Antheren ſchmal, lineariſch, ſtumpf, ausgerandet. Frucht von Herrn Mann als eine große, faſt ſphäriſche, fleiſchige, nicht aufſpringende Beere beſchrieben. Sparaxis pulcherrima J. D. Hook. Botan. Magaz. Tafel 5555. — Iridex. — Wie der Name ſchon andeutet, eine ſehr ſchöne Pflanze und dies namentlich in Bezug auf ihre Blumen. Dieſelbe ſtammt vom Cap, aus dem Diſtricte zwiſchen den Keiskamma- und Buffalo-Flüſſen, auf der öſtlichen Seite Süd-Afrika's und wurde durch Herrn Backhouſe in Pork, einen der eifrigſten Cultivateure von harten und halbharten Stauden, eingeführt. — Zwiſchen den ſchmalen langen Blättern erheben ſich die ſchlanken, bis 6 Fuß hoch werdenden Blüthenſchafte, am oberen Ende rispenartig getheilt und hängend, 6 oder mehr brillant purpur- violetrothe, 1½ Zoll lange Blumen tragend. Epidendrum myriamhum Lindl. Botan. Magaz. Tafel 5556. — Orchidee. — Vor vielen Jahren wurde dieſe reizende Art von Herrn Skinner in Guatemala in ſehr hoher Lage entdeckt und auch in England eingeführt. Die Pflanzen friſteten, ſo zu ſagen, jedoch nur ihr Leben und kamen nie zur Blüthe, vermuthlich, weil ſie zu warm gehalten wurden. — Ein in der Sammlung des Herrn J. Bateman noch lebendes Exemplar, obgleich deſſen Stämme kaum die Dicke einer Krähenpoſe hatten, wurden in ein Kalthaus verſetzt, in dem die alten und ſchwachen Stämme bald Blüthen hervortrieben und die Pflanze neue Triebe von doppelter Stärke als die früheren erzeugte. Die Pflanze blühte im Juni v. J. und währte die Blüthe lange Zeit. Die Blüthenrispen ſind oft fußlang und beſtehen aus einer großen Anzahl kleiner, dunkelroſa Blumen. 12* 180 Pflanzen, welche in Caracas (Venezuela, Sid: Amerika) mediziniſch benutzt werden, nebſt ihrer vaterländiſchen Benennung. Von A. Ernſt in Caracas. (Aus Dr. Berthold Seemann's „Journal of Botany“ No. 29 ff.) (Fortſetzung.) Fruta de Burro (Hylopia glabra L?) Die pulveriſirte, ziemlich herbe Frucht ſoll, mit Wein genommen, als ein Gegenmittel bei dem Biſſe giftiger Schlangen dienen. Galicosa oder Bandolera (Latreilleæ sp., verwandt mit L. serrata De., der Saft der Wurzel wird empfohlen bei durch Erkältung entſtandenen Krankheiten. — ö Golondrino (Euphorbia prostrata Ait.) wächſt häufig zwiſchen den Pflaſterſteinen in den Straßen von Caracas. Golondrino iſt die Benennung für eine Art Geſchwulſt in der Achſelgrube, die durch Umſchläge von dieſer Pflanze vertrieben wird. Granada unica Granatum L.) iſt die ſtrauchartige Form von (P. nana), oft mit weißen und gefüllten Blumen. Die Frucht wird als ein zuſammenziehendes Mittel benutzt; die Rinde der Wurzel iſt wurm— abtreibend, ſie wird ſelbſt gegen den Bandwurm gebraucht. Guaco oder vielleicht richtiger Hu aco. Ich kann nur Dr. See— mann's Bemerkung beſtätigen, daß mehre Pflanzen aus verſchiedenen Fa— milien dieſen Namen führen. Bei Caracas nennt man mehre Arten von Mikania Guaco, während ein Stück eines windenden Stammes (8 Zoll lang und 1 Zoll dick), das zu einer Aristolochia bei Angoftura gehört, denſelben Namen führt. Die mediziniſchen Eigenſchaften der Mikania- Arten ſind noch nicht hinlänglich bekannt und werden wohl meiſt überſchätzt. Der Saft ſoll bei vielen Krankheiten angewendet werden, ſelbſt bei der Cholera. | Guamacho (Peirescia Bleo De.) wird zu Hecken verwendet. Die Frucht und die Blätter find jehr erfrichend. Guanabano (Anona muricata L.), Chirimoya (A. Che- rimolia Mill.) und Rinon (A. quamosa L.). Dieſe drei Arten werden in Venezuela cultivirt, es giebt jedoch mehre Varietäten, von denen die Chirimo-Rinon eine iſt. Anona montana Macf. wächſt auf den niedrigen Gebirgen und wird Guanabano cimarron genannt. Die Guanabano und ihre verwandten Arten ſind ſehr erfriſchend. Der Saft der Frucht mit Zuckerwaſſer iſt ein köſtliches Getränk, das den Namen Carato de Guanabano führt und bei Leberbeſchwerden genommen wird. Guapota (Plumbago scandens L.). Die Blätter dieſer Pflanze ſollen als Arzeneimittel benutzt werden. Guarataro (Eleusine indica G.). Die Wurzeln in Waſſer ein— geweicht werden bei Harnbeſchwerden benutzt und ein Decoct von dem Kraute der Pflanze ſoll den Haarwuchs befördern. Guayavita Arrayan (Eugenia Arrayan Seem.) wird in der 181 Medizin wegen ihrer zuſammenziehenden Eigenſchaften benutzt. Der Saft der unreifen Frucht heilt Stiche von Scorpionen. Guaritoto (Jatropha urens L.). Die Wurzel in Form eines Puders wird bei Blaſenſteinbeſchwerden genommen. Guasimo (Guazuma ulmifolia Lam.). Die Rinde wird ihrer ſchleimigen Beſtandtheile wegen gebraucht. (Fortſetzung folgt.) r — Gartenbau⸗Vereine. Frankfurt a. M. Das lebhafte Intereſſe, welches die Einwohner Frankfurt's an den Blumenausſtellungen nehmen, die von zwei zu zwei Jahren wiederkehren, hat der Gartenbau-Geſellſchaft „Flora“ die Mittel geboten, noch zwölf Preiſe für die diesjährige, vom 27. März bis zum 4. April ſtattfindende Ausſtellung auszuſetzen, welche unter dem Namen „Bürgerpreiſe“ zur Vertheilung kommen. Dieſe Preiſe ſollen in werth— vollen Gegenſtänden beſtehen, damit ſie den damit ausgezeichneten Aus— ſtellern ein bleibendes Andenken gewähren. Betreffs der Vertheilung dieſer Preiſe ſoll den Preisrichtern ganz freie Verfügung gelaſſen werden, ſo daß ſie, ohne alle Rückſicht auf die betreffenden Beſtimmungen des Pro— grammes, auf diejenigen Gruppen, einzelnen Pflanzen oder ſonſtigen Leiſtungen gegeben werden können, welche dieſer Auszeichnung würdig ſind, gleichviel ob ſolche ſchon einmal mit Geſellſchaftspreiſen bei dieſer Ausſtellung gekrönt wurden oder nicht. — Breslau. (Schleſiſche Geſellſchaft für vaterländiſche Cultur. Section für Obſt⸗ und Gartenbau. Sitzung am 14. Februar 1866). Das Vor— zeigen der Abbildung einer von Erfurt aus als Neuheit empfohlenen ge— füllten, carmoiſinrothen Zwerg-Winter-Levkoje gab Veranlaſſung, ſich zugleich über die von ebendaher als Neuheit offerirte Sanvitalia procumbens fl pl. dahin zu äußern, daß hierorts ſchon ſeit mehreren Jahren in ver— ſchiedenen Gärten Pflanzen dieſer Species mit gefüllten Blumen vor— gekommen ſind, die von dieſen ausgeſäeten Samen aber nur wieder wenige Pflanzen mit gefüllten Blumen hervorbrachten, daher für Erreichung con— ſtanter Füllung noch weitere Culturverſuche erforderlich ſein dürften. Nachdem hierauf der Secretair ſpecielle Mittheilung des durch den Sectionsgärtner aufgeſtellten Bewirthſchaftungsplanes für 1866 für den Garten der Section vorgetragen, derſelbe in allen Theilen für zweckmäßig anerkannt und über einige innere Angelegenheiten der Section berathen und beſchloſſen worden war, kam eine durch Herrn Hofgärtner Peicker in Rauden OS. gütig eingeſendete Abhandlung zum Vortrage über die Cultur der Zwerg-Banane, Musa Cavendishii Paxt. (M. chinensis Sweet.) in einem Aquarium. Aus derſelben können wir an dieſer Stelle nur hervorheben, daß die junge, zu dieſem Behufe in einen hölzernen Kübel verſetzte Pflanze ohne Weiteres bis an den Wurzelhals in Waſſer geſtellt wurde, welches während des Sommers eine Temperatur von + 20—25 “R., während des Winters aber nicht unter + 15“ R. hielt; im nächſten Jahre 182 wurde die Pflanze in einen größeren hölzernen Kaſten verſetzt, wuchs un— geſtört weiter und entwickelte im April des dritten Jahres ihre Blüthenähre, welche im September 30 und einige lieblich aromatiſche, ſehr wohlſchmeckende Früchte von je 6 — 8 L. reifte. Der Stamm der Pflanze hatte an feinem ſtärkſten Theile einen Durchmeſſer von 9“ bei einer Höhe von 5“ bis zum Austritte der Blüthenähre und der 4 ½“ langen und bis 30“ breiten, im üppigſten Grün ſtrotzenden Blätter gerechnet, erreicht. Das Ornamentale dieſer prächtigen Pflanze wurde noch gehoben durch drei um die Mutter⸗ pflanze ſtehende zweijährige Schößlinge in gleicher Lebensfriſche und in gleichem Blätterreichthume. Auch ein Exemplar der Musa zebrina wurde dieſer Waſſercultur unterworfen, mußte aber ſeines höheren Wuchſes wegen mehrmals eingeſtutzt werden, giebt daher wohl den Beweis, daß ſämmtliche Musa-Arten den Standort im Waſſer vertragen, wofür auch der Umſtand ſpricht, daß ein aus gemeinſamem Mutterſtocke entſproſſenes Conglomerat von vier Schößlingen der M. Cavendishii ſeit länger als einem Jahre, gänzlich ohne Gefäß und vollſtändig frei ſchwimmend erhalten, in üppigſter Vegetation ſich befinden. Außer dieſen Musa zieren Nymphäen, Pontederien zc. nebenſächlich jenes Aquarium, Nelumbium speciosum entfaltet jeden Sommer ſeine coloſſalen Blätter und prächtigen Blumen, welche auch Samen von nußähnlichem Geſchmacke reifen. rer Papyrus erreichte in demſelben Baſſin ebenfalls hohe Vollkommenheit. Herr Kunſt- und Handelsgärtner Guillemain knüpfte an dieſe und die Mittheilung des Secretairs, daß in Herrenhauſen bei Hannover auch mehrere Palmenarten, mit dem Fuße ihrer Gefäße im Aquarium ſteheud, erfolgreich cultivirt werden, noch die Bemerkung, daß derartige Culturen im Kleinen, in dem Wohnzimmer lungenleidender Perſonen betrieben, wohl auf dieſe günſtigen Einfluß üben dürften, da ſolche bei nicht eigentlichen Waſſerpflanzen eine höhere Temperatur des Waſſers und der Luft erfordern, hierfür aber beſonders Pflanzen mit großen Blättern, welche das Waſſer ſchneller abſorbiren, z. B. Strelitzien und faſt alle Aroideen, geeignet ſeien. Endlich wies Herr Guillemain noch darauf hin, wie es kürzlich hierorts einem franzöſiſchen Gärtner durch coloſſale Fanfaronaden gelungen ſei, Verkäufe zu fabelhaft hohen Preiſen zu machen, z. B. von Roſen nach Bildern mit unglaublichen Farbenzuſammenſtellungen, Acer striata unter dem Namen Styphelia purpurea, ja, ſogar Aesculus- und Pavia- Sämlinge, als Maronnier de la Nouvelle Hollande, mit eßbaren Früchten und Yucca gloriosa, mit rother und himmerblauer Blüthe, ferner Pfirſiche auf Mandel veredelt, welche Unterlage unſere Winter nicht aushält, ſowie allerdings ſehr üppig gewachſene und gut gezogene Birn⸗ bäumchen, aber mit der Bezeichnung „Belle Angerine,“ welche Sorte, wie bekannt, jedoch einen ganz kümmerlichen Wuchs hat und nur aus einem in einen Wildling oculirten Fruchtauge bei angemeſſener Wartung die zwar bis 8 Pfund ſchwere aber nicht edle Birnen liefert, welche in Paris nicht unter 2—3 Fres. das Stück verkauft werden; es ſei dies umſomehr zu beklagen, als ſehr niedrige Forderungen für in hieſigen Handelsgärtnereien unter Garantie der Echtheit gebotene e oft genug als ganz exorbitant be— zeichnet würden. E. H. Müller. 183 Hamburg. Programm zur Preisbewerbung für die große Pflanzen: und Blum en- Ausſtellung, veranftaltet durch den Garten- und Blumenbau-Verein für Hamburg, Altona und deren Umgegend, am 4., 5. und 6. Mai 1866, in der Dragoner-Reitbahn auf der großen Drehbahn. A. Für Pflanzen. Extrapreiſe, ausgeſetzt von Herrn Dr. Abendroth: 1. Für eine neu eingeführte, hier noch nicht ausgeſtellt geweſene Pflanze des Kalthauſes, welche ſich durch ihre Blüthen oder ihre Blattform auszeichnete.. 25 1 — 5 2. Für eine neu eingeführte, hier noch nicht ausgeſtellt geweſene Pflanze des Warmhauſes, welche ſich durch ihre Blüthen oder „B35 %%% a a nr nn ee 25 „ — „ Extrapreiſe, ausgeſetzt von Herrn H. Böckmann: Für eine einzelne, in vorzüglich ſchöner Cultur und reichem Blüthenzuſtande befindliche, von einem Handelsgärtner aus— geſtellte Pflanze des Warm- oder Kalthauſes ... ..... 25 „ — „ 4. Für eine einzelne, in vorzüglich ſchöner Cultur und reichem Blüthenzuſtande befindliche, von einem Privatgärtner ausgeſtellte Pflanze des Warm- oder Kalthauſe sss. 25 „ — „ 02 5. Für die beſte Collection von 12 verſchiedenen Varietäten Aza- lea indica in großen, ſchön cultivirten und reichblühenden rr 30 „ — „ 6. Für die nächſtbeſte Collection desgleiche nn. ..... 25 „ — „ 7. Für die drittbeſte Collection desgleichen 20 „ — „ 8. Für die beſte Collection von 25 verſchiedenen Varietäten Aza- lea indica in kräftigen, gut cultivirten und vollblühenden I d FERN RO HORSE ROR 30 „ — „ 9. Für die nächſtbeſte Collection desgleichen... ..... 25 „ — „ 10. Für die drittbeſte Collection desgleichen . . . . . .... ...... 20 „ — „ 11. Für die 6 ſchönſten verſchiedenen Varietäten Rhododen- dron arboreum in reichem Cultur- und Blüthenzuſtande 20 „ — , 12. Für die 6 nächſtbeſten desgleichen 15 „ — „ 13. Für die beſte Collection von 12 verſchiedenen Varietäten Rhododendron ponticum in ſchönem Cultur- u. Blüthen— zuſtande, mit Ausſchluß des gewöhnlichen ponticum .. . . 20, — „ 14. Für die nächſtbeſte Collection desgleichen m w··· OVÄ... 15 „ — „ 15. Für die drittbeſte Collection desgleichen 10 „, — „ 16. Für die beſte, in ſchönem Cultur- und Blüthenzuſtande be— findliche Collection von 20 Roses hybrides remontantes W er u. 6 Pa ie ae 30 „ — „ 17. Für die nächſtbeſte Collection desgleichen w ·ͥ VU 25 „ — „ 18. Für die drittbeſte Collection desgleichen ( m · 20 „ — „ 19. Für die beſte Collection von 12 verſchiedenen Sorten Rosa Thea und Burbonica in ſchönem Cultur- und Blüthen— ee re 15 „ — „ 20. Für die nächſtbeſte Collection desgleichen... 10 21. Für die 12 beſten getriebenen Moosroſen in ſchönem Cultur: und Bfihenzuſt ande BE 209 22. Für die 12 nächſtbeſten desgleicheeeeeee n 08 15 „ 23. Für die 12 drittbeſten desgleicheeeee ns 10% 24. Für die 6 beſten verſchiedenen Species Kalthauspflanzen in ſtarken, ſchön cultivirten, reichblühenden Exemplaren ..... 20 „ 25. Für die 6 nächſtbeſten desgleichen lun BI. 18 } 26. Für die 6 beſten verſchiedenen Species Warmhauspflanzen in ſtarken, ſchön cultivirten, reichblühenden Exemplaren, mit Ausſchluß von Orchideen 20 „ 27. Für die 6 nächſtbeſten desgleiche˖ nn 15.4 28. Für die beſte Collection von 12 Amaryllis in mindeſtens 8 verſchiedenen Species und Varietätenn .. ... 15 Für die beſte Collection von 25 Cinerarien in mindeſtens 15 verſchiedenen Varietäten in ſtarken, ſchön cultivirten u. reichblühenden Exemplaren. 15 30. Für die nächſtbeſte Collection desgleiche˖ nn... 12 31. Für die drittbeſte Collection desgleichen ſ ꝛp[TP w. 10 32. Für die 6 beſten reichblühenden Myrten-Orangen in ſtarken Erem laren 8 12 33. Für die 6 nächſtbeſten des gleiches 10 34. Für die beſte Collection von 12 verſchiedenen Arten ſchön— blühender Frühlingsſtaudee n 28 10 35. Für die nächſtbeſte Collection desgleichen .... .... ...... 7 36. Für die beſte Collection von 12 verſchiedenen getriebenen Sträuchern in ſtarken, reichblühenden Exemplaren, mit Aus— ſchluß von Rhododendren und Azaleen. ... 15 37. Für die nächſtbeſte Collection desgleiche nnn 10 38. Für die beſte Collection von 25 verſchiedenen Coniferen in kräftigen, ſchön cultivirten Exemplare nnn 30 39. Für die nächſtbeſte Collection desgleichen ..... 25 40. Für die beſte Gruppe Palmen in kräftigen, ſchön cultivirten Exemplaren von 2—6 Fuß Höhe und mindeſtens 12 ver— ſchiedenen Artennmnmnmn 8 25 41. Für die nächſtbeſte Gruppe desgleichen 20 42. Für die beſte Collection von 12 verſchiedenen Varietäten Land-Azaleen in kräftigen, reichblühenden Exemplaren, mit Ausſchluß der gewöhnlichen Azalea pontica.......... 20 43. Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 15 44. Für die beſte Collection von 25 verſchiedenen Varietäten Viola hybrida maxima mit Namen 5 45. Für die nächſtbeſte Collection desgleichen. 3 B. Für abgeſchnittene Blumen. 46. Für den ſchönſten und am geſchmackvollſten aufgezierten Müämen ko er: 7 ER PR EL TE FE 10 47. Für den nächſtbeſten desgleicheee ananas. 7 8 48. Für den drittbeſten desgleichernmndaddJ.. 5 „ — „ 49. Für das ſchönſte und am geſchmackvollſten gebundene —. . ̃ͤ ee 5 „ — „ 59. Für das nächſtbeſte desgleichek nn. WERE 51. Für das ſchönſte und am geſchmackvollſten gebundene Vaſen— f LüKAÄ»Ä AAV 0 10 „ — „ 52. Für das nächſtbeſte desgleichennnn nn. E 8 53. Für das drittbeſte desgleicheͤ nnn... 5 „ — „ 54. Für den ſchönſten und zierlichſt gewundenen Kranz in der Tw P a ee SE 55. Für den nächſtbeſten desgleichen 3 12 C. Für Früchte. 56. Für die vorzüglichſten 2 Stück reifen Ananas. W 57. Für die nächſtbeſten 2 desgleichen „ 58. Für die 6 ſchönſten fruchtreichen Töpfe mit reifen Erdbeeren 7 „ 8 59. Für die 6 nächſtbeſten desgleichen 5 60. Für die beſte Collection conſervirter Aepfel und Birnen .. 10 „ — „ D. Für Gemüſe. 61. Für die beſten 8 Sorten getriebener und friſcher Gemüſe 20, — , 62. Für die nächſtbeſten desgleichen IB... 63. Für die beiten 5 Sorten getriebener und frischer Gemüſe 10 „ — , 64. Für die nächſtbeſten 5 Sorten desgleichen ... . . . . ...... 8 Bedingungen für die Preisbewerbung, 1. Zur Preisbewerbung ſind alle hieſigen wie auswärtigen Gärtner und Gartenliebhaber berechtigt, ſie ſeien Mitglieder des Vereines oder nicht. 2. Sämmtliche um die ausgeſetzten Preiſe concurrirenden Gegenſtände müſſen die Bedingungen des Programmes genau erfüllen, wenn ſie auf Berückſichtigung Anſpruch machen wollen. 3. Die concurrirenden Pflanzen müſſen, deutlich und richtig kägugttirt, am Tage vor Eröffnung der Ausſtellung, Donnerſtag, den 3. Mai, bis ſpäteſtens 2 Uhr Nachmittags, im Ausſtellungslocale, der Dragoner— Reitbahn auf der großen Drehbahn, eingeliefert werden; die con— currirenden Früchte, Gemüſe und abgeſchnittenen Blumen werden noch am Eröffnungstage der Ausſtellung, Freitag, den 4. Mai, bis ſpäteſtens 7 Uhr Morgens daſelbſt angenommen. 4. Ueber ſämmtliche um die ausgeſetzten Preiſe concurrirenden Pflanzen, abgeſchittenen Blumen, Früchte und Gemüſe iſt die genaue Liſte von dem Gärtner, der ſie producirt, unterzeichnet und mit der Angabe verſehen, um welche Nummer des Programmes der Ausſteller ſich mit den eingeſandten Gegenſtänden bewirbt, am Tage vor Eröffnung der Ausſtellung, Donnerſtag, den 3. Mai, bis ſpäteſtens 2 Uhr Nach— mittags, dem Secretair des Vereines, Herrn H. Böckmann, zu: zuſtellen. 5. Nicht rechtzeitig oder ohne die vorgeſchriebene Liſte eingehende Gegen— ſtände können bei der Preisvertheilung nicht berückſichtigt werden. 186 6. Das Preisrichter-Amt iſt, laut § 19 der Statuten des Garten- und Blumenbau- Vereines, einer abſeiten der Adminiſtration deſſelben er— wählten Commiſſion von 7 Perſonen übertragen, deren Namen recht— zeitig öffentlich angezeigt werden. Die Preisrichter dürfen bei der Preisbewerbung nicht concurriren. Dieſelben verſammeln ſich am Freitage, den 4. Mai, Morgens 8 Uhr, im Ausſtellungslocale zur Vornahme der Preisvertheilung, deren Reſultat ſofort öffentlich be— kannt gemacht wird. 7. Der Betrag für die gar nicht oder nach Ausſpruch der Preisrichter nicht genügend gelöſten Preisaufgaben fällt an die Vereins-Caſſe zurück. 8. Der Preisrichter -Commiſſion iſt abſeiten der Adminiſtration des Garten- und Blumenbau-Vereines die Summe von Crt. J 200 zur Verfügung geſtellt, um ſowohl für einzelne, durch Neuheit und Schön— heit der Form, durch üppigen Cultur- und Blüthenzuſtand ſich aus— zeichnende Pflanzen, als auch für hervorragende Einſendungen, die in dem vorſtehenden Preis-Programme nicht bezeichnet ſind, beſondere Preiſe ertheilen zu können. 9. Dem Ermeſſen der Preisrichter-Commiſſion iſt ferner die Zuerkennung von Ehren-Diplomen überlaſſen. St. Petersburg. Unterm 26. Januar d. J. hat Dr. E. Regel, Vice⸗Präſident der ruſſiſchen Gartenbau-Geſellſchaft in St. Petersburg, ein Circular verſandt, aus dem hervorgeht, daß die unter dem Protectorate des Großfürſten Nicolai Nicolajewitſch ſtehende gedachte Geſellſchaft zu Pfingſten 1868 eine internationale Ausſtellung von Blumen, Pflanzen und Producten des Gartenbaues zu veranſtalten gedenkt, verbunden mit einem Congreſſe von Botanikern, Gärtnern und Freunden des Gartenbaues. Da das Gelingen eines derartigen Unternehmens aber weſentlich von der Theilnahme aller derer abhängt, die ſich der Förderung des Garten— baues gewidmet haben, ſo wendet ſich Dr. Regel an alle dieſe mit der Anfrage, wer von denſelben geneigt wäre, ſich für dieſes Unternehmen zu intereſſiren und wer geſonnen iſt, Producte des Gartenbaues zu dieſer projectirten Ausſtellung einzuſenden, oder als Mitglied des Congreſſes, oder als Preisrichter Antheil zu nehmen gedenkt. Ferner bittet Dr. Regel inſtändigſt, ihm auf folgende Fragen eine geneigte Antwort zukommen zu laſſen: 1) Welche Erleichterungen ſollten von Seiten der Geſellſchaft ein— treten? a) für den Transport von Gegenſtänden des Gartenbaues, ſei es zu Meer oder mit der Eiſenbahn bis nach St. Petersburg? b) für die Reiſe der Herren Ausſteller und Mitglieder des Preis: gerichtes? 2) Welche Gegenſtände ſollten in dem Programme vorzugsweiſe mit Preiſen bedacht werden? Wir ſind der Anſicht, daß der Transport der Pflanzen und anderen Gartenproducte von anderen Ländern Europa's nach St. Petersburg gewiß 187 eine wichtige Rolle fpielt und Viele abhalten wird, Einſendungen zu machen, wenn die Regierungen und die Eiſenbahnverwaltungen die Frachttarife nicht um ein ſehr Bedeutendes zu dieſem Zwecke ermäßigen. — HI ir Feuilleton. Telopea speciosissima. Zu den Bemerkungen über die Telopea speciosissima im 2. Hefte, S. 70 dieſes Jahrganges der Gartenzeitung, erlaube ich mir noch Folgendes nachzutragen. Dieſe herrliche Pflanze hat nicht nur, wie angegeben, bisher allein bei Herrn J. Rinz in Frankfurt a. M. geblüht, ſondern auch ſchon mehere Male in Wien, welches die Verzeichniſſe über die daſelbſt ſtattgefundenen Pflanzenausſtellungen nach— weiſen. Bereits zu Anfang des Jahres 1830 wurde ein mehere Fuß hohes blühendes Exemplar der Telopea von dem damaligen Präſidenten der k. k. Gartenbau-Geſellſchaft, Herrn Carl Freiherrn v. Hügel, ausgeſtellt und auf deſſen Antrag beſchloſſen, daß fo oft eine blühende Telopea specio— sissima ausgeſtellt werde, dieſelbe mit der großen ſilbernen Medaille prämiirt werden ſolle, was denn auch im Laufe der Jahre mehere Male geſchehen iſt. Vor drei Jahren ſtellte der damalige Director des hochgräflichen Harrach'ſchen Gartens zu Bruck an der Leitha, Herr Vetter,“) drei blühende Exemplare der Telopea zu gleicher Zeit aus. Als ein Jahr ſpäter bei Aufmachung des Preisprogrammes für die nächſte Pflanzenaus— ſtellung auch ein Preis für eine blühende Telopea vorgeſchlagen wurde, bemerkte der betreffende Ausſchuß, daß es nicht nöthig ſei, dieſe Pflanze beſonders im Programme zu erwähnen, da man überzeugt ſein könne, daß eine blühende Telopea den Blicken der Preisrichter nicht entgehen werde und ſelbige ſo wie ſo eine Preismedaille erhalten würde. Als Referent vor vier Jahren die Gewächshäuſer zu Bruck an der Leitha beſichtigte, ſah er daſelbſt außer meheren ſtattlichen Exemplaren wenigſtens noch ein halbes Dutzend jüngere, die ihm von dem eben ſo liebenswürdigen als intelligenten Garteninſpector, Herrn Vetter, als vorigjährige Vermehrungspflanzen be— zeichnet wurden. Da Herr Vetter in der Cultur und Anzucht dieſer prächtigen Pflanze mehr Erfahrung geſammelt, wie kaum ein Anderer, ſo ſteht ohne Zweifel von demſelben demnächſt eine Mittheilung über die Cultur dieſer Pflanze zu erwarten.) N Phosphorſäure beſeitigt den Harzfluß. Unterſuchungen haben ergeben, daß der Harz- oder Gummifluß bei den Bäumen und wahrſcheinlich auch der Mehl- und Honigthau in Folge der Erſchöpfung des Bodens an Phosphorſäure erzeugt wird. Da nun Knochenmehl bis 25 p&t. von dieſer 2) Herr Vetter iſt jetzt Inſpector des kaiſ. Gartens zu Schönbrunn. 10 Herr Garteninſpector Vetter würde uns durch Einſendung eines Berichtes über die Cultur der Telopea zu großem Danke verpflichten. Die Red. 188 Säure enthält und die Eigenſchaft beſitzt, tief in den Boden einzudringen, fo dürfte es für die mit ſolchen Krankheiten behafteten Bäume von gutem Erfolge ſein, wenn man Knochenmehl an die Wurzeln der Bäume anzubringen ſucht. Ein neuer beachtenswerther Dünger. Herr Baron-Chartier, Eigenthümer zu Antony (Seine) iſt der Erfinder eines neuen Düngers, der außer ſeiner Dungkraft noch die Eigenſchaft beſitzt, Engerlinge zu vertreiben. Die Bereitung dieſes Düngers iſt ungemein einfach, billig und die Be— ſtandtheile, aus denen er zuſammengeſetzt wird, ſind an allen Orten zu haben. Als Dünger benutzt wirkt er ungemein kräftig und macht jede anderweitige Düngung überflüſſig. Das wichtigſte dieſes Düngers iſt aber, daß er die Engerlinge ſicher tödtet, ſobald dieſe mit demſelben in Berührung kommen. Die alles verheerenden Thiere werden krank, unfähig ihren Ver— wüſtungen nachzugehen und ſterben bald darauf, deshalb hat Herr Baron— Chartier dieſen Dünger den Namen „Inſekten vertilgender Dünger“ (Engrais insecticide) gegeben und iſt derſelbe in Frankreich wie im Aus— lande unter dem Namen „d'Engrais Baron-Chartier“ patentirt worden. Von Seiten der Gartenbau-Geſellſchaft in Paris wurde im vorigen Jahre eine Commiſſion ernaunt, um Bericht über die Eigenſchaften dieſes Düngers abzuſtatten (derſelbe iſt auch im Journale genannter Geſellſchaft veröffentlicht worden), die ſich denn auch ſehr günſtig über dieſen Dünger ausgeſprochen hat. So heißt es unter Anderem: die Verheerungen, welche die Engerlinge überall verurſachen, ſind unberechenbar, es verdient deshalb der von Herrn Baron⸗Chartier erfundene Dünger zur Vertilgung derſelben alle Be: achtung. Im Monate Februar 1864 düngte Herr Baron-Chartier ein etwa 10 Metres langes Spargelbeet, während ein anderes ebenſo großes Beet mit Gaſſenkehricht gedüngt wurde. Auf dem erſten Beete trat die Vegetation nach acht Tagen ein und die Spargel waren um vieles größer und um vieles zahlreicher als auf dem anderen Beete. Zu Ende November, als die Beete umgegraben wurden, fand ſich auf dem erſten kein einziger Engerling vor, dahingegen ſehr viele auf dem anderen Beete, was Herrn Baron-Chartier veranlaßte, dieſen Dünger mit beſtem Vortheile zur Vertilgung dieſer Thiere anzuwenden. In der uns zugegangenen Brochüre werden eine Menge von Beiſpielen angegeben, die zu Gunſten dieſes Düngers ſprechen, und wir können nach dieſen Thatſachen nur rathen, daß auch von deutſchen Gärtnereibeſitzern Verſuche mit dieſem Dünger an— geſtellt werden möchten, und haben ſich ſolche, welche dies zu thun be— abſichtigen, zur Erlangung des Düngers an Herrn Baron-Chartier in Antony bei Paris in frankirten Briefen zu wenden. Dauer der Keimkraft bei Palmenſamen. Palmenſamen keimen oft in ſehr kurzer Zeit, oft aber liegen ſelbige auch ſehr lange in der Erde, ehe ſie aufgehen, und es iſt gewiß auch nicht ſelten vorgekommen, daß man Samen fortgeworfen hat, weil man ſie nicht mehr für keimfähig hielt, nachdem ſie 1 oder 2 Jahre in der Erde, ohne gekeimt zu haben, gelegen hatten. Daß Palmenſamen jedoch unter Umſtänden mehre Jahre ohne zu keimen ihre Keimkraft behalten, beweiſt uns ein Beiſpiel. Unſer verehrter Freund F. B. Kramer in Flottbeck erhielt im Jahre 1861 von Herrn G. Wallis eine Anzahl Palmenſamen, die er in ein Beet von Sägeſpähnen 189 eines Warmhauſes, das vermittelft Heißwaſſerröhren mäßig erwärmt wird, legte, von denen erſt nach vier Jahren (1865) mehre keimten und jetzt niedliche kleine Pflanzen bilden. Das beſte Baumwachs. Herr J. H. Leymann in Solingen ver— öffentlicht im hannoverſchen land- und forſtwirthſch. Vereinsblatte das Recept zu einem allen Baumzüchtern ſehr zu empfehlenden Baumwachs, das dem— ſelben vom Superintendenten, Herrn Oberdieck, dem Neſtor der Pomologie, mitgetheilt worden iſt. Herr L. gebraucht dieſes Wachs ſeit 4—5 Jahren ganz ausſchließlich bei allen Veredelungen (4— 5000 jährlich) wie auch zum Verſtreichen aller Wunden mit dem allerbeſten Erfolge und wird das— ſelbe folgendermaßen bereitet: 1 Harz (von Colophonium) wird auf glühenden Kohlen geſchmolzen (darf aber nicht kochen), dann gießt man unter ſtetem Rühren 3 Loth guten Spiritus, nicht unter 90° zu. Zum Schmelzen darf man kein zu kleines Gefäß nehmen, weil durch das Zu— gießen des Spiritus die Maſſe ſich ſehr vergrößert und leicht überläuft. Dieſen Brei gießt man in eine leicht zu verſchließende Doſe, nach Erfahrung des Herrn L. iſt eine Blechbüchſe mit einem Deckel, der ein Charnir hat und welche unten recht groß iſt, nach oben aber etwas ſpitzer, am zweck— mätzigſten; ſie wird nur geöffnet wenn man den Brei gebrauchen will, den man mit einem Stöckchen oder Spahne leicht auf die zu verſtreichende Stelle ſchmiert, ſonſt aber ſtets zugehalten; an der Luft verflüchtigt der Spiritus und das zurückbleibende Harz bildet einen genügenden Ver— ſchluß. Wird die Maſſe zu hart, ſo ſetzt man die Büchſe auf die heiße Heerdplatte und iſt ſie geſchmolzen, ſo gießt man wieder etwas Spiritus zu; auch kann man wohl zu dieſem Verdünnen ſtatt Spiritus Terpentinöl nehmen, das ebenſo leicht verfliegt wie Spiritus, doch dieſes nur, wenn man unreines Terpentinöl ſtehen hat, das ſonſt nicht verwendet werden kann. Nachdem Herr L. dieſes kaltflüſſige Baumwachs einige Male nach dieſem Recepte angefertigt hatte, macht derſelbe es jetzt ſtets nach Gut— dünken, wird es einmal zu dünne, ſo fügt man etwas geſchmolzenes Harz zu, oder iſt es nicht dünne genug, ſo gießt man etwas Spiritus hinzu. Die Güte des Harzes kommt nicht in Betracht, iſt dieſes ſchlecht, ſo iſt mehr Spiritus erforderlich. Wenn man dieſes Baumwachs nur zum Verſtreichen bei Wunden an den Bäumen haben will und der Mühe überhoben ſein, es nicht ſo oft zu erneuern oder flüſſig machen zu müſſen (denn in der zugehaltenen Büchſe wird es nach einigen Tagen hart), ſo ſetzt man etwas Talg oder Leinöl, vielleicht 2 — 3 Loth auf das Pfund, zu, dann bleibt es Monate lang ſchmeidig. Zum Verſtreichen an Veredelungen, wenn es warm iſt, hält Herr L. das Harz und den Spiritus allein am beſten, ſelbſt im vorigen Jahre und auch ſchon in einem früheren, wo das Thermometer im April und Mai über 30 Grad Wärme in der Sonne zeigte, hat es ſich voll— kommen bewährt, obwohl eine ſolche Wärme das reine Harz weich macht, in welchem Falle Herr L., nachdem er die Veredelung verſtrichen, etwas Sand darüber ſtreute, um das Abfließen des Baumwachſes zu verhindern. Hat daſſelbe erſt eine Nacht nach der Veredelung geſeſſen, ſo ſchadet die 190 Hz nicht mehr, auch wenn kein Sand darauf geſtreut iſt; ſollte es noch etwas abtreiben, ſo kann man annehmen, daß es zu dick darauf geſtrichen war, es bleibt ſoviel übrig, wie zum Verſchluſſe erforderlich iſt. Die Frucht der Kigelia. Graf von Krockow, der den Süden zwiſchen der Stadt Kaſſala und dem Bahr e' Setit näher erforſcht hat, hat von den Ufern des Setit eine botaniſche Seltenheit mitgebracht, nämlich die etwa eine Elle lange und 5— 6 Zoll im Umfange haltende Frucht der Kigelia. Nach Dr. Schweinfurth ſoll dieſe wunderbare Frucht nur in zwei Exemplaren in Europa vorhanden ſein, in Wien und Petersburg. (Flora.) Der Ssoffarr, eine ſtrauchartige Akazien-Art, deren Stacheln faſt ſämmtlich an der Baſis angeſchwollen ſind und eine der abſonderlichſten Vegetationstypen iſt, fand, wie die „Flora“ berichtet, Dr. Schweinfurth auf der Reiſe von Kaſſala nach Gedarif. Dieſe einen Fuß im Durchmeſſer haltenden, blaſenartig angeſchwollenen Stacheln werden von kleinen Ameiſen bewohnt, die ſich vermittelſt eines Loches einen Ausgang ſchaffen und auf allen Seiten umherkriechen. Die Erſcheinung iſt eine ſo all— gemeine, daß man dieſe Monſtroſität ſchlechterdings mit zu den Eigen— thümlichkeiten des Gewächſes zählen muß, mit deſſen Natur ſie gewiſſer— maßen verknüpft erſcheinen. Dr. R. Hartmann hat dieſen Strauch auch in Semmar beobachtet und Dr. Steud ner erwähnt feiner in dem Berichte ſeiner Reiſe von Galabad nach Geradif. Da nach Dr. Schweinfurth weder Blüthen noch Früchte vorlagen, ſo ſpricht er nur die Vermuthung aus, daß es eine Varietät der Acacia albida ſei. Der Name Ssoffarr bedeutet „Flötenſtrauch,“ da der Wind eigenthümlich in dem Reſonanzboden der Stachelhöhlen ſpielt. a Pflanzenverzeichniſſe. Wir erlauben uns, die geehrten Leſer der Gartenzeitung auf das dieſem Hefte beigegebene Verzeichniß No. 78 des Herrn Amb. Verſchaffelt in Gent aufmerkſam zu machen. Daſſelbe ent- hält wiederum eine Anzahl Neuheiten, von denen die meiſten ſchon in der Illustration horticole abgebildet und daher auch ſchon von uns früher beſprochen worden ſind. Von den noch nicht abgebildeten dürften hervor— zuheben jein: Dieffenbachia gigantea, die größte aller Arten dieſer ſchönen Gattung, aus Peru ſtammend. Die großen Blätter ſind rein weiß gefleckt, die Blattſtengel hellgrün, dunkelgrün gefleckt. — Jacaranda di- gitaliflora alba. Die früher beſprochene J. digitaliflora hat blaue Blumen, während dieſe weiße, den Gloxinien ähnliche Blumen hat. Ma— ranta splendida joll eine wahrhaft ſchöne Pflanze fein. Dracœæna spectabilis iſt eine kräftig wachſende Art, die jedoch in deutſchen Gärten ſeit längerer Zeit bekannt iſt. Für's freie Land werden empfohlen Alnus aurea, mit goldgelben Blättern, Lilium formosum aus Japan, bereits früher erwähnt. Von Palmen, von denen Herr Verſchaffelt eine große Collection beſitzt, ſind viele ſehr ſeltene wie ſchöne Arten aufgeführt und zu mäßigen Preiſen. Die herrliche Verschaffeltia splendida iſt zu 40 Fres. zu haben und dergleichen mehr. Das Preisverzeichniß No. 33 der Laurentius'ſchen Gärtnerei in | 191 Leipzig iſt ausnehmend reichhaltig an Baumſchulartikeln, Freilandpflanzen und Blumiſtik, es iſt uns jedoch unmöglich, alle die Neu- und Schönheiten einzeln hervorzuheben. Die neueſten Fuchſien find von dem rühmlichſt be— kannten Herrn Twrdy, deſſen Züchtungen ſich einen bedeutenden uf er: worben haben. Die neuſten Georginen ſind dagegen von dem italieniſchen Züchter Cavagnini, von denen zuerſt die lebhaft bunten Verbenen in den Handel kamen und ganz ausgezeichnet ſein ſollen: Phlox, Petunien, Veronica, Obſtſorten und dergleichen ſind durch die beſten letztjährigen Neuheiten vertreten, neben einer Auswahl der ſchönſten älteren Sorten. Von Coniferen beſitzt die Laurentius'ſche Gärtnerei eine große Auswahl. In dieſem Verzeichniſſe finden wir auch eine Anzahl der bei den Herren P. Smith & Co. in Bergedorf geſehenen Zwergtannen und Zwergkiefern aufgeführt und ſind dieſe Sorten für ſich zuſammengeſtellt. Wir empfehlen dies Verzeichniß allen Pflanzen- und Blumenfreunden zur geneigten Durch— ſicht, das ſich nebenbei noch durch eine ſehr ſaubere Ausſtattung und durch große Correctheit der Namen auszeichnet. Catalog für 1866 der Herren James Booth & Söhne, Eigen— thümer der flottbecker Baumſchuleu bei Hamburg. Dies Verzeichniß gelangte erſt jetzt in unſere Hände, ſo daß wir nicht früher im Stande geweſen waren, die Pflanzenfreunde auf daſſelbe aufmerkſam zu machen. Ueber den ungeheuren Vorrath, welcher in den genannten großartigen Baumſchulen von Obſtarten, Bäumen, Sträuchern, Stauden ꝛc. vorhanden it, darüber haben wir uns ſchon bei einer früheren Gelegenheit aus— geſprochen und eben hiervon giebt auch der Catalog einen Beweis. Die Obſtſorten, die auf den Ausſtellungen und den deutſchen Pomologen-Ver— ſammlungen während der letzten zehn Jahre als beſonders zur allgemeinen Anpflanzung empfohlen wurden, ſind in größerer Menge vorhanden und in reicher Auswahl auf den erſten 24 Seiten des Verzeichniſſes zuſammen— geſtellt. Den Obſtſorten folgt ein Verzeichniß der zu Alleen verwendbaren Bäume, die pr. 100 St. abzugeben ſind. Nach dieſen geben die Herren Booth & Söhne zum erſten Male eine beachtenswerthe Zuſammenſtellung derjenigen verpflanzten Waldbäume, die ſich zur Anlage von Forſten ze, eignen und die nicht nur in einer Anzahl von 100 und 1000, ſondern von 10,000 St. abgegeben werden können. Alle die neueren und empfehlens— werthen Arten einzeln hervorheben zu wollen, würde für dies Mal zu , weit führen und behalten wir uns dies für eine ſpätere Gelegenheit vor, denn die Zahl derſelben, ſowohl die der Bäume, Geſträucher jeder Art, Coniferen ꝛc. iſt eine ſehr beträchtliche, ebenſo reichhaltig iſt die Sammlung der Roſen, Stauden und anderer für das freie Land ſich eignenden Pflanzen. Die Abtheilung der Gewächshauspflanzen enthält ebenfalls eine Aus— leſe der beſten, neueſten und empfehlenswertheſten Arten, wie denn auch endlich die neueſten Camellien, Azaleen, Fuchſien, Pelargonien, Rhododendren, Blattpflanzen für's freie Land u. dergl. im genannten Handelsetabliſſement in ſchönſter Auswahl zu finden ſind. m — 192 Perſonal⸗Notizen. London. Herr John Gould Veitch, der ſich bekanntlich im Sommer 1864 nach Auſtralien begab, iſt Mitte Februar d. J. wieder glücklich in England eingetroffen. Die Erlebniſſe ſeiner Reiſe find in No. 1 u. ff. des Gardener's Chronicle von dieſem Jahre veröffentlicht. Herr Dr. B. Seemann hat ſich, wie Gardener's Chronicle mittheilt, abermals in einem Auftrage der Regierung nach Central-Amerika begeben. Statt ſeiner iſt nun Herr Dr. Maſters als Secretair bei dem mit der im Mai d. J. ſtattfindenden internationalen Ausſtellung in London ver— bundenen botaniſchen Congreß eingetreten. Sagan. 7 Am 28. Februar d. J., Nachts, wurde der herzoglich ſagan'ſche Garten-Inſpector a. D., Fr. Teichert, in ſeinem 63. Lebens⸗ jahre nach einem unendlich traurigen Lebensende durch einen ſanften Tod von langen ſchweren Leiden erlöſt. Potsdam. Der königl. Gartenbau-Director und Handelsgärtnerei⸗ beſitzer, Herr Ferdinand Jühlcke in Erfurt, iſt an die Stelle des ver— ſtorbenen General-Gartendirectors, Dr. Lenné, zum Director der königl. Gärten in Potsdam berufen worden. — —— Berichtigung. Heft 2, S. 80, Z. 18 v. u. iſt 17 ſtatt 27 Fuß und S. 81, Z. 24 v. o. 30—40 Sorten à 100-140 Thlr. zu leſen. 54 Medaillen, Patente & Preiſe von Deutſchland, Frankreich, England ꝛc. Gebrüder Dittmar in Heilbronn (Würtemberg) empfehlen: Baumſägen, W Heckenſcheeren, Gartenmeſſer, — — Baumſcheeren, Oculir⸗ u. Ber S_ ö Roſen⸗ u. edlungsmeſſer, er nl — —. Dan Raupenſcheeren, Baumkratzer, Aepfelbrecher, Aepfel-Schäl- und Schnitzmaſchinen Spargelmeſſer, Spaten, Hauen, Rechen, Gießkannen, Pflanzenſpritzen und andere Neue, praktiſche Geräthe ꝛc. für Obſt-, Wein⸗ und Gartenbau. Catalog gratis, mit 100 Abbildungen, Preiſen ꝛc., ebenſo der Preis-Courant von 2 Meſſerwaaren, als: Raſirmeſſer für jeden Bart, Streichriemen, Taſchen- und Federmeſſer, Scheeren, Tranſchir-, Tiſch- u. Deſſert⸗ Meſſer u. Gabeln, Meſſerſchärfer, Haushaltungs-Gegenſtände. D Dieſem Hefte iſt gratis beigegeben: Catalogue No. 78 de l’etablissement horticole de Ambreise Verschaffelt & Gand. 193 Internationale Gartenbau⸗Ausſtellung und botaniſcher Congreß in London vom 22. bis zum 25. Mai. Die internationale Gartenbau-Ausſtellung in London beſchäftigt zur Zeit jedenfalls wohl eine große Anzahl von Gärtnern, nicht nur in Eng— land, ſondern auch auf dem Continente, denn es ſteht wohl zu erwarten, daß auch eine große Betheiligung von Seiten franzöſiſcher, belgiſcher, hol— ländiſcher wie deutſcher, namentlich Handelsgärtner, ſtattfinden wird. Die Zeit der Eröffnung der Ausſtellung ſteht nahe bevor und von Seiten der Bewohner Londons, wie hauptſächlich von dem ausführenden Comité, werden die großartigſten Vorbereitungen im Intereſſe der Ausſtellung und des mit derſelben verbundenen botaniſchen Congreſſes gemacht. Von dem Lord Mayor (Bürgermeiſter) von London iſt die Guildhall (das Rathhaus), das den größten und wohl auch den ſchönſten Saal beſitzt, für das Banquet, während zur Abhaltung des Congreſſes der Raphael-Saal im Kenſington-Muſeum von den Lords of the committee of council on education zur Ver— fügung geſtellt worden. Dem Comité für den botaniſchen Congreß, unter dem Präſidium des Prof. Herrn A. de Candolle, haben ſich noch die Herren J. Bateman, Profeſſor Bahington, W. Baxter, J. J. Bennett, Rev. M. J. Berkeley, Profeſſor Bentley, W. Carruthers, Profeſſor Daubony, Charles Darwin, Dr. Hogg, W. Maſters, J. Mac Nab, A. G. Moore, Dr. Moore, T. Moore, J. Miers, W. Paul, Dr. Prior, J. G. Veitch, Dr. Welwitſch, Dr. Wight, James Yates und Andere angeſchloſſen. Eine Reihe von Vorträgen iſt bereits angemeldet und man erwartet, daß ſich eine bedeutende Zahl von Botanikern und Gärtnern des Continentes an dem Congreſſe betheiligen wird. Das großartige Programm iſt nun auch in deutſcher Sprache erſchienen und von dem Ausſtellungs-Comité verſandt worden. Da daſſelbe zu lang iſt, um es hier abzudrucken, laſſen wir nur im Intereſſe derer, welche die Aus— ſtellung zu beſuchen beabſichtigen und denen das Programm nicht zuge— gangen ſein ſollte, einen Auszug aus dem Reglement für die Ausſtellung folgen und iſt die Redaction der Gartenzeitung gern bereit, Jedem, der es wünſcht, das Programm ſelbſt zur Einſicht zuzuſenden. | Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXII. 13 194 Reglement für die Ausftellung. 1. — Das ausführende Comité behält ſich das Recht der Entſcheidung in allen nicht in dieſem Reglement beſonders vorgeſehenen Fällen vor. Die auszuſtellenden Gegenſtände betreffend. 2. — Die verzeichneten Preiſe ſind der freien Bewerbung der in— und ausländiſchen Züchter ausgeſetzt. 3. — Alle Pflanzen, Blumen, Früchte oder Gemüſe müſſen deutlich mit ihren botaniſchen oder Garten-Namen bezeichnet ſein. 4. — Bei neu eingeführten Pflanzen muß die Zeit ihrer Einführung in Europa und der Name des Landes, woher ſie eingeführt wurden, nach— gewieſen werden. 5. — Die in einer Claſſe ausgeſtellten Gegenſtände können in einer anderen nicht mitconcurriren. 6. — Wenn die Anzahl der Gegenſtände für eine Claſſe feſtgeſetzt iſt, kann eine andere Zahl nicht zugelaſſen werden. 7. — Warmhaus-Pflanzen, abgeſchnittene Blumen, Früchte und Ge⸗ müſe werden bis Dienſtag, den 22. Mai, Morgens 7 Uhr, entgegen⸗ genommen, können aber auch ſchon am vorhergehenden Tage eingeſandt werden. 8. — Alle anderen Gegenſtände müſſen ſpäteſtens am 21. Mai Abends abgeliefert ſein. Ausdauernde Pflanzen werden jederzeit in der vorherghenden Woche entgegengenommen, und zwar bittet man, die Ab— lieferung möglichſt früh geſchehen zu laſſen. 9. — Abgeſchnittene Blumen und weiche, leicht verderbliche Früchte mögen jeden Tag erneuert werden. 10. — Es iſt geſtattet, die Verkaufspreiſe den Pflanzen und anderen Gegenſtänden anzuheften. 11. — Umfangreiche Gegenſtände wolle man Freitag, den 25. Mai, nach 7 Uhr Abends, wieder abholen. Alles muß jedoch am folgenden Tage Abends 7 Uhr weggeräumt ſein. iR 12. — Das ausführende Comité wird alle mögliche Sorgfalt darauf verwenden, daß die ausgeſtellten Gegenſtände nicht beſchädigt werden, über— nimmt aber keinerlei Garantie für Verluſt oder Schaden, der aus irgend welcher Urſache dennoch entſtehen könnte. Die Ausſteller betreffend. 13. — Die Ausſteller haben ſich in allen Fällen den Anordnungen zu unterwerfen. 14. — Jeder Ausſteller muß zu erklären bereit fein, daß die von ihm ausgeſtellten Gegenſtände ſein Cigenthum oder das ſeines Dienſtherrn ſind. 15. — Liebhaber und Gärtner ſtellen zuſammen in allen den Claſſen, welche nicht beſonders ausgenommen ſind, unter gleichen Bedingungen aus. 16. — Niemand kann gleichzeitig als Liebhaber und Gärtner aus: ſtellen. 17. — Diejenigen, welche beabſichtigen, an der Anusſtellung Theil zu nehmen, müſſen dies franco durch die Poſt, unter der Adreſſe des Aus ſtellungs⸗Secretariats, anzeigen. (Siehe unter 18. —) 195 18. — Jeder Ausfteller muß genau verzeichnen, in welchen Claſſen er zu concurriren beabſichtigt und welchen Raum (in Quadratfuß) ſeine auszuſtellenden Gegenſtände einnehmen werden. Es haben dieſe Anmeldungen auf gedruckten Formularen zu geſchehen, welche auf Verlangen überſandt werden und vor dem 1. Mai wieder eingereicht werden müſſen. 19, — Die Ausſteller werden am 22. Mai Morgens mit Karten verſehen, welche mit der von ihnen eingeſandten Notiz übereinſtimmen, der Verordnung unter 18 entſprechend, um ihre ausgeſtellten Gegenſtände in den betreffenden Claſſen unterſcheiden zu können; dieſe Karten ſind vorläufig an die einzelnen mitbewerbenden Gegenſtände zum Zwecke der Beurtheilung der Jury anzuheften. 20. — Die Ausſteller ſind ſelbſt verantwortlich für das richtige An— heften dieſer Karten. Irrthümer, welche durch ungeſchicktes Anbringen derſelben entſtanden, können, nachdem die Beurtheiler mit ihren Pflichten begonnen, nicht mehr berichtigt werden. 21. — Jeder Ausſteller hat ſich am Morgen des 22. Mai, um 9 Uhr, zurückzuziehen, ſobald die Richter mit ihren Arbeiten beginnen. Das Arrangement der Pflanzen ꝛc. betreffend. 22. — Das ausführende Comité ernennt ein Unter-Comité, welches die Obliegenheit hat, alle zur Ausſtellung angebotenen Gegenſtände in Empfang zu nehmen und ſolche, je nach der Temperatur, welche ſie er— fordern, einzutheilen. Tropiſche Pflanzen werden in einem angemeſſen ge— heizten Gebäude aufgeſtellt. 23. — Dieſes Unter-Comité hat die Vollmacht, Gegenſtände, welche es für unwerth erachtet, ausgeſtellt zu werden, anzunehmen oder zurückzu— weiſen. ’ 24. — Jede Aufſtellung, ferien es Sammlungen oder einzelne Schau— Exemplare, muß unter der Leitung des ausführenden Comités gruppirt oder arrangirt werden. ö Den Catalog betreffend. 25. — Ein Catalog der ausgeſtellten Gegenſtände, mit den Verkaufs- preiſen, wenn verlangt, und mit dem Verzeichniſſe der zuerkannten Preiſe, wird angefertigt und im Ausſtellungslocale verkauft werden. 26. — Zum Zwecke der Anfertigung dieſes Cataloges müſſen genau detaillirte Liſten der Gegenſtände, die man auszuſtellen beabſichtigt, vor dem 8. Mai franco durch die Poſt an das Seeretariat eingeſandt werden. Denjenigen, welche den Verordnungen unter 17 und 18 entſprochen haben, werden die zu dieſem Zwecke erforderlichen Formulare zugeſandt. Den Transport betreffend. 27. — Das ausführende Comité wird bemüht ſein, mit den ver— ſchiedenen Eiſenbahn- und Dampfboot -Geſellſchaften ein Uebereinkommen zu treffen, daß die für die Ausſtellung beſtimmten Geſtenſtände zu er— mäßigten Koſten überliefert werden. | 28. — Alle an das ausführende Comité gerichteten Sendungen müſſen frankirt ſein. 13* 196 29. — Das ausführende Comité wird bei den verſchiedenen Eiſen— bahn-Directionen darauf antragen, daß Gärtner, welche die Ausſtellung beſuchen, zu ermäßigten Preiſen befördert werden. Die Jury betreffend. 30. — Es wird eine Jury von den ausgezeichnetſten Gartenkunſt— Verſtändigen gebildet, zur Beurtheilung der zur Preisbewerbung ein— geſandten Gegenſtände. g 31. — Die Jury wird ſich um 9 Uhr, Dienſtag Morgen, den 22. Mai, verſammeln und ihre Arbeiten um 10 Uhr beginnen. Die Entſcheidungen derſelben ſind abſolut. Die Preiſe betreffend. 32. — Die zu bewilligenden Auszeichnungen beſtehen nur aus Geld— preiſen. 33. — Ein Ausſteller kann in jeder Claſſe nur einen Preis erlangen, ausgenommen bei neuen Pflanzen und Sämlingen. 34. — Preiſe, welche auf unredliche Weiſe erlangt werden, verfallen und der Name des betreffenden Ausſtellers wird veröffentlicht. 35. — Die Preiſe werden am letzten Tage der Ausſtellung aus— bezahlt. | Den Eintritt betreffend. 36. — Die Eröffnung der Austellung findet Dienſtag Nachmittag, den 22. Mai, um 3 Uhr ſtatt. Zugelaſſen werden an dieſem Tage nur ſolche, welche Subſeribenten, Garanten oder beſonders Eingeladene oder mit einem Guinee-Billet verſehen ſind. 37. — Unterzeichner von & 1. 1 8. und aufwärts, Garantie-Zeichner bis zu & 25 erhalten eine einzelne, nur perſönlich gültige Eintritts-Karte, gültig bei der Eröffnung und für die Dauer der Ausſtellung. 38. — Unterzeichner von & 5. 5 8. oder Garantie-Zeichner von € 50 erhalten eine ſolche nur perſönlich gültige Karte und drei andere zur Er— öffnung oder den folgenden Tagen, ſowie eine Karte für ſich ſelbſt und zwei ihrer Freunde zu den beiden geſelligen Unterhaltungen. 39. — Unterzeichner von & 10. 10 s. erhalten eine ſolche nur per— ſönlich gültige Karte und ſieben andere, gültig ſowohl bei der Eröffnung, als auch an den folgenden Tagen; ſowie eine Karte zu dem Banquet und eine Karte für ſich ſelbſt und zwei Freunde zu den beiden geſelligen Unter— haltungen. 40. — Gärtner, welche ſich als ſolche ausweiſen, werden an den allgemeinen Tagen von 6 — 9 Uhr wie folgt zugelaſſen: am Mittwoch zu 2 Shilling 6 Pence und am Donnerſtag zu 1 Shilling. Dieſe Eintritts- Karten müſſen unter Beifügung des Betrages vor dem 1. Mai beſtellt werden. 41. — Das Publicum wird zur Eröffnung (Dienſtag Nachmittag) zugelaſſen nur mit Billets zu einer Guinee jedes und müſſen dieſe nicht ſpäter als Sonnabend, den 19. Mai, genommen werden. Ferner an folgenden Tagen der Ausſtellung zwiſchen 10 Uhr Morgens und 7 Uhr esse EEE Pe en 197 Nachmittags gegen Zahlung an der Caſſe: am Mittwoch zu 10 s., am Donnerſtage zu 2 s. 6 d., am Freitage zu 1 8. 42. — Die Ausſteller mit ihren nöthigen Gehülfen werden zum Zwecke der erforderlichen Unterhaltung ihrer Pflanzen ꝛc. mittelſt beſonderer Paſſir⸗Scheine zugelaſſen, während der Ausſtellungstage zwiſchen 6 und 9 Uhr Morgens, zu welcher Zeit das Gebäude gereinigt wird. 43. — Es werden folgende Ausſteller-Paſſir-Scheine ausgegeben: Für eine Sammlung von 12 Pflanzen und mehr .. . .. 25 Für eine Sammlung von 6 Pflanzen und mehr .. .... 2 Für eine geringere Anzahl oder abgeſchnittene Blumen . 1 Für eine Sammlung von Früchten 2 Für zwei oder mehrere Teller mit Früchten. 1 Jedoch kann ein Ausſteller in Allem nicht mehr als 6 Paſſir-Scheine bekommen; und Ausſtellern von einzelnen Schaalen mit Früchten, Säm— lingen, Gartenblumen oder nicht geforderten Gegenſtänden wird kein Paſſir— Schein ertheilt. 44. — Ausſteller und ihre Gehülfen erhalten am Morgen der Er— öffnung (Dienſtag) Karten für Erfriſchungen, wie dies bei den anderen Ausſtellungen üblich iſt. 45. — Der perſönliche Eintritt der Ausſteller, nach 9 Uhr Vor— mittags (ausgenommen am Eröffnungstage), wird durch Billets geordnet, welche mit den Eintritts-Karten am Morgen des 22. Mai ausgegeben werden, worüber ein Unter-Comité Näheres beſtimmen wird. Ausſteller einzelner Exemplare, abgeſchnittener Blumen, einzelner Schaalen mit Früchten, Sämlingen und nicht gewünſchter Sachen ſind nicht zu dieſem Eintritte berechtigt. Eine Liſte der gegenwärtigen Unterzeichner, welche die Internationale Schau unterſtützen, iſt auf Verlangen von dem Secretariate zu erhalten. Anfragen, welche die Ausſtellung betreffen, finden durch das Königl. Großbritaniſche Conſulat in Frankfurt a. M. gerne Erledigung. TECH — Ueber gefüllte Blüthen. Iſt die Erſcheinung des Gefülltwerdens der Blüthen einiger Gewächſe, d. h. die theilweiſe oder völlige Umwandlung ihrer Sexualorgane in Blumenblätter, eine Folge, daß ſich ſolche in kräftigem Culturzuſtande befinden, oder ſind es phyſikaliſch-klimatiſche Einflüſſe, die dieſe Erſcheinung hervorrufen. In neueſter Zeit iſt die Meinung wiederholt ausgeſprochen, das Gefülltwerden ſei eine Folge der Cultur; das wäre alſo die Einwirkung eines nahrhaften, üppigen Bodens, die öftere Verſorgung deſſelben mit Waſſer, das öftere Auflockern und Düngen deſſelben mit flüſſigem Dünger pi wie ſonſt die Factoren heißen, die das Gefülltwerden hervorbringen ollen. 198 Da nach unſerer Anſicht jedoch dies nicht die Urſache fein dürfte, welche dieſe Erſcheinung in's Leben ruft, ſo erlauben wir uns, unfere Meinung hierüber auszuſprechen, weit entferut, dieſelbe für die richtige halten zu wollen. Was wir dabei beabſichtigen, iſt dieſer ſehr intereſſanten, für die Blumiſtik ſo werthvollen Erſcheinung eine weitere Erörterung zu eröffnen, die gewiß Vielen Vortheil oder Vergnügen gewähren dürfte. - Unſerer Anſicht nach finden wir es für nöthig, vor allem den Blick des Leſers auf die Cultur der Levkojen zu lenken, um zu ſehen, wie dieſe beſchaffen iſt, um von den Pflanzen Samen zu erzielen, von denen die Mehrzahl gefüllte Blumen bringt, und dann wollen wir noch einige Er— ſcheinungen anführen, die unſerer Anſicht nach als Stütze dienen dürften. Die Levkojen, welche nun Samen von erwähnter Beſchaffenheit her— vorzubringen beſtimmt ſind, werden in Töpfen cultivirt, dieſe ſtehen auf Stellagen, auf welchen ſie durch Vorrichtungen vor Regen und Thau ge— ſchützt ſind. Auch werden die Pflanzen meiſt nur eben ſoviel begoſſen, als zu deren Erhaltung erforderlich iſt, wodurch ihre Vegetation eine kümmerliche wird, in Folge deſſen erſcheinen die Blumen an dieſen Pflanzen mit mangelhaften Sexualorganen, die Samen, welche ſie liefern, beſitzen meiſt eine abnorme Geſtalt, die ſo in die Augen fallend iſt, daß erfahrene Culti— vateure im Stande ſind, ſie auszuſcheiden in ſolche, die gefülltblühende und in ſolche, die einfachblühende Pflanzen liefern werden. Es ſcheint mithin, daß das kümmerliche durch Mangel an Waſſer verbrachte Leben der Pflanzen die Urſache iſt, daß ſelbige Samen liefern, die von der Beſchaffenheit ſind, daß die aus denſelben hervorgehenden Pflanzen Blüthen bringen, denen die Fortpflanzungsfähigkeit mangelt, in: dem ſich ihre Sexualorgane in Blumenblätter verwandeln. Um die Urſache dieſer Erſcheinung deutlicher zu erklären, behaupten wir, daß das Waſſer in der Vegetation eine doppelte Rolle ſpielt; es liefert in einem ſeiner Beſtandtheile ein unentbehrliches Element und dann dient es, die Bodenbeſtandtheile durch die Wurzeln in die Pflanzen zu befördern. Wäre ein Boden noch ſo reich an Nahrung, ſo würden die Pflanzen an heißen Tagen doch nicht wachſen, wenn es dem Boden an Waſſer mangelt. Wenn es an dieſer Wurzelfunction fehlt, ſo nehmen die Blätter aus der Luft weder Kohlenſäure noch Ammoniak auf, die Vegetation ſteht ſtill. Wir ſehen unter ſolchen Bedingungen manche Cerealien, wie z. B. die Gerſte, nur mehere Zoll hoch werden, ſie ſetzt Aehren an; die Kartoffel bildet keine Knollen, nur dürftig Stolonen, die aber nach dem erſten eintretenden, durchdringenden Regen Knollen bilden, was wir im Laufe des verfloſſenen Sommers auf der durch ihre vorzügliche Cultur be— währten Gutsbeſitzung Schönkirchen beſtätigt fanden, als die Kartoffeln zur Zeit der Dürre und nach einem Regen unterſucht wurden. Wodurch wir ferner zu der Ueberzeugung gelangten, daß eine Ver— kümmerung der Sexualorgane — das Gefülltwerden der Blüthen — Folge der Trockenheit des Bodens und der Atmoſphäre und nicht Folge eines üppigen an Nahrungsſtoffen ſehr reichen Bodens iſt, mögen zwei Cr: ſcheinungen, welchen wir unſere Aufmerkſamkeit ſchenkten, beweiſen. Vor 50 Jahren ſahen wir die Kerria japonica in einem Warmhauſe 199 mit einfachen Blüthen. Zwanzig Jahre ſpäter trafen wir ſie in meheren Gärten, doch im Freien, an, aber ſtets mit gefüllten Blüthen. Zu dieſer Zeit war, wie man uns verſicherte, ſchon kein Exemplar der Kerria ja- ponica mit einfachen Blüthen mehr in ganz Europa aufzufinden und es wurden von Männern, die Herbarien anlegten, bedeutende Preiſe geboten für einen Zweig der K. japonica mit einfachen Blüthen. Ich wurde ge— beten die K. japonica in Behandlung zu nehmen und zu verſuchen, ſie dahin zu bringen, daß ſie einfache Blüthen erzeuge. Man rieth mir die Verpflanzung auf nahrhaften Boden an, dies geſchah auch, allein zu— ällig kam ſie auf eine Stelle zu ſſtehen, die abſchüſſig und ſomit nicht Nang haltend war, und alle Blüthen, die ſie mehere Jahre nach ein— ander brachte, waren gefüllt. N Bald darnach brachte ein engliſcher Schiffscapitain aus Japan wieder Originalpflanzen der Kerria mit einfachen, d. i. normalen Blüthen, die auch bald auf dem Continente verbreitet wurden, und von denen auch ich eine Pflanze erhielt. Nach drei Jahren blühte jedes durch Stecklinge ge— wonnene Exemplar wieder mit gefüllten Blumen. In der zweiten Hälfte des Jahres 1820 beſuchte ich mehrmals einen wegen ſeiner Pflanzencultur bekannten Garten bei Wien. Der dortige Gärtner beſaß eine rieſig große Camellia japonica fl. simpl. und neben einigen von dieſer erzogenen Stecklingspflanzen keine andere Varietät der Camellia. Er befruchtete die Blüthen derſelben mit dem von ihr ent— nommenen Pollen, erntete Samen, ſäete dieſen und pflegte die daraus er— zogenen Pflanzen in ſeinem, an trockener Luft im höchſten Grade leidenden hohen Gewächshauſe und ſämmtliche Samenpflanzen brachten nach einigen Jahren keine einfachen, ſondern alle gefüllte Blüthen. Die Sämlinge wie die Mutterpflanzen ſtanden in einer und derſelben Erde und auch von der Mutterpflanze kamen Blüthen hervor, die eine Neigung zum Gefülltwerden zeigten. Ich behielt dieſe mir damals höchſt räthſelhafte Erſcheinung ſtets im Gedächtniſſe, bis ich nun zufällig Vergleiche zwiſchen den klimatiſchen Verhältniſſen von Japan und China und den unſerigen anſtellen konnte. Ich erſah denn, daß bei einer von dort her importirten Pflanze unter ſo verſchiedenen Einflüſſen der Art, wie eine mehr oder mindere Ausbildung der Sexualorgane wohl Platz zu greifen im Stande ſei, wie wir ſolche an der Kerria und Camellia erlebten, und daß die Unfruchtbarkeit ſo mancher exotiſchen Pflanzen darin ihren Grund haben dürfte. Der Unterſchied in den klimatiſchen Verhältniſſen von Japan und Europa iſt ſehr bedeutend. In Japan herrſcht, bevor die Kerria wie die Camellien ihre neue Lebensthätigkeit beginnen, eine dreimonatliche Regen— zeit; in Europa hingegen, beſonders in dem öſtlichen Theile, herrſchen trockene Winde, die oft unſere Fluren in Steppen verwandeln. Iſt es daher ein Wunder, wenn ein ſolcher Unterſchied zwiſchen Japan und Europa auf die aus Japan nach Europa eingeführten Pflanzen der Art einwirkt, daß dieſe Pflanzen ihre Sexualorgane unvollkommen ausbilden und unfähig ſind, ſich durch Samen fortzupflanzen? Gefüllte Blüthen ſind 200 eine abnorme Erſcheinung und in dieſer Beziehung ſieht fie auch der Bo— taniker mit ſcheelen Augen an. Ein Boden, reich an Nahrung, mit der erforderlichen Feuchtigkeit, wird nie abnorme Blüthen erzeugen. RN 323 „„ „6 rr Wirkung des Winters 1864/65 auf die im Freien ſtehenden Bäume und Sträucher im botaniſchen Garten zu Würzburg. (Als Nachtrag zu den im 21. Bande der Gartenzeitung, Seite 16, gemachten Mittheilungen.) Von Carl Salomon, botaniſcher Gärtner des botaniſchen Gartens in Würzburg. Berberis Darwini Hook., erfror im Winter 1864/65 faſt gänzlich unter Decke. Berberis empetrifolia Lam. — Dieſe Art hat in früheren Wintern nie gelitten, dahingegen litt ſie ſehr trotz Bedeckung im beſagten Winter. Callicarpa japonica Thbg. hat ſich unter Decke gut gehalten. Coronilla emeroides Boiss. et Sprunn. Verhält ſich ganz wie C. Emerus L. und ſcheint von dieſer überhaupt kaum verſchieden zu ſein. Cotoneaster buxifolia Wall., microphylla Wall. und rotundi- folia Wall., die ſich in ſtrengeren Wintern ſtets gut erhielten, haben 1864/65 ſehr gelitten. Jasminum pubigerum Don. — In den Gärten meiſt als J. Wallichianum bekannt, wurde früher im hieſigen botaniſchen Garten im temperirten Hauſe gehalten; hält jedoch ſeit drei Jahren unter Decke ganz gut aus und eignet ſich vorzüglich zur Bekleidung von nicht zu hohen Wänden. Ilex opaca Ait., die im Winter 1863/64 ſtark gelitten hatte, erfror in dem darauf folgenden Winter gänzlich. Rhamnus chlorophorus Desne. hält unter leichter Bedeckung ut aus. g Rhus semialata Siebd. et Zucc. erfriert in ſtrengen Wintern meiſtens. Spiræa venustula Kunth. et Bché. erfriert häufig auch unter Decke. Staphylea colchica Stev. — Iſt vollſtändig hart. Thuja gigantea Nutt. und Juniperus squamata Don hielten unter leichter Decke gut aus. Zizyphus chinensis Lam. — Iſt ganz hart. — . I—ZI— Die Blätter und das Waſſer. Daß ſelbſt von Fachmännern angeſtellte Verſuche oft täuſchen, davon haben wir uns mehrmals zu überzeugen Gelegenheit gehabt, hierher gehört 201 nun auch die durch Experimente hervorgegangene Anſicht, daß die Pflanze, vermittelſt ihrer Blätter zur Aufnahme von Waſſerdunſt, ſo auch von Waſſer nicht befähigt ſei. Einſeitig angeſtellte Verſuche gleichen ſehr oft Meinungen, und Meinungen beſtehen nicht immer in erwieſenen Thatſachen, beſonders auf dem Gebiete der Naturforſchung, deshalb erlaube ich mir, über dieſen Gegenſtand ein paar Thatſachen im Nachſtehenden mitzutheilen. Vor einigen Jahren cultivirte ich mehr als 50 Stück Gloxinien in Töpfen. Nachdem dieſelben in die geeignete Erde eingetopft waren, gab ich ihnen nur ſo lange Waſſer, bis ſich die Blätter in ſo weit entwickelt hatten, daß ich ſie zu beſpritzen im Stande war, wobei die Erde in den Töpfen, worin die Pflanzen ſtanden, nur ſehr wenig befeuchtet wurde. Die Blätter der Pflanzen entwickelten ſich ſchnell mehr und mehr, ſo daß dieſe bald die Oberfläche der Töpfe völlig bedeckten und man nur die Pflanzen noch überbrauſen konnte, wobei nun gar kein Waſſer mehr in die Erde der Töpfe kam. Als die Blüthenknospen dem Aufblühen nahe waren, was in einer Temperatur von 8 — 12 R. eine ziemlich lange Zeit beanſprucht hatte, wurden die Gloxinien in ein anderes Gewächshaus gebracht. Das Gewicht der Töpfe, in denen die Pflanzen ſtanden, war ein ſo geringes, als wären dieſe nur mit ganz trockener Erde gefüllt. Die in den Töpfen neben den Pflanzen aufgegangenen und abſichtlich nicht beſeitigten Un— kräuter fanden ſich total vertrocknet vor, denn ſie waren von den Blättern der Gloxinien bedeckt, und konnten weder von oben noch unten Waſſer erhalten Nachdem das Ueberbrauſen der Gloxinien ſchon einige Zeit gedauert hatte, fiel es mir auf, daß das auf die Blätter gefallene Waſſer gar ſo ſchnell ſpurlos verſchwand und daß eine noch nie wahrgenommene ſchnelle Verdunſtung hier nicht allein die Urſache ſein könne. Ich nahm daher einige Gloxinien ganz in die Nähe, ließ Waſſer in Tropfenform auf ihre Blätter fallen und dieſes verſchwand ebenſo ſchnell, als wenn es auf dichtes Löſchpapier gegoſſen oder getröpfelt worden wäre. Die Blüthen der Glopinien entwickelten ſich ganz vorzüglich und um dieſe wie die Blätter der Pflanze zu ſchonen, wurde nur die Erde in den Töpfen begoſſen. Es fragt ſich nun, woher nahmen während der langen Zeit die Glo— rinien ihre Nahrung? Die in der Erde vorhandenen Nahrungsſtoffe waren dadurch, daß erſtere aller Feuchtigkeit beraubt und ſo trocken war, daß ſelbſt die Unkräuter vertrockneten, in keinem aſſimilirbaren Zuſtande, es konnten mithin die Pflanzen aus der Erde keine Nahrung erhalten. Der 13. Jahrgang der naturforſchenden Geſellſchaft in Hannover ent— hält eine Abhandlung, betitelt: Beobachtungen beim Treiben der Hya— einthen im Waſſer, aus der ich einen gedrängten Auszug hier folgen laſſe. Herr Geh. Medizinal-Rath Dr. Hahn nahm 3 Hyacinthen, wog ſie ſorgfältig und ſetzte eine mittelſt einer äußerſt einfachen Vorrichtung auf einen mit Waſſer gefüllten Glascylinder, der Art, daß die Blätter und der Blüthenſchaft in das Waſſer wachſen mußten. Die beiden anderen Hya- einthenzwiebeln wurden eine auf ein mit Waſſer gefülltes Hyacinthenglas 202 nach gebräuchlicher Art geſetzt, während die andere in einen Topf mit entſprechender Erde gepflanzt wurde. Die Hyacinthenzwiebel, welche mit dem Wurzelboden nach oben ge— richtet auf dem Glascylinder ſtand, enwickelte keine Wurzeln, aber grünte und blühte unter oder vom Waſſer umgeben ſehr gut. Nur eine Er⸗ ſcheinung ergab ſich, nämlich, daß die an der Spitze der Blüthenrispe be⸗ findliche Blüthenknospe zuerſt, die der Zwiebel zunächſt ſtehende zuletzt auf: blühte, alſo gerade im Gegenſatze zu dem normalen Zuſtande.“) Nachdem die Hyacinthen abgeblüht waren, wurden die Zwiebeln herausgenommen, ſorgfältig gereinigt und, nachdem ſie abgetrocknet waren, genau gewogen. Alle drei hatten an Gewicht zugenommen, jedoch die, welche verkehrt wachſen und blühen mußte, hatte 7 Drachmen weniger zugenommen als jede der beiden übrigen, aber ſie hatte zugenommen, ohne daß die Wurzeln der Pflanze Nahrung zugeführt hatten, denn Wurzeln waren nicht vorhanden. Woher ſtammt dieſe Gewichtszunahme? Wünſchenswerth wäre es, wenn mehere dergleichen Verſuche angeſtellt würden, die dann vielleicht zur Erledigung dieſer Frage führen könnten. 2 „ „ 7 e — Ueber die Champignonzucht bei Paris. Der Bedarf der Champignons in Paris iſt ein ſehr bedeutender und daher auch kein Wunder, daß dieſelben in ſehr großen Maſſen an— gezogen werden. Am intereſſanteſten iſt jedoch die Anzucht derſelben in den Felsbrüchen unter der Erde bei Paris, und da ich oft und viel von dieſer Champignonszucht gehört hatte, ſo trieb es mich, dieſelbe einmal in Augenſchein zu nehmen und näher kennen zu lernen. | Hat man die füdlichen Feſtungswerke von Paris paſſirt, jo geben fi die Stellen, wo Champignons gezogen werden, durch die aus der Erde hervorragenden hölzernen Thürmchen und durch die neben denſelben liegenden großen Düngerhaufen gleich zu erkennen. Der hervorragende Thurm, mit einer Thür verſehen, zeigt den Eingang an, an welcher Stelle auch die einzige Oeffnung iſt, durch welche die Felſenſtücke an die Oberfläche geſchafft worden find. Die Oeffnung hat etwa 6 — 8 Fuß Breite. Der Beſuch dieſer unterirdiſchen Räume wird nur ſelten geſtattet, man muß wenigſtens eine ſpecielle Erlaubniß des Beſitzers erhalten haben, jedoch die Bekanntſchaft mit einem der Arbeiter erleichterte mir ohne Erlaubniſt den Zutritt. Wie ein Bergmann ſteigt man mit dem Grubenlichte in der Hand wohl an 80 Fuß tief auf einer Leiter hinab. Unten auf einen größeren Raum angelangt, zeigen ſich mehere nach verſchiedenen Richtungen laufende Gänge, die ſich wiederum verzweigen, und man glaubt ſich unwillkührlich *) Anmerk. des Verf. dieſes Aufſatzes: Die Spitze der Blüthenrispe erreichte zuerſt das Waſſer, erhielt alſo zuerſt Nahrung, wie im normalen Zuſtande die unterſte Blüthenknospe. 203 durch die vielen 5 — 8 Fuß meſſenden Gänge in einen Irrgarten verſetzt zu ſein. Die Höhe des Raumes iſt nicht bedeutend, eben hoch genug, daß man aufrecht ſtehen und gehen kann, die ganze Länge des Raumes in dem ich mich befand, beträgt dagegen 600 Metres (2000 Fuß). Es giebt aber deren Räume noch größere und auch kleinere. — Der eigentliche Weg zum Gehen iſt etwa 2 F. breit, an deſſen beiden Seiten ſich die Champignons— beete befinden. Was nun die Cultur der Champignons in dieſen Räumen betrifft, ſo muß ſie eine ganz vorzügliche ſein, indem die Ernten ungemein ergiebig ausfallen; leider war man aber ſehr wortkarg, mir nähere Auskunft auf meine Fragen in ertheilen. Soviel ich erfahren, wird der friſche Pferde— dünger in große Haufen zuſammengelegt, damit er gehörig durchbrennt. Nachdem er ſo längere Zeit gelegen, wird er mehere Male von acht zu acht Tagen umgeſtochen, gehörig mit der Pforke zerſchlagen und dann feſt getreten. Iſt trockene Witterung vorherrſchend und nicht genug Regen gefallen, ſo muß der Düngerhaufen öfters gehörig begoſſen werden. Dieſe Behandlung des Düngers währt oft 3 — 4 Monate, ehe derſelbe zur Champignonszucht tauglich iſt, und iſt er dann ſo weit bearbeitet, ſo wird er durch die Thür des Thurmes in den Raum hinunter geworfen und an der dazu beſtimmten Stelle feſt aufgeſetzt. Iſt dies geſchehen, ſo wird von den tragenden Beeten etwas Brut genommen, dieſe über die neu an— gelegten Beete vertheilt und ganz dünn mit einer leichten Erde bedeckt. Dieſe Erde iſt ſehr körnig, von gelblicher Farbe, und ſcheint mir mehr ein Abfall einer ſandigen Felſenmaſſe zu ſein. Bis zur Zeit der Ernte, worüber wohl 5 — 6 Wochen vergehen, hat man, außer die Beete rein zu halten, nur wenig zu beobachten. Hat die Ernte oder das Sammeln der Champignons begonnen, was meiſtens am Morgen geſchieht, ſo werden die durch das Fortnehmen der Champignons in den Beeten entſtehenden kleinen Vertiefungen ſogleich mit der obenerwähnten Erde ausgefüllt. Sollten die Beete ſehr trocken werden, ſo muß man ſie begießen, jedoch kommt dieſes nur ſehr ſelten vor, da in den tief gelegenen Räumen meiſt eine ſehr feuchte Luft vorherrſchend iſt. Um eine friſche Luft in den Räumen zu erhalten, ſind in den Gängen mehere Luftlöcher angebracht, die nach Belieben geöffnet und geſchloſſen werden können. Da in dieſen Räumen ſtets eine gleichmäßige Feuchtigkeit, Wärme und Dunkelheit herrſcht, Bedingungen die zur Erzeugung der Champignons erforderlich find, jo iſt die Ernte ſtets eine ſehr ergiebige. Nach 4—5 Mo- naten haben die Beete gewöhnlich abgetragen, dann wird der alte Dünger vermittelſt Körben aus dem Raume ebenſo hinausgeſchafft wie er hinein- gebracht worden iſt, was jedesmal mit vielen Koſten und vieler Mühe verbunden iſt. C. Brenning. 204 Pflanzen, welche in Caracas (Venezuela, Süd⸗Amerika) mediziniſch benutzt werden, nebſt ihrer vaterländiſchen Benennung. Von A. Ernſt in Caracas. (Aus Dr. Berthold Seemann's „Journal of Botany“ No. 29 ff.) (Fortſetzung.) Guayavo (Psidium Guava Radd.). Die Varietät pomiferum iſt häufiger als pyriforme. Das Fleiſch der Frucht iſt entweder weiß oder roth. In Caracas iſt die Guayava-Frucht nicht beliebt, wohl in Folge einer großen Anzahl von Inſekten, die ihre Eier in dieſe Frucht legen und ſomit eine Menge Larven ſich in derſelben vorfinden, wenn ſie reif ſind. Guayacan. Iſt wahrſcheinlich Guajacum officinale L. Das Holz dieſes Strauches iſt enorm hart, es bleibt Hunderte von Jahren in der Erde wohlbehalten. In der Medizin wird es bei vielen ſiphylitiſchen Krankheiten gebraucht. Hidropica (Pistia occidentalis Bl.). Der Gebrauch dieſer Pflanze bei der Waſſerſucht iſt wohl imaginair. Higuera (Ficus Carica L.). In Milch eingeweichte Feigen wirken ſchmerzſtillend. Getrocknete Feigen legt man auf Fettgeſchwulſte und andere Geſchwüre, die an verſchiedenen Theilen des Körpers erſcheinen. Higuerote (bei Caracas, gewöhnlich Ficus gigantea H. B. K.), jedoch führen andere Arten denſelben Namen; der milchige Saft wird zu Umſchlägen bei Gliederverrenkungen gebraucht, auch ſoll er Warzen ver— treiben und, mit Talg vermiſcht, ſoll er das Ausziehen der Hühneraugen erleichtern. „Cerro del Higuerote“ iſt die höchſte Spitze auf den Gebirgen, welche das Thal von Aragua von dem von La Guayra trennt. Hinojo (Anethum feniculum L.). Bekannt wegen feiner zu— ſammenziehenden und harntreibenden Eigenſchaften. Huevo de gato (Solanum hirtum L.). Ein Decoct von der Wurzel wird bei Blutſpeien und Hämorrhoidalbeſchwerden gegeben. — Die reife Frucht iſt eßbar. Huevo de sapo (Physalis pubescens L.). Ein Decoct von den Blättern und Blüthenknospen ſoll von großer Wirkung bei Cholera- fällen ſein. Incienso. Iſt gewöhnlich das Product von Boswellia serrata Roxb., zuweilen aber auch von Trixis neriifolia Humb., ein Strauch, der auf der Silla von Caracas wächſt. Ein vorzüglicher Kitt, um Glas und Porzellan zu kitten, wird bereitet wenn man Weihrauch, weißes Wachs und Bleiweiß zu gleichen Theilen nimmt. Incienso macho, eine Bezeichnung für „Tacamahaca,“ ein Harz, das von Calophyllum Calaba Jacq. kommt. Javillo (Hura crepitans L.). Die Samen find purgirend, jedoch wegen ihrer giftigen Eigenſchaften ſelten gebraucht. Jazmin amarillo (Allamanda carthartica L.). In Gärten cultivirt. 205 Jazmin colorado (Mirabilis Jalapa L.). Die pulveriſirte Wurzel wird zuweilen als Purgativ angewandt. Die Blumen variiren in der Färbung ungemein. In nächſter Nähe von Caracas, wie in der Stadt ſelbſt, find die Blumen meiſt ſchön roth; bei Antimano, drei Meilen weſtlich von Caracas, ſind weiße und gelbe Blumen vorherrſchend. Wieder bei Chacao, zwei Meilen öſtlich, findet man dieſe Pflanze mit weiß und roth punktirten wie liniirten Blumen. Staubfäden und Piſtille ſind immer von derſelben Farbe wie der Kelch. | Jazmin real (Jasminum grandiflorum L.). Der Saft der Blätter fol Geſchwüre im Munde heilen. | Juan de la Calle (Trixis frutescens). Ein Decoct von den Blättern wird bei allen Katarrhen gebraucht. Die Pflanze iſt ſehr gemein, wächſt jedoch nicht mehr in den Straßen, wie man aus deren Bezeichnung glauben möchte. | Lecherote; Orosuz (Gonolobus aristolochioides H. B. K.). Das Holz dieſer Rankpflanze wird bei Huſten wie Süßholz gegeben. Der milchige Saft iſt von ſüßem Geſchmack. Lechoz a (Carica Papaya L.). Die Frucht wird entweder roh oder mit Zucker gekocht gegeſſen, in beiden Fällen iſt ſie ein vortreffliches Mittel gegen Verſtopfungen. Die Samen haben einen aromatiſchen, dem Pfeffer ähnlichen Geſchmack und ſind wurmabtreibend. Der milchige Saft der unreifen Frucht hat, wie allgemein bekannt iſt, die Wirkung, zähes Fleiſch mürbe zu machen. | Lechuga (Lactuca sativa L.). Wird mehr als Salat als medi- ziniſch benutzt. Ein Thee von den Blättern bereitet wird bei Bruſtkrank— heiten angewendet, den Vorderkopf und die Schläfen mit dem Safte der Blätter einzureiben, wird bei Schlafloſigkeit empfohlen. Llanten (Plantago major L.). Der vaterländiſche Name „L-yanten“ ausgeſprochen, iſt von dem lateiniſchen Plantago abgeleitet. Die Pflanze iſt bei Caracas ſehr häufig. Die friſchen Blätter legt man auf Geſchwüre und Wunden. | | Limon agrio (Citrus vulgaris Riss.). Limonenſaft wird in vielen Fällen angewendet. Er ſoll eine Hautkrankheit, „culebrilla“ ge— nannt, heilen, die als eine Art Ausſchlag von kleinen, röthlichen Puſteln, die faſt die Geſtalt einer Schnecke haben, erſcheint; daher der Name „Cu- lebrilla,“ kleine Schnecke. | Lombricera (Spigelia Anthelmia L.). Beſitzt wurmabtreibende | Eigenschaften. | Majagua (Paritium tiliaceum A. Juss.; Hibiscus tiliaceus L.). Ein Decoct von der Rinde iſt erweichend, es wird bei Aſthma und dergleichen genommen. Es ſoll auch den Haarwuchs fördern, wenn man den Kopf damit wäſcht. Der Baum iſt nicht ſehr gewöhnlich bei Caracas. | Malva (Malachra capitata L.). Dieſe Pflanze wird in den Gärten cultivirt und iſt ſehr nützlich. Wunden und Geſchwüre mit einem Aufguſſe von den Blättern gewaſchen heilen ſehr ſchnell, während ein Auf— guß von den Blüthen ein erfriſchendes Getränk bei Fiebern giebt. | | 206 Mamei (Mammea americana L.). Die zerriebenen Samen, mit einer fetten Maſſe vermiſcht, heilen Ausſchlag. Mamon (Melicocca bijuga L.). Die zuſammenziehenden Samen werden nur ſelten gebraucht. Die Blätter ſollen Flöhe vertreiben. Mango (Mangifera indica L.). Drei Varietäten ſind im Thale von Caracas bekannt: die große grüne Mango, die Mango hilacho (die gewöhnlichſte Form, hilacho genannt, weil das Samenkorn von ſtarken Faſern — hilos — umgeben iſt, die durch das Fleiſch der Frucht dringen; eine kleine Form ohne die erwähnten Faſern, Mango bocado genannt, wegen ihrer Kleinheit. — Die amerikaniſchen Mangos haben nur einen ſehr geringen, nicht unangenehmen Geruch von Terpentin. Eine mir un⸗ bekannte Varietät, Mango morado, fol am ſtärkſten nach Terpentin ſchmecken, die anderen Varietäten ſchmecken faſt wie friſche Karotten. Der Baum läßt ſich ſchwer verpflanzen, da er nur große und wenige Wurzeln macht. Ein Decoct von der Rinde der Frucht wird bei Bruſtkrankheiten wegen ihres Oelgehaltes empfohlen. — Die reife Frucht iſt geſund, jedoch ein wenig erhitzend. Mani (Arachis hypogæa L.). Die geröſteten Samen ſollen aphro: ditiſch ſein. Das aus den friſchen Samen gewonnene Oel iſt von an⸗ genehmem Geruche und Geſchmacke, wird aber ſehr leicht ranzig. Manirote (Anona Manirote H. B. K.). Ein Decoct von dem inneren Theile der Rinde wird bei der Waſſerſucht gegeben. Die Frucht iſt ſüß, jedoch ungeſund. Mastranzo (Marrubium vulgare L.). Die Blätter werden zu Bädern bei Lähmungen gebraucht. Mastuerzo (Lepidium sativum L.). Gegen Scorbut und Fäulniß. Die Wurzel iſt ein gutes Mittel bei chroniſchen Diarrhöen. Lepidium sativum L. heißt Mastuerzo sylvestre. Mata de Miel; Melero (Combretum velutinum De.). Ein Decoct von den Blättern wird bei Lungenkrankheiten angewendet. Mata de Queso, Käſeſtrauch (Buddleja americana L.). Die Blätter werden auf Geſchwüre oder andere entzündete Theile der Haut elegt. ; Lay (Nidularium Karatas Lem.). Die etwas jaure Frucht wirkt mild abführend und wird als ſehr erhitzend geſchildert. Mejorana (Origanum vulgare L.). Cultivirt. Melon (Cucumis Melo L.). Ihrer Früchte wegen cultivirt. Eine Emulſion von den Samen giebt ein ſehr erfriſchendes Getränk. Membrillo (Cydonia vulgaris L.) nicht Gustavia angustifolia Benth., wie im Iſthmus von Panama. Von der Frucht wird ein aus— gezeichnetes Gelee bereitet und die erweichenden Samen giebt man bei Bruſtkrankheiten. Merey (Anacardium occidentale L.). Ein Decoet von der Rinde iſt ſehr zuſammenziehend und hat die Frucht dieſelbe Eigenſchaft. Der Same iſt ätzend. Mirasol. Unter dieſer Bezeichnung habe ich Helianthus annuus L. cultivirt gefunden. Humboldt giebt zu demſelben Namen Wedelia —— — 207 pulchella an. Der Saft der Helianthus-Blume wird bei Wechſelfiebern gegeben, auch ſoll er Blaſenſteine vertreiben. Mostaza (Sinapis nigra L., S. alba L.). Die Pflanze wird nicht cultivirt, aber der zerſtoßene Same wird bei den Droguiſten verkauft und wie in Europa angewendet. | Naranjo (der Baum), Naranja (die Frucht), Citrus Aurantium Risso' iſt die ſüße Orange; C. vulgaris Ris. die bittere oder Sevilla⸗ Orange. Von den Früchten der Letzteren (Naranjas agrias) wird ein Getränk „Naranjada“ auf folgende Weiſe bereitet. Man ſchneidet die Sevilla⸗Orange mit der Schaale in Scheiben und thut dieſe in heißes, vorher mit Zucker geſüßtes, etwas Gummi arabicum enthaltendes Waſſer. Die „Naranjada“ wird lauwarm genommen und iſt ein vorzügliches Mittel bei Erkältungen und dergleichen. Süße Orangen ißt man des Morgens nüchtern. Nicua (Calonyction speciosum a. vulgaris Chois.). Der Saft des Stammes mit Salz und Waſſer wird als Purgativ gegeben. Niguita (Acnistus arborescens Schlecht.). Die Frucht iſt eßbar. Nispero (Sapota Achras Mill.). Von der Frucht werden Um— ſchläge bei Leberentzündungen gemacht. Die Samen werden bei der Waſſer— ſcheu empfohlen. Nongue (Datura Stramonium 3 Tatula L. De.). Der Ge— brauch des Stechapfels in Fällen von Aſthma iſt bekannt. Iſt dieſe Pflanze wirklich einheimiſch? ich traf ſie nur in der Nähe von Anſiedelungen. Ocumo (Colocasia antiquorum v. esculenta Schott). Arum esculentum L. Es iſt die Varietät alba Seem., die cultivirt wird, jedoch im Großen. Aus der friſchen Wurzel macht man Umſchläge auf Geſchwüre. Olivo (Olea europæa L.). Es giebt in Caracas einige Bäume, die jedoch noch nie Früchte getragen. Die friſchen Blätter legt man auf Mundgeſchwüre. Eine andere Pflanze (Capparis ferruginea L.) trägt denſelben vaterländiſchen Namen. ö Oregano (Origanum vulgare L.). In Gärten angebaut und wegen ſeiner aromatiſchen Eigenſchaften mediciniſch benutzt. Der Geruch dieſes Krautes ſoll die Schnecken vertreiben. Ortiga. Die ſpaniſche Form des lateiniſchen Wortes Urtica, für mehere Arten Pilea angewendet, die alle für blutreinigend gehalten werden. Parcha (Passiflore, mehere Arten). Gewöhnlich bezieht ſich der Name Parcha auf P. quadrangularis L.; die anderen Arten mit kleineren Früchten heißen Parchita. Die Erſtere kommt nicht wild vor, wird aber oft cultivirt. Die Frucht enthält einen ſehr erfriſchenden Saft, der noch gehoben wird durch Hinzuthuung von etwas Zucker, Weißwein und Muskatnuß. Patille (Citrullus vulgaris Schrad.). Die Waſſermelone wird wegen ihrer erfriſchenden Frucht cultivirt. Pazoti (Chenopodium ambrosioides L.). Eine gemeine Pflanze von unangenehmem Geruche, toniſchen und anthalmintiſchen Eigenſchaften. 208 Peonia (Erythrina Corallodendron L.). Der allgemeine Name für verſchiedene Erythrina-Arten ift „Bucare.“ Die pulveriſirten Samen werden bei Epilepſie angewendet. Pepino (Cucumis sativus L.). Nicht viel cultivirt. Von der Frucht macht man Umſchläge bei entzündeter Haut. 5 Perejil (Petroselinum sativum Hoffm.). Cultivirt wegen ihrer Blätter. Die Wurzeln werden zähe und holzig. Picapica (Mucuna urens De.). Eine andere Benennung „Ojo de Zamuro“ wird auch für dieſe Pflanze gebraucht. Dieſelbe wächſt nicht in nächſter Nähe von Caracas. Der nächſte Ort iſt Los Aguados, auf der Straße von Caracas nach La Guayra, etwa 1500 Fuß über der Meeresfläche. Im Thale von Aragua fand ich ſie häufig. Die ſtechenden Haare der Samenſchoten werden zuweilen mit Honig gegen Würmer ge— nommen. Pina (Ananassa sativa L.). Ihrer Frucht wegen cultivirt, die bei Leberleiden als erfriſchend empfohlen wird. Pinon (Jatropha Curcas L.). Dieſen ſchnell wachſenden Strauch verwendet man zu Hecken. Die Samen ſind ſtark abführend. Der milchige Saft des Stammes wird bei Hämorrhoiden, Geſchwüren, Wunden und Brandwunden gebraucht. Die Samen enthalten viel Oel. | Pira (Amaranthus paniculatus 3 strietus Moq.). Ein Decoct von den Wurzeln wird bei Verſtopfungen gegeben. (Schluß folgt.) BET Cultur der Silene Pumilio Wulf. von J. H. Welchem Blumenfreunde möchte wohl die Familie der Silenen un— bekannt geblieben ſein. Obgleich ſich ſchon viele Arten dieſer Gruppe in unſeren Gärten befinden, die theils als einzelne Zierden, theils aber zur Herſtellung von Rabatten ſich beſonders eignen, weil faſt alle einen niedrigen gedrungenen Wuchs und großen Blumenreichtum beſitzen, ſo dürfte doch vor Allen der Silene Pumilio, der ſchönſten, reich- und großblumigſten, der erſte Rang gebühren. Wir finden dieſe Silene in den Tyroler, Salz— burger und Kärnthner Alpen in der Höhe von 4 — 5000 wild wachſend. Sie bildet dort etwa 2“ hohe, große dunkelgrüne Raſenpolſter, die mit Hunderten ſchöner roſafarbener, etwa /“ großen Blumen geſchmückt find, liebt mäßige Feuchtigkeit und gedeiht in jedem mageren Boden. Leider treffen wir dieſe Silene weder in Privat- noch Handelsgärten an, obgleich ihr blumiſtiſcher Werth nicht gering anzuſchlagen iſt. Jedenfalls dürfte der Mangel an deren Verbreitung darin zu ſuchen ſein, daß die Culturverſuche bisher mißglückten. Ich will nur mit einigen Worten an— führen, auf welchem einfachen Wege ich zahlreiche, ſtarke Pflanzen heranzog. Die im Herbſte geſammelten Exemplare, welche oft Raſenpolſter von meheren Fuß Durchmeſſer bilden, haben einen einfachen cylindriſchen Wurzelſtock. Die Raſen werden in einige Zoll große Stücke zerriſſen, wobei die Wurzeln 209 natürlich nicht geſchont werden können und dieſe Stücke wie Stecklinge be— handelt, d. i., man pflanzt ſie tief — daß eben nur das Kraut hervorblickt — in ein Gemiſch aus zwei Theilen Flußſand und einem Theile lehmiger Raſenerde. Die Erde wird mäßig angegoſſen und die Töpfe bleiben den Winter über in einem Kalthauſe, dem Lichte möglichſt nahe gebracht, ruhig ſtehen und ſind nur ſelten zu feuchten. Im Monate Februar oder März des nächſten Jahres pflegen die jungen Triebe ſchon Leben zu gewinnen und mit dieſem Eintritte findet auch in der Regel die neue Wurzelbildung ſtatt. — Ende Mai können die Pflanzen ausgetopft und ins freie Land, in eine magere Erde verpflanzt werden; ſie ſind vor großer Näſſe zu ſchützen, daher gute Sandunterlage nothwendig. Die Pflanzen blühen in den Monaten Auguſt und September. Die ſpäte Blüthezeit der Silene Pumilio geſtattet an den natürlichen Standorten ſelten, reifen Samen zu ſammeln, daher dürfte der Stecklingsweg der einzige ſein, dieſe Pflanzen zu vermehren und in den Handel zu bringen. Breslau, im März 1866. — m — Verſuch zu einer ſyſtematiſchen Ordnung der Agaveen. Vom General-Lieutenant G. A. von Jacobi. (Fortſetzung). 36. Agave scolymus. Durch die im Feuilleton des 2. Heftes, Jahrgang 1865 dieſer Zeit— ſchrift, Seite 88 und 89, enthaltene Notiz, über die Blüthe dieſer Art im fürſtl. Waldenburg'ſchen Garten zu Wolfegg in Würtemberg auf— merkſam gemacht, wandten wir uns ſofort an den dortigen Obergärtner, Herrn Schupp, um nähere Nachrichten über dieſe Blüthe einzuziehen und erhielten von demſelben mit der zuvorkommendſten Bereitwilligkeit nicht nur ſehr eingehende Mittheilungen, ſondern auch Blätter und einen abgeblühten Blüthenaſt. Wenn wir nun unſere an dieſen Theilen angeſtellten Unterſuchungen mit den übrigen von dort erhaltenen ſehr eingehenden Mittheilungen zu— ſammenfaſſen, ſo gelangen wir zu dem Ergebniſſe, daß wir hier abermals eine A. scolymus vor uns haben, und können unſere a. a. O. bereits ausgeſprochene Anſicht nur feſthalten, daß alle Pflanzen, die in unſeren cisatlantiſchen Gärten bisher theils als A. potatorum, theils als A. scolymus geblüht haben, nur Pflanzen der letzteren Art geweſen ſind, eine echte A. potatorum aber bisher bei uns noch nicht zur Blüthe gelangt iſt. Die Blätter der hier in Rede ſtehenden Pflanze waren ebenfalls nur um die Achſe flach auf dem Boden ausgebreitet, ganz wie wir auf S. 119, Heft 3, Jahrgang 1865 dieſer Zeitſchrift, den Habitus von A. scolymus charakteriſirt haben. Behufs Bereicherung des Materiales zur endgültigen Löſung der Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXII. 14 210 vorliegenden Frage, laſſen wir nachſtehend eine genaue Beſchreibung des Blüthenſtandes und der Blumen der Wolfegg'ſchen Pflanze folgen. Die überſandten Blätter waren breit ſpatelförmig, 7 Zoll lang, über der Baſis 2½, auf ½¼ ihrer ganzen Länge 4% Zoll breit und ſtimmen hinſichtlich ihrer Conſiſtenz wie des Charakters ihrer Beſtachelung ganz mit der von uns auf Seite 115— 119 des 3. Heftes SUCHT Zeit⸗ ſchrift, Jahrgang 1865, gegebenen Beſchreibung überein. Der Blüthenſtand iſt eine äſtige Rispe, deren Aeſte am Gipfel zuſammengeſetzte, dichte, erhabene Dolden tragen (panicula ramis apice bracteolatis et umbellam compositam multifioram convexam por- tantibus). Schaft aufrecht, gerade, bis zum Beginne der Rispe ftielrund, von da an mehrfach gerinnt und durch die mit ihrer unteren Hälfte in den Schaft ſich verlaufenden Blüthenäſte unregelmäßig, etwas platt ge— drückt und kantig, 10 Fuß hoch, an der Baſis 1 ½ Zoll dick, bis in die Spitze ſich allmälig auf 3 Lin. verjüngend, einem Büſchel kleiner Schaft⸗ blätter, welche den unterſten Theil noch dicht umgeben und die allmälig in Bracteen übergehen, entſproſſend. Schaftblätter länglich, mit kurzem zungenförmig zugeſpitzten Gipfel, 6 Z. lang, an der Baſis 1°/, Z. breit, gerade, aufrecht, nur wenig abſtehend, mit einem 1 Z. langen, rothbraunen, etwas hin und her gebogenen Endſtachel verſehen. Conſiſtenz lederartig, fleiſchig. Blattfarbe lebhaft glanzlos ſaftgrün, während die Wurzel— blätter graugrün ſind. Blatttränder gerade fortlaufend, mit einem % — 1 Linie breiten, faſerigen, faſt dünnhäutigen, rothbraunen, feinge— zahnten Rande umgegeben, nur hier und da iſt der Rand fleiſchig und grün. Zähne klein, meiſtens ſcharf nach unten gebogen, rothbraun. Bracteen den Stamm ziemlich dicht umgebend, in der Mitte Anfangs fleiſchig häutig, bald vertrocknet und dann dunkelgrau, die unteren auf drei— kantiger Baſis lang zugeſpitzt, die oberen halbelliptiſch, lang und fein zu— geſpitzt, mit einem häutigen, ½ — 1 Linie breiten, hellbraunen, weitſtehend feingezahnten Rande umgeben und in einen hornartigen, verhältnißmäßig ſtarken, etwas hin und her gebogenen Stachel auslaufend. Auf 4 ½ F. von der Schaftbaſe beginnen die fehlſchlagenden Blüthen— anſätze und auf 8¼ Fuß die noch 2½ Fuß hohe Rispe. Innerhalb derſelben iſt der Schaft hin und her gebogen. Rispe umgekehrt Feulen- förmig. Blüthenäſte unregelmäßig rund um den Schaft ſtehend, die unterſten faſt 4 Zoll lang, mit ihrer unteren Hälfte dem Schafte an— gewachſen, die oberen abſteheud zurückgebogen, rundlich, platt gedrückt, von einer 1 Zoll langen, vertrockneten, häutigen Bractee geſtützt, am Gipfel eine zuſammengeſetzte Dolde tragend. Die Dolde, an der Spitze der unteren, vollſtändig entwickelten Aeſte iſt aus meheren (etwa 4) kurzgeſtielten, an ihrer Baſis von je einer häutigen Bractee geſtützten Döldchen zu— ſammengeſetzt, welche eine größere Anzahl (5 und mehr) geſtielte und am Grunde von einem bracteenartigen Involucrum geſtützte Blüthen tragen. Der Abſtand der unterſten Dolden vom Schafte beträgt 2—2 Zoll und vermindert ſich derſelbe mit der nach oben hin abnehmenden Aſtlänge, ſo daß die oberſten Döldchen, auf einem kaum ½ Zoll langen Stiele ſtehend, dem Schafte faſt anliegen. Mit zunehmender Verkürzung der Aeſte verringert 211 ſich auch die Blüthenfülle der Dolden, fo daß die oberſten derſelben nur noch 3 — 4 Blüthen tragen. Blumen aufrecht ſtehend, geſtielt; Stiele 4—5 Linien lang, an der Spitze und Baſis gegliedert und an erſterer tellerartig erweitert, ſtielrund, glatt, grün. Blumen einſchließlich Frucht— knoten und den überragenden Staubgefäßen 3½ Z. lang. Blüthendecke oberſtändig, gelblich-gruͤn, glatt, 1½ Zoll lang, bleibend. Röhre dick, fleiſchig, kreiſelförmig, mit glockenförmigem, lederatigem, ſechstheiligem Blüthenſaume. Zipfel dreieckig, pfriemlich, abwechſelnd etwas kürzer, an ihrem wenig zurück geſchlagenen ſtumpflichen Gipfel innerhalb weiß behaart, mit der Röhre faſt gleich lang. Staubgefäße ſechs, bleibend, faſt gleich lang, den Saum beinahe um das Doppelte überragend, aufrecht. Staub— fäden 1'/, Z. lang, der Röhre etwas unterhalb des Schlundes eingefügt. Staubbeutel länglich-linienförmig, rückſeits unterhalb der Mitte an— geheftet, geöffnet, aufliegend, gelblichgrün, 8 Linien lang. Fruchtknoten unterſtändig, cylindriſch, auf beiden Enden zuſammengeſchnürt, glatt, 1½¼ Z. lang, dreifächerig. Griffel 2 Zoll lang, dreikantig, aufrecht, die Staub— gefäße überragend. Narbe kaum verdickt dreikantig, augenſcheinlich drei— lappig, Lappen nach oben zu abgerundet, weichwarzig. Samenkapſel länglich, dreikantig, mit dem vertrockneten Perigon gekrönt, dreifächerig, vielſamig, Scheidewände an den Seiten der Fruchthülle rippenartig her— vortretend. Die Blumen ſondern reichlich Honig ab. Aus allen dieſem geht zur Genüge hervor, daß hier wieder eine A. scolymus, wie wir dieſelbe auf Seite 119 des 3. Heftes dieſer Zeitſchrift, Jahrgang 1865, charakteriſirt haben, vorliegt. Nach den von Herrn Ober— gärtner Schupp erhaltenen Mittheilungen ſtimmt der Habitus dieſer Pflanze, obgleich ſie etwas kurzblätterig iſt, vollkommen mit der von uns a. a. O. gegebenen Charakteriſtik überein. Eine andere im fürſtlich Wal— denburg'ſchen Garten, ebenfalls aus München ſtammende und auch als A. potatorum bezeichnete Pflanze trägt ganz den von uns für dieſe Art angegebenen Charakter, nämlich die kürzeren, breiteren, mehr eiförmigen Blätter, mit abſtehender und etwas eingebogener Blattrichtung in mehr ge— drängter Roſettenform. Wir werden die Blüthe dieſer Pflanze abwarten müſſen, um unum— ſtößliche Gewißheit darüber zu erlangen, ob unſere Annahme bezüglich der ſpecifiſchen Trennung dieſer beiden Formen eine Richtige ſei, und ob die Angabe Karwinski's über die Schafthöhe von A. potatorum ſich be— ſtätigt. Das haben beide Pflanzen nach allen von uns darüber eingezogenen Erkundigungen unbedingt mit einander gemein, daß ſie in unſerer Garten— cultur wenigſtens noch nie Stolonen getrieben haben. 39. Agave amena. Ch. Lem. Wie wir bereits oben unter No. 34a. erwähnt haben, vermuthen wir, daß die unter dieſem Namen in unſerem Beſitze befindliche Pflanze ein noch unausgebildetes Exemplar von A. crenata iſt. 40. Agave Verschaffeltii Ch. Lem. Seidem wir unfere auf Seite 122 und 123 des 3. Heftes dieſer 14* 212 Zeitſchrift, Jahrgang 1865, aufgeſtellte Diagnoſe und Beſchreibung diefer Pflanze gegeben, iſt uns vielfache Gelegenheit geboten worden, völlig aus— gebildete Exemplare derſelben zu ſehen und haben wir durch eigenen Augen— ſchein die Ueberzeugung gewonnen, wie kaum irgend eine andere Agavenart im Charakter der Stachelbildung und deren Farbe, ſowie in der Blattfarbe, in der Weiſe vielfach variirt wie dieſe. Hinſichtlich der Stachelfarbe findet man faſt alle Schattirungen, von einem lebhaft hellen Kaſtanienbraun, bis zum dunkelen Schwarzbraun und in der Blattfarbe von faſt reinem Grau— grün, bis zu einem dem Kreideweiß ſehr nahe ſtehenden Grau. Faſt noch mehr aber variirt dieſe Art in dem Charakter der Stachel— und Blattrandbildung. Während man Pflanzen mit wenig und flach aus— gebuchteten Rändern und nur flach dreieckigen, fleiſchigen Stachelkiſſen, mit dreieckigen, ſcharf zugeſpitzten und meiſtentheils nach oben gekrümmten Stacheln findet, begegnet man wieder anderen, deren Blattränder ſehr er— habene, deltaförmige, fleiſchige Stachelkiſſen tragen, wodurch dann der Rand als ſcharf und tief ausgebuchtet erſcheint. Bei dergleichen Pflanzen ſind dann die Spitzen der Randſtacheln faſt ſtets ſtark hin und her gebogen, ja, wir haben zu Amſterdam unter der Pflanzengruppe von Herrn A. Verſchaffelt ein ſchön ausgebildetes Exemplar mit ſehr hellgrauer Blattfarbe gefunden, bei dem die hell-kaſtanienbraunen, ſehr ſtarken und langen Randſtacheln in regelrechter Spirale gewunden waren. Mit dem Charakter des Endſtachels verhält es ſich ebenſo. Je nachdem die Rand— beſtachelung mächtiger und charakteriſtiſcher hervortritt, iſt auch dieſe mehr oder weniger kräftig und entweder mehr oder weniger hin und her gebogen (flexuosus) oder ſpiralförmig gewunden (tortus). Was indeſſen die ſehr verſchiedene Größenentwickelung der uns vor— gekommenen Pflanzen anlangt, ſo bezweifeln wir, daß dieſe Art hierin in gleichem Maaße variirt, wie dies bei oberflächlicher Beſchauung den Anſchein hat. Die ſehr kurzblätterigen und kleinen Exemplare nämlich, die wir ge— ſehen, haben alle unterhalb der Blattkrone einen ganz kurzen aber ſehr dicken Stamm, welcher uns dadurch entſtanden zu ſein ſcheint, daß man Be— hufs Erleichterung der Verpackung bei der Verſendung, die ausgebildeten und längeren Blätter ſämmtlich abgeſchnitten und nur ſoviel Herzblätter bei— behalten hatte, als zur demnächſtigen Wiederentwickelung der Pflanzen am Beſtimmungsorte erforderlich ſchienen. Wir haben in der Sammlung des Baron Kerchove wenigſtens ein Dutzend Exemplare von A. Verschaffeltii und von ſehr abweichender Blatt- und Stachelfarbe, ſowie mit verſchieden geformten Stacheln gefunden, auch unter dieſen ſechs mit ſehr kurzen und verhältnißmäßig breiten Blättern, ſowie mit dem erwähnten ungewöhnlich dicken und kurzen Stamme. Dieſe Letzteren aber rührten alle aus einer neuen Sendung her und befanden ſich erſt ſeit Kurzem in dem Beſitze des Barons. Wir möchten faſt vermuthen, daß die von Lemaire auf Seite 65 des 12. Bandes, Jahrg. 1865, feiner Illustration horticole beſchriebene A. quadrata ein ſolches Exemplar von A. Verschaffeltii ſei. Nach allen dieſen Bemerkungen müſſen wir die a. a. O. aufgeſtellte Diagnoſe folgendermaßen umändern: 213 A. subcaulescens rosulata; foliis rigidis brevibus obovato- spathulatis, subito in apicem brevem, spina terminali valida se- micanaliculata flexuosa interdum torta castanea vel brunnea munitum excurrentibus, supra plano-concaviusculis subtus con- vexis, junioribus erecto patentibus senioribus subpatentissimis, plus minusve cinerascentibus opacis utrinque scabris, margine dentatis plano -vel acuto-sinuatis; dentibus corneis deltoideis apice sursum curvatis aut tortis, basi carnosa plana aut elevata insidentibus pro mole foliorum plerumque validis, late castaneis, brunneis vel nigricantibus. Nob. 4la. Agave chiapensis. Hort. Belg. A. caulescens, oblongo - rosulata; foliis crassis carnosis sub- brevibus spathulatis supra basin paulum angustatis in apicem brevem, spina terminali valida canaliculata brunnea munitum contractis supra, basin versus convexis in superiori parte plano- concavis, subtus convexis, subglauco-viridibus glaberrimis erecto- patulis incurvulis apice interdum subreflexis, margine dentatis; dentibus subconfertis basi plana carnosa insidentibus minutis triangularibus apice sursum spectantibus vel curvatis obscure castaneis. Nob. Wir haben dieſe Pflanze mehrfach in Belgien und Holland gefunden, wo ſie ſeit meheren Jahren eingeführt iſt. Ihrer Benennung nach aus dem mexicaniſchen Bundesſtaate Las Chapias ſtammend, alſo den wärmeren Regionen angehörend. Sie bildet einen Stamm, der an dem ausgebildetſten Exemplare, was wir bei dem Handelsgärtner de Smett in Gent ſahen, etwa 6 Zoll hoch und 1 ¼ Zoll ſtark war. Auf dieſem Stamme erhebt ſich eine längliche, etwa fußhohe Blattkrone, in welcher die ſehr dicken Blattbaſen den oberen Theil des Stammes auf eine Länge von 4— 5 Z. noch bedecken, ſo daß die Pflanze mit ihren beinahe aufrechten, etwas nach innen gebogenen Blättern einige Aehnlichkeit mit dem Habitus der Aloe mitræformis hat. Blätter 7—8 Z. lang, in der Baſis und bis auf ¼ ihrer ganzen Länge 2½ Zoll breit, in der Mitte, zwiſchen dieſen beiden Punkten, auf 2 Zoll verſchmälert, ſehr dick und fleiſchig, in der Baſis 1 ½ Zoll dick, in einen kurzen ſpatelförmigen Gipfel, mit einem ſtarken, kurzen, gerinnten, dunkel⸗kaſtanienbraunen Endſtachel auslaufend. Oberſeite in der Baſis und von derſelben aufwärts gewölbt und daſelbſt einen elliptiſchen Querſchnitt bildend, nach dem Gipfel zu flach ausgehöhlt. Blattfarbe ein grau-grün— liches Grün, glanzlos und auf beiden Blattſeiten ſehr glatt. Conſiſtenz dick, fleiſchig, etwas weich. Blattrichtung aufrecht abſtehend, von der Mitte an etwas nach innen gebogen, mit etwas nach außen zurückgebogener Spitze. Blattränder fleiſchig, gerade, nur ſehr wenig zwiſchen den grünlichen, dicht ſtehenden Zähnen ausgebuchtet. Zähne auf flacher, fleiſchiger, hellgrüner Baſis, dreieckig, kurz, mit aufwärts gerichteter, wenig gebogener Spitze, dunkel-kaſtanienbraun. Bei jüngeren Pflanzen ſtehen die älteren Blätter wagerecht ab und biegen ſich ſogar etwas nach unten. 214 Sowie ſich dann aber der Stamm bildet, fallen dieſe ab und die unterſten Blätter haben dann nur eine rein abſtehende Stellung. dla. Agave Regeliana. Nob. A. acaulis; foliis radicalibus pergameno-coreaceis lanceolatis in apicem longum, spina terminali valida semicanaliculata ob- scure-castanea munitum excurrentibus, supra plano-concaviusculis in superiori parte laminis revolutivis irregulariter perlato un- dulatis apice canaliculatis, subtus a basi crassa convexis mox attenuatis subconvexis, junioribus erecto-patulis senioribus paten- tissimo-subdeflexis, pruinoso-lste-viridibus opacis, margine con- tinuo minutissime dentato vel serrato; dentibus minutis subcon- fertis triangularibus cartilagineis diaphane albido-viridibus. Nob. Dieſe Pflanze ſtand auf der amſterdamer Ausſtellung in der Agaven— gruppe des Handelsgärtners, Herrn Glym von Utrecht, unter dem Namen A. attenuata, von welcher fie ſich auf den erſten Blick durch ihre wurzel: ſtändige Blattkrone, die faſt pergamentartige Blattconſiſtenz und durch die charakteriſtiſch ausgebildete Beſtachelung, ſowohl am Gipfel als an den Blatträndern, zur Genüge unterſcheidet. Unter allen uns bisher vorge— kommenen Agaven, ſteht ſie als entſchieden eigenthümliche Art da und haben wir ſie daher dem Director der kaiſerlichen Gärten zu St. Petersburg, Herrn Dr. Regel, zu Ehren benannt. Blätter wurzelſtändig, lanzettlich, in einen lang zugeſpitzten Gipfel, mit ziemlich ſtarkem, halbgerinnten, / 3. langen, dunkel-kaſtanienbraunen Endſtachel auslaufend; 18 Zoll lang, in der Baſis 2½, in der Mitte 2/ Zoll breit, dazwiſchen allmälig auf 1⅝ Zoll verſchmälert. Oberſeite ausgehöhlt, in der oberen dünneren Hälfte beinahe flach, mit etwas zurück— geſchlagenen, hier und da lang-wellenförmig gebogenen Rändern; Unterſeite in der unteren Hälfte ſtark gewölbt, nach oben zu, der zurückgebogenen Ränder wegen, flach ausgehöhlt. Blattrichtung der jüngeren Blätter aufrecht abſtehend, der älteren faſt wagerecht abſtehend, in der oberen Hälfte etwas nach unten geneigt. Conſiſtenz in der unteren Hälfte fleiſchig aber hart, in der oberen lederartig, aber der ſtarken Faſer wegen faſt pergamentartig. Farbe ein helles, weißliches, glanzloſes Grün und leicht bereift. Blatt: ränder fortlaufend, feingezahnt. Zähne klein, dreieckig, knorpelig, nicht ſehr gedrängt ſtehend, faſt durchſcheinend weiß, mit brandiger Spitze. Die hier beſchriebene Pflanze hatte beinahe 2½ Fuß Durchmeſſer, bei 1½ Fuß Höhe. Sie gehört mit zu den Anſehnlichſten ihrer Abtheilung und wird an Größe in derſelben nur von A. Jacquiniana und Four- croydes übertroffen. Die lebhaft weißlichgrüne Blattfarbe, mit dem ganz lichtbläulichen Reif, verleiht ihr ein ſchönes Anſehen. 52a. Agave Ixtlioides. G. Lem. Illustr. hortic. 1865. p. 65. A. acaulis; basi parum dilatata sicut constricta sordide glau- cescens; foliis sat numerosis patule recurvis ultra basin parum contractis anguste oblongo-lanceolatis subplanis immarginatis (long. C, 60m — poll. 23; diam. 0,07 = poll. 2%); aculeo terminali 215 distincto brunneo, (0,03m = poll. 1¼½ longo); aculeis distantibus (0,015—2—3) parvis deltoideis rectis vel sursum et deorsum versis rubescentibus. Ch. Lem. Wir haben hier die a. a. O. enthaltene Diagnoſe Lemaire's wortgetreu wiedergegeben, da wir die Pflanze ſelbſt nicht geſehen haben. An der er— wähnten Stelle ift fie noch als A. Fourcroydes Lem. aufgeführt, eine Be— nennung, welche Lemaire ſo freundlich geweſen iſt wegen der von uns gleich benannten, unter No. 52 im 4. Hefte dieſer Zeitſchrift, Jahrgang 1865, Seite 167 und 168, aufgeführten Pflanzen in den obenſtehenden Namen umzuwandeln. Die vorſtehende Diagnoſe enthält Manches, was auf unſere A. Fourcroydes hinweiſt, nur iſt das Verhältniß der Länge zur Breite in den Blättern ein weſentlich anderes und iſt der Endſtachel ein bedeutend längerer. Ferner erwähnt Lemaire, daß die Pflanze bedeutend blattreicher, als die ihr nahe verwandte A. IXtly ſei, ein Umſtand, der uns auch an der Identität unſerer Pflanze mit der Lemaire'ſchen zweifeln läßt, da unfere A. Fourcroydes ſehr wenig blattreich und jedenfalls noch blatt— ärmer als A. Ixtly iſt. Eine endgültige Entſcheidung über die Pflanze müſſen wir uns daher vorbehalten, bis wir ſie ſelbſt geſehen haben. Wir haben indeſſen geglaubt, ſie doch vorläufig in unſere Eintheilung hier mit aufnehmen zu müſſen. 53a. Agave excelsa. Nob. Hort. Lovan. A. caulescens polyphylla in coronam subglobosam dispo- sita; foliis pergameno-coreaceis lineari-ianceolatis basin versus sensim angustatis, in apicem perlongum, spina terminali brevi robusta conoidea nigricanti munitum excurrentibus, supra plano- concaviusculis apicem versus canaliculatis, subtus convexis, juni- oribus erecto-patulis senioribus supra basin mox deflexis cine- rascenti læte-viridibus, margine continuo angustissime albido dentato; dentibus repandis, corneis basi cartilaginea albida insi- dentibus, deltoideis apice spinescentibus plerumque sursum spec- tantibus aut interdum deorsum vel antrorsum brevi-uncinatis, nigricantibus. Nob. Auf der amſterdamer Ausſtellung haben wir dieſe ſchöne anſehnliche Pflanze in der Agavengruppe des Handelsgärtners, Herrn Glym von Utrecht, als A. virginica gefunden, mit der ſie indeſſen, wie aus vor— ſtehender Diagnoſe erſichtlich, auch nicht die allerentfernteſte Aehnlichkeit hat. In Kew trug fie den Namen der A. Jacquiniana, welcher fie allerdings Ihon bedeutend näher ſteht, von der fie ſich aber hinlänglich durch die kaum halb ſo breiten Blätter und ihren verhältnißmäßig hohen, kräftigen Stamm, wie den viel bedeutenderen Blattreichthum hinlänglich ſpecifiſch unterſcheidet. Zum dritten Male endlich fanden wir ſie im botaniſchen Garten zu Loewen, und zwar unter dem vorſtehenden Namen. Da ihr ganzer Habitus ſehr wohl zu dieſer Benennung paßt, ſo haben wir dieſen Namen beibehalten. Ein 7 — 8 Zoll hoher, 2 Zoll ſtarker, holziger Stamm trägt eine hohe, länglich kugelige, ſehr reiche Blattkrone. Blätter ſchmal, linienförmig, 216 lanzettlich, 21 Zoll lang, in der Baſis 2½ Zoll, in der Mitte 2½¼ Zoll breit, dazwiſchen auf 1'/, Z. verſchmälert und hier ſtark ſeitlich zuſammen⸗ gepreßt, in einen ſehr langgeſtreckten, geradlinigen Gipfel, mit einem ½ Z. langen, in feiner Baſis 1 ¼ Linie ſtarken, vollen ſchwärzlichen Endstachel auslaufend. Die breite Baſis des hornartigen Endſtachels ſetzt ſich ganz ſcharf von der fleiſchigen Blattſpitze ab und verläuft in keiner Weiſe in die Blattränder. Oberſeite von der Baſis aufwärts flach oder Anfangs in der Mitte etwas gewölbt, weiter oberhalb flach ausgehöhlt und gegen den Gipfel hin gerinnt; Unterſeite gewölbt. Farbe aſchfarbig hellgrün. Conſiſtenz vorherrſchend faſerig, von der Baſis bis zur Mitte etwas fleiſchig, von da an gegen den Gipfel hin hart dünnlederartig. Blatt: richtung der jüngeren Blätter aufrecht abſtehend, die mittleren von ihrer Mitte an herabhängend, die älteſten aber ſchon dicht über der Baſis herab— gebogen. Blattränder fortlaufend, gerade, ganz ſchmal, pergamentartig, weißlich gerandet und weitſtehend gezahnt. Zähne auf flacher, weißlich knorpeliger Baſis, deltaförmig, hornartig, ſchwärzlich, im Verhältniſſe zur Blattmaſſe von mittlerer Größe, mit meiſtentheils nach oben gerichteter, manchmal auch nach oben oder unten hakig gekrümmter, ſtechender Spitze. Die beſchriebene Pflanze der amſterdamer Ausſtellung hatte, von der Baſis des Stammes gerechnet, eine Höhe von 2½ Fuß und ihre Blatt— krone maß von den Spitzen der herabgebogenen, älteſten Blätter, bis zu den Spitzen der jüngſten 3%/, Fuß, bei gleichem Durchmeſſer. Es iſt auffallend, daß dieſe in ihrem ganzen Habitus ſo entſchieden hervortretende Pflanze, die auch in vollkommen ausgebildeten Exemplaren mehrfach in den Sammlungen vertreten iſt, bisher noch gar nicht als eigene Art erkannt worden iſt. Bei dem bereits vorgerückten Alter der von uns beobachteten Exemplare iſt es nicht unwahrſcheinlich, daß die eine oder die andere derſelben einmal bald zur Blüthe gelangt und bitten wir in ſolchem Falle den betreffenden Eigenthümer inſtändigſt, um gefällige Mittheilung von friſchen Blüthen, Blüthenäſten, Samenkapſeln und eine möglichſt ge: naue Beſchreibung des Blüthenſtandes. N 24a. Agave Brauniana. Nob. Hort. Kew. sub spec e St. Luis Potosi No. II. A. subcaulescens; foliis fibroso-coriaceis lineari-lanceolatis basin versus paulum angustatis in apicem sublongum, spina ter- minali tenui angustissime canaliculata brunnea munitum excur- rentibus, supra planis vel junioribus plano-concavis, subtus con- vexis, cinerascenti-viridibus opacis, junioribus erecto-patulis sub- adscendentibus interdum apice deflexis senioribus ubique paten- tissimis in superiori parte recurvatis, margine continuo recto dentatis; dentibus minutis subapproximatis basi deltoideis apice sursum curvatis, junioribus albido-viridibus apice læte-castaneis, senioribus castaneis vel brunneis. Nob. Wir fanden dieſe Pflanze im Garten zu Kew, wo ſie als Spec. e St. Luis Potosi No. II. cultivirt wurde. So ähnlich dieſelbe auch, nach der Diagnoſe zu urtheilen, unſerer A. elongata oder A. * 217 lurida Ait. erſcheinen mag, fie iſt dennoch durchaus charakteriſtiſch von Beiden verſchieden. Die ganze Tracht der Pflanze, mit ihren faſt aufrecht ſtehenden, mit— unter aufſteigenden jüngeren Blättern und dann faſt ohne Uebergang, die rund um die Achſe nach allen Richtungen hin horizontal ansgebreiteten, im oberen Theile herabgekrümmten älteren Blätter, unterſcheiden die Pflanze ſowohl hinlänglich von den Vorgenannten, als von der hierunter unter 54b. aufgeführten A. Desmettiana. Die Pflanze bildet einen kurzen, noch mit vertrockneten Blattreſten bedeckten, kräftigen Stamm und eine faſt halbkugelige Blätterkrone, in welcher indeſſen die Mittelblätter zwiſchen den horizontalen und den unter 45° abſtehenden fehlen. Blätter ſchmal, geſtreckt- lanzettlich, nach der Baſis zu wenig und ſehr allmälig verſchmälert, in einen lang geſtreckten Gipfel, mit dünnem, ſehr eng gerinnten, dunkelbraunen Endſtachel aus— laufend: Oberſeite bei den jüngeren Blättern flach ausgehöhlt, bei den älteren flach, gegen den Gipfel hin gerinnt, Unterſeite gewölbt. Blatt— richtung der jüngeren Blätter aufrecht abſtehend und etwas anſteigend, mit hie und da zurückgebogenem Gipfel der älteren Blätter nach allen Seiten hin horizontal abſtehend, mit herabgekrümmtem, mitunter faſt zurück— gerolltem Gipfel. Conſiſtenz faſerig, lederartig, von der Baſis bis zur Mitte etwas fleiſchig verdickt. Blattfarbe ein glanzloſes, aſchfarbenes Hellgrün. Blattränder gerade fortlaufend, gezahnt. Zähne etwas genähert, klein, mit deltaförmiger Baſis, und feiner, etwas nach oben ge— krümmter Spitze. Die jüngeren in der Baſis weißlichgrün, knorpelig, mit hell kaſtanienbrauner Spitze, die älteren kaſtanienbraun. 54b. Agave Desmettiana. Nob. A. acaulis; foliis fibroso - coriaceis subpergamenis elongato- lanceolatis basin versus paulum angustatis in apicem sublongum, spina terminali robusta semicanaliculata obscure castanea mu- nitum excurrentibus subconvolutis, supra ad basin planis demum subconcavis medio plano canaliculatis laminibus revolutivis apice canaliculatis subtus usque ad duo tertias convexis subcarinatis, demum plano-revolutivis patentibus, senioribus patentissimis un- dulato-reflexis, pallide glaucis opacis, margine continuo recti dentatis; dentibus perminutis subrepandis, planis cuspidatis sursum spectantibus, junioribus diaphane-albidis senioribus cinereis. Nob. Die beſchriebene Pflanze fanden wir bei dem Handelsgärtner Herrn A. Verſchaffelt zu Gent und haben ſie dem dortigen Handelsgärtner, Herrn de Smett zu Ehren, der ſich um die Agavenkunde durch mehrfache ish und ſorgfältige Cultur dieſer Pflanzenfamilie verdient macht, enannt. Pflanze ſtammlos. Blätter nicht vorherrſchend zahlreich, ver— längert, lanzettlich, nach der Baſis zu wenig und ſehr allmälig ver— ſchmälert, in einen ziemlich geſtreckten, lanzettlichen Gipfel, mit einem ſtarken, halbgerinnten, dunkel⸗kaſtanienbraunen, fein zugeſpitzten Endſtachel zuſammengerollt, 20 Zoll lang, in der Baſis 3 ½ Zoll breit, gleich über 218 derfelben bis auf 1½ Zoll zuſammengezogen und dann allmälig gegen die Mitte hin wieder bis auf 2¼ä Zoll verbreitert. Oberſeite an der Baſis flach, dann flach ausgehöhlt und in der Mitte flach, mit flacher Mittelrinne und zurückgebogenen Rändern, gegen den Gipfel hin gerinnt. Unterſeite an der Baſis ſtark gewölbt, mit einer bis gegen den Gipfel hin durchgehenden, flach rundlichen Mittelrippe, flacher Wölbung und zu— rückgebogenen Rändern. Blattrichtung abſtehend und in den mittleren Blättern etwas nach innen gekrümmt, die älteſten horizontal ausgebreitet und wellenförmig etwas nach unten zurückgebogen. Conſiſtenz faſerig, lederartig, im oberen Blatttheile faſt pergamentartig, in der Baſis und über dieſelbe hinaus fleiſchig verdickt, von der Mitte nach oben zu hart per— gamentartig. Blattfarbe blaß-graugrün, glanzlos. Blattränder gerade fortlaufend, gezahnt. Zähne ſehr klein, etwas entfernt ſtehend, flach, fein— ſpitzig, nach oben gerichtet, die jüngeren durchſcheinend weiß, die älteren aſchgrau. 6la. Agave Kewensis. Nob. In Hort. Kew. sub. spec. No. VI. A. subcaulescens gigantea; foliis ad basin crassis carnosis in superiori parte fibroso-coriaceis oblongis basin versus angustatis in apicem lanceolatum, spina terminali tenui nigricanti munitum excurrentibus supra, ad basin convexiusculis mox profunde con- cavis et in suprema parte corrugato-pluri-canaliculatis, subtus sub- angulato-convexis apicem versus corrugato pluri-carinatis, juniori- bus patentibus apice mox dependentibus, senioribus patentissimis paulum deflexis, late flavo-viridibus subopacis, margine recto minu- tissime per repando denticulatis; dentibus minutis plano-triangula- ribus obtusiusculis nigricantibus regulariter perrepando positis. Nob. Dieſe im Garten zu Kew vorhandene Pflanze muß ihren Abmeſſungen und ihrem ganzen Habitus zufolge bereits eine ſehr alte ſein. Sie gehört unbedingt zu den größten ihrer Gattung und zeichnet ſich eben ſo ſehr durch ihre gigantiſche Größe als durch den dürftigen Charakter ihrer Be— waffnung aus. Sie hat im Habitus einige Aehnlichkeit mit A. sobolifera Sim., unterſcheidet ſich aber weſentlich von dieſer durch ihre noch bedeutendere Abmeſſungen, durch die viel feſtere, bedeutend faſerigere Textur und die tiefe Aushöhlung der Blätter, wie den dürftigeren und überhaupt ſehr ver— ſchiedenen Charakter der Beſtachelung. Ueber ihre Abſtammung haben wir leider Nichts erfahren können. Die Pflanze bildet einen kurzen aber ſehr kräftigen, 6— 7 Zoll ſtarken Stamm, der mit den Reſten der vertrockneten Blätter bedeckt iſt. Die Blattkrone hat eine gedrückt halbkugelförmige Geſtalt und mißt bei 4½ F. Höhe 7—8 F. im Durchmeſſer. Blätter länglich, nach der Baſis zu ver— ſchmälert, in einen lanzettlichen Gipfel, mit einem verhältnißmäßig dünnen, 6—9 Linien langen, eng gerinnten, ſchwarzbraunen Endſtachel auslaufend, 4 Fuß und mehr lang, in der Baſis 5 Zoll, in der Mitte 8 Zoll und kurz über der Baſis 4 Zoll breit, dann aber ſofort in kurzer Biegung wieder verbreitert. Oberſeite in und kurz über der Baſis flach oder flach gewölbt und hier halbſtielrund, aber bald tief und in der oberen Hälfte ſchmal-löffelartig ausgehöhlt; Unterſeite ſehr erhaben gewölbt und der 219 e ZA löffelartigen Höhlung der Oberſeite entſprechend der Länge nach flach— bauchig hervortretend. Conſiſtenz faſerig, hart-lederartig, an der Baſis dickfleiſchig, 2 Zoll ſtark, aber verdünnt, beſonders nach den bald ſtark aufgebogenen, ziemlich ſcharfen Blatträndern zu. Die Blattmitte be— hält aber eine etwas dickere, fleiſchigere Textur. Blattrichtung der jüngeren Blätter abſtehend. Bei zunehmender ſeitlicher Senkung der Baſis und des unteren Blatttheiles verliert der obere Blatttheil mitunter die Kraft, ſich aufrecht zu erhalten und hängt dann bogenförmig herab. Später, bei zunehmender Kräftigung des Faſergebildes, heben ſich die Blatt— gipfel aber wieder, ſo daß die älteren, horizontal abſtehenden Blätter auch mit ihren Spitzen wieder dieſe Richtung annehmen und mit ihrer Achſe ſich nur etwas unter die Wagerechte ſenken. Blattfarbe ein lebhaft helles, faſt glanzloſes, gelbliches Grün. Blattränder fortlaufend, gerade, dünn, ſcharf, ſenkrecht aufgebogen, weitſtehend gezahnt. Zähne weit— ſtehend, in regelmäßigen Abſtänden, ſehr klein, flach-dreieckig, mit niedriger, ſtumpflicher Spitze, hornartig ſchwärzlich. Die Beſtachelung der Pflanze iſt ſo unanſehnlich, daß man dieſelbe in der Entfernung gar nicht wahrnimmt und erſt näher herantreten muß, um ſie zu bemerken. Als die anſehnlichſte der in Kew vorhandenen noch unbeſtimmten Pflanzen, deren Abſtammung aber unbekannt, haben wir ſie dem dortigen Garten zu Ehren benannt 6lb. Agave Geppertiana. Nob. A. caulescens; foliis pergameno-coriaceis lato-lanceolatis basin versus angustatis, apice in spinam terminalem brevissimam conicam castaneam excurrentibus convolutis, supra plano-concavis subtus medio lato-carinato-convexis, laminibus planis utrinque apicem versus pluri-canalulatis respective carinatis, junioribus patentibus senioribus- patentissimis, intense late-viridibus junio- ribus pruinosis demum nitentibus, margine continuo recto den- tatis; dentibus confertis minutis deltoideis apice sursum curvatis perobscure castaneis vel nigricantibus. Mob. Die hier beſchriebene Pflanze haben wir in dem botanischen Garten zu Breslau und in der Saunders'ſchen Sammlung gefunden. Sie iſt eine der ſchönſten ihrer Art, die ſich eben ſo ſehr durch die gefälligen Ver— hältniſſe ihrer Blattform und deren ſchöne, glänzend hellgrüne Farbe, welche durch den ſchönen, bläulichen Reif der jüngeren Blätter noch einen beſonderen Reiz erhält, als auch durch den Contraſt auszeichnet, zwiſchen dieſer zarten Blattfarbe und der faſt ſchwarzen Beſtachelung. Die Pflanze des breslauer Gartens ſtammt aus der Sammlung eines in der Nähe dieſer Stadt anſäſſigen Baron von Richthofen. Woher dieſer dieſelbe erhalten hat, iſt nicht zu ermitteln geweſen. Stamm 6 Zoll hoch, 1½ Zoll ſtark. Blattkrone gedrückt, flach— halbkugelig, Blätter breitlanzettlich, 2 Fuß lang und länger, in der Baſis 3 ½, in der Mitte 5 Zoll breit, dicht über der Baſis auf 2½ Zoll verſchmälert, in einen regelrecht lanzettlichen Gipfel, mit ganz kurzen, 2 L. langen, aber verhältnißmäßig ſtarken, coniſchen, dunkel- kaſtanienbraunen Endſtachel zuſammengerollt. Oberſeite dicht über der Baſis, faſt flach in 220 der Mitte etwas gewölbt, dann flach ausgehöhlt, Unterſeite an der / 3. dicken Baſis rundlich, breitkielartig ſtark gewölbt. Dieſe kielartige, breite Mittelrippe ſetzt ſich, nach oben zu abnehmend, bis anf ¼ der Blattlänge fort, während die beiden Blattſeiten nur ganz flach gewölbt, faſt flach ab— ſtehen. Im oberſten Drittel der Blattlänge iſt das Blatt mit meheren gleichlaufenden Längenrippen durchzogen, die ſich auf der Oberſeite als ent— ſprechende flache Rinnen kennzeichnen. Blattrichtung der jüngeren Blätter abſtehend, der älteren faſt wagerecht ausgebreitet oder etwas herab— gebogen. Conſiſtenz faferigedünn-lederartig, faſt pergamentartig, hart, im unteren Blatttheile, namentlich in der Mittelrippe der Unterſeite fleiſchig verdickt. Farbe ein lebhaftes, helles Saftgrün, in den jüngeren Blättern mit einem leichten, himmelblauen Reif angehaucht. Blattränder gerade fortlaufend, gezahnt. Zähne klein, gedrängt ſtehend, deltaförmig, mit aufwärts gebogener, ſtumpflicher Spitze, ſchwärzlich-kaſtanienbraun.“) Wir habeu dieſe ſchöne Pflanze dem um die Botanik ſo ſehr ver— dienten Director des botaniſchen Gartens zu Breslau, Herrn Geheimrath Goeppert, zu Ehren benannt. 61e. Agave Haseloſfii. Nob. A. subcaulescens; foliis fibroso-carnosis lanceolatis apice in spinam terminalem tenuem angusto-semicanaliculatam brunneam excurrentibus, supra ad basin plano convexis demum valde con- cavis, subtus perconvexis laminibus interdum lato-undulatis, viri- dibus subnitentibus patentibus, junioribus subincurvatis, margine serrato-dentatis, dentibus confertis parvulis triangularibus apice sursum vel deorsum spectantibus brunneis. Nob Die Pflanze bildet einen kurzen, mit den Reſten abgeſtorbener Blätter bedeckten Stamm. Blätter lanzettlich, nach der Baſis zu etwas ver— ſchmälert, am Gipfel mit einem dünnen, kurzen, zur Hälfte eng gerinnten, dunkelbraunen Endſtachel verſehen. Oberſeite dicht über der Baſis flach gewölbt, aber bald tief ausgehöhlt, mit in langen Wellenlinien gebogenen, aufwärts gerichteten Blattſeiten; Unterſeite halbkreisförmig gewölbt. Nach dem Gipfel zu treten auf beiden Blattſeiten mehere gleichlaufende, flache Längenrippen hervor, die ſich auf der entgegengeſetzten Blattſeite als ent— ſprechende flache Rillen markiren. Conſiſtenz faſerig-fleiſchig, hart, an der Baſis dick, nach oben zu verdünnt. Blattrichtung abſtehend, die jüngeren Blätter etwas einwärts gebogen. Farbe ſchön lebhaft grün, etwas glänzend. Blattränder aufgebogen, ſcharf, lang, wellig gebogen, fein, ſägezähnig gezahnt. Zähne gedrängt ſtehend, dreieckig, mit theils auf⸗ theils abwärts gebogener Spitze, dunkelbraun. Blüthenſtand einfach, ährenförmig, mit kopfförmigen, zweiblumigen Aſtanſätzen. Schaft aufrecht, in ſeinem unteren Theile wenig ſeitwärts gebogen, 5 Fuß hoch, an der Baſis 1 ¼ Zoll ſtark, nach oben allmälig verjüngt, im Beginn der Aehre ſchwach gefurcht und innerhalb derſelben durch in den Schaft ) Die Pflanze hat Ende März d. J. begonnen einen Blüthenſchaft zu entwickeln, und werden wir daher ſpäter eine Beſchreibung der Inflorescenz derſelben folgen laſſen. 221 herablaufende Baſen der Aſtanſätze vielfach unregelmäßig gekielt, reſp. ge— rinnt. Textur des Schaftes locker, ſo daß das Zellengewebe im Innern deſſelben das Gefäß- und Faſerſyſtem überwiegt. Schaft in von links nach rechts gewundener Spirale, ziemlich dicht mit Bracteen beſetzt. Die Stellung derſelben bildet anſcheinend eine einfache, dreigliederige Spirale, bei ſorgfältiger Unterſuchung ſteht jedoch nicht das vierte Blatt genau über dem erſten, wie dies bei obiger Annahme der Fall ſein müßte, ſondern erſt das zweiundzwanzigſte, fo daß die Divergenz in Wahrheit 9/1 iſt. Von unten nach oben verkürzt ſich die Windung der Spirale allmälig und geht in der Rispe in eine doppelreihige, ſechsgliederige über, ſo daß dort die ſiebente über der erſten ſteht. Bracteen faſerig, häutig, auf breiter Baſis, in einen geradlinigen, lanzettlichen Gipfel zugeſpitzt. Die unterſten find in der Baſis 1¼ Zoll breit, 4 Zoll lang und am Gipfel mit einem 1½ Linie langen, gerinnten, hornartigen Endſtachel verſehen, aufrecht ab— ſtehend, anfangs grün und in der Mitte noch etwas fleiſchig, aber mit ganz dünnhäutigen nach innen gebogenen Rändern. Weiter oberhalb ſind fie allmälig verkürzt, ſo daß fie in der Rispe nur noch 1½ 3. lang find. In weit bedeutendem Maaße verſchmälert ſich die Baſis, deren Breite in der Rispe nur noch 3 Linien beträgt. Blüthenähre 21 Z. lang, alſo 7 der ganzen Schaftlänge einnehmend, keulenförmig. Blumen gepaart, ſtiellos, auf den zweiſeitigen kopfförmigen Aſtanſätzen, an der Baſis ge— gliedert. Blüthendecke trichterförmig, hellgrün glatt, dreikantig, mit erhabenen Rispen auf den Seitenflächen, am Gipfel des Fruchtknotens etwas zuſammengeſchnürt, 1¼ Zoll lang, 2 Linien im Durchmeſſer. Blüthenſaum 6,;zipfelig, bis zum Schlunde getheilt. Zipfel länglich, mit ſtumpf zugeſpitztem Gipfel, gleich lang, 7 Linien lang, 2 Linien breit, 3 äußere und 3 innere, mit rückwärts gebogener Spitze, fleiſchig. Aeußere außerhalb mit etwas hervortretender Mittelrippe, in der unteren Hälfte hell— grün, in der oberen bräunlichviolet, innerhalb flach, mit aufgebogenen Rändern, nach dem Gipfel zu ebenfalls bräunlichviolet, aber blaſſer als außerhalb, in einen fleiſchig verdickten, innerhalb mit weißem Flaume ver— ſehenen Gipfel endigend. Innere wenig breiter als die äußeren, außer— halb mit einer dickfleiſchigen, an der Baſis linienbreiten, flachen, nach dem Gipfel hin ſich verjüngenden, an den Seiten ſenkrecht abgeſchnittenen Mittelrippe verſehen, an welche ſich die dünneren, faſt häutigen, nac innen flach gebogenen Blattſeiten anſetzen. Mittelrippe hellgrün, nur gegen den Gipfel hin bräunlichviolet, äußere Blattränder ebenfalls bräunlichviolet; iunerhalb in der Mitte flach gefurcht und gegen die Blattſpitzen hin um— gekehrt dreieckig, ſowie auf den Rändern des Gipfels mit weißem Flaume beſetzt. Staubgefäße aufrecht, etwas abſtehend, gleich lang, vor dem Erblühen eingeſchlagen, ſpäter den Kelch etwas überragend. Staubfäden faſt 2½ Zoll lang, pfriemlich, helllila, dem Schlunde eingefügt und dem unteren nicht zurückgebogenen Theile der Zipfel anliegend. Staubbeutel linienförmig, Anfangs violetbraun, ſpäter gelblichgrün, in der Mitte rück— ſeits angeheftet. Fruchtknoten prismatiſch-dreikantig, mit etwas ab— gerundeten Ecken, nach dem Gipfel und der Baſis wenig verſchmälert, 10 Linien lang. Griffel kräftig, ſtielrund, nach oben zu wenig verjüngt, 222 2°/, Zoll lang, helllila, mit dreikantigem Kopfe. Narbe dreilappig. Kapſel holzig, mit fleiſchiger, häutiger Schaalle, dreikantig, mit abge— rundeten, in ihrer Mitte flach gefurchten, 5 — 6;nervig durchzogenen Seitenflächen, nach dem Gipfel und der Baſis zu faſt halbkugelig ab— gerundet verjüngt, dreifächerig, mit 2 Reihen platter Samen. Samen halbkreisrund platt, mit ſcharf erhabenem Rande, glanzlos, ſchwarz. Wenn man die Diagnoſe dieſer Pflanze mit jener der A. Bouchei vergleicht, ſo wird man kaum einen Unterſchied zwiſchen beiden entdecken, es ſei denn der ſchmale röthliche, pergamentartige Blattrand der letzteren und die knorpeligen Baſen bei deren Randſtacheln. Auch im äußeren An— ſehen haben beide Pflanzen für ein weniger geübtes Auge jo viel Aehnlichkeit, daß man leicht verleitet werden kann, ſie zu verwechſeln, wenn ſie nicht neben einander ſtehen. Dem geübten Kenner würden indeſſen doch auch in der bloßen Pflanze, ohne Hinzuziehung des Blüthenſtandes, die charak— teriſtiſchen Unterſchiede zwiſchen Beiden ſofort auffallen. Der Stamm iſt bei A. Bouchei ein viel höherer und mehr charakteriſtiſch ausgebildeter. Die Blätter ſind länger, geſtreckter, weniger tief ausgehöhlt, die wellen— förmigen Biegungen der Blattränder ſind kürzer und mehr ausſchließlich gegen die Blattbaſe hin vorhanden. Außerdem haben ſie den pergament— artigen, röthlich gefärbten Rand und knorpelige Stachelbaſen. Viel deutlicher aber als durch dieſe Unterſchiede, tritt die ſpecifiſche Verſchiedenheit in der Form des Blüthenſtandes und in den Samen hervor. Bei A. Bouchei iſt der Schaft ein gerader, aufſteigender, mit einer langgeſtreckten, verhältnißmäßig ſchmalen Blüthenähre, deren geringerer Staubgefäße erklärt. Bei A. Haseloffii it der Schaft in einer kaum merklich aufſteigenden Form ſeitlich übergebogen. Die Blüthenähre bedeckt das oberſte Dritttheil der ganzen Schaftlänge in regelrechter Keulenform bis zur äußerſten Schaftſpitze. Die Blumen ſowohl als die Staubgefäße find um ¼ länger. In der Structur der Blumen tritt als charakteriſtiſcher Unterſchied, außer der Farbe, noch die ſehr breite, zu beiden Seiten ſenk— recht abgeſetzte Mittelrippe der inneren Kelchzipfel hervor. Endlich ſind die Samen bei A. Bouchei glänzend ſchwarz und von viel höckerigerer Oberfläche. - | Wie uns der Gärtner des Herrn Haſeloff verſicherte, hat Herr Profeſſor K. Koch in der blühenden Pflanze die A. densiflora Hook. zu erkennen geglaubt. Sie hat in dem Blüthenſtande allerdings mit der— ſelben einige Aehnlichkeit, unterſcheidet ſich von derſelben aber hinlänglich durch Form, Conſiſtenz und Farbe der Blätter, ſowie namentlich durch die ſtärkere, ſchwärzliche, hakig gekrümmte Randbeſtachelung. Auch iſt A. densiflora völlig ſtammlos und mehr breit als hoch. In den belgiſchen Gärten kommen vielfach jüngere Pflanzen unter dem Namen der Letzteren vor, die indeſſen entſchieden unrichtig benannt ſind und von denen wir vermuthen, daß es junge Pflanzen der A. Haseloflü find. (Fortſetzung folgt.) Br 223 Garten⸗Nachrichten. Ueber den botaniſchen Garten zu Breslau im Jahre 1865. Vom Geh. Mediz.⸗Rath Profeſſor Dr. Göppert. Dem botaniſchen Garten zu Breslau ſind im Jahre 1865 viele werth— volle Geſchenke verſchiedener Art zugekommen, die wir einer Anzahl gütiger Geber verdanken und bitten wir um Fortdauer dieſer gütigen Berückſichtigung, die wir wohl als einen Beweis der Theilnahme unſerer Beſtrebungen an— ſehen dürfen, dem zunächſt zu academiſchen Unterrichtszwecken beſtimmten Garten auch den Charakter eines zur Verbreitung wiſſenſchaftlicher Er— kenntniß dienenden Inſtituts zu verleihen. Zur Vermehrung des Pflanzenvorrathes trägt nun auch der Samen— oder Pflanzen-Tauſch-Verkehr bei, welchen die botaniſchen Gärten Europa's, mit Ausnahme England's, unterhalten, der auch hierbei, unterſtützt durch den Inſpector des botaniſchen Gartens, Herrn Nees von Eſenbeck, ſorgſam unterhalten wird. Zu den 70 bereits gegenſeitig verbundenen trat in der letzten Zeit noch Calcutta; dann Melbourne und Adelaide in Auſtralien, wo ebenfalls ein Deutſcher, wie in Melbourne, der letzte der berühmten Brüder Schomburgk, ſo eben zum Director des dortigen botaniſchen Gartens ernannt worden iſt. Unſere Anlagen haben wieder mannigfache Erweiterungen erfahren: 1) Die der Aufſtellungen von Früchten, arzeneilichen und techniſchen Producten neben den Mutterpflanzen in den Gewächshäuſern und vom April bis October im Freien: Stämme von Kanthorrhöen, Fruchtrispen von Cocos nucifera, Caryota und Arenga in jüngerem Zuſtande, reife Früchte von Borassus flabelliformis, Pandaneen (Pandanus furcatus); Zapfen der Sequoia gigantea, Pinus Lambertiana, ſämmtlicher Gruppen der Proteaceen, Cycadeen, Zapfen von Stangeria, Ceratozamia, Dioon, Cycas cireinnalis, Sapindaceen, eine ziemlich vollſtändige Sammlung mediziniſch und techniſch wichtiger Hölzer des Handels aus der Familie der Cordiaceen, Verbenaceen, Terebinthaceen, Papilionaceen, Cäſalpinien und Mimoſeen, zum Theile Geſchenke unſeres ſo hoffnungsvollen, hoch— geſchätzten jüngeren Freundes und Schülers Dr. Kabſch, der jüngſt in der Schweiz bei wiſſenſchaftlichen Forſchungen durch jähen Sturz fein Leben verlor. 2) Die phyſiologiſche durch zahlreiche, die Wachsthumsverhältniſſe der Bäume erläuternde Exemplare aus Schleſien, dem Böhmerwalde ꝛc. (wie vor allen ſchon anderweitig beſchriebenen Buchenſtamm mit Inſchrift und Jahreszahl im Innern und den ſeinem wiklichen Alter entſprechenden äußeren Holzlagen von Herrn Apotheker Kruppa). 3) Die paläontologiſche, eine neue Zierde durch einen ſchönen, 16 Centner ſchweren verſteinten Stamm unſerer Araucarites Schrolli- anus, mit tief in die Maſſe eingedrungenen Rollſteinchen, aus dem ſo— genannten verſteinten Walde von Radowenz in Böhmen, Geſchenk des Herrn Kaufmann Hartmann in Cudowa. 4) Die alpine Partie. Zu den Gruppirungen der Alpenpflanzen nach den Höhenverhältniſſen von den Bergalpinen, ſubnivalen und nivalen 224 Region bis zum Verſchwinden der Vegetation und der des hohen Nordens in beiden Hemiſphären, kam noch hinzu eine Anlage dieſer zierlichen Ge— wächſe nach natürlichen Familien, mit theilweiſer Berückſichtigung der geo— gnoſtiſchen Unterlage, damit in Verbindung eine Aufſtellung von Coniferen, in Beziehung auf ihre geographiſche Verbreitung, welches Moment be— kanntlich allen unſeren Aufſtellungen zu Grunde liegt, da ich es bei der hohen Bedeutung geographiſcher Studien für alle unſere Verhältniſſe und der immer größeren Ausdehnung des Weltverkehres auch für eine Auf— gabe der botaniſchen Gärten halte, nach dieſer Hinſicht hin die Kenntniß der Pflanzenwelt zu fördern. Meine Herren Collegen Prof. Dr. Schenk in Würzburg und Kerner in Innsbruck haben bereits ähnliche Ein— richtungen getroffen, die ſich überall leicht ausführen laſſen. 5) Eine größere Ericineen-Partie oder Anlage zu Haide- und Moor— Pflanzen von europäiſchen, nordamerikaniſchen und chineſiſch-japaniſchen Arten. Zu den hier noch nicht vorhandenen Pflanzenfamilien erlangten wir Repräſentanten der Taccaceen, Xyrideen, Burſeraceen, Lardizabaleen, Sau— vageſiaceen, Erythroxileen, doch fehlen an den bis jetzt bekannten 280 bis 290 Familien immer noch an 30, welche freilich mit etwaiger Ausnahme von 10 bis 15, allen anderen botaniſchen Gärten ebenfalls noch abgehen. Viele ſyſtematiſche, in phyſiologiſcher, mediziniſcher oder auch techniſcher Hinſicht intereſſante Pflanzen kamen hinzu, von denen wir nur einige als Inhalt unſerer Gewächshäuſer anführen wollen. Zahlreiche ſeltenere Or— chideen, wie Cattleya Skinneri, Vanda tricolor, Lælia purpurata, Chysis Limminghii, Aerides quinquevulnerum Lindl. u. m. a., Dra- cena elegans und Aubriana Ad. Brongniart, Jonidium Pancherii Ad. Brongniart, die durch ihre ſchlauchförmigen Bracteen ſo intereſſante Noronta gujanensis, die prächtigen Muſaceen: Musa Ensete Bruce, das größte krautartige Vegetabil aus Abyſſinien, Strelitzia Nicolai Regel, Strelitzia juncifolia, Urania amazonica, der Graslilieubaum Xan— thorrhœa arborea aus Neuholland, Mutterpflanze der Resina lutea Novi Belgii, die äußerſt ſeltene Siphonia elastica, die Koutſchuk⸗ Pflanze Guiana's, Braſilien's, Castilloa elastica, die von Mexico, Pau- linia sorbilis, die Stammpflanze des in neuerer Zeit oft angewendeten Guaranins, die Copaivabalſampflanze, Quassia Simaruba und Nelken⸗ baum; Anacardium occidentale, deſſen Früchte das vielgebrauchte Cardol liefern; Erythroxylon Coca, die wohl über die Gebühr gerühmte Coca— Pflanze; Myroxylon Pereira, peruaniſche Balſampflanze aus Salvador, die nach Donat und Hanbury allein den Perubalſam liefert, wie endlich feſtgeſtellt zu ſein ſcheint; mehere Cinchonen, deren wir jetzt 10 Arten cultiviren, noch 3 Cycadeen, deren Artenzahl nun 25, faſt die Hälfte der bekaunten, beträgt, den jo giftigen dornigen Mancinellabaum (Hippomane spinosa L.), an 20 Palmenarten (im Ganzen jetzt 110 Arten), unter denen die leider nur zu langſam wachſende Palmyra Palme Oſtindien's (Borassus flabelliformis), die Catechupalme, kletternde Calamus - Arten, deren Frucht das Drachenblut, die Stengel das viel verwendete Stuhlrohr, fälſchlich Bambusrohr genannt, liefern, Raphia Ruffia Mart., die 2²⁵ Sagopalme von Madagasgar, Plectocomia elongata Mart., die luft⸗ wurzelreiche Iriartea exorrhiza, Maximiliana regia, Entdeckungen von Martius, des mit Recht hochgefeierten Monographen dieſer Familie. Wie es uns einſt gelang, in Folge der von uns begründeten Obſt— und Gartenbau-Section, die Cultur von Dracänen, Coniferen und Farnen hierſelbſt zu verbreiten, ſo wollen wir bei dieſer Gelegenheit auch die Pflege der hier als Zimmerpflanzen noch wenig gekannten Palmen empfehlen, wozu ſie ſich ebenſo gut wie jene eignen und auch an Schönheit weit übertreffen. Chamädoreen⸗, Rhapis-, Latanien-, Phönix, Chamärops-Arten verdienen in dieſer Hinſicht vor anderen genannt zu werden. Um das Intereſſe, welches ſich an viele dieſer, wie für das Leben der tropiſchen Völker ſo be— deutungsvollen Gewächſe knüpft, noch zu erhöhen, verweiſen wir auf die intereſſante Schrift unſeres berühmten Reiſenden und Botanikers Berthold Seemann über die Palmen, dem ſoeben das ehrenvolle Amt der Sorge für die im Mai in London zu eröffnende internationale botaniſch-gärtneriſche Ausſtellung anvertraut ward. (Vergleiche Perſonal-Notizen im vorigen Hefte. Die Red.) Beim Eintritte der froſtfreien Jahreszeit wird auch der Beſuch unſerer größeren Gewächshäuſer, einſchließlich des Palmenhauſes, eröffnet werden, worüber ich mir noch nähere Mittheilungen mit Hinweiſungen auf ihren Inhalte vorbehalte. r ————— Die RNoſen- und Fuchſien⸗Cultur des Herrn Fried. Harms in Eimsbüttel bei Hamburg. Seit etwa fünf Jahren widmet Herr Friedrich Harms ſeine ganze Thätigkeit faſt nur der Anzucht von Roſen und Fuchſien, und dies mit dem größten Erfolge. Seine Erzeugniſſe, namentlich ſeine Roſenſortimente, wurden bisher auf allen Ausſtellungen, wo ſolche ausgeſtellt geweſen, mit den erſten Preiſen prämiirt; ſo z. B. auf der mit der großen internationalen landwirthſchaftlichen Ausſtellung verbundenen Blumenausſtellung zu Ham— burg (1863), auf der Herbſtausſtellung der vereinigten Gärtner Hamburg's und Altona's (1864), auf der Blumenausſtellung des Garten- und Blumen— bau⸗Vereines für Hamburg-Altona (1865). Auf der allgemeinen Ausſtellung in Erfurt im September 1865, mit dem erſten Preiſe für neue und neueſte Roſen, was, da faſt aus allen Gegenden Deutſchland's Roſen zur Concurrenz geliefert waren, gewiß als ein Beweis von der Vorzüglichkeit des Gelieferten dient. Wenn Herr Harms in ſeinem Verzeichniſſe aus allen Claſſen nur gegen 400 Roſenſorten aufführt, ſo können wir dies Anderen nur als nachahmungswerth empfehlen; den Roſenliebhabern, wie den Nichtkennern von Roſen, wird dadurch die Auswahl bedeutend erleichtert, und da Herr Harms ſtets bemüht iſt, eine Sammlung von nur anerkannt ſchönen und guten Roſen zu halten und alle mittelmäßigen Sorten alljährlich aus— rangirt, je kann ein Jeder, der Roſen von demfelben bezieht, verſichert fein, nur gute, empfehlenswerthe Sorten zu erhalten. Die größte Sorgfalt verwendet Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXII. 15 226 Herr Harms auf die Auswahl und Cultur der Wildſtämme, wovon be- kanntlich das gute Gedeihen einer hochſtämmigen Roſe abhängt, er wählt nur Stämme erſter Qualität, mit wenigen oder gar keinen dicken Wurzeln, ſo daß die meiſten Stämme in mäßige Töpfe gepflanzt werden können und der Umſtand, daß die Roſen bei Herrn Harms alljährlich umgepflanzt und in ſandigem, tiefrigolten Lehmboden, welcher die Faſerwurzelbildung be— fördert, cultivirt werden, machen ein Zurückgehen im Wachsthume beim Berpflanzen der Stämme faſt unmöglich. Außer einem enormen Vorrathe von hochſtämmigen Roſen, beſitzt Herr Harms auch einen Vorrath von vielen Tauſenden wurzelechter Roſen, namentlich derjenigen Sorten, die ſich zur Bepflanzung ganzer Gruppen eignen. In dem Hauptverzeichniſſe für 1866, das auf Verlangen gegen Ein— ſendung von 8 / oder 6 Sgr. Jedem franco zugefandt wird, giebt Herr Harms einige ſehr beachtenswerthe Bemerkungen über die Roſencultur, namentlich über die Roſencultur im freien Lande, als über Lage, Boden, Bodenbearbeitung und Düngung, Pflanzung, Schnitt und Schutz gegen Froſt, ferner über die Cultur der Roſen in Töpfen, Bemerkungen, die für den Laien von großem Nutzen ſein dürften. Um Roſenfreunden und namentlich Nichtkennern bei einer Auswahl von Roſen behülflich zu ſein, hat Herr Harms in ſeinem Verzeichniſſe aus ſeiner Sammlung eine Claſſification der Roſen nach ihren charakte— riſtiſchen Eigenſchaften gegeben, was angehenden Roſenliebhabern ganz beſonders angenehm ſein dürfte. So z. B. ſind zuſammengeſtellt: 1) Die beſten hellen, weißen oder faſt weißen Roſen. 2) Die ſchönſten roſa- oder carminfarbigen. 3) Die ſchönſten gelben Roſen. 4) Die dunkelſten Roſen. 5) Roſen von eigenthümlicher, wenn auch zum Theile nicht ſchöner Färbung. 6) Effectroſen. 7) Roſen mit kleinen, zum Theile ſehr niedlichen Blumen. ) Roſen mit großen oder ſehr großen Blumen. ) Roſen, die ſehr gut remontiren, d. h. ſolche, die im Herbſte noch viele und größtentheils vollkommene Blumen hervorbringen. 10) Roſen zur Bildung ganzer Gruppen (ſogenannter Teppichbeete), aus einer Sorte. 11) Roſen, die ſich zu Pyramiden- oder Säulen-Roſen, oder als ſtarkwüchſige Sorten zur Anpflanzung von Bosquets eignen, da ſie ſchnell ſtarke Büſche bilden. 12) Roſen, die den Stengel und die Blume aufrecht tragen und ſich deshalb nicht für hohe Stämme eignen, da die Blumen nur von oben geſehen, zu beurtheilen ſind, und 13) Roſen, die ſich zum Treiben eignen. Als die vorzüglichſten unter den neueſten Roſen für 1866 werden empfohlen; Rosa Thea Mad. Relornaz (Guil pere). — R. bour- bonica Mlle. Jenny Gay (Guil. fils). —R. hybr. remontantes: 227 Alfred Colomb (Lacharm.); Camille Benardin (Gautr.); Charles Bouillard (Eug. Verd.); Chevalier Nigra (Ch. Verd.); Comte Alph. de Serenye (Touv.); Dana& (Touv.); Empereur de Mexique (J. Verschaft.); Fischer Holmes (Eug. Verd.); Gloire de Ducher (Duch.); Gustave Persin (Font. pere); Mme. Emile Boyau (Boy.); Mme. Fillion (Gonod); Mme. Hoste (Gonod); Mlle. Berthe Le- veque (Cechet); Mlle. Marguerite Dombrain Fug. Verd.); Mlle. Marie Rady (Font. pere); Mousseline (Touv.); President Mas (Guil. fils); Prince de Porcia (Eug. Verd.); Prudence Besson (Lachar.); Souvenir du Docteur Jamain (Lachar.) und William Rollisson (Eug, Verd.). — Was die Fuchſiencultur des Herrn Harms anbelangt, ſo leiſtet der- ſelbe auch hierin ganz Ausgezeichnetes, wie wir dies auch ſchon öfters zu bemerken Gelegenheit hatten. Um den vollen Reiz, die bezaubernde Eleganz und Zierlichkeit einer Fuchſie recht ſchätzen zu können, muß man dieſelbe in tadelloſen, üppigen Kronenbäumchen zu bewundern Gelegenheit gehabt haben, wie ſie uns Herr Harms durch Ausſtellung ſolcher Exemplare auf den hieſigen Blumenausſtellungen öfters verſchaffte. Einen herrlichen Effect machen die hochſtämmigen Fuchſien im Blumengarten oder im Conſer— vatorium, mit paſſendem grünen Hintergrunde. Nicht minder werthvoll find dieſelben, abwechſelnd mit hochſtämmigen Roſen, als Alleebäumchen, auf Rabatten gepflanzt, wo man den Stamm durch paſſende Schling— pflanzen bekleidet und die einzelnen Exemplare durch Bogenguirlanden mit einander verbindet. Herrn Harms' Hauptaufmerkſamkeit iſt daher auch auf die Anzucht hochſtämmiger Fuchſien gerichtet und er hat, wie ſchon be— merkt, hierin Ausgezeichnetes geleiſtet. Jedem nach Hamburg kommenden Gärtner oder Blumenfreunde rathen wir, der Roſen- und Fuchſien-Cultur des Herrn Harms in dem ſo hübſchen Orte Eimsbüttel einen Beſuch ab— zuſtatten. I — — Gartenbau⸗Vereine. Hamburg. Die „Vereinigten Gärtner in Hamburg und Altona hatten vom 13. bis 15. April die fünfte Ausſtellung von Pflanzen, Blumen, Gemüſe und Obſt in dem Sagebiel'ſchen Etabliſſement ver— anſtaltet. In dem ſchönen und ſich durch ſeine enorme Größe auszeichnenden Saale des genannten Etabliſſements waren die Pflanzen der verſchiedenen Einſender theils auf großen Tiſchen, theils auf dem Fußboden gruppen— weiſe, mit vielem Geſchmacke aufgeſtellt, während in der Mitte des Saales ein kleines, mit Gewächſen ſinnreich decorirtes Baſſin mit einer Fontaine angebracht war. Das Ganze bot einen recht erfreulichen Anblick, wenngleich die hohen kahlen Wände des Saales etwas ſtörend einwirkten und die geringe Helligkeit deſſelben, indem das Licht nur durch große, an der einen Giebelſeite befindliche Fenſter in den Saal hineinfällt, die Beſichtigung der Gewächſe an der den Fenſtern entgegengeſetzten Seite ſehr erſchwerte. Mit Ausnahme einiger Privaten, waren es nur Handelsgärtner, N 18 * 228 welche ſich bei dieſer Ausſtellung betheiligt hatten, deren Einſendungen einen Beweis von den Fortſchritten des Kunſtfleißes unſerer hamburgsaltonaer Gärtner lieferten. Vermißten wir auch unter den blühenden Pflanzen größere Prachtexemplare, wie wir ſolche auf unſeren gewöhnlichen Aus— ſtellungen ſonſt zu ſehen gewohnt ſind, ſo zeugten doch die minder großen reichblühenden Exemplare, wie ſolche zu Tauſenden zum Handel von unſeren Gärtnern angezogen werden, von einer vortrefflichen Cultur. Lobend hervorzuheben iſt es, daß die Pflanzen diesmal nicht ſo ge— drängt zuſammengeſtellt waren und ſomit faſt jedes einzelne Exemplar für ſich geſehen werden konnte. Die große, aus über 200 blühenden und nicht blühenden Gewächſen beſtehende Gruppe des Herrn Handelsgärtners F. L. Stueben auf der Uhlenhorſt iſt rühmend hervorzuheben, der ſich dann als die nächſtbeſte arrangirte Gruppe die des Herrn H. Wobbe in Altona anſchloß. Für die beſtcultivirten und beſtblühenden 50 Stück Roſen, zu einer Gruppe vereint, erhielt Herr F. Harms in Eimsbüttel den erſten Preis, gleichfalls für ſeine 12 Theeroſen; die Roſen waren von unüber⸗ trefflicher Schönheit, nicht nur hinſichtlich der Cultur, ſondern auch hinſichtlich der Sorten. Den zweiten Preis für eine Collection dergleichen, erhielt Herr Handelsgärtner J. V. C. Hoppe. Von ganz beſonderer Schönheit waren die von Herrn Handelsgärtner Th. Ohlendorff in Hamm aus— geſtellten Coniferen in 25 Arten, die Gehölzſammlung des Herrn Handels— gärtners H. Ohlendorff im Hamm und die Coniferen des Herrn F. J. C. Jürgens in Ottenſen bei Altona. Die Azaleen der Herren Handels— gärtner A. F. Riechers, H. Wobbe, obgleich nur in kleineren Exem— plaren vorhanden, zeugten von guter Cultur und von gutem Blüthen— reichthume, ebenſo die blühenden Orangen des Herrn H. Wobbe. Die Pflanzen in der Gruppe des Herrn W. Buſch, zeugten gleichfalls von ſehr guter Cultur und erhielten mit Recht die Prämie von einer großen ſilbernen Medaille. Herr Reimers, Obergärtner der Frau Etats— räthin Donner in Altona, hatte ein prachtvolles Exemplar des Imanto- phyllum miniatum ausgeſtellt und Herr Backenberg, Gärtner bei Herrn Senator Godeffroy, eine blühende Musa coccinea, für die mit Hebeclinium ianthinum und Hedera Helix latifolia maculata ihm der darauf ausgeſetzte Preis für 3 verſchiedene, ſich durch Cultur aus— zeichnende Pflanzen, ertheilt wurde. Für 3 neue, in Hamburg noch nicht ausgeſtellt geweſene Pflanzen erhielt Herr Stueben den Preis, nämlich für das gefülltblühende Pelargonium Triomphe de Gergoviat, Prunus triloba und Amygdalus camelliæflora. — Gemüſe war nur durch einige gut conſervirte Arten, dann durch friſche Bohnen, Seekohl, Spargel, Champignons namhaft vertreten, ſpärlicher war das Obſt, wir ſahen nur einige Birnen, Aepfel und Weintrauben von Herrn Heimerdinger, wie Ananas und Erdbeeren von Herrn Backenberg. Aufgezierte Blumenkörbe, Kränze, Bouquets und dergleichen waren auch weniger zahlreich vertreten, als wir dergleichen bei früheren Ausſtellungen zu ſehen Gelegenheit hatten. Was die Preisvertheilung anbelangt, ſo wurden folgende Preiſe ertheilt und erhielten: 229 Für die beſtarrangirte Gruppe von mindeſtens 200 Pflanzen, 1. Sub: ſcriptionspreis: ein ſilbernes Schreibzeug, Herr Handelsgärtner F. L. Stueben. 2. Preis: eine große ſilberne Medaille, Herr Handels— gärtner H. Wobbe in Altona. Für eine Roſengruppe von 50 der beſtcultivirten und beſtblühenden Pflanzen, 1. Subſcriptionspreis: ſechs ſilberne Eßlöffel, Herr F. Harms in Eimsbüttel. 2. Preis: eine große ſilberne Medaille, Herr Handelsgärtner J. V. C. Hoppe in Eimsbüttel. Für 3 verſchiedene neue, in Hamburg noch nicht ausgeſtellt geweſene Pflanzen, 1. Preis: eine große ſilberne Medaille, Herr F. J. C. Jürgens. 2. Preis: eine kleine ſilberne Medaille, Herr Handelsgärtner L. L. Stueben. Für 3 verſchiedene Pflanzen in ausgezeichnetem Culturzuſtande: eine große ſilberne Medaille, Herr Backenberg, Obergärtner des Herrn Senator Godeffroy. Für 20 der beſten blühenden Pflanzen in 20 Arten, 1. Preis: eine große ſilberne Medaille, Herr Handelsgärtner H. Wobbe in Altona. 2. Preis: eine kleine filberne Medaille, Herr Handelsgärtner D. M. Wohlers. Für 20 der beſtcultivirten Blattpflanzen, 1. Preis: eine große ſilberne Medaille, Herr Handelsgärtner Herm. Ohlendorff. 2. Preis: eine kleine ſilberne Medaille, Herr Reimers, Obergärtner der Frau Etats— räthin Donner in Altona. Für 12 der beftcultivirten buntblätterigen Pflanzen in 12 Arten, 1. Preis: eine große ſilberne Medaille, Herr Handelsgärtner Herm. Ohlendorff. Für die beſte Gruppe von 25 Stück Coniferen in 25 Arten, 1. Preis: eine große ſilberne Medaille, Herr Handelsgärtner Theod. Oblendorff. 2. Preis: Herr F. J. C. Jürgens in Ottenſen. Für 20 der beſten blühenden Camellien in 20 Varietäten, 2. Preis: eine kleine ſilberne Medaille, Herr Handelsgärtner A. F. Riechers. Für 12 dergleichen 2. Preis: ein Preisdiplom, derſelbe. Für 20 der beſten blühenden Azalea indica, 1. Preis: eine große ſilberne Medaille, Herr Handelsgärtner H. Wobbe in Altona. 2. u. 3. Preis: eine kleine ſilberne Medaille und Preisdiplom, Herr Handelsgärtner A. F. Riechers. Für 12 der beſten blühenden Azalea indica, 1. Preis: eine kleine ſilberne Medaille, Herr Handelsgärtner H. Wobbe in Altona. Für 12 der beſten blühenden Orangen, 1. Preis: eine große ſilberne Medaille, Herr Handelsgärtner H. Wobbe in Altona. Für 12 der beſten blühenden Rosa hybrid. remontantes und bour- bonica, in 12 Sorten, 1. Preis: eine große ſilberne Medaille, Herr Handelsgärtner J. J. C. Schröder. 2. Preis: eine kleine ſilberne Me— daille, Herr F. Harms. Für 12 der beſten blühenden Rosa Thea, 1. Preis: eine große ſilberne Medaille, Herr F. Harms. Für 12 der beſten blühenden Sträucher in 12 Sorten, 1. Preis: eine große ſilberne Medaille, Herr F. J. C. Jürgens in Ottenſen. 230 Für die beften 25 blühenden Hyacinthen, 1. Preis: eine große filberne Medaille, Herr Handelsgärtner Praſſler. 2. Preis: eine kleine ſilberne Medaille, Herr G. T. Siemſen in Eppendorf, Obergärtner Misfeld. Für 50 der beſten blühenden Hyacinthen, ohne Rückſicht auf Anzahl der Sorten. 1. Preis: eine große ſilberne Medaille, Herr Handelsgärtner J. D. G. Sottorf. Demſelben auch für 25 Tulpen der 2. Preis. 2. Preis: eine kleine ſilberne Medaille, Herr J. H. Sottorf. Für 25 der beſten blühenden Cinerarien, 1. Preis: eine große ſilberne Medaille, Herr G. T. Siemſen in Eppendorf. 2. Preis: eine kleine ſilberne Medaille, Herr Handelsgärtner Joh. Wohlers. Für die 12 beſten blühenden Cinerarien, 1. Preis: eine kleine ſilberne Medaille, Herr Backenberg. Für die 12 beſten blühenden Cyclamen, 2. Preis: ein Preisdiplom, Herr J. F. Rethwiſch. Für die beſten 20 blühenden Viola tricolor, 1. Preis: eine kleine ſilberne Medaille, Herr Handelsgärtner E. F. A. Klespe. 2. Preis: ein Preisdiplom, Herr Handelsgärtner C. Hamann in Altona. Extrapreiſe erhielten: Herr Handelsgärtner W. Buſch für eine Gruppe ſchön blühender Pflanzen, Herr Obergärtner Reimers für Imantophyllum miniatum, Herr Handelsgärtner H. A. von Ahn für eine Gruppe Pflanzen, Herr Handelsgärtner C. W. Peterſen für eine gemiſchte Gruppe, Herr Handels— gärtner Joh. Wohlers für eine Gruppe. Für Blumenkörbe wurden an Preiſen vertheilt: Die große ſilberne Medaille an Herrn Handelsgärtner H. D. H. Klok, die kleine ſilberne Medaille an die Herren Handelsgärtner J. J. C. Schroeder und Stueben, an Fräulein Minna Schmidt, an Herrn L. Kruſe und Herrn C. Krönke. Für Kränze: an Herrn H. L. Kruſe, die kleine ſilberne Medaille; an Herrn H. D. H. Klok, Preisdiplom. Für Vaſenbouquets in Pyramidenform erhielten: 1. Preis: eine kleine ſilberne Medaille, H. D. H. Klok. 2. Preis: Preisdiplom, Herr J. W. Wohlers. N Für Ballbouquets: 1. Preis: eine kleine ſilberne Medaille, Herr C. Krönke. 2. Preis: Preisdiplom, Gartengehülfe Herr Speicher. Für Brautkränze: 1. Preis: eine kleine ſilberne Medaille, Herr H. D. H. Klok. 2. Preis: Preisdiplom, demſelben. „7 Für Kopfputze: 1. Preis: eine kleine ſilberne Medaille, Herr H D. H. Klok. 2. Preis: Preisdiplom, Madame J. H. Sottorf. An Preiſen für Obſt wurden vertheilt: Den 12 Töpfen mit reifen Erdbeeren des Herrn Backenberg, eine kleine ſilberne Medaille. 231 Den reifen Weintrauben des Herrn J. Heimerdinger eine kleine ſilberne Medaille. Den 12 beſten conſervirten Aepfeln des Herrn Heimerdinger und den 12 beſten conſervirten Birnen deſſelben je ein Preisdiplom. Für conſervirte Gemüſe erhielten Preiſe: Die Herren Handelsgärtner Joh. Chriſtoph, J. D. G. Sottorf, Obergärtner Backenberg; für die beſten friſchen Bohnen Herr Backen— berg; für den beſten Spargel Herr Münder und Herr Wohlſtädt in Altona; für Seekohl Herr Backenberg; für Champignons Herr E. Neubert; für Sellerie Herr Handelsgärtner H. Bünger in Altona. Sollte einer oder mehere von denen, welche Prämien erhalten haben, hier zu nennen vergeſſen oder unrichtig aufgeführt ſein, ſo müſſen wir um Entſchuldigung bitten, denn wenn auch die Bezeichnung der prämiirten Gegenſtände eine ſehr vortrefflich eingerichtete war, ſo war es trotz dem doch noch immer ſehr ſchwer, beim Notiren in der Maſſe nichts zu über— ſehen. Außer den Pflanzen, Gemüſen und Früchten waren auch noch zahl— reiche Gartenutenſilien und Gartenmeubles ausgeſtellt, als ſehr empfehlens— werthe Bänke, Tiſche, Stühle von Herren J. A. Kebe Nachf., Herrn Alb. Goulay und Herrn Aug. Garvens, deſſen Strohmatten und andere dergleichen Gegenſtände ſich eines ſehr großen Beifalles des garten— jiebenden Publicums zu erfreuen haben. Breslau. Der Jahres-Bericht des „ſchleſiſchen Central-Ver— eines für Gärtner und Gartenfreunde zu Breslau“ für 1865, herausgegeben von dem Secretair des Vereines, Herrn C. Winderlich iſt ſo eben eingetroffen. Wie aus dem Berichte erſichtlich, hat dieſer Verein auch während des verfloſſenen Jahres nach allen Seiten hin ſeine gewohnte große Thätigkeit entwickelt. In den 22 abgehaltenen allgemeinen Verſammlungen wurden 11 längere Vorträge gehalten, von denen mehere bereits durch die ham— burger Gartenzeitung veröffentlicht. worden ſind. Die Sitzungen gewährten außerdem durch Beantwortung von gärtneriſchen Fragen, Mittheilungen von Erfahrungen, Vorzeigung von Gartenerzeugniſſen noch ein beſonderes Intereſſe. Rundſchauen, d. i. Beſichtigung verſchiedener Gärtnereien, wurden fünf unternommen und dabei 11 Gärten beſucht. Ueber die Ver— eins-Ausſtellungen in Breslau, vom 2. bis zum 4. Mai, wie über die Ausſtellung des Ehrenmitgliedes, Graf v. Hoverden in Hünern bei Ohlau und über die Ausſtellung in Erfurt, auf Grundlage der drei Ver— einsdeputirten Handelsgärtner Schönthier, Kunſtgärtner Schmidt und Garteninſpector Hannemann, findet ſich im IV. Abſchnitte des Berichtes Ausführlicheres. Die Mitgliederzahl hat ſich während des Jahres um 20 vermehrt und hat jetzt die Höhe von 125 erreicht, außer den 14 Ehren— mitgliedern. Frankfurt a. M. Am 20. März wurde die 6. Blumen- und Pflanzenausſtellung der Gartenbau-Geſellſchaft „Flora“ in Frankfurt a. M. eröffnet, die in allen Theilen als eine ſehr gelungene bezeichnet worden iſt. Es wurden außer den von den Einwohnern Frankfurt's a. M. geſtifteten 232 12 Bürgerpreiſen (ſiehe hamburger Gartenzeitung, S. 181), 63 Ducaten und mehere Ehrenurkunden, wie Preisdiplome und Prämien ertheilt. Dresden. Am 28. März fand in Dresden die Eröffnung der dies— jährigen, von der Gartenbau-Geſellſchaft „Flora“ in der Kunſtacademie auf der Brühl'ſchen Teraſſe veranſtalteten Pflanzen-, Blumen-, Gemüſe⸗ und Fruchtausſtellung ſtatt. Die ausgeſtellten Gegenſtände enthielten des Schönen und Intereſſanten ſo Manches und geben zugleich ein ſo deutliches Bild von dem bedeutenden Aufſchwunge, den die Pflanzen- und Blumen— zucht in Dresden und deſſen Umgebungen gewonnen, daß es ſich wohl ver— lohnen dürfte, einige Einzelheiten über die Ausſtellung in dieſen Blättern mitzutheilen. Das Arrangement, welches der königl. Gartendirector, Herr Krauſe, übernommen hatte, war im höchſten Grade geſchmackvoll, und da die Be— theiligung an der Ausſtellung eine ſehr zah lreiche war, fo konnte ein beträchtlicher Theil der Kunſtacadmie in einen lieblichen Garten verwandelt werden. Vor dem, den Eingang bildenden und mit Draperien geſchmückten Pavillon, theilte ſich der Weg nach rechts und nach links und umſchloß, nach dem Hintergrunde zu, allmälig in etwas geſchlängelter Form an— ſteigend oder ſtellenweiſe terraſſenartig ſich erhebend, zunächſt ein größeres, längliches, dann ein kleineres, halbmondförmiges Blumenarrangement und ſchließlich ein mit einem Springbrunnen verſehenes Baſſin, hinter welchem ſich die beiden Wege zu einer breiten Treppe vereinigten, die zu einem verhältnißmäßig größeren, mit Stühlen und Bänken beſetzten Platze führten. Mit dieſem Platze, der von beiden Seiten von größeren Blattpflanzen— gruppen, nach hinten aber von einer Gruppe Blüthenſträucher, in deren Mitte ſich die Statue der Flora befand, eingerahmt war, hatte man den höchſten Punkt erreicht und gewährten die zahlreichen, in allen Farben glänzenden Blumengruppirungen, auf welche man nun hinabblickte, einen reizenden Anblick. Die Seitenwände wurden durch hohe Tannen und andere immergrüne Gewächſe, denen ſich die Gruppen blühender oder nichtblühender Pflanzen aus den verſchiedenen Gärten und Etabliſſements anſchloſſen, verdeckt. Gehen wir nun auf eine nähere Betrachtung der eingeſandten Gegen— ſtände ein, ſo erblicken wir, uns vom Eingange rechts wendend, an den Seitenwänden zunächſt die von dem dresdener Gärtner-Vereine aus— geſtellten Gemüſe, denen ſich die getriebenen Bohnen aus dem königl. Palaisgarten (Obergärtner Hagedorn) anſchließen. Dem Gemüſe folgten in den erſten drei Fenſterniſchen, die in der verſchiedenſten Weiſe verwendeten abgeſchnittenen Blumen. Tafel- und Ballbouquets, Kränze und Haargarnituren waren ſehr zahlreich ausgeſtellt und zeugten von dem guten Geſchmack und der großen Geſchicklichkeit, der in dieſem Fache beſonders renommirten dresdener Gärtner. Kein Wunder daher, wenn dieſe Fenſter— niſchen zu ganz beſonderen Anziehungspunkten für die Damenwelt wurden. Die Einſender waren: Frau B. Stohn, Frau verw. Lehmann, die Herren Handelsgärtner Papenberg, Graf & Tombo, Tube, Klein, C. Wagner, Findeiſen und Herr Obergärtner Gruhl. Die folgende 233 Fenſterniſche enthielt einen Rubus australis, eingefandt von Herrn Handeld- gärtner L. L. Liebig, ein Cypripedium villosum und ein Pancratium speciosum aus dem botanischen Garten, wie eine Collection ſehr gut conſervirter Aepfel, ausgeſtellt von Herrn Handelsgärtner Schonert, und zwar in folgenden 18 Sorten: Ananas-Reinette, Borsdorfer Reinette, Cock'l! Pepping, Cornish Aromatic, Damascener Reinette, Deutſcher Pepping, gelbe Winter-Calville, Goldzeugapfel, große kaſſeler Reinette, Hughe's Goldpepping, italieniſche weiße Winter-Calville, Königsapfel von Rudolphi Parker's grauer Pepping, Rambour Papeleu, Reinette de Doué, rothe Winter-Calville, ſchweizer Reinette und weißer italieniſcher Rosmarin. Zwiſchen dem vierten und fünften Fenſter hatten die Rhodo— dendrengruppen der Frau verw. Lehmann und des Handelsgärtners Herrn Schreiber Platz gefunden; es waren meiſt kleinere, aber gut cultivirte Exemplare. Die fünfte Fenſterniſche endlich diente zur Aufnahme von drei Gartenplänen. — Es folgten nun die Orchideen des Handelsgärtners Herrn Tube. Sehr viel Liebhaberei ſcheint in Dresden für dieſe Pflanzen: familie nicht vorhanden zu ſein, da, mit Ausnahme des ſchon erwähnten Cypripedium villosum die geringe Anzahl, die Herr Tube ausgeſtellt hatte, die einzigen Orchideen im Ausſtellungslocale waren. Wir notirten uns: Bletia purpurea, Vanda tricolor, Maxillaria picta, M. gra- tissima, M. Harrisoniæ und Cyrtolobium filipes.*) Ueber dieſen Orchideen ſtand, eingeſandt von Herrn Handelsgärtner C. Wagner, ein reichblühender, buſchiger Abutilon megapotamicum (Abutilon vexilla- rium), hinter dieſem eine Collection neueſter und zum erſten Male hier blühender Camellien, ausgeſtellt von Herrn Handelsgärtner Seidel. Als beſonders ſchön find hervorzuheben Unica, Tricolor nova, Gartendirector Krauſe, und Targioni rosea. Von Herrn Seidel war ferner eine Sammlung ſchöner Azaleen und ein ſtattlicher, reichlich mit großen weißen Blüthen prangender Rhododendron argenteum ausgeſtellt. Die nun folgende große hervortretende Blattpflanzengruppe des Herrn Melchior, kronprinzlicher Hofgärtner, beſtand aus verſchiedenen Musa-, Dracenas, Palmen- und Farnenarten, wie anderen Warmhauspflanzen, worunter Fatsia japonica, Philodendron pertusum, Dracæna indivisa, Dr. fragans, Cordyline cannæfolia, Aralia papyrifera und ein ſehr großes Exemplar einer Begonien-Hybride ſich auszeichneten. Dieſer Gruppe gegen— über befand ſich eine zweite noch reichhaltigere, aus dem botaniſchen Garten (Garteninſpector Poſcharsky). Ganz beſonders zeichnete ſich hier eine ſtattliche Attalea speciosa aus, ferner Phenix reclinata, P dactylifera, Coryha Miraguana, Klopstockia cerifera, Areca rubra, Chamzrops Hystrix, Chamædorea lunata, Pandanus amarylli- folius, P. utilis, Livistona chinensis, Dracæna umbraculifera, Dr. marginata latifolia und Cibotium Schiedei. In dieſer Blattpflanzen⸗ gruppe war ferner die Büſte des jetzt regierenden Königes Johann und ) Soll doch wohl Cyrtochilum filipes (Oncidium graminifolium 6 filipes) heißen. Wir führen die Namen an, unter denen die Pflanzen ausgeſtellt waren. F. A. R. 234 vis-A-vis in der erſtgenannten die des Königs Friedrich Auguſt aufgeſtellt. Die den Hintergrund bildenden, die Statue der Flora umgebenden Blüthenſträucher, welche ſich zu beiden Seiten den Blattpflanzengruppen anſchloſſen, beſtanden in ſtarken, reichblühenden Viburnum Tinus, aus dem Garten des Herrn Dr. Struve (Obergärtner Schulze), ferner aus einer Collection gut cultivirter Azaleen, ausgeſtellt von Petzold's Erben und einer Anzahl reichlich blühender Prunus sinensis fl. alb. pl., ein: geſandt vom Handelsgärtner, Herrn Lange. Indem wir nun auf der anderen Seite des Ausſtellungslocales, den wieder abwärts führenden Weg verfolgen, gelangen wir zunächſt zu den ausgezeichneten Hyacinthen und zu den gleichfalls ſehr ſchönen Camellien des Herrn Handelsgärtners Tube. Derſelbe hatte ferner eine Anzahl ſehr gut cultivirter Dracänen in verſchiedenen Species ausgeſtellt. Ein ſtarker Rhododendron arbo— reum und eine gleich ſtarke Camellie König Johann, eingeſandt vom Handelsgärtner Herrn Lüdicke, mit Blüthen reich bedeckt, zogen Aller Blicke auf ſich. Der übrige Theil der Seitenwand war durch zum Theile blühende neuholländer Pflanzen verdeckt und dieſe wurden von einer Ein— faſſung hübſcher Hyacinthen umgeben. Wir erwähnen noch die beiden hübſch decorirten Blumentiſche des Handelsgärtners, Herrn Tube, wie das geſchmackvolle Arrangement von Topfpflanzen aus dem botaniſchen Garten und wenden uns nun dem erſten, in vollſter Blüthenfülle prangenden Mittelſtücke zu. Die erſte vor dem Entree aufgeſtellte Gruppe beſtand aus indiſchen Azaleen, ausgeſtellt von der Firma Dreiſſe & Papenberg. Die gut cultivirten Pflanzen waren von verſchiedener Größe und blühten ſehr reich. Auch die Hyacinthengruppe derſelben Firma zeichnete ſich vortheilhaft aus. Hierauf folgten die Cinerarien des Handelsgärtners Herrn Lange und des Herrn Hofgärtners Neumann (Albrechtsberg), ſodann die chineſiſchen Primeln des Obergärtners Herrn Eck und die Azaleen des Herrn Handels— gärtners Himmelſtoſs. Unter den von Herrn Hofgärtner Melchior eingeſandten Pelargonium zonale, zeichneten ſich beſonders aus: Gloire de Goberny, Eugenia Mézard, Mrs. Pollock und Cloth of Gold. Die Azaleen-Collection des Handelsgärtners, Herrn B. Richter, war ſehr groß und enthielt lauter gut cultivirte Exemplare. Als ganz beſonders reichblühend erwähnen wir die Azalee Baron von Rothschild. Dieſe Azaleengruppe war aber nicht die einzige, die Herr Richter ausgeſtellt hatte, eine zweite Gruppe umfaßte die zum erſten Male blühenden Azaleen— Sämlinge, und zwar in ca. 20 Sorten. Herr Richter hat beſonders der Azaleencultur ſeine Aufmerkſamkeit geſchenkt, und daß ſeine Bemühungen mit Erfolg gekrönt wurden, das beweiſen ſeine vorzüglichen Sämlinge. Dieſelben waren nur mit Nummern bezeichnet, daher wir es unterlaſſen, einige Sorten beſonders hervorzuheben, zumal ſie alle ſchön und gut cultivirt waren. Dieſen neueſten Azaleen ſchloſſen ſich die neueſten und zum erſten Male hier blühenden Rhododendren des als Rhododendren— und Azaleenzüchter rühmilchſt bekannten Handelsgärtners Herrn L. L. Liebig an. Die ausgeſtellten Sorten waren nicht minder von großer Schönheit, wir nennen nur: Columbus, Rudolph und Lohengrin. Die 235 neueſten Azaleen deſſelben Herrn waren gleichfalls ſchön und gut cultivirt. Nach der von dem Handelsgärtner Herrn B. Poſcharsky eingeſandten ſehr ſchönen Cinerarienſammlung, folgten einige Ericeen der Herren Handelsgärtner Gebr. Maibier und dann die Rhododendrengruppe des Handelsgärtners Herrn C. Wagner, aus der wir Great Arab, Schiller, Mad. Wagner, Pardoloton, Duke of Hamilton, spectabile und Victoria als beſonders ſchön hervorheben. Roſen waren in zwei Gruppen vertreten; die eine, ausgeſtellt von Herrn Hardelsgärtner Lüdicke, beſtand aus 18 kräftigen und reichblühenden Hochſtämmen, worunter Louise Odier, Louise Carique, Ardoisée de Lyon, Bouquet de Flore, Gerbe de Roses und Mad. Dommage; die zweite Gruppe be— ftand aus wurzelechten La reine und zeichnete ſich gleichfalls durch Blüthenreichthum aus; ſie war eingeſandt vom Handelsgärtner Herrn Ruſchpler. Ueber den Azaleen des Herrn Lüdicke und den Cinerarien des Herrn Handelsgärtners Neubert, befand ſich die Collection neueſter Azaleen des Handelsgärtners Herrn J. Petzold. Die Pflanzen waren gut cultivirt und auch die Sorten gehörten zu den beſten, wie z. B. Roi des Doubles, Vesuvius, Premice de Grenoble, Prince Willi u. ſ. w. Dieſen Azaleen ſchloſſen ſich die gleichfalls gut cultivirten Rhododendren deſſelben Herrn an. Die Azaleen des Handelsgärtners Herrn Leſſing und die der Firma Petzold's Erben, ſowie die Deutzien des Herrn Himmelſtoſs und die Levkojen der Frau Baronin von Stockhauſen, haben wir nun erreicht und damit das erſte Mittelſtück völlig umgangen; wir bemerken nur noch, daß die einzelnen Gruppirungen durch Moos— teppiche, aus denen ſogar hie und da ein Felsblock hervortrat, von ein— ander getrennt wurden. Das zweite kleinere, halbmond-miſchenartige Arrangement beſtand nur aus Camellien, eingefaßt von Hyacinthen. Die Camellien waren aus— gezeichnet ſchön, ſehr gut cultivirt und ſehr reichblühend; die Einſender derſelben waren Petzold's Erben. Das Baſſin war von einem Kranze Levkojen des Herrn Baron von Lüttichau (Kunſtgärtner Plotze) und von einem Kranze Cinerarien, des Handelsgärtners, Herrn B. Lehmann, umgeben. Gartenſtühle und Bänke waren ausgeſtellt von Herrn Blochmann, eine Nummerir-Maſchine und ein patentirter Zerſtäuber für Blumen und Sämereien von Herrn Mechaniker Schoenecker. Preisvertheilung. Das Preisrichter-Amt, beſtehend aus den Herren Geh. Hofrath Prof. Dr. Reichenbach, Kunſt- und Handelsgärtner Seidel, Papenberg nnd Himmelſtoſs, Hofgärtner Poſcharsky, Conrector Helmert und Hötelier Franke, erkannte den folgenden Einſendungen Preiſe zu: Für die neueſten und zum erſten Male hier blühenden Rhododendren des Handelsgärtners, Herrn L. L. Liebig, einen 1. Preis. Für die ſchönſte Sammlung blühender Rhododendren Herrn Handels— gärtner C. Wagner einen 1. Preis. 236 Für die nächſtbeſte Collection desgleichen, Herrn Handelsgärtner Jul. Petzold einen 2. Preis. Für die neueſten und zum erſten Male hier blühenden Azaleen, Herrn Handelsgärtner B. Richter einen 1. Preis. Für die neueſten Azaleen des Handelsgärtners Herrn Jul. Petzold, einen 2. Preis. Für desgleichen, Herrn L. L. Liebig einen 3. Preis. N Für die reichhaltigſte und ſchönſte Sammlung blühender Azaleen, Herren Handelsgärtnern Dreiſſe & Papenberg einen 1. Preis. Für die nächſtbeſte Collection desgleichen, Herren Handelsgärtnern Petzold's Erben einen 2. Preis. Für die drittbeſte Collection desgleichen, Herrn Handelsgärtner Seidel einen 3. Preis. Für die neueſten Camellien, Herrn Handelsgärtner Seidel einen 2. Preis. Für die ſchönſte Sammlung blühender Camellien, Herren Petzold's Erben einen 1. Preis. Für desgleichen, Herrn Handelsgärtner Tube einen 3. Preis. Für die ſchönſte Sammlung blühender Roſen, Herrn Handelsgärtner Lüdicke einen 1. Preis. Für die nächſtbeſte Sammlung desgleichen, Herrn Handelsgärtner Ruſchpler einen Preis. Für blühende Orchideen, Herrn Handelsgärtner Tube einen 2. Preis. Für eine Anzahl gut cultivirter Palmen und Farne, dem Inſpector des botaniſchen Gartens, Herrn Poſcharsky, einen 1. Preis. Für desgleichen, dem Hofgärtner Sr. K. H. des Kronprinzen, Herrn Melchior einen 2. Preis. Für die ſchönſte Sammlung blühender krautartiger Pflanzen, Herrn Hofgärtner Melchior einen 1. Preis (für Pelargonien). Für die nächſtbeſte Collection desgleichen, Herrn Handelsgärtner Benj. Poſcharsky einen 2. Preis (für Cinerarien). Für das reichhaltigſte und ſchönſte Sortiment Hyacinthen, Herrn Handelsgärtner Tube einen 1. Preis. Für das nächſtbeſte Sortiment desgleichen, Herren Handelsgärtnern Dreiſſe & Papenberg einen 2. Preis. Für ein geſchmackvolles Arrangement von Topfpflanzen, Herrn Garten⸗ inſpector Poſcharsky einen 1. Preis. Für desgleichen, Herrn Handelsgärtner Papenberg einen 2. Preis. Für gut conſervirte Früchte, Herrn Part. Schonert einen 2. Preis. Für getriebenes Gemüſe, Herrn Obergärtner Hagedorn im Fönigl. Palaisgarten einen 2. Preis. Für Ballbouquets, Herrn Handelsgärtner Papenberg einen 1. Preis. Für desgleichen, Frau Bertha Stohn einen 2. Preis. Für Tafelbouquets, Herren Handelsgärtnern Graf & Tombo einen 1. Preis. Für desgleichen, Herrn Obergärtner Gruhl einen 2. Preis. 237 Für eine geſchmackvolle Anwendung abgeſchnittener Blumen in be- liebiger Form, Herrn Handelsgärtner C. Wagner einen 1. Preis. Für einen ſchön und zweckmäßig ausgeführten Gartenplan, dem Hof— gärtner Sr. K. Hoh. des Prinzen Albrecht von Preußen, Herrn Neu— mann, einen 2. Preis. | Den Preis der „Friedrich Auguſt-Stiftung“ erhielt Herr Handelsgärtner Seidel, für Rhododendron argenteum (Himalaya). Von den zur freien Verfügung der Herren Preisrichter geſtellten ſilbernen Medaillen, erhielten je eine die Herren: C. Wagner für ein Abutilon megapotamicum (vexillarium); Lüdicke für ein Rhodo- dendron arboreum und für die Camellie „König Johann;“ Eck für eine Anzahl Primula chinensis; B. Lehmann für eine Cinerarien⸗ gruppe; Lange für eine Gruppe Prunus sinensis fl. alb. pl.; Tube für einen Blumentiſch; Pietzſch (bei der Frau Baronin v. Stockhauſen) für eine Blattpflanzengruppe und der dresdener Gärtner-Verein für verſchiedenes Gemüſe. Dem Gartenlehrlinge P. Lorenz, ward ferner eine belobende Anerkennung für einen Gartenplan zu Theil. F. A. Rö miſch. — 22 — Literatur. „Vorſchläge zur Anpflanzung der Eiſenbahndämme und Um⸗ friedigung mit Obſtbäumen und nutzbringenden Gehölzarten“ iſt der Titel einer von Herrn Garteninſpector E. Lucas in Reutlingen verfaßten, und in der Dorn'ſchen Buchhandlung in Ravensburg erſchienenen, ſehr empfehlenswerthen kleinen Brochüre mit 1 Tafel Abbildungen. Daß die Bahndämme und Böſchungen mit einer Pflanzendecke ver— ſehen werden um dadurch einen ſchützenden Ueberzug zu erhalten, iſt längſt als nothwendig anerkannt worden, und wenn auch dieſe Decke dazu diente, das Abſchwemmen der entblößten Erdtheile zu verhüten, als auch das auf— fallende atmoſphäriſche Waſſer von dem zu ſtarken Eindringen in die Bahndämme abzuhalten und dadurch den Boden zu erweichen, ſo wäre der Nutzen dieſer Pflanzendecke ſchon vollkommen als genügend zu erachten. Mit vollem Rechte bemerkt Herr Lucas, daß ſich aus dieſen Flächen ein namhafter Nutzenertrag erzielen ließe, nämlich in der erſten Linie durch an ſolchen Abhängen angebaute tiefwurzelnde Futterkräuter, wie Esparſette und Luzerne, es fragt ſich jedoch, was als Wechſelpflanze dienen ſoll, da dieſe Gewächſe bekanntlich nicht ſofort wieder, wenn eine Anbau— periode vorüber iſt, von Neuem angeſäet werden können. Außer dieſen Futtergewächſen und Grasarten iſt, jo viel dem Verfaſſer bekannt, in Würtemberg nur die Akazie angewendet, ein Baum, der ſich durch ſeine flache Bewurzelung und ſein leichtes Gedeihen hierzu gut eignet, außerdem brauchbare Pfähle liefert. — Größere Abhänge, die ſich in der Nähe der Bahn befinden und der Bahnverwalturg zugehören, findet man mit Obſt— bäumen (wie in der Nähe von Ulm) bepflanzt. An den Dämmen ſelbſt taugen aber Obſtbäume in hochſtämmiger Form durchaus nicht. 238 Mit Berückſichtigung auf verſchiedene Lagen und Böden, auf denen Anpflanzungen überhaupt von Erfolg ſein würden, empfiehlt Herr Lucas, außer denjenigen Gehölzarten, die man bisher im Allgemeinen zu dieſem Zwecke verwandt findet, als: Weißdorn, Rothtannen ꝛc., noch zu Ein- faſſungen der Bahnen für geringeren Boden und reichere Lagen, namentlich in erſter Linie das tartariſche Geisblatt (Lonicera tatarica), das ſich leicht aus Stecklingen, wie die Weiden, verpflanzen läßt. Dieſer Strauch erfüllt denſelben Zweck — als Abhalten von Vieh und dergleichen, wie Aufhaltung von Schneewehen, und beſitzt außerdem andere ſehr vortheil— hafte Eigenſchaften, die in der Brochure näher angegeben werden. Der zweite Strauch iſt der Prunus Maheleb, Steinweichſel, dann die Cornel— kirſche (Cornus mascula). Wie dieſe Sträucher oder Baumarten ange— zogen und zu behandeln ſind, iſt vom Verfaſſer genau angegeben. Wo nun der Boden, Klima oder ſonſtige Verhältniſſe die Obſtcultur begünſtigen, auch namentlich nicht gerade ein vom Publikum betretener Weg neben der Bahnlinie hinführt, läßt ſich durch Obſtcultur einentheils ein ſehr guter Ertrag erzielen, anderentheils auch für die Schönheit der Um— gebung weſentlich mitwirken und auch, falls dies nöthig wäre, ſogar Schutz gegen Schneewehen erreichen. Soll dies bewirkt werden, ſo ſind die ſtarkholzigen buſchigen Obſtſträucher, die großfrüchtige Haſelnuß und die Quitte anzupflanzen, wie dies zu geſchehen, wird von Herrn Lucas ausführlich angegeben. Soll aber nun Obſtzucht im eigentlichen Sinne getrieben werden, ſo iſt die vom Verfaſſer empfohlene Methode eine ſehr zu beachtende und können wir dieſe allen Eiſenbahn-Directionen, an deren Bahnlinien Boden, Klima und ſonſtige Verhältniſſe die Obſt— cultur begünſtigen, nicht genug der Beachtung empfehlen. Will man jedoch keine Obſtbäume pflanzen, ſo empfiehlt der Verfaſſer auf mittelmäßigem Boden allerlei Sträucher, deren ſchlanke Zweige als Flechtwerk dienen, anzapflanzen, als: Weidenarten, Liguſter, Cornus alba, oder auch allerlei andere Geſträuche, die einen beſonderen Nutzungswerth haben, als: Spindelbaum, wilde Weichſeln, Rhus-Arten, Centifolien— Roſen ꝛc. Mit einem Worte, die Brochüre enthält ſehr viel des Be— lehrenden und wir können nur wünſchen, daß die von Herrn Lucas er— theilten practiſchen Rathſchläge nicht vergeblich veröffentlicht ſein und von den Eiſenbahn-Directionen die gehörige Beachtung finden mögen, wie durch deren Annahme und Ausführung ſo viel für Verſchönerung des Landes und zur Erzielung bedeutender Erträge bewirken würden. E. O— o. = P I. Feuilleton. Der Garten des Herru Dr. Struve in Dresden. Von dem ſeither zu den ſchönſten und intereſſanteſten Privatgärten Dresden's ge— hörenden, allbekannten Garten des Herrn Dr. Struve (Prager Straße), iſt im Laufe des verfloſſenen Winters leider ein ſehr beträchtlicher Theil 239 in Bauſtellen verwandelt worden. Der Garten, von dem vor einiger Zeit in dem von Dr. Neubert in Stuttgart redigirten „Deutſchen Magazine“ (1864, Seite 338) eine detaillirte Beſchreibung erſchien, bietet jetzt einen faſt gänzlich veränderten Anblick dar, und zwar nicht nur, weil er um die Hälfte kleiner geworden, ſondern auch weil der Beſitzer aus dem entäußerten Theile alle werthvollen Bäume und Sträucher, worunter ſehr ſchöne, ſtattliche Pyramiden-Eichen, ein ſtarkes Taxodium distichum, ſtarke Ulmen, Buxus und Taxus u. ſ. w. in den nun bleibend zum Garten beſtimmten Theil verpflanzen ließ. Dazu ward theilweiſe eine Neuanlage des Gartens nöthig, die denn auch nach dem Plane des Hofgärtners Poſcharsky von dem Obergärtner E. Schulze ausgeführt wurde. Die während des verfloſſenen Winters anhaltende milde Witterung erleichterte das Verpflanzen erwähnter Bäume und Sträucher ſehr und wenn auch dieſes nicht immer ohne große Anſtrengung und viele Mühe bewerkſtelligt wurde, ſo iſt doch zu hoffen, daß die werthvollen Bäume ohne empfindliche Nachtheile das Verſetzen überſtehen werden. R. 75 Perſonal⸗Notizen. Würzburg. Der bisherige Obergehülfe des botaniſchen Gartens der Univerſität in Würzburg, Herr Carl Salomon, iſt zum botaniſchen Gärtner daſelbſt ernannt worden. Mexico. Herr Roezl, bekannt durch Einführung vieler neuer Pflanzen, hatte zur Exportation von lebenden Pflanzen nach Europa, mit Herrn Beſſerer in Mexico einen Handelsgarten gegründet. Dieſes Geſchäft iſt jedoch, wie die Gartenflora mittheilt, ſeit einiger Zeit ſchon wieder eingegangen, Herr Roezl iſt jetzt Pächter einer Plantage in Mexico und ſendet nur das nach Europa, was er von Zeit zu Zeit ſammelt. Herr Beſſerer, der nicht Gärtner, ſondern Buchhändler iſt, hat ſeit Roezl's Austritt die Handelsgärtnerei gleichfalls aufgegeben. Nekrolog. In den letzten Stunden des Februars dieſes Jahres ver— ſtarb zu Sagan Friedrich Teichert, herzogl. ſagan'ſcher Garten-Inſpector a. D., dereinſt in weiten Kreiſen bekannt. Er war geboren 1804 zu Niebuſch in Niederſchleſien, erlernte daſelbſt bei ſeinem Vater, der dort dem damals blühenden gräflich Schweinitz'ſchen Garten vorſtand, die Gärtnerei, conditionirte dann zu Potsdam, Berlin und — damals unerläßlich — zu Wien, diente als einjähriger Freiwilliger zu Grünberg unter den Jägern und trat am 1. März 1829 zu Sagan als Hof— gärtner in herzogliche Dienſte. Der Garten daſelbſt, im Hirſchfeld'ſchen Idyllenſtyle angelegt, bot ihm Anfangs wenig Gelegenheit, fein Talent zu entfalten, als aber die bekannte Herzogin Dorothea im Jahre 1844 zur Regierung gelaugte und die gänzliche Umgeſtaltung deſſelben begann, ent— wickelte er einen reichen ſchöpferiſchen Geiſt in Allem, was eine ſaubere Ausarbeitung in's Detail beanſprucht. Wie der Park nach und nach 240 entſtand, verbietet uns hier der Raum zu erwähnen, der Leſer findet es aber in der Schrift: „Der herzogliche Park zu Sagan“ (Sagan, F. Crüſemann, 1858, mit 1 großem Plane) geſchildert; ſeiner Zeit ſtand er in Allem, was Blumenſchmuck und Decorationsgärtnerei betraf, unübertroffen in Deutſchland da, als Landſchaftsgarten blieb er dagegen trotz ſeiner Ausdehnung und ſeines günſtigen Terrains hinter vielen anderen zurück: es war eben der Geiſt einer Prunk liebenden Dame, der in ihm waltete. Mit unſäglicher Hin— gebung und leider! mit Vernachläſſigung ſeiner eigenen Angelegenheiten hat der Verewigte unverdroſſen unter oft ſchwierigen Verhältniſſen an der Voll— endung des endlich weithin berühmten, 800 Morgen großen Gartens gearbeitet, und ward, „in Anerkennung ſeiner treuen Dienſtführung, wie ſeines Eifers und Geſchickes als Gärtner,“ am 11. April 1852 zum herzoglichen Garteninſpector ernannt, womit ihm die Oberaufſicht über die Gärten und Verſchönerungen auf den anderen herzoglichen Beſitzungen zu— fiel. Zehn Jahre ſpäter umdüſterten die Schmerzen einer unheilbaren Krankheit die Seele ſeiner ihm ſonſt überaus wohlwollenden Herrin und als ihr Ende nahte, hatten es Einflüſſe, denen der Verewigte in ſeiner Eigenwilligkeit ſonſt zu trotzen gewagt hatte, der Sterbenden abgerungen, daß nach vorhergegangenen kaum erzählbaren Peinigungen der Vater von neun Kindern nach 338-ôvjähriger Dienſtzeit plötzlich und mit einer gänzlich unzureichenden Penſion in's Elend geſtoßen wurde. Er vermochte ſeinen Sturz nicht zu verwinden und vernachläſſigte ſo ſehr die gewöhnlichſten Geſundheitsregeln, daß ſein Körper dadurch ſehr geſchwächt wurde. Am 29. Februar, Nachts 12 Uhr, hat er ausgerungen, nachdem ihm noch viele Beweiſe von Theilnahme und Liebe in der letzten Zeit ſeines qualvollen Lebens geworden waren. In ergreifenden Worten ſchilderte der Prediger, Herr Hennicke, am Grabe, welchen Dank ihm Sagan für das Werk des Parkes ſchulde, wie freundlich er in ſeiner ſteten Bereitwilligkeit, der Kunſt zu dienen, auch den Friedhof, auf dem er nun ſelbſt ruht, ausgeſchmückt und angelegt habe, wie peinlich ſein Tod auf die Herzen derer wirken müſſe, die ſein gutes Herz unter der Maske ſcheinbarer Freundlichkeit gemißbraucht hätten. Viele herzogliche Beamte, Freunde und Bekannte, ſowie die noch aus ſeiner Zeit vorhandenen Arbeiter, folgten dem Sarge, den ſein Nachfolger, Herr Gireoud, paſſend hatte ausſchmücken laſſen. Nun wandeln ſie Beide, die kunſtliebende Herzogin und ihr Gartenkünſtler, in jenen Sphären, die kein Hauch irdiſcher Gemeinheit mehr vergiftet, und auch ihr gemeinſames Werk gehört damit mehr oder weniger der Geſchichte an, indem es vielfach vereinfacht wurde und nicht mehr im alten Glanze erhalten wird. So vollzieht fi auch hier das: sic transit gloria mundi! O., J. — 2 2 — Berichtigungen. Seite 102 Zeile 18 u. 19 v. o. ließ: im Samen ſtatt am Samen. S. 146 Z. 23 v. o. gemein für gemeint. S. 147 Z. 9 v. o. Entdeckungen für Entwickelungen. S. 147 Z. 19 v. o. Ale für Aloa. S. 147 Z. 21 v. o. Zambesi für Lambesi. S. 150 Z. 7 v. o. 1825 für 1826. 241 Beobachtungen über das Wachſen der Pflanzenſtengel während des Tages und während der Nacht. Von Duchartre.“) Frühere Beobachtungen gleicher Art wurden bereits von E. Meyer an den Stengeln der Amaryllis Belladonna und an den Blättern zweier Cerealien, von Meyen an ſehr jungen Hanfſtengeln, von Herrn Mulder an den Blättern der Urania speciosa, von Herrn Hartung am Stengel des Hopfens u. ſ. w. angeſtellt. Im Laufe des Monates Auguſt und im Beginn des Septembers 1865, ſtellte Herr Duchartre ſeine Beobachtungen an ſechs Pflanzen-Arten an, nämlich an vier Dicotyledonen, einer Erdbeerſtaude mit großen Früchten, an der die Verlängerung eines Ausläufers gemeſſen wurde, einer Althæa rosea, einem kräftigen Triebe des Weinſtockes, am Hopfen und an zwei Monocotyledonen, zwei verſchiedenen Unter-Varietäten von Gladiolus Gandavensis Hort. Dieſe ſechs Pflanzen wurden täglich um 6 Uhr früh, zu Mittag und um 6 Uhr Abends gemeſſen, und zwar an einem beſtändig feſtſtehenden hölzernen Maaßſtabe, an dem ihre Stengel durch Bänder befeſtigt waren. Zugleich wurden jedesmal die Temperatur und die meteorologiſchen Wahrnehmungen aufgezeichnet. Um das Tags-Maximum annähernd zu erhalten, wurde auch die Temperatur um 3 Uhr Nachmittags aufgezeichnet. Das Ergebniß dieſer Reihe von Beobachtungen iſt übereinſtimmend befunden worden und läßt ſich — mit einigen wenigen Ausnahmen — in Kürze ſo ausſprechen: das Wachſen aller beobachteten Pflanzen von 6 Uhr Abends bis 6 Uhr früh war beträchtlicher, als das von 6 Uhr früh bis 6 Uhr Abends; mit anderen Worten: das nächtliche Wachſen iſt größer als das während des Tages. Die Unterſchiede waren oft wie 2 zu 1, ſelten wie 3 zu 1 und in einigen wenigen Fällen noch bedeutender; ein Ergebniß, das dem der meiſten früheren Beobachtungen geradezu wider— ſpricht, und doch wohl ſeiner Richtigkeit nach nicht bezweifelt werden kann, r — — ) Ein Vortrag in der Sitzung der pariſer Academie der Wiſſenſchaften am 9. April 1866. (L'Institut Avril 1866). Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXII. 16 242 indem es auf der Abſchätzung ſehr merklicher Größenverhältniſſe und auf einfachen Längen-Abmeſſungen beruht. Herr Duchartre will indeß daraus keine allgemeine Folgerungen ziehen, weder über die Phanerogamen im Allgemeinen noch über den Fortgang des Wachsthumes während des ganzen Jahres. Er möchte ſogar glauben, daß hierin ſehr merkliche Unterſchiede vorwalten dürften, ſowohl von einer Pflanzenart zur andern als auch, bei einem und demſelben Individuum, von einem Abſchnitte der jährlichen Vegetations-Periode zum anderen. Herr Duchartre gedenkt bei zurück— kehrender ſchönen Jahreszeit, dieſe Unterſuchungen wieder aufzunehmen und fordert die Mitwirkung Aller auf, die in der Lage ſind, ähnliche Beob— achtungen anzuſtellen. Herr Hartung hat am Hopfen feſtgeſtellt, daß das Maximum des täglichen Wachſens des Stengels dieſer Pflanze, nachdem es im An— fange des Mai zwiſchen 7 Uhr früh und 3 Uhr Nachmittags gefallen, Anfang Juni zwiſchen 3 Uhr Nachmittags und 11 Uhr Abends eintritt. Es fragt ſich mithin, ob während ſeiner eigenen im Monat Auguſt und im Anfange des September angeſtellten Beobachtungen, nicht beweiſen, daß das Maximum des Wachſens ſich nicht etwas bis in die eigentlich nächtliche Periode hinein verſchoben habe, wodurch ſich der Widerſpruch zwiſchen dem Ergebniſſe ſeiner eigenen Beobachtungen und dem von ſeinen Vorgängern erlangten erklären ließe. B ei — Der projectirte Bürgerpark in Bremen. Einen Bürgerpark in Bremen auf der Bürgerweide zu ſchaffen, iſt jeit längerer Zeit projectirt und ſcheint dieſes große Unternehmen jetzt ſeinem Abſchluſſe nahe gebracht zu ſein. In der unlängſt ſtattgehabten Verſammlung des proviſoriſchen Ausſchuſſes des Vereines für die Bewaldung der Bürgerweide wurde den Anweſenden mitgetheilt, daß die Verhältniſſe, die bisher den Vorſtand von der öffentlichen allgemeinen Betreibung der Angelegenheit abgehalten haben, glücklich beſeitigt ſeien und jetzt die er— forderlichen Maaßregeln zur Belebung des allgemeinen Intereſſes ergriffen werden müßten. Der Bericht, welcher vom Vorſtande über ſeine bisherige Thätigkeit dem proviſoriſchen Ausſchuſſe mitgetheilt wurde, hebt beſonders die Verhandlungen hervor, welche mit den Herren Garteninſpector Schaumburg in Hannover, Obergärtner Effner in München und Land— ſchaftsgärtner Benque in Lübeck in den vorangehenden Monaten geführt worden ſind. Von den eingeſandten Riſſen iſt der des letzten Technikers vom Vorſtande genehmigt worden und hat bereits auch die Billigung des proviſoriſchen Ausſchuſſes erfahren. Es war die gedachte Verſammlung, zu der faſt alle Mitglieder des Ausſchuſſes ſich eingefunden hatten, beſonders wegen der Mittheilung des Senates vom 23. April berufen, in der die Angelegenheit der Bürgerſchaft empfohlen wird. Wir glauben, daß einer baldigen Beſchlußfaſſung über 243 diefelbe nichts im Wege ftehen wird und wünſchen dieſelbe ſehr, weil die erſten Arbeiten im freien Felde wo möglich ſchon im Mai beginnen müſſen. Die finanziellen Bedenken, die bei dem Unternehmen ſich aufwerfen ließen, hält der Senat ſelbſt nicht für erheblich genug, um demſelben irgend wie entgegen zu treten; er beantragt vielmehr ſofort, daß die Ueberwachung der Ausführung, jedoch ohne alle Einmiſchung in die Einzelheiten der vor— zunehmenden Arbeiten, der Deputation für die Bürgerweide überwieſen werden möge. Der Plan, welcher dem Ausſchuſſe vorgelegt, und von Herrn Dr. H. A. Schumacher des Näheren erläutert wurde, iſt beſonders in äſthetiſcher Beziehung als ganz vollendet zu bezeichnen; indeſſen iſt auch auf das Be— dürfniß der Bevölkerung Bremens und auf die Eigenthümlichkeit des Ter— rains in höchſt zweckmäßiger Weiſe Rückſicht genommen. Die für die bisherigen Arbeiten nöthig gewordenen Ausgaben, beſonders Honorare, wurden nachbewilligt, auch fand der Antrag, vorläufig für die Vorbereitungsarbeiten aus dem vorhandenen Capitale (etwa 15,000) 500 F auszuſetzen, keien Widerſpruch. Im nächſten Monate wird das Budget die ſes Jahresnausgearbeitet werden, welches dann der erſten ordentlichen Generalverſammlung mitgetheilt werden muß, die wahrſcheinlich am 29. April ſtattgefunden hat. Wir freuen uns ſehr, daß die Bewaldungsſache einen ſo günſtigen Verlauf genommen hat und vorausſichtlich in wenigen Wochen eine be— ſchloſſene Sache ſein wird. Kürzlich iſt nun eine Brochüre erſchienen, betitelt: Ein Bürger park auf unſerer Bürgerweide. Ein Wort an die Bürger und Freunde der Stadt Bremen. Herausgegeben vom Vorſtande des Vereines für die Bewaldung der Bürgerweide. In derſelben wird die Idee des Projectes, der Plan der Anlage, die Ausführung des Unter— nehmens genau auseinandergeſetzt, wie auch am Schluſſe die vom gedachten Vereine angenommenen Satzungen mitgetheilt werden. Selbſt wohl jeder Nichtbremer kann nur wünſchen, daß der Ausführung dieſes ſo groß— artigen Werkes auf dem Grund und Boden der Bürgerweide nichts Störendes in den Weg treten möge und dadurch der Stadt Bremen eine Anlage geſchaffen werde, wie ſie einer ſolchen würdig iſt. Der Anlage— Plan iſt nun der folgende. | Nicht eine reine Luxusanlage fol nach dem entworfenen Plane an die Stelle des Weidelandes treten; es gilt keineswegs, einen möglichſt prachtvollen Prunkgarten mit den koſtbarſten Zierbosquets und Blumen— beeten, mit ausländiſchen Gewächſen und zarten Raſenteppichen zu ſchaffen. Man will kein Werk hervorrufen, das mit den ſorgfältig gepflegten Um— gebungen fürſtlicher Schlöſſer, mit den eleganten Anlagen ſtattlicher Land— ſitze wetteifern könnte; denn es handelt ſich nicht um einen Sammelplatz blos für die vornehme Welt. Der Gedanke, daß ein Volkspark geſchaffen werden ſoll, iſt der maßgebende; ein großer Theil des Areales muß daher nur als ein Gehölz erſcheinen, das von Wegen durchzogen, von Wieſen— flächen unterbrochen und durch kleine Gewäſſer belebt wird; dadurch wird für das Wichtigſte, für Schatten, für Waldesgrün und Waldesluft, geſorgt. 16* 244 Allein das Terrain, das, wie ſeine Umgebung völlig phyſiognomielos, eines jeden landſchaftlichen Charakters entbehrt, ſtellt ganz beſondere An— forderungen. Es muß bei der Anlage zu eigenen Kraftmitteln gegriffen werden, wenn der bedenklichſte Mangel beſeitigt, die Monotonie überwunden werden ſoll. Deshalb iſt es mit dem einfachen Gehölze nicht gethan; auf dem nackten, ebenen, weit ausgedehnten Areale, das keinen einzigen Blick in eine nähere oder entferntere Landſchaft geſtattet, droht Fuß für Fuß Gefahr, daß Einförmigkeit und Langweile entſteht, weil die Anordnungen ſich wiederholen. Außer dem Gehölze muß daher die Anlage noch andere Elemente enthalten; man hat daran zu denken, daß für eine Stadt, wie Bremen, ein dauerndes Werk geſchaffen werde, welches nicht blos zweck— entſprechend ſein ſoll, ſondern auch ſchön und edel ſich darſtellen muß, damit durch daſſelbe nicht allein ein unentbehrliches Bedürfniß befriedigt, ſondern auch eine wirkliche Zierde für die Stadt geſchaffen werde. Wie dieſe Gedanken zu verwirklichen ſind, zeigt der von Herrn W. Benque in Lübeck ausgearbeiteter Entwurf, welchen der Vorſtand nach langen Vorberathungen unter den ihm eingeſandten Plänen ausgewählt, und feiner Schönheit wegen angenommen hat. Pückler-Muskau's Worte, daß die landſchaftlichen Effecte, über welche die Gartenkunſt verfügt, nur dann Wirkung haben, wenn man der ſtärkſten Contraſte ſich bedient, die durch Eintheilung der Terrains, durch Linienführung und Gruppirung bei der Bepflanzung zu erreichen ſind, gelten ganz vorzüglich bei einer großen, für die Oeffentlichkeit beſtimmten Anlage in monotonſter Umgebung. Der Landſchaftsgärtner muß zu ſehr energiſchen Maaßregeln greifen, um Einförmigkeit und Wiederholung zu vermeiden; hier reichen keine Mittel und Kunſtſtücke, wie Hügelung, Wechſel der Baumarten, ſchwache Terrainbewegung, nicht aus; nur ſcharfe Gegen— ſätze kommen zu wirkſamer Geltung, und dieſe ſind in dem Entwurfe auf das Gelungenſte hervorgerufen. Von der Gehölzanlage, die den größten Theil mit ihren ſchattigen Wegen, mit ihren Wieſen, ihren dichteren und lockeren Parthien einnimmt, iſt eine Gentralanlage unterſchieden, welche, in ſtrengem Style ausgeführt, auf's Schärfſte von der ganzen Umgebung ſich abhebt. Vor zweien der Hauptzugänge breitet ſich ein regelmäßig angelegtes Parterre in mathema— tiſchen Linien aus; es iſt dies eine 60 Morgen, d. h. ¼ des ganzen Terrains, einnehmende, faſt für ſich beſtehende Parthie, mit ſchattigen zwei— und vierreihigen Alleen, mit geraden Laubgängen, mit ebenmäßigen Plätzen und gleichförmigen Raſenlagen. In ihm treten zwei beſonders in's Auge fallende Punkte hervor. Der Eine iſt ein etwa 740 Fuß langes und 220 Fuß breites Plateau, der Andere ein freies, gegen 10 Morgen be— deckendes Baſſin, welches durch ſein Waſſer der Umgebung Leben und Ausdruck verleihen, mit Schwänen und anderen Waſſervögeln bevölkert, vielfache Unterhaltung bieten und im Winter dem Vergnügen des Schlitt— ſchuhlaufens dienen wird. Die Terraſſe, gebildet aus dem beim Ausgraben gewonnenen Erdreiche, kann eine ſolche Höhe erhalten, daß von ihrer Oberfläche bis zum Waſſerſpiegel eine bedeutende Differenz entſteht; ſo iſt ein ziemlich erhaberner Punkt geſchaffen, der, aus der Ebene hervorſteigend, 245 rundum eine Ueberſicht bietet und mit dem Reſtaurationsgebäude, das er tragen könnte, auch ſelber einen ſchönen Anblick gewährt. Es iſt durchaus wünſchenswerth, daß in dem Stadtparke nicht blos einzelne kleine Er— holungspunkte ſich finden, ſondern auch ein größeres Local vorhanden iſt, welches bei plötzlich ausbrechendem Regen Schutz gewährt, für Schwächere als Raſtort dient und im Winter das Ziel der Spaziergänger iſt. Auf der Terraſſe belegen, in dem geeigneten, der nächſten Umgebung und auch der ganzen Anlage angemeſſenen Style aufgeführt, wird das Gebäude an den verſchiedenſten Ausſichtspunkten im Gehölze einen maleriſchen Abſchluß des landſchaftlichen Bildes gewähren. Außer ihm trägt die obere Fläche der Terraſſe, die mit Veranden und Laubgängen geziert iſt und an allen vier Seiten auf breiten Treppen erſtiegen wird, zwei Pavillons; auf dieſe ſind die Perſpectiven der breiten Alleen gerichtet, welche an der einen Seite den Bäumen der großen „Eichenallee“ ſich anſchließen, auf der anderen am Baſſin ſich entlang ziehen. Beſonders die letzteren, 600 Fuß langen Baumgänge, bilden eine prachtvolle Esplanade, einen Sammelplatz für das geſammte Publikum, einen Vereinigungspunkt inmitten der Anlage. Das Auge findet hier die verſchiedenſten Anziehungspunkte, insbeſondere ſteigt aus dem Baſſin eine kleine Inſel empor, die, mit zierlichen Gebäuden und hohen Bäumen beſetzt, ſicher von nicht geringer decorativer Wirkung ſein wird. Auf der Oſtſeite ſpringt denn ein Kreis zur Hälfte in das Baſſin hinein, der auf ſeinen Radien reichlich mit Alleebäumen bepflanzt iſt und in ſeinem Centrum auf freiem Platze einen Muſikpavillon trägt, ſo daß für öffentliche Concerte im Freien eine ſchöne Stätte in dieſem geräumigen Rondeel geſchaffen iſt. Nur am entgegengeſetzten Ende, auf der Weſtſeite, erreicht die regel— mäßige Kernanlage die Grenze des Areales; ſonſt ſchließt ſich an ſie rings umher das eigentliche Gehölz, theils mit ſeinen baumumgränzten Wieſen, theils mit ſeinem dichten Holzbeſtande ſelbſt. In leichter Weiſe zweigen ſich die Wege von den geraden Alleen und ebenmäßigen Plätzen der Centrumparthie ab, um in ſchönen ſchlanken Linien ſich durch die freiere Anlage zu winden. Wirkſam ſind an den Grenzen der Grasflächen die Baummaſſen in die leichtere Hainform aufgelöſt; auf dem Raſengrün ſieht man hie und da einzelne ſtarke Gruppen ſich erheben; dann wird die Pflanzung immer dichter, und gegen den Rand des Terrains zeigen ſich die Gehölzparthien in ihrer ganzen Stärke; wie denn die ge— ſammte Anlage, da maleriſche Fernſichten fehlen und ſtarker Schutz vor Wind zu ſchaffen iſt, von einem dichten Waldgürtel eingefaßt wird, welcher nach außen auf der Südſeite mit einer Dornhecke abſchließt, die längs des Grabens neben der Stauallee zu pflanzen iſt, auf der Oſtſeite mit dem Deiche, der (den Staugraben entlang) zur Abhaltung einbrechenden Waſſers aufzuwerfen wäre, und auf der Nordſeite mit dem Damme, der ſchon jetzt am neuen Torfkanale ſich hinzieht und, wie jener Deich, zur Beſetzung mit einer wilden Hainbuchenhecke ſehr gegeinet iſt. Während ſo der Waldgürtel nach außen eine feſte, ſichernde Be— grenzung hat, dehnt er ſich nach innen bald tiefer, bald ſchmäler aus. Unter den etwa 240 Morgen, die von der Gehölzanlage eingenommen 246 werden, bleiben gegen 60 Gras- und Wieſenland, während etwa 64 in lockerer Weiſe, 100 ganz dicht mit Bäumen bepflanzt ſind und die Fahr— wege nebſt den Fußſteigen etwa 16 Morgen in Anſpruch nehmen. Auch in der Gürtelpflanzung und in der ganzen Vertheilung des Baumſchlages treten ſtarke Gegenſätze hervor, deren Wirkung an mehreren Punkten ſehr entſchieden zur Geltung kommen, insbeſondere auf der großen freien Wieſenfläche, die in der Mitte des Areales gleich hinter dem Concert— rondeele ſich ausbreitet. | Eine Scharfe Trennung von Laub- und Nadelholz it durchgeführt worden. Das Erſte überwiegt in bedeutendem Maaße; es bedeckt einen großen Theil der Südſeite, wo indeſſen der vorhandene Abzugsgraben, damit er nach Entfernung der Senkgruben auch in der Sommerzeit nicht durch Ausdünſtungen läſtig werde, faſt in ſeinem ganzen Laufe dicht mit Tannen und Fichten zu bepflanzen ſein wird. Laubholz weiſt auch die ge— ſammte Nordſeite auf, wo inmitten der dichten Pflanzung ein freier Platz ſich zeigt, welcher, geräumig und ſchattig, ſehr wohl als Spielplatz für die Jugend benutzt werden kann. Auf der ganzen Südoſtecke des Terrains ſind dagegen die Nadelhölzer in Einer großen Pflanzung zuſammengeſtellt, ſo daß der ihnen eigenthümliche Typus hier ungeſtört zur Entwickelung ge— langen kann. Hier wird ein wirklicher Tannenwald emporwachſen, dem nicht durch andere Beſtände der ihm eigene Charakter geſchmälert wird; Fichte und Föhre, Tanne und Lärche ſchließen ſich hier an einander. Ver— ſteckt in dieſer Waldparthie ſteht das eine Holzhäuschen, ein abgelegener, ſchattiger Erquickungsort, zugleich Wohnung für die Gärtner, deren Obhut die dicht von Nadelholz umgebene, etwa 6 Morgen große Pflanzſchule an— vertraut iſt. An der entgegengeſetzten Ecke des Areales zeigt ſich auch ein Wald— häuschen von ähnlicher Beſtimmung, aber in völlig anderer Umgebung. Hier erhebt ſich das Laubholz in den dichteſten Maſſen; aber Weiden und Pappeln, Erlen und Birken verdrängen hier die ſonſt in den Laubholz— parthien vorherrſchenden Eichen und Buchen. Hier an der tiefſten Stelle des Terrains liegt ein rings überſchatteter buchtiger Teich, welcher 6 Morgen groß, nur an einer Stelle überbrückt iſt und blos von wenigen Punkten aus überſehen werden kann. Rings umher hat hier die Anlage etwas Ernſtes und zugleich Idylliſches. Hier iſt es am Orte, das Gedächtniß an die alte volksthümliche Sage zu erwecken, welche, von der Erwerbung der Bürgerweide redend, die Uneigennützigkeit einer deutſchen Frau und den Patriotismus eines bremer Bürgers verherrlicht; hier in der Nähe des Gewäſſers wird ſich der Emmaſtein erheben, welcher die ſpäte Nachwelt an die Gräfin Emma und an den bremiſchen Krüppel mahnen ſoll; es iſt eine ſinnige Stiftung, welche davon zeugt, daß noch jetzt die Tugenden zu finden ſind, welche jene beiden Perſonen auszeichneten, denen Bremen ſeine Bürgerweide verdankt und dadurch auch die neue Gehölzanlage. Leicht ließe ſich im Umkreiſe derſelben ein geeigneter Punkt ausfindig machen, welcher in Zukunft den Freunden eines „botaniſch-zoologiſchen Gartens“ zur Ausführung ihrer Pläne Anhalt geben könnte; wegen der abgeſonderten Kernparthie iſt die Möglichkeit geſchaffen, den durch ſie 247 entftehenden einzelnen Theilen der Anlage künftighin, ohne den Charakter des Ganzen zu beeinträchtigen, eine beſondere Verwendung zu geben, ſofern dieſe nur mit dem Zwecke des Hauptunternehmens, mit der Grundbe— ſtimmung der ganzen Anlage in Einklang zu bringen iſt. Die Wege, welche das geſammte Areal durchziehen, zum Theile für Fuhrwerk, Reiter und Fußgänger (30 Fuß breit), zum Theile nur für die letzteren beſtimmt (12 Fuß breit), weiſen im Ganzen eine Länge von etwa 24,000 Fuß auf. Das Wegenetz wäre leicht zu verengern, wenn ſich herausſtellen ſollte, daß eine noch weitere Ausdehnung der Spaziergänge wünſchenswerth wäre und für dieſe nicht die Anlagen genügten, welche vorausſichtlich ſchon bald außerhalb des fraglichen Terrains entſtehen und, hinter dem Bürgerparke liegend, wie Fortführungen und Erweiterungen deſſelben erſcheinen werden. Der Waldgürtel des Parkes wird nicht nur von den Zugängen durchbrochen, welche auf die ihn im Norden und Süden treffenden, ſchon oben erwähnten Zukunftsſtraßen Rückſicht nehmen, ſondern auch von den Ausgängen, die zu jenen weiteren Anlagen führen. Auf der Oſtſeite iſt eine Verbindung mit dem breiten „Mitteldamme“ hergeſtellt, welcher durch den parcellirten, zwiſchen dem „Staugraben“ und der „kleinen Wumme“ liegenden Theil der Bürgerweide bis zu dieſem letzteren Fluſſe ſich hinzieht und hoffentlich bald, mit Bäumen bepflanzt, eine prachtvolle Allee bilden, ſowie durch eine andere Allee längs des „Staugrabens“ mit den Wegen neben dem neuen und alten Torfkanale verbunden ſein wird. Zu dieſen gelangt man direct durch die Ausgänge, welche der Park an der Südoſt⸗ und Nordoſtecke erhalten ſoll, von denen der Erſtere zu weiteren Spaziergängen führen wird, ſobald die Stauallee weiter fortgeſetzt oder zwiſchen dem Stau und der Schwachhauſer Chauſſee, reſp. der Rhins— berger Straße, eine geeignete Verbindung hergeſtellt iſt. So ſind die Grundzüge des Planes, welcher der künftigen Anlage einen der Idee des Projectes angemeſſenen Charakter zu geben ſucht und zugleich die Verhältuiſſe des Terrains, ſowie die Bedürfniſſe der Bevölkerung möglichſt berückſichtigt. . Gartenbau⸗Vereine. Hamburg. Große Pflanzen- und Blumen-Ausſtellung des Garten- und Blumenbau-Vereines für Hamburg und deren Umgegend. Am 4. Mai hatte der genannte Verein ſeit feines 335jährigen Be— ſtehens die 50. Ausſtellung eröffnet, die ſich den früheren großen Aus— ſtellungen nicht nur würdig anreihte, ſondern dieſelben, was das Arrangement und die Blüthenpracht der Pflanzen anbelangt, wohl übertraf. Wenn wir auch leider einige unſerer erſten Privat- und Handelsgärtner bei dieſer Ausſtellung vertreten zu ſehen vermißten, ſo hatten Andere um ſo reichlicher beigeſteuert, und die große Reitbahn der Cavallerie-Diviſion, die eine Länge 248 von 145 F. und eine Breite von 70 F. hat, war in einen der lieblichſten Blumengarten umgeſchaffen und bis auf den letzten Platz mit den ſchönſten Pflanzen beſetzt, was um ſo rühmender anzuerkennen iſt, als erſt vor drei Wochen der Verein der „Vereinigten Gärtner Hamburg's“ ſeine Ausſtellung abgehalten hatte (vergleiche Seite 227). Alles, was die Jahreszeit bot, oder was durch Kunſt verfrüht oder zurückgehalten, war zur Schau ge⸗ ſtellt und die Mannifaltigkeit der verſchiedenen Gewächſe, ſowie das äußerſt geſchmackvolle Arrangement, gaben ein ſo impoſantes freundliches Bild, daß die zahlreichen Beſucher ſich nur ungern von einem Orte zu trennen ver— mochten, wo Flora's Schätze in ſo reicher Fülle vereint zur Schau geſtellt waren. Leider müſſen wir jedoch bemerken, daß, wie auch ſchon auf den Ausſtellungen der letzteren Jahre, ſo auch auf dieſer die ſchönen Gewächſe Neuhollands und Auſtraliens faſt gar nicht vertreten waren, während dieſe Gewächſe auf den Ausſtellungen früherer Jahre gerade die Hauptzierde ausmachten; dieſe Pflanzen haben jetzt mehr und mehr den Blatt- und buntblätterigen Pflanzen, Azaleen, Fuchſien, Coniferen und dergleichen weichen müſſen. Schaupflanzen, wie wir ſolche früher von Eriostemon-, Borlonia-, Dillwynia-, Diosma-, Epacris-, Erica-, Acacia-, Ade- nandra-, Chorozema-, Correa-, Hardenbergia-, Daviesia- und der- gleichen Arten auf den Ausſtellungen ſahen, exiſtiren leider jetzt in den Gärtnereien Hamburgs kaum mehr. Da man jedoch in England wieder angefangen hat mehr Werth auf dieſe Pflanzen zu legen, ſo iſt die Zeit vielleicht nicht mehr fern, wo dieſelben auch bei uns wieder in die Mode kommen werden. Wie ſchon erwähnt, war die große Reitbahn, ringsum an den Wänden von Tannen eingeſchloſſen, in einen üppig blühenden Garten, mit grünen Raſenplätzen und einer hoch emporſteigenden Fontaine, umgewandelt. In dieſen Garten gelangte man durch eine, etwa fünf Fuß vom Fußboden erhabene, von 16 Säulen getragene Pergola, von oben reich berankt mit Epheu. Die ſchneeweißen, 1 Fuß dicken Säulen, die in einiger Entfernung den koſtbarſten Marmorſäulen glichen, waren von dem Deco— rateur Herrn L. Piglhein angefertigt und erregten die allgemeinſte Be— wunderung. Von dieſer erhabenen, im Vordergrunde reich mit hoch— ſtämmigen und pyramidenförmigen Azaleen decorirten Pergola, hatte man einen theilweiſen Ueberblick über die künſtliche Gartenanlage, die durch eine in der Mitte befindliche leichte Palmengruppe unterbrochen wurde, welche die Herren James Booth & Söhne in Flottbeck und der botaniſche Garten aufgeſtellt hatten. Die prächtigen Azaleen auf der Pergola waren zur Hälfte aus dem Garten des Herrn G. T. Siemsſen (Gärtner F. Misfeld), in Eppendorf und Herrn A. P. Schuldt (Gärtner C. Heinrichs), geliefert und zeichneten ſich durch vortreffliche Cultur wie reiche Blüthenfülle aus. Im Hintergrunde des Locales befand ſich eine ſechs Stufen hohe Eſtrade, mit Statuen geſchmückt, reich mit blühenden und nicht blühenden Gewächſen decorirt und zu beiden Seiten des Raumes zog ſich eine Raſenerhöhung ent— lang, auf der die verſchiedenen Privat- und Handelsgärtner ihre Pflanzen: ſchätze gruppenweiſe aufgeſtellt hatten. Betreten wir nun nach einem ge— noſſenen allgemeinen Ueberblicke den Ausſtellungsraum, von der Pergola 249 aus zur rechten Seite, fo kommen wir zu einer Gruppe Pflanzen von dem Handelsgärtner Herrn W. Buſch, in der ſich ſchöne kräftige, reichblühende indiſche Azaleen, eine Collection Cinerarien, Violen, getriebene Roſen, hybride pontiſche Rhododendren auszeichneten. Eine Anzahl Gardenia florida von Herrn Handelsgärtner C. Ruſteberg und eine Collection Begonien von Herrn G. T. Siemsſen (Gärtner Misfeld), ſchloſſen ſich dieſer Gruppe an. Die folgende gemiſchte Gruppe des Herrn M. Metzen— dorff, Gärtner Schroeder, enthielt manches hübſche und ſeltene Pflänzchen, ſich ſämmtlich durch gute Cultur auszeichnend, wie Begonia smaragdina, das prächtige Anthurium magnificum, Bertolonia maculata, Gymno- stachyum Verschaffeltii, Nidularium splendens, mehere Selaginellen, Marantaceen, Aralien, Tropæolum tricolor und dergleichen. Der botaniſche Garten hatte außer einer Collection von zwei- bis ſechsfüßigen Palmen in kräftigen Exemplaren, noch eine kleine Sammlung hübſcher Pflanzen zu einer Gruppe vereint, die ſich der vorhergehenden anſchloß. In dieſer Gruppe erregten zwei, unter einem Glaskaſten ſtehende kräftige Exemplare des auſtraliſchen Sonnenthau, Drosera binata, die allgemeinſte Aufmerkſamkeit des Publikums, deren Blätter wie mit Diamanten beſetzt zu ſein ſchienen. Von den übrigen Pflanzen bemerken wir noch Acacia buxifolia, pentadenia, alata, armata g angustifolia, Bauera rubi- oides, Cytisus albiflos, Echeveria rosea, Goodia medicaginea, Hibbertia corifolia, den ſich durch ſeine eigenthümlichen ſtacheligen Blatt— ſtiele auszeichnenden Rubus australis, dann Scutellaria scarlatina, eine empfehlenswerthe Art, Stylidium adnatum, Thomasia solanacea, mehere niedliche Frühlingsſtauden, als das ſeltene und ſchöne Dodecatheon Jeffreyi, Androsace maxima, Anemone nemerosa pl. fl., eine liebliche Varietät, mit gefüllten Blüthen, Lachenalia tricolor, Ranunculus, aconitifolius, mehere Saxifraga und dergleichen. Auch die eigenthümliche Ericacee, der Bryanthus erectus, von der man nicht recht weiß, ob ſie eine Art iſt oder wie behauptet wird, ein Baſtard zweier verſchiedener Gattungen. — Die nun folgende große Gruppe enthielt die ſeltenſten Pflanzen, welche auf der diesmaligen Ausſtellung ausgeſtellt waren, dieſelben ſtammten aus den Gewächshäuſern der Frau Senatorin Jeniſch (Obergärtner F. B. Kramer). Außer einigen älteren, anerkannt ſchönen Blattpflanzen in kräftigen Exemplaren, wie Cyanophyllum magnificum, Croton longifolium, Sphænogyne latifolia, ſehr groß, Phrynium exi- mium, Cissus porphyrophyllus und dergleichen, zeichneten ſich durch Schönheit ganz beſonders aus: Alocasia macrorrhiza, das eigen- thümliche und ſchöne Anthurium Scherzerianum, die reizend hübſche Peperomia peltata, Alocasia Veitchii und cuprea, Anthurium ochranthum, Maranta striata, mit gelb und grün gezeichneten Blättern, ein kräftiges Exemplar des Cephalotus follicularis, das ſeltene und eigenthümliche Lycopodium Phlegmaria, die hübſchen Aucuba japonica fol. aureis marginatis und fol. maculatis, Ligularia Kæmpferi, ſchöne Exemplare des Dryopteris nobilis und der Gleichenia microphylla, zwei ſehr empfehlenswerthe Formen. Das Hauptexemplar dieſer Gruppe war eine rieſige, reichblühende Medinilla magnifica. — Orchideen, ſonſt 250 jo zahlreich auf unſeren Ausftellungen vertreten, ſahen wir auch nur in der Pflanzengruppe der Frau Senatorin Jeniſch, und zwar Trichopilia coccinea, Cypripedium humile aus Nord-Amerika, C. barbatum, C. villosum, Selenipedium caudatum, mit einem Blüthenſchafte mit drei Blüthen, Vanda tricolor, Scuticaria Steelii, Sophronitis grandiflora, Lyscaste biseriata und Barringtonie, Lælia purpurea und Phajus Wallichii. — b Dieſer, ſich durch ihre Blüthenpracht und Blätterformen auszeichnenden Gruppe ſchloß ſich eine andere an, die ſich eines geringeren Beifalles zu erfreuen hatte, obgleich in derſelben ſehr werthvolle Arten und ausgezeichnet ſchöne Exemplare enthalten waren. Wir meinen die große Cacteengruppe der Herren Handelsgärtner A. F. & C. Fiſcher. Dieſelben haben die rühmlichſt bekannte Cacteenſammlung des Herrn Droege an ſich gebracht, aber leider hat dieſe Pflanzengattung ſich jetzt nur weniger Liebhaber zu erfreuen, daher auch kein Wunder, daß ſie geringere Beachtung fand, als ſie verdient hat. Die nächſtfolgende Gruppe zog auch nur die Aufmerkſamkeit der Kenner auf ſich, denn ſie beſtand aus einer Collection von Coniferen aus der Sammlung des Herrn Handelsgärtner H. Ohlendorff, welche trotz ihrer Schönheit und theilweiſen Seltenheit den Nichtkennern weniger an— ſprachen, als die ſchönen Azaleen und dergleichen, zudem kam es, daß dieſe ſchönen Coniferen wegen zu ſpäter Einlieferung, einen weniger günſtigen Standort erhalten hatten. Coniferen, wenn ſie auf Jedermann einen günſtigen Eindruck machen ſollen, müſſen niedrig, wo möglich auf einem Raſen gruppirt ſein. — Den Schluß auf dieſer Seite bildete eine hübſche gemiſchte Gruppe gut cultivirter Pflanzen von Herrn Senator Godeffroy (Gärtner Backenberg); unter denſelben zeichneten ſich aus ſchöne hybride Rhododendren, Musa coccinea blühend, vorzügliche Cinerarien, diverſe Blattpflanzen und dergleichen. — Die Rückwand der erhöhten Eſtrade, vor der wir nun ſtehen und zu der zwei Treppen hinauf führen, hatte der Handelsgärtner Herr Pabſt, mit ſeinen prächtigen Azaleen decorirt. Die rieſigen Exemplare waren theils buſchig, theils pyramidenförmig gezogen, einzelne 3—4 F. im Durchmeſſer haltend und alle mit Blüthen bedeckt, vorzüglich waren A. Gabriele, Duc Adolph de Nassau, Beauté de l'Europe, Teutonia u. a. Hinter dieſer doppelten Reihe von Azaleen erhob ſich ein rieſiges Exemplar einer Acacia paradoxa von Herrn G. T. Siemsſen (Obergärtner Misfeld), in üppigſter Blüthenpracht. In der rechten Ecke der Eſtrade hatten die Blattpflanzen, Palmen und Farne in ganz vorzüglichem Cultur— zuſtande aus dem Garten des Herrn Dr. Abendroth (Obergärtner Warnecke), Platz gefunden. Vorzüglich war hier ein Cyperus Papyrus, Adiantum cuneatum von 3 Fuß Durchmeſſer, Asplenium Nidus, Ci- botium Schiedei, Asplenium exaltatum und andere in ſehr bedeutender Größe und Schönheit. Die linke Ecke der Eſtrade war von einem Theile der aus der C. H. Harm ſen'ſchen Handelsgärtnerei (Obergärtner Neubert), eingeſandten Pflanzen eingenommen, dieſe beſtanden aus Palmen und ge— triebenen Blüthenſträuchern, hybriden pontiſchen Rhododendren und dergl. 251 Unter den Blüthenſträuchern waren ſehr hübſche Deutzia gracilis und sca- bra, Weigela rosea und amabilis, Cytisus Laburnum, Syringa, Viburnum Opulus, Amygdalus - Arten und die ſehr niedliche Rosa Banksia lutea plena. — Die erſte Gruppe auf der anderen Längenſeite des Locales war die Fortſetzung der Pflanzen des Herrn C. H. Harmſen und waren es hier die indiſchen und pontiſchen Azaleen, ſowie Blattpflanzen, welche die Blicke der Beſucher auf ſich zogen, welchen Pflanzen ſich die des Handelsgärtners Herrn E. Neubert, würdig anſchloſſen und aus ſehr ſchönen indiſchen wie pontiſchen Azaleen beſtanden. Herr Handelsgärtner F. L. Stueben hatte dann zunächſt eine große Gruppe geſtellt. Indiſche und pontiſche Azaleen waren auch hier vorherrſchend und ſämmtliche in ausgezeichneter Schönheit, ebenſo die hybriden pontiſchen Rhododendren, mehere Libonia floribunda, Tropolum tricolor, das gefüllt blühende Pelargonium Auguste Ferrier, die buntblätterige Kerria japonica, mit einfachen Blüthen, Bam— busa Fortunei, ſehr üppige Sedum Sieboldii fol. varieg. machten im Vordergrunde einen guten Effect. Herr Handelsgärtner G. Fröhle hatte ſehr hübſche Citrus sinensis und eine Anzahl hybrider pontiſcher Rho— dodendren und Azaleen geliefert, während Herr Handelsgärtner H. Wobbe in Altona eine Gruppe der gangbarſten Handelspflanzen aufgeſtellt hatte, wie Begonien, Azaleen, Callistemon, Cytisus, Dicentra spectabilis und dergleichen, die ſich weniger durch ihre Größe als durch eine gute Cultur auszeichneten. Herrn Herm. Ohlendorff treffen wir hier nochmals an, und zwar mit einer Collection von 100 verſchiedenen Gehölzarten in kleinen veredelten Exemplaren, unter denen ſich die ſeltenſten und ſchönſten Arten befanden, namentlich waren alle buntblätterigen Arten vertreten. Den Schluß an dieſer zweiten Seite bildete die ausgezeichnete Roſengruppe des Herrn F. Harms in Eimsbüttel, über deſſen Roſenzucht wir uns erſt im vorigen Hefte ausgeſprochen haben. Die ausgeſtellten Roſen waren von ausgezeichneter Schönheit, ſie bildeten mit den Hauptreiz der Blumen— freunde. Um nur einige zu nennen, führen wir als ausgezeichnet ſchön an: R. Thea jaune d'or, R. hybride remontante Claude Million, Eu— gene Appert, Francois Lacharme, Mme. Charles Verdier, Mme. Hoste, Marechal Suchet, Paul Delameilleray und dergleichen. — Hiermit wieder bis zur Pergola zurückgekehrt, müſſen wir noch zwei kleine auf derſelben befindlichen Einſendungen erwähnen, nämlich die Cine— rarien⸗Sämlinge der Herren Ernſt & von Spreckelſen (J. Booth & Co. Nachfolger), und die vorzüglichen großblumigen Pelargonien und Violen des Herrn Handelsgärtners C. Hamann in Altona. — Auf dem unmittelbar vor der Pergola liegenden und an dieſe ſich anſchließenden Raſenplatze war in der Mitte ein Baſſin mit einer Fontaine angebracht, ferner in Fronte der Pergola eine Collection ſchöner kräftiger Palmen vom Handelsgärtner Herrn H. Ohlendorff, mehere ſehr ſtarke Exemplare von Farnkräutern aus dem Garten des Herrn Dr. Abendroth, Obergärtner Warnecke, und ein ſehr großes Exemplar des ſo herrlichen baum— artigen Farn Balantium Karstenianum aus dem bataniſchen Garten. Gegen dieſe grünen Gewächſe traten um ſo ſchöner die auf dem Raſen 252 um das Baſſin in einem Kreiſe aufgejtellten 20 Stück hochſtämmigen Azaleen, mit ſtarken, reich mit Blüthen bedeckten Kronen des Herrn Handelsgärtners F. W. Pabſt. Die beiden Seiten der Pergola waren bis zur Treppe mit Cinerarien aus dem Garten des Herrn C. F. Schultz (Gärtner Paſſau), bekleidet. Das mittlere Raſenſtück enthielt die bereits erwähnte Palmengruppe, außerdem jedoch noch mehere kleine Pflanzengruppen, ſo z. B. eine Gruppe von der Amygdalus persica versicolor, mit gefüllten zart roſa Blüthen, umgeben von dem fo hübſchen Pelargonium Mrs. Pollock von Herrn Handelsgärtner F. L. Stueben. Von demſelben Einſender eine Gruppe von Prunus triloba und camellieflora, bekanntlich ebenfalls zwei liebliche Zierſträucher und dann eine Gruppe von Prunus sinensis fl. albo pl., ein Zwergbäumchen, mit dem Tauſendſchön ähnlichen Blüthen über und über bedeckt. Gruppen von ganz vorzüglichen Moosroſen waren drei auf dieſem Raſen angebracht, eine vom Handelsgärtner Herrn Schroeder, eine andere vom Handelsgärtner Herrn C. H. Harmſen (Obergärtner Neubert) und eine dritte vom Handelsgärtner Herrn W. Buſch. Zwei andere Gruppen beſtanden aus kleinen reichblühenden Kronenbäumchen der Citrus myrtifolia, eine vom Handelsgärtner Emil Neubert, die zweite vom Handelsgärtner H. Wobbe in Altona. — Als Einzeln-Pflanzen dienten dieſem Raſenplatze zur großen Zierde noch ein reichblühendes Imato— phyllum miniatum aus dem Garten der Frau Etatsräthin Donner, Obergärtner Reimers, in Neumühlen; ein Rhododendron Edgeworthii, überreich mit Blüthenknospen, von denen leider nur erſt zu wenige geöffnet waren, von Herrn Handelsgärtner C. H. Harmſen, Obergärtner Neubert; ein Rhododendron Dalhousianum, ein ſehr ſtattliches Exemplar, das leider auch erſt zu wenig Blüthenknospen entfaltet hatte, aber damit reich beladen war, von Herrn R. M. Sloman jr. (Obergärtner Geſcheidt). Es bleibt uns ſchließlich nur noch die Aufſtellung auf dem letzten Raſenplatze, dicht vor der an der Rückwand befindlichen Eſtrade, zu er— wähnen übrig. Auf demſelben befanden ſich nur einige wenige Gruppen, unter dieſen aber eine ſehr große von indiſchen Azaleen in großen kräftigen, reichblühenden Exemplaren vom Handelsgärtner Herrn C. H. Harmſen, Obergärtner Neubert. Aus derſelben Gärtnerei war auch eine Samm— lung ſehr ſchöner Gloxinien aufgeſtellt und eine nicht minder ſchöne von Herrn Reimers, Obergärtner der Frau Etatsräthin Donner in Neu— mühlen. Zwiſchen dieſen beiden Gloxiniengruppen befand ſich noch eine Gruppe von Calceolarienſämmlingen, vom Handelsgärtner Herrn v. Ahn. An Vaſenbouquets, Ballbouquets, Kränzen und dergleichen war kein Mangel und mehere derſelben zeugten von vielem Geſchmack und vieler Geſchicklichkeit. Wer von dieſen verſchiedenen Gegenſtänden das Beſte und Schönſte geliefert hat, iſt aus der nachfolgenden Preisvertheilung zu erſehen. Früchte waren jedoch nur ſpärlich vertreten, wir ſahen nur vozügliche Erdbeeren, La Maguerite, in Töpfen von Herrn Reimers, Obergärtner der Frau Etatsräthin Donner in Neumühlen und dergleichen von Herrn Backenberg, Obergärtner des Herrn Senator Godeffroh. Von 253 demſelben tüchtigen Gärtner auch ſehr gut conſervirte Aepfel und Birnen, wie friſches Gemüſe. Auch aus dem Garten des Herrn Siemsſen (Ober— Misfeld), und aus dem des Herrn Dr. Abendroth (Obergärtner Warnecke), war Gemüſe und dergleichen geliefert, beſtehend in Bohnen, Salat, Spinat, Rhabarber, Spargel, Gurken und dergleichen. Herr E. Neubert hatte ein Körbchen mit ſehr guten Champignons ausgeſtellt. Preisvertheilung. Von der Preisrichter-Commiſſſon, beſtehend aus den Herren Profeſſor Dr. H. G. Reichenbach fil., J. C. Saſſe, J. M. Koopmann, Obergärtner F. B. Kramer, Obergärtner J. Schmidt, Handelsgärtner F. Stange und Handelsgärtner Th. von Spreckelſen, wurden folgende Prämien zuerkannt: A. Für Pflanzen. 2) Extrapreis, ausgeſetzt von Herrn Dr. Abendroth, für eine neu eingeführte, hier noch nicht ausgeſtellt geweſene Pflanze des Warm— hauſes, welche ſich durch ihre Blüthen oder ihre Blattform aus— zeichnet, 25.7 Herrn Handelsgärtner C. H. Harmſen für Anthu- rium magnificum. 3) Extrapreis, ausgeſetzt von Herrn H. Böckmaun, für eine einzelne, in vorzüglich ſchöner Cultur und reichem Blüthenzuſtande be— findliche, von einem Handelsgärtner ausgeſtellte Pflanze des Warm⸗ oder Kalthauſes, 25%, Herrn Handelsgärtner C. H. Harmſen für Rhododendron Edgeworthii. 4) Extrapreis, ausgeſetzt von Herrn H. Böckmann, für eine einzelne in vorzüglich ſchöner Cultur und reichem Blüthenzuſtande befindliche, von einem Privatgärtner ausgeſtellte Pflanze des Warm- oder Kalthauſes, 25%, Herrn F. Misfeld, Obergärtner des Herrn G. T. Siemsſen in Eppendorf für Acacia paradoxa. 5) Für die beſte Collection von 12 verſchiedenen Varietäten Azalea indica in großen, ſchön cultivirten und reichblühenden Exemplaren, 308, Herrn Handelsgärtner F. W. Pabſt. 6) Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 25. Herrn C. Heinrichs, Obergärtner des Herrn A. P. Schuldt, und gleichzeitig Herrn Handelsgärtner C. H. Harmſeu. 7) Für die drittbeſte Collection desgleichen 20, Herrn F. Misfeld, Obergärtner des Herrn G. T. Siemsſen in Eppendorf. 8) Für die beſte Collection von 25 verſchiedenen Varietäten Azalea indica in kräftigen, gut cultivirten und vollblühenden Exemplaren 308, Herrn Handelsgärtner E. Neubert. 9) Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 25, Herrn Handels— gärtner C. H. Harmſen. 10) Für die drittbeſte Collection desgleichen 20%, Herrn Handels— gärtner F. W. Pabſt. 13) Für die beſte Colleetion von 12 verſchiedenen Rhododendron ponticum in ſchönem Cultur- und Blüthenzuſtande, mit Ausſchluß 254 des gewöhnlichen R. ponticum 20.8, Herrn Handelsgärtner F. L. Stueben. 14) Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 15% Herrn A. F. Backenberg, Obergärtner des Herrn Senator Godeffroy in Dockenhuden. Für die drittbeſte Collection desgleichen 10%, Herrn Handels— gärtner C. H. Harmſeu. 5 16) Für die beſte, in ſchönem Cultur- und Blüthenzuſtande befindliche Collection von 20 Roses hybrides remontantes in 15 Ba- rietäten 30, Herrn Handelsgärtner Fried. Harms. 15 — 17) Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 25%, Herrn Handels— gärtner Fried. Harms. 18) Für die drittbeſte Collection desgleichen 20, Herrn Handels— gärtner W. Buſch. Be 19) Für die beſte Collection von 12 verſchiedenen Sorten Rosa Thea und Boubonica in ſchönem Cultur- und Blüthenzuſtande 15%, Herrn Handelsgärtner Fried. Harms. 21) Für die 12 beſten getriebenen Moosroſen in ſchönem Cultur— und Blüthenzuſtande 20.7, Herrn Handelsgärtner C. H. Harmſen und gleichzeitig Herrn Handelsgärtner J. J. C. Schröder. 22) Für die 12 nächſtbeſten desgleichen 15%, Herrn Handelsgrätner W. Buſch. 29) Für die beſte Collection von 25 Cinerarien in mindeſtens 15 verſchiedenen Varietäten in ſtarken, ſchön cultivirten und reich— blühenden Exemplaren 15%, Herrn C. Paſſau, Gärtner des Herrn C. F. Schultz und gleichzeitig Herrn A. F. Backeuberg, Obergärtner des Herrn Senator Godeffroy in Dockenhuden. 31) Für die drittbeſte Collection desgleichen 107, Herrn Handels— gärtner W. Buſch. 32) Für die 6 beſten reichblühenden Myrten-Orangen in ſtarken Exemplaren 12 88, Herrn Handelsgärtner Emil Neubert. 33) Für die 6 nächſtbeſten desgleichen 10 Herrn Handelsgärtner H. Wobbe in Altona. 36) Für die beſte Collection von 12 verſchiedenen getriebenen Stäuchern in ſtarken reichblühenden Exemplaren, mit Ausſchluß von Rhodo— dendren und Azaleen 15%, nicht ertheilt. 37) Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 104, Herrn Handels— gärtner C. H. Harmſen. 38) Für die beſte Collection von 25 verſchiedenen Coniferen in kräftigen, ſchön cultivirten Exemplaren 30 ,,, nicht ertheilt. 39) Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 254, Herrn Handels— gärtner Hermann Ohlendorff. 40) Für die beſte Gruppe Palmen in kräftigen, ſchön cultivirten Exemplaren, von 2—6 F. Höhe und mindeſtens 12 verſchiedenen Arten 258, Herrn Hudelsgärtner Herm. Ohleudorff. 41) Für die nächſtbeſte Gruppe desgleichen 20 Herrn E. Otto, Inſpector des botaniſchen Gartens. 255 42) Für die beſte Collection von 12 verſchiedenen Varietäten Land— Azaleen in kräftigen, reichblühenden Exemplaren, mit Ausſchluß der gewöhnlichen Azalea pontica 20 Herrn Handelsgärtner C. H. Harmſen. 43) Für die nächſtbeſte Collection desgleichen 15%, Herrn Handels— gärtner Emil Neubert. B. Für abgeſchnittene Blumen. 46) Für den ſchönſten und am geſchmackvollſten aufgezierten Blumen— korb 10%, Madame M. Klok, Pflanzen- und Blumenhandlung, und gleichzeitig Herrn Handelsgärtner I. J. C. Schröder. 47) Für den nächſtbeſten desgleichen 778/56, Herrn W. Dutzen, Gartengehülfe bei Herrn Dr. Abeudroth. 48) Für den drittbeſten desgleichen 57 Herrn Handelsgärtner F. L. Stueben und gleichzeitig Herrn Handelsgärtner A. Kröuke. 49) Für das ſchönſte und am geſchmackvollſten gebundene Ballbouquet 5 % Madame M. Klok, Pflanzen- und Blumenhandlung. 50) Für das nächſtbeſte desgleichen 3 128, Herrn Handelsgärtner A. Krönke. 51) Für das ſchönſte und am geſchmackvollſten gebundene Vaſen— bouquet 10 / Herrn Kuudſen, Gartengehülfe bei Herrn Handels— gärtner F. L. Stueben. 54) Für den ſchönſten und zierlichſt gewundenen Kranz in der Größe eines Tellers 5% Fräulein W. Kruſe. 55) Für den nächſtbeſten desgleichen 3 12%, Herrn Handelsgärtner D. M. Wohlers in Hamm. C. Für Früchte. 58) Für die 6 ſchönſten fruchtreichen Töpfe mit reifen Erdbeeren 7488, Herrn Th. Reimers, Obergärtner der Frau Etatsräthin Donner in Neumühlen. 59) Für die 6 nächſtbeſten desgleichen 5% Herrn A. F. Backeuberg, Obergärtner des Herrn Senator Godeffroy in Dockenhuden. 60) Für die beſte Collection conſervirter Aepfel und Birnen 10, Herr A. F. Backenberg, Obergärtner des Herrn Senator Go— deffroy in Dockenhunden. D. Für Gemüſe. 61) Für die beſten 8 Sorten getriebener und friſcher Gemüſe 20½, Herrn F. Misfeld, Obergärtner des Herrn G. T. Siemſen in Eppendorf. 62) Für die nächſtbeſten 8 Sorten desgleichen 158, Herrn F. Warnecke, Obergärtner des Herrn Dr. Abendroth und gleich— zeitig Herr A. F. Backenberg, Obergärtner des Herrn Senator Godeffroy in Dockenhuden. Den um die Preisaufgaben des Programmes (ſiehe Heft 4, S. 183) unter No. 11, 12, 24, 30, 36, 38, 44, 52, 55 und 63 concurrirenden 256 Pflanzen, Blumen und Gemüſen, konnten die ausgeſetzten Preiſe wegen nicht genügender Erfüllung der Bedingungen des Programmes nicht er— theilt werden. Ohne Concurrenz waren geblieben die Preisaufgaben: No. 1, 20, 23, 25, 26, 27, 28, 34, 35, 45, 56, 57 und 64. An Extrapreiſen wurden zuerkannt: 1) Herrn Kunſtgärtner F. Kramer jr. bei Frau Senatorin Jeniſch in Flottbeck, für eine aus werthvollen und ſeltenen, vorzüglich ſchön cultivirten Pflanzen des Warm- oder Kalthauſes, geſchmack— voll aufgeſtellte große Gruppe 60K. 2) Den Gartengehülfen des botaniſchen Gartens und der Herren J. Booth & Söhne in Flottbeck, für die höchſt geſchmackvoll auf— geſtellte große Palmengruppe 40K. 3) Herrn Handelsgärtner F. L. Stueben für die ſehr geſchwackvoll aus ſchön cultivirten Kalt- und Warmhauspflanzen aufgeſtellte große Gruppe, die gefüllten Prunus und Amygdalus ꝛc. 30}. 4) Herren Handelsgärtnern A. F. & C. Fiſcher für die aufgeſtellte Gruppe ſchön cultivirter Cacteen 20K. 5) Herrn F. Warnecke. Obergärtner des Herrn Dr. Abendroth, für eine Collection von 25 verſchiedenen Farnkräutern in vorzüglich ſchön cultivirten großen Exemplaren 251. a 6) Herrn E. Otto, Inſpector des botaniſchen Gartens, für 2 vor— züglich ſchön cultivirte Exemplare der merkwürdigen Drosera bi- nata (Sonnenthau) 30K. 7) Herrn E. Otto, Inſpector des botaniſchen Gartens, für eine aus feineren Kalthauspflanzen und Frühlingsblumen geſchmackvoll auf— geſtellte kleine Gruppe 10.8. 8) Herrn Handelsgärtner F. W. Pabſt für eine Collection von 20 20 J cultivirten, reichblühenden hochſtämmigen Azalea indica 20 KH. 9) Herrn Th. Reimers, Obergärtner der Frau Etatsräthin Donner in Neumühlen, für eine Collection von 20 ſchön cultivirten, blühenden Varietäten Glorinien 10%. 10) Herrn Handelsgärtner F. H. Harmſen für eine Collection von 3 1 ſchön cultivirten, blühenden Varietäten Glorinien 7 8/5. 11) Herrn Handelsgärtner Friedrich Harms für 5 vollblühende hochſtämmige Kronenbäume, Fuchſien in verſchiedenen Varietäten 10 K. 12) Herrn Geſcheidt, Obergärtner des Herrn R. M. Sloman jr., für ein großes, ſchoͤn cultivirtes und reichblühendes Rhododen- dron Dalhousianum 15 KN. 13) Herrn Th. Reimers, Obergärtner der Frau Etatsräthin Donner in Neumühlen, für ein ſchön cultivirtes, reichblühendes Imato— phyllum miniatum 15.%. 257 14) Herrn Handelsgärtner C. Hamann in Altona für eine Col⸗ lection von 25 gut cultivirten blühenden Pelargonien und eine Collection von 25 ſchönen Sämlingen Viola hybrida maxima 10 K. 15) 57 Handelsgärtner C. Ruſteberg für 6 ſchön cultivirte blühende Gardenia florida 10K. 16) Herrn Handelsgärtner H. von Ahn für eine Collection von 25 vorzüglich cultivirten, vollblühenden, krautartigen Calceolarien 10%. 17) Madame Wunicke, im Geſchäfte des Herrn Handelsgärtners W. Buſch, für einen ſehr zierlich aufgeſchmückten kleinen Korb mit Blumen 5 M. 18) Herrn Handelsgärtner H. L. Kruſe für ein geſchmackvoll ge— bundenes Ballbouquet 3 12/5. Trier. Der Garten-Verein zu Trier giebt nun auch eine eigene Zeitſchrift heraus, unter dem Titel: „Monatsſchrift des Gartenbau— Vereines zu Trier. Amtliches Organ der Bezirks-Baumſchule,“ für deren Redaction der Präſident des Vereines, Herr K. Müller, ver— antwortlich iſt. Die Zeitſchrift erſcheint allmonatlich, ein halber Bogen, Quartformat. Hildesheim. Programm zur Ausſtellung von Blumen, Gemüſen, Beeren obſt und Gartengeräthen des Gartenbau-Vereines zu Hildesheim, vom 27. bis zum 30. Juni 1866. § 1. Die Ausſtellung wird zu Hildesheim im Theaterſaale des Rheiniſchen Hofes an den beſtimmten Tagen von Morgens 9 Uhr bis Abends 8 Uhr ſtattfinden. | § 2. Jeder, er ſei Mitglied des Vereines oder nicht, ift befugt und hierdurch eingeladen, mit geeigneten Gartenerzeugniſſen aller Art, ſo wie mit ſchön gearbeiteten oder neu erfundenen Gartengeräthen und Ornamenten, die Ausſtellung zu beſchicken. § 3. Die zur Ausſtellung beſtimmten Gegenſtände ſind bei einem der unterzeichneten Vorſtandsmitglieder wenigſtens drei Tage vor der Er— öffnung der Ausſtellung ſchriftlich anzumelden und am Tage vor derſelben, mit deutlicher Etiquette verſehen, auch mit einem genauen Verzeichniſſe der verſchiedenen Species oder ſonſtigen Gegenſtände, ſo wie mit der Namens— unterſchrift und Angabe des Wohnortes des Einſenders, einzuliefern und die verkäuflichen Sachen zugleich mit feſten Verkaufspreiſen zu bezeichnen; nur einzelne Gegenſtände können unmittelbar vor Eröffnung der Ausſtellung noch angenommen werden. Daneben haben die auswärts wohnenden Aus— ſteller gefälligſt zu bemerken, ob und welche Vergütung von Transportkoſten ſie verlangen; unterbleibt dieſes, ſo wird angenommen, daß ſie darauf ver— zichten. Verkäufliche Sachen aber ſind koſtenfrei einzuſenden und zurück— zunehmen. § 4. Die Empfangnahme der eingehenden Gegenſtände, ſo wie das Arrangement der Ausſtellung, leitet der Vorſtand, auch ſorgt derſelbe für gute Obhut der Sachen und für deren Verſicherung gegen Feuersgefahr. § 5. Ausgezeichnete und vom Ausſteller ſelbſt cultivirte oder an— gefertigte Gegenſtände werden vom Vereine durch Ehrenpreiſe, beſtehend in Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXII. 17 258 ſilbernen und bronzenen Medaillen und Diplomen, wie folgt prämiirt: 5 1) eine Gruppe blühender und nicht blühender Topfgewächſe: eine ſilberne, eine bronzene Medaille und ein Diplom; 2) eine Collection Pelargonien, desgleichen; 3) eine Collection Fuchſien, desgleichen; 4) eine Collection Topf-Roſen in mindeſtens 24 Sorten, desgleichen; 5) eine Collection abgeſchnittener Roſen in mindeſtens 50 Sorten, desgleichen; 6) eine Collection Beerenfrüchte aller Art, desgleichen; ferner: 8 1) eine Collection Blattpflanzen: eine bronzene Medaille und ein Diplom; 2) eine Collection Coniferen, desgleichen; 3) eine Collection Pelargonium zonale, desgleichen; 4) eine Collection Petunien, desgleichen; 5) eine Collection Verbenen, desgleichen; 6) eine Collection Nelken, desgleichen; 7) zwei Collectionen Gemüſe aller Art, desgleichen; 8) eine Collection Beerenfrüchte aller Art, desgleichen; 9) zwei der ſchönſten Bouquets von lebenden Blumen, desgleichen; 10) Gartengeräthe, desgleichen. Für andere hier nicht genannte Gegenſtände ſind außerdem ausgeſetzt und ſollen den Preisrichtern zur Verfügung geſtellt werden: zwei bronzene Medaillen und eine Anzahl Diplome. § 6. Die Prämien können Nichtmitgliedern wie Mitgliedern des Vereines zu Theil werden. § 7. Das Preisgericht wird gebildet aus drei befähigten Männern, welche in einer Generalverſammlung der Vereinsmitglieder gewählt werden. Die Entſcheidung der Preisrichter iſt endgültig. S 8. An den Tagen der Ausſtellung tragen die Vorſtandsmitglieder ein rothes, die übrigen Vereinsmitglieder als Zeichen der Mitgliedſchaft ein grünes Band. § 9. Jeder die Ausſtellung Beſuchende, welcher nicht Mitglied des Vereines iſt, zahlt beim Eintritte in dieſelbe 2/ Gr. Sämmtliche Ver— einsmitglieder und ebenſo jeder Ausſteller haben — jedoch nur für ihre Perſon — freien Zutritt. S 10. Vor Beendigung der Ausſtellung dürfen die eingeſandten Sachen, verkaufte oder nicht verkaufte, nicht zurückgenommen werden. Dieſelben ſind aber am Tage nach geſchloſſener Ausſtellung, alſo am 1. Juli, bis Mittag 12 Uhr wieder abzufordern. § 11. Am Schluſſe der Ausſtellung findet eine Verlooſung von den auf derſelben vorhandenen angekauften Blumen ꝛc. ſtatt, zu welcher Looſe à 5 Gr. bei den unterzeichneten Vorſtandsmitgliedern, jo wie am Eingange der Ausſtellung, zu haben ſind. Der Vorſtand des Gartenbau-Vereines zu Hildesheim. 259 Dr. Helmboldt, Vorſitzender (Obergerichtsanwalt und Notar). F. A. Büttner, Secretair (Kaufmann). F. Sperling, Kunſt- und Handels— gärtner. A. Söhleman, Bäckermeiſter. J. Butterbrodt, als Beiſitzer (Wegebauaufſeher). F. G. Enger, Stellvertreter (Kunſtgärtner). W. Kirſch, Rechnungsführer (Bahnmeiſter). B. v. Uslar, Kunſt- und Handelsgärtner. E. Weſtenius, Kunſt⸗ und Handelsgärtner. pr rr Garten⸗Nachrichten. A. F. Riechers' Garten⸗Etabliſſement. Die Handelsgärtnerei-Beſitzer Seidel, Liebig und andere in Dresden ſind in der Gartenwelt ſeit einer langen Reihe von Jahren rühmlichſt be— kannt durch ihre herrlichen Camellien und Azaleen, die ſie alljährlich zu ſo und ſo vielen Tauſenden anziehen und die in allen Ländern einen ſo großen Abſatz fanden und noch finden. So mancher Handelsgärtner an anderen Orten hat ſich bemüht, in dieſer Hinſicht es den berühmten dresdener Züchtern nachzumachen, aber eine lange Zeit iſt vergangen, ehe es dem Einen oder Anderen gelang, jenen eine Concurrenz bieten zu können. Es freut uns nun berichten zu können, daß auch bei einigen Handels— gärtnern in Hamburg die Anzucht der Camellien und indiſchen Azaleen einen ſo erfreulichen Aufſchwung gewonnen hat, daß die ſich mit dieſem Culturzweige befaſſenden hieſigen Gärtner wohl nur wenig denen an anderen Orten nachſtehen und ſich eines bedeutenden Abſatzes ihrer Erzeugniſſe nach Lübeck, Mecklenburg, nach den Elbherzogthümern, Dänemark, Schweden und Norwegen, wie nach anderen Ländern, zu erfreuen haben. Wir fanden Gelegenheit, vor einigen Wochen das Garten-Etabliſſement des Herrn A. F. Riechers (Oberalten-Allee 16) bei Hamburg, in dem wir ſeit einigen Jahren nicht geweſen waren, zu beſuchen und waren in der That wahrhaft erſtaunt über den großen Aufſchwung, den dieſe Gärtnerei unter der ſo tüchtigen und umſichtigen Leitung des Beſitzers ſeit einigen Jahren, namentlich in der Anzucht von indiſchen Azaleen und Camellien, gewonnen hat. Wurden auch von jeher in dieſer Gärtnerei Camellien und Azaleen in Maſſen angezogen, ſo bilden dieſe Pflanzen jetzt mit Ausnahme einiger anderen gangbaren Pflanzenarten, wie Verbenen, Eriken, Myrten, Rhododendren ꝛc. die Specialcultur des Herrn Riechers, in deren Aus— übung derſelbe ſo thätig von ſeinen Söhnen unterſtützt wird. — Es muß ſelbſt dem Nichtkenner eine Freude gewähren, die verſchiedenen Jahrgänge der in Cultur befindlichen Azaleen in ſo vielen Tauſenden von Exemplaren, von den kleinſten Stecklingspflanzen an bis zu 2 — 3 Fuß hohen Kronen: bäumchen, in den niedrigen langen Erdhäuſern dicht beiſammen ſtehen zu ſehen. Hier ſieht man ein Haus ganz gefüllt mit kaum angewachſenen Stecklingen, dort ein anderes mit 2 — 3 Zoll hohen Pflanzen, einzeln in kleinen Töpfen ſtehend, ein drittes mit 2 Fuß hohen Exemplaren, noch ein anderes mit kleinen, 1 — 1½ Fuß hohen ſchmucken Kronenbäumchen und * 260 jo hinauf bis zu den ſchönſten buſchigen Exemplaren und Kronenbäumen in allen Größen, wie in der allerüppigſten und ſchönſten Cultur. Von jedem Jahrgange hat Herr Riechers einen Vorrath von 15—16000 Stück und beläuft ſich der Geſammtvorrath auf circa 60000 Exemplare. Die Sammlung beſteht aus gegen 200 Sorten und Varietäten, von denen die gangbarſten, mithin die ſchönſten, am leichteſten und am dankbarſten blühenden ſtets am meiſten vermehrt werden, ſo daß jeder Zeit ein ge— nügender Vorrath aus den verſchiedenen Jahrgängen vorhanden iſt. So notirten wir z. B. Criterion (Ivery), lachsroth, weiß gerandet, hübſch geformt und ſehr dankbar blühend; Blanchard (Liebig), glänzend zinnober, gute Form, kräftiger Wachsthum, ſehr vorzüglich; Etendard de Flandre (Verd.), weiß, roſa und carmin geſtreift und liniirt; Donna Maria (Bodd.), roſa, ſtrahlenförmig in einen weißen Rand auslaufend, die ſchönſte in dieſer Färbung; Donna Maria Anna (Lieb.), ſehr friſche, roſenrothe Farbe und ſehr großblumig, zum Frühtreiben wegen ihres kräftigen, überaus raſchen Wuchſes beſonders zur Maſſencultur geeignet; Göthe (Lieb.), rein weiß, mit hier und da erſcheinenden breiten und ſchmalen, carminrothen Streifen, ſehr großblumig und ſchön gebaut, eine der beſten Azaleen; Ida (Lieb.), dunkel zinnober, reichblühend und ſehr hübſch wachſend, zum Frühtreiben; Anton Thelemann (Mard.), dunkelroth, mit ſchöner Zeichnung, vortrefflich; Friedr. Dreisse (Lieb.), lebhaft carmin, muſterhaft gebaut, ſehr zu empfehlen; Tannhäuser (Lieb.), ſchön zinnober, mit guter Zeichnung, von vortrefflicher Form, lang und andauernder Blüthezeit, ſpätblühend und dergleichen herrliche Sorten mehr. — Die Preiſe ſind für alle Azaleen bei Herrn Riechers ſehr mäßig, ſo koſten z. B. 100 Stück in guten Kron- und buſchigen Exemplaren 40 J oder 16 „f; 100 Stück in hübſch gezogenen Kron- und buſchigen Exemplaren in den vorzüglichſten Sorten 50, oder 20,5. — Was nun die Camellien— Sammlung anbetrifft, ſo iſt dieſelbe in circa 150 der beſten Sorten ver— treten und ſind dieſe in den gangbarſten Größen von 1— 3 Fuß Höhe in großer Anzahl vorhanden. Die Pflanzen zeichnen ſich, wie die Azaleen, durch einen ſehr kräftigen geſunden Wuchs und durch einen reichen Knospen— anſatz aus. Der Vorrath beläuft ſich auf etwa 30000 Exemplare. — Von anderen Pflanzen, die wir hier noch in Maſſen angezogen vorfanden, die per 100 Stück und mehr jeder Zeit abgegeben werden können, ſahen wir Orangenbäumchen (Citrus aurantium und Citrus myrtifolia), von denen 100 Stück 1½ —2 Fuß hohe Kronenbäumchen 100, koſten, Erica gracilis, persoluta alba, Willmoreana und multiflora alba, Vi- burnum Laurotinus, Ardisia crenulata, Cereus truncatus, Rho— dodendron hybridum, allerliebſte Cupressus funebris und Thuja Warreana. Gärtnern wie Pflanzenfreunden, welche nach Hamburg kommen ſollten, empfehlen wir, dieſer Gärtnerei einen Beſuch abzuſtatten, da wir überzeugt ſind, daß allen dieſe Maſſencultur zu ſehen ein Vergnügen gewähren dürfte. E. Oo. —T—TZIHINY FT 261 Verſuch zu einer ſyſtematiſchen Ordnung der Agaveen. Vom General-Lieutenant G. A. von Jacobi. (Fortſetzung). 63. Agave densiflora. Hook. Wir haben in Kew ſowohl als in der Saunders'ſchen Sammlung dieſe Pflanze geſehen, und zwar in letzterer diejenige, deren Blüthe Hooker im Bot. Mag. beſchrieben und dort auf Tafel 5006 abgebildet hat. Zu dem, was wir im 5. Hefte dieſer Zeitſchrift, Jahrgang 1865, auf S. 220 und 221 über dieſe Pflanze mitgetheilt haben, müſſen wir nun Folgendes hinzufügen. Wenn Hooker angiebt, daß -diefe Pflanze nicht immer endſtändig blühe, ſo beruht dieſe Auffaſſung auf einem Irrthume. Die Pflanze macht nämlich mitunter mehere Köpfe und iſt dies namentlich bei dem Exemplare der Fall, deſſen Blüthe Hooker beſchrieben hat. Dieſe Pflanze lebt noch als ſehr kräftiges Exemplar bei Herrn Saunders, hat aber auch jetzt noch zwei Köpfe, von denen der eine ſchwächere von dem kräftigeren zur Seite gedrückt iſt. Nach der von Hooker gegebenen Abbildung hat nun unzweifelhaft ein ſolcher Seitentrieb geblüht und iſt dann wohl abgeſtorben, während nach dem Abſterben dieſes Seitentriebes dann der Haupttrieb nur um ſo kräftiger fortgewachſen iſt. Es hat ſich daher nicht, wie z. B. bei den Gaſterien ein Blüthenſchaft aus einer ſeitlichen Blattachſe direct ent— wickelt, ſondern es hat eine Theilung des Stammes am Gipfel ſtattge— funden; der eine Theil hat dann eine endſtändige Blüthe getrieben und iſt demnächſt abgeſtorben. Wir haben eine derartige Theilung am Gipfel des Stammes bisher nur bei ſolchen Agaven beobachtet, welche einen mehr oder weniger hohen überirdiſchen Stamm bilden, finden aber hier dieſelbe Erſcheinung bei einer Art, bei der gar kein überirdiſcher Stamm bemerkbar iſt und deren Blätterkrone obendrein noch mehr breit als hoch iſt. Ob, wie Herr Profeſſar K. Koch in ſeinen Agavenſtudien mit unum— ſtößlicher Gewißheit behauptet, A. densiflora Hook. und A. Xalapensis Rozl eine und dieſelbe Pflanze ſeien, das wagen wir noch nicht zu entſcheiden, da alle uns von letzterer bisher vorgekommenen Exemplare noch zu wenig entwickelt ſind, um endgültig über deren Identität mit A. densiflora entſcheiden zu können. Dieſe beiden Pflanzen ſtehen ſich un— bedingt ſehr nahe und find auch mit unſerer A. uncinata nahe verwandt, mit A. Bouchei Nob. aber und mit A. chloracantha Slm., mit welchen fie nach Koch's Angaben a. a. O. identisch, beziehentlich nahe verwandt ſein ſollen, haben ſie auch nicht die entfernteſte Aehnlichkeit, was ſchon allein durch die völlige Stammloſigkeit der erſtgenannten Pflanzen do cumentirt, ganz abgeſehen von der ſehr abweichenden Blatt- und Stachelbildung. 64. Agave Noackii. Hort. Nachdem wir in vielen Gärten, die unter dieſem Namen vorkommende Pflanze geſehen und dieſelbe aufmerkſam mit A. Sartorii C. Koch 262 verglichen haben, find wir zu der Ueberzeugung gelangt, daß dieſe beiden von uns getrennt aufgeführten Pflanzen nur eine und dieſelbe Art ſind, die indeſſen in der größeren oder geringeren Breite der Blätter häufig variirt. Die von uns bei der Beſchreibung von A. Sartorii angegebene Eigenthümlichkeit, daß die Blätter ſparrig aus einander fahren und ſich in verſchiedenen Richtungen winden, haben wir ſeiner Zeit nur an den be— treffenden Pflanzen des berliner Gartens wahrgenommen; es hat dieſelbe ſich aber mit der Zeit nicht weiter ausgebildet, ſondern ſich mehr oder weniger wieder verloren und haben die Blätter wieder faſt ganz ihre nor— male, abſtehend zurückgebogene Richtung angenommen. Da nun unſeres Wiſſens die Pflanze als A. Noackii nirgendwo wiſſenſchaftlich unter dieſem Namen beſchrieben worden iſt, ſo gebührt derſelben unſtreitig der ihr von Herrn Profeſſor Koch beigelegte Namen der A. Sartorii und kann jener Name nur als ein Synonym bei— behalten werden. Wenn aber Herr Profeſſor Koch in ſeinen Agaven— ſtudien, Wochenſchrift, Jahrgang 1865, Seite 105, wiederholt darauf zu— rückkommt, daß A. pendula Schnittsp: wahrſcheinlich identiſch mit A. Sartorii ſei, ſo können wir nur auf die vorhandene Abbildung der erſteren in natürlicher Größe verweiſen, welche ſich im Beſitze des Herrn Profeſſor Koch befindet, aus deren aufmerkſamer Beobachtung unwiderleglich hervor— geht, daß hier von einer Identität der genannten Pflanze gar nicht die Rede ſein kann, auch ſelbſt wenn die Blüthe beider Pflanzen nicht bekannt wäre. Wir ſind nun aber ſo glücklich geweſen, in der Sammlung des Herrn de Meeſter bei Mecheln im vergangenen Herbſte, eine A. Noackii, mit zwar entwickelter Blüthenrispe, aber noch nicht entwickelten Blüthen zu ſehen, wodurch wir dann nun in den Stand geſetzt ſind, auch die unwider— legliche Verſchiedenheit des Blüthenſtandes beider Pflanzen zu conſtatiren. Der Blüthenſtand von A. Noackii iſt eine einfache, aufrecht ſtehende Aehre und hat nichts von der Eigenthümlichkeit des Schaftes, welche Schnitt— ſpahn veranlaßt hat, ſeiner Pflanze den Namen A. pendula zu geben. 65. Agave Keratto. MU. Wenn Herr Profeſſor Koch in den Agavenſtudien, Wochenſchrift, Jahrgang 1865, Seite 105, dieſe alte gute Art mit der A. univittata Haw., ſowie mit der A. Poselgerii Sim, als identiſch hinſtellt, jo beweiſt dies nur, daß er A. Keratto noch nicht geſehen hat. Der durchaus fleiſchige, nur in geringem Maaße allenfalls knorpelig zu nennende Blatt— rand iſt bei A. Keratto nur etwas röthlich gefärbt, aber durchaus nicht ablösbar. Auch iſt die ganze Structur und Blattconſiſtenz beider Pflanzen ſo himmelweit von einander verſchieden, daß hier eine Verwechſelung, ſofern ſie nicht etwa in der Etiquettirung ſtattgefunden hat, gar nicht möglich iſt. Wir haben bisher A. Keratto nur auf der Dyek und im berliner Garten gefunden, welcher letzterer ſie vom Fürſten Salm ſeiner Zeit erhalten hat. 68a. Agave Thompsoniana. Nob. in Hort. Kew. sub. spec. e St. Luis Potosi Mo. 1. A. acaulis subrosulata; folis inferne crassis carnosis, su- 263 perne carnoso-coriaceis, strictis lanceolatis basin versus paulum in apicem sublongum, spina terminali brevi robusta conoidea brunnea munitum angustatis contractis, supra basin versus planis demum subconcavis, subtus convexis in superiori parte convexiusculis, ubique patentibus senioribus patentissimis apice reflexis, intense obscure viridibus nitidis margine continuo den- tatis; dentibus approximatis minutis planis deltoideis, junioribus basi cartilagineis albido-viridibus apice corneis rubro-auranti- acis, senioribus brunneis, majoribus sepe 1— 2 —3 minoribus interpositis. Nob. Eine ſchöne, ſehr anſehnliche Pflanze, welche der Garten zu Kew aus St. Luis Potoſi erhalten hat. Pflanze ſtammlos. Blätter geſtreckt gerade, lanzettlich, nach der Baſis zu allmälich etwas verſchmälert, von der Mitte an in einen gerade zugeſpitzten Gipfel, mit einem kurzen, kräftigen, vollen, dunkelbraunen End— ſtachel, auslaufend; 22 Zoll lang, in der Baſis 4, in der Mitte 3 ½ Zoll breit, dazwiſchen auf 3 Zoll verſchmälert. Oberſeite an der Baſis flach, nach oben zu flach ausgehöhlt, Unterſeite -an der Baſis ſtark gewölbt, faſt halbſtielrund, im oberen Theile flach gewölbt. Conſiſtenz vorherrſchend fleiſchig und etwas weich. Farbe ein ſehr geſättigtes, faſt dunkeles, glänzendes Saftgrün. Blattrichtung nach allen Seiten hin roſettenartig abſtehend, die älteren faſt wagerecht, etwas zurückgebogen. Blattränder gerade fortlaufend, kaum merklich flach ausgebuchtet, gezahnt. Zähne ge— nähert, klein, flach, deltaförmig, mit gerader Spitze, die jüngeren auf knorpeliger, weißlich grüner Baſis, mit röthlich-orangenfarbener Spitze, die älteren dunkelbraun. Zwiſchen den größeren oft 1— 2-3 kleinere. Wir ſind dieſer Pflanze nur in dem Garten von Kew begegnet und haben ſie zu Ehren des Curators dieſes Gartens, des Herrn Dr. Thompſon, benannt. 68b. Agave Smithiana. Nob. in Horto Kew. sub. spec. e St. Luis Potosi Mo. IV. A. acaulis; foliis paulum numerosis ad basin crassis car- nosis superne coriaceo - attenuatis lanceolatis - oblongis basın versus sensim angustatis in apicem brevem, spina terminali brevi valida conoidea castanea basi carnos® insidenti munitum convo- lutis, supra inferne plano-concavis demum planis apicem versus canaliculatis, subtus lato-carinato-convexis, erecto-patulis apice interdum reflexis, intense obscuro-viridibus nitidis, margine con- tinuo dentatis; dentibus approximatis perminutis obtuso-trian- gularibus apice rectis, junioribus albo-viridibus, senioribus late aurantiaco-castaneis, .Nob. Der Garten zu Kew hat dieſe Pflanze ebenfalls feiner Zeit aus St. Luis Potoſi in Mexico erhalten. | In der Blattfarbe ift fie der vorhergehenden vollkommen gleich, hat aber weniger fleiſchige, längere und anders geformte, durchweg aufrecht ſtehend gerichtete Blätter und iſt bedeutend weniger blattreich. 264 Blätter länglich lanzettlich, nach der Baſis zu allmälig verſchmälert, in einen kurz lanzettlichen Gipfel, mit einem kurzen, ſtarken, vollen, einer fleitchigen Baſis aufiigenden, an ſeiner Spitze kaſtanienbraunen Endſtachel zuſämmengerollt, 2 Fuß lang und länger, in der Baſis 3½ Zoll, in der Mitte 4 Zoll breit, dazwiſchen auf 2¼ Zoll verſchmälert, Endſtachel 4 Linien lang, an ſeiner Baſis 1½ Linie ſtark. Oberſeite von der Baſis aufwärts flach ausgehöhlt, dann flach, gegen den Gipfel hin gerinnt, mit eingebogenen, in der Endſtachelbaſe zuſammengerollten Rändern; Unter— ſeite von der Baſis aufwärts, mit einem breit rundlichen, dickfleiſchigen Mittelkiele, der gegen die Mitte der Blattlänge hin ſich allmälig in dem— ſelben Maaße verflacht, als die Blattſeiten mehr und mehr gerade abſtehen und daher die ganze untere Blattfläche flacher wird, bis dieſelbe gegen den kurz zugeſpitzten Gipfel hin ſich wieder ſtark wölbt. Conſiſtenz vor— herrſchend fleiſchig, aber nicht ſehr dick, in den oberen Blatttheilen fleiſchig— lederartig. Blattrichtung aufrecht, etwas abſtehend, am Gipfel zuweilen zurückgeſchlagen. Farbe ein geſättigtes, dunkeles, glänzendes Saftgrün. Blattränder gerade fortlaufend, kaum merklich ausgebuchtet, gezahnt. Zähne genähert, ſehr klein, ſtumpf-dreieckig, mit gerader Spitze, in der Jugend weißlich-grün, im Alter orangenfarbig-hellfaitanienbraun. Wir haben die Pflanze dem Obergärtner des Gartens zu Kew, Herrn J. Smith, zu Ehren benannt. 68c. Agave Humboldtiana. Nob. in Horto Kew. sub. spec. e St. Luis Potosi. Nro. V. A. acaulıs; foliis subnumerosis fibroso - carnosis lanceolatis basin versus valde angustatis in apicem strictum perlongum, spina terminali brevi valida conica obscuro-castanea munitum convolutis, supra ad basin plano-subconvexis demum plano-con- cavis subtus inferne convexis superne plano-carinatis, junioribus erectis, senioribus patentibus, omnibus incurvulis subglaucescenti- viridibus opacis, margine continuo minute dentatis; dentibus perapproximatis perminutis triangularıbus inermibus, junioribus subdiaphane albo-viridibus, senioribus castaneis. Nob. Die Pflanze ſtammt aus derjelben Quelle wie die beiden vorher: gehenden, von denen ſie ſich aber in Form und Farbe der Blätter weſentlich unterſcheidet. Blätter lanzettlich, in ihrem mittleren Drittel ſehr breit, von da an nach oben und unten zu allmälig in kaum merklich gebogener, faſt gerader Linie zugeſpitzt, reſp. verſchmälert; in einen langgeſtreckten, faſt geraden Gipfel, mit einem kurzen, ſtarken, vollen dunkel-kaſtanienbraunen End— ſtachel zuſammengerollt; fait 3 F. lang, in der Baſis 3½, in der Mitte 5 Zoll breit und dazwiſchen auf 2½ Zoll verſchmälert. Das mittlere Drittel des Blattes iſt faſt gleich breit und geht in verhältnißmäßig kurzen Biegungen nach oben in den lang geſtreckten Gipfel über, während es ſich der Baſis zu bedeutend verſchmälert. Oberſeite von der Baſis aufwärts ganz flach gewölbt, jedoch bald mit zunehmender Breite ſehr flach aus— gehöhlt und im oberen Theile des Gipfels gerinnt; Unterſeite im unteren 265 ſchmäleren Theile gewölbt, dann aber ſehr flach gewölbt, mit hervor— tretendem Mittelkiele. Conſiſtenz zwar fleiſchig, aber doch auch gleich— zeitig ſtark faſerig. Blattrichtung der jüngeren Blätter aufrecht, der älteren abſtehend, ſämmtlich von der Mitte bis zum Gipfel etwas nach innen gebogen. Farbe ein glanzloſes, graugrünliches Grün. Blattränder fortlaufend, eng gezahnt. Zähne ſehr dicht ſtehend, ſehr klein, dreieckig, mit ſtumpflicher, nicht ſtechender, gerader Spitze. Die jüngeren etwas durch— ſcheinend weißlichgrün, die älteren kaſtanienbraun. Eine ſehr anſehnliche, durch ihre eigenthümliche Blattform und die Größe der Blätter ſehr ausgezeichnete Pflanze, die wir daher dem Heros der Wiſſenſchaften, Alexander von Humboldt, zu Ehren benannt haben. 70a. Agave aloides. Vo). A. subcaulescens; foliis strictis rigidis carnosis crassis sub— mollibus lanceolatis basin versus angustatis apice in spinam terminalem subtenuem conicam obscure castaneam excurrentibus, supra inferiori parte plano-convexis superiori parte plano-con- cavis, subtus convexis subcarinatis, ubique patentibus senioribus, patentissimis subdeflexis, albido - viridibus subpruinosis opacıs, margine plano subsinuato dentatis; dentibus subremotis brevibus obtuso-triangularibus, sursum vel deorsum spectantibus obscure castaneis. Nob. Unter meheren Pflanzen, welche wir aus der Sammlung des im April 1865 zu Brüſſel verſtorbenen Handelsgärtners Verheyen erſtanden, befand ſich auch dieſe ohne Namen. Sie iſt ganz eigenthümlicher Art und trägt mehr als irgend eine uns bisher vorgekommene Agave den Habitus der eigentlichen Alo& Duval, und unter dieſen am meiſten den der Pachy- dendra, denen ſie in Form der Blätter und Blattkrone, ſowie in der Conſiſtenz der Blätter fehr nahe kommt. Deſſenungeachtet unterliegt es keinem Zweifel, daß wir in ihr eine echte Agave vor uns haben. Die A. Sartorii C. Koch syn. A. alpina und Noackii, ſowie A. pendula und vivipara, kommen dem Habitus der Aloes submaculatæ, pictæœ und A. Keratto, dem Habitus der Linguæformes unter den Gaſterien näher. Nach der erwähnten Aehnlichkeit mit den Aloés haben wir der Pflanze den obenſtehenden Namen gegeben. Pflanze kurzſtämmig, mit nach allen Seiten abſtehender Blattkrone. Blätter ziemlich kurz, gedrungen, gerade, ſtarr, lanzettlich, am Gipfel mit einem nicht ſehr ſtarken, vollen, dunkel-kaſtanienbraunen Endſtachel aus— laufend, 11 Zoll lang, in der Baſis 2½, in der Mitte 3 ¼ Zoll brei. und dazwiſchen auf 1°/, Zoll verſchmälert; in der Baſis 1 Zoll dick, Oberſeite von der Baſis bis zur Mitte flach gewölbt, gegen den Gipfel hin dann ganz flach ausgehöhlt, Unterſeite gewölbt, mit flachwinkelig her— vortretendem Mittelkiele. Conſiſtenz vorherrſchend fleiſchig, weich. Blatt— richtung nach allen Seiten hin abſtehend, die älteren horizontal aus— geſtreckten Blätter etwas nach unten geneigt. Farbe ein glanzloſes, blaſſes, etwas bereiftes Grün. Blattränder flach ausgebuchtet, gezahnt. Zähne 266 etwas entfernt ſtehend, kurz, ftumpfsdreiedig, theils aufwärts, theils ab⸗ wärts gerichtet, dunkel-kaſtanienbraun. 72a. Agave Legrelliana. ob. A. acaulis rosulata; foliis numerosis subcarnosis perlato- lanceolatis in apicem brevem, spina terminali valida conoidea brunnea munitam excurrentibus, supra inferne planis demum plano - concavis, subtus convexis, junioribus erectis, senioribus ubique adscendentibus in superiori parte recurvulis, subglauces- centi-viridibus opacis glabris, margine carnoso plano - subsinuato dentatis; dentibus perregulariter positis subrepandis in suprema parte deficientibus minutis basi deltoideis apice deorsum cur- vatis castaneis. Nob. Wir fanden dieſe ſchöne anſehnliche Pflanze auf der amſterdamer Ausſtellung, wohin ſie von Antwerpen aus dem Garten der Madame Legrelle d'Hanis geſandt worden war. Letztere hat dieſelbe von Ma— tanzas auf Cuba zugeſandt erhalten. Pflanze ſtammlos, mit reicher, großer, nach allen Seiten ausgebreiteter roſettenförmiger Blattkrone. Blätter ſehr breit, lanzettlich, auf ½ der Blattlänge vom Gipfel am breiteſten und von da in flacher Wölbung all— mälig gegen die Baſis hin verſchmälert, gipfelabwärts in kurzer Biegung in einen kurzen, ſchmal zugeſpitzten Gipfel, mit kräftigem, vollem, 8 L. langem, kaſtanienbraunem Endſtachel, auslaufend; 2 Fuß lang, an der breiteſten Stelle 6 Zoll breit, gegen die Baſis hin bis auf 4 Zoll ver— ſchmälert. Oberſeite an der Baſis flach, aber bald flach ausgehöhlt, im Gipfel breit gerinnt; Unterſeite flach gewölbt. Conſiſtenz fleiſchig, aber im Verhältniſſe zur Blattbreite nicht did; die aufſteigende, im oberen Blatttheile nur etwas zurückgebogene Blattrichtung deutet aber, bei der be— deutenden Breite der Blätter, auf eine ſehr feſte Faſertextur, ungeachtet die Blätter bei der Berührung ziemlich weich erſcheinen. Blattrichtung der jüngeren Blätter aufrecht, der älteren aufſteigend und im oberen Theile nach außen zurückgebogen. Farbe ein graugrünliches, glanzloſes Dunkel— grün, mit vollkommen glatter Epidermis. Blattränder fleiſchig, nur unbedeutend ſehr flach ausgebuchtet, gezahnt. Zähne in ſehr regelmäßigen Abſtänden ½ Zoll entfernt, von der Baſis bis auf 3 Zoll unterhalb des Gipfels, von wo an ſie gänzlich fehlen, fortlaufend, klein, einer breiten, flachen, fleiſchigen Baſis aufſitzend, deltaförmig, hornartig. Die kurze, feine, ziemlich ſtechende Stachelſpitze iſt in der unteren Hälfte nach unten, in der oberen Hälfte theils nach oben gebogen, theils gerade, kaſtanienbraun. Dieſe ausgezeichnete Pflanze, die bei 4½ Fuß Durchmeſſer 2½ Fuß hoch iſt, haben wir noch in keiner uns bekannten Sammlung gefunden; wir haben ſie der Beſitzerin zu Ehren benannt, welche zu Antwerpen einen ſehr ſchönen Garten, mit ausgedehnten Glashäuſern beſitzt und die Pflanze eingeführt hat. 72b. Agave Laurentiana. Nob. A. acaulis; foliis subnumerosis carnoso - coriaceis latis lan- 267 ceolatis apice subbrevi in spinam terminalem brevem validam conicam obscure castaneam excurrentibus, supra profunde con- cavis subconduplicatis dorso angulato-convexis, ad basin margine plerumque lato-undulatis, junioribus erectis vel mox erecto- patulis senioribus patentibus a medio recurvatis, viridibus opacis, senioribus subglaucescentibus, margine subsinuato den- tatis; dentibus approximatis, basi plana carnosa, insidentibus, triangularıbus apice rectis vix pungentibus castaneis. Nob. Herr Laurentius in Leipzig hat dieſe Pflanze unter meheren anderen auf der van der Vinne'ſchen Auction erſtanden. Sie war bei van der Vinnen als spec.? geführt und kann keiner der bisher bekannten Arten als gleichbedeutend angereiht werden. Obſchon ſie in Form und Stellung der Blätter ſehr auf die beiden vorbeſchriebenen Pflanzen (No. 72 und 72a) hinweiſt, ſo weicht ſie von beiden durch eine mehr faſerig-lederartige Blatt— conſiſtenz, namentlich ſchon dicht über der Blattbaſe, durch die damit in Verbindung ſtehende tiefe Aushöhlung der Blätter ſelbſt ſchon an der Baſis, ſowie namentlich durch die welligen Biegungen der Blätter, ſowohl im Mittelkiele als in den Blattſeiten und endlich durch die ziemlich ſtark zu rückgekrümmte obere Hälfte der älteren Blätter weſentlich ab. Der ganze Habitus bei den beiden vorgenannten Arten (A. Ehren— bergü und Legrelliana) iſt ein ſehr regelmäßiger roſettenartiger, während er bei dieſer ein vorherrſchend entſchieden unregelmäßiger unordentlicher iſt. Pflanze ſtammlos. Blätter wurzelſtändig, ziemlich zahlreich, breit, lanzettlich, in einen kurzen, ſchmalen Gipfel, mit einem 6 Linien langen, kurzen, kräftigen, vollen, dunkel-kaſtanienbraunen Endſtachel, auslaufend. Die größte Blattbreite liegt auf ¼ der Blattlänge von oben. Der lan— zettliche Gipfel läuft von hier an in flacher, erſt gewölbter, dann in einge: bogener Richtung zu, während nach der Baſis zu ſich die Blätter von da an ganz allmälig und ſtät verſchmälern. Blattlänge 2 F., in der Baſis 3½ Z., auf ¼ der Blattlänge 5—6 Zoll breit, und dicht über der Baſis 3 Zoll verſchmälert. Oberſeite tief und winkelig, im oberen flach ausgehöhlt wie bei den älteren im Obertheile zurückgeſchlagenen Blättern flach. Unterſeite winkelig, ſtark gewölbt, die älteren von der Mitte an flach gewölbt. Die Mittelrippe iſt mehrfach in langen Wellenlinien gebogen, ebenſo die Blatt ſeiten. Conſiſtenz faſerig, dick lederartig. Blattrichtung anfangs aufrecht, dann aufrecht abſtehend, in dem oberen Blattheile zurückgebogen. Farbe glanzlos grün, die älteren Blätter etwas graugrün. Blattränder fortlaufend, flach ausgebuchtet, gezahnt. Zähne auf flacher, breiter, fleiſchiger Baſis deltaförmig oder dreieckig, mit kurzer, gerader, kaum ſtechender Spitze, kaſtanienbraun. Wir haben die Pflanze dem jetzigen Beſitzer zu Ehren benannt. 74. Agave glaucescens. Hook. Bot. Mag. t. 5333. Wir haben im 6. Hefte dieſer Zeitſchrift, Jahrg. 1865, auf S. 257 bis 259 von dieſer Pflanze eine eingehende Beſchreibung gegeben, geſtützt auf die a. a. O. enthaltenen Mittheilungen Hookers, und haben darauf hin, daß dieſer Autor angiebt, die Blätter der Pflanze endigten in einen 268 langen, pfriemlichen ſtechenden Endſtachel, geglaubt, eine beſondere Ab— theilung für dieſe am Rande ganz ſtachelloſe, weichblätterige Pflanze bilden zu müſſen. Nachdem wir nun aber dieſe A. glaucescens Hook. in Kew ſelbſt geſehen, haben wir uns überzeugt, daß der von Hooker erwähnte ſtechende Endſtachel gar nicht vorhanden, und daß dieſe Pflanze identiſch iſt mit A. attenuata Hort. Berol., welche Fürſt Salm bereits in ſeinem Hort. Dyck beſchrieben hat.“) Es fällt daher die A. glaucescens Hook. nun— mehr als eigene Species aus und tritt als ſynonym zu attenuata. Unſer § 5 zählte unter den Margine integerrimis einzig und allein die A. glaucescens Hook. Da dieſelbe nach dem oben Erwähnten nun— mehr als eigene Art fortfällt, ſo würde folgerecht auch dieſer Paragraph in der Eintheilung einzuziehen ſein. Wir haben aber ſeitdem eine Pflanze kennen gelernt, die, ſoweit wir deren Natur bisher zu beurtheilen vermögen, uns hierher zu gehören ſcheint, und der wir daher einſtweilen ihre Stelle in dieſem Paragrahen glauben anweiſen zu müſſen. Es iſt dieſes die 74a. Agave Houlettii. Hort. Paris. A. acaulis paucifolia; foliis subcarnosis elongato -lanceolatis in spinam corneam brunneam excurrentibus, supra plano concavis dorso plano-convexis buride obscure viridibus subnitidis patenti reflexis, margine angusto rubro-brunneo non solubili inermi cinc- tis. Noh. Wir haben ein wohl noch nicht vollſtändig ausgebildetes Exemplar dieſer Pflanze bei Herrn A. Verſchaffelt zu Gent gefunden und von dem dortigen Handelsgärtner, Herrn de Smett ein noch ziemlich kleines Exemplar ſelbſt erworben. Eine ausführliche Beſchreibung derſelben können wir daher noch nicht geben, müſſen aber in ihr eine jedenfalls bisher noch nicht vertretene Abtheilung der Agaven erkennen, wegen der vollſtändig ſtachelloſen, ver— ſchieden gefärbten, jedoch nicht lösbaren Blattränder, bei deſſen ungeachtet vorhandenem ſtechendem Endſtachel. Die von uns beobachtete Pflanze iſt blattarm und hat fleiſchige, wenig dicke, geſtreckt lanzettliche, in einen feſten, hornartigen, dunkelbraunen Endſtachel auslaufende Blätter. Blätter etwa fußlang, 12— 15 L. breit, gegen die Baſis hin in kurzer Biegung verſchmälert und in einen lang geſtreckten, geradlinigen Gipfel auslaufend. Oberſeite ganz flach ausgehöhlt; Unterſeite flach gewölbt. Blattfarbe ſchmutzig— dunkelgrün, matt glänzend. Blattrichtung zurückgebogen abſtehend. Blattränder mit einem ſchmalen, röthlich-dunkelbraunen, nicht lösbaren, ſtachelloſen Saume umgeben. a Der Habitus der Pflanze kommt unter den Aloés der Abtheilung Gasterie linguæformes nahe. *) Wenn Herr Profeſſor Koch in ſeinen Agavenſtudien, Wochenſchrift, 1865, die Identität bereits als unzweifelhaft hinſtellt, ſo war dieſe Behauptung da— mals wohl keine berechtigte, da er die von Hooker beſchriebene Pflanze nur aus der Abbildung kannte, und daher nicht füglich Hooker's Angabe über den ſtechenden Endſtachel hätte ignoriren ſollen. 269 19a. Agave stenophylla. No). A. acaulis; foliis radicalibus fibroso - coriaceis linearibus, basin versus vix angustatis, in apicem longum lanceolatum, spina terminali brevi tenui conica fusca munitum excurrentibus, supra ad basin planis mox subangulato canaliculatis lævibus subtus angulato-convexis apicem versus interdum scabriusculis, junioribus erectis mox recurvatis, pallide glaucis opacis, margine continuo recto dentatis; dentibus repandis minutis cuspidatis, basi subplana carnoso triangulari albido-viridi insidentibus, apice castaneis sursum curvatis. Nob, Im Jahre 1858 fanden wir bei Herrn Fr. Ad. Haage in Erfurt junge Pflanzen, die er aus Paris als A. angustifolia erhalten hatte. Daß ſich aber aus dieſen Pflänzchen A. angustifolia Haw. syn.: A. rigida Mill. nicht würde entwickeln können, erkannten wir ſofort. Das damals von uns erworbene Exemplar hat denn auch dieſe Vorausſetzung vollkommen gerechtfertigt. Die jetzt nach achtjähriger Cultur ziemlich vollſtändig ent— wickelte Pflanze bleibt ſtammlos und die verdickten Baſen der älteren Blätter bilden einen dicken eiförmigen Knollen. Die Blätter ſind viel weniger fleiſchig und laufen in eine lang geſtreckte Spitze aus. Pflanze klein, ſtammlos, ziemlich blattreich. Blätter 12 Z. lang, in der Baſis 1½ Zoll breit, ſofort auf 9 Lin. verſchmälert, linienförmig, in einen geraden, lang geſtreckten, lanzettlichen Gipfel, mit dünnem, kurzem (2 Linien langem), graubraunem, hornartigen Endſtachel, zugeſpitzt. Ober— ſeite an der Baſis flach, jedoch bald winkelig gerinnt; Unterſeite winkelig gewölbt, etwas rauh. Blattrichtung nach allen Seiten hin abſtehend und ſtark zurückgebogen. Conſiſtenz über der Baſis dick, ziemlich ſtiel— rund, jedoch bald faſerig, lederartig, verdünnt. Farbe ein blaſſes Grau— grün, vollkommen glanzlos. Blatttränder gerade fortlaufend, weit— ſtehend gezahnt. Zähne klein, auf flach dreieckiger Baſis, mit feiner, nach oben gebogener, brauner, hornartiger Spitze. Ob die Pflanze eine Agave im engeren Sinne des Wortes oder ob ſie nicht vielleicht eine Foureroye ſei, darüber kann endgültig erſt die Blüthe entſcheiden. Die Bulbenform des Convoluts der Blattbaſen, ſowie die Structur und Form ver Blätter, und deren etwas rauhe Unterſeite weiſen ſehr auf Fourcroya hin. SI. Agave dasylirioides. Nob. et Bouche. Wir haben dieſe von uns bejchriebene Pflanze auch im Herbarium zu Kew gefunden, jedoch ohne Namen. Wenn Herr Profeſſor K. Koch in Wochenſchrift VII., Seite 110, meine Agave dasylirioides ohne Weiteres mit A. dealbata zuſammen— zieht, ſo müſſen wir einſtweilen gegen die unbedingte Richtigkeit dieſer Be— hauptung noch gerechte Zweifel hegen. Die Pflanze von A. dealbata, nach welcher wir unſere Diagnoſe aufgeſtellt haben, hatte mehr ſchwert— als riemenförmige und ganz gerade, nach allen Seiten hin in regelmäßiger Roſette abſtehende Blätter, war auch bedeutend weniger blattreich als A. 270 1 dasylirioides. Wir müſſen alſo einſtweilen bei unſerer Anſicht verharren, daß daß dieſe beiden Pflanzen nicht identiſch, ſondern getrennte Species ſeien. Als junge Pflanzen ſind allerdings beide Arten durchaus nicht zu unterſcheiden. Sla. Agave flavovirens. Nob. A. acaulis; foliis numerosis applicatis fibroso-subcarnosis e basi perlata statim angustatis lineari-lanceolatis in apicem lon- gum, spina terminali valida plano-semicanaliculata munitum acu- minatis, supra ima basi planis mox canaliculatis, subtus convexis, ubique patenti - recurvis pallide flavo - viridibus utrinque lævibus, margine continuo recto dentatis; dentibus brevibus corneis basi deltoideis apice sursum spectantibus aut varie flexis repandis brunneis. Inflorescentia thyrsiformis paniculata. Nob. Pflanze kurzſtämmig, mit einer vielblätterigen, abſtehend zurück— gebogenen Blattkrone. Stamm ſehr kräftig, 27/5 Zoll im Durchmeſſer, 9 Z. hoch, durchweg mit den abgeſtorbenen, dicht über einander liegenden Blättern bedeckt, von feſter, vorherrſchend faſeriger Conſiſtenz. Blätter linear⸗lanzettlich, in der Baſis 2¼ —3 Zoll breit, ſofort in ganz kurzer Biegung auf 1 Zoll verſchmälert, in der Mitte 1 Zoll breit, in einen geraden, langen, lanzettlichen Gipfel, mit einem ſtarken, auf der Oberſeite flach⸗-halbgerinnten, 9 Linien langen, an feiner Baſis 1½ Linie breiten, dunkelbraunen, im Alter graubraunen Endſtachel, auslaufend. Oberſeite gerinnt, Unterſeite gewölbt. Conſiſtenz faſerig-fleiſchig. Blattrichtung nach allen Seiten hin abſtehend und zurückgebogen. Farbe ein blaſſes Gelbgrün, auf beiden Seiten glatt. Blattränder dünn, ſcharf, gerade fortlaufend, von der Baſis bis zum Gipfel weitſtehend gezahnt. Zähne mit ihrer deltaförmigen, hornartigen Baſis dem geraden Blattrande un— mittelbar aufſitzend, ſeitlich platt gedrückt, niedrig, mit nach oben gerichteter oder auch hin und her gebogener und dann mitunter hakig gekrümmter, kurzer Spitze, dunkelbraun. Blüthenſtand endſtändig, in zuſammen— geſetzter, ſtraußförmiger Rispe (panicula composita thyrsiformis). Schaft kräftig, aufrecht, ſtielrund, in der Rispe in ſehr flachen Biegungen etwas hin und her gebogen, ſowie daſelbſt undeutlich ſtumpflich, drei- bis vierkantig, von feſter, faſeriger, faſt holziger Textur, 6 —Fuß hoch, an der Baſis 1½ Zoll im Durchmeſſer, grün, faſt glatt, nur ganz flach dicht— faſerig gerillt, in einfacher von rechts nach links gewundener Spirale, weitläufig mit Schaftblättern reſp. Bracteen beſetzt. Schaftblätter aus der 1 ½ Zoll breiten Baſis ſofort ſtark verſchmälert, die unterſten 6 Zoll lang, doch bald bis auf 3 Zoll verkürzt, lang linear, in einen hornartigen Endſtachel auslaufend, faſerig-lederartig, gelblichgrün, bald vertrocknet und dann graubraun, anliegend. Bracteen auf breiter Baſis ſcharf zugeſpitzt dreieckig, in einen hornigen Endſtachel auslaufend, häutig faſerig, vertrocknet, ſchmutzig-graubraun, die unterſten 2½ 3. lang, allmälig bis zum Beginn der Rispe auf 1 Zoll verkürzt. Rispe zuſammengeſetzt, ſtraußförmig, 2 Fuß lang, mit 12 ſeitlichen und 3 endſtändigen Blüthenäſten, die in ſechstheiliger, von links nach rechts gewundener Spirale ſtehen. Blüthen— 271 äfte in der Mitte der Rispe am längſten, 5 Zoll lang, nach oben und unten zu allmälich verkürzt; platt gedrückt, rundlich, dichtfaſerig gerillt, von einer dreieckigen, ſcharf zugeſpitzten, faſerig dünn-lederartigen, dicht an— liegenden Bractee geſtützt, abſtehend (45°); an ihrer Spitze 4 kreuzſtändige Aeſte zweiter Ordnung, von 1 — ½ Zoll Länge, tragend. Jeder der Letzteren trägt 2 — 4 Aeſtchen dritter Ordnung, mit 2 — 3:blumigen Döldchen. Die Aeſtchen 2. und 3. Ordnung ſind je von einer kleinen, dreieckigen, faſerig lederartigen Bractee geſtützt, während die nur linien— langen Aeſtchen 4. Ordnung, die ſich an ihrem Gipfel tellerartig erweitern, aon je 2 dergleichen noch kleineren Deckblättern getragen werden. Blumen ſtiellos, aufrecht ſtehend, in zwei-, drei- bis viertheiligen Döldchen an der Spitze der Aeſtchen 3. Ordnung zuſammenſtehend und in dieſer Weiſe an der Spitze der Aeſtchen 1. Ordnung zuſammengeſetzte Dolden bildend, in der bereits erwähnten Weiſe von Bracteen geſtützt. Perigonröhre walzenförmig⸗glockig, ſechstheilig, auf / ihrer Länge über der eng ein— geſchnürten Baſis in ſcharfer Biegung zu einem knieartig vorſpringenden, etwas verdickten Ringe erweitert; oberhalb dieſes Ringes wieder etwas ein— gebogen, dann aber walzig aufſteigend, am Schlunde glockig erweitert; 5 Lin. lang, an der Baſis 2 Lin., in dem ringförmigen Knie 3½ Lin. und am Schlunde 4½ Linien im Durchmeſſer. Im Innern des Perigons entſpricht ein hervorragender Ring dem äußeren Knie. Zipfel ſchmal, linear, an der Baſis dreieckig verbreitert, ſtark zurückgebogen, ſo daß ihre Spitzen mit der Baſis des Perigons faſt in gleicher Höhe ſtehen; drei äußere auf der Oberſeite flachrinnig, mit kurz aufgebogenen Rändern, welche auf der Perigonröhre verlängert herablaufend über den Rand der inneren Zipfel übergreifen; ſie laufen in einen rundlich zugeſpitzten Gipfel, mit einer ſchwielenartigen Verdickung in der Mitte aus; Unterſeite flach gewölbt; am Schlunde 2 Linien breit, in kurzer Biegung auf 1 Linie verſchmälert, 7 Lin. lang, dünn-⸗fleiſchig, parallel, mehrnervig (12). Drei innere mit den äußeren faſt gleich lang und breit, innerhalb flach gewölbt. in einen mit dem der äußeren gleich geformten Gipfel, aber ohne ſchwielen— artige Erhöhung, auslaufend; auf der Außenſeite mit einem flachen, breiten Mittelkiele, an deſſen Kanten die Ränder der äußeren in der Knospe an— liegen. Staubgefäße nahe unter dem Rande des Schlundes den Zipfeln eingefügt, unter der Inſertion nicht fortgeſetzt, denſelben weit überragend. Staubfäden fadenförmig, pfriemlich, 18 Linien lang. Fruchtknoten birnförmig abgerundet, dreikantig, dreiklappig, mit tiefer Rille auf den Seitenflächen, mehrnervig auf dem Rücken der Klappen. Griffel 22 Lin. lang, mit kegelförmiger Baſis, auf dem in den Grund des Perigons ein— dringenden Fruchtknoten aufgeſetzt; über der 2 L. langen Baſis durch einen hervorragenden Ring gegliedert, dreikantig, fadenförmig, 18 Linien lang, nach der Spitze in die umgekehrt kegelförmige dreilappige Narbe verdickt. Kapſel holzig, ſchwarz, birnförmig, an der Baſis abgerundet, an der Spitze ſtark und plötzlich eingeſchnürt, abgerundet dreikantig, mit drei den Scheidewänden entſprechenden tiefen Längenfurchen, die drei Klappen parallel mehrnervig, mit ſtärker hervortretendem Mittelnerv; mit dem 272 vertrockneten, ſonſt aber wenig veränderten, die Staubfäden und den Griffel behaltenden Perigon gekrönt. Dieſe ſehr eigenthumliche, unſeres Wiſſens nach bei keiner anderen Agave beobachteten Blüthenſorm dürfte, ſofern ſich dieſelbe noch bei anderen Arten vorfinden ſollte, zur W einer eigenen Unterabtheilung berechtigen. Wir fanden dieſe Bil flanze auf der Villa Serbelloni bei Belaggio am Como See, wo ſie in der felſigen Rückwand eines nach Mittag gelegenen, mit verſchiedenen Succulenten beſetzten Beetes, in einer Felsſpalte ſaß, alſo auch dort im Freien ausgedauert hat. Dem Ober: gärtner auf der in der Nähe gelegenen Villa Melys des Herrn Villa in aus Erfurt verdanken wir es, daß wir die ganze abgeſtorbene Pflanze nebſt Blüthenſchaft und Samenkapſeln erhalten haben. 89. Agave Celsiana. Hook. Herr Profeſſor K. Koch behauptet in Wochenſchrift VII., Seite 103, dieſe Art ſei identiſch mit A. micracantha Sim. Wahrſcheinlich hat er auch nicht Gelegenheit gehabt, ein ausgebildetes Exemplar von A. Cel- siana näher zu betrachten, ſonſt würde er ſich von ſeinem Irrthume in dieſer Beziehung ſofort überzeugt haben. Wir haben in Kew ein ſehr großes ausgebildetes Exemplar von dieſer Art geſehen und können daher conſtatiren, daß die beiden genannten Pflanzen durchaus ſpecifiſch ver ſchieden ſind. Wir werden bei einer ſpäter vorzunehmenden Umarbeitung unſerer Eintheilung indeſſen genöthigt ſein, der A. Celsiana eine Stelle im 8 4 anzuweiſen, da wir an der Pflanze in Kew einen ausgebildeten horn— artigen, wenn auch nur dünnen Endſtachel gefunden haben, der einer weich— knorpeligen Baſis aufſitzt, die bei den älteren Blättern eintrocknet. 96. Agave attenuata. Sim. Ueber dieſe Art müſſen wir hier noch einige von uns gemachte nähere Beobachtungen dem hinzufügen, was wir bereits Seite 176—178 des 10. Heftes dieſer Zeitſchrift, Jahrgang 1865, über ſie ſelbſt ſowohl, als über ihre Abart A. attenuata 8 compacta gejagt haben. Dieſe Abart ſcheint nämlich keineswegs die Einzige hierher gehörige Varietät zu ſein, s ſcheint vielmehr, daß dieſe Art ſehr zu Formenveränderungen hinneigt. Wir haben nämlich im Vergleiche zu der von uns a. a. O. gegebenen Diagnoſe folgende von derſelben abweichende Formen geſehen: 1) Die bereits erwähnte A. attenuata 8 compacta. 2) Haben wir an unſerem aus der Sammlung auf Schloß Dyck ſtammenden Exemplare der eigentlichen Art, bei genauerer Unter— ſuchung gefunden, daß deren Blattränder auch nicht vollkommen glatt ſind, ſondern daß ſich an denſelben von der Baſis bis zur Blattmitte eine ſehr gedrängte, ganz feine, knorpelige Sägezahn— bildung vorfindet, ganz in der Art wie eine ſolche bei A. Ghies— brechtii mollis vorkommt. 3) In dem botaniſchen Garten zu Leipzig und in der Laurentius— ſchen Gärtnerei daſelbſt haben wir Exemplare gefunden, die ſich durch ſehr kurze und breite, ſowie verhältnißmäßig dicke Blätter 273 von der eigentlichen Art unterſchieden. Die Blätter waren bei 20 Zoll Länge in der Mitte 6 ½ Zoll breit, hatten einen kurz zugeſpitzten Gipfel und daher eine ganz regelrecht elliptiſche Form. Die Blattkrone derſelben war ebenſo blattarm, wie bei der Ur— form. | 4) In ihrer weiteren Entwickelung erweiſt ſich die A. Ghiesbrechtii mollis Hort. Belg. auch lediglich als eine Abart der A. atte- nuata, deren Blattränder, wie bereits erwähnt, in der unteren Blatthälfte eine ganz fein gedrängte, knorpelige Sägezahnbildung haben. Von der Urform unterſcheidet ſie ſich aber durch eine etwas höhere Blätterkrone und dadurch, daß die Blattränder vielfach nach unten zu etwas umgebogen und mehrfach langwellig gebogen ſind. Hiernach erſcheint es uns ſachgemäß und erforderlich, unſere urſprüngliche Eintheilung an der betreffenden Stelle einigermaßen umzu— ändern; die Diagnoſe für den $ 10 Inermes anders zu faſſen und dem: ſelben alsdann die unter den No. 92 — 95 im § 9 aufgeführten Arten zuzufügen. Der § 10 würde ſich hiernach folgendermaßen geſtalten: III. Subinermes. $ 10. Folia molliora fragiliaque late - lanceolata elliptica aut ensiformi-canaliculata in mucronem mollem excurrentia, margine integerrimo omnino inermi calloso-ciliata, aut margine cartila- gineo plus minusve serrulata. Folia carnosa lato-lanceolata aut elliptica. Agave pruinosa Lem. „ attenuata Hort. » 5 4 compacta Hort. Belg. „ ; y coarctata Nob. » 5 9 subundulata Nob. syn.: A. Ghiesbrechtii mollis Hort Belg. „ Ellemetiana Hort. Belg. Folia tenuiora membranaceo-subcarnosa canaliculato-ensifor- mia maculata. Agave maculosa Hook. „ maculata Rgl. et Englm. „ variegata Nob. „ saponaria Hook. „ Virginica Lin. Hiermit ſind dann in einer und derſelben Abtheilung alle mehr weich— blätterigen, aber nicht krautartigen Formen, die der Bewaffnung entweder ganz entbehren oder bei welchen auch die Randbewaffnung ſo unterge— ordneter Art iſt, daß ſie ſo gut als nicht vorhanden angenommen werden kann, zuſammengefaßt. (Fortſetzung folgt.) aß Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXII. 18 274 Drei neue indiſche Azaleen deutſcher Züchtung. Schon einige Male haben wir in unſerer Zeitung einer Privatgärtnerei gedacht, die des Sehenswerthen viel aufzuweiſen hat, wir meinen die Gärtnerei des Herrn Friedrich Worlée in Hamburg, eines Mannes, der, wie man zu ſagen pflegt, neben ſeinen kaufmänniſchen Geſchäften, mit Leib und Seele Gärtner iſt, ſeinen hübſchen, mit den ſeltenſten Gehölzarten, Stauden, Obſtbäumen und dergleichen angefüllten Garten ſelbſt wartet und ſeine Gewächſe in dem, mit dem Wohnhauſe in Verbindung ſtehenden Gewächshauſe ſelbſt meiſterhaft cultivirt. Herrn Worlée's Liebhaberei er— ſtreckt ſich vornehmlich auf die ſchönſten Strauch- und Baumarten, namentlich auf ſolche Arten und Abarten, die ſich durch abweichend geformte und bunt— gezeichnete Blätter auszeichnen, unter denen ſelbſtverſtändlich die neueſten und ſeltenſten Arten nicht fehlen. Allerliebſt iſt eine im Garten mit vielem Geſchmack angelegte Steinparthie, bekleidet und bewachſen mit einer großen Anzahl der hübſcheſten Alpenpflanzen und ſich dazu eignenden Coniferen von zwergigem Habitus. Unter den Gewächshauspflanzen ſind es namentlich Camellien und indiſche Azaleen, welche ſich in dem Gewächshauſe durch große Ueppigkeit und wie jetzt die Azaleen, ſo früher die Camellien, durch überreiche Blüthenfülle auszeichnen. In Prachtexemplaren ſahen wir Aza- lea barbata, eine alte, aber mit jeder neuen ſchönen Varietät Stich haltende Art, mit großen hellvioleten Blüthen, dann Duc Adolph de Nassau, Duchesse de Nassau, alba delicatissima und dergl. mehr. Vor vier Jahren hat Herr Worlee verſuchshalber ſelbſt eine Portion Azaleenſamen ausgeſäet, den er durch künſtliche Befruchtung von der Azalea Duc Adolph de Nassau gewonnen hat. Unter einer Anzahl aus dieſem Samen erzogenen Pflanzen, die faſt ſämmtlich hübſch, aber wenig oder gar nicht verſchieden, noch beſſer als ſchon vorhandene Varietäten ſind, befinden ſich jedoch die drei folgenden, die ſich hinſichtlich ihrer Blüthenform, Färbung und Größe derſelben den beſten Varietäten anreihen, und da ſie eine all— gemeine Verbreitung verdienen, ſo führen wir ſie nachſtehend namhaft auf, mit dem Bemerken, daß Herr Handelsgärtner C. H. Harmſen in Ham— burg die Vermehrung derſelben übernommen und dieſelben im nächſten Jahre in den Handel bringen wird. Es ſind: 1. Azalea indica var. Emmy Worlee, eine große, ſchön geformte, ſich gut öffnende Blume, etwas dunkler und um vieles brillanter als die Duchesse de Nassau, ja, vielleicht die leuchtendſte aller bisher vorhandenen Azaleen, mit hübſcher, fein purpurroth punktirter Zeichnung auf dem mittleren oberen Abſchnitte, der außerdem noch einen violet ſchimmernden Anflug hat. Bau der Pflanze gut. 2. Garteninspector E. Otto. Eine große, ſchön geformte, am Rande gekräuſelte, roſa Blume, meiſt halb gefüllt, mit dunkelroſa Zeichnung auf dem mittleren oberen Abſchnitte. Wuchs der Pflanze kräftig und gut. 3. C. H. Harmsen. Ebenfalls eine ſehr große, dunkel-lachsfarbige Blume, mit tief dunkelvioleter Zeichnung. Die Blume, deren Ränder ge— kräuſelt ſind, öffnet ſich weit und zeigt eine mehr flache Form. 275 Bereits im vorigen Jahre haben dieſe Azaleen zum erſten Male ge— blüht und obgleich es nur mager gehaltene Exemplare find, ſo haben ſie in dieſem Jahre dennoch in gleicher Schönheit ihre Blumen wieder ent— wickelt und ſich als conſtant erwieſen, ſo daß es ſicher anzunehmen iſt, daß die Blumen jedenfalls noch größer ausfallen werden, ſobald die Pflanzen in gehörige Cultur und Pflege genommen werden. — | I I L Wie Herr Friedrich Worlse it auch deſſen Bruder, Ferdinand, ein großer Pflanzenfreund, Beſitzer eines niedlichen Gartens und einer Sammlung hübſcher Zierpflanzen. Neben ſchönen Baum- und Strauch— arten ſind es namentlich buntblätterige Gewächſe, die wir in deſſen Garten ſahen. Faſt, möchte man ſagen, giebt es kaum noch eine Pflanzenart, von der nicht auch ſchon eine buntblätterige Varietät vorhanden wäre, wo— von die langen Verzeichniſſe in den Preiscatalogen der größeren Handels— gärtnereien den Beweis liefern. Den Verehrern ſolcher Gewächſe wollen wir hier nur einige wenige namhaft machen, nicht etwa, weil dieſe nicht ſchon in vielen Gärten vorhanden fein dürften, ſondern weil fie uns ganz beſonders gefielen, von guter Wirkung in einem Blumengarten und ſomit unter den vielen zu empfehlen ſind. So iſt z. B. die alte bekannte, aber ſelten anzutreffende Convallaria majalis fol. albo striatis ſehr hübſch, ferner find es Fragaria chiloensis fol. albo maculatis, Rubus belli- diflorus fol. argenteis varieg., Spiræa Ulmaria fol. var., Veronica gentianoidos fol. varieg. und andere. Ligularia Kæmpferii fol. ar- genteo marginatis unter Glas gehalten, iſt eine der ſchönſten bunt— blätterigen Pflanzen. Mit gutem Erfolge cultivirt Herr Friedrich Worlsée auch unſere einheimiſchen Orchideen in Töpfen, wir ſahen Orchis maculata, latifolia, Morio in ganz vorzüglicher Ueppigkeit. Cypripedium Calceolus ſtand in einem 1 Fuß weiten Topfe und hatte nicht weniger als 14 Blüthen— ſtengel, von denen viele mit zwei Blüthen, gewiß ein Beweis von guter und richtiger Cultur. E. O—0o. Pflanzen, welche in Caracas (Venezuela, Süd-Amerika) mediziniſch benutzt werden, nebſt ihrer vaterländiſchen Benennung. Von A. Ernſt in Caracas. (Aus Dr. Berthold Seemann's „Journal of Botany“ No. 29 ff.) Schluß. Pitahaya (Cereus Pitahaya De.; C. variabilis Pfr.). Die Wurzel iſt harntreibend und zuſammenziehend. | Poleo (Micromeria Brownei Benth.). Dieſes aromatiſche Kraut wird bei Krankheiten der Athmungsorgane angewendet. 18* 276 Pucheri (Laurinearum sp.). Der Name Pucheri ſcheint identiſch mit Pitchurim zu ſein, ſo daß der Baum die Orotea Pichurim H. B. et Kth. iſt, jest Nectandra Pithurim. Dieſer Baum ſoll die Fabe Pichurim geben, die in Caracas unter dem Namen „Coberlonga“ bei den Droguiſten verkauft werden. | Quimbombo (Abelmoschus esculentns Wight et Arn.). Die unreifen Früchte werden zu Suppen gebraucht, fie jind ein gutes Mittel gegen entkräftete Zuſtände. d Quinchocho (Desmodium heterocarpum De.). Der Name iſt afrikaniſchen Urſprunges, die Pflanze iſt von dort importirt und wurde in früherer Zeit als Nahrungsmittel für die Sklaven angebaut. Die Samen ſind jedoch ſehr hart und müſſen mindeſtens 10 Stunden kochen, wenn ſie der Magen eines Europäers verdauen ſoll. Die Blätter werden zuweilen zu Bürſtungen bei Rheumatismus angewendet. Rabana (Raphanus sativus L.). Der eßbaren Wurzeln wegen cultivirt, die gleichzeitig harntreibend ſind. Rabo de Alacran, d. i. Scorpionsſchwanz (Heliotropium in- dicum L.). Ein Aufguß iſt ſchweißtreibend und der Saft der Blätter ſoll Ausſchlag heilen. Raiz de Cachicomo, Die Wurzel einer Apocynee; fie enthält einen milchigen Saft, hat einen widerlichen Geruch und wird gegen Sy— philis wie bei chroniſchen Rheumatismen angewendet. Raiz de Mato. Die Wurzeln meherer Aristolochia tragen dieſen Namen, beſonders ſcheint es aber die Wurzel der A. picta Karst. zu ſein. Sie ſoll gut ſein gegen den Biß giftiger Schlangen. Auch iſt ſie ſehr aromatiſch. Rosa de Berberia (Nerium odorum Sol.). Der Name deutet ſchon an, daß die Pflanze in Caracas eingeführt iſt. Sie kam vor etwa 50 Jahren von Portorico nach Venezuela. Die roth gefülltblühende iſt die gewöhnlichſte Form; die Pflanze ſoll giftig ſein. Rosa de Montana, Palo de Cruz (Brownea grandiceps Jacg.). Ein Aufguß von der Blumen iſt ſehr zuſammenziehend und wurde früher viel bei Dyſenterien gebraucht. Das Holz ſoll Blutungen ſtopfen. (Asclepias curassavica ſoll dieſelbe Eigenſchaft beſitzen.) Ruda (Ruta graveolens L.). Cultivirt in Gärten und ihrer magenſtärkenden Eigenſchaften wegen genoſſen. Sangre de Dragon (Croton sanguifluus H. B. et Kth. und C. hibiscifolius H. B. et Kth.). Die harzige Subſtanz, welche unter dieſem Namen bekannt iſt, iſt zuſammenziehend. Santa Maria (Pyrethrum Parthenium). Cultivirt in Gärten und wie die Camille (manzanilla) gebraucht. (Manzanillo iſt jedoch Hippomane mancinella L.) Sarrapia (Dipterix odorata Willd.). Die Samen (Fabeæ v. sem. Tonco) werden bei Koliken gebraucht, in Folge ihrer aromatiſchen Eigenſchaften. Die Samen von Asperula odorata und Anthoxanthum odoratum haben dieſelbe Eigenſchaft. Sasafras (Ocotea Cymbarum H. B. et Kth.). Ein Decoct 277 von der Rinde dieſes riefigen Baumes wird bei Nervenleiden gebraucht und iſt ein ſehr ſchweißtreibendes Mittel. Sauco (Sambucus canadensis L.). S. mexicana Presl iſt wohl nur eine Form von 8. canadensis. Dieſer Flieder beſitzt bei Weitem nicht die ſchweißtreibende Eigenſchaft als 8. nigra, der bei den Droguiſten verkauft wird. Sauce (Salix Humboldtiana W.). Ein gefälliger Baum, wie Populus pyramidalis wachſend. Derſelbe wird viel zu lebenden Befriedi— gungen in Caracas verwendet. Die Rinde iſt zuſammenziehend, wird aber wenig benutzt. Suelda-con-Suelda (Commelyna Cayennensis Rich.). Um- ſchläge von den Blättern bereitet, gebraucht man bei zerbrochenen Knochen: ſchäden. Ein Aufguß von den Blättern in Weißwein wird bei Koliken empfohlen. Tabaco (Nicotiana Tabacum L.). Taback wird am meiſten in Cumana und Varinas cultivirt. Im Jahre 1859/60 wurden 15,369 Pf. exportirt. Von dem verdickten Safte der Blätter wird eine Art Kautaback bereitet, bekannt unter dem Namen „mo“ und „chimo.“ Die Tabacks— blätter werden bei Kopfſchmerzen auf die Schläfe und den Vorderkopf ge— legt. Ein Aufguß von den Blättern wird in vielen Krankheiten gebraucht, ſelbſt gegen den Schlangenbiß. Tamarindo (Tamarindus indica L.). Dr. Vargas,“ ũ deſſen Name in Venezuela nie vergeſſen werden wird und der auch den meiſten Botanikern durch die an de Candolle eingeſandten vielen Pflanzen dem Namen nach bekannt iſt, empfiehlt folgendes Recept bei Leberleiden und Gelbſucht: 1 Flaſche voll kochenden Waſſers und 1 Unze fol. Senne werden gekocht, ſtehen gelaſſen bis das Decoct kalt iſt und dann abgegoſſen. Nachdem kommen 4 Hände voll Tamarinden ohne Schalen, 4 abgeſchälte reife Sevilla-Apfelſinen und ½ Pf. Zucker hinzu. Dieſes Decoct wird nun nochmals fo lange gekocht, bis es die Conſiſtenz von Gelee hat, geklärt, 1 Theelöffel voll Salpeter, 1 Theelöflel voll Rhabarber hinzugefügt und gut vermiſcht. — Eingenommen wird es 3 Theelöffel voll täglich mit lau— warmem Waſſer. Bei ſtarker Auslehrung muß die Doſis verringert werden. Tartago, Higuereta, Palma- Christi (Ricinus communis L.). Die Blätter werden bei äußerlichen Entzündungen benutzt, nachdem ſie zuvor etwas erwärmt worden ſind; auch bei Zahnſchmerzen wird dies Mittel empfohlen. Oleum Ricini (Aceite de Tartago) iſt das am meiſten in Venezuela gebrauchte Purgativ. Es iſt eigenthümlich, daß dies Oel von Europa importirt wird, obgleich die Pflanze überall bei Caracas in großer Menge wächſt. Die Urſache iſt die, daß die arbeitende Claſſe zu faul iſt um die Samen zu ſammeln, wozu ſie nur eine hohe Bezahlung veranlaſſen könnte. ) Seine bedeutende Bibliothek, viele naturwiſſenſchaftliche Werke enthaltend, wie ſein reiches Herbarium und die Mineralienſammlung, hat Dr. Vargas der Univerſität in Caracas vermacht. Die getrockneten Pflanzen ſind in Folge der Vernachläſſigung jetzt meiſt alle zerſtört. 278 Tomate (Lycopersicum esculentum Mill.). Cultivirt der Früchte wegen, die medizinisch gebraucht, verſchiedene Hautkrankheiten heilen ſollen. Der Preis der Tomaten variirt ſehr; zur Weihnachtszeit, wenn deren Conſum ſehr bedeutend iſt, koſtet eine Eſelsladung 17—19 %, während zu einer anderen Zeit dieſelbe Quantität zu 20 Sgr. bis 1 „ verkauft wird. Tomillo Micromeria varia Benth.; Satureja thymoides Lowe). Cultivirt und als Gewürz benutzt. Toronjil (Ocymum micranthum Willd.). Als Aufguß bei Magenkrankheiten durch Erkältung erzeugt, gebraucht, wie als Beimiſchung zu übelſchmeckenden Arzeneien. Totumo (Crescentia Cujete L.). Der Saft der geröſteten Frucht, vermiſcht mit Honig, ſoll die Menſtruation befördern und wird ſehr oft gebraucht. Dieſer Baum, wie auch die C. cucurbitina L. werden viel bei Caracas gebaut, beide wachſen urſprünglich in der Nähe der Meeresküſte. Der Name „Tutuma“ findet ſich in der Sprache der Chaymas-Indianer. Trompillo (Solanum verbascifolium L.). Die Blätter zu Um— ſchlägen benutzt. Tuatua (Jatropha gossypifolia L.). Ein Purgativ, von dem das Volk glaubt, daß ebenſo viele Ausleerungen erfolgen, als Blätter zur Bereitung der Arzenei gebraucht worden ſind. Tuna (Opuntia Tuna Mill. und O. Ficus-Indica Mill.). Die Frucht iſt erfriſchend und etwas zuſammenziehend, wie die ganze Pflanze. Tuna iſt ein Chaymas Wort und bedeutet „Waſſer.“ Iſt dieſe Pflanze einheimiſch in Amerika oder nicht? David Urquhart') ſpricht von einer Feige der Barbarei und bezeichnet ſie als eine Pflanze des Oſtens, deren mauriſcher Name „Kermus ensare“ (richtiger Kermus-en-Nasra) iſt und meint, daß das ſpaniſche Wort Tuna von „Tunis“ abgeleitet iſt. Die Shillohs von Las nennen die Pflanze Tacanarete, als wären fie von den Canariſchen Inſeln zu ihnen gelangt und das Volk dieſer Inſeln nennt ſie Alcormas. Dieſe Beweisgründe fallen, näher betrachtet, doch in ſich zuſammen. Der mauriſche Name Kermus-en-Nasra zeigt deutlich, daß die Pflanze von den Chriſten gebracht worden iſt; das Wort Kermus, unſprünglich ein Inſekt bedeutend, wurde einer Pflanze beigelegt, die ein anderes dieſem verwandtes Inſekt ernährt. Es iſt daher wahrſcheinlich, daß die Opuntia, auf ihrem Wege von Amerika nach Europa zugleich nach den Canariſchen Inſeln gelangte und von dort nach der Küſte von Afrika, ſo daß der Name Tacanarete zu Gunſten des amerikaniſchen Urſprunges ſpricht. l Tuturutu (Pedilanthus lithymaloides Poit.). Der milchige Saft iſt emetiſch. Die Pflanze wächſt nicht in nächſter Nähe von Caracas, iſt aber häufig bei Laguayra. Uvero (Coccoloba caracasana Meisn.). Der Autor der Poly: gonaceen irrt ſich, wenn er dieſe Pflanze mit dem vaterländiſchen Namen „La Ceiba“ bezeichnet. La Ceiba iſt eine Localität im Thale von Aragua, ) The pillars of Hercules; or a Narrative of Travels in Spain and Mo- rocco in 1848, New York 1855. 279 U wo Moritz viele Pflanzen ſammelte. C. uvifera L. ift „Uva de Playa“ genannt, d. i. Traube der Seeſeite. Die Früchte werden ihrer zuſammen— ziehenden Eigenſchaft wegen benutzt. Verdolaga, verfälſcht von Portulaca (Portulaca oleracea L.). Ein ſehr gemeines Unkraut, das ſelbſt in den Straßen wächſt und von dem ein Decoct erfriſchend ſein ſoll. Vinagrillo (Oxalis corniculata L.). Wird ihrer Säure wegen zum Reinigen der Zähne und zu kühlenden Getränken gebraucht. Denſelben Namen führt auch Allosorus flexuosus Presl. | Yagrumo (Cecropia peltata L.). Ein Decoct von den Blättern und der Wurzel ſoll die Waſſerſucht heilen. Der Saft der jüngeren Rindeutheile enthält Faſerſtoff, Käſeſtoff und Wachs. Lagrumo macho iſt Panax speciosum W. Verba bruna (Mentha aquatica L.). Wird als Parfumerie gebraucht. Verba de clavo — Nagelkraut (Jussiæa angustifolia Lam.). Der vaterländiſche Name bezieht ſich auf die Geſtalt des Ovarium. Ein Aufguß von der Pflanze ſoll bei Krankheiten der Geſchlechtsorgane gebraucht werden. Verba Luisa (Lippia citriodora Dec.). Ein Aufguß von den Blättern wirkt ſtärkend bei Magenſchwächen. Verba mora (Solanum nodiflorum Jacg. a. macrophyllum). Der Saft der Blätter ſoll verſchiedene Hautkrankheiten heilen. Umſchläge von den Blättern ſind gut gegen Kopfweh und entzündete Geſchwüre. Yura (Manihot utilissima Pohl.). Die bittere Wurzel, gekocht und pulveriſirt, wird zu Umſchlägen bei der Ruhr angewendet und die Blätter ſollen, unter das Kopfkiſſen gelegt, einſchläfernd wirken. Der giftige Saft der Wurzelknollen heißt yare, derſelbe it aber von ſehr flüchtiger Eigenſchaft. Mehere Varietäten mit nicht giftigen Wurzelknollen werden in Venezuela cultivirt. Yuquilla (Janipha Yuquilla H. B. et Kth.). Dieſes ſcheint eine zweifelhafte Art zu ſein. Ein Aufguß von den Wurzelknollen wird bei chroniſchen Catarrhen empfohlen. Zabila (Aloe vulgaris L.). Bei Lungen- und Syyhiliskrankheiten angewendet. Die Blätter heißen pencas. Zanahoria (Daucus Carota L.). Die Wurzeln werden als Er— weichungsmittel für die Brüſte der Ammen gebraucht. Zarza oder Zarzaparilla (Smilax officinalis H. B. et Kth.) Die mediziniſchen Eigenſchaften dieſer Pflanze ſind hinlänglich bekannt. Durch . glaubt man, daß das Waſſer, welches durch die „Zarzales“ (Stellen wo die Smilax officinalis wächſt) läuft, beſonders heilſam ſei, indem man ſich einbildet, daß daſſelbe ſeine Kraft von den Wurzeln erhält. Dieſer irrthümliche Glaube hat kürzlich den Miniſter des ie von Venezuela veranlaßt, das Sammeln der Zarzalparilla zu ver— teten. 280 Ueberſicht neuer und intereſſanter Pflanzen, abgebildet oder beſchrieben in anderen Gartenſchriften. Eulophia euglossa Rchb. fil. Botan. Magaz. Tafel 5561. — Orchideæ. — Dieſe eigenthümliche Orchidee erhielt der Garten zu Kew von G. Mann von den Ufern des Old Calabar-Fluſſes, an dem, wie an allen Flüſſen, welche das Nigerdelta bilden, Orchideen häufig vorkommen. Die Art beſitzt jedoch zu wenig Schönheit, um ſie den Orchideenfreunden empfehlen zu können, ſondern dürfte nur Intereſſe für botaniſche Samm— lungen haben. Tillandsia xiphioides Ker. Botan. Magaz. Tafel 5562. — Bro- meliaceæ. Eine ſehr niedliche und angenehm duftende Pflanze. Ker, der dieſelbe zuerſt beſchrieben, giebt Buenos Ayres als deren Vater— land an. Nach Gillies wächſt ſie häufig auf Bäumen und Steinen an dem Fuße der Cordilleren bei Mendoza und wird wegen des angenehmen Duftes ihrer Blumen hoch geſchätzt. Sie iſt eine kleine ſtaudige Pflanze, mit kurzen, ſtarren, ſilbergrauen Blättern. Der nur kurze Blüthenſchaft trägt an der Spitze mehere ſchneeweiße Blumen von ziemlicher Größe. Hyophorbe Verschaffeltii H. Wendl. Illustr. hortic. Taf. 462—463 No. 1 und Hyophorbe americaulis Mart. I. c. Tafel 462—463 No. 2. Zwei herrliche Palmenarten ſind auf der erwähnten Doppeltafel des ge— nannten Werkes abgebildet. Erſtere iſt auch unter dem Namen als H Verschaffeltii bekannt, ſie ſtammt von der Inſel Mauritius, von wo Herr Verſchaffelt ſie durch Samen importirt hat. Dieſelbe iſt bereits auf den großen Ausſtellungen zu Gent und zu Brüſſel mit dem erſten Preiſe für die neueſten ſchönſten Palmen prämiirt worden. Sie iſt eine herrliche Art. Die andere Art H. americaulis iſt nicht minder ſchön, jedoch von weniger robuſtem Habitus. Trichinium Manglesii Lindl. IIlustr. hortic. Taf. 464. — Syn.: Trich. macrocephalum Nees. — Amarantacex. — Eine hübſche Pflanze vom Schwanenfluſſe, die wir bereits im 20. Jahrgange, S. 340 der Gartenzeitung erwähnten und den Blumenfreunden empfahlen. Camellia Boma risorta. IIlustr. hortic. Tafel 465. — Eine Camellie allererſten Ranges, von Herrn Del-Grande in Florenz ge— züchtet. Die Blume hat die Form einer großen Rosa centitolia und iſt von lebhaft roſa Farbe, geſtrichelt und linirt mit carmoiſin. Sehr hübſch. Bougainvillea speetabilis W. var. lateritia. IIlustr. hortic. Taf. 466. — Nyctaginee. — Eine allgemein bekannte und in den meiſten Gärten anzutreffende Pflanze iſt die B. spectabilis, von der die Illustr. hortic. die Varietät lateritia, die von England aus als B. lateritia verbreitet worden, eine Abbildung giebt. Die Urſpecics wurde nach dem berühmten franzöſiſchen Seefahrer J. Ant. de Bougainville, geboren im Jahre 1729 und geſtorben im Jahre 1811, benannt, daher alle übrigen Schreibarten falſch find, als Buginvillea (Commsy. et Jussieu), Bu- genvillea (Endlicher), Buguinvillea (Humboldt et Kunth), Bugin- villia (Blanco), Bugainvillæa (Lindley et G. Don), Buginvillea (Lindley et Steudel) und Buguinvillea (Meisner). Die Pflanze, ſo 281 lange und vielfältig fie auch cultivict wird, jo hat fie dennoch ſehr ſelten in deutſchen Gärten geblüht, öfters dahingegen in England. Choiſy führt in ſeiner Reviſion der Nyctagineen 6 Arten der Gattung Bougain- villea auf, nämlich B. spectabilis W., virescens Chois., glabra Chois., peruviana H. et Kth., pomacea Chois. und eine zweifelhafte race- mosa Blanco. Sir W. Hooker hält die erſten fünf Arten mehr für Varietäten einer Art (spectabilis) als für reine Arten. Im Jahre 1832 blühte die B. spectabilis zuerſt im botaniſchen Garten zu Paris unter der Pflege des verſtorbenen Neumann, ſpäter hat ſie im Jahre 1844 im großen Conſervatorium zu Chatsworth geblühlt und vor dieſer Zeit, nämlich 1842, blühte dieſe herrliche Pflanze auch im botaniſchen Garten zu Berlin, unter der Pflege des jetzigen Inſpectors des botaniſchen Gartens in Krakau, Herrn v. Warscewicz. Derſelbe pflanzte ein etwa 5—6 Fuß hohes, üppig gewachſenes Exemplar in reine Steinkohlen-Schlacke, worauf daſſelbe nach Verlauf von 2 Monaten ſeine herrlichen Blüthen entfaltete, eine Erſcheinung, die wohl der Beachtung verdient. 5 Maranta (Calathea) splendida Hort. Versch. IIlustr. hortic. Taf. 467468. — Marantacex. — Dieſe ausgezeichnet ſchöne Maranta oder vielleicht richtiger Calathea iſt in der braſilianiſchen Provinz an den Ufern des Amazonenſtromes von Herrn Baraquin entdeckt und an Herrn Am br. Verſchaffelt in Gent eingeſendet worden. Sie ſteht der Cal. Veitchiana am nächſten hinſichtlich des Habitus, der Blätter und deren Zeichnung, ſie iſt jedoch viel robuſter, an allen ihren Theilen glatt und wird auch größer als jene. Die Flecke auf der dunkelgrünen Oberfläche der Blätter ſind hellgrün, oft gelblich, während die Unterfläche dunkel— braunroth gefärbt iſt. Sie iſt eine herrliche Acquiſition und ſteht den übrigen ſo ſchönen Arten würdig zur Seite. Bei Herrn A. Verſchaffelt iſt fie zu 50 Fres. zu haben. Bignonia argyreo-violaseens Hort. Angl. IIlustr. hortic. Tafel 469. — Bignoniace. — Nach einer Angabe hat Herr Wallis dieſe reizende Art in Mittelamerika am oberen Theile des Amazonenſtromes entdeckt und von dort in Europa eingeführt; nach einer Angabe ſoll dieſe Pflanze auf der Inſel Madelaine (Neu-Granada) von Herrn Lindige entdeckt und von dieſem an Herrn Lierval, Gärtner in Paris, eingeſandt worden ſein, der ſie im vorigen Jahre in den Handel gegeben hat. Sei dies nun wie ihm wolle, es iſt eine der lieblichſten Pflanzen hinſichtlich ihrer ſo ſchön gezeichneten Blätter, die je nach ihrem Alter eine andere Färbung haben. Die jungen Blätter ſind violetroth, die mehr älteren zur Hälfte purpur und zur Hälfte grün gezeichnet, bei denen ſich dann noch das Weiß längs der Nerven mit dem Purpur vermiſcht, oder ein roſiger Purpur zwiſchen den Seitennerven hervortritt. Es läßt ſich die Zeichnung mit keiner der anderen buntblätterigen Pflanzen vergleichen. Die Blumen ſind noch unbekannt, der Habitus der Pflanze wie bei allen Bignonien iſt ein rankender und ſcheint die Pflanze eine ziemliche Größe zu erreichen. Herr A. Verſchaffelt offerirt junge Pflanzen zu 5 Fres. das Stück. Bromelia fastuosa Lindl. var. Bergemanni Rgl. Gartenfl. Tafel 493. — Bromeliacee. — Dieſe wahrhaft ſchöne Pflanze ſtammt aus 282 Mexico, fie iſt jedenfalls eine Varietät der Lindley'ſchen B. fastuosa, von der die Varietät durch einen nur 1 Fuß hohen Blüthenſtand, durch die oberen Bracteen, welche häutig und nicht gefärbt, durch die Kelchlappen, welche ſtumpf und die blaue Färbung der Blumenblätter abweicht, während die B. fastuosa einen 3 Fuß hohen Blüthenſtand, aber roth gefärbte Bracteen, ſpitze Kelchlappen und carmoiſin gefärbte Blumen hat. Dr. Regel nannte dieſe Varietät zu Ehren ſeines Freundes des Herrn Berge— mann, Obergärtner der Mad. Koleniſcheff, von dem er die Pflanze als B. Sceptrum erhalten hatte. Gardenia Maruba Sieb. Gartenfl. Tafel 494, Figur 1—4. — Rubiacex. — Eine empfehlenswerthe Art, eingeführt von Herrn Mari: mowicz aus Japan. Sie bildet einen niedrigen, ſtark veräſtelten Buſch, der dicht mit ſchönen dunkelgrünen, glänzenden Blättern beſetzt iſt. Die wohlriechenden Blumen ſtehen einzeln auf den Spitzen der Aeſte und Seitenäſtchen, beim Aufblühen ſind ſolche weiß, ſpäter werden ſie gelblich. Sie iſt eine leicht zu cultivirende Kalthauspflanze. Phalenopsis sumatrana Rch. fil. Flore des serres Tafel 1644. — Ph. zebrina Hort. Bog. — Orchidee. — Ueber dieſe reizende Art iſt bereits zu verſchiedenen Malen in der Gartenzeitung berichtet worden. (Vergleiche Jahrgang 1860, S. 115, Jahrgang 1865, S. 473, Phalænopsis rosea Lindl. Flore des serres Tafel 1645. — Ph. equestris Rchb. fil. Stauroglottis equestris Schauer. — Orchideæ. — Auch dieſe hübſche Phaleænopsis iſt bereits früher beſprochen. Sarmienta repens R. et P. Flore des serres Tafel 1646. — Gesneriacex. — Eine aus Chili ſtammende niedliche Gesneriacee, wo fie an alten verrotteten Baumſtämmen wächſt. Man hat ſie bei Conception und in der Umgegend von Trata, Puchacay ꝛc. gefunden. — Der Stamm iſt kriechend, die kleinen ovalen Blätter ſind gegenüberſtehnd. Die Blumen, ähnlich denen der Mitraria coccinea in Form und Farbe, aber etwas kleiner, ſtehen einzeln in den Achſeln der Blätter an über 1 Zoll langen Blüthenſtielen. Eine empfehlenswerthe Art. s Ipomea Horsfallie Hook. Flore des serres Tafel 1647. — Convolvulacex. — Eine bereits über 30 Jahre in den Gärten bekannte herrliche Art, die jedoch wieder ziemlich ſelten geworden zu ſein ſcheint und deren Varterland nicht genau bekannt iſt. Die erſte Abbildung und Be— ſchreibung brachte das Bot. Magazin 1834, Tafel 3315. Die Blätter fünfzählig⸗gefingert, ſaftgrün, die großen trichterförmigen Blumen von bril— lanter carmoiſinrother Farbe. — » ⏑ꝓ—ͤ— — Literatur. Neſtel's Roſengarten. Unter dieſem Titel erſcheint laut dem, dem 3. Hefte der Gartenzeitung beigegebenen Proſpecte, in der Verlagshandlung von E. Schweizerbart in Stuttgart, eine illuſtrirte Zeitſchrift von H. Neſtel. Nach dem Proſpecte ſollen jährlich 2 Lieferungen erſcheinen, von 283 denen die erfte bereits verſandt worden ift, vor uns liegt und in allen Buchhandlungen für 2 Fl. oder 1, 6 Sgr. zu haben iſt. Dieſe erſte Lieferung enthält 4 getreu nach der Natur gemalte und in Oelfarbendruck auf's Sorgfältigſte ausgeführte Abbildungen von Roſen nebſt dem er— klärenden Texte, nämlich: Rosa Ile Bourbon Baron Gonella; R. hy- bride remontante Senateur Vaise; chineſiſche Schlingroſe, Fortune's Double yellow und R. hybride remontante Mme. Wood. Jede Ab— bildung enthält nicht nur eine Blume, ſondern deren mehere in ihren ver— ſchiedenen Entwickelungsſtadien, was von großem Intereſſe für Verkäufer wie Käufer iſt. Außer den Abbildungen mit dem dazu erforderlichen Texte, wie das Geſchichtliche der betreffenden Roſe, ihre kurze Beſchreibung und wie dieſelbe am beſten zu ziehen iſt, enthält dieſe erſte Lieferung die Ge— ſchichte, Geographie und Poeſie der Roſen, dann die Cultur derſelben im freien Lande (Lage und Boden des Roſariums). Ferner unter der Rubrik „Mancherlei“ ſehr intereſſante, die Roſe und deren Cultur ꝛc. betreffende Notizen, und da es unmöglich iſt, von allen guten Roſen Abbildungen zu geben, ſo wird jede Lieferung von Neſtel's Roſengarten eine Aufzählung der beſſeren Sorten, gleichviel ob alt oder neu, bringen, um Roſenliebhabern eine Auswahl der Roſen zu erleichtern, da nur wirklich gute Sorten in dieſe Liſte aufgenommen werden ſollen. — Wenn wir etwas an dieſer ſo ſauber und ſchön ausgeſtatteten, wie gleichzeitig ſehr billigen Zeitſchrift auszuſetzen haben, ſo iſt es, daß jährlich nur zwei Lieferungen erſcheinen ſollen. Jedem Roſenliebhaber und Roſengärtner können wir Neſtel's Roſengarten als eins der beſten Werke dieſer Art hiermit empfehlen. . Die Hausgärten. Eine praktiſche Anweiſung, die Gärten neben den Wohngebäuden auszuſchmücken, zu unterhalten und zu benutzen, mit Berück— ſichtigung der Pflege der zu verwendenden Obſt- und Ziergärten, Sträucher ꝛc. Ein Handbuch für Gartenbeſitzer und angehende Gärtner. Von Ludwig Schröter, Inſpector der Gärtner -Lehranſtalt zu Köthen. Leipzig, bei Dörffling & Franke. 1866. gr. 12. 278 Seiten. Preis 24 Sgr. Von demſelben Verfaſſer, der bereits den Leſern der Gartenzeitung durch mehere gediegene Abhandlungen bekannt iſt, iſt die Gartenliteratur ſchon durch zwei früher erſchienene, durch ihre leicht faßliche Weiſe, in welcher der Verfaſſer ſeine Erfahrungen wiedergiebt, ſich auszeichnende be— lehrende Bücher bereichert worden, denen ſich das oben genannte in gleich empfehlender Weiſe anreiht. — Das Buch zerfällt in 4 Abtheilungen, 1) der Blumengarten, 2) der Gemüſegarten, 3) der Obſtgarten und 4) die Gewächshäufer, Miſtbeete und das Erdmagazin. Daß derartige Bücher, wie das in Rede ſtehende, nicht ſchon mehrfach vorhanden, wird vom Ver— faſſer, wie wohl von Jedem zugegeben, allein die vorhandenen, meiſt ſehr vortrefflichen Bücher dieſer Art, ſind meiſt noch zu weit ausgedehnt und zu umfaſſend, und eignen ſich weniger zu einem kürzeren doch hinlänglich vollſtändigen Leitfaden für den Gartenbeſitzer und Nicht-Gärtner, für die dies Buch hauptſächlich beſtimmt ſein ſoll. Alles, was der Verfaſſer in dem Buche auf eine kurze, leicht faßliche Weiſe mittheilt, hat derſelbe nach eigenen Erfahrungen niedergeſchrieben und wir ſind überzeugt, daß Herr 284 Schröter den angehenden Gärtnern wie den vielen Gartenbeſitzern durch die Herausgabe dieſes Gartenbuches einen weſentlichen Dienſt erwieſen hat, denen wir es beſtens empfehlen. E. Oo. Feuilleton. Pflanzenverzeichniſſe. In dem neueſten, an ſchönen und ſeltenen Pflanzen jo reichhaltigen Catalogue de l’etablissement d’introduction des plantes nouvelles et rares von den Herren Groenewegen & Co. in Amſterdam, finden wir wieder mehere neue Pflanzen aufgeführt, welche von dieſem Etabliſſement in dieſem Jahre in den Handel gegeben werden. Es ſind: Elettaria Pininga, die Pining ra-ngong der Javaneſen, eine ſehr niedliche, kleine zierliche Pflanze, mit länglich-lanzettlichen Blättern von violetgrüner Farbe. Ficus Suringarii, eine ſehr merkwürdige und diſtincte Art von maje— ſtätiſchem Habitus. Die Blätter erreichen eine Größe von 1½ Fuß, ſind glänzend grün, mit ſtark hervortretenden purpurrothen Adern netzartig ge— zeichnet, was der Pflanze ein ſehr lebhaftes, ſchönes Anſehen giebt. Nach der dem Cataloge beigegebenen Zeichnung iſt dieſes eine ſehr empfehlens— werthe Pflanze (Preis 10 Fl. holländiſch). Hoya maxima, nur ſchwer kann man ſich einen Begriff von der Schönheit dieſer Pflanze machen. Ihr Habitus iſt ein windender oder beſſer kletternder, und ſteigt die Pflanze in einem feuchten Warmhauſe be— trächtlich hoch. Die Blätter werden 1½¼ Fuß lang, ſehr breit und ſind ſehr dick. Die Blumen ſind noch nicht bekannt, aber ſchon die Blätter allein empfehlen die Pflanze als eine Zierpflanze. Preis 15 Fl. Osbeckia virgata, iſt eine ſehr niedliche Melaſtomacee, die ſehr leicht und dankbar blüht und der Gattung Monochtum nahe ſteht. Pavetta incarnata alba. Die P. incarnata mit ihren zahlreichen Rispen, zart gefärbten und angenehm duftenden Blüthen, iſt den meiſten Gärtnern bekannt. Die hier genannte Varietät übertrifft die reine Art noch durch viel größere, rein weiße Blüthen. Beide Arten blühen ſehr leicht von Juli bis October. Pavetta Oxleyana, wie die Vorhergehende ſehr niedlich, Blüthen zart roſa. Preis jeder Art 4 Fl. Philodendron caryophyllus, mit großen und ſchönen Blättern von ſchöner grüner Grundfarbe, auf der ſich eine breite hellgrüne Schafen bemerkbar macht. Reidia glaucescens iſt wohl eine der zierlichſten Pflanzen. Die zuſammengeſetzten Blätter find äußerſt elegant und von feſter Conſiſtenz, die der Pflanze das Anſehen einer Stadmannia geben, vor der dieſe den Vortheil eines ſchnelleren Wachſens und einer leichten Cultur hat. Scepasma buxifolia, eine ſehr ſchöne Warmhauspflauze mit hübſchen Blättern. — Der Droſophor oder Thauſpender iſt ein kleines Inſtrument, das 285 namentlich allen Pflanzenliebhabern, welche mit ihren Pflanzen auf das Zimmer beſchränkt ſind, zu empſehlen iſt, indem ſie vermittelſt dieſes kaum 8 Zoll langen und nur einige Zoll breiten Inſtrumentes im Stande ſind, ſehr leicht und bequem die meiſt in den Zimmern herrſchende trockene Luft zu vertreiben. Mit dem „Thauſpender“ iſt man nämlich im Stande, das Waſſer in feinſter ſtaubartiger Form, gleichſam thauartig auszugießen, nach jeder, auch der kleinſten Stelle zu leiten. Außerdem kann man dieſes In— ſtrument, das aus einer gläſernen Pſiole mit eingeſetzten Glasröhren beſteht, zur Vertilgung von Ungeziefer vortrefflich verwenden, denn nicht überall kann man an zarten Pflanzen mit Bürſte und Schwamm eindringen, um Inſekten und deren Brut zu zerſtören oder abzuwaſchen, mietelſt des Dro— ſophors aber kann man eine Inſekten tödtende Fluſſigkeit in die zarteſten Gebilde und tiefſten Winkel von Blättern, Knospen und Blüthen hinein— blaſen, ohne daß dieſe Theile rauh davon berührt werden. Eine weitere Benutzung iſt die zum Befeuchten feiner Saaten. Auch der allerfeinſte Same, der nur oben auf die Erde, auf Torfſtücke ꝛc. geſäet wird, erträgt dieſen feinen Thau, ohne von der Stelle geſchwemmt zu werden. Ferner bietet das Inſtrument einen Vortheil bei ber Bouquetbinderei, weil es dadurch ermöglicht wird, das feinſte Bouquet mit einem beinahe unſichtbaren Thau zu überziehen, welcher es vor dem Verwelken ſchützt. Manche Bonquetbinder beſitzen allerdings die Kunſtfertigkeit, Waſſer in den Mund zu nehmen und regenartig auszuſprudeln, wie die Schneider das Tuch näſſen, allein ſo fein wird der Thau denn doch nicht, wie ihn der Droſophor ſpendet, abgeſehen davon, daß es nichts weniger als appe— titlich iſt, beim Riechen an einem auf dieſe Weiſe befeuchteten Bouquet Naſe und andere Theile des Geſichtes mit gärtneriſchem Mundwaſſer in Berührung zu bringen. Um Bouquets von getrockneten Blumen einen Wohlgeruch zu verleihen, füllt man eine beliebige parfumirte Flüſſigkeit in den Droſophor und be— thaut dieſelben damit. Auf gleiche Weiſe kann man auch alle möglichen anderen Gegenſtände, Kleidungsſtücke ꝛc., ja, ganze Zimmer mit dem ſtärkſten, wie mit dem zarteſten Wohlgeruch erfüllen, je nachdem man den ambroſiſchen Thau ſtärker oder ſchwächer wirken läßt. Den Droſophor liefert der Thermometer-Fabrikant F. Mollenkopf in Stuttgart, Eberhardsſtraße No. 59, auf Francobeſtellung gegen baar oder Poſtnachnahme ſammt guter Verpackung à 48 Kr. per Stück, bei Abnahme von größeren Parthien bedeutend billiger, und bemerkt derſelbe noch, daß je ſtärker man bläst, um ſo feiner die Beſtäubung wird. Bepflanzung der Böſchungen bei Eiſenbahnen. Im vorigen Hefte dieſer Zeitſchrift, Seite 237, machten wir die geehrten Leſer auf eine kleine Schrift des Herrn Inſpector Lucas: „Vorſchläge zur Anpflanzung der Eiſenbahndämme mit Obſtbäumen und nutzbringenden Pflanzen“ auf— merkſam. Als Nachtrag hierzu bringen wir hier eine Notiz aus der „Flora,“ woſelbſt es heißt, daß der Meerrettig nach Millot-Brulé ſehr geeignet ſein ſoll zur Bepflanzung der Böſchungen bei Eiſenbahnen, Feſtungen 286 u. ſ. w., um das Erdreich feſtzuhalten; überdies enthalten die Blätter dieſer Pflanze reichliche Menge (2— 300 Grammen) von Faſerſtoff, welcher zweckmäßig zubereitet, zu den ſogenannten Panama- oder anderen Sommer— hüten verwendet werden kann; die Wurzel kann zur Papier-Fabrikation dienen. Deutſche blumiſtiſche Neuheiten, gezüchtet in der Handelsgärtnerei des Herrn G. Göſchke in Köthen, werden von demſelben in deſſem neueſten Preis⸗Courant No. 17 offerirt. Es beſtehen dieſe Neuheiten aus Odier— und Scharlach-Pelagonien wie gefüllten Potentillen. Die Scharlach-Pe— largonien waren in der Sitzung des anhaltiſchen Gartenbau-Vereines am 3. September ausgeſtellt, wo jede Sorte einen Namen erhielt und ſich alle, des allgemeinſten Beifalles erfreuten. Wir machen die Blumenfreunde auf dieſe deutſchen Erzeugniſſe aufmerkſam. Brownea grandiceps Jacg. Daſſelbe Exemplar der Brownea gran- diceps, das im April 1860 im botaniſchen Garten zu Hamburg zum erſten Male blühte, hat auch in dieſem Jahre wieder, jedoch um einige Wochen früher, und nur eine Blüthenähre entwickelt, dieſe dafür aber in ganz ausgezeichneter Ueppigkeit und Schönheit. Sehr ausführliche Mit— theilungen über dieſe prächtige Pflanze finden ſich im 16. Jahrgange der Gartenzeitung, Seite 239, 241, 253 und 287. Das Einfchueiden der zu verpflanzenden Bäume. Dem neueſten empfehlenswerthen Gartenbuche von L. Schröter „die Hausgärten“ ent— nehmen wir folgende beachtenswerthe Notiz. „In neueſter Zeit iſt das bis jetzt bei dem Verpflanzen der Bäume üblich geweſene kurze Ein— ſchneiden der jungen Triebe (Sommertriebe) verworfen worden, und be— deutende Pomologen haben ſich theilweiſe dahin ausgeſprochen, daß es beſſer ſei, die zu erſetzenden Bäume gar nicht oder nur ſchonend, d. h. nur ganz wenig in den Spitzen der Sommertriebe, zu beſchneiden. Die Blätter ſind mit die Erzeuger der Wurzelfaſern, und jemehr Blattaugen an dem zu verſetzenden Baume verbleiben, um ſo mehr Gelegenheit iſt auch dieſem ge— gegeben, neue Wurzelfaſern zu bilden. Die unteren Augen an den Sommer— trieben, die gewöhnlich ſchlafende oder todte genannt werden, ſollen nicht die rechte Kraft zur Erzeugung lebensvoller neuer Triebe, mithin auch nicht die Erzeugungskraft ſolcher Blätter haben. Wir wiſſen wie ſchwer es iſt, daß Neuerungen ſich bald einbürgern, wenn ſie auch von competenter Seite erprobt ſind; aber wir halten es für nöthig, den Gartenfreund wenigſtens auf dieſes neue Verfahren beim Ver— pflanzen aufmerkſam zu machen, da doch wohl der Eine oder der Andere ſelbſt Verſuche machen und nach gewonnener Ueberzeugung zur allgemeinen Verbreitung einer beſſeren Methode mit beitragen könnte. Erſt im zweiten Jahre ſoll der verpflanzte Baum kürzer eingeſchnitten werden, wobei dann die neuen vorjährigen Triebe mit in's Meſſer fallen, d. h. mit wegzuſchneiden ſind, und von da an unterliegt der Baum dem gewöhnlichen Schnitte.“ Ausſtellung des Gartenbau-Vereines zu Hildesheim von Blumen, Gemüſen, Beerenobſt und Gartengeräthen im Theaterſaale des Rheiniſchen Hofes, vom 27. bis zum 30. Juni d. J. ccc 287 Alle Fachmänner, Beförderer und Freunde des Gartenbaues werden hiermit angelegentlichſt eingeladen, dieſer Ausſtellung ihre Mitwirkung und Theilnahme durch Einlieferung von geeigneten Ausſtellungsgegenſtänden, ſowie durch Beſuch derſelben wohlwollend zuzuwenden. Das Programm zur Ausſtellung (ſiehe S. 257) enthält die näheren Beſtimmungen und iſt bei jedem Vorſtandsmitgliede unentgeldlich zu haben. Nach S 5 deſſelben werden ausgezeichnete und vom Ausſteller ſelbſt cultivirte oder angefertigte Gegenſtände vom Vereine durch Ehrenpreiſe, be— ſtehend in ſilbernen und bronzenen Medaillen und Diplomen prämiirt. Der Vorſtand des Gartenbau-Bereines zu Hildesheim. Dr. Helmboldt. F. G. Enger. F. A. Büttner. W. Kirſch. F. Sperling. A. Söhlemann. J. Butterbrodt. B. von Uslar. E. Weſtenius. Verſchiedenes. Durch die Berufung des Herrn F. Jühlke zum königl. preuß. Hof-Gartendirector wird derſelbe genöthigt, ſein blühendes Samen- und Pflanzengeſchäft in Erfurt zu verkaufen, wenn Kaufluſtige ſich dieſerhalb mit ihm in Rapport ſetzen. — —ů— Perſonal⸗Notizen. London. Herr Edmund Goeze, ein geborner Holſteiner und zuletzt im Herbarium zu Kew ſeit längerer Zeit beſchäftigt, iſt zum Inſpector des botaniſchen Gartens zu Coimbra (Portugal) ernannt worden. Herr Goeze war früher in Genf, Paris, Wien ꝛc. und iſt einer der thätigſten Mitarbeiter unſerer Zeitung. | Gleichzeitig leſen wir in den englifchen Zeitungen, daß die Botanik wie er einen harten Verluſt erlitten hat durch den erfolgten Tod des Pr. William M. Harvey, Profeſſor der Botanik am Trinity-College in Dublin und Cuſtos des Univerſitätsherbariums daſelbſt. Nach langem Bruſtleiden verſtarb derſelbe am 15. Mai zu Torquay, wohin er ſich zur Her ſtellung feiner Geſundheit begeben hatte. | Nekrolog. Die Gartenkunſt Wien's hat durch den Tod des Herrn Chriſtian Riegler, Hofgärtner Sr. Durchlaucht des Fürſten Richard Metternich, eines ihrer intelligenteſten Mitglieder verloren. Der Vater des Verſtorbenen, der als Portier auf der Villa Metternich angeſtellt war, ließ ſeinen Sohn die Gemüſegärtnerei erlernen und obgleich er ſich auch in dieſem Fache der Gärtnerei vollkommen ausgebildet hatte, ſo fühlte er dennoch einen großen Hang, ſich der eigentlichen Gartenkunſt zu widmen. Er trat zu dieſem Zweck bei dem damaligen fürſtlich Raſumofski'ſchen Hofgärtner Roſenthal in die Lehre und erwarb ſich bald deſſen ganze Zufriedenheit. Nach vollendeter Ausbildung wurde Riegler von der Frau Fürſtin Metternich mit nach Paris genommen, wo ſelbſt er eine An— ſtellung beim Herzoge von Orleans, ſpäteren König Louis Philipp er— hielt. Nach ſieben Jahren kehrte Riegler nach Wien zurück und hatte das Glück die Stelle zu erhalten, in der er 40 Jahre verblieb und als 288 Kränklichkeit ihn verhinderte, feine Dienfte zu verſehen, wurde er vom Fürſten mit vollem Gehalte penſionirt. Riegler ſtarb am 4. April d. J. 71 Jahre alt nach ſchmerzhaften Leiden, ohne Vermögen, doch reich an Bewußtſein ſeine Pflicht als Diener, als Vorgeſetzter und als Menſch er— füllt zu haben. Er beſtritt aus eigenen Mitteln den Unterricht für ſeine Gehülfen und Lehrlinge, und ſo mancher fähige Gärtner in Oeſterreich hat dem Verſtorbenen ſeine Ausbildung in gärtneriſcher wie in moraliſcher Beziehung zu danken. rr Samen- und Pflanzen-Cataloge erbittet ſich zuzuſenden: Melzer, Breslau. Obergärtner. Eich born'ſche Villa. Japaniſcher Mais mit geſtreiften Blättern (Bandmais). Dieſe herrliche Acquiſition unſerrer Blattpflanzen wurde von Herrn Thomas Hogg in Japan erzogen. Dieſer Mais erreicht eine Höhe von 5 — 6 Fuß, die Blätter ſind ſchön gleichmäßig geſtreift und bordirt, mit abwechſelnd grünen und weißen Streifen, die im erſten Stadium der Entwickelung auch roſa er— ſcheinen. Im Ganzen hat dieſer Mais Aehnlichkeit mit Arundo Donax fol. varieg., iſt aber von viel eleganterem und impoſanterem Habitus. Aus der ganzen Gruppe der Blattpflanzen kann in Bezug auf Anmuth und Schönheit nichts einer Gruppe von vier bis fünf Pflanzen dieſer herrlichen Varietät von Zea gegenüber geſtellt werden. Bei der bekannten Schnellwüchſigkeit der Zea-Sorten, wird dieſe Varietät, wenn auch erſt im Monat Juni ausgeſäet, ſich doch noch zu ihrer ganzen Schönheit und Größe entwickeln. Zu bemerken iſt noch, daß dieſer prächtige Mais ſich ganz conſtant aus Samen erzeugt, indem jedes Korn eine geſtreifte Pflanze liefert; die prachtvolle Panachirung beginnt mit dem fünften Blatte, während die vier erſten Blätter grün bleiben. a. Samen. 1 0. 3 — Sgr. W 3 3 8 EL EN b. Pflanzen (ca. 1—1'/, Fuß hoch) incl. Emballage. Funn. ee 1 15 Sgr. V 2 „ = | Der Bezug von Pflanzen iſt nur dann anzurathen, wenn der Trans: port nicht länger als höchſtens fünf bis ſechs Tage dauert. Auch iſt noch zu bemerken, daß ſich dieſer Mais ebenſo gut zur Topfeultur, als zur Anpflanzung auf Gruppen eignet, da er auch im erſteren Falle, wenn mehere Male verpflanzt, eine äußerſt effectvolle und herrliche Decorationspflanze iſt. Erfurt, im Mai 1866. Ernſt Benary. Z — —— 289 Fünfte Allgemeine Verſammlung deutſcher Pomologen, Obſt⸗, Wein⸗ und Gemüſezüchter in Neutlingen. Vom 30. September bis zum 3. October 1866, verbunden mit einer Ausſtellung von Obſt, Trauben, Weinen und Geräthen.“) Nach dem Beſchluſſe der 4. Verſammlung deutſcher Pomolgen, Obſt— und Gemüſezüchter in Görlitz wurde das Mandat der Zuſammenberufung der 5. Verſammlung wieder in die Hand des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den königlich preußiſchen Staaten in Berlin, des Be— gründers dieſer Verſammlungen, gelegt, wobei der Wunſch ausgeſprochen wurde, daß der Verein der von der Stadt Reutlingen ergangenen freund— lichen Einladung möglichſt Rechnung tragen möchte. Nachdem der genannte Verein in ſeiner 455. Verſammlung am 27. September 1865 eine Vorberathung gehalten, wurde in der 456. Ver— ſammlung vom 29. October 1865 der einſtimmige Beſchluß gefaßt, die 5. Allgemeine Verſammlung deutſcher Obſt-, Wein- und Gemüſezüchter nach Reutlingen auszuſchreiben. Der General⸗Secretair, Profeſſor Dr. Koch, erhielt den Auftrag, zu⸗ nächſt mit dem Geſchäftsführer des deutſchen Pomologen-Vereines in Reutlingen, Garten-Inſpector Lucas, ſich in Verbindung zu ſetzen und die Theilnahme des beſagten Vereines herbeizuführen, dann aber in Ge— meinſchaft mit dieſem dem Vorſtande der Stadt Reutlingen den Beſchluß mit der Bitte zur Kenntniß zu bringen, die nöthigen Vorkehrungen zum Empfange der Theilnehmer und zur Aufſtellung der Sammlungen zu treffen. | Zu gleicher Zeit wurde von Seiten des berliner Vereines behufs der nöthigen Vorbereitungen ein Ausſchuß ernannt, der außer den bereits er— wähnten beiden Mitgliedern noch beſteht aus: Dem Gymnaſial-Director Dr. Fickert in Breslau, Hofgärtner Maurer in Jena, Rittergutsbeſitzer von Reuß auf Loſſen bei Brieg, ) Der Wochenſchrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. preuß. Staaten für Gärtnerei und Pflanzenkunde, Redacteur Profeſſor Dr. K. Koch, entlehnt. Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXII. ö 19 290 Kunſt⸗ und Handelsgärtner Späth in Berlin und Stadtrath Thrän— hardt in Naumburg a. S. Von Seiten des deutſchen Pomologen-Vereines traten dagegen als Mitglieder zu: Freiherr v. Boſe auf Emmaburg bei Laasphe, Medizinalrath Dr. Engelbrecht in Braunſchweig, Apotheker Fehleiſen in Reutlingen, Medizinal-Aſſeſſor Jahn in Meiningen, Superintendent Oberdieck in Jeinſen bei Hannover, Stadtrath Single in Stuttgart und Geheimer Regierungsrath von Trapp in Wiesbaden. Am 6. Januar hielten die Mitglieder des erſteren Ausſchuſſes in Naumburg a. S., dem Orte, wo die erſte Pomologen-Verſammlung 1853 ſtattgefunden, eine Sitzung und faßten über die näheren Anordnungen für die Verſammlung ſowohl, als über die Einrichtungen bei der Ausſtellung folgende Beſchlüſſe: 1. Die 5. Verſammlung deutſcher Pomologen, Obſt- und Gemüſe⸗ züchter findet in Reutlingen am 30. September ſtatt und wird bis zum 3. October währen. | 2. Garten-Inſpector Lucas wird erſucht, in Gemeinſchaft mit dem Stadtſchultheiß Grathwohl und dem Ober-Amtmanne Hörner in Reutlingen, einen beſonderen Ausſchuß zu ernennen, der für die Ber: ſammlung ſowohl, als für die Ausſtellung, die nöthigen örtlichen Vorbe— reitungen in Reutlingen trifft. 3. Da die Theilnahme der Gemüſezüchter bis jetzt ſehr gering ge— weſen und deshalb Erfolge nicht erzielt ſind, iſt von Fragen und Ein— ſendungen, das Gemüſe und deſſen Anbau betreffend, ganz abzufehen, während der 5. Verſammlung aber der Vorſchlag zu machen, daß das Gemüſe fernerhin bei den künftigen Pomologen-Verſammlungen überhaupt auszuſchließen ſei. Dagegen müſſe dem Weinbau und dem Weine mehr Aufmerkſamkeit in der Weiſe gewidmet werden, daß ſchon im Programme darauf Rückſicht genommen werde. a 4. Von ſpeciellen Fragen wird in der 5. Verſammlung abgeſtanden, dagegen iſt es von der höchſten Wichtigkeit, von den Fortſchritten in der theoretiſchen und practiſchen Pomologie, wie im Obſt- und Weinbau Kenntniß zu erhalten. Aus dieſer Urſache werden Berichte über beſtimmte Theile der Pomologie, des Obſt- und Weinbaues von beſonders dazu ernannten Mitgliedern abgeſtattet, worauf eine allgemeine Debatte erfolgt. Wegen der nöthigen Eintheilung der Zeit darf ein Bericht nicht über 10, die Verhandlung nicht über 15 Minuten dauern. Iſt der Gegenſtand nicht erſchöpft, dann wird unter dem Vorſitze des Berichterſtatters ein Aus— ſchuß ernannt, der unter beliebiger Theilnahme von denen, welche ſich für den Gegenſtand intereſſiren, in einer Abendſtunde die Verhandlung zu einem möglichen Abſchluſſe bringt. Das Referat darüber erfolgt am anderen Morgen. | Anderweitige Vorträge ſind dem Präſidenten vorher einzureichen oder wenigſtens darüber Mittheilungen zu machen. Der Ausſchuß mit dem Präſidenten entſcheidet über die Zuläſſigkeit. 5. Der Präſident eröffnet und ſchließt jede Sitzung, hat die Tages: ordnung feſtzuſtellen und die Protokolle zu prüfen wie zu unterzeichnen. In der letzten Sitzung, Mittwoch, den 3. October, liegt ihm ob, zuerſt die Frage über die 6. Verſammlung deutſcher Pomologen zur Erledigung zu bringen. | + In der Ausſtellung ſollen Obſt⸗ und Traubenſorten, Geräthe und Modelle für Obſt⸗, Wein- und Gartenbau, ſowie Obſt- und Trauben— producte, als Weine, Obſtmoſte, Obſtſäfte, getrocknetes und eingemachtes Obſt, ſowie überhaupt alles, was auf Obſt- und Weinbau Bezug hat, vertreten ſein. Wünſchenswerth ſind auch Ananas, Melonen, intereſſante Kürbiſſe, Tomaten, Eierfrüchte und dergleichen. Ferner werden Topfobſt— bäume, mit Früchten verſehen, ſowie junge Obſtbäume, Hochſtämme und Formenbäume angenommen. Sollen dieſe erhalten werden, ſo müſſen die Ausſteller ſelbſt dafür ſorgen. Freier Gartenboden ſteht nicht zur Ver— fügung. 7. Da es nicht die Abſicht iſt, Maſſen von Obſt zu haben, ſondern nur ſolches, von dem ein Nutzen für Wiſſeuſchaft und Praxis oder auch für den Ausſteller und die Gegend, worin dieſer wohnt, hervorgeht, ſo werden nur darauf hinzielende Sammlungen angenommen. Ungeordnete Sammlungen ohne Namen und Nummern werden zurückgewieſen. Es iſt wünſchenswerth, daß Gartenbau-, pomologiſche und landwirthſchaftliche Vereine die Angelegenheit in die Hand nehmen, hauptſächlich aber dafür Sorge tragen, daß nur das in ihrer Gegend geſchätzte und demnach auch zu empfehlende Obſt mit ſeinem Provinzial- und wo möglich zugleich mit dem wiſſenſchaftlichen Namen und in geordneten Sammlungen eingeſendet wird. In zweifelhaften Fällen wird der vorbereitende Ausſchuß in Reut— lingen auf portofreie Anfrage darüber Auskunft ertheilen. Nur in dem Falle, wo die Sammlung in einer beſonderen Beziehung zur Ausſtellung ſteht, werden die Transportkoſten zurückerſtattet, in allen übrigen Fällen treten die Ausſteller ſelbſt dafür ein. Ein beſonderer Ausſchuß entſcheidet darüber. 8. Um ſchon vor der Eröffnung eine gewiſſe Uebereinſtimmung in der Nomenclatur herbeizuführen, werden 4 Mitglieder des deutſchen Pomo— logen⸗Vereines: Superintendent Oberdieck, Medizinal-Aſſeſſor Jahn und die Kunſt⸗ und Handelsgärtner Maurer und Späth, einige Tage vorher in Reutlingen eintreffen und letztere beiden die Aufſtellung, die erſteren hingegen die möglichſte Berichtigung der Namen der Sammlungen über— nehmen. Außerdem haben die übrigen oben genannten Mitglieder des Ausſchuſſes ſich in die Arbeit, die verſchiedenen Früchte und Gruppen der— ſelben betreffend, getheilt, ſo daß ein Jeder von ihnen ſich ſchon vorher in die Syſtematik einer beſtimmten Frucht oder Gruppe, hauptſächlich auf Grund des illuſtrirten Handbuches, hineinarbeitet. Um die proviſoriſche Revidirung, ſowie überhaupt die Aufſtellung, zu erleichtern, iſt es nothwendig, daß bis zum 1. September eine Anzeige über Inhalt und ungefähren Umfang der Sammlung an den vorbereitenden Ausſchuß der 5. Pomologen-Verſammlung in Reutlingen gemacht wird. Der Transport iſt ſo einzurichten, daß die Obſt betreffenden Gegenſtände bis ſpäteſtens zum 28., Sammlungen von Geräthen, Modelle und ähnliche 5 19 * 292 Sachen aber ſchon bis zum 22. September am Ausſtellungsorte eintreffen. Für alle Sorten Obſt und Weintrauben iſt Eilfracht der größeren Sicher⸗ heit wegen zu empfehlen. 9. Es ſind 2 Liſten der auszuſtellenden Gegenſtände anzufertigen, von denen die eine dieſen beigelegt wird, die andere in dem Aviſobriefe direct mit der Poſt einzuſenden iſt. In der erſteren werden die Berichtigungen eingetragen, um dann dem Ausſteller ſpäter wieder übergeben zu werden, die andere bleibt zurück. Auf das Obſt, in ſoweit es möglich iſt, werden von Seiten des Ausſtellers die im Verzeichniſſe correſpondirenden Nummern mit einer guten Dinte geſchrieben, im Uebrigen kleine Zettel mit den be— treffenden Nummern angeklebt. Der Name iſt außerdem am beſten nach vorliegendem Formulare auf einem Zettel von ſtarkem Papiere einzutragen. 26. Purpurrother Couſinot, \ hier Jagd-Apfel. | Guter Winter: Apfel, ſehr kräftiger, dauerhafter Baum. | Name des Ausitellers. | | Iſt für die Frucht nicht einmal ein Provinzial-Namen vorhanden, fo bleibt die Stelle auf dem Zettel leer und nur die übrigen Bemerkungen werden eingetragen. Von jeder Obſtſorte ſind 3 oder 4 Exemplare ein⸗ zuſenden. Damit die Verzeichniſſe möglichſt gleichmäßig angefertigt werden, iſt beifolgendes Schema Nummer der Sammlung Name und Wohnort des Einſenderdtn .. u „ VERRER ewöhnliche ſtamme, an Reife un 8 mm Benennung einer Pyra- ag, Ge⸗ Haltbarkeit, merge deihen und der Com⸗ der d. Obſtſorten mide, am . Güte und 12 3 a Tragbarkeit miſſion. „ deren Vor-Spalier oder Ne. Benutzung (Bleibt für d kommen. am Cordon der Frucht. Einsender | gezogen. | | unausgefüllt.) Pyramide. Kräftiger] November | Winter⸗ hochgehender bis Januar; Gold⸗ Reinette, nur in Gärten, Wuchs, trägt vorzüglich, parmäne. wird häufig faſt jährlich. Tafelfruchtu. gepflanzt. auch zu eee Gold⸗ Obſtwein. | | 293 2 Glas Apfel; Hochſtamm. Starkes Winter; hält Champagner⸗ an Straßen Holz etwas 1 Jahr, gute Reinette. häufig flachkronig, Tafelfrucht, | verbreitet. | ſehr ausgezeichnet | fruchtbar. zu Obſtwein. 3 — — je Spalier. Wildwachſen⸗ Herbitbirne | Wildling nur in des Holz, für die Tafel, von Motte. Gärten, | buſchige, ku⸗ auch zum einzeln. gelförmige Dörren ſehr | Krone, ſehr gut. reichtragend. vufgeſtellt, was auf Koſten der 5. Verſammlung deutſcher Pomologen ge— druckt und auf portofreie Anfrage jedem Ausſteller umſonſt zugeſendet wird. Die letzte Rubrik, den wiſſenſchaftlichen Namen betreffend, wird in dieſem Schema leer gelaſſen, da dieſer von Seiten der betreffenden Ausſchüſſe während der Pomologen-Verſammlung, in ſoweit es möglich iſt, eingetragen werden ſoll. 1 10. Der pomologiſche Ausſchuß wird durch 5 Pomologen (Freiherr v. Boſe, Profeſſor Dr. Engelbrecht, Medizinal-Aſſeſſor Jahn, Garten: Inſpector Lucas und Superintendent Oberdieck) ein Normal-Sortiment, hauptſächlich von den in den früheren Verſammlungen empfohlenen Obſt— ſorten, ſchon vorher aufſtellen. Zu dieſem Zwecke muß es jeder Ausſteller ſich gefallen laſſen, daß aus ſeiner Sammlung das eine oder andere in— ſtructive Exemplar zur Vervollſtändigung des Normal-Sortimentes heraus: genommen wird. Das ausgeſtellte Obſt ſelbſt fällt nach der Ausſtellung, in ſofern nicht ſpeciell und ſchriftlich darüber verfügt iſt, dem Ausſchuſſe zur Verfügung anheim. Die Sitzungen der Verſammlung finden in dem großen Saale des Gaſthauſes „Zum Kronprinzen“ ſtatt, während die Aufſtellung der einge— lieferten Gegenſtände in den beiden Sälen der Fruchthalle auf dem Markte erfolgt. Die Eröffnung geſchieht am Sonntag, den 30. September, im großen Saale des oben genannten Gaſthauſes, Vormittags 11 Uhr, durch den Vorſitzenden des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues oder durch deſſen Stellvertreter, worauf Superintendent Oberdieck, als älteſtes Mit— glied im Vorſtande des deutſchen Pomologen-Vereines, einige Worte ſprechen wird, um dann dem Schultheiß Grathwohl zur Bewillkommnung der Gäſte ſeinen Platz zu übergeben. Nachdem die beiden Geſchäftsführer der 5. Verſammlung deutſcher Pomologen noch einige Mittheilungen gemacht haben, wird zur Wahl des Präſidenten, des Vice-Präſidenten und zweier General⸗Secretaire geſchritten. Sodann erfolgt die Wahl von Vorſitzenden und Secretairen für folgende 5 Abtheilungen: | a) für naturwiſſenſchaftliche Theſen, b) für ſpecielle Pomologie, e) für practiſchen Obſtbau, 294 d) für Pomologie, e) für Weinbau. Damit ſämmtliche Wohlen gehörig vorbereitet werden können, erfolgt ſchon den Abend vorher eine Vorbeſprechung. Die Ausſtellung iſt für die Mitglieder der Verſammlung am 30. September ſchon früh von 7 Uhr an zugänglich, damit dieſe raſch eine Ueberſicht über die eingeſendeten Sammlungen erhalten; für das Publikum kann dieſes erſt um 11 Uhr geſchehen, wo, wie geſagt, die Verſammlung eröffnet wird. Auch Damen iſt es geſtattet den Sitzungen beizuwohnen. Die Eintheilung der Zeit iſt in der Weiſe geſchehen, daß auch an den übrigen Tagen die Stunden von 7 bis 10 Uhr des Morgens in der Ausſtellung nur den Mitgliedern zur Benutzung freiſtehen. In dieſer Zeit geſchieht auch die Unterſuchung und Beurtheilung der eingeſendeten Wein— proben. Von 10 bis 1 Uhr finden die Sitzungen im großen Saale des „Kronprinzen“ ſtatt, worauf ein gemeinſchaftliches Mittagseſſen folgt. Die Stunden von 2 bis 6 Uhr werden durch Excurſionen ausgefüllt, während von 6 bis 8 Uhr Sitzungen der 5 verſchiedenen Abtheilungen ſtattfinden. Der übrige Theil des Abends dient zur geſelligen Vereinigung. Die General-Verſammlung des deutſchen Pomologen-Vereines wird Montag, den 1. October, Abends 6 Uhr, unter dem Vorſitze des Ge: ſchäftsführers abgehalten. Die Gegenſtände der Tagesordnung werden in der Monatsſchrift für Pomologie zur Kenntniß gebracht. Anträge ſind dem Geſchäftsführer zur Veröffentlichung in der Monatsſchrift einzuſchicken. Die 3 Excurſionen finden ſtatt: Nach dem Central-Obſtgarten des deutſchen Pomologen-Vereines in Mähringen, wo zu gleicher Zeit ein ländliches Feſt veranſtaltet werden wird. 2. Durch die Weinberge nach dem Scheibengipfel, um den Fremden einen Ueberblick über einen Theil der ſchwäbiſchen Alp zu ver— ſchaffen. Ueber Pfullingen nach dem Lichtenſtein. Nach dem Schluſſe, alſo am 4. October, findet, wenn möglich noch eine Excurſion nach Hohenheim und nach der königlichen Wilhelma bei Canſtadt ſtatt. Andere Excurſionen nach Hohenzollern, Urach u. ſ. w. ſind von Reutlingen aus ſehr leicht zu unternehmen und ſtehen in dem Belieben der Gäſte. Der vorbereitende Ausſchuß in Reutlingen iſt bereit, Jedem, der ſich an ihn franco wendet, die nöthige Auskunft zu ertheilen, ganz beſonders wird er bemüht ſein, für Wohnungen Sorge zu tragen. Wer Privat⸗ wohnungen benutzen will, findet dieſe, und zwar für die ganze Zeit von 4 und 5 Tagen (einſchließlich Bedienung und Caffee), je nach der elegan⸗ teren Einrichtung, das Zimmer mit einem Bette zu 2 und 3, mit zweien zu 3 und 4 Thalern. Wünſchenswerth iſt, daß die Anmeldungen recht: zeitig, möglichſt bis zum 1. September, geſchehen. Am 29. und 30. September werden bei jeder Ankunft eines Eiſen— bahnzuges einige Mitglieder des vorbereitenden Ausſchuſſes, die durch rothe 235 Schleifen erkennbar find, auf dem Bahnhofe fein, um die Fremden zus empfangen und ſie durch beſondere Führer nach ihren Wohnungen geleiten zu laſſen. Wer dieſe Letzteren nicht beſonders beſtellt hat, ſie aber nach— träglich wünſcht, begiebt ſich in das Local des Wohnungs-Ausſchuſſes (am Tage in der Fruchthalle auf dem Markte, am Abend im Gaſthofe „Zum Kronprinzen“ an der Station), um Näheres zu erfahren. Wer als Mitglied der 5. Verſammlung deutſcher Pomologen auf— genommen werden will, hat ſich im Aufnahme-Bureau, was ſich im großen, neben dem im oberen Stocke liegenden Zimmer der Fruchthalle befindet, bei dem Stadtpfleger Wagner alsbald nach ſeiner Ankunft zu melden, als ſolches ſich einzuſchreiben und 1 Thaler zu zahlen. Dafür erhält man auch ſpäter den Bericht über die Verſammlung und Ausſtellung. Als Mitglied hat man das Recht, zu jeder Zeit die Ausſtellung zu beſuchen, allen Sitzungen beizuwohnen und an den Excurſionen Theil zu nehmen. Damit man als ſolches erkannt werde, wird ein beſonderes Abzeichen, ein Band mit den reutlinger Stadtfarben, außerdem aber noch eine nicht ab— zugebende Karte für den Beſuch der Ausſtellung zugeſtellt. Auf dem Bande ſowohl, wie auf der Karte, wird die Nummer, unter der das Mitglied in der Liſte verzeichnet iſt, aufgetragen. Die Mitglieder des deutſchen Pomo— logen⸗Vereines erhalten ebenfalls, um ſich gegenſeitig zu erkennen, ein be— ſonderes, von jenem aber verſchiedenes Abzeichen. | | An jedem Tage wird ein beſonderes Blatt ausgegeben, worin di Namen der angekommenen Mitglieder mit Angabe ihrer Wohnungen auf— geführt ſind, wo ferner Mittheilungen über alles das, was geſchehen ſoll und was den Tag vorher vorgenommen war, enthalten ſind. Endlich ſoll es dazu dienen, die Mitglieder unter ſich in engerer Verbindung zu ex: halten. Dieſes Tageblatt iſt in dem Anmelde-Burcau jeden Tag unent— geltlich in Empfang zu nehmen und wird auch während der Sitzungen auf dem Bureau niedergelegt werden. Berlin und Reutlingen, den 1. Mai 1866. Die Geſchäftsführer der 5. Verſammlung deutſcher Pomologen, Obſt- und Gemüſezüchter, Karl Koch. Eduard Lucas. u So — Ein Beitrag zur Cultur der Noſen. Von J. H. Dreyer. Der Tyrannei der Mode ſind nicht allein wir närriſchen Menſchen unterworfen, auch die armen Blumen haben ſchwer unter ihr zu leiden. Unſere ſchönen Kinder verunſtaltet ſie zu wandelnden Tonnenpuppen oder Trichtern, und indem ſie die Rippen ihnen eindrückt und den freien Athem— zug hemmt, bedroht ſie ſogar ihr Leben. Die armen Kinder der Flora werden oft zu ganzen Sippſchaften aus unſeren Gärten von ihr verwieſen und nur dann und wann wieder nach langen Jahren in Gnaden zu— gelaſſen. Balſaminen, Goldlack, Winterlevkojen, ja, ſogar die herrlichen 296 Nelken und viele andere Blumen haben ab und zu dies traurige Schickſal erfahren. Andere wieder verunſtaltet ſie wie die Menſchen, indem ſie ma⸗ leriſch ſchöne Formen ganz verſchwinden läßt. Wo ſind z. B. die ſchlanken, zierlichen Blüthen der früheren Fuchſien geblieben? Sieht es nicht fo aus, als ob die infame Crinoline auch im Blumenreiche triumphiren ſolle? Nur der edlen Königin ſelbſt, der Roſe, hat die böſe Mode Nichts anhaben können: ſie war, iſt und bleibt der allgemeine Liebling. „Aber ſie verdient es gar nicht zu ſein,“ wird mir da eingeworfen; „denn ſie iſt ein gar zu undankbares Geſchöpf.“ — Nun ja: fie liebt die Freiheit. In der Ge: fängnißluft unſerer kleinen, eingeſchloſſenen Stadtgärten verſchmäht ſie es, Blüthen zu treiben. Und wie alles Edle, hat ſie eine Unzahl kleiner Feinde. Kaum entwickelt ſie im Frühjahre ihre Knospen, ſo werden dieſe ſchon heimgeſucht von einer Raupe, die ſich zum Schutze gegen die Nacht— fröſte in ein ſeltſames Futteral hüllt, das die Form eines Raſirmeſſers hat. Aber dies winzige Ding zerſtört weiter kriechend Eine Knospe nach der andern. Dann folgt der kleine Froſtſchmetterling und andere Ungeheuerchen, welche die Blätter zuſammenſpinnen, ſo daß ſie ſich nicht entwickeln können, und die jungen Blüthenknospen annagen. Der ſchärfſten Kälte trotzend zeigen ſich ſchon früh blaßgrüne Blattläuſe, die den Safttrieb der jungen Zweige ſtören; und als ärgſter Feind der kräftig aufſtrebenden Triebe der wilden Roſe, die wir im Geiſte ſchon als Hochſtamm veredelt fahen, er: ſcheint im Sommer die Roſenpeſt als Markraupe oft in ſolcher Anzahl, daß wir ſchier an jedem Erfolge unſerer beabſichtigten Oculationen ver— zweifeln möchten. Haben die Blätter ein gelbgraues Anſehen, wie fein punktirt, ſo beherbergt die Unterſeite einen der ſchlimmſten Pflanzenfeinde, die kaum ſichtbare Milbe oder rothe Spinne — nicht durch Tabacksrauch, wohl aber durch häufiges Spritzen unter die Blätter zu tödten; — deutliche weiße Flecke rühren von einer Wanze her und noch größere durchſcheinende Stellen von einer Blattwespe, welche ſchließlich nur Rippen und Oberhaut des Blattes übrig läßt. Und nicht genug, daß die Thierwelt die edle Blume heimſucht, auch Schmarotzerpflanzen niſten ſich auf derſelben ein. Nach einem warmen Gewitterregen und raſch darauf folgender Hitze iſt oft plötzlich die ganze Pflanze mit weißem Schimmel überzogen, und ſpäter finden ſich auch dann rothbraune Pilze ein, welche die edelgeformten Blätter ganz entſtellen. Es iſt einmal nicht anders: wir Menſchen ſollen uns jede Freude mit etwas Schmerz erkaufen; und wer die Roſe cultiviren will, der mache ſich auf Verdruß gefaßt. Sie bleibt trotzdem die Königin der Blumen. Im ſteten Kampfe mit dieſen Feinden werden wir übrigens von vor— trefflichen Freunden unterſtützt, die wir ja nicht im blinden Eifer mit ver— nichten dürfen. Eine fünf Linien große, ſchiefergraue, mit dornigen ſchwarzen und auch gelben Höckern beſetzte, ziemlich langbeinige und raſch kriechende Larve räumt zwiſchen den Blattläuſen furchtbar auf. Später klebt ſie ſich mit dem Hinterleibe, mit dem ſie auch im Larvenzuſtande ſich oft feſthielt, an ein Blatt und verwandelt ſich in eine Puppe, aus der endlich das niedliche Marienkäferchen, der Siebenpunkt, hervorkriecht, welcher ebenfalls den Blattläuſen noch eifrig nachſtellt. Mit dieſen Käfern wetteifern 297 die Larven der bienenartig ausſehenden Roſenſchwebfliege, augenloſe, grüne, raupenartige Thierchen, mit weißer Rückenlinie. Man findet ſie mitten zwiſchen ihren Schlachtopfern, die im gefräßigen Stumpfſinne ihnen gar nicht aus dem Wege gehen, oft ſogar ihnen über den Rücken laufen. Noch ganz klein bohren ſie ſich in eine große Blattlaus ein und laſſen ſich von dieſer forttragen. Später ſetzen ſie ſich mit dem Hinterleibsringe wie ein Blutegel feſt, taſten umher, packen eine Blattlaus, heben ſie empor und ziehen ſie wie einen Pfropfen in die Mundhöhle. Eine Art Stempel oder Pfeil bewegt ſich im Innern des Thieres hin und her und in einer Minute iſt der ganze grüne Inhalt der Laus in den Magen der Larve überge— gangen. Die leere, weiße Haut wird ausgewürgt und raſch ein zweites Opfer ergriffen, bis vielleicht erſt mit dem hundertſten die Larve überſättigt ruht. Iſt ſie ausgewachſen, ſo verwandelt ſie ſich in eine ſonderbare, ganz waſſerhelle Puppe, die wie eine Glasthräne ausſieht. Die Entwickelung der artigen Fliege kann man in ihrem allmäligen Fortſchreiten ſehr wohl be— obachten. Unter den Gitterflüglern erwähnen wir endlich die Larven der Florfliegen, die Blattlauslöwen, wegen ihrer Aehnlichkeit mit den Ametjen- löwen ſo genannt, aber länger und platter als dieſe, mit an der Spitze durchbohrten Oberkiefern und vielen Querrunzeln. In einer halben Minute ſind ſie mit einer Blattlaus fertig und entwickeln ſich ſchon in vierzehn Tagen. Dieſen furchtbaren Feinden müßte das ganze Geſchlecht der Blatt— läuſe unterliegen, wenn ſich die letzteren nicht mit entſprechender Fruchtbarkeit vermehrten. Aber eine einzige kann in einem Jahre mehere Millionen Nachkommen haben. Bei Weitem mehr als alle Feinde iſt jedoch in den meiſten Fällen unſer eigener Unverſtand Schuld daran, daß unſere Roſen nicht recht ge— deihen wollen. Einige der häufigſten und ſchlimmſten Fehler erlaube ich mir in den folgenden Zeilen zu beſprechen. Vor allen Dingen ſehe man darauf, daß eine Roſe gut bewurzelt ſei. Wie man an den Flechten auf der Rinde eines jungen Obſtbaumes gleich erkennen kann, daß ſein Fuß nicht taugt, ſo ſieht auch das geübte Auge leicht an dem ganzen Habitus einer aufgeſetzten Roſe, ob die Wurzel geſund oder ein mit dicker Borke überzogener Knorren iſt, aus dem nur ſpärliche Faſerwurzeln hervorbrechen können. Zur Unterlage für hoch— ſtämmige Roſen wähle man vorzugsweiſe Sämlinge der Hundroſe und der echten Hagebutte. Die Erſtere, Rosa canina, iſt wohl ſo ziemlich die härteſte und dauerhafteſte aller Roſen, die Letztere, Rosa villosa, hält aber bei uns auch vollkommen aus; nur vermeide man bei beiden Arten geile, unreife Wurzelausläufer mit dickem, ſchwammigem Marke und ent— ſprechend weichem Holze. Nur die Samenpflanzen mit ihrer regelmäßigen, ſchönen Bewurzelung und ihren kernigen feſten Loden, wie ſie im zweiten Jahre aus dem Wurzelſtocke hervortreiben, iſt unbedingt zu empfehlen. Und faſt möchte ich der echten Hagebutte den erſten Rang einräumen, da ſie eine ungemein kräftig treibende Unterlage abgiebt und viel weniger Neigung hat, Wurzelausläufer zu bilden, als die Hundsroſe. Bei Letzterer thut man jedenfalls wohl, ſie ſo hoch zu pflanzen, daß die Stelle über der Erde bleibt, wo die Samenlappen ſaßen. Man erkennt ſie leicht an der 298 Verdickung der Wurzel unterhalb derſelben. Man denke jedoch nicht, daß mit dieſem Verfahren das Entſtehen der Wurzelausläufer unbedingt ver- hindert iſt. Ich glaubte ſelbſt früher, daß aus der eigentlichen Wurzel unterhalb der Cotyledonen niemals Ausſchüſſe hervorbrächen, daß nur unter der Erde fortwuchernde, wirkliche Zweige ſich bewurzelten. Aber die Er— fahrung hat mich eines Andern belehrt. Ein Sämling einer Hundsroſe, den ich ſo hoch gepflanzt hatte, daß die eigentliche Wurzel einen halben Fuß über der Erde hervorragte, trieb, weil ich zum Zwecke dieſes Ver— ſuches ſeine Schüſſe wiederholt zurückſchnitt, ringsum aus den Wurzeln Zweige aus. | Hat aber ein veredelter Hochſtamm eine gut ausgebildete, hinreichend große Krone erlangt, ſo braucht man nur die erſten Jahre die ſich am Stamme bildenden Augen rein wegzunehmen. Je dicker der Stamm wird, deſto weniger iſt er geneigt, wilde Schüſſe zu treiben. Aber eine wohl ausgebildete, jährlich zunehmende Blattkrone muß durchaus vorhanden ſein, wenn der Stamm ſich verdicken ſoll. Deshalb ſetze man auf einen Hoch— ſtamm nur harte, einmal blühende Roſen und die wenigen ausdauernden Remontanten, als Marquiſe Boccella, Baronne Prevoſt und ähnliche auf. Eine Remontante, deren dicker, plumper, kahler Stamm in gar keinem Verhältniſſe ſteht zu dem kleinen Kopfe, der immer wieder kurz zurück— geſchnitten werden muß, weil er zurückfror, der nie größer aber immer un— ordentlicher wird und immer weniger Blüthen trägt, bis das ganze ſtruppige Ding nach ein paar Jahren abſtirbt, eine ſolche Roſe iſt ein trauriger Anblick. Die Urſache des Todes liegt nahe genug. Der ſchwache Safts trieb iſt nicht im Stande, die harte Rinde des Stammes zum Platzen zu bringen. Dabei verdickt ſich dieſe wie das eigentliche Holz durch den jährlich ſich bildenden und verholzenden Splint. Für den neuen Splint, worin der Saft empor ſteigen ſoll, bleibt immer wenig Raum, und zuletzt erſtickt die unglückliche Pflanze, die nebenbei ihre Kraft in wilden Wurzel— trieben erſchöpft, ſo zu ſagen in ihrem eigenen Kleide. Das Ritzen des Stammes und die dadurch erzielte künſtliche Verdickung hilft wenig, weil doch ſtets die Urſache der Krankheit bleibt, die zu ſchwache Krone. Des: halb ſollte man alle weicheren Roſenſorten, Remontanten, Burbonroſen, Theeroſen ꝛc. im Freien nur wurzelecht ziehen. Dazu ſchlage ich folgendes Verfahren vor, das ich mit dem außerordentlichen Erfolge — jelbitver: ſtändlich unter günſtigen Bodenverhältniſſen — angewandt habe. Man beſtimme irgend einen Winkel im Garten zur Aufnahme des Roſenſamens. Die Körner der echten Hagebutte ſtreue man ſofort aus, wenn die Früchte eingemacht ſind, alſo Anfang September. Sie keimen ſchon im nächſten Frühlinge. Die Früchte der Hundsroſe läßt man bis Ende October reifen und im Zimmer weich werden. Dann zerreibt man. ſie und ſäet die Körner im November in die freie Erde. Sie keimen erſt im zweiten Frühlinge. Ganze Früchte zu ſäen, iſt nicht rathſam. Die jungen Pflanzen ſetzt man, wenn ſie das dritte Blatt bekommen haben, alſo etwa Mitte Mai, auf wohlgedüngte Beete in zwei Reihen im Ber: band, jede Roſe einen Fuß von der anderen entfernt. Sie werden je nach der Gunſt der Witterung und Lage 3 bis 6 Fuß hoch und wohl noch 299 höher. Eine beſonders kräftig treibende Hundsroſe habe ich ſchon im erſten Jahre als Hochſtamm oculiren können. Wenigſtens werden die meiſten Pflanzen, wenn man ſorgfältig alle Nebenſchüſſe wegnimmt, die Dicke einer Federſpule erreichen. Im Spätſommer ſetzt man etwa 6 Zoll über der Erde ein echtes ſchlafendes Auge ein und läßt dieſes im nächſten Jahre Einen kräftigen Schuß von etwa 4 Fuß Höhe treiben, indem man jedes Blühen verhindert. Im Herbſte gräbt man ein Loch von 4 bis 5 Fuß Tiefe je nach Bedürfniß und ſenkt die Pflanze ſo tief hinein, daß nur 3 Augen des der Spitze beraubten Zweiges über die Erde hervorragen. Die Hundsroſe ſteckt gelegentlich gern den Fuß in's Waſſer, vergißt aber da unten ganz ihre alte Untugend, Wurzelausläufer zu treiben, ſondern ſchickt ihre ganze Kraft den drei Augen über der Erde zu, welche gewöhnlich ſchon im erſten Jahre mit drei Blüthendolden kommen und im Herbſte gut remontirende Büſche von 3 bis 4 Fuß Höhe bilden, vielleicht mit mehr als einem Dutzend Blüthenzweigen. Schon im zweiten Jahre darauf iſt die Remontante wurzelecht geworden und treibt nun auch aus der Erde kräftige Loden hervor. Einen ſolchen Buſch kann man jährlich ohne Schaden tief zurückſchneiden und außerdem viel leichter durch Stroh oder Haide gegen Froſt ſchützen. Nach ein paar Jahren gewährt ein Beet mit ſolchen wurzelechten Remontauten einen ganz anderen Anblick, als dieſe kranken Hochſtämme, die ausſehen, als ob man eine Roſe auf einen Kohl— ſtrunk gepfropft habe. Nur hüte man ſich, dieſe Roſen von vorne herein zu eng zu pflanzen. Die Königin der Blumen gedeiht nur, wenn ſie Luft und Licht hat. Dagegen können einzelne im Raſen oder im niedrigen Bosquet ſtehende Hochſtämme, worauf eine harte, einmal blühende Nofe oculirt iſt, nach 4 bis 5 Jahren Pflanzen von wunderbarer Schönheit werden, die in jedem folgenden Jahre zunimmt, bis ſie Kronen von 10 Fuß Durchmeſſer errreichen, mit Hunderten von Blüthen überſäet und von ſtarken, fait zwei⸗ zölligen Stämmen getragen. Wir nennen als hierher gehörige Roſen unter vielen die gewöhnliche Centifolie, die herrliche Coupe d’Hebe, Paul Ricault, Brennus, Chénédolé :c., Velours episcopal :c., die Cristata, die neueren Moosroſen, als Baron de Heekeren de Wassemaar, Princesse Adelaide, die Rosa alba, Königin von Dänemark, die ſchöne weiße Roſe Madame Plantier und viele ähnliche, die Persica u. ſ. w. Man wähle einen kräftigen Stamm von einer zwei- oder dreijährigen Samenpflanze und ſetze ein ſchlafendes Auge im Auguſt oder September, entweder in die Rinde deſſelben oder auf einem hinreichend ſtarken Neben: triebe, und zwar dicht am Hauptſtamme in den Winkel, welchen dieſer mit dem Triebe bildet. Einen ſolchen Zweig kann man durch rechtzeitiges Stutzen der übrigen Sproſſen in jeder Höhe des Stammes erzwingen. Doch muß über dem zu oculirenden Zweige noch ein eingeſtutzter Schößling ſtehen bleiben. Wenn im Frühlinge der kräftig austreibende echte Schuß drei gut ausgebildete Blätter zeigt, wird er ohne Gnade über dem dritten Blatte geſtutzt. Aus den Winkeln der drei Blätter brechen ſofort drei neue Triebe aus, welche nun die Grundform der künftigen Krone bilden. Außer dieſen drei Zweigen laſſe man keinen geilen Trieb aus der Oculirſtelle 300 aufkommen. Im zweiten Jahre werden diefe drei Zweige je nach dem ſtärkeren oder ſchwächeren Wachsthume, auf drei oder mehere Augen zurück— geſchnitten. So kann man bei einiger Sorgfalt und Dreiſtigkeit im Schneiden eine höchſt reguläre Krone ſich entwickeln ſehen. Sollten Raupen auche inzelne Augen, auf die man gerechnet hat, zerſtören, ſo läßt ſich doch faſt immer der Schaden durch die Nebenaugen und richtiges Schneiden beſſern' Bis zum zweiten Jahre muß der Stamm über dem oculirten- Zweige und dieſer auch ſelbſt durch ſchwache, immer wieder eingeſtutzte Triebe des Wildlinges grün erhalten werden. Erſt wenn die echte Roſe beide weit an Dicke übertrifft, darf man die wilden Zweige hart am echten Holze wegſchneiden. Die Wunde wird dann ſo verwachſen, daß der Stamm faſt gerade erſcheint. Unter allen Veredlungsweiſen iſt das Oculiren bei der Roſe am meiſten zu empfehlen. Die Winterveredlung durch Anplatten iſt nur ein Nothbehelf, und beim Pfropfen bildet ſich noch öfter todtes Holz. Dazu iſt das Oculiren ſo leicht, daß es jedem nicht völlig ungeſchickten Menſchen ſofort glückt. Aber weg mit allen Künſteleien! Einen Zoll über der Stelle, wo das edle Auge ſitzen ſoll, ſchneidet man die Rinde in der Länge von 2 bis 3 Lin. quer durch bis auf das Holz, aber auch ja nicht tiefer, damit der Zweig, der kräftig forttreiben ſoll, nicht an dieſer Stelle zu ſchwach wird und etwa durch einen Windſtoß bricht. Wenn das Meſſer beim Schneiden einen knackenden Ton macht oder gar Saft hervorperlt, iſt der Erfolg gewiß. Man ſetzt dann in der Mitte des Querſchnittes die Meſſer— ſpitze an und zieht ſie feſt mit geradem Schnitte abwärts, ſo daß die Form eines ſehr langgeſtreckten T entiteht. Dabei darf man ebenfalls nicht zu ſtark drücken, damit gerade nur die ſaftige Rinde bis auf das Holz durch— ſchnitten wird. Dann nimmt man vom Edelreiſe das Auge mit feſtem Schnitte ſo ab, daß über und unter demſelben nur etwa eine Linie Rinde ſtehen bleibt, nachdem man vorher den Blattſtiel bis auf zwei Linien ein: geſtutzt hat. Man quäle ſich ja nicht damit ab, das bischen Holz, das unter jedem Auge ſitzt und gleichſam ſeine Wurzel bildet, herauszulöſen. Denn wenn beim ſogenannten Oculiren mit dem Schildchen das Auge in— wendig hohl ausſieht, ſo iſt es getödtet und treibt nie aus, mag auch die grüne Rinde noch ſo gut anwachſen. Das bischen Holz dagegen giebt ihm ein gewiſſe Feſtigkeit und erleichtert das Einſchieben in das T. Aber freilich muß die Schnittfläche völlig eben ſein und rein nachgeputzt werden. Deshalb darf das Oeulirmeſſer, das, wenn auch nicht ganz ſo hohl ge— ſchliffen wie ein Raſirmeſſer, doch eben fo ſcharf fein muß, nur zur diefen Operationen gebraucht werden. Mit der Spitze des Meſſers hebt man dann die Ecken der Rinde und hilft im Nothfalle mit der ſcharfen Kante des Elfenbeines nach. Das Auge ſchiebt man jo tief in den Fuß des T hinab, daß der Querſchnitt 6 bis 9 Linien davon entfernt iſt. Es wird auf dieſe Weiſe faſt ganz von den Rändern der Rinde umſchloſſen und dieſe wachſen oberhalb deſſelben in wenigen Tagen wieder zuſammen. Mit einem dicken, weichen Wollfaden wird der Schnitt verbunden. Man legt die Mitte deſſelben unterhalb des Auges an den wilden Zweig und um— wickelt denſelben ziemlich feſtanziehend ſo, daß nur das Auge ſelbſt frei 301 bleibt. Nach drei Wochen muß in der Regel ſchon der Verband nad): geſehen und gelockert werden, weil er ſonſt einſchneidet. Aber man muß ihn nicht zu früh ganz entfernen, ſonſt platzt die Rinde dicht bei dem Auge wieder auf. Auch thut man wohl, um gegen alle Unfälle geſichert zu ſein, den oculirten Zweig an einen Stock anzubinden. Niemals aber ſtutze man ihn ein, weil ſonſt das Auge gar leicht austreibt. Deshalb wähle man auch, wenn man ſchon im Auguſt oculirt, überall kein zu ſtark ausgebildetes Auge. Das Austreiben iſt aber eine gar verdrießliche Sache. Der junge Zweig wird nämlich nicht reif, die Roſe kränkelt das ganze nächſte Jahr und wird von einem anderen Stamme mit ſchlafendem Auge weit überholt. Von der Frühjahrs-Oculation halte ich nicht viel; aber ich verſchmähe ſie gewiß nicht, wenn ich dadurch eine ſchöne, neue Roſe mir ſichern kann. Wer weiß, ob die Gelegenheit im Herbſte ſich wieder bietet! Dann iſt aber gerade dasjenige Auge das beſte, welches nahe daran iſt, auszuſchießen. Der richtige Roſenfreund ſoll auch für dieſen Fall immer ein paar ſaftige Wildlinge zur Hand haben, deren jährige Rinde gut löſt. Denn das iſt das A und O bei allem Oculiren: Die Rinde des Wildlinges muß ſich gut vom Holze ablöſen. Dem oben empfohlenen Verfahren, Roſen wurzelecht zu machen, ließe ſich der Einwurf entgegenſetzen: wäre es nicht beſſer, ſie gleich wurzelecht aus Stecklingen zu ziehen? Darauf iſt zunächſt zu erwidern, daß man mit Hülfe der Hundsroſe ſchneller zu kräftigen Pflanzen kommt und dann, daß das harte Holz mancher Roſen, beſonders von Hybriden und Remon— tanten, ſehr ſchwer einen Callus und Wurzeln bildet. Aber folgendes Ver— fahren iſt beſonders Gärtnern ſehr zu empfehlen. Man biege ganze Loden echter, im Freien ſtehender Roſen nieder und bedecke ſie flach mit Erde: ein jedes austreibende Auge wird in Jahresfriſt ein kräftiges Pflänzchen bilden! Für die Behandlung von Stecklingen aber beachte man Folgendes. Man wähle einmal weder im vollen Triebe ſtehende noch zu ſtark verholzte Zweige: die härter gewordene Rinde bildet keine Wurzelſchwiele. Am meiſten Ausſicht auf Erfolg gewährt ein kleiner, ausgewachſener aber noch weicher, mit reinem Schnitte vom alten Holze getrennter Schuß oder bei vielen Remontanten ſelbſt ein Auge des alten Stammes, das nur ein paar Blättchen entwickelt hat, ohne einen eigentlichen Trieb zu bilden. Das Letztere wird begreiflicher Weiſe ſo gepflanzt, daß nur die Blättchen aus dem Boden hervorragen. Doch laſſen ſich auch kräftigere Zweige etwa aus einem Blumenbouquet verwerthen. Man mache eine halbe Linie unterhalb eines Auges ein wenig ſchräg von oben nach dieſem zu einen reinen Schnitt und ſtutze den Blattſtiel des Auges kurz ein. Ueber der Erde läßt man ebenfalls nur ein Auge oder höchſtens zwei mit eingeſtutztem Blatte. Ein ſolcher Zweig wird unbedingt ſchwarz werden und faulen, wenn man ihn zu tief pflanzt. Und doch ſoll er feſtſtehen und beim Begießen nicht um— fallen! Dieſen Zweck erreicht man auf folgende Weiſe. Man wäſcht in einem Eimer den feinſten weißen Sand ſo lange durch Umrühren aus, als das Waſſer noch ſchaumig wird, füllt einen Topf von 8 Zoll halb mit Erde und breitet über dieſelbe 2 Zoll des Anfangs ganz flüſſigen weißen Sandes. Dann ſenkt man die Stecklinge, auch die obenerwähnten Augen, 309 nur etwa 2 Linien tief in denſelben ein. Beim nochmaligen Begießen und Aufſtoßen des Topfes wird der Sand ganz feſt und umſchließt eng die Schnittwunde des Stecklinges. Den Topf bedeckt man mit einer Glas⸗ ſcheibe und ſtellt ihn ſchattig — am beſten in ein halbwarmes Miſtbeet. Nach 3 bis 4 Wochen begießt man den Topf ſehr ſtark, rührt mit einem ſpitzen Hölzchen den Sand zwiſchen den Pflanzen auf, wobei dieſer wieder ganz flüſſig wird und zieht die jungen Roſen hervor. Diejenigen, welche Wurzeln haben, pflanzt man in Töpfe aus, die, welche nur einen Callus zeigen ſetzt man in friſchen weißen Sand; alles Uebrige wirft man als hoffnungslos weg, beſonders wenn der Schnitt ſchwarz geworden iſt. Dabei kann der abſterbende Zweig ſogar Blätter getrieben haben. Die fernere Behandlung der jungen Pflanzen erfordert einige Sorgfalt. Man ſtelle ſie luftig aber ja nicht ſonnig und begieße vorſichtig. Anfangs genügen drei- oder vierzöllige Töpfe; eine größer gewordene Roſe verlangt aber unbedingt mehr Boden und ſehr gute Erde. Will man vollkommen ſchöne Blüthen und Blätter erzielen, ſo wähle man folgendes Gemiſch: / ganz krümelichen Lehm, wie er ſich auf den Weſermarſchen dicht unter der Grasnarbe findet, / Raſenerde und ¼½ gute ſandige Spargelbeeterde; ſtatt der Raſenerde kann man auch einen in kleine Stücke zerbrochenen Kuhfladen zwiſchen den Lehm mengen. Ein ſolcher Boden wird nie waſſerhart, und dabei verhindert der Lehm das Sauerwerden deſſelben. Keine Roſe erträgt die trockene Zimmerluft. Am beſten friſtet in derſelben noch die Thea, Bengalensis und Banksia ihr Leben. Aber anch dieſe kränkeln den ganzen Sommer, wenn man ſie in der warmen Stube durchgebracht hat, wo ſie geile Waſſerſchüſſe trieben. Man grabe lieber ein waſſerfreies Erdloch und bedecke die hineingeſtellten Töpfe mit Stroh oder Holz. Sogar die meiſten Theeroſen können mehere Kältegrade recht gut ertragen; nur wenige find ganz weich, wie die Banksia lutea. Ein kühles, feuchtes Erdhaus, gewiſſermaßen nur ein tieferes Fenſterbeet, iſt die beſte Localität, um im Frühlinge die Roſen anzutreiben. Blutroth müſſen die Schüſſe der meiſten Roſen ausbrechen und langſam müſſen ſie ſich entwickeln, wenn die herrliche Blume ihre ganze Schönheit entfalten ſoll! Und zuletzt berühre ich noch Einen Punkt, den wichtigſten und ſchwierigſten bei der ganzen Cultur dieſer Blume: die Roſe will beſchnitten werden. Aber das iſt ein Capitel, über welches ſich ein ſtarkes Buch ſchreiben ließe. Denn jede Sorte verlangt eine andere Behandlung. Wollte man z. B. die Persica kurz einſtutzen, ſo würden nur Laubungen austreiben und man erhielte keine einzige Blüthe. Gewiſſe Hybriden, deren kräftige Loden ich auf 3 Fuß zurückſchnitt, trugen im Sommer keine Roſe und dafür im nächſten Jahre Hunderte, als ich das Meſſer faſt gar nicht gebraucht hatte. Aber im Allgemeinen ſind das ſeltene Ausnahmen. Darum gebe ich zum Schluſſe dem freundlichen Leſer den guten Rath: Schneide ſtark, ſehr ſtark, und noch etwas ſtärker — und ärgere Dich nicht, wenn Du viel Lehrgeld bezahlen mußt. (Aus dem 9. Jahresberichte des Gartenbau-Vereines in Bremen.) 303 Beitrag zur Cultur der Pæonia Moutan (arborea). Von Jacob Klier in Wien. „Durch ein einfaches einmaliges Verfahren iſt man im Stande, die Blumen dieſer herrlichen Pflanze um 14 Tage früher zu erzielen, als ſie ſonſt zur Blüthe gelangen. Es iſt Jedem wohl bekannt, daß ſich die baum⸗ artigen Päonien durch Pfropfen auf die fleiſchigen Wurzeln der krautartigen Päonien mit dem beſten Erfolge, ſchnell und ſicher vermehren laſſen, und daß die Blüthen der auf dieſe Weiſe gepfropften Exemplare meiſt größer und ſchöner in der Färbung ſind, als bei den nicht gepfropften Exemplaren, namentlich dann, wenn man die Pfropfſtelle reichlich mit Erde umgeben hat, in welchem Falle ſich an derſelben ſehr leicht Wurzeln bilden, die zu einem kräftigen Gedeihen der Pflanzen beitragen. Weniger bekannt dürfte es indeß ſein, daß man, wenn die Baumpäonien ſtatt auf Wurzeln der Pæonia edulis auf ſolche von P. arietina, anomala, corallina, davu- rica und dergleichen gepfropft, Pflanzen erhält, die nicht nur 14 Tage früher blühen, ſondern die auch durch üppigen Wuchs und Blüthe allen übrigen auf andere Arten gepfropfte Pæonia Moutan übertreffen. Die Urſache hiervon liegt klar vor Augen. Die angeführten Arten der Pæeonia blühen 14 Tage und mehr früher, als die Moutan und um 30 Tage früher als die P. edulis und deren zahlloſe Varietäten. Die Wurzeln dieſer Päonien-Arten ſind ſehr ſtark und ſaftreich, die darauf gepfropften Baumpäonien erreichen in Zeit von ein paar Jahren eine ganz enorme Größe. Das Mitgetheilte beruht auf einer dreißigjährigen Erfahrung und verdient von den Handelsgärtnern, welche ſich mit dem Antreiben der Baumpäonien befaſſen, wie von ſolchen Pflanzenfreunden, die ſich eines langdauernden Päonien⸗Blüthenflors erfreuen wollen, beachtet zu werden. Wien, im Mai 1866. — — Internationale Gartenbau⸗Ausſtellung in London vom 22. bis zum 25. Mai. Leider war es uns nicht vergönnt, die ſtattgefundene große inter— nationale Pflanzen-, Blumen-, Frucht- und Gemüſe-Ausſtellung in London zu beſuchen, deshalb können wir auch nur einen kurzen Bericht nach dem uns von verſchiedenen Seiten eingeſandten Materiale liefern, um denjenigen geehrten Abonnenten unſerer Zeitung eine kleine Idee von der Ausſtellung zu geben, welche dieſelbe gleichfalls nicht geſehen haben. Nach allen uns vorliegenden Berichten war der Effect der Ausſtellung im Ganzen ein un— gemein großer, die Ausſtellung übertraf Alles, was man bisher geſehen, ſowohl hinſichtlich des Arrangements, als hinſichtlich der ausgeſtellten Gegen— ſtände, wenn auch nicht zu leugnen iſt, wie es in einem Berichte heißt, daß 304 man ſchon früher und öfters eben jo gute Farne, Orchideen, Nepenthes, Früchte ꝛc. auf anderen Ausſtellungen in London geſehen hat, als auf der gegenwärtigen und ſelbſt von Neuheiten war keine ſolche Fülle vorhanden, als man zu finden erwartete. Eine große rechtwinkelige Fläche von 563 F. Länge und etwa 300 F. Breite war mit Leinen überſpannt und in verſchiedene Zelte abgetheilt, deren Zahl ſich auf ſieben belief und ihren Zu- und Ausgang bei Cromwell Road und bei dem Garten der Gartenbau-Geſellſchaft hatten. Auf dem öſtlichen Flügel war eine beſondere Gruppe für Warmhaus- und zarte Pflanzen eingerichtet, die mit Heißwaſſerröhren geheizt wurde. Beim Ein tritte in Cromwell Road ſah der Beſucher von einer Terraſſe in die Zelt— flügel hinab, indem der Vordergrund mit einer prachtvollen Zuſammen⸗ ſtellung von Baumfarnen, Bananen, Cycadeen, Palmen, Aralien, Dracänen, Pandaneen, Rhopalen ꝛc. aufgeziert war; von dort ab ſchweifte dann der Blick über abgedachte Grasflächen, die mit den ſchönſten Gruppen von Roſen, Rhododendren, Azaleen und Farnen, mit Cacteen, Zwergconiferen, Alpenpflanzen, Stiefmütterchen, Lilien, Aurikeln ꝛc. ausgeſtattet waren. Das Ganze war von einem breiten Wege durchſchnitten, die Seitenſtiege waren etwas ſchmäler, aber es war hinreichend Raum für das zahlreich beſuchende Publikum. Während der Dauer der Ausſtellung wurde dieſelbe beſucht von ca. 82,000 Perſonen, und zwar am erſten Tage, Montag, von 16,000, am Dienſtage von 30,000, am Mittwoch von 25,000 und am Donnerſtage von 11,000 Perſonen. Für Fachmänner bildete die geheizte Abtheilung den ſtärkſten Anziehungspunkt, denn hier befanden ſich die aus— erwählteſten und ſeltenſten Pflanzen, ſo namentlich herrliche Nepenthes, japaniſche Lilien, die neuſeeländiſchen Hymenophylla und Todea, Ma⸗ ranten, Begonien und Caladien; ſodann auf einer anderen Stelle die ſehenswertheſten Orchideen, namentlich Cypripedien und Uropedien, und endlich eine Sammlung von neuen Pflanzen aus Neu- Granada, welche durch ihre außerordentliche Schönheit Aller Blicke auf ſich zog. Aber die große Menge der Beſchauer fand ſich durch die enorme Maſſe der ſchönſten Florblumen angezogen, unter denen doch die Roſe trotz aller ihrer zahlloſen Rivalinnen den Rang als Königin der Blumen behauptete, und wohl noch nie in ſchöneren Exemplaren geſehen worden iſt, ſo daß ſelbſt Franzoſen, bekanntlich die Meiſter in der Roſenzucht, eingeſtehen mußten, bisher nicht im Stande geweſen zu ſein Roſen in ſolcher Pracht, wie man ſie auf der Ausſtellung ſah, geſehen zu haben. Der deutſche Berichterſtatter in Gar— dener's Chronicle, der die prachtvolle Ausſtellung in Augenſchein genommen hat, wirft die Frage auf: „in welcher Familie von allen dieſen zahlloſen Pflanzenarten, die ich durchgemuſtert, hat der größte Fortſchritt ſtattgefunden? Will ich ehrlich ſein, ſo muß ich ſagen, in der Familie der Roſen, denn die extravaganteſte Einbildungskraft kann ſich nichts Schöneres denken, als bereits darin vorhanden (3 bis 4 Fuß hohe Roſenſtöcke in Pyramidenform, mit den ſchönſten Blumen überſäet).“ Die auſtraliſchen und Cap-Pflanzen waren im Allgemeinen zu beloben, doch was die Erifen oder Caphaiden anbelangt, ſo behauptet derſelbe Deutſche, ſchon vorzüglichere auf früheren 305 engliſchen und Continental⸗Ausſtellungen, namentlich in Herrenhauſen und Hamburg geſehen zu haben. | | Ä Bei den ſechs Preisfragen für die neueſten Pflanzen trugen J. Linden in Brüſſel den 1. und 3., und James Veitch & Söhne in Chelſea den 2. und 4. Preis davon. Unter den Pflanzen des Erſteren befanden ſich: Anthurium regale, Cyanophyllum spectandrum, ähnlich magnificum, Philodendron Lindeni, Maranta Lindeni und illustris, Bignonia ornata, Dichorisandra musaica ꝛc.; unter denen der Letzteren: eine neue Aralia aus Neu-Caledonien, Rhododendron Brookianum, Maranta Veitchii, Acalypha tricolor, eine neue peruaniſche Aphe— landra, Dracæna albo-marginata, Phyllanthus variegatus, eine neue Dieffenbachia, Begonia Pearcei, Palava flexuosa. Für eine einzelne neue Pflanze in Blüthe erhielt Linden den erſten Preis für Psychotria nivosa, Standiſh den zweiten für eine purpurblühende Clematis For- tunei und Veitch den dritten für die auſtraliſche Darwinia fimbriata. Für eine einzelne nicht blühende neue Pflanze erhielt Linden den erſten Preis für Dichorisandra musaica und Maranta Lindeni und Veitch den zweiten für feine Aphelandra und Maranta Veitchii. Standiſh erhielt den dritten Preis für ein ſchönes japaniſches Athyrium, an Farbe dem Pteris tricolor ähnlich. Den erſten Preis für eine Collection von 16 vorzüglichen Warm: und Kalthauspflanzen erhielt der Gärtner Baines bei H. Micholls Esq. zu Bowdon bei Mancheſter. Eine Gruppe von 12 ſolcher Pflanzen von Herren Lee in Hammerſmith erhielt den erſten Preis, die auch die ſchönſte Gruppe von Blattpflanzen des Warm- und Kalthauſes hatten und dafür prämiirt wurden. Die Orchideen-Collectionen waren zahlreich und nahmen einen Raum von 400 F. ein. Voran ſtand Robert Warner Es. von Broomfield mit 50 blühenden Individuen, worunter herrliche Vanden, Cattleyen, Cypripedien, Dendrobien, Aerides, Odonto— gloſſen ꝛc.; ein Edelſtein in dieſer Gruppe war die Phalænopsis Portei. Für 20 Orchideen erhielt der Gärtner Bullen bei A. Turner Esq. in Leiceſter den erſten Preis und im Ganzen wurden an 30 Preiſe für Orchideen vertheilt. Für neue Orchideen hatten ſich zwar neun Concurrenten gemeldet, allein davon wurden nur zwei zugelaſſen, nämlich Linden mit Aerides japonicum und Veitch mit Angræcum citratum. Für Palmen wurden dem Gärtner von Fairbairn beim Herzog von Northumberland, Veitch und A. Verſchaffelt in Gent die erſten Preiſe zuerkannt. Hierauf kommen viele Preiſe für Cycadeen, Pandaneen, Farne, Coniferen, Caladien, Begonien, Dracänen und Cordylinen, Rhododendren, Eriken, Lilien und Amaryllen, Azaleen und Roſen, Pelargonien ꝛc. ꝛc. Unter den Concurrenten für Roſen wurden dem Gärtner Charles Turner zu Slough und dem Gärtner Wm. Paul, Waltham Croſs, London, die erſten Preiſe zuerkannt. Die Frucht⸗Ausſtellung ſtand nicht in gleicher Höhe mit der der Blumen⸗Ausſtellung, doch waren noch ſchöne Früchte vorhanden. Der Herzog von Richmond zu Bicton erhielt den erſten Preis für Ananas; Trauben waren reichlicher vorhanden, den erſten Preis erhielt Lord Banot für fünf vollkommen reife Sorten. Pfirſiche und Nectarinen mangelten eigentlich, doch wurden einige Preiſe dafür zuerkannt. Unter Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXII. 20 306 den getriebenen Kirſchen waren die beſten aus den Treibereien der Bis: counteſs Palmerſton. Erdbeeren waren einige vorzügliche da, die beſten hatte J. H. Barnes Esq. Gemüſe waren ſowohl in qualitativer als quantitativer Hinſicht befriedigend ausgeſtellt und wurden dafür an 50 Preiſe zuerkannt, ebenſo über ein Dutzend für abgeſchnittene Blumen. Die Aufzählung der zahlreich ertheilten Preiſe füllt in Gardener's Chronicle allein 7 ganz eng gedruckte Spalten, und nicht weniger als 11 Spalten ſind angefüllt mit den Pflanzennamen der ausgeſtellt geweſenen Pflanzen, worauf wir uns zu verweiſen erlauben. Internationaler botaniſcher Congreß, London vom 22. bis | zum 25. Mai 1866.*) Anrede des Präſidenten. Meine Herren! Bei einer ſo zahlreichen Verſammlung von Freunden der Wiſſenſchaft, Gärtnern und Botanikern, die von allen Enden Europa's herbeigeeilt ſind, iſt es wohl zunächſt wünſchenswerth, darauf hinzuweiſen, wie ein gemein⸗ ſamer Gedanke plötzlich ſo viele verſchiedene Perſonen hier vereinigt hat. Ihm, dem die Ehre zu Theil geworden, über Sie zu präſidiren, eine Ehre, deren er ſich ſo wenig würdig fühlt, liegt es nun ob, das Band, welches Sie vereinigt, hervorzuheben, ein Band, von dem Sie vielleicht nur erſt einen unbeſtimmten Begriff haben. i Meiner Anſicht nach ſind wir nicht nach London gekommen, um einer einfachen Neugierde als Liebhaber zu genügen, denn anſtatt unſere Schritte nach jenem feenhaften Garten der Ausſtellung zu lenken, verweilen wir hier, um Reden Gehör zu ſchenken. Augenſcheinlich ſuchen wir Anderes als eine bloße Schau, und dieſes Andere beſteht, wenn ich nicht irre, in Unter⸗ weiſung. Gärtnern genügt es nicht, zu ſehen, zu betrachten, ſie müſſen auch forſchen und überlegen. Botaniker dürfen nicht nur das Kleine ſorg⸗ fältig beobachten, nein, Pflanzen im Großen, in Maſſen ſollten ebenfalls ihren Blicken entgegentreten. Das Hand in Hand gehen von Praxis und Theorie, Kunſt und Wiſſenſchaft wird als unumgänglich angeſehen, und in Uebereinſtimmung mit dieſem Gedanken, der in unſerem Zeitalter triumphirend hervorleuchtet, beſtätigen wir durch unſere Gegenwart in dieſen Hallen die nothwendige Vereinigung der Botanik und der Gärtnerei. Daran zu erinnern, wie ſie ſich gegenſeitig dienen, darauf hinzuweiſen, wie ſie ſich einander noch weiter beiſtehen können, das ſei der Gegenſtand meiner kurzen Betrachtungen. Irre ich mich nicht, jo werde ich Gelegenheit haben, auf Thatſachen anzuſpielen, die in uns das Bewußtſein, daß unſere *) In's Deutſche überſetzt von Edmund Goeze. K 307 gemeinſchafteichen Beſtrebungen in der Wiſſenſchaft und Praxis, trotz ihres ſo beſcheidenen Anſehens, dazu beitragen, die Wohlfahrt der Menſchheit unter allen Lagen, in allen Ländern zu erhöhen, nur noch bekräftigen werden. I. Nutzen des Gartenbaues für die Botanik. Laſſen Sie uns zunächſt von den Dienſten ſprechen, welche die Gärtnerei der Botanik leiſtet und leiſten kann. Ohne ſelbſt Gärtner zu ſein, ſtelle ich dieſe Dienſte willig voran, indem der Gang der Wiſſenſchaft es noth— wendig macht, an allen Seitenzweigen ſeine Zuflucht zu nehmen. N Wir befinden uns nicht mehr in den Zeiten der Täuſchung, wo die Botaniker ſich faſt nur mit europäiſchen Pflanzen und ein wenig mit denen vom Orient beſchäftigten, wo ſie ſich, mehr durch Zaghaftigkeit als durch Unwiſſenheit, die fernen Länder als mit ein und derſelben Grundlage von Gewächſen, und nur mit einer kleinen Anzahl neuer, eigenthümlicher Arten ausgeſtattet, vormalten. Ein Jahrhundert von Entdeckungen hat die un— gemein große Verſchiedenheit von Floren, die weite Localiſirung von Arten und das Verwickelte ſich in einander Fügen ihrer geographiſchen Grenzen hinlänglich dargethan. Um ſelbſt alle Vegetation unſerer Erde zu ſchauen, müſſen wir gewiſſermaßen die Sage vom ewigen Juden verwirklichen, und wo würden wir außerdem bei beſtändigem Umherreiſen die Augenblicke des Nachdenkens — des Stadiums finden, die ja erſt die eigentliche Wiſſenſchaft begründen? Der Reiſende iſt zu ermattet in heißen Ländern, zu angeregt in gemäßigten, dem thätigen Leben günſtigen Erdſtrichen, zu ſehr verhüllt oder erſtarrt in den kalten Regionen, um ſich genauen Unterſuchungen mit der Lupe, dem Microscope hinzugeben, oder um Zeichnungen und Ber ſchreibungen von dem, was er geſammelt, an Ort und Stelle zu entwerfen. Er ſieht im Vorbeigehen eine Menge von Gegenſtänden, und darf ſich nie bei den Einzelheiten, namentlich ſolchen, die je auf einander folgen, auf— halten. Selten mird es ihm vergönnt, Frucht und Blüthe einer Art zur ſelben Zeit zu ſehen, und wird es ihm zur Unmöglichkeit, die volle Ent— wickelung durch das ganze Jahr hindurch zu verfolgen. Die ſelbſt von den tüchtigſten unter ihnen gemachten Anmerkungen thun alle jo ſehr jenen un— ſeligen Zwang dar, daß ſie meiſtens nichts zu dem hinzufügen, was die getrocknete Pflanze dem im Herbarium heimiſchen Botaniker lehren kann. Es iſt die Gärtnerei, welche eine Menge exotiſcher Gewächſe in unſeren Bereich bringt, und zwar unter Bedingungen, die zu ihrem Studium die geeignetſten ſind. Dank den verſchiedenen Arten, welche ſie zu vereinigen und zum Gedeihen zu bringen weiß, kann der Botaniker die ſchwierigſten Fragen prüfen, und das zwar bei Familien und Pflanzengattungen, die nicht in Europa angetroffen werden. Die Herbarien geſtatten analytiſche Arbeiten, die allerdings mißlicher ſind, als ſich das größere Publikum vor— ſtellt, doch bei gewiſſen Unterſuchungen iſt die lebende Pflanze unumgänglich nothwendig, namentlich bei der Auseinanderſetzung ihrer Organe, ihres Ur— ſprunges und ihrer Entwickelung. Daſſelbe iſt auch der Fall, wo wire jene ſo eigenthümlichen Erſcheinungen in der Befruchtung, der Bewegung und Richtung des Stengels, der Blätter und der Blüthentheile aufmerkſam ver: folgen wollen. Die Gärtnerei hat viel für den Fortſchritt der phyſiologiſchen 20% 308 Botanik geleiftet, doch noch ein weiter Weg zu fernerem Beiſtande in dieſer Hinficht ſteht ihr offen. Die wichtigſten Unterſuchungen von Phyſiologen, wie Hales, Duhamel, Knight, ſind in Gärten angeſtellt, in Gärten haben die jüngeren Gärtner und neuerdings Herr Naudin jene Verſuche über Hybridiſation unternommen, Verſuche die alle auf die immer fo über: aus wichtige Frage: „was iſt eine Art,“ Bezug nahmen. Daſſelbe könnte von den vielen Verſuchen geſagt werden, die in verſchiedenen Gärtnereien zur Erlangung neuer Racen und Varietäten ſtatt gefunden haben. Sie ſind alle von großer wiſſenſchaftlicher Bedeutung und es ſind ſicherlich die Gärtner, welche hier den Botanikern Aufklärung bieten. N Man könnte indeſſen, ſcheint mir, den Nutzen der Gärten mit Rückſicht auf phyſiologiſche Unterſuchungen noch erhöhen. Es ſind zum Beiſpiele noch große Lücken auszufüllen, betrachten wir die Art und Weiſe, wie Wärme, Licht und Electricität auf die Gewächſe einwirken. Im Jahre 1855 habe ich auf mehere dieſer Lücken hingewieſen, und zwar in meinem Werke „Geographie Botanique Raisonnée,“ S. 46, 49, 57 und 1364. Zehn Jahre ſpäter hebt Herr Julius Sachs in ſeiner trefflichen Arbeit über phyſiologiſche Botanik“) faſt dieſelben Mängel, trotz der hierin ges machten unbeſtreitbaren Fortſchritte hervor. Das Uebel iſt immer dies, wenn man nämlich die Wirkung einer Temperatur, ſei ſelbige von beſtändiger oder unſtäter, von mittlerer oder exſtremer Beſchaffenheit, oder auch die Wirkung des Lichtes erforſchen will, ſo iſt es ſehr ſchwierig, zuweilen gar unmöglich, beim gewöhnlichen Gange der Dinge jene unaufhörlichen Ber: änderungen in Licht und Wärme zu beſeitigen. Im Laboratorium kann man unter beſtimmt feſtgeſetzten Einflüſſen zu Werke gehen, doch iſt es ſelten, daß dieſe von Dauer ſind, oder man fällt auch jenem Nachtheile anheim, die Pflanzen unter Glocken oder in Röhren zu eng zuſammen⸗ zupreſſen. Jener letzte Einwurf iſt augenſcheinlich, wenn es ſich darum handelt, den Einfluß der in der Luft verbreiteten, Pflanzen umgebenden Gaſe, oder auch den der Gemwächſe ſelbſt auf die Atmoſphäre feſtzuſtellen. Bringen wir die Pflanzen unter einen Recipient, ſo befinden ſie ſich nicht mehr in einer natürlichen Bedingung, laſſen wir ſie der freien Luft ausgeſetzt, ſo vertreiben die Winde und die durch die Temperatur zu jeder Zeit des Tages beſtimmten Windſtrömungen die in der Atmoſphäre angehäuften Gaſe. Es iſt einem Jeden bekannt, wie viele Streitigkeiten ſich über den mehr oder minder nachtheiligen Einfluß der durch Fabriken hervorgerufenen Dünſte erhoben werden. Bald iſt es der Ruin eines Fabrikanten, bald der eines Handelsgärtners, der durch den Ausſpruch eines mit dieſer Art von Einflüſſen vertrauten Mannes herbeigeführt werden kann, und ſollten es ſich daher die Gelehrten zur ſtrengen Pflicht machen, keine Behauptungen über dieſe kitzlichen Fragen aufzuſtellen, es ſei denn, daß ſie ſie durch ge— diegene Verſuche erläutern können. Es war im Hinblicke auf ſolche Unterſuchungen, die ich hier nur kurz * Handbuch der Experimental-Phyſiologie der Pflanzen. 1 Band in 8vo. Leipzig, 1865 309 berückſichtigen kann, welche aber in ihren Einzelheiten unendlich verſchieden find, daß ich unlängſt die Frage aufſtellte: „Könnte man nicht Experimental⸗ Gewächshäuſer errichten, worin es ermöglicht würde, feſtgeſetzte, ſowohl be— ſtändige als willkührlich veränderliche Temperaturen für einen verlängerten Zeitraum hervorrufen?“ (Siehe „Geographie Botanique,“ S. 49 und 1346.) Meine Frage iſt in einem umfangsreichen Werke, wo ſie überdies auch nur von untergeordneter Bedeutung war, unbeachtet geblieben, — heute aber erneuere ich ſie in Gegenwart einer Verſammlung, die ganz be— ſonders begabt iſt, ſelbige zu löſen. Ich wünſchte, daß man in einem großen Handels-Etabliſſement oder botaniſchen Garten einem tüchtigen, er⸗ fahrenen Phyſiologen ein Gewächshaus zur Verfügung ſtellte, welches Unter— ſuchungen in der Pflanzen-Phyſiologie gewidmet ſei und möchte ich folgende Plan zur Conſtruction eines ſolchen vorſchlagen. | Das Gebäude müßte zunächſt vor allem äußeren Witterungs-Wechſel geſchützt ſein. Um dieſes zu bewerkſtelligen, glaube ich, ſollte ſelbiges zum großen Theile unter dem Niveau des Bodens errichtet ſein, es ſollte außer— dem dickes Mauerwerk und eine gewölbte Form beſitzen. Die obere Con— vexität, welche ſich über den Boden erhöbe, würde zwei Oeffnungen haben, die eine nach Süden, die andre nach Norden, um das entweder directe Licht der Sonne oder auch ein gebrochenes aufzunehmen. Dieſe Oeffnungen würden je von zwei, recht durchſichtigen, hermetiſch an einander geſchmiegten Glasſcheiben geſchloſſen. Außerdem dürften noch von außen Schließungs— mittel angebracht werden, um vollſtändige Dunkelheit hervorrufen zu können, und um den Einfluß des Temperatur-Wechſels zu ſchwächen, falls man des Lichtes nicht bedürfe. Durch das Einſenken in den Boden, die Dicke der Mauern und durch die Bedeckung der dem Lichte ausgeſetzten Stellen mit Stroh, Matten und dergleichen, würde man dieſelbe Temperatur-Stätigkeit erzielen wie in einem Keller. Dieſe gewölbte Conſtruction müßte eine unterirdiſche Verbindung mit dem Zimmer haben, von welchem die Wärme ausginge und in welchem ſich der Electricitäts-Apparat befände. Es könnte ein Eintritt zu unſerem Gewächshauſe durch einen ſchmalen Gang, der durch mehere auf einander folgende Tbüren geſchloſſen wäre, angebracht werden. Die Temperatur würde durch metalliſche Conductors, die im Ab— ſtande erwärmt oder erkältet wären, beſtimmt. Mechaniker haben bereits Vorrichtungen erfunden, damit die Temperatur eines Saales, vermittelſt eines Zapfens, den Aus- oder Eintritt einer gewiſſen Quantität von Luft bedinge, ſo daß die Wärme durch ſich ſelbſt fortgeſetzt würde.“) Man könnte ſich ſelbiger bedienen, falls eine ſolche Complicirtheit er: forderlich ſcheint. Mit Hülfe eines derartigen conſtruirten Gewächshauſes wären wir augenſcheinlich im Stande, die Pflanze vom Keimen bis zum Reifen ihrer Samen unter beſtimmt angenommenen Temperaturgraden und Zulaſſung von Licht⸗Mengen zu verfolgen. Wir könnten ſomit die Wirkung der — ) Siehe das von Herrn Carbonnier erfundene electriſche Syſtem, was im Jahre 1857 in Chiswick ausgeſtellt wurde, und von dem wir in der Flores des Serres et Jardins, Vol. xii, miscell. p. 184, eine Abbildung finden. 310 Wärme den on auf einander folgenden Stadien, von der Ausſaat bis zur Keimung, ivn der Keimung bis zur Blüthe, und von dieſer bis zur Reife der Samen genau angeben. Man würde für verſchiedene Arten Courben errichten, welche den Einfluß der Wärme auf jede Verrichtung darthäten, — Courben, von denen man ſchon für die einfachſten Erſcheinungen, wie Keimung, ) Verlängerung der Stengel, und die Bewegung der Säfte in gewiſſen Zellen,) einige Beiſpiele beſitzt. Eine große Anzahl von Minima und Maxima, wie ſie überall in der Phyſiologie vorhanden ſind, könnte als Grenze der Erſcheinungen außer allem Zweifel geſetzt werden. Man würde endlich eine noch ſehr verwickelte Frage, in welcher die Wiſſenſchaft bereits vorgeſchritten, genauer ergründen, nämlich die der Wirkung wechſelnder Temperaturen, und man würde ſehen, ob, wie es wahrſchiinlich erſcheint, dieſe Temperaturen bald vortheilhaft, bald nachtheilig, je nach der Art der zu beobachtenden Verrichtung und nach der in der Thermometerſkala durch⸗ laufenen Strecke, auftreten. g Die Wirkung des Lichtes auf die Gewächſe hat zu den gelungenſten Verſuchen Anlaß gegeben, doch zuweilen haben letztere unglücklicherweiſe nur zu geradezu entgegengeſetzten oder ungewiſſen Reſultaten geführt. Die am beſten dargethanen Thatſachen beſtehen in der Wichtigkeit des Sonnenlichtes zur Grünfärbung, in der Zerſetzung des kohlenſauren Gaſes für die Blatt: organe, und in gewiſſen Richtungs- und Stellungserſcheinungen bei Stengeln und Blättern. Vieles bleibt noch über die Wirkung des gebrochenen Lichtes, über den Zuſammenhang der Zeit und des Lichtes und über die relative Wichtigkeit der Wärme und des Lichtes zu ermitteln übrig. Bringt ein während meherer Tage oder Wochen verlängertes Licht, wie in den Polargegenden, bei Abgabe von Sauerſtoff und bei der Bildung der grünen Materie, ebenſo viel Wirkung hervor, als das von 12 zu 12 Stunden vertheilte Licht, wie unter dem Aequator? Darüber herrſcht noch ein Dunkel. Hier würden, ähnlich wie bei der Temperatur, Courben zu errichten ſein, die die zu- oder abnehmende Wirkung des Lichtes bei jeder Verrichtung ausdrückten, und da daß electriſche Licht dem der Sonne ähnlich iſt, ſo könnten wir in jenem Experimental-Gewächshauſe Pflanzen einem fortgeſetzten Lichte unterwerfen.“) *) De la germination sous des degres divers de temperature constante, par Alph. de Candolle, in der Bibliotheque Univers. de Geneve (Archives des Sciences), November, 1865. **) Wenn die Courben nicht errichtet worden find, jo befinden ſich wenigſtens die numeriſchen Angaben, um ſolche zu errichten, zerſtreut in manchen Werken vor. Ich weiſe beiſpielsweiſe auf das Wachsthum eines Daſylirion-Schaftes, nach Herrn Ed. Morren hin (Belgique hortic., 1865, p. 32 2j. Die darin vorkommenden Ziffern ſind der als richtig angenommenen Idee, daß nämlich das Wachsthum der Gewebe während der Nacht thätiger ſei, als am Tage, nicht günſtig. ** Der Apparat, welcher in Rückſicht auf electriſches Licht die meiſte Stätigkeit und Glanz hervorruft iſt die magnetiſch-electriſche Maſchine, welche vom be- rühmten Faraday erfunden wurde. Die Säule wird hier durch eine ſchwache Dampfmaſchine, welche ein mit ſtarken Magneten verſehenes Rad in Bewegung ſetzt, wieder angewendet (ſiehe Biblioth. Univ. de Genève, Archives Scien- tifiques, 1861, v. 10, p. 160). Die Unterhaltungskoſten ſind geringe, doch 311 Es wäre uns ferner an die Hand gegeben, das Licht durch gefärbte Gläſer oder auch durch gefärbte Flüſſigkeiten zu leiten, um die Wirkung der verſchiedenen, ſichtbaren und unſichtbaren Strahlen, welche das Sonnen— licht ausmachen, zu bewähren. Die Zerſetzung des Leucht-Körpers durch ein Prisma, mit Bindung der Strahlen vermittelſt des Helioſtats, wird durch nichts in Genauigkeit übertroffen. Indeſſen führt eine gute Auswahl der färbenden Subſtanzen und ein logiſches Fortſchreiten in der Art und Weiſe der zu machenden Verſuche auch zu guten Reſultaten. Wir finden dieſes beſtätigt in den unlängſt angeſtellten, unwiderleglichen Unterſuchungen, in Rückſicht auf die Wirkung der verſchiedenen Strahlen, zur Erzeugung von Sauerſtoff durch die Blätter und zur Grünfärbung, Verſuche, welche nur die, ſchon im Jaher 1836 von Herrn Profeſſor Daubeny*) ohne Prisma und Helioſtat unternommenen Experimente, bewahrheiten, daß nämlich das die hellſten Strahlen ſind, welche am thätigſten auftreten, und daß die die meiſte Wärme enthaltenden und endlich die ſogenannten che— miſchen Strahlen in zweiter und dritter Linie nachfolgen. Es hatten bereits die Herren Dr. Gardner im Jahre 1843, bald nach ihm Draper und Dr. C. M. Guillem in“) im Jahre 1857, ver: mittelſt des Prismas und des Helioſtats die Entdeckung von Daubeny bekräftigt, welche die ſeit Senebier und Teſſier verbreitete, durch mangelhafte Experimente hervorgerufene falſche Idee umſtieß.“ ) Es koſtete indeſſen einige Mühe, zu der Ueberzeugung zu kommen, daß die am meiſten brechbaren Strahlen, wie z. B. das Violet, welche am ſtärkſten auf die metalliſchen Körper bei den Operationen der Lichtmeſſung einwirken, gerade diejenigen ſeien, welche die geringſte Menge kohlenſauren Gaſes in den Pflanzen zerſetzen und auch den geringſten Einfluß auf die grüne Subſtanz ausüben. Doch trotz der Uebereinſtimmung der von Daubeny und meherer anderer Experimenteure erzielten, auf höchſt gewiſſenhafte Ver⸗ ſuche begründete Reſultate, übten die älteren Anſichten, eben weil ſie an und für ſich wahrſcheinlicher erſchienen, noch einen gewiſſen Einfluß aus, f) erfordert der Kauf der Magnete eine bedeutende Summe. Man hat dieſes Syſtem bereits auf zwei Leuchtthürmen, dem von South Foreland (fiehe Phil. Mag., April, 1860; Biblioth. Univ. de Geneve, v. 8, 1860) und dem zu Havre, Eigenthum der Geſellſchaft „Alliance,“ in Anwendung gebracht. ) Daubeny, Phil. Trans., 1836, part 1. ) Dr. Gardner, Edinb. Phil. Mag., 1844, Auszug im Franzöſiſchen, ſiehe la Bibl. Umv. de Geneve, Février, 1844; Draper, Edinb. Phil. Mag., September, 1844, Auszug ebendaſelbſt, 1844, vol. 54; Guillemin (C. M.) 5 Ann. Sc. Nat., 1357, ser. 4, vol. 7, p. 154. l Senebier, Mém. Phys. et Chem., 2, p. 69; Teſſier, Mém. Acad. Sc., 1763; Gilby, Ann. de Chimie, 1821, v. 17; Succow, Commentation de lacis effectibus chemicis, in 4to., Jena, 1828, p. 61; Zantedeſchi, d’apres Dutrochet, Compt. Rend. Acad. Sc., 1844, ser. 1, p. 853. +) Als einen Beweis, wie ſehr man an der alten Meinung feſthielt, möchte ich hier eines Ausſpruches von Profeſſor Tyndall, wie wir ihn in ſeinem ſo deutlichen und lehrreichen Werke antreffen (On Radiation, London, 1865), Erwähnung thun: — „In consequence of their chemical energy these ultra-violet rays are of utmost importance to the organic world.“ Seite 6. Mir ift es nicht bekannt, ob der Verfaſſer irgend eine Eigenthümlichkeit der chemiſchen 312 als Herr Julius Sachs, in einer Reihe höchſt — Verſuche endlich allen Zweifel bejeitigte.*) Es ſind entſchieden die rothen und orangenen Strahlen, welche den größten, die blauen und violetten Strahlen dagegen, welche den geringſten Einfluß bei den Erſcheinungen in der Pflanzen-Chemie ausüben, gerade im Gegenſatze von dem, was in der Mineral Chemie ſtattfindet. Die wenig brechbaren Strahlen, wie das Orange und Gelb, haben auch die doppelte, entgegengeſetzte Eigenſchaft, die grune Materie der Blätter zu färben und ſie unter einem gewiſſen Grade von Intenſität zu entfärben. Sie ſind es ebenfalls, welche die färbende Subſtanz der Blumen verändern, ſobald ſelbige im Waſſer oder Alcohol“) aufgelöft iſt. Die ſogenannten chemiſchen Strahlen, wie das Violet und die über das Violet hinaus unſichtbaren Strahlen, haben nach den neueſten Ver— ſuchen, welche die der älteren Autoren, wie von Sebaſtian Paggioli (1817)* **) und C. M. Guillemin, beſtätigen, nur eine gut erkannte Eigenſchaft, die Biegung der Stengel von der Seite aus, mit mehr Intenſität zu begünſtigen, als andere Strahlen es thun, und vielleicht iſt dieſes noch mehr eine negative als poſitive Wirkung, wenn die Biegung, wie Manche glauben, von der am ſchlechteſten erleuchteten Seite herrührt.) Die entgegengeſetzte Seite des Prismas, von wo die dem Auge nicht ſichtbaren Strahlen ausgehen, iſt in ihrer Wirkung auf die Gewächſe nur wenig erforſcht worden. Nach den gemachten Erfahrungen wäre denn eine, wenn auch nur ſchwache Wirkung, auf alle Verrichtungen vorhanden, doch iſt es gewiß wünſchenswerth, dieſe Wärme erzeugende Region des Prismas noch beſſer zu erforſchen, und müßte man ſich hierbei des Tyndall'ſchen Syſtemes bedienen, d. h. man müßte in doppelt ſchwefelſaurem Kohlenſtoffe aufgelöſten Jod anwenden, welcher keine Spur von ſichtbarem Lichte hin— durchläßt. Wie ſehr würde es ſich der Mühe verlohnen, dieſe Laboratorien⸗ Unterſuchungen im Großen zu unternehmen? Anſtatt in kleine Behälter oder auf kleine Apparate zu blicken, welche man eben an der Hand hat Strahlen auf das Thierreich im Auge hatte, doch nach gewiſſen An⸗ deutungen in dem von Herrn Sachs veröffentlichten Werke bezweifle ich, daß dieſe Strahlen in jenem Reiche von größerer Bedeutung ſind, als im Pflanzen⸗ reiche. Uebrigens war es nicht die Aufgabe des Herrn Tyndall, ſich mit jenen Fragen zu beſchäftigen, dafür hat er aber die phyſiſche Natur der ver- ſchiedenen Strahlen auf bewundernswerthe Weile erläutert. *) Die Arbeiten des Herrn Sachs erſchienen zunächſt in der „Botaniſchen Zeitung,“ ſpäter erſchienen ſie als ſeparates Werk, „Handbuch der n giſchen Botanik,“ vol. 4, Leipzig, 1865, S. 1—16. * Sir John Herſchel, Edinb Phil. Journ., January, 1853. *** S. Paggioli, Opuscoli Seientifici, eite par Dutrochet, Compt. Rend. 7) Acad. Sc. 1844, ser. 1, p. 850. Die ziemlich undeutlichen und zweifelhaften, auf die Ideen von Dutrochet begründeten Auseinanderſetzungen, wobei es ſich um einen von der beſt er⸗ leuchteten Seite herrührenden, Sauerſtoff entziehenden Einfluß handelt, ſtehen im Widerſpruche zu der Thatſache, daß die blauen, Indigo- und violetten Strahlen, welche die wenigſt thätigen ſind, um den Geweben 1 zu entziehen, die thätigſten find, um ſelbige zu krümmen. 313 und wo die Pflanzen von außen nur Schlecht wahrgenommen werden, würde man ſich ſelbſt im Apparate befinden. Dann könnten wir über die Pflanzen mehr nach Willkühr verfügen. Man würde mehere Arten zu gleicher Zeit und Pflanzen verſchiedener Natur, wie kletternde, ſchlingende, ſolche mit gefärbten Blättern u. ſ. w., wie auch die gemeineren beobachten können. Die Unterſuchung könnte nach eigenem Gutdünken verlängert werden, und unvorhergeſehene Thatſachen in Rückſicht auf Form und Färbung der Organe, namentlich der Blätter, würden wahrſcheinlich erzielt werden. Möge es mir noch geſtattet ſein, hierbei auf eine im Jahre 1853 von Herrn v. Martius“) gemachte Unterſuchung hinzuweiſen. Sie wird für die heutige Gärtnerei von doppeltem Intereſſe ſein, da die bunt— blätterigen Pflanzen immer mehr ſich geltend machen. Herr v. Martius hatte einige Pflanzen von Amaranta tricolor zwei Monate hindurch Gläſern verſchiedener Färbung ausgeſetzt. Mit gelbem Glaſe hatte ſich die bunte Farbe erhalten. Die rothen Gläſer waren der Entwickelung der Blätter ein wenig hinderlich geweſen, und hatten unten am Rande die grüne Farbe durch eine gelbe erſetzt, in der Mitte der oberen Blattfläche war Gelb für Braunroth eingetreten, und auf der unteren Seite vertrat ein roſa Hauch die purpurrothe Schattirung. Mit blauen Gläſern, die ein wenig Grün und Gelb hindurch ließen, hatten ſich die rothen und gelben Theile des Blattes weiter verbreitet, und nur ein grüner Rand war übrig geblieben. Bei Anwendung der faſt rein violetten Gläſer hatten die Blätter eine beinahe ganz gleichartige grüne Färbung angenommen. Mit Hülfe farbiger Gläſer, vorausgeſetzt, daß ſolche nicht gelb ſind, dürfen die Gärtner daher hoffen, Reſultate, wenn auch nur vorübergehende, in Bezug auf die Färbung bunter Blätter zu erlangen. Die Wirkung der Electricität auf die Gewächſe iſt ſo zweifelhaft, bietet ſo viele Schwierigkeiten bei Verſuchen dar, daß ich ſie hier kaum zu erwähnen traue, doch wird man leicht einſehen, wie ſolche Unterſuchungen durch einen derartig vorgeſchlagenen Bau erleichtert würden. Was nun die Wirkung der Gewächſe auf die Luft, welche ſie umgiebt, und den Einfluß einer gewiſſen Zuſammenſetzung der Atmoſphäre auf die Pflanzenwelt be— trifft, jo würden ebenfalls durch den oben angegebenen Weg dem Experi— menteur große Hülfsquellen an die Hand gegeben. Nichts wäre in der That leichter, als in dem Experimental-Gewächshauſe eine mit ſchädlichem Gaſe angefüllte Atmoſphäre zu erzeugen, um den Einfluß bei jedem Ver— hältniſſe, ſowohl am Tage als während der Nacht feſtzuſetzen. a Es könnte ebenfalls eine mit kohlenſaurem Gaſe geſättigte Atmoſphäre, wie ſie wahrſcheinlich zur Steinkohlenperiode aufgetreten, hervorgerufen werden. Man würde ſehen, bis zu welchem Punkte die Gewächſe der Jetzt— zeit Kohlenſtoff in der Luft annehmen würden und ob ſich ihr Wachsthum daran gewöhnen könnte. Wir würden weiter belehrt werden, welche Pflanzen— familien dieſe Bedingungen ertragen können und welche andere dabei zu *) Gelehrte Anzeigen, München, 2. December, 1853. 314 Grunde gehen, indem man von der Vermuthung ausginge, daß die Luft ehemals einen ſehr großen Gehalt von kohlenſaurem Gaſe enthalten hat. Hoffen wir denn, daß der Pflanzenphyſiologie in Zukunft ſo treffliche Verſuchswege durch die Gärtnerei geboten werden, welche bereits die be— ſchreibende Botanik durch großartige, von ihr begünſtigte Publicationen ſehr gefördert hat. Die meiſten der älteren mit Abbildungen verſehenen Werke, wie Hortus Eystettensis, Hortus Elthamensis :c., ſpäter die von Ventenat, Cels, Redouté ꝛc., dann das Salictum, Pinetum, und noch ſpäter die Werke von Bateman, Pescatore, Reichenbach Fl. über Orchideen, und die Rhododendren vom Himalaya von Hooker fil., und noch eine Menge anderer, welche ich namhaft machen könnte, alle dieſe, ſage ich, wären nie erſchienen, wenn es nicht reiche Gartenliebhaber ge⸗ geben hätte, um ſie zu veröffentlichen oder zu kaufen. Es iſt die Gärtnerei, welche uns die längſten Serien von mit Abbildungen verſehenen Zeitſchriften gegeben hat, und hier muß ich namentlich den engliſchen Gärtnern einen Anerkennungstribut zollen. Es enthalten allerdings die Abbildungen von Botanical Magazine, Botanical Register, Andrews Repository, Loddiges' Botanical Cabinet, Sweet's British Flower Garden, Paxton's Magazine und F Joer Garden, und andere engliſche Blätter keine für die heutige Wiſſenſchaft genügende Anzahl analytiſcher Einzelheiten, doch welcher Reichthum an Formen, welch' herrliche Quelle von Documenten bei unſeren Arbeiten, wird uns in ihnen nicht geboten! Mit Bewunderung müſſen wir auf ein Werk wie Botanical Magazine ſchauen, welches im Jahre 1793 begonnen, monatlich mit einer muſterhaften Pünktlichkeit fort⸗ geſetzt und jetzt ſchon zu der 5580ſten Abbildung gelangt iſt. Es wurden nicht nur ſeltene und neue Arten in dieſem Werke uns dargeboten, nein, wir müſſen auch den einfachen, übereinſtimmenden Plan bewundern, auf welchem es begründet iſt, und der es eben als trefflichen Rathgeber an⸗ empfiehlt. Wir finden nur Orriginal-Abbildungen darin, jede Abbildung hat ihre eigene Nummer, jede Text-Seite bezieht ſich nur auf eine Tafel, ſo daß die Citate des Werkes kurz und klar ſein können. Viele Verleger haben die Vorzüge dieſer großen Einfachheit nicht verſtanden; ſie haben die Titelblätter, die Reihenfolgen, die Seitenbezeichnungen verändert, bald haben ſie die Abbildungen mit Zahlen, bald mit Buchſtaben oder auch mit gar nichts verſehen: doch ſteht es außer allem Zweifel, und möge ihnen dies für die Zukunft zur Warnung dienen, daß je mehr ſie verändert und zu⸗ ſammengeſetzt haben, eine um ſo kürzere Zeit haben ihre Blätter beſtanden. Wie kömmt es doch, daß dieſe rein bibliographiſchen Einzelheiten in uns ſo ſchmerzliche Erinneruugen wach rufen? Von dieſen wenigen Männern, auf die ich hingewieſen, und welche ſo bedeutende Verdienſte für die botaniſche Gärtnerei geleiſtet, hat England im Jahre 1865 drei ver- foren, Sir Joſeph Barton, Dr. Lindlev und Sir William vn Hoofer.*) Ich würde ſicherlich nicht dem, was Sie von mir 9 Wir erfahren 1 en Tod eines ſehr ausgezeichneten irländiſchen Bo⸗ tanikers, des Dr. W. H. Harvey, welcher durch ſeine Arbeiten über Algen und die Bearbeitung der Cap⸗ ⸗Flora jo bekannt geworden. Wie wäre es anders 315 erwarten, nachkommen, wenn ich nicht im Namen aller Ausländer, welche hier zugegen ſind, die aufrichtigſte Trauer über ſolch' ernſte Verlüſte aus⸗ drücken wollte. Wir kennen Alle aus ihren Werken, und meheren unter uns iſt das Glück perſönlicher Bekanntſchaft mit jenen drei auserkorenen Männern zu Theil geworden. Ihre Namen verfolgen uns bei jedem Schritte auf dem Schauplatze ihrer Arbeiten. Wenn wir die Kühnheit jener eiſernen Kuppeln, welche die Conſtructionen der Neuzeit charakteriſiren, anſtaunen, ſo denken wir an den Kryſtall⸗Palaſt, an Chatsworth, und an den beſcheidenen Gärtner, welcher zum groſten Architecten geworden. Beſuchen wir die herrlichen Kew⸗Gärten, ſo finden wir überall Beweiſe jener unermüdlichen Thäthigkeit von Sir William Hooker. Fragen wir endlich nach dem Urſprunge der Kenſington-Gärten von der „Royal Horticultural Society,“ ſo wird man uns ſagen, daß ſie aus denen von Chiswick, wo Lindley noch vor Kurzem Wiſſenſchaft und Geiſt leuchten ließ, entſprungen ſind, Eigenthum jener Geſellſchaft, bei welcher Botaniker meines Alters in ihrer Jugend ſo herrliche Ermuthigungen für ihre Studien gefunden haben. Die Namen von Sir William Hooker und Dr. Lindley werden, Dank ihrer ausgezeichneten Arbeiten, der Wiſſenſchaft erhalten bleiben. Dieſe beiden Botaniker ſind indeſſen die Leiter von Gartenbau-Journalen und großen Garten⸗Inſtituten geweſen, und da ihr Einfluß von allen Männern der Praxis anerkannt wird, ſo denke ich, wird es mir auch nicht ſchwer fallen, im zweiten Punkte meiner Anſprache den Beweis zu geben, wie die Wiſſenſchaft den Gärtnern von Nutzen ſein kann, ähnlich wie der Gartenbau den Botanikern. II. Nutzen der Botanik für den Gartenbau. | Es find die Grundſätze der Pflanzen-Phyſiologie, welchen Gärtner und Landleute gewöhnlich am meiſten in botaniſchen Werken nachſpüren. Nicht immer finden ſie directe Antwort auf ihre Fragen, doch können ſie gewiſſe Regeln, gewiſſe Wegweiſer, um Verſuche anzuſtellen und Schlüſſe daraus zu ziehen, aus ſelbigen ſchöpfen. Mag auch eine noch ſo bizarre Idee von einem Unkundigen oder Marktſchreier in die Welt hinausge⸗ ſchleudert werden, der Mann der Praxis iſt im Stande, geſtützt auf all⸗ gemeine phyſiologiſche Kenntniſſe, fie entweder von Anfang an zu ver: werfen, oder ſie wenigſtens zu beargwöhnen. Amgekehrt dagegen können aber auch, nein ich ſage ſelbſt, ſollten auch alle mit den Grundprincipien übereidſtimmende Neuheiten ohne Bedenken aufgenommen werden. Laſſen Sie uns aber auch guten Reſultaten, die dem reinen Zufalle entſprungenen Verſuchen ihr Daſein verdanken, nicht zu leicht Gehör ſchenken. Mit ſolchen Verſuchen verhält es ſich ähnlich wie bei Träumen und Ahnungen, bewahrheiten ſie ſich ein einziges Mal unter Tauſenden, ſo ſpricht man davon, iſt dies nicht der Fall, ſo werden ſie geheim gehalten und vergeſſen. Man kann überdies nicht beſtreiten, daß — — möglich, als daß wir hier, wenn auch nur mit wenigen Worten, unſere auf⸗ 8 2 über einen ſo ſchmerzhaften Verluſt ausdrückten (ſ. Heft 6, 316 ſich die meiſten Menſchen von Theorien leiten laſſen, nur daß die Theorien der Unwiſſenden oft ohne Baſis und abgeſchmackt ſind, während die unter⸗ richteter Männer auf Merkmale oder auf einen Zuſammenhang von Merk⸗ malen beruhen. | | Der Phyſiologie zur Seite ſteht die Pflanzengeographie, welche uns Aufklärung über die Verbreitung der Gewächſe auf unſerer Erdkugel, über ihren Kampf mit den Elementen und über die Pflanzenwanderung darbietet, und welche bereits den Schleier, der die unklare Kenntniß über ihren Ur: ſprung bedeckt, an manchen Stellen gelüftet hat. All' dieſe Punkte müſſen für den Gärtner von wahrhaftem Intereſſe ſein. Wir ſind nicht weit davon entfernt, wo wir durch Ziffern den Einfluß eines jeden Climas auf die Gewächſe, und demnach auch die Möglichkeit für eine Art die mittleren und äußerſten Bedingungen irgend eines Landes, wohin man ſie einführen möchte, feſtſtellen konnen. Schon vermögen wir die Uebereinſtimmung in Vegetation und Clima gewiſſer von einander weit entfernter Gegenden klar und beſtimmt vorzuführen und anzugeben, in welchen Fällen neue Cultur— verſuche Erfolge oder Mißlingen verſprechen. Ein berühmter Geolog hat im Voraus ſagen können, — Gold iſt in der und der Gegend Neu Holland's vorhanden, — und Gold iſt ge— funden worden. Auch wir können behaupten, daß die Anpflanzung des Oelbaumes und der Korkeiche in Auſtralien gelingen wird, daß die öſtlichen und gemäßigten Strecken der Vereinigten Staaten den chineſiſchen Culturen und namentlich der des Thee's günſtig ſind, und daß der zwiſchen San Francisco und dem Oregon liegende Länderſtrich eines Tages ebenſo ver— ſchiedenartige und köſtliche Weine liefern wird, als wir ſie in Europa, von Portugal bis zum Rheine antreffen. Wie ſeltſam! die beiden Haupt⸗ getränke der eiviliſirten Menſchheit, welche beide ähnliche aufregende Eigen: ſchaften beſitzen, von denen das eine aber das andere bis zu einem gewiſſen Grade in unferer Lebensweiſe ausſchließt, der Wein und der Thee, bieten auch in der ſie hervorrufenden Cultur gut gekennzeichnete Aehnlichkeiten und Unähnlichkeiten dar. Der Weinſtock und die Theepflanze gedeihen auf ſteinigten Hügeln und verhundertfältigen zuweilen den Werth jenes bis dahin unbebauten Landes. Je nach der Lage, dem Boden, der Cultur und dem Zubereitungsverfahren erhält man hier und da Weine oder Theeſorten von ausgezeichneter Qualität, während benachbarte, nur wenige Schritte entfernte Strecken mehr oder minder gewöhnliche Ernten liefern. Die beiden Gewächſe erfordern ein gemäßigtes Klima, doch thut dem Weinſtocke Wärme während des Sommers noth, und keine Näſſe, während dagegen die Thee: pflanze wenig Wärme, dafür aber um ſo mehr Regen zu ihrem Gedeihen erheiſcht, was eine faſt vollſtändige, geographiſche Unvereinbarkeit zwiſchen dieſen beiden Pflanzen-Arten darthut. Die Weinländer werden daher keineswegs für den Anbau des Theeſtrauches geeignet ſein, und auch um— ekehrt. i N wird man vielleicht jagen, dieſe aus der Maſſen-Cultur ge: nommenen Beiſpiele betreffen weder die Botanik noch unſere Gärten. Ich möchte aber das Gegentheil behaupten. In unſerem Zeitalter zum 317 wenigſten iſt es die Wiſſenſchaft, welche auf die Pflanzen zum Anbau, und auf die Länder, wo man ſie einführen ſollte, hinweiſt. Der Gartenbau ſtellt dann mit Wahrnehmung aller möglichen Vor— ſichtsmaaßregeln Verſuche an, und gelingen ſolche dem Gärtner, ſo über— liefert er die jungen Pflänzchen der nothwendigerweiſe nicht ſo ſorgſamen Hand des Landmannes. Bei der ſo glücklichen Einführung des China— Rindenbaumes nach den engliſchen und holländischen Diſtricten Indien's find zunächſt Botaniker erforderlich geweſen, um die verſchiedenen Cinchona- Arten Amerika's zu ſammeln, zu unterſcheiden und ſorgfältig zu beſchreiben, darauf hat man nach Gärtnern ſich umſehen müſſen, um Stecklinge zu machen, die Samen einzuernten, die jungen Pflanzen aufzuziehen, und ſie nach an— deren Weltgegenden zu verpflanzen und dort anzuſiedeln; und von da endlich hat ſich der Maſſen-Anbau ihrer bemächtigt. Der Caffeeſtrauch hat ſich nicht nach und nach von Arabien nach Indien, von Indien nach Java verpflanzt. Es ſind nicht die amerikaniſchen Coloniſten, welche ihn von ſeinem Heimaths— lande nach ihren Fazendas und Haciendas haben kommen laſſen. Der Strauch iſt zunächſt von Botanikern beſchrieben worden, darauf haben ihn die Holländer nach dem botaniſchen Garten in Java eingeführt, von dort brachte man ihn nach Amſterdam, und von hier wanderte ein junges Pflänzchen im Jahre 1714. nach Paris, dem Könige von Frankreich als Geſchenk dargebracht. Der Marineoffizier de Clieſs verpflanzte ihn einige Jahre ſpäter vom Jardin des Plantes nach den franzöſiſchen Colonien in Amerika. Es würde ein leichtes ſein, noch viele derartige Beiſpiele an— zuführen. Die Wiſſenſchaft hat heut zu Tage Fortſchritte gemacht, deren ſich die Männer der Praxis bedienen, die Regierungen und die Völker haben jene ſo thörichten Ideen aufgegeben, nach welchen die einem Lande vortheilhaften Culturen nothwendigerweiſe anderen Ländern nachtheilig ſein müßten. Man darf daher hoffen, die Nutzpflanzen baldigſt in allen Ländern, wo ſie gedeihen können, zur großen Wohlfahrt der geſammten Menſchheit verbreitet zu finden. Viel hat die Wiſſenſchaft für den Gartenbau geleiſtet, und müſſen wir namentlich darauf hinweiſen, wie ſie es war, welche den Sinn für mannigfache, wenig bekannte Formen erweckte. Ehemals begnügte man ſich in den Gärten mit einer Anzahl von Pflanzen, die von den Kreuzzügen oder ſelbſt von den Zeiten der Römer herſtammten. Die Entdeckung der neuen Welt rief keinen im Verhältniſſe zu ihrer Bedeutung ſtehenden Wechſel hervor, und kam dieſes vielleicht dadurch, weil die Gärtner wenig reiſten, oder nicht nach ſolchen Ländern ihre Schritte lenkten, deren Pflanzen: Arten für die Cultur in Europa die geeignetſten waren. Die Botaniker beſaßen glücklicherweiſe mehr Ehrgeiz, und gab es unter ihnen zahlreiche und unerſchrockene Erforſcher überſeeiſcher Länder. Sie bereicherten die Herbarien mit einer Fülle neuer Formen, und Werke wie die von Her: nandez, Rumphius, Sloane ꝛc. über exotiſche Pflanzen, wurden ver: öffentlicht. Dann fing man an die große Mannigfaltigkeit in der Pflanzen⸗ welt zu verſtehen, und unſer Schönheitsſinn wurde erweckt, wenn wir die zierliche Einfachheit der urſprünglichen Blumen mit der außerordentlichen Pracht gefüllter Blumen verglichen. Die Tulpe und die Päonie erſchienen 318 nicht mehr als Allein-Herrſcher auf unſeren Rabatten. Die Nengierde, dieſe Grund-Urheberin aller Wiſſenſchaften, faßte auch Fuß in der Gärtnerei und eine raſche Umwandlung unſerer Gärten war die Folge davon. Statt einiger 100 Arten, welche mau za Anfang des vorigen Jahrhunderts in unſeren Sammlungen antraf, find es jetzt 20— 30,000, die wir in unſeren Pflanzen⸗Catalogen vorfindeu. Eine einzige Familie, die der Orchideen, iſt jetzt wahrſcheinlich durch mehr verſchiedene Species in den Gewächs⸗ häuſern vertreten, als von den Pflanzenfamilien zuſammen vor einem Jahr⸗ hundert vorhanden waren. Die Mode, Hand in Hand, mit der der Lieb: haber charakteriſirenden Neugierde, erſetzt von Zeit zu Zeit die alten Pflanzen durch neue, und ſomit wird die ganze, geſammte Pflanzenwelt nach und nach den Blicken der civiliſirten Menſchheit vorgeführt werden. Wie würden ſich aber Gärtner in der Mitte der nach Tauſenden ein⸗ geführten neuen Arten zurecht finden, wenn nicht die Bataniker ihnen durch anſchauliche Verfahrungsweiſen in der Claſſification und Nomenclatur zur Hülfe kämen. Die Familien, Gattungen und Arten ſind auf ähnliche Weiſe in unſeren Büchern geordnet, wie die Stadtviertel, Straßen und Hausnummern in unſeren großen Hauptſtädten, doch mit der Ueberlegenheit in der Ausführung, daß die Form der Gegenſtände auch zugleich ihren Platz augiebt, gerade als wenn man ein Haus in einer Stadt betrachtete, und man dadurch ſofort auf die Straße, auf das Stadtviertel, zu welchem es gehört, ſchließen könnte. Der Gebrauch, jeder Art einen eigenen Namen außer ihrem generiſchen beizulegen, übertrifft bei weitem an Regelmäßigkeit alle unſere Verfahrungsmethoden bei Bezeichnungen von Individuen. Welche Vereinfachung in den Beziehungen der Menſchen zu einander, welche Leichtigkeit, ſie einen nach dem andern auszufinden, würde nicht her⸗ vorgerufen werden, wenn es in der ganzen Welt nur einen beſtimmt be⸗ zeichneten Familien⸗Namen gebe, und wenn jedes Individuum nur einen Taufnamen, der von denen aller anderen Mitglieder ſeiner Familie ver⸗ ſchieden wäre, führen könnte. Das iſt jedoch das bewundernswerthe Syſtem der Nomenclatur, welches die Wiſſenſchaft der Gärtnerei zur Ver⸗ fügung geſtellt hat, und welches dieſe gar nicht zu hoch ſchätzen und in Ehren halten kann.“ *) Vor zwei Jahren richtete ich an die vereinigten belgiſchen Gartenbaugeſell⸗ ſchaften eine Bitte, welche günſtige Aufnahme gefunden zu haben ſcheint, und die hier zu widerholen vielleicht angebracht iſt. Sie beſtand darin, die Gärtner, welche Varietäten erzielen, zu erſuchen, ſolchen keine botaniſche, la⸗ teiniſirte Namen beizulegen, ſondern ſie vielmehr mit willkührlichen Be⸗ zeichnungen von ſehr verſchiedener Weiſe an die Oeffentlichkeit zu bringen. Dadurch würden Verwirrungen und unnützes Nachſchlagen in den Büchern vermieden. Wenn man z. B. von einer Calceolarıa Sebastapol oder „Triomphe de Gand“ ſpricht, ſo verſteht ein Jeder, daß es ſich um eine Garten⸗Varietät handelt, tauft man ſie dagegen Lindleyi oder mirabilis, ſo können wir immerhin glauben, daß wir es mit einer botaniſchen Species zu thun haben. Dann wird man verſuchen, ſie in wiſſenſchaftlichen Büchern, in den Floren von Chili aufzuſuchen, und die Botaniker, welche hierbei viel⸗ leicht dem Irrthume verfallen, bringen ſie in ihren Büchern als ungenügend erkannte Art an das Ende der Gattung. Je weniger ſolche Garten⸗Namen mit lateiniſchen Bezeichnungen zu thun haben, um ſo beſſer iſt es, es ſei 319 III. Natzliche Wirkung einer zwiſchen Botanik und Gärtnerei ſtattfindenden | | | Annäherung. In der Gärtnerei bedarf man der Bücher, der Herbarien, gleichwie die Botanik auf lebende, cultivirte Pflanzen angewieſen iſt. Daraus iſt die immer mehr und mehr erkannte Nothwendigkeit entſprungen, das zu ver: gleichende Material in dieſelben Städte, in dieſelben Inſtitute, ja, ſelbſt unter ein und dieſelbe Adminiſtration zuſammenzubringen, und ſo die Be— nutzung derſelben zu erleichtern; — wie viele, ſei es private, ſei es öffent⸗ liche Anſtalten könnten nicht hierdurch bedeutend an Werth gewinnen. Wie viele Städte nnd Länder ſind nicht, bald in Rückſicht auf Bibliotheken oder Herbarien, bald im Hinblick auf Gartenbau dadurch eben zurück geblieben? Vorzügliche Männer haben einen derartigen Vereinigungs-Wunſch aus⸗ geſprochen, hoffen wir, daß die öffentliche Meinung ihnen nach und nach Gehör ſchenken wird.“) | | Eine möglichſt vollſtändige Vereinigung des zum Studium erforder⸗ lichen Materiales iſt wünſchenswerth, ſagte ich, doch die der Ideen und Beſtrebungen einzelner Männer, mögen ſie von Botanikern oder Gärtnern ausgehen, iſt es nicht weniger. Jede dieſer individuellen Kategorien muß auch augenſcheinlich ihre beſonderen Charakterzüge haben, doch ſollte ſich der Einfluß der einen auf die andere fühlbar machen. Dies iſt das Mittel, durch welches gewiſſe zu excluſiven Anordnungen in Schach gehalten werden, wodurch gewiſſe, verborgene Fähigkeiten zur Entwickelung gelangen können. Die Gärtnerei hat beiſpielsweiſe eine commercielle Seite, welche bisweilen zu weit führt, — Marktſchreierei kann ſich auch ſelbſt unter die Blumen miſchen. Die Botanik dagegen iſt eine Wiſſenſchaft, ſie beruht demnach auf der Erforſchung der unverfälſchten, einfachen Wahrheit. Macht ſich die Gärtnerei eines wiſſenſchaftlichen Geiſtes theilhaftig, ſo entfernt ſie ſich auch nothgedrungen von zu ſelbſtſüchtigen Beſtrebungen. Die Naturgeſchichte ihrerſeits dagegen, eben im Hinblicke auf die Vollkommenheit ihrer Me⸗ thoden, Namensverzeichniſſe und detaillirten Beobachtungen, bietet zuweilen einen zu gekünſtelten, verdorrten Anſtrich dar, der mit der Erhabenheit in der Natur, mit dem Bewußtſein der Kunſt in ſchroffem Widerſpruche ſteht. Es iſt die Aufgabe der Gärtnerei, nachdem ſie ſich das richtige Ver⸗ ſtändniß der Anlage und Verſchönerung von Gärten zu eigen gemacht, den äſthetiſchen Sinn der Gelehrten wie der Menſchheit insgemein zu fördern. Eine ſchöne Blume, ſtolze Bäume, eine glänzende Blumenausſtellung er— wecken in uns eine Art von Bewunderung, ja, ſelbſt Begeiſterung, die den Eindrücken, welche Muſik, Malerei wach rufen, ſehr nahe ſtehen. Mit Recht rühmt man die Macht deutſcher Componiſten eines jüngſt verfloſſenen denn daß ſie auf eine deutliche Weiſe mit der botaniſchen Bezeichnung ver⸗ bunden werden können, wenn man die Species angiebt, wie z. B. Brassica cdampestris oleifera, anftatt kurzum Colsa. Der botaniſche Garten von Kew giebt uns ein ſchönes Beifpiel von dem, was, ſei es im großen, ſei es in einem beſcheidenen Maaßſtabe, in meheren Städten, wo die Mittel zum Studium noch unvollſtändig oder nicht leicht zu- gänglich ſind, gethan werden ſollte. Ae a 320 Zeitalters, und die italieniſchen Maler vom 16. Jahrhundert, könnte man nicht aber auch ſagen, daß die herrlichen Parkanlagen des alten Englands dieſelbe Kunſthöhe erreichen? Hat man auch nicht hier der Stimme der Harmonie in Farben und Umriſſen Ausdruck verliehen? Iſt nicht in ihnen die Wirkung von Gegenſtänden gar ſchlagend berechnet worden? Zeigen ſie nicht auf eine bewundernswerthe Weiſe, wie ſich die Baukunſt unvermerkt mit den Naturſchönheiten zu einem harmoniſchen Ganzen vereinigen kann? Ja, gewiß, die engliſchen Landſchaftsgärtaer ſind Poeten geweſen! Sie haben wenigſtens aus derſelben Quelle der Begeiſterung geſchöpft, wie die: größten Schriftſteller ihres Landes, und dieſe Quelle iſt der in England ſo verbreitete Schönheitsſinn bei einem edlen, anziehenden, wenn auch ernſten Charaktere | Ja, meine Herren, es gehen, zur Förderung unſerer Fähigkeiten wi zu unſerem wirklichen Wohle, Kunſt und Wiſſenſchaft Hand in Hand. Glück auf denn zu einer ſolchen Vereinigung, die da heute durch dieſe Verſammlung von Botanikern und der damit verbundenen großen Blumen⸗ ausſtellung ſichtbar geworden; und nun denn, nach dieſen allgemeinen, vielleicht ſchon zu langen Betrachtungen, hinüber in das Gebiet der mehr wirklich wiſſenſchaftlichen Fragen, zu welchen mehere unter Ihnen ohne Zweifel einen thätigen Antheil nehmen werden! DD Verſuch zu einer ſyſtematiſchen Ordnung der Agaveen. Vom General-Lieutenant G. A. von Barobi. (Fortſetzung). Wir müſſen, bevor wir zu der Beſchreibung der einzelnen Arten von Fourcroya übergehen, hier noch nachträglich zweier Agaven erwähnen, die wir iu unſerem Nachtragsverzeichniſſe, 12. Heft, Jahrgang 1865, S. 556 und 567, noch nicht aufgenommen hatten, da uns zu deren Beſchreibung noch die nöthigen Daten fehlten. Letztere haben wir ſeitdem Ge: legenheit gehabt zu ſammeln und laſſen wir daher ihre Beſchreibung hier folgen. | 25b. Agave Ottonis. Nob. A. acaulis rosulata; foliis inferne carnosis superne fibroso- coriaceis lanceolatis strictis basin versus paulum angustatis, in apicem longum spina terminali longa canaliculata strieta rubro- brunnea basi in margines decurrenti munitum excurrentibus, su- pra plano-concavis, subtus basin versus convexis medio carinatis, ubique patentibus junioribus subincurvatis, intense obscure vi- ridibus, junioribus in superiori parte striatula pruinosis utrinque glabris, margine carnoso vix sinuato-dentatis; dentibus robustis subrepandis magnitudine variis basi deltoideis apice sursum un- cinatis rubro-brunneis. Nob. 0 Die Pflanze ſtammt aus der Sammlung von van der Binnen, bei 321 deren Verkauf ein Exemplar in den Beſitz von Laurentius in Leipzig, ein anderes in den von Maigret in Mons übergegangen it. Die nad: ſtehende Beſchreibung haben wir nach dem leipziger Exemplar entworfen. Pflanze ſtammlos, mit einer roſettenförmigen, ſchönen und blatt⸗ reichen Krone. Blätter 16 Zoll lang, in der Baſis 2½ Zoll, in der Mitte 3 Zoll breit und dazwiſchen auf 2 Zoll verſchmälert, lanzettlich, in einen ziemlich lang geſtreckten, geraden Gipfel, mit einem langen, ſtarken, geraden, gerinnten, rothbraunen Endſtachel auslaufend; Oberſeite flach aus— gehöhlt, in der Mitte flach, mit faſt zurückgebogenen Rändern, gegen den Gipfel hin gerinnt, Unterſeite oberhalb der Baſis ſehr dick, 1 Zoll ſtark, gewölbt kielig, in der Mitte flach und gegen den Gipfel hin wieder ſtark gewölbt. Blattrichtung nach allen Seiten hin abſtehend, die jüngeren Blätter etwas nach innen gebogen. Conſiſtenz im unteren Blatttheile fleiſchig, von der Mitte an faſerig-lederartig. Farbe intenſiv dunkelgrün, etwas glänzend und auf beiden Blattſeiten vollkommen glatt; bei den jüngeren Blättern gegen den Gipfel hin ſtreifig bereift. Blattränder nur ſehr flach ausgebuchtet, faſt gerade, gezahnt. Zähne ſtark, etwas entfernt ſtehend, von verſchiedener Größe, hornartig, mit deltaförmiger Baſis und nach oben hakig gekrümmter Spitze, die größten 2 Linien lang und in der Baſis etwa ebenſo breit. Die Pflanze hat bis jetzt etwa 2 Fuß im Durchmeſſer bei 20 Zoll Höhe, iſt aber wohl noch nicht ganz entwickelt und dürfte, dem Anſcheine nach, etwa die Abmeſſungen der A. uncinata annehmen. Wir haben dieſelbe dem Herausgeber dieſer Zeitſchrift, Herrn Garten— Inſpector Otto in Hamburg zu Ehren benannt. 80a. Agave Cohniana. Nob. A. caulescens; foliis subcarnoso-fibrosis angustis canaliculato- ensiformibus basin versus paulum angustatis, in apicem per- longum rectum spina terminali brevi tenuique cornea conica mu- nitum convolutis, supra inferne canaliculatis superne plano-con- cavis apicem versus canaliculatis, subtus convexis, junioribus vix evolutis erecto-patulis, senioribus in inferiori parte patentibus mox recurvato-dependentibus, in pagina superiori glauco-viridibus maculis parvis pallide brunneo-violaceis irregulariter adspersis, dorso glaucis utrinque sub lente albo-punctatis, margine peran- gusto cartilagineo rubescenti denticulatis; dentibus minutissimis perconfertis triangularibus vix apiculatis cartilagineis apice sub- sphacelatis. Noh. Wir haben dieſe Art im botanischen Garten zu Leipzig gefunden, wo dieſelbe als F. longæva cultivirt wurde. Der dortige Garten hat fie aus Samen gewonnen, den er ſeiner Zeit aus Amerika erhalten hat. Die Zeit, wann dies der Fall geweſen und der Name des Reiſenden, von dem der Same eingeſandt worden, war nicht mehr zu ermitteln. Daß die Benennung der Pflanze im leipziger Garten unrichtig ſei, erkannten wir auf den erſten Blick. Sie weicht von F. longæva durch Form, Conſiſtenz, Richtung und Zahl der Blätter, ſowie durch die beiden Hamburger Garten⸗ und Blumenzeitung. Band XXII. 21 0 322 vollkommen glatten Blattflächen ſehr weſentlich ab; auch hat fie ſich in der Cultur als den wärmeren Regionen angehörig erwieſen, was ſchon allein einen unumſtößlichen Beweis dafür liefert, daß es keine F. longeva iſt. Wir habeu ſie dem Herrn Profeſſor F. Cohn zu Breslau zu Ehren be— nannt, deſſen thätiger und ſehr eingehender Unterſtützung wir bezüglich unſerer Arbeit ſehr viel verdanken. | Pflanze ſtammbildend. Stamm bis jetzt 2—3 Z. hoch, an feiner Baſis 2 Zoll, an der Grenze der noch nicht abgeſtorbenen Blattbaſen 1½ 3; in der Mitte Holzig, graubraun, von den abgeſtorbenen Blattbaſen vielfach gerippt, in mehrreihiger Spirale, mit kleinen, Anfangs grünen, ſpäter verholzten, knospenförmig rundlichen Höckern beſetzt. Dieſe Höckerchen ſtehen in der Mitte der abgeſtorbenen Blätter und ſcheint es auf den erſten Anblick ſo, als wenn es Knospen zu jungen Seitentrieben ſeien. Dies iſt aber nicht der Fall. Es ſind vielmehr Anſätze zu Luftwurzeln, die ſich auch bei einigen dieſer knospenartigen Anſätze, wenn auch nur ſehr kurz, ent⸗ wickelt haben. Auffallend iſt dabei die ſehr regelmäßige Stellung dieſer Wurzelanſätze. Blätterkrone nicht ſehr blattreich, vollſtändig herab- hängend. Blätter 2 Fuß lang, in der Bafis 2½ Zoll breit und aus dieſer ganz allmälig bis zum erſten Drittel der Blattlänge auf ¼ Zoll verſchmälert, von hier aus bis zum zweiten Drittel wieder auf 1 Zoll verbreitert und von da aus in einen lang geſtreckten, geraden Gipfel, mit einem kurzen, dünnen, coniſchen, hornartigen Stachel auslaufend. Die Form des oberen Blatttheiles iſt daher linear-lanzettlich. Oberſeite rundlich ausgehöhlt, gegen den Gipfel hin gerinnt, Unterſeite gewölbt. Blatt: richtung im erſten Drittel ſteil aufſteigend, von da an bogenförmig herab⸗ hängend, nur die unentwickelte, ziemlich loſe Endknospe, ſowie etwa ein oder zwei der jüngſten Blätter ſtehen aufrecht. Conſiſtenz fleiſchig-faſerig. Farbe auf der Oberſeite bei den jüngeren Blättern graugrün, ſpäter grün, im mittleren und oberen Blatttheile mit kleinen runden, blaß⸗ bräunlichvioleten Flecken unregelmäßig beſprengt, Unterſeite graugrün. Blattränder gerade fortlaufend, mit ganz ſchmalem, knorpelartigem, fein gezähntem Saume; bei den jüngeren Blättern iſt derſelbe weißlichgrün, an den älteren fuchsröthlich. Zähne ſehr fein, gedrängt ſtehend, dreieckig, flach, mit nicht ſtechender, gebräunter Spitze, dem Saume gleichfarbig. 106. Fourcroya longæva. Kar. et Zucc. in Nov. Act. Acad. Cœs. Leop. XVI. 2. 666 ic. 48. — Otto Garte. 1833 No. 14. — Herb. Amar. 125 t. 33. f. 20 — 25. — Rem. Ann. 292. — Sim. in Bonpl. VII. p. 87. — K. Koch l. c. p. 32. — F. arborea; foliis basi parum attenuata lineari-oblongis acu- minatis inermibus margine tenuissime calloso-ciliatis subtus sca- bris subglaucescentibus. Karw. Stamm 40 — 50 Fuß hoch, 12 — 18 Zoll dick, durchaus einfach, aufrecht, ſchwärzlich-graubraun, unterhalb glatt, weiter nach oben von den Reſten der abgefallenen Blätter genarbt. Blätter ſehr zahlreich am Gipfel des Stammes, in dicht gedrängter, faſt kugelförmiger Krone, An⸗ fangs aufrecht abſtehend, ſpäter (im Abſterben) herabhängend, aus der „ . ˙ r 323 Baſis wenig verſchmälert linienförmig⸗länglich, zugeſpitzt, ohne Endſtachel, am Rande ſehr fein und gedrängt, ſchwielig gewimpert oder, wenn man will, klein gezahnt, übrigens unbewaffnet, auf beiden Seiten unter der Epidermis deutlich mit feinen weißen Punkten beſäet und daher graugrün, vielnervig parallel durchzogen, unterhalb von der Mitte gegen den Gipfel hin rauh, nach der Baſis zu glatt, mit leichtem, leicht verwiſchbarem, weißlich⸗graugrünem Reife überzogen, lederartig, an der Baſts verdickt und auf der Unterſeite gewölbt und ganz flach gekielt, auf der Oberſeite flach, 5—6 Fuß lang. Blüthenſchaft aus dem Schopfe der jüngſten Blätter aufſteigend, 36—40 Fuß hoch, gerade aufrecht, ſtielrund, ſchon an der Baſis äſtig, mit Bracteen oder verwelkenden Blättern beſetzt. Aeſte wechſel— ſtändig, wagerecht, armartig abſtehend, zahlreich, eine pyramidenförmige Rispe bildend, jeder einzelne wiederum mehrfach veräſtelt, ſtielrund, flaum— haarig, die unterſten 12 — 15 Fuß lang, die oberen allmälig kürzer; die letzten Aeſtchen ſtielrund, aber auf der Oberſeite etwas kantig, dicht und ſehr kurz weißhaarig, ſehr zahlreiche, büſchelartig in eine einfache Traube geſtellte Blüthen tragend. Blüthenbüſchel wechſelſtändig, drei: bis fünfblumig, oft durch die kleinen Rudimente fehlgeſchlagener Blumen noch vermehrt. Blüthen geſtielt, überhängend; Blüthenſtiele cylindriſch, 2—3 Linien lang, dünn behaart, an der Baſis von einer eiförmig⸗delta⸗ förmigen, zugeſpitzten, ganzrandigen, dünnen, durchſcheinend häutigen, drei— bis fünfnervigen Bractee, die viel kürzer als der Blüthenſtiel, geſtützt. Blüthendecke oberſtändig, bis zum Fruchtknoten in 6 Zipfel getheilt. Zipfel abſtehend, ganzrandig, weißlich, 8 — 10 Linien lang, ſammt den Befruchtungsorganen nach der Befruchtung bleibend; 3 äußere Zipfel länglich, nach beiden Seiten verſchmälert, ſtumpf, flach, dicklich, außerhalb dünn behaart, innerhalb kahl, vielfach dünnnervig, 3 innere breiter und dünner, eiförmig elliptiſch, ſtumpf, an der Vaſis verſchmälert, auf der Mitte der Rückſeite ſtumpf gekielt und weichhaarig, im Uebrigen auf beiden Seiten kahl, mit Ausnahme des häufig eingebogenen Randes. In der Knospe find die inneren Zipfel von den äußeren, dem Kiele entlang, voll: ſtändig bedeckt. Staubgefäße 6, aus dem Grunde der Blüthen, den Zipfeln nicht angewachſen und kürzer als dieſelben, abſtehend, bleibend. Staubfäden von der Baſis bis zur Mitte ſtark kielförmig verdickt, außer: halb gewölbt, innerhalb flach, oberhalb der kielförmigen Verdickung ab— geſtutzt und von da an gegen die Gipfel zu pfriemförmig, gerade, kahl, weißlich. Staubbeutel linienförmig, länglich, ſtumpf, an der Baſis ausgerandet, rückſeits in der Mitte angeheftet, vierfächerig, Fächer paarweiſe verbunden, der Länge nach einklappig. Fruchtknoten unterſtändig, cylindriſch, etwas dreikantig, dünn behaart, 6 — 8 Linien lang, dreifächerig, Fächer vierreihig. Eichen zweireihig aus dem inneren Winkel des Samenträgers etwas hervorſpringend angeheftet, faſt kreisrund, an der Baſis ausgerandet, zuſammengedrückt. Scheidewände den inneren Zipfeln entgegengeſetzt, der innere Raum der Fächer faſt eiförmig. Griffel einfach, aufrecht, die Staubgefäße wenig überragend, bleibend, von der Baſis bis zur Mitte keilförmig verdickt, dreikantig (Seitenflächen ausgehöhlt, mit einer Längs⸗ furche und abgeſtumpften Kanten), von der Mitte gipfelwärts pfriemlich * 394 dreifantig, gerade, kahl, innerhalb hohl. Die vorfpringenden Kanten im unteren Theile des Griffels ſind den äußeren Staubgefäßen und den Fächern, die ausgehöhlten Längsfurchen auf den Seitenflächen den inneren Staubgefäßen und den Scheidewänden entgegengeſetzt. Narbe wenig ver— dickt, dreikantig, kaum getheilt, durchlöchert, ſchwachdrüſig. Kapſel unter⸗ ſtändig, länglich, ſtumpflich-dreikantig, nach oben und unten etwas verſchmälert, trocken⸗lederartig oder faſt holzig, außerhalb etwas berindet, ſchwärzlich, innerhalb ſchmutzig gelblich-graubraun, kahl, ſehr fein quer geſtreift, drei⸗ fächerig, dreiklappig, Klappen fachſpaltig. Samen dem inneren Winkel des Samenträgers angeheftet, ſehr zahlreich, in jedem Fache zweireihig. Die Pflanze wächſt auf dem Berge Tanga in der mexicaniſchen Provinz Oaxaca, 10,000 Fuß über dem Meere, in Geſellſchaft von krüppeligen Eichen und Arbutus-Stämmen. Blüthezeit Mai. Die Frucht reift im darauf folgenden Winter. Soweit Karwinski. — Dieſer Rieſe unter den Agaven, der einſchließlich der entwickelten Blüthenrispe eine Höhe von 90 Fuß erreicht, und der nach den Traditionen der Eingebornen zu ſeiner vollen Entwickelung bis zur Blüthe einen Zeitraum von 400 Jahren bedarf, dürfte wohl unſtreitig derjenige Repräſentant dieſer Pflanzenfamilie ſein, welcher hinſichtlich ſeines Vorkommens die größte abſolute Höhe dicht an der Grenze des ewigen Schnees erreicht, wo den ganzen Winter hindurch die Gewäſſer mit Eis bedeckt ſind. Wenn auch gleich manche Arten der Agaven in der Terra fria der mexicaniſchen Hochebenen vorkommen, wo während des Winters eine ſchwache Eisdecke auf den Gewäſſern keine Seltenheit iſt, ſo haben dieſe letzteren doch bei Weitem keine ſo andauernde Kälte und keinen jo niedrigen Kältegrad zu ertragen, wie die F. longæva. Wir finden daher die Verbreitung der Agaven in verticaler Richtung den Cacteen gleichſtehend, deren Verbreitung ſich auch von den Gluthregionen der Antillenküſten bis zur Schneegrenze in den Anden erjtredt, die in ho— rizontaler Richtung aber eine noch viel bedeutendere Ausdehnung zeigen, und zwar von dem oberen Laufe des Miſſouri bis zu den ſüdlichen Theilen der La Plataſtaaten, während das Vorkommen der Agaven ſich mehr auf die nördliche Hälfte des transatlantiſchen Continents zu beſchränken ſcheint, und, ſo viel uns bis jetzt bekannt, gegen Norden hin mit den ſüdlichen Theilen des Staates Virginien abſchließt. Wie weit ſie ſich in ſüdlicher Richtung ausdehnen, vermögen wir nicht anzugeben. Uns iſt indeſſen bisher kein Repräſentant dieſer Familie bekannt, der ſüdlich des Aequators zu Hauſe wäre. In den belgiſchen und deutſchen Gärten, kommen nun zwar ſehr häufig kleinere oder größere Pflanzen vor, welche unter der Benennung der F. longæva geführt werden, die uns aber alle der F. Bedinghausii K. Koch anzugehören ſcheinen. Das einzige echte Exemplar von F. lon- geva beſindet ſich unſeres Wiſſens in der Sammlung des Fürſten Sal m auf Schloß Dyck; daſſelbe hat einen Stamm von 3 Fuß Höhe bei 2½ — 3 Zoll im Durchmeſſer, und die Blätter, deren Beſchaffenheit voll: kommen mit der von Karwinski gegebenen Beſchreibung übereinſtimmt, ſind jetzt 2 Fuß lang. Eine der F. longeva ſehr ähnliche Pflanze von ähnlichen, nur noch etwas bedeutenderen Abmeſſungen, fanden wir in dem königl. botaniſchen 325 Garten im Regents Park zu London. Die Blätter derfelben waren aber wie bei F. Bedinghausii auf beiden Seiten ſehr rauh, auf der Oberſeite in der Mitte flach gerinnt, mit zurückgebogenen Blattſeiten, reſp. auf der Unterſeite gekielt; ſie waren 3 Fuß lang, in der Mitte 3½ Zoll breit, verſchmälerten ſich gegen die Baſis hin bis auf 1¾ Zoll und liefen in einen lang geſtreckten, gerade zugeſpitzten, lanzettlichen Gipfel aus. Die Pflanze hatte einen Stamm von 2½ Fuß Höhe bei 8 Zoll Darchmeſſer, die faſt kugelförmige Blätterkrone maß 6 Fuß im Durchmeſſer. Nach der Beſchaffenheit der Blätter können wir ſie nicht für eine F. longæva er⸗ kennen; für eine F. Bedinghausii find wieder die Abmeſſungen der Pflanze in allen ihren Theilen zu bedeutend, ſo daß wir darauf hingewieſen ſind, die Blüthe der Pflanze abzuwarten, um ein endgültiges Urtheil über ſie zu erlangen. 107. Fourcroya gigantea. Vent in Ust. Ann. 19. 54. — de Cand. Plant. Grass. t. 126. — Ait. Kew. ed. 2. 2. 302. — Bot. Mag. t. 2250. — Tussack. Flor. 2. t. 25. 26. — Schult. Syst. 7, 750. — Rem. Ann. 293. — Sim. l. c. p. 86. — K. Koch l. c. p. 22. Kunth. Enum. V. p. '841. — Syn. F. fœtida Haw. Sy- nops. succ.; Agave fetida Willd. sp. pl. 2. 194. Mill. dict. ed. 8. Agave 3. — Lam. Enc. 1. 53. — Jacq. Coll. II. 305. Ic. rar. II. t. 379. — Sprengel. Syst. veget. II. 79. 16. — Com. Hort. Amst. II. 35. t. 18. Alo& americana viridi rigidissimo et fœtido folio, Piet dicta indigenis. F. caulescens; foliis plurimis in orbem dispositis carnoso- pergamenis elongato-lanceolatis supra basin valde angustatis la- ‚teraliter percompressis, in apicem longum rectum mucrone duro pergameno munitum acuminatis, supra ima basi convexis statim planis demum plano-concavis medio canaliculatis laminis sæpe subrevolutis, subtus basin versus angulato-convexis subtriquetris in superiori parte carinato-convexis, junioribus erecto-patulis, senioribus undique patentibus, læte viridibus lævibus nitidis tritu foetentibus carina dorso asperis margine integerrimini. Nob. Aus der Familie der Agaven iſt dieſes vielleicht diejenige Art, welche in Europa am längſten bekannt iſt. Sie iſt auf den Antillen einheimiſch und da dieſe zuerſt entdeckt wurden, ſo iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß auch einzelne Repräſentanten der Flora derſelben früher nach Europa kamen, als die Pflanzen des ſpäter entdeckten amerikaniſchen Feſtlandes. Die erſte Abbildung und Beſchreibung derſelben liefert uns Tommelyn in feinem Hortus Amstelodam., wo fie noch unter den Aloés aufgeführt wird. Nachdem Linné dann die Agaven als ein beſonderes Geſchlecht aufg eſtellt hatte, trennte Ventenat im Jahre 1793, wo die A. fœtida in Paris blühte, dieſe, wegen der entſchieden abweichenden Form ihrer Blume und deren Befruchtungsorgane, als Subgenus von Agave und benannte dieſe Unterabtheilung dem Profeſſor Foureroy zu Ehren Fourcroya. Der Pflanze aber, nach deren Blüthe er ſeine neue Abtheilung aufſtellte, der bisherigen Agave fœtida, gab er, der Größe ihrer Abmeſſungen halber 326 den Namen F. gigantea. Uebrigens hatte Jacquin ſchon fünf Jahre früher, als die A. fœtida im Garten zu Schönbrunn zur Blüthe gelangte, dieſelbe beſchrieben, bei dieſer Gelegenheit auf die ſpeeifiſche Verſchiedenheit der Blüthen hingewieſen und darauf hingedeutet, daß man vorausſichtlich dieſe Art von Agave werde trennen müſſen. Den Namen A. foetida hatte die Pflanze des widerlich grasartigen Geruchs wegen erhalten, den die Blätter derſelben von ſich geben, wenn man ſie ſtark reibt und welcher ebenfalls den Blumen eigenthümlich iſt. Unterwirft man nun die bisher veröffentlichten Beſchreibungen dieſer Art einer ein- gehenden Kritik, ſo drängen ſich gerechtfertigte Zweifel darüber auf, daß allen dieſen Beſchreibungen ſtets eine und dieſelbe Art zu Grunde gelegen hat. Uns will es erſcheinen, als ob hier mehrfach F. cubensis, F. Com- melyni und F. tuberosa mit der urſprünglich von Commelyn be⸗ ſchriebenen Art verwechſelt worden ſeien. Selbſt dieſe Beſchreibung, welche ſonſt vollſtändig zu der jetzt allgemein als F. gigantea in unſeren Gärten cultivirten Pflanze paßt, erwähnt einer Eigenthümlichkeit, die wir weder an irgend einer uns vorgekommenen Pflanzen dieſer Art bemerkt haben, noch auch aus den Abbildungen und Beſchreibungen van Ventenat, Jacquin, Redouté oder Tuſſac hervorgeht, nämlich die, daß die älteren Blätter in ihrem oberen Theile ſich zurückſchlagen und herabhängen. Alle Exemplare, die wir geſehen haben und unter denſelben ſolche, deren Abmeſſungen des Stammes ſchon auf ein bedeutendes Alter ſchließen laſſen, zeigten nur nach allen Richtungen hin gerade abſtehende Blätter, deren oberer Theil fi erſt im Stadium des Abſterbens allmälig zurückbog. Die durchaus vorherrſchend ſtark faſerige, dick pergamentartige, harte Textur der Blätter, mit ihrer auf der Rückſeite ſtark hervortretenden Mittelrippe, die bis in den oberſten Blatttheil durchläuft, widerſprechen auch einem Zurückſchlagen des oberen Blatttheiles vor deſſen Abſterben. Da wir indeſſen noch keine Pflanzen dieſer Art mit einer Blattlänge von 5 Fuß geſehen haben, ſo müſſen wir uns in dieſer Beziehung beſcheiden. Alle uns zugänglich geweſenen Beſchreibungen bezeichnen die Blatt⸗ ränder als gezähnt-ſtachelig (dentato-spinosa), eine Eigenthümlichkeit, deren weder Commelyn erwähnt, noch daß dieſelbe aus ſeiner Abbildung her⸗ vorginge. Eben ſo wenig haben wir irgendwo eine Pflanze dieſer Art mit Zähnen an den Rändern gefunden; höchſtens daß hier und da nahe oberhalb der Baſis ganz vereinzelt eine knorpelige, ſtachelartige, aber nicht ſtechende Erhöhung erkennbar iſt. Auch erwähnen die meiſten Beſchreibungen eines Endſtachels, der aber in keiner Weiſe vorhanden iſt. Die Blattränder laufen im Gipfel des Blattes zu einer zwar harten, in ihrer Subſtnaz aber mit der Blattmaſſe vollkommen gleichartigen und nicht ſtechenden Spitze zuſammen. 8 Daß die in Dr. Regel's Gartenflora, Theil I., Jahrgang 1853, Seite 21, erwähnte und auf Tafel III. abgebildete Pflanze irrthümlich als F. gigantea angegeben iſt, unterliegt keinem Zweifel. Der große Blatt: reichthum dieſer Pflanze, die ſtark und dicht beſtachelten Blattränder, der hohe und mit den Reſten der abgeſtorbenen Blätter bis zur Baſis bleibend bekleidete Stamm, beweiſen hinlänglich klar, daß hier eine andere Art 327 vorliegt. Auch ift die Form der Blüthe eine entfchieden andere. Nach der Form der Blattkrone und der Blätter zu urtheilen, dürfte es vielleicht die F. Selloa K. Koch ſein. Wir vermögen dieſe Widerſprüche in den vorhandenen Beſchreibungen nicht aufzuklären; was uns aber gegen die volle Zuverläſſigkeit aller An— gaben in den vorhandeuen Beſchreibungen einigermaßen mißtrauiſch macht, das iſt die verhältnißmäßig geringe Genauigkeit, mit welcher in denſelben der von den Agaven ſo abweichende Bau der Befruchtungsorgane behandelt worden iſt, — was doch das Hauptargument iſt, auf welches Ventenat und zwar mit vollem Rechte, fein Subgenus Fourcroya gegründet hat. | Da wir nun eine blühende F. gigantea ſelbſt nicht geſehen haben. ſo müſſen wir bei der Beſchreibung derſelben dem uns vorliegenden Mate— riale folgen, halten uns aber hinſichtlich der Pflanze an unſere eigenen Beobachtungen. Pflanze ſtammbildend. Stamm ſtockförmig aufrecht, einfach, von den Reſten der vertrockneten Blattbaſen ſtark genatbt, graubraun, ſoll eine Höhe von 1 ¼ Fuß erreichen. Blattkrone ausgebreitet, gedrückt, halb— kugelförmig. Blätter lanzettförmig, über der zollbreiten Baſis in kurzer Biegung ſtark verſchmälert und ſeitlich zuſammengepreßt, in einen lang geſtreckten, geraden Gipfel, mit knorpelig harter, nicht ſtechender, den Blättern gleichartiger Spitze auslaufend. Sollen 5 Fuß lang und 5 Zoll breit werden. Oberſeite dicht über der Baſis flach gewölbt, bald flach aus— gehöhlt, dann in der Mitte ſchmal gerinat, mit flach aufgebogenen Blatt: ſeiten, deren Ränder ſich in der Blattmitte häufig zurückſchlagen; gegen den Gipfel hin ſind die Blätter eng gerinnt; Unterſeite oberhalb der Baſis winkelig gekielt, mit dreikantigem Querſchnitte, die Blattſtiele markiren ſich hier nur als ganz ſchmale, etwa bindfadendicke Kanten; im mittleren und oberen Blatttheile winkelig gewölbt, mit hervortretendem Mittelkiele. Blatt: richtung der jüngeren Blätter aufrecht, der älteren nach allen Seiten hin abſtehend und zuletzt herabgebogen. Conſiſtenz ſtark faſerig, hart leder— artig. Farbe lebhaft hellgrün, glänzend, Oberſeite glatt, Unterſeite rauh, auf beiden Blattſeiten markiren ſich hervorragende, in der ängenrichtung ih unter ſpitzen Winkeln ſchneidende Linien (folia corrugato-striata Vent.). Blattränder gerade fortlaufend, ungetheilt. Inflorescenz*) rispenförmig. Schaft von der Baſis bis zur Mitte vollkommen ſtielrund, von dort bis zum Gipfel faſt ſtielrund und etwas gerinnt, aufrecht äſtig, hellgrün, glänzend, mit röthlichen Punkten beſprengt, mit ſchuppenförmigen Bracteen weitläufig beſetzt; oberhalb der Mitte eine breite Rispe bildend, ) *) Wir entnehmen die Beſchreibung derſelben Uſteri Annalen, der ſeine desfallſigen Angaben der von Ventenat ſelbſt aufgeſtellten Beſchreibung entnommen hat. en) Die Abbildung in Jacquin's Icones ſtimmt mil dieſer Angabe überein, während nach der Darſtellung im Bot. Mag. die Nispe ſchon auf ½ der Schafthöhe beginnt und ſtraußförmig (thyrsiformis) if. Wir möchten daher aus dieſem Umſtande ſowohl, als auch deshalb bezweifeln, daß die dort nur ſehr oberflächlich beſchriebene Pflanze eine F. gigantea geweſen iſt, als auch die Form der Blumen nicht unweſentlich von der Darſtellung Jacquin's und Redouté's abweicht. Auch iſt die Pflanze vollkommen ſtammlos dargeſtellt. 328 22 ½ Fuß hoch, an der Baſis 3 ½ Zoll, in der Mitte 2¼ Zoll dick und von da an ſich allmälig verjüngend. Bracteen ungefähr 40, wechſel⸗ ſtändig, lanzettlich zageſpitzt, gegen die Baſis hin an den Seiten von dem entgegengeſetzten Ende ausgenagt (versus basin ad latera ex opposito eros), einklappig, auf der Rückſeite ſchwach gewölbt, mit ſchwach ein: gebogenen Rändern, am Gipfel in einen (?) Stachel auslaufend, dem Schafte an der Baſis angewachſen, halb ſtammumfaſſend, mit ungetheilten (7) Blatträndern; die unterſten fußlang, aufrecht, den inneren Blättern gleich— artig, die oberen allmälig kürzer, anfangs grün, abſtehend oder zurüd: gebogen. Aeſte den Blattwinkeln entſproſſend, wechſelſtändig, ſtielrund, wagerecht abſtehend, veräſtelt, dem Schafte gleichfarbig, die Rispe bildend; in der Mitte des Schaftes 3½¼ Fuß lang, zolldick und nach der Spitze zu allmälig nackt. Die ſehr zahlreichen Aeſtchen zweiter Ordnung werden von viel kürzeren Bracteen geſtützt, ſind gegenſtändig und an ihrer Baſis verdickt, im Uebrigen aber den Aeſtchen gleichgeformt und gleichfarbig, 5 — 6 Zoll lang, von der Dicke eines Gänſekieles und nach der Spitze der Aeſte zu allmälig kleiner. Blüthen zu dreien ſtehend, von denen ein bis zwei abortiren, gegenſtändig, geſtielt, weißlichgrün, mit ſchneeweißen Rändern, von einem unangenehmen Geruch, 5 Lin. lang, 3 Lin. breit.“) Blüthen— ſtiele ſtielrund, kahl, weißlichgrün, meiſtentheils abſtehend, feltener wage: recht, von Bracteen geſtützt, 3 Linien lang. Bracteen lanzettlich zuge— ſpitzt, roſtbraun, wagerecht abſtehend, unter jedem Stiele eine. Blüthen— decke ſechstheilig, ohne Röhre, 3 äußere Zipfel länglich, 3 innere eiförmig, ſtumpflich zugeſpitzt, flach, gleich lang. Staubfäden ſechs, der den Gipfel des Fruchtknotens bedeckenden drüſigen Scheibe eingefügt, von der Baſis bis zur Mitte ſehr dick, zuſammengedrückt, von der Mitte bis zum Gipfel pfriemlich zugeſpitzt, aufſteigend, halb ſo lang als die Blumendecke. Staubbeutel länglich, aufliegend, gelb. Fruchtknoten unterſtändig, länglich, allmälig verdickt, unſcheinbar dreikantig, glänzend, weißlichgrün (nach dem Verblühen, gleich der ganzen Blume, blaß-ſchwefelgelb), beinahe von der Länge der Blüthendede.**) Griffel dreikantig, dreifurchig, mit abgerundeten Winkelflächen, aufrecht, an der Baſis verdickt und nach der Spitze zu allmälig verdünnt, mit den Staubgefäßen gleich lang. Narbe dünnhäutig, vielſpaltig, zerriſſen oder gefranzt. Kapſel dreifächerig, drei— ſpaltig, abortiv. 108. Foureroya atrovirridis. Nob. et Geppert. F. subarborescens gigantea; foliis in coronam subglobosam dispositis coriaco-pergamenis elongato-lanceolatis perlongis basin *) Uſteri ſetzt ſelbſt Zweifel in die Richtigkeit diefer Angaben, indem er ſagt, dieſelben hätten nicht genug feſtgeſtellt werden können, da die Blumen ihre volle Entwickelung noch nicht erreicht hätten. Da wir annehmen müſſen, daß die Abbildung von Redouté den dargeſtellten Blüthenzweig in richtiger natürlicher Größe giebt, jo wäre demnach der Kelch zolllang und bei voll» kommen entwickelter Blume auch eben ſo weit. f **) Nach Redouté's Abbildung etwa 9 Linien lang. Keine der vorhandenen Beſchreibungen enthält die Abmeſſungen der Blume. l 329 versus valde angustatis in apicem perlongum rectum inermem acuminatis, supra ad basin plano-convexis mox medio lato-an- gulato-canaliculatis, laminis planis vel subrevolutis apice canali- culatis, subtus a basi usque ad primum tertium semisphærico- convexis demum angulato-convexis medio carinatis, junioribus erectis, mox ubique patentibus apice interdum reflexis vel depen- dentibus, senioribus patentissimis apice vel a medio dependenti- bus atroviridibus nitidissimis glabris, margine integerrimo duro inermibus. Nob. | Wir fanden diefe merkwürdige Pflanze im botaniſchen Garten zu Breslau, welchem dieſelbe wahrſcheinlich ſeit Gründung dieſes Gartens (1811) angehört, unter dem Namen der F. gigantea. Ueber den Urſprung der Pflanze liefern die Annalen des Gartens leider keinerlei Auskunft. Da die ungewöhnlich großen Abmeſſungen des Stammes und die ſchwarzgrün glänzende Farbe der Blätter, wodurch ſich die Pflanze weſentlich von der F. gigantea auf den erſten Blick unterſcheidet, es uns zweifelhaft erſcheinen ließen, ob dieſelbe auch wirklich richtig bezeichnet ſei, ſo unter— warfen wir ſie im Vereine mit Herrn Geheimrath Goeppert einer näheren Unterſuchung und einem Vergleich mit einem ſchon ziemlich alten Exemplare von F. gigantea. Das Ergebniß deſſelben war die Ueberzeugung, daß die Pflanze falſch benannt und daß ſie eine neue, bisher noch nicht be— ſchriebene Art darſtellt, die aber der Aehnlichkeit wegen, welche ſie in Form und Beſchaffenheit der Blätter mit F. gigantea hat, wohl vielfach mit dieſer verwechſelt worden iſt. Außer dem in Breslau vorhandenen Exem— plare haben wir die Pflanze noch im botaniſchen Garten zu Halle in zwei, wenn auch noch ſchwächeren Exemplaren gefunden, die dort ebenfalls unter dem Namen der F. gigantea geführt worden. Auch der berliner Garten hat noch einige jüngere Pflanzen, die ſich von gleich alten Exemplaren der letzteren bereits durch eine dunklere und glänzendere Blattfarbe, wie durch etwas undulirte Blattſeiten unterſcheiden, und welche daher möglicherweiſe auch hierher gehören dürften. Unſere Pflanze iſt baumartig, mit einer ſehr ausgebreiteten Blatt— krone von 9½ Fuß Durchmeſſer und 6—7 Fuß Höhe. Der Stamm iſt ſtielrund, 5 Fuß hoch, hat 7 Zoll im Durchmeſſer und treibt vielfach Luftwurzeln, die aber ſelten über 6 Z. lang werden und dann auch wieder abſterben. Die ganze obere Hälfte des Stammes, ſowie deſſen unterſter Theil iſt noch mit den Blattbaſen der abgeſtorbenen und auf einige Zoll Länge abgeſchnittenen Blätter bekleidet, die auch noch ſehr feſt am Stamme haften. Letzterer iſt im unterſten Drittel aufrecht, biegt ſich dann in ziemlich ſcharfer Krümmung (etwa unter 450%) nach einer Seite und iſt in dieſer i Richtung lange fortgewachſen. Dann hat er in den letzten Jahren wieder eine verticale Richtung angenommen, ſo daß jetzt die Blattkrone wieder gerade aufrecht ſteht. Die ſenkrechte Erhebung des Stammes über dem Kübelrande beträgt dieſer Biegung wegen nur 4 Fuß, obgleich wie eben ſchon erwähnt, ſeine ganze Längenausdehnung ſich auf 5 Fuß beläuft. Aus dieſem Umſtande läßt ſich wohl folgern, daß die früher eingetretene ſchiefe Richtung des Stammes nur in zufälligen Umſtänden, möglicherweiſe darin 330° ihren Grund gehabt hat, daß man die Pflanze lange Zeit in einem ein⸗ ſeitigen, nur an der Vorderſeite verglasten Glashauſe hat ſtehen laſſen. Aus der Höhe des Stammes läßt ſich auf ein bereits ſehr hohes Alter der Pflanze ſchließen. In den letzten 23 Jahren iſt ſie nach Angabe des Herrn Garten-Jaſpectors Nees von Eſenbeck etwa 2 F. gewachſen. Der Stamm von der F. gigantea, welche 1793 im Jardin des Plantes zu Paris blühte, war nach Ventenat's Angabe 1—1½ F. hoch, bei einer Pflanze, die Anfangs des vorigen Jahrhunderts bereits dort cultivirt war und dann im Jahre 1793 zur Blüthe gelangte. Wir finden daher ſchon in der Ent⸗ wickelung des Stammes bei unſerer Pflanze einen weſemlichen Unterſchied gegen F. gigantea, wozu noch die Entwickelung von Luftwurzeln und das lange Feſthalten der vertrockneten Blattreſte kommt, welche beiden Eigenſchaften bei F. gigantea nicht vorkommen. Der mittlere von alten Blattreſten freie Stammtheil iſt von letzteren vielfach genarbt und hat eine dunkel⸗ graubraune Farbe. Blätter verlängert lanzettlich, nach der Baſis zu ſtark verſchmälert und ſeitlich zuſammengedrückt, in einen langen, lanzettlichen Gipfel, mit harter, der Blattmaſſe gleichartiger, aber nicht ſtechender Spitze zuſammengerollt, 5 Fuß lang, in der Mitte 5 Zoll, in der Baſis 4½ Zoll breit und gleich oberhalb letzterer auf 2 Zoll verſchmälert. Oberſeite dicht über der Baſis flach gewölbt, dann aber bald in der Mitte winkelig ge⸗ rinnt, mit gerade abſtehenden, in der Blattmitte meiſtentheils zurüdge: ſchlagenen Blatträndern, die ſich gegen die Spitze hin wieder erheben, ſo daß letztere dann tief gerinnt erſcheint. Die Mittelrinne der Blätter hat Aehnlichkeit mit der Mittelrinne der Blätter des Pandanus furcatus, nur daß die Furche und die oberen Ränder derſelben nicht ſcharf, ſondern ab— gerundet ſind, und daß die Rinne ſich nur in dem mittleren Blatttheile ſcharf markirt. Unterſeite von der Baſis bis zum erſten Drittel der Blatt- länge halbkreisförmig gewölbt; die Blattſeiten erſcheinen hier nur als dünn⸗ bindfadenförmige Linien und hat hier der Querſchnitt des Blattes eine halbkreisförmige Geſtalt, bei welcher an den beiden Enden des Halbmeſſers die Blattſeiten als kurze, ſcharf abgerundete Ecken vorſpringen, die Oberſeite ſich aber in flacher Rundung über den gedachten Halbmeſſer erhebt. Die Dicke der Blätter beträgt hier bei der erwähnten Breite von 2 Zoll bis 1½ — 1 Zoll, fo daß, wenn man die kurzen Vorſprünge der Blatt: ſeiten abrechnet, ſich eine regelrecht halbkreisförmige Biegung ergiebt; ober: halb des erſten Drittels iſt die Unterſeite des Blattes winkelig gekielt, mit flachen Blattſeiten und nach unten gebogenen Rändern, dann gegen den Gipfel hin wieder ſtark gewölbt. Blattrichtung der füngſten Blätter aufrecht, jedoch bald abſtehend, mit hier und da zurückgebogenem Gipfel, der älteren wagerecht abſtehend, von der Mitte oder dem erſten Drittel der Blattlänge aber herabhängend. Farbe ein lebhaft glänzendes, ſchwärzliches Grün, auf beiden Seiten glatt und nur auf dem Mittelkiele der Unterſeite kaum merklich rauh. Blattränder durchaus gerade, ungetheilt, ſtachellos und hart. Aus dieſer Beſchreibung geht wohl hinlänglich klar hervor, daß von einer Identität dieſer Pflanze mit F. gigantea nicht die Rede ſein kann. Die herabhängenden Blätter, die halbkreisrunde Form im Querſchnitte des 331 unteren Blatttheiles, dem dreieckigen Querſchnitte bei F. gigantea gegen⸗ über, die ganz verſchiedene Farbe und ſchließlich der bei dieſer Pflanze ganz fehlende, widerlich grasartige Geruch charakteriſiren ſie im Vereine mit den ſo bedeutend größeren Abmeſſungen des Stammes hinlänglich als eine eigene gute Art. Die Benennung der Pflanze haben wir ihrer Blattfarbe entlehnt. Bei dem hohen Alter der im Garten zu Breslau vorhandenen Pflanze darf man ſich mit Recht der Hoffnung hingeben, daß ſie bald zur Blüthe gelangen wird, wo es ſich dann zeigen wird, ob unſere Vorausſetzungen richtig geweſen ſind. (Fortſetzung folgt.) . K — Verzeichniß der Abhandlungen, welche dem botaniſchen Congreß zu London eingeliefert worden ſind. (Nach den Mittheilungen in No. 22 von Gardener's Chronicle.) Von Herrn James Anderſon, Glasgow: Beobachtungen über die Temperatur des Waſſers und deſſen Wirkungen auf die Pflanzencultur. Herr Anderſon meint, daß practiſche Gärtner zu wenig Werth auf die Wiſſenſchaft bei ihren Culturen legen, ſondern zu ſehr der Praxis trauen, namentlich in Bezug auf die Temperatur der Luft in den Gewächshäuſern und auf die Temperatur des Waſſers, mit dem die Gewächſe begoſſen werden. Er räth, daß das Waſſer mindeſtens die Temperatur der Luft oder eine noch etwas höhere haben müſſe, um tropiſche Pflanzen damit zu begießen, namentlich Orchideen. Von Herrn André, Paris. Ueber Landſchaftsgärtnerei und Gartenarchitectur in Paris von der früheſten bis zur neueſten Zeit, mit Bemerkungen über den gegenwärtigen Styl. Von Herrn J. Baumann in Gent: 1) Ueber das Verdienſt engliſcher Ausſtellungen. 2 Kritik der belgiſchen Ausſtellungen. Von Herrn A. Blytt in Chriſtiania. Ueber die geographiſche Ver— breitung der Pflanzen in dem Sognefjord an der Weſtküſte von Norwegen. Von Herrn Bommer in Gent: über die Veränderung und Farbe der Blätter. Von Herrn Boſſin in Paris: 1) Giebt es einen beſtimmten Charakter, nach dem man ſofort im Stande iſt zu ſagen, welche Samen gefüllte Blüthen erzeugen und wenn dem ſo iſt, welcher Charakter iſt es? 2) Den wechſelſeitigen Verkehr zwiſchen den Eingebornen verſchiedener Länder zu erleichtern, ſollten da nicht den Varietäten der Küchengarten⸗ Pflanzen lateiniſche Bezeichnungen beigegeben werden können, und wie wäre dies in Ausführung zu bringen? 332 3) Iſt die unter dem Namen Belle Angevine, Belle de Bruxelles, Royale d’Angleterre, Bolivar :c. bekannte Birne, franzöſiſchen, belgiſchen oder engliſchen Urſprunges? Iſt der Ort, wo dieſelbe erzogen, deren Ur— ſprung und der Name des Züchters bekannt? | Von Herrn W. Bull, Chelſea. Ueber die Verwandtſchaft der Garten: kunſt und Botanik mit der Menſchheit im Allgemeinen. | Von Herrn Carroli in Glasnevin bei Dublin. Ueber Garten: Drainirung. — Der Verfaſſer führt an, nachdem er die Vortheile der Drainirung des cultivirten Landes hervorgehoben hat, daß keine genügende Vorkehrung getroffen werde, das Verſtopfen der Drainröhren zu verhindern, ſo daß ſelbige in vielen Fällen nicht nur ganz zwecklos, ſondern ſelbſt nachtheilig werden, in Folge des Eindringens der Pflanzenwurzeln und des Ablagerns von Eiſenoxyd und dergleichen. Das Uebel ließe ſich aber dadurch leicht abhelfen, daß man poröſes Material unter die Drainröhren lege an— ſtatt über dieſelben, denn er habe bemerkt, daß die Wurzeln es jederzeit vorziehen, tief in das poröſe Material einzudringen. Von Herrn Profeſſor de Candolle, Genf. Ueber eine neue, ſehr genaue Meſſung des Durchmeſſers des Stammes einer Sequoia gigantea in Californien. Der gelehrte Verfaſſer giebt in ſeinem Berichte Nachricht über die Meſſungen des ungeheuer großen Exemplares der Sequoia (Wellingtonia) von Californien, das unter dem Namen die „Old Maid“ bekannt iſt. Der Baum wurde durch einen Sturm in einer Höhe von 128 F. abgebrochen. der Fuß des Stammes dient jetzt als ein Tanzplatz. Herr de la Rue hat kürzlich den Durchmeſſer dieſes Stammes folgendermaßen gemeſſen. Ein Streifen Papier wurde über den Durchmeſſer des Stammes geſpannt und die Jahresringe des Stammes darauf mit Bleiſtift bemerkt, nach der von Aug. Pyramus de Candolle angegebenen ſehr bequemen Methode. Dieſer Papierſtreifen wurde vom Profeſſor de Candolle vorgezeigt und folgende Details gegeben: der Durchmeſſer des Stammes in einer Höhe von etwa 6 Fuß (engl.) war 26 Fuß 5 Zoll (engl.). Die totale Höhe des Baumes, ehe er vom Winde abgebrochen wurde, war annähernd 340 F. Die Zahl der Jahresringe betrug nach Herrn de la Rue und deſſen Aſſiſtenten — Erſterer maß dieſelben von der Peripherie nach der Mitte, der Andere in entgegengeſetzter Richtung, — 1223, nach dem Aſſiſtenten 1245. Nach dieſer Beobachtung, die ſo ziemlich genau iſt, hätte der Baum ein Alter von 1234 Jahren erreicht, ein Alter, nicht außergewöhnlich für Bäume, namentlich nicht für Coniferen. Die Sequoia wachſen in einem tiefen, fetten Boden, ihr Wachsthum iſt ein ſehr unregelmäßiges. Von Herrn Profeſſor Dr. Caspary in Königsberg. Ueber die Ver⸗ änderung in der Richtung der Zweige der Holzpflanzen, verurſacht durch einen niedrigen Temperaturgrad. 7 Von Herrn Major Trenor Clarke, Daventry. Ueber ein beſtimmtes Phänomen von Hybridation der Gattung Matthiola. Von Herrn B. Clarke, London. Ueber die Blumenhüllen der Lauracee. Von Herrn Dr. Alex. Dickſon, Edinburgh. Ueber die Blätter von Sciadopitys und Phyllocladus. | 0 333 Von Herrn W. Earley. Ueber die vorbereitende Formation der ſpalierförmig zu ziehenden Obſtbäume. Der Verfaſſer giebt an, daß das jetzige Syſtem in den Handels— gärtnereien, die Spalierbäume zu behandeln zu verwerfen ſei, indem der zu freie Gebrauch des Meſſers die Conſtitution des Baumes in jungem Zuſtande beſchädigt und oft zerſtört, und Urſache iſt, daß dieſe Bäume kränkeln und abſterben. Es iſt auch Urſache eines zu ſtarken Nachwachſens und folglich Unfruchtbarkeit. Er empfiehlt an Stelle des jetzigen gewöhn— lichen Syſtemes, das Abkneipen der Triebe im Sommer, wodurch man in geringer Zeit das geſuchte Ziel erreicht und einen geſunden Baum erzeugt. Von Herrn Profeſſor Dr. Goeppert in Breslau: 1) Ueber das Arrangement der Alpenpflanzen in unſeren Gärten. Ein ſehr beachtenswerther Artikel, den wir ſpäter Gelegenheit haben werden, ausführlich mitzutheilen. 2) Palaeontology und unſere botaniſchen Gärten. Von Herrn S. Hibberd in London. Ueber Benennung der Pflanzen. Die Wichtigkeit der botaniſchen Nomenclatur für die Wiſſenſchaft, Kunſt und Literatur. — Claſſiſcher Urſprung von vielen Pflanzennamen. — Namen von Pflanzen in zwei Claſſen getheilt, natürliche und künſtliche. — Vorzug der künſtlichen Namen in jetziger Zeit; Einwand dagegen. — Vorſchlag zu einer Reviſion der botaniſchen Pflanzenverzeichniſſe. — Vor⸗ ſchlag zu einer Behörde für botaniſche Nomenclatur. . Von Herrn Dr. Hildebrand in Bonn. Ueber die Nothwendigkeit der Vermittlung eines Inſektes bei der Befruchtung von Corydalis cava. Dr. Hildebrand behauptet nach gemachten Erfahrungen, 1) daß die Blüthen von Corydalis cava, wenn vor Inſekten geſchützt und auf Befruchtung durch ſich ſelbſt angewieſen, keine Fruchtkapſeln bilden. 2) Daß ſehr ſelten eine Frucht ſich bildet, wenn die Blüthen von derſelben Rispe ſich gegenſeitig befruchten. 3) Durch Befruchtung der Blüthen ver⸗ ſchiedener Individuen iſt ſtets Frucht zu erwarten. Von Herrn J. E. Howard, London. Bemerkungen über den gegen: wärtigen Stand unſeres Wiſſens der Cinchona-Arten. Von Herrn H. Howlett. Ueber Nachtbedeckung und Beſchattung der Gewächs⸗ und Treibhäufer. Von Herrn van Hulle in Gent. Rationelle Methode des Schneidens der Fruchtbäume. Herr van Hulle ſagt, daß die in England erzeugten Früchte wohl zahlreich aber klein ſind und meiſt von Bäumen ſtammen, die ſich ſelbſt überlaſſen bleiben, daher dieſe auch nie ſo ſchön in Form und ſo ergiebig ſind, als ſie es ſein könnten. Die Fruchtbarkeit der Bäume in England, wie ſie ſich ergiebt, liegt hauptſächlich in der geſchickten Be— handlung des Bodens als in der Behandlung der Bäume ſelbſt. Die Engländer, meint Herr van Hulle, ſchneiden ihre Bäume, um ſie treibend zu machen, ohne gerade eine regelmäßige Form des Baumes oder große Früchte zu erzielen. Er empfiehlt das Schneiden, um ſymmetriſch geformte Bäume und große Früchte zu erlangen, indem man den Charakter der ver— ſchiedenen Zweige prüft, wie z. B. ob Fruchttragende oder Holztragende, die je nach ihrer Art behandelt werden müſſen, im Gegenſatze, daß man 334 ſämmtliche gleich behandelt, was er das alte Syſtem nennt oder beſſer das Schneiden ohne Syſtem. Das alte Syſtem überläßt der Natur Holz⸗ und Fruchttriebe zu bilden, wie ſie will; Herr van Hulle will aber die Natur der Art controliren, daß ſie beides nach ſeinem Gefallen erzeuge. Von Herrn Profeſſor Dr. K. Koch in Berlin. Einige Vorſchläge in Bezug auf ſyſtematiſche Botanik, als 1) über die verworrene Nomen— elatur, 2) über die zerſtreute Literatur und 3) die Einführung einer großen Menge von Pflanzen durch Handelsgärtner unter falſchen Namen. Von Herrn Profeſſor Kickr in Gent. Ueber die Phyſiologie der kryp⸗ togamiſchen Pflanzen. (Schluß folgt.) Garten⸗Nachrichten. Die Orchideenſammlung des Herrn Conſul Schiller. Unter der Pflege des Obergärtners Herrn Schmidt erfreuen ſich die ſtattlichen Exemplare der meiſten Orchideenarten in der Sammlung des Herrn Conſul Schiller zu Oevelgönne eines vortrefflichen Gedeihens, namentlich find es die Vanda-, Saccolabium-, Aerides-, Cattleya-, Lælia-, Cypripedium- und dergleichen Gattungen, deren Arten in aus⸗ gezeichnet ſchönen Exemplaren vorhanden ſind und von denen wir Ende Juni ſo viele in ſchönſter Blüthe ſahen. Die verſchiedenen Cypripedien blühten ungemein reich, namentlich aber C. barbatum var. caulescens, barb. majus, barb. pallidum, villosum Lindl., superbiens Rchb. fil. (Veitchianum Hort.), hirsutissimum Lindl., Hookeri, virens, dann Uropedium Lindeni Lindl., die ſchönen Eriopsis rutidobulbon Hook. und E. biloba vera, das hübſche Cyrtochilus sanguineus Wall., das niedliche und zierliche Dendrobium latifolium Lindl. — Von der Gattung Dendrobium blüthen ſehr üppig D. Farmeri Paxt., Devoni- anum Paxt., densiflorum Lindl., formosum Roxb. var. giganteum, cretaceum Lindl. und Griffithianum Lindl. — Von ganz beſonderer Schönheit find: Saccolabium curvifolium Lindl. und S. ampullaceum Lindl., erſtere mit ſcharlachrothen, letztere mit mehr dunkel- roſafarbigen Blüthen und aus jedem Blattwinkel ein Blüthenrispe treibend, ſo daß die ein Fuß hohe Pflanze von unten bis oben mit Blüthenrispen bedeckt iſt und einen reizend lieblichen Anblick gewährt. Zu den lieblichſten Orchideen gehören unſtreitig die Aerides-Arten und waren von dieſen A. rubrum, Warneri, virens Lindl., affine Lindl. var. roseum, mit ſehr großen Blüthenrispen in Blüthe; gleich ſchön waren aber Vanda cristata Lindl., tricolor Rchb. fil., tricolor var. suavis Rchb. fil. und mehere Varietäten. Dann Cleisostoma crassifolia Lindl., die prächtigen Cattleya intermedia Groh. var. amethystina, darunter auch eine ganz weiße mit bunter Lippe; C. Skinneri Batem., Lælia Schilleriana Rchb. fil., ſehr ſchön und L. purpurata; Bifrenaria bicornaria, die ſchönſte Art dieſer Gattung, mit goldgelben Blüthen; Oncidium phyna- 335 tochilum Lindl,, aurosum Rchb, fil. und sessile Lindl. Sobralia Lindleyana Rchb. fil, das herrliche Odontoglossum Pescatorei Lind., mit über 50 Bluthen, Trichopilia crispa Lindl. und margi- nata Henfr., ſehr ſchön. Lycaste tricolor und mehere andere Arten, Maxillaria leptosepala Hook., ſehr reichblühend. Eine ſehr hübſche Eulophia iſt die E. Saundersii, von Herrn G. Mann aus Weſt⸗Afrika eingeführt, mit ſchwarzbraunen Blüthen. Epidendrum glumaceum Lindl., aromaticum Batem., Calanthe veratrifolia R. Br. und Ca- marotis purpurea Lindl. find bekannte hübſche Orchideen, die wir neben meheren auderen und einer großen Anzahl kleinblumiger Pleurothaliis-, Stelis- und dergleichen Arten in üppigſter Blüthe fanden. — I N Feuilleton. Pflanzenverzeichniſſe. Das Preis-Verzeichniß No. 24 der Lau⸗ rentius'ſchen Gärtnerei in Leipzig, Gewächshauspflanzen, das unlängſt ausgegeben worden iſt, führt den Pflanzen- und Blumenfreunden wiederum eine große Anzahl neuer und ſeltener ſchöner Pflanzenarten vor, außer einer Ausleſe der ſchon ſeit einem oder meheren Jahren im Handel be— findlichen empfehlenswerthen Pflanzen. Von den neuen oder ſeltenen Pflanzen nennen wir nur: Amaryllis procera, eine blaublühende Art (ſiehe hamb. Gartenzeitung, S. 71, Jahrg. 1865), die herrlichen Aroideen Anthurium magnificum (hamburger Gartenzeitung, Heft 4, Seite 152), Alocasia longiloba und tigrina, zwei effectvolle Arten, Dieffenbachia Baraquini und gigantea, das grandioſe Philodendron bipinnatifidum: Ferner als ausgezeichnete Blattpflanzen zu empfehlen: Botryodendron macrophyllum, Cossignea borbonica, Croton pictum superbum, Ficus Grellei und Porteana, Grias cauliflora, Jambosa magnifica, Miconia pulverulenta, Phrynium magesticum, Schismatoglottis pictus und dergleichen. — Calonyction sanguineum, Cissus amazo- nica, Bignonia argyræa violascens, Manettia micans, Passiflora fulgens ſind ſehr empfehlenswerthe Schlingpflanzen. Als neue Aneco- chilus-Arten werden empfohlen: A. magnificus und spectabilis, dann Goodyera Veitchii, Physurus Esserii und nobilis. Die verſchiedenen Familien ſind durch deren ſchönſten Gattungen und Arten ſehr zahlreich vertreten, jo z. B. die Araliaceen, Aroideen, Aspho— deleen (Cordyline, Dracæna :c.), Begoniaceen, Farne, Bromeliaceen, Gesneriaceen, Orchideen, Palmen, Cycadeen, Scitamineen und Muſaceen, Coniferen, Liliaceen u. a. m. Ferner find zuſammengeſtellt die bunt: blätterigen Pflanzen, eine ausgezeichnete Sammlung, ebenſo reichhaltig die offieinellen Pflanzen und tropiſchen Fruchtbäume. Succulente Pflanzen, Waſſerpflanzen, Azaleen, Camellien, Rhododendren ꝛc. ꝛc. Das Verzeichniß empfiehlt ſich außerdem ſelbſt durch eine große Correctheit hinſichtlich der Namen, wie durch eine elegante Ausſtattung. — Sempervrirum calcareum Jord. wird in England in neueſter Zeit 336 ſehr viel zu Einfaſſungen um Beete benutzt und joll einen ſehr guten Effeet machen, was auch ſehr annehmbar, da die roſettenartig geſtellten, hell⸗zgraugrünen Blätter dieſer Hauslauchart an der Spitze glänzend chocoladenbraun gefärbt find. Aber auch zur Bepflanzung von Steinparthien und zur Bepflanzung kleiner Beete iſt dies eine ſehr empfehlenswerthe Art. Dieſelbe tauchte bereits vor 10—12 Jahren in der Gärtnerei der Herren J. H. Ohlendorff & Söhne in Ham bei Hamburg unter dem falſchen Namen 8. californicum auf, unter welcher Bezeichnung fie auch eine weite Verbreitung gefunden hat, denn auch in England geht ſie unter dieſem Namen (vergl. Gardener's Chronicle, No. 13, Seite 201). Der richtige Name dieſer Art iſt jedoch S. calcareum, aus dem vermuthlich durch Unkundige der Name californicum entſtanden iſt. Die Sequoia-Wälder in Californien, in der Umgegend von Ma: ripoſa und in den Thälern von Calavras und Poſemita, — find zum Nationaleigenthum der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika erklärt worden, und iſt dadurch ihrer Zerſtörung durch die Axt für immer ein Riegel vorgeſchoben worden. (Flora.) Eine Linneſtraße exiſtirt jetzt in Paris, indem die Straße St. Victor von dem Weinlager bis zum Museum d'Histoire naturelle dieſen Namen erhalten hat. | Perſonal-Notizen. Edinburgh. + Wiederum iſt die Liſte der bedeutendſten britiſchen Botaniker um einen Namen gekürzt worden. Am 4. Juni d. J. ſtarb zu Edinburgh Dr. Robert K. Greville im 72. Lebensjahre. Charlottenburg. + Am 25 Juni d. J., Mittags 12½ Uhr, ent: ſchlief ſanft im Schloßgarten zu Charlottenburg bei Berlin der königliche Hofgärtner Karl Fintelmann. Soeben erhielt ich eine neue große Sendung feinſten, weißen Original⸗Linden⸗Baſt, | welchen ich zu folgenden, ſehr billigen Preiſen oiferire. Bei Abnahme eines Original⸗Packetes von 5—15 7 à 3 6 Sgr.; bei größeren von 50% an à 5¼ Sgr. und bei Abnahme eines Original-Ballens von 230— 3005 a © 4% Sgr. Pr. Crt. gegen Baareinſendung. Dieſer Baſt iſt ganz beſonders zu empfehlen, indem 1 W von dieſem Baſte eben ſo viel an guter Fadenmaſſe, als eine gewöhnliche, theurer kommende Matte enthält, das Anbinden weſentlich erleichtert und zum Veredeln unſchätzbar iſt. Einem mit ähnlichen Artikeln handelnden Ge— ſchäfte, läßt derſelbe ſich als guter Nebenartikel ganz beſonders empfehlen. vi ö A. H. Höbbel, Hamburg, Jungfernſtieg 19. Samenhandlung. * Die capiſchen Pelargonien unſerer Gärten. Wo ſind ſie geblieben, die einſt ſo reichen, prächtigen Sammlungen von Exicaceen, Proteaceen, Liliaceen, Irideen und Amaryllideen, die vom Cap der guten Hoffnung zu uns kamen und lange Zeit einen der an- ziehendſten Punkte bildeten? Wie ſo manche mehr aus anderen Ländern ſind auch dieſe ſüdafrikaniſchen Pflanzenformen allmälich der Vergeſſenheit anheimgefallen, um glücklicheren Rivalen Platz zu machen, bis auch dieſe wieder durch menſchliche Caprice und durch die Alles beherrſchende Mode von anderen verdrängt werden. Das iſt nun einmal der Lauf der Welt im Großen und Kleinen, und Flora's Kinder müſſen ſich auch geduldig darin fügen. Doch ſolchen Unterdrückten, Vernachläſſigten dann und wann einmal das Wort zu reden, an ihre vom Reſte der Jahre bedeckten guten Eigenſchaften, ja Vorzüge, zu mahnen, ſollte die Pflicht eines Jeden fein, und wenn wir uns in dieſem Sinne zu Fürſprechern der alten, aber wahrhaft ſchönen capiſchen Pelargonien bekennen, ſo können wir nur hoffen, daß folgende Zeilen, die ihnen gewidmet ſind, einige Berückſichtigung finden mögen. Es ſind uns augenblicklich nur zwei Plätze bekannt, wo ſie noch ihr gutes altes Recht behaupten, die Gärten zu Kew und die Ge— wächshäuſer des Herrn Saunders, Reigate, Grafſchaft Surrey, in beiden werden nahezu an 80 Arten gezogen und belohnen ſie die ihnen geſchenkten Mühen durch reichliches, anhaltendes Blühen, prächtigen Farbencontraſt und endlich durch eine ſeltene Anſpruchsloſigkeit in ihrem Culturverfahren. | Unter den Geraniaceen nimmt das Genus Pelargonium durch die überwiegende Anzahl ſeiner faſt ausſchließlich ſüdafrikaniſchen Species den erſten Rang ein, Süd-Afrika muß daher auch als ihr Central-Punkt an⸗ geſehen werden und hier allein bilden ſie einen hervorſtechenden Zug im Landſchaftsbilde. Die fünf Genera, die nach de Candolle (Prod. I.) dieſe Familie zuſammenſetzen, ſind alle am Vorgebirge der guten Hoffnung vertreten, und zwar beſchränken ſich Monsonia und Sarcocaulon einzig und allein auf dieſe Flora, erſtere Gattung mit acht, letztere mit drei be- ſchriebenen Species. Harvey beſchreibt in der „Flora Capensis“ ferner fünf Arten von Geranium, fünf von Erodium und nicht weniger denn 163 Pelargonium-Species, was Wunder nehmen dürfte, da de Candolle im Prodromus 369 Species aufführt, die mit Ausnahme von ſieben alle Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXII. 22 vom Cap der guten Hoffnung kommen, und Sweet in feinen „Gera- niacex* (ein ſehr ſchönes älteres Werk in 5 Bänden, mit meheren 100 Abbildungen) dieſe Anzahl noch um ein Bedeutendes ſteigert. Jedoch finden wir viele von den de Candolle'ſchen und Sweet'ſchen Namen von Harvey zu Varietäten reducirt, andere, die er als Hybriden anſieht, berückſichtigt er gar nicht. Werfen wir noch einen Blick auf die weitere geographiſche Verbreitung dieſer Gattung, ſo finden wir in der Flora von Abyſſinien drei ihr eigenthümliche Pelargonium Species, und Dr. Welwitſch will ſelbſt in Nieder: Guinea eine neue Art aufgefunden haben. Die auf den Canariſchen Inſeln auftretende Art, von welcher ſich nur unvollkommene Exemplare in den Herbarien antreffen laſſen, iſt höchſt wahrſcheinlich vom Cap der guten Hoffnung eingewandert, wie ebenfalls auf den Azoren, ja, ſelbſt auf Guernſey noch ſolche Emigranten angetroffen werden. Eine Species iſt St. Helena eigen, nämlich P. Cotyledonis, im weſtlichen Taurus findet ſich das von Fenzl beſchriebene P. End— licherianum und Bentham endlich zählt in feiner „Flora Australi— ensis“ derer zwei auf, P. australe und P. Bodneyanum. Wenden wir jetzt unſere Aufmerkſamkeit auf die ſchon oben erwähnten beiden Sammlungen, welche aller Wahrſcheinlichkeit nach die größte Anzahl von irgendwo cultivirten Arten aufzuweiſen haben. Bei den Hunderten von Hybriden und Spielarten, die dieſem Genus entſprungen ſind, wäre es von um ſo größerer Bedeutung, auch die wirklichen Species in unſeren Gärten anzutreffen, theils um dabei Befruchtungsacte von der Quelle aus verfolgen zu können, theils um ſchon lange verwilderte Formen durch wiederholtes Bekreuzen mit den muthmaßlichen Eltern-Species zu den Ur— formen zurückzuführen. Iſt auch in den letzten Jahren Bedeutendes in der Befruchtungslehre in Rückſicht auf Hybridiſation und Baſtardirung ge— leiſtet worden, ſo bleiben immerhin noch manche Punkte ungenügend oder gar nicht erklärt und bieten unſere Pelargonien durch die Leichtigkeit, mit welcher ſie ſich gegenſeitig befruchten, ein weites und belohnendes Feld zu Experimenten dar. Da ſeit vielen Jahren die capiſchen Pelargonien in allen Gartenſchriften unberückſichtigt geblieben ſind, ſo glauben wir nicht beſſer thun zu können, als von jeder der hier cultivirten Species eine kurze Beſchreibung zu geben, ſowie auf ihre verſchiedenen Synonymen und die von ihnen gegebenen Abbildungen hinzuweiſen. Zu dieſem Zwecke haben wir die Mühe nicht geſcheut, Sweet's voluminöſes Werk durchzugehen, um demſelben alle, namentlich für Gärtner intereſſanten Notizen zu ent⸗ nehmen, doch haben wir hauptſächlich auf die Beſchreibungen in der „Flora Capensis“ Rückſicht genommen. Dr. Harvey, der Bearbeiter dieſer Familie, errichtet zunächſt 15 Sectionen für die Gattung Pelargonium, dieſelbe Eintheilung wird in den „Genera Plantarum“ von Bentham und Hooker angenommen, und da es mit Hülfe derſelben verhältnißmäßig leicht iſt, ſich unter einer ſo großen Anzahl von Arten zurechtzufinden, ſo glauben wir, ſelbige hier zunächſt geben zu müſſen. Sect. I. Hoarea. Stammlos, mit knolligen Wurzeln. Blumenblätter 5 oder 4. 339 Sect. II. Seymouria. Stammlos, mit knolligen N Nur 2 Blumenblätter. Sect. J olyactium. Stengelig, mit knolligen Wurzeln. Blätter gelappt oder fiederartig, doppelt zuſammengeſetzt. Dolden vielblüthig, Blumenblätter beinahe heiß roß. 125 Sect. IV. Otidia. Stamm knotig und ſaftig. Blätter fleiſchig, gefiedert oder doppelt fiederartig zuſammengeſetzt. Blumenblätter faſt gleich groß. 5 Staub— efäße. = Sect. V. Ligularia. Stamm entweder ſaftig oder ſchlank und ſich verzweigend. Blätter ſelten ungetheilt, meiſtentheils ſehr zerſchnitten oder fiederartig doppelt zu— ſammengeſetzt. Blumenblätter beinahe gleich. Staubgefäße 7. Sect. VI. Jenkinsonia. Strauchig oder ſaftig. Blätter handförmig genervt oder gelappt. Die 2 oberen Blumenblätter ſind mit langen Nägeln verſehen und viel größer als die unteren. Staubgefäße 7. Sect. VII. Myrrhidium. Schlanke, halbſtrauchige oder einjährige Gewächſe. 4 Blumenblätter, ſelten 5, die 2 oberen ſind die größten. Staubgefäße 5, ſelten 7. Gec. VIII. Peristera. Strauchartig, weitſchweifig, einjährig oder perennirend. Blätter ge— lappt oder gefiedert. Blumen ſehr klein. Blumenblätter kaum länger als Kelchblätter. e Sect. IX. Campylia. Stamm kurz, faſt einfach. Blätter auf langen Stielen, ungetheilt, ganzrandig oder gezähnt. Blumen auf langen Blüthenſtielchen. Sect. X. Dibrachya. Viel verzweigt, mit ſchwachen, gelenkigen Stämmen. Blätter ſchild⸗ ſtielig oder herzförmig gelappt, fleiſchig. Blumenblätter verkehrt-eirund. 7 Staubgefäße. Arbe in Pelargonien.) Sect. XI. Eumorpha. Schlank, halbſtrauchig oder krautartig. Blätter auf langen Stielen, nierenförmig, gelappt oder gefiedert. Blumenblätter ungleich, 7 Staub⸗ efäße. un Sect. XII. Glaucophyllum. Strauchartig, Blätter fleiſchig, einfach oder dreifach zuſammengeſetzt, die Platte gegliedert bis zum Blattſtiele. 7 Staubgefäße. Sect. XIII. Ciconium. Strauchig, mit fleiſchigen Zweigen. Blätter entweder verkehrt-eirund oder herz⸗nierenförmig, ungetheilt. Blumenblätter alle von derſelben Farbe, ſcharlach, blaßroth oder weiß. 7 Staubgefäße. Sect. XIV. Cortusina. Ein kurzer, dicker und fleiſchiger Stock. Zweige (wenn vorhanden) ſchlank und on 0 litten nieren⸗ oder herzförmig, kleinlappig, | 22 - > 22 340 auf langen Stielen. Blumenblätter beinahe gleich groß, die beiden oberen am breiteſten. Staubgefäße 6—7. N Sec. XV. Pelargium. Viel verzweigte Sträucher oder Halbiträucher, nicht fleiſchig. Blätter ganz oder gelappt. Blüthenſtand oft rispig, die einzelnen Blüthenſtiele doldig. 2 obere Blumenblätter länger und breiter als die unteren. Staub⸗ gefäße 7. Sect. I. 1. Pelargonium longifolium Jacq. Je. Rar. t. 518. Dieſe niedliche und gut charakteriſirte Art iſt namentlich durch ihren mit langen, weißen Haaren dicht bekleideten Kelch bemerkenswerth. Die Blumen ſtehen in einer mehrblüthigen Dolde, ſie ſind fleiſchfarbig oder weiß, mit dunklen Linien oder Flecken auf einzelnen Petalen. Mehere in den Gärten cultivirte Arten, wie z. B. P. laciniatum Pers., P. auri- culatnm Willd. (Sw. Ger. t. 395), P. ciliatum L’Her. Ger. t. 17, hat Harvey als Varietäten zu dieſer Art gezogen. Sect. II. 2. Pelargonium pinnatum Lin. (Dimacria pinnata Sw. Ger. 46). Die fiedertheiligen Blätter zeigen eine ſeidenartige Behaarung auf beiden Seiten, die weißen oder fleiſchfarbigen Blumen ſtehen ebenfalls in einer vielblüthigen Dolde. Sie blüht von Anfang Sommer bis ſpät in den Herbſt hinein. P. vieisefolium D. C. wird zu dieſer Art gebracht. Sect. III. 3. Pelargonium lobatum Willd. Sw. Ger. t. 51. Die Blätter find von bedeutender Größe, oft 6 — 12 Zoll breit, in Form und Eigenſchaft variiren ſie ziemlich ſtark und iſt ihre Behaarung zottiger oder filziger Beſchaffenheit. Die Blumen zeigen eine ſehr dunkel⸗ braune, faſt ſchwarze Farbe, mit einem gelben Rande. Abends verbreiten ſie einen ei Duft. Sect. III. 4. Pelargonium pulverulentum Colv, Sweet. Ger. t. 218. Stamm ſehr kurz, die dicken, herzförmigen Blätter ſollen nach Sweet mit einer ſtäubigen Maſſe bedeckt ſein, die ihnen namentlich im jungen Zuſtande ein eigenthümliches, hübſch kraſſes Anſehen verleiht. Die zwei oberen Blumenblätter ſind von gelblicher Farbe, mit 2 dunklen Flecken in der Mitte, die unteren zeigen einen gelben Rand und ein dunkel-ſammet⸗ artiges Centrum. Dieſe Art wurde zuerſt im Jahre 1822 nach England eingeführt. Sect. III. 5. Pelargoni um radulefolium E. et Z. Dieſe Art ſteht dem P. heracleifolium ſehr nahe und begreift P. multiradiatum E. Mey., was dann und wann in den Gärten angetroffen wird, in ſich. Die ſteifen, dicken, glatten oder filzig behaarten Blätter find breit eiförmig, tief eingeſchnitten-gefiedert, 2— 4 Z. lang und werden auf langen Stielen getragen. Die Blumen find von trüber, gelblich— brauner Farbe und ſollen in der Nacht Geruch beſitzen. Sect. III. 6. Pelargonium flavum Ait. Hort. Kew. | Sw. Ger. t. 254. Auf Schönheit darf diefe Art weniger Anſpruch machen, als auf 341 Eigenthümlichkeit in der Färbung ihrer Blumen, die, wie Sweet berichtet, ein liebliches Aroma beſitzen. Die 6— 12 Zoll langen, ſehr haarigen Blätter mit langen Stielen ſind verkehrt-eiförmig, vierfach gefiedert und dick anzufühlen. Die Blumen ſind entweder von grünlich-gelber Farbe, mit einem dunkleren Centrum an jedem Blumenblatte, oder auch von ſchwarz— brauner Färbung, mit hellerem Rande. Schon im Jahre 1724 wurde ſie vom Cap der guten Hoffnung eingeführt, und finden wir ſie zuweilen in unſeren Catalogen unter dem Namen P. daucifolium Cav. aufgeführt. Sect. III. 7. Pelargonium triste Ait. Hort. Kew Bot. Mag. t. 1614. ö Mehere Arten, wie P. millæfoliatum Sw. Ger. t. 220, P. glau- cifolium Sw. Ger. t. 179, P. filipendulifolium Sw. Ger. t. 85, werden von Harvey entweder als Synonyma oder als Varietäten zu dieſer gebracht. Die Blätter ſind von beträchtlicher Länge und vielfach ge— lappt, in Form und Behaarung weichen ſie mehr oder minder von einander ab. Die Blumen zeigen bald eine bräunlich-gelbe Färbung mit dunklen Flecken, bald eine mehr rein braune Schattirung, mit blaſſem Rande. In der Nacht ſollen ſie angenehm riechen und ſind dieſelben in einer viel— blüthigen Dolde vereinigt. In der Handelsgärtnerei von Herrn Lod diges wurde dieſe Art zuerſt als P. oxalidifolium Hort. cultivirt.*) Sect. III. 8. Pelargonium apicifolium Jacg. 0 Dunkelbraune Blumen, mit hellem Rande. Seit 1809 in Europa. Sect. III. 9. Pelargonium bicolor Ait. Hort. Kew. Bot. Mag. t. 201. Sweet Ger. t. 97. Blumen von purpurrother Schattirung, mit blaſſer Einfaſſung. Im Jahre 1778 in Europa eingeführt. Iſt vielleicht nur eine Gartenform, wie ebenfalls P. bicolor major. | Sect. IH. 10. Pelargonium sanguineum Wendl. Coll. 2. f. 53. au Sweet Ger. t. 76. Dunkel⸗ſcharlachrothe Blumen, mit einem fat ſchwarzen Punkte im Centrum. Sweet vermuthet, daß wir es hier mit einer Hybride zwiſchen P. multiradiatum und P. fulgidum zu thun haben, da ſie die Blätter - erfterer und die Blumen letzterer Art beſitzt. Sect. III. 11. Pelargonium fulgidum Willd. Sw. Ger. t. 69. Die Färbung der Blumen iſt eine ſehr ſchöne und hat ſie deshalb auch vielfach zu Bekreuzungen dienen müſſen, die alle die befriedigendſten Reſultate geliefert haben. P. ignescens, P. scintillans, P. ardens und noch mehere andere cultivirte Arten ſollen alle von ihr entſprungen ſein. Sect. III. 12. Pelargonium gibbosum. Dieſe in engliſchen Gärten unter dem Namen „The Gouty ) Umſtände halber wurde ich veranlaßt, dieſe kleine Arbeit entweder für's Erfte ganz auf die Seite zu legen oder ſie auch bedeutend verkürzt zu beenden. Ich zog das Letztere vor und kann nur hoffen, daß ſie auch in dieſer Form den Leſern einiges Intereſſe bieten möge. E. Go eze. Anmerk. Herr Goeze hat, wie wir den Leſern bereits mitgetheilt haben, einen Ruf als Inſpector des botaniſchen Gartens in Coimbra 1 und iſt bereits dahin abgereiſt. ie Red. 342 Geranium“ bekannte Art wurde im Jahre 1772 in Europa eingeführt. Die Blumen find von einer grünlich⸗gelben Farbe, es iſt aber namentlich die blaſſe, blaugrüne, glatte Rinde des verzweigten, fleiſchigen Stammes, wodurch dieſe Species gut charakteriſirt wird. Sect. III. 13. Pelargonium schizopetalum Sw. Ger. t. 232. Blumenblätter von ungleicher Größe, die beiden oberen gelblich— grün, die unteren von einem bräunlichen Purpur, alle find in ſehr feine, gabeliche Lappen getheilt, was den Blumen und ſonſt der ganzen Pflanze einen eigenthümlichen Anſtrich verleiht. Im Jahre 1821 wurde ſie zuerſt in engliſchen Gewächshäuſern angetroffen, und bemerkt Sweet, daß die Blumen von einem unangenehmen Geruche ſind. Sect. III. 14. Pelargonium Bowkeri. Bot. Mag. 5421. Eine ſehr niedliche Species, die erſt vor einigen Jahren vom Cap der guten Hoffnung eingeführt wurde. Die Blumen erinnern an die von P. schizopetalum, amatymbicum und caffrum, in der Belaubung weicht ſie jedoch von allen dieſen bedeutend ab. Die Knollen ſind ſehr groß, der Stamm ein ſehr kurzer. Sect. IV. 15. Pelargonium carnosum Ait. (Otidia carnosa Lindl. Mss. Sw. Ger. t. 98). Die Blumen ſind meiſtentheils weiß, zuweilen roſa und von un⸗ bedeutender * Sweet bemerkt noch, daß die Blätter auf beiden Seiten ui ſind Sect. 16. Pelargonium crithmifolium E. Mey. Sw. Ger. t. 354. Eine der fleiſchigſten Arten der Gattung, weshalb ſie auch eine ſehr leichte, ſandige Erde erfordert. Wird leicht durch Stecklinge vermehrt, falls ſelbige erſt einige Tage hingelegt werden, bevor man ſie einpflanzt. Jede Dolde enthält 4—6 Blumen, die mehere rothe Schattirungen zeigen. Sect. V. 17. r pulchellum Curt. Bot. Mag. t. 524. Sw. Ger. t. 31. Ueber die Zeit der Einführung dieſer niedlichen Art herrſchen ver⸗ ſchiedene Angaben, nach Einigen ſoll ſie ſchon im Jahre 1695 in unſeren Gärten vorhanden geweſen ſein, doch iſt die Angabe Anderer, welche ſie ein Jahrhundert ſpäter als vom Cap der guten Hoffnung eingeführt, vor⸗ führen, die richtige. Die zwei oberen Blumenblätter ſind weiß, mit einem rothen Anhauche, bei den unteren dominirt auch die weiße Farbe, nur daß ſich das Rothe hier bemerklicher macht. Blüthezeit März bis Mai. Sect. V. 18. Pelargonium hirtum Jacq. Ic. Rar. t. 536. Sw. Ger. t. 113. (P. tenuifolium L’Her. Ger. t. 12.) Die ſehr fein eingeſchnittenen, haarigen Blätter erinnern an die unſerer gelben Wurzeln. Die von 3 bis 8 in einer Dolde vereinigten Blumen ſind von unbedeutender Größe, entſchädigen uns aber dafür durch ihr herrliches Colorit, das vom Roſa zum Dunkel-Purpur übergeht. Sect. V. 19. Pelargonium abrotanifolium Jacq, Schenbr. t. 136. Sw. Ger. t. 351. Ein zierlicher, ſtark behaarter Strauch, mit Blättern wie bei Arte- misia Abrotanum, die ganze Pflanze iſt aromatiſch. Da dieſe Art nicht 942 ſehr reichblühend iſt, auch die Blumen keinen großen Anſpruch auf Schönheit machen können, ſo iſt ſie kaum einer weiteren Beachtung werth. A Sect. V. 20. Pelargonium incisum Willd. Sw. Ger. t. 93. Dieſe Art, die ſich namentlich durch ihren bezweigten Habitus aus⸗ zeichnet, erreicht ſelten mehr denn 1 F. Höhe. Die zierlich kleinen Blumen zeigen eine blaßrothe Färbung, die aber durch die auf den beiden oberen Blumenblättern befindlichen dunkelrothen Flecken bedeutend gehoben wird. Sweet bemerkt noch, daß ſie ziemlich zärtlich iſt, einen recht luftigen Standpunkt verlangt und man ſich namentlich vor zu reichlichem Begießen hüten muß. Sect. V. 21. Pelargonium exstipulatum Ait. Hort. Kew. 2. p. 431 (P. fragans Willd.). Im Jahre 1773 in England eingeführt. Blumen oder Blätter ſind bei dieſer Art ſehr klein aber ſchön geformt. Ein angenehmer Geruch theilt ſich der ganzen Pflanze mit, weshalb wohl der Name „Penny royal scented.“ | Sect. VI. 22. Pelargonium tetragonum L'Her. Ger. t. 32. Bot. Mag. t. 136. (Jenkinsonia tetragana Sweet Ger. t. 99. Eine ausgezeichnete Art, die durch ihren nackten, viereckigen, fleiſchigen und oft ganz blattloſen Stamm leicht zu erkennen iſt. Die großen Blumen haben meiſtentheils nur 4 Blätter aufzuweiſen, von denen die 2 oberen purpurfarbig ſind, die unteren weißen ſind um die Hälfte kleiner und ſchaufelförmig. Es iſt auch eine Varietät mit bunten Blättern bekannt. Sect. VII. 23. Pelargonium myrrhifolium var. #8 coriandri- folium (P. coriandrifolium Jacq. Ic. Rar. t. 528). Krautartig, mit zweifach gefiederten Blättern. Große weiße Blumen, mit purpurnen Streifen. | Sect. VIII. 24, Pelargonium grossularioides Ait. Hort. Kew. Vol. 2. p. 42. Dieſe Art erinnere ich mich in meheren Gärten des Feſtlandes an— getroffen zu haben, und wenn ſie ſich auch nicht durch eine ſchöne Blüthe empfiehlt, ſo iſt ſie doch im Freien ſowohl wie in Kalthäuſern durch ihr üppiges, raſches Wachſen ſehr gut zu verwenden. er Sect. X. 25. Pelargonium peltatum Ait. Hort. Kew. 2. p. 427. Bot. Mag. t. 20 (P. scutatum D. C. Sw. Ger. t. 95). Samen von dieſer Art wurden im Jahre 1819 vom Cap der guten Hoffnung eingeſchickt, und zwar mit der Bemerkung, daß die Blätter zur Heilung von Wunden ſehr anzuempfehlen ſeien. Es giebt mehere Garten- Varietäten hiervon, die als „Ivy leaved Geraniums“ (epheublätterige Geranien) bekannt und namentlich als Schlingpflanzen ſehr beliebt ſind. Sect. XI. 26. Pelargonium patulum Jacg. "Ic. Rax. t. 941. N 40 Harvey zählt in der „Flora Capensis“ zwei Varietäten auf, nämlich: | | * 1) P. patulum latilobum (Eumorphia variegata, marmorata, cataraste E. et Z.). | 2) P. patulum tenuilobum (Eumorphia tenuiloba E. et Z.). 344 Eine halb ſtrauchartige und ſich wenig veräſtelnde Art. Ihre 2 oder 3 Blumen ſtehen auf ſehr dünnen Blüthenſtielen zuſammen. Sect. XI. 27. Pelargonium alchemilloides Wild. Perennirend, Blätter auf ſehr langen Blattſtielen. Die faſt ſitzenden Blumen ſtehen in einer vier- bis ſechsblüthigen Dolde zuſammen. Sect. XI. 28. Pelargonium malvæfolium Jacg. 7. Eccl. t. 97. Dieſe halb ſtrauchige Art dürfte ſich namentlich durch ihre blutrothen Blumen, deren einzelne Blätter noch mit meheren dunklen Streifen ver⸗ ſehen ſind, auszeichnen. Sect. XI. 29. Pelargonium tabulare L’Her. Ger. t. 9. Im ganzen Habitus, ſowie auch in der Form, Größe und Färbung der Blumen, nähert ſie ſich ſehr der ſchon oben angeführten Art, P. alchemilloides. Sect. XII. 30. Pelargonium glaucum L’Her. Ger. t. 29. Sw. Ger. t. 57 (P. lanceolatum Bot. Mag. t: 56). Es ſtehen je 1 oder 2 Blumen beiſammen, ſelbige ſind von weißer Farbe, mit einer röthlichen Schattirung auf den oberen Petalen und werden auf kurzen Stielen getragen. Eine alte, aber in unſeren Sammlungen ſeltene Art, die namentlich auch durch ihre lange Blüthezeit, von Anfang Sommer bis ſpät in den Herbſt bemerkenswerth iſt. Sect. XII. 31. Pelargonium spinosum Willd. Seit 1796 in den Gärten vorhanden. Eigenthümlich durch die nicht abfallenden Nebenblätter, welche ſich allmälich in kleine Stacheln ver— wandeln. Sect. XIII. 32. Pelargonium acetosum Ait. Hort. Kew. 2. p. 430. Bot. Mag. t. 103. Wurde zuerſt im botaniſchen Garten zu Chelſea im Jahre 1724 cultivirt, und erwähnt Miller auch eine Varietät mit ſcharlachrothen Blumen, während die der wirklichen Art von ſehr blaßrother Färbung ſind. Sect. XIII. 33. Pelargonium zonale Willd Ein ziemlich hoher Strauch, der ſeit 1710 in England angezogen wird. Er hat einen ſaftigen, hellgrünen Stamm und eben ſolche Zweige, die Blätter ſind dick anzufühlen und meiſtentheils durch einen dunklen Halbkreis gezeichnet, weshalb der Name „horse shoe Geranium.“ Die Blumen variiren von Scharlach durch alle Nüancen, von Roth bis zu reinem Weiß. Sweet nimmt an, daß 2 alte Arten, P. hybridum und P. monstrum, nur Varietäten dieſer Species ſind. Eine andere Species, P. stenopetalum Ehr., wird von Harvey ebenfalls als var. & zu P zonale gebracht. In der „Flores des serres“ t. 1444 finden wir eine hübſche Abart dieſes Pelargonium, und Profeſſor Lecog in Clermont be⸗ ſchreibt in der „Revue horticole“ (16. Januar 1866) 4 Gartenformen, nämli 5 Gloire de Clermont, mit gefüllten Blumen. 2. Ferrier. 3. Martial. 4. Triomphe de Gergovia, mit halb gefüllten Blumen, die am 345 wenigſten ſchöne unter dieſen Vieren, aus der aber wahrſcheinlich die drei anderen hervorgegangen ſind. | Sect. XIII. 34. Pelargonium inquinans Ait. Hort. Kew. 2. p. 424 (P. cerinum Sw. Ger. t. 176). Dieſe Art iſt die Stammmutter der ſogenannten Scharlach-Geranien, welche jetzt in allen Nüancirungen von Blättern und Blumen unſere Gärten bevölkern. Sie wurde 1714 in Europa eingeführt und hat ſich trotz der vielen Bekreuzungen auch noch unverfälſcht in ihrem Urtypus erhalten. oe XIV. 35. Pelargonium echinatum Curt. Bot. Mag. t. 309. Sw. Ger. 54 (P. hamatum Jacq. Schoenb. t. 138). Eine ſehr zu empfehlende Art, da fie vom Herbſte bis ſpät in den Frühling unausgeſetzt fortblüht, doch verlangt ſie einen ziemlich warmen Standort. Die Blumen ſind meiſtentheils weiß, mit einem dunklen rothen Flecke auf den oberen Petalen, doch zuweilen nehmen ſie auch eine mehr einförmige, purpurne Färbung an. 8 Sect. XIV. 36. Pelargonium crassicaule L’Her. Ger. t. 26. Bot. Mag. t. 477. Bemerkenswerth wegen des dicken, faſt knolligen Stammes. Die Blätter gehen allmälich in den Blattſtiel über. Die weißen Blumenblätter tragen je einen dunklen, rothen Fleck und ſind von ungleicher Größe. Sect. XIV. 37. Pelargonium odoratissimum Ait. Hort. Kew. 2. p. 419. Sw. Ger. t. 299. Wurde vom Cap der guten Hoffnung im Jahre 1724 eingeführt. P. fragans und exstipulatum ſind wahrſcheinlich nur Varietäten dieſer Art. Die Blumen, die je 5 bis 10 zuſammenſtehen, können weder auf Größe noch auf Schönheit Anſpruch machen, beſitzen aber einen lieblichen Geruch, der ſich mehr oder minder der ganzen Pflanze mittheilt. Eine recht leichte, ſandige Erde ſcheint ihr beſonders zu behagen. Sect. XIV. 38. Pelargonium reniforme Curt. Bot. Mag. t. 493. Sw. Ger. t. 48. Dieſe ſehr gut charakteriſirte Art variirt oft in der Form und Größe der Blätter, wie auch in der Farbe der Blumen, meiſtentheils beſitzen letztere aber eine dunkelroſa Färbung, mit purpurner Schattirung, auch ſollen die 3 unteren Blumenblätter blaſſer gefärbt ſein. Ein Doctor Atherſtone empfiehlt die Blätter gegen Waſſerſucht. Im ganzen Habitus wie auch in der Form der Blätter und Blumen ähnelt fie ſehr der au- ſtraliſchen Art, P. Badmeyanum Lindl. (Mitch. Three Exped. II. 144), letztere iſt noch nicht als lebende Pflanze nach Europa eingeführt worden. Sect. XV. 39. Pelargonium cordatum Ait. Hort. Kew. p. 427. L'Her. Ger. t. 22 (P. cordifolium Bot. Mag. t. 165). Ein kleiner Strauch, mit dem Habitus und den Blumen von P. cucullatum, doch weicht er in der Form der Blätter gar ſehr von dieſer Art ab. Seit 1774 in unſeren Gärten. Sect. XV. 40. Pelargonium betulinum Ait. Hort. Kew. p- 426. Bot. Mag. t. 148 (P. penicillatum Willd.) . Purpurne Blumen mit dunklen Streifen, doch Größe und Farbe 1 iſt öfteren Variationen unterworfen. Das Jahr der Einführung iſt 1786. Sect. XV. 41. Pelargonium cucullatum Ait. Hort. Kew. 2. p. 426. Dies iſt ein ziemlich großer und üppig wachſender Strauch, dem viele unſerer Garten⸗Hybriden entſprungen ſind. In der wirklichen Art zeigen die Blumen ein reines Purpur. Wurde bereits im Jahre 1690 nach Europa gebracht. Sect. XV. 42. Pelargonium i Ait. Hort. Kew. 2. p. 430. Sw. Ger. t. 383. Der ganzen Pflanze iſt ein citronenartiger Gern eigen, die kleinen, zierlich geformten Blumen erſcheinen bis ſpät in den Herbſt. Sweet nimmt an, daß ſie höchſt wahrſcheinlich eine Hybride iſt, Harvey hingegen betrachtet ſie als gute Species und führt folgende Varietäten an: P. crispum var. major Hort. P. crispum var. g. latifolium (P. pustulosum Sw. Ger. t. 11.). Sect. XV. 43. Pelargonium scabrum Ait. Hort. Kew. 2. p. 430. L’Her. Ger. t. 31. Sehr reichblühend, nimmt oft einen Zwerg-Habitus an und verzweigt ſich ſehr. Seet. XV. 44. Pelargonium papilionaceum Ait. Hort. Kew. 2. p. 423. Sw. Ger. t. 27. Eine eigenthümliche und vortrefflich gekennzeichnete Art. Wächſt ſehr üppig und bringt den ganzen Sommer eine Fülle kleiner, purpurfarbiger Blumen hervor. Sie ſetzt reichlich Samen an, weshalb ſie ſich zu Be— fruchtungs⸗Verſuchen vortrefflich eignet. Am Cap der guten Hoffnung wird fie zu den ſubalpinen Pflanzen gezählt und- dürfte fie bei uns einen kalten Standort beanſpruchen. Sect. XV. 45. Pelargonium tomentos um Jacg. Ic. t. 537. Bot. Mag. t. 518. Sw. t. 168. Diefe Art wird eigentlich nur des Geruches wegen (Peppermint scented Geranium) cultivirt. Die Belaubung iſt ſehr fein und zierlich, die kleinen weißen Blumen ſind dagegen ſehr unbedeutend. Sect. XV. 46. Pelargonium quercifolium Ait. Hort. Kew. 2. p. 422. L’Her. Ger. t. 14. Wird vielfach in Gärten angetroffen, und bringt eine Menge großer, purpurner oder violetter Blumen hervor. Ein keineswegs angenehmer Geruch iſt der Pflanze eigen. Sect. XV. 47. Pelargonium glutinosum Ait. Hort. Kew. 2. p. 426. Bot. Mag. t. 143. Ein ſehr belaubter Strauch, mit balſamiſchem Geruche. Wurde im Jahre 1777 eingeführt und zeichnet ſich durch roſapurpurne Blumen aus. Sect. XV. 48. Pelargonium viscosissimum Sw. Ger. t. 118. Sehr niedlich und reichblühend. Die Blumen ſtehen in Dolden und ſind entweder von weißer oder violetter Farbe. Die oberen Petalen haben einen dunkelrothen Fleck im Centrum. | Sect. XV. 49. Pelargonium Radula Ait. Hort. Kew. 2. p. 423. L’Her. Ger. t. 16. | Wird ebenfalls des angenehmen balſamiſchen Geruches wegen gezogen. Die kleinen Blumen haben eine blaßpurpurne Färbung, mit dunkleren Streifen auf den einzelnen Petalen. Eine Varietät, P. Radula major, iſt ebenfalls in den Gärten vorhanden. | Sect. XV. 50. Pelargonium denticulatum Jacgq. Hort. Schoenb. t. 135. Sw. Ger. t. 109. Erreicht im Vaterlande eine recht anſehnliche Höhe, doch ſind die einzelnen Triebe nur dünn und ſchwächlich, wenn auch ſehr ſaftig. Dieſe Art beſitzt ebenfalls wie die beiden vorhergenannten ein erfriſchendes Aroma und nähert ſich im ganzen Habitus dem P. Radula. Wurde 1789 zuerſt nach England gebracht und wird jetzt ziemlich häufig in unſeren Samm— lungen angetroffen. Sie trägt entweder lilafarbene oder purpurrothe Blumen, mit dunkleren Streifen auf den oberen gezähnten oder zwei: lippigen Petalen. Unter den 80 Arten, die ſich in der Sammlung des Herrn Saunders und in der zu Kew befinden, werden manche von Harvey als Synonyma betrachtet, andere werden von ihm als Varietäten oder Unter-Species der hier angeführten beſchrieben, und noch andere als Garten-Erzeugniſſe durch—⸗ aus gar nicht erwähnt, von denen er ſagt: „truly trivial names“ „names ignoble, born to be forgot.“ Der größeren Ausführlichkeit wegen möchte ich folgende noch namhaft machen, die ſich in den obengenannten Sammlungen befinden und auch zum Theile in Sweet's „Geraniacem“ beſchrieben und abgebildet find, nämlich: Pelargonium ignescens Sweet Ger, 2. 55. Lodd. Cab. 109. P. discolor, P. propinque, P. erectum Sw. Ger. 107. P. selectum Sw. Ger. 190. P. Blandfordianum Sw. Ger. 101. P. flexuosum Sw. Ger. 180. P. rapaceum. P. citriodorum, P. ardens Sw. Ger. 45. Lodd. Cab. 199. P. tricolor Willd. (Phymatanthus tricolor) Sw. Ger. 43. (P. violaceum Jacq.) (Geranium tricolor Andr.) Werfen wir jetzt noch einen Blick auf die nicht capiſchen Species, fo möchte ich hier noch auf einige verweiſen, die ſich ebenfalls in Cultur befinden. P. Endlicherianum Fenzl. Regel's Gartenflora 1857, Taf. 311. Nov. Stirp. Syn. pag. I. 6. Fenzl Abb. ſelten. Pflanzenarten 3. Walp. Repert II. 320. Vom weſtlichen Taurus, eine ſehr ausgezeichnete, werthvolle Species. F. Arembergianum Klier. Hamb. Gartenz. 1. S. 78. Vaterland unbekannt, wahrſcheinlich eine Hybride. Pelargonium Cotyledonis (Isopetalum Cotyledonis) Sw. Ger. t. 145. — Eine ſehr eigenthümliche Species von St. Helena, wo ſie aber nach den Berichten neuerer Reiſenden ausgeſtorben ſein ſoll. In B urchell's Herbarium, jetzt ein Theil des Gartens zu Kew, befinden ſich nur einige Blätter und einzelne Blumen. Lebende Pflanzen wurden im Jahre 1768 nach England gebracht und haben ſich wenige Nachkömmlinge hier und da erhalten, ſo auch bei Herrn Saunders, wo ein kräftiges Exemplar vorhanden iſt. Die Blätter find ſchild-herzförmig und auf beiden Seiten ſtark behaart. Weiße Blumen, mit 3 gleich großen, ründlichovalen Petalen. Sweet bemerkt, daß ſie ſehr ſchwer zum Blühen zu bringen iſt; er räth, ſie im Winter ganz trocken zu halten, ſo daß ſie die Blätter verliert und dadurch eher zu = Knospenanſetzen gebracht wird. elargonium australe Willd. Sw. Ger. 68. Hook. Tasm. i. 57. F. Müll. Pl. Vietor. 170. Bentham Fl. Austral. I. (P. glome- ratum Jacq. D. C. Prod. P. inodorum Willd. Sw. Ger. 59. p. C. Prod. P. littorale Hueg. Bot. Arch. 1. 5. P. crinitum Nees. in Pl. Preiss. P. stenanthum Turcz. in Bull. Musc. 1858. P. Drummondii Turcz. ibid.) Dieſe Art wird in Auſtralien, Neu-Seeland und meheren anderen Südſee⸗Inſeln angetroffen und fol fie nach Bentham mit der ſüd— afrikaniſchen Species P. grossularioides Ait. und var. anceps (P. anceps Ait.) ein und dieſelbe ſein, wenn auch jedes Land ſeine ihm eigen⸗ thümlichen Varietäten aufzuweiſen hat. P. clandestinum L’Her. Hook. Handbook of New-Zealand Flora, nach Bentham P. australe var. clandestinum wird ebenfalls vielfach in der polyneſiſchen Inſelgruppe gefunden. Eine krautige Species, die oft ſchon im erſten Jahre blüht. Es giebt 2 Garten⸗Varietäten davon, die eine mit weißen, die andere mit niedlich fleiſchfarbenen oder blaßroſa Blumen. Sie ſoll ſehr leicht Samen anſetzen, und blüht vom Frühjahre bis ſpät in den Herbſt hinein. Im bie 1 wurde ſie zuerſt nach Eurapa geh Die Blätter der wohlriechenden Arten vom Cap der guten Hoffnung werden dann und wann zur Fabrikation feiner ätheriſcher Oele benutzt, auch in der Medizin ſollen die Blätter und Wurzeln einiger Arten, namentlich im eigenen Vaterlande Verwendung finden, und Barkhouſe berichtet, daß die dicken Wurzeln des Geranium parviflorum von den Eingebornen Tasmaniens gegeſſen werden, weshalb man fie dort auch „na- tive carrots“ nennt. Im Großen und Ganzen ſind die Geraniaceen aber eine Familie, die im menſchlichen Haushalte von gar keinem Nutzen ſind. Kew, Mai 1866. Edmund Goeze. — —— Zur Cultur der Palmen. Vom Hofgärtner H. Wendland. ni (Dem bot. Congreß in London eingereicht u. in Gard. Chron. veröffentlicht, Die Liebhaberei für Palmen nimmt auch jetzt in England immer 349 mehr und mehr zu, und ſomit dürften einige Winke in Betreff der Cultur derſelben wohl von einigem Nutzen ſein. Im Allgemeinen genommen iſt die Cultur der Palmen eine ſehr einfache und unterſcheidet ſich nur wenig von der anderer tropiſchen Pflanzen, allein es giebt doch eine Anzahl Arten, die eine mehr ſorgfältigere Cultur verlangen als die übrigen. Denn woher kommt es ſonſt auch, daß man ſo ſelten ſchöne, geſunde Exemplare antrifft von Attalea, Borassus, Cocos nucifera, Corypha, Copernicia, Des- moncus, Guilielma, Hyphæne, Latania, Licuala, Manicaria, Mau- ritia, Nipa, Oenocarpus, Oreodoxa, Phytelephas und Raphia, von denen Samen ſchon zu Anfang dieſes Jahrhunderts, wenn nicht früher, eingeführt wurden und aus denen ſo viele junge Pflanzen erzogen worden ſind? Der Grund, daß man von den Arten dieſer Gattungen nur ſelten geſunde Exemplare ſieht, liegt offenbar in deren unrichtigen Behandlung und daher muß man auf Abhülfe dieſes Uebelſtandes bedacht ſein. Die Kenntniß der geographiſchen Verbreitung der Pflanzen iſt einer der wichtigſten und am meiſten zu beachtenden Punkte bei der Pflanzen: eultur. Betrachten wir die obengenannten Palmenarten, jo ergiebt ſich, daß ſie im wilden Zuſtande am üppigſten nahe der Meeresküſte oder an Ufern der Flüſſe und auf tiefem marſchigen Boden wachſen, ſelbſt die Wurzeln derjenigen Arten, die man auf ſcheinbar dürren Standorten an— trifft, ſind zu allen Zeiten reichlich mit Waſſer verſorgt. In früheren Jahren habe ich ſelbſt in Folge zu geringer Waſſerſpende viele Palmen, namentlich zartere Arten, verloren und habe demnach mein Culturverfahren gänzlich geändert, ich gebe jetzt reichlich Waſſer, wo ich früher nur wenig gab, aber dennoch erzielte ich bei vielen Arten noch kein befriedigendes Reſultat, bis ich die Töpfe mit den Palmen in Unterſatznäpfe mit Waſſer ſtellte. Dieſes Verfahren iſt nun bisher von günſtigem Erfolge geweſen, ſo daß ich feſt behaupten kann, daß dieſe Palmen durch zu viel Waſſer ſo leicht nicht getödtet werden können, ſehr leicht aber durch zu wenig Waſſer. Es iſt bekannt, daß einige Palmenarten, namentlich die der Gattungen Bactris und Cocos die meiſten Wurzeln im unteren Raume des Topfes haben, während an der Oberfläche des Ballens faſt gar keine Wurzeln zu finden ſind. Stellt man nun dieſe Palmen mit ihren Töpfen in Näpfe mit Waſſer, ſo wird man finden, daß die Pflanzen am Boden des Topfes in kurzer Zeit eine große Menge feiner Wurzeln bilden. Einige Arten erfordern indeß längere Zeit, ehe ſie ſolche Wurzeln bilden, bekommen oft ſogar ein kränkliches Ausſehen, jedoch nach einiger Zeit erholen ſie ſich und gefallen ſich dann bei dieſer Behandlung ſehr gut. Als Regel kann ich anführen, daß je ſtacheliger eine Palme iſt, um ſo mehr Feuchtigkeit verlangt ſie. N De Notizen über einige Pflanzen, welche im botanischen Garten | zu Hamburg geblüht haben. Griffinia Blumenavia K. Koch et Bché. Im Herbſte v. 9. verehrte uns Herr Dr. Blumenau aus der deutſchen Colonie von Santa Catharina in Braſilien 6 Zwiebeln einer Amaryllidee, mit der Bemerkung, daß dieſe Zwiebelart ſehr hübſch ſei und leicht blühe. Dieſe beiden Aus⸗ ſagen haben ſich völlig beſtätigt, denn bereits Mitte Juni ſtanden von den erhaltenen 6 Zwiebeln fünf in Blüthe und erwieſen ſich als eine unbe: ſchriebene Griffinia. Nur wenige Tage, nachdem ſich die Blüthen an unſeren Pflanzen geöffnet hatten, erhielten wir die No. 20 der „Wochen⸗ ſchrift,“ in der wir die Beſchreibung einer Griffinia Blumenavia fanden und nach der ſich ergab, daß die von Herrn Dr. Blumenau dem hieſigen Garten verehrten Zwiebeln ebenfalls die der gedachten Pflanze ſind. Es iſt dieſe Griffinia-Art eine der hübſcheſten Acquiſitionen und dürfte, wenn ſie ſich leicht vermehren läßt, ſehr bald eine allbeliebte Pflanze werden, und um ſo mehr freut es uns, daß ſie zu Ehren ihres Entdeckers und Im⸗ porteurs, Herrn Dr. Blumenau, benannt worden iſt. — Wir laſſen hier die Beſchreibung der Pflanze nach der „Wochenſchrift“ folgen. Die Zwiebeln der G. Blumenavia ſind nur klein, ſie halten bei kaum ¼ Zoll Durchmeſſer eine Länge von 1½ 3. Die flach⸗abſtehenden, etwas zurückgeſchlagenen und zweireihigen Blätter haben eine ziemliche Breite, elliptiſche Geſtalt und einen Querdurchmeſſer von 1 Z. und eine Länge von 5 3., wovon allerdings 1½ Z. auf den nur 2Lin. breiten und oben flachen Stiel kommt. Die Textur iſt etwas härtlich und zwiſchen den Längs⸗Nerven werden ſchließlich noch Queradern deutlich, wodurch die glänzende und freudiggrüne Oberfläche ein faſt ſchachbrettartiges Anſehen erhält. Auf der Unterfläche iſt die Farbe wenig heller. | Der runde, an der Baſis 2½ Linien im Durchmeſſer haltende und grünlich⸗braun gefärbte Schaft kommt ſeitlich heraus und hat eine Höhe von etwa 10 Zoll. Die vier- bis achtblüthige Dolde an der Spitze wird an der Baſis von einer trockenhäutigen Hülle eingeſchloſſen, deren zoll⸗ lange und lanzettförmige Blättchen zurückgeſchlagen ſind. Die ebenfalls zolllangen Blüthenſtiele ſtehen ab und tragen zunächſt einen kurzen und horizontal abſtehenden Fruchtknoten, auf dem ſich 6 elliptiſch-ſpathelförmige und 2 Zoll lange Blumenblätter befinden und nur an der Baſis zu einer kurzen Röhre verwachſen ſind. Sie ſtehen ſchief nach abwärts und bilden eine trichterförmige Blume, mit einer oberen Oeffnung von wiederum 2 3. Die Spitzen ſind etwas zurückgebogen. Die Farbe iſt weiß, wird aber in der Mitte der Blumenblätter durch eine roſafarbige Zeichnung unterbrochen. Die 3 äußeren ſind faſt noch einmal ſo breit, als die 3 inneren, von denen das unterſte noch beſonders ſchmal iſt. Alle Staubgefäße ſind nach unten gebogen, richten ſich aber mit der Spitze wiederum nach oben und haben bewegliche Beutel. Aus den Blumen ragen ſie nicht heraus und find einander ungleich. Die gleiche Lage beſitzt der nur wenig längere Griffel mit ſeinen 3 kleinen und etwas zurückgeſchlagenen Narben. Allen Blumenfreunden können wir dieſe ſchöne, ſo leicht und dankbar blühende Griffinia beſtens empfehlen, die jedenfalls von Erfurt aus in den Handel kommen wird, da, wenn wir nicht irren, Herr Dr. Blumenau einem dortigen Handelsgärtner eine Anzahl Zwiebeln übermacht hat. — —5 — Kerrioides Sieb. et Zucc. Es iſt dies ein 351 kleiner hübſcher Strauch, der aus den Gebirgen Japans ſtammt und zuerft von Herrn Maximowicz in den botaniſchen Garten zu St. Petersburg eingeführt wurde, von welchem Garten ihn der botaniſche Garten zu Ham— burg erhalten hat. Dieſer kleine Strauch dürfte ähnlich der Kerria japonica in den Gärten Deutſchlands aushalten und wo dies nicht der Fall ſein ſollte, kann er als eine Pflanze des Kalthauſes gehalten werden. Im Wuchs und Blatte ähnelt er ſehr der Kerria, er verliert, im Topfe cultivirt, den Winter das Laub und kann ſomit in dunklen, froſtfreien Käſten und dergleichen Localitäten bis zum Beginn des neuen Triebes durchwintert werden. Vermehrung durch Stecklinge und Samen. Die Blätter ſind gegenſtändig, geſtielt, aus abgerundetem oder faſt herzförmigem Grunde, oval, zugeſpitzt, faltig und ſcharf doppelt geſägt. Der Kelch vierſpaltig, mit großen blattartigen, ovalen, zugeſpitzt geſägten Lappen, zwiſchen denen am Grunde vier kleine lineare Bracteen ſtehen. Die Blumen vierblätterig, weiß und nur einzeln hervorkommend. — Ab— gebildet und beſchrieben findet ſich dieſe Pflanze in Sieb. et Zucc. Flora japonica Tafel 90, S. 185—188 und in Regel's Gartenflora, Mai: Heft 1866, Tafel 505, Figur 2— 3. Triteleia uniflora Lindl. Eine ſehr hübſche Liliacee, die bereits im Jahre 1830 von Mendoza in England eingeführt und von dortaus weiter verbreitet wurde. Da dieſe Pflanze ſchon in den Monaten März und April ihre hübſchen Blüthen entwickelt und nicht nur eine Zierde eines jeden Kalthauſes ausmacht, ſondern ſich auch als eine vortreffliche Stubenpflanze eignet, ſo wäre eine weitere Verbreitung derſelben wohl wünſchenswerth. Obgleich dieſe Triteleia aus Mondoza ſtammt, ſo gedeiht fie dennoch ſehr gut in einem Kalthauſe bei 5—7 Wärme. Nach einer mehrmonatlichen Winterruhe treiben die Zwiebeln 6 — 8 Zoll lange, hell— grüne, ſchmale Blätter und 8—10 Zoll lange Blüthenſchafte, jeder eine hübſche weiße, bläulich ſchattirte Blüthe von 1 — 1½ Zoll Durchmeſſer tragend. Je kälter und ſonniger die Pflanze vor dem Aufblühen der Blüthenknospen gehalten wird, um ſo dunkler ſchattiren ſich die Blüthen, ſelbige werden jedoch faſt weiß, je wärmer fie cultivirt werden. Verzeichniß der Abhandlungen, welche dem botaniſchen Congreß zu London eingeliefert worden ſind. (Nach den Mittheilungen in No. 22 von Gardener's Chronicle.) ee Schluß.) | Von Herrn Krelage in Haarlem. Ueber die Namen der Garten— Varietäten und ihre verworrene Nomenclatur, beſonders in Bezug auf Zwiebel⸗ und Knollengewächſe. ' | Von Herrn Thomas Laxton, Stamfort. Ueber die Veränderung, erzeugt durch Kreuzung auf die Färbung und den Charakter der Erbſen. Von Herrn Profeſſor Lecog, Clermond Ferrand. 1) Ueber die Cultur des Colchicum bizantinum. 2) Ueber die Wanderung der Gebirgspflanzen. Von Herrn Lahaye in Paris. Ueber die Erhaltung der Früchte Der Verfaſſer ſagt, es ſei unmöglich, Früchte über ihre Zeit hinaus zu erhalten, wenn die Bäume, die ſie erzeugt haben, krank ſind. Von Herrn Mas in Bourg. Ueber eine zu befolgende Methode, neue Frucht⸗Varietäten zu erzielen. Von Herrn Dr. Maſters in London. Ueber gefüllte Blüthen ꝛc. Von Herrn Dr. David Moore und Herrn A. G. Moore in Glasnevin, Dublin. Ueber Klima, Flora und Ernte in Irland. Von Herrn Profeſſor E. Morren in Lüttich: 1) Ueber den Einfluß des Kohlengaſes auf Pflanzen. 2) Ueber gefüllte Blüthen. Von Herrn Dr. Ferd. Müller in Melbourne. Cultur der Cin- chona im Süden von Europa. Von Herrn Profeſſor Parlatore in Florenz. Ueber die Arten der Gattung Gossypium (Baumwollenpflanze). Von Herrn Profeſſor Pynaert in Gent. Ueber den Urſprung neuer Obſt⸗Varietäten und die Methode, perbeiierke Varietäten aus Samen zu erziehen. Von Herrn Profeſſor Dr. 3 in Hamburg. Ueber einige Fragen in Betreff der Orchideen. 3 Von Herrn Rivers, Sawbridgeworth. 13) Ueber die Fruchteultur in ungeheizten Räumen. — Eine kurze Ueberſicht der Fruchthäuſer, deren neueſte Verbeſſerungen, hinſichtlich ihrer Conſtruction und Lüftung. Eine Ueberſicht der für die Fruchthäuſer zu verwendenden Baumſorten. Eine neue Methode, die Beete zur Aufnahme der Bäume zu bereiten. Eine verbeſſerte Art Aprikoſen unter Glas zu cultiviren, ſo daß die Ernte geſichert iſt und dergleichen mehr. nz 2) Ueber die Cultur der ſüßen Orangen in England. Dieſe Ab⸗ handlung enthält den großen Erfolg in der Cultur der Orangen während der letzten Jahre. Die Methode, nach der Früchte in acht Monaten zur völligen Reife gebracht werden können, ſo daß man gleich nach den ſpäteſten Pfirſich und Nectarinen Apfelſinen hat. Die ergiebigſten Sorten ſind namhaft gemacht und das ganze Culturverfahren angegeben. 3) Ueber Samen-Pfirſich und Nectarinen. Von Herrn Profeſſor Schultz-Schultzenſtein, Deidesheim. Ueber das Vorhandenſein und den Urſprung von Nitrogen im Torf oder Moor, mit Bezug auf en Gebrauch als Dünger für Pflanzen. Von Herrn W. G. Smith, London. Ueber die Krone der Nar- cissus. Von Herrn Triana, Kew. Ueber die Manuſcripte und die n Zeichnungen, die unter der Direction von Mutis auf ſeiner h Expedition nach Neu-Granada angefertigt worden und in Madrid au bewahrt ſind. | 353 Herr Triana lenkt die Aufmerkſamkeit der Anweſenden auf dieſe in Madrid vorhandenen Schätze von Mutis. Von Herrn Robert Warner, Broomfield, Chelnisford. Ueber kalte Orchideen. Von Herrn Hermann Wendland in Herrenhausen. Ueber Palmen⸗ cultur. (Siehe S. 351.) Von Herrn Tuffen-Weſt, London. Ueber die Structur der Samen⸗ ſchaale bei den Solanaceen. Von Herrn Dr. Wight, Reading. Ueber die Vegetationserſcheinungen im indiſchen Frühlinge. Von Herrn Wills. Huntroyde Park, Burnley. Ueber Blendlinge von „Mrs. Pollock“ und anderen Pelargonien. —— BEI Verſuch zu einer ſyſtematiſchen Ordnung der Agaveen. Vom General-Lieutenant G. A. von Jacobi. (Fortſetzung). 109. un tuberosa. Ait. Kew. ad. 2. 2. 302 (exel. 2%) Hau. synops. 73. — Schult. I. C. 7, 788. — Rem. Am. 294. — Agave tuberosa Mill. Diet. ed 8. .No. 4. Art. Kew. 1. 429. — Willd. Spec. 2. 194. — Lam. Eneyel. 1. 53. — Salm. Hort. Dyck. p. 302. et in Bonpland. VII. n. 87. — K. Koch. |. c. p. ‚22. — Sprengel Syst. veget. p. 79. — Dietr. Synop. Plant. p. 1192, — Kunth. Enum. p. 842. — Delendum est Synonymum Commelyni (H. Amstel. II. Fig. 19) quod ad. A. Commelyni Sim. pertinet, delenda est quoque Alois Hodati Ind. Hort, Bonon. et Obs. de Agaves speciebus p. 27. t. l. A. quæ bulbos pro flores protulit et F. spinosa en Oct. Targioni Togzetti Obs. Bot. P., dd. „ NR F. caulescens; foliis paulum numerosis pergamenis elon- gato - lanceolatis basin versus sensim angustatis et incrassatis, in apicem longum rectum inermem mox marcescentem excurren- tibus, supra ima basi ventricoso-convexis, mox planıs demum angulato-concavis senioribus subconduplicatis, subtus angulato- convexis, patenti recurvulis viridibus dorso subpallidioribus supra glabris subtus asperulis, toto margine angusto-rufescenti lato-undulato dentatis; dentibus remotis triangularibus corneis Pe - rufescentibus sursum spectantibus vel subcurvatis. ob. uber dieſe Art iſt bereits Mancherlei von verſchiedenen Autoren ge⸗ ſagt. Es will uns indeſſen bedünken, daß auch hier mancherlei Ver⸗ wechſelungen mit untergelaufen ſind. Die von Commelyn in ſeinem Hort. *) Confer, F. cubensis Jacꝗ. Hamburger Gartens und Blumenzeitung. Band XXII. 23 354 Amstel. p. 37. t. 19 befchriebene und abgebildete Alo& americana tuberosa minor spinosa iſt nach unſerer Ueberzeugung die vom Fürſten Salm in deſſen Horto Dyckensi als A. Commelyni und von ihm ſpäter auch v. a. O. als F. Commelyni aufgeführte Pflanze. Aiton's Hort. Kew. und Miller's Dictionary haben uns augen⸗ blicklich leider nicht zu Gebote geſtanden, ſo daß wir über deſſen Beſchreibung und Bezugnahme uns eines endgültigen Urtheiles noch enthalten müſſen. Die F. spinosa von Targoni Tozzetti, welche mit der Agave des Aloi— find Rodatus identiſch iſt, können wir nach den von den beiden genannten Autoren gemachten Angaben ebenfalls nicht für die echte F. tuberosa, wie dieſelbe heut zu Tage in unſeren Gärten cultivirt wird, erkennen. Die Beſtachelung der Blätter iſt bei der von Letzterem beſchriebenen Pflanze eine charakteriſtiſch abweichende und jener der F. Commelyni ähnliche, während bei F. tuberosa die ganzen Blattränder von der Baſis bis gegen die Spitze hin, regelmäßig in faſt gleichen Abſtänden beſtachelt ſind. Ferner iſt nach der von Rodatus gegebenen Abbildung der Blüthenſchaft zwar aufrecht, aber in der Rispe vollkommen nach einer Seite überhängend, mit nach der Erde gerichteter Spitze und die Blüthenäſte der Rispe ſind ebenfalls überhängend und theilweiſe ſogar herabhängend, während der Blüthenſchaft einer F. tuberosa, welche vor drei Jahren im botaniſchen Garten zu Leipzig geblüht hat, bis in die Spitze der Rispe hinein auf— recht iſt und die Blüthenäſte der etwas ſtraußförmigen Rispe abſtehend und mitunter etwas aufſteigend find. Die Schafthöhe betrug hier 11½ Fuß Rhn. und die untere Schaftſtärke 1 Zoll, während bei der Pflanze von Rodatus der Schaft mehr als doppelt ſo hoch und an der Baſis 2 Zoll ſtark war. ö Was endlich die von Sprengel und Dieterich erwähnte Bulben⸗ form der Wurzel anbelangt, jo verweiſen wir auf das von uns im 11. Hefte dieſer Zeitſchrift, Jahrg. 1864, auf S. 513 und 514 Geſagte. Wir gehen jetzt zur Beſchreibung der Pflanze ſelbſt über, wobei wir lediglich unſeren eigenen Beobachtungen folgen. Pflanze mit niedrigem Stamme, auf deſſen Spitze die ſehr dicken Blattbaſen eine fait kugelige Bulbe bilden. Blätter krone wenig blatt: reich. Stamm 6 — 8 Zoll hoch bei 2 — 3 Zoll Durchmeſſer, ſtielrund, aufrecht, von den Baſen der vertrockneten Blätter ſtark genarbt, dunkelgrau. Blätter 2—3 Fuß lang, in der Baſis und Blattmitte 2 — 3 Zoll breit und dicht über der Baſis auf 10— 11 Linien verſchmälert, geſtreckt, ſchmal, lanzettlich, von der Mitte nach der Baſis zu allmälig, aber ſtark ver: ſchmälert und hier ſtark ſeitlich zuſammengedrückt, mit nur ganz ſchmal, aber ſcharf hervortretenden Blattſeiten, in einen lanzettlichen Gipfel, mit völlig unbewaffneter, der Blattmaſſe gleichartiger Spitze auslaufend. Ober: ſeite dicht über der Baſis bauchig verdickt und gewölbt, bald flach gewölbt, dann flach ausgehöhlt und vom unterſten Drittel der Blattlänge an winkelig tief ausgehöhlt, feſt zuſammengelegt; Unterſeite durchgehends winkelig gewölbt und in dem unteren Blatttheile von dreikantigem Quer⸗ ſchnitte, mit etwas abgerundetem Scheitel. Blattrichtung abſtehend zurückgebogen. Conſiſtenz in dem unteren Blatttheile dickfaſerig⸗fleiſchig, 355 hart, weiter nach oben zu faſerig-lederartig oder pergamentartig. Die Blätter in ihrem mittleren und unteren Theile haben ſo wenig Maſſe, daß man die Faſern gegen das Licht durchſcheinen ſieht und auf der Ober⸗ ſeite ſich die Richtung derſelben durch ganz flache, linienartige Vertiefungen auszeichnet. Farbe lebhaft ſaftgrün, glanzlos, auf der Rückſeite etwas blaſſer, Oberſeite glatt, Unterſeite durchgehends rauh. Blattränder ſcharf, hart, ganz ſchmal, durchſcheinend braunröthlich gefärbt, langwellig gebogen, weitſtehend, von der Baſis bis nahe an den Gipfel hin ziemlich regelmäßig ezahnt; Zwiſchenränder flach ausgebuchtet. Zähne von mittlerer Größe, dreieckig, hornartig, etwas durchſcheinend braunroth, mit in den Blattrand ſich verlaufender Baſis und nach oben gerichteter oder gekrümmter Spitze. Inflorescenz zuſammengeſetzt rispenförmig. Schaft aufrecht, ge⸗ rade, ſtielrund, grün, glatt, von vorherrſchend markiger Conſiſtenz im Innern, mit einer 1 Linie ſtarken Rinde umgeben, in welcher das Faſer⸗ ſyſtem entſchieden vorherrſcht und dieſer Rinde eine harte, holzige Textur verleiht; faſt 12 Fuß hoch, an der Baſis 1 Zoll im Durchmeſſer. Inner⸗ halb der Rispe nimmt der Schaft eine abgeſtumpfte, dreikantige Form, mit abgerundeten Ecken und mit von den Blattwinkeln nach oben ſich ver⸗ laufenden, ganz flachen und breiten Rillen an; in weitläufiger, ſechsgliedriger Spirale, mit in der Baſis dreieckigen, ſich allmälig zuſpitzenden, an der Schaftbaſe 4 Z. langen, anliegenden, nach dem Gipfel zu nach und nach kürzer werdenden, häutigen, bald vertrockneten Bracteen beſetzt. Faſt 3 F. über der Schaftbaſe beginnt die ſtraußförmige, weitläufige Rispe, mit in ihrem unterſten Theile kurzen, fehlſchlagenden Aeſten, die aber ſofort länger werden, in der Mitte der Rispe eine Länge von 1¼ Fuß erreichen und ſich dann allmälig wieder verkürzen. Aeſte rundlich, platt gedrückt, an ihrer Baſis 3 Linien breit und dort zweiſchneidig, allmälig zugeſpitzt, ab— ſtehend, mit aufrecht ſtehender oder etwas eingebogener Spitze, wechſel— ſtändig. Aeſte zweiter Ordnung, kurz, wechſelſtändig an den Aeſten erſter Ordnung weitläufig geſtellt, /, Fuß bis 1½ Zoll lang, abſtehend, gegen die Aſtſpitze hin allmälig näher ſtehend und zum Theile in ihrer Mitte noch ganz kurze, 3—4 Lin. lange Aeſtchen dritter Ordnung tragend. Die Aeſte aller drei Ordnungen ſind von verhältnißmäßig größeren oder kleineren Vracteen geſtützt. Blüthen ſtiellos, in den Blattwinkeln oder an den Spitzen der Aeſtchen 2. und 3. Ordnung einzeln ſtehend, aufrecht, in der Verlängerung der Aſtachſe oder in der Richtung des Blattwinkels, mit abſtehend ausgebreiteten Blüthendeckblättern, bis zum Fruchtknoten ſechs⸗ zipfelig eingeſchnitten, Zipfel 6, 3 äußere lanzettlich, nach dem Gipfel und der Baſis hin von der Mitte aus faſt gleichmäßig in flach gebogener Linie verjüngt, in einen etwas verdickten, flach kapuzenförmig eingebogenen, im Innern weißflaumigen Gipfel auslaufend, 15 Linien lang, 3½ Linien in der Mitte breit, innerhalb flach ausgehöhlt, außerhalb flach gewölbt, mit etwas wellig gebogenen Rändern; dünnhäutig, in der Mitte etwas fleiſchig verdickt, mehrnervig (10 — 12) der Länge nach durchzogen, gelblichgrün, mit weißlichgrünen Rändern, von der Mitte nach den Rändern zu allmälig blaſſer, nackt; 3 innere elliptiſch, mit den äußeren faſt gleich lang und in der Mitte 6 Linien breit, in eine ſtumpflich runde Spitze 23* 356 auslaufend, innerhalb flach ausgehöhlt, außerhalb flach gewölbt, mit flach hervortretendem, faſt linienbreitem Mittelkiele. Blattränder wellig ſtark gebogen, gelblichgrün, nach den Rändern zu allmälig heller, dünnhäutig, mit etwas fleiſchig verdickter Mitte, mehrnervig (12) der Länge nad) durd)- zogen, glatt. Staubgefäße ſechs, halb ſo lang als die Zipfel, letzteren gegenüberſtehend, aus der Baſis aufrecht, von der Verdickung an faſt halb— kreisförmig, zuerſt abwärts und dann einwärts gebogen. Staubfäden aus 1 Linie breiter Baſis bis zur Mitte keilförmig, allmälig verdickt, rundlich abgeplattet, etwas unterhalb der Mitte über 2 Linien breit und von da an in kurzer, convex-concaver Biegung gegen den Gipfel hin pfriemlich zugeſpitzt, dreikantig, 8 Linien lang, bleibend. Staubbeutel länglich herzförmig, mit zugeſpitztem Gipfel und tief eingekerbter Baſe, rückſeits in der Mitte angeheftet, umgekehrt, ſo daß die Spitze nach unten ſteht, grünlichgelb, nach Ausſtreuung des Pollens hell-goldgelb, zweifächerig. Fruchtknoten ſtielrund, ſtumpflich dreikantig, auf den Seitenflächen flach gefurcht, nach der Baſis verjüngt, faſt zugeſpitzt, nach dem Gipfel allmälig etwas verjüngt, 9 Linien lang, in der Mitte 1°/, Lin. Durchmeſſer, grün: flaumhaarig. Griffel aufrecht, länger als die Staubfäden, 10—11 Lin. lang, bleibend, bis etwas über ½ͤ feiner Länge dreiſeitig prismatiſch, drei— kantig, auf dem Querſchnitte tief dreilappig, die Seiten ausgehöhlt, durch eine Längenfurche in der Mitte tief eingefurcht. Die Kanten durch ebene der Länge nach verbreiterte Flächen abgeſtumpft, welche an den Seiten⸗ rändern ſchwach geflügelt, nach oben in einen abgerundeten, gerade ab: ſtehenden, kappenartigen, etwa 1 ½ Linien breiten Fortſatz endigen. Der obere Theil des Griffels iſt dreikantig pfriemförmig, gerade, der Länge nach dreifurchig, als Fortſetzung der Furchen im unteren prismatiſchen Theile. Narbe ſchwach verdickt, kopfförmig. 8 Die hierunter folgende Pflanze haben wir in unſerer Eintheilung nicht mit aufgenommen, weil wir fie mit F. tuberosa für identiſch hielten. Bei näherer Unterſuchung iſt uns dies indeſſen ſehr zweifelhaft geworden. Sie ſcheint uns, wenn auch gleich der letztgenannten Art ſehr nahe ſtehend, doch von ihr ſo verſchieden, daß ſie mindeſtens als Unterform derſelben aufgeſtellt werden müßte. Alles was wir über ſie wiſſen, beruht auf den Angaben aus dem Botanical Magazine, deſſen Angaben leider in vieler Hinſicht lückenhaft find. Wir geben daher auch nur das, was dieſe Be— ſchreibung enthält und werden dies nur in ſoweit vervollſtändigen, als die in dem genannten Werke mitgetheilte Abbildung uns hierzu verläßliches Material bietet. 109 a. Fourcroya flavo- viridis. Hooker Bot. Magaz. t. 5163. F. acaulis, foliis pallide flavo-viridibus subsesquipedalibus bipedalibusve lanceolatis carnosis acuminatis subtortuosis spi- nosis, spinulis mediocribus falcatis, scapo suborgiali apice laxe racemoso-canaliculato, floribus subaggregatis nutantibus, 3 un- cias longis, perianthio infundibuliformi - hypocrateriformi, tubo viridi limbo flavescente 4 uncias lato, staminibus limbi laciniis oppositis lanceolatis, 3 interioribus latioribus brevioribus, fila- 357 mentis infra medium valde dilatatıs, stylo staminibus breviori basi erecta trilobo. Hook. Hooker fügt nur noch folgende Bemerkung über dieſe Art hinzu: „Die kurze Beſchreibung, welche wir von F. tuberosa beſitzen, möchte „als ausreichend erachtet werden, um dieſe hier vorliegende Pflanze mit „jener für indentiſch zu erachten, wenn ihr nicht die bulbenförmige Baſis „oder der knollenförmige Wurzelſtock abginge, dem die Wurzeln entſprießen. „Wir beſitzen Pflanzen, die noch nicht geblüht haben, deren Eigenthümlich— „keiten aber der F. tuberosa beſſer entſprechen und welche ich glaube, als „eine neue Art betrachten zu können, die Herr Repper vor 12— 14 Jahren „zuſammen mit C. senilis und anderen mexikaniſchen Saftpflanzen von „Real del Monte eingeſandt hat. Sie kann als eine kleinere Form der „F. gigantea betrachtet werden, da ihre Blumen eben ſo groß und von „derſelben Form, wie die der F. gigantea ſind.“ Hieraus geht alſo hervor, daß auch Hooker die Aehnlichkeit zwiſchen ſeiner F. flavo-viridis und F. tuberosa Ait. aufgefallen iſt. Wenn wir ihn recht verſtehen, ſo ſtützt er ſeine Zweifel in die Identität beider Pflanzen vorzugsweiſe auf die Abweſenheit des bulbenförmigen Blattbaſen— convoluts, deſſen wir im 11. Hefte dieſer Zeitſchrift, Jahrgang 1864, Seite 513, erwähnt haben; er giebt alle Blätter als wurzelſtändig an und nennt die Pflanze ſtammlos. Dieſes allein reicht vollkommen hin, um die F. flavo-viridis als eigene und von F. tuberosa ſpecifiſch verſchiedene Art feſtzuſtellen; wir müſſen aber noch auf andere Verſchiedenheiten zwiſchen beiden Arten hinweiſen, die, zum Theile wenigſtens, noch viel charakteriſtiſcher dieſe ſpecifiſche Verſchiedenheit unwiderleglich darthun und dabei bemerken, daß die Angabe Hooker's über die gleiche Größe der Blumen bei beiden Arten mit unſeren Beobachtungen nicht übereinſtimmt, wie dies aus dem Folgenden hervorgeht. Wir wollen dieſe Unterſchiede hierunter der Kürze und beſſeren Weber: ſicht halber neben einander ſtellen. F. tuberos a. F. fla vo-viridis. \ Blüthenrispe. Verzweigt, faſt ſtraußförmig. Weitläufig traubenartig. Blüthen. 2¼ Zoll Durchmeſſer. 41 Zoll Durchmeſſer. 4 Staubfäden. Der untere geſchwollene, keil- Der untere geſchwollene, keil— förmig verdickte Theil erhebt ſich förmige, plattgedrückte Theil hat vom Fruchtboden zuerſt plattgedrückt nur eine ganz kurze, blattſtielförmige ſtielförmig bis zu / der ganzen Baſe und auf dieſer eine keilförmige Länge, dann folgt ein eiförmig Verdickung von elliptiſcher Form. plattgedrüdter Theil von etwas mehr Der obere pfriemliche Theil fteht als ½ der Länge, dem ſich dann faſt gerade aufrecht und iſt deſſen die obere, pfriemlich verſchmälerte Spitze nicht nach Innen gebogen. Die 358 Hälfte des Staubfadens anſchließt. Richtung des Staubfadens im Ganzen Letztere iſt ſtark nach innen ge- iſt eine aufſteigende. 5 bogen. i f Griffel. Die kappenförmigen oberen Enden Dieſe kappenförmigen Anſätze er⸗ der Flügelanſätze des unteren, um- heben ſich um eben fo viel in gefehrt = pyramidalen Theiles ſtehen flacher Herzform nach oben, als fie ſeitlich gerade ab und verjüngen ſich ſeitlich abſtehen, und die Baſis des allmälig in dem oberen pfriemlichen oberen pfriemlichen Theiles iſt zwiſchen Theil des Griffels. dieſen Anſätzen verſenkt. Außerdem iſt denn auch die Beſtachelung der Blätter eine zahlreichere bei F. flavo-viridis und die Stacheln ſind kleiner. Willdenowp führt in ſeinem species plantarum auf S. 194 unter F. tuberosa zwei Unterarten auf, nämlich: 4 spinis solitariis, 4 spinis duplicibus, ohne daß aber von einer dieſer beiden irgend etwas Näheres geſagt wäre. Wir glauben annehmen zu dürfen, daß die letzteren der beiden von Willdenow erwähnten Pflanzen eine Art ſind, von welchen der berliner Garten mehere junge Exemplare beſitzt, die er von einem Herrn Meyerhof von St. Domingo erhalten hat. Dieſe Pflanzen ſind indeſſen noch nicht ſo weit entwickelt, um nach ihnen ein beſtimmtes Urtheil abgeben zu können. Nun haben wir aber dieſelbe Pflanze in einem großen, ſchönen Exemplare in Kew gefunden und nach dieſer die folgende Diagnoſe aufgeſtellt. 109 b. Fourcroya geminispina. Nob.; F. tuberosa # spinis du- plicibus Mild. sp. plant. p. 194. F. caulescens; foliis strictis supra basin carnosis in su- periori parte pergamenis elongato-lanceolatis subfalcatis basin versus sensim valde angustatis, in apicem longum rectum homogeneum triquetrum spina terminali perbrevi pungenti cas- tanea subcornea munitum convolutis, supra canaliculatis, medio laminis fere planis vel revolutis, subtus carinatis, ubique pa- tentibus, intense viridibus subnitentibus, junioribus apicem versus utrinque striatulo-pruinosis glabris in superiori parte et dorso asperis, margine recto vix sinuato lato-undulato dentatis; denti- bus plerumque binis in una basi collectis sursum et deorsum curvatis viridibus apice cartilagineis sphacelatis. Nob. | Pflanze einen kurzen Stamm von 4—5 Z. Höhe und 2—2½ 3. Durchmeſſer treibend, mit einer ziemlich blattreichen Blätterkrone. Blätter 3½ Fuß lang, in der Baſis 4 Zoll und unmittelbar über derſelben ſofort auf 2 Zoll ſeitlich zuſammengepreßt, in der Mitte 5 ¼ Zoll breit, lang geſtreckt lanzettlich, nach der Baſis von der Mitte aus allmälig ſtark 4 359 verſchmälert, in einen langen, geraden Gipfel, mit einer dem Blatte ho⸗ mogenen, faſt dreikantigen Spitze zuſammengerollt, die noch von einem ganz kurzen, hornartigen, kaſtanienbraunen Stachel gekrönt iſt. Oberſeite von der Baſis aufwärts tief gerinnt, mit aufſtehenden Blatträndern, die nach und nach in dem Maaße wie ſie breiter werden, zuerſt eine abſtehende, demnächſt aber eine wagerechte Richtung annehmen und ſich in langen, welligen Krümmungen etwas uach unten zurückſchlagen; im oberen Blatt⸗ theile, wo ſie wieder ſchmäler werden, biegen ſie ſich dann wieder aufwärts und gegen den Gipfel hin iſt die Oberſeite ſcharf gerinnt. Indeſſen auch in dem mittleren Blatttheile tritt die dort rundlich ausgehöhlte Mittelrinne deutlich hervor. Unterſeite von der Baſis aufwärts ſtark halb-eirund ge⸗ wölbt; mit zunehmender Entwickelung der Blattſeiten tritt dann die durch— laufende halbrunde, ſchmale Mittelrippe deutlich hervor und nimmt gegen den Gipfel hin eine ſcharfkantige Form an. Conſiſtenz im unteren Blatttheile etwas fleiſchig verdickt, im oberen pergamentartig. Blatt— richtung der jüngeren Blätter aufrecht abſtehend, der mittleren abſtehend und der älteren im Gipfel etwas zurückgebogen. Farbe ſchön ſaftgrün, auf dem unteren Theile der Rückſeite heller und gegen den Gipfel hin bei den jüngeren Blättern ſtreifig bereift. Oberſeite im unteren und mittleren Blatttheile platt, gegen den Gipfel hin rauh; Unterſeite durchgehends rauh. Blattränder flach ausgebuchtet und langwellig gebogen, im mittleren Theile etwas nach unten zurückgeſchlagen, weitſtehend gezähnt. Zähne entfernt ſtehend, aber am ganzen Rande in mehr oder weniger regelmäßigen Abſtänden vertheilt, von mittlerer Größe, meiſtentheils zwei Zähne auf einer und derſelben breiten Baſis, von denen der eine nach oben, der andere nach unten gekrümmt iſt, Baſis der einzelnen Zähne drei— eckig, der Blattmaſſe gleichartig und gleichfarbig, Spitze knorpelig, etwas durchſcheinend gebräunt. Dieſer eigenthümlichen Form der Zähne haben wir die Benennung dieſer Art entlehnt. Von F. tuberosa unterſcheidet ſich dieſelbe hinlänglich durch die eigenthümliche und von jener ganz abweichende Stachelbildung, durch die zahlreichen längeren und breiteren, ſo wie bis auf die älteſten durchweg geraden und nach allen Richtungen hin abſtehenden Blätter. Auch iſt die Blattbildung eine andere; bei F. tuberosa iſt die Oberſeite der Blätter dicht über der Baſis bauchig verdickt, dann flach und erſt weiter nach der Mitte zu zeigt ſich die durchgehende Mittelrinne; bei F. gemini- spina ſind die Blätter aus der Baſis heraus ſehr tief gerinnt und nur ſchwach fleiſchig. Endlich vertrocknet bei erſterer die Blattſpitze ſehr bald und iſt vollkommen ſtachellos, während bei letzterer die Blattſpitze grün bleibt und von einem, wenn auch nur kurzen, aber feſtſtehenden und horn— artigen Endſtachel gekrönt iſt, eine Eigenthümlichkeit, die wir bisher noch bei keiner anderen Fourcroya wahrgenommen haben. 110. Foureroya eubensis. Aaw. Syn. Plant. 173. — Schult. Syst. 7. 731. — Jacg. Amerie, 100. t. 175. f. 28 ed. piet. t. 260. f. 25. — Mild. Spec. 2. 198. — F. agavephylla Brotero in Linn. Trans. Mart. 1823. — Rem. Amen. 294. — F. tuberosa g Ait. 360° Kew. 2. 2. 305. — Agave mexicana s Lam. Encyel. I. 52. — Agave odorata Pers. Syn. t. 300. — Nequametl Maregr. Bras. 2. 16 (fide Jacgq.). — Agave hexapetala Jacq. Enum. ed. I. 18 (fide syn. Marcgr.). — Kth. Enum. 842. — H. Koch J. c. p. 23. Wir haben hier alle Quellen angeführt, welche ſich über dieſe noch ſehr zweifelhafte Art ausſprechen, deren Angaben, da ſie uns nur theilweiſe zu Gebote ſtanden, wir indeſſen nicht vertreten können. Am ausführlichſten ſpricht ſich unbedingt Jacquin über dieſelbe aus, und da wir ſelbſt nicht vermuthen können, ob wir bei den uns vorliegenden ſo mangelhaften Dia⸗ gnoſen irgendwo eine Pflanze geſehen haben, die mit der von Jacquin beſchriebenen Pflanze identiſch iſt, ſo wollen wir dasjenige hier folgen laſſen, was der Autor der Pflanze, Jacquin, über dieſelbe geſagt hat. F. cubensis Jacg. Planta elegantissima. Folia ensiformia acuminata id spinosa crassa recta pallide virentia tres quatuorve pedes longa; scapus erectus 15 pedalis pulcherrimus paniculatus. Flores numerosissimi penduli externe sordide albentes interne sordide virentes odorem spirantes gratiorem Tagetis. Planta est vivi- para, cujus novæ soboles mentiuntur bulbos compositos ex squa- mis subrotundis integerrimis sibique mutuo incumbentibus et plantulas producunt ubique ramulis paniculæ inhærentes. Foliis saponis loco in lotionibus utuntur incolæ, apud quos Maguei audit. Habitat frequens in Cuba. Floret Novembri et Decembris. Die Abbildung der Befruchtungsorgane, welche Jacquin a. a. O. auf Tafel 175 giebt, läßt keinem Zweifel Raum, daß die Pflanze eine Fourcroya und keine Agave iſt. Von der Blüthe giebt er folgende Diagnoſe: Be Blüthendecke ſechszipfelig. Zipfel eiförmig ſtumpf, faſt flach, abſtehend, dem Fruchtknoten aufſitzend, 3 äußere wenig ſchmäler. Staub: . gefäße ſechs. Staubfäden abſtehend, halb ſo lang als die Zipfel, unterhalb der Mitte eiförmig, dick, flach zuſammengedrückt, im oberen Theile pfriemlich zugeſpitzt auslaufend. Staubbeutel länglich, ſehr groß, ſchwebend. Fruchtknoten länglich, unterſtändig, unſcheinbar dreikantig, etwas eingebogen, der Blüthendecke faſt gleich lang. Griffel dreikantig, dreifurchig, aufrecht, von allen ihrer. Art an der Baſis am dickſten,“) mit abgeflachten und geränderten Winkeln, weiter nach oben hin pfriemlich, mit den Staubfäden gleich lang. Narbe ſtumpf, unſcheinbar dreilappig. Kapſel länglich, dreifurchig. Samen ſehr zahlreich, eckig, Sprößlinge treibend; aus den Bracteenwinkeln ſproßen ungetheilte, faſt runde, gegen: ſeitig einander zugeneigte Bulben hervor, welche wieder kleine Pflänzchen bilden und die den Zweigen der Rispe nach allen Seiten hin abhängen. Wie bereits oben angedeutet, haben wir nirgendwo eine Pflanze ) Jacquin ſagt dies, weil er die Pflanze noch für eine Agave hält. Unter den ſeitdem bekannt gewordenen Fourcroyen befinden ſich mehere mit noch ſtärkerer Griffelbaſis. 361 gefunden, welche zu der oben nur lückenhaft gegebenen Diagnoſe paßt. Die ſehr langen, ſchwertförmigen, dickfleiſchigen, aufrecht ſtehenden, nur wimperig gezähnten Blätter bilden unter allen anderen bis jetzt bekannten Fourcroyen eine entſchiedene Abnormität. ö ö Nur eine Pflanze haben wir auf der amſterdamer Ausſtellung ge— funden, die einigermaßen zu der Beſchreibung dieſer zweifelhaften Art zu paſſen ſcheint, die auch den Namen derſelben trug, aber nicht als Four- croya, ſondern als Agave cubensis bezeichnet war, was auch nach ihrem ganzen Habitus als vollkommen gerechtfertigt erſcheint. Ueberhaupt möchten wir die von Jacquin beſchriebene Pflanze, ihrer vorherrſchend fleiſchigen Blätter wegen, nicht für eine Fourcroya halten, wenn nicht die Beſchreibung der Befruchtungsorgane hierüber keinen Zweifel zuließe. Jacquin ſcheint indeſſen zu ſeiner Annahme dadurch verleitet worden zu fein, daß die Pflanze keine Samenkapſeln, ſondern Bulben hervorbringt. Dies findet aber auch bei A. vivipara und nach ſeiner Angabe ebenfalls bei A. Jacquiniana ſtatt. ö „ Von der amſterdamer Pflanze, die übrigens augenſcheinlich noch bei Weitem nicht vollſtändig entwickelt war, geben wir hier nachſtehende Diagnoſe und Beſchreibung. | A. cubensis. A. acaulis; foliis crassis carnosis elongato-lanceolatis basin versus sensim angustatis, in apicem longum spina terminali brevi conica cornea late castanea munitum excurrentibus, supra plano- concavis, subtus inferne convexis in superiori parte plano-con- - vexis, junioribus erectis demum a medio subrecurvis, senioribus patentissimis apice recurvis vel dependentibus, intense viridibus subnitentibus, margine vix sinuato carnoso dentatis, dentibus sub- repandis triangularibus cuspidatis deorsum spectantibus vel sub- curvatis, junioribus albidis, senioribus basi cartilagineis albido- virentibus apice corneis lte castaneis. Nob. Pflanze ſtammlos, mit wenig blattreiher Krone. Blätter geſtreckt lanzettlich, nach der Baſis allmälig etwas verjüngt, in einen ziemlich langen Gipfel, mit kurzem, hornartigem, vollem, hell-kaſtanienbraunem Endſtachel auslaufend, 1½ é Fuß lang, in der Baſis 1 Zoll, in der Mitte 3 Zoll breit und dazwiſchen bis auf 1½ Zoll verſchmälert; oberhalb flach aus- gehöhlt, unterhalb von der Baſis aufwärts ſtark, von der Mitte an ganz flach gewölbt. Blattrichtung anfangs faſt aufrecht, dann bis zur Mitte aufrecht abſtehend, von da an faſt wagerecht etwas zurückgekrümmt, die älteren horizontal abſtehend, mit zurückgekrümmter, faſt herabhängender, oberer Blattfläche. Conſiſtenz fleiſchig, in der Baſis und dem unteren Blatttheile ſehr dick, nach der Spitze zu verdünnt. Blattränder flach ausgebuchtet, fleiſchig, gezähnt. Zähne etwas entfernt ſtehend, dreieckig, zugeſpitzt, mit abwärts gerichteter, reſp. gekrümmter Spitze, die jüngeren weißlich, die älteren in der knorpeligen Baſis weißlichgrün, mit hornartiger, hell⸗kaſtanienbrauner Spitze. 60 | 3 a (Fortſetzung folgt.) — r 2.— 362 Gartenbau⸗Vereine. London. Die königl. Gartenbau-Geſellſchaft in London hielt am 19. Juni eine beſondere Ausſtellung ab zur Concurrenz um die von Mit⸗ gliedern der Geſellſchaft ausgeſetzten Preiſe. Zu den meiſten dieſer Preiſe war von der Geſellſchaft ein 2. Preis ausgeſetzt. Obgleich dieſe Ausſtellung von allen anderen in Bezug auf Pomp abwich, ſo war ſie dennoch eine höchſt intereſſante. a Den erſten, vom Präſidenten der Geſellſchaft ausgeſetzten Preis für die beſten 9 Pflanzen, die im Jahre 1865 in den Handel gekommen ſind, erhielten die Herren Veitch für Alternanthera spathulata, eine niedliche rothblätterige Amarantacee; die ſilberaderige Peperomia maculata, Adi- antum colpodes und Gymnogramma flexuosa; Verschaffeltia splen- dida, eine ſchöne Palme; Dieffenbachia Weiri, mit dunkelgrünen, hell⸗ pr gefledten Blättern; einen Juniperus von China; Bertolonia pu- escens, mit grünrandigen, dunkel- chocoladenfarbigen Blättern und Drac&na nigrescens, eine ſehr dunkelgefärbte Art, wie D. ferrea. Von Herrn W. Bull, der ebenfalls um dieſen Preis concurrirte, ſah man Verschaffeltia splendida, Dracæna nigrescens, Saurauja sa- rapigiensis, eine ſtarkwüchſige Pflanze, mit großen Blättern, ähnlich denen einer Cinchona; Aucuba japonica fœmina elegans, eine ſehr hübſche Varietät; Coprosma Baueriana, mit kleinen hübſchen roſaweiß variirten Blättern; die eigenthümliche, hübſche Terminalia elegans, mit langen, ſchmalen Blättern, mit auffälligen rothen Mittelnerven; Cycas plumosa, Asplenium myriophyllum, eine ſehr hübſche kleine Art und die weiß: variirte Selaginella Martensii. Den Präſidenten-Preis für 9 im Jahre 1864/65 in den Handel ge: kommenen Pflanzen erhielt Herr Williams in Holloway für eine inter: eſſante Sammlung, beſtehend aus Anthurium Scherzerianum, Gynerium argentum fol. varieg,, Calamus Imperatrice Marie, eine gefällig wachſende kleine Palme, Dieffenbachia Baraquinianum, einen bunt: blätterigen Phormium tenax, Dracena Cooperi, Phalænopsis Lüdde- manniana, mit 9 Blüthen und Agave schidigera. Die Herren Veitch concurrirten in dieſer Claſſe mit: Lilium au- ratum, mit halbgefüllten Blüthen, Dracæna Cooperi und nigrescens, Dieffenbachia Weiri, Cypripedium Pearcei, Anthurium cordifolium und Scherzerianum, Gymnogramma Pearcei, Prumnopytis elegans und den herrlichen Padanus ornatus. . Von Herrn Bull war eingeſandt: Maranta van der Heckei, Dra- cn Cooperi, Pandanus ornatus, Anthurium cordifolium, Salpi- chlæna volubilis, eine Aucuba, mit großen grünen Blättern; Podo- carpus macrophylla fol. varieg., Zalacca Wagneri und Zamia cycadæfolia. Den Präſidenten⸗Preis für 36 Roſenſorten, im Jahre 1864/65 aus⸗ gegeben, erhielt Herr Turner. Aber weder die Blumen in dieſer Sammlung noch in der der Herren Paul & Söhne, welche den Preis 363 für neue Varietäten erhielten, waren von ſo guter Beſchaffenheit, als man ſie ſonſt zu ſehen gewohnt iſt. Den von Herrn Wilſon Saunders ausgeſetzten Preis für officinelle und techniſch wichtige Pflanzen erhielt Herr Bull. Derſelbe hatte eine Sammlung von 37 Arten ſolcher Pflanzen ausgeſtellt. Lady Dorothea Nevill's Preis für die beſten 10 exotiſchen Farne wurde Herrn Williams zuerkannt; von prächtigen Exemplaren war ein⸗ geſandt: Cyathea dealbata, Dicksonia squarrosa uud antarctica, Cibotium princeps, Todea africana, Lomaria gibba, Woodwardia radicans, Thamnopteris Nidus, Gleichenia semivestita. Gleich ſchöne Exemplare hatte Herr Bull und Herr Chls. Walton ausgeſtellt. Um den Preis für Bromeliaceen, von Major Trevor Clarke aus⸗ geſetzt, concurrirte nur Herr Williams. Um die von den Eigenthümern des Gardener's Chronicle ausgeſetzten Preiſe durften nur Damen concurriren. Den erſten Preis von 10 & er: hielt Madame Dombrain in Deal, für 12 Stück ausgezeichnet ſchön cultivirte Adiantum cuneatum, welche Exemplare während zweier Jahre nur im Zimmer cultivirt worden ſind. Madame Marſhall in Enfield erhielt den 2. Preis, 7 &, für ein ſchönes Exemplar von Davallia cana- riensis, das während 5 Jahre im Wohnzimmer cultivirt worden iſt und den 3. Preis, 3 &, erhielt eine Madame Fiſher für dieſelbe Art Farn, ein kleines gedrungenes Exemplar, das nicht weniger als während 9 Jahre im Zimmer behandelt worden iſt. Außer dieſen waren noch eine Menge anderer Pflanzen zur Concurrenz von Damen eingeſandt worden, die von dieſen kürzere oder längerer Zeit in Wohnzimmern behandelt worden ſind. Aus dem Geſellſchaftsgarten ſah man eine Auzahl officineller und techniſch wichtiger Pflanzen von großem Intereſſe. | Unter den Einſendungen verſchiedener Pflanzen verdienen Erwähnung das gefülltblühende Pelargonium Gloire de Mary, Santolina incana, eine gute Pflanze für Einfaſſungen, der japaniſche buntblätterige, türkiſche Weizen (ſiehe die Anzeige über dieſe Pflanze von Herrn Benary in Erfurt, im 6. Hefte der Gartenzeitung) von Herrn E. G. Henderſon. Bertolonia margaritacea und mehere ſchöne buntblätterige Maranta von Herrn Bull. — Buntblätterige Orchideen, vorzüglich gut eultivirt, von Herrn Williams und dergleichen mehr. IT Ueberſicht neuer und intereſſanter Pflanzen, abgebildet oder beſchrieben in anderen Gartenſchriften. \ Selenipedium Pearcei Rchb. fil. Flore des serres Tafel 1648. — Cypripedium Pearcei Hort. Veitch. Cyp. caricinum Lind. Seleni- pedium caricinum Rchb. fil. — Orchidee. — Eine genaue Be: ſchreibung dieſer Art von Profeſſor Reichenbach fil. findet ſich im vorigen Jahrgange, S. 298 der Gartenzeitung, worauf wir verweiſen, indem der Text zu der Abbildung dieſer Pflanze in der Flore des serres der ham⸗ burger Gartenzeitung entlehnt iſt. Hydrangea japonica rosalba. Flore des serres Tafel 1649 —1650. Hydrangea flore albo et roseo Hort. — Saxifragex. — Es find dies zwei empfehlenswerthe Formen der H. japonica, von denen die eine große carmoiſinrothe, die andere große weiße, unfruchtbare Blumen trägt. Cratægus Oxyacantha Gumpperi bicolor. Fl. des serres Taf. 1651. — Es giebt von dieſer Dornart eine Reihe Varietäten, die ſich mehr oder weniger durch die Größe und Färbung ihrer Blumen unterſcheiden und auszeichnen. Bei der hier genannten Varietät, die von Herrn Gumpper in Stuttgart ſtammt, ſind die meiſten Blumenblätter mit einem breiten, carmoiſinfarbenen Saume eingefaßt und iſt als eine recht hübſche Varietät zu empfehlen. Odontoglossum Bluntii Rchb. fil. Flore des serres Tafel 1652. — Orchidee. — Eine reizende Orchidee von Santa Fes de Bogota von Herrn Weir in England eingeführt, die Herr Bateman zu Ehren der Prinzefiin Alexandra O0. Alexandræ nannte. Gleichzeitig wurde ein Odontoglossum von Herrn Blunt, Reiſender des Herrn Low aus ber: ſelben Gegend eingeführt und von Letzterem ein Exemplar zur Beſtimmung an Profeſſor Reichenbach geſandt, der daſſelbe nach ſeinem Entdecker Bluntii benannte, da derſelbe es für hinreichend verſchieden hielt von O. Alexandræ. Beide Pflanzen wurden darauf gleichzeitig in Kenſington ausgeſtellt und es ſtellte ſich heraus, daß beide Pflanzen nur Varietäten einer und derſelben Art find, und daß O. Bluntii viel ſchöner als O0. Alexandræ iſt, deshalb Herr Bateman der Meinung iſt, daß das O0. Bluntii den Nameu O. Alexandra führen müſſe. Azalea indica Roi des Beautes. Flore des serres Tafel 1654. — Eine ſehr liebliche Varietät, die auf der A. ind. Hermina entſtanden iſt. Dieſe hat nämlich weiße Blumen, deren Blumenblattränder carmoiſin⸗ farben eingefaßt ſind, während bei der Roi des Beautés die Grundfarbe carminroth iſt und die Blumenblattränder weiß ſind. Außerdem ſind die Blumen halb gefüllt. calathea Veitchiana J. D. Hook. Flore des serres Taf. 1655—58. Syn.: Phrynium Veitchianum C. Koch. Manranta Veitchianum (Veitch). — Marantacex. — Dieſe ausgezeichnet ſchöne Pflanze er⸗ wähnten wir bereits auf S. 24 dieſes Jahrganges der Gartenzeitung. Podophyllum Emodi Wall. Flore des serres Tafel 1659—-1660. Syn.: Pod. hexandrum Royle. — Berberidee. — Dieſe Art zeichnet ſich durch mehere hervortretende Charaktere vortheilhaft aus, ihr Vaterland iſt das Himalaya Gebirge, die Region von Kamaon, Nepal und Sikkim in einer Höhe von 10—14,000 F. über dem Meere. In einer geringeren Höhe hat man dieſe Pflanze bei Kaschemir gefunden. Die Blüthezeit des P. Emodi iſt April und Mai, zur Zeit, wo die großen hellgrünen, ſchild⸗ förmigen Blätter mit großen ſchwarzbraunen Flecken gezeichnet ſind, die ſich wenn die Blätter älter werden verlieren. Die großen Früchte ſind von 365 lebhaft carminrother Farbe und dienen der Pflanze faſt während der ganzen Sommerzeit zur Zierde. 5 Habranthus fulgens J. D. Hook. Botan. Magaz. Tafel 5563 und ſpäter in der Illustr. hortic. Tafel 478. — Amaryllideæ. — Eine ſehr hübſche Art, ähnlich der H. phycelloides, jedoch wird die Pflanze faſt noch zweimal ſo groß und unterſcheidet ſich dieſe von jener durch eine ſeltene zinnoberrothe Färbung der Blumen, durch die gelben Staubfäden und breiteren Segmente der Blüthenhüllblätter. Dendrobium dixanthum Rchb. fil. Botan. Magaz. Tafel 5564 und ſpäter in der Illustr. hortic. Tafel 480. — Orchidee. — Moulmain, dieſe unerſchöpfliche Quelle der Dendrobien, iſt auch das Vater— land dieſer Art, die im Jahre 1864 von Rev. Pariſh entdeckt und bei Herren Low & Co. eingeführt worden iſt. Es iſt eine ſchnellwachſende und leicht blühende Art, bei gewöhnlicher Behandlung. Die zollgroßen Blumen ſind von hübſcher gelber Farbe. Gladiolus Papilio J. D. Hook. Botan. Magaz. Tafel 5565. — Iridee. — Eine allerliebſte Art vom Cap der guten Hoffnung, von wo ſie 1861 in Kew eingeführt wurde. Die Pflanze wird 3 Fuß hoch, die Blätter find ſchmal⸗ſchwertförmig, nach der Spitze zu allmälich ſich ver— ſchmälernd, 2—3 Fuß lang und 1 Zoll breit. Der Blüthenſchaft über 1 Fuß hoch, vielblumig. Die Blumen 1 — 2 Zoll im Durchmeſſer, faſt glockenförmig, mit einwärtsgekrümmten Blüthenhüllenſegmenten, die ſehr hübſch gezeichnet ſind; die zwei oberen äußeren ſind blaßviolet, mit einem leichten Anfluge von gelb im Centrum, das untere äußere iſt im Centrum von der Spitze bis zur Baſis mit einem ſtark hervortretenden purpurnen Fleck verſehen und unter dieſem gelb gezeichnet; die beiden unteren inneren Segmente haben in der Mitte einen ſehr dunklen pur- purnen Streifen. Peristrophe lanceolaria Nees. Botan. Magaz. Tafel 5566. — Justicia lancolaria Roxb. — Acanthacex. — Stammt aus Moulmain und empfiehlt ſich wie ſo viele Arten ihres gleichen durch ein dankbares Blühen, ohne jedoch gerade von beſonderer Schönheit zu ſein. Batemania grandiflora Rchb. fil. Bot. Magaz. Tafel 5567. — Galeottia grandiflora Rich. — Orchideæ. — Bereits vor etwa dreißig Jahren wurde die Gattung Batemania von Lindley aufgeſtellt. Die erſte Art, B. Colleyi, kam von Demerara, eine zweite, B. Beaumontii, von Bahia, zu denen Profeſſor Reichenbach dann noch die zwei zur früheren Gattung Galeottia gehörenden Arten (G. fimbriata und G. grandiflora) und die B. meleagris (Huntleya meleagris) brachte. Die B. grandiflora iſt eine ſehr ſchöne Art von Neu-Granada und in den Sammlungen ziemlich ſelten. Da ſie in ihrem Vaterlande nur in einer Höhe von 11,000 Fuß über dem Meere vorkommt, ſo verlangt ſie einen mehr warmen als kühlen Standort, als man den Orchideen aus jenem Lande gewöhnlich giebt. N Dieffenbachia gigantea Hort. Verschaff. et Ch. Lem. IIlustr. hortic. Taf. 470—471. — Aracex. — Eine ſchöne Art von mächtiger Größe, ähnlich der P. Baraquiniana, von der fie vielleicht auch nur 366 eine größere Form ift, obſchon die Zeichnung der Blätter, Blattſtengel und des Stammes ſehr verſchieden von der jener Art iſt. Dieſelbe wurde von Herrn Baraquin am Amazonenſtrome in der braſilianiſchen Provinz Para entdeckt und von ihm bei Herrn Amb. Verſchaffelt in Gent eingeführt. Die dunkelgrünen Blattſtengel ſind dicht mit unzähligen gelblichweißen Punkten, die ſaftgrünen Blätter mit vielen weißen Flecken gezeichnet. Comparettia coceinea Lindl. IIlustr. hortic. Tafel 471. — Or- chideæ. — Unter den Orchideen-Arten mit kleineren Blüthen gehört dieſe wegen ihrer brillant zinnoberfarbenen Blüthen zu den ſchönſten. Nach Loddiges, bei dem ſie 1837 zuerſt blühte, ſoll ſie aus Braſilien ſtammen, während Lindley Xalapa (Mexico) als Vaterland angiebt, Herr Amb. Verſchaffelt hat dagegen ebenfalls lebende Exemplare von Herrn Pin el aus Braſilien erhalten, wo ſie nach den Ausſagen dieſes eifrigen Sammlers als Epiphyt wächſt. Außer dieſer Art ſind noch zwei andere Arten dieſer Gattung bekannt, nämlich 1) Comparettia falcata Pœpp. et Endl., heimiſch in Peru, zwiſchen Caſſayri und Pampayaco, in Mexico, wo fie auf den Stämmen von Psidium und Crescentia wächſt, bei Merida, 5000 Fuß über der Meeresfläche (syn.: C. rosea Lindl.). — 2) C. saccata Pœpp. et Endl. auf Bäumen bei Pampayaco. Camellia Clodia. IIlustr. hortic. Tafel 473. — Iſt italieniſchen Urſprunges und wurde von Herrn Amb. Verſchaffelt eingeführt. Nach⸗ dem dieſelbe zu verſchiedenen Malen im Etabliſſement Verſchaffelt geblüht hat, kann derſelbe ſie als eine der ſchönſten Varietäten empfehlen. Die Blumen ſind groß, lebhaft roſacarmin, hier und da mit weißen Streifen gezeichnet. Die Blumenblätter ſind zahlreich, mehr oder weniger abgerundet, regelmäßig dachziegelförmig geſtellt. Angrecum sesquipedale Aub. Dupet. Th. IIlustr. hortie, Tafel 475. — Orchidee. — Dieſe Orchidee mit ihren rieſigen Blumen, von der neuerdings die IIIustration horticole nun auch noch eine Abbildung bringt, haben wir bereits zu verſchiedenen Malen beſprochen. Siehe hamburger Gartenzeitung Band 13, S. 261, Band 15, S. 305. Peperomia marmorata J. D. Hook. Botan. Magaz. Tafel 5568. — Piperacen. — Die Gattung Peperomia enthält mehere Arten, die wohl verdienen, als hübſche Blattpflanzen cultivirt zu werden und zu dieſen gehört namentlich auch die hier genannte. Sie ſtammt aus Brlfilien, wo ſie von dem Reiſenden der königl. Gartenbau-Geſellſchaft zu London, Herrn Weir entdeckt worden iſt und von Herrn Veitch und dann von Herrn Wilſon Saunders zuerſt unter dem Namen P. arifolia verbreitet wurde, ein Name, den ſie jedoch nicht behalten kann, indem es bereits eine Art dieſes Namens giebt, von der ſie jedoch ſehr verſchieden iſt. Es iſt eine robuſte, ſich veräſtelnde, aufrecht wachſende Pflanze, mit geſtielten, gegenüber ſtehenden, 2— 3 Zoll langen, oval-herzförmigen, an der Baſis tief zweilappigen Blättern. Die Lappen ſind abgerundet und ſich überdeckend. Blätter fleiſchig, fünfnervig, die Oberſeite derſelben matt⸗ grün, weiß marmorirt, die Unterſeite blaßgrün. rl 367 Erieinella Mannii Hook. fil. Botan. Magaz. Tafel 5569. — Ericex. — Bis zur Expedition des Herrn G. Mann, der frühere Sammler für den Garten zu Kew, war die Flora der Weſtküſte Afrika's und die der tropiſchen Gebirge jenes Continents faſt völlig unbekannt. Durch ihn ſind jedoch von dort viele getrocknete wie lebende Pflanzen eingeführt worden, namentlich von Fernando Po und den hohen Cameroons Gebirgen. Zu dieſen Einführungen gehört nun auch die hier genannte Ericee, von der man bisher nicht wußte, daß ſie in jener mittleren Region vor— kommt. Herr Mann fand ſie in einer Höhe von 10,000 Fuß bei Fernando Po und zwiſchen 4 — 10,000 F. auf den Cameroons Gebirgen. Eine andere Art dieſer Gattung, ſehr nahe mit Erica verwandt, wächſt auf Madagascar und noch eine andere in Süd-Afrika. E. Mannii wird in Kew im Erikenhauſe cultivirt und blühte im Juli 1865. Die ſehr zahlreichen rothen Blumen ſind ungemein klein. | Polychilos cornu-cervi Kuhl van Hass. Botan. Magaz. Taf. 5570. — Syn.: Phalænopsis cornu-cervi Rchb. fil. — Orchideæ. — Obgleich dieſe hübſche Pflanze ſchon vor längerer Zeit von Lobb in Moulmain entdeckt worden iſt, ſo gelangte ſie doch erſt im Jahre 1864 durch Herrn Rev. Pariſh lebend nach England. — Lindley zweifelte, ob Polychilos als Gattung wirklich verſchieden ſei von der Gattung Phalsenopsis, während Profeſſor Reichenbach fil. entſchieden der Anſicht iſt, daß beide Gattungen vereint werden müßten, eine Anſicht, der auch Dr. Hooker beipflichtet, aber deſſen ungeachtet behält derſelbe vorläufig den Lindley'ſchen Namen bei. | Die P. cornu-cervi blüht während der Sommermonate und gedeiht leicht mit anderen indiſchen Orchideen. Die Blüthenrispe trägt eine Ans zahl Blumen, von denen zur Zeit vier bis fünf geöffnet ſind. Die aus: gebreiteten Sepalen ſind fleiſchig, ſchmal, zugeſpitzt, die ſeitlichen etwas ſichel— förmig. Die Petalen ähnlich den erſteren, jedoch etwas kleiner, gelblich— grün, röthlichbraun, quergeſtreift. Die Lippe weißlich. | Tacsouia Van-Voixemii Funk. Botan. Magaz. 5571. — Passi- flore@. — Dieſe ausgezeichnet ſchöne Pflanze, die bereits früher ſchon in der IIlustr. hortic. Tafel 351 abgebildet worden iſt, haben wir im 20. Jahrgange, Seite 59 der Gartenzeitung ausführlich beſprochen. Miltonia anceps Rchb. fil. Botan. Magaz. Tafel 5572. — Syn.; Odontoglossum anceps Kl. — Orchidee. — Vor vielen Jahren wurde dieſe hübſche Art durch die Herren Loddiges von Braſilien eingeführt, bei denen ſie auch blühte. Seitdem ſcheint ſie jedoch wieder verloren ge— gangen zu ſein, bis ſie in neueſter Zeit durch Herrn Blunt bei den Herren Low & Co. wieder eingeführt worden iſt. Die Pflanze läßt ſich leicht cultiviren und erfordert dieſelbe Behandlung wie die übrigen Mil- tonia-Arten. ussenda luteola Dlil. Botan. Magaz. Tafel 5573. — Ru- biaceæ. — Eine hübſche Pflanze, vom Capitain Grant in Europa vom oberen Theile des Nil's eingeführt. Gefunden wurde dieſe Pflanze auch von Cailliaud, während feiner Reiſe nach Meroe am Nil im 10. Gr. nördlicher Breite. Capitain Grant ſammelte ſie in den Felsſchluchten von. 368 Gani und Madi. Die Pflanze bildet einen kleinen ſchlanken Strauch, mit 1½ — 2 Zoll langen, kurz geſtielten, ovalen oder länglich⸗lanzettlichen, zu⸗ geſpitzten Blättern. Doldentraube wenigblumig, Blüthen zu dreien, en geſtielt. Kelchzähne fadenförmig, mit Ausnahme eines, der ein weißes oder BEN längliches oder oval: herzförmiges, häutiges Blatt bildet, 7— 7 Zoll lang. 3 Azalea indica Reine des Pays-Bas. IIlustr. hortic. Tafel 439. — Dieſe ungemein liebliche Varietät wurde auf der internationalen Aus⸗ ſtellung zu Amſterdam mit dem 2. Preiſe prämiirt, als der ſchönſte Sämling. Die Blumen ſind ſehr groß, zart roſa, nach dem Rande zu faſt weiß. Die oberen Blüthentheile ſind ſehr zierlich, mit lebhaft carminfarbenen Punkten gezeichnet. Selaginella Marteusi Spring. var. variegata. Belg. hortic. Vol. XVI. Fig. IX. — Lycopodiaceæ. — Die S. Martensit iſt faſt in allen Warmhäuſern der Gärten anzutreffen, wo ſie an feuchten und ſchattigen Stellen, mit ihren Verwandten dichte Raſen bildet. — Eine Varietät unter den Arten dieſer Gattung iſt bisher noch unbekannt geweſen und dürfte dieſe daher den Beueßrem von Pflanzen mit panachirtem Laube willkommen ſein. Echinopsis Zuccarinii Otto, var. Rolandi. Belg. hortic. Vol. XVI. Fig. X. — Cactee. — Es iſt dieſes eine ſehr hübſche Varietät des an ſich ſchon fo ſchönen E. Zuccarinii, mit großen zart roſa Blüthen und den Cacteenliebhabern zu empfehlen. Billhergia Glymiana de Vr. Belg. hortie, Vol. XVI. Fig. XI. Syn.: B. Wetherelli Hook. Botan. Magaz. Tafel 4835. — Brome- liacexz, — Eine ſehr hübſche Art dieſer Gattung, mit herabhängender Blüthenrispe. De Vrieſe beſchrieb ſie unter obigem Namen im Jahre 1853. Später, 1855, wurde fie von Sir W. Hooker als B. Wethe- relli im botaniſchen Magazine abgebildet und beſchrieben, der wohl über⸗ ſehen haben mag, daß ſeine Pflanze mit der bereits beſchrieben geweſenen identiſch iſt, daher ihr auch der ihr zuletzt gegebene Name erhalten bleiben muß. Phermium tenax Forst. fol. variegatis. IIlustr. hortic. Taf. 481. — Asphodeleæ. — Von dem allen Pflanzenfreunden wohlbekannten neu: ſeeländiſchen Flachſe iſt dies eine ſehr hübſche Varietät, mit gelb und grün geſtreiften Blättern, die wir den Verehrern von buntblätterigen Pflanzen empfehlen können. sig Primula intermedia (hybrida) Hort. Angl. Ilustr. hortic. Tafel 482. — Primulaceæ. — Dieſe niedliche Pflanze iſt ohne Zweifel eine Hybride zwiſchen einer Primel-Art und einer Aurikel. Die Blätter gleichen ganz denen einer Aurikel, während die Blumen zwiſchen denen einer Primel oder Varietät ſtehen. Die Varietät ſtammt aus dem Handels⸗ garten des Herrn Fullar, von dem ſie an Herrn W. Bull überging, der ſie in den Handel brachte. Camellia Marianna Talenti. IIlustr. 3 Tafel 483. — ae eine Varietät italieniſchen Urſprunges. Bei Herrn Verſchaffelt hat die: ſelbe mehere Male geblüht und ſich als eine conſtante und ſchöne Blume 369 erften Ranges bewieſen. Die Blumen find groß, lebhaft kirſchroth und jedes Blumenblatt iſt mit einem weißen Längsſtreifen Maeichnet, - — Cymbidium llookerianum Rchb. fil. Botan. Magaz. Tafel 5574. — Orchidee. — Eine herrliche Art, von Herrn Lobb an Herrn Veitch vor meheren Jahren eingeſandt. Nach Dr. Hooker, nach dem die Pflanze benannt, wächſt dieſelbe im Sikkim-Himalaya, wo er ſie ſelbſt mehrfach in einem Diſtricte fand, in welchem er mit Herrn Lobb zuſammentraf und in welcher Gegend Lobb die Pflanze jedenfalls auch geſammelt hat, die bald nach ihrer Einführung bei Herrn Veitch blühte, nachdem aber lange ausſetzte, vermuthlich, weil ſie zu warm gehalten worden war und erſt wieder Blüthen zeigte, ſeitdem man ſie in einer kälteren Temperatur cultivirt. Ob das C. Hookerianum eine wirkliche Art oder nur eine Varietät des C. giganteum iſt, bleibt noch dahingeſtellt. Sei ſie nun Art oder Abart, jedenfalls iſt ſie würdig, den Namen Hooker's zu tragen. Die Blätter find 1½ — 2 Fuß lang, zugeſpitzt, zähe und lederartig, an der Baſis er: weitert, wo fie ſehr auffällig zweifarbig grün geſtreift find. Der Blüthen: ſchaft erreicht ebenfalls die Länge von 2 Fuß und trägt 6—12 Blüthen von ziemlicher Größe, 4—5 Zoll im Durchmeſſer, von grüner Färbung bis auf die Lippe. Dieſe iſt dreilappig, die Seitenlappen ſind lang, ganz flach, etwas ſichelförmig und ſcharf zugeſpitzt, mit feinen Härchen am Rande beſetzt. Der mittlere Lappen iſt am Rande gekräuſelt und gefranſt. Auf der oberen Fläche befinden ſich zwei erhabene, parallellaufende, be— wimperte Lamellen von 1 — 1½½ Zoll Länge. Die Färbung der ganzen Lippe iſt gelblichweiß, nach dem Rande zu etwas dunkler ſchattirt und mit carminfarbenen Flecken gezeichnet. | Tubibaudia caronaria J. D. Hook. Botan. Magaz. Tafel 5575. — Ceratostemma coronaria Hort. Lind. — Vacciniaceæ. — Ber: muthlich eine Bewohnerin von Neu-Granada oder Venezuela, deren Ein- führung man Herrn J. Bateman verdankt und in deſſen Sammlung dieſe hübſche Pflanze auch zur Blüthe gekommen iſt. Die Vaccineen von den Anden des ſüdlichen Amerika's gehören noch ſtets zu den Seltenheiten in den Gärten und noch ſeltener trifft man ſie blühend in denſelben an. Die gegenwärtige Art bildet einen kleinen Strauch, mit kleinen zolllangen, ovalen, ganzrandigen, glänzend dunkelgrünen Blättern. Die kleinen, ½ Z. großen, faſt runden, am Halſe zugeſchnürten Blumen ſind ſcharlachroth. Microcachrys tetragona Hook. fil. Botan. Magaz. Tafel 5576. — Arthrotaxis tetragona Hook. — Coniferæ. — Es iſt dieſe wohl eine der merkwürdigſten Coniferen und eine in ihrem Vaterlande ſich ſehr ſelten vorfindende Art, gleichzeitig auch noch die einzige Art in dieſer Familie, die brillant gefärbte, fleiſchige Zapfen trägt. Es giebt allerdings auch Taxus- und Podocarpus-Arten mit gefärbten fleiſchigen Früchten, dieſe ſind jedoch ganz anderer Art und beſitzen ſie keine Schuppen, wie die Früchte der hier in Rede ſtehenden Art. — Die Micocachrys te- tragona bewohnt die Spitzen einiger wenigen Berge von Tasmanien und befindet ſich ſeit wenigen Jahren erſt in den europäiſchen Sammlungen, in denen ſie als Arthrotaxis tetragona bekannt iſt. Iris reticulata Bbrst. Botan. Magaz. Tafel 5577. — Iride e. — Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXII. 24 370 Eine der niedlichſten Iris-Arten, die in meheren deutſchen Gärten, namentlich in den meiſten botaniſchen Gärten angetroffen wird. Sie ſtammt aus Georgien, Kleinaſien, Kurdiſtan, Syrien und Perſien, wird bei uns meiſtens als Topfſtaude cultivirt, und blüht ſchon im früheſten Frühlinge. _(eropegia sororia Harv. Botan. Magaz. Tafel 5578. — Ascle- piadee. — Eine weniger ſchöne als ſonderbare Pflanze aus dem Kaffern⸗ lande, die im botaniſchen Garten zu Glasnevin bei Dublin im Mai d. J. blühte und wegen ihrer ſchweſterlichen Aehnlichkeit mit A. Bowkeri den Namen sororia erhalten hat. Die eigenthümlichſten Charaktere bei beiden Arten ſind hier die ſonderbar herabhängenden Blumenkronenlappen, die ſich bei dem leiſeſten Luftzuge bewegen. Eulephia virens Lindl. Botan. Magaz. Tafel 5579. — Syn.; Serapias epidendroides Retz., Limodorum virens Roxb., Limodorum epidendroides Willd. — Orchidee. — Eine Art von geringer Schönheit, von Ceylon ſtammend. | Seilla Cooperi J. D. Hook. Botan. Magaz. Tafel 5580. — Liliaceæ. — Unter den zahlreichen Zwiebel-Arten vom Cap der guten Hoffnung gehört dieſe mit zu den weniger ſchönen, wenngleich ſie dennoch der Cultur werth iſt. Die kleinen purpurvioletten Blumen ſtehen dicht gedrängt⸗rispenartig an dem oberen Ende des fußlangen Blüthenſchaftes und haben viel Aehnlichkeit mit denen einer Drimia-Art. Cupressus Lawsoniana Murr. Botan. Magaz. Tafel 5581. — Chamæcyparis Boursieri Dene. — Coniferæ. — Unſtreitig eine der hübſcheſten Coniferen, die ſich ſeit den letzten Jahren faſt in allen Gärten eingebürgert hat. Nach den Ausſagen der Reiſenden ſoll ſie eine Höhe von faſt 100 Fuß erreichen, doch dürften wohl einige Jahre vergehen, ehe dieſe Cypreſſenart bei uns dieſe Höhe auch nur annähernd erreichen wird. In England hat man bereits Exemplare von 14 —20 Fuß Höhe, welche ſogar ſchon fructificirt haben und iſt im oben genannten Wer ein Zweig mit reifen Fruchtzapfen abgebildet. Das Vaterland der C. Lawsoniana iſt das nördliche Californien zwiſchen den 40—42 Gr. n. Br. Piarscewizella velata Rchb. fil. Botan. Magaz. Tafel 5582. — Zygopetalum velatum Rchb. fil. — Orchidex. — Die hier genannte Orchidee verdient in jeder Sammlung cultivirt zu werden, ſie iſt noch immer eine Seltenheit in den meiſten Orchideenſammlungen, obgleich ihre Cultur nicht ſchwierig, denn eine mäßig warme Temperatur und Schutz gegen directe Einwirkung der Sonnenſtrahlen iſt faſt alles, was bei dieſer Pflanze zu beobachten iſt. Die Blüthen erſcheinen faſt zu jeder Jahreszeit und beſitzen außer ihrer zarten Färbung noch einen angenehmen Geruch. Begonia geranieides J. D. Hook. Botan. Magaz. Tafel 5583. — DBegoniacex. — Die Gattung Begonia, fo artenreich im tropiſchen Aſien und Amerika, iſt verhältnißmäßig in Afrika nur wenig vertreten. Von den im de Candolle'ſchen Prodromus beſchriebenen 300 Arten ſind nur fünf Bewohner von Afrika, ſo daß bis jetzt mit den noch von dort neu hinzugekommenen etwa 12 Arten in Afrika heimiſch ſind. Die oben genannte Art ſtammt von Port Natal, wurde von Herrn Backhouſe in Pork eingeführt und iſt eine hübſche Art mit weißen Blüthen. 371 ‚Myrsiphyllum asparagoides Willd. Botan. Magaz. Tafel 5584. — Medeola asparagoides Willd., Dracæna Medeloides L. fil., As- päragus Medeloides Thbg. — Liliaceæ. — Schon im Jahre 1702 wurde dieſe Pflanze durch die Herzogin von Beaufort in England eingeführt, ſcheint aber aus den Sammlungen, wie ſo manche hübſche alte Pflanze, wieder verſchwunden zu ſein; da fie aber zu den zierlichſten Kalthaus⸗ Schlinggewächſen gehört, ſo lohnt es ſich wohl der Mühe, dieſer Pflanze wieder eine größere Verbreitung zu verſchaffen. Daphne jezensis Maxim. Gartenflora Taf. 496. — Daphnoideæ. — Dieſe ſchöne gelbblühende neue Art verdient die allgemeinſte Empfehlung. Herr Dr. Regel theilt mit, daß dieſelbe im Kalthauſe im Dezember und im erſten Frühlinge ihre angenehm und ſtark duftenden Blumen ent⸗ wickelt, deren goldgelbe Farbe mit dem blaugrünen Laube ſchön contraſtirt. Eingeführt wurde ſie in den botaniſchen Garten zu St. Petersburg von Herrn Maximowicz aus Japan. Cultur und Vermehrung gleich der anderer Arten Japans. Tetratheea eiliata Lindl. Gartenflora Tafel 497. — Treman- dre. — Nach Ausſage der „Gartenflora“ erzog der botaniſche Garten zu St. Petersburg dieſe hübſche Pflanze aus Samen, den Herr Ausfeld in Arnſtadt aus Bendigo (Auſtralien) eingeſchickt hatte. Zuerſt wurde ſie von Major Mitchell auf deſſen Expedition nach den Flüſſen Darling und Murray im Jahre 1836 entdeckt und von Lindley in deſſen Reiſewerk beſchrieben. Sie gehört jedenfalls zu den zierlichſten Pflanzen des Kalthauſes und bildet einen 1½ —2 Fuß hohen, ſehr reichblühenden Buſch. Die an den Spitzen der zahlreichen ſchlanken Aeſte aus den Blattachſeln einzeln herabhängenden, ½ Zoll großen Blüthen ſind hellviolet. — Cultur im Kalthauſe gleich den übrigen zierlichen Arten dieſer hübſchen Gattung. Daphne denkwa S. et Zz. Gartenflora Tafel 499. — Daphno- idee. — Abermals eine neue hübſche Pflanze, deren Einführung wir Herrn C. Marimowicz aus Japan verdanken. Es iſt ein niedlicher kleiner Strauch von 2—3 F. Höhe, mit hübſchen lilafarbenen, duftenden Blumen, die im April vor der Entwickelung der Blätter erſcheinen und in drei- bis ſiebenblumigen Bündeln längſt der blattloſen Aeſte ſtehen. Die Cultur iſt im Kalthauſe in Haide⸗ oder Lauberde, mit etwas Lehm untermiſcht. Ber: mehrung durch Veredlung auf D. Mezereum oder Laureola. Hemerscallis fulva L. var. Kwanse. Gartenflora Tafel 500. — Liliacem. — Die in den Gärten ſich vorfindende Pflanze unter dem Namen Hemerocallis Kwanso fl. pl. iſt eine Abart von der gemeinen H. fulva L., eine der älteſten Bewohner unſerer Gärten, mit gefüllten Blumen und mit meiſt ſilberfarben geſtreiften Blättern. Die II. fulva ift eine hübſche Garten⸗ pflanze, die in jedem Gartenboden gedeiht. Anthurium pedatifidum Rgl. et Lind. Gartenflora Tafel 501. — Aroidee., — Eine ſehr ſchöne von Herrn Linden in Brüſſel aus Braſilien eingeführte Art. Es gehört dieſe Art zu den anſehnlichſten der Gattung und iſt den Freunden dieſer Pflanzenfamilie beſtens zu empfehlen, ſowohl zur Cultur im Warmhauſe als zur Zimmercultur. 24* 372 Der Maulwurf, eee über deſſen Lebensweiſe, Nutzen und Schaden für die Gärten, die Mittel ihn zu vertilgen ꝛc. von Dr. W. Löbe. Unter den Büchern, welche in früherer oder neuerer Zeit über die Vertilgung der Feinde des Landwirthes und Gärtners erſchienen ſind, gehört das von Dr. William Löbe?) wohl mit zu den gediegendſten und ſollte in der Bibliothek keines Gärtners fehlen. Wir haben ſchon früher das Buch ausführlich befprochen, **) um jedoch den Leſern zu zeigen, wie der Verfaſſer bemüht geweſen iſt, ſein Buch ſo populär als möglich zu halten, ſo daß es Jeder verſtehen kann, der zu leſen vermag, laſſen wir hier den Abſchnitt, der über den Maulwurf handelt folgen. Der Maulwurſ lebt in feuchtem, an Würmern und Inſektenlarven reichem Boden; Näſſe iſt ihm zuwieder; bei plötzlicher Ueberſchwemmung rettet er ſich durch Schwimmen. Er hält ſich meiſt unter der Erde auf; ſeine Wohnung iſt im Innern eines Hügels gewölbartig angelegt, hält 1— 1½ Fuß im Durchmeſſer und iſt künſtlich mit Miſt, Moos, Stroh, Laub, Gras ausgepolſtert. Von dieſer Wohnung laufen Gänge nach allen Richtungen aus. Im Winter gräbt ſich der Maulwurf bis zu 5 F. Tiefe ein, hält aber keinen Winterſchlaf, doch iſt er im Winter weit weniger thätig als in den anderen Jahreszeiten, namentlich im Frühjahre und Herbfte, Er geht am fleißigſten ſeiner Nahrung in der Nacht und früh nach. Im Sommer zeigt er ſich meiſt nur an kühlen, ſchattigen Orten und an Waſſergräben. Der Maulwurf wühlt beſonders bei bevorſtehendem Regen und Gewitter ſehr emſig. Sein Geſicht iſt ſehr ſchwach, deſto feiner ſein Gehör und beſonders fein das Gefühl ſeiner Schnauze. Der Maulwurf paart ſich gewöhnlich im März, und im Mai wirf das Weibchen 3 — 5 blinde Junge. Wenn der Gemüſe- und Blumengärtner dem Maulwurf den Krieg erklärt und denſelben auszurotten trachtet, ſo iſt jener ganz in ſeinem Rechte, denn der Gärtner kann den Maulwurf nicht brauchen, weil dieſer in dem Garten (mit Ausnahme des Obſt- und Grasgartens) ungleich mehr ſchadet als nützt, der Gärtner auch in kleineren Räumen auf das Bodenungeziefer mit mehr Erfolg Jagd machen kann, als der Landwirth auf weiten Flächen. Wenn aber auch der Landwirth und Obſtgärtner den Maulwurf in die Acht erklären und beſtrebt ſind, denſelben mit Stumpf und Stiel auszurotten, ſo handeln ſie ganz gegen ihr Intereſſe, denn der Maulwurf iſt — was auch der Unverſtand dagegen ſagen mag — des Landwirthes und Obſtgärtners größter Freund, weil er nur von ſolchen Thieren lebt, welche an den angebauten Pflanzen große Verwüſtungen *) Die Freunde und Feinde des Gärtners und Landwirthes. Vollſtändige An⸗ leitung zur Kenntniß, Schonung und Hegung der dem Feld-, Wieſen⸗ und Gartenbaue nützlichen, ſowie zur Kenntniß, Abhaltung und Vertilgung der den Pflanzen ſchädlichen Thiere. Nach den bewährteſten Erfahrungen von Dr. W. Löbe. Hamburg. Robert Kittler. 1864. 0 **) Siehe Heft 1, S. 41 des XXI. Jahrg. der Gartenztg. 373 anrichten, von Thieren, welche um ſo ſchädlicher find, weil fie in der Erde leben, und denen deshalb von Seite der Menſchen ſchwer beizukommen iſt. Wenn trotzdem fo vielfach der Landwirth und Obſtgärtner den Maul: wurf als ihren Feind haſſen und verfolgen, ſo liegen dieſem Umſtande hauptſächlich zwei Urſachen zu Grunde. Einmal ſind dem Landwirthe die Erdhaufen zuwider, welche der Maulwurf auf Aeckern und Wieſen aufſtößt, und dann wähnen viele Feld- und Wieſenbauer und Oſbſtzüchter, daß der unterirdiſche Wühler die Culturpflanzen durch Abbeißen und Verzehren der Wurzeln beſchädige. 5 Was das Aufſtoßen von Erdhaufen durch den Maulwurf anlangt, ſo kann zwar nicht geleugnet werden, daß dadurch Feldern und Wieſen ge— ſchadet werden kann und daß ihnen auch wirklich in dem Falle geſchadet wird, wenn zuviel Maulwürfe vorhanden ſind; indeß iſt der Schaden, den der Maulwurf auf Aeckern und Wieſen durch Aufſtoßen anrichtet, gar nicht zu vergleichen mit dem Nutzen, den er daſelbſt ſtiftet, indem dieſes Thier lediglich von Ungeziefer lebt, welches den angebauten Pflanzen ungemein ſchadet. Fangt den Maulwurf bis auf den letzten weg, und Ihr werdet bald gewahr werden, wie ſehr Ihr Euch geſchadet habt! Denn da, wo der Maulwurf fehlt, haben der Engerling, die Maulwurfsgrille, die Schnecken, der Regenwurm, die Aſſeln und andere Erzfeinde des Land— wirthes freies Spiel, und ihre Verwüſtungen werden ſich gar bald an den ſtark gelichteten, wohl ganz verwüſteten Feldern offenbaren. Was wollen gegen dieſes große Uebel die Erdhaufen bedeuten, welche der Maulwurf aufſtößt, zumal dieſelben der fleißige Wirth ebnen kann, wodurch er zugleich ſeinen Wieſen zu Hülfe kommt? Freilich ganz freies Spiel darf man dem Maulwurf auf Aeckern und Wieſen auch nicht laſſen, denn wenn derſelbe auf einer gewiſſen Fläche in zu großer Anzahl vorkommt, ſchadet er un— bedingt durch ſein Aufſtoßen, indem dadurch die Ernte verringert wird. 1—2 Stück Maulwürfe auf einer Fläche von 1 magdeburgiſchen Morgen Wieſe oder Feld ſoll und muß man gewähren laſſen; was darüber, iſt allerdings vom Uebel, und man muß dieſes Mehr zu beſeitigen ſuchen. Was die Beſchuldigung anlangt, daß der Maulwurf nicht von ſchäd— lichen Thieren, ſondern blos von Pflanzennahrung lebe, ſo beruht dieſelbe auf einem Wahne. Der Maulwurf iſt ſo gebaut, daß er unmöglich von Pflanzennahrung leben kann, und zum Ueberfluſſe haben auch Sectionen nachgewieſen, daß dieſer unterirdiſche Wühler ſeine Nahrung lediglich aus dem Thierreiche bezieht. Daß der Maulwurf einer der vornehmſten Freunde des Landwirthes iſt, daß derſelbe nur von Pflanzenfeinden lebt und den angebauten Ge— wächſen nicht im mindeſten ſchadet, beſtätigen auch alle Naturforſcher, welche über den Maulwurf geſchrieben haben, und darauf hin haben auch mehere Regierungsbehörden, z. B. in Trier, die Vertilgung der Maulwürfe auf Gemeindekoſten verboten. ö Bei der großen Wichtigkeit des Gegenſtandes iſt es wohl ganz ſach— gemäß, daß hier die Urtheile einiger Fachmänner über das Leben und Wirken des Maulwurſs mitgetheilt werden. | So heißt es in der Illuſtr. Landw. Dorfzeitung, Jahrgang 1861, 374 Nr. 22, nach Gloger: „Der Maulwurf iſt durchaus kein pflanzen freſſendes Thier, und kann dem Baue ſeiner Zähne und ſeiner Verdauungs⸗ werkzeuge zufolge, eben ſo wenig oder noch weniger von Pflanzenſtoffen leben, als der Menſch im Stande ſein würde, ſic von Stroh, Holz, Baumrinde zu nähren. Der Maulwurf iſt vielmehr ein kleines Raubthier, welches nur von kleinen Thieren lebt, dieſen in den dunkeln Gängen der Erde nachſtellt, ſie fängt und verzehrt. Davon kann ſich Jeder ſelbſt leicht überzeugen, der nur Luſt dazu hat und ſich belehren laſſen will. Man braucht den Maulwurf nur in das Maul zu ſehen und die Beſchaffenheit ſeiner Zähne zu betrachteu. Derſelbe hat nämlich, wie alle anderen Raub⸗ thiere, in der oberen Kinnlade 6 und in der unteren 8 ſpitzige Vorder⸗ zähne und hinter denſelben lange und ſcharfe Backzähne, die ganz zum Fangen und Tödten anderer Thiere eingerichtet ſind, und dann kommen die Stockzähne. Wer ferner einem getödteten Maulwurf den Leib auf⸗ ſchneidet und in den Magen ſieht, wird finden, daß derſelbe nie Pflanzen⸗ ſtoffe, wie Wurzeln ꝛc., im Magen hat, wohl aber die Häute von Enger⸗ lingen, Regenwürmern, Schnecken und anderem Ungeziefer, das den Pflanzen ſchädlich wird. Wer ſich endlich mehr Mühe geben will, braucht nur einen Maulwurf zu fangen und zu füttern, er wird ſicher finden, daß derſelbe alle Pflanzennahrung verſchmäht und dabei verhungert, während er, mit kleinen Thieren gefüttert, ſehr lange am Leben zu erhalten iſt. Aber — wendet man dagegen ein — der Maulwurf iſt doch ſtets da zu treffen, wo die Wurzeln abgenagt ſind, die Pflanzen kümmern und abſterben? Ganz recht! Aber nicht der Maulwurf frißt die Pflanzen, ſondern die Engerlinge und das andere Gewürm, das ſich in der Erde aufhält. Der Maulwurf ſpürt dieſem Ungeziefer nach, fängt und frißt es und reinigt ſo den Boden von dieſen Pflanzenfeinden. Nun ſoll zwar zugegeben werden, daß er bei dieſem Geſchäfte die feinen und kleinen Wurzeln der Gewächſe ein wenig lockert und vielleicht auch beſchädigt; allein dieſer Schaden iſt höchſt unbedeutend und in vielen Fällen geringer als der, den ein Menſch beim Jäten des Unkrautes anrichtet. Der etwaige Nachtheil erſetzt ſich in beiden Fällen bald von ſelbſt, nur der Vortheil iſt bleibend. Deshalb iſt es auch noch Niemand eingefallen, das Jäten als ſchädlich zu unterlaſſen oder zu widerrathen. Weshalb alſo den Maulwurf verfolgen wegen Be⸗ ſchädigungen, die ſelbſt der Menſch nicht vermeiden kaun? Durch dieſes Vertilgen des Ungeziefers wird aber der Maulwurf über⸗ aus nützlich und für die Landwirthſchaft wichtig, denn dieſes Vertilgen geſchieht im großartigſten Maaßſtabe. Ein Maulwurf bedarf nämlich — wie es durch Verſuche mit eingeſperrt gehaltenen Maulwürfen erwieſen iſt — jeden Tag mindeſtens drei- bis viermal ſo viel Engerlinge, Regen⸗ würmer und anderes Ungeziefer, als er ſelbſt groß oder ſchwer iſt. Aus ſolchen Verſuchen weiß man, daß der Maulwurf ein äußerſt gefräßiges Thier iſt und daß er, wenn er auch ganz wohlgenährt war und ſo eben wieder einen Haufen Regenwürmer, ſo groß wie er ſelbſt, zu ſich genommen hatte, trotzdem binnen höchſtens 12 Stunden verhungerte. Man kann deshalb den jährlichen Nahrungsbedarf eines Maulwurfs an ſolchem Un⸗ gegiefer ſicher auf einige Scheffel veranſchlagen. Jeder Scheſſel ſolchen 375 Ungeziefers braucht aber in gleicher Zeit ohne Zweifel wenigſtens zwölf Scheffel von meiſt nützlichen Gewächſen zur Nahrung. Und doch iſt der Schaden, welchen das Ungeziefer dadurch anrichtet, verhältnißmäßig noch der geringfügigſte, denn wenigſtens drei- bis viermal ſo viel als es frißt, verdirbt es durch ſeine verwüſteriſche Ernährungsweiſe. Die unterirdiſchen Verwüſter beißen nämlich eine Menge Wurzeln in der Mitte durch, ver: zehren aber die Endſtücken nicht, ſondern laſſen den bei weitem größeren Theil des Ganzen verderben. Ja, die Engerlinge nagen, wenn ſie groß geworden ſind, mitunter ſogar daumenſtarke Pfahlwurzeln junger Bäume gänzlich durch, und dadurch ruiniren ſie oft ganze Obſtbaumſchulen. Dar⸗ über kann man ſich aber auch gar nicht wundern, wenn man ſieht, wie ungeheuer ihre Menge da werden kann, wo der Maulwurf dauernd ver: folgt wird. Bei dieſem Geſchäfte ſtößt der Maulwurf freilich da, wo er viel Un⸗ geziefer findet und wo er längere Zeit bleiben will, Haufen losgearbeiteter Erde an die Oberfläche, um ſich einen mehrkammerigen Wohnbau an- zulegen, und es iſt nicht zu leugnen, daß die darunter liegenden Keime im Wachsthume gehindert, ja, erſtickt werden können; dafür iſt jedoch in einer fleißigen Hand die Hacke gut, und ein verſtändiger Landwirth benutzt die fein zerbröckelte Erde der Maulwurfshaufen zum Beſtreuen ſeiner Wieſen. Alſo auch dadurch nützt der Maulwurf mehr, als daß er ſchadet. Aber wenn derſelbe einen Haufen aufwirft, ſo kann man bei ſeiner un⸗ geheuren Gefräßigkeit auch ſicher ſein, daß er an einem ſolchen Orte einen mindeſtens ebenſo großen Haufen Ungeziefer entweder ſchon vernichtet hat oder zu vernichten ſich anſchickt. wer; Dazu kommt noch, daß der Maulwurf mit feinen unterirdiſchen Gängen und geräumigen Wohnungen der von der Natur beſtellte Bau⸗ meiſter für eine Anzahl anderer der Landwirthſchaft ſehr nützlicher Thiere iſt. Namentlich benutzen die Spitzmäuſe, Ameiſen, Erdhummeln und Wieſel die Wohnungen des Maulwurfs gern. Aber für alle dieſe Wohlthaten, welche der Maulwurf dem Land— wirthe leiſtet, erntet er von dieſem noch gar häufig weiter nichts als den ſchnödeſten Undank; zum Lohne für ſeine Verdienſte um die Landwirthſchaft bringt man ihn um. Kann es wohl etwas Unverſtändigeres geben? Die Landwirthe und Obſtgärtner, welche den Maulwurf verfolgen, thun ſich ſelbſt den größten Schaden und den Engerlingen und anderem Ungeziefer den größten Nutzen, denn dieſe können dann ungeſtört Felder, Wieſen und Obſtbaumſchulen verwüſten, ſich tauſendfach vermehren und zur Land⸗ plage werden.“ Und Profeſſor Fleiſcher ſagt in dem Wochenblatte für Land- und Forſtwirthſchaft, Jahrg. 1862, S. 101, über den Maulwurf: „Funfzehn an verſchiedenen Stellen und an verſchiedenen Tagen gefangene Maulwürfe unterſuchte ich auf ihren Mageninhalt. Die unverdauten Reſte der Nahrung beſtanden theils nur aus Kopfſchildern und Fußkrallen der Engerlinge, theils aus dieſen und Reſten von Regenwürmern. In keinem einzigen Magen aber wurden Wurzelfaſern angetroffen; es fehlten überhaupt von pflanzlicher Nahrung herrührende Stoffe ganz. 376 Dieſe Unterſuchungen ſowohl als die mit lebenden Maulwürfen an⸗ geſtellten Verſuche zeigen klar und deutlich, daß der Maulwurf ein äußerſt gefräßiger, reiner Fleiſchfreſſer iſt, daß er als ſolcher nicht blos durch Ver⸗ tilgen von allerhand ſchädlichem Gewürm, ſondern auch ſelbſt von Mäuſen ſich landwirthſchaftlich äußerſt nützlich macht. Zwei Maulwürfe verzehren innerhalb 9 Tagen 341 Stück ausge⸗ wachſene Engerlinge, 193 größere und kleinere Regenwürmer, 4 andere Kerbthiere und eine Maus. Zwei Maulwürfe würden alſo in einem Jahre an Gewürm aller Art ungefähr 20,000 Stück verzehren. Aber dieſe Zahl iſt für in freiem Zuſtande lebende Maulwürfe eine viel zu niedrige; man kann mit Sicherheit annehmen, daß ein Maulwurfspaar jährlich 40,000 Stück genannten Gewürms im Freien verzehrt. Schon nach dieſer Berechnung muß auch dem Befangenſten der große landwirth⸗ ſchaftliche Nutzen des Maulwurfs klar werden, denn wenn z. B. nur die Hälfte dieſer Summe des Gewürmes aus Engerlingen beſteht — was auf einer von Engerlingen heimgeſuchten Wieſe wenig wäre — ſo würde durch zwei Maulwürfe kein kleines Stück derſelben vor dem Abſterben bewahrt, wenn man bedenkt, daß dieſe 20,000 Engerlinge ſich drei Jahre lang von Wurzeln nähren, bis ſie als Maikäfer dem Boden entſchlüpfen. Es iſt aber mit in Rechnung zu nehmen, daß dieſe 20,000 Maikäfer Millionen von Engerlingen zu erzeugen vermögen. Wenn wahrgenommen worden iſt, daß die Maulwürfe nicht immer den von Engerlingen zerſtörten Grasboden in gewöhnlicher Weiſe durchwühlen und daſelbſt Haufen aufwerfen, ſo darf daraus nicht gefolgert werden, daß der Maulwurf keine Engerlinge ver⸗ zehre. Die Zahl der auf einer ſolchen Stelle ſich beiſammen findenden Engerlinge beträgt wohl häufig mehere Millionen; der Maulwurf iſt aber kein geſelliges Thier; die vereinzelt vorkommenden Maulwürfe können an einer ſolchen Stelle äußerſt leicht ihren Hunger ſtillen und find eben des⸗ halb nicht veranlaßt, den Boden daſelbſt ſo zu durchwühlen und Haufen aufzuwerfen, wie dort, wo derſelbe ärmer an Engerlingen ꝛc. iſt.“ Von einer anderen Seite hebt den Nutzen des Maulwurfs der Schotte William Hogg, der berühmte „Schäfer von Ettrik“ — wie er mit ſeinem literariſchen Namen genannt wurde — hervor. Derſelbe ſagt: „Eine dreißigjährige Beobachtung, welche ſich über einen bedeutenden Theil des Südens von Schottland erſtreckt, und manche theuer erkaufte Er: fahrung haben mich ſeit langer Zeit von den verderblichen Wirkungen über: zeugt, welche das Wegfangen von Maulwürfen, beſonders auf Schafweiden, hervorbringt. In der That iſt von allen Verfolgungen, welche jemals in irgend einem Lande in Gebrauch geweſen find, die unnatürlichſte die gegen den Maulwurf, dieſen unſchuldigen und ſegensreich wirkenden kleinen Mi⸗ nirer, der unſer Weidenland alljährlich mit dem beſten Stoffe zum Beerden verſieht, welchen er mit großer Mühe aus dem fetteſten Untergrunde herauf— bringt. Die Vortheile dieſer Ueberſchüttung ſind ſo unverkennbar, ſie fallen jedem vorurtheilsfreien Beobachter ſo in die Augen, daß es wirklich zum Erſtaunen iſt, wie unſere Landleute faſt ein halbes Jahrhundert lang in dem Beſtreben haben verharren können, womöglich alle Maulwürfe von der Erde verſchwinden zu machen. Wenn man auf einer Weideland⸗Farm | 377 von 1500 Acers 100 Pferde und Menſchen dazu verwenden wollte, um düngende Erde zum Ueberſtreuen zu graben, aufzuladen und auf der Farm herumzufahren, ſo würden ſie nicht im Stande ſein, dieſes auf ſo wirkſame, ſaubere und gleichmäßige Weiſe zu thun, wie es die naturgemäße Zahl von Maulwürfen thut.“ N N Es könnten noch viele gewichtige Stimmen angeführt werden, welche ſich eben ſo lobend über den Maulwurf verbreiten, aber der beſchränkte Raum des Buches geſtattet es nicht. Auch genügen wohl die citirten Schriftſteller, um Jedem die Ueberzeugung aufzudrängen, daß der Maulwurf ohne alle Widerrede auf Aeckern, Wieſen, in Gras- und Obſtgärten ein überaus nützliches Thier iſt, und daß ſich der Landwirth und Obſtgärtner ſelbſt den größten Schaden zufügen, wenn ſie ein Thier auszurotten ſuchen, das ihr größter Freund iſt. Es iſt bereits oben nachgewieſen worden, daß der Maulwurf auf Feldern, Wieſen, Weiden, in Gras- und Baumgärten ungleich mehr nützt als ſchadet, und daß er nur aus Gemüſe und Blumengärten ganz ab— zuhalten iſt. Indeß kann der Maulwurf auch auf Feldern, Wieſen, Weiden, in Gras⸗ und Baumgärten ſchädlich werden, wenn er daſelbſt in zu großer Menge vorkommt, weil er dann durch ſein Aufſtoßen ꝛc. den Ertrag der Feldfrüchte und des Futters ſehr vermindert. In dieſem Falle muß man den Maulwurf in dem Maaße vermindern, daß er wenigſtens keinen er— heblichen Schaden mehr verurſacht. | Man kann die Mittel gegen den Maulwurf in ſechs Claſſen ein: theilen: Fang durch Ausgraben; Tödtung durch Erſchießen; Fang mit Angeln; Erſäufen; Fang in Fallen; Tödtung durch Gift; Erſtickung und Abhaltung. Sollen aber die beiden erſten Fangmethoden günſtige Er— gebniſſe liefern, ſo muß man die Naturgeſchichte des Hamſters, insbeſondere aber die Orte, wo er ſich am liebſten aufhält, die Jahreszeit, in welcher er die Erde am meiſten durchwühlt, die Zeit ſeiner Arbeit und die Con— ſtruction und Richtung ſeines Baues kennen. Der Maulwurf gräbt beſonders gern in fruchtbarem, nicht zu naſſem Boden runde Gänge, welche im Sommer der Oberfläche näher, im Winter entfernter find. Er gräbt aber auch in ſteinigem Boden. Seine Haupt: wohnung befindet ſich immer in der Nähe der größten Erdhaufen. Er kommt faſt nur während der Brunſtzeit, und zwar während der Nachtzeit, aus der Erde, weil er die freie Luft und das Sonnenlicht ſcheut. Er riecht und hört ſehr ſcharf. Im April oder Mai wirft er 3—4 nackte, blinde Junge. f Die Art und Weiſe, wie der Maulwurf arbeitet, und welche immer eine und dieſelbe iſt, verräth ſtets ſeine Gegenwart und erleichtern ſeinen Fang. Man muß ſich aber durch Beſichtigung der Maulwurfshaufen überzeugen, ob ſich das Thier in ſeinem Bau befindet. Wenn man mit einem ſcharfen Inſtrumente einen Gang öffnet, welchen der Maulwurf vor Kurzem gemacht hat, ſo kommt er einige Zeit nachher, um denſelben aus⸗ zubeſſern, wozu er an der geöffneten Stelle eine Straße macht, welche nach Außen einen länglichen Aufwurf bildet. Daſſelbe geſchieht, wenn man 378 einen friſch aufgeworfenen Maulwurfshügel beſchädigt. Der Maulwurf zieht ſich bei dem geringſten Geräuſch in ſeinen Bau zurück. MET. Am meilten arbeitet der Maulwurf vom Mai bis Ende Juni und vom Anfang Juli bis Ende October. Zu dieſen Zeiten muß man dem Maulwurf hauptſächlich nachſtellen, doch giebt es auch Stunden und Tage, welche zum Fange günſtiger ſind als andere. Regen, Kälte, große Hitze ſind nicht zum Fange geeignet, ſondern man muß dazu gelindes und heiteres Wetter, mehr trockenes Erdreich und die Zeit wählen, wo die Sonne gerade auf die Stelle ſcheint, wo man die Nachſtellungen machen will. Der Maulwurf arbeitet täglich zwei Mal, nämlich früh, nachdem der Thau verſchwunden iſt, eine Stunde, und Mittags und Abends je zehn Minuten. Die Wohnung des Maulwurfs iſt bisweilen ein kugelförmiges Loch, bisweilen ein langer und breiter Gang, welcher ſich 2 Fuß unter der Erde befindet. Von dieſer unterirdiſchen Wohnung aus wühlt der Maulwurf horizontal und öffnet in verſchiedenen Richtungen mehere kürzere oder längere Gänge, die unter ſich mittelſt Durchſchnitten correſpondiren. Ueber dieſe Gallerie hinweg läuft ein Gang, der oft ſenkrecht, bisweilen geneigt iſt. Dieſer Gang befindet ſich nahe an der Oberfläche und ſeine Oeffnung zeigt an, daß ſich der Maulwurf außerhalb der Wohnung befindet. In der Regel iſt dieſer Gang 18 Zoll tief und er dient dem Maulwurf dazu, um in ſeine Wohnung zu flüchten, wenn er in Gefahr iſt. (Schluß folgt.) Literatur. Der Roſeufreund. Vollſtändige An leitung zur Cultur der Roſen in freiem Lande und im Topfe, zum Treiben der Roſen im Winter, ſowie Beſchreibung der ſchönſten neuer und alter Sorten, nebſt Angaben der Veredelung. Von Johannes Weſſelhöft, Obergärtner der von Eichel'ſchen Gärten und Lehrer des Obſtbaues am Schullehrer: Seminar zu Eiſenach. Mit einem Vorworte vom Hofgärtner H. Jäger. Mit 33 in den Text eingedruckten Abbildungen. Weimar, 1866. Bern⸗ hard Friedrich Voigt. 8“. 195 S. Preis 1. mL. Was Herr Hofgärtner Jäger in feiner Vorrede zu dieſem Buche ſagt, nämlich: dieſer „Roſenfreund“ enthält in gedrängter Kürze alles, was der Roſenfreund und Ziergärtner zu wiſſen nöthig hat und wird ſich ſicher bald viele Freunde erwerben,“ können wir nach genauer Durchſicht des Buches nur beſtätigen. Es iſt ein Buch, das dem Laien, der ſich mit der Roſenzucht befaßt, wie dem Gärtner von gleich großem Nutzen ſein muß, mögen dieſe nun die Anzucht der Roſen im Lande, in Töpfen oder in dazu geeigneten Gewächshäuſern und Wohnzimmern betreiben, in allen Fällen giebt der „Roſenfreund“ genügende Auskunft. Man wird in dem 379 Buche kaum etwas vermiſſen und ſich aus demſelben in allen Fällen ge- nügenden Rath holen können. Außer den eigenen gemachten Erfahrungen hat der Verfaſſer auch noch die beſten Bücher, welche über Roſen erſchienen ſind, benutzt, wie die Schriften von Döll, Topf und Otto, um eine möglichſt zuverläſſige und vollſtändige Arbeit zu liefern, was demſelben auch vollkommen gelungen iſt. — Wir wünſchen dem „Roſenfreunde“ eine recht vielfältige Verbreitung. E. O—0o. Die Obſtorangerie oder kurze Anleitung, Aepfel, Birnen, Pflaumen, Kirſchen, Aprikoſen und Pfirſiche in Blumenſcherben oder Kübeln zu erziehen. Von Juſtus Reimann. Mit 4 Tafeln Abbildungen. Halle. Druck und Verlag von Otto Hendel. 1866. 12°, 118 Seiten. | Jeder, namentlich der Anfänger, für den das Buch beſonders beſtimmt iſt, der ſich mit der Anzucht der Obſtbäume in Kübeln oder Töpfen be⸗ faſſen will, wird dem Verfaſſer dankbar ſein, ihm ein Buch in die Hand gegeben zu haben, mit deſſen Hülfe er im Stande iſt, ſich einer ſo an⸗ genehmen und nützlichen Beſchäftigung mit Erfolg hingeben zu können, denn die Obſtorangerie oder das Erziehen und Behandeln von Obſtbäumen aller Art in Töpfen iſt ſowohl im Großen wie im Kleinen getrieben, eine der angenehmſten Beſchäftigungen und daher auch kein Wunder, daß dieſe Culturmethode der Obſtbäume von Jahr zu Jahr mehr Liebhaber findet. — Wenn der Herr Verfaſſer in ſeiner Vorrede ſagt: „Da ſeit längerer Zeit keine beſondere Schrift über Obſtorangerie erſchienen iſt und deshalb von der Verlagshandlung, den Gegenſtand von Neuem einer Bearbeitung zum Behuf für Anfänger zu unterwerfen, veranlaßt worden iſt, ſo wundert es uns, daß ihm das neueſte Buch über dieſen Gegenſtand von L. Schroeter, die Obſtzucht in Töpfen, Leipzig, Dörffling & Franke, 1865, gr. 129,5), welches er auch bei Anführung der hieher gehörenden Literatur (S. 4—6) nicht erwähnt, nicht bekannt geworden iſt. Der Inhalt des obigen Buches zerfällt in vier Abſchnitte. Der erſte handelt über die Anzucht und Zubereitung der Grundſtämme für Aepfel, Birnen, Pflaumen, Kirſchen, Aprikoſen, von denen die Pfirſichbäume am ausführ⸗ lichſten behandelt ſind, da die Pflege derſelben in Töpfen ganz beſonders lohnend iſt. Im zweiten Abſchnitte wird die Wahl der Sorten, mit beſonderer Angabe und Literatur zur Sortenkenntniß angegeben, während im dritten Abſchnitte die wichtigſte Manipulation, das Beſchneiden der Bäume gelehrt wird. Der letzte Abſchnitt handelt endlich über das Einſetzen und Behandeln der Obſtbäume. — Wir können Allen, welche ſich mit der Obſtorangerie befaſſen wollen, dies Buch beſtens empfehlen, ſie finden in demſelben alles Wiſſenswerthe über dieſen Culturzweig auf eine kurze und ebenſo verſtändliche Art angegeben und erklärt nach den eigenen Erfahrungen des Verfaſſers und mit Hinweis auf die Erfahrungen und die Lehren der beſten Autoritäten. E. O. —0o. ) Siehe hamburger Gartenzeitung Jahrgang 1865, S. 333. — — 1 380 Feuilleton. Die fünfte Verſammlung deutſcher Pomologen, Obſt⸗ und Gemüſezüchter, welche in dieſem Jahre in Reutlingen ſtattfinden ſollte (ſiehe voriges Heft, S. 289), wird nach einer unterm 27. Juni erlaſſenen Anzeige der Geſchäftsführer Herren Profeſſor K. Koch und Inſpector E. Lucas, der obwaltenden Umſtände halber nicht ſtattfinden. Probanche Cirsii Fr., eine ſeltene Schmarotzerpflanze, hatte Mitte Juli im botaniſchen Garten zu Hamburg ihre Blüthen entwickelt. Nur wenige Gärten haben bisher Orobanchen, Sommerwurze, gezogen. Vielleicht war die erſte Cultur der Phelypæa ægyptiaca Walp. vor etwa 18 Jahren in Leipzig, durch Plaſchnick auf Kunze's Anregung. Später hat man im berliner Garten einige Orobanchen mit Erfolg gezogen.“) Auf einem ſpargelartigen, beſchuppten Stengel ſteht eine Traube gelblicher und ſchmutzig violetter Blumen, die denen des Löwenmauls entfernt vergleichbar ſind. Der Orobanchentypus iſt ein ganz eigenthümlicher, der in der ham⸗ burger Umgegend nur durch die hier ſeltene Schuppenwurz, Lathræa Squamaria, vertreten iſt. Sämmtliche Glieder der Familie dürften Schmarotzer ſein. Der Keimling wächſt in den beobachteten Fällen in das Wurzelgewebe der auszuſaugenden Pflanzen und zerſtört es mehr oder weniger. Er verdickt ſich und treibt kleine ſpitze Buckel, welche allerſeits hervortreten. Dann entwickelt ſich die weitere Stengel-Anlage und findet ſich oft, wie auch bei den ähnlichen Monotropen, daß eine ſolche Pflanze unterirdiſch viele Zweige hat, welche nach und nach, ſelbſt in verſchiedenen Jahren, blühen. Es geht den Nährpflanzen der Orobanchen wie den von zudringlichen ungebetenen Koſtgängern heimgeſuchten Haushaltungen. Die einen, welche große Mittel haben, ertragen den Zuſpruch der fremden Auf— und Eindringliche leicht, andere gehen darüber zu Grunde. Dies gilt namentlich von den einjährigen Pflanzen. Ganze Felder, welche mit Erbſen und Saubohnen beſtellt find, richtet die Orobanche speciosa D. C. (pruinosa Lap.) im Orient plötzlich zu Grunde. Die Ernten an Taback und Hanf werden oft, und ſelbſt in Deutſchland, durch die plötzlich zu Tauſenden auftretenden Phelypæa ramosa Coss. ftarf beſchädigt, Stauden dagegen und Sträucher befinden ſich ganz wohl bei den fremden Schma⸗ rotzern. Schon vor meheren Jahren kannte man 120 Arten von Pflanzen, auf denen Orobanchen wachſen. Die Detailkenntniß der Arten iſt noch gar nicht zu einem Abſchluſſe gediehen, weil man die nöthigen Maſſen lebender Exemplare nicht genug ſtudirt hat, mithin von der Sphäre der Wandelbarkeit der Charaktere keine rechte Anſchauung hat. Vielleicht kommen wir dem Ziele bald näher. Ein junger deutſcher Botaniker, Graf Solms-Laubach, hat begonnen, die portugieſiſchen Orobanchen an Ort und Stelle zu ſtudiren. Ein engliſcher Botaniker, Traherne Mog⸗ gridge, dem ein ungewöhnliches Talent im Zeichnen und Malen zu Ge— bote ſteht, geht in ſeiner ernſten Weiſe jährlich von Neuem daran, das in ) Siehe Beitrag zur Cultur der Orobanchen von E. Rothe im 19. Jahrgange, S. 100 dieſer Zeitſchrift. Die Red. 381 vorigem Jahre Ermittelte an den Geſtaden des mittelländiſchen Meeres zu prüfen. Der Verbreitungsbezirk dieſer ſeltſamen Gewächſe begreift beſonders die nordiſche außertropiſche Halbkugel, mit Ausnahme der arktiſchen Gebiete in ſich. Verſprengt kommen einige Formen in den Tropen und am Bor: gebirge der guten Hoffnung vor. Obſchon dieſe Pflanzen an vielen Plätzen des mittleren und ſüdlichen Deutſchlands auftreten, dürfte doch die Maſſe der Individuen im mittelländiſchen Gebiete culminiren. a H. C. Betula pyramidalis. Herr Aug. Nap. Baumann in Bollwiller hat, wie uns mitgetheilt wurde, aus Samen eine pyramidenförmig wachſende Birke erzogen, die vermuthlich im Herbſte dieſes Jahres in den Handel kommen wird. Der Wuchs des Baumes gleicht ganz dem der Quercus pyramidalis, wächſt jedoch noch etwas gedrungener. Das Laub iſt dunkler grün als das der gewöhnlichen Birke. Der Baum iſt als eine ſchöne Acquiſition zu betrachten. | Gleditschia triacanthos, ein herrlicher Baum, der in dem größten Theile der vereinigten Staaten Nordamerika's heimiſch iſt und bei uns vollkommen die härteſten Winter aushält, verdient die größte Beachtung, da dieſer raſchwüchſige Baum nicht nur bei einem Alter von kaum 60 Jahren ſchon Bretter von 2 F. Breite, ſondern auch ein Möbelholz liefert, welches von heller, jedoch mehr orangengelber Mahagonifarbe iſt. Außer dem Nußbaumholze das beſte und von einer, bei anderen ſolchen Nutzhölzern nicht bekannten Härte. 1 * 5 Paulownia imperialis. Im Jahre 1858 (Ende Mai) blühte zum erſten Male in der Umgegend von Hamburg ein ſchönes, 1 F. im Stamme haltendes Exemplar dieſes herrlichen Zierbaumes in dem in Neumühlen unweit Altona an der Elbe gelegenen Garten des Herrn Commerzienrath D. F. Weber (vergl. hamburger Gartenzeitung Jahrg. 1858, S. 286). Seitdem ſcheint in der Umgegend von Hamburg keine Paulownia zur Blüthe gelangt zu ſein, bis in dieſem Jahre, wo in dem Garten der Frau Conferenzräthin Heſſe in Altona ein ſtattlicher Baum Anfang Juni in vollſter Blüthenpracht ſtand. Der vorige heiße Sommer und der darauf gefolgte gelinde Winter dürfte wohl auf die Anſetzung von Blüthenknospen und auf die Erhaltung derſelben vortheilhaft gewirkt haben. Bekanntlich erſcheinen die Blüthenknospen an der Paulownia bereits im Herbſte des Jahres und entfalten ſich in dem darauf folgenden Frühlinge (Mai / Juni), ſo daß in Folge deſſen die Knospen in unſeren meiſt kalten und langen Wintern erfrieren. Auch in England hat die Paulownia in dieſem Früh: jahre in meheren Gärten ſehr reichlich geblüht, wie engliſche Zeitungen berichten. Für den Gärtnereibetrieb ſich eignende Gegenſtände. Herr Aug. Garvens in Hamburg (Rödingsmarkt 58), der ſich zuerſt mit ſeinen guten und billigen Strohmatten den Gärtnern und Gartenbeſitzern bekannt gemacht hat, iſt nun in der letzten Zeit auch bemüht geweſen, eine größere Anzahl von Gegenſtänden, welche ſich auf Gärtnereibetrieb und auf Garten: weſen überhaupt beziehen, bei ſich zu vereinigen, ſo daß er den Gärtnern, Gartenbeſitzern und Gartenbewohnern eine Auswahl ſolcher Gegenſtände zu Beſtellungen darauf vorlegen kann. Von dieſen Gegenſtänden bemerken wir hier nur: Strohmatten, Rohrdecken, Archangeler Matten, Schatten: decken jeglicher Art, Etiquetten jeder Art, lederne Riemchen eigens zum Etiquettiren von Blumen und Geſträuchen ꝛc., Hand⸗Glaskäſten, Keim⸗ platten, Räuchertaback, Cordons obliques, Pflanzkellen, Setzlochſtecher, Pflanzenheber, Baumwachs und dergleichen mehr. Ferner für Gartenweſen überhaupt: Gartenbeet-Einfaſſungen, Gartenmauer⸗Steine, Flieſen, Niſt⸗ käſtchen, Baumleitern, Stützſtangen für mit Früchten beladene Bäume und dergleichen mehr. Mittel gegen das Verfaulen des Holzes. Nach in Paris durch 5 Jahre gemachten Erfahrungen iſt folgender Anſtrich zu empfehlen, um Pfähle, Ständer ꝛc. gegen das Verfaulen zu ſchützen, welches zugleich den Vortheil der Waſſerdichtheit mit ſich führt. Man nimmt 50 Theile Harz, 40 Theile fein geſtoßene Kreide, 500 Theile weißen und ſcharfen Sand, 4 Theile Leinöl, 1 Theil natürliches rothes Kupferoxyd und 1 Theil Schwefelſäure. Zuerſt erhitzt man das Harz, die Kreide, den Sand und das Leinöl in einem eiſernen Keſſel, dann ſetzt man das Oxyd und (mit Vorſicht) Schwefelſäure hinzu, miſcht Alles ſehr ſorgfältig und ſtreicht mit dieſer noch heißen Maſſe das Holz mittelſt eines ſtarken Pinſels an. Wenn man findet, daß die Miſchung nicht flüſſig genug iſt, ſo verdünnt man ſie mit etwas Leinöl. Iſt dieſer Anſtrich abgekühlt und getrocknet, ſo bildet er einen dem Steine gleich harten Firniß. (Förſter's Allg. Bauzeitung.) Neuer Apparat zur Vertilgung aller Gattungen Ungeziefers. Von Wenzel Czerni u. Auguſt Reiß. — Der Waſſerdampf, welchen man durch irgend eine Wärmequelle, als: brennendes Oel, Spiritus, Mineralöl, Kohle, Holz u. ſ. w. in einem paſſenden Apparate erzeugt, auf das Ungeziefer oder deſſen Eier, Puppen ꝛc. einwirken läßt, iſt am beſten geeignet, dieſe ſofort zu tödten und für immer unſchädlich zu machen. Dieſes Mittel, welches mit ſeiner Einfachheit und Wohlfeilheit einen vollkommenen Erfolg ohne alle Schwierigkeit und Gefahr bei der An: wendung verbindet, iſt ganz geeignet, einer der oft verheerendſten und unangenehmſten Plagen der Land-, Forſt⸗ und Hauswirthſchaft gründlich abzuhelfen, indem durch die Anwendung deſſelben in der Obſtbaumzucht der Würmer⸗ und Raupenfraß, dem in manchem Jahre oft die ganze Obſternte großer Landſtriche zum Opfer fällt, unmöglich gemacht wird, ſo wie auch in der Forſtwirthſchaft dem nachtheiligen Käferfraße damit eine feſte Grenze geſetzt werden kann. Die Vertilgung des Ungeziefers durch dieſes Mittel erſtreckt ſich natürlich auch auf die Garten- und Glashaus⸗ gewächſe aller Art, auf die Befreiung der Kornböden von dem Kornwurme, der Wohnungen von den Wanzen und anderem Ungeziefer, ſowie auch dieſer Raupenvertilgungs- Apparat bei ſeiner vollkommenen Geſundheits⸗ unſchädlichkeit zur volltändigen und ſchnellen Reinigung der Betten und anderer Einrichtungsſtücke vom Ungeziefer für Kaſernen, Krankenhäuſer, überhaupt für Wohnungen ſich beſſer wie jedes andere eignen dürfte. Der ganze Apparat befteht aus vier Theilen, und zwar: a) aus einem kleinen Keſſel für das Waſſer, der im Mittel eine bhylinderförmige Oeffnung hat, die durch zwei horizontale Röhren die Communication des Waſſers nach allen Seiten ermöglicht; er iſt oben geſchloſſen und nur durch eine verſchraubbare Oeffnung Riſt die Einfüllung des Waſſers geſtattet. Neben dieſer Oeffnung befinden ſich zwei in ein enges Ausſtrömen ſich vereinigende Röhren; b) aus der Spirituslampe, welche, unter dem Keſſel angebracht, das Waſſer durch die in der Mitte des Keſſels befindliche cylinder— förmige Oeffnung erhitzt; ferner | c) aus dem mit Luftöffnungen verſehenen Unterſatze, auf welchen Lampe und Keſſel geſteckt werden, und endlich d) aus einer Gabel in der Form unſerer Klingelbeutel, welche die Lampe in ſtets ſenkrechter Lage trägt. | Der Keſſel wird mit Waſſer gefüllt, ſodann oben zugeſchraubt und die Lampe angezündet. In kurzer Zeit bilden ſich Waſſerdämpfe, welche ſich einen Ausweg durch die oben angebrachte Röhre mit feiner Oeffnung ſuchen. Die Röhre kann eine gerade oder gebogene Lage haben, wie man ſie eben braucht. Die Vehemenz, mit welcher der Dampf längere Zeit gleichmäßig ausſtrömt, macht die Wirkung auf das Ungeziefer zu einer furchtbaren. Augenblicklich werden die Neſter deſſelben zerſtört und es bleibt von den Raupen oder ſonſtigem Ungeziefer nichts zurück als die eingeſchrumpfte todte Hülle. Da der Keſſel in der Gabel beweglich und an letzterer eine beliebig lange Stange angebracht werden kann, ſo iſt es natürlich, daß man überall, wo die Leiter nicht ausreicht oder eine ſolche nicht vorhanden iſt, blos mittelſt der Stange den Apparat hinzuführen vermag, der überdies nicht feuergefährlich und ſehr handſam genannt werden muß. Der Verbrauch des während drei Stunden ſich in Dampf verwandelnden Waſſers beträgt etwa / Maß. Herr Hofſpengler Reiß in Wien, der die Ausführung dieſes Apparates übernommen, hat denſelben in zwei verſchiedenen Größen in den Handel gebracht, und zwar den größeren für Bäume und Geſträuche, den kleineren für den Haushalt, welch' letzterer gegen das in den Fugen der Thüren, Bilder, Betten und in den Ritzen des Gemäuers lebende Ungeziefer beſtimmt iſt. (Wochenſchrift d. n. ö. Gewerbevereines.) Brautbouquet der Prinzeß Marie von Cambridge. Bei Ge⸗ legenheit der feierlichen Vermählung der Prinzeß Marie von Cambridge zu Kew, am 12. Juni d. J., hatten die Herren J. Veitch & Söhne in Chelſea die beſondere Erlaubniß der hohen Braut erhalten, derſelben das Brautbouquet überreichen zu dürfen. Daſſelbe beſtand aus Orangen⸗ blüthen, den Blüthen von Phalænopsis grandiflora, Odontoglossum pulchellum, Burlingtonia candida, Calanthe veratrifolia, Stepha- notis floribunda, weißen Roſen und dergleichen und war äußerſt ge: ſchmackvoll mit Spitzen verziert. | FT I — 384 Perſonal-Notizen. Herr M. Scheydecker, den Leſern der Gartenzeitung durch ſeine practiſchen Abhandlungen über Obſtbaum⸗Culturen (hamb. Gartenzeitung, Jahrgang 1865, Seite 22 ff.) bekannt, hat ſich als Handelsgärtner in Bollwiller (Elſaß) etablirt. Die IIlustr. horticole meldet den Tod des Herrn Marius Porte. Dieſer berühmte Reiſende und Sammler, dem unſere Gärten ſo viele ſchöne Einführungen zu verdanken haben, ſtarb auf Luzon (oder Manilla) in Folge großer Anſtrengungen auf einer längeren Neiſe in's Innere dieſer Inſeln. Erfurt. Die Pflege und der Betrieb der bisherigen Samenhandlung, Kunſt⸗ und Handelsgärtnerei des zum königl. Hofgarten-Director berufenen Ferdinand Jühlke, it am 1. Juli d. J. mit allen Rechten und Ver⸗ bindlichkeiten an deſſen ſeitherigen beiden erſten Beamten, die Herren Putz & Noes, käuflich übergegangen. Indem die Berufung des Herrn Director Jühlke nach Sansſouci dieſen Verkauf nothwendig bedingte, er⸗ klärt derſelbe durch erlaſſenes Circulair die ſeither von ihm geführte Firma „Carl Appelius“ für erloſchen und geſtattet, daß die Herren Putz & Roes, als Geſchäfts-Inhaber, die Firma „Ferdinand Jühlke Nachfolger“ führen können. Mit dieſer Signatur ſpricht Herr Jühlke ſeinen Nachfolgern das Zeugniß der Tüchtigkeit und Berufstreue, ſeinen Kunden aber die Verſicherung aus, daß das von ihm betriebene Geſchäft nunmehr von ſeinen Käufern ganz in derſelben Weiſe fortgeſetzt wird und daß ſeine veränderte Lebensſtellung ihm immer noch Zeit und Raum bietet, dieſer ſchönen und nützlichen Anſtalt ſeinen rathenden Beiſtand auch ferner zu leihen. | | Seinen verehrlichen Geſchäftsfreunden dankt Herr Jühlke für das ihm in ſo reichem Maaße geſchenkte Vertrauen mit der Bitte, daſſelbe auch auf ſeine Nachfolger zu übertragen. Der vorliegenden Nummer der Hamburger Garten- und Blumen⸗ zeitung iſt das Blumenzwiebeln-Preisverzeichniß von L. Späth in Berlin beigelegt, das wir der gefälligen Beachtung empfehlen, und be- merken zugleich, daß in Folge der günſtigen Witterung die Blumenzwiebel⸗ ernte in Berlin recht gut ausgefallen iſt. | Dieſem Hefte liegt eine kleine Herbſt-Offerte meiner Handlung bei, um deren gütige Beachtung ich den geehrten Leſerkreis dieſer geſchätzten Zeitſchrift ganz ergebenſt bitte. F. C. Heinemann, Handelsgärtnereibeſitzer und Großherz. Sächſ. Hoflieferant. Inhaber und erſter Empfänger der großen Staatsmedaille für Verdienſte um den Garten— bau. Inhaber der Staatsmedaille für landwirthſch. Leiſtungen zc. 1 Dieſem Hefte iſt gratis beigegeben: 1. Verzeichniß von ſelbſtgezogenen Blumenzwiebeln von Herrn L. Späth in Berlin. 2. No. 81, Offerte für Herbſt⸗ und Frühlings⸗Flora von Herrn F. C. Heinemann in Erfurt, das wir den Leſern zur genauen Einſicht empfehlen. 385 Botaniſche Unterſuchungen aus dem phyſiologiſchen Zabo- ratorium der landwirthſchaftlichen Lehranſtalt zu Berlin. Wir benutzen um ſo mehr die Gelegenheit, auf das Erſcheinen des zweiten Heftes dieſer von uns im 2. Hefte, Seite 86 dieſes Jahrganges der Gartenzeitung, beſprochenen wiſſenſchaftlichen Zeitſchrift“) hinzuweiſen, weil dieſelbe ein Bindeglied zwiſchen Wiſſenſchaft und Praxis zu werden verſpricht. Das Inhaltsverzeichniß weiſt diesmal außer den im phyſiologiſchen Inſtitute ausgeführten Arbeiten, zahlreiche Beiträge bekannter Anatomen auf. Den Anfang macht eine anatomiſche Arbeit über das Zuckerrohr von Dr. Jul. Wiesner, Docent am k. k. polytechniſchen Inſtitute zu Wien. Dieſe intereſſante Abhandlung weiſt in Rückſicht auf die neue Zuckergewinnungsmethode (die durch Diffuſion) die Vortheile nach, welche, bei dem anatomiſchen Baue des Zuckerrohrs dieſes Verfahren bei der Zuckergewinnung in den Colonien vor dem jetzt üblichen Preſſen haben muß. Für den Gärtner ſpeciell von Intereſſe find die Beobachtungen über das Wachſen des Blüthenſchaftes einer Agave Jacquiniana Schult., welche vom Profeſſor Dr. Weiſs in Lemberg gemacht worden ſind. Aus den zahlreichen Schlußfolgerungen, zu welchen dieſe Beobachtungen Ver— anlaſſung gegeben haben, ſei hier nur erwähnt, daß ein bedeckter oder heiterer Himmel, ſowie feuchtere oder trockenere Luft keinen weſentlichen Einfluß auf das Wachſen ausgeübt haben; letzteres war faſt allein durch die Höhe der Temperatur bedingt. Nicht minder intereſſant iſt eine Arbeit vom Profeſſor Dr. Schultze in Roſtock, über die Urſache der Knospen— entfaltung. Der Verfaſſer nahm Zweige von Kaſtanien, Robinien und Weiden, die noch ziemlich unentwickelt waren, und befeſtigte ſie in den kürzeren Schenkel eines Heberohrs, deſſen längerer Schenkel mit Waſſer gefüllt war; durch dieſen hydroſtatiſchen Druck entwickelten ſich die Zweige bedeutend mehr, als im gewöhnlichen Waſſerglaſe, ſtarben jedoch bald, nachdem ſich das ) Botaniſche Unterſuchungen aus dem phyſiologiſchen Laboratorium der land⸗ wirthſchaftlichen Lehranſtalt in Berlin. Mit Beiträgen deutſcher Phyſiologen und Anatomen. Herausgegeben von H. Karſten. Verlag von Wiegand & Hempel in Berlin. Gr. 8. 1866. Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXII. 25 Waſſer durch die aus der Rinde tretenden Stoffe grün färbte. Wurde jedoch die Rinde von der Schnittfläche aus ſo weit aufwärts entfernt, daß dieſelbe das Waſſer nicht erreichte, entwickelten ſich nicht nur die Pflanzen bedeutend weiter, als in den anderen beiden Gefäßen, ſondern die Triebe erhielten ſich auch mehere Wochen länger friſch. Ob die Verſuche, wie der Verfaſſer erwähnt, bei der Anzucht ſchwer wurzelnder Stecklinge, practiſche Verwendung finden werden, iſt erſt zu erproben, aber jedenfalls werden ſie anregend auf den Praktiker wirken und für den Phyſiologen die Baſis neuer Verſuchsreiche werden. Für den Forſtmann find die „Weitere Nach⸗ richten über die Breitnadeltriebe oder Roſetten der Kiefern“ von Prof. Dr. Ratzeburg und Profeſſor Dr. Karſten beſtimmt. Unter Breitnadeltrieben ſind nämlich diejenigen Kiefernzweige zu verſtehen, deren Schuppen an der Baſis der einjährigen Triebe zu Blättern, d. h. zu breitgedrückten Nadeln auswachſen, wogegen die ſonſt zu verkürzten zweinadeligen Zweigen aus: wachſenden Achſelknospen unentwickelt bleiben. Dieſer abnorme Zuſtand findet in folgender Betrachtung Karſten's ſeine wahrſcheinliche Erklärung: Die Hauptfeinde der Kiefer ſind drei Raupen, von denen der Spinner (Bomhyx Pini) die gefräßigſte iſt. Dieſer zerſtört nicht nur die er⸗ wachſenen Blätter, ſondern auch die in der Winterruhe befindlichen Knospen am Gipfel der Zweige. Während er ſchon im März ſeine Wanderungen beginnt und am Wipfel anfängt, begnügen ſich die anderen beiden Raupen, die Eule (Noctua piniperda) und Geometra piniaria, der Spinner, meiſt mit ſchon entwickelten ausgewachſenen Blättern, welche ſie vom Mai ab zu ihrer Nahrung bedürfen. Zur Zeit der Vernichtung des Spinners im März, iſt der Saft des Baumes wahrſcheinlich ſo zuſammengeſetzt, daß er die Entfaltung der ſchon im Herbſte angelegten Gebilde begünſtigt. Werden nun dieſe Gebilde, die Knospen, zerſtört, ſucht der Saſt dieſen abnormen Weg in der Ausbildung der Schuppen zu ſolchen Breitblättern. Aus dem Inſtitute veröffentlicht Herr Karſten noch eine Arbeit über die Befruchtung der Pilze. Der nächſte Artikel beſpricht die Entwickelung der Milchſaftgefäße von Syngonium decipiens Schott und rührt eben⸗ falls von dem Director des botaniſchen Gartens zu Lemberg, Profeſſor Weiſs, her. Es folgen nun „Pflanzenphyſiologiſche Unterſuchungen“ von Dr. Wilh. Schuhmacher, Privatdocent am landwirthſchaftlichen Lehr: inſtitute zu Berlin, und endlich Unterſuchungen über den Flugbrand, Ustilago Carbo Tul. von H. Hoffmann. Wir ſind in der Beſprechung des Inhaltes darum ausführlicher ge— weſen, um das größere Publikum auf eine Zeitſchrift aufmerkſam zu machen, welche eine Nutzanwendung der Wiſſenſchaft auf das Leben anſtrebt und welche die angewandte Naturwiſſenſchaft vertritt. Und gerade die Gärtnerei iſt berufen, durch Verſuche dieſe Wiſſenſchaft zu unterſtützen, von derſelben auf rationelle Grundlage gebracht zu werden, wie dies mit dem Ackerbau bereits geſchehen iſt. 387 Einige vorzügliche Noſen und Fuchſien aus der Sammlung des Herrn Fried. Harms in Eimsbüttel. Wir haben ſchon einmal vor einiger Zeit der Special-Cultur von Roſen und Fuchſien des Herrn Fried. Harms in Eimsbüttel bei Ham— burg gedacht, und indem wir die geehrten Leſer auf das, was wir im Allgemeinen über die Culturen des Herrn Harms mitgetheilt haben (ſiehe Heft 5, Seite 225) verweiſen, wollen wir diesmal im Nachſtehenden nur einige ſeiner ſchönſten Roſen- und Fuchſienſorten namhaft anführen, von deren Schönheit wir uns durch eigene Anſchauung vor einigen Wochen überzeugt haben. Von dem ganzen enormen Vorrathe veredelter zwei— bis dreijähriger hochſtämmiger Roſen, waren in dieſem Frühjahre nur wenige Exemplare nachgeblieben und daher war der Roſenflor zur eigent— lichen Roſenzeit bei Herrn Harms auch kein ſo bedeutender, als Mancher zu finden glaubte, deſto ſchöner war er aber zu Ende Juli, indem zu dieſer Zeit die jüngſt veredelten Exemplare ihre Blüthen erſt zu entfalten anfingen oder bereits entfaltet hatten. Wo die ganze Kraft auf die Anfertigung eines und deſſelben Fabrikates gerichtet iſt, wird die Herſtellung in größter Vollendung ermöglicht. Dies dewahrheitet ſich auch wieder bei Herrn Harms, der alle ſeine Zeit und die größte Sorgfalt auf die Anzucht und Cultur von Roſen und Fuchſien verwendet und hierin ausgezeichnete Erfolge erzielt. Abgeſehen von aller Neuheit und Schönheit der Roſen, zeichnen ſich dieſelben durch einen üppigen Wuchs und ein vortreffliches Wohlbefinden aus. Mehere Gewächshäuſer dienen zum Treiben der Roſen während des Winters, wie zur Aufnahme der Fuchſien. Eine Reihe von Miſtbeetfenſtern zur Anzucht der Roſen durch Stecklinge und dergleichen. 5 Obgleich Herr Harms eine Roſencollection von nur etwa 400 Sorten hat, ſo genügt dieſe Zahl doch ſchon vollkommen, dem Nichtkenner eine Auswahl aus denſelben zu erſchweren, zumal nach dem Verzeichniſſe, und da es unter den neueſten Sorten viele giebt, die, wenn ſie auch von herrlicher Färbung, Form und Größe ſind, ſich doch hinſichtlich der Färbung oft ziemlich nahe ſtehen und nur der geübteſte Kenner ſie ſofort zu unter— ſcheiden vermag, ſo möchten wir den Roſenfreunden, die ſelbſt nicht Kenner find, die nachfolgenden als zu den ſchönſten gehörend zur Pflege empfehlen. Unter den neueſten öfters blühenden Hybrid-Roſen notirten wir als die vorzüglichſten: Comte Alphonse de Serenye (Touvais), mit ſehr großen, gefüllten, ſchön gebauten Blumen und von guter Haltung, ſchön lebhaft hellroth gefärbt, mit leicht purpurnem Anfluge und ſehr wohlriechend. Empereur de Mexique (J. Verschaf.). Dieſe ſehr feurig⸗ carmoiſin, ſchwarz⸗violet behauchte, reich ſammetartige Roſe ſtammt von der R. Général Jacqueminot ab und iſt als beſonders ſchön zu empfehlen. Von Général Jacqueminot, bekanntlich eine der brillanteſten und beliebteften Roſen, ſtammen auch noch die R. Camille Bernardin (Gautr.), Chevalier Nigra (Ch. Verd.) ab, die, wenn auch der ä 388 Mutterpflanze im Habitus nahe ftehend, doch verſchieden und als gleich ſchön zu empfehlen ſind. Prince de Porcia (Eug. Verd.) hat eine große, gefüllte, gut gebaute Blume, von ſchönſtem, lebhaften Dunkel⸗zinnoberroth. Von Theeroſen, R. indica odorata, iſt: Marechal Niel (Pradel jeune), die prächtigſte rein gelbe und unſtreitig die ſchönſte dieſer Gruppe. Sie übertrifft bekanntlich noch die ſchönen R. Chromatella, Jean Hardy, Solfatare, Isabella Gray gc. durch die ſchöne Färbung und durch ihr fortwährendes Blühen. Mlle. Adele Jougant (Ledechaud) iſt gleichfalls eine schöne gelbe Theeroſe, 1863 in den Handel gekommen. Célestine Forestier oder Liesis iſt eine empfehlenswerthe Noiſette-Roſe, mit großen, gefüllten, gelben, ſehr wohlriechenden Blumen. Unter den Bourbon-Roſen heben wir außer den als allgemein ſchon bekannten Roſen, wie z. B. Louise Odier, Souvenir de la Mal- maison, noch beſonders hervor: Emotion (Guillot pere), vollkommene Form, mittelgroß, gefüllt, ſchön virginal-roſa, ſehr zu empfehlen. ouise Margottin, ebenfalls wie erſtere eine ältere Roſe von ſehr ſchöner Form, zart ſeidenartig-roſa, in weißlichroſa übergehend, extra. Mlle. Jenny Gay (Guillot fils). Dieſe reizende niedliche Roſe ſtammt von Louise Odier ab, die Blumen ſind mittelgroß, gefüllt, ſehr ſchön gebaut, fleiſchfarbig-weiß, mit zartroſa Widerſchein. Die öfters blühenden Roſen (hybrides remontantes) iind natürlich in großer Auswahl vorhanden und mehr oder weniger ſämmtlich ſchön, da Herr Harms nur eine Auswahl der beiten hält, doch als be: ſonders hervorzuheben mögen angeführt werden: Abd-el-Kader, wegen ihrer dunkelſammetartig-purpurnen, feuer⸗ roth nüancirten, beinahe gefüllten Blumen. Alfred Colomb (Lacharme), eine neue Roſe, die ein wenig Aehnlichkeit mit Charles Lefevre hat. Die Blumen find groß, gefüllt, Centifolien⸗Form, ſehr lebhaft feuerroth. Camille Bernardin (Gautr.) jtammt, wie bereits oben bemerkt, von Général Jacqueminot ab, iſt ſchön gebaut und von neuer ſehr lebhaft rother Färbung, weiß gerandet. 5 Charles Margottin (Marg), eine Roſe von großem Effect, blendend carminroth gefärbt, ſehr groß, gefüllt. Duchesse de Caylus Ch. Verd.), eine große, gefüllte Blume, von vollkommener Form, brillant ſcharlachcarmin, die ſchönſte Roſe in diefer 1 Gloire de Sautenay, groß, gefüllt, dunkel⸗purpurroth, eine vorzüglich ſchöne Roſe. mperatrice Eugenie (Oger), eine ältere, aber dennoch ſehr ſchöne weiße Roſe. Die Blumen find mittelgroß, gefüllt, weißlichroſa in ſchneeweiß übergehend. John Hopper (Ward), ebenfalls eine alte aber trotzdem ſehr 389 ſchöne Roſe, ſchöner als manche gerühmte Neuheit. Die Blumen find groß, gefüllt, glänzend roſa, Centrum carmoiſinroth. | Mme. Victor Verdier (Eug. Verd.), eine der ſchönſten Effect: roſen, die durch ſchöne Belaubung, reiches Blühen und brillante Färbung der ſchön geformten, großen Blumen ſich noch beſonders empfiehlt. Die Blumen ſind groß, gefüllt, becherförmig, ſehr friſch leuchtend, kirſchroth. Mlle. Marie Rady (Fontaine pere). Blumen weiß, atlasartig gerandet, ſchöne Form und von beträchtlicher Größe, ſehr ſchön. Marie Baumann (Baum.), ſchöne Form, leuchtend lebhaft roth, ſehr zu empfehlen. san | Pierre Notting (Portem.), eine prachtvolle dunkle Roſe, kugel⸗ förmig geformt, ſchwärzlich⸗rothviolet. Souvenir du Comte de Cavour (Margot.), eine ältere, an⸗ erkannt ſchöne, werthvolle Roſe, von leuchtend carmoiſinrother Färbung, mit dunkler Schattirung. | Bon den über 400 durchgängig ſchönen Roſen find die hier genannten freilich nur ſehr wenige, ſie genügen aber für ſolche Roſenfreunde, die nur in ihrem Garten Raum für ein bis zwei Dutzend Roſen haben. Mögen dieſe von den hier genannten Sorten nun wählen, welche ſie wollen, wir ſind überzeugt, daß eine jede derſelben ihnen zuſagen wird, denn es ſind alle Roſen erſten Ranges. — | Von wurzelechten Remontant⸗-, Bourbon: und anderen Roſen zu niedrigen Gruppen, beſitzt Herr Harms eiue anſehnliche Vermehrung, ſo ſahen wir allein von dieſem Jahre eine Vermehrung von 12,000 Stück, jedes Pflänzchen für ſich in einem Liliputtopfe ſtehend, die nochmals in größere Töpfe verpflanzt, ſchon bis zum nächſten Jahre hübſche Pflanzen liefern. a — Fuchſien, die eine andere Special-Cultur des Herrn Harms bilden, ſahen wir in etwa 40 Sorten vertreten, theils in hochſtämmigen Kronen⸗ bäumchen von 5—10 F. Höhe, ja, mehere Fuchsia fulgens von 12 F. Höhe mit einjähriger Krone. Die hübſchen ſchlanken Stämme haben kaum die Dicke eines kleinen Fingers, ſtehen in 6—8=zÖlligen Töpfen und haben reich mit Blüthen beſetzte Kronen von 1½ —3 F. im Durchmeſſer. Eine große Anzahl dieſer hochſtämmigen Fuchſien gewähren im freien Lande aus: gepflanzt, abwechſelnd mit hochſtämmig gezogenem Heliotrop einen ſehr hübſchen Anblick. Eine der ſchönſten Fuchſien iſt jedenfalls die F. Enoch Arden, 1865 von Banks ausgegeben. Die Sepalen ſind hellſcharlach, gut zurück— geſchlagen, die Corolle reich indigoblau, in violet oder carmoiſin übergehend, taſſenförmig und 1— 1 ¼ Zoll im Durchmeſſer haltend, wohl eine der größten Formen. Beauty, durch E. G. Henderſon & Söhne in den Handel ge: bracht, ſteht der vorigen nahe, iſt aber faſt noch ſchöner, jedoch nicht ganz jo groß. Sepalen breit, dunkel⸗carminſcharlach, graciös zurückgeſchlagen, Corolle lawendelblau, taſſenförmig und von ſehr ſchönem Habitus. Andere 390 empfehlenswerthe Sorten ſind noch: Roderic Dhu (Banks), War Eagle (Banks), Fantastic (Smith), dann zwei deutſche Züchtungen von Weinreich, nämlich: Justina Sittmann und Negerknabe, zwei gefülltblühende Sorten, letztere wohl die dunkelſte, die es bis jetzt giebt. Intereſſante Beobachtungen an einer Agave americana im botaniſchen Garten zu Freiburg i. Br. (Briefliche Mittheilung des Herrn Profeſſor A. de Bary in Freiburg aan Herrn General-Lieutenant v. Jacobi in Breslau.) Das Exemplar der Agave americana iſt, nach den mir bekannt gewordenen Notizen, an der Grenze des letzten und gegenwärtigen ‘Zah: hunderts als etwa 30-jährige Pflanze für den botaniſchen Garten in Freiburg erworben worden, aus dem Garten des benachbarten damaligen Kloſters St. Trudpert. Anfang des Sommers 1863 ließ ich, um das Blühen zu provo⸗ eiren, der ſtattlichen Pflanze ihre unteren (noch kräftigen) Blätter abhauen. Da die Operation zunächſt keinen Erfolg hatte, als daß neue Blätter kamen, wurde ſie 1864 wiederholt. In dem ungünſtigen Winter 1864/65 begann nun der Strunk über dem Boden zu faulen (die Pflanze ſtand in einem großen viereckigen Kaſten), daher wurde er, ziemlich genau am 1. April 1865, abgeſchnitten, die faulen Theile entfernt, wobei er aller Wurzeln verluſtig ging. In den folgenden drei bis vier Wochen blieb dann die Pflanze im Freien horizontal liegen, endlich wurde ſie Ende April oder Anfang Mai in einen großen, mit gewöhnlicher Gartenerde (aus dem freien Lande) ge- füllten Korb geſetzt und dieſer in's freie Land eingegraben. Außer der Erde umgaben in dem Korbe Ziegelſteine den Stammſtumpf, zum Behufe größerer Feſtigkeit. Bis zum 14. Mai 1865 waren an der Pflanze keine irgend ſicheren Indizien der bevorſtehenden Blüthenentwickelung zu bemerken. An genanntem Tage ſchienen kleine ſchmälere Blätter aus der Roſette hervorzutreten; am 20. war es unzweifelhaft, daß dieſe der Baſis des kommenden Blüthenſchaftes angehörten: Die Entwickelung des Schaftes geſchah ganz in der Weiſe, wie ſie beſchrieben wird — ich hatte ſie ſelbſt nie anderweitig beobachtet. Sie war fertig, d. h. die erſten Blüthen ge: öffnet in den letzten Tagen des Auguſt (ich war bei Beginn des Auf⸗ blühens verreiſt). Die Meſſungen, welche übrigens ſehr ſchwer mit voll: kommener Genauigkeit auszuführen ſind, ergaben im Maximum eine Ver⸗ längerung von 12,7 Centim. in 24 Stund. (1.—2. Juni). Durchſchnittlich betrug der Längenzuwachs binnen 24 Stunden in der erſten Zeit, etwa bis zum 20. Juni, ungefähr 8—8,5 Centim., von da bis zum 9. Juli, wo die täglichen Meſſungen eingeſtellt wurden, etwa 6 Centim., allerdings mit vielen Schwankungen über und unter dieſe Durchſchnittszahlen. Der erwachſene Stamm, wie er jetzt noch friſch beſteht, hat eine Höhe von 430 Centim., von der Spitze bis zum tiefſten über den Blättern erreichbaren 391 Punkte gerechnet. Der Schaft endigt in einen Blüthenbüſchel und hat 20 (22) Seitenäſte, mit je einem Büſchel. In Summa mögen etwa 1000 zur Entfaltung gekommen ſein. Alle Blüthen waren völlig normal entwickelt, von ſehr vielen wurden Pollen und Eier unterſucht und durchaus wohlausgebildet gefunden. Dennoch fielen die allermeiſten Blüthen ab, ohne Samen anzuſetzen. Etwa 80 — 90 Piſtille ſchwollen an und von dieſen wuchs die Mehrzahl zu Kapſeln heran — etwa 80, einige mögen verloren gegangen ſein, einige fielen in halber Reife noch ab; jetzt ſitzen noch 15 grün auf den Stielen, 62 reife habe ich. Die „gereiften Kapſeln“ ſtehen, ſo weit ich nach Abbildungen ſchließen kann, kaum unter der normalen Größe. Sie ſind trocken, grünlichbraun, ſpringen nicht oder nur wenig (vom oberſten Ende) von ſelbſt auf — letzteres ſcheint normal zu ſein. Jede Kapſel enthält 4 — 5 reife ſchwarze Samen (ſoweit ich ſie geöffnet habe), mit gut ausgebildetem Embryo. Alle übrigen Samen ſind taub, zu flachen häutigen, blaßbräunlichen Körpern eingetrocknet. Hier zeigt ſich alſo die Folge des Wurzelmangels. Schließlich bemerke ich noch, daß der Boden, in dem die Pflanze ſtand, nur wenig befeuchtet wurde, aus Furcht vor neuer Fäulniß; daß die Pflanze ſeit Ende October ohne alle Erde auf dem Heizungskanale des Kalthauſes ſteht, noch leidlich friſch und ohne jede Spur einer Wurzel iſt. Nach allen Daten, ſowie nach einigen mit kleinen Exemplaren gemachten Verſuchen iſt es ſo gut wie gewiß, daß aller von dem Schafte verbrauchte „Saft,“ die ganze Waſſermenge auf Koſten der alten Blätter und des Strunkes in jenen gelangt, nicht aus dem Boden aufgenommen worden iſt. — Auch das will ich noch bemerken, daß der Zweifel, ob 20 oder 22 Seitenäſte da ſind, nicht darin, daß ich nicht ſo weit zählen kann ſeinen Grund hat; vielmehr ſind No. 21 und 22 ſo kurz, daß man zweifeln kann, ob ſie zu dem Endbüſchel gehören oder gleich den unteren zu ſetzen ſind. . Freiburg, den 17. Juni 1866. —— Blumenausſtellung in Potsdam zum Beſten der verwundeten Krieger. Auf Anregung des Herrn Hof-Gartendirector Jühlke, des Herrn Hofgärtners H. Sello und des Herrn Fabrikanten Gruſsdorf fand in den Tagen vom 22. bis zum 26. Juli im Voigt'ſchen Blumengarten zu Potsdam eine Ausſtellung von blühenden und Decorations-Pflanzen, Früchten, Blumenbouquets c. ſtatt, welche die allgemeinſte Anerkennung fand. Der angeſtrengten Thätigkeit ſämmtlicher Herren Hofgärtner, Handelsgärtner und Gartenbeſitzer Potsdams war es gelungen, dieſe Aus⸗ ſtellung binnen wenigen Tagen herzuſtellen. 1 Durch ein mit Fahnen und Guirlanden geſchmücktes Portal gelangte man in deu Garten, der in einen wahren Tempel Flora's verwandelt war. An der Straße entlang wurde der Garten durch ein erhöhtes Plateau be- grenzt, auf dem Herr Hofgärtner H. Sello Orangenbäume aufgeſtellt hatte, deren Kübel mit tropiſchen Blattpflanzen bekleidet waren. Am Fuße des Plateaus breitete ſich ein reizender, von den Herren Fricke, Richter und Thöns gelegter Raſenteppich aus, geſchmückt mit zwei prächtigen Yucca longifolia und Gruppen von Cordyline cannzfolia, Canna metal lica und buntblätterigen Farnen, während die Böſchung mit ſchön blühenden Chrysanthemum, Hortenſien und anderen Blumen geziert war. Zur Seite des Saalgebäudes erblickte man ein mit abgeſchnittenen Malven in der prächtigſten Farbenſchattirung arabeskenartig durchzogenes Raſenſtück, ab⸗ wechſelnd noch mit Blumenrondels, Blumenkörben von Drahtgeflecht und ge— ſchmackvollen Fontainen geſchmückt. Die entgegenliegende Seite des Gartens, auf welcher ſich auch ein Orcheſter befand, war mit blühenden Pflanzen in reizenden Gruppen und Bosquets bekleidet, an welchen ſich die Herren Kunſt⸗ und Handelsgärtner Schaper, Riek und die Herren Hofgärtner E. Sello und Kindermann betheiligt hatten, auch waren dazwiſchen fünf ſchöne Zinkfiguren aus der Fabrik des Herrn Kahle aufgeſtellt. Ein kleines in der Nähe aufgeſtelltes Bienenhaus, in Form eines Schweizer— häuschen, von den Herren Gebr. Schmidt fand großen Beifall. Die weſtliche Begrenzung des Gartens aus zierlichen Bögen und Rondels be— ſtehend, war mit zwei ſeh ſchönen, kugelförmig gezogenen, hochſtämmigen Myrten von Herrn Hoffmann beſetzt; in drei hübſchen runden Gruppen hatte Herr Handelsgärtner W. Lauche eine große Sammlung bunt⸗ blätteriger Pflanzen, Fuchſien, Heliotropen, Verbenen ꝛc. aufgeſtellt. Von der mit Epheuranken bekleideten Pergola vor dem Hauſe hingen einige geſchmackvoll aufgezierte, vom Hofgärtner Herrn Th. Nietner beſtellte Blumen⸗Drahtkörbe herab, während die Wand des Hauſes theils mit Blumengewinden und mit theils abwechſelnd ſtehenden hohen Dracänen be⸗ kleidet war. Rechts vom Eingange in den Garten war die Deckung der Giebelſeite durch eine große Blumenſtellage mit hohen Oleander, Lau- rustinus und mit Hunderten von gefülltblühenden Balſaminen, Petunien, Fuchſien und anderen Schmuckpflanzen durch den Kunſt- und Handelsgärtner Herrn Heydert bewirkt. Auf der entgegengeſetzten Seite war eine große Collection hoher und niedriger Coniferen durch Herrn Garten-Inſpector Reuter und Herrn Hofgärtner Kühne arrangirt. Den Schluß dieſer beiden Gruppen bildete ein Rieſenexemplar des Phormium tenax, das durch Herrn Obergärtner Kindermann vom königlichen Schloſſe auf Babertsberg eingeſandt war. Den Plan zu dem Arrangement des Blumengartens hatte Herr Hof- gärtner G. Meyer in Sansſouci entworfen und mit bekannter Genialität ausgeführt. 5 Beim Eintritte in die beiden Ausſtellungsräume imponirten zunächſt die Gruppirungen ſchöner Palmen, Dracänen und neuholländiſcher Ge⸗ wächſe, geſchmückt mit blühenden Pancratien, Aphelandra squarrosa v. Leopoldi, Dyckia remotiflora, Begonien, Gloxinien ꝛc., welche Herr Hofgärtner H. Sello und Herr Hofgärtner L. Mayer im Neuengarten ſo höchſt kunſtvoll aufgeſtellt hatten. An der rechten Fenſterwand des * Saales befand ſich ein Sortiment ausgewählter Gloxinien vom Kunſt⸗ und Handelsgärtner Herrn Schaper, dem die höchſte Anerkennung zu Theil wurde. Ein Tiſch in dieſem Saale war mit Blumenſträußen in der ver⸗ ſchiedenſten Größe und Form beſetzt, die ſämmtlich zum Verkaufe dienten. Trat man in den zweiten und größten Saal, ſo feſſelte ſogleich die Aufmerkſamkeit eines Jeden eine höchſt prächtige Palmengruppe, verherrlicht durch die lorbeerumkränzten Büſten unſerer ſiegreichen Helden Sr. Majeſtät des Königs, des Kronprinzen und Prinzen Friedrich Carl K. Hoheit. Dieſe Gruppe nahm die ganze Hinterwand ein, das Contingent hierzu hatten die Pfaueninſel (Herr Hofgärtner G. Fintelmann) und Herr Obergärtner Fricke aus dem Auguſtin'ſchen Etabliſſement an der Wild— parkſtation geliefert und war von Herrn Fricke kunſtſinnig geordnet worden. Die Fenſterniſchen waren mit hohen neuholländiſchen Gewächſen aus den königlichen Hofgärtnereien von Charlottenhof und Sansſouci decorirt. Vor den Fenſtern der genannten Räumlichkeit befanden ſich Tiſche mit Gruppen blühender Gewächſe, ſo auf den beiden erſteren rechts vom Ein: gange Pflanzen aus dem königlichen Charlottenhof, Herr Hofgärtner Morſch, unter dieſen eine blühende Clematis lanuginosa, Lilium Tac- kesima, Gloxinia tubiflora, Pitcairnia punicea, dann eine Collection Succulenter⸗ oder Fettpflanzen in kleineren Exemplaren aus den Gattungen Apicra, Haworthia, Cacalia, Pachyphytum, Sempervivum, Eche- veria ꝛc. Ein anderer Tiſch war mit ſchönen und neueren Fuchſien, Baumnelken ꝛc. von Herrn Hofgärtner Profeſſor Legeler aufgeziert. Den Fenſtern gegenüber ſah man eine Aufſtellung blühender und decorativer Pflanzen als Nidularium splendens, Gloxinien, Achimenen, Adamia versicolor, Farne ꝛc. von der Pfaueninſel, Herr Hofgärtner G. Fintel: mann, während man von Herrn Kindermann auf einem zunächſt ſtehenden Tiſche ein in einem niedrigen, mit Waſſer gefüllten Blechkaſten befindliches prächtiges Tableau in Moſaikform von abgeſchnittenen Nelken⸗ blumen ſah. — | Auf einem großen, in der Mitte des Saales befindlichen Tiſche waren die verſchiedenen Früchte ausgeſtellt, unter denen hauptſächlich ein Korb mit ſehr ſchönen Pflaumen aus der königlichen Treiberei in Sansſouci, Herr Hofgärtner G. Meyer, reife Ananas von Herrn Thöns, groß— beerige Stachel- und Johannisbeeren vom Handelsgärtner Herrn W. Lauche paradirten, außer denſelben bewunderte man aber noch die Man— nigfaltigkeit und Farbenpracht der abgeſchnittenen Roſen vom Rechnungs⸗ reviſor Herrn Trepp, ſowie Tableaus prachtvoller Nelken von Herrn Rentier Schenke, von Herren Richter, Heydert, wie Thöns und Anderen, dann eine Auswahl ausgezeichneter Bouquets in mannigfaltigſter Form und Größe, von den Herren Hofgärtnern E. Sello, Morſch, den Herren Spannuth, Bouché jr., Friedrich, Lübje, Borgmann, Thöns und vielen anderen. Herr Hof-Gartendirector F. Jühlke hatte ein prachtvolles Sortiment Nelken aus ſeiner früheren Gärtnerei in Erfurt kommen laſſen und ausgeſtellt. Nennenswerth iſt ſchließlich noch ein an der Wand befeſtigt geweſener, künſtleriſch angefertigter Adler. Derſelbe war nämlich aus den Blättern der Castanea vesca und Immortellen gefertigt, mit Blutbuchen⸗ und Weißpappelblättern bordirt und von den en des Herrn Reuter eingeliefert worden. Trotz des eben nicht ſehr günſtigen Wetters war dennoch — Beſuch des Publikums ein erfreulich zahlreicher geweſen, wie auch Ihre Majeſtäten, die Königin Auguſta und Eliſabeth, ſo wie die Prinzeſſin Carl, 2 Ausstellung mit ihrem Beſuche beehrten. Die Noſenculturen und die Noſenausſtellung in Brie⸗Comte⸗Nobert. Die Roſenculturen in und um Brie-Comte-Robert haben jetzt eine ganz erſtaunliche Ausdehnung erlangt, ſo daß ſelbſt von Seiten der Regierung denſelben große Aufmerkſamkeit gewidmet wird. So werden von Seiten des Miniſters für Ackerbau, als auch von Seiten der Verwal⸗ tungsbehörde des Departements, in dem der genannte Ort liegt, Medaillen für die beiten Leiſtungen der Roſengärtner bei ihren Ausſtellungen aus⸗ geſetzt. Wohl an keinem andern Orte findet man eine ſolche ausgedehnte Roſencultur als in Brie⸗Comte-⸗Robert und in den anderen in der Um: gegend liegenden 13 Ortſchaften. Der Anfang dieſer Roſenculturen datirt ſich vom Jahre 1799, und der Gemeinde von Griſy und dem Dörfchen Suisnes verdankt man den Anfang dieſer ſo ſehr ergiebigen Culturen, mit denen ſich jetzt 21 Roſengärtner befaſſen, und man greift nicht zu hoch, wenn man ſagt, daß in dieſer Gemeinde jetzt 214,400 Roſenſtöcke cultivirt werden. Vom Jahre 1823 bis jetzt kommt alljählich eine große Anzahl neuer Roſen aus jener Roſengegend in den Handel, nachdem zuvor deren Eigen: ſchaften geprüft worden ſind und die Sorten einen Namen erhalten haben, fo daß die meiſten neueſten und ſchönſten Roſen in Brie-Comte-Robert entſtanden ſind, und namentlich ſind es die Roſenzüchter Herren Cochet in Suisnes, Graugar und Rouſſeaux, die zu verſchiedenen Zeiten vor⸗ zügliche Roſenvarietäten geliefert haben. Die Commune Cou bert hat eine ſehr ſchöne Roſengärtnerei — zuweiſen, mit nicht weniger als 27,000 Roſen. Zu Evry⸗les⸗Chateaux giebt es einen Roſengärtner, der nur die Roſe „Du Roi“ cultivirt und davon 2000 Stück beſitzt, deren Blumen er nach Paris zum Verkaufe ſendet. — 8000 Roſenſtöcke find in den drei Roſengärten von Lieuſaint angepflanzt. — Zu Chevry Coſſigny ſieht man 9200 Roſenſtöcke bei dem einzigen Gärtner dieſes Dorfes. In Servon weiſen ſechs Roſengärtner in ihren Gärten 71,000 Roſenſtöcke auf. Aus dieſem Orte find die ſchönſten R. du Roi hervorgegangen. Bei Gregy ſieht man ein Feld mit 5000 R. du Roi und in der Gärtnerei von Reau 2000 Stück verſchiedene Roſen. Bei Santeny cultiviren 14 Roſengärtner 66,900 Roſen, in Marolles drei Roſengärtner nicht weniger als 24,300 Stück Roſen. In Perigny 395 findet man in zwei Noſengärten 36,000 Stück Roſenſtämme, während in der Gemeinde von Mandres fünfzehn Roſengärtner nicht weniger als 120,900 Roſen aufzuweiſen haben, was jedoch noch nichts iſt gegen die Gemeinde von Villecresnes-Cergay, in der man 28 Roſengärtner zählt, die in ihren Gärten 389,500 Roſen beſitzen. Ein Züchter in dieſer Ge⸗ meinde hat bereits mehere ſchöne Roſen geliefert, es iſt dies Herr Ledechaux, von ihm ſtammen die Roſen Adolphe Noblet, Triomphe de Ville- cresnes, Joseph Durand et Adele Jougant. | In Brie⸗Comte⸗Robert giebt es ſechs Roſengärtner, die in ihren Gärten einen Vorrath von 60,000 Roſen haben. ———— Die Ausſtellung fand unter einem etwa 1500 Metres Flächenraum bedeckenden Zelte ſtatt und die Zahl der daſelbſt ausgeſtellten Roſen war eine enorme, nahe an 80,000 Stück. Die von dem Preisrichteramte als die ſchönſte Neuheit prämiirte Roſe ift die Comtesse de Jaucourt des Herrn Demafure. Die Blume iſt ſehr groß und voll, ſie öffnet ſich leicht, die Farbe derſelben iſt zart roſa, der Bau iſt ſehr gut und gehört ſie zu den öftersblühenden, zu den ſogenannten hybrides remontantes. 5 Zu den ſchönſten älteren wie neueren Roſen gehören: Imperatrice Eugénie, eine der beſten weißblühenden Varietäten. Comtesse Cécile de Chabriant, Sydonie, Jules Margottin, Souvenir de la Reine d’Angleterre, General Jacqueminot, Vicomte Vigier, Gloire de Dijon, Madame Boll, Aimé Vibert, la Reine, Francois, Arago, Mad. Charles Crapelet, Mistress Bosanquet, Victor Verdier, Vulcain, Triomphe de l’Exposition, Louise Odier, Madame Laf- faye, Senateur Vaisse, Mere de Saint Louis, Baron Gonello, Vicomtesse de la Barthe, Marguerite de Saint-Amand, Anna Diesback, Docteur Henon, Mad. Furtado, Gloire de Waltham, Eugene Happert, Docteur Andry, Emotion, Prince Camille de Rohan, Duchesse de Morny, The Sombreuil, Charles Lefevre, Charles Rouillard, Charles Margottin, Coelina Forestier, Baronne de Meynart, Madame Moreau, Madame Schmidt, Mad. Caillat. Souvenir du Docteur Jamain, John Hopper, Auguste Mie, Louise Peronie, Belle Normande, Gloire de Bordeaux, The Madame Charles, M. Boncenne, Jean Rosenkrantz, Marechal Niel; letztere, eine der neueſten Roſen, hat große, ſehr gefüllte, prächtig gelbe Blumen, öffnet ſich jedoch leider etwas ſchwer und iſt es deshalb beſſer ſie im Topfe zu cultiviren. 5 Der Roſenzüchter Herr Granger zu Suisnes bei Brie-Comte-Robert, erhielt die vom Miniſter der Landwirthſchaft ausgeſetzte goldene Medaille für ſeine prachtvolle Collection von 580 Varietäten. Andere goldene Me— daillen wurden ertheilt an Herrn Victor Gauthereau, Handelsgärtner zu Brie⸗Comte⸗Robert, für 250 Varietäten, Herrn Cochet-Aubin, Roſenzüchter zu Brie⸗Comte⸗ Robert, für 302 Roſen- Varietäten, Herrn Cochet zu Suisnes für 405 Varietäten und ſofort. Herr Granger erhielt eine ſilberne Medaille für zwei Roſengruppen, die eine aus der R. Mme. Boll mit 400 Blüthen, die andere aus der R. Souvenir de la Reine mit 450 Blüthen beſtehend. — (Nach der Rev. hortic.) ge Ueber die Bewegungen der Schlingpflanzen. (Nach einer Abhandlung von Charles Darwin, in dem „Journal of the Linnean Society.“) Die Beobachtungen des berühmten Forſchers über die Bewegungen der Schlingpflanzen ſind von ſo allgemeinem Intereſſe, daß wir nicht an⸗ ſtehen, dieſelben auch den Leſern der Gartenzeitung mitzutheilen. Wir entnehmen dieſelben der No. 16 ff. der Flora, da uns die Originalab⸗ handlung in dem „Journal of the Linnean Society“ leider nicht zur Verfügung ſtand. Man kann die Schlingpflanzen unter 3 Abtheilungen bringen: 1) ſolche, die ſich ſpiralig um eine Stütze winden; 2) die mit den Stielen oder den Spitzen ihrer Blätter und 3) ſolche, die mit echten Ranken klettern, ſeien dieſe letzteren nun umgeſtaltete Blätter, Blüthenſtiele oder Zweige. Zwar giebt es auch noch Pflanzen, welche auf andere Weiſe klimmen, z. B. vermittelſt Haftwurzeln oder hakenförmiger Dornen, doch zeigen dieſe keine ihnen beſonders eigenthümlichen Bewegungen und werden daher nur kurze Betrachtung finden. I. Spiralig windende Pflanzen. Unter dieſe Kategorie gehört die Mehrzahl der Schlinggewächſe und ihr Verhalten iſt offenbar der urſprüngliche und einfachſte Modus des Kletterns. Die bezüglichen Beobachtungen laſſen ſich am beſten an W wenigen Beiſpielen geben. Wenn eine junge Hopfenpflanze ſich über den Boden erhebt, ſo ſind ihre 2 oder 3 unterſten Internodien gerade geſtreckt und befinden ſich in Ruhe; das nächſtfolgende jedoch und von hier ab jedes weitere, iſt ge— krümmt und bewegt ſich durch einen Kreis, ſo zwar, daß es dabei dem Laufe der Sonne folgt oder mit den Zeigern einer Uhr geht. Die Be: wegung, Anfangs langſam, erreicht raſch ihre normale Geſchwindigkeit, welche ſich aus 7 Beobachtungen, bei warmer Witterung, für den Umlauf im Durchſchnitte auf 2 Stunden 8 Minuten berechnete. Wenn das Inter: nodium ausgewachſen iſt, hört die Bewegung auf. Um das Maaß der Bewegung für jedes einzelne Internodium (Zwiſchenknoten) genauer zu beſtimmen, wurde eine Pflanze im Zimmer unter gleichmäßiger und warmer Temperatur gehalten. Ein Stab wurde daneben geſteckt, und ein kräftiger Sproß ſo an demſelben aufgebunden, daß nur ein ganz junges Internodium von 1¼ Zoll Länge frei blieb und über den Stab 397. hinausragte. Dies war anfänglich nahezu aufrecht, ſo daß die Kreis⸗ bewegung nur ſchwierig bemerkt werden konnte, doch bewegte es ſich mit Beſtimmtheit. Der erſte Umlauf mag etwa in 24 Stunden gemacht worden ſein. Jetzt war ſeine Krümmung deutlicher wahrnehmbar und zu⸗ gleich wurde auch die Bewegung ſchneller; zum zweiten Umlaufe brauchte es nur 9 Stunden, und 6 folgende wurden in durchſchnittlich je 3 Stunden gemacht. Dabei hatte ſich das Internodium auf 3“ verlängert und ein neues von 1“ Länge getrieben. Der nächſte oder 9. Umlauf wurde in 2 Std. 30 Min. ausgeführt und nun ging es in dieſer Geſchwindigkeit fort bis zum 36. Der 37. wurde nicht mehr ganz vollendet, indem ſich das Internodium plötzlich gerade ſtreckte und, nachdem es ſich in die Axe des durch die Umläufe beſchriebenen Kegels begeben hatte, eine weitere Bewegung nicht mehr ausführte. Der untere Theil des Internodiums hatte ſchon einige Zeit vorher ſeine Bewegung eingeſtellt. 8 Die Bewegung dieſes Internodiums hatte im Ganzen 5 Tage ge⸗ dauert, wovon die letzten 3 Tage und 20 Stunden auf die raſcheren Um: läufe vom 3. ab fallen. Die Umläufe vom 9. bis zum 36. waren ſehr gleichmäßig; nur einmal fand eine kleine Schwankung ſtatt, indem nach einem langſameren Umlaufe von 2 Std. 49 Min. das nächſte Segment des Kreiſes ſehr raſch durchlaufen wurde. Nach dem 37. Umlaufe war das Internodium von 1°/,“ auf 6“ in die Länge gewachſen und hatte ein neues getrieben von 1¼“, welches gerade begann ſich zu bewegen, und dies ſchloß mit einem ſehr kleinen Endſtücke. Nach dem 21. Umlaufe war das vorletzte Internodium 2¼“ lang und bewegte ſich in Perioden von etwa 3 Stunden; nach dem 27. Umlaufe war das unterſte 8°/,, das vorletzte 3½, das Endſtück 2½ Zoll lang, der ganze Sproß war in einem Bogen von 9¼“ Halbmeſſer gekrümmt. Beim Aufhören der Be⸗ wegung war das unterſte Internodium 9, das vorletzte 6“ lang; vom 27. bis zum 37. Umlaufe befanden ſich ſomit 3 Internodien zu gleicher Zeit in Bewegung. | Wie im eben Betrachteten, jo waren auch in der Mehrzahl der übrigen beobachteten Fälle 3 Stengelglieder zu gleicher Zeit in Bewegung. Im Minimum waren es 2, ſo daß, wenn das eine aufgehört, das nächſt obere ſich in voller Bewegung befand und das Endſtück dieſelbe gerade begann; als Maximum wurden — bei Hoya carnosa — 7 Internodien beob- achtet, die noch zuſammen eine Bewegung ausführten. Bei einer anderen Asclepiadee, der Ceropegia Gardneri, machte noch ein Sproß von 3. langen unteren und 2 kurzen Endgliedern, in einer Geſammtlänge von 31“, gemeinſame Umläufe, in Perioden von circa 6 Stunden, und be⸗ ſchrieb dabei Kreiſe von 16 Fuß Umfang, — ein höchſt intereſſantes Schauſpiel. Die Stengel der windenden Pflanzen ſind ſehr gewöhnlich neben der ſpiraligen Windung noch um ſich ſelbſt gedreht und die Richtung der Drehung entſpricht dabei in der Regel der Richtung der Windung. Mohl glaubte daher, daß erſtere die Urſache der letzteren ſei. Das iſt jedoch nicht richtig. Das fertige Internodium des Hopfen iſt nur dreimal um ſich ſelbſt gedreht, macht aber, wie oben erörtert, nicht 3, ſondern 398 N 37 Umläufe; auch beginnt die Kreisbewegung lange vor der Drehung. Ferner machen manche Pflanzen (beſonders aus der Gruppe der Blatt⸗ und Ranken⸗Klerterer, wie weiter unten gezeigt werden wird) Umlaufs⸗ bewegungen, ohne daß ſich die Internodien dabei drehen und endlich kommt es auch hin und wieder vor, daß letztere in einer der Windung entgegen⸗ geſetzten Richtung gedreht ſind. Wenn übrigens ein Stengel ſich um einen ganz glatten cylindriſchen Stab ſchlingt, ſo dreht er ſich, wie Mohl richtig bemerkt hat, um ſich ſelbſt nicht mehr, als es die Windung noth⸗ wendigerweiſe mit ſich bringt, während dagegen die um eine rauhe Stütze gewundenen Stengel alle mehr oder weniger ſtark gedreht ſind, was be— ſonders evident wird, wenn man den nämlichen Stengel über eine ab⸗ wechſelnd glatte und rauhe Stütze winden läßt. Auch die in freier Luft hängenden Theile drehen ſich, beſonders bei windigem Wetter. Gedrehte Stengel finden ſich zwar auch bei vielen aufrechten Pflanzen, doch iſt ihr Vorkommen bei windenden Gewächſen ſo allgemein, daß man auf einen Zuſammenhang beider Erſcheinungen ſchließen darf; wahrſcheinlich dient, wie bei den Tauen, die Drehung zur Erhöhung der Feſtigkeit, deren ja die Schlingpflanzen aus mancherlei Urſachen vor anderen bedürftig ſind. Die oben beſchriebene Bewegung iſt eigenthümlicher Art und unter⸗ ſcheidet ſich ſehr weſentlich von derjenigen Form von Kreisbewegung, die eine Zweigſpitze beſchreibt, welche man z. B. mit der Hand im Zirkel herumführt. Während in dieſem Falle ſich die Spitze wie ein ſtarrer Körper bewegt und gerade bleibt, ſo hat bei windenden Pflanzen jeder Zoll des kreiſenden Sproſſes ſeine eigene und unabhängige Bewegung. Man kann ſich leicht davon überzeugen, wenn man das drehende Ende mit ſeinem unteren Theile an die Stütze feſtbindet; es wird nämlich alsdann das obere Ende ſelbſtſtändig in ſeiner Bewegung fortfahren. Auch iſt während des Umlaufes ein jedes Internodium des windenden Stückes gekrümmt. Ferner, wenn man an dieſem Stücke einen Längsſtrich, z. B. mit Tuſche macht, ſo wird der Strich, der jetzt z. B. auf der convexen Seite verläuft, nach einiger Zeit, abhängig von der Dauer eines Umlaufes, links von der Convexität liegen, dann wird er auf der concaven Seite wahrgenommen werden, hierauf rechts von der Convexität, und ſchließlich wieder auf der Convexität ſelbſt, Sproß und Beſchauer fortwährend in der nämlichen Stellung zu einander gedacht. Dies iſt aber nicht anders möglich, als wenn ſich der Sproß ſucceſſive nach allen Richtungen der Windroſe hin krümmt und damit auch ſeine Spitze nach den nämlichen Richtungen hin kehrt. Wir können uns darüber Rechenſchaft geben, wenn wir uns vor⸗ ſtellen, daß ſich die Zellen z. B. an der Südſeite des Sproſſes von der Baſis nach der Spitze hin zuſammenziehen und ſich dieſe Zuſammenziehung nun um den Sproß herumbewegt, indem ſie die Südſeite allmälich verläßt und die Oſtſeite ergreift, dann die Nord-, die Weft: und ſchließllch wieder die Südſeite. Setzen wir an Stelle von Contraction auf der einen Tur⸗ gescenz auf der anderen Seite oder laſſen wir beides zugleich ſtatt haben, ſo iſt natürlich der Effect der nämliche. Die Bewegung der kreiſenden Stengel iſt jedoch nicht immer ſo regel⸗ mäßig, als in dem eben erörterten Beiſpiele; in manchen Fällen beſchreibt 399 in der That die Spitze keinen Kreis, ſondern eine Ellipſe, ſelbſt eine ſehr (male Ellipſe. Bleiben wir bei der eben gebrauchten Vorſtellungsweiſe, ſo erklären wir uns dieſe Abweichungen durch die Annahme, daß je nach der Natur der Pflanze die Zelleontraction nur auf zwei einander gegen: überliegenden Seiten des Stengels eintrete, in welchem Falle die Spitze einen einfachen Bogen beſchreiben muß oder daß ſie doch auf jenen beiden Seiten ihr Maximum habe, wodurch die Bewegung zu einer elliptiſchen wird. Die Bewegung it auch oft der Art, als wenn zwar an der Süd-, Oſt⸗ und Nordſeite Zellenzuſammenziehung ſtattfände, nicht jedoch an der Weſtſeite, ſo daß die Spitze nur einen Halbkreis durchläuft. Ein beſonderer Punkt noch verdient Erwähnung. Man hat beobachtet, daß die Stengelſpitze mancher windenden Pflanzen vollkommen hakenförmig gekrümmt iſt, ſo z. B. bei den Asclepiadeen. Die Spitze hat dieſelbe Bewegung wie die übrigen Internodien, d. h. der Haken krümmt ſich ſuc⸗ ceſſive in allen Richtungen der Windroſe (bei Lonicera brachypoda ſtreckt er ſich blos, kehrt jedoch die Krümmung nicht bis zur entgegen⸗ geſetzten um); da er aber aus den allerjüngſten Stengelgliedern ſich zu: ſammenſetzt, ſo braucht er zu einer vollſtändigen Umkrümmung viel mehr Zeit, als das ganze Sproßende zu einem Umlaufe. Dieſe Einrichtung iſt von offenbarem Nutzen für die Pflanze, indem eiue ſolche Hakenſpitze nicht nur dazu dient, Stützen zu erfaſſen, ſondern — und dies iſt das Wichtigere — dieſelben auch feſter zu umklammern, als es der Pflanze ſonſt möglich wäre, wodurch z. B. verhütet wird, daß dieſelbe durch den Wind von der Stütze weggetrieben werde ꝛc. Der Zweck dieſer ſpontanen kreiſenden Bewegung oder, richtiger, der fortwährenden ſucceſſiven Krümmung nach verſchiedenen Richtungen hin und des daraus reſultirenden Umganges der Spitze in einem mit zu⸗ nehmender Länge des Sproſſes immer größeren Kreiſe, iſt offenbar der, wie auch ſchon Mohl bemerkt hat, eine Stütze zu erreichen. Trifft der kreiſende Stengel auf eine ſolche, ſo wird die Bewegung an dem Punkte der Berührung arretirt und der noch frei gebliebene Endtheil beginnt zu winden. Unmittelbar nachher geräth nämlich in Folge der von dieſem Theile noch fortgeſetzten kreiſenden Bewegung ein weiterer oberer Theil des Stengels mit der Stütze in Contact und wird in ſeiner Bewegung ſiſtirt, dann ein folgender u. ſ. w., bis zur Spitze des Sproſſes; die Folge iſt eben, daß er ſich ſchraubenförmig um die Stütze winden muß. Es iſt damit ganz ähnlich, als wenn ein Tau im Kreiſe geſchwungen wird und an eine Stütze trifft, wie es ſich um dieſe ſchlingt, jo die Schling— pflanze um die ihrige, nur tritt hier Contraction oder Turgescenz von Zellen an Stelle der lebendigen Kraft jedes Atoms des geſchwungenen Taues. In gleichem Grade als das Internodium an kreiſender Be⸗ wegung nachläßt ſchwindet daher auch die Fähigkeit, eine Stütze zu um⸗ ſchlingen; auch verſteht es ſich, daß wenn der Stengel bei ſeinem Umlaufen mit der Sonne ginge, er ſich von rechts nach links um die Stütze ſchlingen muß (dieſe vor dem Beobachter gedacht), und umgekehrt, von links nach rechts, wenn ſeine Bewegung dem Laufe der Sonne entgegen war. Man hat, hauptſächlich wohl auf Grund des Ausſehens der 200° Schlingpflanzen, vielfach geglaubt, daß ihnen ein beſonderer Trieb ſpiralig zu wachſen innewohne. Dieſe Meinung widerlegt ſich leicht bahn inf i frei bleibende Internodien mit dem Aufhören der Umlaufsbewegung ſich gerade ſtrecken. Mohl dagegen nahm an, daß die windenden Stengel eine gewiſſe Irritabilität beſäßen, kraft deren ſie ſich an einer berührten Stelle nach dem berührenden Gegenſtande hin krümmten. Wiederholte und mehrfach abgeänderte Reizverſuche ergaben indeß, daß eine ſolche Irrita⸗ bilität nur ausnahmsweiſe vorkommt; auch wäre dieſe Eigenſchaft bei der oben erläuterten Mechanik des Windens ganz überflüſſig. Wenn ein in kreiſender Bewegung befindlicher Sproß mit einer Stütze in Berührung kommt, ſo windet er ſich um dieſelbe viel langſamer, als er ſeine Umläufe ausführte. So brauchte bei Ceropegia ein Umlauf 6 Stunden, eine Windung dagegen brauchte 9 Stunden 30 Minuten, bei Aristolochia gigas erſtere 5 Stunden, letztere 9 Stunden 15 Minuten. Dieſe Verzögerung rührt vermuthlich davon her, daß die bewegende Kraft durch die Siſtirung der Bewegung an den auf einander folgenden Punkten fortwährend geſtört wird. Es wurde in Analogie hiermit beobachtet, daß auch Erſchütterung verlangſamend auf die Umlaufsbewegung einwirkt. Wenn ſich eine kreiſende Stengelſpitze an einen Stab gelegt, ihn aber noch nicht umſchlungen hat, und man nimmt dann plötzlich den Stab weg, fo ſchnellt das Stengelende vorwärts, zum Beweiſe, daß ez noch einen Druck gegen den Stab ausgeübt hatte. Wurde der Stab kurz nach Boll: endung einer Windung weggezogen, ſo behält der Stengel eine Zeit lang noch ſeine ſpiralige Geſtalt bei, dann aber windet er ſich auf und beginnt wieder im Kreiſe herumzuwandern. Hieraus geht hervor, daß die Fähigkeit zur Bewegung durch die Siſtirung der letzteren nicht unmittelbar verloren geht und daß ſie, wenn ſie auch temporär eingebüßt wurde, doch wieder⸗ hergeſtellt werden kann. Dies gilt jedoch nur innerhalb beſtimmter Grenzen; wenn der Stengel längere Zeit hindurch aufgewunden war, ſo behält er ſeine Form definitiv, auch wenn die Stütze entfernt wird. Hier möge auch Erwähnung finden, daß die Spitzen der windenden Stengel anfänglich die Stütze ganz feſt umſchließen; nach und nach lockert ſich jedoch, in Folge Streckung der Internodien, die Spirale etwas auf. Um ein Aufwinden nach ſich zu ziehen, iſt es übrigens nicht in allen Fällen gleichgültig, welche Stelle des kreiſenden Sproſſenſtückes mit der Stütze in Berührung geräth. Es können nämlich die unterſten Internodien bereits ſo ſtarr ſein, daß ſie die Fähigkeit zur Umſchlingung verloren haben, aber doch noch die Krümmungen ausführen und damit an der gemeinſamen Umlaufsbewegung Theil nehmen. So iſt es z. B. bei der oben genannten Ceropegia. Wenn neben dieſe ein Stab ſo geſteckt wurde, daß er mit den unteren Internodien, in einem Abſtande von 15—21“ von der Axe des Umlaufskegels, in Contact kam, ſo ſchmiegte ſich der Stengel langſam an ihn an und bog ſich immer ſtärker über ihn hin, ungefähr während eines Zeitraumes, der zu einem halben Umlaufe erforderlich iſt. Dann aber löſte er ſich plötzlich von dem Stabe ab und fiel nach der entgegengeſetzten Seite über, indem er dabei wieder ſeine gewöhnliche leichte Krümmung annahm. Hierauf begann er von Neuem im Kreiſe umzugehen, legte ſich 401 nach einem halben Umlaufe wieder an die Stütze an, bog ſich über dieſelbe, löſte ſich aber nach dem gleichen Zeitraume abermals von ihr ab. Dieſer Vorgang hatte ein ganz eigenthümliches Ausſehen, als wenn der Stengel, verdrießlich über die Erfolgloſigkeit feines Windungsverſuches, endlich Furzer: hand von demſelben abließe, ſich aber ſchließlich doch reſolvirte, ihn von Neuem zu unternehmen. Wir können uns dies Verhalten, unter Zuhülfe⸗ nahme unſerer obigen Vorſtellungsweiſe, folgendermaßen erklären. Denken wir uns die einſeitige Zellcontraction von Süd durch Oſt nach Nord und Weſt wieder nach Süd ſich bewegen, ſo daß ſich alſo der Sproß immer nach gleicher Richtung krümmen muß, und ſetzen wir den Stab etwas wenig öſtlich von der Südſeite der Pflanze, jo kann zunächſt die Zellcon— traction auf der Oſtſeite nur die Wirkung haben, daß fie das ſtarre Inter- nodium gegen die Stütze drückt; wenn ſie auf die Nordſeite übergeht, ſo wird dadurch der Sproß etwas um die Spitze herumgebogen; kommt jetzt aber die Contraction auf die Weſtſeite, ſo wird der Sproß, der wegen der Starrheit des an der Stütze liegenden Internodiums ſich nicht ſo weit herumbiegen konnte, daß er durch jene Contraction nun um ſo ſtärker an den Stab angepreßt würde, jetzt vielmehr durch dieſelbe von dem Stabe hinweggedrängt und dies zuſammen mit ſeinem Gewichte veranlaßt das plötzliche Zurückfallen und die Wiederherſtellung der ihm urſprünglich eigenen Krümmung. Nun wird auch die gewöhnliche kreiſende Bewegung. wieder beginnen und das Ganze ſich ſchließlich wiederholen. HART Hieraus erklärt ſich auch eine, bereits von Mohl beobachtete Er— ſcheinung, nämlich, daß viele Stengel wohl eine fadendünne, nicht aber eine dicke Stütze umwinden können.“) Wenn ſich ſolche Stengel nämlich an eine dicke Stütze angelegt haben, ſo iſt die Krümmung von vornherein jo unbedeutend, daß fie nicht ausreicht, den Stengel an der Stütze feſt⸗ zuhalten oder ihn gar weiter um dieſelbe herumzuführen, wenn die Zell: contraction die der Ausgangsſeite entgegengeſetzte Seite erreicht; und fo legt ſich denn der Sproß bei jedem Umgange der Contraction immer wieder an die Stütze an und fällt wieder von derſelben hinweg. | Wenn übrigens nichts deſto weniger viele tropiſche Schlingpflanzen dicke Bäume umwinden, ſo rührt dies möglicherweiſe davon her, daß die beweglichen Internodien dieſer Pflanzen im Momente des Anlegens an die Stütze die Fähigkeit ſich zu krümmen verlieren, wodurch dann alle Theile unverändert an der Stütze anliegen bleiben und ſo der Stengel einfach um dieſelbe herumgeführt wird. Dies iſt freilich nur Vermuthung, doch iſt ſoviel ſicher, daß weder die Länge des kreiſenden Sproßſtückes, noch die Geſchwindigkeit, mit der es ſeine Umlaufsbewegungen ausführt, die Differenzen in dem Verhalten gegen verſchieden dicke Stücken reguliren. Die Kraft, mit welcher die Umlaufsbewegungen ausgeführt werden, ) Die meiſten windenden Pflanzen find zwar fähig, an Stützen von ſehr ver- ſchiedener Dicke emporzuklettern, doch giebt es für die einzelnen Arten Maxima, die ſie nicht überſchreiten können. Faſt ſämmtliche einheimiſche Schlingpflanzen können keine Bäume umwinden, Solanum Dulcamara ſchlingt nur um ganz dünne und biegſame Stützen, wie z. B. Neſſelſtengel, Phaseolus multiflorus und Ipomea jucunda nicht mehr um Stützen über 9“ Dicke de. Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXII. 26 402 hängt von dem allgemeinen Lebenszuſtande der Pflanze ab; je kräftiger und geſunder dieſe iſt, um ſo energiſcher ſind auch die Bewegungen. Dabei ſind jedoch die einzelnen Internodien ſo unabhängig von einander, daß man die oberen wegſchneiden kann, ohne dadurch die Bewegung der unteren zu beeinträchtigen; dagegen wird ſelbſtverſtändlich die Bewegung der ab⸗ geſchnittenen Sproßſtücke bedeutend verlangſamt. Abnahme der Temperatur bringt ſtets auch Abnahme in der Bewegung mit ſich, wie ſchon Du— trochet gezeigt hat. Was die Einwirkung des Lichtes betrifft, ſo iſt die⸗ ſelbe mitunter von bemerkenswerthem Einfluſſe auf den Gang der Be⸗ wegung, jo brauchte z. B. eine am Fenſter ſtehende Ipomea jucunda, um den dem Lichte zugekehrten Halbkreis zu durchlaufen nur 1 Stunde, zum abgekehrten 4 Stunden 30 Minuten, Lonicera brachypoda zu erſterem 2 Stunden 30 Minuten, zu letzterem 5 Stunden 23 Minuten. Dagegen war in allen beobachteten Fällen die Umlaufszeit der kreiſenden Sproſſe bei Nacht ſo ziemlich dieſelbe, wie am Tage, und ſo dürfte ſich denn die Wirkung des Lichtes nur auf Beſchleunigung der Bewegung in der einen und Verlangſamung in der anderen Hälfte des Umlaufskreiſes beſchränken, ohne die Dauer eines ganzen Umlaufes zu modificiren.“) Die Dauer eines Umlaufes iſt für jede Art, auch unter gleichen äußeren Verhältniſſen, zwar innerhalb ziemlich weiter Grenzen variabel, im Allgemeinen jedoch geſetzmäßig beſtimmt. Hierüber vergleiche man die untenſtehende Tabelle. Es möge noch bemerkt werden, daß die Dicke des kreiſenden Stengelſtückes, obwohl man glauben möchte, daß dünne Stengel ſich leichter und ſchneller drehen möchten, als dicke, doch nicht von Einfluß hierauf iſt. 5 Die Richtung der Windung iſt in der Regel für jede Art conſtant. Sie iſt, wie aus untenſtehender Tabelle erſichtlich, meiſtentheils dem Laufe der Sonne entgegengeſetzt oder, die Stütze vor dem Beobachter gedacht, von links nach rechts aufſteigend. Die einer und derſelben Familie an⸗ gehörenden Gattungen ſtimmen in dieſem Punkte gewöhnlich mit einander überein; Ausnahmen ſind ſelten (in der Tabelle Adhatoda gegenüber Thunbergia). Zwiſchen verſchiedenen Arten aus der nämlichen Gattung kommen, ſoviel man weiß, keine derartigen Differenzen vor; um ſo merk⸗ würdiger iſt es daher, daß verſchiedene Individuen einer und derſelben Art (Solanum Dulcamra, Loasa aurantiaca), ja, ſogar verſchiedene Theile des nämlichen Stengels (Loasa aurantiaca, Scyphanthus elegans) in entgegengeſetzter Richtung winden. Die Umwendung der Spirale ge- ſchieht in letzterem Falle regelmäßig an einem Knoten, nur ein einziges Mal wurde bei Scyphanthus auch Umwendung in der Mitte des Inter⸗ nodiums beobachtet. Sehr eigenthümlich verhält ſich Hibbertia dentata; *) Hiergegen hat Duchartre neuerdings nachgewieſen (Bull. Soc. bot. de France 1865 p. 436), daß in einzelnen Fällen, fo bei Dioscorea Batatas und Mandevillea snaveolens, der Mangel des Lichtes gänzliches Aufhören der Bewegung und damit des Windens zur Folge hat, während allerdings in anderen Fällen (Phaseolus, Ipomœa purpurea) ein ſolcher Einfluß nicht er⸗ ſichtlich iſt. Anmerk. des Ref. der Flora. Siehe hierüber hamb. Garten⸗ zeitung, 1866, Heft 3, S. 113. Die Red. 403 jo lange die Pflanze noch jung ift, machen nämlich ihre Sproße fortwährend Bewegungen von / oder ½ Peripherie in gleicher und dann wieder in entgegengeſetzter Richtung, ſo daß ſie nicht zum Winden kommen; wird ſie älter, ſo winden ſich die Sproſſe auf, und zwar dann conſtant von links nach rechts.“) 3 Gewöhnlich ſchlingen bei einer windenden Pflanze ſämmtliche Axen derſelben (abgeſehen von den unterſten, unmittelbar auf die Cotyledonen folgenden Internodien, welche überall im Stande ſind, ſich ſelbſt zu tragen und keine Bewegung wie Windung zeigen); doch giebt es davon auch Aus— nahmen. So winden bei Tamus Elephantipes nur die Aeſte, nicht der Hauptſtamm; umgekehrt bei einer — ſpecifiſch nicht bekannten — Aspa- ragus-Art (derſelben, die unten in der Tabelle aufgeführt iſt) nur die Hauptaxe, nicht die Aeſte (die Pflanze war jedoch nicht in beſonders gutem Zuſtande, jo daß vielleicht dies Verhalten nur zufällig). Combretum argenteum und purpureum beſitzen zweierlei Arten von Aeſten; die einen ſind verkürzt und mit größeren, die anderen verlängert und mit kleineren Blättern verſehen; letztere ſind es allein, welche winden. Bei Periploca græca winden nur die oberſten Zweige, bei Polygonum Convolvulus nur die Sommertriebe, die des Herbſtes nicht mehr. Asclepias nigra, Vincetoxicum, Arten von Ceropegia, Ipomœa argyræœoides winden nur unter gewiſſen äußeren Umſtänden, z. B. auf fettem Boden, in Cultur ꝛc., “) eine Thatſache, die um ſo beachtenswerther iſt, als daraus hervorgeht, daß dieſe Pflanzen, obſchon ſie in manchen Gegenden, wo ſie immer nur aufrecht vorkommen, ſich durch Tauſende von Generationen als aufrechte Gewächſe fortpflanzen, doch das Vermögen zu winden nicht ganz eingebüßt haben. Es verdient Erwähnung, daß bei windenden Pflanzen faſt nur alter— nirende, ſpiralſtändige und gegenüberſtehende Blätter vorkommen; Quirle, da ſie ſich für das Schlingen nicht ſonderlich eignen, find ſehr ſelten (Si- phomeris hat ſolche mit 3 Blättern). Wie ſchon Dutrochet bemerkte, fällt bei ſpiraliger Stellung der Blätter der kurze Weg der Spirale mit der Windungsrichtung zuſammen. Wenn ein Sproß über ſeine Stütze hinausgewachſen iſt, ſo neigt er ſich in Folge ſeines Gewichtes abwärts; doch bleibt dabei das kreiſende Endſtück immer nach aufwärts gebogen. Mitunter, wie es bei Sollya Drummondii z. B. vorkommt, windet ſich ſpäter die Spitze des herab— hängenden Sproſſes wieder an dieſem hinauf; andere Arten, z. B. Hib- bertia dentata, haben dazu nur geringe Neigung. In einigen Fällen endlich, wie bei Cryptostegia grandiflora, werden die Stengel, wenn ) Wir behalten hier durchgehends, auch in der unten ſtehenden Tabelle, die Be⸗ zeichnungsweiſe des Verfaſſers bei, welche, der de Candolle'ſchen entgegen⸗ geſetzt im Einklange mit der Mechanik, den Beobachter vor der Spirale ſtehend, nicht in derſelben denkt. Anmerk. des Ref. der Flora. ) Daſſelbe gilt, wie ſchon Crüger bemerkt hat, für Arten von Combretum, ferner für manche Menispermaceen, z. B. Cissampelos ovalifolia, Dilleni- aceen, z. B. Davilla rugosa, Malpighiaceen und noch andere. Anmerk. des Ref. der Flora. 26* 404 fie keine Stütze finden, um die fie ſich ſchlingen können, nachher * a daß fie ſich und das kreiſende Endſtück aufrecht tragen. Zum Schluſſe dieſes Capitels geben wir eine Tabelle, in welcher füt eine Anzahl von Schlingpflanzen, nebſt Angabe der Windungsrichtung (Ir bedeutet Windung von links nach rechts, rl von rechts nach links), die Zeit, welche die kreiſenden Stengelenden zu einem ganzen Umfange brauchen, im Maximum, Minimum und Durchſchnitte, nebſt der Zahl der Beob⸗ achtungen, der Jahreszeit, in welcher, und dem Orte, an welchem dieſelben angeſtellt wurden, verzeichnet iſt. Es wurde dabei nur auf hinlänglich entwickelte und bereits in voller Bewegung befindliche Sproſſe Rückſicht genommen; übrigens konnten nicht in allen Fällen ſämmtliche Rubriken ausgefüllt werden. Em Dauer eines Um: 8 3 75 Lv 855 A I a 2 = Name der Pflanze. S. laufes im BE. Bd Ort er Tee ze Be lange S Mari: Mini Dnd se © mum. mum. ſchnitt. c el St. dt. M. e St. M. St. RF TeraRe Acotyledonen. | n Lygodium scandens lr. 6. 15 5. 0 5.45 5 Juni — Lygodium articulatum lr. 15. 0 8. 9.11. 10 3! Sul a Ar Monocotyledonen. a N Ruscus androgynus lr. 4.11 2. 21 3. 22 6 Mai Warmhaut Asparagi spec. lr. 5.40 5. 0 5.20 2 Decemb. Tamus communis rl. 3. 10 2.30 2.48 6 Juli | Kallbaut Lapageria rosea rl. 15. 30 11. 014.26 4 März 4 Roxburghia viridiflora lr. — — 24. 0 5 —B Dicotyledonen. Pa | th Humulus Lupulus rl. 2.20 2. 0 2. 7 6 Auguſt Zimmer Akebia quinata lr.“ 1.45 1. 30 1.38 3 März Warmhaus Sphærostema marmo- | | ratumfrl. 24. 018. ir 15 2 Auguſt — Stephania rotunda lr. 7. 6 5.58 4 Mai — Thryallis brachy- 5 | ae | stachya lt. 12. 0 10.30 11.15 2 — — Sollya Drummondii fr. 8. 0 4.25 6.29 1 April | Kalthaus Wistaria chinensis lr. 3.21 2. 5 2.50 6 Mai e rn Phaseolus vulgaris lr. 2. O 1.55 1.57 3 Mat | 4 Dipladenia urophylla lr. 9.40 8. 0 8.58 3 April er Dipladenia crassinoda lr. 8. 5 8. 082,5 2 Juli — Ceropegia Gardneri lr. 6.45 5.15 6.11 3 — — Stephanotis floribunda lt. 9. 0 6.40 7.50 2 — — Hoya carnosa Br — | Wr * Convolvulus major lr. 2.47 2.42 2.45 2 — Zimmer Convolvalus sepum lr. — — 1.4 — —e Ipomea jucunda lr. 5.30 5.20 5.25 2) — Zimmer Rivea-tilisfolia lr. — r Plumbago rosea rl. — — to. 1. 1 We Clerodendr. Thomsonii tl.) 4. 20 u 2. Tecoma jasminoides lr. 7 0] 6.30) 6.45 3 März = Thunbergia alata lr. 3. 20 2.50 3. 2 3 April — Adhatoda eydonisefolia rl. 44. :026.30135.15| 2 — e Mikania scandeus lr.“ 3.33 2.40 3. 2 6 März Zu Combretum argenteum I. 2.55 2. 20 2.30 4 Januar Warmhaus Loasa ee | | N * 1. Pflanze I. 4. 0 2.13 2.59 Ju: 2. Pflanzeſrl. 2.35 1.41 1.56) 5 Juli — Seyphanthus elegans rl. 2. 3 1.17 1.44 5 Juni 1 Siphomeris spec. rl. u 6. 8 7.50 5 Juni Manettia bicolor rl.“ 6.530 6.18 6.30 3 Juli — Lonicera brachypoda rl. 2 10 7.30 8.20 2 April Zimmer Aristolochia gigas r. 7.15 5. 0 6.75 2 Juli — N i (Fortſetzung folgt.) Verſuch zu einer ſyſtematiſchen Ordnung der Agaveen. Vom General⸗Lieutenant G. A. von Jacobi. (Fortſetzung). Ul. Foureroya Commelyni. Sin. Agave Commelyni Hort. Dyck. 1834. p. 301 et in Bonpl. VII. p. 91. — H. Koch l. c. p. 38. — Ram. Am. 292. — Aloö Americana tuberosa minor Commel. Hort. Amst. 2. p. 19. — F. caulescens; foliis fibroso-coriaceis lanceolatis basın versus sensim angustatis, in apicem longum mucrone inermi brevi sub- corneo munitum convolutis, supra ad basin planis vel concavius- culis mox angustatis concavis, subtus angulato - convexis medio carinatis, patentibus viridibus subnitentibus, supra l®vibus subtus asperiusculis margine undulatis, inferne et medio sparso-grandi- dentatis; dentibus cuspidatis cartilagineis viridibus apice corneis lte - castaneis triangularıbus. Nob. Gegen Ende des Jahres 1865 erhielten wir von dem Handelsgärtner Herrn Bedinghaus, unſerem eifrigſten und N Corre⸗ ſpondenten über die Agaven, die Mittheilung, daß in Enghien (Belgien) eine Fourcroya gigantea geblüht habe, und einige Zeit darauf über⸗ ſandte er uns eine Skizze des Blüthenſchaftes, einige Blätter und ver— trocknete Blüthen. Bei einer genauen Unterſuchung dieſes Materiales fanden wir ſofort, daß hier keine Fourcroya gigantea vorliege, ſondern daß allen Anzeichen nach dies eine Fourcroya Commelyni Sim. ſei. Wir haben hiernach, ſowie nach den Beobachtungen, welche wir an der Pflanze ſelbſt auf der Dyck und an anderen Orten gemacht haben die vorſtehende Diagnoſe aufgeſtellt und laſſen derſelben eine nähere erläuternde Beſchreibung der Pflanze und ihrer Inflorescenz folgen. 5 Der Unterſchied zwiſchen der Diagnoſe des Fürſten Salm und der unſerigen iſt nur ein ſehr geringer. Derſelbe beſchränkt ſich eigentlich nur auf die Conſiſtenz und Farbe der wenigen vorhandenen Randſtacheln, ein Unterſchied, der ſehr leicht daraus erklärlich iſt, daß die F. Commelyni auf der Dyck, ſowie ein anderes ſehr großes und ſchönes Exemplar, welches ſich in der Au guſtin'ſchen Gärtnerei auf der Wildparkſtation bei Potsdam befindet, deſſen auch Profeſſor K. Koch a. a. O. als eine Abart der F. gigantea erwähnt, beide im Hauſe, und letztere ſogar im Warmhauſe cultivirt ſind, wöhrend die Pflanze in Enghien den Winter über im tem⸗ perirten Hauſe und während des Sommers im Freien cultivirt worden iſt. Daraus erklärt ſich ſehr leicht ſowohl der Unterſchied in der Stachelconſiſtenz, ſowie die größeren Abmeſſungen, namentlich der Auguſtin'ſchen Pflanze, und auch die mehr winkeligconcav eingebogene Richtung der Blattränder bei der Pflanze in Enghien. Dieſe Unterſchiede dürften ihre Erklärung hinlänglich in der mehr naturgemäßen Cultur finden. Wenn dagegen Fürſt Salm in ſeinem Hortus Dyckensis S. 301 die Pflanze mit der von Commelyn im Hort. Amst. Theil II., S. 37 und Taf. 19 als Alo& americana tuberosa minor spinosa als identiſch aufführt, ſo vermögen wir uns dieſer Anſicht nicht unbedingt anzuſchließen. Commelyn giebt a. a. O. die Breite der Blätter nur auf 2 Zoll an, die Beſtachelung iſt in der Abbildung viel zahlreicher und viel weiter nach dem Blattgipfel reichend dargeſtellt, als dies bei F. Commelyni der Fall iſt; auch zeigt die Rückſeite der Blätter eine entſchieden hervortretende abgegrenzte Mittelrippe, die ſich auf der Oberſeite des Blattes als ent⸗ ſprechende Rinne markirt. Dies Alles, was ſehr gut zu F. tuberosa Ait. paßt, läßt uns vermuthen, daß Commelyn ein Exemplar dieſer Art und nicht F. Commelyni Sim. abgebildet und beſchrieben hat. Gehen wir jetzt zur näheren Beſchreibung unſerer Pflanze über. Pflanze kurzſtämmig, mit etwas aufrecht abſtehender Blattkrone. Stamm 3—4 Zoll hoch, 1½ —2 Zoll im Durchmeſſer. Blätter faſt 3 Fuß lang, 4 Zoll in der Mitte breit, nach der Baſis zu auf 1½ Zoll allmälich verſchmälert, lanzettlich, in einen langen Gipfel, mit harter, faſt hornartiger, aber nicht ſtechender, kurzer Spitze zuſammengerollt. Oberſeite von der Baſis aufwärts flach ausgehöhlt, etwas tief und winkelig zuſammen⸗ gebogen, ausgehöhlt. Rückſeite winkelig gewölbt und beide Blattſeiten in einem zwar etwas ſtumpflichen, aber doch deutlich hervortretenden Scheitel zuſammenlaufend. Nach der Baſis zu, wo ſich die Blattmitte verdickt, tritt dieſer Scheitel ſtärker und rundlich hervor; doch bleiben die dünneren Blattſeiten, wenn auch gleich dicker als im oberen Blatttheile, doch deutlich vorhanden, was z. B. bei F. gigantea gar nicht der Fall iſt, wo der Lntere Blatttheil nur aus der dreikantig geformten Mittelrippe beſteht, während die Blattränder nur noch dünn bindfadenartige, hervortretende uinien bilden. Auch iſt oberhalb der Baſis bei F. gigantea die obere 407 Blattſeite flach gewölbt, während dieſelbe bei dieſer Pflanze flach ausgehöhlt iſt. Conſiſtenz faſerig⸗lederartig oder dick-pergamentartig. Farbe ein intenſives, etwas glänzendes Saftgrün. Oberſeite glatt, Unterſeite namentlich im unteren Blatttheile durchgehends rauh, im oberen weniger und mehr ſtreifig rauh. Blattrichtung ausgebreitet abſtehend. Blattränder gerade fortlaufend, ungetheilt, weit wellig gebogen und nur nach der Baſis zu, wie hier und da in der Blattmitte mit einzelnen, entfernt und zerſtreut ſtehenden Zähnen befetzt. Zähne groß, dreikantig, auf grünlicher, knor⸗ peliger Baſis, mit ſtechender, hellbrauner, hornartiger, theils nach oben, theils nach unten gekrümmter Spitze. Inflorescenz rispenförmig. Schaft 25 Fuß hoch, kräftig, gerade, aufrecht, nur in der Rispe und namentlich in deren oberen Theile etwas hin und her gebogen. Etwas oberhalb der halben Schafthöhe beginnen die Blüthenäſte, deren unterſte etwa 7 Fuß lang ſind und ſich nach dem Gipfel zu allmälich verkürzen. Rispe pyramidenförmig, 11—12 Fuß hoch bei 14 Fuß unterem Durch- meſſer. Um die Hauptäſte ſind Aeſte zweiter Ordnung gereiht, an denen alsdann die Büthen einzeln oder gepaart ſtehen. Blüthen glockenförmig, geſtielt, überhängend. n“) Blüthendecke oberſtändig, bis zum Schlunde in ſechs Zipfel getheilt. Zipfel aufrecht abſtehend, mit eingebogener, oberer Hälfte, ganzrandig, drei innere und drei äußere. Aeußere lanzettlich, faſt elliptiſch, 1 Z. lang, 4 Lin. breit, nach oben und unten verſchmälert und in einen ſtumpflichen, verdickten Gipfel mit auf der Außenſeite fleiſchigem Höcker endigend; Ränder zurückgeſchlagen, wellig gebogen; innere Seite der zurückgeſchlagenen äußereu Ränder wegen gewölbt, Außenſeite aus: gehöhlt; Conſiſtenz häutig, in der Mitte etwas fleiſchig verdickt, mehr— nervig, gleichlaufend durchzogen (12); Farbe hellgrün, nach den Rändern nud der Spitze zu allmälich in's Weißlichgrüne übergehend. Innere den äußeren in der Form ganz ähnlich, nur etwas breiter, 5 Linien breit, mit hervortretendem Mittelkiele auf dem Rücken und dieſem entſprechender Rinne auf der Innenſeite; Conſiſtenz dünnhäutig und nur nach der Bafis zu etwas fleiſchig verdickt, ebenfalls mehruervig, aber etwas ſchwächer und nach den Rändern zu verzweigt durchzogen; Farbe an der Baſis grün, nach oben und der Mitte zu hell⸗grünlichgelb, nach den Rändern hin weißlich. Staubgefäße ſechs, aus dem Grunde der Blüthe, den Zipfeln nicht angewachſen, ihnen aber anliegend und kürzer als dieſelben, aufſteigend, bleibend. Staubfäden von der Baſis bis zur Mitte kielförmig verdickt, und von da an in eine pfriemliche Spitze zulaufend, welche ſich ſtark nach innen biegt, an der Baſis ¼ Linien breit, in der Mitte 1½ Linien breit und beinahe 6 Linien lang, hellgrün, nach der Spitze zu weißlichgrün. Staubbeutel länglich, nach der ſtumpflich abgeſtutzten Spitze zu verjüngt, an der Baſis tief eingeſchnitten, herzförmig, zweifächerig, mit aufrecht ſtehender innerer Fachwand; Rückſeite flach und daſelbſt auf ein / von der Baſis angeheftet, aufliegend, ſchwefelgelb. Fruchtknoten ſtielrund, flach, dreikantig, nach beiden Seiten verjüngt, den Fachwänden gegenüber ya * Ueber die Blüthenſtiele und Bracteen können wir nichts angeben, da uns darüber leider keine Mittheilungen zugegangen find. | 408 gefurcht, auf den Kanten gerippt, grün, glatt, 9 Linien lang, in der Mitte 2½ Linien ſtark. Griffel aufrecht, doppelt ſo lang als die Staubfäden, bleibend, von der Baſis bis zur Mitte umgekehrt pyramidal verdickt, drei: kantig, auf dem Querſchnitte tief dreilappig, die Seiten flach nach der Baſis zu gefurcht, die Kanten durch ebene, der Länge nach gefurchte, nach oben verbreiterte Flächen abgeſtumpft, welche an den Seitenwänden ſchwach geflügelt, nach oben in einen abgerundeten, kappenartigen, 1 Linie breiten Fortſatz endigen. Der obere Theil des Griffels iſt dreikantig, ſpitz pyra⸗ midal, mit flachen Seiten und flach gefurchten, ſchmal doppeltgeflügelten Kanten als Fortſetzung der geflügelten Kanten im unteren Theile. Narbe unſcheinbar kopfförmig, feindrüfig. 112. Fourcroya Selloa. K. Koch J. c. p. 22. F. subcaulescens; foliis valde numerosis lineari-lanceolatis strietis basin versus valde angustatis, in apicem strietum lanceo- latum, junioribus spina terminali brevi aurantiaca mox marces- cente munitum excurrentibus, supra basın fibroso - carnosis, m superiori parte fibroso - coriaceis, supra ima basi subconvexis demum plano - concavis medio subcanaliculatis, subtus inferne semisphœrico-convexis superne plano-convexis medio subcarinatis, junioribus erecto-patentibus, senioribus ubique patentibus, sub- obscure viridibus supra lævibus subtus perasperis, margine sub- sinuato a basi ad apicem perregulariter dentatis, dentibus sub- approximatis subvalidis basi carmosa cartilagmea insidentibus, apice corneis sursum uncinatis læte-castaneis. Nob. Außer dem Exemplare in Sansfouci deſſen Profeſſor K. Koch a. a. O. erwähnt, haben wir dieſe Art noch im botanischen Garten zu Brüſſel gefunden. Die erſtere Pflanze ſoll von Warsczewitz herſtammen, der ſie auf dem Vulcan Quaſſaltinanga in Guatemala gefundeu hat. Die letztere ſtammt aus dem Garten zu Beſſungen bei Darmſtadt, wo fie als spec. No. III. Mirador cultivirt wird. | Ueber den ganzen Charakter der Pflanze haben wir uns bereits im Allgemeinen auf Seite 513 des 11. Heftes dieſer Zeitſchrift, Jahrgang 1864, ausgeſprochen, wollen indeſſen hier noch einige Einzelheiten nad: olen. a Pflanze einen ganz kurzen, mit den Reſten vertrockneter Blattbaſen bedeckten Stamm, mit einer ſehr blattreichen, halbkugelförmigen Krone, bildend. Blätter 28 Zoll lang, in der Baſis faſt 3 Zoll breit und ſehr dick (10—12 Linien), in der Mitte 2½ Zoll breit, nach der Baſis zu bis auf 1 Zoll verſchmälert und ſehr ſtark ſeitlich zuſammengedrückt, ſehr regelrecht lanzettlich, in einen geradlinigen Gipfel, mit einem kurzen, horn⸗ artigen, ſchwachen, hell-kaſtanienbraunen Endſtachel auslaufend, der aber nur bei den jüngeren Blättern erkennbar, da die Blattſpitzen ſehr bald vertrocknen und der Stachel alsdann abfällt. Oberſeite oberhalb der Baſis flach gewölbt, bald flach und nach oben zu flach ausgehöhlt, mit ſchmaler, rundlicher Mittelrinne. Unterſeite in der Baſis bauchig verdickt, oberhalb derſelben halbkugelig gewölbt, allmälich in einen rundlichen Mittelkiel, mit 409 flach gewölbten Blattſeiten übergehend. Conſiſtenz im. unteren Blatt: theile faſerig, hart fleiſchig, im oberen faſerig⸗lederartig oder pergament⸗ artig. Hinſichtlich der eigenthümlichen Blattrichtung verweiſen wir auf das a. a. O. im 11. Hefte dieſer Zeitſchrift, Jahrgang 1865, Seite 513 Geſagte. Farbe ein etwas dunkeles, in's Graue ſpielendes, glanzloſes Grün. Oberſeite glatt, Unterſeite ſehr rauh. Blattränder flach aus— gebuchtet und ſehr regelmäßig von der Baſis bis zum Gipfel gezähnt. Zähne etwas kräftig, auf fleiſchiger oder vielmehr knorpeliger, dreieckiger Baſis, mit hornartiger, nach oben hakig gekrümmter, hell-kaſtanienbrauner Spitze, Blüthe bisher noch unbekannt. 0 113. Fourcroya Bedinghausii. K. Koch J. c. 1863 p. 233—235. | — Syn. Yucca Parmentieri Rezl. — F. caulescens; foliis numerosis fibroso-lineari-lanceolatis per- tenui-coriaceis basin versus sensim angustatis, in apicem per- longum rectum mucrone subduro munitum convolutis, supra ima basi convexis sensim planis demum plano-subconcavis medio sub- canaliculatis, subtus plano-convexis subcarinatis, junioribus paten- tibus apice subreflexis, senioribus patentissimis reflexis vel de- pendentibus, utrinque glaucis, supra a basi usque ad medium glabris, apicem versus laminis asperiusculis subtus perasperis et in nervis ciliato subdentatis, margine continuo peranguste- cartilagineo diaphane albido ciliato serratis, serraturis per con- fertis diaphane albidis minutissimis. Nob. Pflanze ſtammbildend, mit einer ſehr reichen gedrängten Blattkrone. Stamm abgeſtumpft kegelförmig, 8 Zoll hoch, an der Baſis 6 Zoll, unter der Blattkrone 2 Zoll im Durchmeſſer. Blätter in der Baſis 2½ Zoll, in der Mitte 1¼ Zoll breit, gleich über der Baſis in kurzer Biegung auf 1 Zoll verſchmälert und von da gegen die Mitte hin allmälich verbreitert, in einen ſehr, langen, geraden Gipfel, mit einer härtlichen, der Blattmaſſe gleichartigen Spitze zuſammengerollt. Oberſeite oberhalb der Baſis gewölbt, bald aber ganz flach ausgehöhlt, mit ſchmaler und tiefer Mittelrinne, die ſich bis auf ¼ der Blattlänge allmälich verflacht, von wo aus dann die Form eine ganz flache wird, bis ſich gegen den Gipfel hin die Ränder der nur noch ganz ſchmalen Blattſeiten aufbiegen und eine enge Rinne bilden. Unterſeite bis zu ¼ der Blattlänge flach winkelig gewölbt, mit ſtark her— vortretender rundlicher Mittelrippe, dann flach, am Gipfel halbkreisrund gewölbt. Blattrichtung abſtehend, etwas zurückgebogen, die älteren Blätter im unterſten Blattheile horizontal abſtehend, dann zurückgekrümmt herabhüngend. Conſiſtenz im unterſten Blatttheile fleiſchig, mit wage— recht abſtehenden, ſtark verdünnten, am Rande ſcharfen Blattſeiten, bald dünnpergamentartig, im oberen Blattheile faſt häutig, ſtark und vielnervig durchzogen, mit auf beiden Blattſeiten, jedoch auf der Unterſeite bedeutend ſtärker hervortretenden Nerven. Auf der Rückſeite ſind dieſe Nerven mit ziemlich dicht ſtehenden, kleinen, ſchwieligen Höckern beſetzt, die gegen den Gipfel hin allmälich ſtärker werden, auf der Oberſeite bis über die Mitte hinaus grün und glatt, dann graugrün und nach den Rändern zu etwas 410 rauh, auf der Unterſeite graugrün und ſehr rauh, beſonders im oberen Blatttheile, Blattränder gerade fortlaufend, mit einem ganz ſchmalen, durchſcheinend grünlichweißen, knorpeligen, wimperig gezähnten Saume um: geben. Zähne ſehr klein, gedrängt ſtehend, ſpitz dreikantig, in der dagen durchſcheinend grünlichweiß, im Alter gebräunt. Inflorescenz zuſammengeſetzt rispenförmig. Rispe ſcranßfbrmwiß Schaft aufrecht, in ſehr flachen Biegungen etwas hin und her e im unteren Theile ſtielrund, in der Rispe rundlich dreikantig, mit 1½ L breiten, flach ausgehöhlten Rillen, die von dem Scheitel einer jeden der ſpitzwinkelig angeſetzten Bracteenbaſen aufwärts an dem Endpunkte des linken Schenkels der zweithöheren Bracteenbaſe vorübergehen, und an dem Endpunkte des rechten Schenkels der vierthöheren Bracteenbaſe aufhören. Das Innere des Schaftes iſt vorwiegend markig und nur nach dem Rande zu überwiegt die Faſerſubſtanz., Der Schaft iſt weitläufig mit Schaft⸗ blättern reſp. Bracteen in einer von links nach rechts gewundenen, ſechs⸗ gliederigen Spirale beſetzt. Schaftblätter an der Schaftbaſe 8 Zoll lang, mit dreieckiger, ſpitzwinkelig angeſetzter Baſe, deren rechter Schenkel bedeutend kürzer, als der linke iſt, erſt eine ſteigende und dann in ge⸗ wundener Biegung aufſteigende Richtung verfolgt. Von der Baſis nach dem Gipfel zu allmälich zugeſpitzt, unten dünnfleiſchig, nach oben zu faſerig⸗häutig, allmälich vertrocknend, anfangs grün, ſpäter ſchmutzig blaß⸗ gelbbraun, anliegend, weiter gegen die Rispe aufrecht abſtehend und etwas nach innen gekrümmt, innerhalb der Rispe zurückgebogen herabhängend. Auf ½ der Höhe beginnt die Rispe, deren Aeſte anfangs kurz, bis etwas oberhalb der Rispenmitte länger werden und dann nach dem Gipfel zu ſich wieder verkürzen. Die längſten 10 Zoll lang, platt gedrückt, rundlich, faſt zweiſchneidig, auf der Unterſeite bedeutend ſtärker gewölbt, an ihrer Baſis 2 Linien breit, allmälich ſich ſtark verjüngend, von je einer Bractee geſtützt, horizontal abſtehend, herabgebogen reſp. herabhängend. Im unteren und mittleren Theile der Rispe trennen ſich die Aeſte erſter Ordnung unmittelbar im Blattwinkel von dem Schafte und nehmen ihre abſtehende Richtung an; gegen den Gipel hin ſind dieſelben von dem Blatt⸗ winkel aufwärts auf / zu ½ ihrer Länge dem Schafte angewachſen und trennen ſich dann erſt von demſelben; in der unteren Hälfte nackt, in der oberen Hälfte mit wechſelſtändigen, kopfförmigen Aeſtchen zweiter Ordnung, die hier und da als förmlich ausgebildete, bis zu ', . Zoll lange Aeſtchen vorkommen. Die kürzeren derſelben tragen alsdann eine Blüthe an ihrem tellerartig erweiterten Gipfel oder ‘ie haben in ihrer Mitte noch ein kopf⸗ förmiges Aeſtchen dritter Ordnung mit einer Blüthe. Jedes Aeſtchen von einer kleinen, zugeſpitzten Bractee geſtützt. Blüthen) einzeln, aber gegen die Spitze der Aeſtchen hin ziemlich gedrängt ſtehend, kurz geſtielt, Stiel etwa 1 Linie lang, ſtielrund, von einer 1½ —2 Linien langen, mn *) Die eiche 0 der Blumen haben wir nach einer uns von Herru Be⸗ dinghaus zugeſandten Lithographie aufſtellen müſſen, und können daher Br betreffenden Angaben nicht unbedingt vertreten, über die Farbe vermögen aus dieſem Grunde nichts zu ſagen. Die Beſchreibung der ien 2 den Schaftes iſt dagegen nach der Natur entworfen. 411 zugeſpitzten Bractee geſtützt. Blüthendecke oberſtändig, ſechszipfelig bis zum Fruchtknoten eingeſchnitten, Zipfel horizontal abſtehend und etwas zurückgebogen, einen Kelch von 2 Zoll Durchmeſſer bildend. Zipfel, drei äußere lanzettlich, faſt zolllang, in der Mitte 3—4 Linien breit. Außen: ſeite ganz flach gewölbt, mit kaum hervortretendem Mittelkiele, Innenſeite flach ausgehöhlt, mit unſcheinbarer flacher Mittelrinne, Eonſiſtenz häutig, mit wenigen Längsnerven durchzogen. Drei innere elliptiſch oder um: gekehrt eiförmig, wenig kürzer als die äußeren, in der Mitte 6 Lin. breit, mit abgerundetem, ſtumpflichen Gipfel. Innenſeite flach gewölbt, mit flacher Mittelrinne, flach eingebogenem Gipfel und etwas aufgebogenen Rändern, ſo daß die innere Höhlung flach löffelartig erſcheint. Rückſeite flach gewölbt, mit ſchmalem, deutlich hervortretendem, rundlichem Mittel- kiele. Staubgefäße ſechs, den Zipfeln gegenüberſtehend, etwas auf: ſteigend, halb ſo lang als die Zipfel. Staubfäden von der Baſis bis zur Mitte keilförmig verdickt, plattgedrückt, außerhalb flach gewölbt, inner⸗ halb flach, von der Mitte bis zur Spitze pfriemlich verjüngt. Staub: beutel länglich, 3 Linien lang, faſt 1 Linie breit, gegen den Gipfel und die Baſis verjüngt, am Gipfel rundlich zugeſpitzt, an der Baſis herzförmig gekerbt, ſchwebend und umgekehrt, ſo daß die Baſis nach oben ſteht, an⸗ ſcheinend zweifächerig. Fruchtknoten länglich faſt ſtielrund, abgerundet dreikantig, auf den Seitenflächen flach gefurcht, an der Baſis verjüngt, am Gipfel etwas eingeſchnürt, ein wenig nach innen gekrümmt, weitläufig behaart, 7 Zoll lang, 2¼ Linien im Durchmeſſer. Griffel die Staub⸗ gefäße überragend, mit den Zipfeln faſt gleich lang, in der unteren Hälfte von drr breiten Baſis aufwärts umgekehrt pyramidal dreikantig, mit ab- gerundeten Kanten und kappenförmigen, halbkugeligen Anſätzen; von dieſer e aufwärts pfriemlich verjüngt, mit unſcheinbarer, kopfförmiger ‚arbe. 114. Fourcroya depauperata. Nob. F. acaulis; foliis paulum numerosis subbrevibus lanceolatis basin versus sensim angustatis, in apicem strictum mucrone molli munitum convolutis, supra a basi ad medium plano - concavis, subtus inferne angulato - convexis subrotundo-carinatis superne plano - convexis, subadscendentibus opaco - viridibus utrinque glabris, margine erecto basin versus lato-undulato in superiori parte, plano-dentatis, dentibus minutis repandis basi deltoidea cartilagines albido - viridi insidentibus apice castaneis sursum curvatis. Nob. Pflanze ſtammlos, mit einer ſehr blattarmen Krone. Die Blatt: baſen bilden am Ende des unterirdiſchen Stammes eine kugelförmige Bulbe von 2¼ Zoll Durchmeſſer. Blätter 13 Zoll lang, lanzettlich, über der Baſis 7½ Zoll breit, in der Mitte 2¼ Zoll breit, von der Mitte aus in einen geſtreckten Gipfel zugeſpitzt, welch' letzterer in eine ſtielrunde, fleiſchige, ſpäter vertrocknende Spitze zuſammengerollt iſt; nach der Baſis zu ebenfalls ſtark verjüngt. Oberſeite von der Baſis bis zur Mitte winkelig ausgehöhlt und mehrfach der Länge nach flach gerillt; Unterſeite 412, in der unteren Hälfte winkelig gewölbt und rundlich gekielt, nach der Spitze zu flach gewölbt, mehrfach gekielt und mit den Randabdrücken der älteren Blätter verſehen. Blattrichtung anſcheinend aufſteigend. Con: ſiſtenz dünn, lederartig, 3—4 Linien dick. Blattfarbe glanzlos ſaft⸗ grün. Beide Blattſeiten glatt. Blattränder im unteren Theile lang wellig gekrümmt, im oberen Theile gerade abſtehend, fortlaufend, ſehr dünn und etwas entfernt ſtehend gezähnt. Zähne 4—6 Linien entfernt ſtehend, klein, auf deltaförmiger, knorpeliger, weißlichgrüner Baſis, mit nach oben gekrümmter, kaſtanienbrauner Spitze. „ Blüthenſtand einfach rispig, ſtraußförmig. Schaft 3 Fuß hoch, gerade, aufrecht, an der Baſis 2—3 Linien dick, glatt. Die unterſten Aeſte ſtehen / Fuß über der Baſis. Blüthenäſte ſteil abſtehend, faſt 4 Zoll lang, etwas plattgedrückt und von Stiel zu Stiel flach hin und her gebogen, mit meheren (7), ſeitlich angeſetzten Blüthenſtielen, die durch ganz kleine, ſpitz dreieckige, vertrocknete Bracteen geſtützt ſind, in Stelle der Samenkapſeln Bulbillen anſetzend. Herzblätter breit linear, mit kurz zugebogenem Gipfel, in eine fleiſchige, ſtielrunde Spitze zuſammengerollt; 2½ Zoll lang, ½ Zoll breit, nach der Baſis zu etwas verfchmälert; glanzlos hellgrün, mit kleinen, weißlichgrünen, knorpeligen Zähnen beſetzt, dünn⸗lederartig, mit etwas verdickter Mittelrippe. Deckblätter lanzettlich, mit lang geſtreckter Spitze, die unteren 2 Zoll lang, ½ Zoll über der 5 Linien breit und von da an in eine gerade, lang geſtreckte Spitze aus: laufend, häutig⸗lederartig, grün. Blüthen einzeln ſtehend, kurz geſtielt, am Stiele gegliedert. Blüthenſtiel rund, etwa / L. dick, aufrecht. Blüthen⸗ decke oberſtändig, bis zum Fruchtknoten in ſechs Zipfel eingeſchnitten, Zipfel mit ungetheilt fortlaufenden Rändern, abſtehend, mit etwas ein⸗ gebogener Spitze. Aeußere 14 Lin. lang, 4 Lin. breit, lanzettlich, mit kurz zugeſpitztem Gipfel und etwas verſchmälerter Baſis, flach, mit etwas eingebogenen Rändern und kapuzenförmig eingebogener Spitze, nach der Mitte zu etwas fleiſchig, an den Rändern fein dünphäutig, beiderſeits ganz fein behaart, in der kapuzenförmigen, eingebogenen Spitze mit einem kleinen Büſchel weißer Haare beſetzt; vielnervig (12—14) durchzogen, beiderſeits weißlichgrün, mit breitem, weißem, fein häutigem, wellig ge— bogenem Rande; Nerven als grüne, etwas dunklere Längenſtreifen hervor— tretend, außerhalb im unteren Theile flach gekielt. Innere breiter, wenig länger, faſt eirund⸗elliptiſch, 8 Linien breit, mit ſtumpflichem Gipfel und etwas eingebogener Spitze, gegen die Baſis ſtark verſchmälert, beiderſeits fein behaart, innerhalb flach ausgehöhlt, außerhalb flach gewölbt, mit kiel— artig flach hervortretender Mittelrippe, mehrnervig (12—14) der Länge nach durzogen, mit ſtark hervortretendem Nerven. Conſiſtenz in der Mitte verhältnißmäßig ſtark fleiſchig, an der Baſis 1 Linie ſtark, mit nach den fein dünnhäutigen Rändern zu raſch abnehmender Dicke. Farbe in der Mitte hellgrün und gegen die Ränder zu mit der abnehmenden Dicke in's rein Weißliche übergehend, Nerven ebenfalls, jedoch dunkler grün. Die geöffnete Blüthe hat 1¼ Zoll im Durchmeſſer. Staubgefäße ſechs, auf dem Fruchtknoten entſpringend, den Zipfeln nicht angewachſen und nur halb ſo lang als dieſelben, abſtehend, mit eingebogener Spitze. Staubfäden 413 von der Baſis bis zur Mitte bedeutend keilförmig verdickt, mit einer ſehr ſcharf hervortretenden Mittelrippe, außerhalb gewölbt, innerhalb flach aus⸗ gehöhlt, von der Mitte an allmälich in eine pfriemliche, nach innen ge⸗ bogene Spitze auslaufend; 6 — 7 Linien lang, in der Mitte 2, an der Baſis 1 Lin. breit und / L. dick, etwas weichdrüſig, weißlich. Staub: beutel länglich, ſtumpflich zugeſpitzt, an der Baſis tief herzförmig, mit rundlich nach auswärts gebogenen Zipfeln, rückſeits unterhalb der Mitte in dem Winkel des herzförmigen Ausſchnittes angeheftet, zweifächerig, nach dem Verblühen durch eine Krümmung des Staubfadens nach innen ein— gebogen und umgewendet, ſo daß die Spitze der Anthere nach dem Grunde der Blüthe ſchaut. Pollen trocken, vielfurchig, in der Form etwa an den Samen von Tropolum erinnernd, benetzt, kreuzförmig-wvierzellig, die ein⸗ zelnen Pollenzellen keilförmig, die convexe Seite in der Mitte der Länge nach herzförmig eingebogen. Fruchtknoten unterſtändig, cylindriſch, un: deutlich dreikantig, in der verſchmälerten Baſis etwas gebogen, ſechsfach flach gefurcht, weißflaumig behaart, lebhaft blaß-meergrün, 10 Lin. lang, dreifächerig. Eichen im inneren Fachwinkel zweireihig. Giffel aufrecht, doppelt ſo lang als die Staubfäden, bleibend, von der Baſis bis zur Mitte umgekehrt pyramidal verdickt, dreikantig, auf dem Querſchnitte tief dreilappig, die Seiten concav durch eine Längenfurche in der Mitte tief eingefurcht, die Kanten durch ebene der Länge nach gefurchte, nach oben verbreiterte Flächen abgeſtumpft, welche an den Seitenrändern ſchwach ge— flügelt und nach oben in einen abgerundeten, kappenartigen, 1 — 2 Linien breiten Fortſatz endigen. Der Obertheil des Griffels iſt dreikantig, pfriemlich, gerade, nach dem Verblühen in der Form eines S gebogen, feindtüſig, der Länge nach dreifurchig, als Fortſetzung der Furchen im unteren pyramidalen Theile. Narbe ſchwach verdickt, umgekehrt kugel⸗ förmig, kopfig, mit weißen Popillen beſetzt. Wir erhielten in den letzten Tagen des Jahres 1865 von dem Handelsgärtner Herrn Bedinghaus zu Nymi bei Mons einige Wurzel: und Schaftblätter, ſowie einen Blüthenaſt und mehere Blüthen einer Foureroya, welche dort bei einem Agavenliebhaber geblüht hat. Der Eigenthümer führte ſie als F. tuberosa, während ſie zu Paris in den Gärten als A. macra verbreitet ſein ſoll. Uns iſt ſie bis jetzt völlig fremd und läßt ſich auch mit keiner uns bekannten Art in Uebereinſtimmung bringen. Benannt haben wir ſie nach dem geringen Blattreichthume ihrer Krone. i (Fortſetzung folgt.) 8 Garten⸗Nachrichten. 2 Die Handelsgärtnerei und Baumſchule des Herrn F. L. Stüeben. Im vorigen Jahre gaben wir eine kurze Beſchreibung der Stüeben⸗ ſchen Handelsgärtnerei auf der Uhlenhorſt bei Hamburg (ſiehe hamburger Gartenzeitung Jahrgang 1865, S. 410), nachdem dieſelbe wenige Monate 414 zuvor auf der Stelle, wo fie ſich jetzt befindet, in Folge Ueberſiedelung neu erſtanden war. Die im Frühjahre und Sommer 1865 gemachten An⸗ pflanzungen ſind ſeit jener Zeit erſtaunlich herangewachſen und laſſen die Geſträuche und Bäume kaum mehr erkennen, daß ſelbige erſt vor ſo kurzer Zeit gepflanzt worden ſind. Das Entree zur Gärtnerei iſt ein äußerſt freundliches, von dem großen, mit reich decorirten Ampeln verzierten Portale führt ein gerader breiter Weg, auf jeder Seite von einer breiten Raſenrabatte begrenzt, zum Wohnhauſe. Auf dieſen Raſenrabatten befinden ſich mehere mit vielem Geſchmacke angelegte Blumengruppen, ſehr hübſche hochſtämmige Lorbeerbäumchen, einzeln ſtehende hübſche Zierbäume und Zierſträucher, wie Coniferen und andere Blattpflanzen. Es bieten dieſe Raſenrabatten, wie ein anderer kleinerer unweit des Wohnhauſes liegender, ähnlich ausgeſchmückter Raſenplatz, gleichſem eine Muſterkarte der hübſcheſten Gruppen⸗ und Blattpflanzen für's freie Land, und dem dieſe Gärtnerei beſuchenden Pflanzenfreunde wird daſelbſt Gelegenheit geboten, ſich von der Schönheit oder dem Werthe der einen oder anderen Pflanze ſofort zu über⸗ zeugen, um daraus für ſeinen eigenen Garten wählen zu können. Lonicera brachypoda fol. aur. reticulatis ſahen wir in dieſer Gärtnerei mehrfach als Einfaſſung um Beete verwendet und dies mit ſehr gutem Erfolge. Wie alle Schlingpflanzen, welche man zu dieſem Zwecke benutzt, müſſen auch die Triebe dieſer Lonicera öfters im Laufe der Saiſon eingeſtutzt und angelegt werden. Amaranthus melancholicus ruber war in nie geſehener Pracht als Beeteinfaſſung, trotz des eben für dieſe Pflanze nicht ſehr günſtigen Sommers, vorhanden und iſt jedenfalls eine ſehr empfehlenswerthe Pflanze, den Perilla-Arten hinſichtlich der bril⸗ lanteren blutrothen Färbung und des niedrigeren Wuchſes vorzuziehen. — Unter den Zierbäumen mit weißbunten Blättern iſt Prunus Maheleb fol. varieg. ſehr hübſch und empfehlenswerth, ebenſo ſollte in keinem Garten der Amygdalus triloba als Zierbäumchen fehlen. — Unter den peren⸗ nirenden Freilandpflanzen zeichnete ſich ein Sortiment ganz vorzüglich ſchöner Varietäten von Phlox fruticosa aus. Die zahlreichen Miſtbeete find angefüllt mit den gangbarſten Gewächſen aller Art und dieſe Pflanzen in enormer Vermehrung vorhanden. Von den in ſehr zahlreichen ſchönen Varietäten vertretenen ſogenannten Scharlachpelargonien leuchtet von allen doch die Varietät Mrs. Pollock hervor, welche ſchätzenswerthe Acquiſition für unſere Blumengärten und Blumenhänſer wir bei Herrn Stüeben in großer Menge vorfanden. Die hübſchen freundlichen Gewächshäuſer ſind bis auf die Warm⸗ häuſer mit blühenden Pelargonien und dergleichen Pflanzen und ein großes Haus iſt nur mit Fuchſien angefüllt. Von letzteren beſitzt Herr Stüeben eine ſehr große Auswahl älterer und neuerer Sorten, wir möchten faſt ſagen zu viele Sorten. Alberta und Universal ſind unter den vielen jiel vorzüglich ſchöne Varietäten, mit gefüllter farbiger Corolle, während . Empereur des Fuchsias, Laurent Palmaerts und Souvenir de Leipzig empfehlenswerthe Sorten mit weißer oder faſt weißer gefüllter Corolle ſind. x Die warmen Abtheilungen enthalten zahlreiche Blattpflanzen und 415 buntblätterige Pflanzen jeglicher Art, als Palmen, Dracänen, Aroideen und dergleichen, die ſich alle ohne Ausnahme durch einen ſehr kräftigen Wuchs und geſundes Ausfehen auszeichnen. Canna metallica, eine Ab- art, die wir bisher zu ſehen noch nicht Gelegenheit hatten, iſt eine aus: gezeichnet ſchöne Pflanze mit braunrothen Blättern von ſtarkem Metall: glanze und ſehr zu empfehlen. b Einen Handelsartikel von nicht geringer Bedeutung machen bei Herrn Stüeben die Blumenampeln aus, in deren Herſtellung und Aufzierung Herr Stüeben eine große, mit vielem Geſchmack verbundene Geſchicklichkeit beſitzt. Dieſe Ampeln, in allen Größen und bepflanzt mit den verſchieden⸗ artigſten ſich hierzu eignenden Gewächſen, ſind eine große Zierde für eine jede Veranda oder ein Conſervatorium. Auch ſieht man ſie jetzt häufig in den kleinen Hausgärten auf einem 2 — 3 Fuß aus dem Raſen hervor: ſtehenden Baumſtammſtücke angbracht, wo ſie einen ſchönen Schmuck des Gartens bilden. Die neu angelegte und in beſtem Gedeihen begriffene Baumſchule des Herrn Stüeben waren wir diesmal verhindert zu beſuchen, indem uns die Beſichtigung der in allen ihren Theilen mit muſterhafter Sauberkeit unterhaltenen Pflanzengärtnerei zu viel Zeit geraubt hatte, wir werden daher ſpäter auf die Baumſchule zurückkommen. — = en ZN —— > m D-- — Programm zu der internationalen Gartenbau⸗Ausſtellung, welche in Verbindung mit der allgemeinen Ausſtellung im Jahre 1867 in Paris ſtattfinden wird. Art. 1. Eine internationale und permanente Gartenbau-Ausſtellung wird während der Dauer der allgemeinen Ausſtellung in Paris vom 1. April bis zum 31. October 1867 ſtattfinden. ö Ein Garten von 50,000 Quadratmetres Flächeninhalt auf dem Marsfelde wird zu dieſem Zwecke hergerichtet. Die eingehenden Gegenſtände werden je nach ihren Bedürfniſſen ausgeſtellt, als in Warm- oder Kalt⸗ häuſern, unter Zelten, Gallerien oder im Freien. Art. 2. Vierzehn Preisbewerbungen (Concours) werden nach und nach vom 1. April bis zum 31. October eröffnet werden. Jeder Ausſteller, welchen die durch die kaiſerliche Commiſſion ernannte berathende Com: miſſion zu einer dieſer Bewerbungen zuläßt, wird verpflichtet, ſeine Pflanzen ꝛc. während der ganzen Dauer dieſer Bewerbung, nicht über 14 Tage, ausgeſtellt zu laſſen und für die Pflege derſelben zu ſorgen. Die Transportkoſten hat der Ausſteller zu tragen; die Geſellſchaften der Eifenbahn:Directionen des Kaiſerreiches werden jedoch den Frachttarif auf 50 pCt. ermäßigen. | ee Die oben genannte berathende Commiſſion beiteht aus den Herren A. Brongniart, Mitglied des Inſtituts, Präſident; Alphand, Vicepräſident; 416 Barillet-Deschamps, Seeretair; Decaisne, Mitglied des Inſtituts; Bourchard-Huzard, Hardy, Rivière (Auguſt), Henry Bilmorim Art. 3. Die Aufgaben der Einſendungen fremder, nicht franzöſiſcher, Gärtner müſſen bei der für die verſchiedenen Regierungen ernannten Commiſſion angemeldet werden. Das Verzeichniß der zur Concurrenz zugelaſſenen Ausſteller wird von der betreffenden Commiſſion vier Wochen vor Eröffnung des Concurſus der General-Commiſſion mitgetheilt. Im Verzeichniſſe muß der Name des Ausſtellers, die Gegenſtände, die derſelbe auszustellen beabſichtigt, die Bedingungen, unter denen er dieſelben aus: geſtellt zu haben wünſcht, welchen Raum dieſelben einnehmen, Anzahl der Gegenſtände, ob Körbe, Gruppen ꝛc., genau angegeben werden. 105 Art. 4. Die vierzehn Preisbewerbungen beſtehen in: 1. Preisbewerbung, 1. April 1867. Camellien, Coniferen, Freiland⸗ Gehölze, Ericaceen, getriebene Früchte und Gemüſe. 2. Preisbewerbung, 15. April. Rhododendron arboreum, getriebene Früchte, Hyacinthen und W 3. Preisbewerbung, Mai. Orchideen, Azalea indica, Tulpen, Zier⸗ und — 4. Preisbewerbung, 15. Mai. Azalea indica und pontica, Rho⸗ dodendren, Orchideen und Jarftanzen des freien Landes. 5. Preisbewerbung, 1 Juni. Orchideen, Roſen, Pelargonien, Zier⸗ und Küchengarten⸗Gewächſe. 6. Preisbewerbung, 15. Juni. Pelargonien, Roſen, Orchideen und Früchte, der Jahreszeit e | 7. Preisbewerbung, 1. Juli. Palmen, Warmhauspflanzen, einjährige Pflanzen und Früchte der Jahreszeit. er S8. Preiäbewerbung, 15 Juli. Aroideen, neue Pflanzen, einjährige Pflanzen und Früchte der Jahreszeit. 9. Preisbewerbung, 1. Auguſt. Buntblätterige Pflanzen, Gladiolen, Fuchſien und Früchte der Jahreszeit. * 10. Preisbewerbung, 15. Auguſt. Zier- und einjährige Pflanzen, Farne und Früchte der Jahreszeit. * * 14. Preisbewerbung, 1. September. Gemüſegarten- Pflanzen, Zier⸗ pflanzen, Dahlien und Früchte der Jahreszeit. 12. Preisbewerbung, 15. September. Dahlien, verſchiedene Bflangen und Früchte der Jahreszeit. 13. Preisbewerbung, 1. October. Allgemeine Ausſtellung von Früchten und verſchiedenen Pflanzen. 14. Preisbewerbung, 15. October. Allgemeine Ausſtellung von ge⸗ formten Obſtbäumen. Ein detaillirtes Programm dieſer vierzehn Preisbewerbungen wird demnächſt erſcheinen. Art. 5. Tropiſche Gewächſe werden während der beiden erſten Tage jeder Preisbewerbung in einem geſchützten Raume des im Centrum des Ausſtellungsgartens errichteten Criſtall⸗Pallaſtes aufbewahrt und werden dann in das für ſie errichtete Warmhaus gebracht. Art. 6. Es wird eine Special⸗Section des internationalen Preisgerichtet 417 aus 24 Mitgliedern, von denen 12 Franzoſen find, von der kaiſerlichen Con miſſion unter dem Titel „Jury der Abtheilung für lebende Produkte und Exemplare aus Garten⸗Etabliſſements“ eingeſetzt. Auf die von dieſer Jury gemachten Vorſchläge ernennt die kaiſerliche Commiſſion fünf Tage vor Eröffnung einer jeden Preiche ne bung ein internationales Comité von Preisrichtern aus den angeſehenſten Gärtnern Frankreich's und des Auslandes. Die Function dieſes Comité's beſteht darin, ein Urtheil über den Werth der ausgeſtellten Gegenſtände in der erſten nach ihrer Ernennung eröffneten Preisbewerbung abzugeben, die Einſendungen nach ihrem Werthe in vier Claſſen zu ordnen unter der Rubrik 1., 2., 3. Preiſe und ehren⸗ volle Erwähnungen. Die Arbeit des Preisrichter Comité's beginnt am Eröffnungstage einer jeden Preisbewerbung und muß innerhalb zweier Tage vollendet ſein. Die Zuerkennung der Preiſe durch die Jury wird ſofort bekannt gemacht und bei den betreffenden Gegenſtänden bemerkt. Die Preiſe und Certificate werden jedoch nicht nach jeder einzelnen Be: werbung dem Ausſteller zuerkannt, ſondern demſelben creditirt und findet die Zuerkennung erſt am Schluſſe der allgemeinen Ausſtellung, in Ueberein⸗ ſtimmung mit dem Ausſpruche der internationalen Jury, ſtatt. Die von der kaiſerlichen Commiſſion und durch ein Decret des Kaiſers unter dem 9. Juni 1866 genehmigten und zur Verfügung geſtellten Preiſe für Gegenſtände der Landwirthſchaft, des Gartenbaues und der Induſtrie beftehen in großen Geldpreiſen im Geſammtbelaufe von 250,000 Francs., 100 goldenen Medaillen, jede derſelben 1000 Fres. werth, 1000 jilbernen edaillen, 3000 bronzenen Medaillen und 5000 Ehrendiplomen. Alle dieſe Medaillen haben eine und dieſelbe Größe und Form. Ein großer Rath, aus 27 Mitgliedern beſtehend, zu deuen auch der Präſi dent und Vicepräſident der Abtheilung für Gartenbau gehören, hat die oben aufgezählten Preiſe unter die verſchiedenen Gruppen zu vertheilen. Es beſtimmt ſomit die Totalſumme der Preiſe, welche an Ausſteller von Gartenbau- gegenſtänden vertheilt werden können. Die Jury für die Gartenbau⸗Abtheilung wird am 20. October 1867 einen Generalauszug ſämmtlicher bei den 14 verſchiedenen Bewerbungen ertheilten Preiſe und Certificate anfertigen. Nach dieſer Aufmachung und Zuſammenrechnung der Zahl und Art der Preiſe, die von einem Ausſteller erworben wurden, wird die Jury der Abtheilung die ihr vom großen Rathe zur Verfügung geſtellten Geldpreiſe, Medaillen ꝛc. ertheilen. Gez. Brongniart, Präſident der berathenden Commiſſion. Barillet-Deschamps, Secretair, — TER Q — — Der Maulwurf, über deſſen Leben sweiſe, Nutzen und Schaden für die Gärten, die Mittel ihn zu vertilgen ꝛc. von Dr. W. ente 3 (Schluß.) FBriſch aufgeworfene Erdhügel find das ſichere Anzeichen von der Hamburger Garten⸗ und Blumenzeitung. Band XXII 27 418 Gegenwart der Maulwürfe; ift dagegen ein ſolcher Hügel von einem großen Loche durchbohrt, ſo hat ihn der Maulwurf vor Kurzem verlaſſen. Maul⸗ wurfshügel, deren Erde trocken und kruſtig iſt und die von einem geraden und tiefen Loche durchbohrt ſind, zeigen an, daß ſich keine Maulwürfe in ihnen befinden. Ein hoher und einzeln ſtehender Maulwurfhügel verräth die Gegenwart eines männlichen Maulwurfs. Mehere derartige Hügel in einem gewiſſen Raume enthalten oft mehr als einen Maulwurf. Kleinere, weniger hohe Maulwurfhügel zeigen die Wohnung der Weibchen an; ſind ſie im Zickzack, unregelmäßig und nicht ſehr hoch, ſo halten ſich in ihnen junge Maulwürfe auf. Fang der Maulwürfe durch Ausgraben. Man unterſucht vorher von fern die halbkugelförmigen Aufwürfe und richtet ſeine Aufmerkſamkeit be⸗ ſonders auf die friſch aufgeworfenen Hügel. Oft bemerkt man das Thier nicht ſelbſt, ſondern nur ſeine Bewegung an der Erde, welche es auswirft. Zu der Zeit, in der der Maulwurf zu arbeiten pflegt, ſtellt man ſich ganz ſtill neben den neuen Aufwurf hin, und zwar unter dem Winde; bei der geringſten Bewegung, welche das Thier macht, wirft man von der entgegen: geſetzten Seite, wo man die Arbeit des Thieres bemerkt, mit einem Spaten ſchnell einen halben Fuß Erde heraus. In der herausgeworfenen Erde findet man gewöhnlich das Thier. Iſt der Maulwurf entwiſcht, jo tritt man den Hügel zu und erwartet das Thier, bis es zur Arbeit zurückkehrt; dieſes dauert oft nicht lange, denn der Maulwurf kehrt wieder zurüd, fo bald er merkt, daß man ſeinen Aufwurf zerſtört hat. Wenn die Wohnung des Maulwurfs mehere Hügel hat, ſo tritt man dieſe ſämmtlich nieder und bleibt ruhig in der Mitte derſelben ſtehen. Noch ſicherer gelangt man zum Ziele, wenn ſich mehere mit Grabſcheiten verſehene Männer um das Maulwurflager ſtellen und auf ein gegebenes Zeichen alle Gänge des Lagers, welche mit der elterlichen Wohnung correſpondiren, durchſchneiden, worauf ſie dann den Maulwurf mit feinen Jungen angreifen und tödten. Es giebt ſo geſchickte Maulwurffänger, daß ſie täglich auf eine ſehr einfache Weiſe mehr als hundert Maulwürfe fangen. Sie wiſſen, daß von jedem Maulwurfhaufen aus zwei bis drei Gänge gehen, ſuchen dieſelben auf und ſtecken in jeden Gang in einer kleinen Entfernung an dem Mittel⸗ punkte des Hügels einen 2 Fuß langen weißen Stab. Um die Gänge beſſer zu entdecken, nehmen ſie die Erde von den Hügeln weg und bringen dieſelbe ſpäter wieder darauf. Haben fie die Stäbe um 20—30 Maulwurf: hügel geſteckt, ſo ſtellen ſie ſich, mit einem breiten Spaten bewaffnet, in der Mitte der Hügel auf. Sobald ſie die Bewegung eines Stabes be— merken, ſpringen ſie ſchnell herbei und ſtechen mit dem Spaten ungefähr in der Entfernung von 1 Fuß von dem Stabe in die Erde ein. Auf dieſe Weiſe wird dem Maulwurf der Rückzug verſchloſſen und derſelbe ge: wöhnlich lebendig gefangen. Tödten des Maulwurfs durch Erſchießen. Man bedient ſich dieſes Mittels beſondes dann, wenn der Maulwurf an ſolchen Orten vorkommt, die man durch Aufwerfen mit dem Spaten nicht beſchädigen will. Man paßt dem Maulwurf an den Stunden, wo er zu arbeiten pflegt, auf und ſchießt auf ihn aus nicht zu großer Entfernung. Das 1 er wird mit ae 419 klarem Schrot geladen. Der Schuß iſt gerade auf die Stelle zu richten, wo der Maulwurf die Erde aufwühlt. Um dieſe Stelle zu erkennen, nimmt man mit der Schaufel den Maulwurfhügel weg und höhlt denſelben ſo tief aus bis man die Gänge entdeckt, welche dort ausmünden. Der Maulwurf wird dieſen Schaden zu repariren ſuchen, und nach der Seite in, von welcher er die Erde an den beſchädigten Ort bringt, muß der Schuß gerichtet werden. Fang des Maulwurfs mit Angeln. Man befeſtigt an den Angelhaken einen lebenden Maulwurf und führt den Köder in das Innere des Ganges ein, durch welchen der Maulwurf geht. An das andere Ende des Bind— fadens außerhalb des Ganges bindet man ein Stück Holz oder einen Stein. Wenn der Maulwurf den Köder riecht, beißt er in die Angel und iſt gefangen. Man legt den Köder am beſten nach Sonnenuntergang ein und ſieht am nächſten Morgen früh nach, ob ſich der Maulwurf ge: Anden hat. Erſäufen des Maulwurfs. Man hebt die Erde des Maulwurfhaufens ab und überzeugt ſich, ob eine Verbindung mit den benachbarten Hügeln ſtattfindet. Zu dieſem Behuf huſtet man in die gemachte Oeffnung und nähert zugleich das Ohr derſelben. Steht der Maulwurfhügel mit keinem anderen in Verbindung, ſo iſt der Maulwurf nicht weit entfernt und man hört ſeine Bewegung. Nun öffnet man mit der Hacke den horizontalen Gang und gießt ſo viel Waſſer hinein, daß der Maulwurf erſaufen oder heraus kommen muß. Fang in Fallen. Es giebt verſchiedene Arten von Maulwurffallen. Vorzugsweiſe können die folgenden empfohlen werden: | 1) Ein eylinderförmiges Stück Holz, welches ſich feiner ganzen Länge nach öffnet, wird durch einen eiſernen Reif verbunden. Die Thüre iſt ver⸗ borgen und befindet ſich an einem kleinen, ziemlich ſchmalen, ſehr dünnen Dorne, welcher durch einen Eiſendraht unterſtützt wird. Eine Feder, welche ſich hinter der Thür befindet, hält dieſe verſchloſſen. Nur mit Anſtrengung kann die Feder zum Nachgeben und die Thüre zum Oeffnen gezwungen werden. Um ſie in dieſer Stellung zu erhalten, bringt man über den Eiſendraht den kleinen Dorn, während der Kopf in der Mitte der Falle ein Hinderniß für den Durchgang bildet. Sobald der Maulwurf dieſen ſchwachen Widerſtandspunkt berührt, dreht ſich der Dorn, löſt ſich aus, die Thür wird durch die Federkraft geſchloſſen und der Maulwurf iſt gefangen. 2) An dem einen Ende eines hölzernen Rohres von cylinderartiger Form und 9— 10 Zoll Länge befindet ſich ein Gitter von Eiſendraht und an dem anderen eine Thür von Eiſenblech, die ſich an einem Charniere bewegt und der geringſten Bewegung nachgiebt. Dieſe Thür geht nicht nach außen auf, weil ſie durch einen Anſatz zurückgehalten wird. Man bringt dieſe Falle in den Gang des Maulwurfs, nachdem man den Gang an ſeinem äußerſten Ende geöffnet hat. Die Luft, welche durch das ver— gitterte Ende der Falle in den Gang eintritt, veranlaßt den Maulwurf, den Schaden auszubeſſern, und um an den beſchädigten Ort zu gelangen ſtürzt, er ſich in die Falle. ) „Der Kopf einer Zange mit verlängerten Vorderſchenkeln beſteht ö 27 420 aus Stahl, die Arme find aus Eiſen und an ihren äußeren Enden mit zwei Haken verſehen. Hat man die Aus: und Eingänge des Maulwurfs gefunden, ſo trägt man ſie ab und ſucht den günſtigſten Ort an den Gängen zur Aufſtellung der Zange. Nachdem man denſelben geöffnet und ausgeweitet hat, giebt man ihm noch — wenn dies nöthig iſt — mit dem Meſſer die erforderliche Länge. Nachdem die Erde herausgenommen iſt, ſetzt man zwei ſolche Zangen ein, und zwar in entgegengeſetzter Richtung; die eine dient dazu, um den Maulwurf zu erfaſſen, wenn er von dem Lager aus in den Gang geht, während ihn die andere in dem Augenblicke erfaßt, wo er von der Arbeit zurückkehrt und ſein Lager wieder erreichen will. Die beiden Zangen werden geſpannt in das Innere des Ganges eingeſchoben, leicht angedrückt und an der Baſis mit etwas Erde umgeben; ſchließlich bedeckt man die ganze Vorrichtung mit Erde. Da der Maulwurf die Falle nicht ſieht, ſondern nur einen Haufen Erde bemerkt, ſo wühlt er in dieſen Haufen hinein und fängt ſich. Man bringt die Zange an der Stelle an, wo die Seitengänge ausmünden. Dieſe Falle wird von dem Schmied Capheim in Neubrandenburg für * Thaler angefertigt. 4) Zwei Blechcylinder können in einander geſchraubt werden. Vorn an beiden Cylindern befindet ſich eine Fallthür, welche ſich nur nach innen öffnet. Sie iſt unten und an den Seiten etwas ausgeſchnitten und hat unten der Länge nach ½ Zoll breite und 6 Zoll lange Oeffnungen. Die Länge der zuſammengeſchobenen Falle beträgt 9¼ Zoll, der Durchmeſſer 2 Zoll. Der Fallthür gegenüber, am Ende des einzuſchiebenden Cylinders, ſind 5 Drahtſpitzen angelöthet; die drei kleineren haben Widerhaken, damit die daran geſpießten Regenwürmer ſich nicht loswinden können. Durch beide Cylinder gehen zwei Löcher, die auf einander paſſen müſſen, wenn die Falle aufgeſtellt werden ſoll. | 5) Zwiſchen zwei ſcheerenartig gekreuzten eiſernen Armen befindet ſich ein eiſernes Tellerchen, welches horizontal im Gange des Maulwurfs zu liegen kommt und ſogleich in die Höhe ſchnellt, ſobald es der Maulwurf betritt. Bei dieſem Schnellen werden die eiſernen Arme mittelſt einer ſtarken Feder plötzlich an einander gepreßt und der Maulwurf zwiſchen ihnen feſtgehalten. | 6) Man ſchneidet einen nicht zu ſchwachen Weidenſtab ab, ftedt ihn ſchief auf der Seite des Ganges des Maulwurfs ein, ſo daß er mit ſeiner Spitze etwas ſtreng nach dem Gange hinuntergezogen werden kann. Oben an dieſem Stocke ſind drei Bindfaden befeſtigt, von denen der eine etwas kürzer iſt. An die beiden längſten kommen Drahtringe, welche etwa 3 Zoll im Durchmeſſer haben. Der Draht hat die Stärke einer Haarnadel. Nun macht man auf jeder Seite zwei Querhölzer, damit man durch ſie die Drahtringe in die Erde verſenken kann; dieſes geſchieht ſo, daß der Maulwurf, ohne ſie zu bemerken, durchgehen kann; ſtößt er nun an die Zunge der Falle, ſo ſchnellt dieſe auf und der Maulwurf iſt gefangen. Die Falle beſteht aus einem zugeſpitzten Pflocke, welcher oben eingekerbt iſt. Unter dem Einſchnitte befindet ſich ein Loch, durch welches die Zunge geſteckt wird. Die Zunge hat vorn ebenfalls einen Einſchnitt, in welchem 421 man das Stellholz, das ſich an dem Stocke befindet und mit dem der Stock herabgezogen wird, aufgeſtellt hat. Beim Aufſtellen wird die Zunge nach unten gebogen, ſo daß der Maulwurf, wenn er in ſeinem Gange fortſchreiten will, gezwungen iſt, die Zunge zu heben. Dadurch löſt ſich aber jenes Hölzchen, der geſpannte Stock ſchnellt nach oben, und der Maulwurf wird mittelſt des Drahtringes an das Querholz gepreßt und ſo getödtet. Zu empfehlen iſt es, die Fallen jedesmal, wenn ein Maulwurf ges fangen worden iſt, über Feuer auszuglühen, damit der Kadavergeruch ent⸗ fernt wird, weil der Geruch todter Maulwürfe die lebenden abhält, in die Falle zu gehen. 7) Man ſucht den Hauptgang des Maulwurfs auf und gräbt in denſelben einen ziemlich großen Topf ſo tief ein, daß die Oberfläche ſeines Randes mit dem Fußboden des Maulwurfganges ganz gleich iſt und ſo, daß die fortgeſetzte Richtung dieſes Ganges über die Mitte des Topfes hinläuft. Wenn nun der Maulwurf kommt, ſo macht er an dem Topfe Halt, merkt die Gefahr und würde umkehren, wenn ihn nicht irgend Etwas vorwärts triebe. Man muß ihm deshalb einen Weg anweiſen, der ihm das Umkehren unmöglich macht. Zu dieſem Behuf drückt man mit dem Daumen einen ſchmalen Weg um den Topf auf einer Stelle rechts halb herum und ſo auch auf der anderen Seite. Da, wo dieſer ſchmale Weg aufhört, ſteckt man ein Stück Scherben oder Glas ein. Kommt nun der Maulwurf bei dem Topfe an, ſo kehrt er nicht wieder um, ſondern drückt ſich an dem Rande des Topfes auf dem gemachten ſchmalen Weg hin bis an den vorgeſteckten Scherben; mag er nun ſeitwärts oder rückwärts wollen, ſo ſtürzt er in den Topf und iſt gefangen. Den ganzen Bau deckt man mit Raſen feſt zu. — Oder man gräbt im März und April hohe irdene glaſurte Töpfe am Abend da bis an den Rand in die Erde, wo ſich viele Maulwürfe aufhalten. In jeden Topf bringt man einen lebenden weiblichen Maulwurf. In der Nacht ſchreien die gefangenen Maulwürfe, locken die benachbarten Kameraden herbei und in die Töpfe hinein. 8) Man wühlt die Erde der friſch aufgeworfenen Maulwurfhügel auf, reinigt die beiden Zugänge des darunter liegenden horizontalen Kanals und ſteckt in den Boden eines jeden Zuganges ein kleines Bündel Dornen, deren Stacheln ſtark und ſehr ſpitzig ſind. Dieſe Bündel müſſen 4—5 Z. lang und ſo ſtark ſein, um genau den inneren Raum des unterirdiſchen Kanals auszufüllen. Nun bringt man die Erde wieder auf den Kanal und tritt ſie etwas feſt. Der Maulwurf ſtößt ſich an die Dornen, ver— wundet ſich und ſtirbt. | | Vergiftung und Erſtickung. 1) Fein geſtoßene und geliebte Nieswurz miſcht man mit Gerſtenmehl und Eiern, knetet die Maſſe mit Wein und Milch zu einem Teige, den man in kleine Stücke ſchneidet und von dieſen in die Maulwurflöcher wirft. | | ) Man kocht Fleiſchſtückchen mit Schierling und Alaun, läßt erftere trocknen, beſtreicht ſie mit Fiſchthran und bringt ſie in die Maulwurflöcher. 3) Man beſtreut todte Regenwürmer mit gepulverten Krähenaugen oder gepulverter Brechnuß und bringt fie in die Maulwurflöcher. 422 4) Man wende den Wühlervertilger an. i a 5) Man wickelt kleine Stückchen Schwefel in Flache oder . Hanf zündet fie an und legt fie in die Höhlen des Maulwurfs. Nothwendig iſt es aber, daß man in einiger Entfernung einige mit jener Oeffnung in Verbindung ſtehende Kanäle lüftet, um einen Luftzug zu bewirken, der das Glimmen des Flachſes und Schwefels befördert und den Schwefeldampf nach allen Richtungen der unterirdiſchen Gemächer des Maulwurfs leitet. 6) Man gräbt die Eingänge der Maulwurflöcher auf, legt am Ende derſelben ungelöſchten Kalk hinein und bedeckt ſie wieder. Tritt Regen ein, ſo werden die Maulwürfe durch den Dampf des Kalkes erſtickt. 7) Stoer's Geheimmittel in Wien. Man räumt den friſch auf⸗ geworfenen Erdhaufen weg, taucht zwei Stückchen Brot in die Maſſe, legt dieſelben in den Gang des Maulwurfs und bedeckt denſelben wieder mit Erde. 8) Man bringt in jedes Maulwurfloch 1 — 2 Kügelchen Phosphor⸗ paſte von der Größe einer Flintenkugel. Gut iſt es, wenn man unter die Phosphorpaſte zerhackte Regenwürmer mengt. 9) Man ſtößt und reibt 13 Loth Weizenmehl, 6 Loth ungelöſchten Kalk, 12 St. Krebſe und „ Pfd. Spicköl unter einander, knetet die Maſſe mit Waſſer zu einem Teige und macht davon haſelnußgroße Kügelchen. Davon legt man in die Gänge der Maulmürfe. Abhaltung und Vertreibung der Maulwürfe. 1) Kommen in Miſt⸗ beeten Maulwürfe vor, jo legt man in die Gänge derſelben Läppchen, welche mit Steinöl getränkt ſind. 2) Wieſen düngt man mit Schweine- oder Ziegenmiſt, oder man legt in jeden Maulwurfhaufen einige friſche Ziegenlorbern. 3) Rings um die Gemüſe- und Blumenquartiere gräbt man einen reichlich 1 Fuß tiefen Graben, legt oder ſtellt Bruchſteine oder Platten in denſelben und wirft den Graben wieder zu. 4) Man pflanzt in den Gärten rings um die Quartiere, je 6 enen von einander entfernt, Knoblauch. 5) Ringsum um die Samenſchule gräbt man 7 Zoll tief einen bnd Steinkohlentheer gezogenen Bindfaden ein. Verzeichniß neueſter und älterer Erdbeerſorten des Herrn Ferd. Gloede in Sablons. Durch das neueſte Verzeichniß für den Herbſt 1866 über Erdbeeren des Herrn Ferd. Gloede in Sablons (Seine und Marne) werden den Verehrern dieſer herrlichen Frucht wieder mehere neue, anerkannt gute Sorten offerirt, die wir als ſolche den Leſern der Gartenzeitung hier namhaft vorführen wollen. Dieſe Sorten werden von Herrn Gloede ſelbſt cultivirt und von dieſem rühmlichſt bekannten Erdbeerenkenner und nn 423 Züchter als gut empfohlen. Die zum erſten Male bei Herrn Gloede in den Handel kommenden Sorten ſind: Alice Nicholson (Nich.), große Frucht von coniſcher Form, nach oben halsartig zulaufend, der Kelch zurückgeſchlagen, die Farbe der Frucht lebhaft roſa⸗orange. Das Fleiſch iſt rahmweiß, voll, feſt, ſchmelzend, zuckerſüß, ausnehmend zart und ausgezeichnet wohlriechend. Die Pflanze hart, ſehr fruchtbar und reift ihre Früchte mittelfrüh. Es ſollte dieſe Sorte in keinem Garten fehlen. Duke of Cornwall (Mad. Clements), große Frucht von herz» förmiger Geſtalt, brillant zinnoberfarben. Das Fleiſch orange, voll, ſaft⸗ reich, zuckerſüß und aromatiſch. Eine harte und fruchtbare Varietät, mittelfrüh reifend. Goldfinder (Sclater), große oder mittelgroße Frucht, von runder oder ovaler Form, die Samen ſehr hervorragend, Farbe lebhaft orange: farben, das Fleiſch weißlichroſa, voll, feſt, zuckerig, ſehr aromatiſch. Eine Manz von ſehr großer Fruchtbarkeit und üppigem Wuchſe, frühreifend. he Lady (Underhill), große oder ſehr große Frucht, von runder oder abgeplatteter Form, lebhaft roſafarben, an der Spitze blaſſer, die Samen hervorliegend, das Fleiſch ſchneeweiß, voll, butterweich, zuckerig, wohlriechend. Eine ſehr üppig wachſende, fruchtbare Varietät, frühreifend, gedeiht auch gut in Töpfen. Eine ſehr empfehlenswerthe Sorte, von Herrn Richard Underhill gezüchtet, von dem auch die berühmte Sir Harry ſtammt. La bonne Aimée (Malenfant), eine ſehr große Frucht, von verſchiedener Geſtalt und lebhaft orangen-rother Färbung (ſehr hübſche Färbung), das Fleiſch iſt weiß, feſt, voll, ſchmelzend, zuckerig, ſehr aro⸗ matiſch. Die Pflanze wächſt kräftig und trägt reichlich. Dieſe ſchöne Frucht wurde von einem Privatmanne in Chalons ſur Marne erzogen. Louis Vilmorin (Robine), mittelgroße, auch große Frucht, von verſchiedener Form und dunkelrother glänzender Farbe, Fleiſch voll, roth, ſaftig, zucke rig, ſäuerlich. Die Pflanze wächſt ſtark, trägt ſehr dankbar, reift ſehr zeitig und läßt ſich gut treiben. Menagere (de Jonghe), ſchöne große, länglich geformte Frucht, von lebhaft rother Farbe. Das Fleiſch roſa, voll, feſt, ſaftreich, zuckerig und von ausgezeichnetem Geſchmack. Die Pflanze iſt ſehr fruchtbar, ſie reift ihre Früchte nach und nach, ſo daß ſie faſt während der ganzen Saiſon Früchte liefert. a ringe George (Nicholson), eine regelmäßig runde, ſchöne große, auch ſehr große Frucht, von lebhaft roſa Färbung und mit braunen hervortretenden Samen. Das Fleiſch iſt gelblichweiß, voll, ſchmelzend, zuckerſüß, ausgezeichnet gut. Die Pflanze wächſt üppig und iſt ſehr fruchtbar. Die Früchte reifen mittelzeitig. Eine ſehr ſchöne und gute Frucht. Surpasse grosse sucree (de Jonghe), große, auch fehr große Send, von ſehr feinem Geſchmack. Reifezeit ae ſehr zu⸗ tragen White Pine apple (White albion), eine neue amerikaniſche 0. Varietät. Die Frucht iſt groß, völlig rund, rein weiß, auf der Sonnenſeite 424 blaßroſa gefärbt. Das Fleiſch voll, weiß, ſchmelzend, zuderfüß und ſehr aromatiſch. Die Pflanze iſt ungemein zutragend, wächſt ſtark. Sehr zu empfehlen. Die Preiſe dieſer 10 neuen guten Sorten ſtellen ſich durchſchnittlich auf 2 Fres. 50 Cent. das Stück, bei Entnehmen von 6 Stück beben billiger. Folgende drei Sorten ſind Herrn Gloede bis jetzt nur ih: ben ihm von den Züchtern erhaltenen Angaben bekannt. Es ſind: N Formosa (Dr. Nicaise), eine ſehr frühe Varietät, von mittlere Größe. Belle de Sceaux (Robine), längliche, große auch ſehr groß Frucht, zinnoberfarben, Fleiſch roſa, voll, ſaftreich, zuckerig, gut von Ge⸗ ſchmack. Die Frucht gleicht ſehr der Eleanor, ſcheint jedoch noch beſſer, iſt auch weniger ſäuerlich. La ronde (Robine), ſchöne Frucht, regelmäßig rund, ſchön zin⸗ noberfarben. Das Fleiſch in der Mitte meiſt hohl, ſehr weiß, zuckerig, ſaftreich, aromatiſch. Wuchs kräftig, Reifezeit früh. Die auf Seite 9 bis 12 des Verzeichniſſes genannten und be— ſchriebenen, wie auch theilweiſe illuſtrirten Erdbeerſorten ſind im vorigen Herbſte in den Handel gekommen und haben wir ſolche im vorigen Jahr⸗ gange der Gartenzeitung auf S. 442 namhaft aufgeführt. Außer den hier oben und im vorigen Jahre angeführten Sorten ſind im Verzeichniſſe noch 240 verſchiedene Sorten aufgeführt, von denen die meiſten zur 6. Abtheilung, zu den großfrüchtigen Ananas-Hybriden oder engliſchen Erdbeeren, gehören. In der 5. Abtheilung, Chili-⸗Erdbeeren, merden 13 Sorten als gut empfohlen. Die Sorten dieſer Abtheilung zeichnen ſich oft durch enorme Größe ihrer Früchte aus und verlangen zu ihrem Gedeihen meiſtens Haideerde. Die Früchte reifen ſpät. Die 4. Ab⸗ theilung enthält die Scharlach⸗ Erdbeeren, nur durch 8 gute Sorten ver: treten. Die Früchte dieſer Sorten ſind meiſtens mittelgroß und eignen ſich vorzüglich zum Einmachen. — Die Zimmet: oder Moſchus⸗Erdbeeren bilden die 3. Abtheilung. Die Früchte gehören zu den delikateſten und ſind von Vielen ihres ſtark moſchusartigen Geſchmacks wegen ſehr geſchätzt. 12 gute Sorten ſind auch in dieſer Abtheilung vorhanden. Die 2. Ab⸗ theilung enthält die ſogenannten Monats Erdbeeren, dieſe übertreffen an Feinheit des Geſchmacks alle Sorten in den übrigen Abtheilungen. Unter 12—14 Sorten hat man auch hier wieder eine Wahl. Die Fragaria à gros fruits bruns de Gilbert (Gilbert's braune), Du potager imperiale de Versailles, Gloire de St. Genis-Laval, la Meudonaise ä feuilles de laitue, Gloire du Nord, Blanche d’Orleans find die vorzüglichſten. — Die 1. Abtheilung enthält die Walderdbeeren, von denen Herr Gloede 18 Varietäten aufführt.“ — BI Cine immerwährend tragende großfrüchtige oder Ananas: Erdbeere war bisher vergeblich geſucht. Herr Gloede hat das Glück den Erdbeerfreunden | | 425 jet eine ſolche offeriren zu können, unter der Bezeichnung „Ananas per- petuel (Gloede).“ Hat man auch hier und da unter den großfrüchtigen Sorten einige gehabt, die im Herbſte nochmals einige wenige kleine Früchte geliefert haben, was in Folge feuchterer Witterung nach anhaltender Dürre öfters vorkommt, oder auch bei Pflanzen, die zeitig getrieben worden und nachher in's Freie geſtellt ſind, ſo kann man damit keine immertragende Erdbeere bezeichnen. Die Ananas perpetuel liefert dagegen in der erſten Saiſon ſehr reichlich Früchte und fährt fort bis zum Herbſte zu blühen und Früchte zu geben. Die Pflanze wächſt unterſetzt, ſehr kräftig und vermehrt ſich leicht und ſchnell. Die Frucht iſt von guter Größe, von runder oder ovaler Form, zuweilen gelappt, von lebhafter zinnober Farbe, das Fleiſch iſt weiß oder weißroſa, ſaftreich, zuckerſüß und ſehr aromatiſch, jo daß dieſe Erdbeere die Eigenſchaften der beſten bekannten Sorten beſitzt. Am 1. October kommt dieſe neue Erdbeere in den Handel und werden 12 Exemplare zu 20 Fres. abgelaſſen. Unter einem Dutzend Pflanzen wird nicht abgegeben. Niere Ueberſicht neuer und intereſſanter Pflanzen, abgebildet oder beſchrieben in anderen Gartenſchriften. Kchidonium Spruceanum Schott. Gartenflora Tafel 513. — Aroi- des. — Eine ausgezeichnete Art, welche der botaniſche Garten zu Petersburg von Herrn Appuu aus Braſilien unter dem Namen Arum Flifolium er: halten hatte. Als dieſelbe im Juni 1864 blühte, ergab es ſich jedoch, daß ſie die von Schott unter obigem Namen beſchriebene Art iſt. Sie gehört zu den ſchönſten decorativen Arten der knolligen Aroideen für's Warmhaus und dürfte mit der von Herrn Verſchaffelt als Amorphophallus nivosus verbreiteten Art identiſch ſein. — Die Blätter erſcheinen nach der Blüthe aus den Knollen und find lang geſtielt. Die Blattſtiele 1½ bis 3 F. hoch, ganz ſtielrund, kahl. Eigenthümlich iſt die Zeichnung derſelben, indem auf ſchmutzig weißlicher Grundfarbe braune oder braungrüne, oder auch in's Rothe übergehende breite, flammige und unregelmäßige Quer⸗ linien auftreten, die dem Blattſtiele eine ſchlangenfellartige Zeichnung geben. — In meheren Gärten findet man dieſe oder ähnliche verwandte Arten cultivirt, die in letzter Zeit aus Braſilien eingeführt wurden. Juacquinia mexicana Hort. Petrop. Gartenflora Taf. 505, Fig. 1. — Theophrasteæ. — Schon ſeit einer Reihe von Jahren wird dieſe Art im kaiſerlichen botaniſchen Garten zu St. Petersburg cultivirt. Sie bildet einen ſchönen, oft zierlich veräſtelten, 5— 8 Fuß hohen Strauch des Warmhauſes, mit immergrünen, elliptiſch⸗lanzettlichen, ganzrandigen Blättern. Die Blüthentrauben erſcheinen auf den Spitzen der Aeſte, in den Achſeln der Blätter, und ſind ſtets kürzer als dieſelben, durch welchen Charakter fh dieſe Art von J. aurantiaca Ait., J. macrocarpa Cav. und J. racemosa De. fil. unterſcheidet. Die Blumen find tief orangerot. Rhodotypus Kerrioides Sieb. et Zucc. Gartenflora Tafel 505, Fig. 2—3. — Rosacex. — Ueber dieſen hübſchen, halbharten Strauch haben wir bereits auf Seite 351 Mittheilungen gemacht, worauf wir ver⸗ weiſen. — | ! | Pandanus flagelliformis Carr. Revue hortie. 1866, No. 14, ©. 271. — Pandanem. — Wie die Revue horticole mittheilt, iſt dieſe ganz ausgezeichnet ſchöne Art, die auf der londoner Ausſtellung unter dem Namen Pandanus Veitchii ausgeſtellt geweſen iſt, ſowohl für den Bo⸗ taniker wie für den Pflanzenfreund von gleichem Werthe. Die Form dieſer Pflanze iſt die eines regelmäßigen Fächers, deren Höhe vom Boden ab bis zur Spitze der mittelſten Blätter etwa 6—7 Fuß beträgt, bei einer Breite von etwa 9 F. Die Blätter ſtehen ſehr gedrängt, ſind lederartig, leuchtend grün, auf der Oberſeite ſichtbar gefurcht, meergrün auf der Unterſeite, beſonders nach der Baſis zu. Von der Mitte bis zur Baſis iſt jedes Blatt ausgehöhlt, ſo daß das eine in dem anderen liegt, die Ränder ſind mit einem feinen rothen Saume eingefaßt und mit kleinen rothen, ſtechenden Zähnen gleichmäßig beſetzt. In wiſſenſchaftlicher Hinſicht bietet dieſes Pandanus des Intereſſanten viel, die vollkommen zweizeilig geſtellten Blätter unterſcheiden ſie von jeder anderen Art. BR Woher die Pflanze gekommen, iſt unbeſtimmt. Man weiß nur, daß ſie ſeit längerer Zeit zuerſt einer Madame Debrie gehörte und dann einem Herrn Burel, der ſie nach England verkauft hat und ſich jetzt im Beſitze der Herren Veitch & Sohn befindet, welche diefelbe, wie ſchon bemerkt, als P. Veitchii ausgeſtellt hatten. Das Exemplar hatte auf jeder Seite der Achſe 30 Blätter ohne die beiden mittel- oder endſtändigen, die faſt ſenkrecht ſtehen und die Fort⸗ ſetzung der Achſe zu ſein ſcheinen. Die Blätter tragen an jedem ihrer Ränder 300 Zähne, am Mittelnerv 350, das ungefähr 900 Zähne für jedes Blatt giebt, mit 30 multiplicirt, giebt 27,000. Mecopnopsis nepalensis Botan. Magaz. Tafel 5585. — Papaver paniculatum Don. — Papaveracex. — Von Dr. Wallich wurde diefe Schöne Staude in den Gebirgen von Nepal entdeckt und in neuerer Zeit von Dr. Hooker in den feuchten Regionen des mittleren Sikkim⸗ Himalaya, in einer Höhe von 10—11,000 Fuß über dem Meere, wo fie an den Rändern der Wälder in großer Menge auftritt. Es iſt eine wahrhaft ſchöne Pflanze, die im vorigen Jahre bei den Herren Backhouſe in Pork zuerſt blühte. Die Staude wird 3 —5 F. hoch, der Stamm an der Baſis oft 2 3. dick und iſt voll von gelbem Safte. Die Wurzelblätter werden 1½ Fuß lang, find länglich-lanzettförmig, gebuchtet fiederſpaltig. Die Blüthenrispe aufrecht, 1— 2 Fuß lang, mit 2—3 Zoll großen, blaß gelben oder ſchwefelgelben Blüthen beſetzt. ige Polystachya pubescens Rchb. fil. Botan. Magaz. Tafel 5585. — Epiphora pubescens Lindl. — Orchidee. — Es iſt dies die hübſcheſte Art dieſer wenig anziehenden Orchideengattung. Die Blüthen ſind 427 größer als die bei jeder anderen Art, mit Ausnahme von P. grandiflora, und von hübſcher goldgelber Farbe. Dieſe Art hat eine ziemlich weite geogra- phiſche Verbreitung, ſo wurde ſie von Burchell in Caffraria, von Drege am Delagoa Bay, bei Somerſet von Mrs. Barker und von Hutton an der öſtlichen Grenze der engliſchen Beſitzungen in Süd-Afrika gefunden. Lobelia nicotianzfolia Heyn. Botan. Magaz. Tafel 5587. — Lobelia excelsa Lesch.. L. aromatica Moon, Rapuntium Lesche- naultianum et nicotianæfolium Presl. — Lobeliacee. — Eine ftattliche Pflanze, heimiſch auf den Neilgherry- und anderen Gebirgen der indiſchen Halbinſel und Ceylon. Vom verſtorbenen Herrn Black, Vorſteher des botaniſchen Gartens zu Bangalore, in den Garten zu Kew eingeführt, blühte ſie in letzterem im Juli d. J. im gemäßigten Warmhauſe und imponirte durch ihren ſtattlichen Wuchs und ihre Größe, denn der Stamm erreicht oft eine Höhe bis zu 6 Fuß, am oberen Ende eine lange Rispe mit weißlich⸗lila Blüthen tragend. Im Vaterlande ſoll dieſe Lobelia eine Höhe von 10—12 Fuß erreichen. . Aneylogyne longiflora J. D. Hook. Botan. Magaz. Tafel 5588. — Acanthacex. — Die Einführung dieſer ſchönen Pflanze verdankt man den Herren Veitch, die ſie ven ihrem Sammler Herrn Pierce aus Guayaquil erhalten haben. Sie iſt jedenfalls eine der ſchönſten Acantha— ceen, die bis jetzt eingeführt ſind. Die Pflanze bildet einen halbkrautigen Buſch, die Stämme find vierkantig, die Blätter glatt, 1 — 10 Zoll lang, geſtielt, länglich, ſcharf zugeſpitzt, wenig ausgebuchtet. Die Blüthen ſtehen in langer herabhängender Rispe, ähnlich denen von Russellia, find 2 2. lang, dunkel⸗violetpurpur gefärbt. Ei, Aignthurium Scherzerianum Schott. Illustr. hortie. Tafel 484. — Aroidee. — Dieſe reizende kleine Aroidee haben wir zu wiederholten Malen genügend beſprochen, können aber nicht umhin, ſie nochmals den Pflanzenfreunden zur Cultur zu empfehlen. — Die Abbildung im oben ge— nannten Werke iſt eine ſehr gute. — In großer Ueppigkeit und Blüthe fanden wir dieſe liebliche Pflanze Mitte Auguſt im Gewächshauſe der Frau 3 Jeniſch in Flottbeck, unter der Pflege des Herrn Obergärtner Kramer. lobelia coronopifolia L. IIlustr. hortic. Tafel 485. — Lobe- liace. — Jedenfalls eine hübſche Pflanze, die aus den Gärten ziemlich verſchwunden zu ſein ſcheint. Ihre erſte Einführung datirt ſich vom Jahre 1752, um welche Zeit fie in England auftauchte. 1787 wurde fie aber: mals eingeführt durch Francis Maſſon. Ob die in der IIIustr. hortic. abgebildete Pflanze wirklich die echte I. coronopifolia L. iſt, vermögen wir kaum zu entſcheiden, die Pflanze, welche wir in früherer Zeit vielfach unter dieſem Namen cultivirten, ſchien weſentlich verſchieden von der hier in Rede ſtehenden zu ſein. Die hübſchen, faſt 2 Z. großen blauen Blumen ſtehen an der Spitze eines 2— 4 Zoll langen Blüthen- ſtengels. Die Pflanze ſelbſt iſt krautig und meiſt wohl nur zweijährig. .. Anthurium magnifieum Lind. Gartenflora Tafel 508. — Aro- idem. — Wir haben dieſer ſchönen Pflanze ſchon früher gedacht und die⸗ ſelbe empfohlen. Die vortreffliche Gartenflora giebt auf oben eitirter Tafel 428 eine, ſo gut wie es möglich iſt, getreue Abbildung derſelben. Die Ein: führung dieſer herrlichen Blattpflanze verdanken wir Herrn Linden in Brüſſel, deſſen Sammler Herr Braam ſelbige auf dem öſtlichen Abhange der Cordilleren der Provinz Cundinamarca in Columbien endeckte und einſendete. Im Gewächshauſe der Frau Senatorin Jeniſch (Obergärtner Herr Kramer), im Handelsgarten des Herrn Stüeben auf der Uhlenhorſt, bei Herrn Handelsgärtner C. H. Harmſen ſahen wir ſchöne Exemplare dieſes Anthurium und nach Ausſagen dieſer Cultivateure bietet die Cultur dieſer Prachtpflanze keine Schwierigkeiten, ſie gedeiht ebenſo leicht wie die Mehrzahl der anderen Aroideen. Ein Standort in einem niedrigen feuchten, beſchatteten Warmhauſe, eine lockere Laub- und Haideerde mit etwas Ei ſagt der Pflanze am beiten zu. - LI — Literatur. Katechetiſcher Unterricht in der Obſtbaumzucht. Von F. G. Linck. Mit 39 in den Text gedruckten Abbildungen. Lahr, Druck und Verlag von J. H. Geiger. 1866. Kl. 12. 72 S. Preis 4 Sgr. Ein mit vieler Sachkenntniß in größtmöglichſter Kürze und dennoch äußerſt verſtändlich bearbeitetes kleines Rüchelchen, welches wir den ſich der Gärtnerei widmenden jungen Leuten beſonders empfehlen. Wie der Titel ſchon andeutet, wird in 181 Fragen und ebenſo vielen Antworten in dieſer Schrift alles, was man über die Anlage einer Baumſchule, über Ausſaat, Behandlung der Bäumchen, über Veredelung, Behandlung der Obſtbäume in den verſchiedenen Perioden ꝛc. wiſſen muß, um einen guten Erfolg z erlangen, gelehrt. E. n „ Feuilleton. Pflanzenverzeichniſſe. Aus dem G. Geitner'ſchen Garten⸗Eta⸗ bliſſement in Planitz iſt uns ſoeben das Verzeichniß No. 39 — Sommer und Herbſt 1866 — zugegangen, in welchem wir außer einer Auswahl der beiten Blumenzwiebeln auch eine Auswahl von theils neuen, theils ſeltenen Warm: und Kalthauspflanzen aufgeführt finden, wie z. B. Eriodendron oceidentale Kostel., welcher tropiſche Baum faſt fußlange Samenkapſeln liefert, die mit ihren lichtbraunen, wollartigen, ſeidenweichen Faſern den Haſenfelleu gleichen. 2 Wolle liefert das Material zu den feinen Caſtorhüten, weshalb dieſe Pflanze auch in Weſtindien den Namen „Wollbaum“ führt. Flotovia diacanthoides Less. ſcheint der doppelt gefiederten Blätter wegen, die wie der Stamm bewaffnet ſind, eine brillante Acquiſition zu fein. Hymenæa Courbaril. Mammea americana. Mimosa natans, Theophrasta imperialis und dergleichen ſind, wie 429 noch viele andere, empfehlenswerthe Pflanzen, die Herr Geitner zu billigen Preiſen offerirt, und erlauben wir uns, den Pflanzen- und Blumenfreunden das oben gedachte Preisverzeichniß zur Durchſicht zu empfehlen. b Jaapaniſcher Mais mit geſtreiften Blättern. — Was Herr Eruſt Benary in Erfurt in ſeiner Anzeige (Heft 6, Seite 288) über dieſe Pflanze jagt, „daß aus der ganzen Anzahl der Blattpflanzen mit bunt— geftreiften Blättern in Bezug auf Anmuth und Schönheit nichts einer Gruppe von vier bis fünf Pflanzen dieſer herrlichen Varietät von Zen gegenübergeſtellt werden kann,“ hat ſich in allen Gärten, in denen wir dieſen Bandmais in dieſem Sommer angepflanzt ſahen, im höchſten Grade bewahrheitet und wollen deshalb dieſe Pflanze allen Pflanzenfreunden noch⸗ mals beſtens empfehlen. Zu drei, vier oder fünf zu einer Gruppe auf einem Raſen vereint, macht dieſer Mais einen allerliebſten Effect. Jede einzelne Pflanze veräſtelt ſich von unten auf ſehr ſtark und ſind die Blätter dieſer Triebe in der Regel faſt ganz weiß, während die Blätter des Hauptſtengels gleichmäßig grün und weiß, oft auch röthlich geſtreift ſind. Aus Samen erzogen, haben ſich die Pflanzen vollkommen conſtant erwieſen; eigenthümlich iſt es jedoch, daß die weißen Streifen erſt mit dem fünften Blatte zum Vorſchein kommen. Verſäume Niemand dieſen Mais im nächſten Jahre auszuſäen und anzupflanzen. 5 Auch von Frankreich aus wird dieſer Mais in den franzöſiſchen Gartenzeitſchriften rühmend erwähnt, ſo heißt es im Journal der kaiſerl. Gartenbau ⸗Geſellſchaft, daß von 300 Pflanzen, die Herr Barillet Deschamps, Director der öffentlichen Anlagen in Paris, aus Samen, den er von Herrn Benary in Erfurt gekauft, erzogen, 280 vollkommen buntgeſtreifte Blätter haben. er Was die Einführung dieſer Maisvarietät betrifft, jo glaubt Herr Ferd. Jamin verſichern zu können, daß ſie zuerſt von Japan in die Vereinigten Staaten Nordamerika's eingeführt worden iſt und von dort ihren Weg nach Europa gefunden hat. Er ſelbſt erhielt den Samen von Sprinkville in Nordamerika. Leechees. Unter dieſem Namen wurden in dieſem Frühſommer in einigen Delicateſſenhandlungen Hamburg's Früchte verkauft, deren Kerne viel Aehnlichkeit im Geſchmack mit dem der gebackenen Pflaumen haben. Es waren dieſe Früchte aus China importirt und ſtammen dieſelben von dem Baume Nephelium Litchi. Drei berühmte chineſiſche und malayiſche Früchte ſind die Litchi, Longan und Rambutan, die von drei verſchiedenen Arten der Sapindaceen-Gattung Nephelium kommen, eine Gattung, heimiſch im ſüdlichen Aſien und im indiſchen Archipel. Dieſe Arten bilden kleine Bäume mit abwechſelnd ſtehenden, gefiederten Blättern (ſelten mit einfachen) und Rispen kleiner Blüthen an den Spitzen der Zweige. Die Früchte ſind rund oder eiförmig, eine braune, mit kleinen warzenartigen Höckern bedeckte Schale umgiebt einen länglich runden Kern. Nephelium Litchi oder auch Litschi, Li'tchi, Lichi, Leechee oder La’tji ift die berühmteſte der in China einheimiſchen Früchte und wird öfters in Hamburg eingeführt und daſelbſt verkauft. — Im friſchen Zuſtande iſt die Frucht mit einer weißen, faſt durchſichtigen, ſüßen gelee⸗ 430 artigen Maſſe angefüllt, einen ziemlich großen braunen Kern umgebend, Einige Zeit nachdem die Frucht eingeſammelt worden iſt, trocknet dieſe Maſſe zuſammen, wird ſchwarz und bekommt einen den Pflaumen ähnlichen Geſchmack. Die Chineſen ſind große Verehrer dieſer Früchte und Ache ſie in friſchem wie in getrocknetem Zuſtande. Pelargonium Endlicherianum Fzl., eine ſehr hübſche neue Art aus Kleinaſien vergl. hamb. Gartenzeitung, Jahrg. 13, S. 28 und Jahrgang 22, S. 347), liefert nach den Ermittelungen von Hausknecht, der im vorigen Jahre eine höchſt erfolgreiche Reiſe in der aſiatiſchen Türkei machte, ein von den Türken anerkanntes Mittel gegen Eingeweidewürmer. | nn AED Perſonal⸗Notizen. Halle. Der bisherige Obergehülfe des botaniſchen Gartens zu Berlin, Herr Moritz Paul, iſt als Univerſitätsgärtner in Halle an Stelle dee verſtorbenen Herrn Hannemann angeſtellt worden. Leipzig. + Mit Betrübniß haben wir die Mittheilung zu machen, daß der Profeſſor der Botanik und Director des botaniſchen Gartens in Leipzig, Herr Dr. Mettenius, plötzlich und unerwartet am 18. Auguſt geſtorben iſt. Er war erſt 43 Jahre alt. Wien. + Die botaniſche Zeitung meldet leider, a jede nähere An⸗ gabe, den Tod des berühmten Reiſenden Dr. Theod. Kotſchy. Reutlingen. Herr Garteninſpector Eduard Lucas iſt in Hinblia auf ſei ſegensreiches Wirken in der Obſtbaumzucht und Pomologie, wie als großer Freund und Pfleger der Naturwiſſenſchaften, von der naturwiſſen⸗ ſchaftlichen Facultät in Tübingen zum Doctor der Naturwiſſenſchaften ernannt worden. 5 ; St. Petersburg. Aus der „Gartenflora“ erfahren wir, daß der bisherige Obergärtner des kaiſerlichen botaniſchen Gartens, Heu O. Pabſt, als Hofgärtner im kaiſerl. Garten zu Jelagim-Oſtrow angeſtellt worden iſt; ferner ift Herr Ender, zuletzt in Mullofka bei Fürſt Tru- betzkol, als gelehrter Gärtner am botaniſchen Garten zu St. Petersburg (neben den Herren Severin und Hältzer) angeſtellt worden, dann ſind Herr Zabel, bis jetzt Bibliothekar am kaiſerl. botanischen Garten und Secretair des Gartenbau-Vereines in St. Petersburg, als Director des botaniſchen Gartens in Nikita in der Krim, Herr Grünewald bei Sr. königlichen Hoheit dem Großfürſten Nicolai— Nicolajewitſch in Sna⸗ minsk als Hofgärtner, Herr Eckmann, bisher in Oranienbaum als Hofgätner auf Kamenoi-Oſtrow, bei Ihrer königl. Hoheit der Großfürſtin Helene Paulowna und Herr Jung an Herrn Eckmann's Stelle in Oranienbaum angeſtellt worden. Leider hat der Tod in letzter Zeit aber auch unerbittlich unter = älteren, allgemein geachteten und bekannten dentſchen Gärtnern Petersburgs aufgeräumt, ſo ſtarb am 13. November v. J. der Hofgärtner Sr. 35 Hoheit des Großfürſten Nicolai-Nicolajewitſch, Herr F. M. Bettzich, einer der tüchtigſten und intelligenteſten Gärtner Rußlands. Am 27. Febr. 431 d. J. ſtarb der Hofgärtner zu Jelagim bei Petersburg, Herr Carl Erler, im März Herr Schröder, ein geborner Schleswig-Holſteiner, der ſchon ſeit 1830 in Petersburg einer Handelsgärtnerei vorſtand und zugleich die Gartenanlagen der Stadt Petersburg beaufſichtigte und endlich ſtarb Herr Alwardt, der 1819 nach Rußland kam und 1845 eine Handelsgärtnerei in Petersburg gründete, die jetzt von ſeinem Sohne fortgeführt wird. . Nekrolog. Hofgärtner Karl Julius Fintelmann, deſſen Tod wir im vorigen Hefte anzeigten, war der Sohn des Handelsgärtners Fried. Wilh. Julius Fintelmann in Berlin und ein Neffe des vor dritte— halb Jahren in Charlottenburg bei Berlin verſtorbenen Oberhofgärtners Fintelmann, und wurde am 20. September 1794 in Berlin geboren. Nach einer erhaltenen guten Erziehung gab der Vater ſeinen Sohn, der ſehr große Vorliebe für Gärtnerei zeigte und deren Grundlehren er bereits im elterlichen Hauſe gelernt, zu ſeiner weiteren Ausbildung nach dem bo— taniſchen Garten zu Berlin, wo er ſich unter Otto's Leitung zu einem tüchtigen Gärtner ausbildete und in welchem Garten er bis zum Jahre 1813 verblieb. an In der damaligen verhängnißvollen Zeit, ſchloß ſich Fintelmann im Februar 1813 dem freiwilligen Jägercorps an, um das Vaterland von fremdem Joche befreien zu helfen, in welchem er nicht nur in den un— glücklichen Schlachten von Lützen und Bautzen thätig geweſen war, ſondern auch an der leipziger Völkerſchlacht Theil genommen hatte. Aber auch noch ſpäter kämpfte Karl Fintelmann in den Heeren Preußens und machte am 31. März 1814 den ſiegreichen Einzug in Paris mit. Im Juli deſſelben Jahres wurde Fintelmann entlaſſen und kehrte nach Hauſe zurück, ge— ſchmückt mit der Denkmünze für die Kriegsjahre 1813 und 1814. Vom Jahre 1815 bis 1818 war F. als erſter Gehülfe auf der Pfaueninſel bei Potsdam angeſtellt, und um ſich auch mehr wiſſenſchaftlich auszubilden, glückte es ihm im Semeſter 1817/18 den botaniſchen Vor⸗ leſungen von Link in Berlin beiwohnen zu können. So practiſch wie theoretiſch ausgerüſtet ging Fintelmann auf Reiſen, und zwar zunächſt nach Wien, nach kurzem Aufenthalte von dort über Belgien nach Paris, woſelbſt er längere Zeit zubrachte und ſich dort namentlich mit der Obſt— zucht vertraut machte, für welchen Zweig der Gärtnerei er denn auch beſondere Vorliebe faßte und denſelben auch bis zu ſeinem Tode pflegte. Im Jahre 1820 nach Berlin zurückgekehrt, hatte F. das Glück, als Obergehülfe in Sansſouci angeſtellt zu werden, und als drei Jahre ſpäter die Hofgärtnerſtelle am Neuen⸗Palais bei Potsdam vacant wurde, war Fintelmann die dafür auserleſene Peſönlichkeit und trat bereits am 30. Januar 1824 ſein Amt an, mit welchem neben der Beaufſichtigung der Anlagen beim Neuen-Palais auch die Leitung und Pflege der Wein— und Pfirſich⸗Anpflanzungen an den Talut⸗Mauern bei Sansſouci verbunden war. Aber nicht nur mit der Cultur der Weinreben begnügte ſich Karl Fintelmann, er wirkte auch nicht umſonſt auf die Veredelung derſelben hin und hatte das Glück, durch Kreuzung neue Sorten von vorzüglicher Qualität zu erzielen, wie er ſich denn auch mit großer Liebe der Pflege der übrigen Obſtſorten widmete. | erg ; 432 Im Jahre 1823, in welchem die Gärtnerlehranſtalt in Berlin und Potsdam errichtet worden war, wurde K. Fintel mann mit dem Unter: richte in der Obſtbaumzucht bei derſelben beauftragt und wirkte als Lehrer der Obſtbaumzucht bis zum Jahre 1850. — Im Vereine mit anderen fachkundigen Männern bearbeitete K. Fintelmann die in den Jahren 18371841 erſchienene „Handbibliothek für Gärtner,“ von welchem noch jetzt empfehlenswerthen Buche er den Theil über Obſtbau bearbeitet hat. Vierzig Jahre lang, bis zum Jahre 1864, war K. Fintelmaun Hofgärtner am Neuen-Palais bei Potsdam. In jenem Jahre wurde er an die Stelle ſeines zu Ende 1863 verſtorbenen Onkels, des Oberhof: gärtners Ferd. Fintelmann, nach Charlottenburg verſetzt, welche Stelle er leider nur 2¼ Jahre verſehen konnte, indem er am 25. Juni nach kurzer Krankheit durch den Tod abgerufen wurde. Die Gartenkunſt beklagt, ſeine Verwandten und Freunde betrauern den herben Verluſt eines Mannes, der durch treffliche Eigenſchaften des Geiſtes und Herzens ſich die allgemeinſte Liebe und Achtung erworben und ſich durch ſein Wirken ein ehrenwerthes Andenken geſtiftet hat. ar Pomologiſches Inſtitut in Reutlingen (Wurtemberg). Daſſelbe hat die Aufgabe, tüchtige Pomologen, Kunſtgärtner und Obſtzuchter heranzubilden. Das Winterſemeſter und zugleich ein neuer Lehrcurs beginnt den 1. October, es werden in täglich 3— 4 Stunden vorgetragen: Allgemeiner Gartenbau, Gemüſebau, Pomologie, Gehölzzucht, Encyelopädie der Landwirthſchaft, Botanik, Chemie, Phyſik, Geometrie, Zeichnen. Die Anſtalt beſitzt eine wohleingerichtete, ſehr ausgedehnte Baumſchule, eine größere Obſtanlage, werthvolle Sammlungen, Bibliothek u. ſ. w. Ausführliche Statuten ſtehen gratis zu Dienſten. Garteninſpector Dr. Eduard Lucas. Einliegend erlaube ich mir auf mein dieſer Zeitſchrift beiliegendes Verzeichniß von Haarlemer Blumenzwiebeln, Knollengewächſen, ſowie Sämereien zur Herbſtſaat und zur Frühtreiberei ergebenſt aufmerkſam zu machen. Etwaige Aufträge hierauf bitte ich mir bald gefälligſt zukommen zu laſſen. Erfurt, Auguſt 1866. Ernſt Benary, Samenhandlung, Kunſt⸗ und Handelsgärtnerei. Da in kurzer Zeit mein Georginenflor beginnt, ſo erlaube ich mir, alle geſchätzten Georginen- und Blumenfreunde hierauf ganz beſonders aufmerkſam zu machen. | Ich lade deshalb ergebenſt ein, fih von dem wahren Werthe der dielen prächtigen Neuheiten zu überzeugen. — Langenſalza in Thüringen. Louis Feldhügel, Kunſt⸗ und Handelsgärtner. 1 Dieſem Hefte iſt gratis beigegeben: Verzeichniß von Haarlemer Blumenzwiebeln von Ernſt Benary in Erfurt. . 5 d TE — — Geſchichte der Fuchſia. Es giebt ſchwerlich noch ein Pflanzengeſchlecht, das ſich durch leichte Cultur als Freiland- und Zimmerpflanze ſo empfohlen hätte, als die Fuchſia; ſie iſt dem koſtbarſten Prunkgarten jo unentbehrlich wie dem ärmſten Blumenfreunde, durch leichte Behandlung und billigen Preis zu— gänglich, nachdem im Laufe weniger Jahrzehnte die immer ſteigende Anzahl ihrer Arten der gärtneriſchen Speculation das Material dargeboten hat, eine unbegrenzte Anzahl von Blendlingen zu erzeugen. Zu wiſſen, wie dieſe ihre Arten und Formen, die dem Blumenhandel und der Blumen— liebe einen neuen Aufſchwung verliehen, nach und nach eingeführt wurden und entſtanden, das hat gewiß ein allgemeines Intereſſe, wenn auch bei einer Pflanzengattung, deren Arten ſich ſo ſchuell folgten, die ſo ſehr zur Erzeugung von Blendlingen aufmunterte und im Vaterlande wohl ſelbſt welche hervorbrachte, botaniſch freilich nicht immer genau feſtgeſtellt iſt, ob man eine Art oder nur eine Form vor ſich hat. Wir müſſen aber in eine längſt entſchwundene Zeit zurückblicken, um das Bekanntwerden der erſten Fuchſia darzulegen. Als der Franziskaner Carl Plumier nach Willden ow 1646, nach Sprengel 1666 zu Marſeille geboren, im letzten Decennium des 17. Jahrhunderts im Auftrage Ludwigs XIV. wiederholt Amerika bereiſte, entdeckte er dort 1696 einen zierlichen Blüthenſtrauch, den er in ſeinem 1703 zu Paris erſchienenen Werke „Nova plantarum Americanarum genera“ zu Ehren des berühmten Botanikers Leonhard Fuchſius be— nannte und als Fuchsia triphylla fl. coccinea beſchrieb. Plumier ſtarb zu früh für die Wiſſenſchaft, ſchon 1704, als er zum vierten Male nach Amerika reiſte, auf der Halbinſel vor Cadix; ſeine Gattung Fuchſia aber blieb beſtehen, da ſie Linné mit vielen anderen, die man ſeinem Forſchungsgeiſte verdankt, unter demſelben Namen in ſein Syſtem aufnahm. Sie gehört daſelbſt in die erſte Ordnung der achten Claſſe (Octandria Monogynia), die jo viele liebliche Zierpflanzen, z. B. die in Südafrika ſo zahlreichen Ericeen, enthält, und ſteht im natürlichen Syſteme Juſſieus in deſſen XIV. Claſſe (Peripetalia, Dicotyledonen mit einer mehrblätterigen Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXII. 28 434 Blumenkrone um den Fruchtknoten), woſelbſt ſie mit anderen Gattungen die Familie der Onagrex bildet. Es verging über ein Jahrhundert, bevor die Gattung einen neuen Zuwachs an Arten erhielt, als aber dann ſeit 1820 namentlich der Weſten Amerika's mehr und mehr von Botanikern beſucht wurde, vermehrte ſich ihre Anzahl ganz bedeutend. Die feuchten, ſchattigen Stellen der Wälder oder ſanft aufſteigender Anhöhen Mexico's, Peru's, Columbiens und Chili's, überhaupt Südamerika's, wo die Eingebornen eine vom Botaniker Ma— thews in den Wäldern von Huaſſa-Huaſſi und Muna in der Gegend von Huamantanga gefundene Art als „Molla-Ceantu“ oder „Pflanze der Schönheit“ bezeichnen, erkannte man bald als ihre Lieblingsſtandorte, und auch in Neuſeeland entdeckte man einige Arten. So konnte de Candolle's Prodromus (1824 —26) bereits 26, Dietrich's Synopsis plantarum (1841) 34 Arten aufführen und 1848 waren bereits über 40 botaniſch beſtimmt, die freilich nicht alle unſere Gärten bereicherten. Die erſte Fuchſie, welche in die europäiſchen Gärten gelangte, wurde 1788 aus Chili eingeführt. Es iſt die von Plumier urſprünglich ent— deckte Art. F. coccinea Ait. (Bot. Cab. 933. Bot. Mag. 97. Duh. Arb. ed. nov. 1. t. 13. Scharlachrothe Fuchſie. F. magellanica Lam,, Na- husia Schneev., Skinnera Moench, Quelusia Vand.), mit ſcharlachrothem Kelche und violetblauer Krone. Zu Ende des vorigen und zu Anfang dieſes Jahrhunderts war ſie ein höchſt beliebter Gewächs— hausſchmuck, wie die damaligen Fachzeitungen übereinſtimmend darthun. Schon kurze Zeit nach ihrer Einführung hatten ſie in Deutſchland z. B. der Hofgarten zu Stuttgart und der Negociant Bremer zu Tilſit, bei dem ſie 1796 blühte, wie in Becker's Taſchenbuch für Gartenfreunde für das Jahr 1798 zu leſen iſt. Man pflegte ſie noch ſehr ſorgſam und 1810 bedauerte ein Liebhaber ſehr, daß ihm zwei Stöcke zu Grunde ge— gangen ſeien, weil er ſie nach Anweiſung einiger Schriftſteller unter Be— deckung im Freien gelaſſen habe. F. coceinea blieb lange, wie auch Loudon in der Encyclopädie erwähnt, die allein „beliebte“ Fuchſia, und noch 1832 hatte ihr Wredow's Gartenfreund nur F. gracilis beizugeſellen, auch hat ſie ſich in vielen Gärten bis heute erhalten und erhielt noch neuerdings (1864) eine Varietät in F. cocc. superba. Doch waren ſchon damals einige andere Arten in größeren Gärten bekannt geworden und bereits 1796 kam F. lycioides Andr. (Bot. Rep. 120. Bot. Magaz. 1024. Bocks⸗ dornartige Fuchſie), mit hellrothem Kelche und roth-lilafarbener Corolle aus Chili und von der Nordweſtküſte Amerika's zu uns. Loudon führt fie in der Eneyelo— pädie nur neben F. coccinea auf und den deutſchen Gärtnern wie Gartenfreunden empfahl ſie der bekannte Vielſchreiber J. von Reider in ſeinen Annalen der Blumiſterei. — Nach Porcher wäre ihr 1821 F. excorticata L. sppl. (Bot. Reg. 857. Lk. et Otto Abbild. t. 46. Bot. Cab. 1347. Rindenloſe Fuchſie. Skinnera Forst.) gefolgt, eine ſchöne, etwas zarte Art, die aus Neuholland ſtammt, 1 435 Anfangs grün, dann blau und ſchließlich ganz roth gefärbte Kelche, wie eine dunkelviolette Corolle bringt. — Im 8. Jahrgange ſeiner Annalen bildet Reider dann die ſchwach roſenroth blühende F. arborescens Sims. (Bot. Mag. 2620. Bot. Reg. 943. Baumartige Fuchſie) ab, die nach ihm ſeit 1824 als ſeltene Pflanze in Cultur ſein ſoll und 1830 auf der Ausſtellung zu Wien einen Preis erhielt. Nachmals fand fie Hartweg in Oaxaca an ſchattigen Stellen eines Baches, wo fie einen Baum von 12 Fuß Höhe, mit einem Stamme von 2 Zoll Durchmeſſer bildete und reichlich blühte. ö Zu F. arborescens wird F. syringeflora (F. amena Hort., F. hamilloides Fl. Mex., Schufia arborescens Spach) als Varietät gezogen; fie fiel 1847 bei van Houtte aus Samen, den er aus Guate⸗ mala erhielt. Da aber die Stammart in Mexico einheimiſch iſt und F. syringeflora in einer dreigabeligen Rispe blüht, bleibt es zweifelhaft, ob ſie hierher gehört, und Spach fand ſich bewogen, aus ihr die neue Gattung Schufia (ein ſchlechtes Anagramm von Fuchsia) zu bilden. Für die Cultur hat ſie meiſt nur dadurch Werth, daß ſie, im Herbſte ein— gepflanzt, im Winter blüht. Die jo zierliche Hochſtämmchen bildende, der F. cocceinea in der Farbe der Blumen ähnliche F. gracilis Lindl. (Bot. Reg. 847. Bot. Cab. 934. Schlanke Fuchſie = F. decussata Grah [nicht R. et P.] Bot. Mag. 2507.) nennt Porcher als nächſte Einführung; ſie kam 1825 in die Gärten, wächſt in Chili und Mexico und wird von dem Botaniker Don für einen Abkömmling der F. macrostemma gehalten. Den deutſchen Blumiſten empfahl ſie ſchon Reider durch eine Abbildung in ſeinen Annalen. Man hatte bald eine Varietät: multiflora Lindl. (Bot. Reg. 1052. F. mul- tiflora Lodd. Bot. Cab. 1514). Ihr wäre anzureihen die mit purpurrothen Kelchen und ſchwarz— purpurrother Corolle blühende F. microphylla H. et B. (Bot. Cab. 1545) aus Mexico, die nach Porcher 1827 in Aufnahme kam und nebſt F. cylindracea die beſte kleinblumige Art darſtellt, weshalb ſie noch jetzt in bedeutenden Gärtnereien beibehalten wurde. Später fand ſie auch der Reiſende Heller in den Vorbergen des Orizaba (Mexico). Eine Varietät mit größeren Blumen zog man bald unter dem Namen F. microphylla grandiflora. Wenig Aufſehen macht eine andere Art, F. linoides, die Reider 1830 den Blumiſten vorführte, eine bedeutende Erſcheinung aber, robuſt, hart und auch für Zimmercultur geeignet, wurde die niedrige, ſchön und reich blühende, mit ſcharlachrothen Kelchen und violetbrauner Corolle gezierte F. globosa Lindl. (Bot. Reg. 1556. Bot. Cab. 1981. Bot. Mag. 3364. Kugelblüthige Fuchſie — F. baccillaris Hort.), die man namentlich in England hochſchätzte und die dort bald mit F. coccinea zur Erzeugung einiger Blendlinge benutzt wurde, welche man in den früheren Jahrzehnten hoch beſtaunte. Ihr Urſprung iſt ungewiß; ſie 28* 436 ſoll gleich einigen anderen in den Gärten als Arten cultivirten Fuchſien ein Baſtard von F. macrostemma ſein. Von ihren Varietäten ſchätzte man um 1838: erecta (baceillaris erecta), mit aufrecht ſtehenden Aeſten und maxima, mit größeren, ſchöneren Blumen, ſpäter (1852) einige von Miellez gewonnene Abarten. Ihre e aber verdunkelte F. fulgens Lindl. (Bot. Reg. 1838. Leuchtende Fuchſie), die Edward's Bot. Reg. 1838 mit den N einführt: es iſt dies unſtreitig die ſchönſte Pflanze der gemäßigten Zone von Mexico.“ Ur— ſprünglich wurde ſie von zwei ſpaniſchen Naturforſchern und Autoren einer nicht publicirten Flora von Mexico, Mocino und Seſſe, entdeckt, kam aber erſt 1837, von Hartweg geſammelt, nach England; ihre grün gefärbte, nach Aepfeln riechende Beere iſt wohlſchmeckend. Sie blühte zuerſt beim Handelsgärtner Lee in Hammerſmith, trug dieſem die ſilberne Medaille der londoner Gartenbau-Geſellſchaft ein und wurde im Juni des nächſten Jahres (1838) nach Paris gebracht, wo fie Au dot der königl. Garten: bau⸗Geſellſchaft zeigte und Aufſehen damit erregte. Nicht allein ihre großen, feurig-mennigfarbenen Blumen, ſondern auch ihre Härte gereichten ihr zur Empfehlung, und mit ihr hat eigentlich erſt die unabſehbare Reihe von Blendlingen, Anfangs meiſt durch Befruchtung mit globosa, conica und gracilis begonnen, deren wir uns heute rühmen. Bis 1841 hielt man die F. fulgens unbezweifelt für die ſchönſte Art und eine Varietät von ihr, F. dependens Hook. (tuberosa), galt um dieſe Zeit in Flottbeck 3 Mark, in Lüttich 10 Francs. Faſt gleichzeitig und dann in ſchneller Reihenfolge kam eine Anzahl anderer Arten zu uns, von denen freilich manche nur Abarten ſein dürften. Eine ſolche nicht genau feſtgeſtellte Art iſt F. mutabilis Hort. Angl., die man ſchon 1836 cultivirte und für eine Varietät von F. macro- stemma hielt; ſie bringt carmin-ſcharlachfarbene Kelche und eine Anfangs blau, dann purpurviolet gefärbte Corolle. F. Thomsonii Hort. Angl., die wahrſcheinlich von F. macrostemma und gracilis ſtammt, und F. Youngii grandiflora ſind ebenfalls hierher zu nehmen. Als eine gute, härtliche und großblumige, carmin- und ſcharlachroth blühende Art iſt zu nennen: F. corymbiflora R. et P. (Fl. Perw. 3. t. 325. f. a. — Bot. Reg. 1841. t. 70. Doldentraubenblüthige Fuchſie), die auf den peruaniſchen Anden eine weite Verbreitung hat und be ſchon Ruiz und Pavon daſelbſt an ſchattigen Stellen der Wälder von Chin— cao und Muna, nordöſtlich von Lima, als mannshohen, wenig veräſtelten Stamm entdeckten; auch der Botaniker Mathews fand ſie in Chacapoyas, und eine ſehr verwandte Art oder vielleicht nur Varietät lernte Dr. Jameſon auf der weſtlichen Seite des großen Vulcans von Pichincha in Columbien kennen. Lange Zeit war ſie nur durch die Abbildungen von Ruiz und Pavon bekannt, bis ſie endlich 1839 nach England kam. Der Handelsgärtner Standiſh zu Bagſhot hat ſie dort eingeführt und ſoll den Samen durch einen Bekannten aus Montreal in Canada, der ihn wieder durch einen von Cusco in Peru zurückkehrenden Freund empfangen 437 hätte, erhalten haben; ob der Same von wildwachſenden oder Garten: Pflanzen ſtammte, iſt ungewiß. 1840 kam ſie durch H. Boeckmann in Hamburg auf dem Continent in größere Verbreitung, koſtete aber noch 1842 dort und in Flottbeck 3 Mark. Es iſt eine der prachtvollſten Arten, die ihre Blumen in vielblumigen, überhängenden, dichten, faſt dolden— traubigen Endtrauben bringt. Nachdem ſchon 1852 eine Varietät (alba) mit weißlichen Kelchen gefallen war, tauchten 1864 abermals mehere Ab- arten, darunter auch eine buntblätterige, von ihr auf. eylindrica Lindl. (F. cylindrica Hort. Walzenförmige Fuchſie), eine kleinblumige hübſche Art, die ſcharlachroth mit grünen Kelchen blüht und in Mexico wächſt, ſoll zuerſt im Garten der Floricultural Society in London aus Samen erzogen worden ſein, den George Baxter aus Birmingham demſelben überſandte. Um 1840 wurde ſie auch auf dem Continent bekannt. — Um dieſelbe Zeit empfing England auch | F. radicans Miers (Bot. Reg. 1841. t. 66. Gard. Chron. 1841. Aug. Aufrechte Fuchſie), die bis 8 Fuß hoch wird, ſich von der verwandten F. affinis St. Hilaire durch den allgemeinen Habitus und die Verhältniſſe des Kelches unter— ſcheidet und von Miers auf dem Orgelgebirge in Braſilien, 1000 Meter über der Meeresfläche, angetroffen wurde. Der botaniſche Garten zu Birmingham beſaß die Originalpflanze; H. Cameron daſelbſt erkannte bald, daß ſie in's Kalt- und nicht in's Warmhaus gehöre. 1841 blühte ſie in meheren Sammlungen Englands; ihre Kelche ſind hellſcharlach, die Krone iſt dunkelpurpur gefärbt. — Eine andere gleichzeitige Ein— führung iſt: F. eordifolia Lindl. (Bot. Reg. 1841. t. 70. F. cordifolia Benth. Herzblätterige Fuchſie). Hartweg fand ſie auf dem Zetuch oder Ketuch, einem Vulcan in Guatemala, in einer Höhe von 3000 Meter (etwa 10,000 Fuß) über dem Meeresſpiegel und ſandte ſie an die Gartenbau-Geſellſchaft in London ein, wo ſie bald blühte. In jenen Jahren war es auch, als er noch manchen anderen Arten, die ſich wohl nicht in Cultur befinden, begegnete: ſo traf er weſtlich von der Ebene von Bogota, den Paramo de San Fortunato überſchreitend, unter Akazien und Piperaceen F. verrucosa, einen Zwergſtrauch mit kleinen ſcharlachrothen Blüthen, und F. hirtella, deren zarte, halb kletternde Stengel, ſich an anderen Pflanzen haltend, an 25 Fuß emporgehen und ſchon etwas früher hatte er am weſtlichen Ab— hange des Pichincha, an dem die Stadt Quito erbaut iſt, F. sylvatica, sessiliflora, scabriuscula und dependens, letztere ſehr graciös mit ſcharlachrothen Blumen am Ende der Zweige, am öſtlichen Abhange aber F. ampliata aufgefunden, während ihm die höheren Stellen der Central— Cordilleren, an deren Fuß die Stadt Popayan liegt, F. canescens und corollata lieferten. Um zu F. cordifolia zurückzukehren, ſo iſt ſie, wenn auch keine der ſchönſten Arten, doch durch ihre ſcharlach- oder orangerothen Blumen mit grünen Blumenblättern und ihrer großen Blätter wegen be— merkenswerth, und außerdem dadurch merkwürdig, daß die Eingebornen die 438 Samenbeeren, die im wilden Zuftande 1¼ Zoll lang werden, effen. Noch 1842 koſtete ſie in Flottbeck 5 Mark. — Eine andere Species, | F. alpestris Gard. (Bot. Mag. t. 3999), fand Herr Gardener auf einem bedeckten felſigen Grunde des Organ— (Orgel-) Gebirges, ungefähr 5000 Fuß über der Meeresfläche. Sie blühte 1842 im botaniſchen Garten zu Glasgow mit leuchtend rothen Kelchen und purpurrother Corolle und hat Aehnlichkeit mit F. integrifolia Lindl., N deren Blumen nur lebhafter gefärbt ſind und die man ſchon etwas früher kannte. Letzteres war auch der Fall mit F. virgata Hort., welche zu den härteſten Arten gehört und Anfang der vierziger Jahre zern benutzt wurde, um hängende Sorten darauf zu pfropfen. F. reflexa Hort. Berol., mit kleinen zierlichen Blumen, im Anſehen der F. mierophylla ſehr ähnlich und wohl nur eine Abart von ihr, ſoll in Mexico zu Hauſe ſein; in Blumen und Laub nur etwas dunkler, ſonſt kaum von ihr zu unter— ſcheiden, war die gleichzeitig beliebte F. Cottinghami. Wieder eine gute Art, von der viele andere abſtammen ſollen, iſt F. macrostemma R. et P. (Fl. Peruv. 3. t. 324. f. 6. Bot. Cab. 1862. Großfädige Fuchſie). die in den Gebirgen Chili's wächſt und bis auf die Kronenblätter, wie die Narbe der Blumen, der F. coccinea, übrigens auch der F. serrati- folia und deren Varietät denticulata, gleicht. Viele von den Fuchſien, welche in den Gärten als Arten cultivirt werden, ſollen nur Formen von ihr ſein; jo ſoll globosa und conica von ihr abſtammen und conica ſelbſt, ſowie longiflora, recurvata Hook. (F. macrostemma var. re- curvata Bot. Mag. 3521), die Herr Niven im botaniſchen Garten zu Dublin aus Samen zog, gracilis, mutabilis und tenella Lindl. (Bot. Reg. 1052) werden hierher als Abarten gerechnet. Die F. ma- crostemma ſelbſt war um 1840 noch ſelten auf dem Continent, eine Varietät mit weißem Kelche gewann 1847 Herr Verſchaffelt in Gent. — Die in Peru einheimiſche, mit dunkel-roſenrothem Kelche und ſcharlach— farbener Corolle blühende F. decuss ata R. et P. (Fl. Per. t. 323. f. 6. Gekreuzte Fuchſie), wurde auf dem Feſtlande auch erſt um dieſe Zeit bekannter, eben ſo die aus Mexico ſtammende F. thymifolia H. et B. (Sweet's Br. Fl. Gard. Ser. 2. t. 35) und F. venusta H. et B. (Reizende Fuchſie) aus Neu⸗Granada, von denen bei erſterer Kelch und Corolle erſt blaßroſa, dann dunkel⸗purpurroth, bei letzterer der Kelch purpurroth und die Corolle ſcharlachroth iſt. F. affinis St. Hilaire (ähnliche Fuchſie), eine großblumige, faſt rankende Art, mit carminrothem Kelche und violetter Corolle, aus dem ee eee ſtammend, zu der F. integri- folia St. Hilaire und F. radicans Miers gehören dürften, war 1842 als neu in blühbaren Exemplaren à 6 Mark in Flottbeck zu haben. 439 Eine gute Acquiſition für England, da fie dort im Freien aushält, während ſie in Deutſchland faſt immer bis auf den Boden abfriert, bildete F. dis color Lindl. (Bot. Mag. 3499. Bot. Reg. 1805. Ber: ſchiedenfarbige Fuchſie. F. Lowei Hort. Angl.), deren Heimath Port Famine auf den Falklandsinſeln iſt, wo ſie an Stellen wächſt, die im Winter 3—4 F. hoch mit Schnee und Eis bedeckt ſind, aber etwas geſchützt liegen. Sie hat viele Aehnlichkeit mit F. gra— cilis multiflora und tenella. Gleich ihr dauert die hübſche, ſcharlach— roth mit purpurvioletter Corolle blühende F. conica Lindl. (Bot. Reg. 1062. Kegelförmige Fuchſie) in England im Freien aus; ſie kam dorthin aus Chili, — Einige Jahre ſpäter (1845) erregte eine neue Art F. serratifolia R. et P. (Floricult. Cab. 1845. Geſägt⸗ blätterige Fuchſie), auf den engliſchen Ausſtellungen durch ihre 1½ Zoll langen Blumen, die hellrothe Kelche mit gelblichgrünen Einſchnitten und ſcharlachrothe Corollen haben, Aufſehen, da ſie ſowohl zu Chiswick, als auch auf der Ausſtellung der londoner Gartenbau-Geſellſchaft und zu Regents-Park Preiſe errang. Schon Ruiz und Pavon fanden ſie in Muna, auch beſchrieb ſie Sprengel und ſpäter Dietrich, eingeführt wurde ſie aber erſt von Lobb. Er fand ſie auf's Neue in den Umgebungen von Muna in Peru und ſandte ſie an James Veitch & Sohn in der Killerton-Gärtnerei in Exeter, wo fie im Sommer 1844 zuerſt blühte und darauf im Bot. Reg. oder beſſer noch in dem unter dem jüngeren Hooker aufblühenden Bot. Mag. abgebildet erſchien. Schon 1845 war ſie in Erfurt zu erhalten und bald (1852) gab es auch eine Hybride von ihr mit weißen Kelchblättern, ge— wonnen durch Befruchtung mit F. Napoleon. F. splendens Zucc. (F. cordifolia a Hook. non Lindl. Glänzende Fuchſie), eine andere beliebte Art, mit ſcharlachrothen Kelchen und grüner Corolle, iſt wieder eine Einſendung Hartweg's aus dieſer Zeit an die londoner Gartenbau-Geſellſchaft und blühte dort bald. Er fand ſie auf dem Berge Totanpeque, 10,000 Fuß über der Meeresfläche, alſo 5000 Fuß höher als der Gefrierpunkt des Montblanc, weshalb ſie ſich auch gegen die englifhen Winter hart zeigt. Außer Hartweg führten fie auch Linden aus Chamula und Skinner aus Guatemala ein. Eine geſchätzte Varietät von ihr, President Gosselin, kam 1858 in den Handel. — Die nächſte Einführung, F. macrantha Hook. (Großblumige Fuchſie), 5 beſaß die größten Blumen von allen bis dahin gekannten Arten, ſie blühte zwar nur blaßroth ohne Corolle, doch ſehr reich. Sie wurde bereits von Mathews auf den hohen Bergen von Antimarca in Peru, an Bäumen hinaufkletternd, gefunden und von ihm für Hooker's Herbarium eingeſendet, in die Gärten aber hat ſie erſt Lobb, der ſchon genannte Sammler für Veitch & Sohn, 1846 eingeführt, nachdem er ſie in den Wäldern von Chaſula in Columbien, in einer Höhe von 5000 Fuß über 440 dem Meere angetroffen hatte. In England und Deutſchland iſt ſie noch heute beliebt und bildet hier einen 2—3 Fuß hohen Strauch. Eine als F. mexicana (2) aufgeführte Art ſoll um die nämliche Zeit, F. montana (2) nach Porcher 1847 eingeführt worden ſein. — Beſſer beſtimmt find zwei andere Arten: F. acynifolia Scheidw. (F. breviflora. Bergmünzenblätterige F.), ein niedliches, aus Mexico ſtammendes Sträuchlein, das 1847 in den temperirten Glashäuſern des Herrn Galeotti zuerſt ſeine Blumen mit roſenrothen Kelchen und roſenroth und weiß gefärbten Corollen entfaltete, und F. nigricans Lind. (Schwärzliche Fuchſie), welche Linden in den kälteren Regionen der Provinz Merida in Venezuela, beim Eintritt in Paramilla de la Mucuti, zwiſchen Mendoza und Timotes, in einer Höhe von 2270 — 2600 Meter über dem Meeresſpiegel, in feuchten und ſchattigen Hohlwegen entdeckte. Samen davon führten die Sammler Linden's, Funke und Schlimm, 1847 ein und in ſeinem Etabliſſement eutwickelte ſie zum erſten Male in Europa ihre Blumen mit ſchwarzvioletter Blumenkrone und ſcharlachrothen Kelchen. F. procumbens (geſtrecktwachſende Fuchſie), welche aus Neuſeeland ſtammt, iſt vielleicht ſchon länger in den Gärten; eine Einführung von 1847 aber iſt F. spectabilis Hook. (Schönſte Fuchſie), die man bisher die „Königin der Fuchſien“ genannt hat. Sie wurde zuerſt im April 1848 von Veitch & Sohn zu Exeter auf die Ausſtellung der londoner Gartenbau-Geſellſchaft in Regent-Street eingeſendet und dort der ſchönen blutrothen Färbung ihrer Zweige, ihrer dunkelgrünen Blätter und brillant ſcharlachrothen Blumen wegen, mit welchen die weißen Narbenlappen einen angenehmen Contraſt bilden, mit der großen ſilbernen Medaille gekrönt. Hooker giebt an, daß man fie zuerſt für E. loxensis Humb. (abgebildet in deſſen Gen. et Sp. plant. Vol. VI. t. 536), ſowie für F. loxensis Benth. (Plantæ Hartwegianæ, No. 733) gehalten habe, daß ſie aber eine namentlich durch die Narbe von dieſen ganz verſchiedene Art darſtelle, von der er zuerſt durch Seemann Exem— plare erhielt, welche dieſer im September 1847 zu Pambo de NYeerba, El Equador, ſammelte. Die Pflanze bei Veitch ſei von Lobb wahrſcheinlich aus derſelben Gegend eingeſendet, und wenn er auch nur ſage: Gebirge in Peru, ſo ſeien doch in Gardener's Chronicle die Anden von Cuenca als Standort angegeben, welches wohl mit Seemann's Localität überein- ſtimmen werde. Lobb ſelbſt war ſo entzückt von ſeinem Funde, daß er an Veitch ſchrieb: „dieſe Lieblichſte der Lieblichſten findet ſich in ſchattigen Wäldern und wird 2—4 Fuß hoch; die Blumen ſind 4 Zoll lang.“ Van Houtte bildete ſie 1848 im Juniheft der Flore des serres ab. u Ihr wäre anzuſchließen: F. miniata Planch. (Mennigrothe Fuchſie), die aus Neu-Granada ſtammt und mennigroth blüht. F. simplicicaulis R. et P. (Aſtloſe Fuchſie) und F. apetala R. et P. (Kronenblattloſe Fuchſie), die die Verfaſſer der Fl. Peruv. als ähnlich der serratifolia, aber 441 weniger in die Augen fallend, beſchrieben, ſind beide aus Peru in die Gärten eingeführt worden. Noch 1849 koſtete die letztere, deren ſchöne große Blumen keine Kronenblätter haben und deren Kelch roſenroth mit grünen Spitzen blüht, bei J. Linden 6¾ Thlr.; die erſtere führt der Catalog von Laurentius erſt in der Neuzeit auf. Noch neueren Urſprunges iſt wohl die zierliche F. Miellezii, mit ihren glänzend purpurrothen, kaum 3 Lin. großen Miniaturblüthchen, die den Strauch, der 1864 auf der berliner Ausſtellung zu ſehen war, über und über bedecken. Der Laurentius'ſche Catalog von 1864 ver— zeichnet ſie und ' F. corallina (corollata?) unter den wenigen Arten, die dieſes großartige Etabliſſement neben Hunderten von Spielarten noch forteultivirt. — Die Cataloge mancher Pflanzen: gärten führen noch als Arten fort: F. longiflora und F. vir gata Sweet, die ſchon in den dreißiger Jahren auch in deutſchen Gärten waren, ſowie E. linearifolia Hort. und parviflora Lindl., nebſt einigen anderen, von denen es gänzlich unentſchieden iſt, ob ſie Arten oder nur Formen ſind. Die in Linden's Catalog für 1853 als ganz neu auf— geführten Arten: F. cinnabarina, granadensis, quinoduensis und ver- ticillata ſcheinen bisher nicht weiter berückſichtigt, auch nicht durch neuere Ein— führungen vermehrt worden zu ſein. Mehr noch als durch ihre Arten ſind die Fuchſien durch ihre vielen Hybriden für die Gartenkunſt bedeutend geworden, da ihr ſo verſchiedener Wuchs, ihre ſo abweichend hervorkommenden Blumen — man denke ſich F. microphylla neben F. corymbiflora! — die beſte Gelegenheit dar- boten, ihnen neue Formen abzugewinnen. Wir haben ihre Entſtehung beſonders nach zwei Seiten hin, nämlich nach Bau und Färbung der Blumen, zu unterſuchen, denn obwohl der Geſammtwuchs ſich bei den Arten nicht gleicht, To find Fuchſien mit geringem Wuchs und wenigem oder unſchönem Laube doch von der Cultur ausgeſchloſſen. Unterwerfen wir die Arten einer genauen Betrachtung, ſo finden wir, daß, ſo ſehr ſie auch in der Größe der Blumen von einander abweichen, die Farbe derſelben doch in den Kelchen vorwiegend in den verſchiedenen Nüancen von Roth erſcheint, während die Kronen der Mehrzahl nach blaue Färbungen haben; nur wenige von ihnen ſind hell oder eigenthümlich gefärbt, die meiſten prangen in tiefen Farbentönen. Was ſodann den Bau der Blume be— trifft, ſo vervollkommnete er ſich in ziemlich eben derſelben Zeit wie die Farbe und hat mit der Moderichtung der Zeit das gemein gehabt, daß er mehr und mehr auf das Unförmige, Crinolinenartige hinauskam und das richtige Maaß des Graziöſen überſchritt. Es muß an eine vollendete Fuchſienblume die Anforderung geſtellt werden, daß die Kelch- und 442 Kronenblätter im Verhältniſſe zur Kelchröhre weder zu lang noch zu kurz und daß die erſteren nicht zu ſchmal, gut geſtellt und zurückgeſchlagen ſeien oder doch wenigſtens ſo weit abſtehen, daß die Kronenblätter, die in Hinſicht der Farbe zu der der Kelchblätter ſtets in einem harmoniſchen Gegenſatze ſtehen ſollten, deutlich geſehen werden können. Auch die bald mehr bald weniger hervorragenden Staubgefäße ſind nicht ohne Einfluß auf die Schönheit der Blumen, und 1865 hat Boucharlat ſogar eine Varietät von F. microphylla gewonnen, die goldgelbe Antheren hat. l Die Engländer waren die erſten, welche ſich reiche Erwerbsquellen durch Hybridiſirung der Fuchſien eröffneten. Nachdem ſie F. fulgens, splendens, cordifolia, corymbiflora, serratifolia u. a. großblumige Arten empfangen hatten, ließen fie die älteren Species mit kleinen Blumen fallen, verkauften die Vermehrung dieſer neuen zu hohen Preiſen auf dem Continent und fingen an durch künſtliche Befruchtung ſchöne Hybriden zu erziehen, die bald etwa ſo hoch bezahlt wurden, wie ſonſt eine gute Georgine. Hatte man bisher nur einige Formen von globosa und co- nica gewonnen, ſo trieb man nun, nachdem das Jahr 1837 F. fulgens gebracht hatte, die Hybridiſirung im Großen und kreuzte ſie vielfach mit dieſer und anderen neueren Arten. Die franzöſiſchen Gärtner eiferten den engliſchen bald nach. Salter zu Verſailles, Miel lez, Dubus und andere gewannen ebenbürtige Formen und auch Belgien wie Deutſchland blieben nicht zurück; in letzterem erzeugten ſie Obergärtner Nagel bei H. Boeckmann in Hamburg und Warscewicz im botaniſchen Garten zu Berlin nicht minder ſchön. Die engliſchen Hybriden entſtanden Aufangs meiſt aus Befruchtung von globosa und fulgens, kamen immer bald auf das Feſtland, z. B. nach Hamburg, Flottbeck und Frankfurt a. M. (Rinz), hatten gewöhnlich einen Preis von 10¼ Sh. (3½ 5), während man ſelbſt zum Anfange des Jahrhunderts F. coceinea nur mit 10 Sgr. und jetzt die meiſten eigentlichen Arten nur mit 5— 77 Sgr. bezahlte, auch heut Neuheiten, ſobald ſie einmal im Handel erſcheinen, ſelten mehr als 20 Sgr. koſten, und waren ſchon 1842 bei Boeckmann in Hamburg das Dutzend neueſter Arten und Sorten für 9 Mark, 25 Sorten nach Auswahl des Verkäufers für 7 Mark zu bekommen. Die erſten deutſchen Züchtungen waren bei Boeckmann von globosa, befruchtet mit fulgens, und durch Warscewiez von longiflora, reflexa, Harrisonii, muta- bilis, virgata, Fargetti und anderen, ebenfalls befruchtet mit fulgens, gefallen; nach des letzteren Beobachtungen gleichen ſie im Habitus dem Vater, in Blüthe und Blättern der Mutter. Von den engliſchen, theils von Handels-, theils von Privatgärtnern erzogenen Hybriden waren Chandleri, Standishii, fulgens dependens und fulgens Hartwegiane am meiſten geſchätzt, von den Boeckmann— ſchen Fintelmanni und Koopmanni von demſelben Jahre, und unter den von Warscewicz 1841 gezüchteten, zeichneten ſich aus: F. Ber- trami (von F. Harrisoni und F. fugens) und F. Bergemanni von denſelben Eltern, letztere ähnelte in der Blüthenform der eigenthümlichen F. integrifolia Lindl. Ein Jahr ſpäter zog Smith in Dalton (Eng— land) ſehr empfehlenswerthe Blendlinge, die aber wieder, durch Brown's 443 Züchtung Prince Albert gewonnen, von F. globosa und fulgens über: troffen wurden; fie wurde von den englifhen Gärtnern ſelbſt der von Menhan, Gärtner des Obriſten Harcourt zu St. Clara auf der Inſel Man, erzogenen F. St. Clare, die Lindley als die ſchönſte empfahl, vorgezogen. Jede von beiden koſtete damals (1843) 3½ f. In den Jahren 1844 und 1845 fing man an, F. corymbiflora zur Gewinnung von Baſtarden herbeizuziehen und von allen Hybriden dieſer beiden Jahre hält man F. Constellation, eine Züchtung vom Gärtner Miller in Ramsgate, und F. coccinea vera, wieder ein Product von Smith, beide auf dieſem Wege erzeugt, für die ſchönſten; nur F. Venus Victrix, ebenfalls ein engliſcher Blendling, galt längere Zeit allen für ebenbürtig. Fortan aber wuchſen die Züchtungen ſo an, daß de Jonghe in Brüſſel bereits 1846 unter einer größeren Anzahl eine Auswahl von 50 der ſchönſten geben konnte, wovon ihm Gaine's Züchtung von 1845: Dutchess of Sutherland die ſchönſte zu ſein ſchien, während andere der beiten von Smith, Standiſh, Holly, Harriſon ꝛc. ſtammten. Nachdem inzwiſchen auch F. macrostemma und die mit weißen Kelchblättern verſehenen Fuchſien zu Kreuzungen herangezogen worden waren, auch die vielen Hybriden unter einander dazu benutzt wurden, wird es mehr und mehr ſchwierig, die Entſtehung der neuen Blendlinge zu ver— folgen, da man befruchtete, was ſich nur immer dazu eignete, und groß— artige Maſſen von Sämlingen heranzog. Boſſe giebt 1849, indem er bemerkt, daß viele Hybriden ſich einander faſt völlig gleichen, eine Auswahl von 150 Sorten, die er für die auffallendſten aus der großen Maſſe der— ſelben hält; es ſind zumeiſt engliſche Züchtungen, von denen viele aus corymbiflora hervorgingen. Die bedeutendſte Erſcheinung der folgenden Jahre war die Gewinnung von Hybriden mit weißer Corolle, die man dem Engländer Story ver— dankt und die dem Fuchſienhandel abermals einen größeren Aufſchwung haben, obgleich die erſten Sorten ſparrig wuchſen und weniger reichlich als andere blühten. Wir müſſen hier einen Blick auf die Entſtehung der hellen Fuchſien überhaupt werfen. Nachdem die erſten Blendlinge ver— hältnißmäßig wenig abweichend geweſen waren, entſtanden trotzt der vielen Kreuzungen nur nach und nach wirklich helle Sorten. Die 1840 er— zogene F. Chandleri zeigte zwar pfirſichfarbene Blüthen, auch Boeck— mann's F. Adonis vom Jahre 1841 brachte ſchwach roſenroth gefärbte Kelche mit weißen Spitzen, aber erſt 1843 beſchenkte uns England, wo beſonders Houell helle Sorten gewann, mit Venus Victrix, der erſten Fuchſie mit wirklich weißem Kelche, im Gegenſatze zur blauen Corolle. Die Farbennüancen nach dieſer Richtung hin wurden nun zahlreich, das Weiß erſchien in den Züchtungen von Smith und Anderen in grünen, gelblich— fleiſchfarbenen, röthlichen und bläulichen Farbentönen aller Art, in einigen Varietäten (Incarnate von Smith und Scaramouche von Miellez z. B.) zeigten ſich Kelch und Corolle gleichmäßig hell gefärbt oder nur der erſtere oder die letztere hell, dennoch aber vergingen über 10 Jahre, ehe man eine Fuchſie mit wirklich weißer Corolle — Mrs. Stovy (1854) — 444 erzog, welche ſeitdem Nachfolger über Nachfolger, beſonders durch Cor— neliſſen erhielt. Schon 1855 hatte man mehere ſolche Sorten. Etwas ſpäter — 1856 — fielen auch Sorten mit geſtreiften Corollen, z. B. Gloire de Russelsheim und striata formosissima und ſolche mit punktirten Kelchen; nur wirklich gelb gefärbte Sorten hat man bisher nicht zu erzeugen vermocht, obgleich die Anfänge dazu ſchon ſeit vielen Jahren da ſind, auch die neuerdings von Corneliſſen ausgegebene Fuchſie, Souvenir de Leipzic, hat nicht, wie es heißt, eine gelbe, ſondern nur eine ſchmutzig weiße Corolle. Seit dieſer Zeit hatten die Züchtungen der Engländer den franzöſiſchen, belgiſchen und ſüddeutſchen gegenüber einen harten Stand. Aber unter den weit über hundert Sorten, die allein 1858 und 1859 in den Handel kamen, und denen 1860 und 1861 weitere 60 Hybriden von meiſt alt— bewährten engliſchen und franzöſiſchen Züchtern folgten, iſt doch den engliſchen von Banks, Souvenir de Chiswick z. B. der Preis zu— zuerkennen. In Hinſicht des Blumenbaues finden wir nur ein Paar, und zwar von den kleinblumigeren Arten, welche — wie Iycioides z. B. — zurück— geſchlagene Kelchblätter haben. Bei allen übrigen ſind ſie nur mehr oder weniger, zuweilen bis zur Horizontalrichtung, abſtehend, während die Kronenblätter theils feſter, theils lockerer zuſammengerollt ſind und ſchon bei manchen Hybriden der vierziger Jahre — expansa und Stanwelliana von Smith z. B. — recht abſtehend ſich zeigten. Es darf deshalb nicht befremden, daß, während die Corollen endlich bis in's Unförmige bauchig und gefüllt erſchienen, ſo daß eine Rückkehr zu größerer Grazie zu wünſchen wäre, doch trotz aller Kreuzungen erſt in der erſten Hälfte der fünfziger Jahre Hybriden fielen, welche den oben aufgeſtellten äſthetiſchen An— forderungen, daß nämlich die Kelchblätter zurückgeſchlagen ſein ſollen, voll— kommen genügten. Seitdem ſind die Züchter auch darüber hinausgekommen und man hat Hybriden, bei denen die Kelchblätter noch wieder nach vorn zurückgerollt erſcheinen, wie z. B. Twrdy's — eines Deutſchen Züchtung Franz Josef I. vom Jahre 1860. In der Entwickelungsgeſchichte des Blumenbaues der Fuchſie iſt das Jahr 1847 von Wichtigkeit. Während nämlich die bisher aus den Samenbeeten hervorgegangenen Blendlinge ſich nur in der Größe und Farbe der Blumen gezeigt hatten, erhielt jetzt Bruneau in Paris unter einer Ausſaat die erſte Fuchſie, bei der die Organe, welche aus 20 bis 22 Kelchblättern beſtanden, auf eigenthümliche Art in einander verwachſen waren und ſomit eine Monſtroſität, die man als den Anfang zu der Reihe der ſeitdem ſo beliebt gewordenen gefüllten Fuchſien betrachten könnte. Vollkommner zog man gefüllte Fuchſien aber erſt Anfang der fünziger Jahre, inzwelcher Zeit die erſte regelrecht gefüllte, dunkelblühende Fuchſie (Hendersonii) von Henderſon gezogen wurde, der 1853 eine hell: blühende Züchtung (carnea plena) von W. Lemoine in Nancy folgte. Die meiſten gefüllten Fuchſien verdankt man dem brüſſeler Gärtner Cor— neliſſen,“ — wohl dem glücklichſten Fuchſienzüchter überhaupt, wenn auch ſeine Producte vor der Verbreitung manchmal beſſer geprüft ſein ſollten, — 445 wie den Franzoſen Lemoine, Dubus, dem deutſchen Dender um Anderen. Schon 1861 zählte man über 50 ſolcher Sorten, von denen Corneliſſen mehr als die Hälfte gezogen hatte. Gefüllte und weißcorollige einfache wie andere gefüllte Sorten blieben fortan die geſuchteſten. Während man 1863 erſt neun Hybriden mit weißer Corolle — fünf darunter von Corneliſſen, die übrigen von Henderſon und Anderen — zählte, ſtieg ihre Anzahl 1864 auf 16 und 1865 ſchon auf mehr als 20, wovon faſt ¼ gefüllte ſind. Corneliſſen, Banks, Henderſon, Lemoine, Crouſſe ꝛc. bereicherten uns ſeitdem jährlich weiter, ein Deutſcher aber, deſſen Züchtungen ſchon länger in Ruf ſind, Twrdy, ſchien nun endlich das Ausland durch eine ausgezeichnete Collection, die er 1865 zog, zu beſiegen. Seine neueſten Züchtungen zeichnen ſich durch enormes Gefülltſein der Corolle aus, während die eng— liſchen Fuchſien gewöhnlich einfach ſind. Daneben wandten ſich die Franzoſen wieder zu den reinen Arten zurück und gewannen der F. corymbiflora vier, der F. microphylla eben jo viele Varietäten ab; die letzteren ſtammen alle von Boucharlat aus dem Jahre 1865, die erſteren außer von ihm von Dender und Barlet. Aufſehen machte 1862 auch eine Züchtung von Corneliſſen: Meteor, mit ganz abweichend ſchön goldgelb und roth gefärbten Blättern, welcher ſpäter einige ähnliche folgten, ſo daß man 1864 fünf, 1866 ſieben buntblätterige Fuchſien zählte. In ein neues Stadium der Entwickelung trat die Fuchſienanzucht ganz neuerdings, indem es dem Engländer Williams glückte, eine var. Novelty, bei der die Blumen und die Blumendolde aufrecht ſtehen ſollen, zu ziehen. Hoffentlich werden die ſo graziös ausſehenden Fuchſien mit zierlich herabgebogenen Zweigen und hängenden Blumen von den zu erwartenden Sorten dieſer Form nicht verdrängt werden. Nach dem Urtheile einer Autorität, des königlichen Hof-Gartendirectors Jühlke zu Potsdam, geben wir ſchließlich aus deſſen Gartenbuch (2. Aufl., Berlin 1865) folgende, natürlich leicht beträchtlich zu erweiternde Auswahl der ſchönſten Fuchſien: 1) einfache rothe und violette: Sir Robert Peel, Lord Warden, Edith, Souvenir de Chiswick und die Zwergform Comte Cavour, die erſten beiden zugleich als Muſter für Fuchſien, mit crinolinenartig ausgebreiteter Corolle; 2) ae rothe und purpurrothe: ir Collin Campbell und Universal; 3) mit einfacher weißer Corolle: Princess of Prussia; 4) mit gefüllter weißer Corolle: Madame Cornelissen; 5) hellfarbige: die älteren Sorten Annie, Wiltshire Lass und Elegantissima, die die neueren übertreffen; 6) als durch contraſtirende Farben und dichte, elegante Füllung her— vorragend: Josef Cornelissen, Secretaire Mottin und de Tollenaere. Die Production von Hybriden iſt übrigens keineswegs erſchöpft, die jährlich erzeugten neuen Fuchſien ſind vielmehr zur ſtehenden Rubrik der 446 Cataloge der Handelsgärtner geworden und die Fuchſia wird wahrſcheinlich eben jo wenig jemals aus der Mode kommen, als die Levkoje und die Aſter. Die Geſchichte der Fuchſien-Cultur iſt in wenigen Worten dargelegt: wie faſt alle neuen Einführungen aus fremden Zonen behandelte man ſie Anfangs vorſichtig im Gewächshauſe, bis man nach und nach, beſſer über ihre natürlichen Standorte und ihre geographiſche Verbreitung belehrt, da— hin gelangte, ſie der Gartenkunſt auf die verſchiedenſte Weiſe dienſtbar zu machen. Aufſätze über Fuchſien-Cultur findet man faſt in jedem Jahr— gange unſerer Gartenzeitungen, beſonders in denen, die mehr auf Dilet— tanten berechnet ſind, und Hofgärtner Jäger hat Recht, wenn er ſagt, daß man eher zwanzigmal in unſerer periodiſchen Literatur leſen kann, wie man Fuchſien ꝛc. cultivirt, ehe man nur einmal ein geſchichtliches Factum verzeichnet findet. Obgleich Botaniker wie de Candolle und Dietrich in ihren großen Werken ſelbſtverſtändlich auch die Fuchſien behandelten und obgleich unſere periodiſche in- und ausländiſche Literatur reich an Aufſätzen über Fuchſien— Cultur iſt, die ſeit dem Allgemeinen deutſchen Garten-Magazine und dem ſchreib- und ſtreitſüchtigen J. v. Reider kaum zu zählen, und anfänglich von den erfahrenſten Cultivateuren, wie Warscewiez in Berlin, Nagel in Hamburg, Abel in Wien, de Jonghe in Brüſſel und Anderen ver— öffentlicht worden ſind, ſo giebt es doch nur wenige für ſich auftretende Schriften über die Fuchſien und die beſten derſelben verdanken wir Frankreich. Den erſten genaueren Beitrag zu ihrer Kenntniß enthält-eine der vielen Schriften von Pet. Joſ. Buch'odz, betitelt Memoire sur la Melaleuque, PIRora, le Camara, le Fuchse :c., Paris 1805, und den anderen ungleich bedeutenderen, gab Porcher, Präſident der Garten— bau⸗Geſellſchaft zu Orleans, in ſeinem Werke: le Fuchsia, das 1848 in zweiter Auflage erſchien und das einzige geblieben iſt, welches aus— ſchließlich und umfaſſend von unſerer Pflanzengattung in jeder Hinſicht handelt. Ein deutſches Unternehmen: „Lieblingsblumen“ (in Heften mit 1 colorirten Abbildung), widmet zwar Heft 12 nur unſerer Pflanze, die Hauptſache iſt hier aber ihre Cultur, während Porcher auch ihre Geſchichte erörtert. Unſere jetzigen Gartenbücher, denen ſchon Noiſette in ſeinem Werke: Le Manuel du jardinier, Par. 1825 mit der Beſchreibung von 6 und in dem 1835 herausgekommenen Supplement von ferneren 3 Arten voranging, liefern natürlich auch über die Fuchſie längere oder kürzere Artikel, da ſie aber ebenfalls ihrem Zwecke nach ihr Hauptaugenmerk auf die Culturen richten, ſo wird der hier gemachte Verſuch, ihre Geſchichte feſtzuſtellen, Vielen willkommen ſein. Oskar Teichert. Zur Cultur der Gurken. In dem Berichte über die Verhandlungen der Section für Obſt- und Gartenbau der Schleſiſchen Geſellſchaft vom Jahre 1865, der uns ſo eben zugegangen, finden wir in dem Abſchnitte „Bericht über die Cultur— ergebniſſe einiger an die Mitglieder der Section vertheilten Gemüſe- und Blumenſamen ꝛc.“ von dem Gärtner der Section, Herrn J. Jettinger, eine Methode angegeben, nach der im Garten der Section die Gurke mit Erfolg gebaut worden, die wir hier folgen laſſen, um Andere zur Prüfung zu veranlaſſen, ob dieſe Methode eine vorzugswerthe ſei. Zuerſt bemerkte Herr Jettinger, daß die Witterungsverhältniſſe im vorigen Jahre den Gurken außerordentlich günſtig waren und erreichte man bei einiger Pflege überraſchende Reſultate; Früchte von 20—22 3. waren nicht ſelten. Im Garten der Section und von Mitgliedern derſelben wurden angebaut: 1) Chineſiſche grünbleibende Schlangen:. 2) Early Handglass-, 3) Sillig's lange hellgrüne Treib-, 4) von Schermatſchiah⸗, 5) Weidon's long frames, 6) Steward's Ringleader-. Die Samen der Gurken legt Herr Jettinger, wenn es der Raum geſtattet, Anfang Mai in ein ſchon benutzt geweſenes Frühbeet; iſt dies nicht zugänglich, ſo geſchieht es in Samenkiſten; in dieſem Falle werden die Kiſten mit einer Glasſcheibe bedeckt, an eine warme Stelle des Gartens geſtellt und in gleichmäßiger Feuchtigkeit erhalten. Sollten noch kalte Nächte eintreten, ſo bringt man die Kiſtchen in einen froſtfreien Raum. Auf dieſe Weiſe werden die jungen Pflanzen raſch und kräftig erwachſen, um ſpäter auf die betreffenden dafür zubereiteten Beete gepflanzt zu werden. Dieſes Auspflanzen hat doppelten Werth und ſollte überall da angewandt werden, wo der Gurkenbau nicht allzuſehr im Großen betrieben wird, denn einentheils kann man, wenn auch die Pflanzen in den Kiſtchen ſchon mehr herangewachſen ſind, die Witterung aber noch zu rauh iſt, mit deren Auspflanzung immer noch warten, ohne dieſelben gefährdet zu ſehen und bei jeder Auspflanzung noch eine Reſerve für den Nothfall zurückbehalten, es gewähren anderentheils die bepflanzten Beete ein weit gleichmäßigeres Anſehen als die beſäeten, da hier die Samen niemals egal und in der erforderlichen Entfernung aufgehen werden. Man wähle ſich im Garten ein ſolches Stück Land aus, das wo— möglich während des ganzen Tages von der Sonne beſchienen werden kann, doch aber ſo liegt, daß es vor Nord- und Nordoſtwinden geſchützt iſt. Nachdem das Land gut gedüngt und gegraben iſt, theilt man es in Beete von 4 — 4½ Fuß Breite und beliebiger Länge ab, in deren Mitte der Länge nach Gräben von 1½ F. Tiefe und Breite aufgeworfen werden, und vertheilt die hierdurch gewonnene Erde gleichmäßig über das Beet nach beiden Seiten hin. Iſt dies geſchehen, ſo wird der Garten mit guter Compoſterde, wie ſie in jeder Gärtnerei gefunden wird und wie ſie überall 448 aus dem ausgerauften Unkraute, Laub und Abfällen aus dem Garten und Hauſe zu bereiten iſt, ausgefüllt. Sind die Beete ſo vorbereitet und Nachtfröſte nicht mehr zu fürchten, ſo kann man zum Auspflanzen ſeiner Gurken ſchreiten, hat aber dabei zu beobachten, daß dies genau in der Mitte des Beetes ausgeführt wird, weil das künftige Behacken und Be— häufeln der Pflanzen dadurch erleichtert wird. Die Entfernung der Pflanzen von einander mag 9 — 10 Zoll betragen, enger zu pflanzen iſt verwerflich, da hierdurch ſpäter der Zutritt von Luft und Licht behindert würde. Die Pflanzen werden nun mit größter Schonung des Wurzelballens und der feinen Saugwurzeln aus den Kiſten gehoben und ſo in das mit den Fingern gemachte Pflanzloch bis an die erſten Blätter hineingepflanzt, ſehr mäßig angedrückt und ſodann reichlich begoſſen. Sollte hierauf mehere Tage trübes Wetter eintreten, ſo bedürfen die Pflanzeu keines Schutzes, iſt dies jedoch nicht der Fall, ſo beſchattet man dieſelben während 4 bis 6 Tagen am beſten durch Ueberſtülpen von Blumentöpfen. Wird dieſe Beſchattung täglich eine Stunde ſpäter vorgenommen und um ebenſo viel früher ent— fernt, ſo kann man ſie nach Verlauf der oben angegebenen Friſt ohne Nachtheil ganz fortlaſſen. Auch gegen etwa noch eintretende Spätfröſte gewährt dieſe Art der Bedeckung genügenden Schutz. Hiernach werden bei irgend günſtiger Witterung die Pflanzen freudig forwachſen; haben ſie dann das dritte Blatt gemacht, jo werden fie bis an das unterſte Blatt behäufelt, indem man die Erde von beiden Seiten her an dieſelben herumzieht; die hierdurch entſtehenden Rinnen dienen zum Gießen. So lange die Pflanzen noch jung ſind, wird bei anhaltend gutem Wetter alle 5—6 Tage durch das Rohr gegoſſen, ſind die Pflanzen größer und haben das ganze Beet überwachſen, ſo wird das Gießen öfters nöthig und wir durch ihre ſchlaffen Blätter daran erinnert werden. — Ueber die Tageszeit, zu welcher das Gießen vorgenommen werden ſoll, herrſcht unter den Praktikern große Meinungsverſchiedenheit. — Ich gieße ihon ſeit zwei Jahren meine Gurkenpflanzen immer in den Stunden von 1—3 Uhr Mittags, ohne jemals nur den geringſten dadurch veranlaßten Schaden an denſelben wahrgenommen zu haben. Mancher der geehrten Leſer wird vielleicht dieſe Angabe anzweifeln, ich kann aber verſichern, daß es ſo iſt. Der Grund, warum ich ſo verfahre, iſt der, daß ich weiß, wie durch das Begießen, ſelbſt mit abgeſtandenem Waſſer, der Boden dennoch oft und plötzlich abgekühlt wird, und daß eine ſolche Bodenerkältung, von je längerer Dauer ſie iſt, einen um ſo nachtheiligeren Einfluß übt. Er— folgt nun das Begießen in den Mittagsſtunden, ſo wird die dadurch er— zielte Abkühlung des Bodens durch die darauf fallenden Sonnenſtrahlen alsbald aufgehoben ſein und derſelbe ſeine vorherige Temperatur wieder angenommen haben, den Pflanzen mithin kein Schaden dadurch zugefügt; auch verhindert das Begießen während der Mittagsſtunden ein länger an— haltendes Welkſein der Pflanzen, was ſonſt nach Umſtänden wohl 5 bis 6 Stunden andauern wird und denſelben unzweifelhaft nachtheilig iſt. Bei dem Begießen des Abends dagegen wird der Boden mehr und ſchneller abgekühlt, als dies durch den natürlichen Temperaturwechſel zwiſchen Tag und Nacht geſchieht, er kann ſich aber wegen dann mangelnder Einwirkung 449 der Sonnenſtrahlen nicht ſobald wieder erwärmen, und gießt man des Morgens, ſo benimmt man den Pflanzen den wohlthätigen Thau, das Eine wie das Andere wird ihnen aber nachtheilig ſein. Allerdings wird, wenn das Gießen des Mittags geſchieht, dies öfters erforderlich ſein, ich laſſe mich aber dieſe geringe Mühe nicht verdrießen und will dies Ver— fahren noch ferner durchführen, um zu einem endgültigen Reſultate zu gelangen. Daß die Zuführung des Waſſers an die Pflanzen nur mit dem Rohre der Gießkanne geſchehen darf, indem man daſſelbe zwiſchen Blätter und Ranken anbringt, verſteht ſich von ſelbſt und kann bei einiger Auf— merkſamkeit dies derartig ausgeführt werden, daß nicht ein Blatt oberhalb benetzt wird, man alſo Brandflecken nicht zu befürchten hat. Ein Ueber— brauſen der Pflanzen nehme ich dann vor, wenn vorher ein Dungguß ge— geben wurde, um die etwa befeuchteten Theile wieder rein zu waſchen, ſonſt nur, wenn kein Thau gefallen iſt. Einen Dungguß wende ich aber nur etwa alle 14 Tage an, es be— ſteht derſelbe aus 3 Theilen Waſſer und 2 Theilen Kloakendünger, er befördert das Wachſen der Pflanzen ungemein. Das Düngen mit Gülle ſollte überhaupt überall, wo es nur irgend angeht, angewendet und den feſten Düngſtoffen vorgezogen werden, denn auf keine andere Weiſe können den Pflanzen die wirkſamen Stoffe des Düngers ſo gleichmäßig vertheilt und deshalb um ſo leichter aufnehmbar zugeführt werden. Gewiß mit allem Rechte ſagt daher Victor Hugo: „Was da wegfließt, ſind die goldenen Aehren, die grünen Wieſen, die würzigen Kräuter, die herrlichen Blumen, das duftende Heu. Ja noch mehr! das liebe Brot, das warme Blut in unſeren Adern, das Leben, die Freude!“ Doch wieder zurück zu unſerer Gurken— ate — Die Gurkenbeete ſind ſtets von Unkraut rein zu halten, außerdem iſt aber ein fleißiges Auf— lockern derſelben, jedoch mit großer Vorſicht, damit den flachliegenden feinen Wurzeln kein Schaden zugefügt wird, von großem Nutzen, und iſt daſſelbe beſonders dann vorzunehmen, wenn der Boden durch ſtarken Regen oder durch das Begießen eine harte Kruſte bekommen hat. Oft ſtellen ſich trotz der aufmerkſamſten Pflege die läſtigen Blattläuſe ein; ſo lange dieſe aber nicht an den Endtrieben, alſo den Gipfeln der Gurkenpflanzen, erſcheinen, ſind ſie nicht allzugefährlich. Um ſie von dieſen fern zu halten, beſtreue man dieſelben des Morgens nach dem Thau oder vorherigem Spritzen mit Tabacksſtaub, welcher in jeder Tabacksfabrik oder größeren Verkaufsſtätte in Menge, wohl auch umſonſt zu erhalten iſt. Dies Mittel kann übrigens auch bei ganz gefunden Gurkenpflanzen und mehrmals wiederholt angewendet werden; es wird ihnen nicht ſchaden und den damit beabſichtigten Zweck der Fernhaltung von Blattläuſen gut erfüllen. Legt man mehere Gurkenbeete ohne Unterbrechung neben einander an, ſo thut man wohl, an deren Rändern zwiſchen denſelben niedrige, ſtärkere Reiſer zu ſtecken, die Ranken gehen an dieſen in die Höhe, und ohne die— ſelben zu beſchädigen, was anderenfalls leicht möglich iſt, wird damit das Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXII. 29 450 Begießen und Ernten ſehr erleichtert. Daß auf den Rändern der Gurken— beete auch noch Frühgemüſe angebaut werden kann, welches bis dahin, wo die Gurken den Raum Degen abgeerntet iſt, verſteht fc von ſelbſt; am beſten eignet ſich hierzu Salat. Ueber Gurken-Culturverſuche theilt Herr Grunert, Kunſtgärtner in Weidenhof (jetzt Drzazgowo) in demſelben Jahresberichte der Section für Obſt- und Gartenbau Folgendes mit: a ‘ „Im Jahre 1863, wo lange Zeit große Hitze und Trockenheit vor: herrſchend war und bis in den September anhielt, daher vielen Gewächſen nachtheilig wurde, war dies auch bei den Gurken der Fall; je mehr ich meine Gurken begoß, ein um ſo ſchlechteres Anſehen boten dieſelben. Als ich dies im Anfange des Juli bemerkte, wünſchte ich natürlich dem vor— zubeugen und machte einige Verſuche zur Erhaltung und wennmöglichen Aufbeſſerung meiner Gurken, welche ſich zu meiner großen Freude auch wirklich belohnten. Einige Beete mit Gurkenpflanzen hielt ich nur rein von Unkraut und ließ dieſelben durchaus unbegoſſen liegen. Der Erfolg war, daß ich von dieſen Beeten bis in den September eine Menge ſchöner und geſunder Gurken erntete. Ein anderer gleichzeitig gemachter Verſuch war der, daß ich um ein 10 Fuß langes Gurkenbeet, anſtatt der gewöhnlichen Furche, einen 8 Zoll breiten und 6 Z. tiefen Graben zog und dieſen ſtets mit Waſſer angefüllt hielt, während das Beet ſelbſt nie begoſſen wurde; auch hier war der Er— folg ein gleich günſtiger, denn ich erntete von dieſem einen Beete weit über hundert der ſchönſten glatten, bis 16 Zoll langen Gurken, während auf den Beeten, welche ich in wie früher gewohnter Weiſe begoß, die Pflanzen, ohne die geringſte Ernte zu liefern, ſchon Anfang Auguſt ganz ein— gegangen waren. Auch in dieſem Jahre machte ich den Verſuch mit Umwäſſerung der Gurkenbeete zur Zeit, als es wieder ſo trocken und heiß war; leider trat bald nachher anhaltender Regen bei überaus kühler Temperatur ein, welcher die bis dahin gut gewachſenen Pflanzen täglich mehr vernichtet, wogegen diejenigen auf den nicht bewäſſerten und gar nicht begoſſenen Beeten wohl ein beſſeres Anſehen als jene zeigen, aber der Kälte wegen auch nur ge— ringe Hoffnung auf eine Ernte laſſen. Hiernach dürfte anzunehmen ſein, daß das Umwäſſern der Gurkenbeete wohl nur in recht heißen und trockenen Sommern mit Vortheil anzu— wenden iſt. Dieſelbe Erfahrung habe ich auch noch bei Erdbeerbeeten ge: macht, welche in dem zuerſt bezeichneten Jahre auf gleiche Weiſe behandelt, ſehr große und wohlſchmeckende Früchte in überaus reicher Menge trugen. 451 Die Cultur der Kirſchen unter Glas. Von Herrn J. R. finden wir in Gardener's Chronicle ein neues Verfahren, Kirſchen unter Glas mit Erfolg zu cultiviren, angegeben, wobei auch die zur Cultur im Gewächshauſe ſich am beſten eignenden Sorten genannt ſind. Zunächſt beſchreibt Herr R. ſein Kirſchenhaus. Daſſelbe iſt 50 Fuß lang und 14 Fuß tief. Die Frontfenſter haben eine Höhe von 6 Fuß und bis zur Spitze iſt das Haus 12 Fuß hoch. Herr N. findet aus Erfahrung, daß ein Haus von dieſer Größe das geeignetſte iſt, indem ſich aus einem ſolchen durch Räuchern viel leichter die ſchwarze Fliege ver— treiben läßt, als aus einem größeren. Eine Luftklappe von 1 Fuß Breite und 1½ Fuß vom Boden entfernt in der Mauer auf jeder Längsſeite des Hauſes, neben zwei Luftlöchern in der Giebelwand, genügte, um Ventilation der Luft im Hauſe zu erzeugen und die erhitzte Luft ausſtrömend zu machen. Sobald die Früchte anfingen ſich zu färben, wurden die Luken vor den Luft— löchern entfernt und blieben ab, bis alle Früchte reif waren. Vor den Luft— löchern war hinter den Luken noch ein Netzwerk von zollgroßen Maſchen angebracht, um das Hineinfliegen der Vögel zu verhindern. Dieſes dieſer Art von mir eingerichtete Haus gewährt mir mehr Vergnügen, als die großartigſte Ananas: und Pfirſichtreiberei. Die Kirſchbäumchen ſtehen ſämmtlich in 13—15 Z. im Durchmeſſer haltenden Töpfen, und da die Wurzeln der Kirſchbäume keine Wärme vertragen, ſo ſtanden die Töpfe bis an den oberen Rand in den Fußboden des Hauſes eingeſenkt. Sämmtliche Bäume ſind in Pyramidenform, werden durch Auflockern der Erde in den Töpfen und durch das Einſtutzen der Triebe in guter Geſundheit und Tragbarkeit erhalten. Neben meinen pyramidenförmigen Aprikoſenbäumen erregten dieſe Kirſch— bäumchen meine fortwährende Bewunderung, und wahrlich, nichts kann einen anziehenderen Anblick gewähren, als dieſe Bäumchen, von unten bis zur Spitze mit großen, völlig reifen Früchten bekleidet. Gegen Ende Mai wurden die erſten Kirſchen geerntet. Die zu dieſer Cultur verwendeten und geeigneteſten Sorten ſind folgende: Guigne trés précoce, die früheſte von allen Süßkirſchen, eine Sorte nicht ganz ſo groß als die ſchwarze Herzkirſche, mit ſehr kurzen Stengeln. Die Farbe iſt ein dunkles Schwarzpurpur. Die Frucht iſt ſehr ſüß und angenehm. Die nächſtbeſte iſt die Early purple Guigne (frühe violetrothe), eine Sorte, die vor mehr als 30 Jahren von Frankreich an die Gartenbau-Geſellſchaft in England geſandt worden iſt. Sie ſcheint in Frankreich ganz unbekannt geworden zu ſein. Mit Erfolg wurde ſie als Spalierbaum gezogen, da dieſe Sorte als Hochſtamm in England zu zart iſt. Die erſten Früchte reiften bei Herrn R. am 1. Juni und währten bis zu Ende deſſelben Monates. Die ſchönen dunkel-violetrothen Früchte hängen an langen Stengeln. Mit dieſer faſt gleichzeitig reift die Lyons, frühe Herzkirſche (Guigne hätive de Lyon), eine neue Varietät, die faſt noch größer und anziehender als die vorhergehende iſt. Die große dunkelrothe Frucht iſt ſehr reich und ſaftig. 29* 452 Dieſen Sorten zunächſt ſteht an Güte die ſehr frühreifende und zarte Kirſche, die fälſchlich als Bigarreau — fie iſt eine Guigne — Bigarreau Jabaulay verbreitete, eine neuere Varietät, ſehr ſüß und reich. Dieſe Sorte reift 14 Tage früher als May Duke. Die in England ſo beliebte Kirſche, Belle d' Orléans, mit blaßrothen, ziemlich kleinen Früchten und ausnehmend ſüß, reift faſt gleichzeitig mit der vorhergehenden. Die frühe rothe Guigne, eine blaßrothe Kirſche, folgt dann, fie ſchrumpft leicht zuſammen und ſchmeckt wie gebacken. Werder's frühe ſchwarze Herzkirſche iſt eine gute Kirſche. Empress Eugenie iſt eine frühe Mai— kirſche, große Frucht, mit einem eigenthümlichen halbſäuerlichen Geſchmack, ganz verſchieden von allen Guigne oder Herzkirſchen und Bigarreaus, die ſämmtlich ſüß find. Die May Duke und Knights frühe ſchwarze folgen der oben genannten und dann kommt die frühe ſchwarze Bigarreau, die frühe rothe Bigarreau und die frühe Straſſen. Die erſte von dieſen großen, frühen, ſchwarzen Kirſchen, die ſo reich an Geſchmack und ſüß find, iſt im Ganzen beſſer als Werder's und Knight's. Die zweite iſt eine niedliche Sorte, mit feſtem Fleiſche. Die dritte iſt eine Sorte ganz für ſich, fo groß wie die May Duke, hellroth, ihr Fleiſch iſt jedoch zart, ſchmelzend und ſüß, ſo daß ſie ſich von allen anderen unterſcheidet. Zu dieſen genannten Sorten erwähnt Herr R. noch eine eigen— thümliche Kirſche, vielleicht die am reichſten tragende von allen bekannten Sorten, ſo wohl als Kronenbaum oder Pyramide in freiem Lande oder an einer Mauer wie im Kirſchenhauſe. Dieſelbe wurde in Ohio von Dr. Kirtland erzogen und iſt als „Governor Wood“ bekannt. Die Frucht iſt groß, blaßgelb und roth gefärbt wie von ausgezeichnetem Geſchmack. Alle dieſe hier genannten Sorten lieferten von Mitte Juni bis Mitte Juli reichlich Früchte, dieſen folgten dann die Früchte von einer Anzahl großer ſchwarzer Kirſchenſorten, die ſich an den Bäumchen herrlich aus— nahmen. Unter dieſen ſind zu erwähnen: die böhmiſche ſchwarze Bigarreau, ausgezeichnet durch ihre Größe und ihren Geſchmack, daun die große ſchwarze Bigarreau (nicht die Tradescant). Es giebt im Süden von Frankreich mehere Sorten Kirſchen, die unter dem Namen „Bigarreau mit ſchwarzer Frucht“ cultivirt werden, faſt ſämmtliche Sorten befinden ſich in England und haben Früchte getragen, eine davon aber beſonders große und iſt der Baum von üppigem Wuchſe, dieſe erhielt daher den Namen „große ſchwarze Bigarreau.“ Die ſchwarze tartariſche, eine gute Kirſche unter Glas, und die dunkel gefärbten Sorten von Ohio, Brant, Pontiac (die ſchönſte dieſer Race), ſchwarze Hawk und Osceola, reifen ihre Früchte im Juli, gefolgt von der Reine Hortense, eine ſehr erfriſchende Sorte. Die Bigarreau und Elton, der Liebesapfel und der Transparent, die alle wie die Reine Hortense ſaftreich und erfriſchend find, reifen im. Juli. Napoléon Bigarreau, eine ſehr große, feſtfleiſchige Sorte, reift Ende Juli und im Auguſt erfreut einem die „ſpäte dunkelrothe Guigne“ durch ihre ſehr großen, dunkel- purpurfarbenen, an langen Stengeln herab— hängenden Früchte. Dieſe iſt jedenfalls eine der beſten ſpäten Kirſchen. Ende Auguſt reift die „Rival,“ eine Kirſche aus Lyon, ihre Früchte, eine ſchätzenswerthe Sorte. Im September liefert die ſpäte Weinkirſche eine 453 erfriſchende Frucht und ſpät im Herbſte haben wir noch die „Herbſt-Bigar— reau“ oder Belle Agathe. Im Kirſchhauſe reift ſie bereits im September, während ſie im Freien erſt Mitte October reift. Neue Petunien⸗Färbungen. Herr Bernhard Thalacker, Samen- und Handelsgärtner in Erfurt, beſchäftigt ſich ſeit etwa 10 Jahren eifrigſt mit der Anzucht neuer Petunien— Varietäten aus Samen und hatte bereits vor 10 Jahren das Glück, unter vielen anderen ſchönen eine ausgezeichnet ſchöne neue Varietät zu erziehen, die er unter der Bezeichnung „Frau Henriette Thalacker“ in den Handel gab und die ſich des allgemeinſten Beifalles erfreute. Die Blumen derſelben ſind ſcharlachcarmoiſin, mit weißen verwaſchenen größeren und kleineren Flecken, der Habitus der Pflanze iſt niedrig und buſchig, auch gehört dieſe Varietät ihrem Genre nach zu den Inimitable- Varietäten. Bei der großen Obſt-, Gemüſe-, Blumen- und Pflanzen-Ausſtellung in Hamburg, vom 25. bis zum 28. September 1862, erregten die von Herrn Thalacker eingeſandten einfach und gefüllt blühenden Petunien-Sämlinge die allgemeinſte Bewunderung und wurden mit einem Ehrendiplome gekrönt. Aus dieſer von allen anderen Petunien in der Blüthenfärbung abweichenden Sorte hat Herr Thalacker nun einen ganz neuen Genre von Petunien erzogen, die er Petunia Inimitable marmorata nennt und von denen er uns eine Collection Blumen in allen Größen und in der verſchiedenſten Färbung zur Anſicht eingeſandt hat, die nichts zu wünſchen übrig laſſen und die wir deshalb auch den Petunienfreunden hiermit beſtens empfehlen wollen. Die Grundfarbe der verſchiedenen Blumen iſt entweder Roſa, Carmoiſin bis zum leuchtendſten Scharlachcarmin, wie zum dunkelſten Schwarzearmoiſin und wird mit größeren oder kleineren Flecken marmorartig unterbrochen, oder es treten auf der helleren Grund— farbe die Adern der Blumenkrone roſa hervor, ſo daß der Contraſt ein wirklich prächtiger iſt und ein Beet von dieſen Blumen unter einander einen herrlichen Effect machen muß. In Bezug auf das Ergebniß der Samen dieſer Petunien theilt uns Herr Thalacker mit, daß die Ausſaat von marmorirten Petunien nach der allgemeinen Ueberſicht 12—15 pCt. wirklich marmorirte Sorten ergab. Die übrigen Pflanzen beſtanden in einem Gemiſch von klein und groß— blumigen Inimitable, einfarbigen Sorten und gegen 5 pCt. Frau Hen- riette Thalacker. — Es muß einem Züchter gewiß eine große Freude gewähren, wenn es ihm gelungen, nach vieler Mühe einen neuen Genre irgend einer Pflanzenart, wie Herr Thalacker dieſe Petunie, erzogen zu haben. Im 12. Hefte des Jahrganges 1864 des „deutſchen Magazins“ iſt die P. Frau Henriette Thalacker, aus der, wie eben bemerkt, die 454 P. Inimitable marmorata-Barietäten entftanden find, ſehr gut ab- gebildet und über die uns vorliegenden Neuheiten hat Herr Thalacker im 1. Hefte dieſes Jahrganges des gedachten Journals auch ſchon Näheres mitgetheilt. — —_ MIT Bemerkungen über die giftigen Eigenſchaften der Euphorbia caracasana Boiss. Herr A. Ernſt in Caracas giebt im „Journal of Botany“ (Sep⸗ tember⸗Heft 1866) nachſtehende intereſſante Notizen über die Euphorbia caracasana Boiss. Dieſelbe iſt eine im Thale von Caracas heimiſche Pflanze, daſelbſt „Lechero,“ d. h. Milch gebende, genannt, weil fie in großer Menge einen milchigen Saft enthält. Die Beſchreibung der Euph. caracasana in de Candolle's Prodromus (XVI. p. 60, No. 215), iſt genau, nur daß die Blätter zuweilen noch größer werden, als Boiſſier angegeben hat, und die Pflanze nicht immer ſtrauchig bleibt. Am 24. Juni d. J. fanden Herr Ernſt und deſſen Freund, Herr Nichols, im Thale von Catuche (ein Fluß, der der Stadt Caracas das Waſſer liefert) mehere Exemplare dieſer Pflanze, die zu ſtarken Bäumen herangewachſen waren, der Stamm des einen Exemplares war faſt 10 Zoll dick und ſo hoch, daß man die verſchiedenen Blätter kaum unterſcheiden konnte. Herr Ernſt hätte ſie nicht für die E. caracasana erkannt, wenn nicht kleinere Exemplare in der Nähe geſtanden hätten, die keinen Zweifel über die Species zuließen. Nachdem die Rinde eingeſchnitten war, floß der milchige Saft in ſo großer Maſſe hervor, daß nach kurzer Zeit 12 Loth davon geſammelt waren. Dieſer Milchſaft iſt rahmweiß, hat einen balſamiſchen Geruch und einen faden Geſchmack. Ich nahm, ſchreibt Herr Ernſt, nur zwei Tropfen davon auf meine Zunge. Nach einer Viertelſtunde ſpürte ich einen inten- ſiven brennenden Schmerz im Schlunde, der ſich nach mehrmaligem ſtarken Gurgeln mit kaltem Flußwaſſer nicht legte. Zu faſt gleicher Zeit empfand ich ſtarken Schmerz im Magen und während einer halben Stunde mußte ich mich fünfmal übergeben. Unterdeſſen hatte ich meine Wohnung erreicht, ich nahm eine Portion Olivenöl und empfand nachher keine Unbequemlichkeit mehr, entdeckte aber ſpäter noch eine andere giftige Eigenſchaft in der Milch dieſer Pflanze. Nachdem ich meine Hände gewaſchen, hatte ich den Waſſernapf wohl nicht ſorgfältig gereinigt, ſo daß etwas von der Milch in einem aufgelöften Zuftande im Napfe geblieben fein mag, und als ich darauf mein Geſicht wuſch, kam etwas von dem im Napfe vorhandenen Safte in die Augen und erzeugte eine ſehr ſchmerzhafte Entzündung, die ſich jedoch im Laufe des Tages legte, nachdem ich die Augen fleißig mit Zuckerwaſſer gebadet hatte. Die Milch hatte keine Wirkung auf die Haut. Herr Nichols war von einer gleichen kleinen Quantität Gift dieſer Pflanze ergriffen worden. Derſelbe berichtet darüber Folgendes: 455 „Bei Entdeckung der Euphorbia caracasana hielt ich den Baum exit für den Palo de Vaca (Kuhbaum) Venezuela's und koſtete den milchigen Saft deſſelben, was bei mir keine böſe Folgen erzeugte. Ich ſchloß daraus, daß die Wirkung des Milchſaftes dieſer Pflanze nicht nur bei Individuen. verſchieden ſei, ſondern auch von dem vorhandenen Quantum Nahrung im Magen abhänge. Am erſten Morgen als ich die Milch koſtete, hatte ich gefrühſtückt, bei einem zweiten Beſuche mit Herrn Ernſt war es bei Tagesanbruch, einige Stunden vor dem Frühstück. Bald nachdem wir den Baum „angezapft“ hatten, fühlte ich ein unangenehmes Stechen in den Augenlidern, allmälig in ſchmerzhafte Entzündung übergehend, die ſich zur Nachtzeit beträchtlich verſchlimmerte, namentlich wenn die Augen geſchloſſen blieben. Ich ſchrieb dies der Atmoſphäre zu, welche mit dem Gifte geſchwängert geweſen ſein muß, denn während des Prozeſſes des Einſammelns und Unterſuchens des Saftes waren wir nahe genug, um die Giftſtoffe einzuhauchen. Etwa 48 Stunden nachher ſpürte ich die wirklichen Folgen davon. Ich bekam heftiges Erbrechen mit Schmerzen verbunden, oft plötzlich, oft allmälig. Es trat nur eine kurze Linderung ein, wenn die Natur ihren Lauf gehabt hatte, die Schmerzen fingen gleich nach dem Erbrechen an. Ich muß ge— ſtehen, daß ich nie zuvor ſolche innerliche Schmerzen gefühlt habe, die mehr oder weniger zwölf Stunden währten. Ich war total hinfällig, konnte nur liegen und es verging eine volle Woche, ehe die Wirkung des Giftes ganz vorüber war. Dieſe unfreiwilligen Erfahrungen veranlaßten Herrn Ernſt, die che— mischen und torilogiſchen Eigenſchaften näher zu unterſuchen. Ein Theil der von ihm in einer Flaſche nach Hauſe gebrachten Milch war geronnen und bildete eine faſerig-käſeartige Maſſe, ſchwimmend in dem flüſſigen Ueberreſte. Das ſpecifiſche Gewicht der Milch iſt 0,97, ſie kocht in der— ſelben Temperatur wie das Waſſer. Unter dem Mirkroſkop ſah ich zahl: reiche kleine runde Körner, die ich für Caoutchoue hielt. Die Milch ver: härtet nicht wenn der Luft exponirt, bildet aber eine zähe gelbe Subſtanz, die ſich in Oel leicht auflöſt. Kalter rectificirter Weingeiſt gab einen Extract, der eine kleine Quantität harziger Stoffe enthielt; heißer Weingeiſt lieferte eine größere Quantität (deſſelben oder verſchiedenen Harzes ?). Schwefel- und Salzſäure erzeugten eine Trennung der Milch in eine licht⸗ gelbe Flüſſigkeit und in einen weißen faſerigen Bodenſatz. Der letztere mit Waſſer gekocht gab eine fette Suſtanz (Wachs?), auf der Oberfläche des Waſſers ſchwimmend. Nach Verlauf von 24 Stunden war die Milch ſauer. Die giftigen Eigenſchaften der Milch zu erproben, ſtellte ich an zwei Guinea⸗Schweinen und einem Kaninchen Verſuche an. Das erſte Schwein erhielt 5 Grammen von der Milch, das, 0 es ſich zweimal gebrochen, völlig geſundete. Das zweite Schwein ver— ſchluckte 10 Grammen, brach ſich darnach faſt volle drei Stunden und ſtarb dann. Das Kaninchen bekam 20 Grammen ein; das Gift wirkte ſehr nachdrücklich, ſowohl emetiſch als abführend und das Thier ſtarb nach Verlauf einer halben Stunde. Der Maſtdarm beider todten Thiere zeigte 456 eine Anzahl rother Flecke, andere Veränderungen in den Eingeweiden nden nicht bemerkt. Soviel ſteht nach dieſen wenigen angeſtellten Verſuchen feſt, daß die Milch der Euphorbia caracasana ein ſehr kräftiges, ſcharfes Gift iſt und gewiß noch ſtärker, wenn die Pflanze in voller Entwickelung ſteht. Es enthält, wie es ſcheint, kein flüchtiges Oel und wirkt verſchieden bei verſchiedenen Conſtitutionen, aber iſt den Menſchen wie den Thieren gleich ſchädlich. Die Blätter dieſer Euphorbia werden von keinem Thiere be— rührt, auch habe ich niemals Inſekten auf den Blättern bemerkt. — In Braſilien vergiften nach Dr. Maſters die Eingebornen ihre Pfeile mit dem Safte der Euphorbia cotinifolia L., zu demſelben Zwecke dürfte ſich auch der Saft der E. caracasana eignen. Der pomologiſche Congreß in Frankreich. Seit langer Zeit haben die Gartenbau -Geſellſchaften Frankreichs, namentlich jene des Rhone-Departements, wahrgenommen, daß die in ihrem Schoße erörterten, auf Obſtzucht gerichteten Fragen nur reſultatloſe Ant: worten hervorriefen. Nach vielfältigen Verſuchen, dieſem Uebel zu ſteuern und der daraus entſpringenden Verwirrung in den Verhandlungen und in den Berichten zu begegnen, gelangte man zu der Ueberzeugung, daß nur in der Berufung eines Congreſſes der Gartenbau-Geſellſchaften und er— fahrener Pomologen das Mittel zur Beendigung ihrer Streitigkeiten und zur Feſtſtellung der Benennungen und Synonymen des Obſtes gefunden werden könne. Die kaiſerl. praktiſche Gartenbau-Geſellſchaft des Rhone-Departements wurde eingeladen, die Initiative zu ergreifen. Sie berief demzufolge den pomologiſchen Congreß, beſtehend aus Mitgliedern der Garten- und Ackerbau⸗Geſellſchaften Frankreichs, aus Ehrenmitgliedern und aus Theil— nehmern an den Arbeiten jener beſtimmten Seſſion, für welche ſie ſich ein— zeichnen ließen. Das Programm des erſten Congreſſes, der im Jahre 1856 in Lyon zuſammentrat, enthielt im Art. 1 folgende Anordnung: „Alle Früchte, welche mehere Namen führen, woraus eben die zahl— reichen Irrthümer und Täuſchungen entſpringen, werden in Zukunft nur einen Namen tragen, und zwar jenen, welchen ihnen der Erzeuger beilegte; iſt letzterer unbekannt, den am meiſten bekannten oder endlich den im Er— zeugungsorte angenommenen.“ Art 4 beſagt: der Congreß wird von den bisher verbreiteten Früchten alle jene beſeitigen oder nicht zulaſſen, welche er von untergeordneter oder ſchlechter Beſchaffenheit erkennt, nachdem die Anzahl guter Früchte bereits hinlänglich groß iſt. Seinem Programme getreu verfaßt der Congreß Verzeichniſſe zweier 457 Obſtgattungen, welche er auf ſeinen verſchiedenen Verſammlungen zugelaſſen und definitiv benannt hat. Seine zweite Verſammlung im Jahre 1857 hielt er ebenfalls in Lyon ab, ſeither waren aber folgende verſchiedene Orte dazu gewählt: 1858 Paris, 1859 Bordeaux, 1860 Lyon, 1861 Orleans, 1862 Montpellier, 1863 Rouen, 1864 Nantes, 1865 Dijon und 1866 findet die Sitzung in Melün ſtatt. Mit Beifall aufgenommen, wie von Männern des Wiſſens und von Einfluß unterſtützt, hat der Congreß ſeine Aufgabe gelöſt. Auf der Ver— ſammlung zu Lyon im Jahre 1862 wurde beſtimmt, daß er den Titel: Pomologiſcher Congreß von Frankreich zu führen habe. Mit dieſem Zeitpunkte begann er auch die Herausgabe der Geſchichte und Beſchreibung aller in Frankreich gezogenen und vom pomol. Congreſſe zugelaſſenen Obſtgattungen, unter dem Titel: La pomologie de la france, herausgegeben unter Mitwirkung aller Acker- und Gartenbau-Geſellſchaften Frankreichs. Jedes Jahr erſcheint ein Band in doppelter Ausgabe, mit ſchwarzen und mit colorirten Abbildungen, erſterer koſtet 10 Fres., letzterer 25 Fres. Die bis jetzt erſchienenen drei Bände enthalten die Beſchreibung von 151 Birnen und 8 Aepfeln; der vierte eben verbreitete Band wird die noch übrigen Birn- und Aepfelſorten beſchreiben. Beehrt durch den Schutz und die Unterſtützung des Miniſters für Ackerbau, Handel und öffentliche Arbeiten, welcher ſich in namhafter Weiſe durch Subſcription an der Sache betheiligt hat, wird der Congreß ge— wiſſenhaft ſeine Aufgabe verfolgen; in der Zwiſchenzeit von einer Ver— ſammlung zu anderen wird er durch einen Verwaltungsrath geleitet, der ſeinen Sitz in Lyon hat. ee Ueber die Bewegungen der Schlingpflanzen. (Nach einer Abhandlung von Charles Darwin, in dem „Journal of the Linnean Society.“) (Schluß.) II. Blattklimmer. Wir rechnen hierher diejenigen Gewächſe, deren Blatt ohne weſentliche Veränderung der gewöhnlichen Form zum Klimmen organiſirt iſt; die Pflanzen, bei welchen daſſelbe zu dieſem Behufe eine, wenn auch nur par- tielle, Umgeſtaltung erfahren hat, werden wir in den folgenden Abſchnitten beſprechen. — Man kann die hierher gehörigen Pflanzen in 2 Gruppen bringen, je nachdem ſie die Stiele ihrer Blätter oder deren Spitzen zum Klimmen verwenden; zu erſteren gehören, ſoviel bekannt, Gewächſe aus 8 verſchiedenen Familien, zu letzteren nur aus 4. Es ſind folgende: I. Gruppe. Blattſtielklimmer. Ranunculacee: Viele Arten von Clematis, Tropzolee: Tropæolum azureum, tricolorum ꝛc. 458 Antirrhinee: Maurandia Barclayana, semperflorens, Rhodochiton volubile, Lophospermum scandens, Linaria eirrhosa, Lin. Elatine. Solanes: Solanum jasminoides. Fumariaces: Fumaria officinalis, Adlumia eirrhosa, Corydalis claviculata. Bignoniacex: Bignonia unguis. Menispermacee: Cocculus japonicus. Ophioglossem: Ophioglossum japonicum. II. Gruppe. Blattſpitzen⸗Klimmer. Nepenthex: Nepenthes. Lili- ace: Gloriosa Plantii. Commelynacem: Flagellaria indica. Melanthacex: Uvularia. Dieſe Pflanzen zeigen von der vorhergehenden Gruppe bezüglich der zum Klimmen dienenden Theile, abgeſehen von deren morphologiſchen Dif— ferenz, eine wichtige Verſchiedenheit. Die betreffenden Theile des Blattes beſitzen hier nämlich in der That Irritabilität. Sie ſind empfindlich, ſo— wohl gegen Berührung als gegen andauernden Druck durch Belaſtung, mitunter in jo ausgezeichnetem Grade, daß ſchon ein aufgeſetztes Reiterchen von dünnem Zwirn im Gewichte von nur 4 Milligrammen eine Wirkung hervorbringt. Der Effect der Reizung iſt, daß ſich der betreffende Blatt: theil nach der berührten oder gedrückten Seite einkrümmt, was bei ver— ſchiedenen Pflanzen mit verſchiedener Geſchwindigkeit geſchieht, mitunter ſchon nach wenigen Minuten, doch gewöhnlich nach einer viel längeren Zeit. Iſt der Reiz ein dauernder, ſo ſteigert ſich die Krümmung bis zum Umſchlingen des berührenden Objectes, was je nach der Natur der Pflanze mit einem halben, einem ganzen oder meheren Umläufen geſchehen kann; war der Reiz nur vorübergehend, ſo wird der Blatttheil nach und nach wieder gerade und kann dann von Neuem gereizt werden. Mitunter auch kommt es vor, daß der Blatttheil, wenn der Reiz, obwohl dauernd, doch allzuſchwach iſt, ſich nach der anfänglichen Krümmung entweder wieder ſtreckt oder doch nicht weiter krümmt, ſo daß alſo hier eine Gewöhnung an den Reiz ftattfindet. Hat dagegen der Blatttheil ein Object einmal vollſtändig, wenn auch nur für kurze Zeit umſchlungen, ſo kann er, wenn dies entfernt wird, nicht wieder in ſeine urſprüngliche Lage zurückkehren. Nach zwei⸗ oder dreitägiger Dauer der Umſchlingung wachſen die Blatt⸗ ſtiele gewöhnlich ſtark in die Dicke, entweder auf allen oder nur an einer Seite und werden, mitunter in ſehr ausgezeichneter Weiſe, feſt und holzig, was für die Erhöhung ihrer Tragfähigkeit von wiſſenſchaftlichem Nutzen iſt. Mit ſeltenen Ausnahmen. ſind die Blattſtiele, reſp. Spitzen, nur empfindlich, ſo lange ſie noch jung ſind; ſie ſind entweder empfindlich auf allen Seiten oder, wie die hakenförmigen Spitzen von Gloriosa, nur in ihrer Concavität. Der Grad der Reizbarkeit iſt bei verſchiedenen Pflanzen verſchieden und bei einigen Arten von Cléematis ſogar ee in differenten Theilen des nämlichen Blattes. Bei allen hierhergehörigen Pflanzen ſind, wie bei den eigentlichen Schlingpflanzen, die wir im vorigen Capitel betrachteten, die jungen Stengelglieder in fortwährender mehr oder minder regelmäßiger Bewegung, die meiſtens mit beträchtlicher Geſchwindigkeit vor ſich geht. Einige können ſich in Folge des auch wirklich ſpiralig um eine Stütze winden, in der Regel ſind ſie jedoch dazu nicht im Stande, weil die beweglichen 459 Stengelglieder, im Unterſchiede von den echten Schlingpflanzen, eine ent- ſchiedene Neigung haben, die Richtung ihrer Umläufe früher zu ändern, ehe eine Umſchlingung zu Stande gekommen iſt. Der Zweck dieſer Bewegungen iſt daher hier weſentlich nur der, die Blätter in möglichſt vielfache Be— rührung mit benachbarten Gegenſtänden zu bringen, ohne welche Einrichtung dieſelben wohl nur in beſchränktem Maaße der Pflanze zum Klettern würden nützen können. Sie werden darin in manchen Fällen, z. B. bei Arten von Clematis, Adlumia, Tropæolum und anderen, noch dadurch unter— ſtützt, daß auch die Blätter ähnliche ſpontane Bewegungen ausführen. Uebrigens ſind die Stengel hier, im Gegenſatze zu den Blättern, gegen Reize unempfindlich, nur bei Lophospermum scandens wurde einige wü beobachtet (worüber man weiter unten das Nähere nachſehen wolle). Es verdient ſchließlich noch Erwähnung, daß, wie bei den Pflanzen des vorigen Capitels, die unterſten Internodien nicht bewegungsfähig waren, ſo bei dieſen die Stiele, reſp. Spitzen der zuerſt gebildeten Blätter keine Reizbarkeit beſitzen. Wir wollen nun im Folgenden die einzelnen hierhergehörigen Pflanzen der Reihe nach in Kürze betrachten. a. Blattſtielklimmer. 1. Clematis glandulosa. Die Stengelſpitzen machen ihre Umläufe in durchſchnittlich 3 Stunden 48 Min. und der Stengel windet ſich dabei um eine beigeſteckte Stütze ſpiralich auf; die Spirale wechſelt ihre Richtung nach je ein oder wenigen Umläufen. Die Blätter ſind ungetheilt, ihre Stiele kurz und dick; letztere ſind, vorzugsweiſe an ihrer unteren Seite, reizbar, doch iſt die Empfindlichkeit nur gering und eine Belaſtung von 100 Milligrammen brachte kaum einen Effect hervor.“) Nach erfolgter Reizung krümmt ſich der Stiel im Verlaufe einiger Stunden hakenförmig zurück; währte ſie nur kurze Zeit, ſo ſtreckt er ſich allmälig wieder, war ſie dauernd, ſo behält er die Krümmung bei und verdickt ſich in der Folge bedeutend. Eine gleiche hakenförmige Rückkrümmung führt der Stiel auch im Verlaufe der Entfaltung des Blattes ſpontan aus; trifft er dabei auf kein Object, das er umklammern kann, ſo wird er ſpäter wieder gerade. 2. Clematis montana. Umlaufszeit der Stengelſpitze 3—4 Stunden, Windungstendenz gering. Blätter dreizählig; nur der lange und dünne gemeinſame Stiel empfindlich, nicht die Theilblattſtielchen. Reizbarkeit bedeutender als bei der vorigen, es erfolgte ſchon Krümmung auf eine Belaſtung von 15 Milligrammen. Der Stiel windet ſich völlig um ein berührtes Object, iſt daſſelbe dünn genug, zweimal. 3. Clematis Sieboldi. Blätter dreizählig, alle Stiele reizbar, ſchon ) Wie wir hier in Bezug auf das Folgende ein für allemal bemerken wollen, wurden die Reizungen überall in der Weiſe ausgeführt, das der betreffende Blatttheil mit einem dünnen Zweige ein oder mehrmal hin und her gerieben wurde; dauernde Belaſtungen wurden durch Aufſetzen eines genau abgewogenen Reiterchens von Zwirn oder Bindfaden hergeſtellt. empfindlich gegen 8 Milligramm. Hier bewegt ſich auch das ganze Blatt ſpontan, gewöhnlich in verticalen Ellipſen. Umlaufszeit der Stengelſpitze 3 Stunden 11 Minuten. Sonſt wie die vorige. 4. Clematis calycina. U. d. St. (wir wollen ſo der Kürze halber im Folgenden die Umlaufszeit der Stengelſpitze bezeichnen) in 5—6 Std., Stengel ſich dabei aufwindend in abwechſelnd entgegengeſetzter Spiral⸗ richtung, wie bei CI. glandulosa. Blätter dreizählig; ſo lange das Blatt noch jung, ſind die beſonderen Stielchen ſehr kurz, unempfindlich, der ge— meinſame Stiel etwas nach abwärts gekrümmt, ſehr empfindlich,“) ſpäter auch die beſonderen Stielchen verlängert und reizbar. Hat der Stiel ein Object umfaßt, jo ſchwillt er im Verlaufe von 2 — 3 Tagen bedeutend an und wird faſt zweimal ſo dick, als bei einem nichtklammernden Blatte; die Seite, welche dem Objecte anliegt, zeigt ſich unter dem Mikroſkop zu— ſammengeſetzt aus einer Schicht von farbloſen vergrößerten und radical verlängerten Zellen, ebenſo find auch die axilen Zellen erweitert und das Ganze iſt derart verhärtet, daß es bei gewaltſamer Streckung in Stücke bricht, während die nichtklammeruden Stiele biegſam verbleiben. Aehnliches findet ſich auch bei den anderen Arten dieſer Gattung. 5. Clematis Viticella var. venosa. U. d. St. 2 Std. 40 Min.; Stengel ohne Windungsvermögen. Blätter unpaarig-gefiedert, das unterſte Fiederpaar dreizählig. Der Stiel macht bei den Anſatzſtellen der unteren Seitenblättchen einen ſchwachen Knick nach abwärts und bei dem letzten Paare iſt er unter einem rechten Winkel gebogen, die ſeitlichen Stielchen ſind etwas aufgerichtet und das Ganze bildet ſo einen ausgezeichneten Hakenapparat. Alle Stiele und Stielchen ſind empfindlich, am meiſten die untere Seite des Terminalſtückes, am ſchwächſten die Baſis des gemein— ſamen Blattſtieles. Erſteres reagirte gegen eine Belaſtung von circa 50 Milligrammen; in Berührung mit einem Stäbchen machte es eine Krümmung durch 90“ in 1 Stunde 10 Minuten. 6. Clematis microphylla var. leptophylla. U. d. St. 1 Stund. 51 Min.; beſitzt einiges Windungsvermögen. Geſtalt und Verhalten des Blattes im Allgemeinen wie bei der vorigen, doch reizbarer, Stiele der jungen Endblätter empfindlich gegen 4 — 8 Milligrammen. Das ganze Blatt bewegt ſich auf- und abwärts in unregelmäßigen Ellipſen, von denen eine in 2 Stunden 35 Minuten vollendet wurde. 7. Clematis Flammula. Z. d. St. 3 Stunden 45 Minuten, ohne Windungsvermögen. Unter ungünſtigen Umſtänden (bei nicht ganz kräftigen Pflanzen oder vorgerückter Jahreszeit) wird bei dieſer Art die Bewegung der Stengelſpitze ſiſtirt, ſo daß dann die Pflanze nur auf die Eigen— bewegung der Blätter und allenfalls noch auf den Wind angewieſen iſt, gewiſſermaßen die letzte Spur eines ſonſt in der Gattung vertretenen Charakters und Uebergang zu den aufrechten Arten derſelben. Blätter *) Darwin giebt an, daß er hier zu einem anderen Zwecke kurze Striche mit Waſſerfarbe an die untere Seite des Stieles aufgetragen hatte und daß dieſe unendlich dünne Kruſte ſchon hinreichte, um binnen 24 Stunden eine ent- ſchiedene Abwärtskrümmung hervorzubringen. 461 übrigens wie bei den vorigen ebenfalls ſehr empfindlich, Seitenſtielchen z. B. gegen 32, Terminalſtielchen ſchon gegen 4 Milligr. Belaftung. 8. Clematis Vitalba. Konnte wegen kümmerlichen Zuſtandes des cultivirten Materiales nicht vollſtändig beobachtet werden, doch muß die Empfindlichkeit hier ebenfalls ſehr beträchtlich fein, da die Blattſtiele Ob— jecte ſo dünn wie die Halme von Briza oder ähnliche noch umſchlingen können. Dieſe Art iſt auch noch dadurch intereſſant, daß beim Blattfalle im Herbſte die Stiele ſtehen bleiben und noch ein Jahr überdauern, wo— durch ſie an die echten Ranken erinnert, wie ſie bei der verwandten Gattung Naravelia vorkommen. 9, Tropsolum tricolorum var. grandiflorum. Die fadendünnen Stengelſpitzen machen ihre Umläufe in durchſchnittlich 1 Stunde 23 Min. und der Stengel windet ſich dabei ſpiralig auf; ſo lange er noch jung iſt ganz regelmäßig und in gleich bleibender Richtung, ſpäter, wenn ihm die Blattſtiele zu Hülfe kommen, unregelmäßig und nach verſchiedenen Seiten. Die unterſten Blätter ſind fädliche Niederblätter, die weiter nach oben durch ſehr allmälige Mittelformen in die ſiebenſchnittigen Laubblätter übergehen. Erſtere ſowohl als die Stiele der letzteren ſind empfindlich und krümmen ſich um den berührenden Gegenſtand; die Krümmung wird ſchon nach 3 Minuten deutlich, und eines bog ſich zu einem ganzen Ringe ſogar innerhnlb nur 6 Minuten. Dies iſt das Maximum von Empfindlichkeit, welche in der Gruppe der Blattklimmer beobachtet wurde. Merkwürdig iſt hier auch, was ſonſt nirgends vorzukommen ſcheint, daß jene Organe, falls ſie anderweitig keinen Gegenſtand zum Umklammern erhaſchen, mehere Tage hindurch oſcilirende Bewegungen gegen den ſie tragenden Stengel hin machen und ſchließlich dieſen oder die von ihm umwundene Stütze um— klammern. Die fädlichen Niederblätter, die ganz mit Ranken zu paralle- liſiren ſind, leiſten übrigens der Pflanze nur einen vorübergehenden Dienſt, indem ſie, wenn dieſelbe ſich mittelſt der nachfolgenden Laubblätter genügend befeſtigt hat, verwelken und abfallen. 10. Tropæolum azureum. Verhält ſich wie die vorige, nur be— ſitzt ſie keine ſolchen fädlichen Niederblätter. U. d. St. 1 Std. 47 Min. Eine Belaſtung des Blattſtieles mit 8 Milligr. genügte, um Krümmung zu veranlaſſen; ein Reiz durch Reibung brachte dieſelbe in 5—6 Minuten hervor. 11. Tropæolum pentaphyllum. U. d. St. 1 Stunde 46 Min., doch windet ſich hier der Stengel nicht auf. Hat ebenfalls keine Nieder— blätter. Krümmung des Laubſtieles nach einem Reize durch Reibung in 8-10 Minuten; eine Belaſtung von 8 Milligr. veranlaßte zwar leichte Krümmung, war jedoch nicht ausreichend, dieſelbe bis zu einer ſtärkeren Beugung zu ſteigern. | 12. Tropæolum peregrinum. U. d. St. 1 Stunde 48 Minuten (beachtenswerth iſt die Gleichförmigkeit in der Umlaufsgeſchwindigkeit dieſer und der beiden vorhergehenden Arten). Stengel ohne Windungsvermögen. Keine Niederblätter. Die Laubblattſtiele krümmen ſich auf erfolgten Reiz binnen 10—20 Minuten; ihre Empfindlichkeit gegen Belaſtung iſt jedoch 462 dem gegenüber auffallend gering, indem ſie auf 54 Milligr. noch nicht, doch auf das Doppelte reagirten. * 13. Tropæolum tuberosum. Bewegung der Stengelſpitze ſehr unregelmäßig und häufig unterbrochen: einmal wurde ein Kreis in 4 Std. durchlaufen. In gleicher Weiſe iſt auch die Empfindlichkeit der Blattſtiele ſchwächer, ſie begannen erſt 1 Stunde nach dem Reize ſich zu krümmen, die Krümmung erreichte das Maximum nach 2 Stund. und war erſt nach 24 Stunden wieder unmerklich geworden. 14. Tropæolum minus (? „dwarf crimson Nasturtium“ Hort). Die Stengelſpitze macht hier gar keine Umläufe, ſie bewegt ſich in ſehr unregelmäßiger Bahn während des Tages gegen das Licht und rückwärts während der Nacht. Blattſtiele unempfindlich. Die Species gehört daher nicht eigentlich hierher, ſie wurde nur aufgeführt, um die Abſtufungen, die ſich in der Gattung Tropæolum bezüglich des Verhaltens und der Empfindlichkeit der Blattſtiele zeigen, zu vervollſtändigen. — Erwähnung verdient noch, daß bei dieſer Art, ſowie bei Trop. elegans und wahr— ſcheinlich auch noch anderen, der Blüthenſtiel, ſobald die Ausbildung der Frucht beginnt, ſich ſpontan und plötzlich nach abwärts krümmt, wobei er ich etwas zuſammenrollt und ein zufällig im Wege befindliches Objeet wohl auch umklammert. Dieſe Bewegung, obwohl der der Blattſtiele ähnlich, iſt jedenfalls, wie ſich verſichert wurde, nicht Folge von Irritabilität; die näheren Urſachen ſind jedoch unbekannt. 15. Maurandia Barclayana. Die Stengelſpitze macht abwechſelnd entgegengeſetzte Umläufe in durchſchnittlich 3 Stunden 17 Minuten, doch windet fie nicht. Blattſtiele Schon empfindlich gegen 8 Milligr. Belaſtung. 16. Maurandia semperflorens. U. d. St. 1 Stunde 46 Minuten, ſonſt wie die vorige. Bei dieſer Art ſind auch die Blüthenſtiele etwas empfindlich und machen zugleich Umläufe, ähnlich wie die Stengel, doch weder winden ſie, noch umklammern ſie in Rankenart eine dargebotene Stütze; die gegentheilige Angabe von Mohl konnte nicht beſtätigt werden. 17. Rhodochiton volubile. U. d. St. 4—6 Stund., wobei einige Tendenz zum ſpiraligen Aufwinden, wie gewöhnlich in wechſelnder Richtung. Die Stiele ganz junger Blätter ſehr empfindlich, reagirten ſehr deutlich ſchon gegen 4 Milligr., die Krümmung erfolgte jedoch ziemlich langſam. Haben ſie ein Object umklammert, was mit einer halben, reſp. ganzen Windung geſchieht, ſo verdicken ſie ſich ſtark. 18. Lophospermum scandens var. purpureum. U. d. St. 3 Stunden 15 Minuten. Die Umlaufsfigur iſt ſehr unregelmäßig, bald Kreis, bald Ellipſe, Spirale oder Zickzacklinie. Die Blattſtiele verhalten ſich wie bei den vorigen, nur ſind ſie nicht ganz ſo empfindlich und 8 Milligr. Belaſtung brachten nicht immer eine Wirkung hervor. — Dieſe Art iſt, wie ſchon oben bemerkt wurde, beſonders dadurch intereſſant, daß auch die Stengelſpitzen reizbar ſind, ein ſonſt nirgends beobachteter Fall. Wenn der Blattſtiel hier eine Stütze erhaſcht hat, ſo zieht er die Baſis des Internodiums gegen dieſelbe heran, das Internodium krümmt ſich dann in Folge ſeiner Reizbarkeit ebenfalls um dieſelbe und dieſe wird ſo vom Stengel und Blattſtiele wie von einer Zange umfaßt. Später ſtreckt ſich 463 der Stengel wieder, bis auf den der Stütze unmittelbar anliegenden Theil. a 19. Solanum jasminoides. U. d. St. 3 Stunden 26 Minuten. Blattſtiele wenig emfindlich, im Kalthauſe erſt Reaction auf 162 Milligr., im Warmhauſe auf ca. 100. Merkwürdig iſt hier, daß noch das ganz ausgewachſene Blatt fähig iſt, einen ihm dargebotenen Gegenſtand zu um— klammern, doch braucht es dann mehere Wochen. Der Stiel, der ein Object umſchlungen hat, wird bis doppelt ſo dick als ein nichtklammernder und verändert auch ſeine anatomiſche Structur bedeutend, indem die Ge— fäßbündel, die dort in einem nach oben offenen halbmondförmigen Bogen liegen, ſich hier zu einem vollſtändigen, unten dickeren Ringe zuſammen— ſchließen. | 20. Fumaria officinalis. Umläufe der Stengelſpitze ſehr unregel— mäßig, 4 Ellipſen wurden in 12 Stunden beſchrieben. Blätter ebenfalls mit eigener Bewegung, die der des Stengels ähnlich iſt; gemeinſamer Blattſtiel, ſowie die Stielchen der einzelnen Segmente ſämmtlich reizbar, reagirten auf 8 Milligr. Beigeſteckte Stäbchen wurden in durchſchnittlich 9 Std. umklammert, die Stiele wurden nachher dicker und faſt eylindriſch. Sie können übrigens ſehr kleine Objecte, z. B. ein dürres Grasblatt, um— ſchlingen. 21. Adlumia cirrhosa. Blätter ebenfalls wie die vorigen, mit eigener Bewegung, beſchreiben Ellipſen in 1½—2 Stund. Stiele nur an der Spitze empfindlich und daher auch nur hier zum Umklammern fähig. b. Blattſpitzen-Klimmer. 22. Gloriosa Plantii. Die Stengelſpitze macht ſehr unregelmäßige Umläufe in durchſchnittlich 3 — 4½ Stunden und berührt dabei Punkte, die eine Diſtanz von 4— 5“ beſitzen. Die Blätter find anfänglich aufrecht, gehen aber allmälig in eine horizontale Lage über; ihre Spitze bildet einen ſchmalen, doch dicken, rippenartigen Fortſatz, der zur Zeit, wo das Ganze ſich horizontal geſtellt hat, einen abwärts gekrümmten Haken dar— ſtellt. Derſelbe iſt an ſeiner inneren, concaven Seite empfindlich, doch nicht bedeutend (100 Milligr. Belaſtung brachten noch keinen Effect hervor), und krümmt ſich nach Berührung in etwa 8 Stunden um das berührende Object. Erhaſcht er kein ſolches, ſo bleibt er noch lange Zeit — bis zu 33 Tagen — offen und unempfindlich, zuletzt rollt er ſich von ſelbſt zu einer Oeſe ein und verliert dann ſeine Irritabilität. Wie auch in früheren Fällen, gilt dies jedoch nur für die höher am Stengel befindlichen Blätter; die unterſten — bei Pflanzen aus Zwiebeln gezogen waren es 1— 5 — ſind breiter, an der Spitze wenig verſchmälert, ohne hakenförmiges Ende und unempfindlich; auch bewegt ſich der Stengel, ſo lange nur ſolche Blätter vorhanden ſind, nicht. Die Pflanze iſt eben zu dieſer Zeit noch fähig, ſich ſelbſt aufrecht zu erhalten und bedarf daher jener Vorrichtungen noch nicht. Aus gleichem Grunde ſind zur Zeit der Blüthe, wo die Pflanze nicht mehr größer wird, die zuletzt gebildeten Blätter unempfindlich und unfähig zum Umklammern. 6 23. Flagellaria indica. Nach Herbariums exemplaren zu urtheilen, 464 klettert dieſe Pflanze wie die vorhergehende, nur gewinnt fie die Fähigkeit dazu noch ſpäter. — An einer fußhohen Pflanze mit 15 Blättern war noch keines mit einer Hakenſpitze verſehen und der Stengel noch un— beweglich. 2 24. Nepenthes. Hier ſchlingt der ſtielförmige Theil zwiſchen der verbreiterten Baſis und der endförmigen Kanne. Seltſamerweiſe kommt es dabei vor, daß ganze ringförmige Krümmungen auch von ſelbſt, ohne vorausgehende Berührung, gemacht werden; auch verdickt ſich in einem ſolchen Falle der gewundene Theil ganz, wie der um eine Stütze ge— ſchlungene. Die Fähigkeit zur Krümmung tritt gleichfalls — wenigſtens bei den beobachteten Arten N. laevis und N. destillatoria — ziemlich ſpät ein; erſtere war bereits über fußhoch, ehe dieſelbe wahrgenommen wurde. Das Blatt, Anfangs aufrecht, beugt ſich herab und macht ſchwache Hin⸗ und Herbewegungen; kommt dann der ſtielförmige Theil mit einem geeigneten Gegenſtande in Contact, ſo krümmt er ſich langſam um denſelben herum. Der Zweck des Umſchlingens ſcheint übrigens hier nur der zu ſein, die Kanne mit ihrem flüſſigen Secrete aufrecht zu halten; zu der Zeit nämlich, wo das Blatt jene Bewegungen macht, iſt die Kanne noch ſehr unentwickelt und wenn ſie nachher ausmwächſt, jo verlängert ſich auch der unterhalb der Schlinge gelegene Theil des Blattes, wird ganz ſchlaff und kann ſomit nur wenig zum Aufrechthalten der ganzen Pflanze beitragen. III. Rankenpflanzen. Unter Ranken ſollen hier diejenigen Organe der Pflanze verſtanden ſein, welche fädliche Geſtalt haben, empfindlich gegen Berührung ſind und ausſchließlich zum Zwecke des Kletterns dienen. Durch dieſe Definition werden ſowohl die in den vorhergehenden Abſchnitten betrachteten Kletter— organe, als auch Dornen, Stacheln und Wurzeln, die hier und da zu gleichem Zwecke Verwendung finden, ausgeſchloſſen. Ranken ſind entweder umgewandelte Blätter oder Nebenblätter, Zweige oder Blüthenſtiele, und man hat fie, wie Mohl es gethan hat, nach dieſen Differenzen zu clas- ſiſleiren. Da ſie ſich jedoch in keiner anderen Hinſicht von einander unter: ſcheiden, ſo ſollen ihre Eigenthümlichkeiten hier im Ganzen und Großen nur bezeichnet werden, hinſichtlich der ſpeciellen Betrachtung der bezüglichen Pflanzen nach ihren Familien verweiſen wir die ſich dafür Intereſſirenden auf No. 22 ff. der „Flora.“ Bei der Mehrzahl der hierhergehörigen Pflanzen machen die Stengel— ſpitzen Umläufe wie bei den vorhergehenden und den eigentlichen Schling— gewächſen, die Umlaufsfiguren ſind jedoch im Allgemeinen unregelmäßiger, als bei dieſen. Die Dauer der Umläufe variirt von 1—5 Stunden, die Richtung derſelben iſt variabel, ſelbſt bei den nämlichen Individuen, worin ſie alſo mit den Pflanzen des vorhergehenden Capitels übereinkommen und damit hängt zuſammen, daß nur wenige Rankenpflanzen um eine aufrechte Stütze ſich ſpiralig emporzuwinden vermögen. Dieſe Fähigheit iſt vielmehr bei ihnen im Ganzen als verſchwunden zu betrachten und die Umlaufs— bewegungen dienen nur mehr dazu, die Ranken in Verührung mit um— gebenden Gegenſtänden zu bringen. | 465 Wie die Stengel, fo machen in der Regel auch die Ranken Umläufe, gewöhnlich in der nämlichen Weiſe und in gleichen Zeiträumen. Die Be— wegung beginnt, während die Ranke noch jung iſt; ſie iſt anfänglich langſam, erreicht das Maximum der Geſchwindigkeit, wenn die Ranke etwa drei Viertel ihrer Ausbildung erreicht hat und hört auf, wenn dieſelbe ganz ausgewachſen iſt. Ein günſtiger Lebenszuſtand der Pflanze iſt dabei für eine vollkommene Thätigkeit Bedingung. — Gewöhnlich drehen beide, Stengel und Ranken zuſammen, bei Cissus, Cobæa und den meiſten Paſſifloren die Ranken allein, bei anderen, wie Lathyrus Aphaca, nur die Stengel, und bei noch anderen endlich — Lathyrus grandiflorus und Ampelopsis — ſind beide unbeweglich. Bei den meiſten Bignonien, Eccremocarpus, Mutisia und gewiſſen Fumariaceen drehen neben Stengel und Ranken auch noch die Blattſtiele. Die Urſache der Drehung iſt bei der Ranke dieſelbe wie beim Stengel; die Bewegung erfolgt vermöge einer ſucceſſive nach allen Richtungen der Windroſe eintretenden Krümmung. Dieſelbe findet über die ganze Länge der Ranke ſtatt, nur mit Ausnahme der äußerſten Spitze und der Baſis, welche Theile ſich nicht oder nur wenig krümmen. Die bewegliche Ranke iſt ſo von der beweglichen Stengelſpitze durch einen ſtarren Stiel getrennt, was neben anderen Einrichtungen dazu beiträgt, daß beide bei ihren Um— läufen nicht mit einander in Colliſion gerathen, und während wir bei den Stengeln die häufig hakenförmig gebogenen Spitzen derſelben ihre Krümmung allmälig umkehren ſahen (ſiehe Seite 399), ſo ſind hiergegen die Ranken— ſpitzen, wo ſie eine ähnliche Einrichtung haben, überall ſtarr. Wir werden im Folgenden ſehen, daß dies für die Zwecke der Ranke von Nutzen iſt. Manche Ranken beſchleunigen ihre Umlaufsbewegungen, wenn ſie gegen das Licht gehen und verlangſamen ſie, wenn ſie ſich davon entfernen; andere, wie die Erbſe, ſcheinen gegen dies Agens unempfindlich; wieder andere, wie Bignonia capreolata, fliehen das Licht. Letzteres geſchieht oft in der markirteſten Weiſe und manche Ranken beſitzen einen förmlichen Inſtinkt, die dunkelſten Stellen aufzuſuchen, ſich in finſtere Ritzen und Löcher an der Stütze einzuzwängen und dergleichen. Alle Ranken ſind gegen Berührung empfindlich und krümmen ſich nach der gereizten Stelle. Die Abſtufungen in der Empfindlichkeit ſind ſehr be— deutend; mitunter genügt ſchon eine Berührung, ſo leiſe, daß die Ranke davon kaum bewegt wird oder — wie bei Passiflora gracilis — eine Belaſtung von 1 — 2 Milligr., um Krümmung zu veranlaſſen, auf der anderen Seite giebt es Ranken, die kaum eine Spur dieſer Eigenſchaft beſitzen. Ebenſo iſt die Geſchwindigkeit, mit der die Reaction auf den Reiz eintritt, ſehr variabel; während bei Passiffora gracilis die Krümmung nach 25, bei Sicyos nach 30 Secunden deutlich wird, braucht es bei Dicentra ½, bei Smilax 1¼ —1 ½ Stunden, bei Ampelopsis dauert es noch länger. War der Reiz vorübergehend, ſo ſetzt ſich die Krümmung zwar eine verhältnißmäßig lange Zeit fort, zuletzt ſtreckt ſich aber die Ranke wieder und iſt von Neuem empfindlich, wie wir dies in gleicher Weiſe auch bei den Blattklimmern ſahen; ebenſo kann ſich auch die Ranke, wenn der Reiz zwar dauernd, aber zu ſchwach iſt, nach der erſten Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXII. 30 466 Reaction zu denſelben gewöhnen. Als Reiz können Gegenſtände jeder Art wirken, mit der merkwürdigen Ausnahme von Waſſertropfen; es ſcheint daher, daß in Folge des natürlichen Ausgeſetztſeins gegen Regengüſſe die Pflanze gegen dieſen Reiz unempfindlich geworden ſei (ſo verhielt es ſich wenigſtens bei den ſonſt ſo empfindlichen Ranken von Passiflora gracilis und Echinocystis; andere Arten wurden leider nicht auf dieſen Punkt hin unterſucht). Auch ſcheint in manchen Fällen (gleichfalls bei den eben ge— nannten Arten) die eine Ranke auf eine andere des nämlichen Individuums nicht als Reiz wirken zu können, indem dieſelben, bei Berührung mit ein- ander, ſich nicht umſchlingen; bei Bryonia wurde indeß das Gegentheil beobachtet und es herrſcht daher hierin kein Geſetz. Die Ranken find bald auf allen Seiten empfindlich (Cobeea, Cissus discolor), bald nur auf einer — und zwar iſt dies bei einfach gekrümmten Ranken ſtets die concave, — bald auf meheren Seiten, wie z. B. bei Mutisja an der unteren und den beiden Seitenflächen. Iſt die Ranke veräſtelt, ſo verhalten ſich die Aeſte in der Regel gleich; eine Ausnahme bildet Hanburga, wo der ſeitliche ſpornartige Zweig nicht ganz jo früh reizbar wird, als der Hauptaſt. Endlich iſt bei manchen Ranken der Baſaltheil gar nicht oder nur gegen lang andauernden Reiz empfindlich; wir ſehen aus alle dem, daß die Irritabilität der Ranken eine reine locale Eigenſchaft iſt, unabhängig von dem Vermögen zur Umlaufsbewegung. Daher übt auch die Krümmung des Endtheiles einer Ranke in Folge des keinen Einfluß auf die Umlaufsbewegung des Baſalſtückes aus. Aus dem Vorhergehenden folgt, daß die Windungsrichtung einer Rankenſpirale nicht, wie bei den echten Schlingpflanzen, von der Richtung der Umlaufsbewegung abhängig iſt, ſondern von der Stellung des be: rührenden Gegenſtandes zur Ranke und, wenn dieſe nur auf beſtimmten Seiten empfindlich, von der Lage dieſer Seiten. Die Reizbarkeit tritt bei der Ranke gewöhnlich zu derſelben Zeit ein, wo dieſelbe ihre Umlaufsbewegungen beginnt und erliſcht mit deren Auf— hören. Die Ranke iſt ſo am vollkommenſten ausgerüſtet, eine Stütze zu ſuchen und dieſelbe zugleich zu umklammern. Ausnahmen davon, daß z. B. die Bewegung — in ganz nutzloſer Weiſe — ſchon beginnt, bevor das Organ noch reizbar iſt oder dergleichen, ſind ſelten (vergleiche unten Coba, Passiflora punctata, Echinocystis); im Allgemeinen ift bei dieſen Organen die ganze Einrichtung ſo zweckmäßig als möglich. Nachdem die Ranke eine Stütze gefunden hat, zieht ſie ſich in der Regel zuſammen; über die Art und Weiſe, wie dies bei den verſchiedenen Pflanzen geſchieht und die mancherlei Vortheile, die die Pflanze aus dieſer Einrichtung zieht, vergleiche man die unten folgenden Einzelheiten. Hierauf wird dann die Ranke bedeutend feſter wie dicker und oft in ausgezeichneter Weiſe dauerhaft, womit natürlich beträchtliche Veränderungen in ihren Ge— weben verbunden ſind. Ranken dagegen, welche kein Object erfaßt haben, ſchrumpfen und verwelken; bei manchen Arten von Bignonia gliedern fie ſich von den Stielen und fallen ab, wie die Blätter im Herbſte. Ueber die Geſtalt der Ranken, die Art ihrer Verwendung bei den verſchiedenen Pflanzen, ſowie über ſonſtige Einzelheiten ihres Verhaltens, 467 in welchem allem, ſelbſt bei den nächſtverwandten Arten, die größte Viel— fältigkeit beobachtet wird, verweiſen wir auf die Fortſetzung dieſer Ab— handlung in No. 22 der „Flora“ Die Redact. uU Allgemeine Gartenbau-Ausftellung in Paris im Jahre 1867. Ueber die zu veranſtaltende allgemeine großartige internationale Gartenbau⸗Ausſtellung in Verbindung mit der allgemeinen Induſtrie-Aus— ſtellung in Paris im Jahr 1867 wird in den franzöſiſchen Zeitſchriften folgendes Nähere mitgetheilt: Die kaiſerliche Ausſtellungs-Commiſſion, welche die Wichtigkeit des Gartenbaues erkennt, und welche einſieht, von wie vielem Nutzen derſelbe heut zu Tage für alle Claſſen der menſchlichen Geſellſchaft iſt, hat be— ſtimmt, daß ein Viertel des Raumes auf dem die allgemeine Ausſtellung abgehalten werden ſoll, zur Aufſtellung der Gartenerzeugniſſe hergegeben werde. Dieſer Theil, der von einem Gitter umgeben iſt, wird durch vier Zugänge mit der allgemeinen Ausſtellung in Verbindung gebracht. Der Hauptzugang wird an der Ecke der Allee vom Lamotte-Piquet und der vom Bourbonnais ſein. Mit der Entwerfung des Planes zu dieſem Terrain ſind die Herren Alphand, Ingenieur der öffentlichen Brücken, Chauſſéen und Anpflanzungen der Stadt Paris und Herr Barillet, Chef der öffentlichen Anlagen von Paris, beauftragt, mit der Anweiſung, ein Meiſterſtück zu ſchaffen. Was man bisher über dieſe Anlage erfahren, ſo wird ſie eine merk— würdig ſchöne werden. Das Terrain wird in einen Garten umgewandelt, in dem ſich die reizendſten Gruppirungen, ſowohl von Seiten franzöſiſcher, als von Seiten fremder Gärtner vorfinden und woſelbſt die verſchiedenſten Gartenproducte aufgeſtellt ſein werden. Zwei Flüſſe werden die Raſen— flächen durchſchlängeln, denen mit Ungeſtüm aus künſtlich angelegten Quellen Waſſer zufließt. Die Flüſſe werden belebt von Fiſchen, die ſich ſowohl durch ihre Größe als durch ihren Urſprung auszeichnen. So wird man unter denſelben die berühmten Karpfen bemerken, die Frangois J. in das Reſervoir von Fontainebleau hat ſetzen laſſen. Tauſende von Waſſer— pflanzen werden das Waſſerbaſſin wie die Flüſſe ſchmücken, wie Nelum— bium, Thalia, Aponogoton, wie auch die Königin der Gewäſſer, die Victoria regia nicht fehlen wird. Die Felſen, aus denen die Flüſſe ent⸗ ſpringen, werden den Eingang zu immenſen Grotten bilden, deren Plafond aus Spiegelglas beſtehen ſoll. In den Grotten werden Aquarien aufgeſtellt, mit Schätzen des Süßwaſſers wie mit denen des Meeres. Die Pfeiler, von denen die Aquarien getragen werden, wie alles Gebälk und die Umgebung der Grotten, beſtehen aus künſtlichen Felſen und Stalactiten. Im Garten ſelbſt, zwiſchen den Strauch- und Baumparthien, werden 30* 468 18 Gewächshäuſer der verſchiedenſten Art errichtet, die für ſich als Modelle zu Gewächshäuſern dienen, wie ſie zugleich beſtimmt ſind, den zarteren Gewächſen je nach Bedarf Schutz zu bieten. Elegante ſchöne Zelte werden Gewächſe aufnehmen, die den Schutz eines Gewächshauſes nicht bedürfen, aber noch zu zart ſind, um ganz im Freien ſtehen zu können. Nach Be— dürfniß erhalten dieſe Zelte noch Vorhänge, um die Pflanzen gegen Wind, Sonne und Regen zu ſchützen. Dieſe Zelte ſollen das Geſchmackvollſte werden, was man bisher der Art geſehen hat. b Mitten im Garten wird ſich ein monumentales Gewächshaus erheben, das den Namen Kryſtall-Palaſt erhalten ſoll. Dieſes Prachtgebäude wird 40 Meter lang, 37 Meter tief und 20 Meter hoch und iſt zur Aufſtellung der Concurrenz-Gegenſtände beſtimmt, die dann wieder an ihren früheren Standort zurück gebracht werden, ſobald über dieſelben abgeurtheilt worden iſt. Der Kryſtall-Palaſt iſt außerdem beſtimmt zum Verſammlungsorte der Preisrichter und der Mitglieder des botaniſchen Congreſſes. In einer großen Gallerie um dieſes Gebäude werden die kleinen Geräthſchaften, Pläne ꝛc. ausgeſtellt. In einer der Ecken des Gartens wird ein halbkreisrundes Gebäude errichtet, ein botaniſches Diorama, welches dem Beſucher die verſchiedenſten Gegenden der alten und neuen Welt, mit den daſelbſt wachſenden Pflanzen vorführen wird. Längs der Allee von Bourbonnais werden endlich in einer daſelbſt errichteten Gallerie die Gemüſe- und Fruchtſorten ausgeſtellt. —ä ä —— wwõ—-—-— Der herzogliche Park zu Sagan.) Briefliche Mittheilungen von Herrn Friedr. Maeder.) Wohl keinem Zweige der Gärtnerei wird in neuerer Zeit, beſonders in Deutſchland, mehr gehuldigt, als „der Landſchaftsgärtnerei.“ Nicht mit Unrecht giebt man dieſer Branche die Bevorzugung, denn ſie bietet doch annähernd der Natur das Schönſte, was zur ideal⸗äſthetiſchen Bildung der Menſchen erforderlich iſt. Betritt man eine gediegen durchdachte Anlage, 7 4 *) Anmerk. Im Jahre 1854 hat der jetzige Obergärtner des Barons von Schlemmer zu Watkowitz, Herr Oskar Teichert, eine Schrift unter dem Titel: „Der herzogliche Park zu Sagan“ herausgegeben (hamb. Garten⸗ zeitung, Jahrg. 14, S. 522) und obgleich vor dem Erſcheinen dieſer Schrift der Verfaſſer derſelben im 14. Jahrgange, S. 148 der hamb. Gartenzeitung einen Theil ſeiner Schrift, den er eigends für die Zeitung eingerichtet, ver- öffentlicht hatte, aus dem man eine genaue Idee von der jo prachtvollen Be⸗ ſitzung des Herzogs von Sagan erhält, ſo ſtehen wir dennoch nicht an, im Nachſtehenden eine uns brieflich zugegangene kurze Beſchreibung des Parks zu Sagan zu geben, indem ſeit dem Erſcheinen der erſten Beſchreibung acht Jahre verfloſſen ſind und ſich ſeitdem wohl ſo manches verändert haben möchte, wie denn bekanntlich der Garten ſeit 1862 unter Leitung des Herrn Garteninſpectors Gireoud ſteht. Die Redaet. 469 jo umfängt einem ein wunderbares Gefühl, für welches eigentlich der richtige Ausdruck fehlt, denn Bewunderung, Freude, Anerkennung ſind nur einige Phraſen, welcher man ſich nun doch einmal bedienen muß. Solch' eine Schöpfung iſt der herzogliche Park zu Sagan, in dem jetzt die ſchönſten Nadel: und Laubhölzer ſinnig vereint ihre rieſigen Arme zu den Wolken empor heben. Ein kleiner Spaziergang, die ſchönſten Punkte be— rührend, dürfte der Schilderung werth ſein. Da die Jahreszeit eine etwas vorgerückte iſt, ſo ſieht man den Park in ſeiner mehr herbſtlichen Meta— morphoſe, welche aber um ſo anziehender wirkt, da das wundervolle Herbſt— gelb der Linden und Ahorn noch nicht ſo ſehr überhand genommen, ſo daß die Nüancirungen ihren Höhepunkt erreicht haben. Man theilt den herzoglichen Park in drei Theile, von denen der erſte, der Vorderpark, der pleasure ground des Herzogs, der ſchönſte der Dreien iſt. Dieſer Theil trägt den mildſchönen Charakter in ſeinen Scenerien. Der zweite Theil iſt- die Faſanerie und der dritte die Kammerau, mit ſchönen pittoresken Scenen. Das Entree des Vorderparks bildet der Schloßplatz. Letzterer, eine Schöpfung des jetzigen Garteninſpectors Herrn Gireoud, eine Neuerung, nach neuerem engliſchen Style angelegt. Wie alle engliſchen Platzarrangements, ſo iſt wahrſcheinlich auch dieſes darauf berechnet, den wahren Eindruck aus der Perſpective hervorzurufen, in welcher er ſich auch ganz prächtig ausnimmt. Die ſchönſten Roſen, Georginen, Fuchſien, Verbenen, Heliotropen, Phlox ꝛc. ꝛc. wetteifern hier neben einander. Auf der Südoſtſeite führt eine große Treppe hinab in den pleasure ground. Man befindet ſich am Fuße des Schloſſes, mit welchem die Doſſirung des Schloßplatzes parallel läuft, ein niedliches Thal bildend, jedoch nur an zwei Seiten, der Nord- und Weſtſeite. Die Oſtſeite des Schloſſes entlang gehend, erblickt man eine wundervolle Terraſſen— fontaine, um welche ganz allerliebſte Blumenarrangements paradiren. Rechts und links zwei prachtvolle Blattpflanzengruppen, verbunden durch geſchmackvolle Blumenbogenlinien, dies alles iſt von erhöhtem Standpunkte zu betrachten. Das Auge ſchweift über trotz der vorgerückten Jahreszeit ganz prächtig ſtrotzende Raſenplätze, bis es die wundervollſten Gegenſtände ewahrt: die ſogenannte Kreuzkirche, berankt von Ampelopsis quinque- olia, davor einen rieſigen Waſſerſtrahl, ein wundervolles Bild! Dann den Bober, welcher ſeinen Silberſchaum über ein 15 Fuß hohes Wehr hinabſtürzt. Letzteres, eingerahmt von dem verſchiedenſten Laube, iſt von ergreifender Wirkung auf das Gemüth. Der Weg führt zur Südſeite des Schloſſes. Hier laufen die beiden Flügel des Schloſſes uns entgegen, zu welchen zwei Rampen hinaufführen und ſich auf dem Schloßplateau vereinen. Geht man die linke Rampe hinauf, ſo gelangt man auf das Plateau. Der erſte Blick fällt auf die große Fontaine, welche 114 Fuß hoch ihr Waſſer emporſendet. Unmittelbar zu Füßen ſieht man in einer Roſette eine ſehr kunſtvolle Figur aus Buchs, das Maltheſerkreuz dar— ſtellend. — Einige Worte über die Waſſerleitung möchten mir hier am paſſendſten erſcheinen. Das erforderliche Waſſer zu den Fontainen wurde bisher durch eine Maſchine, welche nicht etwa durch Dampf, ſondern ein— fach durch ein großes Waſſerrad getrieben wird, an welchem eine Welle 470 angebracht iſt, beſchafft. Durch dieſes Rad werden zwei Pumpen in Be— wegung geſetzt, welche das Waſſer in einen 10 F. hohen und 5 F. breiten Cylinder führen, wo es dann durch Luftdruck zum beſtimmten Zwecke ver: arbeitet wird. Jetzt jedoch werden die Fontainen aus einem großen Reſer⸗ voir geſpeiſt, welches eine halbe Stunde von der Stadt entfernt liegt. Dieſes Reſervoir hat im Durchſchnitt 80 F., in der Tiefe 40 F. und in der Peripherie 220 F., enthält 2 Mill. Quart Waſſer und iſt in der Zeit von 8 Stunden gefüllt. Die Waſſerleitung, von Herrn Hof-Baurath Gottgetreu in Potsdam angelegt, iſt als ein ſehr gelungenes Werk zu erwähnen und iſt deren Anlegung dem jetzigen Herzoge zu Sagan zu danken, hauptſächlich aber auch dem Garteninſpector Gireoud, durch deſſen Ver— mittelung ſelbige in's Leben gerufen wurde. Der herzogliche Park zu Sagan kaun in ſeiner jetzigen Anlage mit den Fontainen in würdigſter Weiſe den königlichen Gärten zu Potsdam zur Seite geſtellt werden, ins— beſondere iſt er als Pendant des Marly-Gartens daſelbſt aufzuſtellen. Den verlornen Faden der Wanderung wieder aufnehmend, geht man die rechte Rampe hinunter, ein Weg führt um die Fontaine an das unter dem Plateau befindliche Orangeriehaus, welches zur Ueberwinterung der kleineren Orangerie, die nebenbei gejagt ih einer fo kräftigen Geſundheit erfreut, wie man ſie ſelten zu ſehen bekommt. Die Fortſetzung bietet viel Abwechſelung in Blumenparthien, wie in Bosquets. Ein Häuschen, das ſogenannte Cavalier-Haus, eingerahmt von weißen Buchen und Akazien, feſſelt ſeiner reizend idylliſchen Lage wegen den Blick, ein prächtiges Bild! Zweier wundervoller Exemplare von Rhus Cotinus muß hier noch gedacht werden, welche, ganz bedeckt mit ihren rothbraunen federartigen Frucht— anſätzen, aus welchen ſich nur hier und da ein grünes Spitzchen hervor wagt, ein reizendes Bild gewähren. Der weiter zu verfolgende Weg ge— ſtaltet ſich nun zu einer Art Laubengang, bis man plötzlich überraſcht ſtehen bleibt. Unſere Augen erblicken ein Arrangement, welches allen An: ſpruch auf Anerkennung erheben darf. Auf einer ſanften Anhöhe ſteht ein alter Eichbaum, benannt die „Loulou-Eiche,“ deſſen Stamm mit den mannigfachſten Gewächſen decorirt, eine vorzügliche Idee iſt. Durch Anbringung verſchiedener Naturconſolen, welche mit den paſſendſten Gewächſen bepflanzt ſind, macht das ganze Arrangement einen maleriſchen Effect. Unter den Pflanzen befinden ſich ſehr ſchöne Arten, wie z. B. Dacrydium cupres- sinum, Musa roscea, Echeveria macrophylla, Dianella australis, Polygonum rotundifolium, verſchiedene Species von Passiflora, Sem- pervivum Bartholdi, welches wie ein Schwan angewachſen erſcheint und viele viele andere Pflanzen, Farne, Selaginellen ce. Die Geſammtgruppe liegt auf einem wie dazu geſchaffenen Platze. Von hohen Pinien ein— geſchloſſen, verweilt man gern einige Zeit an dieſem Orte, auf den von Naturwurzeln kunſtvoll zuſammengeſtellten Ruheplätzen ſich erholend. Wenige Schritte führen nach dem Orangeriehauſe, vor deſſen Fagade fich das holländiſche Arrangement befindet. Letzteres iſt wohl weniger geſchmackvoll und ſchön, wie überhaupt der ganze holländiſche Styl ſich keiner beſonderen Anerkennung zu erfreuen hat, dafür hat Flora jedoch beſonders dieſen Theil mit ihren Gaben bedacht. Die ganze Anlage beſteht aus vier u En — * — 47¹ Hauptabtheilungen, eine der anderen gleich. Durch die vier Abtheilungen gehen zwei Hauptwege, an deren Kreuzungspunkte eine niedliche Glocken— fontaine angebracht iſt. Jede der vier Abtheilungen beſteht aus 16 ganz gleichen Beeten, aljo im Ganzen 64 Beete, welche, wie ſich leicht denken läßt, einen ungeheuren Blumenflor entfalten. Zwei ſich gegenüberliegende Beete find mit gleichen Blumen bepflanzt, als mit Verbenen, Lobelia, He- liotrop, Phlox, Dianthus, Anthirrhinum, Pentstemon, Tropæolum, Rosa zc. In den Wegen ſieht man ſchöne Porzellanſeſſel, Convexſpiegel, kunſtvolle Vögel, Vaſen und — — die unvermeidlichen Perlenſchnüre. Das Ganze iſt abwechſelnd von Roſen, hochſtämmigen Eupheu, Helio— tropen und dergleichen, an welchen ſich Maurandien, Pilogyne, Loasa emporwinden, eingefaßt. Eine reizende Ausſicht! Das jenſeitige Bober— ufer feſſelt unſere Schritte noch auf einige Zeit. Die wundervollſten Parthien am Bergabhange mit den prächtigen Bäumen erblickt man hier; dieſe Bäume, welche ſich bis an das Unfer des Bober erſtrecken, wo ſie mit ihren mächtigen Zweigen in das Waſſer ragen, geben dem Ganzen etwas Urwäldliches. Ganz im Hintergrunde rechts erblickt man die Königs— brücke, welche über den Bober führt, mit einem dahinter ſtehenden Kreuze, eine wundervoll pittoreske Scene, bei der man gern einige Zeit verweilt. Wendet man ſich nun links, ſo führt eine dunkle Grotte hinüber zur Marieninſel, welche ihren Namen durch einen mit Epheu berankten Stein, auf welchem derſelbe eingravirt, verräth. Die Marieninſel wird von einem Arme des Bober, welcher zur Karpfenzucht beſtimmt iſt, gebildet. Eine erhöht ſtehende Bank gewährt für einige Zeit Erholung. Von dieſem Punkte aus gewahrt man drei ſehr ſchöne Fernbilder, eins auf das Schloß, das man nur theilweiſe durch Baumparthien hindurch wahrnimmt, aber in ganzer Deutlichkeit zeigt ſich die in architectoniſcher Schönheit erbaute Fa— cade der Gewächshäuſer, mit einer coloſſalen Blumenfontaine davor, in ſehr geſchmackvoller Weiſe arrangirt, umgeben von einem Blumengarten. Die dritte, noch neue Durchſicht zeigt uns den Boberſturz in ſeiner ganzen Majeſtät. Indem man weiter wandert, erblickt man auf dem jenſeitigen Ufer einen ſehr niedlichen, unſer Auge feſſelnden Gegenſtand, nämlich einen Pfau, welcher Waſſer ſpeit, umgeben von großen Fröſchen, welche denſelben anſpeien. Dieſe Gruppe iſt mit neuholländiſchen Gewächſen, Fuchſien und anderen blühenden Pflanzen decorirt. Auf der Vorderſeite iſt das Waſſer— becken mit Pennisetum longistylum eingefaßt. Das in den Karpfen: teich über, mit Epheu, Farnen ꝛc. bewachſenen Steinen abfließende Waſſer bildet einen kleinen Waldbach. Unſer Weg führt uns nun durch Arkaden von der Inſel auf den Weg, welcher direct in die Gärtnerei führt. Die Gärtnerei beſteht aus 1 Warmhauſe, 2 Kalthäuſern, 1 Orchideenhauſe, reſp. Vermehrunghauſe, 1 Veilchen-, 1 Pelargonienhauſe, 2 Orangerie— häuſern und 1 Decorationsſalon. In mehr denn 90 Miſtbeetfenſtern wird die Vermehrung herangezogen, um im Winter die Häuſer zu füllen und das nächſte Jahr in's Freie gepflanzt zu werden. Der Bedarf an Florblumen grenzt an's Unglaubliche, nicht nach Hunderten, nein, nach Tauſenden rechnet man hier, wovon dem holländiſchen Quartiere und dem 472 Schloßplatze der größte Theil zu Gute kommt. Die Gärtnerei hat viele Schönheiten in den Gewächshäuſern aufzuweiſen, ſo eine große Levistonia chinensis, Strelitzia Regine, Brownea grandiceps, Armherstia nobilis, die Königin der Tropen. Medinilla magnifica, die ſchönen Musa-Arten, drei mächtige Cycas revoluta, Pandanus utilis, Anthu- rium leuconeurum, Alocasia metallica, Maranta regalis, hübſche Araucarien ꝛc. c. Vor der Front der Gewächshäuſer prangt die große Blumenfontaine, welche einen reichen Flor bietet. In zwei Terraſſen finden ſich die ſchönſten Blumen vor, Maurandia, Pilogyne bilden die feineren Waſſerſtrahlen, Coba, Lophospermum die ſtärkeren. Der Rand des Beckens wird von Perilla nankinensis crispa gebildet. Um letztere ziehen ſich zwei ſich kreuzende Schlangenlinien, in der Mitte Wigandia caracasana. Die Schlangenlinien werden von Cerastium tomentosum gebildet, welche ſich wie Silberbänder um das Ganze legen, die Edelſteine dazu werden durch Alternanthera polygonoides vertreten, welche in entſprechender Entfernung aus dem Cerastium hervorſtehen. Den letzten Ring bildet die zierliche Gypsophila muralis, welche ſich wie eine Wolke um das Ganze legt. Die Wege ſind mit kleinen blauen Steinchen aus— gelegt, welche ſehr magiſch mit dem Silber, grün, roth, braun, gelb, con— traſtiren. Zur Rechten und Linken der Fontaine find vier große Blumen: parthien, von Buchs eingefaßt, welche ebenfalls einen ungemeinen Blumen— flor entwickeln. Die Gärtnerei verlaſſend, führt der Weg zwiſchen den ſchönſten Blumenbeeten nach dem reizend gelegenen Wohnhauſe des Garten— inſpectors. Dieſer Theil iſt unſtreitig der ſchönſte und blumenreichſte. Die ſchönſten hochſtämmigen Heliotropen, Lantana, Cuphea und Bouvardia von untadelhaftem Wuchſe, vertreten die Roſen in würdiger Weiſe. Die neueſten Verbenen, Fuchſien, Georginen, Gladiolen, Phlox, Pentstemon, Levkojen, Pelargonien, Dianthus, Viola finden ſich hier vor, ein wahrhaft überwältigender blendender Anblick. — So wäre denn der Ausgang wieder gewonnen und der beſte Theil durchgangen. Der zweite Theil, die Faſanerie, zu welcher die Eliſabeth— Brücke führt, iſt im Verhältniſſe zum erſten der Comparativ. Es wechſeln ſchöne Durchſichten, freie Plätze, große benamte Bäume, Thäler an den paſſenden Stellen mannigfach ab. Ueber die Brücke gegangen, führt der Weg durch einen ſehr ſchattigen Eichenhain, welcher nur ſpärlich einen Lichtſtrahl hindurch läßt, zur Clarahütte, einem Theehäuschen, von welchem man wieder die ſchönſten Gegenſtände wahrnimmt. Weiter führt der Weg an einem Platze vorüber, benannt „Elfenſitz,“ welchem Sterne derſelbe ſeinen Namen verdankt, kann ich nicht verrathen, da er einen durchaus nicht in das Reich Oberons zu verſetzen im Stande iſt. Der nächſtfolgende Platz, welchen man berührt, iſt ſchon eher geeignet unſere Phantaſie zu be: anſpruchen. — Der Valencay-Platz hemmt den Spaziergang auf einige Zeit. Er iſt, nach einer Beſitzung des Herzogs in Frankreich, mit dem Namen Valencay getauft. Mächtige Pinus Pinea, Pinus Strobus, Quercus umgeben einen niedlichen, mit Ampelopsis und Clematis berankten Paraſol. Durchſichten vermißt man auf dieſem Punkte um ſo weniger, da die Gedanken auf dem einen Punkte ruhen, gerade, als ob die 473 hohen Bäume ihr Weiterſchweifen verhinderten. Nach kurzer Wanderung gelangt man zu dem Theile, welcher uns zur Kammerau hinüberführt. Es iſt dies eine Parthie, die in Folge ihrer düſteren Bepflanzung, Thäler und Berge, großen Pinus ꝛc. mit Recht den Namen pittoresk verdient. Den Weg verfolgend, tritt man, über die Königsbrücke gehend, in den Super— lativ ein. Ein Waſſerfall bildet den Eingang, er erinnert an den im Park des Prinzen Karl zu Potsdam. Man erſtegt, weiter gehend, den bergigen Theil rechts und links, große, mit Pinus bepflanzte Granitblöcke. Das Plateau wäre erreicht, geht man daſſelbe entlang, ſo findet man große Ruheplätze, von denen man die ſchönſten Fernſichten hat, welche den Wanderer trotz des Vielgeſehenen immer wieder anziehen. Einer dieſer Blicke verdient vor allem des längeren Verweilens, es iſt der ſogenannte „Fürſtenblick.“ Das Schloß mit der großen Fontaine zeigt ſich uns hier wieder, und die wundervolle Façade des Orangeriehauſes mit dem hol— ländiſchen Arrangement nimmt ſich von hier wunderbar ſchön aus. Nicht zu beſchreiben ſchön iſt ferner noch der Blick auf die Schloßmühle mit dem Kloſter dahinter. Mag man ſich drehen und wenden, ſtets werden einem bei der Wanderung in dieſem Park neue Bilder vorgeführt, ſo daß man in die Verſuchung kommt zu glauben, ſich in einer Gemäldegallerie zu befinden, ohne daß einem auch nur die geringſte Ermüdung bei dem An- ſchauen der vielen Naturgemälde beſchleicht. Befriedigt geſteht man ſich ein, daß Alles zu einem wohlgelungenen Ganzen ſich zuſammenſchmilzt und Alles Geſehene einen verwunderungsvollen Totaleindruck in uns wach— gerufen hat. — Wie man von allem Schönen auf dieſer Welt ſcheiden muß, ſo auch hier. Man verläßt den Park, den wunderbaren Eindruck, den er auf einen gemacht hat, mit ſich forttragend, dem ſich hier in ſo großartiger Weiſe verewigten Meiſter, dem verſtorbenen Inſpector Teichert, wie dem Er— halter und Verbeſſerer, dem jetzigen Inſpector Gireoud, aus vollem Herzen für das Genoſſene, in ſchöner Rückerinnerung Fortlebende, dankend. —— — — Gartenbau⸗Vereine. Berlin. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preußiſchen Staaten hat nachſtehendes Programm für die Preis⸗ bewerbung bei der in der erſten Hälfte des April 1867 ſtattfindenden Frühjahrs⸗Ausſtellung veröffentlicht. Allgemeine Bedingungen. 1) Die behufs der Preisbewerbung aufzuſtellenden Pflanzen müſſen, mit Namen verſehen, am Tage vorher in das Local der Aus— ſtellung abgeliefert werden; ſie bleiben den Sonntag über bis 6 Uhr Abends aufgeſtellt und ſind demnächſt bis ſpäteſtens Montag Mittag wieder abzuholen. 2) Für Transportkoſten wird keine Entſchädigung gewährt. 474 3) Die Pflanzen müſſen ſich ebenſo, wie die Töpfe, in einem für die Ausſtellung geeigneten Zuſtande befinden, anderenfalls werden ſie von den Ordnern zurückgewieſen. Das Preisrichteramt wird aus 7 Perſonen beſtehen, deren Be⸗ rufung dem Vorſtande des Vereines zuſteht, welcher zugleich den Vorſitzenden ernennt. Selbit-Ausiteller ſind ausgeſchloſſen. Bei et⸗ waiger Stimmengleichheit giebt die Stimme des Vorſitzenden den Ausſchlag, dem auch das Recht zuſteht, im Falle einer Unvoll⸗ zähligkeit des Preisrichteramtes andere, vom Vorſtande nicht ernannte Mitglieder des Vereines zuzuziehen. I. Gelopreiſe, welche aus dem Beitrage Sr. Maj. des Königs, des erhabenen Protectors des Vereines, gewährt werden. ki Allgemeine freie Concurrenz. A. Zuſammenſtellung gut cultivirter Pflanzen. 1) Für 6 Stück reichblühender Ericen in 6 verſchiedenen Arten oder Abarten: ein Preis von 2 Friedrichsd'or. 2) Für 6 Stück reichblühender Leguminoſen in 6 verſchiedenen Arten oder Abarten: ein Preis von 2 Friedrichsd'or. 3) Für 6 Stück reichblühender Cyclamen in mindeſtens 3 ver- ſchiedenen Arten oder Abarten in vorzüglicher Cultur: ein Preis von 1 Friedrichsd'or. 4) Für eine Zuſammenſtellung von 6 Pflanzen in mindeſtens 3 ver: ſchiedenen Arten: ein Preis von 1 Friedrichsd'or. B. Schaupflanzen. f 5—9) Fünf Preiſe von je 1 Friedrichsd'or für einzelne, ungewöhnlich reich- und ſchönblühende Pflanzen nach der Wahl der Ausſteller. C. Neue Einführungen. 10 und 11) Zwei Preiſe von je 1 Friedrichsd'or für Pflanzen, welche hier zum erſten Male ausgeſtellt werden und welche jo weit aus⸗ gebildet ſein müſſen, daß ihre Eigenſchaften deutlich erkennbar ſind und eine größere Verbreitung als Zier- oder Nutzpflanzen vor— ausſetzen laſſen. D. Getriebene Pflanzen. 12) Für eine Aufſtellung von getriebenen blühenden Gehölzen in mindeſtens 6 verſchiedenen Arten: 1 Friedrichsd'or. 13) Für eine Aufſtellung von 12 Stück getriebenen blühenden Roſen in mindeſtens 3 verſchiedenen Sorten: 1 Friedrichsd'or. 14) Für eine Aufſtellung blühender Hyacinthen in mindeſtens 20 Sorten: 1 Friedrichsd'or. 15) Für eine Aufſtellung von 24 blühenden Zwiebelpflanzen in mindeſtens 12 Arten oder Sorten (ausgenommen Hyacinthen und Amaryllis): 1 Friedrichsd'or. 16) Für eine Aufſtellung blühender Amaryllis in mindeſtens 8 Sorten: 1 Friedrichsd'or. 17) Für eine Zuſammenſtellung von mindeſtens 3 blühenden Exemplaren 475 verſchiedener Varietäten der Pæonia arborescens oder Clematis in 3 Arten oder Abarten: 1 Friedrichsd'or. 18) Für eine Aufſtellung von Alpenpflanzen in mindeſtens 16 ver⸗ ſchiedenen Arten: 1 Friedrichsd'or. II. Ehren⸗Diplome. Auch ſteht den Preisrichtern die Zuerkennung von 5 Ehren-Diplomen für vorzügliche Gegenſtände der Ausſtellung frei. ee ee eee Einige der neueſten empfehlenswertheſten Rhododendren für's freie Land. Charles Bagley (Waterer et Godfrey), kirſchroth, prächtige Blüthenköpfe, ſehr guter Bau. Cruentum (W. G.), reiche Lackfarbe, die ſchönſte Blume in dieſer Färbung. Lady Francis Crossley (W. G.), ſehr diſtincte und ſehr ſchöne Lachsfarbe. Mrs. John Clutton (W. G.), weiß, ſehr ausgezeichnet beſtimmte Form, die ſchönſte weiße Varietät. Mrs. R. S. Holford (W. G.), reich lachsfarben, ein ganz neues Colorit unter den Rhododendren. Mrs. William Bovill (W. G.), reich ſcharlach-roſa, eine der anziehendſten und prächtigſten Rhododendren. Purity (W. G.), weiß mit gelben Flecken, ſehr brillant. Stella (W. G.), blaßroſa, mit chocoladenfarbigen Flecken auf den oberen Blättern, ſehr reich blühend. Alexandre Adee (J. Waterer). Chionoides (J. W.). Duchess of Sutherland (J. W.), weiß, lila⸗xoſa eingefaßt. Joseph Whitworth (J. W.), dunkel- purpurlackfarbig, ſchwarz gefleckt, große Blume, ſchöne Belaubung. adame Carvalho (J. W.). Mrs. Fitzgerald (J. W.), brillant ſcharlachroſa, eine der bril: lanteſten Varietäten. | Raphael (J. W.), carmoiſin, ſtark gefleckt, große Blüthenköpfe. Sidney Herbert (J. W.), carmoiſin-ſcharlach, dunkel gefleckt. Sir James Clarke (J. W.), dunkelcarmoiſin, purpur ſchattirt. Sir Robert Peel (J. W.), brillant carmoiſin⸗roſa, ſtark mit, ſchwarzen Flecken gezeichnet. | Surprise (J. W.), zart roſa. | The Warrior (J. W.), brillant ſcharlach-roſa, große Blüthen⸗ köpfe, ſchöne Belaubung. | 476 Dieſe ſämmtlichen neuen Sorten find bei Herrn J. Baumann in Gent zu haben, je nach der Sorte zu 15 bis 25, 30, auch 40 Francs das Stück. f | Ueberſicht neuer und intereſſanter Pflanzen, abgebildet oder beſchrieben in anderen Gartenſchriften. Rosa Thea Isabelle Sprunt. IIlustr. hortic. Tafel 486. — Ro- sac. — Eine ausgezeichnet ſchöne gelbe Theeroſe, von Herrn Buchanan in Newyork aus Samen gewonnen. Herr A. Verſchaffelt in Gent iſt mit dem Verkaufe derſelben in Europa beauftragt worden und giebt bereits davon ab. Passiflora fulgens Wallis. Belg. hortic. Vol. XVI. Tafel XIII. — Passifloree. — Dieſe ausgezeichnet ſchöne Paſſionsblume wurde von Herrn Linden im Jahre 1864 eingeführt und von ihm 1865 in den Handel gegeben. Es iſt dieſe Art ohne Zweifel eine der allerſchönſten der Gattung, ſowohl hinſichtlich der Blätter, die viel Aehnlichkeit mit Eichen— blättern haben, als hinſichtlich der großen ſcharlachfarbenen Blüthen. Die Pflanze wurde von Herrn Wallis am Amazonenſtrome entdeckt und von ihm an Herrn Linden eingeſandt. Die Abbildung in der Belgique horticole iſt nach einem blühenden Exemplare bei Herrn Linden an— gefertigt worden. — Die Cultur dieſer ſchönen Pflanze iſt ſehr einfach und durchaus nicht verſchieden von der anderer tropiſchen Paſſionsblumen. Angræcum Chailluanum J. D. Hook. Botan. Magaz. Taf. 5589 — Orchidee. — Eine ſehr diſtincte Art, die Herr du Chaillu dem botaniſchen Garten zu Kew von ſeiner Reiſe im weſtlichen Afrika mit— gebracht hat, in welchem Garten ſie im Mai d. J. zum erſten Male geblüht hat. Früher durch Herrn G. Mann eingeſendete Exemplare haben dagegen noch nicht geblüht. Es iſt übrigens eine auf wenig Schönheit Anſpruch machende Art. Elais guineensis Jacq. IIlustr. hortic. Tafel 487. — Palmeæ. — Die hier genannte Palme, von der die IIlustr. horticole eine Ab- bildung giebt, iſt in den Gärten eine wohl bekannte Art. Dieſelbe iſt nicht nur ſchön, ſondern auch in vieler Beziehung nützlich, wie die Mehrzahl der Palmen. Sie erreicht eine mäßige Höhe und iſt für jedes Warmhaus eine große Zierde. Martius fand die Elais guineensis unweit Rio de Janeiro, bei Olindo (Pernambuco). | Camellia Mistris Dombrain. Illustr. hortic. Tafel 488. — Eine Blume erſten Ranges von zarter roja Farbe, nach den Rändern der Blumenblätter etwas blaſſer werdend. Die Blumenblätter ſind mittelgroß, regelmäßig dachziegelförmig geſtellt. Die unterſten abgerundet, die folgenden mehr oval. Herr Verſchaffelt hat dieſe ſchöne Varietät zu Ehren der Gemahlin des Rev. Dombrain zu Deal, Redacteur des Floral Maga- zine, benannt. Im Beſitze der ganzen erworbenen Edition von Herrn Ceckaute zu Ledeberg, wird er fie im Herbſte d. J. in den Handel geben. 477 Jacaranda digitaliflora albiflera IIlustr. hortic. Tafel 489. — Bignoniacex. — Herr Amb. Verſchaffelt erhielt dieſe ſehr ſchöne Pflanze von dem Director des botaniſchen Gartens zu Rio de Janeiro, Herrn Glaziou, welcher angiebt, daß dieſelbe ſich von der Art nur durch die Farbe ihrer Blüthen unterſcheidet. Die Blumen der Varietät ſind weiß mit gelbem Schlunde, während ſie bei der Art violet mit weißem Schlunde ſind. Eine ſehr empfehlenswerthe Pflanze. Corydalis Marschalliana Pers. Gartenflora Tafel 511, Figur 1. — Fumariacex. — Eine niedliche Staude, im ſüdlichen Rußland und im Kaukaſus zu Hauſe. Sie ſteht der bei uns ziemlich verbreiteten C. cava (C. tuberosa Do., Fumaria bulbosa L.) zunächſt und empfiehlt ſich als eine hübſche Frühlingsſtaude wie jene. Iris chinensis Curt. Gartenflora Tafel 511, Figur 2. — IIris fimbriata Tratt. — Irideæ. — Eine alte bekannte Gartenpflanze, be— reits 1795 von Evans aus China in England eingeführt. Dieſelbe wird ſehr verſchieden cultivirt, bald findet man ſie im Warmhauſe, bald im Kalthauſe, ſelbſt findet man fie in freiem Lande ecultivirt, bei letzter Cultur erfriert die Pflanze doch meiſtens. Das richtigſte Verfahren iſt, ſie im tem— perirten Hauſe zu behandeln, wo ſie im Frühjahre ihre hübſchen Blumen entwickelt. Almeidia rubra St. Hil. Gartenflora Tafel 512. — A. macro- petala F. et M. — Rutacex. — Eine empfehlenswerthe Warmhaus— pflanze, ſowohl hinſichtlich ihrer hübſchen Blätter, als auch hinſichtlich ihrer ſpitzenſtändigen Blüthentrauben, ſchöner roſenrother Blumen, die ſich im October und November entwickeln. Hypericum patalum Thbg. Gartenflora Tafel 513, Fig. 1—2. — H. Uralum Don. — Hypericinæ. — Unter dem Namen I. Uralum wird dieſe Art auch im botan. Garten zu Hamburg cultivirt und haben wir dieſelbe ſchon früher einmal als einen hübſchen Strauch empfohlen. Die Pflanze iſt in Nepal und Japan zu Hauſe, treibt etwas überhängende Aeſte, an deren Endſpitzen 1, 2 und mehere große gelbe Blumen erſcheinen. Dieſe Art verlangt während des Winters den Schutz eines kalten Kaſtens. Sedum japonicum Sieb. Gartenflora Tafel 513, Figur 4. — Crassulacen. — Eine weniger blumiſtiſch ſchöne als botaniſche Neuheit, von Herrn Maximowicz bei Pakohama aufgefunden, die im botaniſchen Garten zu St. Petersburg im Kalthauſe cultivirt wird. Die Blumen ſind von goldgelber Farbe und entwickeln ſich in reicher Fülle gegen den Herbſt hin. Feuilleton. Pflanzen ⸗Verzeichniſſe. In dem vor Kurzem erſchienenen Ber- zeichniſſe der Samenhandlung und Handelsgärtnerei der Herren Haage & Schmidt in Erfurt wird eine ſo große Anzahl von werthvollen, ſchönen 478 wie intereffanten Pflanzenarten aufgeführt, daß es uns ein beſonderes Ver⸗ gnügen gewährt, die Leſer der Gartenzeitung nicht nur auf dieſes Ver⸗ zeichniß aufmerkſam zu machen, ſondern erlauben uns auch noch, einige der empfehlenswertheſten Pflanzen, welche in dieſer wohl renommirten Handels: gärtnerei zu erhalten ſind, beſonders hier namhaft zu machen. Unter den neuen Zwiebelgewächſen iſt es namentlich eins, das wir erſt unlängſt den e e ee beſtens empfohlen haben, es iſt die ſo liebliche Griffinia Blumenavia K. Koch (vergl. hamb. Gartenztg. S. 351). Phycella corusca iſt ein anderes Zwiebelgewächs, das 5 — 6 große, lilienartige, wagerecht abſtehende, leuchtend hell-ſcharlachrothe, im Innern orangegelbe Blumen auf einem Schafte trägt. Es wird ganz kalt cultivirt. Crinum australe Herb. und C. flaccidum ſind, wenn auch nicht neue, doch zwei ſehr empfehlenswerthe Arten, die leicht blühen und deren Blüthen einen äußerſt angenehmen Duft verbreiten. Hæmanthus natalensis iſt die größte und pachtvollſte Art dieſer Gattung, mit leuchtend ſcharlach-zinnoberrothen Blumen. Unter der Rubrik: diverſe Blumenzwiebeln, Wurzel- und Knollenge— wächſe finden wir eine Menge Pflanzen, die in den Privatgärten jetzt faſt gar nicht oder nur ſehr ſelten angetroffen werden, obgleich die Mehrzahl derſelben zu den hübſcheſten Pflanzen gehört, jo z. B. die ſchönen Blandfor- dia-Arten, die verſchiedenen windenden Bomaria (Alstrœmeria) Brede- meyeriana und andere, Calostemma album, die ſchönen und ſeltenen Fritillaria lusitanica und pallidiflora, zwei ſehr ſeltene und pracht— volle Arten, Hemerocallis disticha fl. pl. aus Japan, eine ſehr ſchöne Landpflanze, die reizende und immer ſelten bleibende Leontice altaica und L. Leontopetalum, Littonia modesta, eine Liliacee, die noch über 6 Thlr. koſtet, Sarana Kamtschatica (Fritillaria), mit faſt ſchwarzen Blumen, ſchön und intereſſant, die prächtige Calochortus luteus, die hübſche Cypella hirta, die verſchiedenen Ismene, Lachenalia, in ſehr vielen Arten, Oxalis, von denen viele für Topfeultur im Kalthauſe ſehr empfehlenswerth ſind, wie Bowiei, floribunda, vespertilionis, grandiflora und andere, Pentlandia miniata und wie ſie alle heißen. Die ſo reizenden Drosera Menziesii, peltata und Whittakeri werden von den Herren Haage & Schmidt zum billigen Preiſe von 40 Sgr. angeboten, es ſind ſehr empfehlenswerthe Arten Sonnenthau, dann die von uns vor einiger Zeit bereits empfohlene großblumige Hepatica angulosa, von der 12 Stück 2¼ Thlr. koſten. Von Lilien findet man in genannter Gärtnerei ein großes Sortiment, von dieſen das herrliche L. auratum zu 5 Thlr., in Zwiebeln erſter Größe. Von Trillium, ſo ſelten in Gärten, finden wir 5 Arten verzeichnet. Von Erdorchideen, ſowohl europäiſche, capiſche wie auſtraliſche Arten, beſitzen die Herren Haage & Schmidt eine ſehr reiche Sammlung, im Verzeichniſſe ſind über Hundert angeführt, von denen die europäiſchen zu ſehr billigen Preiſen. Unter den europäiſchen wie auſtra— liſchen und capiſchen Arten befinden ſich viele ſehr ſeltene. Den hübſchen Ranunculus asiaticus superbissimus haben wir ſchon früher empfohlen (vergleiche Heft 1 dieſes Jahrganges) und weiſen nochmals darauf hin, jetzt koſten 100 Stück dieſer Pflanze nur 2½ Thlr. Von Gewächshauspflanzen find in dieſem Verzeichniſſe nur wenige Arten aufgeführt und verweiſen die Herren Haage & Schmidt dieſerhalb auf ihr letztes Haupt⸗Verzeichniß. Dieſe wenigen genannten ſind jedoch faſt alle Neuheiten für die Gärten, wie z. B. Cycas media, eine im nord— öſtlichen Auſtralien vorkommende Art von großer Schönheit, deren Blatt— wedel von hübſcher blaugrüner Farbe find. Macrozamia spiralis iſt eine Art mit zierlich gefiederten Wedeln und Pandanus spiralis hat bläulich⸗grüne Blätter, ähnlich denen des P. Lennei. Dieſe hübſche Art ſtammt aus dem Norden Auſtraliens. Von den beiden letztgenannten Arten iſt bei den Herren Haage & Schmidt ein ziemlicher Vorrath. vorhanden. Ferner das hübſche Phormium tenax fol. var., Araucaria Bidwillii, Cooki, excelsa werden dutzendweiſe in kleinen Exemplaren zu ſehr billigen Preiſen offerirt. Es ſind dieſe wenigen Pflanzen nur einige von den auf Seite 18 des Verzeichniſſes zur Auswahl aufgeführten ſehr ſchönen, ſeltenen und empfehlenswerthen Arten, auf die wir die Pflanzen— freunde beſonders aufmerkſam machen möchten. Von der Laurentius'ſchen Gärtnerei in Leipzig iſt ſo eben ein neuer Herbſt⸗Catalog für 1866 erſchienen, Neuheiten ſowie Artikel zu veränderten und zu Engros-Preiſen enthaltend. Unter den Neuheiten ſteht eine Am a- ryllis, A. Alberti Laurent. mit gefüllten Blumen oben an. Die Blumen derſelben ſind leuchtend orangeroth, mit einem friſchen glänzenden Carmin nüancirt. Die Baſis der inneren Blüthenhüllblätter iſt weißgelb. Die Blume hat einen Durchmeſſer von 6 Z.; die Staubgefäße ſind durch 30 — 40 Blumenblätter erſetzt, welche eine vollkommen gefüllte Blume bilden, nicht etwa wie bei A. fulgida fl. pl., die nur zwei Reihen Blumen: blätter hat. — Die lebhaft grünen Blätter erreichen eine Länge von 1 ¼ Fuß bei einer Breite von 2 Zoll. — Die ſtärkſten Zwiebeln erreichen einen Durchmeſſer von 2 Z. und vermehren ſich leicht durch Brut. Dieſe jedem Pflanzenfreunde nicht genug zu empfehlende Neuheit wurde durch Herrn Albert Wagner, Sohn des Handelsgärtners Karl Wagner in Leipzig, auf Cuba in der Plantage Esperanza bei Matanzas gefunden. Herr Wagner giebt über dieſe Amaryllis folgende Notizen: Er fand dieſelbe in der genannten Plantage, wo ſie als Einfaſſung von Gruppen benutzt wurde. Sie bildet mit ihren gefüllten Blumen breite farbige Bänder, da ſchon Zwiebeln von 1 Z. Durchmeſſer blühen. Sie iſt jeden- falls nicht auf Cuba heimiſch, wohl aber ſchon lange dort cultivirt worden, denn der Beſitzer der Plantage, in welcher Wagner ſie gefunden, konnte ſelbſt nicht angeben, woher ſie gekommen und wie lange ſie ſchon dort ſei. Als beſondere Eigenſchaft rühmt Herr A. Wagner auch die lange Dauer der Inflorescenz. Herr Laurentius hat von dieſer prächtigen Neuheit den ganzen Vorrath käuflich acquirirt und ſie zu Ehren des Auffinders nach deſſen Vornamen A. Alberti benannt. Der Preis einer blühbaren Zwiebel iſt 4 Thlr. Ruhm von Thallwitz (Peters) und Euryanthe (Peters) ſind zwei neue Remontant-Roſen, die von dem Hofgärtner des Fürſten Reuß, Herrn Peters, durch die Züchtung meherer anderer Roſen vortheilhaft bekannt, aus Samen gewonnen wurden. Die Laurentius'ſche Gärtnerei 480 hat von beiden das Eigenthumsrecht erworben und wird ſelbige vom 1. November ab in den Handel geben. Beide Sorten, die gut remontiren, ſind im oben genannten Verzeichniſſe beſchrieben. — Die übrigen neuen und ſeltenen Pflanzen, die wir auf Seite 9 — 12 des Verzeichniſſes auf- geführt finden, hier alle namhaft anzuführen, geſtattet der Raum nicht und müſſen deshalb auf das Verzeichniß ſelbſt verweiſen, namentlich machen wir auch auf die Palmen neuerer Einführungen aufmerkſam. Unter den buntblätterigen Pflanzen, namentlich unter denen des Warmhauſes, finden wir mehere, die wir bisher noch in keiner anderen Sammlung angetroffen. Fuchſien, Gladiolen, Pelargonien, Verbenen, Coniferen, Obſtſorten ꝛc. ꝛc. werden in großer Auswahl offerirt. — Auf das dieſem Hefte beigegebene Preis-Verzeichniß des Garten: Etabliſſements von Herrn Joſeph Baumann in Gent erlauben wir uns die geehrten Leſer auch beſonders aufmerkſam zu machen. Herr Baumann beſitzt unſtreitig die ſchönſte und reichhaltigſte Collection von in freiem Lande aushaltenden Rhododendren, denn dieſe Pflanzenart bildet eine Specialcultur deſſelben. Herr Baum ann beſitzt nach dem Verzeichniſſe nicht weniger als 400 und einige verſchiedene Varietäten, die ſämmtlich in enormer Vermehrung, nach den Größen oder Jahrgängen geordnet, in freiem Lande ſtehen. Zu dieſen kommen etwa 20 neueſte engliſche Varie— täten, gezüchtet von J. Waterer und Waterer und Godfrey, die in der Erzeugung von Rhododendren-Hybriden einen guten Ruf haben (ſiehe Seite 475). Auch von indiſchen und pontiſchen Azaleen, Camellien und anderen Pflanzen beſitzt Herr Baumann eine gediegene Auswahl. — —— A353 u > Perſonal-Notizen. Erfurt. + Seinen vielen Geſchäftsfreunden und Bekannten die traurige Mittheilung, daß am 20. d. M., Nachmittags 2½ Uhr, der Neſtor der erfurter Handelsgärtner, Herr Friedrich Adolph Haage, ſanft entſchlafen iſt. b + Nach; einer Mittheilung im Journal of Botany ſtarb am 25. Juni d. J. in Tovar, Republik Venezuela, Herr Karl Moritz, der wohlbekannte Sammler und Naturforſcher, während einer langen Reihe von Jahren in Venezuela. Moritz erreichte ein Alter von 70 Jahren. Sein Privat⸗ Herbarium iſt an das britiſche Muſeum übergegangen. — . — DEE Diejem Hefte iſt gratis beigegeben: Catalogue de I' Etablissement horticole de Joseph Baumann, Horticulteur à Gand. Abies Nordmanniana Lk. Die Abies Nordmanniana Lk., Nordmann's Weißtanne, ift un: ſtreitig eine der allerſchönſten Tannenarten, und obgleich dieſelbe ſchon im Jahre 1848 in Europa eingeführt worden iſt und auch von vielen Baum⸗ ſchul⸗Beſitzern Deutſchlands zu Hunderten von Exemplaren angezogen und bei denſelben zu erhalten iſt, ſo findet man ſie im Verhältniſſe zu anderen minder ſchönen Arten doch noch viel zu wenig in Privatgärten angepflanzt, was größtentheils ſeinen Grund darin hat, daß die mit der Ausſchmückung und Beſorgung ſogenannter kleiner Hausgärten beauftragten Gärtner ſich wenig um die beſſeren und neueren Arten von Gehölzen bekümmern, ſondern nur ſtets nach den alten bekannten Arten greifen, hauptſächlich weil ſie die neueren Arten nicht kennen, dieſe auch meiſt höher im Preiſe ſtehen und ſie daran weniger verdienen können als bei billigeren Pflanzen. Die Beſitzer von Hausgärten haben in der Regel nur wenig oder gar keine Kenntniß von den beſſeren und neueren Gehölzarten und verlaſſen ſich hierbei ganz auf den Gärtner, es iſt daher deſſen Aufgabe, feinem Brot: herrn die hübſcheſten Arten vorzuſchlagen und ihn zur Anſchaffung derſelben zu animiren. Wie viele kleine Hausgärten giebt es z. B. nicht um Hamburg, in denen auf einem kleinen Flecke oder auf einer kaum drei Fuß breiten Rabatte, welche die Grenze des Nebengartens bildet, mehere Pinus Strobus, Weißtannen, Thuja occidentalis und dergleichen dicht beiſammen angepflanzt ſtehen. Fragt man den Beſitzer, weshalb er ſtatt dieſer ſo gewöhnlichen, ſehr hoch wachſenden und ſich weit ausbreitenden Baumarten nicht hübſchere Arten, von denen man jetzt eine ſo große Aus— wahl hat, habe anpflanzen laſſen, ſo erhält man zur Antwort: ich habe es meinem Gärtner überlaſſen, der mir meinen Garten im Stande hält, denn ich verſtehe nichts davon. Es giebt aber auch viele kleinere und größere Gärten um Hamburg, in denen man die auserleſenſten Coniferen und viele andere immergrüne Gehölze angepflanzt findet und als Beweis dienen, daß der Beſitzer ſelbſt oder der Gärtner Kenner ſolcher Gehölzarten ſind und iſt es nur zu verwundern, daß ſolche Gärten nicht noch mehr Nachahmer finden. | Wie oben bemerkt, iſt die A. Nordmanniana eine der edelſten Tannenarten und gewährt in Folge ihres herrlichen gedrungenen Wuchſes, Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXII. 31 482 wie ihrer flachen, dicht bei einander ſtehenden ſaftgrünen Nadeln, einzeln auf einem Raſenplatze ſtehend, einen reizenden Anblick. Der Baum ſtammt von den Gebirgen der Krimm. Nordmann von Odeſſa entdeckte ihn auf der Höhe des Adſchar-Gebirges in der Nähe der Quelle des Kur, in einer Höhe von 6000 Fuß. Wittmann traf ihn an dem ſüdlichen Abhange der Berge zwiſchen Cartalin und Achalzich bis zur Alpenregion, untermiſcht mit der herrlichen Abies orientalis und von einer Höhe bis zu 100 Fuß. i Nach Ausſagen meherer Autoren erreicht die Nordmann's Weißtanne eine Höhe von 80 — 100 F., mit vollkommen geradem Stamme und dicht ſtehenden, regelmäßig vertheilten Aeſten. Das Holz iſt von guter Oualität. Die Nadeln ſind flach, lineal, an den jungen Trieben dicht mehrreihig, aufwärts gerichtet, bei älteren unregelmäßig zweizeilig, an der Spitze ge— kerbt, ſtumpf zweireihig, 1 Zoll laug, 1 Linie breit, oberſeits lebhaft grün, unterwärts hell, mit zwei weißen Linien verſehen. Im 40. — 60. Jahre fängt die A. Nordmanniana an zu fructificiren und faſt immer zuerſt an der Spitze des Baumes. Die ſitzenden oder kurzgeſtielten Zapfen ſind 5 Zoll lang und 2 Zoll breit. Die A. Nordmanniana gedeiht am beſten in einem nahrhaften, nicht zu trockenen Boden und erträgt unſere kälteſten Winter ohne allen Schutz vollkommen gut. Sie wächſt nicht allzuſchnell, und deshalb ſieht man in den Gärten bis jetzt nur Exemplare die höchſtens eine Höhe von 15 bis 20 Fuß erreicht haben, und die bereits ein Alter von etwa 18 Jahren haben mögen. J. Linden's neueſte Einführungen. Der neueſte Pflanzen-Catalog des Herrn J. Linden in Brüſſel ent⸗ hält wiederum eine bedeutende Anzahl neuer und ſeltener exotiſcher Pflanzen, von denen wir, da deren Beſchreibung beigegeben, folgende nam— haft anführen wollen. Anthurium regale Lind. iſt ebenſo ſchön als das berühmte A. magnificum, welches auch unter der unrichtigen Benennung A. cor- difolium verbreitet iſt. Die herzförmigen Blätter ſind ſehr ſtark zugeſpitzt, faſt 2 F. lang. Während ihrer Entwickelung zeigen ſie ein eigenthümliches Farbenſpiel, anfänglich blutroth in's Kaſtanienbraune übergehend, dann olivengelb und zuletzt prächtig grün. Die Oberfläche der Blätter iſt ſeiden⸗ artig und von weißen Quernerven durchzogen. Herr G. Wallis hatte die Freude, dieſe ſchöne Art in tiefen Schluchten auf der Cordillere von Peru nahe den Ufern des Oberen-Marannon zu entdecken. Aphelandra ormata Auders. wurde bereits 1858 von Jacobina in Braſilien durch Herrn Porte eingeführt, es iſt eine ſchöne Pflanze, und empfiehlt ſich durch brillante, große grüne, im Centrum ſilberweiß gezeichnete DU u 483 Blätter. Der 6 — 8 Zoll hoch werdende Stamm ift purpurroth und von gleicher Farbe ſind die Bracteen, während die Blüthen gelb ſind. Calathea (Maranta) Lindeniana Wallis iſt eine der ſchönſten gleich der bekannten C. Veitchii, hat aber noch viel glänzendere Blätter. Dieſelbe wurde von Herrn G. Wallis am Amazonenſtrome gefunden, der ſie die „Perle der Wälder“ nennt. Dimorphantus mandschuricus Rup., aus der Mandſchurei, eine edle Araliacee von großer Härte. Die vielſpaltigen Blätter erreichen eine Länge von 5 Fuß und faſt eine gleiche Breite, ſind hellgrün auf der Oberſeite und bläulichgrün auf der Unterſeite. Der Stamm und die Unterſeite der Blätter iſt mit Dornen beſetzt. Jedenfalls eine prächtige Decorationspflanze für die Gärten während des Sommers. Gustavia brasiliensis, mit großen ovalen, lanzettlichen Blättern, ſehr ornamental und mit 4—5 Zoll großen Blumen, von röthlichweißer Farbe. Dieſe ſchöne Pflanze wurde von Herrn G. Wallis vom Rio Negro eingeführt. Maranta (Phrynium) roseo-pieta Lind,, am oberen Amazonen⸗ ſtrome von Herrn G. Wallis zwiſchen Iquitos und Loreto entdeckt. Die mittelgroßen rundlich-eiförmigen Blätter find dunkelgrün, mit einem metall: artigen Glanze, am Rande und in der Mitte roth gefärbt; die Unterſeite iſt intenſiv roth. Passiflora macrocarpa Wallis, eine ſtark wachſende Species, mit vierkantigem Stamme, mit großen, eiförmigen, ſtumpfen Blättern, und weißen und purpurnen Blüthen. Die Früchte ſind nach Wallis von ſehr angenehmem Geſchmack und wiegt eine Frucht 8 und mehere Pfund. Entdeckt von Herrn G. Wallis am Rio Negro. Rhopala aurea Lind., eine ſehr elegante Art aus der Provinz St. Catharina. Der Name bezieht ſich auf die goldenfarbigen Haare, womit die oberen Theile des Stammes und die Blattſtengel bekleidet ſind. Rhopala serratifolia Lind., ebenfalls eine ſehr deſtincte Species von elegantem Habitus, ſtammt gleichfalls von St. Catharina. | hilodendron Lindeni Wallis, ein Rival von Anthurium magnificum und regale, nm eine von denjenigen Pflanzen, die in jeder Sammlung einen Ehrenplatz verdienen. Die herzförmigen Blätter erreichen einen Durchmeſſer von 1½ Fuß, deren Oberſeite auf einem Grunde von mattem Atlasgrün dunfel-metallgrüne Streifen zeigt. Im jungen Zuſtande der Blätter iſt die Grundfarbe derſelben blaßgelb und die Streifen ſind kaſtanienbraun. Die ganze Pflanze iſt eine nicht zu beſchreibende 3 Sie wurde von Herrn G. Wallis in der Republik Ecuador entdeckt. Von ſchönen, neuen und ſeltenen Orchideen führt Herr Linden folgende auf: *Cattleya maxima Lindl.,“) eine prächtige Art und der König *) Die mit einem * bezeichneten Pflanzen werden bereits in der reichen Orchi⸗ deen⸗Sammlung des Herrn Conſul Schiller zu Oevelgönne bei Altona. eultivirt. E. O—0o. 81* 484 der Cattleyen, Herr Wallis fand dieſe edle Pflanze in den ſüdlichen Theilen von Ecuador, 2000 —3000 Fuß über der Meeresfläche epiphytiſch wachſend. Im Aeußeren hat dieſe Art Aehnlichkeit mit Leelia elegans, mit dem Unterſchiede, daß die Pſeudoknollen einblätterig ſind und daß der Blüthenſchaft von 10—20 Blüthen trägt. Herr Linden beſitzt Exemplare mit 47 Blüthen an 3 Blüthenſtengeln; jede Blüthe hat einen Durchmeſſer wie der von Lælia purpurata, die Sepalen und Petalen ſind hell⸗roſa⸗ violet, die Lippe iſt zierlich gefranſt, carminfarben, ſtark weiß geadert und in der Mitte mit einem gelben Flecke bandartig gezeichnet. Cattleya bogotensis Lind., eine ſchöne Art von Bogota in Neu⸗Granada. Die Blumen ſind ſehr groß, rein weiß, mit einem gelben Fleck an der Baſis der Petalen und Sepalen. Cattleya quadricolor Batem. Die Blumen dieſer Art ſind etwas kleiner als die der vorhergehenden Art. Die Sepalen ſind ſchnee— weiß, die Petalen ſehr groß, leicht mit roſa übertüncht; die Lippe iſt roſa an der Baſis. Das Innere des Schlundes goldgelb, weiß eingefaßt, und die Spitze der Lippe iſt mit einem dreieckigem brillant purpurfarbenen Flecke gezeichnet. *Cattleya Ruckeri Lind. Dieſe Art trägt 5—7 Blumen an einem Schafte und haben dieſe die Größe und Form der C. bogotensis. Sepalen und Petalen ſind rein weiß, die Lippe weiß mit gelber Zeichnung. Laelia Wallisii Lind., eine merkwürdige Art, von Herrn Wallis an den Ufern des Rio Negro entdeckt. Die ſehr großen Blumen ſind weiß, die Lipppe gelb. *Odontoglossum Hallii Lindl., eine brillante Art, mit großen gelben, braun gefleckten Blumen, die Lippe iſt weiß und purpur. Dieſe Art ſtammt vom Chimboraſſo, woſelbſt ſie 12,000 Fuß über dem Meere wächſt. O. Hallii iſt nach Profeſſor Reichenbach ſynonym mit O. præstans Rchb. fil. Odontoglossum cirrhosum Lindl., ſtammt aus derſelben Gegend. Der Blüthenſtengel trägt gegen 200 Blüthen von goldgelber Farbe, mit carminrothen Flecken. Odontoglossum eristat um Lindl., von Peru; Blüthen gelb, purpur gefleckt. *Odontoglossum angustatum Lindl., eine prächtige Art von Ecuador. Die Blüthenſtengel tragen an 100 rein weiße, carminroth gefleckte Blüthen. dontoglossum luteo-purpureum Lindl., eine ſchöne Art von Neu⸗Granada, mit großen, gelben, purpur gefleckten, 4 Z. im Durch⸗ meſſer haltenden Blüthen. Oncidium acinaceum Lindl., eine reizende peruaniſche Art. Die Sepalen ſind weiß, die großen ovalen Petalen violet, weiß eingefaßt, die Lippe von derſelben Färbung, ſtrahlenartig carmin gezeichnet. Eine von allen anderen Arten dieſer Gattung abweichende Art. *Oncidium cucullatum Lindl., eine brillante Art mit rother Lippe, ſchwarz gefleckt, dieſelbe wächſt ſehr hoch auf den Cordilleren r 485 Columbiens. Man fand fie auf Eichen bei Las Vetas, in einer Localität, wo zuweilen die Erde gefriert und mit Schnee bedeckt iſt. Oncidium Diadema Lind., eine prächtige Art, mit ſehr großen Pſeudobulben und veräſtelten Stengeln von 2 — 3 Fuß Länge, gegen 100 Blüthen tragend, deren Petalen und Sepalen glänzend chocoladen— farbig ſind, dagegen die Lippe ſchön gelb iſt; die Spitzen der Petalen ſtoßen über der Säule zuſammen und geben der Blume das Anſehen eines Diadems. Stammt aus der gemäßigt kalten Region des Aequators. *Oncidium macranthum Lindl. Die Blüthenſtengel dieſer Art ſind windend. Die Blumen ſind 3 Zoll im Durchmeſſer, haben pur— purbraune Sepalen, gelbe Petalen und eine purpurne Lippe, mit weißer Krone. *Oncidium aurosum Rchb. fil., eine ſehr hübſche Species aus Peru, mit einer robuſten Blüthenrispe von 1 Fuß Länge. Die Sepalen und Petalen wie die Lippe ſind goldgelb, purpur gefleckt und punktirt. Oncidium leopardinum Lind., eine aus Peru ſtammende ſchöne Art, dem O. tigrinum von Mexico ähnelnd, macht aber 2—3 F. lange Blüthenſtengel, 60—100 Blüthen tragend. — 2 r Die neuen marmorirten Petunien (Petunia Inimitable marmorata). Im vorigen Hefte Seite 453 brachte die Redaction dieſer Zeitſchrift einige Mittheilungen über die von mir gezüchteten neuen Petunien-Varie— täten, wozu eine Anzahl an die Redaction von mir eingeſandter Blumen Veranlaſſung gab. Dieſen Mittheilungen erlaube ich mir noch Folgendes hinzufügen. Dieſer von mir neu gezüchtete Genre der allgemein beliebten Mode— blume, zeichnet ſich dadurch von den übrigen Sorten aus, daß zwei, auch drei und ſogar vier verſchiedene Farben auf der Blume ſo aufgetragen ſind, daß außer der Grundfarbe eine andere Farbe mit verſchiedenen größeren und kleineren Flecken wie Inimitable, noch andere Zeichnungen vertreten ſind oder auch, daß außer der Grundfarbe z. B. weiß, ein feines Carminroth netzartig darüber ausgebreitet liegt. Die verſchiedenſten Zeich— nungen finden ſich in dieſen neuen Sorten vertreten und bilden oft die prächtigſten Variationen, ſo daß das Auge mit großem Vergnügen darauf verweilt. Es iſt nicht das grelle Scharlach der Scharlach-Pelargonien oder der Scharlach-Verbenen, wo das Auge nicht im Stande iſt, dies auszu— halten, es ſind die lieblichſten Zeichnungen, die man ſich nur auf Blumen denken kann und doch iſt dies erſt der Anfang, wo ſich mit Zuverſicht be— ſtimmen läßt, daß bei einer fortgeſetzten Cultur noch mauche andere Vari— ationen ausgebildet werden. Die gemachten Ausſaaten ergaben 6 — 8 PCt. ſolcher marmorirter 486 Petunien, die übrigen beſtanden aus Inimitable, weniger aus einfarbigen Blumen. Die Entſtehung derſelben verdanke ich der früher von mir aus Samen gezüchteten Petunia Frau Henriette Thalacker, wo die verſchiedenen Farben von weiß und ſcharlachcarmoiſin nicht wie bei der Petunia Ini- mitable ſcharf begrenzt find, ſondern in einander verlaufen. Die Größe der Blumen iſt ſehr verſchieden, aus einer Ausſaat erhält man circa zwei Drittel kleinblumige und ein Drittel großblumige dieſer ſchönen Sorte. Die Cultur iſt ganz ſo wie bei den übrigen Petunien. Wenn große Trockenheit eintritt, variiren die Blumen außerordentlich und gehen nicht ſelten auf eine einzige Grundfarbe zurück. Erſt wenn meine Ernte eingebracht iſt, werde ich eine Offerte mit Preis⸗Notirung herausgeben, und empfehle dieſelbe als etwas auffallend Schönes allen Freunden dieſer ſchönen Modeblume. Bernh. Thalacker, Handelsgärtner in Erfurt. Bericht über die Cultnurergebniſſe einiger an Mitglieder der Section für Obſt⸗ und Gartenbau der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Cultur vertheilten Gemüſeſamen. Von J. Jettinger Gärtner der Section. Das Jahr 1865, welches uns zwar keinen eigentlichen Frühling brachte, hatte dennoch im Allgemeinen einen ſehr warmen und trockenen Sommer und Herbſt. Für viele Gemüſe war die anhaltende Trockenheit, ungeachtet fleißigen Begießens, von nachtheiligen Folgen, jo für alle Kohl⸗ arten, Bohnen, Erbſen und dergl., während dieſelbe für andere Pflanzen, hauptſächlich für Cucurbitaceen, von ſehr wohlthäthiger Wirkung war; natürlich durfte auch bei dieſen reiche Zufuhr von Waſſer und die ſonſt noch nöthige Pflege nicht fehlen. So weit uns die ſehr ſparſam zugegangenen Berichte über Anbau⸗ verſuche dies ermöglichen, wollen wir uns nun den Verſuch geſtatten, aus dieſen, in Verbindung mit den Erfahrungen, welche wir ſelbſt in dieſem Jahre auf dem äußerſt beſchränkten Raume machten, der uns in dem Garten der Section für Gemüſeculturen zur Diſpoſition ſteht, einige Be— urtheilungen zu reſumiren; vielleicht ermuntern wir dadurch Manchen, uns für den gleichen Zweck in der Folge durch gefällige Mittheilung der ge— machten Wahrnehmungen zu unterſtützen. Möchten dieſen wohlgemeinten Wunſch namentlich meine reſpectiven Herren Fachgenoſſen — die Gärtner — freundlichſt beherzigen, bedenkend, welchen wichtigen Dienſt durch deſſen 487 Berückſichtigung dem Gartenbau unferes engeren und weiteren Vaterlandes, ohne ſonderliche Mühen und Koſten, ſie zu leiſten im Stande ſind! Sicherlich aber iſt auch ihr eigenes Intereſſe auf das Engſte damit ver: flochten. Durch gegenſeitigen Austauſch der Erfahrungen iſt mancher be- deutende Vortheil zu erreichen, viel des Guten, was nur Eigenthum eines Einzelnen war, wird dadurch und weil in Folge deſſen manchen Ortes dem Boden eine bedeutend höhere Rente abgewonnen werden kann, ohne Nachtheil Jenes auch in weiteren Kreiſen für das Gemeinwohl verwerthbar. — Alſo unterſtützen Sie uns durch ſolche Mittheilungen, ſollten dieſelben vielleicht auch Ihnen ſelbſt von geringerem Werthe erſcheinen, oder nur über Einzelnheiten ſich ausſprechen, dann werden wir mit vereinter Kraft um ſo eher und beſſer im Stande ſein, maßgebende Urtheile oder Be— lehrungen über ſo Manches geben zu können, zum Wohle Einzelner, wie des geſammten vaterländiſchen Gartenbaues. I. Gemüſe. A. Blumenkohl. 1) Haage'ſcher Zwerg. Dieſe Sorte kam vor nicht langen Jahren in den Handel und rechtfertigt den ihr vorange— gangenen guten Ruf bei nur einigermaßen günſtigen Verhältniſſen voll⸗ ſtändig. Die Pflanze baut ſich kurz und gedrungen, weshalb ſie nicht ſo leicht umfällt, bedarf nur eines Raumes von kaum 1½ O-Fuß, bringt ſchöne, außerordentlich feſte und weiße Käſe und iſt zum Treiben, wie für das freie Land in gleich hohem Grade empfehlenswerth. ii 2) Holländischer Zwerg. Wird nur von einem Berichterſtatter er⸗ wähnt und dabei bemerkt, daß ſich die Pflanzen, obſchon ſie ſehr von der Trockenheit gelitten hatten, auf den im Auguſt eingetretenen Regen ziemlich erholten und im Einſchlage im Monat October einen nicht unbedeutenden Ertrag von im Durchmeſſer 5 Zoll großen, hübſchen, weißen Blumen ge: geben haben. B. Kopfkohl, weißer Rieſen⸗, von Saratow. Wird von zwei Refe⸗ renten erwähnt, von denen der Eine über Raupenfraß klagt, obgleich er das dagegen öfter empfohlene Mittel der Zwiſchenpflanzung von Hanf an⸗ gewendet habe, wodurch die vollſtändige Entwickelung der Köpfe, welche groß und feſt zu werden verſprachen, geſtört wurde, während das von der anderen Seite gerügte „Nichtkeimen“ der Samen ſicher nicht an dieſem ſelbſt gelegen hat. Ci. Wirſing. 1) Chou Marcelin. Dieſe uns lange bekannte, gute Sorte übertrifft alle unſere ſogenannten „Wälſchkohl⸗“ Sorten an Zartheit des Geſchmackes. Wichtig wäre es, genau zu erfahren, wie ſich dieſelbe zu den verſchiedenen Bodenarten und Lagen verhält. 2) Non plus ultra. Wurde ſchon in früheren Jahren günſtig beurtheilt, und auch jetzt wird dieſe Sorte zum Anbaue angelegentlich empfohlen. | D. Salat. Die ſchon früher zur Vertheilung gelangten Sorten, über welche die Urtheile durchweg günſtig lauteten, kamen auch diesmal an die Reihe und wurden mit nicht minder gutem Erfolge angebaut. Ueber die Sorte „Non plus ultra“ ſagt ein Berichterſtatter, daß ſie für ſeinen 488 ſandigen Lehmboden nicht paſſe. Wir möchten aber doch zu fernerem Anbau anrathen, denn eben dieſe Sorte iſt eine der vorzüglichſten. — Vielleicht dürfte der Umſtand, daß dieſe Sorte nicht feſt ſchließt, — dies könnte ihr einziger Fehler ſein — in anderen Urſachen zu ſuchen ſein; zur ſpäten Anpflanzung eignet ſie ſich nach unſerer Erfahrung nicht am beſten, wie überhaupt alle großköpfigen Sorten, zu denen auch dieſe Sorte gehört, denn dann fällt die Periode ihrer Hauptentwickelung in die heißeſte Sommerzeit, in welcher man nie auf feſte Köpfe rechnen kann. Die Sorten, über welche uns ferner noch empfehlende Berichte vorliegen, ſind: Weſtindiſcher, Perpignaner, Dauerkopf, Brauner Faullenzer und Forell⸗Vollblut; beide letztgenannte Sorten erſcheinen ihrem äußeren Aus⸗ ſehen nach zwar nicht allzu einladend, ihr zartes Blatt und ihr Geſchmack iſt aber dennoch vorzüglich. E. Zwiebeln. James’ Dauer-. Ueber dieſelbe ſpricht ſich ein Bericht nicht günſtig aus; „es fehle ihr die nöthige Dauer.“ Der hier gerügte Fehler dürfte jedoch vielleicht am Boden oder an ungeeigneten Aufbe— wahrungsorten liegen, denn wir erinnern uns auch ſchon von früher, wo wir dieſelbe Sorte maſſenhaft cultivirten, daß ſie ſich immer bis Ende März und darüber hinaus hielt, und haben ein Gleiches auch ſchon von Anderen erfahren. F. Melonen. Feine Kabul und Sultan. Beides gute Sorten. Ueber deren Schnitt ſagt ein Berichterſtatter: „Kabul ſehr ſtark ſchneiden, hingegen Sultan weniger, weil letztere ihre Früchte an den äußerſten Spitzen der Fruchtranken anſetzt.“ Ueber andere Sorten zu berichten, ſind wir außer Stande, da von allen Seiten über das ſogenannte Befallen und das dadurch hervorgerufene Eingehen der Pflanzen berichtet wurde. G. Buſchbohnen. Die Bohnen litten ſehr von der Dürre und kamen oft nicht ordentlich zum Anſatze oder die Sonne verſengte die jungen zarten Taſchen. In dem Garteu der Section wurden mit wenigen Aus— nahmen die in den früheren Berichten ſchon beſprochenen Sorten mit beſtem Erfolge wieder angebaut, und erhielt das oben darüber Geſagte in dieſem Jahre ſeine Beſtätigung. Die beſten Schnittbohnen bleiben die verſchiedenen Flageolet, mit Ausnahme der rothen, deren allerdings große Schoten jedoch ein ſtrenges Fleiſch haben, und werden wohl nicht leicht durch andere Sorten verdrängt werden; ferner die ſogenannte Berliner oder Sansſouci-Bohne, ſchon wegen ihres frühen Ertrages, während, was Zartheit des Fleiſches und Feinheit des Geſchmackes anbelangt, die „Tauſend für Eine“ wohl in erſter Linie ſteht. Noch wollen wir drei weniger verbreitete Sorten anführen, es ſind dies: g 1) Zwerg-Wachs⸗Brech-, mit cylinderförmigen Schoten. Dieſe hat ſich bei uns nicht bewährt, rankt ſehr und ſcheint auch nicht conſtant zu ſein, ſie trug grüne und wachsgelbe Taſchen; daſſelbe wird uns auch von anderer Seite her berichtet. 2) Early Rachel. Ziemlich reichtragend, die Qualität konnte jedoch * 489 noch nicht erprobt werden, weil ſämmtliche Taſchen als Samengut ſtehen bleiben mußten, wird deshalb jedenfalls einem weiteren Verſuchsanbau zu unterliegen haben. 3) Des Ueberfluſſes (d' Abondance). Iſt nach diesjähriger Er: fahrung ſehr zu empfehlen, fie gehört zu den reichſttragenden, fein: ſchmeckendſten Schnittbohnen. Ich erinnere mich, daß ſie in den Verhand⸗ lungen des magdeburger Gartenbau-Vereines gänzlich verworfen wurde. Es heißt dort: „Wird ſich ihrer braunrothen Schoten wegen keinen Eingang verſchaffen können.“ — Hier beobachteten wir im Jahre 1864, als wir die Sorte zum erſten Male anbauten, auch dieſe röthlich-braune Färbung, jedoch nur an einzelnen Schoten ſtreifenartig; es verlor ſich dieſelbe jedoch bei dem diesjährigen Anbau total, und iſt uns eine ſolche Bemängelung dieſer Sorte auch von anderwärts her nicht bekannt ge— worden. H. Stangenbohnen. Schlacktſchwert von Algier. Wird von einem Berichterſtatter gänzlich verworfen, während ſie von anderer Seite her ſehr gerühmt wird und nach Angabe dieſes Referenten bis in den September mit jungen, wohlſchmeckenden Schoten behangen war. Demnach ſcheint dieſe Sorte örtlichen Einflüſſen ſehr unterworfen zu ſein. J. Erbſen. 1) Markt⸗Erbſe, Lord Raglan. Wird ohne Angabe beſonderer Eigenſchaften von dem Berichterſtatter empfohlen. 2) Markt⸗Erbſe, Prince of Wales. Nach diesjährigen Erfahrungen können wir das in einem früheren Berichte zu Gunſten dieſer Sorte Ge: ſagte mit Recht auch jetzt noch behaupten, ſie daher nur wiederholt beſtens empfehlen. 3) Kneifel⸗Erbſe, Sutton's langſchotige. Wird als eine reich— tragende Sorte empfohlen, deren ältere Körner ſelbſt noch wohlſchmeckend ſind. 4) Desgleichen, ſchwediſche Mammuth; 5) Rising Sun; 6) Iſher⸗ wood's Railway — werden von ſämmtlichen Referenten des weiteren Anbaues werth erachtet und deshalb empfohlen, wodurch die in früheren Jahren über dieſe Sorte ausgeſprochenen günſtigen Beurtheilungen ihre Beſtätigung finden. K. Bunias orientalis. Von demſelben Berichterſtatter, welcher uns früher ſchon darüber ein ſchätzenswerthes Referat zu überſenden die Güte hatte, erfahren wir noch Folgendes: „Wenn auch der Futterwerth dieſer Pflanze nicht allzubedeutend iſt, ſo verdient deren Anbau doch einige Be— achtung, indem ſie früher noch, als an anderes Grünfutter zu denken iſt, zur Nutzung gelangen kann. In dieſer erſten Zeit wird ſie auch vom Rindvieh, namentlich von den Kühen, gierig gefreſſen, da dieſelben an anderes Grünfutter noch nicht gewöhnt ſind, ſpäter jedoch wird ſie, wahr— ſcheinlich ihres bitterlichen Geſchmackes wegen, nicht ſo gern angenommen, als dies vielleicht von den Schafen dann eher der Fall ſein möchte. — Referent glaubt ferner, daß ſie zum Anbau auf todten Sandflächen, um den Sand zu binden, zu empfehlen ſein dürfte, da jedes kleine Wurzelſtück, ähnlich wie die Quecke, wenn auch einen Spatenſtich untergegraben, wieder austreibe, daher faſt unvertilgbar ſei. Ob nun aber dieſe Pflanze auch für dieſen Zweck verwendbar iſt, d. h. ob fie auch in reinem Flug⸗ oder Triebſande fortkommen würde? werden wir nur nach ſpäter anzuſtellenden Verſuchen beantworten können; vorläufig möchten wir ſie jedenfalls in beiden angegebenen Beziehungen der Aufmerkſamkeit unſerer Landwirthe empfehlen. (Aus dem Berichte über die Verhandlungen der Section für Obſt— und Gartenbau im Jahre 1865.) —̃ . Ä —2— Baum und Straucharten mit bunten Blättern des freien Landes. Als vor etwa 10 bis 15 Jahren die buntblätterigen Pflanzen, d. h. ſolche, deren Blätter gelb, weiß oder röthlich gefleckt, marmorirt, geſtreift oder gerandet ſind, in die Mode kamen, erſchienen in einigen Gartenzeit⸗ ſchriften Zuſammenſtellungen ſolcher Pflanzen. Bei dieſen Zuſammen⸗ ſtellungen war jedoch meiſtens nur auf Staudengewächſe wie Gewächſe des Kalt: und Warmhauſes Bedacht genommen, Baum- und Straucharten waren weniger, namentlich erſtere, berückſichtigt worden. Auch in den Verzeichniſſen der größeren Handelsgärtnereien ſind die buntblätterigen Pflanzen unter einer beſonderen Rubrik zuſammengeſtellt, in denen die Bäume und Sträucher auch meiſtens fortgelaſſen ſind. Die Laurentius'ſche Gärtnerei in Leipzig beſitzt wohl mit die reichhaltigſte Collection bunt⸗ blätteriger Pflanzen, aber auch in dem Verzeichniſſe dieſer Gärtnerei finden wir wenige Baum- und Straucharten mit bunten Blättern für's freie Land aufgeführt. Da zur Zeit noch eine große Vorliebe für derartige Bäume und Sträucher herrſcht, ſo dürfte es für die Freunde derſelben nicht ohne Intereſſe ſein zu erfahren, welche Baum- und Straucharten mit bunten Blättern jetzt bekannt ſind, deshalb laſſen wir hier nachſtehend ein Verzeichniß der uns bekannten Arten folgen, das natürlich durchaus keinen Anſpruch auf Vollſtändigkeit macht, da es in manchem Garten noch Arten mit bunten Blättern geben mag, die uns bisher unbekannt geblieben ſind. a. Bäume. Acer campestris L. foliis argenteo- variegatis, mit ſilberweiß gefleckten Blättern. „ Negundo L. fol. arg. varieg., ebenfalls ſilberweiß gefleckt. „ platanoides Scop. fol. variegatis. Pseudoplatanus fol. varieg., gelb geſtrichelt und matt ge: zeichnet. Aesculus Hippocastanum L. fol. argent. und aureo-varieg,, mit ſilberweiß oder gelb geſcheckten Blättern. Hierher noch eine prächtigere Form als Aesc. Hippoc. maculata superba im Handel. | 1 Aesculus flava Ait. (Pavia flava) fol. variegatis. Ailanthus glandulosa Desf. fol. variegatis, iſt ſelten. Alnus glutinosa Gaert. fol. aur.-variegatis, goldgelb. „ incana W. fol. variegatis. Amygdalus communis L. fol. arg.-variegatis, mit weißſcheckigen Blättern und fol. aur.-var. mit gelbſcheckigen Blättern. Armeniaca vulgaris Lam. fol. variegatis. Betula alba L. fol. var., buntblätterige Weißbirke. Broussonetia papyrifera Vent. fol. variegatis, mit weißgeſcheckten Blättern. Buxus arborescens Lam. foliis variegatis, buntgeränderter, ſo wohl weißer wie gelber Buxbaum. r f fol. maculatis, mit gelbgeſcheckten Blättern. 8 A suffruticosa fol. var. halbſtrauchiger Burbaum mit bunten Blättern. Carpinus Betulus L. fol. albo- und aureo-varieg., mit weiß: oder gelbgeſcheckten Blättern. Castanea vesca Mix. fol. argenteo-var., fol. aureo-maculatis, mit weiß⸗ oder gelbgefledten Blättern. Cerasus acida Dumort. fol. variegatis. Cercis Siliquastrum L. fol, variegatis. Cratægus monogyna Jacq. fol. variegatis. 8 Oxyacantha fol. argenteo- und aureo-variegatis. N 5 pendula Hort. fol. variegatis. Cystisus Laburnum L. fol. variegatis. Fagus sylvatica L. fol. argent. var. und aureo-var., mit weiß⸗ oder gelbgefleckten Blättern. Fraxinus excelsior L. fol. argenteis Booth. und var. punctatis, mit weißgefleckten und punktirten Blättern. N Ai fol. aur. varieg., mit gelbgefleckten Blättern. n 8 heterophylla De. fol. variegatis. 1 8 pendula Ait. fol. variegatıs. ! Ornus fol. variegatis. » pubescens Walt. fol. albo-variegatis, mit weißgerandeten Blättern. Hedera Helix L. fol. argenteo-variegatis, mit ſilberweißgeſcheckten Blättern. | „ „ bibernica Hort. fol. aureo-variegatis. Für's freie Land jedoch zu zart. Ilex Aquifolium L. Von dieſem hübſchen Halbbaume giebt es bekanntlich eine große Anzahl verſchiedener Formen mit ſehr hübſch und verſchiedenartig geſcheckten und gezeichneten . die aber für unſer nördliches Klima meiſt zu zart ind. Liquidambar styracifiua L. fol. maculatis. Mespilus germanica L. fol. variegatis. Platanus orientalis L. fol. aureo-variegatis. 492 Populus monilifera Ait. fol. variegatis. 0 canadensis Burgsd. fol. aur. maculatis. Prunus Armeniaca L. fol. aureo-maculatis. ſehr hübſch. 2 domestica Rchb. fol. luteis. 5 5 pendula fol. variegatis. 4 orientalis fol. argenteo-variegatis. a Chamæcerasus Bechst. fol. variegatis. domestica Rchb. fol. luteis. u pendula fol. variegatis. 4 Laurocerasus L. fol. aur. variegatis. Padus L. foliis variegatis. Pyrus communis Gouan fol. variegatis. „ Malus L. fol. tricoloribus. „ prunifolia W. fol. variegatis. spectabilis Ait. fol. aureo-variegatis. Quercus Cerris Host fol. argenteo-variegatis. x Ilex foliis variegatis. F pedunculata W. fol. argent. -variegatis. » 5 argent. -pictis. u rubra L. fol. variegatis. Robinia Pseudo-Acacia L. fol. argenteo- und aureo- variegatis. inermis De. fol. argent.-variegatis. Salix caprea 15 foliis tricoloribus. 1 prunifolia Hort. fol. variegatis. Sambucus nigra L. und racemosa L. fol. argenteo-märginatis, „ lol. luteis. Sorbus Aucuparia L. foliis variegatis. Styphnolobium (Sophora) japonicum Schott fol. variegatis. Tilia europæa L. fol. aur.-variegatis. „ parvifolia Ehrh. fol. argenteo-variegatis. „ platyphyllos Scop. fol. variegatis. „ ulmifolia Scop. fol. variegatis. Ulmus americana L. fol. variegatis. 5 campestris Walt. foliis argenteo-marginatis. Ms f major fol. variegatis. 5 tuberosa Loud. fol. variegatis. pendula Hort. fol. variegatis. b. Sträucher. Aucuba japonica Thbg. bicolor, foliis aureo-marginatis, fol. punctatis, fol. lati- maculatis, japonica maculata und jap. media variegata ſind bekanntlich ſehr hübſche Varietäten der A. japonica, in unſerem Klima jedoch nicht im Freien aushaltend. Berberis vulgaris L. fol. aureo-marginatis, mit goldrandigen Blättern und fol. variegatis. mit bunten Blättern. Cissus diversifolia fol. variegatis. 4 493 Cornus mas L. fol. argenteo-var. und fol. aur.- punctatis, mit weißbunt⸗, gelbbunt punftirten Blättern, nebſt meheren Zwiſchenformen. 2 sanguinea L. fol. variegatis. = sericea L. fol. variegatis. Cydonia japonica Pers. fol. variegatis. Daphne Cneorum L. und D. collina Sm. foliis variegatis. Deutzia S. et Z. fol. variegatis. Fleagnus japonica. Von dieſer Art giebt es mehere ſehr hübſche buntblätterige Varietäten, die jedoch bei uns im Freien nicht aushalten, ebenſo von a pungens Thbg. und reflexa Hort., von erfterer Art mit punktirten und letzterer mit weiß berandeten Blättern, halten aber ebenfalls ohne Decke und ſelbſt bedeckt ſchwer bei uns aus. Auch E. ferruginea fol. aureo- maculatis iſt ein ſehr empfehlenswerther Strauch. Calluna vulgaris Salis b. fol. variegatis. Evonymus europa L. fol. variegatis. 5 japonica Roxb. foliis argenteo - var. und aureo- maculatis halten im Freien felten aus, Hibiscus syriacus L. fol. variegatis. Hydrangea japonica Sieb. fol. argenteo-variegatis und foliis aureo - maculatıs, zwei ſehr hübſche buntblätterige Formen, die ſich aber ebenfalls für's freie Land nicht eignen. Iberis sempervirens L. fol, variegatis. Kalmia angustifolia L. fol. variegatis. Kerria japonica De. fol. argenteo-variegatis, Ligustrum glabrum und fol. aureo-variegatis ift uns unbekannt und L. japonicum Thbg. mit fol. aureo - striatis und fol. aur.-variegatis hält im Freien nicht aus. 5 vulgare L. kommt mit fol. albo-var. und fol. aureo- variegatis vor. Lonicera brachypoda Hort. fol. aureo-reticulatis, eine ſehr hübſche Art, die im Freien aushält. Maclura aurantiaca Nutt. fol. variegatis und eleg. punctatis. Philadelphus coronarius L. fol. variegatis. 1 tomentosus Wall. fol. variegatis. Ptelea trifoliata L. foliis aureo-variegatıs. Rhododendron ponticum Schreb. fol. variegatis. Ribes nigrum L. kommt mit foliis argenteo und fol. aureo- variegatis (mit weiß⸗ und gelbſcheckigen Blättern) vor. „ rubrum Wall., mit gelbgerandeten und gelbſcheckigen Blättern, fol. aur. marg. und aureo-variegatis. Rubus fruticosus L. mit fol. argenteo-variegatis. Symphoricarpus vulgaris Mx. fol. aur.-variegatis, ſehr hübſch. Syringa vulgaris L. fol. aur.- und arg.-var. 494 Viburnum dentatum und V. Lantana L. mit fol. marginatis. I Opulus L. mit fol. variegatis. Weigela amabilis v. Htte. fol. aureo-variegatis. . rosea Lindl. var. nana fol. variegatis. Auch unter den Coniferen giebt es jetzt eine ganze Reihe von Arten, mit bunten, entweder weiß- oder gelbgefleckten Blättern oder Nadeln, jo B. von ; Juniperus, J. communis L. var. fol. aureo-variegatis. 5 Sabina L. var. foliis variegatis. Thujopsis dolabrata fol. variegatis. Cupressus Lawsoniana Murr. fol. aur. variegatis, gelb panadirt, ſchr gubſc. ide gracilis fol. argenteo-variegatis. Chamz&cyparis sphæroidea Spach fol. argent.-variegatis. Salisburia adıantifolia Sm. fol. aur.-variegatis, mit effectvoller gelber Panachirung. Taxus baccata Thbg. folis argenteo- und aureo-variegatis. „ fastigiata variegatis Carr. „ hibernica Hook. fol. albo-marginatis. Biota orientalis Don fol. argenteo-yariegatis, mit filberfarbiger Panachirung. > fol. aureo-variegatis, mit gelblicher Panachirung. Cryptomeria japonica Don fol. albo-variegatis Thuja occidentalis L. fol. aureo-variegatis. . Podocarpus japonica fol. elegant. variegatis. Wellingtonia gigantea aureo-variegata. AS. Allgemeine Gartenbau⸗Ausſtellung in Paris im Jahre 1867*) Wie wir in einem früheren Hefte (S. 415) mitgetheilt haben, wird während der Dauer der allgemeinen Induſtrie— Ausſtellung in Paris im nächſten Jahre eine internationale und die ganze Zeit hindurch andauernde Gartenbau-Ausſtellung ſtattfinden. Vom 1. April bis zum 31. October werden nach und nach vierzehn internationale, den Gartenbau betreffende Bewerbungen eröffnet werden. Die erſte Serie der Bewerbungen, eröffnet am 1. April 1867, be⸗ ſteht aus: 11 Bewerbungen (Concours) um blühende Camellien. 4 m um Warmhauspflanzen neueſter Einführung. ) Als Anſchluß der Mittheilung über dieſe Ausſtellung auf S. 467. 496 2 Bewerbungen um Warmhauspflanzen, die auf dem Continente aus ur eee — Samen gezüchtet worden ſind. Pflanzen des Kalthauſes neueſter Einführung. Pflanzen des Kalthauſes, die auf dem Continente aus Samen gezüchtet worden ſind. Orchideen des Warmhauſes. Bromeliaceen des Warmhauſes. Farne (keine Baumfarne) des Warmhauſes. blühende Eriken. blühende Acacia und Mimosa-Arten. ſtaudige Farne des Kalthauſes. blühende Amaryllis. blühende Cinerarien. blühende Primula sinensis. blühende Daphne-Arten. blühende Cyclamen. blühende Lackviolen. verſchiedene Pflanzen des temperirten Kalthauſes. Ilex-Arten und Abarten des freien Landes. Magnolia grandiflora aus dem freien Lande. Lucca-Arten Epheu-Arten des freien Landes. verſchiedene Geſträuch-Arten getriebene blühende Tulpen. blühende Crocus. getriebenen blühenden Flieder (Syringa). getriebene blühende Roſen. verſchiedene getriebene, blühende Sträucher. verſchiedene neue Pflanzen. reife Ananas. Fruchtbäumchen und Früchte. reife Melonen. reife Erdbeeren. reife Gurken. verſchiedene getriebene Gemüſe. conſervirte Gemüſe. Birnen Aepfel Pfirſich Kirſchen in Form gezogen. Weinreben Pflaumen Aprikoſen verſchiedene Fruchtbäume und Sträucher in Form gezogen. hochſtämmige Fruchtbäume. Die zweite Serie wird am 13. April eröffnet und befteht aus; 12 Bewerbungen um zierende Coniferen. 2 5 „ Coniferen⸗Arten für Waldungen. 4 5 „ Blattpflanzen des Warmhauſes. 1 A „ Orchideen des Warmhauſes. 10 . „ Cacteen. 3 5 „ Selaginellen und Lycopodiaceen des Warmhauſes. 4 4 „ Agaven. 2 = „ Aloen. 2 „ Dasylirion und Bonapartea. 1 e „ Yucca. 2 5 „ blühende Rhododendren. 2 4 „ blühende Epacris. 2 w „ blühende Erica. 2 5 „blühende Staudengewächſe des freien Landes. 2 5 „blühende Hyacinthen aus dem freien Lande. 2 . „ Benjees (Viola tricolor maxima) aus dem freien Lande. 1 z „ Primula veris aus dem freien Lande. 3 8 „ blühende gelbe Lackviolen aus dem Freien. 2 N „ Magnolia - Arten mit abwerfenden Blättern des freien Landes. 2 5 „ blühende hochſtämmige Roſen aus dem freien Lande. 2 } „ blühende wurzelächte Roſen des freien Landes. 2 1 „ verſchiedene neue Pflanzen. J 1 1 „ getriebene Melonen. 1 f „ getriebene Erdbeeren. 1 5 „ getriebenen Spargel. 1 1 „ getriebene Gurken. | 2 3 „ verſchiedene getriebene Gemuſe. Die dritte Serie der Bewerbungen, die am 1. Mai 1867 eröffnet wird, beſteht aus: 8 Bewerbungen um blühende indiſche Azaleen. 8 8 „ blühende Rhododendron arboreum. 4 a „ neue Pflanzen aus verfchiedenen Gattungen. 5 5 „ blühende Pflanzen aus verſchiedenen Gattungen. 2 ® „ blühende Orchideen des Warmhauſes. 2 4 „ Pflauzen, die ſich beſonders zur Decoration der Zimmer eignen. „ blühende Ixia- und Sparaxis-Arten. „ blühende Baumpäonien. „ blühende krantartige Päonien. blühende hochſtämmige Roſen. „ blühende wurzelächte Roſen. blühende Clematis-Arten. „Mgeſchmackvoll arrangirte Geſtelle mit Schlingpflanzen bekleidet. — or SER Er Er er N RE.» 8 5-8 3 Bewerbungen um 1 [72 N ” 1 „ „ 1 " 3 1 „ " 1 „ n 2 , 7 1 " 75. 1 , 7 1 ” * 2 ” 7 4 * 77 3 " . Die vierte D — — — — DO „ ADD — blühende Tulpen. ze blühende Penjees. blühende Aurikeln. Lackviolen. blühende Reſeda. blühende Zwerg⸗-Gladiolen. verſchiedene neue Pflanzen. Spargel. Champignons. verſchiedene Gemüſe. getriebene Melonen. getriebene Fruchtbäume und Sträucher. reife Ananas. 8 7 Serie wird am 15. Mai 1867 eröffnet und enthält folgende Bewerbungen: 11 Bewerbungen um Palmen. Cycadeen. blühende Orchideen. Yucca-Xtten. blühende Azalea indica. blühende Calceolarien. Gewächſe, die ſich zu Marktpflanzen eignen. blühende Himalaya-Rhododendren. blühende Aurikeln. blühende Rhododendren des freien Landes. blühende Azaleen des freien Landes. blühende Kalmia. blühende Clematis. blühende Stammroſen. blühende hochſtämmige Theeroſen. wurzelechte blühende Roſen. verſchiedene holzartige Gewächſe des freien Landes. blühende Staudengewächſe des freien Landes. blühende Sommergewächſe des freien Landes. blühende krautartige Päonien. blühende Baumpäonien. blühende Ranunkeln. blühende Anemonen. 8 blühende Bellis perennis. verſchiedene neue Pflanzen. getriebene Früchte. getriebene Tafeltrauben. verſchiedene Gemüſe. Die fünfte Serie, eröffnet am 1. Juni 1867, enthält: 9 Bewerbungen um blühende Orchideen. Hamburger Garten⸗ und Blumenzeitung. Band XXII. 32 8 Bewerbungen um blühende großblumige lengliſche) Pelargonien. 5 N: „ blühende Phantaſie-Pelargonien. 4 Pi „ verſchiedene Pflanzen des Warmhauſes. 4 5 „ verſchiedene Pflanzen mit zierenden Blättern. 5 5 „ Caladien- Varietäten. 1 A „ verſchiedene Pflanzen des Kalthauſes. 3 N „ blühende Calceolarien. 4 m „ blühende Verbenen. 2 5 „ blühende einjährige Pflanzen. 2 8 „ blühende Staudengewächſe. 3 1 „ blühende chineſiſche Päonien. 1 * „ blühende Nelken. 2 1 „ Gehölzarten 1 er „ verſchiedene Pflanzen des Moorbeetes 5 > „ blühende Rhododendren 4 5 „ blühende Azaleen wi 1 = „ blühende Kalmia (en 0 2 1 „ hochſtämmige Roſen a 4 9 „ wurzelechte Roſen 1 1 „ Rankroſen } 5 5 „ abgeſchnittene Roſen. 2 pr „ verſchiedene neue Pflanzen. 1 55 „ Melonen. 3 Mr „ verfchtedene Gemüſe. 3 „ „ getriebene Früchte. 5 Die ſechſte Serie, die am 15. Juni 1867 eröffnet wird, enthält: 4 Bewerbungen um blühende hochſtämmige Roſen. 5 1 „ blühende wurzelechte Roſen. 1 + „ blühende Rankroſen. 4 0 „ abgeſchnittene Roſen. 4 4 „ Pandaneen. a 4 7 „ blühende großblumige Pelargonien. 3 55 „ blühende Phantaſie-Pelargonien. 3 „ „ blühende Pelargonium zonale-inquinans. 4 5 „ blühende tropiſche Orchideen. 3 4 „ Theophrasta- und Clavija-Arten. 5 . „ Maranta-, Calathea- und Phrynium-Xtrten. 3 4 „ Musa, 3 5 „ Begonia, reine Arten. 3 1 „ Begonia- Varietäten. 2 5 „ Orangen-, Citronen- ꝛc. Bäume. 4 1 „ blühende Verbenen. 1 . „ blühende Calceolarien. 1 ir „ blühende Staudengewächſe. 1 u „ blühende einjährige Pflanzen. 2 1 „ blühende Delphinien. 2 Bewerbungen um blühende Iris. 2 5 „ blühende Lackviolen. 1 10 „ einheimische Orchideen. 2 „ „ Alpenpflanzen. 2 * „ verſchiedene neue Pflanzen. 3 1 „ blühende krautartige Päonien. 1 hi „ blühende baumartige Päonien, 3 5 „ verſchiedene Gemüſe. 1 N „ Bananen. 2 15 „ Kirſchen. 4 ii „ Erdbeeren. Die fiebente Serie, die am 1. Juli 1867 eröffnet wird, enthält folgende Bewerbungen: 7 Bewerbungen um blühende Pelargonium zonale-inquinans, 4 0 „ Pelargonium zonale mit bunten Blättern. 2 N „ Pelargonium-Species. 5 5 „ baumartige Farne. 2 1 „ tropische, techniſch wichtige und officinelle Pflanzen. 2 a; „ blühende tropiſche Orchideen. 2 A „ Nepenthes. 4 1 „ blühende Orchideen. 2 je „ Caladien. 4 * „ blühende Petunien. 1 a „ blühende Rochea. 1 „ „ blühende Crassula. 1 3 „ Sarracenia- Arten. 1 1 „ blühende Amaryllis. 1 1 „ blühende Lilium auratum, 1 17 „ blühende Staudengewächſe aus 1 5 „ blühende einjährige Pflanzen dem freien 1 " „ Standengemächfje mit bunten Blättern \ Lande. 4 # „ ſtaudige Farne 2 4 „ blühende Delphinien aus dem freien 1 er „ blühende Reſeda Lande. 2 5 „ blühende Stockroſen (Malven). 4 1 „ abgeſchnittene Roſen. 2 „ „g verſchiedene neue Pflanzen. 3 8 „ verſchiedene Gemüſe. 3 m „ Kirſchen. 3 4 „ Erdbeeren. — 2 Die achte Serie, am 15. Juli 1867 zu eröffnen, wird enthalten: 4 Bewerbungen um blühende Topf-, ſchottiſche Feder: ꝛc. Nelken. 2 97 „ blühende remontirende Nelken. 6 1 „ Gewächſe des Warmhauſes. y 2 „ „ exotiſche Fruchtbäume. 32* 3 4 * 1 2 2 3 3 3 3 2 3 1 3 2 1 3 3 3 0 n D D D N ο = m aD 0 en Bewerbungen um blühende Gloxinien. En? mE blühende Lantanen. 7 blühende Petunien. | blühende Staudengewächſe des freien Landes. blühende einjährige Pflanzen des freien Landes. blühende Phlox. blühende Pentstemon. Canna. blühende Stockroſen (Malven). blühende Gladiolen. blühende Delphinien. lühende Phlox Drummondii. Alſtrömerien. blühende Hortenſien. verſchiedene neue Pflanzen. Steinobſt-Bäumchen. Beerenobſt⸗Sträucher. Melonen. verſchiedene Gemüſe. Die neunte Serie, zu eröffnen am 1. Augnſt 1867, wird enthalten: Bewerbungen um blühende Fuchſien. blühende Gladiolen. tropiſche windende und rankende Gewächſe. blühende Paſſionsblumen. 2 blühende Heliotropen. | Phylica ericoides. blühende Dahlien. blühende Staudengewächſe. blühende einjährige Pflanzen. verſchiedene blühende Nelken. blühende Stockroſen. blühende Phlox decussata. blühende Lilien. blühende gefülltblühende Zinnia elegans. blühende Lobelien. blühende Tropäolen. blühende Hortenſien. verſchiedene neue Pflanzen. Kernfrüchte. Steinfrüchte. | Beerenfrüchte. frühzeitige Weintrauben. f Pfirſiche. verſchiedene Gemüſe. r —— * a 0 UI I be ee dr RD U RD RD AI RO RD UI N Pe A U dd enthalten: 7 Bewerbungen um ee DC AD OD OS 501 Die zehnte Serie wird am 15. Auguſt 1867 eröffnet, he enthält: 12 Bewerbungen um verſchiedene Arbibeen. Die I tropiſche Orchideen. blühende Gesneriaceen. blühende Achimenen. blühende Nagelia ꝛc. blühende Fuchſien. blühende Erythrina. blühende Pelargonium zonale-inquinans. verſchiedene Hänge- oder Ampelpflanzen. blühende Staudengewächſe. blühende Dahlien oder Georginen. blühende Malven oder Stockroſen. blühende Pentstemon. blühende Phlox. blühende Remontant⸗Nelken. blühende Aſtern. blühende Balſaminen. blühende Zinnia elegans fl. pleno. verſchiedene blühende einjährige Pflanzen. blühende Lilien. blühende Gladiolen. einheimiſche blühende Eriken. exotiſche Waſſerpflanzen. einheimiſche Waſſerpflanzen. verſchiedene neue Pflanzen. verſchiedene Gemüſe. Melonen. Kernfrüchte. Steinfrüchte. Pfirſiche. Tafeltrauben. Feigen. elfte Serie wird am 1. September 1867 eröffnet und wird „ blühende Dahlien. Dracena- und Cordylina-Arten. Croton-Arten. Allamanda-Arten. blühende Fuchſien. blühende Veronica. blühende Pelargonium zonale. blühende Staudengewächſe des freien Landes. blühende Dianthus sinensis, Hedewegii ꝛc. blühende einjährige Pflanzen. 2 1 2 1 2 2 3 3 3 1 3 2 3 3 3 Bewerbungen um blühende chineſiſche Aſtern. rar I 77 blühende Balſaminen. e abgeſchnittene Roſen. blühende Theeroſen. blühende Gladiolen. verſchiedene neue Pflanzen. verſchiedene Gemüſe. Kernfruchtſorten. Steinfruchtſorten. Pfirſiche. Tafeltrauben. Feigen. Ananas. Baumarten mit abwerfenden Blättern, die ſich a0 Anpflanzung von Forſten eignen. Sträucher, Halbbäume ꝛc., die ſich zur Bepflanzung von Abhängen oder öden kahlen Gegenden eignen. Die zwölfte Serie, die am 15. September 1867 eröffnet wird, enthält: | 4 Bewerbungen um verſchiedene Araliaceen. DA RD ee dh dk A bh Pk dt RI RD ED KM nA I Gewächſe des Warmhauſes mit großen Blättern. Canna. Solanum- Arten. Ficus- und Artocarpus -Arten. blühende Hibiscus sinensis. Musa. blühende Fuchſien. blühende Pelargonium zonale-inquinans. blühende Staudengewächſe. Ziergräſer. abgeſchnittene Georginen. frühblühende Chrysanthemum. blühende Aster chinensis. blühende Gladiolen. abgeſchnittene Roſen. verſchiedene Bambusa-Arten. blühende einjährige Pflanzen. verſchiedene neue Pflanzen. verſchiedene Gemüſe. Tafeltrauben. Kernfruchtſorten. Fehlen noch die 13. und 14. Serie. (Nach der Revue horticole.) be Ueber die Wanderung der angebauten Pflanzen in Bezug auf Völkerkunde. Von John Crawfurd. (.eberſetzt aus dem Journal of Botany, October 1866.) Die Wanderung der angebauten Pflanzen iſt durchaus das Werk der Menſchen und ihre Geſchichte daher ein rechtmäßiger Zweig der Völker— kunde. In ſo weit es vegetabiliſche Subſtanzen betrifft, ſo muß die erſte Nahrung des Menſchen bei deſſem Erſcheinen aus wilden Früchten und Wurzeln, aus wilden Körnern und Hülſenfrüchten beſtanden haben, und dieſe waren damals jedenfalls zahlreicher als wir ſie jetzt finden. Die Pflanzen, welcher man ſich zu dieſem Zwecke bediente, variiren nothwendiger Weiſe nach dem Klima. In temperirten Regionen mochte man ſeine Zuflucht zu den Samen der wild wachſenden Gräſer und Hülſenfrüchte wie einigen wenigen Seepflanzen, nebſt Eicheln und Honig genommen haben. In tropiſchen und halbtropiſchen Regionen mochte die vegetabiliſche Nahrung des früheſten Wilden aus Datteln, Cocosnüſſen, wilden Cerealien, Name und anderen wild wachſenden Wurzeln beſtanden haben. | Einige Menfchen-Racen findet man noch jetzt in dem urſprünglichen Zuſtande wie angegeben, ſo cultiviren die Eingebornen von Auſtralien bis auf den heutigen Tag keine Pflanze und haben keine andere vegetabiliſche Nahrung als einige wenige wild wachſende Wurzeln. Die Eingebornen der Andamaniſchen Inſeln haben als vegetabiliſche Nahrung nur eine grobe wilde Bohne und die noch viel gröbere Frucht des Mangelbaumes (Rhizo- phora). In ähnlicher Lage befinden ſich die Bewohner von Terra del Fuego (Feuerland) und die Eskimos. Auch bei den nomadiſchen Stämmen des nördlichen Arabien beſteht noch heute die vegetabiliſche Nahrung hauptſächlich aus zwei wilden un— cultivirten Pflanzen, in der arabiſchen Sprache sambh und mesza ge: nannt, deren techniſche Benennung noch nicht beſtimmt worden iſt. Von der Erſteren ſagt Palgrave: „Die Reifezeit derſelben iſt im Juli, wenn Alt und Jung, Männer und Frauen ſämmtlich ausziehen und die Pflanze einernten. In Amerika, von Canada bis Florida, wächſt auf ſumpfigem Lande, an der Ufern der Seen und Flüſſe eine Art Gras, die ein nahrhaftes Korn liefert, ähnlich, aber geringer als die Hirſe der alten Welt. Dieſe Pflanzenart heißt in einer der vorherrſchendſten amerikaniſchen Sprachen Tuscarora (Zizania aquatica). Obſchon dieſe Pflanze cultivirbar, iſt es doch nie geſchehen, der vorzüglichere Mais hat dies vermuthlich entbehrlich gemacht. Sie wird jedoch von wandernden amerikaniſchen Volksſtämmen als Nahrung benutzt, wie die beiden oben genannten Arten von den Beduinen. Im ſüdlichen Afrika wird die Frucht einer Art wilden Gurke, Nara genannt und von der Größe einer Cocosnuß, von den Eingebornen als Nahrung benutzt, die, wenn die Früchte reif ſind, alljährlich nach den Ebenen ziehen, woſelbſt die Pflanze wächſt, um die Früchte zu ſammeln. 504 Erſt mit der Zunahme der Bevölkerung wurden die wild wachſenden Pflanzen ſeltener, ſo daß der Menſch darauf kam, ſie durch Cultur zu vervielfältigen. Ein Beiſpiel aus der früheſten Zeit zeigt uns dies. Die Südſee⸗Inſulaner, ſowohl die hellfarbigen wie die ſchwarzen, cultivirten, als ſie zuerſt von civiliſirten Menſchen beſucht wurden, Yams, Taro oder Caladium, Bataten, Cocospalmen, Bananen und die Brotfrucht, aber keine Cerealien und keine Hülſenfrüchte. In dieſer Abhandlung wird ſich der Verfaſſer nur auf die ethnologiſchen Erzeugungen von Brotpflanzen beſchränken und beginnt mit den wichtigſten derſelben, mit den Cerealien. Dieſe beſtehen aus Weizen, Gerſte, Roggen, Hafer, Reis, Mais und meheren Hirſeſorten. Roggen und Hafer ſind Pflanzen, die nur auf den größten Theil Europa's angewieſen ſind, während Weizen und Gerſte eine viel weitere Verbreitung haben, denn ſie dehnen ſich über alle temperirte und ſelbſt ſubtropiſche Regionen der ganzen Welt aus, von Spanien bis Japan, und während der letzten 350 Jahre ſind dieſe Getreidepflanzen durch Europäer nach den correſpondirenden Klimaten von Amerika und Auſtralien, in welchen Ländern zuvor keine der haupts ſächlichſten Cerealien Europa's exiſtirten, weder in cultivirtem noch wildem Zuſtande. Reis iſt die hauptſächlichſte Getreide-Art in allen tropiſchen Gegenden von Aſien, von Perſien bis Japan und ſeine Cultur hat ſich in Europa nur innerhalb der hiſtoriſchen Periode ausgedehnt. Mais iſt ein ausſchließliches Product Amerika's und war vor der erſten Reiſe des Columbus der alten Welt ſo unbekannt, wie Taback und die Ananas. Mehr als jede andere Getreideart hat ſich deſſen Anbau über jedes Land der alten Welt vom 50. Breitengrade verbreitet und liefert nun vielen Millionen Menſchen Brot, deren Vorfahren von dem Vorhandenſein dieſer Pflanze keine Kenntniß hatten. In ausgedehntem Maaße wird der Mais in den ſüdlichen Provinzen China's angebaut, dann in Japan, auf den malayiſchen Inſeln und Philippinen. Speke und Grant fanden, daß der Mais die hauptſächlichſte Nahrung in verſchiedenen Theilen Afrika's ausmacht, wohin vor ihnen kein Fuß eines Weißen gekommen war, und in Italien und Spanien war der Mais 50 Jahre nach der Entdeckung der neuen Welt allgemein bekannt. Dieſe weite und ſchnelle Verbreitung des Mais iſt wohl eine Folge, daß er in jedem Boden und in den verſchiedenſten Klimaten gedeiht, daß er ſich leicht vermehrt und ungemein ergiebig iſt. Mit Ausnahme des Reis, den man in einigen Theilen von Indien wild findet, aber dennoch aus Samen von cultivirten Pflanzen herrühren mag, kann man keiner der genannten Getreidearten mit Sicherheit nach— ſagen, welches ihr Vaterland iſt. Dies beweiſt, daß dieſe Getreidearten ſeit undenklicher Zeit ſich in Cultur befinden. Aehren von Weizen und Gerſte hat man in den älteſten ägyptiſchen Gräbern gefunden, die von den Arten oder Varietäten, die man heut zu Tage in jenen Ländern anbaut, nicht verſchieden ſind und in dem Buche Geneſis, in den Gedichten Homer's, wie in dem älteſten des Hindu Vedas werden der Cerealien ebenſo allgemein gedacht als ſie es jetzt ſind. Weizen und Gerſte muß den Aegyptern vor der Erbauung der älteſten Pyramiden bekannt geweſen ſein, * 505 denn ein Volk, das ſich nur von Wurzeln und Früchten ernährt, konnte keine ſolche Kraft und Geſchicklichkeit beſitzen, um ſolche rieſigen Monumente zu errichten. Die erſte Cultur dieſer Getreidearten führt uns daher weit zurück in die Geſchichte des Menſchen ſelbſt. Man hat keinen Grund zu glauben, daß Weizen und Gerſte nicht ſollten ebenſo zeitig in Perſien, Indien, China und Japan als in Aegypten ſelbſt angebaut worden ſein, obgleich wir keinen genügenden Beweis dafür geben können. Daſſelbe gilt auch vom Reis für das tropiſche Aſien und ſelbſt für den Mais in Mexico. Hirſe, vom lateiniſchen Worte Milium, kommt indirect in ihrer jetzigen Geſtalt durch die Franzoſen in den Handel und iſt der allgemeine Ausdruck für alle kleineren angebauten Cerealien. Dieſe, aus vielen Arten beſtehend, werden in allen wärmeren Gegenden von Europa und Aſien, vom 40. Breitengrade bis zum Aequator in umfangreicher Weile cultivirt. Die gewöhnlichſten Sorten gehören zu den Gattungen Panicum und Sorghum, es giebt aber noch viele andere. So ſoll nach Dr. H. Fal- coner die Zahl der in den Ebenen oder auf den Bergen von Indien angebauten Hirſearten ſich auf nicht weniger als 25 Arten belaufen. In den aſiatiſchen Ländern bilden die Hirſearten einen großen Theil des Brotes der geringen Menſchen-Claſſe. In Bezug auf die Geſchichte ihrer Cultur, ſo datirt dieſe ſich aus den früheſten Zeiten her und iſt vielleicht ebenſo alt, als die des Weizens, der Gerſte und des Reis. Es iſt un— möglich, das Vaterland einer dieſer Hirſearten zu beſtimmen und es iſt wahrſcheinlich, daß ſie in meheren Ländern heimiſch ſind, denn man findet ſie mit der Leichtigkeit und Ueppigkeit wild wachſender Pflanzen in den entlegendſten Theilen von Italien, Indien, China und Japan wackſend. Einige werden beſtimmt in einem wilden Zuſtande und die Samen felbit von wild wachſenden Exemplaren geerntet. Eine große Anzahl von Hülſenfrüchten oder Leguminoſen wird ſeit undenklicher Zeit als Nahrungsmittel in jedem Theile der alten Welt cultivirt. Dieſelben gehören zu den Gattungen Vicia, Faba, Pisum, Ervum, Lathyrus, Orobus, Cicer, Phaseolus, Dolichos, in deutſcher Sprache als Erbſen, Bohnen, Wicken, Linſen ꝛc. bekannt. In denjenigen Theilen von Aſien, in denen Reis die Hauptgetreideart ausmacht, der nur wenige ſtickſtoffhaltige Stoffe enthält, und woſelbſt wenig animaliſche Nahrung genoſſen wird, werden vorzüglich Hülſenfrüchte als Nahrung verwendet. Mehere der cultivirten Hülſenfruchtarten können auf ihren wilden Zuſtand in Europa zurückgeführt werden, während andere in Afrika, Aſien und Amerika heimiſch ſind. Die einzigen Theile der Welt, wo keine zum Anbau tauglichen Leguminoſen wild wachſen, ſind Auſtralien und Neuſeeland, wo ſie wie die Cerealien fehlen, jetzt jedoch eingeführt, cultivirt werden und prächtig daſelbſt gedeihen. 0 Die hauptſächlichſten angebauten Pflanzen, die ein Mehl liefern und als Erſatz für das aus Cerealien bereitete Brot dienen, ſind die gewöhnliche Kartoffel oder Knollen tragenden Solanum, die Yams oder Dioscorea, die ſüße Kartoffel oder die Knollen tragenden Convolvulus, die Sagopalme, die Brotfrucht und die Banane. Es giebt aber noch andere Pflanzen, wie 506 3: B. ſolche, die Arrowroot und Tapioca liefern, dieſe find jedoch von ge: ringerer Wichtigkeit. 1 Die gemeine Kartoffel (Solanum tuberosum) iſt ohne Zweifel eine Bewohnerin von Amerika, wo ſie in temperirten Regionen wächſt. Man findet ſie noch wild auf den weſtlichen Abhängen der Anden, die Knollen ſind dort nicht ſtärker als Haſelnüſſe. Ehe die Europäer Amerika betraten, hatten die rohen Ureinwohner bereits die Kartoffel angebaut. Dieſelbe kam dann direct von Amerika nach Irland und wurde daſelbſt 1586 zuerſt cultivirt oder ungefähr 80 Jahre nach Entdeckung der neuen Welt. Es iſt jedoch beſtätigt, daß ſie viel früher in Spanien und Portugal eingeführt worden iſt. Von Irland fand ſie ihren Weg nach den Niederlanden und nach Deutſchland, von Spanien gelangte ſie nach Italien und Frankreich. In den aſiatiſchen Ländern wird ſie nur cultivirt, wo ſich Europäer nieder- gelaſſen haben, jedoch hauptſächlich nur zum eigenen Bedarf und erſt ſeit Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts. In Auſtralien und Neuſeeland wird ſie mit Erfolg angebaut, Länder, die fonſt keine eßbaren mehlhaltigen Wurzelpflanzen beſitzen, nicht einmal die Jams, Taro oder Manioc. Die Yams (Dioscorea) iſt eine Bewohnerin des tropiſchen und ſub— tropiſchen Klimas. Die Gattung, zu der fie gehört, enthält mehere diſtincte Arten, die Bewohner von Aſien wie Amerika ſind, wo ſie an vielen Orten noch wild gefunden wird. Die Pflanze treibt ſchlanke ſich windende Zweige und bildet eine große Knolle, die oft 10 — 30 Pfund Gewicht hat, eine große Menge mehlhaltiger Stoffe enthält und ein geſundes aber trockenes Nahrungsmittel iſt, doch im Geſchmack der gewöhnlichen, ſelbſt dem der ſüßen Kartoffel nachſteht. 5 Die ſüße Kartoffel (Batatas edulis) der Yamswurzel gleichend, iſt aus dem warmen Klima. Sie ſtammt aus den tropiſchen Theilen von Aſien und Amerika, ſoll jedoch von den Eingebornen nicht cultivirt worden ſein. Erwähnt wurde ſie zuerſt von Rigafetta, dem Compagnon von Magellan, im erſten Viertel des 15. Jahrhunderts. In der Nähe des Aequartors wächſt die Batate zu einer beträchtlichen Größe, öfters mehere Pfund wiegend, auf Java ſah ſie Referent oft 10 Pfund ſchwer und ſoll ſie bis zu 50 Pfund ſchwere Knollen erzeugen. Auf jener Inſel iſt ſie ein Hauptnahrungsartikel neben dem Reis. Einige Arten der Gattung Arum, Caladium, Maranta, Tacca und Jatropha liefern fleiſchige Wurzeln, die unter den unciviliſirten Be⸗ wohnern der betreffenden Länder, in denen dieſe Pflanzen heimiſch ſind, ſtatt des Brotes gegeſſen wurden, ehe die Cultur des Cerealien begonnen hatte. Das Mark dieſer Gewächſe in einem verfeinerten Zuſtande kommt bei uns im Handel unter den Benennungen Arrowroot, Tapioca, Caſſava, Salep x. vor. Die betreffenden Gewächſe find ſämmtlich Bewohner tropiſcher, wenigſtens ſehr warmer Länder. Einige derſelben ſind in rohem Zuftande giftig oder herbe, welche Eigenſchaften die Eingebornen jedoch zu entfernen verſtehen. Der Taro (Caladium esculentum) bildet das haupſächtlichſte Brot aller Südſee⸗Inſulaner, die keine Art Getreide beſitzen und der Manioc | | \ | | 507 oder Jatropha Manihot ift das Brot der Eingebornen von Amerika, die nur eine Getreideart, und die ſelbſt nur wenig cultivirt wird, kennen. Die Brotfrucht (Artocarpus incisa), in ſo weit ſie als Erſatz für Brot benutzt wird, iſt auf- den tropiſchen Inſeln des ſtillen Meeres heimiſch und wird von den Eingebornen viel gegeſſen. Auf Empfehlung einiger Botaniker wurde der Baum im Jahre 1792 mit großer Mühe und vielen Koſten nach den weſtindiſchen Inſeln überſiedelt, wo er jedoch von wenigem Nutzen iſt. Im wilden Zuſtande wächſt der Brotfruchtbaum auf den Inſeln des malayiſchen Archipels, wo er aber ſeit der Einführung der Cerealien nur wenig cultivirt wird. N Einige Arten Musa oder Bananen, deren Früchte viele Mehltheile enthalten, werden bekanntlich friſch wie gekocht in allen Theilen von Eübd- Amerika und Weſtindien in ausgedehnteſter Weiſe cultivirt und als Brot benutzt, dahingegen in den aſiatiſchen Ländern wenig. Sago oder richtiger Sagu iſt der Name des Markes meherer Palmen der Malayiſchen und Philippiniſchen Inſelgruppe. Die ergiebigſte Palme in dieſer Beziehung iſt der Sagus Rumphii oder Metoxylon Sagus. Dieſe und andere Arten derſelben Gattung haben unter den Palmen die Eigenthümlichkeit, daß ſie ſich durch Ausläufer oder Samen ſelbſt vermehren. Sie wachſen nur in Sümpfen in der Nähe des Meeres, doch ſo weit von demſelben entfernt, daß ſie nie von der Fluth erreicht werden. Eine einmal gemachte Anpflanzung dieſer Palmenart erhält und erſetzt ſich ſogleich von ſelbſt. Der Stamm derſelben iſt als ein Gefäß zu betrachten, angefüllt mit einer Maſſe von Mark, das, wenn es von den Faſern befreit iſt, eine Stärke liefert, die getrocknet und gekörnt oder in irdenen Gefäßen erhitzt wird, ein vortreffliches Brot für alle Bewohner des malayiſchen Archipels öſtlich von Celebes bis einſchließlich Neu Guinea giebt. Auch auf Sumatra, Borneo und ſelbſt auf Mindanao, der weft: lichſten Inſel der Philippinen wird der Sago als Brot gegeſſen. Aber an allen von dieſen Orten, wo die Cerealien ſeit längerer Zeit bekannt ſind, wird der Sago nur von der ärmeren Menſchen-Claſſe oder von den Ureinwohnern als Brot gegeſſen. Die Benennung oder Bezeichnung einer angebauten Pflanzenart giebt oft Ausweis über deren Geburtsort und Wanderung, es dürften daher in dieſer Beziehung einige Notizen nicht ohne Intereſſe ſein. Mit den Cerealien beginnend, ſo findet man, daß dieſe verſchiedene Namen in jeder beſonderen und unabhängigen oder Schweſterſprache führen. So iſt die engliſche Bezeichnung für Weizen weſentlich dieſelbe in allen teutoniſchen oder deutſchen Sprachen. In der irländiſchen und walliſiſchen, die zwei beſtimmte, unabhängige Sprachen find, findeu wir zwei verſchiedene Benennungen für dieſes Korn, cruineached in ‘er erſten und gwenith in der zweiten. Trigo der Spanier und Portugieſen ift nur eine Ber: fälſchung des lateiniſchen Wortes Triticum, während die franzöſiſche Be⸗ zeichnung froment und die italieniſche frumento von einem Synonym derſelben Sprache hergeleitet iſt. Aber in der baskiſchen Sprache, die nach competenten Gelehrten nicht nur von allen anderen europäiſchen Sprachen verſchieden iſt, ſondern von allen Sprachen überhaupt, alten und neuen, 508 finden wir zwei Namen für Weizen, gänzlich verſchieden von denen irgend einer anderen Sprache, nämlich garia und ocava. Es geht daraus her⸗ vor, daß die Benennungen für Weizen, Gerſte und Hafer rein baskiſche ſind und dieſe Kornarten von Anfang an von dieſen Völkern cultivirt worden find, während die Getreidearten, wie Roggen (cecalea), Reis (avvoza), Mais (maiza) und Bohne (baba) ſpaniſchen Urſprunges find, mithin die zuerſt genannten Pflanzen wie bemerkt, ſeit undenklicher Zeit von den. Basken cultivirt worden ſind, während die letzteren bei ihnen nach der Eroberung Spaniens durch die Römer eingeführt wurden. | Betrachten wir die orientaliſchen Sprachen, ſo finden wir fait das nämliche. In der Sanskrit-Sprache iſt der Name für Weizen godhum und in der perſiſchen gandum, weſentlich daſſelbe Wort, da aber die Völker, welche die Sanskrit⸗Sprache redeten, aus einem Landestheile Perſiens her: ſtammen ſollen, ſo iſt es nicht ſchwer, die Uebereinſtimmung in dieſem Falle zu erklären. In Hindi iſt der Name gehun, das eine Original⸗ Benennung zu ſein Scheint. In der Tamilſprache haben wir das Sanskrit⸗ wort in der verdrehten Form von gudumai; aber die Völker, welche dieſe Sprache reden, bewohnen den ganz ſüdlichen Theil von Indien, innerhalb des 8.—12. Grades vom Aequator, wo der Weizen nur in einigen hoch— gelegenen Diſtricten Frucht liefert, deshalb führt er, als ein exotiſches Gewächs einen fremden Namen. Im Türkiſchen iſt der Name für Weizen baghdoi, ein dort einheimiſches Wort. Im Arabiſchen finden wir zwei ur: ſprüngliche, nicht entlehnte Wörter, hantah und bar, woraus ſich ergiebt, daß dieſes Korn in der Türkei und in Arabien von einheimiſcher Cultur iſt. Auf Java, innerhalb des 7. Grades vom Aequator, giebt der Weizen nur Frucht in einer Höhe von 5000 Fuß über dem Meere und wird dort zuweilen von den Portugieſen trigo genannt, zuweilen auch mit dem perſiſchen Namen gandum, was wiederum zeigt, von welcher Nation er eingeführt worden iſt. Bei Unterſuchung der Benennungen für Gerſte kommen wir zu den⸗ ſelben Reſultaten wie beim Weizen. Der Urſprung des Wortes ſelbſt, wie es in unſerer Sprache exiſtirt, hat noch nicht aufgefunden werden können, der Name der harten vierzeiligen Gerſte, bere, gehört zu den teutoniſchen Mundarten und war dieſe Gerſte wahrſcheinlich die erſte und die am leich— teſten in England zu cultivirende. Das franzöſiſche Wort orge und das italieniſche orzo, iſt nur eine grobe Verdrehung des lateiniſchen Wortes hordeum. Die Benennungen für Gerſte im Galliſchen und Welſchen find verſchieden, eorna und haidd. Die Benennung für Hafer iſt in dieſen beiden Sprachen faſt dieſelbe, nämlich core im Galliſchen und ceire im Welſchen; für Roggen giebt es in beiden Sprachen das Wort seagl, jeden⸗ falls von dem lateiniſchen secale abgeleitet und es iſt wohl anzunehmen, daß dieſes Korn direct durch die Römer auf die engliſchen Inſeln ein: geführt worden iſt. Die Basken haben aber wieder eine ganz verſchiedene Benennung für die Gerſte, nämlich garagarra. In den drientaliſchen Sprachen verhält es ſich bei der Gerſte ähnlich wie beim Weizen. In der Sanskrit⸗Sprache heißt Gerſte gava, wovon der Hinduname jau und das perſiſche jo jedenfalls Verdrehungen ſind. In der Sprache der entfernten Tr — Tamils ift das Wort für Gerſte ſehr abweichend, shali, wahrſcheinlich ein allgemeiner Ausdruck für Korn. Im Arabiſchen iſt der Name shaer, im Türkiſchen arpa, Benennungen, die durchaus keine Verbindung mit ein⸗ ander oder mit irgend einer anderen aſiatiſchen oder europäiſchen Sprache haben, ſo daß man daraus ſchließen kann, daß dieſes Korn einheimiſch iſt oder wenigſtens, daß deſſen Cultur nicht durch Fremde in jenen Ländern hervorgerufen worden, in denen dieſe Sprachen geſprochen werden. Das Vaterland des Reis oder die urſprüngliche Localität, wo derſelbe zuerſt cultivirt worden iſt, läßt ſich philologiſch nicht beſtimmen. Der Reis war den Griechen und Römern unbekannt, wenigſtens als ein Culturzweig und hat keine urſprüngliche Benennung in deren Sprachen. Auch den alten Perſern mag er unbekannt geweſen ſein, denn wäre er ihnen als ein Gegenſtand ſo bekannt geweſen, wie er es den Nachkommen geworden iſt, ſo würde er nicht verfehlt haben, deren Aufmerkſamkeit auf ſich zu ziehen und wäre von den Griechen, die ſo zeitig und viel mit den Perſern ver— kehrten, erwähnt worden. Im Sanskrit iſt der allgemeine Name für Reis dhanva, in der Hindu⸗Sprache dhan, eine Abkürzung deſſelben Wortes, bei den Tamils heißt er shali. In jeder der einſilbigen Sprachen, die ſich öſtlich von Bengalen bis China einſchließlich erſtrecken, führt der Reis eine verſchiedene Benennung. So in der Peguan-Sprache ha, in der Siameſiſchen Kao, in der von Cambodja ang-ka und in der von Anam lua. Die vielen Sprachen des Malayiſchen und Philippiniſchen Archipels machen eine bemerkenswerthe Ausnahme zu dieſer Verſchiedenheit der Be— nennung, denn ſo verſchiedenartig dieſe Sprachen ſind und ſich in Worten, Schreibart und Betonung unterſcheiden, ſo iſt die Benennung für Reis faſt überall dieſelbe, nämlich padi, nur variirend in pari, pali, pasi und vari, je nach der Ausſprache. Im Arabiſchen heißt der Reis arus, und iſt dies wohl der Urſprung für das ſpaniſche Wort arros, rizo der Italiener, ris der Franzoſen, rice der Engländer und Reis der Deutſchen. Es bezeichnet dieſes Wort Spanien als dasjenige Land, wo die Cultur des Reis zuerſt durch die Araber in Europa eingeführt worden iſt. Reis war jedoch den Griechen bekannt vor der Eroberung Spaniens durch die Araber, aber ſie müſſen ihn von den Arabern erhalten haben, denn ihre Benennung aruza, ſcheint gleichfalls aus dem Arabiſchen zu ſtammen, wie die Benennungen in den anderen Sprachen Europa's. Der arabiſche Name muß als ein dort ur— ſprünglich heimiſches Wort betrachtet werden und der Reis ſelbſt als eine in jenem Lande heimiſche Pflanze, ein Land, deſſen tropiſcher Charakter dem Gedeihen des Reis günſtig iſt. — Der Reis iſt bekanntlich als Nahrungs⸗ mittel von großer Wichtigkeit, er kommt auch bereits in viel mehr Varie— täten vor, als irgend eine andere den Europäern bekannte Getreideart, von denen einige Varietäten im Waſſer, andere auf trockenem Boden am beſten gedeihen, einige reifen ihre Samen in 3, andere in 4 bis 6 Monaten. — Die Hindus haben Namen für die geringſten Varietäten von Reis, deren Unterſchiede von den Europäern ſchwer aufzufinden ſind. In den nord— weſtlichen Provinzen von Indien ſind nicht weniger als 66 Namen für ſolche Varietäten bekannt und in Bengalen, wo Reis faſt das einzige Brot 510 ausmacht, fol die Zahl der Varietäten noch viel größer fein. Außer den Benennungen für die Varietäten des Reis, giebt es noch beſondere Be⸗ nennungen, gegründet auf die Zeit der Reife und der Culturmethode, auch heißt das Korn anders auf dem Halme, anders wenn es gedroſchen, anders wenn es gekocht iſt und dergleichen. Auf den Malayiſchen und Philippi⸗ niſchen Inſeln giebt es gleichfalls eine Unzahl von Namen für Reis, was wohl darauf hinweiſt, daß dieſe Getreideart ſeit undenklicher Zeit daſelbſt ſich in Cultur befindet. (Schluß folgt.) Neue Gladiolen von 1866. Herr Souchet, der erfahrene Gärtner des Palais von Fontainebleau hat in dieſem Jahre wieder eine Reihe von neuen Gladiolen in den Handel gebracht, die ſeinen früheren Erzeugniſſen nicht nur ebenbürtig ſein, ſondern dieſelben an Schönheit übertreffen ſollen und die wir den Verehrern dieſer ſchönen Pflanzenform hier namhaft machen wollen. 1. Neuheiten, die in dieſem Jahre zum erſten Male blühten: A. Brongniart. Extra große Blume von vollkommenem Bau und guter Haltung. Grundfarbe roſa, leicht orange gemalt, roth ge— flammt, weiß gefleckt. Sie zeichnet ſich durch die friſche und bezaubernde Färbung, wie durch die Größe und Vollkommenheit der Blumen ganz be⸗ ſonders aus. Princesse Marie de Cambridge. Sehr große Blume, ſehr weit geöffnet, Form und Haltung fehlerfrei, matt weiß, mit ſehr großen, hell⸗carminfarbenen Flecken. Extra. Sir William Hooker. Große Blume, ſehr weit geöffnet, Bau und Haltung vollkommen, licht kirſchrothe Grundfarbe, mit roſa-carmin⸗ farbenen Flecken auf rein weißem Grunde, von großem Effect. Paxton. Große Blume, Bau und Haltung vollkommen, roth, leicht fleiſchfarben gefärbt, fein carminfarben auf weißem Grunde geſtrichelt, ſehr brillante Färbung. Lady 1 Blume ſehr groß, Form und Haltung voll: kommen, weiß, leicht roſa bemalt, fein carmin geſtrichelt und ſehr breit roſacarmin geflammt. (Zwergform.) Anais. Mittelgroße Blume, Form vollkommen, weiß, mit ſehr leichtem lila Anfluge, ſehr groß gefleckt, hell-ſchwefelgelb, ſehr breit einge: faßt mit lila⸗carmin. (Zwergform.) Reverend Berkeley. Blume groß, Form und Haltung voll⸗ kommen, ſehr gedrängt beiſammen ſtehend, lebhaft roſa, mit violettem An⸗ fluge, carmin auf weiß geſtrichelt. Appollon. Blume groß, Form und Haltung vollkommen, roſa⸗ lila, breit gefleckt, lebhaft dunfelcarmin, von der Mitte aus rg weiß gezeichnet. — 511 Bernard de Palissy. Große Blume, gute Form, lebhaft kirſch⸗ roth, roſacarmin geſtrichelt auf weißem Grunde. Noeémie. Blume groß, hellroſa, lilaartig. Blüthenrispe ſehr groß. Félicien David. Große Blume, Form und Haltung voll: kommen, roſa⸗kirſchroth, carmin geſtrichelt auf breitem weißen Grunde. Sehr ſchöne Rispe. 2. Neuheiten, bereits 1865 geprüft und 1866 in den Handel gegeben: Brillant (S.). Große Blume, ſchöne Form, purpurroth, ſehr ſchön nüancirend. Emilie. (S.). Weiß, roſa geflammt, dunkelbraun gefleckt. Flavia (S.). Sehr brillant roth, etwas dunkler nüancirend als bei Napoléon III. f Greuze (S.). kirſchroth, purpur geflammt, ſehr ſchöne kräftige Varietät. Le Titien (S.). Große Blume, vollkommene Form, in ſehr großen Rispen beiſammen, brillant ſcharlachfarben, ſehr ſchön. "Meteor (S.). Dunkelroth, ſehr brillant, groß rein weiß gefleckt. Sehr empfehlend. Mirabilis (S.). Roth, ſehr klar und ſehr ſchön. Nelly (S.). Weiß geflammt, roſacarmin, breit gefleckt. (Revue horticole.) Cultur einiger alten meiſt vergeſſenen ſchönen Pflanzen. Unter den vielen Kalt⸗ wie Warmhauspflanzen giebt es ſo manche, die jetzt aus den meiſten Sammlungen verſchwunden ſind, denn die Sucht nach Neuheiten iſt jetzt der Art, daß faſt eine jede Pflanzenart, ſo bald es heißt: ſie iſt neu, gekauft wird, wenngleich dieſelbe an Schönheit vielen älteren vorhandenen Arten nachſteht. Wir beabſichtigen daher auf einige ältere Pflanzen im Nachſtehenden aufmerkſam zu machen, Pflanzen, die, wie ſchon geſagt, jetzt nur noch ſehr ſelten in den Sammlungen an— getroffen werden, die es aber ebenſo ſehr und oft mehr verdienen cultivirt zu werden, als manche hoch geprieſene Neuheit. Zu dieſen jetzt ſehr ver— nachläſſigten Pflanzen gehören z. B. die Howea-Arten, Die Kalthäuſer haben im Frühjahre (April und Mai) bekanntlich eine große Anzahl lieblicher Blüthenſträucher aufzuweiſen, die aus Neuholland und vom Cap der guten Hoffnung zu uns gekommen ſind, und unter dieſen ſteht die Hovea Celsii wohl ohne Zweifel in Folge ihrer zahl— reichen, lieblichen blauen Blumen obenan und wird kaum von einer anderen Pflanzenart übertroffen. Wie ſelten ſieht man dieſe ſchöne Pflanze aber jetzt? Die H. Celsii, wie andere Arten dieſer Gattung, verlangt allerdings eine 512 beſondere Cultur, um fie in ſchönen reichblühenden Exemplaren zu beſitzen. Schenkt man dieſer Pflanze nicht immer eine gleiche Aufmerkſamkeit, ſo er⸗ eignet es ſich ſehr häufig, daß ſelbſt üppig wachſende Pflanzen plötzlich krank werden und abſterben. Zum guten Gedeihen verlangen die Hovea eine gute nahrhafte Haideerde, die nicht zu fein ſein darf und zu der ein Theil guten Sandes hinzugefügt wird. Die Pflanze wird zeitig im Früh⸗ jahre, nach dem Verblühen verpflanzt, wobei man die Erde feſt um die e e bringt, damit dieſe nicht hohl oder locker zu liegen kommen. Da die Hovea viel Nahrung verlangen, ſo kann man ihnen ziemlich große Gefäße geben, in denen ſie immer beſſer gedeihen als in kleinen, in denen ſich die Wurzeln bald an den Rand des Topfes anlegen müſſen, was den Pflanzen nachtheilig iſt. Ein Standort in einem luftigen Kalthauſe oder in einem desgleichen Kaſten ſagt den Hoveen am beſten zu und muß man Sorge tragen, daß die Luft im Hauſe nicht zu trocken wird, was durch häufiges Bewäſſern der Wege verhütet wird. Mit dem Begießen ſei man vorſichtig, man gieße nie, ehe die Töpfe nicht ganz trocken ſind, dann aber ordentlich, was der Pflanze nicht ſchadet, ſobald der Topf mit einer ge⸗ örigen Unterlage zum Abzuge des Waſſers verſehen iſt. Neben Hovea elsii ſind H. villosa, pungens, longifolia, linearis, lanceolata, Manglesii, mucronata 2c. ſehr empfehlenswerthe Arten, von denen wohl nur noch wenige in den Gärten exiſtiren. Templetonia. | Es iſt dies eine andere Gattung, von der bisher zwei Arten in den Gärten bekannt ſind und aus Neuholland ſtammen. Beide ſind zur Zeit der Blüthe (April und Mai) eine große Ziede des Kalthauſes. Es ſind kleine Sträucher mit dunkel-blaugrünen Blättern und hübſchen carmin⸗ farbenen Blumen. Eine gute nahrhafte Haideerde, mit etwas Raſenerde und Sand untermiſcht, ſagt den Pflanzen am beſten zu. Wie bei allen derartigen Pflanzen, darf die für ſie zu verwendende Erde nicht zu fein geſiebt ſein, je gröber und ſtückiger, deſto beſſer. Durch das Sieben der Erde gehen meiſtens die nahrhafteſten Theile aus derſelben verloren, eine Thatſache, die viele Gärtner nicht einſehen wollen und die Erde immer ſo fein als möglich vor dem Verbrauche verarbeiten. Fein geſiebte Erde ſetzt ſich in einem Topfe auch ſehr leicht feſt, wird ſauer und der Pflanze nachtheilig, was bei einer groben ſelten vorkommt. Keine Pflanze gedeiht in einer Erde gut, die nicht locker iſt, Luft und Waſſer frei durchläßt. Das Verpflanzen der Templetonia-Arten geſchieht im Frühjahre nach dem Verblühen. Man gebe den Pflanzen keine zu große Töpfe, nur eine Nummer größer als die war, in der die Pflanze geſtanden und verpflanze erſt, wenn der Topf gehörig mit Wurzeln angefüllt iſt. Zeigen die Pflanzen nach dem Herausnehmen aus dem Topfe nur wenige Wurzeln, ſo pflanze man ſie, nachdem man die Scherben vom Ballen entfernt, wieder in die— ſelben Töpfe, in denen ſie geſtanden und fülle die Töpfe mit friſcher Erde auf. Sind die Wurzeln ſchlecht, ſo lockere man den Ballen auf, entferne die tauben und todten Wurzeln und ſetze die Pflanzen mit neuer Erde in dieſelben oder wenn nöthig, ſelbſt in kleinere Töpfe. Dieſelben müſſen 513 eine gute Scherbenunterlage zum Abzuge des Waſſers erhalten, auf die noch etwas Sphagnum gelegt werden kann. Geſunde Pflanzen halte man an einem kühlen luftigen Orte im Kalthauſe und ſtelle ſie ſo frei als möglich für ſich. Kränkliche und ſchwache Pflanzen halte man in einem mehr geſchloſſenen kalten Kaſten und beſchatte ſie bei hellem Sonnen— ſcheine. Zarte capiſche wie neuholländiſche Pflanzen ſtehen während des Sommers am beſten in einem luftigen Kalthauſe, vorausgeſetzt, daß ſie frei ſtehen und an ſonnigen Tagen beſchattet werden können. Viel hängt bei dem Gedeihen von dem Begießen ab, worüber ſich eben keine genaue Regel geben läßt, denn wie und wann begoſſen werden muß, hängt von dem Zuſtande der Pflanze ſelbſt und von der Witterung ab. Man gieße nie zuviel auf einmal, aber doch immer ſo, daß die Ballen der Pflanzen ganz angefeuchtet werden. Läßt man die Ballen zu ſehr austrocknen, ſo daß ſie ſich vom Rande des Topfes löſen, ſo kann man ſicher ſein, daß dies zum Nachtheile der Pflanzen iſt und oft den Tod herbeiführt. Während des Winters halte man die Pflanzen nur ſtets mäßig feucht und laſſe auch zu dieſer Jahreszeit die Ballen nie ganz austrocknen. Aphelexis. Die Arten der Gattung Aphelexis oder Elichrysum gehören gleich— falls zu den hübſcheſten Kalthauspflanzen und wurden vor zehn und mehr Jahren auch viel häufiger geſehen als jetzt. Zeichnen ſich die Aphelexis- Arten auch eben nicht durch hübſche Belaubung aus, ſo empfehlen ſie ſich um ſo mehr durch ihre ſchönen, meiſt brillant gefärbten Blumen und durch ihr ſehr reiches Blühen. Die Erdeart, in der ſie am üppigſten wachſen, iſt eine Miſchung von Haide⸗ und lehmiger Lauberde, mit einem Theile Sand und zerſchlagener Holzkohle. Beim Verpflanzeu muß mit der größten Vorſicht verfahren werden, indem die Pflanzen an ſich ſehr empfindlich ſind. Es iſt noth— wendig, bei jedesmaligem Verpflanzen der Pflanzen in andere oder größere Töpfe die Wurzelballen in der Mitte etwas höher zu ſetzen als der Topf— rand iſt, damit ſich beim Begießen das Waſſer nicht um den Stamm ans ſammeln kann, denn die Aphelexis-Arten ſind ſehr empfindlich gegen Näſſe, daher gebe man auch den Pflanzen keine zu große Töpfe auf ein— mal, da ſie in ſolchem Falle leicht übergoſſen werden können und krank werden. Einmal erkrankte Aphelexis laſſen ſich ſchwer wieder geſund machen. Während des Sommers können die Pflanzen im Freien an einem luftigen, ſonnigen Orte ſtehen, nur ſchütze man ſie vor heftigen oder ans haltenden Regen. Im Winter halte man fie in einem gemäßigten Salt: hauſe, wo ſie reichlich Luft genießen können. Ruellia elegaus. Dieſe iſt eine der niedlichſten Warmhauspflanzen, ſie ſtammt aus Oſt⸗ indien und wurde bereits zu Anfang der dreißiger Jahre in die Gärten eingeführt. Noch vor 10 Jahren wurde fie im botanifhen Garten zu Hamburg cultivirt und ſehr häufig abgegeben, da dieſe Pflanze einem Jedem gefiel, der ſie ſah und wer beſitzt ſie jetzt? Die Pflanze iſt an ſich 33 Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXII. 514 nur unſcheinend, fie bildet nur einen kleinen krautigen Strauch, mit Heinen länglichen, hell⸗bläulichgrünen, behaarten Blättern, ſie erzeugt aber eine ſehr große Menge kleiner, ſehr niedlicher hellblauer Blüthen. Der Habitus iſt ein ſehr gefälliger. Die Vermehrung iſt ſehr einfach durch Stecklinge, die in Sand ge— ſteckt, in einem Warmbeete ſehr leicht Wurzeln ſchlagen. Hat man be— wurzelte Pflänzchen, ſo ſetze man ſie einzeln in kleine Töpfe und verpflanze ſie von Zeit zu Zeit, je nachdem ſie die Töpfe mit Wurzeln angefüllt haben. In einer Miſchung von Laub- und Raſenerde, untermengt mit Holzkohlenſtücken, gedeiht die R. elegans am beſten, mit dem Begießen ſei man vorſichtig, denn das Uebergießen verurſacht leicht Wurzel- und Stammfäule, wie man überhaupt der Pflanze einen trockenen Standort in einem temperirten Warmhauſe geben muß, da die zarten krautigen Triebe ſehr gern abſterben. Um für den Sommer zur Decoration der temperirten Gewächshäuſer reichblühende Exemplare zu haben, mache man im Herbſte oder zeitig im Januar Stecklinge, die bis zum Juni und Juli dann zu hübſchen Erem- plaren heranwachſen. Man laſſe dieſen Pflanzen jo viel Licht als möglich zukommen, halte fie erſt in einem Warmhauſe und ſpäter, wenn die Witterung wärmer wird, in einem temperirten Kalthauſe, in welchem ſie ſich dann viel länger in Blüthe erhalten. Daß die jungen Triebe öfters eingeſtutzt werden müſſen, um büſchige Exemplare zu erhalten, iſt felbft: verſtändlich. Alle auf die Cultur dieſer niedlichen Pflanze verwendete Mühe und Sorgfalt wird ſtets durch ein reichliches Blühen derſelben belohnt. Boronia. Es iſt dies eine andere Gattung ſehr hübſcher feiner Blüthenſträucher, von denen wir nur Boronia serrulata, pinnata, crenulata, Drum- mondü, serrulata als einige der ſchönſten anführen wollen und die jetzt auch nur ſelten in Privatſammlungen angetroffen werden. Sie verlangen ſämmtlich eine faſt gleiche Behandlungsweiſe. Man gebe den Pflanzen eine nahrhafte ſandige Haideerde, die von Faſern ziemlich gereinigt ſein muß uud füge etwas fein zerſchlagene Holzkohle hinzu. Die Töpfe verſehe man mit einer 1—1'/, Z. hohen Lage zerſchlagener Topfſcherben oder dergleichen, damit das überflüſſige Waſſer frei abziehen kann. Beim Einpflanzen der Boronien dürfen dieſelben niemals zu tief gepflanzt werden und beſondere Vorſicht hat man beim Begießen zu beachten, namentlich im Winter. Während des Sommers iſt es am beſten, die Pflanzen in einem luftigen Kalthauſe oder Kaſten zu laſſen, wo ſie bei ſtarkem Sonnenſcheine beſchattet werden können. Im Winter gebe man ihnen den hellſten Standort in einem temperirten Hauſe und ſorge dafür, daß ſie nicht zu gedrängt zu ſtehen kommen, wie es leider nur zu oft der Fall in den Gewähshäuſern iſt, ein Verderb der meiſten Pflanzen. Muraltia. Muraltia mixta und Heisteri, früher zur Gattung Polygala ge hörend, find zwei niedliche Arten dieſer Gattung und zur Blüthezeit eine | 515 Zierde der Gewächshäuſer. Sie jtammen vom Vorgebirge der guten Hoffnung und verlangen eine ähnliche Behandlung wie die Templetonia- Arten. Da ſie jedoch von einem kräftigeren und ſchnelleren Wuchſe ſind, ſo kann man ihnen auch eine etwas kräftigere Erde geben, man miſche deshalb unter die Haideerde ein Theil lehmiger Raſenerde und Holzkohlenſtücke, ſie wachſen in einer ſolchen Erde viel kräftiger, blühen auch reichlicher als in reiner Haideerde. Mit dem Vegießen ſei man vorſichtig, beſonders im Winter, ſorge für freien Abzug des Waſſers und verpflanze die Pflanzen ſo oft als die Töpfe mit den Wurzeln angefüllt ſind. Außer den eben genannten beiden Arten giebt es noch mehere andere, die nicht minder niedlich ſind, denn wenn auch die Blumen faſt ſämmtlicher Arten nur klein ſind, ſo erſcheinen ſie an den Zweigen der Pflanzen in dafür ſolcher Menge, daß ſie ſtets eine hübſche Wirkung hervorbringen. Pimelea. Von dieſer Gattung ſind eine Menge Arten bekannt und waren viele derſelben in den Gärten vorhanden, von denen aber manche wieder ver— loren gegangen ſind, und trifft man meiſt nur noch P. decussata, ligu— strina, rosea und einige andere an, deren Cultur auch weniger Schwierig: keiten verurſacht. Schön gezogene reichblühende Schauexemplare werden an Schönheit von nur wenigen anderen Pflanzenarten dieſer Art übertroffen. Unter einer einigermaßen vorſichtigen Behandlung wachſen die Pimeleen leicht und blühen ungemein dankbar. Sie verlangen eine gute nahrhafte Haideerde, mit etwas Raſenerde und Holzkohlenſtücken. Die Erde muß grob gehalten und darf nicht geſiebt ſein. Beim Pflanzen ſchone man die Faſerwurzeln und drücke die Erde feſt an dieſelben an und ſorge, daß keine leeren Räume zwiſchen dem Ballen und der Topflfläche entſtehen, denn ge— ſchieht dies, ſo werden die Pflanzen nie gedeihen. Nach dem Einpflanzen gieße man die Pflanzen gehörig an und ſtelle ſie in ein Kalthaus, wo ſie reichlich Luft und Licht haben; nie dürfen ſie mit anderen Pflanzen zu gedrängt bei einander ſtehen, ſondern immer völlig frei, wenn daran ge— legen iſt hübſche Exemplare zu erhalten. P. decussata kann man während des Sommers ganz frei, der hellſten Sonne ausgeſetzt im Freien ſtehen haben, ſie werden um ſo kräftiger wachſen und die Blumen um ſo inten— ſiver gefärbt. ö f — rr Garten⸗Nachrichten. Die Kunſt⸗ und Handelsgärtnerei des Herrn Friedrich Brauns in Hannover, im Moore neben dem königlichen Welfengarten. Es verdient wohl von allen hieſigen Handelsgärtuereien keine mehr empfohlen zu werden, als die des Herrn Friedrich Brauns. Der j:Bige Inhaber dieſer Firma ift ein ſehr intelligenter, beſcheidener und freundlicher 33 * 516 junger Mann, der es verſtanden hat, das von jeinem Vater übernommene Geſchäft auf eine nicht unbedeutende Stufe der Vollkommenheit zu bringen. Es mag wohl ſein, daß dieſes Geſchäft nicht im Auslande genügend be— kannt iſt und um dies zu erlangen, ſoll eben der Zweck dieſer wenigen Zeilen ſein. Die Handelsgärtnerei des Herrn Fr. Brauns hat ſich vorzugsweiſe auf Anzucht von Azaleen, Rhododendren, Magnolien ꝛc. ꝛc., wie überhaupt auf Cultur ſolcher Pflanzen gelegt, die in Moor- oder Haideerde wachſen und iſt die Auswahl derſelben ganz bedeutend. Die verſchiedenen Sorten ſind in ſchönen kräftigen Exemplaren vorhanden. Sodann vermehrt Herr Brauns 800 der ſchönſten Georginen und glaube ich, daß dieſe Samm— lung wohl ſchwerlich beſſer angetroffen wird. Die aus dieſem Geſchäfte abzugebenden Knollen ſind nur Stecklingsknollen, welche in kleinen Töpfen verſendet werden und geben dieſelben bekanntkich die ſchönſten und blumen: reichſten Pflanzen ab. Auch iſt ein Gehölz-Sortiment in bedeutender Ver— mehrung vorhanden, ſowie die Cultur junger Pfirſich- und Aprikoſen⸗ Bäume, nach holländiſcher Methode gezogen, ſehr der Beachtung verdient. Bei meinem Dortſein war ich einigermaßen über die vortreffliche Zucht überraſcht. Die Glashäuſer des Herrn Brauns bieten in blumiſtiſcher Hinſicht ſtets die auftauchenden Neuheiten, und bemerkte ich z. B. ein gefülltes Antirrhinum und zwei gefülltblühende rothe Pelargonium, P. Martial de Chamflourd und Triomphe de Gergoviat. Auf das ſehr reichhaltige Preis-Verzeichniß des Herrn Fr. Brauns mache ich beſonders aufmerkſam und wird daſſelbe franco verſendet. Linden bei Hannover, October 1866. W. Tatter, Hofgärtner. Wir können uns nur dem Urtheile des Herrn Hofgärtner Tatter über die Braun s'ſche Handelsgärtnerei anſchließen, nachdem wir das uns eingeſandte Preis-Vezeichniß durchgeſehen haben. Daſſelbe enthält eine reiche Auswahl der beiten Zierbäume und Sträucher, dann Moorbeet- pflanzen, Noſen, Päonien, Georginen ꝛc. Die Vorzüglichkeit der Pflanzen des Herrn Brauns iſt durch die ihm von der Gartenbau-Geſellſchaft in Hannover auf den Ausſtellungen daſelbſt verliehenen 17 Medaillen auch anerkannt. E. 9, — m BEI Ueber das Treiben der Jahannisbeeren. (Aus W. Tatter's praktiſche Objttreiberei.*) Das Treiben des Johannisbeerſtrauches iſt nicht ſo einfach, wie wohl Mancher leichthin glauben mag und verurſacht deſſen Behandlung hin— reichende Schwierigkeiten. Um nun ein lohnendes und günſtiges Reſultat *) Indem wir hier nachſtehend einen Artikel über das Treiben der Johannisbeere U 517 beim Treiben zu erzielen, iſt es eine unbedingte Nothwendigkeit, daß ein zu dieſem Behufe allein beſtimmter Treibraum zur Verfügung ſtehe, da es nur dann möglich iſt, daß er eine ſeiner Natur zuſagende Cultur erhalten kann. Von den verſchiedenen Johannisbeerſorten iſt vorzugsweiſe die große rothe Kirſch⸗Johannisbeere zur Treiberei zu verwenden, da fie wegen ihrer großen, ſchönen Früchte beſonders als Tafelfrucht zu ſchätzen iſt. Außer⸗ dem läßt ſie ſich gut treiben, ſetzt gern an, iſt im Fruchtertrage lohnend und entwickelt ein ungemein üppiges Wachſen, welch' letzteres bei meheren anderen Sorten nicht der Fall iſt. Um für die Treiberei geeignete Johannisbeerſträucher zu erziehen, ſo pflanze man einjährige Pflanzen auf feuchten, nahrhaften, nicht zu leichten, ganz der Sonne ausgeſetzten Gartenboden, und zwar am beſten auf fünf— füßige Felder. In den Reihen kommen ſie 5 Fuß entfernt aus einander zu ſtehen und jedes Feld erhält zwei Reihen. Sie müſſen durch einen zweckmäßigen Schnitt für die ſpätere Treiberei vorbereitet werden. Sie ſollen entweder ſtrauchartig oder einſtämmig mit Kronen gezogen werden. Die ſtrauchartige Form iſt die einfachſte, die einſtämmige Form aber für die Treiberei die zweckmäßigſte, weshalb ich auch nur dieſe beſprechen werde. Man wähle daher ſolche Pflanzen aus, die nur einen langen ſtarken Trieb gebildet haben, belaſſe dieſen, entferne aber deſſen Seitentriebe, ſowie auch diejenigen, welche ſich aus Wurzeln bildeten. Dieſer eine Trieb wird nun als Stamm angenommen, worauf die Krone gebildet werden ſoll. Die Höhe der Stämme muß verſchieden fein, ſie kann 1½ Fuß und 2 Fuß betragen, auf dieſe Höhe ſchneide man die Pflanzen ein. Sollten die Triebe jedoch dieſe Höhe noch nicht erreicht haben, ſo werden ſie zur Hälfte ein— geſchnitten, das oberſte Auge, vorausgeſetzt daß es das ſtärkſte iſt, läßt man wachſen und werden alsdann die Triebe den nächſten Sommer die gewünſchte Höhe erreichen. Sind die Pflanzen in der Stammhöhe ein— geſchnitten, jo läßt man die oberſten 4—6 Augen wachſen, da dieſe die Krone bilden ſollen; die übrigen entferne man, noch ehe ſie zum Aus— treiben gelangen ſollten, ſowie diejenigen Triebe, die ſich aus den Wurzeln bilden ſollten. Die Johannisbeeren, beſonders aber die Kirſch-Johannis— beeren, haben große Neigung, aus den Wurzeln zu treiben; es iſt daher genau Acht zu geben, daß ſolche Triebe immer ſogleich entfernt werden, damit ſie die Pflanzen nicht unnütz ſchwächen. Jedes einzelne Stämmchen binde man an einen dem Zwecke entſprechenden Stab, damit es gerade in die Höhe wachſen und ſeine ſich mehr und mehr ausdehnende Krone tragen könne. Die jungen Triebe, welche die Krone bilden, werden ebenfalls in ihrem grünen, weichen Zuſtande einer Unterſtützung mittelſt Anbinden be— dürfen, da ſie ſonſt leicht durch den Wind abbrechen würden. Im Sommer, wenn der Regen mangeln ſollte, muß man die Pflanzen begießen, aus „W. Tatter's praktiſche Obſttreiberei“ bringen, erlauben wir uns noch— mals auf dieſes vortreffliche Werk aufmerkſam zu machen, das bei R. Kittler wo in Hamburg erſchienen iſt, unter dem Titel: W. Tatter, die praktiſche Obſt⸗ trreiberei ſowohl in Treibhäuſern, Treibkäſten und Miſtbeeten. Die Redact. 518 damit fie in ihrer Vegetation nicht geftört werden. Im nächſten Frühjahre ſchneide man die ſich bildenden 4 — 6 Triebe wenigſtens bis zur Hälfte zurück und richte überhaupt den Schnitt ſo ein, daß eine regelmäßige Krone entſteht. Man ſchneide da z. B. einen Trieb ſtärker zurück, wo eine Lücke ſein ſollte, damit ſie im Laufe des Sommers durch den auf dieſer Stelle ſtärker hervortretenden Holztrieb ausgefüllt werde. Um Johannis entferne man die ſchwachen und unnützen Triebe im jetzigen grünen Zu— ſtande und halte den Stamm ſtets frei von Seitentrieben. Es muß mittelſt des Sommerſchnittes auf den Frühjahrsſchnitt hingewirkt und kann ſchon jetzt das untaugliche Holz entfernt werden. In den nächſten Jahren wird durch Einſchneiden der ſtärkeren Holztriebe auf die Erzeugung des Fruchtholzes und auf die Vergrößerung der Krone hingewirkt; es muß aber immer ihre regelmäßige Form im Auge behalten werden. Die Früchte bricht man zweckmäßig alljährlich aus, damit ſie den Stämmen ihre Nahrung nicht ſchmälern. Nach Verlauf des dritten Jahres nehme man die Pflanzen heraus und verſetze ſie auf neuen Boden, um ihnen friſche Nahrung zukommen zu laſſen und auch ganz beſonders, um ihr Wurzel— vermögen auf das ſpätere Einpflanzen vorzubereiten. Im fünften oder ſpäteſtens im ſechſten Jahre werden die Stöcke bei guter Pflege in ihrer Vegetation ſoweit gediehen ſein, daß ſie zum Treiben befähigt ſind. Sie werden nun ſehr zeitig im Frühjahre, mit großer Schonung ihrer Wurzeln, herausgenommen und in 1 — 1½ Fuß weite Kübel oder in entſprechend große Töpfe gepflanzt. Zum Einpflanzen ver- wende man eine nahrhafte, nicht zu leichte Erde, ſie beſtehe aus einer Miſchung von ?/, nahrhafter Miſtbeeterde und ½ lehmiger Raſenerde. Der Boden der Gefäße erhält eine Schicht zerſchlagener Backſteine, zum beſſeren Abzuge des Waſſers dienend. In dieſem letzten Vorbereitungsjahre werden aber nur die längſten Holztriebe etwas eingeſchnitten, die übrigen bleiben ungeſchnitten, damit ſich aus ihren Augen das erforderliche Frucht— holz erzeugen kann. Nach dem Einpflanzen erhalten die Stöcke einen ſonnigen, freien, aber nicht zu heißen Standort, z. B. an keiner Mauer. Den Sommer hindurch verſehe man ſie mit dem erforderlichen Waſſer. Anfang Juli breche man die an den Stöcken ſich zuviel befindenden Triebe im jetzigen grünen Zu— ſtande aus, ſowie auch diejenigen, die der Bildung des Fruchtholzes hinderlich ſind. Etwa in der letzten Woche des Monates October ver— pflanze man die Stöcke, und zwar in dieſelbe Erdmiſchung wie in dieſelben Gefäße. Der Wurzelkranz wird entfernt und der Ballen ein wenig auf— gelockert; die Wurzeln dürfen aber nicht zu ſehr geſtört werden. Beim Eintritt des Froſtes ſtelle man die Stöcke dicht neben einander und hülle ihre Gefäße in Laub ein. | Soll das Treiben der Johannisbeeren mit Erfolg gekrönt werden, jo iſt unbedingt erforderlich, daß ihre Behandlung eine natürliche ſei. Dem— zufolge ſind die Treibräume, welche mittelſt fermentirender Stoffe erwärmt wurden, zur Johannisbeertreiberei am geeignetſten; auch dürfen fie nur ges ringe Dimenfionen erhalten, da außerdem größere Treibräume ihrer Koſt— ſpieligkeit wegen zum Treiben der Johannisbeeren nicht zu empfehlen find. 519 Der zu ihrem Treiben zu verwendende Treibkaſten ift derſelbe, wie ich ihn beim Treiben der Himbeeren beſchrieben habe. (Vergleiche W. Tatter's Obſttreiberei Seite 180.) Von Anfang bis Mitte des Monates Januar beginne man die Treiberei. Der Treibkaſten wird auf dieſelbe Weiſe hergerichtet, wie dies bei dem Treiben der Himbeeren geſchah. Auf den ſich gebrannten und feſtgetretenen Pferdemiſt kommt eine Schicht alter Lohe, worauf die in den Kübeln oder Töpfen ſtehenden Johannisbeeren geſtellt werden. Man ſtelle ſie in zwei Reihen ſo dicht neben einander, daß etwa zwiſchen ihren Kronen 1½ Fuß Zwiſchenraum bleibt und fo dicht unter das Glas, daß der Raum von den Fenſtern bis zur Krone / Fuß beträgt. Sollte die Höhe der Lohe dieſem Zwecke nicht entſprechen, fo muß entweder eine Er: höhung oder eine Wegnahme derſelben ſtattfinden. Zu der hinteren Reihe verwende man die höchſten Stöcke. Den Gefäßen gebe man des beſſeren Abzuges wegen eine Unterlage von Backſteinen, doch ſehe man darauf, daß ſie möglichſt gerade geſtellt werden. R Die alleinige Bedingung des Gelingens bei dieſer Treiberei iſt, wie ich ſchon oben erwähnte, die Cultur mit der Natur in Einklang zu bringen, das heißt die Natur möglichſt getreu nachzuahmen, und iſt vorzugsweiſe darauf zu ſehen, daß die Temperatur beim Beginn eine niedriege ſei. Man befolge nachſtehende Wärmegrade; Temperatur nach Réaumur am Tage bei Nacht Max. Min. Max. Min. In den erſten 14 Tagen 5 Vegetationsperioden. | 4 1 1 Von da bis zur Blüthe RR ag e. Während der Blüthe n 4 2 In den erſten 14 Tagen nach der Blüthe hh en N Von da bis zur Reife der Früchte Nr e | 10 8 Anmerkung. Bei Sonnenſchein in jedem Stadium + 3 Grad R. mehr. Die Zuſtrömung friſcher atmoſphäriſcher Luft iſt für das Gedeihen der Johannisbeeren unumgänglich nothwendig; es iſt jedoch mit großer Vorſicht zu lüften, beſonders dann, wenn die jungen Blätter ſich entwickeln. Das Begießen der Johannisbeeren muß ebenfalls mit Genauigkeit ausgeführt werden und vorzugsweiſe dann, je weiter ſie in ihrer Vegetativn vor— ſchreiten. In der erſten Zeit braucht eine Ueberſpritzung nicht ſtattzufinden, da der Pferdemiſt die erforderliche Feuchtigkeit entwideln wird. In den ſpäteren Stadien, beſonders nach der Blüthe an ſonnenreichen Tagen über— ſpritze man am Morgen und am Nachmittage die Stöcke und die Wände des Kaſtens; während der Blüthezeit beſchränkt ſich das Beſpritzen nur auf die Wände und den Boden des Kaſtens. Eine Beſchattung findet durchaus nicht ſtatt, auch nicht während der Blüthe, wo alsdann viel gelüftet wird, 520 fo auch in der Nacht, vorausgeſetzt, daß dies die äußere Temperatur er- laubt. Gedeckt wird der Kaſten bei Nacht ſo wenig wie möglich; iſt es jedoch durch die äußere Atmoſpähre bedingt, ſo geſchieht dies mittelſt Strohmatten. Haben die Johannisbeeren angeſetzt und bemerkt man ein merkliches Größerwerden ihrer einzelnen Beeren, ſo ſchneide man die jungen Triebe bis auf etwa 3 Zoll über der Frucht ab und entferne alle Triebe, die keine Früchte haben. Man bezweckt hierdurch, daß die Luft und das Licht eine größere Einwirkung auf die Früchte ausüben, und es trägt auch zur größeren Vollkommenheit derſelben ungemein viel bei. Wenn die Früchte, das heißt die einzelnen Beeren der Trauben, ihre halbe Größe erreicht haben, ſo werden etwa ein Drittel ſämmtlicher Beeren und diejenigen, die im Wachſen zurückblieben, vorſichtig entfernt. Die Wegnahme geſchieht mittelſt der von mir beſchriebenen Scheere. Durch dieſes Ausbeeren erlangen die an den Trauben verbleibenden Beeren eine ungewöhnliche Größe und Schönheit und verdient dieſes Verfahren die größte Beachtung, nur muß es ſehr vorſichtig ausgeführt werden. Alle ſich einſtellenden Inſekten werden durch die bereits bekannten Mittel entfernt. | Erkalten die Umſätze jo weit, daß man die vorgeſchriebenen Wärme: grade mittelſt derſelben nicht herſtellen kann, jo erhöhe oder erneuere man dieſelben mit friſchem Pferdemiſt oder mit Laub. Beginnen die Früchte ihre Farbe zu ändern, ſo muß das Ueberſpritzen eingeſtellt werden; mit der Befeuchtung der Wände und des Bodens fahre man aber fort. Geht die Farbe jedoch in ein merkliches Roth über, ſo ſtelle man die Feuchtigkeit ganz ein, laſſe aber den Johannisbeeren die großmöglichſte Lüftung angedeihen, da dies zu dem erhöhten Wohlgeſchmack der Früchte beiträgt. Ungefähr von der Mitte bis Ende Mai werden die Johannisbeeren ihre vollkommene Reife erreicht haben. Sind die Johannisbeerſträucher abgeerntet, ſo werfe man ſie fort; denn da die Erziehung geeigneter Stöcke ungemein leicht zu bewerkſtelligen iſt, ſo haben die alten, abgetriebenen keinen Werth weiter. Würde man ſie wieder zur Kräftigung in's freie Land zurückpflanzen, ſo würde es ſich wahrſcheinlich ſpäter herausſtellen, daß ſie zur Treiberei zu alt geworden ſind. Schließlich bemerke ich, das Johannisbeerſtöcke in Töpfen, behangen mit reifen, ſchönen Früchten einen paſſenden Platz auf der Tafel finden und dieſer zur großen Zierde gereichen. — —— \ Literat. Neſtel's Noſengarten. Illuſtrirte Zeitſchrift für Roſenfreunde und Rofengärtner, als Beitrag zur Hebung der Roſencultur in Deutſchland. . eee von W. Reſtel, Kunſt⸗ und Handelsgärtner in ee 2. Lieferung. Stuttgart. E. Schweizerbart'ſche Verlagshandlung. 1866. 521 Auf Seite 282 dieſes Jahrganges der hamb. Gartenzeitung machten wir die geehrten Leſer, namentlich die Roſenfreunde und Roſengärtner, auf dieſe, in ſo eleganter Ausſtattung erſcheinenden illuſtrirten Zeitſchrift, die nur den Roſen, deren Cultur ꝛc. gewidmet iſt, aufmerkſam. Die zweite Lieferung iſt jetzt erſchienen und ſchließt ſich der erſten in würdigſter Weiſe an, ſo daß wir uns nochmals veranlaßt finden, nicht nur auf dieſes Prachtwerk hinzuweiſen, ſondern daſſelbe auch den Roſenfreunden beſtens zu empfehlen. Dieſe zweite Lieferung enthält ganz vorzügliche Abbildungen von Rosa Thea Marechal Niel, R. Th. la Boule d'or uad R. hybrida re- montante Mme. Victor Verdier und Duc d' Arcourt, ſämmtliche vier bekanntlich zu den allerſchönſten Roſen gehörend. Der Text dieſes Heftes liefert eine Fortſetzung der Geſchichte der Roſen, dann einen kurzen Bericht über die große internationale Blumen: Ausſtellung in London. Ferner eine Abhandlung über die Cultur der Roſen in freiem Lande. Die Rubriken „Mancherlei“ und „Notiz für Roſenfreunde“ enthalten viel des Intereſſanten, Nützlichen und Belehrenden für Roſenfreunde und Roſenzüchter. E. O—o. Taſchenbuch für Pomologen, Gärtner und Gartenfreunde. Her: ausgegeben von Dr. Ed. Lucas, königlich. Garteninſpector und Vorſtand des Pomologiſchen Inſtitutes in Reutlingen. 6. Jahrgang. Mit 17 Ab⸗ bildungen. 1866. Mit wahrem Vergnügen begrüßen wir den 6. Jahrgang dieſes Taſchen⸗ buches, herausgegeben von dem Vorſtande des rühmlichſt bekannten pomo— logiſchen Inſtitutes zu Reutlingen, Herrn Dr. E. Lucas, das ſich hinſichtlich ſeines reichen Inhaltes gediegener, auf Praxis gegründeter und belehrender Abhandlungen den früheren Jahrgängen nicht nur anreiht, ſondern dieſe diesmal noch übertrifft. Auf die einzelnen in dieſem Jahrgange enthaltenen Abhandlungen näher einzugehen, geſtattet der Raum nicht und es mag ge— nügen, wenn wir bemerken, daß fünf Abhandlungen über neue Werkzeuge und Geräthe von Dr. Lucas ſelbſt handeln, eine über eine einfache ge— ſchmackvolle Art von Treillagen oder Lattengeſtellen zu Spalierbäumen von Herrn Wieſer, eine Abhandlung von Herrn Hahn, betitelt: Anleitung zu einer ſehr bequemen und billigen Verbeſſerung des Gartenlandes. Fünf Abhandlungen über Gemüſebau und Treiberei, vier desgleichen über Obſt— cultur, vier über Baumſchnitt, drei über Weinbau, zwei über Landſchafts— gärtnerei, vier über Blumencultur und eine Abhandlung über Land- und Forſtwirthſchaft von verſchiedenen Autoren, die theils Zöglinge, theils An— geſtellte des Inſtitutes ſind. Den Anfang machen einige intereſſante Mit⸗ theilungen von Herrn Fritz Lucas aus ſeinem Berichte über den Beſuch 8 . Ausſtellung von Gartenerzeugiſſen in London im Mai Was das Inſtitut ſelbſt betrifft, ſo erfreut ſich daſſelbe des beſten Gedeihens, was ſchon daraus hervorgeht, daß die Anzahl der Zöglinge und derjenigen Perſonen, welche als Hospitanten auf kürzere Zeit dort waren, ſich im letzten Jahre von 327 bis auf 370 vermehrt hat. Während des Winterſemeſters war die Anſtalt von 20, während des Frühjahrscurſus 522 (vom 5. März bis zum 25. Mai) von 38 und während des Sommer: halbjahres von 25 Zöglingen und Hospitanten frequentirt. Unter den Zöglingen des letzten Jahres waren 10 Söhne von Gärtnern, was jeden— falls zu Gunſten des Inſtitutes ſpricht. — Dem Taſchenbuche iſt eine Verkaufs-Anzeige von Bäumen, Sträuchern, Geräthen ꝛc. für den Herbſt 1866 und das Frühjahr 1867 angehängt, ebenſo erfährt man aus dieſem Büchelchen die näheren Bedingungen, unter denen die Zöglinge aufgenommen und in welchen Fächern dieſelben unterrichtet werden. E. O—0o. e Feuilleton. Pflanzen ⸗Verzeichniſſe. Das neueſte uns zugegangene und dieſem Hefte beigegebene Pflanzen-Verzeichniß (No. 79) des Herrn Amb. Ver⸗ ſchaffelt in Gent, gültig für den Herbſt 1866 und das Frühjahr 1867, iſt wiederum ein ſehr reichhaltiges. Unter den neuen Pflanzen iſt Za- mia villosa A. Versch. hervorzuheben, welche von dem Etabliſſement direct von Afrika importirt worden iſt. Verſchieden von allen bisher be— kannten Arten, ſoll ſie auch die ſchönſte Art ſein. Azalea indica erystallina iſt eine bei Herrn Verſchaffelt gezüchtete neue Varietät, die ſich durch die Farbenpracht ihrer Blumen, durch reichliches Blühen und guten Habitus empfiehlt. Die neue Camellie C. Mistress Dombrain haben wir bereits Seite 476 beſprochen. — Alnus aurea, eine Art Eller mit goldgelben Blättern, ſoll eine vorzügliche Acquiſition für die Gärten ſein, eine getreue Abbildung derſelben wird eheſtens in der IIlustr. horticole erſcheinen. Rhododendron Archidue Etienne, eben⸗ falls im Etabliſſement des Herrn Verſchaffelt gezogen, iſt eine prachtvolle Varietät. Die Blumen, weiß und ſchwärzlich gefleckt, treten vor allen anderen Varietäten bemerkbar hervar. Nicht minder ſchön ſind Rh. ex- quisitum und gratiosum, alle drei für's freie Land. Weigela purpurata iſt eine ſehr diſtincte Varietät, die ſich durch reiches Blühen, durch ſchöne, gleichförmig dunkelroth gefärbte Blumen auszeichnet. Unter den Pflanzen des Warmhauſes finden ſich in dem Verzeichniſſe viele von großem Werthe, hinſichtlich ihrer Schönheit und Seltenheit verzeichnet, z. B. die ſchönen neueſten Alocasia, Ananassa Porteana (100 Fres.), Anthurium Scherzerianum (50 Fres.), Aralia dactylifolia, Berto- lonia margaritacea (75 Fres.), Calathea Lindeniana (50 Fres.), Dieffenbachia Weirii (40 Fres.), eine große Anzahl Dracänen, Begonien, Caladien, Gloxinien, Maranta, unter dieſen M. roseo-picta, splendida, Veitchii ꝛc., Musa Ensete (50 Fres.), Philodendron bipinnatifidum (20 Fres.) und viele andere. Nicht minder reichhaltig find die ECollectionen der Farne, Orchideen und ganz beſonders die der Palmen, unter denen ganz prächtige Arten offerirt werden. — Unter den Kalthauspflanzen möchten wir aufmerkſam machen auf die Collection der neuholländiſchen Akazien, Agaven, unter denen die herrliche A. Verschaffeltii und Versch. 523 var. streptocantha im Preiſe von 30 bis 100 und 200 Fres. obenan ſtehen, dann auf die hübſchen Eriostemon-Arten, jetzt To ſelten in den Gärten zu finden, ebenſo Pimelea, ferner Chryſanthemen, Pelargonien, Verbenen ꝛc. — Die indischen Azaleen wie die Camellien bilden Special: Culturen des Herrn Verſchaffelt und iſt unter dieſen Pflanzen das neueſte und ſchönſte zu finden, was exiſtirt. Von Camellien beſitzt Herr Ver⸗ ſchaffelt ein Sortiment von über 550 Varietäten, die ſämmtlich in der von ihm während der Jahre 1849 bis 1860 herausgegebenen Nouvelle Iconographie des Camellias abgebildet und beſchrieben ſind. Zu dieſen kommen noch an drittehalbhundert neuere und neueſte Varietäten, von denen viele in der Illustration horticole abgebildet find. Die Rhododendren, ſowohl von den Sikkim⸗Himalaya-Arten, wie von den Varietäten für's freie Land, von den für's Gewächshaus, von den gelb, gelblich oder orange— farben blühenden, ſind nicht minder zahlreich vorhanden, wie noch ſo manche andere beliebte Pflanzengruppe, ſo daß wir uns erlauben, die ge— ehrten Leſer auf das Verzeichniß dieſer in fo gutem Rufe ſtehenden Handels— gärtnerei aufmerkſam zu machen. Vom a Inſtitute zu Reutlingen iſt eine neue Ber: kaufs⸗Anzeige von Bäumen, Sträuchern, Geräthen ꝛc. für den Herbſt 1866 und das Frühjahr 1867 erſchienen und enthält daſſelbe eine ſehr reichhaltige Auswahl von Apfelbäumen, faſt an 200 Sorten, neuer oder noch wenig bekannter wie älterer, für deren Aechtheit und Güte vom In— ſtitute Garantie geleiſtet wird. Daſſelbe gilt von den 160 verſchiedenen Tafel⸗ und Wirthſchaftsbirnen, den Quitten, Pflaumen, Zwetſchen, Kirſchen, Pfirſichen, Aprikoſen und anderen Fruchtbäumen und Sträuchern. Außer den Fruchtſorten jeder Art ſind aus dem Inſtitute zu beziehen: Zier— ſträucher zu Gartenanlagen, Roſen, Wildlinge zu Veredelungsunterlagen, Edelreiſer, Obſtſamen, ſchönblühende Staudengewächſe, Georginen, Blumen— ſamen ꝛc. Werkzeuge, Geräthe und Modelle für Obſtbau, Gartenbau und Weinbau. Alle Obſtfreunde verfehlen wir nicht auf das Verzeichniß dieſes rühmlichſt bekannten Inſtitutes aufmerkſam zu machen. Die ſogenannte Waſſerpeſt (Anacharis Alsinastrum) hat jetzt auch nach angeſtellten Beobachtungen bereits maſſenhafte Verbreitung in der Elbe gefunden. So ſchreibt man aus Dannenberg, daß auf der ganzen Straße zwiſchen Grippel und Hitzacker die Pflanze in den meiſten gegen den Strom des Waſſers einigermaßen geſchützten Ausbuchtungen und alten Elbarmen in enormer Menge auftritt. Obwohl ſie anſcheinend in ſtark fließendem Waſſer ſich nicht anſiedelt und daher die Verbreitung der Pflanze für die Elbe ſelbſt kaum gefahrbringend ſein mag, ſo dürfte doch ihre Ausbreitung iu den kleineren Nebenflüſſen und in den auf die Elbe geleiteten Abwäſſerungen im höchſten Grade beläſtigend werden können. Jedenfalls bietet die Wanderung und Ausbreitung dieſer nomadiſchen Pflanze in dem norddeutſchem Fluſſe eine bemerkenswerthe Erſcheinung und würde es von Intereſſe ſein, den Urſprung und den Umfang des Vor— kommens im oberen Laufe der Elbe näher feſtgeſtellt zu ſehen. In der ganzen Alſter bei Hamburg hat ſich die Anacharis ſehr ſtark verbreitet, ebenſo iſt die kleine Wanſe bei Wandsbeck damit angefüllt. 524 Die Cedern des Libanon. Dr. Hooker theilt in Gardener's Chronicle einige intereſſante Notizen mit, die ihm vom Rev. Herrn Tri: ſtran in Betreff über die Entdeckung meherer ausgedehnter Haine dieſer Ceder im Libanon gemacht worden ſind. Ein amerikaniſcher Miſſionair, Herr Jeſſup und Freund des Herrn Triſtran, weiſt die wahrſcheinlichen Standorte im Innern des Landes nach. Es ſind deren fünf, von dieſen drei von großer Ausdehnung, öſtlich von Kin Zahalteh, im Sünden des Libanon. Dieſer Hain enthielt kürzlich 10,000 Bäume und wurde von einem barbariſchen Scheikh von der noch barbariſcheren türkiſchen Regierung angekauft, um zu verſuchen, Pech aus dem Holze zu ziehen. Der Verſuch mißglückte und der Scheikh war ruinirt, aber mehere Tauſend Bäume waren geopfert worden. Einer dieſer Bäume maß 15 Fuß (engl.) im Durchmeſſer. Der Wald iſt noch voll von jungen Bäumen, die mit großer Ueppigkeit aufwachſen. Herr Jeſſup fand auch zwei kleine Haine am öſt⸗ lichen Abhange des Libanon, Buka'a von El Medeük überſchauend; dann zwei andere große Haine, viele Tauſend Stämme zählend, der eine über El Barük und der andere nahe Ma'aſiv, wo die Bäume ſich faſt alle gleich und ſehr groß ſind: alle ſind zu Feuerungsholz vernichtet. Am weſtlichen Abhange des Libanon bei Düma iſt noch ein anderer Hain entdeckt worden, dicht bei dem, welchen Herr Triſtran ſelbſt entdeckt hatte. Dies macht im Ganzen 10 beſtimmte Localitäten im Süden des Libanon, wo dieſe be— rühmten Cedern wachſen. Ehrenberg hatte nördlich von dieſer Localität einen Hain entdeckt, weiter nordwärts iſt die Gebirgskette jedoch noch unerforſcht von Reiſenden oder Naturforichern geblieben. . Disa graudliflora. Schon mehrfach haben wir die Pflanzenfreunde auf „die Königin aller Erdorchideen“ aufmerkſam gemacht, denn jeder Garten⸗ freund im Beſitze eines kleinen Kalthauſes oder eines froſtfreien Kaſtens wird im Stande fein, dieſe Prachtpflanze zu cultiviren, deren Cultur durch⸗ aus nicht ſchwierig iſt. Im Blumenſalon des Herrn Conſul Schiller in Hamburg ſahen wir Mitte September eine Anzahl Töpfe mit dieſer Disa, die nicht weniger als 42 Blüthenſtengel zuſammen hatten, von denen die meiſten 2, 3 auch 4 Blumen trugen. Die Pflanze iſt jetzt durchaus nicht ſelten und in den meiſten beſten Gärtnereien käuflich zu erhalten, ſo z. B. bei den Herren Haage & Schmidt in Erfurt, woſelbſt eine ſtarke Pflanze 4 f, eine ſchwächere 2 und 1 % koſtet. Eine ſehr ausführliche Abhandlung über die Cultur der Disa grandiflora gaben wir im 17. Jahrgange (1861), Seite 385 der hamburger Gartenzeitung. Das Kynerium argenteum (das Pampas-Gras) hat in dieſem Spät ſommer in den Gärten um Hamburg ungemein dankbar und ſchön geblüht, wir ſahen Exemplare mit 10, 15, 20 und 25 Blüthenhalmen und mögen in anderen Gärten vielleicht noch mehr an einem Exemplare ewe ſein, aber ſo reich blühend, wie man in England dieſes Ziergras ſieht, hat man bei uns wohl noch nicht erlebt. So theilt ein Herr Wilkinſon in Gardener's Chronicle mit, daß feine Gynerium-Staude 138 Blüthen: halme hätte, wozu die Herausgeber dieſes Journales bemerken, daß in der Handelsgärtnerei des Herrn Ivery ein Gynerium im Jahre 1863 nicht weniger als 150 Blüthenhalme erzeugt hatte. Die als G. argenteum 525 violaceum oder roseum gehende Art, die wir gleichzeitig mit G. argen- teum in Blüthe ſahen, ſteht der letzteren bedeutend an Schönheit nach. . ee Perſonal⸗Notizen. | Herr Edmund Goeze, der, wie wir früher mittheilten, zum Inſpector des botaniſchen Gartens in Coimbra (Portugal) ernannt worden iſt, fand bei ſeiner Ankunft den dortigen Garten in einem ziemlich verwahr— loſten Zuſtande vor. Die erſt vor Kurzem erbauten Gewächshäuſer waren in Ermangelung beſſerer Pflanzen nur mit den gewöhnlichſten Pflanzen— arten angefüllt, und um die Sammlung mit beſſeren Pflanzen zu comple⸗ tiren, wurde Herr Goeze von ſeiner Behörde beauftragt, ſich ſofort nach den Azoren zu begeben, um von dort Pflanzen für den botaniſchen Garten zu acquiriren, was ihm auch im höchſten Grade gelungen iſt, indem der— ſelbe eine bedeutende Anzahl ſehr ſchöner Pflanzen (nahe an 1000 Arten) von dort nach Coimbra überbracht hat. — Herr Inſpector Goeze bittet die Herren Vorſteher der übrigen botaniſchen Gärten Europa's, ſowie die Beſitzer von Handelsgärtnereien ihm ihre Samenverzeichniſſe zukommen zu laſſen und wird Herr Goeze im nächſten Jahre wahrſcheinlich ſchon ſelbſt einen Samencatalog veröffentlichen und zum gegenſeitigen Austauſch verſenden. Halle a./ S. Mit großer Betrübniß zeigen wir das unerwartete Dahinſcheiden des um die Botanik ſo hoch verdienten Profeſſors Dr. D. F. L. v. Schlechtendal an, welches nach nur fünftägigem Krankenlager in Folge einer Lungenentzündung am 12. October erfolgte. — Der Ver⸗ ſtorbene hat ſeit dem im Jahre 1853 erfolgten Tode Kurt Sprengel's dem botaniſchen Garten in Halle vorgeſtanden und erreichte ein Alter von 72 Jahren. Nekrolog. Die horticulturiſtiſche Welt hat durch den Tod von Friedrich Adolph Haage in ihm einen ihrer Koryphäen verloren, denn was er in der Handels- und Kunſtgärtnerei während der letzten Decennien geleiſtet, das beweiſt ſein blühendes, in ganz Europa rühmlichſt bekanntes Etabliſſement in Erfurt. Seine ausgezeichneten Verdienſte um die Horti— eultur fanden die ehrendſte Anerkennung. — F. A. Haage, geboren zu Erfurt am 24. März 1796, war der Sohn des Gärtners und Samen— händlers Nicolaus Haage; er trat am 1. September 1811 beim Hof— gärtner Joh. Heinr. Seidel im königlichen Orangen-Garten zu Dresden in die Lehre und beendigte ſeine Lehrzeit am 1. September 1814, trat noch in demſelben Jahre, dem Rufe ſeines Königs folgend, als freiwilliger Jäger ein und machte den Feldzug nach Frankreich mit. Rach dem Frieden conditionirte er mehere Jahre bei feinem Onkel Franz Anton Haage. Im Jahre 1822 pachtete er einen kleinen Garten und begann ſein Ge— ſchäft mit einem Capital von 100 Thlr. Bereits im zweiten Jahre ſeiner Etablirung wurde ihm durch ein böſes Hagelwetter viel zerſtört, aber durch fortgeſetzten Fleiß und unermüdliche Ausdauer hatte Haage es bald dahin gebracht, ſich ein eigenes Grundſtück zu erwerben, welches er faſt von Jahr zu Jahr durch neue Ankäufe vergrößerte und ſeiner Pflanzen⸗ 526 gärtnerei wie Samenhandlung einen ſo erſtaunlichen Aufſchwung gab, daß dieſe ſich bald nicht nur eines deutſchen, ſondern eines europäiſchen, ſelbſt außereuropäiſchen Rufes zu erfreuen hatte. Die beſonderen Culturen ſeit der Gründung des Geſchäftes ſind Levkojen, Goldlack, Aſtern, Caleeo— larien, Cinerarien und dergleichen. Von Levkojen werden jährlich zur Samengewinnung gegen 50,000 Töpfe (in jedem Topfe 6—7 Pflanzen) gezogen. Aſtern über 10 Morgen Landes. Die Pflanzenſammlung beſteht aus auserleſenen Palmen, Dracänen, Blattpflanzen, Pelargonien und der— gleichen. Berühmt noch ſind die Haage'ſchen Sammlungen von Cacteen, Agaven und anderen Fettpflanzen. F. A. Haage war Mitgründer des erfurter Gartenbau Vereines, dem er auch einige Zeit als Director vorſtand, ebenſo war er Mitglied des erfurter Verſchönerungs-Vereines und hat der damalige Director des— ſelben, Herr General von Hedemann mit ihm zuſammen die Anlagen im Steiger, die ſogenannten Hedemanns-Wege angelegt. Außerdem war der Verſtorbene Mitglied vieler Garten- und landwirthſchaftlicher Vereine, ſo z. B. Ehrenmitglied des Gartenbau-Vereines in Stockholm (1844), des mainzer Gartenbau- Vereines (1840), des thüringer Gartenbau-Vereines zu Gotha (1831), des anhaltiſchen Gartenbar-Vereines in Deſſau (1864), der altenburgiſchen pomologiſchen Geſellſchaft zu Altenburg (1842), cor: reſpondirendes Mitglied der Geſellſchaft Flora in Dresden (1842), des kurfürſtl. heſſiſchen landwirthſchaftlichen Vereines zu Caſſel (1841), der frankfurter Geſellſchaft zur Beförderung der nützlichen Künſte und deren Hülfswiſſenſchaften (1838), des leipziger Gärtner-Vereines (1844), ordent⸗ liches Mitglied des Vereines für Blumiſtik und Gartenanlage zu Weimar (1830), der koninklijke Nederlandche Maatschappij tot Aanmoediging van den Tuinbouw zu Leiden (1845), des deutſchen National-Vereines für Handel und Gewerbe zu Leipzig, des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den königlich, preußiſchen Staaten zu Berlin (1850) un der böhmiſchen Gartenbau-Geſellſchaft in Prag ꝛc. 8 Im Jahre 1846 erhielt Haage in Anerkennung ſeiner Verdienſte um die Horticultur den rothen Adler-Orden. Bereits im Jahre 1860 fing der Verſtorbene an zu kränkeln, be⸗ ſonders verhinderte Aſthma ihn ſeine gewohnte Thätigkeit fortzuſetzen. Er beſuchte Ems zweimal, um Linderung zu erlangen, leider vergeblich. Obgleich er nicht bettlägerig war, ſo kam Haage doch nur ſelten in den Garten und war während der letzten Zeit gänzlich an's Zimmer gefeſſelt. Die Kräfte nahmen immer mehr und mehr ab und nach einer Betthütung von anderthalb Tagen wurde er am 20. September d. J. von ſeinen langen Leiden durch einen ſanften Tod erlöſt. F. A. Haage hinterläßt 6 Töchter und 2 Söhne (ſeine Gattin ſtarb 7 Jahre früher und im vorigen Jahre ſtarb ein Sohn im 30. Lebens⸗ jahre). g Beide noch lebenden Söhne führen das Geſchäft unter der alten be— kannten Firma: Friedrich Adolph Haage jr. fort. Dieſelben haben ſich durch mehrjährigen Aufenthalt in England und Frankreich ihre Kenntniffe in der Gärtnerei zu erweitern geſucht und werden ohne Zweifel das alte 527 Renommé der obigen Firma nicht nur aufrecht zu erhalten, ſondern der Gärtnerei und Samenhandlung noch eine größere Ausdehnung zu geben wiſſen. E. O—0o. —— oo ——— Offerte. | Das von allen Garten-Autoritäten anerkannte ruſſiſche Veilchen empfehle ich hierdurch wiederholt allen Gärtnern, Blumiſten und Blumen— liebhabern auf's Wärmſte, zu folgenden billigen Preiſen: Alte Exemplare à St. 6 Sgr., 10 St. 1 20 Sgr.; jüngere mit kleiner Laubkrone und mit Knospen à St. 5 Sgr., 10 St. 1 15 Sgr., 100 St. 10 5. — Stecklingsexemplare von Seitenranken vorzüglich zur Anlage von Florbeeten ꝛc. & St. 4 Sgr., 10 St. 1 , 100 St. 8 W. Vorzüge des Veilchens: die Blume iſt dunkler, vom tiefſten Blauviolet, und herrlichſtem und ſchönſtem Wohlgeruch, faſt von dreifacher Größe als das italienijche, der Blumenſtiel doppelt ſo ſtark und lang. Blütheufülle das ganze Jahr hindurch unerſchöpflich, vorzüglich aber zum Treiben. Beſte und dankbarblühendſte Remontant⸗Nelke, Grenadier, granatroth, gut gefüllt, prächtig zu Ballbouquets, ſtarke, den ganzen Winter blühende Exemplare à St. 10 Sgr., à De. 3 „. Erfurt, Septbr. 1866. F. C, Heinemann, | Großherzoglicher ſächſ. Hoflieferant und Handels— gärtnereibeſitzer, Inhaber und erſter Empfänger der großen Staats-Medaille für Verdienſte um den Gartenbau. Wir empfehlen folgende ſchöne Neuheit: Amaryllis Alberti, mit gefüllten Blumen. Die Blumen ſind von leuchtend orange-rother Grundfarbe, mit einem friſchen glänzenden Carmin nüancirt. Die Baſis der einzelnen Petalen iſt weißgelb. Die einzelne Blume hat einen Durchmeſſer von 6 Zoll. Die Staubgefäße ſind durch 30 — 40 Petalen erſetzt, welche eine vollkommen geformte Blume bilden und nicht wie bei Liliaceen und Hemerocallideen verkrüppelt erſcheinen. Blüthezeit Februar und März. Vaterland Cuba. Preis einer ſtarken blühbaren Zwiebel 4 . „In ſeinem neueſten Preiscourant will Herr van Houtte in Gent „ in feiner gewöhnlichen Poſſenreißer-Manier — dem Publicum glauben „machen, daß ſeine alte Amaryllis fulgida flore pleno (2) mit unſerer „Amaryllis Alberti identiſch ſei. Daß es in Herrn van Houtte's Handels— „intereſſen liegt, bei Ankündigung unſerer Amaryllis Alberti feine Ama- „ryllis fulgida wieder in Erinnerung zu bringen, bezweifeln wir nicht im „geringſten; — wir müſſen uns aber gegen ſeine, durch Nichts begründete „Behauptung auf das Cntſchiedenſte verwahren. Die Amaryllıs fulgida „flore pleno, welche Herr van Houtte in den Handel gegeben hat, bringt „ſchmutzigrothe Blumen mit zwei Reihen Petalen, nebſt einigen verkrüppelten „d. h. verbreiterten Antheren hervor. Die Blumen unſerer Amaryllis „Alberti ſind dagegen von dem oben angegebenen regelrechten, gefüllten „Blätterbau und leuchtend hellrothem Eolorit, was eine im Novembrr⸗ 528 „Hefte der IIlustr. horticole nach einer exacten Zeichnung erſcheinende „Abbildung näher darthun wird. Möglich, daß die beiden Varietäten „Schweſtern ſind, was jedoch nicht ausſchließt, daß die eine häßlich ſein „kann, während die andere ſchön iſt, ein Umſtand, der einem ſo erfahrenen „Handelsgärtner, wie Herrn van Houtte, doch nicht fremd ſein ſollte.“ „Wie kann überhaupt Herr van Houtte ſich geſtatten, auf eine ſo „dreiſte Weiſe über Etwas zu urtheilen, was er nicht kennt? Ein ehrlicher „Mann urtheilt nur über das, was ihm bekannt iſt. Herr Louis van „Houtte muß, wenn ſein Geſchwätz einigen Werth haben ſoll, mit ſeinem „Urtheile warten, bis er eine Blume unſerer Amaryllis oder wenigſtens „die Abbildung davon geſehen hat. Qu'en dis-tu? vieux bavard!“ Unſeren Anfangs dieſes Monats ausgegebenen Herbſtlatalog (No. 35), welcher eine große Menge Pflanzen zu Engrospreiſen, ſowie viele billig notirte Neuheiten offerirt, empfehlen wir bei dieſer Gelegenheit zur geneigten Beachtung und verſenden denſelben auf gefällige Aufforderung franco. Leipzig, 24. September 1866. Laurentins'ſche Gärtnerei. Zur Abnahme empfehle ich namentlich den Herren Handelsgärtnern circa 20 — 30 Schock in dieſem Jahre veredelter hochſtämmige Thee, Bourbon-, Noijette- und Remontant⸗Noſen, auch etwas ältere, theils mit Kronen, theils wenig getrieben oder mit ſchlafenden Augen, 1—7 Fuß hoch, wenigſtens 5—4 Fuß; die Noiſette größtentheils 5—6 Fuß, in den ſchönſten Sorten, worunter auch 1866ger. Halberſtadt. W. Herſchel. Da der Unterzeichnete mit Ende December d. J. ſeine bisherige Stelle am hieſigen botaniſcheu Garten verlaſſen wird, ſo wendet derſelbe ſich an alle ſeine verehrten Freunde und Gönner mit der Bitte, ihm zur Erlangung einer anderen ähnlichen Stelle, ſei es an einem Staats- oder Privatinſtitute behülflich ſein zu wollen. Zugleich knüpft Unterzrichneter hieran die Anzeige, daß er vorläufig die Redaction der Hamburger Gartenzeitung un— verändert fortführen wird, und erſucht deshalb ſeine geehrten Correſpondenten und Freunde ihm wie bisher auch ferner mit Beiträgen für die Zeitung gütigſt unterſtützen zu wollen, wie er auch die Herren Handelsgärtner um Zuſendung ihrer neueſten Preis⸗Verzeichniſſe freundlichſt bittet. Hamburg. E. Otto, Garten-Inſpector. Dieſem Hefte iſt gratis beigegeben: 1. Catalogue (No. 79) de Etablissement horticole de Ambr. Verselaffelt à Gand. 2. Proſpectus zum illuſtrirten Handbuche der Obſtkunde von Jahn, Dr. Lucas und Oberdieck. 5 529 Cultur und Verwendung der Mesembryanthemum-Arten. In der Flora Capensis von Dr. Harvey und Dr. Sonder, im Jahre 1862 erſchienen, ſind nicht weniger als 293 richtig beſtimmte Arten Mesembryanthemum aufgeführt, zu denen noch etwa ein Dutzend zweifel— hafter kommt, aber von dieſen allen wird jetzt wohl kaum die Hälfte in den Gärten cultivirt, nachdem die reichhaltigſte Sammlung dieſer hübſchen Pflanzenarten, die des verſtorbenen Fürſten Salm Dyck, nach deſſen Tode zerſplittert worden iſt. Wir wiſſen zwar nicht, ob nicht in dem einen oder anderen Privatgarten noch eine bedeutende Sammlung exiſtirt, wir möchten dies aber faſt bezweifeln. Nur in einigen botaniſchen Gärten findet man ſie zahlreicher vertreten, wie z. B. in dem von Berlin und Hamburg, in letzterem ſind noch etwa 60 Arten vorhanden. Daß man für dieſe Pflanzen— arten ſo wenig Liebhaberei findet, iſt zu verwundern, weil dieſelben ſich nicht nur durch ihre mehr oder weniger auffällig geformten, meiſt ſehr fleiſchigen Blätter empfehlen, ſondern viele Arten zeichnen ſich auch durch ihre großen, meiſt ſehr glänzend gefärbten Blüthen aus. Die Pflanzen bilden kleine Sträucher oder Stauden, ſie ſtammen faſt alle vom Vorgebirge der guten Hoffnung, wo ſie auf dürren und ſandigen Ebenen im ganzen Lande, ſüdlich bis zum Orangefluſſe und weſtlich bis zum großen Fiſchfluſſe vorkommen. Oeſtlich von letzterem Fluſſe giebt es nur wenige Arten. Einige Arten finden ſich auch auf der Inſel Bourbon, in Nordfrika, an der Küſte des mittelländiſchen Meeres vor Europa und an den Küſten von Auſtralien, Chili und Peru. Die Blätter ſind meiſt gegenüberſtehend, dick, fleiſchig, dreikantig, gedreht oder flach. Die Blüthen ſtehen endſtändig an den Spitzen der Zweige, ſie ſind weiß, roth oder gelb und ſind in der Regel faſt nur während des Sonnen— ſcheines geöffnet, nur einige wenige blühen des Abends. Die Frucht— kapſeln ſind bei trockener Witterung feſt geſchloſſen, öffnen ſich aber nach einem Regen und ſchließen ſich wieder, ſobald ſie trocken ſind. Eine Eigenſchaft, die ſich an einer und derſelben Fruchtkapſel mehere Male beobachten läßt. | Iſt man im Beige einer Anzahl Arten, jo gebe man dieſen eine ſandige Erde, beſtehend aus einem Theile Raſen- und einem Theile Laub— erde, mit reichlich Sand und etwas Holzkohlenſtücken untermiſcht. Bis auf Hamburger Garten⸗ und Blumenzeitung. Band XXII. 34 530 einige zartere Arten, wohin namentlich ſolche gehören, die nicht ſtrauchig wachſen und meiſt ſehr dicke und fleiſchige Blätter haben, gedeihen die Pflanzen während des Sommers an einem ſonnigen Standorte im Freien ganz vortrefflich. Mitte Mai, wenn keine ſcharfen Nachtfröſte mehr zu befürchten ſind, verpflanze man die in einem Kalthauſe überwinterten Pflanzen, wobei man ſie zugleich etwas einſtutzt, und bringe ſie dann in's Freie, woſelbſt ſie freudig gedeihen und reichlich blühen werden. Die meiſten Arten breiten ſich während des Sommers ſehr aus, und da es wegen Mangel an Raum im Herbſte oft ſchwer hält, ſie für den Winter in einem Kalthauſe unterzubringen, ſo mache man Ende Juli oder Anfang Auguſt von allen Arten, die während der Zeit im Freien ſtark gewachſen ſind, Stecklinge. Man nimmt zu dieſem Zwecke junge Triebe, ſteckt dieſe einzeln in kleine Töpfe, ſtellt ſie in einen kalten, geſchloſſenen Kaſten, worin ſie ſich in kurzer Zeit bewurzeln werden und bis zum Spätherbſte zu hübſchen kleinen Pflanzen heranwachſen, die ſich dann bequem über— wintern laſſen, nur muß man ihnen einen hellen trockenen Standort im Hauſe geben. Im nächſten Frühjahre werden dieſe jungen Pflanzen in größere Töpfe verpflanzt und wie oben angegeben behandelt. Ganz vorzüglich eignet ſich die Mehrzahl der Mesembryanthemum zur Bepflanzung von Stein- oder Felſenparthien, zu welchem Zwecke ſich beſonders ſtärkere Exemplare eignen. Ende Mai werden die Mesembry- anthemum ausgepflanzt und bilden ſich im Laufe des Sommers, vorzüglich wenn man ihnen etwas nahrhafte Erde giebt, zu ganz enormen Büſchen aus, wobei ihre Blätter oft eine ſolche Größe annehmen, daß die im Freien gewachſenen Exemplare ein ganz anderes Anſehen haben, als die in Töpfen cultivirten. So üppig wie das Wachſen iſt, ſo reichlich iſt auch das Blühen dieſer Pflanzen und gewähren mit ihren zahlreichen brillant gefärbten Blüthen einen reizenden Anblick, ſo daß ſie ſich weit mehr zur Bekleidung von Steinparthien eignen als die Saxifragen, Sedum und Hauslaucharten, die der Abwechſelung wegen jedoch nicht zu verwerfen ſind. Aber nicht allein zu Steinparthien ſind die Mesembryanthemum zu empfehlen, ſondern auch für ſich allein, zu einer Gruppe vereint, ſind ſie von guter Wirkung auf Raſenplätzen während des ganzen Sommers. — 2 — — Ueber Behandlung der Orangenbäume. Der Orangenbaum, Citrus (in weiterem Sinne Citronen, Limonen, Pomeranzen, bittere und ſüße), mit allen ſeinen Formen und Varietäten iſt einer der älteſten Bewohner unſerer Gärten reſp. Gewächshäuſer, keine andere Baumart ähnlicher Art iſt bisher im Stande geweſen, ihn daraus zu verdrängen. Man findet den Orangenbaum vornehmlich in den Gärten der Fürſten und Großen und in dieſen oft zu Hunderten beiſammen, in welchen Gärten die meiſt zu ſchönen Exemplaren herangewachſenen Bäume 531 eine große Zierde der Anlagen ausmachen. Man ſieht den Orangenbaum in den Gärten der reichen, wie der weniger bemittelten Privaten, ebenſo wird er vielfach von Pflanzenfreunden, die keinen Garten mit einem Ge wächshauſe beſitzen, in dem Wohnzimmer gehalten, ſelbſt in der Stub des ſchlichten Handwerkers findet man ihn häufig vor. Obgleich das Geſchichtliche des Orangengeſchlechtes von allgemeinem Intereſſe iſt, ſo wollen wir doch davon abſtehen hier Näheres darüber mitzutheilen, indem ſich Ausführliches darüber in anderen Zeitſchriften und Büchern vorfindet. So veröffentlichte in neueſter Zeit Profeſſor Dr. K. Koch eine ſehr intereſſante Abhandlung über das Geſchlecht der Orangen in der Wochenſchrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. preußiſchen Staaten, Jahrgang 1865, No. 1, Seite 1. Eben ſo wenig wollen wir uns hier über die einzelnen Arten und Abarten der Gattung Citrus auslaſſen, ſondern nur noch einen Nachtrag über die Cultur großer Orangenbäume zu den in der hamburger Gartenzeitung früher gegebenen Verfahrungsmethoden liefern. So allgemein nun der Orangenbaum in den Gärten von ganz Europa verbreitet iſt, um ſo auffälliger iſt es gewiß, daß bisher über deſſen ausführliche Behandlung und Cultur im Verhältniſſe zu anderen in Cultur befindlichen Gewächſen ſo wenig geſchrieben worden iſt. In den verſchiedenen Gartenzeitſchriften finden ſich allerdings einzelne Abhandlungen über Cultur der Orangen zerſtreut vor, ebenſo geben die Gartenbücher, jedoch meiſt nur eine kurze Anleitung, wie ein Orangenbaum behandelt werden muß. Ein Buch, das ſpeciell über die Cultur der Orangenbäume handelt iſt uns nicht bekannt, freuen ſollte es uns jedoch, zu hören, wenn dennoch ein ſolches vorhanden wäre. Zu den beſten uns bekannten Abhandlungen über Orangerie zählen wir den „Beitrag zur Behandlung der Orangerie,“ ſowie über einige mit Vortheil bei derſelben angewandte Dungmittel von W. E. Boſſe in der Allgemeinen Gartenzeitung von Otto und Dietrich, V., Seite 25, ferner „Bericht über Orangerie-Pflege, Cultur und Behandlung“ vom Kunſtgärtner E. Hinze, zuerſt veröffentlicht im Jahresberichte des Central-Gärtner-Vereines für Schleſien, 1855, Seite 21 und von uns wiedergegeben im 12. Jahrgange der hamburg. Garten— zeitung Seite 201, dann „Beiträge zur Cultur der Orangen“ von A. Otto, Obergärtner auf Belvoir bei Zürich, abgedruckt im 13. Jahrgange der hamburger Gartenzeitung, S. 246. Dieſen Abhandlungen möge ſich uun noch ein „Culturverfahren bei großen Orangenbäumen“ des Herrn Obergärtner A. Stumffeld anſchließen, das zuerſt in den Ver— handlungen der Gartenbau-Geſellſchaft „Flora“ zu Frankfurt a. M. er— ſchienen iſt. a) Erdmiſchungen. Dieſe wende ich verſchieden an, und zwar wie folgt: 1. Miſchung: 4 Theile Walderde, 5 Theile verweſten Kuhlager und 4 Theile Compoſterde. 2. Miſchung: 4 Theile Walderde, 4 Theile verweſten Kuhlager und 3 Theile Compoſterde. 34* 532 3. Miſchung: 4 Theile Walderde, 5 Theile verweſten Kuhlager und 4 Theile gute Gartenerde. Sämmtliche Miſchungen müſſen vor dem Verbrauche drei- bis vier— mal gut durch einander geworfen werden. Die in der 1. Miſchung umgepflanzten Bäume wurden krank, indem die Triebe ſich nicht genug entwickeln konnten. Die Anwendung der 2. Miſchung war günſtiger als in der vorher⸗ gehenden. Neben ſehr ſtarken, kräftigen Trieben entwickelten die Pflanzen ein üppiges, dunkles Grün. Doch zeigte ſich dieſe kräftige Vegetation nicht anhaltend, ſondern im dritten Jahre blieben die Triebe und Blätter weit hinter denen der zwei erſten Jahre. Der Erfolg der 3. Miſchung war nach meiner Erfahrung der beſte, und zwar deswegen, weil die Bäume geſund und kräftig triebeu, dabei das im erſten Jahre angenommene dunkle Grün vier Jahre unverändert behielten, gleich nach dem Verpflanzen blühten und reichlich Früchte an— ſetzten, was bei den vorhergehenden Verſuchen nicht der Fall war. b) Das Verpflanzen der Orangenbäume. Die beſte Zeit dafür iſt der Monat März oder April, und zwar des— wegen, weil, wenn in dieſer Zeit verpflanzt, dieſelben noch in dem Hauſe ihre neuen Wurzeln entwickeln können; werden dann die Bäume Mitte Mai herausgebracht, ſo ſtehen ſie in Folge der neuen Umwurzelung feſt und können nicht ſo leicht durch den Wind Schaden leiden. Späteres Verpflanzen bringt die Gefahr mit, daß die neuentwickelten Wurzeln durch den Wind losgeriſſen und ſodann leicht faul werden. Aufgehoben wird der Baum vermittelſt einer zweckentſprechenden Maſchine; die Conſtructiou derſelben iſt verſchieden. Iſt der Wurzelballen von allen Seiten frei, ſo ſticht man vermittelſt einer ſcharfen Schippe 6 Zoll von demſelben ab, macht die ſtärkeren Wurzeln mit einem ſpitzen Holze etwas frei und ſchneide dieſelben mit einem Meſſer glatt zu. Die Kaſten, Kübel ꝛc., welche die zu verſetzenden Bäume aufnehmen ſollen, müſſen gut mit Abzugslöchern verſehen ſein. Auf den Boden der— ſelben ſegt man altes, zerhacktes Holz, auch Schollen Erde, welche beim Durchwerfen zurückbleiben. Nach der Beſchaffenheit des Wurzelballens fülle man den Kaſten ꝛc. 1 Fuß mit der beſtimmten Erde an, ſetze den Baum auf dieſelbe und fülle dann den übrigen Raum gleichmäßig auf, worauf man die friſche Erde gut feſtſtampft, damit der Wind den Baum nicht auf eine Seite drücke, was, wenn man die Bäume wieder gerade richten will, das Losreißen der Wurzeln zur Folge haben würde, wodurch erſtens das Wachſen geſtört, dann aber auch faule Wurzeln erzeugt würden. Finden ſich an einem Baume während des Verpflanzens faule Wurzeln, ſo ſchneide oder meißele man ſolche gut aus. Da dieſes bis auf das geſunde, feſte Hölz geſchehen muß, ſo verſchmiere man die dadurch entſtehenden Wunden mit einem Kitt, beſtehend aus Lehm, Ochſenblut, Harz und reinem Kuhfladen. Da ſich in der Regel die faulen Wurzelu an der ſogenannten Herz⸗ wurzel oder an der Hauptwurzel befinden, ſo bildet ſich durch Herausnahme 533 derſelben im Wurzelballen ein Loch; dieſes nun gehörig wieder auszufüllen, macht man in der Mitte des Kaſtens eine Erhöhung von Erde und be— ſtreut dieſe mit zerſtoßener Holzkohle, damit ſich kein Schimmel bilden kann, da derſelbe den geſunden Wurzeln ſehr nachtheilig iſt. c) Ueber das Verfahren bei kranken Bäumen. Hat ein Orangenbaum ein gelbes Anſehen, ſind ſeine Blüthen klein und unanſehnlich, ſeine Blätter klein und unvollkommen, fallen dieſelben leicht ab, bekommt derſelbe theilweiſe trockene Aeſte, ſo kann man ſicher annehmen, daß ſeine Wurzeln krank ſind. Um einen ſolchen kranken Baum wieder herzuſtellen, verfahre man auf folgende Weiſe: 1) Suche man ſorgfältig alle kranken Wurzeln zu entfernen, dann verſchmiere man die dadurch entſtandenen Wunden, wie umſtehend ſchon angegeben. 2) Pflanze man die Bäume in friſche Erde und feuchte dieſelbe an, ſchneide zuvor aber die Krone im Verhältniſſe ihrer verlornen Wurzeln urück. f 3) Binde man den Stamm bis zur Krone 2 — 3 Zoll mit Moos ein, welches man durch zweimaliges Beſpritzen des Tages feucht zu halten ſuchen muß. 4) Bringe man den Baum in ein Glashaus oder in einen anderen geſchloſſenen Naum. 5) Iſt es thunlich, ſo bringe man den Kaſten auf friſchen Pferdemiſt oder auf Lohe und ſuche ebenfalls die Seiten damit zu umgeben. Durch die dadurch erwärmte Erde wird das Vernarben der Wunden befördert und dem friſchen Wachſen geholfen. Sobald der Baum zu treiben anfängt, bringe man ihn in's Freie an einen ſchattigen Ort, damit die noch zarten Triebe nicht durch die Sonnen— ſtrahlen leiden. Den Herbſt wieder in das Haus gebracht, gebe man dem— ſelben einen warmen, hellen Standort, damit die jungen Triebe noch nachreifen können. Dieſem angegebenen Verfahren nach reichen 2 — 3 Jahre hin, einem kranken Baume das ſchöne Anſehen wieder zu geben. d) Das Begießen der Orangenbäume. Nach dem Verpflanzen darf der Orangenbaum nicht naß, ſondern blos feucht gehalten werden, daher ein nur mäßiges Begießen zu empfehlen iſt. Eine mäßige Feuchtigkeit des Wurzelballens iſt zur Entwickelung der jungen Wurzeln nothwendig. Bei zu viel Feuchtigkeit geht die Vernarbung der Wurzeln nicht leicht von Statten, die Schnittwunden gehen eher in Fäulniß über. Je nach der Entwickelung der Triebe während des Sommers ſetze man mit dem Guſſe zu. Zur größeren Sicherheit ſehe man von Zeit zu Zeit mit dem Erdbohrer nach, wie der Baum zehrt und richte alsdann darnach die Waſſergabe ein. 534 e) Von dem Beſchneiden der Orangenbäume. Das Beſchneiden der Orangen geſchieht gewöhnlich in den Monaten Januar oder Februar. Man verfahre dabei auf folgende Art: Bei geſunden, kräftigen Bäumen wende man den Schnitt nur dann an, wenn es die Form der Krone erfordert. Iſt dieſe unregelmäßig, ſo helfe man da, wo es fehlt, durch den Schnitt nach. Ferner nehme man aus dem Innern der Krone die kleinen unvoll⸗ kommenen Zweige heraus, da, wo aber die Krone ein Loch hat oder an Stellen, wo Aeſte im Abſterben ſind, laſſe man die jüngeren Zweige ſtehen, damit erſteres wieder ausgefüllt werde und für letztere Erſatz da ſei. Sieht ein Baum kränklich aus oder hat derſelbe eine zu lichte Krone, fo ſchneide man ihn nach Bedürfniß ½ — 1 Fuß zurück, dadurch gewinnt der Baum wieder neue Kraft und wird deſto kräftiger treiben. Hat man bei dem Verpflanzen viele faule Wurzeln gefunden, ſo ſchneide man den Baum ſtark zurück, doch behalte man die Form der Krone im Auge. Werden auf dieſe Art Wurzeln und Krone in ein gleiches Verhältniß geſtellt, ſonach wird auch mit der Entwickelung der erſteren letztere ſich geſund und kräftig ausbilden, welches ſchon im zweiten Jahre der Fall ſein wird. Man ſchneide nur immer kurz über dem Auge, damit die Schnitt⸗ wunden ſich beſſer vernarben können. Eine jede Wunde muß mit Baumwachs zugeſchmiert werden, damit Luft und Sonne dieſelbe nicht austrocknen, wodurch nicht allein die Augen öfters ausbleiben, ſondern auch der Vernarbungsprozeß geſtört wird. Sollte ein Zweig nicht an der gewünſchten Stelle austreiben, ſo ſchneide man weiter zurück. ’ Läßt man trockene Aeſte in dem Baume ſtehen, jo entſteht eine Art Brand, der immer weiter nach dem Innern geht und oft ſehr ſchädlich wird. Orangenbäume, nach der angegebenen Art behandelt und denſelben die gehörige Aufmerkſamkeit geſchenkt, werden durch ein geſundes, kräftiges Ausſehen meine hier niedergeſchriebenen Erfahrungen rechtfertigen. Noch einige Notizen über die erſtaunliche Ergiebigkeit der ſüßen Orangenbäume dürften von allgemeinem Intereſſe ſein. In einem Berichte über die Orangengärten auf St. Miguel, eine Inſel der Azoren, theilt Herr Wallace, der mehere Jahre daſelbſt wohnte, mit, daß es daſelbſt Drangengärten von 1 — 69 Morgen lengl.) Flächeninhalt giebt; dieſe Gärten, theils von Mauern, theils von hohen Bäumen, zum Schutze gegen den ſtarken Seewind eingeſchloſſen, ſind völlig mit Orangenbäumen be— pflanzt, hier und da mit Limonen-, Citronen- und Guavabäumen ꝛc. untermiſcht. Eingeführt wurde die ſüße Orange oder Apfelſine auf die Azoren von den Portugieſen und cultivirt man auf St. Miguel nur zwei 535 Sorten, die portugieſiſche und die Mandarin-Orange, von erſterer giebt es viele Formen, die durch die Cultur in dem herrlichen Klima daſelbſt ſehr an Güte gewonnen haben. Obgleich die Mandarin-Orange noch nicht lange eingeführt iſt, ſo hat man doch ſchon 14 Fuß hohe Bäume davon. Der größte Orangenbaum, den Herr Wallace maß, hatte eine Höhe von 30 F. und der Stamm hatte 7 F. im Umfange an der Erde. Die meiſten Bäume hängen alljährlich ſo voller Früchte, daß deren Aeſte geſtützt werden müſſen, damit ſie nicht abbrechen. Ein Orangenbaum im Orangengarten des Baron des Laranjeiras lieferte zwanzig große Kiſten voll Früchte, jede Kiſte enthielt 1000 Stück — mithin 20,000 Früchte von einem Baume. Zweihundert Schiffsladungen Apfelſinen werden alljährlich von St. Miguel exportirt, was etwa 200,000 Kiſten ausmacht. Ueber die Cultur der Seealgen. Von Profeſſor Dr. F. Cohn. Während durch die glückliche Bereinigung der theoretiſchen und prak— tiſchen Botaniker die Cultur der Phanerogamen in neueſter Zeit ſolche Fortſchritte gemacht hat, daß kaum eine Pflanzenfamilie in unſeren Gärten der Repräſentanten völlig entbehrt, ſo ſind die Kryptogamen in dieſer Be— ziehung bis jetzt minder begünftigt geweſen. Nur von den Farnen und den Lycopodiaceen beherbergen unſere Gärten eine Anzahl der ſchönſten Arten; auffallend dagegen iſt die Vernachläſſigung der Equiſeten, obwohl manche Species, wie Equisetum Telmateja und sy!vaticum, in hohem Grade decorativ ſein würden. Die Rhizocarpeen eignen ſich ausgeichnet zur Ausſchmückung von Süßwaſſer-Aquarien. Ich ſelbſt cultivire in einem gewöhnlichen Cylinderglaſe mit höchſtens 10 Cubikzoll Waſſer, deſſen Boden mit einer Schicht Sand belegt iſt, Pilularia globifera, Isotes lacustris und Salvinia natans ſeit 12— 18 Monaten, wobei das Waſſer durch Auflegen eines Deckels vor dem Verdunſten geſchützt, aber nie gewechſelt wird; nichts deſto weniger bleibt daſſelbe, je länger je mehr, kryſtallklar. Salvinia ging im Winter ein“), erzeugte ſich aber im Frühlinge von Neuem durch Keimung ſeiner auf der Oberfläche ſchwimmenden Macro— ſporen (große Sporen), doch blieben die Exemplare der zweiten Generation zwergartig und fructificirten nicht wieder; Iscetes, das im ſelben Glaſe wächſt, keimte ebenfalls reichlich und erneuerte ſeine Blätter im Frühlinge, doch blieben auch dieſe kleiner als das Jahr vorher. Offenbar reichen die in einer ſo kleinen Waſſermenge enthaltenen Nahrungsſtoffe (hauptſächlich wohl Salze) nicht aus, um die darin vegetirenden Pflanzen auf beſtimmte Zeit in normaler Weiſe zu ernähren. Dagegen haben ſich in demſelben *) Iſt auch nur einjährig. | Die Redact. 536 Glaſe die prächtig ſpangrünen Bälle der Tolypothrix coactilis bedeutend vermehrt. Zeitweiſe Erneuerung des Waſſers würde wahrſcheinlich der Erſchöpfung der darin gelöſten Nahrungsſtoffe vorbeugen. Von den übrigen kryptogamiſchen Familien ſind die Laub- und Leber— mooſe wohl nur zum Zwecke wiſſenſchaftlicher Studien, von den Pilzen nur der eßbare Champignon der Cultur unterworfen worden; die Cultur der Flechten ſcheint bisher, trotz der mehrfachen Verſuche mißglückt zu ſein. Die Süßwaſſeralgen laſſen ſich zwar — vielleicht mit Ausnahme von Lemania und Batrachospermum — leicht in kleinen Gläſern in allen ihren Entwickelungsſtänden erhalten, doch bieten dieſelben bei ihren geringen, meiſt mikroſkopiſchen Dimenſionen nur ein wiſſenſchaftliches Intereſſe. Anders iſt es mit den Algen des Meeres, deren eigenthümliche, oft majeſtätiſche, noch häufiger aber überaus zierliche Formen auch dem Laien das lebendigſte Intereſſe abgewinnen, abgeſehen von der Bedeutung, welche das Studium derſelben dem eigentlichen Forſcher gewährt. Dennoch iſt meines Wiſſens nach in keinem öffentlichen Inſtitute der Verſuch gemacht worden, durch Cultur einer gewiſſen Zahl von Meeresalgen ein Bild der marinen Vegetation in ähnlicher Weiſe zu gewähren, wie dies in unſeren Gärten für die Flora faſt aller Länder der Erde in mehr oder minder vollſtändiger Weiſe möglich iſt. Die Urſache dieſer auffallenden Thatſache liegt offenbar in der Vorausſetzung, daß die Algen des Meeres im Binnenlande ſich gar nicht oder doch nicht ohne Schwierigkeiten lebend erhalten laſſen. Dieſe Vorausſetzung iſt jedoch unrichtig. Die Seeaquarien in London, Paris und insbeſondere das in Ham— burg, haben gezeigt, mit welchem Erfolge und in welcher Reichhaltigkeit die Fauna des Meeres in großen Gefäßen kultivirt, in ihrer Lebensweiſe und Entwickelung beobachtet werden kann. In allen dieſen Aquarien kommen zwar Meeresalgen vor, aber ſie finden ſich darin nur zufällig und werden meiſt als Uebelſtand betrachtet, da in der That ihre Vermehrung der Thierwelt der Aquarien in gewiſſem Grade hinderlich iſt. Gerade dieſer Umſtand regte mich an, die Cultur der Meeresalgen zur Hauptſache zu machen. Ich fette mich zu dieſem Zwecke mit dem Cuſtos des Aqua— riums in Hamburg, Herrn W. Alford Lloyd, in Verbindung, einem Manne, der nicht nur die ausgebreiteſte Erfahrung in dieſem Gebiete be— ſitzt, ſondern der auch über die Theorie und die Principien gründlich nach— gedacht hat. Durch Herrn Lloyd erhielt ich am 1. November 1864 etwa einen halben Centner Nordſeewaſſer von der Inſel Helgoland, ſowie ſpäter eine Anzahl Steine, die mit verſchiedenen Algen bewachſen waren und von den Südküſten Englands (Dorſetſhire) ſtammten. Das Seewaſſer goß ich in ein rundes Glasgefäß (große Goldfiſch— glocke) von 1 Fuß Höhe, 1 Fuß Oeffnung und 20 Zoll größten Durch- meſſer, das auf einem 14 Zoll hohen hölzernen Fuße“) in meinem nach Weſten gelegenen Arbeitszimmer etwa 2 Fuß von einem Fenſter aufgeſtellt wurde. Das Seewaſſer roch beim Eingießen ſtark nach Schwefelwaſſerſtoff, ) Vergleiche die ſpeciellere Abbildung und Beſchreibung in meinem Aufſatze über Seeaquarien in Trewendt's Volkskalender für 1866. 537 doch verlor fich diefer Geruch nach kurzer Zeit; es bildelte in der Glas— glocke, deren Boden etwa 1 Zoll hoch mit grobem, rein gewaſchenem Kies und einigen Tuffſtücken belegt ward, eine Schicht von ca. 7 Z. Höhe, war ganz kryſtallklar, jedoch in dickeren Schichten von deutlich topasgelber Farbe. Um die Verdunſtung zu verringern, wurde die Oeffnung der Glasglocke mit einer Glasplatte loſe zugedeckt, ſo daß nur ſelten zum Erſatze des Verluſtes das Nachgießen von etwas deſtillirtem Waſſer er— forderlich wurde. Vier Wochen ſich ſelbſt überlaſſen, vermehrten ſich un— ſichtbare Keime im Seewaſſer dergeſtalt, daß die dem Fenſter zugekehrte Glasfläche, wie alle zum Lichte gewendeten Steine ſich mit dickerem gold— braunen Ueberzuge färbten und im Sonnenlichte reichlich Glasblaſen ent— wickelten. Die Urſache waren zahlloſe Diatomen, und zwar vorzugsweiſe Amphiprora alata, die ſich in's Unendliche, ſowohl durch Theilung, als auch durch ſehr kleine, aber der Mutterzelle gleichgeſtaltete Keime vermehrte. An einzelnen Punkten bildete ſich ein ſchwarzgrüner Anflug von Phormi- dium Julianum var. marinum. Die in das Aquarium eingelegten Steine waren mit verſchiedenen Seealgen bewachſen; folgende Arten habe ich längere oder kürzere Zeit zum größten Theile durch uunmehr anderthalb Jahre lebendig erhalten.“) A. Von Phycochromeæ. 1. Beggiatoa mirabilis n. s. 4. Phormidium Julianum var. 2 1 pellucida n. s. marinum. 3. 5 alba var. marina. 5. Spiralina versicolor n. s. 6. Oscillaria rubiginosa n. s. B. Von Diatomeæ. 7. Amphiprora alata. 11. Grammotophora marina. * salina. 12. Rhabdonema arcuatum. 9. Primularia peregrina. 13. Ceratoneis Arcus. 10. Navicula pygmæa, ſowie mehere nicht beſtimmte Arten von Achnanthes, Melosira, Schi- zonema und anderen Gattungen. C. Von Chlorosporeæ. 14. Conferv. spec. tenuis. 19. Valonia pusilla. 15. Chætomorpha Linum. 20. Enteromorpha sp. 16. Cladophora rupestris. 21. Ulva latissima. 17. Derbesia marina. 22. Chlamydomonas n. s. 18. Bryopsis furcellata. 23. Protococcas crepidinum. D. Von Melanosporeæ. 24. Ectocarpi spec. plures. 27. Laminaria saccharina. 25. Sphacelaria cirrhosa. 28. Aglaozonia repens. 26. Cladostephus spongiosus. 29. Fucus vesiculosus. ) Nur die mit einem * verſehenen Arten find jetzt (Mai 1866) eingegangen. 538 E. Bon Florideæ. 30. Hıldenbrandtia rubra. 36. Corallina officinalis. 31. Spermothamnion Turneri. 37. Polyides rotundus. 32. Bornetia secundiflora. 38. Phyllotylus membranifolius. *33. Ptilota plumosa. *39, Delesseria alata. 34. Ceramium rubrum, 40. 1 sanguinea. 35. Melobesia pustulata. Die hier gegebene Liſte beweiſt: 1) Daß es möglich iſt, Repräſentanten aus allen Abtheilungen der Algen ohne beſondere Vorbereitungen mehere hundert Meilen von ihrer Heimath in lebensfähigem Zuſtande zu verſenden, und | 2) dieſelben ohne alle Schwierigkeiten mit einem geringen Seewaſſer— vorrathe, der nie erneuert oder gereinigt zu werden braucht, eine für wiſſenſchaftliche Unterſuchungen wie für Demonſtrationen durchaus aus— reichende Zeit hindurch, ja, Jahre lang, mitten im Binnenlande lebendig zu erhalten. 5 Die Urſache dieſer für Viele gewiß überraſchenden Thatſache liegt offenbar darin, daß die Algen im Aquarium im Allgemeinen ein dem marinen analoges Klima genießen. Denn da eine größere Waſſermenge ſich nur langſam erwärmt und abkühlt, ſo iſt das im Aquarium einge— ſchloſſene Seewaſſer den Schwankungen der Lufttemperatur um ſo weniger ausgeſetzt, als ſelbſt die durch den Glasdeckel abgeſchloſſene Luft im Innern der Glasglocke nur langſam den thermiſchen Bewegungen der Zimmerluft folgt. Es beſitzt daher das Waſſer im Aquarium eine ziemlich conſtante Temperatur, welche der mittleren Temperatur jedes Tages ungefähr ent— ſpricht, und durch drei Viertel des Johres, nämlich im Herbſte, Winter und Frühlinge, von der des Meeres auch nicht ſehr weſentlich abweichen mag. Während in ſehr kalten Nächten die Zimmer-Temperatur bis auf — 3° ſank und beim Heizen bis zu 20° ftieg, ſchwankte die Temperatur des Aquariums den ganzen Winter durch nur zwiſchen 6° und 12°. Sie war während der Nacht wärmer, des Tages kälter als die der Luft. Daher war am Vormittage das Aquarium an ſeiner Außenſeite mit Waſſerdünſten beſchlagen, die gegen Mittag verſchwanden, während gegen Abend der Glaßdeckel und die Innenſeite des Gefäßes mit Waſſertropfen ſich bedeckten, die in kalten Nächten in einem förmlichen Regen wieder in den See— waſſerſpiegel zurückfloſſen, — im Kleinen ein Abbild der über dem großen Ocean ſtattfindenden meteorologiſchen Prozeſſe. Im Frühlinge und Herbſte, wo auch die Lufttemperatur ziemlich conſtant iſt, war dies im Aquarium noch weit mehr der Fall, doch ſtieg natürlich mit den wärmeren Tagen allmälich auch die letztere; Mitte Mai betrug fie 15°. Erſt als in den heißen Tagen des Juni und Juli die Waſſertemperatur über 20° ſich erhob, geriethen die Algen in ein Klima, für das ſie offenbar nicht orga— niſirt waren, und viele der höheren Formen, namentlich Ptilota, Lami- naria, Delesseria ꝛc. gingen zu Grunde, auch Bornetia litt etwas; die Ectocarpen und Sphacelarien, die Oscillarien und Derbeſien aber 539 accomodirten ſich diefer Temperatur und vermehrten ſich um ſo reichlicher. Jedoch ſind auch die übrigen, oben erwähnten Florideen und Melenoſpo— reen ſelbſt unter dieſen ungünſtigen Verhältniſſen nicht vernichtet worden, ſondern haben, wenn auch zum Theile in kümmerlichen Dimenſionen, ſich nunmehr ſchon durch zwei Winter und einen Sommer in lebendiger Vege— tation erhalten. Offenbar gehören die Meeralgen zu den am leichteſten cultivirbaren Gewächſen. Durch Placiren des Aquariums an einen tem— perirten Ort, etwa in einen Keller, wie dies Herr A. Meyer in Ham— burg mit den ſeinigen gethan oder durch regelmäßiges Einführen von Eis, würde ſich übrigens vielleicht einer allzuhohen Erwärmung im Sommer vorbeugen laſſen. Der verderbliche Einfluß des Lichtes auf die Seealgen iſt offenbar überſchätzt worden, da die Algen, namentlich die der Tiefe, ſich allerdings mit geringerer Lichtintenſität begnügen, aber daſſelbe ſicher nicht ganz ent— behren; zahlreiche Arten kommen ja auch nahe der Oberfläche vor, wo ſie dem intenſivſten Lichte ausgeſetzt find. Immerhin mag Anwendung von Blendungen oder rothem Glaſe in manchen Fällen nützlich ſein. Der Hauptübelſtand des ungebrochenen Lichtes beſteht jedoch nicht darin, daß es gewiſſe Arten zerſtört, ſondern daß es die allzuüppige Entwickelung einzelner Species auf Koſten der übrigen übermäßig begünſtigt. Dies gilt namentlich von den als Chlamydomonas marina bezeichneten Schwärmzellen, die ſich im Mai ſo unermeßlich vermehrten, daß das ganze Waſſer dadurch trübgrün wurde und ſich nach dem Zurruhekommen der Zellen mit einem grünen Häutchen bedeckte, welches die Durchſichtigkeit des Waſſers weſentlich beeinträchtigte (vergleiche meinen Aufſatz über Chlamydomonas marina, Hedwigia 1865, pag. 9 c. ic.). Erſt im October d. J. ſind die letzten Spuren dieſe Volvocinee wieder verſchwunden. Vielleicht noch läſtiger iſt die von mir als Spirulina versicolor bezeichnete höchſt zierliche Oscillarie (ſiehe Rabenhorſt, Flora Algarum europæa II., S. 292), welche alle Gegenſtände, die Felsſtücke, wie die Glaswände, die größeren Algen und ſelbſt Thiere mit dicken, ſchwarzgrünen oder purpurrothen Häuten überſpinnt, die im Lichte maſſenhafte Gasblaſen entwickeln, auch wohl, von dieſen emporgehoben, als ſchwarze Gallertklumpen an die Ober— fläche kommen oder, auf dem Waſſer in dünnerer Schicht ſchwimmend, eine Art Waſſerblüthe bilden. Nur wo ihre Vermehrung, wie im großen ham— burger Aquarium, ſorgfältig in Schranken gehalten wird, dient ſie mit ihren prachtvollen Farben demſelben zur Ziede. In der Geſellſchaft der Spirulina gedeiht nur die Derbesia, welche ebenfalls gern andere Algen mit lichtgrünem Buſchwerk überzieht und verunſtaltet. Verderblicher noch als die Spirulina ſind die Beggiatoen, welche ich nur in den Wintermonaten als kreideweiße Schleimmaſſen über todte Thiere und andere Algen ſich hinwegſpinnen ſah, die dann im Sommer verſchwanden und im Herbſte ſich auf's Neue einfanden. Sie überwuchern nicht blos die feineren Formen, ſondern, da ſie reichlich Schwefelwaſſerſtoff aushauchen, tödten fie auch alles Organiſche in ihrer Umgebung (ver- gleiche meinen Aufſatz: Zwei neue Beggiatoen in Hedwigia 1865, ©. 81, c. tab.) — 540 Nachtheilig iſt dem Gedeihen der Algen auch die gleichzeitige Cultur von Seethieren; denn, abgeſehen davon, daß ſich in dieſem Falle die Sorgfalt der Pflege zu ſehr zerſplittert, ſo ſchaden die Thiere direct, durch ihre Ausſcheidungen (Schleimeſerete der Aetinien, Excremente), wie durch ihre Bewegungen; viele Thiere nähren ſich auch von den Algen, namentlich weidet die überaus gefräßige Littorina die größeren Arten ab und zer— ſtört ſie völlig. Ein Paar Littorinen hatte in wenig Stunden die innere Glaswand, die von Diatomeen ganz undurchſichtig braun geworden war, rein abgeputzt. Viele Algen ſind einjährig und gehen im Winter ein oder ver— ſchwinden umgekehrt im Sommer; es darf uns daher nicht verwundern, wenn ſie auch im Aquarium nicht perennirend werden. Dies gilt unter andern von den Deleſſerien, die ſich nur kurze Zeit erhielten. Andere Arten ſind ſo zart, daß ſie nur ſchwer ohne Verletzung einen weiteren Transport aushalten; natürlich können ſolche, ſchon in Fäulniß begriffene Exemplare auch in Aquarien nicht weiter wachſen. Manche Alge ſtirbt ab, weil ihre Baſis von einem Schwamme oder einer Bryozoe überzogen iſt, welche faulend auch die Pflanze anſteckt. Obwohl im Allgemeinen die Algen nur mit ihrer natürlichen Befeſtigung an Steinen ein weiteres Fortkommen verheißen, ſo fand ich doch, daß losgeriſſene Bornetia und Ptilota noch Monate lang ſich lebend erhielten; ſelbſt ſchwimmende Bruchſtücke von Polyides ſproßten weiter. Ich beſitze ein zolllanges Stückchen von Polyides rotundus in einer verſchloſſenen Glasflaſche mit Nordſeewaſſer ſeit meheren Jahren, welches alljährlich neue Sproſſen treibt, Einige Arten erhielten ſich Monate hindurch ganz unverändert, ohne zu verderben, aber auch ohne weiter zu wachſen. Dies beobachtete ich namentlich an einer kleinen Laminaria saccharina und an keimendem Fucus vesiculosus. Bei den meiſten Arten ſcheint zwar die vegetative Zellbildung im Aquarium fortzugehen, aber die neuen Theile bleiben kleiner als normal und ſie fructificiren nicht. Erſteres konnte ich ins— beſondere bei Bornetia wahrnehmen, wo die jungen Gliederzellen weit kürzer und anders geformt waren als die älteren, vom Ocean kommenden Aeſte. Die Verkümmerung im Aquarium kann um ſo weniger Wunder nehmen, da ja ſelbſt die Algen der Oſtſee viel kleiner ſind, als die gleichen Arten in der Nordſee. Die Urſache liegt wahrſcheinlich in gewiſſen anor— ganiſchen Nahrungsſtoffen, die nur in geringen Proportionen im Seewaſſer enthalten ſind, und deren Vorrath ſich daher im begrenzten Raume des Aquariums leicht erſchöpft. Iſt dies der Grund, ſo könnte nur häufiger Wechſel des Seewaſſers abhelfen. Wirkliche normale Fortpflanzung habe ich direct nur bei den Der— beſien und Ectocarpen (durch Zooſporen), den Sphacelarien (durch Brut— knospen), den Ptiloten (durch Tetrasſporen) beobachtet; alle anderen Arten fand ich nur ſteril. Die Sporen von Ptilota, Ceramium, Spermo- thamnion, Fucus und Laminaria keimten zwar, entwickelten ſich aber nicht zu vollkommenen Pflanzen. Vielleicht würde ſich ein noch beſſerer Erfolg erzielen laſſen, wenn nicht, wie es bei mir der Fall war, zahlreiche Arten in einer großen Glasglocke, ſondern jede Species iſolirt in einem 541 kleinerem Gefäße, aber mit hinreichendem Seewaſſer verſehen, cultivirt würde. Offenbar würden wir auch in unſeren botaniſchen Gärten nicht ſo gute Reſultate aufzuweiſen haben, wenn wir die feineren Arten, ſtatt jede Pflanze in einem beſonderen Topfe, alle durch einander in einem Beete aufzögen. Obige Bemerkungen werden genügen, um die Bedeutung darzulegen welche den Seewaſſer-Aquarien unter den botaniſchen Unterrichtsmitteln meiner Anſicht nach zukommt. Nur wenige Inſtitute werden ohne Zweifel im Stande ſein, ſo vollkommene und großartige Einrichtungen zu treffen, wie ſie z. B. in Paris und Hamburg für die Fauna des Meeres beſtehen, und wie ſie bei entſprechender Einrichtung ſicher auch im Stande wären, ein getreues Bild der Meeresvegetation darzubieten. Aber keine öffentliche Sammlung wird ſich vor der Anſchaffung eines oder einiger flachen Schieferkaſten zu ſcheuen haben, die, oben offen und an der Vorderſeite mit einer Glaswand verſehen, in einer nur wenige Zoll tiefen Seewaſſer— ſchicht zahlreichen Meeresalgen ein zuträgliches und dauerhaftes Gedeihen ſichern. Für ſolche flache Kaſten können die complicirten Apparate für Circulation des Waſſers und Eintreiben von atmoſphäriſcher Luft voll— ſtändig entbehrt werden, da die große Oberfläche des Waſſers die er— forderlichen Gaſe (Sauerſtoff reſp. Kohlenſäure) durch Diffuſion aus der Atmoſphäre aufnimmt. (Aus dem 43. Jahresberichte der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Cultur.) Zur Cultur der Fliegenfalle Dionæa muscipula L.). Die Fliegenfalle iſt bekanntlich eine der wunderbarſten und inter— eſſanteſten Pflanzen und deshalb von allen Pflanzenfreunden auch viel nachgeſucht. So leicht nun auch die Cultur derſelben iſt, ſo hört man dennoch nur zu oft klagen, daß die Pflanze nicht gedeihen will und immer wieder todt geht und glauben wir ſicher, daß der einzige Grund des ſo häufigen Todtgehens darin beſteht, daß die Pflanze meiſt zu warm gehalten wird. Die Dionea muscipula ſtammt aus dem nördlichen Amerika, wo ſie in ſumpfigen Gegenden von Carolina gefunden wird. Bisher kennt man nur eine Art dieſer Gattung, die den Namen muscipula d. h. Fliegenfalle deshalb trägt, weil jedes nicht zu große Inſect, das zwiſchen die beiden mit Wimperhaaren beſetzten Klappen, aus denen jedes Blatt beſteht, geräth, gefangen iſt, in dem ſich die Klappen bei der geringſten Berührung in Folge einer eigenthümlichen Reizbarkeit oder Empfindlichkeit, ſchließen und ſich nicht eher wieder öffnen, als bis das zwiſchen denſelben befindliche Thier ſich nicht mehr rührt oder todt ift, denn je ſtärker ſich das Inſect bewegt, um ſo feſter ſchließen ſich die Klappen. 542 Die Tultur der Pflanze iſt, wie ſchon bemerkt, ohne Schwierigkeit. Iſt man im Beſitze eines Exemplares, ſo ſetze man es in einen 2—3 Zoll weiten Topf, mit einer aus gleichen Theilen von Raſen- und Moorerde beſtehenden Erde, der man noch etwas Sand, Holzkohle und recht fein gehackten Sumpfmoos (Sphagnum) hinzufügt. Daß der Topf mit einer guten Unterlage von Topfſcherben zum freien Abzuge des Waſſers verſehen ſein muß, iſt ſelbſtverſtändlich. Beim Ein- und Umpflanzen drücke man die Wurzeln nicht zu feſt an und hüte ſich die Pflanzen zu tief zu ſetzen. Ein heller, kühler und halbſchattiger Standort in einem temperirten Hauſe dem Glaſe fo nahe als möglich, ſagt der Dionza am beſten zu. Auch in einem nach Norden gelegenen kalten Kaſten, den man feucht und luftig halten kann, gedeiht dieſe Pflanze während des Sommers ſehr gut. Bevor man die Pflanze nun an den für ſie geeigneten Platz bringt, ſetze man den Topf, in dem ſie ſteht, in einen größeren und dieſen dann in einen mit weichem Waſſer gefüllten Unterſetznapf und bedecke die Pflanze mit einer hellen Glasglocke, deren Rand über den Rand des kleinen Topfes reicht. Iſt die Pflanze in gutem Gedeihen, ſo verträgt ſie reichlich Waſſer, man hüte ſich aber zu viel zu gießen, ſobald die Pflanze kränkelt oder wenn ſie in den Ruheſtand übergehen will, was man daran erkennen kann, daß die erſcheinenden Blätter kleiner werden, als die vorhergehenden. Im Winter verlangt die Dionea nur wenig Feuchtigkeit, man laſſe fie aber auch nie ganz austrocknen, da dieſelbe eigentlich während des ganzen Jahres fortwächſt, nur langſamer und kümmerlicher während des Winters, welches auch diejenige Jahreszeit iſt, wo die Pflanze die meiſte Aufmerkſamkeit erfordert. Ueber einige Lobelien. Zu den viel zu ſelten cultivirten Pflanzen gehört auch eine Gruppe der Gattung Lobelia, zu der die Arten fulgens, splendens, cardinalis und syphilitica gehören. Seit einigen Jahren hat man von dieſen an ſich ſchon ſo ſchönen Pflanzen noch eine Anzahl Varietäten gewonnen, welche hinſichtlich ihres Blüthenreichthumes und der Farbenpracht ihrer Blüthen die Urſpecies noch übertreffen. Die Blüthen ſind hier noch größer, die allgemeinen Blüthenſtengel länger und dichter mit Blüthen beſetzt und letztere in Färbung ſehr variirend. Die vorzüglichſten Varietäten ſind: Lobelia carminata, ſchön carminfarben, an der Baſis der inneren Petalen weiß gefleckt, 2 Fuß hoch. L. Ceres, ſehr lebhaft roth, im Centrum weiß gefleckt, die Blume ſehr groß, die Blüthenrispe lang und gedrungen, 2—3 Fuß hoch. L. rosea grandiflora, Blumen ſehr lehaft roſa, klein aber ſehr ge— drungen beiſammen ſtehend, 3—4 Fuß hoch. 543 L. Roi des bleus, blauviolet, leicht weiß gefleckt, Blume mittelgroß, 2—3 Fuß hoch. L. albo-grandiflora, Blume weiß, ſehr leicht bläulich nüancirt. 17 Fuß hoch. 4 L. rubro-sanguinea, ſehr reich ſcharlach-carmin, große Blume, jehr lange und gedrungene Blüthenrispe, eine prächtige Varietät, 3—4 F. hoch. Léo Lespes, zarte Blume, carmin-violet, neue Färbung. L. Empereur des Lobelia, große dunkel- purpurfarbene Blume, neue Färbung. Von dieſen Varietäten ſteht die rubro-sanguinea obenau, ſie leuchtet vor allen anderen hervor, dieſer folgt die carminata, fie iſt weniger hoch; die ſchöne roſa Cérès iſt von gutem Effect; albo-grandiflora weiß und Roi des bleus haben zwar noch nicht die gewünſchte reine Färbung, den— noch müſſen ſie die Stelle vertreten, bis es beſſere Sorten dieſer Färbung giebt. Empereur des Lobelia beſitzt eine dunkle Färbung, wie ſolche noch nicht exiſtirt. Auf einem Beete für ſich oder auf einer Rabatte im Blumengarten ſind dieſe Lobelien während der Zeit von Ende Juli bis Ende September eine große Zierde. Auch zu Maſſifs laſſen ſich die Lobelien verwenden, jo namentlich mit einigen nicht zu hoch wachſenden Canna, wie C. Wars- cewiczii.— Eine roſa- oder weißblühende Varietät vereint mit Coleus oder Achyranthes iſt von guter Wirkung. Die alte Lob. Queen Vic— toria mit rothbraunen Blättern und ſcharlachfarbenen Blumen, umgeben von Cineraria maritima, iſt ungemein effectvoll. Die Cultur der Lobelien iſt ſehr einfach. Man pflanzt jie Anfang Mai im Freien auf einen nicht zu feuchten humusreichen Boden, wo ſie faſt ohne jede Sorgfalt freudig wachſen. Bei anhaltender trockener Witterung begieße man mäßig. Nach Beendigung der Blüthezeit pflanzt man die Pflanzen in Töpfe und überwintert dieſelben in einem froſtfreien Kaſten oder noch beſſer in einem Kalthauſe, begieße jedoch nur ſehr wenig, indem die Pflanzen ſehr leicht faulen. (Jour. de la Soc. d' Hortic.) THAN ———— Ueber die Wanderung der angebauten Pflanzen in Bezug auf Völkerkunde. Von John Crawfurd. (òUU¹eberſetzt aus dem Journal of Botany, October 1866.) RS (Schluß.) | Der Mais iſt ohne Zweifel ein Bewohner von Amerika und war der alten Welt vor Entdeckung der neuen völlig unbekannt. Der Name unter dem er in Europa bekannt iſt, iſt dem Spaniſchen entlehnt und man 544 glaubt, daß der ſpanifche Name wieder aus einer der vielen amerikanischen Sprachen entnommen iſt. In einigen der drientaliſchen Sprachen finden ſich ſpecifiſche Benennungen für den Mais, die dort gänzlich heimiſch zu ſein ſcheinen, wie z. B. bhutta in Hindi, jagyng in den meiſten Sprachen des indiſchen Archipels, kalsalva auf Madagascar. Hiernach möchte man glauben, daß der Mais dort heimiſch geweſen ſein mag, wo man ihm dieſe Namen beigelegt hat, wahrſcheinlicher iſt es aber, daß dieſe Namen von dort einheimiſchen Pflanzen genommen ſind, die Aehnlichkeit mit dem Mais haben. So z. B. in den zwei Hauptſprachen des ſüdlichen Indiens, wo der Mais nach der dort cultivirten Hirſe, cholu oder ragi (Cynosurus Corocanus) benannt iſt, zu welcher Benennung noch ein Beiwort, das den fremden Urſprung bezeichnet, hinzugefügt iſt. Die Türken nennen den Mais boghdai Misr oder der Weizen von Aegypten, was nicht falſcher iſt, als die ihm von den europäiſchen Nationen gegebene Bezeichnung: indiſches oder türkiſches Korn. Was nun die Stärke oder eßbares Mehl liefernden Pflanzen anbelangt, jo iſt unter dieſen die Gattung Dioscorea, Yamswurzel, die wichtigſte, von denen ein Dutzend Arten und Varietäten bekannt ſind. Sie ſind Bewohner von Aſien, Afrika und Amerika, jedoch nur in den tropiſchen Theilen jener Länder. Die ſpaniſche und portugieſiſche Benennung für die Dioscorea iſt inhame, wovon das franzöſiſche Wort igname und hiervon das anglo-ſächſiſche yam abgeleitet iſt. Der ſpaniſche Name iſt wohl irgend einer amerikaniſchen Sprache entnommen. In Hindi iſt die Bezeichnung für alle eßbaren Knollen und Wurzeln alu. Profeſſor Wilſon ſagt aus, daß dies der Name iſt, welcher einer cultivirten Arum— Art von einem Volke gegeben iſt, das die Sanskritſprache redete und nicht der Yam, welche Pflanze dieſem Volke unbekannt geweſen ſein muß. Der generiſche Name alu mit der Vorſilbe phul, eine Blume oder rath, ein Wagen, ſind Benennungen, mit denen die Hindus des Nordens die Ham unterſcheiden. Nicht ſo jedoch bei den Hindus des Südens, in deren Land die Yamswurzel heimiſch iſt, jo führt dieſelbe z. B. in Tamil den fpecififchen Namen kalangku. Wie mit dem Worte alu von den nördlichen Hindus, ſo wird mit dem Worte ubi hauptſächlich die Jam und im Allgemeinen alle eßbaren Pflanzenwurzeln und Knollen von malayiſchen Nationen bezeichnet. Dieſe Bezeichnung hat eine ſehr weite Verbreitung, denn man findet ſie nicht nur in allen Sprachen des malayiſchen Archipels, ſondern ſie iſt auch all— gemein in den Sprachen der Philippinen, welche von der der Malayiſchen Inſeln ganz verſchieden iſt. Selbſt öſtlich unter den woll- und langhaarigen Völkern der Inſeln des ſtillen Meeres und weſtlich bis nach Madagascar findet man dieſes Wort verbreitet. Das urſprüngliche Wort iſt an ſich ſo einfacher Structur, daß man es nur hier und dort anders ausgeſprochen oder betont hört, und nur unter den Inſelſprachen finden wir einige wenige Ausnahmen hiervon. In der Hauptſprache auf den Philippinen und in der Mundart der Sandwichs -Inſulaner, giebt es beſondere Benennungen für die Dam. Eine oder die andere Dioscorea-Art ift jedenfalls heimiſch auf vielen Inſeln des Malayiſchen oder Philippiniſchen Archipels, wie auf — — — — — —— — — — 545 denen des ſtillen Meeres. Ich ſelbſt ſah in den Gehölzen auf einer der Inſeln in der Nähe des Vorgebirges von Cambodia Yamswurzeln aus— graben und vermuthlich, weil dieſe Wurzel daſelbſt ſehr häufig wächſt, iſt dieſe Inſel unter dem Namen Pulo-ubi d. h. Yams-Infel bekannt. Daß dieſe Wurzeln den erſten Menſchen auf dieſer Inſel als Nahrung dienten, iſt annehmbar, ebenſo, daß ſie von den erſten Einwanderern daſelbſt an— gebaut worden ſind, welche die Pflanze unter dem viel verbreiteten Namen kennen lernten. Welche die erſten Einwanderer waren, iſt unmöglich zu beſtimmen, ohne Zweifel aber die Malayen oder Javaneſen. Die ſüße Kartoffel oder Knollen tragende Convolvulus ſcheint eine Bewoherin aller tropiſchen Theile der alten und neuen Welt zu ſein. Einige behaupten zwar, daß die ſüße Kartoffel zuerſt von den eingebornen Amerikanern cultivirt worden ſei, als jedoch die Südſee-Inſeln, deren Einwohner gewiß keine Verbindung mit den Amerikanern hatten, entdeckt worden waren, fand man die ſüße Kartoffel daſelbſt angebaut und all- gemein unter einem einheimiſchen Namen bekannt. Dieſer Name bedeutet überall daſſelbe und unterſcheidet ſich nur durch die Ausſprache, wie kumava, humäa und gumala, abgekürzt mala. Allem Anſcheine nach iſt die Cultur der Batate von den Spaniern oder Portugieſen auf die Inſeln des Malayiſchen Archipels eingeführt worden. Auf den Molukken heißt die Pflanze ubi kastela, das wörtlich die „kaſtilianiſche Ham“ bedeutet, denn die Molukken befanden ſich zeitlich unter der Herrſchaft Spanien's, die bereits im Beſitze der nachbarlichen Philippiniſchen Inſeln waren. Die Javaneſen haben dieſer Pflanze den Namen catela gegeben indem fie aus dem Worte Castila den Ziſchlaut ausgeſtoßen haben, auch bezeichnen fie dieſelbe mit dem ſpaniſchen Worte batata oder patata, daher die Wahrſcheinlichkeit, daß die Spanier die Pflanze von den benachbarten Philippinen eingeführt haben, wo ſie ihrer Benennung nach zu urtheilen, von den Eingebornen vor Ankunft der Spanier cultivirt worden iſt. In den zwei Hauptſprachen dieſer Inſeln finde ich die Pflanze bezeichnet, nämlich auf Tagala und Biſaya, auf erſterer heißt fie gabi, auf letzterer kamoti, Benennungen, die ſoviel als eine Art ſüße Kartoffel oder Batate bedeuten. In Oberindien iſt die Pflanze als eine exotiſche anzuſehen, ſie erzeugt daſelbſt auch nur kleine unanſehnliche Knollen. Der ihr dort beigelegte Name iſt shakarcand, ein Wort, das halb von den Perſern, halb von den Hindus ſtammt und ſo viel als Zucker bedeutet. Die gewöhnliche Kartoffel hat ihren Namen von der ſüßen er— halten, denn die letztere ſcheint früher bekannt und ſelbſt cultivirt worden zu ſein, als die erſte. Selbſt gegenwärtig wird bei den anglo⸗ſächſiſchen Amerikanern die Convolvulus Batatas mit Kartoffel bezeichnet, während die gewöhnliche Kartoffel mit dem Beiworte „irländiſche“ Kartoffel ge— nannt wird. Die Spanier nennen noch heute die ſüße Kartoffel batata oder batata de Malaga und die gewöhnliche Kartoffel potato, aus welchem Worte jedenfalls das engliſche Wort potato entſtanden iſt. Der Urſprung des Wortes iſt wahrſcheinlich amerikaniſch, aber aus welcher Sprache iſt unentſchieden. Die gewöhnliche Kartoffel hat jedenfalls viele Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXII. 35 546 vaterländiſche Namen, je nach den vielen Sprachen in Amerika, denn die Entdecker fanden die Kartoffel angebaut, ſowohl in Nord- als Südamerika. Was auch der Urſprung des Wortes fein mag, jedenfalls iſt dieſe Be— zeichnung beſſer als! Erdäpfel“ der Franzoſen und einiger deutſchen Nationen oder „weiße Trüffel“ der Italiener. In Hinduſtan, wo die Kar— toffel mit Erfolg jetzt cultivirt und hauptſächlich von Europäern conſumirt wird, heißt ſie balaiti alu oder europäiſche eßbare Knolle. Die Malayen nennen fie ubi Yuropa, d. h. europäiſche Ham und die Javaneſen kantang holanda, Knolle von Holland; kantang iſt der Name für Ocimum tuberosum, eine Knollen tragende Oeimum- Art, die auf Java ihrer eßbaren Knollen wegen viel angebaut wird, und welche Knollen viel Aehnlichkeit mit denen von Solanum oder der Kartoffel haben. Sago oder richtiger Sagu iſt der einfache Name, mit dem man das zubereitete Mark der Palmen bezeichnet, ohne Unterſchied von welcher Art daſſelbe gewonnen iſt, obgleich es nicht weniger als fünf Arten von einer Gattung giebt, die Sago liefern. Das Wort Sago, wahrſcheinlich ma⸗ layiſchen Urſprunges und auf den Malayiſchen wie Philippiniſchen Inſeln allgemein, iſt von den Europäern angenommen worden. Die Brotfrucht (Artocarpus incisa) iſt im Malayiſchen Archipel unter verſchiedenen Namen bekannt, wie sukun, kluwi, kulor und tambul, aber keinen von dieſen Namen führt der Baum auf den tropiſchen Inſeln des ſtillen Meeres und deshalb iſt anzunehmen, daß die Südſee— Inſulaner die Brotfrucht auch wohl nicht den Malayen verdanken, wie ſo viele andere cultivirte Pflanzen, als Yam, Cocosnußpalme, Zuckerrohr zc, Der Charakter des Artocarpus incisa, die ſehr leicht vergänglichen Früchte und andere Eigenſchaften des Baumes laſſen auch nicht annehmen, daß der Baum von einem wilden Volke ſo weit als bis nach den Südſee-Inſeln transportirt ſein ſollte und es iſt daher ſehr wahrſcheinlich, daß der Brot— fruchtbaum auf den SüdfeesInfeln heimisch iſt, woſelbſt er in vielen Varie— täten vorkommt. Auch der dieſem Baume gegebene Name iſt nicht all— gemein in allen Mundarten der polyneſiſchen Sprache, jo heißt er ure und marnai auf Tonga, vavo auf Tahiti und ulu auf Owaihi. Von allen dieſen hier angeführten Gewöchſen find die Cerealien die wichtigſten für die Menſchen, ſie find die angenehmſten und geſündeſten, denn ſie enthalten den größten Beſtand an Nahrung in dem kleinſten Um— fange. Die Cultur derſelben erfordert jedoch mehr Kenntniß und Arbeit als die geringeren Arten Brotpflanzen, eine Eigenſchaft, welche die Induſtrie wie den Geiſt anregt und ſomit in geſellſchaftlicher Beziehung von großem Werthe iſt. Man kann mit Gewißheit annehmen, daß kein Volk einen leidlichen Grad von Civiliſation erlangt hat, das nicht die eine oder andere Art der wichtigeren Cerealien cultivirt. Die baukünſtleriſchen Monumente und Schriften Aegyptens, des alten Grichenlands und Italiens, von Aſſyrien und Nord-Indien wie Nord-China ſind von Menſchen geſchaffen, die ſich von Weizen nährten, während diejenigen von Süd-Indien, von den hindu⸗chineſiſchen Ländern, von Süd-China, Java und Sumatra von Menſchen herrühren, die Reis anbauten und von Reis lebten. Die Bau— künſte von Mexico und Peru und ohne Zweifel auch die von Palenque, 547 ſtammen von Menſchen, die fih von Mais nährten. Menſchen, die nur von Wurzeln oder Früchten lebten, haben nie etwas in der Kunſt und Wiſſenſchaft geleiſtet. Die Kartoffel liefert die geringſte Qualität Brot für den Menſchen. Sie vermehrt ſich leicht und läßt ſich ohne große Mühe und Arbeit an— bauen und in dieſer Beziehung ſteht ſie wie der Sago noch hinter der Banane. Die Banane trägt nach zehn Monaten, nachdem ſie gepflanzt, iſt vermehrt ſich durch Ausläufer und erfordert wenig Sorgfalt. Humboldt giebt den Ertrag eines gleichen Stück Landes mit Bananen und Weizen bepflanzt, zu 135 Theil Bananen und 1 Theil Weizen an, während ſich das Verhältniß der Kartoffel zum Weizen wie 44 zu 1 verhält. Die Sagopalme erfordert etwa 10 Jahre ehe ſie tragbar iſt, ſie wächſt aber in Sümpfen, wo ſonſt nichts wächſt, erfordert keine Sorgfalt fie zu culti— viren und vermehrt ſich wie die Banane durch Ausläufer. Herr Logan ſchätzt das Produet der Sagopalme im Verhältniſſe zum Weizen wie 163 zu 1 und im Verhältniſſe zur Kartoffel wie 53 zu 1. — 22 2 —— Eine Auswahl der ſchönſten Weiß- oder Hagedorn⸗Arten. Je mehr Arten es von einer Gattung giebt, um ſo ſchwieriger iſt es für den Laien unter dieſen nach den Verzeichniſſen die ſchönſten für den Garten zu wählen, wenn er nicht genauer Kenner derſelben iſt oder ſich durch eigene Anſchauung von dem Werthe der Baumart überzeugt hat. Die Gattung Cratægus oder die der Weiß- oder Hagedorn-Arten, iſt eine ſehr artenreiche, es giebt deren mehr denn 100 Arten und Abarten, von denen in den Verzeichniſſen der bedeutenderen Baumſchulen über / aufgeführt werden, und da in dieſen Verzeichniſſen meiſt nur die einfachen Namen gegeben ſind, ſo iſt es für den Nichtkenner rein unmöglich nach dieſen zu erkennen, welche Arten am meiſten für eine Gartenanlage zu empfehlen ſind. Da ſich die Weißdorn-Arten mehr oder weniger theils durch ihre Blüthen, theils durch ihre Früchte und theils durch ihren hübſchen Wuchs und ihre Belaubung auszeichnen, und viele von ihnen ſich vorzugsweiſe zu Schmuckanlagen wie zu Solitairbäumen auf Raſenplätzen eignen, ſo wollen wir nachſtehend diejenigen Arten, welche ſich zu den genannten Zwecken am meiſten empfehlen, anführen, mit näherer Angabe ihres Wuchſes, ihrer Belaubung, Blüthen, Früchte und ihrer Synonymen, wobei uns das vortreffliche „Arboretum Muscaviense“ von Petzold und Kirchner theilweiſe als Grundlage diente. Die Crateegus-Arten find Bewohner von Europa, Nordamerika und der temperirten Regionen von Aſien und Afrika, ſie ſtehen im Habitus einander ſehr nahe, haben meiſt weiße und rothe Blumen und tragen rothe oder gelbe Beeren in allen Farbennüancen. Faſt ſämmtliche Arten halten a 35* 548 bei uns im Freien aus, nur wenige machen hiervon eine Ausnahme. Den gewöhnlichen Weißdorn, C. Oxyacantha, findet man in den meiſten Theilen von Europa verbreitet, wo er auf trockenem ſandigen Boden ge— deiht, aber auch in Nord-Afrika und im weſtlichen Aſien findet man ihn, wo er je nach Boden- und klimatiſchen Verhältniſſen in Größe und im Habitus wie in Form ſeiner Blätter variirt. Die Alten, vor tauſend Jahren ſchon, verehrten den Dorn. Der Weißdorn diente als Sinnbild der Hoffnung, die jungen und ſchönen atheniſchen Mädchen ſchmückten ihre Gefährtinnen und Freundinnen an ihrem Hochzeitstage mit blühenden Dornzweigen und legten ſolche auf den Altar nieder, wie der Altar durch Fackeln erleuchtet wurde, die aus dem Holze dieſer Baumart angefertigt worden waren. Da die Zahl der Arten und die Mannigfaltigkeit der durch dieſelben gebotenen Formen wie ſchon bemerkt, ſehr groß iſt, jo hat man dieſelben in verſchiedene, auf ihre gegenſeitige Verwandtſchaft gegründete Unterab— theilungen gebracht, und folgen wir in unſerer Aufzählung der empfehlens— wertheſten Arten der Eintheilung des Herrn Petzold, wie er ſolche in ſeinem Arboretum Muscaviense gegeben hat. Von den vielen Arten und Abarten wären die nachbenannten die ſchönſten. a. Gruppe Crus galli, Hahnenſporn-Dorn. Die hierher gehörenden Arten haben feſte, lederartige, glänzend grüne, ungetheilte Blätter, die in den wärmeren Gegenden den Winter über bleibend ſind. Die Blüthen erſcheinen ſpäter als bei den meiſten übrigen Crateegus-Arten, find nicht groß und haben zumeiſt 10 Staubgefäße. Die hartfleichigen, meiſt mattrothen Früchte reifen ſpät. Es find baumartige Sträucher oder kleine Bäume, mit vorherrſchend horizontaler Zweigrichtung. Nordamerika iſt wohl das Vaterland ſämmtlicher Arten dieſer Gruppe. Aus derſelben empfehlen ſich: 1. Crataegus Crus-galli L., Hahnenſporn-Dorn. (Syn.: C. cuneifolia Lodd. — lucida Wangh. — pyracanthifolia Hort. Mespilus Crus galli Poir. — M. Crus-galli c. splendens K. Koch. — M. cuneifolia Mnch, — M. cuneiformis Marsh, — M, hyemalis Wall. Stammt aus Nordamerika, bildet einen kleinen Baum oder baum: artigen Strauch mit ausgebreiteter Krone. Die Blätter ſind verkehrt ei— förmig, kurz doppelt gezähnt, nach der Baſis zu kielförmig und ganz, oberhalb glänzend dunkelgrün, unterhalb matter. Im Herbſte colorirt dieſe Art prächtig gelb, zuweilen auch roth an jüngeren Exemplaren. Die Blumen find weiß, die Frucht iſt klein, mattroth. Die Zweige find mit 1—2 Z. langen, ftarfen Dornen bewaffnet. Es iſt eine ſehr empfehlens— werthe Art. 2. Crataegus linearis Pers., linienblätteriger Dorn. (Syn.: C. Crus-galli ) linearis De. — horizontalis Hort. — Mespilus linearis Desf.) Iſt ein ſehr Schöner Zierſtrauch oder kleiner Baum von eigenthümlichem 549 horizontalen Wuchſe und daher als Einzelbaum auf Raſen zu empfehlen. (Arb. Muse.) 3. Crataegus prunifolia Bosc., pflaumenblätteriger Dorn. Ein ſchöner Dorn. Die rundlich-eiförmigen, doppelt gekerbten, ober— halb matt glänzenden und etwas runzligen, unterhalb helleren Blätter bilden eine prächtige Belaubung. Die Früchte ſind hochroth und colorirt, die Belaubung im Herbſte ſcharlachroth. Hiervon giebt es eine Varietät mit gelbumſäumten Blättern (follis variegatis Hort.). 4. Crataegus Watsoniana Steud., Watſon's Dorn. (Syn.: C. Crus galli Wats. — C. Crus galli pyracanthifolia Loud. — C. arbutifolia Hort. — pyracanthifolia Hort. — Mespilus Watsoniana Spach.) | Ebenfalls ein kleiner Baum mit prächtiger Krone, aus Nordamerika ſtammend. Die Blätter ſind länglich, keilförmig, an der Spitze abgerundet und gezähnt, nach der Baſis zu aber ganzrandig, dunkelgrün und färben ſich im Spätherbſte lebhalb gelb. Die Blumen ſind klein und ſitzen in lockeren flachen Doldentrauben. Die mittelgroßen Früchte ſind mattroth und rund. Die Zweige ſind mit langen, ſtarken, ſchwärzlichen Dornen bewaffnet. — Dieſe Art eignet ſich ebenfalls ſehr auf Raſenplätzen als einzeln ſtehender Baum. b. Gruppe Coccineae, Scharlachdorn. Die zu dieſer Gruppe gehörenden Arten ſind Bäume oder Sträucher, haben ſtarke Dornen und meiſt große, tief doppelt gezähnte Blätter. Die Blumen enthalten 10, theils 15 — 20 Staubgefäße. Vaterlaud meiſt Nordamerika. 5. Crataegus coccinea L., gemeiner Scharlachdorn, Mehl— apfelbaum. (Syn.: Mespilus coccinea Mill.) Es iſt dies ein ſehr bekannter Baum aus Nordamerika, bereits 1683 eingeführt. Die Blumen ſind groß, weiß. Die Früchte, welche die Haupt— zierde des Baumes bilden, ſind groß, rund, prächtig roth gefärbt und unter dem Namen „Mehläpfel“ bekannt, die einen angenehmen Geſchmack haben. Für Gehölzanpflanzungen iſt dieſe Art ſehr zu empfehlen. 6. Crataegus Douglasii Lindl., Douglas' Dorn. (Syn.: C. glandulosa Mach. — C. gl. 6 Douglasii T. et Gr. — C. punctata 8 brevispina Dougl. — Pyrus glandulosa Munch.) Ein baumartiger Strauch oder kleiner Baum aus dem nordweſtlichen Amerika, von gedrungenem, etwas pyramidalem Wuchſe, mit kurzen, ſtarken ſehr ſpitzen Dornen. Dieſer Baum iſt an den glänzend braunen, weiß punktirten Zweigen und den großen runden, glänzend braunen Knospen kenntlich. Er wurde 1827 eingeführt; die Blumen erſcheinen im Mai, find weiß, die Frucht iſt mittelgroß, dunkel-purpurroth, zahlreich. c. Gruppe Punctatae, Punktirte Dornen. Bäume mit großen, nicht gelappten Blättern. Rinde hellfarbig. Früchte punktirt. - 550 7. Crataegus punctata Ait. var. aurea Pursh., gelb- früchtiger punktirter Dorn. (Syn.: C. dulcis Ron. — C flava Hort. — C. xanthocarpa Hort. N Eine Abart von C. punctata, die ſich von derſelben noch durch 4 mehr horizontalen Kronenbau und durch die prächtigen, großen, leuchtend — gelben, ſchwarzpunktirten Früchte auszeichnet und empfiehlt. — Durch den eigenthümlichen Kronenbau, die weißliche Rinde der Zweige und die leuchtend gelbe Farbe der Früchte iſt dieſer Baum noch in ziemlicher Ent— fernung von Effect. — Die Blätter färben ſich im Herbſte orangegelb. Vaterland Nordamerika. d. Gruppe Flavae. 8. Crataegus flava Ait., gelbfrüchtiger Dorn. (Syn.: ca- roliniana Pursh. — C. flavissima Hort. — Mespilus caro- liniana Poir. — M. flava Willd. — M. prunifolia Hort. Ein ſchön belaubter, etwa 15 Fuß hoch werdender Baum, im Jahre 1729 von Nordamerika eingeführt. Die Blumen ſind weiß, erſcheinen im Mai und Juni, die Frucht iſt gelb, länglich, birnenförmig. Die Blätter färben ſich hübſch gelb. Von dieſer Art giebt es mehere Abarten, die gleich hübſch wie die Stammart ſind, ſo z. B. C. flava lobata Loud. (Syn. C. apiifolia Hort.) C. flava trilobata Loud. (Syn. C. trilobata Loud.). 9. Crataegus populifolia Walt., pappelblätteriger Dorn. (Syn.: C. acerifolia Burgsd. — C. cordata Mill. — Mespilus acerifolia Poir. — M. corallina Desf. — M. cordata Mill.) Ein kleiner aber prächtiger Baum, mit unbewehrten, überhängenden Zweigen und eleganter Belaubung, die der der Pappel oder noch mehr der Birke ähnelt. Die Blätter ſind breit-eiförmig, lang zugeſpitzt, meiſt dreilappig, glatt, lebhaft glänzend grün und ſitzen an langen dünnen Stielen. Die kleinen, gelblich weißen Blumen erſcheinen Ende Juni, alſo zuletzt von allen Crategus- -Blüthen. Die Früchte find ſehr klein, erbſen⸗ groß, glänzend gelbroth, ſitzen in dichten Doldentrauben beiſammen und reifen ſehr ſpät, geben aber im Vereine mit der ſich bräunlichpurpur färben— den Belaubung dem Gehölze im Herbſte ein prächtiges Anſehen. (Arbor. Muscav.) 10. Crataegs spathulata (2) non Ell., ſpatelförmiger Dorn. Iſt nach dem Arb. Muscaviense ſeiner prächtigen Belaubung wegen ein ſehr zu empfehlender Dorn. e. Gruppe Grandiflorae, großblumige Dorne. Zu dieſer Gruppe gehört nur: 11. Crataegus grandiflora K. Koch, Fesp biggi Dorn. (Syn.: C. lobata Bosc. nec Loud. — Mespilus grandi- flora Sm. — M. lobata Poir. — M. Smithii Ser.) Dieſe Art bildet in ihrem Habitus den Uebergang von den Cra- tægus zu den Mespilus, kann jedoch keinen Anſpruch auf einen Zierbaum machen. 551 f. Parvifoliae, kleinblätterige Dorne. Auch dieſe Gruppe enthält keine Art, die als zierend zu empfehlen wäre. Die hierher gehörenden Arten ſind mehr ſtrauchartig, mit langen Stacheln. Blätter klein. g. Azaroli, Azarol-Dorne. Die Azarol-Dorne zeichnen ſich durch tiefgelappte, ſtark- oder 7 7 filzige Blätter, filzige Triebe und große Früchte aus. 12. Crataegus Aronia Bosc., Aronia-Dorn. (Syn.: C. Azarolus 8 Willd. — Mespilus Aronia W.) Ein ſtark verzweigter Baum von 15 — 20 F. Höhe, im Jahre 1810 von Griechenland eingeführt, der ſich durch ſchöne Belaubung auszeichnet. Die Blumen ſind weiß, erſcheinen im Mai und Juni, die Früchte ſind von der Größe einer Kirſche, gelb, von angenehmem Geſchmack. Sie erſcheinen ſehr zahlreich, reifen im Auguſt und September und bleiben am Baume hangen bis das Laub abfällt, öfters auch noch länger. Eine ſehr empfehlenswerthe Art. 13. ne ede orientalis Bieb., morgenländiſcher Dorn. (Syn.: C. tomentosa Mill.) Ein niedrig bleibender ſparriger Baum, 1810 aus dem Orient ein— geführt. Die Blumen ſind weiß, die Früchte groß, gelblichroth, erſcheinen zahlreich und ſind von angenehmem Geſchmack. Die Varietät C. orient. sanguinea Schrad. hat größere, bei völliger Reife dunkelroth gefärbte Früchte von angenehmem Geſchmack. h. Gruppe Nigrae. 14. Crataegus nigra W. et K., ungariſcher ſchwarz— früchtiger Dorn. (Syn.: Mespilus nigra W.) Ein niedriger Baum aus Ungarn, 1829 von dort eingeführt. Der Baum wächſt ſehr raſch und treibt viele Ausläufer, veredelt bildet er jedoch ſchöne Kronenbäume von hübſcher Belaubung. Die weißen, ſpäter röthlichen, zuletzt rothen Blüthen erſcheinen ſehr reichlich. Die ſehr zahlreichen kleinen Früchte ſind ane grünfleiſchig. i. Oxyacanthae, echte Weißdorne. Hierher AB die Verwandten unſeres gemeinen Weißdorns. Durch— ſchnittlich zeichnen ſie ſich durch kleinere, tiefgelappte, glatte, ſelten filzige Blätter und kleine rothe, ſelten ſchwarze oder andersfarbige Früchte aus. Es ſind meiſtens gedrungene Sträucher oder kleine Bäume. Das Vaterland iſt Europa oder der Norden von Aſien und Afrika. Hierher: 15. Crataegus Maroccana Ten., marokkaniſcher Weiß— dorn. Ein pyramidenartig wachſender Baum von 20—30 Fuß Höhe, von Paleſtina im Jahre 1822 in England eingeführt. Die Vlüthen ſind ſchneeweiß, ſehr wohlriechend, erſcheinen im Mai und Juni. Die Frucht iſt ſcharlachfarben, reift im October. Eine ſehr hübſche Art. 16. Crataegus Oxyacantha L., gemeiner Weißdorn. (Syn.: 552 C. oxyacanthoides Bert. — C. spinosa Gilib. — Mespilus Crategus Borkh. — M. Oxyacantha All.) 17. Crataegus monogyna Jacq., gemeiner eingriffiger . ue (Syn.: C. apiifolia Borkh. — C. Oxyacantha ert.) Dieſe beiden Arten gehen in der Regel unter dem Namen „gemeiner Weißdorn“ und ſind jedenfalls zwei einander ſehr nahe ſtehende Arten oder Formen. (Vergleiche Arboret. Muscaviense.) Von beiden Arten oder Formen giebt es in unſeren Gärten eine große Anzahl Spielarten, ſowohl mit einfachen wie mit gefüllten Blüthen. Das Arboretum zu Muskau beſitzt folgende Spielarten: Cratægus Oxyacantha apetala Lindl., grünblühender Weißdorn, weniger ſchön als eigenthümlich. O. corallina, corallenfrüchtiger Weißdorn, mit ſchönen, ziemlich großen und hängenden, glänzend corallenrothen Beachten, daher zur Zeit der Fruchtreife ſehr zierend, O. eriocarpa Lindl., wolligfrüchtiger Weißdorn. C. O. flexuosa Lodd., eine intereſſante Spielart mit gedrehten, häufig korkzieherartig gewundenen Zweigen. C flore pleno Hort., gefülltblühender Weißdorn. C. O. flore rubro pleno, rothgefülltblühender Weißdorn. Es find dies zwei prächtige Formen, die als Zierbäume nicht genug empfohlen werden können, da ſie mit Blüthen bedeckt, einen unbeſchreiblich ſchönen Anblick gewähren. C. O. flore roseo Hort., hellroſablühender Weißdorn. C. C. flore puniceo Hort., dunkelrothblühender Weißdorn. (Syn. C. splendens Wender.) Beide ſind gleichfalls ganz ausgezeichnete Formen und gehören zu den E e Ser Ziergehölzen. flore puniceo pleno Hort., dunkelroth gefülltblühender 1 9 Eine Form mit dunkelroth gefüllten Blumen, viel dunkler und auch re als C. O. fl. rubro pl. C. O. foliis argenteo-var. Hort., weißbunter Weißdorn. Eine 5 Form mit weißbunter Belaubung. C. O. foliis aureo-variegatis Lodd., gelbbunter Weißdorn. C. O. fructu-atrorubro, dunkelfrüchtiger Weißdorn, mit kleinen, dunkel⸗purpurrothen Früchten. C. O. fructu-luteo Hort., gelbfrüchtiger Weißdorn. (Syn. C. leucocarpa Loud.), Früchte goldgelb, ſehr zahlreich. C. horrida Carr., vielſtacheliger Weißdorn. (Syn. C. O. fe- rox pendula Hort.) Vergleiche hamburger Gartenzeitung, Jahrgang 17, S. 549. C. O. laciniata Hort., zerſchlitztblätteriger Weißdorn, mit zierlich 1 Blättern. C. O. obtusata De., ſtumpflappiger Weißdorn, mit großen, breiten, kurz ee ftumpf gelappten, glänzend grünen Blättern. C. e 8 Hort., ſcharfblätteriger Weißdorn. 553 C. O. pendula Hort., hängender Weißdorn, als Einzelpflanze ſehr zu empfehlen. C. O. quereifolia Hort., eichenblätteriger Weißdorn. C. sibirica Lodd., ſibiriſcher Weißdorn. C. O. stricta Lodd., pyramidenförmiger Weißdorn, eine Form von pyramidenſörmigem Habitus. C. O. Gumpertii, bicolor, reginæ und præcox ſind noch ſehr zweifelhafte Formen, wie noch manche andere in den Handelsverzeichniſſen zu finden ſind, die uns jedoch noch gänzlich unbekannt ſind. e Garten⸗Nachrichten. Aus dem botaniſchen Garten zu Breslau. Vom Geheim-Medizinal-Rath, Profeſſor Dr. Göppert. Nachfolgende Mittheilungen über die Einrichtung und den Inhalt unſerer Gewächshäuſer dürften von allgemeinem Intereſſe ſein, ſomit auch für die Leſer der hamburger Gartenzeitung. Die Einrichtungen des inneren Baues, die Räumlichkeiten, die Heizungs— Verhältniſſe derſelben ſtehen, da ſie zu verſchiedenen Zeiten vor Jahren er— richtet wurden, nicht alle auf dem Niveau der neueſten Bauten dieſer, ſo daß ich nicht ohne einige Mühe die darin enthaltenen Gewächſe nach der von mir hier eingeführten, die natürlichen Ordnungen, wie die Pflanzen— Geographie, gleich berückſichtigenden Weiſe anzuordnen vermag. In dieſer Hinſicht freue ich mich doch, es hier ausſprechen zu können, daß man an verſchiedenen Orten (Würzburg, Innsbruck, Marburg u. ſ. w.) ſchon be— gonnen hat, mir nachzufolgen und ähnliche Einrichtungen zu treffen, Was nun den allgemeinen Inhalt unſerer größeren Gewächshäuſer betrifft, ſo habe ich in der Wochenſchrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den königlich. preußiſchen Staaten im Anfange des Jahr— ganges 1864, S. 42 eine Ueberſicht der Einrichtung und Aufſtellung der Gewächſe nebſt Angabe der geſammten, unſeren Garten betreffenden Lite— ratur gegeben, ſowie ſpeciell über die officinellen Gewächſe zuletzt in einer im Mai: und Junihefte des Jahrganges 1863 des Bley'ſchen Archives für Pharmacie publicirten Abhandlung verhandelt, als Nachtrag zu meiner im Jahre 1858 bei Remer in Görlitz erſchienenen Schrift über die officinellen und techniſch wichtigen Pflanzen unſerer Gärten, insbeſondere des botaniſchen Gartens zu Breslau. Es würde wohl zu weit führen, wenn ich auf den ſpeciellen Inhalt jener oben genannten Gewächshäuſer zurückkommen wollte; es möge hier genügen, auf ein dort noch nicht er— wähntes kleineres warmes Haus zurückzukommen, welches einen großen Theil der für uns intereſſanteſten Gewächſe in einem concentrirten Raume umfaßt, wie man es wohl kaum oft finden dürfte. Daſſelbe iſt nämlich 554 nur 70 Fuß lang, 16 — 28 Fuß breit und 12—16 Fuß hoch und dabei noch mit hinreichend breit gehaltenen Gängen verſehen, um 60 bis 80 Zu— hörern die darin befindlichen Gewächſe demonſtriren zu können. Es beſteht aus drei Abtheilungen, einer mittleren und einer zweiſeitlichen. Beginnen wir mit der mittleren, in der ſich ein rundes Baſſin von 16 Fuß Durch— meſſer befindet, mit ſtattlichen Exemplaren von Musa Ensete, Urania amazonica, Strelitzia juncea, Euryale und anderen Nymphäaceen, Cyperus-Arten, Thalia dealbata,*) um den Rand ein großer Theil der neu eingeführten Caladien, etwa 50 Sorten, zwiſchen ihnen 6—8 F. hohe Bäumchen von Theobroma Cacao, dem Affenbrotbaume Adanso- nia digitata, dem indiſchen Seifenbaume Sapindus Saponaria L., Simaruba excelsa und subeymosa (Cort. radic. Simarub&), Xan- thochymus pietorius (Gummi Gutti vom Tennaſſerim). Die Gift: oder Calabao-Bohne, Physostigma venenosum, rankt dazwiſchen im Vereine mit Cissus-Arten und verſchiedenen Orchideen. Zwei kleinere Baſſins enthalten noch verſchiedene andere Waſſerpflanzen wärmerer Regi— onen, wie Aroideen, Thalia-, Houttuynia, Hydrolea, Sagittarien, die baumartige Juncinee Prionium. Die übrigen Räume zieren Marantaceen und die Scitamineen, an 40 officinelle Arten unter ihnen, wiewohl ich mich über ihre durchweg richtige Beſtimmung einer Prüfung nicht unter— ziehen will. Ich habe Anſtalten getroffen, ſie aus Calcutta zu erlangen und hoffe dann vielleicht genauere Aufſchlüſſe über dieſelben zu erhalten. Zwiſchen ihnen befinden ſich auf Etageren ihre officinellen und techniſchen Producte, ſowie bei uns nicht reifende Früchte in wohl verſchloſſenen Gläſern auf die von mir hier eingeführte und früher ſchon mehere Male beſchriebene Weiſe. Die Abtheilung links enthält die meiſten officinellen und anderweitig wichtigen Gewächſe, deren nun folgende Aufzählung Sie nicht ermüden möge, meiſt in nichts weniger als kleinen, ſondern oft in 6 — 8 Fuß hohen Exemplaren, daneben in Gläſern ſtets die Producte, Blüthen und Früchte, wie in der vorigen Abtheilung, hier unter anderen von Adansonia, Lecythis, Cacao, Myristica, Caryophyllus, Ber- tholletia, Cinchona, Dipterocarpus u. ſ. w. In dieſer Beziehung müſſen wir bedauern, daß es uns an einer paſſenden Räumlichkeit gebricht, um alle unſere in das Gebiet eines botaniſchen Muſeums gehörenden Gegenſtände vereint aufnehmen zu können, wie dies in dem mit Recht ſo ) Wendland der Jüngere in Herrenhauſen empfahl jüngſt zur Palmencultur häufigeren Gebrauch von Waſſer, beſonders mit Waſſer angefüllte Unterſätze. Es ſchien mir dies ſehr einleuchtend, ſo daß ich alsbald eine ſchon ſeit längerer Zeit kränkelnde, bekanntlich ſchwer zu ziehende Cocos nucifera, deren vier Wedel ſchon halb vertrocknet und der neue in der Entwickelung zurückgeblieben war, ſowie zwei junge, zwar noch mit gefunden Wurzeln verſehene, aber länger als ein Jahr vollkommen ſtillſtehende Borassus flabelliformis, in be⸗ ſagtes Baſſin einſetzte. Ein wahrhaft überraſchender Erfolg ward dieſen Ver— ſuchen zu Theil, indem ſchon nach drei Tagen der bis dahin ſtets eingewickelte Wedel der Cocos anfing, ſich aus einander zu legen; auch Borassus begann allmählich das noch tief in der Scheide liegende Blatt zu entwickeln, ſo daß ich nicht verfehlen werde, dieſe Culturmethode recht oft in Anwendung zu bringen. (Vergleiche hamburg. Gartenzeitung S. 348 dieſes Jahrganges). 555 gerühmten Muſeum in Kew der Fall ift, mit dem wir in vieler Hinſicht einen Vergleich nicht ſcheuen dürften. Nur die vielen aus Pflanzen dar— geſtellten techniſchen Producte beſitzen wir nicht, dagegen an manchen Hölzern, namentlich an Coniferen, erheblich mehr. / I. Arzeneipflanzen (ihre officinellen Producte ſchließen wir in Klammern bei): Areca Catechu (Catechu von Bengalen), Calamus Botang (Sanguis Draconis), Attalea speciosa Mart. (Cocos lapidea), viele Sago- und Weinpalmen, wie die ſeltenen Sagus Ruffia, Metroxylon Sago u. ſ. w., die höchſt intereſſante Taccaceen: Tacca pinnatifida (taheitiſche Arrowroot), Dor- stenia contrayerva (Rad. Contrayervæ), D. ceratosanthes und arifolia, die ſeltene Monimiacee: Laurelia aromatica L., Chloranthus und Piper- Arten, Cubeba offic. (Cubeb&), Chavica Betle L. (Betel), Ch. Roxburghii (Piper longum), Arthante tilisefolia (Pfefferrohr), Piper nigrum, P. spurium Lk., elongatum (Folia Matico), die amerika⸗ nische Caoutſchouc-Pflanze Castilloa elastica Cerv. und die noch ſeltenere braſilianiſche Siphonia elastica, die ſich wohl kaum noch anderswo vor— findet, der draſtiſch wirkende Charamella- Baum Cicca disticha Lam. aus Oſtindien, Jatropha Curcas L. (Sem. Ricini majoris), die Ma- nihot-Arten Jatropha L.; J. Aipi und Manihot L. (Sago Tapı- occa), Croton Cascarilla (Cort. Cascarilla), C. Cinnamomum zeylanicum, Cassia, Culilavan, Burmanni (Cort. Massoy), C. al- biflorum N. ab E. (Fol. Malabathri, in anderen Gewächshäuſern noch C. nitidum, eucalyptoides und dulce, als 20—25 Fuß hohe Bäume), Coccoloba uvifera L. (Kino), Strychnos Nux vomica L. (Nuc. vomic. et Cort. Angusturæ spuri&), unſere kleine Colonie von Cin— chonaceen, außer Arten von Condaminea, Exostemma, den Mutter- pflanzen falſcher Chinarinden, an 11 Cinchonen, wie C. Condaminea Lamb. und # lancifolia R. et P. (Cort. Chin fuscus, letztere blühte zu wiederholten Malen), C. micrantha R. et P. (Cort. Chinæ Huanuco), C. purpurascens Wedd. (Cort. Chin, alb. de Loxa), C. nitida R. et Pav. (Cort. Chin Pseudo-Loxa), C. suceirubra Kl. (C. Chin. ruber), C. Calisaya vera et 8 Josephiana Wedd. (Cort. Chin. regius et flavus?), C. Boliviana Wedd., C. Tuju- censis Karst. (Cort. Chin. Maracaibo), C. nobilis Hort. Linden, C. muzonensis Goud.; dann Hymenodictyon thyrsiflorum Wall. (Cort. Chin indic.), die eben blühende Cephaelis Ipecacuanha und Bearii, die prachtvollen Pſchychotrien: Ps. leucocephala, magnoliæfolia, ebenfalls mit Erbrechen erregenden Wurzeln, Cordia Myxa und Sebe- stena L., (Bacce Sebesten®), Ophioxylon serpentinum L., Dios- pyros Ebenum, Mikania Guaca (Stipites et succus Guaca), die äußerſt ſeltene Paulinia sorbilis (Guaranin), Guajacum officinale und 8 jamaicense Tausch (Lignum et Resina Guajaci), G. ar- boreum De. und G. sanctum (Lignum sanctum), die in Peru ſo gefeierte Coca Erytroxylon, Canella alba (Cort. Canellæ alb«), Xanthochymus Coma Roxb., ovalifolius Roxb., ovatus und picto- rius, mehere Cluſien (Gutti-Sorten, Calophyllum Madrunna (Taca- makaca brasiliensis), C. Calaba Jacq. (Tacamahaca Indie occident.), 556 C. Limoncella Hort. Lind., Bixa Orellana L., Galipea Cusparia St. Hil. (Cort. Angusturæ ver®) und mehere verwandte Arten gleicher medizinischer Wirkung und Verwendung, wenigſtens im Vaterlande, wie Galipea macrophylla und ovata St. Hil.. G. odoratissima Lindl,, G. pentandra W., Quassia amara (Lignum et Cort. Quassiæ), Simarubra excelsa De. (C. Simarub), Menispermum Cocculus (Fructus Cocculi), Chiococca racemosa Jacq. (Rad. Caincæ), Dipterix odorata L. (Tonka-Bohne), Indigofera tinetoria (Indigo), Copaifera officinalis (Balsam. Copaivæ), Hæmatoxylon campechi- anum (Lignum Campechianum), Tamarindus indica L., Cassia Fistula und C. brasiliensis (Cassia fistula), Cassia Tora, Acacia nilotica, mellifera Benth., flava Forsk., leucocephala (Gummi Mimosæ). Viele der hier aufgeführten Pflanzen find für europäifche Gärten völlig neu. II. Giftpflanzen: Antiaris toxicaria Leschen. und A. saccidora Lindl., Jatropha urens und andere giftige Euphorbiaceen, wie Codise- um chrysostictum, Hippomane Mancinella, spinosa L. und Apoci— neen, wie die Tabernæmontana, Cerberen, Echites difformis, III. Fruchtpflanzen: Artocarpus incisa, Mammea americana, Mangostana Morella, Malpighia urens, Cratæva Tapia, Berthol- letia excelsa (die Para-Nuß), Lecythis ollaria (Topfbaum), nebſt mehren Arten ihrer ſeltſamen Früchte wegen, Coffea mauritiana Lam., Crescentia Cujete, C. macrophylla, zahlreiche Pſidien und Anona- Arten, Cordien, Diospyros Embryopteris, Labatia macrocarpa, Achras Sapota und desgleichen Myrtaceen mit Kirſchen ähnlichen Früchten, Durio Zibethmus (Durio - Frucht), Feronia Elephantum Corr. (Elephanten-Apfel), Leea sanguinea Lam., aus Oſtindien, Man- gifera indica, Spondias Mombin L. und tuberosa (Stellvertreter unſerer Pflaumen), Passiflora quadrangularis L., Platonia insignis Mart. (der Pecory-Baum), Chrysophyllum Cainito. IV. Anderweitige Nutzpflanzen: von Palmen unter Anderen Hy- phene, Sagus, Metroxylon, Seaforthia; dann Sapota Mülleri Blak- rade (Gutta Percha von Surinam und Trinidad), Swietenia Mahagony, Eriodendron orientale Steud. und Cochlospermum Gossypium De. (die indiſchen Baumwollenbäume), Czxsalpina echinata Lam. et C. tortuosa (Fernambuk- oder Braſilienholz), Stadtmannia ferrea (Eiſen— holz von Auſtralien), Fagræa peregrina Bl. (Eiſenholz aus Java), Adenanthera Pavonina (Condori oder Korallenholz aus Oſtindien), Ormosia coceinea (Panacocoholz von Cayenne), Heritiera Fomos (der Brettbaum) und Thespesia populnea (Hanfbaum aus Oſtindien). Deu Samen von Tectona grandis habe ich bis jetzt noch nicht zum Keimen gebracht. Brosimum Alicastrum und Galactodendron utile (Milch⸗ oder Kuhbäume) u. ſ. w. | V. Phyſiologiſch oder anatomiſch wichtige Gewächſe: die Schlauch— pflanzen Nepenthes, Sarracenia, Cephalotus follicularis aus Neu: holland mit gewöhnlichen und Schlauchblättern, Noranta gujanensis mit ſchlauchförmigen Bracteen. Daß Nepenthes auch in unſeren 557 Gewächshäuſern in dem krugförmigen Theile des Blattſtieles Waſſer ab— ſondert, wie dies hier und da bezweifelt wird, erkennt man mit Ent— ſchiedenheit aus der Anſammlung von Waſſer bei noch völlig geſchloſſenem Deckel, der bekanntlich die eigentliche Blattfläche vorſtellt. Reizbare Pflanzen: Mimosa sensitiva, natans, id. M. pudica, Dionæa muscipula, Biophytum sensitivum und die ſeltene Averrhoa Carambola. Die Blättchen der Mimoſen legen ſich bei der Berührung mit der oberen Fläche an einander, Biophytum mit der unteren, wie dies auch bei der ſonſt im Habitus ſo abweichend gebauten, aber ebenfalls zu den Oxalideen gehörenden Averrhoa geſchieht. Hedysarum gyrans, wegen der ruckweiſe erfolgenden und unterbrochen ſtattfindenden Bewegung der kleineren Seitenblättchen des gedrehten Blattes die Telegraphen-Pflanze genannt, vermehrt noch das Intereſſe an dieſer Gruppe. Fortdauernde Erſchütterungen heben nach meinen Beobachtungen die Reizbarkeit der Mi— mosa pudica auf. Ich benutze dieſe Erfahrungen alljährlich zu einem ſo zu ſagen Collegien-Experiment. Eine kräftige, im Topfe befindliche Pflanze wird in ein hinreichend weites, nach einer Seite offenes Käſtchen befeſtigt und ſomit auf Excurſionen genommen. Schon nach halbſtündiger Fahrt öffnen ſich die Fiedern und bleiben auch bei den heftigſten Stößen des Wagens geöffnet, jedoch unter Beibehaltung der Reizbarkeit, in ſofern jede directe Berührung das ſofortige Schließen der Blättchen veranlaßt. Ich habe darüber ſchon früher einmal ausführlich berichtet (botan. Zeitung von H. v. Mohl und v. Schlechtendal 1862, Seite 110). Seltene Farne (Ceratodactylis, Oleandra, Hymenodium u. ſ. w.), ſowie eine Anzahl ſelbſtgezogener baumartiger, ein Exemplar von Flatycerium grande von 3 Fuß Blatttrichterweite, wie es ſich ſo leicht wohl nicht wiederfindet, Selaginellen u. ſ. w. unter Gruppen farbiger, den Glanz und die Pracht der Blüthen überſtrahlender Blattpflanzen, womit uns die neueſte Zeit ſo verſchwenderiſch verſorgte (Gymnostachium, Adelaster, Dioscoreen, Achy- ranthes, Pitcairnia, Tillandsia, Ficus Suringari u. ſ. w. füllen die übrigen Räume dieſer Abtheilung. Die dritte Abtheilung enthält die Anlagen zur Vermehrung, dann noch verſchiedene Einzelheiten aus den obigen vier Hauptgruppen: Melaſto— maceen, (Medinillen, Cyanophyllen u. ſ. w.) und die tropiſchen Orchideen, von welchen wir nach und nach nicht durch Kauf, — denn ihr allzu hoher Handelspreis überſteigt die Kräfte unſeres Etats, — ſondern durch Tauſch und Zuſendungen aus der Nähe und Ferne eine zwar nicht umfangreiche, aber die Hauptgruppen vertretende, ſogar wohl koſtbare Sammlung zu— ſammengebracht haben. Außer den, die Vanille liefernden Arten nennen wir unter Anderen: Ansellia africana, Aerides quinquevulnerum, Lindl., Dendrobium chrysanthum Wall., D. Dalhousianum Rchb, fil., D. barbatum, Lelia superbiens Lindl., pumila Reichenb. fil., Maxillaria venusta Lindl., Sophronites violacea Lindl., Stanhopea Martiana Batem., Vanda teres Lindl., tricolor Lindl., Zygopetalum _ maxillare Lindl., Calanthe veratrifolia. Die ſchneeweißen Blüthen dieſer letzteren Art enthalten, wie viele Orchideen, das in der lebenden Pflanze farbloſe Indigin. Gequetſcht oder getödtet tritt die Einwirkung des 558 Chemismus oder des Sauerſtoffes ein, fie färben ſich alsbald blau und Indigo wird gebildet, von welcher Erfahrung man vielleicht zur Illuſtration von Vorleſungen Gebrauch machen kann. —— ——— — Twrdy's blumiſtiſche Neuheiten. Die bisher bekannt gewordenen Züchtungen von Fuchſien, Verbenen und dergleichen des Kunſt- und Handelsgärtners Herrn Joh. Nep. Twrdy in Brünn, ſtehen bei den Blumenfreunden in einem ſo guten Rufe, daß es denſelben angenehm ſein dürfte, die neueſten Neuheiten, welche Herr Twrdy jetzt und im Frühjahre 1867 in den Handel bringen wird, dem Namen und der Beſchreibung nach kennen zu lernen, weshalb wir nicht anſtehen, die in den Handel kommenden neuen Sorten hier folgen zu laſſen. Fuchſien. 1. Fata Morgana. Kelch und Sepalen glänzend dunkelcarmin, letztere ganz zurückgeſchlagen, Corolle dicht und regelmäßig gefüllt, weiß mit roſa getuſcht, breit, hochroth geflammt und ſaſt bis zum Rande bandirt, die Ausſchnitte der Petalen violet gezeichnet. Eine überraſchende Neuheit. 2. Madame Rambousek. Große Blume, Sepalen vollkommen zurück— gebogen, Corolle ſehr regelmäßig gefüllt, ſchneeweiß. 3. Custozza. Blume erſter Größe, Sepalen kronenartig zurückgerollt, Corolle enorm groß, ungemein gefüllt, weiß, roth geadert und getuſcht. Die größte und gefüllteſte der Weißcorolligen. 4. Vice-Admiral v. Tegetthof, Sepalen leuchtend ſcharlach lang und horizontal, Corolle ſehr groß und ſehr gefüllt, weiß mit roſalila Hauch, dunkelcarmoiſin geadert und getuſcht, ganz neues Colorit, auffallende Neuheit. 22 Graf C. v. Sternberg. Sepalen breit und zurückgebogen, leuchtend ſcharlach, Corolle breit und ſehr gefüllt, leuchtend hellblau, ſehr reich— blühend, vorzüglich. Ab 1. November pr. Stück und Sorte in ſchönen kräftigen Exem⸗ plaren 5 Fl. Alle 5 Sorten zuſammen 20 Fl. 6. Mr. Laurentius. Eine Neuheit von außerordentlicher Schönheit und ohne Zweifel die größte aller Fuchſien, Kelch und die breiten Sepalen von glänzendſtem Scharlachroth, Corolle rein himmelblau, mit weißlichem Reflex, ſehr groß und ſehr gefüllt. Ab 1. Februar 1867 pr. Stück 8 Fl. Vom 1. März ab alle 6 Sorten 20 Fl. Heliotropen. Nachſtehende Sorten übertreffen jene weit, die Herr Twrdy im 1 559 vorigen Jahre dem Handel übergab, und für die ihm bei der letztjährigen Mai⸗Ausſtellung der Gartenbau-Geſellſchaft in Wien die große Vermeil— Medaille zuerkannt wurde, und kann Herr Twrdy ſelbe als das Schönſte, was von Heliotropen exiſtirt, empfehlen. Moravianum. Dunkles Stahlblau, weiße Mitte. Capitain Monfroni. Sehr große und runde Blume, ſchwarzblau, breites weißes Auge. Zwergſorte von, unvergleichlichem Effect. König von Sachsen. Sehr dunkles Amethyſtviolet, neue Farbe, große Dolde. Albe maculatum. Aſchviolet, mit breitem, weiß geflecktem Rande, ganz neues Colorit, extra. Formosissimum. Weiß mit roſaviolet eingeſaßt, die größte Dolde unter den Heliotropen, ungemein reichblühend. Kaiserin Charlotte. Dunklel-blaulila, breites weißes Auge, eine der größten Dolden. Compaetum. Sehr große Blume, ſehr dichte Dolde, ſchwärzlich-blau— grau, weißes Centrum. Vom 1. November ab pr. Stück und Sorte 2 Fl. Die ganze Col: lection 10 Fl. Scharlach-Pelargonien. — Pelargonium zonale. Feuer vou lissa. Blume ſehr groß, vollkommen runder Bau, leuchtend carminſcharlach, ſammetartig, in coloſſalen Dolden. Dieſe Sorte übertrifft alle Pelargonien und wird als werthvolle Acquiſition ſowohl als Einzelpflanze im Parterre und für ganze Gruppen, als auch zur Topfcultur wohl lange ihres Gleichen ſuchen. Dr. C. Giskra. Feuerigſtes Dunkelſcharlach, ſammetartig, weißes Centrum, ſchöner Bau. Goethe. Sehr große, vollkommen runde Blume, glänzend ſalmroſa, lebhaft orange getuſcht, weiße Mitte, ſehr ſchön und reichblühend. Leonides. Runde Blume, feurig orange, weißes breites Auge, bril— lantes Colorit, ſehr reichblühend, vortreffliche Neuheit. Rosenball. Zart reinroſa, weiße Flecken auf den oberen Pelalen, ungeheure Dolden. Ab 1. November pr. Stück 2 Fl. 50 Kr. Alle 5 Sorten 11 Fl. Verbenen. Franz Deak. Enorm große Blume, violetcarmin, breites weißes Auge. Granate. Sammetartig purpur mit dunkelviolettem Centrum, ſehr große Blume und Dolde. Feldmarschall- Lieutenant John. Sehr dunkel- carminſammetartig, weißes Auge, große Blume. | IIlustrata. Braunviolet, weißes Auge, runde Blume, ſehr ſchön. Rubra magna. Sehr große runde Blume, glänzend zinnoberroth, weißes Auge. 560 Sirene. Glänzend ſammetcarmin, gegen die Mitte dunkler, blendend weißes Auge, ſehr ſchön. Ab 1. November pr. Stück 1 Fl. Alle 6 Sorten zuſammen 5 Fl. — ILS —— Die Aucuba japonica und deren Formen. Von der Aucuba japonica, von der wir ſeit vielen Jahren ſchon die weibliche Pflanze mit gelb gefleckten Blättern kannten, ſind in den letzten Jahren, namentlich durch die Reiſenden v. Siebold und Fortune und Andere eine Menge von Formen und Abarten eingeführt und in den Handel gebracht, auf die wir hier nochmals aufmerkſam machen wollen. Die gewöhnliche Aucuba japonica ober die ſogenannte Goldorange iſt ihrer prächtigen in das Auge fallenden üppigen Belaubung wegen ſchon von jeher eine große Zierde der Kalthäuſer und eine beliebte Zimmerpflanze. Um vieles ſchöner ſind jedoch die neu hinzugekommenen Abarten mit breit gefleckten oder ſtärker punktirten Blättern, zumal die weiblichen Exemplare, die mit ihren ſcharlachrothen, lang währenden Früchten bedeckt, ungemein zierend ſind. Von der männlichen Pflanze ſind bis jetzt 8, von der weiblichen ſogar 13 Formen bekannt und in den Gärten vorhanden. So werden z. B. bei Herren Narciſſe Gaujard, A. Papeleu Nachf. in Gent folgende Aucuben cultivirt: Aucuba himalaica (fœm.) macrophylla (feem.), mit großen, grünen, glänzenden Blättern. japonica angustata (angustifolia) (mas), mit Wanken, langen, gezähnten Blättern. arborea longifolia (fœm.), eine Varietät wit ſchönen großen Blättern von vielem Effect. aurea (fœm.), die jungen Blätter erſcheinen 79 97 77 77 goldgelb. 5 z bicolor (mas). “ * = elegans (mas), mit längeren und größeren Blättern als bei der vorhergehenden Form und die Flecke find mehr hervortretend. A foliis aureo-variegatis (limbata, picta)(foem.). 5 2 latimaculata (fœm.). = 5 longifolia dentata (fœm.). 5 * 5 ® variegatis. z 3 5 maculata (variegata) (fœm. ), eine ſehr diſtincte Varietät. 5 macrodontha (mas), mit ſehr großen gezähnten Blättern. Dieſe Varietät liefert den meiſten Blüthenſtaub zur Befruchtung und Erzeugung neuer Varietäten. 561 Aucuba japonica maculata (mas), mit großen, goldgelb gefledten Blättern. 4 5 medio-picta (mas). 8 ovata (mas). A 3 punctata (A. communis) (foem.). 7 % pygmæa (mas), eine Zwergform mit grünen, glänzenden Blättern. 5 1 sulphurea (fœm.), mit großen, goldgelb punf- | tirten Blättern. 4 1 viridis vera (fœm.) iſt die Stammart der Aucuben. 1 4 viridis longifolia (fœm.), eine Abart der letzteren mit langen, ſchmalen Blättern. 3 2 viridis mascula. — —„— Gartenbau⸗Vereine. Berlin. No. 42 der Wochenſchrift enthält nachfolgendes Programm zur Preisbewerbung für das 45. Jahresfeſt des Vereines zur Be— förderung des Gartenbaues in den königlichen preußiſchen Staaten am 18. Juni 1867. Allgemeine Bedingungen. 1. Zur Preisbewerbung ſind Gärtner und Gartenliebhaber des In— und Auslandes berechtigt, ſie ſeien Mitglieder des Vereines oder nicht. 2. Außer Pflanzen, abgeſchnittenen Blumen, Gemüſen und Früchten ſind auch Garten⸗Verzierungen, Sämereien, künſtliche Dungſtoffe und ſonſt auf Gärtnerei Bezug habende Gegenſtände zuläſſig. | 3. Die Gegenſtände der Preisbewerbung verbleiben Eigenthum der Beſitzer. 4. Die deutlich etikettirten Pflanzen und ſonſtigen Ausſtellungs— Gegenſtände ſind, von einem doppelten Verzeichniſſe begleitet, welches mit Namen: und Wohnungsaufgabe des Ausſtellers zu verſehen iſt, ſpäteſtens bis zum 17. Juni, Mittags, einzuliefern. Nur Früchte und abgeſchnittene Blumen werden noch am erſten Ausſtellungstage bis 7 Uhr Morgens an— genommen. Eine gleiche Ausnahme ſoll noch für einzelne, beſonders empfindliche Pflanzen geſtattet werden. Die Entſcheidung darüber, ob ſolche Pflanzen bei der Vertheilung der Preiſe concurriren können, hängt von dem Ermeſſen der Preisrichter ab. 5. Die Pflanzen müſſen ſich, ebenſo wie die Töpfe, Stäbe und ſonſtiges Zubehör, in einem zur Ausſtellung geeigneten Zuſtande befinden, andern— falls können ſie von den Ordnern zurückgewieſen werden. 6. Die Ausſteller haben in ihren Verzeichniſſen ausdrücklich anzugeben, um welche Preiſe des Programmes ſie ſich mit den eingeſendeten Gegenſtänden Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXII. 36 562 bewerben. Dagegenhandelnde haben es ſich ſelbſt beizumeſſen, wenn ihre Einſendungen nicht die gewünſchte oder gar keine Berückſichtigung bei den Preisrichtern finden. 7. Das Arrangement für die Ausſtellung übernehmen die vom Vor⸗ ſtande ernannten Ordner, welche allein berechtigt ſind, die eingelieferten Gegenſtände anzunehmen den zu Platz, deren Aufſtellung anzuweiſen und den Empfang in den Duplikaten der Verzeichniſſe zu beſcheinigen. Die Aufſtellung der Ausſtellungs-Gegenſtände kann jeder Einſender an dem von den Ordnern anzuweiſenden Platz ſelbſt bewirken oder auch den Ordnern überlaſſen. 8. Alle Einlieferungen müſſen bis zum Schluſſe der Ausſtellung am zweiten Tage, Abends, ausgeſtellt bleiben, doch können Früchte und die nach No. 4 als beſonders empfindlich bezeichneten Pflanzen nach vorgängiger Verſtändigung mit den Ordnern, ſchon am Abend des erſten Tages zurück— genommen werden. 9. Die Zurücknahme der ausgeſtellten Gegenſtände beginnt am 20. Juni, Morgens 7 Uhr. Ausnahmen hiervon ſind nur unter Ge— nehmigung der Ordner zuläſſig. 10. Das Preisrichter-Amt beſteht aus 9 Vereins⸗ Mitgliedern, deren Berufung dem Vorſtande zuſteht, welcher zugleich den Vorſitzenden ernennt. Selbſt-Ausſteller ſind ausgeſchloſſen. Zur Beſchlußfähigkeit reichen 5 Mit— glieder aus, deren Zahl im Falle der Unvollſtändigkeit der Vorſitzende des Preisrichteramtes aus anderen Mitgliedern des Vereines zu ergänzen befugt iſt. Bei etwaiger Stimmengleichheit giebt die Stimme des Vorſitzenden den Ausſchlag. 11. Die Preisrichter erkennen auf Geldpreiſe und Ehrendiplome. Die prämiirten Gegenſtände werden nach Abfaſſung des Urtheils durch den Vorſitzenden des Preisrichteramtes und durch die Ordner als prämiirt be— zeichnet; zugleich ſorgen die letzteren für die Anheftung der Namen ſämmt— licher Ausſteller bei ihren Ausſtellungs-Gegenſtänden. Der Beſchluß des Preisrichteramtes wird durch den Vorſitzenden deſſelben oder deſſen Stell- vertreter in der Verſammlung des Vereines mitgetheilt. 12. Die etwa nicht nach Maaßgabe des Programmes zugeſchrochenen Preiſe werden den Preisrichtern anderweitig zur Verfügung geſtellt. 13. Die Räume, in welchen die Ausſtellung ſtattfindet, ſowie die Namen der Ordner und der Preisrichter, werden ſpäter bekannt gemacht. Preis⸗Aufgaben. I. Preiſe des Vereines. A. Link's Preis. 1. Für eine ausgezeichnete Leiſtung in der Gärtnerei 20 . B. Gruppirungen. 2. Für die ſchönſte Gruppe beſonders gut cultivirter Pflanzen in mindeſtens 12 Exemplaren ein Preis von 10 F. 3. Für die ſchönſte Gruppe Marktpflanzen in mindeſtens 12 Exem⸗ plaren ein Preis von 10 zP 563 4—7. Für je eine mindeſtens aus 12 beſonders gut cultivirten Exemplaren der nämlichen Art beſtehende Gruppe von Marktpflanzen, vier Preiſe zu je 5 , eee 20 5. | C. Schaupflanzen. 8. Für die beſte Culturpflanze ein Preis von 105. 9-15. Für einzelue, beſonders gut cultivirte Schaupflanzen, ſieben Preiſe zu je 5 5, zuſammen 35 . Neue Einführungen. . 17 Für Pflanzen, welche hier zum erſten Male ausgeſtellt werden und welche ſoweit ausgebildet ſein müſſen, daß ihre Eigenſchaften erkennbar ſind und eine größere Verbreitung als Zier- oder Nutzpflanzen vorausſehen laſſen, zwei Preiſe von je 5 ß, zuſammen 10 F. E. Abgeſchnittene Blumen. 18. Für abgeſchnittene Sortiments-Blumen oder für Bouquets ein Preis von 5 af F. O bſt und Gemüſe. 19. Für das beſte Obſt ein Preis von 5 F. 20. Für das beſte Gemüſe ein Preis von 5 . G. Zur Verfügung der Preisrichter. 21—24. Vier Preiſe zu je 5 , zuſammen 20 . Ehren-Diplome. 25— 31. Sechs Ehren-Diplome, von den Preisrichtern nach ihrem Ermeſſen a ea I. Preis der Frau Miniſterin von Mühler. 82. 5 die am meiſten in äſthetiſcher Hinſicht gelungene Zufammens ſtellung von Blumen in irgend einer Form, wo hauptſächlich Roſen ver— treten ſind 2 Frd'or. Erſte Verfügung des Herrn Miniſters der landwirthſchaftlichen Angelegenheiten, betreffend die Stiftung einer Medaille für gärt⸗ neriſche Leiſtungen. Zur Belohnung ausgezeichneter Leiſtungen im Gartenbaue habe ich eine Medaille von 30 Linien Durchmeſſer geſtiftet, deren Stempel jetzt in der Arbeit begriffen ſind und die ich künftig als Anerkennung des Staates für Leiſtungen der oben gedachten Art zu verleihen beabſichtige. Foür die im Juni d. J. ſtattfindende Ausſtellung am Jahresfeſte des Vereines ſetze ich je eine in Silber ausgeprägte Medaille für die Erfüllung nachſtehender Preis-Aufgaben aus: 1. Für eine reichhaltige, der Jahreszeit angemeſſene Zuſammenſtellung vorzüglich cultivirter Gemüſe. 2. Für eine vorzügliche Leiſtung irgend welcher Art auf gärtneriſchem Gebiete, welche von einem über 4 Meilen von Berlin entfernt wohnenden Ausſteller eingeſandt wird. 3. Für eine wo möglich in meheren Exemplaren auszuſtellende, nach einer neuen von beſonderem Erfolge begleiteten und näher zu beſchreibenden 36* 564 Cultur⸗Methode gezüchtete Pflanze, deren Cultur nach den bisherigen Er— fahrungen mit großen Schwierigkeiten verbunden iſt. | Die Zuerkennung der Preismedaille übertrage ich dem von dem Vor— ſtande des Vereines einzuſetzenden Preisrichteramte, jedoch unter dem Vorſitz eines von mir zu ernennenden und dem Vereine ſeiner Zeit bekannt zu machenden Commiſſarius, deſſen Zuſtimmung zur Gültigkeit eines zu— ſprechenden Beſchluſſes der Preisrichter erforderlich ſein ſoll. Im Falle einer Gleichheit der Stimmenzahl entſcheidet die Anſicht meines Commis— ſarius. Ich erſuche den Vorſtand des Vereines, die geſtellten Preis-Aufgaben und deren Bedingungen durch die Wochenſchrift des Vereines zur öffentlichen Kenntniß zu bringen und überlaſſe dem Verein dabei, ſofern es angemeſſen gefunden wird, die erſte Preis-Aufgabe durch Beſtimmung einer gewiſſen Zahl als Minimum der auszuſtellenden Gemüſeſorten zu vervollſtändigen. Der Miniſter für die landwirthchaftl. Berlin, den 8. Januar 1866. Angelegenheiten von Selchow. Zweite Verfügung. Auf den Antrag des Vorſtandes vom 23. v. M. will ich dem Verein die demſelben bereits für ſeine diesjährige Feſt-Ausſtellung zugeſagten, aber nicht zur Vertheilung gelangten drei in Silber ausgeprägten Medaillen von Neuem für die im Jahre 1867 ſtattfindende Feſt-Ausſtellung unter den Bedingungen des Reſeripts vom 8. Januar d. J. zur Verfügung ſtellen. Der Minifter für die landwirthſchaftl. Berlin, den 7. September 1866. Angelegenheiten. von Selchow. b —— Das Treiben in Töpfe gepflanzter Nofen. Blühende Roſen im Winter zu haben, gewährt jedem Blumenfreunde gewiß den höchſten Genuß und doch findet man in den Privatgärtnereien nur ſelten im Winter blühende Roſen vor, wohl aus dem einfachen Grunde, weil ſo manchem Gärtner das Treiben derſelben nicht gelingt. Um den weniger Bewanderten in dieſer Kunſt zu Hilfe zu kommen, laſſen wir hier einen Abſchnitt aus dem von uns im 8. Hefte, S. 378 dieſes Jahrganges der hamburger Gartenzeitung empfohlenen Buche „der Roſenfreund“ von Joh. Weſſelhoefft mit einem Vorworte von H. Jäger, folgen, und erlauben uns nochmals bei dieſer Gelegenheit auf dieſes ſehr empfehlens— werthe Buch aufmerkſam zu machen, deſſen praktiſcher Werth ſich ſchon aus dem hier nachfolgenden Abſchnitte erkennen läßt. Diejenigen Roſen, welche man behufs des Treibens in Töpfe pflanzt, müſſen in kräftigen, jungen ein- bis zweijährigen Pflanzen beſtehen, mögen es veredelte (dieſe verdienen den Vorzug) oder aus Stecklingen und Ablegern 565 gezogene fein. Das Einpflanzen gefchieht im Herbſte oder, wenn es Um— ſtände nöthig machen, zeitig im Frühjahre, in ihren Wurzeln angemeſſene Töpfe, worin ſie jedoch reichlich Platz haben müſſen, indem die zu treibenden Roſen mehr Nahrung bedürfen, als die nach dem gewöhnlichen Natur— gange in Töpfen zu cultivirenden Roſen. Die dazu erforderliche Erde muß kräftig und locker ſein; man kann daher dieſelben Miſchungen be— nutzen, welche für die Cultur der Roſen in Töpfen im 2. Abſchnitte, 1. Kapitel des gedachten Buches angegeben worden find. Pflanzt man ſie im Herbſte ein, ſo entfernt man blos alle zu dicht ſtehenden, dünnen, kraftloſen Zweige glatt an ihrer Baſis. In milderen Gegenden, wo der Winter nicht zu ſtreng wird, und beſonders bei Be— nutzung blos froſtharter Sorten, können die Töpfe im Freien verbleiben, indem man ſie auf einem Beete einläßt und darüber / Fuß hoch Laub, Nadelſtreu oder ein anderes Deckmaterial bringt. Am beſten eignet ſich hierzu auch ein Kohlenbeet, indem darin die Töpfe weniger dem Mürbe— werden und auch dem Eindringen der Würmer ausgeſetzt ſind. In kälteren Gegenden und auch überhaupt, iſt es rathſamer, die Roſen in einem Kaſten, worin ſie bei eintretendem Froſtwetter geſchützt werden können oder in einem anderen luftigen, froſtfreien Raume zu überwintern. Im Frühjahre ſchneide man die ſtehengelaſſenen Triebe auf zwei bis drei Augen zurück, ſenkt dann die Töpfe im Freien auf einem recht warmen und ziemlich ſonnig gelegenen Sand- oder Kohlenbeete ein, hält ſie ſtets gleichmäßig feucht und giebt ihnen alle 8 bis 14 Tage einen ſchwachen Düngerguß, damit die Triebe ſich frühzeitig und recht kräftig ausbilden. Für diejenigtn Roſen, welche ſchon von Mitte September ab angetrieben werden ſollen, iſt es beſſer, ſie Schon im März in einem mäßig warmen Raume (am beſten in einem lauwarmen Miſtbeetkaſten) aufzuſtellen, damit ſich die Triebe beſſer ausbilden. Auf dieſe Weiſe behandelte Roſen, haben die natürliche Neigung auch frührr wieder in Vegetation zu treten. Alle an den jungen Trieben er— ſcheinenden Blüthenknospen werden ſogleich ausgebrochen, damit jenen die zu ihrer vollkommenen Ausbildung nöthigen Kräfte nicht entzogen werden. Nachdem die Triebe vollſtändig ausgewachſen ſind, was gewöhnlich bis Anfang Auguſt der Fall zu ſein pflegt, hebt man die Töpfe, welche früh— zeitig angetrieben werden ſollen, aus dem Beete heraus, ſtellt ſie oben auf, begießt ſie mäßiger und ſchützt ſie auch gegen anhaltenden Regen oder legt die Töpfe an einer Stelle, wo ſie nicht der vollen Sonne ausgeſetzt ſind, um, damit ſie nicht begoſſen und beregnet werden können. In ihr vor— heriges Winterquartier bringt man ſie nicht eher, als bis ſie einer Kälte von 3 bis 6 Grad ausgeſetzt waren, wonach merkwürdiger Weiſe das Treiben aller Laub abwerfenden Gehölze ſchneller und mit beſſerem Erfolge vor ſich geht. Mit denjenigen Roſen, die man ſchon früher, z. B. im September, antreiben will, kann man allerdings nicht auf Froſt warten, woher dieſe auch längere Zeit bis zum Blühen brauchen, als diejenigen, mit denen das Treiben erſt ſpäter begonnen wird. Bevor die Roſen zum Treiben warm geſtellt werden, ſchneide man die etwa durch das Abzugsloch gegangenen Wurzeln glatt weg, entferne 566 die obere ſchlechte Erde, jedoch ohne die Wurzeln zu verletzen und erſetze ſie durch andere nahrhafte. Die Zweige, von denen man blos die vier bis acht kräftigſten conſervirt, die dann möglichſt gleichmäßig vertheilt, kreisförmig ſtehen müſſen, ſchneidet man auf mehr oder weniger Augen zurück, je nachdem es die Sorte und die Zeit, wann ſie angetrieben werden ſollen, verlangt. Da die Augen um ſo früher zur Entwickelung gelangen und um ſo früher blühen, je höher ſie am Zweige ſtehen, ſo wendet man einen längeren Schnitt an, als gewöhnlich, und einen um ſo längeren, je früher man im Winter treiben will. Wird die Pflanze gar nicht ge— ſchnitten, ſo tritt eine frühere Vegetation ein und demgemäß auch ein zeitiger und reicher Flor. Deshalb unterlaſſen auch manche Treibgärtner den Schnitt vor dem Treiben ganz und beſchränken ſich blos auf das Niederbiegen der Zweige. Aber es handelt ſich beim Treiben auch um Erzeugung vollkommen entwickelter Blumen, ſowie bei der Topftreiberei auch um ſchön geformte Pflanzen; beides erzielt man erſt durch Anwendung eines zweckmäßig ausgeführten Schnittes. Denjenigen Roſen, welche man von Mitte September bis zum December treiben will, nimmt man daher blos die äußerſten ſchwachen Zweigſpitzen, weil beim Frühtreiben die oberſten zwei oder drei Augen die früheſten und dabei vollkommenſten Blumen erzeugen. Beim ſpäteren Treiben ſchneidet man auf ſechs bis acht Augen. Jeder von dieſen Zweigen wird zwei bis drei Blüthenzweige ent⸗ wickeln. Alle überflüſſigen und unzweckmäßig geſtellten Triebe entfernt man ſogleich bei ihrem Entſtehen. Die zum Treiben beſtimmten Töpfe können bis zur Zeit, wo das Treiben beginnt, im Freien ſtehen bleiben und durch eine Bedeckung mit Laub gegen große Kälte geſchützt werden. Gerathener aber iſt es, wenn man es haben kann, ſie unter Dach zu bringen, weil die Töpfe oft bei hohem Schnee ausgeſucht werden müſſen, und auch ſchon aus den vorhin erwähnten Gründen. Sowie ſie in's Treiblocal kommen, können ſie einen kräftigen Düngerguß erhalten, welcher bei der Knospenbildung wiederholt wird. Da die verſchiedenen Varietäten der Roſe auch ſehr verſchieden, die eine früher, die andere ſpäter zum Austreiben geneigt ſind, ſo hängt der Erfolg der Treibcultur auch von der Wahl der Sorte und des Zeitpunktes ab, wo das Treiben beginnen ſoll. Am früheſten laſſen ſich treiben: Unter den Remontanten: La Reine, Geant des Batailles, Louise Peyronny, Souvenir de la Reine d’Angleterre, William Jesse, Du Roi. Etwas ſpäter (im Januar) können getrieben werden: Baronne Prévost, Triomphe de I' Exposition, ſowie Centifolien und Moosroſen und noch ſpäter Jules Margottin, Ge- neral Jacqueminot. Unter den Theeroſen: Gloire de Dijon, Lamarque und Safrano. Von Bengalroſen: Cramoisi supérieure. Von Noiſetten: Aimée Vibert. Von Bourbonroſen: Souvenir de la Malmaison. Außerdem die ſchöne weiße Damascenerroſe Madame Hardy und die gelbe perſiſche Roſe (Persian Yellow). Dieſe ſind die gebräuchlichſten zur Treibcultur; außerdem giebt es noch eine ziemliche Anzahl anderer 567 Sorten, welche ſich mit gleichem Erfolge früher oder ſpäter antreiben laſſen, wie im ſechsten Abſchnitte des Buches „der Roſenfreund“ zu erſehen iſt. Zum Antreiben in Töpfe gepflanzter Roſen eignen ſich verſchiedene Behälter. Am ſeltenſten wird ein Roſenfreund im Beſitz eines nur zur Roſentreiberei eingerichteten Treibhauſes, wie es im genannten Buche be— ſchrieben worden iſt, ſein, ſondern wird in den meiſten Fällen genöthigt ſein, die anzutreibenden Roſen in einem Vermehrungshauſe, in einem Warmhauſe, in einem Treibhauſe, wo Früchte oder andere Sachen an— getrieben werden, in einem dazu angelegten warmen Kaſten, an der wärmſten und dem Glaſe zunächſt gelegenen Stelle eines Kalthauſes oder gar nur hinter dem Fenſter der Wohnſtube oder zwiſchen den Doppel— fenſtern aufzuſtellen; und alle dieſe Räumlichkeiten eignen ſich dazu, wenn man es ſonſt nicht an der erforderlichen Pflege fehlen läßt. Muß man die Roſen in einem Raume mit anderen Pflanzen zuſammen aufſtellen, ſo bringe man ſie wenigſtens der beſſeren Ueberſicht und auch der von den anderen Pflanzen abweichenden Pflege halber auf einen Platz allein, und zwar fo nahe als möglich unter die Fenſter. Im Warm-, Vermehrungs— oder Treibhauſe bringe man ſie von Anfang auf die wärmſte Stelle, etwa über die Heizung, wo jedoch immer für hinlängliche Feuchtigkeit der Erde und feuchte Luft geſorgt werden muß, was am beſten dadurch erzielt wird, daß nicht bloß auf die Heizung (den ſogenannten Wolf) ein Gefäß mit Waſſer zum Verdunſten geſtellt wird, ſondern daß man auch die Roſentöpfe ſelbſt in mit Waſſer gefüllte Unterſatzſchalen oder niedrige Blechkäſten ſtellt, jedoch auf untergelegte drei egale Ziegelſteinſtücke, damit der Boden des Topfes vom Waſſer nicht berührt wird. Wenn die Knospen erſcheinen, bringt man fie dann auf eine kühlere Stelle des Haufes*), und wenn fie anfangen ſich zu entfalten, kann man die blühenden Pflanzen zur Aus— ſchmückung des Grünhauſes oder eines mäßig erwärmten Zimmers (jedoch auch nahe am Fenſter) verwenden. Zur ſpäten Treiberei eignen ſich auch recht gut die oberen Stellagenbretter eines Kalthauſes, wo die Triebe eigentlich weniger durch Heizwärme, als vielmehr durch die Sonne hervor— gelockt werden; es dauert hier allerdings einige Wochen länger, ehe man die Roſen zur Blüthe bekommt. Zum frühzeitigen Antreiben läßt ſich ferner ein durch Pferdemiſt und Laub erwärmter, hoher gemauerter oder auch nur aus ſtarken Brettern be— ſtehender Miſtbeetkaſten benutzen. Nachdem die hineingebrachte 1½ —2 F. hohe Miſtlage abgedampft hat, was gewöhnlich nach ſechs bis acht Tagen geſchehen zu ſein pflegt, wird ſie egal niedergetreten, man bringt dann 1 Fuß hoch Sägeſpähne oder Lohe darauf, in welche man die Töpfe bis an den Rand einläßt. Iſt es aber noch zu heiß, daß die Wurzeln Schaden leiden können, ſo ſtellt man die Töpfe von Anfang blos oben auf oder legt, wenn es nöthig iſt, ſogar noch Bretter unter und beſorgt das ) Ich kann hier nicht unbemerkt laſſen, daß ich, wie wohl überhaupt die meiſten Gärtner, immer das entgegengeſetzte Verfahren (den Roſen von Anfang eine niedrigere und allmälich eine höhere Temperatur zu geben) befolgt habe, wende aber jetzt ſchon ſeit einigen Jahren das von den Franzoſen wohl zuerſt erprobte Verfahren mit dem beſten Erfolge an. 568 Einlaſſen erſt fpäter. Bevor die Roſen getrieben haben, lüftet man nur ſo viel, um den ſich anſammelnden Dunſt herauszulaſſen. So wie ſich aber die Blätter entwickeln, muß bei günſtiger Witterung reichlicher Luft gegeben werden. Bei klarem Wetter müſſen die Pflanzen bis zum Auf— brechen der Knospen täglich ein- bis zweimal mit lauem Waſſer beſpritzt werden; bei trübem und rauhem Wetter unterbleibt es. Das Beſchatten bei ſtarkem Sonnenſcheine iſt ebenfalls nicht zu verſäumen. Tritt kalte Witterung ein und iſt der Kaſten nicht mehr warm, ſo muß der 3 Fuß breite Miſtumſatz um den Kaſten wieder erneuert werden, indem man einen Theil des alten Miſtes entfernt, den bleibenden mit friſchem Miſt unter- miſcht und den Umſchlag von Neuem erſetzt. Der Erfolg der Frühtreiberei in einem ſolchen Kaſten iſt jedoch von der Witterung ſehr abhängig. Iſt der Herbſt ſonnig, ſo kann man, wenn im September begonnen worden iſt, ſchon Mitte November blühende Roſen haben; wenn er trübe und rauh iſt, gelingt es dagegen bei der größten Sorgfalt kaum bis Anfang Januar. Zweckmäßiger, als ein gewöhnlicher Miſtbeetkaſten, zumal in Gegenden, wo der Winter ſtreng und von langer Dauer lit, iſt ein ſogenannter hol: ländiſcher Treibkaſten, deſſen nach Süden abfallende Glasbedachung einen Winkel von 35 bis 40 Grad bildet und deſſen nach Norden liegende Rückſeite entweder aus Backſteinen oder aus einer doppelten Bretterwand dicht gefüttert mit trockenen Sägeſpähnen, trockenem Moos oder Kohlen— ſtaub beſteht. An der Weſtſeite wird eine kleine Thür angebracht, die nur ſo hoch und breit iſt, um den Eintritt eines Mannes zu geſtatten. Rings um das 5 Fuß breite Beet, welches mit Pferdemiſt und Laub erwärmt wird, worauf zum Einlaſſen der Töpfe 1 Fuß hoch Sägeſpähne oder Lohe zu liegen kommen, führe man einen 2 Fuß breiten Weg. Ein kleiner Heizkanal oder Ofen wird an der Rückſeite angebracht, um bei anhaltender ſtrenger Kälte, wenn es nöthig iſt, heizen zu können. Zur Bedeckung des Kaſtens ſind gute Strohdecken und Läden nöthig. Will man erſt im April und Mai blühende Roſen haben, ſa bedürfen die zu treibenden Roſen keiner Bodenwärme, ſondern man ſtellt ſie blos auf das einige Zoll hoch mit Sand oder Kohlenſtaub belegte Beet. Was das Treiben der Roſen im Zimmer anbelangt, ſo verweiſe ich hier auf dieſe im § 90, bei Gelegenheit der Winterveredelung, angegebenen Vorrichtungen, welche ſich ebenſo gut zum Antreiben der Roſen eignen, ſo wie auch auf den im § 50 als Zimmerſpritze ſo zweckmäßig geeigneten Rafraicheur. (Siehe S. 89 und S. 54 des „Roſenfreundes.“) Wie ſchon oben bemerkt, hängt beim Treiben ein günſtiger Erfolg zum Theile davon mit ab, daß man genau die Zeit kennt, wann eine Sorte geneigt iſt, auszutreiben. Wird eine Sorte zu einer Zeit getrieben, in welcher ſie noch nicht dazu geeignet iſt, ſo bleibt die Treibwärme vorerſt ohne allen Einfluß. Aber die Roſe gewöhnt ſich an die künſtlich erzeugte Temperatur und entwickelt ſich erſt ſpäter, unregelmäßig und unvollkommen. Wäre ſie blos zwei bis drei Wochen ſpäter eingeſetzt worden, ſo würde fie vielleicht ſogleich ausgetrieben haben. Findet bei in Töpfen ſtehenden Roſen ein ſolches Verfahren ſtatt, ſo kann man dieſenigen, deren Augen 569 ſich nicht nach einigen Tagen regen, für zwei bis drei Wochen wieder kühl ſtellen und erſt dann in das Treiblocal zurückbringen. Dieſer plötzliche Uebergang ſchadet nichts und das Austreiben wird dann bald erfolgen. Weniger Mühe als das Treiben der Land- und Gartenroſen erfordert das Treiben der Topfroſen mit immergrünen Blättern, als verſchiedene Varietäten der Monats: oder Bengalroſe, auch einiger Noiſetteroſen (fiehe im ſechſten Abſchnitt). Beſonders leicht und lohnend iſt das Treiben der gewöhnlichen semperflorens pallida und der Monats-Centifolie (sem- perflorens centifolia), letztere zeichnet ſich durch Größe und Schönheit der Blumen beſonders aus; es laſſen ſich aber auch noch andere ſchöne Varietäten dazu benutzen. Hat man hierzu geeignete kräftige Pflanzen in Töpfen, ſo verpflanzt man ſie im Auguſt und ſchneidet ſie ſtark zurück. Stehen ſie in freiem Lande, ſo pflanzt man ſie um dieſelbe Zeit bei gleichzeitigem ſtarken Zurückſchneiden aus dem Lande ein; noch beſſer iſt es aber, dies ſchon im Frühjahre vorzunehmen, hält ſie dann nach der erſten Blüthe trocken, damit ſie nicht wieder treiben. Im Herbſte entferne man blos die obere alte Erde und erſetzt ſie durch nahrhafte friſche. Bald nach dem Verflanzen und Schneiden bringt man die Töpfe nahe unter Glas, in einen kalten Kaſten, in ein Kalthaus oder an einen anderen geeigneten Platz, oder ſtellt ſie ſpäter nach und nach, um den Flor auf den ganzen Winter zu vertheilen, in einen der im § 103 des Buches angegebenen, zum Antreiben geeigneten Behälter auf. Thee⸗, Bourbon- und Noiſetteroſen behandelt man ebenſo, ſie laſſen ſich aber vor Januar nicht gut antreiben, auch benutzt man von dieſen lieber veredelte Pflanzen, indem dieſe leichter und reicher zu blühen pflegen, als wurzelechte. Das Beſpritzen iſt bei Roſen mit immergrünen Blättern weniger nöthig, als bei anderen Roſen und darf bei trübem Wetter gar nicht ge— ſchehen; ſie verlangen überhaupt eine nicht zu feuchte Temperatur, da ihre Blätter dagegen empfindlich ſind. Ein Hauptaugenmerk muß man bei der Treiberei auch auf die den Roſen nachtheiligen Inſekten haben, welche hier faſt noch mehr auftreten, als bei denen, die in natürlichem Zuſtande im Freien wachſen. Am häu— figſten treten bei den Treibroſen Blattläuſe, Blattwickler und die ſogenannte rothe Spinne auf, welche im „Roſenfreunde“ nebſt Angabe der Ver— tilgungsmittel, näher beſchrieben ſind. Zuweilen kommt auch der Mehlthau vor und deſſen Auftreten iſt oft von den traurigſten Folgen begleitet, kann aber durch einige Aufmerkſamkeit fern gehalten werden. Man ſehe zu dieſem Ende darauf, daß die Atmo— ſphäre hinſichtlich ihres Feuchtigkeitsgrades jederzeit eine der Vegetation zu— trägliche ſei, vermeide jeden plötzlichen und ſtarken Temperaturwechſel, ſorge für reichliches Licht und den zu ihrer Entwickelung hinlänglichen Raum. Sollten dennoch Pflanzen von der Krankheit befallen werden, ſo ſchaffe man ſie, um die Anſteckung der anderen zu vermeiden, ungeſäumt fort. Gewöhnlich wendet man Schwefelblüthe an, womit man die Pflanzen be— pudert, nachdem man ſie vorher befeuchtet hat, damit ſie beſſer darauf 570 haften kann; aber felten erzielt man einen gründlichen Erfolg. (Mehr hier: über ebenfalls im fünften Abſchnitte.) Um dieſelben Roſen für den nächſten Winter wieder zum Antreiben benutzen zu können, pflanzt man ſie bald, nachdem ſie abgeblüht haben, um, wobei man auf dieſelbe Weiſe verfährt, wie es im zweiten Abſchnitte § 55, beſchrieben iſt, und läßt ihnen auch nach dem Umpflanzen die im § 56 angegebene Pflege zu Theil werden. Das Beſchneiden beſchränkt ſich nur auf das Entfernen der abgeblühten Blumen bis auf das nächſte kräftige Auge und etwa vorhandener überflüſſiger Triebe. Nachdem ſie wieder neue Wurzeln gemacht und allmälich an's Freie gewöhnt worden ſind, bringt man ſie auf ein ſonniges Beet und unterwirft ſie derſelben Behandlung wie im S 101 angegeben iſt. Diejenigen Roſen, welche früh— zeitig angetrieben worden waren, ſind geneigt, auch im folgenden Jahre zeitig wieder zu treiben, und ſind auch zum weiteren Antreiben fähig, wenn die Pflanzen nicht geſchwächt worden ſind. Entkräftete Pflanzen muß man ein Jahr ruhen laſſen und ſtark zurückſchneiden, damit ſie wieder kräftige Triebe bilden, bevor man fie zum abermaligen Antreiben benutzt. Ueber⸗ haupt iſt es nöthig, alljährlich für etwas Nachwuchs zu ſorgen, um die zum Treiben untauglich gewordenen Pflanzen zu erſetzen. Feuilleton. Das ruſſiſche Veilchen. Auf das von Herrn Mohs in Potsdam auf der letzten Seite dieſes Heftes offerirte ruſſiſche Veilchen möchten wir die geehrten Leſer ganz beſonders aufmerkſam machen. Dieſes Veilchen zeichnet ſich von dem gewöhnlichen durch viel größere, dunkler gefärbte und ſtärker duftende Blumen, wie durch ſehr reichhaltiges Blühen aus. Herr Mohs hatte die Güte uns brieflich mitzuheilen, daß er vor fünf Jahren das erſte Pflänzchen von dem ruſſiſchen Veilchen aus der Lauche' ſchen Gärtnerei in Potsdam erhalten habe. Nach Verlauf eines Jahres war er bereits im Beſitze von 50, nach zwei Jahren von 500, nach drei Jahren von 3000 Exemplaren und jetzt beſitzt Herr Mohs 7—8000 buſchige Pflanzen, die er zu den untenſtehend angegebenen Preiſen abgiebt. Das jetzt zu Blumenſträußen ſo ſehr begehrte Veilchen bildet bei den Blumenhändlern einen bedeutenden Handelsartikel, ſo verkauft Herr Mohs beiſpielsweiſe täglich (Mitte November) 200 —250 Dutzend abgeſchnittene Blumen von ſeinen ruſſiſchen Veilchen und es ſtellten ſich im vorigen Jahre die Preiſe für ein Dutzend Blumen folgendermaßen: Vom September bis Anfang October pr. Dutzend 6 Pfennige; vom 3. bis 15. October 1 Sgr. pr. Dutzend; vom 16. bis 31. October 2 Sgr. 6 Pfennige; vom 1. bis 15. November 3 Sgr., vom 16. bis 30. November 4 Sgr.; vom 1. bis 20. December 4 Sgr.; vom 21. bis * 571 31. December 5 Sgr.; vom 1. Januar bis 14. Februar 4 Sgr.; vom 15. bis 28. Februar 1 Sgr. 6 Pf. und vom 1. bis 15. März 1 Sgr. pr. Dutzend. Adhatoda eydoniæfolia Nees. Im Jahre 1856 oder 1857 wurde dieſe Pflanze durch Herrn Veitch von Braſilien eingeführt und zuerſt im Botanical Magazine Tafel 4962 abgebildet und empfohlen (ſiehe hamb. Gartenzeitung Jahrgang 13, S. 115). Seit dem Jahre 1859 wird dieſe Pflanze auch im botaniſchen Garten zu Hamburg cultivirt, hatte bisher jedoch noch nicht geblüht, bis ſie nun Ende October ſehr reichlich ihre hübſchen Blumen zu entwickeln anfing. Die A. cydoniæfolia gehört zur Familie der Acanthaceen und von den 98 von de Candolle in ſeinem Prodromus beſchriebenen Arten dieſer Gattung ſind nur fünf in Braſilien heimiſch, zu denen auch dieſe gehört. Dieſelbe treibt 10— 15 Fuß lange dünne, ſich ſchlingende Zweige, dicht mit hübſchen Blättern bekleidet, ähnlich denen des gemeinen Quittenbaumes, daher der Name, dieſelben ſind glatt auf der Oberſeite, weichhaarig auf der Unterſeite. Die Blüthen ſtehen zu Zweien in den Achſeln der Blätter an den Enden der Zweige an kurzen Blüthenſtielen. Die Blumenröhre iſt weiß, der Saum beſteht aus zwei Lappen, von denen der obere weiß und violet berandet iſt, der untere iſt ſehr groß, herabhängend, dreilappig, purpurviolet, mit einem weißen Streifen in der Mitte. Es iſt eine ſehr empfehlenswerthe Pflanze für jedes Warmhaus, ſie eignet ſich vortrefflich zur Bekleidung der Sparren und hat die Pflanze noch die gute Eigenſchaft, daß ſie ſtets frei vom Un— geziefer bleibt. Die Cultur iſt ſehr einfach, die Pflanze gedeiht in jeder nahrhaften Raſen- und Lauberdemiſchung. Beim Verpflanzen im Frühjahre ſchneide man die Triebe gehörig zurück, wo dann die ſich während des Sommers bildenden neuen Triebe im Herbſte blühen werden. Hlippomane Mancinella IL. Dieſer in letzter Zeit, ſeitdem Meyer⸗ beer's letztes Werk über die meiſten Bühnen Europa's ging, ſo allgemeines Intereſſe erregender Baum, wächſt auf den Antillen und in Mittelamerika, vorzugsweiſe an den Ufern der Gewäſſer. Es iſt ein ſchöner Baum, der in allen ſeinen Theilen einen weißen Milchſaft in großer Menge enthält. Seine Blätter ſtehen abwechſelnd, ſind lang geſtielt, der Blattſtiel trägt am oberen Ende ein paar Drüſen; Blattfläche lederartig, oval, kurz ge— ſtielt, am Rande undeutlich ausgeſchweift, gezähnt. Die Blumen ſind klein und ganz unſcheinbar, einhäuſig. Die männlichen ſtehen in ſpitzenſtändigen Aehren und ſind hier büſchelweiſe zuſammengedrängt. Jede einzelne Blume dieſes Büſchels beſteht aus einem zweitheiligen Kelche, in dem 2 Staub— fäden ſtehen. Die weiblichen Blumen ſtehen einzeln auf der Spitze kurzer Seitenäſtchen; ſie beſitzen einen becherförmigen dreilappigen Kelch, der einen Griffel einſchließt, welcher mit ſeiner weißſtrahligen Narbe den Kelch über— ragt. Der Fruchtknoten beſteht aus 7 meiſt mit einander verwachſenen Carpellen. Die Frucht iſt fleiſchig, apfelförmig und umſchließt eine viel- fächerige, nicht aufſpringende Steinfrucht, die in jedem Fache einen Samen enthält, der oft aber auch fehlſchlägt. Der Mancinellabaum iſt ein ſchöner Baum mit mächtiger Krone. Der in allen Theilen des Baumes befindliche Milchſaft enthält einen 7 572 ſcharfen ätzenden Giftſtoff, der, wo er ins Blut kommt, den Tod erzeugt. Auf der unverletzten Haut erregt derſelbe Blaſen und Geſchwüre und wird von den Indianern zum Vergiften der Pfeile benutzt. Ebenſo ſtark giftig ſind die apfelartigen Früchte. | Eine Fabel iſt es aber, daß Schon der Aufenthalt unter dem Baume, in Folge der Ausdünſtungen deſſelben, den Tod erzeugt und daß im Schatten dieſes Baumes ſchlafende Meuſchen dem Tode anheim fielen. Schon der ältere Jacquin erzählt, daß er ſich ohne jede ſchädliche Folge 3 Stunden unter dem Baume aufgehalten habe und das Gleiche wird von anderen Reiſenden beſtätigt. Da aber der aus zufälligen Verwundungen des Baumes entträufelnde Milchſaft, wo er auf die Haut kommt, ſo ſchädliche Folgen hat, wird der Baum mit Recht geflohen. Dr. B. See— mann erzählt, daß die Mannſchaft des „Herald“ das Holz des Baumes benutzt habe, um Feuer zum Kochen der Speiſen anzumachen. Alle die das Feuer umſtanden, erblindeten vom Rauche auf 2 — 3 Tage, bekamen dann aber die Sehkraft wieder. Daß endlich auch unter gewiſſen Witterungs-Verhältniſſen die Aus— dünſtung des Baumes zuweilen ſchaden könne, iſt zwar nicht nachgewieſen, aber doch à priori nicht zu beſtreiten, um ſo mehr, als der Volksglaube dem Baume dieſe Eigenſchaft beilegt. (Dr. Regel in der Gartenflora.) Neue Art Obſt aufzubewahren. In Kirchhof's landw. Biertel- jahrsſchrift. finden wir folgende Methode angegeben, um Aepfel und Birnen bis zum Monat Juli des künſtigen Jahres ganz friſch zu erhalten. Man ſammle ſich nämlich im Sommer eine nach Bedarf große Quantität reines Waldmoos, laſſe es fein zerzupfen und ganz rein auswaſchen, damit es von allem Ungeziefer befreit werde, dann wird es getrocknet und bis zum Herbſte an einer trockenen, luftigen Stelle hingelegt. — Alles Obſt, das aufbewahrt werden ſoll, muß gehörig reif, nicht gedrückt oder geſchunden, ſondern ſorgfältig abgepflückt ſein und auf einer Lage von Stroh einige Zeit gelegen haben. Am beſten ſtellt man die Früchte an einen luftigen, friſchen Ort, mit dem Stiele vorwärts neben einander, damit ſie etwas abtrocknen. Iſt dieſes geſchehen, ſo wird das Obſt auf folgende Weiſe in Kiſten gepackt. Zunächſt wird der Boden in der Kiſte etwa 6—8 Zoll hoch mit Moos belegt, dann das Obſt neben einander geſtellt, mit dem Stiele nach oben, wobei indeſſen kein Apfel den andern drücken darf und hierauf, nachdem die Schicht vollendet, wieder Moos etwa 2 Zoll dick dar— über gelegt, wobei die Zwiſchenräume ſorgfältig ausgefüllt werden. Dann wird die zweite Schicht eingelegt, wieder mit Moos bedeckt und die Kiſten nach und nach vollgepackt bis auf etwa 3 Z., welche mit Moos ausgefüllt werden. Iſt dies geſchehen, ſo legt man den Deckel auf und vernagelt ihn. Die eingelegten Obſtſorten ſchreibt man auf und bezeichnet ſie auf dem Deckel. — Sind die Kiſten gepackt und notirt, ſo läßt man an einer trockenen Stelle im Hofe, in der Remiſe, im Garten ꝛc., wo kein Waſſer zu befürchten iſt, eine Grube von Fuß Tiefe graben, wenn die Kiſte 3 F., hoch iſt, von 7 Fuß, wenn die Kiſte 4 Fuß hoch iſt, damit die Aepfel im ſtrengſten Winter vor dem Erfrieren geſchützt ſind, und füllt dann die h ü 573 Zwiſchenräume der Grube mit dem feinjten Sande aus, damit dadurch der Zugang der Mäuſe verhindert wird. Iſt nun auch dies geſchehen, ſo wird die Grube wieder vollgefüllt und ein kleiner Hügel darauf gebildet, damit kein Waſſer hinzukommen kann. Im Freien kann man an den Seiten ebenfalls kleine Abzugsgräben anbringen, damit das Waſſer abläuft. Durch dieſes einfache Verfahren verliert das aufbewahrte Obſt nicht im Geringſten an dem ihm von Natur eigenen Aroma und man wird ſtaunen, wenn man im Juni oder Juli die Kiſten herausnimmt, öffnet und das eingelegte Obſt ebenſo friſch findet, als ob es in aller Frühe im größten Thau gepflückt worden wäre. | Vernichtung der Schwarzen Kohlraupe durch Ameiſen. Herr Foſs⸗Neukuſsfeld bei Pr. Holland hat die bei ihm maſſenhaft auftretende ſchwarze Kohlraupen durch Ameiſen vernichten laſſen. Derſelbe ſchreibt: Mein Gärtner theilte mir mit, daß man in Pommern zur Vertilgung der Kohlraupe mit Erfolg Ameiſen verwendet habe; ich ließ daher in einer be— nachbarten Kiefernwaldung einige Säcke voll Ameiſen herbeiſchaffen, ver— theilte dieſelben auf das angegriffene Kohlfeld und hatte die Genugthuung, bald zu bemerken, daß die Ameiſen die Raupen auf's Eifrigſte angriffen, ſo daß nach etwa 24 Stunden das Feld von dem läſtigen Ungeziefer vollſtändig befreit war. (H. C.) Mittel zur Vertilgung der Orchideen-Milben. Herr Denis, Chef des botaniſchen Gartens im Park von la Teôte⸗d'Or, iſt der feſten Anſicht, daß es in unſeren Gewächshäuſern, ſowie in den Gärten und auf den Feldern mehere Arten von Milben giebt, und daß die den Orchideen ſo ſchädliche Art die Titranichus (Orchideanus) iſt. Dieſelbe vermehrt ſich in wenigen Tagen in ungeheurer Menge und mag ſie ihren Sitz zwiſchen den Scheiden, den Knollen oder auf den Blättern haben, ſie iſt den Pflanzen zum großen Nachtheile. Während des Tages läuft die Milbe von Pflanze zu Pflanze, ſucht ſich die jüngſten Triebe aus und zernagt die zarte Epidermis derſelben, ſaugt den Saft aus den jungen Blüthenknospen und läßt ſchwarze oder braune Flecke auf den von ihr angegriffenen Pflanzen zurück. Es iſt des— halb nothwendig dieſes ſchädliche Inſekt ſo bald als möglich bei ſeinem Erſcheinen total auszurotten. Herr Denis hatte bisher alle nur möglichen Mittel angewendet, doch mit geringem Erfolge. Seit zwei Jahren bedient er ſich jedoch eines Mittels, das vollkommen ſeinen Zweck erfüllt. Die von der Milbe befallenen Ansellia-, Aerides-, Angrecum-, Brassavola-. Brassia-, Burlingtonia-, Cattleya-, Coelogyne-, Cymbidium-, Cy- pripedium- Dendrobium-, Epidendron-, Lælia-, Maxillaria-, Mil- tonia-, Oncidium-, Peristeria-, Fhajus-, Phalenopsis-, Renanthera-, Saccolabium-, Schomburgkia-, Sobralia-, Stanhopea-, Trychopilia-, Vanilla-, Vanda-, Zygopetalum- :c.-Arten find vollſtändig nach der Anwendung von Denis’ Mittel davon befreit worden. Herr Denis nimmt einige Stengel und friſche Blätter von Atropa Belladonna, Bilſenkraut (Hyoscyamus niger), Pyrethrum und Taback, läßt dieſe in einem verſchloſſenen Topfe nur während einiger Minuten kochen, darauf läßt er die Flüſſigkeit, ohne den Topf zu öffnen, abkühlen und Tags 574 darauf gegen 9 Uhr Morgens wäſcht er mit dieſer Flüſſigkeit die Blätter ſeiner Orchideen von allen Seiten, wobei man ſich hüten muß, daß nichts von der Flüſſigkeit auf die jungen Triebe fällt, was dieſen ſchädlich wird. Da die Milbe ſehr klein iſt und ſich in die kleinſten Oeffnungen zwiſchen den Knollen und den Blättern verkriecht, ſelbſt auf den Wurzeln haftet und in dem Mooſe im Topfe ſitzt, ſo muß die Operation während drei oder vier Tage nach eimander wiederholt werden und nach einiger Zeit noch einmal, um die etwa noch aus den Eiern neu entſtandenen Thierchen ebenfalls zu tödten. Halbgefüllte Verbenen. Nach Gardener's Chronicle hat ein Herr Wills Verbenen aus Samen gezogen, deren Blüthen halbgefüllt ſind, indem ſich um das ſogenannte Auge der Blüthe noch zwei oder mehere Nebenpetalen befinden. Es iſt daher nicht unwahrſcheinlich, daß über kurz oder lang auch völlig gefüllte Verbenen auftauchen werden, was für die Blumengärten von großer Wichtigkeit ſein dürfte. Myosotis Imperatrice Elisabeth, das auch wir nach eigener An⸗ ſchauung (ehe S. 49) als eine hübſche Acquiſition bezeichneten, wird von einem Correſpondenten des Gardener's Chronicle als eine viel geringere Varietät des Myosotis azorica und als „nichts werth“ bezeichnet, als eine Form, die häufig aus Samen gezogen wird. M. Imperatrice Eli- sabeth ſoll ein Baſtard von M. azorica und alpestris ſein und über⸗ trifft erſtere jedenfalls an Schönheit. Werden nun von dieſem Baſtarde Samen gewonnen und dieſe als M. Imperatrice Elisabeth abgegeben und ausgeſäet, ſo iſt es kein Wunder, wenn geringere Varietäten daraus erzogen werden und man deshalb noch keine Urſache hat, den echten Baſtard zu verwerfen, der nur einzig und allein durch Stecklinge vermehrt werden muß, wenn man ihn echt erhalten will. Alle Anpreiſungen der Samen von Baſtarden unter Namen halten wir auch für nutzlos, denn nur in ſehr ſeltenen Fällen geben Baſtarde dieſelben Baſtarde aus Samen. — Perſonal⸗Notizen. Potsdam. Die heilſamen und nothwendigen Veränderungen, welche die Verwaltung der königlichen Gärten durch den Eintritt des Herrn Hof— garten⸗Directors Jühlke erfahren, beginnen ſich nunmehr zu entwickeln und zu vollziehen. Unzweifelhaft dürfte es die Leſer dieſer Zeitung inter⸗ eſſiren, daß ſich dieſe Veränderungen zum Theile auf Perſonen beziehen, welche mit der ſpeciellen Verwaltung und Pflege der königlichen Hof- garten-Reviere betraut find, zum Theile aber auch durch die Inangriffnahme der Reorganiſation der Landesbaumſchule und der Gärtner-Lehranſtalt um: faſſen. Durch die Reorganifation der Landesbaumſchule, ſoll die Wirk⸗ ſamkeit derſelben in ihren Erfolgen für die weitere Entwickelung und Aus⸗ breitung der gärtneriſchen Intelligenz im Lande eine Garantie der voll— ſtändigſten Sicherheit bieten. Wie wir vernehmen, ſo beabſichtigt der Director Jühlke die Verlegung der Baumſchule und würde dieſe alsdann bei einer 575 Ausdehnung von 200 bis 250 Morgen die folgenden Abtheilungen re: präſentiren: . Der Central-Obſt⸗ oder Muttergarten. Die Sortenbäume. Das Experimentirfeld. Revier für Muſter-Hecken. Die Piquir⸗ Schule. Die Samen-Schule. Die Obſtbaum-⸗Schule. Die Gehölzbaum-Schule. 9. Das Arboretum. Die in dieſen verſchiedenen Abtheilungen zu ſammelnden Beobachtungen und Erfahrungen ſollen alsdann überſichtlich zuſammengeſtellt und zur Er— weiterung des vaterländiſchen Obſtbaues und der Obſtkenntniß greifbare, praktiſche Beiträge liefern und dem gartenpflegenden Publicum durch peri— odiſche Jahresberichte zugänglich gemacht werden. Es iſt nicht zu verkennen, daß durch eine ſolche, in der Anlage groß— artig gedachten Reorganiſation der Baumſchule, die Sphäre ihrer wiſſen— ſchaftlichen, wirthſchaftlichen, nützlichen und ſchönen Richtung weſentlich erweitert wird. Hand in Hand hiermit geht die in Ausſicht genommene Reorganiſation der königlichen Gärtner-Lehranſtalt, welche durch die Verſetzung des Baum— ſchulen⸗Inſpectors Herrn Reuter und durch den Austritt des Herrn Hof— gärtners Profeſſor Legeler ſehr begünſtigt wird. Es liegt in der Abſicht des Herrn Directors Jühlke die Wohnung an der Wildgarten-Baumſchule (Pirſchheide) zu erweitern, einen tüchtigen Fachmann als Hauptlehrer zu berufen und die Lehranſtalt zu centraliſireu, d. h. in der Weiſe, daß die angehenden Gärtner in der Anſtalt wohnen und den praktiſchen Unterricht vom Hauptlehrer in den Baumſchul-Revieren empfangen. Die jungen Leute ſollen alsdann nicht mehr den verſchiedenen Hofgärtnern zugetheilt, ſondern in den Revieren derſelben — die als nationale Bildungsanſtalten von ſo unſchätzbarem Werthe ſind — demonſtrativen Unterricht erhalten. Für das begonnene Winterſemeſter umfaßt der Unterricht in der k. Gärtner⸗Lehranſtalt folgende Disciplinen: 1. Botanik, Phyſiologie und Pflanzen-Geographie: Gymnaſial-Director Dr. Baumgardt. 2. Experimental⸗Phyſik, Meteorologie und Experimental-Chemie mit Bezug auf Bodenkunde: Gewerbe-Schuldirector Dr. Langhof. 3. Obſtbau⸗, Obſtbaumzucht und Gemüſe-Treiberei: der königl. Ober: gärtner Reuter. 4. Mathematik: der königliche Obergärtner Mächtig. 5. Feldmeſſen: der Gartenkünſtler Eich ler. 6. Frucht⸗ und Blumenmalerei: der Maler Kenneberg. 7. Landſchaftsgärtnerei, Plan- und Landſchaftszeichnen: der königliche Hofgärtner Meyer. 8. Repetitorium und Converſatorium über alle Zweige der Gärtnerei: der königliche Hofgarten-Director Jühlke. = EU 576 Ueber die Perfonal-Veränderungen mache ich Ihnen noch folgende Mittheilungen: | Es wurde penſionirt: der Hofgärtner Crawack in Bellevue; wegen andauernder Kränklichkeit wurde zur Dispoſition geſtellt: der Hofgärtner Profeſſor Legeler. In neue Stellungen wurden verſetzt: der Hofgärtner Braſch von Monbijou nach Charlottenburg; der königliche Obergehülfe Michaelis in Charlottenburg als Hofgärtner nach Monbijou; der Hof- gärtner Kühne von Sansſouci in gleicher Eigenſchaft nach Bellevue; der königliche Obergehülfe Th. Nietner im neuen Garten als Hofgärtner nach Sansſouci. Neu angeſtellt wurden: der Baumſchulen-Inſpector Reuter als königlicher Obergärtner in Sansſouci: der Gartenkünſtler F. Jaucke als königlicher Obergärtner in Charlottenburg. © Ueber die in Charlottenhof, Sansſouci, Charlottenburg und Bellevue in Angriff genommenen Einrichtungen von Fruchtgärten ꝛc. behalte ich mir vor, Ihnen ſeiner Zeit weitere Mittheilungen zu machen. M München. F Der berühmte japaniſche Reiſeforſcher, Dr. Freiherr von Siebold, iſt am 18. October, Nachmittags 2 Uhr, einem typhöſen Fieber hier erlegen. Wer im letzten Sommer die hohe Geſtalt des noch rüſtigen alten Herrn in jugendlicher Haltung raſchen Schrittes jeden Morgen nach den Sälen der Arkaden am Hofgarten, wo er mit dem Ordnen und Aufſtellen ſeiner großen japaniſchen ethnographiſchen Sammlung eifrigft beſchäftigt war, wandeln ſah, würde ihm noch ein ziemlich langes Leben zugetraut haben. Der greiſe Forſcher, dem auch unſere Gärten ſo viele ſchöne japaniſche Pflanzen verdanken, der ſich fortwährend im Arbeiten übermäßig anſtrengte, ſank nach einem Krankenlager von nur wenigen Tagen plötzlich zuſammen. Dr. v. Siebold, Oberſt im niederländiſchen Generalſtabe, durch ſeine zahlreichen wiſſenſchaftlichen Werke über Japan bekannt, war aus Würzburg gebürtig und ſtand im 71. Lebensjahre. Berlin. Dem Herrn Gaerdt, Obergärtner in dem rühumlichſt be⸗ kannten Garten des Herrn Commerzienrath Borſig zu Moabit bei Berlin, iſt der Titel „Garteninſpector“ verliehen worden. i Quedlinburg. Nach kurzem Krankenlager ſtarb am 7. October der Oberamtmann Martin Grashof, Beſitzer einer der größten Samenhand— lungen und Gärtnereien daſelbſt. Tg Ruſſiſche Veilchen. | Von diefem jo vortrefflichen Veilchen offerire ich 100 St. Stecklings⸗ pflanzen zu 6 „F, 100 St. ſtarke getheilte Pen zu 8 . Mohs, Handelsgärtner in Potsdam, Victoriaſtraße. Kräftige wurzelechte Moosroſen 100 St. zu 10 empfiehlt F. Fiedler, | No. 6 in Hannover. Dieſem Hefte ijt gratis beigegeben: 1 Special⸗Cultur von Petunien und Verbenen, Nelken ꝛc. in der Kunſt⸗ und Handelsgärtnerei von Bernhard Thalacker in Erfurt. 3 2 = 88 P r = BAR: Er n