Tagen HARVARD UNIVERSITY LIBRARY OF THE GRAY HERBARIUM Received LLC (OK. \ | 19 Digitized by the Internet Archive in 2015 | | htips://archive.org/details/hamburgergartenu2918unse Hamburger | Garten- und Blumenzeitung. Zeitſchrift für Garten- und Blumenfreunde, Kunſt⸗ und Handelsgärtner. N Herausgegeben von Eduard Otto. Garteninſpector. Mitglied der böhmiſchen Gartenbau-Geſellſchaft in Prag. — Ehrenmitglied des anhaltiſchen Gartenbau-Vereins in Deſſau; des Apotheker-Vereins in Norddeutſchland; der Academie d' Horticulture in Gent; des Gartenbau-Vereins für Neuvorpommern und Rügen; für die Oberlauſitz; des thüringiſchen Gartenbau-Bereins in Gotha; in Erfurt; in Roſtock; des fränkiſchen Gartenbau-Vereins zu Würzburg und Bremen; des Kunſtgärtner⸗Gehülfen⸗Vereins in Wien. — Correſpondirendes Mitglied des k. k. Gartenbau-Vereins in St. Petersburg; des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den k. preußiſchen Staaten in Berlin; der Geſellſchaft Iſis für ſpecielle Naturgeſchichte und der Geſellſchaft Flora in Dresden; des Gartenbau⸗ Vereins in Magdeburg; der Gartenb.-Geſellſchaft in Gothenburg; der k. k. Gartenb.⸗Geſellſchaft in Wien; der Royal Dublin Society in Dublin und der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Cultur in Breslau. Neunundzwanzigſter Jahrgang. Hamburg. Verlag von Robert Kittler, 1873. u 008 . Yu 2,777 en 2 En Be Hr ob 0 a 0 205 ö Inhalts-Verzeichniß. I. Verzeichniß der Abhandlungen und Mittheilungen. Agaven, Auction von.. „ o ach Ahornzucker, Gewinnung deſſelben in Nordamerika An ſämmtliche Garten- und Obſtbaum-Vereine ö Deufclande. Von K. Koc Apfelbaum, der erſte in England . Araucaria Bidwilli in Frucht 5 4 brasiliensis auf der Weltausſtellung in Wien Aroideen: VII Spatiphyllum. Von 7 e Aroideen-Formen durch Artenkreuzung. Von L. Kellermann 5 Arundo censpicuo als Ggrtenpflanze e Aſtern, die chineſiſchen. Von E. Otto 4351, Aucuba japonica, ae er Von G. A. Kajelow . Aurikel⸗ Erde 7718 oe Ausſtellung zu Santiago in Chile re Azaleen, Cultur der indiſchen in Nordamerika Bäume, die heiligen. Von Dr. H. Benthin Bäume, die im Clima von St. Petersburg aushalten. Von Dr. E. Regel Bambusa arundinacea in Blüthe Bambusrohr, über das BR befeen. Bon Rivière Baſtmatten, ruſſiſche ale Baum als Hotel A Beaucarnea, die Gattung und deren Arten Bedeutung der Ausſtellungen für den Gartenbau. Von prof. Dr. Fenzi Beeren⸗ und Schalenobſt des Herrn H. Maurer 5 g 25 des Herrn R. Göthe . Begonia intermedia als Gruppenpflanze , Begonien im freien Lande. Von G. Eismann Begonien mit knollenartigen Wurzeln. Von E. Otto 3 Beherzigenswerthe Worte von Franzoſen und franzöſiſchen Gartenbau- Vereinen Bellis perennis, das Tauſendſchön. Von — ; Bienen, deren Nutzen auf die en im flanzenreich Blumengarten von La Muette . Blumenmärkte in Paris. Blumen, neue diesjährige Blumen⸗ und Pflanzendecoration in London, während des Beſuchs des Sch von Perſien . 5 Blumen- und Pflanzenhandlungen in Hamburg. Von E. Otto Blutbirke 0 . M Blutlaus, neues Mittel dagegen 5 e eee eee Bodenwärme, über ek, Von Dr. A. Vogel NR. Bohnen, ſpringende . II Bouquet, ein prächtiges Rieſen⸗ Bouvardien, neuefte . . A Briefliche Mittheilungen von Jean Sisley 5 Bromeliaceen Chile’s . Seite 188 162 472 469 Bromeliaceen, Verzeichniß der in den Gärten vorhandenen. Bon Prof E. Mo rren 50 Cacteen⸗Sammlung des Herrn Doutwitz Camellia reticulata, reich blühende . Canna var. C. M. Coller 0 Centranthus macrosiphon als Salat empfohlen Clematis-Barietäten, Jackman's Clematis Lucie Lemoine und andere Varietäten Clematis Viticella⸗ Varietäten Clianthus Dampieri, Cultur derſelben. Von Ferd. Weißker Congreß deutſcher Gärtner und Gartenfreunde in Wien (Programm) Congreß von Pomologen und Freunden des * und . in Wien (Programm) . . Coniferen, die buntblättrigen. Von E. Otto Coniferen aus Hamburg auf der Ausſtellung in Wien . Coniferen, das Pflanzen derſelben. Von I Coniferen, zum Stecken derſelben. Crataegus Oxyacantha Paul's double Crimson Cultur⸗Blumentöpfe des Herrn v. Levetzow. Cyclamen, die des Handelsgärtner R. Müller in Dresden 5 Daphne, über die im Freien aushaltenden Arten. Von E. Otto. Daphne Mazeli, über dieſelbe. Von — Dattelpalme . 8 Delphinien als Topfpflanzen a . Deutzia, die Gattung, und deren Arten. Bon E. Otto N Disa grandiflora. Cultur derſelben. Von F. W. Burbridge Dünger, über künſtlichen und natürlichen. Von A. Siebert Düngung, gute, für Deutzien Echeverien-Arten, deren Cultur und Verwendung. Von E. Otto Eichen-Capelle zu Allonville Ein Blick auf die Kinder unſerer heimiſchen Flora und die Verwendung der⸗ ſelben zur Bouquetfabrikation. Von A. e Einführungen, neueſte, von W. Bull neueſte, von J. Linden. Elfenbein⸗ Pflanze, Phytelephas, über dieſele. Von E. Otto Erdbeerernten, zwei in einem Jahren. i een Erdbeerenfeſt bei Herrn F. Glo ede. Erdbeeren, neue, vorzüglich ſchöne Erdbeercultur, zur Erdbeerpflanzen, Behandlung derſelben „ Erdfloh und Mittel zur Vertilgung deſſelben Escallonia, die Gattung, und deren Arten. Von Maſters. Evonymus japonica elegans - END N, Färben und Trocknen natürlicher Blumen x Farnekräuter und deren natürliche Verbreitung Faſerpflanze Ramee Feinde der Obſtbäume, Vertilgung derſelben. Von . Ganſchow Feldmäuſe, Plage derſelben . . Feld- und Fruchtbeſchädigung durch Pappeln 5 Friedhöfe, die neuen in Bremen.. . Für Hyaecinthenfreunde . . Für Melonen-Liebhaber. Von A. Siebert N Gärten, die botanischen in Italien 5 477 190 94 529 317 20 103 374 315 201 286 156 III Seite Gärten der Regierung zu Hong Kong . 186 Gärten, über einige in und bei Wien. Von E. Otto 441 Gärtner⸗Wittwenkaſſe in Hamburg 4 i ! 190 Gartenbau-Ausftellung. internationale in Gent nd 1 . 2., 3. u. 4. temporäre in Wien. Von E. Otto 260, 4229, 434, 512 Y 8 in Wien, permanente. Von E. Otto . 439 9 = in Wien, Preisvertheilung . 515 Gartenbau⸗Vereine: Annaberg. Ausſtellung betreffend 373 Belfaſt. Ausſtellung betreffend 0 510 Berlin. Verein zur Beförderung des Gartenbaues, der neue Vorſtand deſſelben 372; e 55 1 im Frühjahr 1874. 507 1 (Gärtner Verein) Jahresbericht . 557 Boſton. Obſtausſtellung betreffend . 1 421 Bremen. Ausſtellung betreffend . 142, 568 8 Landwirthſchaftlicher Verein unn 4 Die Vereinsabende des Gartenbau⸗Vereins 126 Breslau. Section für Obſt- und Gartenbau, 25jähriges ee feſt 500; Sitzungsberichte 1 7 279, 506 ie Schleſ. Central⸗ Verein BR. Gärtner und Garten- freunde . j 506 Brie Comte Robert. Roſenausſtellung ud. 421 Darmſtadt. Ausſtellung betreffend 8 183 5 2. allgemeine Roſenausſtellung 459 Florenz. Ausſtellung 1874 betreffend . 510 Görlitz. Jahresbericht des Gartenbau— Vereins 182 Halle a. S. 2. Ausſtellung betreffend .. 459 Hamburg. Gartenbau-Verein, Ausſtellung betreffend. 38 N Ausſtellungsbericht und Preisvertheilung. Von E. Otto. 214 1 Gartenbau— Verein, Sitzungsberichte 124, 181, 183, 421 Holland. Internationale Gartenbau⸗ -Ausftellung und botan. Congreß im Jahre 1875 betreffend 374 Kiel. Ausſtellung betreffend ua 124 Lyon. Neue Gartenbau-Geſellſchaft . 126 Mainz. Ausſtellung 1874 betreffend 556 München. Ausſtellung betreffend 125 Nürnberg. Ausſtellung betreffend 280 Würzburg. Ausſtellung betreffend 0 280, 373 Wien. Programm der vier temporären Gartenbau- Aus⸗ ſtellungen 0 ee een en en ene N botaniſcher zu Breslau. Von Otto . Wang! ” 5 zu Brisbane „Bits 365, 400 zu Kew „Muds Gartenetabliſſement von. W. Bull diene n. ll: 164 60 7 von F. L. Stüeben. Von E. Otto 320 78 5 von Jean eie in Gent 491 1 der Stadt Paris 526 Gartengeräthe der Gebrüder Dittmar. 190 Gartenkunſt, Geſchichte derſelben. Von Prof. Dr. Göppert! 4 147 Gartenbohnen, Phaseolus . deren en und d Geehichte 300 Gemüſe, neue diesjährige g 74 5 „ Vebheſſerte 3 61 Gemüſe⸗Sorten, Culturergebniſſe einiger. Von Jetting er l 39, 489 IV Seite Georgine, die griine > DENE n DEUTET EEE Georginen, neue für 1873. 134 Geranium anemonifolium, über bafjebe von 8 mit einem n Rachtrage von E. Due. ... ö 1 2 h 299 Gewächs, ein ungewöhnliches ‚und a Gleichenien, deren Cultur und Verwendung. Von T. Baines 32 Gladiolen, zur Cultur derſelben .. „ mand, een Aechtheit zu erproben a a Gurkenkäfer, Mittel dagegen . „„ a tie an Handelsgärtnerei von H. Low zu Clapton 5 en „ eee A Hauszwetſche, über Anpflanzung der gemeinen. Von J. GanſchowwW . 1 Herbarium 15 Profeſſor Meißner in. e ine e u Kauf „„ REEL... -..; Herbſtzeitloſe, die, Colehieum. Von E. Otto e A Himantophyllum miniatum bei Frau Etatsräthin Denner sicht. RR Hortenſien, blaue, über dieſelben. Von E. Boededer . . 2.2.2... Horticultur, großer Erfolg der europäiſchen . 84 Japans Betheiligung an der Gartenbau— Ausſtellung in Wien. Von E. Otto 433 Jasminum grandiflorum . e 140 Impfverſuche mit buutblättrigen Malvaceen. Von H. Lindemuth 493 193 Kann die feinere Obſtcultur zugleich von dem Blumen- und Parkgärtner beſorgt werden? Ein Wort an Garteubeſitzer. Von Jie „ 8 180 Kaſtanie, die eßbare (Castanea vesca). Von Schüle ; „„ Kartoffelerträge, das Suricgehen Nr Von u he Ho * A % H Kartoffeln, eßbare bei F. Gloe de 2 H. 7 1 OL Kirſche, eine neue Früh⸗ „„ Kuh⸗ oder Milchbaum, Galactodendrou utile. Von E. Otto „ Anna © Lach⸗ Pflanze \ % %% ra" EHE Lapageria rosea fl. albo e er ar aA grandiflora . . Ce ee Se eee Lehranſtalt für Obſt⸗ und Weinbau in Geiſenheim ee „ Lilium auratum, über daſſelbe. Von E. Otto 160 1 Wallichianum dans Dr ee Lobelia pumila flore pleno . . HERR er RENT Loranthus und Viscum in den Gärten D ii Maclura tricuspidata zu Hecken 138 Manzanillabaum, Hippomane Manzinella, über denselben v von G. Wallis. Nachtrag dazu von E. Otto 3 Masdevallien, die ſchön gefärbten. Von E. Otto Be nh Maulbeerhecken. Von M. J. Roberz . „ „ Modepflanzen, ein paar Worte über. Von J. Ganf chowW e Moos, das, in feiner Anwendung zur Pflanzenzucht. 535 Nektar von Chio nach Delchevalerie. Von J 157 Nerium Oleander-Barietäten. Von E. Oto 387 Rirotin als Mittel gegen die Blutlaus. NE 2 Obftaufbewahrung . . CC Obſtbäume, Düngung derſelben. Von Arnold „ Vase Obſtmade, Vertilgung derjelben. Von nk Dr Opium und der aſiatiſche Mohn. e Opuntia, eine im Freien ausdauernde Art. Von Prof. Dr. Fenzl . . . 292 Orangen, Cultur derſelben auf Sicilien. Von gg he Hr si Hure) > >| Orchideen⸗Preiſe in England eee Orchideenſammlung in Chatsworth .. 237 Oxalis- oder Sauerklee-Arten, deren Cultur und Verwendung Von E. Otto 110 Palmen, Anzucht derſelben bei J. Linden. 237 „ Nutzen derſelben. Von H. Schmidt 68 Palmen - ihrer phyſiognomiſchen und ne Seite. E. R. } Zimmermann Palmen⸗ Be = RR: g Papier aus grünen Pflanzentheilen Paraſiten⸗Erzeugung durch Kloaken⸗ Berieſelung Paſſionsblumen, über dieſelben. Von E. Otto Pelargonium Aline Sisley. Pelargonien, wer und Scharlach . Pelargonien, die engliſchen großblumigen bei C. Hamann Penſees, Viola maxima, bei L. Schwanecke le Pflanze, neue, wohlriechende, Unona odoratissima . . Pflanzen, Auswahl ſolcher, die in Weinkäſten gedeihen . Pflanzen, die in England prämiirt worden ſind A Pflanzen, drei gefülltblühende „98 Pflanzenformen, über die Entſtehung derſelben. Von Dr. g. Sa Von Dr. che Pflanzen, neue empfehlenswerthe 26, 77, 128, 167, 231, 274, 351, 466, 464, Pflanzen⸗Sammlung von Max Leichtlin 1 Pflanzen, Einfluß derſelben auf die atmofppäifee Luft. Von Notar Seufert Pflanzen⸗ und Treib-Gärtnerei von E. C. Harmſen Pflanzen, das Wachſen derſelben ir Pflanzenläuſe, zur Vertilgung derſelben . Pflanzenwelt, über die im vergangenen Winter. Von Prof. Dr. Göppert 17 das Verhältniß derſelben zu der eee Witterung. Von Prof. Dr. Göppert Pflanzen, wildwachſende, über die Verwendbarkeit einiger in den Gärten. Von E. Ploſel 1 wildwachſende, die in der daß als auchengewäche au benugen find Von J. Ganſchow „im Winter blühende Wee Pfirſichbaum, ein pyramidenförmiger Pfirfich, die frühe Ascot . 5 „ Gaillard's frühe . Pfirfih- und Mandel- -Ausfaaten TE Pfropfreiſer, Wirkung derſelben auf die Unterlage Pilze, Ausſtellung von, in München. Pleionema Gaudichaudiana, ſchöne Melaſtomacee Prachtexemplare von Culturpflanz Be and ? Prämienvertheilung auf der Gartenbau- Ausſtellung i in Wien 5 Preiſe, die in England für Obſt amc 5 ö Preisverzeichniß der Herren P. Smith & Primula Parıyi . . Primelſamen, Aufgehen deſſelben. Von Pl: ; Ranunkeln und deren Cultur. Von E. Otto . Raupen auf Obſtbäumen zu vertilgen Robinia hispida, über deren are Rosa Thea Mlle. Cecile Berthod. . . Roſen, über alte. Von W. Paul Roſen, über neue. Von W. Paul. Roſen⸗Ausſtellung in Spaa Roſen⸗Ausſtellung und Verſammlung von Rofenglichtern in d &pon Roſen⸗Ausſtellung zu Brie Comte Robert sm Roſen, eine Auswahl der beſten Gt. . DIET Roſen, neue. 8 Roſen, neue von J. Sisley Roſenöl, Gewinnung deſſelben . A Roſen⸗Varietäten, Erziehung neuer. Von W. Paul v Seite VI Seite Roſen, Vermehrung durch StecklinFnnnnn ge 47 Roſt des Birnbaumes l h . . d Roſt eiſerner Gartenwerkzeuge, Mittel dagegen Gare 77% A an Saft, circulirt derſelbe in den Pflanzen oder nicht? Von = i. Du Salzdüngung, chemiſche, bei der Gartencultur. Von M. Scholtz. „116496 Samen⸗ und Pflanzenverzeichniſſe von 1873/74 95, 142, 192, 383, 431, 478, 527,575 Samen⸗Verzeichniß von Wildpret & Schenkel 8 525 Sammlung ſucculenter Pflanzen des Mr. ee 1 irie nur Schattendecken von C. Heß in Eoburg .. H. Me M nie Schutz⸗ Leinwand 21885 Schweflige Säure, Einwirkung berſiben auf die Bitumen Bon Dr. 3. Schrocbe er 123 Sechelles-Inſelnn . ar 396 Seidenraupe, Eichenlaub freſſende 1 4 5 u Sicherer Schutz der eee eee gegen ret Von A. erbt MT) Sooly Qua 2 9 9 9 41382 Spaniſcher Pfeffer, Capsicum in RE IE ZEN ELLE AT EHE ET Stachelginſter, Ulex europaeus, blühende % % U d. e eee Statue Friedrich Wilhelms IV. in Sansſoucei . e Stockroſen, Vernichtung derſelben durch Puccinia malvacearum „un. 379 Sturmfluth vom 12.—13. November 1873 im ige der ee: Bon J. Ganſchow 133 Deucrium oientale „ur m nid en er een 334 Theeproduction in Japan . Mun ss Thymus aureus (eitriodorus marginatus) IT Tillandſien, ein Wort über. Von B. % d ee Tuberoſe, Polyanthes tuberosa. Von E. Ott iR Di Ueppigkeit der Vegetation in den Tropen. 427 Vanılla arömatica mit Früchten ahne , ee 1 Vegetation zu Orotava auf Teneriffa. . 525 Verbenen, neuere Vermehrungsmethode derſelben. Von A. Löhren. Nee dazu von E. Otto Verpflanzen der Palmen und anderer großer & Bäume. Bon 3. Mac Rab. 359 Vogelſcheuche . N 0 8 378 Veilchen, Viola odorata . . PET ee een 5 als ſinnbildliche Pflanze der Neapoleoniden ek ar bn e u Verbrauch derjelben in Paris.. ih er 1 das Wohle, vor Allem das Bictoria-Beilhen. Von Prof. K. Koch 0 ente Wachsthum der Pflanzen zu beobachten Hann. N An Jun eee Wege⸗Verhältniß in Park-Anlagen „ A ine Weichſelrohr, deſſen Cultur und Erzeugung in Oeſterreich. 532 Weinbau in Frankreich und die von der u gr des Webftede angericteten Verwüſtungen . 411 Wein durch Heizung des Bodens im Freien 0 treiben rund un rer Weinrebenlaus, Mittel dagegen 57 7A. N. > Meinſtock, der größte der Welt a. re e e e Weintrauben, große. „„ „„ „„ „ e EEE ee e eo Weinproducenten, für. 493 Widerſtandsfähigkeit verſchiedener Bäume und Sträucher beten Kälte im ein⸗ gepackten Zuſtande. Von Ferd. Weißker . 99 Wiſſenſchaftliche Entdeckungsreiſen in Auſtr aliens 239 Wiſſenſchaftliche Expedition nach Paraguay . inne , BR Zwiebel (Allium Cepa) deren Cultur. Von A. Siebert' De DORIS VII II. Literatur. Seite De Candolle, Prodromus . 380 Decken, von der, und E. Robigas, Berichte i über Gartenbau, Baum⸗ und Gemüſezucht 5 8 a 0 186 Gardeners Chronicle. . 561 Gartenfreund, der, Wochenſchrift der k. k. Gartenbau- HGeſellſchaft in Wien 137 Gartenliteratur, neueſte . i 374 Goethe, H. und R., die werthvollſten Traubenſorten für den Weinbau 0 Re Höpp ert, H. R., über die Folgen der sern la der Bäume 560 Jäger, H., der Apothekergarten . 564 Jühlke, F. Schmidlin's Blumenzucht im Zimmer e e eee gut, Dr. L., botaniſcher Jahresbericht .. e e eee eee „Prof. Dr. K., Dendrologie . . nt een N gan jaftihe Feldpredigten vom Angler Feldprediger 7 136 Lucas, Dr. Ed., Jahrbuch für Pomologen, Gärtner und Gartenfreunde 564 Müller, E., Abbildungen von Modellen cher Debate 8 0 N Rümpler, 85 deutſcher Garten-Kalender . „ 4 Schmidt, J. A. F., kleiner Hausgärtner . c e ee ee Schübeler, F. B. Dr., die Pflanzenwelt Norwegens bis N Taſchenberg, E. L., der Obſtſchutz . tte ER Ben: °o> Trzeſchſtik, L., Vademecum des angehenden Gerten. Ingenieure t ee Weſſelhöft, F. der Roſenfreun . . . See Wiegand, B., der erfahrene Hausfreund .. ö Wochenſchrift des Vereins zur Beförderung des Gartenbaus 135 III. Perſonal⸗Notizen. Seite Seite Baggs . . 432 Perry, 1 0 „ Barillet Deſchamps, 8. P. 9 5 . 928 Petzold, E eee e eee Beer, J. G. + 240 Planchon „ Botaniſche Garten St. 1 Peterebung 384 Reichardt, Dr. H. 1 240, 384 Bowman, F - . 240 Roezl, , B. r C88 Sauer Heinig + nr MR re, ER Goeze, Dr. (d.. . . 384, 478 u ey2..4 08 00. haha a Koch, Prof. Dr. K. % 1.7 un a 298 Linden, J. ae SE EAU) . ae en Ace Makoy, Jacob + e ,, 0: ui va V IE 48 Mienalae, one, ihren. re 288 IV. Anzeigen über Sämereien, Pflanzen, Samen: und Pflanzen: Verzeichniſſe ꝛc. Deegen, Carl, Seite 96, 144, 528, 576. — Heinemann, F. C., 48, 576. — K. Lehranſtalt für Obſt⸗ und Weinbau in Geiſenheim 48, 96, 432. — Lind en. N., 336, 384. — Lun au, F., 384. — Otto, E., 48, 384. — Pomologiſches Inſtitut in Reutlingen 48, Umſchlag 8. Heft. — Rubrandt, A., 192. — Smith, P. pi 99 ae Stellen- Geſuche 144, 240, — Verpachtung der r Fee abe zu ie Correſpondenz . 143, 240, 480 | Berichtigungen . 336 VIII V. Pflanzen, welche in dieſem Bande beſprochen oder beſchrieben ſind. Seite Acer saccharinum 401. palmatum rise 1 HER EU DER SS DE 1 Ada aurantiaea 128 Adiantum Hendersoni . . . 409 Aeranthus arachnites . . 233 Agave Beaucarnei inermis . . 492 = „ nana 492 Killischi 492 „ Leopoldi 492. Peacockii 549 Alloplectus Zamorensis . 205. 230 Peas IIlastris 256 Ama niktata a 257 Alsomitra sarcophyllaa . . 130 Alsophila Leichardtiana . . . 548 Amorphophallus Rivieri . . . 465 Andromeda campanulata . . . 169 Andryala magadorensis . 78 Angraecum sesquipedale . . . 129 Anthurium erystallinum . 205. 409 Aquilegia chrysantha 548 Dt Gerau f 548 Aralia Guilfoylei Su. 257 Araucaria Bid willi 191. brasiliensis 429 Arcea pumila 170. triandra . . 170 Aısarum vulgare 169 Aristolochia galeata 164. tricaudata 551 Arum Arisarum 169. spectabile 129 runde conspieuna 4775 Arpophyllum spicatum . . . 169 Asplenium Gardneri . . 279 Aster scorzonerifolius . . . 168 Astragalus sericeo-albus . . . 257 Aucuba japonica 473 Azalea indic. Comte Mar garia 492 Dr. Binet 492. Imperatrice Charlotte 491. Reine de Por- Fuga! 492 Bambusa arundinacea 191. viridi- C0 167 Batemania Burti . . > 27. 230 Begonia glabra 407. herbacea 277 hybrida 145. hybrida flore pleno 525. hybrida Kramer's Sämling 421. intermedia 94. Richardsoniana 78. scandens 407 Bellis coerulescens 129. rotundifol. var. coerulese. 129. aan: 79 Bignonia reticulata 257 Biophytum dendroides 118. sensi- r g 118 Boehmeria miVven 371 Bomaria bogotensis . 257 Bonapartea Hystrix compacta 492 Boronia megastigma . 355 Bouvardia candidissima 163. Hum- Seite boldti corymbifl. 163. jasmino- ides longipetala 164. longifl. flammea 163. e 164. umbellata alba 164 Bowenia spectacilis 28 Brachyotum confertum . . . 130 Brassia chlorops 390 Brevoortia Ida- Maia 131 Brodiaea coceinea 131. multifl. 278 Bromelia bicolor 468. 471. un ab 470 Brownea Birschellii . ane Caladium Etoile d'Argent . 205 Calamus farinosus . 168 Calanthe Veitchi 278. vebtitd v. bicolor . 278 Calathea (Maranta) hieroglyphica 351 Callirhoe spicata 77 Camellia Carlotta Papudoff 132. Don Carlos Ferdinando 275. Poldina Vanduri 550. reti- Sata Ari Canistrum aurantiacufn Rae Canna var. C. M. Celler e Cariea aprantiaenan˖an Castanea vesca 65. 66 Castilleja miniatta 77 Catasetum ochraceum . 79. 129 Cattleya Choconensis 276. fausta 168. Gigas % Sr ne Celsia betonicaefolia . 551 Centranthus macrosiphon . 94 Chaetogastra conferta 130 Chamaecyparis nutkaensis varieg. 202. obtusa nana aurea 202, pisifera aurea 202. pisifera plumosa argent. 202. pisif. plum. aurea 202. STR fol. W en Chamaedorea Tepee „ Cibotium princeps . . . 279 Cinchona Calisaya v. Josephina 410. «arolimana,. ... . ‚As Cineraria flore pleno . . 525 Clianthus Dampiei . . 103 Clematis Lucie Lémoine 317. mar- morata 21. Viticella variet. 20 Coelogyne tomentosa . . 351 Colchicum autumnale 483 var. fl. pl. 131. byzantinum 279. 483. crociflorum 483. floribundum 279. montanum 483. orientale 279. pallidum 483. roseum 483. speciosum 484. tessel- latum 484. variegatum . Copernicia (Corypha) cerifera Cordyline an gloriosa 408. Shepherdi . Cotyledon filicaulis 131. mamil- laris 131, rhombifol. Crassula profusa 314. Saxifraga Crinum ornatum Herbertianum Crocus Ducheri 232. nivalis 232. Olivieri 232. Salzmanni 27. Sieberi 234. tingitanus . Croton limbatum Cryptomeria japonica varieg. Cupressus Lawsoniana var. aurea 202. Laws. varieg. Han Curmeria pieturata . . 205. Cyathea Burkei 408. funebris 205. insignis 279. princeps Cypripedium Crossianum 351. longifol. 231. Roezlei 278. Sedeni . Be . Cyrtodeira fulgida . . . . . Daphne alpina 86. altaica 86. argentea 85. Blagayana 87. candida 86. caucasica 86. Cneo- rum 89. collina 88. 89. Dau- phinii 88. Delphini 88. Elisae 88. Fionina 88. glaudulosa 89. Genkwa 86. hybrida 88. indica 86. jasminea 89. Lau- reola 87. laurifol. 89. lucida 89. Mazeli 127. Mezereum 85. neapolitanum 88. oleoides 88. 89. petraea 89. pontica 87. salicifolia 86. sericea 88. sinensis 88. strieta 89. Ver- saliensis . ! Delphinium elatum var. interme- dium 77. nudicaule . ; Dendrobium arachnites 233. chry- socrepis 28. chrysotis 79. Hanburyanum 410. Hookeri- anum 79. junceum 170. litui- florum Deutzia Brunoniana 16. canescens 16. erenata 15. corymbosa 16. gracilis 15. mitis 16. staminea Dieffenbachia latimaculata 206. 230. nobilis gan Digitalis laevigata . Dioscorea illustrata Disa grandiflora 110 Disemma aurantiaca 53 coceinea Doryanthes Palmeri 260 Dracaena compacta 258. Fraseri 88 132 410 16 258 27 258 18 54 258 258. gloriosa 206. imperialis 165. inscripta 165 lutescens 206. metallica 29. ornata 258. Shepherdi Echeveria abyssinica 6. acutif. 6. adunca 6. agavoides 6. argen- tea 131. atropurpurea 6. brac- teolata 6. californica 6. calo- phana 6. campanulata 6. canaliculata 6. carinata 7. coceinea 7. Cooperi 7. cymosa 2. 5080 7. 131. fulgens 7. gibbaefl. 7. glauco-metallica 7. gracillima 7. grandifol. 7. laxa 8. linguaefol. 8. lurida 8. Iuteo-gigantea 8. maculata 8. metallica 8. mucronata 8. nodulosa 8. nuda 8. pubes- cens 8. pulverulenta 8. pumila 9. quintense 9. racemosa 9. retusa 9. retusa floribunda splendens 9. rhombifol. 9. rosacea 351. rosea 9. Scheerii 9. secunda 9. sec. glauca u. pumila 9. stolonifera Echinocactus ornatus Mirbeli Elaeagnus longipes Elleanthus xanthocomus . Encholirion Saundersii Epidendrum Cotillus 548. physodes Erythrina bogotensis Erythronium grandiflorum varie- tates Escallonia discolor 358. floribunda 358. illinita 358. littoralis 358. macrantha 353. 357. mac. duplicato-serrata 353. mac. sanguinea 353. montana 353. montevidensis 358. or- ganensis 358. Philippiana . Euphorbia plumerioides } Evonymus japon. elegans Freyeinetia Banksii Galactodendron utile Geranium anemonifolium Gladiolus purpureo-auratus Godwinia Gigas . Grevillea Forsterii . Greyia Sutherlandi . Gunnera brephogea Gustavia Theophrasta Hebeclinium iantkinum fol. var. Hibbertia Baudouinii 465. coeru- lescens 407. perfoliata fl. pl. Hibiscus cruentus, fulgidus, puniceus . ER AU LEIT IX Seite 165 406 407 130 550 168 165 469 358 469 382 232 211 299 165 409 259 278 274 206 493 467 106 X Seite Hippomane Maneinella . . . 3 Hoplophyllum Lindeni 231 Hydrangea Otaksa . . 40. 422 Hypoxis longifolia . . 3011 233 Iris iberica 465. Korolkowi 469. Libani 233. tomiolopha 259 Jasminum grandiflorum . . . 140 Juniperus chinensis aurea 203. chin. fol. varieg, 203. japonica v. albo varieg. 203. Sabina fol. varieg. . 203 Kaempferia rotunda 466 Korolkowia Sewerzowi 407 Laelia anceps var Dawsoni 132. harpophylla 230. Jonghiana 277 Lapageria rosea fl. albo 376. ros. grandifiora Larix europaea variegata Lilium auratum 160. aur. rubro- vittatum 161. Bloomerianum 465. concolor 28. dahuricum 78. Humboldtii 465. Philippi- nense 467 sinicum 28. tigri- num splendens 131. Wallichia- num 191. Washingtonianum 465 239 202 Limodorum Jncarvillei 233 Linaria aparinoides 278. hetero- phylla 278. reticulata 278. stricta Aobrite278 Listrostachys cephalotes rn Lobelia pumila flor. pleno 334. 377.525 Maclura trieuspidata . . . . 138 Macrozamia eburnea 166. ele- gantissima . 166 Maranta hieroglyphica 206. Ma- koyana 166 Masdevallia chimaera 206. 275. Harryanum 391. ignea 391. Lindeni 391. tovarensis 392. Veitchiana 0 391 Maxillaria porphyrostele 406 Melastoma grandifllora . . . 79 Meninia turgida . 354 Merendera Aitchinson . . 79 Mesembrianthemum introrsum . 466 Mesopinidium Brauwnianum . 2 Milla uniflora var. conspieua 230. Mimulus primuloidees 78 Murueuja aurantiaeeea 53 Mutisia auriculata 78. Gayana 78. ilicifol. 78. latifol. 78. spinosa 78 Nephrolepis davallioides furcans 132 Nerium Oleander variet. . 387 Nidularium spectabile . 170. 259 Odontoglossum Jnsleayi 407. Jnsleayi var. pantherinum 468. Seite Roezlii 468. Ruckeri 79. 128. tripudians 232. vexillarium 206. 231. . Omphalodes Luciliae 0 Oncidium Baldeviamae 352. da- systyle 132. leucochilum v. Dawsonianum 406. leucoch. speciosum 467. plagianthum 352. plicigerum 467. prae- textum 467, rotundatum 406. stelligerum 548. tetracopis 352 Onocyclus iberius . 465 Osbeckia Aubletia na 79 Oxalis Acetosella 111. alba 112. Aracacha 113. Biottae 116. bipunctata 115. Bowiei 112. caprina 112. carnosa 112, cernua 112. cernua fl. pl. 465. corniculata var. tropaeo- loides 112. corn. tropaeol. roseo-pieta 112. crassicaulis 113. erenata 113. dendroides 118. discolor 113. divergens 114. Ehrenbergii 114. elegans 114. esculenta 114. 117. floribunda 115. fruticosa 118. lasiandra 115. lasiopetala 115. lilacina 115. Martiana 115. megallorrhiza 116. me- gellanica 112. Ottonis 116. polymorpha 119. rosea 116. rubrocineta 116. sensitiva 118. tetraphylla 114. 117. tricolor 117. tuberosa 117. Valdiviensis 117. versicolor ET. unbiea alias IR Pandanus tenuifolius . 206 Passiflora Actinia 53. aculeata 53. alata 53. alba 53. albida 53. amabilis 53. arborea 53. aurantiaca 53. Banksii 53. Baraquiniana 53. Bijou 54. capsularis 259 cinnabarina 54. cireinata 54. coerulea 54. coer. racemosa 54. Colvillei 54. Decaisneana 54. discolor 54. edulis 54. filamentosa 54. foetida 54. fulgens 55. glauca 55. gracilis 55. helleborifol, 55. Herbertü 55. heterophylla 55. Hulleti 56. incarnata 55. Innesii 55. Karsteniana 55. Kermesina 55. laurifol. 56. Lawsoniana 56. Loudoni 56. macrocarpa 56. maliformis 56. Maximiliana 54. Medusae 56. 277 355 Mooreana 56. Munroi 56. onychina 56. organensis 56. pendulifl. 56. quadrangularis 56. racemosa 56. sanguinolen- ta 56. Servitense 56. tiliae- fol. 56. tinifol. 56. trifasciata 56. tucumanensis 56. verru- eifera 56. vespertilio 54. pitifolia Pentstemon Gordoni v. glandulosus 129. Grahami 549. Palmeri Perilla variegata Huberiana Pescatora Dayana 29. Dayana v. splendens . Phajus Berneysii 170 259. Blumei var. Berneysü . . Phaseolus vulgaris Philadelphus primulaeflorus Philodendron rubens Philydrum glaberrimum Phyllotaenium Lindeni . Physurus decorus 129. nobilis 129. Ortgiesii . . Phytelephas macrocarpa 8 Pilocereus fossulatus Pinus pumilio fol. var. Pistacia Lentiscus Pitcairnia corallina . Pinckneya pubens Pinguicula flos mulionis . . Platyloma bellum 132. 351. bra- chypterum Pleionema Gaudichaudianum Plectopoma hybrida en 465. ruban rose Podocarpus eee fol. are. BAT... Pourouma edulis Pourretia coaretata . Primula Parryi 93. Sieboldi var. lilacina 276. Sieboldii varie- tates 276. vertieillata var. sinensis war Psychotria eyanococca . Ptychosperma Alexandrae Puya alpestris 471. coaretata 47 1. coerulea 471. suberosa . Ranunculus hortensis . Rhexia conferta 130. grandiflora Rhododendron Chamaeeistus 465. malayanum . Rhynchanthera grandifl. 79. mono- dynoma KIN, b Seite Robinia hispida . Romanzoffia sitchensis Rosa Thea Mlle. Cécile Berthod Salisburia adiantifolia Salvia dichroa Saururus Loureiri Saxifraga Kotschyi . Sedum dasyphyllum glanduliferum 232. spathulifol. 78. steno- petalum . Selenipedium longifol. coloratum 168. Roezlii Silene Bolanderi 410. Hookeri . Sempervivum Funcki v. Aqualiense 468. tectorum var. atlanticum Sobralia macrantha pallida . Sonerila Bensoni . Spathiphyllum Ortgiesi . Stadmannia australis Strobilanthes consanguineus Tabernemontana Wallichiana Tacsonia insignis j Taxodium sempervirens varieg. Taxus baccata aurea 203. bac. elegantissima 203. hibernica aurea varieg. 203. pyramidalis Teucrium orientale . Tillandsia humilis 471. pubescens 471. propinqua 471. tessellata 207. usneoides . : Thymelaea candida 86. Cneorum 89. Laureola 87. Mezereum Thymus aureus 45. citriodorus marginatus. Tsuga canadensis varieg. Ulex europaeus Unona odoratissima Uvaria Kirkii. Vanda Denisoniana Vanilla aromatica Veronica Traversü . . Viola odorata 285. odor. 328. umbrosa . Vriesea brachystachys 79. tricolor Warrea tricolor var. stapelioides Xiphion Histrio . I e Yucca baccata 207 Zanonia sarcophylla 0% Zea gracillima he Zingiber Parishii le Zamia Roezlei 207 Zamioculeas Boivinii XI Seite 537 230 377 203 27 279 551 78 207 410 466 279 410 78 259 166 259 467 203 204 334 471 85 45 202 138 533 28 29 147 407 278 166 29 233 7. 275 130 75 131 550 231 XII Im Verlage von R. Kittler in Hamburg ſind erſchienen: Die Krankheiten der Culturpflanzen auf Aeckern, in Obſtanlagen, Wein⸗, Gemüſe⸗ und Blumengärten. Anleitung zur Erkenntniß, Verhütung und Heilung aller innerlichen und äußerlichen Krankheiten des Getreides, der Hülſenfrüchte, Futterpflanzen, Knollen- und Rüben⸗ gewächſe, Handelspflanzen, Obſt- und Maulbeerbäume, des Weinſtockes, der Küchen- garten- und Zierpflanzen von Dr. William Löbe, Redacteur der Illuſtrirten Land⸗ wirthſchaftlichen Zeitung. Gr. 8. Geh. 1 Thlr. Es ſchließt ſich dieſe Schrift gleichſam als Fortſetzung an die vor einigen Monaten von demſelben Verfaſſer erſchienene Schrift: „Die Freunde und Feinde des Landwirths und Gärtners“ und bekämpft andere dem Landwirthe und Gärtner Schaden bringende Feinde auf ſo praktiſche und wirklich anwendbare Weiſe, daß Jeder dem Verfaſſer danken wird, ſobald er die hierin angegebenen Mittel und Rathſchläge befolgt hat. Die künſtlichen Düngemittel und die Compoſte. Mit beſonderer Berückſichtigung der Vermeidung des Düngerverluſtes in größeren Städten. Für Landwirthe, Ortsbehörden, Düngerfabrikanten und Düngerhändler von Dr. William Löbe, Redacteur der Illuſtrirten Landwirthſchaft⸗ lichen Zeitung. Gr. 8. Geh. 12 Sgr. Trotz aller Mahnungen Liebig's und anderer Autoritäten geht noch immer durch unzweckmäßige Anlagen ſo viel Dünger verloren, daß es Zeit iſt, endlich hierin Wandel zu ſchaffen und wird dieſe Schrift viel dazu beitragen, die Kraft des Bodens zu vermehren und die Ernten eben ſo bedeutend zu erhöhen, wie es z. B. in England ſchon längſt geſchehen iſt. Ferner ſind in demſelben Verlage erſchienen: Die Freunde und Feinde des Landwirths und Gärtuers. Vollſtändige Anleitung zur Kenntniß, Schonung und Hegung der dem Feld-, Wiejen- und Gartenbau nützlichen, ſowie zur Kenntniß, Abhaltung und Vertilgung der den Pflanzen ſchädlichen Thiere von Dr. William Löbe. Nach den bewährteſten Erfahrungen. Gr. 8. Geh. 1 Thlr. Noch niemals wurden die den Pflanzen nützlichen oder ſchädlichen Thiere ſo ausführlich und gründlich behandelt und nirgends finden ſich ſo viele auf Erfahrung begründete Schutzmittel angegeben, wie in dieſem Buche des bekannten Redacteurs der landwirthſchaftlichen Dorfzeitung, und iſt daher das Buch für jeden Landwirth, Gärtner und Gartenbeſitzer unentbehrlich. Die höchſten Erträge der Obſtbaumzucht oder rationelle Cultur, Eigenſchaften, Kennzeichen und Benutzung der für Deutich- land paſſendſten, von den Pomologenverſammlungen zu Naumburg, Gotha und Berlin ganz beſonders empfohlenen Obſt- und Beerenfrüchte. Leicht verſtändliche Anleitung zur Anzucht, Pflanzung und Pflege von ca. 170 der prachtvollſten und nützlichſten, gegen klimatiſche Verhältniſſe am wenigſten empfindlichen und ſelbſt für mehr rauhe Gegenden tauglichen Obſt- und Beerenfrüchte, welche ſich nach langer Erfahrung als die beſten bewährten von J. G. Meyer. Für Gärtner, Landwirthe, Guts- und Gartenbeſitzer, Schullehrer, landwirthſchaftliche Lehr-Anſtalten und Landſchulen. Mit 12 Holzſchnitten. Gr. 8. Geh. Preis 16 Near. Während alle bisherigen Bücher über Obſtbaumzucht alle Obſtarten gleichmäßig behandeln und oft nicht einmal gute und geringe Sorten genau unterſcheiden, hat obiges Buch nur die Beſtimmung, ſich nur auf eine beſtimmte Anzahl zu beſchränken, die ſich nach langjähriger Erfahrung als die für Deutſchland am beſten geeigneten bewährt haben, ganz für das deutſche Clima paſſend find und durch ſtets reichlichen Ertrag den meiſten Nutzen bringen. Es iſt dieſe Schrift deshalb von dem größten Intereſſe, denn man wird, wenn man nach der Anleitung dieſes Buches geht, künftig von 10 Bäumen reichere Ernte haben, als ſie jetzt oft 30 oder 40 liefern. XIII Die Buchhaltung für Handelsgärtner. Leicht verſtändliche, praktiſche Anleitung, die kaufmänniſche einfache Buchführung in kurzer Zeit ſelbſt gründlich zu erlernen und auf alle Verhältniſſe des Samen- und Pflanzenhandels anzuwenden von J. G. Meyer. Für Kunſt⸗ und Handels- gärtner, Garten-Gehülfen und Lehrlinge. Gr. 8. Geh. 9 Nar. Es iſt dies die erſte Anleitung, den Gärtner in die richtige Geſchäftsführung ſeines Betriebes einzuweiheu und ihn darüber zu unterrichten, wie er auf leichte Weiſe ſein Geſchäft ſtets in Ordnung halten, es ſchnell überſehen und ſich dadurch viel Nutzen ſchaffen kann. Theor. und prakt. Auleitung zur Cultur der Kalthauspflanzen. (Orangerie und temperirte Häuſer der Gärtner) nebſt praktiſchen Bemerkungen über Pflanzen⸗Phyſiologie und Phyſik in Bezug auf Gärtnerei, einer Anleitung zur billigen Errichtung der verſchiedenen Gewächshäuſer, zur Behandlung der Pflanzen. im freien Lande und für das Zimmer, ſowie einem Verzeichniß der ſchönſten in Kalthäuſern zu cultivirenden Pflanzen von P. C. de Puydt. Mit 18 Abbildungen. Gr. 8. Geh. 22 ½ Ngr. Durch langjährige Erfahrungen und Beobachtungen iſt dem Verfaſſer Alles, was nur irgend zur Pflanzencultur gehört, ſo geläufig geworden, daß er kurz zuſammen— gedrängt Alles klar und verſtändlich giebt, was nur irgend hierbei von Wichtigkeit iſt. Der praktiſche Gärtner wie der Gartenliebhaber finden eine ſo genaue Angabe der vielen verſchiedenen Manipulationen vom Ausſäen an bis Samencultur im Freien oder der Behandlung im Winter, daß er ohne alle weitere Anleitung und große Lehrbücher ſich in allen Fällen hierin Raths erholen und unterrichten kann. Dabei iſt auch ſtets Rückſicht auf kleine Gärtner und Pflanzenfreunde genommen, die hiernach mit geringen Koſten alle Einrichtungen treffen können, die zur Erwerbung, Vermehrung und Conſervirung ſchöner und dankbarer Pflanzen nöthig ſind, worüber für jede Behandlung und Einrichtung nur das angegeben wird, was ſich von dem Neuen als das praktiſchſte und vortheilhafteſte bewährt hat. Nicht jeder Gärtner macht ſo viele Erfahrungen, und da dieſe meiſt ſehr theuer zu ſtehen kommen, wird der reiche Inhalt dieſes Buches ſowohl Gärtnern wie Blumenfreunden viele Täuſchungen und Koſten erſparen. Die praktifche Obſttreiberei in Treibhäuſern, Treibkäſten, Miſtbeeten und an Talutmauern, für den praktiſchen Gärtner bearbeitet von W. Tatter, Königl. Hofgärtner in Linden bei Hannover. Mit 46 in den Text gedruckten Abbildungen. Gr. 8. Geh. 1 Thlr. 15 Nar. Mit großer Sachkenntniß iſt hier das Reſultat langjähriger Praxis und Erfahrung niedergelegt, wodurch es jedem Gärtner und Gartenliebhaber leicht wird, die verſchiedenen Obſtarten in größter Vollkommenheit in viel früherer Zeit als ſonſt zur Reife zu bringen. Durch zweckmäßige Einrichtung der Treibhäuſer und Treibkäſten wird es möglich ſein, ohne große Mühe und Koſten, oft ſelbſt ohne Heizung die überraſchendſten Erfolge zu erzielen. Die genaue Beſchreibung der Anlage der Treibhäuſer und Käſten, die gründliche Behandlung der fruchttragenden Pflanzen, die Beſeitigung der ihnen ſchädlichen Inſecten und Krankheiten ꝛc. ꝛc. macht es Jedem möglich, Wein, Aprikoſen, Pfirſiche, Pflaumen, Kirſchen, Erdbeeren Johannisbeeren, Stachelbeeren, Feigen, Ananas, Bananen ꝛc. in ungewöhnlicher Vollkommenheit und Jahreszeit zu erziehen. Blumenzeitung (Weißenſeer). Gegründet von Friedrich Häßler. Redigirt von Julius Sckell. Erſter bis ſechsunddreißigſter Jahrgang, 1828 bis 1863. 4. a Jahrgang (52 Nummern) & 2½ Thlr. Mehrere Jahrgänge zuſammengenommen werden je nach der Größe der Vorräthe auch etwas billiger abgelaſſen. Mit dem 36. Jahrgange iſt dieſe Zeitung geſchloſſen und iſt von 1864 an mit der Hamburger Gartenzeitung vereinigt. XIV Sonder, Dr. O. W., Flora Hamburgensis. Beſchreibung der phanerogamiſchen Gewächſe, welche in der Umgegend von Hamburg wild wachſen, und häufig cultivirt werden. 8. 606 Seiten. Geh. 2 Thlr. 12 Ngr. Es iſt dieſes Werk, die Frucht 20jährigen Sammelns, das erſte, welches dem Freunde der Pflanzenkunde als wirklich zuverläſſiger Führer dienen kann. Es enthält genaue Beſchreibung, Angabe der Standorte u. ſ. w. von circa 1100 Pflanzenarten, von denen 992 einheimiſche, die meiſt auch im ganzen übrigen nörd⸗ lichen Deutſchland einheimiſch ſind, wodurch das Werk alſo bei der genauen Beſchreibung der Pflanzen auch für das ganze übrige nördliche Deutſchland von großem Nutzen iſt. Spreckelſen, Th. von, Neues Verfahren, die Wein⸗ und Roſen⸗Krankheit durch Schwefelblüthe zu vernichten. Gr. 8. Geh. 3 Nar. Wenn bisher auch ſchon viel Nutzen durch Anwendung der Schwefelblüthe bei der Krankheit der Reben-, Roſen⸗, Pfirſich- und anderer Obſt-Bäume erreicht wurde, ſo war der Erfolg doch nicht für alle Fälle erlangt worden. Es wird nun aber dieſer Erfolg ganz ſicher durch dieſes neue Verfahren erreicht, da die Art der Anwendung allein die Urſache war, daß die Krankheit nicht total verſchwand, wie es nach dieſer neuen Benutzungsweiſe der Schwefelblüthe ſicher geſchieht. ieh Die Alpenwelt in ihren Beziehungen zur Gärtnerei. Gr. 8. eh. gr. Die Darſtellung einer rationellen Cultur der Alpinen umfaßt den hauptſäch⸗ lichſten Inhalt obigen Büchleins und wenn wir bedenken, wie ſchwierig dieſe Cultur iſt, ſo glauben wir, daß es als ein zweckmäßiger Beitrag zu unſerer Gartenliteratur von den Liebhabern der herrlichen Alpinen aufgenommen werden wird, da es einestheils für jene, welche ſich mit der Zucht der Alpenpflanzen befaſſen, manche beachtungswerthe Winke enthält, anderntheils aber andere zur Cultur dieſer Gewächſe anregen dürfte. G. Wallis beurkundet in ſeiner Abhandlung eine größere Ver— trautheit mit den natürlichen Erforderniſſen, welche den ſublimen Alpenpflanzen im fremden Gebiete, ob im freien Gartenraume, ob im geſchloſſenen Hauſe, geboten werden müſſen, damit ſie gedeihen können. Er hat das Leben dieſer Pflanzen auf ihren heimathlichen Standorten in den Alpen beobachtet und baſirt die Cultur der— ſelben auf die möglichſte Berückſichtigung und Hervorrufung jener climatiſchen und geognoſtiſchen Verhältniſſe, welche ihnen dort wie hier zur Bedingung einer voll— kommenen Lebensentfaltung werden. (Correſpondent.) Fiſcher, Friedr. Ferd., Gründe und Anleitung Braunkohle als ein direktes und wahrhaft nährendes Düngungsmittel verwenden zu können. Für jedweden Vf. verſtändlich und allgemein ausführbar dargeſtellt. Gr. 8. Geh. 5 Nar. Haas, Dr. A. A., Kern der Erfahrungen auf dem Gebiete 115 Haus⸗ und Feldwirthſchaft. Ein Wegweiſer durch Arbeit zum Wohlſtande. 8. Geh. 21 Ngr. Richard, H., Die Kartoffelkrankheiten im n Allgemeinen, beſonders aber die jetzt herrſchende, ihre Kennzeichen und Urſachen mit Angabe der Mittel, die jchäd- lichen Folgen der Krankheit zu vermindern und derſelben für die Zukunft vor⸗ zubeugen. 8. Geh. 5½ Bogen. 5 Ngr. Schmalz, Dr. Heinr. Gottl., Die Maceration thieriſcher Stoffe in Gülle⸗ gruben, ein unſchädliches und kräftiges Beförderungsmittel der 8 vom geſundheitspolizeilichen Standpunkte aus betrachtet. Gr. 8. Geh. 5 Ngr.“ Uslar, J. L., von, Die Wurzeln der Pflanzen oder die a durch die Wurzelausſcheidungen der Pflanzen. 2. Ausg. Gr. 8. Geh. 24 Nar. Hierin wird jeder denkende Landwirth der Belehrung ſo viel finden, daß er durch den vermehrten Ertrag feines Bodens die kleine Ausgabe für dieſes Buch bald tauſendfach erſetzt ſehen wird. Auch Gärtner, Botaniker und Naturfreunde werden daraus noch viel Neues, Nützliches und Belehrendes erfahren. Ueber die Anpflanzung der gemeinen Hauszwetſche. Wir Menſchen laſſen uns häufig an das, was zu unſerem eigenen Vortheil dient, erſt oft und viel erinnern, ehe wir zugreifen, uns daſſelbe zu Nutze zu machen. | Dieſe Aeußerung läßt ſich auch auf den gemeinen Zwetſchenbaum an- wenden. Die Frucht dieſes Baumes iſt ſo nützlich und werthvoll für kleine und große Haushaltungen, daß man ihn gar nicht zu viel anpflanzen kann. Obgleich die gemeine Zwetſche in allen deutſchen Gauen gut gedeiht, und obgleich ihr ſelbſt in Norddeutſchland klimatiſcher Verhältniſſe wegen keine Hinderniſſe entgegen ſtehen, da wir die Polargrenze dieſer Obſtbaumſorte erſt auf der Scandinaviſchen Halbinſel unter dem 63. Grade finden, ſo wird dieſelbe doch lange noch nicht in ſolcher Menge angepflanzt, als ſie es verdient. Namentlich trifft man die gemeine Zwetſche zu wenig in den Gärten der Arbeiter. Es möchte daher keine unnütze Mühe ſein, an dieſe Obſtſorte beſonders zu erinnern und etwas über ihre Wachsthumsverhältniſſe ꝛc. mitzutheilen, vielleicht, daß man ihr dadurch noch mehr Aufmerkſamkeit zuwendet. Daß man in jetziger Zeit im Allgemeinen dem Obſtbau beſondere und wieder mehr Aufmerkſamkeit ſchenkt, iſt eine erfreuliche Thatſache, die dankbar an⸗ erkannt werden ſollte. Doch kann es immerhin für das Ganze nur förder⸗ lich ſein, wenn man aus dem reichen Schatze der Pomologie einen einzelnen Gegenſtand beſonders hervorhebt, zumal wenn das zu empfehlende Object — geeignet iſt, die Subſiſtenzmittel der unteren Volksklaſſe zu vermehren. — Die Hauptfrage iſt allerdings bei einer vermehrten Anpflanzung des Zwetſchenbaumes: wo nehmen die kleinen Leute, die keinen Grund und Boden ihr Eigenthum nennen können, die Plätze her, um eine hinlängliche Anzahl davon anzupflanzen? Denn die paar Ruthen Gartenland dürfen nicht all⸗ zuſehr mit Obſtbäumen beſetzt werden, ſonſt würde die Familie an der Kartoffelernte ꝛc. Einbuße erleiden. Rath würde ſich in dieſer Beziehung wol ſchaffen laſſen. Da die Gutsherrſchaften, welche in jetziger Zeit ohne - hin es ſich zur Aufgabe gemacht haben, die Lage ihrer Untergebenen nach Kräften zu verbeſſern, ſo würden ein paar mehr Ruthen für einen kleinen Obſtgarten keinen erheblichen Nachtheil für den Beſitzer e Außer⸗ Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXIX. 2 dem gedeiht der Zwetſchenbaum auch bei uns in Norddeutſchland an Land⸗ ſtraßen — ich traf z. B. im Mecklenburgiſchen eine ſolche Allee von Zwetſchenbäumen, wo die Kronen der Bäume buchſtäblich blau von lauter Früchten waren. Wenn nun auf allen Beſitzungen die Wegeränder mit Zwetſchenbäumen bepflanzt und gleichmäßig den Arbeiterfamilien zur Pflege und Benutzung überwieſen werden, ſo würden dadurch die Einkünfte der Arbeiter bedeutend vermehrt, ſie gewönnen dadurch für die eigene Haus⸗ haltung einen nützlichen Verbrauchsartikel und könnten von dem Ueberfluß event. einige Thaler Geld löſen zu andern nützlichen Zwecken. — Auch trifft man häufig auf den Gütern große Grabenränder, die zu beiden Seiten mit Weiden bepflanzt ſind; würde man von nun an die eine Seite des Grabens und zwar die Nord-, event. die Nordoſt- oder Nordweſt-Seite mit Weiden beſtehen laſſen und die entgegengeſetzte Seite mit Zwetſchenbäumen bepflanzen, ſo könnte dies Verfahren gewiß nicht zum Nachtheil der Feldcultur aus⸗ fallen; zumal, wenn die Arbeiter wiſſen, daß die Früchte, welche an den Bäumen erzielt werden, ihnen in den Schooß fallen, würden ſie ſchon dafür aufpaſſen, daß von dem in der Nähe befindlichen Getreide nichts beſchädigt wird. — Sollte man hiernach beſorgt fein, wo denn bei ſolchen Aus- führungen plötzlich ſoviel Zwetſchenbäume hernehmen, ſo diene zur Antwort, daß es Handelsgärtnereien giebt, welche dieſe Obſtſorte zu vielen Tauſenden bereit ſtehen haben und die nur der Verwendung harren, auch beim en gros- Ankauf zu erſtaunlich billigen Preiſen abgegeben werden. Was die Wachsthumsverhältniſſe des Zwetſchenbaumes anbetrifft, ſo erreicht derſelbe keine große Höhe und Ausbreitung, wie die andern Obſt⸗ bäume, nämlich Kirſchen-, Aepfel- und Birnbäume, und iſt ſein Wuchs auch nicht ſo ſperrig, vermöge deſſen er näher unter ſich zuſammengepflanzt werden kann. Das Verpflanzen geſchieht auf höher gelegenem Boden am zweckmäßigſten im Herbſte, dagegen auf Boden mit niedriger Poſition mit mehr Vortheil im Frühling. Hinſichtlich der Beſchaffenheit der Ackerkrume, in welcher der Zwetſchenbaum am liebſten wächſt und am dankbarſten trägt, ſo habe ich immer gefunden, daß er dem gewöhnlichen ſchwarzen, gut culti⸗ virten Acker zwar den Vorzug giebt; allein deſſenungeachtet gedeiht er nicht minder gut auch in allen andern Bodenarten, nur reiner Sandboden ſagt ihm nicht beſonders zu; wo hingegen aber ſeine Früchte in mergelhaltigem Sandboden von bedeutend ſüßerem Geſchmack werden. — Inſofern der Zwetſchenbaum, wie alle andern Obſtbäume, dem Be⸗ ſchneiden unterworfen iſt, hat man ſein Augenmerk darauf zu richten, daß ſolches bei bereits tragbaren Bäumen ſich nicht auf Einſtutzen und Zurück⸗ ſchneiden erſtrecke, ſondern nur darauf beſchränke, das Vorhandene zu er⸗ halten. Alles, was man dieſer Obſtſorte in Bezug auf das Erhalten der Baumkrone zum Vortheil kommen laſſen kann, beſteht darin, daß nur das kranke und abgeſtorbene Holz zu entfernen iſt, ſonſt aber Alles beibehält und wachſen läßt. — Wie oben bereits angedeutet worden iſt, thut Derjenige, welcher eine größere Anpflanzung von dem gemeinen Zwetſchenbaume zu machen beab- ſichtigt, am vortheilhafteſten, ſich die benöthigten Stämme bei einem Handels⸗ 3 gärtner zu kaufen. Denn obgleich man zu dieſem Zwecke auch die ziemlich erſtarkten Wurzelſchößlinge verwenden kann, ſo werden dieſe aber niemals ſo gefunde dauerhafte Standbäume werden, als wenn die Pflanzen von Jugend auf in der Baumſchule für ihren künftigen Beruf erzogen und gepflegt worden ſind. — 5 J. Ganſchow. „— en Ueber den Manzinella⸗Baum (Hippomane Maneinella L.). | Von G. Wallis. Durch Meyerbeer's Opernwerk, die Afrikanerin, das auf den meiſten Bühnen Europa's aufgeführt wird, iſt der in dieſer Oper vorkommende Baum fo allgemein bekannt geworden und erregt ein jo allgemeines In- tereſſe, daß wohl Mancher ſich die Frage geſtellt haben dürfte, ob denn wirklich der Manzinella-Baum, der in der Natur jo bezaubernd ſchön aus— ſieht, die ihm zugeſchriebene Wirkung beſitzt. Manches von dem Baume Geſagte mag eine Fabel ſein, unbeſtritten ſteht aber feſt, daß derſelbe einer der giftigſten Bäume der Erde iſt. | Was ich nun bei eigner Anſchauung über dieſen Baum erfahren, er⸗ laube ich mir in Folgendem mitzutheilen. Die Heimath dieſes ſo berüchtigten wie intereſſanten Giftbaumes iſt das nördliche Küſtengebiet der ſüdamerikaniſchen Republik Neugranada, ſo weit es nämlich den antilliſchen Meerbuſen umſäumt, wo er in ſumpfigen Niederungen bald vereinzelt, bald aber auch in Menge wachſend, angetroffen wird. a Durch ſeine äußeren Umriſſe bietet genannter Baum einen impoſanten Anblick dar, erhebt ſich aber ſelten über 7,16 — 8,60 Ctm. Die Blätter ſind einfach, abwechſelnd ſtehend, langgeſtielt; Blattfläche lederartig, oval, am Rande undeutlich ausgeſchweift, gezähnt, dunkel glänzend grün. Die Aeſte bilden eine dichte, ſchöne Krone. Die Blüthen ſind klein und ganz unſcheinbar, diöciſch. Die männlichen ſtehen in ſpitzenſtändigen Aehren und ſind hier büſchelweiſe zuſammengedrängt. Die weiblichen Blumen ſtehen einzeln auf der Spitze kurzer Seitenäſtchen. Von beſonderer, in die Augen fallender Schönheit ſind aber die ſaftigen rothen Früchte, an Größe und Form den Kirſchen oder auch den kleinen Paradiesäpfeln zu vergleichen, und thatſächlich giebt ja das Wort Manzinella einen Hinweis auf Aepfel, indem es das Diminutiv von dem ſpaniſchen Manzana (Aepfel) bildet. Die Frucht iſt fleiſchig und umſchließt eine vielfächerige nicht aufſpringende Steinfrucht, die in jedem Fache ein Samenkorn enthält. | | Alles am Baume iſt in hohem Grade giftig, nicht allein durch Ge— nuß, ſondern auch durch äußere Berührung, wie ich durch ein leichtfertig genug vorgenommenes Experiment an mir ſelbſt erfahren ſollte. Nicht nur in Europa, ſondern auch an Ort und Stelle in Süd— amerika hatte ich Unglaubliches über die giftigen Eigenſchaften des ge— nannten Baumes vernommen. In meiner Gewohnheit, von allem Ab— 1 * 4 ſonderlichen in der Natur mich womöglich durch eigene Anſchauung zu über⸗ zeugen, vermochte ich daher dem Wunſche nicht zu widerſtehen, die Wirkungen dieſes Pflanzengiftes in irgend einer Weiſe zu erproben. Ich begab mich zu dem Zweck hinaus auf ein ſumpfiges, reich mit Manzinella-Bäumen be⸗ ſtandenes Gebiet. Hier machte ich mir unter einem der größten Bäume Allerlei zu ſchaffen, um längere Zeit die Ausdünſtungen deſſelben em- zuathmen; ich beobachtete und zeichnete die diöciſchen Blüthen, zerquetſchte die Früchte zwiſchen den Fingern und brach ſchließlich einen Zweig ab, mit dem ich mehrere Male vor dem Geſichte hin und her fuhr. Da aber bewahr— heitete ſich faſt an mir das Wort: „Wer ſich in Gefahr begiebt, kommt darin um.“ Das Geſicht ſchwoll mir an und eine raſch zunehmende Entzündung warf ſich auf Ohren, Augen, das Innere der Naſe und ſogar auf die Mundhöhle und den Schlund, in welchen letzteren Theilen ich ein eigenthümliches Kitzeln empfand. Schleunigſt entfernte ich mich von dem Baume, mußte aber durch vier ſchmerzensvolle Tage meine Verwegenheit büßen, kann alſo durch eigene Erfahrung beſtätigen, daß der Manzinella-Baum nicht ohne Urſache in einem ſo böſen Rufe ſteht. Bekanntlich ſind aber mehrere Pflanzen den Menſchen ſchädlich, während ſie einzelnen Thieren unſchädlich ſind, und ſo machte ich auch hier die Be— obachtung, daß eine große Raupe ſich von den Blättern dieſes Baumes nährt, und daß ſie nicht zufällig auf den Baum gerathen war, beweiſen mir zahlreiche von den Zweigen herabhängende weiße ſeidenartige Cocons von etwa 7 Centim. Länge. Ein anderes Thier, das unbeſchadet von dem Baume frißt, iſt die Ziege, die häufig von den Küſtenbewohnern gehalten wird; die Natur aber ſchützt ſie durch inſtinktmäßige Selbſthilfe, indem dieſe Thiere nach jedesmaligem Genuſſe von dieſem Baume Salzwaſſer zu ſich nehmen. Nachtrag zu Obigem vom Redacteur. Wir haben ſchon öfters über dieſen Giftbaum in der Hamburger Gartenzeitung berichtet, jo z. B. im Jahrg. 1862, S. 197 und 1866, S. 571, worauf wir zu verweiſen uns erlauben. Viele dem Baume zu⸗ geſchriebenen Eigenſchaften gehören jedoch in das Reich der Fabeln, wie dies von unſerem Reiſenden beſtätigt wird. — Von einem Nicolſon wird jedoch die Verſicherung gegeben, daß er ſich mehrere Stunden während eines heftigen Regens unter dem Schatten dieſes Baumes ausgeruht habe, ohne ſich das geringſte Uebel zuzuziehen. Jacquin, Dutour und Andere haben dieſen Verſuch wiederholt und auch ohne etwas Schädliches wahr zu nehmen. In⸗ deſſen vermeidet man es, und wohl mit Recht, lange Zeit unter dieſem Banme zu ruhen, und die allgemein verbreitete Meinung, daß die Luft in ſeiner Nähe ſchädlich ſei, hat jedenfalls etwas Wahres an ſich. Dr. Seemann erzählt, daß die Mannſchaft des „Herald“ das Holz des Baumes benutzt habe, um Feuer zum Kochen der Speiſen anzumachen. Alle, die das Feuer umſtanden, erblindeten vom Rauche auf 2—3 Tage, bekamen aber dann die Seh⸗ kraft wieder. Die Echeverien⸗Arten, deren Verwendung und Cultur. Seit fünf bis ſechs Jahren gehören die verſchiedenen Arten und Abarten der Gattung Echeveria, mit zu den geſuchteſten und beliebteſten Pflanzen für die Teppichgärtnerei und in der That, es giebt kaum eine Pflanze, die eine größere Verwendung findet, als einige Arten dieſer Gattung. Wir ſahen im vorigen Sommer in einem Privatgarten, wo das ganze Parterre vor dem Wohnhauſe aus einem Teppichbeetgarten beſtand, wo allein gegen 25,000 Exemplare von der Echeveria secunda glauca zu Ein⸗ faſſungen verwendet waren. Während der letzten Jahre ſind zu den, meiſt nur in botaniſchen Gärten vorhanden geweſenen Arten, eine Menge neue Arten und Blendlinge eingeführt und in den Handel gekommen, und es dürfte für viele der geehrten Leſer willkommen ſein eine Zuſammenſtellung aller bis jetzt in den Gärten und im Handel vorkommenden Arten zu beſitzen, um die noch etwa fehlenden Arten ſich verſchaffen zu können. Alle Arten ohne Ausnahme ſind hübſche, der Cultur würdige Gewächſe, ſei es zur Zierde der Gewächshäuſer oder zur Verzierung der Blumenbeete im Freien während des Sommers. Die Echeverien gehören zur natürlichen Familie der Craſſulaceen Rchb. und unterſcheiden ſich von der Gattung Cotyledon nur durch die tiefere getheilte Corolle. In neueſter Zeit haben ſich Saunders und Baker auch eingehend mit den Cotyledon's beſchäftigt (ſiehe Refugium botanicum 1869 ). Nach dieſen beiden tüchtigen Botanikern find die amerikaniſchen Echeverien, ſo wie die in Europa und in der nördlichen, gemäßigten Zone der alten Welt vorkommenden Umbilicus-Arten generiſch nicht von den afrikaniſchen Cotyledon's verſchieden, was auch ſchon früher von Hooker und Bentham nachgewieſen worden iſt. Saunders und Baker haben verſucht, von den amerikaniſchen Cotyledon's, alſo den früheren Echeverien, eine monographiſche Bearbeitung zu liefern und die einzelnen Arten mit genauen Diagnoſen zu verſehen. Die Cotyledon's (im weiteren Sinne) theilen ſich dem äußern Anſehen nach in ſolche, welche ſcheinbar keinen Stengel machen, indem die dicken, fleiſchigen Blätter, ähnlich wie bei den bekannten Hauswurz-Arten (Semper- vivum), eine dicht auf der Erde aufliegende Roſette bilden und find es namentlich auch dieſe Arten, die für die Teppichgärtnerei jetzt ſo große Verwendung finden, und in ſolche, wo ein Stengel ſich erhebt, an dem die Blätter anfangs dick, ſelbſt wiederum roſettenartig ſtehen, mit der Ver⸗ längerung des Stengels aber auseinander gehen und zerſtreut ſich an ihm befinden. ) Unter dieſem Namen hat der bekannte engliſche Pflanzen- und Blumen⸗ liebhaber Saunders, eine monatlich heftweiſe erſcheinende Zeitſchrift im Jahre 1869 begonnen, die von großem botaniſchen Werth iſt, weil in ihr nicht allein neue und kritiſche, von dem Herausgeber kultivirte und genau beobachtete Pflanzen be⸗ ſchrieben und abgebildet werden, ſondern weil darin auch namentlich auf ſolche Pflanzen Rückſicht genommen iſt, die ſich ſchwer trocknen laſſen und daher nur ſelten in Herbarien anzutreffen ſind, wohin unter vielen auch die Craſſulaceen gehören. Des leichteren Auffindens wegen laſſen wir die in den Gärten bekannten Arten alphabetiſch geordnet folgen. Die im citirten Refugium botanicum abgebildeten Arten ſind jedoch unter dem Gattungsnamen Cotyledon abgebildet, während wir für dieſelben den gebräuchlichern Namen Echeveria bei⸗ behalten haben. | Echeveria abyssinica. Dieſe ſchöne neue Art wurde vom Major Leveſon aus Abyſſinien in England eingeführt. Der Stengel veräſtelt ſich und hat die Pflanze viel Aehnlichkeit mit einigen der ſich veräſtelnden Semperviva. Die Blumen ſollen roth ſein. Die Stengel ſind Finger dick, an deren Spitze die Blätter rofettenartig geſtellt ſind. Die letzteren find 3—4 Zoll lang, glänzend und hellgrün und fein gewimpert am Rande. Die Pflanze bildet einen ſchönen kleinen Buſch von 1— 14 Fuß Höhe. Ob es eine zur Gattung Scheveria gehörende Art iſt, bleibt noch ungewiß. | E. acutifolia Lindl. Botan. Reg. 1842 Taf. 29. Dieſelbe kommt der E. gibbiflora nahe, iſt jedoch ſchöner als dieſe; die Blumen ſind ſcharlach⸗ roth und gelb ſchattirt. Dieſe Art wurde vor Jahren durch Hartweg von Oaxaca (Mexico) in England eingeführt. E. adunca Bak. Refug. Bot. Taf. 60. Der Stengel wird 2—4 Fuß hoch und trägt am untern Theile die ſehr dicken, 2 Zoll langen und blau⸗ grünen Blätter ziemlich entfernt, während ſie nach oben dichter ſtehen. Die Blüthen ſind von gelbfeuerrother Farbe. Vaterland Mexico. E. agavoides. Es iſt dies eine der ſchönſten mit einer Blätterroſette verſehenen Arten und verdient dieſe mit Recht, weil ſie ohne Blüthen kaum von einer kleinen Agave aus der Gruppe der A. Verschaffelti und Ghiesbrechtii zu unterſcheiden iſt. Die hellrothen Blüthen bilden bei dieſer Art keine Aehren, ſondern eine Doldentraube. Eingeführt wurde ſie von Jean Verſchaffelt in Gent, der Samen davon direct von Mexico erhielt. E. atropurpurea. Die dunkelblutrothen, länglichen Blüthen zeichnen dieſe Art aus. E. bracteolata Lk. Kl. und Otto iſt eine Stengel treibende Art, die jetzt aus den Sammlungen verſchwunden zu ſein ſcheint. E. californica Bak. Mehrere der roſettenartigen, alſo niederen Echeverien oder nach Saunders und Baker, Cotyledon's ſind neuerdings aus Californien eingeführt worden. Im Handel hatten ſie ſämmtlich zuerſt den Namen E. californica erhalten, jedoch gehören hierher mehrere Arten, die von einander verſchieden ſind, wie z. B. E. glauca. Eine andere blaugrüne Art mit längeren und ſpitzeren Blättern iſt die hier genannte E. californica (Refug. Botan. Taf. 70). Sie hat gelbe, wenig in die Augen fallende Blüthen. E. calophana iſt eine uns unbekannte Art, die in engliſchen Gärten unter dieſem Namen vorkommt. j E. campanulata Kze. Eine herrliche Art, die einen ſtarken Stengel treibt, der oft eine Höhe von 1—2 Fuß erreicht und ziemlich dick wird. Dieſe Art ſtammt aus Mexico und ſteht zunächſt der E. grandifolia. | E. canaliculata Hook. Botan. Magez. Taf. 4986. Dieſe ſehr hübſche Art mit brennend rothen Blüthen wurde von Staines in Real del Mente 7 in Mexico entdeckt und von ihm eingeführt. Sie ſteht der E. Scheerii Lindl. am nächſten und unterſcheidet ſich durch mehr gleichbreite und an den Rändern in die Höhe gehobene, daher rinnenförmige Blätter. E. carinata. Dieſelbe ſoll eine Hybride fein zwiſchen E. metallica und E. atropurpurea. Die Blätter ſind von ähnlicher Färbung wie die der E. metallica, aber länger und mehr oval und rinnenförmig, daher der Name. E. coceinea De. iſt eine alte in den Gärten bekannte ſucculente Kalthauspflanze. E. Cooperi Bak. Refug. Botan. Taf 72. Eine kurz und gedrungen wachſende Art. Die bis 2 Zoll langen, dicken und länglichen Blätter ſind von hellblaugrüner Farbe und mit dunklern, bisweilen bräunlichen Flecken dicht beſetzt und ſtehen an der Baſis des Stengels zu 5 bis 6 ziemlich gedrängt, der bis Fuß hohe Blüthenſtengel iſt dagegen faſt ganz nackt. Die Blüthen ſind grünlich. E. cymosa Bak. Ref. Botan. Taf. 68. Gehört zu den roſettenartigen Echeverien, iſt jedoch eine der weniger zu empfehlenden Arten, indem ſie ziemlich große, aber nicht zahlreiche Blätter von 4 Zoll Länge und blau— grüner Farbe beſitzt. Eigenthümlich iſt, daß die Blätter im obern Theile ſich zurückſchlagen. Die Blüthen ſind röthlichgelb. E. farinosa Bak. Refug. Botan. Taf. 71. Iſt ebenfalls eine Roſetten bildende Art, treibt aber zuweilen einen kurzen Stengel, die hellgrüne Roſette iſt nicht hübſch gebaut und die Blüthen ſind gelb. Stammt aus Californien. E. fulgens Lem. Refug. Botan. Taf. 64. Dieſe ſchöne Art iſt durch Ambr. Vertſchaffelt in Gent vor mehreren Jahren in den Handel gekommen. Sie macht nur einen kurzen, 4—6“ hohen Stengel, zahlreiche ſpatelförmige Blätter von 3—4 Zoll Länge und von hellblaugrüner Farbe bilden eine dichte Roſette und ſchließen einen 12 — 18 Zoll langen, mit allmählig kleiner werdenden Blättern beſetzten Blüthenſtand ein, der oben wenige und über— hängende Trauben trägt. Die großen, ſchönen Blüthen haben eine hoch— rothe Farbe. E. gibbaeflora Moc. et Sess, Refug. botan. Taf. 65. Stammt aus Mexico und iſt eine alte bekannte Art, von der man ſeit einigen Jahren eine ſehr hübſche Abart mit großen, ſchmutzig purpurvioletten Blättern unter dem Namen E. metallica (ſiehe weiter unten) kultivirt. — Die rothen Blumenblätter werden von einem violetten Kelche eingeſchloſſen und bilden einen ſehr veräſtelten Blüthenſtand. E. glauco- metallica. Iſt ein Blendling zwiſchen der E. metallica und glauca und wurde in England gezüchtet. Die Pflanze ähnelt in Färbung der Blätter der E. glauca, letztere ſind jedoch drei mal größer. Es iſt dies eine ſehr viel geſuchte Pflanze. E. gracillima Mühlpf. Es ſcheint dieſe Art nur eine feinblättrige Abart der E. secunda und auch aus den Gärten ganz verſchwunden zur fein. E. grandifolia Haw. Dieſe Art iſt mit eine der älteſten in den Sammlungen. Sie treibt einen ſtarken und hohen Stengel an deſſen oberm Ende die großen, breiten, ſpatelförmigen Blätter ſitzen. Der Blüthen⸗ ſtengel erreicht ebenfalls oft eine Länge von mehreren Fuß. Sie ſteht der 8 oben genannten E. campanulata am nächſten, mit der fie auch oft ver- wechſelt wird. E. laxa. Es iſt dies eine uns noch unbekannte Art, die jedoch ſich in engliſchen Gärten unter dieſem Namen vorfindet. E. linguaefolia Refug. Botan. Taf. 58. Eine mit einem Stengel verſehene Art. Derſelbe erreicht eine Höhe von 1—1Y, Fuß und iſt ziemlich dicht mit breiten und dicken Blättern von 2¼ Zoll Länge und grasgrüner Farbe beſetzt. Seitlich kommt ein Fuß langer, mit zahlreichen grünen und deshalb unſcheinlichen Blüthen beſetzter Stengel hervor. E. lurida Lindl. Bot. Reg. 1844 Taf. 1, Refug. Botan. Taf. 59. Eine ſehr zu empfehlende Art mit ziemlich großen Roſetten ſchmutzig oliven- grüner Blätter. Die prächtig rothen Blüthen bilden eine lange Aehre von oft über Fuß Länge. Vaterland Mexico. Dieſe Art ſteht der E. secunda nahe, iſt jedoch gut verſchieden von derſelben. E. luteo-gigantea iſt ein in den engliſchen Handelsgärtnereien befind⸗ licher Blendling, deſſen Bekannſchaft wir jedoch noch nicht gemacht haben. E. maculata Salm. Refug. Botan. Taf. 35. Aehnlich der E. Cooperi wegen der braunrothen Blätter, der 4— 6 Zoll hohe Stengel iſt veräſtelt, und trägt nur am obern Theile die breiten, bis 2 Zoll langen und blaugrünen Blätter. Die grünen Blüthen, deren oberen Blumenblätter zurückgeſchlagen ſind, bilden eine reiche Aehre. E. metallica. Ein herrlicher Blendling, den wir ſchon öfters be⸗ ſprochen haben. Er nimmt unter den Stengel treibenden Echeverien unſtreitig den erſten Platz ein. E. mucronata Schlecht. Dieſe Art wurde früher im botaniſchen Garten zu Berlin kultivirt, ſcheint jedoch jetzt wieder verloren gegangen zu ſein. E. nodulosa Refug. Botan. Taf. 56. Treibt einen 6—8 Zoll hohen Stengel und ſtammt aus Mexico. Die breiten und dunkelgrünen Blätter, welche eine Roſette bilden, haben einen braunen Rand und ſind auch auf der Unterſeite etwas roth gefärbt. Die wenigen grünbraunen Blüthen bilden eine ſchlaffe Aehre. E. nuda Refug. Botan. Taf. 57. Stammt wie die vorige aus Mexico, der nackte Theil des Stengels iſt 6—8 Zoll lang, ebenſo wie der mit 12—15 ſehr breiten und wenig blaugrünen, bis 12 Zoll langen und 1¾ Zoll breiten Blätter ziemlich dicht beſetzte Theil, und endigt mit einem 1 Fuß langen Strauße, deſſen gelbrothe Blüthen ziemlich gedrängt ſtehen. E. pubescens Schlecht. Iſt eine von Schlechtendal in der allgemeinen Gartenzeitung von Otto und Dietrich beſchriebene mexicaniſche Art, die aus den Gärten verſchwunden zu ſein ſcheint. E. pulverulenta Refug. Botan. Taf. 66. Zu den Arten mit deut⸗ lichem Stengel, die bei jedem Triebe eine Roſette bilden, die unter Um— ſtänden bleibt, gehört die hier genannte. Auf einem 12 Zoll hohen Stengel befindet ſich eine Roſette, aus der unmittelbar der ſchwache, mit kleinen Blättern dicht beſetzte Blüthenſtengel hervorgeht, am Ende ſich in 2 oder 3 Zweige theilend und 1—3 Fuß lang werdend. Die breiten Roſettenblätter 9 erhalten eine Länge von 3—4 Zoll und find auf beiden Seiten mit einem weißen und pulverigen Ueberzuge verſehen. Blüthen gelbroth. E. pumila Van Houtte. Die Einführung dieſer Art verdanken wir van Houtte in Gent. Sie treibt ziemlich große, aber nicht zahlreiche Blätter von 4 Zoll Länge und blaugrüner Farbe. E. quitense Lindl. Eine ſehr hübſche halbharte Pflanze mit dunkel⸗ rothen Blumen von Peru. Der Stengel erreicht eine Höhe von 6 Zoll und iſt mit ſpatelförmigen Blättern beſetzt. E. racemosa Schlecht. Die Blätter roſettenartig, glatt, fleiſchig, dick, ſtiellos, ganzrandig, zugeſpitzt, 3“ lang, 1 Zoll breit, oben concav, unten convex, grau, grünlich, am Rande oft röthlich. Stammt von Jalapa (Mexico). E. retusa Lindl. Botan. Reg. 1847 Taf. 57. Wurde 1847 von Hartweg aus Mexico eingeführt, woſelbſt er ſie bei Anganguco auf Felſen wachſend fand. Es iſt eine zwergartige Form, nicht unähnlich einer zu⸗ ſammengezogenen Form von E. Scheerii. Ihre Blätter ſtehen anfänglich geſchloſſen, dachziegelartig, aber niemals wirklich roſettenartig und ſpäter der Länge nach am Stengel ſtufenweiſe zerſtreut. Sie ſind ſpatelförmig und breit, blaugrün und mit einen röthlichem Rande eingefaßt. Die Blüthen, in ſchöner Rispe beiſammenſtehend, ſcharlachroth, inwendig orangefarben. E. retusa floribunda splendens. Dieſe Varietät wird von W. Bull als eine ausnehmend ſchöne, im Winter und Frühling blühende Pflanze empfohlen. Ihr Wuchs iſt gedrungen, die Blätter hübſch blaugrün. Die Pflanze zeichnet ſich durch ein reiches Blühen aus, an einem Stengel be- finden ſich meiſt 25—30 Blumen. Letztere ſind ſchön roth, inwendig brillant gelb. E. rhombifolia (Cotyledon rhombifolia Haw.) ſtammt aus Südafrika. Sie gleicht der E. maoulata, bekommt aber nur im Alter auf den ziemlich gleich geformten und gefärbten Blättern dunklere Flecken. E. rosea Lindl. Bot. Reg. 1842 Taf. 22. Eine niedliche kleine Art, von Mexico. Dieſelbe unterſcheidet ſich von E. gibbaeflora durch den kurzen gedrängten Blüthenſtand und durch die gelben Blumen mit rothen Bracteen. E. Scheerii Lindl. Bot. Reg. 1845 Taf. 27. Die Blätter ſind groß und blaugrün, Blumen dunkelroſaroth, an langer überhängender Traube. Vaterland Mexico. E. secunda Lindl. Bot. Reg. 1840 Taf 57. Es iſt dieſe eine ſeit 1840 in den Sammlungen bekannte Art mit roſettenartig geſtellten Blättern, und wurde zur Zeit aus Mexico von C. Lemon eingeführt. Dieſelbe gehört mit andern ähnlichen Arten zu den am meiſten für Teppichbeete zu verwendenden Arten. ; E. secunda glauca und pumila. Die Varietät glauca ift die am meiſten für Teppichbeete begehrte Echeverie. Zu der angenehmen Farbe der Blätter geſellen ſich die ſchönen feuerrothen Blüthen, welche eine an der Spitze überhängende Aehre bilden. Aehnlich, aber niedriger, oder vielmehr gedrungener wachſend, iſt die Varietät pumila. E. stolonifera Refug. Botan. Taf. 63 endlich iſt eine eigenthümliche Art, von der Saunders den Samen direkt aus Mexico erhalten hat. Es 10 bildet ſich ein kurzer Stengel, der mehrere ſtolonenähnliche, aber empor⸗ gerichtete Seitenſtengel hervorbringt, die anfangs eine Roſette darſtellen, dann aber bei 3—4 Zoll Höhe dicht mit breitſpatelförmigen, hellgrünen Blättern beſetzt ſind und oben wenige gelbrothe Blüthen, dicht bei einander gedrängt ſtehend, tragen. Was nun die Kultur der Echeverien anbelangt, jo iſt dieſelbe eine ſehr einfache. Die Stengel machenden Arten verlangen während des Winters einen trocknen Standort in einem Kalthauſe. Für den Sommer über können die meiſten Arten ſehr gut im Freien ſtehen, nur muß man ſie vor zu vielem Regen ſchützen. Die Arten mit roſettenartig geſtellten Blättern ſind viel weniger empfindlich und nehmen während des Winters in jedem Kalt— hauſe mit jedem beliebigen Platz fürlieb, ſelbſt mehrere Arten laſſen ſich in einem froſtfreien Kaſten überwintern. Während des Sommers gedeihen eben dieſe Arten vortrefflich im freien Lande. — Die Vermehrung geſchieht bei erſteren durch Stecklinge, wie auch durch Blätter. Man ſchneidet den Kopf ab und es bilden ſich dann am ſtehengebliebenen Stengeltheile junge Aus— ſchüſſe, die man abnimmt und in Sand ſteckt. Einzelne Blätter in Sand geſteckt, machen auch leicht Wurzeln und es bilden ſich dann meiſtens junge Pflänzchen. Echeveria secunda und secunda glauca, wie pumila und dergl. gehören zu den härteſten Arten. Dieſe vermehren ſich durch Ausläufer oder auch durch Samen. Entfernt man von ihnen die Blüthenſtengel, ſo erzeugen ſie eine Menge Ausläufer. Die Samen, in Näpfe geſäet und mäßig feucht gehalten, keimen ſehr bald. E. metallica iſt vor Froſt und Feuchtigkeit zu ſchützen, da ſie beides nicht vertragen kann. Im Mai im Freien ausgepflanzte Exemplare müſſen im September wieder in Töpfe eingepflanzt werden. Man gebe ihnen ſo kleine Töpfe als möglich und ſtelle ſie dann in ein Kalthaus, dem Lichte ſo nahe als möglich. Die Samen müſſen gleich nach ihrer Reife geſäet und mäßig warm geſtellt werden, wo ſie bald keimen. Aeltere abgeſchnittene Stengel machen bald Wurzeln und treiben neue aus. Einzelne Blätter machen jedoch ſehr ſelten Wurzeln. E. lurida, calophana, Scheerii, atropurpurea und canaliculata laſſen ſich leicht durch Blätter vermehren, namentlich durch ſolche die ſich an dem Blüthenſtengel befinden. Alle dieſe Arten ſind gegen Froſt empfindlich. E. farinosa läßt ſich durch Stecklinge oder Samen vermehren. Es iſt eine herrliche Gruppenpflanze, aber ſehr empfindlich gegen Froſt. E. rosea wächſt leicht aus Stecklingen, ebenſo E. retusa und fulgens. Dieſe Arten blühen ſehr dankbar während des Winters. Stecklinge, im März geſteckt, wachſen in einem halbwarmen Kaſten bis zum Herbſte fo weit heran, daß ſie von October bis Februar unaufhörlich Blüthen liefern. E. pulverulenta wächſt ſehr langſam und läßt ſich nur durch Samen vermehren, da Stecklinge ſchwer oder gar nicht wachſen. Schneidet man den Kopf von der Pflanze, ſo ſtirbt gewöhnlich das ſtehengebliebene Stück j Be‘: ab. Dieſe Art darf nicht ins Freie geftellt werden, da Regen ihre ſchönen Blätter verdirbt und im Gewächshauſe darf ſie nie beſpritzt werden. E. agavoides iſt eine ſtengelloſe Art mit ſehr fleiſchigen Blättern. Sie treibt keine Nebentriebe und kann nur aus Blättern vermehrt werden, die man dicht an deren Baſis abſchneidet. Während des Winters muß dieſe Pflanze ganz trocken gehalten werden. Neuere Vermehrungsmethode der Verbenen und anderer kraut⸗ artiger Pflanzen. Bei meinem Aufenthalte in dem Garten-Etabliſſement „Flora“ in Köln lernte ich eine Methode: krautartige Pflanzen, namentlich Verbenen zu vermehren, kennen, die ſehr zu empfehlen iſt und da dieſelbe noch nicht all— gemein bekannt ſein dürfte, ſo erlaube ich mir, ſie hier mitzutheilen: Wenn dieſe Methode von gutem Erfolge ſein ſoll, ſo muß man ſie in den wärmſten Sommermonaten anwenden. Man nimmt daher Mitte Juli oder Anfangs Auguſt entſprechende Thon- oder Holzgefäße von etwa 25 Centim. Höhe und beliebiger Weite, füllt dieſelbe 4— 5 Centim. hoch mit Sand (wenn Grubenſand, ſo iſt dieſer vorher zu waſchen) und ſteckt die auf gewöhnliche Weiſe geſchnittenen Verbenenſtecklinge hinein, wobei zu bemerken, daß dieſe Stecklinge etwas länger fein können, als man ſie ge⸗ wöhnlich zu machen pflegt. Sind die Stecklinge eingeſteckt, ſo gießt man ſie jo ſtark an, bis das Waſſer 3—4 Centim. hoch über dem Sande ſtehen bleibt und ſtellt die Gefäße an einen der Sonne völlig ausgeſetzten Ort, die man dann mit Glasſcheiben bedeckt. Die Stecklinge erfordern nun keine fernere Behandlung, als daß man ſie täglich einige Male beſpritzt. Schon in Zeit von 4—5 Tagen werden alle Stecklinge ſich ſtark bewurzelt haben und können einzeln in kleine Töpfe mit paſſender Erde gepflanzt werden und hat man nur nöthig, ſie dann eine kurze Zeit lang ſchattig zu halten. Heliotropen, Chryſanthemen und dergl. Pflanzen laſſen ſich ebenfalls auf dieſe Weiſe vermehren, wenn auch nicht mit gleich gutem Erfolge. A. Löhrer. Nachſchrift der Redaction. Auf dieſe Vermehrungsart der Verbenen haben wir unſere geehrten Leſer erſt kürzlich (ſiehe S. 519 vor. Jahrg.) aufmerkſam gemacht, da die⸗ jelbe in der That ſehr zu empfehlen iſt. In einer großen Privatgärtnerei bei Hamburg werden alljährlich viele Tauſende von Verbenen auf dieſe Weiſe gezogen. Sobald die Stecklinge Wurzeln gemacht, werden ſie einzeln in kleine Töpfe gepflanzt und in dieſen überwintert; dieſelben halten ſich auf dieſe Weiſe viel beſſer, als wenn man die bewurzelten Stecklinge in einem Topfe (oft 20 —30 Stück) beiſammen durchwintert, wobei in der Regel ſehr viele verderben. 12 Ueber das Zurückgehen der Kartoffelerträge. Die Kartoffelpflanze iſt bei der Landwirthſchaft mehr intereſſirt, als beim Gartenbau; nichtsdeſtoweniger wird ſie aber in der Gärtnerei, wenn 5 in kleinerem Umfange, für alle Zeiten ein Gegenſtand der Cultur bleiben. Die Kartoffelpflanze hat aber ſeit ungefähr 3 Decennien in ihrem Ertrage bedeutend nachgelaſſen; das will ſagen, die Ernten von dieſer Culturpflanze fielen früher reichlicher aus, als jetzt. Ueber die Urſachen dieſer Erſcheinung hat man wohl öfter ſchon nachgedacht; ob aber dieſelben bereits bis zur Evidenz nachgewieſen ſind, habe ich nirgends vernommen. Wenn ich daher in Nachſtehendem meine Anſichten über obiges Thema dar— lege, ſo ſoll ſelbſtverſtändlich nicht damit geſagt ſein, als habe ich der Sache bis auf den Grund geſehen und erforſcht; vielmehr möchte ich obiges Thema deshalb in Anregung bringen und in dieſer Zeitung mittheilen, ob ſich in Folge dieſer Mittheilung Jemand von wiſſenſchaftlicher Seite bereit finde, das angeregte Thema eingehender und gründlicher zu behandeln reſp. der Oeffentlichkeit mitzutheilen. Man pflegt häufig von einer ſolchen Culturpflanze, die nicht mehr recht gedeihen will und die ſich ſeit mehreren Jahren weniger lohnend oder zuträglich gezeigt hat, zu ſagen, ſie habe ſich ausgebaut. Wenn dies nun der Fall wäre und wir wollten dieſen Ausſpruch auch auf die Verminderung der Kartoffelerträge in Anwendung bringen, ſo könnte dies doch nicht eher geſchehen, bevor man nicht unterſucht hat, was denn eigentlich unter dem Aus⸗ druck „eine Pflanze habe ſich ausgebaut“ zu verſtehen iſt. Nach meinem Dafürhalten iſt der Ausdruck „eine Pflanze habe ſich ausgebaut“ ganz hin⸗ fällig und in keiner Weiſe für die Verminderung des Ertrages einer Cultur⸗ pflanze maßgebend. Denn wenn wir mehrere Jahre hintereinander ein und dieſelbe Pflanze und zwar ſpeciell die Kartoffelpflanze, mit der wir es hier zu thun haben, auf demſelben Flecke anbauen und dieſe Pflanze giebt uns auf demſelben Flecke mit jedem Jahre einen geringeren Ertrag; oder wir halten den Boden, welcher zur Kartoffelcultur beſtimmt iſt, nicht gehörig von Unkraut rein, beackern ihn nicht oft und tief genug, oder verſehen den— ſelben nicht mit der nöthigen Dungkraft und wir haben deshalb eine geringe Ernte: ſo können wir doch nicht ſagen, die Kartoffel habe ſich ausgebaut; vielmehr müſſen wir doch ſagen, daß wir inſofern ſelbſt Schuld ſind an dem Zurückgehen des Ertrages, weil wir den bei der Cultur jo noth— wendigen Wechſel und die gehörige Beackerung und Düngung des Bodens nicht berückſichtigten! Wollten wir aber dennoch behaupten, die Kartoffel habe ſich ausgebaut, oder, was wol daſſelbe ſagen will, ſie ſei Lebens müde geworden, ſo befinden wir uns damit auch noch im Widerſpruch mit den in dieſer Beziehung aufgeſtellten wiſſenſchaftlichen Behauptungen, wonach, wenn ich recht berichtet worden bin, die Productionskraft einer Cultur⸗ pflanze, ſofern derſelben die zu ihrem Gedeihen nothwendigen Stoffe in ge— nügender Menge geboten werden, auch noch nach Jahrtauſenden dieſelbe bleibt. Ich glaube, wir können uns in dieſer Beziehung ein Beiſpiel an 13 der Gerſte nehmen; denn bekanntlich haben ſchon die alten Griechen und Römer ihre Pferde mit dem Samen dieſer Grasart gefüttert und gewiß auch noch zu andern nützlichen Zwecken verwendet. Hätte ſich nun die Gerſte in einem ſo langen Zeitraume der Cultur, bis auf unſere Tage, wirklich ausgebaut oder ſei Lebens müde geworden, dann würde ſie uns in der Jetztzeit nicht ſo dankbare Ernten mehr liefern, was ſie aber doch bei einer guten und regelrechten Bearbeitung des Bodens noch immer- dar thut. 8 eine allgemeine Erſchöpfung des Bodens an gewiſſen zum Pflanzenleben nothwendigen Stoffen eingetreten ſein ſollte und in Folge deſſen manche Culturpflanze nicht mehr jo reichlich zutragen kann, als vor— dem, können wir eben ſo wenig als Grund gelten laſſen; denn in dieſem Falle würde dem Cultivateur die Schuld an einer ſolchen Kalamität auch ſelbſt treffen. Nach den von Herrn Profeſſor Dr. Trommer in Eldena angeſtellten wiſſenſchaftlichen Unterſuchungen des Bodens, ſind es von den in Letzterem befindlichen und zur Ernährung der Gewächſe nothwendigen Stoffen, hauptſächlich das Kali und die Phosphorſäure, welche durch die Culturpflanzen dem Boden entzogen werden, während die andern Stoffe nur in geringeren Quantitäten von ihnen verarbeitet werden und dieſe auch durch gewiſſe Umſtände in ziemlich größerer Menge dem Boden wieder zu— geführt werden, als ſie demſelben entzogen werden. Beſtreben wir uns nun, das Kali und die Phosphorſäure durch geeignete Düngermaterialien, z. B. Stalldung, Superphosphat aus Backerguano ꝛc., dem Boden in entſprechender Menge wieder zurückzuerſtatten, ſo kann ſchließlich von einer Erſchöpfung deſſelben im wahren Sinne wol nicht die Rede ſein, und alſo auch kein Grund vorhanden ſein, daß durch eine allgemeine Erſchöpfung des Bodens die Kartoffel in ihrem Ertrage nachgelaſſen habe. — Einzelne Ausnahmen mögen allerdings ſtattfinden, wo der Boden ſchlecht behandelt wird; allein im Großen und Ganzen wird doch überall die Landwirthſchaft ſowohl, als auch der Gartenbau, nach den neueſten Grundſätzen der Bodenbearbeitung reſp. Düngung gewiſſenhaft betrieben. Wollten wir ferner das Zurückgehen der Kartoffelerträge mit der ſeit einer Reihe von Jahren mehr oder weniger verheerend aufgetretenen Blatt⸗ und Knollen⸗Krankheit der in Rede ſtehenden Pflanze in Verbindung bringen, ſo ſtoßen wir auch hierbei auf einen Widerſtand, der ſich uns entgegenſtellt, in der Wahrnehmung, daß ſchon vorher, ehe ſich eine Spur von dieſer Krankheit gezeigt hatte, ein Herabgehen der Erträge bei der Kartoffel be— merkt worden iſt. Die Kartoffelkrankheit anlangend, ſei es aus was für organiſchen oder unorganiſchen Gebilden dieſelbe verurſacht werde, ſo muß es uns doch einigermaßen Wunder nehmen, daß man lange Zeit die Kartoffel cultivirt und während dieſer Zeit keinerlei Krankheitserſcheinungen an derſelben be- obachtet hatte. Es drängt ſich uns in dieſer Beziehung die Frage auf: Iſt die Materie, durch welche die Kartoffelkrankheit erzeugt wird, auch da ſchon vorhanden geweſen, als wir die erwähnte Krankheit noch nicht be— merkten? Ich bezweifle dies keineswegs und glaube, daß dieſe Krankheits⸗ 14 materie nur erſt in Verbindung mit ungünſtigen Witterungsverhältniſſen ihre Macht reſp. Zerſtörung an durch die Cultur ver zärtelten Pflanzen auszuüben im Stande iſt. — In Bezug auf das zuletzt Geſagte ließe ſich noch am erſten der Grund, wodurch die Kartoffel in ihrem Er— trage zurückgegangen, finden; denn das kann man nicht in Abrede ſtellen, daß die Spielarten von einigen Culturpflanzen bedeutend zarterer Natur ſind, als die urſprünglichen Arten, und ich bin der Meinung, daß es ſich auch wol mit der Kartoffelpflanze ſo verhalten wird. — Sehen wir es doch auch deutlich genug an unſeren Hausthieren, die urſprünglich auch derberer und härterer Natur geweſen ſein ſollen, jetzt aber nicht mehr im Stande ſind, in unſerem Klima allen Einflüſſen der Witterung ohne Unter⸗ ſchied Trotz zu bieten. Es wäre ja nicht unmöglich, daß ein ähnliches Verhältniß auch mit einer Pflanze, die urſprünglich einem andern Erdtheil angehört, ſtattfindet. — Die Kartoffelpflanze ſcheint mir demſelben Schick— ſale erlegen zu ſein. Es ſind uns die in früherer Zeit in Cultur befindlich geweſenen harten und ergiebigen Sorten ſpurlos abhanden gekommen. Die Unmaſſe neuer Sorten, die allmälig erzeugt und als ausgezeichnet em— pfohlen worden find, waren und find zarterer Natur, in ihrem Ertrage in den meiſten Fällen nicht ſo lohnend, als die alten Sorten, den ungünſtigen Witterungseinflüſſen nicht gehörig Trotz zu bieten geeignet! — Soviel ich erfahren, hat man in früherer Zeit auch mehr Sorgfalt auf die Saatkartoffeln verwendet. Man legte dieſe gleich im Herbſte nach der Ernte auf eine beſondere Stelle und ſorgte dafür, daß ſie vor der Pflanzzeit nicht auskeimten. Dagegen ſcheint es mir, als wenn man in unſerer Zeit weniger Sorgfalt auf die Saatkartoffeln verwendet. Man macht ſogar allerhand Experimente mit denſelben, z. B. ſtechen Einige die Keimaugen aus und pflanzen ſie; Andere trocknen ſie zuſammen, wie Back⸗ birnen, wieder Andere ſchälen ſie ab und bepflanzen ihre Felder buchſtäblich mit Kartoffelſchalen, und hat man nicht in neuerer Zeit ſogar den Verſuch gemacht, die Kartoffeln gar nicht in die Erde zu bringen, ſondern ſie oben auf dieſelbe zu legen, dann mit Stroh zu bedecken und bei dieſer Procedur in getroſter Zuverſicht einer dankbaren Ernte entgegen gejehen?! — Ge— ſchehen dergleichen Experimente auch immer nur in kleinerem Umfange, ſo beweiſen ſie doch, daß man fortwährend geneigt iſt, von der alten Pflanz⸗ methode abzuweichen, ſowie man auch ſtets eifrig bei der Hand iſt, die alten Sorten gegen neue Spielarten umzutauſchen. — Wir ſollten in dieſer Hinſicht doch etwas vorſichtiger zu Werke gehen und bedenken, daß bei einer fehlerhaften Behandlung die Productionskraft einer Culturpflanze doch ſicher⸗ lich nicht vermehrt, ſondern erſt recht vermindert werde. — J. Ganſchow. Die Gattung Deutzia, deren Arten und Cultur. Unter den vielen verſchiedenen Schmuckſträuchern nehmen die wenigen Arten der Gattung Deutzia einen erſten Platz ein, denn ſie ſind nicht nur 15 eine Zierde in einem jeden Blumengarten, ſo recht im Verein mit anderen Zierſträuchern oder auch einzeln ſtehend, ſondern ſie ſind auch als Topf— pflanze, namentlich frühzeitig getrieben, ſehr brauchbare Gewächſe. Von allen Arten verdient namentlich die Deutzia gracilis genannt zu werden, da dieſe Art ſich ganz vorzüglich gut treiben läßt und ihre zierlichen weißen Blüthentrauben ſich vielfältig in den Wintermonaten für Blumenkörbe, Kränze ꝛc. verwenden laſſen. Aber auch als Topfpflanze iſt dieſe Deutzie eine ſehr gute Acquiſition. Der kleine Strauch bildet einen hübſchen, von unten auf ſtark verzweigten Buſch und bedeckt ſich im Frühjahre mit einer Menge ſeiner zierlichen Blüthen. Um die D. gracilis zu treiben, kann man entweder die im freien Lande ſtehenden ſtarken Exemplare zeitig im Herbſte in Töpfe pflanzen oder auch zu dieſem Zweck Pflanzen in Töpfen halten, letztere bleiben jedoch immer etwas ſchwächer und machen nicht ſo lange Triebe als die im freien Lande ſtehenden. Die im Herbſte eingepflanzten Exemplare darf man auch nicht ſo zeitig treiben, als die in Töpfen geſtandenen, von letzteren kann man ſchon gleich nach Weihnachten Exemplare zum Treiben in ein Warm⸗ haus ſtellen. Da die Pflanzen ein ſehr ſtarkes Wurzelvermögen haben und die Töpfe ſehr bald mit ihren Wurzeln ausfüllen, ſo muß man dafür Sorge tragen, daß ſie ſtets reichlich Waſſer haben. — Die Deutzien haben mit den Pfeifenſträuchern (Philadelphus) viel Aehnlichkeit, es ſind weißblühende, feine Zierſträucher, doch durchſchnittlich zarter und niedriger, als die Pfeifenſtrauch-Arten. Die bekannteſten Arten ſind: 1. Deutzia crenata S. et Zucc. Die gekerbte Deutzie aus Japan, mit der die D. virgata der Gärten ſynonym it. Außerdem findet man dieſe Art meiſt unter dem falſchen Namen D. scabra, eine Art, die nach Koch gar nicht bei uns cultivirt wird, auch unter dem Namen D. canes- cens und dentata findet man fie in den Gärten. D. mitis kann als eine Abart mit weniger rauhen Blüthen bezeichnet werden. Es iſt ein prächtiger Strauch, der ſich im wahren Sinne des Wortes mit Blüthen bedeckt. Die meiſt graugrünen Blätter find von 1 —1½ Zoll breit und 2—3 Zoll lang. Durch das häufige Verkümmern der feinen Sägezähne erſcheint der Rand oft ſchwach gekerbt. Die 2—3 Zoll langen Blüthentrauben ſtehen meiſt ungeſtielt in den Winkeln der oberſten Blätter. Eine Abart mit gefüllten Blumen iſt ein ſehr zu empfehlender Strauch. Die weißen ſtark gefüllten Blumen haben von außen eine hellröthlich violette Färbung. Dieſe Abart läßt ſich auch ſehr gut zum Treiben verwenden, jedoch darf dies nicht zu frühzeitig geſchehen, indem ſonſt die meiſten Blüthenknospen abfallen. 2. Deutzia gracilis S. et Zucc. Schlankſtengelige Deutzie, ſtammt ebenfalls aus Japan und blüht im Mai und Juni. Es iſt, wie ſchon oben bemerkt, ein kleiner zierlicher Strauch mit länglich lanzettlichen oder elliptiſchen, ſcharfgeſägten, lebhaft grünen Blättern. Die Blüthen erſcheinen meiſt an den Enden der Zweige in kleinen Trauben. 16 — Im Freien erfrieren oft die Spitzen der Zweige und iſt es bei ftrenger Kälte rathſam, die Pflanzen etwas zu bedecken. In den Verzeichniſſen der Handelsgärtner wird eine Abart mit bunten Blättern aufgeführt. s 3. Deutzia staminea R. Br. Schönblühende Deutzie, vom Himalaya⸗ Gebirge. Ein nur niedrig bleibender Strauch von einigen Fuß Höhe, der ebenfalls reichlich blüht. Die Blüthen haben die Größe derer von D. gra- eilis, mit welcher Art die D. staminea im Habitus auch übereinſtimmt. Die Blätter ſind etwas conſiſtenter und haben auf der Unterfläche eine graugrüne Färbung. Dieſelben werden 1—2 Zoll lang und nur 6—8 Linien breit. In den Gärten kommt dieſe Art häufig unter dem Namen D. canes- cens vor, auch die D. corymbosa der Gärten iſt von der ächten D. staminea nicht verſchieden. 4. D. Brunoniana R. Br., Browns Deutzie ), ſtammt vom Himalaya⸗ Gebirge und blüht im Sommer. Die Blätter find länglich-lanzettlich, auf beiden Flächen grün, auf der unteren Fläche aber heller, gekerbt, zuweilen auch gezähnt. Die Blüthen bilden eine kurze 3=theilige Doldentraube. In den Gärten wird dieſe Art unter dem Namen corymbosa und dentata cultiwirt, die ſich im Habitus von D. stamines und crenata unter⸗ ſcheiden. Form der Blätter und Größe der Blüthen läßt ſie zwiſchen beiden oben genannten Arten ſtehn, ſcheint jedoch mit letzterer mehr ver— wandt zu ſein, beſonders mit der Art, die als D. mitis vorkommt. Ueber die noch übrigen, unter den verſchiedenſten Namen in den Handelsgärten vorkommenden Arten läßt ſich noch wenig ſagen, da ſie meiſt noch nicht geblüht haben. Es ſcheinen alte, ſehr zweifelhafte Arten und mehr oder weniger Abarten der oben genannten Arten zu ſein. Alle Deutzien lieben einen ſchweren feuchten Boden. Sehr üppig ge⸗ deihen ſie in Moorboden. Die Vermehrung geſchieht meiſt durch Theilung des Wurzelſtocks im Herbſt oder Frühling, oder auch durch Stecklinge, zu denen man die jungen Triebe verwendet. Im Winter blühende Pflanzen. Zu keiner Jahreszeit haben die Blumen mehr Werth als im Winter, wo draußen jede Vegetation im Winterſchlafe liegt. Der Bedarf von ab- geſchnittenen Blumen, ſei es für Bouquets, Körbe, Kränze ꝛc. nimmt in den größeren Städten von Jahr zu Jahr zu und es iſt oft erſtaunlich, welche enorm große Quantitäten täglich auf dieſe Weiſe verbraucht werden. Die Handelsgärtner ſind deshalb auch ſtets darauf bedacht, zu den bereits vorhandenen, im Winter blühenden Pflanzenarten neue zu bekommen, die ſich für den angegebenen Zweck eignen. Ein ſehr großes Contingent von *) Bruno iſt die latiniſirte Form für Brown. 17 im Winter blühenden Arten liefert nur die Familie der Orchideen, die in England auch ſchon ſeit einer Reihe von Jahren nicht nur von den Privat- gärtnern, ſondern auch von den Handelsgärtnern als Schnittblumen vielfach Verwendung finden. Bei uns in Deutſchland werden die Orchideen von den Handelsgärtnern leider noch immer viel zu wenig cultivirt, was um ſo mehr zu verwundern iſt, da ſich ſo viele herrliche Arten in einem temperirten Hauſe mit leichter Mühe cultiviren laſſen und Pflanzen jetzt zu ſehr billigen Preiſen zu erhalten ſind. Die wenigen Orchideen, welche von einigen Handels— gärtnern der Blumen wegen vielleicht gezogen werden und öfters anzu— treffen ſind und die auch gern gekauft und gut bezahlt werden, ſind: Cypripedium insigne, Zygopetalum Mackayi, Cattleya Mossiae, einige Stan- hopea, Maxillaria und vielleicht einige wenige andere. Von im November und Dezember blühenden Orchideen giebt es aber eine ſo große Anzahl Arten, die kennen zu lernen vielleicht manchen der geehrten Leſer der Gartenzeitung angenehm ſein möchte. Dieſe Zuſammen⸗ ſtellung iſt nach den in den genannten Monaten in verſchiedenen Privat- und Handelsgärten Englands in Blüthe geweſenen Exemplaren gemacht und in Gardeners Chronicle publicirt worden. Es ſind: Aerides suavissimum. — Anecochilus Dawsoni. — Angraecam bilobum, eburneum, sesquipedale, pellueidum. — Barkeria Skinneri. —- Bifrenaria spec. — DBonatea speciosa. — Burlingtonia secunda. — Brassia Lanceana. — Calanthe Masuca grandiflora, Veitchii, vestita und die Hybriden nivalis, oculata rubra, oc. lutea, cuprea und rosea. — Cattleya labiata, maxima und Loddigesii. — Cirrhopetalum Medusae. — Coelogyne pandurata und elegans. — Cymbidium Mastersii. — Cypripedium javanicum, barbatum, barb. nigrum, Harrisianum, pardinum, purpuratum, Stonei, Crossi, Do- minianum, concolor, insigne und insigne Maulei, longifolium, Pearcei, Schlimmii, villosum, violaceum punctatum. — Dendrobium bigibbum, crassi- noda, Linaweanum, heterocarpum, barbatulum, sanguinolentum, glumaceum. — Epidendrum Pseudoepidendrum, myrianthum. — Goodyera discolor, Dawsoni. — lJonopsis paniculata. — Laelia albida, anceps, autumnalis, Perrinii, elegans Wolstenholmiae. — Liparis gregaria. — Lycaste Skinneri, laniceps. — Masdevallia Veitchii, tovarensis. — Maxillaria picta, P. nana, venusta. — Miltonia Moreliana. — Mesospenidium vulcanicum. — Monochanthus viridis. — Odontoglossum Alexandrae, Bluntii, cordatum, Insleayi, Lindleyaum, Pescatorei, Krameri, grande, nebulosum, cariniferum, Rossii, bietoniense, roseum, Warscewiczii, Pescatorei carneum, Uro-Skinneri, crispum Trianae, Hallii, epidendroides majus. — Oncidium crispum, grandiflorum, marginatum, incurvum, ornithorhynchum, Weltoni, perga- mentum heteroglossum, Kramerianum, aurosum, cheirophorum, cruentum, Forbesii, pumilum, hians, Harrisonianum, Lanceanum. — Pescatorea cerina. — Phalaenopsis amabilis, rosea, grandiflora. — Pleione maculata, Reichenbachiana. — Rodriguezia planifolia, suaveolens. — Saccolabium giganteum, miniatum, violaceum. — Sarcanthus Parishii. — Sophronitis grandiflora, gr. coccinea, gr. aurantiaca, cernua. — Vanda coerulea, for- Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXIX. 2 18 mosa, insignis, tricolor, tr. aurea, suavis. — Warrea Weilesiana. — Zygopetalum Mackayi, crinitum, hirsutum, Maxillare. — Das hier gegebene Verzeichniß bietet eine große Auswahl von im November und Dezember blühenden Orchideen und ſchon 1—2 Dutzend ge— nügen, um mit deren Blumen eine Abwechſelung in dem Arrangement eines Blumenkorbes, Tafelaufſatzes ꝛc. hervorzubringen. Zur Cultur der Disa grandiflora. Zu verſchiedenen Malen haben wir über die Culturmethoden der herr— lichſten aller Landorchideen, der Disa grandiflora, in der Hamburger Garten— zeitung Mittheilungen gemacht, Methoden, die um ſo willkommener ſein mußten, weil die nach denſelben cultivirten Pflanzen (vom Obergärtner F. B. Kramer im Flottbecker Park und von den damaligen Obergärtnern der früher Schiller'ſchen Orchideen-Sammlung bei Hamburg) das größte Stadium der Vollkommenheit erreicht zu haben ſchienen. Zu dieſen unſeren früheren Mittheilungen wollen wir nun noch einige andere über die Cultur dieſer und ähnlicher Orchideen, wie über die Er— ziehung derſelben aus Samen, hinzufügen, die von F. W. Burbridge, Fairfield Handelsgärtnerei in England, in dem Floriſt und Pomologiſt ver— öffentlicht worden ſind. Der Diſtrict des Vorgebirges der guten Hoffnung im ſüdlichen Afrika it reich an Erdorchideen, alle Arten werden aber von der Disa grandiflora in Folge ihrer großen herrlich rothgefärbten Blumen an Schönheit über— troffen. Dieſe Prachtpflanze findet man in vielen Privat- wie Handels— gärten cultivirt, aber meiſt in einem miſerablen Zuſtande — in einem trockenen Warmhauſe, bedeckt mit der rothen Spinne oder ſchwarzen Fliege, gelb und kränklich ausſehend. Die Pflanze verlangt zum guten Gedeihen aber einen kühlen, ſchattigen Standort in einem Kalthauſe, Kaſten oder ſelbſt im Freien und eine reichliche Waſſergabe an die Wurzeln. Die Disa grandi- flora iſt eine harte Pflanze und dürfte, wie die Sarracenia purpurea, Dar- lingtonia californica und ähnliche Pflanzen, die kalten Winter an geſchützten Lagen in Yorkſhire in England gut ertragen. Die bei Vielen vorherrſchende Anſicht, daß Orchideen während des Winters trocken und ruhend gehalten werden müſſen, iſt nicht immer maß— gebend, ſo z. B. pflegt die D. grandiflora, ihrer heimathlichen Natur ge— mäß, auch während unſerer trüben Wintermonate fortzuwachſen. Hält man die Disa trocken während des Winters, jo wird fie ſicher todtgehen, denn ihrer Natur gemäß beginnt ihr Wachſen im October und November und fährt damit unter richtiger Behandlung bis Juli, Auguſt oder September fort, wo ſie zur Blüthe kommt. Während der Zeit des Wachſens müſſen die Pflanzen täglich ein- bis zweimal beſpritzt werden und iſt darauf zu achten, daß die Näpfe oder Töpfe, in denen die Pflanzen ſtehen, gut drainirt ſind, daß die Erde friſch und porös iſt, ſo daß es unmöglich iſt, die Pflanzen 19 zu übergießen. Der beſte Compoſt für die Disa iſt Moorerde, je fafriger dieſelbe, um ſo beſſer. Zu dieſer Erde füge man ein Viertheil trockene Pferdeäpfel und genügend ausgewaſchenen Straßen- oder Flußſand, damit die Miſchung recht locker und porös bleibt. 5 Am Vorgebirge der guten Hoffnung kommen mehrere Species von Disa vor. Eine der ſchönſten derſelben, aber noch nicht lebend eingeführt, iſt die D. macrantha, von der es mehrere herrliche Spielarten giebt, deren Blüthen von Weiß bis ins Tiefrothe variiren, oft dunkler gefleckt. Es würde dieſe Art ein herrliches Gegenſtück zu der D. grandiflora geben. Die Disa grandiflora iſt eine der wenigen Orchideen, die ächt aus Samen erzogen worden iſt. Die Samen derſelben, wie die von Cypripedium Schlimmi, keimen ſehr leicht auf lebendem Sphagnum (Sumpfmoos). Alle bisher aus Samen gezogenen Pflanzen variirten nur ſehr wenig von der Mutterpflanze, was bekanntlich bei andern Orchideenarten viel häufiger vor— kommt. Um Samen von der Diſa zu erhalten, muß man die keulenförmigen Pollenmaſſen von den verlängerten Staubbeutelbehältern abnehmen und mit einem Pinſel auf die runde klebrige Fläche der Narbe auftragen. Nach dieſer Operation fängt die Blume bald an zu vergehen und der Samen— behälter an zu ſchwellen. Nach einer Mittheilung in Gardeners Chronicle hat James Ander— ſon zu Meadow Bank bei Glasgow Hunderte von jungen Disa aus Samen gezogen. N Die Oberfläche der Näpfe, worin der Samen geſäet worden iſt, muß mit einer Lage Sphagnum bedeckt werden, da dieſes am beſten die Feuchtig— keit anhält. Die Gleichenien, deren Verwendung und Kultur. Unter den vielen herrlichen in Kultur befindlichen Farne-Arten nehmen die Gleichenien einen erſten Rang ein, mögen wir ihren Werth, ihre Zier— lichkeit oder ihre unſchätzbaren Eigenſchaften bei Verwendung zu Blumen— arrangements betrachten. T. Baines in Southgate in England ſchreibt in „Gardener's Chronicle“: „Es iſt unglaublich wie lange ſich die Blätter oder Wedel dieſer Farne⸗Arten in naſſem Sande oder Waſſer halten, namentlich im Winter. Ich habe Wedel geſehen, die nach vier Wochen in allerbeſter Beſchaffenheit waren. Es iſt kaum nöthig zu bemerken, daß die Wedel völlig aus— gewachſen und reif ſein müſſen, wenn man ſie ſchneidet, aber dann ſtets Waſſer haben müſſen. Junge, nicht völlig entwickelte Wedel ſchrumpfen gleich zuſammen. Es iſt nicht anzurathen, Wedel von jungen Pflanzen zu ſchneiden, deren Wachsthum dadurch leicht beeinträchtigt wird. Aeltere, ſtarke Exemplare vertragen das Schneiden ſehr gut und wachſen bei guter Behandlung gleich Unkraut. Gärtner, welche Blumen zum Schneiden ziehen, können kein beſſeres Farn zum Schneiden kultiviren als die Gleichenia 2* 20 Speluncae, fie bleibt ſtets rein von Ungeziefer. Um ſchnell ſtarke Exemplare zu erhalten, iſt es rathſam ſie auszupflanzen, aber nur in einem Hauſe, das nur für ähnliche Pflanzen beſtimmt iſt, damit fie nicht von dem Un— geziefer anderer Pflanzen befallen werden, denn erſt einmal vom Ungeziefer angegriffen, iſt es ſehr ſchwer die Pflanzen wieder rein zu bekommen. Die Erde, in die man ſie pflanzt, ſei faſrige Haideerde, recht grob. Zu fünf Theilen ſolcher Erde füge man 1 Theil ſcharfen weißen Sand und 1 Theil Holzkohleſtücke. Die Töpfe verſehe man mit einer guten Drainage, 14— 23 Centim. hoch, je nach der Stärke der Pflanze und pflanze mäßig feſt. Zu allen Zeiten gebe man reichlich Waſſer an die Wurzeln, ſpritze aber nicht von Oben, denn die Gleichenien wachſen lieber in einer trocknen Atmoſphäre, als andere Farne. Starke Wärme lieben ſie auch nicht; im Winter genügen 45—50 „ Fahrh. bei Nacht und fünf Grad mehr am Tage. Im Sommer 10 oder 15 Grad mehr bei leichter Schattirung und mäßiger Lüftung. Man gebe ihnen in einem hellen Hauſe einen Platz nahe unter Glas. Bei dieſer Behandlung werden ihre Wurzelausläufer nach allen Richtungen hin auslaufen, oft 28 —43 Centim. weit in einer Saiſon. Nur wenige Pflanzen erreichen in ſo kurzer Zeit eine ſolche Größe. Kultivirt man die Gleichenien zu warm und feucht, ſo werden die Wedel ſchwächlich, vertragen das Räuchern nicht, was von Zeit zu Zeit geſchehen muß, da ſie leicht von Thrips befallen werden. Gleichenia rupestris, Speluncae, flabellata und semivestita ſind die beſten Arten, die ſich zu Blumen— arrangements verwenden laſſen. Neue Varietäten von Clematis Viticella. Die Clematis-Arten und deren Varietäten gehören zu den ſchönſten und mithin auch zu den beliebteſten Arten von Schlinggewächſen. Sie ſind eine wahre Zierde eines jeden Blumengartens und es iſt zu verwundern, daß man ſie bei uns noch nicht allgemeiner angewendet findet, während ſie in England faſt in jedem Garten anzutreffen ſind, ganz beſonders aber die in dem letzten Decennium von G. Jackman u. Sohn erzogenen, prachtvollen Hybriden, die, man möchte faſt ſicher behaupten, von keiner andern Schling— oder Rankpflanze bezüglich der Schönheit der Blumen übertroffen werden. Die ſo ungemein reich und dankbar blühenden Varietäten, als Clematis Jackmani und C. rubella ſind durch Kreuzung der C. lanuginosa mit C. Viticella entſtanden, die ſich neben ihrem Blüthenreichthum auch noch durch die Farbenpracht ihrer Blüthen ſo vortheilhaft auszeichnen. Wir wollen hier auf zwei ganz neue Varietäten aufmerkſam machen, die in dem „Floriſt und Pomologiſt“ abgebildet und beſchrieben ſind, und jetzt von England aus in den Handel kommen. Es find: Clematis Viticella rubra grandiflora. Es iſt dies eine der allerſchönſten Form der C. Viticella. Die Blätter ſind fiederartig getheilt, oft auch doppelt⸗ dreizählig; die Blättchen zuweilen ganz und eiförmig, zuweilen in drei za Segmente getheilt, die den einfachen Blättchen an Größe gleich find. Die ſehr zahlreichen und lange Zeit hindurch erſcheinenden Blüthen halten faſt 7 Centim. im Durchmeſſer und beſtehen aus 4—6 ſehr brillant carmoiſin— farbenen Petalen und grünen Staubfäden. Dieſe reizende Varietät, vom Habitus der C. Viticella venosa, iſt eine ſchätzbare Acquiſition. Durch das reiche Blühen derſelben, wie durch die ganz beſondere Färbung der Blüthen macht dieſe Pflanze einen großen Effekt, wo immer ſie nur angepflanzt worden ift. — Clematis marmorata. Dieſe liebreiche Varietät hat den Habitus von C. Viticella venosa, blüht ungemein reich und lange, die Blätter ſind gefiedert, die unterſten Fiederblättchen dreizählig. Die Büthenknospen find nickend und die Blüthen beſtehen aus vier ſehr breiten Sepalen von hell— violetter Färbung, gezeichnet mit drei dunkleren Längsſtrichen, während die ganze Fläche der Sepalen weiß gefleckt erſcheint, wodurch ſie ein fein geadertes oder marmorirtes Anſehen erhalten. Es iſt eine ſehr diſtinkte und ſchätzenswerthe Varietät. Beide genannten Varietäten ſind in der Gärtnerei von G. Jackman und Sohn zu Working gezüchtet worden. Einiges über die Erziehung neuer Roſen Varietäten. Die Erziehung neuer verbeſſerter Roſenvarietäten aus Samen durch künſtliche Befruchtung iſt eine der intereſſanteſten Beſchäftigung der Roſen— züchter und Cultivateure. W. Paul, der berühmte Roſenzüchter zu Waltham Croß in England, theilt über die Erziehung neuer Roſenvarietäten durch künſtliche Befruchtung folgendes in dem Floriſt und Pomologiſt mit. Eine gute Portion Zeit und Geduld, ſagt W. Paul, iſt zu dieſer Arbeit erforderlich, wenn man auf einigermaßen günſtigen Erfolg rechnen will. Der Monat Juni iſt die geeignetſte Zeit, dieſe Operation vorzunehmen. Man wählt zu dieſem Zweck die früheſten Blüthen, damit die Früchte die gehörige Zeit erhalten, zu reifen. Es iſt allgemein bekannt, daß nur wenige Varietäten von Natur aus Samen erzeugen, und bei denen dies der Fall iſt, reifen die Früchte ſelten fo aus, daß deren Samen keimfähig find, des— halb iſt es nothwendig, nur ſolche Varietäten zu wählen, die man befruchten will, welche ihre Früchte leicht reifen. In dieſer Beziehung laſſen ſich alle Roſen in die eine oder in die andere der folgenden Gruppen bringen. 1. Varietäten, die von Natur aus Samen tragen; 2. Varietäten, die nur nach künſtlicher Befruchtung Samen bringen und 3. Varietäten, die ganz unfruchtbar bleiben. | Wir haben es hier nur mit der. 1. und 2. Gruppe zu thun. Die Roſen der erſten Gruppe beſtehen meiſtens aus Sorten mit nicht ganz ge= füllten Blüthen, bei denen die Staubfäden, reſp. Staubbeutel, und die Narben geſund, kräftig und thätig erſcheinen. Ueberläßt man dieſe Sorte Roſen ſich ſelbſt, ſo befruchten ſie ſich meiſt von ſelbſt, ihre Nachkommen ſind aber in 22 der Regel ſchlechter als die Eltern. Hier muß man dem natürlichen Be⸗ fruchtungsprozeß durch einen künſtlichen zuvorkommen. Man öffnet daher, ehe ſich die Blüthe öffnet, dieſelbe mit einem Meſſer an der einen Seite und entfernt behutſam die Staubfäden oder männlichen Organe bevor dieſe ihre Pollenmaſſen ausſtreuen können, wobei man ſich jedoch zu hüten hat, daß die Narben oder Ovarien nicht verletzt werden. Iſt dies geſchehen, ſo befruchtet man die Narben mit dem Pollen einer anderen Varietät, die man zur Hand haben muß. Iſt auch dieſes beſorgt, ſo zieht man über die befruchtete Blume einen Beutel aus Canvas, den man unter der Blume feſt zubindet, damit keine Bienen oder andere Inſekten zu derſelben gelangen können. Das Innere der Blume muß, wenn die Befruchtung vorgenommen wird, ganz trocken ſein, denn jede Feuchtigkeit in derſelben, ſei ſie vom Regen oder Thau entſtanden, iſt der Befruchtung hinderlich. Die Varietäten der zweiten Gruppe ſind mehr gefüllt und die Manipulation der künſtlichen Befruchtung weicht von der der Varietäten der erſten Gruppe weſentlich ab, denn bei den mehr gefülltblühenden Sorten hat man ſehr oft außer den Staubfäden auch erſt noch die Blumenblätter zu entfernen, ehe man zu den Narben gelangt. Die Befruchtung geſchieht dann auch hier wie oben angegeben. Die Varietäten dieſer Gruppe haben den Vorzug vor denen der erſten, daß ſie meiſtens Blumen erſten Ranges er— zeugen. Sobald die Blumenblätter vergehen, entfernt man den Canvasbeutel von den Roſen und ſollten dieſelben etwa feſt auf der Frucht ſitzen, ſo hat man ſie behutſam mit den Fingern abzulöſen. Die Früchte fangen nun all- mählig zu ſchwellen an und werden, wenn völlig reif (November), abgenommen und die herausgelöſten Samenkörner ſofort geſäet. Am beſten ſäet man die Samen in einen kalten Kaſten mit einem Compoſt von Lehm, Lauberde und Sand. Im nächſten Frühjahre werden viele Samen keimen, viele aber auch bis zum nächſten Jahre in der Erde liegen bleiben. Die Samenbeete hat man vor Mäuſen zu ſchützen (namentlich während des Winters) und die ſpäteren Sämlinge vor Mehlthau im Frühlinge und Sommer, der den— ſelben höchſt nachtheilig iſt. Das beſte Mittel, den Mehlthau abzuhalten oder zu entfernen, iſt ein öfteres Beſtreuen der Pflänzchen mit Schwefel- blüthe. — Sämlinge von Bourbon-, Monats- und Theeroſen, auch einige remontante Roſen blühen ſchon im erſten Jahre, jedoch kann man nach dieſen erſten Blüthen kein Urtheil über die neu erzogene Varietät fällen, deshalb iſt es auch am beſten, die ſich im erſten Jahre zeigenden Blüthen— knospen zu entfernen. Einen großen Genuß gewährt einem Roſenzüchter die Muſterung ſeines Beetes mit Roſenſämlingen. Jede Blume iſt friſch und neu, obgleich nur ſehr wenige den Grad der Vollkommenheit beſitzen, den man an ihnen zu erlangen hoffte, deshalb werden von den Sämlingen viele auch nur gleichgültig betrachtet, andere kaum eines Blickes gewürdigt und oft findet ein Roſenzüchter unter tauſend von Sämlingen nur einen einzigen, der ſchöner und beſſer iſt, als die vorhandenen Varietäten. Aber dennoch gewährt es ein Vergnügen, die Reſultate der Befruchtung aufzuzeichnen und Theorien für ſpäteren Gebrauch aufzuſtellen. 23 Vorausgeſetzt nun, die Frucht iſt reif, der Same geerntet und geſäet worden, ſo iſt derſelbe vor Mäuſen und Vögeln zu ſichern, und wenn die jungen Pflänzchen zum Vorſchein gekommen ſind, ſo hat man ſie vor Froſt und vor brennender Sonne zu ſchützen. Zu viel Luft kann man denſelben kaum gewähren, ſelbſt in ihrem erſten jungen Stadium, und gegen Ende Mai kann man die Fenſter von den Samenbeeten ganz entfernen, nur be— ſchatte man die Pflänzchen an ſonnigen Tagen während der Mittagsſtunden. Sobald ein Sämling Blüthenknospen zeigt, entferne man dieſe im erſten Jahre, wie ſchon oben bemerkt, ſuche aber dieſen Sämling, ſobald Augen oder Reiſer vorhanden find, auf einen Wildling zu okuliren oder zu pfropfen, um deſto eher die Blumen von dieſem Sämlinge erhalten und prüfen zu können. Sollte dieſe dann ſchöner und beſſer ſein, als die vor— handenen Sorten, ſo kann man ſie nach Gefallen vermehren. Jeder Roſenzüchter, der ſich mit der Erzeugung neuer Sorten durch künſtliche Befruchtung befaßt, thut wohl, wenn er ſich eine Anzahl der ſich zur Befruchtung eignenden Sorten zuſammenpflanzt, ſo daß er die ſeiner ſpeciellen Aufmerkſamkeit erforderlichen Exemplare beiſammenſtehen hat: Sind ſolche Sorten beiſammen ſtehend, ſo rege man dieſelben nicht zu einem zu üppigen Wuchſe bis zur Zeit an, wo das Anſetzen der Früchte (Juli) er— folgt. Um dieſe Zeit begieße man ſie tüchtig mit Dungwaſſer. Es iſt nicht weislich, fie zu einer anderen Zeit zu düngen, denn ein üppiger Frühjahrs- wuchs führt nicht zur Fruchtbarkeit. Ich habe Roſen geſehen, die im März verpflanzt waren und in demſelben Jahre reichlich Früchte trugen, während die— ſelben Sorten, die Jahre lang an demſelben Platze ſtanden, keine vollkommen ausgebildete Früchte gemacht hatten. Ausſtellung von Pilzen in Müuchen. Wie in England (ſiehe S. 507 des vorigen Jahrg. der Hamburger Gartenztg.), ſo hat auch in München von Seiten der bairiſchen Gartenbau— Geſellſchaft im vorigen Jahre vom 22. bis 30. September eine Ausſtellung von Pilzen ſtattgefunden, die von ſehr großem Intereſſe geweſen iſt. Es waren nach einem Berichte von Dr. Kranz in Garden. Chronicle nicht weniger als 111 Arten in 691 Exemplaren allein von T. Bachmayer in Penten⸗ reith ausgeſtellt worden. Die Pilze waren nach ihrem Geſchmack, ob an— genehm oder unangenehm, oder nach ihren giftigen Eigenſchaften zuſammen— geſtellt. Auf den Etiquetten zu den Pilzen waren mit ſchwarzer, blauer und rother Dinte die botaniſchen und deutſchen Namen nach Rabenhorſt angegeben. Die ganze Collection war im Gehölz von Gunting in der Nähe Münchens geſammelt, mit Ausnahme von zwei herrlichen Exemplaren von Hydnum coralloides (corallenartige Clavaria), die im nördlichen Baiern ge— ſammelt waren. Die Agaricus-, Boletus-, Hydnum- und Clavaria-Arten waren in lebenden, die von Morchella und Helvella in getrockneten Exemplaren ausgeſtellt. Das ſchöne Exemplar von Hydnum coralloides wog ca. 16 Pfund 24 und war zweimal jo groß als ein Mannskopf. Ein eßbarer Pilz, Boletus confluens, wog 22 Pfund und ein anderer Pilz, Fistulina hepatica, ein Prachtexemplar, wog 5 Pfund. Von den genießbaren Agaricis ſind zu nennen: A. albellus Schäffer, A. prunulus Scop., von dem das Pfund mit 15 Franken in Frankreich bezahlt wird. Es iſt dieſe niedliche Art die beſte der Agaricis. Mehrere Arten ſtehen dieſer nahe, von denen ſie jedoch leicht zu unterſcheiden iſt durch ihren kleinen Stamm, nur ſo dick wie eine Gänſe⸗ federpoſe, durch den ungleichförmigen Hut, deſſen Oberfläche gleich Ziegen- leder und von einer weißlichen oder weißlichgrauen Farbe iſt, und durch die feinen Bartlappen, die von röthlicher Färbung ſind. Roh hat dieſer Agaricus einen ſäuerlichen Geſchmack; die Sporen ſind roſaroth. Von dem bekannten A. campestris war die weiße wie auch die dunkelfarbige Varietät ausgeſtellt, letztere iſt von Krombholz A. sylvaticus benannt. Ein todter Stamm mit mehreren jungen und einigen entwickelten Exemplaren von A. melleus erregte viel Intereſſe. Dieſe Pilzart wird in Oeſterreich viel ge= geſſen, ihr deutſcher Name iſt Gallimaſch. Von dem riechenden Agaricus, A. odorus, ſah man mehrere Exemplare. Es iſt dies ein hübſcher grün— licher Pilz, einen aromatischen Duft verbreitend, ähnlich dem Möſchus. Man nennt ihn in Baiern Anis-Pilz, deſſen Geruch iſt jedoch zarter als der des Anis. Es iſt eine ſeltene Art. Der Schirm-Pilz, A. procerus, wie der gelbe Cantharellus waren mehrfach zu ſehen. Letzterer iſt der viel nachgeſuchte Eierſchwamm, der mit Eiern gekocht, ein leckeres Gericht giebt. Von anderen genießbaren Arten ſah man viele herrliche Exemplare. X. rubescens wird in Baiern nicht allgemein für eßbar gehalten. — Von den ungenießbaren oder ſchlecht ſchmeckenden Agaricus zeichneten ſich viele durch ihren eleganten Habitus, wie durch eine brillante Färbung aus, viele von ihnen ſind mit ſchönen Blumen zu vergleichen. Pilze, wie Agaricus amethystinus, der dunkler gefärbte A. violaceus, Cantharellus cornucopioides, C. tubaeformis, der Trompeten-Pilz, Spatho- laria flavida, der Spatel-Pilz ſind noch beſonders zu nennen. Von den kleinen Pilzen waren ausgeſtellt A. conspersus, A. melinoides, ein niedlicher roſafarbener Pilz, A. disseminiatus und A. cohaerens. Die erſtgenannte Art iſt die früheſte im Jahre, bekannt unter dem Namen Lauchſchwamm. Von den giftigen Pilzen waren zur Schau geſtellt der Amanita muscaria, A. aeruginosa, A. virescens, Hemlock-Pilz, ähnlich dem A. cam- pestris, jedoch mit weißen Bartlappen. Ferner der hellgelbe Agaricus alutaceus, der weißlich roſafarbene A. integer und der rothe A. emeticus, kenntlich durch ſeinen röthlich gefärbten Stamm; dieſe drei Arten haben einen äußerſt ſcharfen Geſchmack, wenn roh gegeſſen. Von den tödtlich giftigen Arten ſind zu nennen Lactarius uvidus mit ſeiner violetten Milch und L. intermedius mit ſeiner limonenfarbenen Milch. Von der letzteren Art waren Exemplare von 10 Zoll im Durchmeſſer haltend ausgeſtellt. Der Boletus edulis iſt einer der geſchätzteſten Pilze in Deutſchland, dahingegen findet er in England wenig Beachtung, vielleicht daß der Ge— ſchmack dieſer Pilzart in Deutſchland beſſer iſt als in England. 25 Andere eßbare Pilze find noch Boletus aurantiacus, scaber, ovinus und luridus, letzterer noch zweifelhaft. B. luridus mit ſeinem orangefarbenen und gegitterten Stamm liefert, geſchmort, ein gutes Gericht. Er iſt unter dem Namen Blaupilz bekannt, da ſein grünliches Fleiſch, wenn verwundet, ſich blau färbt. Er wird von Leuten, die ihn kennen, ſehr geſchätzt. — Von den giftigen Boletus ſind zu nennen B. sanguineus mit einem purpur⸗ farbenen Stamm und gleicher Unterſeite; B. Satanas mit feinen weißlichen Bartlappen und roth gegittertem Stamm. B. calopus mit grünlichgelber Unterſeite und gelb-röthlichem Stamm. — Von der Gattung Hydnum waren noch, außer den oben genannten, H. repandum und imbricatum aus⸗ geſtellt. | Als Merkwürdigkeiten für die Pilzfreunde find noch zu nennen Exemplare von Trichospermi, die Turban-Pilze, Lycogala epidendrum und ein prächtiges Exemplar von Polyporus cinnabaris. Das hier folgende Verzeichniß enthält die Namen aller der ausgeſtellt geweſenen Pilzarten. 1. Eßbare Arten. Agaricus mutabilis. Lycoperdon globosum. - conspersus. Pleziza coccinea. - ceraceus. Lycogala epidendron. - rubescens. Trichospermi. - procerus. Morchella esculenta. - campestris. - nitra. - campestris sylvaticus. — patula. - aeruginosus. Helvella esculenta. - prunulus. Lactaria volemum. - melleus. - deliciosus. - albellus (Mouſſeron). — piperatus. cinnamomeus. Boletus edulis. - fuscipes. - _ scaber. - Russula. - auxantiacus. - odorus. - annulatus. - eburneus. - luridus. Cantharellus cibarius. - Subtomentosus. - albidus. - oyvinus. Clavaria flava. | - cConfluens (1 von 22 Pfd.). — formosa. Fistulina hepatica. — botrpytis. Hydnum repandum. - esculenta. - imbricatum. - corniculata. - gelatinosum. Lycoperdon coelatum. — cCeoralloides (16 Pfd.). 2. Indifferente Arten. | Agaricus stypticus. Agaricus conchatus. - melinoides. — arachnoideus. 2 mibiß: | - gibbus. 26 Agaricus glutinosus. Agaricus robustus. - albo-niger. 5 adiposus. - nigrescens. - violacens. - amethystinus. 93 5 murinaceus. radicatus. - carneo-violaceus. 2 nitens. cinnamomicolor. granulosus. flavo-virens. - tumidus. 5 3. Giftige Arten. Agaricus fascicularis. Agaricus lateritius. emeticus. Russula nitida. - integer. Lycoperdon aurantiacum. - rimosus. Lactarius torminosus. - phalloides. 5 subduleis. - muscarius. - uvidus. - foetens. - intermedius. - viridis. - pyrogalus. - alutaceus. Boletus calopus. - aeruginosus. 5 piperatus. - fragilis. - sanguineus. - pantherinus. - Satanas. — Neue empfehlenswerthe Pflanzen. Brownea Birschellii J. D. Hook., Botan. Magaz. Taf. 5998. — Leguminosae. — Dr. Hooker ſagt, daß er über dieſe herrliche Pflanze nichts weiter ſagen kann, als daß ſie mit einer von Birſchell in Caraces geſammelten Species identiſch iſt. (Birſchell, ein früherer junger Gärtner in Kew, wurde von dort im Jahre 1814 als Sammler ausgeſchickt). Die B. Birschellii gleicht ſehr einer Art dieſer Gattung von der Seeküſte Neu— Granada's, vom Colonel Hall bei Esmeraldes geſammelt. Nach Birſchell iſt die B. Birschellii ein Baum von 20 Fuß (engl.) Höhe und kommt derſelbe ſehr häufig in den Bergſchluchten des Rio von La Guayra, wie in den von Los Hermanos vor, wo er im April blüht. — Das Exemplar im k. Garten zu Kew iſt etwa 10 Fuß hoch und blühte zum erſten Male im Juli vor. Jahres. Triana nannte dieſe Art B. racemosa Jacq., unter welchem Namen ſie auch von Kunth in den „Nova Genera et species Plantarum“ beſchrieben iſt, ſich aber von der Jacquin'ſchen Species, die aus demſelben Lande ſtammt, durch eine viel größere Inflorenz, größere Fieder— blätter, längere Blüthenſtengel und Blüthen unterſcheidet, weshalb ſie von Hooker als eine neue Art nach ihrem intelligenten und thätigen Entdecker benannt worden iſt. 27 Digitalis laevigata W. et K., Botan. Magaz. Taf. 5999. — Scrophularineae. — Es iſt dies eine ſehr ſeltene europäiſche Fingerhut-Art, bisher nur in Croatien auf dem Berge Taygetus und an einigen Stellen in Griechenland gefunden. Es iſt eine recht hübſche Bienne, auch zuweilen ſtaudige Pflanze mit goldgelben Blumen, die an einer 1— 2 Fuß langen, nach unten öfters verzweigten Rispe beiſammen ſtehen. Crocus Salzmanni Gay, Botan. Magaz. Taf. 6000. — Crocus tingitanus Herb. — Irideae. Eine im Herbſt und Winter blühende Art von mehr botaniſchem Intereſſe mit hellsvioletten Blüthen. Mesospinidium vuleanieum ERchb. fil., Botan. Magaz. Taf. 6001. — Orchideae. Eine reizende kleine Orchideenart auf den vulkaniſchen Ge— birgen des Tunguragua-Diſtrikts am obern Amazonenſtrom von Spruce entdeckt. Profeſſor Reichenbach hat dieſe Art im vergangenen Jahre in Gardeners Chronicle beſchrieben und haben auch wir ſie bereits unſern Leſern im vorigen Jahrgange der Hamburg. Gartztg. empfohlen. Sareostemma Brunonianum Wight et Arn., Botan. Magaz. Taf. 6002. — Asclepiadeae. Eine mehr ſonderbare als ſchöne Pflanze von Ceylon und Madras, woſelbſt ſich deren ſchlanke, fadenartige, ver— zweigte Stämme über andere Geſträuche, Geſtein ꝛc. hinziehen. Die Stengel enthalten einen ſäuerlichen, milchigen Saft und werden von den Eingebornen als Salat gegeſſen, wie von den Reiſenden der Saft als Durſt ſtillend genoſſen wird. Es macht demnach dieſe Pflanze eine große Ausnahme von den vielen anderen Arten dieſer Familie, die alle mehr oder weniger giftig find. Unglücklicher Weiſe wächſt die 8. Brunonianum in Gegenden, wo die giftige Euphorbia Turicalli wächſt, über die ſie ſich auch häufig hinzieht, und da deren Blättchen und Zweige mit denen der Sarcostemma viel Aehn- lichkeit haben, fo muß man beim Einſammeln der Sarcostemma ſehr vor— ſichtig zu Werke gehen. Als Topfpflanze gedeiht die Pflanze ſehr leicht in einem trockenen Warmhauſe und bietet mit ihren an den Knoten der Zweige erſcheinenden gelben Blüthenköpfen einen recht hübſchen Anblick. * Batemania Burtii Endres et Rchb. fil. Botan. Magaz. Taf. 6003. — Orchideae. — Wir erwähnten dieſe ſchöne Orchidee bereits in der Hamburg. Gartenztg. S. 462 des vorigen Jahrg nach der Beſchreibung in Gardeners Chronicle. Die Gattung Batemania, von Lindley im Jahre 1835 nach dem berühmten Orchidologiſt James Bateman benannt, beſteht jetzt aus einem halben Dutzend Arten aus dem öſtlichen und ſüdlichen Amerika. Die hier genannte Art iſt eine Bewohnerin von Coſta Rica und wurde 1867 von Enders eingeführt. Sie iſt nahe verwandt mit B. meleagris Rchb. von Braſilien, von dieſer aber durch die Farbe der Blume, wie durch die Form des ſonderbaren gefranzten Anhängſels der Lippe verſchieden. Es iſt eine ſehr ſchöne Pflanze. Salvia dichroa J. D. Hook., Botan. Magaz. Taf. 6004. — Labiatae. — Eine nahe verwandte Art mit S. bicolor Desk. und algeriensis 8 est., erſtere aus dem nördlichen Marocco, letztere aus Algier ſtammend, aber ſehr diſtinkt von beiden, ſowohl in den Blättern wie Blumen. 28 Sal. dichroa wurde von Maw 1871 am Fuße des großen Atlas, ſüdlich von der Stadt Marocco, 572 Met. hoch, entdeckt. Es iſt eine ſehr hübſche Pflanze. Lilium concolor Sakab var. sinicum, Botan. Magaz. Taf. 6005. — L. sinicum Lindl. — Liliaceae. — Eine ſehr ſchöne Lilie, die als Art von L. concolor nicht zu trennen, ſondern nur eine Form derſelben iſt. Die Originalpflanze, die als L. concolor beſchrieben wurde, iſt im Jahre 1806 in England eingeführt worden und als geruchlos beſchrieben. Die Varietät sinicum, die Baker und auch Hooker kaum als Varietät gelten laſſen möchten, wurde 1850 von Fortune von China eingeführt. Es iſt eine hübſche Pflanze mit etwa 7 Centim. im Durchmeſſer haltenden, ſcharlachrothen, im Schlunde mehr oder weniger ſchwarz punktirten Blumen. Uvaria Kirkii Oliver, Botan. Magaz. Taf. 6006. — Anonaceae. — Es iſt eine ſeltene Erſcheinung, daß eine Pflanzenart, wie dieſe, aus der großen tropiſchen Familie der Anonaceen in Europa zur Blüthe gelangt, da es meiſt Bäume oder große Sträucher ſind, die viel Raum, große Hitze und Feuchtigkeit verlangen. Der botaniſche Garten zu Kew erhielt im Jahre 1868 von Dr. Kirk Samen dieſer Pflanze aus Zanzibar und im October v. J. blühte bereits ein aus demſelben gezogenes Exemplar. — Es ſind etwa 15 Arten der Gattung Uvaria, in Afrika heimiſch, bekannt und noch viele mehr kommen von Indien. Die gegenwärtige Art bildet einen kleinen Buſch von 0,86 — 14 Met. Höhe an ihrem natürlichen Standorte bei Quiloa an der Küſte von Zanzibar, mit ſehr gelblich grünen Blättern und ſchmutzig gelben Blumen. Dendrobium ehrysoerepis Parish et Rchb. fil., Botan. Magaz. Taf. 6007. — Orchideae. — Eine eigenthümliche, jedoch weniger ſchöne Art der Gattung Dendrobium von dem unermüdlichen Parish in Moulmain entdeckt und 1871 in Kew-Garten eingeführt. Bowenia speetabilis Hook. femina, Botan. Magaz. Taf. 6008. — Cycadeae. — Die erſte Nachricht über dieſe höchſt ſonderbare Pflanze, die einzige bis jetzt bekannte Cycadee mit doppelt-gefiederten Blättern, brachte das botaniſche Magazin im Jahre 1863, zu welcher Zeit nur die männliche Pflanze bekannt war. Seitdem find zu verſchiedenen Zeiten von dem er- fahrenen Vorſteher des botaniſchen Gartens zu Brisbane, Hill, verſchiedene Exemplare in England eingeſchickt worden, darunter auch weibliche, von denen eins im vorigen Jahre bei Veitch in Chelſea und ein anderes im Kew— Garten geblüht hat. Unglücklicher Weiſe war zur Zeit kein blühendes männliches Exemplar aufzutreiben, ſo daß keine Befruchtung hat vorgenommen werden können. Der knollenartige Stamm der Bowenia hat die Eigenſchaft, mehrere Jahre hindurch im ruhenden Zuſtande zu bleiben und keine Anregung irgend welcher Art bringt ihn zum Treiben. Ein kleines Exemplar von etwa 7 Centim. Länge bei etwa 2 Centim. im Durchſchnitt erhielt der botaniſche Garten zu Kew im Jahre 1864. Daſſelbe hatte bei ſeiner Ankunft nur ein geſundes Blatt, das es bald verlor und dann vier Jahre ſtehen blieb, ohne zu treiben und auch nur ſehr wenige Wurzeln machte. Man brachte ö 29 die Pflanze für Monate lang auf ein warmes Beet, hielt es dann mäßig kühl, hielt es eine Zeit lang trocken und dann wieder feucht, aber alle Mühe, es zum Treiben zu bringen, war vergeblich. Endlich trieb es ein ſchönes Blatt und bald darauf einen männlichen Zapfen. Das größte Exemplar in Kew hat nun einen Wedel von 0,4 Met. Länge, deſſen Fiederblättchen 10 Centim. lang find. Der gefällig gebaute, glänzendgrüne Wedel iſt ſehr zierend und ſcheint den Angriffen von Inſecten nicht ausgeſetzt zu ſein. | Pescatorea Dayana Rchb. fil., Garden. Chron. 1872, pag. 1618. — Orchideae. — Eine neue Art, deren Blumen denen von P. cerina gleichen. Sie ſind milchweiß, mit grünen Tüpfeln auf den Sepalen. Die Lippe iſt weiß mit einem violett-purpurnen Hals. Die Säule iſt ſchön gelb mit einem breiten röthlichen Streifen an der Bafis. Die Pflanze ſtammt von Neu⸗Granada und wurde von G. Wallis eingeſchickt. Vanda Denisoniana Bens. et Rchb. fil., Illustr. hortic. Taf. 105. — Orchideae. — Eine herrliche Neuheit, von dem Colonel Benſon auf den Gebirgen Aracan (Birmanien) entdeckt und von Veitch im Jahre 1869 eingeführt. Näheres über dieſe ſchöne Orchideg theilten wir bereits in der Gartenztg. 1870 S. 150 mit. Dracaena (Maranta) metallica Dall. Belgid. hortic. 1872 Taf. 26. — Eine prächtige Varietät der D. ferrea L. mit ganz dunkelblutrothen, metallartig glänzenden Blättern, vielleicht die ſchönſte dieſer Art. Die elliptiſch⸗!lanzettförmigen Blätter erreichen leicht eine Länge von 50 Centim. Eingeführt wurde fie von Alexis Dalliere, Handelsgärtner in Gent von Hamoa oder Schifferinſeln. Pinguieula flos mulionis Ed. Morr. Belgig. hortic. 1872 Taf. 27. — Lentibularieae. — Eine liebliche kleine Fettkraut-Art, von Omer de Malzinne im Paſſo del Mayo bei Vera Cruz (Mexico) entdeckt und von dieſem an Jacob Makoy und Co. in Lüttich eingeſandt, bei denen ſie bereits geblüht hat. Es iſt eine ſehr empfehlenswerthe kleine Pflanze mit 28 Millimeter im Durchmeſſer großen, ſchönen, violett-rothen Blumen. Acampe dentata Lindl., Garden. Chron. 1872, pag. 1652. — Orchideae. — Eine Orchideenart mit kleinen unſcheinenden Blumen, von Dr. Hooker in Sikkim Himalaya entdeckt. Warrea trieolor Lind. var. stapelioides, Garden. Chron. 1872, pag. 1652. — Orchideae. — Eine hübſche Varietät der alten bekannten Warrea tricolor von Braſilien und Neu-Granada. — Es mag hier noch bemerkt ſein, daß W. bidentata Lind. und W. Lindeniana Hort. ſynonym mit W. tricolor ſind. Listrostachys cephalotes Rchb. fil. Garden. Chron. 1872, pag. 1687. — Orchideae. — Eine höchſt ſonderbare Neuheit von geringer Schönheit, aber von um ſo größerem botaniſchen Werth. Von W. Wilſon Saunders in Reigate aus dem weſtlich-tropiſchen Afrika bei ſich eingeführt. 30 Ueber das Verhältniß der Pflanzenwelt zu der gegenwärtigen Witterung. Vom Geh. Mediz.-Rath Prof. Dr. Göppert vorgetragen in der botaniſchen Section der Schleſ. Geſellſchaft in Breslau am 12. December 1872. Frühlingspflanzen und die ihnen ſo naheſtehenden der Alpen und des hohen Nordens ſorgen alsbald nach dem Verblühen für die Entwickelung der nächſtjährigen Blüthenknospen, ſo daß dieſe am Anfange des Herbſtes meiſt ſchon völlig ausgebildet erſcheinen und in ihrem Innern alle Theile der Blüthen erkennen laſſen. In dieſem Zuſtande bleiben ſie nun theils über, theils unter dem Boden während des folgenden Winters bis zum nächſten Frühjahre, in welchem eine verhältnißmäßig nur geringe Wärme erforderlich iſt, um ſie raſch zum Blühen zu veranlaſſen. Verſpätet ſich der Winter und tritt ſo warme Herbſtwitterung ein, wie in dieſem Jahre, ſo kommen ſie auch vorzeitig zum Vorſchein, ſie blühen zum zweiten Male, freilich auf Koſten der Entwickelung des nächſten Frühlings, und dies iſt die einfache Urſache dieſes oft bewunderten und gegenwärtig ſo häufigen Vorkommens, das ſchon lebhafte Beſorgniſſe für das Geſchick unſerer Vegetation überhaupt hervorgerufen hat. Ich will ſie nicht für ganz ungegründet halten, denn wer vermag wohl in ſolchen Fällen ein ſicheres Urtheil abzugeben, doch laſſen ſie ſich auf ein geringeres Maß zurückführen, wenn wir die Beſchaffenheit dieſer ungewöhnlich reichen, herbſtlich-winterlichen Flora näher betrachten. Es ſind an 228 Arten, deren wiederholtes und fortgeſetztes Blühen von Andern und von mir vom vorigen Monat an bis jetzt beobachtet worden iſt, ) unter ihnen nur äußerſt wenige, hier beſonders wichtige, wahre Frühlingspflanzen, wie etwa Himmelſchlüſſel, einzelne Exemplare Löwenzahn (Leontodon Taraxacum), der Peſthuflattich (Tussilago Petasites) und Veilchen; die alljährlich Anfang October in der Knospe ſchon blau gefärbten Leberblümchen, beide Schneeglöckchen, Crocus halten hier noch zurück. Größer iſt die Zahl der Perennirenden, welche jedoch nicht aus primären Achſen, ſondern nur aus abgehauenen oder bereits verblühten Stengeln ſeitliche Blüthen treiben und daher natürlich meiſt den früheren an Zahl und Größe nachſtehen, wie unter andern die am häufigſten ſproſſende Schafgarbe und andere Compoſiten, Gnaphalium are- narium, Senecio Jacobaea, Anthemis tinctoria, Crepis tectorum, Apargia, Doldenpflanzen wie Pimpinella, Heracleum u. A. Die an ſeitlichen Sproſſen *) Das Verzeichniß derſelben ſolgt ſpäter, da ich zur Vervollſtändigung des klimatiſchen Bildes noch aus andern Gegenden unſerer Provinz desfallſige Beiträge zu erhalten hoffe. Bisher lieferten dergleichen, wofür ergebenſten Dank, die Herren Unverricht in Myslowitz, Zimmer in Striegau, die Herren B. Stein, Schumann und L. Becker in Breslau. Von obigen 228 Arten ſind 64 ausländiſche und 164 wildwachſende, 113 ein⸗ jährige und 115 mehrjährige. Unter ihnen befinden ſich 12 Monocotyledonen (9 Gräſer), 9 Apetalen, 103 Monopetalen (worunter allein 48 Compoſiten und 16 Labiaten), 125 Polypetalen, worunter 18 Crucifloren, 19 Caryophylleen und eben⸗ ſoviel Papilionaceen. 31 fo reiche Erdbeere (Fragaria elatior) trägt Blüthen und reife Früchte zu⸗ gleich. Eine Kartoffelpflanze bildete friſche Knollen. Pilzvegetation dauert fort. Am meiſten breiten ſich die vielen einjährigen, im Sommer gekeimten Gewächſe aus, welche in jedem Herbſt vorhanden ſind, aber unter gewöhnlichen Verhältniſſen wegen der meiſt zeitig eintretenden Kälte nicht zur Blüthe gelangen, und namentlich ohne Schneeſchutz faſt ohne Aus— nahme, ſelbſt Alsine media, Senecio vulgaris, zu Grunde gehen, z. B. wie die um Obernigk ganze Felder einnehmende Kornblume, Ackerſtorchſchnabel (Erodium), Ehrenpreisarten (Veronica hederaefolia, persica, agrestis, Scle- ranthus, Thlaspi-Arten ꝛc.) Poa annua nebſt vielen üppig ſproſſenden peren— nirenden, zuweilen auch ſelbſt noch Blüthenähren treibenden Gräſern, welche wie das überall üppig blühende Tauſendſchönchen (Bellis) vorzugsweiſe dazu beitragen, unſeren Fluren ein ſo ſommerliches Aeußeres zu verleihen. f Das Tauſendſchönchen iſt überhaupt die einzige wahre Winterblume unſerer einheimiſchen Flora. Oft habe ich ihre halb geöffneten Knospen vom plötzlich eintretenden Froſt erſtarren, aber nach Tage langem Verbleiben in dieſem ſcheintodtähnlichen Zuſtande nach dem Aufthauen wieder weiter wachſen ſehen. Aehnlich verhält ſich die Bewohnerin der Alpen, die ſchwarze Nies— wurz, die in unſeren Gärten viel zu wenig verbreitet iſt. Weizen und Roggen auf Saatfeldern erſcheinen allerdings bereits vorgeſchritten, mehrfach veräſtelt, jedoch, ſoviel ich wenigſtens freilich in nur beſchränktem Kreiſe beobachten konnte, noch ohne Anlage zur Aehreubildung. Ich habe wohl blühenden und faſt fruchtreifen Hafer und Roggen gefunden, aber auf Schutthaufen und auf Aeckern, wo ſie einige Monate vor der gewöhnlichen Ausſaatszeit bereits gekeimt hatten, und nur auf ſolche vereinzelte Vor— kommniſſe ſind wenigſtens in unſeren Gegenden die Angaben von ſproſſendem ährentreibenden Getreide zu reduciren. Raps iſt ſehr entwickelt, doch ge— hört er zu den winterfeſteſten Gewächſen, für welchen bei zeitiger Schnee— bedeckung, wenn insbeſondere ein leichter, den Boden etwa ein Paar Zoll tief befeſtigender Froſt vorangegangen iſt, wohl nichts zu fürchten iſt. Jedoch wünſchte ich hierüber noch mehr Erfahrungen zu beſitzen, namentlich über das Verhalten des weit über die Schneefläche hervorragenden Stengels. Unſere Baumvegetation verharrt im Ganzen und Großen in ihrer für unſere ökonomiſchen Zwecke höchſt erſprießlichen Ruhe und bereitet ſich, wenn auch etwas reger als ſonſt in dieſer Jahreszeit, für ihre künftige Entwickelung vor. Bei der verhältnißmäßig noch ziemlich hohen vom Sommer zurück— gebliebenen Erdtemperatur, die im vorigen Monat nach unſeren in 2½ F. Tiefe angeſtellten Beobachtungen durchſchnittlich noch 5“ betrug, und nur in den letzten 10 Tagen (vom 1.— 10. Decbr.) auf etwa 3 bis 4“ geſunken war, fehlt es nicht an Wurzelwachsthum, an den Zweigen auch nicht an cambialer Thätigkeit, doch läßt der Zuſtand der Knospen mit wenigen Aus— nahmen noch keine Entfaltung derſelben erwarten, am wenigſten findet gar etwa Neubildung von Knospen ſtatt, wie öffentliche Blätter von ver— ſchiedenen Orten her mittheilten. 5 Wer nun gelegentlich ſich dergleichen einmal betrachtet, kann wohl beim Anblick der grün gefärbten Knospen unſeres blauen Flieders an den ſtets — 32 halb geöffneten einiger Spiraeae oder des Gebirgsflieder Sambucus racemosa auf baldige Entfaltung allenfalls ſchließen, doch iſt das der gewöhnliche allwinterliche Zuſtand, der ſich mitten im Winter unter Umgebung von Eis und Schnee wunderlich genug ausnimmt. Nur das Garten-Geisblatt, Lonicera Caprifolium, hat wirklich aus ihren Knospen bereits Blätter ge- trieben, der Kellerhals Daphne Mezereum blüht. Die bis zum Nordpol verbreitete Himbeere trägt hier und da an blattloſen Zweigen Blüthen und Früchte, und unter den zahlreichen Pomaceen blüht an einzelnen ſonnigen Stellen die japaniſche Birne (Pyrus japonica), die auch ſonſt im Spätherbſt zuweilen zum zweitenmal ſich entwickelt. Unſere Obſtbäume haben ihre Knospen noch feſt geſchloſſen. Die hier und da veröffentlichten Angaben von blühenden Birnen-, Aepfel- oder Kirſch⸗ bäumen gehören immerhin zu den größten Seltenheiten, welche einen Schluß auf allgemeine Zuſtände nicht geſtatten. In meinem Intereſſe muß ich be— dauern, daß ich noch niemals Gelegenheit hatte, einen ſolchen Baum zu unterſuchen. Von unſeren wildwachſenden Bäumen haben nur die männlichen Kätzchen der Haſelnüſſe an ſonnigen Stellen geſtäubt, Erlen, Birken und Weiden ſind noch weit davon entfernt, und werden dazu auch nicht ge— langen, Weißbuchen ſind auffallend weit entwickelt. i | Unſere Vegetation iſt auf winterliche Ruhe angewieſen. Zu ihrer inneren organiſch-chemiſchen Entwickelung bedarf fie eine gewiſſe Zeit,“) etwa ebenfo wie manche hartſchalige Samen, die auch erſt nach langer innerer Vor— bereitung zum Keimen gelangen. Wenn ſich dies nicht ſo verhielte, ſo würde ſie in den letzten beiden Monaten viel weiter vorgeſchritten ſein, da deren mittlere Temperatur ſo hoch war, wie das nur ſehr ſelten in den zur Entwickelung vorzugsweiſe beſtimmten Monaten des Frühjahrs, im März und April, vorkommt. Laut den Angaben unſerer vortrefflichen von Herrn Prof. Dr. Galle herausgegebenen ſchleſiſchen Klimatologie, erreichte von 1791 bis 1854 die mittlere Temperatur des Märzes nur einmal, im Jahre 1822, mit 5,31, annähernd die unſeres letztverfloſſenen Novembers, welche + 5,92 betrug, und bewegte ſich ſonſt ſtets nur in viel niedrigeren Mitteln, und die mittlere Temperatur unſeres letzten Octobers = 9,51 ward von der des Aprils nur einmal in der genannten Zeitperiode von 63 Jahren, im Jahre 1800, durch 2“ übertroffen. Sie erreicht + 11,98. Wenn ſich nun aus der obigen Ueberſicht der gegenwärtigen Entwickelung unſerer Vegetation ergiebt, daß ſich nur die früheſten Gewächſe entfaltet haben, welche auch an und für ſich, wie z. B. die Himbeere, Haſelnuß zu denjenigen gehören, die den ſtärkſten Kältegraden widerſtehen; andere, wie unſere Obſtbäume, von denen dies nicht geſagt werden kann, nur ſehr wenig ſich von der ihrer Entwickelung vorgeſchriebenen Bahn entfernen, und doch auch auf den mit unſeren klimatiſchen Verhältniſſen innig verknüpften, faſt nie fehlenden Schneeſchutz zu rechnen iſt, meine ich, daß wir wohl mit *) Nur im gefrorenen Zuſtande hört natürlich dieſe Thätigkeit auf und die Pflanze verharrt in einem ſcheintodtähnlichen Zuſtande, der lange Zeit währen kann, ohne nach dem Aufthauen ihr Leben zu gefährden. 33 einigem Vertrauen bei gewöhnlichem Winterverlauf der nächſten Zukunft entgegenſehen dürfen, die jedenfalls dem Beobachter viel Intereſſantes bieten wird. Sie könnte z. B. Entſcheidung bringen über die ſehr verbreitete Annahme von der vollkommenen Ausbildung des Herbſtholzes als Schutz gegen bedeutende Kältegrade, welche in dieſen Monaten bei ſchon eingetretener Cambialthätigkeit in hohem Grade ſtattgefunden hat und dergl. mehr. Extreme Kälte wäre freilich um ſo mehr zu fürchten, als die Folgen der von 1870/71 unſere Baumwelt noch nicht überwunden hat. Eine Menge damals beſchädigter Bäume ſtarben im vorigen Sommer und andere werden ihnen im nächſten noch folgen. Uebrigens find ſolche anomale Witterungs- verhältniſſe mit dennoch günſtigem Ausgange ſchon oft dageweſen, die ganz dazu geeignet ſind, dieſe eben ausgeſprochenen Hoffnungen aufrecht zu halten. Ueber den merkwürdigen Verlauf des Herbſtes von 1841 habe ich Genaueres verzeichnet: Die mittlere Temperatur des Octobers in jenem Jahr war 9,67, die von 1872 9,51; das höchſte Tagesmittel am 1. September 157; 1872 am 14. 47°; das niedrigſte 1841 am 22. + 3,7; 1872 am 8. — 2,9; kälter war 1841 der November, die mittlere Temperatur nur +3,55; 1872 + 5%92, wie freilich ſeit 1791 nur einmal, im Jahre 1797 ein wenig höher mit 6,11 vorgekommen iſt; das niedrigſte Tages— mittel 1841 den 28. 0,3; 1872 am 18. 1,81; das höchſte 1841 den 11. + 6,8; 1872 den 1. + 1060. Das Monatsmittel des Decembers 1841 erreichte — 2°, die höchſte Wärme am 1. 47%. Am 30. December ſchneite es erſt zum zweitenmal, worauf es aber dann ziemlich anhaltend fror. Im botaniſchen Garten grünten und blühten faſt dieſelben Pflanzen wie gegenwärtig, von Frühlingspflanzen auch nur wenige, wie Himmelsſchlüſſel, Peſtwurzel Tussilago petasites, Seidelbaſt, ungewöhnlich viele Gräſer und andere perennirende Pflanzen, nicht blos im Garten, ſondern in unſerer von mir vielfach beſuchten Umgegend, gleichfalls nur aus ſecundären Achſen abgehauenen Stengeln, Knospen der Obſtbäume feſt ge— ſchloſſen, geöffnet blos obige Spiraeen. Zahlreiche ähnliche Angaben ent- hielten damals alle unſere öffentlichen Blätter. Laut der „Schleſ. Ztg.“ vom 27. December hatte man am 27. in Oels Aepfel von einem Baume geerntet, der im September zum zweitenmal zum Blühen gekommen war. Der, wie erwähnt, vom 30. December an eintretende Winter verlief gelinde mit der Temperatur des Januars 1848 nur — 4,60; höchſte Kälte und zugleich auch die des ganzen Winters, den 23. — 130; mittlere Temperatur des Februar — 1,17 und die des Märzes +2,53. Im Jahre 1852 hatte es bis zum 31. December noch nicht geſchneit und nur einmal im November — 1“ und im December zweimal — 3 gefroren. Auch der Januar 1853 zeichnete ſich durch große Milde aus, 0,92 mittlere Temperatur. Primeln und Kellerhals blühten noch am 10. Januar im Freien des botaniſchen Gartens; mittlere Temperatur des Februars + 1,54, am kälteſten der März — 2,60. Die Beſorgniſſe waren zu jenen Zeiten auch groß, doch ging Alles gut vorüber. Hoffen wir daſſelbe. | Botaniſcher Garten zu Breslau, den 11. December 1872. Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXIX. 3 34 1 Der Roſt des Birnbaums. Auf unſerem Birnbaum und ſeinen Verwandten, heißt es in der Rev. hortic., jedoch faſt nie auf dem Apfelbaum, findet man häufig im Juni, meiſt nach warmen, feuchten Tagen, auf der Oberſeite der Blätter orange— rothe, ziemlich große Roſtflecke. Sie haben oft eine eliptiſche Form, zeigen in der Mitte ſehr kleine ſchwarze Höckerchen und ſtehen entweder einzeln oder zu mehreren vereinigt. — Im Juli wird dann auch die Unterſeite der Blätter an den Stellen, wo auf der Oberſeite der Roſt ſitzt, gelb gefärbt, ſie verdickt ſich und bildet eine fleiſchige Hervorragung, die wieder mehrere braune Kegelchen zeigt. Dieſe braune Kegel ſind die vollkommene Form eines Pilzes: der Roestelia cancellata. Die Kegel reißen an den Seiten der Länge nach ein, doch ſo, daß die Stücke an der Spitze zuſammenhängend bleiben, und entlaſſen einen braunen Staub, der aus einfachen (nicht ge— theilten) rundlichen Sporen beſteht. Obwohl im Allgemeinen nicht ſehr ſchädlich, kann die Roestelia doch mitunter ganze Anlagen zerſtören, und es iſt ein Fall bekannt, wo in einem Garten drei Birnenpflanzungen nach— einander durch ihn zu Grunde gingen. Der verſtorbene Prof. Oerſtedt in Kopenhagen hat 1865 nachgewieſen, daß dieſer Pilz aus einem andern, dem Gymnosporangium aurantiacum oder G. Juniperi (Podisoma Juniperi) hervorgeht. G. aurantiacum findet ſich an den Aeſten und Stämmen des Wachholders, beſonders des Sadebaums, Juniperus Sabina, und bildet hier eine gallertartige, erſt etwas kegelförmige, ſpäter flache, orangefarbene Unter— lage, auf welcher ſich auf kurzen Stielen ein- oder mehrmals getheilte Sporen erheben. Durch direkte Ausſaat der Sporen der Gymnosporangium auf Birnblätter erzog Oerſtedt die Roestelia. Auch ſpäter iſt dies mehr- fach konſtatirt worden. Prof. Decaisne beobachtete im Garten des natur- wiſſenſchaftlichen Muſeums in Paris 1867, daß eine Birnpflanzung, in deren Mitte Wachholder ſtanden, von der Roestelia befallen wurde, und eben jo theilte Guoyt von Villeneuve in demſelben Jahre» der Gartenbau- geſellſchaft in Paris mit, daß 300 Birnbäume in ſeinem Garten von dieſem Roſt befallen waren. Er riß die Wachholder aus, und die Krankheit kam in den folgenden Jahren nicht wieder. Auch in Belgien ſind ähnliche Er— fahrungen gemacht; zugleich hat man dort gefunden, daß das Bepudern mit Schwefel nichts nützt. Es iſt das auch erklärlich, da das eigentliche Gewebe des Pilzes im Innern der Blätter vegetirt. Glücklicherweiſe ſcheinen ſich die Sporen des Gymnosporangium nicht weit zu verbreiten. In einem Garten, der rings mit 2½ Meter hohen Mauern ein⸗ geſchloſſen war und in welchem ein Wachholder ſtand, zeigten ſich nur die Bäume ſelbſt von Roestelia befallen, die außerhalb der Mauern ſtehenden Birnbäume zeigten nur einzelne Flecke. Immerhin wird aber die Richtung und Stärke des Windes von weſentlichem Einfluß ſein und man wird gut thun, bei Anlage von Birnpflanzungen alle Wachholder und Sadebäume in der Nähe zu entfernen. a 35 Düngung der Obſtbäume. Vom Wanderlehrer Arnold. In der rheiniſchen Wochenſchrift heißt es: Daß gute Obſternten wegen mangelhafter Ernährung der Bäume ſo ſpärlich ſind, iſt, da im Allgemeinen die Düngung der Obſtbäume ſo ſelten üblich iſt, nicht zum Verwundern; denn die Nährſtoffe, welche der Baum zu ſeiner Ausbildung nöthig hat, Phosphorſäure, Kali, Natron ꝛc., ſind im Ackerboden in löslicher Form, dem Bedürfniß entſprechend, nicht reichlich vorhanden. Häufig fehlt im Unter- grunde die zur Löſung der genannten Stoffe nöthige Feuchtigkeit. Wie nöthig auch dem Baum ein gewiſſes Maaß von Feuchtigkeit im Boden iſt, ſehen wir daran, daß durchweg die Bäume auf bewäſſerten Wieſen am reichſten Obſt tragen. Die Fruchtbildung ſteht nun in direktem Verhältniß zur Menge des in den Organen der Bäume aufgeſpeicherten Ueberfluſſes an Nahrung, der ſog. Reſerveſtoffe. Iſt daher in den Organen der Bäume nur ein beſchränktes Maaß von Reſerveſtoffen vorhanden, wie es bei mangel— hafter Ernährung immer der Fall ſein wird, ſo kann ſich die Blüthe ſchon nur dürftig entwickeln und läßt es zu einer Frucht oft gar nicht kommen. Um jedes Jahr eine Obſternte zu erzielen, darf man eine zweckmäßige Untergrundsdüngung nicht verſäumen. Als erſte Regel bei derſelben iſt aber zu beachten, daß der Dünger in flüſſiger Form gegeben werde, damit die Aufnahmeorgane — Wurzel— ſpitzen — denſelben ſofort aufnehmen können. Sodann iſt daran feſtzuhalten, daß der Dünger dort hingebracht wird, wo ſich die Aufnahmeorgane befinden, alſo in den Untergrund. Wir können uns aus den verſchiedenſten Düng⸗ ſtoffen einen kräftigen Dünger für Obſtbäume bereiten. Der wirkſamſte iſt unſtreitig der Inhalt der Aborte, welcher leider bei jo vielen Landwirthen noch zu wenig gewürdigt wird. Mit vier Theilen Waſſer gemengt und dann in den Bereich der Saugwurzeln gebracht, wirkte derſelbe wahre Wunder. In vielen Fällen iſt ſchon conſtatirt worden, daß vollſtändig erſchöpfte Bäume dadurch wieder zum kräftigen Triebe und zur Fruchtbarkeit gebracht worden ſind. Das Blut ſteht dem Cloakendünger an Werth gleich; es iſt jedoch nothwendig, daß demſelben 6 Theile Waſſer zugeſetzt werden, indem es ſonſt ätzend wirkt. Gut vergohrene Jauche, mit eben ſo viel Waſſer ge— miſcht, thut gleichfalls gute Dienſte. Ganz beſonders gilt dies auch vom Knochenmehl und der Holzaſche, deren Gehalt an Phosphorſäure und Kali ſchon auf günſtige Wirkung ſchließen läßt. Außer den genannten Stoffen haben wir noch ein ſehr gutes Düngemittel im turzen, verrotteten Stallmiſt, jedoch nur dann, wenn derſelbe in flüſſiger Form — als Gülle — ge— geben wird. Die beſte Zubereitungsweiſe des Düngers iſt folgende: In eine gemauerte Grube oder in ein Faß bringt man Cloakendünger oder verrotteten Stalldünger, ſo daß der vierte Theil des Rauminhaltes damit angefüllt iſt. Wo möglich ſetzt man Blut, Holzaſche, Knochenmehl, die Excremente aus dem Hühnerſtalle ꝛc. hinzu, um die Wirkung des Düngers zu erhöhen. Hierauf wird der Behälter mit Waſſer angefüllt, 92 daß etwa 36 3 Theile Waſſer auf ein Theil Dünger kommen. Dieſe Maſſe läßt man 3 Tage lang gähren und verwendet die ſo entſtandene Gülle am vierten Tage zur Düngung. Bei Ausführung deſſelben verfährt man folgender— maßen: Bei allen zu düngenden Obſtbäumen wird in einer Entfernung von 1½ —3 Fuß vom Stamme die Erde 1—1½ Fuß tief weggenommen oder es werden in der angegebenen Entfernung 4—6 Löcher gegraben. Hierauf gießt man in die entſtandene Höhlung oder in die Löcher 2—6 Eimer Gülle (je nach der Stärke des Baumes). Iſt die Gülle vom Boden aufgenommen worden, ſo gießt man eben ſo viel Waſſer nach, um die Düngertheile beſſer an die Wurzel zu ſchlemmen; iſt das Waſſer nun auch in den Boden ein— gedrungen, ſo wird die ausgeworfene Erde wieder zurückgebracht, womit dann die ganze Arbeit beendet iſt. Mit einem Karren Stallmiſt oder Cloakendünger können wir bequem 50 Hochſtämme düngen, ſo daß die geringen Koſten dieſer Methode gar nicht in Anſchlag zu bringen ſind. Die Düngung wird meiſtens im Monat März gegeben; man erzielt dadurch einen kräftigen, geſunden Holztrieb und eine reichere Ernährung der ſchon vorhandenen Blüthenknospen. Außerdem empfiehlt es ſich, ſchon eine Düngung im Monat Juli oder Auguſt zu geben, weil dadurch die Vorbildung der Blüthenknospen für das kommende Jahr bedeutend gefördert wird. Be— kanntlich bilden ſich die letztern beim zweiten Safttriebe; erhält nun der Baum zu dieſer Zeit durch die Güllung eine reiche Zufuhr von Nährſtoffen, ſo muß ſich dieſe durch die Erzeugung vieler und kräftiger Blüthen be— merklich machen. Will man eine dritte Düngung geben, ſo wende man ſelbe im Mai oder Juni an, um das Obſt zur beſſeren Entwickelung zu bringen. | Bei Süßkirſchen, Aprikoſen und Pfirſichen findet die Güllung keine Anwendung. Für dieſe Obſtarten möchte ich das Eingraben von Ofenruß um den Stamm herum empfehlen. Allerdings hat der Obſtzüchter neben der Düngung noch auf manches Andere, z. B. Sortenwahl, Beſchneiden ꝛc. zu achten, nach meiner Anſchauung iſt aber gerade die Düngung ein Hebel der Obſtcultur und möchte ich durch vorſtehende Zeilen jeden denkenden Landwirth zu Verſuchen veranlaſſen. Maulbeerhecken. Das Vereinsblatt des „Weſtph.-Rhein. Vereins für Bienen- und Seiden⸗ zucht“ macht in einem Artikel „über die Maulbeerpflanze und ihre Ber- breitung“ von M. J. Roberz auf die durch Hecken zu bewirkende Ausbreitung des Maulbeerſtrauches in einer eingehenden Weiſe aufmerkſam. Es giebt, heißt es in dem Artikel, des ſchönen Blattes wegen kaum eine zierlichere, der Dichtigkeit halber aber, zu welcher man ſie erziehen kann, nicht leicht eine zweckmäßigere Garteneinfaſſung, als die Maulbeerhecke. Wird dieſelbe r 37 vorſchriftsmäßig angelegt und naturgemäß behandelt, jo können ihr vom 5. Jahre an etwa 10 Pfd. Blätter per Ruthe jährlich unbeſchadet ent— nommen werden. Der Centner Laub wird in Gegenden, in welchen Seidenbau getrieben wird, mit 1 bis 2 Thlr., auch noch höher bezahlt, ſo daß der Beſitzer einer Maulbeerhecke ohne Mühe einen hübſchen Ertrag aus dem Laube der letzteren erzielen kann. Einen ähnlichen Gewinn, wenn auch nicht in Baar, erzielt vor Allem der kleinere Mann, wenn er die überflüſſigen Blätter und Zweige zur Viehfütterung benutzt. Einer gut angelegten und ſorgfältig gepflegten Hecke entſproſſen bis zum Juli eine Menge üppiger und ſaftiger Zweige, welche ihr theilweiſe ohne Schaden entnommen und als kräftiges, milcherzeugendes Futter für Rinder, Ziegen und Schafe ver— wendet werden können. Die jetzt ſo häufig vorkommenden Dürren, trocknen Sommer ſchaden der Maulbeerhecke faſt gar nicht; je heißer der Sonnen— brand, deſto üppiger und grüner ſproſſen die Zweige an des Verfaſſers Gartenhecke, und während ferner Bäume und Sträucher der Umgegend von den Baumraupen kahlgefreſſen daſtehen, iſt an ſeiner Maulbeerhecke kein Blatt von ihnen beſchädigt worden. Endlich iſt noch zu erwähnen, daß die Maulbeerhecke unter allen die wohlfeilſte iſt. Die Maulbeerpflanze bedarf jedoch zu ihrem Fortkommen, wenn auch weniger eines üppigen, maſtigen, ſo doch eines guten mit aufgelockertem Untergrunde verſehenen Bodens; letzteren, weil ihre ſtarken und langen Wurzeln ſich gerne tief und ſeitwärts auszubreiten ſuchen. Im undurchlaſſenden, naſſen Thonboden, im bloßen Sand⸗ und Kiesboden, wie auch im Schatten gedeiht die Maulbeerpflanze nicht. Wenn ſchieferartiger oder Kalk-Boden zu Gebote ſteht, darf man auf einen guten Erfolg rechnen. Benutzt man jährlich ihre Blätter und Zweige, ſo muß die Hecke alle 3 Jahre einmal gedüngt werden, am beſten mit Kompoſt, oder auch mit gewöhnlichem Stalldünger. Den Graben zur Hecke mache man im Herbſte oder an milden Wintertagen, 3 Fuß breit und 2 Fuß tief; iſt die Sohle hart, ſo lockere man ſie noch etwas auf. Die obere Erdſchicht lege man auf die eine, die untere auf die andere Seite. Im folgenden Frühjahre pflanze man alsdann die Hecke nach der Schnur. Kann man eine Schicht guter Erde oder etwas Kompoſt auf die Sohle des Grabens bringen, fo iſt dies ſehr vortheilhaft. Dann bedecke man die aus— gebreiteten, aber unbeſchnittenen Wurzeln, von denen man nur das Schad— hafte mittelſt eines ſcharfen Meſſers entfernt hat, mit der an der einen Seite liegenden obern Erdſchichte, trete den Grund nach ſanftem Rütteln der Pflanze ein wenig an, befeuchte mittelſt einer Gießkanne dieſe Erdlage etwas und fülle dann den Graben vollends mit der anderen, an der ent— gegengeſetzten Seite liegenden Erdſchichte aus, doch nicht zu hoch, damit die nöthige Feuchtigkeit nicht ablaufen, ſondern beſſer eindringen kann. Die zu ſetzenden Pflanzen ſchneide man mit einem ſcharfen Meſſer bis zu 3 oder 4 Augen oberhalb der Wurzel ab. Die Entfernung der Pflanzen von einander kann 1 bis 2 Fuß betragen. Ein näheres Zuſammenrücken iſt nicht rathſam, indem ſich ſpäterhin bei der ſtarken Beſtockung der Hecke durch Wurzeltriebe und Seitenzweige dieſelbe zu ſehr verfilzt. Eine verfilzte Hecke wächſt weniger freudig und erzeugt ein ſchlechtes Blatt. Eine etwas 38 N dünn gehaltene Hecke gedeihet immer beſſer, weil Luft und Sonnenlicht mehr in dieſelbe eindringen können. Im 2. und 3. Frühjahr werden die Seitenzweige mit einander verbunden; die vorderen und hinteren Sproſſen und Zweige dagegen mit einem ſcharfen Meſſer weggeſchnitten. Wegen der weiten Entfernung ſind verhältnißmäßig wenig Pflanzen erforderlich; Verfaſſers Hecke um einen ½ Morgen großen Garten enthält etwa 500 P welche nach jetzigem Preiſe 2 bis 3 Thlr. koſten würden. Ueber künſtliche Bodenerwärmung. Von Dr. A. Vogel. Neuerer Zeit iſt mit Recht das Begießen der Topfpflanzen mit warmem Waſſer beſonders empfohlen worden. Das bis auf ungefähr 300 R. er— wärmte Waſſer wirkt nicht nur in erhöhtem Maße löſend und aufſchließend auf die Mineralbeſtandtheile des Bodens, ſondern es trägt auch weſentlich zur Vertilgung der im Boden befindlichen Würmer bei. Für dieſen Zweck beſteht neben dem Begießen ein einfaches Verfahren darin, daß man den Blumentopf, in welchem ſich Würmer aufhalten, in einen mit heißem Waſſer gefüllten Unterſatz ſtellt. Alsbald kommen die Würmer vom Boden aus aufwärts an die Oberfläche. Der zufällige Beſitz eines kleinen, nur zeitweiſe in Thätigkeit geſetzten Dampfkeſſels gab Gelegenheit, durch Verſuche zu erproben, ob eine Erwärmung des Erdbodens im Freien überhaupt möglich ſei, und wie ſolche allenfalls am Zweckmäßigſten ausgeführt werden könne. Man ließ zu dieſem Ende in dem Garten zwei runde Beete von 12 Fuß Durchmeſſer etwa 4 Fuß tief bis auf das Kieslager ausheben. Auf dem Kiesboden brachte man mehrere ſich durchkreuzende Kanäle von loſen Steinen an. Die Verbindung der Kanäle mit dem in der Nähe aufgeſtellten Dampfkeſſel geſchah mittelſt eines vielfach durchlöcherten Bleirohres. Die Beete wurden hierauf mit guter Erde zugeworfen, bepflanzt und bis zu einer Tiefe von 3 Fuß mit Erd⸗ thermometern verſehen. Die Verſuchsreihe begann im Mai bei ziemlich kalter Witterung. Der Dampf erhielt nur auf 1—1½ Atmoſphäre Ueberdruck⸗ ſpannung, worauf die Oeffnung mit der Bleirohrverbindung erfolgte. Die Erwärmung des Bodens ging raſch vor ſich, ſo zwar, daß nach Verlauf von zwei Stunden die Erdthermometer 30—40 R. zeigten. Nun wurde der Dampf abgeſperrt und nicht weiter geheizt, um die Abkühlung des Bodens zu beobachten. Sie ergab ſich unerwartet gering. Die beiden Beete kühlten ſich bei naſſem, ziemlich rauhen Wetter in 24 Stunden nur um etwa 2— 3 ab, bei mild⸗ſonniger Witterung betrug die Abkühlung durchſchnittlich nur die Hälfte. Dieſelbe Art der Heizung erfolgte hierauf wiederholt den Sommer über alle 8— 14 Tage, indem man zu einer neuen Heizung erſt dann ſchritt, wenn ſich der Boden bis zu 20° abgekühlt hatte. 39 Aus dem hier mitgetheilten Verſuche ergiebt ſich auf das Unzweifel⸗ hafteſte, daß es möglich iſt, einen Theil des Erdbodens bis zu einer Temperatur, welche jener in den Tropenländern gleichkommt, ohne ſchwierige Einrichtungen und beſonders große Koſten zu erwärmen, ferner, daß der Einfluß einer ſolchen künſtlichen Erwärmung auf viele Arten von Pflanzen als ein ganz außerordentlicher ſich geltend macht. Daß in ſolcher Weiſe von manchen Arten tropiſcher Pflanzen, wie z. B. Palmen, welche in unſern Treibhäuſern | ein ſehr langſames Wachsthum zeigen, in verhältnißmäßig kurzer Zeit große Exemplare erzielt werden könnten, iſt nach obigem Verſuche mit Sicherheit zu erwarten; von noch größerer Wichtigkeit müßte es ſein, wenn es auf dieſe Art gelingt, manche Südfrüchte, z. B. Bananen, Ananas oder aromatiſche Gewächſe im Freien zur Reife zu bringen. Auch für die Vermehrung von Topfpflanzen könnte die künſtliche Erwärmung des Bodens größere Vortheile darbieten. Die jetzt üblichen Miſtbeete und Vermehrungshäuſer leiden alle an dem Mißſtande, daß die ſo gewonnenen jungen Pflanzen lange Zeit ſchwächlich bleiben und bei der Verſetzung ins Freie gefährdet werden. Werden dagegen junge Pflanzen in freier Luft unter Anwendung erhöhter Bodenwärme gezogen, ſo erhalten ſie ohne Zweifel alsbald eine größere Stärke und bedürfen nach erfolgter Wurzelbildung keine Abhärtung vor ihrer Verſetzung ins freie Land. Als Regel darf man annehmen, daß die Boden— heizung ſich am wirkſamſten bei ſolchen Pflanzen erweiſen werde, welche in tropiſchen Gegenden im Sandboden wachſen, weil dort dieſe Bodenart nicht ſelten eine Wärme von 40% R. und darüber erreicht. Große Wirkung darf man auch bei Blattpflanzen mit üppigem Wachsthum, welche reichliche Feuchtigkeit verlangen, erwarten; geringere aber bei allen Pflanzen, welche Schatten lieben und daher ihrer Naturart nach einen kühleren Standort verlangen. Die geringſte Wirkung, ja vielleicht ſogar nachtheilige Wirkung, wird dieſe Erdbodenheizung auf langſam wachſende Pflanzen aus kühleren Gegenden, namentlich auf Alpenpflanzen, wie z. B. Eriken, Azalien, Rhododendron und dergl. äußern. EEE ͤ ——.. —— Cultur⸗Ergebniſſe einiger Gemüſe⸗Sorten. Von der Section für Obſt⸗ und Gartenbau der Schleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Cultur in Breslau werden alljährlich an die Mitglieder derſelben Samen verſchiedener Gemüſe-Sorten vertheilt, die dann über die Cultur⸗Ergebniſſe derſelben an die Section zu berichten haben, die dann in dem nächſten Jahresberichte der Geſellſchaft, von Rn Gärtner der REHAU J. Jettinger, zuſammengeſtellt, veröffentlicht werden. Der letzte Jahresbericht der Section enthält nun wiederum die Cultur⸗ Ergebniſſe einiger Gemüſe-Samen aus dem Jahre 1871. Als Einleitung hierzu bemerkt J. Jettinger, daß die Annahme, daß auf einen kalten ſtrengen Winter ein warmer Sommer folgen müſſe, ſich im Jahre 1871 als eine durchaus unrichtige erwieſen habe. Beginnen wir beim Monat Mai, ſo 40 war über Kälte, viele Feuchtigkeit und heftige Winde ſich zu beklagen. Eine ziemlich kühle Temperatur hielt mit wenigen kurzen Unterbrechungen bis Mitte Juli an, worauf es endlich warm wurde, freilich für Vieles viel zu ſpät. Was von Gemüſepflanzen ſich erholte und im September reine volle Entwickelung würde erreicht haben können, erlag in einigen Gegenden im erſten Dritttheil, in anderen gegen die erſte Hälfte dieſes Monats einer ziemlich ſtrengen Froſtnacht. Die Anzucht von Samen erlitt ſchon durch den ungünſtigen Vorſommer Einbuße, noch mehr aber durch die zeitig ein— getretenen Fröſte und die darauf im Nachſommer wieder folgende naſſe Witterung. Mit einem Worte, die meteorologiſchen Verhältniſſe des Jahres 1871 waren in der Provinz Schleſien dem Gemüſe- wie überhaupt dem geſammten Gartenbau ſehr ungünſtig. Dies mag zum Theil der Grund ſein, aus welchem über nur wenige der im Frühjahr zur Vertheilung gelangten Gemüſeſamen die ſo wünſchens— werthen Culturberichte eingeſendet wurden, und dieſe auch noch mitunter ſehr abweichend von einander und lückenhaft waren; war es doch ſelbſt im Garten der Section bei aller Sorgfalt und Pflege nicht möglich, von allen Ausſaaten ein ſicheres Reſultat über höheren oder geringeren Werth des Productes zu gewinnen. In dieſen Umſtänden möge die Kürze dieſes gegen- wärtigen Berichtes Entſchuldigung finden. A. Blumenkohl. Die Urtheile lauten den früheren gleich; nur der „italieniſche Rieſen-“ wurde, von einigen Seiten verkannt, als Viehfutter verwendet, weil er im Freien keine Köpfe anſetzte. Dieſe Sorte dürfte in unſerem Klima im Freien ſelten eine Ernte liefern, muß, um eine ſolche zu erhalten, alſo immer eingeſchlagen werden; am beſten geſchieht dies in einem nicht zu dunklen, froſtfreien Keller, in mäßig feuchtem Sand oder Erde. Vorher müſſen die Pflanzen natürlich einen gewiſſen Grad von Vollkommen⸗ heit erreicht haben, wenn das Reſultat ein befriedigendes ſein ſoll. Daß man daſſelbe Verfahren bei allen Blumenkohlſorten anwendet, welche ſpät angebaut werden und zum Verbrauch im Winter dienen ſollen, iſt den Meiſten wohlbekannt, doch glauben wir hier wieder beſonders darauf hin— weiſen zu müſſen. B. Wirſing. Die ſchon früher gebauten Sorten kamen auch in dieſem Jahre zum Anbau, weshalb bezüglich ihres Verhaltens um ſo eher auf die Berichte vorangegangener Jahre verwieſen werden kann, da mit nur einigen wenigen Ausnahmen das dort Geſagte ſich wiederholte.“) C. Kopfkohl, Winnigſtädter, wird, obſchon er nur kleine, aber doch ſehr feſte Köpfe bildet, als ſehr zart und gut hervorgehoben. Das Nichtgedeihen dieſer oder jener Sorte hatte ſeinen Grund in dem mafjen- haften Auftreten des Kohlweißlings, dem namentlich bei umfangreichem An- bau kaum zu ſteuern iſt. So viele Mittel gegen dieſes Ungeziefer auch ſchon verſucht wurden, ſo hat doch noch keins derſelben ſich als genügend wirkſam erwieſen; das Abſuchen der Raupen oder Eier etwa ausgenommen. Von einem befreundeten, erfahrenen Praktiker wurde uns folgendes ſich als *) Siehe Hamburg. Gartenztg. 1871, S. 456. Die Redact. 41 wirkſam erwieſen haben ſollendes Mittel angerathen: Zur Zeit, wo der Schmetterling zu fliegen beginnt, nehme man kleine Stückchen Asa foetida, welches in jeder Apotheke zu erhalten iſt, wickle dieſe in dünne Leinwand⸗ läppchen und befeſtige ſie an in den Kohlfeldern in nicht allzu großen Ent⸗ fernungen von einander einzuſteckenden Stäbchen. Der durchdringende Geruch dieſer Subſtanz ſoll die Schmetterlinge fern halten. Leider gab es bis jetzt noch keine Gelegenheit, dieſes Mittel ſelbſt zu verſuchen, da es aber ohne große Mühe und Koſten anwendbar iſt, ſo möchten wir doch zum Verſuch deſſelben rathen und zugleich um gefällige Mittheilung der dadurch etwa erzielten Reſultate bitten. 5 D. Kopfſalat. 1) Jutroſchiner Prachtkopf. Eine vom Apotheker Scholz in Jutroſchin ſeit Jahren gezogene und mit dieſem Namen bezeichnete Sorte von großer Zartheit und Wohlgeſchmack; fie bildet ſchöne Köpfe und verdient alle Em— ehlung. = 2 Arnſtädter Treib- iſt eine ſich ſchnell entwickelnde, vorzügliche, für's Frühbeet ſehr ſchätzbare Sorte. E. Gurken. Nach den im Eingange dieſes Berichtes geſchilderten Witterungsverhältniſſen konnte es nicht anders ſein, als daß, wenn auch an einzelnen Orten ziemlich gute Ernten erzielt wurden, dennoch im Allgemeinen die Culturen von Gurken fehlſchlugen, was ebenſo von Melonen gilt. Unter Fenſter gehaltene Pflanzen friſteten, obſchon auch ihnen ein freudiges Ge— deihen abging, freilich etwas länger ihr Daſein, als ſolche im Freien ſtehende. Bei dieſer Gelegenheit erlauben wir uns, auf den ſehr verbreiteten Irrthum aufmerkſam zu machen, daß unter den Gurken eine Krankheit herrſche, welche die Pflanzen gegen ſchädliche Witterungseinflüſſe widerſtandslos mache. Dieſe hier gemeinte Krankheit iſt aber lediglich erſt eine Folge an— dauernd naßkalter Witterung, welcher alle Pflanzen von zarter Conſtruction erliegen, und äußert ſich beſonders nach Eintritt recht warmer Tage durch das Welkwerden der Blätter zuerſt. Unterſucht man bei dieſer Erſcheinung ſolche Pflanzen, ſo findet man alle Theile derſelben bis tief zum Wurzelhalſe geſund, und nur die ſtärkeren Wurzeln ſind von einer Fäulniß ergriffen, welche ſich mit rapider Schnelligkeit dem ganzen Wurzelvermögen mittheilt. Nach unſerer Erfahrung befällt dieſes Uebel die Pflanzen um ſo eher, je wärmer und trockener nach langer naßkalter Witterung es bis zu der Zeit iſt, in welcher die Pflanzen zu blühen anfangen; ein radicales Mittel gegen daſſelbe ausfindig zu machen, iſt uns noch nicht gelungen, wenngleich die Ueberzeugung lehrte, daß die Pflanzen gegen ſolche Unbilden der Witterung eine größere Widerſtandsfähigkeit gewannen, wenn ihnen von zarter Jugend an in kurzen Zwiſchenräumen ein Düngerguß geſpendet wurde. Außer den früher angebauten Gurkenſorten, welche ſich unter den be— ſtandenen Verhältniſſen wie damals verhielten, mögen erwähnt werden: 1) Neue Rieſen- aus Nubien. Als ſehr intereſſante, weißfrüchtige, dickfleiſchige Sorte angeprieſen, glaubten wir ihren Anbau auch verſuchen zu müſſen. Beſitzt dieſelbe nun zwar die beiden letzteren Eigenſchaften, ſo iſt 42 doch das „Intereſſante“ an ihr unerklärlich geblieben. — Sollten derartige Anpreiſungen im Intereſſe des Gartenbaues nicht lieber unterbleiben? — Auch wurde dieſe weiße nubiſche Rieſen-Gurke bei uns trotz ſorgſamer Pflege unter Glas kein „Rieſe“, ſondern blieb eine beſcheiden dicke, kurze Frucht, wie ſolche eben nicht ſelten ſind, dazu noch hohl und erwies ſich bei gedrungenem Wachsthum von ſehr geringer Tragbarkeit. Hiernach wird dieſe Gurke zum Anbau keineswegs zu empfehlen ſein. 2) Neue, früheſte, kleinlaubige, weißſtachelige grüne Schlan— gen- erwähnten wir im letztjährigen Berichte bereits und bauten ſie in dieſem Jahre ſelbſt an. Auch dieſe Gurke entſprach ihrem langathmigen Namen in keiner Beziehung, nicht einmal im Blatt. Unter acht Pflanzen war eine einzige, welche Früchte anſetzte, die das Prädicat „Schlangengurke“ verdienten, von Stacheln zeigten ſie aber auch und überhaupt keine Spur. — In ſolchen eclatanten Fällen, wie den beiden hier angeführten, kommt man in die Lage, die Schuld der betreffenden Samenhandlung allein beizumeſſen, denn ſollte dieſelbe auch den Züchter in ſofern treffen, daß er ſein Product früher an den Markt brachte, bevor deſſen Güte und Beſtändigkeit zweifel— los feſtgeſtellt war, ſo dürfte es doch auch Pflicht der Erſteren ſein, auf Letzteres neue Sorten vor weiterer Verbreitung noch ſelbſt zu prüfen. F. Erbſen. Die in unſerem Bericht pro 18700 angeführten neuen Sorten haben ſich als werthvoll bewährt. Außer dieſen ſind diesmal zu erwähnen: 1) Kneifel-Erbſe, Ruhm von Caſſel. Wird an Ertragsfähigkeit nicht leicht von einer anderen Sorte übertroffen, iſt mittel früh, 4 Fuß hoch und bringt große Schoten von ſüßem Geſchmack. 2) Mark-Erbſe, Beſte von Allen (Mac Lean's best of all) reiht ſich der vorigen würdig an und iſt ſehr zu empfehlen. 3) Zucker-Erbſe, frühe Bretagner, bringt ganz kleine Schoten, die ſehr ſchnell paſſiren und muß hier als werthlos bezeichnet werden; vielleicht verhält ſie ſich anderorts beſſer. G. Buſchbohnen. 1) Korbfüller. Dieſe Sorte wurde auch im Garten der Section verſuchsweiſe angebaut; ihr Ertrag iſt mittelmäßig, die Schoten groß, von zartem Geſchmack, aber ſehr empfindlich gegen naſſe Witterung. Leider ranken die Pflanzen ſo ſtark, daß wir dieſes Uebelſtandes wegen dieſe Sorte nicht empfehlen möchten. | 2) Bunte Valentine; vortrefflice, dickfleiſchige, frühe, reichtragende Sorte. 3) Buntkörnige weiße Wachs-Schwerdt- hat große Schoten von zarter Beſchaffenheit, trägt ſehr reich und früh und iſt wohl die bene unter den niedrigen Wa chsbohnen. H. Scorzoner oder Schw neue ruſſiſch Rieſen-, wird im erſten Jahre ſchon verbrauchsfähig. Die Schwarzwurzel wird hier und in der Provinz 85 nicht oder doch nur in wenigen herrſchaftlichen 0) Hamburg Gartenztg. 1871, S. 458. jr 43 Gärten gebaut, obwohl ſie an Wohlgeſchmack manches andere unſerer Gemüſe, das ohnehin während des Winters nicht viel Auswahl bietet, übertrifft. Der Anbau iſt einfach. Man ſäet recht zeitig im Frühjahr auf tief ge— grabenes lockeres Land in Reihen von 6 Zoll Abſtand und verzieht die ge— keimten Pflanzen auf dieſelbe Entfernung. Außer Behacken und Reinhalten von Unkraut hat man im erſten Jahre nichts weiter dabei zu thun. In ganz gutem Boden werden die Wurzeln der Pflanzen im erſten Jahre ſchon fingerſtark, können alſo verbraucht werden. Wo dies nicht der Fall iſt, können ſie im folgenden Jahre zur Verwendung kommen. Man hebt als— dann im Herbſt ſo viele Wurzeln aus, als man zu verbrauchen gedenkt und bewahrt ſie im Keller in mäßig feuchtem Sande auf. Das Ausheben der Wurzeln muß jedoch mit Vorſicht geſchehen, damit ſie nicht verletzt werden, weil ſonſt ihr milchiger Saft leicht austritt, die Wurzeln deshalb leicht faulen oder holzig werden. Auch die Gewinnung von Samen bietet keine Schwierigkeit und geſchieht auf den Saatbeeten, nur muß man den Samen in deſſen Reifezeit beobachten, weil ihn der Wind leicht forttreibt. Ihre Verwendung für die Küche findet die Schwarzwurzel entweder in Suppen oder als Gemüſe, ähnlich wie Spargel zubereitet. Ueber den ſichern Schutz der Kaffeeplantagen gegen den Froſt. Wenn wir auch in Europa keine Kaffeeplantagen gegen den Froſt zu | ſchützen haben, jo dürften doch die von einem thätigen Coloniſten, A. Herbſt, auf Belchior bei der deutſchen Colonie Blumenau in Braſilien gemachten Erfahrungen und Beobachtungen, in wieweit höhere Bäume den unter ihnen oder in deren Nähe ſtebenden niedrigern Gewächſen Schutz gegen Froſt ge— währen, uns einen Fingerzeig geben. A. Herbſt ſchreibt in einer uns zugegangenen Nummer der Colonie— Zeitung: Unter den ſtrebſamen Anſiedlern in der Gegend der Colonie Blumenau ſind wohl nur wenige, welche bei den faſt jährlich eintretenden Fröſten nicht ein Klagelied über vernichtete Hoffnungen in Bezug auf ihre Kaffeepflanzungen anzuſtimmen Urſache gehabt hätten. Der Froſt einer Nacht, im Vereine mit der Morgenſonne des darauf folgenden Tages, war genügend, die Mühen und die Arbeiten vieler Jahre vergeblich und die Ausſichten auf Ernte nutzlos zu machen. Die Wahrnehmung, daß Sommer- gewächſe, Gloxinien, Begonien, Ageraten und andere, ſchon beim Gefrier— punkte des Thermometers abſterbende Pflanzen bei einer Temperatur von — 2 Gr. R. noch friſch und geſund blieben, wenn ſie ihren Standort unter hohen Bäumen hatten, leitete mich auf den Verſuch zur Anpflanzung der nützlichen Kaffeebäume an ſolche Plätze, welche durch hohe Bäume Schatten erhielten. Ich hatte vor ſechzehn Jahren einige Garporvou-Bäume, ein zum Ge⸗ ſchlecht des Caſſien gehörender Baum, zur Verſchönerung meiner Anlagen gepflanzt; — der ſchlanke hohe Wuchs derſelben, dann die ſich weit aus⸗ 44 breitenden Aeſte mit ihren herrlichen, gefiederten Blättern und ihren goldgelben Blüthentrauben, geben dieſen ſchnellwachſenden Bäumen ein majeſtätiſches Anſehen. Nach etwa 8 Jahren hatten die Stämme derſelben neben einer Höhe von über 40 Palmen“) einen Durchmeſſer von 16 Zoll erreicht. Die Kronen von zwei, fünf Braſſen von einander entfernt ſtehenden, Bäumen hatten ſich vollſtändig einander genähert und ſo nach allen Seiten ausgebreitet, daß ſie einen Flächenraum von 24 Quadratbraſſen überdeckten und dieſen nur mäßig beſchatteten. Dieſen von den Kronen der beiden Bäume über⸗ wölbten, ſowie einen dicht daneben liegenden eben ſo großen, ganz freien, den Sonnenſtrahlen ausgeſetzten Flächenraum benutzte ich zu dem Verſuche, um die Eingangs erwähnten Beobachtungen feſtzuſtellen und als bewährt weiter empfehlen zu können. Anfänglich glaubte ich, daß die Wurzeln der großen Bäume den Kaffeeſetzlingen alle Nahrung entziehen würden: allein es ſtellte ſich im Verlaufe des Jahres das Gegentheil heraus. Das jährlich im Auguſt, alſo nach der eigentlichen Froſtzeit abfallende Laub der Garporvou⸗ bäume erſetzte hinlänglich den Stoffverluſt, welchen die tief und weit gehenden Wurzeln dem Erdboden ihres Bereichs verurſachen, — die flach gehenden Haarwurzeln der Kaffeebäume wucherten ganz außerordentlich in der, auf der Oberfläche des Bodens ſich bildenden Humusſchicht, und da ſich dieſe von Jahr zu Jahr ohne künſtliche Beihilfe erneuerte und vermehrte, ſo erhielten die in der ſchützenden Region dieſer großen Bäume ſtehenden Kaffeebäumchen hinſichtlich ihres Gedeihens bald einen bedeutenden Vorſprung vor den mit ihnen zu gleicher Zeit gepflanzten Kaffeebäumchen, die ihren Platz nebenan in freier Lage erhalten hatten.) Erſtere zeichneten ſich durch üppigen Wuchs der Aeſte von unten bis oben und durch ein geſundes dunkelgrünes Laub aus, daſſelbe wird von den gefährlichen Blattmilben faſt gar nicht heimgeſucht, welche bekanntlich die braunen Flecke auf den Kaffee— blättern verurſachen und den ganzen Strauch in einen krankhaften Zuſtand verſetzen. Blüthen und Früchte ſind jährlich in angemeſſener Quantität vorhanden (letztere durchſchnittlich S—10 Pfund von jedem Baum), jo daß man nicht genug den Segen der Natur bewundern kann. Daß die in den letzten acht Jahren eingetretenen mehr oder weniger ſtarken Fröſte dieſen, unter einem Laubdache ſtehenden Kaffeebäumen gar keinen Nachtheil brachten — ſie wurden nicht einmal vom Reife befallen — iſt wohl unſtreitig das wichtigſte Ergebniß bei dieſer Verſuchspflanzung. Das auf hohen Stamm⸗Säulen ruhende Kronengewölbe der Garporvoubäume hindert wohl nicht ganz die Ausſtrahlung der im Erdboden gebundenen Tageswärme, es hat dieſe aber jo verzögert, daß die zerſtörenden Wirkungen der vor Sonnen— aufgang eintretenden Fröſte paralyſirt werden. Hierzu tritt nun der günſtige 3) Palme iſt ein braſtlianiſches Längenmaß. 1 Palme = 9 Zoll preußiſch. Die Redact. *) Auch in Weſtindien und Südamerika fand ich bei meinem Aufenthalte da- ſelbſt, daß zwiſchen den Reihen der Kaffeebäumchen größere Bäume gepflanzt waren, größtentheils Musa und Erythrina, hier nicht etwa um die Kaffeebäume vor Froſt, ſondern gegen zu ſtarken Sonnenbrand zu ſchützen, wie das Erdreich durch das ab- fallende Laub der Erythrinen alljährlich gedüngt wird. Die Redact. 45 Umſtand, daß durch das Gewirr der Aeſte und Blätter der großen Bäume eine Circulation der dichten kalten Luft zuwege gebracht wird, welche der letzteren einen großen Theil ihrer Befähigung zur wirklichen Froſtbildung entzieht. N Das Befinden der Kaffeebäume, welche nebenan in freier Lage gepflanzt wurden, iſt ein trauriges; die Bäumchen ſind zurückgeblieben, haben ſich nur kümmerlich mit gelblichgrünen Blättern belaubt, die auf der Rückſeite viel eilbenbrut zeigen und tragen ſehr wenig Früchte. Jeder Froſt bringt fie dem Verderben immer näher. Während der letzten 8 Jahre waren die Blätter und jungen Triebe dieſer Bäume viermal ſteif gefroren. Ich habe mich bei dieſen kurzen Mittheilungen ſtreng an meine eigenen Erfahrungen gehalten und gebe der Hoffnung Raum, daß ich allen Ein— wanderern, welche Kaffeeplantagen hier anzulegen gedenken, eine Freude damit bereiten könnte, weil die Cultur des Kaffeebaumes für manche Gegend eine Lebensfrage, für den ſtrebſamen Coloniſten hieſiger Provinz jedenfalls eine Finanzfrage bildet, die ſich bei ſtets geſicherter Ernte zu einer ſehr bedeutenden geſtalten kann. Feuilleton. Thymus aureus Hort. Unter dieſem Namen befindet ſich ſeit etwa zwei Jahren in den Gärten eine allerliebſte Thymian-Art mit goldgelb be— randeten Blättern. Dieſe Pflanze geht auch unter dem Namen Thymus citriodorus marginatus, unter welcher Benennung ſie von Veitch und Söhne in Chelſea in den Handel gegeben wurde. Es iſt ein kleiner Halbſtrauch, kaum 15— 20 Centim. hochwerdend, iſt faſt hart, bedarf jedoch bei uns einer leichten Bedeckung. Dieſe Pflanze eignet ſich ganz vorzüglich zur Em- faſſung von Blumenbeeten, wie zu Teppichbeeten, wo man ſie vermittelſt der Scheere kurz und niedrig halten kann. Ed. Morren ſagt in der Belg. hortic. von dieſem Thymus, daß er eine Form des Th. Serpyllum ſei, intereſſant wegen des citronenartigen Geruches und der gelben Panaſchirung der Blätter. Die Modification des Geruches des gewöhnlichen Thymians in den der Citrone wird von berühmten Botanikern an einer andern Art gerühmt, dem Th. eitriodorus Schreb. (Th. citratus Dum.), und deshalb ſollte nach Morren die in Rede ſtehende Varietät den Namen Th. Serpyllum var. citriodorum fol. varieg. führen. Neue Roſen. Nachbenannte, in Lyon gezüchtete Roſen ſind im November v. J. zum erſten Male von Jean Sisley in den Handel ge— geben worden. Rosa Thea Amazone, Ducher, dunkelgelb. - Anna Ollivier, Duch. fleiſchfarben. - Marie Armand, Levet, gelb. - - Mad. Chaveret, Lev., gelb. 46 Rosa Thea Mad. Deoteur-Jutte, Lev., geib. - - Mad. Francois Janin, Lev., gelb. - - Henry Bennett, Lev., hellroſa. — — Marcellin, Duch., weißer Grund mit gelb. - Mont Rosa, Duch., lachsfarben. — - Perle de Lyon, Duch., dunkelgelb. - - The & bouquet, Liabaud, weiß, roth geftreift. - - Vallée de Chamounix, Euch., kupferfarben. | - hybride remontante Antoine Alléon, Damaizin, kfirſchroth. — — - Fernando de la Forest, Damaiz., roſa. - - - Marie Cointel, Guillot fils, roſa. - - — Mad. Lacharme, F. Lacharme, weiß. - - Marius Cote, Guil. fils, lichtroth. - - - Claude Levet, Lev., johannisbeerroth. — Pierre Seletzky, Lev., purpur. - - Souvenir de la Duchese Amelie, Liab., purpur. - Provincialis Belle des Jardins, Guil. fils, purpur, weiß geftreift. - Noisettiana Bouquet d'or, Duch., dunkelgelb. - - Marie Accary, Guil. fils., weiß. — - Perle des blanches, F. Lach., rein weiß. - microphylla Surprise, Guil. fils., weiß und vofa. - Bourbonicca J. Schwartz, lebhaft voja. Orchideen-Preiſe in England, Anfang November v. J. wurde durch Stevens die berühmte Orchideen-Sammlung von Marshall in Enfield öffentlich verſteigert, wobei einzelne Exemplare zu hohen Preiſen verkauft wurden. Z. B. 1 Cattleya Trianae Ruckeri mit 7 Guineen; Odontoglossum triumphans Marshalli mit 10 Guineen; Cypripedium grandiflorum mit 8 Pfd. Sterl.; Laelia acuminata mit 6 Pfd.; Angraecum sesquipedale mit 6 Pfd. und Sobralia macrantha mit 12 Bd. — Im Ganzen waren es 555 Kabeling, die verkauft wurden und wofür über tauſend Pfund Sterl. eingenommen wurden. Wein durch Heizung des Bodens im Freien zu treiben. In der Verſammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues zu Berlin am 1. Dec. v. J. erſuchte der Gutsbeſitzer v. Parpart-Pracobron über eine neue Methode in Schottland, Wein durch Heizung des Bodens im Freien zu treiben, um Auskunft. Nach dieſer Methode werden die Heiz— röhren in der Erde vertheilt, wobei die Wurzeln der Reben bisweilen eine Temperatur bis zu 33 Grad R. erhalten. Die Pflanzen ſollen ſich bei dieſer hohen Wärme ſehr wohl befinden und nicht allein auf das üppigſte wachſen, ſondern auch reichlich Früchte anſetzen. Wenn ſich das Verfahren bewahrheitet, ſo unterliegt es keinem Zweifel, daß für unſere nordiſche, der Weincultur im Allgemeinen ſehr ungünſtige Lage ſehr viel damit gewonnen wäre. Ungünſtige Witterungsverhältniſſe würden unter dieſen Umſtänden keineswegs mehr einen ſolchen nachtheiligen Einfluß ausüben können. Das Verfahren war aber den anweſenden Mitgliedern des Vereins unbekannt, 47 auch wir haben nie davon gehört, zweifeln auch ſehr an der Ausführbarkeit dieſer Methode. Vielleicht erfahren wir etwas darüber von irgend Jemand der Leſer der Gartenzeitung? Vermehrung der Roſen durch Stecklinge. Eine ſehr einfache Art der Vermehrung der Roſen durch Stecklinge wendet der Handelsgärtner Fricke m Braunſchweig an. Derſelbe nimmt im Herbſte gut ausgebildete Zweige der Roſen des freien Landes, ſchlägt ſie faſt ihrer ganzen Länge nach in Sand ein, überwintert ſie froſtfrei und ſchneidet dann im Frühjahr in gewöhnlicher Weiſe Stecklinge, welche in ein warmes Beet geſtellt werden und nach kurzer Zeit reichlich Wurzeln treiben. Zur Cultur der Orangen auf der Inſel Sicilien. In einem vom Profeſſor Langenbach in der geographiſchen Geſellſchaft in Berlin gehaltenen Vortrage über die Cultur der Orangen auf Sicilien führt derſelbe an, daß die ſaure Orange (Agrume) zuerſt im 44. Breitengrade angetroffen wird, während die ſüße Orange nicht über den 41. Grad hinaus häufig vorkommt. Es wird von Langenbach geſagt, daß es auf Sieilien ſieben verſchiedene Arten von Orangen gäbe, die in nicht weniger als 31 ver— ſchiedene Sorten getheilt ſind. Es iſt wahrſcheinlich, daß die Araber zuerſt dieſe Frucht aus dem ſüdlichen Aſien auf Sicilien einführten; überdies kommt die Citrus medica, welche die Mutterpflanze zu ſein ſcheint, noch in einigen Theilen von Indien wild vor. Sicilien eignet ſich ganz beſonders für die Cultur der Orangen, da das Land reich an lehmigen und waldigen Boden iſt, der ſich für die Orangenbäume am beſten eignet; aber dennoch muß man dem Gedeihen der Bäume durch künſtliche Reizmittel zur Hülfe kommen. Obgleich Sicilien früher der Speicher von Italien für dieſe Früchte war, ſo producirt dieſes Land jetzt nur noch / von dem Geſammtbetrage des ganzen Königreichs. In Bezug auf bittere Orangen iſt Sicilien ſehr reich, von welcher Frucht allein für 200,000,000 F. gewonnen werden. Ein Unglück des Landes ſind die vielen übervölkerten Städte und der Mangel an Landbewohnern. Von dem ſchnellen Wachsthum und der Ueppigkeit der Vegetation in den Tropen theilt Gardeners Chronicle aus dem „Panama Star and Herald“ folgendes Beiſpiel mit. Es ſind kaum zwei Jahre her, als Panama von einer Feuersbrunſt heimgeſucht wurde und ſchon ſind die Ruinen des abgebrannten Aspinwall-Hötel in Panama mit Bäumen und Sträuchern be— wachſen, von denen erſtere bereits eine Höhe von 30 Fuß erreicht haben. Dieſe Bäume find eine Art Cecropia (Trompetenbaum genannt), deren Zweige weit aus den höchſten Thüren und Fenſtern des ſtehen gebliebenen Gebäudes herausreichen, während ihre Wurzeln tief in das alte Mauerwerk eindringen. Vorzügliche Aurikelerde. Aurikelfreunden empfehlen wir, wenn ſie ihre Aurikeln in ſchönſter Vollkommenheit ziehen wollen, nachfolgende Erdmiſchung: Wieſendung, gut verrottete Raſenerde, gut vermengt mit Holzkohlenſtaub. Die Pflanzen gedeihen in dieſer Erde ganz vorzüglich. 48 Perſonal⸗Notizen. — Nach dem Hinſcheiden S. k. Hoheit des weiland Prinzen Albrecht von Preußen und dem Aufhören des prinzlichen Hofſtaates auf Schloß Albrechts⸗ berg bei Dresden hat Herm. S. Neumann die bisher geführte Garten⸗ und Bauverwaltung daſelbſt abgegeben und ſeine Wohnung nach ſeiner Beſitzung Sidonienhof in Blaſewitz bei Dresden verlegt. — Park-Inſpector Petzold in Muskau iſt in Anerkennung feiner Verdienſte um die Erhaltung und Erweiterung des berühmten von Fürſt Pückler angelegten Parkes zum Park- und Garten-Director Sr. k. H. des Prinzen Friedrich der Niederlande, welchem Muskau bekanntlich gehört, ernannt worden. Pomologisches Institut in Reutlingen. Das Sommerhalbjahr der höheren Lehranstalt und der Garten- bauschule, zugleich der theoretisch- praktische Cursus für Baum- wärter und Obstgärtner beginnt den 3. März 1873. Statuten stehen gratis und franco zu Diensten, Dr. Ed. Lueas. Der neueſte illuſtrirte und beſchreibende Generalcatalog der Garten— Cultur⸗Anſtalten des F. C. Heinemann, Großherzogl. Weimar'ſcher und Herzogl. Sächſ.-Coburg⸗Gotha'ſcher Hoflieferant, Erfurt iſt ſoeben erſchienen und wird Freunden von gediegenen Saaten in der Feld⸗, Wald⸗ und Gemüſe⸗Cultur (letztere in den feinſten, neueſten Sorten vertreten), wie auch der wirklich blumiſtiſch werthvollen Florblumen, beſtens empfohlen. Auf Franco⸗Anfrage erfolgt franco Gratis-Einſendung. Geſu cht drei Stück hochſtämmige (20—21 Fuß), geſunde Magnolia grandiflora mit guten Kronen. Offerten mit Preisangabe erbittet E. Otto, Garteninſpector in Hamburg. Die Königl. Tehranſtalt für Obſt- und Weinbau zu Geiſenheim a. Rh. nimmt noch fortgeſetzt Zöglinge auf. Der Director der Anſtalt ertheilt nähere Auskunft über die Aufnahmebedingungen und vermittelt die Unter- kunft der Schüler. Geiſenheim, den 20. November 1872. Für das Directorium: O. Hüttig. Druck von F. E. Neupert in Plauen. 49 Ueber blaue Hortenſien. Von Ernſt Boedecker in Verden. Im XII. Jahrgange S. 1 der „Wochenſchrift des Vereines zur Be— förderung des Gartenbaues in den k. preußiſchen Staaten“ fand ich vom Profeſſor Dr. Koch eine monographiſche Skizze der japaniſchen Hortenſien, welche mir, da ſie ſo einleuchtend ſchien und auf gute Reſultate hoffen ließ, Veranlaſſung gab, auch dieſe Hortenſien den Hauptculturen in meiner Gärtnerei hinzuzufügen. Obgleich im Hannoverſchen anfällig, wo ſich von meiner Beſitzung aus bis ins Lüneburgiſche große Haideflächen erſtrecken, ſo bin ich doch nicht im Beſitze von Haideerde, die hier in einer kaum 7 Centim. hohen Schicht über dem Urſande lagert. Dahingegen liefern unſere Moore zum Theil eine ſo vortreffliche Erde zum Abraum in einer Stärke von ca. 40 Centim., die, nachdem ſie ein Jahr gelagert hat, ſo ausgezeichnet iſt, daß man ſehr gut jede leichtere Erdart entbehren kann. Dieſe Erde habe ich auf Beſtellung ſchon vielfach verſandt, und kommt der Preis für einen Eiſenbahn-Waggon von 100 Centner derſelben auf 14 Thaler zu ſtehen. Die poröſe Eigenſchaft dieſer Erde ſuche ich durch Beimiſchung von Sand zu erhöhen. In der oben erwähnten Abhandlung der japaniſchen Hortenſien wurde für deren Cultur die Anweiſung gegeben, die Moor- oder Haideerde zur Hälfte mit Sand und Hornſpänen zu miſchen. Ich nahm indeſſen nur Moorerde mit einem Dritttheil Miſtbeeterde und etwas Sand und Hornſpäne und hatte die Freude, was Wachsthum der Pflanzen anbelangt, meine Erwartungen übertroffen zu ſehen. Dieſer Erfolg ermunterte mich, im vergangenen Frühjahr eine Vermehrung von etwa 1000 Stück vorzu— nehmen, die nach gleicher Art cultivirt, ein zufriedenſtellendes Reſultat lieferten, ſo daß ich im Stande bin, die Hortenſien jetzt hundertweiſe an— zubieten. Zu verſchiedenen Malen wurde in der gedachten Wochenſchrift der Hortenſien gedacht, ſo auch im XII. Jahrgange S. 245, woſelbſt es heißt, daß Hydrangea Otaksa in Boskoop bei Gouda (Holland) immer roth, aber nie blau blühe. Sodann werden im XIV. Jahrgange S. 69 verſchiedene intereſſante Beobachtungen mitgetheilt. Auf Seite 256 deſſelben Jahrganges belehrt uns Ottolander in Boskoop, daß Hydrangea Otaksa im freien Grunde nur dann blaue Blumen hervorbringt, wenn ſie kräftige Triebe Hamburger Garten⸗ und Blumenzeitung. Band XXIX. 4 50 hervorbringt, die, wenn die Pflanzen im Winter bis auf den Wurzelſtock abgeſtorben ſind, aus demſelben hervorkommen. Ferner bemerkt Ottolander, daß die Blumen, welche an vorjährigen Trieben erſchienen und in Töpfen gezogen worden ſind, meiſtens eine fupfer- rothe Farbe haben. Der Aufſatz auf Seite 175 des XV. Jahrganges der Wochenſchrift beſagt, daß Hydrangea Otaksa, wenn warm cultivirt, nur rothe Blumen ergebe, wohingegen ein anderer Gärtner rothe Blumen an Pflanzen erzielt hatte, die im freien Grunde cultivirt wurden. Daß Hortenſien, wenn die Erde, in der ſie ſtehen, mit Eiſentheilen vermiſcht iſt, blaue Blumen hervorbringen, iſt vielfach mitgetheilt worden, ſelbſt habe ich es jedoch noch nicht verſucht. Was ich nun bei der Cultur meiner Hortenſien erfahren, erlaube ich mir in Folgendem hier mitzutheilen. Meine Hortenſien wurden im ver— gangenen Frühjahre auf eine Stellage in einem Kalthauſe geſtellt. Gern hätte ich die Exemplare auf die ſogenannten Hängebörter placirt, um dieſelben ſo nahe als möglich unter Glas zu bringen, allein die Pflanzen waren zu hoch für dieſen Standort. Da im April, wo alle Miſtbeetkäſten anderweitig benutzt waren und ein Aufſtellen der Pflanzen im Freien der etwa noch ein— tretenden Nachtfröſte wegen gewagt erſchien, ſo mußten die Pflanzen bis Anfang Mai an ihrem Platze aushalten. Die kräftigen Gipfeltriebe waren leider in der letzten Zeit in Folge der Sonnenwärme etwas langgliederig geworden. Verpflanzt wurden die Hortenfien im Frühjahr nicht, mit Aus⸗ nahme von 12 Stück, welche ich zur Ausſchmückung eines kleinen Ziergartens am Wohnhauſe gebrauchen wollte und die ihren Standort im Freien ſchon Mitte April erhielten. Die unverpflanzt gebliebenen Exemplare kamen im Mai auf eine Rabatte unter einer Obſtbaumallee zu ſtehen, wo die Sonnen- ſtrahlen durch die Laubkronen der Obſtbäume nur gebrochen auf die Pflanzen einwirken konnten, während die zwölf verpflanzten Hortenſien vollſtändig der Sonne ausgeſetzt waren. Begoſſen wurden ſämmtliche Pflanzen je nach Bedarf, ebenſo erhielten alle einen gleichen Dungguß. | Wie groß aber war mein Erſtaunen, als die Knospen ſich entfalteten. Die unverpflanzt gebliebenen Pflanzen, die durch das lange Stehenbleiben im Kalthauſe ſehr lange Triebe gemacht hatten, erzeugten ſchöne azurblaue Blumen, während die Blumen an den Pflanzen, die im April in faſt reine Miſtbeeterde gepflanzt und der freien Luft und Sonne von Mitte April völlig ausgeſetzt waren, weit dunkler waren, dunkler, als ich ſie je ge— ſehen habe. Mir kam dieſe Erſcheinung ganz eigenthümlich vor und bin ich der Anſicht, daß das Blauwerden meiner Hortenſienblumen in der Beſchaffen— heit meiner Moorerde liegt. Die Stecklinge waren von zwei großen in Kübeln ſtehenden Pflanzen genommen worden, welche nicht in Moorerde ſtanden, ſondern vor etwa drei Jahren in Miſtbeeterde gepflanzt worden waren. | Wie in dieſem Jahre nun die Hortenfien blühen werden und unter welchen Verhältniſſen, werde ich mir erlauben ſpäter mitzutheilen. In nächſter Zeit werde ich meine Moorerde einer Unterſuchung unterwerfen, um zu erfahren, ob Alaun oder Eiſenſtoffe in derſelben enthalten ſind. Ich 51 glaube aber faſt ſicher, daß der in der Erde enthaltene Alaun die Wirkung hervorgebracht hat. Daß dieſe Erde eine vorzüglich gute iſt, beweiſen alle meine Pflanzen, welche in derſelben cultivirt werden, wie Azalien, Camellien, Rhododendron ꝛc. Der Standort, ob ein wärmerer oder kühlerer, ſcheint eine große Nebenrolle zu ſpielen. Die Paſſionsblumen. Die Paſſionsblumen, Passiflora, gehören ſeit vielen Jahren zu den ſchönſten und beliebteſten Schling- oder Rankpflanzen in den Gärten. Die Einführung einer Art durch Linden mit eßbaren Früchten und vieler anderer ſchönblühender Arten während der letzten Jahre haben die Auf— merkſamkeit der Pflanzenfreunde von Neuem auf dieſe Pflanzengattung ge— lenkt. Schon früher waren die Paſſifloren nicht nur die beliebteſten Rank— pflanzen wegen der Schönheit ihrer- Blüthen, ſondern faſt noch mehr wegen des intereſſanten Baues der die Leidensgeſchichte Chriſti darſtellenden Blüthe. Man traf ſelten einen Privatgarten an, in deſſen Gewächshauſe nicht wenigſtens eine Paſſifloren-Art cultivirt wurde, welche den den Beſitzer be— ſuchender Freunden gern als diejenige Pflanze gezeigt wurde, in deren ſonderbaren Blüthe die Marter-Inſtrumente Chriſti verſinnlicht ſein ſollten. Es war der Jeſuit Ferrari, etwa ums Jahr 1625, der in dieſer Blume die Marter-Inſtrumente Chriſti zu erblicken glaubte. So verglich er die drei Narben mit den Nägeln, den geſtielten Fruchtknoten mit dem Kelche, die fünf Staubbeutel mit den Wunden, den Fadenkranz mit der Dornen- krone; in den lappigen Blättern ſah er die Lanze, in den Ranken die Geißeln. Die Paſſifloren kommen faſt nur in den heißen und wärmeren Ländern Amerikas, beſonders in deſſen ſüdlicher Hälfte, vor, und ſind am reichſten in Braſilien, Peru und ganz beſonders im ganzen Gebiete des Amozonen— ſtromes vertreten. Der bekannte Reiſende G. Wallis, dem wir die Einführung einer Menge neuer Pflanzen während der letzten 10—15 Jahre verdanken, theilte uns mit, daß er auf ſeinen Reiſen faſt noch eben ſo viele neue, gänzlich unbekannte Paſſifloren-Arten gefunden habe, als man bereits kennt. Einige von ihnen ſind durch ihn in letzter Zeit eingeführt und durch Linden in den Handel gekommen. Von den etwa 150 — 160 bekannten Arten der Gattung Passiflora gehören die meiſten, wie ſchon erwähnt, dem warmen Klima an, nur einige wenige kommen in Aſien und in Auſtralien vor. Nur eine ſehr geringe Zahl Arten iſt aufrecht wachſend, faſt alle ſind Lianen oder doch wenigſtens kletternde Pflanzen mit bald im Querſchnitt runden, bald auch vierkantigen, oft an den Kanten geflügelten Stengeln oder Zweigen. Die erſten Paſſifloren kamen im Jahre 1609 nach dem ſüdlichen Europa, und zwar die Passiflora incarnata nach Bologna. Nach einer ge- ſchichtlichen Darſtellung der Paſſionsblumen vom Profeſſor Koch in der 5 4 52 Wochenſchrift (XIV. Jahrg. ©. 1) wurden die Paſſionsblumen bald nach der Entdeckung Amerika's bei uns bekannt, und zwar bereits in der erſten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Der Spanier Petro de Cieza, der ſich in den Jahren 1532 — 1550 in Peru aufhielt, war der Erſte, welcher von den Paſſionsblumen ſprach. Seine Aufmerkſamkeit wurde weniger durch den intereſſanten Blüthenbau erregt, als vielmehr, weil die Früchte in ihrem Vaterlande gegeſſen wurden, ähnlich den Granaten, und deshalb auch von ſeinen Landsleuten den Namen Granadilla erhalten hatten. Bis auf Tournefort wurde dieſe Benennung von den meiſten Botanikern als Genusname benutzt, bis Linné ſie in Passiflora umänderte und damit den religiöſen Deutungen Rechnung trug. Die Frucht einiger Paſſionsblumen iſt mehr oder minder wohlſchmeckend, ſie haben meiſt die Form einer Pomeranze oder Citrone, einer Kirſche oder eines kleinen Apfels. Ihre Schale iſt nicht dick und lederartig, ſondern dünn und ſchließt ein weiches Fleiſch, ähnlich dem einer Melone, ein. Der Saft ſchmeckt bei den meiſten Arten ſäuerlich, daher wird er häufig mit Waſſer oder Wein vermiſcht zu einem kühlenden Getränke benutzt. Aber nicht die Früchte aller Arten ſind wohlſchmeckend, ſondern die meiſten enthalten einen Stoff, der fie unangenehm ſchmeckend macht. P. foetida und hibiscifolia liefern in ihren Früchten, äußerlich angewendet, ein Heilmittel. Andere, wie quadrangalaris und laurifolia, beſitzen in ihren Wurzeln äußerſt giftige Stoffe, die in geringeren Doſen als wurmtreibendes Mittel, in größeren dagegen tödtlich wirken. Zu den Arten mit eßbaren Früchten, die unter den Namen Granadillas, Parchas, Parchitas in Südamerika und auf den Antillen bekannt ſind, gehören: Passiflora edulis Sims, quadrangalaris L., coccinea Aubl., maliformis L., serratifolia L., tiliaefolia L., serratistipula Sessé, ligularis Juss., ornata Hbdt., laurifolia L., tinifolia Juss., incarnata L., serrata L., filamentosa Cav., macrocarpa Wallis und ſelbſt coerulea L. Was die Cultur der Paſſifloren-Arten anbelangt, ſo erfordern die meiſten ein Warmhaus, in welchem man ſie mit ihren ſchlanken Zweigen an dem Sparrwerk hinaufleitet. Mehrere Arten ſind von einem ſtarken Wuchs, wie P. alata, quadrangularis, princeps und andere; in einem Erdbeete des Hauſes ausgepflanzt, erreichen ſie in kurzer Zeit rieſige Dimenſionen, und laſſen ſich mit ſolchen Arten die oberen Räume großer Warmhäuſer bekleiden. Arten aus kälteren Regionen, wie P. coerulea, coerulea racemosa, der Blendling Colvillei, auch P. Kermesina u. a., laſſen ſich mit Vortheil im Kalthauſe ziehen und zur Bekleidung von Wänden, Lauben ꝛc. während des Sommers im Freien verwenden. Wir ſahen zu verſchiedenem Male im Freien ausgepflanzte Paſſifloren noch im October in ſchönſter Blüthe und ganz herrliche Feſtons bildend. Vor Eintritt des Froſtes behutſam ein⸗ gepflanzt, blühen ſie noch ganz gut im Hauſe fort. Von den Arten mit eßbaren Früchten werden verſchiedene in engliſchen Gärten ihrer Früchte wegen cultivirt und iſt es namentlich die in neueſter Zeit eingeführte P. macrocarpa, die im Großen angebaut wird und deren Früchte auf den Markt kommen. 53 Von den etwa 160 bekannten Arten iſt bereits eine große Anzahl in die Gärten eingeführt und wird in denſelben cultivirt. Die bekannteſten und am meiſten zu empfehlenden Arten ſind nun folgende, mit Ausſchluß der zur Gattung Tacsonia gezählten Arten. 1. P. Actinia Hook. Eine ſehr zu empfehlende Art, die von Lo bb 1842 vom Orgelgebirge in Braſilien in England eingeführt wurde. Der Name bezieht ſich auf die große Aehnlichkeit der Blumen mit einigen See thieren, die unter dem Namen der See-Anemonen (Actiniae) bekannt ſind. Die Blumen duften angenehm. 2. P. aculeata Mill. Eine Art mit eßbaren Früchten. Die großen Büſchel weißer Blüthen bilden einen ſchönen Schmuck; die Früchte werden zum Einmachen und zu Torten verwendet. 3. P. alata Ait. aus Weſtindien. Die großen Blumen ſind wohl— riechend, dunkelroth, Fadenkranz bis zur Mitte weiß, ſchwärzlich-purpurroth gefleckt, dann blau. Eine ſehr ſchöne Art. — P. alato-coerulea iſt ein Baſtard, entſtanden durch die Befruchtung der P. alata mit P. coerulea. Die Blüthen find wohlriechend, die äußeren 5 Kelchtheile außen grün, innen weißlich, die 5 inneren blaß-violettweiß oder blaßlila; Fadenkranz dunfel- blau und weiß geringelt. 4. P. alba Lk. et Otto verdient wegen der weißen Farbe ihrer Blüthen Beachtung. Sie iſt auch im Freien gar nicht empfindlich. 5. P. albida Ker.,. aus Braſilien, weißliche Blumen und weißer Fadenkranz. 6. P. amabilis. Eine ſchöne Hybride, durch Befruchtung der P. prin- ceps mit P. alata entſtanden. Dieſelbe blüht ſehr leicht und reich und faſt ohne Unterbrechung das ganze Jahr hindurch. Die Blumenblätter ſind auf der Innenſeite lebhaft ſcharlachroth, und die zahlreichen Nebenfäden hin- und hergebogen, weiß mit etwas violett. 5 7. P. arborea iſt eine nicht rankende Art; ſie kommt als 3½ —4½½ Meter hoher Strauch in den Wäldern Columbiens vor. Sie wurde in neueſter Zeit durch Croß eingeführt. Die großen und breit elliptiſchen Blätter haben oben eine dunkelgrüne, unten blaugrüne Farbe, werden 14 bis 43 Centim. lang und hängen herab. Aus ihrem Winkel ſenken ſich die Blüthenſtiele ebenfalls herab und tragen 2— 3 weiße Blüthen von 7 Centim. Durchmeſſer; der Fadenkranz iſt gelb. 8. P. aurantia Forst. (Disemma aurantia Labill., Murucuja aurantia Pers.). Sie iſt ein kletternder Strauch mit breiten dreilappigen Blättern und großen, erſt weißen, dann orangefarbenen und endlich ziegelrothen Blumen. Sie blühte zuerſt im Jahre 1844 im Garten zu Kew. 9. P. Banksii gehört zu den neuholländiſchen Arten, welche außer dem Fadenkranz noch einen zweiten hautartigen in der Blüthe beſitzen und deshalb früher mit anderen ähnlichen in einem beſonderen Genus Disemma) vereinigt waren; ſie hat Zlappige Blätter, die Blüthen find ſchwach-xöthlich. 10. P. Baraquiniana Lem. Dieſe ſchöne Art verdanken wir dem braſilianiſchen Reiſenden Baraquin, der ſie im Gebiete des Amazonen- ſtromes fand. Sie iſt mit klebrigen Drüſen ganz beſetzt, die ihr einen 54 ſtarken Geruch geben, der gerade die Pflanze nicht angenehmer macht. Blumen nur klein, aber doch recht hübſch. 11. P. Bijou und Madonna ſind zwei Blendlinge, die von einem Blumenfreunde in England gezüchtet wurden. Die erſtere iſt durch Kreuzung der P. Kermesina und princeps, die andere durch Kreuzung der P. princeps mit der Abart Buonaparte entſtanden. | 12. P. einnabarina Lindl. ift ſynonym mit Disemma coccinea, und ihrer ſchönen rothen Blumen wegen ſehr zu empfehlen. Sie iſt ſehr reich⸗ blühend und ſehr hart und ſoll, ins Freie gebracht, ſelbſt mehrere Grad Kälte aushalten können, denn ſie wird im ſüdlichen Frankreich im Freien cultivirt. Zur Bekleidung von Lauben ſehr geeignet. 13. P. eircinata Mast. ſtammt aus Braſilien und ähnelt hinſichtlich ihrer blauvioletten Blüthe der bekannten und viel verbreiteten P. coerulea. Da dieſe Art ſehr reichlich blüht und keine hohe Temperatur verlangt, ſondern ſehr gut im Kalthauſe gedeiht, ſo iſt ſie nicht genug zu empfehlen. Die 7 Centim. großen Blätter ſind handförmig gelappt. | 14. P. coerulea L. iſt eine der älteſten und härteſten Arten; ſie iſt über 200 Jahre bekannt. Im Freien an einem geſchützten Standort aus— gepflanzt, überzieht ſie bald mit ihren rankenden Zweigen große Flächen einer Mauer oder eines Spaliers. Die Blüthen ſind himmel- und dunkel⸗ blau, aber auch weiß. Als Form zu ihr gehört P. Collvillei Sweet. — Die reine Art iſt wohl ziemlich aus den Gärten verſchwunden, indem man von ihr eine Anzahl ſehr ſchöner Abarten gezogen hat. — Coerulea racemosa, iſt ein Baſtard der P. racemosa und coerulea. 15. P. Decaisneana Hort. Wahrſcheinlich eine Hybride mit großen, prächtig ſcharlachrothen Blumen und langen, weißen, rothgegürtelten, an der Spitze gedrehten Nebenfäden. Sie iſt den P. quadrangularis und alata ähnlich. Geht auch unter dem Namen P. alata var. Decaisneana. 16. P. vespertilio Ker (P. discolor Lk. et Otto, Maximiliana Bory.), eine hübſche zweifarbige Art aus Braſilien. 17. P. edulis Lindl. aus Braſilien. Die Früchte dieſer Art gehören zu den beliebteſten Arten der Granadilla's und wurden früher in Menge von den Pariſer Fruchtgärtnern gezogen. Die Pflanze hat einen außer⸗ ordentlich raſchen und üppigen Wuchs. Ihre Blumen kommen in großer Menge hervor und ihnen folgen eiförmige, purpurrothe, angenehm ſchmeckende Früchte. Dieſelben ſind etwas kleiner als die der P. quadran- gularis. 18. P. filamentosa Cav., palmata Lodd. Eine ſchöne, ſeit etwa dreißig Jahre in den Gärten bekannte Art. Die Blätter ſind handförmig, fünf— lappig, mit länglich lanzett lichen Lappen. Die Blumen ſtehen einzeln in den Achſeln der Blätter, ſind bläulich weiß, haben ſehr zahlreiche, lange, blaue, hin- und hergebogene Nebenfäden und eine purpurrothe Scheibe. 19. P. foetida Cav. Die Frucht dieſer Art iſt genießbar. Dieſe hat die Größe einer Kirſche und iſt von einer Hülle umgeben. Das Fleiſch iſt ſehr zart. Die Blätter haben einen unangenehmen Geruch, daher der Name. Die Pflanze iſt nur einjährig. 55 20. P. fulgens Wall. wurde durch Linden in Brüſſel eingeführt und kam erſt vor einigen Jahren in den Handel. Es iſt eine der ſchönſten Arten, welche wir beſitzen, und verdient um ſo mehr Beachtung, weil ſie raſch und leicht blüht. Die Blüthen beſitzen das ſchönſte Roth, welches um ſo mehr hervortritt, als es von dem ſaftigen Grün der großen, länglichen Blätter, welche eine entfernte Aehnlichkeit mit denen der Wintereiche beſitzen, gehoben wird. Ihr Vaterland iſt Braſilien. 21. P. glauca H. B. Kth. Es iſt dies eine baumartig wachſende Art. Die Blumen ſind groß, weiß und von ſchönem Geruch. Sie ſtammt von den Anden Südamerika's und wurde von Linden in Brüſſel eingeführt. 22. P. gracilis Lk. aus Braſilien iſt eine einjährige, weniger ſchöne Art. 23. P. heterophylla Jacq. iſt ſynonym mit P. angustifolia Sw. und ſeil längerer Zeit bekannt, iſt jedoch aus den Gärten wieder verſchwunden. Die unbehaarten Blätter ſind am untern Theile des ſich windenden Stengels ſchildförmig, am obern hingegen lanzettförmig und meiſt auch zugleich zwei— und dreilappig. Aus ihrem Winkel kommt nur eine Blume von gelber Farbe, aber mit purpurrothem Farbenkranze hervor. 24. P. helleborifolia Lind. ſtammt aus Braſilien. Es iſt eine raſch wachſende Liane mit fußförmig tiefgetheilten Blättern, ein Umſtand, der auch zur Benennung der Art Veranlaſſung gab. Die Blüthen ſind roſa— roth, während der Fadenkranz violett gefärbt erſcheint. 25. P. Herbertii (Disemma Herbertiana Lab.), eine hübſche auſtraliſche Art mit matt⸗gelblichrothen Blüthen. 26. P. incarnata L. Dieſe Art iſt die älteſte in den Gärten cultivirte dieſer ſchönen Gattung, denn fie war ſchon vor der Mitte des 17. Jahr- hunderts in Europa eingeführt (1629 aus Nordamerika). Die Art ſoll in Südamerika wie in Virginien heimiſch ſein. Die Wurzel treibt Ausläufer, iſt vollkommen perennirend und dauert in einer geſchützten Lage recht gut aus. Schon zu Miller's Zeiten wurde die P. coerulea auch im Freien cultivirt und ſoll hin und wieder Früchte gereift haben, ebenſo hält P. coeruleo- racemosa Sab. in England die Winter im Freien aus. P. incarnata iſt nahe verwandt. | 27. P. Innesii Hort. iſt ein Blendling der P. alata, befruchtet mit P. macrocarpa. Die viereckigen und ungeflügelten Stengel, ſowie die großen, breitlänglichen Blätter hat ſie mit der Mutterpflanze gemein, während die Blüthen, mit Ausnahme der weißen, aber roth geſprenkelten Blüthen, denen der Vaterpflanze gleichen. 28. P. Karsteniana A. Dietr. Eine von Dr. Karſten aus Venezuela in Berlin eingeführte Art, die zuerſt in der Allgem. Gartenztg. von Otto und Dietr. 1853 S. 43 beſchrieben worden iſt. Sie ſteht der P. bryonoides H. B. et Kth., unter welchem Namen ſie auch zuerſt verbreitet worden iſt, nahe. Die Frucht erreicht die Größe eines Hühnereies; das Fleiſch iſt grünlich, aber nicht ſchmackhaft. ee 29. P. Kermesina h. Berol. Es iſt dies eine der ſchönſten Arten. Sie wurde im botaniſchen Garten zu Berlin aus Samen gezogen, den der- ſelbe aus Braſilien erhalten hatte. Dieſe prachtvolle Art blüht leicht mit 56 5 lebhaft carminrothen Blumen, deren Fadenkranz weiß und roth gefärbt iſt. Blätter auf der Unterſeite oft carmoiſinroth. Ein herrlicher Blendling mit faſt noch herrlicherem Roth der Blumen iſt die P. Loudoni Sweet. 30. P. Hulliti iſt eine in den engliſchen Gärten vorkommende Art mit eßbaren Früchten. Die Früchte ſind ſehr groß und hinſichtlich des Aroma's noch die Ananas übertreffend. 31. P. laurifolia L., eine Art mit eßbarer Frucht. Dieſelbe hat die Größe einer Citrone, iſt aber viel ſüßer und von angenehmerem Geſchmack. Die ſäuerliche, aber gewürzreiche Pulpa iſt ungemein durſtſtillend. 32. P. Lawsoniana iſt eine von Lawſon und Sohn in Edinburg in den Handel gegebene Paſſionsblume, die zwiſchen P. alata und racemosa ſteht. Die Blätter ſind eirund-länglich und ganzrandig; die Blüthen ſchön roth mit einem Fadenkranz, der zur untern Hälfte weiß, zur oberen hin— gegen purpurviolett erſcheint. 33. P. macrocarpa Wallis. Dieſe wegen ihrer ungemein großen Früchte berühmte Art wurde von Wallis vom Rio negro bei Linden in Brüſſel eingeführt. In England, namentlich aber in Schottland macht dieſe Art wegen ihrer wohlſchmeckenden Früchte Aufſehen und ſcheint einer all— gemeinen Cultur entgegengeführt zu werden. Die Früchte erreichen eine Länge von 19 Centim. und einen Durchmeſſer von 11 Centim., und wiegt eine Frucht durchſchnittlich 3—4 Pfund. Wallis giebt ſogar 8 Pfund an. Der Geſchmack iſt ein Mittelding zwiſchen Melone und Ananas, ſehr an- genehm. Die Pflanze hat einen viereckigen Stengel, große längliche Blätter und weiße und purpurviolette Blüthen. Ihr Wachsthum iſt ungemein ſtark. 34. P. maliformis. Ebenfalls eine Art mit eßbarer Frucht. Das Fleiſch derſelben ähnelt einer Waſſer-Melone, hat aber einen geringeren Geſchmack, als dieſe. Die Früchte haben eine ſchmutzig braungelbe Farbe, eine runde Geſtalt, und die gelbe, etwas ſäuerliche Pulpa iſt gelatinös. 35. P. Medusae Lem. Von Van Houtte in Gent aus Mexico ein⸗ geführt. Die Blumen find roth und gelb und haben einen ſtrengen, durch— dringenden Geruch, der aber nicht unangenehm iſt. Es iſt eine hübſche Rankpflanze, die im Herbſte blüht. 36. P. Mooreana Hook. Wurde im Jahre 1838 von Tweedie von Buenos Ayres in England eingeführt. Sie hat etwas Aehnlichkeit mit P. coerulea, iſt ebenfalls kletternd und rankentragend, hat ſehr kurz geſtielte Blätter an zweidrüſigen Blattſtielen, die handförmig = dreitheilig, ſtumpf geſägt und in den Buchten drüſentragend ſind. Die Blumen ſind weiß, die Nebenfäden blau und weißbunt und die Staubfäden gelb und orange ge- tüpfelt. 37. P. Munroi iſt ein von Lawſon und Sohn in Edinburg gezüchteter Blendling von P. alata und coerulea mit tief- dreilappigen Blättern. Die auf der unteren Seite weißlichen, auf der inneren hingegen violetten Blumen ſchließen einen purpurblauen Fadenkranz mit weißen Spitzen ein. 57 — 38. P. onychina Lindl. Dieſe ſchöne Art iſt von einem üppigen Wachsthum und ſtets mit Blüthen bedeckt. Vaterland Braſilien. Die Blüthezeit iſt der October und November. Die Blumen ſind von einer prächtigen blauen Farbe. Wurde im Jahre 1827 in England eingeführt. Die Blumen verbreiten einen angenehmen Geruch. 39. P. organensis Gardn. ſteht der P. punctata am nächſten und übertrifft dieſe an Schönheit, ſteht jedoch den meiſten bekannten Arten nach. Die kleinen Blumen beſitzen eine grünliche Farbe, während der einfache Fadenkranz mit Ausnahme der weißen Spitzen violett gefärbt iſt. 40. P. penduliflora Bert. Eine uns wenig bekannte Paſſionsblume, abgebildet im Botan. Magaz. Taf. 4565. — Es fehlt den Blumen dieſer Art die verſchiedene Färbung der vielen anderen Arten dieſer Gattung, aber ihr gefälliger und zierlicher Wuchs empfehlen ſie dennoch zur Cultur. Die ſehr zahlreichen Blumen hängen abwärts an Blumenſtielen, welche länger als die Blätter ſind, die eine eigenthümliche Form haben. 41. P. phoenicea Botan. Reg. iſt eine prächtige Art, nahe verwandt mit P. alata und quadrangularis, von welchen ſie ſich dadurch unterſcheidet, daß ſie am oberen Ende des Blattſtiels nur zwei Drüſen in der Geſtalt der Blätter des Involucrums hat. Sie hat viel prächtigere Farben als jene beiden wohlbekannten Arten. Die Blüthen find im Innern tief ſcharlach— roth, außen tief violett mit einem weißen Streifen längs der Mitte. 42. P. quadrangularis L. (Granadilla). Eine ungemein ſtarkwüchſige, prächtige Art, die namentlich in England ihrer eßbaren Früchte wegen viel— fach gezogen wird. Die Frucht hat einen weinartigen Geſchmack. Sie wird mit Zucker und Madeira-Wein zubereitet und als eine große Delicateſſe betrachtet. Die Frucht hat die Größe einer kleinen Melone. 43. P. racemosa Brot. (P. princeps Sweet). Eine der bekannteſten, prachtvollſten Arten mit in Trauben ſtehenden, ſcharlachrothen Blüthen. Dieſe Art wächſt ſehr ſtark, blüht ungemein reich und lange, vom Juni bis Herbit, ſelbſt auch im Winter. Der Fadenkranz der ſcharlachrothen Blüthen iſt dunkel— blau, am Grunde weiß, an der Spitze gelb. — Eine Varietät Jacquini DC. iſt gleich ſchön. 44. P. sanguinolenta Mast. et Lind. ſtammt aus Columbien und beſitzt an der Baſis herzförmige Blätter, welche an dem oberen Theile aber in 3 Abſchnitte zerfallen, von denen das mittelſte rudimentär bleibt. Die Blüthen find rothviolett. | | 45. P. Servitensis Karst. ſtammt vom Oſtfuße der Cordilleren von Bogota, während eine Abart derſelben, P. Servitensis bracteata Karst., von Merida eingeführt iſt. Letztere ſteht der bekannten P. racemosa Brot. nahe. 46. P. tiliaefolia L. Ebenfalls eine Art mit eßbarer Frucht. Die Früchte haben eine runde Geſtalt und eine bunte (gelbe und rothe) Farbe. 47. P. tinifolia Juss. iſt eine Art mit eßbarer Frucht; ſie ſteht der P. alata Ait. und quadrangularis nahe, denen auch die Farbe der Blüthen er gleicht, und gehört zu der Abtheilung der Granadillen. Am nächſten fteht ſie aber der P. laurifolia L., von der ſie vielleicht nur eine Abart iſt. 58 48. P. trifasciata iſt eine buntblätterige Paſſionsblume, die von Amb. Verſchaffelt in Gent in den Handel kam. Es iſt eine ſich durch ihre Blätter vortheilhaft auszeichnende Pflanze. Die dreilappigen Blätter ſind über 11 Centim. lang und im oberen Dritttheil 9 Centim. breit und haben längs der von der Baſis aus entſpringenden und ſich an der Spitze der 3 Abſchnitte verlierenden Nerven eine im Anfange weiße, ſpäter roſen— farbige und ſchließlich carminrothe Längsbinde. 49. P. tucumanensis Hook. Wurde von Tweedie zu St. Jago, Tucuman und am öſtlichen Fuße der Cordilleren von Chili entdeckt und eingeführt. Eine weniger ſchöne Art. Sie wächſt ſehr leicht und blüht bereits im zweiten Jahre nach der Ausſaat. 50. P. verrucifera Bot. Reg. Vermuthlich auch aus Braſilien eingeführt. Sie iſt nahe verwandt mit P. incarnata und edulis. Blüthen ſind weißlich mit purpurrothen Nebenfäden. Der ihr gegebene Name bezieht ſich auf die eigenthümlichen Warzen, welche ſich auf den Rändern der Deckblätter ſowohl, als der Kronenblätter vorfinden. 51. P. vitifolia H. B. et Kth. Von J. Linden aus Samen er⸗ zogen, den er von Triana von den Cordilleren Neu-Granada's erhalten. Es iſt eine ſchöne Art mit tief eingeſchnittenen Blättern und ſcharlach— farbenen Blüthen. Wie ſchon oben bemerkt, iſt die Cultur ſämmtlicher Paſſifloren eine ſehr einfache und leichte. Sie gedeihen am beſten in einer, im Erdbeete abgeſchlagenen Ecke ausgepflanzt. Nur in kleinen Gefäßen wachſen ſie ſehr kümmerlich und kommen in ſolchen ſelten zur Blüthe, vielleicht mit Aus— nahme einiger ſchwachwüchſigen Arten, die aber meiſt nur weniger ſchöne Blüthen tragen. Außer den hier angeführten Arten giebt es nun noch gegen hundert andere, von denen ſich jedoch nur wenige in Cultur befinden. Ueber die Cultur der Zwiebel. Die Zwiebel, Allium Cepa, iſt eine für die Wirthſchaft faſt unentbehrliche Frucht. Wenn es nun gilt, namentlich in einer ländlichen Privatgärtnerei, wo deren zum Theil in der Küche ſehr viele verbraucht werden, möglichſt viele und ſchöne Zwiebeln zu liefern, ſo iſt vor allen Dingen ein in ſchöner Lage liegender, kräftiger, gut bearbeiteter Boden, guter keimfähiger Same, frühe Ausſaat und zeitiges oftmaliges Ausjäten des Unkrautes nothwendig. Wer dieſe Bedingungen außer Acht läßt, gelangt nie zu einem ſicheren Reſultat, denn in den meiſten Fällen der Mißernte liegt der Grund in der unrichtigen Behandlungsweiſe der Cultur. In der Meinung nun, daß es für manche der geehrten Leſer von Intereſſe ſein dürfte, erlaube ich mir, meine bei der Zwiebelcultur gemachten Erfahrungen mitzutheilen. Die Zwiebeln lieben, wie ſchon vorhin erwähnt, einen kräftigen und lockeren Boden, gedeihen am beſten in einer etwas geſchützten warmen Lage 59 und hauptſächlich in ſolchem Boden, welcher im Jahre zuvor Kopfkohl ge⸗ tragen hatte. Das Land, worauf der Same geſäet werden ſoll, muß im Herbſte zuvor umgegraben, darauf gedüngt werden, am liebſten mit gehörig zerſetztem Dünger. Man kann ſich hierzu keinen paſſenderen wünſchen, als den aus den Lagen der abgetragenen Miſtbeete. Mitunter ſcheint aber dieſer Dung — ganz abgeſehen von ſeiner eigentlichen Wirkung — doch auch Unheil anrichten zu können, und werde ich nun in aller Kürze über einen ſolchen Fall Erwähnung thun. Im ver— gangenen Frühjahre arbeiteten auf dieſer Stelle, wo ſich eben jetzt die Miſtbeetlage befindet, die Zimmerleute. Wie es nun in der Regel geſchieht, verblieben daſelbſt eine Menge Sägeſpäne liegen und wir, dieſelben auch nicht gebrauchend, packten ruhig den Mift darauf. Im Herbſte, als letzterer auf das für die Zwiebeln beſtimmte Land abgetragen wurde, kamen eine un— zählige Menge Maden mit zum Vorſchein; ganz erſtaunt darüber, wußten wir nicht, was damit anzufangen und womit ſie zu vertreiben ſeien, ließen uns jedoch keineswegs davon abhalten und arbeiteten ruhig weiter. Wie es in Herbſttagen gewöhnlich geſchieht, daß ſich bei ſolcher Arbeit Vögel nicht weit davon entfernt halten, ſo war es auch hier der Fall. Nachdem wir uns, um Mittagseſſen einzunehmen, entfernten, ſtellten ſich ſogleich eine ziemlich große Schaar Krähen und noch andere, kleine Vögel ein, welche ſich ſofort mit dem Aufſuchen und Verzehren der kleinen Würmchen beſchäftigten; ſie ließen ſich dieſelben gut munden, denn bei nachheriger Unterſuchung fand ich von denſelben nur noch wenige Ueberreſte, welche entweder auch noch auf ſolche Art ums Leben gekommen oder bei dem gleich darauf folgenden Froſte erfroren ſind. Woraus dieſe Maden entſtanden, weiß ich nichts anderes anzugeben, als daß fie aus dem friſchen Dung und den Sägeſpänen ent- ſtanden ſind; man muß ſich alſo künftighin hüten, Dünger auf Sägeſpäne zu bringen. — Doch nun wieder zur Sache. Sobald die Witterung es im Frühling geſtattet, wird das Land von Neuem umgegraben und ſogleich mit einem Rechen geebnet. Bevor aber der Same geſäet wird, welches am beſten Ende März oder Anfang April bewerkſtelligt wird, wird die Fläche in 1,,, Met. breite Beete und 39 bis 47 Centim. breite Steige getheilt; alsdann wird er auf die zurecht gemachten Beete etwas breitwürfig ausgeſtreut, tritt dann denſelben ein und macht die Beete mittelſt einer Hacke wieder eben. Oder man klopft vor der Saat die Beete mit einem eigens dazu gemachten Klopfbrett ziemlich feſt an — auch kann man ſich hierzu einer leicht zu handtierenden Gartenwalze bedienen —, ſäet nun den Samen darauf und bringt denſelben durch Rechen mit dem Boden in innige Berührung. Nicht nur der Boden bleibt dadurch feuchter, ſondern die Zwiebeln können auch nicht ſo leicht in denſelben eindringen, ſitzen alſo ziemlich oberhalb der Erde an. Die Zwiebeln gelangen ſomit gleichzeitig zur Reife und die Ernte wird auch ſchon dadurch mehr geſichert. Nach Verlauf von 4—5 Wochen keimt der Same. Während dieſer Zeit wird es auch meiſt ſchon nöthig, das Unkraut auszujäten, man darf nicht zu lange damit warten, denn ſonſt iſt es für die Culturpflanzen nur von Nachtheil. 5 60 Das Verpflanzen vertragen die jungen Zwiebeln ſehr gut, diejenigen, welche zu dicht ſtehen, werden ſorgfältig herausgenommen und da, wo mehr Raum vorhanden iſt, wieder eingeſetzt. Die Zwiebelchen müſſen außerhalb des Bodens verbleiben, denn nur die Wurzelfaſern dürfen in den Boden kommen. Das Verſetzen gelingt am beſten bei Regenwetter; wenn man aber bei trockener Witterung verpflanzt, ſo iſt ein gehöriges Angießen er— forderlich. Die gepflanzten Zwiebeln werden in der Regel viel größer, wie. die, welche auf den Beeten ſtehen bleiben; ſolches habe ich im verfloſſenen Jahre ſehr wohl beobachtet. Ich ſteckte nämlich bei jeder gepflanzten Zwiebel einen kleinen Stab, um ſie von den nichtverpflanzten unterſcheiden zu können, und habe den ganzen Sommer hindurch meine Freude daran gehabt, wie ich ſah, daß ſie ſo üppig gediehen und habe in der That größere Exemplare davon erhalten, obgleich allen eine gleiche Pflege zu Theil wurde. Manche wollen auch behaupten, daß, wenn man die Erde ringsum von den Zwiebeln bis an die Wurzelfaſern entfernt, dieſelben bedeutend größer wachſen; über dieſes Verfahren habe ich jedoch bis jetzt noch keinen Verſuch angeſtellt. Die Ernte fällt gewöhnlich in die Monate Auguſt und September, nachdem die Blätter gelb geworden und abgetrocknet ſind. Man dreht nun entweder ſogleich im Freien die trockenen Wurzeln und Blätter ab, oder wenn die Zeit es einem nicht geſtattet, ſchafft man ſie erſt auf den Boden und verrichtet hier die eben angegebene Arbeit bei Gelegenheit. Die größeren Zwiebeln werden nun für die Wirthſchaft beſtimmt, während die kleineren die Steckzwiebeln zum nächſten Jahre liefern. Dieſe dürfen keineswegs zu groß ſein, weil ſie ſonſt in Samen ſchießen und werden, ſobald die Witterung es im Frühling zuläßt, auf ein 1,,, Met. breites Beet in ungefähr 19 bis 21 Centim. Reihenentfernung, 10— 12 Centim. in der Reihe gepflanzt und 2-—3 Centim. hoch mit Erde bedeckt. Die Aufbewahrung der Zwiebeln geſchieht am beſten auf trockenen Böden in Netzen oder Körben, ſie müſſen jedoch bei zunehmender Kälte etwas bedeckt werden. Feinde, die den Zwiebeln ſehr nachgehen, ſind die ſogenannte Zwiebel— ſliege und die Made; letztere nimmt in manchen Jahren ſo ſehr überhand, daß ſie ganze Zwiebelfelder total vernichtet und man durch dieſe gar oft in ſeinen Erwartungen getäuſcht wird. Als Mittel hiergegen empfiehlt ſich das Ausſtreuen von Ofenruß auf das Land, welches im Herbſte nach dem Umgraben geſchieht; auch fein gehauene Kohle wird vielfach angewandt. Nun möchte ich noch erwähnen, daß mir die James, ſowie die runden, platten holländiſchen Sorten, ausgenommen die ſilberweißen, am beſten ge— fallen. An lohnendem Ertrag, als auch an Geſchmack iſt die ſilberweiße Zwiebel den anderen Sorten wohl gleichgeſtellt, allein ſie muß ſehr behutſam behandelt werden, weil ſie leicht fault und daher ſchnell verbraucht werden muß. Auch die weiße von Nocera iſt von feinem Geſchmack; fie liefert für die Tafel, gefüllt zubereitet, ein ſehr ſchmackhaftes Gericht. Die Zwiebel iſt und bleibt immerhin auch ein guter Handelsartikel, ſie belohnt die bei der Cultur angewandte Sorgfalt und Mühe in reichlichem Maaße; der Preis war in hieſiger Gegend im vergangenen Jahre ein ganz 61 anſehnlicher, denn pro Neuſcheffel wurden 2 Thlr. 15 Sgr. bis 3 Thlr. 10 Sgr. bezahlt. Schließlich ſei noch bemerkt, daß ich keineswegs der Meinung bin, dieſe Culturmethode für die einzige zu halten, bei welcher man gute Erfolge er— zielt, wollte jedoch auch meinen Herren Collegen dieſe meine eigenen Er— fahrungen, wobei ich ſehr befriedigende Ernten gemacht habe, nicht vorenthalten, ſchrieb daher dieſelben nieder und überſandte dem Herausgeber der Hamb. Zeitung den kleinen Beitrag mit der Bitte, ihn aufzunehmen. Ms Stebert, Vorwerck b. Laſſau i. N.⸗V.⸗Pommern. Neue verbeſſerte Gemüſe. Viel Aufmerkſamkeit und Fleiß verwendet man, namentlich in England, jetzt auch auf die Anzucht von Gemüſeſorten, und befleißigt ſich die älteren Sorten durch neue beſſere zu erſetzen, ein Culturzweig der eben ſo intereſſant und lohnend iſt, wie die Zucht von Früchten und Blumen. England iſt uns Deutſchen in dieſer Beziehung vorauf, denn welch herrliche Sorten von Erbſen, Rüben ꝛc. ſind nicht von England aus in den Handel und in Cultur gekommen. Gardener's Chronicle ſagt: Männer der Wiſſenſchaft und gelehrte Gärtner haben keine Zeit noch Mühe geſpart in der Erziehung verbeſſerter Erbſenſorten, wie z. B. Knight, Dr. Maclean und Laxton. Den An— ſtrengungen dieſer Männer haben wir die Verbeſſerung dieſer Gemüſeſorten namentlich zu verdanken. Eine Anzahl neuer und werthvoller Erbſenſorten hat uns Laxton im vorigen Jahre geliefert, welche in der That entſchiedene Verbeſſerungen in den verſchiedenen Klaſſen, zu denen ſie gehören, ſind. Der größte Uebel— ſtand hierbei iſt jedoch der, daß es faſt zu viele Sorten ſind. Laxton lieferte uns die früheſte Erbſenſorte, Harbinger, eine runde blaue Sorte, dann die ſpäteſte Erbſe, Omega, eine niedrige ne plus ultra von vor⸗ züglicher Eigenſchaft; eine Sorte, welche die größten Schoten liefert iſt die Superlative und in Alpha haben wir die früheſte runzliche Markerbſe, eine der beſten dieſer Sorten. Noch andere vorzügliche Sorten ſind William I, beſſer als Prizetaker; Dr. Hogg, eine frühe grüne Markerbſe, Standard und mehrere andere. Von Carter wurden die vorzüglichen Erbſenvarietäten vermehrt durch G. F. Wilson, eine Verbeſſerung von Veitch's Perfection; James Prolific eine wahrhaft prächtige, weiße, runzliche Markerbſe, von ſchönem Ausſehen und guter Qualität; dann eine blaue Varietät der Tom Thumb, nämlich Blue Peter. Viele bemerkenswerthe Sorten kamen noch hinzu aus der k. Handelsgärtnerei zu Ascot, von Sutton und Anderen, ſo daß vorläufig kein Mangel eintreten dürfte. — N 62 — Von Nieren-Bohnen ſind als beſonders beachtenswerth zu erwähnen Lee's Imperial Longpod und die White Wax Runner, eine Varietät mit roſenfarbigen Hülſen, die Haricot von Algier der Franzoſen. Von Zwiebeln iſt die New Queen hervorzuheben, ſie iſt der ſilberweißen Nocera ſehr naheſtehend, wenn nicht identiſch. Eine der beſten weißen ſpaniſchen iſt die Noseby Mammoth. In den Brockoli oder Spargelkohlſorten haben wir eine verbeſſerte Sorte in Excelsior, the Leamington und Sutton's Perfection erhalten, die ſämmtlich ſehr gut ſind. - Hathaway's Excelsior iſt eine ausgezeichnete Tomaten-Varietät mit großer runder Frucht, aus Amerika, dem Lande der Tomaten eingeführt. Eine ſehr verbeſſerte Spargelſorte iſt Connover’s Colossal von Amerika mit ſehr dicken Köpfen und loſeren Schuppen als bei den gewöhnlichen Sorten. Zu dem wichtigſten Nahrungsartikel, der Kartoffel, ſind eine Menge neue Sorten hinzugekommen, ſo auch viele von Amerika, darunter jedoch auch mehrere ſchlechte Sorten. Die beſten Sorten ſtammen jedoch von Paterſon, von denen wir eine Anzahl im vorigen Jahrg. der Garten— zeitung, S. 1184 namhaft machten, die auch bereits bei Herrn F. Gloede in Eppendorf bei Hamburg gezogen und von demſelben abgegeben werden. Aufzählung der im St. Petersburger Clima noch ausdauernden Bäume von 20 bis 80 Fuß Höhe. So mancher glaubt, daß bei der hohen nordiſchen Lage St. Petersburg's der dortige Baumwuchs ein dürftiger ſei, iſt aber erſtaunt, wenn er die alten hohen Bäume in der Umgebung der nordiſchen Hauptſtadt erblickt. Die Zahl der Bäume, die im Clima von Petersburg ausdauern iſt freilich eine geringere als im weſtlichen Europa. Die Buche, die Wintereiche, die italieniſche Pappel, die Trauerweide, die Edeltanne Europas und des Kaukaſus, die Scheinakazie und viele andere ausgezeichnete Baumarten über⸗ dauern in Petersburg nicht oder nur kümmerlich, dennoch iſt die Zahl der im St. Petersburger Clima noch gut gedeihenden Bäume weit bedeutender als dies ein flüchtiger Einblick in die meiſten der dortigen Gärten voraus- ſetzen läßt. Eine kurze Aufzählung der allerdings nicht zahlreichen Bäume von mehr als 20 Fuß Höhe, welche im St. Petersburger Clima noch gut aushalten, entnehmen wir einer längeren Abhandlung „Mittheilungen über den neuen Stadtgarten auf dem Admiralitäts- und Petersplatze in St. Peters⸗ burg“ in der trefflichen „Gartenflora“ unſers verehrten Freundes Dr. Regel, da dieſelbe auch für unſere Leſer Intereſſe habe dürfte. Es halten aus: Fichten. Die gemeine Fichte (Picea excelsa Lk.), die ſibiriſche Fichte (Picea obovata Ledb.), die nordamerikaniſche ſchwarze Fichte (Picea nigra Lk.), die nordamerikaniſche weiße Fichte (Picea alba Lk.), die nordamerikaniſche Rothfichte (Picea rubra Lk.) 68 Tannen. Die nordamerikaniſche Balſamtanne (Abies balsamea Mill.), die ſibiriſche Tanne oder die Pichte (Abies sibirica Ledb.) und Fraſer's Tanne aus Nordamerika (Abies Fraseri Lindl.). Föhren. Die gemeine Föhre, welche mit der Fichte zuſammen die dortigen Nadelwaldungen bildet (Pinus silvestris L.), die Zirbelnuß oder ſibiriſche Ceder (Pinus Cembra L.), die Waymuthskiefer Nordamerikas (Pinus Strobus L.). Lärchen. Die gemeine Lärche (Larix decidua Mill.), mit ihren zahl— reichen. Formen und aufrechten und hängenden Aeſten, welche als ſibiriſche Lärche, europäiſche Lärche und Hängelärche bekannt ſind; die dahuriſche Lärche (Larix dahurica Tursz.) und die kleinfrüchtige Lärche Nordamerikas (Larix microcarpa). An niedriger bleibenden Nadelhölzern gedeihen noch gut der gemeine Wachholder (Juniperus communis) mit ſeinen Abarten, die Lebensbäume Nordamerikas (Thuja occidentalis plicata), die Bergföhre (Pinus uncinata), das Knieholz (Pinus Pumilio), die ſchönen zwergigen Abarten von Abies excclsa (A. Clanbrasiliana und compacta), die Zwerg⸗Zirbelkiefer (Pinus pumila), ſo daß die Gärten Petersburgs immerhin noch ein mannigfaltiges Material an Coniferen zur Anpflanzung aufweiſen können. Birken. Die Birken ſind die wichtigſten Bäume des Nordens und wirklich gedeiht auch die Birke zu außerordentlicher Schönheit, wird aber in den Anlagen Petersburgs in zu großer Menge gepflanzt, weshalb ſie in der Mehrzahl der Gärten nicht den ſchönen Effekt hervorbringt, den ſie bei verſtändigerer, beſchränkterer Verwendung hervorbringen würde. Die gemeine Birke (Betula alba L.) iſt gleich der gemeinen Lärche in vielen ſchönen Formen bekannt; die Formen mit den lang überhängenden Zweigen (B. alba pendula) und die mit geſchlitztem Laube (B. alba dalearica) ſind beſonders ſchön. Die Papier-Birke (B. alba papyracea) und die pappelblättrige (B. alba populifolia) ſind Formen Nordamerikas, von denen die letztere das Petersburger Clima nicht erträgt. Andere noch ausdauernde baumartige Birken ſind die dahuriſche Birke (B. dahurica Pall.) und die hainbuchenblättrige Birke (B. lenta Willd.). Erlen. Die gemeine Erle (Alnus glutinosa Willd.) und die graue Erle (A incana Willd.). Beide Arten ſind auch in ſchlitzblättrigen Abarten verbreitet, welche ſchöner als die Stammarten ſind. Eichen. Von den zahlreichen Eichenarten Europas dauert nur die Sommereiche (Quercus pedunculata Willd.) aus, welche noch große mächtige Bäume bildet. Von den Eichen Nordamerikas ſind nur die rothe Eiche (Quercus rubra L.) und die Scharlacheiche (Quercus coceinea Wangh.) halbhart. Wallnußbäume. Der Wallnußbaum Europas hält nicht mehr aus, dagegen gewähren noch zwei Arten Nordamerikas, nämlich der graugrüne Wallnußbaum (Juglans cinerea L.) und der ſchwarze Wallnußbaum (J. nigra L.). i Weiden. Die Baumweiden gehören zu den ſchönſten Bäumen der St. Petersburger Gärten und ſind auch in zahlreichen, in Europa heimiſchen Arten vertreten. Die ſchönſten derſelben ſind die Lorbeerweiden (Salix 64 pentandra L.), die mandelblättrige Weide (S. amygdalina L.) nebſt Abarten, die Bruchweide (8. fragilis L.), die ſpitzblättrige Weide (8. acutifolia Willd.), welche als Hängeweide ſehr zu empfehlen iſt, Ruſſels Weide (S. Russeliana Sm.), die Silberweide (8. alba L.), von der vorzugsweiſe die Form mit ſilberweiß glänzenden Blättern zu empfehlen iſt. Weniger ſchön iſt die Saalweide (S. Caprea L.), jedoch beſitzt dieſelbe eine Abart mit herunterhängenden Aeſten, welche als harte Trauerweide dient. Ebenſo dient die Strauchweide (S. purpurea L.) hochſtämmig veredelt als Trauerweide. Pappeln. Die Silberpappel (Populus alba L.) bildet mächtige Bäume mit unterhalb ſilberfarben glänzendem Laub, die Schwarzpappel (P. nigra L.) bildet bis 80 Fuß hohe Baumrieſen, die ſibiriſche Balſampappel (P. suaveolens Fisch.), die lorbeerblättrige Pappel Sibiriens (P. laurifolia Ledb.), die amerikaniſche Balſampappel (P. balsamifera L.), die dunkelgrüne Pappel (P. tristis Fisch.), die großblättrige amerikaniſche Pappel (P. candicans Ait.), die Zitterpappel (P. tremula L.), von der eine Form mit hängenden Zweigen zu empfehlen iſt. Alle dieſe Pappeln bilden ſchöne, große, mächtige Bäume. Rüſtern oder Ulmen Die gemeine Ulme (Ulmus campestris L.) und die Traubenrüſter (U. effusa Willd.) erwachſen beide mit ihren zahl- reichen Abarten zu hohen Stämmen. In ausnahmsweiſe ungünſtigen Jahren leiden ſie aber durch Froſt. Eſchen. Die gemeine Eſche (Fraxinus excelsior L.), dieſelbe bildet hohe Bäume, leidet aber, trotzdem ſie noch um St. Petersburg wild wächſt, in ausnahmsweiſe harten Wintern vom Froſt. Die Form mit hängenden Aeſten, als Trauereſche bekannt, hält nur noch an beſonders geſchützten Orten aus. Die amerikaniſche Eſche (T. americana I.) bildet weniger hohe, aber ſchöne breite Bäume und iſt noch unempfindlicher als die gemeine Eſche, gegen die ruſſiſchen Winter. Apfelbäume. Der pflaumenblättrige Apfelbaum (Pyrus prunifolia Willd.) und der ſibiriſche Beerenapfel (P. baccata L.), beides aus Mittelaſien ſtammende Arten, ſind, als im Frühjahr reich und vollblühend und im Herbſt mit kleinen äpfelartigen oder kirſchenähnlichen rothen Früchten geſchmückt, die reizendſten Zierden der Petersburger Gärten. Die Ebereſche. (Pyrus Aucuparia Gaertn.) welche noch in den Waldungen um St. Petersburg wild wächſt, iſt gleichfalls durch Blüthen— ſchmuck und die rothen Beeren im Herbſte ausgezeichnet. Beſonders ſchön iſt die Form mit hängenden Zweigen (P. Aucuparia pendula). Pyrus Aria L. und die verwandten Arten bleiben nur ſtrauchartig. Vom Dornſtrauch wachſen einige Arten baumartig, ſo der ſibiriſche Dorn (Crataegus sanguinea Pall.), der Scharlachdorn Nordamerikas (Cr. coceinea L.). | Pflaumenbäume. Sauerkirſche (Prunus Cerasus L.) nebſt deren Arten mit gefüllten Blumen, die Traubenkirſche oder Faulbaum (P. Padus L.), die virginiſche Traubenkirſche (P. virginiana L.), die ſpätblühende Trauben— kirſche Amerikas (P. serotina Ehrh.) gehören gleichfalls zu den ſchönſten Blüthenbäumen Petersburg's. 65 Ahorn. Der Bergahorn (Acer platanoides L.) in ganz Europa heimiſch iſt einer der ſchönſten Laubbäume und leidet nur auf freien Stand— orten in ausnahmsweiſe harten Wintern, während A. Pseudoplatanus nicht mehr aushält. Der weiße Ahorn (A. dasycarpum Ehrh.) Nordamerikas, bildet prächtige große Bäume, die auch in den härteſten Wintern nicht leiden. Der tatariſche Ahorn (A. tataricum L.) bildet harte, halbhohe Bäume, der Zuckerahorn (A saccharinum L.) und der rothe Ahorn (A. rubrum I.) Nordamerikas leiden in harten Wintern. Linden. Die Linden ſind die geſchätzteſten Bäume zur Bildung von Alleen in Petersburg. Die verbreitetſte Art iſt die europäiſche Steinlinde (Tilia parvifolia Ehrh.), der ſich die holländiſche Linde (T. platyphyllos Scop.) mit ihren zahlreichen Abarten und die amerikaniſche großblättrige Linde (T. americana L.) anſchließen. Roßkaſtanien. Dieſe gehören in Petersburg mit zu den ſchönſten Blüthenbäumen, welche eine Reihe von Jahren auf geeignetem Standorte gut aushalten, oft zu großen ſchönen Bäumen erwachſen, dann aber einem aus— nahmsweiſe harten Winter zum Opfer fallen, jo die gemeine, aus Mittel- aſien ſtammende Roßkaſtanie (Aesculus Hippocastanum I.), ſowie drei aus Nordamerika ſtammende Arten mit gelben und röthlichen Blumen (A. glabra Willd., A. lutea Wangh. und A. Pavia L.). Dieſe Aufzählung giebt den Nachweis, daß auch ein Garten unter 60° n. B. noch eine große Mannigfaltigkeit von Baumformen bergen kann, zu denen eine vielmal größere Zahl der mannigfaltigſten Blüthenſträucher hinzutreten. Ueber die Castanea vesca, eßbare Kaſtanie. Die eßbare Kaſtanie, Castanea vesca Grtn. (C. sativa Mill.), bildet in verſchiedenen Theilen Südeuropas ganze Wälder, wohin ſie aber ver- muthlich auch aus den wärmeren Gegenden Aſiens eingeführt worden iſt. Sie erreicht in Gegenden, wo Clima und Boden ihr zuſagen, ein hohes Alter und dieſelbe Stärke und Höhe wie unſere gemeine Eiche. In Nord— deutſchland zeigt ſie ſich in der Jugend etwas empfindlich gegen unſere Winter, im vorgerückten Alter jedoch hart und iſt von kräftigem Wuchſe. Zur Anpflanzung in Anlagen iſt dieſer Baum ſeiner Schönheit wegen ſehr zu empfehlen. Wahre Prachtexemplare der ächten Kaſtanie findet man z. B. in den herrlichen Privat⸗Gärten an der Elbe zwiſchen Altona und Blankeneſe. Wie von allen ſeit langer Zeit in den Gärten cultivirten Frucht⸗ bäumen hat man auch von der C. vesca verbeſſerte Spielarten gezogen, die jedoch meiſt nur als Zierbäume Werth haben. Die hauptſächlichſten Spielarten ſind: 1. Castanea vesca americana Loud. Dieſelbe unterſcheidet ſich durch etwas ſtumpfere Blätter von der Art und kommt hauptſächlich in den Ver⸗ einigten Staaten Nordamerikas vor. Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXIX. NO 66 2. C. v. asplenifolia Lodd. Farnblättrige ächte Kaſtanie. Eine empfehlenswerthe Varietät, mit unregelmäßig tiefer eingeſchnittenen Blättern, häufig mit ſchmaler, ſehr lang hervorgezogener Spitze. C. v. bullata Hort. Blaſigblättrige ächte Kaſtanie. Die Blätter Wafer ſind ſchmal, unregelmäßig ausgenagt, ſchwachblaſig aufgetrieben. 4. C. v. dissecta Hort. Zerſchlitzblättrige ächte Kaſtanie. Es iſt dies eine höchſt eigenthümliche, zwergwüchſige, mehr ſtrauchartige Varietät mit feineren Zweigen und kleineren, ſehr ſchmalen, in der Regel linien⸗ förmigen, oft auch breiteren und unregelmäßig eingeſchnittenen Blättern. 5. C. v. fuliis argenteo-variegatis iſt eine prächtige weißbunte Varietät, aber ſehr empfindlich. 6. C. v. foliis aureo-maculatis mit gelbgeſcheckten Blättern. 7. C. v. glabra Lodd. Eine ſtark wachſende, üppig belaubte Form mit etwas größeren und breiteren, 5 ſtark glänzenden Blättern. 8. C. v. heterophylla Hört. Die Blätter dieſer Varietät halten die Mitte zwiſchen C. v. dissecta und aspleniifolia. 9. C. v. rotundifolia Bth. Eine ſehr eigenthümliche, zwergwüchſige Form, von der es noch ſehr zweifelhaft iſt, ob man ſie als Spielart dieſer Species betrachten darf. Was nun die Cultur dieſes Fruchtbaumes anbelangt, ſo hat der Gartenbaulehrer Schüle einen ſehr ſchätzenswerthen Beitrag in den „Illuſtr. Monatsheften für Obſt- und Weinbau“ geliefert, den wir nicht anſtehen, hier wiederzugeben. 5 Die Cultur der eßbaren Kaſtanien kann in den meiſten Ländern des deutſchen Reiches als eine vernachläſſigte und untergeordnete bezeichnet werden, da man im allgemeinen annimmt, daß die Kaſtanien wegen zu rauhen Klimas in Deutſchland nicht gut gedeihen. Dieſe Annahme iſt aber eine vielfach irrige. In vielen Gegenden des Großherzogthums Baden, beſonders in den Amtsbezirken Achern, Bühl und Heidelberg, werden die Kaſtanien in großer Ausdehnung, und zwar hauptſächlich nur an ſolchen Stellen cultivirt, wo der Weinbau nicht mehr möglich iſt, alſo an den nördlichen, nordöſtlichen und nordweſtlichen Abhängen der Hügel und Berge. Obſchon der Kaſtanien⸗ baum, wie der Wallnußbaum wenig Anſpruch an den Boden macht, ja ſelbſt in ſandigem und kräftigem Boden noch gut gedeiht — es ſtehen z. B. in ſolchem bei Durlach und im Schloßgarten in Carlsruhe kräftige und geſunde Exemplare, die jährlich reife Früchte liefern —, ſo ſcheint demſelben doch vulkaniſcher und Urgeſteinsboden, ſo die Formation des bunten Sandſteines beſonders zuzuſagen, da gerade hier die ausgedehnteſten und fruchtbarſten Kaſtanienanpflanzungen getroffen werden. Auf Kalkgebirgen kommt die Kaſtanie aber nach Gartendirektor Metzger nicht gut fort. Außer dem ge⸗ eigneten Boden iſt es Hauptſache, daß dieſer Baum einen geſchützten Stand, befonders anlehnend an Wälder oder geſchloſſenen Obſtgärten, erhält. Der Grund, warum die da und dort ſchon unternommenen Verſuche, den Kaſtanienbaum auch an andern Orten einzuführen, meiſt mißglückten, liegt meiſtens darin, daß zur Anpflanzung aus dem ſüdlichen Frankreich, 67 beſonders aus Lyon bezogene Pflanzen verwendet wurden, welche bei uns erfahrungsmäßig beinahe jährlich erfrieren und nie zu kräftigen, ſchönen Bäumen heranwachſen. Es iſt daher eine Hauptaufgabe der Obſtzüchter, daß fie, um die Kaſtaniencultur in Deutſchland zu heben, ſich nicht allein mit der ſehr einfachen Cultur der Kaſtanien bekannt machen, ſondern daß ſie auch diejenigen guten „deutſchen“ Sorten feſtſtellen, die ſie als der Ver— breitung würdig kennen gelernt haben. Schreiber dieſes hat während ſeiner 3½ jährigen Thätigkeit im Groß⸗ herzogthum Baden ſich mit der Cultur der eßbaren Kaſtanien mit beſonderer Liebe bekannt zu machen geſucht und wird ſich deshalb erlauben, den ſich dafür Intereſſirenden einige der werthvollſten badiſchen Sorten beſonders zu empfehlen, welche eine allgemeine Vebreitung, beſonders in den Gebirgen Mittel-, Süd⸗ und Weſt⸗Deutſchlands verdienen. Es find dies folgende: 1. Große gelbe Bühler Kaſtanie. Eine der beſten und ſchönſten badiſchen Sorten. Der Baum trägt etwas ſpät, aber dann ſehr reich und erreicht ein hohes Alter. Die Fruchthülle (von den Bauern meiſt Eule genannt) enthält in der Regel 3 vollkommen ausgebildete Kerne, deren Schale bei der reifen Frucht ſchön gelbbraun iſt; ſpäter wird dieſelbe, wie bei allen Kaſtanien, braun. Dieſe beliebte Sorte iſt ſehr verbreitet unter dem Namen „gelbe Käſte.“ Reifezeit: Mitte October. 2. Kleine früheſte Bühler Kaſtanie. Dies iſt die früheſte, reichtragendſte und als am härteſten bekannte Kaſtanienſorte, welche noch 15—1800° über dem Meere jährlich vollkommen reife Früchte trägt. Der Baum iſt ſchwachwüchſig und wird nicht ſehr groß, trägt aber ſehr bald. Die Kerne ſind klein und deren Schalen braun; in jeder Hülle ſind mindeſtens 3, häufig 6 vollkommene Kerne. Localname „frühe Käſte.“ Reifezeit: Mitte bis Ende Seprember. 3. Mittelfrühe große Bühler Kaſtanie. Eine der größten badiſchen Sorte, die einen großen, ſtattlichen Baum bildet, welcher jedoch erſt ſpät, aber dann ſehr reich trägt. Die Schale der Frucht iſt in der Hülle gelblich abgelagert braun. Da dieſe Sorte kurze Zeit nach der vorigen, nämlich Anfang October reift, ſo wird ſie von den Bauern wie folgt be— zeichnet: „gleich nach den frühen.“ 4. Späte braune Bühler Kaſtanie. Eine ſtark wachſende und einen großen Baum bildende Sorte von reicher Tragbarkeit. Die Schale der Frucht iſt ſchon in der Hülle dunkel kaſtanienbraun. Die beſte und er— giebigſte ſpäte Sorte. Localname: „ſpäte braune Käſte.“ Reifezeit: Mitte bis Ende October. Carlsruhe, im November 1872. Schüle, Gartenbaulehrer. or 68 Der Nutzen der Palmen und einiger anderer Pflanzen. Von H. Schmidt.“ Gärtner und Pflanzeuliebhaber werden ſich manchmal bei ihren Yieb- lingen die Frage vorlegen: in welcher Weiſe wird dieſe oder jene Pflanze wohl zum Nutzen der Menſchen praktiſch ausgebeutet? weiß doch ein Jeder, wie mannigfach die Pflanzenwelt zum Nutz- und Nießbrauch dient und ver— wendet wird. Und in dieſer Hinſicht nehmen wohl die Palmen, die zugleich für uns ſchon als Zierpflanze in Gewächshäuſern und Zimmern einen To großen Werth haben, einen hervorragenden Platz ein. Wenn es uns nun auch nicht vergönnt iſt, ſelbſt direct dieſen Nutzen von denſelben zu ziehen, ſo verwenden wir doch Manches, was als Produkt der Palme in ihrem Vaterlande gewonnen wurde. Dieſes wird nachfolgende kurze Zuſammen⸗ ſtellung über die Verwerthung der Palmen uns zeigen, obgleich dieſelbe durchaus keine umfaſſende Abhandlung darüber ſein wird, ſondern es ſind darin nur die älteren und bekannteren Species aufgeführt, die auch meiſtens in Deutſchland mehr oder weniger cultivirt werden. a Cocos nucifera L., die Cocospalme, ihre Heimath ſind die indiſchen Inſeln; dieſe Palme giebt eine nahrhafte Speiſe und ein herrliches Getränk, die Cocosmilch. Die Schalen werden zu ſchönen Gefäßen verarbeitet, aus den Blüthenkolben wird Palmenwein (Toddy) gewonnen. Die faſerige Hülle der Frucht wird im Großen zur Fabrikation von Matten, Bürſten, Stricken, Tauen u. ſ. w. gebraucht. Das aus den Kernen gepreßte Oel wird zu Speiſe⸗ und Brennöl verwendet. Die Blätter dienen zu Flechtwerk, in jungem Zuſtande werden ſie als Palmkohl gegeſſen. Cocos oleracea Mart. Braſilien. Liefert Palmkohl. Cocos butryacea Mart. oder Butterpalme. Süd-Amerika. Giebt Oel und Wein, erſteres vertritt gewiſſermaßen die Butter. Chamaedorea Schiedeana Mart. und Ch. elegans Mart. Mexiko. Die jungen Blüthen dienen als Gemüſe, und aus den Stämmen werden Brücken gemacht. Euterpe edulis Mart. Antillen. Kohlpalme. Liefert Palmkohl. Areca Catechu L. oder Betelnußpalme. Oſtindien. Die Früchte liefern das Catechu der Apotheken. Die Kerne der unreifen Früchte, in Verbindung mit Piper Betle liefern den Indiern das Betel. Areca globulifera. Oſtindien. Samen liefern Betel. A. rubra Bory (Mascarenen), A. sapida. Neuſeeland. Die jungen Blätter dienen als Gemüſe. Ceroxylon Andicola H. et B. Wachspalme. Cordilleren. Liefert eine Art Wachs, welches zu Lichtern verarbeitet wird. — Man ſoll von einem Baume 25 Pfund Wachs gewinnen. Die Faſern dienen zu Flechtwerk. *) Dieſer intereſſante Aufſatz wurde vom Herrn Kunſt- und Handelsgärtner Herm. Schmidt am 5. Vereinsabend des bremer Gartenbau-Vereins in Bremen vorgetragen und uns von dem ſo thätigen Secretär des Vereins, Herrn H. Ortgies, zur Benutzung für die Gartenztg. gütigſt eingeſandt. Die Redact. 69 Ceroxylon Klopstockia Mart. Venezuela. Die jungen Wedel dienen zu kirchlichen Zwecken. Arenga saccharifera Labill. Zuckerpalme der Molucken. Liefert Palm— wein, Zucker und Sago. Die Faſern dienen zu Geweben (Ganutifaſern), ebenſo Arenga obtusifolia Mart. Caryota urens h. Berol. Brennpalme. Oſtindien. Liefert Sago und Zucker. Die Faſern der Blätter zu Geflechten. | Bon Caryota horrida? C. propingua Bl. und C. furfuracea Bl. wird das jefte Holz häufig zum Häuſerbau benutzt. Calamus Draco L. Drachenblutpalme. Oſtindien. Die Früchte geben Drachenblut, Sanguis Draconis, was jetzt faſt nur noch zum Färben des Weingeiſtes und des Terpentin-Firniſſes benutzt wird. Calamus verus Lour. (China, Oftindien‘, C. micranthus (Java), C. Rotang L. (Java) und C. niger Willd. (Sundainſeln) liefern ebenfalls Drachenblut und das ſogenannte Stuhlrohr. Ceratolobus glaucescens Bl. Java. Aus den Blattfaſern fertigt man Tauwerk. Plectocomia elongata Mart. Java. Der Saft des Stammes wird bei fieberhaften Krankheiten getrunken. Sagus Rumphii Willd. Sagopalme. Oceanien. Liefert den beſten Sago, daſſelbe liefert Sagus Ruffia. Metroxylon elatum Mart. Oſtindien. Giebt geringeres Sago, das feſte Holz dient zu Zimmerarbeiten. | Mauritia flexuosa L. und M. vinifera Mart. liefern Sago und Wein. Borassus flabelliformis L. Toddypalme. Indien und Ceylon. Sit eine der wichtigſten Nutzpalmen. Liefert Zucker und Sago. Aus den Blättern werden Matten, Säcke und Körbe geflochten, ſie dienen als Papier und zum Dachdecken. Lodoicea sechellarum Labill. Nutzpalme der Sechellen. Die Nuß iſt eine der größten Pflanzenfrüchte, die es giebt, fie wird 40 —50 Pfd. ſchwer und giebt eine angenehme, zartſchmeckende Speiſe. Corypha umbraculifera L. Schirmpalme. Oſtindien. Liefert Sago und Palmkohl. Die Blätter dienen als Papier, die Blattfaſern zu Stricken. Corypha Gebanga Bl. Java. Aus den Blättern werden Körbe, Beutel und Hüte geflochten. Die Faſern dienen zu Geweben und das Mark liefert eine 1 0 Sorte Sago. Livistonia australis R. Br. Neuholland. Liefert Palmkohl. L. Jenkinsiana Griff. und L. rotundifolia Mart. Java. Liefern Sago. Die Blätter dienen zu verſchiedenen techniſchen Zwecken. Licuala spinosa Wurmb. Oſtindien. Aus den Blättern werden Cigarren— taſchen gemacht. Licuala peltata Roxb. Beeren eßbar. Blätter zu Hüten. Sabal Adansonii Guerns. Sabalpalme. Carolina. Mark eßbar. | S. Palmetto Lodd. Florida. Die Wurzel enthält Gerbeſtoff. Die Blätter zu Hüten. S. umbraculifera Mart., Ceylon, erreicht im Vaterlande 70 | | . eine Höhe von 20— 22,3 Meter, Fächer find ſehr groß, jo daß 15 — 20 Menſchen unter einem Blatte Schutz haben. Chamaerops humilis L. Zwergpalme. Süd-⸗Europa. Einzige europäiſche Palme. Zu Beſen, Hüten u. ſ. w. benutzt. Die Faſern werden zu Teppichen, Segeltuch und Papier verarbeitet. Früchte und Wurzel ſind eßbar. Chamaerops excelsa Thbg. Japan. Das den Stamm umhüllende braune Gewebe wird zu Stricken, Hüten, Tauwerk u. ſ. w. verarbeitet. Rhapis flabelliformis Ait. China. Liefert ſchöne Spazierſtöcke, welche die Engländer ground rattans nennen. | Thrinax argentea Lodd. Schilfpalme. Antillen. Zu Körben, Beſen und beſonders zu den in England viel getragenen Ship-hats-Baſthüten ver⸗ wendet. Phoenix dactylifera L. Dattelpalme. Arabien, Afrika. Die ſüßen, mehlreichen Früchte werden von den Bewohnern Nordafrikas zu allen Mahl⸗ zeiten genoſſen und ſelbſt Kameele, Pferde und Hunde damit gefüttert. — Ph. sylvestris, Weſtindien, liefert Wein und Zucker. Ph. farinifera, Oſt⸗ indien, liefert ein Mehl, das den Armen als Nahrung dient. Ph. reclinata, Cap der guten Hoffnung. Früchte ſind eßbar. Die geröſteten Samen als Kaffeeſurrogat. Bactris Maraja Mart. Braſilien. Aus den Früchten wird ein wein⸗ ähnliches Getränk bereitet. Guilielma speciosa Mart. Braſilien. Die Früchte werden roh und geröſtet gegeſſen, liefern Mehl, woraus man Kuchen bäckt. Das ſchwarze Holz dient den Indianern zur Verfertigung ihrer ſchwertartigen Waffen. Acrocomia sclerocarpa Mart. und A. lasiospatha Mart. Weſtindien, Braſilien. Früchte ſind eßbar. Die Samen liefern Oel, was zu Toiletten⸗ ſeifen benutzt wird. 5 Astrocaryum Jucuma Hort. Sternnuß. Braſilien. Das Fleiſch der Früchte wird gegeſſen und aus den harten Samen werden Ringe und andere Gegenſtände gemacht. Attalea funifera Mart. Steincocos. Braſilien. Die Faſern der Blatt⸗ ſtiele zur Hanfbereitung, die Nüſſe zu feinen Drechslerarbeiten. A. speciosa Mart. liefert Palmwein. Elaeis guineensis L. Oelpalme. Guinea. Liefert das Palmöl, welches ein wichtiger Handelsartikel iſt. Jubaea spectabilis H. B. Kth. Nutzpalme Chilé's. Die Früchte zu Confituren, der Stamm liefert einen Syrup, der weit verſchickt wird. Cycas revoluta Thbg. Sagopalme. China, Japan. Das Mark des Stammes liefert den weißen Sago. Die Wedel werden hauptſächlich in Sachſen bei Beerdigungen verwendet. Cycas circinalis L. Oſtindien. Liefert den braunen Sago. Die Früchte ſind eßbar. Encephalartos horridus Lehm. (Zamia horrida). Brotpalme. Süd⸗ Afrika. Mark und Samen geben das ſogenannte Kaffeebrot, desgleichen Encephalartos longifolius Lehm., E. lanuginosus Lehm und E. eycadi- folia Lehm. | 71 Dioon edule Lindl. Mexiko. Der Stamm liefert Sago. Die Früchte ſind eine beliebte Speiſe. Tamia angustifolia Jacd., Indien, und Z. muricata Willd., Venezuela, liefern ein brauchbares Satzmehl, die Samen dienen zerquetſcht zum Heilen alter Wunden. Phytelephas. Elfenbeinpalme. P. macrocarpa R. et P. Liefert das vegetabiliſche Elfenbein. Das Fruchtfleiſch dient zur Bereitung eines köſt⸗ lichen Getränkes in Neugranada. Hyphaene thebaica Mart. Doompalme. Die Frucht hat eine dicke, mehlige Rinde, die ähnlich wie Pfefferkuchen ſchmeckt, weshalb ſie im Munde des Volkes Pfefferkuchenpalme heißt. Ca rludovica palmata R. et P. Weſtindien. Aus den Blattrippen werden die Palmenhüte gefertigt. Als Anſchluß an die Palmen führe ich noch die Verwerthung einiger andern Pflanzen bei, theils von techniſcher Bedeutung, theils intereſſanter Art. Juniperus communis. Gemeiner Wachholder. Europa, Aſien. Die Beeren werden arzneilich vielfach verbraucht, ferner dienen ſie zur Bereitung eines wohlriechenden Oeles, als Räucherungsmittel, ſowie zur Bereitung des von vielen beliebten Wachholderbranntweins. Das Holz zu Drechslerarbeiten. Juniperus thurifera. Weihrauchscypreſſe. Mexico. Liefert Weihrauch. Pinus sylvestris. Gemeine Kiefer. Europa, Aſien. Liefert Terpentin Thee, Geigenharz und Kienruß. Die Blätter dienen zu den Kiefernadel— bädern, zur Bereitung der Waldwolle und des Waldwollenöls. Pinus Strobus. Weymuthskiefer. Giebt eine geringe Sorte Terpentin. Das Holz wird beſonders zur Fabrication von Streichhölzern benutzt. Pinus Cembra. Zirbelkiefer. Die Samen ſind eßbar. Liefern Balſam, und aus dem Holze fertigen die Schweizer ihre ſo beliebten Schnitzarbeiten. Picea vulgaris. Rothtanne. Europa. In Schleſien wird aus dem Holze ein ſchönes weißes Papier bereitet. Araucaria imbricata. Schmucktanne von Chile. Die Zapfen find kopf⸗ groß, die in den Zapfen vorhandenen Früchte find ein wichtiges Nahrungs⸗ mittel der Araukaner, dieſelben werden roh und gebraten gegeſſen, auch bereitet man ein Mehl daraus. Salisburia adiantifolia (Gingko biloba). Japaneſiſcher Nußbaum. Trägt 1 50 Früchte von der Größe der Wallnüſſe mit mandelartig ſchmeckenden ernen. Artocarpus incisa. Aechter Brotfruchtbaum. Inſeln des ſtillen Oceans und Molucken. Die Früchte werden oft kopfgroß, 2—3 Stämme ernähren einen Menſchen das ganze Jahr hindurch. Das Baſt liefert Stoff zur Kleidung. | Cinnamomum zeylanicum (Laurus Cinnamomum). Zimmtlorbeer oder Ceyloniſcher Zimmtbaum. Wird in Mittelamerika und auf den Zimmtinſeln cultivirt. Die von den Gewürzinſeln kommende Luft riecht ſchon in einer Entfernung von 8— 10 engliſche Meilen nach Zimmt und Nelken. Die innere Rinde dieſes Baumes iſt der ächte ceyloniſche Zimmt des Handels. 72 Cinnamomum Cassia. Südaſien. Liefert den gemeinen Zimmt, welcher unter den Namen Caneel als Küchengewürz allgemein bekannt iſt. ö Nepenthes, verſchiedene Species, meiſt aus Oſtindien ſtammend. Intereſſante und merkwürdige ausdauernde Pflanzen, deren ſtarke Mittelrippe über die Spitze des Blattes hinaus verlängert iſt und ſich in einen mehrere Centim. langen, urnenähnlichen Schlauch mit verſehenem Deckel endigt, welcher des Nachts, aufrecht ſtehend, ſich mit klaren ſüßem Waſſer füllt, und gegen Mittag, ſich ſenkend, daſſelbe ausfließen läßt. Dieſes Waſſer dient oft zur Erquickung der Reiſenden, und es ſollen 8—10 Schläuche ſo viel Waſſer enthalten, um den Durſt eines Menſchen zu ſtillen. Ipomaea Batatas (Convolvulus Batatas). Batatawinde. Die nahr⸗ haften Wurzelknollen, Bataten, ſchmecken ſehr angenehm und werden in Amerika, ſowie in allen heißen Ländern, auch ſchon in Spanien und Süd⸗ Frankreich, wie bei uns hier die Kartoffel benutzt. Ihre Acclimatiſation in Deutſchland kann, nachdem auch Kartoffeln und Mais bei uns aus demſelben Vaterlande eingebürgert ſind, nicht als unmöglich erſcheinen. | Tamarix gallica L. var. mannipara. Mittelaſien. Schwitzt durch die Stiche eines Inſektes, Coccus manniparus, eine Art Manna aus, das für das Manna der Iſraeliten gehalten wird. Acer saccharinum und A. Negundo. Bäume, die zur Gewinnung von Zucker in Nordamerika dienen. In Canada gewinnt man jährlich 25000 Centner Ahornzucker. Erythroxylon Coca. Kokaſtrauch. Peru. Die Blätter ſind ein beliebtes Kaumittel der Eingeborenen, mit dieſem verſehen, können ſie mehrere Tage ohne Ruhe und Nahrung bleiben. Ouvirandra fenestralis. Gitterpflanze. Madagascar. Dieſe Pflanze iſt eine merkwürdige Erſcheinung, da den Blättern der fleiſchige Theil Parenchym) fehlt. Die mehlreichen Wurzeln ſind ein beliebtes Nahrungsmittel der Ein⸗ geborenen. Musa paradisiaca und verſchiedene andere Species. Piſang, Banane, Paradiesfeige. In Oſtindien ſeit Jahrtauſenden in unzähligen Spielarten cultivirt und von da aus in die warmen und heißen Zonen aller Welttheile verbreitet, da es mit Ausnahme einiger Palmen kein Gewächs giebt, das eine vielfältigere Benutzung erlaubt, als die Banane. Ihre Früchte ſind in vielen Gegenden die Hauptnahrung, ſie werden ſowohl halbreif, wie auch ganz, und gereift, roh oder gekocht, gebraten und als Brot zugerichtet, ge= geſſen. Man bereitet aus ihnen eine Art Wein, und die einfache Abkochung derſelben bildet ein gewöhnliches Getränk. Die Schößlinge und jungen Blüthenkolben dienen als Gemüſe, die Blätter als Tiſchtücher uud zum Ein⸗ packen, aus dem Baſt des Stammes macht man Garn. Die am meiſten cultivirte Art iſt Musa Cavendishii, dieſelbe bringt Fruchtrispen bis zu 100 Pfd. Ein Raum von 1000 [Fuß kann 30 — 40 Pflanzen tragen, welche nach mäßiger Berechnung mehr als 4000 Pfd. nahrhaſte Subſtanzen liefern. Yucca filamentosa und V. flaccida. Die Wurzeln werden in Carolina und Virginien als Seife benutzt. 73 Cyperus Papyrus (Papyrus antiquorum). Papierſtaude. In Aegypten, Syrien und auch auf Sicilien wachſend. Aus den ſtarken Halmen wurde das berühmte ägyptiſche Papier angefertigt. Der Gebrauch dieſes Papiers diente ungefähr bis zum Jahre 1000 n. Chr. Aus den Stengeln fertigte man auch noch Stricke, Kleider, Dochte, Segel u. ſ. w. In Abyſſinien flechtet man leichte Kähne daraus. Das Mark wurde gekocht und gegeſſen. Saccharum officinarum. Zuckerrohr. Aſien. Wird zur Gewinnung des Rohrzuckers cultivirt. Aus dem Syrup, ſowie aus dem Zuckerſchaume wird der Rum bereitet, deſſen beſte Sorte bekanntlich aus Jamaika kommt. Cyperus esculentus. Erdmandel. In Süd-Eurvpa cultivirt. Die Wurzelknollen werden wie Mandeln zum Nachtiſch genoſſen, auch als Kaffee⸗ ſurrogat vielfach benutzt. In neuerer Zeit kommen fie auch als Oelfrucht in den Handel, da ſie 16% Del enthalten. Dioscorea alata. Damswurzel. Nahrpflanze der Tropenländer. Die Knolle erreicht ein Gewicht von 30 —40 Pfd. P hormium tenax. Neuſeeländiſcher Flachs. Dient zu Geweben und Flechtwerk. In der Nähe von Bonn iſt eine Fabrik, wo dieſer neuſeeländiſche Flachs maſſenhaft verarbeitet wird zu Teppichen und Treppenläufern in allen Farbenmuſtern, ſowie eine Art Segeltuch, welches wegen ſeiner Billigkeit und großen Dauerhaftigkeit ſehr vortheilhaft als Schattendecken auf Gewächshäuſer zu verwenden iſt. Ficus elastica. Oſtindien. Elaſtiſcher Feigenbaum oder Gummibaum. Liefert Kautſchuk. Ein ſehr intereſſanter Baum in ſeiner Heimath. Er kommt nur vereinzelt in den Waldungen vor. Junge Exemplare erheben ſich nur zu einer Höhe von 14 Met., breiten aber ihre Kronen auf mehr denn 143 Met. im Durchmeſſer aus. Aus den wagerecht ſtehenden Aeſten ſendet er Luftwurzeln bis in den Boden, die ſich da befeſtigen und zu neuen Stämmen werden, zwiſchen denen man wie zwiſchen Säulenreihen hindurch gehen kann. Das Ganze gleicht einem wunderſamen Baue, der von rieſigen Säulen oder Strebepfeilern gleichſam getragen wird. Alte Bäume ſteigen zu ganz coloſſaler Höhe empor. Der alte Stamm iſt meiſtens mit klaffenden Wunden und Narben bedeckt, denn es geht ſelten ein Eingeborener an einem ſolchen Baume vorüber, ohne ſich einen kleinen Vorrath von Kautſchuk mit— zunehmen, um aus demſelben lange elaſtiſche Taue zu bilden und dieſe als Fackeln zu brennen. Zum Schluß will ich noch auf ein kleines Werkchen aufmerkſam machen, das außer den vorgeführten Pflanzen noch Hunderte von anderen beſchreibt, mit beſonderer Berückſichtigung der deutſchen und ſchweizer Flora. Es iſt betitelt: „Die wichtigſten wild wachſenden und angebauten Heil-, Nutz- und Giftpflanzen, mit beſonderer Berückſichtigung der deutſchen und ſchweizer Flora. Syſtematiſch geordnet von Rudolph Weinhold. Verlag: Eduard Weber's Buchhandlung in Bonn. 74 Neuheiten von Blumen und Gemüſen, welche nach diesjährigen Verzeichniſſen in den Handel kommen. In dem ſehr reichhaltigen Verzeichniſſe von Sämereien ꝛc. von Peter Smith & Co. in Hamdurg und Bergedorf finden wir zum erſten Male erwähnt: Abronia umbellata grandiflora mit intenſiv dunkelroſa und größeren Blumen als bei der reinen Art. f s Ageratum hybridum Imperial dwarf white, eine ſehr ſchöne, weiß— blühende Varietät. | Brachycome iberidifolia rosea, eine hübſche, roſablühende Varietät. Calliopsis cardaminifolia nana compacta, empfiehlt ſich durch ihren niedrigen, gedrungenen Wuchs. Celosia Huttoni. Eine ſchöne neue Celoſie, die wir bereits im erſten Hefte dieſes Jahrg. der Gartenztg. empfohlen haben. Celosia cristata variegata, eine prächtige Varietät des ſo beliebten Hahnenkamms mit in gelb, hell- und dunkelroth variirenden Blüthenſtänden. Delphinium imperiale fi. pl. Kaiſer Ritterſporn. Soll ein ganz vor⸗ züglich ſchöner Ritterſporn ſein, der wie der vor einigen Jahren in den Handel gekommene D. eandelabrum ſich die allgemeinſte Gunſt ſehr bald erwerben wird. Dianthus Heddewegii laciniatus striatus fl. pl. iſt eine gutgefüllte Varietät des ſo beliebten D. laciniatus. Dianthus barbatus nanus compactus iſt eine ſchöne, nur 15—18 Centim. hochwerdende, dichtgedrungen wachſende Bartnelke. Gilia achilleaefolia major. Die Blumen ſind ſchön blau und dreimal ſo groß, wie die der reinen Art. Lupinus grandiflorus tricolor. Wohl die ſchönſte der perennirenden Arten. Die prächtige lange Blüthenrispe erſcheint von der Spitze ab bis etwa zur Hälfte herunter in den Farben hellgelb und rothviolett, während die untere Hälfte ſich weiß und rothviolett zeigt. Myosotis alpestris und alpestris nana alba. Beide Varietäten ſind Zwergformen des blauen Vergißmeinnicht, letztere aber mit rein weißen Blumen. Oxalis rosen delicata, mit faſt durchſichtig ſcheinenden lachsroſa Blüthen. Sehr effectvoll. Phlox Drummondii maculata. Eine wunderhübſche Varietät, deren Blüthen mit ſchneeweißen Flecken auffällig und ſchön gezeichnet ſind, die von dem ſtets farbigen Mittelpunkte ausgehend, häufig bis an den Rand der Blumenblätter reichen. Die Grundfarben ſind in violett, roſa, ſcharlach und purpur. Schizanthus pinnatus grandifl. oculatus pyramidalis var. compactus. Dieſe mit der langen Bezeichnung verſehene Varietät wurde in dem Garten— etabliſſement von Jühlke Nachfol. in Erfurt gezüchtet und ſoll ſich ſehr auszeichnen. 75 Von der renommirten Samenhandlung und Handelsgärtnerei von F. Jühlke Nachfolg. in Erfurt werden außer den eben genannten Neuheiten noch empfohlen: Eine neue päonienblüthige Truffauts Pyramiden-Aſter: „dunkle von Gravelotte,“ dieſe ſoll die Perle unter allen Aſter-Farben ſein. Das Innere der Blüthenköpfe iſt prächtig leuchtend „aurora,“ das durch ein gefälliges Dunkelblutroth gedeckt, eine dunkle und doch ganz unvergleichlich weit— leuchtende Farbe zur Schau ſtellt. Von Levkoyen werden vier neue Sorten angeführt: 1. Neue Kaiſer⸗Levkoye, centifolienroſa, frühblühend. 2. Neue Kaiſer⸗Levkoye, leuchtend blutroth mit Lackblatt. 3. Neue Herbſt⸗Levkoye, braunviolett mit Lackblatt, frühblühend. 4. Neue Herbſt⸗Levkoye, kaſtanienbraun, frühblühend. Von Centranthus macrosiphon find zwei Formen zu bemerken, die ebenfalls im Garten von Jühlke Nachfolg. ſich gebildet haben, nämlich C. m. pygmaeus und C. m. nanus carneus, erſtere wird nur 20 Centim. hoch und hat carminroſafarbige Blüthen, letztere erreicht eine Höhe von kaum 20 Centim., die Blüthen ſind intenſiv fleiſchfarben. Chrysanthemum carinatum Burridgeanum fl. pl., in denſelben ſchönen Farben, wie die einfach blühende, aber gefüllt. Leptosyne grandiflora iſt ein neues Sommergewächs von den Coronations— Inſeln, es ſoll große gelbe Blüthen haben und ſehr reichblühend ſein. Leptosyne maritima aus Süd⸗Californien, wird von England aus ſehr geprieſen. Die langen Blüthenſtiele tragen prächtige, goldgelbe Blüthenköpfe von 3 Zoll im Durchmeſſer, mit 15—20 Strahlenblüthen. N Perilla variegata Huberiana. Die Blätter dieſer Neuheit haben eine prächtige Panachirung in weiß und gelb auf hellgrünem Grunde. Die Pflanze hat einen gedrungenen Wuchs, wird nur 35—40 Centim. hoch und iſt ebenſowohl für's freie Land, wie für Zimmer-Cultur geeignet. V. Döppleb in Erfurt empfiehlt außer den meiſten oben genannten Neuheiten noch: | Capsicun annuum Prince of Wales mit leuchtend goldgelben, herz— förmigen Früchten. Zur Topfcultur ſehr geeignet. Carl Schmidt in Laibach empfiehlt uns verſchiedene neue Mais⸗ ſorten, als: Zen Cusko fol. albo-luteo striatis (Schmidt), ein neuer buntblättriger Mais. Die 9— 11 Centim. breiten und 114 — 1,3 Met. langen Blätter von dunkelgrüner Farbe ſind der Länge nach, von der Baſis bis zur Spitze, abwechſelnd mit breiten ſchneeweißen und ſchmäleren mattgelben Streifen und Linien geziert. Die Pflanze erreicht eine Höhe von 2— 2,37 Met. und eignet ſich vorzüglich als Einzelpflanze, wie zu Gruppen. Zea gracillima, der kleinkörnigſte Mais, hat eine mäßige Belaubung. Es kommen 6—8 Stengel regelmäßig aus der Wurzel hervor und erreicht die Pflanze oft einen Umfang von 2,29 Met. Zea microsperma, kleinſamiger Mais. Zeichnet ſich die vorhergehende Sorte durch maſſenhafte Blattbildung aus, ſo thut dieſe es durch den m außerordentlichen Körnerertrag zu ſuchen. Dieſe Sorte ift frühreifend und bringt durchſchnittlich 12 Kolben, jeder von 14 — 16 Centim. Länge. Zen Mais var. King Philipp iſt die frühreifendſte aller Maisſorten. Schöne lange Kolben und gegen Witterungseinflüſſe nicht empfindlich. In dem Ernſt Benary’ihen Haupt⸗-Samen⸗Verzeichniß finden wir eine große Anzahl Neuheiten verzeichnet. Von dieſen ſind außer den meiſt ſchon genannten, die auch von dieſer rühmlichſt bekannten Samenhandlung und Handelsgärtnerei zu beziehen ſind, noch hervorzuheben: die Campanula Medium calycanthema nebſt der Varietät alba. Es ſoll dieſe Varietät ganz conſtant aus Samen kommen. Die Pflanze zeichnet ſich namentlich durch die Größe ihrer Blumen aus, die mit dem Kelche von gleicher Farbe ſind. Celosia cristata Kermesina Tom Thumb. Noch ein neuer Zwerg— Hahnenkamm von nur 12—16 Centim. Höhe und mit prächtig carmoiſin gefärbten Kämmen. Ferner erzog E. Benary einen Hahnenkamm, den er C. cristata nana mit kupferchamois Kämmen bezeichnet hat, eine Färbung, die in den Celoſien noch nicht vertreten iſt. Gloxinia hybrida punctata var. ſind prachtvolle neue Varietäten mit auf zartweißem Grunde theils blau, theils roth punktirten Blüthen. Godetia Dunnetti iſt eine ſchöne Varietät mit ſehr großen taſſen— förmigen, lilaroſa mit dunkelcarmoiſin gefleckten Blumen, ſehr reich blühend. Mimulus hybridus tigrinus, rothgefleckte Varietäten von E. Bena ry erzogen. Die großen Blüthen ſind auf weißem Grunde prächtig roth— getigert. Schizanthus pinnatus tigridioides. Eine aus Schizanthus pinnatus entſtandene Varietät mit ſchön getigerten Blüthen. Silene pendula Bonnettii (Vilm.). Soll eine der beſten Einführungen dieſer Saiſon ſein. Sie unterſcheidet ſich von S. pendula ruberrima durch eine dunklere, glänzende Belaubung und ein weit feurigeres dunkel-purpur⸗ rothes Colorit der Blüthen. Zu Einfaſſungen ſehr zu empfehlen. Von neuen Gemüſeſorten empfiehlt Benary beſonders: Gratſchew's ſpäten weißen Kohl. Nach Angabe des Züchters ſind die Köpfe dieſes Kohles ungemein feſt, von kugeliger Form, erreichen ein Gewicht bis 28 Zoll— Pfund, ſitzen auf ſehr kurzem Strunk, daher dem Umfallen nicht unterworfen, und ſind an Geſchmack ſehr fein und zart. Die äußeren Blätter ſind von ſehr ſtraffer feſter Structur, weshalb die Pflanzen weniger von Raupen be— fallen werden. Salat, Nuneham Park, wird von England aus als ein vortreff— licher Bindſalat empfohlen. Er bildet einen großen, feſten Kopf und iſt von mildem, angenehmen Geſchmack. Die Noſeby-Mammoth-Zwiebel erwähnten wir bereits S. 62 dieſes Heftes. Sie ſoll die ſchwefelgelbe plattrunde übertreffen. Die neue rothe Rieſen-Madeira-Zwiebel liefert enorme Zwiebeln von ſchön dunkelrother Farbe und iſt vorzüglich im Geſchmack. Die New-Queen⸗Zwiebel iſt nach allen engliſchen Berichten die früheſte aller bis jetzt bekannten Zwiebelſorten. Im März — April ausgejäet > 1 r 77 und ſpäter ins Land gepflanzt, entwickeln ſich die Zwiebeln fo raſch, daß fie bereits Anfang Juli vollkommen ausgebildet ſind und für die Küche ge— braucht werden können. Die Zwiebeln ſind weiß, von angenehmem feinen Geſchmack, ſehr feſt und halten ſich gut im Winter. Die Beſitzer der Steglitzer Samengärten, Verſuchsfelder und Baum— ſchulen in Berlin, Metz ck Co., führen außer ein ungemein reiches Sorti— ment von Gemüſeſamen auch faſt alle die oben genannten Neuheiten von Blumenſamen in ihren Verzeichniſſen auf. Der Rieſenkatalog von Haage und Schmidt in Erfurt, der uns ſoeben noch zuging und auf den wir ſpäter noch einmal zurückkommen werden, führt nicht weniger als 334 Nummern von Neuheiten für 1873, einſchließlich einiger ſelten in Samen vorkommender werthvoller Arten auf. Was die blumiſtiſchen Neuheiten betrifft, ſo ſind dies meiſt dieſelben, auf die wir ſchon aufmerkſam gemacht haben. Unter den werthvollen Pflanzen jedoch, von denen nur höchſt ſelten Samen offerirt werden, finden ſich eine Menge verzeichnet, von denen wir nur hervorheben wollen: Aralia sachalinensis, eine prächtige, perennirende Pflanze von der Inſel Saghalin. — Darlingtonia californica Torr., eine höchſt intereſſante, mit Sarracenia nahe verwandte Kannenpflanze aus Californien. — Lilium dal- maticum (L. Martagon Catanii Vis.), eine prachtvolle neue Einführung. — Sciadophyllum pulchrum (Aralia), Sonnenſchirm-Blatt, eine herrliche Blatt- pflanze. — Schizolobium excelsum Vog., ein herrlicher, raſchwüchſiger Baum mit doppeltgefiederten Blättern. Sehr zu empfehlen. U. dgl. m. Neue empfehlenswerthe Pflanzen. Delphinium elatum L. a. intermedium, b. Keteleri c. alopecuroides. Gartenfl. Taf. 736. — Ranunculaceae. — Die hier genannten Delphinien erhielt der botaniſche Garten zu Petersburg von Backhouſe in Pork, der bekanntlich eine der reichſten Staudenſammlungen beſitzt, als neue Arten. Es ſind dieſelben jedoch nur ausgezeichnete Garten— formen des ſo ſehr veränderlichen D. elatum L., aber allen Verehrern von harten Stauden zu empfehlen. Castilleja miniata Dougl. Gartenfl. Taf. 737, 1—2. — C. pallida var. miniata A. Gray; C. pallida var. uralaschensis Cham. et Schlecht. — Serophularineae. — Es iſt dies eine hübſche perennirende Pflanze, die in freien, ſonnigen Lagen des Gartens während der Monate Juli und Auguſt ihre rothen Blüthenähren entwickelt. Die Pflanze wurde neuerdings im botaniſchen Garten zu Petersburg aus Samen erzogen, den derſelbe von Roezl erhalten hatte. Callirhoe spieata Rgl. Gartenfl. Taf. 737, Fig. 3, 4. — Mal- vaceae. — Dieſe hier genannte Art iſt die achte dieſer hübſchen Pflanzen⸗ gattung, von der Roezl den Samen in der Sierra Nevada Californiens 78 ſammelte und einſandte. Die Callirhoen ſind hübſche, zierliche, malvenartige Gewächſe, die bei uns noch im Freien gedeihen. Spathiphyllum Ortgiesi Rgl. Gartenfl. Taf. 738. — Aroideae. — Wie faſt alle Spathiphyllum und verwandte Aroideen-Arten, ift auch die hier genannte eine hübſche Decorationspflanze. Mimulus primuloides Benth. Gartenfl. Taf. 739, Fig. a. — Scrophularineae. — Eine kleine intereſſante Art, von der der botaniſche Garten in Zürich Samen von Roezl erhalten hatte, der denſelben auf der Sierra Nevada Californiens entdeckte, während Douglas die Pflanze in den „blauen Gebirgen Nordweſt-Amerikas“ fand. Begonia Richardsiana Mast. Gartenfl. Taf. 739, Fig. b. — Begoniaceae. — Dieſe elegante Art wurde von Richards von Porte Natal eingeführt, von wo aus ſie ihren Weg auch ſchon nach Deutſchland gefunden hat. Wir ſahen Pflanzen davon in der berühmten Sammlung der Frau Senator Jeniſch zu Flottbeck. Eine ausführliche Beſchreibung dieſer Art gaben wir bereits Jahrg. 1871, S. 414 der Hamb. Gartenztg. Lilium dahurieum Gawl. Gartenfl. Taf. 740. — Liliaceae. — Dieſe Lilienart, welche auf Taf. 740 der Gartenflora abgebildet iſt, ſtellt eine alte, aber vielfach verkannte und in den Gärten im Allgemeinen nicht häufig verbreitete Lilie dar. Es kommt dieſe Art vom Altai bis zum Oſten Sibiriens und bis nach Kamtſchatka vor, und empfiehlt ſie ſich durch dank— bares Blühen und Gedeihen in jedem Gartenboden. Sedum stenopetalum Pursh. und Sedum spathulifolium Hook. Gartenfl. 741. — Crassulaceae. — Zwei kleine gelbblühende Arten von Roezl in Californien geſammelt und eingeführt. Beide Arten halten ohne Bedeckung aus und dürften ſich dieſelben für Teppichbeete ſehr eignen. Mutisia ilieifolia Cav. Botan. Magaz. Taf. 6009. — Mutisia spinosa R. & P., M. auriculata Less., M. latifolia Don, M. Gayana Remy, M. Lechleri Schultz Bipont. — Compositae. — Es iſt dies eine reizende Kalthauspflanze, die 1832 von Chile in England eingeführt wurde. In der Nähe von Valparaiſo windet ſie ſich über Gebüſche hin. Die Pflanze ſcheint lange Zeit in den Gärten verſchwunden geweſen zu ſein, bis ſie nun neuerdings bei Wilſon Saunders in Reigate auftauchte. Die M. ilicifolia iſt eine ſehr variable Pflanze, was ſchon aus den vielen Synonymen hervor⸗ geht. Sie variirt namentlich in den geflügelten und dornartig gezähnten oder ungeflügelten Stämmen, in der Tiefe des Einſchnittes an dem untern Ende des Blattes und was dergl. mehr. — Es iſt aber in jeder Beziehung eine ſehr empfehlenswerthe Kalthaus-Schlingpflanze. ö Andryala mogadorensis Cosson. Botan. Magaz. Taf. 6010. — Compositae. — Eine prächtige Pflanze, die ſchneeweiße Maſſen auf den Felſeninſeln in der Bay von Mogadore, an der Weſtküſte von Marocco im 31½ B.⸗Grade, bildet und bisher nirgends anderswo gefunden worden iſt. Entdeckt wurde ſie 1868 von Balanſa und ſpäter von Maw, Ball und Dr. Hooker im Mai 1871. Es iſt ein kleiner Unterſtrauch von 2 Fuß 79 Höhe, von ſparrigem Habitus, dicht bedeckt mit einem ſchneeweißen Pilze. Die oberen Theile und namentlich die des Blüthenſtandes ſind bekleidet mit abſtehenden ſchwarzen glandelförmigen Haaren. Die Blüthenköpfe goldgelb. Rhynehanthera grandiflora DC. Botan. Magaz. Taf. 6011. — R. monodynoma DC., Rhexia grandiflora Bonpl., Melastoma grandiflora Aubl., Osbeckia Aubletiana Spr. — Melastomaceae. — Eine niedliche Melastomacee aus dem ſüdlichen Amerika mit dunkelroſa Blumen. Merendera Aitchinsoni J. D. Hook. Botanic. Magaz. Taf. 6011. — Melanthaceae. — Ein unſcheinend kleines Zwiebelgewächs, das nur für botaniſche Sammlungen Intereſſe haben dürfte. Dendrobium Hookerianum Lindl. Botan. Magaz. Taf. 6013. — D. chrysotis Rchb. fil. — Orchideae. — Eine ausgezeichnet ſchöne Orchidee, die von Hooker in Sikkim im Jahre 1848, auf Bäumen in heißen Thälern wachſend, entdeckt worden iſt. Dieſe Art erzeugt zahlreiche, prachtvolle, dunkelgoldgelbe Blumen. Vriesea brachystachys Kgl. Botan. Magaz. Taf. 6014. — Bromeliaceae. — Eine ſehr ſchöne Bromeliacee, von Dr. Regel zuerſt in ſeiner Gartenflora 1866 bekannt gemacht und auch von uns ſeiner Zeit er— wähnt. f Nach einem uns kürzlich zugegangenen Verzeichniſſe der im botaniſchen Garten zu Lüttich in Cultur befindlichen Bromeliaceen vom Profeſſor E. Morren iſt die Vriesea brachystachys ſynonym mit V. psittacina var. brachystachys. Es iſt eine ſehr empfehlenswerthe Pflanze. Odontoglossum Ruckerianum Kchb. fil. Gard. Chron. 1873, pg. 105. — Orchideae. — Zu den zahlreichen in Cultur befindlichen Odontoglossum-Arten kommen immer noch neue hinzu, die einer Beſchreibung und Abbildung würdig ſind. Die Mehrzahl derſelben ſind vielleicht hybride Formen, zu denen auch die hier genannte zu rechnen ſein dürfte. Die hier in Rede ſtehende Pflanze iſt eine herrliche Varietät, vermuthlich des O. crispum mit einer Art mit ſchmalen Blumenblättern. Die Grundfarbe iſt rahmfarbig; die Sepalen und Petalen ſind dunkelviolett berandet und auf der inneren Seite kaſtanienbraun gefleckt. Die ſchmale Lippe iſt gelb an der Baſis, mit einigen gelben Flecken gezeichnet. — Profeſſor Reichenbach erhielt durch J. Veitch eine Blüthenrispe mit 26 Blumen aus der Orchideen⸗ Collection von Sigismund Rücker. Letzterer Herr hat bekanntlich ſeine berühmte Orchideenſammlung vor einiger Zeit verkauft. Aber als eifriger Orchideenkenner und Sammler konnte Rücker ohne dieſelbe nicht leben und von Neuem hat derſelbe angefangen, ſeine leerſtehenden Gewächshäuſer mit neuen Orchideen zu füllen und ſich deren Cultur hinzugeben. Catasetum ochraceum Lindl. Garden. Chron. 1873, pag. 105. — Orchideae. — Steht dem C. luridum Lindl. nahe. Dieſe Art ſtammt aus der Hacienda del Hospicio in der Provinz Bogota, von wo ſie durch Hartweg in England eingeſandt wurde. 80 Ueber Bellis perennis, Tauſendſchön.“) Carrière jagt in ſeiner „Rev. Hortic.“ wohl nicht mit Unrecht, daß es nichts Niedlicheres giebt, als dieſe ſogenannten gefülltblühenden Bellis, deren Stammeltern unſere Wieſen und Raſen an den Wegen, ſobald der Winter nur Abſchied genommen hat, ſchmücken. Wie groß iſt nicht deren Verſchiedenheit an Form und Färbung! aber dennoch ſieht man ſie nicht mehr ſo allgemein in den Gärten. Worin mag das ſeinen Grund haben? Einmal, daß man ſich keine Mühe giebt, ſie zu cultiviren, und dann, daß man die Pflanze für zart oder eigen hält und meint, ſie verlange ganz beſonderen Boden, was bis zu einem gewiſſen Punkte auch wahr iſt. Was iſt die Urſache davon? Kennt man dieſe, kann man ſie beſeitigen? Eine Frage, die nur zu bejahen iſt. Die Urſache liegt in der Art der Ver— mehrung, indem man fortwährend Wurzel- oder Büſcheltheilung vornahm; dadurch wurden die Pflanzen immer ſchwächer, was ſelbſt ſo weit ging, daß ihre Cultur unmöglich wurde. Es iſt dies übrigens eine Thatſache, welche nicht nur ausſchließlich bei dem Tauſendſchön vorkommt; man conſtatirt die⸗ ſelbe ſelbſt in hohem Grade auch bei einer anderen Pflanze, der Verbene, deren Cultur bei Paris faſt unmöglich wurde, da man ſie ſtets durch Steck— linge oder Abſenker, was als Reproduction deſſelben Individuum die gleichen Wirkungen hat, vermehrt. Hat man die Urſache der Exfolgloſigkeit in der Cultur der Tauſend⸗ ſchön erkannt, jo iſt das Mittel, dieſelbe zu beſeitigen, ſehr einfach: es be— ſteht in Anwendung der Ausſaat anſtatt der Theilung der Stauden. Dieſe iſt um ſo leichter, da die Blumen gern Samen bringen und derſelbe gut läuft. Man verfahre folgendermaßen: Von Mitte Juli bis Ende Auguſt nimmt man von den Blumen, welche man „gefüllte“ nennt, Samen, ſäet ihn auf wohlzubereitete Erde, die man fortwährend feucht erhält. Da die Samenkörnchen ſehr fein ſind, darf man ſie nicht unter die Erde bringen, ſondern bedeckt ſie mit fein zerriebenem Dünger, ganz kurzem Stroh oder dergl., welche Bedeckung, obwohl ſie das Licht und die Wärme durchläßt, nichtsdeſtoweniger genügt, um zu verhindern, daß der Boden durch das Be— gießen zu feſt wird. a Man verſetzt die Pflänzchen, ſobald ſie kräftig genug ſind, ſei es gleich an den für ſie beſtimmten Platz oder auf ein Beet für ſich, von dem man ſie dann im Herbſte oder Frühjahr auf die Stelle bringt, welche ſie behalten ſollen. Wenn man will, kann man ſie auch gleich an Ort und Stelle ſäen, aber dann muß man weit dünner ſäen und, wenn nöthig, ſpäter noch die zu dicht ſtehenden Pflanzen herausziehen. Dieſe reizenden Bellis, welche keinen Winter zu fürchten brauchen, fangen in den erſten ſchönen Frühlingstagen, oft ſelbſt ſchon unterm Schnee *) Die kleine Bellis perennis L. ſindet man in Deutſchland unter den ſehr verſchiedenſten Benennungen. Die allgemeinſte Bezeichnung iſt Masliebchen, dann heißt ſie auch Tauſendſchön, Gänſeblümchen, Liebesblümchen, Marienblümchen, Käſeblümchen, Herzbläulein u. dgl. m. | Die Redact. ö 81 an zu blühen und bilden bis Juni einen Blumenteppich, deſſen Schönheit und Effekt über alle Beſchreibung erhaben iſt. Von großem Effekt war z. B. im vorigen Jahre bei Vilmorin, Andrieux u. Co. in Paris eine ca. 100 Meter lange und 40 Centim. breite Einfaſſung von ſehr verſchieden geformten Marienblümchen in reicher Farbenmiſchung, alle mehr oder weniger gefüllt, die drei Monate hindurch das Auge ergötzten. Lieblicheres kann es kaum geben, und fragt man, was muß man thun, um ſolches Reſultat, das wohl geeignet iſt, die Marienblümchen zu empfehlen, zu erlangen? ſo lautet die Antwort: ſäet und verpflanzt ſie wie oben geſagt, und ſäet man zu verſchiedenen Zeiten aus, ſo kann man faſt das ganze Jahr hindurch ſich ihrer Blumen erfreuen. Dieſer vorſtehende Aufſatz kam im 3. Vereinsabend des Bremer Garten— bau⸗Vereins zum Vortrage. Die anweſenden Mitglieder waren mit dem Nutzen der Bellis vollkommen einverſtanden, doch nicht damit, daß die ge— bräuchliche Theilung — auf die ja die Natur ſelbſt hinweiſt — Urſache des Verſchwindens dieſer wirklichen Zierpflanze iſt,“) ſondern dieſe liege in den Unbilden der letzten Winter. Ebenſo war man dagegen, daß ſie Jeder für ſeinen Garten aus Samen ziehen ſollte, denn dann würden die einfachen bald die mit ſo großer Mühe erzogenen ſchönen Sorten verſchwinden laſſen. (Ohne Zweifel ſehr richtig. Die Red.) Für mich iſt das Marienblümchen eine liebliche Jugenderinnerung, denn mein ſeliger Vater war ſo paſſionirter Züchter derſelben, daß ſie nicht nur alle Einfaſſungen einnahmen, nein, gar bald wurden Dutzende von Rabatten gefüllt, obgleich nur das Schönſte behalten und vermehrt wurde — er zählte an 150 Sorten. So ließ er auch einen großen Raſenplatz etwa 1 Fuß vom Rande mit einem 5fachen Kreis von 5 verſchiedenen Sorten bepflanzen, und gar bald bildeten ſie ein hellleuchtendes Band, das Jeden, der es ſah, entzückte. ““) Gartenbau⸗Vereine. Hamburg. Nachdem in Hamburg im vorigen Jahre keine Pflanzen— und Blumen⸗Ausſtellung ſtattgefunden hat, wird der neugegründete Garten— bau-Verein für Hamburg, Altona und Umgegend eine große Aus— ſtellung am 25., 26. und 27. April d. J. nebſt Preisvertheilung veranſtalten. Das unlängſt veröffentlichte Programm iſt ein ſehr reichhaltiges und iſt von Wir halten dieſe Vermehrungsart ebenfalls für keinen Grund des Ber- ſchwindens der Bellis in den Gärten. **) Es war im Jahre 1834, als ich von London aus die erſten großen gefüllt⸗ blühenden Bellis an den botaniſchen Garten zu Berlin ſandte. Die einzelnen Blüthenköpfe hatten die Größe von einem Thaler und machten ſeiner Zeit, wie ſich erwarten ließ, ein ſehr großes Aufſehen, wie der Begehr nach denſelben von Seiten der Blumeunfreunde natürlich ein ganz enormer war. E. Oo. Hamburger Garten⸗ und Blumenzeitung. Band XXIX. 6 82 dem erſten Secretair des Vereins, Fried. Worlée in Hamburg, abzufordern. Schriftliche Anmeldungen zur Ausſtellung werden ebenfalls bei demſelben bis zum 1. April angenommen. Spätere Anmeldungen werden nur berück— ſichtigt, wenn der Raum es erlaubt. Die Preisaufgaben umfaſſen 155 Concurrenzen, jede derſelben abſtufend 2, 3, auch 4 Preiſe enthaltend. Das Preisprogramm iſt diesmal ganz abweichend von den früheren. Daſſelbe enthält a. die Preisaufgaben für Decorationsgruppen; der 1. Preis von 1 goldenen Medaille und 200 Amt. iſt für eine Gruppe von 150 Stück blühenden und nichtblühenden Pflanzen ausgeſchrieben. Dann folgen die Preiſe für Gruppen von Roſen, Coniferen, Palmen, Pandaneen, Cycadeen und Azaleen. b. 11 Preiſe für Neuheiten von Kalt- und Warmhauspflanzen, Orchideen, Camellien, Azalien, Coniferen, Hyacinthen, Teppichbeetpflanzen, Gemüſe und neue Züchtungen. C. Eultur- pflanzen, z. B. für 6 Warmhauspflanzen, 6 Palmen, 6 Maranten, 6 Aroideen, Farne, Croton, Orchideen, Nepenthes, Bromeliaceen; ferner von Kalthauspflanzen Eriken, Rhododendren, Yucca, Agaven, Liliaceen, für 1 Schau⸗ pflanze in Blüthe oder für 1 nicht in Blüthe, Roſen ꝛc. d. Sortimente von Farnen des Warm-, Kalthauſes und des freien Landes geſondert, Begonien, Aralien, Azalien, Camellien, Cinerarien, Pelargonien, Citrus, Rhododendron, Moorpflanzen, Roſen aus allen Gattungen, Goniferen, Päonien, Zwiebelgewächſe aller Art u. was dergl. m., im Ganzen 76 Con⸗ currenzen. e. Abgeſchnittene Blumen und Blumenarrangements. f. Obſt und Früchte. g. Gemüſe. h. Obſtbäume und 1. Verſchiedenes. Das Programm iſt ein jo ungemein reichhaltiges, daß bei nur einiger⸗ maßen ſtarker Betheiligung von Seiten der Gärtner und Gartenfreunde dieſe Ausſtellung eine höchſt intereſſante zu werden verſpricht. Daß die ham— burger und altonaer Gärtner etwas Großartiges zu leiſten im Stande find, das haben die ſeit Jahren in Hamburg ſtattgehabten Ausſtellungen bewieſen. Bremen. Der landwirthſchaftliche Verein für das bremer Staats⸗ gebiet läßt gegenwärtig einen Wanderlehrer für Obſtbaumzucht ſein Vereins⸗ gebiet bereiſen. Außerdem hat er Obſtbaum-Setzlinge in Maſſe bezogen, die ein von dem Wanderlehrer unterwieſener Gehülfe den danach begehrenden Landwirthen pflanzt. Breslau. Schleſiſche Geſellſchaft für vaterländiſche Cultur, Section für Obſt- und Gartenbau.) Die am 27. November v. J. ſtattgehabte Sitzung eröffnete der Geheime Medicinalrath Prof. Dr. Goeppert mit einem Hinweis auf das bei der andauernden ſehr milden Witterung in Feld und Garten häufige Vorkommen von Frühlingsblumen unter Nennung einer größeren Anzahl derſelben und mit dem Bemerken, daß im Jahre 1841 der Winter auch erſt mit dem letzten Tage jenes Jahres teten 1 und vorher gleiche Beobachtungen gemacht wurden.“) *) Wir verweiſen auf die Abhandlung des Profeſſor Dr. Goeppert im 1. Heſte 30 dieſes Jahrgangs der Gartenzeitung: „Ueber das Verhältniß der Pflanzenwelt ex der gegenwärtigen Witterung. Die Redact. 83 Apotheker Scholz in Jutroſchin erſuchte brieflich, die Section möge im Intereſſe derjenigen Pflanzenliebhaber, welche nicht in der Lage find, ein Glashaus unterhalten zu können, ſich mit den Fragen beſchäftigen: „Welche Pflanzen des Warm- und Kalthauſes den ganzen Winter über in trockenen, aber finſteren Kellern ſich geſund erhalten? Welche Pflanzen wohl im trockenen Keller aushalten, aber des Lichtes bedürfen?“ und die erlangten Ermittelungen in einer Zuſammenſtellung bekannt geben. Zur näheren Er— probung deſſen hat Herr Scholz ſelbſt gegen 600 verſchiedene Pflanzen in Töpfen herangezogen und iſt bereit, ſeine mit deuſelben nach jenen Richtungen hin zu machenden Erfahrungen ſeiner Zeit mitzutheilen. Die Wichtigkeit dieſer Fragen, über welche, in verſchiedenen Schriften zerſtreut, nur mangel- haft Auskunft zu erlangen iſt, wurde mehrſeitig anerkannt, denſelben Folge zu geben zugeſichert und dabei der Wunſch ausgeſprochen, daß dies auch von recht vielen auswärtigen reſp. Mitgliedern geſchehen möge. | Kaufmann Hüſer legte ein Sortiment von auf feinem Beſitzthum zu Gogolin cultivirten Aepfelſorten vor, und Kunſtgärtner Strübel aus Carlowitz außerordentlich ſtarke einjährige Spargelpflanzen, welche derſelbe dadurch erzielt, daß der Samen ſchon im Herbſt geſäet wird und im folgenden Frühjahr die auf den Samenbeeten zu dicht ſtehenden Pflänzchen ſo durch— zogen werden, daß die ſtärkſten derſelben in Reihen von 10 bis 12 Centim. Entfernung und in einem Abſtande von 6 bis 8 Centim. ſtehen bleiben; die ausgezogenen Pflänzchen werden nicht weiter verwendet. — Mit einem Vortrage des Sectionsgärtners Jettinger über Erdbeeren und deren Cultur wurde die Sitzung beendet. In der Sitzung am 11. December v. J. legte der Drahtwaaren— Fabrikant Algoever die neueſte Nummer des zu New-York erſcheinenden Journals „Scientific American“ mit Abbildungen und Beſchreibung von doppelwandigen Umfaſſungen aus gebranntem Ton für Frühbeete und Treib— käſten vor, welche wegen des zwiſchen den beiden Wandungen entſtehenden freien Raumes einen beſſeren Schutz gegen Froſt gewähren ſollen, als die gebräuchlichen hölzernen Käſten, auch nicht ſo wie dieſe einem ſchnellen Ver— derben ausgeſetzt ſind; deren Anwendung wurde jedoch von den anweſenden Fachmännern des hohen Herſtellungspreiſes und anderer Gründe wegen nicht für empfehlenswerth erachtet. Kunſtgärtner Streubel aus Carlowitz machte auf die ungehörige Art der Neubepflanzung eines Theiles der Chauſſee von Breslau nach Hundsfeld aufmerkſam, wo in Entfernung von circa 65 Centim. Ahornſtämmchen neben die — dem Erdboden gleich — abgehauenen Stumpfe alter, ſtarker, ab— geſtorbener Pappeln gepflanzt und hiermit natürlich einem ſicheren baldigen Tode geopfert wurden. — Kaufmann Hüſer legte einen Erdbeerſtrauß mit reifen und halbreifen Früchten und Blüthen und einen Zweig der Himbeere „Quatre saison rouge“ mit reifen Früchten voll beſetzt, beide dem freien Lande entnommen, vor, welche er Tags vorher aus dem Garten des Ritter gutsbeſitzers Rohrmann auf Borgaczella bei Bojanowo empfangen hatte. Zum Vortrage gelangten: 1) von dem Garten-Director Bürgel in Wittgenſtein (Rumänien) ein Aufſatz: „Ueber Waſſermelonen-Baſtarde und 6 * 84 ihre Verwendung als Salat im Winter.“ 2) Vom Obergärtner Lorenz in Bunzlau: „Ueber den hohen Ertrag und Werth der neuen, frühen, amerikaniſchen Roſenkartoffel.“ 3) Von demſelben: „Ueber den Nutzen der Topf⸗Drainage mittelſt Coaks.“ 4) Vom Lehrer Bragulla in Biſch— dorf: „Ueber Obſtbau in Schleſien.“ Großer Erfolg der europäiſchen Horticultur auf der internationalen Ausſtellung in Lima. Wir theilten ſeiner Zeit mit, daß im Jahre 1872 in Lima (Peru) eine internationale Ausſtellung ſtattfinden ſollte, auf der auch die Erzeugniſſe der Gartenkunſt Berückſichtigung finden würden. Herr Jean Verſchaffelt in Gent war von dem Central-Comité für die Ausſtellung in Lima zum Commiſſair für Belgien, Holland und Deutſchland ernannt worden und hatte derſelbe die Güte, uns folgende Mittheilung zu machen, die von all- gemeinem Intereſſe ſein dürfte. Auf der in Lima abgehaltenen internationalen Ausſtellung hat die europäiſche Gartenkunſt einen großen Erfolg errungen. Drei wohlrenommirte Firmen ſind daſelbſt durch Preiſe für ihre ausgeſtellten Gegenſtände aus- gezeichnet worden. Es ſind dies: 1. Robert Neumann, Handelsgärtner in Erfurt, dem für Sämereien eine ſilberne Medaille zuerkannt worden iſt. | 2. E. H. Krelage ck Sohn in Haarlem (Holland), die eine gleiche Medaille für ihre ausgeſtellten Hyacinthen erhalten haben. 3. Jean Verſchaffelt in Gent. Demſelben wurde für ſeine herrliche Pflanzen-Collection, Coniferen, Zamien ꝛc. nicht nur eine goldene Medaille, ſondern auch noch 500 Soles — 2500 Franken zuerkannt. Außerdem hat ſich das Central-Comité der Ausſtellung veranlaßt ge— ſehen, dem Herrn Jean Verſchaffelt noch eine extra goldene Medaille zu ertheilen für die großen Verdienſte, welche ſich derſelbe als Commiſſair für Belgien, Holland und Deutſchland um die Ausſtellung erworben hat. Die in Mittel⸗ und Nord⸗Europa im Freien aushaltenden Seidelbaſt⸗-Arten Daphne ).“) Von der Gattung Daphne giebt es etwa 14 Arten, die, wenn auch nicht alle im nördlichen, ſo doch in Mittel-Europa im Freien ausdauern. Nach Koch iſt das Wort Daphne ein uraltes griechiſches Wort, was ſchon Homer für den Lorbeer gebraucht. Es hieß auch die Tochter des *) Theilweiſe nach Dr. K Koch's Dendrologie, II. Theil, 1. Abtheilung 7 85 Flußgottes Peneus, welche in einen Lorbeerbaum verwandelt wurde, Daphne. Warum Linné dieſes, ganz andere Pflanzen urſprünglich bedeutende Wort gerade zur Bezeichnung der Seidelbaſt-Arten gebraucht hat, iſt nicht erſicht— lich, das Wort auf jeden Fall daher willkürlich verwendet. Tournefort hatte bereits für die hierher gehörigen Sträucher die Bezeichnung Thymelaea in der Wiſſenſchaft eingeführt, und dies um ſo mehr mit Recht, als ſchon die Griechen ohne Zweifel eine Daphne-Art darunter verſtanden. Die Be— nennung Thymelaea, mit der Linné wieder ganz andere, wenn auch verwandte Pflanzen bezeichnet, wäre jedenfalls beſſer geweſen. — Vor Tournefort hatte übrigens ſchon Cäſalpin den Namen Daphnoides für Daphne-Arten gebraucht. Mögen die Alten und unſere Väter der Botanik bis auf Tournefort darunter verſtanden haben, was ſie wollten, ſo iſt man doch, um Wirrwar zu vermeiden, den Linné'ſchen Namen beizubehalten gezwungen. Die nachbenannten 14 Arten ſind in 3 Subgenera getheilt, nämlich: 1. Subgenus Mezereum C. A. Mey. Blätter abfallend; Blüthen einzeln, ſeiten- oder gipfelſtändige Blüthen— ſtände bildend; Blüthenhülle hinfällig. 1. D. Mezereum L. (Mezereum officinarum C. A. Mey., Thymelaea Mezereum Scop., Th. praecox Gilib.), gemeiner Seidelbaſt. Der Name Mezereum iſt ganz unbeſtimmter Abkunſt, findet ſich aber in faſt allen romaniſchen Sprachen vor, und zwar ohne daß es wahrſcheinlich iſt, daß eine derſelben zu Grunde liegt. Nach Ruéllius iſt das Wort barbariſchen Urſprungs; man wollte damit etwas Verhängnißvolles, Tödt— liches bezeichnen. D. Mezereum kommt in Wäldern faſt von ganz Europa, im Orient und in Sibirien vor und blüht im erſten Frühjahre. Es iſt ein Strauch von nur 1½ —2 Fuß Höhe, der ſich nur wenig veräſtelt, deſto mehr aber breiten ſich die unterirdiſchen Ausläufer aus, die ſich vortrefflich zur Ver— mehrung der Pflanze eignen. Die Rinde iſt bekanntlich ein blaſenziehendes Mittel. Die Blätter, völlig entwickelt, ſind etwa 8 Linien breit und ohne den 4 — 6 Linien langen Stiel, nahe an 2 Zoll lang. Ihre Textur iſt hautartig und die Aderung auf beiden Flächen deutlich. So vielfältig ſich auch dieſer einheimiſche Strauch in Gärten verwenden läßt, jo ſelten trifft man denſelben doch darin an. Er blüht ſchon im erſten Frühjahre, ſo daß ſeine Blüthen bei ſpäteren Nachfröſten oft leiden. Die hellrothen, ſehr wohlriechenden Blüthen bedecken die vorjährigen Aeſte von oben bis unten und verbreiten einen ſehr angenehmen Geruch. Im Spätſommer nimmt ſich der Strauch mit ſeinen rothen Früchten, über denen ſich die belaubten Zweige entwickelt haben, ſehr lieblich aus. Eine Abart mit weißen Blüthen und hellgelben Früchten wird eben— falls ſeit langer Zeit in den Gärten cultivirt. Eine andere, aber wieder aus den Gärten verſchwundene Abart brachte Van Houtte in Gent in den Handel. Dieſelbe hat rothgrüne Blätter und mit zu gleicher Zeit erſcheinenden violetten und zu 3 bis 5 kurze Trauben bildenden Blüthen. Paxton erkannte in ihr eine beſondere Art und nannte ſie D. Houtteana. 36 Eine ähnliche intereſſante Art der D. Mezereum beobachtete ſchon Liottard, ein Freund Villars' in der Provence, die ſich auch dadurch auszeichnete, daß ſich die Blüthenknospen ſchon den Sommer vorher voll- ſtändig im Winkel der Blätter entwickelten, aber erſt im nächſten Frühjahre zur Entwickelung kamen. Villars nannte fie nach ihrem Entdecker D. Liottardi. Aus dieſer Form hat ſich ſpäter noch eine andere entwickelt, die in den Gärten unter dem Namen D. autumnalis geht, weil die im Sommer voll- ſtändig angelegten Blüthen noch im Herbſte zur Entwickelung kommen. 2. D. Genkwa S. et Z. (D. Fortunei Lindl.). Japaniſcher Seidel⸗ baſt. Eine von Fortune in England eingeführte Art aus Japan. Der Beiname Genkwa iſt die einheimiſche Benennung. Außer in kommt dieſe Art in China, daſelbſt jedoch nur in Gärten, vor. Nach Siebold ein ſparrig wachſender Strauch, der eine Höhe von 2—3 Fuß erreicht. Die Blätter ſtehen zerſtreut, bisweilen faſt einander gegenüber, ſind elliptiſch, kurz geſtielt, in der Jugend auf beiden Seiten be— haart, Blüthen zu 5— 7, ſeitlich an vorjährigen Aeſten ſitzend. D. Genkwa ſoll von D. Fortunei nicht verſchieden ſein, und ſtellt wahrſcheinlich nur die wilde Pflanze dar, während D. Fortunei die Pflanze der Gärten iſt; Blätter und Blüthen ſcheinen bei der erſteren nur kleiner zu ſein. Ob D. Genkwa bei uns aushält, iſt noch nicht genau erprobt, dürfte aber ebenſo gut aushalten wie andere japaniſche Straucharten. Die Rinde dieſer Art dient in ihrem Vaterlande ebenſo zum Blaſen⸗ ziehen, wie bei uns die von D. Mezereum. Die Blätter find nur 3 Linien breit, 6—9 Linien lang und fallen zeitig ab. 3. D. altaica Pall. D. indica Schang.), Altai-Seidelbaſt. Dieſe Art ſtammt aus der Mongolei und vom Altai-Gebirge. Der gerade in die Höhe ſteigende Stamm beginnt erſt im oberen Theile ſich zu veräſteln und ſtellt deshalb mehr einen kleinen Baum von 1—2 Fuß Höhe als einen von unten aus ſich zertheilenden Strauch dar. Die Rinde hat eine ſchmutzig⸗ graue Farbe. Die Blätter find 1-—1!/, doll lang und nur 3—4 Linien breit, ſcheinbar bisweilen einander gegenüberſtehend und zeitig abfallend. Die Blüthen ſind weiß. Blüthezeit im März und April. 4. D. caucasica Pall. (D. salicifolia Lem.), kaukaſiſcher Seidelbaſt, heimiſch auf dem kaukaſiſchen Isthmus und in Kleinaſien. Es ſteht dieſe Art der vorigen ſehr nahe, wird aber etwas höher und wächſt in allen ſeinen Theilen gerader. Die mehr blaugrünen Blätter haben oberhalb der Mitte einen Breitendurchmeſſer von 5 — 6 Linien und eine Länge von 1¼ —2 Zoll. Der endſtändige Laubtrieb der vorjährigen Aeſte entwickelt ſich in der Regel ganz beſonders und erhält ſchließlich eine nicht unbedeutende Länge, ſo daß die verkürzten Blüthenzweige weit tiefer an der Pflanze zu ſtehen kommen. Die Blüthen haben wie bei der vorigen Art eine weiße Farbe. 5. D. alpina L. (D. candida Vitm., Thymelaea candida Scop., Th. alpina All.), Alpen-Seidelbaſt. Eine in allen Gebirgen Süd-Europa's nördlich bis zu den Alpen vorkommende Art, im Mai und Juni blühend. 6 87 Es iſt ein niedriger Strauch von 1 und 1½ Höhe und nach oben kurz veräſtelt. Die Blätter ſtehen zerſtreut am Ende der Zweige und zwar ſo dicht, daß ſie faſt Roſetten gleichen; ſie ſind 2—6 Linien breit und 1 bis 2 Zoll lang. Die untere Fläche etwas heller, als die Oberfläche, die freudig grün iſt. 2. Subgenus Laureola Meisn. Blätter bleibend; Blüthen zeitig abfallend, zu 2 und mehr auf einem gemeinſchaftlichen Stiele, meiſt doldentraubig, im Winkel vorjähriger Blätter ſeitenſtändig, oder an der Baſis mit Deckblättern verſehen und dann end— ſtändige Köpfe bildend; Blüthenhülle leicht abfallend. 6. D. Laureola L. (Thymelaea Laureola Scop.), Lorbeer -Seidelbaſt. Laureola bedeutet einen kleinen Lorbeer, mit dem die Blätter genannter Pflanze Aehnlichkeit haben. Dieſelbe kommt in den Gebirgen Mittel- und beſonders Süd⸗Europas, in Kleinaſien, aber auch auf den Azoren vor und blüht im März und April. Es iſt ein hübſcher, 2— 3 Fuß hoher Strauch, der gern Schatten liebt und im Winter geſchützt werden muß. Er treibt wenig aufrechte Aeſte. Die Blätter ſtehen zerſtreut, nach oben wenig ge⸗ drängter, find elliptiſch-ſpatelförmig, in einen kurzen Stiel auslaufend, völlig unbehaart. Die mittleren Blätter am Aſte ſind gewöhnlich die größten und beſitzen, bei einer Breite von ¼ —1 Zoll im oberen Drittel, eine Länge von faſt 3 Zoll. Die Uebrigen ſind meiſt nur halb ſo groß. Die Ober— fläche iſt glänzend dunkelgrün, die Untenfläche heller. Die 4 oder 5 Blüthen an einem gemeinſchaftlichen Stiel ſind grün- lich⸗gelb. 7. D. pontica L. Pontiſcher Seidelbaſt. Wild vorkommend in der europäiſchen Türkei, in Kleinaſien und auf dem kaukaſiſchen Isthmus. Blüthe- zeit Ende April und Anfangs Mai. — D. pontica ähnelt dem D. Laureola im Wachsthume ſehr und erreicht mit ihren wenig abſtehenden Aeſten eben— falls nur eine Höhe von 2—3 Fuß. Die ziemlich dicht bei einander ſtehenden Blätter ſind 2 Zoll lang und 8—10 Linien breit und haben fait immer eine Richtung nach abwärts. Die, welche in ihren Winkeln Blüthen haben, ſind ſo klein, daß ſie ebenfalls Deckblättern gleichen. Die Blüthen find grünlich-gelb und haben eine ſchlanke, unbehaarte Blumenröhre. Charakteriſtiſch find die ſehr langen und ſchmalen Blumen- abſchnitte. Eine Varietät mit rothen Blüthen ſoll früher in Frankreich vorhanden geweſen ſein. 3. Subgenus Daphnanthes C. A. Mey. Der Name Daphnanthes ſoll die ächte Seidelbaſt-Blüthe bedeuten. Blätter bleibend; Blüthen einzeln, oft im Winkel von Dedblättern, und mit dieſen endſtändige Blüthenköpfe bildend. Blüthenhülle ſpät abfallend. 8. D. Blagayana Freyer. Blagay's Seidelbaſt. Dieſer Seidelbaſt wurde im Jahre 1837 vom Grafen Blagay auf Biligräz bei Laibach in Krain zuerſt auf einem Berge ſeiner Beſitzung aufgefunden und nach ſeinem 88 Entdecker benannt. Es iſt eine intereffante Art, dem D. sericea am nächſten ſtehend. Sie bildet einen Buſch von einigen Fuß, deſſen lange Aeſte gerade in die Höhe gehen, an denen nur der obere Theil mit abwechſelnd ſtehenden Blättern beſetzt iſt, von denen 3—5 eine Art Roſette um den Blüthenkopf bilden. Die Blätter ſind 2 Zoll lang und im oberſten Drittel 9 Linien breit, ſie laufen in einen kurzen Stiel aus und ſind weit weniger lederartig, als die Arten aus der Gruppe der D. sericea. Die Farbe der Oberfläche iſt ein glänzendes Saftgrün. Die Blüthen ſind weiß und 1 Zoll lang. Sie ſtehen in größerer Anzahl beiſammen, endſtändige Köpfe bildend, von ſehr großen, der behaarten, nach oben ſich etwas erweiternden Blumenröhre gleichlangen, mit glänzenden Haaren beſetzten Deckblättern umgeben. — Blüthezeit Mai und Juni. 9. D. sericca Vahl. (D. collina Sm., oleoides Lam., alpina Cav., argentea Clarke), Berg-Seidelbaſt. Dieſe Art hat eine große Verbreitung im Hochgebirge von Italien, in Griechenland und in der europäiſchen Türkei bis nach dem Oriente, und zwar beſonders in Kleinaſien und Syrien. Die Blätter dieſer im Sommer blühenden Art ſind länglich-ſpatel⸗ förmig, am Rande etwas umgerollt, auf der Oberfläche glänzend, auf der Unterfläche mit ſeidenglänzenden Haaren beſetzt, 4 Linien lang und 1 Linie breit. — Die Blüthen Köpfe bildend, im Winkel von eirundlichen, aber oft zeitig abfallenden Deckblättern, außen grün behaart; Blumenabſchnitte läng— lich, roth oder violett. D. collina axillaris Jacques ſoll ein intereſſanter Blendling ſein, den Jacques im Jahre 1824 mit D. Mezereum und D. collina erzogen hat. Auch exiſtirte eine Abart mit gelbgerandeten Blättern. 10. D. Neapolitana Lodd. (D. hybrida Tass., Elisae Vis., collina var. neapolitana Meissn.), Blendlings-Seidelbaſt. Es iſt dies ein Blendling der D. sericea und Cneorum. Ob er auch auf den Gebirgen Unteritaliens, wie aus dem erſten Beinamen hervorgehen ſollte, wächſt, iſt nicht bekannt. Die Pflanze wurde im Anfange der zwanziger Jahre von einem Gärtner, Namens Delahay-Fils, in Montreuil bei Paris gezüchtet und als D. Delahayana zuerſt in den Handel gebracht. Dieſer Blendling ſteht genau zwiſchen ſeinen Stammeltern und wächſt nicht jo dickbuſchig wie D. serices, da die Aeſte etwas entfernter von einander ſtehen und ſchlankeren Wuchs haben. Die Blätter ſind kleiner, am Rande ſtets umgerollt und etwa 1 Zoll laug. D. hybrida Lindl. (D. sinensis var. hybrida Meissn.) iſt ein Blendling, der ſich weſentlich von D. Neapolitana unterſcheidet. Er wurde im Jahre 1820 von dem Gärtner Fion aus Samen gezogen, den derſelbe durch eine Befruchtung der D. indica (d. h. D. sinensis Lam.) mit dem Blumen⸗ ſtaube der D. collina (alſo sericea) gewonnen hatte. Er kam deshalb zu⸗ erſt als D. Fionina und Versaliensis, ſpäter als D. Delphini und Dauphini 89 in den Handel und wird noch jetzt unter letzterem Namen, aber nur im Kalthauſe cultivirt. In der Nähe von Paris ſoll dieſer Daphne im Freien aushalten. 11. D. oleoides Schreb. (D. laurifolia Sibth., glandulosa Bert., collina d’Urv., lucida Lois.), Oelbaum⸗blättriger Seidelbaſt. Dieſe Daphne beſitzt eine ſehr große Verbreitung in den Gebirgen Süd-Europas bis zu den Alpen nordwärts, außerdem im Kaukaſus, in Kleinaſien und überhaupt im Orient. — Die Zweige ſind ſtets unbehaart; Blätter elliptiſch, nach der Baſis zu verſchmälert, am Rande nicht zurückgerollt, auf der Oberfläche glänzend, auf der Unterfläche nur in der Jugend behaart, außerdem punktirt. Blüthen wenigblüthige Köpfe bildend, ohne deutliche Deckblätter; Blumen— abſchnitte länglich-lanzettförmig, ziemlich lang, weiß oder roſa. Als D. jasminea iſt in der Flora graeca eine Abart mit zart fleiſch— farbenen und ſchlankeren Blüthen beſchrieben. 12. D. Cneorum L. (D. odorata Lam., Thymelaea Cneorum Scop.), rosmarinblättriger Seidelbaſt. Heimiſch in allen Gebirgen Mittel— europas bis nach den Pyrenäen. Es iſt ein niedriger Strauch, der ſich zwar ſeitlich viel veräſtelt, aber doch nie ſehr breit wird. Es iſt eine ſehr beliebte Pflanze ſowohl für die Cultur im freien Lande wie in Töpfen. Gepfropft auf D. Mezereum bildet dieſe Art allerliebſte Kronenbäumchen. — Die jungen Zweige ſind etwas behaart, ſpäter unbehaart; Blätter länglich— ſpatelförmig, am Rande meiſt ſchwach umgerollt, in der Jugend behaart, ſchließlich völlig unbehaart, auf der Oberfläche glänzend. Blüthen zu 6 bis 10 einen Kopf bildend, die Blätter etwas überragend, behaart, an der Baſis mit Deckblättern verſehen. Blumenabſchnitte länglich, mehr als doppelt kürzer, als die Blumenröhre. Die wohlriechenden Blüthen beſitzen eine hübſche roſenrothe Farbe. Eine Abart mit weißlich-gelblich gerandeten Blättern iſt ſehr zu empfehlen. I 13. D. striata Tratt. (D. Cneorum Wahlhg., D. Cneorum var. Gaud.), geſtreiftblüthiger Seidelbaſt. In den Alpen der Schweiz, Oeſterreich, ſowie in den Karpathen heimiſch. Es iſt eine hübſche Gebirgspflanze, welche ſelbſt noch niedriger bleibt als D. oleoides, und am meiſten mit D. Cneorum, mit der ſie oft auch verwechſelt wird, übereinſtimmt. — Die ſchlanken Blüthen ſind durch den Mangel aller Behaarung für die Art bezeichnend. An der Blumenröhre befinden ſich meiſt 4 dunkler gefärbte Streifen, die zu der Benennung striata Veranlaſſung gegeben haben. Blüht im Mai und Juni. 14. D. petraea Ledb., Felſen-Seidelbaſt. Dieſe Art iſt bis jetzt nur in den Tyroler Alpen gefunden. Es iſt noch fraglich, ob ſich dieſelbe wirklich von D. Cneorum unterſcheidet, jedenfalls ſteht fie dieſer ſehr nahe. Blüthezeit im Juli. Unſeres Wiſſens iſt ſie noch nicht in Cultur. Wie aus den Beſchreibungen erſichtlich, ſind die Seidelbaſt-Arten kleine Sträucher mit theils immergrünen, theils abwerfenden Blättern, und ſind ihrer zierlichen, meiſt wohlriechenden Blumen wegen beliebt. Die meiſten 90 zeigen ſich indeß etwas empfindlich gegen ftrenge Kälte und find am beſten zur Topfcultur, wie zur Bepflanzung von künſtlichen Steinparthieen geeignet. Faſt alle Arten verlangen einen etwas ſteinigen, womöglich er: Boden, überhaupt eine mehr ſchwere Erde. Literatur. Dendrologie. — Bäume, Sträucher und Halbſträucher, welche in Mittel⸗ und Nordeuropa im Freien cultivirt werden. Kritiſch beleuchtet von Karl Koch, med. et phil. Dr., Profeſſor der Botanik an der Friedrich-Wilhelms-Univerſität zu Berlin. Zweiter Theil, erſte Abtheilung. Die Mono- und Apetalen, mit Ausnahme der Cupuliferen, enthaltend. Erlangen, Ferd. Enke, 1872. Lexikon-Format, 665 S. — Zu Anfang des Jahres 1869 begrüßten wir den 1. Theil dieſes für alle Baumſchulen⸗ beſitzer und Freunde von Gehölzarten ſo werthvollen Werkes, das, inſoweit es erſchienen war, weſentlich dazu beigetragen hat, der traurigen Verwirrung in der Nomenclatur der Gehölzarten einigermaßen ein Ziel geſetzt zu ſehen. Wir ſagen, einigermaßen ein Ziel geſetzt, denn es würde dies in noch viel größerem Maaßſtabe geſchehen ſein, wenn die Herren Baumſchulenbeſitzer ſich der richtigen Benennung ihrer vorhandenen Gehölzarten mehr befleißigten. Vielen derſelben iſt es leider ganz gleich, ob ihre Gehölzarten richtig benannt ſind oder nicht, und es kommt ihnen nicht darauf an, ob ein und dieſelbe Art unter drei oder vier verſchiedenen Namen im Verzeichniſſe aufgeführt ſteht. Die Ausrede, es fehlt ein gediegenes Hülfsbuch, nach dem man die Namen der Gehölzarten berichtigen kann, iſt ſeit dem Erſcheinen von Koch's Dendro— logie ganz hinfällig geworden und alle Freunde von Gehölzarten werden es Dr. Koch Dank wiſſen, daß er ſich der enorm ſchwierigen Arbeit unter⸗ zogen hat, eine richtige Nomenclatur für die in Mittel- und Nordeuropa in den Gärten vorhandenen Bäume, Sträucher und Halbſträncher bearbeitet und herausgegeben zu haben, deren Anzahl durch die eben erſchienene 1. Ab⸗ theilung des 2. Theils bedeutend erweitert worden iſt, und es iſt nur zu wünſchen, daß die 2. Abtheilung dieſes Theils nicht lange auf ſich warten laſſen wird, um dieſes vortreffliche Werk ſo bald als möglich vollſtändig in Händen zu haben. E. Oo. Schmidlin's Blumenzucht im Zimmer. Zweite illuſtrirte Pracht⸗ ausgabe. Vollſtändig bearbeitet von F. Jühlke, Hofgarten-Director in potsdam. Gr.⸗Octav, 407 S. Preis 22, Thlr. Im Verlage von Wiegandt & Hempel, Berlin 1873. — Wie ſich die Zahl derjenigen Pflanzen alljährlich mehrt, die ſich vorzugsweiſe zur Cultur im Zimmer empfehlen, ebenſo nimmt auch die Liebhaberei für die Blumen- und Pflanzen⸗ zucht im Zimmer zu, und um den für die Zimmergärtnerei ſich Intereſſirenden eine Anleitung in der Cultur der verſchiedenſten Pflanzen im Zimmer zu geben, ſind bereits mehrere Bücher von verſchiedenen Autoren erſchienen. 94 Unter dieſen nimmt das von Schmidlin, welches jedoch gänzlich vergriffen iſt, eine erſte Stelle ein, das nun durch die neue Bearbeitung von Jühlke eine noch mehr erhöhte erhält, da der Verfaſſer ſich beſtrebt hat, den Erfahrungen der letzten Decennien Rechnung zu tragen und den Blumenfreunden mit praktiſchen Winken und Rathſchlägen bei der Zimmercultur an die Hand zu gehen. — Das Werk entſpricht ſeinem Titel: „Die Blumenzucht im Zimmer“ vollkommen. Der Blumenfreund findet in dem Buche zuerſt die Materialien und Vorrichtungen für die Pflanzencultur in Wohnräumen an— gegeben, als Erde, Düngemittel, Culturgefäße, Culturvorrichtungen ꝛc. Ferner dann die allgemeine Behandlung der Pflanzen, als Beſpritzen, Reinigen, Lüften, Schneiden, Verſetzen, Behandlung der Gewächſe im ruhenden, wie in treibendem Zuſtande c. Es folgen dann noch einige beſondere Culturen, wie z. B. in Ampeln, Vaſen, Terrarien, Aquarien, dann die Treibcultur, wie die der Hyacinthen, Tulpen x. und endlich die gruppen— weiſe Zuſammenſtellung der zur Cultur in Wohnräumen geeig— neten Pflanzen, wie annuelle Pflanzen, ſolche, die ſich im Keller über— wintern laſſen, Stauden, Palmen, Farne, Fettpflanzen, Fuchſien, Pelargonien ıc. und dann endlich verſchiedene zur Cultur in Wohnzimmern geeignete Gewächſe. In dieſen, nur auszugsweiſe angegebenen 6 Hauptabtheilungen iſt in 33 beſonderen Artikeln Alles ene was zur Pflege der Pflanzen im Zimmer erforderlich iſt. Mögen dieſe kurzen e genügen, dieſem nützlichen, zugleich auch noch ſehr elegant ausgeſtatteten und mit vielen Illuſtrationen verſehenen Buche Eingang in die Kreiſe der Pflanzenfreunde wie Freundinnen zu ver⸗ ſchaffen, und zur Förderung der en im Zimmer beitragen. E. Oo. Feuilleton. Eßkartoffelu. Ferdinand Gloede in Eppendorf bei Hamburg hat ein Verzeichniß von ausgezeichnet ſchönen Sorten Eßkartoffeln zur Anpflanzung empfohlen, herausgegeben. — Wir freuen uns, daß Ferd. Gloede namentlich für Land⸗ und Gartenbeſitzer hieſiger Gegend eine Anzahl von ausgezeichnet ſchönen Kartoffeln in den Handel bringt, wodurch es vielleicht erreicht wird, daß man wirklich reine, gute Kartoffeln zu kaufen bekommt, denn die meiſten Kartoffeln, die man in hieſiger Gegend (Hamburg) für den Haus⸗ ſtand im Großen oder Kleinen einkauft, ſind gemiſcht und der Mehrzahl nach nicht beſonders ſchön. — Es giebt jetzt eine ſo große Anzahl ſehr vorzüglicher Kartoffelſorten, daß es ſich gewiß beſſer rentiren würde, die eine oder andere Sorte in Großem anzubauen, anſtatt des Gemiſches mehrerer alter, ſchlechter Sorten. Es ſcheint aber bei vielen Leuten der Grundſatz vorzuherrſchen, nur das anzubauen, was ſchon von ihrem Groß vater angebaut worden iſt, mag der Gegenſtand nun ausgeartet ſein oder nicht, es iſt dies ihnen ganz gleich. 92 So jind beſonders zu empfehlen 1. Runde oder ovale Kartoffeln: Elarly Rose, großer Ertrag. — Paterson’s Victoria, ergiebige, ſpätere Sorte. — Farinosa, ſpäte, ſehr er- giebig. — Breadfruit, ſehr früh und ſchön. 2. Längliche oder Nieren-Kartoffeln: Veitch's improved Ashleaf, ſehr früh, feinſchmeckend, auch gut zum Treiben. — Myatt's Prolific, ſehr früh und reichtragend; ebenſo Royal Ashleaf. 3. Allerneueſte ſchottiſche Sorten: Early Perfection, runde weiße, ſehr mehlig und feinſchmeckend. — Alexandra, runde blaue, ſehr früh. — Albert, runde, blau und weiß, ſehr früh. — Improved Victoria, runde weiße, mittelfrüh, ergiebig und von ſehr feiner Güte. Verzeichniſſe ſind von Ferd. Gloede in Eppendorf zu beziehen. Die Bromeliaceen. Zu den beliebteſten Pflanzen der Pflanzenfreunde gehört mit Recht eine große Anzahl Arten aus den verſchiedenen Gattungen der großen Familie der Bromeliaceen, die ſich theils durch den ſchönen Bau ihrer Blätter, theils durch ihre herrliche Inflorenz auszeichnen. Daß bei einer ſo großen Anzahl der verſchiedenſten Arten einer Familie in den Gärten unter denſelben eine große Verwirrung in der Nomenclatur herrſcht, iſt kaum zu verwundern, aber trotz der mehrfachen Bearbeitungen der Familie der Bromeliaceen oder einzelner Gattungen derſelben von verſchiedenen Botanikern, wie z. B. K. Koch, E. Regel, Beer, Planchon, E. Morren u. A., iſt die Nomenclatur in den Gärten, namentlich in den Privat- und Handels⸗ gärten, eine ſehr mangelhafte und findet man in denſelben nicht nur einzelne Arten mit ganz falſchem Namen bezeichnet, ſondern eine und dieſelbe Art wird auch ſehr oft unter verſchiedenen Namen cultivirt. — Um dieſem Uebelſtand mit Leichtigkeit abhelfen zu können, iſt von E. Morren, dem thätigen Director des botaniſchen Gartens in Lüttich und von dem Ober- gärtner, E. Rodembourg, des genannten Gartens ein Verzeichniß der im botaniſchen Garten zu Lüttich cultivirten Bromeliaceen erſchienen. Nach dem⸗ ſelben beſteht dieſe Sammlung aus 42 Gattungen mit 197 Arten, ſämmt⸗ liche, ſoweit es ſich irgend thun ließ, genau unterſucht und richtig beſtimmt, gewiß eine Sammlung, wie man ſie wohl nicht zum zweiten Male finden dürfte. Freunde der Bromeliaceen machen wir auf dieſes intereſſante Verzeichniß aufmerkſam, das Profeſſor E. Morren Jedem auf Verlangen gern mittheilt. In dem Verzeichniſſe ſind die Gattungsnamen mit dem Autor, der ſie aufgeſtellt hat, und mit der Jahreszahl, wann dieſelbe gegründet worden it, mit den ihr angehörenden Arten aufgeführt. Jeder Art find jelbft- verſtändlich alle Synonymen beigefügt. So giebt es denn Arten, die 4—6 Synonymen haben, wie z. B. Billbergia amoena Lindl., zu der ſynonym ſind: Bromelia pallida Ker, Tillandsia amoena Lodd., Pitcairnia discolor Lois. und Pourretia magnispatha Colla. — Zu Billbergia zebrina Lindl. gehören als ſynonym: Billb. stipulata Brongn., Baraquiniana Lem., granu- losa Brongn., farinosa Hort., Helicodea zebrina Lem. und Tillandsia fari- nosa Hort. Ferner gehört zu Nidularium Meyendorffli Rgl. als ſynonym: Billbergia olens Hook., Bromelia Carolinae Beer, Billb. Meyendorffii Rgl. und Nidularium splendens Hort. u. dergl. m. 93 Primula Parryi wird im „American Naturaliſt“ als ein Rival der P. japonica bezeichnet. Rev. E. L. Greene theilt in der Beſchreibung der Alpenfloren von Colorado Folgendes über dieſe Primel mit. Die P. Parryi iſt ebenſo ſchön, wenn nicht ſchöner, als die P. japonica. Ihre herrlichen lichtgrünen Blätter und die ſchweren doldenartigen Blüthenſtände großer magenta⸗purpurfarbener Blumen gewähren einen entzückenden Anblick. Ob— ſchon fie die ſchönſte Pflanze der „Rocky-Mountains“ (Felſengebirge), iſt es eigenthümlich genug, daß ſie ihren Standort ſo nahe der ewigen Schnee— grenze gewählt hat, in einer von menſchlichen Anſiedelungen ſo entfernten Region. Sie wächſt gewöhnlich in dichten Maſſen beiſammen, in der Mitte ſeichter Stellen der Bäche, ihre Wurzeln drängen ſich in die Ritzen der Felſen, häufig aber auch ſtehen die Pflanzen in ganz ſumpfigem Boden, außerhalb der Strömung des Fluſſes. (G. Chron.) Dattelpalme. Eine Dattelpalme, Phoenix dactylifera, welche kürzlich in dem berühmten Garten-Etabliſſement von Huber & Co. in Hyeres (Frankreich) abgeſtorben iſt, hatte einen Stamm von 14 Meter Höhe; an der Baſis hatte derſelbe einen Umfang von 3½, in der Mitte 1 und an der Spitze 1,5 M. Umfang. Das Exemplar war 65 Jahre alt und eines der größten in Frankreich. Rev. hortic.) Frühe Ascot⸗Pfirſich Early Ascot Peach.). Dieſe ausgezeichnete Sorte wurde vor einigen Jahren von Standish, Beſitzer der k. Handels— gärtnerei zu Ascot, aus Samen gewonnen und verdient dieſelbe allgemein cultivirt zu werden. Zu der Abbildung dieſer Pfirſich im „Floriſt und Pomologiſt“ vom 1. Januar 1873 giebt Radelyff folgende Beſchreibung: Es iſt eine Frucht mittlerer Größe, rundlich, etwas gedrückt, mit einer flachen Curve. Die Haut lichtroth, auf der Schattenſeite carmoiſinroth überzogen und auf der entgegengeſetzten Seite tief blutroth, faſt ſchwarzroth. Das Fleiſch am Steine leicht roth gefärbt, ſonſt blaß grünlich-ſtrohgelb, ſehr ſaftreich und von ausgezeichnetem Geſchmack. Der Baum iſt hart und jest ſehr leicht Blüthen und Früchte an. — Es gehört dieſe Varietät zu der Section mit kleinen Blüthen und hat an den Blattſtengeln kleine rundlich⸗herzförmige Glandeln. Sie ſoll entſtanden ſein aus der Elruge Nectarine, befruchtet entweder mit der Nobleß- oder Barrington-Pfirſich. Ohne Zweifel iſt es eine ſehr zu empfehlende Neuheit. | [J Gaillard's Frühpfirſich wurde nach Carrière in der „Rev. hortic.“ im Jahre 1865 durch Ferd. Gaillard, Gärtner zu Brignais (Rhone), aus einem Kern der Pfirſich Turenne améliorée gezogen. Es iſt dies eine um ſo werthvollere Acquiſition, da der Baum kräftig und hart iſt, ſich gut baut und freiſtehend reich trägt. Eine andere Eigenthümlichkeit dieſer Varietät iſt, daß ihre Früchte, ſelbſt wenn ſie faſt reif ſind, feſtes Fleiſch haben und das Schmelzende erſt erlangen, wenn ſie gut zu eſſen ſind. Dies macht ſie für den Handel vorzüglich geeignet. Eine gute Düngung ſoll nach einer Mittheilung von Aumonnier in der „Rev. de l’Arborieulture“ das Allen, welche Deutzia gracilis in freiem Lande cultiviren, bekannte Verkümmern und Abfallen ihrer Blüthen verhüten. 94 Wirkung der Pfropfreiſer auf die Unterlage. Am 5. Vereins⸗ abende des bremer Gartenbau-Vereins in Bremen wurde aus der höchſt intereſſanten „Revue de l’Arborieulture“ der Gebrüder Simon-Louis zu Plantières die wiederholte Bemerkung des O. Thomas mitgetheilt, daß Reiſer einer geſchlitzblättrigen Birke auf ihre Unterlagen, obwohl ſie nicht angewachſen waren, doch die merkwürdige Wirkung gehabt haben mußten, daß dieſelben an der Pfropfſtelle Zweige, wenn nicht mit vollkommen ge— ſchlitzten, doch ſolchen ſehr ähnlichen Blättern hervorbrachten. Centranthus macrosiphon, ein in vielen Gärten ge der ihönen roſafarbenen Blüthen viel beliebtes Sommergewächs, wird in der „Rev. hortic.“ als Salat empfohlen. Anfangs erſcheint der Salat etwas bitter, was ſich aber bald verliert und dann vielen anderen Salatarten vorgezogen wird. Der Geſundheit iſt dieſelbe nicht nachtheilig. Man ſäet den Samen im Juli an Ort und Stelle aus und erhält vom September bis Spätherbſt Pflanzen zur Verwendung. Der Opium und der aſiatiſche Mohn. Jul. Joſt hat im Polyt. Centrbl. die Preislage des würtembergiſchen Opiums für die verfloſſene Campagne beleuchtet. Inzwiſchen iſt das kleinaſiatiſche Produkt wegen der kargen Ernte bedeutend im Preiſe geſtiegen, jo daß beſt trockenes und un⸗ verfälſchtes einheimiſches Opium mit einem Morphingehalt von 13—15 Proc. mit bis zu 22 fl. das Pfund von 500 Gr. bezahlt wird. — In Bezug auf die Samenernte hat der von Joſt eingeführte aſiatiſche Mohn im letzten Jahre ein ſehr günſtiges Reſultat gegeben. Es berechnet ſich nämlich der Ertrag ſeines Verſuchsfeldes auf 960 Pfd. beſten, ölreichen Samens pro Morgen, während daſſelbe Stück Land im Jahre vorher, mit dem Original⸗ ſamen beſtellt, eine nur mäßige und eine kaum größere Menge Samen ge— liefert hatte, als der einheimiſche Mohn. — Dieſer aus dem vriginal- aſiatiſchen Mohn von Joſt gewonnene Samen wurde am 9. April 1872 eingeſäet und Anfangs Auguſt geerntet. Die Pflanze ſtand ſehr üppig, wiewohl niedrig mit wenigen Blatttrieben, dagegen waren die Fruchtkapſeln um ein Bedeutendes größer geworden, als im Jahre zuvor. Es hat ſich alſo die von Joſt ausgeſprochene Erwartung, daß der aſiatiſche Mohn bei fortgeſetzter Cultur eine üppigere Ausbeute liefern werde, vollkommen be⸗ ſtätigt, während die urſprünglichen Vortheile der Pflanze, nämlich ihr niedriger Wuchs, ſowie ihr um 3 Wochen ſchnelleres Wachsthum erhalten blieben. Der auf demſelben Felde, zu derſelben Zeit und unter denſelben Bedingungen angebaute einheimiſche weiße Mohn reifte 2—3 Wochen ſpäter und ſchlug im Samenertrag um ein volles Dritttheil gegen den aſiatiſchen zurück. — Aus dieſen gemachten Erfahrungen geht hervor, daß der aſiatiſche Mohn in Bezug auf Opium-Ausbeute keine Vortheile gegen die einheimiſche Pflanze aufweiſt, dagegen in wärmerem Boden neben ſonſtigen Vorzügen einen ungleich bedeutenderen Samenertrag liefert. Begonia intermedia. Die Begonien gehören zu den verwendbarſten Pflanzen, ſowohl die ſogenannten Blattbegonien, als die, welche ſich durch ihre lieblichen, oft brillant gefärbten Blüthen auszeichnen; ſie laſſen ſich zur * 95 Decoration der Gewächshäuſer, wie der Blumentiſche in den Zimmern, wie auch zum Auspflanzen auf Beete im Freien verwenden. In letzter Zeit ſind zahlreiche herrliche Varietäten aus Samen gezogen worden. Zu den bekannteſten gehört die prächtige B. Weltoniensis, eine der decorativſten Sorten, die wir beſitzen. Eine Menge Hybriden ſind neueſter Zeit ent— ſtanden durch künſtliche Befruchtung der B. Veitchii mit Boliviensis, zu denen die prächtigen B. Sedeni, Chelsoni und rubra superba gehören, ſämmtlich ungemein dankbar, mit großen, reich gefärbten Blumen blühend. Die neueſte von Veitch und Söhne in Chelſea gezogene Begonie iſt die B. intermedia, fie iſt eine Hybride zwiſchen B. Veitchii und Boliviensis, von letzterer den Habitus beſitzend. Die Pflanze wächſt aufrecht, wird 15 bis 18 Zoll hoch und veräſtelt ſich leicht. Die Blätter haben die Geſtalt und Textur der von der B. Veitchii, ſind aber wie die der B. Boliviensis gezähnt, während die Blüthen in Form und Größe denen der B. Boliviensis gleichen, aber noch dunkler gefärbt ſind. Veitch ſagt, daß dieſe Begonie die härteſte von allen ſei und ſich (in England) in einem kalten Kaſten überwintern laſſe. (Flor. u. Pomolog.) Gegen das Roſten eiſerner Gartenwerkzeuge wird jetzt vielfach empfohlen, die Gartenwerkzeuge für einige Minuten in eine Sodalöſung zu legen. Die Werkzeuge ſollen dann ganz vom Roſte befreit bleiben, ſelbſt wenn ſie fortwährend einer feuchten Atmoſphäre ausgeſetzt ſind. an; Das Herbarium des Profeſſor Meißner in Baſel ſoll nach einer Notiz in dem „American Hortieulturist“ von dem Columbia -College in New⸗York angekauft worden ſein, in welchem Inſtitute auch Dr. Torrey's Sammlungen aufbewahrt werden. Samen⸗ und Pflanzen⸗Verzeichniſſe für 1873 ſind erſchienen und von folgenden Firmen zu beziehen: Chriſtian Deegen in Köſtritz (Georginen und Florblumen); Ferd. Jühlke Nachfolg. in Erfurt (Sämereien, Blumenzwiebeln und Knollen, Pflanzenſortimente ꝛc.); Joſeph Buſchhammer in Darmſtadt und Emmerich a. R. (Wald-, Wiejen- und Feldſamen); Biſchof und Jäger in Catterfeld (Nadel- und Laubholzſamen): Auguſt Gebhardt in Quedlinburg (Sämereien aller Art); J. Sieckmann in Köſtritz (Georginen und Gladiolen); A. Keilholz in Quedlinburg (Gemüſe-, Feld- und Blumenſamen); Ferd. Kaiſer in Eisleben (Gemüſe-, Feld-, Gras- und Blumenſämereien); Carl Deegen jun. in Köſtritz (Gladiolen, Specialcultur); Gebrd. Dittmar in Heilbronn (Geräthe für Wein-, Obft- und Gartenbau in größter Auswahl); H. Wrede in Lüneburg (Specialcultur der Viola tricolor maxima); P. Smith & Co. in Hamburg und Bergedorf (Sämereien aller Art); Metz & Co. in Berlin (1. Theil: Sämereien ꝛc. für die großen Culturen, 2. Theil: Gemüſe⸗ und Blumenſamen, Auszug aus dem Pflanzen⸗ katalog); | | 96 J. F. Pappe & Co. in Berlin (Sämereien); Ch. Grundel in Offenbach a. M. (Bäume und Sträucher; Engrospreiſe 9 Ernſt Benary in Erfurt (Samen und Pflanzen); Haage & Schmidt in Erfurt (Hauptverzeichniß über Samen und Pflanzen; ein Heft in Octav von 140 Seiten); Ferd. Gloede in Eppendorf b. Hamburg (Eßkartoffeln in ſchönſter Auswahl); Martin Grashoff in Quedlinburg (Gemüſe-, Feld-, Gras- und Blumen⸗ ſamen); Eduard Havenecker Nachfolg. in Hamburg (desgl.); Theod. Natz in Erfurt (Sämereien und Pflanzen); Chr. Lorenz in Erfurt (Gemüſe-, Feld-, Gras-, Wald-, Blumenſämereien, Topf⸗ und Gewächshauspflanzen, Fruchtbäume, Sträucher ꝛc.); Arnould Drappier in Nancy (Baumſchulenartikel); Gebr. Wenzel in Quedlinburg (Sämereien); Franz Ant. Haage in Erfurt (Sämereien); Schloßgarten zu Tetſchen a. d. Elbe (Kalt- und Warmhauspflanzen, Orchideen); H. C. Mehne in Aſchersleben (Gemüſe-, Oekonomie-, Gras-, Wald- und Blumenſämereien); J. Butterbrodt in Hildesheim (Landwirthſch.-, Gemüſe- u. Blumenſämereien). Ch. W. Juſt in aaa (Gemüſe-, Feld-, Gras- und eme Die Königl. Lehranſtalt für Gbſt. und Weinbau zu Geiſenheim a. Ah. nimmt noch fortgeſetzt Zöglinge auf. Der Director der Anſtalt ertheilt nähere Auskunft über die Aufnahmebedingungen und vermittelt die Unter— kunft der Schüler. Geiſenheim, den 20. November 1872. Für das Directorium: O. Hüttig. Special-Cultur der Gladiolen von Carl Deegen jr. in Köſtritz (Reuß). Einziges Special⸗Geſchäft von Gladiolen. Gladiolen in allen Farben, große Vorräthe, nur geſunde, ſtarke Knollen. Fein befruchteter Samen (billig), der auch neue Färbungen giebt. Kataloge ſtehen zu Dienſten. Ergebenſt Carl Deegen jr. dDieſem Hefte liegt gratis bei: | Verzeichniß der Special-Cultur der Viola tricolor maxima von Hrn. W. Wrede in Lüneburg. Druck von F. E. Neupert in Plauen. 97 Ein paar Worte über Modepflanzen. Daß auch die hübſchen Blumen und überhaupt alle diejenigen Gewächſe, welche man in den Gärten und Zimmern als Zierpflanzen hegte und pflegte, zu allen Zeitaltern der Mode unterworfen waren, iſt eine Thatſache, die ſo recht mit der Sinnesänderung der Menſchenkinder Hand in Hand geht. Zu einer Zeit iſt es dieſe Blumen-, Strauch- oder Baumart, welche als Mode— pflanze herrſcht, zu einer andern Zeit wieder jene Gattung reſp. Familie von Pflanzen, die des Menſchen Herz und Auge mehr erfreut, als die Uebrigen. Wie uns die Geſchichte lehrt, iſt das ſchon bei den alten Griechen ſo geweſen; denn auf den Blumenmärkten zu Athen kauften die jungen Athener für ihre Geliebten vorzugsweiſe die Roſen und Veilchen, weil dieſe damals bei ihnen als Modeblumen galten. Allein mit der Mode iſt es jedenfalls bei den Griechen eben ſo gegangen, wie es bei uns damit zugeht, ſie haben die obenerwähnten Blumen zu andern Zeiten weniger bevorzugt, als die Narziſſen und Levcoyen, ſowie die gefüllten Blumen des Granatbaumes ꝛc. Daß auch bei den alten Römern die Mode mit den Blumen wechſelte, läßt ſich wohl als etwas ganz Beſtimmtes annehmen; denn die Verehrung der Blumen war ja bei ihnen jo groß, daß fie ſogar Blumenfeſte feierten, die mehrere Tage lang andauerten. | Bei uns in Deutſchland waren es zu Anfang nur die Klöſter, welche ſich die Pflege der ſchönen Blumen und Zierpflanzen überhaupt zur Aufgabe machten, wobei als die modernſten Lilien, Rosmarin, Primeln, Malven und ebenfalls auch die Roſen galten. Als aber ſpäter im 16. Jahrhundert die Luſt und Liebe zu den Blumen bei den Deutſchen allgemeiner wurde und in Heinrich Herwart's ſchönem Garten zu Augsburg im Jahre 1559 ſogar eine Tulpe, die erſte in Deutſchland, zur Blüthe gelangte, da war es die Mode, welche ſich dieſer Blumenart in einer Weiſe bemächtigte, die uns in Erſtaunen ſetzen muß, wenn wir hören, daß man für eine einzige Zwiebel dieſer Blumenart, für die „Semper Augustus“, 13,000 Gulden bezahlte. Später im 18. Jahrhundert kam die Hyacinthe mehr in die Mode. Man hatte dieſe ungefähr in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts über Konſtantinopel aus Aſien nach dem Abendlande bekommen und bezahlte im Jahre 1730 zu Haarlem für die „Sodasse non plus ultra“ 1850 Gulden. Als man ſpäter auch dieſe hübſche Blumenart nicht mehr mit ſo verliebten Blicken betrachtete, kamen die Nelken, Levcoyen, Ranunkeln und Aurikeln an Hamburger Garten» und Blumenzeitung. Band XXIX. 7 98 die Reihe. Dieſe wurden dann ſpäter durch die Mode wieder etwas in den Hintergrund gedrängt, von den Pelargonien, Hortenſien, Cacteen und hauptſächlich von den Georginen. Von dieſer letzteren Blumenart verkaufte man in Frankreich im Jahre 1838 ein Beet voll für die ſchöne Summe von 70,000 Fres., und für „das Mädchen von Bath“ bezahlte man 1839 in England 100 Pfd. Strl. Leider gingen mit den Pflanzen, die aus der Mode kamen, gewöhnlich auch die Preiſe für dieſelben bedeutend herunter; dagegen hatte man ſich aber für die Pflanzen, welche nach den zurückgeſetzten die erſte Rolle ſpielten, auch für dieſe faſt eben ſo anſehnlicher, wenn nicht häufig noch höherer Preife zu erfreuen. Fragen wir nun, welche unter all' den ſchönen Blumenarten ꝛc. iſt denn in der Gegenwart vorzugsweiſe in der Mode, ſo möchte die richtige Antwort hierauf wohl nur von dem Plenum der Blumenliebhaber gegeben werden können. Der Farben- und Formenreichthum der Zwiebelblumen und die Geſchmacksſache in Bezug auf dieſelben iſt in unſeren Tagen eine ſo vielſeitige und mannigfaltige, daß es uns doch einigermaßen bedenklich erſcheint, eine einzelne Blumenart oder Pflanzengattung als Hauptmodeartikel hinzuſtellen. Wollten wir der Roſe, die ja ohnehin als die Königin der Blumen benannt wird, dieſe Ehre zuerkennen, ſo würden wir beinahe das Ziel treffen, aber nicht ganz; denn von einer anderen Seite wird mir da Jemand zurufen: Halt, Freund! Haſt du die Familie der Coniferen vergeſſen? Iſt dir bis jetzt noch nicht bekannt geworden, wie hübſch ſich zur Zeit unſere Fräuleins Pelargoniums kleiden und wie eifrig unſere jungen verliebten Gärtner, ja ſogar alte Graubärte dieſes Standes hinter ihnen her ſind? Weißt du nicht, daß Madame Mathiolus annuus in einer Pracht und Herrlichkeit gekleidet auftritt, wie nie zuvor? Und iſt dir gar nicht bekannt, mit welchem Colorit und Formenreichthum die Nelke Dianthus caryophyllus bei Jühlke Nachfolger in Erfurt ſich bekleidet und daß von dieſem hübſchen Weſen jährlich hunderttauſende nach allen Weltgegenden hin verlangt werden? Nun, ich wußte, daß man mir nicht zugeſtehen würde, eine einzelne Pflanze als Modepflanze der Gegenwart nennen zu dürfen, indem eine ſolche Ehre mehreren gleichzeitig zukömmt. Dieſes iſt übrigens in allen Zeitaltern der Fall geweſen, man hat ſtets mehreren aus der großen Anzahl hübſcher Zier— gewächſe als Modepflanzen gehuldigt. Dabei treffen wir aber faſt immer die Roſe, und wie dieſe ſich im Laufe der Zeiten immer ſchöner und herr— licher entwickelte, iſt die Liebe und Verehrung zu derſelben auch in ſtetem Wachſen geblieben und wird dieſelbe auch wohl zu keiner Zeit aufhören, eine Lieblingsblume der Völker zu ſein. Unter die Modepflanzen der Jetztzeit dürfen wir aber auch mit Recht die chineſiſche Aſter zählen; dieſelbe iſt auch ſchon deshalb eine wahre Volkslieblingsblume, weil ſie zur Herbſtzeit zu Kränzen und Guirlanden bei den ländlichen Erntefeſten eine bevorzugte Rolle ſpielt. Eben ſo zu gleichem Zwecke auch die Georgine, der man eine Zeit lang weniger Aufmerkſamkeit ſchenkte, jetzt jedoch ſie wieder mit größerer Vorliebe pflegt. Daneben zählen zu den Modeblumen der Gegenwart vor— züglich die Pelargonien, Verbenen, Gladiolen und Fuchſien. In vorderſter 99 Reihe fteht aber die Sommerlevcoye, fie wird ſich jo leicht nicht aus der Mode verdrängen laſſen. Auch die Nelken und chineſiſchen Primeln finden als Modeblumen der Gegenwart und wohl auch der Zukůunft ihre volle Berechtigung. Ferner hat unſere Zeit ſich aller derjenigen Pflanzenformen als Modeartikel bemächtigt, die man mit dem Collectivnamen „buntblättrig“ bezeichnen kann. Wir finden Aehnliches in der Vergangenheit als nicht da— geweſen, ſondern man hatte vordem nur Herz und Auge für ſchöne Blumen und beſonders für wohlriechende Blumen und wohlriechende Kräuter, als Rosmarin, Lavendel u. ſ. w. Als beſonders bevorzugte Modegewächſe der Gegenwart ſind aber mit Recht die Coniferen zu betrachten, und wer je dieſer intereſſanten Pflanzenfamilie einige Beobachtung widmete, muß be— kennen, daß es nichts Schöneres geben kann, als einen zweckmäßig bepflanzten Garten mit dieſen immergrünen Pflanzenformen. Es ſteht daher zu er— warten, daß ſie noch für lange Zeit hindurch ſich in der Mode erhalten werden. Zu unſern Modepflanzen zählen aber noch beſonders alle die Pflanzen mit großen, ſchön geformten Blättern, die man mit dem Familienamen „Aroideen“ bezeichnet. Wo dieſe in einer Gärtnerei fehlen, iſt eine ge— lungene, vollkommene Inſcenirung rein unmöglich. Zum Schluſſe ſei noch der Maiblume Erwähnung gethan, die ja ebenfalls ſehr bei uns in der Mode iſt, was ſie auch vollkommen verdient. J. Ganſchow. Ueber Widerſtandsfähigkeit verſchiedener Bäume und Sträucher gegen Kälte im eingepackten Zuſtande. Von Ferd. Weißker, Gehülfe im Pomolog. Etabliſſement von Meyr u. Metz in Laibach. Der Winter von 1871 auf 1872 gab Gelegenheit zu intereſſanten Beobachtungen über die Widerſtandsfähigkeit der Bäume und Sträucher im eingepackten Zuſtande, da eine Sendung für das Pomologiſche Etabliſſement (zugleich Vereinsgarten des krainiſchen Gartenbau-Vereines) von Meyr und Metz in Laibach, von Orléans kommend, von dem mit Anfang December eingetretenen ſcharfen Froſtwetter auf der Reiſe überraſcht wurde, die Colli waren durch und durch gefroren. Da eine ſolche Kellerräumlichkeit nicht vorhanden war, um die Colli zum langſamen Aufthauen unterzubringen, ſo wurden die Pflanzen ausgepackt und über und über mit Erde bedeckt, wo ſie im gefrornen Zuſtande bis zum Eintritt milder Witterung verblieben. Erſt mit Anfang März konnte die Erde bearbeitet werden, da der Froſt bis 1½ Fuß tief eingedrungen war. — Nach der nun vorgenommenen Unterſuchung ergaben ſich folgende Re— ſultate: | | Die Seiten- und Faſerwurzeln waren faft von ſämmtlichen Bäumen und Sträuchern erfroren, von einer Anzahl Gattungen jedoch war der 7* 100 Hauptwurzelſtock noch grün, dieſe wurden ſtark zurückgeſchnitten und gepflanzt und wider Erwarten haben ſich viele Bäume erholt und ſehr kräftig, einige minder kräftig getrieben. Aepfel- und Johannisſtämme find vollſtändig geſund geblieben, während die Unterlage von Süßkirſchen total erfroren war. Der Froſt hatte den Wurzeln von Aepfel- und Johannisſtamm nicht geſchadet, desgleichen waren die auf Prunus Mahaleb veredelten Kirſchen vollſtändig gut geblieben. Birnen auf Quitte veredelt waren die Seitenwurzeln zwar alle todt, aber der eigentliche Wurzelſtock hatte ſich noch gut erhalten und haben wieder neue Wurzeln getrieben; Birnenwildlinge waren jedoch total zu Grunde gegangen. Junge Johannisſtämme und Quitten, zu Unterlagen beſtimmt, waren ſämmtlich gut erhalten geblieben, ebenſo die Julipflaume und die auf ſolche veredelten Pflaumen- und Marillengattungen; Mirabolan— pflaumen hatten ſtark gelitten, haben ſich jedoch wieder erholt, wie auch alle auf dieſelben veredelten Pfirſiche, während die Mandeln zu Grunde ge— gangen waren. | Weißdorn als Unterlagen der gefüllten Sorten hatten ſtark gelitten, ſo daß ſie zur Hälfte zurückgeſchnitten werden mußten, jedoch haben auch ſie aus den Wurzelſtücken neue Wurzeln gebildet. Haſelnüſſe waren total erfroren, wie auch Wallnüſſe. Beerenobſt, als Stachelbeeren, Johannisbeeren, Himbeeren haben nicht das Geringſte gelitten. Weinreben waren in Holz und Wurzel vernichtet. Maulbeeren haben aus dem Wurzelſtocke friſche Wurzeln hervorgebracht. Wurzelechte Roſen waren vollſtändig erfroren mit Ausnahme der Prairie— Roſen (Rosa rubifolia). Veredelungen auf Wildlinge, wie auf Manetti— Roſen blieben gut, obgleich auch die Faſerwurzeln alle zu Grunde gegangen waren. Von Ziergehölzen haben ſich folgende als hart gegen den Froſt er— wieſen: Acer Negundo und Acer Pseudo-Platanus, Aristolochia Sipho, Berberis vulgaris fol. purpureis, Betula alba, Celastrus scandens, Chio- nanthus virginiana, Cornus mascula, Cydonia japonica, Deutzia gracilis und crenata fl. pleno, Fraxinus, Lonicera, Caprifolium coccineum, Phila- delphus, Ribes sanguineum, Spiraea, Syringa, Ulmus, Weigelia. — In den Wurzeln hatten ſtark gelitten, haben aber wieder folgende neue Wurzeln getrieben: Alnus, Amorpha, Amygdalus, Calycanthus floridus, Caragana, Catalpa, Carpinus, Colutea, Crataegus, Cytisus, Gleditschia, Koelreuteria, Ligustrum, Morus, Platanus, Populus, Prunus chinensis, Robinia, Sam- bucus, Sophora, Tilia, Virgilia. — Total vernichtet waren: Aesculus, Ailanthus, Aralia, Aucuba, Bignonia, Brussonettia, Budleya, Castanea, Ceanothus, Celtis, Cercis, Clematis, Corylus, Diospyros, Fagus, Glycine, Gymnocladus, Hibiscus, Hydrangea, Juglans, Liquidambar, Liriodendron, Maclura, Magnolia, Paulownia, Periploca, Ptelea, Quercus, Vitex, Spartium. Von Coniferen, welche mit Ballen extra in Moos emballirt waren, jind Biota aurea, Thujopsis borealis ſehr gut geblieben, Araucaria imbricata und Wellingtonia gigantea jedoch erfroren. 101 Hieraus erſieht der Gärtner, welche Baumarten einen befonderen Härte⸗ grad beſitzen und welche gegen Fröſte empfindlich ſind in ihren Wurzeltheilen, wenn ſolche außerhalb der Erde befindlich ſind und deren Verſand während der kalten Jahreszeit beſondere Vorſicht erheiſcht. — Schon frühere Ver— ſuche haben ergeben, daß die Wurzeln der Eiche ſchon bei einer Kälte von 2—3°, wenn fie außerhalb der Erde find, völlig erfrieren, während dem Flieder 209 Kälte nichts ſchadet. Die oben angeführten Pflanzengattungen waren in Kiſten verpackt mit Moos zwiſchen den Wurzeln, meiſt war daſſelbe ſehr trocken, wo es jedoch ſich feuchter erhalten, hatten die Wurzeln nicht ſo ſtark gelitten, wie dies bei den Birnen und Roſen beobachtet wurde. Durch die im December 1871 vorherrſchende trockene Kälte, ohne Schneedecke, ſind einige Pflanzenarten beſchädigt worden, welche in früheren Jahren gut ausgehalten hatten, als: Berberis Darwini, dulcis, glauca, ne- palensis, sinensis, stenophylla, Wallichiana, Budleya recurvata und Lind- leyana, Calycanthus macrophyllus, Ceanothus Arnouldi, Cotoneaster micro- phylla und Simonsii, Crataegus sempervirens, Diospyros Lotus und vir- giniana (bis auf die Wurzeln), Hibiscus syriacus, Jasminum fruticans, Leycesteria formosa, Magnolia tripetala, Periploca graeca, Quercus Ilex und Quercus Cerris, welche ſämmtlich durch die Einwirkung des Froſtes, welcher, wie ſchon einmal erwähnt, 1½ Fuß tief in die Erde eingedrungen war, zu Grunde gegangen ſind. Ueber die Sturmfluth, welche am 12. und 13. November 1872 im Gebiete der Oſtſee— küſte gewüthet, läßt ſich auch in Bezug auf die Gärtnereien, welche davon betroffen worden ſind, manches Nachtheilige berichten. So z. B. hat der Sturm damals nicht nur große Bäume in der Gärtnerei zu Divitz zeräſtelt und theilweiſe gänzlich umgeworfen, ſondern die ſämmtlichen Gartenreviere ſtanden auch 3 bis 4 Fuß hoch unter Waſſer, welches letzteren, namentlich den Cultur— flächen, eben nicht von Vortheil ſein dürfte, indem der Grund und Boden hieſigen Orts ohnehin ſehr niedrig und feucht und dem Grundwaſſer nahe liegend iſt. Vor der Hand läßt ſich natürlich noch kein beſtimmtes Urtheil darüber abgeben, ob und in welchem Maaße der übermäßig mit Seewaſſer durchfeuchtete Acker den darauf im nächſten Sommer anzubauenden Gewächſen von Nachtheil fein wird. Hoffen wir, daß der Wachtheil wenigſtens kein großer ſein möge. Die Umgebung von Divitz überfluthete faſt zu ſagen mit rapider Schnelligkeit und verlief das Waſſer erſt nach 4 Tagen ſoweit, daß man überall in den Gärten trockenen Fußes wieder paſſiren konnte. Die in den hieſigen Wirthſchaftsgebäuden befindlichen Thiere, Schafe, Pferde, Kühe u. ſ. w., * 102 wurden noch rechtzeitig nach dem angrenzenden höher gelegenen Gute Frauen— dorf gerettet. Die im Freien befindlichen Miethen mit Kartoffeln, Sellerie u. ſ. w. waren in kürzeſter Friſt von den Fluthen verwaſchen und ſchwammen dieſe Producte überall frei in den Gärten und theilweiſe über die Grenzen derſelben hinaus, herum, jo daß man fie nur mit großer Mühe wieder zu- ſammengefiſcht bekommen konnte. Die Bewohner des hieſigen Gutes über— raſchte das Waſſer eigentlich nur theilweiſe in ihren Häuſern und zwar den Schreiber dieſer Zeilen zuerſt, weil ſeine Wohnung am niedrigſten liegt. Um 11 Uhr Vormittags, den 12. November, war der Waſſerſtand noch ſo niedrig, daß man annehmen konnte, er würde keineswegs die Höhe erreichen, noch die Wohnhäuſer berühren; allein um 2 Uhr Nachmittags war des Unterzeichneten Wohnung bereits 3 Fuß hoch mit Waſſer gefüllt und mußte ſich mit ſeiner Familie auf den Boden flüchten. Der mir dadurch erwachſene Schaden iſt zwar kein erheblicher, allein außerdem daß ſich in dem Hauſe fortwährend eine große Feuchtigkeit bemerkbar macht, ſind mir doch die Möbeln, ſoweit dieſe im Waſſer geſtanden haben, ſehr ſchadhaft geworden. Das Fournir an denſelben hat ſich gelöſt und wenn auch die Schränke u. ſ. w. trotzdem noch brauchbar ſind, ſo verurſachen ſie mir doch einige Reparaturkoſten, die ich gerne erſpart hätte. — Sehr nachtheilig ſtellt ſich der hohe Waſſerſtand für die Gewächſe des Pflanzenhauſes heraus, denn die mit dem Seewaſſer durchnäßten größeren Lorbeerbäume zeigen ſchon jetzt, daß ihnen dieſes unfreiwillige, mehrere Tage anhaltende Bad keineswegs gut bekommen iſt. Einige größere Exemplare Melaleuca alba, ſowie Myrtus communis, die mit ihren Gefäßen im Waſſer geſtanden, kränkeln bereits ſeit 6 Wochen und werfen die Blätter. Auch ſind die Ballen ſämmtlicher Pflanzen, die mit ihren Gefäßen unter Waſſer geweſen ſind, bis heute noch nicht wieder ausgetrocknet, und ich zweifle, ob ſie überhaupt im Laufe des Winters noch austrocknen. Ueberdem ſetzte ſich beim Sinken des Waſſers auf den Blättern und Stengeln niedriger an der Erde ſtehender Pflanzen ein ſchwarzer Schlamm an, der weder durch Ab— waſchen mit einem Schwamme noch durch Spritzen mit reinem Waſſer zu entfernen iſt. In Folge dieſes Schmutzes gingen die davon betroffenen Primula chinensis meiſtentheils zu Grunde, ſowie auch die zum Treiben beſtimmten Veilchen ꝛc. ihr Anſehen durch dieſen Schlammüberzug eingebüßt haben. Die große Feuchtigkeit zumal, die ſich in dem Haufe befindet, zer- ſtört auch noch obendrein viele derjenigen Gewächſe, die höher auf den Stellagen ſtehen. Zur Vertreibung der Feuchtigkeit hat weder Heizen noch Lüften bis jetzt geholfen. Am meiſten befürchtete ich noch für meine mit dem Pflanzenhauſe in Verbindung ſtehenden Trocken-Apparate. In dieſem Raume waren die für die wiener Ausſtellung beſtimmten trocken präparirten Gemüſe verwahrt. Zum Glück hatte das Waſſer dieſe nicht erreicht; allein es hatte ſich in dem Raume dennoch eine ſo große Feuchtigkeit entwickelt, daß es höchſte Zeit war, die Präparate zu entfernen. Hätte ich nur noch 2 Tage warten müſſen, den genannten Raum betreten zu können, um die Präparate aus demſelben zu entfernen, dieſelben wären unfehlbar zu Grunde gegangen und 103 alle darauf verwandte Sorgfalt und Mühe wäre vergeblich geweſen. — Die Heizvorrichtung ſelbſt in dem obengenannten Trockenraume, welche aus Back— ſteinen aufgeführt iſt, hat zwar der gänzlichen Zerſtörung durch das Waſſer widerſtanden, iſt aber dennoch ſehr reparaturbedürftig geworden, um mit Erfolg wieder benutzt werden zu können. Im Parkreviere hatte die Fluth eine der großen Brücken gehoben und fortgeriſſen, deren Wiederaufſtellung an ihrem urſprünglichen Platz mit großer Anſtrengung verknüpft war. In einem entlegenen Theile des Parkes hatte der Sturm einem dort befindlichen Hain von Kiefern arg zugeſetzt. Viele von den letztern find in der Mitte durchbrochen, während die, wenigſten da— von entwurzelt zur Erde geſtürzt waren. Viel ärger noch hatte allerdings der Sturm unter den Bäumen der hieſigen großen Forſtreviere gehauſt; denn hier zählen die umgeſtürzten Stämme nach Tauſenden, worunter viele große ſchöne Eichen und Buchen mit einbegriffen ſind. Es iſt wirklich ſtaunenswürdig, zu ſehen, mit welcher Kraft einige ſtarke Stämme durch ihre Wurzelverzweigung feſtgehalten, das Erdreich in ihrer Umgebung empor— gehoben haben, wodurch ſtellenweiſe in den Wegen bedeutende Vertiefungen entſtanden, die aber gewöhnlich beim Durchſägen der Stämme ſich wieder ebneten, indem die ganze in die Höhe gehobene und von den Wurzeln feſt— gehaltene Erdmaſſe, nachdem der Stamm an der Wurzelkrone durchſchnitten war, mit großem Gekrach zurückſank und ihre vorige Lage wieder einnahm. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß auch an andern an der Küſte liegenden Oertern die Gärtnereien durch die bekannte Sturmfluth mehr oder weniger gelitten haben, doch ſind mir beſonders ſtark heimgeſuchte Fälle in dieſer Hinſicht bis jetzt nicht bekannt geworden. Aber recht ſehr erfreulich und dankenswerth iſt es, zu hören, mit welchem Eifer die Menſchen nah und fern ſich bemühen, durch milde Beiträge die Noth ihrer ſtark heim— geſuchten Brüder an der Oſtſeeküſte zu lindern. Gott der Herr wolle es ihnen lohnen bis in's tauſende Glied! Divitz b. Barth i. Pommern, den 1. Februar 1873. J. Ganſchow. Zur Cultur des Clianthus Dampierii. Beſonders glücklich gelang in dem pomologiſchen Etabliſſement von Meyr u. Metz in Laibach die Cultur des prächtigen Schmetterlingsblüthler Clianthus Dampierii, welcher während des Sommers ſeinen ununterbrochenen Prachtflor entfaltete. — Die Samen werden im Warmhauſe im Februar angebaut, einzeln in Töpfchen, wo ſie ſchon nach 4—5 Tagen zu keimen beginnen. Die jungen Pflänzchen werden dicht unter's Glas geſtellt, ſo daß jeder Sonnenſtrahl fie treffen kann. Bis zum April werden fie 4—5 Blätter getrieben haben und ſind nun geeignet zum Auspflanzen. Dies geſchieht in ein tiefes Miſtbeet, welches als Unterlage Reiſig erhält, über dieſes eine Lage Pferdedünger, mit Laub und feinem Reiſig vermengt, und auf dieſes Lauberde. Am vortheilhafteſten ſetzt man die jungen Pflanzen in große 104 achtzöllige Töpfe, von denen der Boden herausgeſchlagen wird; unten kommt grobbrockige und obenauf mit den Händen geriebene Lauberde. Dieſe Töpfe werden zur Hälfte in das Beet eingegraben, in jedes Fenſter eine Pflanze. Sie werden mit Miſtbeetfenſtern bedeckt, erhalten hinreichend, aber nicht zu viel Waſſer, aber nie Schatten. Unter dieſer Behandlung werden ſie im Juni zu blühen beginnen und ihren reichen Prachtflor bis zum Spätherbſt fortſetzen. Ferd. Weißker. Die von Levetzow'ſchen Culturtöpfe. Zu verſchiedenem Male haben wir über die ſo ſinnreich erfundenen von Levetzow'ſchen Culturtöpfe in der „Hamburg. Gartenztg.“ geſprochen. Dieſe Töpfe ſind ſeitdem in vielen Privatgärten zur Anwendung gekommen und Jeder, der die darin gepflanzten Gewächſe nur einigermaßen nach Vor⸗ ſchriſt behandelte, iſt mit dem Reſultate zufriedengeſtellt worden. Die günſtigen Reſultate werden aber nicht lediglich durch die Conſtruction des Topfes erzielt, ſondern es iſt auch eine beſondere Pflanzmethode erforderlich, um den Zweck der Conſtruction zur Wirkung kommen zu laſſen. Wenn man eine Pflanze in einen ſolchen Topf eingepflanzt hat, ſo muß man derſelben durch Begießen der Erde ſo lange zur Hülfe kommen, bis die Wurzeln den untern Theil des Topfes erreicht haben, man unter- laſſe das Gießen aber, bis die Pflanze durch Erſchlaffen (zum Welkwerden darf es aber niemals kommen) anzeigt, daß Gießen durchaus erforderlich iſt, und man gieße dann nur mäßig; der Waſſerbehälter, welcher den inneren Topf umgiebt, kann dagegen zu jeder beliebigen Zeit gefüllt werden. Mancher war der Anſicht, wenn eine Pflanze in einen Levetzow'ſchen Topf eingeſetzt iſt, ſo ſei nichts weiter erforderlich, als den Waſſerbehälter beſtändig voll Waſſer zu halten. Da nun aber die Pflanze noch nicht mit ihren Wurzeln bis auf den Boden des Topfes oder vielmehr bis auf die aus Holzkohle und Torf beſtehende Unterlage gedrungen iſt, ſo kann ſie auch noch nicht die ihr nothwendige Feuchtigkeit aufnehmen, und ein Begießen der Erde von oben iſt daher nothwendig, bis die Pflanze im Stande iſt, von unten Feuchtigkeit aufzunehmen. Dieſe Bedingung iſt von Vielen nicht be— achtet worden. Nimmt die Pflanze erſt die Feuchtigkeit von unten auf, ſo hat man dafür Sorge zu tragen, daß der Waſſerbehälter ſtets Waſſer ent— halte und man wird an dem herrlichen Gedeihen der Pflanzen ſeine Freude haben; die Pflanze iſt nun nie der Gefahr ausgeſetzt, zu viel oder zu wenig Waſſer zu bekommen. Wodurch gehen die meiſten Pflanzen bei der Zimmer— cultur todt? Weil ſie in der Regel zu viel oder zu wenig Waſſer erhalten. Viele begießen ihre Pflanzen jeden Morgen, d. h. ſie geben ihnen jedesmal ein wenig Waſſer, aber nicht genügend, daß daſſelbe bis auf den Boden des Topfes dringen kann. Die Folge iſt, daß der Ballen der Pflanze unten trocken bleibt und die Pflanze nach und nach zurückgeht. Andere begießen 105 wieder fo ſtark, daß die Erde im Topfe nach kurzer Zeit ſauer wird und die Pflanze ſehr bald zu kränkeln anfängt. Es ſind dies Uebelſtände, die bei den von Levetzow'ſchen Culturtöpfen vermieden werden. Wir ſelbſt hatten im vorigen Frühjahr ein Pelargonium roseum, eine Begonia Weltoniensis, einige Dracaenen und ein Amaranthus salicifolius in zur Größe der Pflanzen nur verhältnißmäßig kleine v. Levetzow'ſche Töpfe gepflanzt. In den erſten vier Wochen halfen wir durch Begießen der Erde nach, dann zeigte es ſich bei den Pflanzen, daß ſie bereits im Stande waren, die er— forderliche Feuchtigkeit von ſelbſt aufzunehmen und wurden dieſelben von nun an nicht mehr begoſſen. Das Gedeihen der Pflanzen war ein ganz vorzügliches, namentlich erreichten die Begonia und der Amaranthus eine außerordentliche Ueppigkeit, eine Ueppigkeit, die ſie in jedem anderen Topfe freilich auch erlangen können, aber man muß bedenken, daß man bei An— wendung der Culturtöpfe auch gar keine weitere Mühe hat und keine Sorgfalt zu verwenden braucht, um ſolche herrliche Reſultate zu erreichen, nur einzig und allein darauf zu achten hat, daß der Waſſerbehälter ſtets Waſſer enthält. Im vorigen Frühjahre pflanzten wir auch eine kränkliche Livistona chinensis in einen Levetzow'ſchen Palmen-Culturtopf. Die Pflanze quälte ſich den ganzen Sommer hindurch ein junges Blatt herauszutreiben. Erſt ſpät im Herbſte hob ſich der Blattſtengel und jetzt treibt die Pflanze ein herrliches Blatt an einem kräftigen Stengel, und bekommt die Pflanze ſeit mehreren Monaten kein Waſſer von oben, ſondern es wird nur der Waſſer— behälter gefüllt gehalten. N Auf der zu Neudorf bei Eutin am 5. und 6. October v. J. ſtatt— gehabten Ausſtellung land- und forſtwirthſchaftlicher, ſowie gärtneriſcher Producte hatte Director von Levetzow in Kiel eine Anzahl Pflanzen in den von ihm erfundenen Culturtöpfen ausgeſtellt. Dieſe Pflanzen ſind unter des Erfinders Leitung in ſeiner Gärtnerei zu Kiel cultivirt worden, von denen einige bereits ſeit mehreren Jahren in ihren Gefäßen ſtehen. Es waren Canna- und Coleus-Sorten, Panicum plicatum, Myrtus floribunda, Primula chinensis, diverſe Coniferen, Lantanen ꝛc., die ſich ſämmtlich in ganz ausgezeichnetem Culturzuſtande befanden und den Beweis von der Vorzüglichkeit der Töpfe, ſowie von der einſichtsvollen Behandlung lieferten. Die hier eben genannten Camna-Sorten waren erſt im Mai aus Samen gezogen worden und hatten wie auch die Coleus rieſige Dimenſionen bis Herbſt erreicht, ſo daß dieſe Pflanzen bei jedem Gärtner gerechtes Erſtaunen erregten. 6 Bei dieſer Gelegenheit möchten wir aber auch zugleich noch auf die übrigen vortrefflichen Fabrikate aus der v. Levetzow'ſchen Thonwarenfabrik in Kiel aufmerkſam machen, wie Vaſen, Urnen, Ampeln, Wandkörbe, Keim— platten und gewöhnliche Blumentöpfe von ganz vorzüglicher Güte und Schönheit. Auf der Ende April d. J. von dem Gartenbau-Verein für Hamburg, Altona und Umgegend ſtattfindenden Ausſtellung werden die dieſelbe be— ſuchenden Pflanzenfreunde Gelegenheit haben, die v. Levetzow'ſchen Culturtöpfe 106 mit darin cultivirten Pflanzen, wie ſonſtige Fabricate aus der Kieler Thon— waarenfabrik kennen zu lernen. Ueber das Blühen des Bambusrohres. In der Sitzung der „Central-Gartenbau-Geſellſchaft zu Paris“ am 12. December v. J. theilte A. Rivière feine Beobachtungen über ver- ſchiedene Bambusrohr-Arten, die er im Verſuchsgarten zu Hamma bei Algier zu machen Gelegenheit hatte, mit, die wir dem December-Hefte 1872 des Journals der genannten Geſellſchaft entnehmen. Rivière jagt, daß dieſe oft rieſigen grasartigen Gewächſe nur ſelten blühen und daß es ſehr ſchwer iſt, die verſchiedenen Arten nach in Gärten cultivirten Exemplaren zu beſtimmen. In Bezug auf die Art und Weiſe des Wachſens theilt Rivière die Bambus⸗ arten im weiteſten Sinne des Wortes in zwei Gruppen, in ſolche, deren Vegetation im Frühlinge, im April, beginnt und in ſolche, deren Vegetation erſt im Juli anfängt, um welche Zeit die jungen Schöße aus der Erde hervorkommen und zwar mit einer ſolchen Schnelligkeit, daß dieſe bis Ende September eine Höhe von 20 bis 22 Meter erreichen. Jeder Trieb hat anfänglich die Form eines mit großen Scheiden bekleideten Kegels, an deſſen Spitze mehr oder weniger deutlich die zukünftigen Blätter ſichtbar ſind. Dieſe Scheiden, womit die jungen Triebe umgeben ſind, bieten bei genauer Unterſuchung ſehr verſchiedene Kennzeichen, namentlich in Hinſicht auf ihre Größe und äußerliches Anſehen. Bei den ſtarkwüchſigen Arten haben dieſe Scheiden eine ſolche Dimenſion und haben eine ſolche Feſtigkeit, daß die Handwerker von Hamma ſehr niedliche Licht- oder Ofenſchirme daraus an— fertigen. Je nachdem ſich der Trieb verlängert, fallen die Scheiden von Knoten zu Knoten an demſelben ab. Bei einigen Arten fallen die Scheiden ſogleich ganz ab, bei anderen bleiben ſie länger mit ihrer Baſis an den Trieben ſitzen oder halten ganz gelöſt den Stengel umſchloſſen. Es ſcheint dies auch ein gutes Kennzeichen zu fein, nämlich für Bambusarten mit ab- fallenden und für ſolche mit bleibenden Scheiden. Was die Geſtalt dieſer Scheiden anlangt, ſo iſt dieſe oval-erweitert, faſt rund, ſehr groß, mit einem völligen Blatthäutchen, ohrenförmig bei dem großen Bambus, verſehen. Die verbreitetſte Art iſt die Bambusa arundinacea, häufig aber verwechſelt mit einer andern ihr nahe ſtehenden Art, der B. maxima, auch unter dem Namen B. media, intermedia und altissima bekannt. Was nun die Blüthenerzeugung der Bambusarten betrifft, jo theilt das oben gedachte Journal Folgendes aus der Monographie der e des Colonel Munro darüber mit.“) Die Schwierigkeit, Blüthen von Bambusrohr-Arten zu erhalten, ſagt Munro, iſt eine ſehr große. Der ausgezeichnete Beobachter Roxburgh *) A Monograph of the Bambusa eas, Transactions of the Linnean Society of London 1868, p. 1-157, pl. 1—6. 107 fagt, er habe nur ein einziges Mal die Bambusa Balcooa in Blüthe ge— ſehen und nur vier Blüthenexemplare in den zahlreichen und großen Herbarien, die er ſtudiert habe, gefunden. Humboldt theilt mit, daß Mutis 20 Jahre in den Gegenden botanifirt habe, wo die Bambusa Guadua meilenlange ſumpfige Waldungen bildet, ohne ein einziges blühendes Exemplar gefunden zu haben. Humboldt theilt ferner als eine intereſſante Thatſache mit, daß Bonpland dieſe Art einmal in Blüthe gefunden habe. Es giebt indeſſen einige Arten, die alljährlich blühen, wie die männliche Dendrocalamus strictus. Auch einige Arundinaria blühen alljährlich und ziehen dann ein, um im Frühjahr von Neuem auszutreiben. In Herbarien finden ſich blühende Exemplare von Bambusa arundinacea vor; dieſe Art erfordert aber eine entſetzlich lange Zeit, bis ſie zur Blüthenerzeugung gelangt. Dr. Hooker glaubt, daß dieſe Bambusart erſt ein gewiſſes Alter erreicht haben muß, ehe ſie blüht, wozu dann auch noch andere günſtige Umſtände gehören. Dieſe Anſicht wird von vielen genauen Beobachtern unterſtützt. Sir W. Sleeman ſah, daß im Jahre 1836 die großen Bambus in dem Thale von Deyrah-Dhoon, welche dieſem Thale ſeit 25 Jahren einen ſo herrlichen Character verliehen, Samen reiften und dann abſtarben. Die Pflanzen, die vor dieſer Periode gepflanzt worden waren, ſind ebenfalls abgeſtorben. Nach dem allgemeinen Glauben in dieſem Theile Indiens muß ein Mann, der zweimal Bambusrohr blühen und Samen tragen ſieht, ein Sechziger ſein. Nach Dr. Wallich blühten die Bambus, welche die wohlbekannte Waldung um die Stadt Rampore, in Rohilcund, bilden, ſämmtlich im Jahre 1824 und alle deren Triebe ſtarben nach dem Blühen ab. Ein Gleiches ſoll nach Wallich 40 Jahre zuvor ſtattgefunden haben. Im Jahre 1839, ſchreibt Spilsburg, trugen alle Bambusſtauden zwiſchen Jubbulpore und Mundlah Samen und gingen darauf zu Grunde. Aehnliche Thatſachen berichtet man von der Melanocanna bambusoides (Bambusa baccifera Roxb.), von welcher Art nach ihrem Ab— blühen ganze Waldungen abgeſtorben ſind. Dieſe Bambuſeen blühten durch— gehends vom Jahre 1863-—1866 bei Tipporah, Rungpore, Arracan und Chittagong. Alle Exemplare ſtarben nach der Fructification ſogleich ab, was für die nächſten Jahre böſe Folgen nach ſich zog, da die betreffenden Landes— diſtricte ohne Bambusrohre waren, die zu verſchiedenen Bauten unentbehr— lich ſind. | Entgegen dieſen Mittheilungen, berichtet Dr. Anderſon, Vorſteher des botaniſchen Gartens in Calcutta, daß in den Jahren 1857 und 1858 viele Bambusſtauden in der Umgegend von Calcutta geblüht und Samen getragen haben, ſagt aber nicht, daß die Pflanzen darauf abgeſtorben ſeien. Es ſcheint nur aus ſeinen Mittheilungen hervorzugehen, daß die Triebe, welche geblüht haben, abgeſtorben und an ihrer Stelle neue aus dem Boden hervorgekommen ſind. Aber während der Blüthezeit und Samenbildung fielen faſt ſämmtliche Blätter von den Stämmen ab. Die Stämme einer Bambusa gigantea, die in einem Alter von 30 Jahren zu Calcutta Samen reiften, wurden ungemein geſchwächt, blieben jedoch am Leben. 108 Ueber Loranthus und Viscum. Die Gattungen Loraatiids und Viscum gehören zur natürlichen Familie der Loranthaceen. Dieſelben beſtehen aus dicotyledoniſchen, meiſt paraſitiſch wachſenden kleinen Sträuchern mit gegliederten Aeſten, gegenüberſtehenden, fleiſchigen Blättern. Kelchröhre am Ovarium anſitzend, umgeben von Bracteen; Petalen 4 —8, Staubfäden 4— 8, den Petalen gegenüberſtehend. Ovarium einzellig. Frucht: eine fleiſchige Beere. Heimiſch in den Aequinoctial— Gegenden von Aſien und Amerika, einige wenige in Europa und Afrika vorkommend. Dieſe Familie beſteht aus etwa 30 Gattungen mit 400 Species; von den Gattungen find die bekannteſten Loranthus und Viscum. Die Gattung Loranthus beſteht aus ſich gabelförmig veräſtelnden Sträuchern, von denen die meiſten paraſitiſch wachſen, mit gegenüber oder abwechſelnd ſtehenden ganzen Blättern. Blüthen in Rispen, Aehren oder doldenartig. Die fleiſchige Beere iſt einſamig. Die Verwüſtungen, welche die dem Loranthus nahe verwandte Miftel (Viscum album) anrichtet, ſind bekannt. Dieſer ebenfalls paraſitiſch wachſende Strauch thut beſonders in Thüringen, Sachſen, Franken den Apfelbäumen großen e aber noch weit gefährlicher ſind einige Arten der Gattung Loranthus. So ſind es namentlich L. celastroides und pendulus, die nach den Mittheilungen des Directors des botaniſchen Gartens zu Melbourne, Dr. Ferdinand von Müller, daſelbſt ſehr großen Schaden anrichten. Ganz beſonders werden daſelbſt die herrlichen neuholländiſchen Gummibäume (Eucalyptus-Arten) von dieſen beiden Paraſiten ergriffen. Aber auch Akazien, Melaleuken, Caſuarinen u. dgl. bleiben nicht verſchont. Selbſt im botaniſchen Garten zu Melbourne haben ſich einige Loranthus eingeniſtet und man hat Mähe, fie wieder loszuwerden. Aber trotz der Gefährlichkeit dieſer Paraſiten bemüht man ſich ſeit lange, den L. europaeus in die Gärten zu übertragen, aber alle Verſuche haben bisher fehlgeſchlagen, bis es nun endlich den eifrigen Bemühungen des Dr. Moore, Director des botaniſchen Gartens zu Glasnevin bei Dublin, gelungen iſt, dieſe Loranthus-Art in dem genannten Garten auf Eichbäumen zum Wachſen gebracht zu haben. Ueber dieſes intereſſante Ereigniß in der Horticultur berichtet „Gar— dener's Chronicle (Nr. 4, 1873)“ ſehr ausführlich und ſtehen wir nicht an, das Hauptſächlichſte darüber hier unſeren Leſern mitzutheilen. Weder Viscum noch Loranthus find in Irland heimiſch und beide Paraſiten wachſen jetzt im botaniſchen Garten zu Glasnevin. „Bei beiden Gattungen — Loranthus und Viscum —“ heißt es in „Gardener's Chronicle,“ „ſind die Samen von einer weißen klebrigen Maſſe umgeben, wodurch ſie an den Zweigen und Aeſten der Bäume, auf denen ſie wachſen, kleben bleiben und was zu ihrer künſtlichen Fortpflanzung weſentlich beiträgt. Die reifen Samen von Viscum album hat man nur nöthig mit den Fingern an einer geſunden Stelle der Aeſte auf die Rinde derſelben zu drücken, z. B. auf die oberen Aeſte eines Apfel- oder Birn— baumes, eines Ahorn, einer Linde oder Eſche, wo ſie dann in den meiſten a BR N — 109 Fällen ankommen werden. Man muß jedoch darauf ſehen, daß man keine zu harte oder zu riſſige Theile des Aſtes wählt oder Einſchnitte in den Aſt macht, um die Samen in dieſe zu legen, wie es ſo häufig zu geſchehen pflegt. Die klebrige Maſſe mit dem Samen verhärtet ſich bald und haftet feſt an der Stelle, wo ſie aufgeſetzt worden iſt, ohne jegliche Hülfe. Nach etwa 4—6 Wochen fangen die Samen an zu ſchwellen und es erſcheinen einige Wurzelchen. Dieſe find etwas concav an der Spitze und biegen ſich, um den Gegenſtand zu finden, an dem ſie ſich feſthalten können. Die anderen Enden der Wurzelchen ſitzen noch an dem Samenkorn und bilden in dieſer Wachsthumsperiode einen Bogen oder Halbzirkel; die ſo befeſtigten Enden löſen ſich nun bald vom Samen, wachſen aufrecht und werden zu Blattfederchen. Während dieſes Prozeſſes dringt die ſaugartige Wurzel durch die Rinde des Aſtes, bis ſie das Splint erreicht, von dem ſie das Blattfederchen ernährt, während das letztere ſich verlängert. Dieſe Pflanzen ſcheinen nicht die Kraft zu beſitzen, weiter in's Holz des Baumes einzu— dringen und nur ihre Nahrung aus den Lagen zwiſchen Splint und Rinde zu ziehen. Viele Pflanzen ſenden jedoch von ihrem Entſtehungspunkte aus Aus⸗ läufer und brechen letztere in oft beträchtlicher Entfernung von der Mutter- pflanze aus der Rinde hervor und bilden eigene Pflanzen. Was nun den Loranthus europaeus, der in Oeſterreich, Ungarn und Italien heimiſch iſt, betrifft, und den Dr. Moore zum Wachſen gebracht hat, ſo muß bemerkt werden, daß Dr. Moore im Jahre 1870 ein Exemplar davon mit reifen Früchten von Dr. Fenzl in Wien erhalten hat mit dem Bemerken, daß er dieſe Pflanze wohl nicht zum Wachſen bringen würde, da ihm noch kein Beiſpiel Wat ſei, daß ſich dieſe Pflanze künſtlich habe fortpflanzen laſſen. Der Vermehrer im boten Garten zu Glasnevin, Keit, befeſtigte eine anſehnliche Anzahl von Samen auf die verſchiedenſte Art und Weiſe auf Eichbäumen, eben ſo viele hatte Dr. Moore ſelbſt und der jetzige Obergärtner des genannten Gartens, Parnell, befeſtigt. Einige Samen wurden der äußeren Rinde angeklebt, andere unmittelbar auf den Splint gebracht, jedoch keiner dieſer Verſuche gelang. Es wurde nun die weiche Knospe an einem vorjährigen Triebe ſanft gedrückt und in die Mitte dieſer theilweiſe gequetſchten Knospe das Samenkorn des Paraſiten eingeſetzt. Es gelang auf dieſe Weise zwei Samen auf der gewöhnlichen Eiche und einen auf der Quereus Cerris zum Wachſen zu bringen. Obgleich die Pflänzchen noch ſehr klein ſind, ſo iſt das Experiment doch vollkommen geglückt. Die Samen wurden im Januar und Februar 1870 aufgeſetzt, ein dünner, klebriger, gelatinartiger Ueberzug bedeckte ſie bald, der ſich verhärtete und wie ein durchſichtiger Leim ausſah. In dieſem Zuſtande verblieb der Same bis zum Frühjahr 1871, wo er abfiel und bald darauf einige kleine Blätter des Paraſiten durch die Rinde des Zweiges zum Vorſchein kamen. Dieſe Blätter vergrößerten ſich bis zum Herbſte allmählig, bis ſie dann, wie es bei der Pflanze in der Natur liegt, abfielen. Im April vorigen Jahres (1872) kamen etwa ein Dutzend Blätter des Loxanthus an den Stellen, 110 wo die abgefallenen geſeſſen hatten, zum Vorſchein, erhielten ſich den ganzen Sommer hindurch, an Größe zunehmend, und fielen im Herbſte wieder ab. Aeſte hatten ſich noch keine gebildet, doch erleidet es keinen Zweifel, daß die Pflänzchen Wurzeln gemacht haben und angewachſen ſind, und die Pflanzen freudig fortgedeihen werden. Ausläufer ſcheinen die Loranthus nach allen gemachten Erfahrungen nicht zu machen, ſondern ſie haften mit ihren Wurzeln nur an der urſprünglichen Stelle, wo ſie eingeſetzt und ein— gewachſen ſind. Was nun unſere einheimiſche, gemeine Miſtel, Viscum album L., be— trifft, ſo iſt dieſelbe ziemlich allgemein bekannt. Sie wächſt durch ganz Europa, im Orient und Sibirien auf verſchiedenen Laub- und Nadelholz— bäumen, zuweilen auch auf Obſtbäumen der Gärten. Es iſt ein kleiner, immer grüner Strauch mit grünen, glatten, knotig gegliederten, gabelförmig getheilten Aeſten. An der Spitze jedes Zweiges ſtehen zwei ſchmale, an der Spitze gerundete Blätter einander gegenüber. Ebendaſelbſt erſcheinen die unanſehnlichen Blüthen. Die Frucht iſt eine weiße, harte, klebrige Beere. Die Vermehrung geſchieht auf natürlichem Wege, hauptſächlich aber durch Vögel, auf künſtlichem durch Einklemmen der Samen in einen in die Rinde eines Baumes gemachten Spalt. Die Miſtel galt bei unſeren heidniſchen Vorfahren für eine heilige Pflanze mit wunderbaren Kräften begabt, und dieſelbe ſpielte eine große Rolle bei den myſtiſchen, gottesdienſtlichen Gebräuchen der Druiden. — In England ſteht die Miſtel noch in hohem Anſehen und dienen deren Zweige namentlich zur Weihnachtszeit zur Ausſchmückung der Zimmer, woran ſich dann noch verſchiedene Gebräuche knüpfen. Oxalis- oder Sauerklee-Arten, deren Cultur und Verwendung. Zu den vielen hübſchen, leicht zu cultivirenden und zu vielen Zwecken verwendbaren, ſelbſt nützlichen Pflanzen gehören auch eine Menge Arten der Gattung Oxalis L., von denen auffälliger Weiſe nur ſelten einige in den Gärten, mit Ausnahme von botaniſchen Gärten, cultivirt werden und eine Verwendung daſelbſt finden. Es ſind jetzt nahe an 250 Arten dieſer Gattung bekannt; dieſe ſind meiſtens perennirende Knollengewächſe mit ge— dreiten Blättern und meiſt rothen, roſafarbenen, gelben oder weißen Blüthen; einige Arten ſind einjährig, andere bilden einen kurzen fleiſchigen Stamm, noch andere ſind holzig ſtrauchartig. Sie ſind faſt über die ganze Erde verbreitet, mit Ausſchluß der Polargegenden. Die meiſten Arten kommen jedoch nur am Vorgebirge der guten Hoffnung und in Südamerika vor. In Europa heimiſche Arten giebt es nur einige, wie Oxalis corniculata L., Acetosella L. und O. stricta L. Wie ſchon bemerkt, haben die meiſten Arten Knollen fälſchlich Zwiebel) tragende Wurzeln; bei einigen ſind die Wurzeln faſerig, bei anderen ſind 111 ſie dick und fleiſchig. Die Knollen ſelbſt beſtehen aus fleiſchigen Schuppen, die bei einigen dicht aneinander liegen, bei anderen Arten abſtehend ſind. Bei mehreren Arten bilden ſich die von der ſchuppigen Knolle ausgehenden Wurzeln zu rübenartigen, wäſſrigen Knollen aus, die im Zuſtande der Ruhe der Pflanzen gänzlich abſterben und nur die ſchuppenartige Knolle zurück— laſſen, wie z. B. bei O. tetraphylla, esculenta, Lasiandra u. a., die dann zur Fortpflanzung dient. Andere Arten bilden einen fleiſchigen Stamm, an dem die Blätter und Blüthen alternirend, nicht doldenartig, mehr an der Spitze ſich befinden. Dieſe Stämme ſind meiſtentheils einfach, zuweilen auch veräſtelt. Was die Cultur der Arten im Allgemeinen betrifft, ſo iſt dieſelbe, namentlich bei den capiſchen Arten, eine ſehr einfache. Dieſe Pflanzen lieben einen ſonnigen Standort und eine leichte, ſandige Erde, aus Laub-, Haideerde und Sand beſtehend. Man verſehe die Töpfe mit einer guten Unterlage von Scherben zum freien Abzug des Waſſers. In der Wachsthums— periode halte man die Pflanzen luftig und mäßig feucht, am Beſten dicht unter oder nahe den Fenſtern in einem Kalthauſe. Haben die Pflanzen abgeblüht, ſo ſterben allmählig auch die Blätter ab und iſt dies erfolgt, ſo ſtelle man die Töpfe an einen trockenen Ort des Hauſes, wo ſie überwintern. Bei denjenigen Arten, die einen fleiſchigen Stamm bilden, ſehe man darauf, daß ſie nicht durch Feuchtigkeit während des Winters leiden, wovon die Stämme ſehr leicht angegangen werden. Im Monat Februar nimmt man nun die Oxalis wieder vor, entfernt von den Knollen alle alten Wurzeln, wie die junge Brut von erſteren und pflanzt ſie zu mehreren in verhältniß— mäßig große Töpfe, ſtellt ſie an's Licht und ſobald fie anfangen zu treiben, giebt man ihnen Waſſer, was bei zunehmendem Wachsthum immer reichlicher gegeben wird. Die amerikaniſchen Arten pflanzt man im Frühlinge in's freie Land, woſelbſt ſie faſt mit jeder Erdart vorlieb nehmen, aber einen lockeren feuchteren Boden jedem anderen vorziehen. Im Herbſte, ſobald der erſte Froſt das Kraut getödtet hat, gräbt man die Knollen aus, thut ſie in leere Gefäße, läßt ſie bis Ende December oder Anfangs Januar darin ſtehen und entfernt dann die fleiſchigen, rübenartigen, oft angefaulten Wurzeln von den Knollen, löſt zugleich die junge Brut von den Mutterknollen und läßt dieſe beiden Theile bis zur Zeit des Auspflanzens trocken und froſtfrei liegen. f Im Nachſtehenden wollen wir nun auf eine Anzahl von Arten auf— merkſam machen, die ſich zur Cultur empfehlen, und deren Cultur angeben, wenn dieſe von der allgemeinen Cultur abweichen ſollte, wie die beſonderen Eigenſchaften und Verwendungsarten hervorheben. Oxalis Acetosella L. Es iſt dieſe Art der gemeine Sauerklee, der im mittleren und nördlichen Europa in ſchattigen Wäldern wild wächſt. Die Blumen ſind weiß und die ganze Pflanze ſauer; aus ihr wird in Gegenden, wo ſie ſehr häufig iſt, das bekannte Sauerklee-Salz bereitet. Eine andere europäiſche Art iſt die O. stricta, die überall an Hecken 112 und im Ackerlande vorkommt. Der Stengel iſt aufrecht, beblättert; die Blätter ſind dreizählig. Blüthen gelb. O. alba Hort. Batav. Dieſe Art ſteht der O. hipartita nahe. Sie wurde vor vielen Jahre von Dr. Neill, einem großen Pflanzenfreunde in Edinburgh, cultivirt, bei dem ſie auch mit rein weißen Blumen blühte. Obgleich ſie auch von Holland aus in den Handel kam, ſcheint ſie doch jetzt aus den Sammlungen verſchwunden zu ſein. O. Bowiei Lodd. Von allen Sauerklee-Arten iſt unbedingt für Fenſter— cultur dieſe am geeignetſten, da ihre hübſchen, großen, rothen Blüthen zu dem ſchönen Grün der Blätter einen angenehmen Gegenſatz bilden. Am geeignetſten iſt die Art für das Fenſter im Spätſommer und Herbſte, und im Warmhauſe blüht ſie faſt den ganzen Winter hindurch. Nach dem Verblühen ſpärlich begoſſen, im Sommer in einem Kalthauſe trocken auf- bewahrt und ſobald die Knollen wieder zu treiben beginnen, verpflanzt man ſie in eine Erdmiſchung von Haideerde und ſandigem Lehm und ſtellt die Töpfe wieder mehr an's Licht und gießt nach Bedürfniß. O. caprina iſt eine Art mit gefüllten Blumen, dieſelbe wurde im vorigen Jahre vom botaniſchen Garten zu Berlin in einer der Verſammlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues ausgeſtellt. Bisher gab es noch keine Oxalis mit gefüllten Blüthen. Dieſelbe ſtammt aus Südafrika. — Zwiſchen den freudig-grünen Blättern kommen die gelben Blüthen, zwar einzeln ſtehend, aber ziemlich reichlich hervor. Es iſt eine hübſche empfehlens— werthe Pflanze für Topfcultur. Auch O. cernua ſoll auf Madeira, wo dieſelbe verwildert vorkommt, auch häufig gefüllte Blüthen bringen. O. carnosa Mol. (magellanica Forst.). Von der Magelhaenſtraße, Chile. Dieſe Art hat ſehr fleiſchige Blätter und gelbe Blüthen und treibt einen fleiſchigen Stengel. Wie ſo viele Arten, gedeiht auch dieſe während des Sommers gut im freien Lande. O. corniculata L. var. tropaeoloides mit braunrothen Blättern iſt für die Teppichgärtnerei eine gute Acquiſition, welche der bekannten Abart des Trifolium repens mit eben ſo gefärbten Blättern ungemein ähnlich ſieht und ſehr gut im Freien aushält. Sie ſoll von Loos bei Lille ſtammen und wurde anfänglich als O. tropaeoloides verbreitet. Wie die reine Art, iſt ſie ungemein wuchernd, und wo fie einmal geſtanden, iſt ſie kaum zu ver— tilgen. Wenn von Dr. K. Koch an verſchiedenen Stellen geſagt wird, daß dieſe Pflanze die Sonne nicht vertragen kann, ſo iſt dies wohl ein Irrthum, denn im Gegentheil, an ſonnigen Stellen wachſend, werden die Blätter nur um ſo dunkler gefärbt. Eine reizende Acquiſition iſt die von Oscar Liebmann im vorigen Jahre in den Handel gebrachte O. corniculata var. tropaeoloides roseo-picta, über die wir im vorigen Jahrgange S. 222 der Hamburger Gartenzeitung ausführlich berichtet haben. — O. tropaeoloides, wie die Varietät roseo- pieta treiben wie die O. corniculata lange, ſich auf der Erde hinziehende Stengel, die an ihren Knoten Wurzeln machen und ſo ſehr ſchnell ſich 113 ausbreiten und vermehren laſſen. Eben ſo iſt die Samenproduction eine große, die Samenkapſeln ſpringen bei der leiſeſten Berührung der Pflanze auf und ſchleudern die Samen weit von ſich. Ob die Varietät roseo-picta auch im Freien ausdauert, haben wir noch nicht verſucht, glauben es aber faſt. O. crassicaulis Zucc. (O. crenata D. Don, O. Aracacha G. Don). Dr. Zuccarini machte in dem Nachtrage zu der Monographie der ameri— kaniſchen Oxalis-Arten 1831 zuerſt auf dieſe nutzbare Art aufmerkſam, die er bereits 1825 beſchrieben hatte. Der botaniſche Garten zu Berlin erhielt 1828 Knollen davon direct aus Mexiko unter der Bezeichnung O. Aracacha, mit dem Bemerken, daß die Knollen, welche die Größe einer Welſchnuß er— reichen, in Mexiko wie Kartoffeln gegeſſen werden. Die Pflanze im botaniſchen Garten zu Berlin trieb zuerſt im Topfe, dann im freien Lande, außerordentlich ſtark, mindeſtens mehr als zwanzig 27 Centim. hohe Stengel von der Dicke eines Fingers, hatte aber bis zum Herbſte, wo die Pflanze wieder in einen Topf geſetzt werden mußte, noch nicht geblüht und ſtatt der Knollen nur Stolonen gebildet. In dem Topfe ſetzten ſich aber bald Knollen an von verſchiedener Größe. Der Geſchmack der Knollen iſt ähnlich dem der Kartoffeln. Das Kraut hat den angenehmen ſäuerlichen Geſchmack der übrigen Oxalis-Arten und läßt ſich als Gemüſe verſpeiſen. Im Garten angebaut, würde die Pflanze ein vortreffliches Vieh- futter geben oder zur Gewinnung von Kleeſalz verwendet werden können. Der verſtorbene Hofgärtner Held in Carlsruhe erzielte im Jahre 1833 von einer Pflanze dieſer Oxalis über 100 Knollen, die meiſten von der Größe einer Haſelnuß. Das ſtark wuchernde Kraut wurde mehrere Male geſchnitten und wie Sauerampfer verſpeiſt. Anbau-Verſuche, welche früher in England mit dieſer Art gemacht worden ſind, ergaben ein ſehr günſtiges Reſultat, aber trotzdem ſcheint die Pflanze nirgends angebaut zu werden. In der Allgem. Gartenztg. von Otto und Dietrich, 17. Jahrg. S. 352, heißt es, aus den Verhandlungen der Society of Arts in London entnommen: daß ein Baron de Saurcé dieſe Oxalis-Art auf einer Fläche von 2½ Acre im ſüdlichen Frankreich angebaut habe. Die Pflanzen gaben eine Ernte von 10 Tonnen Gewicht, welche 3 Tonnen Mehl lieferten. Die Stengel der Pflanze kann man zweimal im Jahre abſchneiden und können als Salat oder Spinat gegeſſen werden; ſie gaben 90 Gallonen einer ſtarken Säure, welche, mit drei Theilen Waſſer gemiſcht, ſich gut trinken läßt. Läßt man die Säure gähren und zu einem gleichen Grade von Säure, wie Weineſſig gelangen, ſo übertrifft ſie dieſen, wenn man ſie zur Erhaltung von Fleiſch anwendet, da ſie daſſelbe nicht hart und übelſchmeckend macht. Das Oxalis-Mehl iſt beſſer, als das Kartoffelmehl, Mais oder Buchweizen. O. discolor Kl. Die Zwiebel, aus ſehr kleinen eiförmig -zugeſpitzten Zwiebelchen zuſammengeſetzt, entwickelt an ihrer Baſis wie O. esculenta, eine weiße, halb durchſichtige, ſpindelförmige Rübe. Die Blätter dreizählig. Die Blättchen ſitzend, verkehrt herzförmig, ſchmutzig olivenfarbig, auf der unteren Fläche violettblutroth. Schaft ebenfalls mehr oder weniger geröthet. Blumenkrone glockenförmig, dunkelroſa in lila übergehend. Hamburger Garten⸗ und Blumenzeitung. Band XXIX. 114 O. divergens Benth. Wurde zu Anfang der dreißiger Jahre durch Graham von Mexiko in England eingeführt. Sie hält in einem froſtfreien Kaſten aus, muß aber vor Näſſe geſchützt werden und gedeiht während des Sommers, wie alle amerikaniſchen Arten von ähnlichem Habitus, am beſten im freien Londe. Die Blüthenſtengel tragen 3 —5 weiße Blüthen. O. Ehrenbergii Schlech. Iſt eine der hübſcheſten Arten. Sie gehört zu den ſtengelloſen, zwiebelwurzeligen, gelbblumigen. Die ſchönen grünen Blätter ſtehen auf langen kahlen Stielen; die Blumenſtiele ſind doppelt ſo lang als die Blätter und tragen oben eine Dolde von 12 —20 Blumen. — Für die Sommermonate im freien Lande ausgepflanzt, iſt ſie eine Zierde des Blumengartens. O. elegans H. B. et Kth. Es iſt dies eine ziemlich harte Art. Die- ſelbe iſt in den Anden von Loxa in Columbien an der Grenze von Peru heimiſch, wo ſie in einer Höhe von 2300 Meter über dem Meere wächſt. Sie wurde zuerſt von Humboldt entdeckt und ſpäter von W. Lobb an Veitch und Söhne in London geſendet. Die Pflanze blüht während des ganzen Sommers und Herbſtes und iſt eine ſchätzbare Acquiſition für unſere Blumenbeete. Die Pflanze iſt ſtengellos und hat knollige Wurzeln, aus welchen die Blätter und Blüthenſchafte entſpringen. Die Blätter ſind lang geſtielt, dreizählig. Der Schaft iſt ſehr lang und trägt an der Spitze 6 — 9 dolden— artig geſtellte purpurrothe Blumen. Es werden 2 Formen dieſer Art beſchrieben, bei der erſten ſind die Blumen größer und heller, und die Blüthen unterhalb purpurroth, bei der andern ſind die Blüthen kleiner, aber dunkler, und die Blättchen unterhalb hellgrün. Es iſt eine ſehr empfehlenswerthe Pflanze zur Bepflanzung von Blumen⸗ beeten. O. esculenta Otto & Dietr. (O. tetraphylla Lk. et Otto). Zwei Arten von Sauerklee mit eßbaren Wurzeln werden vielfach in den Gärten cultivirt, aber auch häufig verwechſelt, es find dies die O. esculenta Otto & Dietr. (tetraphylla Lk. u. Otto) und die O. tetraphylla Cav. Beide ſtammen aus Mexico und haben die vierzähligen Blätter mit einander gemein, ſonſt ſind ſie in der Wurzelbildung, in der Geſtalt der Blättchen, als auch in der Farbe und Größe der Blumen von einander verſchieden. Bei O. esculenta iſt der Wurzelſtock eine eirunde Zwiebel, dieſe beſteht aus eirunden, gleich— hohen, mit ſeidenartigen gelblichen Haaren beſetzten Schuppen; die junge Zwiebelbrut ſitzt rings um die Mutterzwiebel in einem dichten Kopf bei⸗ ſammen. Unter dieſen bilden ſich mehrere rübenförmige ſehr große Wurzeln von eirunder Geſtalt, die in eine fadenförmige lange Spitze endigen. Die Blätter ſind vierzählig, lang geſtielt, an 3— 12 Zoll langen, ſtielrunden, ziemlich langhaarigen Blattſtielen, nach unten zu oft geröthet. Der Blüthen- ſchaft jo hoch und höher als die Blätter, aufrecht, an der Spitze eine ein- fache Dolde geſtielter, purpurrother Blüthen tragend. Dieſe Art behauptet vor der ihr naheſtehenden O0. tetraphylla den Vorzug hinſichtlich ihres ſchönen Laubes, ihrer herrlichen großen rothen 115 Blumen und langen Dauer, während die O. tetraphylla ihre kleinen lila— farbigen Blumen nur einige Monate des Sommers entwickelt. Erſtere macht auch größere Wurzeln in bedeutenderer Quantität als letztere. Zu Einfaſſungen iſt dieſe Art eine ſehr zu empfehlende Pflanze. Ebenſo kann man ſie zur Bepflanzung von ganzen Beeten verwenden, wo ſie, wenn in Blüthe, einen herrlichen Anblick gewährt. Mitte Mai in die Erde ge— legt, treiben die Blätter bald hervor, denen dann die Blüthen folgen und unausgeſetzt Monate lang fortblühen. Um größere Strauchparthien und Rabatten liefert dieſe Oxalis prächtige Einfaſſungen. Mit Eintritt des Froſtes werden die Pflanzen ausgehoben und nachdem man die fleiſchigen Wurzeln entfernt, froſtfrei und trocken aufbewahrt. Dieſe fleiſchigen Wurzeln oder Rüben ſind von gutem Geſchmack und jedenfalls mehreren Waſſerrüben oder Erdäpfeln (Helianthus tuberosus) vorzuziehen, aber dennoch haben ſie ſich in den Haushalt keinen Eingang verſchafft. O. floribunda Lehm. Es iſt dies eine dankbar blühende Art aus Braſilien, ſie blüht faſt das ganze Jahr hindurch und iſt ſehr zu empfehlen. Die Blüthen ſind lebhaft roſenroth. Sie gedeiht am beſten in Lauberde mit Sand und im Winter in einer Temperatur von 5—8 — 10“ R. nahe am Fenſter. Nach dem Verblühen iſt ſie ſpärlich zu begießen. Im Sommer kann man ſie in ein offenes Kalthaus ſtellen und ſelbſt im Freien auspflanzen, wo ſie zu einer großen Ueppigkeit gelangt. Im Herbſte beim Aufnehmen der Pflanzen findet man häufig eine Anzahl kurzer Schüſſe rund um den Wurzelhalz der Pflanze dicht am Boden, dieſe müſſen abgenommen und in ſandige Erde geſteckt, wie Stecklinge behandelt werden, ſo daß man für's nächſte Jahr eine reichliche Vermehrung bekommt. Das Vaterland dieſer ſehr empfehlenswerthen Art iſt Braſilien. O. lasiopetala Zucc. Eine von Buenos-Ayres und Montevideo ein— geführte Art mit ſchönen rothen Blumen. Sie gedeiht am beſten in einem Gewächshauſe und iſt eine empfehlenswerthe Pflanze. Dieſer Art ſteht die O. Martiana Zucc. (O. urbica St. Hil., O. bi- puuctata Grah.) aus der Argentiner Republik und von Südbraſilien ſehr nahe. Die Blumen ſind roth. O. lasiandra Grah. Es iſt dies eine ſehr hübſche Art aus Mexiko. Dieſelbe eignet ſich ganz vorzüglich zu Einfaſſungen größerer Beete, ſie wuchert in freier Erde ungemein und erſcheinen die ſchön roth gefärbten Blumen faſt gleichzeitig mit den erſten, tief eingeſchnittenen 7slappigen Blättern. Die Blüthezeit währt den ganzen Sommer bis zum Eintritt der Herbſtfröſte. Sie erzeugt eine Menge rübenartiger Wurzeln, größer noch als die der O. esculenta, welche wahrſcheinlich eben fo wie jene genießbar fein dürften. Die Vermehrung geſchieht durch die an dem Halſe der rüben— artigen Wurzeln ſich bildenden zwiebelartigen Knospen. Auch für Teppich⸗ beete dürfte ſich dieſe Art ſehr eignen. O. lilacina Kl. Dieſe treibt eine einfache Zwiebel, an deren Baſis bilden ſich während der Blüthezeit ein bis zwei ſpindelförmige weiße, halb— durchſichtige zolllange Rüben. Blätter und Blüthenſchaft büſchelförmig auf 8* 116 dem Gipfel der Zwiebel. Erſtere dreizählig. Blüthen glockenförmig, lila⸗ farben, unterhalb der Mitte weißlich und grün geſtreift. O. megallorrhiza Jacg. ſtammt aus Peru und iſt eine längſt bekannte Pflanze, deren fleiſchige Wurzeln in letzter Zeit als Rhatany-Wurzeln nach England gekommen ſind. Es iſt eine mehr botaniſch als gärtneriſch inter— eſſante Pflanze mit dicker (2 Centim. und mehr im Durchmeſſer), fleiſchiger und mehrköpfiger Wurzel. Die Köpfe erheben ſich allmählig zu einem kurzen Stengel, aus deſſen oberem Ende langgeſtielte und gedreite Blätter, ſowie lange Blüthenſtiele, mit einem doldentraubigen, aber veräſteltem Blüthenſtand endigend, zu gleicher Zeit hervorkommen. Die Blüthen ſind hellgelb und außerhalb etwas geröthet. Es dürfte dieſe Art ſynonym ſein mit der in einigen Gegenden vorkommenden O. arborea. O. Ottonis Klotzsch. Eine prunkloſe aber äußerſt niedliche Species, die von E. Otto von der Inſel Cuba an den botanischen Garten zu Berlin im Jahre 1839 eingeſandt worden iſt. Der unterirdiſche Stamm bildet eine kuglige Zwiebel. Die Blätter, welche nebſt den Blüthen unmittelbar und am Gipfel der Zwiebel hervortreten, ſind dreizählig. Blattſtiel 7 Centim. lang. Blüthenſchaft einblumig, 11 Gentim. lang. Die Blumen goldgelb, glänzend, äußerſt niedlich. — Dieſe Art blüht erſt gegen Herbſt und zwar ungemein dankbar. Die Pflanzen treiben in der Regel erſt im Juni aus, erhalten ſich bis Anfang Januar und ziehen dann ein. Ob ſie ſich zur Cultur im freien Lande eignet, haben wir noch nicht erproben können. Als Topfpflanze iſt ſie aber ſehr zu empfehlen. Wir haben dieſe niedliche Pflanze vielfach an Pflanzen: freunde abgegeben, fürchten aber dennoch, daß ſie aus den Gärten ver— ſchwunden iſt, obgleich wir viele Knöllchen davon im bot. Garten zu Ham⸗ burg zurückgelaſſen haben. O. Biottae Colla. Stammt vermuthlich vom Vorgebirge der guten Hoffnung. Es iſt ein niedliches Pflänzchen für das kalte Gewächshaus, welches während der Monate Juli und Auguſt reichlich blüht. Die zarten grünen Blätter und die großen lachsfarbigen Blüthen gewähren einen freund- lichen Anblick. — O. rosea Jacq. Es iſt dies eine ſeit beinahe 50 Jahren bekannte und ſehr beliebte, zierliche Gartenpflanze. Dieſelbe iſt nur einjährig, iſt aber für Rabatten, zu Einfaſſuugen und in Töpfen eine ſehr zu empfehlende Art. Man ſäet den Samen frühzeitig in Töpfe, ſtellt dieſe auf ein warmes Beet und pflanzt die Pflänzchen, wenn fie ſtark genug find, Ende Mai mit dem Ballen aus oder zu mehreren in einen Topfe. — In den letzten Jahren hat man einige hübſche Varietäten aus Samen gezogen, ſo z. B. die O. rosea delicata wit lachsrothen Blüthen, die ſich nach dem Rande zu etwas dunkler färben. Cultur und Verwendung wie bei O. rosea. — Häufig geht auch O. rosea unter der Benennung O. floribunda in den Gärten, die aber nicht mit 0. floribunda Lehm. zu verwechſeln iſt. O. rubrocincta Lindl. Aus der Erde der von Hartweg von Guatemala eingeſandten Pflanzen ging dieſe niedliche Art hervor. Die Blätter ſind ſehr ſaftig, zerbrechlich gleich Cryſtall und mit einem ziemlich breiten purpurrothen * Rande eingefaßt, in welchem ſich eine Reihe dunkler rothe Punkte befinden, wie auch die Untenſeite der Blätter mit ſolchen Punkten gezeichnet iſt. Die Blumen ſind gelb. — Die Pflanze läßt ſich leicht im kalten Gewächshauſe cultiviren. O. tetraphylla Cav. Ueber dieſe Art haben wir bereits unter O0. es- culenta geſprochen, mit der ſie oft verwechſelt wird, jedoch weſentlich von ihr verſchieden iſt. Die Blüthen ſind lilafarben. — Ihre Verwendung iſt wie bei O. esculenta, jedoch letztere, wie ſchon angegeben, vorzuziehen. O. tricolor Jacq. Es iſt dieſe Art eine mit der hübſcheſten und kommt mit verſchiedenfarbigen Blüthen vor, wie z. B. gelb und rothgcrandet, außen weiß, oder weiß, im Grunde gelb, außen weiß und roth gerandet. Die kleinen zwiebelartigen Knollen treiben frühzeitig aus und läßt ſich die Pflanze auch leicht treiben, ſo daß man ſie ſchon im Februar oder früher in Blüthe haben kann. — So ſahen wir in der Verſammlung des Garten— bau⸗Vereines in Hamburg am 4. Februar d. J. zwei Töpfe voll von dieſer Art in ſchönſter Blüthenfülle. O. tuberosa trägt eßbare Knollen, die in ihrem Vaterlande Chile, Oka genannt werden und auf dem Markte von La Paz billiger verkauft werden als die eßbaren Kartoffeln. Dieſe Knollen läßt man in ſtehendem Waſſer maceriren und nennt die gewonnene Maſſe Caia. Außerdem fertigt man aus den Oka⸗-Knollen auch noch eine ſüße Maſſe, welche den Namen Cagui dulce führt, an. Zu dieſem Zwecke werden die Oka-Knollen in wollene Säcke gethan und mit dieſen flach an der Sonne ausgebreitet. So geht alle innewohnende Säure verloren und die Oka-Knollen erhalten damit einen angenehmen Geſchmack. Läßt man ſie auf dieſe Weiſe mehrere Monate liegen, ſo werden ſie ſchließlich weich und ſo ſüß wie Feigen. (Wochenſch.) O. Valdiviensis Barn. iſt eine durch den Reiſenden Pearce aus Val— divien eingeführte Art mit faſriger Wurzel. Aus dem Winkel der 3zähligen Blätter kommen die langen Blüthenſtiele hervor und theilen ſich zunächſt gabelförmig, um dann zahlreiche und woblriechende Blüthen von gelber Farbe zu tragen. Da die Pflanze gedrungen wächſt, ſo eignet ſie ſich auch zu Einfaſſungen, aber auch auf Blumenbeeten umſomehr, als die Blüthen eine lange Zeit dauern. — O. versicolor. Jacg. Bereits im Jahre 1771 wurde dieſe hübſche capiſche Art in England eingeführt. Es iſt nur eine kleine Pflanze mit einer zwiebelartigen ſchuppigen Wurzel. Die Blätter ſind dreizählig, mit linien⸗keilförmigen Blättern. Die langen Blumenſtiele ſtehen einzeln in den Achſeln der Blätter. Die Blumenkrone iſt roſenroth-weiß, mit an der Baſis gelben, oben ſcharlachroth gerandeten Kronenblättern. — Dieſe Art blüht ſehr früh und iſt faſt eine der erſten Frühlingsblumen in den Kalt— häuſern, dabei ſehr zierlich und niedlich. — Das Kraut ſtirbt zeitig ab, die knolligen Wurzeln werden während des Sommers trocken gehalten, im October aufs Neue verpflanzt, wo ſie bald wieder in Vegetation treten. Wenn wir in Vorſtehendem ſchon eine große Anzahl der bekannteſten und empfehlenswertheſten Arten aufgeführt haben, ſo giebt es doch noch eine 118 jo bedeutende Menge, von denen vielleicht manche gleiche Anſprüche auf Schönheit machen können, wie die genannten, jedoch alle namhaft zu machen, würde bei der großen Zahl von Arten zu weit führen. Von den vielen Arten eignen ſich, wie ſchon bei den einzelnen Arten an= gegeben, mehrere zu Einfaſſungen, wie auch zu Teppichbeeten, namentlich ſind dies die O. esculenta, tetraphylla, Lasiandra, vespertilionis, quadri- folia, Martiana, discolor, lilacina u. v. a. Zu Blumenbeeten eignen ſich beſonders die ſtrauchigen Arten O. carnosa und floribunda. Zwei äußerſt zierliche Oxalis-Arten find O. sensitiva L. und O. den- droides Kth., welche nach de Candolle zur Gattung Biophytum gebracht worden ſind. Wir cultivirten beide Arten im botaniſchen Garten zu Hamburg bis zu unſerem Abgange von demſelben. Es ſind beide Arten zwei kleine zierliche Pflanzen mit mimosa⸗- artigen, ſenſitiven Blättern. Im 16. Jahrg. der Hamburg. Gartenztg. S. 433 haben wir eine ausführliche Beſchreibung beider Arten gegeben, worauf wir zu verweiſen uns erlauben. Biophytum sensitivum DC. (O. sensitiva L.) hat gelbe, inwendig roth gezeichnete Blumen. B. dendroides DC. (O. dendroides Kth.) hat hellviolette (mehr roſa) Blumen. Das Vaterland iſt Oſtindien, doch hat man ſie auch im ganzen tropiſchen Aſien gefunden. B. sensitivum iſt einjährig, während die andere Art einen mehr holzigen kleinen Stamm macht und mehrjährig zu ſein ſcheint. Außer allen dieſen genannten Arten cultivirten wir im botaniſchen Garten noch: O. asinina Jacd., Blumen gelb; O. Deppei Lodd., Mexiko, Blumen roth, Cultur wie O. Bowiei, auch gut zu Einfaſſungen; 0. filicaulis, Cap der guten Hoffnung, Blumen violett, im Grunde gelb; O. fibellifolia Jacd., Blumen gelb, Cap der guten Hoffnung; O. incarnata Jacq., Blumen röthlich-weiß; O. leporina Jacq., Blumen weiß, dunkelroth gerandet; O. Mirbelii Denh., Südamerika, Blumen gelb; O. polyphylla Jacq., Cap, Blumen roſenroth; O. rubella Jacq. (hirta Jacq.), Cap, Blumen purpur, im Grunde gelb; O. speciosa Jacq., Cap, Blumen purpur⸗röthlich, im Grunde gelb; O. variabilis Jacq., Cap, Blumen röthlich-weiß u. m. a. Ganz abweichend von den genannten Arten ſind die beiden nach— benannten, die wir hier als Gegenſtücke zu denſelben anführen. Dieſelben gehören zu einer ganz anderen Abtheilung dieſer großen, artenreichen Gattung, indem ſie einen holzigen Stamm bilden und mehr zu den Sträuchern ge— hören. Es ſind: O. fruticosa Raddi. Dieſe Art weicht von den vielen anderen durch ihren Habitus ſehr ab. Es iſt eine ſonderbare Erſcheinung im Pflanzen- reiche, daß gewiſſe Organe bei einigen Pflanzen ſo zu verändern fähig ſind, daß ſie den Dienſt eines anderen verrichten, wenn dieſe durch irgend eine Urſache zerſtört oder unausgebildet ſind. So iſt es z. B. bei den Cacteen und anderen ſucculenten Pflanzen der Fall, die keine Blätter haben, und wo die mehr ausgedehnte Fläche des Stammes den Dienſt des Ein- und Aus⸗ athmens verſieht. Bei dieſer Oxalis-Art iſt es ein ähnlicher Fall. Die Pflanze gehört ihrer ganzen Organiſation nach zu dieſer Gattung, nur daß 119 fie einen baumartigen Stamm hat und dadurch im Habitus von allen übrigen abweicht. Auch anſtatt der zierlichen dreizähligen Blätter der meiſten Arten hat ſie breite lanzettförmige Blätter mit parallelen Nerven gleich den Grasblättern und nur bei einzelnen dieſer Blätter zeigt ſich mitunter an der Spitze ein wirkliches dreizähliges Blatt, woraus ſich ergiebt, daß jene lanzettförmigen Blätter nur erweiterte Blattſtiele find, die die Stelle der eigentlichen Blätter vertreten. | Dieſe Art wächſt in der Gegend von Rio Janeiro. Aehnliche Arten ſollen in Braſilien vorkommen. Die Blumen ſtehen büſchelig in den Achſeln der Blätter, ſind gelb mit rothen Bracteen. — Die Cultur iſt von der der knolligen Arten ganz verſchieden. Sie verlangt ein feuchtes Warm— haus und ihre Vermehrung geſchieht durch Stecklinge. — O. polymorpha Mart. Dieſe Art ſtammt aus Braſilien, bedarf daher des Warmhauſes und blüht im März und April mit gelben Blumen. Es iſt eine ſtrauchige Pflanze, die ſich leicht durch Stecklinge vermehren läßt. Auf Taf. 3748 des botaniſchen Magazins iſt dieſe Pflanze als O. Barrelieri Jacq. abgebildet. Letztere iſt ſynonym mit O. cytisoides Zucc. und O. ca- janifolia St. Hil. Für Melouen⸗Liebhaber. Der Frühling naht heran; die ganze Natur wird bald wie neu belebt ſein, Alles wird wieder grünen und blühen zu ſeiner Zeit und in uns Gärtner zumal, zieht auch neuer Muth und fröhlichere Lebensluſt ein. Zwar gehen wir unſer ganzes Leben lang mit der Natur um und ſollen aus der Schöpfung den Schöpfer zu unſerem Innern ſprechen laſſen, denn das Wachſen, Blühen, Fruchttragen und Abſterben unſerer Pflanzen iſt es nicht lehrreich, wenn man es verſtehen lernt? Allein, um dieſe Jahreszeit werden wir wieder von Neuem daran erinnert und gleichſam aufgefordert, Gottes Herrlichkeiten und Schönheiten in der Natur nicht nur zu hegen und zu pflegen, ſondern mit unſeren Händen weiter zu wirken und zu ſchaffen etwas Gutes; ja, Alles noch mehr zu verſchönen und zu verherrlichen. Wir ſind nicht blos auf unſere heimiſchen Gewächſe angewieſen, ſondern die gärtneriſche Kunſt hat es ſchon ſeit vielen, vielen Jahren dahin gebracht, daß wir ſogar ausländiſche Bäume, Sträucher, Blumen, Früchte ꝛc. haben bei uns erziehen gelernt, und ſoll nun von den letzten hier die Rede ſein, nämlich von den Melonen. Eine der beſten Melonen iſt unſtreitig die, welche die Gebrüder Dippe in Quedlinburg in ihrem Samen⸗Verzeichniſſe unter dem Namen „Nutmeg“ aufgeführt haben und 25 Korn zu einem Preiſe von nur einem Silber- groſchen feil bieten. Ich habe dieſelbe im verfloſſenen Sommer in Miſtbeeten cultivirt und geſehen, daß ſie ſehr reichtragend und ſchmackhaft iſt, weshalb ſie mit Recht empfohlen und allgemein cultivirt zu werden verdient. Sie gehört zu dem Geſchlechte der Cantalupen. Die Frucht iſt oval geformt, 120 von mittlerer Größe und bis zur Zeit der Reife ganz glatt; dann nimmt ſie eine gelbliche Farbe an, welche Färbung ja auch ſchon die baldige Reife andeutet, die Schaale wird etwas rauher, ſpringt aber nicht auf. Sie hat ein ziemlich würziges, gelblich, nach innen zu mehr röthliches, ganz angenehm aromatiſch riechendes Fleiſch und ſchmeckt ſowohl roh, mit oder ohne Zucker, als auch eingemacht, ganz delikat. Einer weiteren Erörterung obigen Gegenſtandes dürfte gewiß manchen Leſern ſehr angenehm ſein, und werde ich daher einige Andeutungen, namentlich in Betreff ihrer Cultur folgen laſſen. — Die Melonen ſind urſprünglich in wärmeren Ländern Braſilien, Aſien, ꝛc. zu Hauſe, und laſſen ſich hier bei uns nur in Miſtbeeten erziehen; ausnahmsweiſe in ſehr günſtigen, warmen Sommern auch im Freien. Aus Erfahrung wiſſen wir, daß die Melonenzucht im freien Lande wohl gar ſelten zu einem günſtigen Reſultate führt, wenn man ſich auch noch ſo viel Mühe damit giebt und ihnen alle nöthige Pflege zu Theil werden läßt. Als ich noch vor mehreren Jahren in Divitz als Lehrling, unter der Aufſicht und weiſen Leitung meines tüchtigen Lehrherrn, J. Ganſchow, war, pflanzten wir auf einem großen, erwärmenden Laubhaufen, nachdem wir vorher in entſprechender Menge Erde, beſtehend aus zwei Theilen Laub- und ein Theil Compoſterde auf den Haufen geſchafft hatten, Melonen, es waren die ſogenannten griechiſchen Königs-Rieſennetz-Zucker⸗ und die kleinen frühen Netz-Melonen. Anfangs April wurden die Kerne in Töpſe gelegt und in einen warmen Miſtbeet— kaſten geſtellt. Nachdem nun dieſelben aufgegangen waren, wurden die Spitzen bei der dritten und vierten Blattentwicklung ausgeſchnitten, damit ſich Seitentriebe bilden konnten. Bald darauf wurden die Pflanzen aus ihren Saamentöpfen behutſam mit möglichſt geſchontem Ballen herausgeſchoben und in eigens dazu angefertigte, ſehr weitläufig geflochtene Weidenkörbchen verpflanzt. Hierin konnten ſie ſich bis zur zweiten Hälfte des Mai gehörig anwurzeln und wurden nun mit ſammt den Körben an ihren Beſtimmungs— ort transportirt und eingepflanzt. Ungeſtört wuchſen ſie, da auch die Witterung gerade ſehr günſtig war, zu unſerer Freude ruhig weiter, daß natürlich das Begießen, wenn die Erde ausgetrocknet war, nicht unterblieb, braucht wohl kaum erwähnt zu werden. Die Blüthezeit kam heran und durch dieſe wurde auch das Anſehen mehrerer Früchte bewirkt. Leider rückte ſchon ſoeben der Herbſt heran und brachte, wie er es ja gewöhnlich zu thun pflegt, kein gutes Wetter mit. In unſerer Erwartung wurden wir alſo wieder ebenfalls getäuſcht, wie in den vorigen Jahren, und war es uns mithin nicht vergönnt, genießbare Früchte im freien Lande zu erziehen. Ob ſchließlich Herr Ganſchow in Divitz in den darauf folgenden Jahren wiederum Verſuche angeſtellt hat, laſſe ich dahin geſtellt ſein; zu erwarten ſteht es immerhin, denn ſein eifriges Streben und ſeine Bemühungen um ſo etwas laſſen ihm nicht eher Ruhe, als bis er ſeinen Wunſch erfüllt ſieht. Wollte, daß von Allen ein Gleiches geſprochen werden könnte! Wir haben alſo ſoeben geſehen, daß die Melononzucht im freien Lande nicht viel Erfreuliches bietet, anders jedoch iſt es mit der Treiberei in Miſtbeeten; obwohl dieſelbe im Allgemeinen von der Anzucht der Gurken 121 in warmen Käſten wenig abweichend ift, jo verlangt erſtere jedoch unter allen Umſtänden mehr Aufmerkſamkeit als letztere. Zu dieſem Behufe legt man im März drei- bis vierjährige Melonenkerne, da die ein- und zwei— jährigen nicht ſo gut ſind in Töpfe, ſtellt ſie in einen warmen Kaſten und hält ſie bis zu ihrem Aufgehen womöglich noch mit einer Glasſcheibe bedeckt. Sobald ſie aufgegangen, entfernt man die Glasſcheibe und werden, wenn die Samenblätter völlig ausgebildet ſind, einzeln in Töpfe verſetzt. Während dieſer Zeit muß man aber auch ſchon ein neues Miſtbeet wieder angelegt haben, und möchte ich noch dabei ermahnen, wenn nämlich Erde in daſſelbe hineingebracht, oder wenn vielmehr der Kaſten für die Pflanzung zubereitet wird, die Erde in der Mitte etwas zu erhöhen. Dieſe Methode iſt gegen das Faulen der Pflanzen ſehr zu empfehlen, obgleich ſtets nur an den Seiten des Beetes — wenn es überhaupt erforderlich iſt, gegoſſen werden muß, oder richtiger geſagt: obgleich man ſtets mit dem Gießen in entſprechendem Abſtande entfernt bleiben muß von den Pflanzen, ſo kann dadurch das Waſſer noch um ſo weniger nach der Mitte gelangen alſo mithin auch nicht ſo leicht Stammfäulniß bei denſelben verurſachen, die nöthige Nahrung fügen die Wurzeln den Pflanzen ſchon zu. Ein tägliches Beſpritzen gegen Abend iſt für das Wachsthum der Pflanzen ſehr zweckmäßig, es unterbleibt jedoch während der Blüthezeit und auch nachher gänzlich; ausgenommen wenn die Pflanzen mit der rothen Spinne behaftet ſind, welche in manchen Jahren, wenn ſie zu ſehr auftritt, die ganze Ernte ruinirt. Alsdann werden ſie mit lauem Waſſer, worunter eine Quantität Eſſig in nicht zu ſtarker Conſiſtenz gegoſſen wird, beſpritzt, mitunter hilfts, manchmal aber auch nicht und ein beſſeres Mittel habe ich bis jetzt auch noch nicht ausfindig machen können. Bei der dritten und vierten Blattentwickelung werden die Pflanzen bis auf zwei Augen geſtutzt, dieſe Operation wird am beſten an ſonnenhellen Tagen vorgenommen und ſtreut man ſogleich nach derſelben auf die Schnittfläche ein wenig feingeſchabte Kreide, wodurch das Abbluten gehemmt wird; ſie dient lediglich zur Bildung von Seitenranken. Von dieſen ſchneidet man ſpäter die ſchwächeren bis auf vier Ranken aus, ſtutzt dieſelben bis über dem vierten Blatte ein und lüftet bei zunehmender Wärme bis zum Eintritt der Blüthezeit täglich. Während derſelben lüftet man ſehr ſtark und nimmt in der Regel bei ſchöner lauer Luft die Fenſter am Tage ab und legt ſie, ſobald es gegen Abend kühler wird wieder auf. Wenn auch dieſes Abnehmen der Fenſter etwas mehr Mühe verurſacht, ſo belohnt es dieſelbe ja auch wieder, bei nur wenigen Fenſtern verſpürt man es nicht ſo, wer aber Melonen im Großen anbaut, wie es in der wohlbekannten Kunſtgärtnerei von Ferdinand Jühlke Nachfolger in Erfurt geſchieht, woſelbſt wir bei meiner dortigen Anweſenheit im Geſchäfte als Gehülfe nicht weniger als zweihundert Pflanzen unter hundert Fenſtern cultivirten. Ebengenannte Herren führen in ihrem diesjährigen Preisverzeichniſſe acht und vierzig Sorten auf, es kämen alſo mithin unter zwei Fenſter, wenn dieſelbe Fenſterzahl beibehalten wird, durchſchnittlich eine Sorte. Die Pflanzen ſind ſomit wenigſtens am Tage, gänzlich der freien Luft ausgeſetzt, welches ihnen zur Bildung des Fruchtanſatzes ſehr zu Statten kommt, denn die alte Regel: 122 daß bei allen kürbisartigen Gewächſen, mehr Kühle wie Wärme erforderlich iſt, um den Fruchtanſatz zu verſtärken, kann hier in Anwendung gebracht werden, welche ſich auch bewährt zeigt. An jeder Ranke läßt man von den größeren Sorten, wie die zuerſt empfohlene nur eine Frucht, von kleineren zwei bis drei Früchte. Haben dieſelben die Größe eines gewöhnlichen Hühner— eies erreicht, ſo werden die Ranken wiederum bis auf zwei Augen über der Frucht eingeſtutzt und ebenfalls die Schnittfläche wieder beſtreut. Später legt man unter die Melonen Glasſcheiben, Ziegelſteine oder auch kleine Bretter, um ſie in aller Vorſicht vor dem Faulen zu ſchützen. Sollten ſich unter den Ranken unfruchtbare befinden, ſo können dieſelben behutſam aus— geſchnitten werden. Das Begießen der Pflanzen geſchieht je nach Erforderniß, bei anhaltender ſehr warmer Luft läßt man die Erde gerne gehörig aus— trocknen, wenn auch die Pflanzen welk werden ſollten, dann aber muß tüchtig gegoſſen werden und verfährt alsdann damit auf die vorhin angegebene Weiſe; nur hüte man ſich Waſſer auf die Früchte kommen zu laſſen, weil ſie darnach Borſten erhalten und an Geſchmack verlieren würden. Die Reife der Melonen erkennt man am Geruche als auch die Schaale am Stiele hin etwas aufſpringt; ſie bleiben, bevor ſie verſpeiſt werden noch einige Tage liegen um nachzureifen, wonach ſie noch an Geſchmack gewinnen. In Hinſicht der Benutzung der Frucht, die bei Jung und Alt gleich beliebt iſt, verdient dieſelbe vorzügliche Berückſichtigung und Beachtung, nicht allein, daß ſie blos für den Gaumen eines Gourmands exiſtire, ſondern man ſchreibt ihr auch mediziniſche Kräfte zu, denn ſie ſollen ärztlicher Ausſage gemäß ſogar in verſchiedenen Krankheiten wirkſam fein, wie bei Nieren- und Entzündungs- Krankheiten, als auch bei Verbrennungen ꝛc. Wenn wir alſo Alles dies zuſammenfaſſen, den Nutzen mit dem Koſten— aufwand und der Mühe vergleichend, ſo müſſen wir geſtehen, daß die Melonen noch lange nicht in dem Maße angebaut werden, wie ſie es meiner Anſicht nach verdienten. Wir beſchränken uns auf das Nöthigſte, würden uns freuen, wenn wir bei einigen der geehrten Leſer die Luſt geweckt hätten, künftighin ihr Augen— merk mehr auf die Melonenzucht lenken zu wollen, als dies bisher geſchehen iſt und erſuchen ſie alsdann freundlichſt, ihre Erfahrungen, namentlich wenn dieſelben ſich auf die Freiland-Cultur beziehen, weil doch gewiß ſehr Vielen keine Treibbeete zu Gebote ſtehen, gefälligſt mitzutheilen, denn wir glauben annehmen zu können, daß nicht nur der Herausgeber dieſer Zeitung dieſelben mit allem Danke aufnehmen wird, ſondern, daß ſie auch von Vielen mit Vergnügen werden geleſen werden, damit auch wir endlich mal ein erwünſchtes Ziel erreichen mögen. A. Siebert, Vorwerck bei Laſſan, N.-V.⸗Pommern. 123 Die Einwirkung der ſchwefligen Säure auf die Pflanzen. Unter dieſer Ueberſchrift enthält das 5. Heft des XV. Bandes der Landwirthſchaftlichen Verſuchsſtation von Dr. Julius Schröder eine ſehr beachtenswerthe Arbeit, die wir allen denen, welche ſich für dieſen Gegen— ſtand intereſſiren, empfehlen möchten. | Als Reſultat der von Dr. Schröder angeſtellten Verſuche hat ſich folgendes ergeben. 1. Aus einer Luft, welche ſchweflige Säure enthält, wird dieſes Gas von den Blattorganen der Laub- und Nadelhölzer aufgenommen; es wird zum größeren Theile hieraus fixirt und dringt zum geringeren Theile in die Achſen (Holz, Rinde und Blattſtiele) ein, ſei es nun nach vorhergegangener Umwandlung in Schwefelſäure, oder ſei es, daß dieſe Oxpdation erſt ſpäter eintritt. 2. Die Aufnahme der ſchwefligen Säure konnte bei Laub- und Nadel- holz nachgewieſen werden, wenn die betreffenden Zweige in einer Luft ver— weilten, welche nicht mehr als 1,5% % ihres Volumens an ſchwefliger Säure enthielt. 3. Unter ſonſt gleichen äußeren Verhältniſſen nimmt die gleiche Blatt— fläche eines Nadelholzes weniger ſchweflige Säure aus der Luft auf, als ein Laubholz. | 4. Die von der gleichen Blattoberfläche abſorbirten Mengen ſchwefliger Säure gaben für ſich bei verſchiedenen Pflanzen noch kein Maß für die Schädigung, welche die Pflanzen bei längerer Entwickelung des Gaſes er— leiden. Es muß hier die ſpecielle Organiſation der Pflanzen mit in Betracht gezogen werden. 5. Die ſchweflige Säure wird von den Blättern nicht durch die Spalt— öffnungen, ſondern gleichmäßig von der ganzen Blattfläche aufgenommen. Ein Laubblatt nimmt mit feiner ſpaltöffnungsloſen Oberſeite unter ſonſt gleichen Verhältniſſen, ebenſo viel ſchweflige Säure auf, wie mit der von Spaltöffnungen beſetzten Unterſeite. 6. Dieſelbe Menge ſchwefliger Säure, welche von der Unterſeite eines Laubblattes abſorbirt wird, desorganiſirt das ganze Blatt in höherem Grade, als wenn die gleiche Aufnahme durch die obere Fläche ſtattfindet. 7. Die größere Schädigung eines Laubblattes durch Abſorption der ſchwefligen Säure von der Unterfläche her erklärt ſich dadurch, daß dieſe Fläche vorherrſchend diejenige iſt, durch welche die Transpiration ſtattfindet, und daß die ſchweflige Säure auf die Waſſerverdunſtuug einen beſonders nachtheiligen Einfluß übt. f 8. Als Urſache des nachtheiligen Einfluſſes, den die in Hütten- und Steinkohlenrauch enthaltene ſchweflige Säure auf die Pflanzen ausübt, kann (wenigſtens zum Theil) die Benachtheiligung der Transpiration an⸗ geſehen werden. f 9. Pflanzen, welche von ſchwefliger Säure getroffen werden, verlieren die Fähigkeit, normal zu transpiriren. In Folge deſſen werden geringere Waſſermengen durch den ganzen Organismus geleitet, aber Folgen einer 124 geſtörten Waſſercirculation müſſen ſich geltend machen, und zuletzt geht die Pflanze ihrem Untergange entgegen. 10. Größere Mengen ſchwefliger Säure bewirken ſtärkere, geringere Mengen geringere Störungen der Waſſerverdunſtung. 11. Bei Gegenwart von Licht bei hoher Temperatur und trockner Luft wird aus der Luft mehr ſchweflige Säure aufgenommen und tritt eine ſtärkere Benachtheiligung der Verdunſtung ein, als im Dunkel bei niederer Temperatur und feuchter Luft. 12. Nach 11 ſteht daher zu vermuthen, daß der Hütten- und Stein⸗ kohlenrauch zur Nachtzeit den Pflanzen weniger ſchaden wird, als während des Tages. 13. Ein Nadelholz wird bei gleicher Menge ſchwefliger Säure noch nicht ſichtbar in ſeiner Transpiration herabgeſetzt, wo ſich eine deutliche Ein— wirkung bei einem Laubholze bereits zeigt. Dem entſpricht die unter gleichen Verhältniſſen geringere Abſorption der ſchwefligen Säure, welche ein Nadel- holz gegenüber einem Laubholz zeigt. 14. Die größere Empfindlichkeit der Nadelhölzer in den Rauchgegenden läßt ſich weder durch eine größere Fähigkeit der Nadeln, die ſchweflige Säure zu abſorbiren, noch durch eine ſtärkere Schädigung in der Transpira⸗ tion erklären. Es kommt hier höchſtwahrſcheinlich die längere Dauer der Nadeln in Betracht, wobei die ſchädlichen Einwirkungen eine längere Zeit hindurch ſich ſummiren können, während bei den Laubhölzern die Belaubung des einen Jahres nur indirekt von der im vorhergegangenen Jahre ſtatt— gehabten Schädigung beeinflußt wird. — Gartenbau-Vereine. Kiel. Der Gartenbau-Verein für die Herzogthümer Schleswig-Holſtein wird in den Tagen des 25.—27. April in der Stadt Kiel eine Aus⸗ ſtellung von Erzeugniſſen des Gartenbaues veranſtalten, zu der das Pro— gramm vor längerer Zeit ausgegeben worden iſt. Daſſelbe umfaßt 84 Concurrenzen für Pflanzen und Pflanzencollectionen, 11 für Gemüſe und 2 für Früchte. Die Preiſe beſtehen in Geld und Preisdiplome. Programme ſind auf Verlangen von dem „Vorſtande des Gartenbau-Vereins für Schleswig⸗ Holſtein“ in Kiel abzufordern. Es iſt zu bedaueru, daß an denſelben Tagen des Monats April die Ausſtellung des Gartenbau-Vereines für Hamburg, Altona und Umgegend in Hamburg ſtattfindet, ſo daß manche Ausſteller ſich nur an einer dieſer Ausſtellungen betheiligen können. Hamburg. Der neu gegründete Gartenbau-Berein für Hamburg, Al⸗ tona und Umgegend hielt am 4. Februar d. J. Abends ſeine erſte monat⸗ liche Verſammlung, deren ſehr zahlreicher, Beſuch von einem regen Intereſſe 125 der Mitglieder für die Beſtrebungen des neuen Vereines zeugte. In Ver— hinderung des Vorſitzenden, Syndicus Dr. Marck, übernahm Herr H. T. Siemſſen den Vorſitz und eröffnete die Verſammlung mit einem Bericht, worin er unter Anderem die Mittheilung machte, daß die Mitgliederzahl des Vereines bereits auf 450 angewachſen ſei, daß die von dem Vereine ge— haltenen engliſchen, franzöſiſchen und deutſchen Gartenſchriften in vier (nam— haft gemachten) verſchiedenen Lokalen zur Benutzung der Mitglieder aus— gelegt ſind und daß, wie ſchon früher angezeigt, am 25.— 27. April die erſte Ausſtellung ſtattfinden werde, zu der bereits Anmeldungen eingelaufen ſeien. — Sodann hielt Dr. H. Beuthin einen ſehr intereſſanten Vortrag über die der Pflanzenwelt ſchädlichen Inſekten, worin er beſonders folgende be— ſprach: aus der Ordnung der Coleoptera (Käfer) den Maikäfer (Melonontha) und verwandte, den Saatſchnellkäfer (Agriotes segetis) ꝛc.; ferner aus der Familie der Rüſſelkäfer die Gattungen Otiorhynchus, Phyllobius, Hylobius (Fichtenrüßler), Balaninus (Nußbohrer), Anthonomus (Blüthenſtecher) und Apion; aus der Familie der Holzſchneider (Scolytidae) die Gattungen Scolytus (Stutzbohrer) und Bostrychus (Buchdrucker); aus der Familie der Borken— käfer beſonders die Gattungen der Erdflöhe (Haltica). Aus der Ordnung der Hymenoptera (Immen) wurden die Familien der Blattwespen und Holzwespen, deren Larven ſchädlich ſind, hervorgehoben, der Faltenwespen, welche Obſt benagen; aus der Ordnung der Hemiptera (Wanzen) die Schaum— cicaden x. und aus der Ordnung der Lepidoptera (Falter) die Diurna (Tagfalter), die Kohlweißlinge ꝛc., Sphinges (Schwärmer), Bombyces (Spinner), Nocturnae (Eulen), Geometrae (Spanner), ferner die Kleinſchmetterlinge, Wickler, Motten, Federmotten ꝛc. Sämmtliche Schädlinge wurden in Natura, in Sammlungen geordnet, vorgelegt, die Schmetterlinge größtentheils in allen Entwickelungsſtadien, vom Ei an, die Raupen in allen Häutungen, die Puppen mit Geſpinnſt und die Falter, außerdem von Käfern, Immen, Blattläuſen ꝛc. eine Sammlung ſogenannter biologiſcher Objecte mit Fraß— ſtücken, Holz, Rinden c. Der Vortragende knüpfte daran die Aufforderung an die Herren Gärtner zu Beobachtungen und erklärte ſich zu jeder Auskunft— ertheilung über Schädlinge bereit. Er ſprach über Vorbeugungs- und Ber- tilgungsmittel und empfahl Vögel, Maulwürfe und Spitzmäuſe, wenn letztere nicht überhand nehmen, zu ſchonen. — F. Kramer in Flottbeck hatte eine Collection von etwa 12 Orchideen ausgeſtellt, die ſämmtlich in einem Kalt— hauſe zur Blüthe gekommen waren und J. Rüppell (Firma P. Smith u. Co.) ſprach über die von ihm ausgeſtellten neuen und ſeltenen Coniferen und andere Gehölzarten. — Einige blühende Oxalis tricolor gefielen all— gemein; es iſt zu bedauern, daß dieſe liebliche Pflanze jetzt ſo wenig cul— tivirt wird. München. Die bairiſche Gartenbau-Geſellſchaft veranſtaltet zwiſchen dem 27. April und 4. Mai d. J. eine allgemeine Pflanzen- und Blumen⸗ ausſtellung in dem königl. Glaspalaſte zu München. Das bezügliche reiche und ſehr ausführliche Programm iſt im Januar ausgegeben worden und 126 enthält 62 Concurrenz-Nummern für neu eingeführte Pflanzen, ausgezeich⸗ neten Culturzuſtand, inländiſche Erzeugung neuer floriſtiſch-werthvoller Blumen⸗ Varietäten, pflanzen-geographiſche Gruppen, Sammlungen von Alpenpflanzen, desgleichen von Nutzpflanzen und deren Producte, für correcte Nomenclatur, Zierpflanzen, Gruppen und Sammlungen einzelner Zierpflanzen-Geſchlechter, abgeſchnittene Blumen, getriebene Gemüſe und Früchte, Obſtbäume und Werkzeuge. Sich für dieſe Ausſtellung Intereſſirende erhalten das Pro— gramm auf Verlangen vom 1. Vorſtand für den Ausſchuß der bairiſchen Gartenbau-Geſellſchaft, von Pfeufer in München, zugeſandt. Lyon. Im Auguſt 1872 wurde zu Lyon durch eine Anzahl Gärtner und Gartenfreunde eine Gartenbau-Geſellſchaft in der Abſicht gegründet, der Kunſt und Induſtrie einen neuen Impuls zu geben. Zu dieſem Zwecke legte ſie eine Bibliothek für Gartenliteratur und die darauf Bezug habenden Wiſſenſchaften an, abonnirte ſich auf die bedeutendſten Gartenſchriften Europas, ſie empfängt Cataloge in- und ausländiſcher Handelsgärtnereien, hält wöchent— liche Verſammlungen und Sitzungen ab und veranſtaltet Blumen- und Pflanzen-Ausſtellungen. Sie tritt in Verbindung mit allen Gartenbau- und wiſſenſchaftlichen Geſellſchaften, unterhält Correſpondenz mit in- und ausländiſchen Fachmännern und Gelehrten, die dieſes Unternehmen freundlichſt unterſtützen wollen. Die Mitglieder der Geſellſchaft finden in den Localitäten der Biblio— thek eine Liſte der Handelsgärtner des Rhöne-Departement, die Angabe ihrer Culturen, ferner Anzeigen neuer Pflanzen, ſo wie jede wünſchenswerthe Auskunft ertheilt wird. Lehrer und Gärtnerlehrlinge haben freien Zutritt zu den Verſamm— lungen und Sitzungen, ſowie zur Bibliothek. Die Lyoner Gartenbau-Geſellſchaft fordert die Gärtner und Garten— freunde aller Länder zum Beitritt auf, um zu einem gemeinſamen guten Zweck alle iſolirten Fähigkeiten und Kenntniſſe zu vereinigen. Sie rechnet hiebei auch auf die Unterſtützung deutſcher Gärtner, Gartenfreunde und Gartenbau-Geſellſchaften. Der erſte Schriftführer dieſer Geſellſchaft iſt der durch ſeine Züchtun— gen rühmlichſt bekannte Jean Sisley, Rue St. Maurice-Monplaisir in Lyon. Aufnahmsgeſuche müſſen franco an den Präſidenten der Geſellſchaft, Ernſt Faivre, Rue Gentil in Lyon, gerichtet werden. Der jährliche Bei— trag beträgt 10 Fr. — Die ausländiſchen Han delsgärtner können nach vorhergegangener Anzeige bei dem erſten Schriftführer, Jean Sisley, die Liſte ihrer Neuheiten in der Bibliothek der Geſellſchaft auflegen. Bremen. Am 9. Vereinsabend des bremer Gartenbau-Vereines hielt der Gartenkünſtler Hoppe einen ſehr belehrenden Vortrag über die Anlage und Unterhaltung von Raſen auf leichtem, mittlerem und ſchwerem Boden. Den ſchönſten Raſen, ſagte er, findet man auf den Triften der Gebirge, dort iſt er ſmaragdgrün und bildet, vom Vieh ſtets abgeweidet, einen dichten Teppich. Dürre im Boden und trockene Winde ſind ſeine 127 Hauptfeinde. Zu gutem Gedeihen bedarf der Raſen, ganz gegen die ge- wöhnliche Anſicht, daß Gras ja überall wachſe, den beſten humusreichen Boden. Ferner ging Hoppe ein auf die Präparirung des Bodens, die Auswahl der paſſenden Gräſer für die verſchiedenen Bodenarten, die Art und die Zeit des Säens, das Unterbringen des Samens, das Befeſtigen mittels der Walze, das Abmähen ꝛc., dann empfahl er Kopfdüngung durch eine Compoſition von Kuhdung und Dammerde, wies darauf hin, wie die Raſenplätze in Parkanlagen vor Beſchädigung zu ſchützen, von abgefallenem Laub zu reinigen ſeien; daß die Maulwurfhügel nicht auseinandergeworfen, ſondern entfernt werden ſollten ꝛc. Schließlich ſprach er noch von einem erſt ſeit einigen Jahren aufgetretenen Pilz, der in wenigen Tagen, z. B. in Oberſchleſien, große Weideplätze ruinirt hätte. Dieſem Uebel habe er auf kleinen Flächen mindeſtens Einhalt gethan, indem er dieſelben mit verdünnter Kuhjauche habe überrieſeln laſſen. Dresden. Vom 9. bis 15. April findet eine Ausſtellung von Pflanzen, Blumen, Früchten und Gemüſe auf der Brühl'ſchen Terraſſe von Seiten der Geſellſchaft „Flora für Botanik und Gartenbau im Königreich Sachſen“ ſtatt. Das bezügliche Programm iſt bei dem Vorſtande der Aus— ſtellungs-Commiſſion, k. Gartendirector Krauſe, zu erhalten, an den auch alle Anfragen zu richten ſind. Daphne Mazeli. Dieſe Species (?)*) iſt in Japan zu Haufe und ohne Zweifel die vor: züglichſte ihres Geſchlechts. Obwohl ſie der D. japonica ſehr nahe zu ſtehen ſcheint, ſo iſt ſie, wenn man ſie in ihren Details prüft, verſchieden, nament— lich auch hinſichtlich ihres Wuchſes. Hierin unterſcheidet ſie ſich nicht nur von D. japonica, ſondern ſie iſt darin auch keiner anderen vergleichbar. Ihre Ueppigkeit und ihre Härte ſind derart, daß ſie in allen Bodenarten, allen Lagen wächſt und daß ſie den Fröſten widerſteht. A. E. Mazel in Montſauve erhielt dieſe Daphne im Jahre 1866 aus Japan und theilt in der Revue horticole nachſtehendes Nähere über dieſelbe mit. „Das Exemplar, welches ich direct 1866 aus Japan erhielt, war ein gepfropftes. Die von demſelben erhaltenen Stecklingspflanzen zeigten ſich kräftiger und reichblühender als alle anderen Daphne-Arten, die bei mir cultivirt werden. — Dreijährige Stecklingspflanzen bilden ſtark verzweigte Büſche von 60 — 70 Cent. Höhe und mehr als 1 Meter Umfang. Die großen wohlriechenden, innen weißen und außen purpurrothen Blüthen ſtehen ) Ob dieſe Daphne nun eine Species oder eine Hybride iſt, vermögen wir nicht zu ſagen, jedenfalls iſt ſie in den deutſchen Gärten völlig unbekannt, da ſelbſt Dr. K. Koch fie nicht in ſeinem neuſten Werke (Dendrologie, 2. Theil, 1. Abtheil.) aufführt, weshalb auch wir ſie in der Aufzählung der Daphne-Arten (2. Heft, S. 80 der Gartenzeitung dieſes Jahrg.) nicht erwähnten. R D. Redact. 128 in großer Anzahl in Köpfen beiſammen, und zwar faſt in jedem Blatt⸗ winkel auf der ganzen Zweiglänge. Mit einem Worte, mir iſt keine Daphne bekannt, die ſich mit dieſer hinſichtlich der Ueppigkeit des Wuchſes und der Blüthenfülle vergleichen läßt. Die Pflanze leidet weder durch die Sonne noch Hitze und Kälte unſeres Klimas, ſie iſt vielleicht am Golf Juan noch ſchöner als zu Montſauve, wo ich ſie in voller Südlage im Freien cultivire.“ E. A. Carriere, der Redacteur en chef der Rev. hortic. bemerkt zu Obigem, wenn man erwägt, daß die Ausſagen über dieſe Daphne von einem wahren Liebhaber und Kenner geſchehen ſind, welcher prüft, ſtudirt und die Pflanzen vergleicht, weil er fie liebt, und noch mehr, weil er gar fein weiteres Intereſſe bei dieſer Frage hat, ſo wird man ſich überzeugt halten, daß, wie es im Anfange dieſes Artikels heißt, die D. Mazeli eine der vor⸗ züglichſten Zierpflanzen ſei, welche ſeit langer Zeit eingeführt wurden. Die Pflanze läßt ſich leicht durch Stecklinge wie Pfropfen vermehren. Kräftige Pflanzen dieſer D. Mazeli ſind käuflich zu haben bei dem Gärtner Leon Aurange zu Privas Depart. der Ardeche, Frankreich). Neue empfehlenswerthe Pflanzen. Ada aurantiaca Lindl. Illuſtr. hortic. Taf. 107. — Orchideae. — Dieſe ausgezeichnet ſchöne Orchidee wurde von Schlim vor mehreren Jahren in Neu⸗Granada bei Pamplona und Ocana in einer Höhe von 8,500 Fuß, über dem Meere entdeckt und eingeführt, aber trotz ihrer Schönheit findet man ſie nur ſelten in den Sammlungen cultivirt. Ihre ſehr zahlreichen, in einer Rispe beiſammenſtehenden Blüthen ſind ſcharlach-orangefarben und dauern eine lange Zeit. Odontoglossum Ruckerianum Rchb. fil. Garten-Chron. 1873, pag. 105. — Orchideae. — Eine reizende Orchidee, ob es vielleicht ein Baſtard iſt, läßt ſich noch nicht mit Beſtimmtheit ſagen. Die ziemlich großen Blumen ſind rahmweiß, die Sepalen und Petalen ſind tief violett berandet und auf der inneren Seite dieſer Organe befinden ſich einige kaſtanienbraune Flecke und gleichfarbige Linien an der Baſis der Petalen wie bei O. Ander- sonianum. Die ſchmale Lippe iſt an der Baſis gelb und hat außerdem auch braune Flecke. — Dieſe ſchöne Art blühte unlängſt in der Orchideen⸗ ſammlung von Sigismund Rücker, nach welchem berühmten Orchidologen dieſelbe auch benannt worden iſt. Bekanntlich hat S. Rücker leider ſeine berühmte Orchideenſammlung vor kurzer Zeit verkauft, derſelbe iſt jedoch ein jo großer Orchideen-Enthuſiaſt, daß er ohne Orchideen nicht leben konnte. Es iſt ihm ein Bedürfniß dieſe Pflanzen blühen, die Triebe und Wurzeln derſelben ſich entwickeln zu ſehen, die Pflanzen ſelbſt umzupflanzen und ſie zu begießen. Und ſo hat Rücker denn von Neuem ſeine leerſtehenden Gewächshäuſer wieder mit friſchen Orchideen gefüllt. 129 Catasetum ochraceum Lind. Garden. Chron. 1873, pag. 177. — Orchideae. — Eine dem Catasetum luridum Lindl. naheſtehende Art von Hartweg zu Anfang des Jahres 1840 von der Hacienda del hospicii in der Provinz Bogota entdeckt und an den Garten der Gartenbau-Geſellſchaft zu Chiswick bei London eingefandt. Später kam dieſe Art auch von Neu- Granada nach Deutſchland. Physurus nobilis Rehb. fil. Garden. Chron. 1873, pag. 177. — Orchideae — Eine niedliche Art, dem Physurus pictus ſehr ähnlich, jedoch ſich durch die gefranzte Lippe der Blüthe unterſcheidend. Die Pflanze ſtammt aus Braſilien. Physurus decorus Rchb. fil. Garden. Chron. 1873, pag. 177. — Orchideae. — Die dunkelgrünen Blätter ſind mit weißlichen Längslinien gezeichnet. Die Blüthen ſehr klein. Soll von Sumatra ſtammen. Physurus Ortgiesii Rchb. fil. Garden. Chron. 1873, pag. 177. — Orchideae. — Eine eigenthümliche Art mit dunkelgrünen Blättern, deren mittlerer Theil weißlich erſcheint. Blüthen weiß. Dieſe Art wurde von Roezl entdeckt und iſt den Orchideenfreunden zu empfehlen. Sie wächſt in den hohen Regionen von Neu-Granada. Arum speetabile Schott. Gartenfl. Taf. 742. — Aroideae. — Es iſt dies eine der Knollen tragenden Arten aus Kleinaſien, auf dem ciliciſchen Taurus von Kotſchy entdeckt; dieſelbe hält im freien Lande bei uns aus und gedeiht am beſten in einer reichen Wald- oder Humuserde. Die Blätter ſind ſpeerförmig — pfeilförmig, Blüthenſcheide zugeſpitzt, außen am Grunde grün und weiter oben grünlich-purpur, innen dagegen dunkel— purpur und nach dem Rande zu oben mehr gelbgrün und mit purpurnen Flecken gezeichnet. Pentstemon Gordoni Hook. b. glandulosus Hook. Gartenfl. Taf. 743. — Scrophularineae. — Dieſe hübſche Varietät des P. Gordoni erhielt der botaniſche Garten zu Petersburg von Roezl, der den Samen davon in der Sierra Nevada ſammelte. Schmalere Blätter, dunkler blau gefärbte und auf der Unterlippe wie im Schlunde mit purpurnen Adern geſchmückte Blumen unterſcheiden dieſe Varietät von der Hooker'ſchen Art. Angraecum sesquipedale Aub. du Pet. Th. Gartenfl. Taf. 744. — Orchideae. — Eine allen Orchideenfreunden wohlbekannte herrliche Art, und vielleicht die ſchönſte Orchidee Madagascar's. Bellis rotundifolia Boiss. et Reut. var. coerulescens Botan. Magaz. Taf. 6015. — Bellis coerulescens Coss. — Compositeae. — Dieſes blaublühende Marienblümchen ift eine der gewöhnlichſten Frühlings- blumen in verſchiedenen Theilen von Marocco, namentlich kommt dieſe Art in großer Menge vor auf den nahrhaften Feldern auf den Hügeln bei Tangier und an den Waſſerläufen in den Thälern des Großen Atlas im 31. Breitengrade in einer Höhe von 4000 bis 11,000 Fuß. In den niedriger gelegenen Landestheilen zwiſchen Tangier und dem Atlas, wie bei Mazagan, Caſa, Blanka, Mogador und am Fuße des 45 kommt dieſe Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXIX. 130 Pflanze gar nicht vor. Von Dr. Hooker und Maw in Kew-Garten ein⸗ geführt, blühte dieſe hübſche Art im vorigen Jahre ſehr reich. Ein Topf voll davon macht einen ſehr ſchönen Effect. Die Strahlenblumen haben eine zarte azurblaue Farbe. Im Jahre 1849 wurde die Pflanze von Boiſſier und Reuter zuerſt bei Oran entdeckt und beſchrieben, dann 1852 von Balanſa und 1856 von Bourgeau. — Es dürfte dieſe blaublühende Art vielleicht zur Erzeugung von Varietäten mit Vortheil ſich verwenden laſſen. Elleanthus xanthocomus Kchb. fil. Botan. Magaz. Taf. 6016. — Orchideae. — Eine hübſche gelbblühende Orchidee von Peru. Die Pflanze treibt 10—12 Zoll hohe, einfache, aufrechte ſchlanke Stengel, die von unten auf mit 5— 7 Zoll langen, lanzettförmigen, zugeſpitzten Blättern, die auf jeder Seite des Mittelnervs 10 hervortretende Nerven haben, beſetzt ſind. Der Rand zurückgebogen, dunkelgrün, die Unterfläche heller. Die Blüthenrispe gedrungen, 3 Zoll lang, vielblumig. Blüthen brillant goldgelb, ein Zoll lang. Alsomitra sarcophylla Hook. fil. Botan. Magaz. Taf. 6017. — Zanonia sarcophylla Wall. — Cucurbitaceae. — Eine ſonderbare kletternde immergrüne Pflanze. Es iſt eine Warmhauspflanze und hat merkwürdig fleiſchige ſaftgrüne Blätter, ſo daß ſie als eine ſchätzenswerthe Schling— pflanze zu empfehlen iſt, zudem hält ſie ſich lange Zeit friſch und geſund, ſelbſt ohne Waſſer und wird nie von den ſchädlichen Inſecten und Ungeziefer der Warmhäuſer befallen. Sie ſtammt aus den Wäldern in Burma und Siam, wo ſie auf trocknem und unfruchtbarem Boden längs des Irrawaddy Fluſſes wächſt, woſelbſt ſie von Dr. Wallich bereits im Jahre 1826 entdeckt worden iſt. Der botaniſche Garten zu Kew iſt ſeit 1864 im Beſitze eines Exemplars dieſer Pflanze, das im November v. J. zum erſten Male blühte. Der ſchlanke Stamm iſt ſtark veräſtelt, kletternd; die Blätter ſind dreizählig, alternirend, kurz geſtielt, dick. Blättchen 2—3 Zoll lang, elliptiſch⸗ oval, oder länglich-lanzettlich, ganzrandig, fleiſchig. — Die Blüthen in achſelſtändigen Trauben, vielblumig, gelblich-grün, diöciſch. Brachyotum confertum Naud. Botan. Magaz. Taf. 6018. — Chaetogastra conferta DC. Rhexia conferta Bonpl. — Melastomaceae. — Eine eigenthümliche und zugleich ſchöne Melastomacee. Dieſelbe wurde vom Profeſſor Jameſon in Quito eingeführt, indem dieſer Samen an Iſaac Anderſon Henry Esg. in Edinburg ſandte, bei welchem die daraus erzogenen Pflanzen im November vor. Jahres reichlich blühten, obgleich die Exemplare kaum 18 Zoll hoch waren. Humboldt entdeckte dieſe hübſche Pflanze bereits zu Anfang dieſes Jahr⸗ hunderts, führte ſie jedoch nicht lebend ein. Sie bildet einen aufrecht wachſenden, ſtark verzweigten Buſch, dicht bedeckt mit kleinen grünen Blättern. Die einzeln ſtehenden, endſtändigen Blüthen ſind etwa 1 Zoll lang, jede von zwei ſich gegenüberſtehenden, abſtehenden, blattartigen und vier ſich dach⸗ ziegelförmig deckenden, concaven, lederartigen Bracteen umgeben. Die Blumen⸗ krone iſt röhrenförmig, dunkel violett⸗purpur. 131 Zingiber Parishii J. D. Hook. Botan. Magaz. Taf. 6019. — Scitamineae. — Eine ſehr hübſche Art der großen, wenig bekannten Gattung. Dieſelbe wurde von Rev. C. Parish in Moulmein entdeckt und dem Kew— Garten eingeſandt. Wie alle Zingiber-Arten, iſt auch dieſe eine empfehlens— werthe Pflanze. Cotyledon mamillaris L. Botan. Magaz. Taf. 6020. — Co- tyledon filicaulis Eckl. & Zeyh. — Crassulaceae. — Eine Fettpflanzen— Art, die jedoch nur für Freunde dieſer Art Pflanzen oder für botaniſche Gärten Intereſſe haben dürfte. Echeveria pulverulenta Nutt. Flore des Serres etc. Taf. 1927 — 1928. — E. argentea et farinosa Hortulan. — Crassulaceae. — Es iſt dies eine der ſchönſten Echeverien, die unter den Namen argentea und farinosa in den Gärten verbreitet iſt. Die großen, roſettenartig geſtellten Blätter ſind faſt ſilberweiß mit einem rein weißen, mehlartigen Anflug überzogen, daher die Bezeichnung farinosa. Die Pflanze ſoll aus Californien ſtammen, in welcher Gegend ſie daſelbſt vorkommt, iſt jedoch unbekannt. In unſerer Aufzählung der in den Gärten vorkommenden Echeverien-Arten (S. 5 dieſes Jahrgangs der Gartenztg.) haben wir die hier in Rede ſtehende Art S. 8 beſprochen. Lilium tigrinum splendens Hort. Leichtl. Flore des Serres etc. Taf. 1931 —1932. — Liliaceae. — Eine herrliche Varietät der Tiger- lilie, die eine Höhe von 2 Meter erreicht und ſehr reich blüht; an einem Stengel befinden ſich oft bis 25 Blüthen vom brillanteſten Dunkelcarmin— roth, deren Blumenblätter ſchwarz punktirt ſind. Brodiaea eoceinea A. Gray. Flore des Serres etc. Taf. 1935. — DBrevoortia Ida-Maia A. Wood. — Liliaceae. — Eine Brodiaea mit ſcharlachfarbenen Blumen ift eine neue Erſcheinung, ſie ſtammt aus Cali— fornien und iſt eine herrliche Kalthauspflanze, die wie ähnliche andere Zwiebelgewächſe vom Vorgebirge der guten Hoffnung cultivirt wird. — Die ſcharlachfarbenen, 5 —15 am obern Ende des Blüthenſchaftes doldenartig beiſammenſtehenden, röhrenförmigen Blüthen ſind nach der Mündung zu etwas aufgetrieben und goldgelb begrenzt, während der 6lappige umgebogene Saum grün iſt. Colehieum autumnale L. var. florib. albo-plenis und pur- pureo-plenis. Flore des Serres etc. Taf. 1936. — Colchiaceae. — Faſt Jeder kennt die lieblichen, im Herbſte ohne Blätter erſcheinenden ein— fachen weißen oder roſa Blüthen der Herbſtzeitloſe. Herrlicher noch als dieſe ſind die gefüllt blühenden Varietäten, die in dem rühmlichſt bekannten Van Houtte'ſchen Gartenetabliſſement in Gent cultivirt werden und zu erhalten ſind. Pinckneya pubens Michx. Flore des Serres etc. Taf. 1937. — Cinchona caroliniana Poir. — Rubiaceae. — Dieſer hübſche kleine Strauch ſtammt aus Georgien (Vereinigte Staaten Nordamerikas) und gedeiht bei uns in einem Kalthauſe. Es iſt ein Zierſtrauch, er hat große, ſchöne 9 132 Blätter und röthlich-weiße, fein carminroth punktirte Blüthen, die wie bei der Mussaenda von großen weißen, rothberandeten Deckblättern umgeben find. Psychotria cyanococca Seem. Flore des Serres etc. Taf. 1938. — Rubiaceae. — Ein vom verſtorbenen Dr. B. Seemann in England eingeführter Strauch, der ſich weniger durch ſeine unſcheinenden Blüthen, Aber um jo mehr durch feine Trauben herrlich blauer Früchte empfiehlt. Eine ähnliche Art iſt die P. chontalensis von Nicaragua, die⸗ ſelbe iſt aber robuſter und behaarter und die Früchte ſind nicht ſo ſchön ge— färbt und nicht jo zahlreich, wie bei P. cyanococca. Beide Arten verlangen ein Warmhaus, worin ſie leicht zu ziehen und zu vermehren ſind. | Camellia jap. Carlotta Papudoff. Flore des Serres etc. Taf. 1839. — Dieſe Varietät ift italienischen Urſprunges und zeichnet ſich durch ihre regelmäßig, dachziegelförmig gebildeten, roſa und ungleich weiß mar- morirten Blumen aus. Delphinium nudicaule Torr. et Gray. Flore des Serres etc. Taf. 1949. — Ranunculaceae. Abermals ein rothblühendes Delphinium! Herrlich zur Erzeugung neuer Varietäten durch die Befruchtung mit D. for- mosum, Hendersoni x. Eingeführt wurde das D. nudicaule von W. Thompſon, der Samen davon von Californien erhielt. — Wir haben ſchon früher über dieſe ſchöne Pflanze berichtet und erwähnt, daß ſie im Freien aushalten dürfte. In Blüthe ſahen wir ſie im vorigen Jahre bei Ferd. Gloede in Eppendorf bei Hamburg, bei dem auch Pflanzen zu billigen Preiſen zu erhalten ſind. Platyloma bellum T. Mast. Garden. Chron. 1873, pag. 213. — Filices. — Ein ſehr niedlicher Farn von Californien, eingeführt von J. Veitch und Söhne. Er hat Aehnlichkeit mit P. mucronatum und P. ornithopus (Pellaea Hook.) aus demſelben Lande. Nephrolepis davallioides fureans T. Mast. Garden. Chron. 1873, pap. 213. — Filices. — Nephrolepis davallioides iſt eines der ſchönſten Warmhaus-Farn, und faſt noch ſchöner iſt die genannte Varietät. Dieſelbe wurde von J. Veitch und Söhne von den Südſee-Inſeln ein- geführt. Oneidium dasytyle Rchb. fil. Garden. Chron. 1873, pag. 253. — Orchideae. — Blüthen jo groß wie die von O. hyphaematicum, Sepalen einförmig ochergelb, Petalen bräunlich-purpur. Lippe lichtgelb, mit dunkel⸗ braunem Hals. Die Pflanze ſtammt von den Orgel-Gebirgen in Braſilien. Laelia anceps Lindl. var. Dawsoni J. Anders. Garden. Chron. 1873, pag. 254. — Orchideae. — Eine Schönheit erſten Ranges unter den Orchideen. Eine Laelia anceps mit rein weißen Blumen, deren Lippe auf der inneren Seite herrlich purpurn gefleckt und geſtreift iſt. Früher von Low, neuerdings von J. Anderſon eingeführt, der dieſe Varietät nach ſeinem Cultivateur J. Dawſon benannt hat. 133 [ Die Aroideen. VII. Die Spatiphyllum. (Fortſetzung von S. 362 des vorigen Jahrg. der Hamburger Gartenzeitung.) Dieſe ſchönen in den Sümpfen und feuchten Niederungen Braſiliens heimiſchen Pflanzen unterſcheiden ſich ſowohl durch ihre kräftige und üppige Vegetation als durch ihre lanzettförmigen, aufrechtſtehenden Blätter. Wie im Allgemeinen die meiſten Aroideen, jo ſind auch die Spatiphyllum vorzüg⸗ lich zur Decoration der Warmhäuſer geeignet, wo ſie durch ihre hellgrüne glänzende Belaubung, welche gegen die viel dunklere oder weitleuchtenden Arten der Anthurien, Caladien, Colocaſien ꝛc. angenehm abſticht, die ſchönſten Contraſte bewirken. | Cultur. Die Behandlung, welche wir für die Dieffenbachia (Nr. 1 u. 20 vorgeſchrieben haben, ſagt dieſen Pflanzen vollkommen zu, eine warme und ſeuchte Atmoſphäre während der guten Jahreszeit, tägliches Beſpritzen und häufiges Umpflanzen in nur etwas größere Töpfe find die Hauptbedin- gungen, um zu reuſſiren. Der Compoſt, den man ihnen giebt, beſtehe aus einer Miſchung von Miſtbeeterde, weißem Sand und lehmiger Gartenerde. Auf einen guten Ab— zug des Waſſers muß ſorgfältig geachtet werden, denn ſtagnirendes Waſſer iſt ihren Wurzeln ſehr nachtheilig. | Mitunter werden die Blätter von Ungeziefer, vorzüglich der rothen Spinne und dem Thrips, angegriffen, aber man befreit ſie von dieſer Plage leicht, wenn man nur rechtzeitig zum Waſchen mit Seifwaſſer feine Zuflucht nimmt. Vermehrung. Im Frühlinge mengt man Sphagmun, Sand und Haideerde, breitet ſie unter Fenſter im Warmhauſe aus. Um nun Steck— linge zu erlangen, ſchneidet man die Mutterpflanze zurück und jedes Stück des Stammes bis zu einem Knoten giebt einen Steckling, der unter Glocken geſtellt, bald Wurzeln treibt. Haben die Stecklinge einige Conſiſtenz erlangt, ſo nimmt man ſie vorſichtig heraus und ſetzt ſie in ein Beet von gehacktem Sphagnum⸗Moos und Sand, wo ſie im Verlauf von 3 Wochen ſo weit gediehen ſind, daß man ſie in kleine, mit ſandiger Haideerde gefüllte Töpfe pflanzen kann. Dann bringe man ſie bis zum völligen Anwachſen wieder unter Fenſter und gewöhne fie nach und nach an Luft, um ſchließlich die Fenſter ganz wegzunehmen und ſie nach der früher angegebenen Weiſe zu behandeln. Unter den ſchönſten Arten bemerken wir als für die Cultur empfehlens— wertheſten: Spatiphyllum lancaefolium, canaliculatum und Ortgiesii. Die letzte Art zeichnet ſich vorzüglich durch ihre großen elliptiſchen, ſehr zugeſpitz— ten Blätter aus, die bei älteren Pflanzen ſmaragdgrün, auf der Oberſeite dunkler, während die Unterſeite mit einem weißen Staube bedeckt iſt, welcher ſich bei Berührung verliert. *) Siehe Hamburger Gartenzeitung 1872, S. 11. 134 Die hier nachfolgend genannten Aroideen können mit Erfolg wie die Spatiphyllum cultivirt werden: Aglaonema — Homalonema — Gonotanthus — Massonia und die Taccineen. (L. de Maerſchalk. Journ. d'hortic. pratique.“ Neue Georginen für 1873. Chriſtian Deegen und J. Sieckmann, beide in Köſtritz, ſind in ganz Deutſchland, wie im Auslande als die erſten Georginenzüchter Deutſch— lands ſeit einer langen Reihe von Jahren rühmlichſt bekannt, ihre Erzeugniſſe erfreuen ſich nicht nur bei uns, ſondern auch in England und Frankreich des größten Beifalls, denn viele Georginen, die von den genannten Herren gezüchtet worden ſind, haben in England eine ſehr günſtige Aufnahme ge— funden und Beider Namen finden wir in den engliſchen Georginen-Verzeich— niſſen hinter den Georginennamen als Züchter aufgeführt. Von Chriſtian Deegen liegt uns das 47. Verzeichniß ſeiner neueſten und edelſten Georginen und Florblumen vor und von J. Sieckmann der 35. Jahrgang über Georginen und Gladiolen. Der Fortſchritt, der in neueſter Zeit in der Zucht neuer Georginen gemacht worden iſt, iſt ein nicht zu verkennender. In welch' einem zierlichen und dennoch ſchönen Habitus zeigen ſich uns nicht jetzt die Georginen, vereint mit edelſter Blumenform, größtem Blüthenreichthum, neuen präch— tigen und verſchiedenen Färbungen, und wie zeitig beginnt jetzt nicht die Blüthezeit der Georginen gegen früher. Wie oft hat man es früher nicht erlebt, daß, als kaum die Blüthezeit begonnen, die Pflanzen durch einen eingetretenen Nachtfroſt zerſtört wurden. Alle Schönheiten der Georginen, ihre jetzige Vollkommenheit und Mannigfaltigkeit, ſagt Ch. Deegen, haben ſich erſt langſam von Stufe zu Stufe, man kann ſagen, von innen heraus erzeugt, ſchöne edle Formen, Blüthenreichthum hat noch größeren Blüthenreichthum gebracht. Gewiſſe Vorzüge erſchienen zuerſt an einzelnen Varietäten und die Aufgabe des Züchters war, alle dieſe gewonnenen Eigenſchaften durch künſtliche Befruchtung und ähnliche Hülfsmittel naturgemäß weiter zu entwickeln. Dabei war eine ganz beſondere Sorgfalt nöthig, denn je edler die Sorten ſind, deſto geringer war in der Regel ihre Fähigkeit, Samen zu erzeugen, deſto mehr war ſie, durch Cultur zarter und empfänglicher geworden, mit den Vorzügen auch den Nachtheilen ausgeſetzt. Es war deshalb eine lange Zeit nöthig, um auf einem Punkte anzulangen, von dem aus man mit Zufriedenheit auf die *) Das Journ. d’horticulture pratique, das in Gent als Organ des Gärtner-Vereins „Jeunesse horticole“ erſcheint, erfreut ſich eines fo großen Beifalls, daß daſſelbe vom nächſten März an in größerem Format und mit Beilagen von Bildern erſcheinen wird. Wir erlauben uns auf daſſelbe alle wahren Pflanzen⸗ liebhaber aufmerkſam zu machen, empfehlen wird es ſich alsdann gewiß von ſelbſt. — | | | | | | | | 135 errungenen Reſultate blicken durfte. Nun aber kann man mit mehr Sicherheit darauf rechnen, daß aus dem gewonnenen Samen, wenn auch ſelbſtverſtändlich verhältnißmäßig nicht ſehr viele, aber dennoch edlere und ſchönere Blumen allen. f Chriſtian Deegen offerirt für dieſes Jahr fünfzig Georginen-Neuheiten, die als Muſterblumen erſten Ranges gelten ſollen; unter dieſen ſind 20 großblumige, 15 Liliputen, 8 Zwerggeorginen und 8 Topfgeorginen. Letztere 5 Neuheiten find durch reichliche und feine Verzweigungen und durch Blumenreichthum für Topfcultur vorzüglich geeignet und zu allen Decorations— zwecken in Haus und Garten verwendbar. Was J. Sieckmann in der Anzucht und Verbeſſerung neuer Georginen ſeit einer Reihe von Jahren geleiſtet hat, iſt wohl allgemein bekannt. Ihm verdanken wir mehrere höchſt bewundernswerthe Neuheiten. Ausgezeichnet find ferne immer kleiner werdenden Liliputgeorginen, ſehr geeignet für Bouquets, dann die ſo beliebt gewordene Aſterform, die ſich ſogar zum Trocknen eignet. Bemerkenswerth iſt auch die neue Perlform, die reizendſte aller Formen, und die Perleinfaſſung, welche Benennung in dem Sieckmann'ſchen Catalog öfter zum Vorſchein kommt. Erſtere unterſcheidet ſich von der ge— wöhnlichen Bienenzellform dadurch, daß die Oeffnung der Petalen noch viel feiner, als eine Bienenzelle und mehr der Höhlung einer Perle ähnlich iſt. Die Benennung „Perleneinfaſſung“ beſteht darin, daß die Spitze der Petalen mit einem andersfarbigen, völlig conſtanten Punkte verſehen ſind, was der ganzen Blume einen ungemein reizenden Anblick verleiht. Das Merkwürdigſte, was J. Sieckmann von Georginen gezüchtet hat, iſt ſeine grüne Georgine, die er „Gottes Wunder“ getauft hat und wohl erſt im nächſten Jahre in den Handel kommt. Eine naturgetreue Abbildung wird vorläufig zur gefälligen Anſicht auf Verlangen zum Preiſe von 5 Sgr. abgegeben. Eine weitere ſpecielle Beſchreibung bleibt vorbehalten, wenn die Pflanze erſt geſund und wohlbehalten durch den Winter gekommen iſt, und wenn J. Sieckmann ſich überzeugt hat, ob ſie auch in dieſem Jahre ihre Conſtanz bewährt. Zahlreiche Gärtner und Blumenfreunde werden gewiß den Wunſch hegen, dieſes Gottes-Wunder möglichſt bald zu ſehen, und glaubte der Züchter dieſem Wunſche nicht beſſer entſprechen zu können, als wenn er ein Exemplar davon da zur Anſchauung bringt, wo in dieſem Jahre Hundert— tauſende von Schauluſtigen zuſammenkommen, nämlich bei der Welt-Au3- ſtellung in Wien, wo ſie bereits angemeldet iſt. Literatur. In der 548. Verſammlung des Vereins zur Beförderung des Garten— baues in Berlin wurde beſchloſſen, daß die „Wochenſchrift des Vereins für Gärtnerei und Pflanzenkunde“, redigirt von Profeſſor Dr. K. Koch, mit 136 ult. 1872 als ſolche zu erſcheinen aufhören, an deren Stelle aber eine „Monatsſchrift“ treten ſolle, deren Redaction von dem Vereine wiederum dem bisherigen Generalſecretair Profeſſor Koch übertragen worden iſt; aber zu gleicher Zeit wird noch eine Redactions-Commiſſion von zwei Vereinsmitgliedern unter Vorſitz des Vorſtands-Directors beſtehen, deren Befugniß iſt, haupt⸗ ſächlich dafür Sorge zu tragen, daß die für die verſchiedenen Mitglieder des Vereins durchaus nothwendige Mannigfaltigkeit in der Zuſammenſetzung der Monatsſchrift gewahrt werde. Der Verein zur Beförderung des Garten- baues beſteht aus 2/ Nicht⸗Gärtner und nur / Gärtner. Auch die An⸗ ſprüche der Erſteren ſind zu berückſichtigen. Das 1. Heft ſollte in der zweiten Hälfte des Januar d. J. erſcheinen und an die Mitglieder des Vereins geſandt werden. (Zwei Hefte ſind bereits erſchienen.) Die Wochenſchrift wurde im Jahre 1858 vom Profeſſor K. Koch und dem vor einigen Jahren verſtorbenen Hofgärtner G. Fintelmann auf der Pfaueninſel gegründet. Nach des Letzterem Tode beſchloß der Verein, die von ihm bisher herausgegebenen Verhandlungen aufzugeben und die Wochen⸗ ſchrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde zu ſeinem Organ zu machen. Als ſolches iſt ſie bis ultimo 1872 13 Jahre lang geblieben. Landwirthſchaftliche Feldpredigten vom „Angler Feldprediger“ der „Flensburger Norddeutſchen Zeitung“. Heft 1. Flensburg, Expedition der Flensb. Nordd. Ztg. — Seit dem Jahre 1869 enthielt die „Flens⸗ burger Norddeutſche Zeitung“ eine Reihe von Artikeln, in welchen ihr ſo— genannter „Angler Feldprediger“ auf an ihn gerichtete Fragen den Landwirthen und Freunden der Landwirthſchaft und Gärtnerei Belehrungen und Rath ertheilte, Raihſchläge, die ſich einer ſo allgemeinen Anerkennung erfreuten, daß ſich auf geäußerten Wunſch die Redaction der Flensburger Nordd. Ztg. entſchloſſen hat, die in der genannten Zeitung zerſtreuten Aufſätze in einem Werkchen zuſammenzuſtellen, um den Arbeiten des „Angler Feldprediger“ einen mehr bleibenden Werth zu verſchaffen. Dieſe ſehr belehrenden Rathſchläge auf dem Gebiete der praktiſchen Land- und Hauswirthſchaft erſcheinen vorläufig in 12 monatlichen Heften im Duodezformat zum Preiſe von 3 Sgr. das Heft. Wir erlauben uns, auf dieſes Werkchen die geehrten Leſer der Hamburg. Gartenztg. aufmerkſam zu machen, da der Inhalt deſſelben ſehr mannigfaltig und in jeder Be- ziehung belehrend iſt. Das 1. Heft von 96 Seiten enthält 30 Belehrungen der verſchiedenſten Art, wie z. B.: 1. Ankauf künſtlichen Düngers. — 5. Düngung der Kartoffelfelder. — 8. Schutz der Obſtbaumrinden gegen Nagethiere. — 18. Die Kieferraupe. — 28. Aufbewahrung der Georginen- knollen u. dgl. m. Um den Leſern eine Idee von der Einrichtung des Buches zu geben, laſſen wir hier eine der 30 Anfragen und deren Beantwortung folgen. 8. Schutz der Obſtbaumrinden gegen Nagethiere. Herr Angler Feldprediger! Im letzten Jahre haben mir die Haſen, und ich glaube fast, auch die Mäuſe, in meinem neu angelegten Garten großen Schaden verurſacht, indem 137 fie die Rinde der jungen Bäume ganz abgenagt. Da wir ſchon wieder dem Winter entgegengehen und Sie nach allen Seiten Rath ſpenden, ſo geben Sie auch mir ein Mittel an, das hier Hülfe ſchafft. T. Hochachtungsvoll Ru Herr P. in T. Der Mittelchen giebt es ſehr viele, wenn ſie auch eben nicht alle ächt ſind. Ich weiß nun aber eins, was aus Amerika herübergekommen, welches auch wie die Amerikaner ganz praktiſch iſt. Nehmen Sie einfach ſo viel abgerahmte Milch, als Sie eben für die Zahl ihrer Bäume bedürfen, und ſetzen Sie dann dieſer ſo viel Ofenruß zu, bis die Mixtur die Dicke eines gewöhnlichen Anſtrichs hat. Vermittelſt einer Bürſte beſtreichen Sie nun Ihre Bäumchen hiermit zwei bis drei Fuß hoch. Nicht wahr, ein leicht herzuſtellendes Mittel! Es hilft aber ſicher und Sie brauchen auch die Sache in jedem Winter nur einmal auszuführen. Der Angler Feldprediger. Der Gartenfreund. Mittheilungen aus allen Fächern des Gartenbaues, herausgegeben von der k. k. Gartenbau-Geſellſchaft in Wien. Seit dem Jahre 1868 erſchien dieſe Gartenſchrift vierteljährlich, jedoch vom Januar d. J. an erſcheint dieſelbe als Monatsblatt und bleibt wie bisher das Vereins-Organ der genannten Geſellſchaft. E. D—n. Feuilleton. Schattendecken. Welches ſind die beſten Schattendecken? Es iſt dies eine Frage, die ſehr, ſehr häufig von Gärtnern gethan wird und in der That auch ſehr ſchwer zu beantworten iſt, denn der Eine hält dieſes, der Andere jenes Material und jene Vorrichtung zur Beſchattung der Gewächs— häuſer und Miſtbeete am beſten. Der Eine hält Rohrdecken, der Andere Leinwand, der Dritte Lattenwerk für das Beſte. — Es liegen uns drei Muſter von Schattendecken aus der Fabrik von Carl Heß in Coburg vor, die wohl im Großen erprobt zu werden verdienen. Es ſind dies Schatten— decken aus Holzdraht, Rohrbaſt oder Binſen gefertigt. Zur Herſtellung dieſer Decken, die auf dieſelbe Weiſe wie die der Rohr- und Strohmatten geſchieht, ſind bei den genannten nur mit Kupfervitriol getränkte Bindfäden verarbeitet, damit dieſelben nicht faulen oder ſtocken können. Das Geflecht iſt der Art, daß es allen Pflanzen genügend Schatten gewährt, es iſt weder zu dicht noch zu weit. Der [Meter aus Halzdraht koſtet 10 Sgr., aus Rohrbaſt 10 Sgr. und aus Binſen 7 Sgr. Den Decken aus Holzdraht und Rohr- baſt möchten wir den Vorzug vor denen aus Binſen geben. E. O—o. 4 Springende Bohnen. In der Sitzung am 13. Januar des natur⸗ wiſſenſchaftlichen Vereins in Bremen machte Profeſſor Buchenau intereſſante 138 Mittheilungen über die „ſpringenden Bohnen“, welche 1871 auf der Herbft- ausſtellung des bremer Gartenbauvereins in Bremen beſondere Aufmerkſam— keit erregt haben (Hamburg. Gartenztg. 1871, S. 543). Dieſe Bohnen ſind Samenkörner, ſtammen aus Mexiko und wurden von Milter in Bremen importirt. Im Innern der Bohne befindet ſich eine Made, welche dadurch, daß ſie ihren ringförmigen Körper zuſammenzieht und ihn plötzlich wieder ausbreitet, die Bewegung der Bohne hervorbringt. Die Bewegungen der Maden waren ſehr lebhaft, eine derſelben hat eine Bohne pom e eines Tellers auf den Rand deſſelben zu ſchleudern vermocht. Diejenigen Bohnen, welche in dem Gewächshauſe von Melchers ſich befanden, wurden im April 1872, nach Verlauf von mehreren Monaten, nicht mehr hin und herbewegt, die Made hatte ſich verpuppt und vom Monat Mai dis Juli kamen mehrere Schmetterlinge aus. (B. C.) [ Pleionema Gaudichaudiana iſt eine der ſchönſten Melas- tomaceen, die bereits ſeit 15 Jahren im Muſeum zu Paris cultivirt wird und auch ſehr oft unter dem Namen Rhexia petiolaris in den Gärten geht. Dieſe Art bietet, wie Houllet in der Rev. hortic. jagt, den immenſen Vortheil, daß ſie im Gegenſatz zu vielen Pflanzen dieſer Familie, üppig wächſt, ſich ſehr gut verzweigt, verhältnißmäßig hart und von leichter Cultur iſt. Ihre mit langen weißlichen Haaren bedeckten Zweige tragen lange, regel— mäßig herzförmige Blätter, welche auf allen Theilen behaart und dadurch, vorzüglich an den Rändern und auf der unteren völlig filzigen Seite, ſilberweiß ſind. Ihre Blüthen ſind groß, ſchön violett roſa und erſcheinen im Juli und Auguſt. Man cultivirt die Rhexia petiolaris im temperirten Haufe in leichter Miſtbeeterde, der man etwas Haideerde beigiebt. Die Vermehrung geſchieht durch Stecklinge, die man in Haideerde ſteckt und mit Glocken be— deckt. Sie bilden dann ſehr leicht Wurzeln. Maclura trieuspidata ſoll ſich nach Carrière (Rev. hortie.) ganz vorzüglich zur Anlage undurchdringlicher Hecken eignen. Dieſelbe iſt der M. aurantiaca (die bei uns in Norddeutſchland nicht im Freien aushält) vor⸗ zuziehen, da ſie ſich von unten auf ſtark verzweigt und die einzelnen Theile mit ſehr ſcharfen ſtarken Dornen beſetzt find. In Paris hat die M. tri- cuspidata eine Kälte von 16“ R. ertragen. — Die Vermehrung iſt leicht durch Stecklinge von halbreifem Holze, wie durch Wurzelſtöcke. Blut⸗Birke. In der Gartenbau⸗Ausſtellung zu Orleans (Frankreich) hat M. André (nach der Rev. hortie.) eine purpurblättrige Birke geſehen. Dieſelbe iſt durch ein Naturſpiel entſtanden, wurde auf die gewöhnliche Birke (Betula alba) gepfrspft und blieb, wie die Blutbuche conſtant. Auch von Anderen wird dieſe Nachricht beſtätigt. Es wäre dies eine herrliche Ac⸗ quiſition! Blühende Stachelginſter oder Heckenſame (Ulex europaeus L.) hat man, wie bremer Blätter melden, Ende Januar d. J. ſowohl am Südrande des Stoteler Waldes, wo dieſer kleine, höchſtens 86 Centim. hohe Strauch viel— leicht wild oder durch künſtliche Ausſaat cultivirt vorkommt, als auch an — — — | | mittel zu warten, was die Natur, die überall nach Ausgleichung ſtrebt, in 139 den Abhängen von St. Magnus, wo er ſich in Gärten findet, beobachtet. Aus dem Amte Hagen ſind mehrere blühende Exemplare derſelben Pflanze dem naturwiſſenſchaftlichen Verein zu Bremen eingeſandt worden. — Der Stachelginſter hat in feinen Blüthenverhältniſſen Eigenthümlichkeiten, wie ſie wohl ſchwerlich bei einer anderen europäiſchen Pflanze wieder vorkommen dürften. In England blüht er an den warmen Südküſten im Januar und Februar regelmäßig, bei uns im April und Mai. Einſender fand im Och tober vorigen Jahres noch Exemplare mit den üppigſten Blüthen und reifen Früchten. Im Stoteler Walde bildet er an der bezeichneten Stelle eine Art dichte Hecke, welche mit ihren mächtigen Dornen Reſpect einflößt und offenbar angelegt iſt, um unliebſame Eindringlinge abzuhalten. Eigenthümlich erſcheint es auch, daß der Heckenſame nirgends tief in den Wald eindringt, ſondern alsbald da aufhört, wo die Bäume in dichteren Beſtänden bei— ſammenſtehen. Nach genauen Erkundigungen, welche Profeſſor Buchenau vor meh— reren Jahren bei dem früheren Förſter des Stoteler Waldes, Becker, welcher ſpäter als Förſter des Thiergartens nach Lüneburg verſetzt wurde, eingezogen hat, iſt der Stachelginſter ſchon vor langen Jahren unter der Bezeichnung Genista spinosa (dem forſtlichen Namen der Pflanze) von auswärts bezogen. An und für ſich hat übrigens das Vorkommen an der bezeichneten Stelle durchaus nichts Auffallendes, da er an verſchiedenen Localitäten des nord— weſtlichen Deutſchlands vereinzelt auftritt. So ſtand noch vor vier Jahren in der Nähe von Vegeſack, nämlich dicht bei der Klugkiſt'ſchen Reepſchlägerei, ein vier Fuß hohes Exemplar von characteriſtiſchem Wuchſe und vorzüglicher Entwickelung, iſt aber leider dort durch den Beſitzer des Angers, deſſen Mitte er einnahm, der vordringenden Cultur zum Opfer gefallen. Auch auf der Heide zwiſchen Scharmbeck und Buſchhauſen wird der Stachelginſter in vielen, meiſtens kleineren Exemplaren, beobachtet. — Die Plage der Feldmäuſe beſchäftigt augenblicklich viele Leute, denn der Schaden, den dieſelben auf Feldern und in Gärten anrichten, iſt ein ſehr bedeutender, aber dennoch hat man noch nicht vernommen, daß irgend wo, wo ſie hauſen, ernſthafte Verſuche gemacht werden, das Ungeziefer zu unterdrücken. An mancherlei guten Rathſchlägen zu ſeiner Vertilgung oder wenigſtens Verminderung hat es ab und zu nicht gefehlt. Man ſcheint, was freilich am Ende auch die Hauptſache bleibt, auf irgend ein Radical⸗ Anwendung bringt, indeß iſt kaum anzunehmen, daß in dem bisherigen Ver— lauf des Winters ein ſolches bereits gelegen hat. Man erblickt weit und breit auf den Ackerflächen nicht allein noch unzählige Mäuſelöcher, ſondern auch deren Inwohner ſelbſt. Schon ein Spaziergang durch den Bürgerpark vermag davon zu überzeugen. Bald gewahrt man hier, bald dort ein Mäuslein vorüberhuſchen und trotz Winterkälte und Sturm ſehen ſie ins— gemein ganz wohlgenährt aus. An anderen Orten hat man zu Zeiten auf die Vertilgung von Feld— mäuſen und anderen Geziefers Preiſe geſetzt und auf dieſe Weiſe ergiebige 140 Jagden in's Leben gerufen. In ſolchem Falle pflegte man die Zahl des erlegten Wildes ordnungsmäßig zu buchen und die Reſultate waren manch- mal wirklich erſtaunlicher Art. So fing man in Zabern in der Rhein⸗ pfalz im Jahre 1822 binnen 14 Tagen 1 Mill. 570,000, im Landrath3- amte Nidda 590,326 und im Landrathsamte Lutzbach (beide Aemter liegen in Heſſen) 271,941 Stück Mäuſe. Auf einem größeren Gute bei Breslau wurden einmal in 7 Tagen 200,000 Stück gefangen und im im Sommer 1861 in der Gegend von Alsheim in Rheinheſſen 409,523 Mäuſe und außerdem noch 4707 Hamſter an die Gemeindeverwaltung ab— geliefert. Welchen Schaden die Landwirthſchaft von den Mäuſen erleiden kann, erhellt wohl daraus, daß 1856 zwiſchen Erfurt und Gotha in einem Umkreiſe von 4 Stunden wegen Mäuſefraß 12,000 Aecker umgepflügt wer— den mußten, wodurch ein directer Schaden von 30,000 Thlrn. entſtand. — Sollte ein prämiirter Mäuſefang bei uns nicht auch großartige Ergebniſſe liefern? (B. C.) Nicotin als Mittel gegen die Blutlaus. Die Gartenbaugeſellſchaft in Erfurt hat dargethan, daß das Nicotin ſelbſt in ſtark verdünntem Zu— ſtande ein mächtiges Zerſtörungsmittel dieſer Laus iſt. Dieſe Geſellſchaft empfiehlt nun, vor dem Pflanzen die Satzreben in Tabakwaſſer zu tauchen, ſie empſiehlt auch, die Weingärten mit Tabakreſten, z. B. mit Abfällen aus Fabriken, oder mit Tabakſtengeln, die ſonſt auf den Feldern bleiben, zu räuchern, oder auch dieſe Tabakreſte unter den Dünger zu miſchen, um in dieſen Nicotin einzuführen. Sie empfiehlt endlich den Weinpflanzern, ſelbſt Tabak zu bauen, einzig nur zu dem Zwecke, ſich ein wirkſames Präſervativ für den Weinſtock zu verſchaffen. Jasminum grandiflorum kann den Herren Handelsgärtnern und Blumenladenbeſitzern nicht genug als eine Pflanze empfohlen werden, die ihre weißen Blüthen, die ſich vorzüglich für Bouquets eignen, faſt während des ganzen Jahres hervorbringt. Um fortwährend Blüthen zu haben, iſt es rathſam, Pflanzen von verſchiedenem Alter zu beſitzen. Man pfropft dieſes Jasminum auf eine gewöhnliche Art, und nachdem die Exemplare abgeblüht haben, ſchneidet man ſie zurück, läßt ſie für eine kurze Zeit ruhen und ſobald ſich junge Triebe zeigen, ſchüttelt man die Erde von den alten Ballen und pflanzt ſie wieder in Töpfe mit neuer Erde. Das Veilchen, die ſinnbildliche Pflanze der Napoleoniden. Schon früher hatten wir Gelegenheit, zu bemerken, daß das Veilchen die ſinn— bildliche Pflanze der Napoleoniden ſei. Bei Gelegenheit der Beiſetzung Napoleons III., heißt es in Gardener's Chronicle, war die Luft der Station Charing Croß und die der Umgebung von Chiſelhurſt am 15. und 16. Januar von dem Dufte der Veilchen angefüllt. Bei den in England anweſend ge— weſenen Franzoſen gehörte ein Veilchenbouquet eben ſo nothwendig zu dem ſchwarzen Frack, wie ein Endchen rothes Band im Knopfloch. Wann, fragt Gardener's Chronicle, mag das Veilchen zuerſt als die ſinnbildliche Blume 141 von der Dynaſtie Napoleon angenommen worden ſein? Wir ſahen einen Ring, ein Veilchen einſchließend, der von dem erſten Napoleon einem engliſchen Seeofficier geſchenkt worden iſt, der ihn nach St. Helena begleitet hatte. Zu welcher Zeit jedoch das Veilchen die Lilie von Frankreich ver— drängt hat, iſt unbekannt. Das zweite Kaiſerreich war weder der Wiſſen— ſchaft, noch Gartenkunſt förderlich. Nur der wahre Luxus wurde auf eine verſchwenderiſche Weiſe befördert, aber Phaſen der Kunſt, die Verſtand er— fordern oder zum Comfort und Verfeinerung der Maſſen beitragen, waren verhältnißmäßig vernachläſſigt. Das zweite Kaiſerreich hat uns keine „Souvenir de la Malmaison“ hinterlaſſen. In Beziehung auf Wiſſenſchaft contraſtirt das erſte Kaiſerreich zu ſeinem Gunſten mit dem zweiten, es iſt jedoch be— achtenswerth, daß das letzte öffentliche Erſcheinen des Exkaiſers auf der Verſammlung der „britiſchen Geſellſchaft“ im Auguſt v. J. ſtattgefunden hat. — Von den Pflanzen, welche nach den Napoleons benannt ſind, iſt zu— nächſt die höchſt ſonderbare Napoleona imperalis zu bemerken, eine der Camellie ähnliche Pflanze, die man jetzt jedoch nur noch höchſtens in botaniſchen Sammlungen findet. Bonapartea juncea iſt oft verwechſelt mit Littaea geminiflora. Außer dieſen giebt es aber noch eine Menge von Pflanzen- Arten und Varietäten, die ihren ſpecifiſchen Namen nach dem einen oder anderen Napoleon erhalten haben. Papier aus grünen Pflanzentheilen. In einer der letzten Sitzungen des naturwiſſenſchaftlichen Vereins in Bremen, legte Hermann Schmidt Proben eines, nach einem neuen in England patentirten Verfahren, aus grünen Pflanzentheilen, Gräſern, Riedgräſern und Binſen bereiteten Papiers vor. Das Papier kommt ganz weſentlich billiger zu ſtehen, als das jetzt übliche Lumpen⸗ oder Holzpapier, nämlich der Centner guten Druckpapiers auf etwa 6 Thlr., während er jetzt 13— 14 Thlr. koſtet. Hoffentlich be- währt ſich das Verfahren zu allgemeiner Einführung. Einigen botaniſchen Gärten in Italien ſteht (nach der Gartenfl.) manch unliebſame Veränderung bevor — der in Florenz einſt berühmte Orto dei simplici verliert immer mehr und mehr ſeinen wiſſenſchaftlichen Charakter, er wird immer mehr zu einem öffentlichen Garten „verſchönert“. Der botaniſche Garten in Piſa ſteht in Gefahr, verkleinert zu werden in Folge von Straßen-Erweiterungen. Die botaniſchen Gärten in Verona und Venedig ſind gänzlich aufgelaſſen; der letztere iſt noch in Händen des Vorſtandes Ruch inger's und iſt in einen Handelsgarten umgewandelt. Der berühmte Blumengarten von La Muette in Paris hat, nach einer Notiz in der „Illuſtr. Hortic.“, ſein Ende erreicht. Dieſes Inſtitut war noch vor wenigen Jahren das großartigſte der Welt in Bezug auf Anzucht von Zierpflanzen. Nachdem ſich die bekannten Perſönlichkeiten, welche dieſes Inſtitut leiteten, zurückgezogen, hat der Fleuriſt ſeine ganze Anziehungskraft verloren, und ſoll im Garten alles raſirt und das Terrain zu Bauplätzen verkauft werden. Die Gewächshäuſer und Miſtbeetkaſten werden nach dem äußerſten Ende des Gehölzes von Boulogne, nach dem ſogenannten Prinzen-Park, gebracht. Adieu! ihr ſchönen Tage der ſtädtiſchen 142 Blumenzucht, Adieu! ihr ungeheueren Pflanzenſchätze, die mit jo vielem Eifer und Liebe zuſammengebracht worden waren. Die Frühjahrs⸗Ausſtellung des bremer Gartenbau-Vereins findet am 26., 27. und 28. April in Bremen ſtatt. Programme ſind von dem Secretär des Vereins, H. Ortgies, abzufordern. Ausgeſetzte Preiſe für Obſt in England. James Veitch und Söhne in Chelſea, London, haben für 1873 nachfolgende Preiſe für Obſt ausgeſetzt, um dadurch jo weit als möglich das vorzüglichſte in England gezogene Obſt ausgeſtellt zu ſehen. 1. Preis von 25 für die ſchönſte Sammlung Früchte. 2. Preis von 15 für die nächſtſchönſte do. do. 2. Preis von 10 £ für die drittbeſte do. do. Ein Preis von 10 £ für die beiten 6 blauen Trauben. Ein Preis von 10 £ für die beiten 6 weißen Trauben. Ein Preis von 10 £ für die beiten 3 Ananas. Ein Preis von 5 K für die beiten Pfirſich. Ein Preis von 5 £ für die beiten Nectarinen. Die Zahl der Früchte, wo ſie nicht angegeben, bleibt unbeſchränkt und es iſt gleich, ob die Früchte im Freien oder unter Glas gezogen worden ſind. Alle müſſen jedoch vom Ausſteller cultivirt worden ſein. Die Zeit, wann ſie auszuſtellen ſind, wird ſpäter beſtimmt werden. N Samen- und Pflanzen⸗Verzeichuiſſe für 1873 ſind ferner erſchienen und zu beziehen von: L. Van Houtte in Gent Bäume und Sträucher, Coniferen, Roſen und Fruchtbäume); Fr. C. Pomrencke in Altona (Sämereien von Gemüſe, Feld, Gras und Blumen); ö J. L. Schiebler & Sohn in Celle (Sämereien, Pflanzkartoffeln, Georginen, Stauden und Topfpflanzen); . Maurer in Jena (Beeren und Schalenobſt, Special-Eultur); S. L. Ziemann in Quedlinburg (Sämereien aller Art); hr. W. Juſt in Aſchersleben (Sämereien jeglicher Art). I C AR Perſonal⸗Notizen. — Ueber den unermüdlich thätigen Reiſenden B. Roezl machten wir am Schluſſe des vorigen Jahrg. der Hamburg. Gartenztg. S. 575 einige Mittheilungen, denen wir nach der „Gartenflora“ noch einige neuere Nach⸗ richten hinzufügen können. Bekanntlich hat ſich Roezl im vorigen Sommer einige Monate in England, Deutſchland, Belgien und der Schweiz aufs gehalten, um ſeine Angelegenheiten zu ordnen und ſeine durch die jahre⸗ langen Reiſen verdienten Gelder einzucaſſiren, und als dieſes beendet, ging er wieder nach Amerika zurück, um dieſes Land, mit beſſeren Mitteln aus⸗ 143 gerüſtet, vom Norden bis zum Süden mit noch größerem Erfolg als früher durchforſchen zu können. Von New⸗York ging er mit der Pacific-Bahn abermals bis zur Sierra Nevada, in der er ſchon bei ſeiner letzten An— weſenheit ſo manche intereſſante Pflanze aufgefunden hatte. Nach an Dr. E. Regel in Petersburg eingegangenen Nachrichten hatte Roezl ſchon auf dieſer erſten Station ſeiner Reiſe das Mißgeſchick, des größten Theils ſeiner jahrelangen Erſparniſſe beraubt zu werden. Als er nämlich von Denver-City aus eine Excurſion nach den Felſen-Gebirgen machte, übergab er dem Wirthe ſeines Hotels ſeine ganze Baarſchaft von 20,000 Francs zur Aufbewahrung. Während ſeiner zweitägigen Abweſenheit hatte der Buchhalter, ein Däne, dieſes Geld geſtohlen und war damit durch— gegangen. Mittelſt Telegramm verfolgt, zeigte es ſich, daß er damit in das Felſen-Gebirge entwichen war, und da er dort nicht eingeholt werden konnte, hat Roezl damit den größten Theil ſeiner Erſparniſſe von ſeinen jahrelangen Reiſen verloren! Dennoch ging er unverzagt weiter und beginnt nun, mit geringen Mitteln ausgerüſtet, auf's Neue ſeine gefahrvollen und mühſamen Reiſen. Möchten zu ſeiner Unterſtützung alle begüterten Freunde des Gartenbaues beitragen, indem ſie für Roezl bei dem Obergärtner des botaniſchen Gartens in Zürich, E. Ortgies, Einzahlungen machen und dafür bei der Vertheilung der von Roezl geſammelten Pflanzen und Samen, je nach ſpeciellen Wünſchen, ihren Antheil von deſſen Sammlungen bekommen. — Kunſtgärtner Wegelage, in letzter Zeit mit der Anzucht und Pflege der Obſtbäume bei Heins und Sohn in Bremen beſchäftigt, iſt nach gut überſtandener Prüfung von der permanenten Commiſſion zur Hebung des Obſtbaues des bremer Gartenbau- und landwirthſchaftlichen Vereins im bremer Gebiet als Gärtner derſelben angeſtellt worden. Seine Wirkſamkeit hat er im Februar begonnen und nehmen die Mitglieder der Commiſſion, J J. Depken, Schwachhauſen, L. Karich, Obergärtner Nagel, Ortgies, J ee und H. Suling Anmeldungen entgegen. — — — — — — — — Correſpondenz: Gartenb.⸗Ver. in Kiel. Eine Erwähnung des gütigſt Eingeſandten erfolgte. Das Ganze können wir jedoch nicht aufnehmen, um Andere, die ein Gleiches wünſchen, nicht zurückzuſetzen. Schade, daß an denſelben Tagen (25. — 27. April) auch die Hamburger Ausſtellung des neuen Gartenbau-Vereins für Hamburg und Altona ſtattfindet. .O in Brem er: Alles mit beſtem Dank erhalten und mehreres be⸗ nutzt. An Py .. . t in G. t, ſende auf deſſen Wunſch gegen Tauſch die Ztg. E. B. in Verden. Gern benutzt, bitte bald um mehr. F in Divitz. Sehr brauchbar, vielen Dank. Ihr Artikel über Brumata⸗Leim iſt im Journal der Gartenb.-Geſellſchaft abgedruckt worden und erhält dadurch dieſer Leim hoffentlich eine weitere Verbreitung, wie er ſie auch verdient. n r in Laibach. Für Ihren Beitrag für die Gartenztg. den beiten Dank. Sie finden denſelben bereits verwendet. S in Vorwerck. Das Ueberſandte gern benutzt und werden Sie das Gewünſchte erhalten haben. — — — — * — 14 Ein Kunſtgärtner, der in der Treibhaus- und Landſchafts-Gärtnerei, der franzöſiſchen Obſt⸗ cultur und dem Gemüſebau gründlich erfahren iſt, in einer Gartenbauſchule in Belgien ausgebildet wurde, mit den beſten, langjährigen Zeugniſſen des In⸗ und Auslandes verſehen tft, ſucht gegen Mitte Mai eine Stelle. Briefe bittet man zu richten an Wilh. Lindelauf, Gärtner bei Herrn von Scheibler in Eupen bei Aachen. N Unſer diesjähriges Preis-Verzeichniß über Coniferen und immergrüne Pflanzen, Sträucher, Bäume, Obſtarten ꝛc., nebſt Floriſtenblumen, Stauden, Roſen und neueſten Einführungen, erlauben wir uns dieſem Hefte beizulegen und noch beſonders auf die reiche Auswahl der Floriſtenblumen und Coniferen auf— merkſam zu machen, unter denen ſich alle empfehlenswerthen Neuheiten befinden. — Cataloge ſenden auf Verlangen gratis und franco zu und führen jeden Auftrag prompt und gut aus. Veter Smith & Co. in Hamburg. Samen- und Pflanzenzucht zu Bergedorf. Special-Cultur der Gladiolen von Carl Deegen jr. in Köſtritz (Reuß). Einziges Special-Geſchäft von Gladiolen. Gladiolen in allen Farben, große Vorräthe, nur geſunde, ſtarke Knollen. Fein befruchteter Samen (billig), der auch neue Färbungen giebt. Kataloge ſtehen zu Dienſten. Ergebenſt Carl Deegen jr. Fein, mit großer Sorgfalt befruchteter Gladiolen-Same, der auch neue Färbung giebt, 1000 Korn 2 Thlr., 10,000 Korn 15 Thlr. — Cataloge über mein Elite-Sortiment von Gladiolen ſtehen zu Dienſten bei Carl Deegen jr., Gladiolen-Züchter zu Köſtritz. Dieſem Hefte liegt gratis bei: Preis-Verzeichniß von Obſt-, Park- und Waldbäumen, Geſträuchen, Coniferen, Roſen und Floriſtenblumen von Peter Smith ck Co. in Hamburg. Druck von F. E. Neupert in Plauen. 145 Die Begonien mit knollenartigem Wurzelſtock. Unter den zahlreichen Begonien-Arten giebt es eine Anzahl von Arten, welche einen knollenartigen Wurzelſtock haben oder auch wirkliche Knollen bilden, wie z. B. die Begonia Martiana, diversifolia, discolor und die in letzter Zeit eingeführte B. boliviensis mit den durch künſtliche Befruchtung erzielten Baſtarden. Andere Arten, wie B. parvifolia oder Dregei, semperflorens, Weltoniensis :c., haben einen mehr knolligen Wurzelſtock. Die Jahrestriebe ſterben bei dieſen zum Herbſte bis faſt auf den Wurzelſtock ab und treiben im nächſten Jahre von Neuem aus, während die Triebe bei den knollen— tragenden Arten bis auf die Knolle abſterben und ſich von derſelben ablöſen, ſo daß nur die Knolle nachbleibt, aus der dann im nächſten Jahre neue Triebe hervorkommen. Durch die ſeit einigen Jahren in den Handel gekommenen herrlichen knollentragenden Begonien, wie B. boliviensis, Pearcei, Veitchi, rosaefiora, die zu den ſchönſten und verwendbarſten Zierpflanzen gehören, wurden durch deren gegenſeitige Befruchtung eine Menge mehr oder weniger ſchöne Baſtarde gezogen, die nicht verfehlen werden, die allgemeine Aufmerkſamkeit der Blumenfreunde auf ſich zu lenken, denn dieſelben eignen ſich nicht nur zur Topfcultur, ſondern auch zu effectvoller Verwendung für die Blumenbeete eines Blumengartens. Die hier nachbenannten Baſtarde gehören mit zu den ſchönſten, die in neueſter Zeit in den Handel gekommen find und aus der Oehm'ſchen Gärtnerei zu Kieritzſch bei Leipzig bezogen werden können. f N neueſte, in dieſem Jahre in den Handel kommende Begonie iſt die: Hhegonia hybrida Corail rose. Sie iſt eine Hybride zwiſchen B. Veitchi und rosaeflora mit ſehr großen Blüthen, von einer Farbennuance, welche die Mitte zwiſchen beiden genannten Species hält, ſich jedoch vor dieſen durch Blüthenreichthum vortheilhaft auszeichnet. Andere empfehlenswerthe Baſtarde ſind: B. hybrida Agate (Van Houtte). Blumen ſehr groß, ſchön geformt, gelblich zinnoberfarben. | B. hybr. alata coccinea (Lemoine). Eine herrliche Begonie, entſtanden aus B. Veitchi und B. hybr. Sedeni, mit leuchtend-rothen Blüthen, deren Petalen von auffälliger Länge ſind. Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XIII. 10 146 B. hybr. Chelsoni (Veitch). Die Blüthen derſelben haben viel Aehn- lichkeit mit denen der B. boliviensis, find jedoch viel feuriger roth und größer. B. hybr. cinnabarina (Lemoine). Ein Baſtard zwiſchen B. Pearcei und Veitchi. Große ſchöne Blüthen von leuchtend röthlichgelber Farbe. B. hybr. Cornaline (Van Houtte). Die großen ſchöngeformten Blumen haben eine eigenthümlich gelblichrothe Farbe. B. hybr. Emeraude (Van Houtte). Ebenfalls ein Baäſtard zwiſchen B. boliviensis und Veitchi mit großen leuchtend carminrothen Blüthen. B. hybr. Sedeni iſt eine der prächtigſten Hybriden, und obgleich ſchon ſeit mehreren Jahren im Handel, ſo hat ſie doch noch lange nicht die Ver— breitung gefunden, die ſie verdient. B. hybr. Topaze (Van Houtte) hat leuchtend zinnoberrothe Blumen. Außer dieſen hier genannten Sorten giebt es noch viele andere, und es iſt zu erwarten, daß neue Baſtarde dieſer Knollen tragenden Begonien in ein paar Jahren eben ſo zahlreich in den Pflanzenſammlungen auftreten werden, wie es bei der ſogenannten Blattbegonie vor einigen Jahren der Fall war. Die Cultur dieſer Begonien iſt eine ſehr einfache. Etwa im Februar oder März verpflanzt man die im Herbſte in Ruheſtand verſetzten Knollen in andere Töpfe mit einer nahrhaften, jedoch nicht zu ſchweren Erde und muß dafür geſorgt werden, daß die Töpfe eine gute Unterlage von Scherben erhalten, damit das Waſſer freien Abzug hat, indem eine längere Zeit ver— geht, ehe die Knollen austreiben und die Töpfe mit ihren Wurzeln aus- füllen; man nehme deshalb auch zuerſt etwas kleinere Töpfe und verpflanze die Pflanzen, wenn ſie im Wachſen ſind, in verhältnißmäßig größere. Kann man die Pflanzen, nachdem man ſie umgepflanzt, auf ein warmes Beet ſtellen, ſo iſt dies vom Vortheil, indem die Knollen ſchneller austreiben. Haben die Triebe aber erſt eine Länge von einigen Centimetern erreicht, dann müſſen die Pflanzen an einen hellen und luftigen Ort in einem Kalt— hauſe und ſpäter ſelbſt in einen offenen Kaſten im Freien gebracht werden. Warm cultivirt, liefern dieſe Pflanzen ein nur ungünſtiges Reſultat. Das Verpflanzen in größere Töpfe geſchieht gewöhnlich im Monat Juni oder Juli. Von letzterem Monat ab beginnt meiſt auch die Blüthe— zeit, die dann bei den Pflanzen bis ſpät in den Herbſt hinein anhält. Dieſe Pflanzen ſind dann eine große Zierde der Gewächshäuſer und Wohn⸗ zimmer, während die einzelnen Blüthen ſich vortrefflich für Bouquets und ſonſtige Blumenarrangements eignen. Mit dem Aufhören des Blühens tritt dann auch ſehr bald der Ruhe— ſtand der Pflanzen ein und dürfen dieſelben von dieſer Zeit an nur wenig begoſſen werden, wie das Begießen ganz aufhört, ſobald die Triebe ab- geſtorben ſind. Während der Wintermonate halte man die Knollen in ihren Töpfen nur eben ſo feucht, daß ſie nicht gänzlich zuſammenſchrumpfen, am beſten an einem trockenen Orte in einem Warmhauſe. Läßt man die Knollen ganz eintrocknen, ſo gehen nach dem Umpflanzen beſonders kleine Knollen jehr leicht verloren. 147 An einem geſchützten ſonnigen Standorte im Freien gewähren dieſe Begonien während des Sommers einen herrlichen Anblick durch ihren Blumenflor. Vanilla aromatica mit Früchten. Als vor ſo und ſo viel Jahren die Vanille-Pflanze, bekanntlich zu den Orchideen gehörend, zum erſten Male in Europa, wenn wir nicht irren, in Belgien, Früchte anſetzte und reifte und bald darauf ein gleicher Erfolg vom Obergärtner F. B. Kramer in Flottbeck bei Altona erzielt wurde, machte dies Ereigniß in der geſammten Gärtnerwelt mit vollem Rechte ein großes Aufſehen. Seitdem hat die Vanilla aromatica und planifolia auch noch in anderen Gärten Früchte geliefert, wie ſolche ſeitdem auch noch all— jährlich in dem ſchönen Orchideenhauſe der Frau Senator Jeniſch in Flottbeck vom Obergärtner Kramer gezogen werden, und wie wir S. 521 des vorigen Jahrgangs der Gartenzeitung mittheilten, iſt es dieſem tüchtigen Cultivateur auch gelungen, die Vanilla lutescens zum erſten Male zum Fruchtanſetzen gebracht zu haben. a Es giebt wohl nur wenige Orchideenſammlungen, in denen nicht auch eine Vanille⸗Pflanze cultivirt wird, aber nur ſehr ſelten hört man, daß eine Pflanze zum Blühen und Fruchtanſetzen gebracht worden iſt, ſo viel Mühe ſich auch einige Cultivateure geben mögen, ein ſolches Ereigniß zu bewirken, und ſomit gehört die Erziehung reifer Vanille-Früchte immer noch zu den Seltenheiten und verdient rühmend bemerkt zu werden. Von freundlicher Hand wird uns nun mitgetheilt, daß eine Pflanze von Vanilla aromatica in der herrlichen Orchideenſammlung des Baron T. v. Hruby zu Petſchkau in Böhmen unter der ſorgfältigen Cultur und Pflege ſeines Garteninſpectors Skopetz über 30 Früchte angeſetzt hat, von denen zu Ende Februar d. J. mehrere bereits gereiſt ſind. Baron von Hruby iſt ein paſſionirter Garten- und Pflanzenfreund und beſitzt außer anderen herrlichen Pflanzen auch eine ausgezeichnete Orchideen— ſammlung. Eine ſehr hübſche Vanda iſt ihm zu Ehren benannt worden: Vanda Hrubyana. Die Orchideen erfreuen ſich unter der Pflege des Garten— inſpectors Skopetz eines prächtigen Gedeihens. Einen herrlichen Anblick ge— währte unlängſt ein hübſches Exemplar von Vanda Cathcarthii mit einer 2 Fuß langen Blüthenrispe und 3 Zoll im Durchmeſſer haltenden Blüthen. Eine Phalaenopsis Schilleriana ſteht ſoeben mit 30 Blüthen in Blüthe. Zur Geſchichte der Gartenkunſt hielt in der letzten Sitzung des Gewerbe-Vereins in Breslau Geheimer Medicinal⸗Rath Prof. Dr. Goeppert nach einem Werke von Mr. Alphand 10* 148 Director ſämmtlicher Pariſer Anlagen“) einen hier auszüglich mitgetheilten Vortrag: „Gewerbe⸗Verein“ iſt ein vielumfaſſender Begriff, von dem ſich mehrere praktiſche Richtungen geſchieden haben. Der Titel des Vortrages läßt viel⸗ leicht auch auf einen unſern gewöhnlichen Vereinsverhandlungen fremden Inhalt ſchließen; doch iſt dies weniger der Fall, da das vorzuführende Werk nicht blos für gärtneriſche Anlagen, ſondern auch für alle Zweige der dahin ſchlagenden Technik von hoher Bedeutung iſt, wie wir in Deutſchland gern anerkennen, die wir, die Würde der Wiſſenſchaft achtend, nicht die Erbitterung theilen, mit der ſo viele ſonſt ausgezeichnete Gelehrte Frankreichs uns gegen⸗ überſtehen. Auf die Wiederanknüpfung der unterbrochenen Verbindungen mit Societäten, botaniſchen Gärten ꝛc. wird gern eingegangen, Angebot dazu erfolgt jedoch nicht, unparteiiſche Beurtheitung wird geübt, und jo müſſen ſich die Herren Prillieux, Paſteur und Quatrefagues, der Autor der Preußenrace, ſchon gefallen laſſen, daß wir ihre literariſche Leiſtungen nicht vergeſſen.“ | Bevor nun der Vortragende auf den Inhalt des oben gedachten Werkes einging, lieferte er eine durch Illuſtrationen aus den wichtigſten dahin ge⸗ hörenden Werken unterſtützte Ueberſicht der Entwickelung der Garten— kunſt durch Beſchreibung und Abbildungen z. B. einer altrömiſchen Villa, wie mehrerer ſpätrömiſchen, die mehr oder weniger durch Ueberwiegen der Werke von Sculptur und Aehnlichkeit der Vegetation an ſie erinnert. (Villa Aldobrandini, Matei u. A.) In Deutſchland wurden die erſten Anfänge von Pflanzencultur durch Karl den Großen, doch mehr zum Nutzen, als zur Zierde, veranlaßt. Zu erſprießlicher Verwaltung ſeiner Meiereien erließ er eigne und noch erhaltene Verordnungen, unter ihnen auch Angaben über die daſelbſt zu nützlichen und allgemein mediciniſchen Zwecken zu cultivirenden Gewächſe. In ganz Nordeuropa verbreitet, haben ſich an 70 bis 80 Gewächſe dieſer Flora noch bis auf unſere Tage und zwar in unſeren Bauergärten, begleitet von den noch aus der klaſſiſchen Zeit ſtammenden Traditionen ihrer Wirkungen, erhalten, ſo daß alſo insbeſondere die Gärten entlegener Gebirgsgegenden (wie z. B. etwa bei uns in Donnerau) noch dieſelben Gewächſe cultiviren, welche einſt den altrömiſchen, ja zum Theil ſelbſt den griechiſchen, zur Zierde gereichten. Die durch Unſicherheit aller Art bezeichneten Verhältniſſe des Mittel⸗ alters waren der Entwickelung der Gartenkunſt außer etwa im Bereiche der Burgen und Stadtwälle wenig günſtig. Die ſteif geradlinigen, ſich recht⸗ winklig ſchneidenden, mit verſchiedenartig in Form von Menſchen und Thieren, ganzen Jagden ꝛc. beſchnittenen Hecken, Weinreben, eingefaßten Gänge; die durch Buchsbaum eben ſo ſymmetriſch und mit buntem Sand mehr als mit *) Wir machten ſchon ſeiner Zeit, als wir das erſte Heſt dieſes herrlichen Werkes vom Verleger erhielten, ausführliche Mittheilungen über daſſelbe. (Siehe Hamburger Gartenztg. 1868 S. 377.) * Derſelbe wurde uns vom Verfaſſer freundlichſt zur en eingeſendet. e Redact. 149 Blumen verſehenen Parterres, unterbrochen durch Waſſerkünſte der mannig- faltigſten, oft burleskeſten Art, wie auch ähnliche Werke der Sculptur, be— zeichnen ſo ziemlich den Charakter der Luſtgärten des ſpäteren Mittelalters, in welche auch ſelbſt die Entdeckung Amerikas in der erſten Zeit nur wenig Abwechſelung brachte, da man erſt ziemlich ſpät daran dachte, die europäiſche Flora durch Bürger der neuen Welt zu verſchönern. So gelangte z. B. die Agave americana, jetzt der Stolz des ganzen Südens, erſt um 1584 nach Italien. Von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis faſt zu Ende des nächſten herrſchte Yenötre, der insbeſondere durch die über alle Beſchreibung großartige, uns heut noch erhaltene Anlage von Verſailles die höchſte Be— deutung erlangte. Der Vortragende charakteriſirt den Stil dieſer Anlagen, legte die Abbildung des im Jahre 1682 fertig gewordenen Parkes vor und beſprach eine Menge engliſcher und deutſcher Gärten aus dem Anfange des vorigen Jahrhunderts, von denen nur zu viele infolge beſchränkter Räumlich— keit und Mittel zur Carricatur herabſanken. Jeder Herrſcher wollte damals ſein Verſailles haben! Endlich trat eine Erlöſung von der ſteifen barocken Linie durch Einführung der geſchwungenen Linie, wie ſie Brown in England anwandte, ein. Die damit um 1770 gemachten Anfänge fanden ihre weitere Ausbildung in dem ſogenannten engliſchen Gartenftile, der ſymmetriſche, den alten Formen entſprechende Anlagen nur in der Nähe der Wohngebäude geſtattet, ſonſt aber in größter Ungebundenheit ſich ergeht und die Nach— ahmung der Natur in möglichſt ſchönen Verhältniſſen als höchſte Aufgabe erfaßt. Allgemeinere Verbreitung dieſes Stiles folgte. In Verſailles ſelbſt durch Gründung von Klein-Trianon, unvergeßlich durch die Erinnerung an die unglückliche Marie Antoinette, an Delisle und als Gründungsſtätte des natürlichen Pflanzenſyſtems durch Bernard de Juſſieu; in Deutſchland fand er im Anfange dieſes Jahrhunderts beſonders in Wörlitz bei Deſſau, ſpäter auf der Wilhelmshöhe bei Kaſſel, bei Charlottenburg, in München und Weimar durch Skell Verallgemeinerung und die größte Anerkennung durch die Schöpfungen und Werke des Fürſten Pückler-Muskau, in den Parks von Muskau und Branitz, durch Lenne in den Anlagen um Potsdam und Berlin u. ſ. w. In Paris ſelbſt war man nach Alphand erſt gegen Ende der Reſtauration darauf bedacht, größere Promenaden durch Anlage von Boulevards, Er— weiterung der Elyſäiſchen Felder ꝛc. zu begründen. Erheblicheres nach einem beſtimmten allgemeinen Plane für alle Theile von Paris geſchah erſt unter dem zweiten Kaiſerreich. Von den nach allen Richtungen hin getroffenen Ausführungen vermochten die Beſucher der Ausſtellung von 1867 mit un— getheilter Bewunderung ſich zu überzeugen. Der Schöpfer dieſer ſämmtlichen Anlagen, welche das Bois de Boulogne mit dem Jardin d'Acclimatiſation und den coloſſalen Stadtgarten, Bois de Vincennes, Buttes Chaumont, Jardin de Luxembourg, Park Monceaux, Elyſäiſche Felder und die zahl- reichen Squares umfaſſen, ſchildert dieſel lben in dem obengenannten, auch künſtleriſch prächtig ausgeſtatteten Werke in Royal-Folio les Promenades de Paris, 1868-72, erläutert durch zahlreiche, treffliche Chromolithographien und Holzſchnitte, welche die hervorragenden Pflanzen, die den Anlagen zu 150 Grunde liegenden Pläne, die Parkgebäude, Kiosks, Pavillons, Reſtaurationen veranſchaulichen und durch deren, Berückſichtigung wir endlich einmal unter andern von dem jetzt nur zu allgemein verbreiteten und längſt auch ſchon carricirten Schweizerſtile befreit werden könnten. Daneben bietet das Werk eine Fülle von Darſtellungen landſchaftlicher Anſichten, von Baum- und Felspartien, Grotten, Aquarien, Waſſerfällen und Waſſerkünſten, arteſiſchen Brunnen, Eiskellern nebſt allen dem Techniker gewiß höchſt wichtigen Be- ſchreibungen und Abbildungen des ganzen Details, aus dem der Vortragende durch kurze Hinweiſe auf die nahezu hundert Tafeln Darſtellungen das Beachtenswertheſte hervorhob. Beſonderes Intereſſe verdienen auch die Maſchinen zum Verpflanzen und zum Transport großer Bäume, deren Wurzeln und Kronen man ganz erhält und nicht wie bei uns und auch anderwärts bei jedesmaligem Ber: pflanzen verſtümmelt und abhackt, wie das ganz beſonders die Linden er— fahren, die dann einem Torſo gleich für ſchweres Geld hingeſtellt werden und erſt nach vielen Jahren eine erträgliche Baumform gewinnen. Nicht eher wird man mit dieſem nicht zu rechtfertigenden Mißbrauche aufhören, bis nicht das Publikum ſich ſelbſt erhebt und verlangt, ihm den Naturgenuß nicht zu verkümmern und die Bäume nicht zu ver— ſtümmeln. Aus der Betrachtung der Pläne der Squares wird man er- ſehen, daß auch dem lebhafteſten Verkehre Anlagen mit geſchwungenen Linien nicht entgegentreten und daß es nicht immer der ſtarren, unſchönen, geraden Linie bedarf, um dem Verkehr zu genügen. Vollſtändig behandelt ſind bis jetzt faſt nur das Bois de Boulogne, Bois de Vincennes und die Squares in 58 einzelnen Lieferungen. „Wünſchen wir,“ ſchließt der Redner, „dem verdienſtvollen Mr. Alphand, daß er bei der Fortſetzung ſeines Werkes nicht blos von der früheren Schönheit der übrigen Anlagen, ſondern auch von ihrer Reſtauration zu berichten haben möge. die ſie in Folge der Ansſchreitungen der Commune, nicht der Kugeln der Deutſchen, dringend bedürfen.“ Kann die feinere Obſtcultur zugleich von dem Blumen⸗ und Parkgärtner beſorgt werden? Ein Wort an Gartenbeſitzer. “) Je mehr die feinere Obſtzucht an geformten Bäumen Freunde und Verehrer findet (ein Zuſtand, welcher in Deutſchland immer nach und nach lange im Wachſen iſt, weil es verhältnißmäßig nur wenige derartige Obſt— gärten giebt), deſto dringender ſtellt ſich die Frage, wer denn eigentlich Dieſer ſehr beachtenswerthe Aufſatz iſt zuerſt in der „Gantag ett er⸗ ſchienen, und damit derſelbe eine möglichſt große Verhreitung finde, wünſcht der rühmlichſt bekannte Mitarbeiter an der Gartenflora, J., daß andere Gartenzeitungen ihn aufnehmeu möchten, was hiermit gern geſchieht. Die Redact. 151 die Pflege der Obſtbäume übernehmen foll. Ich habe darin eigene Erfahrungen gemacht, in der eigenen Gärtnerei und anderwärts, wo ich Gelegenheit hatte, einen Einblick in die Gärtnereien von Gutsbeſitzern und ähnlichen Leuten zu thun. Dieſe Frage liegt gleichſam in der Luft, und ſie hat ſich wohl ſchon mancher Gärtner vorgelegt. Sie iſt ſogar ſchon öffent— lich beſprochen worden, denn ich erinnere mich, dieſes Jahr (1872) in einer deutſchen Gartenzeitung einen Artikel, welcher dieſe Frage beſpricht, aus der Feder von F. A. Guillemin in Breslau geleſen zu haben. Ich habe ihre Erörterung ſchon ſeit Jahren im Sinne, und will mich durch die angeführte Arbeit von Guillemin nicht davon abhalten laſſen, ſollte ich auch in der Hauptſache daſſelbe ſagen. Zuerſt will ich die an der Spitze ſtehende Frage kurz und beſtimmt beantworten und darauf die Gründe angeben. Die kurze Antwort heißt: Nein! der Gärtner, welcher die Blumenzucht und den Park, nebenbei den Küchengarten zu beſorgen hat, wird niemals Zeit haben, die Form der Obſtbäume ſo zu behandeln, wie es ſich gehört. Die Richtung, welche die Blumen- und Pflanzengärtnerei genommen hat, in Verbindung mit den Pflichten für den Park, trägt ſogar zum großen Theil die Schuld, daß die Cultur der feineren Obſtſorten an Formbäumen in Deutſchland in dieſem Jahrhundert zurückgegangen iſt. Denn die Cultur der Formenbäume (Franzobſtbäume, wie man ſie ſonſt nannte, weil ſie meiſt aus Frankreich kamen und nach franzöſiſcher Art gezogen wurden) iſt in Deutſchland nicht etwa neu, wie viele, namentlich die meiſten jungen Gärtner glauben; ſie iſt nicht etwa durch die franzöſiſchen Sendlinge, welche zuerſt in Norddeutſchland große Obſtanlagen machten und überwachten, nicht durch die pomologiſchen Inſtitute nach Deutſchland gekommen, ſondern nur neu aufgefriſcht, oder wenn man es lieber hört, neu eingeführt worden, neu auch im Fortſchritt. Wir alten Gärtner (leider muß ich anfangen, mich ſo zu nennen!) ſahen in unſerer Jugend noch häufig Ueberreſte von alten Franz⸗ obſtgärten, kannten noch Gärtner, die ihren Baum zu behandeln verſtanden. Es gehörte mit zu ihrem Hauptwiſſen. Sie hatten außer dem Küchen— garten vielleicht noch einige Orangebäume und Granaten zu beſorgen, ſowie Liebhaberei an Hortenſien, während ſie eifrig Rosmarin zogen und damit durch den Verkauf einen Nebenverdienſt hatten. Als aber die neuen Blumen kamen, die Fuchſien und Pelargonien mit ihren zahlloſen Sorten, und jedes Jahr das alte Glashaus mit mehr neuen Blumen vollgeſtopft wurde, als in manchen Gärten ſogar Orchideen, Coniferen ꝛc. zu den Liebhabereien des jungen Beſitzers gehörten, da wußte der alte Gärtner ſich nicht mehr zu helfen und ließ ſeine Obſtbäume verwildern. So kam es, daß der feinere Obſtbau verfiel und wieder neu eingeführt werden mußte. Der geformte Obſtbaum erfordert vom Frühjahr an eine faſt un- unterbrochene Ueberwachung und Arbeit. Sind die Anlagen größer, ſo nehmen fie die Arbeit eines Mannes völlig in Anſpruch, ſind ſie kleiner, ſo müſſen wenigſtens wöchentlich einige Stunden daran gewendet werden. Nun betrachte man die Arbeiten eines Gärtners der Gegenwart. Wir 152 wollen dabei an einen ſogenannten Herrſchaftsgärtner denken, das iſt ein Mann, welcher dem Garten eines reichen Mannes vorſteht und die Kennt— niß erfordernden Arbeiten ſelbſt verrichtet. Iſt er beſſer geſtellt und hat er einen größeren Wirkungskreis, ſo bleibt ihm wenig Zeit, ſelbſt im Garten zu arbeiten, wenn er nicht höhere Pflichten vernachläſſigen will. Er hat dann einen Untergärtner, Gehilfen oder mehrere. Man kann ſicher an⸗ nehmen, daß ihm nicht mehr Leute gehalten werden, als nöthig iſt, um die herkömmlich eingerichtete Gärtnerei im Stande zu halten, ja in den meiſten Fällen reichen die Arbeitskräfte zu den Arbeiten, welche Kenntniſſe und Intelligenz verlangen, nicht hin. Angenommen, dieſer Obergärtner verſtehe die Formbäume zu ziehen und im guten Zuſtande zu erhalten, ein Fall, welcher durchaus nicht häufig, ſogar ſelten iſt, aber an ſeiner Stelle verſtehe es ſein Untergebener. Da tritt nun folgender Fall ein: der Beſitzer will auch die Mode der „neuen Obſtzucht“ mitmachen, — denn daß es Mode— ſache iſt, wenn auch eine ſehr gute, wird Niemand leugnen; — er hat auf Reiſen oder bei einem Bekannten viel ſchöneres und beſſeres Obſt geſehen oder gegeſſen, als er daheim hat, hat erfahren und geſehen, wie es gezogen wird. Er bezahlt doch auch ſeinen Gärtner und verwendet ſo und ſo viel auf den Garten, warum ſoll er ſolches Obſt nicht auch haben? Er hat auch erfahren, daß ſolche Anlagen im Anfange Geld koſten und ſcheut die Ausgaben für Mauern ꝛc. nicht. Nicht ſelten iſt es ſogar der Gärtner ſelbſt, welcher die „Herrſchaft“ anregt und zur Anlage eines Kunſtobſtgartens beſtimmt. Er hat Freude daran, möchte es anderen Gärtnereien gleich thun, ſieht ſchon im Geiſte ſeine Sammlungen auf Ausſtellungen prämiirt, ſeinen Namen in Zeitungen gedruckt. Der Unglückſelige, wenn er doch wüßte, was er angerichtet. Wie Göthe's „Zauberlehrling“ beſchwört er Geiſter, die er nicht wieder zu bannen weiß. Die Anlage wird gemacht und der Gärtner läßt, bis Alles fertig, vieles Andere liegen, beſorgt nur das Dringendſte. Und es geht, weil es Herbſt und Winter iſt. Wir wollen annehmen, daß Alles gut und zweckmäßig gemacht wurde, ſo daß Jedermann Freude an der neuen Anlage hat, der Gärtner vielleicht am meiſten. Im erſten Jahre wachſen die Bäume ſchwach, und der Gärtner verwendet ſeine Zeit und Kräfte hauptſächlich auf die vorherbeſtandene zu Gunſten der Obſtanlage vernad)- läſſigte Gärtnerei. Die Nothwendigkeit dieſer Arbeiten läßt ihn überſehen, daß im Baumgarten ſchon, mancher Zweig wächſt, wie er nicht wachſen ſollte. So geht es weiter. Der Frühjahrsſchnitt wird, weil die Noth- wendigkeit anerkannt wird, rechtzeitig ausgeführt. Man fängt bald an, und kann der übrigen Gärtnerei ſo viel Zeit abziehen. Es iſt ſo ſchön im Freien nach langer Winterszeit und intereſſant, die jungen Baumweſen nach beſtimmten Geſetzen wachſen zu laſſen. Nun wird aber die Arbeit bei der Pflanzencultur, beim Anpflanzen der Blumen dringender, ja es hatte viel- leicht die gebietende Dame den unglückſeligen Einfall, Teppichbeete anlegen zu laſſen, Anlagen, welche die Arbeitszeit eines beſonderen Mannes be— anſpruchen, die aber dem Gärtner und ſeinen Leuten noch zu den übrigen Laſten aufgebürdet werden. Wir nehmen an, daß unſer Gärtner thätig iſt, ſeine Leute zu gebrauchen weiß, und auch dieſes fertig bringt. Der 153 Gemüfegarten muß gut beforgt werden, denn wenn er jetzt nicht dieſes oder jenes Gemüſe pflanzt oder ſäet, ſo fehlt es, daran iſt kein Zweifel. Dabei wird mancher prüfende, ja bedenkliche Blick auf die Obſtbäume geworfen, aber man beruhigt ſich, daß die Triebe noch nicht lang ſind und will es beſtimmt in den nächſten Tagen machen. Die Blumengärtnerei und andere Dinge feſſeln aber länger, als man dachte, die Obſtanlagen ſieht man nicht, und ſo vergeht ein Tag und noch ein Tag. Wohl denkt der pflichttreue Gärtner beim Einſchlafen oder Erwachen an die Spaliere, Cordons, Pyra— miden u. ſ. w. mit ſchwerem Herzen, um endlich den Tag zu beſtimmen, wann ihnen ihr Recht werden ſoll. Aber die Sache verzögert ſich mehr, als man dachte; vielleicht tritt Regenwetter ein, wobei man an den Bäumen nichts machen kann. In den Glashäuſern und Käſten giebt es aber genug zu thun, und ſo wird eine nothwendige Arbeit im Trockenen angefangen. Das Wetter beſſert ſich, aber die angefangene Arbeit iſt nicht fertig ge— worden — die Leute halten Regenwetter ja immer für einen halben Feier— tag —, und ſie kann nicht ſo liegen bleiben. So vergeht wieder ein Tag und oft werden daraus mehrere. Endlich kommt es an die wartenden Obſtbäume. „Die ſind aber bei dem Regen merkwürdig gewachſen,“ denkt oder ſagt der Gärtner; „vor 8 Tagen waren die Triebe noch ſo klein — oder war es nicht vor 14 Tagen?“ Das iſt nun nicht mehr zu ändern. Aber welche Verwirrung, welcher Nachtheil iſt unterdeſſen an den Bäumen entſtanden! Da ſind Weinreben hinter das Geländer gewachſen, welche beim Vorbiegen an der alten Rebe abbrechen, dort ſind Pfirſichzweige u. ſ. w., welche klein hätten ausgebrochen oder entſpitzt werden müſſen, ellenlang ge— worden und andere, welche dadurch begünſtigt und verſtärkt werden mußten, ſind klein geblieben. Der Gärtner weiß das recht gut, — aber was nützt es, ſich darüber zu grämen? Man muß es gut zu machen ſuchen. Und nun arbeitet das Meſſer und der Boden iſt mit jungen Trieben bedeckt. So geht es weiter im Sommer und das rechtzeitige Anbinden wird ver— ſäumt, das Entſpitzen der Tragreben und wie ſonſt die Unterlaſſungsſünden alle heißen. Vielleicht iſt die Baumzucht im Herbſte dennoch in leidlicher Ordnung, und man nimmt ſich vor, im folgenden Jahre beſſer hinterher zu ſein. Aber da fällt es dem Beſitzer des Gartens ein, eine Parkanlage zu ver— ändern, zu vergrößern, vielleicht gar entfernt vom Hauptgarten. Der Ober— gärtner hat dabei ſo viel zu thun, daß er kaum einen Blick täglich in die Pflanzenhäuſer und Käſten thut und dieſes dem Gehilfen, den Gemüſegarten dem geſchulten Arbeiter überlaſſen muß. Die Pflanzzeit kommt, vielleicht oft geſtört durch ungünſtiges Wetter. Aber es mnß ausgehalten werden, denn das Pflanzen iſt bei einer ſolchen Anlage „für die Ewigkeit,“ wie man meint, das Nothwendigſte: Herr und Gärtner ſind darüber einig. Und ſo kann es kommen, daß ſogar die günſtige Zeit für den Frühjahrsſchnitt der Obſtbäume verſäumt wird, daß der Gärtner denſelben vielleicht — er weiß ſich ja nicht anders zu helfen — einem Gehilfen oder Arbeiter, der ihm im Jahre vorher dabei geholfen, überlaſſen muß. Was wird nun aus den Weinſtöcken, Pfirſichſpalieren, Cordons u. ſ. w.? 154 Ich habe mich bei der Niederſchrift gehen laſſen, wie die Gedanken kamen, und abſichtlich ein alltägliches Bild mit großer Breite ausgemalt, um den Fall recht lebhaft darzuſtellen. Es war dieſer Fall einmal ein ganz ungünſtiger, denn der Gärtner verſtand genug von der neuen Baum— zucht, um ſie, wenn er Zeit hatte, durch Uebung vollkommen zu lernen. Wie ſteht es aber, wenn ein Gärtner wenig oder nichts von dem Baum— ſchnitt und was damit zuſammenhängt weiß? Dieſer Fall iſt ſogar der gewöhnlichere. Der ganze Bildungsgang der meiſten jüngeren Gärtner iſt ein ſolcher, daß ſie Obſtbäume faſt nicht zu ſehen bekommen. Viele halten auch die „gemeine“ Obſtbaumzucht für unwürdig für Hände, die Jahre lang nur Palmen, Orchideen u. ſ. w. berührten, oder die ſich einbildeten, das Zeichnen eines Teppichbeetes ſei eine große Kunſt. In den letzten Jahren: find allerdings viele junge Gärtner klüger geworden: fie ſehen, daß Kennt— niſſe dieſer Art verlangt, daß Obſtgärtner geſucht, theilweiſe gut bezahlt werden. Aber wie ſchwer iſt es, die Gelegenheit zum Lernen zu finden, wenn man nicht die Mittel und Gelegenheit hat, für längere Zeit ein pomologiſches Inſtitut zu beſuchen. | So kommen junge Gärtner (ſogar ältere) an Stellen, wo fie, was man ja als ſelbſtverſtändlich annimmt, — Kunſtbäume behandeln ſollen, obſchon ſie kaum wiſſen, wie das Meſſer an den Zweig zu ſetzen iſt. Sie denken und hoffen, das Fehlende zu lernen, und Manchem gelingt es wirk— lich mit Hilfe von guten Büchern und offenen Augen für nachahmungsfähige Beiſpiele nach vielen Fehlverſuchen. Wie ſieht es aber da mit den Obſtgärten aus? Sie genügen weder dem Beſitzer, noch dem Gärtner, und letzterer bemüht ſich, das Mißlingen auf das Klima, die Lage, den Boden u. ſ. w. zu ſchieben, Verhältniſſe, die allerdings oft genug aller Kenntniſſe und Mühen ſpotten. Eine Kunſt-Obſtanlage erfordert zu ihrer Unterhaltung einen beſonderen Mann, welcher, je nachdem ſie größer oder kleiner iſt, zur Zeit der größten Arbeit noch Hilfe braucht oder ſo viel Zeit übrig be— hält, um den Küchengarten mit zu beſorgen, wenigſtens zu übernehmen, da derſelbe meiſt mit dem Obſtgarten verbunden iſt. Noch näher liegt es ihm, die Baumſchule zu beſorgen, wenn eine ſolche vorhanden iſt. Er darf ſeine Obſtbäume nur verlaſſen, wenn abſolut daran nichts zu thun iſt, muß wenigſtens einmal wöchentlich ſämmtliche Bäume durchgehen, ob es dabei etwas zu thun giebt. Daß ein viel beſchäftigter Pflanzen- und Parkgärtner dieſe Anforderungen nicht erfüllen kann, habe ich deutlich genug nachgewieſen. Sollen alſo ſolche Obſtanlagen gemacht werden, ſo iſt die erſte Bedingung, daß ein dieſen Zweig des Gartenbaues vollkommen verſtehender Mann angenommen wird. Es braucht dies kein academiſch gebildeter und geprüfter Pomologe zu ſein, aber er muß Gelegenheit gehabt haben, die neuere Obſtbaumzucht gründlich zu lernen und zu üben. Zu großen Anlagen, welche viel Geld koſten, wird man natürlich einen Gärtner annehmen, welcher in einem pomologiſchen Inſtitute oder in einem Muſter-Obſtgarten ſeine Kenntniſſe erworben hat. Hat ein Obergärtner ſelbſt beſondere Neigung für Obſtbaumzucht und will 155 diefe, im Einverſtändniß mit dem Beſitzer, ſelbſt beſorgen, jo muß ihm ein zuverläſſiger Pflanzengärtner zugetheilt werden. In den meiſten Fällen wird es ſich jedoch empfehlen, in Gärtnereien mit Glashäuſern, Blumenzucht, Gemüſegärtnerei und Park einen allgemein gebildeten Obergärtner anzuſtellen, den Obſtgärtner aber als Untergärtner. Nicht aber, weil l dieſer im Range niedriger ſteht, ſondern weil derſelbe meiſtens eine mehr einſeitige Fach⸗ bildung hat und es nur ſo zu etwas Vollkommenem bringt. Eine Theilung der Arbeit wird überhaupt bei der Vielſeitigkeit in großen Gärtnereien immer mehr zur Nothwendigkeit, denn es iſt zu viel für einen Menſchen, Alles zu lernen, was zum Gartenbau gehört. Nur wenige ausgezeichnete Köpfe eignen ſich die meiſten Kenntniſſe an, alle kaum, und es bleiben dann immer einige ſchwache Seiten. In Frankreich beſteht dieſe Einrichtung bei der „Herrſchaftsgärtnerei“ längſt. Eine einiger— maßen große Gärtnerei hat ihren Fleurist (Pflanzengärtner) und Maraicher (eigentlich Gemüſegärtner, welcher aber zugleich die Obſtbäume beſorgt), wovon einer Chef iſt. Hat der angeſtellte Gärtner Kenntniſſe und Neigung in und zur Pflanzengärtnerei, jo hält er ſich einen Maraicher, umgekehrt einen Fleurist. Der erſtere Fall iſt günſtiger, da der Fleuriſt beſſer bezahlt werden muß und Gelegenheit hat, ſich bei den Damen des Hauſes beliebter zu machen, als der Gemüſe bauende Obergärtner, was deſſen Stellung immerhin erſchwert. Dieſe Einrichtung wird bei der franzöſiſchen Einrichtung, wo die meiſten Gärtner bei Herrſchaften Entrepreneure ſind, d. h. für eine gewiſſe Summe das Ganze unterhalten und auch ihre Leute und Unter— gärtner bezahlen, leichter als bei uns. J. Ueber das Färben und Trocknen natürlicher Blumen. Blaue oder violette Blüthen nehmen eine prachtvolle grüne Farbe an, wenn man ſie einige Minuten lang einer ammoniakhaltigen Luft ausſetzt. Um dieſe Erſcheinung hervorzubringen, ſteckt man die Blumen in die in— wendige Röhre eines Glastrichters und zwar ſo, daß am Rande deſſelben ein 1 Zoll großer Raum leer bleibt. Dann bringt man auf einen Teller einige Tropfen Salmiakgeiſt und ſtürzt den mit Blumen gefüllten Trichter darüber. Nach wenigen Minuten treten darauf folgende Farbenerſcheinungen ein. Bei den meiſten blauen, violetten und hell-carmoiſinrothen Blüthen, namentlich aber ſchön bei denen der Nachtviole (Hesperis matronalis) und bei der violettroth blühenden Iberis umbellata zeigt ſich eine prachtvolle Schweinfurtergrün-Farbe. Dunkelcarmoiſinrothe gefüllte Nelken färben ſich ſchwarz, die carmoiſin— rothen Blüthen von Lychnis coronata dunkelviplett, alle weiß blühenden Blumen ſchwefelgelb. Beſonders überraſchend zeigt ſich die Veränderung der Farben bei mehrfarbigen Blüthen, wie z. B. bei der weiß blühenden Lychnis coronata, deren weiße Blumenblätter eine gelbe, die rothen Adern derſelben eine grüne Farbe annehmen. Die mit weißen Kelchblättern und 156 roſarothen Blumenkronen blühende Fuchſie zeigt ihre Kelchblätter nach der Aufnahme des Ammoniaks in gelber, ihre Blumenblätter in grün und blauer Farbe. Sind die neuen Farben eingetreten, ſo taucht man die Blumen ſofort in friſches Waſſer, in welchem ſie ihr ſchönes Colorit, je nach der aufgenommenen Menge Ammoniak, 2—-6 Stunden lang behalten. Allmälig ſtellen ſich dann die urſpünglichen Farben wieder ein, nachdem bei den grünen Blüthen ſich vorher noch eine blaue Uebergangsfarbe gezeigt hat. Um blauen, violetten oder rothen Aſtern eine ſchöne rothe Farbe zu geben, damit ſie getrocknet für die Winterſaiſon zu Blumenſträußen ver⸗ wendet werden können, tauchte man fie ſeither in verdünnte Salpeterſäure oder beſprengte ſie damit. Dieſes Verfahren liefert aber nur höchſt un— vollkommene Blumen, weil die Säure wegen des Wachsgehaltes der Blumen— blätter nicht gleichmäßig aufgenommen wird. Ein beſſeres Reſultat erhält man, wenn die Aſtern den Dämpfen von Salzſäure ausgeſetzt werden. Jede beliebige Holzkiſte iſt zur Ausführung dieſer Operation brauchbar. Nachdem in derſelben Schnüre zum Aufhängen der Aſtern und an zwei einander gegenüber ſtehenden Seiten Fenſter zur Beobachtung der Färbung angebracht ſind, hängt man darin die paar- oder doppelpaarweiſe an den Stielen zuſammengebundenen Aſtern ſo auf, daß die Blumen nach unten gerichtet ſind. Dann ſtellt man auf den Boden der Kiſte einen oder zwei Teller, die mit gewöhnlicher Salzſäure gefüllt ſind und verſchließt die Kiſte. Kleinere Blumen find nach 2=, größere nach 4 bis 6⸗ſtündiger Einwirkung des ſalzſaueren Gaſes gleichmäßig gefärbt. Die roſa, rothen und blauen Aſtern nehmen dadurch, je nach der Tiefe ihrer Farbe und ohne Nachtheil für ihren Bau eine carmin- oder carmoiſinrothe Farbe an. Von Zeit zu Zeit beſichtigt man den Inhalt der Kiſte und nimmt die fertig gebeizten Blumen heraus. Man hängt dieſelben in gleicher Weiſe wie zuvor in einem luftigen, ſchattigen Zimmer zum Austrocknen auf und verwahrt ſie nach dem Trocknen an einem dunklen, trocknen Orte. Der Verfaſſer hat nach dieſem Verfahren im Herbſte 1871 mehrere tauſend Aſtern behandeln laſſen, und die wenigen vom Conſum übrig gebliebenen beſitzen jetzt (Auguſt 1872) noch ihre ſchönen Farben. (Polyt. Centbl.) Das Pflanzen der Coniferen. Während die Einen behaupten, die Coniferen müßten im Frühling gepflanzt werden, ſobald die Bäume zu treiben beginnen, empfehlen die Andern den Herbſt oder lieber gegen Ende des Sommers als geeignetſte Pflanzzeit. Ich habe mich, ſchreibt Lebas in der „Rev. Hortic.“, im All— gemeinen zu dieſer letzten Anſicht gehalten. Aber ein Verſuch hat mir gezeigt, daß man weit beſſere Chancen auf Gedeihen der Bäumchen hat, wenn man das Pflanzen gegen Ende des Frühlings oder zu Sommers— anfang — wenn die Pflanzen in voller Vegetation ſind — vornimmt. Ich habe nämlich in den erſten Tagen des Juni bei großer Hitze und 157 Trockenheit eine große Menge ſchon ziemlich ſtarker Biota orientalis ver⸗ pflanzt. Der Boden, in welchem wir operirten, war trocken und ſehr leicht, wie man zu ſagen pflegt, ohne Conſiſtenz, ſo daß an den Wurzeln keine Erde blieb. Trotz dieſer ſo ungünſtigen Bedingungen, und daß die Pflanzen ins Freie geſetzt wurden, wuchſen alle vollkommen an; ihre Vegetation ſchien kaum momentan aufgehalten zu ſein. Es iſt kaum nöthig zu er⸗ wähnen, daß ſie tüchtig angegoſſen wurden. Wenn ich dieſes Reſultat mit dem vergleiche, welches ich bei ganz analogen Pflanzungen, die mit der größten Vorſicht — ſei es im Frühjahr, ſei es im Herbſte — ausgeführt waren, erzielte, ſo muß ich bekennen, daß daſſelbe ſehr zu Gunſten der Methode des Pflanzens in vollem Wachsthum ausfällt. Das Beiſpiel ſcheint mir um ſo überzeugender zu ſein, da es mir häufig paſſirt iſt, daß mir dieſe Pflanzen lange Zeit trauerten oder ſelbſt ganz verloren gingen, nachdem ich ſie mit vollem Ballen aus dem Lande gehoben, in Töpfe ge— ſtellt und, um ſie recht zu pflegen, unter Fenſter geſtellt hatte. Dies ſind eben Thatſachen, woraus die Leſer ſich die Conſequenzen ſelbſt ziehen können. Der Nektar von Chio. (Nach Delchevalerie in der Rev. Hortic.) Man gewinnt das Maſtixharz, das im Orient zur Bereitung er— friſchender Getränke jo beliebt iſt, von einem kleinen Baume: Pistacia len- tiscus L., welcher gewöhnlich Maſtixbaum genannt wird. Seine gedrehten Zweige tragen Blätter, welche aus 8— 10 lanzettförmigen, ganzrandigen, feſten, glatten, grünen Blättchen zuſammengeſetzt ſind, aus deren Achſeln die traubenförmig geſtellten Blüthen hervorkommen, denen runde, rothe Beeren folgen, die zuletzt eine braune Farbe annehmen. Man gewinnt den ſogenannten Maſtix durch Einſchnitte in den Stamm. Dieſes aromatiſche Harz wird in der Medizin und im Haushalt viel ge— braucht. Der beſte Maſtix iſt der von Chio und den anliegenden Dörfern, deren man auf dieſer Inſel der Sporaden etwa 20 findet. Die Maftir- bäume wachſen zerſtreut hier und da auf den Feldern und man pflegt ſie ſorgfältig; man lockert, gräbt und ebnet das Land um dieſelben, damit die Maſtixernte rein und frei von Unreinigkeiten ſei. Man ſammelt auch den Maſtix auf den Bäumen mit Pincetten. Wenn der Maſtix auf die Erde gefallen iſt, ſo ſammelt man ihn mit den Händen auf und reinigt und ſortirt ihn nach ſeiner verſchiedenen Qualität. Der beliebteſte Maſtix iſt der auf den Bäumen geſammelte; dieſer geht faſt ausſchließlich in das Serail des Sultans zu Conſtantinopel und in Egypten. Es giebt zu Chio verſchiedene Varietäten von Maſtixbäumen, welche Maſtix von ungleicher Güte liefern: die eine Varietät giebt einen trockenen, durchſichtigen Maſtixk, den man den männlichen nennt; die andere erzeugt 158 den weiblichen Maſtix, welcher weniger geſchätzt wird; er iſt undurchſichtig, trocknet ſchwer und ſchmilzt bei der geringſten Wärme. Die Leute des Mittelſtandes bedienen ſich dieſes Maſtixs zur Her⸗ ſtellung eines ausgezeichnet erfriſchenden Getränkes, aber unglücklicher Weiſe iſt ſeine Wirkung auf das Nervenſyſtem eine ſehr nachtheilige, es bewirkt Zittern und nach und nach ſchwächt es den Verſtand. In den Maſtixſchenken des Orients entwickelt ſich aus den Fäſſern und Tonnen ein Geruch, der einen beim Eintritt zurückſchreckt; die Zahl der Beſucher dieſer Orte iſt eine ſo große, daß ſie einen erſchrecklichen Dunſt erzeugen. Dieſes Getränk, wovon man im Orient und in ganz Egypten eine große Menge conſum irt und das man wie Wermuth einnimmt, wird ge— wöhnlich die Menſchen-Mäherin (Moissonneuse d'hommes) genannt; es iſt gewöhnlich mit einem Maſtixharz zuſammengeſetzt und heißt raquis (der Wiedergewinnſt). Der Maſtix wird auch in der Medizin gebraucht. Die griechiſchen und egyptiſchen Frauen kauten ihn, um ſich einen guten Athem zu verſchaffen, ihre Zähne weiß zu machen und das Zahnfleiſch zu ſtärken, aber die größte Verwendung findet der Maſtix zur Bereitung von Liqueurs und verſchiedenen wohlriechenden Waſſern. Man bedient ſich ſeiner in Egypten auch zum Parfümiren der Röhren (gargoulettes), welche zum Koſten des Trinkwaſſers beſtimmt ſind. | Wenn man zu dem „raquis“ genannten Liqueur mindeſtens °/, Waller gießt, ſo erhält man ein dem Abſynth ähnliches, erfriſchendes Getränk. Dieſes iſt der beſte Gebrauch, den man davon machen kann. U) Beherzigenswerthe Worte, nachahmungswürdige Thaten von Franzoſen und franzöſiſchen Gartenbau⸗Vereinen. Ehre dem, dem Ehre gebührt! iſt ein altes allgemein als Wahrwort anerkanntes Sprüchwort. Nicht minder war iſt aber: daß das freudige, aufrichtige Erkennen und Bekennen der Vorzüge Anderer uns nicht zur Un- ehre gereichen kann und daß wir das Lobenswerthe, wo wir's finden, mög⸗ lichſt nachahmen ſollten. Daß ſich ſolches wahrhaft Gute auch bei den Franzoſen in reicher Menge findet, wird Niemand abſtreiten und geben wir hier einige Proben davon. Der Präſes des Gartenbau-Vereins zu Poetot, de Paul des Heberts, ſagt in einem Briefe an Carridre etwa: In der Auguſt-Nummer Ihrer Revue Horticole theilten Sie aus der Motivirung eines Geſetzentwurfes mit, daß Clemenceau geäußert: die verarmte und heruntergekommene Be— völkerung wird ſich durch Arbeit und beſonders durch die Bearbeitung des Bodens wieder erheben. Die Arbeit beſſert, ſtärkt, bereichert. ... Das ſind mir aus der Seele genommene Worte, wie die weiterhin angeführten: 159 „Die Beſtellung des Gartens iſt eins der vorzüglichſten Mittel, den Land— bewohnern aufzuhelfen c. mehr als jemals ſind uns Leute nöthig, welche Anweiſung über die rationelle Cultur des Gemüſes, der Obſtbäume und ſelbſt der Zierpflanzen bis in unſere Dörfer tragen .. ..“ und das Schlußwort des durch und durch gebildeten Gärtners Baltet, in ſeinem Werkchen über die Gärtnerei in Belgien: „Die Civiliſation wird von dem Tage an, an welchem der Gartenbau ſeinen Sitz in den Volksſchulen haben wird, einen großen Schritt vorwärts gethan haben, denn die Beſchäftigung im Garten — ſei ſie in dem be— ſcheidenen Plätzchen bei dem Hauſe eines Landmannes oder in dem groß— artigen Parke eines Schloſſes — iſt eine wohlanſtändige Benutzung der Freiſtunden. Sie erhebt die Gedanken und flößt den Familiengliedern Achtung für ihr väterliches Dach ein, während ſie ihnen ee Ge⸗ ſundheit und Glück verſchofft 1 a Welch' noble und 1 Gedanken! Wie weiſe ausgeſtreute Lehren! Welch' gut formulirte Rathſchläge! Wie jammerſchade, daß der Indifferentismus unſeres unglücklichen franzöſiſchen Charakters uns verhindert, die einen zu beherzigen, die andern zu befolgen. Glücklich ſchätze ich mich, daß ich Ihnen auch Ausnahmen von dieſer betrübenden Apathie mittheilen kann. So las ich kürzlich in einer Wochen— ſchrift den Bericht über eine Ausſtellung zu Fontenay-le-Comte (Bendee). daß faſt alle Lehrer des Cantons ſehr gute Gärtner geworden ſeien ... Auch im Unter-Seine-Departement hat die Central-Gartenbau— Geſellſchaft bei der Ausſtellung im Mai dieſen beſcheidenen Männern, denen die Er— ziehung der Kinder anvertraut iſt, mehrere Zeichen der Anerkennung und Aufmunterung gegeben. Von unſerem Verein im Arondiſſement Y)petot wurden im Juli d. J. ſämmtliche Elementarlehrer zur Theilnahme an einer Sitzung eingeladen und mindeſtens 50 waren gekommen. Es wurde ihnen die Wichtigkeit ihrer Hilfe zur Verbreitung des Gemüſe- und Obſtbaues zum Segen der Bevölkerung vorgeſtellt; ihnen nicht nur koſtenfreie Auf— nahme in den Verein, ſondern auch verſprochen, daß man ihnen von den beſten aller Obſtarten, wie Sämereien von Gemüſen und Zierpflanzen liefern wollte; dann ſollten ſie das Recht haben, von ihren Produkten in den Vereinsſitzungen auszuſtellen und wenn ſie es wünſchten, daß ihre Schulen und Schulgärten beſucht würden, ſollte zu dieſem Zwecke eine Commiſſion ernannt werden; endlich ſollten den verdienſtvollſten unten ihnen am Jahres- ſchluſſe noch beſondere Anerkennungen zu Theil werden, ſei es in Form von Medaillen, Gartenſchriften oder Gartengeräthen. — Sämmtliche Lehrer gaben ihrer dankbaren Zuſtimmung Ausdruck und verſprachen auch diejenigen ihrer Schüler, welche für die zugleich nützlichen und ausgezeichneten Gartenarbeiten Geſchick zeigten, für dieſe Kunſt heranzubilden. Die Gartenbau⸗ Geſellſchaft zu Lyon, welche früher ſchon zur Prüfung älterer und neuer Obſtſorten eine Commiſſion gebildet, hat am 16. November 1872 auch ein Collegium von Roſiſten gegründet, das die vielen Synonymen verdrängen und die vielen denſelben Perſonen gewidmeten Roſen unterdrücken 160 ſoll; ein Unternehmen, welches den beiten Erfolg ſchon dadurch zu ver- ſprechen ſcheint, weil die dazu beſtimmten Perſonen tüchtige Praktiker oder competente Liebhaber ſind und weil die Geſellſchaft die ganze civiliſirte Gartenwelt zur Mitwirkung auffordert. Für die ſonſtigen vortrefflichen Anordnungen, welche die Gartenbau- Geſellſchaft zu Lyon getroffen hat zur Beförderung des geſammten Garten— baues, verweiſen wir auf die Mittheilungen unter der Rubrik „Gartenbau⸗ Vereine“ auf S. 126. | Die Redact. Ueber Lilium auratum. Seit der Einführung der prächtigſten aller Lilien, Lilium auratum, hat die Liebhaberei für dieſes ſchöne Pflanzengeſchlecht bei den Pflanzen— freunden in einem hohen Grade zugenommen. In vielen Privat- wie Handelsgärtnereien werden jetzt die Lilienarten mit großer Vorliebe cultivirt und viele ſchätzenswerthe Arbeiten ſind über die Gattung Lälium und deren Arten in neueſter Zeit von verſchiedenen Autoren erſchienen, wodurch der Wirrwarr, der bisher in der Nomenclatur herrſchte, einigermaßen gehoben worden iſt. So hat namentlich ein großer Pflanzenliebhaber, Max Leichtlin in Karlsruhe, keine Koſten geſcheut, alle Lilienarten, die nur zu erhalten waren, zuſammenzubringen und beſitzt ſomit eine Sammlung, die wohl die größte ſein dürfte, die exiſtirt, überhaupt je beſtanden hat. Die Zahl der Arten und Formen beläuft ſich weit über 200. Profeſſor Duchartre in Paris hat im Verein mit M. Leichtlin dieſe Lilien wiſſenſchaftlich bearbeitet, eine vortreffliche Arbeit, die in dem Journal de la Société Centrale d' Horti- culture unter dem Titel: Observation du Genre lis, à propos du Catalogue de la Collection Max Leichtlin Jahrgang 1870, pag. 212 — 222 und pag. 274 — 286). — Kurz nachher hat Senator de Cannart d'Hamale in Mecheln eine Monographie der Gattung Lilium in franzöſiſcher Sprache veröffentlicht. Die Verfaſſer des Berichtes und der Monographie ſcheinen hinſichtlich ihrer Arbeiten nichts von einander gewußt zu haben. Beider Ar- beiten find jedoch ein ſchätzenswerther Beitrag zur Kenntniß der Gattung Lilium. Thomas Moore, Vorſteher des botaniſchen Gartens zu Chelſea, London, und Herausgeber des „Floriſt und Pomologiſt, giebt in ſeiner ſchätzenswerthen Gartenſchrift eine Reihe von Artikeln über „Garten-Lilien,“ die von allgemeinem Intereſſe find. Das Lilium auratum, heißt es da— ſelbſt, ſteht dem L. speciosum am nächſten, von welcher Art ſich L. auratum durch ſchmalere Blätter und durch größere, mehr abſtehende und weniger ge— drungene, zurückgebogene Blüthenhüllenſegmente unterſcheidet. Die gewöhnliche Höhe, in der man die Stengel dieſer Lilie in den Gärten antrifft, beträgt 57— 86 Centim., öfters erreicht ſie aber auch das Doppelte und mehr, je nach der Stärke der Pflanze. Die Stämme ſind 161 aufrecht, grünlich-purpurn gefärbt. Die Blätter find zahlreich, zerſtreut ſtehend, linienlanzettlich, kurz geſtielt, 14 —21 Centim. lang, glänzend auf der Oberſeite und auf der unteren mit 5 (ſelten 7) deutlich durchſcheinenden Rippen oder Nerven verſehen. Die Blumen ſtehen an der Spitze der Stengel in einer Rispe beiſammen, bei mäßig ſtarken Zwiebeln zu 6 oder 8, bei ſtarken Zwiebeln zu 20— 30. Man hat aber auch Pflanzen ge— zogen, die an 100 Blüthen an einem Stengel trugen. So trugen zwei mit einander verwachſene Stengel im Jahre 1869 bei Standish u. Co. zu Ascot von 3,50 Met. Höhe über 100 Blüthen; ein anderes Exemplar, von einem Gärtner Jones cultivirt, hatte ebenfalls an zwei mit einander verwachſenen Stengeln 103 Blüthen erzeugt. Die Blüthenſtiele ſind aufrecht⸗abſtehend, 7—9 Centim. lang. Die völlig entfalteten Blüthen haben mindeſtens 28 Gentim. im Durchmeſſer, deren Segmente find abſtehend, gegen die Spitze zu zurückgebogen, eiförmig oder eiförmig⸗-lanzettlich, 11 — 16 Centim. lang, elfenbein-weiß, mit zahlreichen länglichen dunkelpurpurrothen Flecken gezeichnet und in der Mitte mit einem breiten Bande verſehen und dicht mit Weich— warzen nach dem unteren Ende zu beſetzt. Die Antheren ſind groß und tragen lichtrothe Pollenmaſſen. Dieſe prachtvolle Lilie iſt in Japan heimiſch und wurde von Veitch und Söhne in Chelſea bei London eingeführt, bei denen ſie im Juli 1862 zuerſt blühte. C. Kramer, gegenwärtig in Yokohama in Japan als Handelsgärtner anſäſſig, beſtätigt, daß L. auratum in den Waldungen Japans vorkomme, und Oldham, der dieſe Lilie die Udi der Japaneſen nennt, ſagt aus, daß ſie hauptſächlich in einem nahrhaften Boden zwiſchen Geſträuchen und zwiſchen den Felſen bei Yokohama wüchſe. In den letzten Jahren find alljährlich 10 —30,000 Stück Zwiebeln dieſer Lilie in England und Deutſchland eingeführt worden und dennoch iſt kein Ueberfluß vorhanden, im Gegentheil ſind ſie meiſt ein ſehr geſuchter Artikel. Die importirten Zwiebeln variiren ſehr in Größe, wie dies von in der Wildniß erzeugten Sämlingen zu erwarten iſt. Auch hat man einige diſtinkte Varietäten er— halten, z. B.: Lilium auratum rubro-vittatum, abgebildet in der Rev. hortic. 1868, pag. 371. Dieſe Varietät wurde direct von Japan importirt. Dieſelbe unterſcheidet ſich von dem Typus, daß der gelbe Längsſtreifen, mit welchem jedes Blüthenhüllenblatt gezeichnet iſt, bei der Varietät eine mehr ſchmutzig⸗ braune Färbung angenommen hat und an der Baſis mehr oder weniger in Gelb übergehend. Eine Menge derartiger Abweichungen hat man wahr⸗ genommen und mehrere ſind als Varietäten in den Handel gekommen, wie 5. B. L. splendidum von Cutbush in Highgate; L. Charles Turner von Turner in Slough und die obengenannte rubrum von Vilmorin. In einer engliſchen Handelsgärtnerei zeigten ſich auf einem Beete unter 5000 Stück dieſer Lilie, größtentheils Sämlinge, faſt 5 % Varietäten. Lilium auratum virginale. Dieſes iſt eine gut gekennzeichnete Varietät, ebenfalls aus Japan importirt. Dieſelbe hat rein weiße Blüthen, d. h. den Blütheneinſchnitten fehlt der goldgelbe Streifen, und ſtatt der purpurnen ſind gelbe Flecke vorhanden. Das Fehlen des gelben h giebt der Hamburger Garten= und Blumenzeitung. Band XXIX. 162 Blume ein diſtinktes Ausſehen. Eine ähnliche Varietät ift unter dem Namen Alexandrae verbreitet worden. Außer dieſen finden ſich unter den importirten Zwiebeln zahlreiche weniger ſich unterſcheidende Varietäten. Die Punkte ſind bei der einen Varietät theils heller, bei der anderen dunkler, bei der einen dichter, bei der anderen weitläufiger ſtehend; oft ſind die Flecke rund, oft länglich. Der gelbe Längsſtreifen variirt in der Breite und in der Intenſität der Färbung. Selbſt die Form und die Segmente der Blüthe variiren ſehr oft an den verſchiedenen Pflanzen, wahrſcheinlich, weil es meiſt aus Samen entſtandene Pflanzen ſind. Lilium auratum iſt hart und hält ſelbſt unter leichter Decke bei uns, wie L. speciosum, aus. In England, wo das Klima für dieſe Pflanze noch geeigneter iſt, ſieht man herrliche Exemplare im Freien, mit Stengeln von 2— 2,5% Met. Höhe, beſetzt mit 70 — 80 Blüthen. Prachtexemplare hat man in Töpfen gezogen; ſo ſah man im Jahre 1871 zu Querry Bank bei Liverpool ein Exemplar in einem 57 Centim. großen Topfe mit 2, Met. hohen Stengeln, die zuſammen 225 Blüthen trugen, jede durchſchnittlich 23 Centim. im Durchmeſſer. Neueſte Bouvardien. Die Bouvardien gehören zu denjenigen Pflanzen, welche ſich zur Decoration der Gewächshäuſer, Wohnzimmer ꝛc., wie zur Bouquetbinderei am beſten eignen, und es iſt zu verwundern, daß die beſten neuen Varietäten in den Blumengärtnereien nicht mehr angezogen werden, als es bis jetzt der Fall iſt. Mag dies andern Orts der Fall ſein, in den Gärtnereien Ham— burgs findet man von den verbeſſerten nur wenige in Maſſen cultivirt. Im 1871er Jahrgange der Hamburger Gartenzeitung S. 134 theilten wir mit, wie die Bouvardien am beſten zu cultiviren ſind und führten gleich— zeitig eine Anzahl der zur Zeit in England in den Handel gekommenen beſten Varietäten auf. Seitdem iſt nun noch die Bouvardia Davisonii hinzugekommen (Hamburg. Gartenztg. 1872, S. 233) und die im Winter mit rein weißen Blumen blühende B. Vrelandii (Hamburg. Gartenztg. 1872, S. 519), zwei Arten, die wir ganz beſonders empfehlen möchten. Die Engländer haben den großen Werth, den die Bouvardien für viele Zwecke beſitzen, längſt erkannt und ſind deshalb auch unermüdlich thätig, die vorhandenen Arten und Varietäten durch Kreuzung zu verbeſſern, nament⸗ lich Varietäten zu erziehen, die ſich durch die Größe der Blumen, wie durch die brillante Färbung derſelben vor den vorhandenen auszeichnen. Die berühmten Handelsgärtner E. G. Henderſon u. Sohn zu St. John's Wood, London, bringen nun in dieſem Jahre ſechs neue Bouvardien— Varietäten in den Handel, die alle vorhandenen übertreffen ſollen. Der erſte Satz von Bouvardien-Varietäten, die der verſtorbene Parſons in Brighton gezüchtet hatte, kam ebenfalls durch E. G. Henderſon u. Sohn 163 in den Handel und beftand aus den B. Rosalinda, Laura, Oriana und Hogarth. Seitdem find in dem Etabliſſement von E. G. Henderfon u. Sohn eine Anzahl neuer verbeſſerter Varietäten gezüchtet worden, von denen die unten genannten die vorzüglichſten find. Die als B. elegans, Davisonii und Vrelandii in den Gärten vorhandenen Formen ſind nur zufällig auf B. Hogarth entſtanden, während die nachſtehend aufgeführten wirkliche durch Kreuzung entſtandene Varietäten ſind, ſo daß nicht zu befürchten iſt, daß ſie in die Form, von der ſie ſtammen, zurückgehen. In Bezug auf Habitus, Ueppigkeit des Wachsthums, Blüthenreichthum, Größe der Blüthenköpfe und Größe der einzelnen Blumen ſind ſie die ſchönſten, die bis jetzt erſchienen ſind. — Bouvardia Humboldti corymbiflora. Die reine Art, B. Humboldti, erzeugt meiſt nur an jedem Zweige eine einzelne Blüthe, gewöhnlich endſtändig ſtehend, die Blüthe ſelbſt iſt von anſehnlicher Größe, wohl die größte von allen bekannten Bouvardien-Arten. Die Blumenröhre iſt 3 Zoll (engliſch) lang und der Saum 1½ Zoll breit, rein weiß und ſehr angenehm duftend. Die hier genannte Varietät dieſer Art iſt eine ungemein große Verbeſſerung; der Wuchs der Pflanze iſt ſtärker und üppiger, die Blüthen ſtehen nicht einzeln, ſondern zu mehreren (10 — 14) in ſtraußähnlichen Rispen beiſammen, ſind größer noch als die der reinen Art und duften gleich Orangeblüthen. Die einzelnen Blüthen eignen ſich ganz vorzüglich zu Bouquets. — Es iſt dieſe ſchöne Varietät eine herrliche Acquiſition und dürfte bald die allgemeinſte Verbreitung finden. Starker Wuchs, große Blüthenſträuße, reine Färbung, prächtiger Geruch bei Tag und Nacht und zur Zeit blühend, wenn Blumen am meiſten begehrt werden, nämlich zur Winterzeit. Junge Pflanzen werden von Juni ab zum Preiſe von 1 Guinee abgegeben. Bouvardia longiflora flammea. Es iſt dieſe Varietät eine Verbeſſerung der B. longiflora, von der fie ſich durch die braun gefärbten Stämme und Stengel und leicht behaarten oder faſt gefranſten Blätter unterſcheidet. Die Blüthenköpfe ſtehen end— ſtändig, ſind groß, 15—20 Blüthen enthaltend; die Röhre iſt röthlich, hübſch contraſtirend mit den breiten, gut ausgebreiteten, lachsfarbenen Ein⸗ ſchnitten des Saumes. Die Blüthen verbreiten, namentlich Abends, einen köſtlichen Geruch, welche Eigenſchaft bis jetzt noch keine Bouvardia mit gefärbten Blüthen be- ſitzt. — Für Sommer- und Winterdecorationen der Kalthäuſer, Wohn— zimmer ꝛc. iſt fie ganz vorzüglich geeignet. Bouvardia candidissima. Unter den Varietäten mit weißen Blüthen dürfte dieſe eine der hübſcheſten ſein. Die Pflanze ſelbſt hat einen zierlichen ſtrauchigen Habitus und kommen die an den Endſpitzen ſich bildenden Blüthenköpfe vortheilhaft zur Geltung. Wuchs mäßig ſtark, mehr zwergig, 12 — 16 Zoll hoch * 164 werdend, mit hübſchen, verhältnißmäßig kleinen ovalen Blättern und zahl: reichen endſtändigen Blüthenköpfen rein weißer Blüthen. Es iſt dieſe Varietät eine Verbeſſerung von B. Hogarth ſowohl, wie von B. jasminiflora, und ſehr zu empfehlen. Bouvardia jasminoides longipetala. Eine diſtinkte Hybride von B. jasminoides, dieſe durch üppigeren Wuchs und größere Blüthen übertreffend. Sie iſt leicht erkenntlich an ihren dunkel— grünen, eiförmig-zugeipisten, gut ausgebreiteten Blättern und gedrungenen endſtändigen Blüthenſträußen rein weißer, trompetenartiger Blüthen. Die Blüthen vorzüglich geeignet zu Bouquets. — Die Blüthezeit dauert ſehr lange. Zeitig im Freien ausgepflanzt, blühen die Pflanzen ſchon ſehr reich im Herbſte, dann eingetopft und in ein Gewächshaus gebracht, blühen fie noch lange Zeit im Winter. Bouvardia umbellata alba. Eine Varietät zwiſchen B. Hogarth und jasminoides. Es iſt eine hübſche Pflanze, von zierlichem, verzweigten Habitus; die Blätter ſind mittelgroß, länglich zugeſpitzt, rauh anzufühlen, leicht behaart oder gefranſt; Blüthen in endſtändigen und achſelſtändigen dichten Köpfen, die endſtändigen ſind am größten; die Blüthenröhren rahmfarbig mit rein weißen Saum- lappen. Es dürfte dieſe Varietät durch ihre beſſeren Eigenſchaften, die ſie in vieler Hinſicht beſitzt, die B. Davisonii und Vrelandi bald verdrängen. William Bull's Gartenetabliſſement in Kings Road, Chelſea bei London, bringt auch in dieſem Jahre eine Anzahl ſehr ſchöner neuer Pflanzen in den Handel, von denen wir einige den Leſern der Gartenzeitung hier vor— führen wollen. Aristolochia galeata. Eine ſchnell rankende Art von Bogota. Die Blätter find herzförmig, an der Spitze abgeſtumpft, mit einem breiten Einſchnitt an der Baſis. Die Blüthen ſtehen achſelſtändig, ſind rahmfarbig, netzartig mit purpurnen Adern gezeichnet, die Blumenröhre oval, aufgetrieben und plötzlich zuſammengezogen, ſich dann in einen zweilappigen Saum von 6 Zoll Länge ausbreitend. Die obere Lippe iſt kürzer und abgerundet. Carica aurantiaca. Dieſe Pflanze ſtammt ebenfalls von Bogota, hat einen aufrechten fleiſchigen Stamm und langgeſtielte, handförmige, weiche Blätter. Der mittlere Lappen iſt gefiedert. Die Frucht iſt rund, etwa 3 Zoll im Durch⸗ meſſer, orangefarben. Es iſt ein hübſcher decorativer Baum. Dracaena imperialis. Eine der herrlichſten Arten, die bis jetzt von den Südſee-Inſeln in die Gärten eingeführt wurden. Die Blätter ſind prachtvoll dunkelroſa und weiß variirend, von großem Effekt. Die Blattſtengel ſind ca. 4 Zoll lang, gerändert. Die Blätter ſchmal elliptiſch-länglich, nach der Spitze zu ſich verſchmälernd und unten in einen gefranſten Blattſtiel auslaufend. Die Farbe iſt dunkel ſaftgrün, bei den jüngeren Blättern in weiß variirend, namentlich an deren Baſis, ſich unregelmäßig nach oben zu ausdehnend. Dieſe weiße Färbung nimmt, wenn das Blatt älter wird, einen roſa An— flug an, ſo daß nach dem verſchiedenen Stadium, in dem ſich die Blätter befinden, roſa und blendend weiß vorherrſchend iſt. Es iſt eine der effekt— vollſten Warmhauspflanzen. Eine junge Pflanze koſtet 2 Guincen. Dracaena inscripta. Der Urſprung dieſer Art iſt unbekannt. Die Pflanze hat einen auf— rechten, ſchlanken Habitus mit auffällig ſchmalen Blättern, die an 2½ Zoll langen, aufrechten purpurgefärbten Blattſtengeln ſitzen. Die linienförmigen, länglichen Blätter ſind 2 Zoll breit, ſehr ſpitz nach oben auslaufend und unten ſich in den Blattſtiel verſchmälernd. Die Blätter find grün, dunkel- purpur liniirt, in roſa variirend. Dracaena Shepherdii. Eine edle Form von Dracaena und eine der ſchönſten in Cultur. Die— ſelbe wurde bereits unter dem Gartennamen D. gloriosa ausgeſtellt und prämiirt. Sie iſt jedoch eine jo diſtinkte und ſchöne Art, daß W. Bull fie D. Shepherdii, zu Ehren des bekannten Handelsgärtners Shepherd in Sydney, benannt hat. Abweichend von den meiſten bekannten Arten, deren Blätter nur in jungem Zuſtande in der Färbung variiren, entfärben ſich bei dieſer Art die Blätter erſt in älterem Zuſtande. Die jungen Blätter ſind grün, zeigen ſpäter blaßgrünere Streifen, die ſich noch ſpäter bronze-orange färben. Es iſt eine ſtarkwüchſige Pflanze mit breit-länglich-linienförmigen, 2 Fuß langen und 5 Zoll breiten Blättern, die ſpiralförmig am Stamme geſtellt ſind. Die 6 Zoll langen Blattſtiele find wie die Blätter bronze-orangefarben. Der Preis einer jungen Pflanze iſt ebenfalls 2 Guineen. Erythrina bogotensis. Wie der Name andeutend, ſtammt dieſe Art von Bogota. Die Blätter ſind dreiblättrig, an langen an der Baſis verdickten Blattſtengeln und die endſtändigen Blättchen haben ebenfalls diſtinkte Blattſtiele, ſind eirund zu— geſpitzt, etwas kantig an der Baſis, während die ſeitenſtändigen mehr ei— förmig ſind. Die Blumen ſind ſcharlach, in dichten Rispen beiſammen ſtehend. Es iſt eine ſehr empfehlenswerthe Art fürs Warm- und Kalthaus. Gladiolus purpureo-auratus. Eine prächtige Art von Natal, bereits im botaniſchen Magazin 1872 166 auf Taf. 5944 abgebildet und von uns im vorigen Jahrgange der Hamb. Gartenztg. S. 127 ausführlich beſprochen. Hibiscus (rosa - sinensis) eruentus, fulgidus und puniceus. Drei vorzügliche Varietäten des ſo herrlichen Hibiscus rosa sinensis. Erſtere hat reichcarmoiſinrothe gefüllte Blumen, die zweite ſehr große (5 Zoll im Durchmeſſer haltende) carmin-ſcharlachfarbene und die dritte Varietät hat gefüllte, tiefglänzend carmoiſinfarbene Blumen. Macrozamia eburnea. Eine grandioſe auſtraliſche Cycadee mit einem 1 Fuß im Durchmeſſer haltenden Stamme und 5 — 6 Fuß langen gefiederten Blättern. Die Fiederblättchen ſind linienförmig, 8 Zoll lang, lederartig. Es iſt eine elegante Pflanze. Der Preis iſt 5, 7 oder 10 Guineen für eine Pflanze. Macrozamia elegantissima. Dieſe elegante Art ſtammt ebenfalls aus Ausſtralien und gehört zu den ſchönſten Arten dieſer Gattung. Die Blätter ſind kurz geſtielt (der Stengel etwa 1 Fuß lang), gefiedert, 18 — 20 Zoll lang und etwa 14 Zoll breit; die Fiederblättchen dunkelgrün, lederartig, lineariſch, verjüngt an der Spitze, die Baſis derſelben verdickt. — Die Wedel ſind gefällig gebogen. Maranta Makoyana. Dieſe herrliche Pflanze haben wir ſchon zu verſchiedenen Malen be- ſprochen in Gartenztg. 1872 S. 519). Die Pflanze iſt, wie ſchon früher bemerkt, auch in mehreren Handelsgärtnereien in Hamburg zu mäßigem Preiſe zu erhalten. Strobilanthes consanguineus. Eine hübſche Warmhauspflanze mit ſchönen blaßblauen Blumen in endſtändigen und ächſelſtändigen Rispen. Vriesea tricolor. Gleichfalls eine ſchöne, zu den Bromeliaceen gehörende Pflanze von Bogota. Die Blätter find faſt 3 Fuß lang und 2½ Zoll breit, etwas wellig am Rande. Blüthen in aufrechtſtehender Rispe, 1 Fuß lang. Bracteen carmoiſinroth gefärbt. Wie ſteht es mit dem Saftlauf? Am 5. Vereinsabend des bremer Gartenbau-Vereins kam folgender Aufſatz zum Vortrage, den ich, da er zur brennenden Tagesfrage: „Wie ſteht es mit dem Saftlauf?“ gehört und neuen Stoff liefert, durch Ihre geſchätzte Gartenzeitung weiter zu verbreiten bitte. 167 „Schon zum zweiten Male, ſchreibt O. Thomas, der Hauptmitarbeiter an der lehrreichen Revue d'Arboriculture, war ich Zeuge einer in phyſio⸗ logiſcher Hinſicht höchſt wichtigen Thatſache, welche ich den Phyſiologen von Fach dringend empfehlen möchte, damit ſie beſſer, als ich dazu im Stande bin, daraus die Urſachen ergründen und die Conſequenzen ziehen und ſolche mit ausführlichen Beweiſen darſtellen, denn dadurch würden wir neue Auf— klärungen über den Saftlauf und über den Einfluß des Pfropfreiſes auf den Wildling erhalten. Durch dieſe Thatſache ergiebt ſich meiner Anſicht nach evidentiſch, daß durch eine Art von Uebergang oder Vermiſchung (transfusion) des Saftes des Pfropfreiſes, das auf einen Wildling geſetzt wurde, — ob— gleich es nicht anwuchs — doch die Wirkung ausgeübt iſt, daß der Unter⸗ ſtamm ſich in die Varietät, der das Edelreis angehörte, oder wenigſtens in eine die Hauptmerkmale dieſer Varietät beſitzenden Form umbilden kann. Im Frühjahre 1871 machte mich nämlich der Chef der Culturen der Zierbäume und Sträucher in dem Etabliſſentent“) auf eine Birke aufmerkſam, welche mit der geſchlitzblättrigen Art gepfropft war, an der Veredelungs— ſtelle eine große Menge Zweige ausgetrieben hatte, die mehr oder weniger die bekannte geſchlitzblättrige Birke darſtellten, obgleich das Edelreis total abgeſtorben war. Auf meine Frage, ob nicht etwa »ein Theilchen vom Edelreis ſitzen geblieben ſei, erhielt ich die Verſicherung, daß daſſelbe voll— ſtändig herausgenommen worden ſei. Obgleich ich nun an der Wahrhaftig— keit der Ausſage nicht zweifeln konnte, war mir dieſe Erſcheinung, von der ich keinen Precedenzfall kannte, doch nicht recht glaublich. Aber was er— eignete ſich im letzten Frühjahr? Es erzeugte ſich auf einer anderen Birke ganz derſelbe Vorgang und da ich ſelbſt mit größter Vorſicht das Edelreis entfernte, kann ich conſtatiren, daß nicht das Mindeſte am Stamme geblieben war. Die Erzeugung der Zweige fand an der ganzen Ausdehnung der Pfropfſtelle von dem niedrigſten Punkte bis zu beiden obern Extremi— täten ſtatt. Neue empfehlenswerthe Pflanzen. Bambusa viridi-striata Sieb. IIlustr. hortic. Taf. 108. — Gramineae. — Dieſe ſchöne, mit goldgeſtreiften Blättern verſehene Art iſt ſchon ſeit einigen Jahren bekannt und wurde zuerſt von Siebold und nachher von Maximowicz von Japan eingeführt. — Die Pflanze wird etwas über 2 Fuß hoch. Der Stamm iſt einfach, auch zuweilen veräſtelt. Die linien-lanzettförmigen Blätter find zugeſpitzt, ſcharf ſtachelſpitzig, am Grunde ſtumpf, 10—15 Centim. lang und 15 Millim. breit, mit rauhen weißen Härchen beſetzt, an den Rändern ſcharf anzufühlen. Der Länge nach ungleich breit hell⸗ und dunkelgelb und grün geſtreift. | *) Simon⸗Louis Gebrd. zu Plantières bei Metz. 168 In dem Gartenetabliffement von J. Linden in Gent werden noch mehrere andere neue Bambus-Arten cultivirt, unter denen zwei mit herr⸗ lichen buntgeſtreiften Blättern. Es ſind: B. argenteo-striata. (Siehe Hamburg. Gartenztg. 1872, S. 422.) B. aureo-variagata. B. reticulata. B. spathiflora. B. tecta. Calamus farinosus Hort. Lind. IIlustr. hortic. Taf. 109. — Palmeae. — Dieſe graziöſe Palme wurde von J. Linden in Brüſſel von Sumatra eingeführt. Die zierlichen, gefiederten Wedel ſind in ihrer Jugend mit einem ſchneeweißen Ueberzug bekleidet und von einem ſehr großen Effekt, ebenſo auch die Blattſtiele. Ob ſich dieſe Art bereits unter den von Kunth beſchriebenen 46 Calamus-Arten befindet oder unter den ſpäter von Martius, Blume, Griffith, Roxburgh, Loureiro ꝛc. bekannt gemachten, läßt ſich jetzt noch nicht beſtimmen, da die Exemplare in der Linden'ſchen Gärtnerei noch zu jung ſind, jedenfalls iſt es aber eine ausnehmend ſchöne, ſehr zu empfehlende Art. Cattleya fausta Rchb. fil. Garden. Chron. 1873, pag. 289. — Orchideae. — Eine niedliche Hybride mit hübſchen lila Blüthen, deren Lippe weiß iſt mit einem gelben Fleck. Die Pflanze ſteht genau in der Mitte zwiſchen C. Loddigesii (als Mutter) und C. exoniensis (als Vater) und iſt ſomit auch eine ſchätzbare Acquiſition, da ſie im Winter blüht. Ge— züchtet wurde fie in dein Etabliſſement von Veitch in Chelſea bei London. Epidendrum physodes Rchb. fil. Garden. Chron. 1873, pag. 289. — Orchideae. — Eine mehr botaniſche Seltenheit von Coſta Rica, von wo ſie von dem unglücklichen Sammler Zahn an Veitch eingeſendet worden iſt. | Selenipedium longifolium Wewz. et Rchb. fil. var. coloratum Garden. Chron. 1873, pag. 289. — Orchideae. — Es iſt dieſe Varietät viel ſchöner, als die Art, zu der ſie gehört. Die Blätter ſind um vieles breiter und die purpurfarbenen Petalen ſind prächtig purpurn geadert. Crinum ornatum Herb. var. Herbertianum Kth. Gartenfl. Taf. 745. — Amaryllideae. — Es ift dies eine Prachtpflanze, die im vorigen Jahre in der berühmten Sammlung von Zwiebelgewächſen von Haage und Schmidt in Erfurt mehrere Male geblüht hat und von den— ſelben in ihrem Verzeichniſſe als C. scabrum aufgeführt ſteht, ſich aber nach Anſicht des Dr. Regel, weſentlich unterſcheidet, der ſie als eine Form von C. ornatum bezeichnet. Aster scorzonerifolius Rgl. Gartenfl. Taf. 746. — mr sitae. — Freunden von hübſchen Staudengewächſen können wir die hier genannte Pflanze empfehlen. Dieſelbe ſtammt von der Sierra Nevada und wurde durch B. Roezl eingeführt. Sie iſt perennirend und gehört zu den mit A. alpinus verwandten Arten. 169 Andromeda eampanulata Mid. Gartenfl. Taf. 747. — Erica- ceae. — Ein hübſcher, 57 Centim. hoher, immergrüner Strauch mit glockenförmigen, weißen, in Dolden auf den Spitzen der Zweige ſtehenden Blumen. Die Pflanze wurde mit vielen anderen Arten von C. Maximowicz in den botaniſchen Garten zu Petersburg eingeführt. Philodendron rubens Schott. Botan. Magaz. Taf. 6021. — Aroideae. — Dieſe herrliche Art wurde von Schott nach einem getrockneten Exemplare aus Venezuela beſchrieben. Lebende Pflanzen befinden ſich zur Zeit im Garten zu Kew von der Inſel Trinidad. Wenn auch dieſe Inſel nirgends als Vaterland dieſer Pflanze angegeben iſt, ſo iſt es doch wahr— ſcheinlich, daß dieſelbe von Venezuela in den botaniſchen Garten auf Trini— dad, aus dem ſie nach Kew gelangte, eingeführt worden iſt. Der Stamm der Pflanze iſt etwa 2 engl. Fuß hoch, fauſtdick, ſchlank und viele Wurzeln austreibend, ſo daß dieſe Art wahrſcheinlich einen kletternden Stamm macht. Blattſtiele 1—2 Fuß lang, an der Baſis aufgeſchwollen, dunkelgrün, mit erhabenen rauhen Linien am oberen Ende verſehen. Blätter 15 — 16 Zoll lang und 13— 15 Zoll breit, ei-herzförmig, kurz zugeſpitzt, dunkelgrün auf der Oberſeite, blaſſer auf der unteren, Lappen rundlich mit etwa 6 Nerven auf jedem. Blumenſtiel kurz, grün. Blumenſcheide 6 —8 Zoll lang, auf— recht, weiß auf der Außenſeite, etwas grünlich und röthlich nach dem Rande zu gefärbt. Die innere Seite lebhaft purpurroth. Der Blüthenkolben faſt eben ſo lang wie die Scheide, cylindriſch, weiß. Arpophyllum spicatum Llav. et Lex. Botan. Magaz. Taf. 6022. — Orchideae. — In den Sammlungen eine ſehr ſeltene Pflanze, obgleich ſie ſchon vor etwa 40 Jahren von Llave und Lexarca beſchrieben und 1839 von Hartweg in England eingeführt, aber, ſonderbar genug, noch nicht abgebildet worden iſt. Die Pflanze ſtammt aus Mexiko und wurde von den beiden Autoren bei Sultepec und bei Aricubaro zuerſt entdeckt, ſpäter von Hartweg auf der Hacienda del Carmen, Ortſchaften, die jedoch auf keiner Karte zu finden ſind. Galeotti ſammelte Exemplare in der Eichen- und Fichten-Region von Oaxaca, etwa 7 — 8000 Fuß über dem Meere, und Jürgenſen auf der Sierra San Pedro Nolasco, Talea ꝛc. — Es iſt freilich keine Prachtorchidee, dennoch eine hübſche Pflanze, deren Blüthenrispe in Farbe und Form der von Gymnadenia conopsea gleicht. In der früheren bekannten Schiller'ſchen Orchideenſammlung zu Hamburg haben wir nicht nur das Arpophyllum spicatum, ſondern auch noch A. cardinalis Lind]. und giganteum Lindl. in Blüthe gefehen. Arisarum vulgare Targ. Tozzi. Botan. Magaz. Taf. 6023. Arum Arisarum Lin. — Aroideae. — Eine unſcheinende kleine Landaroidee, von Paläſtina und Egypten bis Portugal und Marocco wild wachſend, von der ji) A. subexsertum Webb von den canariſchen Inſeln und A. azoricum Schott von den Azoren nicht unterſcheiden. Schott hat überdies nicht weniger als zwölf Formen von dieſer Art als eigene Arten beſchrieben. Blumiſtiſchen Werth beſitzt dieſe Pflanze nicht. 170 Nidularium speetabile T. Moore. Botan. Magaz. Taf. 6024. — Bromeliaceae. — Die Gattung Nidularium wurde von Lemaire im Jahre 1854 aufgeſtellt und umfaßt verſchiedene Arten der alten Gattungen Bromelia, Billbergia ꝛc. Morren führt in ſeinem ſchätzenswerthen Catalogue des Bromeliaceae, welche im botanifchen Garten zu Lüttich jetzt cultivirt werden, etwa 12 Arten auf, die zu Nidularium gehören. (Siehe S. 92 dieſes Jahrg. der Hamburg. Gartenztg.) — N. spectabile wurde von Bull aus dem Innern Braſiliens bei ſich eingeführt und blühte bei ihm im December 1872. Es iſt eine herrliche Pflanze, ähnlich dem N. Meyen- dorffii Lem. Areca pumila Bl. Botan. Magaz. Taf. 6025. — A. triandra Roxb. var. pumila. — Palmeae. — Eine elegante Palme, zuerſt von Blume entdeckt, deren Benennung Anlaß zu vieler Confuſion gegeben hat. Die Pflanze ſtammt von Java. Das Exemplar im Garten zu Kew hat einen 3 Fuß hohen ſchlanken Stamm, an deſſen Spitze nur wenige tief eingeſchnittene Blätter ſitzen. Das Exemplar blüht alljährlich ſehr reichlich. Dendrobium junceum Lindl. Garden. Chron. 1873, pag. 361. — Orchideae. — Eine ſehr beſcheidene Orchidee von nur botaniſchem Intereſſe. Phajus Berneysii Rowl. Garden. Chron. 1873, pag. 361. — Orchideae. — Ein hübſcher Phajus mit innſeits ſchwefelgelb gefärbten Sepalen, Petalen und Lippe. Ob es eine reine Art, bleibt noch zu be— zweifeln, jedenfalls iſt es eine empfehlenswerthe Pflanze. Die Palmen nach ihrer phyſiognomiſchen und kulturhiſtoriſchen Seite, beſprochen von Dr. O. E. R. Zimmermann. (Ein Vortrag gehalten in der Sitzung am 21. März v. J., des Erxzgebirgiſchen Gartenbau-Vereins zu Chemnitz.“) Die bedeutendſte Erſcheinung in der Phyſiognomie der Tropenland- ſchaften bilden ohne Zweifel die Palmen. Keine von den mannigfachen Pflanzengeſtalten, die dort in ſo reicher Fülle vorhanden ſind, tritt dem Reiſenden eigenthümlicher und characteriſtiſcher entgegen, als gerade ſie. Durch die Majeſtät ihres Wuchſes und die edle Form ihres Laubes machen fie ſich ſofort bemerkbar, zumal die meiſten Gattungen es lieben, allein zu ſtehen, um ſich vollſtändig zur Geltung zu bringen, oder, wenn ſie in Wäldern mit niederen baumartigen Gewächſen zugleich auftreten, ſich hoch über dieſelben zu erheben, und nach Humboldt gleichſam einen Wald über dem Walde zu bilden. Mit ihresgleichen treten ſie nicht häufig in engern Verband. Nach einer Aeußerung des eben genannten Forſchers kamen *) Dem 13. Jahresb. des genannten Vereins entlehnt. 171 eigentliche Palmenwälder d. h. geſchloſſene Beſtände von Palmen mit Aus⸗ ſchluß dicotyler Bäume, in den von ihm bereiſten Gegenden nicht vor. Jedoch findet ſich die Dattelpalme in dicht geſchloſſenen Beſtänden, gleich Inſeln, im weiten Saharameere, und auch die über ganz Binnenafrika von Oſt nach Weſt verbreitete Delebpalme bildet am Saume ſtehender Waſſer— maſſen oft ganz anſehnliche Waldungen. “) | Die Palmen haben aber nicht blos eine hohe Bedeutung für die Phyſiognomie der Tropenlandſchaften, ſondern ſie üben auch einen mächtigen Einfluß auf das Wohl und Wehe der Tropenbewohner aus, die ihnen ja beinahe Alles verdanken: die von ihnen gekleidet und ernährt werden, von ihnen das Material zu ſchützenden Wohnungen empfangen und durch ſie mit vielen kleinen Bedürfniſſen verſorgt werden, die dazu dienen, das Leben an— genehm zu machen. In Bewunderung für dieſe Pflanzen rief daher ſchon Linné, der fie in feinem Syſteme als Principes d. h. „die Fürſten“ bezeich— nete, begeiſtert aus: „Der Menſch lebt naturgemäß unter den Tropen und nährt ſich von den Früchten der Palmen; er exiſtirt in andern Welt— gegenden und behilft ſich daſelbſt mit Korn und Fleiſch.“ Dieſe edlen erhabenen Gewächſe gehen ſtets aus einem außerordentlich kleinen kegel- oder walzenförmigen Keime hervor, der im Samen an der Peripherie eines ſehr großen ölreichen oder anfangs milchigen, ſpäter jedoch feſten und hornartigen Eiweißkörpers gelegen iſt. Er wird daſelbſt nur von einer ganz dünnen Schicht Eiweiß, gleichſam wie von einem ſchützenden Deckel bekleidet. Bei der Keimung tritt er — wie man an einem Dattel— kern ſehr leicht ſehen kann — aus dem Samen als ein bald kürzerer, bald längerer Strang hervor, welcher ſich abwärts biegt. Derſelbe iſt eben nichts anderes als die untere Partie des Cotyledons oder Keimblattes, das bei ſeiner Streckung das Wurzelende mit der von der Cotyledonſcheide um— hüllten Keimknospe aus dem Samen hinausſchiebt, während ſeine obere Partie als Saugorgan im Eiweiß ſtecken bleibt, bis dieſes gänzlich auf— gezehrt iſt. Die junge Pflanze entwickelt ſich in den meiſten Fällen außerordentlich langſam, und vor allem vergeht oft eine ſehr lange Zeit, ehe ſie anfängt einen Stamm zu bilden. Doch iſt dieſer Zeitpunkt einmal eingetreten, ſchreitet ſie in ihrer Weiterentwicklung regelmäßig fort, und der Stamm erhebt ſich, an ſeinem Gipfel immer neue Blätter hervortreibend, nach und nach höher und höher, bis er endlich, freilich oft erſt nach vielen Jahr— ) Die Delebpalme, wie fie in Nubien genannt wird, iſt eine mit Hyphaea nahe verwandte Art. Der verſtorbene Dr. Vogel ſchreibt: Die Delebpalme iſt ein herrlicher Baum, etwa 40 Fuß hoch, der an den Ufern des Tuberi Sees große Waldungen bildet. Die Blätter oder Wedel find fächerartig, denen der Doom-Palme (Hyphaea thebaica Mart., Douma thebaica Poir.) von Aegypten ſehr ähnlich, ſie ſind jedoch größer und lebhafter grün und bilden eine dichte ſchöne Krone. Der Stamm theilt ji nie. Die Frucht wiegt etwa 4—5 Pfund und iſt 8—10 Zoll lang, N Zoll dick, oval, dunkel gelb; fie beſteht aus einer dicken faſrigen Rinde, drei Samen enthaltend. Die Rinde enthält einen eher bittern jedoch keinen unan— genehm ſchmeckenden Saft, der etwas an den Geſchmack und Geruch von Ananas erinnert. E. Oo. 172 zehnten, zu einer mächtigen Säule von 100 — 180 Fuß, mit prächtigem Laubkapitäl geſchmückt, herangewachſen iſt. Man würde ſich nun freilich gewaltig irren, wenn man meinte, daß ſich alle Palmen in gleicher Weiſe entwickelten. Eine große Anzahl von ihnen bleibt niedrig, ſtrauchartig und trägt ganz und gar den Habitus von Staudengewächſen. Andere wieder liegen krummholzartig nieder, wie die an der Küſte von Darien heimiſche, die bekannten Elefantennüſſe liefernde Elfen⸗ beinpalme (Phyteleplas macrocarpa); noch andere klettern mit Hülfe ihrer in dornige Ranken auslaufenden Blattſtiele an anderen Pflanzen in die Höhe, wobei ſie in den dichten Urwäldern von Stamm zu Stamm, von Krone zu Krone ſteigen, dabei trotz ihres nur fingerdicken Stammes die un- geheure Länge von 600 — 700 Fuß erreichend. Hierher gehören die Rattan⸗ palmen, die Aeltern des als ſpaniſches Rohr bekannten, von manchem Pädagogen ſehr hoch geſchätzten Erziehungsmittels. Zu den Zwergpalmen iſt der Uebergang von den oben geſchilderten hohen und erhabenen Geſtalten ein ganz allmäliger, während die Stellung der zuletzt genannten lianenartigen Palmen völlig unvermittelt bleibt. Eigenthümlich iſt, daß die Palmen der alten Welt die Größe der neuweltlichen nicht annähernd erreichen. Die auf Malabar und Ceylon wachſende Tallipot *) und die aus der Savanne des centralen Afrikas auf- ſteigende ſtolze Palmyrapalme (Borassus flabelliformis), beide 60 — 80“ hoch, werden an Höhe ſchon weit übertroffen von der Amerika entſtammenden, jedoch in Aſien und Afrika längſt eingebürgerten Cocos nucifera, und dieſe wieder reicht bei weitem nicht an die majeſtätiſchen Geſtalten der Palme real, Königspalme (Oreodoxa regia) der Inſel Cuba, der weſtindiſchen Kohl— palme (Oreodoxa oleracea) oder der zu den Alpenpalmen gehörigen, die Anden bewohnenden Wachspalme (Ceroxylon Andicola). In der Regel iſt der Palmenſtamm völlig ungetheilt. Zwar beobachtete Shortt in Oſtindien mehrfach veräſtelte Exemplare der Deleb- und Cocos— palme, er erkannte aber dieſes ausgahmsweiſe Vorkommen als eine Folge der Zernagung der Blattknospe durch einen Palmenbohrer (Rhynchophorus). Die über das tropiſche Afrika verbreitete Doompalme (Hyphaene thebaica) iſt wohl die einzige, bei welcher Veräſtelung normal auftritt. Die Form anlangend zeigt ſich der Stamm meiſt walzig; doch trägt er in der Mitte oder auch unterhalb oder oberhalb derſelben auch nicht ſelten eine Schwellung, die ihm ein flaſchenförmiges Ausſehen verleiht. Dies iſt der Fall bei der ſchon oft erwähnten Delebpaluie, verſchiedenen Arten von Acrocomia etc. Der Bau des Palmenſtammes weicht von dem unſerer dicotylen Baum⸗ ſtämme ganz gewaltig ab. Vor allem unterſcheidet er ſich von dieſem durch den Verlauf der Gefäßbündel oder Fibrovaſalſtränge. Dieſelben liegen hier nicht in concentriſchen Kreiſen, ſondern finden ſich ohne eine beſtimmbare Ordnung durch den Stamm zerſtreut. Verfolgt man ihren Verlauf von *) Die Tallipot-Palme iſt die Corypha umbraculifera L., fie wächſt in ſteinigten Gegenden der Gebirge von Ceylon, Malabar und an der wan . O- o. 175 den breit inſerirten Blättern aus, fo ſieht man fie zahlreich neben einander in den Stamm eintreten, ſchief abwärts tief in dieſen eindringen, dann ſich wieder auswärts biegen und ſich abſteigend weiter unten der Stammober— fläche wieder nähern. An der tief im Stammgewebe liegenden Biegung iſt der gemeinſame Strang am dickſten und vollſtändigſten ausgebildet, während der ins Blatt aufſteigende Schenkel nach oben und der Blattſpur— ſtrang oder abſteigende Schenkel nach unten ſich verdünnt und vereinfacht. Ein Stammquerſchnitt zeigt daher in einem mehr oder minder gleichförmigen Grundgewebe die iſolirten Querſchnitte der Stränge ziemlich unregelmäßig vertheilt. In einem ſolchen können die Querſchnitte der Bündel natürlich nicht gleichartig ſein, weil derſelbe die verſchiedenen Stränge in verſchiedenen Höhen ihres Verlaufs trifft und ihre Zuſammenſetzung ſich ja von unten nach oben ſtets ändert. Im allgemeinen ſind aber die nach der Mitte des Stammes zu liegenden die größern und die der Peripherie ſich nähernden die kleinern, da jene dem mittlern Verlauf der Stränge, dieſe aber den Strangenden entſprechen. In Folge des eben beſchriebenen Verlaufs der Fibrovaſalſtränge kann bei den Palmen von einer Scheidung des Grund— gewebes in Mark und Rinde in dem Sinne, wie bei Coniferen und Dicotylen nicht die Rede ſein, obwohl ſich daſſelbe im Centrum nicht ſelten bedeutend auflockert, wodurch es dann von dem der äußern Schichten abweicht. In dem großzelligen Gewebe der centralen Theile vieler Palmenſtämme ſammelt ſich oft Stärkemehl, das in gewiſſen Vegetationsperioden wohl die Zellen des geſammten Grundgewebes erfüllt, beſonders reichlich an und aus ihm gewinnt man dann, freilich ſtets erſt nach Fällung des betreffenden Stammes, den Sago oder Sagu, (was in der Papuaſprache ſo viel als „Brot“ bedeutet) jenes auch unſerm Norden ſchon ſeit langer Zeit zugeführte und hier gern genoſſene, im aſiatiſchen Süden allgemein verbreitete Nah— rungsmittel. Die äußern Schichten des Grundgewebes ſind in der Jugend ſtets dünnwandig und bleiben auch ſo während des ganzen Lebens der Pflanze, ſo bei manchen Arten von Calamus, Geonoma. Bei andern hingegen werden die Wandungen hart und braun. Bei noch andern, z. B. Cocos, Elaeis verwittern ſie leicht und bilden auf dieſe Weiſe doch eine Art Rinde von ziemlich beträchtlicher Dicke. Die Epidermis erhält ſich nur bei rohr— und calamusartigen Stämmen bis ins Alter, in den meiſten Fällen geht ſie ſehr bald zu Grunde. In der Regel beſteht dieſelbe aus einer einfachen Lage kleiner Zellen, die bei den Rattanpalmen (Calamus) die äußerſte ſtein⸗ harte brüchige aber glänzende Schicht bilden. Als Anhang der Rinde kommen noch verſchiedene Arten der Pubescenz in Betracht. Alle derartige Anhänge ſind ſtets rein zellige Gebilde. So lange der jüngſte Theil des Stammes noch von Blattſcheiden verhüllt wird, bedeckt ihn häufig ein haarförmiger Ueberzug. Derſelbe erſcheint bald unter der Form von wirklichen Haaren, die dicht gedrängt ſtehen und zu einem Filz verklebt ſind (Bactris tomentosa), oder er beſteht aus Schuppen, denen ähnlich, welche die Farnſtämme und deren Wedelſtiele bekleiden (Rhapis flabelliformis und Phoenix dactylifera). In noch andern Fällen iſt die 174 Oberfläche des Stammes mit kleinern oder größern Stacheln beſetzt, die, fo lange die Internodien noch von den Blattſcheiden umſchloſſen werden, dicht an den Stamm angedrückt liegen, ſich aber nach dem Abfallen derſelben aufrichten und bei ihrer bedeutenden Härte, ihrer Länge und ſtechenden Spitze eine ganz furchtbare Waffe bilden. Die im indiſchen Archipel außer⸗ ordentlich verbreiteten Arten von Oncoſperma, der Pirijao oder Piritu (Guilielma speciosa) Venezuelas rufen jedem Näheranſieherantretenden das nachdrücklichſte Noli me tangere zu, und da gleichwohl die mehligen, aber äußerſt angenehm ſchmeckenden Früchte des letztern das Object des ſehn— ſüchtigſten Verlangens der ſonſt nicht gerade großen Anſtrengungen holden Indianer bilden, bauen dieſelben hohe leiterartige Gerüſte um die betreffenden Stämme, von denen aus ſie die reichbeſetzten Fruchtbüſchel durch an lange Stangen befeſtigte Haken herabzuziehen ſuchen. Bald ſtellen dieſe Stacheln über zolllange ſtumpfe Zapfen (Mauritia armata), bald wieder bis fußlange, ſchmale, außerordentlich harte und aufs feinſte zugeſpitzte Nadeln vor (Acrocomia sclerocarpa, Asterocaryum Murumuru, Ayri gynacanthum), die für den Eingebornen ein brauchbares und geſuchtes Werkzeug zum Tätowiren abgeben. Nicht ſelten überzieht die Palmenſtämme auch eine ziemlich dicke Wachsſchicht, die ihnen dann ein weißes marmorgleiches Anſehen giebt. Ob— gleich nun in neueſter Zeit de Bary Wachs in der Subſtanz der Cuticular⸗ ſchichten vieler Pflanzen nachgewieſen und man ſchon längſt den zarten Duft oder Reif auf verſchiedenen Früchten, als aus Wachs beſtehend, erkannt hat, frappirt es doch, dieſes Product bei verſchiedenen Palmen als dicke zuſammen⸗ hängende Kruſte zu finden, die zuweilen einen feinen innern Bau, der Streifung und Schichtung der Zellhaut ähnlich, erkennen läßt. Es wird dieſes Wachs, von dem ein Stamm des Ceroxylon Andicola nach W. Purdie eine Arroba oder 25 Pfund giebt, zur Bereitung von Kerzen benutzt, deren Gebrauch aber in der Heimath der Wachspalme, in Peru, bei feierlichen Gelegenheiten von der kathol. Kirche nicht zugelaſſen wird, da die Religions⸗ geſetze die harzartigen Producte verbieten. Trotzdem der Palmenſtamm, wie wir oben geſehen, einen eigentlichen Holzkörper nicht hat, kann er doch eine ungeheure Feſtigkeit und Wider⸗ ſtandsfähigkeit beſitzen. Die Gefäßbündel erlangen mit der Zeit oft eine Zähigkeit, die wir ſonſt nirgends finden, und auch die Zellen des Grund- gewebes verdicken ſich und verhärten zuweilen in einer Weiſe, daß ſelbſt ſtählerne Inſtrumente kaum einzudringen vermögen. Das Holz des ſchon erwähnten Piritu oder Pirijao (Guilielma speciosa) biegt, wenn es alt und ſchwarz geworden, die Schneide einer gewöhnlichen Art um. „Als Wallace,“ (ſo erzählt uns Berthold Seemann in ſeiner Naturgeſchichte der Palmen) „im April 1872 den Fluß Uaupés hinabfuhr, hatte er eine Menge Papageien bei ſich, die ihm viel Sorge verurſachten, da ſie ſich keiner Beſchränkung ihrer Freiheit unterwerfen wollten. Ihr erſter Käfig beſtand aus Flechtwerk: die Vögel bedurften nur wenige Stunden, um ſich frei zu machen. Darauf verſuchte er zähes, grünes Holz; aber auch durch dieſes nagten ſie ſich in ebenſo kurzer Zeit durch; dicke Stangen von Bretterholz durchbiſſen ſie in einer Nacht. Er verſuchte das harte Holz der Pashiuba 175 (Iriartea exorrhiza), dies widerſtand ihnen eine Zeit lang, aber in kaum einer Woche hatten ſie durch beſtändiges Nagen auch dies zerſplittert und kamen wieder heraus. Jetzt fing er an zu verzweifeln. Eiſerne Gitter waren nicht anzuſchaffen; er hatte alle Hilfsquellen erſchöpft, als einer ſeiner Indianer vorſchlug, Pupunhaholz (Pupunha heißt im Amazonendiſtrict die Palme, welche in Venezuela Pirihao genannt wird) zu verſuchen. Das würden ſie nicht zerbeißen können und wenn ihre Schnäbel von Eiſen wären. Man fällte demgemäß einen Baum und machte Gitter daraus, und auf dieſe konnten wirklich die größten Anſtrengungen der Papageien keine Wirkungen hervorbringen.“ In Folge ihrer Zähigkeit find die Palmen— ſtämme auch beſſer geeignet, den tropiſchen Tornados zu widerſtehen, als die der Dicotylen; wenn letztere ringsum zerſplittern, gehen erſtere wieder unverſehrt in ihre frühere Stellung zurück. Junge Palmen biegen ſich im Winde wie Grashalme und auch die älteſten neigen ſich noch tief unter die Linie, die unſere Bäume einzuhalten im Stande ſind. Eine eigentliche Hauptwurzel fehlt den Palmen ſtets. Obwohl eine ſolche bei der Keimung vorhanden iſt und ſich auch anfangs kräftig ent— wickelt, hört ſie doch ſehr bald auf zu wachſen. Dafür treten nun aber Seitenwurzeln auf, die aus der Axe entſpringen und um ſo kräftiger ſind, je höher ſie an dieſer ſich bilden. Bei Iriartea exorrhiza, der Zamora⸗ palme, umgeben dieſe Nebenwurzeln den Stamm wie Stützen, indem ſie immer höher als die vorhergehenden an demſelben entſpringend, ſchräg nach unten wachſen, bis ſie dem Erdboden nahe gekommen ſind, in dem ſie ſich alsbald in viele kleine Würzelchen theilen, die ſich einzeln darin feſtklammern. Je nachdem ſich nun nach oben zu neue Wurzeln entwickeln, ſterben die untern ab, und daher kommt es, daß man in den Wäldern Südamerikas nicht ſelten 60 — 70 Fuß hohe Zamorapalmen auf aus 3 bis 4 Wurzeln beſtehenden Gerüſten erblickt, unter denen ein Mann bequem hingehen kann. Dergleichen auf Stelzen einherſchreitende Palmen kommen aber auch noch andere vor. Die Luftwurzeln der ebenerwähnten Palme ſind übrigens auf der ganzen Oberfläche mit kleinen Stacheln überſäet, ähnlich den Rollen in einer Drehorgel oder Spieluhr. Berthold Seemann ſah dieſelben als natürliche Reibeiſen benutzen, mit denen die Indianer am Chagres, einem Fluſſe des Iſthmus von Panama, die Cocoskerne in einen Brei verwandelten, um ſie mit Waſſer und Reis zu einer beliebten Speiſe zu verwenden. Das, was den Palmen aber eigentlich die wunderbare Schönheit und den Zauber verleiht, iſt die Belaubung. Dieſelbe bildet gewöhnlich eine herrliche Krone aus den großartigſten und rieſenhafteſten Blättern beſtehend, wie ſie das Gewächsreich kaum noch einmal — höchſtens noch in den Muſaceen — aufzuweiſen vermag. Zwar erſtreckt ſich das Blattwerk bei den Bactrisarten ebenſo wie bei den lianenartigen Palmen, z. B. Desmoncus, Plectocomia, Calamus etc., über den ganzen Stamm, aber dieſe Arten nehmen im Palmenreiche doch nur eine untergeordnete Stellung ein. An— fangs zeigen die Blätter ſtets eine zweireihig alternirende Anordnung, ſpäter gehen ſie jedoch in ſpiralige Stellungsverhältniſſe über, die zur Bildung allſeitig ausſtrahlender Roſetten führen. Die Inſertion der Blätter iſt 176 ſtengelumfaſſend und der untere Theil des Blattes dem entſprechend ſcheidig. Den Scheidentheil der Blätter von Oreodoxa oleracea benutzen die Neger als natürliche Wiege für ihre Kinder oder zerſpalten ihn, um ihn dann zu Schienen bei Knochenbrüchen zu verwenden, während die Blattſcheide der Maximiliana regia einen vollkommen fertigen Korb darſtellt, den die Indianer brauchen, um Erde, Thee, Farinha und dergleichen fortzutragen, ja in dem die Jäger ihr Wildpret kochen, da er, über das Feuer geſtellt, ganz waſſer— dicht iſt. Zwiſchen Blattſcheide und Blattfläche entwickelt ſich ſtets ein verhältnißmäßig langer dünner Stiel, der glatt, bisweilen aber auch ſtachelig oder mit ſchwarzen ſteifen Faſern beſetzt ſein kann. Dieſe letztern gleichen bei Arenga saccharifera grobem, ſchwarzem Pferdehaare und werden zur Herſtellung von Tauen benutzt, die eine ganz außerordentliche Dauer haben. Eine ähnliche Maſſe liefert die ſich in lange grobe Faſern auflöſende Baſis der Blattſtiele von Attalea funifera, welche als Piaſſaba in London einen nicht unbedeutenden Markt gefunden und vielfach zu Beſen, Bürſten, Tauen x. verarbeitet wird. Der Bau der Blattfläche iſt bei den Palmen ſehr einfach. Dieſelbe wird von einem Mittelnerv durchzogen, von dem ſich parallele Adern ab— zweigen. In ihrer ganzen normalen Einfachheit zeigt ſich dieſe Structur bei einigen Geonomen, z. B. G. simplicifrons, ferner an den langgezogenen Schaufeln gleichenden Blättern der zwiſchen dem Orinoco und Amazonen— ſtrom auftretenden Manicaria saccifera, welche, nebenbei bemerkt, bei einer Länge von 30 Fuß und einer Breite von 4—5 Fuß der afrikaniſchen Enſete wenig nachſtehen. Während bei den genannten Arten die Blatt— ſubſtanz ganz bleibt, theilt ſie ſich bei andern in längliche Abſchnitte oder Zipfel, ſo daß ſie das Anſehen einer coloſſalen grünen Feder erhalten. Mitunter ſind die Abſchnitte abermals getheilt und ihre Endunterabtheilungen gleichen dann der Geſtalt einer Floſſe oder eines Fiſchſchwanzes (Caryota, Martinezia, Wallichia), eine Erſcheinung, durch welche nach Humboldt die Form des Blattes der Caryota unter den Palmen eben ſo merkwürdig iſt, wie die des Gingkobaumes (Salisburia adiantifolia Smith) unter den Coniferen. Iſt die Mittelrippe im Blatt gar nicht oder blos in geringerem Maße entwickelt, ſo entſtehen palmate oder fächerförmige Blätter. Letzteres tritt aber nur bei einer verhältnißmäßig geringen Zahl von Palmen ein, denn von den 582 bekannten Arten gehören nur 91 den Fächerpalmen zu. Die gefächerten und gefiederten Blätter verdanken alſo ihre Zertheilung nicht etwa einer in früher Jugend ſtatthabenden Auszweigung, ſondern einer bei der Entfaltung eintretenden Zerreißung, die durch Vertrocknung beſtimmter Gewebeſtreifen innerhalb der ganzen, anfangs ſcharf gefalteten Blattfläche eingeleitet wird. Bei den Fiederpalmen, z. B. Phoenix dactylifera, iſt anfangs jede Längshälfte der Blattfläche in viele zur Mittellinie des Blattes nahezu rechtwinklige Falten gelegt. Bei den Fächerpalmen hingegen, z. B. bei Chamacrops humilis, knickt ſich die Blattfläche in ſo viele Längsfalten ein, als fingerförmige Abſchnitte des Blattes gebildet werden ſollen. Bei Palmen mit doppelt gefiederten Blättern findet endlich die Blattfläche weder nach Länge noch Breite den für ihr Wachsthum nöthigen Raum innerhalb 7 der das in der Entwickelung begriffene Blatt umſchließenden ſpitzkegelförmigen Höhlung, ſie muß ihre Seitenflächen wiederholt in Richtungen falten, die zur Längslinie des Blattes ſpitzwinklig ſind. Fiederförmige Blätter von ganz immenſer Ausdehnung finden wir an der von Humboldt an den Cataracten von Atures und Maypures, ſowie an den einſamen Ufern des Caſſiquiare entdeckten Jaguapalme (der Gattung Maximiliana zugehörig), in der nach dem betreffenden Forſcher die Natur alle Schönheiten der Form zuſammengehäuft hat, ferner an der Maximiliana regia aus Para und andern Theilen Braſiliens, oder an der die oft über— flutheten Ufer des Amazonenſtromes und der Paraflüſſe bewohnenden Jupati (Raphia taedigera), deren Blätter von 48 — 50 Fuß Länge am Stamme faſt vertical aufſteigen, ſich gegen die Spitze hin nach allen Seiten in den anmuthigſten Wellenlinien niederbeugen und einen wunderſam ſchönen, 70 Fuß hohen und 40 Fuß breiten Federbuſch bilden. Coloſſale Fächer ſtellen die Blätter der Lodoicea Sechellarum, der Corypha umbraculifera u. a. dar, von denen die der letztern der untern Claſſe der Cingaleſen allgemein als Schirme dienen, welchem Zwecke ſie ganz ausnehmend entſprechen müſſen, da ein ausgebreitetes Blatt hinlänglichen Schutz für 7 —8 Perſonen gewährt. Was die Färbung anlangt, ſo ſind die Blätter bald ſchön dunkelgrün (Areca Catechu, Chamaedorea), bald blaugrün bereift (Copernicia cerifera), zuweilen auf der Unterſeite ſilberweiß (Copernicia Miraguama), oder ſogar in der Mitte mit concentriſchen gelben und blauen Bändern geſchmückt (bei der von Bonpland am Atabapo entdeckten ſtachligen Mauritia). Gar mannigfaltig iſt die Verwendung der Blätter. Schon die un— entwickelte Blattknospe, das ſogenannte Palmenherz, wird benutzt, und zwar gewinnt man daraus den köſtlichen Palmenkohl, ein Object der ſehnſüchtigſten Wünſche des tropiſchen Gaſtronomen, da er weiß, zart und von ſüßeſtem Nußgeſchmack fein ſoll. Auf Borneo iſt der des Nibong (Oncosperma fila- mentosa) am geſchätzteſten, welcher den Kohl der Cocospalme noch übertrifft, aber doch noch dem des Pinang (Areca Catechu) nachſteht. Letzterer wird indeß wegen des hohen Werthes des Baumes nur ausnahmsweiſe genoſſen, weil das Ausſchneiden des eßbaren Herzens unfehlbar den Tod der Palme nach ſich zieht. Die ausgebildeten Blätter benutzt man häufig zum Decken der Dächer. In den Llanos Venezuelas ſind die zerſtreut liegenden Hütten nur mit den Blättern der Copernicia tectorum bedeckt, und dergleichen Dächer ſollen eine Dauer von über 20 Jahren beſitzen. In gleicher Weiſe werden durch ganz Braſilien die der Oreodoxa regia etc., in Venezuela die der Piaſſaba (Attalea funifera) etc. verwendet. In Indien deckt man mit den Blättern der Palmyra (Borassus flabellif.), der Cocos u. ſ. w. Im dürren Zuſtande geben die alten Blätter der Cocos nucifera Fackeln ab, die die Cingaleſen in finſteren Nächten ſowohl vor den Wagen und Palankinen der Europäer hertragen, als auch für ſich brauchen. Zerſchlitzt werden ſie ein Material zur Herſtellung von zierlichen Körben und mancherlei Flecht— werk. Von den Blättern der Mauritia flexuosa in Braſilien verwendet man dazu blos die Epidermis, welche ſich zu einem feſten . . Hamburger Garten= und Blumenzeitung. Band XXIX. 178 rollen läßt, aus dem die Eingebornen des Amazonenſtromes ihre Nedes oder Hängematten flechten, deren fie ſich dort faſt ausſchließlich als Betten be⸗ dienen. Material zu allerlei Flechtwerk geben auch die Blattſtiele verſchiedener Palmen. Sehr hoch werden nach dieſer Beziehung hin die von der Jupati (Raphia taedigera) geſchätzt. Doch ich will durch derartiges Aufzählen nicht weiter ermüden und nur noch die Verwendung der Palmenblätter als Schreibmaterial erwähnen, welcher ſchon Plinius (lib. XIII. c. II.) gedenkt, indem er ausdrücklich ſagt, die älteſte Art zu ſchreiben, ſei die auf Palmen— blätter geweſen. Man benutzt in Indien dazu die der Palmyra, Cocos— und Talipotpalme. Die für den Eindruck des Griffels vorbereiteten Blatt- ſtücke heißen Ollah's. In dieſe werden die Schriftzeichen mittelſt eines ſcharfen Griffels eingekratzt, worauf dann die Schrift gewöhnlich noch durch Einreiben einer Miſchung von Kohle und Oel lesbarer gemacht wird. Zu— ſammengerollt und mit Gummi verklebt finden dieſe Ollah's auf den indiſchen Poſten dieſelbe Beförderung, wie unſere Briefe. Was die Dauer der Ollah— Manuſcripte anlangt, ſo ſind die Anſichten darüber ſehr getheilt und ſoll dieſelbe nach einigen Autoren nicht über ein Jahrhundert, nach anderen auf vier bis fünf Jahrhunderte zu bemeſſen ſein. Den größten Contraſt mit den coloſſalen Dimenſionen der Palmen— blätter bilden die geringfügigen Palmenblüthen. Da zur Kleinheit derſelben noch eine ganz unſcheinbare Färbung tritt, würden ſie neben den Blättern vollſtändig verſchwinden, wenn ſie nicht in große Aehren oder Sträuße ver— einigt wären, die trotz der Unſcheinbarkeit der einzelnen Blüthen doch ins Auge fallen. Enthält doch ein ſolcher Blüthenſtrauß bei der Dattelpalme ca. 120,000, bei der Palme Almendron von Choco (Attalea amygdalina) 207,000, bei Sagus Rumphii 208,000 einzelne Blüthen. Dieſe Blüthen⸗ ſträuße brechen meiſt unter dem Urſprunge der Blätter aus dem Stamme hervor. Selten erſcheinen ſie am obern Ende des Stammes, und dann ſind ſie ſtets die ſicheren Vorboten des Todes für den Baum, den ſie zieren, da keine Palme Seitenäſte zu bilden vermag. Im unentwickelten Zuſtande werden die Blüthen von einer Scheide umſchloſſen, die ſeltener ſenkrecht nach oben ſteht, meiſt abwärts hängt. Sie hat gewöhnlich ein holziges Gewebe und giebt nach ihrem Abfalle natürliche Waſſerbehälter, Gefäße und dergleichen ab (Oreodoxia regia), oder läßt ſich als Beutel, in denen die Indianer die rothe Schminke für ihre Toilette aufbewahren, ver— wenden. Ja ausgeweitet dient ſie als Mütze, die die Natur ſelbſt ohne Saum und Naht gewoben hat (Mannicaria saccifera). Bei einigen Arten giebt nach Humboldt die Blüthenſcheide ein vernehmbares Geräuſch von ſich, wenn ſie plötzlich auffpringt, und erinnert an den Frühlings-Dithyrambus des Pindar, an den Augenblick, wo in der Argeiſchen Nemea der ſich zuerſt entwickelnde Sprößling der Dattelpalme den nun anbrechenden duftenden Frühling verkündet Humboldt, Anſichten II. p. 116 und Kosmos II. p. 10). Werden die Blüthenſcheiden vor ihrem Aufbrechen angebohrt, quillt aus der Oeffnung ein anfangs zuckerſüßer, aber bald vergährender Saft hervor, der Toddy oder Palmenwein, welcher ungegohren ſehr wohlſchmeckend iſt und nur leicht aufregt, aber nach der Gährung ziemlich ſtark berauſchend wirkt. 179 Mit der Gewinnung deſſelben beſchäftigt ſich bei den Cingaleſen eine be— ſondere Claſſe des Volks, die Toddyzapfer. Die kleinen weißen, blaßgelben oder grünen Blüthen ſind meiſt dicliniſch, nur ſehr ſelten zwitterig. Sie beſitzen eine aus zwei Kreiſen beſtehende Blüthenhülle, die 3 oder mehr Staubgefäße einſchließt. Das Piſtill ent- wickelt ſich aus drei Fruchtblättern, welche getrennt bleiben und 3 einfächerige Fruchtknoten darſtellen oder zu einem dreifächerigen Fruchtknoten verwachſen. Bei einer Anzahl von Palmen ſtehen die Staubgefäße oder männlichen Blüthen und die Piſtille oder weiblichen Blüthen getrennt auf verſchiedenen Stämmen. Die Befruchtung oder Uebertragung des Blüthenſtaubes auf die Piſtillblüthen bleibt dann dem Winde, den Inſecten ꝛc. überlaſſen und iſt eine mehr oder weniger zufällige. Bei der Dattelpalme, der großen Hülfs— quelle aller Einwohner Nordafrikas, zumal der Oaſen der Sahara, wendet man jedoch, um ſie reich tragen zu laſſen, eine künſtliche Befruchtung an, indem man Zweige von den männlichen Inflorescenzen in einen Spalt der weiblichen Blüthenſcheide zwängt. Zum Behufe der Erlangung der erſtern hat der Araber nicht ſelten beſchwerliche Reiſen zu unternehmen, da männ— liche Bäume nicht immer in unmittelbarer Nähe der weiblichen ſtehen. Die Palmenfrucht iſt eine ein- bis dreiſamige Steinfrucht oder Beere oder Nuß, wird alſo entweder trockenſchalig oder fleiſchig. In den meiſten Fällen ſchlagen zwei Samenknoſpen fehl und die Einſamigkeit wird daher faſt zur Regel. Die Menge der Früchte muß nach der Blüthenzahl zuweilen ſehr bedeutend werden. Ein einziger Fruchtſtand der Cohune (Attalea Cohune) trägt drei, bisweilen 4 Büſchel von Nüſſen, ſo dicht an einander gedrängt, wie die Beeren einer Weintraube und jede Nuß von der Größe eines Truthuhneies. Gewöhnlich enthält ein Büſchel etwa 800, der ganze Frucht— ſtand alſo 2½ bis 3½ Tauſend Stück. An einer Fruchttraube des Seje's vom Orinoco, einer Palme, deren Früchte von den Indianern jener Gegenden wegen ihres zuckerſüßen Fleiſches geliebt werden, und deren Fruchtbarkeit eben jene Indianer dadurch zu erhöhen glauben, daß fie unter ihr den Bo- tuto (die heilige Trompete) blaſen laſſen, zählte Humboldt 8000 Früchte. Eine der größten Früchte iſt die gemeine Cocosnuß; bedeutend größer iſt jedoch noch die 40 — 50 Pfund ſchwer werdende maldiviſche Nuß vdec doppelte Cocosnuß der Sechellen, die Frucht der Lodoicea Sechellarum, die ſicher von keiner anderen übertroffen wird. Von ſehr vielen Palmen ſind die Früchte außerordentlich wohlſchmeckend, mögen es nun Steinfrüchte oder Nüſſe ſein, viele geben auch werthvolles Oel. Die Schalen verſchiedener nußartiger Früchte werden zu den zierlichſten Schnitz- und Drechslerarbeiten verwendet, da ſie eine ſchöne Politur annehmen. Um eine recht lebhafte Vorſtellung von der Wichtigkeit der Palmen für das Leben des Tropenbewohners, beſonders des Indianers, zu gewinnen, verſetzen wir uns im Geiſte in eine Indianerhütte und betrachten aufmerk— ſam die verſchiedenen Gegenſtände umher: Die Pfähle der Hütte ſowohl, als die leichten Balken, welche die Decke bilden, ſind von Palmenholz, das ſchützende Dach iſt aus Palmenblättern hergeſtellt, die Hausthür wurde aus dünnen Holzſtreifen einer Palme gezimmert und jede Seitenwand durch ein 12* 180 Geflecht aus den Blattſtielen geſchloſſen. Eine Truhe iſt aus Palmen⸗ blättern kunſtreich geflochten, Angelſchnur und Bogenſehne ſind aus langen Palmenblattſtreifen zuſammengedreht und ſeine Hängematte iſt eben daraus hergeſtellt. Zn den verſchiedenen, oft fein polirten Zierrathen gaben die Palmennüſſe das Material. In das zarte Netzwerk vom Grunde eines Palmenblattſtiels hüllt er ſeinen Federſchmuck, benutzt daſſelbe aber auch zum Durchſeihen des gewonnenen Palmenſaftes, der ihm zur angenehmen Labe wird, während die verſchiedenen Palmenfrüchte ihm und den Seinigen eine höchſt angenehme Speiſe und das dem Stamm entnommene Mehl, wie das aus den Früchten gewonnene Oel zu unentbehrlichen Nahrungsmitteln werden. Mit leichter Mühe ließe ſich das Bild im Detail noch weiter ausführen, ja es ließe ſich zeigen, daß gar nicht ſelten eine einzige Palmen— ſpecies einer ganzen Völkerſchaft den vollſtändigen Lebensunterhalt gewährt. Doch es ſei an dem Erwähnten genug. Aber auch auf uns, die wir doch Tauſende von Meilen vom wahren Vaterlande der Palmen entfernt liegen, macht ſich ihr Einfluß geltend, auch wir ſtoßen überall auf zahlloſe Palmenproducte, entweder roh oder durch menſchliche Kunſtfertigkeit zu etwas Nützlichem verarbeitet. Einen tiefen Einblick in die Wichtigkeit und Bedeutſamkeit der Palmenfamilie nach dieſer Seite hin kann man aus dem Berichte über die pariſer Ausſtellung, der die Rohſtoffe und Fabrikate aus Palmen behandelt, gewinnen. Die Palmen haben ſich aber nicht blos mit dem phyſiſchen Leben der Menſchen aufs innigſte verknüpft, ſie ſind auch für das geiſtige Leben der— ſelben von ganz außerordentlichem Einfluſſe geweſen. Ich will hier nur Einiges andeuten. In Arabien, wo die Dattelpalme ſeit den älteſten Zeiten die alleinige Ernährerin des Menſchen war, verwebte ſie ſich frühe in die veligiöfen Vorſtellungen des Volkes. Wie man in der Sonne am Himmel den Urquell alles Lebens, den Regierer aller Dinge ſah, erblickte man in der Palme auf Erden den Ernährer und Erhalter der lebendigen Weſen. So floſſen frühe ſchon Sonnen- und Palmencultus in Eins zuſammen. Auch in Aegypten war die Palme, deren Blatt mit ſeinen Theilen das laufende Jahr mit ſeinen Abſchnitten ausdrückte, in die religiöſen Vor— ſtellungen verflochten, und die katholiſche Chriſtenheit feiert noch heutigen Tages ein Palmenfeſt. Ferner haben auch die Palmen eine bedeutende Stellung zur Kunſt eingenommen. Wir ſehen ſie in der Poeſie eine Rolle ſpielen, vom Land— ſchafts-, wie vom Hiſtorienmaler dargeſtellt werden, beſonders aber dem Architecten als Motiv für ſeinen Bauſtiel dienen. Sicher würden wir in der Baukunſt die Säule gar nicht oder in ganz anderer Form kennen, wenn nicht die Dattelpalme das Motiv dazu geliehen hätte. Ohne dieſelbe wäre man ſchwerlich auf den Spitzbogen (zwei ſich kreuzende Palmenblätter) ge⸗ kommen, ohne ſie würden wir kaum unſere Münſter mit Verzierungen ge— ſchmückt finden, die ihre ganze Form, die ganze Gliederung ihres Laubwerks nachbilden und in Folge deſſen gewiſſermaßen einen Palmenhain darſtellen. Es kann der Einfluß, den die Palmen auf die religiöſen Vorſtellungen der Menſchen gehabt, den ſie auf die verſchiedenen Künſte geltend gemacht, 181 aber nicht Wunder nehmen, wenn wir bedenken, welch tiefen Eindruck der bloße Anblick derſelben ſchon auf den empfänglichen Menſchen macht und wie gewaltig ihr Studium den ganzen Menſchen zu ergreifen vermag. Nach Humboldt's eigener Ausſage hat ja der Anblick einer Fächerpalme in einem alten Thurme des botaniſchen Gartens zu Berlin den erſten Keim unwiderſtehlicher Sehnſucht nach fernen Reiſen in ihn gelegt, und wie Martius von ihnen bezaubert war, beweiſt das Motto zu dem Titelbilde ſeines be— rühmten Palmenwerkes: In palmis semperparens juventus, in palmis resurgo. Gartenbau⸗Vereine. Hamburg. Der Gartenbau-Verein für Hamburg, Altona und Umgegend hielt am 4. März ſeine zweite monatliche Verſammlung ab und war dieſelbe eine zahlreich beſuchte, wodurch von Neuem eine rege Theilnahme für die Sache der Horticultur bekundet wurde. In Vertretung des Präſes, Syndicus Dr. Marck, führte Friedr. Worlée den Vorſitz. In Bezug auf die demnächſt ſtattfindende Ausſtellung wurde mitgetheilt, daß dieſelbe vor dem Dammthore ſtattfinden werde. Zur Aufnahme der Kalt— hauspflanzen werden zwei große Zelte, für die Warmhauspflanzen wird ein Bretterhaus mit Heizung errichtet werden, wie der freie Platz mit Anlagen verſehen. | Dr. H. Beuthin hielt einen lehrreichen Vortrag über die Faſer— Pflanzen und zeigte die verſchiedenartigen aus denſelben gewonnenen Pro— dukte vor. Nach Einleitung über die Bedeutung dieſer Pflanzenarten für die Völker und die Verwendung zu Fabrikaten wurden vom Vortragenden folgende Pflanzen beſprochen: 1. In Bezug auf Stengelfaſern: Flachs, Hanf, Tſchuma oder Ma (chineſiſches Gras von Boehmeria heterophylla und nivea), welches das be— kannte grasscloth liefert; Jute von Corchorus-Arten, Esparto von Spartium junceum (Beſenpfriem); Kittul von Caxyota urens (Brennpalme); Stroh von Sommerweizen, das im Schwarzwald und in Italien zu Hüten ver— wendet wird. 2. Blattfaſern: Panamaſtroh von Carludowica palmata, von der 30— 40 Blattrippen zu einem Hute erforderlich find; neuſeeländiſcher Flachs (Phormium tenax); Aloe-Hanf, Maguay-Faſer, Siſalhanf und mexikaniſche Fibre, mehrere Varietäten deſſelben Stoffes von Agave-Arten, Manillahanf, Faſern der Musa, Ananashanf von Bromelia Ananas, Piaſſabahanf von Allatea funifera, der zu Bürſten und Beſen verwendet wird; das ſogenannte Waldhaar, auch vegetabiliſches Pferdehaar genannt, von Tillandsia usneoides, zum Ausſtopfen viel benutzt; Binſenmark von den Philippinen, Mark der Aralia papyrifera, der Cigarrenbaſt von Paritium excelsum, wie auch von Hibiscus elatus; ferner Borke von verſchiedenen exotiſchen Pflanzen. 182 3. Blüthen- und Frucht-Faſern: Die Blüthenſcheiden von der Buſſupalme Manicaria saccifera, die zu Mützen und Beuteln benutzt werden; Cocosfaſern von der Cocosnuß, die zu Tauwerk und Teppichen verwendet werden ꝛc. Baumwolle, Samenwolle, z. B. von Gossypium-Arten, nament⸗ lich G. herbaceum, barbadense und religiosum. Zur Nankinfabrikation die Wolle von G. vitifolium. Capock von Asclepias syriaca, Asclepiasfaſer, Wollgras und Rohrkolben zum Ausſtopfen. Die von einem Mitgliede aufgeſtellte Frage: ob die Canna-Arten, die man meiſt im Kalthauſe ziehe, zu den Kalt- oder Warmhauspflanzen zu betrachten ſeien, rief eine kurze Debatte hervor. Die meiſten anweſenden Gärtner ſprachen ſich dahin aus, daß man alle exotiſchen Pflanzen zu den Warmhauspflanzen zählen müſſe, wenn man ſie auch in einem Kalthauſe cultiviren kann. Eine zweite Frage: ob der Salat zu den Gemüſen zu rechnen ſei, wurde nach den Anſichten verſchiedener Mitglieder durch Abſtimmung dahin erledigt, daß der Salat zu den Gemüſen zu zählen ſei, — wonach ſich die Herren Preisrichter der nächſten hieſigen Ausſtellung zu richten haben. Es iſt nämlich ſehr oft vorgekommen, daß man einer Collection der beſten Ge— müſe den wohlverdienten Preis nicht ertheilt hat, weil die Sammlung Salat enthielt, der nach Anſicht der Preisrichter kein Gemüſe ſei. Franz Kramer in Flottbeck-Park hatte wiederum eine Anzahl Blumen von in einem Kalthauſe cultivirten Orchideen ausgelegt und gab einige auf die Cultur dieſer Orchideen-Arten bezügliche Anleitungen. Pflanzenfreunden, die kein Warmhaus beſitzen, ſind dergleichen Orchideen beſtens zu empfehlen, da deren Cultur einfach und leicht iſt. Ausgelegt waren die Blumen von Dendrobium japonicum (Japan), D. Kingianum (Auſtralien), Odontoglossum Hallii (Ecuador), O. Uroskinneri (Guatemala), O. gloriosum (Ocafla), O. pulchellum (Mexiko), O. cristatum (Peru), Ada aurantiaca (Pamplona), Lycaste Skinneri (Guatemala), Cattleya maxima (Dcaha) etc., alles Arten, die während des Winters in einer ganz niedrigen Temperatur bei einem üppigen Gedeihen ihre prächtigen Blumen erzeugt haben, von denen mehrere Arten ſich wochenlang friſch erhalten. Julius Rüppell (Firma Peter Smith u. Co.) hatte ebenfalls mehrere ſchöne Pflanzen ausgeſtellt, ſo z. B. Agave americana media picta, Phor- mium Colensoi fol. var. und mehrere ſich für Teppichgärtnerei eignende Pflanzen, ein hübſch weiß-blühendes Myosotis dissitiflora. Ferd. Gloecke hatte das neue Delphinium nudicaule mit hübſchen rothen Blüthen aus— geſtellt. Görlitz. Von dem Gartenbau-Verein für die Oberlauſitz zu Görlitz iſt uns der 11. Jahresbericht, vom 1. October 1871 bis dahin 1872, dieſes rührigen Vereines zugegangen. Außer dem Bericht über die Thätigkeit des Vereines im verfloſſenen Jahre, den Mittheilungen über die in den Sitzungen vorgekommenen Gegenſtände ꝛc. ꝛc., enthält dieſer Jahres— bericht noch zwei ſehr beachtenswerthe Abhandlungen, nämlich über die Cultur der Preißelbeere, ein Vortrag, der von dem Secretair des Vereins E. A. Blume gehalten worden iſt, und dann einen Vortrag vom 183 Parkinſpector Oscar Sperling über Stein- oder Felſenhügel in den Gärten, auf die wir aufmerkſam machen möchten. — Der Verein zählt jetzt außer ſeinen Ehren- und correſpondirenden Mitgliedern 113 wirkliche Mitglieder. Hamburg. Am 1. April hielt der Gartenbau-Verein ſeine 3. Ver⸗ ſammlung ab. Nach Erledigung mehrerer Vereins-Angelegenheiten hielt Dr. H. Beuthin einen Vortrag von allgemeinem Intereſſe, nämlich über die „heiligen Bäume“, den wir an einer anderen Stelle (S. 184 dieſes Heftes) wiedergeben. Aus dem Etabliſſement von P. Smith u. Co. in Bergedorf hatte J. Rüppell (Mitinhaber dieſer Firma) eine Calla aethiopica compacta von nur 10 Zoll Höhe in Blüthe ausgeſtellt, die ihres gedrungenen und zwergartigen Wuchſes wegen ſehr zu empfehlen iſt. (Wir haben dieſe Form der ſo allgemein beliebten Pflanze bereits im vorigen Jahrg. der Gartenztg. S. 375 beſprochen und empfohlen.) Obergärtner J. Reimers hatte aus dem Garten der Frau Etatsräthin Donner in Neumühlen an der Elbe einen großen prachtvollen Blüthen— ſchaft des Imantophyllum miniatum und Blüthen mehrerer von ihm ge— züchteten Formen dieſer Prachtpflanze ausgeſtellt, und eine der lieblichſten Kalthausorchideen, die Restrepia elegans, hatte F. Kramer aus dem Ge— wächshauſe der Frau Senator Jeniſch ausgeſtellt. Darmſtadt. Im vorigen Jahrgange der Gartenzeitung S. 518 theilten wir mit, daß die zweite allgemeine Roſenausſtellung, verbunden mit der dritten großen Ausſtellung des Verbandes Rheiniſcher Gartenbau- Vereine, im Sommer 1873 ftattfinden werde. Dieſelbe iſt nun wegen der Jubel— feier der 25jährigen Regierung Sr. k. H. des Großherzogs von Heſſen und bei Rhein auf den 17. Juni verlegt worden, an welchem Tage die Er— öffnung ftattfindet, und endet am 22. Juni. Die auszuſtellenden Roſenſortimente müſſen bis zum 1. Juni, die übrigen Pflanzen bis zum 20. Mai bei dem Vorſtand angemeldet ſein. Die für die vereinigten Ausſtellungen ausgeſetzten Preiſe beſtehen: a) in beſonders geſtifteten Ehrenpreiſen, 16 verſchiedene, darunter ſehr werthvolle Preiſe; b) in Preiſen des Gartenbau-Vereins in Darmſtadt: 7 goldene Medaillen, jede 12 Ducaten ſchwer, in Etuis mit Aufſchrift; ſilberne Medaillen derſelben Größe, in Etuis mit Auffſchrift; 71 broncene Medaillen derſelben Größe, in Etuis mit Auffſchrift. Seit der Ausgabe des Hauptprogramms ſind noch 5 bedeutende Ehren— preiſe hinzugekommen. — Die Ausſteller wollen die einzelnen Frachtſtücke ihrer Sendung mit der Adreſſe: „An das Comitde der zweiten allgemeinen Roſenausſtellung und der dritten großen Ausſtellung des Verbandes Rhei— niſcher Gartenbau-Vereine zu Darmſtadt“ verſehen. Hauptprogramme ſind zu beziehen von dem Secretair des Vereines, R. Noack in Darmſtadt. 184 Ueber die heiligen Bäume. Ein Vortrag, gehalten von Dr. H. Beuthin in der 3. Verſammlung des Garteubau⸗ Vereins für Hamburg und Altona am 1. April 1873. Der Redner ſagte einleitend: „Wie der einzelne Menſch, ſo hat auch jedes Volk ſeine Kindheit und Jugendzeit. Im unmittelbaren Verkehr mit der Natur treten ihm dann die gewaltigen Kräfte des Himmels und der Erde, die nutzbringenden oder unheildrohenden Geſtalten der Thier- und Pflanzenwelt nahe, wecken Staunen, Hoffnung und Furcht und verwandeln ſich ſchließlich in Perſonen, in Symbole der Götter, in bevorzugte Lieblinge und vermittelnde Helfer der höheren Mächte, ja ſie werden zu Göttern ſelbſt.“ Redner bemerkte dann, wie ſchon in der Erzählung vom Paradieſe zwei geheiligte Bäume Erwähnung finden: der Baum des Lebens und der Baum des Erkenntniſſes. In den Mythen und Götterſagen aller Volks- ſtämme der indogermaniſchen Race, fuhr Dr. Beuthin fort, treten Pflanzen⸗ geſtalten auf, welche der Name geheiligt hat. Unſere Altvordern weihten dem Wodan die Eiche, auf der Brücke nach Walhalla ragte die Eſche empor, mit immergrünen Eichen waren die Straßen von Aſaburg bepflanzt, Fro ſchützte die wogende goldene Saat, Hertha half ſie bewahren, Bertha, Wodan's Gemahlin, pflegte den Flachs und bezeichnete die heilſamen Kräuter. Das Chriſtenthum fällte zwar die heiligen Bäume, aber die Gebräuche er— hielten ſich. Der dem Thor geweihte Haſelſtrauch wurde zum Quellenſuchen benutzt, Haſelnüſſe bekam der Todte in die Hand. Die Miſtel, räthſelhaft in ihrem Wachsthum in den Kronen der Bäume, mußte daher auch räthſel— hafte Wirkungen haben; der Miſtelzweig ſchützte vor Zauberei, und der Gebrauch, daß Befreundete an Faſtnacht von den Kindern mit Ruthen ge— peitſcht werden und ſich mit einer Spende an die Kleinen loskaufen müſſen, ſcheint ein fortgrünender Sproß jener Sitte zu ſein, ſich durch Berühren mit dem heiligen Miſtelzweig vor Zauberei, böſen Geiſtern und Krankheiten zu ſchützen. Bei den ſlaviſchen Völkern war die Linde der Liebesgöttin Kraſopani geheiligt; das älteſte Marienbild am Nonnenberge bei Salzburg iſt aus Lindenholz gefertigt; Lindenbaſt ſchützte gegen Zauberei. Den Völkern des nördlichen Europas trat die Natur vorwiegend in rauher Geſtalt, mit Regenſturm, Schneewirbel und Winterfroſt entgegen, forderte deshalb verhältnißmäßig weniger ein ſtetes friedliches Zuſammen— leben mit blühenden Blumen und ſchattenſpendenden Fruchtbäumen, als ſie thatkräftiges und eigenes Eingreifen erheiſchte. Viel begünſtigter war in dieſer Beziehung das ſinnige Volk der alten Hellenen. Baum und Strauch erhielt bei ihnen Leben und eine poetiſche Geſchichte. Zeus ſchützte die Eiche, Athene den Oelbaum, Apollo den Lorbeer, Demeter ſpendete das nährende Getreide und Bachus den Wein. Mit den Zweigen des Del- baums wurden die Sieger bei den oylmpiſchen Spielen gekrönt. — Bei den Perſern war die himmelanſtrebende Cypreſſe, das Sinnbild der hochauf— ſteigenden, nie verlöſchenden Flamme, ein heiliger Baum, ſie ſchmückte die Tempel und als Symbol des Todes die Gräber. Dem Araber iſt die ſchlanke Daltel-Palme Eins und Alles, er betrachtet fie faſt als Ebenbild 185 der Familie. Als Allah den Menſchen ſchuf, blieb etwas von dem Thau, dem heiligen Urſtoff zurück, und hieraus entſtand die Dattel. — Seinen Gipfelpunkt erhielt das kindliche Zuſammenleben zwiſchen Volk und Pflanze im üppigen Indien. Auf den Blättern des heiligen Lotos wiegte ſich Schiwa, als die große Fluth Alles verſchlang, Lotosblumen zierten die Tempel. Die Somapflanze, durch ihren reichen Milchſaft ein Abbild der allnährenden Kuh, ward den Göttern geopfert. Die wichtigſte Stelle nahm die heilige Feige ein, deren Aeſte Wurzeln zur Erde ſenden, die ſich, ſobald ſie den Grund berühren, zu neuen Stämmen geſtalten — ein Abbild der nie raſtenden, ewig ſchaffenden Natur. — Bei den waden Völkerſchaften Afrika's waren der Wanzabaum (Cordia abessinica), deff Aeſte mit den Siegeszeichen der Schlacht geſchmückt wurden, der Rimi (Bombax guinensis), unter welchem geopfert, der Kigelie und der Boswellia serrata, unter denen die Andacht verrichtet wurde, heilige Bäume. Der Drachenbaum von Teneriffa gelangte durch ſeine gewaltige Größe zu göttlichem Anſehen, in Südafrika war der Baobob (Adansonia digitata) ein der Gottheit geweihter Baum. In den baumarmen Gegenden ward ſelbſt ein Strauch Gegenſtand der Verehrung; kein Tartar durchreitet die große Gobi-Wüſte, ohne an den ge— heiligten einſamen Strauch, der gleichzeitig zur Wegmarke dient, einige Haare vom Schweif ſeines Pferdes zu binden. — Der nüchterne Chineſe hat für die Pflanzen wenig Sinn. Dem Theeſtrauch ſchreibt die Sage den unvergleichlichen Urſprung aus den abgeſchnittenen Augenlidern eines Heiligen zu, da der Trank aus den Theeblättern ſchlafvertreibende Eigenſchaften be— ſitzt; unter dem Feenbaum verſammelt ſich die chineſiſche Jugend, um Singſpiele aufzuführen, Verlobungen zu ſchließen. — In Japan iſt der Sonnenbaum, auch Hinoki (Retinospora obtusa), ſeit uralter Zeit der Sonnengöttin geweiht, er ſchmückt die geheiligten Tempel. — Bei den Jagdvölkern Amerika's trat die Thierwelt in den Vordergrund, die Pflanzen— welt hatte nur eine Nebenrolle. Dem Sagenhelden Hiawatka erſchienen im Regenbogen die Geiſter der Blumen von Feld und Wald, die im Himmel wieder erblühen, nachdem ſie auf Erden geſtorben, das hohe Binſenkraut der Flußufer iſt ſogar das Einzige, wovor jener Held ſich fürchtet. In Mexiko, im Reiche der Inka's, war der Mais geheiligt, auch die Kokapflanze war den Göttern geweiht. Die Prieſter nahten dem Sonnentempel nie anders, als mit dem Kofabiffen im Munde, und Kokablätter nehmen noch die Berg— leute der Cordilleren in die Hände, um verborgene Schätze zu finden. — Auf den Südſeeinſeln iſt die Cocospalme den Göttern gewidmet, der Genuß der Frucht iſt nur den Männern vorbehalten. — In Neuſeeland wird der Baum des Todes (Pohutucana) göttlich verehrt. Auf ſteilen Klippen an der Küſte, wo für den Urbewohner das Ende der Welt iſt, ſteht der Baum; dorthin eilen die Seelen der Verſtorbenen und ſtürzen ſich von den Zweigen des Baumes hinab in das Jenſeits, das keine Rückkehr geſtattet. Wiſſen— ſchaft und Kunſt, ſo ſchloß der Redner ſeinen höchſt intereſſanten und durch— dachten Vortrag, zerſtören zwar jene Unmittelbarkeit im Zuſammenleben zwiſchen Menſch und Gewächs, aber ſie läutern auch jene Vorſtellungen 186 gleichzeitig von ihren Schrecken und verklären die Bilder der Kindheit durch den Zauber der Dichtkunſt, der Jedermann noch heut zu Tage ſeine Gaben ſpendet, wenn ihm nach dem Trank der Nepenthes, dem Kummer ver— ſcheuchenden, das Gemüth erheiternden, verlangt. Gouvernements-Gärten zu Hong-Kong. Nach dem vom Vorſteher, Charles Ford, der Gouvernements-Gärten zu Hong-Kong veröffentlichten Berichte theilt „Gardener's Chronicle“ folgende Daten mit, die auch für die Leſer der Gartenzeitung von Intereſſe ſein dürften. In Folge des Ausbleibens der ſonſt alljährlich vorkommenden Orcane und heftigen Stürme im vorigen Jahre hatten die Gewächſe ein viel ge— ſunderes Ausſehen, als in den Jahren zuvor. Ein Orchideenhaus, 32 Fuß lang, 21 Fuß tief und 8 Fuß hoch, leicht mit Glas bedeckt, iſt erbaut worden, um darin Orchideen und Farne zu cultiviren. Zu den daſelbſt heimiſchen Orchideen find mehrere von Manilla und Java eingeführt worden. Das vortreffliche Gedeihen dieſer Orchideen giebt Veranlaſſuug zur Erweiterung der Sammlung. Die Farneſammlung iſt ziemlich bedeutend, 70— 80 Arten find um Hong-Kong heimiſch, zu denen viele von den Nachbarinſeln hinzugekommen ſind. Ueber 2600 Bäume wurden an öffentlichen Promenaden, längs der Straßen und an öffentlichen Plätzen gepflanzt, wo man Schatten bedurfte. Dieſe Bäume beſtanden aus Ficus indica, F. elastica und Bambusa. Die die Gärten umgebenden Hügel an der Oſtſeite ſind ebenfalls bis zu einer beträchtlichen Höhe hinauf bepflanzt worden, und beſtehen dieſe Anpflanzungen aus Bambus-Arten, Ficus indica, F. elastica, Cookia punctata, Nephelium Litchi, Jambosa vulgaris und Nephelium Longan, die man aus den Handels- gärtnereien in Canton bezogen hatte. Trotz des ſo ſehr exponirten Stand— ortes, den dieſe Bäume haben, gedeihen ſie doch ſämmtlich freudig. Eine große Quantität der chineſiſchen Kiefer (Pinus sinensis) hat man aus Samen gezogen, um mit dieſen Sämlingen die höher gelegenen Strecken der Hügel, woſelbſt keine anderen Bäume aufkommen wollen, zu bepflanzen. Ebenſo hat man Samen von Casuarina geerntet, eine Baumart aus Auſtralien, die zu Hong-Kong ſehr gut an exponirten Stellen fortkommt und nur wenig von den Stürmen leidet. N Literatur. Illuſtrirte Berichte über Gartenbau, Blumen- und Gemüſe— zucht, Obſtbau und Forſtkunde von von der Decken in Ringelheim und Emile Rodigas in Gent. — Verlag von Wiegandt u. Hempel iu Berlin. 1873. Die vor zwei Jahren vom Pomologiſchen Inſtitute zu Ringelheim ins Leben gerufenen „Illuſtrirten Berichte“ ſind mit dem 1. Januar d. J. in 187 den Verlag von Wiegandt u. Hempel in Berlin übergegangen und erſcheinen nach wie vor jährlich in 6 Heften, deren jedes zahlreiche Holzſchnitte, artiſtiſche und colorirte Blumen-Tafeln enthält, zum Abonnementspreis von 6 Thlr. pro Jahrgang. Das Werk behandelt gleichmäßig alle Fächer der Gärtnerei, daher es für Jedermann, der ein Freund der Gartenkunſt, ſei es auch von welcher Branche derſelben, iſt, reichen belehrenden Stoff bietet. So z. B. enthält das 1. Heft für 1873 Abhandlungen über „Blumenfenſter“ mit Abbildung; Teppichbeetpflanzen, mit Abbildung; ein pomologiſcher Garten, mit Ab— bildung; Gartenthüren, mit Abbildung; Decorationspflanzen; über Knospen— bildung und Knospenentwickelung; Vaſen; Garten-Chronik ꝛc. x. Die Ab- bildungen ſind ganz vorzüglich ausgeführt, wie überhaupt die ganze Ausſtattung des Werkes eine ſehr elegante iſt. Die Redaction iſt in ſehr berühmten Händen (v. d. Decken in Ringelheim und Profeſſor E. Rodigas in Gent), ſo daß nur gute, gediegene Abhandlungen bei möglichſt großer Mannigfaltigkeit zu erwarten ſind. Der Text iſt in deutſcher, engliſcher und franzöſiſcher Sprache gegeben, ſo daß die Berichte in faſt allen Ländern geleſen werden können. Der Preis von 67 Thlr. für 6 Lieferungen darf bei der Fülle des Gebotenen und den zahlreichen vorzüglichen Abbildungen und in den Text gedruckten Holzſchnitten ein ungemein wohlfeiler genannt werden, und können wir ſomit allen Verehrern der ſchönen, edlen Gartenkunſt das hier kurz erwähnte Werk beſtens empfehlen. E. O—o. Abbildungen von Modellen künſtlicher Obſtbaumformen von Eduard Müller, k. Landwirthſchaftslehrer. Nördlingen, 1873, C. H. Beck. — Preis 1 Thlr. Dieſes kleine Heft enthält auf 10 Quarttafeln die Abbildungen von 75 verſchiedenen Modellen künſtlicher Obſtbaumformen. Durch die Zu— ſammenſtellung dieſer Obſtbaumformen ſoll vorzüglich Derjenige, welcher nicht immer Gelegenheit hat, größere Abhandlungen über Obſtbaumzucht zu leſen, zunächſt veranlaßt werden, ſich dem Zweige des ſo einträglichen Obſt— baues zuzuwenden, namentlich der Zucht der feineren Obſtſorten, die auf die eine oder andere der angegebenen Baumform gezogen ſo vortreffliche Früchte liefern. Auf der 28. Verſammlung deutſcher Land- und Forſtwirthe und Pomologen in München hatte der Herausgeber die Modelle ausgeſtellt und erfreuten ſie ſich des größten Beifalles. Dieſe Modelle, welche zu billigen Preiſen vom Verfertiger zu beziehen ſind, dürften ſich auch als Demonſtrationsmittel für Muſeen und Sammlungen landwirthſchaftlicher und Gartenbau-Anſtalten empfehlen. E. Oo. Der erfahrene Gartenfreund. Von B. Wiegand. Plauen, 1873, Auguſt Schröter. — Ein kleines Büchelchen von 183 Seiten, in dem der Verfaſſer eine gemeinfaßliche Anweiſung zur Cultur der Gemüſe, der Zier— pflanzen im freien Lande und in Töpfen, ferner der Blumenzwiebeln und des Beerenobſtes giebt, nebſt nützlichen Rathſchlägen über die Auswahl und Behandlung des Samens, über die Wartung und Pflege der Zimmer- und Fenſterpflanzen ꝛc. Wenn die einzelnen Culturanweiſungen der Gemüſe und 188 Zierpflanzen ꝛc. auch nur ſehr kurz gehalten find, fo find ſie dennoch ver- ſtändlich genug und genügen, den Laien, für den das Buch beſonders ge— ſchrieben iſt, in den Stand zu ſetzen, darnach zu cultiviren. E. Oo. Feuilleton. Peter Smith eck Co., Preis-Verzeichniß über Coniferen ꝛc. ꝛc. Das diesjährige, dem vorigen Hefte der Gartenzeitung beigegebene Preis— Verzeichniß bietet den Pflanzenliebhabern, namentlich aber den Coniferen— freunden, eine große Auswahl aus den verſchiedenſten Pflanzengruppen, wie z. B. Coniferen, Sträucher zu immergrünen Gruppen, Obſtſorten, Obſt— ſträucher, ganz vorzügliche Weinſorten, Bäume und Sträucher zu Gruppen, herrliche Trauerbäume, eine Reihe der auserleſenſten Gruppenpflanzen, ver— ſchiedene Blattpflanzen, Gladiolen, Roſen, Stauden und eine ſehr große Auswahl ſich zu Teppichbeeten eignender Pflanzen. Bei der ſo großen Anzahl von Coniferen, und zwar nur ſolche, die ſich für unſer Klima zu immergrünen Gruppen und Gartenanlagen empfehlen, wird es oft dem Liebhaber ſchwer, nach einem Verzeichniß eine Wahl zu treffen. Um dieſem Uebelſtande einigermaßen abzuhelfen, hat Julius Rüppell, Mitinhaber der Firma P. Smith & Co. und als tüchtiger Coniferenkenner rühmlichſt bekannt, als Einleitung zu der großen Coniferen— ſammlung einige kurze Bemerkungen voraufgeſchickt. Er widmet nämlich jeder einzelnen Gattung einige beſchreibende Worte und hebt bei jeder Gattung diejenigen Arten beſonders hervor, die ſich am meiſten empfehlen, giebt auch an, wie dieſelben am beſten wachſen, ob ſie zart oder hart ſind u. dgl. m. Dieſe Bemerkungen dürften Vielen von großem Nutzen ſein und eine Auswahl unter den weit über 300 verzeichneten verſchiedenen Arten und Varietäten ſehr erleichtern. Von den ausdauernden Rankpflanzen möchten wir auf die ſchönen Clematis-Formen aufmerkſam machen, dann auf Kramer's neueſte Begonien- Hybride, auf die verſchiedenen neueren und älteren Pflanzen für Topfcultur und Blumenbeete. Es wäre aber gewiß ſehr vortheilhaft geweſen, wenn die Kalthauspflanzen von den Warmhauspflanzen getrennt und auch die Teppichbeetpflanzen für ſich aufgeführt worden wären. Sollte einigen der geehrten Leſer der Gartenzeitung bei dem Verſand derſelben durch die Poſt das beſprochene Verzeichniß nicht zugegangen ſein, ſo ſenden wir gern auf Verlangen daſſelbe franco zu. E. Oo. Ein rieſengroßes Prachtbouquet in ſogenannter franzöſiſcher Form, wie ſolches von Hamburg aus zum Geburtstage des deutſchen Kaiſers nach Berlin geſandt worden iſt, dürfte wohl bisher noch keins an— gefertigt worden ſein. Daſſelbe wurde im Auftrage eines hamburger Kaufmannes von den Gebrüdern Seyderhelm angefertigt, welche damit 189 ihrer Geſchicklichkeit und ihrem Geſchmacke in Anfertigung von Bouquets in allen Formen und Größen die Krone aufgeſetzt haben. Was nun das Bouquet ſelbſt anlangt, jo waren ſämmtliche dazu ver— wendeten Blumen angedrahtet und die Zuſammenſtellung derſelben bildete den „ſchwarzen Adlerorden“. Der in der Mitte des Ordens befindliche ſchwarze Adler war aus faſt ſchwarzen Hyacinthen-Blüthenglocken gebildet, der goldene Rand um denſelben war durch goldgelbe Staubbeutel einfacher Camellien— blumen hergeſtellt, begrenzt von Myrte und gelblich-weißen Roſenblüthen (Rosa Thea Narziss). Der ſilberne Stern, in deſſen Mitte der Adler liegt, war äußerſt zierlich von hellgrauen und weißen Blüthen abſchattirend gebildet und das denſelben umgebende rothe Feld beſtand aus dunkel-ponceau— farbenen, ganz gleichen Camellienblumen, begrenzt von drei Reihen ſchwarzer und weißer Hyacinthenglocken. An dieſe ſchloß ſich ein 6 Zoll breiter Kranz von Veilchen und zuletzt ein Kranz von Roſen. Statt der ſonſt zu einem ſolchen Bouquet gehörenden Manſchette waren Wedel von Cycas revoluta ſehr kunſtvoll dazu verwendet worden, deren Fiederblättchen am Rande des ganzen Bouquets hervorſahen, über die dann eine Reihe der herrlichſten Roſen zierlich herabhingen. Daß zu dieſem Bouquet über 400 Roſen, tauſende von Veilchen, eben ſo viel Hyacinthen-Blüthen, eine große Anzahl Camellien ꝛc. verwendet worden ſind, iſt erklärlich, wenn man bedenkt, daß daſſelbe einen Durchmeſſer von 4½ Fuß hatte. Der dafür bezahlte Preis beträgt etwas über 600 Thaler. — In einer ſauber und fein gearbeiteten Kiſte wurde das Bouquet von einem der Gebrüder Seyderhelm ſelbſt nach Berlin gebracht, woſelbſt er es auch wohlerhalten abgeliefert hat. Die Blumen- und Pflanzenhaudlungen in Hamburg, deren An- zahl ſich während der letzten zehn Jahre bis auf über 60 vermehrt hat, gewähren dem Blumen- wie Pflanzenfreunde faſt während des ganzen Jahres eine herrliche Augenweide, denn man findet in den meiſt großen Schau— fenſtern nicht nur die herrlichſten blühenden Gewächſe, welche jede Jahreszeit in ſo reicher Fülle bietet, ausgeſtellt, ſondern auch prächtige Blattpflanzen. Eine der älteſten, größten und gediegendſten Handlungen dieſer Art iſt die des verſtorbenen C. H. Harmſen, jetzt im Beſitze von E. C. Harmſen. Zwei große Schaufenſter ſind jeder Zeit mit den herrlichſten blühenden Gewächſen beſetzt, während an einem dritten ſchöne Blattpflanzen ſtehen. Tritt man in den großen, geräumigen Laden, ſo wird man in eine förm— liche Blumenausſtellung verſetzt; eine große Gruppe der prächtigſten Blatt— pflanzen, unter dieſen häufig ſehr ſeltene Arten, untermiſcht mit ſchönen blühenden Gewächſen, feſſeln die Aufmerkſamkeit jedes Blumenfreundes. Der tägliche Verbrauch von abgeſchnittenen Blumen zu Bouquets, Körben, Kränzen in Hamburg iſt ein enorm großer und es würde nicht ohne Intereſſe ſein, zu erfahren, wie viele tauſend Veilchen, Camellien, Roſen ꝛc. an jedem Tage Verwendung finden. Aber nicht minder groß iſt der Abſatz von blühenden Topfgewächſen jeglicher Art und wir glauben, daß Hamburg ſelbſt Berlin in dieſer Beziehung nicht nachſteht, und die Blumen in Ham— burg noch weit beſſer bezahlt werden, als in Berlin. 190 Um aber einen Blumenladen, wie den Harmſen'ſchen, auch täglich mit ſo vielen ſchönen blühenden Topfgewächſen und Blattpflanzen verſehen zu können, dazu gehört eine ſo großartige Pflanzen- und Treibgärtnerei, wie ſie eben E. C. Harmſen in Wandsbeck beſitzt, und dennoch müſſen ſehr oft Pflanzen angekauft werden, wenn die eigene Anzucht nicht ausreicht. Die Gebrd. Dittmar'ſchen Inſtrumente, Werkzeuge und Ge— räthe für Obſt-, Wein- und Gartenbau haben ſich bereits einen fo großen Ruf erworben, daß ſie keiner weiteren Empfehlung mehr bedürfen; ſie ſind von allen Fachmännern als die vorzüglichſten Fabrikate anerkannt worden, und ſomit wollen wir die geehrten Leſer der Gartenzeitung nur auf das dieſem Hefte beiliegende Preisverzeichniß (ein Auszug des großen Ver— zeichniſſes) aufmerkſam zu machen uns erlauben. . Die Gärtuer⸗Wittwen⸗Caſſe in Hamburg. Der unter dem 31. Januar d. J. veröffentlichte Status der Gärtner-Wittwen-Caſſe in Ham⸗ burg iſt wiederum als ein ſehr befriedigender zu bezeichnen, indem das Capital ſeit dem 31. Januar 1872 von 32,214 K 13 fg. auf 35,553 Mark hamburger Courant geſtiegen iſt. Die Zahl der Mitglieder beträgt gegenwärtig 95 und die Anzahl der Wittwen, welche je eine Penſion von 63 # erhalten, beträgt 22. — Ausführlicheres über dieſes ſo ſegensreich wirkende Inſtitut theilten wir im vorigen Jahrgange der Hamburger Garten— zeitung S. 191 mit. Das weiß gefülltblühende Pelargonium Aline Sisley, das von dem rühmlichſt bekannten Züchter Jean Sisley gezüchtet worden iſt, kommt in dieſem Frühjahre in den Handel, und zwar von dem Handels— gärtner Alégatière zu Lyon (Frankreich) einerſeits und von W. Bull in Chelſea (London) andrerſeits. Bei Erſterem koſtet die Pflanze 12 Fr., 6 Stück 60 Fr. und das Dutzend 100 Fr. — Von Pelargonium Zonale fl. albo pl. koſtet die Pflanze 10 Fr. Eine neue Canna-⸗Varietät, C. M. Celler (Chréstien), die von franzöſiſchen Handelsgärtnern offerirt wird, ſoll die ſchönſte aller bekannten Varietäten hinſichtlich ihrer Blüthen ſein. Dieſelbe iſt von niedrigem Wuchs und hat grüne Blätter, dahingegen ſind ihre Blüthen ſehr groß, roſa⸗ziegelroth und ſtehen in zwei- oder dreigabeligen Rispen. Bei den großen Maſſen von Canna, die man während des Sommers in den Gärten ausgepflanzt ſieht, die aber meiſt nur ſpärlich und dann mit nur verhält— nißmäßig kleinen Blumen blühen, dürfte dieſe neue Varietät als eine herr— liche Acquiſition zu bezeichnen ſein und weſentlich zur Belebung und Ver— ſchönerung der Canna-Gruppen beitragen, denn ihre zahlreichen großen Blüthen rivaliſiren mit denen der Gladiolen. Der Verbrauch von Veilchen in Paris iſt nach einer Notiz in dem „temps“ ein immenſer. Es werden nämlich jährlich für nicht weniger als 587,000 Frank verkauft. Die Zahl der jährlich verkauften Bouquets beträgt durchſchnittlich 5,825,000 Stück. 191 Eine Araucaria Ridwillii hat, wohl zum erſten Male in Europa, in einem temperirten Gewächshauſe im Kew-Garten Fruchtzapfen gebracht. Der „Bunya-Bunya, wie dieſer Baum von den Einwohnern der Moreton— Bay, woſelbſt er heimiſch iſt, genannt wird, hat im Garten zu Kew eine Höhe von 26 Fuß (engl.) erreicht, feine Aeſte nehmen einen Umfang von 60 Fuß ein und ſein Stamm mißt einen Fuß vom Boden 2 Fuß 7 Zoll im Umfange. Er iſt eins von den zwei Exemplaren, die 1842 in Eng⸗ land eingeführt wurden. Die weiblichen Zapfen befinden ſich nahe der Spitze des Baumes und haben durchſchnittlich eine Länge von 8 Zoll und einen Durchmeſſer von 4½ Zoll. Die Samen dieſer Araucaria wie die der A. imbricata werden von den Eingeborenen gegeſſen. Bambusa arundinacea in Blüthe. Wie die „Illustr. hortic.“ mit⸗ theilt, ſtand zu Anfang November v. J. ein ſtattliches Exemplar der Bam- busa arundinacea in dem großen Warmhauſe des Muſeums in Paris in Blüthe, ein jedenfalls ſehr ſeltenes Ereigniß, wenn überhaupt ſchon eine Bambusa arundinacea in einem Gewächshauſe je zur Blüthe gekommen iſt. Hätte das Exemplar in dem genannten Garten nicht in Folge des Bom— bardements während des letzten Krieges ſo ſtark gelitten, ſo hätten ſich ohne Zweifel die Blüthen viel früher entwickelt. Lilium Wallichianum. Blühbare Zwiebeln dieſer herrlichen Lilie erzieht man nach Max Leichtlin's Angabe in „Gard. Chron.“ ſehr leicht auch ohne die sine qua non dem Boden beizugebenden Kalkſteinſtücke. Bei dieſer Lilienart bildet ſich alljährlich eine neue Zwiebel, während die alte gänzlich vergeht. Letztere dient für einige Zeit zur Nahrung des jungen Triebes, der dann ſehr bald unabhäugig von der alten Zwiebel aufwächſt und ſelbſt ſchon eine Anzahl kleiner Zwiebelchen ernährt, die ſich zwiſchen den Schuppen der ſich neu bildenden Zwiebel erzeugen. Dieſe neuen Zwiebelchen bilden ſich oft in ſolch großen Quantitäten, daß ſie ſich nicht in ihrer Lage halten können, ſondern hinausgedrängt werden, dennoch durch eine Art Nabelſtrang mit der Mutterzwiebel in Verbindung bleiben und ſo noch Nahrung von derſelben ziehen. Man hat nun nur nöthig, die Zwiebel von der Erde behutſam blos zu legen und die Schuppen der alten, je doch noch friſchen Zwiebel, wie die jungen Zwiebelchen abzuſchneiden, jedoch ohne die Wurzeln des Triebes zu ſtören. Iſt dies ein- oder zweimal geſchehen, ſo überläßt man die Zwiebel ſich ſelbſt. Im Mai fängt man an, mit dem Begießen aufzuhören und der Erfolg wird ſein, daß man wenigſtens fünf gute blühbare Zwiebeln erhält, die man, ſobald deren Kraut abſtirbt, auf— hebt und einige Monate trocken liegen läßt. Ein Baum als Hotel. Aus einem amerikaniſchen Journal „the Garden“ theilt die „Illustr. hortic.“ mit, daß ſich auf der Straße von San Joſé nach Santa Cruz in Californien wohl der eigenthümlichſte Baum der Welt befindet. Es iſt ein alter Baum mit hohlem Stamm, in dem ſich ein Wirthshaus befindet. Sein Umfang ift 65 Fuß und ſeine nächſte Umgebung bildet ein kleiner Garten. Ein durch Schlingpflanzen gebildeter 192 Bogengang dient als Saal. Neun andere in nächſter Nähe dieſes Baumes ſtehende hohle Bäume dienen als Schlafzimmer und einer ſogar als Bibliothek. Ausſtellung zu Santiago in Chile. Nach einer Mittheilung des dortigen Miniſterreſidenten des deutſchen Reiches ſoll zu Santiago de Chile eine Ausſtellung von Erzeugniſſen der Natur, der Induſtrie, Handwerke und Künſte, ſowohl einheimiſcher, als auch Ausſteller der übrigen Länder, veranſtaltet und am 5. April 1875 eröffnet werden. Sie ſoll unter der Leitung der Nationalgeſellſchaft für Ackerbau ſtehen, und iſt dieſerhalb der Präſident dieſer Geſellſchaft zum Generaldirector der Ausſtellung ernannt worden. Samen- und Pflanzen⸗Verzeichuiſſe für 1873 find ferner erſchienen und von nachfolgenden Firmen zu beziehen: Hock & Co. in Caſtel, Mainz. (Samen und Pflanzen. Spalier-Arbeiten, Gartenmöbel ꝛc.) Jules de Cock & Soeur in Gent (Belgien). (Obſtbäume, Gewächshaus⸗ pflanzen.) J. G. Hübner in Bunzlau (Schleſien). (Gemüſe-, Oeconomie-, Wald- und Blumen-Samen, Bäume, Sträucher, Pflanzen und Rieſen-Spargel.) Max Deegen in Köſtritz. (Georginen.) Händel & Co. in Hamburg. (Gemüſe-, Feld-, Gras-, Wald- und Blumen⸗ Sämereien.) Peter Smith & Co. in Hamburg und Bergedorf. (Coniferen, Obſts⸗, Wald- und Zierbäume, Floriſten-Blumen ꝛc.) Louis van Houtte in Gent. (Sämereien-, Zwiebel- und Knollen-Gewächſe.) Perſonal⸗Notizen. — f Einer der hervorragendſten Handelsgärtner Belgiens, Lambert Jacob, bekannter unter dem Namen Jacob-Makoy in Lüttich, iſt am 4. März d. J. im 83. Lebensjahre geſtorben. — 1 Am 10. März d. J. ſtarb zu New-Pork der berühmteſte nord- amerikaniſche Botaniker Dr. Torrey. 1818 veröffentlichte Dr. Torrey ein Verzeichniß der um New-VYork wachſenden Pflanzen und gab ſpäter mit anderen Botanikern die „North American Flora“ heraus. Dr. Walker Arnott nannte ihm zu Ehren die Coniferen-Gattung Torreya, T. taxifolia. Dianthus caryophyllus fl. pl. extra! Die Garten- oder Topfnelke, welche in ihrer jetzigen Vollkommenheit uns Allen ein auserkorener Liebling geworden iſt, empfehle in den ſchönſten Varietäten zu den billigſten Preiſen. — Verzeichniſſe ſtehen franco zu Dienſten. Aug. Rubrandt in Elleben b. Krannichfeld (Thüringen.) Dieſem Hefte liegt gratis bei: Preisliſte über Inſtrumente, Werkzeuge und Geräthe für Obft-, Wein⸗ und Gartenbau der Herren Gebr. Dittmar in Heilbronn. Druck von F. E. Neupert in Plauen. 193 Die Impfverſuche mit buntblättrigen Malvaceen des Obergärtner H. Lindemuth. Ein Aufſatz über den Einfluß des Edelreiſes auf die Unterlage von Profeſſor Dr. K. Koch in der Wochenſchrift des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den kgl. preußiſchen Staaten (Jahrg. 1870, Nr. 16, S. 121) hat den Obergärtner H. Lindemuth veranlaßt, im Sommer 1870 Verſuche in dieſer Richtung anzuſtellen und jene Thatſache einer neuen experimentellen Prüfung zu unterwerfen. Herr Lindemuth hat ſeine ge— machten, höchſt intereſſanten Beobachtungen und erzielten Reſultate in einer kleinen Broſchüre veröffentlicht und uns gütigſt erlaubt, denſelben durch Veröffentlichung in der Hamburger Gartenzeitung eine weitere Verbreitung zu verſchaffen. Eine der Broſchüre beigegebene Tafel Abbildungen ſind wir leider außer Stande hier wiederzugeben. Auf dieſen Abbildungen bezeichnen Zahlen die Reihenfolge der nach der Größe geordneten Blätter der Verſuchs— pflanzen, ein Kreis die Stelle der Impfung mit der buntblättrigen Form. Die Impfung aller abgebildeten Verſuchs-Exemplare geſchah durch Oculation. Außerdem wandte Herr Lindemuth bei nicht abgebildeten Exemplaren das ſogenannte Einſpitzen an. „Um den Einfluß des Edelreiſes auf die Unterlage zu beobachten,“ ſchreibt H. Lindemuth, „unternahm ich zu dieſem Ende eine Anzahl von Impfverſuchen“) von dem in Gärten vielfach verbreiteten Abutilon Thompsoni, nach Dr. Regel, wie er in ſeiner Gartenflora mittheilt, einer buntblättrigen Form von Abutilon striatum Dicks., mit anderen Malvaceen. — Durch Einfluß des Edelreiſes auf die Unterlage gewann ich überhaupt panachirte Formen von folgenden Pflanzen: Abutilon sp. 234. — Striatum Dicks. — megapotamicum (Spr. fil.) St. Hil. (vexillarium Morr.) — penosum Hook. — insigne Planch. — Sellowianum Rgl. *) Unter Impfung verſtehe ich im Allgemeinen die von den Gärtnern unter dem Namen Veredlung verſtandenen Verfahrungsweiſen. Wo es nöthig erſcheint, werde ich die Art derſelben ſpeciell anführen. L. Hamburger Garten⸗ und Blumenzeitung. Band XXIX. 13 194 Abutilon Souvenir de Kotschy. — Souvenir d’Arago. — Lemoine. — sp. Brasilien. “ — inaequale (Lk.) Garcke. — psp. Malvacea sp. Dr. Schweinfurth. Ueber einzelne Fälle meiner Verſuche hat Dr. P. Magnus eingehend berichtet in der Sitzung der Geſellſchaft naturforſchender Freunde in Berlin am 21. Juli 1870, in der Botaniſchen Zeitung 1871, Nr. 8, in dem Sitzungsberichte naturforſchender Freunde vom 21. Februar 1871, in der Naturforſcher-Verſammlung zu Roſtock und zuletzt im Sitzungsberichte der Geſellſchaft naturforſchender Freunde am 17. October 1871. Jetzt, wo ich nun in dieſer Reihe von Verſuchen über die Malvaceen zu einem beſtimmten Abſchluſſe gelangt bin, was allerdings nicht ausſchließt, daß dennoch ſich bei weiterer Fortſetzung noch anderweitige Aufſchlüſſe er— geben können, ſchien es mir an der Zeit, geſtützt auf meine ſämmtlichen Verſuche, über dieſelben und ihre Ergebniſſe zuſammenhängend und im All— gemeinen zu berichten. — Da ich unmöglich alle einzelnen Verſuche eingehend beſchreiben kann, ſo beſchränke ich mich auf die Mittheilung von nur einigen der ſehr zahlreich angeſtellten Verſuche. Die Impfung aller Verſuchs-Exemplare geſchah durch Oculation, bei einigen Exemplaren wurde auch das ſogenannte Einſpitzen angewendet. Nachdem die Impflinge angewachſen waren, ſchnitt ich gewöhnlich die Spitzen der als Unterlage dienenden Stämme in ver⸗ ſchiedener Höhe über der Impfung ab. Die ſo behandelte Pflanze wird gezwungen, wenigſtens einen neuen Trieb zu entwickeln, der, wenn nur ein einziger hervorbricht, unabhängig vom Orte, gewöhnlich vom zweiten oder dritten, bei größerer Abneigung gegen die Uebertragung erſt von einem ſpäteren Blatte an, fortſchreitend eine von Blatt zu Blatt lebhafter werdende Panachirung bis zu einem beſtimmten Grade annimmt. Beim Austreiben mehrerer Zweige iſt aber die Anſteckung vom Orte abhängig, und zwar in der Art, daß die dem Impflinge nahen, beſonders aber auf der Impfſeite oberhalb der Impfſtelle ſtehenden Triebe gewöhnlich zunächſt allein beeinflußt werden. Bei größerer Abneigung der Unterlage gegen die Uebertragung wird alsdann gewöhnlich von mehreren Trieben nur der auf der Impfſeite oberhalb der Impfſtelle ſtehende und der ihr nächſtſtehende Trieb erſt nach Entwickelung einer Anzahl grüner Blätter panachirte hervorbringen. Bei ſtarker Neigung der Unterlage für die Uebertragung können aber alle Triebe, beſonders wenn ſie zugleich ausbrechen, unmittelbar, ohne vorher grüne Blätter entwickelt zu haben, ſogleich lebhaft panachirt ausbrechen. Einen ſolchen Fall zeigte Abutilon esculentum Juss. Treibt ein eingeſetztes Auge einer panachirten Pflanze raſch aus, ſo iſt der Einfluß auf die Unterlage gewöhnlich ein geringer. Es können ſolche *) Anm. Abutilon Sp. Brasilien kam ſeit der Abgabe des Manuſcripts im Juli 1872 zur Blüthe und iſt nach der Beſchreibung von Abutilon Sellowianum Rgl. nicht verſchieden. L. 195 Zweige auf Individuen, welche für die Uebertragung geneigt find, Jahre lang üppig wachſen, ohne einen weiteren Einfluß auf die Unterlage auszu⸗ üben, wie dies an einem im Sommer 1870 mit Abutilon Thompsoni oculirten Abutilon megapotamicum St. Hil. (bekannter unter dem Namen „vexillarium Morr.) ſich zeigte. Gleichwie der Baumzüchter die ungleichmäßige Ernährung eines Obft- baumes durch richtiges Beſchneiden aufhebt oder auch den Nahrungsſaft einzelnen Theilen deſſelben, wie ſeinen Aeſten, ſelbſt Früchten, bei logiſchem Denken und Handeln mit Erfolg zuzuführen im Stande iſt, eben ſo kann man die Panachirung von der Impfung abhängig machen und alſo auch weiter von den bereits panachirt gewordenen auch anderen Zweigen und fortgeſetzt der ganzen Unterlage mittheilen. An den Zweigen einer unbeſtimmten, mit Abutilon spec. bezeichneten, noch nicht zur Blüthe gelangten Art war erſt das vierte Blatt panachirt. Die panachirten Spitzen wurden als Stecklinge fortgepflanzt. Der grün⸗ gebliebene Zweig wurde über dem zweiten Blatte abgeſchnitten und entwickelte nun aus den Achſeln der zwei ſtehen gebliebenen grünen Blätter panachirte Triebe. Abutilon Sellowianum iſt oculirt mit der durch den Einfluß des Abutilon Thompsoni durch meine Verſuche erzielten panachirten Form von Abutilon sp. 234 hort. Berol. Bei Abutilon Lemoine (ein Baſtard) zeigte ſich ein Einfluß nur an dem über der Oculation ſtehenden Zweige. Abutilon Lemoine. Ein Einfluß fand nicht ſtatt, da die Oculation zwar anwuchs, jedoch nicht austrieb und das panachirte Tragblatt bald abfiel. Abutilon inaequale (Lk.) Garcke, bei welchem der der Impfſtelle gegenüberſtehende Zweig, weil nur ein einziger an der Unterlage hervorbrach, ſtark panachirt wurde. Abutilon insigne Planch. Abutilon Sellowianum Rgl. Abutilon venoso > striatum (Baſtard) widerſtand jeglichem Einfluſſe. Was nun die Ergebniſſe meiner Verſuche anbetrifft, ſo laſſen ſich die— ſelben in nachfolgenden Sätzen kurz darſtellen. Die Uebertragung der Panachirung des Impflings auf die Unterlage erfolgt nur, wenn an dem— ſelben bunte Blätter (bei Oculationen das Tragblatt) erhalten bleiben oder aber erſt dann, wenn die btätterloſen Impflinge (oder Augen ohne Trag- blätter) bunte Blätter entwickelt haben. Erſt nachdem der Impfling angewachſen iſt, können an der Unterlage bunte Triebe hervorbrechen. Vor der Impfung ſchon vorhandene Blätter werden niemals panachirt, ebenſowenig, wie bunte Blätter etwa durch den Einfluß der grünblättrigen Unterlage grün werden. — Es fand nur bei der Gattung Abutilon und bei einer von Dr. Schweinfurth eingeſandten, unbeſtimmten Malvacee, welche bis jetzt noch nicht blühte, ein Einfluß ſtatt, obgleich ich in die Verſuchsreihe noch die Gattungen Malva, Malvaviscus, Hibiscus und Lebretonia zog. 13* 196 Ein Einfluß des panachirten Impflings auf die grüne Unterlage findet ebenſowohl, als umgekehrt auch der panachirten Unterlage auf den grünen Impfling ſtatt. — Die grüne Unterlage iſt hingegen nicht vermögend, auf den weiterwachſenden panachirtblättrigen Impfling einen Einfluß auszuüben. Ebenſowenig wirkt der grüne Impfling auf die panachirte Unterlage ein. — Ich habe Individuen beobachtet, an welchen, nachdem ein oder mehrere Zweige mit geringen Spuren einer Panachirung ausgetrieben waren, die panachirten Blätter der Oculationen (ohne daß die Augen ſelbſt austrieben!) abfielen. Und trotz dieſer nur geringen Spuren verbreitete ſich die Bunt⸗ blättrigkeit nichts deſtoweniger in erhöhtem Grade von Blatt zu Blatt! — Ebenſo verhielten ſich die als Stecklinge fortgepflanzten Zweige. Man darf ſich nicht durch die Beobachtung irre führen laſſen, daß Impflinge von Abutilon Thompsoni oder anderen bunten Formen bei ihrer fortſchreitenden Entwickelung zuweilen minder panachirte, ſelbſt ganz grüne Blätter hervorbringen. Es kommt dies ſelbſt bei Stecklingspflanzen von Abutilon Thompsoni, dem bekannten älteſten panachirten Abutilon, vor, wahrſcheinlich nur aus Urſache äußerer Einflüſſe, und zwar, wie bekannt, durch ſchattigen Standort im Sommer. Im Winter in Gewächshäuſern iſt dieſe Erſcheinung gewöhnlich. Licht und Sonne erweiſen ſich demnach von weſentlich förderndem Einfluſſe auf die Panachirung der Abutilon-Arten. Ein Theil dieſer Arten erwies ſich mehr, ein anderer weniger empfäng- lich für die Uebertragung der Panachirung und nur ein einziger Baſtard, die mit Abutilon venoso > striatum bezeichnete Pflanze, widerſtand jeglichem Einfluſſe. — Es geſchieht die Uebertragung und Vertheilung der Panachirung auf die grüne Unterlage nach einer beſtimmten, durch Circulation des Nahrungs⸗ ſaftes bedingten Geſetzmäßigkeit, die wiederum naturgemäß modificirt werden muß durch die größere oder geringere Neigung der Unterlage für die An⸗ nahme der Panachirung. Ihre Darſtellung ließe ſich leicht aus den Ab- bildungen nehmen. Was die von Dr. P. Magnus in dem Sitzungsberichte der Geſellſchaft naturforſchender Freunde am 21. Februar 1871 ausgeſprochene, damals auch von mir getheilte Vermuthung einer möglichen, durch den Einfluß des Edelreiſes bedingten veränderten Blattform betrifft, ſo bin ich jetzt des Glaubens, daß eine ſpecifiſche Veränderung durch Einfluß des Edelreiſes bei meinen Verſuchen beſtimmt nicht ſtattfand. Bei panachirten Abutilon-Arten, beſonders wenn ſich eine Anſteckung durch Impfung zeigt, vorherrſchend etwa bei Abutilon insigne, werden die Blätter zuweilen durch den Umſtand blaſig, daß die gelblichen und weiß— lichen Stellen eines Blattes gegen die grünen und grünlichen im Wachs— thume zurückbleiben. — Ebenſo kann der Rand aus gleicher Urſache ver⸗ kümmern, eingebuchtet erſcheinen und ſomit das Blatt eine ſchmalere Geſtalt erhalten. Durch dieſe Thatſachen, ſowie dadurch, daß Malvaceen, die ge— wöhnlich ungelappte Blätter haben, zuweilen auch mit ſolchen Blättern auftreten, welchen zum Theile Seitenlappen zu eigen ſind, ſcheinen ſich auch die angedeuteten veränderten Blattformen bei Abutilon zu erklären. 197 Noch ſei dies Ergebniß erwähnt, daß die Blühbarkeit von auf einzelne Malvaceen geimpfte Abutilon Thompsoni eine größere, als bei Stecklings— pflanzen zu ſein ſcheint. Ich werde, bevor ich etwas Beſtimmtes über dieſe vermuthete Art des Einfluſſes der Unterlage auf das Edelreis auszuſprechen wage, den Gegenſtand weiter beobachten. Ich muß ſchließlich noch eines Falles ſpontanen Auftretens der Pana⸗ chirung an Abutilon Sellowianum gedenken. Indeſſen waren die Flecken und Streifen hier (mit Ausnahme eines einzigen Blattes) nur gelblich-grün, während ſie bei Abutilon Thompsoni und den durch deſſen Einfluß erzeugten, panachirten Zweigen anderer Arten von Grün zum Gelb und Gelblichen bis in's Weißliche übergehen. Ich habe mich mit der zuſammenhängenden Darſtellung der Facta be- gnügt, weil es mir verfrüht ſcheint, aus der trotz alledem verhältnißmäßig nur geringen Anzahl der bisher von mir angeſtellten Verſuche ſchon jetzt auf ein allgemeines Naturgeſetz ſchließen zu wollen.“ Ueber einige wildwachſende Pflanzen, die man im Falle der Noth als Küchengewächſe benutzen kann. Manche von den um uns her wildwachſenden Pflanzen ſollten in Betreff ihrer Verwendung für die Küche mehr beachtet werden. Wir pflegen ge- wöhnlich mit ſolchen Pflanzen, die uns aus anderen Erdtheilen zugeführt werden, und von denen es heißt, daß ſie dieſe oder jene guten Eigenſchaften beſitzen, viel herum zu acclimatiſiren, wogegen wir an unſeren heimiſchen Gewächſen meiſtentheils nur oberflächliche Prüfungen und Unterſuchungen an— ſtellen. Es ſind aber, wie geſagt, manche unter den Pflanzen unſerer heimiſchen Flora, die es wohl verdienten, daß man ſie zum Zwecke menſch— licher Genüſſe ſammelte und cultivirte, und wollen wir deshalb einige von ihnen in Nachſtehendem aufführen. Unter den wildwachſenden Pflanzen, die man als Salat zubereitet ge- nießen kann, verdient vorzugsweiſe der gemeine Löwenzahn, Leontodon Taraxacum, alle Beachtung. Die Blätter dieſer Pflanze werden zwar ſchon längſt zu Salat benutzt, namentlich in Frankreich, wo ſie zu dieſem Zwecke ſozuſagen ſchon unentbehrlich geworden iſt; allein hier bei uns in Deutſch— land iſt der Verbrauch dieſer Pflanze zu Salat gleich Null zu rechnen. Man darf ſich nur die Mühe nehmen, im Herbſte eine gehörige Anzahl Wurzeln dort aus der Erde zu nehmen, wo ſie reichlich ſtehen, dieſe dann zu mehreren in größere Töpfe zu pflanzen und von letzteren je nach Ver— hältniß einige davon in eine wärmere Temperatur zu ſtellen, wo ſie bald Blätter treiben werden. Damit dieſe recht zart werden, überſtülpt man die Töpfe, in welchen die Löwenzahnwurzeln gepflanzt ſind, mit leeren Töpfen von gleicher Größe, ſo daß ſich die Blätter gleichſam im Dunkeln entwickeln 198 und auf dieſe Weiſe bleichen, wie es in der Gärtnerſprache heißt. Man kann ſo auf dieſe Art der Behandlung, wenn man die Töpfe nach und nach in erhöhte Temperatur ſtellt, den ganzen Winter von dem Löwenzahn Salat eſſen. — Vortrefflich zum Verſpeiſen als Salat eignet ſich das rauhe Lab- kraut (hier zu Lande auch „Zaunrebe“, plattdeutſch „Thunriw“ genannt) Galium Aparine. Man trifft es im Frühling an Stellen, wo es vorzüglich wächſt, ſehr dicht ſtehend und kann man es bei 3 Zoll Höhe ſchneiden und als Salat zubereitet, eſſen. Auch kann man von dieſer Pflanze im Herbſte mit leichter Mühe eine Menge Samen ſammeln und denſelben ſofort auf ein präparirtes Gartenbeet ſäen, wo die jungen Pflanzen im Frühling zu ge⸗ nanntem Zwecke ſich bequemer ſchneiden laſſen. Von der Gattung Sedum eignen ſich zu Salat die beiden Arten: Telephium und reflexum. Letztere zieht man zu dieſem Zwecke wohl bereits hin und wieder in den Gärten, allein doch nicht ſehr häufig; obgleich dieſe Pflanzenart in dürrem Erdreich und in trockenen Sommern, wo die ge- wöhnlichen Salatarten weniger gut gedeihen, ſehr üppig vegetirt. Unter den Glockenblumen, Campanula, kann man die Arten Rapunculus und rapunculoides als Küchenpflanzen verwenden. Von erſterer laſſen ſich die jungen Blätter und auch die Wurzeln, ſowohl gekocht als Gemüſe, als auch wie Salat verſpeiſen. Dagegen ſind von der letzteren weniger die Blätter, als vielmehr die Wurzeln gekocht zu Gemüſe verwendbar. Den an und in kleinen Bächen, Gräben und Quellwaſſern oft in großer Menge wachſenden Bachbungen Ehrenpreis, Veronica Beccabunga, kann man auch als Salat und zu Gemüſe gebrauchen. Von den Wegerich- Arten läßt ſich der an Flüſſen und ſonſtigen feuchten Stellen wildwachſende See-Wegerich, Plantago maritima, als Salat und in Suppen eſſen. Noch viel zu wenig Beachtung ſchenkt man der häufig in Teichen und Landſeen wachſenden Waſſernuß, Trapa natans. Dieſe Pflanze entwickelt ſchwarzgrüne Nüſſe mit vier lanzettförmig ausgebreiteten Stacheln, die im Auguſt und September reif werden. Man kann den Kern dieſer Nuß ſo⸗ wohl roh als gekocht eſſen. Er liefert auch ein nahrhaftes Mehl, das ſich zu Suppen verwenden läßt. Ein ſehr gutes Gemüſe geben in den Frühlingsmonaten die jungen Blätter und Sproſſen der gewöhnlichen Brenneſſel, Urtica dioica. Ferner kann man die jungen Blätter der gemeinen Ochſenzunge, Anchusa offici- nalis, als Gemüſe verwenden, und zu gleichem Zwecke, ſowie auch zu Salat im Frühjahr die jungen Blätter von dem gemeinen Lungenkraut, Pulmo- naria officinalis. Als Kohl zubereitet, laſſen ſich die Spitzen der jungen Zweige von dem gemeinen Beinwell, Symphitum officinale, eſſen. Einen guten Spinat im Frühling giebt das überall auf angebauten und unbebauten Orten wachſende geſtreckte Scharfkraut, Asperugo procumbens. Zu Gemüſe und Salat gleich vortrefflich iſt den Anwohnern der Küſten das Strandmilchkraut, Glaux maritima, zu empfehlen; dieſe Pflanze verdiente in Gegenden, wo der Boden für ſie geeignet, d. h. ſalzhaltig iſt, eine ſorgfältige Anpflanzung. 199 Sogar den gemeinen Gaisfuß oder Gierſch, Aegopodium Podagraria, braucht man nicht zu verſchmähen, ſondern derſelbe ſchmeckt, mit dem Krautkohl ge— meinſchaftlich zubereitet, gar nicht übel. Daß man die jungen Sproſſen des Hopfens im Frühling als Spargel ähnlich zubereitet genießen kann, braucht wohl kaum noch erwähnt zu werden. Von den bei uns wachſenden Sträuchern ſollte man dem gewöhnlichen ſchwarzen Hollunder, Sambucus niger, mehr Beachtung ſchenken, denn deſſen Früchte geben mit Pflaumen zuſammengekocht nicht nur ein ſehr geſundes Muß, ſondern es ſoll ſich von ihnen, mit Zucker in Gährung gebracht, auch ein ganz vortrefflicher Muskatellerwein bereiten laſſen. Vorzüglich ſollten wir der oft genug in den Gärten und an anderen Orten wachſenden zweijährigen Nachtkerze, Oenothera biennis, unſere volle Aufmerkſamkeit ſchenken, denn die Wurzeln von dieſer Pflanze, von der ſchon die Alten ſagten, daß ein Pfund von ihnen mehr Kräfte gebe, als ein Centner Ochſenfleiſch, kann man in Scheiben geſchnitten und mit Oel und Eſſig zubereitet den ganzen Winter hindurch als Salat eſſen, wenn man zu dieſem Zwecke die Wurzeln einkellert. Auch zu Gemüſe und in Suppen gekocht ſchmecken die Wurzeln dieſer Pflanze ſehr gut. Die Blätter des Rainkohls, Lapsana communis, geben auch eine Aus⸗ hülfe als Salat, ſowie auch die Blätter des Täſchelkrautes Thlaspi arvense. Daß ſich außer den genannten noch mehrere von unſeren wildwachſenden Gewächſen zum Verſpeiſen für uns Menſchen eignen, unterliegt wohl keinem Zweifel und iſt eine genauere Prüfung und Unterſuchung unſerer heimiſchen Pflanzen von Intereſſe, ſo ſollten wir darum um ſo mehr keine Mühe ſcheuen, alle guten Eigenſchaften derſelben zu entdecken, damit wir in Zeiten der Noth und Verlegenheit wiſſen, wo wir am erſten und ſicherſten ernten können. J. Ganſchow. Die Himantophyllum miniatum im Gewächs hauſe der Frau Etatsräthin Donner in Ottenſen. Schon vor einigen Jahren erregte dieſe herrliche Zierpflanze, welche von dem Obergärtner Reimers aus dem Garten der Frau Etatsräthin Donner in Ottenſen mehrmals in ungemein kräftigen, reichblühenden Exemplaren auf den hamburger Blumen-Ausſtellungen ausgeſtellt war, die allgemeinſte Bewunderung aller Blumenfreunde, und wahrlich mit vollem Rechte; aber der Effekt, den die genannte Pflanze in mehreren großen, reich⸗ blühenden Exemplaren in einem Gewächshauſe hervorbringt, iſt ein noch viel größerer und herrlicherer, und es ſollte dieſe Prachtpflanze in keiner Pflanzen⸗ 8 woſelbſt auf eine Decoration der Gewächshäuſer geſehen wird, fehlen. | Wie ſchon vor mehreren Jahren van Houtte in Gent das Himanto- phyllum miniatum mit Himantophyllum Aitonii Hook. (Clivia nobilis Lindl.) 200 befruchtete und daraus den von Lindley genannten Blendling H. eyrthanti- florum gezüchtet hatte, ſo hat der ſo tüchtige Obergärtner Reimers ebenfalls durch Befruchtung des genannten Himantophyllum eine Menge mehr oder weniger von einander in der Größe, Form und Färbung der Blüthen ab⸗ weichende Blendlinge gezüchtet, unter denen der „Etatsräthin Donner“ ge⸗ taufte der vorzüglichſte iſt und die Mutterpflanze an Schönheit übertrifft. — Mehrere dieſer in dem herrlichen Warmhauſe auf einem ganz niedrigen, vom Fußboden nur wenige Zoll erhabenen Erdbeete geſchmackvoll gruppirten Exemplare der Himantophyllum-Blendlinge haben bereits eine bedeutende Stärke erreicht; 2, 3 und 4 Triebe bilden eine Pflanze mit meiſt eben ſo vielen Blüthenſchaften, jeder mit 12— 24 Blüthen, doldenartig vereint, zieren die Pflanzen und ſind von großem Effekt. Eine Befruchtung des H. miniatum mit einem Amaryllis -Blendling iſt gleichfalls gelungen, und ſollten durch dergleichen Befruchtungen noch andere Farbennuancen, vielleicht purpurne oder auch ganz weiße Formen erzogen werden, ſo dürften wir dadurch noch prachtvolle Zierpflanzen erhalten. Pflanzenfreunden, denen die Gattung Himantophyllum noch unbekannt ſein ſollte, erlauben wir uns zu bemerken, daß die Himantophyllen zu den Amaryllideen gehören, und zwar in ſo fern zu den abnormen, als ſie keine Zwiebeln, ſondern einen kurzen Wurzetſtock mit büſchelförmigen Knollen be⸗ ſitzen, aus dem die eigentliche Pflanze hervorkommt. Die tief dunkelgrünen Blätter ſtehen zu 5— 7 in zwei Reihen und umfaſſen ſich an der Baſis, ſo daß dadurch eine Art Stamm hergeſtellt wird. Sie haben die Länge von 57—86 Centim., ſowie eine gleichmäßige Breite von 2—4 Centim. Nur das obere Ende iſt abgerundet, ihre Subſtanz iſt faſt lederartig. Der Rand iſt glatt. Mit einem leichten Bogen ſtehen ſie ſämmtlich nach außen. Der zweiſchneidige Schaft iſt auf der einen Seite convex, auf der anderen hingegen faſt flach. Gegen die Baſis beſitzt er eine Breite von 2 Centim., erreicht jedoch nur die Linge von 28—57 Centim. Er trägt eine Dolde von 15—24, zum Theil auf kurzen Stielen etwas überhangende Blüthen von etwa 7 Centim. Länge, die ſich nach oben zu bis zu 4 Centim. Weite öffnen. Die Färbung iſt mennig⸗zinnoberroth, auf der inneren Seite mehr oder weniger weiß. Dieſe Färbung iſt nun bei den erzogenen Baſtarden eine ſehr verſchiedene, theils dunklere, theils hellere, mit mehr oder weniger weiß. — Was den Namen Himantophyllum anlangt, ſo wurde er zuerſt von Hooker aufgeſtellt (Bot. Magazin Taf. 2856), und zwar wegen der riemen⸗ förmigen Form der Blätter. Hooker ſchrieb aber damals, vielleicht aus Verſehen: Imatophyllum. Später, bei der Abbildung des H. miniatum, änderte er den Namen in Imantophyllum um. Bei dieſer Gelegenheit können wir nicht unterlaſſen, auf die aus- gezeichnete Pflanzenſammlung, welche wir in dem Garten der Frau Etats⸗ räthin Donner ſahen, aufmerkſam zu machen. Die vielen, wenn auch nicht großen, Gewächshäuſer bergen eine große Menge ganz vorzüglich ſchöner, theils ſehr ſeltener Gewächſe, die ſich unter der Pflege des Obergärtner Reimers eines ausgezeichneten Gedeihens erfreuen. Abgeſehen von den 1 201 prächtigen Azaleen, Camellien, Fuchſien, Cinerarien, Calceolarien, waren es namentlich die Caladien in reichſter Auswahl, die unſere Aufmerkſamkeit auf ſich zogen. Ferner eine bedeutende Anzahl des jo herrlichen Cyano- hyllum magnificum, des nicht minder ſchönen Anthurium magnificum in vorzüglicher Cultur, A. Scherzerianum, viele Bromeliaceen, Pandaneen, herrliche Palmen, Farne ꝛc. Unter letzteren ein Balantium antarcticum mit einem Stamme von 3,4 Met. Höhe, 43 Centim. im Durchmeſſer und mit einer Krone von einigen 20 prachtvollen Wedeln. Die Orchideenſammlung enthält nicht minder viele ſchöne und ſeltene Arten, und in vorzüglicher Cultur befanden ſich die verſchiedenen Sarracenia-Arten, Cephalotus folli- cularis, Dionaea muscipula, Drosera dichotoma und dergl. Pflanzen. Den ſich dafür Intereſſirenden dürften auch die Treibereien von Ananas, Pfirſich, Aprikoſen und Wein ein großes Vergnügen gewähren, während man die Anzucht der tauſende der verſchiedenſten Pflanzen, welche zur Bepflanzung des Blumengartens in der Nähe des herrſchaftlichen Schloſſes angezogen werden, bewundern muß. Buntblättrige Coniferen. Bäume und Sträucher mit bunten, d. h. mit weiß, gelb oder roth gezeichneten, gefleckten oder gerandeten Blättern ſind während der letzten Jahre in großer Anzahl zum Vorſchein gekommen, faſt eine jede Baum⸗ oder Strauch-Gattung hat eine oder mehrere Arten mit ſolchen Blättern aufzuweiſen, von denen auch viele unſtreitbar ſehr hübſch ſind, aber dennoch behält nach unſerer Anſicht eine Strauch- oder Baumart mit reinem hell- oder dunkelgrünen Laube ſtets den Vorzug vor jeder buntblättrigen Varietät, obgleich es von letzteren auch mehrere giebt, die bei jeder Anlage oder einzeln gepflanzt von großer Wirkung ſind. Erſt in letzter Zeit ſind auch mehrere Coniferen-Arten mit bunten Blättern entſtanden und in den Handel gekommen, denn während man von den Laubholzarten ſchon ſeit langer, langer Zeit mehrere Arten mit bunten Blättern kannte, gab es unter den Coniferen nur ſehr vereinzelte, wie z. B. die alte bekannte Chamaecyparis sphaeroidea Spach (Thuja sphaeroidea Rich., Cupressus thujoides L.) und Juniperus Sabina L. fol. varieg.) In der ſo reichhaltigen Coniferen-Sammlung von Peter Smith u. Co. in Bergedorf bei Hamburg wird eine jo große Anzahl von buntblättrigen Varietäten cultivirt, daß es für die Freunde ſolcher Pflanzen wohl von Intereſſe ſein dürfte, dieſe nachſtehend zuſammengeſtellt zu ſehen, und wollen wir dabei auf die vorzüglichſten, die in der That ſchön ſind und der Ab— a: wegen angepflanzt zu werden verdienen, beſonders aufmerkſam machen. 202 1. Aus der Abtheilung der Abietineen, Tannen. Tsuga Endl., Hemlockstanne; Th. canadensis Carr. (Abies canadensis Mx.) variegata Hort. mit hübſchen, gelblich-weiß berandeten Blättern. Picea Link. (Abies Loud.), Rothtanne oder Fichte; P. orientalis Lk. var. aurea Hort. Iſt eine neue Varietät, deren Nadeln im Frühjahre ganz goldgelb erſcheinen, ſpäter jedoch grün werden. Pinus Lin., Kiefer oder Fichte; P. pumilio Haenk. fol. var. Hort. Eine ſehr hübſche Varietät mit gelb panachirten Nadeln. Es iſt eine ſehr verwendbare Art zur Bepflanzung von großen Steinparthien ꝛc. Larix Link, Lärche; L. europaea DC. variegata Hort. 2. Aus der Abtheilung der Cunninghamiae, Zwittertannen. Wellingtonia Lindl., Mammouthfichte; W. gigantea Lindl. fol. varieg. Eine noch neue, ſeltene, ſehr hübſche Varietät, an deren Aeſte eine Menge Zweige mit faſt rein weißen Blättern erſcheinen und ſich conſtant erhalten. 3. Aus der Abtheilung der Cupreſſineen, Cypreſſen. Chamaecyparis Spach, Lebensbaum-Cypreſſe; Ch. nutkaensis Spach (Cupressus nutkaensis Lamb., Thujopsis borealis Fisch.) variegata. Eine ſchöne bunte Varietät dieſer vorzüglich ſchönen Coniferen-Art, die vollkommen hart und conſtant iſt. Sie wurde von P. Smith u. Co. erzogen und übertrifft die belgiſche bunte Varietät bei Weitem. Ch. obtusa Sieb. var. nana aurea. Dieſe hat ganz den Habitus der Ch. obtusa nana, zeigt jedoch ein goldgelbes Laub. Dieſelbe ſtammt aus Japan und iſt nur langſam wachſend. Ch. pisifera Sieb. et Zucc. (Retinospora pisifera S. et Z.) var. aurea. Eine goldgelbe Varietät, ähnlich der Ch. plumosa aurea, iſt aber viel gelber, verträgt jedoch die Sonne nicht ſo gut. Ch. pisifera plumosa Veitch. argentea (Retinospora plumosa argentea, Fort. Eine feinbelaubte, weißbunte Varietät aus Japan. Ch. pisifera plumosa aurea Hort. (Retinospora plumosa aurea Hort.). Eine ſehr hübſche goldgelbe Varietät, durch einen mehr regelmäßigen Wuchs von Ch. pisifera aurea verſchieden, auch etwas anders gefärbt. Dieſe Varietät eignet ſich vorzüglich als Teppichbeetpflanze. Ch. sphaeroidea Spach fol. var. Endl. Eine alte bekannte bunt⸗ blättrige Form der Ch. sphaeroidea. Cupressus Lawsoniana Murr. (Chamaecyparis Lawsoni Parl., Ch. Boursieri Dec.) var. aurea. Noch neu und ſelten, verſpricht eine vorzügliche Varietät zu werden. C. Lawsoniana aurea variegata Wate. Iſt ſehr hübſch, ausgezeichnet gut gebaut. Andere, in der grünen Färbung von einander abweichende Formen dieſer Art find noch C. Lawsoniana alba pendula, argentea, glauca, lutea und nivea. 203 Cryptomeria japonica Don variegata iſt eine ſehr hübſche, gelb— bunte Varietät, noch neu. Juniperus chinensis L. var. aurea. Eine Neuheit aus England, mit hübſchem goldgelben Laube. Neu! J. chinensis fol. var. Dieſelbe iſt ebenfalls neu und ſehr hübſch bunt. J. japonica Carr. (procumbens Sieb.) var. alba variegata und aurea- variegata ſind zwei ausgezeichnete buntblättrige Neuheiten. J. Sabina L. fol. variegatis. Unſer gewöhnlicher Sadebaum mit weiß— bunten Blättern, ſehr hübſch. Taxodium sempervirens Lamb. (Sequoia sempervirens Endl.) varie- gata. Eine bunte Neuheit. Thuja occidentalis L. fol. varieg. Eine hübſche Varietät. Th. orientalis L. (Biota orientalis Don) var. aurea (Thuja aurea Hort.). Die unter dem Namen Th. aurea gehende, ſich goldgelb färbende Varietät der Biota oder Thuja orientalis iſt hinlänglich bekannt und eine ſehr zu empfehlende Pflanze. Dieſelbe iſt für unſer Klima etwas empfind- lich, dahingegen eignet ſie ſich vorzüglich zur Topfcultur. Th. orientalis L. elegantissima Hort. iſt eine pyramidenförmig wachſende ſchöne goldblättrige Varietät. Verlangt auch Schutz im Winter. Th. orientalis semper aurea Hort. wird als eine verbeſſerte neue gelbe Varietät empfohlen. Th. plicata Don aurea-variegata P. S. et Co. Eine hübſche Varietät, im Etabliſſement von P. Smith u. Co. gezogen. 5 Th. plicata fol. var. Wate iſt eine hübſche, gelbbunte Varietät. Thujopsis dolabrata Sieb. et Zucc. variegata Fort. Ebenfalls eine hübſche bunte Varietät. M 4. Aus der Abtheilung der Taxineae, Eibenbäume. Podocarpus macrophylla fol. argent. var. Eine noch ganz neue buntblättrige Form der Steineibe. Die großen Blätter ſind mit rein weißen Streifen gezeichnet. Salisburia adiantifolia Smith variegata. Die hübſchen Blätter dieſer ſchönen Eoniferen-Art ſind gelb geſtreift und gefleckt. | Taxus baccata L. aurea Hort. Die Blätter dieſer Varietät haben einen gelben Schein, während dieſelben bei T. baccata aureo-variegata gold- gelb geſtreift ſind. — T. baccata aureo-variegata foemina iſt eine dies jährige Neuheit, ſie hat einen viel beſſeren Wuchs als die alte Varietät, iſt dazu noch weiblich, ſo daß ſie ſich auch noch durch die ſchönen rothen Früchte empfiehlt. T. baccata elegantissima iſt eine von P. Smith u. Co. gezogene Ver⸗ beſſerung der aureo-variegata, mit größeren und viel reiner gezeichneten Blättern. | T. baccata L. hibernica Hook. (fastigiata Lindl.) aureo - variegata. Eine ſehr werthvolle Neuheit. 204 T. pyramidalis Hort. (erecta Hort.) variegata. Wie T. hibernica hat auch dieſe mit gutem Leittrieb einen pyramidenförmigen Wuchs und ge hört zu den beſten Acquiſitionen. | Neue Roſen. Die erſte Nachricht über neue Roſen, welche aus dem Jahrgange 1872 in den Handel kommen, erhalten wir aus Gardener's Chronicle. In der Verſammlung der k. Gartenbau-Geſellſchaft zu London waren von H. J. Bennet und Paul u. Sohn mehrere neue Roſen ausgeſtellt, die wahrſcheinlich einen bedeutenden Werth beſitzen dürften, da ſie ſchon als getriebene Pflanzen ſich bedeutend hervorthaten. Die beachtenswertheſten ſind: Lyonnaise, rein dunkel fleiſchfaͤrben, mit einem ſchwachen Anflug von Violett. Die Blume iſt groß, faſt kugelrund, von einem gefälligen weichen Farbenton. Wuchs kräftig. Der volle Werth dieſer Roſe wird ſich erſt erkennen laſſen, wenn dieſelbe im Freien auf natürlichem Wege zur Blüthe gekommen iſt. President Thiers. Dieſe Roſe iſt wahrſcheinlich ein Sämling von Victor Verdier, von der ſie die eigenthümliche warme Färbung beſitzt, welche dieſelbe ſo ſehr charakteriſirt. Die äußeren Blumenblätter haben die Neigung, ſich zurückzuſchlagen, wie man es bei der Blume der Roſe la France ſieht, der ſie auch in der Bildung ähnelt, jedoch völlig entfaltet ſich ungemein ausbreitet. Es iſt eine ſtarkwüchſige Varietät. Richard Wallace, ſchattirt, leicht blaßroth, mit violett getufcht. Die Blume hat die flache runde Form von le Rhöne. Es verſpricht dieſe Soͤrte eine ſehr frei wachſende zu werden. Madame Jules Margottin iſt eine prächtige Varietät mit einem Thee⸗ geruch. Das Centrum der Blume iſt primelroſa und licht orange-nankin; das Aeußere der Petalen faſt weiß. Eine ſehr empfehlenswerthe Sorte. Dieſe hier genannten Roſen wurden jede durch ein Certificat erſter Claſſe ausgezeichnet. Andere neue Roſen ſind: f Baronne Louise Uxkull, carminroſa, mit blaſſem Schein, große volle Blumen, üppiger Wuchs. Bessie Johnson ſoll von Abel Grand ſtammen, hat licht fleiſchfarbene Blumen. Nach mehreren Roſenkennern ſoll ſie mit der genannten Roſe identiſch ſein. Es iſt eine reizende Roſe von zarter Färbung, reich blühend und von kräftigem Wuchs. Etienne Levet, ſchattirt brillant roſa, violett ſchattirt, verſpricht eine ſehr gute Roſe zu werden. Madame Bellon, rein blaßroſa, Blumen tief und voll. Madame Lacharme hybr. perpet. Eine ſehr zarte weiße, röthlich an= gehauchte Blume, die viel zu verſprechen ſcheint. 205 J. Linden's neueſte Einführungen. In ganz Deutſchlaud giebt es keine Handelsgärtnerei, die ſich hinſicht— ich der Einführung von neuen, wirklich ſchönen Pflanzen mit dem Linden— ſchen Etabliſſement in Brüſſel nur einigermaßen meſſen könnte. Selbſt von England aus, ſo bedeutend groß auch die berühmten Firmen von J. Veitch und Söhne, J. Bull u. a. in dieſer Beziehung daſtehen, kommen nicht jo viele Neuheiten in den Handel, als von J. Linden. Indirekt haben wir aber alle dieſe Neuheiten, die von Linden aus alljährlich in den Handel gegeben werden, deutſchen Männern zu verdanken, die keine Mühe, Anſtrengung und Gefahren ſcheuen, Gegenden zu bereiſen, um neue Pflanzen aufzufinden, in die zuvor noch kein menſchliches Weſen gedrungen iſt. Unter dieſen Männern haben ſich in letzter Zeit namentlich G. Wallis und Roezl einen unſterblichen Namen gemacht, denn dieſen Männern verdanken unſere Pflanzenſammlungen einen ungemein großen Schatz der herrlichſten Pflanzen— arten. So kommen unter mehreren anderen folgende Neuheiten in dieſem Frühjahre zum erſten Male in den Handel. „ Acer palmatum crispum. Ein herrlicher Ahorn für's freie Land, durch von Siebold mit mehreren anderen Abarten von Japan in Europa eingeführt. Ein Baum mit ſchön regelmäßig geformter Krone, ſcharlach— rothen Blattſtielen, ein Zierbaum im wahren Sinne des Wortes. (Siehe Hamburg. Gartenztg. 1872, S. 205.) Alloplectus zamorensis Lind. Die Blätter dieſer Art ſind ſammtig dunkelgrün, mit einem ſilberweißen Mittelnerv. Die Unterſeite weinfarben; Blattſtiele und Kelch ſcharlachfarben, Blumenkrone ſtrohgelb. Anthurium cristallinum Lind. et André. Jedem Verehrer von ſchönen Blattpflanzen werden die Anth. magnificum und regale bekannt ſein, von denen man glaubte, daß ſie von keiner anderen Art würden übertroffen werden können, aber dennoch werden ſie an Schönheit von der hier genannten neuen Art überflügelt. Es iſt eine Prachtpflanze im wahren Sinne des Wortes; Tracht und Form der Blätter ähnlich denen von A. magnificum, jedoch ſind dieſelben von einer unvergleichlich ſchönen Färbung und Zeichnung, die von keiner anderen bis jetzt bekannten Art übertroffen werden. Caladium Etoile d'argent und C. Henri Doucet ſind zwei ganz vor— züglich ſchöne Varietäten mit prachtvoll gezeichneten Blättern. Cattleya Gigas Lind. Die Königin aller Cattleya-Arten. Die Blumen haben eine Breite von 20 Centim. und eine Länge von 25 Centim. Sepalen und Petalen ſchön roſaroth, Lippe ſehr groß, völlig ausgebreitet, carminfarben mit zwei goldgelben Augen nach dem Schlunde zu, der Grund weiß. Eine herrliche Orchidee. Cecropia frigida. Ein herrlicher Baum mit großen lederartigen, hand— förmigen, auf der Unterſeite ſilberweißen Blättern. | Curmeria picturata Lind. et André. Es ift dies eine der ſchönſten Aroideen, von Roezl in den bisher unerforſcht geweſenen Gegenden Neu— Granada's entdeckt und in Europa eingeführt und von André als der Typus 206 einer neuen Gattung aufgeſtellt. Die Curmeria pieturata, deren Blätter eine lebende Zeichnung ſind, iſt eine ſtammloſe Staude, die Blattſtiele ſind kurz, an der Baſis ſtark geflügelt und von breiten purpurnen Schuppen be⸗ deckt. Die etwa 20 Centim. langen Blattſtiele ſind mit ſilberweißen Haaren beſetzt. Das Blatt iſt elliptiſch, 40—50 Centim. lang, 25 — 30 breit, an der Baſis herzförmig, prachtvoll gezeichnet, ſo daß dieſe Art den ſchönſten Maranten gleichgeſtellt werden kann. Cyathea funebris. Eine edle Farnart mit ſehr großen, weit ſich aus⸗ breitenden Nadeln; die Blattſtiele ſchwärzlich, mit ſchwarzen Schuppen be- deckt. Die Wedel lederartig und glatt. Vaterland Neu-Caladonien. Cyrtodeira fulgida. Es gehört dieſe Gesneracee in die Abtheilung der alten Achimenes cupreata, die Hanſtein zur Gattung Cyrtodeira ge- bracht hat. Sie wurde neueſter Zeit von Neu-Granada eingeführt. Die roſettenartig geſtellten Blätter breiten ſich dicht über dem Boden aus, ſie ſind auf der Oberſeite mit feinen blaſenartigen Erhabenheiten bedeckt und haben eine dunkle Chamois-Färbung, nach dem Centrum zu ſind ſie jedoch dunkelgrün und der Mittelnerv iſt ſeidenartig weiß. Zahlreiche ſcharlach— rothe Blumen mit langer Röhre und gefranztem roſafarbenen Saum zieren die Pflanze zur Blüthezeit. Dieffenbachia latimaculata Lind. et André. Wie alle die in letzter Zeit eingeführten buntblättrigen Dieffenbachien iſt auch dieſe neue, aus Neu- Granada ſtammende Art von ganz beſonderer Schönheit. Dracaena gloriosa. Bereits 1871 wurde dieſe edle Art, mit großen lebhaft geſtreiften Blättern von J. Linden eingeführt und gehört mit zu den imponirendſten Arten. Dracaena lutescens A. Versch. Eine ſich durch ſchönen Habitus, ſchnellen Wuchs und hübſche hellgrüne, faſt gelbliche Blätter ſehr empfehlende Art. — Gustavia Theophrasta Lind. Eine Zierpflanze erſten Ranges in Art der Theophrasta macrophylla mit großen Blättern. Die ebenfalls ſchönen großen Blüthen ſind weiß im Innern und von außen roſa. Maranta hieroglyphica Lind. et André. Die Zeichnung auf den Blättern dieſer aus Neu-Granada ſoeben eingeführten neuen Art iſt in der That mit den Hieroglyphen der alten Egyptier zu vergleichen und dürfte bei allen Pflanzenfreunden das größte Erſtaunen erwecken. Eine genaue Beſchreibung der ſo ſonderbar und gleichzeitig ſo ſchön gezeichneten Blättern zu geben, iſt nicht leicht, deshalb unterlaſſen wir die Beſchreibung ganz und wollen nur bemerken, daß unter den vielen prachtvollen Maranta-Arten dieſe zu den ſchönſten gehört. J. Linden offerirt vom 15. Juni ab die Pflanze zu 75 Fr. Masdevallia chimaera Rchb. fil. Dieſe reizend hübſche Orchidee be— ſprachen wir bereits im vorigen Jahrgange S. 358 der Hamb. Gartenztg. Odontoglossum vexillarium Rchb. fil. Auch dieſe prachtvolle Orchidee, die unter allen Orchideenfreunden große Senſation machen wird, beſprachen wir bereits im vorigen Jahrgange S. 404 der Hamb. Gartenztg. Pandanus tenuifolius Lind. Eine ſehr elegante und diſtinkte Art, die dem P. elegantissimus, von dem nur zwei Exemplare ſich in Europa 207 befinden, nahe kommt. Der von einem Genter Etabliffement verbreitete P. elegantissimus ift, wie ſich ergeben hat, der P. Vandermeerschi. Phyllotaenium Lindeni E. André. Dieſe von G. Wallis in Neu- „Granada entdeckte herrliche Aroidee wurde von uns bereits im vorigen Jahrgange der Hamb. Gartenztg. S. 361 beſprochen. Keine der bekannten Aroideen mit gefärbten Blättern kommt dieſer an Schönheit gleich. Pitcairnea corallina. Eine große noble Pflanze mit 1 Meter und mehr langen Blättern, deren Unterſeite weiß iſt. Die in ſchöner Rispe be- findlichen Blumen ſind corallenroth. Pourouma edulis Lind. Eine herrliche Einführung von den Cordilleren Columbiens. Es iſt ein Baum mit Blättern von der Größe der der Wi- gandia imperialis, deren Unterſeite weißlich blau gefärbt iſt, während die Oberſeite hellgrün iſt. Die Früchte werden von den Eingeborenen gern ge— geſſen. Selenipedium Roezlei. Eine ſchöne Art, von Roezl in den feuchten Waldungen von Choco, an der Küſte des ſtillen Oceans, entdeckt. Die Blätter erreichen eine Länge von 1 Meter. Die Blüthenrispe trägt an 33 Blüthen, die denen von 8. longifolium ähneln. Tillandsia tessellata Lind. Dieſe Bromeliacee hat große breite Blätter wie die Guzmannia- und Nidularium-Arten, die moſaikartig gezeichnet und von großer Wirkung ſind. Dieſe Art ſtammt aus dem ſüdlichen Braſilien. Yueca baccata Torr. Die Tracht dieſer von Linden in den Handel kommenden Yucca-Art iſt eine der ſonderbarſten. Die Blätter find kurz und nicht an den Rändern mit Fäden bekleidet wie die der V. filamentosa oder alba-spica, ſondern mit wirklichen breiten, ſpanartigen, zugeſpitzten An— ſätzen. Die Früchte gleichen in Anſehen und Conſiſtenz einer reifen Banane. Die Eingeborenen von Neu-Mexiko ſind große Verehrer dieſer Früchte, ſie bewahren dieſelben als Nahrungsmittel für den Winter. Zamia Roezlei. Eine herrliche Art mit großen und langen Wedeln, die meiſt eine Länge von 3 Meter erreichen. Sie wurde an der Küſte des ſtillen Meeres von Roezl entdeckt. Die internationale Gartenbau⸗Ausſtellung in Gent vom 30. März bis 6. April 1873. Die von uns ſchon früher angekündigte internationale Gartenbau-Aus⸗ ſtellung in Gent fand an den oben genannten Tagen ſtatt und iſt nach den uns vorliegenden Berichten eine ſehr glänzende geweſen. Die Aufſtellung und Gruppirung der Pflanzen war eine ganz vorzügliche, die Palmen, Cy- cadeen, Pandaneen, Baumfarne, von Linden, van Houtte, Ghellinck de Valle, Madame Legrelle und Anderen ausgeſtellt, waren unübertrefflich ſchön, denen ſich in nicht geringer Schönheit die Azaleen und Camellien ꝛc. anſchloſſen. — Schöne neuholländiſche Akazien und Proteaceen ſah man von 208 Glym in Utrecht. Van Geert hatte eine Dracaena ensifolia Greigii aus⸗ geſtellt, die ſich als eine ſchätzenswerthe Decorationspflanze empfahl. Ihre grünen Blätter ſind der Länge nach gelb geſtreift. Von allen Ausſtellern hat J. Linden in Brüſſel und Gent die größte Zahl der ausgeſetzten Preiſe in faſt allen Claſſen errungen und hatte außerdem noch die Ehre, daß ſein Etabliſſement in Gent von dem Könige und der k. Familie in Begleitung des Miniſters des Innern und der Yand- wirthſchaft beſucht worden iſt. Einen ganz genauen Bericht über dieſe ausgezeichnete Ausstellung geben zu wollen, würde mehr denn einen ganzen Bogen füllen und können wir uns nur auf die vorzüglichſten Gegenſtände beſchränken. Wie früher angegeben, fand die Ausſtellung in dem von der Geſellſchaft ſchon früher aus Eiſen und Glas conſtruirten und erbauten, geräumigen Caſino ſtatt, aber ſo geräumig auch dieſe Localitäten ſind, ſo reichten ſie doch nicht aus, alle Ausſtellungsgegenſtände zu faſſen und mußten mehrere Neben- räumlichkeiten geſchaffen werden. Der allgemeine Ueberblick beim Eintreten in den Ausſtellungsraum war ein unbeſchreiblich ſchöner und großartiger. Die Mitte des Raumes nahm eine rieſige Gruppe der prachtvollſten Azaleen ein, es waren ſämmtlich hochſtämmige Exemplare mit runden Kronen. Auch die Camellien waren vorzüglich. Was nun die Palmen, Cycadeen ꝛc. anbelangt, jo ſagh man Samm⸗ lungen von Linden, van Houtte, Mad. Legrelle d'Hanis, Dalliere, Aug. von Geert, Spae, Glym, Ghellinck de Valle u. A. Der Preis für eine Gruppe von 40 Stück wurde J. Linden zuerkannt. Die Gruppe war äußerſt geſchmackvoll aufgeſtellt. — Unter den neueren Arten empfehlen ſich Cocos elegantissima, Korthalsia debilis, Phoenix rupicola, Pritchardia pacifica, Acanthorhiza Warscewiczii und Geonoma gracilis. — Cycadeen waren ſowohl in Gruppen wie als Einzelexemplare ausgezeichnet ſchön. Prachtvoll war ein Exemplar von Phormium tenax variegatum. Farne, darunter viele Baumfarne, zeigten ſich in ſchönen Exemplaren. Hervorzuheben ſind beſonders: Dicksonia chrysotricha, Angiopteris Brong- niartii, Cyathea Beyrichiana und eine Anzahl Todea barbara von J. Linden. Als neu iſt eine Platycerium-Art von Java zu erwähnen, ähnlich dem P. alcicorne, jedoch mit mehr getheilten und mehr hängenden Wedeln. Das Exemplar war mit einem Aſtſtücke, auf dem es gewachſen und mit dem es eingeführt worden iſt, von Willinck in Amſterdam ausgeſtellt. Die Dracänen bildeten einen anderen Glanzpunkt dieſer Ausſtellung. Eine Collection von 25 Sorten von J. Linden war ganz ausgezeichnet ſchön und erhielt die goldene Medaille zuertheilt. Faſt gleich ſchön war die Sammlung von van Houtte. Dracaena Reallii, eine Neuheit von Linden, hat breite grüne, car— moiſinroth gerandete und geſtreifte Blätter. D. amabilis hat einen ſchönen Habitus, rahmfarbig gelbliche mit roth gefärbte Blätter. Dieſelbe war ausgeſtellt mit vielen anderen ſchönen Arten von James Veitch u. Söhne. 209 D. Baptistei iſt ebenfalls eine der ſchönſten. Die dunkel weinfarbigen Blätter ſind hellroth gerandet und ebenſo bandirt und gefleckt. Schönere Exemplare der prächtigen Maranta-Arten hatte man zuvor wohl noch nie ausgeſtellt geſehen, als es auf dieſer Ausſtellung der Fall war. Den Sammlungen der Madame Legrelle d'Hanis, de Ghellinck de Walle und dan Houtte wurden die dafür ausgeſetzten Preiſe zu⸗ erkannt. Unter den Aroideen zeichneten ſich mehrere Neuheiten aus, wie z. B. Philodendron parimense, Melinoni, daguense und Dieffenbachia nobilis aus J. Linden's Etabliſſement und Dieffenbachia Bausei von J. Veitch und Söhne. Was die Orchideen betrifft, ſo waren dieſelben verhältnißmäßig weniger zahlreich vertreten. In der Linden' ſchen Sammlung zeichneten ſich aus: Restrepia antennifera, Odontoglossum sceptrum, Epidendrum purum, Vanda gigantea mit einem Geruch wie ruſſiſches Leder; Epidendrum glumaceum, Vanda cristata, Dendrobium Kingianum, Colax jugosus und Laelia super- biens mit 5 Blüthenrispen. J. Veitch und Söhne hatten ausgeſtellt eine Phalaenopsis Veitchii von Manilla, ein Unicum, mit einer blaßlila Lippe und zwiſchen Ph. Schilleriana und equestris ſtehend. Masdevallia Harryana in Blüthe und Cypripedium Dominianum gehörten denſelben Ausſtellern. — Die Preiſe für Orchideen wurden J. Linden, Mad. Legrelle d'Hanis und Jean Verſchaffelt zuertheilt. B. S. William's Sammlung von 10 Aneco- chilus wurde die goldene Medaille zuerkannt. Die Sammlung beſtand aus A. intermedius, Petola, P. cupreus, P. cordatus, A. xanthophyllus, A. Ortgiesianus, A. Dawsonianus, A. argenteus, setaceus und A. Lowii. Den erſten Preis für 60 Azaleen, eine goldene Medaille im Werthe von 500 Fr. und von der Föderation der belgiſchen Gartenbau-Vereine aus⸗ geſetzt, erhielt de Ghellinck de Walle, der Präſident der Ausſtellung. Die Pflanzen deſſelben waren das Vollkommenſte, was man ſehen konnte. Die beiden anderen Sieger mit Azaleen in dieſer Claſſe waren J. Ber- ſchaffelt und van Eeckhaute, deren Exemplare gleichfalls muſterhaft waren. Van Houtte, Vervaene ꝛc. erhielten Preiſe für kleinere Col⸗ lectionen. Neue Azaleen waren in großer Menge vorhanden, viele von großem Werthe, wie z. B. Sigismund Rucker, ertraſchön, vielleicht die beſte auf der ganzen Ausſtellung, Blumen Iilasrofa, fein gezeichnet, weiß gerandet, ſehr groß. Andere empfehlenswerthe Sorten ſind: Adeline Patti, Alice Vervaene, Grand Vainqueur, Frederick II., Mlle. Léonie Van Houtte, Mad. Van Houtte, Apollon, Princess Louise, Reine des fleurs, Countess of Beaufort, Souvenir de Madame Rudolphe Abel, Alice, Gloire Avant Tout, Countess Eugenie de Kerchove, Marquis of Lorne, Judica, John Gould Veitch, Charles Leivens, Mlle. Louise de Kerchove de Denterghem, Daphne. Die Camellien bildeten ebenfalls einen Glanzpunkt der Ausſtellung. Die Preiſe für Camellien erhielten: Van de Male⸗Lanzweert, Hani er basſche, Hamburger Garten⸗ und Blumenzeitung. Band XXIX. 210 Vandeputte, van Eeckhaute ꝛc. Den erften Preis für 6 neue Ca— mellien erhielt J. Linden. Unter den zum erſten Male ausgeſtellten neuen Pflanzen befand ſich viel Bemerkenswerthes. So erhielt J. Linden eine goldene Medaille für Dieffenbachia imperialis, Dracaena gloriosa, D. Reallii, Dioscorea pris- matica, eine herrliche Blattpflanze, Fourcroya Lindeni und Theophrasta Andreana. Für andere 6 neue Pflanzen wurde demſelben Ausſteller eben⸗ falls eine goldene Medaille zuerkannt, nämlich für Anthurium cristallinum mit breiten, weiß⸗cryſtallartig ſcheinenden geſtreiften Blättern. Curmeria picturata, eine neue Aroidee, Dracaena Gloneri, ſehr ſchön, Maranta hiero- glyphica mit lichtgrünen Blättern, an denen die Zwiſchenräume zwiſchen den Nerven ſilberweiß markirt und außerdem noch netzartig gezeichnet ſind; die untere Seite der Blätter iſt weinfarben. Phyllotaenium Lindeni, ebenfalls eine neue Aroidee mit ſehr ſchön gezeichneten Blättern. Tillandsia mosaica ſcheint eine gute Acquiſition zu ſein. Der Preis für 20 neue Pflanzen, eine goldene Medaille, fiel an Veitch u. Söhne. Die Sammlung enthielt: Phormium Colensoi, Veitchia Canterburyana, Kentia australis, die herrliche Dieffenbachia Bausei, Ma- ranta Makoyana, Paullinia thalictrifolia, Aralia Veitchii ꝛc. Dieſelbe Firma erhielt eine ſilberne Medaille für Odontoglossum vexillarium und cuspi- datum, eine für Dracaena amabilis. Tillandsia Zahnii von Veitch und Söhne, eine neue Bromeliacee, erhielt den 1. Preis. Die inneren Blätter ſind brillant roth, während die Blumen, ähnlich denen einer Hoplophytum- Art, ſchwefelgelb ſind. — B. S. Williams hatte ſeine Toxicophlaea spectabilis als neue Pflanze ausgeſtellt, eine Pflanze, die für Bouquets zu ſchätzen iſt. — Cyrtodeira fulgida von Linden iſt eine ganz vorzügliche Blattpflanze. Deren Blätter ähneln denen von Achimenes cupreata und in der Tracht iſt die Pflanze der Pepinia splendens ähnlich. In den, dem Hauptausſtellungs-Lokal hinzugefügten Räumlichkeiten gab es noch eine Anzahl ſehr beachtenswerther Pflanzenſammlungen, wie einzelne Exemplare von beſonderem Werthe, auf deren Namhaftmachung wir jedoch hier verzichten müſſen. Das Etabliſſement der Einführung neuer Pflanzen von J. Linden hat bei dieſer Ausſtellung nicht weniger als 26 Preiſe davongetragen, unter dieſen 21 1. Preiſe, nämlich: 1. Preis, goldene Medaille für 6 neue, in Europa vom Ausſteller eingeführte Pflanzen. 1. Preis, goldene Medaille für 6 neue, vom Ausſteller eingeführte, noch nicht im Handel befindliche Pflanzen. 2. Preis, ſilberne Medaille für eine neue nicht blühende Pflanze. 1. Preis, goldene Medaille 1. Cl., von der Stadt Gent ertheilt, für 20 blühende exotiſche Orchideen. 1. Preis, goldene Medaille für 10 blühende exotiſche Orchideen. 1. Preis, vergoldete, und 2. Preis, ſilberne Medaille für 12 neuere Palmen. 2. Preis, ſilberne Medaille für 8 Pandaneen. 211 1. Preis, filberne Medaille für Adiantum Farleyense in ganz vor- züglichem Culturzuſtande. 1. Preis, vergoldete Medaille für 28 Bromeliaceen. „ I goldene Medaille, außer Concurrenz, für 25 buntolättrige Warm⸗ hauspflanzen. 1. Preis, goldene Medaille für 50 mediciniſche oder nützliche Pflanzen. 1. Preis, vergoldete Medaille für 25 tropiſche Fruchtbäume. 2. Preis, ſilberne Medaille für Theophrasta in vorzüglichſtem Cultur⸗ zuſtande. 1. Preis, goldene Medaille für 25 Dracaena. 1. Preis, goldene Medaille, von Sr. Maj. dem Könige gegeben, für 40 Palmen. 1. Preis, vergoldete Medaille für 12 Palmen des Kalthauſes. 1. Preis, goldene Medaille für 15 Cycadeae. 1. Preis, goldene Medaille für 12 Baumfarne. 1. Preis, ſilberne Medaille für vorzüglich gut cultivirte Todea barbarea. 1. Preis, ſilberne Medaille und 2. Preis, ſilberne Medaille für 6 neuere Camellien in Blüthe. 1. Preis, vergoldete Medaille für 12 neuere Rhododendron in Blüthe. 1. Preis, vergoldete Medaille für blühende Rhododendron-Sämlinge, bisher noch nicht ausgeſtellt. 1. Preis, vergoldete Medaille für Acer palmatum. 1. Preis, ſilberne Medaille für eine ausgezeichnete Araucaria excelsa. 1. Preis, ſilberne Medaille für eine desgl. Araucaria Bidwilli. Der Kuh⸗ oder Milchbaum, Galactodendron utile. Wir erfahren, daß J. Linden in Gent eine beträchtliche Anzahl junger Exemplare des ächten Kuh- oder Milchbaumes (Palo de vaca oder Arbol de leche der Spaniſch-Amerikaner oder Sandi der Indianer) erhalten hat. Die jungen Pflanzen befinden ſich in einem vortrefflichen Zuſtande und ſo— mit iſt Hoffnung vorhanden, daß dieſer ſo ſehr intereſſante tropiſche Baum ſich bald in jeder Sammlung von nützlichen Bäumen befinden wird. Einige nähere Mittheilungen über dieſen wichtigen Baum aus meinen Reiſeerinnerungen dürften vielleicht für manche der geehrten Leſer von In⸗ tereſſe ſein. Es war am 28. April 1840, als ich auf meinen Reiſen in Venezuela mich von Caracas aufmachte, den Palo de vaca aufzuſuchen. Barbula ſo⸗ wohl, wie der See von Maracaibo, wo er nach Humboldt's Angaben vor⸗ kommt, waren für mich zu große Entfernungen. Sir Robert Ker Porter, der damalige großbritaniſche Geſandte in Caracas und zugleich Naturforſcher, hatte im Jahre 1837 eine Reiſe nach dem Kuhbaume unternommen und hatte die Gefälligkeit, mir eine genaue Beſchreibung des Baumes wie deſſen Stand- ort anzugeben. Sir Robert hatte den Baum bei Corioco (nicht mit Cariaco 14 212 bei Cumana zu verwechſeln), einem etwa 50 Leguas von Caracas entfernten Orte, aufgeſucht und gefunden. Obgleich dieſe Entfernung eine ziemlich be⸗ deutende war, ſo hätte ſie mich doch nicht abgehalten, die Reiſe dahin zu machen, wenn ich nicht durch Zufall von einem reichen Plantagenbeſitzer er⸗ fahren hätte, daß in der Nähe ſeiner Beſitzung, nur 15 Leguas von Caracas, der Baum auch vorkommen ſolle. Ich entſchloß mich ſofort, die Reiſe zu machen und ritt an dem oben genannten Tage in Geſellſchaft des Sohnes des Plantagenbeſitzers Don Geromino Rivas früh Morgens von Caracas. Der Weg nach der Pflanzung „Fundation,“ unſer erſtes Ziel, war anfänglich hügelig, der Boden kalkig und ſandig und beſtand die Hauptvegetation aus Cacteen (Opuntien und Cereen) in ungemein hohen und ſtarken Exemplaren, dann aus Leguminoſen, Agaven und dergl. Später betraten wir ein enges Thal, von einem Fluſſe durchzogen, den wir öfters paſſiren mußten, der aber auch an vielen Stellen allein den Weg bildete. Unter den mannigfaltigen herrlichen Bäumen machten die vielen Brownea grandiceps und racemosa, in ſchönſter Blüthe, den größten Eindruck auf mich. Die Stämme ver⸗ ſchiedener Bäume waren mit Orchideen bewachſen, beſonders mit Oncidium- Arten, die eine mehr warme und trockene Temperatur verlangen. Nach zweiſtündigem Reiten in dieſem Thale ging es wieder bergan, wir hatten einige hohe Bergrücken zu überſchreiten und erreichten erſt nach 5 Stunden die genannte Pflanzung, eine der größten Kaffeeplantagen in Venezuela. Nach einſtündiger Raſt ſetzten wir die Reiſe fort und nach einem mühſeligen Ritt von 2 Stunden erreichten wir eine Zuckerplantage, St. Cruz, 3000 Fuß über der Meeresfläche gelegen. Mein Reiſegefährte übergab mich hier ſeinem Verwalter auf der Pflanzung und trat ſeine Rückreiſe nach Cara⸗ cas an. Die Lage der Pflanzung iſt herrlich. Vor derſelben im tiefen Thal zieht ſich in mannigfachen Krümmungen ein nicht unbedeutender Fluß hin, der ſich unweit Katia ins caraibiſche Meer ergießt, dennoch iſt das Meer ſelbſt der davor liegenden Berge wegen nicht ſichtbar. Auf dem ſich am gegenſeitigen Ufer erhebenden Gebirge liegt Corioco, der Ort, wo Sir Rob. Ker Porter vermuthlich den Palo de vaca gefunden hat, etwa 2 Stunden von der Pflanzung entfernt. Meine Nachforſchungen nach dem Baume waren leider vergebens; ein Jeder kannte dem Namen nach einen Palo de vaca, einen Arbol de leche, aber keiner hatte einen ſolchen je geſehen. Ich war daher genöthigt, meine Reiſe weiter fortzuſetzen und begab mich Tags darauf in Begleitung eines Schwarzen nach der Pflanzung Jaguara. Dieſelbe liegt von der anderen noch weiter und höher im Gebirge, und der Weg dahin war ſehr beſchwer⸗ lich; der größere Theil deſſelben war ein Hohlweg, aber breit genug, um darin reiten zu können, zugleich moraſtig und ſteinigt, oft treppenartig, mehrere Male durch Bergwaſſer führend und fortwährend bergauf und bergab gehend. Nur der Geſchicklichkeit der Maulthiere, denen man die Fährte ſich ſelbſt ſuchen läßt, haben die Reiſenden es zu danken, daß ſie unbeſchädigt einen ſolchen Weg zurücklegen können. Die Vegetation iſt herrlich und machte alle Beſchwerden des Reitens vergeſſen. Der Weg führte mitten 213 durch einen feuchten Wald, zwiſchen Palmen, Aroideen, Scitamineen und Farnen. Nach zwei Stunden erreichte ich die andere Pflanzung. Der Mayor- domo (Verwalter), an den ich empfohlen war, nahm mich freundlich auf und gab mir noch einen zweiten Führer mit. Nachdem ich mich an Milch, Maisbrot und Piſangfrüchten erquickt hatte, ging die Reiſe weiter, immer tiefer und höher in's Gebirge, und erreichte ich nach einer Stunde die Zucker— pflanzung Cataure. Dieſe Pflanzung ſchien mir an dem Ende der Welt zu liegen und zeugte von Armuth und Alter. Der Mayordomo lag, gleich ſeiner Gattin, halb nackt vor der Wohnung und die ganz nackten Kinder ſpielten vertraulich mit Hunden und Schweinen. Meine hier eingezogenen Erkundigungen nach dem Palo de vaca waren jedoch befriedigender, denn der Mayordomo ſagte mir, dort oben, nach einem ziemlich hohen Berge zeigend, müſſen mehrere ſolche Bäume ſtehen, er ſelbſt kenne ſie jedoch nicht, wolle mir aber einen Neger mitgeben, der mir den richtigen Weg zeigen ſollte. Sogleich trat ich mit meinen drei Leuten die Reiſe zu Fuß an. Die Neger, die ebenfalls vor Neugierde brannten, dieſen Milchbaum kennen zu lernen, hatten ſich reichlich mit leeren Flaſchen verſehen, um ihren Collegen auch von der ſo berühmten vegetabiliſchen Milch mitbringen zu können, außer— dem trugen ſie noch einige Körbe, eine Axt, ſäbelartige Meſſer, etwas Mundvorrath und Waſſer. Sobald wir die Waldung erreicht und mehr zu ſteigen hatten, entkleideten ſich die Neger gänzlich, welchem Beiſpiele ich bald folgen mußte, denn es herrſchte eine Schwüle, die kaum zu ertragen war, und durch das anſtrengende Steigen geriethen wir ſo ſehr in Schweiß, daß uns das Waſſer förmlich vom Körper lief. Zum Glück gab es keine Mosgquitos, fie wurden aber durch einige Stacheln und Dornen des undurch— dringlichen Geſtrüpps erſetzt. Als wir uns ungefähr eine Stunde Weges durchgehauen und viele große Bäume angeſchlagen hatten, von denen auch mehrere einen Milchſaft gaben, jedoch nicht die richtige Art waren, bemerkte ich einen großen ſtarken Baum mit weißlich-grauer Rinde, der mir zu ſagen ſchien: ich bin es, den ihr ſucht. Wir gingen darauf los, machten Kerbe in den Stamm und zu unſerer Freude quoll ein Milchſaft hervor, der der Kuhmilch ſo täuſchend ähnlich ſchmeckte, daß ſich die Neger nicht genug darüber wundern konnten. Der Baum wurde nun ſogleich an mehreren Stellen angezapft und die Flaſchen ſo angebracht, daß die Milch in dieſe hineinträufeln konnte. Wo ein Exemplar einer Baumart wächſt, wachſen in der Regel auch mehrere und nach kurzem Suchen fanden meine Leute und ich deren noch 15, der eine immer größer als der andere, doch gab keiner von dieſen reichlicher Milch. So viel wir uns auch bemühten, davon zu ſammeln, ſo erhielten wir in drei Stunden doch nur einen Taſſenkopf voll. Die Milch verdickt ſich an den Wunden ungemein ſchnell und hört auf zu laufen, weshalb die Einſchnitte in die Rinde immer erneuert werden müſſen. Daß die Milch nur wenig floß, lag an der ungünſtigen Jahreszeit, in welcher die Bäume nicht im Trieb waren. — Die Bäume hatten durchſchnittlich eine Höhe von 80—90 Fuß. Der Stamm, 4 Fuß über der Erde, einen Umfang von 214 15 Fuß, und erſt in einer Höhe von 60— 70 Fuß fängt er an, ſich zu veräſteln. Die Aeſte laufen nach allen Seiten 20 — 24 Fuß beinahe horizontal hin und ſind mit üppig grünem Laubwerk bedeckt.“) | Die Milch, von der ich an Ort und Stelle genoſſen, iſt durchſichtig, von einer gelblich-weißen Farbe. An Geſchmack iſt ſie der Kuhmilch im erſten Augenblick täuſchend ähnlich, nachher erregt ſie eine geringe Bitterkeit auf der Zunge und klebt an den Lippen. Mit Kaffee und Waſſer vermiſcht, ſchmeckt ſie gut und iſt nicht ſo leicht von animaliſcher Milch zu unter⸗ ſcheiden. Die Milch verdickt ſich ſchnell und nimmt dann eine mehr gräuliche Farbe an. Blüthen des Baumes konnte ich nicht bekommen, und nur eine einzige Frucht, in Art einer kleinen Feige, fand ich an der Erde, denn den Baum zu erklettern war unmöglich. — In der Nähe des großen Baumes fand ich viele junge 1—1 / Fuß hohe Sämlinge, die ich behutſam herausnahm und nach Caracas transportiren ließ, von denen jedoch nur wenige ankamen, und auch der Reſt ſtarb auf der Reiſe nach Europa. Der Boden, in dem die Milchbäume wachſen, iſt von leichter, fetter und ſtets feuchter Beſchaffenheit. Das Terrain liegt etwa 4000 Fuß über der Meereshöhe. Die Temperatur ſteigt ſelten über 20“ R. und herrſcht daſelbſt beſtändig eine ſehr feuchte Atmoſphäre. Bei San Mateo, woſelbſt ich mich ſpäter zwei Monate aufhielt und wo A. v. Humboldt den Milchbaum gefunden hat, konnte ich kein Exemplar deſſelben ausfindig machen. Gartenbau⸗Vereine. Hamburg. (Ausſtellung des Gartenbau-Vereins für Ham— burg, Altona und Umgegend am 25., 26. und 27. April 1873.) — Der im vorigen Jahre neu entſtandene Gartenbau-Verein für Hamburg und Altona hatte ſeine erſte zu veranſtaltende Ausſtellung auf die oben genannten Tage des wetterwendiſchen Monats April feſtgeſetzt, und zwar ſollte die Ausſtellung im Freien theils unter Zelten, theils in einem zu erbauenden hölzernen Gewächshauſe mit Heizung ſtattfinden. Das für die Ausſtellung gewählte Terrain, unmittelbar vor dem Dammthore, wurde in der erſten Hälfte des Monats April bei dem herrlichſten warmen Frühlingswetter in Angriff genommen, und der ganze große Platz wurde unter der Leitung von Julius Rüppell in eine äußerſt liebliche Anlage, begrenzt von hohen Tannenbäumen, verwandelt. Die zwei großen, aus England bezogenen Zelte, *) Meine Beſchreibung ſtimmt genau mit der von Sir R. Ker Porter (des- eriptive account of the Palo de vaca or cowtree of Caracas with a chemical analysis of the Milk and Bark, London).“ Eine chemiſche Analyſe der von mir mitgebrachten Milch des Kuhbaumes des Prof. Dr. C. H. Schulz befindet ſich in den Verhandlungen der k. Leop.-Carol. Akademie der Naturforſcher, 18. Bd., 2. Suppl. p. 140 — 168. 215 ſowie mehrere kleine und das für die tropiſchen Pflanzen beſtimmte Con- ſervatorium waren errichtet. Der 24. April, der Tag der Einlieferung und Aufſtellung der Pflanzen, war herangerückt, mit ihm aber leider auch «eine ſo abnorme kalte Witterung, daß man fürchten mußte, die meiſten Gärtner würden ihre Pflanzenſchätze nicht ſenden. Aber trotz des ſtarken Schneefalles und der darauf folgenden Kälte von 4—5 Grad vom 24. zum 25. April blieb keiner unſerer erſten Gärtner noch Gartenfreunde zurück; jeder hatte ſich's vorgenommen, dem Publikum wieder einmal etwas Groß- artiges zu zeigen, was denn auch im höchſten Grade gelungen iſt, und nicht nur allein die Ausſteller, ſondern auch die Anordner des Ganzen haben ſich das unbedingte Lob des pflanzenfreundlichen Publikums erworben. In der Nacht vom 24. zum 25. und vom 25. zum 26. April ſtieg die Kälte leider auf 4½ “ R., jo daß nicht nur der in fo kurzer Zeit entſtandene herrliche Garten mit Schnee und Eis bedeckt war, ſondern der Froſt hatte ſogar in den Zelten und in dem Conſervatorium einen höchſt nachtheiligen Einfluß ausgeübt, jo daß manche zarte Pflanzen und Blüthen dem Eijes- hauch unterlagen. Bei dieſer gemachten traurigen Erfahrung bleibt nur ein Wunſch, nämlich der, daß es dem Vereine gelingen möge, recht bald in den Beſitz eines eigenen Ausſtellungsgebäudes zu gelangen, denn in unſerem nördlichen Deutſchland bleibt es ſtets ſehr precär, um dieſe Jahreszeit eine Pflanzenausſtellung unter Zelten und im Freien abzuhalten. Den Glanzpunkt der diesjährigen Ausſtellung bildeten zuvörderſt im Freien die verſchiedenen Collectionen der herrlichſten Coniſeren, welche von P. Smith u. Co. in Bergedorf, F. H. Ohlendorff in Ham, F. J. C. Jürgens in Ottenſen, C. Born in Othmarſchen in ganz vorzüglich ſchönen Arten und Exemplaren aufgeſtellt waren und der ganzen Anlage zur größten Zierde gereichten. In den Zelten waren von großer Schönheit die großen Collectionen indiſcher Azalien von F. Pabſt und F. A. Riechers und Söhne, die in gleicher Vorzüglichkeit auch gleiche Preiſe erhielten. In dem großen Conſervatorium, das leider nur ein Nothbehelf war, um den zarteren Gewächſen wärmerer Zonen einigermaßen Schutz zu gewähren, der bei der kalten Witterung leider lange nicht ausreichte, ſo daß viele Pflanzen ſtark gelitten hatten und mehrere ganz zurückgezogen werden mußten, im— ponirte zumeiſt die große gemiſchte Pflanzengruppe, welche der Obergärtner Kramer aus den Gewächshäuſern der Frau Senatorin Jeniſch im flottbecker Park geſchmackvoll aufgeſtellt hatte, in der ſich faſt durchgehends alle Pflanzen durch vorzügliche Cultur auszeichneten. Andere herrliche Gruppen waren die aus dem Garten von G. T. Siemſſen in Eppendorf, R. M. Sloman (Gärtner Lüdicke) in Othmarſchen, E. C. Harmſen in Wandsbeck, nur aus Palmen, Pandaneen und Dracänen beſtehend, F. L. Stüeben, Uhlenhorſt, eine prächtige Gruppe blühender und nicht blühender Pflanzen und die Blattpflanzengruppe von F. H. Ohlendorff in Ham. So ſchön und herrlich auch alle dieſe und noch viele andere Gewächſe waren, ſo wurden doch alle von der Königin der Blumen, der Roſe, die in einer ſo reich— haltigen Sammlung und gleicher Vorzüglichkeit von Fr. Harms in Eims- büttel ausgeſtellt war, übertroffen. 216 Auf die Einſendungen einzelner Ausſteller übergehend, beginnen wir mit den im Freien aufgeſtellten Coniferen, und zwar mit den von P. Smith u. Co. in Bergedorf. In deren Sammlung von 12 japaniſchen Arten waren hervorragend: Cha- maecyparis obtusa lycopodioides, obtusa filifera, pisifera plumosa, obtusa filicoides, leptoclada, obtusa nana aurea, Thujopsis laete-virens und dola- brata, Picea Alcocquiana, ſämmtlich in ſchönen kräftigen Exemplaren. In der Gruppe von 24 Coniferen derſelben Ausſteller zeichneten ſich beſonders durch Schönheit aus: Abies nobilis glauca, Pinsapo, Juniperus drupacea, Abies cilicica, lasiocarpa, cephalonica und firma; Tsuga Hookeri- ana 2ꝛc., und dann unter den 6 Schaupflanzen: Cupressas Lawsoniana erecta viridis, Picea excelsa pyramidalis compacta, Thujopsis dolabrata, Abies nobilis und Chamaecyparis pisifera aurea. Von ganz vorzüglicher Schön⸗ heit war noch eine Collection von 24 zwergartigen Coniferen und eine Araucaria imbricata derſelben Ausſteller. Unter den 24 Coniferen von F. J. C. Jürgens in Ottenſen find zu erwähnen: Picea excelsa Gregorii, Clanbrasiliana, Araucaria imbricata, Pinus Strobus pumila, Cupressus Lawsoniana erecta viridis und L. nana, Abies nobilis und magnifica :c. Eine gleich ſchöne Sammlung von Coniferen hatten noch C. Born in Othmarſchen und F. H. Ohlendorff in Ham ausgeſtellt. — Von den 6 Schauexemplaren des Erſteren notirten wir Abies Douglasii, Cryptomeria elegans und Cupressus Lawsoniana. Cryptomeria spiraliter falcatis, Araucaria elegans und A. Rulei waren als Kalthaus-Coniferen, Retinospora obtusa nana, flavesceus und filifera gracilis als Neuheiten von P. Smith u. Co. ausgeſtellt. Azaleen. Die indiſchen Azaleen waren mit Ausnahme einiger einzelnen in den gemiſchten Gruppen vertheilten Exemplare in großer Collection von F. A. Riechers u. Söhne und F. W. Pabſt ausgeſtellt, von beiden Aus⸗ ſtellern aber in ungemeiner Reichhaltigkeit und in ganz vorzüglich ſchönen, reichblühenden Exemplaren. Beide rühmlichſt bekannte Azaleen-Cultivateure Hamburgs hatten jeder eine Collection von 50 Stück in Schaupflanzen, außerdem jeder noch ein Sortiment von 25 und ein ſolches von 12 Varie⸗ täten aufgeſtellt. Von Neuheiten hatten F. A. Riechers u. Söhne 6 Stück geliefert. Von Palmen, Pandaneen und Cycadeen war in der Mitte des Conſervatoriums von E. C. Harmſen eine ſehr anziehende Gruppe aufgeſtellt worden. Unter dieſen waren namentlich hervorragend: ein Pracht⸗ exemplar von Chamaerops humilis, Ch. excelsa nnd Palmetto, Corypha australis, Livistona chinensis, Phoenix dactylifera, leonensis und reclinata, Chamaedorea Schiedeana, Cycas revoluta, Pandanus utilis ac. Gemiſchte Pflanzengruppen. Unter den gemiſchten Pflanzengruppen nahm die, welche der Obergärtner F. B. Kramer aus den Gewächshäuſern der Frau Senatorin Jeniſch im flottbecker Park geſchmackvoll aufgeſtellt hatte, den erſten Platz ein. Dieſe Gruppe enthielt nicht nur viele Seltenheiten, 217 ſondern die Mehrzahl der Pflanzen zeichnete ſich auch durch vorzügliche Cultur aus. Als Hintergrund, wie gleichſam zur Deckung der vielen blühenden Pflanzen waren mehrere ſchöne Blattpflanzen verwendet worden, wie z. B. Phormium tenax fol. var., Cocos plumosa, Pincenectitia glauca, Philodendron Sellowii, Alsophila australis, Anthurium magnificum, Croton Jobannis, Weismanni und interruptum, drei bekannte herrliche neue Blatt— pflanzen, wie auch der herrliche C. variegatum longifolium, dann noch Dichorisandra mosaica, Maranta Veitchii und roseo-picta, Richardia albo- maculata, mehrere Dracänen und viele Farne, unter den letzteren das herr— liche Adiantum Farleyense, die neue Davallia Mooreana und das neue Selaginella parvula. Von den Orchideen wären zu nennen: Cypripedium barbatum und barb. majus, Colax jugosus, Chysis bractescens, Vanda su- avis aurea, Epidendrum invertum, Lalia purpurata, Oncidium pubes, Odontoglossum Pescatorei, nævium und das neue O. triumphans, Tricho- pilia crispa, Miltonia radiata, Oncidium Krameri, Cyrtopodium punctatum, prächtig, Cypripedium Harrisonianum (neu), Lycaste biseriata und tricolor, Arpophyllum cardinale und giganteum, Brassia caudata und Oncidium hians. — Eine zweite prächtige gemiſchte Gruppe war die von F. L. Stüeben, beſtehend aus 75 blühenden und nichtblühenden Pflanzen des Kalt- wie Warmhauſes, als Azaleen, Farne, Roſen, Palmen, Dracänen u. dgl. m. G. T. Siemſſen in Eppendorf, 2. Vorſitzender des Vereins (Gärtner Miesfeld), hatte ebenfalls eine Gruppe von 75 blühenden und nicht— blühenden Pflanzen aufgeſtellt, worunter ſich mehrere ſehr wohlcultivirte Exemplare befanden, ſo z. B. eine prächtige Aphelandra Leopoldii, die Franciscea latifolia und ein ſchönes Exemplar von Imantophyllum miniatum. Die ſchönſte Pflanze in dieſer Sammlung war jedoch eine Alsophila austra- lis, ein wahres Prachtexemplar. Noſen. Wie ſchon oben erwähnt, bildeten die Roſen den Haupt: anziehungspunkt auf dieſer Ausſtellung, und wieder waren es die Roſen von Fr. Harms in Eimsbüttel, über die nur eine Stimme des Lobes aller Roſenkenner und Liebhaber herrſchte. Obgleich Fr. Harms in dieſem Früh— jahre über 1000 Roſenſtämme aus ſeiner Sammlung zur Weltausſtellung in Wien gebracht und daſelbſt gepflanzt hat, ſo hat derſelbe dennoch hier von den ſieben ausgeſchriebenen Concurrenzen auf Roſen deren erſte Preiſe erlangt. (Siehe unten Preisvertheilung.) Als die uns am meiſten imponirenden Roſen notirten wir von den vielen ausgeſtellten: Rosa thea Coquette de Lyon (Ducher), zeiſiggelb und R. thea perfection de Montplaisir (Levet), ſchön canariengelb (Neuheiten von 1872). Ferner: R. hybr. rem. Abbé Bramerel (Guillot fils), glänzend carmoiſinroth; Antonine Verdier (Jamin), hellcarmoiſinroſa; Baron Bonstetten (Liabaud), ſammtig ſchwarz⸗carmoiſinroth; Baronne Louise Uxkull (Guill. fils), glänzend carminroſa; Coquette des Blanches (Lacharme), rein weiß; Jaques Plantiers (Damaisin), fleiſchfarbig⸗roſa; IEspérance (Font.), hell- carminkirſchroth; Le Havre (Eug. Verd.), zinnoberroth; Madame Bellon 218 (Pernet), ſchön zart roſa; Mlle. Marie Gonod (Gonod), rein weiß; Presi- dent Thiers (Lachar.), feuerroth; Richard Wallace (Leveque et fils), leuchtend roſa; Rosa Bonheur (Font.), hellroſa mit leuchtend carmin; Souvenir du General Douai (Pernet), ſchön leuchtend roſa; Virgile (Schwartz), fleiſch⸗ farbig lachs⸗roſa. Es find dies alles Roſen der letzten Jahre und ganz vorzüglich ſchöne Sorten. Mlle. Marie Cointet iſt eine herrliche remontirende Neuheit von 1873. Die älteren, aber immer werthvoll bleibenden beſten Sorten waren in ganz vorzüglicher Schönheit vertreten. Culturpflanzen. In der 3. Abtheilung des Programms waren 26 Concurrenzen von je 2 Preiſen für Culturpflanzen ausgeſchrieben, von denen auch einige gelöſt worden ſind. Culturpflanzen, wie man ſolche mit dieſem Namen bezeichnet und wie wir ſie in früheren Jahren ſo herrlich auf den hieſigen Ausſtellungen ſahen, waren jedoch nicht vertreten. Pflanzen— exemplare, wie ſie früher von der Booth'ſchen Gärtnerei, dann vom Senator Jeniſch (Obergärtner Kramer), Senator Merck (Gärtner Dietzel), Steer (Gärtner Smith) und Anderen ausgeſtellt wurden, ſind wohl kaum mehr in den Hamburger Gärtnereien zu finden, vielleicht mit Ausnahme einiger Blattpflanzen und Farne. Blüthenſträucher des Kalt- wie Warmhauſes werden zu ſo ſchönen Culturpflanzen nicht mehr herangezogen. Die wenigen Gärtner, die mit Culturpflanzen concurrirten und ſiegreich hervorgingen, ſind aus der nachſtehenden Preisvertheilung zu erſehen. Neuheiten. Unter dieſer Rubrik war manches Hübſche zu ſehen, fo z. B. herrliche Caladien aus der Sammlung von A. P. Schuldt (Gärtner Ljungſtröm), die jedoch ſo ſehr von der Kälte gelitten hatten, daß ſie von der Ausſtellung entfernt werden mußten. Ferner waren von demſelben aus⸗ geſtellt als neue Warmhauspflanzen: Maranta Makoyana, Pandanus Veitchii und Dieffenbachia Bausei, dann Phormium Colensoi fol. var., Dracæna len- tiginosa und Echeveria agavoides als 3 neue Kalthauspflanzen. Von Ferd. Gloede in Eppendorf waren 2 neue Amaryllis und das liebliche Delphi- nium cardinale ausgeſtellt; letzteres iſt ein ſehr zu empfehlendes Stauden⸗ gewächs. 6 neue Azaleen hatten F. A. Riechers u. Söhne, 3 neue Coniferen P. Smith u. Co. und 3 neue Roſen Fr. Harms und C. Million in Lübeck ausgeſtellt. Handelsgärtner F. F. Stange's neue Teppichbeetpflanzen beſtanden aus: Oxalis tropsoloides fol. roseo varieg., Mesembrianthemum cordifolium var., Alternanthera gracilis, Gnaphalium lanatum varieg. Von P. Smith u. Co. ſahen wir ebenfalls 6 neue Pflanzen dieſer Gattung, darunter die niedliche Nepeta adpressa, Diostemon Hookeri., Sempervivum Bollei, Ageratum aureum und Cineraria maritima compacta. Sortimente. Unter dieſer Rubrik hatte der Gärtner von R. M. Sloman, Lüdicke, eine Collection ſchöner Farne und Lycopodien ausgeſtellt und von A. P. Schuldt (Gärtner Ljungſtröm) ſahen wir eine ſchöne Sammlung Caladien, von F. F. Stange 6 vorzüglich ſchöne Amaryllis, von F. A. Riechers u. Söhne und W. Papſt die ſchon oben erwähnten Azaleen⸗ 219 Sortimente, von Senator Godeffroy (Obergärtner Backenberg) vorzügliche Cinerarien und 25 Cinerarien-Sämlinge aus dem Garten von R. M. Sloman (Gärtner Lüdicke). Von buntblättrigen Pelargonien hatten A. P. Schuldt (Gärtner Ljungſtröm) und J. Baur (Gärtner Hindrichs) ſehr hübſche Eol- lectionen geliefert, Letzterer ſowohl dreifarbige wie bronzefarbene. — Calla (Richardia) æthiopica waren in ausgezeichnet hübſchen blühenden Exemplaren vertreten von J. D. G. Sottorf, Citrus sinensis von F. F. Stange in Hamburg nnd W. Pabſt in Lübeck. — Ein Sortiment von 25 Rhododendron hybridum hatten F. L. Stüeben und ein ähnliches Sortiment von 12 Sorten P. Smith u. Co. geliefert. 12 hoch⸗ und halbſtämmige Roſen ſahen wir von F. Harms und W. Räthel aufgeſtellt, desgleichen von Erſterem ein Sortiment von 6 Sorten, dann ein Sortiment von 25 rem. Roſen und ein Sortiment von 12 Thee⸗ und Bourbon⸗Roſen, während Hoppe ein Sortiment von 12 rem. Roſen geliefert hatte. Was die Sortimente von Coniferen anbelangt, ſo haben nur P. Smith u. Co. und C. Born ſolche geliefert, und zwar die Erſteren 12 Arten japaniſche Coniferen, 12 Kalthaus⸗Coniferen, 6 Schaupflanzen in 6 Arten und 24 zwergartige Coniferen. C. Born hatte nur 6 Coniferen in Schau: pflanzen ausgeſtellt. — Sehr ſchöne Winterlevkoyen hatte Handelsgärtner C. F. W. Henſel geliefert; F. Gloede in Eppendorf 6 Stück der neuen prächtigen Primula japonica in 6 Varietäten. J. D. G. Sottorf hatte ein Sortiment Hyacinthen von 24 und ein ſolches von 18 Sorten ausgeſtellt und ein Sortiment Tulpen. Ein gleiches ſahen wir auch von Frau J. Vietheer in Altona ausgeſtellt, von welcher großen Blumenfreundin auch noch ein 1 Met. großes Beet mit Tulpen bepflanzt war. Teppichbeetpflanzen in 18 Sorten, à 3 Stück, ſahen wir ſehr hübſch vom Handelsgärtner F. F. Stange und von demſelben auch ein 2 Met. großes Teppichbeet. Eine Gruppe von Viola tricolor (Samenpflanzen) hatten die Handels— gärtner C. Hamann in Altona und E. F. A. Klespe geſtellt. Schöne pyramidenförmige Lorbeerbäume waren von A. P. Schuldt (Gärtner Ljungſtröm), dergl. Kronenbäume von F. A. Riechers u. Söhne und E. L. Behrens (Gärtner Bartels) eingeſandt. Abgeſchnittene Blumen. Unter den abgeſchnittenen Blumen er- regte eine Sammlung Viola tricolor des Handelsgärtners Schwanecke in Oſchersleben die allgemeinſte Aufmerkſamkeit der Blumenfreunde. C. Schwanecke widmet ſich ſchon ſeit 15 Jahren ſpeciell der Cultur dieſer ſo beliebten Blume, und haben deſſen Züchtungen bereits einen weit verbreiteten Ruf er⸗ langt. (Näheres über deſſen Sortiment im Feuilleton dieſes Heftes.) Blumenkörbe, Kränze, Bouquets u. dergl. waren in großer Menge ausgeſtellt, die alle anzuführen zu weit führen würde, und wollen wir weiter unten nur die Ausſteller namhaft anführen, deren Gegenſtände prämiirt worden ſind. 220 Obſt, Früchte und Gemüſe waren nur mäßig vertreten, darunter jedoch einiges Gute, jo z. B. ein kleines Sortiment Aepfel (Tafelobſt) aus dem Garten von J. Weſſelhöft (Gärtner Neumann), von denen nament⸗ lich die Calville und Reinetten nichts zu wünſchen übrig ließen. — H. L. Newman (Gärtner Horſtmann) in Nienſtädten hatte äußerſt ſchöne Aepfel und rieſige Kochbirnen geliefert, ebenſo R. M. Sloman; F. Gloede einige Töpfe mit ziemlich reifen Erdbeeren, jedoch in ſehr exquiſiten Sorten, als Gweniver, Abd-el-Kader, Sabreur, Doctor Hogg, Helene Gloede und Favorit. Ueberwintertes Gemüſe war vom Obergärtner Backenberg aus dem Garten des Senator Godeffrey ausgeſtellt, junges Gemüſe in Sorten ſahen wir aus dem Garten von G. T. Siemſſen (Gärtner Miesfeld); Champignon von L. A. H. Becker und 32 Sorten vorzüglicher Kartoffeln von F. Gloede. Obſtbäume, Hochſtämme, hatte C. Born, Pyramiden und Spalier- bäume C. Million in Lübeck geliefert. An Garten-Möbeln und Utenſilien, an Zelten und Pavillons, Statuen, Vaſen, Blumen-Ständern, Kübeln, Leitern, Mähmaſchinen, Pflanzenſtäben, Bindebaſt, Guano ꝛc. ꝛc. waren viele Modelle und Proben ausgeſtellt und erfreuten ſich des größten Beifalls, ſo z. B. die Garteninſtrumente aus der Fabrik von C. W. Lüders, die Brücke und Gartenpavillons von J. A. Biernatzki, die Gartenmöbel von Herm. Weißflog, desgl. von Ferd. Peterſen, wie deſſen Mähmaſchinen, ferner von Waitz, Kebe Nachfolg., H. Burau, die chineſiſchen Vaſen von J. Georg Stäbler. Viel Intereſſe gewährten die verſchiedenen Baſtſorten und die große Auswahl von Blumen- ſtäben und Namenetiquetten aus der Handlung von Höbbel, Gegenſtände, die leider den Preisrichtern entgangen ſein müſſen, da ſie nicht prämiirt worden ſind. Alle dieſe verſchiedenen Sorten von Stäben und Etiquetten in allen Größen ſind ächtes deutſches Fabricat, und dem Ausſteller dieſer Gegenſtände haben es die hieſigen Gärtner und Gartenbeſitzer namentlich zu danken, daß dieſelben ſeit mehreren Jahren in ſo großer Mannichfaltigkeit hierorts zu haben ſind. Von Intereſſe war noch eine Collection japaniſcher Pflanzen, von C. Kramer in Jokohama ausgeſtellt; es waren dies mehrere buntblättrige Ahorn⸗Arten, als Acer palmatum roseo-dissectum, pal. variegatum, Acer spec., Primula verticillata var., P. corthusoides amœna und P. japonica. — Der Gartengehülfe E. Heinſohn, beim Senator Godeffroy, hatte eine Eol- lection abgeſchnittener blühender Gewächſe ſyſtematiſch, nach dem Linné'ſchen Syſtem geordnet, aufgeſtellt. Schließlich müſſen wir noch einer kleinen Pflanzengruppe vom Secretair des Vereins, Fried. Worlse, Erwähnung thun, in der einige hübſche Pflanzenarten auffielen, wie z. B. die hübſchen Bromeliaceen Billbergia splendida, purpurea und Loddigesii (die beiden letzten unter falſchem Namen), Ananas sativus fol. var., Vriesea Zebrina (ebenfalls eine falſche Bezeich⸗ nung) und Tillandsia bivittata, ein mir auch unbekannter Name, dann die 221 Agaven polyantha, obsolete striata, applanata, filifera und coceinea, wie Bonapartea juncea. 4 Preisvertheilung. a. Decorationsgruppen. Der erſte Preis des Programms für eine Gruppe von ca. 150 Stück blühenden und nichtblühenden Pflanzen (1 goldene Medaille und 200 Reichs⸗ mark) iſt nicht gelöſt worden. Derſelbe wurde aber der jo ſchönen Pflanzen⸗ gruppe von Warmhauspflanzen der Frau Senator Jeniſch (Obergärtner F. B. Kramer) zuerkannt; außerdem erhielt Obergärtner Kramer noch eine große ſilberne Medaille für eine Gruppe Primeln und eine kleine ſilberne Medaille für die reifen Schoten der Vanilla lutescens. Der 1. Preis der zweiten Aufgabe, eine Gruppe von 75 Stück blühenden und nichtblühenden Pflanzen, blieb auch ungelöſt, dahingegen er— hielt der Handelsgärtner F. L. Stüeben den 2. Preis, 1 kl. ſilb. Med. Auch von Nr. 3, eine Gruppe von 50 Stück blühenden und nicht- blühenden Pflanzen, wurde nur der 2. Preis, 1 kl. ſilb. Med., der Gruppe von G. T. Siemſſen (Gärtner Miesfeld) zuertheilt. Den 1. Preis, 1 goldene Med. und 150 Reichsmark, für eine Gruppe von 50 Stück Roſen erhielt F. Harms in Eimsbüttel. Den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med. und 100 R., für eine Gruppe von 50 Stück Coniferen in mindeſtens 25 Arten erhielten P. Smith u. Co. in Bergedorf. Den 2. Preis, 1 kl. ſilb. Med. und 50 RE, C. Born in Othmarſchen. Für eine Gruppe von 25 Palmen ꝛc. fiel der 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med. und 100 RE, an E. C. Harmſen. Für die großen Azaleen-Gruppen in reichſter Auswahl erhielten die Handelsgärtner F. A. Riechers u. Söhne und F. W. Pabſt gleiche Preiſe, 1 goldene Med. und 150 RE. b. Neuheiten. Für 3 neue Warmhauspflanzen den 1. Preis, 1 große ſilb. Med., A. P. Schuldt (Gärtner Ljungſtröm); den 2. Preis, 1 kl. ſilb. Med., Handelsgärtner W. Buſch; F. Gloede in Eppendorf 1 ſilb. Med. für das neue Delphinium cardinale. F. A. Riechers u. Söhne den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., für 6 neue Azaleen. P. Smith u. Co. den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., für 3 neue Coniferen. F. Harms den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., und C. Million in Lübeck den 2. Preis, 1 kl. ſilb. Med., für 3 neue Roſen. F. F. Stange, Handelsgärtner, den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., für 6 neue Teppichbeetpflanzen. | F. Kramer den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., C. Million in Lübeck den 2. Preis, 1 kl. ſilb. Med., und C. Born den 3. Preis, 1 bronzene 222 Med., für neue Züchtungen. Ferner F. Gloede 1 gr. ſilb. Med. als Extrapreis für neue Züchtungen. | ec. Culturpflanzen. Frau Dr. Beit (Gärtner Handrecke) den 2. Preis, 1 kl. ſilb. Med., für 3 Warmhauspflanzen. R. M. Sloman (Gärtner Lüdicke) den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., für Warmhausfarne. Für 1 Schaupflanze erhielten R. M. Sloman (Gärtner Lüdicke) und E. C. Harmſen jeder 1 gr. ſilb. Med. und Fräulein von Horn einen Extra⸗Preis. F. L. Stüeben erhielt für ſeine prächtige Alsophila australis die große ſilberne Medaille zuerkannt. F. Harms für 3 Roſen in 3 Sorten den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med. G. T. Siemſſen (Gärtner Miesfeld) den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., und C. Million in Lübeck den 2. Preis, 1 kl. ſilb. Med., für 3 Schling⸗ pflanzen in Blüthe. Für eine im Zimmer gezogene Pflanze in Blüthe wurde der 2. Preis, 1 kl. ſilb. Med., der Frau J. Vietheer in Altona zuerkannt. d. Sortimente. R. M. Slomann (Gärtner Lüdicke) für 18 Farne und Lycopodien in 12 verſchiedenen Arten den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med. A. P. Schuldt (Gärtner Ljungſtröm) den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., für 12 Caladien. F. F. Stange für 6 Amaryllis den 2. Preis, 1 bronz. Med. F. A. Riechers u. Söhne den 1. Preis, 1 gold. Med., und F. W. Pabſt den 2. Preis, 1 gr. ſilb. Med., für 25 Azalea indica in 18 Varietäten. F. A. Riechers u. Söhne den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., und F. W. Pabſt den 2. Preis, 1 kl. ſilb. Med., für 12 Azalea indica. Backenberg, Obergärtner des Senator Godeffroy, erhielt den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., für 12 Cinerarien-Namenſorten und der Gärtner Lüdicke bei R. M. Sloman den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., für 25 Ci⸗ nerarien-Sämlinge. A. P. Schuldt (Gärtner Ljungſtröm) den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., und J. Baur in Altona (Gärtner Hindrichs) den 2. Preis, 1 kl. ſilb. Med., für dreifarbige Pelargonien. Letzterer erhielt den 1. Preis, 1 kl. ſilb. Med., für 6 bronzefarbene Pelargonien. J: D. G. Sottorf wurde der eine Preis, 1 bronz. Med., für 6 Calla sthiopica in Blüthe zuerkannt. F. F. Stange den 1. Preis, 1 kl. ſilb. Med., und W. Pabſt in Lübeck 1 bronz. Med. für 6 Citrus sinensis mit Früchten. F. L. Stüeben den 1. Preis, 1 gold. Med., für 25 Rhododendron hybridum in Blüthe. 223 P. Smith u. Co. für 12 hybride Rhododendron den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med. F. Harms in Eimsbüttel den 1. Preis, 1 gold. Med., und W. Räthel in Eimsbüttel den 2. Preis, 1 gr. ſilb. Med., für 12 hochſtämmige Roſen. F. Harms für 6 hochſtämmige Roſen den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med. F. Harms für 25 Remontantroſen in 12 Sorten den 1. Preis, 1 gold. Med. C. Hoppe in Eimsbüttel den 2. Preis, 1 kl. ſilb. Med., für 12 Remontantroſen. F. Harms den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., für 12 Thee- und Bourbon- roſen in 8 Sorten. P. Smith u. Co. den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., für 12 japaniſche Coniferen. P. Smith u. Co. für 6 Kalthaus-Coniferen den 2. Preis, 1 kl. ſilb. Med. P. Smith u. Co. ſür 6 Coniferen in 6 Arten, Schaupflanzen, den 1. Preis, 1 gold. Med. C. Born in Othmarſchen den 2. Preis, 1 gr. ſilb. Med. P. Smith u. Co. für 24 zwergartige Coniferen, den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med. C. F. W. Henſel 1 bronz. Med. für 12 Winterlevkoyen. F. Gloede in Eppendorf den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., für 6 Primula japonica. J. D. G. Sottorf 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., für 24 Hyacinthen. J. D. G. Sottorf 1. Preis, 1 kl. ſilb. Med., für 18 Hyacinthen. Frau J. Vietheer in Altona 1 kl. ſilb. Med. für 50 Tulpen. Frau J. Vietheer in Altona 1 gr. ſilb. Med. für ein Beet Tulpen von 1 Met. Größe. F. F. Stange 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., für 18 Sorten Teppid)- beetpflanzen und Derſelbe 1 gr. ſilb. Med. für ein Teppichbeet von 2 Met. Größe. C. Hamann, Handelsgärtner in Altona, 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., für eine Gruppe Viola tricolor (Samenpflanzen). E. F. A. Klespe den 2. Preis, 1 kl. ſilb. Med., für eine gleiche Gruppe. A. P. Schuldt den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., für 1 Paar Lorbeer⸗ bäume, Pyramiden. F. A. Riechers u. Söhne den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., für ein Paar Lorbeerbäume, Kronenbäume, und E. L. Behrens (Gärtner Bartels) den 5 Preis, 1 kl. ſilb. Med., für dergl. J. Baur in Altona (Gärtner Hindrichs) den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., * F. L. Stüeben den 2. Preis, die kl. ſilb. Med., für 2 Poſta⸗ mentpflanzen. e. Abgeſchnittene Blumen und Blumen- Arrangements. — Schwanecke in Oſchersleben den 1. Preis, 1 kl. be Med., für die befte Sammlung Viola tricolor. 224 F. Harms den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., für die beſte Sammlung Roſen. | | Th. Engelbrechtſen (Gehülfe bei E. C. Harmſen) den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., für den ſchönſten Blumenkorb. C. Klok den 2. Preis, 1 kl. ſilb. Med., für desgl. Gebrd. Seyderhelm den 3. Preis, 1 bronz. Med., für desgl. Für das ſchönſte flache Ballbouquet erhielt C. Klok den 1. Preis, 1 kl. ſilb. Med., und Th. Engelbrechtſen den 2. Preis, 1 bronz. Med. Gebrd. Seyderhelm erhielten den 1. Preis, 1 kl. ſilb. Med., und C. Klok den 2. Preis, 1 bronz. Med., für ein Ballbouquet in Strauß⸗ form, ohne Draht. n C. Klok den 2. Preis, 1 kl. ſilb. Med., für das ſchönſte Roſenbouquet. H. Scharnberg eine kl. ſilb. Med. und C. Klok eine bronz. Med. für einen Kranz. C. Klok den 1. Preis, 1 kl. ſilb. Med., und G. Mohr den 2. Preis, 1 bronz. Med., für einen Brautkranz. Th. Engelbrechtſen den 1. Preis, 1 kl. ſilb. Med., und C. Klok den 2. Preis, 1 bronz. Med., für einen Trauerkranz. Gebrd. Seyderhelm den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., und G. Deſebrock den 2. Preis, 1 kl. ſilb. Med., für einen Tafelaufſatz. f. Obſt und Früchte. Für vorjährige Apfel in mindeſtens 3 Sorten, à 4 Stück, erhielt den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., J. Weſſelhöft (Gärtner Neumann) und den 2. Preis, die kl. ſilb. Med., H. L. Newman (Gärtner Horſtmann) und Letzterer noch den 2. Preis, 1 bronz. Med., für Kochobſt. Für vorjährige Birnen (Kochbirnen) erhielt Horſtmann ebenfalls den 1. Preis und der Gärtner von R. W. Sloman einen Extrapreis. F. Gloede für 6 Töpfe reife Erdbeeren den 2. Preis, 1 kl. ſilb. Med. g. Gemüſe. Backenberg, Obergärtner des Senator Godeffrey den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., für ein Sortiment überwintertes Gemüſe. Miesfeld, Gärtner bei G. T. Siemſſen, erhielt den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., für ein Sortiment junges Gemüſe; den Preis: 1 bronzene Med. für Bohnen; den 1. Preis, 1 kl. ſilb. Med., für Gurken und den Preis: 1 bronz. Med. für Salat. | L. A. H. Becker den 1. Preis, 1 kl. ſilb. Med., für Champignon. h. Obſtbäume. C. Born den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., für 6 Hochſtämme. C. Million in Lübeck den 1. Preis, 1 gr. ſilb. Med., für 3 Pyra⸗ miden und einen gleichen Preis für 3 Spalierbäume. i. Verſchiedenes. J. Weſſelhöft (Gärtner Neumann) 1 kl. ſilb. Med. für die ſchönſte Ampel. 225 Gebrd. Seyderhelm 1 gr. ſilb. Med. für das beſte Terrarium. G. Mohr einen gleichen Preis für den ſchönſten Blumentiſch. J. E. A. Waitz 1 gr. ſilb. Med. für die beſte Sammlung praktiſcher Garten⸗Geräthe. J. von Schwarz in Nürnberg (Vertreter Hoegen und Wülffcken) die gr. ſilb. Med. für die ſchönſte Gartenvaſe und denſelben Preis für Garten-Ornamente. F. Heß, Gartengehülfe, eine kl. ſilb. Med. und Mengeberg einen Extrapreis für die beſten Gartenpläne. | A. Benois die große und F. E. Wancke die kleine ſilb. Med. für Papierblumen. J. Witte 1 bronz. Med. für eine praktiſche Gartenleiter. E. Gundlach u. Müller in Ottenſen 1 bronz. Med. für Glas⸗ blumen. Dr. Beuthin 1 gr. ſilb. Med. für eine Sammlung Faſerſtoffe. F. Peterſen 1 gr. ſilb. Med. für Spritzen, 1 kl. ſilb. Med. für Walzen und Mähmaſchinen. A. Kirſten 1 kl. ſilb. Med. für deutſche Steinkohlen. A. M. J. Rieper 1 kl. ſilb. Med. für eine Voliere. G. J. Wittmack 1 gr. ſilb. Med. für Schmetterlinge und deren Raupen. J. A. Biernatzki in Altona 1 bronz. Med. für eine Naturholzbrücke. Herm. Weißflog 1 gr. ſilb. Med. für elſaſſer Garten-Möbel. | k. Extrapreiſe. An Extrapreiſen wurden noch vertheilt: F. J. C. Jürgens eine goldene Med. für eine Gruppe Coniferen. Fr. 8. Ohlendorff 1 große ſilb. Med. für eine Gruppe veredelter Gehölze und 1 bronz. Med. für Warmhauspflanzen. Backenberg (Gärtner bei Senator Godeffroy) 1 gr. ſilb. Med. für eine Gruppe von 50 Stück Cinerarien. Der Gärtner des Syndicus Dr. Merck 1 gr. ſilb. Med. für ein Teppichbeet. Carl Kramer in Jokohama 1 1 kl. ſilb. Med. für neue Ahorn-Arten. P. Smith u. Co. 1 kl. ſilb. Med. für eine prächtige Araucaria imbricata. F. Gloede 1 kl. ſilb. Med. für ein Sortiment ſchöner Eßkartoffeln. E. Heinſohn 1 gr. ſilb. Med. für eine Sammlung ſyſtematiſch ge— ordneter, abgeſchnittener Blumen. F. Harms 1 bronz. Med. für neue Fuchſien. W. Buſch 1 bronz. Med. für eine Gruppe Echeverien. Hamburger Garten⸗ und Blumenzeitung. Band XXIX. 15 226 Die Gattung Beaucarnea und deren Arten. Im Jahrgange 1862 S. 27 der Hamburger Gartenzeitung theilten wir den Verehrern ſchöner Decorationspflanzen mit, daß Charles Lemaire die Gattung Pincenectitia, von der damals drei Arten in den Gärten be⸗ kannt waren (P. tuberculata Hort., glauca Hort. und gracilis Hort.), ein⸗ gezogen und ſtatt deren die Gattung Beaucarnea aufgeſtellt habe, zu Ehren eines großen Pflanzenfreundes, Beaucarne zu Eename bei Audemeret in Belgien, bei dem eine Pincenectitia zur Blüthe gekommen war. Von den meiſten Botanikern und Gärtnern iſt nun auch die Gattung Beaucarnea, die mit der Gattung Dasylirion nahe verwandt iſt, angenommen worden. Der berühmte Botaniker Baker in England hat nun die jetzt zur Gattung Reaucarnea gehörenden 8 Arten monographiſch bearbeitet und im Journal of Botany (November 1872) veröffentlicht, welche Arbeit von Dr. K. Grun ins Franzöſiſche überſetzt, auch in die „Belgique horticole“ über⸗ gegangen iſt, welchem Journal wir dieſelbe entnehmen, denn es dürfte den Verehrern dieſer herrlichen Decorationspflanzen angenehm ſein, die genauen Kennzeichen der in den Gärteu vielfach unter falſchen Namen gehenden Beaucarnea- oder Pincenectitia-Arten kennen zu lernen, die bekanntlich ſämmtlich ſehr ſchätzenswerthe Pflanzen ſind. A. Blätter flach, ½% — 1 Zoll breit, nicht gerandet, fein gezähnt, ſtark umgebogen. a. Blätter grün, 1 Zoll breit. a. Blüthenrispe lanzettlich, Nerven hervor— tretend . 1. longifolia. 6. Blüthenrispe lanzettlich, Nerven weng. e eee ; 2. recurvata. b. Blätter bläulich, 7 Zoll breit 8 3. stricta. B. Blätter flach, 1 Zoll breit, nicht gezähnt, von einer geraden rothen Linie begrenzt und mit einer ſich ablöſenden Faſe r ũ ũͤ;ñ „ C. Blätter ſchmal, / — 0 Zoll breit, meiſt auf der inneren Seite rinnenförmig, gezähnt, nicht gerandet. a. der Stamm eine länglich-halbkugelförmige Maſſe, zahlreiche Roſetten trage 5. Hookeri. b. der Stamm verlängert, eine verlängerte Rosette tragend, ſelten zweigabelig. G. Blätter an der Spitze mit einem Faſer⸗ büſchel endend e. 6. Erie 6. Blätter an der Spitze ganz 1. Blätter ſcharf, auf der inneren Seite gerinnt; Blüthenſchaft ſehr kurz; Blüthenrispe gedrungen 7. Hartwegiana. 2. Blätter flach, zurückgebogen; Blüthen⸗ ſchaft ſo lang wie die eee Ne ſchlaff iſt . 8. Lindheimeriana. 227 1. Beaucarnea longifolia, auch als Yucca longifolia und Dasylirion longifolium bekannt. Dieſe Pflanze ſtammt aus Mexico; ſie wurde zuerit von Karwinski vor bereits 40 Jahren eingeführt und iſt vielſach in den Gärten verbreitet. Der Stamm erreicht eine Höhe von 4—5 Fuß und eine Stärke von ½ Fuß, an der Baſis meiſt ſehr viel ſtärker. Die Blätter ſtehen an der Spitze des Stammes roſettenartig dicht beiſammen, meiſt 100— 200 an der Zahl. Dieſelben find 4—5 Fuß lang und an der er- weiterten Baſis 9—15 Linien breit, in der Textur denen der Yucca re- curvifolia ähnlich, ſehr ſchlaff, ſo daß fie ſich gänzlich umbiegen und den Stamm umſchließen. Sie ſind flach bis zur Spitze, verſchmälern ſich von der Baſis bis zur Spitze ſehr allmählig, ſind keineswegs meergrün, 30— 40 tiefliegende Nerven ſind ſichtbar. Der Rand iſt fein aber diſtinkt gezähnt. Die Blüthen ſind ſtraußartig, Rispe kurz geſtielt. 2. B. recurvata. Dieſe Art ſtammt ebenfalls aus Mexico; ſie wurde zuerſt von Galeotti geſammelt, im Jahre 1845 von van der Maelen eingeführt und ſehr bald von Verſchaffelt und Anderen in Maſſen verbreitet. Die erſten nach Europa geſandten Exemplare trugen die Bezeichnung Frey- einetia, ſpäter wurde dieſer Name durch einen Schreibfehler eines Gärtners in Pincenectitia umgeändert, ein Name, welchen dieſe Pflanzen bisher ſo— wohl in Gärten, wie in Preisverzeichniſſen meiſt beibehalten haben. In vielen Sammlungen findet man von dieſer Art ſehr ſtattliche Exemplare, don der es ſelbſt ſchon Formen mit geringen Abweichungen giebt. — Der Stamm erreicht eine Höhe von 6 Fuß, am oberen Ende hat er meiſt nur eine Stärke von 2— 3 Zoll, während das untere Ende keulenartig verdickt iſt und oft über 1 Fuß im Durchmeſſer hält. Mehr als 100 Blätter bilden an der Spitze des Stammes eine ſehr dichte Roſette; dieſe ſind 3 —5 Fuß lang, / —1 und mehr Zoll breit, beſonders nach der Baſis zu, ganz und pfriemlich. Ihre Farbe iſt grün, niemals blaugrün; die Nervatur nur ſehr wenig bemerkbar und die Bezahnung am Rande mit bloßem Auge nicht ſichtbar. 3. B. stricta, auch Pincenectitia stricta, iſt ebenfalls in Mexico heimiſch und wurde faſt zur ſelben Zeit wie die vorige in die Gärten ein- geführt; auch ſie erfreut ſich einer weiten Verbreitung und Beliebtheit. Der äußeren Tracht nach ſteht ſie den beiden vorigen ſehr nahe. Man unter⸗ ſcheidet fie, beſonders von B. recurvata, ſogleich durch ihre mehr geraden Blätter und tiefer liegenden Nerven, durch ihre meergrüne Farbe und durch die ſtärker gezähnten Ränder. Es giebt Exemplare, die einen 3 Fuß hohen Stamm haben, der an der Baſis 1 Fuß und am oberen Ende 2—3 Zoll dick iſt. Der Name strieta iſt durchaus unpaſſend, denn alle Blätter, mit Ausnahme der Herzblätter, biegen ſich nach abwärts. 4. B. Bigelovii, auch Dasylirion Bigeloviü. Dr. Bigelow ſammelte dieſe Art 1853/54 auf der Expedition unter Lieutenant Whipple, welche derſelbe zur Unterſuchung der Richtung der Pacific⸗Bahn unternahm, auf den Gebirgen, längs des Fluſſes Williams in Californien. Scott fand die Pflanze gleichfalls in der Sonora. Es iſt eine ſehr beſtimmte, jedoch noch nicht in Cultur befindliche Art. Der Stamm erreicht eine Höhe von 6 Fuß, 15* 228 von 2—3 Fuß im Durchmeſſer. Die Blätter find 3—5 Fuß lang, faft 1 Zoll an der Baſis breit, die dreikantig iſt, lederartig, meergrün, nach der Spitze zu ſich allmählig verſchmälernd. Die 40—50 Nerven liegen ſehr nahe aneinander und vertieft. Der Rand der Blätter zeigt eine rothe Linie, ebenſo eine graue Faſer, die ſich leicht loslöſt, wie es der Fall bei der Yucca filamentosa iſt. Der Blüthenſchaft erreicht eine Linge von 6—8 Fuß. 5. B. erumpens, ſynonym mit Dasylirion erumpens. Heimiſch auf den gebirgigen Theilen von Neu-Mexico und im weſtlichen Texas. Noch nicht lebend eingeführt. Die Blätter ſind dick, lederartig, 2½ —3 Fuß lang, 7 — / Zoll an der Baſis breit, dreikantig, nach der Spitze zu ſich all- mählig verſchmälernd und dann mit einem Faſerbüſchel endigend, wie bei Dasylirion Acrotichum. Sämmtliche Blätter auf der inneren Fläche gerinnt; die Nerven liegen dicht zuſammen, vertieft, der mittelſte am meiſten hervor⸗ ragend. Der Rand iſt rauh, mit kleinen Zähnen beſetzt. ö 6. B. Hookeri (Dasylirion Hookeri und D. Hartwegianum). Stammt aus Mexico, aus der Nähe von Real del Monte und wurde 1846 von Repper nach Kew eingeſand, woſelbſt ſie 1859 blühte und im botaniſchen Magazin abgebildet worden iſt. Im botaniſchen Garten zu Kew befinden ſich zwei ſchöne Exemplare dieſer Art. Die Tracht der B. Hookeri iſt von der aller vorhergenannten ſehr abweichend. Der Stamm der Pflanze bildet in der That eine holzige harte, halbkugelförmige Maſſe, die an den Exemplaren in Kew eine Dicke von faſt 2 Fuß und eine Höhe von 1 Fuß erlangt hat. Dieſe Maſſe iſt in zwei unregelmäßige, rautenförmige Theile getheilt, mit linienförmigen Niederdrückungen zwiſchen dieſen, die auf ihrer ganzen Oberfläche harte und abgerundete Knoten tragen, von etwa 1 Zoll Dicke, aus denen die Blätterroſetten entſpringen. Jede Blattroſette enthält etwa 50 Blätter, die von ihrer Baſis ab zurückfallen, die äußeren find 3—3 70 Fuß lang, ½ Zoll breit gegen die Baſis, nach der Spitze zu allmählig ſchmäler auslaufend. Auf der Rückſeite abgerundet, auf der inneren Seite gerinnt. Nervev etwa 12, deutlich hervortretend. Die Zähne am Rande ſichtbar. Blüthenrispe kurz, 12 — 18 Zoll. 7. B. Hartwegiana, ſynonym: Dasylirion Hartwegianum, D. jun- ceum, Cordyline longifolia, Roulinia longifolia, Beaucarnea gracilis. — Dieſe Art kennt man bis jetzt nur nach getrockneten Exemplaren in den Herbarien, welche Hartweg in den Ebenen bei Zacatecas, Mexico und in Texas, wie Lindheimer und Wright ſammelten. — Der Stamm ſoll ähnlich dem von B. recurvata und glauca fein, jedoch weniger hoch; die Blätter find aber ſehr abweichend, ſehr rauh, 2—3 Fuß lang, 2—3 Zoll breit an der Baſis, nach der Spitze zu allmählig ſchmäler werdend und in eine lange Spitze auslaufend. Die innere Seite gerinnt, die Rückſeite rundlich, öfters rillig. Nerven 6—8, deutlich ſichtbar. Der Rand rauh, fein gezähnt. Blattſtiel ſehr kurz. Blüthen gedrungen in länglicher Rispe, 9—12 Zoll lang und kaum halb fo breit. 8. B. Lindheimeriana (Dasylirion Lindheimerianum, D. tenuifolium). Dieſe Art wurde von Lindheimer und Wright in Texas geſammelt. Bigelow fand ſie in Neu-Mexico und Scott in der Sonora. Sie iſt 229 noch nicht lebend eingeführt. Der Stamm erreicht eine Höhe von 4—5 Fuß. Die Blätter gleichen denen von B. Hartwegianum in der Geſtalt und Nervatur, fie find 2—3 Fuß lang, 3—4 Zoll breit an der erweiterten Baſis, nach der Spitze zu ſchmäler werdend, weniger dick und weniger rauh und faſt glatt auf beiden Flächen; die Ränder ſind ſichtbar gezähnt. 10— 12 Nerven ſind deutlich ſichtbar. Blüthenrispe 1½ Fuß lang und halb ſo breit. 6 Der ſpaniſche Pfeffer, Capsicum. Der ſogenannte ſpaniſche Pfeffer oder die ſpaniſchen Pfefferarten, denn es giebt deren mehrere, wird ſeit uralter Zeit von den Indianern Süd— amerikas cultivirt. Dr. Sagot macht in ſeinen „Mémoire sur les légumes de la Guyane“ einige intereſſante Mittheilungen über die ſpaniſchen Pfeffer, namentlich über Capsicum conicum und conoides, die wir der „Belgique horticole“, März 1873, entnehmen. In Guyana nennen die Arouagaten— Indianer dieſen Pfeffer „Atchi“ und die Galibis „Pomi“. In vielen amerikaniſchen Sprachen findet man die erſte Benennung mehr oder weniger ähnlich wieder, ſo auf Haiti „Aji“ oder „Ahi“. In der Maypure Sprache (Orinako) „A⸗hi“; peruvianiſch „Uchu“, „Huaica“, in Central-Amerika „Ic“; Mexico „Chilli“, in der caraibiſchen Sprache „Cocmoin“; die Chaymas⸗ Indianer (Orinoko) nennen ihn „Pomuey“; in Braſilien iſt dieſer Pfeffer unter dem Namen „Boumari“, in Chili unter dem Namen „Thapi“ be⸗ kannt ꝛc., ein Beweis, wie reich die amerikaniſchen Sprachen an Wörtern ſind, dieſe Pfefferarten zu bezeichnen, die in Amerika heimiſch zu ſein ſcheinen und die ſeit ihrer Entdeckung ſich über alle heißen Länder verbreitet haben und daſelbſt ſehr allgemein geworden ſind. Der Verbrauch dieſes Gewürzes iſt noch jetzt, namentlich von den Eingeborenen in Guyana, ein ſehr be— deutender. Die Neger können kaum ohne daſſelbe leben und auch die Europäer gewöhnen ſich allmählig, je länger ſie in dem heißen Klima leben, daran. Die in Guyana cultivirten Arten ſind meiſt ſtaudig oder ſelbſt halb— ſtrauchartig; ihre Früchte ſind größtentheils ſehr klein und im Verhältniß viel gewürzhafter und beißender, als die des einjährigen Capsicum annuum, eine Art, die nebſt ihren Varietäten vielfach in den europäiſchen Gärten cultivirt und in den Tropenländern als der ſüße Pfeffer bezeichnet wird. Die beiden Arten, welche man am meiſten in den Gärten von Guyana cultivirt antrifft, find der Caracat-Pfeffer (Capsicum conicum) mit zahl- reichen kleinen rothen, koniſchen, dünnen Früchten und der Kaffe- Pfeffer (Capsicum conoides), deſſen Früchte rund oder oval und anfänglich faſt ſchwarz und, wenn reif, völlig roth gefärbt ſind. Beide Arten ſind ſtaudig, erreichen eine Höhe von 1—2 Meter und tragen zu jeder Jahreszeit eine unglaublich große Anzahl von Früchten. Die Schale der Frucht iſt dicker und fleiſchiger, als die der Früchte von Capsicum annuum, und in der Frucht ſind nur wenige Samen enthalten. Eine oder zwei Pflanzen im 230 Garten genügen, um einen großen Hausſtand während des ganzen Jahres mit Früchten zu verſorgen. Neue empfehlenswerthe Pflanzen. Alloplectus Zamorensis Lind. et Andre. IIlustr. hortic. Taf. 110. — Gesneriacee. — Aehnlich dem A. vittatus, aber faſt noch ſchöner. Es iſt eine ſich durch beſcheidenen Wuchs, prachtvoll gefärbte Stengel und Blätter, wie durch goldgelbe, von feurig rothen Kelchen umgebene Blüthen auszeichnende Pflanze, aus Neu-Granada in der Nähe von Zamora eingeführt. Romanzoffia sitehensis Cham. Gartenfl. Taf. 748. — Hydro- leacee. — Eine vom botaniſchen Garten zu Petersburg aus verbreitete kleine perennirende Pflanze von Sitka, die unter leichter Bedeckung wie andere Alpenpflanzen im Freien aushält. In ihrer äußeren Tracht erinnert die Pflanze an eine alpine Saxifrage. Milla uniflora Grah. var. conspicua et violacea. Gartenfl. Taf. 149. — Liliacee. — Das hübſche Zwiebelgewächs Milla uniflora haben wir ſchon zu verſchiedenen Malen empfohlen. Die Blumen der Stammform haben weißliche Blumenblätter mit bläulichem Rande und Mittelnerven. In der Cultur haben ſich einige anders gefärbte Abarten gebildet, die auf oben citirter Tafel abgebildet ſind. Die eine Abart mit weißlichen Blumen hat der engliſche Botaniker Baker als var. conspicua beſchrieben, die zweite hat mehr blaugefärbte Blumen und wurde von Max Leichtlin in Carlsruhe als var. violacea bezeichnet. Die Milla ſind hübſche Zwiebelgewächſe und halten in Carlsruhe unter Laubbedeckung im Freien aus. Brassia chlorops Endr. et Rchb. fil. Garden. Chron. 1873, pag. 542. — Orchidee. — Eine der niedlichen wohlbekannten Brassia glumacea nahe ſtehende Art, aber mit einer ſchmaleren Lippe, durch die ſie ſich von allen bekannten Arten unterſcheidet. Die Blumen ſind grün, ſchwarzbraun gefleckt. Die Lippe iſt heller grün. Dieſe hübſche Art ſtammt von Coſta Rica. Laelia harpophylla Rchb. fil. Garden. Chron. 1873, pag. 542. — Orchidee. — Ob Art oder Species, iſt zweifelhaft. Vielleicht iſt es ein Baſtard zwiſchen einer Brassavola und Laelia cinnabarina, doch wer kann es ſagen. Batemania Burtii Endr. et Rchb. fil. Garden. Chron. 1873, pag. 575. — Orchidee. — Eine intereſſante Art, die G. Wallis in Neu⸗ Granada aufgefunden hat, woſelbſt ſie in Maſſen vorkommt, während ſie von Enders in Coſta Rica geſammelt worden iſt. ö Pescatorea Dayana Rchb. fil. var. splendens. Garden. Chron. 1873, pag. 575. — Orchidee. — Eine prächtige Varietät mit dunkel⸗ violetten Flecken an der Spitze der Sepalen und Petalen und mit ganz dunkel violetter Lippe. Nach Ausſagen von Wallis ſollen eine Menge Varietäten dieſer ſchönen Orchideenart vorkommen. Dieffenbachia latimaculata Lind. et Andr. IIlustr. hortie. Taf. 112. — Aroidee. — Welch eine Menge herrlicher Arten von 1 | 231 Dieffenbachien giebt es nicht jetzt in den Sammlungen! Wir erwähnen hier nur die D. gigantea, Wallisii, Weirii, Verschaffeltii, imperialis, Bausei, Bowmani und Baraquiniana und alljährlich kommen noch neue prächtige Arten hinzu, ſo z. B. die hier oben genannte, die von dem unglücklichen Baraquin an den Ufern des Amazonenſtromes in Braſilien entdeckt und an J. Linden in Brüſſel im Jahre 1869 eingeſandt wurde, gleichzeitig mit der herrlichen D. imperialis. Es zeichnet ſich benannte Art durch ihre großen, ſchön dunkel- und hellgrün ſchattirten Blätter aus, deren Oberſeite noch mit ganz dunkelgrünen Flecken gezeichnet iſt. Odontoglossum vexillarium Rchb. fil. IIlustr. hortic. Taf. 113. — Orchidee. — Wir haben dieſe ausgezeichnet ſchöne Orchidee bereits früher beſprochen. (Siehe Hamburg. Gartenztg. 1872, S. 404.) Cypripedium longifolium Warsc. et Rchb. fil. Belgig. hortic. Taf. 4. — Selenipedium longifolium Rchb. fil. — Orchidee. — Dieſe merkwürdig ſchöne Art wurde von Warscewicz in Central-Amerika, auf der Cordillere von Chiriqui, entdeckt und zuerſt von Reichenbach in der botaniſchen Zeitung beſchrieben. Wir haben die Pflanze ſchon früher öfters beſprochen, und da ſie auch bereits in den meiſten Orchideen-Sammlungen cultivirt wird, ſo bedarf ſie keiner näheren Beſchreibung. Hoplophyllum Lindeni E. Morr. Belgig. hortic. Taf. 5. — Aechmea Lindeni Koch. — Bromeliacee. — Eine hübſche Bromeliacee, von Libon im Jahre 1864 an J. Linden eingeſandt. Erſterer entdeckte fie in der braſilianiſchen Provinz St. Catharina. Cypripedium Argus Rchb. fil. Garden. Chron. 1873, pag. 608. — Orchidee. — In Art des C. barbatum, jedoch mit viel matter ge— färbten Blumen, gehoben durch viele dunkel ſchwärzlich-braune Flecke auf der ganzen Oberfläche der gefranſten weißen Petalen, die grün geadert ſind und eine bräunlich purpurne Spitze haben. Dieſe weniger brillante, aber intereſſante Art wurde von G. Wallis auf den Philippinen entdeckt und an James Veitch u. Söhne in Chelſea eingeſandt. Der Name Argus bezieht ſich auf die vielen Augen ähnlichen Flecke auf den Petalen. Zamioculeas Boivinii Dene. Botan. Magaz. Taf. 6026. — Aroideae. — Im vorigen Jahrgange S. 461 machten wir auf eine Aroidee mit eigenthümlich unpaarig gefiederten Blättern, Zamioculcas Lod- digesii, aufmerkſam; ſeitdem iſt nun eine zweite, ähnliche Art dieſer Gattung nach dem botaniſchen Garten zu Kew gekommen, und zwar ebenfalls von Dr. Kirk, engliſcher Vice⸗Conſul in Zanzibar, welcher dieſe Pflanze an der entgegengeſetzten Küſte dieſer Inſel entdeckt hat. Als Art unterſcheidet ſie ſich weſentlich von Z. Loddigesii, da fie ſcheinbar nur ein einzelnes Blatt treibt, deſſen Blattſtiel an der Baſis nicht ſo ſtark angeſchwollen iſt wie bei der Z. Loddigesii, dahingegen befindet ſich in der Mitte des Stieles eine knotenartige Anſchwellung. Der Blüthenſchaft iſt viel länger und ſchlanker, die Blüthenſcheide größer, länger und mehr lanzettförmig und der Kolben verſchieden geformt. Blüthenſchaft, Blattſtiel und die Blüthenſcheide auf der Außenſeite der 2. Boivinii ift gelblich-grün, dunkelbraun bandirt, wodurch dieſe Theile der Pflanze ein ſchlangenähnliches Anſehen haben. 232 Sedum dasyphyllum var. glanduliferum Moris. Botan. Mag. Taf. 6027. — Sedum glanduliferum Guss. S. corsicum Dub. — Cras- sulaceae. — Eine allerliebfte Varietät des bekannten S. dasyphyllum, die ſich wegen ihres kriechenden Habitus ſehr zur Bepflanzung von Felſenparthien eignet. Sie ſtammt aus Spanien, kommt aber auch auf Sicilien, Corſika und in Calabrien vor, wo ſie auf ca. 7000 Fuß hohen Gebirgen wächſt. Ebenſo wächſt ſie in Nord-Afrika vom Atlas bis nach der Provinz Blidah in Algier und in den gebirgigen Gegenden von Marokko. Freyeinetia Banksii Cunngh. Botan. Magaz. Taf. 6028. — Pandaneae. — Eine bekannte neuſeeländiſche Pflanze, nach Mantell die „Kie Kie“ der Eingeborenen, welche die fleiſchigen Bracteen, Tawhara ge— nannt, verſpeiſen, die von den Coloniſten auch zu einem Gelee bereitet werden, der den Geſchmack wie Erdbeeren hat. Dr. Sinclair ſagt, daß dieſes Nahrungsmittel von den Eingeborenen ſo ſehr geſchätzt wird, daß in einigen Theilen der Inſel die Wälder, in denen die Pflanze zahlreich wächſt, ab- geſperrt werden müſſen, bis die Bracteen an den Pflanzen zum Eſſen tauglich ſind, wo dann die Mitglieder der Gemeinde, welcher der Wald gehört, auf ein gegebenes Zeichen in den Wald laufen und ſich mit dieſem ſüßen Nahrungs⸗ mittel verſorgen. Am häufigſten kommt die Pflanze auf dem nördlichen Theile der Inſel vor und erſtreckt ſie ſich bis zum Oſtcap. — Der Stamm der Pflanze iſt ſehr dünn und ſchlank und biegt ſich von einem der ſie um— gebenden Bäume nach dem andern, oft gefällige Feſtons bildend. Die Blätter werden zur Bereitung von Körben benutzt. — Im Garten zu Kew werden zwei Exemplare cultivirt, von denen das eine, ein weibliches, eine Höhe von 5 Fuß erreicht hat. Beide blühten zum erſten Male in dieſem Jahre. Die Bracteen der männlichen Pflanze find rein weiß, die der weib- lichen helllila. Leider blühten die Pflanzen nicht zu gleicher Zeit, ſo daß keine Befruchtung vorgenommen werden konnte. Odontoglossum tripudians Rchb. fil. Botan. Magaz. Taf. 6029. — Orchideae. — Dieſe herrliche Art wurde von Warscewicz 1849 entdeckt und iſt zuerſt vom Profeſſor Reichenbach beſchrieben worden. — Die großen Blumen dunkel gelbgrün bis auf die Lippe, die weiß und roſa gefleckt iſt, während die Sepalen und Petalen kaſtanienbraun gefleckt und“ bandirt ſind. Chamaedorea Tepejilote Liebm. Botan. Magaz. Taf. 6030. — Stephanostachys Tepejilote Oerst. — Palmeae. — Eine ſehr zierliche, von Herm. Wendland aus Mexiko eingeführte Palmenart, die ſich, wie viele ihrer verwandten Arten, zur Zimmercultur eignet. Crocus Olivieri J. Gay. Botan. Magaz. Taf. 6031. — Crocus Ducheri Boiss. — Irideae. — Urſprünglich auf der Inſel Scio in der Levante von dem franzöſiſchen Reiſenden und Botaniker Olivier entdeckt. Später iſt dieſe hübſche Art auch in der Fichten-Region von Attica in Griechenland in einer Höhe von 1—-3500 Fuß von Profeſſor Orphanides und von Heldreich unter ſchmelzendem Schnee auf dem Berge Parmes gefunden worden. — Es iſt eine hübſche Art mit brillant orangegoldigen Blumen, die ſehr zeitig im Frühjahre erſcheinen. | 233 Phajus Blumei Lindl. var. Bernaysii Rchb. fil. Botan. Magaz. Taf. 6032. — Limodorum Incarvillei.— Orchideae. — Es ſcheint dieſe Varietät ſich nur durch die Färbung der Blume von P. Blumei zu unter- ſcheiden, und es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß ſelbſt P. Blumei eine Varietät des P. grandifolius Lour. iſt. Profeſſor Reichenbach unterſcheidet drei Arten dieſer Gattung, nämlich: 1. P. grandifolius mit ſpitzen Sepalen und Petalen, die Spitze der Lippe nicht eingeſchnitten, Sporn kurz, dick; 2. P. Blumei, Sepalen und Petalen zugeſpitzt, Spitze der Lippe ſpitz, Sporn kurz, dick; 3. P. Wallichii, Sporn länger und ſchlanker. Es dürften dieſe drei Arten vielleicht auch nur als Unterſpecies zu betrachten ſein. — P. grandi- folius Lour. ſtammt aus Auſtralien, aus welchem Lande Müller vier Arten beſchrieben hat, nämlich P. australis, P. leucophaeus von der Rockingham Bay, P. grandifolius aus verſchiedenen warmen Gegenden der Oſtküſte und P. Carroni. Müller ſagt, daß P. australis und leucophaeus erſt noch näher mit P. grandifolius zu vergleichen find, um fie als eigene Arten ſicher aufſtellen zu können. Nach den Abbildungen des P. grandifolius (Bletia Tankervilliae) und P. bicolor Lindl. zu urtheilen, kann man bei⸗ nahe annehmen, daß dieſe mit den auſtraliſchen Arten und P. Blumei alles Varietäten einer Art ſind, ſich durch die Länge des Sporns unterſcheidend, und von denen P. Wallichii Wall. eine Form mit einem ſchmaleren Mittel- lappen an der Lippe iſt. Iſt dies der Fall, ſo hat der Typus eine weite geographiſche Verbreitung, von China und Ceylon über die Malayſchen Inſeln bis nach denen des ſtillen Meeres. 4 P. Blumei var. Bernaysii, ob Art oder Varietät, unterſcheidet ſich von allen oben genannten Arten durch die auf der inneren Seite gelb ge— färbten Sepalen, Petalen und Lippe; auch iſt der Sporn kürzer als bei P. grandifolius. P. veratrifolius Lindl. von Sylhet ſoll gelbe Blumen haben, P. flavus von Java nach Blume nicht verſchieden von P. Bernaysii. — Jedenfalls iſt die hier genannte Varietät eine ſehr beachtenswerthe Pflanze. Kiphion Histrio Rchb. fill. Botan. Magaz. Taf. 6033. — Iris Libani Reut. — Iridaceae. — Es iſt dies eine allerliebſte Art, die von Gaillardot auf dem Berge Libanon und auf dem Berge Gerizim in Paläſtina aufgefunden worden if. Am nächſten ſteht fie dem X. reticula- tum. — Die Blätter an der ſchlankwüchſigen Pflanze find etwa 1 Fuß lang, ¼ Zoll breit, linien-pfriemförmig, zugeſpitzt, 4kantig. Blüthenſchaft ſehr ſchlank, dicht mit Scheiden beſetzt. Blumen 3 Zoll im Durchmeſſer, blau. Die äußeren Segmente ebenfalls blau mit dunkelpurpurnen Rippen und Adern auf der Außenſeite gezeichnet. Die innere Seite derſelben dunkel- blau am Rande, nach der Mitte zu heller, goldgelb ſchattirend. Eine ſehr zu empfehlende Irisart. Acranthus arachnitis Lindl. Botan. Magaz. Taf. 6034. — Dendrobium arachnitis P. Th. — Orchideae. — Eine ſehr eigenthümliche Orchidee von nur geringer Schönheit, weshalb dieſelbe auch nur für bota- niſche Sammlungen Intereſſe haben dürfte. | Hypoxis longifolia Bak. Botan. Magaz. Taf. 6035. — Hy- poxideae. — Dieſe ſehr diſtinkte Hypoxis-Art wurde von Cooper von der 234 Algoa⸗Bay in England eingeführt, und wenn auch an ſich nicht unſchön, fo iſt ſie doch weniger den Blumenfreunden zu empfehlen. Crocus Sieberi Gay. Botan. Magaz. Taf. 6037. — Crocus nivalis Bory et Chaub., C. sublimis Herb., C. vernus Sibth. et Sm. — Irideae. — Eine ſehr gewöhnliche griechiſche Pflanze, vielleicht die gemeinfte jenes Landes; ſie wächſt vielfach auch in Bosnien, auf Creta und in der Herzogowina. Für die Blumenfreunde hat dieſelbe jedoch nicht mehr Werth als unſere gewöhnlichen Garten-Crocus. Congreß deutſcher Gärtner und Gartenfreunde in Wien 1873. Im Einvernehmen mit dem Hamburger Gärtner-Verein und im Einklang mit dem im Jahre 1869 daſelbſt von der Verſammlung deutſcher Gärtner gefaßten Beſchluß, ihm die Beſtimmung des nächſten Verſammlungsortes zu überlaſſen, beehrt ſich das vom Verwaltungsrath der k. k. Gartenbau-Geſellſchaft in Wien eingeſetzte Comité, behufs einer Fortſetzung der daſelbſt angebahnten wiſſenſchaftlichen Verhandlungen, die Gärtner und Gartenfreunde Deutſchlands zu einem am 20. Auguſt d. J. in Wien zu eröffnenden Congreß freundlichſt einzuladen.“) f Von der Anſchauung ausgehend, daß ein derartiger Congreß den fach— wiſſenſchaftlichen Intereſſen der Horticultur nur förderlich ſein könne und den von verſchiedenen Seiten in dieſem Sinne geäußerten Wünſchen ent⸗ ſprechend, glaubten die Unterzeichneten zur Erfüllung derſelben keine paſſendere Gelegenheit, als die in dieſem Jahre ſtattfindende internationale Welt⸗ ausſtellung finden und keine günſtigere Zeit, als die bezeichnete, hierzu wählen zu können. Im Hinblick auf die bei der Weltausſtellung aus allen Ländern zu⸗ ſammenfließenden werthvollen Producte des Bodens und der menſchlichen Thätigkeit und der dadurch vielfach gebotenen Anregung zu weiteren Fort⸗ ſchritten in jeder Richtung, und in Berückſichtigung der für den Beſuch der Umgebungen Wiens günſtigſten Jahreszeit, ſchmeicheln ſich die Unterzeichneten, daß ihrer Einladung zu einer derartigen Zuſammenkunft von Fachgenoſſen in ausgedehnterem Maße als je zuvor Folge gegeben werden dürfte. Das Comité wird zur Erreichung dieſes Zweckes beſtrebt ſein, den Fachgenoſſen einen Centralpunkt ſowohl zur Beſprechung wiſſenſchaftlicher Angelegenheiten, als auch zur geſelligen Vereinigung in den Localitäten der Gartenbau⸗Geſellſchaft zu ſchaffen und ſich bemühen, den Beſuch des Con⸗ greſſes bezüglich der Eiſenbahn-Fahrpreiſe nach Möglichkeit zu erleichtern. Bei rechtzeitig erfolgter Anmeldung dürfte es denſelben ſogar gelingen, den Theilnehmern Anweiſungen auf vom Comité für ſie gemiethete beſcheidene *) Ueber einen zur Zeit der Obſt⸗Ausſtellungen eventuell abzuhaltenden Pomo⸗ logen-Congreß ermangelte die Gartenbau-Geſellſchaft nicht, bei dem betreffenden Vorort bereits anzufragen und wird ohne Zweifel von demſelben im Zuſtimmungs⸗ falle die Veröffentlichung rechtzeitig veranlaſſen. 235 Wohnungen um den Preis von 2—3 Gulden per Tag zu übermitteln. In zdieſer Beziehung iſt es unter den gegebenen Verhältniſſen dringend noth- wendig, dem Comits die Betheiligung an dem Congreſſe und im Falle der Reflectirung auf eine Wohnung, den Tag der Ankunft ſowie die Dauer des projectirten Aufenthaltes vor dem 15. Juli d. J. ſchriftlich kundzugeben. Zur Beſtreitung der Unkoſten, die dem Comité aus dieſer Veranlaſſung, ſowie durch Feſtſtellung der den Theilnehmern zu gewährenden Begünſtigungen erwachſen, iſt die mit der Beitritts-Erklärung des Einzelnen verbundene Einſendung von 6 fl. öſt. Währ. — 4 Thlr. pr. Cour. eine unerläßliche Bedingung, ohne deren Erfüllung die Zuſendung einer Theilnehmer-Karte nicht erfolgt. Dieſe Karte berechtigt zum unentgeltlichen dreimaligen Beſuch der Welt— ausſtellung, zur unentgeltlichen Fahrt nach Laxenburg, Baden und Kloſter⸗ neuburg, ſowie zur Erlangung der von den Eiſenbahnen zu gewährenden Fahrbegünſtigungen. Karten zur Fahrt auf der Semmering-Bahn, ſowie zu dem am Schluſſe des Congreſſes ſtattfindenden Banket ſind am Abende des 19. Auguſt im Congreßlocale gegen Vorzeigung der Mitgliedskarte und Erlegung des be— treffenden Betrages entgegenzunehmen. Zuſchriften, namentlich Anträge zum Kartenverkauf, die im folgenden Programm berührten Bortrags- Anmeldungen u. ſ. w. find einfach an die k. k. Gartenbau-Geſellſchaft in Wien mit der Bezeichnung Gärtner— Congreß-Comité zu richten. Das Programm für den Congreß lautet vorbehaltlich nachträglicher Veränderungen wie folgt: Programm für den Congreß deutſcher Gärtner und Gartenfreunde 1873. Am 19. Auguſt Abends um 8 Uhr im Locale der Gartenbau-Geſellſchaft Vorverſammlung und Begrüßung von Seite der Geſellſchaft. Wahl des Vorſtandes. Am 20. Auguſt Beſichtigung der Gartenbau- und Welt-Ausſtellung. Abends um 6 Uhr im gedachten Locale: Eongreß. Tagesordnung: 1. Bedeutung der Ausſtellungen für den Gartenbau. Referent Profeſſor Dr. E. Fenzl. — 2. Einfluß des Leuchtgaſes auf das Leben der Pflanzen. Von Jürgens. „ 21. „ N Beſichtigung der Welt-Ausſtellung. Abends um 6 Uhr: Congreß. | „ 22. „ — Fahrt nach Laxenburg und Baden. „ 23. „ Beſuch der Weinbauſchule in Kloſterneuburg. Abends um 6 Uhr: Congreß. Tagesordnung: 1. Wahl des neuen Congreßortes. „ 24. „ Semmeringfahrt bis Mürzzuſchlag. „ Bale der Welt⸗Ausſtellung. Nachmittag 5 Uhr: anket. | 236 Vervollſtändigt wird dieſes Programm, nachdem von den verſchiedenen Congreß-Mitgliedern Gegenſtände zur Verhandlung bezeichnet ſind, deren Auswahl und Reihenfolge das Comité ſich vorbehält. Es wird deshalb gebeten, die betreffenden Anträge bis 15. Juli beim Comité anzumelden. Wien, den 16. Mai 1873. | Das Comité: Carl Gundacar Freiherr von Suttner, Regierungsrath Profeſſor Dr. Eduard Fenzl, Johann Freiherr von Mayr, Profeſſor Dr. Heinrich Wilhelm Reichardt, Friedrich Gerold, Daniel Hooibrenk, A. C. Roſenthal. Feuilleton. Die Oſcherslebener Penſées von L. Schwanecke erfreuten ſich auf der diesjährigen Pflanzen- und Blumen-Ausſtellung in Hamburg des all⸗ gemeinſten Beifalls. Herr Schwanecke widmet ſeit 15 Jahren dieſer ſo beliebten Pflanze die größte Sorgfalt und hat ſomit auch ausgezeichnete Re— ſultate in der Anzucht von neuen Färbungen und Zeichnungen in den Blüthen derſelben erzielt. Herr Schwanecke hat ſeine Violen, von denen er Samen erntet und dieſen, wie auch Pflanzen in den Handel giebt, in 10 Gruppen getheilt, die er folgendermaßen kennzeichnet: 1. Purpurea marmorata marginata. Die Blumen haben eine purpurfarbene Grundfarbe mit weiß oder gelb gezeichnet und gerandet. Vollkommene Prachtblumen in Größe, Bau und Haltung und reichem Farbenſpiel. 2. Bronze- und aurikelfarben, in den mannigfachſten Farben, in lila, braun, bronze, verlieren auch im hohen Sommer die Farbe nicht, groß und rund gebaut. 3. Goldrand, ſchönes goldgelb und große Augen, ſchön gelb gerandet und ſchön gezeichnet, ganz conjtant. . Negerfürft, ſchön atlasſchwarz, großblumig, rund gebaut. . Azurea, prächtiges azurblau, in der Mitte dunkler. . Cyanea, ſanftes himmelblau, großblumig, ſehr verbeſſert. Engliſche, großblumig, mit großen Augen, rundem Bau. Gelb und gelbliche Farben. Purpurea oculata, Neuheit, purpur mit ſcharf markirter Augenzeichnung, die mehr als die Hälfte der ganzen Blume einnimmt, ſo— wie ſcharfem weißen Rand, ganz conſtant. 10. Neueſte großblumige franzöſiſche, ausgezeichnet durch die großen, deutlich ausgeprägten 5 Flecke und das eigenthümliche Farbenſpiel. Von Ende Auguſt an verſendet Herr Schwanecke obige Sorten in allen Farben gemiſcht oder auch einzelne Farben für ſich. Odontoglossum vexillarium. Die hier genannte Orchidee iſt eine der neueſten, ſeltenſten und prachtvollſten. Die vielen Verſuche, lebende D D m 237 Pflanzen nach Europa zu bringen, find lange Zeit fehlgeſchlagen und hunderte, ja man kann ſagen, tauſende von Wallis, Roezl, St. Low, Warscewicz, Linden, Skinner geſammelte und nach Europa geſendete Exemplare kamen todt an (ſiehe Hamburg. Gartenztg. 1872, S. 404), bis es endlich James Veitch in Chelſea gelungen iſt, in Beſitz lebender Pflanzen zu gelangen. Eine Abbildung dieſer vortrefflichen Orchidee findet ſich in der „Ilustr. hortic.“ Taf. 113. (Siehe unter „neue empfehlenswerthe Pflanzen“ S. 231 dieſes Heftes.) In der Verſammlung der königl. botaniſchen Geſellſchaft und in der der königl. Gartenbau⸗Geſellſchaft in London Anfangs Mai d. J. war ein blühendes Exemplar des Odontoglossum vexillarium ausgeſtellt und erregte daſſelbe wegen ſeiner Schönheit nicht nur unter den Orchideenfreunden, ſondern auch unter allen Pflanzenfreunden die größte Bewunderung. Waren die Blühen, bemerkt Gardener's Chronicle, ſchon an einem ſchwachen, erſt in jüngfter Zeit importirten Exemplare ſo auffallend ſchön, was werden ſie nicht erſt ſein, wenn die Pflanze ſich in trefflicher Cultur befindet. Das O. vexillarium ſcheint, wie viele Arten dieſer ſchönen Gattung, ſehr in der Geſtalt der Blüthe zu variiren, namentlich in der Form der Lippe. Die Einführung dieſer Orchidee wird der Liebhaberei für die Cultur der Kalthausorchideen einen neuen Impuls geben. — Die erſten Blüthen dieſer Neuheit öffneten ſich am 19. April zum erſten Male in Europa. Die flache Lippe giebt der Blume etwas Aehnlichkeit mit O. Phalaenopsis. Die Palmeu⸗Anzucht von J. Linden in Gent. Neben den vielen hunderten der ſeltenſten und ſchönſten Pflanzenarten, neben den tauſenden von Farnen, Cycadeen, Dracänen, Maranten, Orchideen, Cacteen, Camellien, Azaleen, Conifeeren ꝛc. ꝛc., die in dem J. Linden'ſchen Etabliſſement zu Gent cultivirt werden, nimmt die Anzucht junger Palmen und deren Cultur eine ſehr hervorragende Stelle ein. Es erregt ein wahres Erſtaunen, wenn man dieſe tauſende und abertauſende von jungen Palmen ſieht (nach authentiſcher Quelle ſollen mindeſtens 100,000 junge Palmen vorhanden ſein) und zwar meiſt nur von ſchönen Arten. — Die Samen, die direct importirt werden, werden in Näpfe geſäet und, wenn nöthig, werden die jungen Pflanzen ſpäter einzeln in Töpfe gepflanzt und dieſe dann in ein Lohbeet eingefüttert, worin die Pflänzchen ſehr ſchnell und kräftig zu hübſchen Pflanzen heran⸗ wachſen. Von den 40 vorhandenen Gewächshäuſern ſind allein 10 bis 12 mit Palmen angefüllt. Hundertweiſe werden abgegeben: Areca lutescens, rubra, Caryota urens, Chamaedorea elegantissima, Corypha australis, La- tonia borbonica, Oreodoxa regia, Seaforthia elegans, Thrinax elegans u. d. m. In der Orchideen⸗Sammlung zu Chatsworth, ſchreibt ein Correſpondent in Gardener's Chronicle, befindet ſich eine große Anzahl von Prachtexemplaren, die ſobald nicht von anderen übertroffen werden dürften. So ſtanden z. B. in dem Hauſe der indiſchen Orchideen zwei Vanda suavis in Blüthe, die eine hatte 31 Blüthenrispen und an einer Rispe befanden ſich 17 Blumen! Jedes dieſer zwei Exemplare hatte an 10 Triebe oder Köpfe und der Leit⸗ trieb hatte eine Höhe von 9 Fuß; der Zuſtand der Pflanze war ein vor⸗ züglicher. Eine Vanda teres hatte 10 Blüthenrispen, völlig entwickelt, 238 einen prächtigen Anblick gewährend. Vanda tricolor war mit 7 Blüthen⸗ rispen in Blüthe und ſo eine Menge anderer Arten dieſer prächtigen Orchideengattung. Nicht minder ſchön waren die Aerides, Saccolabium und Angraecum. Unter den Kalthaus-Orchideen befand ſich ein Phajus Wallichii mit 30—40 Blüthenſchaften; Oncidium sphacelatum Philipsii hatte 60 Blüthen⸗ rispen, ſich nach allen Richtungen hin ausbreitend, und ſo viele andere Arten mehr. Dieſe ausgezeichnete Orchideenſammlung ſteht unter der Ob⸗ hut des Gärtners Speed. Große Roſen⸗ ꝛc.⸗Ausſtellung in Spaa. In der Stadt 1 in Belgien wird unter dem Protectorate der Communal-Verwaltung am 29. und 30. Juni eine große Roſen⸗Ausſtellung ſtattfinden, zu der aber auch Zierpflanzen, abgeſchnittene Blumen des freien Landes und Producte aus der Ardennen-Flora zugelaſſen werden. Das bezügliche Programm enthält 11 Concurrenzen mit je zwei Preiſen, die in goldenen, vergoldeten und ſilbernen Medaillen beſtehen. Gärtner und Gartenfreunde werden eingeladen, ſich bei dieſer Ausſtellung zu betheiligen, und hat man ſich dieſerhalb ſchriftlich an den Director des Caſino, Hyacinthe Kirſch, zu wenden. Die Pflanzenſammlung von M. Leichtlin in Carlsruhe. Max Leichtlin, der durch feine reiche Liliaceenſammlung eine ausgebreitete Be- rühmtheit in Europa erlangt hat, wird in Form einer eleganten Broſchüre einen Catalog ſeiner Pflanzenſammlung herausgeben. Die Pflanzenſammlung von Max Leichtlin beſteht aus einer großen Anzahl der vorzüglichſten Zwiebelgewächſe, ſie enthält die ſeltenſten und am ſchwierigſten zu culti⸗ virenden Arten, ſowohl für's freie Land, als auch ſolche, die in einem kalten Kaſten oder in einem Gewächshauſe zu überwintern ſind. Die Liliaceen, die Irideen und die Amaryllideen ſind am zahlreichſten vertreten. Von der Gattung Lilium cultivirt Max Leichtlin mehr als hundert Arten, dann folgen die Iris, die Fritillarien ꝛc. Die Aechtheit des Guano zu erproben. Es giebt mehrere Mittel, wodurch ſich die Verfälſchungen, denen der peruaniſche Guano leider ſo oft unterworfen wird, erkennen laſſen, die meiften find jedoch zu koſtſpielig und zeitraubend. Die nachſtehend angegebenen Mittel ſind jedoch ſehr einfach und ſicher und verdienen allgemein bekannt zu werden. Man thut eine Fingerſpitze voll Guano in einen eiſernen Löffel und läßt ihn ſtark durchglühen: der ächte peruaniſche Guano muß eine bläulich weiße Aſche hinterlaſſen; der verfälſchte Guano wird dagegen eine röthliche oder ſchmutzig gelbe Aſche liefern. Dieſes Mittel iſt untrüglich. Guano, den man in ein Glas mit Waſſer wirft, ſinkt zu Boden und läßt auf der Oberfläche des Waſſers keine fremden Beſtandtheile zurück, was jedoch der Fall ſein würde, wenn er verfälſcht iſt. Der gute Guano hat entweder eine gelbliche Farbe, in der weiße Punkte erkennbar find, oder eine dunkelbraune Färbung, er darf aber nie⸗ mals eine rothe Farbe beſitzen, denn dies iſt ein ſicheres Zeichen, daß er mit Meiillones⸗ und Baker⸗Guano von geringerem Werthe untermiſcht iſt. (Belg. hortic.) 239 Die königl. Lehranſtalt für Obſt⸗ und Weinbau in Geijenheim im Rheingau erfreut ſich, wie ſich erwarten ließ, ſeit ihres Beſtehens einer bedeutenden Frequenz. Das Sommerſemeſter hat bereits am 21. April begonnen. Die Lehrgegenſtände beſtehen in: Botanik, vorgetragen von Dr. David; Phyſik, Profeſſor Dr. Neubauer; Zoologie und allgemeinem Pflanzenbau, Dr. Freiherr von Canſtein; Mathematik, Stereometrie und Trigonometrie, Herr Meyer; Feldmeſſen, Proportionslehre und geometiſchem Zeichnen, Obergärtner Teichler; Weinbau, Herr Umber; Obſtbau, Gemüſe— bau und Landſchaftsgärtnerei mit Blumenzucht, Director Hüttig. — Prak— tiſche Demonſtrationen in Seidenbau und Bienenzucht, Garten- und Weinbau, botaniſche, zoologiſche und mineraliſche Excurſionen. Während des Winterſemeſters 1872/73 wurde auch einfache Buchhaltung gelehrt, die doppelte ſoll im Semeſter 1873/74 gelehrt werden, ebenſo wurde kaufmänniſche Correſpondenz vorgetragen. Die Eleven machten im Copiren größerer Gartenpläne, wie im Blumen- und Früchte-Malen große Fort⸗ ſchritte und wird damit im nächſten Winterſemeſter fortgefahren werden, ebenſo im Planzeichnen durch Entwerfen von Garten-Anlagen, correſpondirend mit den Vorträgen über Landſchaftsgärtnerei, die mit denen über Wildbaum⸗ zucht vier Semeſter in Anſpruch nehmen. Im vierten Semeſter tritt an Stelle des Feldmeſſens das Nivelliren mit dem entſprechenden Zeichnen und Rechnen. An Stelle der Phyſik in den erſten zwei Semeſtern tritt die Chemie in den letzten zwei Semeſtern des Curſus von zwei Jahren. An Stelle der Zoologie im erſten Semeſter tritt die Mineralogie im zweiten Jahre. Botanik wird durch alle vier Semeſter in wöchentlich 4—5 Stunden vorgetragen. Näheres über Aufnahme der Zöglinge ertheilt der Director der Anſtalt O. Hüttig. Lapageria rosea grandiflora. Die Handelsgärtner Fisher, Holmes u. Co. in Sheffield beſitzen eine neue ſchöne Varietät der Lapa- geria rosea. Die Blumen derſelben ſind viel dunkler gefärbt, als die der reinen Art; die Blumenröhre iſt viel länger, die Blätter ſind größer und feſter und die Blüthenerzeugung iſt eine ſehr reiche. Wiſſenſchaftliche Eutdeckungsreiſen in Auſtralien. Die Regierung zu Adelaide (Auſtralien) läßt eine Expedition ausrüſten, um die noch un- erforſchten Gegenden zwiſchen Central Mont Stuart und der weſtlichen Küſte Auſtralien zu durchforſchen. Dieſe Expedition ſteht unter dem Befehle von Major Warburton. Mit dem Einſammeln und Ordnen der Natur- gegenſtände, namentlich der botaniſchen, iſt ein gewiſſer Berry betraut worden. Die Karawane wird von Beltana abreiſen und denſelben Weg nehmen, den der unglückliche Leichardt genommen hatte. Drei Kameele ſind allein für den Transport der botaniſchen Sammlungen beſtimmt. (Ilustr. hortic.) 240 Perſonal⸗Notizen. — f. Charles J. Perry, nicht nur in ſeinem Vaterlande, England, ſondern auch auf dem Continent als einer der bedeutendſten Züchter von Floriſten⸗Blumen rühmlichſt bekannt, iſt am 12. April dieſes Jahres ge⸗ ſtorben. Ihm verdanken wir eine große Anzahl ganz ausgezeichnet ſchöner Georginen, Verbenen, wie auch Roſen, die ſich noch lange in der Gunſt der Blumenfreunde erhalten werden. — f. Nach einer Mittheilung der IIlustr. hortic. iſt der berühmte bo- taniſche Sammler in Auſtralien, Bowman, geſtorben. Die Entdeckung einer großen Anzahl neuer Pflanzen haben wir ihm zu danken, wie er auch der Erſte war, der die ſchöne auſtraliſche Palme Ptychosperma Alexandrae auffand. — f. Der k. Rath Joſ. G. Beer in Wien verſchied am 13. März d. J. im 69. Lebensjahre. Der Verſtorbene hat ſich nicht nur als Pflanzen— und Gartenfreund, ſondern auch als Botaniker einen großen Namen erworben. — Der Generalſecretair der k. k. Gartenbau-Geſellſchaft in Wien, Dr. H. W. Reichardt, iſt zum außerordentlichen Profeſſor der Botanik an der k. k. Univerſität zu Wien ernannt. — Auf der letzten großen (9.) internationalen Pflanzen-Ausſtellung in Gent wurden dem Etabliſſement neuer Einführungen ꝛc. von J. Linden in Brüſſel und Gent nicht weniger als 27 Preiſe zuerkannt, nämlich: 9 goldene, 8 vergoldete und 10 ſilberne Medaillen. Correſpondenz: Nau in Vorwerk. Dankend erhalten, wird gern benutzt. Van H. .. e in Gent. Für das Geſandte vielen Dank. Mit großem In⸗ tereſſe geleſen. Dr. Sch in Chriſtiania. Mit großem Vergnügen werde von dem mir ſo freundlichſt geſandten Werke Notiz nehmen. Stelle - Hefud). 4 Ein Gärtner, 30 Jahre alt, beſonders in der Obſt- und Weincultur, im Freien und unter Glas, erfahren, der ſeit mehreren Jahren einer großen Privatgärtnerei als Obergärtner vorſteht, ſucht eine ähnliche Stellung zu Michaelis oder ſpäter. 0 Gefällige Adreſſen erbittet Herr Böwig in Königslutter, Heil⸗ anſtalt. dDieſem Hefte liegt gratis bei: 1) Nobbe, Handbuch der Samenkunde. Verlag von Wiegandt u. Hempel, Berlin. 2) Taſchenberg, Entomologie für Gärtner oder Naturgeſchichte der ſchäd⸗ lichen Inſecten, ihrer Feinde und die Schutzmittel dagegen. Verlag von E. Kummer, Leipzig. Druck von F. E. Neupert in Plauen. 241 Einige Worte über künſtlichen und natürlichen Dünger. Von A. Siebert, Vorwerk. Die dritte Nummer dieſes Jahrgangs des deutſchen Gärtner-Vereins— Blattes brachte unter Anderem eine Annonce über das von Ludwig Michaelis in Gr.-Glogau präparirte Hornmehl. — Wenn auch ſchon zu verſchiedenen Malen über künſtlichen ſowohl, als auch natürlichen Dünger in dieſer Zeitſchrift geredet, ſo kann ich es doch nicht unterlaſſen, auch meine Beobachtungen dem hinzuzufügen, worüber eigentlich ſchon ohnedies Gelehrte und Fachmänner genug geſchrieben haben. Obgleich Schreiber dieſer Zeilen mit dem obengenannten Hornmehl noch keine Verſuche angeſtellt hat, wohl aber mit den ſchon längſt bekannten und vielfach angewandten Hornſpähnen, glaubt er ſich nicht zu irren, wenn er der Meinung iſt, daß dieſes Hornmehl gar keine andere oder vielmehr beſſere Wirkung auszuüben vermag, als eben Hornſpähne zu wirken im Stande ſind. Meiner Anſicht nach beruht der Vortheil nur darin, daß erſteres eher löslich iſt, als letztere ſind, folglich auch ſchneller verbrauchs— fähig, denn bekanntlich brauchen doch Hornſpähne einige Monate zur richtigen Auflöſung, während ſich Hornmehl nach der Ausſage des L. Michaelis in ca. 14 Tagen, was ja auch leicht denkbar iſt, auflöſen ſoll. Ich fühle mich alſo daher verpflichtet, den verehrlichen Leſern Einiges aus Erfahrung mit— zutheilen und gleichſam auf dieſes neue Düngungsmittel aufmerkſam zu machen. Die Hauptbedingung, wenn alſo bei Pflanzen Dünger angewandt werden ſoll, iſt die, ihn zu rechter Zeit und in gewiſſen Quantitäten den Pfleglingen zu reichen. Vorſicht und Mäßigkeit iſt zu allen Dingen nütze. Mancher Gärtner und Laie iſt oftmals im vollen Rechte, wenn er ſagt, nur durch Gießen mit Dünger ſind mir meine Pflanzen zu Grunde ge— gangen, und mag dieſes auch wohl ſeinen richtigen Grund darin haben, daß entweder der Dünger zu oft gereicht worden oder die Conſiſtenz zu ſtark geweſen iſt, oder auch waren es Pflanzen von zu empfindlicher Natur, die den Dünger nur in ſehr geringer Menge oder faſt gar nicht ertragen können; der Betreffende iſt aber im Allgemeinen ſelbſt Schuld daran. Hätte er ſich die oben angeführten Bedingungen dabei mehr vergegenwärtigt, welche ja doch immerhin beim Gießen mit Dünger beachtet werden müſſen, ſo hätte er auch nicht Verluſt und Verdruß zu erleiden brauchen, ſondern im Gegentheil Vortheil und Freude davon tragen können. Daher kommt es, daß der Eine ſeine Cultur vertheidigt, der Andere ſie verſchmäht, weil ſie ihm keinen Vortheil verſpricht. Und ſo iſt es. Es ſoll hier jedoch keineswegs unſere Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band IXIX. 16 242 Abſicht ſein, für ein Pro oder Contra einzutreten, ſondern wir wollen nur referirend erſcheinen. Ferner glaubt Mancher, kränkelnden Pflanzen entweder durch Umpflanzen mit fetter Erde oder durch Dünger aufhelfen zu können, dieſes wirkt jedoch gerade entgegengeſetzt und führt häufig das gänzliche Abſterben derſelben herbei. Umpflanzen in andere Erde iſt natürlich ganz nothwendig; die Pflanzen bringt man alsdann in ein Warmbeet, damit ſie eher anwurzeln und ſchneller wieder in Vegetation treten können, begoſſen wird im nöthigſten Falle mit reinem Teich- oder Flußwaſſer, welches viel einwirkender auf das neue Leben derſelben iſt. Dieſes habe ich noch in letzterer Zeit bei Heliotrop, Verbenen, Hortenſien ꝛc. richtig wahrgenommen. Künſtliche Düngemittel alſo, wie Hornmehl, Hornſpähne und was es ſonſt noch für derartige geben mag, können in löslicher ſowohl als auch in trockener Form den Pflanzen gereicht werden. Erſtere habe ich ſtets für beſſer gefunden, und hatten wir namentlich in der Gärtnerei von Jühlke Nachfolger in Erfurt bei Calceolarien, Celoſien ꝛc. überaus günſtige Re⸗ ſultate damit erzielt. Die Celoſien waren vorher im ſogenannten Pikir⸗ hauſe in Näpfe ausgeſäet, bald nach ihrem Aufgehen in Schalen und Käſtchen pikirt, und nachdem ſie zum Verpflanzen groß genug waren, wurden zwei Lagen mit denſelben bepflanzt, welche ich darob in meine Behandlung er⸗ hielt. Vorläufig war nur mäßiges Beſpritzen nöthig, Schattenhorden zu legen durfte jedoch nicht bei Sonnenſchein verſäumt und Luft anfangs nur wenig gegeben werden, durch welches Alles ja doch das ſchnellere Anwachſen bezweckt wird. Als ſie angewachſen waren, wurden bei ſchönem Wetter die Fenſter am Tage ganz entfernt, dafür jedoch die Horden bei zu preſſem Sonnenſchein aufgelegt. Das Gießen wurde nun immer mehr erforderlicher und wurde damit, wenn die Pflanzen aus ihrer Umgebung keine Nahrung mehr aufzunehmen vermochten, das Erdreich alſo vollſtändig ausgetrocknet war, in folgender Weiſe verfahren. Alles, was man pflanzt, wird doch ge⸗ wöhnlich in Verband oder, was daſſelbe iſt, in's Kreuz gepflanzt, jo auch hier. Ganz bequem ließen ſich daher Rillen 4 Centim. tief zwiſchen jeder Reihe machen, die darauf mit Waſſer zur Genüge angefüllt und alsdann, wenn daſſelbe in die Erde eingedrungen war, wieder geebnet werden konnten. Dieſes geſchah deswegen, weil die Celoſien ſehr an Stammfäulniß leiden, die durch dieſe Methode fern gehalten wurde. Wie nun die Pflanzen ſo recht in ihrer vollen Wachsthumsperiode begriffen waren, wurde zuweilen ein Düngerguß, je nach ſeiner Stärke unter Waſſer gemengt, denſelben ver⸗ abreicht. Nach Verlauf von ein paar Monaten waren wir höchlichſt erſtaunt, unſere Celoſien in einer ſolchen Größe zu ſehen; ſie trugen ihre Kämme ſtolz und leuchteten in den damals bekannten Farben ſchon in der Ferne, ja ein wahrhaft majeſtätiſches Ausſehen erregten die hohen Sorten, weil doch die Zwerg⸗-Arten von nur geringer Höhe find, wobei man ſich gleichſam an den Hahn erinnerte, wenn er ſo ſtolz zwiſchen einer Truppe Hühner ein⸗ hergeht und zuweilen ſeinen bekannten Ausruf ertönen läßt. Auch erfreuten ſich ihrer alle Beſucher des Etabliſſements, die von fern und nah um dieſe Zeit herbeigeeilt kamen, um die großartigen Culturen in Augenſchein nehmen zu können. Die Samenernte, die ich perſönlich nicht mehr habe mit wahr⸗ 243 nehmen können, weil ich aus Geſundheitsrückſichten obige Anſtalt verlaſſen mußte, ſoll, wie mir ein Freund und College von dort berichtete, zu Gunſten der Principäle ausgefallen ſein, welches mir natürlich ſehr lieb war, denn wer erfreut ſich nicht an Solchem, was er von Jugend an gepflanzt! Mit Hornſpähnen, in trockener Form gegeben, habe ich noch keinen ſo ſichtbaren Erfolg gehabt, im Gegentheil habe ich Pflanzen dadurch theilweiſe zu Grunde gehen ſehen. Alte Hortenſien, die des Umpflanzens ſchon ſo ſehr bedürftig waren, wurden zeitig im Frühjahre verpflanzt. Um dieſelben recht ſchön in Cultur zu bekommen, glaubten wir nichts beſſeres thun zu können, als Horndüngung anzuwenden, miſchten alſo jedem Topf Erde eine kleine Hand voll Hornſpähne bei. Zu unſerem Berdruſſe trieben die Hor— tenſien nur ſehr ſchwach aus und von dieſen Trieben gingen einzelne nach und nach auch noch ihrem Untergange entgegen. Die Pflanzen konnten nur wenig begoſſen werden, weil ſie eben wenig Nahrung bedurften. Wir fanden das Zugrundegehen ſchließlich für ganz natürlich und erkannten den Grund darin, daß die Hornſpähne nicht genug Feuchtigkeit enthielten; ſowie alſo die ſich bildenden neuen Wurzeln mit Hornſpähnſtücken in Berührung kamen, verbrannten ſie, woraus ſich ſchließen läßt, daß Hornſpähne eine gewiſſe Wärme in ſich führen müſſen, mithin alſo das Wachsthum der Pflanzen dadurch gehemmt ward. | Auch Guano haben wir verſucht bei Freilandpflanzen; die Levkoyen waren außerordentlich gediehen. Der Guano wurde ganz dünn auf die Gruppen ausgeſtreut, darob nur flach untergraben, dieſelben wieder geebnet und darauf die Levkoyen ausgepflanzt. Endlich alſo noch einige Worte über den natürlichen Dünger. Mit ſelbigem ſoll hier nichts anderes gemeint ſein, als einfacher Kuhdünger. Wer denſelben haben kann, — wenigſtens ſteht er doch faſt allen Privatgärtnern auf dem Lande in reichlichem Maße zu Gebote, — kann ihn ruhig bei faſt allen Pflanzen anwenden; ſowohl Topf- wie Freilandpflanzen, in verdünntem Maße gegeben, leiſtet er ganz vorzügliche Dienſte, und weiß man ihn bei ſolcher Gelegenheit eigentlich auch nur erſt nach Verdienſt zu würdigen. Darum ſei nochmals geſagt: Dünger, zu rechter Zeit und in gewiſſen Quantitäten den Pflanzen gereicht, iſt, wie wir bereits geſehen haben, wohl von Nutzen. Mögen ſich daher die Irrenden zu neuen Verſuchen beſtimmen laſſen und ebenfalls den wahren Nutzen und nicht Verluſt und Verdruß davontragen. Ueber die Pflanzenwelt in dem vergangenen Winter. Vorgetragen vom Geh. Med.-Rath Dr. Göppert in der botaniſchen Section der ſchleſ. Geſellſchaft in Breslau am 30. März 1873. (Fortſetzung und Schluß der in der botaniſchen Section am 12. December 1872 geleſenen Abhandlung. — Hamburg. Gartenztg. 1873, S. 30.) In der erſten Abhandlung vom 11. December 1872 habe ich den Zu⸗ ſtand der Pflanzenwelt in der froſtfreien, bis zum 13. December dauernden 2 3* 244 Periode beſprochen, heut am 31. März ſoll von dem weiteren Verlaufe des ſo anomalen Winters die Rede ſein. Am 12. December trat nun der längſt erwartete Froſt zum erſten Male ein und währte, obſchon nur in mäßigem Grade, bis zum 24. De⸗ cember. Das Tagesmittel betrug — 2° bis — 3°, und nur einmal, in der Nacht vom 12.— 13. December, zeigte das Minimumthermometer — 9°, welcher Temperaturgrad, wie ich damals kaum ahnte, auch zugleich der niedrigſte des ganzen Winters bleiben ſollte. Am 14. December fiel der erſte Schnee, durchſchnittlich etwa in 4—6 Zoll Höhe. Vom 24.— 26. December folgte wieder Erhöhung der Temperatur, Thauwetter und froft- freie Zeit bis zum 25. Januar, in ihr mehreremal + 8“ und überhaupt durchſchnittlich höhere tägliche Temperatur als im December. Die mittlere Temperatur des Januars war auch etwas höher als die des December, — + 1,,,°, während die des December nur + 16“ erreichte. Die Zahl der heiteren und bedeckten Tage blieb ſich ziemlich gleich, die Wärme aber überſtieg den Durchſchnittswerth in noch höherem Maße als in den 3 vor⸗ hergehenden Monaten October, November und December. Unter allen dieſen Umſtänden hatte die Vegetation am Ende dieſer erſten Kälteperiode, nämlich vom 13.— 24. December nur wenig gelitten. Getödtet waren nur die ſtets bei einer ſolchen Temperatur zu Grunde gehenden Sonchus oleraceus und Sinapis arvensis, desgleichen faſt ſämmtliche, vor dem 12. December noch blühenden Seitenachſen von perennirenden Gewächſen, wie Ballota, Satureja montana, Schafgarbe, Senecio Jacobaea u. dgl.; zwei bis zu drei Fuß Höhe erwachſene Heracleum Wilhelmii, von hochſtämmigen lebten nur noch Chei- ranthus Cheiri, Antirrhinum majus, der unverwüſtliche Helleborus foetidus, Hadumetorum, viridis, purpurascens, die einjährigen Stengel von Euphorbia Lathyris. Alle niedrigeren Pflanzen waren unbehelligt geblieben. Bellis, Primula, Leberblümchen, Tussilago fragrans blühten weiter fort, und alle einjährigen, in unſerem vorigen Berichte erwähnten Pflanzen, insbeſondere die ſogenannten Garten- oder Ackerunkräuter, ohne aber eben beſondere Fortſchritte zu machen, die im Laufe des Januars kaum zu be— merken waren. Ich beobachtete dies vorzugsweiſe an den Knospen unſerer Laubbäume, und an Raps und Wintergetreide, die von ein und demſelben Felde alle 8 Tage genau unterſucht wurden. Blüthen von Primeln, ſowohl die Garten-, als die wildwachſenden Primula veris und elatior, Leberblumen blieben ſchwächlich, oft nicht ganz geöffnet, nur Schneeglöckchen kamen häufiger zur Blüthe, am 20. Januar ſogar in Menge auf den Markt. Helleborus foetidus öffnete einige der ſchon lange zur Entfaltung bereitſtehenden Blüthen. Von Bäumen ſtäubte am 20. Januar an ſonniger Stelle des hieſigen Stadtgrabens Alnus incana, die Kätzchen aller anderen, Weiden incluſive, blieben feſtgeſchloſſen. Bei der bis zum 25. Januar herrſchenden milden Temperatur hätte man eher ein raſches Vorſchreiten der Geſammtvegetation auf der Bahn der vorangegangenen Monate des November und December erwarten ſollen. Die Urſache dieſes, anſcheinend wenigſtens ſehr auffallenden Verhaltens finde ich nur in der allmäligen Ver— minderung der im Boden vom Sommer her noch zurückgebliebenen 245 höheren Temperatur. Bis zum Eintritt der Kälte erhielt ſie ſich in 1 Fuß Tiefe noch zwiſchen +3 und 4°, ſank aber dann raſch bis durchſchnittlich + 1“, fo daß ſichtlich dann das Wachs— thum nur noch von dem einen Factor der Vegetation, von der Wärme der Atmoſphäre vermittelt wurde und daher eben nur ſo langſam vorzuſchreiten vermochte. Eine überaus erſprießliche Einrichtung der Natur, welche die vorzeitige Entwickelung der Vege— tation im Winter verhindert und ſicher niemals das allgemeine Blühen, wie der Obſtbäume, im Februar, wovon ſo viel gefabelt wird, erwarten läßt! Fände ſie wirklich jemals ſtatt, ſo würde wegen der ſtets eintretenden Kälte der Frühjahrsmonate keine Fruchtbildung, ſondern nur gänzliche Vernichtung der zu früh entwickelten Triebe und Blüthen erfolgen. Bei der hohen Bedeutung ſolcher Boden-Temperatur- Beobachtungen werde ich dergleichen bald in verſchiedenen Tiefen (1, 2, 6 und 10 F.) un- mittelbar neben Pflanzenculturen in unſerem botaniſchen Garten anſtellen, in der Hoffnung, dadurch zu genauerer Einſicht in das immer noch wenig gekannte Wurzelleben unſerer Gewächſe, wie auch zur Löſung mancher auch in praktiſcher Hinſicht wichtigen Streitfragen zu gelangen. Wenn ſich weiter noch ergiebt, wie dies die bereits angeſtellten Beobachtungen des Dr. H. Gronow (Meteorol. Beobacht. ꝛc., Halle 1864) und der königl. baieriſchen Staats⸗Forſtbeamten bereits ſchließen laſſen (Vergl. Dr. Ernſt Ebermayer, die phyſikaliſchen Einwirkungen des Waldes auf Luft und Boden, und ſeine Bedeutung, begründet durch die Beobachtungen der forſtl. meteor. Stationen im Königreich Baiern, I. Bd., Aſchaffenburg 1873), daß die herbſtliche Boden— temperatur in den meiſten Fällen ausreicht, um in der Tiefe noch das Wurzelwachsthum zu vermitteln, wird man wohl nicht länger anſtehen, der Pflanzung unſerer Bäume im Herbſte vor der des Frühjahrs den Vorzug zu geben und auch den immer noch ſtreitigen Termin des Fällens des Bauholzes in eine Zeit zu verlegen, in welcher die orga— niſche ſtoffbereitende und ſtoffumwandelnde Thätigkeit der Wurzeln durch Verringerung der Erdwärme auf ein Minimum herabgeſunken iſt. Wenn ſich endlich ergiebt, daß der Froſt in eine Tiefe von 4—5 Fuß nicht dringt, dürften ſich die Cultivateure endlich veranlaßt ſehen, ihr bis— heriges Verfahren, die Haupt- oder Pfahlwurzel abzuſchneiden und bei jedesmaligem Umſetzen das ganze Wurzelſyſtem zu behacken, auf die unvermeidlichſten Fälle zu beſchränken.“) Die Wurzeln werden *) Höchſt intereſſant erſcheint es, daß Friedrich der Große mit ſeinem allumfaſſenden Genie auch dieſe Verhältniſſe berückſichtigte und mit allgewohntem Scharfblicke ganz entſprechend würdigte, wie dies aus mehreren Cabinetsordres her- vorgeht, die er einſt an den Pfleger der Potsdamer Anlagen, Planteur Sello, er⸗ ließ, von denen wir nur eine ganz beſonders charakteriſtiſche hier folgen laſſen: „Se. Königl. Majeſtät von Preußen, unſer allergnädigſter Herr, haben in den Alleen hier herum wahrgenommen, daß die mehrſten von den jungen Bäumen, die das Jahr gepflanzt wurden, wieder ausgehen. Daß kommt davon, weil den jungen Bäumen ſo wenige Wurzeln gelaſſen werden und beſonders die Hauptwurzel, die heruntergeht, jo ſehr abgetürzt wird, worauf es doch vorzüglich au— kommt, denn wird ſie nicht recht in Acht genommen, ſo kann der junge Baum 246 auf dieſe Weiſe nicht nur an und für ſich organiſch ſchwer ver— letzt, ſondern auch der Tiefe, wohin ſie gehören, immer mehr entzogen und an die Oberfläche in den Bereich der Einwirkung des Froſtes gebracht, welcher in den vorletzten drei Wintern unſere Culturen um Millionen ſchädigte. In meinen bald erſcheinenden Beiträgen zur Morphologie der Bäume komme ich näher darauf zurück, wie auch auf das nicht minder verbreitete ſchädliche, bei dem Umſetzen, zu⸗ gleich geübte Abhauen der Aeſte, welches ſich auf den ganz bodenloſen Satz, die Wurzel mit der Krone in Einklang zu bringen, gründet. Der am 25. Januar mit — 3,2“ eintretende Froſt beendigte nur vor⸗ läufig jede Entwickelung. Mittlere Temperatur des Januars —= 1, 73 . Schneefall erfolgte vom 28. Januar bis zum 1. Februar in durchſchnittlicher Höhe von 4— 6 Zoll. Der Februar war kühler als der Januar, etwa nur 4—5 froſtfreie Tage, doch niedrigſte Temperatur nur einmal — 7°, Schnee⸗ fall wenig; mittlere Temperatur des ganzen Monats = 0,97%. Die Erde in unſerem Garten am Ende des Monats auf von Schnee freigehaltenem Raſen nur 6 Zoll, in bearbeitetem lockeren Erdreiche 7 Zoll, unter der, auch im Februar noch mehrmals wechſelnden, niemals mehr als durchſchnittlich 4 Zoll betragenden Schneedecke 4 Zoll tief gefroren, noch viel weniger, ja kaum oberflächlich in unſerem, nichts weniger als dichten Nadelholzwald unter leichter Nadeldecke. Am 4. März erſchien hier im Garten der Boden überall durchgethaut. Die jeden Herbſt zum Vorſchein kommenden, aber im Winter ſtets zu Grunde gehenden Blüthenknospen der Paulownia imperialis ſind noch grün und laſſen ihr Blühen im nächſten Monat erwarten, was in unſeren Gegenden ſeit der etwa um 1850 erfolgten Einführung nur einmal ſtattgefunden hat. Mehr als — 10° ertragen fie nicht, daher die ſtets getäuſchten Hoffnungen. Die Froſtſpalten unſerer Bäume haben ſich in dieſem Winter nicht geöffnet, ihr feſtes Verwachſen im nächſten Sommer niemalen beſtehen und fortkommen, weil ihm die beſte Nahrung fehlt. Höchſtdieſelben befehlen demnach dem Planteur Sello und allen übrigen, die königliche Alleen zu bepflanzen und in Aufſicht haben, hierdurch alles Ernſtes, ſich mehr Mühe zu- geben und mehr Fleiß darauf zu verwenden, damit die angepflanzten jungen Bäume auch ordentlich bekommen und beſſer fortgehen mögen und dahin zu ſehen, daß die Hauptwurzel beſſer conſerviret I Ueberhaupt muß ſich ein Jeder bei feinen künſtlichen Pflanzungen beſſer vorſehen und in Acht nehmen, nicht nur gute und ge⸗ ſunde Bäume anzuſchaffen, ſondern auch hiernächſt den erforderlichen und ſchuldigen Fleiß darauf verwenden, damit das Geld und Koſten nicht immer vergebens weg geſchmiſſen iſt. Widrigenſalls Se. Majeſtät in die Stelle desjenigen, der ſich darum nicht mehr Mühe geben und für das Fortkommen der Bäume ordentlich ſorgen wird, einen andern Planteur anſtellen wolle, der ſeine Schuldigkeit beſſer mmm Wonach ſich ein Jeder richten kann. Potsdam, den 4. Auguſt 1780.“ Die Sorge für alle dieſe Verhältniſſe beſchäftigte den großen König fort und fort und noch unter dem 31. März 1786 wird dem Planteur Sello anbefohlen, nach Schleſien zu reiſen, um weiße Tannenbäume für die Anlagen zu beſchaffen, darauf aber zu ſehen, daß ihre große Wurzel nicht lädirt und die kleinen nicht zer ſchnitten werden. (Aus dem intereſſanten Werke des Hofgarten⸗Director Jühlke: Die Königl. Landesbaumſchule und Gärtner-Lehranftalt in Potsdam. Berlm, 1872, S. 10 u. ff.) 247 iſt alſo zu erwarten, was insbeſondere unſeren im Laufe der vorangegangenen drei Winter ſo vielfach aufgeſprungenen Obſtbäumen ſehr zu ſtatten kommen und die Kernobſtbäume vor Gummifluß und Rindenſprung bewahren wird, welche Zuſtände gegenwärtig noch mit dem ganz unpaſſenden Namen Baum- krebs bezeichnet werden. Seit 1791, in welchem Jahre überhaupt hier mit Anſtellung regelmäßiger meteorologiſcher Beobachtungen begonnen ward, hat man hier noch niemals einen ſo milden Winter mit Temperatur von 7° (nur einmal Nachts — 99), verbunden mit jo wenig Schnee, im Ganzen nicht mehr als 11 — 120, erlebt. Dem ohngeachtet find die eben angeführten Urſachen, der Zurücktritt der höheren Temperatur in der Vegetationsſchicht im Januar, die geringe Wärme des Februar und der Hälfte des März voll- kommen ausreichend geweſen, um die geſammte Vegetation in der ebenfalls angedeutenden Weiſe zurückzuhalten, die in anderen Jahren nach ſehr ſtrengen Wintern oft viel weiter entwickelt war, als gegenwärtig (3 1. März). Bul- bocodium, Iris reticulata M. B., Eranthis, Crocus blühten nach ſchweren Wintern ſeit 1855 bis heut in 10 verſchiedenen Jahren ſtets Anfang März oder gar Ende Februar, am früheſten 1866 am 8. Februar. Die mittlere Temperatur des März beträgt + 3,79. Wenn wir nun verſuchen, aus allen dieſen zum Theil ſo anomalen Vorgängen für das Geſammtleben der Pflanzen überhaupt einige Reſultate zu ziehen, ſo ergiebt ſich hieraus, daß die Temperatur verhältniſſe das ganze Pflanzenleben vorzugsweiſe be- herrſchen, das faſt ganz von ihnen abhängig erſcheint, ſo daß an eine typiſche Veränderung, von der jetzt ſo viel geſprochen wird, ohne weſentliche Umgeſtaltung derſelben nicht zu denken iſt. Am beweglichſten erſcheinen unſere einjährigen, auf organiſche Thätigkeit ihrer Wurzeln weniger an- gewieſenen Gewächſe, von denen 113 Arten beobachtet wurden. Die meiſten keimen ſchon früh im Sommer, blühen am Ausgange deſſelben und wachſen in den Herbſt und Winter hinein, je nachdem die Temperaturverhältniſſe es geſtatten, wobei aber auch natürlich individuelle Verhältniſſe ſich geltend machen. Die niedrigen, unſere Aecker und Gärten bewohnenden, mit langhingeſtreckten Aeſten verſehenen Arten, wie Veronica hederaefolia, persica, Vaillantia, Stellaria media u. v. a. erhalten ſich unter Schutz des Schnees in jedem Winter, darüber hervorragende erliegen, ent— fernt man abſichtlich den Schnee, wie ich in den kalten Wintern 1829/30, 1830/31, 1870, 1871/72 mehrfach beobachtete, werden bei — 20° ſelbſt die härteſten, wie Alsine media, Poa annua, ebenfalls getödtet. Die perennirenden Gewächſe folgten nicht ſo willig und hingebend der herrſchenden Strömung. Im Laufe des ganzen Winters kam es bei ihnen nicht zur Entwickelung eines einzigen hervorragenden blüthentragenden Stengels. Wie ich ſchon in der erſten Mittheilung bemerkte, trieben ſie nur bis zur erſten Kälteperiode, den 13. December 1872, und zwar nicht unmittelbar aus der Wurzel, ſondern nur aus etwa noch vorhandenen mehr oder weniger erhaltenen primären Achſen, oder von Seitenzweigen, Blüthen, die meiſtens den früheren an Zahl und Größe nachſtanden, mit alleiniger Ausnahme einiger kleinen Potentillen, wie Potentilla Güntheri und argentea, welche ſelbſtſtändige Zweige aus den Aeſten des Wurzelſtockes zum Vorſchein brachten. 248 Die über den Boden aus der nur ſchwachen Schneelage hervorragenden wurden durch die Decemberkälte auch noch vernichtet. Es blieben nur die grünen Wurzel- oder richtiger Winter-Blätter, wie ich ſie nenne, zurück, wie ſie in jedem Winter ſich erhalten und erſt im Frühjahr nach Hervor⸗ ſproſſen der neuen vertrocknen. Sie bilden, wie ich ſchon im Jahre 1829 nachgewieſen habe, nebſt den inneren Blättern der perennirenden, ſtark be— ſtockten Gräſer und Cyperaceen den grünen Raſen, der auch nach dem härteſten Winter unmittelbar nach dem Schmelzen des Schnees das Auge erfreut und in früheren Zeiten, jetzt wohl nicht mehr, als Produkt winter— licher Vegetationsthätigkeit angeſehen wurde. Als recht augenfällige Bei— ſpiele führe ich hier an mehrere Farne vor allen Aspidium aculeatum, dann auch Aspidium Filix mas und spinulosum (nicht femina oder alpestre, die zeitig im Herbſte vertrocknen), Polypodium vulgare, Asarum europaeum, das ſich deswegen vorzugsweiſe zur ſogenannten Wintergärtnerei eignet. Den als wahre Winterblumen bezeichneten Helleborus und Bellis ſchloſſen ſich in dieſer Hinſicht für diesmal die im December und Januar ausnahmsweiſe zur Blüthe gelangten Frühlingsgewächſe an, wie Eranthis, Primula, Hepa- tica, Galanthus, Leucoyum an, inſofern ſich ihre Blüthezeit durch die Unter— brechung, welche ſie durch die kalten Tage des Februar erfuhren, auf drei Monate bis in den März hinein verlängerte. Leberblumen und Primula erlangten auch erſt in dieſem Monat ihre vollſtändige Ausbildung, woraus ſich dann unter andern auch die Unnatur dieſes ganzen Verhältniſſes klar herausſtellt. Bäume und Sträucher folgten nur äußerſt langſam der ungewöhn- lich erhöhten Temperatur. Die mit Deckblättern verſehenen Knospen waren zwar ſichtlich angeſchwollen, die geöffneten der Sambucus ließen die Blätter deutlicher erkennen, doch hüllten die großen Deckblätter von Cornus mascula noch ihre Blüthe ein, welche ſchon länger als vier Monate vorher eine un— gewöhnliche Ausbildung erlangt hatten. Inzwiſchen fehlt es hier nicht an einigen merkwürdigen Ausnahmen iſolirter Entwickelung einzelner Holzgewächſe, für welche ich keine nähere Urſache anzugeben vermag. So ſtäubte bereits am 10. December ein unter Schutz von Fichten, alſo keineswegs ganz und gar dem Sonnen— ſchein ausgeſetzter Strauch von Corylus Avellana, entwickelte auch ſogar weibliche Blüthen, während bei allen anderen in unſerem Garten und anderswo in der Umgegend von Breslau, weder im Januar noch Februar, ſondern erſt im Anfange des März das Stäuben der Kätzchen erfolgte. Wo möglich noch merkwürdiger erſchienen zwei Knospen von Aesculus rubicunda mit bis zu 2 Zoll Länge ausgewachſenen Blättern, die Herr Löſener auf unſerer Promenade am 20. Januar an einem Baume fand, deſſen übrige Knospen ſich ſämmtlich erſt Ende des März öffneten. Es erinnert dies Vorkommen an den berühmten Kaſtanienbaum des 20. März in Paris, dem Jahrestage der Geburt des Königs von Rom und der Landung von Bonaparte in Cannes 1815, von dem ich jedoch nicht weiß, ob ihn nicht ſchon längſt das Geſchick der Vendome-Säule er: reicht hat. 249 Wenn wir aber nun, abgeſehen von dieſen Ausnahmen, das Verhalten des Kernes unſerer Vegetation, das der perennirenden Gewächſe im Ganzen und Großen erwägen, ſehen wir doch, daß unter allen Umſtänden die Natur ſie zu einer gewiſſen Ruhe in der winterlichen Zeit beſtimmt, in welcher ihre ganze Lebensthätigkeit ſich auf innere organiſch-chemiſche Proceſſe be— ſchränkt, die zu ihrer ſpäteren Entwickelung weſentlich nothwendig ſind. Nur dann wird ſie unterbrochen, wenn hohe Kältegrade das Erſtarren ihrer flüſſigen Theile veranlaſſen, wie dies freilich bei uns in jedem Winter in höherem oder geringerem Grade ſtattfindet. Inſofern es aber Pflanzen giebt, die unter ihren gewöhnlichen normalen Verhältniſſen niemals gefrieren, fehlt es auch nicht an Ausnahmen von dieſer Regel, und dies ſind, meinen Beobachtungen zufolge, die unter dem Schutze der Eisdecke in der Tiefe der Gewäſſer ſproſſenden Waſſerpflanzen, welche ich in Folge deſſen auch benutzte, um die niedrigſten Wärmegrade zu beſtimmen, bei denen überhaupt noch Wachsthum erfolgt. Daß Samen von Camelina sativa bei + 1,5 bis + 2 noch keimen, hatte ich früher ſchon gefunden, zu vorliegenden Ver— ſuchen wählte ich die in unſerem Graben mit ſtehendem Waſſer wachſende Nymphaea lutea, Villarsia nymphoides und Anacharis Alsinastrum. Zwei Sproſſen von jeder der beiden erſten Pflanzen von zugeſpitzter kegelförmiger Geſtalt mit vollkommen eingerollten Blättern, ebenſo die Anacharis, wurden vorſichtig aus dem Waſſer gehoben, gemeſſen und wieder in 4 Fuß Tiefe am 28. October 1871 in den Graben verſenkt, der ſich ſchon am 25. October mit einer dünnen Eisdecke überzogen hatte, die bis zu Ende des Verſuchs, bis zum 9. Januar, ſich bis zu 1 Fuß Dicke verſtärkte. Mittlere Temperatur des November = + 1,16“, niedrigſte Temperatur — 4,6, die mittlere des December 3,50%; die niedrigſte — 197. Die Temperatur des Waſſers ſchwankte zwiſchen + 2 und 3°, der neben dem Waſſergraben befindliche Gartenboden unter der nur ſchwachen Schneedecke war Anfang des Januar 6 Zoll tief gefroren. Das Wachsthum der Nymphaea und Villarsia betrug in dieſer Zeit, alſo nach etwas über 2 Monaten, 2½ Zoll, die Anacharis hatte 1 Zoll lange Sproſſen getrieben. Dieſe überaus niedrige Temperatur war alſo ausreichend geweſen, um noch Wachsthum zu vermitteln. Uebrigens iſt der Schutz des Waſſers für Erhaltung unſerer in der Tiefe wurzelnden Waſſerpflanzen ſehr nothwendig, da für Wurzeln von Nymphaea, für Al- drovanda, Myriophyllum, Utricularia ſchon wenige Kältegrade tödtlich werden. Iſt die Waſſerſchicht ſo niedrig, daß ſie bis auf den Grund ausfriert, werden die Pflanzen meiſt getödtet. Hierin liegt ein Hauptgrund des zeitweiſen Verſchwindens derſelben. Uebrigens war die milde Witterung in ganz Deutſchland verbreitet. Im Norden bei Berlin nach den Herren Dr. Bolle und Aſcherſon, im Süden aus Hohenheim (Herr Profeſſor Dr. Fleiſcher), aus dem Weſten Deutſchlands liefen ähnliche Berichte ein. Um einen möglichſt genauen Anhaltspunkt der Vergleichung zu gewinnen, benutzte ich die Anweſenheit eines kundigen und ſcharf beobachtenden Freundes, Herrn v. Thielau in Wiesbaden, und erſuchte ihn, mir Knospen einer Anzahl auch bei uns wachſender Bäume und Sträucher zu ſenden. Bei Vergleichung der erſten, 250 am 12. December hier angelangten Sendung ergab ſich, daß die Entwickelung in dem ſonſt viel wärmeren Wiesbaden ſich gerade ſo verhielt, wie in unſerer Gegend, deren mittlere Temperatur um faſt + 2“ niedriger iſt. Im Januar machte die Vegetation viel größere Fortſchritte, daher eine fernere Vergleichung Reſultate nicht mehr liefern konnte. Eigentliche Winterkälte herrſchte im vergangenen Winter in Nordamerika („Times“ 8. Februar 1873). Der 29. und 30. Januar 1873 waren die kälteſten Tage in dieſem Winter, und in einigen Gegenden die kälteſten, die dort überhaupt beobachtet wurden. Die „Polarwelle“, wie ſie die amerikani⸗ ſchen Zeitungen nennen, bewegte ſich von Weſt gegen Oſt, indem der kälteſte Tag im Miſſiſippithale der 29. Januar, an der Küſte des atlantiſchen Meeres aber der 30. Januar war. Am 29. Januar ſtand das Thermo⸗ meter am niedrigſten in Coony (Pennſylvanien) — 37,7 C. und in Sparta (Wisconſin) — 40% C., am 30. im Oſten, während die Temperatur etwas geſtiegen war, zu Mauch Chunk in Pennſylvanien — 37,7 C., in Phila⸗ delphia ſelbſt zwiſchen — 23 bis 26 ., die tiefſte Temperatur, die jemals dort beobachtet worden iſt. Dieſe für Amerika ſo ſtrenge Kälte wurde für Europa durch einen ſehr gelinden Winter compenſirt, wie dies ſchon mehrfach beobachtet worden iſt, und beweiſet aufs Neue den Dove'ſchen Satz, daß die Urſachen der Wärme nicht cosmiſchen Urſprungs ſind, indem die Abweichungen niemals local auftreten, ſondern ſtets auf große Strecken verbreitet ſind und ſich allemal in der Weiſe compenſiren, daß einem Wärmemangel an der einen Stelle der Erdoberfläche ein Wärmeüberſchuß an einer anderen Stelle entſpricht. Botaniſcher Garten zu Breslau, den 31. März 1873. Nachſchrift den 27. April 1873. Dem eben geſchilderten ſo milden Winter ſollte noch ein trauriges Nachſpiel folgen. Schon die 2 bis 3 Grad kalte Nacht vom 22. bis 23. d. war nicht ohne Nachtheil für die Vege⸗ tation vorübergegangen. Bedenklicher ſagh es am Morgen des 24. aus, nach einer nächtlichen Temperatur von — 5% (im Freien vielleicht — 70, die ſich erſt gegen 10 Uhr früh bis auf — 0“ erhob. Steif gefroren boten die krautartigen Pflanzen des botaniſchen Gartens einen merkwürdigen An⸗ blick dar. Die Stengel der büſchelartig wachſenden Ranunculeen, wie Paeonien, Delphinien, Adonis, der Potentilleen, Diclytra, Schmetterlings⸗ blüthen u. ſ. w., excentriſch mit nach der Erde gebogener Spitze, Einzel⸗ pflanzen wie Raps, Kohlblüthe nur nickend, Blätter von beiden Seiten nach unten gerollt, Stengel von Liliacea, blühende, wie 2 — 2½ Fuß hohe Kaiſerkronen, Hyacinthen, und nicht blühende, nicht gebogen, ſondern mit ſteif anliegenden Blättern platt auf den Boden geſtreckt. Alle erholten ſich allmälig im Laufe des Tages und kehrten nach 4 — 5 Stunden in ihre *) Aſcherſon vergleicht unſere damaligen Vegetationsverhältniſſe mit Recht mit denen der Mittelmeerregion. In der That entwickelt ſich z. B. Galanthus ni- valis in Fiume ſtets am Anfang des Januar, 1869 am 9. Januar, 1870 am 7. Januar, 1871 am 3. Januar (Fritſch, Oeſterr. Zeitſchrift für Meteorologie 1871, S. 60), wie dies ausnahmsweiſe bei uns auch der Fall war. 251 frühere Lage zurück. Nur der zierliche Sauerklee hält die zurückgeſchlagenen Blätter noch feſt oder den Schlafzuſtand. Hart betroffen wurde die Baum⸗ vegetation, alle eben ſproſſenden Eichen, einheimiſche wie die nordamerika⸗ niſchen, der kaukaſiſche Nußbaum (Pterocarya), leider auch der Wein und wohl eben ſo allgemein die Blüthen der Kirſchen und Pflaumen, Pfir— ſichen, der japaneſiſchen Amygdaleen (Prunus triloba, tomentosa) und andere ſonſt winterfeſter Japaner, wie Spiraea prunifolia, Magnolia purpurea, Yulan und die bis dahin erhaltene Paulownia, die bereits üppig ſproſſende Poly- gonum Sieboldii. Die beiden nächſten folgenden immer noch — 3° kalten Nächte erweiterten die bereits angerichtete Zerſtörung, deren Ausdehnung ſich augenblicklich noch nicht überſehen läßt. Göppert. Die chineſiſchen Aſtern. Die chineſiſche Aſter, Callistephus oder Aster chinensis, zählt bekannt— lich ſeit langer, langer Zeit zu den beliebteſten und verwendbarſten Zier— pflanzen unſerer Blumengärtnerei. Die Pflanze gehört zur natürlichen Familie der Syngenesia superflua L., Compositae Asteroideae DC. und hat ſeit ihrer Einführung verſchiedene Benennungen erhalten. So beſchrieb ſie Linns als Aster chinensis. Caſſini glaubte jedoch mit dieſer Pflanze eine neue Gattung aufſtellen zu müſſen, da ſie ſich weſentlich von der amerikaniſchen Gattung Aster unterſcheidet, und nannte ſie Callistephus, ein Gattungsname, der in der Botanik auch allgemein angenommen worden iſt. Vorher hatte derſelbe Autor fie Callistemma hortensis genannt, während fie Leſſing zur Gattung Diplopappus, D. chinensis brachte. Die Callistephus chinensis ſtammt, wie ſchon der Name andeutet, aus China und Japan und wurde zuerſt im Jahre 1728 durch Incarville in Europa eingeführt. Der Jeſuiten-Miſſionär Incarville, nach dem Pinne ſpäter die Gattung Incarvillea benannte, hatte den Samen der chineſiſchen Aſter in Pekin geſammelt und an den damaligen Director des königlichen botaniſchen Gartens in Paris, Antoine de Juſſieu, eingeſandt. Die aus dieſem Samen gezogenen Pflanzen wuchſen ziemlich hoch auf und erzeugten einfache Blüthen, d. h. Blüthenköpfe, an denen die männlichen Blumen ſtrahlenförmig um die, auf einem ſcheiben- oder kugelförmigen Fruchtboden beiſammenſtehenden weiblichen Blüthen geſtellt ſind. Die erſteren waren weiß, während die letzteren gelb waren. Bald nach der Einführung der Pflanze erhielt man jedoch nur Samen-Pflanzen mit rothen Strahlen⸗ blumen und etwa ums Jahr 1734 ſolche mit lilafarbigen Blumen, die eigentliche natürliche Farbe dieſer Art. Dieſe ſchönen und großblumigen Aſtervarietäten fanden damals in Frankreich eine große Anerkennung und eine ſchnelle Verbreitung unter der ihnen gegebenen Bezeichnung Reine- Marguerite. — Auch Philipp Miller erzog aus dem 1731 aus Frank⸗ reich erhaltenen Samen ſehr verſchiedenartig und lebhaft gefärbte Varietäter. a Der Typus aller jetzt vorhandenen Aſterformen iſt in dem von Dillenius im Jahre 1774 herausgegebenen Werke: Hortus Elthamensis auf Taf. 34 252 abgebildet, und zwar unter dem Namen: Aster chenopodiifolia, annuus fl. ingenti specioso. Die eriten ſogenannten gefüllten Aſtern zeigten ſich in Frankreich im Jahre 1750 und in England 1752. Seit jener Zeit haben ſich dieſe Aſtern von Jahr zu Jahr mehr vervollkommnet und verſchönert, und jetzt beſitzen wir eine jo unendlich große Anzahl von Formen in allen Farben⸗ nuancen, daß man wahrlich über die Fortſchritte ſtaunen muß, die nament- lich in den letzten 15 — 20 Jahren in der Zucht dieſer beliebten Pflanze gemacht worden ſind. Und wem verdanken wir dieſe herrlichen neuen Aſterformen? Den ſinnenden deutſchen Gärtnern, hauptſächlich aber mehreren der erſten Samenzüchter Erfurts und Quedlinburgs, von denen in den letzten paar Jahren Formen in den Handel gekommen ſind, die an Schönheit und Vollkommenheit der Blumen ihres Gleichen ſuchen. Die verſchiedenen vorzüglichſten Formen, die jetzt im Handel vorkommen, ſind nun etwa folgende: Röhr-Aſtern. Die Röhr⸗, oder auch Feder-Aſter genannt, iſt eine der älteſten Form in vielen verſchiedenfarbigen Sorten. Kugel-Aſtern. Auch dieſe Form iſt eine lang bekannte und kommt ebenfalls in vielen Farben vor. Reid's kugelblüthige Röhr Aſtern ſind neuen Urſprunges und den gewöhnlichen Röhr-Aſtern vorzuziehen. Trophäe-Aſtern. Dieſe Aſter iſt eine verbeſſerte Pompon-Kugel-Aſter. Sie iſt ebenſo unempfindlich gegen die ungünſtigſten Witterungsverhältniſſe, als die alte Kugel⸗Aſter. Sie verzweigt ſich regelmäßig und bildet ſchöne, ſich ſelbſt tragende, kugelige Büſche, dicht beſetzt mit reizenden, regelmäßig dachziegel⸗ förmig gebauten, kugelförmigen Blumenköpfen. Die Pflanzen erreichen eine conſtante Höhe von 50 Centim. und alle Sorten erhalten ſich rein in Färbung. Für allgemeine Verwendung iſt dieſe Aſter die niedlichſte und von großem Effekt. Cocardeau-Kugel-Aſtern mit ausgelegter Verzweigung wie die alten Kugel-Aſtern, aber robuſter und mit großen kugelförmigen Blumenköpfen mit rein weißer Mitte. Sehr effektvoll. Päonienblüthige Kugel-(Uhland's-) Aſtern. Es iſt dies eine prachtvolle, ſehr reich- und großblühende Sorte. Habitus gut, und in mehr als 20 verſchiedenen Farben vorkommend. Zwerg -Aſtern. Die Zwerg⸗Aſtern erreichen eine nur ſehr geringe Höhe, oft nur ein paar Zoll hoch, wie auch ihre Blüthenköpfe ſehr klein, aber äußerſt nied— lich ſind. 253 Zwerg - Turban - Aftern. Bleibt ganz niedrig, hat fait ſchwarzbraune Blätter und meiſt rothe, weiß geſprenkelte Blumen, ſehr auffallend und niedlich. Perfection-Zwerg-Aſtern. Dieſe neue Form, auch großblumige robuſte Zwerg-Aſter genannt, iſt eine der werthvollſten Acquiſitionen. Sie hat einen kräftigen Wuchs, friſche Belaubung, ſchönen Habitus, ſchönen Bau, bedeutend große Blumen und lebhafte Färbung derſelben. Sie blüht früher als die Zwerg-Chryſanthemum⸗ Aſtern und dauert bis in den Spätherbſt. Auf Beeten für ſich gepflanzt iſt fie von großem Effekt. — Wie die Bouquet⸗Aſtern bringt fie öfters einige Prozent hochwachſende Pflanzen, die ſich jedoch zur Auspflanzungszeit meiſt ſchon erkennen laſſen. Shakeſpeare-Aſtern. Von Haage und Schmidt in Erfurt gezüchtet. Es iſt eine kugel— blüthige robuſte Zwerg-Aſter mit reizenden kugelförmigen Blüthenköpfen und ſehr reichblühend. Humboldt-Aſtern. Unter dieſer Bezeichnung brachten Haage und Schmidt eine päonien— blüthige robuſte Zwerg-Aſter in den Handel. Es iſt eine prachtvolle Form von robuſtem Wuchs, ſchönem Habitus und ſehr großen päonienblüthigen Blumenköpfen in dem prächtigſten Farbenſpiel. Der Blüthenflor dauert bis in den Spätherbſt. Prinzeſſin-Aſtern. Es ſind dieſe ebenfalls von Haage und Schmidt in den Handel ge— gebenen Aſtern eine verbeſſerte großblumige robuſte Bouquet-Zwerg⸗Aſter. Cocardeau-Perfection-Zwerg-Aſtern. Von dieſen exiſtiren 6 Sorten, ebenſo von den Cocardeau-Prinzeſſin-Aſtern. Kugel-Pyramiden-Aſtern ſind eine alte bewährte gute Sorte, wie auch die Zwerg-Bouquet-Pyramiden-Aſtern, die in 16 verſchiedenen Farben vertreten ſind. Päonienblüthige Zwerg-Bouquet-Aſtern iſt eine gute zu empfehlende Sorte in 12 Farben. Cocardeau- päonienblüthige Zwerg-Bouquet-Aſtern ſind reizend ſchöne Aſtern. Miniatur (Boltze's)-Bouquet-Pyramiden-Aſtern ſind in 12 ſchönen Farben vertreten. Truffaut's Päonien-Pyramiden-Aſtern gehören zu den ſchönſten und beliebteſten Aſter-Sorten. Ebenſo ſind die Truffaut's niedrige Päonien-Aſtern von ausgezeichneter Schönheit. Päonien-Perfection-Aſtern. Dieſe ſind die größte Vollkommenheit der Pane Aſtern mit Blüthen⸗ \ 254 köpfen von 10 Centim. im Durchmeſſer. Der Habitus ſehr ſchön und find dieſe Sorten in 24 Farben vertreten. Kugelblüthige Perfection-Aſtern. Sehr ſchöne Aſtern in 18 Prachtſorten. Laſuperbe Aſtern. Eine prächtige Form mit enorm großen Blüthenköpfen. Päonienblüthige laſuperbe Aſtern. Auch unter dem Namen Rieſen-Päonien⸗Aſtern bekannt. Großblumige Zwerg-Chryfanthemum-Aſtern. Niedrig bleibende großblumige Aſter, in 24 Farben. Frühblühende Zwerg-Chryſanthemum-Aſtern. Empfiehlt ſich durch ein zeitigeres Blühen. Roſen-Aſtern. Dieſe Aſtern ſtehen in Größe der Blüthenköpfe den Päonien-Aſtern gleich, haben eine prächtige Form und ſchöne Haltung und ſind in vollſter Blüthenentwickelung dicht gefüllt und in brillanteſter Färbung. Eine ſehr ſchöne Acquiſition. Imbriquée-Pompon-Aſtern. Dieſe gehören mit zu den reizendſten Formen. Neue Cocardeau-Imbriquée-Pompon-Aſtern. Sind wie die vorigen ebenfalls reizend ſchön, aber mit weißer Mitte. Pompon-Chryſanthemum-Aſtern ſind wie die Bouquet-Pompon-Chryſanthemum-Aſtern ſehr zu empfehlende Aſtern in 10—12 Färbungen. Perl-Aſtern. Es iſt dies eine von Haage und Schmidt in den Handel gebrachte verbeſſerte kugelblüthige Zwerg-Imbriquée-Pompon⸗Aſter. Dieſelbe verdient wirklich den Namen „Perle“. Sie erreicht eine Höhe von etwa 40 Centim., iſt von gedrungenem und buſchigen Habitus, dicht beſetzt mit ſchöngeformten, dachziegelförmigen, ſtark gefüllten kugeligen Blüthenköpfen in den brillanteſten Farben. Da dieſe Sorte ſehr conſtant iſt, ſo eignet ſie ſich beſonders zur Bepflanzung von Beeten und zu Einfaſſungen. Sie iſt frühblühend. Diamant-Aſtern. Iſt eine großblumige verbeſſerte Zwerg-Imbriquée-Pompon⸗Aſter, außer⸗ ordentlich ſchön, ungefähr 45 Centim. hoch, mit ſehr großen Blumen von größter Vollkommenheit, conſtant in Habitus und Höhe, rein und leuchtend in Färbung. Es iſt eine ſehr zu empfehlende Neuheit. Mandarin -⸗Aſtern. Auch dieſe wie die vorige wurden von Haage und Schmidt in den Handel gegeben. Es iſt dieſe hier genannte Form eine ſchöne halbhohe der alten Pyramiden-Aſter, ca. 40 Centim. hochwerdend, reich verzweigt mit niedlichen, ſtark gefüllten Blüthenköpfen von mittlerer Größe, in dicht tafel— förmigen Bouquets ſtehend. 255 Pyramiden-Ranunkel-Aſtern. Eine ältere bekannte gute Sorte. Neue Kugel-Ranunkel-Aſtern. Eine hohe Kugel-Aſter mit ausgelegter Verzweigung. Neue Zwerg-Bouquet-Ranunkel-Aſtern. Eine hübſche Aſterform in 12 Farben. Neue ranunkelblüthige Zwerg -Aſtern. Ebenfalls eine in 12 Farben vorhandene hübſche Aſter. Neue Zwerg-Pyramiden-Ranunkel-Aſtern. Dieſe Form iſt bis jetzt nur in 6 Farben vorhanden, aber wie die vorige zu empfehlen. Cocardeau-Aſtern. Auch als Kranz- oder Kronen-Aſtern bekannt. Eine prachtvolle Form. Pyramiden-, Igel-, Strahlen- oder Nadel-Aſtern. Es ſind die hierher gehörenden Sorten von auffallender Schönheit. Dieſelben theilen ſich in: Niedrige verzweigte (Kugel-) Igel-Aſtern in 12 Sorten. Cocardeau- Pyramiden-Igel-Aſtern in 8 Sorten. Neue verzweigte Cocardeau-Igel-Aſtern. Eine neue Form von niedrigem Habitus mit ausgelegter Verzweigung wie die Kugel-Aſtern. Sehr ſchön. Robuſte großblumige Perfection-Pyramiden-Aſtern. Brillante Farben, prachtvolle große Blüthenköpfe und ſchöner Habitus zeichnen dieſe in 18 Farben vorhandene Aſter aus. Neue Miniatur-Igel-Aſter. Von conſtanter Höhe, viel robuſter als Boltze's Zwerg-Bouquet⸗Aſter. Sehr gut zu Einfaſſungen. Eine der ſchönſten dunkelrothen. Vilmorin's Original-China-Aſter. Eine hohe verzweigte Art mit großen lockeren Blüthenköpfen. Mehr eigenthümlich als ſchen. Rieſen-Kaiſer-Aſter. Eine vorzüglich ſchöne bekannte Aſter in 24 Farben. Großblumige Imbriquée-Aſtern. Eine prachtvolle Aſter in 18 Sorten. Victoria-Aſtern. Eine bekannle von Dippe in Quedlinburg in den Handel gebrachte herrliche Aſter von außerordentlicher Vollkommenheit. Neue Zwerg⸗ Victoria-Aſtern. ’ Die Pflanzen erreichen eine Höhe von nur 20 Centim. und haben große Blüthenköpfe. Röhren: oder Zellen-Aſtern. Eine auffallend ſchöne neue Sorte. 256 Liliput-Aſtern. Dieſelben ſind eine neue, ſehr intereſſante und niedliche Sorte. Die Pflanzen wie Blüthenköpfe ſind von außerordentlicher Kleinheit. Für Teppich⸗ gärtnerei ſehr zu empfehlen. Schiller-Aſtern. Es beſteht dieſe Aſter bis jetzt nur aus 2 Farben: roth und weiß. Montblanc -Aſtern. Dürfte bis jetzt die größte weiße Aſter ſein. Meteor-Aſtern. Eine neue, von Haage und Schmidt in den Handel gegebene Aſter, von beſonderer Schönheit, conſtant und rein in Farbe, leuchtend carmoiſin— roth. Daſſelbe iſt der Fall mit den Königin-Cocardeau-Aſtern. ; Dieſe Perle unter den Aſtern iſt ganz abweichend in Form von den anderen Sorten. Die Pflanze iſt von kräftigem, zierlichem, aufrechtem Habitus, reich verzweigt, überſäet mit reizend geformten, dicht gefüllten Blüthenköpfen, von leuchtend tief-atlasroſa Farbe mit ſcharf markirter rein weißer Mitte. Sehr conſtant. — Obgleich die angeführte Zahl der Sorten eine ſehr große iſt, ſo ſind ſie es doch noch nicht einmal alle, denn in dem einen oder anderen Samen— verzeichniſſe finden wir noch welche unter anderen als hier angegebenen Namen vermerkt; ob dieſe nun mit einigen der hier genannten identiſch ſind, wiſſen wir nicht, wir möchten es aber wünſchen, ebenfalls daß die Herren Samenzüchter und Händler auch dieſes ſo große Aſterſortiment ein— ſchränken möchten, zumal diejenigen älteren Sorten und Formen müßten caſſirt werden, die jetzt durch neue verbeſſerte Sorten vertreten ſind. Die Unterſchiede vieler Formen ſind doch wahrlich theilweiſe zu gering, als daß irgend einem Blumenfreunde, wenn er auch noch ein ſo ſehr paſſionirter Freund von Aſtern iſt, es je einfallen ſollte, Aſtern von allen den hier angeführten Sorten anzuziehen. — William Bull's neueſte Einführungen. Im 4. Hefte, Seite 164, der Hamburger Gartenzeitung machten wir die geehrten Leſer auf einige Pflanzen-Neuheiten aufmerkſam, die von dem allgemein bekannten Engländer William Bull zu Chelſea bei London ein— geführt und in dieſem Jahre zuerſt in den Handel gegeben werden. Der neueſte Catalog deſſelben, den wir ſoeben erhielten, enthält nun aber noch eine ziemlich große Anzahl neuer Pflanzeu, von denen wir als Nachtrag zu den angeführten einige hier folgen laſſen wollen. Alocasia illustris. N Der Tracht nach ſteht dieſe Art zwiſchen Alocasia und Caladium und iſt von ſtarkem Wuchs. Der Blattſtengel aufrecht, bräunlich purpurn ges färbt, die Blätter am Stengel etwas herabgebogen, 1 Fuß lang, ſchild— 257 förmig, an der Baſis breit gelappt, an der Spitze abgerundet, ſaftgrün, zwiſchen den Hauptnerven mit breiten ſchwärzlich-olivenfarbenen Flecken ge⸗ zeichnet, einen hübſchen Contraſt mit der grünen Grundfarbe des Blattes bildend. Eingeführt wurde dieſe ſchöne Pflanze aus Oſtindien. Alpinia vittata. Eine perennirende Art von den Südſee-Inſeln und als eine buntblättrige Pflanze ſehr zu empfehlen. Die 6—8 Zoll langen, elliptiſch-lanzettlichen, oben in eine lange Spitze auslaufenden Blätter ſind blaßgrün, mit breiten dunkelgrünen Streifen gezeichnet, außerdem gehen von der Mittelrippe aus längs der Adern weiße Linien. Eine hübſche Pflanze. Aralia Guilfoylei. Dieſe ſchöne und diſtinkte Art ſtammt ebenfalls von den Südſee⸗ Inſeln. Sie hat einen buſchigen Habitus und gefiederte Blätter an langen geraden Blattſtengeln. Die Fiederblättchen variiren in Größe von 2—3 Zoll und ſind hübſch rahmweiß berandet. Astragalus sericeo-albus und A. sericeo-sulphureus. Zwei hübſche harte Staudengewächſe. Erſtere Art iſt von niedrigem Wuchs und breitet ſich breit aus, ſo daß die Pflanze einen hübſchen Raſen gefiederter Blätter von 6 — 8 Zoll Länge bildet. Die beiden Blattſeiten ſind dicht mit weißen ſeidenartigen Haaren bekleidet. Die Blüthen ſtehen in kurzen Rispen und ſind blaßroſa. Die andere Art iſt ein Gegenſtück der erſten; ſtatt mit weißen, ſind die Blätter bei dieſer mit gelben Haaren bekleidet, ſonſt iſt kaum ein merk⸗ licher Unterſchied zwiſchen beiden zu ſehen. Bignonia reticulata. | Eine Schlingpflanze von Neu - Granada mit gegenüberſtehenden, an 1—2 Zoll langen Stengeln befindlichen, eirund-elliptiſchen, an der Baſis herzförmigen, oben zugeſpitzten, ſaftgrünen Blättern mit hübſcher netzartiger Zeichnung. Bomaria bogotensis. Eine elegante Schlingpflanze fürs Kalthaus mit aufrechten, ſich hin und her biegenden Stämmen und alternirend ſtehenden, länglichen, zugeſpitzten Blättern, die an der Baſis gedreht und halb ſtengelumfaſſend ſind. Die Blüthen ſind hängend, die länglich eirunden Sepalen ſind carmoiſinfarben, ſchwarz gefleckt, während die blätterartigen Einſchnitte der Blume einen runden keulenförmigen Saum zeigen, deſſen obere Seite dunkler grün gefärbt iſt. Eingeführt von Bogota. Copernicia (Corypha) cerifera. Eine zierliche braſilianiſche Palme mit ſehr diſtinkten handförmigen Blättern. Sie iſt eine der Wachspalmen des tropiſchen Amerika, welche Wachs auf der Unterſeite der Blätter ausſchwitzt. a Croton limbatum. Dieſe ſehr hübſche Art hat einen zwergartigen, gedrungenen Habitus. Die Blätter ſind linien⸗lanzettlich, 7 Zoll lang, 1½ Zoll breit, ſehr dicht 17 Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XIIX. 258 bei einander ftehend, merkwürdig dunkelgrün mit hellorangegelber Mittelrippe und ſchmalem gelblich-rothen Rande. Stammt aus Oſtindien. Dieffenbachia nobilis. Eine Einführung von Süd-Amerika von auffälligem und effektvollem Habitus, der Stamm dicht mit Blättern beſetzt. Die Blattſtengel faſt 1 Fuß lang, dick und gerillt, bis faſt an die Blattſcheibe ſehr blaßgrün berandet und noch hellgrüner quergeſtreift. Die länglich-eirunden Blätter ſind 20 Zoll lang und 9 Zoll breit, oben abgebrochen zugeſpitzt, ihre Farbe iſt ſaftig grün, im mittleren Theile bis etwa ein Zoll vom Rande ab mit breiten, unregelmäßig kantigen und mehr oder minder in einander fließenden weißen Flecken gezeichnet. Es iſt eine ſehr empfehlenswerthe Art. 0 Dioscorea illustrata. W. Bull erhielt dieſe ſchöne kletternde Pflanze von Rio Grande de Sul. Die Blätter find herz-pfeilförmig, 6 Zoll im Durchmeſſer, oben ab- gebrochen zugeſpitzt, unter 2=gelappt, welche Lappen 3 Zoll lang find. Die Oberſeite der Blätter iſt ſehr hübſch gezeichnet und ſchattirt, während die untere Seite purpurn gefärbt iſt. Doryanthes Palmeri. Eine Neuheit, die nach Ausſagen des Herrn Hill zu den ſchönſten Pflanzen der Colonie Queensland gehört. Sie iſt bisher nur an einer kleinen Stelle auf den Gebirgen dieſer Region und etwa 200 Meilen ent⸗ fernt von dem nächſten Stadtbezirk gefunden worden. Im Wuchs ſteht ſie der bekannten D. excelsa nahe. Die Blüthen bilden eine pyramidenförmige Rispe von 12 — 18 Zoll Höhe. Die Blumen ſelbſt find roth, deren Centrum faſt weiß. Es iſt nach Ausſagen Derer, welche die Pflanze ge— ſehen haben, ein prachtvolles Gewächs. | Dracaena compacta. Eine zwergwüchſige Art von den Samoan-Inſeln. Die Blätter zahl⸗ reich, zurückgebogen an kurzen Stengeln, 7 Zoll lang und faſt 3 Zoll hreit, ſchmutzig⸗olivengrün mit hellbronzenem Schein und roſafarbenen Strichen. Es iſt eine der kleinen Dracänen-Formen und ein hübſcher Zuwachs der ſchon fo vielen vorhandenen Arten und Formen. Dracaena Fraseri. Dieſe Art ſtammt von den Südſee-Inſeln und gehört mit zu den ſchönſten Arten. Dieſelbe iſt von ſtarkem Wuchs mit prachtvoll großen, gefärbten Blättern, ein ſchönes Seitenſtück zur D. regina. Die Grundfarbe der Blätter iſt ſchwärzlich-purpurn, mit bläulichem Glanz, der untere Theil des Blattes iſt dunkel magenta-roſa berandet, was ſich bis in den Rand des Blattſtiels fortſetzt. Es iſt eine der ſchönſten jetzt bekannten Dracänen. Dracaena ornata. Von denſelben Inſeln ſtammt die D. ornata, fie iſt eine der kleiner bleibenden Arten, mit nur 8 Zoll langen und 2 Zoll breiten Blättern, deren Farbe bronzegrün iſt, an der Baſis mit einem ſchmalen roſafarbigen Rande. 259 Grevillea Forsterii. Dieſe ausgezeichnet ſchöne Art hat den Habitus von G. robusta und ſoll ſchon als kleine, kaum 2 Fuß hohe Pflanze blühen; die Blüthen ſind ſcharlachroth. Die Blätter find zierlich gefiedert, oft auch doppelt gefiedert. Vaterland Auſtralien. Iris tomiolopha. | Eine ſehr zierende harte Art von China, nahe verwandt mit Iris tec- torum und cristata. Nidularium spectabile. Eine ſehr intereſſante Bromeliacee von Süd-Amerika. Passiflora capsularis. Eine hübſche Schlingpflanze von Bogata. Die Blumen ſind nur klein, weißlich mit grünem Fadenkranz. Hübſche carminfarbene Früchte folgen den Blüthen. Phajus Berneysii. Stammt aus Auſtralien und hat den Habitus von Ph. grandifolius, trägt aber gelbe Blumen. Phyllanthus nivosus. Eine intereſſante Art von den Südſee-Jaſeln, ein kleiner, ſich ſtark veräſtelnder Baum, dicht mit alternirenden Blättern beſetzt. Die Blumen ſonderbar wie bei den meiſten Euphorbiaceen, einzeln in den Blattachſeln, grün. Das Intereſſanteſte der Pflanze beſteht in der Farbe der Blätter, die, ſobald ſie völlig entwickelt ſind, der Pflanze ein ſchneeweißes Anſehen geben, daher der Name nivosus. Stadmannia amabilis. Eine Pflanze von elegantem Habitus, eingeführt von Zanzibar. Für Decorationen von ſchönen imponirenden Pflanzen iſt dieſe Art ſehr geeignet. Tabernaemontana Wallichiana. Ein hübſcher, dankbar blühender Strauch aus Oſtindien. Die 1 Zoll langen und ¼ Zoll breiten Blüthen find weiß und ſehr lieblich duftend. Außer dieſen und den im 4. Hefte, Seite 164, genannten Neuheiten von größtentheils vorzüglicher Schönheit ſind von W. Bull noch viele aus⸗ gezeichnete Floriſten⸗Blumen in dieſem Frühjahr in den Handel gegeben worden, wie z. B. von Petunien, einfach-, gefüllt- und anemonenblüthige; Fuchſien, Chryſanthemum, Pelargonien aus all den verſchiedenen Gruppen dieſer ſo allgemein beliebten Pflanzengattung und viele andere mehr. Geht man ein Pflanzenverzeichniß, wie das Bull'ſche, genau durch, in welchem die Pflanzen überſichtlich zuſammengeſtellt und die Mehrzahl der⸗ ſelben kurz beſchrieben iſt, ſo muß es einem Pflanzen- und Blumenfreunde, wenn er dieſe Legion von Arten und Varietäten verzeichnet findet, leicht werden, daraus eine Wahl für ſeinen Garten oder ſein Gewächshaus zu treffen, was jedenfalls keine ſehr leichte Aufgabe ſein dürfte, wenn die 17* 260 Pflanzen nicht fo überſichtlich geordnet wären, und da nach engliſchem Brauche nur Gutes behalten und alles Schlechtere derſelben Sorte weggeworfen wird, ſo läuft man bei einer Wahl unter ſo vielen Pflanzenformen ſelten Gefahr, nur Nichtzuſagendes zu erhalten. Die Wiener Ausſtellung. * (Nach engliſchen Berichten.) Wie wir früher mitgetheilt haben, findet während der großen Welt— Ausſtellung in Wien auch gleichzeitig eine permanente internationale Garten- bau⸗Ausſtellung ſtatt, nämlich vom 1. Mai bis Ende October, und während dieſer Zeit vier größere Ausſtellungen, jede derſelben 10 Tage dauernd. Dieſe vier Ausſtellungen finden ſtatt vom 1. bis 10. Mai, vom 15. bis 25. Juni, vom 20. bis 30. Auguſt und vom 18. bis 28. September. Die erſte dieſer zehntägigen Ausſtellungen hat bereits ſtattgefunden und da uns über dieſelbe directe Berichte fehlen, ſo entnehmen wir folgende Mittheilungen über dieſe erſte Ausſtellung engliſchen Berichten, namentlich den in Gardener's Chronicle veröffentlichten. Die Ausſtellung fand in einem Central-Pavillon ſtatt, von dem ſich Arcaden mit Leinwandbedeckung abzweigten. Wie überall um dieſe Jahres⸗ zeit, ſo machten die indiſchen Azaleen auch auf dieſer Ausſtellung den Hauptbeſtandtheil aus, von denen J. Verſchaffelt und Vandercruyſſen in Gent die Mehrzahl, wie einige Neuheiten geliefert hatten, aber auch von Seidel, Dresden, E. Abel, Wien, vom Grafen Breuner-Enkworth und von der Gräfin Stöger waren ſchöne Azaleen vorhanden. Coniferen- Sammlungen waren ausgeſtellt von Dallis re, Gent, E. Abel, Wien, Kammel u. Co., Grußbach. | Von Aroideen hatte unter Anderen der Handelsgärtner Kellermann in Wien einige intereſſante hybride Philodendron geliefert, während Ca⸗ ladien von dem Gärtner Hirſch bei dem Grafen Breuner ausgeſtellt waren. | Cycadeen und Palmen waren von J. Linden, Brüſſel, Floh, J. Abel und Rudolf Abel in Wien zahlreich vertreten. Die letztgenannten Ausſteller hatten auch eine große Sammlung von neuholländiſchen Pflanzen ausgeſtellt, unter denen ſich mehrere Arten befanden, die jetzt meiſt aus der Mode gekommen ſind. Orchideen hatte faſt allein nur J. Linden ausgeſtellt, unter den⸗ ſelben Selenipedium caudatum und andere Arten, einige Vanda- und Odontoglossum-Arten. Neuheiten, ſechs Arten, wie ſolche im Programm vorgeſchrieben, eine ſchöne Collection Dracänen, neue Palmen und Baumfarne, die herrliche Todea barbara einſchließend, waren ebenfalls aus dem J. Lind en'ſchen Etabliſſement in Gent eingeliefert. Es waren dies jedoch Pflanzenarten, die bereits in dem Berichte der Genter Ausſtellung (S. 207) namhaft gemacht worden ſind. 261 * Großbritanien war bis jetzt noch nicht auf dieſer Ausſtellung vertreten, und außer Belgien war Deutſchland mit wenigen horticulturiſtiſchen Gegen⸗ ſtänden und Egypten durch eine Sammlung von Congo- oder Cajan-Bohnen aus Oſtindien durch Delchevalerie vertreten, eine Bohnen-Art, die ſich auch ihrer eßbaren Früchte wegen zur größeren Cultur in Algier eignen dürfte. Von ſehr großem Intereſſe war eine Sammlung von mehr denn 500 verſchiedenen Alpenpflanzen von den öſterreichiſchen Alpen. Unter denſelben befanden ſich viele Arten, die in den Gärten faſt nie geſehen werden und doch mehr als ſo manche andere Pflanzen verdienen eingeführt und cultivirt zu werden. An ſämmtliche Garten⸗ und Obſtbau⸗Vereine Deutſchlands. Leider ſind mir erſt vor Kurzem die näheren Beſtimmungen über die 5 temporären Ausſtellungen der Wiener Welt⸗Ausſtellung, zugleich mit denen für die erſte, welche mit dem Eröffnungstage zuſammenfiel, zugegangen; ich vermag demnach auch jetzt erſt Mittheilungen darüber zu machen und damit den vielſeitigen Nachfragen wenigſtens zum Theil nachzukommen. Die erſte temporäre Ausſtellung hat bereits ſtattgefunden, officielle Berichte ſind mir darüber aber noch nicht zugekommen. Das kalte Wetter mit Schneefall und ſelbſt im Süden Deutſchlands mit bedeutenden Nachtfröſten hatte eine Betheiligung für feinere und zartere Gegenſtände von außerhalb Wien und der nächſten Umgebung unmöglich gemacht. Von den übrigen 4 temporären Ausſtellungen wird die zweite vom 15. bis 25. Juni, die dritte vom 20. bis 30. Auguſt, die vierte vom 12. bis 23. September, die fünfte und letzte vom 1. bis 15. October ſtattfinden. Die letzte iſt nur für Obſt⸗ und Weinbau beſtimmt und ſchließt demnach Gegenſtände der Pflanzen- und Blumenzucht und des Gemüſebaues aus, umgekehrt können Gegenſtände des Obſt- und Weinbaues aber bei allen 4 temporären Ausſtellungen zugelaſſen werden. Es liegt im Intereſſe des geſammten Gartenbaues, daß bei den noch bevorſtehenden 4 temporären Ausſtellungen eine rege Betheiligung von Deutſch— land aus geſchieht. Von Seiten der deutſchen Regierungen wird es ebenfalls gewünſcht. Ausſtellern ſind auch ferner noch günſtige Bedingungen, unter denen die Betheiligung ſtattfinden kann, geſtellt. Vermittelſt eines Schreibens der Centralcommiſſion für die Wiener Ausſtellung vom 23. April habe ich als Commiſſär für Wein, Obſt und Gemüſe bei der Wiener Ausſtellung den Auftrag erhalten, vor Allem die deutſchen Gartenbau-Vereine auf⸗ zufordern, bei den noch ſtattfindenden 4 temporären Ausſtellungen Antheil zu nehmen und eine baldige Erklärung über Betheiligung abzugeben. Die deutſchen Regierungen übernehmen auch ferner noch die Koſten der Miethe für die in Anſpruch genommene Räumlichkeit; in Betreff des Transportes hat es ſich aber inſofern geändert, als jeder künftige Ausſteller mit der nöthigen Legitimation, welche jede Landescommiſſion nach geſchehener An— 262 * meldung ausſtellt, verſehen, zunächſt für Preußen frankirt abſenden muß. Er kann aber ſpäter den Betrag der gewöhnlichen Fracht bei der Landes⸗ commiſſion liquidiren. Sendet der Ausſteller mit Eilfracht, ſo trägt er nur die Differenz zwiſchen dieſer und der gewöhnlichen. Für die Bewohner der anderen deutſchen Länder, welche in Wien ſich bei einer der 4 temporären Ausſtellungen betheiligen wollen, find die Trans⸗ port⸗Verhältniſſe bei den betreffenden Landes-Commiſſionen zu erfahren. Mit der Wahrnehmung der Intereſſen der an den temporären Aus⸗ ſtellungen theilnehmenden Ausſteller ſpeciell beauftragt, ſtelle ich mich behufs der einen oder anderen Anfrage ebenfalls zur Verfügung; es dürfte ferner überhaupt die Angelegenheit nicht wenig fördern, wenn zugleich auch die Anmeldungen zur Betheiligung bei mir geſchähen. Ich würde in dieſem Falle, damit ſchon im Voraus vertraut, raſcher, als wenn ich erſt abwarten müßte, durch die Landes-, reſp. durch die Central⸗Commiſſion in Kenntniß geſetzt zu werden, etwa nöthige Vorkehrungen ſelbſt treffen oder wenigſtens treffen zu laſſen im Stande ſein. Wünſchenswerth iſt es im hohen Grade, daß die deutſchen Gartenbau⸗ Vereine dieſe Angelegenheit bei den 4 noch folgenden temporären Ausſtellungen in die Hand nehmen, in ihrem Kreiſe noch ſpeciell zur Betheiligung auf⸗ fordern und dieſe bei ihren Landes-Commiſſionen anzeigen wollten. Es würde die Angelegenheit nicht allein erleichtern und fördern, ſondern wir würden bei vielſeitiger Betheiligung auch anſchauliche Bilder über den Zu⸗ ſtand des Obſt⸗ und Gemüſebaues der verſchiedenen Gegenden Deutſchlands bei der Wiener Welt-Ausſtellung geben. Größere Gartenbau-Vereine, welche ganze Länder, Provinzen oder doch wenigſtens einen großen Flächeninhalt vertreten, könnten ſich noch ein beſonderes Verdienſt erwerben, wenn ſie in Betreff des Gemüſes und des Obſtes Collectiv- Sammlungen, wo dem einzelnen Ausſteller immerhin in Betreff ſeiner Nennung Rechnung getragen würde, veranlaßten. Auf dieſe Weiſe wirkte die Ausſtellung in Wien ſelbſt noch mehr belehrend. Da mir auch mehrfach bereits der Wunſch ausge⸗ ſprochen worden iſt, möglichſt dahin zu wirken, ſo komme ich ihm hier um ſo lieber nach. Da für Obſt 4 Ausſtellungen ſtattfinden, ſo könnten ſelbſt frühzeitige Obſtſorten, wie Beeren- und zum Theil Steinobſt, überſichtlich ausgeſtellt werden. Frühzeitige Ausſtellungen von Obſt aber wären um ſo mehr zu wünſchen, als Obſt⸗Ausſtellungen in Deutſchland bis jetzt faſt nur im Herbſte geſchehen ſind, wo natürlich Frühobſt ausgeſchloſſen iſt. In dem Haupt⸗ programme, was von der Wiener Central-Ausſtellungs⸗Commiſſion im vorigen Jahre veröffentlicht wurde, iſt bereits darauf ſchon Rückſicht genommen. Man bezeichnet für Juni: Beerenobſt und Kirſchen, für den Auguſt: Pflaumen und Frühbirneag, für den September: Pflaumen, Herbſtbirnen und Aepfel, für den October: Trauben, Aepfel, Birnen und Schalenobſt. Leider ſind die hier gewählten Termine nicht ſehr günſtig. Für den Juni möchten z. B., außer Erdbeeren, kaum einige Frühkirſchen ausgeſtellt werden können und Ende Auguſt ſind leider Kirſchen, Stachelbeeren u. ſ. w. nur noch in den letzten Spätſorten vertreten. Man muß bedauern, daß im Juli keine 263 temporäre Ausſtellung ſtattfindet oder daß doch die Ausſtellung des Auguſt, anſtatt gegen das Ende dieſes Monates hin, nicht am Anfange iſt. Für unſere meiſten Gemüſe iſt der September eine gute, ich möchte ſagen, die beſte Zeit. Ich erlaube mir daher, Gemüſegärtner ganz beſonders auf die vierte temporäre Ausſtellung des Septembers aufmerkſam zu machen. Gemüſe⸗Ausſtellungen, wo man ſich aus ganz Deutſchland betheiligt hätte, haben wir, wie bereits angedeutet, noch nicht gehabt; es wäre demnach ſehr zu wünſchen, daß man jetzt die günſtige Gelegenheit nicht vorübergehen ließe, um zu Wien im September eine allgemeine deutſche Ausſtellung ins Leben zu rufen. Abgeſehen von dem großen Intereſſe, was eine ſolche den ganzen deutſchen Gemüſebau repräſentirende Ausſtellung in Anſpruch nehmen dürfte, könnte zugleich die Gelegenheit ergriffen werden, über die Nomenclatur der Gemüſe wenigſtens annähernd eine Einigung herbeizuführen. Gerade dieſen außerordentlich wichtigen Punkt möchte ich zur weiteren Ueberlegung und Entſcheidung empfehlen, und zwar nicht allein Gartenbau-Vereinen, auch allen den Männern, denen eine einheitliche Nomenclatur des Gemüſes am Gemüſes am Herzen liegt. Was ich vom Gemüſe geſagt, gilt nicht weniger vom Obſt. Wir haben zwar in Deutſchland ſeit 1853 im October bereits ſechs große Obſt-Aus⸗ ſtellungen gehabt; es iſt demnach Manches ſchon geſchehen, eine Vergleichung unſeres deutſchen Obſtes in Wien, beſonders mit dem bſterreichiſch- ungariſchen, dürfte aber ebenfalls zur Vereinfachung der Nomenclatur des Obſtes nicht wenig beitragen. Der deutſche Pomologen⸗Verein hat in feiner letzten Ver⸗ ſammlung des vorigen Herbſtes in Braunſchweig die Wichtigkeit der Be⸗ theiligung in Wien ebenfalls anerkannt und wird auf ſeine Koſten drei der tüchtigſten Pomologen im October nach Wien ſenden. Ueber Pflanzen und Blumen iſt bereits in dem allgemeinen Programme, was von Seiten Wiens im vorigen Jahre veröffentlicht wurde, ausführlich geſprochen worden. Abgeſehen von neuen und Decorationspflanzen ſind es die zur Zeit hauptſächlich in Blüthe ſtehenden Blumen und Blüthenſträucher, welche man bei den temporären Ausſtellungen im Juni, Auguſt und Sep— tember erwartet. Hierüber brauche ich weiter keine Mittheilung zu machen, als daß von Seiten der deutſchen Central-Commiſſion alles geſchehen wird, um den Pflanzen und Blumen eine günſtige Aufſtellung zu verſchaffen. Das Programm habe ich ſeiner Zeit in der Wochenſchrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde, und zwar in der 21. Nummer des vorigen Jahrganges, be⸗ kannt gemacht.“) Die Art und Weiſe der Preiszuſprechungen in Wien iſt erſt, wie an⸗ fangs geſagt, vor einigen Wochen erfolgt. Sie iſt in ſo fern für Nicht⸗ Oeſterreicher ungünſtig, als die Zahl der Preisrichter (Juror), welche von Seiten der ſich betheiligenden Staaten geſtellt wird, von der Zahl der Theilnehmer jedes einzelnen Staates abhängt. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß unter dieſen Umſtänden in der Regel mehr Preisrichter vorhanden ſein | 0 ) Ebenfalls wurde daſſelbe von uns im vorigen Jahrgange der Hamburger Ggrtenzeitung S. 211 3 Die Redact. 264 werden, als nicht⸗öſterreichiſche überhaupt. Es iſt nämlich beſtimmt, daß für je 1 bis 20 Ausſteller ein Mitglied des Preisrichter-Amtes (Jury) von dem betreffenden Staate ernannt wird. Dieſes ſelbſt wählt Sachverſtändige (Experte), welche vom Generaldirector der Wiener Ausſtellung einberufen werden, aber nur berathende Stimme haben. Daſſelbe iſt auch mit den Delegirten, welche einestheils der Generaldirector der Wiener Welt-Aus⸗ ſtellung, anderntheils die General-Commiſſäre der einzelnen Staaten ernennen, der Fall. Sämmtliche Preisrichter theilen ſich unter dem Vorſitze eines vom Erzherzog Rainer ernannten Präſidenten in mehrere Sectionen, von denen für die erſte temporäre Ausſtellung am 1. Mai 4 (für Zierpflanzen in Töpfen oder im freien Lande, für Bäume und Sträucher, Obſtbäume, Trauerbäume, Forſt- und Waldgehölze, für verwendete abgeſchnittene Blumen, Gemüſe, getriebenes und überwintertes Obſt, endlich für Pläne, Zeichnungen, Modelle u. ſ. w.) vorhanden waren. Jede Section erwählt ihren Vor⸗ ſitzenden, einen Stellvertreter und einen oder mehrere Berichterſtatter. Die Preiſe werden von der Section nur beantragt, von dem ganzen Preisrichter⸗ Amte aber zugeſprochen. Die Beſchlüſſe faßt man nach Majorität, nur bei Stimmen⸗Gleichheit giebt der Vorſitzende den Ausſchlag. Am erſten Tage jeder temporären Ausſtellung tritt das Preisrichter⸗ Amt zuſammen; nach 2 oder 3 Tagen muß es feine Entſcheidung abgegeben haben. Die Preiſe beſtehen aus viererlei Medaillen (eine für den Fort⸗ ſchritt, eine für das Verdienſt, eine für guten Geſchmack und eine für Mit⸗ arbeiter) und aus einem Anerkennungs-Diplom. Außerdem ſtehen noch Geldpreiſe, welche die Gartenbau-Geſellſchaft in Wien ausgeſetzt hat, zur Verfügung. Berlin, den 12. Mai 1873. Dr. Karl Koch, Profeſſor der Botanik an der Friedrich⸗Wilhelms⸗Univerfität in Berlin. Ein Wort über Tillandſien. Die Gattung Tillandsia, welche dem Dr. Elie Till-Lands gewidmet iſt, enthält ſowohl hinſichtlich der Schönheit ihrer Blüthen wie ihrer Blätter mehrere wahrhaft bemerkenswerthe Arten. Giebt es wohl etwas Reizenderes, als Tillandsia Lindeni, wenn fie ihre herrlichen azurblauen Blüthen ent- faltet, die ſo ſcharf von der ſie onfänglich umgebenden lebhaft-rothen Um⸗ hüllung abſtechen? Iſt dieſe Art auch noch ziemlich ſelten, ſo wird ſie doch von den Pflanzenliebhabern mit Paſſion nachgeſucht. Und die Tillandsia splendens Br. (richtiger Vriesea splendens Brongn.), welche reizende kleine Pflanze, ſeit langer Zeit in Cultur, ſo daß man ſie als eine alte Pflanze bezeichnen könnte, aber ſie bleibt deshalb dennoch immer jung und beliebt durch die lebhaft panachirte Zeichnung ihrer Blätter, wie durch ihre weißlich— gelben Blumen, welche in einer langen lebhaft:rothen, ſchuppigen Aehre einer Art Federn gleichen. Und dieſe Tochter der Luft, die gentile kleine Pflanze, 265 welche ſich Tillandsia argentea (Pourretia nivosa) nennt, wie weit eher gleicht ſie einem aus ſilbernen Federn gebildeten Federbuſch, als einem Ge⸗ wächs. Wenn man ſie ſo lebend ſieht, glaubt man, daß ſie ohne Wurzeln fei, daß ihr der Topf nur zur Unterlage diene. Bei ihr iſt alles außer⸗ ordentlich, ſelbſt ihre Geſchichte. Drei Tage nach ihrer Ankunft in Europa erhielt ſie, kaum aus einer Kiſte gepackt, in der ſie drei Monate eingeſchloſſen war, als neue und ſehr merkwürdige Pflanze einen erſten Preis. Dies geſchah vor 5 oder 6 Jahren auf einer Ausſtellung der botaniſchen Geſellſchaft in Löwen, wo J. Linden ſie ausgeſtellt hatte. Und die kleine T. bulbosa-picta mit Blättern, die carminrothe Striche und Punkte haben, dunkelponceau an der Spitze, mit kleinen Blüthenrispen, welche mit rothen Bracteen garnirt ſind, zwiſchen deren Achſeln ſich violette Blüthen zeigen. Ferner die niedliche T. ionantha, deren roſa⸗carminrothe Bracteen mit den violetten Blüthen einen neſtartigen Blüthenſtand bilden. Erwähnen wir zugleich die T. ocana, acuminata, carnea, cyanea, bivittata,*) acaulis Lindl., zonata :c., welche der Mehrzahl nach ſchöne Pflanzen find. Vergeſſen wir vor allem nicht, die Aufmerkſamkeit der Pflanzenliebhaber auf eine neue hinzugekommene Art, auf die T. musaica Lind. zu richten. Faſt überall cultivirt man dieſe Pflanzen, welche meiſt nur von Luft, Wärme und Feuchtigkeit leben, auf Holzklötzen oder Korkſtücken, die man zuvor mit Sphagnummoos umwickelt. Die Tillandſien gedeihen auf dieſe Weiſe ſehr gut, machen aber nur wenig Effekt. Beſſer iſt es, dieſelben in gut drainirten Töpfen in einer Miſchung von Sphagnum und Sand zu cultiviren. Obiges, aus der Feder von A. Ducos, entnehmen wir dem Journal d’Hortic. pratique, das die Jeunesse horticole in Gent ſeit einem Jahre herausgiebt und das vom März d. J. an in monatlichen Heften von 16 Seiten ſtets der praktiſchen Gärtnerei entnommene, durch eigene Erfahrungen gewonnene oder durch beſtätigte Mittheilungen in gewandter Darſtellung für den geringen Preis von 5 Fr. bringt. Die Zahl der Mitarbeiter iſt groß, und glücklicher Weiſe haben dieſelben ganz verſchiedene Liebhabereien, ſo daß jeder Gartenfreund auch ſein ſpecielles Steckenpferd berückſichtigt findet. * Allen deutſchen Gärtnern, welche der franzöſiſchen Sprache mächtig ſind, möchten wir dieſes Journal ſeines reichhaltigen, gediegenen Inhaltes wegen hiermit beſtens empfehlen. Einfluß der Pflanzenwelt auf die atmoſphäriſche Luft. Ein Vortrag, gehalten in der Sitzung des fränkiſchen Gartenbau-Vereins vom Notar Seuffert. Die uns umgebende atmoſphäriſche Luft beſteht bekanntlich aus zwei Gasarten, aus Stickſtoff und Sauerſtoff. *) T. acaulis Lindl., bivittata H. Lind., zonata gehören jetzt zur Gattung Cryptanthus Kl. — ) Dem Berichte über die Thätigkeit des fränkiſchen Garten⸗ bau-Vereins in Würzburg entnommen. 7 266 Letzterer, auch Lebensluft genannt, iſt uns jo unentbehrlich, daß wir, ohne dieſen Sauerſtoff beſtändig einzuathmen, ſofort den Erſtickungstod er⸗ leiden müßten. Ein Erxwachſener braucht zu ſeiner Exiſtenz täglich ungefähr 1000 Ouart oder 48 Kubikfuß dieſer Gasart. Das gegenſeitige Verhält⸗ niß dieſer beiden Gasarten, des Stickſtoffs und Sauerſtoffs, bleibt ſich allenthalben und an allen Oertlichkeiten gleich; überall, auf den Gipfeln hoher Berge und auf ebener Fläche, im Freien und in eingeſchloſſenen Räumen geſtaltet ſich dieſes gegenſeitige Verhältniß in der Weiſe, daß der Stickſtoff ungefähr 79 Prozent und der Sauerſtoff 21 Prozent der atmo⸗ ſphäriſchen Luft ausmacht. Ungeachtet dieſer durch viele Unterſuchungen allſeitig beſtätigten That⸗ ſache müſſen wir doch als gewiß annehmen, daß die Luft verſchiedener Oertlichkeiten, z. B. eines Schulzimmers, eines Fabrikſaals, eines ſchlecht ventilirten Schlafzimmers und anderſeits eines freigelegenen Gartens, eines üppig grünenden Buchenforſtes u. ſ. w. ganz verſchiedene Eigenſchaften und Beſtandtheile hat, weil ſie auch ſichtlich auf die menſchliche Geſundheit und Körperbeſchaffenheit verſchiedenartige Wirkungen äußert; in der That iſt in der Regel zwiſchen dem Geſundheitszuſtand und der Körperkraft eines Forſt⸗ mannes, eines Gärtners oder Oeconomen, und anderſeits eines durch ſeinen Beruf beſtändig an geſchloſſenen Räumen gefeſſelten Geſchäftsmannes oder Arbeiters ein höchſt auffallender Unterſchied, der ſeine natürliche Urſache haben muß, und der auch in der That durch die neueren, naturwiſſenſchaft⸗ lichen Forſchungen ſeine Erklärung gefunden hat. Nach den Ergebniſſen genauer Unterſuchungen deutſcher und franzöſiſcher Naturforſcher, welche zur Zeit allerdings erſt als eine, wenn auch bedeutende Wahrſcheinlichkeit in ſich tragende Hypotheſe zu bezeichnen ſind, giebt es nämlich in der Luft unzählige, dem unbewaffneten Auge nicht erkennbare, lebende Organismen, welche mit dem wiſſenſchaftlichen Ausdruck „Vibrionen“ bezeichnet werden. Dieſe kleinſten Organismen werden nun als die alleinigen Erreger des mit dem Namen „Fäulniß“ bezeichneten Zerſtörungs⸗ Prozeſſes angeſehen; dieſelben ſind unermeßbarer Vermehrung fähig, und würden in Bälde das freie Luftmeer ſo erfüllen, daß alles Leben unmöglich gemacht würde, wenn nicht im großen Haushalt der Natur unaufhörlich eine Luftart producirt würde, die berufen iſt, die Vermehrung der Vibrionen in gewiſſe beſtimmte Grenzen einzuſchränken. Das Luftmeer iſt die Erzeugungsſtätte eines Gaſes, welches als Tod⸗ feind der Vibrionen bezeichnet werden kann, das ſie in ihren Brutſtätten zunächſt der Oberfläche des Erdbodens unaufhörlich bekämpft, und ſie ver⸗ nichtet, wo es ſie findet. N Dieſes Gas iſt ein Sauerſtoff höherer feinerer Art, als der gewöhn— liche; dieſe gewöhnlich mit dem Namen „erregter Sauerſtoff⸗ oder „Ozon“ bezeichnete Gasart iſt allerdings nur in ſehr geringen Quantitäten in der reinen Luft vorhanden, und zwar zunächſt wohl deshalb, weil fie im un— aufhörlichen Kampfe mit den ſtets zuſtrömenden Vibrionen faſt eben ſo ſchnell wieder verſchwindet, als ſie geſchaffen wird. 267 Dieſer Sauerſtoff höherer Form wird in großer Menge producirt durch die Blitze, welche die Luft durchfurchen; er wird geſchaffen, wenn der direkte Sonnenſtrahl die atmoſphäriſche Luft trifft; er entſteht durch Verdunſtung ſalzartiger Löſungen, in Salinen und auf den Wogen des Meeres; er ent⸗ ſtrömt aber auch unter dem Einfluſſe des Lichtes und der wärmenden Strahlen der Sonne den grünen Blättern der Pflanzen; und dieſer Prozeß bildet vorzugsweiſe den Gegenſtand unſerer heutigen Betrachtung. ö Der erregte Sauerſtoff iſt ausgeſtattet mit elektriſcher Kraft und mit außerordentlicher Spannkraft; er iſt dichter und ein und ein halb Mal ſo ſchwer als der gewöhnliche Sauerſtoff; er ſenkt ſich daher ſtets aus den höheren Luftregionen gegen den Erdboden, dem die Vibrionen maſſenhaft entſtrömen, und trägt in deren Brutſtätten die Kraft des Blitzes, die Gluth des Sonnenſtrahls; er hat die ſtärkſte verbrennende Kraft und entwickelt einen dem Chlor ähnlichen Geruch; daher wird derſelbe auch riechender, Ozon⸗Sauerſtoff genannt, während der gewöhnliche Sauerſtoff vollſtändig geruchlos iſt. Nach dem Ergebniſſe der hierüber angeſtellten Unterſuchungen enthalten ſelbſt unſere beſten Wohnungen Maſſen von ſolchen Vibrionen; in unſeren Behauſungen, ganz beſonders aber in neugebauten Häuſern, in dunklen, ſchlecht ventilirten oder friſch tapezirten Zimmern führt uns jeder Athemzug Maſſen dieſer kleinſten Organismen in das Blut und wirkt hierdurch auf die Functionen und den Beſtand unſeres Körpers ſchädlich ein. Nun iſt der gewöhnliche Sauerſtoff durchaus unfähig, in den Tempera⸗ turen, in denen wir leben, die Vibrionen zu zerſtören. Wir wären deshalb im Inneren unſerer Wohnungen vollſtändig ſchutzlos gegen die zerſtörenden Kräfte diefer kleinen, unſichtbaren Organismen, hätte nicht der menſchliche Körper die durch neuere, wiſſenſchaftliche Forſchungen nachgewieſene Kraft, den durch das Athmen in den Körper eingeſtrömten Sauerſtoff durch eine beſondere Fähigkeit unſerer Blutſcheiben mindeſtens zum Theil in Ozon⸗Sauerſtoff umzuwandeln. Dieſe Fähigkeit unſerer Blutſcheiben, den die eingeathmeten Organismen zerſtörenden Ozon zu bilden, nimmt übrigens, wie jede Leiſtung unſeres Körpers, mit der Zunahme des Alters allmählig ab. Der reine oder erregte Sauerſtoff hat eine hohe Bedeutung für die Ernährung des menſchlichen Körpers; gerade die feinſten Subſtanzen unſeres Blutes, unſerer Muskeln werden keineswegs allein in den aufgenommenen Nahrungs⸗Mitteln, vielmehr aus dieſen nur in Verbindung mit reinem Sauerſtoff gebildet; nur mit deſſen Hülfe ſind mittelſt der verſchiedenen Nahrungsmittel die höchſten Aufgaben der menſchlichen Ernährung zu löſen. Hierdurch ergeben ſich auch mit hoher Wahrſcheinlichkeit die anregenden, ſtärkenden und entgiftenden Wirkungen des erregten Sauerſtoffs auf erkrankte menſchliche Organismen. Durch das Ueberhandnehmen dieſer als Räuber und Schmarotzer an unſerem Blut⸗ und Nervenſyſtem auftretenden kleinſten Organismen, welche mit dem techniſchen Namen Vibrionen bezeichnet werden, werden nach und nach unſere Organe des zur feineren Ernährung des Norven⸗, Blut: und Muskel⸗Syſtems nöthigen Ozon⸗Sauerſtoffs beraubt; 268 wir verfallen der Blutleere; eine ſtärkere Fettſchicht, Bläſſe des Geſichts, Abnahme des Körpergewichts iſt die weitere, allmählige Folge. Bei ſtärkerer Zunahme dieſer Vibrionen im menſchlichen Blutſyſtem werden ſolche zu ſelbſtſtändigen Erregern berſchiedener Krankheits-Erſcheinungen; es entſtehen je nach den ſpeciell angegriffenen Körpertheilen Fieber, Entzündungen und Blutungen; insbeſondere wird auch behauptet, daß, unter beſonderen gegebenen Verhältniſſen auch Gelenkrheumatismus und Tuberculoſe durch fortgeſetzte Einwirkung und Zunahme der Vibrionen im menſchlichen Körper hervorgerufen werden können. Wahrſcheinlich werden dieſe verderblichen Weinen Organismen unter dem Einfluß der Sonnengluth an Oertlichkeiten, welche zahlreich der Fäulniß und anderen Gährungsprozeſſen ausgeſetzte Subſtanzen enthalten, allmählig immer fortpflanzungsfähiger und ſchwerer zerſtörbar; durch ihre giftigen Einwirkungen entſtehen dann wohl öfters jene furchtbaren Formen von Typhus, Cholera und anderen ähnlichen Epidemien, bei denen die Kranken im Innern der Organe ausgebreiteten und intenſiven fauligen Zerſetzungen verfallen. Wie ganz anders ſind die Erſcheinungen, wenden wir uns aus den unterirdiſchen Gebieten in das freie Luftmeer; wie ganz anders ſind die Folgen, wenn wir im Freien athmen; hier ſtrömt in unſer Blut der Sauerſtoff ein, und hilft im Vereine mit durch unſer eigenes Blut ge- ſchaffenem Ozon-Sauerſtoff, jene, in unſeren Wohnungen aufgenommenen, verderblichen Organismen vernichten. Durch dieſen in reiner guter Luft in größeren Mengen in den Körper aufgenommenen, gereinigten Sauerſtoff wird oft in auffällig raſcher Weiſe die Gluth des Fiebers und der Entzündung herabgemindert und eine wohl- thätige Kriſis durch Schlaf oder eintretenden Schweiß herbeigeführt, viele Krankheitserſcheinungen, beiſpielsweiſe auch bei Vergiftungen durch im Ueber⸗ maß eingenommene Kohlenſäure, wie ſolche bei Herz- und Lungenkranken ſtattfinden, verlieren ſich allmählig in Folge häufigen Aufenthaltes in freier Luft, insbeſondere in einem mit Bäumen und Pflanzen dicht beſetzten Terrain. Der erregte Sauerſtoff entfernt allmählich die im erkrankten Körper überhand genommene Kohlenſäure und macht das dunkelrothe Blut wieder hellroth; der Aufbau unſerer höchſten und feinſten Organe, der Blut-, Muskel⸗ und Nerven-Subitanz geht wieder raſcher von ſtatten, die Wangen und Lippen röthen ſich wieder, die Muskeln werden feſter und ſtärker, die Nerven gegen ſchädliche Einflüſſe widerſtandsfähiger; die Symptome wieder⸗ kehrender Geſundheit vermehren ſich in eben dem Maße, als der Aufenthalt in reiner, mit Ozon⸗Sauerſtoff verſehener Luft fortgeſetzt und verlängert wird. Es kann demnach bezüglich der höchſt wohlthätigen Einwirkung des erregten Sauerſtoffs au die menſchliche Geſundheit wohl kaum ein Zweifel obwalten. Betrachten wir nun zunächſt die Entſtehung und die Wirkungen des den grünen Blättern der Bäume und Pflanzen entſtrömenden Ozon⸗ Sauerſtoffs. Die Pflanzen nehmen, wie bereits ſeit längerer Zeit durch eine Reihe von Beobachtungen feſtgeſtellt iſt, durch ihre Belaubung während des Tages⸗ lichtes bedeutende Quantitäten des in der Luft befindlichen Kohlenſtoffes 269 auf und zerſetzen denſelben durch das Blattgrün, Chlorophyll benannt, indem ſie die Kohlenſäure und einen Theil des Stickſtoffs zurückbehalten, den größeren Theil des Sauerſtoffs aber in die ſie umgebende Luft abgeben. Unter dieſem Sauerſtoff, der den Blättern der Pflanzen entſtrömt, wird auch eine entſprechende, allerdings verhältnißmäßig ſehr kleine Quantität von gereinigten oder Ozon⸗Sauerſtoff ausgeſchieden, welcher bei einer dichter gedrängten und auf beſtimmte Punkte concentrirten Vegetation die Fähigkeit gewinnt, die eben geſchilderten Wirkungen zu äußern. Früher nahm man an, daß das directe Sonnenlicht unbedingt zur Zerlegung der Kohlenſäure durch das Blattgrün der Pflanzen nöthig ſei; dieſes iſt aber nach den neueren, im Jahre 1869 in den Sitzungen der Pariſer Akademie der Wiſſenſchaften veröffentlichten Beobachtungen keineswegs der Fall. Richtig iſt allerdings, daß unter dem Einfluſſe des directen Sonnen- lichtes die verhältnißmäßig bedeutendſte Quantität von Sauerſtoff durch das Chlorophyll der Pflanzen zur Entwickelung gelangt. Bei trübem, bedecktem Himmel iſt dieſe Ausſtrömung des Sauerſtoffs aus dem Blattgrün der Pflanzen eine etwas geringere; aber ſelbſt bei künſtlichem Licht findet immerhin noch eine nicht unbedeutende Entwickelung von Sauerſtoff aus dem Chlorophyll ſtatt; durch die neuerlichen Beobachtungen des Naturforſchers Prilleur zu Paris iſt dargethan, daß ſich der Sauerſtoff ſowohl bei dem elektriſchen Licht, als auch bei Gasbeleuchtung aus den Pflanzen entwickelt. Es wurde nämlich ein Stengel von Potamogeton (Saatkraut) in ein etwas Kohlenſäure enthaltendes Waſſer geſetzt. Unter dem Einfluß künſt⸗ lichen Lichtes entwickelten ſich nun die Sauerſtoffblaſen in ebenſolcher Weiſe, wie beim Tageslicht aus dem Schnitt des Stengels, und zwar in einer beſtimmten Zeit ſo gleichmäßig, daß man durch Abzählen der aufſteigenden Luftblaſen die Quantität des Gaſes beſtimmen konnte. In gleich langer Zeit entwickelten ſich nun im Sonnenlichte 22 und beim elektriſchen Lichte 11 Blaſen. Beim Gaslicht blieben die Gasblaſen ebenfalls nicht aus; ſie erſchienen nur in viel geringerer Anzahl. Anderſeits entwickelt ſich auch das Chlorophyll der Pflanzen nicht nur beim directen Sonnenlicht ſondern, allerdings in langſamerer Weiſe und in geringerer Vollkommenheit, auch unter dem Einfluſſe künſtlichen Lichtes, wie durch neuere Forſchungen feſtgeſtellt iſt. Daß während der Nachtzeit in der Pflanzenwelt gerade der umgekehrte Athmungsprozeß als bei Tage ſtattfindet, daß nämlich die Pflanzen Sauerſtoff aus den ſie umgebenden Luftſchichten einziehen und eine Quantität Kohlenſäure in die Atmoſphäre abgeben, iſt eine längſt feſtſtehende Thatſache. Hiernach dürfen die wohlthätigen und heilſamen Einwirkungen einer kräftigen, üppig gedeihenden Vegetation auf die Salubrität der uns umgebenden Luftſchichten wohl nicht zu bezweifeln ſein. Werfen wir nun einen Blick auf die verſchiedenen Oertlichkeiten, in denen die Pflanzenwelt in ſolcher Menge und Fülle vorhanden iſt, daß man von derſelben eine derartige, günſtige Einwirkung auf die Atmoſpäre mit 270 Recht vorausſetzen kann. Hier find es vor Allem die lisa die ſich unſerer Betrachtung darſtellen. Bekunntlich beſitzt kein Land unſeres Welttheils ſo majeſtätiſche ge⸗ ſchloſſene Wälder, als unſer Deutſchland; nur im Karpathengebirge zwiſchen Galizien und Ungarn, ſowie im großen Slavenreihe des Oſtens, in den unermeßlichen Ebenen Rußlands findet man noch ſolche urſprüngliche, weit⸗ hin ſich ausdehnende Waldungen. Die nationalöconomiſche und ſocialpolitiſche Wichtigkeit eines großen Walobeſitzes für das treffende Land und Volk zu ſchildern, iſt nicht die Aufgabe der vorliegenden Darſtellung. Nur ſoviel ſei hier hervorgehoben, daß wohl gerade die Thatſache, daß es in unſerm deutſchen Reiche noch einen wirklichen, auffälligen Gegenſatz zwiſchen Feld und Wald giebt und daß wir noch eine ganze Gruppe förm⸗ licher Waldländer beſitzen, unſerem Volke noch eine große bedeutende Zu— kunft in Ausſicht ſtellt; wie denn auch der berühmte Dichter der ſlaviſchen Volksſtämme Miekiewicz gerade in den unermeßlichen, zum Theil von der Cultur des Forſtmannes noch nicht berührten Wäldern Rußlands die Ver⸗ heißung einer großartigen, reichen Zukunft ſeines Volkes findet. Um den ſichtlich günſtigen Einfluß, die höchſt wohlthätige Einwirkung großer Waldungen auf die Salubrität der Luft, auf die Geſundheit der nahe wohnenden Bevölkerung vollſtändig ermeſſen und begreifen zu können, genügt es, die Bewohner eines ächten, deutſchen Walddorfes, wie man ſolche im Schwarzwald, im Thüringer Wald und im Harz in Menge findet, zu betrachten; dieſe Waldbewohner bieten faſt durchſchnittlich das Bild einer urkräftigen Geſundheit dar; fie haben ein viel originelleres und friſcheres geiſtiges Gepräge, als die Bewohner der reinen Felddörfer. Die Waldorte ſind in der Regel auch die Heimath uralter Volksſitten und volksthümlicher Trachten; die Förſter, Holzhauer, Köhler und ſonſtigen Waldarbeiter dieſer Gegenden zeigen durch die Kraft und Derbheit ihrer Körperconſtitution, durch die Biederkeit ihres Characters und Einfachheit ihrer ganzen Lebensweiſe meiſt einen recht wohlthuenden und erfreulichen Gegenſatz zu den überfeinerten Städten, ja ſelbſt zu den in den reichen Getreidegegenden ſeßhaften Bauern. So können in der That unſere herrlichen deutſchen Hochwälder als großartige Reſervoire reiner Lebensluft und als wirkliche Quellen der Ge- ſundheit für die umwohnenden Lebensbewohner betrachtet werden. » Verlaſſen wir nun das Heiligthum des Hochwaldes, deſſen köſtliche, aromatiſche Luft gewiß ſchon einem Jeden von uns zur heißen Sommerszeit Erfriſchung und Labung gewährt hat, und wenden wir uns zu den Dorf- ſchaften des freien Landes, ſo finden wir auch da allenthalben deutliche und vollſtändige Beweiſe des bedeutenden Nutzens eines kräftigen, zahlreichen Baumſchlages für die Fruchtbarkeit des Bodens, die Gleichmäßigkeit der Temperaturen und den Feuchtigkeits-Gehalt der Atmoſphäre, mittelbar auch für die Geſundheit, ſür die gedeihliche, körperliche und geiſtige Entwickelung der ländlichen Bevölkerung. Glücklich ſind vor Allem jene Ortſchaften zu nennen, die noch ein 271 anſehnliches Areale von Gemeindewald beſitzen; diefe Gemeindewaldbeſtände, früher ſo wenig geachtet, ſind in gegenwärtiger Zeit eine reich fließende Quelle des Wohlſtands und des öconomiſchen Gedeihens für die Gemeinde— angehörigen geworden; ſie liefern außerdem der ländlichen Bevölkerung für Jung und Alt vielfache gemüthliche und äſthetiſche Anregung, deren Einfluß auf die geiſtige und ſittliche Entwickelung, auf die Fortbildung ſicherlich ein günſtiger genannt werden kann. | Aber auch abgeſehen von den Wäldern, die ſich gewöhnlich noch in kleineren Complexen in der Nähe der Dörfer vorfinden, iſt überhaupt der günſtige Einfluß einer kräftigen und zahlreichen Baum-Vegetation, einer reichen Obſt⸗ und Gartencultur in- und außerhalb der Ortſchaften auf die Salubrität der Luft, auf die phyſiſche, geiſtige und moraliſche Entwickelung der Bevölkerung, insbeſondere auch auf das friſche fröhliche Gedeihen der heranwachſenden Jugend nicht zu verkennen. Unendlich Vieles wäre allerdings auf dem flachen Lande in dieſer Be- ziehung noch zu thun und zu verbeſſern, um die Dorfbewohner der eben geſchilderten Vortheile einer ſchönen, kräftig gedeihenden Baum-Vegetation im vollen Maße theilhaftig werden zu laſſen; Vieles müßte hier zur Er— weckung und Anregung des äſthetiſchen Sinnes der Dorfeseinwohner, zur Hebung und Förderung der Obſt- und Gartencultur auf dem flachen Lande von Seite der Landes- und Gemeindebehörden, der landwirthſchaftlichen und Gartenbau-Vereine geſchehen, um dem vorgeſteckten Ziele in erheblicher Weiſe näher zu kommen. Wie Vieles könnte zur Verſchönerung der ländlichen Ortſchaften und ihrer Umgebungen ohne beſonderen Aufwand von Arbeit und ohne größere pecuniäre Opfer geleiſtet werden durch beſſere Anlegung und Bepflanzung der häufig vor den einzelnen Häuſern befindlichen Vorgärtchen und der faſt überall im Umkreis der Ortſchaften gelegenen Baum- und Obſtgärten, welche zur Zeit, namentlich in den meiſten Gegenden unſeres engeren bayeriſchen Vaterlandes ſich in einem Zuſtande großer Unordnung, ja oft faſt Ver⸗ wilderung befinden. Auf manchem freien Platze in den Dörfern würde eine ſtattliche Linde, dieſe ſchöne Zierde deutſcher Landſchaften, ſich herrlich ausnehmen; in der Naähe der Kirche, im Umkreis der Schule, auf mancher Anhöhe oder Oedung in der Nähe der Ortſchaften würden Gruppen von Wallnuß- oder Kaſtanien⸗ bäumen angepflanzt zur Verbeſſerung der Luft nicht unweſentlich beitragen und der ganzen Landſchaft zur Zierde gereichen. | Nicht felten haben einzelne durch die Dörfer führende Straßen und Ortswege eine übermäßige und ganz unnöthige Breite, hier würde der über— flüſſige Theil dieſer Wege in fortlaufende Raſenſtücke zu verwandeln und ringsumher mit Ahornen, Platanen, Kaſtanien und ähnlichen Alleebäumen zu bepflanzen ſein. Ein ſolches mit ſchattigen Bäumen umgebenes Raſenſtück würde einen äußerſt zweckmäßigen Tummelplatz für die Spiele der Dorfjugend abgeben und würde für die Geſundheit dieſer Kinder der Aufenthalt auf einem ſolchen 272 Spielplatz viel zuträglicher fein, als das Herumtummeln auf ſtaubigen Plätzen oder in ſchmutzigen Pfützen. Größere Oedungen in der Nähe der Dörfer, namentlich auf ent⸗ ſprechenden Bergabhängen wären am beſten mit Wallnuß- oder Kirſch⸗ bäumen zu bepflanzen, welche erfahrungsgemäß auf ſolchem Terrain vortreff- lich gedeihen. Allerdings exiſtiren zur Zeit erſt noch wenige Landorte, in deren Innerem und in deren Umgebungen, meiſt durch das Beiſpiel intelligenter und wohldenkender Gutsbeſitzer, Geiſtlicher und Lehrer veranlaßt, ſolche Verbeſſerungen und Verſchönerungen ins Werk geſetzt worden ſind; aber mit vollſtändiger Gewißheit darf man die Thatſache als richtig annehmen, daß die Bewohner ſolcher Dorfſchaften überhaupt durch Reinlichkeit und Ordnungs⸗ liebe, durch Fleiß, ſparſamen Sinn und auffallend raſche öconomiſche Fort⸗ ſchritte vor den übrigen Landesbewohnern ſich höchſt vortheilhaft auszeichnen und ſolchen als ein durchaus nachahmungswürdiges Beiſpiel vorangehen. Von noch größerer Wichtigkeit aber iſt eine kräftige und möglichſt zahlreiche Baum⸗Vegetation für größere, ſtädtiſche Gemeinden. Hier iſt ohnedieß die Bevölkerung, beſonders in den älteren Stadt- theilen dichter an einander gedrängt; die ärmeren Volksclaſſen wohnen in der Regel in kleinen, oft bis zum Dachſtübchen mit Menſchen gefüllten Häuſern, meiſt in engen Gaſſen, in welche zur Winterszeit oft lange kein Sonnenſtrahl eindringen kann. Die ganze Atmoſphäre ſolcher älterer Stadtviertel iſt faſt immer ſo mit Rauch, Staub und Ausdünſtungen verſchiedener gewerblicher Etabliſſements angefüllt, daß ſie als entſchieden nachtheilig für die menſchliche Geſundheit bezeichnet werden muß. Die größeren und kleineren Hausgärten, die vor wenigen Dezennien noch ſo häufig, ſelbſt in größeren Städten vorhanden waren, ſind meiſtens verſchwunden und der zunehmenden Bauluſt zum Opfer gefallen. Einigen Erſatz für dieſe hinweggefallenen Hausgärten, deren Exiſtenz ſo wohlthätig für die Geſundheit der Stadtbewohner war, bieten nun allerdings die im Umkreis vieler größeren Städte neuerlich geſchaffenen öffentlichen Gärten und Anlagen, die als wahre Reſervoirs geſunder und reiner Luft für die Städter ſorgfältige Erhaltung und möglichſte Erweiterung verdienen. Als beſte und zweckmäßigſte Form ſolcher öffentlicher Gärten ſind An⸗ lagen im engliſchen Parkſtyl, mit weiten Wieſen-Parthien, von hohen ſchattigen Bäumen umgeben und unterbrochen, zu bezeichnen. Aber nicht nur im Umkreis und in den nächſten Umgebungen der Städte, hier namentlich auf Friedhöfen und an ſchönen Ausſichtspunkten, ſind maſſenhafte Baumpflanzungen zweckmäßig und der Salubrität der Luft im hohen Grade zuträglich, ſondern auch im Inneren der Stadt muß wenigſtens einiger Erſatz für die weggefallenen Stadtgärten geſucht werden. Ein ſolcher theilweiſer Erſatz kann durch Pflanzung ſchattiger Bäume und Baumgruppen in entſprechendem Verbande mit Raſenparthien und Gruppen ſchönblühender Zierſträucher auf öffentlichen Plätzen, in der Nähe 273 von Schulhäuſern und öffentlichen Brunnen, vor Allem auch durch Be— pflanzung breiter Straßen mit Alleebäumen erreicht werden. Solche Alleebäume, für welche ſich beſonders Bäume mit breiten, dicht wachſenden Blättern, insbeſondere Linden, Ahorn, Kaſtanien, Platanen, Ulmen u. ſ. w. empfehlen, ſind nicht allzunahe an den Häuſern und in gehörigen Diſtanzen in der Weiſe zu pflanzen, daß hierdurch ihr freies, üppiges Gedeihen nicht geſtört wird; insbeſondere iſt hierbei auch den durch Ausſtrömen des Leuchtgaſes aus den Gasleitungen und Gascandelabern den Alleebäumen nicht ſelten drohenden Gefährdungen in entſprechender Weiſe zu begegnen. Solche Baum⸗Alleen in breiten Straßen, ſolche Baumpflanzungen auf öffentlichen Plätzen tragen während der guten Jahreszeit durch Ausſtrömen erregten Sauerſtoffs aus ihrer Belaubung weſentlich zur Verbeſſerung der Luft bei und äußern auf die Geſundheitsverhältniſſe der in der Nähe wohnenden ſtädtiſchen Bevölkerung ſichtlich einen ſehr heilſamen Einfluß. Lehrt uns doch die Erfahrung, daß in größecen Städten die geſündeſte Luft ſich in den breiten Straßen der neueren Stadttheile vorfindet, deren Häuſer nicht ſelten mit größeren und kleineren Gartenanlagen, mit Baum⸗ gruppen und Raſenparthien umgeben ſind. Beiſpiele hierfür ſind unter Anderen die Brienner-Straße und die anderen vom Maximilians⸗Platz gegen Weſten zu auslaufenden Straßen der Stadt München, die Bockenheimer und Mainzer Landſtraße zu Frankfurt am Main, welche Straßen ſich vorzugs⸗ weiſe durch Geſundheit der Luft und Seltenheit des Vorkommens größerer Epidemien unter ihren Bewohnern auszeichnen. Insbeſondere ſollten in Städten Schulhäuſer, wenn irgend möglich, ſich in der Nähe von Gartenanlagen, Alleen oder Baumgruppen befinden, da die durch dieſe Pflanzen-Begetation erzeugte Lebensluft der heranwachſenden Generation beſonders zu Gute kommt. So findet man auch in der That in der Schweiz und im Großherzog— thum Baden, welche Länder das Schulweſen zu einer hohen Stufe von Ver— vollkommnung gebracht haben, die Volksſchulen, Gewerbſchulen und Gymnaſien vorzugsweiſe im Freien, mitten unter ſchattigen Gartenanlagen erbaut; die Geſundheit und Körperfriſche der dortigen Jugend liefert für die Zweckmäßig⸗ keit dieſer Einrichtung einen klaren Nachweis. Die in Stadtgemeinden ſich mehr und mehr Bahn brechende Uebung, auf Friedhöfen Bäume und Geſträuche in größeren Maſſen anzupflanzen und dieſelben durch größere Garten- und Parkanlagen, wie durch eine förmliche Scheidewand, von den Städten zu trennen, empfiehlt ſich als Gegenwirkung für die beſonders in der heißen Jahreszeit ſich in ſtärkeren Proportionen entwickelnden Ausdünſtungsſtoffe der Friedhöfe als allgemein nachahmungswürdig. In größeren Städten erſcheint auch die Bepflanzung der nach ſchönen Ausſichtspunkten und waldbedeckten Anhöhen der Umgegend führenden Wege mit ſchattigen Alleen, die Anbringung ſchöner Baumgruppen an Quellen und Ruhepunkten als eine den Geſundheitsverhältniſſen der FT beſonders Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXIX. 274 zuträgliche, überdieß auch zur Verſchönerung der Gegend und zur Wichern der ſtädtiſchen Intereſſen dienende Maßnahme. Schließlich möge hier noch Erwähnung finden, daß es allerdings auch möglich iſt, die Luft im Inneren unſerer Wohnungen durch zweckdienliche Vorrichtungen, ſowohl durch eine genügende Ventilation, von der jedoch manche Architekten immer noch keinen rechten Begriff haben, als auch durch Verdunſtung, namentlich ſalzhaltiger Flüſſigkeiten, vor Allem aber durch Aufſtellung von Blattpflanzengruppen an ſonnigen Fenſtern in erheblicher Weiſe reiner und geſunder zu machen. Ueber die zu ſolchen Blattpflanzengruppen paſſenden, vorzugsweiſe aus den Familien der Muſaceen, Marantaceen, Aroideen, der Dracänen, Croton— Begonien und Ficusarten u. ſ. w. zu wählenden Pflanzen haben wir bereits früherhin durch einen ſehr intereſſanten und eingehenden, in unſerem Vereine abgehaltenen Vortrag des k. botaniſchen Gärtners Herrn Salomon genauere Mittheilungen erhalten. So wäre wohl der wohlthätige Einfluß der Pflanzenwelt auf die Reinheit und Geſundheit der uns umgebenden Luftſchichten in- und außer⸗ halb der menſchlichen Wohnungen allſeitig beleuchtet und nachgewieſen. Mit Recht aber werde ich es als eine nicht unwichtige Aufgabe der Gartenbau-Vereine bezeichnen können, auf möglichſt allgemeine Verbreitung dieſer nützlichen Erkenntniß in immer weiteren Kreiſen, ſodann aber auch auf die Erhaltung, weitere Ausdehnung und Verſchönerung der öffentlichen Anlagen innerhalb und außerhalb der Städte mit Eifer und Energie bin- zuwirken. Eine ſolche, wahrhaft gemeinnützige Wirkſamkeit wird für die fort⸗ ſchreitende Verbeſſerung der Geſundheitsverhältniſſe der Städte, ſowie für ihr ferneres Aufblühen und Gedeihen gewiß keine ganz vergebliche bleiben. Neue empfehlenswerthe Pflanzen. Gunnera brephogea Lind. et André. IIlustr. hortic. Taf. 111. — Gunneraceae. — Das „gefundene Kind“, brephogea, haben Linden und André dieſe neue Gunnera-Art benannt, da ihre Entdeckung eine rein zu⸗ fällige war. Dieſelbe entſtand nämlich auf dem Wurzelſtock einer tropiſchen Orchidee, die J. Linden aus Neu-Granada erhalten hatte. Die Gattung Gunnera beſteht bis jetzt aus nur etwa 15 Arten, die ſich mehr oder weniger durch große prächtige Blätter auszeichnen. Sie ſind in einigen Theilen von Chile, Central-Amerika, Neu-Granada, Bolivien, auf den Sandwichs-Inſeln, Juan Fernandez, im öſtlichen Afrika, Neu-See⸗ land, Tasmanien und an der Magelhaenſtraße heimiſch. Die meiſten ſind herrliche Gewächſe, deren Blätter ſich oft zu einer rieſigen Dimenſion ent- wickeln. Einige Arten halten unter guter Bedeckung im Freien während des Winters aus. Ob die G. brephogea ähnliche Dimenſionen annimmt, wie andere Arten, 275 läßt ſich noch nicht ſagen, da das einzige Exemplar im Linden'ſchen Etabliſſement noch zu jung iſt. Linden hatte dieſe Art erſt G. peltata benannt wegen ihrer ſchild— förmigen Blätter, jedoch iſt dieſer Name bereits ſchon einer anderen Art von Juan Fernandez, zu einer anderen Section der Gattung gehörend, ge— geben worden. — Die Blüthen der G. peltata ſind hermaphraditiſch, während die der G. brephogea monöciſch ſind. Lucca baceata Torr. IIlustr. hortic. Taf. 115. — Liliaceae. — Dieſe neue Yucca bietet einen höchſt ſonderbaren Anblick. E. Andrs ſchreibt in der IIIustr. hortic.: Die lebenden Exemplare, die wir in dem Linden— ſchen Etabliſſement ſahen, wurden 1872 daſelbſt eingeführt. Dieſelben haben kurze Blätter und deren Ränder ſind nicht mit Fäden beſetzt, wie bei V. filamentosa oder albo-spica, ſondern mit wirklichen ſpanartigen An⸗ ſätzen, wie bei A. schidigera, nur etwas ſtachelartiger. Die Pflanze bildet einen Stamm und erinnert in der Tracht an X. cornuta oder Treculeana, mit der ſie auch in Bezug auf die Rauheit und Textur Aehnlichkeit hat. Die Blätter ſind gerade, kurz, robuſt, ſchwertförmig, ſcharf zugeſpitzt, gerinnt, lederartig, mit zahlreichen ſtacheligen, ſpanartigen Anhängſeln an den Rändern beſetzt. Die Amerikaner bezeichnen dieſe Art: spanish bayonet. Die in Rispen ſtehenden wenigen Blüthen bieten nichts Beſonderes dar und unter— ſcheiden ſich wenig von denen anderer Yucca-Arten. Den Blüthen folgen kapſelartige Früchte, deren Form und fleiſchige Conſiſtenz ſehr an eine reife Bananen⸗Frucht erinnert, weshalb Torrey dieſer Art auch den Namen baccata gegeben hat. Die Eingeborenen von Arizona, Utah, Neu-Mexico, dem Vaterland der Y. baccata, nennen fie Banana. Eine Blüthenrispe reift ſelten mehr als 6 Früchte. Wenn dieſe völlig reif ſind, ſo gleichen ſie völlig, ſelbſt in ihrer ſtrohgelben Farbe, einer Bananen-Frucht. Das breiartige Fleiſch der Früchte, in dem ſich große ſchwarze Samen befinden, iſt ſüß von Geſchmack. Die Indianer verſpeiſen die Früchte gern und trocknen ſie auch, um ſie im Winter zu haben; ſie beſitzen jedoch die Eigenſchaft, daß ſie abführend wirken. Häufig werden die jungen Früchte auch wie die noch nicht geöffneten Blüthenknospen gebraten verzehrt, in welcher Form dieſelben den Europäern jedoch nur wenig zuſagen. Die Blätter liefern lange und ſehr dauerhafte, etwas grobe Fäden. Sammler, welche die Y. baccata gefunden haben, ſagen aus, daß ſie auf ſehr magerem Boden wachſe und in ſo hoch gelegenen Regionen, daß ſie wohl bei uns aushalten dürfte. Die Cultur der Pflanze weicht von der anderer Yucca durchaus nicht ab. | Masdevallia chimaera Reichb. fil. IIlustr. hortie. Taf. 117-118. — Orchideae. — Dieſe reizend hübſche Masdevallia, welche von Reichen— bach in Gardener's Chronicle von 1872 zuerſt beſchrieben worden iſt, haben wir bereits früher beſprochen (Hamburg. Gartenztg. 1872 15 358). Die⸗ ſelbe wurde von Roezl in Neu-Granada entdeckt und an J. Linden in Gent eingeſandt. Camellia Don Carlos Ferdinando. Mustr. hortic. Taf. 119. — 18* 276 Eine herrliche Varietät, die ihren Urſprung in Portugal hat, woſelbſt fie aus Samen erzogen worden iſt. Dieſelbe hat große, dunkelblutrothe Blumen, deren Petalen dachziegelartig über einander liegen. Einzelne Blumenblätter ſind weiß gefleckt. Cattleya Choconensis Lind. et Andr. Illustr. hortic. Taf. 120. — Orchideae. — Eine prachtvolle Orchidee, von G. Wallis im Jahre 1868 am Rio Atrato, Neu-Granada, entdeckt und an J. Linden geſandt. Dieſelbe gehört zur Section der Cattleya labiata, iſt aber ohne Zweifel eine der vielen im Vaterlande vorkommenden Varietäten. Die großen aus⸗ gebreiteten Blumen ſind rein weiß, nur die Lippe hat an der Spitze eine prächtige carmoiſinrothe Zeichnung. Curmeria pieturata Lind. et Andre. Illustr. hortic. Taf. 121. — Aroideae. — Es iſt dies eine der ſchönſten bis jetzt eingeführten Aroideen. Sie wurde von Roezl im vorigen Jahre in Neu-Granada ent- deckt und lebend an J. Linden eingeſandt. Wir haben bereits auf dieſe herrliche Pflanze unter den neueſten Einführungen von Linden S. 205 des vorigen Heftes aufmerkſam gemacht. Primula Sieboldi E. Morr. var. lilaeina. Belgiq. hortic. Taf. VI. Syn. Primula cortusoides L. var. grandiflora Auct. — Primulaceae. — Dieſe reizende Primel ſtammt aus Japan und wurde 1862 in Europa eingeführt. Es giebt mehrere ſehr hübſche Formen dieſer Art, die E. Morren in ſeiner vortrefflichen Belgique horticole folgendermaßen charakteriſirt: P. Sieboldi var. amoena. Blumenblätter ganz, der Saum derſelben tief purpur⸗roſafarben, Schlund weiß. — Pr. cortusoides L. var. amoena Lindl. P. Sieboldi var. striata, Blumen kleiner, lila, purpurn geftreift. — P. cort. var. striata Lindl. — P. cort. grandiflora Lem. P. Sieboldi var. grandiflora mit großen Blüthen, im Innern weißlich, auf der Außenſeite purpurn. P. Sieboldi var. lilacina, die Blüthenblätter gekerbt, lila, weiß be- randet. * P. Sieboldi var. alba, ſehr kleinblumig, weiß. P. Sieboldi var. albida. Die hier genannte Primel empfiehlt ſich durch die Friſche ihres Laubes, wie durch ihre großen, hübſch gezeichneten Blumen, die zugleich einen an- genehmen Duft verbreiten. Die Art hat Aehnlichkeit mit der P. chinensis, übertrifft dieſe aber durch zierlicheren Wuchs und durch viel zarter gefärbte Blumen. H. Witte ſchreibt in ſeinem vortrefflichen Werke „Flora“, daß der Typus dieſer Primel-Vartetäten mit purpur⸗roſa Blumen im Jahre 1862 durch das Etabliſſement von Siebold in Leiden eingeführt und derſelbe an James Veitch in London cedirt worden ſei. Lindley brachte dieſelbe zur P. cortusoides und unterſchied davon zwei Varietäten: var. amoena und striata. Diefe Beſtimmung wurde von den meiſten Botanikern, wie auch von den Gärtnern beibehalten. Die P. cortusoides ſtammt aus Sibirien, ſie iſt eine kleine niedliche 277 Pflanze, zugleich äußerſt zart. Linne hielt fie für eine Varietät der P. integrifolia und Cortusa Matthioli, da ſie Blätter wie letztere und Blüthen wie erſtere Pflanze hat. Die Blüthe iſt von purpur⸗roſa Farbe. Es tft eine ſeltene und zarte Primel, die im Juni und Juli blüht und im Herbſte einzieht, d. h. die Blätter ſterben ab und treibt der Wurzelſtock im Früh⸗ jahr von Neuem aus. N. J. Jacquin beſchrieb dieſe Primel im Jahre 1798 unter den ſeltenen Pflanzen des kaiſerlichen Gartens zu Schönbrunn bei Wien, wobei er eine intereſſante Varietät erwähnte, deren Blüthenſtengel ſich verlängere und nach und nach mehrere Blüthenetagen bilde, wie dies der Fall iſt bei der erſt kürzlich in Cultur gekommenen herrlichen P. japonica. Lehmann verzeichnet in ſeiner Monographie der Primeln (1817) eine Varietät der P. cortusoides mit weißen Blüthen, und nach Thunberg ſoll dieſe Art nicht nur in Sibirien, ſondern auch auf den bewaldeten Gebirgen Japans vorkommen. Nach J. Duby kommt P. cortusoides auch auf dem Ural vor und J. Groenland bemerkt in einem intereſſanten Aufſatze über dieſe Primel in der Rev. hortic., daß dieſelbe im Frühjahre blühe und zum zweitenmale im Herbſte und am beſten in einer leichten Erde an halb— ſchattiger Stelle wachſe.“) Lindley endlich giebt als Vaterland der Primel nicht nur Dahurien und Japan, ſondern auch die Mantſchurei, wo ſie am Amurfluſſe bei Schilka wächſt, an. Eine vom Profeſſor E. Morren genau gemachte Unterſuchung hat nun aber ergeben, daß die in Rede ſtehende Primel eine ganz neue Art iſt, welcher derſelbe den Namen ihres Entdeckers beigelegt hat: P. Sieboldi und welche Art bereits, wie oben ſchon angegeben, in mehreren Varietäten in den Gärten vertreten iſt. Am beſten gedeiht die P. Sieboldi in einem kalten froſtfreien Kaſten. Sie iſt perennirend und verliert zum Herbſte ihre Blätter, die aber im erſten Frühlinge wieder erſcheinen, denen im März und April die Blumen folgen. Odontoglossum vexillarium. Botan. Magaz. Taf. 6037. — Orchideae. — Wir haben dieſe Orchidee, welche eine der ſchönſten in Cultur befindlichen iſt, bereits mehrfach beſprochen, ſo z. B. im letzten Hefte S. 231. Laelia Jonghiana Rchb. fil. Botan. Magaz. Taf. 6038. — Orchideae. — Dieſe ausgezeichnet ſchöne und diſtinkte Laelie wurde durch den leider zu früh auf ſeinen botaniſchen Excurſionen verunglückten Reiſenden Libon in Braſilien entdeckt. Es iſt eine Pflanze von niedrigem Habitus, mit merkwürdig dicken Wurzeln. Die Pſeudoknollen find 1½ —2 Zoll lang. Das ſitzende Blatt iſt kurz, 3—5 Zoll lang und 1½ —2 Zoll breit, ſehr dick, lederartig, lichtgrün, glänzend. Die Blüthen find 4 Zoll im Durd- meſſer (ſowohl Sepalen wie Petalen), ſie ſind von brillanter carmoiſinrother Farbe, mit Ausnahme der Lippe, die weiß, roſa und gelb gezeichnet iſt. Begonia herbacea Vell. Botan. Magaz. Taf. 6039. — Syn. B. attenuata Mast. — Begoniaceae. — M. Maſters, der Chef-Redacteur von Gardener's Chronicle, hat erſt unlängſt dieſe ſonderbare Schiefblatt-Art ) Daß die P. cortusoides auch im Herbſte blüht, haben wir öfters ſelbſt beobachtet. E. Oro. 278 im genannten Journal als B. attenuata beſchrieben und abgebildet, wovon wir ſeiner Zeit Notiz nahmen, und die geehrten Leſer der Hamb. Gartenztg. auf dieſe eigenthümliche Begonie aufmerkſam machten. (Siehe Hamburger Gartenztg.) Greyia Sutherlandi Hook. et Harv. Botan. Magaz. Taf. 6040. — Sapindaceae. — Eine eigenthümliche und ſchöne Pflanze, die vor faſt zwanzig Jahren von Dr. Moore im botaniſchen Garten zu Glasnevin bei Dublin aus Samen erzogen worden und jetzt faſt in allen botaniſchen Gärten anzutreffen iſt, aber ſonderbar genug, obgleich die Pflanze leicht und ſtark wächſt, ſo hat ſie noch nie in den europäiſchen Gärten geblüht, mit Ausnahme des ſüdlichen Frankreich, woſelbſt ſie geblüht haben ſoll. Erſt jetzt (im März d. J.) kam ein Exemplar, das entſetzlich mager und kümmerlich gehalten wurde, im obengenannten botaniſchen Garten in Blüthe. Die Pflanze verlor im Herbſte alle ihre Blätter und trieb eine kurze Rispe corallenartiger Blüthenknospen, die ſich bald öffneten. Die Greyia Sutherlandi iſt ein kleiner Baum von Port Natal, wo er in exponirten Gegenden, etwa 2000 —6000 Fuß über dem Meere vorkommt. Linaria heterophylla Desf. Botan. Magaz. Taf. 6041. — Syn.: L. reticulata Rchb., stricta Juss., aparinoides Chav., Antirrhinum aparinoides W., strietum Sm., multicaule Ten. — Scrophularineae. Eine ſich ſtark verzweigende auf den Feldern am Fuße des großen Atlas und bei Caſa-Blanca an der Weſtküſte von Marokko nicht ſelten vorkommende Art, die jedoch nur einen geringen blumiſtiſchen Werth beſitzt. Calanthe Veitchi Hook. und C. vestita Lindl. var. bicolor. Gartenfl. Taf. 751. — Orchidee. — Die Calanthe vestita und die hybride C. Veitchi gehören zu den ſchönſten tropiſchen Erdorchideen, die durch die Pracht ihrer zartgefärbten Blumen, durch die faſt 2 Monate lange Dauer derſelben und die Zeit der Blüthe von October bis December, in welcher Jahreszeit meiſt Blumen fehlen, ſich auszeichnen. Wir hatten ſchon früher, als noch die Schiller'ſche Orchideenſammlung beſtand, Gelegenheit. gehabt, auf dieſe Orchideen aufmerkſam zu machen, weil nämlich in der genannten Sammlung mehrere herrliche Varietäten und dieſe in großer Anzahl cultivirt wurden, die zur Zeit der Blüthe einen unbeſchreiblich ſchönen Anblick boten. Brodiaea multiflora Benth. Gartenfl. Taf. 752 a. — Liliaceae. — Ein aus Californien von Max Leichtlin direct bei ſich eingeführtes Zwiebelgewächs mit feurig roſa-lila Blumen, die den Freunden von Zwiebel⸗ gewächſen zu empfehlen iſt. Viola umbrosa Fries. Gartenfl. Taf. 752 b, o. — Violarieae.— Ein wohlriechendes, in Rußland heimiſches Veilchen, das ſich ohne jegliche Mühe cultiviren läßt. Die Blüthen ſind matt hellblau. Cypripedium Roezli Rgl. Gartenfl. Taf. 754. — Orchideae. — Eine hübſche Art, die auf obengenannter Tafel der vortrefflichen Gartenflora abgebildet und von unſerem verehrten Freunde ausführlich beſchrieben worden iſt. Dr. Regel ſchreibt: Dieſes Cypripedium ſammelte Roezl in den vereinigten Staaten Columbiens zwiſchen der weſtlichen und centralen Alpen- kette am Fluſſe Dagua. Die Blätter ſind nach Roezl 3 Fuß lang und 279 der Blüthenſtengel erreicht eine Höhe von 2—3 Fuß, 15 — 20 Blumen tragend. Ein lebend überkommenes Exemplar hat im Januar d. J. im botaniſchen Garten zu Petersburg geblüht, nach dem die Abbildung in der Gartenflora angefertigt worden iſt. — Die Blumen haben eine gelb, roth und purpurn nuancirte Färbung. Es iſt eine ſehr intereſſante und ſchöne Acquiſition. Colchicum byzantinum Gawl. Gartenfl. Taf. 755. — C. orien- tale Friw., C. floribundum Laws. — Melanthaceae. — Von den vielen bekannten Herbſtzeitloſen iſt die C. byzantinum eine der hübſcheſten, jedenfalls hat fie auch die größten Blüthen, welche eine ſchöne lila -fleiſchfarbene Färbung haben. Die Blumen erſcheinen im September zu 4 — 6 und mehr aus einer Scheide. Saururus Loureiri Dne. Gartenfl. Taf. 756. — Saurureae.— Eine in den Gräben und an feuchten Orten in Japan ſehr häufig vor- kommende Pflanze von geringem blumiſtiſchen Werth. Asplenium Gardneri Bak. Garden. Chron. 1873, p. 711. — Filices. — Stammt aus der ſüdlichern Provinz von Ceylon, wo dieſe Art von Gardner, Wall und Thwaites geſammelt worden iſt und lebend nach Kew geſandt wurde. Es iſt dies das Aspl. macrophyllum der Enumeratio plantarum zeylaniae, und eine zu empfehlende Farnart. Sobralia macrantha Lindl. pallida. Garden. Chron. 1873, pag. 712. — Orchideae. — Eine ſchöne Varietät der prächtigen 8. ma- crantha mit großen, außen faſt weißen Blüthen, deren vordere Lippe hell— roth, während das Innere gelb gefärbt iſt. Cyathea insignis Eaton. Garden. Chron. 1873, pag. 776. — Cibotium princeps Hort. Lind., Cyathea princeps J. Smith, C. Bourgaei Fourn. — Filices. — Dieſes ausgezeichnet ſchöne Farn iſt in den Pflanzen— ſammlungen als Cibotium princeps bekannt, unter welchem Namen es im Jahre 1863 oder 1864 von Linden verbreitet wurde. J. Smith deutete ſchon früher darauf hin, daß es eine Cyathea und kein Cibotium ſei, und J. G. Baker hat nun erforſcht, daß das C. princeps identiſch iſt mit der Profeſſor Eaton's cubaniſchen Cyathea insignis und daß C. Bour- gaei Fourn. mit beiden identiſch iſt. Das königliche Herbarium in Kew beſitzt Exemplare aus dem öſtlichen Theile der Inſel Cuba (C. Wright, 1859 60); Jamaica, Catherinas Peak, 5000 Fuß hoch (Wilſon); Mexico, Thal von Cordova (Bourgeau), 2200 Fuß; Guatemala, auf den Gebirgs- wäldern von Coban und Vera Paz (Salvin und Godmann). Unſtreitig iſt dieſes Farn eine der ſchönſten Baumfarn-Arten und für Decorationen großer Conſervatorien unentbehrlich. Gartenbau⸗Vereine. Breslau. (Schleſiſche Geſellſchaft für vaterländiſche Cultur.) Section für Obſt- und Gartenbau. Außer den Verhandlungen über innere Angelegenheiten der ſo thätigen Section kamen in deren letzten Sitzungen folgende Abhandlungen von großem Intereſſe vor. 280 „Ueber Nadelhölzer, welche in unſerem Klima ausdauern,“ hielt Kauf⸗ mann Hutſtein in der Sitzung am 22. Januar 1873 einen auf viel⸗ fache eigene Erfahrungen begründeten, ſo anziehenden als lehrreichen Vortrag, welchen derſelbe die Güte hatte, zur Aufnahme in den Jahresbericht zu⸗ zuſichern. In der Sitzung am 26. Februar hatte Apotheker Scholz in Ju- troſchin, brieflich dazu aufgefordert, an geeigneter Stelle Maßregeln zu beantragen zur Vertilgung reſp. eingeſchränkten Vermehrung des Sperlings, da derſelbe unzweifelhaft dem Obſtbau ſchädlich ſei. Es ſoll dieſe Auf⸗ forderung ſpäter in Erwägung genommen werden. Zum Vortrage gelangte ferner ein längerer Aufſatz des Kunſtgärtners Zahradnik in Kamienietz: „Ueber Gurkencultur in Treibkäſten“; derſelbe fand unter den anweſenden Fachmännern lebhafte Anerkennung und wird ebenfalls im Jahresbericht zu weiterer Kenntniß gebracht werden. In der Sitzung am 26. März wurden vorgetragen: 1) ein von dem Kunſt⸗ und Handelsgärtner W. Kühnau eingeſendeter Aufſatz: „Ueber die Sumpf⸗Schwerdtlilie (Iris pseud-acorus L.) als Gartenſchmuck“; 2) vom Apotheker Scholz in Jutroſchin: „Ueber das Verhältniß des Regenwurmes zum Gärtnereibetriebe“; 3) kleinere gärtneriſche Notizen des Lehrers Oppler in Plania. Geh.-Rath Prof. Dr. Goeppert legt als Probe der Befähigung für ſolche Arbeiten die photographiſch dargeſtellte Gruppe einer großen Anzahl von in unſeren Treibhäuſern befindlichen tropiſchen Pflanzen vor, deren Autor ſich zur Bereiſung tropiſcher Gegenden anſchickt. In der Sitzung am 23. April hielt Dr. phil. Hulwa Vortrag „über die Anwendung künſtlicher Düngemittel in der Blumencultur“ und ſicherte denſelben zur Aufnahme in den Jahresbericht zu. Vorgeleſen wurde ein Aufſatz des Apotheker Scholz in Jutroſchin: „Ueber Birken⸗ und Eichenerde und deren Nutzbarmachung für die Topf⸗ pflanzencultur. Nürnberg. Der Gartenbau-Verein in Nürnberg veranſtaltet zur Feier der Anweſenheit der Delegirten-Verſammlung des Verbandes deutſcher Gartenbau-Vereine im Geſellſchafts-Garten der Roſenau in Nürnberg eine größere Blumen-, Pflanzen-, Objt- und Gemüſe-Ausſtellung vom 2. bis 11. Auguſt, zu der es Jedermann geſtattet iſt, Blumen, Pflanzen, Obſt, Gemüſe, Garten-Möbel und Inſtrumente, ſowie andere geeignete Gegenſtände zur Ausſtellung zu bringen. Fremde (Nichtmitglieder) haben ihre Be⸗ theiligung 14 Tage vor der Eröffnung der Ausſtellung unter Angabe des beanſpruchten Raumes dem Vorſtande des Gartenbau-Vereins in Nürnberg anzumelden. Das Programm führt 46 Concurrenzen auf, jede mit 2 bis 3 Preiſen. Die Preiſe (Geldpreiſe) ſind theils vom Vereine, theils von Gartenfreunden als Ehrenpreiſe ausgeſtellt. Würzburg. Der fränkiſche Gartenbau-Verein zu Würzburg veranſtaltet vom 20.— 22. September dieſes Jahres eine Ausſtellung von Obſt, Gemüſe, Blumen, Pflanzen ꝛc. ꝛc. Die Anmeldungen müſſen wenigſtens 14 Tage vor Beginn der Ausſtellung mit genauer Angabe der Zahl der 281 auszuſtellenden Sorten und des ohngefähr benöthigten Flächenraumes bei der Ausſtellungs⸗Commiſſion, zu Händen des Inſpectors der Stadtanlagen, Heinrich Engelbreit, erfolgen, von dem auch die Programme abzufordern find. Ausgeſetzt find 14 Preiſe für Obſt, Früchte, Obſtbäume ꝛc.; 11 für Gemüſe, 18 für Blumen und Pflanzen und 11 für Blumenarrangements ꝛc. Die Preiſe beſtehen in Geldpreiſen und Diplomen. — | Der Bericht über die Thätigkeit des fränkiſchen Gartenbau-Vereins im Jahre 1872 iſt uns zugegangen und freuen uns, aus demſelben zu erſehen, daß dieſer rührige Verein in genanntem Jahre nach Kräften bemüht geweſen iſt, den ihm durch die Vereinsſatzungen geſtellten Aufgaben in möglichſter Weiſe gerecht zu werden. In den Sitzungen des Vereins wurden 12 größere Vorträge von vielem Intereſſe gehalten, wie z. B. über die Cultur der Quitten und Be— nutzung derſelben, über blumiſtiſche Neuheiten, beide Vorträge vom Notar Seuffert; dann von Dr. Stöhr über den Zweck der Gartenbau-Vereine; über ländliche Gartencultur vom Notar Seuffert; über Birnbaumpflanzungen auf trockenem Boden vom Kreiswandergärtner Schmitt; über den Einfluß der Pflanzenwelt auf die atmoſphäriſche Luft vom Notar Seuffert; “ Cultur des Pfirſichbaumes in Tiſchform vom Kreiswandergärtner Schmitt. Mehrere dieſer leſenswerthen Vorträge ſind in dem belletriſtiſchen Beiblatte „Epheuranken“ des würzburger Abendblattes (Vereinsorgan) veröffentlicht. — Die Mitgliederzahl des Vereins iſt eine ſehr erfreuliche und rühmend muß deren einträchtiges Zuſammenwirken hervorgehoben werden. Möge dieſes Zuſammenwirken auch fernerhin fortbeſtehen und ſomit zum Gedeihen und Wirken des Vereins beitragen. Wien. Programm der vier außerordentlichen Ausſtellungen der k. k. Gartenbau-Geſellſchaft auf der großen Welt-Ausſtellung in Wien im Jahre 1873 von Blumen, Pflanzen, Obſt und Gemüſen als vom 1.— 10. Mai, vom 15.— 25. Juni, vom 20.— 30. Auguſt, vom 18.—23. September und der nur für Ausſteller aus Cisleithanien be- ſtimmten Prämien. A. Zierpflanzen aller Art. 1. Für die großartigſten Sammlungen in Blüthe ſtehender Topfpflanzen aus den verſchiedenſten Ordnungen: I. 1-10. Mai 1 gld. M., 1 Dpl. I. Cl, 2 verm. M., 4 Dpl. II. Cl., 3 ſ. M., 5 Dpl. III. C. II. 15—25, Juni — dgl. 1 dgl. 2 dgl. 4 dgl. 3 dgl. 5 dgl. III. 20—30. Aug. — dgl. — dgl. 1 dgl. 2 dgl. 2 dgl. 4 dgl. IV. 18 —23. Sept. — dgl. — dgl. — dgl. — dgl. — dgl. — dgl. 2. Für die artenreichſten Sammlungen ornamentaler Pflanzen in großen Schauſtücken: I 1-10. Mai 1 Dpl. I. Cl., 2 verm. M., 2 Dpl. II. Cl., 2 ſilb. M., 4 Dpl. III. Cl. II. 15— 25. Juni 1 dgl. 1 dgl. 2 dgl. 3 dgl. 6 dgl. III. 20—30. Aug. — dgl. 1 dgl. 2 dgl. 2 dgl. 4 dgl. Se,, dgl. — del. — dgl. og I. 110. Mai 1 Dpl. I. Cl., 3 verm. M., 6 Dpl. II. Cl., 5 ſilb. M., 8 Dpt. III. Cl. 282 4. Für die ſchönſten Roſen⸗Sortimente in Blüthe: Lu 1 — 10. Mai 3 verm. M., 6 Dpl. II. Cl., 6 ſilb. M., 8 Dpl. III. Cl. II. 15—25. Juni 3 dgl. 4 dgl. 3 dgl. 6 dgl. III. 20 —30. Aug. — dgl. 2 dgl. 2. ı DAL 2 oma ER IV. 18—25. Sept. 1 dgl. 2 dgl. 2 dgl. 4 dgl. 5. Für Specialitäten (einzeln oder in Sammlungen): aus den ver⸗ ſchiedenſten Ordnungen im ausgezeichneten Culturzuſtand, mit beſonderer Berückſichtigung ihrer Neuheit oder Seltenheit: I. 1—10. Mai 1 Dpl. I. Cl., 4 verm. M., 8 Dpl. II. Cl., 10 ſilb. M., 25 Dpl. III. Cl. II. 15— 25. Juni 1 dgl. 3 dgl. 6 dgl. 8 dgl. 12 dgl. III. 20—50. Aug. — dgl. 3 dgl. 6 dgl. 6 dgl. 10 dgl. IV. 18— 23. Sept. — dgl. 2 dgl. 5 dgl. 5 dgl. 8 dgl. 6. Für die artenreichſten Sammlungen von Markt- Pflanzen oder formen⸗ reichſten Sortimente von Specialitäten: I. 12210. Mai 2 verm. M., 4 Dpl. II. Cl., 5 ſilb. M., 8 Dpl. III. Cl. II. 15—25. Juni 2 dgl. 4 dgl. u dgl. III. 20 —30. Aug. 1 dgl. 3 dgl. E dgl. IV. 18—23. Sept. 1 dgl. 3 dgl. 3 dgl. 5 dgl. 7. Für die geſchmackvollſten und artenreichſten Teppich- Pflanzungen: II. 15— 25. Juni 1 verm. M., 2 Dpl. II. Cl., 2 ſilb. M., 4 Dpl. III. CI. III. 20—30. Aug. 1 dgl. 2 dgl. 2 dgl. 4 dgl. IV. 18—23. Sept. — dgl. — dgl. — dgl. — dgl. 8. Für die geſchmackvollſten Verwendungen von Pflanzen zu Decorations⸗ Zwecken: I. 110. Mai 1 verm. M., 2 Dpl. II. Cl., 2 ſilb. M., 3 Dpl. III. CI. II. 15— 25. Juni 1 dgl. 2 dgl. 2 dgl. 3 dgl. III. 20—30. Aug. — dgl. 1 I IV. 18 — 23. Sept. — dgl. 1 dgl. 2 dgl. 4 dgl. B. Gemüſe. 9. Für die artenxreichſten Sammlungen feiner Gemüſe und Speciali⸗ täten: I. 1-10. Mai 1 Dpl. I. Cl., 2 verm. M., 5 Dpl. II. Cl., 6 filb. M., 8 Dpl. III. Cl. II. 15. 25. Juni — dgl. 1 dgl. 3 dgl. 4 dgl. 8 dgl. III. 20—30. Aug. — dgl. 2 dgl. 5 dgl. 5 dgl. 8 dgl. IV. 18 23. Sept. dgl. 2 dgl. 3 dgl. 4 dgl. 8 dgl. Die Zuerkennung der goldenen Medaille findet erſt am Schluß der Welt⸗ Ausſtellung ſtatt. C. Formbäume und Obſt. 10. Formbäume und Obſt aller Art: I. 110. Mai — g. M., — Dpl. I. Cl., 1 v. M., 2 Dpl. II. Cl., 2 ſ. M., 4 Dpl. III. Cl. II. 15— 25. Juni — dgl. — dgl. — dgl. 3 dgl. 2 dgl. 4 dgl. III. 20 — 30. Aug. — dgl. — dgl. — dgl. — dgl. - dgl. — dgl. IV. 18— 23. Sept. 1 dgl. 2 dgl. 3 dgl. 5 dgl. 6 dgl. 8 dgl. Kaiſerpreiſe, im Geſammtbetrage von 50 Ducaten in Gold, für ganz beſondere und vorzügliche Leiſtungen im Gartenfache von Seite der Handels- oder Privat⸗ gärtner. Die Vertheilung derſelben erſt am Schluſſe der Welt-⸗Ausſtellung iſt vom hohen Ackerbau Miniſterium bewilligt worden und haben die Be⸗ werber um dieſe Preiſe nach den bisher giltigen Beſtimmungen ihre Geſuche ME 283 längſtens bis 30. Auguſt 1873 in der Geſellſchafts-Kanzlei: Parkring Nr. 12, einzubringen. | Die in Ausſicht geftellten Staatspreiſe, im Geſammtbetrage von 300 fl., werden ebenfalls erſt zum Schluſſe der Ausſtellung zur Vertheilung kommen. Folgende ſubſcribirte Privatpreiſe, als: | 20 Duc. in Gold von Sr. kaiſ. Hoheit dem durchl. Prinzen Auguſt von Sachſen-Coburg-Gotha, 6 Duc. in Gold von Sr. kaiſ. Hoheit dem durchl. Prinzen Guſtav Waſa, 50 fl. öſterr. Währ. von Herrn Rudolf Abel, | 6 Duc. in Gold von Sr. Excellenz Herrn Moritz Graf von Alma] „ „ „ „ Herrn Auguſt Graf von Breunner, „ „ „ Regierungsrath Dr. Eduard Fenzl, r „ Friedrich Gerold, eee eee nennen „ „ „ „ Sr. Erlaucht Herrn Franz Ernſt Graf v. Harrach, Herrn Friedrich Wilhelm Ritter von Hartung, e „ Wirthſchaftsrath Franz Wilhelm Hofmann, ee eee „ Johann Freiherr von Mayr, ee eee „ Dr. Joſef Mitſcha Ritter von Märheim, e „ Anſelm Sal. Freiherr von Rothſchild, „ Rudolf Schiffner, „ „ „ „ Sr. Durchlaucht Herrn Johann Adolf Fürſt zu Schwarzenberg, „ „ „ „ Sr. Excellenz Herrn Simon Freiherr von Sina, Herrn Carl Gundacker Freiherr von Suttner, N , „ „, Heinrich Freiherr von Trenck⸗Tonder, eee eee „ Moritz Freiherr von Wodianer, ſind mit Bewilligung der P. T. Herren Subſcribenten zur Erhöhung der von dem Verwaltungsrathe der Gartenbau-Geſellſchaft bewilligten Medaillen— Dotation verwendet worden. O O O r O = = S Literatur. Vademecum des angehenden Garten-Ingenieurs. Ein praktiſches Handbuch für Gärtner, Architekten und Liebhaber der Gartenkunſt. Von L. Trzeſchſtik, Architekt. Mit 60 in den Text gedruckten Holzſchnitten. 6 Bogen. 8. Preis 20 Sgr. = 1 fl. 10 kr. A. Hartleben's Verlag in Wien, Peſth und Leipzig. Das genannte Handbuch hat den Zweck, gebildeten Gärtnern, Architekten und Allen, die ſich für Gartenkunſt intereſſiren, die Anleitung zu geben, wie man ohne Zuziehung von Fachmännern die bei Anlage von Gärten und Parks vorkommenden ſpeciellen Ingenieurarbeiten bis zu gewiſſen Grenzen 284 ſelbſt vornehmen kann. Beſonders den Gärtnern werden häufig ſolche Auf- träge zu Theil; dieſe wiſſen dann allerdings in ihrem engeren Berufsfache genügenden Beſcheid, was aber darüber hinausgeht, macht ihnen Schwierig- keiten, gegen welche ſie auch mit Hülfe der gewöhnlicheren Gartenbücher oft vergebens ankämpfen. Architekten ſind zwar gewöhnlich durch ihre einſchlägigen Fachkenntniſſe eher befähigt, eine Gartenanlage techniſch zu leiten, doch befaſſen ſich theils nicht alle dieſe Künſtler mit dieſer Richtung, anderſeits dürfte ihnen ein Memorandum der Ingenieurfächer, welche hauptſächlich für die Gartenkunſt Anwendung haben, vorkommenden Falles nicht unerwünſcht ſein. — Die Liebhaber aber und Dilettanten der genannten Kunſt finden in dieſem Werke einen ſicheren Leitfaden für die weſentlichen und am meiſten vorkommenden Garteningenieurarbeiten und können ſelbe, wenn ſie auch nicht die autonome Leitung einer Anlage übernehmen, doch ſchärfer überwachen, als es ſonſt der Fall wäre. Die Hauptſectionen der Garteningenieurkunſt theilen ſich in das Ver— meſſen, Nivelliren, die Erdbaukunde, den Waſſerbau und die Waſſerkunſt; ihre Schwierigkeiten in der Praxis ergeben ſich ſo recht bei ſehr großen, ganz beſonderen Anlagen, wobei dann ohnedies erprobte Kräfte in Anſpruch genommen werden müſſen, für alle übrigen Anforderungen jedoch, vom kleinen Hausgarten angefangen (wobei die Empirie eines jeden gewöhnlichen Gärtners ſchon ſehr viel bewirkt), bis zur Parkanlage eines kleinen Gutes wird man im „Vademecum“ guten Rath finden. Die Gartenliteratur hatte bis jetzt, trotz ihrer Reichhaltigkeit, wohl kein Werk in dieſer Weiſe abgefaßt, nämlich ſo compendiös und populär (im Verhältniß zum Gegenſtande) aufzuweiſen, und es bildet zugleich eine nothwendige Ergänzung zu den meiſten Gartenbüchern, deren In— halt oft bei aller ſonſtigen Vorzüglichkeit in der bezeichneten Fachrichtung empfindliche Lücken aufweiſt, da in denſelben oft nur die Geſammtheit und das Aeſthetiſche berückſichtigt ſind, und können wir dieſes Buch als ein ſehr nützliches allen Gärtnern insbeſondere beſtens empfehlen. Feuilleton. Prachtexemplare von Culturpflanzen. Vielleicht noch nie, ſagt Garden. Chron., hat die Geſchicklichkeit eines engliſchen Pflanzencultivateurs ſich glänzender bewährt, als dies durch die von Baines cultivirten und am 21. Mai in South Kenſington um die Bewerbung des Davis'-Preiſes ausgeſtellten 8 Culturpflanzen geſchehen iſt. Daß dieſe Pflanzen ein Non- plusultra von Cultur find, geht auch wohl ſchon daraus hervor, daß, wie berichtet, man in England noch nie zuvor ſolche Exemplare geſehen hat. Nach der Bedingung zur Erlangung des Davis'-Preiſes mußte der Culti⸗ vateur zu einer gegebenen Zeit ſich 24 verſchiedene Pflanzen, in 6zölligen Töpfen ſtehend, anſchaffen und von dieſen 24 Pflanzen, welche regiſtrirt und bezeichnet wurden, 8 Stück im beſtmöglichſten Culturzuſtande in der letzten 285 * Verſammlung des Mai⸗Monats der Gartenbau⸗Geſellſchaft zu South Ken⸗ ſington ausſtellen. Mr. Baines kaufte ſich im Mai 1871 die erforder— lichen 24 Pflanzen und von dieſen hatte er in nie geſehenem Culturzuſtande am 21. Mai d. J. folgende ausgeſtellt: Aphelexis macrantha rosea, 2 Fuß hoch und 3 Fuß 6 Zoll im Durchmeſſer mit einer Blume an jedem Triebe. Epacris Eclipse, 3 Fuß 3 Zoll hoch und 4 Fuß 3 Zoll im Durch— meſſer, überreich blühend. Boronia pinnata, eben ſo hoch wie die vorgenannte und 4 Fuß 6 Zoll im Durchmeſſer, ſehr voll in Blüthe. \ Ixora coccinea, 3 Fuß 6 Zoll hoch und 4 Fuß 10 Zoll im Durch— meſſer, ein vollkommenes Dickicht von Blüthen und Blättern und in jeder Beziehung ein Beiſpiel von nie dageweſener Geſchicklichkeit in der Cultur. Hedaroma tulipiferum, 2 Fuß 10 Zoll hoch und 3 Fuß 3 Zoll im Durchmeſſer, prächtig blühend. Dipladenia amabilis, 3 Fuß hoch und 3 Fuß 6 Zoll im Durchmeſſer mit 60 der lieblichſten Blüthen; ein Exemplar, wie man ſolches wohl ſelten geſehen. Clerodendron Balfourianum, 4 Fuß hoch und 5 Fuß im Durchmeſſer, eine dichte Maſſe von Blüthen, vollkommen geſund. Bougainvillea glabra, 3 Fuß 6 Zoll im Durchmeſſer und eben fo hoch. Dieſen prachtvollen Pflanzen wurde einſtimmig der 1. Preis, ein ſilberner Becher im Werthe von 20 Guineen und 20 K zuerkannt. Das Veilchen (Viola odorata), von dem wir ſchon mehrere Varie— täten beſitzen, die ſich durch größere Blumen, ſtärkeren Wohlgeruch, reich— licheres Blühen oder durch das Gefülltſein der Blüthen empfehlen, hat jedenfalls noch eine größere Zukunft. So hat man jetzt in England eine neue Varietät erzogen, die alle vorhandenen übertrifft. Dieſelbe führt den Namen Lee's Victoria Regina. Im Florist and Pomologist heißt es über dieſelbe: Es iſt ein Sämling von der Viola odorata var. Czar, befruchtet mit V. Devoniensis, deſſen Blätter denen der letzten Varietät am ähnlichſten find. Die Blüthen find ſehr groß, dunkel violett-purpurn, mit weit aus⸗ gebreiteten Petalen. Der Züchter dieſes Veilchens ſagt, daß er im letzten Sommer einige Blüthen gemeſſen habe und hatten dieſelben einen Durch— meſſer von 1¼ Zoll (engliſch). In dieſem Frühjahre hatten die Pflanzen ſtark durch den Froſt gelitten. Die Viola Vicforia Regina zeichnet ſich durch Größe und Vollkommenheit der Blüthen vortheilhaft aus. Es iſt dieſe Varie⸗ tät ohne Zweifel eine ganz neue Race, denn unter einigen dreißig Säm— lingen befand ſich kein zweiter, der dieſer gleich kam. Andere Sämlinge hatten mehr runde Blätter, bei noch anderen waren die Blüthen im Centrum weiß gezeichnet, jo daß man annehmen darf, bald den Penſées ähnliche Viola odorata⸗ Varietäten zu erziehen. Jedenfalls iſt Lee’s Victoria Regina die bis jetzt größte und ſchönſte Varietät. [I Schutz⸗Leinwand. Es giebt fo viele gute und ſehr nützliche Dinge, welche aber zu wenig bekannt ſind. Zu ſolchen gehört unſtreitig auch die von A. Carrière in der Rev. hortic. empfohlene, von Saint Freres zu 286 Paris (4, rue du pont neuf) bereitete Schuß-Teinwand, denn durch dieſelbe kann man die zarteren Pflanzen, wie Blüthen gegen Nachtfröſte oder auch gegen zu ſtarke Sonnenſtrahlen, ja auch die Früchte vor den Vögeln ſchützen. Es giebt von dieſer Leinwand zwei Sorten, die, mit größter Sorgfalt an— gefertigt, ſich nur dadurch unterſcheiden, daß die eine mit einer Auflöſung von Vitriolſäure getränkt iſt, was deren Dauerhaftigkeit bedeutend vermehrt. Iſt dieſe beim Einkauf auch etwas theurer, ſo iſt ſie doch vortheilhafter. Sehr empfehlenswerth iſt auch die große Leichtigkeit dieſes Stoffes, welche ſelbſt die empfindlicheren Pflanzentheile nicht unter dem Drucke des letzteren leiden läßt. Sehr gut laſſen ſich aus dieſer Leinwand auch Glocken oder Crinolinen herſtellen, um damit Pflanzen zu bedecken, ebenſo laſſen ſich ſehr gute Schattendecken daraus anfertigen. Statue König Friedrich Wilhelm's IV. Am 18. Mai d. J. fand in Sansſouci bei Potsdam vor dem Raphaelſaale des Orangeriegebäudes, am mittleren Bogen der Eingangshalle, die Aufſtellung der Statue König Friedrich Wilhelm's IV. inmitten ſeiner Schöpfungen ſtatt. Die im Auf⸗ trage Ihrer Majeſtät der verwittweten Königin von dem Profeſſor Bläſer zu Berlin aus carrariſchem Marmor gemeißelte Statue hat eine Höhe von 2½ Meter und ſteht auf einem Piedeſtal von gleicher Höhe. Der hoch— ſelige König iſt ſo dargeſtellt, wie er im Leben in Sansſouci ſich bewegte, in dem einfachen Uniform-Ueberrocke, den Krückſtock in der rechten Hand, in der linken die militäriſche Kopfbedeckung, welche er ſtets zu tragen pflegte. Das Poſtament, auf drei Stufen fundamentirt, iſt ebenfalls von carrariſchem Marmor und auf den vier Seiten mit Reliefs geſchmückt, aus denen die Repräſentantinnen der Dichtkunſt, der Architektur, der Bildhauerkunſt und der Gärtnerei, weibliche Figuren in ſitzender Stellung mit den bezeichnenden Emblemen, hervortreten. Sie ſtellen diejenigen von den ſchönen Künſten dar, welche König Friedrich Wilhelm IV. bei ſeinen Bauten, Garten- und landschaftlichen Anlagen vereinte. Die Reliefs ſind von Blumenguirlanden umgeben und die vier Seiten der Statue am Sockel mit Blumenkränzen geſchmückt. Die Vorderſeite des Piedeſtals zeigt den Namen: „Friedrich Wilhelm IV.“, die Rückſeite trägt die Inſchrift: „Im Auftrage Ihrer Majeſtät der Königin Eliſabeth von Preußen gefertigt von Bläſer.“ Hamburger Coniferen auf der Wiener Welt⸗Ausſtellung. Die Beſitzer der in der Umgegend von Hamburg beſtehenden großartigen Baum⸗ ſchulen und Gärtnereien haben ſich durch die rieſenhafte Vermehrung und Cultur von Coniferen einen europäiſchen Ruf erworben, denn die Pflanzen werden in allen Größen und Quantitäten nach aller Herren Länder hin verſandt; ſelbſt nach Holland und Belgien gehen von Hamburg aus viele derſelben. Wie man uns mitgetheilt, ſind die Firmen P. Smith u. Co. in Bergedorf, F. H. Ohlendorff in Ham bei Hamburg, F. J. C. Jürgens in Ottenſen u. A. auf der Welt-Ausſtellung mit Collectionen von Coniferen vertreten. Ein ſehr großartiges Contingent haben jedoch die Herren P. Smith u. Co. dorthin geſandt, wenigſtens nach dem uns vorliegenden Verzeichniſſe. Der Werth der von der genannten Firma in der „internationalen Ausſtellung“ 287 wie in vr „deutſchen Ausſtellung“ aufgeſtellten Coniferen beläuft ſich auf über 4000 fl. für ca. 175 Exemplare. Es befinden ſich unter dieſen Exemplaren aber auch viele von ſo ausgezeichneter Schönheit und Größe (mithin großem Werthe), daß dieſe wohl ſchwerlich von anderen übertroffen werden dürften. So z. B.: Breite: Höhe: Preis: 1 Araucaria imbricata 180 Ctm., 210 Ctm., 100 fl., 1 Abies lasiocarpa 300, ar RB 80 1 „ Nordmanniana 350 „ 300 „ N und mehrere kleinere, 1 „ nobilis argentea 340 „ 300 „ 1 Pinsapo 250 „ 757 4 Picea excelsa comp. pyramidalis 90 1:5 90 35 „ und mehrere kleinere, 1 „ erxcelsa humilis I 50 , 00% 1 Wellingtonia gigantea 280.45, 40 „ mehrere Chamaecyparis leptoclada, nut- kaensis, obtusa, ob. filicoides, filifera 90-320 „ 1 1 Chamaecyparis obt. filifera 110, 120 ,;, 80 „ 1 * pisifera 260% % 40 „ nebſt den Varietäten plumosa und aurea, 1 Cupressus Lawsoniana 560 „ 190% 1 5 4 erecta viridis 1605, 100 „ 1 minima 60%, 60 40 „ eine große Anzahl Thuja in allen Größen, 1 Thujopsis dolabrata 120 „ 150 „a0, 1 1 fol. var. 190: 3% 150 viele 1 8 und Buxus in allen Größen. In der deutſchen Ausſtellung befinden ſich: 2 Araucaria imbricata, herrliche Exemplare von 400 Centim. Höhe, & 250 fl., 1 Abies nobilis argentea, die ſeltenſte Varietät von 190 Centim. Höhe, Werth 140 fl., 1 Chamaecyparis pisifera plumosa aurea, prachtvoll, 190 Centim. hoch, Werth 250 fl. Alle Arten ſpeciell hier aufzuführen, würde zu weit führen, glaubten aber im Intereſſe Vieler zu handeln, wenn wir im Voraus auf dieſe Pflanzen aufmerkſam machen, da uns die Exemplare durch eigene Anſchauung bekannt ſind. Trotz des rieſigen Abſatzes, deſſen ſich dieſe Firma in dieſem Frühjahr zu erfreuen gehabt hat, trotz der großen Sendung nach Wien, befinden ſich in der Gärtnerei noch ſolche Maſſen von Coniferen und unter dieſen ganz vorzüglich ſchöne Exemplare, daß man wahrhaft ſtaunen muß. Crataegus Oxyacantha Paul's double crimson. Unſere Weiß⸗ und Rothdorn= Arten mit ihren Varietäten gehören zu unſeren ſchönſten Zierbäumen. Dieſelben zeichnen ſich nicht nur durch ſehr gefälligen Wuchs, 288 durch, wenn auch nur kleine, doch lebhaft grüne Blätter aus, fondern fie ſind zur Blüthezeit eine große Zierde in jedem Garten oder Parke. In dieſem Jahre boten dieſelben einen herrlichen Anblick, denn die Bäume, ſowie die ſtrauchartig emporgewachſenen Hecken prangten in einer Blüthen- fülle, wie wir es in der Umgegend von Hamburg ſeit vielen Jahren nicht geſehen haben. Vor mehreren Jahren wurde eine Rothdorn-Varietät unter der Bezeichnung: fl. rubro pl. var. splendens eingeführt, die wegen ihrer ſchön purpurrothen, gefüllten Blumen Aufſehen machte und viel verbreitet wurde, jedoch bedeutend fortfällt gegen die oben genannte Varietät: Paul's double crimson, die wir bei unſerem kürzlichen Beſuche der Baumſchulen von P. Smith u. Co. in Bergedorf in herrlichſter Blüthe fanden. Wir waren über die intenſive rothe Färbung der Blüthen dieſes Baumes förm— lich überraſcht und können denſelben nicht genug empfehlen. P. Smith u. Co. beſitzen eine anſehnliche Vermehrung davon, Bäumchen in allen Größen, von denen ſelbſt die kleinſten reich mit Blüthen bedeckt waren. Ein herr⸗ licher Blüthenbaum für kleinere Blumengärten. Ueber Pfirſich⸗ und Mandel⸗Ausſaaten. Inſtitutsgärtner Heinrich jagt in den illuſtrirten Monatsheften für Obſt- und Weinbau: Die Samen des Steinobſtes machen uns oft Schwierigkeiten und nicht ſelten gehen unſere Ausſaaten nicht auf oder die Samen liegen lange Zeit in der Erde. Man pflegt dieſelben in der Regel im Herbſte vorzunehmen, um durch die an⸗ haltende Winterfeuchtigkeit die Samen im nächſten Frühjahre zum Keimen zu bringen; mitunter werden aber unſere Hoffnungen getäuſcht und wir warten noch längere Zeit, aber vielfach vergebens. Um ſich des Erfolges der Aus⸗ ſaat zu verſichern, wendet man das Stratificiren (Aufſchichten) an, wobei der Samen im Herbſte in Käſtchen oder Töpfe zwiſchen feuchte Erde ein- geſchüttet wird; entweder ſtellt man dieſelben in einen Keller oder in ein Kalthaus oder man gräbt ſie in die Erde; in allen Fällen hüte man ſich wohl vor Mäuſen. Dieſes Verfahren wurde in Hödling bei Wien bei Pfirſichen und Mandeln mit dem beſten Erfolg angewendet, indem von beiden Ausſaaten Kerne im Herbſte in Käſtchen ſchichtenweiſe zwiſchen ſtets feucht— gehaltene Erde gelegt wurden. Während des Winters ſtanden dieſelben im Kalthauſe unter der Stellage. Hier hatten ſie ſich bis zur Ausſaat ſo weit entwickelt, daß die Wurzeln 3—5 Centim. lang waren, ſo daß ſie ſogleich pikirt werden konnten. Die ſo behandelten Samen lieferten in einem Sommer 63 —80 Centim. hohe Pflanzen, und aus jedem Stein erhielt ich eine Pflanze, während andere Pfirſiche, welche im Herbſte ohne die ene des Stratificirens geſäet wurden, lückenhaft aufgingen. Perſonal⸗Notiz. — Die Direction des botaniſchen Gartens in Kiel, welche 50 Jahre lang von dem jetzt altersſchwachen und faſt erblindeten Profeſſor Dr. Nolte (dem genaueſten Kenner der ſchleswig⸗holſteiniſchen Flora) geführt wurde, iſt dem neuberufenen Profeſſor der Botanik Dr. Eichler übertragen. Druck von F. E. Neupert in Plauen. 289 Die großblumigen engliſchen Pelargonien des Herrn C. Hamann in Altona. Die ſogenannten großblumigen oder engliſchen Pelargonien gehören, ſo lange wir denken können, zu den beliebteſten Gewächſen der meiſten Blumen— freunde. Gehen wir dreißig Jahre zurück, ſo gab es in faſt allen großen Städten Pflanzenfreunde, deren Stolz es war, auch von dieſer Pflanzenart eine Collection der auserleſenſten Sorten zu beſitzen. So wurde z. B. in den dreißiger Jahren in dem k. Schloßgarten zu Bellevue bei Berlin von dem verſtorbenen Hofgärtner Braasch eine vorzügliche Sammlung erhalten, eben jo von mehreren Handelsgärtnern Berlins; in Hamburg ſahen wir Samm- lungen der auserleſenſten Sorten bei James Booth u. Söhne, Hinrich Boeckmann, Peter Smith u. Co., in der Privatgärtnerei von Salomon Heine u. mehreren Anderen. Betrachten wir nun die Sorten der damaligen Zeit mit den der jetzigen, ſo muß der Unterſchied derſelben als ein ſehr bedeutender angeſehen werden. Die Form und Größe der Blume, die Färbung und Zeichnung derſelben hat ſich ſo vervollkommnet, daß dieſe kaum noch ſchöner gedacht werden kann, ebenſo iſt die Erzeugung von Blüthen eine reichere, als früher, und es iſt zu verwundern, daß dieſe ſo herrlichen Pelargonien nicht noch häufiger gezogen werden, als es der Fall iſt, obgleich nicht zu leugnen, daß es ſehr viele Verehrer derſelben giebt. In den zwanziger und dreißiger Jahren war es namentlich Jacob Klier in Wien, welcher mit ſeinen Erzeugniſſen von großblumigen Pelargonien Furore machte, welche eine ſehr weite Verbreitung fanden. Herrliche Sorten erzog vor etwa 10— 12 Jahren der Gärtner Felix (ein Franzoſe) des Herrn Salomon Heine in Ottenſen bei Altona, von deſſen Züchtungen das P. Dr. Andry als eine ſehr beliebte, ſchöne Sorte noch jetzt überall in den Sammlungen zu finden iſt. Ob es in Deutſchland jetzt Gärtner giebt, die ſich mit der Anzucht auserleſener großblumiger Pelargonien befaſſen, iſt uns nicht bekannt, denn wir haben in den Sammlungen, die wir unlängſt zu ſehen Gelegenheit hatten, keine deutſchen Erzeugniſſe gefunden. 8 Eine Sammlung, die wir vor ſehr kurzer Zeit in Augenſchein ge⸗ nommen haben, iſt die des Kunſt- und Handelsgärtners C. Hamann in Altona. Es iſt dies eine Sammlung von nur etwa 80 Sorten, aber eine Sammlung der auserleſenſten Sorten, größtentheils Züchtungen der in der Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXIX. 19 290 Pelargonienzucht rühmlichſt bekannten engliſchen Gärtner Foſter und Hoyle. Der Farbenglanz, die Zeichnung der einzelnen, muſterhaft geformten Blumen iſt unbeſchreiblich ſchön und wird erſterer kaum von den Blumen einer anderen Pflanzenſorte übertroffen. Wie bei den Georginen, deren Cultur ſich C. Hamann, wie wir mehrfach mitgetheilt haben, beſonders widmet, ſo verfolgt derſelbe auch bei den Pelargonien das richtige Princip, von den hunderten, ja tauſenden von Sorten nur die allerſchönſten zu cultiviren und zu vermehren, und ſomit iſt auch Jeder, der Sorten dieſer Pflanzen von ihm bezieht, ſicher, nur wirklich Auserleſenes zu erhalten; wir können ſomit aus dieſem Grunde die Hamann'ſche Gärtnerei als eine der beſten Bezugs⸗ quellen mit Recht empfehlen. Der Erdfloh und Mittel zu deſſen Vertilgung. Eine der größten Plagen der Gemüſe- und Blumengärten iſt der ſo— genannte „Erdfloh“ (Haltica). Es giebt faſt an hundert Arten, die in Deutſchland vorkommen, von denen manche nur auf eine Pflanzenart an= gewieſen und darnach benannt ſind, aber man findet ſie auch auf anderen Pflanzen, da ſie eben keine Koſtverächter ſind. Die Erdflöhe können in kurzer Zeit große junge Ausſaaten vernichten; ſelbſt ältere Gewächſe werden von ihnen befallen und deren Blätter gänzlich durchlöchert. Die Erdflöhe ſind kleine, ſich nur von Blättern nährende Käferchen, welche durch ihre verdickten Hinterſchenkel eine groBe, Springfertigkeit beſitzen, bei Sonnenſchein aber auch lebhaft umherfliegen. In ihrer großen Beweg⸗ lichkeit, Häufigkeit und Kleinheit dürften die Hauptgründe zu ſuchen ſein, warum ſich ihnen ſo ſchwer beikommen läßt und ſie ſo ſchwer zu vertilgen ſind — durch das Abfreſſen der Keimblätter und zarten erſten Blätter werden ſie eben den „Sämlingen ſo nachtheilig, daß man die Pflanzen nicht aufbringen kann. In trockenen, warmen Jahren gedeihen die Erdflöhe außerordentlich, während Näſſe und Kälte ihnen weniger zuſagen. Von den vielen Arten kommen bei uns am häufigſten vor: 1. Der Kohl-Erdfloh (Haltica oleracea). Derſelbe lebt an den ver- ſchiedenen Cruciferen, beſonders Kohlarten und Levkoyen. Nach ſeiner Ueber⸗ winterung ſtellt er den keimenden Pflanzen nach, die er in kurzer Zeit zerſtört. Eine ungemein ähnliche, aber weniger glänzende und weniger blaue Art iſt H. Lythri, welcher auſ dem Blutkraute (Lythrum salicaria) lebt. Die Larve wie Käfer finden ſich freſſend beſonders an Epilobium pubescens, hirsutum, Oenothera biennis, den einjährigen Oenothera- und Godetia- Arten, Clarkia und dergleichen Pflanzen. Gegenmittel. Abgeſehen von den weiter unten angegebenen all⸗ gemeinen Mitteln ſei bei dieſer Art (H. oleracea) bemerkt, daß man, da ſie ganz beſonders die jungen Gemüſepflänzchen im Aufkeimen zerſtören, darnach ſehen muß, die Samenbeete nicht in der Nähe ſolcher Stellen anzulegen, an denen Kohl und andere Gemüſe über Winter eingeſchlagen waren, weil da beſonders eine Menge von Käfern überwintert. * 291 2. Der Malven-Erdfloh (H. malvae). Die Larve ſowohl, wie der Käfer leben hauptſächlich von Malven, den ſogenannten „Stockroſen“ der Gärten. 3. Der gelbgeſtreifte Erdfloh (H. nemorum). Dieſe Art erſcheint bei der erſten Frühlingswärme auf den verſchiedenartigſten Kreuzblümlern, ſo namentlich aber auch auf Levkoyen, denen ſie in Jahren oft ſehr großen Schaden zufügen, zumal weil die Larve ſchraubenförmige Gänge in die Wurzel bohrt. 4. Der bogenſtreifige Erdfloh (H. flexuosa), iſt dem vorigen ſehr ähnlich, lebt oft geſellſchaftlich mit ihm und iſt beſonders den Cruciferen nachtheilig. 5. Der Raps⸗Erdfloh (H. chrysocephala). Lebt auf Oelſaaten und anderen Kohlarten. 6. Der Waldreben-Erdfloh (H. hemisphaerica). Dieſer ernährt ſich von den jungen Blättern der Clematis odorata, flammula, erecta, die er anfangs durchlöchert, ſpäter faſt ganz verzehrt. Gegenmittel. 1. Da die Erfahrung gelehrt, daß die Erdflöhe Schatten und Feuchtigkeit nicht lieben, ſo empfiehlt ſich, die Samen ſolcher Pflanzen, welche ſie beſonders angehen, alſo namentlich Cruciferen auf etwas feuchtes, beſchattetes Land zu ſäen und etwas Kreſſenſamen am Rande hin auszuſtreuen. Letzterer keimt ſchnell und die Pflanzen deſſelben werden, wenn ſich die Erdflöhe dennoch einſtellen, von ihnen befallen. Die Käfer können am frühen Morgen mit dem Hamen weggefangen werden. 2. Man begieße die jungen Pflanzen vor Sonnenaufgang reichlich mit Waſſer und beſchatte ſie dann. Die Erdflöhe gehen dann fort. Empfehlenswerth iſt 3., den beim Raffiniren des Oels erhaltenen Niederſchlag mit Waſſer zu mifchen und über die Ausſaat vor dem Keimen zu verbreiten, oder man beſtreue 4. die Beete, auf denen die Samen eben keimen, mit trockenem und zerriebenem Hühner-, Tauben- oder Pferdemiſt, oder auch mit Steinkohlenaſche. 5. In heißen Kohlentheer getauchte Hobelſpähne, welche zwiſchen die Pflanzen zerſtreut werden, ſollen Erdflöhe und Blattläuſe davon abhalten. Es läßt ſich dieſes Mittel beſonders bei den einzelner ſtehenden Kohlarten und den Levkoyen anwenden. Ein ganz vorzügliches Mittel, die Erdflöhe zu entfernen, iſt: 6. das Wundram'ſche Mittel, nämlich das Begießen mit Wermuth⸗ waſſer. Man läßt einen Eimer kochenden Waſſers 12 Stunden über mit einer Hand voll Wermuth ſtehen und begießt dann die befallenen Pflanzen wiederholt damit, oder taucht die zu verpflanzenden hinein mit Ausſchluß der Wurzel. Es wird verfichert, daß 6 —10 Stunden in dieſem bitteren Waſſer an einem kühlen Orte belaſſene Pflänzchen nicht von Erdflöhen be— fallen werden. Sollte kurz nach dem Pflanzen ein tüchtiger Regen das Wermuthwaſſer wieder abgeſpühlt haben, ſo muß durch Beſprengen damit nachgeholfen werden. 19* 292 Außer dieſen hauptſächlichſten Mitteln, den Erdfloh von den Pflanzen zu vertreiben, giebt es noch eine ganze Menge andere, die alle mehr oder weniger nützen, oft aber auch vergeblich angewendet werden. Das Begießen mit Wermuthwaſſer ſoll jedoch wirklich ſehr probat ſein, und iſt dieſes Mittel um ſo mehr zu empfehlen, als es ſich ſehr leicht ausführen läßt. Eine im Freien ausdauernde Opuntia-Art. Von Prof. Dr. Fenzl. Es iſt eine längſt bekannte Thatſache, daß von allen nach Europa eingeführten Cacteen ſich nur Opuntia vulgaris im Laufe von ein paar Jahrhunderten im ſüdlichen Europa ſo ſehr eingebürgert hat, daß ſie gleich der Agave americana, an ihr zuſagenden Localitäten verwildert, bereits einen integrirenden Theil der Landesflora bildet; fo im ganzen Gebiete des Mittel- meeres bis nach Iſtrien herauf. Als nördlichſter Verbreitungsbezirk für beide Pflanzen dürfte wohl Bozen in Südtyrol gelten, wo ſie ſich bereits, wovon ich mich ſelbſt überzeugt habe, an ganz unzugänglichen Stellen der ſchwarzen Porphyrfelſen des Südabſturzes des Ritten und auf den Mauern der an deſſen Fuße ſich hinziehenden Weinberge feſt angeſiedelt haben. Allerdings kommen beide daſelbſt nicht in Menge, immerhin aber nicht gerade ver- einzelt vor. Man ſollte deshalb glauben, daß ſie auch bei uns an geſchützten Lagen und bei gehöriger Bedeckung im Winter im Freien ausdauern könnten. Dies iſt jedoch keineswegs der Fall. Wiederholte, in früheren Jahren zu dieſem Zwecke damit gemachte Verſuche ſchlugen jedesmal fehl und endeten ſelbſt unter der dichteſten Bedeckung mit dem vollſtändigen Abſterben der Pflanzen ſchon im erſten Winter. Dieſes Ergebniß ſchreckte mich jedoch nicht von weiteren Verſuchen ab, mit den durch Dr. Engelmann in St. Louis de Miſſouri bekannt gewordenen Cacteen des nördlichſten Texas und der nördlicheren Provinzen des Oſtabhanges des Felſengebirges in Nord- amerika. Auch fie ſchlugen fehl, und nur O0. Rafinesquii Eng. hielt unter einer Bedeckung mit einem Holzkäſtchen und darüber gehäuftem Laub den Winter 1867 —1868 aus.“) Bei der Anfangs März vorgenommenen Unterſuchung fand ich, auf einer im Raſen abhängigen Stelle unter zerſtreut ſtehenden Bäumen und kleinen exotiſchen Coniferen gebildeten, mit Stein— fragmenten eingerahmten und durchſetzten Scheibe, das im Frühjahre aus— getopfte Exemplar zwar lebend, aber in einem Zuſtande, der mir wenig Hoffnung auf deſſen weitere Lebensfähigkeit gab. Die Glieder der zwei— äſtigen, am Boden ausgebreitet liegenden, aus 6 Gliedern beſtehenden, über Sommer übrigens kräftig vegetirenden Pflanze ſahen bräunlich gefärbt und runzelig aus, fühlten ſich jedoch bis auf zwei, bereits weich gewordene ab— geſtorbene, lederartig an. Ich entfernte ſogleich die Laubhütte und ließ die *) Wir haben früher über die Härte dieſer Cactus-Art ausführlich berichtet. (Vergl. Jahrg. 1870 S. 508 der Hamburg. Gartenztg.) Die Redact. 293 Pflanze von nun an über Tag und bei trockenem Wetter unbedeckt, entfernte nach ein paar Wochen die abgeſtorbenen Glieder und zugleich auch das Käſtchen, obgleich noch ein Schneefall und einige Fröſte von 2— 3“ ſich einſtellte. Bis in den halben April war keine Veränderung in ihrer Färbung und Beſchaffenheit wahrzunehmen; erſt in der zweiten Hälfte dieſes Monats begannen die Runzeln der Glieder ſich auszugleichen und noch ſpäter das Braun einem Röthlich⸗Grün zu weichen. Sie erholte ſich von da an zu— ſehends und vegetirte über Sommer ausgezeichnet. Bei dem Eintritt der erſten Herbſtfröſte wurde die Pflanze unbedeckt gelaſſen und erſt ſpäter, als eiſig kalte Winde und Schneeſtürme eintraten, mit einem übergeſtürzten Käſtchen, aber ohne Laubdeckung, geſchützt. Im Frühjahre 1869 wurde nachgeſehen. Kein Glied war zu Grunde gegangen; eben ſo verhielt ſie ſich unter demſelben Schutz im Winter von 1869 auf 1870, obgleich die Temperatur wiederholt unter — 13“ R. im Freien ſank. Ich war nunmehr ſicher, daß dieſe Opuntie auch ohne jegliche Bedeckung ausdauern werde, und überließ ſie ihrem Schickſal. Nach dem harten Winter von 1870 auf 1871, in welchem fie eine Kälte von — 16— 18“ R. unter einer oft ſehr ſchwachen Schneedecke zu überdauern hatte, zeigte ſie ſich nicht im geringſten mehr, als in den früheren, angegriffen, im Gegentheil minder braun gefärbt, als im erſten und zweiten Jahre ihrer Ueberwinterung. Seit dieſer Zeit wird ſie nicht weiter bedeckt. Sie hat ſich ſeither mehrfach ver— zweigt und bildet gegenwärtig einen ſparrigen Raſen von einem Fuß im Durchmeſſer, ohne jedoch noch Blüthen angeſetzt zu haben. Ermuntert durch dieſen Erfolg, ließ ich im Vorjahre auf der Alpen— parthie ein Exemplar der Varietät grandiflora und der Varietät spinosior von Opuntia Rafinesquii, zwei der O. hybrida Engelmann und je eines der O. Engelmanniana und Pseudotuna Salm auspflanzen und ohne jede Be— deckung überwintern. Vollſtändig zu Grunde gingen O. Rafinesquii var. spinosior und Op. Pseudotuna; gut hielt ſich nur O. Engelmanniana; mehr oder minder ſtark haben O. Rafinesquii var. grandiflora und O. hybrida, aus Texaner⸗Samen gezogen, gelitten. Obgleich unſer abgelaufener Winter ein milder war und das Thermometer nur ein paar Male bis auf — 10% R. ſank, was eine Seltenheit für Wien iſt, ſo iſt das Reſultat des immerhin ſehr gewagten Verſuches doch als ein günſtiges, wenn auch lange noch nicht entſcheidendes für die Cultur dieſer Arten im Freien zu bezeichnen. Eine mit meinem Culturverſuche von Opuntia Rafinesquii im Freien ganz übereinſtimmende Erfahrung veröffentlichte kürzlich auch mein Freund und College Profeſſor Dr. Münter in Greifswalde über einen im Winter 1868-69 mit derſelben Art angeſtellten Verſuch. Auch hier in dem unter dem 54,5“ nördl. Br. gelegenen Garten dauerte 0. Rafinesquii ohne Be— deckung, allerdings nur bei einer Minimal-Temperatur von 4—5 “ unter Null, aus. Ob daſſelbe Verſuchs-Exemplar in den Folgejahren daſelbſt, eben ſo wie das unſere, unter weit niederen Temperaturen, als die von ihm angegebenen, aushielt und noch gedeiht, iſt mir zur Zeit unbekannt. Sicher geſtellt iſt gegenwärtig durch meinen Verſuch nur, daß dieſe Cacteen-Art bisher die einzige in unſerem Klima vollkommen ausdauernde iſt. Ob ſich 294 die oben erwähnten Varietäten derſelben Art und die beiden anderen eben ſo hart erweiſen werden, wird die Folge lehren. (Aus: „Der ee herausgegeben von der k. k. Garten⸗ bau Geſellſchaft in Wien.) Einiges über die Verwendbarkeit wildwachſender e in unſeren Gärten. Im 5. Hefte, S. 197, hat unſer verehrter Correſpondent und Freund, der Kunſtgärtner J. Ganſchow in Divitz, einen kleinen Aufſatz über einige wildwachſende Pflanzen, die man im Falle der Noth als Küchengewächſe benutzen kann, geliefert, und es erleidet wohl keinen Zweifel, daß mehrere der in dem gedachten Aufſatze genannten Pflanzenarten ſich mit Nutzen zu dieſem Zwecke verwenden laſſen dürften. Aber unter unſeren wildwachſenden Pflanzen giebt es eine noch viel größere Zahl, die ſich zu gärtneriſchen Zwecken verwenden laſſen. Die hierzu ſich beſonders eignenden hat der Ober— gärtner und Lehrer am pomologiſchen Inſtitut zu Reutlingen, E. Ploſel, im 1. Jahrgange des „Jahrbuchs für Pomologen und Gartenfreunde“ in einem Aufſatze zuſammengeſtellt, den wir, da er von allgemeinem Intereſſe iſt, hier folgen laſſen. „Ungemein ſchnell finden heutigen Tags neu eingeführte und gezüchtete Pflanzen in unſeren Gärten die weiteſte Verbreitung. Immer wird die Sucht nach denſelben eine große ſein, abgeſehen davon, ob überhaupt der Beſitz derſelben von Nutzen oder Werth ſei, und zum Vortheil dieſer werden viele ältere und gut zu verwendende Pflanzen unberückſichtigt gelaſſen und ſind zum Theile viele derſelben aus unſeren Gärten verſchwunden, oder nur ſelten anzutreffen. Mit vielem Unrecht vernachläſſigt man auch leider die große Zahl der bei uns wildwachſend vorkommenden einheimiſchen Pflanzen; nur in wenig Gärten findet man Gelegenheit, ihren wahren Werth kennen zu lernen. Wie vieles läßt ſich aber nicht durch dieſelben erreichen, ſobald denſelben ein paſſender und zuſagender Platz geboten iſt; wie wenig Mühe und geringe Arbeit werden uns dieſelben im Verhältniß zu anderen Pflanzen verurſachen, und dennoch den geringen Fleiß, welchen wir für dieſelben verwenden, reich— lich lohnen. Wie ſehnſüchtig ſieht nicht ein jeder Pflanzenfreund dem wiederkehrenden Frühling entgegen, wo uns dann die Natur hunderte von verſchiedenartigen Genüſſen bietet; bald werden uns die eigenthümlich geformten Blüthen und Blätter, bald die herrlichſten Farben, wiederum auch angenehme Wohlgerüche erfreuen und ſelbſt den weniger hierfür Empfänglichen zu genauerer Bes trachtung anregen und auch dieſe werden Freude und Wohlgefallen an dieſer großen Mannigfaltigkeit finden. Nicht einem Jeden iſt es möglich, ſich zum Zweck derartiger Freuden einen eigenen Garten anzulegen und zu erhalten, allein dieſen wird ein Wald oder Hain, eine ſaftige Flur oder fette Trift, ein Ufer eines Fluſſes 295 oder See's, ein nahgelegener Berg oder ein größerer Gebirgszug mit feinen grasreichen Abhängen und bewaldeten Höhen und romantiſchen Thälern in vollſter Weiſe reichliche Entſchädigung bieten. Sucht man ja die Natur in unſeren Gärten nachzuahmen, zwängt ſie aber leider nur zu oft in viel zu gekünſtelte Formen. Jeder der oben angeführten Orte beſitzt ſeine ihm eigenthümlichen Pflanzenarten und durch dieſelben wiederum verſchiedene Abwechſelungen und Eigenthümlichkeiten, viele Pflanzen, die ſo manche mit Sorgfalt und Mühe cultivirte in vieler Hinſicht übertreffen. Betrachten wir beiſpielsweiſe das Ufer eines Fluſſes, eines kleinen Gebirgswaſſers oder das eines See's; wie hat nicht da die Natur es ver- ſtanden, Jedes in paſſender Weiſe zu bekleiden und zu verzieren. Stundenlang kann man das Ufer verfolgen und immer werden uns neue Abwechſelungen geboten. Mit vollem Recht müſſen wir daher auch die Natur als die beſte Lehrmeiſterin bei derartigen Bepflanzungen anerkennen, da uns nur dieſelbe die beſten und ſicherſten Anweiſungen geben kann. Wie ſchön ſind nicht andererſeits die ſchattigen oder ſonnigen felſigen Abhänge unſerer Gebirge geziert, welch üppige Vegetation, welch treffliche Zuſammenſtellungen finden wir da neben einander; jede Spalte, jeder nur etwas Boden bergende Raum iſt von geeigneten Bewohnern in Beſitz ge— nommen, die zum Theil geſellſchaftlich oder nur vereinzelt das todte Geſtein zu beleben ſuchen. Aber auch unter dem dichteſten Blätterdache unſerer Waldbäume finden wir zum Theil ſehr intereſſante Pflänzchen, welche den Boden zu bekleiden, ihm ein buntes Kleid zu geben bemüht ſind. Ganz dieſelben Abwechſelungen finden wir aber auch auf der glatten Fläche unſerer Teiche und See'n, ganz eigenthümliche Pflanzenformen feſſeln da unſere Blicke. Weſſen Herz kann bei derartigen Betrachtungen ungerührt bleiben, wer nicht den Wunſch hegen, etwas Aehnliches in der Nähe, im eigenen Garten zu haben. So fehlt auch ſelten in einem Garten eine Waſſerfläche oder eine Felsparthie, ein ſchattiger Hain oder ſonniger Abhang; aller für zweck— mäßige Bekleidung dieſer Orte werden Pflanzen verwandt, die oft den eigenthümlichen Charakter in den Hintergrund ſtellen oder ein kümmerliches Daſein friſten, oder aber, es wird für eine richtige Bepflanzung gar nicht Sorge getragen, ſondern dem Zufall überlaſſen, welch ein Bewohner ſich niederlaſſen und dauernden Beſitz nehmen will. In erſter Reihe finden wir unter unſeren wildwachſenden Pflanzen eine ſchöne Auswahl derjenigen, welche zur Bekleidung von Abhängen und Fels— parthien geeignet ſind und mehr Verwendung verdienen, als bisher üblich, und es find für ſchattige Lagen und Orte beſonders erwähnenswerth: Actaea spicata L., Allosurus crispus Bernh., Anemone Hepatica L., Aquilegia vulgaris L., A. atrata Koch., Asarum europaeum L., Aspidium Filix mas Sw., A. aculeatum Sw., A. lobatum Kunze, A. Oreopteris Sw., A. spinu- losum Sw., A. cristatum Sw., A. Thelypteris Sw., die beiden letzteren für feuchte Stellen. Hieran ſchließen, als zu den beliebteren Farnen gehörend, die Asplenium-Arten, und ſind zu beachten Asplenium Adiantum nigrum 296 L., A. Breynii Retz, A. Trichomanes L., A. viride Huds., A. Ruta mu- raria L., ferner Blechnum Spicant Roth, ein ebenfalls ſehr ſchöner Farn. Chrysosplenium alternifolium L., feuchte Orte liebend, die wohlriechende Convallaria majalis L., C. multiflora L. und C. verticillata L., Corydalis cava Schweig. Cypripedium Calceolus L., jedoch nur auf Kalk gedeihend. Cystopteris fragilis Bernh., Daphne Cneorum L. und D. Mezereum L., Dentaria bulbifera L., Empetrum nigrum L., Epipactis latifolia All., E. palustris Crantz, Equisetum eburneum Roth. Es verlangen jedoch die drei letzteren einen feuchten Standort. Euphorbia amygdaloides L., Goodyera repens R. Br., Helleborus viridis L., Impatiens Noli tangere L., Ledum palustre L., jedoch mehr feuchten und moorigen Boden liebend. Lilium Martagon L. Hieran reihen ſich die im Schatten wachſenden Orchis- und Ophrys-Arten. Orobus vernus L., O. niger L., Osmunda regalis L., Oxalis Acetosella L., Paris quadrifolia L., Platanthera bifolia Rich., Poly- podium Dryopteris L., P. Phegopteris L., Pteris aquilina L., Scolopendrium officinarum Sw., Spiraea Aruncus L. und Vinca minor L. Außer den hier angeführten werden ſich noch verſchiedene zu gleichen Zwecken verwenden laſſen, ſo kann auch ſo manche dieſer Pflanzen in einem ſchattigen Hain, ſo mancher der hier angeführten Farne zum Beiſpiel zur Bepflanzung von Graben⸗- oder Flußufern verwendet werden, doch wo dieſe in einem Garten mangeln, wird man dieſelben für vorgenannten Zweck am beſten verwenden können. Für dergleichen Anlagen in etwas halbſchattiger oder freier ſonniger Lage find empfehlenswerth: Aconitum Lycoctonum L., A. Napellus Störk., Adenostyles albifrons Rchb., A. alpina Rchb., Androsace lactea L., Ane- mone narcissiflora L., A. Pulsatilla L., A. alpina L., A. sylvestris L., Anthericum ramosum L., A. Liliago L., Arabis alpina L., Arnica montana L., Asclepias Vincetoxicum L., Asperula cynanchica L., Aster Amellus. L., Astrantia major L., Bellidiastrum Michelii Cass., Campanula barbata L., C. glomerata L., C. persicifolia L., C. pusilla Hänke, C. rotundifolia L., C. lilifolia L., Centaurea montana L., Cerastium alpinum L., C. tomen- tosum L., Cistus Helianthemum L., Clematis recta L., Coronilla montana Scp., C. coronata L., Dianthus barbatus L., D. caesius Sm., D. plumarius L., D. superbus L., Dictamnus Fraxinella Pers., Digitalis lutea L., D. purpurea L., Draba muralis L., Dryas octopetala L., Epimedium alpinum L., für Halbſchatten: Erica herbacea L., Gentiana Asclepiadea L., G. ci- liata L., G. cruciata L., G. lutea L., G. acaulis L., G. verna L., Gypso- phila Saxifraga L., Helleborus foetidus L., H. niger L., Hieracium au- rantiacum L., Hippocrepis comosa L., Jasione perennis Lmk., Lathyrus albus L., L. tuberosus L., Linaria Cymbalaria Mill., Linum flavum L., L. perenne L., L. austriacum L., Lithospermum purpureo-coeruleum L., Lunaria annua L., L. rediviva L., Lysimachia nemorum L., Mulgedium alpinum Cass., die an ſonnigen Orten wachſenden Ophrys- und Orchis- Arten: Ophrys muscifera Huds., O. aranifera Huds., O. fuciflora Rchb. L., apifera Huds., Orchis Rivini Gouan, O. tridentata Scop., O. ustulata L., O. coriophora L., O. globosa L., O. Morio L., O. pallens L., O. mascula 297 L., O. laxiflora Lmk. verlangt mehr feuchten Standort; O. sambueina L., O. maculata L., O. latifolia L., O. incarnata, die drei letzteren ebenfalls für naſſe Stellen. Orchis conopsea R. Br., O. odoratissima Rich., O. albida Scop., O. montana Smith, Origanum vulgare L., Phyteuma orbi- culare L., P. spicatum L., Polygala amara L., Potentilla alba L., P. rupestris L., P. recta L., Primula acaulis Jacq., P. Auricula L., P. ela- tior Jacq., P. officinalis Jacq., Prunella grandiflora Jacq., Pulmonaria angustifolia L., P. azurea Besser, P. officinalis L., Pulsatilla Halleri Spr., P. vernalis Mill., Ranunculus aconitifolius L., Rhodiola rosea L., Saxi- fraga Aizoon Jacq., S. bryoides L., S. caespitosa L., S. muscoides Wulf, S. hypnoides L., S. oppositifolia L., S. Hirculus L., S. umbrosa L., letztere beide verlangen feuchten Standort. S. granulata L., S. rotundi- folia L., S. stellaris L., S. Scabiosa lucida Vill., die Sedum- und Sem- pervivum-Arten ſind beſonders für heiße und trockene Plätze zu verwenden und erwähnenswerth: Sedum maximum Pers., S. purpurascens Koch, S. Fabaria Koch, S. album L., S. acre L., S. rubens Haenke, S. reflexum L,, S. elegans Lej., Sempervivum tectorum L., S. montanum L., S. soboli- ferum Sims, S. hirtum L., Silene quadrifida L., Soldanella alpina L., Stachys alpina L., Stellaria Holostea L., Thalictrum angustifolium L., T. aquilegifolium L., T. nigricans Jacq., Thlaspi montanum L., Veronica austriaca L., V. bellidioides L., V. latifolia L., V. prostrata L., V. spi- cata L., Viola biflora L., V. canina L., V. lutea Sm., V. odorata L., V. Riviniana Rchb. Mit dieſen hier angeführten Pflanzen iſt noch eine große Zahl von den auf unſeren Alpen vorkommenden zu vereinen, die aber zum großen Theil nicht erwähnt ſind, weil erſtens dieſelben in niedrigen Lagen weniger gut gedeihen, in anderer Art auch ſchwer zu bekommen ſind, ob zwar es einige Gärtnereien in der Schweiz giebt, welche ſich einzig und allein mit der Cultur und dem Verkauf dieſer lieblichen Pflänzchen befaſſen. Es würde zu weit führen, wenn die Eigenſchaften der einzelnen Pflanzen, ſo z. B. ihr Wuchs, wie die Blüthezeit, der paſſende Boden, wie der mehr feuchte oder trockene Standort mit erwähnt worden wäre, allein hierfür wird eine gute Flora von Deutſchland genügen, um ſich in einzelnen fraglichen Punkten Auskunft zu verſchaffen. Daß man nach dieſen Angaben auch feine Pflanzungen einrichten wird, iſt ſelbſtverſtändlich, um von einem Punkte aus möglichſt viele derartige Pflanzen überſehen zu können und zu hoch wachſende die raſenartig ſich ausbreitenden und niederliegenden nicht in ihrem Wuchs beeinträchtigen. In gleicher Weiſe wird man auch mit der Wahl des Platzes verfahren müſſen, die einen trockenen Standort vorziehenden mehr nach der Höhe, die mehr Feuchtigkeit liebenden tiefer unten und mehr im Schatten anzubringen ſuchen. Noch iſt zu beachten, daß einzelne Pflanzen, welche zu üppig ſich zum Nachtheile anderer entwickeln und ausbreiten ſollten, zu entfernen oder eines Theils ihrer Ausläufer zu berauben ſind. Die Beſchaffenheit des Bodens wird man ebenfalls berückſichtigen müſſen, je nachdem die eine oder andere Pflanze entweder Moor-, Thon-, Kalk-, 298 Schiefer- oder Humusboden verlangt, wenn man ein freudiges Gedeihen er- warten will und läßt ſich dies ja auch mit Leichtigkeit ermöglichen. Von Pflanzen, die beſonders im Schatten der Wälder gedeihen, meiſt geſellig wachſen, ſind zu erwähnen: Adoxa Moschatellina L., Anemone nemorosa L., A. ranunculoides L., Asarum europaeum L., Asperula odorata L., die bereits angeführten As- pidium- und Asplenium-Arten mit nur wenigen Ausnahmen. Circaea al- pina L., C. Lutetiana L., Convallaria bifolia L., C. majalis L., Dentaria bulbifera L., D. enneaphyllos L., Equisetum silvaticum L., Goodyera re- pens R. Br., Hedera Helix L., Hieracium silvaticum L., Melampyrum silvaticum L., M. nemorosum L., Osmunda regalis L., Oxalis Acetosella L., Pyrola umbellata L., P. secunda L., P. minor L., P. rotundifolia L., P. chlorantha Sw.; mehrere Polypodium, wie P. Dryopteris L., P. Phegop- teris L., Prenanthes purpurea L., Pteris aquilina L., Strutiopteris ger- manica W., Vaccinium Myrtillus L., V. Vitis idaea L., Vinca minor L., Viola canina L. und V. Riviniana Rchb. Zeichnen ſich die hier angeführten Pflanzen auch nicht alle durch ihre Blüthen aus, ſo iſt andererſeits das Laub, das gute Fortkommen derſelben im Schatten hervorzuheben. Einzelne der angegebenen Pflanzen werden ſo wie ſo in einem Wald oder ſchattigen Hain vorkommen und wird es dann nur Aufgabe ſein, durch andere fehlende Pflanzen mehr Abwechſelungen zu verſchaffen. So finden wir andererſeits zur Bekleidung von Ufern, die oft hoch, oft nur niedrig faſt der Waſſerfläche gleich ſind, ſo manches Werthvolle und verdienen für hohe Ufer erwähnt zu werden: Actaea spicata L., Adenostyles albifrons Rchb., Cimicifuga foetida L., Clematis Vitalba L., C. recta L., Convallaria Polygonatum L., Convolvulus sepium L., Cucubalus bacciferus L., Dipsacus silvestris Mill., Doronicum austriacum Jacq., Epilobium Do- donaei Vill., E. roseum Schrb., E. angustifolium L., Eupatorium canna- binum L., Heracleum Sphondylium L., Humulus Lupulus L., Hypericum perforatum L., H. hirsutum L., Inula Helenium L., I. salicina L., Lysi- machia vulgaris L., Lythrum Salicaria L., L. virgatum L., Petasites albus Gärtn., P. officinalis Mnch., Senecio saracenicus Wallr., Siler tri- lobum Scop., Solanum Dulcamara L., Sonchus alpinus L., Spiraea Ulma- ria L., Symphytum officinale L. Für niedere Ufer, oft im Waſſer auch wachſend, empfiehlt ſich: Achillea Ptarmica L., Acorus Calamus L., Alisma Plantago L., Butomus umbel- latus L., Comarum palustre L., Hippuris vulgaris L., Iris Pseud-Acorus L., Menyanthes trifoliata L., Pedicularis palustris L., Phragmites com- munis Trin., Polygonum amphibium L., Sanguisorba officinalis L., Ranun- culus Flammula, Sagittaria sagittaefolia L., Scirpus lacustris L., Sparga- nium simplex Huds., Sp. ramosum Huds., Typha angustifolia L., T. latifolia L., Valeriana sambucifolia Mik., Viola elatior. Im Waſſer ſelbſt wachſend, verdienen angewandt zu werden: Callitriche vernalis Kütz., C. autumnalis L., Ceratophyllum demersum L., C. submersum L., Hottonia palustris L., Hydrocharis Morsus ranae L., Myriophyllum verticillatum 299 L., M. spicatum L. alternifolium, DC., Nuphar luteum Sm., N. pumilum Sm., Nymphaea alba L. und ihre verſchiedenen Formen und Varietäten, ebenſo die größte Anzahl von Potamogeton-Arten, Salvinia natans Hoffm., Trapa natans L. und die verſchiedenen Utricularia-Species. Sind auch bei der Angabe der für einzelne Zwecke zu verwendenden Pflanzen manche weniger in's Auge fallenden aufgeführt, ſo war es mehr darum zu thun, eine größere Auswahl von derartigen Pflanzen zu haben, da viele derſelben ſchwer zu haben ſein dürften, wildwachſend oft nur einen kleinen Verbreitungsbezirk einnehmen oder zu zerſtreut vorkommen. Das beſondere Intereſſe, welches ich bisher dieſen Pflanzen im culti— virten Zuſtande ſchenkte und die erfreulichen Reſultate bewogen mich, einige Worte zu Gunſten derſelben zu verlieren.“ . Geranium anemonifolium L'Herit. Wenige Pflanzen ſind ſo ſchön und vorzüglich ſo majeſtätiſch, als die, welche Gegenſtand dieſer Notiz iſt; ſie vereint Schönheit, Grazie und Nobleſſe. Sie iſt, ſo könnte man ſagen, die ariſtokratiſche Species ihres Geſchlechts. Ihr ungetheilter, dicker Wurzelſtock wird 1 Meter hoch und oft noch höher, wodurch die Pflanze ein baumartiges Ausſehen bekommt. Ihre 30 Centim. langen und mehr im Durchmeſſer erreichenden, glänzenden und vielfach getheilten Blätter werden von 40 —50 Centim. langen Stielen getragen. Die über 1 Meter hoch werdenden Blüthenſtengel ſind verzweigt und bilden einen ſubſphäriſchen Kopf von 1,5% bis 2 Meter Durchmeſſer. Die ſehr zahlreichen Blumen ſind dunkel lila-xroth. Das Geranium anemonifolium Herit., G. laevigatum Burm., G. pal- matum Cav., rutilans Ehrh. ſtammt von Madeira und Teneriffa, es er— fordert deshalb bei uns für den Winter den Schutz eines Kalthauſes oder eines ſonſt froſtfreien Raumes. Da dieſes Geranium im Winter völlig ruht, d. h. zum Herbſte ſeine Blätter verliert, ſo muß es während der Ruhezeit faſt ganz trocken und kühl gehalten werden. Die Vermehrung geſchieht leicht durch Samen, der ſehr gut keimt. Die unteren Blätter an der Pflanze fallen nach und nach ab, ſo daß der ſich allmählig bildende Stamm von der Baſis bis zur Spitze ganz kahl iſt und nur am oberen Ende eine Blätterkrone trägt. Ein kräftiges Exemplar in guter Lage ins freie Land in eine Miſchung von Haideerde und gut verrotteter Dungerde gepflanzt, erreicht bald eine große Dimenſion und gewährt dann einen herrlichen Anblick. (Lebas in Rev. hortic.) Nachſchrift der Redaction. Was von der Schönheit dieſer Gera— nium⸗Art hier gejagt worden iſt, können wir nur beſtätigen, und iſt es eigenthümlich genug, daß dieſe ſo herrliche, decorative Pflanze ſo vielen neueren, weniger ſchönen Pflanzen hat weichen müſſen und daß man ſie jetzt nur noch ſehr ſelten in den Gärten vorfindet. Vor etwa 15 —20 Jahren 300 cultivirten wir das G. anemonifolium in großer Menge im hamburgiſchen botanischen Garten und konnten wir nicht genug junge Pflanzen heranziehen, um alle Nachfragen nach dieſer Pflanze zu befriedigen. Wir beſaßen damals Exemplare, deren aufſteigender Wurzelſtock einen Stamm von 58 Centim. bei 4 Centim. Durchmeſſer bildete und deren Spitze mit einer prächtigen Blätterkrone geſchmückt war. Außer der Vermehrung durch Samen, bewerk— ſtelligten wir dieſelbe auch noch durch junge Pflänzchen, die ſehr häufig am unteren Ende des Stammes zum Vorſchein kommen. Was die Cultur im Allgemeinen betrifft, ſo gedeiht die Pflanze bei uns am beſten in einem Kalthauſe, worin fie ſich bis Ende Juni völlig entwickelt und ihre ziemlich großen, ſehr zahlreichen Blüthen hervorbringt. Während der Sommer⸗ monate kann man die Pflanzen auch im Freien ſtehen haben, woſelbſt die Blätter jedoch nie eine ſolche Größe erreichen, als in einem Kalthauſe. Gegen Herbſt ſterben die Blätter an den Pflanzen ab und dürfen letztere dann nur wenig begoſſen werden. Ein trockener Standort in einem Kalt- hauſe ſagt ihnen am beſten zu. Anfang März, wenn die Pflanzen zu treiben anfangen, werden ſie verpflanzt und an einen luftigen, ſonnigen Ort geſtellt, wo ſie ſich ſehr bald kräftig entwickeln. E. Oo. Ueber den Urſprung und Namen der Gartenbohnen, Phaseolus vulgaris L. Zu den beliebteſten und weitverbreitetſten Hülſenfrüchten gehören die Bohnenarten, von denen in den Gärten jetzt eine große Anzahl der ver— ſchiedenſten Varietäten angezogen wird, über deren Urſprung und Namen aber wohl den allerwenigſten Gärtnern, die ſich mit dem Anbau von Bohnen beſchäftigen, etwas bekannt ſein dürfte, daher glauben wir in derem Intereſſe zu handeln, wenn wir im Nachſtehenden Einiges über die Gartenbohnen mittheilen, Mittheilungen, die wir im Auszuge dem vortrefflichen Werke von Dr. G. von Martens: „die Gartenbohnen, ihre Verbreitung, Cultur und Benutzung“ entnehmen. a Wie die Mehrzahl unſerer übrigen gebauten Pflanzen, ſo wird auch die Gartenbohne nirgends als urſprünglich einheimiſch im wilden Zuſtande angetroffen, man müßte denn annehmen wollen, daß ſie aus einer anderen Phaseolus-Art durch Cultur entftanden ſei. Sie iſt, wie die Mehrzahl der Culturpflanzen, aus der längſt verſchwundenen Flora früherer Jahrtauſende von den Menſchen erhalten und in die Gegenwart herüber gerettet worden. Theophraſtes Eroſios, geboren 370 Jahre vor Chriſto, wird als der Erſte angegeben, welcher unſere Gartenbohne erwähnt; nach Galenus beſchrieb ſie auch Diokles Karyſtios, Zeitgenoſſe des Teophraſt; man nahm daher allgemein an, daß ſie wie der Reis den Griechen durch den um das Jahr 333 vor Chr. von Alexander nach Indien unternommenen Zug bekannt geworden und Oſtindien ihre Heimath ſei, allein Alph. de Candolle bezweifelt das letztere, weil die Gartenbohne keinen Namen in 301 der Sanskritſprache hat und Dr. Royle fie nicht unter den in Oſtindien gebauten Hülſenfrüchten, wohl aber unter denen von Caſchmir aufführt. Hierzu kommt noch, daß die meiſten der zehn in Oſtindien gebauten Bohnen— arten unſerer Gartenbohne an Güte und Größe ſo ſehr nachſtehen, daß ſie die Concurrenz derſelben nicht aushalten könnten, wenn dieſe dort ebenſo gut gediehen, ebenſo ergiebig wären, wie ſie, allein der Umſtand, daß jene zehn Bohnenarten ſämmtlich in Deutſchland entweder gar nicht im Freien fort— kommen oder nur in den wärmſten Sommern einen geringen Ertrag ge— währen, weiſt darauf hin, daß die Gartenbohne einem gemäßigteren Klima angehöre. De Candolla nimmt daher mit Recht das weſtliche Aſien als die Gegend an, von wo ſie nach Griechenland gebracht worden ſei. Dioscorides, der zu Nero's Zeiten lebte, nennt die Gartenbohne Smilax, wegen einiger Aehnlichkeit mit der Smilax Theophraſt's (S. aspera L.), ein Name, den noch Bauhin beibehielt, allein ſchon bei Ariſtophanes kommt der Name Phaseolus als populärer Namen der Gartenbohne vor, welcher ſich in Griechenland mit geringen Abweichungen in den verſchiedenen Dialekten, Phaselos, Phaseolos, Phasiolos, Phasulos, bis auf den heutigen Tag erhalten hat. Von Griechenland kam die Gartenbohne ziemlich ſpät nach Italien. Cato und Varro kannten ſie nicht, erſt bei Virgil kommt eine unſichere Spur davon vor. Bei Columella finden wir die Gartenbohne häufiger, welcher ſie bald Fasellus oder Phaselus, bald Faseolus oder Phaseolus nennt. Columella, welcher um die Mitte des erſten Jahrhunderts unter dem Kaiſer Claudius lebte, und Iſidor waren Spanier, erſterer aus Cadiz, letzterer aus Sevilla; die ihnen wohlbekannten Gartenbohnen wurden alſo entweder von den Römern oder ſchon früher von den Carthagern auf der pyrenäiſchen Halbinſel ein— geführt, und nicht, wie es in einem amtlichen amerikaniſchen Berichte heißt, ſie ſeien zu Anfang des achten Jahrhunderts durch die im Jahre 711 ein— gefallenen Saracenen nach Portugal und von da aus in alle europäiſchen Länder gekommen. Für eine ſolche Behauptung könnte zwar der ſpaniſche Name der Gartenbohnen, Alubias und Judias, das arabiſche Lubia oder Jubia ſprechen, allein in dieſem Falle würde der mauriſche Name, das Stammwort, zu den meiſten europäiſchen Benennungen geworden ſein, während er auf Spanien beſchränkt nur die ſtärkere Liebhaberei der Mauren für die Gartenbohnen bezeichnet, dagegen hat ſich der von den Römern angenommene griechiſche Name, wie bei den Neugriechen, ſo auch bei allen romaniſch ſprechenden Völkern erhalten, portugieſiſch Feijao, ſpaniſch Fasol, Frisol, Frejul, die großen Frijones, italieniſch Faginolo u. ſ. w. In Frankreich nennt noch Olivier de Serres im Jahre 1629 die Gartenbohne Fazéole, und in der 1651 erſchienenen Historia plantarum des Johannes Bauhin werden Feves peintes und Faseoles als die franzöſiſchen Namen der Garten— bohnen angegeben, allein ſchon 1694 kommt bei Ménage der Name Haricot vor, den er allzukünſtlich von Faba will. Vermuthlich iſt Fazeole der provenzialiſche Name der Gartenbohne, Haricot der ſchon längſt in den Dialekten des nördlichen Frankreichs übliche. 302 In Deutſchland, wo ſchon Karl der Große in feinen Capitularien unter den auf ſeinen Villen zu ziehenden Gewächſen auch die Phaseoli nennt, hat ſich in den an Italien grenzenden Gegenden, der deutſchen Schweiz, Oberſchwaben, Vorarlberg, Tyrol, der romaniſche Name in den Volksdialekten erhalten, Fiſolen, in anderen Cantonen hört man von Faſioelen, Fiſelen, Faſolen ꝛc. reden; in der Schriftſprache aber und auch in einem großen Theile der Volksdialekte, ſowie in den nördlicheren ſtammverwandten Sprachen iſt der Name Bohne auch auf die neue Hülſenfrucht ausgedehnt worden, wie man überhaupt dieſen uralten Namen auf die heterogenſten ſpäter be⸗ kannt gewordenen Samen angewendet hat und von Bohnenbäumen, Kaffee⸗ bohnen, Cacaobohnen ꝛc. ſpricht. Die Slaven und Ungarn haben beide Namen, an die Einführung aus Italien und aus Deutſchland erinnernd, ungariſch Fussul und Bab, polniſch Fazoli und Bob, ruſſiſch Fassole und Bobii. Wo nun die Gartenbohne ein großes Uebergewicht über die Ackerbohne erlangt hat, wie in den Gebieten des Neckars und des Mittelrheins, iſt der Name Bohne ganz auf ſie übertragen worden, wie in jedem Lande die vor— herrſchende Getreideart Korn genannt wird, und es wird nun die ältere Bohne durch einen Zuſatz, als Ackerbohne, Saubohne, unterſchieden. Wo und ſo lange hingegen unter Bohne die Ackerbohne verſtanden wird, muß die neue Bohne durch einen Beiſatz unterſchieden werden. Der älteſte dieſer Beinamen kommt ſchon in der Physica der im Jahre 1180 geſtorbenen heiligen Hildegard, Aebtiſſin in Bingen, als Vichbona vor, d. h. Wickenbohne, weil ſie klettert; er erhielt ſich lange mit verſchiedener Ortographie, als Fikesbohne, Fieksbohne, Fitzbohne, Vitsbohne und Vicebohne und unterſtützt die Vermuthung, daß auch unſere weſtlichen Nachbarn den Namen einer Wicke auf die Gartenbohne übertragen haben. Schminkbohnen, Schmückbohnen heißen die Gartenbohnen entweder wegen ihrer Schönheit oder nach Adelung, weil ſie ſich an Stangen hinaufſchmiegen, nicht wie Nemnich annimmt, weil ihr Mehl die Haut glätte und das aus den Blumen gebrannte Waſſer ein Beſtandtheil der Schminke ſei. Der verbreitetſte Name in allen Ländern iſt „die türkiſche Bohne“, er bezieht ſich nicht auf die Herkunft, ſondern ſoll die Größe und Schönheit der Gartenbohnen bezeichnen, wie bei türkiſchem Korn, türkiſche Hühner, läßt aber doch vermuthen, daß die Pflanzen da, wo ſie dieſen Namen führt, erſt bekannt wurde, als die Türken ſchon eine große Rolle in der Geſchichte ſpielten, alſo nach der Mitte des 15. Jahrhunderts, und dürfte auch der Name: welſche Bohnen, wie welſche Nüſſe, welſche Hühner, einen gleichen Sinn haben. In Schweden wird die Gartenbohne auch Norboena, große Bohne, ge— nannt; in England, wo ſie nach Loudon im Jahre 1597 oder noch früher eingeführt wurde, dutch beans (holländiſche Bohne), french beans, am häufigſten aber, beſonders in der Schriftſprache, Kidney-beans (Nierenbohne) wegen ihrer nierenförmigen Geſtalt. Wie die obigen intereſſanten Mittheilungen über den Urſprung und Namen der Gartenbohnen, ſo giebt Dr. v. Martens in ſeinem vortrefflichen 303 Werke auch ſehr ausführliche Nachrichten über die Verbreitung der Garten— bohnen über ganz Europa, Aſien, Afrika und Amerika, wie dann über deren Anbau, Pflege und Gebrauch. Er macht ferner auf die Krankheiten und Feinde der Bohnen aufmerkſam, läßt die botaniſche Beſchreibung der Arten und dann die der verſchiedenen Unter- und Spielarten folgen. Wir haben ſchon früher auf dieſes Werk aufmerkſam gemacht, können aber nicht umhin, bei dieſer Gelegenheit daſſelbe nochmals allen Denen zu empfehlen, welche ſich für dieſes Pflanzengeſchlecht intereſſiren. Zur Cultur der Gladiolen. Die Cultur der aus dem Gladiolus Gandavensis entſtandenen Varietäten iſt im Allgemeinen eine ſehr einfache und leichte und erfordert keine beſondere Sorgfalt. Man pflanzt die Zwiebeln auf ein vorher gut aufgelockertes Beet; mag die Erde deſſelben ein guter Gartenboden, mag ſie ein ſandiger oder ſelbſt lehmiger ſein, die Gladiolen gedeihen in faſt jedem Boden gleich gut. Es iſt jedoch zum Nachtheil der Gladiolen, wenn man ſie alljährlich auf daſſelbe Beet pflanzt, man muß deshalb mit den Beeten alljährlich wechſeln, und erſt nach Verlauf von 1—2 Jahren kann man fie wieder auf das frühere Beet pflanzen, auf dem ſie bereits einmal geſtanden haben, welches dann zuvor gut gedüngt werden muß, ſei es mit altem Pferde⸗ oder Kuhdünger oder auch mit anderen Düngerarten. Das Auspflanzen der Zwiebeln muß nach und nach, von 14 zu 14 Tagen geſchehen, und zwar von Anfang April bis Mitte Juni, wodurch eine lange Blüthezeit erzielt wird, die im Juli beginnt und bis in November hinein dauert. Die im Juni gepflanzten Zwiebeln erlangen jedoch ſelten bis zum Herbſte ihre gehörige Reife und darf man dieſe dann nicht gleich für das nächſte Jahr wieder verwenden. Die Größe der Zwiebeln iſt beim Pflanzen auch zu berückſichtigen, wenn man einen anhaltenden Blüthenflor zu haben wünſcht. Die ſtärkſten und größten Zwiebeln liefern nicht immer die ſchönſten Blüthen, man pflanze ſie daher durcheinander, d. h. große und kleine, ſo blühen die großen in der Regel zuerſt, denen dann die kleineren folgen und nach dieſen kommen die ganz kleinen. Um ſchon im Juni Gladiolen in Blüthe zu haben, pflanze man die Zbwiebeln im Januar in 15 Centim. weite Töpfe, ſtelle dieſe in einen froſt— freien Kaſten oder in Ermangelung eines ſolchen grabe man die Töpfe an der Südſeite einer Mauer ein und bedecke ſie mit Stroh oder dergleichen, um ſie vor Froſt zu ſchützen. Sind im Frühjahre keine Fröſte mehr zu be— fürchten, ſo pflanze man die Pflanzen auf ein Beet aus. Was die Tiefe des Pflanzens der Zwiebeln betrifft, ſo lege man die kleineren etwa 5—6 Centim. tief, während die größten 8— 10 Centim. tief gepflanzt werden können. Während des Wachſens iſt ein öfteres Begießen, namentlich bei trockener, heißer Witterung, nothwendig. Wenn das Kraut und die Stengel im Herbſte anfangen gelb zu werden, 304 dann haben die Zwiebeln ſich ausgebildet und können aus der Erde genommen werden. Iſt dies geſchehen, ſo lege man ſie an einen trockenen, luftigen, jedoch nicht geheizten Ort, wo ſie ſich bis zum Verbrauch im nächſten Jahre gut erhalten. Die abgeſchnittenen Blüthenſtengel, in Waſſer geſtellt, blühen und halten ſich lange Zeit, ſelbſt die Blüthenknospen blühen im Waſſer völlig auf. Solche abgeſchnittene Blüthenſchafte zwiſchen feinem Laubwerk, wie z. B. von Tamarix, Spargelkraut u. dgl. geben eine herrliche Zimmerdecoration. (Eugene Verdier in UIustr. hortic.) Der v. Levetzow'ſche Blumen⸗Cultur⸗Topf. Der v. Levetzow'ſche Blumen-Cultur-Topf, welchem ungeachtet des ihm zu Grunde liegenden, für jeden denkenden Gärtner allein richtigen Culturprincips im Anfange in den eigentlichen Gärtnerkreiſen wenig Be— achtung geſchenkt wurde, beginnt jetzt auch, in dieſen ſich immer mehr Bahn zu brechen, und kann auch in der That, wie wir dies zu Oefterem aus⸗ geſprochen haben, dieſe Erfindung allen Pflanzenliebhabern nicht genug em- pfohlen werden. In Nr. 12 des Jahrgangs 1870 der Hamburger Gartenzeitung ver— öffentlichten wir unſer Gutachten über dieſe Cultur-Töpfe und zur ſelben Zeit, wie auch ſpäter gaben wir eine Gebrauchsanweiſung für dieſelben, die jedoch von manchem Dilettanten wenig oder gar nicht beachtet oder nicht richtig verſtanden worden iſt. Der nicht culturverſtändige Dilettant erwartete wohl zu viel von dieſen Töpfen, während der Gärtner vom Fach, eigenem Beſſerwiſſen vertrauend, ſich nicht die Mühe gab, wirklich nach Vorſchrift zu pflanzen, oder den Töpfen zu wenig Leiſtungsfähigkeit zutraute und die Pflanzen nach ſeiner Gewohnheit wie die in gewöhnlichen Töpfen gezogenen behandeln. Beides konnte nicht die erwarteten Reſultate liefern und mußte Zweifel und Mißtrauen erwecken. Wer die Einſicht beſitzt, daß jedes Neue erſt erlernt ſein will und genau beobachtet werden muß, bevor man ſich ein Urtheil erlauben oder die Sache verwerfen darf, der wird bald zu der Erkenntniß gelangen, daß die Cultur-Töpfe in Wahrheit mehr als das Verſprochene leiſten. Es kann wohl behauptet werden, daß die Zeit nicht mehr fern liegt, in welcher die werthvolleren Zwiebelgewächſe, die edlen Palmen, Farne, Dracänen ꝛc. ꝛc. ausſchließlich in Cultur-Töpfen gezogen werden, da ſie bei halber Mühe einen weit höheren Grad der Vollkommenheit erreichen, als in den gewöhn— lichen Töpfen bei ſorgfältigſter Pflege. In Bezug auf die mit dieſen Cultur-Töpfen erzielten Reſultate ver⸗ weiſen wir auf unſere Mittheilungen im 3. Hefte S. 104 dieſes Jahrgangs der Hamburger Gartenzeitung. Sehen wir nun aber von den Vortheilen, welche dieſe Erfindung dem Gärtner bietet, und dem Intereſſe, welches der Pflanzenliebhaber als ſolcher an derſelben zu nehmen geneigt ſein möchte, gänzlich ab, ſo hat dieſer 305 Cultur⸗Topf auch in diätetiſcher Beziehung eine hohe, nicht zu unterſchätzende Bedeutung. Der Erfinder dieſer Cultur-Töpfe ſagt: Es würde hier zu weit führen, den Nachweis zu liefern, wie nach weiſer Anordnung des Schöpfers die Bildung und Exiſtenz eines organiſchen Lebens in einem ſteten Kreislauf begriffen iſt, wie thieriſches Leben ohne vegetabiliſches Leben nicht denkbar, und wie das Ausfallen eines Gliedes dieſer nothwendigen Ergänzungskette die organiſche Exiſtenz überhaupt in Frage ſtellt. — Ich erinnere hier nur daran, daß das Thier wie der Menſch Kohlenſtoff aus⸗ und Sauerſtoff einathmet, die Pflanzen aber kohlenſaures Gas einſaugen und mindeſtens im Lichte ein ihm gleiches Volumen Sauer— ſtoffgas aushauchen. So hat eine weiſe Vorſicht das Leben der Pflanzen und Thiere in wunderbar einfacher Weiſe auf das Engſte mit einander ver— bunden. Die ens reinigt die Atmoſphäre nicht nur von den ſchädlichen Stoffen, welche die Exiſtenz des Thieres wie des Menſchen gefährden, ſondern ſie iſt ihnen eine unverſiegbare Quelle des reinſten und friſcheſten Sauerſtoff— gaſes; ſie erſetzt der Atmoſphäre in jedem Momente, was ſie verlor. Die Exiſtenz des Menſchen iſt ausſchließlich an die Gegenwart, an die Ent— wickelung der Pflanzen gebunden. Der Menſch, welchen ſeine Handels- und politiſchen Intereſſen in große Städte einpferchte, bezahlt unausbleiblich mit Siechthum dieſe Abweichung von dem ewigen Naturgeſetze. Dieſe unumſtößliche Wahrheit wird leider noch viel zu wenig erkannt! Täglich ſieht man jetzt, wie die Bauſpeculation die letzten ſegenbringenden Bäume innerhalb der Ringmauern großer Städte fällt. Die Leute wiſſen wahrlich nicht, was ſie thun. Für die fo freventlich gefällten Bäume gewährt die Zimmergärtnerei einigen und den letzten Erſatz, und man könnte zu der Annahme verſucht werden, daß nicht allein die Freude an den Blumen, ſondern ein von der Vorſehung eingepflanzter Inſtinkt den Menſchen veranlaſſe, dieſe Lebensquelle ſeiner Exiſtenz zu ſeinem Zimmergefährten zu machen. Wir ſehen oft zu unſerem Erſtaunen in der niederen Hütte des Arbeiters die meiſten, aber auch häufig wunderbar geſunde Pflanzen. Die Erklärung dieſer Erſcheinung liegt auf der Hand. Der große Kohlenſäuregehalt, welcher ſich häufig bei dem Zuſammenleben einer großen Familie im engen, niederen Raume entwickeln muß, begünſtigt das Gedeihen der Pflanzen, und fie danken ihrem Pfleger dadurch, daß ſie als die von Gott eingeſetzten Luft— reiniger das Leben an ſolcher Stätte erträglich macheu. Schon manche Stimme wurde laut, aber leider ungehört, welche in Schulzimmern, welche eine große Menge Kinder vereinigen, die Aufſtellung größerer Blattpflanzen verlangte, und mit Recht, denn die Pflanze ſaugt ein und athmet aus im graden Verhältniſſe zur Oberfläche ihrer Blätter. Kein geöffnetes Fenſter, namentlich in einer Stadt ohne luftreinigende Bäume, ſäubert ſo gründlich die Atmoſphäre, wie ein gut beblättertes, raſch wachſendes Schlinggewächs, oder unſere jetzt ſo beliebten Blattpflanzen, gewiß die vernünftigſte Modeſucht, die unſer Jahrhundert gebracht. Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXIX. 20 306 Aber nicht Jedermanns Sache iſt es, in gewöhnlichen Töpfen zweck— entſprechende Pflanzen zu ziehen und am Leben zu erhalten, und der fort— währende Bezug aus dem Treibhauſe des Gärtners überſteigt die Kräfte der Meiſten. An der Handhabung der Gießkanne ſcheitert die Cultur, und es iſt leider nicht möglich, für deren richtigen Gebrauch ſtichhaltige Regeln zu geben. Manchem aber, der mit der Gießkanne wohl umzugehen verſtände, fehlt die Zeit zu einer aufmerkſamen Pflege, wie ſie zur Erhaltung der Geſundheit der Pflanzen in gewöhnlichen Töpfen unumgänglich nothwendig iſt. Und dennoch — was oben von der niederen Hütte des Arbeiters, wie von der Schulſtube geſagt wurde, gilt auch für den luftigen Salon des Reichen — ohne die Gegenwart der Pflanzen iſt ein normal geſundes Leben nicht möglich, einfach aus dem Grunde, weil es der Naturnothwendigkeit widerſpricht. Hier erfüllt nun der Cultur-Topf vollſtändig den Zweck. Für ihn iſt es möglich, eine feſte Regel für das Begießen aufzuſtellen, ſo daß ſich auch der Unkundigſte mit ihm zurecht finden kann; er wird, wenn er die gegebenen Vorſchriften befolgt, geſunde, für den Zweck ausreichende Pflanzen haben, wenn er auch nicht gerade Schaupflanzen ziehen wird, deren Zucht aller- dings auch in dem Cultur-Topfe ſorgfältigere Beachtung er— fordert, denn Licht- und Tempe ani del laſſen ſich nicht durch den Topf reguliren, auch erfordern Cultur-Pflanzen im wahren Sinne des Wortes eingehendere Berückſichtigung des Feuchtigkéitgrades, der ſich nur durch mechaniſches Auffüllen des Waſſerreſervoirs herſtellen läßt. Die Cultur-Töpfe ſind aber ſelbſt unter der Hand des nicht Cultur⸗ Verſtändigen der wahre Behälter für unſere ſo beliebten Blattpflanzen und liefern, wenn nur anfänglich richtig gepflanzt, Blätter in Dimenſionen, wie die ſorgfältigſte Pflege in gewöhnlichen Töpfen ſie kaum zu Wege bringt, — dazu beſiegen ſie, wie wir weiter unten ſehen werden, die ſämmtlichen Feinde der Zimmergärtnerei bis auf den Staub und Blätter verſengenden Sonnen— ſtrahl. Hier liegt die hohe Bedeutung und unbeſtreitbare Zukunft dieſer Erfindung, aber auch die hohe Bedeutung der Zimmer— gärtnerei überhaupt, deren Förderung die v. Levetzow'ſche Fabrik in Kiel ſich nicht minder zur Aufgabe geſtellt hat, wie die Hebung der Gärtnerei im Allgemeinen, für deren Zwecke das Etabliſſe— ment ausſchließlich arbeitet. Allerdings für die gewöhnliche Handelsgärtnerwaare, bei der es nur auf raſchen Verkauf und Maſſenproduction abgeſehen iſt, eignen die Cultur— Töpfe ſich nicht; hier erfüllen die gewöhnlichen Töpfe wegen Billigkeit und Raumerſparniß beſſer ihren Zweck. Das Schickſal der verkauften Pflanze intereſſirt den Handelsgärtner nicht; ihm iſt es genug, wenn er die Pflanze in verkaufsfähigem Zuſtande erhält, und das leiſtet ſeine Kunſt und fein Fleiß. Der Privatgärtner aber wird neben der vollkommenen Cultur der Pflanzen für längere Dauer die Erſparniß des ſelbſt in heißer Jahreszeit nicht täg— lich erforderlichen Begießens wohl in Erwägung zu ziehen haben. Die Vortheile des Cultur-Topfes vor dem gewöhnlichen Blumen— Topfe beſtehen weſentlich in Folgen dem: F en ze ee + 307 1) Die in dieſen Töpfen cultivirten Pflanzen befinden ſich in einem beſonders geſunden Zuſtande, weil ſie die zu ihrer Ernährung er— forderliche Feuchtigkeit ſelbſt nehmen und ſtets finden können in dem Maße, wie ſie dieſelbe gebrauchen, ohne gegen ein auf— gezwungenes Uebermaß, wie es bei jedem Begießen von oben ſtattfindet, kämpfen zu müſſen. 2) Auch in dem trockenſten Wohnzimmer ſteht die Pflanze in dieſen Töpfen ſtets in einer feuchten Luftſchicht. 3) Das bei hellem Sonnenſcheine ſo verderbliche Verbrennen der an die Topfwandungen ſich anlegenden feinen Saugwurzeln iſt in dieſem Gefäße auch auf dem exponirteſten Stande unmöglich. 4) Das Auflockern der oberen Erdſchicht, welches manche Pflanzen, wie die Ericeen, nicht vertragen, iſt überflüſſig, weil der Luft der ſtete Zutritt zu den Wurzeln auf anderem Wege geſichert iſt. 5) Kann, wenn die Pflanze einmal richtig gepflanzt wurde, und man nicht beanſprucht, nur Schaupflanzen im wahren Sinne des Wortes zu cultwiren, die weitere Pflege derſelben für längere Zeit, ja ſelbſt gänzlich, dem in der Pflanzenzucht Unkundigſten ohne Nach— theil anvertraut werden, da ſie eben nur in der zeitweiſen Auf— füllung des Reſervoirs beſteht, während die Arbeit des Cultur— Verſtändigen, welcher mit leichter Mühe Schaupflanzen im wahren Sinne des Wortes ohne den koſtſpieligen Apparat von Glashäuſern und Treibkaſten in denſelben ziehen wird, eben auf ein Drittheil der ſonſt nöthigen Pflege reducirt wird. Gewährt die Conſtruction des Topfes noch den Nebenvortheil, bei kalter Ueberwinterung in nicht ganz froſtfreien Localen die Ballen vor dem Durchfrieren ſichern zu können. Ein weiterer für den auf das Zimmer beſchränkten Cultivateur ſehr in Anſchlag zu bringender Vortheil beſtand bei der früheren Anfertigung darin, daß denjenigen Pflanzen, welche zu ihrem erſten Austreiben abſolut Bodenwärme verlangen, ſolche im Zimmer ohne jede ſonſtige Treibvorrichtung mit einiger Sorgfalt gegeben werden konnte. Zu dieſem Zwecke war, wie bei noch vielen vorräthigen Cultur-Töpfen der Waſſerbehälter mit einem Pfropfen verſehen, um das abgekühlte Er— wärmungsmaterial (entweder warmer Sand oder heißes Waſſer) nach Belieben ablaſſen zu können, ebenſo war die Vorrichtung zweckmäßig, um in Fällen, wo der Ballen zu viel Feuchtigkeit aufgeſogen, das Reſervoir auf bequeme Weiſe leeren zu können. Indeſſen verunzierte der Pfropfen unleugbar den Topf, und trat auch der Uebelſtand zu Tage, daß durch zufällige äußere Berührung der Pfropfen locker wurde und dann das Waſſer durchließ. Vielfache Klagen über dieſes in Wohnzimmern allerdings läſtige Vorkommen hat die Fabrik veranlaßt, bei Neu-Anfertigungen die Töpfe ohne dieſe Kork— vorrichtung machen zu laſſen; auf beſonderen Wunſch wird ſie indeſſen jeder Zeit geliefert; denn als zweckmäßig muß ſie empfohlen werden, und ſind die 1 paſſend gewählt, ſo dürfte der erwähnte Uebelſtand kaum vor— ommen. 6 — 20* 308 Zur Sicherheit ſei hier indeſſen gleich bemerkt, daß man bei Töpfen, denen die beſprochene Vorrichtung fehlt, ſelbſtverſtändlich mit dem Füllen des Waſſerreſervoirs vorſichtiger verfahren muß, da man es nicht in der Hand hat, das Waſſer bei zu ſtark auftretender Feuchtigteit ſofort abzulaſſen. Um den Zweck der Conſtruction des Topfes zur vollen Wirkung kommen zu laſſen, iſt indeſſen eine beſondere Pflanzmethode erforderlich, ohne deren genaue Befolgung der Cultur-Topf kaum mehr und oft weniger leiſten wird, als ein gewöhnlicher Blumen-Topf. Wir laſſen hier die Gebrauchsanweiſung für diejenigen unſerer Leſer, die noch nicht im Beſitze von ſolchen Töpfen ſind, bei deren Lieferung eine Gebrauchsanweiſung gegeben wird, folgen. Anweiſung zum Gebrauche des Cultur-Topfes. Eine vollſtändige Anweiſung zur richtigen Behandlung aller Pflanzen, welche auch im Cultur-Topfe je nach den Arten eine ſehr verſchiedene iſt und ſein muß, kann in wenigen Zeilen nicht erwartet und gegeben werden. Die Anweiſung wird ſich darauf beſchränken müſſen, darzulegen, was von dem Cultur-Topfe uicht erwartet werden kann, und ſie wird lehren, wie gepflanzt und gewartet werden muß, um Cultur- Pflanzen im wahren Sinne des Wortes zu ziehen, vorausgeſetzt, daß den Pflanzen die Bedingungen, welche ſie je nach ihrer Eigenart verlangen, und welche nicht durch das Culturgefäß erſetzt werden können, gewährt werden. Das eben iſt der große Vorzug des Cultur-Topfes, daß für ihn feſtſtehende Wartungsregeln gegeben werden können, ſoweit ſie nicht die Anſprüche der Eigenart auf Luft-, Licht- und Temperaturverh ältniſſe berühren. Es giebt gewiſſe, allen Pflanzen, welche mit den Wurzeln der Erde Theile ihrer Nahrung e gemein] ame Grundbedingungen ihres Ge— deihens: dieſe bietet der Cultur-Topf in unübertroffenem Maße. Die Natur hat aber ihre Pflanzenſchätze faſt über jedes Fleckchen der Erd— oberfläche ausgeſtreut und ſo mußten je nach der Verſchiedenheit der Oert— lichkeit auch beſondere DBeget ationsbedingungen der Eigenart der Pflanzen entſtehen, unter denen ſie auf ſo an Licht-, Luft-, Feuchtigkeits- und Temperaturverhältniſſen e Orten exiſtiren können. Dieſe laſſen ſich wohl modificiren, aber nie ganz beſeitigen. Soweit hier das Feuchtig— keitsverhältniß in Frage kommt, thut auch hier der Cultur-Topf durch ſeine den verſchiedenen Pflanzenarten entſprechende Conſtruction vollſtändig ſeine Schuldigkeit, aber eine Pflanze, welche abſolut zu ihrem Gedeihen Schatten verlangt, wird, der brennenden Sonnc ausgeſetzt, auch im Cultur-Topfe zu Grunde gehen, und eine Pflanze, welche keine Ofenwärme erträgt, wird an einem fo unnatürlichen Orte auch im Cultur— Topfe kein fröhliches Gedeihen zeigen. Sie widerſteht wegen der ſonſt jo günſtigen Vegetationsbedingungen freilich im Cultur-Topfe länger dem Ver⸗ derben, aber es iſt dennoch unausbleiblich und ſelbſt für kurze Zeit iſt auf freudige Vegetation nicht zu rechnen. Die Kenntniß des natürlichen Standortes, eine Haupt— bedingung, um vollkommene Cultur-Pflanzen zu ziehen, macht freilich der Cultur-Topf nicht entbehrlich. 309 Der nicht culturverſtändige Dilettant aber, welcher ſich darauf beſchränkt, nur diejenigen Pflanzen im Cultur-Topfe zu ziehen, welche als ſogenannte Zimmerpflanzen ihre Widerſtandsfähigkeit gegen alle ihnen dort gebotenen Unbilden allbekannt bewährt haben, wird bei gewiſſenhafter Befolgung der hier gegebenen Regeln im Cultur-Topfe von dieſen Pflanzen Prachtexemplare ziehen, welches ihm in gewöhnlichen Töpfen ohne jede Kenntniß ſchwerlich, oder nur vereinzelt durch Zufall, d. h. ohne zu wiſſen, weshalb? glücken dürfte. Ferner ſei auch das noch hier bemerkt: Manche, welche einen Verſuch mit dem Cultur-Topfe machen wollen, kaufen von dem Gärtner eine beliebige Pflanze, pflanzen gewiſſenhaft nach Vorſchrift, und trotzdem, die Pflanze bekommt gelbe Blätter und gewinnt ein kränkliches Anſehen. Da liegt es doch auf der Hand, daß es mit dem Cultur-Topfe reiner Schwindel iſt. Hier trägt aber nicht der Cultur-Topf die Schuld; dieſelbe Pflanze im gewöhnlichen Topfe wird die gleiche Erſcheinung in noch höherem Maße zeigen, da der Cultur-Topf durch den nach oben verdunſtenden Waſſer— behälter den Unterſchied in der Feuchtigkeit der Luft etwas ausgleicht. Mit wenigen Ausnahmen ertragen die Blätter einer aus dem Glashauſe, namentlich Warmhauſe, oder aus dem Freien in das Zimmer gebrachten Pflanze die trockene Zimmerluft nicht; ſie werden gelb und werden von der Pflanze abgeſtoßen. Man darf aber deshalb nicht den Muth verlieren; die Pflanze wird neue Blätter treiben, und nur die im Zimmer ſelbſt ausgebildeten Blätter haben die Textur, die Zimmerluft zu ertragen. Aus dieſem Grunde pflanze man auch nur möglichſt junge Pflanzen in den Cultur-Topf; fie entwickeln ſich im Cultur-Topf überhaupt viel vollkommener, gleichiwie im freien Grunde, und werfen ſie in Folge des obengedachten Luft- und Temperaturwechſels die Blätter, ſo regeneriren ſie ſich leichter von unten auf, denn es iſt der Hauptvorzug des Cultur-Topfes, daß ſich die Pflanzen bis auf den Fuß beblättert erhalten. Alte, in gewöhnlichen Töpfen ſchon kahl gewordene Pflanzen ſind ſelbſtverſtändlich für den Cultur-Topf ganz zu verwerfen. Dieſe Vorbemerkungen waren erforderlich, um die Erwartungen, welche von Vielen in den Cultur-Topf geſetzt wurden, auf das rechte Maß zurück— zuführen, andererſeits auch den unverſtändigen Urtheilen über denſelben von Seiten der Gärtner und Laien ein für alle Male zu begegnen. Iſt es doch vorgekommen, daß ein Dilettant eine in voller Blüthe ſtehende Azalea in- dica, deren Ballen überdies für den gewählten Cultur-Topf zu hoch und zu breit war, nach Verkleinerung deſſelben ohne Weiteres in den Cultur— Topf hineinſtopfte, das Reſervoir mit Waſſer auffüllte und ſich nun be— rechtigt glaubte, gegen die Erfindung zu Felde ziehen zu dürfen, weil natürlich nach wenigen Tagen die Pflanze einen troſtloſen Anblick darbot! — Gärtner dagegen pflanzten ohne Kohlen; es mußte 1s Auſicht nach auch auf dieſe Weiſe gehen!! Die Art der I Pflanzung und zwar mit Kohlen iſt nun gerade die Haupt— ſache, es bedarf alſo über ein derartiges Verfahren keiner weiteren Bemerkung. 310 Gehen wir denn nun zur Gebrauchsanweiſung ſelbſt über: Vor Allem werden wir uns das Princip, welches der Erfindung zu Grunde liegt, klar machen müſſen; der Gebrauch des Topfes ergiebt ſich dann gewiſſermaßen von ſelbſt. Wir wiſſen, daß der freie Zutritt der atmoſphäriſchen Luft zu den Wurzeln die Hauptbedingung einer geſunden Vegetation iſt; daß ferner die Pflanze zur Löſung ihrer Nährungsſtoffe im Boden einer ſteten Feuchtigkeit bedarf, aber nur wenige Pflanzen wirkliche Näſſe vertragen. Die weiteren Zwecke der Conſtruction des Cultur-Topfes, die Ver⸗ dunſtung nach oben aus dem Waſſer-Reſervoir und der Schutz der Saug— wurzeln gegen heiße Topfwände, kommen, ſo weſentlich ſie auch für die Eultur ſind, für uns hier nicht in Betracht, ſehen wir nun, wie der Cultur-Topf die Aufgaben der beiden zuerſt angeführten Vegctationsbedingungen löſt. Der Cultur-Topf beſteht aus zwei durch einen gemeinſchaftlichen Boden feſt mit einander verbundenen und in einander ſtehenden Töpfen, von denen der innere zur Aufnahme der Pflanze, der äußere zum Waſſer-Reſervoir beſtimmt iſt. Zwiſchen dem inneren und äußeren Topfe beſteht keinerlei Verbindung, als durch die Thonwände des inneren Topfes, deren Poroſität je nach der Pflanzenart, für welche der Topf beſtimmt iſt, ganz oder theil— weiſe aufgehoben oder ganz erhalten wurde. An der äußeren Wandung des inneren Topfes, alſo durch den von dem äußeren Topfe gebildeten Waſſer— behälter laufen oben offene, den Waſſerſpiegel überragende Luftröhren, welche einige Centimeter über dem Boden des Topfes in den Raum des inneren Topfes einmünden. Dieſe Röhren ſind durchaus porös gehalten und führen neben feuchter Luft an die Wurzeln einen geringen Niederſchlag auf den Boden des Topfes. Auf dem Boden des inneren Topfes und alſo vor der unteren Mündung dieſer Röhren liegt als Drainage zur Verhütung ſich bildender Näſſe ein Lager grober Holzkohlenſtücke. Die Kohle hat nun be— kanntlich die Eigenſchaft, die Feuchtigkeit aufzuſaugen und feſtzuhalten, die Wurzel der Pflanze aber die Fähigkeit, der Kohle die Feuchtigkeit zu ent— nehmen, und da dieſer Proceß ſich fortſetzt, ſo lange Waſſer im Reſervoir iſt, jo findet die Pflanze auch ſtets auf den Kohlen die Feuchtigkeit, welche ſie bedarf, während dieſe ſie zugleich gegen die ihr verderbliche Näſſe ſchützen. Das iſt ſehr einfach, giebt aber der Pflanze die Bedingungen üppigen Ge— deihens. Hieraus erhellt aber zugleich, daß man nicht die volle Wirkung des Cultur⸗Topfes erwarten kann, bevor die Pflanze den Topf jo durchwurzelt hat, daß ihre Wurzeln das Kohlenlager erreichen und der directen Einwirkung der Luftröhren ausgeſetzt werden, und dies um ſo mehr iu ſolchen Töpfen, bei welchen der Eigenart der Pflanze wegen die Poroſität der Topfwände auf ein Minimum reducirt wurde, mithin der ganze Feuchtigkeitsbedarf nur durch die Röhren zugeführt wird. Daher rührt es auch, daß Pflanzen, welche im zweiten Jahre nicht umgepflanzt wurden, in der Regel viel ſchöner werden, als in dem erſten Jahre der Pflanzung. Wir knüpfen hieran die Weiſung, daß den Pflanzen im Cultur-Topfe bis zu dieſem Punkte der Durchwurzelung, welchen ſie, To 311 bald er erreicht, durch beſonders kräftiges Wachsthum anzeigen, mit vor— ſichtigem Gießen von oben, worüber weiter unten Näheres, nachgeholfen werden muß, und ferner, daß eine Pflanze im Cultur-Topfe nur dann um⸗ gepflanzt werden ſollte, wenn der ganze Ballen mit dichtem Wurzelgeflecht durchzogen. Die Pflanze bedarf im Culturtopfe eines weit geringeren Erd— volumens, als im gewöhnlichen Topfe und mit wenigen Ausnahmen kann ſie Jahre lang unverpflanzt in demſelben Topfe bleiben. 1. Pflanzung. Das Abzugsloch wird mit einem hohlen Scherben bedeckt, bei größeren Töpfen am zweckmäßigſten mit einem kleinen umgekehrten Blumentopfe von 3—4 Centimeter Höhe und Weite. Aus groben Holz— kohlenſtücken und einigen zerſchlagenen Scherben wird nun eine bis an die untere Mündung der Luftröhren reichende Drainage hergeſtellt. Die früher empfohlene Beimiſchung thieriſcher Kohle, ſo vortheilhaft ſie auch für viele Pflanzen während der Vegetationszeit wirkt, iſt Dilettanten doch nicht an— zurathen, da ſie bei manchen Pflanzen während der Ruhezeit, wenn die Feuchtigkeit nicht ſehr ſorgfältig regulirt wird, Schimmel an den Wurzeln erzeugt und die Erde zum Sauerwerden geneigt macht. Auf dieſe Drainage bringt man eine Lage von Brocken faſerigen Torfes, zwiſchen welchen die Wurzeln der Pflanzen ſich gern verbreiten. Ein für die Ueppigkeit der Vegetation namentlich vieler Blattpflanzen vorzüglich wirkſamer, beſonders präparirter Torf iſt von der v. Levetzow'ſchen Thonwaarenfabrik in Kiel zu beziehen; Näheres über Preis und Verwendung im General-Catalog und franco auf ſchriftliche Anfrage. Im Uebrigen genügt für dieſen Zweck jeder faſerige eiſenfreie Torf. Auf die Torflage folgt nun die für die Pflanze je nach ihrer Art geeignete Erde. Weſentlich iſt, daß die Pflanzen nicht zu tief, ſondern mehr oben auf gepflanzt, aber recht feſt eingeſetzt werden, auch das ganze Pflanzen— material recht zuſammengerüttelt werde, da es bei ſeiner lockeren groben Beſchaffeuheit ſpäter bedeutend zuſammen ſinkt und die Pflanzen dann leicht hohl zu ſtehen kommen, was durchaus vermieden werden muß. 2. Erde. Wenn auch bei Pflanzen zu einem guten Gedeihen die jeder Pflanzenart beſonders zuſagende Erde gewählt werden muß, ſo iſt für den Cultur-Topf durchaus eine mehr ſchwere, als leichte, eine mehr grobe, als feingeſiebte Erde vorzuziehen. Um die Erde ſchwerer, bindiger zu machen, qualificirt ſich am beſten halbgebrannter Lehm, ſelbſt Thon; unter grober Erde iſt nicht eine mit unverweſten organiſchen Reſten durchſetzte Erde zu verſtehen, obgleich eine nicht zu ſtarke Beimiſchung dieſer auch nicht ſchadet, ſondern eine mehr bröckelige, namentlich mit erbſengroßen Holzkohlen— ſtückchen und ſelbſt Steinen reich verſehene. Bei den Pflanzen ſtreue man dieſe Materialien ſelbſt lagenweiſe ein; es gilt vor Allem, der Luft un— gehinderten Zutritt zu verſchaffen. Näſſe wehrt der Luft den Zutritt, und je mehr grobe Theile im Boden, je ſchneller wird etwa ſich zeigende Näſſe beſeitigt. Jede zum Breiigwerden geneigte Erde iſt für den Cultur-Topf abſolut unbrauchbar. 3. Behandlung der Pflanzen. Wir beſchränken uns nach dem ſchon oben Geſagten auf die Feuchtigkeitsverhältniſſe, allerdings den weſentlichſten 312 8 i Theil in der Behandlung der Pflanzen, an welchem die meiſten Culturen ſcheitern. Man thut wohl, zu dem Pflanzen eine feuchte, d. h. friſche, ja nicht naſſe Erde zu nehmen und die friſch geſetzte Pflanze nur ſo viel an— zugießen, daß ſich die Erde an die Wurzeln legt. Der Waſſerbehälter wird nicht gefüllt. Iſt die Oberfläche der Erde nun abgetrocknet, ſo erhalte man ſie durch ſehr ſchwaches Gießen feucht und fülle ungefähr 3 Finger breit Waſſer in das Reſervoir, um zu verhindern, daß der untere Ballen ganz austrockne. Gegoſſen wird jetzt, wie ſpäter nur, wenn die Oberfläche der Erde ganz abgetrocknet iſt, und dann vortheilhaft mit Waſſer von 18— 20 Grad Wärme. Bei dieſer Behandlung werden die Wurzeln bald den ganzen Topf durchziehen, während vorzeitiges Auf— füllen des Waſſer-Reſervoirs durch Abkühlung des Bodens das Eindringen der Wurzeln in denſelben nur verzögern würde. Nur, wenn die Pflanze bereits von dem ganzen Cultur-Topfe Beſitz ergriffen hat, darf während der eigentlichen Vegetationszeit der Waſſerbehälter ganz gefüllt werden. Dies darf aber nur geſchehen, wenn die Oberfläche der Erde abgetrockuet erſcheint und kein Waſſer mehr in dem Reſervoir vorhanden tft, es ſei denn, daß die Pflanze durch Schlaffwerden der Blätter ein größeres Feuchtigkeitsbedürfniß anzeigte, in welchem Falle namentlich in den Töpfen, in welchen, wie in Claſſe D des Preiscourants, die Poröſität beſonders ſtark gedämpft iſt, ſelbſt im Begießen von oben, welches ſonſt, wenn die Pflanze einmal gefaßt, gänzlich unterbleibt, angezeigt ſein kann. Ueberhaupt iſt es eine durchaus unrichtige Auffaſſung, wie Viele ſie gehabt, und dadurch vielleicht weniger gute Reſultate erzielten, daß der Waſſerbehälter ſtets bis oben voll Waſſer gehalten werden muß! — Wo bliebe denn da die Erſparniß am Begießen? — Wir wiederholen nochmals: So lange die Oberfläche der Erde nicht ſtaubtrocken erſcheint, oder noch Waſſer in dem Reſervoir vorhanden und die Pflanze im letzteren Falle nicht durch Trauern ein Mehr an Feuchtigkeit verlangt, wird das Reſervoir nicht nachgefüllt. An trüben Tagen fülle man ſelbſt das ganz verſiegte Reſervoir nicht auf, ſo lange die Blätter in der Spitze der Pflanze ſich nicht zuſammenbiegen laſſen, ohne zu brechen. Die Pflanze zeigt dadurch, daß ſie nicht Noth leidet, und jedes Mehr über den Bedarf iſt nie von Vortheil. Ein Anderes iſt es, wenn man wegen periodiſcher Abweſenheit ſeine Pflanzen vor Noth ſichern will; dann fülle man ohne Sorgen den Waſſer⸗ behälter voll; die Art der Pflanzung und die durch die Röhren ſtattfindende Verdunſtung wird die Pflanzen vor Schaden behüten und ſie immer ſichrer ſtellen, als wenn man einem Unkundigen die Gießkanne anvertrauen wollte, aber durch ein ſolches Verfahren wird man nicht die Zucht von Cultur— Pflanzen befördern, ſondern nur ſeine Pflanzen in einem geſunderen Zu— ſtande erhalten, als wenn ſie in gewöhnlichen Töpfen ſtänden. f Darin lag das große Mißverſtehen, daß man glaubte und beanſpruchte, durch das Auffüllen des Waſſer-Reſervoirs unter 313 — allen Umſtänden Cultur-Pflanzen im wahren Sinne des Wortes ziehen zu können. Wer die oben gegebenen einfachen Regeln befolgt, wird mit halber Mühe im Cultur⸗Topfe ſolche Muſter— Pflanzen ziehen, wie er ſie mit der größten Sorgfalt in gewöhnlichen Töpfen nie zu Wege bringen wird, weil denſelben die weſentlichſten Vegetations-Bedingungen fehlen, welche die Kunſt des Gärtners nicht zu erſetzen vermag. Wer zu dieſer geringen Sorgfalt nicht Zeit oder Neigung hat, aber dennoch Pflanzen ziehen will, der halte ſich einfach an folgende Regel: Die vorſchriftsmäßige Pflanzung und Beförderung der erſten An— wurzelung natürlich vorausgeſetzt: Gegoſſen und zwar mit warmen Waſſer wird nur, wenn die obere Erde gänzlich abgetrocknet iſt, und zwar nicht auf die Erde, ſondern nur in den Waſſerbehälter, welcher vom 15. April bis 15. September zur Hälfte, in der übrigen Jahreszeit nur zu einem Drittel gefüllt wird. Iſt man auf mehrere Tage verhindert, ſich um ſeine Pflanzen zu bekümmern, ſo wird der Waſſerbehälter ganz gefüllt, das Waſſer aber nach Rückkehr ſofort entfernt, wenn ſich Näſſe zeigen ſollte. Außerdem begieße man von oben mit Ausnahme der Ruhezeit, während welcher das Begießen der Erde bei allen Pflanzen ganz unterbleibt, aber nur hinreichend, um die Oberfläche zu durchfeuchten: alle Sumpf-Pflanzen wöchentlich zwei Mal, alle krautartigen, jo lange ſie in voller Vegetation ſtehen, wöchentlich ein Mal, die holzartigen Gewächſe alle 14 Tage und die Succulenten höchſtens alle 3—4 Wochen. Man wird auf dieſe Weiſe ſich geſunde, gut beblätterte Pflanzen er— halten, allerdings aber nicht Cultur-Pflanzen ziehen, während manche Blatt— Pflanzen, namentlich aber Lantana und Fuchsia ſelbſt bei dieſer Behandlung einen hohen Grad von Vollkommenheit erreichen, vorausgeſetzt, daß bei den letzteren die Milbenſpinne nicht einen Strich durch die Rechnung macht. Deren Abhaltung verlangt freilich beſondere Sorgfalt oder glücklich gelegene Localitäten. Schließlich für den wirklichen Cultivateur, wie den unkundigen Dilet— tanten folgende Hauptregeln: 1) Zeigt ſich Näſſe im Topfe, wie es unter gewiſſen Witterungs- verhältniſſen namentlich in den Töpfen, in welchen wegen ihrer Beſtimmung für beſondere Pflanzen die Poroſität wenig oder gar nicht gedämpft wurde, mitunter vorkommt, ſo muß das Waſſer aus dem Reſervoir ſofort entfernt und darf erſt erſetzt werden, nachdein man ſich überzeugt, daß die Oberfläche auf einige Zoll Tiefe abgetrocknet iſt. 2) War Näſſe vorhanden, ſo iſt es zweckmäßig, die Oberfläche der Erde gründlich aufzulockern. Dies darf aber nie geſchehen bei 314 Ericeen und ähnlichen mit ihren feinen Haarwurzeln die Ober: fläche der Erde durchziehenden Pflanzen. NB. Ericas gedeihen vortrefflich im Zimmer im Cultur-Topfe Claſſe D des Preiscourants, nur darf ihnen nicht ein hoher Wärmegrad zugemuthet werden; dem Wuͤnſche, Ericas im Zimmer cultiviren zu können, verdankt, neben— bei bemerkt, der Cultur-Topf hauptſächlich e und Conſtruction. 3) In Glashäuſern, in welchen viel geſpritzt und eine feuchte Atmo— ſphäre unterhalten wird, muß die Auffüllung des Reſervoirs mit um ſo größerer Vorſicht gehandhabt werden. 4) Die über die Auffüllung des Reſervoirs oben gegebenen Regeln erleiden nur eine Ausnahme bei den für Palmen, Dracaenen und Zwiebelgewächſe conſtruirten Töpfen. Bei dieſen kann das Reſervoir kurz nach der Pflanzung aufgefüllt werden bis dicht unter die obere Mündung der an ſich ſchon kürzer gehaltenen Röhren. Der Feuchtigkeitsgrad iſt genau regulirt, wie dieſe Pflanzen ihn ge— brauchen, und dieſer Cultur-Topf wird die edle Palme zur gewöhnlichen Zimmerpflanze von ſeltener Schön— heit machen. Schließlich hätten wir noch anzugeben, in 9 Weiſe man Pflanzen durch die Conſtruction des Cultur. ⸗Topfes in nicht ganz froſtfreien Localen gegen das Durchfrieren der Ballen ſichert. Das Reſervoir wird ſtatt mit Waſſer mit kurz geſchnittenem Häckerling gefüllt und die Oberfläche des Topfes mit trockenem Mooſe belegt. Die Luftröhren verſorgen trotzdem die Wurzeln für ihre Winterfunctionen mit der erforderlichen atmoſphäriſchen Luft, denn auch im Winter ruhen die Wurzeln nicht. Für das erſte Austreiben ſolcher Pflanzen, welche hierzu Bodenwärme verlangen, wird das Reſervoir mit warmen Sand oder Waſſer gefüllt; hierzu iſt aber, um den nöthigen häufigeren Wechſel bewerkſtelligen zu können, die ſchon oben erwähnte Korkvorrichtung durchaus erforderlich. Beſtellungen ſind zu richten an die v. Levetzow'ſche Thonwaaren— fabrik in Kiel, und für Hamburg und Umgegend an Charles Beinhauer Sohn in Hamburg. Pomologen⸗Congreß in Wien. Die unterzeichneten Vereine beehren ſich, die Pomologen und Freunde des Obſt⸗ und Weinbaues Deutſchlands zu einem am 3. October d. J. in Wien zu eröffnenden Congreß freundlichſt einzuladen. Die während der internationalen Welt-Ausſtellung zu jener Zeit ſtatt— findenden, dem Gartenbau und der Obſtzucht gewidmeten Ausſtellungen dürften in anregendſter Weiſe auf die Verhandlungen einer Zuſammenkunft von Fachmännern wirken, welche noch in anderen Expoſitions-Gruppen die 315 Beſtrebungen und Ergebniſſe einer national-ökonomiſch jo wichtigen Pro— duction zu verfolgen Gelegenheit haben wird. Das von der Wiener Gartenbau-Geſellſchaft für dieſen Congreß be— rufene Comité wird es ſich zur beſonderen Aufgabe machen, den Fachgenoſſen einen Centralpunkt ſowohl zur Beſprechung wiſſenſchaftlicher Angelegenheiten, als auch zur geſelligen Vereinigung in den Localitäten der Gartenbau-Ge— ſellſchaft zu ſchaffen und wird, wie bei dem im Auguſt ſtattfindenden Gärtner— Congreß, “) auch beim Pomologen-Congreß bemüht ſein, bei rechtzeitig er— folgter Anmeldung den Theilnehmern Auweiſungen auf vom Comité für ſie gemiethete beſcheidene Wohnungen um den Preis von 2—3 fl. pr. Tag zu übermitteln. In dieſer Beziehung iſt es unter den gegebenen Verhältniſſen dringend nothwendig, dem Comité die Betheiligung an dem Congreſſe und im Falle der Reflectirung auf eine Wohnung den Tag der Ankunft, ſowie die Dauer des projectirten Aufenthaltes vor dem 1. September d. J. ſchrift— lich kundzugeben. Zur Beſtreitung der Unkoſten, die dem Comité aus dieſer Veranlaſſung, ſowie durch Feſtſtellung der den Theilnehmern zu gewährenden Begünſtigungen erwachſen, iſt die mit der Beitrittserklärung des Einzelnen verbundene Einſendung von 3 fl. öſt. W. — 2 Thlr. pr. Crt. eine un⸗ erläßliche Bedingung, ohne deren Erfüllung die Zuſendung einer Theilnehme— karte nicht erfolgt. Dieſe Karte berechtigt zum unentgeltlichen dreimaligen Beſuche der Welt⸗Ausſtellung und zur unentgeltlichen Fahrt nach Kloſterneuburg und Albern (Kaiſer-Ebersdorf); die angeſtrebte Ermäßigung der von den Eiſen— bahnen zu gewährenden Fahrbegünſtigungen findet ohnehin durch die auf den meiſten derſelben eingeführten Separat-Perſonenzüge mit 40% Preis— ermäßigung und mindeſtens 14tägiger Gültigkeitsdauer der Fahr- und Retour— billets ſtatt. — Karten zu dem am Schluſſe des Congreſſes ſtattfindenden Banket ſind am Abend des 2. October gegen Vorzeigung der Mitglieder— karte und Erlegung des betreffenden Betrages entgegen zu nehmen. Zuſchriften, namentlich Anträge zum Kartenverkauf, die im nachſtehenden Programme berührten Vortrags-Anmeldungen u. ſ. w. ſind entweder an den Geſchäftsführer des deutſchen pomologiſchen Vereins, Dr. Lucas in Reut— lingen, oder an die k. k. Gartenbau-Geſellſchaft in Wien mit der Bezeichnung „Comité des pomolog. Congreſſes“ zu richten. Das Programm für den Congreß lautet, vorbehaltlich nachträglicher Veränderungen, wie folgt: Programm für den in Wien ſtattfindenden Congreß deutſcher Pomologen und Freunde des Obſt- und Weinbaues 1873. Am 2. October Abends 6 Uhr im Saale der Gartenbau-Geſellſchaft (Wien, Parkring Nr. 12) Vorverſammlung und Begrüßung von Seite der Geſellſchaft. Wahl des Vorſtandes. „, Beſichtigung der Gartenbau- und Welt-Ausſtellung. Nach- mittag um 5 Uhr im gedachten Locale: Congreß. *) Siehe 5. Heft S. 234. 316 Tagesordnung: 1. Welche neuere Methoden find in die Praxis des Obſtbaues mit günſtigem Erfolg in der neueren Zeit eingeführt worden? a) in der Veredelung, b) in der Er— ziehung junger Hochſtämme wie Formbäume, c) in der Baumpflege. 3 Referenten: 1. Dr. Lucas, 2. Profeſſor Belke, 3. Obſtbaulehrer Arnold von Trier. Am 4. October Beſichtigung der Welt-Ausſtellung. Nachmittag 5 Uhr: Congreß. Tagesordnung: 2. Welche Aepfel- und Birnenſorten (je 3 —5 Sorten Herbit- oder Winterobſt) find in 10 Hauptobſtgegenden Oeſterreich-Ungarns, welche durch Abgeordnete vertreten ſind, beſonders als Tafel-, Markt- und Handels- obſt geſucht und verdienen in Bezug auf Geſundheit und gutes Gedeihen des Baumes, auf deſſen Tragbarkeit, ſowie in Bezug auf Schönheit und Größe der Frucht für die genannten Zwecke empfohlen zu werden? 3. Welche dieſer Sorten empfehlen ſich zu allge— meinem Anbaue a) in warmen Obſtgegenden (Weinbau- klima), b) in gewöhnlichen guten Obſtlagen (Winter⸗ getreideklima), e) in höheren und rauheren Obſtlagen? 4. Welche neueren Sorten von Aepfeln und Birnen ſind zu Tafel- und Marktobſt, außerdem zu vermehrter Anpflanzung zu empfehlen, und zwar in welchen Lagen und Verhältniſſen? Ueber Frage 2 ſind 10 Referenten aufzuſtellen und dieſe haben die empfohlenen Früchte vorzuzeigen. Dieſe Referenten werden in der 1. Congreßſitzung beſtimmt. Zu Frage 4 ſind von 3 Referenten von jedem höchſtens 10 Aepfel- und Birnenſorten namhaft zu machen unter Vorzeigung der Früchte. Es iſt erwünſcht, wenn die Referenten über die von ihnen vorzuſchlagenden Früchte eine kurze Beſprechung mit den anweſenden Vorſtands- oder Ausſchußmitgliedern des deutſchen pomologiſchen Vereines pflegen. Am 5. October Beſuch der Obſt- und Weinbauſchule, ſowie der önologiſchen Verſuchsſtation in Kloſterneuburg. 1 B. Beſichtigung der A. C. Roſenthal'ſchen Obſtbaum-Culturen in Albern nächſt Kaiſer-Ebersdorf. Um 5 Uhr Nachmittag Congreß. Tagesordnung: 5. Welche Maſchinen und Geräthe für Obſt- und Weinbau und Obſtbenutzung find als neue Einführungen von beſonderem praktiſchen Werth mit Bezugnahme auf 317 die in der Ausstellung vorhandenen Gegenſtände: a) als Handgeräthe, Meſſer, Scheeren; b) Bodenbearbeitungs— geräthe, Hacken, Spaten u. ſ. w.; c) Fuhrgeräthe; d) Obſtbenutzungsgeräthe, Dörrer, Obſtmahlmühlen u. ſ. w. Referent: Am 7. October Beſichtigung der Welt-Ausſtellung. Um 5 Uhr Banket. Vervollſtändigt wird dieſes Programm, nachdem von den verſchiedenen Congreß-Mitgliedern Gegenſtände zur Verhandlung bezeichnet ſind, deren Auswahl und Reihenfolge das Comité ſich vorbehält. Es wird deshalb gebeten, die betreffenden Anträge bis 15. Auguſt beim Comité anzumelden. Wien, 31. Mai 1873. Der Vorſtand des deutſchen Pomologen-Vereins. Superindent Oberdieck in Jeinſen. Profeſſor Dr. K. Koch in Berlin, zugleich Commiſſär der deutſchen Central-Commiſſion für Wein, Obſt und Gemüſe. Dr. Eduard Lucas in Reutlingen, zugleich Geſchäftsführer des Vereins. Das Comité der k. k. Garten— bau⸗-Geſellſchaft. Carl Gundacker Freih. von Suttner. Regierungsrath Profeſſor Dr. Eduard Fenzl. Johann Freiherr Mayer. Profeſſor Dr. Heinrich Wilhelm Reichardt. Friedrich Gerold. Daniel Horibrenk. A. C. Roſenthal. Clematis Lucie Lemoine und andere Varietäten. Unter den großblumigen Clematis- Varietäten iſt die hier genannte die ſchönſte gefüllte weißblühende, reiner weiß, als die alte Clematis Fortunei. Dieſelbe iſt franzöſiſchen Urſprungs und wurde von Victor Lemoine in Nancy von C. patens und C. Fortunei gezogen. Die Blumen find ſehr groß, 4½ Zoll im Durchmeſſer, und gleichen, wenn völlig entwickelt, einer gefüllten weißen Zinnie. Die Petalen liegen regelmäßig dachziegelförmig übereinander und ſind rein weiß, ohne jeden grünen Anflug, wie bei C. Fortunei. Die großblumigen Clematis finden merkwürdiger Weiſe noch lange nicht die Beachtung, die ſie in jeder Beziehung verdienen, denn es erleidet keine Widerrede, daß ſie zu den ſchönſten Schlingpflanzen gehören und ſich nicht nur zur Bekleidung von Spalieren, Säulen, Wänden ꝛc. im Freien, ſondern auch ganz vorzüglich für Topfcultur eignen. Ein Sortiment ganz ausgezeichnet ſchöner Varietäten ſahen wir fürz- lich in der Gärtnerei von Peter Smith u. Co. in Bergedorf, woſelbſt die neueſten Sorten vertreten waren. Außer den älteren bekannten Sorten, wie Clematis azurea grandiflora, patens Helene nnd Sophia fl. pl., patens insignis, lanuginosa, weiß, Jack- mani, tiefblau, Fortunei, weiß, können wir ganz beſonders noch empfehlen: Clematis rubra violacea, röthlich. C. John Gould Veitch, hellblau, gefüllt, ſehr dankbar blühend. 318 C. Lady Bovill. Die Breite der Petalen ift jo, daß die Blumen eine tulpenartige Form erhalten. Dieſelben haben eine eigenthümliche grau— blaue Farbe. C. Lady Caroline Neville, eine neue, extra- ſchöne Sorte von 1872, mit maulbeerfarbenen, in weiß übergehenden Blumen. C. magnifica. Eine harte, ſtark wachſende Varietät, mit ſchönen eigen— thümlich purpur⸗violetten Blumen. Es iſt eine ſehr diſtinkte Sorte. C. Miss Bateman, ganz neu, ſehr ſchön, glänzend weiß. C. Otto Froebel, weiß mit grau- blau. C. Prince of Wales, ſchön, purpur-violett, mit röthlichen Linien auf dem Centrum der Petalen. C. Regina, ſehr ſchön, neu. C. Standishii, violett-blau, neu. C. Thunbridgensis, dunkelblau, neu. Alte Roſen. Von W. Paul zu Waltham Croß. Es find nun über 400 Jahre verfloſſen, abs die rothe und die weiße Roſe in der Geſchichte als Zeichen der zufriedenen Parteien von York und Lancaſter in England berühmt wurden, und wir finden in den älteſten Garten— büchern den Roſen einen Ehrenplatz angewieſen. John Parktinſon widmete der Beſchreibung der Roſen in „The Garden of pleasant flowers,“ 1629 herausgegeben, zehn Folioſeiten. Er erzählt uns, daß er mindeſtens 30 Sorten beſäße, jede von einander weſentlich verſchieden, mit Ausnahme der wilden Sorten, die weder ſchön wären, noch Geruch hätten. Nach einer Abhandlung über Roſen in der 7. Ausgabe von Miller's „Gardener's Dictionary,“ 1759, zu urtheilen, geht hervor, daß ſeit Parkin— ſon's Zeit nur wenige Fortſchritte in der Verbeſſerung dieſer Blume gemacht worden ſind. Betrachten wir die 38 Roſengruppen, die in W. Paul's „Rose Garden“ beſchrieben ſind, ſo finden wir, daß die Prototypen folgender Roſen den engliſchen Cultivateuren am Ende des vorigen Jahrhunderts bekanat waren: die Bourſault, die gefüllte Gelbe, die ſchottiſche, die Damascener, die Provinz, die Pompon, die Moos, die franzöſiſche, die Sweet Brier (R. rubiginosa), auch Weinroſe, die Ayrſhire, die Immergrüne, die Macartney, die Vierjahreszeiten, die Damascener perpetuelle, die hochrothe indiſche, die Monatsroſe und die Biſamroſe. Man darf jedoch nicht annehmen, daß die jetzt in unſeren Gärten cultivirten Varietäten dieſer genannten Roſen die— ſelben ſind, wie zur damaligen Zeit, im Gegentheil, viele unſerer beſten Sorten ſind neueſten Urſprungs. Wir ſprechen nur von den Original— formen, und man erſieht, daß nicht weniger als 19 Gruppen, oder die Hälfte der jetzt bekannten, damals vorhanden waren. Verſchiedene Hybride, wie indiſche, franzöſiſche und Biſam-Hybride, beſtanden ohne Zweifel auch früher. 319 Folgen wir dem Laufe der Zeit, fo finden wir, daß 1804 die R. multiflora (vielblumige) von China eingeführt wurde, eine in Büſcheln mit dunkelrothen Blumen blühende Rankroſe, die lange ein Deſideratum war. Im Jahre 1810 lieferte uns China die hellröthliche Theeroſe und endlich 1824 folgte die gelbe Theeroſe. Wir müſſen aber nicht die ſchätzbaren Gruppen, wie die Noiſette- und Bourbon-Roſen, überſehen; erſtere wurden 1817 und letztere einige Jahre ſpäter eingeführt, während 1827 die Rosa microphylla von China und 1830 die Prairie-Roſe von Amerika kamen. Zu dieſer Periode und ſelbſt einige Jahre ſpäter war die Literatur über die Roſe botaniſch, pharmaceutiſch, hiſtoriſch, bibliographiſch, poetiſch, kurz Alles, außer praktiſch. Die Sommerroſen behaupteten unbeſtrittene Herrſchaft. Wir erinnern uns noch aus unſeren Kinderjahren der großen ſonnigen Beete mit franzöſiſchen Roſen, von denen erſt in neueſter Zeit einige im Farbenglanz und Wohlgeruch von Roſen der Neuzeit übertroffen worden ſind. Jeder dieſe Roſen umgebende Gegenſtand wurde während der kurzen Blüthezeit derſelben in den Schatten gedrängt. — Die Zahl der franzöſiſchen Roſen war zur Zeit eine enorm große, viele von ihnen ſahen ſich aber einander ſo ähnlich, wie Erbſen in einem Scheffel. Die Sterne des Tages waren: Cocarde rouge, Grandpapa, Pharericus, Princess Victoria, Enchantress, Buonaparte, Celestine und andere längſt verloren gegangene und vergeſſene. Wahr iſt es, die alte Moosroſe und Provinzroſe waren damals, wie noch jetzt, vorherrſchend, aber es gab nur wenige roſafarbige Bourbon- und keine hybride perpetuelle Roſen. Die Vierjahreszeiten-Roſen, die perpetuellen Damascener, die Noiſette und die indiſchen waren die Königinnen des Herbſtes im Freien, während die Theeroſen meiſtentheils dem Gewächshauſe angehörten. Dies war der Zuſtand der Roſe vor etwa 35 Jahren in England und war derſelbe in Deutſchland wohl kein weſentlich verſchiedener. Von der Zeit an waren es namentlich die franzöſiſchen Roſenzüchter, die ſich bemühten, durch gegenſeitige Kreuzung der verſchiedenen Roſenarten und Varietäten neue verbeſſerte Sorten zu erziehen. Die Gruppe der indiſchen Hybriden verbeſſerte ſich zuſehends, dann entſtanden die geringen Veränderungen: hybride Bourbon, hybride Noiſette, die ſchottiſchen perpetuellen, die Moos- und zuletzt hybride remontante Roſen. Die letzte, jetzt werth— vollſte Gruppe Roſen unſerer Gärten entſtand hauptſächlich durch Kreuzung der Rosa indica hybrida mit der perpetuellen Damascener, und man konnte ſie wohl hybride indiſche Roſen nennen, im Sommer und Herbſt blühend. Die erſte hervorragende Varietät, Princess Helene, wurde von Laffay zu Bellevue bei Paris gezogen, der dann von demſelben Züchter Madame Laffay, La Reine, Duchess of Sutherland und andere folgten. Der Grund zu neuen Formen war nun gelegt und, wie die Zeit gelehrt, mit großem Er— folge. Andere Roſen-Gruppen, wie die Trianon-Roſe, die Roſomene, die Bourbon perpetuelle, gingen hervor, die als Abkömmlinge der zuletzt ge— nannten zu betrachten ſein dürften. Während dieſer Zeit hat ſich auch die Rosa indica borbonica äußerſt ergiebig gezeigt. Urſprünglich eine faſt einfache, roſafarbene Varietät, iſt ſie jetzt mit großen gefüllten Blüthen in allen Farbenſchattirungen vorhanden. 320 Weiter vorwärts und die gelbe perſiſche Roſe, persian Yellow, wurde durch die Gartenbau-Geſellſchaft in London von Perſien eingeführt, während Sal- faterre und Cloth of Gold aus dem weſtlichen Frankreich kamen. Nach dieſer kurzen Ueberſicht haben wir keine Urſache, die „alten Roſen“ für zu gering zu ſchätzen oder gar zu verachten, denn aus ihnen ſind die herrlichſten Sorten, die unſere Gärten jetzt aufzuweiſen haben, hervor— gegangen. Daß die Verbeſſerung der Roſe ihren Culminationspunkt erreicht haben ſollte, iſt kaum anzunehmen, aber es ſcheinen uns kaum werthvollere Verbeſſerungen möglich zu ſein. (Nach „Floriſt und Pomologiſt.“ F. L. Stüeben's Garten⸗Etabliſſement. Unter den vielen Handelsgärtnereien Hamburgs iſt die von F. L. Stüeben auf der Uhlenhorſt bei Hamburg eine derjenigen, welche während des letzten Jahrzehnt einen ſehr beachtenswerthen Aufſchwung ge— nommen hat und jetzt zu den erſten Gärtnereien Hamburgs gehört. Eine große Anzahl ſehr praktiſch gebauter Gewächshäuſer und eine nicht minder große Anzahl Miſtbeete ſind Jahr aus, Jahr ein nicht nur mit den ſchönſten gangbarſten Handelsgewächſen angefüllt, ſondern man findet in denſelben auch viele ſehr ſeltene und werthvolle Pflanzenarten, namentlich Palmen, Cycadeen, Pandaneen, Aroideen, Dracänen und eine Menge Farne, unter dieſen auch viele ſehr ſtattliche Exemplare. So z. B. ſchöne Livistona chinensis, Pandanus reflexus, ſchöne Rhapis, Chamaerops excelsa, eine große Anzahl Cycas revoluta in allen Größen und in herrlicher Cultur. — Die Sammlungen von ſchönen Blattbegonien und Caladien ſind ſehr reich, ebenſo ſahen wir ganz ausgezeichnet ſchöne Gloxinien-Varietäten. Außer dieſen mehr für Warmhäuſer beſtimmten Pflanzen findet man in der genannten Gärtnerei aber auch ausgezeichnet reiche Sammlungen von Azaleen, Camellien, Rhododendron, Roſen ꝛc., dann von Pelargonien, ſowohl ſogenannte engliſche, großblumige, wie Zonal-Pelargonien aus allen Gruppen, dann Fuchſien, Calceolarien und was dergleichen Pflanzengattungen mehr ſind. Unzählbar aber, möchte man ſagen, iſt das Heer der ſogenannten Teppichbeetpflanzen, deren Zahl freilich ſich jetzt Ende Juni) auf ein Minimum reducirt hat, obgleich dennoch viele hunderte von den meiſten Arten vorhanden ſind, nachdem tauſende und abermals tauſende von Exemplaren theils nach auswärts geſandt oder in den Privatgärten ausgepflanzt worden ſind, wovon viele der herrlichſten Privatgärten, deren die Uhlenhorſt eine jo große An— zahl aufzuweiſen hat, die Beweiſe liefern. Unter den vielen Pflanzen, welche jetzt zur Teppichgärtnerei verwendet werden, ſagte uns eine ganz beſonders zu, nämlich die Antennaria tomen- tosa, eine ganz niedrig bleibende kleine Compoſitee mit weißlich-grauen Blättern. Dieſelbe hat den großen Vortheil daß ſie einen dichten Raſen bildet, ſtets niedrig bleibt und im freien Lande aushält. Wem dieſe nied— liche Pflanze noch unbekannt ſein ſollte, können wir dieſelbe beſtens für Ein— faſſungen oder für Teppichbeete empfehlen. 321 Das Entrée zu der Stüeben'ſchen Gärtnerei macht einen ungemein freundlichen Eindruck. Neben einer mit vielen Solitairbäumen und kleinen Blumenbeeten reich bepflanzten herrlichen Raſenfläche befinden ſich in nächſter Umgebung derſelben in geſchmackvoller Anpflanzung oder Aufſtellung die Maſſen verſchiedenartigſter Gewächſe, als Coniferen, Zierſträucher, Stauden— gewächſe und was dergleichen mehr. Eine Picea exeelsa var. pyramidalis, von etwa 10 —12 Fuß Höhe, erregte unſere beſondere Aufmerkſamkeit. Dieſe ſchöne Varietät der gemeinen Rothtanne hat einen natürlichen conſtant-pyramidalen Habitus, eine Form, die man dem Baum durch Kunſt nicht beſſer geben könnte. Als Solitair— baum ſehr zu empfehlen. Eine andere empfehlenswerthe Pflanze iſt die bereits vor mehreren Jahren eingeführte und in den Handel gekommene Lespedeza bicolor, ein hübſcher Halbſtrauch aus dem Amur-Gebiet. Im Vaterlande, wie bei uns im Freien wird die Pflanze etwa 3—4 Fuß hoch, d. h. die alljährlich aus dem kurzen, dicken Stamme treibenden Zweige, die im Herbſte wieder ab— ſterben. Im Auguſt erſcheinen in den Winkeln der Aeſtchen Blüthentrauben von carminrother Farbe, roſa ſchattirend. Mögen Gärtner wie Gartenfreunde, welche nach Hamburg kommen, nicht verſäumen, auf einem der kleinen Dampfbote die herrliche Fahrt über die Alfter nach der Uhlenhorſt zu machen, um nicht nur der Stüöeben'ſchen Gärtnerei einen Beſuch abzuſtatten, ſondern ſich auch einiger der herrlichen Privatgärten zu erfreuen. Das wohlriechende Treib-, vor Allem das Victoria⸗Veilchen.“) Eine monographiſche Skizze. Vom Profeſſor Dr. Karl Koch. (Aus dem 6. Hefte der Monatsſchrift des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den k. preußiſchen Staaten.) Auf einer unſerer gärtneriſchen Wanderungen in den erſten Tagen des diesjährigen Frühlings benutzten wir auch die beſondere Erlaubniß, den Privatgarten der Frau Kronprinzeſſin des deutſchen Reiches und von Preußen am Neuen Palais bei Potsdam zu beſuchen. Die hohe Frau liebt nicht allein Pflanzen und Blumen, ſondern ſie iſt bekanntlich auch Kennerin und verſteht mit meiſterhafter Hand in ihrem Garten Alles ſelbſt zu leiten und zu ordnen. In dem Lande, wo die Gartenkunſt vor Allem blüht, in Eng— land, geboren, hat die hohe Frau mit der Liebe auch das Verſtändniß in ihr neues Vaterland mitgebracht. Sie ſchafft und wirkt in ihrem Garten *) Nächſt der Roſe iſt es wohl das Veilchen, was unter allen Blumen am meiſten in der Gunſt der Menfchen ſteht ſeit uralter Zeit, und fo glaubten wir, bei dem großen Intereſſe, welches dieſe Pflanze gewährt, unſern Leſern den vortrefflichen Aufſatz über das wohlriechende Veilchen vom Prof. Koch mittheilen zu müſſen, da das Journal, in dem er enthalten, nicht allen Leſern zugänglich ſein dürfte. Die Redaction. Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXIX. 21 322 im Stillen und bereitet ſich dadurch Genüſſe, um die Jedermann fie be— neiden möchte. Wer das Glück gehabt hat, den Privatgarten der hohen Frau zu ſehen, wird auch eingeſtehen müſſen, wohl kaum einen andern gefunden zu haben, der auf gleiche Weiſe zum Gemüthe und deshalb auch ſo angeſprochen hätte. Alles erſcheint in ihm einfach und doch wieder elegant, ſo daß man überall auch die vornehme Beſitzerin durchblickt. Faſt noch mehr als dieſes, hat aber die Zweckmäßigkeit in der Bepflanzung des Gartens unſere Aufmerkſam⸗ keit in Anſpruch genommen. Jedes ſelbſt unbedeutend erſcheinende Blümchen hat ſeinen beſtimmten Platz, wohin es gehört, erhalten. Man ſieht, daß es eben ſo richtig hier ſteht, als ein in Blüthen prangender Roſenſtock oder irgend ein mehr in die Augen fallender Blüthenſtrauch, und daß, wenn es weggenommen, etwas fehlen würde. Trotz allem Reichthum iſt ferner nirgends eine Ueberladung, wie man leider gar zu oft in den Gärten der Reichen und Hochgeſtellten ſieht. Wie jeder Pflanzen- und Blumenfreund, ſo hat auch die Frau Kron— prinzelfin ihre Lieblingsblumen, denen mehr Aufmerkſamkeit gewidmet wird, als andern. Es ſind dieſes die Roſen, die Alpenroſen, die Primeln und Veilchen, welche in dem Garten am Neuen Palais am meiſten cultivirt werden und auch von beſonderer Schönheit ſind. Doch nicht zufrieden mit der Pflege allein, es bemüht ſich die hohe Frau auch, ihre Lieblingsblumen durch ſelbſt in die Hand genommene Ausſaaten zu vervollkommnen und, gleich einem darin erfahrenen Gärtner, neue Formen und Spielarten durch Züchtung hervorzurufen. Erſt in voriger Woche, wo wir von Neuem uns die Freude verſchafften, den Garten zu ſehen, fanden wir im Schatten hinter einer Laubwand eine ganze Reihe von Pontiſchen oder ſogenannten Freiland— Alpenroſen, welche aus höchſt eigener Hand der Frau Kronprinzeſſin aus Samen erzogen worden waren und ſich durch Schönheit, hauptſächlich aber durch buſchiges Wachsthum und durch Blüthenfülle auszeichneten. Die hohe Frau war 1865 in England geweſen und hatte den Samen ſelbſt, wenn wir nicht irren, in Windſor geſammelt. Aber auch andere ſchöne Pflanzen waren die Frucht dieſer Reiſe nach England geweſen. In dem Jahre 1865 machte ein Veilchen, was unter dem Namen Zar aus Petersburg eingeführt und zuerſt blühend in einer Ausſtellung des Londoner Gartenbau-Vereins ausgeſtellt worden war, wegen mannigfacher Vorzüge mit Recht bei dem blumenliebenden Publikum jenſeits des Canales Aufſehen. Daß auch die gerade anweſende hohe Frau an der neuen Sorte Wohlgefallen fand, war natürlich, und ebenſo, daß dieſes Veilchen noch in demſelben Jahre nach dem Garten am Neuen Palais bei Potsdam verpflanzt wurde. Dort hat es ſich vermehrt und mit ihren großen, helleren und wohlriechenden Blumen auf ziemlich langen Stielen und in reichlichſter Fülle Ausgang des Winters erſcheinend Beifall gefunden. Seitdem iſt dieſes Veilchen auch auf dem Handelswege nach dem Norden Deutſchlands gekommen und hat bei uns ebenſo, wie jenſeits des Canales, gefallen. Man cultivirt es bereits vielfach. Die Handelsgärtnereien, welche ſich hauptſächlich mit der Anzucht von Veilchen für den Winter und für die 323 erſte Zeit des Frühlings beſchäftigen, wiſſen es um fo mehr zu ſchätzen, als es für dieſe beſtimmte Zeit eine Lücke ausfüllt. Der Kronprinz des deutſchen Reiches und von Preußen hat es zu Ehren feiner hohen Gemahlin Victoria— Veilchen genannt und war hierzu ebenſo berechtigt, wie jeder Gärtner und Gartenbeſitzer, der einer von ihm neu eingeführten Blume den Namen eines Gliedes ſeiner Familie giebt. Uns ſoll aber das Victoria-Veilchen Gelegenheit geben, über die wohl⸗ riechenden und bei uns cultivirten Veilchen um ſo mehr in einer längeren Abhandlung zu ſprechen, als eine monograpiſche Arbeit hierüber noch fehlt und über die Stellung dieſer Veilchen im Syſteme noch keine richtigen und abgeſchloſſenen Anſichten herrſchen. Nächſt der Roſe iſt es das Veilchen, was ſich unter allen Blumen am längſten, man könnte ſagen, Jahrtauſende lang in der Gunſt der Menſchen erhalten hat. Es ſcheint ſelbſt, als wenn die Völker des indo-europäiſchen Stammes, wenigſtens Griechen und Römer, das Veilchen früher ſchon cul— tivirt hätten, als die Roſe. Schon Homer ſpricht von Veilchengärten oder wenigſtens Veilchenbeeten (Joniae); aber auch die Römer hatten ihre Violarien. Bei den Perſern iſt es jedoch wahrſcheinlich, daß die Roſe zuerſt und ſpäter dann das Veilchen cultivirt wurde. Bei ihnen ſpielte, wie noch ſpäter bei den Arabern, das Veilchen wegen ſeines Wohlgeruches, aber auch wegen der dunkeln purpur⸗violetten Farbe eine Rolle. Der perſiſche Dichter Dſhami ſagt von der Geliebten: „Veilchen ſind ihre Locken, Narziſſen ihre Augen, Tulpen das Antlitz und Roſen die Bruſt.“ Daß bei den Arabern das Veilchen erſt ſpäter eingeführt wurde, geht daraus hervor, daß ſie keinen beſonderen Namen dafür haben; dieſer wurde erſt dem Perſiſchen entlehnt. Benefſcheh heißt bei den Perſern das Veilchen, bei den Arabern hingegen Benefſedſch. Beſonders iſt es in der griechiſchen Mythe, in der das Veilchen eine große Rolle ſpielt. Nymphen des Fluſſes Cytherus in Elis brachten dem Jon, dem Sohne des Apollo und der Kreuſa und Stammvater des joniſchen Volksſtammes, Veilchen zum Geſchenk. Bekannter iſt, daß Proſerpina, die Tochter der Ceres, auf einer Wieſe der Inſel Sicilien Veilchen und Narziſſen pflückte, als Pluto ſie in die Unterwelt entführte. Das Veilchen blüht, wenn der Same des Getreides bei den Griechen in die Erde kommt. Den Sommer bleibt dieſer darin und wächſt zur Pflanze heran, um ſchließlich neuen Samen hervorzubringen. Dieſe Zeit bleibt auch Proſerpina in der Unterwelt und kehrt dann erſt zu ihrer Mutter Ceres zurück. Auf dieſe Weiſe wird die Mythe des Raubes der Proſerpina durch Pluto gedeutet. Das Veilchen ſpielt aber auch außerdem im Leben der alten Griechen und Römer eine Rolle. Es genügten ihnen nicht die Veilchen der Wieſen und Waldränder, man baute ſie auch an und pflegte ſie, wie bereits aus⸗ geſprochen, in beſonderen Gärten und auf beſonderen Beeten. Homer betont die Schönheit der Wieſen der Kalypſo, weil Veilchen auf ihr wuchſen. Kränze aus Veilchen angefertigt, galten als ein Symbol der Keuſchheit. Chlos überreichte einen ſolchen Kranz dem ſchönen Jünglinge Daphnis als ein jungfräuliches Geſchenk. Aber auch die Bacchantinnen ſchmückten ihre 21* 324 Thyrſusſtäbe eben fo häufig mit Veilchen, als diefe oft als Zierde an den Bildſäulen der Hausgötter (Laren) gebraucht wurden. Auf den Münzen, welche die Stadt Henna auf Sicilien ſchlagen ließ, befanden ſich ebenfalls Veilchen. Die Augenbraunen wurden von den Griechen mit Veilchen ver- glichen, wenn fie eine ſchöne dunkle Farbe hatten. Sappho führte den Bei- namen Joplocos, der Veilchenflechte bedeutet. Auch hier bezieht ſich der Vergleich auf das ſchöne dunkle Haar, was Sappho gehabt haben mag. Intereſſant iſt, daß auch die Perſer, wie anfangs geſagt, nicht ſelten ſchönes dunkles Haar mit Veilchen vergleichen. Die Griechen kannten zwar ſpäter neben dem blauen Veilchen auch ein weißes. Ohne Zweifel iſt dieſes aber gar kein Veilchen, ſondern eine andere Pflanze. Die Römer ſcheinen aber bereits das weiße Veilchen gekannt zu haben. Zur Unterſcheidung von anderen Pflanzen, welche man ebenfalls Violae, d. h. Veilchen, nannte, führte das gewöhnliche blaue Veilchen bei den Römern ſchon den Namen Viola Martiana, d. h. März⸗Veilchen. Um⸗ gekehrt ſcheint es aber, daß das dunkelblühende Veilchen bei den Römern bisweilen auch andere Namen geführt hat. So unterliegt es, uns wenigſtens, kaum einem Zweifel, daß Virgil unter 5 ebenfalls das Veilchen verſtanden hat. Nach dem Verfall des abendländiſchen Kaiſerreichs erhielt ſich das Veilchen in gleichem Anſehen. Die Mönche, damals die Vertreter der Wiſſenſchaft, ſowie der Bildung überhaupt, cultivirten unter anderen Pflanzen in ihren Kloſtergärten auch das Veilchen und verwendeten es hauptſächlich zu Specereien und wohlriechenden Wäſſern. Nächſt der Roſe ſtand das Veilchen deshalb, beſonders in Frankreich, vor Allem in großen Anſehen. Die Väter der Botanik, bis in das 15. Jahrhundert zurück, ſprechen von dem Veilchen, als einer beliebten Culturpflanze. Man ſcheint auch frühzeitig ſchon mehrere Formen, von denen einige in der Cultur den Vorzug hatten, gezogen zu haben. Ueber ſie ſpricht am Ausführlichſten Caspar Bauhin in ſeinem berühmten Werke: Pinax theatri botanici. Es exiſtirten vor ihm ſchon gefüllte Veilchen, und zwar ein groß— blühendes und ein kleinblühendes. Tabernomantanus kennt ſogar ſchon ein Veilchen mit gefüllten weißen Blumen, was aus Conſtantinopel bezogen war und im October blühte. Hinſichtlich der Farbe unterſchied man eine Form mit tiefvioletten und eine mit mehr röthlichen Blumen. Man beſaß endlich auch bereits eine Form, wo die blauen Blumenblätter weiß geſtreift waren. Endlich war das ſogenannte Baumveilchen den Vätern der Botanik ebenfalls bekannt. Herbſt-Veilchen gab es im 15. und 16. Jahrhundert, wie jetzt. Sie wurden hauptſächlich in Mömpelgard (Montbeillard) und in Genua gezogen. Wahrſcheinlich entſtanden aus ihnen die ſogenannten italieniſchen oder immer— blühenden Veilchen (Viola semperflorens), welche ſchon im vorigen Jahr- hundert und in der erſten Hälfte von dieſem eine große Rolle ſpielten und noch jetzt hauptſächlich zum Treiben gebraucht werden. Unſer wildes Veilchen (Viola odorata) findet dagegen, ſo viel wir wiſſen, zum Treiben keine Anwendung. 325 Der Gebrauch von Veilchen zu Bouquets während der Winterzeit hat in der neueſten Zeit auch in Deutſchland, beſonders in Berlin, ungemein zugenommen. Es giebt Gärtner, welche ſich faſt nur mit der Anzucht von Veilchen für die Winterzeit beſchäftigen und ſich dadurch eine nicht un— bedeutende Einnahme verſchaffen. In Leipzig hatte man früher eine be— ſondere Sorte des italieniſchen Veilchens, die unter dem Namen des Leipziger Treibveilchens auch vielfach nach auswärts verführt und (auch in Berlin) zur Anzucht von Blumen gebraucht wurde. In England war es das neapolitaniſche Veilchen, in Frankreich das Veilchen von Parma. Neuerdings ſind wiederum andere Formen des immerblühenden oder italieniſchen Veilchens (Viola semperflorens) an die Stelle jener getreten, beſonders iſt es das ruſſiſche, was jetzt ziemlich allgemein bei uns zum Treiben benutzt wird. In Frankreich zieht man das Parma-Veilchen noch wegen ſeiner großen und außerordentlich wohlriechenden Blumen allen anderen Sorten vor. In Paris, Lyon u. ſ. w. iſt es nur dieſes, was man in Bouquets erhält und was in einer kaum glaubhaften Menge verbraucht wird. Keine andere Blume, ſelbſt die Roſe nicht, wird zu Bouquets, Kränzen u. ſ. w. ſo viel benutzt, als das Veilchen. Welche Einnahmen die Veilchen-Treiberei auch bei uns liefert, erſieht man daraus, daß im Anfang des Winters das Dutzend Blumen in Berlin zu 6 Pfennigen, wenige Wochen darauf ſchon zu 1 Groſchen an den Händler verkauft wird. Gegen Weihnachten und Neujahr herum ſteigt das Dutzend Veilchen⸗Blumen bereits bis zu 2½ und 3, etwas ſpäter im Februar, be— ſonders wenn es recht kalt wird, endlich ſelbſt bis zu 5 Groſchen. Ein Gärtner in Potsdam treibt jährlich nur gegen 3000 Töpfe mit Veilchen und hat doch durch den Verkauf der davon gewonnenen Blumen eine Ein— nahme von 300 Thalern. In der Stadt Berlin und Umgegend beſitzt die Veilchen Treiberei jetzt nur noch einen geringen Umfang; auch in Charlottenburg, wo die Veilchen— Treiberei eine Zeitlang ſehr betrieben wurde, hat ſie in der neueſten Zeit, wo allerhand Gründungs-Geſellſchaften den Boden zum Theil um fabelhafte Preiſe aufgekauft haben, wiederum faſt völlig aufgehört. Deſto großartiger it die Veilchen-Treiberei in Potsdam und Umgegend. Hier iſt es vor Allem der Gärtner Friedrich. Er beſitzt eine der großartigſten Veilchen— Treibereien, welche wohl überhaupt in Deutſchland exiſtiren mögen. Vielleicht erinnern ſich die Leſer der Monatsſchrift noch des Aufſatzes in der Wochen— ſchrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde vom Jahre 1867 (S. 367), in dem über die Friedrich'ſche Gärtnerei berichtet wird. Friedrich beſitzt zum Treiben der Veilchen ein Haus von 150 Fuß Länge, in dem jedes Mal 6000 Töpfe aufgeſtellt werden. Die abgetriebenen Pflanzen werden Mitte Mai ausgepflanzt, und zwar auf vierfüßigen Beeten 4 Reihen und in Fuß⸗Entfernung. Der Boden muß vorher ſehr gut ge— düngt ſein. Da im Herbſte gegen 20,000 Töpfe eingepflanzt werden, ſo darf man ſich nicht wundern, daß zur Aufnahme der nöthigen Pflanzen im Freien nicht weniger als 3 Morgen Land nothwendig ſind. Im Sommer verlangen die Veilchen, beſonders wenn es ſehr heiß und 326 trocken iſt, viel Feuchtigkeit, es muß daher häufig gegoſſen werden. Die Einpflanzung in Töpfe geſchieht im Anfange des Monats September, damit die Pflanzen noch gut an- und durchwurzeln können. Geſchieht die Ein⸗ pflanzung ſpäter und es tritt bald ungünſtiges Wetter ein, ſo wurzeln die Pflanzen ſchlecht an und bringen dann ſpäter keine ſchönen und auch nur wenige Blumen hervor. Aus dieſer Urſache ziehen es Friedrich, aber auch andere Gärtner vor, die Veilchen für den erſten Satz zum Treiben gar nicht auszupflanzen, ſondern die Stöcke gleich im Frühjahr zu theilen und damit auch in andere Töpfe zu bringen. Dieſe ſetzt man in dieſem Falle während der Sommerzeit eingefüttert ins freie Land. Sobald im Spätherbſt das Wetter ungünſtig wird, bringt man die Töpfe in dazu vorbereitete kalte Käſten. Friedrich bedarf für ſeine 20,000 Töpfe deren nicht weniger als 800 Fenſter. Nur um gegen eindringende Kälte zu ſchützen, erhalten die Käſten einen Mantel und werden auch, wenn es nothwendig iſt, mit Decken und Läden nach außen geſchützt. In dieſen Käſten ſtehen die Töpfe dem Fenſter möglichſt nahe. Der erſte Satz zum Treiben wird, wie geſagt, Ende September in das Haus gebracht. Hier müſſen die Pflanzen ebenfalls dem Fenſter möglichſt nahe ſtehen. Friedrich hat ſich zu dieſem Zwecke eine Stellage mit ſieben Brettern, auf denen die Töpfe ungefähr 1 Fuß von den Glasſcheiben ent— fernt ſtehen, angebracht. Im Anfange genügt eine Wärme von 6—8 Grad, ſpäter wird dieſe höchſtens zu 10 Grad erhöht. Mehr darf ſie aber nicht betragen, wenn die Blume nicht blaſſer werden, die Pflanzen überhaupt nicht vergeilen ſollen. Viele Blumen kommen bei zu großer Wärme auch gar nicht zur vollen Entwickelung und ſind deshalb nicht zu gebrauchen. Die Heizung geſchieht bei Friedrich durch Waſſer-Reſervoire, in welche Dampf geleitet wird. Schon nach 4 Wochen erſcheinen die erſten Blumen und werden ge— pflückt. Friedrich bekommt von ſeinen 6000 Töpfen, die er auf einmal treibt, täglich gegen 200 Dutzend Blumen, die er um die oben angegebenen Preiſe je nach der Jahreszeit verkauft. Man hat, wie früher ſchon ausgeſprochen iſt, allmählig beſondere Sorten Veilchen gewonnen, welche ſich zu beſtimmten Zeiten leichter treiben laſſen, als andere. Es ſcheint dieſes aber nur lokal zu fein, indem jeder Ort, wo das Treiben im Großen geſchieht, auch in der Regel ſeine eigenen Sorten beſitzt, welche der Reihe nach zum Treiben benutzt werden. In Potsdam fängt Friedrich mit dem Lauche'ſchen Veilchen an, weil dieſes bei den trüben Tagen des Novembers und Decembers am wenigſten ſtockt und fault. Nach Weihnachten und Neujahr, wo die Tage wieder heller werden, kommt das ruſſiſche Veilchen, welches aber trotzdem leicht ſtockt und deshalb ſtets ausgeputzt werden muß, daran. Sobald die Kälte aufgehört hat und der Frühling eintritt, iſt es das Victoria-Veilchen, was benutzt wird. Es dauert bis zu der Zeit, wo es auch Veilchen im Freien giebt. Dieſes Victoria-Veilchen bringt beſonders ſchöne Blumen hervor, wenn es vorher durch die Sommerwärme unter Glas angeregt worden war. Nächſt Friedrich hat der Handelsgärtner Schaper in Potsdam eine 327 bedeutende Veilchenzucht. Er beſitzt ein Haus von 65 Fuß und benutzt außerdem 130 Fenſter Käſten. Schaper pflanzt feine Veilchen ſchon im Juli ein und glaubt, daß die Pflanzen dadurch reichlicher und ſchöner blühen. Fricke treibt, wie Friedrich, gegen 20,000 Töpfe in einem mit Dampf ge— heizten Hauſe und läßt die Temperatur ebenfalls nicht über 10 Grad ſteigen. Nächſtdem ſind es noch die Handelsgärtner Schmerbitz, Mohs und Richter, welche ſich in Potsdam hauptſächlich mit Veilchen-Treiberei beſchäftigen. Man nimmt gewöhnlich an, daß die ſämmtlichen wohlriechenden Veilchen, welche man der Blumen halber in Gärten beſitzt und für den Winter treibt, zu unſerer Viola odorata L. gehören. Wir ſind anderer Meinung und glauben, daß ſich unter unſeren wohlriechenden Veilchen mehrere, wenigſtens 4 Arten, unterſcheiden laſſen. Dagegen werden nur 2 Arten cultivirt und zum Treiben benutzt. Daß die Arten wiederum mit einander Kreuzungen eingegangen und dadurch Blendlinge entſtanden ſind, unterliegt wohl keinem Zweifel. Dieſer Umſtand iſt es, welcher die urſprünglich feſten Grenzen, welche zwiſchen den Veilchen-Arten exiſtirten, allmälig ſo verwiſcht haben, daß die Arten ſich oft zum Theil als ſolche nicht mehr unterſcheiden laſſen. Auf jeden Fall iſt das alte italieniſche Veilchen eine von unſerem wilden Veilchen (der Viola odorata) verſchiedene Art, welche ſich durch die dunklere Farbe des Laubes und auch der Blumen weſentlich unterſcheidet und ferner in ihrem Verhalten gegen unſere klimatiſchen Verhältniſſe ab— weicht. Dem italieniſchen Veilchen ſchließt ſich das von Parma an und iſt wahrſcheinlich ſpecifiſch nicht verſchieden. Weit mehr weicht das Victoria— Veilchen, ſowohl von unſerem, als auch von dem italieniſchen Veilchen ab, ſteht aber dem erſteren weit näher. Wenn wir auch keineswegs im Stande ſind, durchgreifende Merkmale zwiſchen den in der Cultur befindlichen und auch wildwachſenden anzugeben und dieſes erſt nach genauen Unterſuchungen und vielen Ausſaaten geſchehen kann, ſo wollen wir doch verſuchen, es wenigſtens ſo weit als möglich zu thun, um zunächſt andere Botaniker darauf aufmerkſam zu machen. Nur wenn mehrfach Unterſuchungen angeſtellt worden ſind, wird ſchließlich Klar— heit über die ſpecifiſche Natur der wohlriechenden Veilchen kommen. Die Veilchen bilden mit einigen anderen Pflanzen bekanntlich eine be— ſondere Familie, welche nach ihnen genannt iſt und hauptſächlich aus Kräutern, weniger aus unbedeutenden Sträuchern, beſteht. Einen Einfluß auf die Phyſiognomie einer Gegend üben die Veilchen deshalb nicht aus. Die Zahl der zu den Violaceen gehörigen Pflanzen mag gegen 250 Arten betragen. Der weit überwiegende Theil von ihnen ſind ächte Veilchen und damit niedrige krautartige Pflanzen. Dadurch, daß das fünfte und nach unten ſtehende Blumenblatt bei den Veilchen größer iſt, als die übrigen, — ferner, daß es eine eigenthümliche Stellung gegen die anderen beſitzt und ſich durch einen ſpornähnlichen Anhang auszeichnet, wird die Blumenkrone unregelmäßig und ungleich. Man hat die über 200 Arten des Genus Viola, welche nach und nach beſchrieben wurden, aber wahrſcheinlich wit der Zeit, wenn genauere und ge— wiſſenhaftere Unterſuchungen ſtattgefunden haben, ſich auf noch nicht 100 Arten 328 reduciren werden, in mehrere Gruppen getheilt und bei der Unterſcheidung die Form des Griffels und der Narbe zu Grunde gelegt. Unſere wohl- riechenden Veilchen gehören zu einer Gruppe, wo der oberſte Theil des Griffels ſeitwärts ſteht oder hakenförmig nach unten gekrümmt iſt und welche den Namen Nomimium erhalten hat, ſie machen aber wiederum hier eine beſondere Abtheilung aus, indem alle dazu gehörigen Arten keinen über— irdiſchen, wohl aber meiſt dicke, oft geringelte unterirdiſche Stengel, oft mit über⸗ und unterirdiſchen Ausläufern verſehen, beſitzen. Der oberſte Theil des Griffels iſt auch bei ihnen ſtets hakenförmig gekrümmt. Viele, nicht alle der hierher gehörigen Arten haben einen angenehmen Geruch. Die Veilchen dieſer Abtheilung wachſen in ganz Europa, zum Theil ebenfalls in Nordafrika, nehmen aber auch in Aſien, mit Ausnahme des Südens und auch des Oſtens, große Strecken des eigentlichen Orients ein. In Sibirien wachſen wahrſcheinlich keine wohlriechenden Veilchen. Sie lieben entweder Gebüſch, was ihnen Schatten giebt, oder wachſen an offenen Stellen feuchter Wälder, beſonders wenn dieſe Bäche und Flüſſe begrenzen. Auf ſonnigen Wieſen haben wir auf unſeren vielfachen Reiſen im Süden Europas und im Oriente keine der wohlriechenden Veilchen geſehen. Das wohlriechende Veilchen liebt während ſeiner Blüthezeit Friſche in der Luft und verträgt deshalb auch keine hohe Temperatur. Es wächſt hauptſächlich in gebirgigen Gegenden, im Norden aber auch in Ebenen. Am ſchönſten kommen die Blumen im Freien hervor, wenn eben der Schnee ab— geſchmolzen iſt. Bei uns iſt es der Anfang April oder auch bisweilen ſchon das Ende März, wo das Veilchen blüht, im Süden kommt es weit früher zur Blüthe, bisweilen ſchon im Februar, am häufigſten jedoch im Anfang März. Schon die alten Römer nannten es deshalb Viola Martiana, d. h. Märzveilchen. Bei gelinder Witterung blüht es im Süden bisweilen auch im Spätherbſte, außerdem finden ſich einzelne Blüthen meiſt in allen Winter— monaten vor, wenn nicht gerade Kälte herrſcht. Dieſes winterliche Blühen iſt auch Urſache, daß das Veilchen in unſeren Treibereien nur eine geringe Temperatur von höchſtens 10 Grad verträgt und daß es für die warmen Sommermonate ſo außerordentlich ſchwierig iſt, Veilchen zu haben, und daß man dieſe nur mit der größten Mühe erhält. Daß die wohlriechenden Veilchen noch keineswegs von der Wiſſenſchaft feſtgeſtellt ſind, iſt bereits ausgeſprochen. Die Anſichten der Botaniker weichen hier vielfach von einander ab. Es iſt auch die Frage, ob der Wohl— geruch der Blumen für beſtimmte Arten maßgebend iſt und ob nicht dieſelbe Art Pflanzen mit wohlriechenden und gar nicht riechenden Blumen hervor— bringen kann? Ferner ſind die An- und Abweſenheit der Ausläufer eben— falls keineswegs ſtets ganz ſichere Merkmale, da ſie bisweilen bei derſelben Art vorhanden ſind, aber auch fehlen können. Unſere nicht riechende Viola hirta hat bisweilen, wenn auch nicht über-, ſo doch unterirdiſche Ausläufer. In noch weit größerem Maße iſt dieſes bei der ungariſchen Viola ambigua und der kaukaſiſchen Viola campestris der Fall. Der mit der Flora des ſüdöſtlichen Europa's und des kaukaſiſchen Iſthmus ſehr vertraute Botaniker, 329 Marſchall von Bieberſtein, hält die ächte V. collina Bess. nur für eine V. odorata, der die Ausläufer fehlen. Nach unſerer Anſicht ſind, wie ebenfalls ſchon gesagt, die wohlriechenden Veilchen Süd⸗Europas nicht dieſelben, welche wir dieſſeits der Alpen beſitzen. Leider haben wir bis jetzt zu wenig Gelegenheit gehabt, die in Italien wachſenden wohlriechenden Veilchen einer näheren Unterſuchung zu unter- werfen, um zu wiſſen, wie ſie ſich zu denen unſerer Cultur verhalten. Das italieniſche Veilchen der Cultur hält unſere ſtarken Winter nicht aus, inſofern es nicht gedeckt wird, und hat weit dunklere, am Rande oft etwas wellige, und ſelbſt krauſe Blätter von geringeren Dimenſionen. Auch ſind die Blätter rundlicher und nicht ſpäter in eine Spitze ausgezogen, wie es bei Viola, odorata der Fall iſt. Endlich haben die Blumen durchaus eine weit dunklere, purpurviolette Farbe, ihre Blumenblätter ſind nicht an der Baſis weiß. Dieſes italieniſche Veilchen der Cultur ähnelt einem Veilchen ungemein, was in Transkaukaſien und überhaupt im Oriente bis zu dem Libanon wächſt und zum Theil von Boiſſier unter dem Namen Viola armena (diagn. pl. orient. 2. ser. V, 48) beſchrieben iſt. Ueberirdiſche Ausläufer macht es in der Regel nicht, wohl aber kriecht es oft in der Erde und ſendet mehr— köpfige Pflanzen nach oben. Wahrſcheinlich iſt es von Viola campestris Bieb., welche anfangs, weil meiſt keine überirdiſchen Ausläufer vorhanden ſind, mit Viola hirta verwechſelt wurde, nicht verſchieden. Wir haben aber weder die ächte V. hirta, noch die ächte V. odorata im Oriente gefunden. Auch Viola purpurea Stev. (bull. de la soc. d. natur. de Mosc. XXIX, 310), welche Bieberſtein nur als Abart ſeiner V. campestris unterſchied, gehört ſicher hierher. Vielleicht iſt dieſe kaukaſiſche Pflanze das ſogenannte ruſſiſche Veilchen, was bereits gegen das Ende der funfziger Jahre nach England kam und vorher erſt aus Transkaukaſien in Petersburg eingeführt worden war. | Zunächſt iſt dieſes jedoch nur eine Anſicht, welche exit durch weitere Vergleichungen, und namentlich durch Ausſaaten, bekräftigt werden muß. So reichliches Material wir auch im Oriente geſammelt haben und uns demnach jetzt zu Gebote ſteht, ſo laſſen doch getrocknete Pflanzen allein, wenigſtens in dieſem Falle, keine beſtimmten Schlüſſe machen. Es iſt bereits geſagt worden, daß man allmälig in der Cultur von dem italieniſchen Veilchen Sorten erzogen hat, welche ſich, und zwar zu be— ſtimmten Zeiten, leichter treiben laſſen. Dieſe Sorten haben, wenn ſie unter gleichen Verhältniſſen eine Zeitlang da deen wurden, allmälig ihre guten Eigenſchaften wieder verloren und es ſind neue Sorten, welche in der Regel von anderen Orten eingeführt wurden, an ihre Stelle getreten, um ſchließ— lich wiederum anderen Sorten Platz zu machen. So wurde im Norden Deutſchlands eine lange Zeit das Leipziger Treib-Veilchen allen anderen Sorten vorgezogen, in England liebte man dagegen das neapolitaniſche Veilchen. Wie der Name ſagt, hatte man das letztere zwar aus Neapel bezogen, es wuchs aber daſelbſt nicht wild, ſondern ſtammte wahrſcheinlich aus Portugal, denn es führte in Unteritalien ſelbſt allgemein den Namen 330 des portugieſiſchen Veilchens. In der Regel blüht es daſelbſt ſchon vom September an und dauert bis zum Frühjahr, wo größere Wärme kommt. Anfangs der fünfziger Jahre wurde in England das ruſſiſche Veilchen eingeführt und ſcheint jetzt das neapolitaniſche faſt verdrängt zu haben. Später kam es auch nach Deutſchland, wo es allmälig ſo beliebt wurde, daß es raſch alle übrigen Sorten verdrängte und jetzt hauptſächlich nur zum Treiben benutzt wird. In den ſechsziger Jahren erzog der damalige Handels— gärtner und jetzige Inſpektor der Gärtner-Lehranſtalt bei Potsdam, Wilh. Lauche, durch Befruchtung mit dem alten italieniſchen Veilchen einen Blend— ling daraus, der gegen Abweſenheit von Licht ſich weniger empfindlich zeigte und daher beſonders in den lichtarmen Monaten November und December gebraucht werden konnte. Dieſes Veilchen erhielt ſeinem Züchter zu Ehren den Namen Viola Laucheana. Dieſes für die erſte Zeit im Winter nicht genug zu empfehlende Veilchen beſitzt auch eine dunklere Farbe der Blumen und friert nicht ſo leicht aus, als das ruſſiſche. Das letztere beſitzt dagegen den großen Vor— theil, daß es in den Bouquets und überhaupt bei allen Verwendungen ſich 1 und ſelbſt 2 Tage länger hält. Auch find die Blumenſtiele bei dem ächten ruſſiſchen Veilchen ſtraffer. In Frankreich giebt man dem Parma-Veilchen den Vorzug. Es unter⸗ ſcheidet ſich von dem ruſſiſchen und allen übrigen Sorten des italieniſchen Veilchens, daß die Blätter faſt völlig unbehaart und auf der Oberfläche ſelbſt mehr oder weniger glänzend ſind. Die weit helleren und größeren Blüthen ragen über die Blätter hervor und laſſen ſich demnach leicht pflücken. Auch iſt der Geruch ein eigenthümlicher und weicht weſentlich von dem der gewöhnlichen und der italieniſchen Veilchen ab. Nichtsdeſtoweniger iſt er ſehr angenehm. In Paris werden die Blumen des Parma-Veilchens weit höher bezahlt, als die der übrigen Sorten. In Lyon und Marſeille, ſowie überhaupt in Süd-Frankreich, ſcheint man es faſt allein, und zwar meiſt das ganze Jahr hindurch, im Freien zu cultiviren. Bei uns in und bei Berlin ſcheint es nicht gedeihen zu wollen, da alle Verſuche, es zu treiben, bis jetzt keine glücklichen Reſultate gegeben haben. Dagegen cultivirt man das Parma⸗ Veilchen mit Erfolg in Herrenhauſen bei Hannover. Von dem italieniſchen Veilchen giebt es ſeit langer Zeit ſchon eine Form mit weißen Blüthen. Sie war wahrſcheinlich ſchon den Römern, gewiß aber den Vätern der Botanik im 16. und 17. Jahrhundert eine be— kannte Pflanze. In der Nähe von Tiflis und in dem ruſſiſchen Armenien habe ich das weißblühende Veilchen auch wild gefunden. Verſchieden von dieſem iſt jedoch V. alba Bess., die ſich aber nicht in Cultur befindet und der Viola odorata näher ſteht. Eine kaum abweichende Form des weiß— blühenden italieniſchen Veiſchens führt in Frankreich den Namen Violette de Champätreux. Ebenfalls ſeit einigen Jahrhunderten cultivirte man ſchon von italieni⸗ ſchen Veilchen Sorten mit gefüllten Blumen. Sie machen in der Regel nur kurze Ausläufer, welche man früher, beſonders in Frankreich, ſobald ſie ſich zeigten, meiſt abnahm. Dadurch vermehrte ſich das Wachsthum des r 331 verkürzten Stengels an der Spitze und es bildete ſich auf dieſe Weile ein, wenn auch noch ſo kurzer, ziemlich dicker und in der Regel etwas geringelter Stamm. Aus dieſer Urſache führte dieſes Veilchen in den Gärten den Namen Baum,⸗ Veilchen (Viola arborescens) und wurde zum Aufſtellen in Töpfen auf Tafeln u. ſ. w. benutzt. Die Farbe der Blumen bei dem gefüllten Veilchen iſt in der Regel noch dunkler, als bei der einfachen Form. Eine ſolche beſonders dunkel— blühende Form führt in England den Namen König der Veilchen (King of the Violets). Man hat aber auch deren mit weißen und mit mehr röthlichen Blumen. Die Letztere wird in England unter dem Namen Königin der Veilchen (Queen of the Violets) cultivirt. Endlich beſitzt man, ebenfalls ſchon ſeit einigen Jahrhunderten, Veilchen mit bunten ge— füllten Blumen. Ein ſolches kennt man in Frankreich unter dem Namen Violette de Bruneau und benutzt es vielfach. Die äußeren, ziemlich großen Blumenblätter haben eine ſchöne violette Farbe, während die inneren kleineren ein Herz bilden, wo die Blumenblätter weiß oder röthlich panachirt ſind. Von beſonderer Schönheit iſt eine zweite Sorte, welche den Namen Marie Louise führt. Die äußeren Blumenblätter haben eine lavendelblaue, die inneren dagegen eine weiße Farbe. Außerdem zeichnet ſich dieſe Sorte noch dadurch aus, daß die Oberfläche der ziemlich unbehaacten Blätter glänzend iſt. Wahrſcheinlich iſt fie daher aus dem Panama -Veilchen entſtanden. Früher hatte man auch eine Sorte mit geſtreiften Blumen, welches den Namen Viola Brandyana hatte; leider ſieht man es nicht mehr in Cultur, ſo ſehr es auch zu empfehlen iſt.“) Es hält nicht im Freien aus und eignet ſich auch nicht zum Treiben während der Winterzeit. Gegen den Ausgang des Winters aber entwickelt es, in einem Kalthauſe dem Fenſter möglichſt nahe gebracht, eine Fülle ſchöner Blumen. Die zweite Art wohlriechender Veilchen, welche cultivirt wird, iſt das Victoria-Veilchen. Wahrſcheinlich kam es, wie bereits anfangs erwähnt, über Petersburg nach London, wo es unter dem Namen Zar zuerſt im Jahre 1865 bei einer Ausſtellung des dortigen Gartenbau-Vereins allge— meinen Beifall erhielt. Die Frau Kronprinzeſſin des deutſchen Reiches und von Preußen befand ſich damals in London und brachte es, wie anfangs ſchon mitgetheilt iſt, in ihren Garten am Neuen Palais bei Potsdam. Das Jahr darauf wurde es auch andererſeits in Norddeutſchland, zunächſt durch den jetzigen Juſpector Lauche, eingeführt und verbreitet. Auch bei uns in Deutſchland erhielt dieſes neue Veilchen mit Recht allgemeinen Beifall. Einen Vortheil gewährte es beſonders deshalb noch, weil es bei dem großen Bedürfniß nach Veilchen während der ganzen Winterszeit gerade eine Lücke in der Zeit — nämlich den Ausgang des Winters — ausfüllt, wo die italieniſchen und ruſſiſchen Veilchen bereits anfangen, weniger ſchön zu ſein, und die Veilchen im Freien 0 noch nicht entfaltet haben. ) Dieſes hübſche Veilchen iſt noch in Cultur bei P. Smith u. Co. in wi dorf und im einigen andern Gärten Hamburgs, E. O— 332 Das Victoria-Veilchen läßt ſich im eigentlichen Sinne des Wortes nicht treiben, ſondern es blüht, wenn ſeine Zeit herankommt, Ende Februar oder im März. Da dieſe Zeit bei uns in der Regel noch unfreundlich iſt und es auch ſelbſt noch ziemlich kalt ſein kann, ſo ſtellt man es in einen ziemlich hellen und froſtfreien Raum, ſobald man zum Pflücken Blumen haben will. Im Freien blüht es gegen 14 Tage früher, als das italieniſche und gewöhnliche Veilchen, aber auch im Herbſte kann es unter Umſtänden im Freien bis ſpät in das Jahr hinein, wenn es die Witterung erlaubt, ſeine Blüthen entfalten. Man benutzt es für dieſe Zeit vielfach in Eng- land und pflanzt es am liebſten an die Nordſeite einer Mauer. Zu dieſem Zwecke nimmt man im Mai die ſtärkſten Ausläufer ab. Die Erde, worin man ſie ſetzt, beſteht uus Sand, Lehm und guter Lauberde. Während der Sommerzeit werden die Pflanzen vielfach gegoſſen, um die Luft möglichſt kühl zu halten. Gelingt dieſes, ſo kann man auch ſicher ſein, ſelbſt während der heißen Monate Veilchenblumen zu haben. Sonſt bringt man das Victoria-Veilchen in Camellienhäuſer, um Ausgangs des Winters Blumen zu haben. Man hat übrigens die Beobachtung gemacht, daß aus Samen erzogene Pflanzen kräftiger wachſen und ſchönere Blumen hervorbringen. Nach Verſuchen des Hofgärtners Emil Sello iſt das Victoria-Veilchen härter, als das italieniſche, und blieb die Winter hindurch unverſehrt, wo viele Pflanzen des letzteren auswinterten. Nach genauer Unterſuchung unterliegt es keinem Zweifel, daß das Victoria-Veilchen weder zum itolieniſchen, noch zu unſerem gewöhnlichen Veilchen gehört, ſondern die zuerſt von Marſchall von Bieberſtein in dem Supplement ſeiner tauro-kaukaſiſchen Flor beſchriebene Viola suavis darſtellt. Wahrſcheinlich wächſt ſie aber auch weiter im Süden Europas und vielleicht auch in Nordafrika. Vielleicht iſt Viola Dehuharti Ten. nicht verſchieden. Vielleicht gehört aber auch das erſt durch Ramel unter dem Namen Violette Wilson aus Algerien eingeführte Veilchen hierher. Doch ſoll dies nach Vilmorin (les fleurs de pleine terre 3. ed. pag. 1207) ſelbſt in Paris empfindlich ſein und oft erfrieren. Das Victoria-Veilchen ſteht der V. vdorata viel 5 als der V. semperflorens, und ſcheint auch daſſelbe Vorkommen in Schatten von Ge— büſch und an Zäunen zu haben, während jenes, wie bereits ſchon früher geſagt wurde, offene, jedoch feuchte Stellen an Bächen und Flüſſen liebt. Das Laub iſt weit heller und größer und zieht ſich in der ſpäteren Zeit auch mehr in die Länge, während umgekehrt die eriten Blätter faſt ganz abgeſtumpft und ſelbſt nierenförmig erſcheinen. Behaarung iſt ſtets vor⸗ handen und kann ſelbſt unter Umſtänden die Pflanze graugrün machen. Die Länge der Wimpern an den Nebenblättern haben je nach dem Standorte eine verſchiedene Länge und ſind auch keineswegs immer behaart. Ob die Viola suavis der deutſchen Flora wirklich mit der orientaliſchen identiſch iſt, müſſen erſt weitere Unterſuchungen lehren. Charakteriſtiſch ſind bei der ächten Viola suavis die weit längeren und zum Drittel faſt weißen, ſonſt hellblau— violetten Blumenblätter, von denen das unterſte und größte am oberen Ende ausgerundet iſt. u 333 Feuilleton. Prämienvertheilung von der Jury der internationalen Garten⸗ bau⸗Ausſtellung in Wien an in Hamburg und Umgegend anſäſſige Gärtnerei-Beſitzer. — Im vorigen Hefte, S. 286, machten wir die ge— ehrten Leſer darauf aufmerkſam, welch eine große Anzahl von Gemächſen, namentlich Coniferen, von einigen in und bei Hamburg anſäſſigen Gärtnerei— Beſitzern nach Wien zur Ausſtellung geſandt worden ſind. Es freut uns nun um ſo mehr, jetzt mittheilen zu können, daß den ſämmtlichen hamburger Aus— ſtellern Prämien zuertheilt worden ſind und daß keiner der Pflanzen-Aus⸗ ſteller in hieſiger Gegend übergangen iſt, was gewiß für den Gartenbau in Hamburg als ſehr anerkennenswerth zu bezeichnen iſt, zumal die Jury der Wiener Welt⸗Ausſtellung bei der Prämiirung ſehr vorſichtig zu Werke gehen ſoll. — So wurden nachſtehende Prämien vertheilt: 1. Die Fortſchritts-Medaille: J. J. C. Jürgens in Ottenſen für Coniferen. 2. Die Medaille für guten Geſchmack: F. J. C. Jürgens (Ottenſen) für die von ihm im Auftrage der Generaldirection ausgeführten landſchaftlichen Anlagen. 3. Die Verdienſt-Medaille: Veter Smith & Co. (Inhaber der Firma: J. Rüppell u. Th. Klink) in Bergedorf, F. H. Ohlendorff in Ham für Coniferen, F. J. C. Jürgens in Ottenſen und Nienſtädten für Gehölzarten, Ir. Harms in Eimsbüttel bei Hamburg für Roſen und J. J. C. Jürgens für Obſtformbäume. 4. Das Preis-Diplom unter Anderen: Obergärtner Kramer in Flottbeck für in Glashäuſer der Frau Senator Jeniſch gezogene Vanille— Früchte. 5. Die Medaille für Mitarbeiter: dem Obergärtner Tuche bei F. J. C. Jürgens in Nienſtädten. Roſen⸗Ausſtellung und Verſammlung von Roſenzüchtern in Lyon. Eine Ausſtellung von abgeſchnittenen Roſen fand am 24. Juni zu Lyon ſtatt, zu der ſich die bedeutendſten Roſenzüchter und Roſenliebhaber ein— gefunden hatten, wie Lacharme, Guillot (Vater und Sohn), Liabaud, Damaizin, Ducher, Swartz, Levet — Männer, alle rähmlichſt bekannt durch ihre Roſenzüchtungen in Lyon. Von Paris waren erſchienen Eugene und Charles Verdier, Hippolyte Jammin und Aug. Rivière, von Luxemburg Soupert, während England durch George Paul vertreten war. Unter 50 ausgeſtellten neuen Sämlingen ſind vier auserwählt, be— nannt und prämiirt worden, vier Sorten, die mit Gewißheit als ſchön und diſtinkt in den Handel gegeben werden können. Es ſind: R. hybr. rem. Madame Vangert (Lacharme), eine ſchöne große Blume in Art der Victor Verdier, von klarer Lachsfarbe. Eine ſchöne Roſe. R. hybr. rem. Captain Christy (Lacharme), helllachsfarben, die Blumen— blätter weiß gerandet, eine neue und ſchöne diſtinkte Sorte. R. Thea Shirley Hilberd (Levet), eine neue kleine Theeroſe in Art 334 der Madame Falcot, ſehr werthvoll für Floriſten. Farbe: ein mattes Lachs⸗ roth, herrlich ſchön in Knospen. R. Marie Guillot, eine rein weiße Roſe mit großen äußeren Blumen⸗ blättern. Mittel gegen Gurkenkäfer. Eine Beſprengung der Gurkenpflanzen mit einer ſtarken Hühnermiſt-Auflöſung ſoll nach „Der Fortſchritt“ ein ganz ausgezeichnetes Mittel gegen die gelbgeſtreiften kleinen Käfer, jene Peſt der Gurken und Melonenpflanzen, ſein. Man nimmt auf 1 Pfund Hühner⸗ miſt ungefähr 5 Maß Waſſer, läßt dies 24 Stunden ſtehen und überbrauſt dann die Pflanzen am Abend. Nachahmungswerth. Die k. Gartenbau-Geſellſchaft zu South— Kenſington, London, hält ihre diesjährige Provinzial-Ausſtellung zu Bath ab. Die Inhaber einer Firma in der Nähe von Bath haben das Aus— ſtellungs-Comitée um Ueberlaſſung von 3000 Eintrittskarten erſucht, um dieſe unter ihre Angeſtellten zu vertheilen. Ohne Zweifel ein gutes Ge— ſchäft für das Ausſtellungs-Comitce. Gefüllte Lobelia Erinus. Eine Neuheit von großem Werthe! Die Herren Dixon zu Hackney bei London hatten in einer der letzten Verſamm⸗ lungen des Floral-Comitée des Gartenbau-Vereins in London eine Lobelia Erinus mit gefüllten Blumen ausgeſtellt, die von der Verſammlung als eine ſehr werthvolle Acquiſition erklärt wurde und ſich als eine vortreffliche Gruppenpflanze empfehlen dürfte. Ob dieſelbe fi jedoch als conſtant er— weiſen wird, iſt noch eine Frage. Wir wollen es wünſchen. Der Nutzen der Bienen auf die Befruchtung im Pflanzenreich iſt nach Darwin ein ſehr großer. Derſelbe erzielte von 160 Pflanzen weißen Klee's, die von den Bienen befruchtet waren, 2290 keimfähige Körner, während andere 20 Pflanzen, von denen man die Bienen fern gehalten hatte, auch nicht ein einziges gutes Samenkorn lieferten. Daſſelbe Reſultat lieferte der Rothklee; 1000 von den Bienen nicht befruchtete Pflanzen er⸗ gaben auch nicht ein Korn. Es erhellt hieraus, welch wichtige Rolle die Bienen und eine große Anzahl ähnlicher Inſekten bei der Befruchtung der Pflanzen von der Natur erhalten haben. Vertilgung der Raupen auf Obſtbäumen. Auguſt Napoleon Baumann (Vater) giebt in der Rev. hortic. ein Mittel an, die Raupen auf den Obſtbäumen zu vertilgen, was ganz probat ſein ſoll. Er nahm 10—12 Liter Ruß, welchen er in 150 —200 Liter Waſſer 48 Stunden ſtehen ließ, dann dieſe Miſchung durch ein grobes Packtuch ſeihte und mit der Flüſſigkeit die Bäume, auf denen ſich Raupen befanden, des Abends, ſo gut es ging, beſpritzte. Am nächſten Morgen war in der Regel der Boden mit Raupen bedeckt. J Teucrium orientale it ein wahrhaft reizendes Miniatur⸗ Pflänzchen. Daſſelbe ſtammt aus dem Kaukaſus, bildet eine harte Staude, die mit ihren tauſenden von Blüthen, mit denen es ſich bedeckt, eine gewiſſe Aehnlichkeit mit Schizanthus pinnatus hat. Die Blüthen ſind lila, im Inneren mit dunklen Linien gezeichnet. (Rev. hortic.) 335 Die Eichen⸗-Kapelle zu Allouville. Von dieſer uralten Eiche giebt E. A. Carru in der Rev. hortic. ein intereſſantes Bild. Die Eichen— kapelle beſteht aus drei Theilen. Der erſte iſt in dem unteren hohlen Stamme, zeigt einen parquetirten Fußboden und ſehr ſchöne Wände. Er hat 1,3% Met. Durchmeſſer, während die Eiche etwa 3,0 Met. im Durch— meſſer hat. Ueber dem Eingange ſteht: „Unſerer Friedensdame (& notre Dame de la Paix), errichtet vom Abbé Detroit 1696.“ Zur zweiten Abtheilung, die ebenfalls in der Höhlung, über der let, angebracht iſt, führt außerhalb des Baumes eine Wendeltreppe und über der ausgebrochenen Spitze des Baumes iſt eine Art Glockenhaus gebaut. Obwohl ohne Herz, iſt dieſe uralte Eiche von Allouville (Bellefoſſe), die zur Quercus pedunculata zu gehören ſcheint, noch immer ſehr kräftig. Sie bedeckt mit ihren Zweigen einen Flächenraum von 236 [Meter. [ Zum Stecken der Coniferen, ſchreibt Briot in der Rev. hortic., nehme man nicht, wie bei den meiſten krautartigen Pflanzen, von denen ſchwache, kleine, dünne Theile oft beſſer ankommen, als wohlgenährte und wäſſrige, ſondern gut gereifte und von dieſen relativ große Stücke; denn bei ſolchen — das iſt die Hauptſache — iſt das Bewurzeln ſichrer, und wenn nöthig, können ſolche Exemplare verkauft werden. Ein anderer ſehr wichtiger Vortheil iſt, daß auf dieſe Weiſe gezogene Pflanzen weit weniger zart ſind, ſchneller wachſen und lange Zeit hindurch einen ſehr auffallenden Vorzug vor ſolchen haben, die aus ſchwachen Trieben gewonnen ſind und denen man meiſtens noch Stützen geben muß. Zwei Erdbeerernten in einem Jahre. Um zwei Erdbeerernten in einem Jahre zu erzielen, empfiehlt der „Landw. Anzeiger“: Die Erdbeer— ſtauden müſſen ſogleich nach der erſten Ernte im Frühfommer bis auf den Wurzelſtock abgeſchnitten werden, worauf man dieſelben mit lockerer Erde bedeckt und wie gewöhnlich begießt. Die Pflanzen treiben bald von Neuem aus und machen ſehr dichte Büſche. Die Ranken (Ausläufer), die ſie am Boden hintreiben und die Sprößlinge bilden, werden entfernt. Nach dieſer Behandlung entwickeln ſich zum zweiten Male Blüthen, und zwar reichlicher als beim erſten Male, und man erhält gegen Ende des Sommers oder auch im Herbſte eine ergiebige zweite Ernte. Am beſten gedeihen überhaupt die Erdbeeren, wenn man ſie nur auf den mittägigen Abhang ſchmaler, erhabener Beete pflanzt, nur die Wurzeln begießt und ſtets für die voll— ſtändige Entfernung der Ausläufers Sorge trägt. Die ſo behandelten Stauden werden kräftig und dicht und bedecken ſich über und über mit Blüthen, welche die ſchönſten Früchte liefern. Das Abſchneiden des Laubes nach der Ernte, das Bedecken der Stöcke mit Erde, die Beſeitigung der Sproſſen erhält einen kräftigen Trieb der Wurzel und bewahrt ihre Frucht— barkeit, der nur noch ein oftmaliges Behacken zur Hülfe kommt. Der botaniſche Garten zu Kew. Der berühmteſte und reichſte botaniſche Garten Europas, in Kew, wurde während des verfloſſenen Jahres von 553,249 Perſonen beſucht, etwa von 6000 Perſonen mehr, als im vorigen Jahre. 336 Perſonal⸗Notiz. | Mehrere Gründe haben den Generalſecretär des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den kgl. preußiſchen Staaten in Berlin, Profeſſor Dr. K. Koch, beſtimmt, auf Verlangen des Ausſchuſſes für die Neuwahl eines Vorſtandes genannten Vereins am 24. Juni, die nochmalige ſchriftliche Er— klärung abzugeben, leider keine Neuwahl wieder annehmen zu können. Damit legte Profeſſor Dr. K. Koch aber auch mit Schluß des 6. Heftes die Stelle eines Redacteurs der „Monatsſchrift des Vereins zur Beförderung des Garten— baues in den kgl. preußiſchen Staaten“ nieder. Profeſſor Koch war vor 23 Jahren zum Generalſecretär des Vereins gewählt worden, ſein unaufhörliches Streben und Wirken zur Hebung nicht nur des Vereins ſelbſt, ſondern auch ganz beſonders der Gärtnerei und des Gärtnerſtandes überhaupt iſt auch allen Leſern dieſer Zeitſchrift hinlänglich bekannt, ſo daß es keiner näheren Erwähnung bedarf. Sein Ausſcheiden aus ſeinen beiden Stellungen iſt ſchmerzlich zu bedauern. Berichtigung. Im 5. Hefte, Seite 218, Zeile 15 von unten, iſt zu leſen: Delphinium nudicaule für D. cardinale. Oeffentlicher Verkauf der großartigen Pflanzenſammlun gen 8 des Einden'ſchen Etabliſſements in Brüſſel (Belgien). Nachdem Herr Linden durch ſeine langjährigen Reiſen in den tropiſchen Gegenden, ſowie durch die fortgeſetzten Forſchungen ſeiner Reiſenden eine als die bedeutendſte Europas anerkannte Sammlung von ſeltenen Pflanzen in Brüſſel gegründet, entſchließt er ſich heute, die verſchiedenen Zweige ſeiner beiden Gartenetabliſſemente, die bisher getrennt waren, in ſeinem Etabliſſe— ment in Gent (vormals Ambroiſe Verſchaffelt, 52, rue du Chaume) zu vereinigen, und wird ſämmtliche Pflanzenbeſtände ſeines Etabliſſements in Brüſſel Anfangs nächſten September öffentlich verſteigern laſſen. Handelsgärtner, botaniſche Gärten, ſowie alle Pflanzenliebhaber über: haupt werden hier, bei großer Auswahl unübertroffener Specialitäten, eine äußerſt vortheilhafte Gelegenheit haben, neue Sammlungen anzulegen, oder ſchon beſtehende Sammlungen zu vervollſtändigen. Die Pflanzen gehören vorzugsweiſe folgenden Familien an: Arvideen, Bromeliaceen, Cycadeen, Baumfarne, Marautaceen, Pandaneen, Orchideen (1200 Arten, worunter alle die neueſten Einführungen, ſowie viele noch nicht im Handel befindliche Arten), Palmen (400 Arten, worunter alle die neueſten Einführungen), tropiſche Fruchtbäume, exotiſche Heil⸗, Nutz⸗ und Gift⸗Pflanzen, decorative Garten- und Zimmer- Pflanzen, große Decorations⸗ Pflanzen für Wintergärten, neue Einführungen, 2c. 2. Ein Anfangs Auguſt erſcheinender Catalog wird das genaue Datum des Verkaufs, ſowie die näheren Angaben über Zahl und Namen der Pflanzen und die Vertheilung der Looſe enthalten. Druck von F. E. Neupert in Plauen. 337 Die Farnekräuter und deren geographiſche Verbreitung.“) Die Familie der Farnekräuter iſt eine der größten aller natürlichen Pflanzenfamilien, ſie umfaßt die ſchönſten und diſtincteſten Gewächſe des Pflanzenreiches. Erſt während der letzten 30—40 Jahre iſt man mit dieſen Pflanzen bekannter und vertrauter geworden, ſowohl hinſichtlich der wiſſen— ſchaftlichen Beſtimmung der Gattungen und Arten, wie hinſichtlich der Fort— pflanzung derſelben durch Sporen, wie auch hinſichtlich ihrer geographiſchen Ver— breitung. Die Botaniker vor Linné erwähnen kaum die Farne, vielleicht aus dem Grunde, weil ihnen das Studium dieſer ſonderbaren Gewächſe zu ſchwierig erſchien oder daß der ihnen bekannten Arten zu wenige waren, denn in den Species plantarum ſind keine 200 Arten aufgeführt. Schon einige Jahre ſpäter beſchrieb Gmelin mehr als 400 Arten, aber weder Linné noch Gmelin konnten in Folge unzureichenden Materials keine feſte Baſis für die Charaktere der hauptſächlichſten Abtheilungen dieſer Familie aufſtellen. Dem Botaniker Smith gelang es erſt nach mühevoller Arbeit, eine Grund— lage zu einer Klaſſification zu finden. Etwas ſpäter veröffentlichte Swartz, 1806, nach dieſer Grundlage und nach von ihm geſammelten neuem Ma— terial die erſte Synopſis der Farne. Dieſelbe enthielt die Beſchreibungen von mehr denn 700 Arten und 23 Abbildungen, welche Zahl ſehr bald von Willdenow bis auf 1000 gebracht wurde, ſich dann aber ungemein ſchnell durch andere botaniſche Autoren, wie Hooker, Greville, Kunze, Moore, Lowe, Fee und andere neuere Bokaniker vermehrte. Jetzt giebt es nach den in den Herbarien befindlichen Exemplaren wie nach den in hundert verſchiedenen botaniſchen Büchern und Schriften gegebenen Be— ſchreibungen weit über 3000 bekannte Farne-Arten, mit Ausnahme der von Brongniart, Unger, Goeppert und anderen bekannt gemachten 250 foſſilen Arten. Die Farne bilden nicht nur allein eine ſehr hübſche und beſtimmte Gruppe in der großen Abtheilung der Aeotyledonen, denen ſie angehören, ſondern ſie kennzeichnen ſich auch ſofort durch ein beſonderes Ausſehen von allen anderen Familien. Sie verleihen der Vegetation der Gegenden, in der ſie 3) Nach dem vortrefflichen Werke: les Fougeres von Riviere, André et Roze. J. Rothschild, Paris. Hamburger Garten⸗ und Blumenzeitung. Band XXIX. 22 338 vorherrſchend wachſen, eine beſondere Eleganz und einen eigenthümlichen Reiz. Sie erheben ſich mit ihren ſchlanken, oben mit leichten Wedeln ge— krönten Stämmen majeſtätiſch hoch in die Luft, oder ſie wachſen beſcheiden in unſeren Gehölzen oder längs der Gebüſche, auf dürren Felſen und in den Spalten feuchter Höhlen. Ebenſo ſieht man ſie in zierlichen Feſtons von den Bäumen Braſiliens oder Java's herabhängen; ſie bekleiden unſere Mauern oder ſie zieren unſere Torfmoore mit ihren braunen oder goldgelben Samen- behältern, überall zeigen ſie ein ſchönes und reizendes Gebilde und in Folge dieſer ſo hervorragenden Auszeichnung ihrer Formen nehmen ſie auch in der Gärtnerei und Kultur eine ſehr hervorragende Stellung ein. Ob beſcheiden in ihren Dimenſionen oder ob erhaben in ihrer Structur, zeigen ſie dennoch dem aufmerkſamen Beobachter insgeſammt immer identiſche Charaktere. Ihre Wurzeln, anſtatt daß dieſe aus einer Pfahlwurzel be— ſtehen und veräſtelt ſind, ſind faſerig und wenig dauerhaft. Sie vergehen und entſtehen beſtändig von Neuem wieder an dem Wurzelſtocke oder Rhi— zom, an dem ſie ſich befinden und der ſich allmählig verlängert, bei vielen Arten auf dem Erdboden hinkriechend, bei anderen ſich ſtammartig erhebend. Ein anderes nicht weniger hervortretendes Kennzeichen, das allen Arten eigen iſt, weniger den Botrychiam- und den Ophioglossum-Arten, iſt die Einrichtung der Blätter oder Wedel im Zuſtande vor ihrer Entwickelung. Dieſe Wedel ſind zuſammengerollt und bei ihrer Entwickelung entrollen ſie ſich allmählig von unten nach oben. Die Form der Blätter oder Wedel der Farne iſt eine ſehr verſchieden— artige. Sie iſt theils einfach, ganz wie bei Asplenium nidus, Scolopen- drium, Hymenodium crinitum und mehreren Polypodium, theils ſind ſie der Länge nach unregelmäßig eingeſchlitzt, wie bei gewiſſen Platycerium und Acrostichum. Bald bilden fie große federartige Fächer, von 1—6 Meter Länge, wie bei Cibotium princeps, bald erſcheinen ſie nur als linienförmige Läppchen, wie bei Asplenium septentrionale, ſich kaum On, 05 — 0m, 06 über den Erdboden erhebend. Die meiſten Arten haben gefiederte oder doppeltgefiederte Wedel, getragen von einem mehr oder weniger langen Stiel. Die vorherrſchende Farbe iſt die Grüne, gewöhnlich einförmig an der ganzen Pflanze, hell oder dunkel, glänzend oder matt, meiſt von ausgezeich— neter Reinheit und Zartheit. Nur wenige Farne-Arten haben verſchieden— artig gefärbte Blätter, wie z. B. Pteris cretica albo lineata, Pt. argyraea und tricolor. Zuweilen ſind die Blattſtengel mit braunen Schuppen bedeckt oder mehr oder weniger warzig. Bei einer großen Anzahl tropiſcher Arten haben die jungen, noch in der Entwickelung begriffenen Blätter eine rothe Färbung, wie bei Blechnum brasiliense, Adiantum macrophyllum etc. Die Sporenbehälter oder die Befruchtungsorgane, die ſich auf der unteren Seite der Wedel befinden, nehmen eine ſehr verſchiedenartige Stellung an denſelben ein und dienen den Wedeln vieler Arten als eine Hauptzierde. Meiſt ſitzen ſie auf der Unterſeite derſelben und zeigen ſich daſelbſt als kleine regelmäßig geſtaltete Küchelchen von gelber, rothgelber ‚oder oranger Färbung. Bei anderen Arten bedecken fie die ganze Blattfläche 339 und zuweilen ſtehen dieſe Befruchtungsorgane in einer Aehre oder Rispe von großer Eleganz beiſammen, wie bei Osmunda, Aneimia. Bei mehreren Gymnogramma, Nothochlaena, Cheilanthes etc. iſt die untere Seite der Wedel gänzlich mit einem äußerſt feinen goldgelben oder ſilberweißen Staube bedeckt, einer eigenthümlichen Secretion, unabhängig von den Sporangien. Was nun die natürliche Verbreitung der Farnekräuter über den Erd— boden betrifft, ſo iſt dieſelbe eine ſehr veränderliche und lange noch nicht genügend aufgeklärt. Im Allgemeinen lieben dieſe Pflanzen ſchattige und feuchte Standorte, anſtatt trockene und helle. Selbſt in unſerm Lande finden wir zwanzig Arten in Gehölzen, an den Nordſeiten der Waldungen oder an Flußufern. Daſſelbe Geſetz der Vertheilung hat man auch in den heißen Ländern beobachtet. In den Tropen wachſen die Farne, mit Ausnahme einiger Arten Baumfarne, im tiefen Schatten großer Waldungen. Nur der Wärme- und Feuchtigkeitsgrad, in dem fie wachſen, iſt ein ſehr verſchiedener. Der Hauptwohnſitz der Farne ſind die feuchten Wälder der tropiſchen Inſeln. Hier iſt es, wo ſie rieſige Dimenſionen annehmen und wo ſie die Rivalen der Palmen bilden. Hier iſt es, wo an ihren faſrigen Stämmen unzählige andere kleine Farne ſich entwickeln und leben. Ihr Verhältniß zur Maſſe der Phanerogamen in der heißen Zone, z. B. auf den feuchten Inſeln Jamaica's, iſt etwa ein Drittheil. In den Tropenregionen kommt auf 20 blühende Pflanzen nur ein Farn und in den mehr temperirten Regionen nur 1 Farn auf 60 blühende Pflanzen. Daß unter gleichen Breitengraden aber die Feuchtigkeit mehr oder weniger von dem herrſchenden Klima beeinflußt wird, iſt begreiflich und ſomit iſt auch das Verhältniß der Farne zu den blühenden Pflanzen ein anderes. In den heißen Theilen von Afrika, in der Sahara und in den egyptiſchen Steppen findet man unter 800 anderen Pflanzenarten kein Farn, während in England auf 35 Pflanzen 1 Farn kommt, in Schottland ebenfalls ein auf 31. Hier liegt der Grund in dem nebeligen und feuchten Klima von Großbritannien. In Frankreich, woſelbſt ſchon ein trockeneres Klima herrſcht als in England, kommt nur 1 Farn auf 63 Phanerogamen, und hier nur in den friſcheren und bewaldeteren Provinzen Morvan, der Creuſe und der Limouſin. In Bezug auf ihren Habitus kann man die Farnekräuter in drei große Gruppen theilen: in baumartige, ſtrauchartige und ſtaudenartige. Die Baumfarne üben, wo ſie wild vorkommen, einen großen Einfluß auf die Phyſionomie der Landſchaft. Sie vereinen, wie Meyen richtig be— merkt, mit dem Erhabenen der Palmen die Zartheit der lieblichſten kleinen Farne, und beſitzen ſomit eine ausnehmende Schönheit. In der heißen Zone erreichen ſie eine Höhe bis zu 50 Fuß, ihre fiederartig geformten Wedel weit von ſich ausbreitend. In den ſchattigen Thälern von Tasmanien erhebt die Dicksonia antarc- tica ihre ſchwarzen Stämme jo hoch und ſtark wie die Palmen. In Nnitra= lien und Neuſeeland vereinen ſich die Cyathea Smithii, medulla, dealbata, beſcheidener in ihrer Größe, mit der Lomaria, Dicksor “ 22* 340 anderen Arten, die mit ihren herrlich grünen Wedeln auffallend von dem blaugrünen Laube der Eucalyptus und Proteaceen abſtechen. Auf der Inſel Bourbon ſind die Baumfarne durch eine ihrer größten Arten, die Cyathea excelsa, vertreten. Gleich ſchön dieſer iſt die C. regalis in Oſtindien und die C. ebenina in Guatemala. Die zahlreichen Marattia auf Jamaica, die Lomaria auf Mauritius und den Antillen, die Blechnum und Diplazium Braſiliens, die Dicksonia von St. Helena, die Alsophila, Hemitelia, Lophosoria Peru's und Vene⸗ zuela's gehören auch noch zu den ächten Baumfarnen und zeichnen ſich durch Erhabeaheit und Eleganz aus. | Mexico beſitzt nur wenige Baumfarne, dahingegen die herrlichen Cibotium princeps und Schiedei, die in der Schönheit ihrer Tracht den wirklichen Baumfarnen nicht nachſtehen. Ihre doppelt gefiederten Wedel erreichen oft die enorme Länge von 6 Meter. Dieſe herrlichen Farne ſind in faſt allen Pflanzenſammlungen bekannt. Auf Java findet man neben der Alsophila contaminaus und einigen Cyathea-Arten keine großen Farne außer den zahlreichen Angiopteris-Arten, die wie die Cibotien Mexicos von großer Schönheit ſind. Von den hundert und einigen bekannten Baumfarnen-Arten ſind ca. 80 in die Gärten eingeführt. Die ſtrauch- und ſtaudenartigen Farne ſind am zahlreichſten in den Tropen vertreten und wachſen am meiſten an den Füßen der Gebirge bis zu einer Höhe von 2— 3000 Fuß. In der heißen Region wachſen ſie häufig paraſitiſch, kletternd oder kriechend an Baumſtämmen, an Felſenwänden ꝛc. und werden auch in der Kultur zur Bekleidung von dergleichen Gegenſtänden viele ſolcher Farne benutzt. U Circulirt der Saft in den Pflanzen oder nicht? So lautete das 1. Thema der Tagesordnung einer während der ſo glänzend ausgefallenen internationalen Pflanzenausſtellung in Gent ab- gehaltenen Extraverſammlung des Cercle d’arboriculture de Belgique. — Da zu der Zeit ſich viele Coryphäen der Gartenwelt dort befanden,“) ſo nahmen viele derſelben an dieſer Verſammlung Theil und wurde dieſe für die praktiſchen Gärtner ſo höchſt wichtige Frage doch ſicher ihrer Löſung näher gebracht. Profeſſor E. Rodigas leitete die Discuſſion darüber ein, indem er etwa ſagte: Weit lieber hätte ich die Darlegung dieſer Frage, die ſeit einiger Zeit jo viel Aufſehen gemacht hat, einem competenteren Manne über⸗ laſſen. Ich bin ja nur einfacher Erzähler der Debatten, welche kürzlich in *) Ich nenne nur einige der bekannteſten: Dr. Maxwell, T. Maſters, Dr. Robert Hogg, Dr. Mulder, Prof. Suring ar, Prof. Dr. Koch, André Leroy, Ch. Baltet x. 341 Brüſſel darüber ftattfanden, ich habe nur die heute zu Tage von den ge— lehrteſten Phyſiologen angenommene und von mir getheilte Meinung dar— gelegt.“) Ich denke, daß man von mir hier weder eine botaniſche Vorleſung erwartet, noch daß ich alle die Einzelheiten der Vorgänge bei der Erwähnung der Pflanzen auseinanderſetze. Ich werde verſuchen, die Frage auf ihren ein— fachſten Ausdruck zurückzuführen und vorzüglich mich bemühen, klar zu ſein. Man würde die Frage, wie ſie formulirt iſt, einfach mit ja oder nein beantworten können, wenn nicht vorher die Ausdrücke definirt werden müßten. In der That, was verſteht man unter Saft und was will man mit circu— liren ſagen? Wenn man unter Saft der Pflanzen eine Compoſition von Stoffen verſteht, welche zuſammen in das Pflanzengewebe eingeführt würden, ſo ſage ich: nein, dieſer Saft circulirt nicht! Wenn man mit dem Ausdruck circuliren eine Kreisbewegung (mouve— ment de circuit) d. h. ein Wandern von mit feſteren Theilen vermiſchten Säften von den Wurzeln bis zu den Blättern, die ſich in dieſen verarbeiten und dann von den Blättern wieder bis in die Wurzeln hinabſteigen, ſo ſage ich noch einmal: der Saft circulirt nicht. Man hat mir vorgeworfen, die Saftbewegung verneint zu haben. Ich habe nichts von dem, was ich in den Schlußbemerkungen, welche die Notiz, auf die ich ſo eben hinwies, als wahr dargelegt habe, zurückzunehmen; ich muß wiederholen, daß die verſchiedenen Nährſtoffe der Pflanzen vermöge der Dialyſe getrennt, iſolirt und auf ihre eigene Weiſe durch alle Theile der Pflanze gehen, daß das Waſſer, welches von den Wurzeln bis zu den Blättern hinaufſteigt, nur Waſſer der Ausdünſtung und nicht das iſt, was man unter Saft verſteht. Was ich früher geſagt habe, wiederhole ich noch, daß es eine Aenderung des Stoffes und keine Circulation des Saftes giebt. Der Hauptgrund, welchen die Partiſanen der alten Theorie zu ihren Gunſten anführen, iſt, daß die Ueberwallung der in den Bäumen entſtandenen Rindenverletzungen von oben her geſchieht. Indeß hat die Erfahrung ge— lehrt, daß dieſe neue Rindenbildung das Erzeugniß einer einfach vernarben— den Arbeit iſt, und daß ſie ſich rund um die Wundfläche und an allen Seiten, wo der Baum ſein Wachsthum fortſetzt, wirkſam zeigt. Profeſſor Rodigas bittet ſodann Profeſſor E. Morren, ſeinerſeits einige Erläuterungen geben zu wollen, welche — wie er ſagt — mit großem Vergnügen aufgenommen werden würden. Profeſſor Morren. — Ich ſpreche dem Profeſſor Rodigas zu dem gegebenen Reſumé meine Anerkennung aus. Ich werde keine lange Rede halten. So freundlich aufgefordert, würde es mir ſchlecht anſtehen, meine Anſichten nicht zu erklären; indeſſen werde ich dieſe Frage der allgemeinen Phyſiologie der Pflanzen nur berühren können. Heutigen Tages, wo man ſich befleißigt, die Thatſachen in der Natur, auch die über den vorliegenden Fall, zu ſtudiren, kennt man die Art und Weiſe, wie die Pflanzen ſich ernähren, beſſer. *) Siehe Jahrgang 1872 S. 178 der Hamburger Gartenzeitung. 342 Es ift nicht exact zu Tagen, daß die Schwammwülſtchen (spongiolae) die Subſtanzen, wovon ſich die Pflanze nährt, aus der Erde aufjaugen. Die Aufnahme geſchieht durch die Wurzelfaſern (fbrillae), durch die Pupillen und durch das Epiblema der Wurzeln. Ueberdies abſorbiren die Wurzeln nicht die Säfte, die mit feſteren Theilen verbundene Flüſſigkeit der Erde, das Waſſer allein vermöchte den Pflanzen nicht die nöthigen Subſtanzen zu geben. Die Mehrzahl der Pflanzen, wie z. B. die Obſtbäume, haben ihre ganz eigenthümlichen Bedürfniſſe; gewiß ſaugen auch dieſe vermöge der En—⸗ dosmoſe Waſſer ein, aber das iſt nur Ausdunſtwaſſer, faſt reines Waſſer. Die ſtickſtoffhaltigen Salze, die Chlorverbindungen, welche der Boden liefert, gehen vermöge der Wirkungen der Diffuſſion in die Pflanze über. Die chemiſchen Erſcheinungen ſpielen ihrerſeits eine wichtige Rolle, aber niemals exiſtirt ein aufſteigender, vorher unverarbeiteter Saft. Das Waſſer ſteigt in die Holzzellen. J. Mac Nab in Edinburg hat beobachtet, daß das Waſſer in ſehr wenigen Minuten von unten nach oben, von der Baſis bis zum Gipfel der Pflanze geführt wird. Bei der Beete iſt der Eiweißſtoff und der Zucker in dem verarbeiteten Safte, der in dem Zellgewebe (Parenchyme) empor— ſteigt. Die Blätter ſind die Werkſtätte der Verarbeitung, die Früchte die Magazine, wo die verarbeiteten Säfte zur Reſerve abgelagert werden. In dieſer Hinſicht hat man ſehr intereſſante Erfahrungen gemacht. So kann man aus den Blättern des Weinſtocks Wein machen. Der Zucker, die weinſteinſauren Salze, der Weinäther ſind in den verſchiedenen Organen dieſer Pflanzen enthalten. Alle verarbeiteten Stoffe in der Pflanze bewegen ſich durch die Zellen und wandern oft von einem Organe zu einem andern. Iſidore Pierre zu Caen hat beobachtet, daß das Korn vom Moment ſeiner Fruchtbildung nichts mehr aus dem Boden abſorbirt, alſo gerade zu einer Zeit, wo das Bedürfniß nach Nahrung am größten erſcheinen könnte. Das kommt daher, daß die Subſtanzen, Zucker, Albumen, Stärke, Phos— phate, welche ſich in den Pflanzen vorfinden, quer durch die Gewebe ge— drungen find, und wo fie nun als verſchiedene Produkte auf den Neben- wegen ſich in Umlauf ſetzen. Profeſſor Morren iſt glücklch, daß er die Aufmerkſamkeit der Baum⸗ züchter auf eine ſo wichtige Frage der Phyſiologie gerichtet hat. Es iſt eines der Vorzüge unſerer Epoche — ſagt er — die Arbeiter der Theorie, und die, welche experimentiren, ſich zu gleichem Zwecke vereinigen zu ſehen. Ferd. Burvenich: Die beiden ſoeben gehörten gelehrten Reden be— weiſen uns, daß wir, was die wiſſenſchaftliche Frage betrifft, noch ungemein viel zu lernen haben. Nichts deſtoweniger ſehe ich, daß es noch keine Gründe giebt, unſere praktiſchen Proceduren umzuändern. Dieſe ſo eben entwickelten ſchönen Theorien bewundernd, finde ich in denſelben noch keine Erklärung für eine Menge kleiner Operationen; ich erkenne in ihnen nur einen Unterſchied der Definition. Wenn wir einen Zweig mehr als einen andern herunterbiegen, ſagen wir, daß der Saft ſich weniger dorthin begebe; nichts hindert uns zu ſagen, daß die Nährſäfte reichlicher ſind. Indem wir den Ringelſchnitt bei dem Weinſtock ausführen, bemerken wir, daß die Trauben beſſer reifen und die 343 Parthie unter der Ringelung ſich braun härtet, während das Holz unter demſelben grün bleibt. Ein Längsſchnitt, den man in einen ſchwachen Zweig macht, giebt demſelben eine größere Entwickelung. Für uns eigentliche Praktiker hat die phyſiologiſche Frage nur in ſo— weit Wichtigkeit, als ſie uns bei unſeren Operationen leitet. Als die Saft— frage auftrat, hat ſie Mißtrauen unter die Baumzüchter gebracht und auf dieſe Weiſe wurde ſie auch unſern Unterweiſungen nachtheilig. Ich bin glücklich, durch die von den Profeſſoren Rodigas und Morren gemachten Auseinanderſetzungen zu vernehmen, daß der Unterſchied vorzüglich in der Definition beſteht. E. Morren. Fern iſt es von mir, den Ausdruck Saft zu verkennen, aber es iſt wichtig, die falſche Vorſtellung, welche man ſich davon machte, zu modificiren. Es iſt nicht eine Art von Kraftbrühe, welche die Bäume nur zu trinken brauchen. Der Saft, wenn Sie jo wollen, iſt der Inbegriff der Nährſtoffe, das Waſſer, die luftförmige Flüſſigkeit, die Salze, kurz alle Subſtanzen, welche alle auf ihre eigne Weiſe zu ihrem eigenthümlichen Zwecke wandern. Ich habe den Ausdruck nicht unterdrücken wollen. Da Ferd. Bur— venich von praktiſchen Anwendungen ſpricht, ſo kann ich mich nicht enthalten, eine Beobachtung mitzutheilen, die mir Ihre Aufmerkſamkeit zu feſſeln werth ſcheint. Jedes Mal, wenn ich ſehe, daß man einen Baum verſtümmelt, um ihn mit den dermaligen Ideen in Uebereinſtimmung zu bringen, ſage ich mir mit Bedauern, daß man einen Theil der von der Natur vollzogenen Arbeit zerſtört. Denn die Zweige unterdrücken, nachdem ſie Stärkemehl enthalten, iſt daſſelbe unnütz machen, ein durch die Vegetation vollführtes Werk zerſtören. Die Blätter ſind vor ihrem naturgemäßen Abfallen zu Skeletten reduzirt, alle die Grundſtoffe, welche ſie vereinigt haben, haben ſich in das Holz zurückgezogen. Im Frühling bilden ſich aus ihnen neue Organe. Ich frage mich — ob man — anſtatt eine vollendete Arbeit zu unterdrücken — ſich nicht lieber anſtrengen müßte, dieſe Arbeit ſo zu leiten, daß man durch ſie das vorgeſetzte Ziel erreicht. Oswald de Kerchove de Denterghem: Dieſes erinnert mich au die Theorie des Muſelmannes, welcher ſeine Arme kreuzt und im Nichts— thun verharrt. Mein werther Freund E. Morren will zu ſehr die Partei der Obſtbäume nehmen. Er vergißt, daß der Garten beſchränkt iſt, und daß es ſich für den Baumcultivateur darum handelt, die höchſt mögliche Menge von Früchten auf dem möglichſt kleinen Raume zu erzielen. Würden die Bäume, wenn man ſie nicht beſchnitte, größere, beſſere und mehr Früchte erzeugen? Zu dem Baumzüchter ſagen: Schneide nicht mehr! das iſt, als wenn man dem Cultivateur ſagte: Säe nicht mehr, arbeite nicht mehr, überlaſſe alles der Natur. Aus dieſem Grunde habe ich geglaubt, daß der letzte Theil der ge— lehrten Rede Morrens bekämpft werden müſſe; denn für die Praktiker könnte einige Gefahr erwachſen, wenn derſelbe ohne Proteſt hingegangen wäre. Ed. Pynaert: Ich ſchätze mich ſehr glücklich, von Prof. Rodigas und Morren vernommen zu haben, daß es einen Saft giebt und daß er circulirt 344 (Heiterkeit). Ich weiß ſehr wohl, daß man die Begegnung der Flüſſigkeit in den Pflanzen erklären kann und daß man ſie auf verſchiedene Weiſe er— klärt, aber welches auch dieſe Erklärung ſei, für die Mehrzahl der Gärtner genügt es zu wiſſen, daß eine Saftbewegung exiſtirt. Im Uebrigen habe ich die uns mit ſo vielem Wiſſen vorgetragene Theorie weder zu beſtätigen noch zu mißbilligen. Ich muß nur ſagen, daß ich ſehr zufrieden bin, ge— hört zu haben, daß es einen Saft giebt und mit Rückſicht darauf wünſche ich eine kürzlich geſchehene Thatſache zu berichten. Man hatte einen im Freien ſtehenden Weinſtock in ein Vermehrungs⸗ haus geleitet. Die Triebe entwickelten ſich, Dank dem milden Winter, bald und erreichten ſchnell eine Länge von 0, — 0,0 Meter. Aber Ende März trat ein Froſt ein, und am Morgen glichen alle die Triebe einer Trauerweide. Man goß auf die Wurzeln eine Quantität heißen Waſſers, und nach einigen Minuten hatten die welken Organe ihren früheren Zu— ſtand wieder erhalten, die Triebe waren fo friſch wie zuvor. Beweiſt dieſe außerordentliche Schnelligkeit im Aufſteigen nicht die Circulation auf evidente Weiſe? Profeſſor Morren: Es iſt nicht genau zu ſagen, daß die Theoretiker oder wenn man will, die Gelehrten, ſich von den Fragen der Praxis abzu— wenden ſuchen. Unſere Aufgabe iſt, die neuen Wege, welche man in der Pflanzenphyſiologie entdeckt hat, anzudeuten. Man kann von uns nicht ver- langen, daß wir alle Verſuche wieder machen ſollen. Die alte Theorie und vorzüglich die Praktiker brachten Sachen vor, welche noch niemand je geſehen hatte. Wir bezeichnen ihnen ihre Irrthümer, es iſt nur an ihnen, darnach ihre Maßregeln, wenn es nöthig, zu modificiren. Was den Fall betrifft, von dem E. Pynaert ſpricht, jo ift er ganz der Art, das zu beſtätigen, was ich ſo eben ſagte. Das, was man auf die Wurzeln goß, war Waſſer, nichts als heißes Waſſer. Dieſes Waſſer erhob ſich mit Schnelligkeit. Ich habe ſchon, indem ich Mac Nab citirte, von dieſer Schnelle des aufſteigenden Verdünſtungsproceſſes geſprochen, aber es handelt ſich hier nicht um eine Art Kraftbrühe, eine complicirte Miſchung von nährenden Stoffen. Dieſes Ausdünſtungswaſſer, welches den Zellen die nöthige Anſchwellung giebt, iſt weit verſchieden von den nährenden Säften. Daß die Triebe, wie Pyngert ſagte, denen einer Trauerweide glichen, kam daher, daß die Wurzeln unter der Wirkung des Froſtes aufgehört hatten, den Geweben das nöthige Verdünſtungswaſſer zuzuführen. Man könnte die Pflanze mit einer Blaſe voll Flüſſigkeit vergleichen, wenn ſie weniger an— geſpannt iſt, ſo geben die Seiten nach, ſie wird ſchlaff; ebenſo hängt die Friſche der Pflanzen von der mehr oder weniger großen Menge des Aus— dünſtungswaſſers, das ſie enthalten, ab. Man kann annehmen, daß das Wachſen, das Treiben der Pflanzen vorzüglich durch die Spannung, den Druck der von unten nach oben getriebenen Flüſſigkeit verurſacht wird. Wenn noch keine Blätter da ſind, iſt dieſe Spannung beträchtlich. Dieſe Erſcheinung kann ſich durch die Geſetze der Pflanzen oder vegetabiliſchen Dynamik (die Lehre von den die Bewegung verurſachenden Kräften) erklären. 345 In einem beftimmten Moment iſt die Saftſpannung der Zellen jo groß, daß die Organe ſich erweitern müſſen. Ein Wort noch zur Vertheidigung der Theorie, welche ich hier aus— einanderſetze. In Folge der herbſtlichen Abkühlungen und der Ueberkruſtung der Blätter (Verdickung der Zellwände in den Blättern) zu dieſer Zeit, ver— ändert ſich die Transpiration oder, wenn man will, die Verdünſtungen. Alsdann geht das vor, was man „der Auguſttrieb reift“ nennt. Dieſes geſchieht vermöge derſelben Spannung der Zellen, von der ich ſo eben ſprach. Jeder weiß, daß der Wein nicht mehr blutet, ſo bald er Blätter hat. Das kommt daher, weil dieſe die Function haben, ein gewiſſes Gleichgewicht herzuſtellen, indem ſie das ohne Aufhören der Pflanze zugeführte Aus— dünſtungswaſſer nach außen hin ſchaffen. Van Hulle: Als dieſer Streit begann, wurden die Praktiker natürlich ſehr erſchreckt, da alles, was fie vernahmen, auf dieſe Frage der Pflanzen- phyſiologie baſirt. Plötzlich hat man uns geſagt: der Saft circulirt nicht.... Profeſſor Morren: Ich habe geſagt, der Saft exiſtirt nicht. Van Hulle: Das iſt möglich, aber Profeſſor Rodigas hat ge— ſchrieben: Der Saft circulirt nicht und Profeſſor Morren hat bekannt, daß er Ihre Anſicht ſehr exact wiedergegeben hat. Dieſes würde alle bis— herigen Wahrheiten der Praxis umſtoßen. Daher möchte ich nach den ſtatt— gehabten Discuſſionen Profeſſor Morren und ſeine gelehrten Freunde bitten, die Frage wieder aufzunehmen und ſie mit den praktiſchen Conſequenzen in Uebereinſtimmung zu bringen. Auf dieſe Weiſe erführen wir, wie wir vor— wärts kämen und was wir vielleicht zu modifiren hätten. (Fortſetzung folgt.) Die Ranunkel und deren Kultur. Die Gartenranunkel, auch türkiſche genannt, Ranunculus asiäticus Lin. (R. hortensis Pers.) iſt ſeit länger als 300 Jahren in den europäiſchen Gärten bekannt und wurde in früherer Zeit viel mehr in den Gärten kultivirt als jetzt, denn heutigen Tages ſieht man fie nur ſelten, obgleich die Ranunkel zu den hübſcheſten Zierpflanzen gehört und in endloſer Menge von Varietäten vorkommt. Maddock, zu Ende des vorigen Jahrhunderts, beſaß über 800 verſchiedene Sorten, unter denen theils einfach-, theils gefüllt— blühende, nach den Farben ſortirt, als: purpurne, grüne, carmoiſinfarbene, rothe, roſa, orange, gelbe, weiße, olivenfarbene, kaffeebraune, geſtreifte und gefleckte. Keine Pflanzenart erzeugt aus Samen mehr Varietäten als die Ranunkel, und nicht zwei Pflanzen geben gleiche Blumen, oder der Mutter: pflanze ähnliche. | Die haarlemer Blumiſten unterſcheiden jetzt türkiſche Ranunkeln zum Treiben mit braunen, rein weißen, orangegelben, gelben mit braun, rothen, citronengelben und rothbunten Vlumen und die perſiſche Ranunkel mit roſa und ſchwarz gerandeten, mit gelben und ſchwarz gerandeten, rothbunten, roth 346 und gelben, weißen mit roſa und rofafarbenen Blumen, jedoch alle dieſe Varietäten gehören zu einer und derſelben Art. Das Vaterland der Gartenranunkel iſt Kleinaſien, Griechenland und Nordafrika. Von einer guten Ranunkel verlangt man folgende Eigenſchaften: einen hohen, geraden Stengel mit aufrechter, gut ausgebreiteter Blume, einen roſenförmigen Blumenbau, die Blätter im Halbcirkel gekrümmt; eine große reichblättrige Blüthe ohne ſichtbare Griffel; eine Verkleinerung der Blätter gegen die Mitte der Blume; die farbigen Blumen müſſen rein und brennend, die geflammten am Rande gut vertuſcht und die panachirten mit abſtechender, in Streifen bis zu Ende des Blattes auslaufender Zeichnung verſehen ſein. Was die Kultur der Ranunkeln betrifft, ſo erfordert dieſelbe einige Aufmerkſamkeit, denn die Pflanze iſt an ſich eine zärtliche Pflanze und nur ſehr ſelten trifft man ſie in gutem Kulturzuſtande an. Wie bei vielen Pflanzen⸗ arten hängt ihr Gedeihen auch vom Boden ab, in den man ſie pflanzt. Am beſten ſagt den Ranunkeln ein etwas ſchwerer, lehmiger mit reichlich Sand vermiſchter Boden zu, obgleich wir ſie auch in einem leichten Boden kultivirt, trefflich gedeihen ſahen. Den fleiſchigen gebüſchelten Wurzeln wird von einer Art Tauſendfuß⸗ aſſel und einem kleinen braunen Käfer ſehr gachgeſtellt, daher man auch ſehr häufig ſo viele Pflanzen auf einem Beete, auf das ſie gepflanzt worden ſind, in einem trauernden oder dem Abſterben nahen Zuſtande ſieht, noch ehe dieſelben ihre Blüthen entwickelt haben. Es iſt daher wohl zu rathen die Erde des Beetes, in welche die Ranunkeln im Frühjahre gepflanzt werden ſollen, im Herbſte auf kleine Haufen zu bringen, damit dieſelbe während des Winters gehörig durchfrieren kann. Man kann die Wurzeln im Herbſte oder auch zeitig im Frühjahre in die Erde legen, geſchieht dies im Herbſte, ſo muß das Beet mit Stroh oder dergleichen leicht bedeckt werden, damit der Froſt nicht zu tief in den Boden dringen kann, wodurch die Wurzeln ſo oft leiden. Bei dem in unſerm Klima vorzuziehenden Frühjahrspflanzen, lege man die Wurzeln vor dem— ſelben in Waſſer und laſſe ſie etwa 6—8 Stunden darin liegen, wodurch das Austreiben der fleiſchigen Wurzeln ungemein befördert wird und ſchneller kommen und dann zeitiger blühen als ſolche, welche ohne eingeweicht worden zu ſein, gelegt worden ſind. Man pflanzt die gebüſchelten Wurzeln gewöhnlich in 5 Zoll von einander entfernte Reihen, 2—3 Zoll auseinander und 2½ — 3 Zoll tief. Beim Einpflanzen der Wurzeln, muß man Verletzungen derſelben vermeiden, da die— ſelben leicht Fäulniß nach ſich ziehen. Zur Pflanzung wähle man ein nahrhaftes, gegen die Mittags- und Nachmittagsſonne geſchütztes Beet. Wenn Kraut und Blüthen erſchienen, werden die Beete Abends überbrauſt, bei heißem Sonnenſchein iſt ein leichter Schatten zu legen. Wenn Kraut und Wurzel welk werden, nimmt man die Knollen ſofort heraus, weil letztere bei längerem er ſehr leicht von Neuem zu treiben anfangen. Iſt dies geſchehen, ſo reinigt man ſie von der Erde und legt ſie an einen ſchattigen, trocknen und luftigen Ort, damit ſie allmählich 347 abtrocknen. Ehe die gebüſchelten Wurzeln trocknen, unterſuche man fie, um zu ſehen ob mehrere beiſammen ſitzen, die man dann theilen kann, was ſpäter im trockenen Zuſtande, ohne die Wurzeln zu beſchädigen, ſich nicht gut ausführen läßt. Sind die Wurzeln gut trocken, ſo thue man ſie in einen Beutel oder eine Kiſte und überwintere ſie in einem trocknen Zimmer bis zum nächſten Frühjahre, um ſie dann von Neuem auspflanzen zu können. Will man Ranunkeln aus Samen erziehen, ſo iſt die beſte Zeit des Säens von October bis Januar. Man ſäet den Samen in Töpfe oder Näpfe mit guter Gartenerde, der man ½ oder ¼ weichen Lehm und Sand, jedoch keine Dungerde hinzufügt. Sind die Samen gleichmäßig geſäet, ſo werden ſie etwa Zoll hoch mit Erde bedeckt. Man ſetze die Töpfe dann an einen luftigen Ort im Freien und während des Winters halte man ſie in einem froſtfreien Kaſten, und ſobald kein Froſt mehr im Frühjahre zu erwarten ſteht, bringe man ſie wieder ins Freie an einen halbſchattigen Ort, wo ſie ziemlich feucht gehalten werden müſſen. — Die jungen Pflanzen werden freudig in ihren Samentöpfen gedeihen und wenn gegen Herbſt die Blätter abgeſtorben ſind, ſo nehme man die Knollen heraus und behandle ſie wie es bei den Mutterpflanzen angegeben worden iſt. Zum Treiben nimmt man die ſogenannten türkiſchen Ranunkeln und pflanzt ſie, um eine längere Flor zu haben, vom Auguſt bis Mitte October in Zwiſchenräumen von 14 Tagen in Töpfe. Dieſe bringt man, ſobald Fröſte ſich einſtellen, in Käſten, in denen man ſie Nachts bedecken kann und ſtellt ſie dann in ein Glashaus von 3 — 5“ R. Wärme, den Fenſtern fo nahe als möglich. Die im Auguſt eingepflanzten Knollen blühen meiſt ſchon im September. Auswahl von Pflanzen, die in einem Weintreibkaſten gedeihen. Viele Gärtner ſind der Anſicht, daß ſich in einem Weintreibkaſten keine anderen Gewächſe fultiviren laſſen, ohne dieſe oder die Weinſtöcke in ihrem Gedeihen zu beeinträchtigen. Dieſe Anſicht iſt auch jedenfalls inſoweit eine richtige, wenn man in einem Weinkaſten eine Sammlung der verſchiedenſten Pflanzen erziehen wollte. Viele decſelben würden gar nicht gedeihen, viele nur einen ſehr kümmerlichen Wachsthum zeigen und am Ende eingehen. Jedenfalls aber giebt es unter der großen Zahl von ſchönblühenden Pflanzen eine Menge, die ſich in einem Weinkaſten zur größten Vollkommenheit, gleich— zeitig mit den Weinſtöcken heranziehen laſſen und den Weinkäſten zur Zierde gereichen. Zu dieſen ſich hierzu eignenden Pflanzen gehören z. B. die Gloxinien, viele Gesnerien, Sinningien, die meiften Amaryllis und Hedychium an der Rückwand des Weinhauſes, wie überhaupt alle tropiſchen Gewächſe mit fleiſchigen Wurzeln, Knollen und Zwiebeln, deren Triebe alljährlich ab— ſterben und einige Monate Ruhe bedürfen, ehe ſie wieder austreiben. Die hier oben genannten Pflanzenarten haben wir mit dem allerbeſten Erfolg in einem Weintreibhauſe gedeihen ſehen, ohne auch nur im Geringſten zum Nachtheil der Weinſtöcke. Die Pflanzen werden neu eingepflanzt, wenn man 348 mit dem Treiben des Weines beginnt, gewöhnlich Mitte März und dieſelben machen dann mit dem Weine im Wachsthum faſt gleichmäßige Fortſchritte und am Ende der Saiſon, wenn die Trauben reif werden, ſtehen die meiſten der genannten Pflanzen in Blüthe, die nun entweder im Weinkaſten ver- bleiben können oder ſich zur Decoration der Wohnzimmer oder anderer Gewächshäuſer, wenn ſolche vorhanden, verwenden laſſen. — Haben die Pflanzen abgeblüht, ſo ſtellt man ſie an einen geſchützten trocknen Ort, damit ihr Kraut allmählich abſtirbt, um ſie in einem wärmeren trockenen Winkel eines Hauſes überwintern zu können. — Während der Zeit ihres Wachſens im Weinkaſten halte man ſie in demſelben dem Glaſe ſo nahe als möglich, was ſich bei der jetzigen Weinkultur, wo nur 1—2 Reben an den Sparren hinaufgeleitet werden, leicht ausführen läßt. IJ Ueber das Aufgehen der Primelſamen. Ueber das Aufgehen der Primelſamen, beſonders der von Primula japonica, theilt der berühmte Cultivateur Sisley in der Rev. Hortic. in ſehr ausführlicher Weiſe ſeine darüber gemachten Erfahrungen mit, aus denen hervorgeht, daß die Samen ſehr bald ihre Keimkraft verlieren, deshalb gleich nach der Ernte geſäet werden müſſen. Sisley hat die reifen Samenkapſeln, ſo wie ſie reiften, nach und nach abgenommen und den Samen in kleine Schalen ausgeſäet und ſie nur ſehr dünn mit Erde und einer 1 Centim. dicken Lage von gehacktem Moos bedeckt. Dieſe Schalen wurden auf ein ſüdlich gelegenes Bort in ſeinem Pelargonien-Hauſe geſtellt. Sie blieben daſelbſt bis zum 1. September der vollen Sonne ausgeſetzt ſtehen, nur während der Mittagsſtunden ließ er bei heißem Sonnenſchein Schatten legen. Im Februar begoß er dieſe Samen wie alle übrigen Sämereien mit 60 — 70 Erad heißem Waſſer, und Anfangs März liefen die Samen der Primula japonica in großer Menge auf. Sisley iſt überzeugt, daß die Samen auch im Freien gehalten gut laufen werden. Mons. Duval, einer der erſten Gärtner in Verſailles ſäete die Samen von Primula japonica gegen Ende September und hielt ſie während des Winters in einem Kalthauſe. Am 2. März brachte er ſie in ein Warmhaus und nach kaum 48 Stunden gingen ſie auf wie Hanf. Anmerkung der Redaction. Wir haben ſchon früher (Jahrg. 1872 S. 140. 453) der Hamburger Gartenztg. über das Keimen der Samen dieſer herrlichen Primel Nachricht gegeben, und es beſtätigt ſich nun, daß die Samen ſofort nach der Reife geſäet werden müſſen. Ein Erdbeerenfeſt. Erſt ein paar Jahre ſind verfloſſen ſeitdem der allgemein und rühm— lichſt bekannte Erdbeerencultivateur und Züchter, Ferdinand Gloede, ſeinen früheren Wohnſitz in Beauvais, Frankreich, verlaſſen und ſich in Eppendorf 349 bei Hamburg, feiner Vaterſtadt, niedergelaſſen und daſelbſt von Neuem mit großem Glück und Erfolge ſeine Kulturen begonnen hat. Wir haben ſchon bei einer früheren Beſprechung der Gloede'ſchen Erdbeerenkulturen bemerkt, daß F. Gloede von den beſten Sorten Erdbeeren nur die allerbeſten kultivirt und alle mittelmäßigen Sorten, ſobald er ſie erprobt hat, caſſirt, wohin leider auch mehrere der in den letzten Jahren von anderen deutſchen Erd— beerenzüchtern mit den Namen hochgeſtellter und berühmter Männer bezeich— neten und mit großer Lobeserhebung in den Handel gegebene Sorten gehören. Es iſt keine Kunſt Erdbeeren aus Samen zu erziehen und unter hundert Sämlingen finden ſich gewiß auch viele Sorten, deren Früchte durch Größe dem Laien imponiren dürften, aber was den Geſchmack und das Aroma derſelben anbelangt, ſo ſtehen ſie bereits vorhandenen Sorten meiſtens nach und ſind daher nichts werth, aber dennoch werden ſie vom Züchter ſofort mit der Bezeichnung: neu, unübertrefflich ſchön in jeder Beziehung, in den Handel gegeben, wodurch die Zahl der vorhandenen Sorten nicht nur durch geringere Sorten vermehrt wird, ſondern es werden auch die etwaigen Käufer angeführt, da ſie neue Sorten theuer kaufen, die ſchlechter ſind als die, welche ſie bereits beſitzen. Ein Erdbeerenzüchter wie auch der Blumenzüchler kann von einem Glück ſagen, wenn er unter mehreren hundert Sämlingen ein halbes Dutzend Sorten findet, die er nach gewiſſenhafter Erprobung als wirklich ſchöne und beſſer als ähnliche vorhandene Sorten in den Handel geben kann, mit denen jeder Abnehmer zufriedengeſtellt ſein wird. Ein richtiges Princip wird in dieſer Hinſicht von unſerm Gloede befolgt. Von vielen hundert Sämlingen, die Früchte bei ihm zum erſten Male in dieſem Jahre geliefert haben, waren viele, die dem Ausſehen nach ganz vortrefflich ſchienen, dem Züchter aber doch nicht genügten, folglich caſſirt wurden und nur einige wenige Sorten wurden als wirklich gute behalten, auf die wir wohl ſpäter Gelegen— heit haben werden zurückzukommen. In und um Hamburg werden für den Marktverkauf ſowohl, wie in den Privatgärten enorm viel Erdbeeren gezogen und auch frühzeitig getrieben. Unter den Beſitzern von Privatgärten giebt es auch viele, die ſelbſt Kenner von Erdbeeren ſind und welche die vorzüglichſten Sorten in ihren Gärten kultiviren laſſen, daher dieſe es auch nicht unterließen den Gloede'ſchen Erd— beerenkulturen einen mehrmaligen Beſuch abzuſtatten, um die zu verſchiedenen Zeiten reifenden, vortrefflichen Sorten an Ort und Stelle kennen zu lernen. Die auf den Markt kommenden Früchte, werden meiſtens von den thätigen Vierländern auf Vierlanden bei Hamburg gezogen. Früher war es faſt ausſchließlich nur die ſich durch ihr vortreffliches Aroma auszeichnende „Vierländer Erdbeere“, welche in großen Maſſen gezogen wurde und auf den Markt kam. Dieſelbe iſt jedoch jetzt von den engliſchen Sorten ſehr ver— drängt worden und namentlich iſt es die Princeß Alice, welche vorzugsweiſe in ungeheurer Menge angebaut wird, eine der älteſten Sorten, die längſt durch beſſere erſetzt worden iſt, da ſie ſich aber durch frühe Reife, große Tragbarkeit wie durch die Größe ihrer Früchte auszeichnet, ſo hat ſie ſich im Markthandel bis jetzt erhalten, obgleich fie viel weniger Aroma beſitzt als manche ähnliche, ſich zum Anbau im Großen eignende Sorten. 350 Doch nun zum Erdbeerenfeſt! Um auch Perſonen, welche keine Gelegenheit haben Erdbeeren ſelbſt zu ziehen und verſchiedene Sorten mit einander vergleichen zu können, hatte Freund Gloede ſich am 10. Juli eine Anzahl intimer Freunde und Freundinnen geladen. In ſeinem hübſchen Gärtchen hinterm Wohnhauſe war auf dem Raſenplatze eine lange Tafel gedeckt, auf der eine ganze Reihe Schalen mit den herrlichſten Erdbeerfrüchten ſich präſentirte und nicht nur die Luft durch ihr Aroma erfüllten, ſondern die Umſtehenden durch ihr herr— liches Ausſehen zum Zugreifen einluden, und mancher der Gäſte konnte kaum ſo lange ſich gedulden bis die Zeit zum Angriff kam, denn erſt mußte dem Magen durch eine gediegenere Speiſe mit der dazu gehörenden flüſſigen Röthe eine Grundlage gegeben werden, und erſt als dies geſchehen kamen die verſchiedenen Erdbeerſorten an die Reihe, die von Allen mit Wohlgefallen betrachtet, geſchmeckt und mit großem Behagen verzehrt wurden, und bei ſo manchem der Gäſte ſofort die Luſt erweckten, auch in ſeinem Garten ſolche vorzügliche Sorten anzupflanzen, und wer keine Gelegenheit dazu hat, wollte ſich bemühen, andere Gartenbeſitzer zu bewegen ſich von den alten ſchlechten Sorten zu trennen und nur wirklich gute, deren es jetzt ſo viele giebt, an— zupflanzen. Der Wunſch aller Anweſenden war aber der, daß es Ferd. Gloede noch recht viele Jahre vergönnt ſein möge, mit gleicher, unermüdlicher Thätig— keit ſeine Erbeerkulturen fortzuführen und dazu beizutragen, daß die edleren Sorten eine immer allgemeinere Verbreitung finden möchten. Von den Sorten die Ferd. Gloede ſeinen Gäſten zum Beſten gab, können wir folgende als vorzüglich hervorheben. Eliza (Rivers) eine vorzügliche frühreifende großfrüchtige Sorte. Fairy Queen (Ingram) desgleichen, ausgezeichnet. British Queen (Myatt) eine köſtliche, mittelfrühe Sorte. Lucas (de Jonghe) eine anerkannte vorzügliche Erdbeere, ſehr geeignet zum Anbau im Großen und zum Treiben. Newton Seedling (Challoner) ſehr tragbare, ſpäter reifende Erdbeere, von ſehr gutem Geſchmack. Topsy (de Jonghe) ſehr zu empfehlen. Sabreur (Mad. Clements) ungemein ſaftreich und gut. La Constante (de Jonghe) vorzüglich, treibt ſehr gut und iſt zum Anbau im Großen zu empfehlen, da ſie ſich auch ſehr gut verſenden läßt. Bicton White Pine eine weiße, großfrüchtige Erdbeere von ganz vorzüg— lichem Geſchmack und Aroma. Royal Hautbois (Rivers), eine Moſchus- oder ſogenannte Vierländer⸗ Erdbeere, ſehr tragbar und viel ſchöner als die alte Vierländer. Monats⸗Erdbeeren oder immertragende, in mehreren Sorten durch— einander. Dieſe übertreffen an Feinheit des Geſchmacks alle übrigen, die Früchte ſind jedoch bedeutend kleiner als die der engliſchen Sorten. Sind dieſe hier genannten Sorten auch keine Neuheiten der letzten zwei Jahre, ſo gehören ſie dennoch zu den beſten Erdbeeren und können als gute, dankbar tragende Sorten empfohlen werden. 351 Neue empfehlenswerthe Pflanzen. Calathea (Maranta) hieroglyphiea Lind. et André. Illustr. Hortic. Taf. 22—23. — Cannaceae. — Schon einmal haben wir auf dieſe herrliche Maranta aufmerkſam gemacht und können, nach der Abbildung in der Illuſtration Horticole nur das wiederholen, was wir von der Pflanze mitgetheilt haben. Dieſelbe iſt nämlich eine der ſchönſten in Kultur. Die Pflanze wurde in den tiefſten ſchattigen Waldungen von Neugranada entdeckt und von J. Linden eingeführt. Echeveria rosacea (2) Lind. et André. Illustr. Hortic. Taf. 24. — Crassulaceae. — Im Jahre 1828 führt de Candolle in feinem Prodromus 4 Arten Echeverien auf, die den Botanikern bekannt waren. 25 Jahre ſpäter kannte man 29 Arten die Profeſſor Schlechtendal (im Hortus Halensis fasc. III, p. 18) aufführt. Seit jener Zeit hat ſich die Zahl der Arten noch vermehrt, und beſonders ſind uns aus Mexico neue Arten hinzugekommen. In der Zuſammenſtellung der Echeverien im 1. Hefte v. J. S. 5 der Hamb. Gartenztg. werden 43 Arten genannt, unter denen die hier genannte noch nicht mit inbegriffen iſt. Es iſt dieſelbe eine der ſchönſten, deren Blätter eine ſo regelmäßig geformte Roſette bilden, das eine ſolche nicht ſchöner gedacht werden kann. Die Blätter find hellblau- grün, von rund— licher Geſtalt. Die Kultur und Vermehrung der Pflanze iſt dieſelbe wie die der E. glauca, secunda und ähnlicher Arten. In der rühmlichſt bekannten Handelsgärtnerei von P. Smith & Co. in Bergedorf ſahen wir unlängſt dieſe Echeverie und zwar bereits in an— ſehnlicher Vermehrung und waren von deren Schönheit ganz entzückt. Coelogyne tomentosa Lindl. Garden. Chron. 1873, pag. 843. — Orchideae. — Eine hübſche, noch ſeltene Orchidee von Borneo. — Die Blumen ſind zimmtbraun; die Lippe derſelben iſt auf der Außenſeite hell— grünlichbraun, auf der inneren Seite ſepiabraun. Cypripedium Crossianum Rchb. fil. Garden. Chron. 1873, pag. 877. — Orchideae. Eine hybride Form zwiſchen C. insigne und C. venustum, die von dem Gärtner Croß bei der Lady Louiſa Aſhburton zu Melchet Court erzogen worden iſt, welcher auch das C. Ashburtoniae gezüchtet hat. Es iſt eine intereſſante Form, die zwiſchen beiden Eltern ſteht, ſich aber von beiden weſentlich unterſcheidet. Platyloma brachypterum T. Moore, Florist and Pomolog. Juli 1873. — Filices. — Eine allerliebſte Farnart von Californien durch Veitch und Söhne in Chelſea eingeführt. Dieſelbe macht 8—12 Zoll hohe Wedel, welche aufrecht ſtehen, rauh anzufühlen und bläulichgrün ſind. Sie ſind doppeltgefiedert, die Fiedern ſind kurz und beſtehen aus 7—9 abſtehenden linienförmigen Fiederblättchen von etwa / Zoll Länge. Platyloma bellum T. Moore, Florist and Pomolog. Juli 1873. — Filices. — Dieſe Art ſteht der eben genannten nahe, iſt jedoch von einem ſchlankeren Wuchs und haben die Wedel zahlreichere kürzere Fiedern. Beide Arten ſtammen aus Californien und find eine hübſche Aequifition 352 für auserleſene Sammlungen von Kalthausfarnen. — Die Gattung Platyloma enthält mehrere Arten der früheren Gattung Pellaea. Oneidium tetracopis Rchb. fil. Garden. Chron. 1873, pag. 915. — Orchideae. — Eine hübſche Art, zuerft von Sennor Baldeviama in Neu⸗Granada entdeckt und in letzter Zeit von W. Bull in England ein— geführt. Die Blumen dieſer Art haben die Größe der von O. superbiens. Die Sepalen ſind kaſtanienbraun, das obere mit einem gelben Rande ver— ſehen. Die Petalen leicht gelb, mit runden braunen Flecken gezeichnet. Die Lippe iſt gelb, ſo weit ſich dieſe Zeichnungen nach den getrockneten Blüthen erkennen laſſen. Oneidium Baldeviamae Rchb. fil. Garden. Chron. 1873, pag. 915. — Orchidese. — Ebenfalls von Sennor Baldeviama, nach dem dieſe Art benannt, in Neu-Granada für W. Bull in England geſammelt. Die Blümen dieſer Art ſind groß, braun, das obere Sepal hat gelbliche Flecke längs des Saumes; die Petalen ſind weißlichgelb, reich mit zahlreichen braunen Flecken gezeichnet. Oneidium plagianthum Rchb. fil. Garden. Chron. 1873, pag. 915. — Orchideae. — Eine ſehr ſonderbare braunblüthige Oncidium⸗Art, dem O. dentilabrum nahe ſtehend. Auch dieſe Species wurde von Sennor Baldeviama geſammelt und an W. Bull eingeſandt. Escallonia Philippiana Mast. Garden. Chron. 1873, pag. 947. Syn. E. virgata var. Philippiana Engler, E. angustifolia Philip. — Escallonieae. — Dr. Maſters ſagt, daß dieſe Art eine der verſchiedenſten von allen Escallonien jet, deren Blätter gleichen denen des Arbutus uva- ursi, die weißen Blüthen haben viel Aehnliches mit denen einiger Myrtaceen, wie z. B. Baeckea, in Folge der ſtielloſen Petalen. Philippi hatte dieſe Art zuerſt beſchrieben, fie konnte jedoch den ihr gegebenen Namen angustifolia nicht behalten, da derſelbe bereits einer andern Art beigelegt worden war. Engler führte ſie daher auch als eine Varietät von E. virgata in ſeiner Monographie auf. Nach Vergleichung der zahlreichen Exemplare im Herbarium von Kew mit der von J. Veitch und Söhne in einer Verſammlung der Gartenbau— Geſellſchaft in London ausgeſtellten lebenden Pflanze tft Dr. Maſters zur Ueberzeugung gelangt, daß dieſe Art als eine eigne Art zu betrachten iſt, ſich ron E. virgata unterſcheidend durch größere und mehr lederartige Blätter, durch die ganzen, nicht gezähnten Kelchlappen, durch die völlig ſitzenden Petalen, welche der Blüthe ein kurzes, becherförmiges Anſehen geben, ganz abweichend von der allgemeinen länglichen cylinderförmigen Geſtalt der übrigen Escallonien. Jedenfalls iſt es eine ganz neue Art für die Gärten. Es iſt eine ziemlich harte Pflanze, mit abſtehenden, hellbraunen Zweigen. Die Blätter ſind faſt ſitzend, ganz glatt, ohne Glandeln, deshalb auch ohne Geruch; die an den Blüthenzweigen find etwa ½ — 1 Zoll lang, linienförmig— länglich. Die Blüthen ſehr kurz geſtielt, dicht beiſammen an den Spitzen der Seitentriebe ſtehend, unterbrochen durch kleine Blättchen. Die Blüthen— 353 ſtiele kürzer als die Röhre der Blüthe, letztere kaum ½ Zoll im Durd- meſſer, weiß. Dieſe hübſche Art wurde von Pearce in Valdinien entdeckt und von ihm an James Veicch eingeſandt. Escallonia montana Philip. Garden. Chron. 1873, pag. 947. — Escallonieae. — Dieſe Art iſt der E. rubra ähnlich, von der fie vielleicht nur eine Varietät ſein dürfte. Es iſt ein Strauch von bräunlich-grauer, dichter, buſchiger Verzweigung, mit faſt glatten Trieben, und dicht bei einander ſtehenden Blättern. Die Blätter an den jüngeren Trieben ſind mehr als 1 Zoll lang und ¼ Zoll breit, lanzettlich, zugeſpitzt an beiden Enden, ungleich geſägt mit glandelartigen Sägezähnen; die beiden Blatt— flächen ſind glatt, mit Ausnahme der Mittelrippe, welche ſchwach flaum— haarig iſt, hellglänzend grün auf der Oberſeite, blaſſer auf der Unterſeite, ohne Glandeln. Die Blumen ſtehen in Büſcheln an den Endſpitzen der Zweige, jede etwa ½ Zoll lang, von einem ſchlanken Blumenſtiel getragen. Die Blumenröhre iſt glatt, röthlich, kreiſelförmig. Sepalen halb ſo lang als die Petalen, roth, löffelförmig. Es iſt eine recht hübſche Art. Escallonia macrantha Hook. et Arn. var. 1. duplicato-ser- rata Engler (E. duplicato-serrata Remy) und var. 2. sanguinea Hort. Veitch. — Garden. Chron. 1873 pag. 947. — Die Escallonia macrantha iſt wohl die ſchönſte in Kultur befindliche Art, von der es bereits mehrere Varietäten, durch Ausſaaten gewonnen, giebt. Zu dieſen gehören die beiden hier genannten, welche ſich von der reinen Art weſentlich und vortheilhaft unterſcheiden und als ſchöne Pflanzen zu empfehlen ſind. Primula vertieillata Forsk. var. sinensis Botan. Magaz. Taf. 6042. — Syn. sinensis Hochst., P. Boveana A. Reich., P. Courti hort. Veitch. — Primulaceae. — Die Primula verticillata war urſprünglich entdeckt in der arabiſchen Provinz Yemen, an den Rändern der kleinen Flüſſe auf dem kälkigen Kierma Gebirge im 14 ½ “ nördlicher Breite, das iſt gegen das ſüdliche Ende des glöcklichen Arabiens. In der „Flora aegyptiaco-Arabica“ wird dieſes Gebirge als noch höher als die daſſelbe um— gebenden beſchrieben, ganz entblößt von Bäumen, jedoch bewachſen mit Kräutern und Cerealien mit Ausnahme von Holcus, welche Gattung nach Ausſage der Bauern die Kälte in dieſer Höhe nicht ertragen kann. Die Primula verticillata wurde nach und nach in drei Formen in verſchiedenen Theilen von Arabien und in Habeſſinien geſammelt, jedoch ſind an dieſen Formen keine bleibenden Unterſchiede aufzufinden. Von denſelben hat die ächte Form von Forskahl ſchmale Hüllblätter, der Kelch iſt bis über die Mitte in ſchmale, lanzettliche Segmente getheilt und die Blumenkrone hat nur ¼ Zoll im Durchmeſſer, mit eirunden, abgeſtutzten Blumenblättern. Die zweite Form iſt die P. Boveana Decsn., die ſich vom Typus hauptſächlich durch die mehr eirunden Blumenkronenblätter, die ganz oder un— bedeutend gekerbt ſind, unterſcheidet, wie auch der Kelch ungleich gezähnt iſt. Sie variirt ſehr in der Größe der Blumenkrone und in der Breite und Form der Hüllblätter. Man fand ſie wild bei Muscat in . auf dem Hamburger Garten⸗ und Blumenzeitung. Band XXIX. — 354 Berge St. Catherin auf der Sinaitiſchen Halbinſel und in der Provinz Tigre von Habeſſinien. Die dritte Form iſt die hier in Rede ſtehende, die ſich durch eine ungleiche, viel breitere Blumenkrone auszeichnet, mit faſt kreisrunden aus⸗ gerandeten Petalen und durch ganz oder nur ſpärlich gezähnte Kelchlappen. Die P. verticillata wird ſchon ſeit vielen Jahren in den Gärten kultivirt, die Habeſſiniſche Varietät iſt jedoch erſt in letzter Zeit von James Veitch in England eingeführt worden. Die blaßgelben Blumen erſcheinen ſehr zahlreich in zwei über einander ſtehenden Quirlen. Meninia turgida Fua, Botan. Magaz. Taf. 6043. — Acanthaceae. — Die Gattung Meninia wurde von Fua aufgeſtellt, der ſich ausführlich in neueſter Zeit mit den Acanthaceen befaßte, jedoch noch nichts Näheres ver— öffentlicht hat. Profeſſor Decaisne, welcher die Blüthen dieſer Pflanze 1869 ſehr genau analyſirt hat, fand, daß dieſelben abſolut diandriſch (zweimännig) ſind, ohne Spur nicht ausgebildeter Staubfäden, ſo daß dieſe Art weder zu Asystasia noch Thyrsacanthus gehören kann. Die Pflanze ſelbſt iſt berühmt als Fiebermittel; in ihrem Vaterlande führt ſie den Namen Thuong⸗ſon. - Die Meninia turgida ift eine aufrecht wachſende krautige Pflanze, nach unten zu holzig werdend. Zweige gerade, grün, gegliedert; die Internodien ſchwach Afantig, an den Knoten angeſchwollen. Blätter gegenüberſtehend, 5— 7 Zoll lang, kurz geſtielt, ellyptiſch-lanzettlich, ſtumpflichzugeſpitzt, ganz⸗ randig, die obere Seite lichtgrün, blaſſer auf der Unterſeite. Blüthenſtand eine endſtändige, gedrungene, ſitzende, aufrechtſtehende, ſtraußförmige Rispe dicht beiſammen ſtehender Blumen. Die Blüthe in der Mitte ihrer Röhre knieartig gebogen, weiß; Schlund gelb, wie die untere Lippe; erſterer auf— geblaſen, im Innern wollig; Saum aus fünf abſtehenden und zurückgebogenen eirunden, halb zugeſpitzten Lappen beſtehend, von denen der unterſte der breiteſte iſt, alle weiß mit roſa Nerven netzartig gezeichnet. Crassula profusa J. D. Hook. Botan. Magaz. Taf. 6044. Crassulaceae. — Eine dankbar blühende und ſich ſtark veräſtelnde Species der Gattung Crassula aus dem Graaf Reinett Diſtrikt der Cap Colony. Sie nähert ſich am meiſten der C. perfossa Lam. und C. perforata L., unterſcheidet ſich aber von beiden durch den Habitus, durch die weniger zuſammengewachſenen Blätter und längeren ſchmalen Kelchlappen. Näher ſteht ſie noch der C. marginata Ait. im Habitus, aber die Blätter ſind nicht breit verwachſen und grün, und nicht purpurn auf der Untenſeite. Die Stuctur des Blattes iſt ſehr eigenthümlich. Der ganzrandige Rand iſt mit einem kaſtanienbraunen Rand eingefaßt, innerhalb deſſelben iſt eine Reihe kreisrunder, leicht convexer Punkte ſichtbar. Die übrige Blattfläche zeigt eine Menge kleine Sternchen. Der botaniſche Garten zu Kew erzog dieſe intereſſante Species 1871 aus Samen und bildet die Pflanze eine dichte Maſſe von Blättern und blühenden Zweigen von 2 Fuß im Durchmeſſer. Die Pflanze blühte von 355 März bis Juni und dürfte fich, wie jo viele ſucculente Pflanzen für Teppich⸗ beete eignen, obgleich die Blüthen ſelbſt nur klein und unſcheinend ſind. Rhododendron malayanum Jack, Botan. Magaz., Taf. 6045. — Rhod. tubiflorum DC., Vireya tubiflora Blum. — Ericeae. — Dr. William Jack, ein tüchtiger Botaniker im Dienſte der früheren Oſtindiſchen Geſellſchaft, machte dieſe ſchöne Pflanze zuerſt 1823 bekannt, die er auf der Spitze des Gunong Bunko fand, eines merkwürdig iſolirt ſtehenden Gebirges, das gewöhnlich von den Europäern „Zuckerhut“ genannt wird, im Innern von Bencoolen, Sumatra. Dr. Jack bemerkt, obgleich dieſes Gebirge nur 3000 Fuß hoch iſt, ſo zeigt daſſelbe in ſeiner Vegetation einen entſchiedenen alpinen Character, was er der Geſtalt und dem beſtändigen Ausgeſetztſein ſeines ſcharf coniſchen Gipfels zuſchreibt. Rh. malayanum iſt ſeitdem öfters auf dem Berge Ophir, Malacca, in einer Höhe von 4000 Fuß, geſammelt worden. Es iſt jedenfalls ſynonvm mit dem japaneſiſchen Rh. tubiflorum, und das Rh. celebicum voa der Inſel Celebes unterſcheidet ſich nur durch die blaſſere Unterſeite der Blätter. Die Handels zärtner Rolliſſon in Tooting erhielten dies Rhododendron durch ihre Sammler von Java. Urſprünglich wurde es von Lobb, als dieſer für den älteren Veitch reiſte, im Jahre 1854, von Borneo in Eng— land eingeführt. Es bildet dieſes Rhododendron einen Strauch oder einen kleinen Baum, deſſen Zweige rothbraun, wie deſſen Blätter auf der Unterſeite, Blattſtiele, Blüthenſtengel, Kelch, Ovarium und die Blumenkrone wenig mit rothbraunen, ſchülferigen Schuppen bedeckt ſind. Die Blätter ſind 4 Zoll lang, elliptiſch oder lanzettlich, ſpitz an beiden Enden, lederartig, ſchmäler in den Blatt- ſtengel auslaufend, dunkelgrün auf der Oberſeite, rothbraun auf der Unter— ſeite. Blüthen endſtändig in wenig blumigen Köpfen, ¾ Zoll lang. Boronia megastigma Nees. Botan. Magaz. Taf. 6046. — Boronia tristis Turcz. — Rutaceae. — In den Diſtrikten um King George's Sound iſt dieſe ſonderbare Pflanze den Anſiedlern durch den angenehmen Geruch ihrer Blumen wohl bekannt und verdient auch allgemein kultivirt zu werden. Im Kew⸗Garten wurde die Pflanze aus Samen gezogen, den er vom Baron von Müller erhalten hatte. Die Pflanze zeichnet ſich noch durch einen eleganten ſchlanken Habitus aus, wie durch die ſonderbar gefärbten Blüthen, die ſie in Menge hervorbringt, dahingegen treibt ſie nur ſpärlich Blätter. Der Duft, den die Blumen verbreiten, iſt ſehr ſtark, dabei doch angenehm und durchaus nicht betäubend. Die Pflanze wird etwa 2 Fuß hoch, treibt ſchlanke, dünne Zweige mit abſtehenden Seitenzweigen. Blätter ſpärlich, ½ — 2 Zoll lang, ſitzend, die oberen mit einem Fiederpaar neben den endſtändigen, die unteren mit zwei Fiederpaaren verſehen: Die Fiederblättchen ſchmallinienförmig. Blumen ſehr zahlreich, einzeln in den Achſeln der oberen Blätter an den Zweigen, ½ Zoll im Durchmeſſer, kurz geſtielt, hängend. Blumenblätter außerhalb kaſtanienbraun, inſeits grünlich⸗gelb. Omphalodes Lueiliae Boiss. Botan. Magaz. Taf. 6047. — 23 356 Boragineae. — Bisher iſt dieſe liebliche Pflanze nur an zwei Standörtern gefunden worden, die weit von einander entfernt liegen, nämlich in Klein⸗ aſien auf dem Berge Sypilus bei Maneſis (das alte Magneſia, nordöſtlich von Smyrna), woſelbſt ſie von Aucher Eloi gefunden worden iſt und dann auf den Gebirgen von Bulgar Dagh in der Provinz von Cillicia (jetzt Itſchili) im öſtlichen Taurus, an den Golf von Scanderoon grenzend. An beiden Stellen lebt ſie in einer Höhe von 8000 Fuß. Es iſt unſtreitig die ſchönſte Art dieſer Gattung in Kultur, ſich durch ¼ — 1 Zoll große, theils hellblaue, theils hellviolette Blüthen, eleganten Wuchs und reichliches Blühen empfehlend. Die Gattung Escallonia und deren Arten. (Von Dr. M. T. Maſters, Garden. Chronicle Nr. 29, 1873.) Auf der letzten Verfammlung der k. Gartenbau-Geſellſchaft zu London hatten J. Veitch & Söhne aus ihrer Handelsgärtnerei zu Combe Wood eine Anzahl Arten der ſchönen Pflanzengattung Escallonia ausgeſtellt, unter denen ſich neben den bekannten mehrere Arten befanden, die bisher in den Gärten noch unbekannt ſein dürften. Die Gattung Escallonia *) beſteht aus einer Gruppe kleiner, gut gekenn⸗ zeichneter, hübſcher, immergrüner Sträucher mit ſchönen Blumen, die entweder einzeln oder in Trauben und Rispen end- oder achſelſtändig ſtehen. Einige Autoren zählen die Escallonien zu der natürlichen Familie der Saxifragen, von denen ſie die holzartigen Arten zu repräſentiren ſcheinen, während andere Botaniker eine eigene Familie mit ihnen aufſtellten, die Escallonien, ihren Platz dicht bei den ächten Saxifragen einnehmend. Die größte Zahl der Arten bewohnt die gebirgigen Diſtrikte von Chile und die nördlichen Theile Südamerikas, einige wenige kommen in Braſilien vor. In Folge ihres natürlichen Standortes in den hohen ſüdlichen Breitengraden, von wo ſie eingeführt worden ſind, erklärt es ſich, daß viele von ihnen ziemlich hart ſind und ſich in Käſten wie im Freien unter Bedeckung überwintern laſſen. Eine der ſchönſten Arten von allen iſt Esc. macrantha, die bei London an einer Mauer gezogen im Freien aushält, und wenn ſie durch die Kälte oder ſcharfe Winde leidet, fo treibt fie ſpäter von Neuem aus.““) Für die anderen Arten iſt ein froſtfreier Kaſten oder Kalthaus während des Winters erforderlich. Verſuche, die zarteren Arten auf härtere zu pfropfen, ſind unſers Wiſſens noch nicht gemacht worden. Das Laubwerk der verſchiedenen Escallonien bietet keine ſo große Ver— änderung in der Geſtalt dar, als wie dies bei den Arten anderer Gattungen der Fall iſt. Die Farbe iſt meiſtens ein dunkles Saftgrün, etwas heller *) Die Gattung Escallonia ift nach Escallon, einem Spanier, bekannt. ** Bei uns hält dieſe wie die übrigen Arten nicht im Freien aus. Wir über⸗ winterten ſie aber in Käſten, in denen die Exemplare bis auf den Topf erfroren, aber wieder von Neuem aus der Wurzel austrieben. E. Oo. 357 auf der Unterſeite und bei mehreren Arten find die Blätter mit einem Harz ausſchwitzender Glandeln beſetzt. Die Blumen variiren in Geſtalt, Größe und Farbe von rein weiß in roſa bis tief blutroth. Wie ſchon oben bemerkt, ſind die Blüthen in dichten, rispenähnlichen Trauben an den End— ſpitzen der Zweige gruppirt, von wenigen Blättern unterbrochen. Von dieſen giebt die E. pulverulenta, eine ſeltene Pflanze in den Gärten, ein gutes Beiſpiel. Der Blüthenſtand der anderen Arten iſt freilich ziemlich derſelbe, jedoch ſtehen die Blüthen weniger dicht beiſammen und ſind von mehreren Blättern unterbrochen. Die neueſte monographiſche Bearbeitung der Escallonien iſt die von Engler in der Linnaea, 1870, und von demſelben Autor in der Flora brasiliensis, 1871, in der ſämmtliche bekannte Arten beſchrieben ſind, von denen die hier nachſtehend aufgeführten in den Gärten lebend vorkommen. E. pulverulenta unterſcheidet ſich von allen andern Arten durch die am obern Ende zweitheiligen Griffel, während dieſe bei allen andern Arten der ganzen Länge nach ſäulenartig ſind. Alle die übrigen Arten laſſen ſich in zwei Gruppen zuſammenſtellen, nämlich 1. in ſolche, bei denen eine röhrenförmige oder becherförmige, gewöhnlich gelbe Scheibe über dem Ovarium vorhanden iſt, und 2. in ſolche, bei denen die Scheibe flach und kiſſenartig gebildet iſt. 1. Scheibe röhrenartig verlängert. E. pterocladon Hook. Botan. Mag. 4817. Unterſcheidet ſich von allen Arten durch ihre kleineren Zweige, in den Winkeln derſelben mit wolligen, häutigen Verlängerungen oder Flügeln verſehen. Die Blätter find glänzend grün, glatt, ſchmal, lanzenförmig, geſägt; Blumen weiß, in dichten, einſeitigen Trauben, ähnlich denen einiger Andromeden. Dieſe Art wurde durch Lobb von Patagonien eingeführt. E. montana Philippi Garden. Chron. 1873, pag. 947. (Bereits beſprochen S. 352 dieſes Heftes der Hamb. Gartenztg.) E. rubra Pers. Engler in Fl. brasiliensis (Escalloniae), 142. — Es iſt dieſe Art wohl die gewöhnlichſte in den Gärten, ihre dunkelgrünen Blätter und hellrothen Blüthen machen ſie zur hübſchen Decorationspflanze. Die jungen Zweige ſind gewöhnlich feinhaarig bekleidet und von röthlicher Farbe. Die Blätter ſind ſchmal, zugeſpitzt, geſägt und auf der Unterſeite mit Glandeln verſehen. Die Blüthen in Rispen ähnlichen Trauben. Die Kelch— röhre iſt etwas birnförmig, 10rippig und mit Glandeln beſetzt; die Segmente ſind linien⸗pfriemförmig. Die 5 Petalen find 4—5 mal länger als die Sepalen. Vaterland Chile. Eine Varietät derſelben var. uniflora Poepp. et Endl. trägt einzelne achſelſtändige Blumen. Abgebildet im Botan. Magaz. Taf. 2890. Eine andere Varietät kommt noch in den Gärten vor, nämlich var. albifiora Hook. et Arn. mit weißen Blüthen. Dieſelbe iſt in Loddiges Botanical Cabinet Taf. 1291 als E. glandulosa abgebild E. macrantha Hook. et Arn. Botan. Misc. III, 341; Gard. Mag. of Bot. III. 209, Taf. 1; Flore des serres VI., tab. 632. — Dies iſt wohl 358 die hübſcheſte bis jetzt eingeführte Art. Die jungen Triebe find etwas weichhaarig, die Blätter faſt glatt, gewöhnlich breiter, zuweilen beinahe rund, als bei den anderen Arten; verſchiedentlich gezähnt, ſcheinend dunkelgrün auf der Oberſeite, auf der Unterſeite mit Glandeln beſetzt. Die Blumen ſtehen in Büſcheln, oft ½ Zoll lang, und variiren in Farbe von fleiſchfarben bis blutroth. Vaterland Chile. Es giebt verſchiedene Formen dieſer Art, wie E. mac. var. duplicato serrata und E. mac. sanguinea, kürzlich von Veitch eingeführt und in Garden. Chron. 1873, pag. 947 beſchrieben. (S. S. 353 dieſes Heftes der Hamburger Gartenztg. E. illinita Presl. Botan. Reg. tab. 1900, Engler in Flora N pag. 142. Dieſe Art erhielt ihre Bezeichnung in Folge der harzigen Aus- ſchwitzung, mit der die länglichen Blätter ſtark bedeckt ſind. Blumen in Büſcheln, Kelch mit Glandeln beſetzt, haarig, die Segmente ſehr ſchmal, denen der Röhre gleich. Die meiſten Petalen viel länger als der Kelch. Vaterland Chile. E. littoralis Philippi, Linnaea 1859. Es ſoll ſich dieſe Art bei J. Veitch in Kultur befinden, jedoch ſind die Exemplare noch zu klein, um mit Gewißheit ſagen zu können, daß es die hier genannte Art iſt. Die Blätter ſollen lanzettlich, ohne Glandeln, fein. Blumen weiß. Vater⸗ land Chile. 2. Scheibe epigyniſch, kiſſenförmig⸗flach. E. Philippiana Hort. Garden. Chron. 1873, pag. 947. (Hamburger Gartenztg. 1873, S. 352.) Es ſoll dieſe Art eine der ſchönſten härteren Arten ſein. E. floribunda H. B. K., Engl. in Fl. brasiliensis, 145. Die Zweige und jungen Blätter ſind ſtark mit einer klebrigen Maſſe bedeckt, welche dieſelben ausſpritzen. Die Blätter ſind länglich, faſt ganzrandig, Blumen ſehr zahlreich in endſtändigen ſtraußartigen Rispen und rein weiß. Heimiſch iſt dieſe Art auf den Gebirgen Neu-Granadas, ſie verlangt daher bei uns mehr Wärme als die vorher genannten Arten. E. caracasa iſt eine Varietät dieſer Art mit größern Blättern. E. montevidensis Cham. et Schlech. Linnaea 1826, pag. 543. (Syn. E. floribunda, spectabilis und bifida Hortor.) Sie ſteht der E. floribunda nahe, hat aber glatte Zweige, ganzrandige, mit Glandeln beſetzte Sepalen und einen kürzeren Griffel als die übrigen Arten. Sie ſtammt aus Süd⸗ braſilien und Montevideo und iſt eine ziemlich zarte Pflanze. E. organensis Gardn., Engl. in Fl. brasiliensis, 135. — Eine zarte Art von den Gebirgen in der Nähe von Rio. Die Blätter ſind auf der Unterſeite mit Glandeln beſetzt, länglich, feingeſägt, nach der Baſis verjüngt. Die Blumen in lockeren Rispen. Die Sepalen ſo lang als die Röhre, ohne Glandeln an den Rändern. Petalen roſa, Zmal länger als die Sepalen und der Griffel iſt bedeutend kürzer als die reife Frucht. E. disc Vent. Chois. tab. 54. Dürfte ſich kaum mehr in Kultur befinden. Die Blätter ſind ſeidenartig auf der Unterſeite. Die in Rispen 359 ſtehenden Blumen find dicht mit Seidenhaaren bekleidet und weiß. Vater— land die Anden Neu-Granadas. Ueber das Verpflanzen der Palmen und anderer großer Bäume. Zu den ſchwierigſten Arbeiten in der Gärtnerei gehört das Verpflanzen der großen Palmen und anderer großer tropiſcher Bäume, denn dieſe Arbeit muß nicht nur mit Sachkenntniß und Vorſicht geſchehen, wenn die ver— pflanzten Exemplare nicht in ihrer Vegetation geſtört werden ſollen, ſondern es gehören zur Verrichtung dieſer Arbeit auch meiſt große Vorbereitungen und vielerlei Requiſiten dazu und ganz beſonders ſchwierig wird die Arbeit dadurch, wenn, was meiſt der Fall iſt, in dem Raume, in dem die Palmen ſtehen, es an Platz fehlt. James Mac Nab, der rühmlichſt bekannte Vorſteher des k. botaniſchen Gartens in Edinburg hat über das Verpflanzen großer Palmen bei ſehr beſchränkter Räumlichkeit in der Juni-Sitzung der botaniſchen Geſellſchaft in Edinburg einen ſehr beachtenswerthen Vortrag gehalten,) aus dem wir das hauptſächlichſte unſern Leſern hier mittheilen wollen. Mac Nab hat zwei Methoden Palmen zu verpflanzen, eine alte und eine neue. J. Mac Nab ſagt, im Jahre 1858 veröffentlichte ich im „Scottish Gardner“ die Reſultate meiner gemachten Verſuche, die ich zur Zeit mit dem Verpflanzen großer Palmen und anderer großer tropiſcher Bäume im botaniſchen Garten zu Edinburg angeſtellt hatte. Die betreffenden Palmen befanden ſich damals in dem alten achteckigen, 60 Fuß im Durchmeſſer haltenden und 42 Fuß hohen Gewächshauſe. Das Holz der meiſten Kübel in denen die Palmen ſtanden, war verfault, es mußten daher die Kübel durch neue erſetzt werden, eine ſchwer auszuführende Aufgabe, da die Kübel faſt dicht an einander ſtanden und kein Raum vorhanden war ſie weiter zu ſtellen. Die alte Methode des Umpflanzens dürfte manchen, die keinen Platz haben große Kübelpflanzen umzupflanzen, einige nützliche Winke geben. Während vieler Jahre wurden im botaniſchen Garten in Edinburg für die größten Palmen alte Oelfäſſer als Kübel benutzt, dieſe waren in der Mitte 4—4½ Fuß weit und 6— 71, Fuß hoch; fie wurden in der Mitte durchgeſägt, ſo daß jedes Faß zwei gute Kübel lieferte. Bei dem Verpflanzen der Palmen ꝛc. iſt ſtets darauf zu achten, daß der einzuſetzende Ballen rund herum etwa 6—8 Zoll an Raum gewinnt mit entſprechender Tiefe, um eine genügende Unterlage zum Abzug des Waſſers geben zu können. Die zum Verpflanzen vorbereitete Palme wird dann in die Höhe gehoben und in den neuen Kübel gepflanzt, wie ſpäter angegeben. J. Mac Nab bemerkt hier noch, daß die früher von ihm benutzten alten Oelfäſſer viel länger hielten als die jetzigen von Eichen- oder gutem Veröffentlicht in Gardener's Chronicle Nr. 27, 1873. 360 Fichtenholz angefertigten. Jeder Kübel wurde inwendig getheert und von Außen gemalt. In Folge des ſo ſehr beſchränkten Raumes war es bei vielen Palmen unmöglich, denſelben größere, neue Kübel zu geben, als die, in denen ſie wuchſen. Es wurden daher für dieſe neue Kübel von derſelben Größe, wie die alten, meiſt 309“ tief und 4“ 6“ oben weit, beſchafft. Nachdem nun auf den Boden des Kübels eine entſprechende Scherbenlage ꝛc. zum Abzug des Waſſers gebracht war, wurde der Kübel mit der erforderlichen Erde bis auf 1 Fuß vom obern Rande gefüllt. Die zu verpflanzende Palme wurde auf 3 oder 4 aneinander gelegte Mauerſteine geſtellt, die Reifen vom Kübel und dann dieſer ſelbſt nebſt deſſen Boden von dem Wurzelballen entfernt. Der Wurzelballen blieb dann in den meiſten Fällen von ſelbſt ſtehen, da er aus einer ſeſten Maſſe dicht verflochtener Wurzeln beſteht. Zeigte er ſich jedoch loſe, ſo wurden einige Stäbe vermittelſt eines Taues um denſelben befeſtigt. Nachdem nun der Ballen von den alten Wurzeln, Scherben und Holzſtücken der früheren Unterlage gereinigt und nach Bedürfniß aufgelockert worden iſt, werden die Taue, um ihn aufheben zu können, ums gelegt, bevor die Wedelkrone durch Zuſammenbinden ebenfalls geſichert worden iſt, und die ganze Pflanze vermittelſt einer Winde ꝛc. ſo hoch aufgehoben, um den neuen mit Erde gefüllten Kübel bequem unterſchieben zu können. Alsdann wird die Pflanze bis auf die in dem neuen Kübel befindliche Erde niedergelaſſen, und da der Kübel bis auf 1 Fuß mit der Erde gefüllt iſt, ſo kommt der ſchmalſte Theil des Wurzelballens in den breiteſten Theil des neuen Kübels zu ſtehen und wird der Wurzelballen etwa 16—18 Zoll über den Kübel hervorſtehen. Iſt der Kübel nun ganz mit Erde angefüllt worden, ſo werden rund herum im Kübel 26 Zoll lange Stabhölzer in die Erde eingetrieben, doch jo, daß dieſe mehr eine Neigung nach der Außen- ſeite erhalten. Sind die Stäbe dicht aneinander eingeſetzt, ſo legt man um dieſelben einen eiſernen Reifen und befeſtigt ihn mit einer Schraube, damit die Stäbe feſthalten und nicht weichen können. Iſt dies geſchehen, ſo füllt man den ganzen innern Raum, des auf dieſe Weiſe erhöhten Kübels mit Erde und gießt tüchtig an. Zu einer Zeit hatten die größeren Palmen im alten Palmenhauſe des botaniſchen Gartens zu Edinburg das Ausſehen, als ſtänden ſie in doppelten Kübeln, aber trotz des nicht hübſchen Ausſehens dieſer Kübel wuchſen die Palmen vortrefflich und füllten die Kübel mit geſunden Wurzeln. Z3 wei der größten Palmen, eine Livistonia chinensis und ein Sabal umbraculifera hatten in ihrem doppelten Kübel während mehrerer Jahre eine rieſige Größe erlangt und war es unnöglich ſie in größere Kübel zu verſetzen. Es wurde daher um den Kübel jeder dieſer Palmen ein vier— eckiger eichener Kaſten angebracht, nachdem zuvor von den alten Kübeln die eiſernen Ringe und Stäbe entfernt worden waren. Eine Quantität zer- ſchlagener Steine und Torfſtücken wurde auf den Boden gebracht und der übrige Raum mit Erde ausgefüllt, wobei die Pflanzen ruhig auf ihrer Stelle ſtehen blieben und ſehr bald einen rieſigen Fortſchritt im Wachſen 361 machten. Eine Arenga saccharifera und eine Caryota urens wuchſen nicht minder freudig in ihren doppelten Kübeln. Viele der herrlichen Palmen ſtießen mit ihren Wedeln gegen das Glasdach, mehrere gingen ſogar hindurch und ein neues größeres Haus war dringend nothwendig, was denn auch im Laufe des Jahres 1858 erbaut wurde. Daſſelbe hatte eine Länge von 100 Fuß, eine Tiefe von 60 und eine Höhe von 72 Fuß. Das Haus ſtieß auf der Weſtſeite an das alte Haus, deſſen Wand dann entfernt wurde, ſo daß beide Häuſer ein großes ausmachten. Bevor nun die Pflanzen, große wie kleinere, in das neue Haus gebracht werden konnten, mußten dieſe erſt ſämmtlich verpflanzt werden und es ſtellte ſich heraus, daß die alte Methode des Verpflanzens der großen Kübelpflanzen nicht mehr genügte. Um dieſe Arbeit aber ordentlich, zugleich auch öconomiſch und zum Nutzen der Pflanzen auszuführen, mußte vieles erwogen werden, ehe man an die ſchwierige Arbeit ging, zudem ſann ich auf eine einfachere und leichtere Methode des Verpflanzens als die bisher angewandte. | Viele der größten Pflanzen hatten neben ihrer Größe ein Gewicht von 7—8 Tonnen, es konnten die ſchwerſten ſomit nicht jo hoch aufgehoben werden, um den neuen größeren Kübel unter den Ballen der ſchwebenden Pflanze zu ſchieben. Es entſtand ſomit die Frage wie dieſe großen Palmen ohne große Mühe zu verpflanzen. Nach langem Nachſinnen verfiel ich auf einen Plan, der allen meinen Erwartungen vollkommen entſprochen hat. — Einige der Palmen hatten während der langen Zeit eine beträchtliche Größe erreicht, mehrere von ihnen waren 50 Fuß hoch. Die Livistonia chinensis und Sabal umbraculifera ſtanden in großen viereckigen Käſten, die vor reichlich 10 Jahren um ihre alten runden Kübel angebracht worden waren, der Boden derſelben ruhte unmittelbar auf dem ſteinernen Fußboden. Dieſe Coloſſe zu verpflanzen war eben keine Leichtigkeit und doch ging es nach Wunſch. — Die größte Palme, welche J. Mac Nab zuerſt verpflanzte war die Livistonia chinensis. Ehe der alte Kaſten von den Wurzelballen entfernt wurde, wurden durch den letzteren, ſo tief unten als möglich, 3 Löcher gebohrt, groß genug um ein 3½ Zoll dickes und 32 Fuß langes Tau durch jedes hindurch— ziehen zu können, jo daß aus jedem Loche ein 14 Fuß langes Ende hervor— ragte. Jetzt wurde der Kaſten losgeſchlagen und der dicht verfilzte Wurzel— ballen ſtand frei. An den Seiten, wo die Taue aus den Löchern hervor— traten, wurde ein Theil vom Ballen abgelöſt und an dieſe Stellen 4 Fuß lange, 6 Zoll breite und 1 Zoll dicke eichene Brettſtücke angelegt, die an den Enden abgerundet ſein müſſen, damit die Taue von den Kanten nicht durchſchnitten werden, wenn die Palme gehoben wird. Die Bretter müſſen genau auf den zum Anheben beſtimmten Tauen liegen. Die Ecken der vier— ſeitigen Ballen wurden abgerundet, damit derſelbe in den neuen runden Kübel bequem eingelaſſen werden konnte. Der neue Kübel war 22 Fuß im Umfang und 4 Fuß 9 Zoll hoch, beſtehend aus gutem ſtarken Eichenholz und war mit 5 eiſernen Reifen verſehen. Drei ſtarke hölzerne Leiſten waren unter dem Boden des Kübels 362 angenagelt, die mit ihren Enden 3—4 Zoll hervorragten und mit Band- eiſen an denſelben verbunden waren. Es muß darauf geſehen werden, daß dieſe Leiſten die unteren Enden der Stabhölzer des Kübels berühren, da dies bei dem nachherigen Zuſammenſetzen des Kübels erforderlich iſt. Ehe nun der neue Kübel auseinandergenommen wird, werden zwei hölzerne Reifen proviſoriſch von außen um denſelben angenagelt, etwa 3 Fuß von einander entfernt und den einen ſo weit als möglich nach dem obern Rande zu. Dieſe Reifen werden aber derart angenagelt, daß, nachdem die eiſernen Reifen von dem Kübel abgenommen, die Stabhölzer zu 3 bis 4 Stück beiſammen bleiben, je nach der Größe des Kübels. Auch iſt es rathſam jedes einzelne Stabholz noch zu numeriren, damit beim Wiederzuſammen⸗ ſetzen des Kübels keine Verwechslung vorkommen kann. Um nun das Verpflanzen ſelbſt vorzunehmen, ſind vielerlei Vor— richtungen und Geräthſchaften erforderlich, als wie zwei ſtarke hölzerne Böcke, etwa 9 Fuß lang, aus 9 Zoll breiten und 3 Zoll dicken Bohlen gefertigt, jeder auf dem Rücken an jedem Ende mit einer beweglichen ausgehölten Schiene mit zwei ſtarken eiſernen Bolzen verſehen; ebenſo müſſen an jedem Ende auf dem Rücken der Böcke 8 oder 10 Löcher in gleicher Entfernung an— gebracht ſein, um die Stellung der Schienen je nach der Größe des in die Höhe zu hebenden Ballens verändern zu können. Zwei ſtarke, hohle, eiſerne Walzen ſind ebenfalls erforderlich, etwa 8° 2“ lang und 14 Zoll im Umfang, an jedem Ende mit einer ſtarken runden Oeſe verſehen. Dieſe Walzen werden quer über die beiden Böcke in die auf denſelben angebrachten 2 Schienenſtücke gelegt. Die Böcke ſtehen parallel an zwei Seiten der zu verpflanzenden Palme, genau mit den an dem Ballen derſelben zum Auf- heben angebrachten Taue, welche letztere um die eiſernen Walzen gelegt und je nach der Länge derſelben umwickelt und dann vermittelſt einer Hand— ſpeiche befeſtigt werden. Bei ſehr hohen Pflanzen mit ſchwerer Krone iſt es zuweilen nöthig, denſelben einige ſtarke Pfähle beizuſtecken und dieſe ſo zu befeſtigen, daß ein etwaiges Umſchlagen derſelben beim Aufheben ver— hindert wird, wobei auf jeder Seite der Pflanze ein Mann zum Halten erforderlich iſt. Bei mittelgroßen Pflanzen genügt ein gewöhnlicher Flaſchen— zug mit gewöhnlichen ſtarken Tauen, nur muß der Zug des erſteren genau über der Mitte der Pflanze ſich befinden. Der Boden des neuen Kübels, nachdem er mit den oben angegebenen Leiſten verſehen worden iſt, wird nun auf die eine Seite der Böcke, auf 3 oder 4 gleichen, 5—6 Zoll ſtarken Walzen ruhend, gelegt. Ebenſo die Reifen, auf den hervorragenden und am Boden des Kübels angebrachten Leiſten ruhend, wobei genau zu beachten, daß der weiteſte Rand der Reifen nach oben gekehrt iſt. Wenn nun alles complet iſt und alle Leute auf ihrem Poſten, ſo wird mit dem Aufheben begonnen. Eiſerne Handſpeichen werden an jedem Ende der eiſernen Walzen gebraucht, an jede der erſteren zwei Mann geſtellt und ein oder zwei Mann an jede der, an den zum Aufheben beſtimmten Tauen angebrachten hölzernen Speichen, je nach der Schwere des Ballens. Iſt der Ballen 6—8 Zoll hoch vom Erdboden gehoben und aller etwa darunter befindliche Abfall fortgefegt, ſo wird der 363 Boden des neuen Kübels mit den Reifen auf den proviſoriſchen Walzen unter die Pflanze geſchoben, wobei zu achten, daß er ganz genau unter die Mitte des Ballens zu ſtehen kommt und völlig wagerecht; damit ſich die zum Aufheben angebrachten Taue leicht hervorziehen laſſen, werden 4 vier— eckige Holzſtücke oder Mauerſteinſtücke von 1½ Zoll Stärke an jede Seite der Taue auf den beweglichen Boden gelegt. Die Pflanze wird nun bis auf den Boden niedergelaſſen und rund herum mit kleinen Pflöcken und Keilen befeſtigt, ſo daß die Walzen nicht aus ihrer Lage kommen können, bis die Arbeit vollendet iſt. Die Taue werden nun abgenommen. Die Pflanze ſteht auf ihrem neuen Boden und alle zum Verpflanzen derſelben angebrachten Gegenſtände werden entfernt, mit Ausnahme der Taue am Flaſchenzuge, die befeſtigt werden müſſen, um die Pflanze in der richtigen Lage zu erhalten, bis alles vollendet iſt. Die Hebebretter werden dann fortgenommen, eins nach dem andern und alle Ungleichheiten unter den— ſelben werden mit Drainſtücken und Torf ausgefüllt. Die Wandenſtücke des Kübels werden herumgeſetzt, deren untere Enden auf den unten am Boden angebrachten Leiſten ruhen, und dann werden die eiſernen Reifen angelegt und zugleich die proviſoriſchen hölzernen abgenommen. Der untere Theil des Kübels wird mit Drainmaterial und der Reſt mit der geeigneten Erde angefüllt und das Ganze tüchtig angegoſſen. Iſt nun alles noch im Wege ſtehende entfernt, ſo kann die Pflanze auf den noch ſtehenden Walzen nach jedem beliebigen Ort transportirt werden. Der botaniſche Garten zu Brisbane. Dr. Georg Bennett giebt in Gardeners Chronicle (Nr. 29 dieſes Jahrg.) ſehr intereſſante Notizen über einige Bäume und Pflanzen, die er kürzlich im botaniſchen Garten zu Brisbane (Auſtralien) zu ſehen und kennen zu lernen Gelegenheit fand. Sein Bericht beſchränkt ſich hauptſächlich auf ſolche Bäume ꝛc., die ſich entweder durch ihre Schönheit auszeichnen oder von öconomiſcher Wichtigkeit ſind. Viele derſelben ſind ihm von ſeinen früheren Reifen in Indien, Manilla, China ꝛc her, bekannt, wo er fie im wilden Zuſtande angetroffen hat. In der Nähe der Wohnung von dem Director des Gartens, Walter Hill, ſteht eine Pflanze mit gelben Ginſterartigen Blüthen, die Crotalaria juncea welche den „Sonnenhanf“ (Sun-hemp) Indiens liefert, deſſen Faſern in großen Quantitäten von jenem Lande ausgeführt werden. In deren Nähe ſteht ein Baum von etwa 15 Fuß Höhe, der mit ſeiner Unmaſſe Aehren goldgelber Blüthen einen günſtigen Anblick gewährt, es iſt die Barklya syringifolia. Die Blüthen nehmen im Sonnenſchein eine un- gemein intenſive Färbung an. Dieſer Baum wächſt in der Umgebung von Brisbane wild, kommt aber ebenfalls auch viel nördlicher vor. Die Blumen verbreiten einen angenehmen Geruch und wenn in voller Blüthe, ſo über— trifft der Geruch den der famoſen Nuytsia floribunda oder Flammen— baum des weſtlichen Auſtraliens. Das Holz des Baumes iſt hart, dicht— 364 körnig, herrlich geadert und zu Tiſchlerarbeiten ſehr geeignet. Die Blüthen der Nuytsia ſtehen in uchjelftändigen oder endſtändigen Rispen. Der Tulpenbaum (Liriodendron tulipiferum), ein Bewohner der temperirten Gegenden Nordamerikas gedeiht ungemein üppig und iſt als Zierbaum, wie wegen ſeiner eigenthümlich geformten Blätter und ſeiner ſchönen, tulpenartigen, grün, gelb und orangeroth gezeichneten Blüthen, allgemein bekannt. Er erreicht eine Höhe von 70—80 Fuß; fein Holz iſt leicht, feinförnig und nimmt eine ſchöne Politur an. Die Rinde ſoll ſtärkende und ſchweißtreibende Eigenſchaften beſitzen, ſie hat einen bittern, aromatiſchen Geſchmack und iſt zuweilen an Stelle des Chinin gebraucht worden. Dr. Bennett ſah auch den geheiligten Bo oder Papul-Baum (Ficus religiosa), den man in Indien ſeines dunklen Schattens wegen in der Nähe der Tempel auf Ceylon anpflanzt, da er von den Buddhiſten ſehr verehrt wird. Auch die Hindus halten ihn heilig, weil deren Gottheit, Vishnoo, im Schatten ſeiner-Aeſte geboren ſein fol. Der Baum hat herzförmige, oben lang zugeſpitzte Blätter, dieſe ſind langgeſtielt, wellig an den Rändern, nicht unähnlich denen einiger Pappeln und zittern im Winde wie die an unſerer Zitterpappel. Ein ſehr hübſcher Baum iſt-die Trauer-Feige Javas (Ficus Benjamina). Dieſer Baum hat einen reizenden Habitus und erreicht eine Höhe von 80 bis 100 Fuß. Dr. Bennett hat bis jetzt keinen Baum in Auſtralien kennen gelernt, der an Schönheit und lebhafte Färbung der Blumen, dem „Flammenbaum“ von Illawara und der Buſchholz-Waldungen der nordweſtlichen Küſte (Brachychiton acerifolium) oder der ahornblättrigen Sterculia aus der natür⸗ lichen Familie der Sterculiaceae, von den Ureinwohnern Neu-Süd-Wales „Werry Wegne“ genannt, gleichkommt. Dieſer Baum erreicht eine Höhe von 30 bis 80 Fuß, mit einem Umfang von 8— 12 Fuß. Das Holz iſt weich und ſchwammig und die Rinde wird von den Ureingebornen benutzt um Fiſcher— leinen und Netze ꝛc. daraus zu verfertigen, zu welchem Zwecke auch die Rinden anderer Baumarten dieſer in Auſtralien einheimiſchen Gattung benutzt werden. Dieſer Baum hat einen hohen, ſäulenförmigen Stamm; hat der— ſelbe eine Höhe von 20—30 Fuß erreicht, ſo breiten ſich deſſen Aeſte weit aus, man kann ſagen von ſeiner Jugend an. Hat der Baum aber eine Höhe von 70—80 Fuß erreicht, mit einem Durchmeſſer von 3—4 Fuß, ſo iſt der Stamm ganz glatt geworden, meiſt ganz gerade aufrecht und bis zur Krone von Aeſten entblößt. Der Baum iſt im Illawarra Diſtrikt von Neu-Süd⸗Wales heimiſch, man findet ihn aber ſehr vielfach ſeiner Schönheit wegen, ſowohl der Blätter wie Blüthen, in den Gärten angepflanzt. Die Blätter ſind groß, langgeſtielt, ähnlich einem Ahornblatte, daher auch deſſen Benennung, und mehr als einmal iſt er von Reiſenden für eine Ahorn— art gehalten worden. Männliche wie weibliche Blüthen befinden ſich auf einem Baum. | Sobald der Flammen-Baum in voller Blüthe ſteht, verliert er all— mählich ſeine Blätter und iſt dann dicht mit ſeinen ſcharlachrothen Blüthen bedeckt, deren Stiele von gleicher Färbung ſind. Während der Blüthezeit 365 macht ſich der Baum ſchon in ſehr weiter Ferne erkennbar und macht in der Nähe geſehen, ſei es im wilden, oder angepflanzten Zuſtande einen un- gemein großartigen Eindruck. Den Blüthen folgen die Samenſchoten, die in Büſcheln beiſammen, herabhängen und wenn böllig reif, ſchwarz ſind. Die Vermehrung des Baumes geſchieht leicht aus Samen. Deſſen Blüthe— zeit iſt im Monat December, doch meiſt nur alle 2—3 Jahre. Zuweilen ſieht man Bäume, die nur an einzelnen Zweigen blühen und dann wieder ſolche, die nur Blüthen auf einer Seite hervorgebracht haben. Der Anblick, den dieſe dann bieten, iſt ein eigenthümlicher, denn nachdem die Blumen von den Zweigen abgefallen, erſcheinen dieſe Zweige blätterlos, wie todt, während die Zweige, an denen keine Blumen befindlich waren, im vollſten Blätterſchmuck prangen. Leute, welche dieſe Eigenſchaft des Baumes nicht kennen, glauben, daß die kahlen Aeſte abgeſtorben ſind. Wenn die Blumen vergehen und abfallen, ſo färben ſich die Stengel, die bisher ſo brillant roth leuchteten, ſchmutzig dunkelroth und vergehen ebenfalls und nur die trocknen ſchwarzen Samenſchoten bleiben an den ſcheinbar todten Zweigen hängen. Mehrere indiſche Gummi-Bäume, Siphonia elastica, aus Braſilien, gedeihen dem Ausſehen nach ſehr gut. Aus in den Stamm gemachten Ein— ſchnitten quillt eine milchartige Flüſſigkeit, der bekannte Kautſchuck. Der Gewürzbaum, Eugenia Pimenta, gedeiht ſehr gut; der Baum erreicht eine Höhe von 18—25 Fuß. Die Blätter wie die Früchte ſind ſehr aromatiſch. Der Strychnos nux vomica mit ſeinen ſchönen glänzend grünen Blättern und der Brotfruchtbaum, Artocarpus integrifolia, find von großem Intereſſe, letzterer ſtand in Früchten und ſein Holz wird auf Ceylon zu verſchiedenen Zwecken benutzt. Die Avogado auch Aguacate, Persea gratissima, iſt ein ſehr ſchätz— barer Baum und hat ſich in der Colonie ganz naturaliſirt. Er trägt all— jährlich Früchte, welche die Form und Größe einer großen Birne haben, deren Fleiſch mit Pfeffer und Salz genoſſen, ganz vorzüglich ſchmeckt. Der in der Frucht enthaltene Same iſt ſchwarz und liefert ein Oel, das ſich zur Tintenfabrikation eignen dürfte, da deſſen Farbe unvergänglich iſt. Empfehlenswerth iſt eine niedliche Yantanı (L. brasiliensis) mit weißen Blüthen in deren Mitte ein gelber Fleck iſt. Sie erzeugt ſchwarze eßbare Beeren von einem angenehmen Geſchmack, denen von den Vögeln ſehr nach— geſtellt wird, und da die Samen ſehr hart ſind, ſo wird dieſe Pflanze ver— muthlich bald durch die Vögel weiter verbreitet werden. — Die ſchöne ſcharlachfarbene Lantana, L. coccinea, iſt ſchon ſehr allgemein geworden. — Eine Gruppe verſchiedener Allamanda, alle in voller Blüthe, machte einen herrlichen Effekt, es waren A. Schottii, neriifolia, cathartica, Hendersoni (wohl nur eine größere Form von A. Schottii) und A. violacea, bis auf letztere, die herrliche violette Blüthen hat, alle mit einer Fülle goldgelber Blumen bedeckt. Ein Aufguß von den Wurzeln der A. violacea ſoll ſehr ſtark abführend wirken und bei bösartigen Fiebern angewendet werden. A. trigona iſt eine derjenigen Arten, die ungemein reich während der Wintermonate blüht und im Verein mit der Poinsettia pulcherrima eine 366 große Zierde der Gärten in Neu-Süd⸗Wales iſt. — Mehrere herrliche Species von Gardenia ſtanden in Blüthe und verbreiteten ihren ſtarken Duft weithin, der für Viele zu betäubend iſt, um in der Nähe der Pflanzen auszuhalten. Gardenia Stanleyana, Fortunei und Thunbergii waren aus⸗ gezeichnet. Ein Teich war der Kultur des fo prachtvollen carmoiſinrothen Nelum- bium Leichhardtianum, das ſo eben zu blühen anfing, gewidmet. Dieſe Art iſt in den Flüſſen in Queensland heimiſch und kommt namentlich im Ballone Fluſſe ſehr reichlich von. Dies Nelumbium wird von den Urein⸗ wohnern Ballona genannt und ſoll der Fluß ſeinen Namen nach dieſer Pflanze, in dem ſie ſo reichlich wächſt, erhalten haben. Der Blattſtengel erhebt ſich etwa 3—4 Fuß über Waſſer. Ein anderer Teich war angefüllt mit der herrlichen blauen Nymphaea gigantea, ebenfalls heimiſch in den Flüſſen von Queensland. Die herrliche und ſonderbare Plumieria, die Frangipani von Oſtindien, mit ihren glänzenden Blättern an den Endſpitzen ihrer dicken fleiſchigen Zweige, ſtand in voller Blüthe. Die weißen Blumen mit einem goldnen Anflug auf der inneren Seite der Petalen, verbreiten einen köſtlichen Geruch. — Der Longan und Litchi, Nephelium Longan und N. Litchi, der Melonen⸗ baum, Carica Papaya, gedeihen vortrefflich unter dem Clima von Queens⸗ land, wie eine große Menge anderer werthvoller und intereſſanter Pflanzen, als Ilex paraguariensis, der Paraguay-Thee-Baum, die Talipot-Palme, Corypha umbraculifera, diverſe Melastomaceen von Braſilien und verſchiedene Cycas- und Macrozonnia-Arten. Eine in Queensland einheimiſche Grevillea, G. Hillüi, iſt ſehr ſchön, ſie hat große dunkelgrüne Blätter und ſchöne Rispen weißer Blumen. Der Baum iſt etwa 15 Fuß hoch. Eine andere ihr nahe ſtehende Art iſt die G. Banksii und G. Forsteri C. Moore mit ſcharlachrothen Blumen. Im botaniſchen Garten wird auch eine Varietät dieſer Art mit weißen Blumen kultivirt unter dem Namen G. Forsteri var. alba. Die Mangobäume, Mangifera indica, erregten Dr. Bennett's beſondere Aufmerkſamkeit, dieſelben zeigten ein vortreffliches Gedeihen und trugen nicht nur einzelne Früchte, ſondern dieſelben büſchelweiſe, wie in ihrem Vaterlande. Es ſcheint dem Baume in Auſtralien noch eine große Zukunft bevorzuſtehen. In dem Berichte der Acclimatiſations-Geſellſchaft zu Brisbane vom Jahre 1871 heißt es in Bezug auf den Mangobaum. Etwa 150 Exemplare ſind verſandt worden und nach eingegangenen Mittheilungen befinden dieſe ſich alle vortrefflich, ſie haben eine Höhe von 18 Zoll bis 12 Fuß erreicht. In mehr denn einem Falle trugen ſie in dieſem Jahre Früchte. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß ſich dieſer Baum ſehr bald wird naturaliſirt haben und den ſüdlicheren Colonien ſeine Früchte zuführen, wie es bereits der Fall mit der Ananas iſt, die in Queensland in fo großen Maſſen angezogen und zu ſehr billigen Preiſen verkauft wird. (Schluß folgt.) 367 Die neuen Bremer Friedhöfe. Als in Bremen die Verlegung der alten Friedhöfe nöthig wurde, war es gewiß ein ſchöner nachahmenswürdiger Entſchluß, den der Senat faßte. Die Friedhöfe in Form von großen landſchaftlichen Anlagen, eine Stunde von der Stadt entfernt, anzulegen. Auch war es gewiß nicht der unrichtige Weg, den man einſchlug, als man beſchloß, die Landſchaftsgärtner Deutſch— lands zu einer Concurrenz aufzufordern. Es war das eine ſchöne, ſeltene Aufgabe; wegen der zu kurzen Zeit konnte die Betheiligung jedoch nur eine geringe ſein. Von den eingelieferten Projekten wurden die von C. Jancke in Aachen, J. Heins in Bremen und A. Hoof in Harbke prämiirt und die des Erſteren zur Ausführung beſtimmt. Von jeher iſt es Sitte geweſen, die Stätte, wo unſere Todten ruhen, mit Pflanzungen gartenähnlich zu verſchönen, war dies ſchon üblich als die Kirchhöfe noch um die Kirchen herum lagen, ſo wurde es dies noch umſo— mehr, als ſie vor die Mauern der Städte verlegt und „Friedgärten“ wurden. Die Idee jedoch, landſchaftliche Parks anzulegen, und dieſe als Kirch— höfe zu benutzen, iſt eine ſehr poetiſche und wohl noch nirgend ausgeführt. Nicht ſo leicht war aber die Ausführung der Aufgabe als dieſe ſchön war. Die Umgegend Bremens iſt nicht gerade von der Natur bevorzugt, und in einer Ebene ift es bekanntlich ſchwierig, viel Abwechslung in den Scenerien herzuſtellen. Doch lagen die Terrains im Vergleich zu der andern Umgebung immer noch günſtig. Während das bei Walle ziemlich frei liegt und hübſche Fernblicke nach Bremen und dem Dorfe Gröplingen bietet, iſt der bei Schwachhauſen mehr abgeſchloſſen. Auf 3 Seiten iſt es von hohen Eichenhainen und Alleen eingeſchloſſen, und nur die Blicke nach Bremen und dem ſogen. Bleklande ſind frei. Es würde vielleicht nicht unintereſſant ſein, etwas über das Projekt und das, was bis jetzt geſchaffen iſt, zu ſagen. Jedes der beiden Terrains iſt ca. 80 Morgen groß. Ganz enorme Arbeit und Koſten erforderte die nun beinahe vollendete Aufhöhung. Die Niveau's lagen 0,5—1,5 Meter über dem Nullpunkte des Bremer Pegels, und es mußten daher die zu Begräbniſſen beſtimmten Flächen um 1 bis 1½ Meter höher gelegt werden. Um den hierzu nöthigen Boden zu gewinnen, wurden große Seen und breite Gräben, welche die Anlagen flußartig durchziehen und umfaſſen, aus- gegraben. Zugleich ſollen dieſelben entwäſſern. Der Eingang zum Friedhof bei Walle iſt ſchöner und würdiger als der zum Friedhof in Schwachhauſen. Auf einer breiten Linden-Allee, die links von freundlichen Anlagen begleitet wird, gelangt man auf den Friedhof. Zu Schwachhauſen dagegen muß man erſt eine enge Dorfſtraße paſſiren, ehe der Weg in den Friedhof einbiegt. Auf beiden Friedhöfen iſt die Anordnung ähnlich und nach demſelben Princip. Vom Eingange aus führen zwei breite Wege zu der anſehnlichen, 368 ornamentalen Capelle, welche in gothiſchem Style ausgeführt wird. Vor der Capelle breitet ſich ein Raſenplatz aus, mit Blumenſchmuck und einigen paſſenden Arabesken, aus Mahonia- und Liguſtrum-Hecken gebildet. Rund um die Capelle herum ſchließen ſich regelmäßige Raſenſtücke an, die mit Gruppen aus feinen Coniferen und immergrünen Gehölzen, Rhododendron und Azaleen beſetzt ſind. Die breiten Wege find mit Platanen und voth- blühenden Kaſtanien bepflanzt. Dieſe regelmäßigen Stücke ſollen nicht zu Begräbniſſen benutzt werden. Sie bilden gewiſſermaßen ein Viridarium, im Mittelpunkt einer regelmäßigen Parthie, welche in Walle in Form eines Achteckes mit halbkreisförmigen Ausbuchtungen, ſich weit erſtreckt. Zu Schwachhauſen konnte dieſe regelmäßige Parthie nicht ſo weit aus⸗ gedehnt werden, weil mehrere ſehr ſchöne alte Eichen berückſichtigt werden mußten. Hier hat ſie mehr die längliche Form eines Hippodroms. Die Wege dieſer Theile ſind 4, 5 und 6 Meter breit und alleeartig mit Linden, Ulmen, Ahorn, Eichen, Platanen und Kaſtanien bepflanzt. An dieſe regelmäßigen Parthien ſchließt ſich nun auf beiden Friedhöfen der im landſchaftlichen Style gehaltene und bei weitem größere Theil. In Walle ſind zwei große Seen, von 4 und 15 Morgen Flächenraum aus⸗ gegraben; dieſe liegen an verſchiedenen Enden des Kirchhofes und ſtehen durch einen 15—20 Meter breiten Graben in Verbindung. In Schwachhauſen befindet ſich nur ein ca. 9 Morgen großer See, mit welchem jedoch die das ganze Areal umfaſſenden und durchſchneidenden, ſtellenweiſe ſehr breiten Gräben in Verbindung ſtehen. Dieſe entwäſſern den hier ſehr thonreichen Boden, und führen das Waſſer dem See zu, aus welchem es in das tiefere Blakland abläuft. Die Tiefe der Seen beträgt bis 3 m. unter Null, ſo daß zwiſchen dem tiefſten Punkte des Sees und dem angehöhten Terrain ein Höhen-Unterſchied von 5,5 Meter beſteht. Die Seen und Gräben auf dem Friedhofe in Walle, nehmen zuſammen einen Flächenraum von 566 Are — ca. 22 Mugen ein; in Schwachhauſen 625 Are —= ca. 25 Morgen. In Walle wurden bei den Ausgrabungen 175,600 Kubik-Meter und in Schwachhauſen 218,750 Kubik-Meter, durchſchnittlich 150 Meter bewegt und angeſchüttet. Dabei wurde der ſchlechte Boden: Sand, Thon, Moor untergebracht und an der Oberfläche eine mindeſtens 2— 3 Fuß ſtarke Lage guten Bodens aufgeſchüttet. Von Anfang Novbr. 1872 bis Anfang April d. J. waren nahezu 1000 Erdarbeiter, die meiſt in Accord arbeiteten, beſchäftigt. Um die Seen auf die gehörige Tiefe zu bringen, bediente man ſich außerdem in Schwachhauſen einer Dampfſchnecke, im großen See in Walle eines 360 Centner ſchweren Dampfbaggers, deſſen Transport von der Weſer dorthin allein nahezu 1000 Thaler koſtete. Die Pflanzungen ſind erſt in dieſem Frühjahre begonnen worden; in Walle wo die Erdarbeiten am meiſten vorgeſchritten waren, iſt bereits ein Theil der Alleen und ziemlich die Hälfte der andern Pflanzungen vollendet, welche freudig gedeihen. Den ebenen Flächen eine andere Phyſiognomie zu geben, ohne in Extreme zu fallen, war keine leichte Aufgabe. Es mußte auf alle Fälle 369 immer berüdfichtigt werden, daß die Anlage kein Luſtpark ſondern ein Fried— hof werden ſollte; deshalb mußten ſchon große Raſenflächen zu Begräbniß⸗ plätzen eingerichtet werden, und Gehölzgruppen, die doch vor allem ein land— ſchaftliches Bild charakteriſiren, durften nur den kleinſten Raum einnehmen. Deſſenungeachtet iſt anzunehmen, daß es gelingen wird durch die Pflanzungen, das Waſſer und die durch letzteres hervorgerufenen Bodenbewegungen, die bisher unfreundlicke, unfruchtbare Sandwüſte, zwiſchen Walle und Gröplingen, zu einem würdigen und freundlichen Friedhof umzugeſtalten, wo Auge und Gemüth nicht abgeſchreckt wird, ſondern wo der Trauernde gerne weilt, wo es ihm nicht ſo ſchrecklich erſcheint ſeinen Verſtorbenen zu betten. Die Pflanzungen werden ſo angeordnet, wie es Boden und Lage der— ſelben erfordert. In Walle iſt bereits eine Grenz- und Schutzpflanzung, von Fichten, Lärchen, Birken hergeſtellt, gegen die böſen Weſtwinde. An den Gräben und Seen entlang werden Gehölze angepflanzt, welche die Nähe des Waſſers lieben, wie Salix, Alnus, Populus, Elaeagnus, Cornus, Hippophaé u. ſ. w. Auf dem ſandigen Theile des Friedhofes werden mehr Linden, Ulmen, Ahorn dominiren und den Hintergrund bilden, während auf dem Lehmboden in der Umgebung des großen Sees dies Eichen und Buchen thun. Dazwiſchen werden hier und da größere und kleinere Coniferentrupps auftreten, welche ſo gruppirt werden, daß ſie im Winter ein ſelbſtſtändiges Ganzes für ſich bilden. In Schwachhauſen wird die Anlage ein durchaus anderes Gepräge erhalten; durch die ſchon vorhandenen ehrwürdigen Eichen iſt gleichſam ſchon ein Stamm gebildet, an den mit den Haimnpflanzungen angeſchloſſen werden muß. Hier auf dem Lehmboden werden es wohl durchweg Eichen und Buchen ſein, die dominiren werden. Nur nach der Weſtſeite hin ſoll auch hier eine Schutzpflanzung von Fichten hergerichtet, im Uebrigen die Coniferen auch wie in Walle vertheilt werden. Die Anlagen ſind durch zweckmäßig geführte Wege durchſchnitten, welche ſie in geräumige Felder eintheilen, die dann ſpäter zu Beerdigungen, un⸗ beſchadet den Pflanzungen, benutzt werden können. Auf jedem Friedhofe wird in der Nähe des Einganges eine hübſche Aufſeherwohnung, und in Schwachhauſen, von Pflanzungen verborgen, ein Leichenhaus erbaut. Die Ueberſchreitung der Gräben geſchieht mittelſt zahlreicher aus Eifen und Holz conſtruirter Brücken. Die Erdarbeiten wurden unter Oberleitung des Waſſerbauinſpektors Fr. Heineken, die gärtneriſchen Arbeiten, Pflanzungen dagegen von den Landſchafts— gärtnern C. Jancke aus Aachen und Rob. Eulefeld aus Gotha, ausgeführt, Für die Ausführung find 634,000 R. bewilligt. Vor Herbſt 1874 dürften wohl die Anlagen nicht vollendet werden. Möchten doch andere Städte hierin bald der Stadt Bremen nachfolgen. Kein Ausſpruch iſt wohl ſo gerechtfertigt als der: „Am Friedhof kann man den Kulturzuſtand einer Stadt erkennen.“ Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXIX. 24 370 Aroideen⸗Formen durch Arten⸗Kreuzung hervorgegangen. Herrn L. Kellermann (Handelsgärtnerei von L. Bachraty in Lieſing bei Wien) iſt es bekanntlich gelungen durch Kreuzung verſchiedener Aroideen⸗ Arten eine Anzahl neuer Formen zu erziehen, die derſelbe bereits auf der allgemeinen Ausſtellung in Erfurt 1865 und auf der Weltausſtellung in paris 1867 ausgeſtellt hatte, die bei vielen Pflanzenfreunden allgemeines Intereſſe erregten. Es dürfte für Viele, welche ſich für dieſe Aroideen⸗Formen intereſſiren, angenehm ſein zu erfahren, daß dieſe Pflanzenbaſtarde auch während der Wiener Weltausſtellung in weit bedeutenderer Vollkommenheit in dem Gewächshauſe der k. k. Gartenbau-Geſellſchaft, Stadt, Parkring aus⸗ geſtellt ſind. Die meiſten hiervon haben ſchon öfter geblübt und ſind gegen⸗ wärtig zwei Arten mit ihren erſten Fruchtanſätzen und eine mit aus deren Samen gezogenen zweijährigen Pflanzen daſelbſt ausgeſtellt. Zwei Arten befinden ſich noch im Entwicklungsſtadium ihrer Formveränderung, wovon eine, hervorgegangen aus der Kreuzung von zwei der contraſtirendſten Philodendron-Arten beſonders merkwürdig iſt und ſich zu einer bisher un⸗ bekannten und neuen Form geſtaltet. Die Entwicklung derſelben iſt bereits ziemlich weit vorgeſchritten, mindeſtens ſchon ſo weit, um mit Sicherheit ſagen zu können, daß ſie von beiden Eltern-Arten total verſchieden ſich geſtalten wird. Die gezüchteten Hybriden mit Angabe der gekreuzten Stammarten ſind folgende: Form 1. Hervorgegangen aus: Philodendron speciosum Schott (Bra⸗ ſilien); gekreuzt mit Philodendron bipinnatifidum Schott (Braſilien.) Pflanzen in den verſchiedenen Entwicklungsſtadien in Bezug auf die Veränderung der Blattform durch Einwirkung der väterlichen Art. — Gezüchtet 1862. Form 2. Aus Philodendron Simsii Kth.; gekreuzt mit Philodendron pinnatifidum Schott (Caracas). Pflanzen, wie oben. Gezüchtet 1862; erſte Blüthe 1865, mit unfruchtbaren Pollen. Vollendete Pflanzenform. Form 3. Aus Philodendron pinnatifidum Schott (Caracas); gekreuzt mit Philodendron Selloum Koch. — Pflanzen, wie oben. Gezüchtet 1862; erſte Blüthe 1868, unfruchtbar. Pflanze in fortſchreitender Entwicklung. Form 4. Aus Philodendron Wendlandii Schott (Central⸗Amerika); gekreuzt mit Philodendron Selloum Koch. Pflanzen, wie oben, mit normaler und abgeänderter Blattknospenlage und den Folgen, welche die Abänderung der Blattform hierdurch erleidet. Gezüchtet 1864; erſte ne 1873. Pflanze in fortſchreitender Entwicklung. Form 5. Aus Philodendron advenum Schott (Benszustihz gekreuzt mit Philodendron rubens Schott (Venezuela). Gezüchtet 1862. — Voll⸗ endete Blattform. Form 6. Aus Philodendron disparile Schott (Braſilien); gekreuzt mit Philodendron curvilobum Schott (Braſilien). Gezüchtet 1863; erſte Blüthe 1869. 371 Form 7. Aus Philodendron tenue Koch; gekreuzt mit Philodendron gracile Schott (Central-Amerika). — Pflanzen mit zurückgebliebenem Wachs⸗ thum, in Bezug auf ihre Degenerirung oder Rückkehr in eine der Stamm⸗ arten. Gezüchtet 1863. (Ohne Reſultat.) Form 8. Aus Philodendron pedatum Kth. (Peru); gekreuzt mit Philodendron tenue C. Koch. Pflanzen, wie die vorhergehenden. Ohne Reſultat. Gezüchtet 1863. | Form 9. Aus Philodendron pterotum Koch; gekreuzt mit Philodendron tenue Koch. Pflanzen wie die vorhergehenden. Ohne Reſultat. Ge— züchtet 1864. Form 10. Aus Spathiphyllum longirostre Schott (Mexico); gekreuzt mit Spathiphyllum blandum Schott. Pflanzen in vollendeter Form mit den aus ihrem Samen ohne Abänderung gezogenen Pflanzen. Gezüchtet 1860; erſte Blüthe 1862 mit unfruchtbaren Pollen; erſter Fruchtanſatz 1865. Erſte vollkommene Frucht 1868. Form 11. Aus Xanthosoma Maximilianum Schott (Braſilien); gekreuzt mit Nanthosoma robustum Schott (Mexico). Gezüchtet 1861; erſte Blüthe 1863 bis 1865 angeſtellt; die Pflanzen ſowohl mit ihren eigenen als auch mit den Pollen anderer Xanthosoma-Arten zu befruchten, erwieſen ſich reſultatlos. Form 12. Aus Alocasia Lowii; gekreuzt mit Alocasia macrorrhizon Schott. Vollendete Pflanzenform. Gezüchtet 1864. Erſte Blüthe 1867. Form 13. Aus Monstera crassifolia Schott (Eſtaban); gekreuzt mit Monstera Milleriana. Pflanze in fortſchreitender Entwickelung. Gezüchtet 1864. Form 14. Aus Anthurium leuconeurum; gekreuzt mit Anthurium pedatoradiatum Schott (Mexico). Pflanzen in vollendeter Form. Gezüchtet 1864. Blüthen von 1866 bis 1869 unfruchtbar; lieferten einen erſten Scheinfruchtanſatz 1870 und entwickelten ſich von da ab bis 1872 ſämmt⸗ liche Pflanzen mit blos weiblichen Blüthentheilen. 1873 blüthen wieder ſämmtliche Pflanzen mit männlichen und weib— lichen entwickelten Organen. Form 15. Aus Anthurium polytomum Schott (Mexico); gekreuzt mit Anthurium intermedium Kth. Pflanzen in fortſchreitender Entwicklung und Formveränderung. Gezüchtet 1863. Die Faſer⸗Pflanze Ramee, Böhmeria nivea. Zu verſchiedenen Malen iſt in der Hamburger Gartenzeitung über dieſe wichtige Faſer⸗Pflanze geſprochen worden. Da dieſelbe nun nach neueren Er- fahrungen, viel feinere, weichere und verhältnißmäßig ſtärkere Faſern liefert, als die übrigen zu der Familie der Neſſelpflanzen (Urticeen) gehörenden Pflanzen, ſo möchten die nachfolgenden Mittheilungen des Colonel Drury über dieſe Pflanze, in ſeinem Werke über 80 „nützlichen Pflanzen Indiens“, a ohne Intereſſe ſein. Wie „Gardeners Chronicle“ angiebt, = wir die anne Notizen 372 entnehmen, ſo ſtehen allen, welche ſich für dieſe nutzbare Faſerpflanze intereſſiren und den Werth der Faſer erproben wollen, von Seiten des Gouvernements Pflanzen zu Dienſten. Die Rheea-Pflanze (Böhmeria nivea der Botaniker) iſt in Aſſam, China und im indiſchen Archipel heimiſch und wird in Indien unter den Namen Chinagras, Chuma, Tchoma, Klooi, Caloi und Ramee in großer Menge angezogen. 5 Die Pflanze, ſagt Colonel Drury, wird geſchnitten, ſobald die Stenge eine braune Farbe annehmen und etwa eine Länge von 6 Zoll von der Wurzel ab, erreicht haben. Um die Rinde und Faſer abſtreifen zu können, wird der holzige Stengel der Pflanze etwa in der Mitte mit beiden Händen erfaßt und indem man den Zeigefinger und Daumen jeder Hand recht feſt andrückt, ſo bekommt der Stengel eine ſonderbare Drehung, wodurch das innere Mark gebrochen wird, und wenn man dann die Finger der rechten und linken Hand abwechſelnd nach jedem Ende des Pflanzenſtengels gleiten läßt, ſo trennt ſich die Rinde und Faſer vollſtändig vom Stengel in zwei Duchten. Dieſe Rinden- und Faſer-Duchten werden hierauf in beliebig dicke Bündel gemacht, an dem dünnern Ende zuſammen gebunden und für wenige Stunden in reines Waſſer gelegt, vermuthlich damit die Pflanze ihren Farbe- oder Gerbeſtoff verlieren ſoll, denn nach kurzer Zeit hat ſich das Waſſer ganz roth gefärbt. Der Reinigungsproceß iſt nun folgender: Die Bündel werden mit dem dünnen Ende an einem Riegel, in convenierender Höhe des Arbeiters befeſtigt und dieſer nimmt nun jeden Ducht für ſich an dem dickern Ende in die linke Hand, läßt den Daumen ſeiner rechten Hand raſch längs der innern Seite hinabgleiten, wodurch die äußere Rinde ſich vollſtändig von den Faſern trennt; letztere werden dann durch ein- bis zweimaliges Schrapen mit einem kleinen Meſſer völlig gereinigt. Hiermit iſt die Operation — jedoch mit einem kleinen Verluſt, etwa ¼ — vollendet, und wenn ſchnell in der Sonne getrocknet, ſo können die Faſern ſofort exportirt werden. Das Ausſehen der Faſern wird jedoch um ein Bedeutendes gehoben, wenn man dieſelben, gleich nach der Reinigung im September oder October während einer Nacht auf einem Raſen bethauen läßt oder in der Regenzeit dieſelben einem Regenguß ausſetzt. Die Faſern beſitzen, je nach dem Alter der Pflanze und je nach dem Theile, von dem ſie genommen, einen verſchiedenen Grad von Feinheit. Die innere Rinde ſchnell aufgeſchoſſener junger Triebe liefern herrliche, feine, zarte Faſern, aus denen die beſten Artikel fabricirt werden, während der äußere Rindentheil viel grobere Faſern liefert, die meiſt zur Fabrikation von Tauen, Segeltuch ꝛc. verwandt werden. Dieſe Faſern ſollen faſt noch einmal ſo zähe ſein als der ruſſiſche Hanf. Gartenbau⸗Vereine. Berlin. Der Vorſtand des Vereins zur Beförderung des Garten— baues in den k. Preußiſchen Staaten beſteht nach der in der Ber- 373 ſammlung am 24. Juni d. J. ſtatutenmäßig vorgenommenen Neuwahl zur Zeit aus folgenden Herren: A Wirkl. Geh.-Rath Sulzer, Excellenz, als Vorſitzender; 2. Dr. C. Bolle als erſter Stellvertreter und 3. Garten- inſpector Gaerdt als zweiter Stellvertreter des van 4. Rentier Sonntag als Schatzmeiſter und 5. Dr. C. Filly als Generalſecretair und zugleich Redacteur der Monatsſchrift des Vereins für Gärtnerei und Pflanzenfund,. Berlin Der Berliner Gärtner-Verein, am 17. April 1868 gegründet, hat unterm 15. März d. J., ein neues verändertes Statut an- genommen. Der Zweck des Vereins iſt Ausbildung ſeiner Mitglieder durch gegenſeitigen Austauſch von Ideen und Erfahrungen, Vorträge und gemein— ſchaftliche Exkurſionen, ſowie Beſchaffung und Bereicherung einer Bibliothek, beſtehend aus den nützlichſten Werken auf dem Gebiete der Gärtnerei und Pflanzenwiſſenſchaft zu fördern, durch nützliche Sammlungen denſelben Gelegen— heit zu geben, ſich zu belehren, ſowie überhaupt durch alle ihm zu Gebote ſtehenden Mittel auf dieſelben bildend einzuwirken. 2. Durch Erhaltung eines Geldfonds ſeine Mitglieder in Krankheitsfällen zu unterſtützen. 3. Im Intereſſe ſeiner Mitglieder ſowohl, als auch der Gärtnerei und Garten— beſitzer ſelbſt, für vakante Stellen tüchtige Gärtner in Vorſchlag zu bringen, welches dem Vorſtande und die ſpecielle Vermittlung dem Vorſitzenden obliegt. Die Bibliothek hatte am Schluß des erſten Halbjahres 1873 eine Stärke von 100 Bänden (nur Fachſchriften). Die beſten deutſchen Garten— ſchriften werden gehalten, wie die Monatsſchrift des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, 2. Dr. Regels Gartenflora, 3. Dr. Lucas Monats- ſchrift für Obſt⸗ und Weinbau, 4. Lebl's Flora, Garten- und Blumen- zeitung, 5. E. Otto's Hamburger Garten- und Blumenzeitung und Dr. Neubert's Deutſches Magazin, aus welchen Zeitſchriften in den Sitzungen des Vereins Berichte erſtattet werden. — Etwaige Zuſchriften an den Verein ſind zu richten an den Vorſitzenden, Kunſt- und Handelsgärtner O. Neumann in Neu⸗Schöneberg bei Berlin. Annaberg. Der Gartenbau-Verein zu Annaberg im ſächſiſchen Erzgebirge, veranſtaltet vom 31. Auguſt bis 3. September d. J. ſeine ſechſte Ausſtellung von Pflanzen, Blumen, Obſt, Gemüſe und landwirth— ſchaftlichen Producten, ſowie von ſolchen Gegenſtänden, welche mit der Gärt— nerei in Beziehung ſtehen. Für die beſten Leiſtungen ſind 10 große und 10 kleine ſilberne Medaillen, ſowie mehrere Ehrenpreiſe in Gold ausgeſetzt. Würzburg. Da der Obſtertrag dieſes Jahres in Unterfranken leider ein ſehr geringer, und hierdurch die vom fränkiſchen Gartenbau-Verein auf den 20. bis 22. September anberaumte Ausſtellung (ſiehe Hamburger Gartenzeitung Heft 6, S. 280 dieſes Jahrgangs) ein nur unvollkommenes Bild der Obſtkultur Frankens zu bieten vermocht hätte, wurde in der Plenarverſammlung des Vereins am 19. Juli beſchloſſen, die diesjährige Ausſtellung aufzugeben. | Holland. Internationale Gartenbau-Ausſtellung und Bo- taniſcher Congreß. In einer Verſammlung von Delegirten aller Gartenbau— Vereine und botaniſchen Geſellſchaften Hollands am 17. Juni in Amſterdam, 374 wurde beſchloſſen im Jahre 1875 eine große internationale Gartenbau⸗ Ausſtellung und einen Congreß von Botanikern zu organiſiren, ähnlich dem im Jahre 1865 zu Amſterdam abgehaltenen. Das gewählte Comité, welches die vorläufigen nothwendigen Arrangements zu treffen hat, beſteht aus: Senator W. M. Brauw; Dr. Oudemans, Profeſſor der Botanik in Amſterdam; G. F. Weſterman, Director des Zoologiſchen Gartens in Amſterdam; J. G. Krelage in Haarlem; C. Glym in ere. und G. G. Groenewegen in Amſterdam. Wien. Zum Congreß deutſcher Gärtner und Gartenfreundt. Bei dem Congreß deutſcher Gärtner und Gartenfreunde, der bekanntlich vom 20.— 25. Auguſt d. J. in Wien ſtattfindet (ſiehe Hamburger Garten⸗ zeitung 5. Heft, S. 234 dieſes Jahrgangs) kommen zu den mit dem Umlaufſchreiben vom 10. Mai angegebenen Gegenſtänden der Tagesordnung auch zwei vom Profeſſor Dr. Karl Koch in Berlin angemeldete Anträge „Ueber Revidirung und Feſtſtellung der Nomenclatur der Gemüſe“ und „Ueber all⸗ gemeine Landesverſchönerung bei Anlage von Baumpflanzungen“, dann der Antrag von Ernſt Metz in Laibach „auf Erwirkung von Ermäßigung der Tarifſätze bei Pflanzenſendung auf der privilegirten Südbahn zur Verhandlung. Literatur. Aeue botaniſche, Garten- und landboirthſchaktliche Bücher, A. S. Oerſted's Syſtem der Pilze, Lichenen und Algen. Aus dem Däniſchen. Deutſche, vermehrte Ausgabe von A. Griſebach und J. Reinke. Mit 93 Figuren in Holzſchnitten. Leipzig, Wilhelm Engel⸗ mann, 1873. J. H. Koppe's Unterricht im Ackerbau und in der Viehzucht. Mit Koppe's Portrait und Biographie. 10. Auflage, herausgegeben und durch Zuſätze vermehrt von Dr. Emil von Wolff, Profeſſor an der k. landwirthſchaftlichen Akademie Hohenheim bei Stuttgart. 1. und 2. Lief. Berlin, Wiegandt u. Hempel, 1873. Nordamerikaniſche Haus- und Landwirthſchaft. Hauptſächlich für den Farmer im Nordweſten der Vereinigten Staaten und für Einwanderer beſtimmt. Von Heinrich Enderis, ſchweizeriſcher Conſul in Chicago, Illinois. Mit 40 Holzſchnitten. 4. Auflage. Schaffhauſen, Brodtmann'ſche Buchhandlung. 1873. Handbuch der Samenkunde. Phyſiologiſch-ſtatiſtiſche Unterſuchungen über den wirthſchaftlichen Gebrauchswerth der land- und forſtwirthſchaftlichen, ſowie gärtneriſchen Saatwaaren von Dr. Friedrich Nobbe. Mit zahl— reichen in den Text gedruckten Abbildungen. Berlin, en u. Hempel, 1873. Die phyſikaliſchen Einwirkungen des Waldes auf Luft und Boden und ſeine klimatologiſche und hygieniſche Bedeutung, begründet durch die ’ 375 Beobachtungen der forſtl.⸗meteorolog. Stationen im Königreich Bayern von Dr. Ernſt Ebermayer, Profeſſor der Agriculturchemie, Geognoſie und Bodenkunde an der k. bayeriſchen Central-Forſt⸗Lehranſtalt in Aſchaffenburg. Reſultate der forſtlichen Verſuchs-Stationen im Königreich Bayern. 1. Band. Mit in den Text gedruckten Holzſchnitten, Tabellen und einer Extra— Beilage, enthaltend graphiſche Darſtellungen. Aſchaffenburg, 1873, Verlag von C. Krebs. Die ſchönſten Pflanzen des Blumen- und Landſchaftsgartens, der Gewächshäuſer und Wohnungen. Ein vollſtändiges Blumenlexicon, enthaltend die Beſchreibung, Culturangabe und Verwendung von mehr als 6000 Zierpflanzen, darunter die neueſten, mit den wiſſenſchaftlichen und ge— bräuchlichen Namen. Ein Hilfsbuch für jeden Gärtner, Gartenbeſitzer und Blumenfreund von H. Jäger, großherzogl. ſächſ.-weim. Hofgärtner. Lief. 1 und 2. Hannover 1873, Verlag von Cohen u. Riſch. Preis per Lief. 15 Sgr. Die Blumen als Stundenanzeiger und Wetterpropheten. An⸗ leitung zur Herſtellung einer Blumenuhr und eines Blumenbarometers von Heinrich Zeidler, Kunſtgärtner. Naumburg a. S., Franz Regel. Preis 5 Ngr. Ein Gartenbuch für Millionen von Gartenbeſitzern und Blumenlieb— habern; oder der praktiſche thüringer Haus- und Blumengärtner. Anleitung zur Anlegung freundlicher und zierlicher Hausgärten und zur geſchmackvollen Bepflanzung derſelben mit den verſchiedenen Blumen, Sträuchern ꝛc. Nebſt Gartenkalender für alle Monate des Jahres. Von Karl Borohak. Naumburg a. S., Franz Regel. Der Apothekergarten. Cultur und Behandlung der in Deutſchland zu ziehenden mediciniſchen Pflanzen. Für Apotheker und Gärtner, Land— und Gartenbeſitzer bearbeitet von H. Jäger. 2. Aufl. Hannover, 1873, Cohen u. Riſch. Liſt über Liſt, oder jo fängt man Füchſe, Marder-, Wieſel- und Mäuſearten, Maulwürfe, Hamſter, Fiſchottern und andere ſchädliche Säuge— thiere, Vögel, Fiſche und Reptilien. Namentlich für Jäger, Oeconomen und Gartenbeſitzer als Reſultate ſeiner langbewährten Erfahrung bekannt gemacht von M. Verardi, Gutsbeſitzer. 4. Auflage. Mit 48 Abbildungen. Weimar, 1873, B. Friedr. Voigt. | Der Roſenfreund. Von Joh. Weſſelhöft, Kunſt⸗ und Handels- gärtner in Langenſalza mit einem Vorwort von H. Jäger, Großh. Hof— gärtner. Dritte vermehrte und verbeſſerte Auflage. Mit 33 in den Text eingedruckten Abbildungen. Gr. 8% 255 S. Weimar, 1873. B. F. Voigt. 1 Thlr. 7½ Sgr. — Das hier genannte Buch enthält eine vollſtändige Anleitung zur Kultur der Roſen im freien Lande und im Topfe, zum Treiben der Roſen im Winter, ſowie Beſchreibung und Verwendung der ſchönſten neuen und alten Arten der ſyſtematiſch geordneten Gattungen. Als im Jahre 1866 Weſſelhöft's „Roſenfreund“ zuerſt erſchien und von uns durchgeleſen war, ſagten wir: der „Roſenfreund“ enthält in gedrängter Kürze alles, was jeder, der ſich mit der Roſenzucht befaſſen will, zu wiſſen 376 nöthig hat, und wird dieſes Buch ſich ſicher ſehr bald viele Freunde erwerben. Dieſe unſere Ausſage hat ſich vollſtändig bewahrheitet, denn ſeit kaum ſieben Jahren iſt der ſachkundige Verfaſſer zum dritten Male veranlaßt worden das Buch in neuer Auflage erſcheinen zu laſſen, die ſich einer eben ſo günſtigen Aufnahme von Seiten der Roſenfreunde zu erfreuen haben dürfte, wie die beiden ihr voraufgegangenen. In dieſer 3. Auflage iſt der fünfte Abſchnitt „Feinde der Roſen“ nach den neueſten wiſſenſchaftlichen Forſchungen und Beobachtungen gänzlich umgearbeitet worden, ein gleiches iſt der Fall mit der „Beſchreibung der ſchönſten neuen und alten Roſen“ (ſechſter Abſchnitt'y) . Es ſind in dieſem Abſchnitte die Roſengattungen ſyſtematiſch geordnet und möglichſt genau beſchrieben worden und eine Menge, während der letzten Jahre in den Handel gekommene Roſen ſind mit auf⸗ genommen worden. Allen Roſenfreunden können wir dieſes Buch als ein wirklich nützliches und ſehr brauchbares empfehlen. E. O—o. J. A. F. Schmidt's kleiner Hausgärtner. Anleitung, Blumen und Zierpflanzen in kleinen Gärten und Zimmern zu ziehen, nebſt Kultur- angabe der beliebteſten Zierpflanzen für Wohnzimmer, Kalthäuſer und für das freie Land. Neunte vermehrte und verbeſſerte Auflage von J. Hartwig, Großh. ſächſ. Hofgärtner in Weimar. Mit 14 erläuternden Abbildungen. Gr. 8“ 276 S., Weimar, 1873, Bernh. Friedr. Voigt. 1 Thlr. 7½ Sgr. — Wenn ein Gartenbuch unter der großen Anzahl der vorhandenen Gartenbücher die „neunte Auflage“ erlebt, ſo ſpricht dies mehr als jede Kritik für deſſen Werth. Dies iſt der Fall mit dem hier genannten Buche „kleiner Hausgärtner“ von J. Hartwig. Es iſt daſſelbe nicht nur ein ſicherer Rathgeber und Führer für Blumenfreunde und Blumenliebhaber, ſondern auch für alle angehende Gärtner. Mit vieler Sachkenntniß ſind die Artikel über die Pflege der Pflanzen in den Wohnzimmern geſchrieben, die für Pflanzenfreunde manchen Wink enthalten, wie er ſeine Pflanzen zu behandeln hat, um ſie in freudiger Geſundheit zu erhalten und namentlich ſie durch den Winter zu bringen. Das meiſte Verſehen, daß von dem Laien bei der Behandlung der Pflanzen gemacht wird, beſteht in dem Begießen derſelben, und möchten wir auf die Be— merkungen, die der Verfaſſer darüber gegeben, beſonders aufmerkſam machen. Der zweite Theil des Buches enthält die Kulturanweiſungen ver— ſchiedener Gewächſe in großer Anzahl in alphabetiſcher Reihenfolge für Kalthaus, Garten und Wohnzimmer. Den Blumen- und Pflanzenfreunden, denen das Wohl ihrer Pflanzen am Herzen liegt, möchten wir dieſes Buch namentlich empfehlen, es dürfte in allen Fällen genügen ſich ſicheren Rath aus demſelben zu holen. E. O —o. Feuilleton. Lapageria rosea var. fl. albo. Von der jo beliebten Schling— pflanze Lapageria rosea R. et P. aus Chile wurde vor etwa 10—12 Jahren 377 eine Varietät mit blendend weißen Blüthen bekannt, die jedoch noch jetzt mit zu den ſeltenſten Pflanzen in den Sammlungen gehört, wohl eine Folge, weil ſie ſich ſo ſchwer vermehren läßt. Sie ſteht noch hoch im Preiſe, ſo z. B. koſtet eine Pflanze bei L. van Houtte in Gent 100 - 300 Fr., bei J. Linden in Brüſſel 75 Fr. Im Jahre 1864 brachte die „Illustration horticole“ auf Tafel 406 eine Abbildung dieſer Pflanze, nach der zu ur— theilen, jedoch unbedingt der echten Form mit rothen Blüthen der Vorzug verdient. Im Jahre 1868 blühte die Varietät mit weißen Blüthen zum erſten Male in Hamburg im October in dem Gewächshauſe der Frau Senator Jeniſch zu Flottbeck unter der Pflege des Obergärtner Kramer und in der Verſammlung des Gartenbau-Vereins für Hamburg und Altona am 1. Juni d. J. hatte der Gärtner Mißfeldt aus dem Gewächshauſe des Herrn G. T. Siemſſen in Eppendorf bei Hamburg eine Blüthenrispe mit 5 Blüthen dieſer weißblühenden Lapageria ausgelegt, die bei allen An- weſenden die größte Bewunderung erregte. Und in der That, man kann ſich kaum eine ſchönere Blume von einem ſo blendenden Weiß denken. Die Blüthen, von derſelben Form und Größe der L. rosea, die als Seitenſtück mit ausgeſtellt waren, ſcheinen wie aus Wachs geformt zu fein. Die Blüthen- blätter ſind von faſt lederartiger, dabei doch beinahe durchſichtiger Conſiſtenz. Es iſt mit einem Worte eine nicht genug zu empfehlende Pflanze, die nebſt der L. rosea in keiner Sammlung auserleſener Pflanzen fehlen ſollte. Die Blüthezeit der Lapageria iſt gewöhnlich von Ende Juli bis ſpät in den Herbſt hinein. Die Pflanze im Gewächshauſe des Herrn Siemſſen hat demnach ihre Blüthen ungemein zeitig hervorgebracht. Die gefüllt blühende Lobelia, auf die wir bereits im vorigen Hefte (S. 334) aufmerkſam machten, iſt eine Form mit gefüllten Blüthen der Lobelia pumila grandiflora. Die Blüthen derſelben ſind viermal größer, als die der einfachen Form, und erſcheinen ſehr zahlreich. Die Farbe der— ſelben iſt, an Pflanzen im freien Lande, wie die der Lobelia speciosa, der Wuchs der Pflanze ebenſo, wie der von der einfach blühenden Art, jedoch etwas mehr robuſt, und hält ſich die Pflanze ſehr gut während des Winters. S. Dixon u. Co., Amhurſt Road, in Hackney bei London, offeriren Pflanzen zu 2 s. 6d. Auch bereits bei C. Hamann in Altona zu haben. Rosa Thea Mademoiselle Cécile Berthod (Guillot fils). Unter den gelbblühenden Theeroſen iſt die hier genannte eine der vorzüglichſten. Die Pflanze iſt freiwachſend, blüht ſehr dankbar, und die Blumen ſind groß, gefüllt und von ſehr glänzend⸗ſchwefelgelber Farbe. Die Kehrſeite der Petalen iſt bedeutend heller. Wir ſahen dieſe herrliche Roſe in der berühmten Rojen- ſammlung von Friedr. Harms in Eimsbüttel bei Hamburg, und abgebildet iſt fie im Juli-Hefte des „Floriſt und Pomologiſt.“ Ein pyramidenförmiger Pfirſichbaum wird in der „Rev. hortic.“ als ein ſehr zierender kleiner Baum empfohlen. Seine Tracht iſt ähnlich der von Populus fastigiata oder der ſogenannten italieniſchen Pappel, denn die Zweige ſtehen eben ſo aufrecht wie bei jener. Die großen, in Menge erſcheinenden Blüthen ſind roſafarben. Es iſt noch ein ſehr ſeltener Baum. Nach den Ausſagen von Carrière ſtammt dieſer Pfirſichbaum von 378 A. Leroy in Angers, jedoch iſt über deſſen Urſprung nichts Näheres bekannt, aber in jeder Hinſicht iſt er eine herrliche Acquiſition als Zierbaum. Die chineſiſchen Aſtern. Im 6. Hefte, S. 251, der Hamburger Gartenzeitung gaben wir eine Ueberſicht der übergroßen Anzahl von Formen und Varietäten der chineſiſchen Aſter, welche von den deutſchen Handels⸗ gärtnern in den Handel gegeben werden, und äußerten uns auch dahin, daß die Zahl der verſchiedeneu Formen oder Typen in der That eine zu große ſei und beſchränkt werden müßte. — Ein jüngſt in Nr. 26 der „Garden. Chronicle“ erſchiener Artikel, der ebenfalls über die „chineſiſche“ oder, wie es heißt, über die „deutſche“ Aſter handelt, bringt dieſelbe Anſicht zum Ausdruck. Es heißt darin, nachdem der Verfaſſer die vorzüglichſten Formen beſprochen hat: es liegt uns ein deutſcher Samenkatalog zur Seite, in welchem nicht weniger als 58 angenommene Typen aufgeführt ſind, von denen jeder zahlreiche Varietäten enthält. Wirklich dies iſt des Guten zu viel! Wenn die deutſchen Samenzüchter ſich auf 10—12 diſtinkte Typen beſchränken und dieſe nach Kräften in jeder Beziehung zu verbeſſern ſuchen wollten, ſo würden dieſe Alles enthalten, was der Cultur werth iſt, und dürfte ſelbſt den gierigſten Cultivateur dieſer nützlichen Blume befriedigen. Eine Auswahl der allerbeſten Aſtern wären: deutſche Röhr-Aſtern, Truffaut's päonienblühige Perfection- und Victoria-Aſtern unter den hoch⸗ wachſenden; Zwerg-Chryſanthemum-, zwerg-pyramidenförmige und Boltze's Zwerg-Bouquet-Aſtern unter den Zwerg⸗-Aſtern. Wiſſenſchaftliche Expedition nach Paraguay. Der britiſche General⸗ conſul für Paraguay in London, Dr. Levi, iſt mit der Bildung einer wiſſenſchaftlichen Expedition betraut, welche die natürlichen Reichthümer Paraguays erforſchen ſoll. Männer, die Botanik, Landwirthſchaft, Geologie, Mineralogie und Geographie verſtehen, ſollen an der Expedition theilnehmen und Dr. Levi wünſcht, daß ſich tüchtige Leute bei ihm melden möchten. Ein franzöſiſcher Botaniker von großem Rufe und ein ſchottiſcher Landwirth⸗ ſchaftsmann ſind bereits auserſehen. Eine Vogelſcheuche. Die Monatsblätter der Obſt-, Wein- und Gartenbau-Section zu Brünn (Nr. 3, 1873) empfehlen zur Fernhaltung der Vögel, namentlich der Sperlinge, von Obſtbäumen, Weinſtöcken ꝛc. das Aufhängen von zweiſeitigen kleinen Spiegeln in den Bäumen. Man nimmt nämlich zwei kleine Spiegelſcheiben, legt dieſe mit dem Rücken, d. h. der Seite, worauf das Zinnamalgam ſich befindet, zuſammen und einen Faden dazwiſchen, der mit verklebt wird, ſo daß man auf dieſe Weiſe einen zwei⸗ ſeitigen Spiegel erhält, der im Sonnenlichte grell glänzt. Dann hängt man ihn an einen freiſtehenden Zweig des Kirſchbaumes, Weinſtockes oder eines anderen Baumes, den man vor zudringlichen Vögeln ſchützen will, und überläßt dem Winde und der Sonne die weitere Sorge — der Doppelſpiegel bewegt und dreht ſich beim Luftzug, und wenn nun die Vögel den Baum umkreiſen, werden ſie von dem neckenden und blitzenden Licht, das nach allen Seiten ſeine Strahlen wirft und eben ſo ſchnell erliſcht, als es aufleuchtet, ſo ſcheu gemacht, daß ſie den Baum lieber meiden, ſo ſehr auch die lachenden Früchte ſie anreizen. 379 Es ift dieſes Mittel kein neues, aber jedenfalls ein empfehlens— werthes, Sperlinge von einzelnen Kirſchbäumen fern zu halten. Bereits im Jahre 1854 machten wir auf daſſelbe in der Hamburger Gartenzeitung aufmerkſam (10. Jahrg., S. 141), zu welcher Zeit uns daſſelbe von unſerem verehrten Freunde Martin Müller in Straßburg empfohlen wurde. Es heißt an angeführter Stelle: Um die Vögel von den Obſtbäumen und Wein⸗ ſtöcken abzuhalten, wendet man in Frankreich kleine Doppelſpiegel an. Durch den Glanz des Spiegelglaſes geblendet, ſoll ſich kein Vogel auf die Obſt⸗ bäume wagen und daher dieſe franzöſiſche Erfindung der Nachahmung zu empfehlen ſein. E. O—o. Cacteen⸗Sammlung. Der k. k. Hofbau⸗Controleur Friedrich Daut— witz in Schönbrunn bei Wien beſitzt eine der reichſten Saminlungen von Cacteen in ſchönen Exemplaren. Liebhaber und Freunde dieſer Pflanzen- familien machen wir darauf aufmerkſam, daß während der Wiener Aus— ſtellung die Sammlung von F. Dautwitz im Luſtſchloſſe von Schönbrunn aufgeſtellt iſt und daß der Beſitzer auch gern bereit iſt, Tauſchverbindungen einzugehen. Sammlung von ſucculenten Pflanzen. Eine der reichſten und vor— züglichſten Sammlungen von ſucculenten Pflanzen beſitzt Mr. Peacock zu Sudburyhouſe in Hammersmith bei London. Dieſelbe iſt kürzlich durch einige herrliche Pflanzenarten, die Mr. Peacock von Californien importirt hat, bereichert worden, ſo z. B. erhielt derſelbe mehrere neue Agaven und Mamillarien, unter den erſteren ein Dutzend Exemplare der ſchönen Agave Gilbeyi, von der ſich bisher einige Exemplare in Europa befanden. Ein rieſiges Exemplar von Echinocactus Visnaga, das ſoeben angelangt iſt, ſetzt alle Verehrer dieſer Pflanzenfamilie in Erſtaunen. Daſſelbe hat 8 Fuß 6 Zoll im Umfang, iſt faſt 3 Fuß hoch und wiegt nahe an 500 Pfd. Man fand den Monſtercactus bei Tehuaca im nördlichen Theile Californiens und iſt mit großen Koſten nach England transportirt worden, denn er mußte im Vaterlande guf den Schultern eines Mannes über 100 engl. Meilen weit getragen werden, da es daſelbſt keine fahrbaren Straßen giebt. — Es unterliegt keinem Zweifel, daß er der ächte E. Visnaga iſt, obgleich Croucher glaubt, er ſei der E. heliophorus. Gleich nach der Ankunft des Exemplars blühte daſſelbe, die Blumen ſind gelb. Gleichzeitig mit dieſem Cactus erhielt Mr. Peacock zwei andere Exemplare, von denen jedes ebenfalls 300 Pfund wiegt. Unglücklicherweiſe ſind viele Stacheln an dieſen großen Exemplaren abgebrochen. Die Stacheln ſtehen in Haufen, ſanft vertieft in kurzen Zwiſchenräumen auf den zahlreichen ſcharfen Kanten der Pflanze und werden von den Mexicanern meiſt zu Zahnſtochern verwendet, daher der Name Visnaga. Das große Exemplar dürfte jetzt das größte in Europa fein. Eine noch größere Pflanze erhielt der k. botaniſche Garten zu Kew, war aber auf der Reiſe beſchädigt worden und ging bald todt. Daſſelbe wog 1 Tonne und hatte eine Höhe von 9 Fuß und einen Durchmeſſer von 3 Fuß. | G. Chr. Vernichtung der Stockroſen durch Puccinia malvacearum. Reverend M. J. Berkeley zu Silbertoft, Market Harborough in England, 380 erhielt von einem Mr. Neville Reid ein Blatt einer Stockroſe, das von der Puccinia malvacearum Mont. befallen war. Wenige Tage zuvor hatte die Pflanze, von der das Blatt entnommen, ein ganz friſches, geſundes Ausſehen, als ſie plötzlich zu trauern anfing, aber nicht allein nur die eine Pflanze, ſondern eine ganze Reihe derſelben. Das einzige Mittel, die noch nicht befallenen Pflanzen zu retten, war, die befallenen zu verbrennen. — Das Geſchichtliche dieſer ſonderbaren Pilzart iſt eigenthümlich genug. Zuerſt trat ſie in Chile auf einer Art der Gattung Althaea auf und wurde von Dr. Montagne unter obigem Namen beſchrieben. Darauf wirkte fie ver- heerend unter den Malven in Auſtralien, ob daſelbſt eingeführt oder nicht, iſt nicht beſtimmt. Bisher war dieſe Pilzart in England ganz unbekannt, auch iſt ſie nicht in Cooke's Handbuch unter den britiſchen Arten aufgeführt, von wo ſie daher nach England gekommen, läßt ſich nicht ſagen. Mr. Fleming zu Cliveden theilt mit, daß dieſer Pilz ſämmtliche Stockroſen am genannten Orte zerſtört habe. Die Pflanzen ſehen aus, als ob ſie verbrannt wären. Ein ungewöhnliches Gewächs. Gardeners Chronicle berichtet nach den Mittheilungen eines Correſpondenten der Times über ein Gewächs, das in ſeiner Erſcheinung eben ſo ungewöhnlich iſt, wie der Character des Landes in dem es wächſt, nämlich Chiwa. — Dieſes Gewächs, zu der melancholiſchen Familie der Chenopodiaceen gehörend und vorherrſchend die Steppe bewohnend, iſt der wohlbekannte Saxaul (Anabasis Ammodendron), das zuweilen eine Höhe von 15 Fuß erreicht und ganze Dickichte an den Ufern der Flüſſe und Seen bildet. Es iſt wohl der am traurigſten aus⸗ ſehende Baum in der Welt. Er hat keine Blätter, ſondern nur kleine Auswüchſe von einer lebhaften Färbung, hat keine ſich veräſtelnden Zweige, ſondern nur dünne, unmittelbar vom Stamme ausgehende Gelenke. Der Baum wächſt nicht aufrecht, ſondern biegt ſich auf und nieder im Zickzack. Mit einem Gehölz in einem günſtigeren Clima verglichen, ſo gleicht ein Saxaul⸗Gebüſch einer Verſammlung von Buckligen und Verzerrten, trauernd um ihre Vorgänger. Dennoch liefert dieſe Pflanze ausgezeichnetes Brenn⸗ holz und iſt in jenem Lande, wo es ſonſt kein Brennmaterial giebt, von unſchätzbarem Werthe, und bis auf die neueſte Zeit heizen die Ruſſen ihre Dampfſchiffe mit dem Holze dieſes Baumes. De Candolle's Prodromus. Der 18. und letze Band von de Candolle's Prodromus befindet ſich unter der Preſſe. Demſelben wird ein Generalindex aller im ganzen Werke vorkommenden Gattungsnamen bei⸗ gegeben. Das ganze Werk enthält die Beſchreibung von 59,000 „Bflanzen- arten, von denen 11,796 in dieſem Werke zuerſt beſchrieben worden ſind. — Der Prodromus wurde im Jahre 1827 von Auguſte Pyramus de Can— dolle begonnen und iſt ſeit deſſen Tode von Alfonſo de Candolle fort— geführt worden, welcher, wie ſein Sohn Caſimir, viele Monographien der verſchiedenſten Pflanzengattungen geliefert hat. Zu bedauern iſt es nur, daß mit den Dicotyledonen das Werk geſchloſſen wird und daß nicht auch die Monocotyledonen auf gleiche Weiſe bearbeitet werden. [I Die Blumenmärkte in Paris. Von E. A. Carriere leſen wir in der Rev. Hortic. folgendes über die Blumenmärkte in Paris: Man iſt 381 jetzt mehr als je darüber aus den alten Blumenmarkt in Paris, der unter der einfachen Bezeichnung „quai aux Fleurs“ bekannt iſt, und zwar faſt an der früheren Stelle wieder herzuſtellen. Er wird ebenfalls wieder 3 Ab— theilungen erhalten. Die erſte, das „plateau“ wird die Topfgewächſe und die abgeſchnittenen Blumen aufnehmen; die zweite, welche auf dem Quai hinter dem Hotel Dieu placirt ſein wird, ſoll von der Brücke „Notre Dame“ bis zur Brücke von Arcol reichen und für die Sträucher mit abfallenden und immergrünem Laube, die Roſen, die Schlingpflanzen, die Gemüſe— pflanzen ꝛc. beſtimmt ſein. Von der Arcol-Brücke bis zur Brücke der Morgue wird 3. den großen Obſt- und Forſtbäumen gewidmet. Zu der Ausführung der Hauptabtheilung, der auf dem Plateau, liegen zwei Pläne vor, der eine geht von der Behörde aus, während den andern eine Commiſſion von Gärtnern vorgelegt hat. Letzterer iſt zwar ohne Widerrede den Handelsbedürfniſſen weit entſprechender, dennoch iſt ſehr zu befürchten, daß man dieſes Project verwerfen wird, was übrigens in unſerm Lande, wo es faſt als Grundſatz angenommen zu ſein ſcheint, daß die Behörde nicht Unrecht haben kann, nicht ſehr auffallen wird. Es ſcheint ebenfalls faft gewiß, daß man noch weitere drei Blumen— märkte einrichten wird und zwar den einen auf dem Place de Clichy zu Batignolles, den 2. in der Vorſtadt St. Antoine, wahrſcheinlich auf dem Place des Vosges, den 3. auf dem Place de Juſſieu. Es beſtehen bereits: der grand Marché in der Cité, welcher Mittwoch und Sonnabend abgehalten wird; der Madeleine, Dienſtag und Freitag; der Chateau d' Eau, Donnerstag und endlich der auf dem Place St. Sulpice, der Montag und Donnerstag ſtattfindet, wie der St. Honoré-Markt, auf welchem neben abgeſchnittenen Blumen und Topfpflanzen alle möglichen Sachen, die zur Ausſchmückung der Gärten und Zimmer gehören, wie Gartengeräthſchaften ꝛc. feil geboten werden. Von allen dieſen Märkten iſt der in der Cité der einzige, auf dem man aus der Erde genommene Bäume verkauft. Werden der grande Marché, wie die Märkte, welche man neu anzu— legen gedenkt, überdeckt werden? und in dieſem Falle wie? Das wiſſen wir noch nicht. Blumen⸗ und Pflanzen⸗Decorationen während des Beſuchs des Schah's von Perſien in London. — Niemals zuvor, jagt Gardeners Chronicle, haben ſo umfaſſende Blumen- und Pflanzen-Decorationen in London ſtattgefunden, als während des Beſuchs des Schah's von Perſien. Dieſelben müſſen auch nach den uns vorliegenden Berichten in der That großartig geweſen ſein, und ſind dieſelben ſämmtlich von dem Beſitzer der exotiſchen Handelsgärtnerei und des Wintergartens in Onslow Square in Süd⸗Kenſington, John Wills, Hoflieferant der Königin Victoria und des Prinzen von Wales ausgeführt worden. Zur Ausſchmückung der k. Alberthalle hatte J. Wills neben zahl— reichen Palmen, Dracänen, großen immergrünen Gewächſen ein Dickicht von gelben Calceolarien, Selaginella, Isolepis etc. verwendet. Die Decoration 382 war eine prachtvolle, die Farbenzuſammenſtellung der verſchiedenen blühenden Gewächſe eine äußerſt geſchmackvolle. Die Pflanzen-Decoration im Buckingham Palaſt war mit den ſchönſten blühenden Gewächſen ausgeführt, die täglich mehr oder weniger erneuert wurden. Die Hauptblume war jedoch die Roſe, es waren allein 600 Roſenſtöcke (in Töpfen) in den ſchönſten reichblühenden Exemplaren ver⸗ wendet. — Die perſiſche Roſe, persian Yellow, war maſſenhaft verwendet. Alle Roſen, an geeigneten Stellen in den großen, prachtvollen Räumlichkeiten angebracht, erhoben ſich aus einem Teppich von Lycopodium oder Selaginella, einen reizend ſchönen Anblick gewährend, während Palmen und dergl. Gewächſe den Hintergrund bildeten. Keine andere blühende Pflanze außer Roſen, war zur Decoration in dem Ballſaale des Buckingham Palaſt verwendet worden und dieſe in ſolcher Pracht und Fülle, wie ſie der Schah in Perſien wohl noch niemals geſehen haben mag. Am 14. October v. J. hatte John Wills eine Ordre von 1000 Ball- Bouquets und 3000 Knopfloch-Bouquets für Herren auszuführen, was eine Idee von der Großartigkeit dieſer Firma giebt. [ Evonymus japonica elegans. So nennt Doumet-Adanſon, der Präſident der Gartenbau- und naturhiſtoriſchen Geſellſchaft von Hérault, eine von ihm aus Samen gezogene neue Varietät dieſer ſchon in ſo manchen ſchönen Formen unſere Gärten und Häuſer zierenden Art. Das Neue und Empfehlenswerthe findet er zunächſt in den weit größeren, weniger gezähnten, mehr herzförmigen Blättern, die auch im Grün von den übrigen Evonymus abweichen, aber vorzüglich darin, daß ſich dieſer Strauch, von ſehr gedrungenem Wuchs und 2 M. 50 Höhe, alljährlich über und über mit Früchten bedeckt, welche ihn während des ganzen Winters wie ein großes Bouquet aus dunkelrothen Corallen erſcheinen laſſen. Die Früchte ſind größer, als die der Stammform und in Farbe ähnlich denen der europäiſchen Art. Dieſelben ſitzen immer 6— 12 beiſammen. Für Mittelfrankreich wird dieſe Varietät für den Winter ſicher einer der decorativſten Sträucher werden und dürfte für nördlichere Gegenden als Topfpflanze zu empfehlen ſein. — (Rev. Hortic.) Sooly Qua. Unter dieſem Namen wurde im vorigen Jahre eine Cucurbitacee von verſchiedenen Samenhändlern als ganz etwas Beſonderes und Neues offerirt, die zuerſt von Huber sen. in Hyerès in den Handel gegeben wurde. Daß dieſe nicht ſchön oder nicht zu empfehlen ſei müßte man leugnen, aber keineswegs iſt ſie neu. Ed. Andre giebt in der Illuſtr. Hortic. einige Aufklärungen über dieſelbe. Die „Sooly Qua“ iſt bereis vor 180 Jahren, 1692, in Europa eingeführt und zwar unter dem Namen Cucumis acutangula. Im Jahre 1812 wurde fie unter dem Namen Luffa foetida von Neuem importirt und endlich nannte ſie Roxburgh Luffa acutangula im Gegenſatz zu einer ihr nahe ſtehenden Art, L. cylindrica, deren Früchte keine Kanten haben. Ihr arabiſcher Name iſt nach Forskahl „Louff“, welcher zu ihrer generiſchen Bezeichnung Veranlaſſung gegeben hat. — Naudin, der in neueſter Zeit von Huber Früchte der Sooly Qua erhalten hat, erkannte ſofort, daß es keine neue Species ſondern eine Varietät der Luffa acutangula mit größeren 383 Früchten ſei, was auch nicht zu verwundern ift, da dieſe Species feit ſehr langer Zeit im Orient kultivirt wird. Es iſt eine ſchöne ſtarkwüchſige Schlingpflanze, hat große gelappte, glänzend grüne Blätter, erzeugt gelbe Blumen in großer Menge, denen dann lange, den Gurken ähnliche Früchte folgen, die in drei Fächer getheilt ſind, deren Scheidewände aus einem ſehr dichten, netzartigen Gewebe beſtehen, das ſich auch, nachdem die fleiſchigen Theile der Frucht vergangen ſind, erhält und in den Tropen Veranlaſſung gegeben hat, die Pflanze „Wiſchtuch Liane“ zu nennen. Man kultivirt die Luffa in China und Arabien; in Bengalen kennt man ſie unter dem Namen „Gourah“, in Nepal iſt ſie als „Toria“ und in Tamil unter dem Namen „Nora Pekun Kai“ bekannt. In ganz Indien werden die fleiſchigen Theile der Früchte als Gemüſe gegeſſen. Es iſt eine ſchöne decorative Schlingpflanze und verlangt dieſelbe Behandlung wie die meiſten zarteren Zierkürbiſſe, d. h. Ausſaat in Töpfe auf ein warmes Beet, dann Auspflanzen an geſchützte Orte im Freien, guten nahrhaften Boden und reichlich Waſſer während des Sommers. Lach ⸗Pflanze. Der amerikaniſche „Artiſan“ theilt aus Palgrave's Werk über Mittel- und Oſt-Aſien etwas Neues für Botaniker mit. Es iſt im gedachten Werke eine Pflanze unter der Bezeichnung „Lach-Pflanze“ beſchrieben, deren Samen die Wirkung wie das Lachgas haben. Die Pflanze wächſt nur in Arabien, erreicht bei Kaſyem eine Höhe von nur 6 Zoll, während ſie bei Oman 3—4 Fuß hoch wird, mit weit ausgebreiteten holzigen Zweigen und grünen Blättern. Die Blüthen ſtehen in Büſcheln und ſind gelb. Zwei bis drei Samen, in Form und Größe den türkiſchen Bohnen nicht unähnlich, befinden ſich nach dem Abblühen der Pflanze in einer Art wolligen Kapſel. Sie haben einen ſüßlichen Geſchmack mit einem Beigeſchmack von Opium. Der Geruch iſt mehr unangenehm, ein kränkliches Gefühl erzeugend. Die weſentlichſte Eigenſchaft beſitzt dieſe ſonderbare Pflanze in ihren Samen, die pulveriſirt und mit Vorſicht eingenommen ſehr bald eine Wirkung hervorbringen, die einen wahrhaft in Erſtaunen ſetzt. Die Perſon fängt ungeſtüm an zu lachen, dann tanzt und ſingt ſie, macht ganz merk— würdige Sprünge und dergl. Solch eine Wirkung hat man bisher noch von keiner andern Arznei geſehen. Die Wirkung der Samen hält etwa eine Stunde an. Die Eingebornen machen ſich ſehr häufig ein Vergnügen daraus, dieſes Bohnenpulver unter Nahrungsmittel zu miſchen und dieſe Nichteingeweihten zu reichen, um ſich an deren Capriolen zu ergötzen. Hat die Wirkung aufgehört, ſo fällt der Betroffene in tiefen Schlaf und nachdem er wieder erwacht, weiß er nicht was mit ihm vorgefallen war. Was das für eine Pflanze ſein kann, iſt nicht zu ſagen, da die Beſchreibung völlig unbrauchbar iſt. Gard. Chron. Samen: und Pflanzenverzeichniſſe für 1873/74 find erſchienen und durch folgende Firmen zu beziehen: Touis van Houtte in Gent. Nr. 149. Blumenzwiebeln, Knollen— gewächſe ac. T. Spaeth in Berlin. Blumenzwiebeln, Blattpflanzen, Erdbeeren. 384 William Bull, King's Road-Chelfen, London S. W. ſchöne und ſeltene Pflanzen, Neuheiten. Carl Schmidt in Laibach (Krain). Blumenzwiebeln, nollengewäch, Erdbeeren ꝛc. Gebdr. Wenzel, Quedlinburg. Landwirthſchaftl.-, Gemüſe⸗ a Blumenſämereien zur Herbſtausſaat. | | Perſonal⸗Notizen. Dem bisherigen Inſpector des botaniſchen Gartens zu Coimbra, Dr. Edmund Goeze, iſt von der portugieſiſchen Regierung der ehrenvolle Auftrag geworden in Liſſabon für die polytechniſche Schule einen neuen botaniſchen Garten zu gründen und deſſen Direction zu übernehmen, zugleich als Curator an dem daſelbſt neu zu gründenden Herbarium zu fungiren. Dr. Goeze hat dieſem Rufe ſofort Folge geleiſtet. Dem e der k. k. Gartenbau-Geſellſchaft in Wien, Profeſſor Dr. G. W. Reichardt iſt das Officierkreuz des braſilianiſchen Roſenordens von Sr. Majeſtät dem Kaiſer Dom Pedro II. verliehen worden. Dem Stadtparkgärtner, Dr. Rudolf Siebek in Wien iſt vom Wiener Gemeinderath der Titel eines Skadtpark-Directors verliehen worden. Am 22. März (4. April n. St.) feierte der kaiſ. botaniſche Garten in St. Petersburg das 50jährige Jubiläum der Umgeſtaltung dieſes Inſtituts zum „Kaiſerlichen botaniſchen Garten.“ Ein ſehr ausführ⸗ licher Bericht über dieſen berühmten Garten findet ſich im Maihefte der „Gartenflora⸗ abgedruckt. Oeffentlicher Verkauf, Anfangs September d. J., der großartigen Pflanzenſamm ungen des Tinden'ſchen Etabliſſements in Brüſſel (Belgien). Der Anfangs Auguſt erſcheinende Katalog wird gratis und portofrei auf frankirte An⸗ fragen überſandt. Obergärtner Stelle. Zur Leitung eines größeren Baumſchulen⸗Geſchäfts (10 Meilen von Berlin) wird ein erfahrener Obergärtner, womöglich verheirathet, geſucht. Eintritt zum 1. October d. J. oder ſpäter. Nähere Auskunft ertheilt Ed. Otto, Garteninſpector, Schäferkampsallee, in Hamburg. Eine ſeit 20 Jahren mit gutem Erfolge betriebene Kunſt⸗ gärtnerei, Areal 20 Scheffel à 60 [Ruthen iſt mit ſämutlichen Inventar, Gebäuden ꝛc. zu verkaufen. Näheres bei F. Lunau, Haus⸗ und Gütermaller in Lübeck. DEE Diejem Hefte iſt beigelegt: Verzeichniß von Blumenzwiebeln von L. Späth in en Druck von F. E. Neupert in Plauen. 4 385 Noch ein Blick auf die Kinder unjerer heimiſchen Flora und die Verwendung derſelben zur Bouquetfabrikation. In einem wenig reichen Frühlings-Blumengarten, in welchem die ſchönſten Blumen unſeres Frühlings, wie Aurikel, Primel, Anemonen, die verſchiedenartigſten Zwiebelgewächſe und wie ſie ſonſt alle bei Namen genannt werden mögen, nur ſchwach vertreten ſind, drängt ſich für den Gärtner denn ſchließlich die Frage auf: „wo nehme ich Blumen her?“ wenn er ent- weder zu Bouquets oder zu irgend welchen Zwecken Blumen ſchneiden muß. Ich war ſelbſt mal in der Lage und als ich keinen andern Ausweg wußte, nahm ich meine Zuflucht ſozuſagen zu denjenigen, die ich zuerſt nicht für würdig genug hielt in einem Bouquet zu prangen. Fragen wir uns nun, welches ſind denn die Blumen alle, die um uns her ſtehen? So ſei zur einfachen Antwort geſchritten und geſagt: es ſind die ſogenannten wild— wachſenden oder einheimiſchen Pflanzen und was unter dieſen verſtanden wird, bedarf wohl keiner näheren Erörterung. Kaum iſt der Schnee geſchmolzen und die Erde vom Froſte noch faſt ganz erſtarrt, ſo bringt uns die Natur ſchon Frühlingsboten hervor, wie die Anemone, Hepatica, Adoxa u. a. m. Dieſe Blumen an den Rändern der Aecker und Wege, in Brüchen und auf Feldern wachſend, verkünden uns den erſten Frühlingsgruß der wiedererwachenden Natur. Das Kind und der Greis erfreut ſich ihrer, wie vielmehr haben nicht wir Freude daran, die wir gleichſam ein Werkzeug der holden Mutter Natur ſind! Die Freude wird um ſo größer, je mehr wir uns mit derſelben bekannt machen. Dieſe Bekanntmachung mit den Pflanzen beſteht nicht allein darin, daß wir ſie blos ihrem lateiniſchen und deutſchen Namen nach kennen, ſondern auch kennen zu lernen ſuchen, in welche Klaſſe und Ordnung eines Syſtems dieſe oder jene Pflanze gehört. Wir gebrauchen gar keine übermäßige Zeit dazu, ſondern können in unſern Mußeſtunden ab und an uns damit beſchäftigen und immerhin ſoviel Zeit abknappen, als zu dieſem Studium nöthig iſt. Unun gänglich nothwendig iſt es für uns keineswegs, dennoch wer Intereſſe an der Sache zeigt, wird bald einſehen, daß es für uns doch von großem Nutzen iſt. Noch mehr Intereſſe gewinnt man daran, wenn man ſich eine Trockenpreſſe anſchafft und ein Herbarium anlegt, welches beides leicht und mit geringem Koſtenaufwande zu beſchaffen iſt. Ich bin auch im Beſitz einer ſolchen und zweier Herbarien, die mir ſtets ein Andenken bleiben ſollen und gleichſam ein u Hamburger Garten⸗ und Blumenzeitung. Band XXIX. 386 bilden. Von der Herftellung und Handhabung dieſer beiden Dinge mag es mir ſpäter einmal vergönnt ſein zu ſchreiben, ich werde jetzt, um nicht zu weit von dem Thema abzuweichen, noch einige von den Pflanzen hier an- führen, welche ich zu obengenanntem Zwecke verwendet habe. Das Bouquet, welches daraus fabricirt wurde, erregte allgemeine Bewunderung. Im Anfange des Frühlings erſcheint zuerſt die Anemone nemorosa Buſch-Windblume, welche in Gebüſchen und Brüchen in Maſſen, vereint mit der gelben Abart auftritt und dieſelben während der Blüthezeit gleichſam wie mit einem weißen Teppiche bekleidet. Dieſer folgen nun Adoxa Moschatellina, Leontodon Taraxacum, Bellis perennis, Lamium rubrum, Caltha palustris. Die Erſtere iſt ein eigenthümliches Pflänzchen. Ihre Blumenkrone wie auch die ganze Pflanze iſt von grünlichgelber Farbe. Sie erreicht nur eine Höhe von 3 Zoll, duftet ein wenig nach Biſam, daher auch der Name Biſamkraut, und kann ſehr gut verwendet werden. Auch Hepatica nobilis, welche zuerſt blau, dann röthlich blüht, bietet eine gute Aushülfe.“) Die Kuhblume und das Gänſeblümchen erfreuen faſt das ganze Jahr hindurch unſer Auge und in wem wird nicht beim erſten An— blick der letztgenannten der Gedanke wach gerufen: Ach! wie gerne haſt du ſie in deinen Kinderjahren pflücken und zu Kränzen winden mögen! Die rothe Taubneſſel und die Schmalzblume, wovon erſtere jedoch zu unſerem Zwecke einen höheren Werth hat, laſſen ſich gut verwenden. Ebenſo können wir dies auch von der purpurfarbenen Art Lamium purpüreum und der etwas ſpäter zur Blüthe gelangenden weißen Art L. album behaupten. Wenn dieſe bisher aufgeführten zum Theil noch in vollem Blüthen- ſchmucke prangen, ſo erſcheint hier Ajuga reptans, kriechender Ginſel, dort das gemeine Kreuzkraut Senecio vulgaris. Verborgen blüht das Veilchen und erquickt durch feinen lieblichen Duft. Bequemen wir uns etwas weiter ins Holz zu gehen, ſo haben wir ſchon ein Sehnen nach den ſich überall truppweiſe hervorragenden, ſchön und angenehm duftenden Blüthentrauben der Maiblumen Convallaria majalis, wovon die Luft weithin mit Düften angefüllt iſt; auch Viola silvestris begegnen wir, ebenſo die Frühlings-Wald⸗ erbſe Orobus vernus, ein nicht minder ſchönes Blümchen, letztere ſogar in Menge erſcheinend. Dazwiſchen wächſt der Schierlingsblättrige Reiherſchnabel Erodium cicutarium, welcher vom Frühjahr bis in den Herbſt hinein ſeine Blüthen entfaltet. Schlagen wir auf dem Rückwege einen Feldweg ein, ſo finden wir am Rande des Holzes unter Gebüſchen und an Gräben das mit ſeinen gelben Blüthen leuchtende Chelidonium majus. Daneben blüht auf Aeckern der gemeine Hederich, das Hirtentäſchlein und der Krummhals Lycopsis arvensis. An feuchten Orten und an den Uferrändern kleiner, im Schatten der Waldung verſteckten Bäche zieht das liebliche Vergißmein⸗ nicht hin und ſind Myosotis palustris und sylvatica vorherrſchend; erheben die Brunnenkreſſen Nasturtium palustre und silvestre ihre Blüthen und öffnen die Kälberkröpfe Chaerophyllum bulbosum und temulum ihre Blumen- kelche. Das häufige Auftreten der Aegopodium Podagraria Gerſch oder *) Iſt uns eine unter dieſem Namen völlig unbekannte Pflanze. Die Red. 387 Gierſch liefert uns zwar auch eine Menge Blumen, die benutzt werden können, allein, es ſähe gewiß der Gärtner oder Gartenbeſitzer lieber, wenn dieſes Kraut nicht exiſtirte, da es in vielen Gärten förmlich eingewuchert und zu einem nie zu vertilgenden Unkraute geworden iſt. Dennoch können wir eigentlich dieſen Gerſch nicht verwünſchen, da derſelbe in Hinſicht ſeines Krautes ſogar ein ſehr geſuchtes und geſundes Futter für Schweine iſt. Noch weitere Pflanzen hier bei Namen zu nennen und allen eine kleine Schilderung beizufügen würde zu weit führen und auch überflüſſig ſein, zumal der Herr Verfaſſer des Aufſatzes über wildwachſende Pflanzen im 7. Hefte, Seite 295—99 es mir ſchon abgenommen und faſt alle auf— gezählt hat. Anderntheils war dies ja auch eigentlich nicht meine Abſicht, da ich blos die bedeutendſten Pflanzen aufführen wollte, die mir während der Frühjahrszeit zweckdienlich erſchienen, weil wir uns im Sommer mit den maſſenhaften Sommergewächſen — die ſich doch leichter anziehen laſſen und wenn auch eben nicht leichter, ſo man doch früher Nutzen davon hat, als von Staudenausſaaten — Aushülfe beſſer verſchaffen können. Sollte ſchließlich Jemand dieſes Thema noch weiter zu beſprechen gedenken, ſo würde ich ihm gewiß nur dankbar dafür ſein, denn das iſt ja eben das Intereſſanteſte, über ein und denſelben Gegenſtand verſchiedene Meinungen zu vernehmen und ſieht alsdann auch erſt den Zweck ganz erfüllt der Verfaſſer dieſer Zeilen. Vorwerk b. Laſſan, Anfangs Auguſt 1873. A. Siebert. Nerium Oleander⸗Varietäten. Der gewöhnliche Oleander, wie dieſe Pflanze allgemein genannt wird, iſt ſeil ſehr langer Zeit einer der beliebteſten Blüthenſträucher, namentlich die roſa gefülltblühende Varietät, welche in guter Kultur und reicher Blüthen— pracht eine große Zierde für jedes Kalthaus, Zimmer und ſelbſt im Freien iſt. Die Kultur des Oleander iſt eine ſehr leichte und einfache, ſowohl die Kultur einzelner Pflanzen in Zimmern, wie die Kultur im Großen, dennoch erfordert die letztere, um wirklich ſchöne, reichblühende Pflanzen zu erhalten, einige Sachkenntniß und Erfahrung. Eine einfache Kulturmethode, hübſche, blühende Pflanzen zu ziehen, hat unſer verehrter Correſpondent, Handels— gärtner E. Boedecker in Verden, in einem Aufſatze im 1870er Jahrgange S. 544 der Hamb. Gartenztg. mitgetheilt, worauf wir uns zu verweiſen erlauben. In einigen Gärten werden verſchiedene Varietäten des gewöhnlichen Oleander kultivirt, deren Unterſchiede hauptſächlich in der Färbung und Zeichnung der Blume beſtehen, einzelne Varietäten ſich auch noch durch mehr oder weniger ſtarken Geruch der Blumen auszeichnend. So machten wir ſchon früher einmal auf die verſchiedenen Oleander-Varietäten die geehrten Leſer aufmerkſam, die im Verſuchsgarten zu Hama, Algier, kultivirt werden, (S. Hamb. Gartenztg. 1869 S. 188), unter denen ſich mehrere empfehlens⸗ werthe Sorten befinden. 25* 388 Seit einigen Jahren befaßt ſich ein franzöſiſcher Handelsgärtner, Monf. Sahut in Montpellier ganz ſpeciell mit der Anzucht neuer Oleander-Varie⸗ täten und hat das Glück gehabt eine Menge ſehr diſtincter, ſchöner Varie⸗ täten zu erzielen, die er bereits unter Namen in den Handel gegeben hat. Wir wollen einige derſelben nachſtehend namhaft anführen, möglich, daß durch deren Bekanntwerden, die eine oder andere Varietät auch bei uns eingeführt wird. Wir haben dieſe Varietäten freilich noch nicht ſelbſt geſehen, deren Schönheit wird aber von dem erfahrenen Redacteur der vortrefflichen Illustration horticole, in welchem Journal fie beſchrieben ſind, verbürgt. 1. Varietäten mit einfachen Blüthen. Claude Blanc. Blume ſehr groß; Knospe dunkel carmin; Petalen länglich, ſehr hellleuchtend carmin, nach dem Rande zu purpurn nüancirend; Schlund dunkelroſa, carminfarben ſtrahlig gezeichnet. Pflanze von üppigem Wuchs und ſehr dankbar blühend. Delphine. Blume groß, wohlriechend; Knospen carminroth; Petalen ſehr groß, roſa-carmin, carmin gerandet; Schlund carmin ſtrahlig gezeichnet. Eine kräftig wachſende, dankbar blühende Varietät. Docteur Golfin. Blume ſehrx groß, ſchwach duftend, Knospen carmin; Petalen groß, lila dunkel weinfarbig, purpurn nüancirend. Schlund roſa mit weißem Grunde, dunkel purpurn geſtrahlt, gekrönt mit verlängerten und fein geſchlitzten Anhängſeln. Eine merkwürdige und leicht blühende Varietät. Emile Sahut. Blume groß, wohlriechend; Knospe carmin; Petalen ſehr groß, lebhaft roſa, weinfarbigen Anflug; Schlund dunkler, carmin geſtrahlt. Kräftig wachſende, ſehr dankbar blühende Varietät. Emilie. Blume mittelgroß; Knospen zart roſa; Petalen mittler Größe, etwas nach innen gebogen, lebhaft fleiſchfaͤrben, auf der Außenſeite zart roſa geadert; Schlund von heller Färbung, lichtpurpurn geſtrahlt. Sehr dankbar blühend. Louis Bourguet. Blume klein, wohlriechend; Petalen mittelgroß, nach innen gebogen, brillant dunkel carmin, noch dunkler gerandet; die Außenſeite heller; Schlund dunkler mit fein geſchlitzten Anhängſeln verſehen. Madame Dubois. Blume mittelgroß; Petalen mittler Größe, leicht nach innen umgebogen, rein weiß; Schlund mit langen weißen Anhängſeln verſehen. Die ſchönſte aller weißblumigen Varietäten. i 2. Varietäten mit gefüllten Blumen. Dieſe Serie beſteht ausſchließlich aus neuen Varietäten, hervorgegangen aus einer großen Anzahl von Sämlingen. Die Mehrzahl derſelben iſt erſt in dieſem Jahre in den Handel gekommen. Dieſe Varietäten bilden eine neue Form von Nerium, die ſich von den bekannten Varietäten mit gefüllten Blumen dadurch unterſcheiden, daß die Blume aus zwei ganz gleichen Corollen beſteht; d. h. zwei einfache Corollen ſitzen in einander und jede von einander für ſich beſtehend; man kann leicht die eine von der anderen trennen ohne eine von beiden zu beſchädigen und hat dann zwei einſache Blumenkronen. | 389 Edouard Andre. Blume mittelgroß, wohlriechend; Knospe hellcarmin; Petalen ſehr groß; die äußere Corolle zart roſa, fleichfarben nüancirend und lebhaft roſa gerandet, zuweilen weiß geſtreift; die innere Corolle etwas dunkler, die beiden Schlünde gelblich weiß, carmin geſtreift. Kräftiger Wuchs. Exposition universelle. Blume klein, wenig duftend, zuweilen drei Blumenkronen in einander ſitzend; Knospen dunkelroſa; Petalen mittelgroß; äußere Corolle fleichfarben, roſa leicht gerandet; innere Blumenkrone ähnlich; Schlünde fleiſchfarben, im Grunde gelb, carmin geſtrahlt und mit ſehr langen Anhängſeln beſetzt. Henri Marés. Blume mittelgroß, ſehr angenehm duftend, ähnlich wie Magnolia; Knospen dunkel carmin; Petalen ſehr groß; äußere Corolle zart roſa, lebhaft carmin gerandet; innere Corolle mit geraden Petalen von gleicher Färbung; die beiden Schlünde zart roſa, an der Baſis gelblich weiß, leicht carmin geſtrahlt. Eine eigenthümliche Varietät, von kräftigem Wuchs und gern blühend. Professeur Planchon. Blume groß, etwas duftend, zuweilen mit drei— facher Krone; Knospen hellcarmin; die äußere Corolle aus großen fleiſch— farbenen, dunkel roſa gerandeten Petalen beſtehend, zuweilen ſtrahlig gelb gezeichnet, neue Färbung; die innere Corolle mit ſchmaleren Petalen, iſt von derſelben Farbe. Schlund dunkel canariengelb, lebhaft carmin ſtrahlig gezeichnet. Souvenir de Claude Sahut. Mittelgroße Blume; Knospen hellcarmin, Petalen ſehr groß; äußere Corolle hellroſa, dunkelroſa gerandet; innere Corolle der erſteren ähnlich; Schlund viel dunkler, geſtrahlt carmin, kräftiger Wuchs, leicht blühend. | Souvenir de Felix Duval. Blume mittelgroß, ſchwach duftend; Knospen carmin; Petalen ſehr groß; äußere Corolle roſa, weißlich verwachſen und zuweilen weiß geſtreift, mit lebhaft rojascarminfarbenem Rande; innere Corolle dunkel roſa, hellcarmin gerandet; Schlund hellroſa, dunkelroſa ſtrahlig gezeichnet. Pierre Roudier. Mittelgroße Blume, oft dreifach, jede der Corollen immer für ſich bleibend, nicht miteinander verwachſen; Petalen ſehr groß; Knospen dunkel carmin⸗roſa; äußere Corolle zart roſa, lebhaft roſa ver- waſchen und gerandet, zuweilen ſtrahlig weiß gezeichnet; die mittlere Corolle ähnlich; die innere Corolle aus viel ſchmaleren Petalen beſtehend; die drei weißen Schlünde dunkel roſa mit gelblich weiß; ſehr ſtark ſtrahlig dunkel roſa gezeichnet. Professeur Durand. Mittelgroße Blume; Knospen ſchwefelgelb; Petalen groß; äußere Corolle ſtrohgelb, mit ſehr langen und fein geſchlitzten Anhängſeln gekrönt; innere Corolle, weit von der äußeren abſtehend, von heller Farbe; Schlund citronengelb, mit breiten Anhängſeln. Madame Planchon. Blume ſehr groß, ſchwach duftend; Knospen hell⸗ carmin; Petalen groß; äußere Corolle zuweilen getheilt, roſa — zart lila, dunkel lila gerandet und bisweilen ſtrahlig weiß; innere Corolle von dunkler Farbe; Schlund ſtrohgelb; ſtrahlig hellcarmin gezeichnet und mit roſa, To geichligten: Anhängſeln gekrönt. Die Tuberoſe, Polyanthes tuberosa IL. Die Gattung Polyanthes, Kronenlilie enthält nur ſehr wenige Arten, von denen nur zwei in den Gärten kultivirt werden, nämlich: P. gracilis Lk. et Otto, ſchlanke Tuberoſe und P, tuberosa L. gemeine Tuberoſe oder Kronenlilie von Java, Ceylon ſtammend. Letztere Art iſt es, die vornehmlich, der Schönheit und des Wohlgeruchs ihrer Blüthen wegen vielfach in den Gärten angezogen wird, aber verhältnißmäßig noch lange nicht in ſolchem Maßſtabe als ſie es verdient. In den Privatgärten findet man ſie ſehr ſelten uud unter vielen Handelsgärtnern find es nur ſehr wenige, die ſich mit der Kultur dieſer Pflanze befaſſen. Die P. gracilis, die wir früher im botaniſchen Garten zu Berlin kultivirten iſt eine ganz niedliche Pflanze, ſteht der anderen gemeinen Tuberoſe jedoch nach; die Blumen derſelben unterſcheiden ſich von denen der letzteren durch eine längere und dünnere Kronröhre, durch einen ſchlankeren Wuchs und durch den ſchwächeren Geruch der ſchönen weißen Blumen. Was die Kultur der Tuberoſen anbetrifft, ſo kultivirt man die P. gracilis in einem Warmhauſe, pflanzt die Knollen im März in eine fette mit Sand gemiſchte Miftbeeterde und ſtellt fie auf ein Warm- oder Lohbeet. Zu Anfang dürfen die Knollen nur wenig begoſſen werden, reich⸗ licher jedoch ſobald ein Wachſen bemerkbar iſt. Sind Blüthenſtengel und die Blätter wieder ganz abgeſtorben, ſo halte man die Töpfe, in denen die Knollen ſtehen, ganz trocken. Eine blühbare Knolle der P. tuberosa, wie der Varietät mit gefüllten Blumen muß die Größe einer Wallnuß haben und einen ziemlich ſtarken Wurzelſtuhl und es ſind mindeſtens drei Jahre erforderlich, ehe man blüh— bare Knollen aus der Wurzelbrut erhält. Die Knollen pflanzt man vom Februar bis April, oder auch noch ſpäter, je nachdem man die Pflanze in Blüthe haben will, einzeln in 4—6 Zoll weite Töpfe in eine fette mit Sand gemiſchte Erde und ſtellt ſie auf ein Warmbeet. Haben die Pflanzen eine Höye von ½ — 1 Fuß erreicht, jo kann man fie, wenn ein warmes Miſtbeet vorhanden iſt, darauf aus⸗ pflanzen, wo die Pflanzen viel ſtärker und ſchöner werden. Sonne und Luft ſind in warmer Jahreszeit zu dem Gedeihen der Tuberoſen durchaus erforderlich, daher muß man ſie auch zeitig durch Lüften der Fenſter abhärten, um ſie ſpäter ganz ins Freie oder in ein Kalthaus oder Zimmer bringen zu können. Die im freien Grunde eines Miſtbeetes ſtehenden Pflanzen werden, wenn fie zu blühen anfangen, mit den' Ballen aufgehoben und in paſſende Töpfe geſetzt, was ihrem ferneren Gedeihen keineu Nachtheil thut. Stehen die Pflanzen ganz im Freien, ſo muß man ſie vor vielem und kalten Regen zu ſchützen ſuchen. In Wohnzimmern iſt der Duft der Blumen ſehr betäubend, in Schlafzimmern ſogar der Geſundheit vieler Perſonen nachtheilig. Nach dem Abſterben des Krautes nimmt man die Knollen aus der Erde, legt ſie an einen luftigen, trocknen, warmen Ort, bis die Wurzeln abgetrocknet ſind, ſchneidet dieſe dann von den Knollen ab und reinigt letztere 391 von den Blättern und loſen Theilen, nimmt die ablösbare Nebenbrut ab und bewahrt ſie nebſt dieſer an einem warmen, trocknen Orte bis zur Pflanzzeit. Die jungen Knollen kann man auch Ende Mai oder Anfangs Juni auf eine ſehr warm und ſonnig gelegene Rabatte, z. B. an der Südfronte eines Hauſes, in lockern, fetten, mit Kuhdünger gedrängten Boden pflanzen, wo ſie in guten Jahren eine anſehnliche Stärke erreichen. Bei trockner Witterung muß reichlich begoſſen werden. Die ſchön gefärbten Masdevallien. Unter den ſchönen Orchideen, welche am beſten in einer kälteren Temperatur gedeihen, nehmen mehrere Arten der Gattung Masdevallia eine erſte Stelle ein. Erſt in neueſter Zeit ſind von dieſer Gattung eine Menge Arten mit herrlich gefärbten Blumen in Kultur gekommen und haben wir auch ſchon früher auf mehrere dieſer Arten die Blumenfreunde, namentlich die Orchideen-Freunde, aufmerkſam gemacht. Ebenſo gaben wir im 27. Jahr⸗ gang S. 533 der Hamb. Gartenztg. eine Ueberſicht der bekannten Arten der Gattung Masdevallia, ſeitdem ſind jedoch noch mehrere neue, ſchöne Arten hinzugekommen. Der verehrte Redacteur des Floriſt und Pomologiſt, T. Moore, führt uns im Auguſt Hefte dieſes Journals die Abbildungen von fünf der ſchönſten Masdevallia-Arten vor, die in der That ſo ſchön find, daß fie in jeder Sammlung auserleſener Pflanzen kultivirt zu werden verdienen. Es ſind dies die M. Veitchiana, ignea, Lindeni, Harryana und tovarensis. Der Habitus aller dieſer Arten iſt ſo ziemlich derſelbe. Von dem Wurzelſtocke erheht ſich eine Anzahl länglich ſpatelförmiger, lederartiger Blätter, die am obern Ende meiſt ſtumpf und am untern in den Blattſtiel auslaufen. Zwiſchen dieſen Blättern erheben ſich längere Stengel, an der Spitze eine oder mehrere der merkwürdig ſchönen Blüthen tragend. Bei Masdevallia Veitchiana Rchb. fil. (Hamburger Gartenztg. 1871 S. 534) ſind die Sepalen, die einen Haupttheil der Blüthen ausmachen, von einer brillanten orangeſcharlachrothen Farbe, mit carmoiſin-purpurnen Streifen, die von kleinen Furchen gebildet ſind, geziert und prachtvoll mit der Grundfarbe contraſtiren. Das obere Sepal iſt aufrecht ſtehend und im Verhältniß zu den übrigen breit. M. ignea Rchb. fil. (Hamburger Gartenztg. 1872, S. 87, 359) die Sepalen dieſer Art ſind feurigorange mit rothen oder ſcharlachfarbenen Linien gezeichnet. Das obere Sepal iſt nach vorn übergebogen. M. Lindeni André (Hamburger Gartenztg. 1871, S. 205; 1872, S. 464). Bei dieſer Art ſind die Sepalen lieblich violet-purpurfarben und ein weißlicher Schlund iſt ſtark bemerkbar. Das obere Sepal iſt ſchmaler und nach rückwärts gebogen. M. Harryanum Rchb. fil. (Hamb. Gartenztg. 1871, S. 540) hier haben die Sepalen eine brillante roſa-magenta Färbung, oft ſehr variirend, 392 jo bei der Varietät Denisoni, bei der die Färbung der Sepalen in ſcharlach von großem Glanze übergeht Dieſe Art ſcheint am dankbarſten zu blühen und iſt unſtreitig die bis jetzt brillanteſte Art. M. tovarensis (Hamb. Gartenztg. 1871, S. 534). Die Blumen dieſer Art ſind weiß von merkwürdiger Reinheit. Jeder Blüthenſchaft trägt in der Regel 3 —5 Blumen. Was die Kultur der Masdevallien betrifft, ſo pflanzt man die Pflanzen in flache Töpfe mit faſriger Haideerde, untermiſcht mit Topfſcherben, Holz⸗ kohle und grobem Sand. Den Töpfen iſt eine gute Unterlage zu geben, damit das Waſſer frei ablaufen kann, denn die Pflanzen verlangen viel Waſſer und müſſen oft begoſſen werden, ebenſo lieben fie eine feuchte Atmoſphäre, es iſt aber darauf zu achten, daß das Waſſer nicht im Topfe ſtagnirend wird, was durch eine gute Unterlage von Scherben verhütet wird. Man halte die Pflanzen dem Glaſe ſo nahe als möglich, ſchattig während der Sommermonate, aber man ſetze ſie während der übrigen Monate der Sonne aus. Während des Winters iſt eine Temperatur von mindeſtens 4 R. und höchſtens 12“ genügend, wohingegen die Pflanzen im Sommer ſo kühl als möglich zu halten ſind. Die Oberfläche der Erde in den Töpfen, in denen die Pflanzen ſtehen, bedecke man mit lebendem Sumpf⸗Moos, wodurch eine gleichmäßigere Feuchtigkeit des Wurzelballens erzielt wird. Im Handel ſtehen die Masdevollien noch ziemlich hoch im Preiſe, fo koſtet M. Harryana bei W. Bull in Chelſea bei London je nach der Stärke des Exemplars noch 42 — 84 8. Sterling (14— 28 Thlr.), M. Veitchiana ſogar 147 — 168 8. Sterl. (49—56 Thlr.) ö Eine Auswahl der beſten Roſen. Die zweite allgemeine Roſenausſtellung in Darmſtadt, welche vom 17.— 22. Juni d. J. ſtattgefunden hat (Siehe Hamburger Garten⸗ zeitung Heft 4, S. 183), hat bei dem Gartenbau-Vereine zu Darm⸗ ſtadt den Wunſch rege gemacht, dieſelbe auch dem größeren Publikum möglichſt nutzbringend zu machen und in Folge deſſen hat derſelbe ein Verzeichniß von Roſen veröffentlicht, welche durch beſondere Schönheit der Farbe und des Baues, reiche Blüthe und ſchönen Wuchs ſich auszeichnen, um damit neuen Anlagen und Anſchaffungen den Privaten einen zuverläſſigen Leitfaden zu geben. Die Tage nach der Ausſtellung boten durch die überaus reiche Blüthe beſonders günſtige Gelegenheit, in den großen Roſengärten in und um Darmftadt. in welchen bis zu 1500 Varietäten kultivirt werden, die Wahl durch genaue Prüfung und Vergleichung der Blüthen feſtzuſtellen. Die Eintheilung der Sorten iſt, dem Zwecke entſprechend, nicht in der gewöhnlichen gärtneriſchen, ſondern in ſolcher Weiſe gehalten, wie der Privat- mann bei einem Kauf ſeine Wünſche auszudrücken pflegt. 393 I. Oefter blühende (Remontante) Roſen. 1. Dunkle, ſchwärzlich⸗ rothe Roſe n.) Souvenir de William Wood (E. Verdier, 1865.) Empereur du Maroc (Guinoiss., 1858.) Prince Camille de Rohan (Ed. Verd., 1862.) Monte Christo (Fontaine, 1862.) Vulcain (Charl. Verdier, 1862.) Minerve (Gonod, 1869.) Prince noir. Souvenir du Président Lincoln. Graf Carneval. 2. Scharlach-(Zinnober)-rothe Roſen. Fischer Holmes (E. Verd., 1866.) Rubens (Ch. Verd., 1865.) Le Rhone (Guill. fils, 1863.) Triomphe de Caen (Oger, 1862.) Baronne Pelletan de Kinkelin (Grang., 1865.) Maurice Bernadin (Leveque, 1862.) Duc Descazes (Touv., 1861.) 3. Carminrothe Roſen. Mademoiselle Marie Rady (Font., pere.) Annie Wood. Général Jaqueminot (Rousselet, 1853.) Louis XIV. (Guill. fils, 1859.) Comte de Raimbaud (1868.) Madame Victor Verdier (Eug. Verd., 1864.) Senateur Vaisse (Guill. pere, 1860.) Triomphe de l’Exposition (Marg., 1856.) Louis Van Houtte (Lach., 1870.) 4. Lebhaft roſafarbene Roſen. Victor Verdier (Lach., 1860.) Lord Palmerston (Marg., 1858.) Madame Furtado (Ch. Verd. 1862.) 35 Clert. Capitain Paul. Jules Margottin (Marg., 1853.) Paul Verdier (Charl. Verdier, 1867.) Paul Néron (Levet, 1870.) Paxton (Bourbon) (Laffay, 1852.) Den Namen des Züchters und das Jahr, in welchem die betreffende Roſe in den Handel kam, haben wir, ſoweit es uns bekannt, der Vollſtändigkeit wegen noch hinzugefügt. Die Redact. 394 5. Zart roſafarbene Roſen. Baronne de Rothschild (Pern., 1868.) Madame Rousset (Guill. fils, 1865.) La France (Guill. fils, 1868.) Auguste Mie (Laffay, 1857.) Anna de Diesbach (Lach., 1859.) Aurore du matin (Roll., 1868.) La Reine (Laffay, 1843.) Mademoiselle Marguerite Dombrain (E. Verd.) Mademoiselle Eugenie Verdier (Guill. fils, 1870.) Souvenir de la Malmaison (Bourbon) (Beluze, 1843.) Baron Gonella (Bourbon) (Guill. pere, 1869.) Reine des isles de Bourbon (Bourbon.) Belle Normande (Oger, 1865.) Impe6ratrice Maria Alexandrina. 6. Weiße Roſen. Virginale, Madame Bellanden Ker (Guill. pere, 1867.) Duchesse de Magenta (Guill. pere, 1860.) Mademoisella Marie Gonod (Gonod.) Madame Liabaud (Gonod, 1870.) Madame Nomann (Guill. pere, 1868.) Louise d’ Arzens (Lach., 1862.) Mademoiselle Bonnaire. Princesse imperiale Clotilde. Boule de neige (Lach., 1868.) 7. Violette Roſen. Reine de Violettes (Mill-Mal., Ardoisee de Lyon. Eugene Verdier (Guill. fils, 1864.) Souvenir du Dr. Jamin (Lach., 1869.) Souvenir du marechal Serrurier. II. Theeroſen. Souvenir d'un ami oder Queen Victoria, zart roſa. Adam, hellroſa. Marechal Niel (Prad. jeune 1865), gelb. Gloire de Lyon (Jocotot 1853), lachsgelb. Grossherzogin Mathilde (Vogler), weißgelblich. Adrienne Christophle (Guill. fils 1869), gelb mit pfirſichroth. Madame Charles Dam. 1865), orangegelb. Homere (Rob. et Mor.), rofa mit gelb. Madame Milanie Willermoz, weißlichgelb. Socrate (Rob. et Mor.), dunkelroſa mit gelb. Buret. La Boule d'or (Marg. 61), goldgelb. Madame Falcot (Guill. fils), nangkinggelb. Freres Souppert et Notting, gelb mit carmin. Madame Jules Margottin (Guill. fils), roſa mit gelb. III. Noisette-Roſen. Duchesse de Thuringue, zart roſa. Aimée Vibert, weiß. America, lachsgelb. Solfatare, gelb. Lamarque, weißlichgelb. Triomphe de Rennes (Eug. Verdier, 1867), kanariengelb. Celine Forestier (Stand. 1861), gelb. Desprez, kupfrig⸗gelb. Ophirie, kupferfarbig. IV. Moosroſen. a. Einmal blühend. Cristata, roſa. Arthur Young (Portemer fils), dunkelpurpur. Blanche Simon (Rob. et Mor., 1863), weiß. Marechal Lannes, carminroth. b. Defter blühende. Hortense Vernet, weiß mit roſa. Marie Leczinska (Mor. 1866), zart roſa. Madame Souppert, kirſchroth. Eugenie Guinoiseau (Guin. 1865), kirſchroth. V. Geſtreifte Roſen. Perle des Panachées, Panachee de Luxembourg (Remontant.) VI. Centifolien. Madame Plantier, rein weiß. Unique blanche, weiß. Centfeuille ordinaire, roſa. Centfeuille pompon, roſa. VII. Capuzinerroſen. Persien Yellow, gelb. VIII. Monat: (Bengal)⸗Roſen. La Fraicheur, zart roſa. Hermosa, zart roſa. Le Vesuve, lebhaft roſa. Ducher, (Duch., 1870), weiß. IX. Schling⸗ oder Kletterroſen. Beauty of prairies (rubifolia), roſa. 395 396 Belle de Baltimore (rubifolia), weiß. Felicite perpetueé, weiß mit roſa. f Tricolor (Rob. et Mor. 1873), carmin mit roſa und weiß N Heterophylla, carmin. Virginian, roſa. Die Sechelles⸗Inſeln. (Im Auszuge aus Gardeners Chronicle überſetzt.) Colonel Pike hat der königlichen Geſellſchaft der Künſte und Wiſſenſchaften auf Mauritius einen Bericht über die Sechelles-Inſeln ab⸗ geſtattet, in welchem viele Notizen über daſelbſt vorkommende Pflanzen wie über die Vegetation dieſer Inſeln enthalten ſind, die nicht nur von all⸗ gemeinem Intereſſe ſind, ſondern er berichtet auch über die Verwendung von verſchiedenen Gewächſen, die für uns neu ſein dürften. Es iſt bekannt, daß die geröſtete Frucht des Nierenbaumes (Anacardium oceidentale) eßbar iſt, und daß durch das Röſten der giftige Stoff aus der Frucht entfernt wird, wodurch diefelbe dann einen angenehmeren Geſchmack bekommt und der Geſundheit weniger nachtheilig iſt. Auch wiſſen wir, daß der birnförmige Fruchtboden dieſer Frucht von einem zuſammenziehenden ſauren Geſchmack iſt und nur ſelten als Nahrungsartikel benutzt wird; wir wußten aber nicht, daß man aus dieſem Baume in großem Maßſtabe einen Wein bereitet. Der Anbau dieſes Baumes zu öconomiſchen Zwecken wird von Colonel Pike ſehr befürwortet. Er ſagt: „Ich erſtieg einen ſchmalen dicht mit Buſchwerk bewachſenen Weg in der Abſicht die Spitze des Gebirges zu erreichen. Bald gelangte ich in einen großen Hain von Nierenbäumen (Anacardium occidentale), die reich mit Früchten beladen waren, wie unzählige davon den Boden bedeckten. Als die Eingebornen bemerkten, daß ich von den Früchten aß, ſchüttelten ſie mit den Köpfen und bemerkten mir, daß es nicht geſund ſei dieſelben zu eſſen. Die Früchte dieſes Baumes kannte ich jedoch von früher her genau und nahm von der Warnung der Eingebornen keine Notiz. Es kam mir ſonderbar vor, daß dieſer ſo herrliche Baum ſo wenig Beachtung fand, denn er iſt in vieler Beziehung ein ſehr ſchätzenswerther Baum und gedeiht faſt in allen Ländern bis zu einer Höhe von 1000 Fuß über der Meeresfläche. Als ich vor einiger Zeit in Pernambuco war, bemerkte ich auf einer daſelbſt veranſtalteten Ausſtellung eine Quantität Wein, der aus dem Baume gewonnen war, und der Gouverneur theilte mir mit, daß man glaube im nächſten Jahre eine ſo große Quantität dieſes Weines zu produciren, um ihn nach Europa und Amerika ausführen zu können, und er hoffte, daß dieſer Wein bald einen wichtigen Handelsartikel des Landes ausmachen werde. Der Wein ſchmeckt ſehr gut. Beſſer als die meiſten auſtraliſchen Weine, die ich gekoſtet. Die Nuß bietet ein gutes Deſſert und vorzüglich, wenn geröſtet, auch zu Pikles iſt fie vortrefflich. Das Holz des Baumes liefert gutes Holz für Möbel. | 397 Was die Tabak⸗Cultur betrifft, jo berichtet Colonel Pike: ſobald die Pflanzen Blüthen zeigen, wird jede Blüthenknospe und jeder kleine Trieb an der Baſis des Stengels der Pflanze entfernt und dies alle 24 Stunden wiederholt, wodurch die Blätter eine große Breite erlangen. Sobald die Blätter ein dickes, fleckiges Ausſehen erhalten haben und eine braune gummiartige Ausſchwitzung auf den Blättern ſich zeigt, iſt es Zeit die Pflanzen abzuſchneiden und zwar etwa 3“ über dem Boden. Iſt dies geſchehen, jo läßt man fie ¼ Stunde in der Sonne liegen und hängt ſie dann auf um die Adern aus den Blättern zu entfernen. Alle beſchädigten Blätter werden bei Seite gelegt, die guten feſt aufgerollt, in ein Stück Palmenblatt gewickelt und mit Aloe-Faſer zuſammengebunden. Sind die Blätter gut feſt und ſorgfältig zuſammengebunden, ſo hält ſich der Tabak ſehr lange Zeit, löſt ſich jedoch der Band und die Luft hat Einfluß auf die Blätter, ſo fangen dieſelben bald an zu modern. Auf der Frigate⸗Inſel, etwa 50 Meilen von Mahe, beſchreibt Colonel Pike eine Rum Deſtillation. Der Beſitzer derſelben hat einen Gemüſegarten, in welchem Monſtre-Kohlſtauden gezogen werden. Auch eine beträchtliche Quantität Cocos⸗Nuß⸗Oel wird daſelbſt bereitet, jedoch aus Mangel geeig— neter Maſchinen auf eine ſehr verſchwenderiſche Weiſe. Der „Kopperah“ oder Kern der Cocosnuß, ſoll ein großer ergiebiger Handelsartikel ſein, da mit demſelben ein guter Preis erzielt und meiſtens nach Mauritius aus⸗ geführt wird. Im Jahre 1862 wurden von dort für etwa 10000 K exportirt. — Der Cocosnuß⸗Baum, ſagt Colonel Pike, iſt das größte Geſchenk, welches die Vorſehung den Tropenländern gemacht hat, und dieſe Palme ſollte ihres großen Nutzens wegen, überall angebaut werden, wo fie nur wachſen will. Die Vegetation auf der Frigate-Inſel iſt eine nur dürftige; es giebt auf derſelben keine großen Waldbäume, nur hie und da Buſchwerk. Nach der Inſel Mahé zurückgekehrt, bekam Colonel Pike einen Reiſe⸗ gefährten in der Perſon des Mr. Horne vom botaniſchen Garten auf Mauritius, und nachdem er zahlreiche Bananen und Cocos-Palmen paſſirt hatte, fährt er in ſeiner Schilderung fort: Ein Baum in einer Entfernung machte mich ſtutzig und meinen Reife gefährten auf denſelben aufmerkſam machend, ſteuerten wir auf denſelben zu. Er ſchien ein rara avis zu ſein — eine zweiköpfige Palme der Gattung Hyphaene, Species unbekannt, etwa 40 Fuß hoch, ganz gerade, größer und robuſter als gewöhnliche Palmen, mit einer rauhen, dornigen Rinde, die Blätter ſehr dunkel und lang, von den beiden an der Spitze des Stammes befindlichen Köpfen in unbeſchreiblicher Anmuth nach allen Seiten hin herab— fallend. Die Frucht erſchien lang und groß, in Büſcheln beiſammen hängend, jedoch ſo hoch, daß keine zu erreichen war. Neben dieſer Palme befand ſich eine Art Brodfruchtbaum, dem äußern Anſehn nach wenig von dem ächten Brodfruchtbaum verſchieden, jedoch waren die Kerne in der Frucht um vieles größer, die geröſtet wie Kaſtanien ſchmecken. Ich kenne deren Geſchmack aus Erfahrung, denn auf einer meiner Gebirgsturen wurde ich zum Frühſtück eingeladen, bei dem dieſe Kerne gekocht und mit Salz und 398 Maniok⸗Kuchen gegeſſen, eine Collation für Mann, Frau, und Kind und mich ausmachten. Auf unſerm Rückwege kamen wir auf ein Steingerölle, auf dem in wilder Ueppigkeit der Betel-Pfeffer wuchs, der von den Indiern ſo viel gekaut wird. Von größerem Intereſſe für uns waren die herrlichen Farne Acrostichum repandum und Lindsaea Riki. Auf den Gebirgsſeiten, ſelbſt zwiſchen dem Steingerölle wuchs die großartige Palme, die Stevensonia grandifolia (Phoenicophorium sechellarum), eine Palme von wunberbüner Schönheit. Wir erreichten einen reizenden kleinen Bach, durch den ſich ein Felſen ein natürliches Baſſin gebildet hatte, ein klares, ſchönes Waſſer enthaltend. In dieſem Waſſer fand ich zwei Pflanzen, die mich ſehr intereſſirten, eine ſüßwaſſer Cladophora und ein Batrachospermum. Die Steingerölle ſind hier ſehr waſſerreich. Nicht weit von dieſem Orte befindet ſich ein Aquaduct, der das Waſſer ins Thal hinabführt. Wir verfolgten dieſen Aquaduct längere Zeit und fanden eine kleine Waldung von Cacao-Bäumen (Theobroma Cacao), jeder Baum mit Früchten beladen. Bei Unterſuchung der Früchte fanden wir, daß deren Samenkerne von den ſo läſtigen Thieren auf dieſen Inſeln, den Ratten, ausgefreſſen waren. Dieſe Cacao-Pflanzung ſcheint früher mit großem Fleiße kultivirt worden zu ſein, iſt jedoch jetzt gänzlich verlaſſen. Einige wenige Gewürznelkenbäume, Caryophyllus aromaticus, gedeihen noch herrlich, deren Blüthen weithin ihren Duft verbreiten. Es iſt zu bewundern, daß man dieſen Baum, ſelbſt in Gärten, nicht häufiger findet. Er iſt ein ſehr ſchöner Baum und alle ſeine Theile verbreiten ein gewürzreiches Aroma. Der Gewürznelkenbaum abſorbirt jedoch in einem ſo hohen Grade die Feuchtigkeit, daß in ſeiner Nähe keine andere Vegetation aufkommt. Dennoch wird der Werth dieſes Baumes alles Land erſetzen, welches man ihm zu feinem Gedeihen einräumt, theils durch die Gewürz⸗ nelken ſelbſt, wie theils durch das aus denſelben gewonnene Oel. Viele der Cocosnuß-Palmen ſahen kränklich aus. Ein Pflanzer ſchob die Urſache davon auf die Larve eines Käfers, welche die Wurzeln der Bäume anfreſſen. Es iſt dies aber nicht der einzige Feind der jo nütz— lichen Cocosnuß-Palme. Ein großer ſchwarzer Käfer, ähnlich dem Weibchen unſeres Hirſchkäfers, bahnt ſich ſeinen Weg bis zum Herzen der Palme und bohrt ſich dann den Weg in dem Stamme hinab. Das einzige Mittel ihn zu vertilgen iſt, ſeinen Gang genau zu verfolgen und an der Stelle, wo man ihn vermuthet, mit einem ſcharfen Meſſer herauszuſchneiden. Von der Inſel Carieuſe berichtet der Reiſende, wie ſich erwarten läßt, Mehreres über die Sechellennuß-Palme Lodoicea sechellarum. Die Inſel war früher bewachſen mit dieſer Palme, aber man ſieht jetzt nur noch Stumpfe derſelben, mit Ausnahme einiger von der Regierung angepflanzter Exemplare. Wenn das Ausrotten derſelben durch die Ureinwohner jo fort geht, ſo dürfte die Pflanze bald ganz verſchwunden ſein. Nach eingenommenem Frühſtück unternahmen wir ſogleich eine Excurſton nach dem Haine des Wunders der Welt, nach dem Haine der Sechellen-Nuß⸗ Palme, eine Palme die nur auf den Inſeln Ronde, Carieuſe und Praslin heimiſch 399 ift. Von erſterer Inſel ift fie gänzlich verſchwunden, von der zweiten, wie ſchon geſagt, ſehr in Abnahme begriffen, aber auf Praslin iſt ſie noch im beſten Wachsthum, dürfte aber auch ſehr bald an Zahl abnehmen, wenn nicht für junge Anzucht geſorgt wird. Bei dem raſchen Verſchwinden der alten Pflanzen dürfte eine Nuß derſelben ſehr bald eine eben ſo große Seltenheit werden, als Kaiſer Rudolph 4000 Gulden für eine folche bot. Für mich, wie für die Meiſten machte der erſte Anblick einer Sechellennuß-Palme einen etwas enttäuſchten Eindruck. Ein hoher, dünner Stamm, bis 100 Fuß hoch, mit einer zottigen Krone von grünen und abgeſtorbenen Blättern, macht eben keinen hübſchen Eindruck. Der Anblick einer Cocos-Palme iſt jedenfalls ein ſchönerer. Die höchſten Bäume ſind die männlichen, die weib— lichen erreichen ſelten mehr als eine Höhe von 60— 70 Fuß und da ſie nicht ſo hoch werden, ſo ſind ſie auch den Winden nicht ſo ſtark ausgeſetzt, im hohen Alter jedoch ſehen ſie nicht viel ſchöner aus als die männlichen. In dieſem Haine zeigen ſich die Bäume jedoch in ihrer ganzen Schönheit, die ſie ſo berühmt macht. Dieſe Palme iſt gewiß eins der lieblichſten Naturerzeugniſſe, in dem Alter von 15—20 Jahren, ehe der Stamm zu trocknen beginnt. Die Wedel haben dann wohl ihre größte Größe erreicht und ſind im ſchönſten Glanze ehe die Fructification beginnt. Wir ſahen Bäume jeder Größe und Nüſſe von ihrem erſten Entſtehen an, nicht größer als eine kleine grüne Beere, bis zur ausgewachſenen Nuß, ſo hart, daß man fie kaum zerſchlagen kann. — Das Entſtehen der Samenpflanzen iſt von großem Intereſſe. Die Nuß liegt wohl 9—10 Monate, ehe der Trieb erſcheint, der dann ſofort ſein Bett verläßt und faſt 20 Fuß fortſchießt, ehe er aufſteigt Jedes Blatt hat ein Jahr nöthig bevor es in der Sonne und Luft ausgewachſen iſt und ehe das nicht der Fall, eher erſcheint auch kein neues. Das Keimen der Nüſſe iſt auch mit vielen Schwierigkeiten verbunden. Fällt die Nuß nicht mit der Narbe auf die Erde und kann der hervorkommende Trieb nicht den Erdboden ſofort erreichen, um aus demſelben Nahrung zu ziehen, ſo vergeht der Trieb, nachdem alle Lebenskraft aus der Nuß erſchöpft iſt, in Folge der Hitze und Mangels an Feuchtigkeit und Nahrung. Ein Farn, das Colonel Pike im Verfolg ſeiner Excurſion fand, und für neu hielt, war das bekannte Neſtfarn, Asplenium Nidus, in ſolcher Ueppigkeit, das er es nicht erkannte. Die Wedel hatten eine Länge von 8— 10 Fuß und eine Breite von 12 Zoll. Auf La Digne, einer kleinen, etwa 4 Meilen langen und 1 Meile breiten Inſel kamen die Reiſenden an einen Gewürznelken Hain, in welchem ſie Bäume von 40—50 Fuß Höhe ſahen. Tauſende von Sämlingen bedeckten die Abhänge des Berges und der Boden unter den Bäumen war mit Früchten bedeckt. Viele Bäume ſtanden in Blüthe, andere lieferten eben reife Früchte die für den Handel eingeſammelt wurden. Eine Menge Bäume ſind niedergehauen und ſtatt deren Kaffeebäume gepflanzt, die in üppigſter Vegetation ſtanden. | Colonel Pike ſchließt feinen Bericht, indem er noch die Herzlichkeit 400 und Gaſtfreundſchaft hervorhebt, die er bei den Einwohnern der Sechelles⸗ Inſeln genoſſen hat. Der botaniſche Garten zu Brisbane. (Schluß.) An ſchön blühenden Pflanzen iſt der Garten ungemein reich und eine große Zahl ſolcher erregte meine Bewunderung, ſo waren es zuerſt zwei prachtvolle Schlinggewächſe mit großen, ſchön gefärbten Blumen, aus Moulmain ſtammend. Die eine, Thunbergia laurifolia, war beladen mit Rispen großer blaßblauer Büthen mit gelbem Schlunde, einen köſtlichen Geruch verbreitend; die andere war Th. Hawisii, deren Blumen lieblich röthlich-blau find, auf der Unterſeite blaſſer und das Innere der Corolle weißlich. Es find zwei köſtliche Schlinggewächſe. — Der Solandra grandi- flora blühte ſehr reich mit großen blaßgelben, röhrenförmigen Blumen, contraſtirend mit einigen großblumigen Hibiscus. — Eine neue Art Doryanthes oder Rieſenlilie, kürzlich von Mr. Hill entdeckt, jedoch noch nicht beſchrieben, ſcheint der D. Palmeri zu ſein. — Die liebliche Petrea volubilis von Gundelay war ſehr anziehend wegen ihrer vielen zart violetten Blüthen, die jedoch gleich, nachdem ſie abgepflückt ſind, vergehen, ſo daß ſie ſich trotz ihrer Schönheit nicht zu Bouquets verwenden laſſen. — In der Nähe dieſer Pflanze befanden ſich eine reizende Rondeletia speciosa und eine Francisca latifolia von Braſilien; die Blüthen der letzteren verändern ſich, wenn aufgeblüht, von Purpur in Weiß. Pentstemou Hartwegi mag auch noch wegen ſeiner ſcharlachrothen Blüthen erwähnt ſein. Fremde und ſchöne Formen der Vegetation findet man in unendlicher Fülle und Verſchiedenheit in allen Theilen dieſes Gartens. Unter anderen mit lila, orange, ſcharlach, blauen oder weißen Blumen bedeckten Gewächſen iſt noch die Brownea coceinea, ein kleiner Baum mit hängenden gefiederten Blättern und ſcharlachrothen Blüthen, die in Köpfen beiſammen ſitzen und ebenfalls herabhängen, zu erwähnen. — Jonesia Asoca ſteht dem äußern Habitus nach der Brownea nahe, auch dieſer Baum trägt hängende Blüthen— büſchel brillant ſcharlachfarbener Blumen. Das Exemplar im Garten iſt nur klein, doch ſoll dieſer Baum eine Höhe von 25 —30 Fuß erreichen. Ein Campeche- oder Blauholz-Baum, Haematoxylon Campechianum, erregte meine Aufmerkſamkeit. Derſelbe hat gefiederte Blätter und Rispen gelber Blüthen. Weder der Director des Gartens, Mr. Hill noch der älteſte Bewohner daſelbſt kann angeben, zu welcher Zeit der Baum gepflanzt worden iſt. Alles was man über denſelben weiß iſt, daß er an der Stelle vorgefunden, als der Garten angelegt wurde, er hat jetzt eine Höhe von 30 Fuß und ſcheint ein alter Baum zu fein. — Der Croton Tiglium, aus deſſen Samen ein Oel gewonnen und in der Medicin angewandt wird, war mit einer Menge Blumenköpfen beſetzt und ſcheint wie der Zimmt— baum, Laurus Cinnamomum, völlig naturaliſirt zu ſein. Zwei nahe verwandte Baumarten, herrlich und großartig in Blatt 401 und Blume, werden von Jedermann bewundert, es find die Poinciana regia und Colvillea racemosa. Erſterer hat bereits eine Höhe von 16 Fuß erreicht, ſoll aber bis zu 40 —50 Fuß hoch werden. Er ſtammt von Madagascar und iſt der „Flamboyante“ auf Mauritius, woſelbſt der Baum in großer Menge in den Gärten und in den öffentlichen Anlagen an— gepflanzt ſich vorfindet. Es iſt ein herrlicher Baum von großer Eleganz und Leichtigkeit, mit doppeltgefiederten Blättern und Maſſen herrlicher ſcharlachrother und gelber Blüthen mit langen Staubfäden in endſtändigen Rispen. P. regia iſt nahe verwandt mit Caesalpinia. Die Colvillea racemosa hat wie die Poinciana regia gleich ſchöne Blätter und Blüthen. Dieſer Baum ſoll an der Oſtküſte Afrika's heimiſch ſein und wurde von Bojer von Madagascar nach Mauritius gebracht, woſelbſt nur ein einziges Exemplar von den Eingebornen kultivirt wurde. Das Exemplar im botaniſchen Garten hat eine Höhe von etwa 15 Fuß. Palmen ſind im botaniſchen Garten zu Brisbane zahlreich vertreten und imponiren durch ihre ſtattliche Höhe und ihre prachtvollen Wedelkronen, ſo z. B. mehrere Fächerpalmen, die Cocospalme, Caxyota urens von Indien, die Dattelpalme, die Oreodoxa regia, die Kohlpalme Cuba's ꝛc., alle dieſe gedeihen üppig und ſchön in dieſem belebenden Clima. — Am Ufer eines großen Waſſers und an anderen Stellen des Gartens präſentiren ſich prächtige baumartige Grasarten, Bambuſen in Maſſen von 25 —40 Fuß Höhe, ihre ſchlanken Rohre gefällig hin und her biegend. Die Kaki oder Dattelpflaume (Diospyros Kaki) ſtand in Früchten. Der Baum iſt 9 Jahr alt und trug zum erſten Male Früchte. Von größtem Intereſſe iſt es zu ſehen wie in dieſem Garten unter dem belebenden Clima die Hunderte von Pflanzenarten aus allen Ländern ſo herrlich beiſammen gedeihen, blühen und Früchte tragen. Die Gewinnung des Ahornzuckers in Nordamerika. Ein Baum von großem Werthe in den Nordamerikaniſchen Wäldern iſt der Zuckerahornbaum (Acer saccharinum), welcher in Amerika heimiſch iſt und in Neubraunſchweig, Canada, Neuſchottland ꝛc. ausgedehnte Wälder bildet, und nicht nur ganz vortreffliches Holz, ſondern in ſeinem reichen, zuckerhaltigen Saft auch das Mittel liefert, daß jeder Hausvater ſich für ſeinen Hausbedarf an Zucker den ganzen Jahresbedarf und noch mehr ſelber einſieden kann. Man rechnet, daß in den nördlichen Theilen der Staaten New⸗York und Penſylvanien über 10 Millionen Acres Wald find, die durchſchnittlich je 30 Bäume von dieſem Zuckerahorn pr. Acre aufweiſen und alljährlich zum Behuf der Zuckerbereitung angezapft werden. Das Anzapfen geſchieht im Februar und März und der Saft fließt ſelbſt bei ſtarker Kälte und während der Boden noch mit Schnee bedeckt iſt. Ein Baum von gewöhnlicher Größe liefert zwiſchen 15 und 30 Gallonen Saft, aus denen man durch Verdampfen 2—4 Pfund Zucker gewinnt. Das Anzapfen ſchadet den Bäumen durchaus nicht, wenn man nur 5 Bohrloch Hamburger Garten» und Blumenzeitung. Band XIX. 402 hernach ſorgfältig wieder durch Eintreiben eines Zapfens verſchließt, und man findet Bäume, welche noch ganz prächtig wachſen und gedeihen, nachdem ſie 40 Jahre hinter einander ihres Saftes beraubt worden ſind. Wenn auch der billigere Preis des ungleich beſſern Rohrzuckers in den jüngſten Jahren der Bereitung des Ahornzuckers einigen Eintrag gethan hat, ſo iſt doch der Umfang dieſes Erwerbszweiges in den Vereinigten Staaten Nordamerikas noch immer ein höchſt bedeutender, wie man aus der Thatſache abnehmen kann, daß der Staat Nermont allein jährlich 9 Millionen Pfund Ahornzucker im Jahre 1871, während New-York fieben, Neuhampſhire und Ohio je zwei, Penſylvanien 1 Millionen Pfund bereiteten, und die geſammte Ausbeute des Jahres 1871 an Ahornzucker ſich auf 25 Millionen Pfund belief. Man pflanzt daher neuerdings den Zuckerahorn forſtlich an, am liebſten im Gemiſchbeſtand mit Birken und Eichen, die man dann im Laufe der Zeit ſchlägt, ſo daß der Zuckerahornwald allein daſteht. Die Zubereitung des Zuckers aus Ahornſaft iſt höchſt einfach. Man bohrt jeden Baum etwa 4 Fuß über dem Boden mit einem Drillbohrer an, ſteckt in das Bohrloch eine Röhre von Erlenholz und hängt daran eine Kufe oder Eimer. Der Saft träufelt nun ſelbſt heraus, und zwar bei heiterem Wetter, wo ſonnige Tage auf froſtige Nächte folgen, am reichlichſten, bei windigem und ſtürmiſchem Wetter am ſpärlichſten. Die Eimer werden täglich mehrmals geleert, und der gewonnene Saft wird nun in einen größeren Bottich geſchüttet und nach Hauſe gebracht, um dort auf mehr oder weniger rationelle Weiſe über ſtetem ſtarken Feuer verdampft zu werden. Auf Farmen, wo man die Ahornzuckerbereitung im Großen betreibt, hat man mehrere flache Keſſel neben einander auf großen Heerden eingemauert, und unterhält ein beſtändiges Feuer. Auf dieſe Art bekommt man raſch einen guten kryſtalliſirbaren Zucker und einen ſüßen Syrup. Aber ſelbſt auf die roheſte Weiſe im gewöhnlichen Waſchkeſſel läßt ſich noch ein genieß⸗ barer Ahornzucker bereiten. Iſt der Saft auf einen beſtimmten Grad ein— gedickt, ſo wird er durch Papier filtrirt und erlangt dann durch weiteres Kochen ſeine Kryſtalliſirbarkeit. Man gießt ihn dann entweder in Formen, oder bereitet daraus durch Eintauchen von Fäden Kandiszucker. Iſt der Zucker aus dem Syrup herauskryſtalliſirt, ſo wird letzterer abgegoſſen und kann nun wie gewöhnlicher Rohrzuckerſyrup zum Kochen und Backen ver⸗ wendet werden. Der fertige Ahornzucker iſt ſelbſt in unraffinirtem Zuſtande ſüß genug, um den Rohr- und Rübenzucker für den Hausgebrauch zu erſetzen, kann aber durch Raffiniren ſo fein, ſchmackhaft und rein gemacht werden, wie der beſte Rohrzucker. Nachdem der Saftfluß vorüber iſt, ſchlägt man Pflöcke aus den dünneren Aeſten des Ahornbaumes in die Bohrlöcher, die dann binnen drei Jahren vollſtändig verwachſen. O. M. 403 Neue Pflanzen und Blumen, welche in England prämiirt worden ſind. Von den verſchiedenen Comité's der k. Gartenbau-Geſellſchaft zu London find im Laufe dieſes Jahres die nachbenannten Pflanzen und Floriſten— Blumen für preiswürdig erkannt und durch ein Certificat 1. Klaſſe aus⸗ gezeichnet worden. N Anthurium crystallinum. Die großen ſchildförmigen Blätter haben einen bronzenen olivengrünen Anflug und find weiß geadert, ſehr ſchön. Ausſteller: B. S. Williams. (S. auch S. 409.) Aralia elegantissima. Aehnlich der A. Veitchii, jedoch mit größeren und breiteren Blättern. Ausſteller: Veitch und Söhne. Azalea indica Madame Paul de Schryver. Eine gefüllt blühende Sorte von brillant lichtroſa Farbe; die Blumen groß und voll. Veitch und Söhne. Begonia vivicans. Eine brillante, orange-carminfarbene Varietät der B. Sedeni. E. G. Henderſon und Sohn. Calceolaria aurora. Eine ſtrauchartige, ſchöne Sorte. Blüthen von oranger Grundfarbe, ſtark carmoiſin ſchattirt. Sehr reich und dankbar blühend. R. Dean. Campsidium filieifolium. Eine Kletterpflanze mit gefiederten Blättern; die Fiederblättchen ſind klein und niedlich geſchlitzt. W. Bull. Cattleya Mendelii. Eine im Sommer blühende Cattleya mit zart gefärbten Blüthen von großer Schönheit. W. Bull. Chamaerops humilis variegata. Die eine normale Form habenden Wedel ſind blaßgelb gezeichnet. W. Bull. Clematis Charles Noble. Eine ſchöne hybride Form mit dunkel ſchattirten, violetten Blumen, etwas roth durchſcheinend; die Blüthenſegmente groß und breit. C. Noble. Clematis Elaine. Eine reizende, gefülltblühende Varietät; Blumen blaß malvenfarbig mit magenta Anflug. C. Noble. Clematis May Queen. Eine herrliche im Frühjahr blühende Varietät; Blumen von ſchöner Form, rahmweiß, lavendelblau gerandet und gefranzt; die Blüthenſegmente breit und flach. C. Noble. Clematis Mrs. Cholmondeley. Zart malvenfarben; Blumen groß und ſchön; ähnlich der C. Duke of Richmond. C. Noble. Clematis Undine. Eine Varietät mit blaſſen malvenfarbigen, gefüllten Blumen, magenta Anflug; Blumen ſehr gefüllt. C. Noble. Coleus Verschaffelti splendida. Eine auffällig orangeroth gefärbte Sorte. Vorzüglich für Gruppen. Henderſon und Sohn. Croton cornigerum. Ein Warmhausſtrauch mit ſchönen breit zurück— gebogenen Blättern, orangegelb bandirt. Croton grande. Die glänzenden, licht olivengrünen Blätter haben einen metallartigen Glanz und ſind röthlich geadert. Eine diſtinkte und ſchöne Form. W. Bull. 26* 404 Cyathea Burkei.. Ein diſtinktes und ſchönes Baumfarn fürs Kalthaus, von Natal, mit großen hängenden Wedeln. W. Bull. Cyathea Dregei. Stammt ebenfalls von Natal und iſt nicht minder ſchön, als die vorige Art. W. Bull. Cycas imperialis. Eine ſtolze Pflanze, beſtimmt und ſchön. W. Bull. Dieffenbachia brasiliensis. Die großen breiten Blätter ſind blaßgrün, ſehr hübſch weiß und olivengrün gefleckt und punktirt. Veitch u. Söhne. Diacaena Baptistei. Zu den Arten mit großen Blättern gehörend; Blätter bronzefarben, roth geadert und gerandet. Veitch und Söhne. Dracaena Goldieana. Eine merkwürdig ſchöne Art aus dem tropiſchen weſtlichen Afrika, mit kurzen breiten dunkelgrünen Blättern, gezeichnet mit ſilbergrauen Querſtreifen. W. Bull. Dracaena rosea. Die jungen Blätter haben einen roſarothen Anflug und bekommen ſpäter einen metalliſchen Glanz. W. Bull. Gloxinia Brilliant. Reich carmin-purpurn, ſcharlach verwaſchen, extra fein; Blumen aufrecht ſtehend. Rolliſſon und Söhne. Gloxinia Fanny Wilder. Blumen aufrecht ſtehend, purpurn⸗roſa, weiß berandet und der Schlund reich gefleckt; Blume groß und ſehr ſchön. Rolliſſon und Söhne. Gloxinia Mr. Haines. Blumen aufrechtſtehend, Saumlappen blaß roſafarben, am Grunde bronzegeſtreift, Schlund purpurn. Veitch u. Söhne. Gloxinia Prince Leopold. Blumen hängend, in Farbe ähnlich der vorhergehenden, aber nicht ſo dunkel, im Schlunde gefärbt. Veitch u. Söhne. Gloxinia Rev. Bridges. Blumen hängend, lichtroſa, der Schlund ſchön purpur-roſa marmorirt. Laelia Wolstenholmiae. Blaßlila Grund, Sepalen und die Lippe carmoiſin gerandet. Veitch und Söhne. Lewisia rediviva. Den Portulaceen verwandt, mit reizenden blaß— röthlichen Blumen. Backhouſe und Sohn. Lobelia pumila grandiflora fl. pl. Eine gefülltblühende Form der L. pumila, eine Neuheit von großem Werthe. Dixon & Co. Wir machten ſchon früher auf dieſe Neuheit aufmerkſam. (S. 377 dieſes Jahrg.) Odontoglossum Insleayi Leopardinum. Die Sepalen und Petalen blaß⸗gelblich-grün, Lippe dunkel gefärbt. Backhouſe und Sohn. Viola tricolor maxima J. B. Downie (Penſeé). Kaſtanienbraune Grundfarbe mit weißem Rande; die Seitenpetalen noch tiefer braun. Downie & Co. Viola tricolor maxima Mrs. Grainger. Reich kaſtanienbraun; das obere und die zwei Seitenpetalen intenſiv braun gefleckt. Dow nie & Co. Viola tricolor maxima Mrs. Mackie. Bläulich-violett, weiß berandet. Downie & Co. Viola tricolor maxima Mrs. Nelson. Violett-blau mit einem regel⸗ mäßig weißem Rande. Downie & Co. Viola tricolor maxima Richard Dean. Canariengelber Grund, das obere und die Seitenpetalen intenſiv purpurbraun. Downie & Co. 405 Pelargonium Alice. Roſa, dunkel geftrichelt, obere Petalen dunkel. E. B. Foiter. Pelargonium Blue Boy. Blaßpurpurne untere Petalen, die oberen ſehr glänzend dunkel, herrlich. E. B. Foſter. Pelargonium Constance. Zart lachsfarben mit orange und dunkle obere Petalen. E. B. Foſter. Pelargonium Duchess. Die unteren Petalen orange-carmin, die oberen glänzend dunkel. E. B. Foſter. Pelargonium Duches of Cambridge. Sehr licht blaßroth, die oberen Petalen dunkler mit einem dichten dunklen Fleck; ſehr glänzend. E. B. Foſter. Pelargonium Protector. Untere Petalen lichtroſa, dunkler geadert, obere Petalen dunkel, ſehr ſchöne Form. E. B. Foſter. Pelargonium Red Gauntlet. Hell blaßroth mit feurigrothen Ober— petalen und großen dunklen Flecken. E. B. Foſter. Pelargonium Ruth. Weich roſa, mit dunklem Fleck auf den oberen petalen und weißem Schlund, ſchön und diſtinkt. E. B. Foſter. Pelargonium Scottish Chieftain. Die unteren Petalen orange-carmin, leicht geſtrichelt, die oberen dunkel, Schlund weiß, extraſchön. E. B. Foſter. Pelargonium Sunray. Brillant blaßroth; ſehr frei blühend; eine ſehr brauchbare decorative Pflanze. C. Turner. Pelargonium Triomphe de St. Maude. Lichtroch, dunkler an den oberen Petalen und ſchwarz geadert; eine gute frei blühende, decorative Sorte. C. Turner. Pelargonium (Fancy) The Shah. Kaſtanienbraun mit weißem Schlund, ſchöne Form, ſehr diſtinkt und gut. C. Turner. Pelargonium (tricolor) Admiral Inglefield. Breite kaſtanienbraune Zone und ſchmalen grünen Rand, eine auffällige Varietät. E. Henderſon und Sohn. Pelargonium (tricolor) Northern Star. Breite röthliche-chocoladen— farbene Zone und gelblich-grüner Rand. E. Henderſon und Sohn. Pelargonium (Zonale variegatum) Marie Stuart. Eine goldrandige Varietät mit einer reichen feurigen carminfarbenen Zone, braun ſchattirt; ſchöne, abgerundete Blätter und guter Habitus. J. Pestridge. Pelargonium (Zon. varieg.) Miss Farren. Eine ſchön ausſehende, ſilberweiß gerandete Varietät, die viel verſpricht. W. Paul. Pelargonium (Zonale) Miranda. Eine reizende carminfarbene und weiße Varietät, die Blume groß und von ſchöner Form. Ball u. Thorge. Pelargonium (Zonale) Scarlet Gem. Reich brillant, orange-ſcharlach und von guter Form. G. Smith, Edmonton. Petunia The Shah. Reich, kaſtanienbrauner Grund, weiß berandet, gute Form. E. G. Henderſon und Sohn. Phycella pulchra. Ein ſchönes Zwiebelgewächs mit brangerothen Blumen. Veitch und Söhne. Phyllotaenium mirabile. Vermuthlich eine ganz neue Arboideen-Gattung mit pfeilförmigen Blättern. W. Bull. 406 Pritchardia grandis. Eine ſchöne Palme fürs Warmhaus, mit breiten, tief grünen Wedeln, deren Ränder gezähnt und gezackt ſind. W. Bull. Rosa (hybrid. remont.) George Schwartz. Eine ſchöne Roſe, die als eine reicher gefärbte Victor Verdier bezeichnet werden könnte. Blume gut geformt und von guter Subſtanz. W. Paul. Tillandsia Zahnii. Eine Art mit durchſichtigen orangerothen Blättern und gelben Blüthen. Veitch und Söhne. Verbena Edward Perkins. Rein weiß mit einem großen Hlaßrosa Auge, ſchöne große Blumendolden. E. Perkins. Veronica diosmaefolia. Eine ſehr frei blühende Sorte mit zahl— reichen Rispen zart lila Blüthen. Veitch und Söhne. Viola Lothair. Dichter, gedrungener Habitus, ſehr ſchöne, tiefblaue Blumen. R. Dean. Neue empfehlenswerthe Pflanzen. Maxillaria porphyrostele Rchb. fil. Garden. Chron. 1873, pag. 978. — Orchideae. — Eine kleine, unſcheinende Art wie M. gracilis, von Rio Grande de Sul durch W. Bull eingeführt. Oneidium rotundatum Rchb. fil. Garden. Chron. 1873, pag. 978. — Orchideae. — Die Blumen find klein, braun mit grünlich gelben Spitzen an den Sepalen und Petalen und gelb an der Baſis der Lippe. Blüthenſtengel 3—4 Yards lang, am untern Ende wenig veräſtelt. Oneidium leucochilum vur. Dawsonianum. Garden. Chron. 1873, pag. 978. — Orchideae. — Es iſt dies die brillanteſte Varietät von O. leucochilum. Die Sepalen und Petalen haben eine grünlich-gelb⸗ liche Färbung mit ſchönen dunklen kaſtanienbraunen Flecken gezeichnet. Die Lippe iſt gelblich-weiß, purpurn⸗- violett markirt. Echinocactus ornatus var. Mirbeli J. Croucher. — Garden. Chron. 1873, pag. 983. — Cacteae. — Die Stacheln dieſer Varietät find ganz gelb und ſtehen regelmäßig in Büſcheln von 8— 10 beiſammen, von denen die im Centrum 1 Zoll lang ſind. Die Epidermis iſt dicht mit weißen Schuppen bekleidet, feinem Schnee gleichend, die mit der übrigen grünen Farbe der Pflanze herrlich contraſtiren. Die Blumen ſind gelb und erſcheinen während des Sommers ſehr zahlreich, meiſt blüht eine Pflanze vom Mai bis September. Pilocereus fossulatus J. Crouch. Garden. Chron. 1873, pag. 983. — Cacteae. — Es ſcheint dieſe Art bisher noch nicht beſchrieben worden zu ſein. Stamm derſelben gerade, keulenartig, Rippen 10— 12, ſtumpf; deren Kanten wellig; Stacheln blaßbraun, der mittlere ſehr ſtark, 1 Zoll lang, äußere 10— 12, angedrückt; Haare weiß, 2 Zoll lang, ſehr ſtark, mit einem Büſchelchen an der Spitze. — Blumen noch unbekannt. Die Pflanze hat ein blaugrünes Ausſehen, iſt etwa 2 Fuß hoch und 11 Zoll im Durchmeſſer, dürfte aber wohl eine Höhe von 20 Fuß erreichen. 407 Am nächſten ſteyt dieſe Art dem Pilocereus foveolatus Haage, dieſer hat jedoch 4 Mittelſtacheln und die äußeren ſind nicht ſo ſtark und blaſſer. Der P. fossulatus iſt eine noble Pflanze, nach oben ſtets dicker als unten, daher keulenartig, und ſcheint noch ſehr ſelten; die einzige lebende Pflanze befindet ſich bisher wohl nur in der berühmten Peacock'ſchen Sammlung zu Sudburyhouſe in Hammerſmith bei London. Odontoglossum Insleayi Lindl. Gartenfl. Taf. 757. — G — Eine mit dem O. grande nahe verwandte Art aus Mexico und bereits ſeit einer langen Reihe von Jahren in Kultur. Die Traube der großen, gelben, purpurbraun quer bandirten und gezeichneten Blumen erſcheint im November und Dezember, und kann dieſe Orchidee, die von leichter Kultur iſt, als eine der ſchönſten Pflanzen zum Winterflor empfohlen werden. Begonia scandens Sw. Gartenfl. Taf. 758. — Syn. Begonia glabra Aubl. Pritzelia deflexa, lucida, montana und glabra Kl.; Beg. lucida Otto & Dietr. Moritziana Kth. et Bche., elliptica Kth.— Begoniaceae. — Diele Schiefblatt-Art iſt eine der älteſten in den Gärten und eine in Braſiſien, ihrem Vaterlande, am verbreiteſten. Wenn ſich die— ſelbe auch nicht durch große ſchöne Blätter noch durch auffallende Blüthen, wie ſo viele der in neueſter Zeit eingeführten Sorten, empfiehlt, ſo iſt ſie dennoch eine ſehr verwendbare Pflanze, denn in Folge ihres kletternden Habitus läßt ſie ſich ganz vorzüglich zur Bekleidung der Wände eines Warmhauſes benutzen, wo ſie durch ihre glänzend grünen Blätter einen ſehr angenebmen Eindruck macht. Libertia coerulesceus Kth. et Bche. Gartenfl. Taf. 759. — Irideae. — Eine in den Gebirgen Chile's heimiſche Jrideae, die gleich den mehr verbreiteten Arten dieſer Gattung, wie L. formosa, paniculata und pulchella, als ſchöne Decorations- und Florblume des Kalthauſes zu em— pfehlen iſt. Elaeagnus longipes A. Gray. Garden. Chron. 1873, pag. 1015. — Elaeagneae. — Ein ſehr ſchöner halb harter Strauch von Japan, eingeführt von J. Veitch & Söhne in Chelſea bei London. Es iſt ein mittelhoher Strauch mit abſtehenden Zweigen, ohne Dornen, die jungen Triebe mit einem dichten Filz bekleidet. Die Blätter ſind auf der Ober— ſeite hellgrün, auf der Unterſeite ſilberweiß und mit braunen Schuppen, wie bei Shepherdia argentea, bedeckt. Die Blüthen erſcheinen ſehr zahlreich, denen längliche orangefarbene Beeren folgen und dem Strauche zur großen Zierde gereichen. Veronica Traversii Hook. fil. Garden. Chron. 1873, pag. 1046. — Serophularieae. — Eine niedliche ſtrauchige Art, mit aufrechtſtehenden Zweigen, und abſtehenden dunkelgrünen Blättern. Die Blumen, in langen Rispen, ſind weißlich. Die Pflanze wurde durch Veitch und Söhne von Neuſeeland eingeführt. Korolkowia Sewerzowi Rgl. Gartenfl. Taf. 760. — Liliaceae. — Die Gattung Korolkowia hat Dr. Regel nach dem Oberſt Korolkow, 408 dem der botaniſche Garten zu Petersburg jo viele intereffante Pflanzen Turkestan's verdankt, zu denen auch die in Rede ſtehende gehört, die der Oberſt in den Gebirgen in der Nähe von Boroldai bei 3—6000° über dem Meere gefunden hat. Die K. Sewerzowi iſt ein ſchönes, im freien Lande ohne Deckung ausdauerndes Zwiebelgewächs, das ſich ſchnell durch Sproſſenbildung mit Brutzwiebeln vermehrt. Der Stengel wird 1—1½“ hoch, iſt wie die ganze Pflanze durchaus kahl und gleich den Blättern blaugrün. Das unterſte Drittheil oder die Hälfte des Stengels iſt ſtiel⸗ rund und von kleinen Blättern beſetzt. Die Stengelblätter gehen von der breit ovalen Form bis zur länglich-lanzettlichen Form über, ſtehen ab- wechſelnd oder faſt gegenüber und laufen mit dem halbumfaſſenden Blatt⸗ grund bis zur Hälfte des Zwiſchengliedes flügelförmig am Stengel herab. Die Blumen ſind ſtets kürzer als die zu ſolchen gehörigen Blätter, doch erreichen die oberſten Blumen faſt die Länge der Blätter, während die unterſten Blumen 2—4 mal kürzer als dieſe find. Bei den kultivirten Exemplaren ſind die Blumen grünlich-gelb, mit von außen grünpurpur an⸗ gelaufener Röhre und ebenfalls innen im Schlunde bräunlich-purpur an⸗ gehaucht. Bei den wild geſammelten Exemplaren ſind die Blumen meiſt ſtärker matt purpur angehaucht, ja bei N Exemplaren beſitzen ſie eine matt braunpurpurne Farbe. Cyathea Burkei Flor. et Pomolog. 1873, pag. 187 mit Abbildung. — Filices. — Ein herrliches Baumfarn, durch W. Bull in Chelſea be! m von Port Natal eingeführt. Dieſe Art iſt eine höchſt werthvolle Acquiſition. Der Stamm erreicht eine Höhe von 7—10 Fuß und mehr wie 1“ Durchmeſſer. Die Wedel find gefiedert und haben einen dunkel- gefärbten Stiel, der nach unten zu mit Schuppen beſetzt iſt. Die Fieder⸗ blättchen ſind lanzettförmig, zugeſpitzt, gefiedert. Philadelphus primulaeflorus Flor, et Pomolog. 1873, pag. 181 mit Abbildung. — Philadelpheae. — Ein prächtiger Strauch, deſſen Benennung ſich auf ſeine Blüthen bezieht, die viel Aehnlichkeit mit denen einer gefüllt blühenden Primel haben. — Der Strauch iſt von buſchigem Habitus, hat kurze Zweige. Die Blätter ſind glatt, oval-herzförmig, dunkel⸗ grün, gezähnt, die Oberfläche meiſt blaſig aufgetrieben, Adern netzartig, hervortretend. Die Blüthen wohlriechend, halbgefüllt, rein weiß, mit regel— mäßig abgerundeten Petalen. Dieſer Philadelphus iſt ganz hart und läßt ſich wie der gemeine Ph. coronarius behandeln und vermehren. Cordyline Dracaena) gloriosa Lind. et Andre. IIlustr. Hortic. Taf. 125 — 126. — Syn. Cord. (Drac.) Shepherdi Hort. Bull. — Asparagineae. — Dieſe edle Dracäne mit großen, dunkelziegelroth geftreiften und bandirten Blättern, wurde im Jahre 1871 von J. Linden in Brüſſel von Neuſeeland eingeführt. Deren Habitus iſt majeſtätiſch, der Stamm ſtark, ſchön röthlich grau zwiſchen den Knoten. Die Blätter ſind breit lanzettförmig, an der Baſis verſchmälert und in den Blattſtengel auslaufend. Die Ober- wie Unterſeite der Blätter iſt grün, gelb, ſchwärzlich braun⸗ purpur und eigenthümlich ziegelroth geſtreift und liniirt. — Eine der 409 ſchönſten Formen, die faft gleichzeitig mit der obigen Benennung in England den Namen D. Shepherdi erhalten hatte. Adiantum Hendersoni Lind. IIlustr. Hortic. Taf. 127. — Filices. — Ein allerliebſtes Frauenhaar von J. Linden in Brüſſel von Neu⸗Granada eingeführt. Daſſelbe ſteht dem Adiantum puberulum und dem A. pedatum nahe, dem letzteren hinſichtlich der Dispoſition der Wedel. Eine ſehr zu empfehlende Form. | Anthurium erystallinum Lind et André. Ilustr. Hortic. Taf. 128. — Aroideae. — Bei allen Freunden buntblättriger Blattpflanzen erregte die wahrhaft herrliche Art Aufſehen. Nach der Einführung der A. magnificum und regale glaubte man, daß dieſe beiden Arten ſchwerlich jemals durch eine noch ſchönere übertroffen werden würden und dennoch iſt dies nun der Fall, denn das A. crystallinum iſt noch ſchöner, als die beiden genannten Arten. Der Habitus und die Geſtalt der Blätter erinnern an A. magnificum. Die großen herzförmigen, ſcharf zugeſpitzten Blätter ſind von feſter Textur, von runden Stengeln getragen. Die Grundfarbe derſelben iſt ein tiefes blaugrün, während die Nerven und Hauptadern an beiden Seiten von einem ſilberweißen Streifen begränzt ſind. Die jungen Blätter ſind purpur-violett. Godwinia Gigas Seem. Botanic. Magaz. Taf. 6048. — Aroideae. Wohl die größte bis jetzt bekannte Aroidee, von der wir ſchon vor längerer Zeit, als ſie von Dr. Seemann in England eingeführt war, Nachricht gaben. Ein Exemplar derſelben blühte im Dezember v. J. in der berühmten Handelsgärtnerei von W. Bull in Chelſea bei London, nach welchem Exem— plare eine Abbildung auf oben citirter Tafel des botaniſchen Magazins gegeben worden iſt. Die lebende blühende Pflanze bei W. Bull erregte wegen ihrer grotesken Geſtalt, wegen ihres Habitus und Zeichnung die Bewunderung aller Pflanzenfreunde und Botaniker. Das Genus Godwinia gehört zu der tropiſch-amerikaniſchen Gruppe der Dracontieae und hat nichts zu thun weder mit den indiſchen rieſigen Amorphophallus=Arten, die es in der neuen Welt repräſentirt und denen es ſo ſehr in der Statur und ſonſtigen Beſchaffenheit ähnelt, noch mit den ſtattlichen Conophallus von Sierra Leone. Die Godwinia tft eine Bewohnerin der Chontales-Gebirge in Nicaragua, woſelbſt fie zwiſchen Geſträuchen in der Nähe von Bächen wächſt, und wo ſie im Jahre 1869 von Dr. Seemann entdeckt worden iſt. Im wilden Zuſtande erlangt die knollige Wurzel einen Umfang von mehr als 2 Fuß und ein Gewicht von 5—6 Pfund. Der Stengel erreicht eine Höhe von 10 Fuß, hat einen metallartigen Glanz, iſt ſtark bunt gezeichnet und hat große Aehnlichkeit mit der Haut einer Schlange. Der Stengel trägt an dem obern Ende ein über 3 Fuß langes Blatt. Der Blüthenſchaft iſt kürzer als der Blattſtengel, etwa 5—5¼ Fuß hoch, die Blüthenſcheide iſt allein 2 Fuß lang. Die Pflanze wächſt mit großer Schnellig- keit und verbreitet einen eigenthümlichen Geruch. Dr. Seemann benannte dieſes vegetabiliſche Wunder nach George Godwin, einem tüchtigen Architekt, 410 aus Dankbarkeit für ſeine menſchenfreundlichen Anſtrengungen die Liebhaberei für Fenſtergärtnerei unter der geringeren Klaſſe der Bevölkerung Londons zu fördern. Sonerila Bensoni J. D. Hook. Botanic. Magaz. Taf. 6049. — Melastomaceae. — Eine niedliche Melaſtomacee zur Gattung Sonerila gehörend, deren Arten bekanntlich ſämmtlich zarte Warmhauspflanzen ſind und die feuchten, kälteren, ſchattigen Gebirgsregionen Indiens und der Malayi'ſchen Inſeln bewohnen. Obgleich die Sonerila-Arten leicht blühen und ſich leicht aus Samen erziehen laſſen, ſo ſind ſie im allgemeinen doch ſchwer zu erhalten, deren fleiſchigen Stämme bekommen ſehr leicht Faul⸗ flefe und die Pflanze ſtirbt in ſehr kurzer Zeit ab. Ein zu warmer und feuchter Standort iſt ihnen ſtets nachtheilig. Dendrobium lituiflorum Lindl. Botanic. Magaz. Taf. 6050. — Syn. D. Hanburyanum Rchb. fil. — Orchideae. — Dr. Lind ley, der dieſes ſchöne Dendrobium zuerſt beſchrieben hat, bemerkt, daß es zur Gruppe des D. nobile gehöre, aber viel ſchöner ſei und ſich durch eine längere Lippe und ſehr ſpitze Petalen und Sepalen unterſcheidet. Das Vaterland der Pflanze iſt nicht genau beſtimmt. — Der ſpecifiſche Name lituus bezieht ſich auf die Form der Lippe, die Aehnlichkeit mit einer gedrehten Trompete hat. Bald nachdem Lindley dieſe Art beſchrieben (Gard. Chron. Mai 1856), beſchrieb Reichenbach ſie kurz darauf in der Ronplandia (Octbr. 1856) unter dem Namen D. Hanburyanum. Es iſt eine den Orchideenkultivateuren ſehr zu empfehlende Art, die große Aehnlichkeit mit D. nobile hat, ſich jedoch von dieſer botaniſch unterſcheidet und viel dunkler gefärbte Blumen hat. Silene Hookeri Nutt. Botanic. Magaz. Taf. 6051. — Syn. 8. Bolanderi A. Gray. — Caryophylleae. — Bereits vor etwa 40 Jahren wurde dieſe ſonderbare Silene, zuerſt in den Gehölzen von Wahlamet, im Oregon-Gebiet, entdeckt und ſeitdem iſt fie von mehreren Sammlern in verſchiedenen Theilen von Oregon und Californien gefunden worden. Es weicht dieſe Art. von allen in Europa kultivirten Arten weſentlich ab, namentlich zeichnet fie ſich aus durch die Größe ihrer Blumen im Ver⸗ hältniß zur Größe der Pflanze ſelbſt. Nuttall beſchreibt die Blumen als weiß, ſie haben jedoch an anderen Exemplaren eine blaßroſa Farbe. Es eignet ſich dieſe Silene beſonders für Steinpartien. — Aus der Wurzel treiben viele Stengel, die 6—8 Zoll lang, ſich niederlegen. Die Blätter ſind 3 Zoll lang, die unteren elliptiſch-ſpatelförmig, unten in den Blattſtiel auslaufend, die übrigen Blätter ſind elliptiſch-lanzettlich, ſpitz oder zugeſpitzt, gleich weichhaarig auf beiden Seiten. Blüthen 2— 2 ¼ Zoll im Durchmeſſer, einzeln in den Achſeln der Blätter. Blüthenſtiele ſehr kurz. Betalen zweimal jo lang als der Kelch, blaßroſa, oben in einen breiten vier geſpaltenen Saum endend. Die Lappen der Petalen ſehr verſchieden in Breite, oft breit oder ſchmal, oft einander gleich, die äußeren auch häufig auf ein Fädchen reducirt. Die Blumen ſind leider ſehr ſchnell vergänglich. Cinehona Calisaya Wedd. var. 5 Josephiana Wedd. Botanic. Magaz. Taf. 6052. — Rubiaceae. — Eine interefjante Varietät der jo 411 berühmten Chinarinden- Pflanze Cinchona Calisaya, die jedoch nur für botaniſche Sammlungen einen Werth haben dürfte. Der Weinbau in Frankreich und die von der Wurzellaus des Rebſtocks angerichteten Verwüſtungen. Den ſehr beachtenswerthen Mittheilungen über die Wurzellaus, Phylloxera vastatrix, von unſerm verehrten Correſpondent, Dr. Ed. Goeze im vorigen Jahrgange der Hamburger Gartenztg. S. 481, können wir noch Näheres, namentlich über die Verwüſtungen, welches dieſes Inſekt in Frank— reich unter den Weinſtöcken angerichtet hat, hinzufügen, welches wir einer längeren im „Globus“ erſchienenen Abhandlung im Auszuge entnehmen. Die Verwüſtungen, welche das ſchmarotzer-Inſekt, Phylloxera vastatrix, auch im Jahre 1872 wieder an den Reben in Frankreich angerichtet hat, ſind ſo bedeutender Art, daß der Weinbau Frankreichs ernſtlich dadurch gefährdet iſt. Das genannte Inſekt gehört zu den Blattläuſen, ſchmarotzt an den Wurzeln und iſt nicht größer als der Punkt am Schluſſe dieſes Satzes. Es vermehrt ſich in unglaublich kurzer Zeit millionenweiſe und wurde zuerſt im Jahre 1863 in der Provence bemerkt, aber erſt im Jahre 1866 ſicher nachgewieſen an den Wurzeln bei Arles. Die Blätter an den Reben begannen ſchon im Juni und Juli gelb zu werden, die Ranken hörten auf zu wachſen, das Laub war im Auguſt abgefallen und die Trauben erreichten ihre Reife nicht. Bald darauf ſtarben auch die Schößlinge ab, und gegen Ende des Jahres war der ganze Stock ſo gut wie vernichtet, nur wenige zeigten im folgenden Jahre friſche Triebe. Dieſelben Erſcheinungen ſtellten ſich im Jahre 1867 ein, und jetzt fand man, daß die Wurzeln mit eigenthümlichen Knötchen bedeckt waren und wie verbrannt ausſahen. Unter die Weinbergbeſitzer fuhr ein großer Schrecken, denn die Ver— wüſtungen waren größer als diejenigen, welche der berüchtigte Oidium-Pilz früher angerichtet hatte. Profeſſor Planchon in Montpellier entdeckte die Urſache der Krankheit zuerſt am 15. Juli 1868. Er fand an den Wurzeln eines kranken Wein- ſtocks das Schmarotzerinſekt, welches die abgeſtorbenen Stöcke verließ und ſich zu den benachbarten geſunden wendete. Die Phylloxera erſcheint unter dem Mikroſcop eiförmig, umbrafarbig, hat 6 Füße, 2 Fühler und einen zugeſpitzten Saugrüſſel. Bei weitem die meiſten Individuen ſind ungeflügelt, nur wenige haben Flügel. Ob dies die Männchen ſind, weiß man noch nicht mit Beſtimmtheit. (Vergl. Hamb. Gartenzig. 1872, S. 481.) Vom Mai bis September legen die Weibchen rings um die Weinſtockswurzel ihre Eier, und in jedem bald darauf aus— kriechenden durchſcheinenden Thierchen kann man mit Hilfe des Mikroſcops bereits wieder 3 Eier unterſcheidem. Nach jedesmaligem Eierlegen macht das Inſekt eine Pauſe von 8 Tagen; dann beginnt es dieſes Geſchäft von Neuem. Mit wahrem Heißhunger fallen die auskriechenden Jungen über die Wurzeln her, bohren ihren kleinen Saugrüſſel ein und nähren ſich von 412 dem Safte. Es liegt auf der Hand, daß bei der ungeheuren Menge diefer Thierchen, die am Stocke hängen, dieſer ſelbſt bald zu Grunde gehen muß. Schlimm iſt es auch, daß dieſe Inſekten von der Winterkälte nicht zerſtört werden, ſie verfallen in einen Erſtarrungszuſtand und leben im Frühjahre wieder auf. Woher die Phylloxera ſo plötzlich kam, weiß man nicht, und ebenſowenig hat man bisher ein Mittel gegen fie aufgefunden. Die franzö⸗ ſiſche Akademie hat ein eignes Comité niedergeſetzt, welches ſich mit dem Studium des Inſekts und den Mitteln zu deſſen Vertilgung befaſſen ſoll. Das Comité hat ſich folgende Aufgaben geſtellt: 1) Den Ort des Urſprunges im Auftreten der Phylloxera feſtzuſtellen und die Punkte zu finden, von wo in jedem Jahre die Gegenwart derſelben conſtatirt iſt. 2) Die Stellung des Inſekts im zoologiſchen Syſtem und die Gewohn— heiten und Eigenſchaften deſſelben zu erforſchen. 3) Die Art des Schadens zu prüfen, welchen das Inſekt dem Zell— gewebe des Weinſtocks zufügt. 4) Den Erfolg zu beobachten, welchen die verſchiedenen vorgeſchlagenen und in Gebrauch genommenen Vorbeugungs- oder Heilmittel gehabt haben. Am 9. September 1872 erklärte Dumas vor der Akademie, daß das Inſekt in der Provence grauenvolle Fortſchritte mache und die ganze Ernte zu vernichten drohe; im Departement Vancluſe nehme es gleichfalls zu, während es im Departement Gérault eine Verminderung zeigt. Alle Mittheilungen ſtimmen darüber überein, daß jede Hülfe unnütz ſei, wenn eine Pflanze angegriffen iſt und daß man der Invaſion des Inſektes nur dadurch entgegen zu wirken vermöge, daß man die Umgebung der erkrankten Pflanzen völlig unter Waſſer ſetze. Das Inſekt wandert über den Boden von Rebeſtock zu Rebeſtock, auch wird es vom Winde weiter geführt. In Portugal hat dieſes Inſekt auch ſchon um ſich gegriffen, zumal in der Umgebung Oporto's, bei Villa Real, Santarem, längs dem Duero u. ſ. w. Die portugieſiſche Regierung hat eine Commiſſion niedergeſetzt, welche ſich mit der Phylloxera befaſſen ſoll. Unter ſolchen Umſtänden müſſen wir natürlich die Frage aufwerfen, wird die Phylloxera auch nach Deutſchland einwandern und unſere Wein⸗ berge bedrohen? Die Gefahr liegt nahe, und deshalb hat auch die Section für Obſt⸗ und Gartenbau der 28. Verſammlung deutſcher Land- und Forſt⸗ wirthe zu München ſich mit der Phylloxera beſchäftigt und einſtimmig beſchloſſen: Das deutſche Reichskanzleramt zu erſuchen: 1) Durch namhafte Gelehrte die Krankheit und ihre Urſache an Ort und Stelle zu unterſuchen und eine genaue Beſchreibung des Inſekts, ſo wie beſſere Abbildungen deſſelben anfertigen zu laſſen. 2) Dieſe Abhandlungen unter den deutſchen Weinbergbeſitzern möglichſt zu verbreiten. 3) Vorſchriften, analog dem Bundesgeſetz vom 7. April 1869, Maß⸗ regeln gegen die Rinderpeſt betreffend, vorzubereiten, um gegebenen Falles das Uebel ſofort energiſch und wirkſam bekämpfen zu können, inzwiſchen 413 aber auf dem Verordnungsweg ein Einfahrverbot von Reben aus allen inficirten Gegenden im Einvernehmen mit den benachbarten Regierungen zu erlaſſen. | Unterdeſſen verbreitet ſich über Frankreich immer größerer Schrecken; was ſoll daraus werden, wenn dort die Weinkultur in Frage geſtellt wird? was dieſe für das Land bedeutet, erkennen wir aus einem Vortrage, welchen Drouyn de Lhuys im Jahre 1869 auf dem Congreß der franzöſiſchen Weinbauer zu Beaune hielt. Er ſagte: „Von den Pyrenäen bis zum Rheine erſtreckt der Weinbau ſeine Herrſchaft über 79 Departements und aus aller Herren Länder fragt man bei uns nach den feurigſten Weinen. Trotz der Verheerungen des Oidiums, von denen der Weinbau ſich kaum zu erholen begonnen, als eine neue Land— plage ſich über die Weinkultur des Südens ergoß, trotz alledem erhebt ſich heute unſere Weinproduction auf nahe 71 Millionen Hectoliter, deren Durchſchnittspreis 23 Frs. beträgt und die ſomit einen Geſammtwerth von 1 Milliarde 600 Millionen repräſentiren. Nimmt man an, daß die Familie jedes Weinbauers 4 Köpfe ſtark iſt, und etwa 1000 Frs. veraus⸗ gabt, ſo finden wir, daß dieſer Kulturzweig die Bedürfniſſe von mehr als 1,600,000 Familien oder von 6 Millionen Einwohnern befriedigt. Wenn man dieſer Zahl noch diejenige von nahezu 2 Millionen Fuhrleuten, Gewerbe- treibenden und Kaufleuten hinzugefügt, die alle ihren Antheil an dem ent— fallenen Gewinn haben, ſo kann man ohne Uebertreibung behaupten, daß der Weinbau den 5. Theil der Geſammtbevölkerung des Reiches ernährt; und daß er rund 2 Milliarden einträgt, d. h. den 4. Theil aller ader- baulichen Einkünfte Frankreichs. Und wie beſcheiden gegenüber jo wunder— baren Ergebniſſen iſt der Weinſtock. Nimmt er doch nur 2½ Millionen Hectaren ein, d. h. weniger als den 20. Theil des bebauten Landes, und überall begnügt er ſich mit den Bodenarten, die für jeden anderen Kultur— zweig unbrauchbar wären; dabei hat er nicht einmal eine ausſchließliche Vorliebe für gewiſſe Bodenbeſchaffenheiten. Wenn man unſere berühmteſten Gewächſe ins Auge faßt, ſo gewahrt man, daß der Weinſtock am Cap Breton und auf dem quorzhaltigen Dünenſande des Landes fortkommt, daß er in Médoc auf ähnlichem mit Kieſel und Kieſelgeſtein gemiſchtem Sande, in Anjou auf thonhaltigem Erdreich, in der Champagne auf Kreidefelſen wächſt. Die Rebenſtöcke der Eremitagen befinden ſich auf Granitſtein und die von Burgund auf Kalkfelſen und ſumpfigem Erdreich. Und auf der anderen Seite, welche wunderbare Mannigfaltigkeit der Erzeugniſſe entſpricht dieſen abweichenden Bodenverhältniſſen! Graf Odart zählt in ſeiner Ampalo— graphie nicht weniger als 680 in Frankreich angebaute Rebenvarietäten auf. Welch ungemeine Wichtigkeit der Weinbau für Frankreich hat, erſieht man aus dem Angeführten und wie man dort allerdings in der kleinen Phylloxera ein Schreckgeſpenſt ſehen kann. Aber auch wir haben alle Urſache aufzupaſſen, daß dieſer böſe Gaſt nicht über unſere Grenze gelangt. Es ſteht zu hoffen, daß das Reichskanzleramt dem Antrage der deutſchen Land- und Forſtwirthe nachkommen wird. Alle, welche ſich für den hier beſprochenenen Gegenſtand ſpeciell 414 intereſſiren machen wir noch auf einen, jo eben in der „Monatsſchrift des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den k. Preuß. Staaten Juli 1873) erſchienenen Aufſatz, aufmerkſam. Bedeutung der Ausſtellungen für den Gartenbau.“ Von Profeſſor Dr. Eduard Fenzl. Meine Herren! Wenn mir bei der Eröffnung des von der k. k. Gartenbau-Geſellſchaft ein⸗ berufenen Congreſſes deutſcher Gärtner und Gartenfreunde die Ehre zu Theil wird, den Reigen der Vorträge mit einem, die Bedeutung der Ausſtellungen von Pflanzen für den Gartenbau behandelnden zu eröffnen, ſo geſtatten Sie mir einige einleitende Worte über die Wahl dieſes Thema's als eine Art von Rechtfertigung vorauszuſchicken. Vielen von Ihnen dürfte die Wahl eines ſolchen, ſeit einer langen Reihe von Jahren her von den verſchiedenſten Seiten in in- und aus⸗ ländiſchen Blättern behandelten Thema's etwas auffällig erſchienen ſein und zu der nicht ganz ungerechtfertigten Anſchauung verleiten, abermals einen Gegenſtand beſprochen zu hören, dem man keine neue Seite mehr abzu— gewinnen im Stande ſei, ſchon deshalb nicht, weil die Erfahrung den Nutzen horticoler Ausſtellungen überall, wo man ſie verſuchte, auf das ſchlagendſte erwieſen hat. Wenn ich demungeachtet es wage, dieſes Thema nochmals aufzunehmen, ſo mußten, das werden Sie mir zugeben, ganz beſtimmte Gründe vorgelegen haben, um ein ſolches Wagniß zu unternehmen. Dieſe Ihnen auseinander zu ſetzen halte ich für meine Pflicht. Ob ſelbe Ihnen genügend erſcheinen werden, weiß ich nicht; genug an dem, daß ſie für mich ſchwerwiegende geworden. Vor Allem waren es Gelegenheitsurſachen und in erſter Linie die Weltausſtellung, das Ergebniß der damit verbundenen temporären Aus⸗ ſtellungen von Pflanzen, von welchen bereits zwei hinter uns liegen, die dritte eröffnet iſt und der in den Monaten September und October noch zwei folgen werden, von welchen die letztere einen mehr landwirthſchaftlichen als horticolen Charakter tragen wird. Ein dritter für mich beſtimmender Grund für die Wahl dieſes Thema's war die von verſchiedenen Seiten an *) Auf dem ſoeben in Wien (vom 20.— 25. Auguſt ſtattgefundenen Congreſſe deutſcher Gärtner und Gartenfreunde ſtand für den erſten Tag der hier genannte Vortrag des Regierungsraths Profeſſor Dr. E. Fenzl zuerſt auf der Tages⸗ ordnung. Dieſer Vortrag hatte ſich des allgemeinſten Beifalles der zahlreich -ver- ſammelten Congreßmitglieder zu erfreuen und es wurde einſtimmig beſchloſſen, daß dieſer Gegenſtand, da er von großer Wichtigkeit iſt, zur weitern Beſprechung noch⸗ mals auf den nächſten ſtattfindenden Congreß gebracht werden ſoll. Es wurde ferner beſchloſſen, daß der gehaltene Vortrag ſofort gedruckt und an die Mitglieder vertheilt und die Redactionen der deutſchen Gartenzeitungen gebeten werden follten, demſelben durch Veröffentlichung in den reſp. Zeitſchriften eine noch weitere Ver⸗ breitung zu ver ſchaffen. | E. Otto. » 415 mich ergangene Aufforderung, es zu wählen um in Bezug auf den Nutzen derartiger Ausſtellungen für den Gartenbau meine Anſicht als von einer den merkantilen Intereſſen deſſelben fernſtehenden Perſon ausgehende, über die in jüngſter Zeit ſich kund gegebenen Anſchauungen auszuſprechen. Es liegt mir ferne, bezüglich der beiden erſten Motive Kritik zu üben über das, was bezüglich unſerer Ausſtellungen hätte vorgekehrt werden müſſen, um ſie zu einer glänzenden zu geſtalten; über das, was angeſtrebt, was erreicht und nicht erreicht wurde und nicht erreicht werden konnte. Ebenſo ferne liegt es mir auch eine Polemik zu eröffnen gegen den Inhalt eines von höchſt achtbarer Seite in einem unſerer geleſenſten Fachjournale im Vorjahre publicirten Artikels über Ausſtellungen im Allgemeinen. Die Aufgabe, welche ich mir geſtellt, kann keine andere ſein, als in allgemeinen Umriſſen die Verhältniſſe zuſammenzufaſſen, unter welchen ſich die horticolen Ausſtellungen allmählig geſtalteten und ſich in der Folge geſtalten müſſen, um fördernd auf den Gartenbau zu wirken. Ueber den Nutzen, welchen horticole Ausſtellungen ſtiften können und geſtiftet haben, habe ich kaum ein Wort zu verlieren. Die im Laufe von mehr als 40 Jahren allerwärts gemachten Erfahrungen haben dies auf das unwiderleglichſte bewieſen und nur kurzſichtige Auffaſſung der beſtehenden und Unkenntniß früher beſtandener Verhältniſſe oder ſelbſtſüchtige Motive allein vermöchten dieſe Thatſache in Abrede zu ſtellen. Was uns zunächſt in dieſer Frage beſchäftigt, daß iſt ſich die Lage der Dinge klar zu machen, unter welchen internationale Ausſtellungen gegenwärtig ſtattfinden und was man ſich von ihnen in der Folge er— warten darf. In dieſer Beziehung erſcheint es mir von Wichtigkeit, vorerſt einen Blick auf das erſte Auftauchen gemeinſamer horticoler Ausſtellungen, auf ihre weitere Geſtaltung und Folgen derſelben zu werfen und an der Hand dieſer Erhebungen zur Beurtheilung der Verhältniſſe der Neuzeit ſchreiten zu können, unter welchen ſie ſtattfinden. Verſucht man dies, ſo wird man finden, daß die erſten Schauſtellungen von Pflanzen für die große Menge von einzelnen vermöglichen zumeiſt den höchſten Adelskreiſen angehörigen Gartenliebhabern veranſtaltet wurden, welche über die herrſchenden Anſchauungen ihrer Standesgenoſſen ſich erhebend, aus reiner Liebe für den Gartenbau, zeitweilig ihre Pflanzenſchätze aller Welt zur Beſichtigung ausſtellten und die damit verbundenen Auslagen allein trugen. Angeeifert durch das dieſen Mäcenaten allgemein geſpendete Lob, ſchloſſen ſich zunächſt einzelne der damals noch dünn geſäeten größern Handelsgärtner an; der materielle Erfolg durch größern Zuſpruch von Käufern blieb nicht aus und bei dem Beifall, welchen ſolche zeitweiſe ver— anſtaltete Ausſtellungen ſich erwarben, trat hierin ſehr bald ein löblicher Wettſtreit unter den erſteren und letzteren in Bezug auf Menge und Seltenheit der auszuſtellenden Gegenſtände ein. Wie beſcheiden dieſe Aus— ſtellungen im Vergleich zu jenen unſerer Tage ausfielen, davon wiſſen nur die Wenigſten unter uns noch zu erzählen. Trotz aller Mängel, welche dieſen zeitweiligen Ausſtellungen anklebte, erzielten ſie doch bedeutende 416 praftifche Erfolge. Sie weckten nicht blos die Liebe für die Blumiſtik in weiteren Kreiſen und wirkten dadurch veredelnd auf den Geſchmack, ſondern nöthigten die Gartenfreunde von ſelbſt den Gedanken an Aſſociationen zur Förderung des Gartenbaues auf. Wir ſehen ſolche nachgerade im Laufe weniger Jahre in den meiſten Hauptſtädten des mittleren und nördlichen Europa oder an alten Culturſtädten der Horticultur auftauchen und eigen- artig mit größerem oder geringerem Erfolge ihre auf die Ausbreitung und Hebung des Gartenbaues gerichteten Tendenzen verfolgen. Während ſich alle dieſe Vereine und Geſellſchaften des Vertrauens ihrer Landesregierungen und der Sympathie der Gebildeten zu erfreuen hatten, betrachtete die Mehr- zahl der profeſſionellen Gärtner, in völliger Verkennung ihres Zweckes und ihrer eigenſten Intereſſen, ſie mit Mißtrauen oder Gleichgiltigkeit. Nur wenige von ihnen ſchloſſen ſich mit Eifer und voller Hingebung an ſie an und wußten die ihnen durch ſie gebotenen Vortheile praktiſch auszunützen. Erſt als dieſe Wenigen groß und mächtig geworden war, dämmerte bei den übrigen der Gedanke auf, ſich an ſolche Centra anzuſchließen. Die Furcht vor den vermeintlichen Rivalen und Gewerbsſtörern, für welche man die Gartenbau-Geſellſchaften in jenen Kreiſen anfänglich anſah, begann zu ſchwinden und einer richtigeren Auffaſſung Platz zu machen. Durch Gründung von Fachjournalen, jährlich ein oder mehrmals ſich wiederholende Aus— ſtellungen, unentgeltliche Vertheilung von Sämereien und Pflanzen und andere kleine, die perſönliche Eitelkeit ſchmeichelnde Begünſtigungen gewannen dieſe Vereine immer mehr und mehr Boden in der Geſellſchaft und trugen geräuſchlos, zumeiſt indirecte zur Hebung der Horticultur im Ganzen und Großen bei. Die Entſtehung zahlreicher größerer und kleinerer Privat- und Handels⸗ gärten, die veränderte Bepflanzung der erſteren; die Erzeugung einer Menge neuer Sorten aus älteren auf verſchiedene Weiſe; die Einführung neuer Gewächſe, namentlich aus Auſtralien; die Veränderung im Baue der Gewächs— häuſer und die namentlich von England und Frankreich ausgehende größere Betheiligung der Fachgelehrten an der Theorie des Gartenbaues, kenn— zeichnen zunächſt dieſe zweite Periode der Entwicklung der Horticultur in Deutſchland. So gefeſtigt und gerüſtet trat der deutſche Gartenbau und mit ihm die Geſellſchaften und Vereine, welche ihn gehoben, in die neue Aera ein, die dem Einzelnen eine weit freiere Bewegung als vordem geſtattete, das Land mit Eiſenſchienen bedeckte und dadurch die raſche Verſendung von lebenden Pflanzen in weitere Entfernungen als zuvor ermöglichte und eine Bewegung des geiſtigen und materiellen Capitals hervorrief, von der man ſich vor einem Decennium kaum noch etwas träumen ließ. Daß die dadurch angebahnte große ſociale Bewegung auch den Gartenbau, als einen nicht mehr unbedeuteud gebliebenen Zweig der Nationalöconomie, nicht unberührt laſſen konnte und mächtig förderte, erſcheint nur als die Wirkung eines großen Naturgeſetzes, und Alles, was ſich an dieſen Umſchwung der Dinge auf dieſem Felde knüpft, als Conſequenz ſeiner nach allen Richtungen hin ſich äußernden Schwingungen. | 417 Die freier gewordene Bewegung des Einzelnen führte in kurzer Zeit zur Gründung zahlreicher Handelsgärtnereien und nöthigte die kleineren dadurch zum intenſiveren Betrieb des eigenen Geſchäftes, ſowie die größeren zur Erweiterung ihrer Etabliſſements und zur Speculation. Die größeren Gartenbaugeſellſchaften, früher häufig als die Vermittler neuer Einführung exotiſcher Gewächſe auftretend und für Muſterſchulen geltend, erſchienen nach beiden Richtungen hin in kürzeſter Zeit von dem Speculationsgeiſte einiger intelligenter und unternehmender Gärtner überflügelt, müſſen ihre Thätigkeit mehr nach Innen concentriren und trachten durch Gründung von Schweſter— geſellſchaften, Erweiterung ihrer literariſchen Productionen und ſchließlich durch Gründung von Gärtnerſchulen dem Bedürfniſſe der Zeit und des Unterrichtes zu genügen. Als ein vermittelndes Band zwiſchen den diver— girenden Handelsintereſſen der einzelnen Gärtner und den in der Förderung der allgemeinen mehr wiſſenſchaftlichen des geſammten Gartenbaues ſich concentrirenden Thätigkeit der Vereine traten jetzt die gemeinſamen Aus- ſtellungen von Erzeugniſſen der Horticultur entſchiedener als je zuvor in den Vordergrund und beherrſchen die Situation. Jedermann erkannte in denſelben einen der kräftigſten Hebel zur Förderung der gemeinſamen Intereſſen des Gartenbaues und ſo ſahen wir von Jahr zu Jahr dieſe Ausſtellungen in allen Ländern, in welchen der Gartenbau bereits blühte oder aufzublühen begann, ſich mehren und an räumlicher Ausdehnung wie an innerem Gehalte gewinnen. Alle trugen bis dahin den Charakter localer Ausſtellungen, legten ihn aber hie und da mit den in Aufſchwung kommenden internationalen Induſtrieausſtellungen nach— gerade ab, ſchloſſen ſich theilweiſe an letztere an oder erhoben ſich ſelbſt— ſtändig zu ſolchen, wie z. B. in Brüſſel, Amſterdam, London, Erfurt St. Petersburg, Hamburg und Berlin. Dieſelben Geſichtspunkte, welche maßgebend für die Inſcenirung der großen ſich in der Zeitfolge einander raſch ablöſenden Induſtrieausſtellungen waren, machten ſich auch bei dem Zuſtandekommen der horticolen dieſer Art geltend oder wurden von dieſen mächtig influenzirt. Der Erfolg war ein bis in die jüngſte Zeit nachhaltiger, ja theilweiſe ſelbſt überraſchend günſtiger, namentlich dort, wo ſie nicht als Anhang einer Induſtrieausſtellung figurirten. Ich erinnere nur an die diesfälligen Ausſtellungen in Erfurt und Hamburg, welche ſich zu förmlichen Volksfeſten geſtalteten. Der verbiſſenſte Gegner ſolcher Ausſtellungen wird nicht in Abrede ſtellen können, daß der Geſchäftsbetrieb der einzelnen Handelsgärtner ſich ſeit der Zeit dieſer großen internationalen Ausſtellungen faſt allerwärts ent⸗ ſchieden gehoben hat; mindeſtens werden ſie zugeſtehen müſſen, daß keine dieſer Ausſtellungen trotz der großen pecuniären Opfer, welche die meiſten Ausſteller dafür gebracht haben, auch nur einen davon empfindlich oder gar nachhaltig geſchädiget habe. Daß der aus ihnen gezogene materielle Gewinn nicht immer ein un⸗ mittelbarer und directer für den Einzelnen geweſen, ſondern erſt ſpäter ihm daraus erwuchs, ändert an der Thatſache ihres geübten belebenden Einfluſſes auf den mercantilen Verkehr in Pflanzen gar nichts. Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXIX. 27 418 Ging aber vielleicht der nicht mercantile Theil des Gartenbaues, ich meine der theoretiſch-praktiſche, dabei leer aus, oder zog er aus dieſen inter⸗ nationalen Ausſtellungen nicht ebenſo vielen Gewinn als aus den localen Expoſitionen? Zum Mindeſten ebenſoviel, wenn nicht mehr. Den Nachweis im Ein- zelnen dafür zu liefern iſt wohl unmöglich, allein ſo gut als eine Reihe von Verbeſſerungen und Verwendungen von Maſchinen in der Technik und von Stoffen in der Induſtrie ſich auf eine beſtimmte Zeit zurückführen läßt, in welchen die wichtige Entdeckung den Anſtoß zu weiteren folgenreichen gab, ebenſo gut läßt ſich nachweiſen, daß manche der weſentlichſten Verbeſſerungen in der Cultur der Gewächſe der Zeit nach in die Aera der internationalen Ausſtellungen fallen und ihre Erfolge ſich auf dieſen am deutlichſten manifeſtirten. Einen ſchlagenden Beweis für den Einfluß, den ſie auf das Fort— ſchreiten der Horticultur in wiſſenſchaftlicher Beziehung geübt, zeigt die mit ihnen zunehmende Menge horticoler Zeitſchriften; die weit allgemeinere Be— theiligung von Botanikern vom Fache und hochgebildeten Gartenfreunden an deren Redaction; ihre größere Verbreitung ſelbſt unter den kleineren Gärtnern von Beruf; ihr qualitativ ſich weſentlich verbeſſernder Gehalt und ihre Aus— ſtattung mit mitunter ausgezeichneten Illuſtrationen. Haben doch ſelbſt ſeit dieſer Zeit unſere Pflanzen- und Samenkataloge ein ganz anderes Ausſehen und manche derſelben eine geradezu wiſſenſchaftliche Bedeutung und Ber- wendbarkeit erhalten! Man kann daher getroſt behaupten, daß der Nutzen, welchen dieſe großen Expoſitionen geſtiftet und der ganzen Gärtnerwelt im Laufe der letzten 20 Jahre durch ſie zu Gute kam, der Opfer werth war, welche Regierungen, Vereine und Privaten für ihr Zuſtandekommen ſeither gebracht haben. Daß ſie auch in der Folge dieſelben Wirkungen haben werden, daran iſt eben ſo wenig zu zweifeln, als an dem Nutzen des Anſchauungsunterrichtes in der Schule, den Gärten und Muſeen für die Wiſſenſchaft und das praktiſche Leben des Einzelnen haben. Und inſoferne kann man die von manchen über ſie ausgeſprochene Behauptung, „ſie hätten ſich bereits überlebt“, ruhig zurückweiſen. Eine andere ſich daran knüpfende wichtige Frage iſt aber die der Mög— lichkeit, derartige große internationale Ausſtellungen in ſo raſch aufeinander. folgenden Zeitfriſten wie bisher geben zu können. Und hierin bin ich der unmaßgeblichen Meinung, daß dies nicht möglich iſt. Es kommen dabei eine Maſſe außerhalb der Opportunitätsfrage liegende Verhältniſſe zu berüd- ſichtigen, außer den vielen nebenſächlichen vor Allem die Art, die Zeit und der Ort ihrer Inſcenirung. Sollen derlei Ausſtellungen zündend auf die große Menge und belehrend zugleich auf den Fachmann wirken, dann muß der Schwerpunkt ihrer Er⸗ ſcheinung in die Maſſenwirkung einzelner Gruppen aus beſtimmten Ord⸗ nungen, wie Farnkräutern, Palmen, Coniferen, Rhodoraceen, Roſen u. dgl. gelegt werden, an deren Bildung ſich die Beſitzer ſolcher Sammlungen von Gewächſen gemeinſchaftlich zu betheiligen hätten. 419 Es muß Raum für die feit kurzen Reihen von Jahren theils von aus— wärts eingeführten, theils in Europa gezüchteten Novitäten geſchaffen werden, welche überſichtlich und wiſſenſchaftlich zuſammengeſtellt, eine Ueberſchau und Würdigung des gewonnenen Materiales ermöglichen. Es müſſen die Culturen der einzelnen Ausſteller im Ganzen mehr als die einzelner Arten gewürdigt werden. Das Jagen nach den Preiſen, ſie mögen ſein welch' immer für eine Art, muß der Ehre weichen, auf einer ſolchen Ausſtellung nur zugelaſſen zu werden und ſeinen Namen und ſeine Firma zur Geltung gebracht zu haben. Alles übrige müßte Nebenſache bleiben. Erhebliche, bleibende Fortſchritte in der Horticultur laſſen ſich erſt nach einer Reihe von Jahren erkennen und entſprechend würdigen; daher dürfen ſich ſolche internationale Ausſtellungen nicht in den zu kurzen Zeiträumen von 2— 3 Jahren wiederholen, ſollen ſie nicht an ihrer Bedeutung Einbuße erleiden und zum Spielballe gewagter Speculation herabſinken. Sie ſollen nur an ſolchen Orten ſtattfinden, welche Sitze einer bereits hoch entwickelten Horticultur ſind und an deren Leiſtungen beinahe Jedermann direct oder indirect Theil nimmt und ſie zu fördern ſucht. Sie müſſen ſelbſtſtändig daſtehen und nicht als Annexe anderartiger induſtrieller Ausſtellungen erſcheinen, ſondern zu wahren Volksfeſten im edleren Sinne des Wortes ſich erheben. Fehlen dieſe Cardinalbedingungen, ſo werden ſolche improviſirte Aus— ſtellungen nach keiner Seite hin befriedigende Reſultate liefern und nur Entmuthigung, Zerwürfniſſe und pecuniären Schaden zur Folge haben. Wo dieſe Bedingungen aber alle zuſtmmentreffen, da werden ſie ſtets gelingen; da werden ſich auch die geeigneten Männer finden, welche die Laſt der Geſchäfte auf ſich zu nehmen im Stande und gewillt ſind, die übernommene Aufgabe erfolgreich durchzuführen. Um aber nach einer Reihe von Jahren zu ſolchen großen Ausſtellungen zu gelangen, müſſen in großen wie in kleinen Städten regelmäßig recurrirende Local-Ausſtellungen veranſtaltet werden, bei welchen niemand als Aus- Be mag er ein einheimiſcher oder auswärtiger fein, ausgeſchloſſen ein ſoll. Sie wirken, ob groß oder klein, ausgezeichnet oder mittelmäßig in einem oder dem andern Jahre, unwiderſtehlich auf die Bevölkerung, nutz⸗ bringend für den kleinſten Gärtner und fördernd auf den Gartenbau weit über die Grenzen des eigenen Landes hinaus. Geht man in dieſer Weiſe beharrlich, einträchtig und umſichtig vor, dann wird man es ſicher zu immer impoſanteren und gewinnbringenderen internationalen Ausſtellungen bringen. Neue, vorzüglich ſchöne Erdbeeren. N Die nachbenannten Erdbeeren ſind in dieſem Herbſte von Ferd. Gloede in Eppendorf bei Hamburg zum erſten Male in den Handel gegeben worden. 27* 420 Anna de Rothschild (Dr. Nicaise), große, zinnoberrothe Beere von abgeplatteter Kegelform mit hervorragendem Samen. Fleiſch weiß mit rothen Adern, voll, ſaftig, ſüß und von ſehr erhabenem, weinigem Aroma. Kräftige, dagencnlig fruchtbare Pflanze von ſehr 1 Reifezeit. — Per Stück Pr. Ct. Thlr. 1, — 6 Stück Pr. Ct. Thlr. 5. Auguste Nicaise (Dr. Nicaise), ſehr große Frucht von regelmäßiger Herzform, ſcharlachroth mit gelbem, aufliegendem Samen; Fleiſch dunkel lachsfarben, ſehr ſaftig, ſüß, mit beſonders hervorragem Aprikoſengeſchmack. Kräftige buſchige Pflanze von ungewöhnlicher Fruchtbarkeit und mittler Reifezeit. — Per Stück Pr. Ct. Thlr. 1, — 6 Stück Pr. Ct. Thlr. 5. Eppendorf (Gloede), große runde Frucht, die erſten auch Hahnen— kammform, lebhaft glänzend roſa mit gelbem, aufliegendem Samen; Fleiſch hellroſa mit roth geſtreift, voll, ſaftig, ſüß, ſehr aromatiſch. Pflanze von kräftigem Wuchſe, großer Tragbarkeit und mittler Reife— zeit. — Per Stück Pr. Ct. Thlr. 1, — 6 Stück Pr. Ct. Thlr. 5. Inspector Otto (Gloede), Frucht ſehr groß, von länglich vvaler Form, zart roſa mit braunem, aufliegendem Samen; Fleiſch reinweiß, voll, butterig, ſchmelzend und von ſehr ſüßem, feinem Geſchmack. Pflanze kräftig und ſehr fruchtbar, von ziemlich ſpäter Reifezeit. Sämling von Wonderful. — Per Stück Pr. Ct. Thlr. 1, — 6 Stück Pr. Ct. Thlr. 5 Maria Nicaise (Dr. Nicaise), große regelmäßig kegelförmige Frucht, lebhaft glänzend roth mit braunem, wenig geſenktem Samen. Fleiſch weiß, voll, ſaftig, ſüß und mit ausgezeichnet feinem Aroma. Pflanze von ſehr kräftigem Wuchſe, ausdauernd, ſehr ergiebig und von mittler Reifezeit. — Per Stück Pr. Ct. Thlr. 1, — 6 Stück Pr. Ct. Thlr. 5. Sir John Falstaff (Dr. Roden), Frucht ſehr groß, rundlich abgeplattet oder oval, glänzend orangeroth mit aufliegendem Samen: Fleiſch reinweiß, feſt, ſehr ſüß und vom feinſten Aroma. Pflanze ſehr kräftig wachſend, außerordentlich fruchtbar und ihre ſchönen Früchte in langer Reihenfolge ohne erhebliche Verminderung der Größe tragend. — Per Stück Pr. Ct. Thlr. 1, — 6 Stück Pr. Ct. Thlr. 5. Syndicus Merck (Gloede), Frucht erſter Größe von hübſcher länglicher Form, glänzend hellroth mit aufliegendem Samen; Flei ch reinweiß, voll, feſt, ſüß und vom köſtlichſten Wohlgeſchmack. Pflanze ſehr kräftig und volltragend, von ſpäter Reifezeit. Dieſe Pflanze beſitzt die Eigenthümlichkeit, daß die meiſten Ranken ſofort Blüthen zeigen, welche dann gegen Ende Auguſt oder Anfangs September die Früchte reifen. — Per Stück Pr. Ct. Thlr. 1, — 6 Stück Pr. Ct. Thlr. 5. Waltham Seedling (Wm. Paul), Frucht groß oder ſehr groß, v hübſcher, regelmäßiger Form, glänzend kirſchrotch mit aufliegendem 5 Fleiſch lachsfarben, feſt, voll, ſehr ſaftig und ſüß, mit kräftigem, beſonders ſchönem Aroma. Pflanze von geſundem, kräftigem Wuchſe, ſehr großer Fruchtbarkeit und 421 ziemlich ſpäter Reifezeit. — Per Stück Pr. Ct. Thlr. 1, — 6 Stück Pr. Ct. Thlr. 5 Ueber die neue Erdbeere „Unser Fritz“, welche Ferd. Gloede vor 3 Jahren gezüchtet und in den Handel gegeben hat, theilt derſelbe mit, daß ſie ſich in dieſem Sommer auf's Neue als ganz beſonders werthvoll bewährt hat und er dieſelbe allen Erdbeerfreunden nicht dringend genug empfehlen kann. Die Frucht iſt groß oder ſehr groß, von ſchöner regelmäßiger Herz⸗ oder Kegelform, lebhaft glänzend carmoiſinroth mit aufliegendem Samen. Fleiſch hell lachsfarben, ſchmelzend, ſehr ſüß und vom allerfeinſten Aroma. Die Pflanze iſt von mäßigem gedrungenem Wuchſe, außerordentlich fruchtbar und reift ihre Früchte nach und nach während der ganzen Dauer der Erdbeer-Saiſon. Die Feſtigkeit der Früchte macht dieſe Sorte ganz beſonders geeignet zum Transport. — Eine ſtarke Pflanze dieſer Erdbeere koſtet 20 Sgr., — 6 Stück 3 Thlr. Gartenbau⸗Vereine. Die Gartenbau-Geſellſchaft der Arondiſſements von Melun und Fontainebleau wird nach einer Bekanntmachung ihres Secretärs M. Camille Bernardin, ihre 23. allgemeine Gartenbau-Ausſtellung am 13., 14. und 15. September zu Brie Comte Robert abhalten. Die Roſen werden beſonders vertreten ſein, um deren remontirende Eigenſchaft genau kennen zu lernen. Boſton. Eine Obſtausſtellung von großem Interereſſe dürfte die werden, welche die Amerikaniſche pomologiſche Geſellſchaft in Boſton vom 10.— 13. September d. J. daſelbſt veranſtalten wird. Früchte aus allen Theilen des amerikaniſchen Continents werden auf dieſer Ausſtellung zu ſehen ſein. Hamburg. In der Verſammlung des Gartenbau-Vereins für Hamburg, Altona und Umgegend am 5. Aug. waren von mehreren Mit— gliedern des Vereins einige beachtenswerthe Pflanzen ausgeſtellt. So hatte 3. B. F. Kramer jr. eine Anzahl hybrider Begonien, die derſelbe im vorigen, wie auch ſchon in dieſem Jahre durch Befruchtung der Begonia boliviensis mit anderen Arten und Baſtarden und umgekehrt aus Samen gezüchtet hatte, ausgeſtellt. Unter dieſen Baſtarden waren faſt alle Farben vertreten, hell- und dunkelſcharlach, zinnober in verſchiedenenen Schattirungen, hell— und dunkelgelb und rein weiß. Dieſe Begonien ſind als Gruppenpflanzen ſehr zu empfehlen, fie erreichen eine Höhe von 1—1!/, Fuß, blühen während des ganzen Sommers ungemein dankbar und reichlich und machen einen prächtigen Effekt. Zwei der beſten Sorten ſind die: Begonia hybrida Kramer’s Sämling, eine Hybride zwiſchen Beg. boliviensis und B. aurea floribunda mit chamoisfarbenen großen Blumen, viel größer als die von B. boliviensis. Begonie hybrida Rückeri iſt eine Hybride von B. diversifolia befruchtet mit B. boliviensis. Sie iſt im 422 Wuchs ähnlich der letzteren. Die Blumen ſind groß, glockenförmig, leuchtend roſa. Dieſe Begonien dürften ſehr bald eine allgemeine Verbreitung finden und manche andere, weniger ſchöne Gruppenpflanze verdrängen, namentlich ſolche, deren Blüthezeit nicht den Sommer über währt. Viel Aufſehen erregte eine Blüthendolde der Hydrangea Otaksa wegen ihrer Größe. Dieſelbe hatte einen Durchmeſſer von ca. 1¼ Fuß. Wir haben ſchon öfters über dieſe Hortenſienart geſprochen, welche, da fie un- gemein leicht, ſchon als junge Pflanze und ſehr dankbar blüht, bald die Stelle der alten Hortenſien in den Gärten einnehmen dürfte. — Eine noch andere ſehr empfehlenswerthe Pflanze, welche Herr Kramer ausgeſtellt hatte, iſt das Delphinium cardinale, mit dunkelſcharlachrothen Blumen, eine alte, aber immer noch ſeltene Staude fürs freie Land. Peter Smith & Co. in Bergedorf hatten ein kleines Sortiment von ihren rühmlichſt bekannten engliſchen und ſchottiſchen Stockroſen (Malven) ausgelegt, die ſich nicht nur durch die ſchönen Farben, ſondern auch durch das Gefülltſein und die Größe der Blumen auszeichneten. Ferdinand Gloede hatte wiederum einige Erdbeerſorten von an— erkannter Güte und Schönheit ausgeſtellt, wie late pine, Her Majesty, La Constante und Early Prolific, ſämmtlich zu empfehlende Sorten. — Außerdem ſahen wir von demſelben 1 Blüthenkopf des Helianthus annuus globosus fistulosus von enormer Größe und dicht gefüllt. Die Pflanze wird nur 3—4 Fuß hoch und blüht ſehr dankbar, Vorzüge vor dem Helianthus californicus fl. pl. Lupinus hybridus atrococcineus iſt als ein ſehr hübſches Sommer⸗ gewächs zu empfehlen, das von Vilmorin in den Handel gegeben worden iſt. Die zweite und dritte temporäre Ausſtellung des Gartenbaues in Wien. Die zweite temporäre Ausſtellung des Gartenbaues in Wien fand vom 15. bis 25. Juni dieſes Jahres ſtatt. Dieſelbe muß nach den uns vorliegenden Berichten eine eben ſo glänzende und reichhaltige geweſen ſein wie die erſte, namentlich waren die tropiſchen Blattpflanzen auf der⸗ ſelben vorherrſchend vertreten, obgleich auch viele andere Pflanzen und Blumen die Aufmerkſamkett der Beſucher erregten. Oeſterreich war glänzend vertreten durch die Einſendungen von E. Rodeck, Wien, C. Stöger, Schönborn, R. Abel & Co., Hietzing, dann durch Pflanzen aus dem Herzog von Braunſchweig'ſchen Garten, aus dem Graf Breuner' chen Garten zu Grafenegg, dem Univerſitäts-Garten in Wien und dergl. mehr. — Aus Deutſchland hatten ſich bei dieſer Ausſtellung betheiligt O. Lieb— mann in Dresden mit Palmen, Dracänen ꝛc., H. Wrede in Lüneburg mit großblumigen Violen. Aus Belgien war es namentlich J. Linden, der ganz ausgezeichnete Pflanzen eingeſandt hatte, unter dieſen herrliche und ſeltene Orchideen, 425 prächtige Dieffenbachia und andere Aroideen, Palmen von ausnehmender Schönheit, dann viele tropiſche Fruchtbäume, officinelle und ſonſtige techniſch wichtige Pflanzen, von denen das Linden'ſche Etabliſſement in Brüſſel eine ſo überaus reiche Sammlung beſaß, wir ſagen beſaß, denn zur Zeit dürfte dieſelbe durch den angezeigten öffentlichen Verkauf der Linden'ſchen Pflanzen- ſammlung in Brüſſel in alle Gegenden hin zerſtreut worden ſein. Von J. Verſchaffelt ſah man prachtvolle Agaven, Yukken, Cycadeen, Daſylirien, Cacteen und dergl. Pflanzen, während A. Dallière in Gent tropiſche Blattpflanzen, de Smet Phormium- und Echeveria-Varietäten, Ch. Boelens, Gent, Amaryllis, van Geert in Gent, Baumfarne, A. Stelzner in Gent, prächtige Farne, namentlich viele hybride Formen geliefert hatten. Unter den Früchten erregten die reifen Früchte einer Vanille aus dem Gewächshauſe der Frau Senator Jeniſch (Obergärtuer Kramer) in Flottbeck bei Hamburg die allgemeinſte Bewunderung. Nicht weniger intereſſant war die Fruchtſammlung von Orangen, Citronen, Agrumen ꝛc. des Profeſſor Orphanides in Athen, die Erdbeeren, Pfirſiche, Melonen aus dem Garten des Grafen Szecheny in Horpacs, desgleichen die von R. Abel in Wien, die prachtvollen reifen Trauben von J. Charmeux in Thomery. — Gemüſe war hingegen ſpärlich und nur dürftig vertreten. Die dritte temporäre Ausſtellung des Gartenbaues vom 20. bis 30. Auguſt in Wien hatten wir Gelegenheit ſelbſt in Augenſchein zu nehmen und ſind ſomit im Stande ausführlicher darüber berichten zu können. Die verſchiedenen Pflanzencollectionen waren wie bei den beiden vorhergegangenen Ausſtellungen theils unter Zelten, theils im Freien gruppirt und meiſt recht geſchmackvoll und überſitlich arrangirt, ſo daß die Räumlichkeiten, in denen die Pflanzen aufgeſtellt waren, einen angenehmen Eindruck machten. Nach dem gedruckten Verzeichniſſe hatten ſich 182 Ausſteller, zuſammen mit 2079 Nummern angemeldet, jedoch find viele Anmeldungen, wie uns mitgetheill, nicht effectuirt worden, und die Betheiligung fremder Länder war diesmal eine nur ſehr ſpärliche, ſo daß dieſe Ausſtellung nur wenig angeſprochen haben würde, wenn nicht die Handelsgärtner und Gartenbeſitzer Oeſterreichs und von dieſen auch nur wenige, aber dieſe mit ſehr großen Pflanzenmaſſen ſich betheiligt hätten. Die von J. Linden in Gent angemeldeten neu eingeführten Pflanzen und Orchideen haben wir nicht gefunden, dahingegen ſahen wir von dem— ſelben Ausſteller ein Prachtexemplar des ſo ſeltenen und merkwürdigen Baumfarnes Todea barbara Moore aus Auſtralien. Ein rieſiges Exemplar mit einem 4 Fuß hohen Stamme von gleicher Dicke und mit gegen zwanzig Köpfen verſehen. Das Exemplar ſtand zum Verkaufe und würde in jeder größeren Pflanzenſammlung ein Gegenſtand allgemeinſter Bewunderung ſein. Auch aus Deutſchland ſahen wir auf dieſer Ausſtellung ſehr wenig. Eine ziemlich große Anzahl von Pflanzen hatte der Kunſt- und Handels— gärtner O. Liebmann in Dresden eingeſendet, Pflanzen die zum Verkauf berechnet waren, und ihrem Ausſehen nach von einer guten Kultur Zeugniß 424 gaben. Es waren vornehmlich Dracaena Ehrenbergii, Balantium Solloianum, Cycas revoluta, Chamaerops humilis, Dracaena australis, nutans, Yucca recurvata, Rhapis, Pandanus utilis und dergl. mehr, jede Art in 12, 25 auch 100 Exemplaren vertreten. Vom Geh. Commerzienrath Ravens in Berlin, Obergärtner König, ſahen wir ein Sortiment Warmhaus-Blattpflanzen in ganz ausgezeichnetem Kulturzuſtande, ſo namentlich die verſchiedenen herrlichen Croton Arten und Varietäten. Die Pflanzenkulturen des Obergärtner König beim Commerzien⸗ rath Ravens erfreuen ſich bekanntlich ſchon ſeit einer Reihe von Jahren eines ausgezeichneten Rufes. H. Leiſegang in Charlottenburg hatte neue, für den Engroshandel gezogene Blattflanzen ausgeſtellt, ſämmtliche in guter Kultur. Eine Partie hochſtämmiger Fuchſien, die ſich jedoch im Freien befanden, waren von dem durch ſeine Specialkulturen (Fuchſien und Roſen) rühmlichſt bekannten Fr. Harms in Eimsbüttel bei Hamburg zur Schau geſtellt. Die Handelsgärtner und Baumſchulenbeſitzer Rudolph Abel in Hietzing, wie auch Ed. Abel in Hernals bei Wien und Lud. Abel, Land— ſtraße in Wien, haben ſich das meiſte Verdienſt um dieſe Ausſtellung erworben, indem ſie eine große Anzahl von Pflanzen in den mannigfaltigſten Arten ausgeſtellt haben. Die Pflanzen von Rudolph Abel befanden ſich faſt durchgängig in vorzüglichem Kulturzuſtande und in ſchönen ſtarken Exemplaren. Aus⸗ gezeichnet waren z. B. die verſchiedenen Dieffenbachia, als D. amazonica, Bausei, Howmanii, imperialis, liturata, Pearcei, variabilis, Wallisii, Weirii, Baraquini und eburnea, ferner von Aroideen noch: Alocasia gigantea, macrorrhiza, metallica, Jenningsii und zebrina, das herrliche Amorphophallus Rievierii, Monstera Egregia, Curmeria picturata, Philotaenium Lindenii, Schizocasia Portei, Spatophyllum cannaefolinm, Syngonium albo-lineatum, ferner eine große Anzahl ſehr ſchöner Anthurium- und Phylodendron-Arten, unter denen manche ſeltene Art ſich befand. Die buntblättrigen Caladien waren in einer Collection von an nahe 80 Sorten vertreten, unter denen wir viele ganz ausgezeichnet hübſche Blattzeichnungen bemerkten. Von der Gattung Aralia, im weiteſten Sinne, waren zwanzig Arten und Abarten vorhanden, von denen mehrere jetzt jedoch zu anderen Gattungen gehören, ſämmtliche find aber zu den decorativſten Blattpflanzen zu rechnen. Zu den ſchönſten und jetzt ſo beliebten Blattpflanzen gehören die Croton, von denen in neueſter Zeit ſo viele ausgezeichnete Formen eingeführt worden find. In der R. Abel'ſchen Collection ſahen wir Croton Abelii, eine im Etabliſſement gezüchtete Form, dann C. cornutum, grande, Hillianum, irregulare, maximum, undulatum, Weismanni, Youngii, aucubaefolium, angustifolium, Cascarilla, elegans, Hookeri, Harrisonii, Johannis, interruptum, lacteum, longifolium var., multicolor, neriifolium, pietum und p. superbum, variegatum und Veitchii. Faſt dieſe ſämmtlichen Croton ſtanden in üppigſter Kultur und gewährten mit ihren verſchiedenartig geformten und gezeichneten Blättern einen herrlichen Anblick. — Nicht minder zahlreich vertretenene Gattungen, deren Arten zu den vorzüglichſten und verwendbarſten Blatt— 425 pflanzen gehören und fich zur Kultur in Gewächshäuſern wie in Zimmern vortrefflich eignen, ſind die Gattungen Dracaena und Maranta (Calathea). Von der erſteren, von der nahe an 50 Arten und Abarten ausgeſtellt waren, erwähnen wir nur D. Weissmani, splendens, Regina, porphyrophylla, nigrescens, Guilfoylei, grandis, Cooperi, Cannarti, albicans ete. Von den Maranta- oder Calathea-Arten notirten wir von 30 verſchiedenen nur: M. Wallisii, Veitchii, argyraea, Makoyana, orbifolia, Porteana, princeps, smaragdina, Chimboracensis, Baraquini. Palmen waren ſelbſtverſtändlich nicht minder zahlreich vertreten, theils in größeren ſtarken, theils in kleineren aber kräftig geſunden und gut kultivirten Exemplaren. Wir bemerken Welfia regia, Zaläcca assamica, Seaforthia Alexandrae, Ceroxylon niveum, fieben Arten Areca, Acrocomia lasiocarpa, Acanthorrhiza stauracantha und Warscewiczii, Attalea speciosa, Cocas Weddeliana, Wallisii, Euterpe Sanchona, Hyospathe chiriguensis, Kentia australis, Canterburiensis und Forsteriana, Martinezia Lindeni, Maximiliana regia, Oreodoxa regia und viele andere mehr. Dieſen herr— lichen Palmen ſchloß ſich eine große Anzahl Cycadeen und Pandaneen an als: Ceratozamia fusca-latifolia, Miqueliana, muricata und mexicana, Cycas Riuminiana, revoluta und circinalis, Dion edule, Encephalartos caffra, lanuginosa, Ghelinkii, Froomii u. a., mehrere Macrozamia und Zamia und Stangeria paradoxa. Von Pandanus bemerken wir die ſchönen P. Candelabrum, elegantissimus, nivosus, ornatus, Veitchii und Vandermerschii. Unter den Farnen und Lycopodiaceen der R. Abel'ſchen Ausſtellung befanden ſich mehrere ſchöne Arten wie Adiantum Farleyense, semipinnatum, Cyathea dealbata und medullaris, Lomaria Gibba, Toodea superba u. a. Von ganz ausgezeichneter Schönheit waren die Eriken. Es iſt dies um ſo mehr hervorzuheben, indem ſeit länger denn 8 Wochen in Wien eine tropiſche Hitze ohne allen Regen geherrſcht hat und dieſelbe auch noch während dieſer temporären Ausſtellung bis zu unſerer Abreiſe am 29. Auguſt herrſchte. In Folge dieſer großen Hitze und Dürre bieten in vielen der herrlichen Gärten in der Umgebung Wiens die Raſenplätze einen traurigen Aublick, wie auch alles Buſchwerk, ſelbſt ſtärkere Bäume ihre Blätter ſchlaff herab— hängen laſſen. Durch ein tägliches mehrmaliges Beſprengen der Raſenplätze, Blumenbeete und Anpflanzungen auf dem Weltausſtellungsplatze und in den Stadtparks, war es möglich geworden, dieſelben grün und lebend zu erhalten. — Die Eriken, welche von R. Abel ausgeſtellt waren, ließen nichts zu wünſchen übrig, es waren ſämmtlich ſchöne, buſchige Pflanzen von 2—3 70 Fuß Höhe und 1—2 Fuß im Durchmeſſer haltend, alle in reichſter Blüthen— fülle. Wir notirten: Erica mammosa purpurea, coralloides, verticillata, ramentacea vera, cubica minor, declinata, Everana rubra, Aitonii, Ait. superba, carinata, eximia, formosa bicolor, Hrubyana, jasminiflora, Mac Nabiana, cerinthoides, retorta major, Rohani, vestita und andere, meift Arten, deren Kultur eben feine ganz leichte ift. Eine Collection von etwa 30 ſehr Schönen Sorten Coleus zeichnete ſich durch die Kultur der einzelnen Exemplare aus. Die Pflanzen waren von Otto Abel im Rud. Abel'ſchen Etabliſſement kultivirt worden. Als 426 neueſte Züchtungen des Etabliſſements find zu nennen: Baron v. Schwarz- Senborn, Erzherzog Carl Ludwig, Erzherzog Rainer, Kaiſerin Eliſabeth, Kaiſer Franz Joſeph und I Exposition Internationale. Als ſchöne Decorationspflanzen ſind ferner zu erwähnen mehrere Arten Ficus als F. Abelii, Cooperii, lanceolata, leuconeura (Covellia), Porteana, subpanduraeformis u. a., dann der majeſtätiſche Artocarpus imperialis mit enorm großen Blättern und A. grandis, ferner diverſe Bromeliaceen aus den Gattungen Billbergia, Nidularium, Vriesea, Aechmea, Ananassa und andere. Außer den hier angeführten herrlichen Blattpflanzen, welche einige der größeren natürlichen Familien des Pflanzenreichs repräſentiren, ſahen wir aus dem R. Abel'ſchen Etabliſſement noch eine große Anzahl prachtvoller Pflanzen aus anderen Familien ausgeſtellt, wie z. B. vier herrliche Theophrasta, nämlich Th. Jussieui, imperialis, latifolia und longifolia, die ſchönen Stadmannia australis, Jonghii und sorbifolia, Musa discolor, Ensete, vittata, zebrina, superba, rosen etc.; die liebliche Jatropha multifida, Herania palmata, Gomphia Theophrasta, Crescentia macrophylla, regalis, Pavetta borbonica, Rhopala corcovadensis und Jonghii, Sanchesia nobilis, Cyanophyllum magnificum, alles Pflanzen die ſich mehr oder weniger durch ihre herrlichen, meiſt großen Blaktformen empfehlen. Unmöglich alle Pflanzen des Herrn R. Abel namhaft zu machen, dürften die genannten ſchon genügen, eine Idee von der Reichhaltigkeit der herrlichen Pflanzenſchätze des R. Abel- ſchen Etabliſſements zu bekommen. Wenn auch nicht ſo reichhaltig wie die eben genannte Sammlung, ſo bot die von Eduard Abel in Hernals bei Wien doch auch mehreres Intereſſante. Auch hier waren es wiederum die Caladien, die in ſchöner Kultur ſich vielen Beifall erwarben und dann vor allem mehrere ſehr ſchöne Baumfarnen und Palmen. Von erſteren ſind zu nennen: Balantium antarcticum, Cibotium princeps, Alsophila australis, Lomaria Gibba und intermedia, Todea africana, Cyathea medullaris. Von den Palmen: Kentia Balmoreana und Forsteriana, verſchiedene Areca, Martinezia Lindenii, Caryota furfuracea, Phoenix tenuis u. m. a. Ferner die ſchönen Schling⸗ gewächſe: Dioscorea metallica, chrysophylla und melanoneura, Passiflora trifasciata, das prächtige Amorphophallus campanulatus und diverſe Collectionen von Scharlach-Pelargonien in gefüllt- und einfachblühenden Sorten. (Schluß folgt.) Literatur. | Die Pflanzenwelt Norwegens, ein Beitrag zur Natur- und Culturgeſchichte Nord-Europas, von Dr. F. V. Schübeler, Profeſſor der Botanik an der Univerfität in Chriſtiania. (Allgemeiner Theil). Chriſtinia 1873. — Dieſes Werk iſt wiederum ein Beweis deutſchen Fleißes und deutſcher Gründlichkeit. Es iſt voll hohen Intereſſes für den Zoologen, wie für den Botaniker, für den Geographen wie für den Menſchen, der nach allgemeiner Bildung ſtrebt. Ganz beſonders ſehr wird es auch den Gärtner von Fach feſſeln. 427 Das Buch beginnt mit einer Schilderung Norwegens im Allgemeinen, illuſtrirt mit bildlichen Darſtellungen der ausgezeichnetſten Punkte. Es folgt dann ein Ueberblick über die klimatologiſchen Verhältniſſe Norwegens. Die Temperatur des Meeres, die Feuchtigkeit der Luft, der Luftdruck, die Winde, Regen, Schnee, Nebel und Gewitter werden mit, ähnlichen überſichtlichen Tabellen dargelegt. Dann wird der Golfſtrom beſprochen. Es folgt nun ein Blüthenkalender der bei Chriſtiania wilden, wie auch kultivirten Pflanzen, der über 1000 Pflanzen namentlich aufzählt. Dieſem folgt ein Verzeichniß der Zugvögel und ihrer Ankunftszeit für 12 Jahre. Dann werden die Cerealien beſprochen. Die Gegend von Throndhjems-Fjord (63 0), die Lofotten (68—69° N. B.), der Varanger-Fjord (70% N. B.) werden dann hinſichtlich der wilden Pflanzen, wie auch der Culturgewächſe und der Vögel in derſelben Weiſe, wie Chriſtiania geſchildert. Schließlich enthält das Werk noch 15 recht ſchön ausgeführte Karten, die zur Erläuterung der verſchiedenen Schilderungen und Tabellen dienen. Für die Gartenzeitung könnten wir nun recht viele ſehr intereſſante Auszüge liefern, wenn wir nicht die Leſer veranlaſſen wollten, ſich womöglich das Werk zu kaufen, um recht viel aus demſelben zu lernen, wie es uns ſelbſt viel Genuß gewährt hat, über dieſes Wunderland der Gärtnerei durch dieſe Arbeit nach vielen Beziehungen hin aufgeklärt zu werden. Doch wollen wir unſern Leſern einige Mittheilungen aus dem Werke machen. In Nord-Baranger liegt die kleine Stadt Vadſö. Ein Handwerker, der 9 Jahre daſelbſt wohnte, und zugleich Gartenbau als Erwerbsquelle trieb, machte Herrn Profeſſor Schübeler folgende Bemerkungen. Grün- oder Krauskohl gedeiht ſehr gut und hält ſich gut unter dem Schnee. Blumen— kohl gab in gewöhnlichen Sommern Köpfe von 1,84 10,45 cm. Dicke. Bortfelder Rüben erhielten gewöhnlich ein Gewicht von 1 Pfd., Herbſt-Rüben wurden gebaut, welche oft die Größe eines gewöhnlichen Tellers erhielten. Gartenkreſſe, Sommer- und Winterrettig (beſonders die letzte Pflanze), werden überall gebaut, wo noch von Cultur die Rede ſein kann, um in den langen Wintern ein Antiſcorbutictum zu haben. Bei Martensvär erreicht der Winterrettig die Größe einer gewöhnlichen Theetaſſe. Die gemeine rothe Beete gedeiht ſehr gut. Daſſelbe iſt der Fall mit Salat, Spinat, Kerbel, Schnittpeterſilie, Dill, Thymian, Majoran und Bohnenkraut. Sellerie ſetzt keine Knollen an und wird nur der Blätter wegen gebaut. Rhabarber gedeiht ſo gut wie im ſüdlichen Theile des Landes. Daſſelbe iſt auch der Fall mit der Winterzwiebel, welche ſich ſogar als verwildert ausbreitet. Die Schalotte giebt recht gute Zwiebeln. Zuckererbſen bringen genießbare Schoten, Pferdebohnen aber nie Früchte. Die Quinoa Melde giebt nur zu Spinat brauchbare Blätter. Die Kartoffel giebt durchſchnittlich brauchbare Knollen. Ein Paar Sorten Gartenerdbeeren werden gewöhnlich reif. Von Gartenblumen werden 25 Arten aufgezählt, unter dieſen Primula, Auricula, Nemophila insignis, Tropaeolum aduncum und majus, Helichrysum bracteatum und andere Arten, die unſer Erſtaunen dadurch erregen, daß ſie noch ſo hoch nördlich gedeihen können. 428 Es hat ſich herausgeſtellt, daß der in Norwegen erzeugte Samen ſowohl größer als ſchwerer wird, wie der Samen derſelben Art von füd- licheren Breitegraden. Im Herbſt 1859 kam ich in Beſitz von einigen Sorten die in Throndhjem (63“ 26°) Erfolg gehabt hatten und unter dieſen fanden fi) Zwergbohnen, die 60%, und Thymian von yon, der 71%, an Gewicht zugenommen hatte. Um das Verhalten beim Anbau norwegiſcher Samen im Süden zu erfahren, ſandte ich an Herrn Roedelius in Breslau verſchiedene Proben, (1859). Aus den Mittheilungen dieſes Herrn ging hervor, daß die Pflanzen daſelbſt eine längere Zeit zur Reife bedurften und daß der Samen an Gewicht verloren hatte. Mehrere Jahre nachdem ich die mitgetheilte Erfahrung gemacht hatte, mußte es mich überraſchen zu hören, daß jene Thatſachen nicht neu ſeien. Von mehreren unſerer Gärtner und Oeconomen erfuhr ich, daß dieſe, vielleicht ſchon vor 30 Jahren bemerkt hatten, daß Samen unſerer gewöhn— lichen Gemüſepflanzen und Getreidearten, die von ſüdlichern Ländern erkauft waren, beim Anbau in Norwegen an Größe zugenommen hatten. Natürlich ſollte eine chemiſche Unterſuchung all dieſen Beobachtungen die Krone auf— ſetzen. Eine ſolche habe ich nicht vornehmen können, aber ſchon 1862 die Vermuthung ausgeſprochen, daß die ſtickſtoffhaltigen Beſtandtheile der Samen ſich wohl im Norden am meiſten entwickeln möchten und zwar durch die fortwährende Helle. Die Unterſuchungen des Profeſſors Dr. Julius Sachs über den Einfluß des Lichts auf die Stärkebildung, verglichen mit Laskowsky's Reſultaten, ſcheinen dieſe Hypotheſe zur Thatſache gemacht zu haben. Im Jahre 1857 ſtellte ich mit einem ſehr hellgelben, faſt weißfarbigen Winter-Waizen von Beßarabien Verſuche an, die ich aber nach 4 Jahren wieder aufgab. Schon bei den Verſuchen des erſten Jahres war mir die Abweichung in der Farbe ſehr auffallend. Der neue Same war nämlich viel dunkler als der Mutterſame. Der hieſige Same wurde nun ausgeſäet. Mit jedem Jahre fiel aber die Ernte immer dunkler und dunkler aus, bis ſie zuletzt von unſerm einheimiſchen Winterweizen nicht zu unterſcheiden war. Ich bin ſeitdem immer aufmerkſam auf das Verhältniß bei unſeren eigenen Produkten geweſen, habe aber niemals bemerkt, daß unſre fortwährende Helle auch eine große Helle des Samens mit ſich geführt hätte. Auch bei Throndjem hat ſich dieſe Sache beſtätigt. Die chineſiſche Dattelbohne (Phaseolus oblongus alboruber Savi) verwandelte die urſprünglich ſchneeweiße Grundfarbe in Graugelb mit Roth gedeckt, daß man jetzt kaum glauben ſollte, wenn man dahier erzeugten Samen mit dem urſprünglichen vergleicht, und zwar ſowohl hinſichtlich der Größe als der Farbe, dieſelben Samen vor ſich zu haben. b Wir wollen mit dieſen gewiß intereſſirenden Auszügen für heute ſchließen, wobei wir uns vorbehalten, vielleicht ſpäter noch einige zu geben. Mit dem eben beſprochenen Werke ging uns eine pflanzengeographiſche Karte über das Königreich Norwegen von Dr. J. B. Schübeler, Profeſſor der Botanik an der Univerſität in Chriſtiania, Chriſtiania 1873, zu, die ſo ſauber ausgeführt iſt und dabei eine ſolche genaue Angabe der einzelnen 429 Oerter gibt, daß wir ſie allen Reiſenden, die vielleicht dieſes Königreich bereiſen möchten, empfehlen können. Für den Botaniker enthält ſie eine Liſte, der bis jetzt bekannten Polargrenzen verſchiedener Bäume und Sträucher und eine Liſte, der bis jetzt bekannten Polargrenzen krautartiger Pflanzen. Dieſe Ueberſichten ſind für die Pflanzenforſcher von großem Intereſſe. Dr. F. W. Klatt. Feuilleton. Der Stamm der Araucaria brasiliensis auf der Welt-Ausſtellung in Wien, welcher in nächſter Nähe der Gartenbau-Ausſtellung daſelbſt auf— geſtellt iſt, erregt wegen ſeiner enormen Höhe und Stärke die allgemeinſte Bewunderung. Derſelbe hat eine Höhe von 110 Fuß, und am untern Ende einen Durchmeſſer von etwa 6 Fuß. Der Stamm beſteht aus 21 einzelnen Stücken, jedes etwa 5 Fuß dick, da es nicht anders möglich war den Baum in ſeiner Größe von Braſilien zu transportiren. Wie man uns mittheilte, ſollen ſich die Aufſtellungskoſten dieſes Stammes auf 3000 fl. belaufen und die Transportkoſten 15000 fl. betragen. Neues Mittel gegen die Blutlaus. Heinrich Wilmms macht in den „illuſtr. Monatsheften“ auf ein von ihm angewandtes Mittel gegen die wollige Blutlaus aufmerkſam, das nach ſeinen Erfahrungen alles bis jetzt von ihm verſuchte übertrifft. Daſſelbe beſteht einfach in einer Ab— kochung des faſt in allen Gegenden häufig vorkommenden ſchwarzen Nacht— ſchattens, Solanum nigrum. Nachdem die kranken Stellen an den Zweigen, welche ſich bekanntlich durch Blaſigwerden kennzeichnen, ausgeſchnitten waren, wurde der Baum mit einer ſteifen Bürſte, eingetaucht in obige Abkochung, Habgebürſtet. Wo in der Baumſchule bei jungen Bäumen die Kronen krank waren, wurden dieſe zuerſt bis auf den geſunden Theil entfernt und als— dann die Stämmchen abgebürſtet. Ein ferneres Erkranken, reſp. Weiter— greifen der Krankheit hat H. Wilmms nach angegebener Behandlung höchſt ſelten wahrgenommen. Paraſiten Erzeugung durch Kloaken-Berieſelung. Die Mittheilung des Dr. Biedermann im Centr.-Blatt für Agricultur und Chemie, daß Dr. Spencer Cobbola die Berieſelung der Wieſen mit menſchlichen Aus— wurfsſtoffen für gefährlich erklärt, weil aus der allgemeinen Einführung derſelben, wie ſie namentlich in England, Holland und in Berlin von Hobrecht befürwortet wird, die Wahrſcheinlichkeit, wenn nicht Gewißheit einer raſchen Zunahme von Paraſiten unter Menſchen und Thieren entſteht, dürfte für die Anhänger der Canaliſation großer Städte und Berieſelung der Wieſen oder Ackerflächen durch die abgeleiteten Auswurfsſtoffe der Menſchen nicht ohne Intereſſe ſein. — Wenn auch die auf den überrieſelten Wieſen weidenden Thiere nicht ſo leicht mit Paraſiten ſich anſtecken werden, wie dies auf experimentellem Wege moglich iſt, ſo iſt doch die Gelegenheit, die verſchiedenartigſten Paraſiten zu bekommen, ſehr günſtig. Nach der Mit- theilung von Dr. Menning verlor ein Oeconom bei Edinburg, der ſeine 430 Kühe auf überriefelten Wieſen weiden ließ, binnen 3 Jahren 92 Stück, und einer der größten Viehzüchter in Schottland verkauft ſeine Kühe ſtets nach drei Monaten, da er aus Erfahrung weiß, daß ſie bei längerem Weiden auf den berieſelten Wieſen die Lungenſeuche bekommen würden. Beſonders groß ſoll die Uebertragung von Finnen ſein. Ein ſechſtel der Fläche eines jeden öffentlichen Parks oder Anlage muß nach der Regel von Barillet für die Wege hergegeben werden. — Barillet ſagt ferner: im Regent's Park in London gehen die Londoner von Geſchäftsſorgen gedrückt ſpazieren; im k. Park in Brüſſel ſieht ſich das Publikum gelangweilt; im „Graben“ in Wien ſitzt daſſelbe träumend auf den Bänken; unter „den Linden“ in Berlin disputirt es und in den Squares in Paris tändelt es. Der größte Weinſtock der Welt ſoll ſich etwa 3½ Meilen von Santa Barbara, im Hofe eines alten ſpaniſchen Adobe-Hauſes, in Californien befinden. Der Stamm dieſes Weinſtocks, welcher vor 48 Jahren gepflanzt worden, iſt am Boden 4 Fuß 4 Zoll im Durchmeſſer. Acht Fuß vom Boden beginnen die Zweige, welche wagerecht auf Spalieren rings umher gezogen ſind und jetzt 2 Acres Land bedecken. Der jährliche Ertrag an Trauben von dieſem einzigen Stocke beläuft ſich auf 100 bis 120 Ctr., und Trauben von 2—6 Pfund find keine Seltenheit. Der Weinſtock befindet ſich auf einer Anhöhe und iſt niemals gedüngt worden. Ein nicht weit entfernter Weinſtock, welcher erſt vor 14 Jahren gepflanzt worden iſt, ſcheint noch größer als der erwähnte werden zu wollen und bringt auch feinere Trauben. Der erſte Apfelbaum in England. Der erſte Apfelbaum in Groß⸗ britannien ſoll erſt unter der Regierung Heinrich VIII. (geſtorben 1547) eingeführt fein. Der erſte eingeführte Baum wurde von Léonard Mascall, Plumpton Place, bei Lewes, Suſſex, gepflanzt. Noch heute findet man in jener Gegend die älteſten Apfelbäume Englands. Das Wachſen der Pflanzen. Wie wenig denken wir über die wunder⸗ bare Thätigkeit des Wachſens der Pflanzen nach. Der Prozeß geht all- mählig und ohne Geräuſch vor ſich, überdies findet er täglich ſtatt, daher wird er nicht beachtet. Wie viel Waſſer muß nicht eingeſogen und aus⸗ gedünſtet werden, wie viel Luft nicht ein- und wie viel nicht ausgeathmet, wie viel Kohlenſtoff wird nicht während dieſes Prozeſſes fixirt. Um hiervon einen Begriff zu bekommen hat man in England eine gewöhnliche Pflanze, eine Abies Nordmanniana kürzlich gemeſſen. Die Pflanze war nur 2 Fuß 6 Zoll hoch, die Zahl der diesjährigen jungen Triebe an der Pflanze beträgt 585. Dieſe Triebe variiren in Länge von ½ bis 6 Zoll, ihre gemeinſame Länge beträgt 1171 Zoll oder faſt 98 Fuß. Theilt man die gemeinſame Länge der Triebe (1171) durch deren Zahl (585), ſo iſt die mittlere Länge der Triebe etwa 2 Zoll. Die durchſchnittliche Zahl der Blätter auf einen Zoll an verſchiedenen beliebig gewählten Trieben gezählt, betrug 34, ſo daß die Geſammtſumme der Blätter an den 585 Trieben 39,814 war. Nimmt man an, daß ein Blatt nur 1 Zoll lang iſt, was bedeutend unter Maaß iſt, ſelbſt wenn alle kleinen unentwickelten Blätter mit in Betracht zieht 431 ſo erhalten wir für die Blätter eine Länge von 3501 Fuß. In runder Zahl kann man ſagen, Triebe und Blätter zuſammengenommen, hat die Länge dieſes ſehr mäßig großen jungen Baumes allein um 3600 Fuß zugenommen, ſo daß, wenn die Triebe und die Blätter alle mit ihren Enden in einer Reihe zuſammengelegt werden könnten, dieſelben mehr als über 1), Meile (engl.) reichen würden. (Gard. Chron.) Auction von Agaven ꝛc. Mitte September ſoll in öffentlicher Auction die berühmte, herrliche Sammlung von Agaven, Fourcroyen und Beſchornerien von de Jonge van Ellemeet auf Schloß d'Overduin, Ooſtkapelle lez Middelbourg im Königreiche der Niederlande, verkauft werden. Herbarien zu Kauf können von der Redaction nachgewieſen werden, nämlich: 1. ein europäiſches Phanerogamen-Herbarium mit Ausſchluß der Gräſer, beſonders vertreten Italien, Norwegen und Schweden; 2. ein Gramineen⸗Herbarium, Gräſer von Nees von Eſenbeck beſtimmt, Gräſer von Aſa Gray, Gräſer vom Senegal. Die europäiſchen Arten voll— ſtändig; 3. Cryptogamen-Herbarium, die Mooſe von den Autoren; 4. Herbarium der Hamburger Flora, complet. Obſtaufbewahrung. Nach der „Rivista di agricoltura“, einer in Florenz erſcheinenden Zeitſchrift, ſoll man Obſt wie Pfirſiche, Aprikoſen, Melonen ꝛc. ſehr lange Zeit aufbewahren können, wenn man dieſe Früchte zur Zeit ihrer Reife in bleierne Geſäße giebt, dieſe hermetriſch verſchließt und auf den Grund eines nicht frierenden Baches legt, wo man ſie bis zur Zeit des Bedarfes beläßt. Samen⸗ und Pflanzeuverzeichniſſe für 1873/74 ſind erſchienen und durch folgende Firmen zu beziehen: Fried. C. Vomrencke, Altona. (En gros Offerte von Haarlemer Blumenzwiebeln.) Gebr. Benzel in Quedlinburg. (Haarlemer Blumenzwiebeln, Knollen— gewächſe, Pflanzen, Samen für Herbſtausſaat.) Metz & Comp. in Berlin. (Saatgetreide und andere Samen, Blumenzwiebeln, Pflanzen ꝛc. J. T. Schiebler & Sohn in Celle. (Blumenzwiebeln, Knollen⸗ gewächſe, Erdbeeren ꝛc.) Oehme ſche Gärtnerei in Kieritzſch bei Leipzig. (Nachtrag von Pflanzen: Neuheiten.) Haage & Schmidt in Erfurt. (Blumenzwiebeln und Knollen— gewächſe ꝛc.) 3. C. Schmidt in Erfurt. (Fabrikate künſtlich getrockneter Blumen, Artikel für Bouquet⸗Fabrikanten, ſowie Palmen, Kalt⸗ und Warmhauspflanzen.) Chreſtenſen in Erfurt. (Bouquet⸗Fabrikate, künſtlich getrocknete Blumen ꝛc.) C. 3. Choné, Berlin. (Warm- und Kalthauspflanzen, Coniferen x.) C. 3. Choné, Berlin. (Berliner Blumenzwiebeln. Lagniel Freres, pepiniéristes à Ussi bei Falaiſe (Calvados), Frankreich. (Baumſchulen⸗Artikel.) 432 Perſonal⸗Notizen. Nach der Revue Horticole ift der Profeſſor der Botanik Planchon in Montpellier von der franzöſiſchen Regierung beauftragt worden nach Amerika zu reiſen, um genaue Kenntniſſe über die Verheerungen des Pemphigus vitifolia zu ſammeln. Planchon hat bekanntlich im Verein mit Lichtenſtein ſich längere Zeit mit dem Studium der Weinkrankheit beſchäftigt. Wie franzöſiſche Blätter melden, beabſichtigt der Kaiſer von China einen franzöſchen Gärtner in ſeine Dienſte zu nehmen, um die kaiſerlichen Gärten in ſeinem Lande nach franzöſiſchem Style zu reformiren. Ein Gehalt von 10,000 Frs. iſt zugeſichert, außerdem ſoll der glückliche Gärtner in der Reſidenz des franzöſiſchen Geſandten Wohnung nehmen. (G. Chr.) Zwei engliſche Gärtner Mr. Staley und M. Vaggs find auf Ver⸗ langen des Premier-Miniſters von Perſien von James Veitch & Söhne nach Teheran geſandt worden, um daſelbſt die Leitung des Gartens des Miniſters zu übernehmen. Dieſelben haben eine große Anzahl von Gartengeräthen und eine Menge von Sämereien mitgenommen. Zu Berlin verſtarb ae der königliche Univerſitätsgärtner Heinrich Sauer. Kal. Lehranſtalt fü ür Obſt- & Weinbau zu Geiſenheim im Rheingau. Das Winterſemeſter beginnt am 1. October. Neue Bög- linge werden bis dahin angenommen. Lehrgegenſtände: Obſtbau, Landſchaftsgärtnerei, Blumenzucht; doppelte Buchhaltung, kauf⸗ männiſche Correſpondenz werden vorgetragen vom Unterzeichneten; Plan⸗ zeichnen, Früchte- und Blumenmalen vom Obergärtner Teichler; Botanik, Theorie des Seidenbaus und der Bienenzucht vom Dr. David; Chemie vom Profeſſor Dr. Neubauer; Mineralogie und allgemeiner Pflanzenbau vom Dr. Frhr. v. Canſtein; Mathematik (Stereometrie und Trigonometrie) vom Herrn Meyer; Weinbau und Weinbereitung vom Dr. Umber. Kurſus für Hospitanten. 3. Termin vom 28. September bis 25. October. Honorar 2 Thlr., Schullehrer und Baumwärter frei. Nähere Aus⸗ kunft ertheilt und die Unterkunft der Zöglinge in Geiſenheim vermittelt für die Direction der Kgl. Lehranſtalt, 0. Hüttig. Dieſem Hefte iſt gratis beigelegt: Proſpekt über Gartenkalender f. 1874. Verlag von Wiegandt, Hempel & Parey, Berlin. Druck von F. E. Neupert in Plauen. 433 Japans Betheiligung an der Gartenbau⸗Ausſtellung in Wien 1873. Die Betheiligung der Völker der Erde an der Weltausſtellung in Wien 1873 iſt bekanntlich eine viel, viel größere als in Paris 1867. Die Bauten der verſchiedenen Nationen, meiſt umgeben von kleinen Gärten, welche theils mit den dem Lande eigenen Gewächſen bepflanzt ſind, erregten das Intereſſe aller Beſucher der Weltausſtellung. In gärtneriſcher Hinſicht hat ſich aber vor allem Japan hervorgethan. Bei den hübſchen japaneſiſchen Bauten iſt von den Japanern eine kleine Gartenanlage geſchaffen worden, die von Jedem mit vielem Intereſſe betrachtet wird. Die Japaner haben auf einein kleinen Raume von vielleicht 100 Quadratfuß mit erſtaunlicher Geſchicklichkeit ein Gärtchen geſchaffen, das einen äußerſt freundlichen Eindruck macht. Das einzige was in dieſer Anlage dem Auge ſtörend iſt, ſind die vielen dabei angebrachten Stein⸗Ornamente. Ein kleiner Pavillon, der auf dem höchſten Punkte des Gartens ſich befindet nimmt ſich äußerſt freundlich aus, gehoben wird das Ganze noch durch eine Felspartie mit einem Waſſer— falle, deſſen Waſſer ſich zuerſt in einen Teich ergießt und dann bachartig verläuft. Die Geſchicklichkeit, mit der dieſe Arbeiten ausgeführt ſind, iſt zu bewundern. Die im Garten angepflanzten Gewächſe ſind ſämmtlich in Japan heimiſch, viele derſelben hatten aber theils durch die Reiſe, theils durch die Witterungsverhältniſſe in Wien ſo ſehr gelitten, daß mehrere durch in Europa gezogene japaneſiſche Pflanzen erſetzt werden mußten. Der größte Theil der mitgebrachten Gehölze iſt in einem beſonderen Theile des Gartens angepflanzt, ebenſo die ſo ſehr zahlreich vertretenen Lilien, die ſo eben in Blüthe kamen, namentlich Lilium auratum in vielen ſchönen Formen und L. lancifolium. Die Handelsgärtner H. Uchiya ma und T. Miyagi aus Tokio in Japan haben an nahe 300 Pflanzenarten aus Japan angepflanzt, von denen jedoch viele ſehr gelitten haben. Aber auch an der 3. temporären Ausſtellung hatten ſich die Japaner betheiligt und zwar das japaneſiſche Gouvernement in Tokio ſelbſt, vertreten durch den Botaniker J. Tanaka und den Gärtner S. Tſuda. Dieſelben hatten 12 Lilien in Blüthe ausgeſtellt, ferner mehrere Orchideen ohne Blumen, eine reiche Sammlung Farnen, die jedoch in ihrer Vegetation ſo weit zurück waren, daß ich die Arten nicht erkennen konnte. Einen ſehr Hamburger Garten⸗ und Blumenzeitung. Band XXIX. 28 434 großen Werth ſcheinen die Japaner auch auf die bunten Thongefäße zu legen, in denen viele Pflanzen gezogen werden, denn man ſieht ſie dieſelben ſehr oft mit einem Tuche abwiſchen und blank putzen. Ein Herbarium von über 1000 japaneſiſchen Pflanzen war von großem Intereſſe, ebenſo ein Buch mit colorirten Abbildungen von japaneſiſchen Lilien. Die meiſten der in demſelben abgebildeten Lilien ſind in Europa noch völlig unbekannt. Es befinden ſich unter denſelben Arten mit hellroſa, violetten, faſt blauen und in allen nur möglichen rothen Farbenſchattirungen, ſo daß, wenn dieſe Zeichnungen wirklich naturgetreu ſind, woran ich faſt zweifeln möchte, wir von dort noch viel Wunderbares an Lilien zu erwarten haben. Eine Lilienart mit weiß gerandeten Blättern, war ſehr hübſch, blühte jedoch nicht. Wie man mir mitgetheilt, werden die in der Ausſtellung ausgeſtellten Lilien ſämmtlich in Europa, zuvörderſt in Wien verbleiben. Die zweite und dritte temporäre Ausſtellung des Gartenbaues in Wien. Schluß.) Zu dieſen beiden Sammlungen geſellte ſich hinſichtlich der Reichhaltigkeit die des Handelsgärtner Ludwig Abel in Wien. Am meiſten fielen auch hier wieder in die Augen die herrlichen Palmen, Pandaneen, Cycadeen, Muſaceen, Aroideen, Dracänen und dergl. Pflanzen. Wir notirten vornehmlich: Lepidozamia Perowskiana, Cycas Armstrongii (uns unbekannt). Aus⸗ gezeichnet waren auch hier wieder die Croton-Arten als: C. Hookeri, Veitchii, Johannis, lacteum, grande, pictum, irregulare, aucubaefolium, Cascarilla, Weisemani, Hillianum, cornutum und medio-varieg.; Echites nutans maxima iſt eine ſchöne Varietät mit größeren Blättern dieſer lieblichen Schlingpflanze. Theophrasta imperialis und Theophrasta macrophylla, ſchön, ebenſo Coccoloba pubescens, Dieffenbachia Bowmani und Weiri wie viele andere. Aus dem herzogl. Braunſchweig'ſchen Garten zu Hietzing, Hof- gärtner Fr. Leſemann, bewunderten wir die ganz vorzüglich gut kultivirten Maranta, als: M. Lindeni, virginalis, regalis, albo-lineata, Wallisi, Legrelliana, roseo-picta, densa, affinio, Warscewiczi und pumila. In gleich guter Kultur befanden ſich Dracaena Reginae, Humboldtii, pendula, nigra, Guilfoylei etc., dann diverſe Caladien, Eranthemum igneum, Fittonia argyraea, Pearcei, Graptophyllum medio-auratum, Sanchesia nobilis, Alocasia Jenningsi, Anthurium Scherzerianum, Cyanophyllum spectandum und magnificum, nebſt einer Anzahl blühender Lilium lancifolium. Aus dem Garten des Grafen A. v. Breuner-Enkevorth in Grafenegg hatte der Obergärtner Joſef Hirſch eine Collection von 30 Stück Lobelia fulgens, Hybriden in 10 Farben eigner Züchtung, ausgeſtellt, die jedenfalls als eine gute Acquiſition anzuſehen ſind, außerdem noch andre hybride Formen dieſer ſo beliebten Gartenpflanze zur Ausſchmückung der Blumenbeete. 435 Handelsgärtner Fr. Freilich in Wien hatte außer Alocasia marmorata, macrophylla und lilacina noch ein ziemlich großes Sortiment ſehr ſchöner buntblättriger Caladien ausgeſtellt, unter denen ſich ebenfalls mehrere neuere Sorten befanden. Ueber die L. Kellermann'ſchen Aroideen-Formen, die derſelbe durch Arten⸗Kreuzung erzielt hat, haben wir bereits im 8. Hefte S. 370 der Hamb. Gartenztg. berichtet. Es befinden ſich unter denſelben höchſt intereſſante Formen mit ganz ausgezeichneter Blattbildung und ſäumtliche Pflanzen zeugen von einer äußerſt üppigen Vegetation. Drei enorm große Cactus⸗Exemplare des bekannten Cereus peruvianus var. monstrosus hatte Joh. Klempf Rudolfsheim, ausgeſtellt. Die Exemplare hatten ein Alter von 30 Jahren, waren in ihrer bizarren Geſtalt jedoch nichts weniger als ſchön. Eine Collection von über 60 Stück Begonien, ſowohl von den ſo— genannten Blatt-Begonien, wie auch ſolche, die ſich durch ihre Blüthen empfehlen, hatte das Knaben-Rettungshaus zu Unter- St.-Veit nächſt Wien durch ſeinen Gärtner Leop. Hofer nebſt einigen anderen Pflanzen ausſtellen laſſen. Eine herrliche Pflanze, die wir bisher nur noch ſehr ſelten angetroffen haben, iſt die Curculigo recurvata fol. variegatis. Der fürſtliche Hof- gärtner A. Lagler in Teplitz hatte von derſelben ein ausnehmend ſchönes Exemplar ausgeſtellt. Die ſchönen langen, in der Mitte 4—5 Zoll breiten, nach beiden Enden allmählich ſchmal auslaufenden Blätter ſind der Länge nach mit ungleich breiten Streifen von gelblich weißer Farbe gezeichnet. Eine Sammlung der verſchiedenartigſten Pflanzen hatte der Director des fürſtlich Lichtenſtein'ſchen Gartens zu Eisgrub, Eduard Pohle auf— geſtellt. Wir ſahen hier Caladien, Coleus, Pelargonien, Erica, Maranta, Dracaena, Begonia, Achyranthes, Pandanus javanicus fol. varieg., Agave americana, die verſchiedenſten krautigen und holzartigen Gewächſe durch— einander, aber alle Pflanzen zeugten von guter Kultur. — Von beſonderem Intereſſe war eine Collection buntblättriger Gehölzarten. Carl Matznetter, Kunſt- und Handelsgärtner bei Wien hatte eine große Sammlung ſehr ſchöner Caladien ausgeſtellt, außerdem aber auch noch Palmen zur Decoration geeignet, wie Phoenix dactylifera, reclinata und leonensis in ſchönen Exemplaren, Corypha australis, Latania borbonica, Rhapis flabelliformis, Chamaerops excelsa etc., ferner 12 ſchöne Dracaena nutans (Kulturpflanzen), Pandanus utilis, Sanchesia nobilis, Aspidistra, Dieffenbachia Baraquiniana, Yucca pendula etc. und ſchließlich eine große Anzahl Sämlinge von Latania borbonica im Preiſe von 6 fl. die hundert Pflanzen bei einen Vorrathe von 4000 Stück. Ein ſtattliches Exemplar eines Philodendron pertusum mit Blüthe war von dem gräflich Eggerſchen Obergärtner Leopold Miltſchinsky in Lippitzbach, Käraten, eingeliefert worden. Eine Sammlung ausgezeichnet ſchöner, ganz vorzüglich gut kultivirter Pflanzen ſahen wir aus dem Privatgarten von Emil Rodek in Wien, Gärtner Joſef Tidler. Es beſtand dieſe Sammlung vornehmlich aus ©) 436 Palmen, Farnen, Croton, Dracänen, Maranten, Aroideen und einer Menge anderer werthvoller Pflanzen. Von den Croton ſind zu bemerken: C. angusti- folium, aucubaefolium, Weisemani, Veitchii, cornutum, elegans, variegatum, undulatum, Hillianum, Hookeri, pictum, maximum, interuptum, irregulare, lacteum, Johannis etc. Von Maranta waren an 40 Arten vorhanden, ferner gegen 30 Dracänen, 12 Dieffenbachia, 30 Farne und Selaginellen und ®ergl. m. Von den herrlichen Palmen in dieſer Collection ſind zu erwähnen: Acanthorrhiza Warscewiczii, Areca sapida, Verschaffelti, mehrere Calamus, Caryota majestica, Cyclanthus bifidus, Cocos nucifera und Yurumaguas, Daemonorops fissus, Palembanicus und tichrous; Hyospathe chiriquensis, Kentia australis und Forsteriana, Livistona Hoogendorpi, Malortiea speciosa, Martinezia erosa und Lindenii, Oenocarpus dealbatus, Orbignia dubia, Phytelephas macrocarpa und Poeppigiana, Verschaffeltia melanochaetes, Welfia regia, Veitchia Canterburiana u. a. m. — Unter den Farnen und Lycopodiaceen, war wenig Auffallendes vorhanden, dahingegen waren unter den ausgeſtellten Dracänen und Maranten die ſchönſten und neueſten Arten zu ſehen und alle Exemplare in ſehr guter Kultur. Von anderen Pflanzen ſind noch zu erwähnen: Alocasia Sedeni, Dichorisandra mosaica, Cissus Lindeni, Citrus variegata, Dioscorèa chrysophylla, melanoleuca und metallica, Distiacauthus scarlatinus, Phormium Colensoi, Tillandsia mosaica, Termi- nalia nobilis, Eucholirion roseum und Saundersii, Erythroxylon Cocca, Sphaerogyne Bowmani, Posoqueria multiflora, Pisonia longirostris, Pandanus Veitchii, Nepenthes hybrida, N. maculata, Raflesiana und Sedeni, Grapto- phyllum versicolor und medio-auratum u. a. dergl. m. Noch eine größere Pflanzengruppe auf dieſer Austellung bleibt uns zu erwähnen übrig, nämlich die aus dem Garten Sr. Durchlaucht des Fürſten Adolf zu Schwarzenberg. Dieſelbe beſtand ebenfalls aus den ver— ſchiedenſten Pflanzenarten als: Begonien, Farnen, Caladien, Coleus, Dracänen, Palmen, Musa, Cycas und dergl. m. An einer anderen Stelle eine Anzahl bäumchen mit Früchten. Aus der Handelsgärtnerei von Georg Steck & Co. in Wien waren verſchiedene Handelspflanzen in größeren Quantitäten ausgeſtellt, ein Pandanus fol. varieg., Cycas revoluta, mehrere Dracaena, Sanchesia nobilis, Caladium, Coleus, Ficus elastica, Begonien ꝛc. Eine Gruppe von ſehr ſchönen, theils ſeltenen und werthvollen Pflanzen hatte der k. k. Univerſitäts-Garten in Wien durch ſeinen Obergärtner Friedr. Benſeler aufſtellen laſſen. Die Mehrzahl der Pflanzen zeigte ein vortreffliches Gedeihen, was um ſo mehr erwähnt zu werden verdient, als die zur Kultur der Pflanzen im genannten Garten vorhandenen Gewächs⸗ häuſer eben nicht der Art ſind um günſtige Kulturen zu erzielen. Die Aroideen, die in allen Wiener Gärten eine große Rolle ſpielen, waren auch in dieſer Gruppe zahlreich vertreten, jo ſahen wir Tornelia fragrans Guterm. (Monstera deliciosa Liebm.), Philodendron cannaefolium, speciosum, Schottii, fissum, pinnatifidum, sagittaefolium, Spathophyllum blandum, Dieffenbachia eburnea, Wallisii, gigantea und Weirü, Anthurium 437 acaule, Aglaonema commutatum und den ſchönen Amorphophallus Rivierii. — Aus der Familie der Palmen: Trithrinax aculeata, Areca alba, Rhapis flabelliformis, Trinax radiata, Chamaedorea Sartorii, Arembergiana, Ernesti Augusti, dann Daemonorops melanochaetes, Livistona chinensis, Oreodoxa ventricosa, Chamaerops humilis, Phoenix dactylifera, Leonensis und Phoenicophorum Sechellarum. — Aus anderen Familien die ſchönen Carolina Ceiba und macrophylla, Brexia madagascariensis, Pentagonia incisa var. imperialis, diverſe Cordylina, Cinnamomum Cassia, Galipea odoratissima, Collea madagascariensis, Theophrasta imperialis, Pterospermum acerifolium, Paratropia parasitica, Cyanophyllum magnificum u. dergl. m. Dieſes wären etwa die vorzüglichſten Pflanzen, welche wir auf dieſer Ausſtellung in den geſchloſſenen Räumen (Zelten) fahen und notirten, ſollte die eine oder andere kleinere Einſendung uns entgangen ſein, ſo mag dies in der Vielheit des Dargebotenen und der uns kurz zugemeſſenen Zeit ſeine Entſchuldigung finden. Es bliebe uns nun noch übrig über die Gemüſe, Früchte und Obſt, über die abgeſchnittenen Blumen, wie über die im Freien ſtehenden Gewächſe zu berichten. Unter den Gemüſen nahm das Sortiment, welches die Gartenbau— Geſellſchaft in Frankfurt a. M. und Sachſenhauſen eingeſandt hatte, die erſte Stelle ein, es war daſſelbe ein ſo reichhaltiges, wie wir ſolches bei noch keiner früheren Ausſtellung geſehen haben und auch wohl noch niemals ausgeſtellt geweſen iſt. Alle Sorten Gemüſe wie Kohl-, Rüben-, Wurzel— Arten und Sorten, wie man ſie in den Verzeichniſſen aufgeführt findet, waren vertreten und alle in ganz vorzüglicher Qualität. Kleinere Sortimente oder einzelne Sorten waren ausgeſtellt von der k. k. Ackerbau-Geſell— ſchaft in Görz, Gemüſe und Obſt, vom Handelsgärtner Anton Auer in Klagenfurt, Gemüſe und Kartoffeln; aus dem Garten der Grafen A. von Breuner⸗-Enkevorth, Obergärtner Hirſch in Grafenegg, diverſe Gemüſe; vom Handelsgärtner Carl Meyer in Wien, diverſe Kohlſorten, Rüben, Paradies⸗Aepfel, Salat, Endivien, Rüben⸗Sorten, Sellerie, Porré, Melonen, Gurken ꝛc., von ſehr guter Qualität; vom Handelsgärtner Franz Meyer in Wien, diverſe Gemüſe; aus dem Freiherrlich Carl von Suttner'ſchen Schloßgarten zu Hermannsdorf durch den Gärtner Franz Skebra ſehr ſchöner Blumenkohl, Kohlſorten, Glaskohlrabi, blaue und weiße Oberkohlrabi, Corotten, Zwiebeln, Porré, 4 Sorten Gurken, 6 Sorten Radies und ein Sortiment Kartoffeln, ferner ein Sortiment Erbſen in grünen und trocknen Hülſen, darunter auch algieriſche, die acclimatiſirt wurden, ebenſo ein Sortiment Bohnen, einheimiſche, algieriſche wie amerikaniſche; aus dem Stift St. Florian in Ober⸗Oeſterreich durch den Stiftsgärtner und Pomolog Joſ. Kienaſt ein Sortiment Speiſelartoffeln in 80 Sorten; vom Handelsgärtner M. Wolfram in Oberdöbling mehrere Kürbis-Sorten; vom Handelsgärtner Johann Savonith in Wien, diverſe Gemüſe und vom Gutsbeſitzer S. Adler sen. in Cöln ein Sortiment von 80 Sorten Kartoffeln mit Namen, wir notirten davon frühe Mierta aus Chile, Caballero gelbe, ſpäte aus Chile, Chapea colorado, eine neue Sorte aus Chile, Kartoffeln von den Cordylleren, 438 Paſtaneſa, Späte blaurothe aus Chile, Early Goderich, neu aus Amerika; die berühmte magnum bonum aus Amerika, Phillipicum, neue rothe ſpäte aus Chile; blaue Humelsheimer bis ſpät Frühjahr wohlſchmeckend, Californiens Stolz, neu; Cauchau, imvendig ſchwarz, aus Chile; Engliſcher Sago, aus— wendig und inwendig ſchwarz verziert; Californiens Marmor, ganz neu; Nieren-Roſenkartoffel neu, ſehr zu empfehlen u. a. m. Von Früchten war nicht viel bemerkenswerthes vorhanden, dieſelben beſtanden hauptſächlich aus Pfirſichen, Trauben, Pflaumen, Ananas, einigen Birnen und Aepfeln. Vom Kunſt⸗ und Lundſchaftsgärtner Galle in Ober-Glauche bei Trebnitz in Schleſien, ſahen wir ausgezeichnete Ananasfrüchte, durchſchnittlich 4—4ſ Pfund das Stück wiegend, ſowie 25 Sorten Pflaumen. — Die Ackerbau-Geſellſchaft in Trient hatte Pfirſiche und Weintrauben aug- geſtellt und die Direction der erzherzoglichen Domäne in Chlumetz (Wittingauer Bezirk in Böhmen) 6 Ananasfrüchte und 3 Ananaspflanzen. Der Baron Dickmann'ſche Gärtner, Vincenz Hirſch in Tbſchldorf, Kärnten, hatte gleichfalls Ananas geliefert, die in Güte den anderen nicht nachſtanden. Diverſe Trauben ſahen wir noch von der J. R. Societa Agraria in Görz; Frühäpfel und Pflaumen vom Stift St. Florian, in Ober⸗ Oeſterreich. — Ein ausgezeichnetes Sortiment Melonen, eine Partie Schlangengurken (Cucumis flexuosa), von 5“ Länge, Momordica Charantia Früchte, behaarte Kürbiſſe, eine Cucurbita perennis, dreijährige Wurzel waren von vielem Intereſſe und von P. J. Schilhan, gräfl. Imre und Dionis Széchenyi'ſcher Obergärtner in Horpacs, Ungarn, ausgeſtellt. Ein Apfelbaum mit 70 Früchten war von J. Kienaſt eingeliefert und ſchließlich diverſe Aepfel, Trauben und Aprikoſen von Friedr. Gerold, Neuwaldegg bei Wien. Was nun die Bouquets von friſchen, wie auch von getrockneten Blumen und ſonſtigen Blumenarrangements anbelangt, ſo haben wir unter denſelben nur ſehr wenig gefunden, was uns befriedigen konnte, wir haben dergleichen Sachen um vieles ſchöner bei uns in Hamburg geſehen. Die von J. F. Jul. Schaeme, Windmühlenberg bei Dresden ausgeſtellten gebundenen Blumen, Brautkränze, Bouquets ꝛc. waren nicht ohne Geſchmack angefertigt. Ebenſo waren die getrockneten Strohblumen, Staticen, Gomphrenen des Handels— gärtners Andr. Flaſchlmeier in Wien, wie die Bouquets, Tafelaufſätze, Körbchen und Handbouquets ꝛc. von friſchen und getrockneten Blumen von Frau Belti Flaſchlmeier in Wien recht anſprechend. — Emilie Has— linger in Wien hatte ebenfalls Vaſenbouquets, Handbouquets, Coiffüren, Körbe ꝛc. ausgeſtellt; ferner Handelsgärtner Leopold Stumpf in Wien ein Bouquet; Karl Tſchernikl, Obergehilfe im k. k. Hofpflanzengarten in Schönbrunn ein Tiſchaufſatz von friſchen Blumen (vom 20. bis 25. Auguſt), 1 von friſchem Grün (vom 25. bis 30. Auguſt), der mit vielem Geſchmack angefertigt war und vielen Beifall fand. Der letztgenannte Ausſteller hatte auch noch ein Herbarium, d. h. ein Tableau des Gewächsreiches in ſeinen natürlichen Entwicklungsſtufen, mit ſchriftlichen Erläuterungen nach Endlichers Syſtem in 6 Claſſen mit 330 439 Tafeln, 750 Pflanzen ausgeſtellt. — Von Intereſſe war ein Bouquet von friſchen Alpenblumen von den höchſten Bergen Tirols, von Frau Julie Unterrainer in Innsbruck. — Eine Vaſe mit Blumen, geſteckt in Form von 4 Bouquets war vom Handelsgärtner Franz Moraver in Heiligen— ſtadt ausgeſtellt und 150 Stück abgeſchnittene Gladiolen von Charles Verdier in Paris, dieſelben waren jedoch total verblüht, wie überdies alle abgeſchnittenen Blumen in Folge der anhaltenden ſtarken Hitze mehr oder weniger ein trauriges Ausſehen hatten, ſo waren auch die abgeſchnittenen Georginen von Franz Dewoty's Wwe., Handelsgärtnerei in Meidling, kaum mehr zu erkennen. Auf dem Flora⸗Platze der an der Nordweſtſeite von den Zelten begrenzt wird, in welchen die zu den temporären Ausſtellungen beſtimmten Warmhaus— und andere zartere Pflanzen aufgeſtellt worden ſind, und der mit großen, meiſt regelmäßig geformten Raſenplätzen angelegt worden iſt, die mit Teppichbeeten, Coniferen-, Roſengruppen und einzelnen Bäumen geziert find, auf die wir noch ſpäter zurückkommen werden, befand ſich eine Collection von über 500 Arten und Abarten diverſer Zierbäume und Sträucher in Exemplaren von etwa 2—3 Fuß Höhe in Töpfen ſtehend und nach den natürlichen Familien geordnet, in mehreren Gruppen zuſammengeſtellt. Dieſe auserleſene Collection hatte der königl. prinzliche niederländiſche Park- und Gartendirector Petzold in Muskau aus den k. prinzlichen Baumſchulen daſelbſt auserleſen und ausgeſtellt. Es befanden ſich in dieſer Gehölzſammlung allein 39 Berberis- Arten, 26 Tilia-, 31 Acer-, 19 Crataegus-, 10 Sorbus-, 17 Rhamnus-, 13 Evonymus-, 16 Pyrus-, 8 Gleditschia-, 14 Caragana-, 13 Laburnum, 23 Fraxinus-, 33 Alnus-, 4 Populus-, 41 Betula-, 33 Alnus-, 21 Fagus-, 8 Carpinus-, 10 Platanus-Arten, wie mehrere Aesculus, Amygdaleae, Juglans, Cornus, Sambucus, Planera, Ostrya und Corylus. Von der Gattung Quercus (Eichen) waren 120 Arten und Abarten in 1—2jähriger Topfveredelung ausgeſtellt und über 130 Coniferen. Dieſe Gehölzſammlung gewährte ein großes Intereſſe, zumal bei der überſichtlichen Zuſammen— ſtellung und correcten Namenbezeichnung der Arten. Die permanente Gartenbau⸗Ausſtellung. Ob die hier nachbenannten Gegenſtände zur permanenten, oder zu der eben ſtattgefundenen 3. temporären Ausſtellung gehören, konnten wir leider nicht erfahren, wie denn überhaupt auf der Pflanzenausſtellung gar keine Auskunft zu erhalten war, denn außer den angeſtellten Aufſehern und Sicher— heitsmännern, war von den eigentlichen Ausſtellern nur in ſehr ſeltenen Fällen Jemand zu treffen. Die zu der permanenten Ausſtellung gehörenden Gehölzarten, wozu auch die Formobſtbäume und dergl. zu zählen ſind, machten eben keinen beſonders guten Eindruck, denn viele derſelben ſtanden leider, wohl in Folge der großen Hitze, blätterlos da, weshalb wir dieſelben auch meiſtens unberück— ſichtigt ließen. Die Raſenplätze auf dem Ausſtellungs- wie auf dem Flora-Platze, 440 waren von verſchiedenen Samenhändlern angeſäet worden, ſo z. B. von J. Carter in London, Sutton & Sohn in London, andere von Rudolf Abel in Hietzing, Baumann's Nachfolger in Wien, Boſchen in Wien, Markel's Söhne in Wien und Conrad Appel in Darmſtadt. Alle Raſenplätze hatten jedoch zur Zeit ein faſt gleiches, d. h. durch die Hitze ſtark gelittenes Ausſehen, und nur die reiche Waſſergabe die man denſelben täglich zukommen ließ, hatte ſie einigermaßen grün erhalten; was allen Raſenplätzen zu fehlen ſcheint, iſt ein nahrhafter Boden. Ohne Zweifel haben die Raſenplätze mehrere Wochen früher einen erfreulicheren, ſchöneren Anblick gewährt, wie denn auch mehrere derſelben prämiirt worden ſind. Zu der permanenten Ausſtellung gehört auch ein in der Nähe der Zelte errichtetes Palmenhaus von Eiſen und Glas aus R. Ph. Waagners Eiſengießerei in Wien, verſehen mit den nöthigen Heizapparaten. Im Hauſe ſelbſt hatte Rudolf Abel einige Palmen und andere Decorationspflanzen aufgeſtellt. Die Gladiolen, welche Eugen Verdier Sohn in Paris, in der permanenten Ausſtellung hatte pflanzen laſſen, fingen bei unſerm Dortſein ſoeben an ihre Blüthen zu entfalten. Drei rieſige Camellien-Bäume in Pyramidenform ſtanden im Freien und waren von Rovelli Fratelli, Gärtner in Pallanza in Italien, ein⸗ geſendet worden. Die auf den verſchiedenen Raſenplätzen angelegten Teppichbeete und ſonſtigen Blumengruppen hatten nichts Hervorragendes. Zu den beſten gehören die zwei Teppichbeete mit 80 verſchiedenen Sorten Pflanzen, welche der Obergärtner der k. k. Gartenbau-Geſellſchaft in Wien, W. Nowotny, arrangirt hatte, ferner die 4 Teppichbeete des Handelsgärtner Franz Freilich in Wien. Vier Stück Erythrina laurifolia, von Engelhardt Thiel in Vöslau, hatten großes Intereſſe für uns. Es waren dies Bäume jeder von etwa 10—12 Fuß Höhe mit “ im Durchmeſſer haltendem Stamme und reicher Laubkrone in üppigſter Blüthenfülle, einen prächtigen Anblick gewährend. Die von mehreren wiener Handelsgärtner-Firmen angepflanzten Coniferen-Gruppen fielen ſowohl hinſichtlich der Arten als auch hinſichtlich der Schönheit der Exemplare ſehr ab gegen die vorzüglichen Coniferen⸗ Gruppen, welche von Hamburg aus geliefert waren; von Peter Smith & Co, in Bergedorf bei Hamburg war allein eine Sammlung von 200 Stück in Schaupflanzen und Zwergarten vorhanden, (Siehe S. 286 der Hamburg. Gartenztg. dieſes Jahrg.), von F. J. C. Jürgens in Ottenſen und Nien- ſtädten bei Hamburg über 100 Stück in großen Exemplaren und ein nicht minder ſchönes Sortiment hatte Hermann Ohlendorf in Ham bei Hamburg geliefert, Sammlungen, die, wie ſchon früher berichtet, ſämmtlich prämiirt worden ſind. Von F. J. C. Jürgens waren auch noch 100 Stück Alee-, Solitair- und Trauerbäume mit geſchlitzten und bunten Blättern angepflanzt worden, die, wie kaum anders zu erwarten war, einen nur dürftigen Wuchs zeigten; ferner diverſe Obſtbäume ꝛc. Auch von Hermann 441 Ohlendorf war ein Sortiment Trauerbäume und Bäume für Parkanlagen vorhanden. Die verſchiedenen Gruppen hochſtämmiger und niedrig veredelter Remontant⸗, Bourbon= und Theeroſen von Friedr. Harms in Eimsbüttel bei Hamburg in der permanenten Ausſtellung wie in der deutſchen Abtheilung waren ganz vorzüglich; wenn auch zur Zeit unſeres Dortſeins die Roſen nur wenig Blüthen hatten, ſo verſprachen die an den Roſen vorhandenen Knospen noch einen reichen Herbſtflor. Auch die vom Handelsgärtner M. Wolfram in Ober-Döbling aufgeſtellte Roſengruppe zeigte nur wenige Blüthen. Eine Menge Bäumchen, Blattpflanzen, Coniferen ꝛc. waren einzeln oder in Gruppen auf den Raſenplätzen angebracht, ſo z. B. unter anderen noch von R. Abel ein Sortiment hübſcher Coniferen, diverſe Blattpflanzen, Lorbeerbäume und ſonſtige Decorationspflanzen; ferner von Lucas Bachraty in Lieſing, Coniferen, Gehölze, Roſen; von C. Matznetter, Lorbeerbäume ꝛc.; aus dem Privatgarten von E. Rodeck in Wien, buntblättrige Gehölze, Coniferen und ein Sortiment Ilex aquifolium, dann von A. C. Roſenthal in Wien, ein ſtarkes Sortiment von Zierbäumen und Sträuchern, mit bunten und geſchlitzten Blättern, diverſe Obſtbäume, die wir auch von anderen Firmen ausgeſtellt ſahen, jedoch bemerkten wir unter allen dieſen ſonſt recht hübſchen Gegenſtänden eben nichts beſonders Hervorragendes. Mittheilungen über einige Gärten in und bei Wien. Die Gärtnereien in und in nächſter Umgebung von Wien ſind der Hauptſache nach ſo bekannt und erfreuen ſich ſeit einer langen Reihe von Jahren eines fo wohlbegründeten Rufes, daß es faſt überflüſſig erſcheinen dürfte hier noch Mittheilungen über dieſelben zu machen, zumal ſind ſie in dieſem Jahre von Hunderten von Gärtnern des In- und Auslandes beſucht und in Augenſchein genommen worden, aber dennoch werden ſich unter den Leſern der Gartenzeitung viele befinden, denen es nicht vergönnt war nach Wien zu reiſen und für dieſe dürften denn einige Mittheilungen über einige Gärten Wiens vielleicht nicht ohne Intereſſe ſein. Nicht nur die große Weltausſtellung, ſondern auch die mit derſelben verbundene permanente wie die temporären Gartenbau-Ausſtellungen, und beſonders auch der vom 20. bis 25. Auguſt ſtattgefundene Congreß deutſcher Gärtner und Gartenfreunde hatte eine große Anzahl von Gärtnern und Gartenfreunden, namentlich aus Oeſterreich und aus allen Ländern Deutſchlands nach Wien gelockt. Die Zahl derjenigen, welche ſich zur Theilnahme an dem Congreß hatten ein— ſchreiben laſſen war eine ziemlich bedeutende, obgleich die Congreßſitzungen ſelbſt nur ſpärlich beſucht waren. Ueber die Aufnahme, welche ſämmtliche Congreßmitglieder von Seiten der Verwaltung der k. k. Gartenbau-Geſellſchaft in Wien gefunden haben, herrſcht nur eine Stimme des Lobes und jeder der anweſend war, wird uns beiſtimmen, daß wir bei keiner früheren gleichen Gelegenheit gaſtfreundlicher und liebevoller aufgenommen und bewirthet 442 worden find, wofür der Geſellſchaft von den Congreßmitgliedern auch wiederholentlich die herzlichſte und dankendſte Anerkennung ausgeſprochen worden iſt. Die k. k. Gartenbau-Geſellſchaft in Wien gehört zu den wenigen Gartenbau-Geſellſchaften, welche das Glück haben ein eigenes Grundſtück mit Gebäuden zu Ausſtellungszwecken zu beſitzen. Wenn wir recht verſtanden haben, ſo iſt das 3650 Quadratklafter große, am Parkring gelegene Grundſtück der Geſellſchaft vom Staate geſchenkt worden und hat die Geſellſchaft die auf demſelben befindlichen Gebäude auf ihre Koſten erbauen laſſen. Das Gebäude hat ſich ſeit den 9 Jahren feines Beſtehens zu Ausſtellungs— zwecken ſehr vorzüglich bewährt, deſſen Bau aber, der vorhandenen Terrain⸗ Schwierigkeiteu ꝛc. halber, die Geſellſchaft zu einem ſo bedeutenden Koſten— aufwand genöthigt, daß die Vermiethung und Verwendung der herrlichen Säle außer den Ausſtellungszeiten zu Vereinsverſammlungen, Concerten, Bällen ꝛc. zur unbedingten Nothwendigkeit wurde. Es finden demnach auch allabendlich während der Weltausſtellung in dem hübſchen Garten der Geſellſchaft Concerte von drei ſtark beſetzten Capellen ſtatt. Um der Weltausſtellung zu ihren horticolen Expoſitionen keine Con» currenz zu machen, hatte die Gartenbau-Geſellſchaft in dieſem Jahre keine ſelbſtſtändige Ausſtellung in ihrem Gebäude abgehalten. Die zum Ausſtellungspalaſte gehörenden Gartenanlagen ſind nur einfach aber mit Geſchmack angelegt und werden ſauber unterhalten. Im Garten befindet ſich ein größeres Glashaus von Eiſenconſtruction und ein gedeckter und verglaster Raum für Kalthauspflanzen. Die im Garten befindlichen Gewächſe zeigten von einer umſichtigen, guten Cultur. — Der k. k. Garten⸗ bau⸗Geſellſchaft in Wien muß die größte Anerkennung gezollt werden, denn ſie iſt es namentlich, die durch ihre Anſtrengungen und dargebrachten Opfer zur Hebung des Gartenbaues und der Pflanzenculturen in Wien während den letzten 15 — 20 Jahren ſo weſentlich beigetragen hat. Der k. k. botaniſche Univerſitätsgarten in Wien, am Rennwege gelegen, beſitzt ein ausgedehntes Terrain und könnte Großartiges geſchaffen werden, allein die Fonds ſollen leider ſo beſchränkt ſein, daß an eine Reformation des Gartens, ihn ſo herzuſtellen, um den Anforderungen, die man jetzt an einen botaniſchen Garten macht, zu genügen, nicht gedacht werden konnte. Es liegt uns fern der Verwaltung des Gartens irgend wie durch dieſen Ausſpruch nahe zu treten. Es iſt bekannt genug, daß der gegenwärtige Director des Gartens, Regierungsrath Profeſſor Dr. Fenzl ungemein viel mit verhältnißmäßig geringen Mitteln für den Garten gethan und geſchaffen hat, ſo hat er namentlich für die Erbauung einiger kleiner Häuſer für die Unterbringung der beſten Pflanzen Sorge getragen. | Trotz der nur kleinen und zur Cultur wenig geeigneten Gewächshäuſer, waren wir erſtaunt in denſelben einen ſehr großen Schatz der ſeltenſten und werthvollſten Pflanzenarten vorzufinden, namentlich eine ausgezeichnete Collection officineller und techniſch wichtiger Pflanzen. Dem botaniſchen Gärtner Benſeler, der für die Herbeiſchaffung dieſer Gewächſe beſonders mit thätig tft, iſt es leider nicht möglich, aus Mangel an Raum, ſtärkere 443 oder anſehnlichere Exemplare heranzuziehen und ſo fieht man dieſe werthvollen Gewächſe mit wenigen Ausnahmen in nur kleinen Exemplaren, und uns ſchien es unbegreiflich, daß eine ſolche Fülle von werthvollen Pflanzen in ſo beſchränkten Räumlichkeiten, noch ſo wohlausſehend und gut erhalten war. Es iſt dies jedenfalls ein Beweis von der Tüchtigkeit des Cultivateurs, die dem botaniſchen Gärtner Benſeler eben eigen iſt, und der von früh bis ſpät ſich mit der Pflege der ihm anvertrauten Pflanzen beſchäftigt. — Ein großes altmodiſches Warmhaus enthält mehrere ſehr ſchöne Palmen, Muſaceen, Aroideen, Pandaneen und dergl. Pflanzen, von denen ſich zur Zeit viele auf der temporären Gartenbau-Ausſtellung befanden und uns daſelbſt durch ihr gutes, geſundes Ausſehen ſchon aufgefallen find. Die Vegetation im Freien war, mit Ausnahme der Topfgewächſe und der Coniferen, eine traurige, denn in Folge der anhaltenden Dürre waren die Raſenplätze verbrannt und die Geſträuche ließen ihre Blätter hängen. Intereſſant war uns eine große Salisburia adiantifolia, (Ginkgo biloba), nämlich ein männliches Exemplar, auf welches Zweige von einem weiblichen Exemplare vor längerer Zeit gepfropft worden waren, die zur Zeit eine Menge von Fruchtzapfen trugen. Hoffentlich iſt die Zeit nicht mehr fern, wo man auch daran denkt, die Fonds des botaniſchen Gartens zu vermehren, damit die Direction des Gartens in den Stand geſetzt wird, denſelben ſo umzugeſtalten, wie er zur Belehrung der academiſchen Jugend und des ihn beſuchenden Publikums ſein ſollte. Für Wien, das ſich von Jahr zu Jahr zuſehend vergrößert und verſchönert, wo alljährlich eine Menge Prachtbauten ſich aus der Erde erheben, wo eine öffentliche Anlage nach der anderen geſchaffen und wohl unterhalten wird und wo jetzt ſo viel für Kunſt und Wiſſenſchaft gethan wird, ſollte ich meinen, müßte auch die Beſchaffuug eines botanischen Gartens erſten Ranges ein Leichtes ſein. Die Handelsgärtnerei und Samenhandlung von Eduard Abel in Hernals bei Wien, iſt eine wohleingerichtete Gärtnerei, in der außer einer großen Anzahl von Floriſten-Blumen wie Fuchſien, Lantanen, Pelargonien, Veroniken, Verbenen, Roſen ꝛc. ꝛc. auch eine bedeutende Sammlung ſehr ſchöner Kalte und Warmhauspflanzen cultivirt wird, namentlich ſchöne Caladien, Palmen, Baumfarne, Begonien ꝛc. und unter den Kalthauspflanzen viele neuholländiſche und capiſche Arten, die man jetzt nur in den wenigſten Handelsgärtnereien antrifft, indiſche Azaleen und dergl. mehr. Von den beſonders ſich hervorthuenden Warmhauspflanzen haben wir gelegentlich unſerer Mittheilungen über die 3. temporäre Pflanzenausſtellung auf der Weltausſtellung (S. 426) bereits eine Anzahl namhaft angeführt. In der Handelsgärtnerei von Ludwig Abel in Wien, Landſtraße, erfreuten uns die vielen ſchönen Pandaneen, Palmen, Dracänen, Muſaceen, Aroideen, Croton und eine Menge ſonſtiger ſchöner Blattpflanzen, wie andere hübſche Gewächſe in großer Auswahl und in beſter Cultur. Carl Matznetter's Handelsgärtnerei in Matzleinsdorf bei Wien befaßt ſich hauptſächlich mit der Anzucht von Floriſten-Blumen, dann aber auch mit der Anzucht von decorativen Palmen, wie Phoenix, Corypha, 444 Latania borbonica, von welcher ein Vorrath von über 40,000 Stück Samenpflanzen vorhanden iſt, Rhapis, Ficus elastica, verſchiedene Dracänen, Aspidistra, Coleus und eine große Anzahl der herrlichen buntblättrigen Caladien, die ſich in ausgezeichneter Cultur befanden. Die Baumſchulen von A. C. Roſenthal an der Landſtraße in Wien, erfreuen ſich ſeit einer Reihe von Jahren bereits eines ſehr vortheilhaften Rufes und können wir ſie auch Jedermann beſtens empfehlen, da dieſelben zu den beſten derartigen Anſtalten gehören. Es werden in den Baum⸗ ſchulen alle Obſtgattungen, Gehölze aller Art, als Alleebäume, Bäume für Parkanlagen, Coniferen x. in der reichſten Auswahl gezogen, wie auch eine Menge andere decorative Gewächſe. Die bedeutendſte Handelsgärtnerei bei Wien iſt unſtreitig die von Rudolf Abel in Hietzing bei Wien, von derſelben war auch die größte Anzahl von Gewächſen für die 3. temporäre Ausſtellung eingeſendet und ausgeſtellt worden, von denen wir S. 424 eine ziemliche Anzahl namhaft aufgeführt haben. Es werden in der Gärtnerei nicht nur umfaſſende Pflanzenculturen betrieben, ſondern auch die Baumſchulen ſind von Bedeutung, auf die näher einzugehen, wir jedoch abſtehen wollen, denn R. Abel's Leiſtungen ſind allgemein bekannt genug. Das kaiſerliche Luſtſchloß Laxenburg mit ſeinen herrlichen aus⸗ gedehnten Parkanlagen gewährte uns großes Intereſſe. Der Park und Garten ift 1500 Joch groß (1 Joch — 2½ Morgen à 120 [R.) und beſitzt außerdem eine Waſſerfläche von 50 Joch; derſelbe ſteht unter der Leitung des Hofgarteninſpectors Rauch und des Hofgärtners Fuchs. Die Parkanlagen haben einige ſehr gute Parthien und befinden ſich in denſelben eine große Menge ganz vorzüglich ſchöner Bäume von ſehr beträchtlicher Größe. Die Parkanlagen ſowohl, wie die nächſte ſie umgebende Gegend iſt flach, weshalb der Park auch an äußeren Formen weniger reich als haupt⸗ ſächlich an inneren ſchönen Bildern höchſt mannigfaltig iſt. Die vorzüg⸗ lichſten Bilder entwickeln ſich, wenn man vom Schiffplatz aus in einer Gondel durch die Grotte von Sophienthal nach der Franzensburg fährt und dieſe beſteigt. Von hier aus überſieht man die beſten Bilder und labet ſich an der herrſchenden Stille der Natur. Das Schloß Laxenburg wurde von Herzog Albrecht II. um 1350 erbaut und ſpäter von verſchiedenen Regenten erweitert und verſchönert. Das neue Schloß erhielt ſeine gegenwärtige Geſtalt größtenrheils unter Maria Thereſia. 2 Die Franzensburg liegt auf einer Inſel des Teiches und iſt eine Schöpfung des Kaiſers Franz I. von Oeſterreich, der ſie in den Jahren 1799 —1802 erbauen ließ. Ihre jetzige Vollendung erhielt fie aber erſt im Jahre 1836. — Die Gewächshäuſer find dem Sommeraufenthalte der kaiſerlichen Familie und der Verſchönerung der nächſten Umgebung des Schloſſes entſprechend. Die Blumenparterres ſind mit ſehr vielem Geſchmack angelegt uno werden wie ſämmtliche Anlagen ſehr ſauber erhalten. Die meiſten, ziemlich großen Blumenbeete auf den kurzgehaltenen Raſenflächen beſtanden aus einer oder zwei Pflanzenarten, die, wie z. B. die brillanteſten Scharlachpelargonien, Verbena venosa, Tagetes minima und dergl. von 445 großem Effect waren. Als frei ſtehende Pflanzen waren von großer Wirkung Cassia corymbosa und Plumbago capensis, meiſtens 6— 7 Fuß hohe, breite Büſche in reichſter Blüthenfülle. | Eine zu den Anlagen gehörende Baumſchule enthält eine Auswahl der beſten Zierbäume und Sträucher, Coniferen ꝛc. Eine Robinia pseudacacia pyramidalis war vortrefflich, und es iſt eigenthümlich genug, daß dieſer Pyramidenbaum ſo wenige Verbreitung gefunden hat. — Als ganz beſonders ausgezeichnet müſſen wir die Zinnia elegans fl. pleno bezeichnen, die wir noch nie in ſolcher Größe und mit ſo regelmäßig gefüllten Blumen in allen Farbenſchattirungen geſehen haben, und die man in einiger Entfernung für Georginen-Blumen zu halten glaubt. Das warme Klima muß dieſen Pflanzen jedenfalls ſehr vortheilhaft ſein. Sämmtliche Herren in unſerer Begleitung waren ganz erſtaunt über die Pracht und Schönheit dieſer Zinnien. Von Laxenburg nahmen wir unſern Weg zurück nach Mägdlin und von da nach dem, durch ſeine Heilquellen berühmten und durch ſeine Lage ſo ſehr begünſtigten Baden, in deſſen unmittelbarer Nähe ſich das herrliche Schloß mit Park und Garten des Erzherzogs Albrecht (Weilburg) auf einer Anhöhe gelegen, befindet. Park und Garten ſind wahrhaft kaiſerlich ausgeſtattet, leider aber hatten alle im freien Lande ſtehenden Gewächſe, Bäume und Sträucher nicht ausgenommen, ungemein durch die anhaltende Dürre und Hitze gelitten. Hofgärtner Nowotny machte mit größter Liebenswürdigkeit uns im Fluge, da unſere Zeit ſehr gemeſſen war, auf die ſehenswertheſten Punkte aufmerkſam. Der Park hat reizende Parthien, die Raſenflächen waren geſchmackvoll verziert mit Teppichbeeten und Solitairpflanzen, letztere theils im freien Grunde, theils in Töpfen ſtehend. An mehreren halb ſchattigen Stellen ſahen wir Palmen, Dracänen, Aroideen, Farnen u. dergl. Pflanzen ſehr zweckmäßig ausgepflanzt und erfreuten ſich alle dieſe Gewächſe eines vortrefflichen Gedeihens. Von ganz beſonderer Schönheit und Ueppigkeit waren eine Menge im freien Grunde ſtehende, theils hochſtämmige, theils buſchige Exemplare von Cassia corymbosa, Habrothamnus elegans und corymbosa, Jochroma tubulosa, Heliotrop, Plumbago capensis, Fuchſien, namentlich fulgens ꝛc. in reichſter Blüthe. Alle dieſe Pflanzen hatten je eine Höhe von 6—10 Fuß. Die niederöſterreichiſche Landes-, Wein- und Obſtbauſchule zu Kloſter— neuburg bei Wien, von der k. k. Landwirthſchafts-Geſellſchaft in Verbindung mit dem Stift von Kloſterneuburg vor etwa 15 Jahren ins Leben gerufen, hat unter der Leitung des jetzigen Directors A. M. Freiherrn von Babo einen ſehr bedeutenden Aufſchwung genommen, ganz beſonders aber der Weinbau. Die verbeſſerten Weinbau-Anlagen laſſen, was Cultur anbelangt, kaum mehr zu wünſchen übrig, es iſt für die Anpflanzung beſſerer Sorten, ſowie für die Vervollkommnung der Culturmethoden und Behandlung der Weine das möglichſte geſchehen. Die Lage von Kloſterneuburg iſt für eine ſolche Anſtalt herrlich geeignet, das Stift ſelbſt liegt in nächſter Nähe und in der beiten Lage und beſitzt an 90 Joch Weinberge, die zu einer Mufter- ſchule von guten Culturen hergerichtet, dem praktiſchen Unterricht die ſicherſte Grundlage geben. Von großem Intereſſe iſt beſonders auch für Diejenigen 446 die permanente Ausſtellung für Weinbau und Culturgeräthe, alle Maſchinen, Geräthe, ſowie alle im Weinbau und in der Culturwirthſchaft gebräuchlichen und verwendbaren Materialien enthaltend, dazu dienend, den Schülern und Beſuchern der önologiſchen Anſtalten zu Kloſterneuburg auch den jeweiligen Stand der Entwickelung des Maſchinenweſens und der Induſtrie auf dieſem Gebiete belehrend und anregend zur Anſchauung zu bringen. Die Obſtbaumſchule hatte weniger unſern Beifall, denn wir können uns mit der daſelbſt gebräuchlichen Methode nicht einverſtanden erklären, nämlich, daß die 5—6 Fuß hoch aufgeſchoſſenen Edelſtämme von kaum Fingerdicke, von unten auf bis zur Krone aufgeputzt werden, und da die Stämme nicht angebunden, ſo halten ſich nur wenige von ſelbſt aufrecht, ſondern die meiſten nehmen eine ſchräge, ſelbſt mehrfach gekrümmte Lage ein. Im Ganzen werden nur wenige Obſtſorten gezogen, meiſt nur ſolche, die ſich zur Bepflanzung von Straßen ꝛc. im dortigen Clima eignen, dieſe dann aber in ſehr großen Quantitäten, die trotz ihrer ſchwachen und krummen Stämme reißenden Abgang finden, natürlich auch zu ſehr billigen Preiſen. i Schönbrunn. Schönbrunn hat durch ſeinen Pflanzengarten für die gärtneriſche Welt eine klaſſiſche Bedeutung erlangt und ganz beſonders erlangte dieſer Garten unter der Leitung des verſtorbenen ſo thätigen und erfahrenen Gartendirectors Dr. Schott eine große Berühmtheit; Schott war Botaniker und Gärtner und trug weſentlich zur Begründung und Er- weiterung der wiſſenſchaftlichen Forſchungen im Gebiete der höheren Gärtnerei bei. Die Anlagen vor dem Schloſſe, im franzöſiſchen Style, mit ihren kurz und vortrefflich gehaltenen Raſenplätzen, den hohen impoſanten, mit Hecken eingefaßten Alleen, die Marmor-Statuen, die Gloriette auf der Höhe ꝛc. gewähren einen herrlichen Anblick. Die 6 großen Raſenplätze ſind jeder geſchmückt mit 12 ganz ſymmetriſch angelegten, 10 — 12 Fuß im Durch⸗ meſſer haltenden Teppichbeeten, von denen die meiſten jedoch nur immer mit einer Pflanzenart bepflanzt ſind, wie z. B. mit Regonia semperflorens, Verbena venosa, Tagetes pumila, diverſe Scharlachpelargonien u. dergl. Die großen Bäume des Arboretums im botaniſchen Garten zu Schön— brunn legen ein Zeugniß davon ab, daß das Clima ihr Wachsthum von Jugend auf ſehr begünſtigte. Wie uns mitgetheilt wurde, iſt das Arboretum im Jahre 1830 angelegt worden, und während eines Zeitraums von vierzig und einigen Jahren haben viele Bäume daſelbſt eine auffällige Höhe und einen erſtaunend großen Umfang erreicht. Die Gewächshäuſer im botaniſchen Garten ſind ſehr zahlreich, jedoch nach altmodiſcher Bauart mit aufrechtſtehenden Fenſtern conſtruirt. In den drei großen und hohen Häuſern für Warmhauspflanzen ſahen wir viele ganz rieſig große Palmen, Pandaneen, Brownea erecta, prachtvolle und ſehr große Aroideen, als Anthurium Hookeri, egregium, Philodendron speciosum, dann eine herrliche Musa Ensete und dergl. Pflanzen. Die Kalthauspflanzen, wie auch mehrere härtere aber auch zartere Warmhauspflanzen, waren Gruppenweiſe im Garten vertheilt aufgeſtellt. 447 Die ſchönen Neuholländer ſtanden beiſammen, während im Schatten oder im Schutze größerer Bäume Palmen, Aroideen, Dracänen, Farne, Yucca, ſelbſt Begonien, geſchmackvoll placirt waren. Von vorzüglicher Schönheit waren im Freien zwei gleich große Musa textilis, jedes Exemplar mit einer Menge von Blättern verſehen. Sämmtliche Pflanzen ſind leſerlich etiquettirt. — Im Halbſchatten eines Baumes ſahen wir ferner noch einen großen geſchloſſenen Glaskaſten, in dem eine Anzahl ſehr hübſcher Pflanzen ſich präſentirte und herrlich gedieh. Es befanden ſich unter den im Kaſten befindlichen Pflanzen mehrere Orchideen in Blüthe, bunte Bromeliaceen, Caladien, Begonien, Farne und Lycopodien, mehrere Gesneraceen u. dergl. Die Pflanzen hatten ein ſehr geſundes Ausſehen und ſchienen ſchon längere Zeit in dem Kaſten geſtanden zu haben. — Es bleibt uns noch übrig, einige Worte über die ſchönen öffentlichen Gärten oder Anlagen in Wien zu ſagen. Bei der Feſtſtellung des Stadterweiterungsprojects hat man in ſehr an— erkennungswerther Weiſe auf die Anlage von großen Plätzen und Gärten Rückſicht genommen. Unter allen dieſen neuen Anlagen nimmt der am Parkring gelegene ſogenannte Stadtpark die erſte Stelle ein. Derſelbe wurde von dem ſtädtiſchen Parkdirector Dr. R. Siebeck, ſeit einer Reihe von Jahren in Wien angeſtellt, auf ſtädtiſche Koſten angelegt und kann derſelbe als eine Muſteranlage gelten. Siebeck's Ruf als Landſchaftsgärtner hat ſich hier auf's vortheilhafteſte bewährt. Der Park hat einen Flächeninhalt von faſt 150 Hectaren. Im Parke, der wie alle öffentlichen Anlagen in Wien äußerſt ſauber und hübſch gehalten und auch vom Publikum geſchont wird, befindet fi) ein großes, im reichen italieniſchen Renaiſſance-Styl erbautes Prachtgebäude, das als Cur-Trinkhalle wie als Kaffeehaus dient. Ebenſo werden in einem großen Saale Concerte abgehalten. Des Morgeus früh, wie des Nachmittags und Abends wird der Park ungemein ſtark beſucht, namentlich drängt ſich Alles nach dem Platze beim Curhauſe, theils um den Kaffee oder dergl. einzunehmen, theils auch um ſich zu erholen und an dem bunten Wiener Leben zu erfreuen. Der Wiener geht im allgemeinen früh zur Ruhe, ſteht aber auch wieder früh auf und ſo ſieht man denn ſchon vor 6 Uhr Morgens die beliebteſten Kaffeehäuſer von Damen und Herren beſucht, wo ſie ihren Kaffee einnehmen und die neueſten Begebenheiten in den Zeitungen leſen. Eins der beliebteſten Kaffees iſt nun auch das im Stadtparke gelegene und wir können es dem Wiener nicht verargen, wenn er ſeinen Kaffee daſelbſt, umgeben vom friſcheſten Grün und duftenden Blumen, einnimmt. Wie ſchon bemerkt, werden die Anlagen äußerſt ſauber gehalten. Die Anpflanzungen beſtehen aus den verſchiedenſten in- und ausländiſchen Baum⸗ und Straucharten, die Raſenplätze ſind geſchmückt, theils mit Blumenbeeten, theils mit einzeln ſtehenden Bäumen oder Sträuchern, die ſich namentlich durch ihre Schönheit empfehlen. Trotz des kurzen Beſtehens dieſes Parks ſind die Anpflanzungen ſchon ungemein herangewachſen und an vielen Stellen ſchon ſo dicht verwachſen, daß an ein Auslichten ſehr bald gedacht werden muß, wenn man von unten auf ſchön belaubte Parthien erhalten will. — Berühmt in dieſem Parke iſt die große Roſenterraſſe, doch zeigten die 448 Roſenbäume bei unſerm Daſein nur wenige Blumen, dahingegen prangten ſonſtige Blumenbeete in ſchönſter Blüthenpracht und die mit vielem Geſchmack zuſammengeſtellten Teppichbeete zeigten ein vortreffliches Gedeihen bei muſter⸗ hafter Unterhaltung. Das kleine Flüßchen, die Wien, durchſchneidet den Stadtpark, ſein tiefes, ſchluchtenartig gebildetes Bett iſt an den meiſten Stellen durch dichte Gehölzanpflanzungen verdeckt worden. Im Sommer und namentlich bei unſerm Dortſein war die Wien ſehr waſſerarm und bot zur Zeit dem Auge eben nichts Anziehendes, dahingegen verwandelt ſie ſich bei Regenwetter und zur Winterzeit in ein reißendes Flüßchen. Die Carolinen-Brücke verbindet die beiden durch den Fluß getrennten Parktheile, von denen der auf dem rechten Ufer gehaltene weniger ſchön iſt, dahingegen ſind in demſelben mehrere Spielplätze für Kinder angelegt, die ſich daſelbſt in großer Anzahl herumtummeln. Die als Allee-Bepflanzung in Wien und Umgegend verwendeten Bäume beſtehen größtentheils aus Akazien (Robinia), Platanen, Ahorn, Kaſtanien und Götterbäumen (Ailanthus). Die letzteren machen ſich ganz vortrefflich als Alleebüume. Es find hohe gerade Stämme mit ganz prächtigen Kronen und waren zur Zeit unſeres Dortſeins mit vielen Früchten beladen. In allen Gärten und Anlagen Wiens, wie auch in den kleinen Gärten auf der Weltausſtellung vermißten wir den ſchönen feinen gelben Grand oder Kies. Statt deſſen bedient man ſich in Wien eines aus der Donau gebaggerten groben Kieſes, von gräulicher Farbe, der aus Steinchen bis zur Größe einer Haſelnuß beſteht und die Wege gut trocken erhält, aber keines— wegs hübſch ausſieht. In mehreren neuen Stadttheilen von Wien, in denen die großartigſten Bauten jetzt aufgeführt werden und in denen ebenfalls Parkanlagen beſtimmt ſind, in denen die ermüdeten Menſchen nach der Tagesarbeit ſich ausruhen und in freier Luft ſich erquicken können, ſahen wir ſchon einige vollendet angepflanzt, jedoch waren ſie dem Publikum noch nicht zugänglich. Die in der Nähe der neuen Anlage zu ſtehen kommenden Gebäude waren hingegen noch lange nicht vollendet, aber wenn dieſe fertig ſind, dann ſind auch die Anlagen bereits ſo herrlich herangewachſen, daß ſie den Anwohnern von Nutzen ſind. Der Belvedere-Garten iſt gleichfalls öffentlich und ein äußerſt an⸗ genehmer Aufenthaltsort der in jenem Stadtiheile von Wien, „Wieden“ genannt, wohnenden Menſchen. Die Anlagen ſind freundlich und nett, wenn ſelbige auch eben nichts beſonderes aufzuweiſen haben. Begonien im freien Lande. Wohl nur wenige Pflanzen laſſen ſich auf ſo mannigfache Weiſe verwenden wie viele Begonien-Arten. Man cultivirt dieſelben nicht nur in den Warm- und Kalthäuſern, ſondern ſie laſſen ſich auch mit großem Erfolge 449 in den Stuben ziehen. Oft ſind es ihre lieblichen Blumen, die meiſt mit den ſaftigen, ſo herrlich und ſchön glänzenden Blättern contraſtiren, bald ſind es die wunderbar und prächtig gezeichneten und gefärbten Blätter, die unſer Auge feſſeln und die an den Fenſtern und in den Blumentiſchen von ſo großem Effect ſind. Daß dieſe lieblichen Pflanzengebilde aber bei uns in Norddeutſchland ſich auch zum Auspflanzen ins Freie ganz beſonders eignen und ſo eine Abwechſelung in der Ausſchmückung der Blumenbeete während der wärmeren Jahreszeit geben, hat man erſt in neueſter Zeit erfahren und ſcheint dies noch lange nicht genug bekannt zu ſein. Um nun dieſen ſo herrlichen Pflanzen eine allgemeinere Verwendung fürs Freie zu verſchaffen, möchte ich mir erlauben ein Verfahren mit— zutheilen, nach welchem es mir gelungen iſt, während dieſes letzten Sommers mehrere Arten der Gattung Begonia in ſchönſter Blattentwickelung und Blüthenfülle gehabt zu haben. Etwa gegen Ende Mai grub ich ein Beet im Großherzoglichen Hof⸗ garten zu Oldenburg etwa 40—50 Centim. tief aus und brachte eine Lage von etwa 10 Centim. guten Pferdemiſt hinein. Nachdem derſelbe gehörig angetreten war, miſchte ich die herausgenommene Erde mit etwa ½ Laub⸗ und Moorerde, doch fo, daß, letztere vorherrſchte und brachte die Miſchung auf den Miſt, wobei das Feſttreten der Erde vermieden wurde. Nachdem dies geſchehen, wurde das Beet gehörig geebnet und bepflanzt. Ich muß nun noch bemerken, daß das Beet von 7— 10 Uhr Morgens früh und dann wieder von 5 Uhr Nachmittags an von der Sonne nicht beſchienen wurde. Zum Auspflanzen verwandte ich theils alte, überwinterte, zum Theil aber auch junge Pflanzen, die in den Monaten Februar und März angezogen worden waren. So pflanzte ich außer verſchiedenen Varietäten der Begonia Rex noch Begonia Weltonieneig fuchsioides, Digswelliana, Dregei, discolor, subpeltata und ricinifolia, stigmosa u. a. m. aus. Ich ſetzte die ausgetopften Pflanzen, nachdem ich den Wurzelballen gehörig gelockert hatte, ſo in das Beet ein, daß ſie dabei kaum angedrückt wurden, und damit die Erde im Beete beim Pflanzen nicht zu feſt getreten wurde, benutzte ich ein Stück Brett, auf das ich mit einem Fuße beim Ein— ſetzen der Pflanzen trat. Nachdem ich meine Pflanzen alle eingepflanzt hatte, ſpritzte ich das Beet recht tüchtig an und wiederholte dies auch bei anhaltender Dürre während des ganzen Sommers, denn nichts iſt den Begonien ſchädlicher, als ein zu ſtarkes Austrocknen. Bei dieſer Behandlung machten meine Pflanzen raſche Fortſchritte; es war ein Vergnügen zu ſehen, wie überall, ſowohl aus den alten Stämmen, wie aus der Erde, neue, kräftige Triebe hervorkamen. Ganz beſonders ſchön entwickelten ſich Begonia Weltoniensis, ricinifolia und discolor, welche während des ganzen Spätſommers im herrlichſten Blätter- und Blüthenſchmucke prangten. Außer den Begonien hatte ich noch andere Pflanzen wie Sanchesia nobilis varieg., Polypodium aureum, Selaginella Martensis fol. varieg., Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXIX. 28 450 Pteris cretica fol. alb. varieg. und Panicum fol. varieg. auf das Beet gepflanzt und zwiſchen allen dieſen Pflanzen wuchſen Tradescantia Sellowii und zebrina und Oplismenus oder Panicum variegatum in üppigſter Fülle. Sollte dieſe kurze Mittheilung, die, um zu genügen, der freundlichen Nachſicht des Leſers bedarf, den Begonien mit dazu verhelfen, daß ſie immer mehr und mehr in unſeren Blumengärten Verwendung fänden, ſo habe ich alles erreicht, was ich wünſchte. Guſt. Eismann, z. Z. im Großh. Hofgarten iu Oldenburg. Nachſchrift des Herausgebers. Bei meiner kürzlichen Anweſenheit in Wien ſah ich in mehreren Gärten daſelbſt, wie z. B. im Schloßgarten von Schönbrunn, in dem Schloßgarten des Erzherzogs Albrecht in Weilburg bei Baden u. a., mehrere Varietäten der Begonia Rex, B. ricinifolia an halbſchattigen, d. h. von Bäumen beſchatteten, Stellen auf Raſenplätzen aus⸗ gepflanzt ſtehen, die daſelbſt ganz prächtig gediehen; freilich herrſcht bei Wien eine viel beſtändigere und größere Wärme, namentlich im verfloſſenen Sommer, als bei uns in Norddeutſchland. — Außer dieſen Blattbegonien, wie man ſie zum Unterſchiede von denen ſich durch ihre Blüthen empfehlenden Arten nennt, ſah ich große Beete bepflanzt mit B. semperflorens und andere mit B. boliviensis Varietäten in größter Ueppigkeit und Schönheit. Die Beete lagen ganz frei und waren von früh bis ſpät der heißen Sonne aus— geſetzt. Von allen den blühenden Begonien, wozu B. Weltoniensis, Sedeni, Veitchii, boliviensis gehören, eignen ſich zum Auspflanzen auf Beete im Freien ganz vorzüglich die in den letzten paar Jahren ſo zahlreich aus Samen gezogenen Hybriden zwiſchen B. boliviensis und anderen Arten, aber als etwas ganz beſonders Schönes muß ich den von Kramer jr. gezüchteten Sämling: „Kramer's Sämling“ empfehlen. Ich ſah davon Beete im Garten der Frau Senator Jeniſch in Flottbeck, wie im Garten von P. Smith & Co. in Bergedorf, bei denen auch dieſe Hybride zu erhalten iſt, die einen herrlichen Anblick gewährten und dürften mehrere dieſer Begonien- Hybride vielen älteren Gruppenpflanzen Concurrenz machen. E. O—o. Scharlach⸗ und buntblättrige Pelargonien. Die königliche Gartenbau-Geſellſchaft in London hat es ſich zur Auf— gabe gemacht alle in den Handel kommenden Scharlach- und buntblättrigen Pelargonien zu ſammeln und ſolche in ihrem Garten in Chiswick in Töpfen oder im freien Lande zu kultiviren und alle diejenigen Varietäten, die ſich als conſtant erweiſen und ſich durch die Schönheit ihrer Blüthen oder Blätter empfehlen durch ein Certificat auszuzeichnen. Sie fordert deshalb alle Gärtner und Züchter von dergleichen e auf, ihre Erzeugniſſe zur Prüfung und Erprobung einzuſenden. Zu den in dieſem Jahre von der Geſellſchaft mit einem Certificat erſter Claſſe prämiirten gehören nun folgende Sorten: 451 Golden=dreifarbige: Beautiful for Ever; Colonel Lloyd Lindsay; Countess of Enniskillen; Madonna; Oriental. Sämmtlich von E. ©. Henderſon und Sohn geliefert. Silber- dreifarbige: Circassian Beauty (J. Hodgſon); Fair Rosamond (E. G. Henderſon und Sohn); Lass of Gowrie (E. G. Henderſon u. Sohn). Golden berandete: Golden Brilliantissima (J. Gibſon). Weiß⸗ bunte: Laura (E. Blund). | Bronze-farbene: Crown Prince (G. Aoton); Emperor of Brazil (Downie, Laird und Laing); Freelight (Carter und Co.); Mrs. Elliot (Downie, Laird und Laing); Reine Victoria (E. G. Henderſon und Sohn). Mit fleiſchfarbenen Blüthen: Amaranth (J. R. Pearſon); Bella (Carter & Co.); Cleopatra (Barrett); Evan's Seedling n Mrs. Halli- burton (E. Bland); Welbeck Nosegay (W. Tillery). Scharlach-Zonal; Begere (Downie, Laird und Laing); Don Giovanni (William Paul); Dr. Livingstone (Carter & Co.). Kirſchrothe- und Scharlach: Nosegay Chunder Sen (E. G. Henderſon und Sohn); Forest Hill Nosegay (Downie, Laird und Laing). Bei der Cultur der Pelargonien im Garten zu Chiswick hat ſich aber herausgeſtellt, daß die Sammlung alljährlich reduzirt werden muß; und ſo ſind auch in dieſem Jahre viele Varietäten caſſirt worden, da dieſe durch neuere, beſſere erſetzt worden ſind, und hat man aus jeder Gruppe nur die allerbeſten beibehalten. — Im nächſten Jahre werden die Culturen zur Erprobung der noch vorhandenen älteren, wie der noch hinzukommenden neuen Sorten fortgeſetzt werden, es wird daher gewünſcht, daß Gärtner wie Züchter ihre etwaigen Neuheiten zur Erprobung einſenden, wobei auch deutſche Züchter nicht ausgeſchloſſen ſind, was um ſo mehr anzuerkennen iſt, da wir in Deutſchland leider noch keine Gartenbau-Geſellſchaft beſitzen, die ſich mit der Prüfung von neuen Züchtungen ſpeciell befaßt. Wenn eine neue ſchöne Varietät, ſei es eine Fuchſie, Verbene, Roſe, Pelargonie oder dergl. von einem, von einer Gartenbau-Geſellſchaft ernannten Ausſchuſſe geprüft worden und wenn dieſe für ſchön und werthvoll befunden, durch ein Certificat ausgezeichnet iſt, ſo wird der Abſatz einer ſolchen Neuheit viel geſicherter ſein, als wenn ſie der Züchter unter eigner, noch ſo großen An— preiſung in den Handel giebt. Die Anerkennung ihrer Schönheit von Seiten einer Autorität iſt der ſicherſte Laufpaß für fie. Als Beiſpiel möchten wir hier nur die Lobelia pumila flore pleno anführen, welche von Dixon & Co. als eine Neuheit erſten Ranges ausgeboten wurde. Niemand glaubte aber daran, als bis dieſe Pflanze von dem Ausſchuß der k. Gartenbau-Geſellſchaft für Blumenzucht als ſehr werthvoll empfohlen und durch ein Certificat aus— gezeichnet wurde. In Folge deſſen fand die Pflanze ſofort Abſatz und ihren Weg auch nach dem Continent, denn fie iſt bereits bei den Handelsgärtnern C. Ham ann in Altona, bei Ferd. Gloede in Eppendorf bei Hamburg und in der Oehme'ſchen Gärtnerei in Kieritſch bei Leipzig zu haben. 28* 452 Die Delphinien als Topfpflanzen. Die perennirenden Delphinien-Arten nebſt ihren Varietäten als Topf⸗ pflanzen zu behandeln iſt ſchon vielfach verſucht worden, doch noch nie mit gutem Erfolge. Die meiſten Delphinien ſind perennirende Pflanzen von kräftigem Wuchs, dieſelben erreichen meiſt eine Höhe von 3—8 Fuß, je nach dem Boden in dem ſie wachſen und empfehlen ſich durch ihre ſchönen Blumen und durch ihr hübſches Laubwerk. Wir beſitzen jetzt eine Menge ſehr prächtiger Varietäten, die als Topfpflanzen cultivirt, ſich ſehr vortheil— haft zu Decorationen verwenden laſſen dürften, wenn deren Cultur gelingen ſollte. In meinen früheren Jahren habe ich im botaniſchen Garten zu Berlin mehrere Delphinien-Arten in Töpfen cultivirt, die ſich Jahre lang, alljährlich verpflanzt, darin hielten, jedoch nie ſo ſtark und üppig wurden, wie im freien Lande, aber dennoch als Topfpflanzen ganz hübſch waren, obgleich damals nur wenige Arten und gar keine Varietäten in den Gärten bekannt waren. R. Dean, ein bekannter engliſcher Gärtner cultivirt ſeit mehreren Jahren die Delphinien mit m. in Töpfen und giebt folgendes Ber- fahren an. So leicht und üppig die Delphinien im freien Lande wachſen, jo lange ſie hinreichende Nahrung haben, um ſo ſchwieriger iſt ihre Cultur in Töpfen und verlangt dieſelbe einige Aufmerkſamkeit. Die zur Topfcultur beſtimmten Pflanzen müſſen in kleinen Töpfen mit leichter Erde in einem kalten Kaſten überwintert werden. Sobald die Pflanzen im Frühjahre zu treiben beginnen, pflanze man ſie gleich in die Töpfe, in denen ſie blühen ſollen, etwa in 6—8 Zoll weite Töpfe, je nach der Stärke der Pflanzen. Die Erde, in der ſie am beſten gedeihen, ſei eine kräftige, ſchwere, nicht zu ſtark gedüngte Erde, mit reichlich Lauberde untermiſcht. Man pflanze die Pflanzen feſt und ſetze ſie dann in einen kalten Kaſten bis ſie durchgewurzelt haben. Etwa Mitte April, je nach der Witterung, füttere man die Töpfe an einem luftigen Ort bis an den Rand in Stein— kohlenaſche ein und ſorge dafür, daß die Pflanzen nie Mangel an Waſſer leiden und damit die Pflanzen nicht übergoſſen werden können, iſt für einen guten Abzug im Topfe zu ſorgen. Haben die Blüthenſtengel eine Höhe von etwa 4—6 Zoll erlangt, fo binde man ſie an Stäbe, damit ſie ſich nicht umlegen können und wenn die Pflanzen in Blüthe kommen, kann man ſie in die Kalthäuſer, Zimmer ꝛc. zum Abblühen bringen, jedoch ſorge man, daß ſie reichlich Luft erhalten. Im Herbſte werden die Pflanzen aus den Töpfen genommen, die Erde von den Wurzeln geſchüttelt und die Stauden getheilt, die einzelnen Pflänzchen dann entweder auf ein Beet im Freien oder auch in Töpfe gepflanzt und kalt überwintert. Der Cultivateur wähle hauptſächlich ſolche Varietäten zur Topfcultur, welche die Eigenſchaft beſitzen, mehr als einen Blüthenſtengel zu treiben. Es laſſen ſich die Delphinien zur Topfcultur in zwei Gruppen theilen, 453 in ſolche, die einen gedrungenen, niedrigen Habitus haben und leicht blühen, wie D. Hendersoni und D. Belladonna und eine ranunkelbüthige Gruppe, wo die zu derſelben gehörenden Varietäten gefüllte Blüthen haben, wie z. B. D. alopecuroides. — Eine Gruppe hochwachſender Arten und Varietäten, zu der D. elatum gehört, ſind zu hoch wachſend für Topfcultur. Die zur erſten Gruppe gehörenden Varietäten haben große ſchöne Blumen und ſind von dieſen beſonders zu empfehlen: D. Belladonna, formosum, Gloire de St. Maude, Hendersoni, Hermann Stenger, Louis Fignier, Mad. Henri Jacotot, Mad. Chate, Paul et Virginie, Mad. Lelandais, Mons. C. Glym, nudicaule, Triomphe de Pontaise, Van Siebold u. William .Pfitzer. — Die zur zweiten Gruppe gehörenden Varietäten haben kleinere aber ſehr gefüllte Blumen, ſymmetriſch in Rispen beiſammen ſtehend, zu dieſen gehören: D. alopecuroides, Amadea Hans, Delight, Homere, L'Olympe, Marc Aurice, Mons. Lelandais, Noemi, Triomphe de Poissy und Victor Lemoine. Die Roſenausſtellung zu Brie⸗Comte⸗Robert. Ueber die, Mitte September zu Brie-Comte-Robert ſtattgefundene Roſen— ausſtellung finden wir von einem engliſchen Journale folgende Mittheilung: In der ganzen Umgegend von Brie-Comte-Robert werden bekanntlich von einer ſehr großen Anzahl Gärtner nur Roſen gezogen und ſo iſt es denn auch kein Wunder, daß auf der Ausſtellung hauptſächlich nur Roſen zu finden waren. Die abgeſchnittenen Roſen waren nicht wie gewöhnlich in einzelnen Käſten, ſondern in Maſſen auf ſchrägen Bänken und auf Beeten an den Seiten der Zelte ausgelegt. Das Mittelzelt war etwa 150 Fuß lang und 45° breit, von dem zwei Seitenflügel ausgingen, der eine für Obſt, der andere für Gemüſe beſtimmt. Die Umgebung des Zeltes, namentlich der Theil zwiſchen den beiden Seitenflügeln des Hauptzeltes war recht hübſch mit Raſenplätzen und Blumenbeeten angelegt. An der Seite im Innern des Zeltes links vom Eingange bis zu dem Seitenflügel für das Gemüſe, befanden ſich nur Roſen, die Collectionen eines jeden Einſenders beiſammen ſtehend, und wieder nach den im Programm angegebenen Concurſen arrangirt, nämlich: Conc. 36. Für Roſenſämlinge noch nicht im Handel und noch auf keiner Ausſtellung ausgeſtellt. Conc. 37. Für eine Sammlung von mehr als 200 Varietäten. 38. Für eine Sammlung von mehr als 100 Varietäten. 39. Für eine Sammlung von mehr als 50 Varietäten. 40. Für eine Sammlung von mehr als 25 Varietäten. 41. Für eine Sammlung von mehr als 25 neuen, während der letzten drei Jahre in den Handel gegebenen Roſen. 42. Für eine Sammlung von mehr als 25 Theeroſen. 43. Für Sammlungen der größten Anzahl Roſen einer Varietät, nicht weniger als 50 Blumen einer Sorte. 454 44. Für eine gemiſchte Roſenſammlung, nicht weniger als 200 Stück, auf Effect zuſammengeſtellt und berechnet. 45. Für die beſte Collection Roſen in Töpfen. Nach dieſen Concurrenz-Ausſchreibungen erſieht man, daß es darauf abgeſehen war, Quantiäten von Roſen zuſamuen zu bringen, und in der That das zuſammengebrachte Roſenquantum war ein enorm großes. So hatte z. B. ein Concurrent allein ausgeſtellt: etwa 180 Varietäten; von jeder Varietät 4—5 Blumen in einem Bouquet beiſammen, um Nr. 38 concurrirend. Dieſe Sammlung nahm eine Fläche von 10 Fuß Länge und 5—7 Fuß Breite ein; dann von demſelben Ausſteller eine Sammlung zur Concurrenz um Nr. 43; dieſe Sammlung beſtand aus 60 Stück Paul Neron, 160 Malmaison, 450 Gloire de Dijon und 50 Baronne de Roth- schild, dann folgten 50 Jules Margottin, 50 Reine d’Angleterre und 50 La Reine, und endlich eine Sammlung von neuen Roſen der letzten drei Jahre. Jetzt folgte eine Scheidewand zwiſchen dieſem und dem nächſten Ausſteller, der auf demſelben abgeſchrägten Tiſche ausgeſtellt hatte eine Sammlung von 200 Roſenvarietäten, dann eine Maſſe von La Reine und eine Collection von 100 Varietäten. Die Gruppe ſchloß mit 3 Arten Roſen, 50 Stück Blumen von jeder und das Ganze war begrenzt von etwa 150 Stück Gloire de Dijon. Die Herren Preisrichter verſammelten ſich um 2 Uhr Nachmittags und theilten ſich in 6 Sectionen, jede Section aus 5 Preisrichtern beſtehend, die 1. Section war für die Warm-, Kalthaus- und Blattpflanzen, die 2. Section für Roſen, die 3. für Früchte, die 4. für Gemüſe, die 5. für Induſtrie Gegenſtände und die 6. für die landwirthſchaftlichen Objecte. — Die Preisrichter für Roſen beſtanden aus den Herren George Schwartz in Lyon, Präſident, Lacharme in Lyon, Soupert in Luxemburg, Marc in New⸗York und C. P. Peach, London. Zur Concurrenz Nr. 36, neue Roſen, noch nicht im Handel, war nur ein Sämling ausgeſtellt und dieſer ohne großen Werth, jo daß er unprämürt blieb. Um Nr. 38 des Programms, eine Sammlung von mehr als 200 Varietäten, concurrirten drei Ausſteller, von dieſen hatte der Eine die beſten Roſen, jedoch zu viel von einer Sorte, wie Paul Neron; der Zweite hatte ſeine Roſen ſchlecht aufgeſtellt, obgleich die einzelnen Blumen meiſt ſehr ſchön waren; der Dritte hatte ſeine Roſen gut gewählt und auch gut arrangirt. Die Menge mußte eigentlich bei dieſen Sammlungen den Ansſchlag geben, denn Roſen von wirklich großer Schönheit waren nur wenige darunter. Die ſchönſten unter ihnen waren: Dr. Andıy, ſehr ſchön, Madame Laffay, Prince Imperial, faſt die beſte Blume unter den vielen tauſend Ausgeſtellten; Mad. Theröse Levet, Souvenir de la Reine d' Angleterre, La Reine, Abel Grand, unter den neueren Mad. Verard, Reve d'Or, Perfection de Montplaisir, Mad. Bernald, Président Thiers, Etienne Lever, Richard Wallace, Mad. Trifle (Theeroſe). Dieſe und andere Ausſtellungen in dieſem Jahre beſtätigen die Anſicht des Referenten dieſes Berichtes, daß die Jahre 1871 und 1872 keine neuen Roſen von ganz beſonderem Werthe geliefert haben und daß die in England gezüchteten: Annie Laxton und Cheshunt Hybrid unſtreitig die beiten find, 455 Bessie Johnson ift kein neuer Sämling, fondern ein Sport von Abel Grand und kaum eine Verbeſſerung der letztgenannten. Um den Preis für mehr als 50 Varietäten (Nr. 39) conentrketen vier Ausſteller und alle mit recht guten Einſendungen, leider waren die Namen der Ausſteller noch nicht angegeben. Mit 25 Varietäten concurrirte Niemand und mit 25 neueren Varietäten der letzten drei Jahre hatten ſich nur zwei Ausſteller betheiligt und dies mit geringem Erfolge. Zur Concurrenz um Nr. 43 des Programm's: Die größte Anzahl von Roſen einer Sorte, hatten ſich ebenfalls mehrere betheiligt und boten dieſe Einſendungen einen prachtvollen Anblick. In der Mitte des Zeltes befanden ſich auf langen erhabenen Beeten zwei Roſeneinſendungen, bei der einen derſelben befanden ſich in der Mitte 120 Stück Paul Neron, dann kamen 2 Reihen Gloire de Dijon, 150 Stück, und zwei Reihen mit ebenſo vielen Reine d' Angleterre. Im Ganzen lagen die Roſen zu dicht aneinander und fehlten Blätter dazwiſchen. Neben dieſer Einſendung befand ſich eine andere von 1500 Roſen; die Mitte dieſer Maſſe beſtand hauptſächlich aus Rose du Roi, meiſtens Knospen von Blättern umgeben, auf der einen Seite eine Reihe von La Reine und Souvenir de la Reine d'Angleterre und auf der andern Seite eine Reihe mit etwa 80 Stück Madame Boll. Dieſe Rofen- maſſen waren herrlich, die Roſen von La Reine können nicht ſchöner gedacht werden, ebenſo La Malmaison und Gloire de Dijon. Unter allen vorhandenen Roſenbeeten erregte ein großes erhöhtes Beet, auf dem die Roſenzüchter des Dorfes Griſy Luisnes ihre Roſen aus⸗ geſtellt hatten, das größte Aufſehen. Dieſe Roſenmaſſe hatte eine Länge von 50 Fuß und eine Breite von 4 Fuß an der ſchmalſten und 12 Fuß an der breiteſten Stelle. Es befanden ſich auf dieſem Beete 30,000 Roſen in faſt 600 Varietäten, die von 22 Roſenzüchtern im Diſtrikt von Griſy Luisnes geliefert worden waren. Dieſe Roſenzüchter beſitzen in dieſem Jahre nicht weniger als 400,000 hoch- und halbſtämmige wie wurzelächte Roſen, welche ſie vom November ab abgeben können. Die Wirkung, welche dieſe Roſenmaſſe hervorbrachte, war eine großartige. Die Roſen waren zu 3— 4 Stück zuſammengelegt und deren Stengel von einem feuchten Lehmballen umgeben, von letzterem war jedoch nichts zu ſehen, indem das Ganze dann noch mit Moos überdeckt war. Für Hpacinthenfreunde, Ein alter Blumenfreund und Pflanzenkenner, der, obgleich er nur Zimmercultur treibt, in der Pflanzencultur bewanderter iſt und mehr Pflanzenkenntniſſe beſitzt, als ſo mancher ſich als Gärtner ausgebender junger Mann, zieht auch alljährlich mit großer Vorliebe eine Anzahl der neueſten und ſchönſten Hyacinthen und dieſe in ſo großer Vollkommenheit, daß es ein wahrer Genuß iſt, ſie bei ihm in Blüthe zu ſehen. Unſer Blumenfreund begnügt ſich aber nicht allein mit der Cultur der Zwiebeln, er vergleicht auch die neuen Sorten mit den älteren und fällt dann ſein Urtheil über 456 fie, das in der Regel ein ſehr richtiges iſt. Das Reſultat ſeiner Beobachtungen in der letzten Hyacinthen— Saiſon iſt im Nachfolgenden enthalten und dürften. ſeine Mittheilungen darüber! vielen der Hyacinthenfreunde von Nutzen ſein. In letzter Saiſon hat der Hyacinthenflor für den Kenner zwar nicht einen ſo durchgängig ſehenswerthen Anblick gewährt, wie im Vorjahre, weil neue Sorten nur ſehr ſpärlich vorhanden waren, wie denn auch in den großen Hyacinthen-Ausſtellungen in London nur zwei neue Sorten, nämlich Lady Mayo, eine einfache blaue, und l’Ornement des Roses, eine einfache roſenrothe, durch Preiſe ausgezeichnet wurden; ſodann aber auch, weil einige der ſchon etwas älteren vorzüglichen Sorten nicht zu der Vollkommenheit gediehen waren, wie in der voraufgegangenen Saiſon. Indeſſen haben doch gar manche Varietäten, wie ſich aus dem Nachfolgenden ergeben wird, noch einen ſo vorzüglichen Flor geliefert, daß allen Freunden der ſchönen Hyacinthe eine höchſt ſehenswerthe Schau geboten ward. Unter den Hunderten von Blumenzwiebeln nehmen, wie ſich aus den Katalogen der Herren Ernſt und v. Spreckelſen, Gebr. van Waveren, E. C. Harmſen, Havenecker Nach- folger in Hamburg und F. Pomrencke in Altona ergiebt, die Dunkelrothen wohl den erſten Platz ein und unter dieſen iſt es nament! lich nler⸗ die uns zuerſt entgegen tritt, nicht allein wegen der ſanften, tiefrothen Farbe, ſondern auch wegen des Glockenreichthums und des vollendeten Baues der hoch aus dem Kraute hervorragenden großen Traube und des lieblichen Duftes. Wenngleich dieſe Zwiebel noch theuer iſt, ſo darf ſie doch in Betracht aller dieſer Vorzüge in keiner 1 fehlen. Die Benennung derſelben iſt glücklich, da fie ohne Zweifel ein Liebling aller Hyacinthen— freunde werden wird. — Noch ſelten und daher theurer iſt Pelissier, deren wir bereits im Vorjahre kurz gedacht. Sie iſt tief blutroth und entwickelt, gleich dem Schiller, einen Glockenreichthum, der in 30 bis 40 dicht um den Schaft gedrängten, aber trefflich arrangirten Blumen einen impoſanten Anblick gewährt. Die Zwiebel beſitzt die tiefſte Farbe unter den rothen und hat die gute Eigenſchaft, daß ſie zeitig zur Perfection gelangt und ſich daher zum Frühtreiben eignen wird. — Solfatare hat ſchon im Vorjahre durch ihren prächtigen Blüthenſtand die Blicke auf ſich gelenkt. Die ſchön gebildete Traube trägt eine Menge großer Glocken, die zuerſt gelbroth gefärbt ſind, aber allmählig immer tiefrother werden, und dabei im Schlunde der— ſelben einen gelben Ton bewahren, wodurch der ganze Blüthenſtand an Prägnanz gewinnt. — Prosper Alpini, die gleich der voraufgehenden nicht mehr zu den ganz theuren, aber doch noch ſelteneren Blumenzwiebeln gehört, blüht mit ihren zahlreichen tiefrothen Glocken ſehr lieblich, indem letztere etwas abwärts hängen. — Circe iſt eine noch ſeltenere und daher theurere Sorte. Sie trägt nicht überreichlich ihre tief roſenrothen Glocken mit langen, ſich weit auslegenden Segmenten am hohen Schafte und bildet eine hübſche Acquiſition unter den hervorragenden rothen Sorten. — Die ſchon mehr genannte Victoria Alexandrina reiht ſich den gedachten noch immer würdig an, denn die glänzend rothe Farbe ihrer geradeaus, aber darum nicht minder gefällig um den Schaft rangirten Glocken machen ſte ſtets zu einer vor—⸗ 457 züglichen Sorte. — Ebenſo war Robert Steiger, der ſchon manches Jahr auf dem Markte ausgeboten wird, auch in der verfloſſenen Saiſon ganz vorzüglich und ſtellt ſich gar dem Schiller ſowohl an Farbe, wie an Trauben⸗ bau und Glockenreichthum faſt gleichſtehend zur Seite. — M. Macaulay iſt hier nicht zu vergeſſen, die nicht mehr ganz neu, aber eine wahre Pracht— blume iſt. Hellrothe. Unter dieſer Farbe introducirte ſich in dieſer Saiſon eigentlich nur eine ganz neue Sorte, nämlich Branche formidable, die an Reizen der vor— jährigen Reine de Naples vollkommen gleichkam. Sie iſt von äußerſt zarter Roſenfarbe und trägt zahlreiche Glocken an mehrfachen Schaften. Die Röhren ſind nicht lang, etwas länger die Segmente, die ſich ſo graziös umlegen, daß fi, eine vollkommene Traube darſtellt. Ihr Duft iſt nicht ſtark, aber der Anblick iſt überaus ſchön, zumal die zarte Röthe nach längerem Blüthenſtand in Weißroſa übergeht. — Florence Nightingale, noch theuer im Preiſe, iſt eine etwas tiefer gefärbte Varietät, doch ebenſo ſehenswerth, wie jene. Die eigentlich nur kleinen Glocken ſitzen in Fülle um den Schaft, der mächtig aus dem Kraut hervorſteht. Die tiefere Färbung rührt von einem ſanft roſafarbigen, doch etwas tieferen Streifen in den Segmenten her. Der Duft iſt ſehr milde, aber der Anblick der ausgebildeten Traube prächtig. — Elise iſt zwar nicht mehr neu, aber ſchließt ſich den vorſtehenden in jedem Betracht an Schönheit an. Die vor— herrſchende Farbe iſt an den Segmenten ein prononcirtes Roſenroth, das an dem Aeußeren der Röhren durch eine zarte weiße Schattirung gedämpft wird. — Prinz von Oranien iſt noch neu. Das ſchöne Roſenroth dieſer Varietät wird anfänglich durch eine weißliche Schattirung gemildert, all— mählig nimmt aber die ganze Traube eine tiefere Färbung an, die vorzüglich aus zahlreichen Glocken gebaut iſt. — Die beiden ſchon ganz alten Sorten Belle Quirine und Norma haben recht hübſch geblüht. Norma eignet ſich, wie bekannt, ganz beſonders zum Frühtreiben. : Lilafarbige. Eine neue Varietät dieſer Farbe, genannt Henriette Elisabeth dürfte nicht ſehr anzupreiſen Fein, denn fie gewährt nur einen trüben Anblick, der durch den Reichthum kleiner Glocken an mehreren Schaften nicht ſehr gehoben wird. Eine ganz neue violette Varietät, Jeschko genannt, iſt leider bei uns nicht zur Perfection gelangt, mithin wollen wir uns noch jedes Urtheiles enthalten. N | Dunkelblaue. | Unter dieſen zeichnet ſich eine noch ganz neue, in den verfchiedenen Katalogen noch gar nicht vorkommende Varietät, Lord Morville genannt, aus. Die hoch aus dem Kraute hervorſtehende Traube iſt mit zahlreichen Glocken beſetzt, welche vom ſchönſten Indigoblau ſind. Die Segmente ſind vergleichsweiſe groß und legen ſich kraus um, die Röhren etwas heller gefärbt mit weißem Schlund. Mit dem Alter wird die Farbe immer tiefer, ſo daß fie endlich in's Schwarze übergeht. Ihr Anblick iſt angenehm, ebeaſo der Duft. — Die nachfolgenden Varietäten ſind zwar nicht mehr neu, aber 458 von jo großer Schönheit, daß wir ihrer nochmals gedenken müſſen. Da iſt zuerſt Marie, noch nicht billig, aber von vorzüglichem Blüthenſtand, denn die tiefblauen zahlreichen Glocken hängen etwas abwärts geſenkt um den hohen Schaft. — Lord Graham reiht ſich der vorſtehenden, obwohl etwas lichter an Farbe, würdig an und an Bau der Traube und Glockenreichthum, ſteht ſie ebenfalls nicht zurück. — Dies iſt auch mit Soliman der Fall, obwohl dieſe eine lichtere Schattirung in der Färbung annimmt. — Aehn⸗ lichkeit mit dieſer beſitzt Lord Palmerston, die eigentlich einen Uebergang von den dunklen zu den helleren Varietäten bildet, weil die Segmente hellere Ränder bei tieferen Mittelſtrichen und einen heller gefärbten Schlund haben. — Leonidas und Mimosa ſind ſchon bekanntere Sorten, liefern aber beide einen untadelhaften Blüthenſtand. — General Havelock iſt noch immer eine ſehr theure Sorte, imponirt aber auch durch ihre intenſive Farbe. — Eine blaue Schiller iſt zwar lange nicht ſo vorzüglich, wie die oben erwähnte tiefrothe, gewährt aber doch einen hübſchen Anblick durch abgerundeten Bau der Traube und Färbung der Glocken. — Die alte Baron van Thuyll bewährte ſich auch in dieſer Saiſon als trefflich zum Frühtreiben, ebenſo Willem J. Hellblaue. Von dieſer Farbe iſt nichts Neues anzuführen, denn Vaartzicht iſt ſchon älter, jedoch in dieſer Saiſon von größter Schönheit geweſen. Die große Traube trägt ihre zahlreichen Glocken etwas geradeaus ſtehend am hohen Schafte; letztere ſind von lichtem Hellblau und von angenehmſtem Dufte. — Unter den übrigen, ſchon bekannteren Sorten nimmt Couronne de Celle noch einen der erſten Plätze ein, denn die Färbung der Glocken, welche an dem Aeußern der Röhre etwas tiefer porzellanblau, dagegen an den Segmenten weit heller ſind, machen ſie bei dem großen Bau der Traube zu einer ſehenswerthen Varietät, die auch durch angenehmen Duft erfreut. — Sir Richard Steele iſt eine ganz alte Varietät, füllt aber noch immer ihren Platz aus, da die ſehr blaßblauen Segmente mit einem prononcirt tieferen Mittelſtreifen verſehen ſind. Weiße. An weißen Hyacinthen war in letzter Saiſon nichts Neues vorgekommen. Dafür bewährten ſich aber die ſchon früher erwähnten Montblanc, Paix de Europe, Miss Burdett Coutts, la Francaise und Marie Stuart als noch immer die ſchönſten an Bau und reiner Farbe. Die vier erſtgenannten behaupten noch ſtets einen ziemlich hohen Preis. Miss Burdett Coutts iſt merkwürdig durch ihre großen Glocken, die in friſchem Zuſtande zuerſt rahmweiß ſind und beim Fortſchreiten einen zart roſafarbigen Anflug an dem Aeußern der Röhren haben; dagegen ſind die anderen Sorten von Anfang an ſchneeweiß. Auch Queen Victoria wäre hier noch nicht zu über⸗ gehen. Allen entſtrömt ein ſtarker, herrlicher Geruch. Gelbe. | Unter den Sorten dieſer Farbe ift eine ganz neue, noch ſehr theure zu erwähnen, die einen Blüthenſtand entwickelt, wie er noch nicht unter deu gelben vorgekommen iſt. Sie heißt la grande jaune, iſt chamoisfarbig und 459 von merkwürdigem Habitus, indem fie aus nicht ſehr großer Knolle mehrere Blüthenſtengel bringt, deren Hauptſchaft über fingerdick iſt, an welchem eine Menge Glocken von Chamoisfarbe mit grünen Spitzen ſitzt, die ſehr fleiſchig ſind und daher abwärts hängen. Sie iſt merkwürdig durch ihren ganzen Habitus, aber lange nicht ſo ſchön, wie die im Vorjahre erwähnte Ida, die durch ihre lichte ſchwefelgelbe, glockenreiche Traube allen anderen Varietäten dieſer Farbe voraufgeht. Zwar iſt fie noch nicht billig, aber ihrer Schönheit wegen iſt ſie allen anderen vorzuziehen. — Eine uns zugegangene gelbe Hyacinthe, die den Namen l'Or de Californie trägt, entſpricht ihrem Namen ganz und gar nicht, weder an Farbe, noch an Bau der Traube und deren Glocken. Vermuthlich iſt dieſe Zwiebel mit einer anderen unbedeutenden verwechſelt worden. H. C. Zweite Gartenbau⸗Ausſtellung in Halle a. d. S. Halle. Die allſeitige Anerkennung, welche die im September v. J. von dem Halliſchen Gartenbau-Verein veranſtaltete Ausſtellung von Erzeug— niſſen des Gartenbaus gefunden, wie die unverkennbare fördernde Anregung, welche ſie ſowohl für die Entwickelung unſrer Handelsgärtnerei wie für die Pflege gärtneriſcher Kunſt in unſrer Bevölkerung zur Folge gehabt hat, haben den hieſigen Gartenbau-Verein zu dem Entſchluſſe geleitet, abermals im Frühjahr künftigen Jahres eine Ausſtellung zu veranſtalten. Dieſelbe wird vom 25. bis 28. April in dem großen untern Saale des neuerbauten Stadt-Schützenhauſes ſtattfinden. Gegenſtände der Ausſtellung ſollen ſein: Pflanzen und Pflanzen-Gruppen, abgeſchnittene und gebundene Blumen, Gemüſe, Obſt, Obſtbäume, Gartengeräthe, Decorationsgegenſtände ıc. Mit der Ausſtellung wird auch eine Prämiirung beſonders hervorragender Leiſtungen auf dem Gebiete des Gartenbaus verbunden ſein. Bedingung für die zu prämiirenden Pflanzen iſt, daß ſie mindeſtens 6 Monate vom Ausſteller ſelbſt cultivirt ſind. Ausgeſchloſſen von der Prämiirung ſind nur ſolche Ausſteller, die zugleich als Preisrichter fungiren. Das unterzeichnete Ausſtellungscomité wendet ſich an alle Gärtner uad Gartenliebhaber, insbeſondere der Provinz Sachſen und der benachbarten thüringiſchen, ſächſiſchen und anhaltiniſchen Landestheile mit der Bitte um rege Betheiligung. Anmeldungen, welche zugleich die Angabe der Anzahl und Art der auszuſtellenden Gegenſtände, wie der Größe des beanſpruchten Raumes enthalten müſſen, ſind bis zum 1. April an das mitunterzeichnete Comité⸗Mitglied Bürgermeiſter v. Helldorff, Kirchthor 1, zu richten. Die eingelieferten Gegenſtände müſſen mit deutlich geſchriebenen Etiquetten ver— ſehen und denſelben zwei Exemplare eines nach Stückzahl und Arten genauen Verzeichniſſes beigefügt werden, von denen eines dem Ausſteller quittirt zurückgegeben wird. Alle ausgeſtellten Gegenſtände müſſen bis zum Schluſſe der Aus— ſtellung im Ausſtellungslocale verbleiben. Die Koſten des Transports trägt der Ausſteller; den Transport vom hieſigen Bahnhofe bis zum 460 Ausſtellungslolale und zurück übernimmt das Comité auf Koſten des Vereins. Prämien, deren Höhe einer ſpäteren Bekanntmachung vorbehalten bleiben, ſind für folgende Gegenſtände in Ausſicht genommen: 1) Warm⸗ hauspflanzen, 2) Kalthauspflanzen, 3) Zimmerpflanzen, 4) Dracänen, 5) Maranten, 6) Rhododendron und Azaleen, a) eine Gruppe gut cultirter Ex., b) ein gutes Sortiment, 7) Cyclamen, 8) Cinerarien, 9) Calceolarien, 10) Primeln, 11) Pelargonien, 12) Fuchſien, 13) Ranunkeln 14) Anemonen, 15) Gloxinien, 16) Penſe'es, 17) Winterlevcoyen und Lack, 18) Bunt⸗ blättrige Pflanzen, 19) Blumenzwiebeln (in Blüthe), 20) Roſen, 21) getriebene Gehölze, 22) Coniferen, 23) Solitärpflanzen, 24) Schling⸗ pflanzen, 25) Teppichbeete, 26) getriebene Gemüſe, 27) getriebenes Beeren— obſt, 28) Trockenſachen, 29) Gebundene Sachen. Halle a/ S., den 25. Auguſt 1873. Das Ausſtellungs-Comité des Gartenbau-Vereins in Halle a/ S. Dr. Ule. v. Helldorff. Roſch. Spindler. Kayſer. Darmſtadt. Die große von- uns angezeigte 2. allgemeine Roſen— Ausſtellung fand vom 17.— 23. Juni in Verbindung mit der 3. großen Ausſtellung des Verbands rheiniſcher Gartenbau-Vereine ſtatt und zwar in dem Hoforangerie-Garten zu Beſſungen, ein für Ausſtellungen ſehr geeig- netes Local. Es mag wohl nur wenige Orte geben, welche ſich zu einem Blumenfeſte beſſer eignen als der im franzöſiſchen Styl angelegte Hof— orangerie-Garten zu Beſſungen. Aus einer breiten Allee ſchattiger Linden, am großen Orangeriehaus vorüber, tritt man in dos untere Plateau, deſſen friſche Raſenparterres in reicher Abwechſelung mit Blumen- und Pflanzen⸗ gruppen beſetzt, von langen Reihen Orange-, Granat- und Lorbeerbäumen umſäumt ſind und von beiden Seiten von Kaſtanienalleen begrenzt werden. Im Hintergrunde des Parterres ſteigt hinter einer ovalen Gruppe von Agaven, PYucca's, Pincenectitien ꝛc., zu deren beiden Seiten Fontainen, in deren Mitte abermals ein Waſſerſtrahl emporſchießt. An dieſe ſchließt ſich eine zweite Terraſſe, welche in eine ſchöne Allee von grau bemooſten Linden ausläuft, die wieder zu beiden Seiten von Baumgruppen und Laubgängen begrenzt iſt. So bietet der Garten dem Eintretenden einen lieblichen Anblick, welcher in den herrlichen Laubwäldern des Herrgottsbergs, des Moosbergs und der Ludwigshöhe den ſchönſten Abſchluß findet. Wendet man ſich wieder zurück, ſo liegt links das palaſtähnliche große Orangeriehaus, vor welchen ſich, wie erwähnt, ein großes Raſenparterre ausbreitet, deſſen Fläche und Säume durch die ausgeſtellten Gruppen von Blumen und Blattpflanzen und durch von Concurrenten arrangirte Teppich⸗ beete reicher als ſonſt belebt ſind. In dieſem Gebäude ſowie in einem anſtoßenden Orangenhauſe mit Vorzelten befinden ſich die eigentlichen Aus⸗ ſtellungsräume, die einen wirklich überraſchenden Anblick darboten. Die Aus- ſtellung ſelbſt war eine ſehr vorzügliche und an ſchönen Pflanzen reichhaltige, auswärtige, wie hieſige Hof-, Privat- und Handelsgärtner hatten ſich beſtrebt 461 durch reiche Einſendungen dieſelbe ſo brillant als möglich zu machen. Wir ſahen Einſendungen aus Gent, Donaueſchingen, Offenbach, Worms, Erfurt, Alzey, Mainz, Dresden, Frankfurt a. M., Caſſel von vorzüglichen Pflanzen, die alle aufzuführen zu weit führen würde. Was nun die 2. allgemeine Roſenausſtellung betrifft, ſo vertrat dieſelbe, im Gegenſatz zur 1. großen Roſenausſtellung im Jahre 1870, bei welcher die bedeutendſten und ſchönſten Collectionen von auswärts eingeſandt waren, mehr die Roſencultur Darmſtadts und der benachbarten Städte. Es lag dies einestheils in der ungünſtigen rauhen Witterung dieſes Frühjahrs, wodurch die Roſen in etwas nördlicheren Gegenden ihren Flor noch nicht entfaltet hatten, anderntheils aber auch darin, daß ſich in Folge der erſten großen Roſenausſtellung die Cultur dieſer Königin der Blumen in Darmſtadt ſo gehoben hat, daß an dieſem Ort jetzt einige der bedeutendſten Sortimente gepflegt werden, wie fie wohl in ganz Deutſchland nicht vollſtändiger zu finden find; Sortimente von 1000 —1200 Varietäten find in und bei Darmſtadt in verſchiedenen Handelsgärtnereien und auch bei Privaten zu finden und in keiner anderen Stadt Deutſchlands dürften mittlere Roſen— ſortimente in ſolcher Anzahl und guter Cultur zu finden ſein; (2) Darm- ſtadt verdient mit Recht den Namen einer Roſenſtadt. Ueber neue Roſen. Im 7. Hefte S. 318 der Hamburger Gartenztg. brachten wir einige intereſſante Bemerkungen über den Werth der „alten Roſen“ von dem berühmten engliſchen Roſenzüchter und Cultivateur W. Paul zu Waltham Croß bei London, denen wir hier die Anſichten deſſelben Verfaſſers über „neue Roſen“ folgen laſſen. W. Paul ſagt: Was läßt ſich Günſtiges über die neuen Roſen ſagen? Ich glaube, ſchreibt derſelbe, es iſt jetzt Mode dieſelben in ihrem Werthe herabzuſetzen und weil eben nicht der zehnte Theil der alljährlich eingeführten Neuheiten werth iſt cultivirt zu werden, ſo iſt es bei Mehreren jetzt Gebrauch alle Neuheiten zu verdammen, was aber weder gerecht noch weiſe iſt, denn ebenſo müßten wir alle Menſchen verdammen weil unter ihnen ſich einige ſchlechte befinden. Wahr iſt es, daß eine Anzahl von Roſen alljährlich in den Handel gegeben werden, die total werthlos ſind und daß bei der Beurtheilung der Roſen oft nicht ſtreng genug verfahren wird, auch häufig Irrthümer dabei vorfallen; aber wo Käufer ſind, giebt es auch Verkäufer und die Käufer ſollten vorſichtiger ſein und nur bei Denjenigen neue Roſen kaufen, deren frühere Züchtungen als wirklich werthvoll anerkannt ſind. Wenn die reichen und ſich für Roſencultur intereſſirenden Pflanzen- freunde, keine neuen Roſen mehr kaufen würden, ſo würde es keine Er— munterung neue Sämlinge zu ziehen geben und folglich würden wir keine Verbeſſerung oder Vervollkommnung unter den Roſen mehr erzielen. Dieſe Verbeſſerung und Vervollkommnung iſt jedoch noch ſtets vorhanden, wie aus Nachſtehendem hervorgeht. Gehen wir zurück bis zum Jahre 1852, alſo 462 zu einer Periode von 20 Jahren, und betrachten wir, was während dieſes Zeitraums geſchehen iſt. Nur ſehr wenige Roſen von jenem Jahrgange behaupten jetzt eine erſte Stelle. Das Jahr 1853 brachte uns General Jacqueminot, Jules Margottin, La ville de St. Denis und Gloire de Dijon. Die nächſten vier Jahre brachten uns Duchess of Norfolk, Gloire de Vitry, Laelia, Lord Raglan, Madame de Cambaceres, Mad. Knorr, Mad. Masson, Mad. Vidot, Mad. Vigneron, Monsieur de Montigny, Charles Lawson, Mad. Edouard Ory und Triomphe de Rennes, und von jener Zeit an kamen unſere jetzigen, am meiſten verbreiteten prachtvollen Sorten allmählig in den Handel. Was würden, vergleichungsweiſe, unſere Roſenſammlungen ſein ohne ſolche Zierden wie: Abel Grand, Alfred Colomb, Antoine Ducher, Beanty of Waltham, Charles Lefebvre, Countess of Oxford, Devienne Lamy, Dr. Andry, Duke of Edinburgh, Dupuy Jamain, Edouard Morren, Elie Morel, Ferdinand de Lesseps, Fisher Holmes, Glory of Walthan, Horace Vernet, La France, Lord Macauley, Louis van Houtte, Mad. la Baronne de Rothschild, Melle. Therese Levet, Marguerite de St. Amant, Marie Baumann, Marquise de Castellane, Marquise de Mortemarte, Monsieur Noman, Paul Néron, Belle Lyonnaise, Catherine Mermet, Jean Pernet, Mad. Trifle, Mad. Levet, Mad. Margottin, Marechel Niel und Monsieur Furtado? Dieſe, wie viele andere eben ſo gute und faſt gleich gute Sorten find während des genannten Zeitraumes in die Gärten ein— geführt worden. | Die geehrten Leſer intereſſiren ſich vielleicht mehr für eine Meinung als für den Werth der innerhalb der drei letzten Jahre eingeführten Neu- heiten. Im Herbſte von 1870 wurden eingeführt: Capitaine Lamure, eine gute dunkle Roſe und einige wenige Theeroſen von mittelmäßiger Qualität. Dies war jedoch das Jahr, in welchem der Krieg zwiſchen Frankreich und Deuſchland entbrannte, ſo daß von Frankreich, dem Lande der Roſen, wenig oder gar nichts an neuen Roſen zum Vorſchein kam. — Der nächſte Herbſt, 1871, brachte uns unter anderen: Abbé Bramerel, André Dunant, Auguste Rigotard, Baron de Bonstetten, Baronne Louise Uxkule, Coquette de Blanches, Etienne Levet, Frangois Michelon, Lyonnais, Mad. Bellon, Mad. de Ridder, Mad. Georges Schwartz, Mad. Lefebvre Bernard, Mad. Scipion Cochet, Princess Beatrice, Richard Wallace, Mad. Camille, Melle. Cecile Berthod, Mad. Jules Margottin, Marie van Houtte, Perfection de Montplaisir, welche ſämmtlich zu den beliebteſten Roſen gehören. . Im Herbſte 1872 erſchien eine verführeriſche Reihe von Neuheiten, mit den wärmſten Beſchreibungen, von denen einige derſelben wohl den Beſchreibungen entſprechen mögen. Zu den beſten dürften gehören die perpetuelle Moosroſe: Madame Moreau, die perpetuellen Hybriden: Bessie Johnson, Claude Levet, Firebrand, Mad. Lacharme, Mad. Marius Cote, Mrs. Veitch, Pierre Seletzky, Souvenir de John Gould Veitch, Souvenir de Romain Desprez; von Noiſettroſen: Madame Caroline Küster; Theeroſen: 463 Amazone, Anna Olivier, Mad. Denis, Melle. Marie Arnaud, Marcelin Roda, Perle de Lyon und Vallée de Chamonie. Fragen wir nun, welche Verbeſſerungen machen ſich bei den neuen Roſen hauptſächlich bemerkbar, ſo iſt es zuerſt die Größe der Blumen, die wir mit Paul Neron erlangt haben und dann haben die neuen Roſen eine mehr gewölbte Form. Die flachen runden Roſen waren früher von den Franzoſen hauptſächlich begünſtigt. Vor Jahren bemühte ſich W. Paul die Roſenzüchter dahin zu bewegen, Roſen von mehr kugelförmiger Geſtalt zu ziehen, aber auch die flache Form derſelben nicht zu vernachläſſigen, ſchon der Verſchiedenheit wegen, die aber jetzt ganz außer Mode zu kommen ſcheinen. Anderſeits verlieren unſere neuen Roſen an Wohlgeruch, an Beſchaffenheit und fortdauerndem Blühen (Remontiren). Einige wenige Roſen ſind in dieſen 3 Beziehungen mit älteren Lieblingen zu vergleichen: Baronne Prevost, Beauty of Waltham und Duchess of Sutherland. — Was noch fehlt ift eine große kugelrunde Roſe, eine Schauroſe, gleichviel ob ſie Geruch hat oder ob ſie remontirt. Viele unſerer neueren perpetuellen hybriden Roſen entbehren leider dieſe hauptſächlichſten Eigenſchaften und ſind nicht viel beſſer als Sommerroſen. Die franzöſiſchen Züchter ſollten bedenken, daß die Mehrzahl der Roſenfreunde Roſen für ihren Garten und zur Decoration der Häuſer cultiviren, weniger um dieſelben auf einer Aus— ſtellung auszuſtellen, und daß dieſe keine neuen Roſen haben wollen, die nicht riechen, nicht gut wachſen und nicht ordentlich remontiren. Wenn die franzöſiſchen Roſenzüchter dieſe drei Punkte nicht ſtreng und bald berück— ſichtigen, dürften ſie bald in der Roſenzüchtung von engliſchen Züchtern übertroffen werden. Wir bedürfen eine Paul Neron in Form und Größe, in jeder Farbe und Farbenſchattirung, weiß, roth, gelb und wenn möglich blau, der alle beſtehenden Sorten übertrifft an Geruch, Ausdauer und Form und uns vom Juni bis November einen Blüthenflor liefert. Die Handelsgärtuerei von Hugh Low & Co. in Clapton | bei London. Die Handelsgärtnerei von H. Low in Clapton bei London gehörte ſchon im Jahre 1833, als ich daſelbſt als Gehülfe ſechs Monate lang conditionirte, zu den erſten Handelsgärtnereien Londons und wurde zu jener Zeit von dem, vor einigen Jahren verſtorbenen biederen und rechtſchaffenen Hugh Low geleitet; H. Low war ein unermüdlich thätiger, tüchtiger Handels— gärtner und Geſchäftsmann. Wenn dieſe Gärtnerei ſchon damals durch die enorm großen Pflanzenvorräthe, die daſelbſt alljährlich angezogen und ab— geſetzt wurden, einen großen Ruf beſaß, ſo hat ſich dieſer Ruf noch von Jahr zu Jahr geſteigert und dieſe Gärtnerei ſteht jetzt wahrhaft großartig da und wird ſo leicht in Bezug auf die Pflanzenmaſſen, die daſelbſt vorhanden ſind, von keiner anderen ſo leicht übertroffen. In den dreißiger Jahren waren es namentlich Eriken, ſeltene und ſchöne neuholländiſche und capiſche Pflanzen, viele Stauden und beſſere Straucharten, die maſſenhaft angezogen 464 und ebenſo maſſenhaft abgeſetzt wurden, es bildete dieſe Gärtnerei die Vor⸗ rathskammer vieler anderer Handelsgärtner und Privatgärten. Warmhaus⸗ pflanzen, Orchideen wurden damals nur weniger gezogen, während dieſe Pflanzen jetzt einen Hauptculturzweig bilden, ohne daß jedoch die Anzucht von Kalthauspflanzen deshalb vernachläſſigt worden iſt. — Größere oder Schaupflanzen findet man nur äußerſt ſelten, aber deſto mehr Material Schaupflanzen daraus zu erziehen. | 8 Die Orchideen bilden nun ſeit über 20 Jahren eine Specialität in dieſer Gärtnerei und wenn man meint, die Liebhaberei für die Orchideen jet im Abnehmen begriffen, fo muß dem widerſtritten werden, wenn man in dieſer Handelsgärtnerei die großen Vorräthe ſieht. Odontoglossum grande ſieht man zu tauſenden von Exemplaren; O. Pescatorei, Bluntii, Alexandrae in nicht geringerer Zahl; Phalaenopsis, Vanda, Oncidium, Dendrobium, Cypripedium in beſten, ſeltenſten Arten ſind in großer Vermehrung vorhanden. Die Zahl der Baumfarne in allen Größen, wie die der anderen Arten des Kalt⸗ und Warmhauſes, iſt eine fo bedeutende, daß ſie bei jedem Ver⸗ wunderung erregt, oder jedermann fragt ſich, wohin wandern z. B. dieſe tauſende von Cyathea dealbata 7? Nicht minder zahlreich vorhanden find die jungen Palmen, namentlich ſolche, die ſich für Zimmer und Tafel⸗ decoration eignen. | Kalthauspflanzen werden in denſelben großen Quantitäten gezogen, unter dieſen viele, die in den meiſten Gärten aus der Mode gekommen ſind, wie Beaufortia purpurea, Melaleuca purpurea, Boronia tetrandra, Sollya, Chorozema, Hovea u. v. a. Dann ſind Häuſer angefüllt mit Statice profusa und St. Holfordii, andere enthalten nur neuholländiſche Akazien, wie A. armata, dealbata, lophantha, platyptera, Drummondii, grandis und pulchella, ferner Polygala, Phaenocoma und Genethyllis (Darwinia). — Azaleen und Camellien find zahlreich genug vorhanden um damit mit jeder belgif chen Handelsgärtnerei concurriren zu können. Epacris werden in Maſſen gezogen und ebenſo Erica in ſehr großen Quantitäten in vorzüglichſter Cultur. Von E. hyemalis, dieſer reizenden im Winter blühenden Art, iſt allein ein Vorrath von 14000 Stück vor⸗ handen faſt in gleicher Anzahl E. Wilmoreana und alle gangbaren Arten, unter denen die Erica candidissima die ſchönſte weißblumige iſt. Cytisus racemosus eine äußerſt brauchbare Pflanze, iſt in unzählbarer Menge vor- handen, daſſelbe gilt von Solanum Capsicastrum und S. pseudo Capsicum und von vielen anderen Pflanzenarten, zu denen auch Tydaea, i Achimenes, Gloxinia 2c. gehören. Neue empfehleuswerthe Pflanzen. Oncidium Kramerianum Rchb. fil. Flore des serres Taf. 1956 57. — Orchideae. — Dieſe dem O. Papilio nahe ſtehende Art wurde von Warscewicz bei Chimborazo in Ecuador entdeckt. Es verlangt dieſelbe Cultur wie O. Papilio und blüht auch n wie dieſes ebenſo dankbar. 465 Amorphophallus Rivieri Dur. Flore des serres Taf. 1958 bis 1961. — Aroideae. — Ueber dieſe intereſſante Aroideen Art, die ſich bereits in mehreren Sammlungen in Cultur befindet, haben wir zu ver— ſchiedenen Malen bereits geſprochen. Rhododendron Chamaecistus L. Flore de serres Taf. 1962. — Ericaceae. — Dieſe auf den Alpen Oeſterreichs wild wachſende kleine Rhododendron Art iſt in den Gärten eine ſeltene Pflanze, denn man trifft ſelbige ſehr wenig an, obgleich es eine allerliebſte Pflanze iſt, die kaum eine Höhe von 25 Centim. erreicht, deren Stämme mit kleinen ſchmalen, dunfel- ſaftgrünen Blättern beſetzt ſind und die am oberen Ende hübſche matt— roſafarbene Blüthen tragen. Iris iberica Stev. Flore des serres Taf. 1963. — Oncocyelus ibericus Siems. — Irideae. — Eine ſchöne Schwertlilie vom Caucaſus, bereits früher nach der Abbildung in der Gartenflora von uns beſprochen. Oxalis cernua Thbg. flore pleno. Flore des serres, Taf. 1964. — Oxalis pes caprae Savi. — Oxalideae. — Der Typus mit einfachen Blumen wird häufig in den Gärten unter dem Namen O. caprina oder O. erecta cultivirt. Die Art ſtammt vom Vorgebirge der guten Hoffnung wie die obengenannte O. cernua, von der die Varietät mit gefüllten Blumen ſehr zu empfehlen iſt. Die hübſchen dunkelgelben Blumen gleichen kleinen gefüllten Ranunkeln. Pleetopoma hybrida myriostigma und ruban-rose. Flore des serres Taf. 1969 — 1970. — Gesneriaceae. — Zwei ſehr zu em⸗ pfehlende Hybriden, die eine, myriostigma, hat große hellroſa Blumen, die mit unzähligen kleinen lavendelfarbigen Punkten gezeichnet ſind; die andere, ruban-rose, hat große hellroſa Blumen, durchweg dunkler punktirt und der Saum der Blumenkrone iſt roſa eingefaßt. Lilium Humboldtii Roezl et Leichtl. Flore des serres Taf. 1973 1974. — L. Bloomerianum Kellogg. — Liliaceae. — Das Lilium Humboldtii tft eine der beſten Entdeckungen, die wir dem unermüd⸗ lichen Reiſenden Roezl zu verdanken haben. Roezl fand daſſelbe am Davil's Gate, eine Schlucht, über welche die Pacifique-Bahn zur Station Wintah führt. Es iſt eine herrliche Art mit dunkelorangegelben, ſchwarz punktirten Blumen. Lilium Washingtonianum Kellogg. Flore des serres, Taf. 1975-1976. — Liliaceae. — Gleichfalls eine in den Gärten nicht mehr unbekannte Lilien-Art, zuerſt 1853 von Jeffrey in der Sierra Nevada und 1857 von Lobb in Californien entdeckt, von Roezl jedoch erſt ſpäter lebend eingeführt. Schon früher in der Gartenflora beſchrieben und ab— gebildet (1872 wurde dieſe Art auch ſchon von uns beſprochen.) Hibbertia Baudouinii Brong. et Gris. Botanic. Magaz. Taf. 6053. — Dilleniaceae. — Dieſe ausgezeichnete Art unterſcheidet ſich weſentlich im Habitus von den auſtraliſchen Arten dieſer Gattung und nähert ſich hinſichtlich ihrer eigenthümlichen Inflorenz der ihr ur ſtehenden Hamburger Garten⸗ und Blumenzeitung. Band XXIX. 466 neucaledoniſchen Gattung Trisema, von der ſie ſich durch die fünfblättrige Blumenkrone unterſcheidet. Eingeführt wurde die Pflanze durch Dr. Moore im botauiſchen Garten zu Glasnevin bei Dublin, der Samen davon aus dem botaniſchen Garten in Sydney erhielt. — Die geographiſche Ver⸗ breitung der Gattung Hibbertia ift eine ſehr merkwürdige, fie kommt vor in Auſtralien, drei oder vier Arten ſind Bewohner von Neu-Caledonien und zwei von Madagascar. Es iſt ein kleiner Strauch, in allen Theilen glatt, nur ganz leicht weichhaarig an den Rändern der Sepalen. Stengel finger⸗ dick. Blätter an den Enden der Zweige dicht beiſammen ſitzend, abſtehend, 1 Fuß lang, ſitzend, ſchmallanzettlich, zugeſpitzt, ganzrandig, zuweilen ſehr fein gezähnt. Blüthenrispen achſelſtändig, vielblumig, zwei Zoll im Durch⸗ meſſer, brillant gelb. Kaempferia rotunda L. Botan. Magaz. Taf. 6054. — K. longa Jacg. — Scitamineae. — Dieſe hübſche Scitaminee iſt fait ſeit einem Jahrhundert in den Gärten bekannt und ſoll aus Oſtindien eingeführt ſein, jedoch wird ſie daſelbſt nur im cultivirten Zuſtande angetroffen. Nach Roxburgh kommt ſie an verſchiedenen Stellen in Indien vor, jedoch giebt er keinen beſtimmten Standort an. Wight citirt ſie von Malabar, weiß aber nicht, ob ſie dort heimiſch it. Thwaites führt fie unter den Pflanzen von Ceylon auf, wo ſie in den wärmeren Theilen dieſer Inſel wächſt. Colonel Heber Drury, die beſte Autorität über die öconomiſchen Pflanzen ſagt, daß die Bhuchampa oder Bhuechampa von Bengalen, deren natürlicher Standort unbekannt iſt, vielfach in den Gärten cultivirt wird wegen der Schönheit und des Geruchs ihrer Blumen, er fügt hinzu, daß die ganze Pflanze zu Pulver verarbeitet und als Salbe benutzt wird, welche zur Heilung von Wunden dient und ſehr viel angewendet wird. Die Wurzel hat einen heißen Ingwer Geſchmack und wird zur Heilung der Waſſerſucht gebraucht. Sempervivum tectorum L. var. atlanticum Ball. Botan. Magaz. Taf. 6055. — Crassulaceae. — Der gewöhnliche Hauslauch iſt eine ſo ſehr veränderliche Pflanze, daß viele Formen derſelben als eigne Species aufgeſtellt worden ſind, die ſich durch Schönheit, Färbung und horticulturiſtiſchen Werth auszeichnen. Von dieſen Formen iſt die hier genannte eine der ſchönſten und ſehr diſtinkt, ſo daß ſie Ball als eine Unterart bezeichnet. Dr. Hooker, Ball und Maw fanden dieſelbe auf dem Felſen in dem Thale von Ait-Meſan auf dem großen Atlas in einer Höhe von 5000 Fuß. Die brillanten, ſternartigen Blumen mit weißen Petalen, die in der Mitte einen breiten rubinrothen Streifen haben, ſind äußerſt zierend. Wie das gewöhnliche Hauslauch vermehrt ſich dieſe Form ſehr leicht durch Ausläufer, iſt ganz hart und dürfte alle unanſehnlichen Formen bald verdrängen. a Philydrum glaberrimum J. D. Hook. Botan. Magaz. Taf. 6056. — Philidreae. — Eine ſehr merkwürdige, höchſt intereſſante Pflanze, die jedoch, da ſie keinen blumiſtiſchen Werth beſitzt, nur für botaniſche Samm⸗ lungen von Intereſſe iſt. Mesembrianthemum introrsum Haw. Botan. Magaz. Taf. 467 6057. — Ficoideae. — Eine ſeit langer Zeit bekannte Art der Gattung Mesembrianthemum, Pflanzen die vor Jahren in vielen Gärten mit großer Vorliebe cultivirt wurden und jetzt auch wieder in Mode zu kommen ſcheinen und dies mit Recht, denn es ſind Pflanzen die viele Vorzüge vor anderen beſitzen. Die meiſten ſind immergrüne Sträucher, koſten wenig zur Unter— haltung, verlangen wenig Topfraum, zeichnen ſich meiſt durch brillant gefärbte Blumen aus und laſſen ſich vielſeitig in der Gärtnerei verwenden. In Harvay's und Sonder's Flora des Vorgebirges der guten Hoffnung ſind über 300 Arten Mesembrianthemum beſchrieben, von denen jetzt 225 Arten im botoniſchen Garten zu Kew in Cultur ſich befinden. Taesonia insignis Mast. Garden. Chron. 1873, pag. 1112 mit Abbildung. — Passifloreae. — Dieſe Art iſt unſtreitig neben der herrlichen T. Van Volxemii, die ſchönſte bekannte. Der Gärtner Anderſon zu Sowerby-Houſe bei Hull hat fie aus Samen erzogen, den er aus Süd— Amerika, vermuthlich Peru, erhalten hatte. Sie ſoll noch dankbarer blühen, als die T. Van Volxemii, und ſich durch viel größere und brillanter gefärbte Blumen auszeichnen. Die Blumen ſind violett-carmoiſin, nach der Mitte zu blau. Lilium Philippinense Bak. Garden. Chron. 1873, pag. 1144 mit Abbildung. — Liliaceae. — Eine ſchöne Lilie, von G. Wallis von den Philippinen an Veitch in Chelſea bei London eingeſandt, bei denen ſie im Auguſt dieſes Jahres blühte. Es iſt eine neue ſehr diſtinkte Art, die ſich durch den Duft ihrer 7—8 Zoll langen, weißen, nach dem Saume grün gefärbten Blume ſehr empfiehlt. Sie ſteht dem L. longifolium, japonicum und Wallichianum am nächſten. Die Gebirge im Innern der Philippiniſchen Inſeln ſollen eine Höhe von 10,000 Fuß erreichen und dürften daſelbſt noch manche werthvolle Schätze verborgen ſein und bei genauer Durchſuchung aufgefunden werden. Es iſt dies die erſte Lilie, die von dieſen Inſeln bekannt geworden iſt. Oneidium plieigerum Rchb. fil. Garden. Chron. 1873, pag. 1141. — Orchideae. — Eine braunblüthige Art von Ecuador, die bei W. Bull im Juli d. J. zuerſt blühte. Oneidium praetextum Rchb. fil. Garden. Chron. 1873, pag. 1206. — Orchideae. — Wie die vorher genannte Art zu den weniger auffälligen Arten gehörend, die von E. D. Jones in Liverpool in der Provinz San Paulo in Braſilien entdeckt und eingeführt worden iſt. Oneidium leucochilum Batem. f speeiosum. Gartenfl. Taf. 763. — Orchideae. — Eine ſehr ſchöne Form des eben fo ſchönen O. leucochilum, die ſich von der Art durch die breiteren Blättchen der Blumenkrone unterſcheidet, die weniger ſtarkwellig ſind als bei der Stammart. O. leucochilum iſt eine in jedem Warmhauſe leicht zu cultivirende Orchidee, daher jedem Pflanzenfreund zu empfehlen. Hibbertia perfoliata Hüg. var. fl. pleno. Gartenfl. Taf. 764 — Dilleniaceae. — Die gefülltblühende Abart der neuholländiſchen Hib. perfoliata ſcheint in Europa zufällig in der Cultur entſtanden zu ſein. Der an | 30 468 botaniſche Garten zu Petersburg erhielt fie als H. perfoliata ohne Bezeich⸗ nung, daß es eine Abart ſei, und läßt ſich über deren Entſtehen nichts ſagen. Die Hibbertia gehören zu den leicht gedeihenden Sträuchern Neuhollands und gedeihen bei uns in einer Miſchung von Haideerde, Sand und Raſen⸗ erde am beſten. Sempervivum Funcki Br. var. Aqualiense Morr. Belgiq. hortic. Taf. 12 — 13. — Crassulaceae. — Weiter oben machten wir die geehrten Leſer auf eine hübſche Hauslauch-Varietät, auf das Sempervivum tectorum atlanticum aufmerkſam, die im botaniſchen Magazin abgebildet iſt, und jetzt bringt die vortreffliche Belgique Horticole die Abbildung einer nicht minder hübſchen Varietät, dieſe jedoch zu 8. Funcki Br. oder mon- tanum L. gehörend. Beim erſten Anblick glaubten wir dieſelbe Pflanze zu ſehen, indem die Blumen von beiden Pflanzen viel Aehnlichkeit mit einander haben. Auch bei dieſer Varietät ſind die Blüthenblättchen dunkelroſa und mit einem weißen Rande verſehen. Der gelehrte Redacteur der Belgique Horticole, Profeſſor Ed. Morren, bringt im gedachten Journal eine ſehr ausführliche Mittheilung über die Gattung Sempervivum und ſpricht dann ſpeciell über das 8. Funckii, wie über die zu dieſer Art gehörende Varietät Aqualiense, die ihren Namen nach ihrem Standorte d’Aywaille in Belgien erhalten hat, woſelbſt fie gefunden worden iſt. Bromelia bicolor R. et P. Belgid. Hortic. Taf. 14. — Bromeliaceae. — Profeſſor E. Morren giebt im neueſten Hefte ſeiner Belgique Horticole S. 225 eine Ueberſicht der Bromeliaceen Chile's, der „Historia fisica y politica de Chile, par Claudio Gay“ entnommen und bei dieſer Gelegenheit giebt er auch auf der oben citirten Tafel eine Abbildung der ſo intereſſanten und hübſchen B. bicolor, die paraſitiſch auf Baumſtämmen wie auf Felſen wächſt, in den ſüdlichen Provinzen Chile's (Conception, Valdivia ꝛc.). Die Pflanze blüht im März und April und iſt ohne Zweifel die Art, welche von gewiſſen Reiſenden für eine Orchidee gehalten wurde. Die Pflanze iſt ſtammlos, die vom Wurzelſtock ſtrahlenförmig ausgehenden Blätter ſind pfriemförmig, an der Baſis breiter, etwas wellig, ſehr fein gezähnt und faſt 1 Fuß lang. Die äußeren Blätter find graugrün, die inneren carmoiſin⸗ farben, die im Centrum der Blätter dicht beiſammen ſtehenden Blumen bläulich. Odontoglossum Roezlii Rchb. fil. Garden. Chron. 1873, pag. 1302, mit Abbildung. — Orchideae. — Eine Odontoglossum Art erſten Ranges, dem O. vexillarium ſehr nahe ſtehend und dennoch ſehr verſchieden. Die Blätter ſind ſchmäler und haben auf der Unterſeite 9 dunkelgrüne Linien neben dem Hauptnerv. Die Blumen ſind milchweiß, die Petalen ſind an der Baſis dunkelpurpurn gefärbt und die Lippe iſt nach unten zu gelb mit einigen braunen Streifen. — Roezl, der Entdecker dieſer Art, hält dieſelbe für eine ſeiner beſten Entdeckungen und ſoll die Pflanze ſehr ſelten ſein. Odontoglossum Insleayi Lindl. var. pantherinum Echb. fil. 469 Garden. Chron. 1873, pag. 1303. — Orchideae. — Dieſe Varietät zeichnet ſich durch die zahlreichen ſehr dunklen Flecke aus, die namentlich auf der Lippe ſtark hervortretend ſind. Iris Korolkowi Rgl. Gartenfl. Taf. 766. — Irideae. — Eine ſchöne neue Iris, vom Oberſt Korolkow in Turkestan geſammelt und lebend in den botaniſchen Garten zu St. Petersburg eingeführt. Dieſe Art ſteht der Iris bohemica, hungarica, variegata etc. am nächſten. Ihre Blüthen ſind von einer eigenthümlichen braunen Färbung. Die Pflanze hält im Freien aus. Erythronium grandiflorum Pursh var. albiflorum Hook. Gartenfl. Taf. 767, 1—4. — Liliaceae. — Die Erythronien gehören mit zu den hübſcheſten Zwiebelgewächſen und namentlich iſt die hier genannte Varietät eine der ſchönſten und großblumigſten der vier bekannten Formen des E. grandiflorum. Es find dies E. grandiflorum, a. minor Hook. (grandiflorum Lindl.), einblumig, Blumen gelb. — b. giganteum Hook. (E. giganteum Lindl.), Blumen gelb, 2— 5 blumig. — c. albiflorum Hook. (E. giganteum Leichtl.), Blumen weiß, einblumig. — d. Smithi Hook. (E. revolutum Sm.), Blumen purpurnsrofa, einblumig. Euphorbia plumerioides Teysm. Gartenfl. Taf. 769 Fig. 5. — Euphorbiaceae. — Wurde von Groenewegen & Co. in Amſterdam von Java eingeführt und gehört mit zu den hübſchen im Winter blühenden Arten. Die Bromeliaceen Chile's. Profeſſor Ed. Morren macht im Auguſthefte, S. 225 ſeiner vor— trefflichen „Belgique Horticole“ Mittheilungen über die Bromeliaceen Chile's, übertragen aus dem Werke: „Historia fisica y politica de Chile, par Claudio Gay“, die nicht ohne Intereſſe ſind. Claude Gay hat ſein großes Werk über Chile, betitelt: Historia fisica y politica de Chile, das 30 Bände, in ſpaniſcher Sprache geſchrieben, umfaßt, beendet. Dem letzten Bande ſeines Werkes, den er der Akademie der Wiſſenſchaften zu Paris im April d. J. überreichte, hat C. Gay nachſtehende wenig bekannte und intereſſante Nachrichten beigefügt. „Es war im Jahre 1828, ſagt C. Gay, daß ich mich auf Zureden von Cuvier, de Juſſieu, Desfontaines ꝛc. entſchloß, Chile, das wenig durchforſchte Land, zu beſuchen, woſelbſt ich zu Ende des Jahres 1829, nachdem ich zuvor einige Theile von Braſilien und der argentiniſchen Republik beſucht hatte, anlangte. Die Kenntniſſe, die man von der Naturgeſchichte Chile's beſaß, waren nur ſehr gering. Nur wenige Pflanzen waren von Feuillée, Hooker und Molina bekannt gemacht und beſchrieben worden, und wenn einige Naturforſcher ſich nach Chile begeben hatten, ſo begnügten dieſe ſich mit der Veröffentlichung einer einfachen Beſchreibung ihrer Reiſen oder einer beſonders gemachten Unterſuchung. Alle dieſe zerſtreut veröffentlichten Beſchreibungen 470 trugen nur wenig zur Kenntniß der Vegetation Chile's bei und dieſe Lücke wollte ich durch die Veröffentlichung meiner in dieſer Hinſicht gemachten Erforſchungen und Beobachtungen auszufüllen ſuchen. Mit Hilfe mehrerer Gelehrten, wie Richard, Decaisne, Naudin, Montagne, Remy, Clos ꝛc., die mich mit ihren Kenntniſſen ſo vielfach unterſtützt haben, war ich im Stande meine Flora von Chile zu beenden, die nahe an 4000 Pflanzenarten enthält, die in 8 Bänden, mit einem Atlas von 103 Tafeln Abbildungen, beſchrieben ſind. Während aller meiner Reiſen war es mir unmöglich nicht auch der Agricultur einige Aufmerkſamkeit zu ſchenken, einem Induſtriezweige, der weſentlich zum guten Gedeihen dieſer Republik beiträgt und derſelben zum großen Wohlſtand mit verholfen hat. So giebt es z. B. Landbeſitzer, die allein jährlich 20,000, 40,000, ſelbſt bis 72,000 Hectoliter Korn ernten. Alle meine über die Landwirthſchaft Chiles geſammelten Erfahrungen habe ich in zwei Bänden zuſammengeſtellt. Ich habe mich nicht begnügt nur die verſchiedenen Syſteme, nach denen die Landwirthſchaft in Chile von früheſter bis zur jetzigen Zeit getrieben wird anzugeben, ſondern ich habe auch aus- führlich über die Sitten und Gebräuche der Landleute geſprochen, wie von den Pflanzen die ſie cultiviren. Unter dieſen beſitzen ſie eine Bromus Art, aus der ſie ein Brot ohne Sauerteig bereiten. Obgleich Chile, ſagt Gay, von allen Republiken ſpaniſchen Urſprunges, am wenigſten Bodenfläche enthält, iſt ſie die ruhigſte, beſt conſtituirte und am meiſten in der Cultur vorgeſchrittene.“ Aus dieſem großen Werke entnehmen wir nun das Capitel, betitelt die „Bromeliaceen.“ Die Bromeliaceen ſind perennirende Gewächſe, ſtammlos, oder auch kurzſtämmig, oft epiphytiſch, mit zahlreichen und feſten, einfachen, gezähnten mit Längsnerven verſehenen Blättern. Perigonium ſechsblättrig, (3 Kelch⸗ und 3 Corollen-Blätter), 6 Staubfäden, unterſtändige, dreifächrige Beere. Faſt alle Bromeliaceen ſind hübſche Pflanzen und in den Tropenländern heimiſch, in Chile erſtrecken ſie ſich bis zum 42. Breiten-Grade. Eine Art, die Pina oder Ananas, iſt wegen ihrer köſtlichen Früchte allgemein bekannt. Ich fand ſie in den Gärten des Herrn Huneus cultivirt, und hat ſie ſich in einigen Gegenden der Provinz von Atamacia acclimatiſirt. I. Bromelia L. — Endl. Die Arten diefer Gattung gehören meiſt den tropiſchen Regionen an, in Chile jedoch findet man ſie noch im 41. Breiten-Grade. 1. Bromelia sphacelata R. et Pav. Fl. Per. et Chilens. III, pag. 32. — Chupon genannt. Dieſe Pflanze ift in der Provinz Conception ziemlich allgemein und ſüdlich kommt ſie bis zum 41“ vor. Es iſt ohne Zweifel diejenige Art, die am weiteſten von der Tropenregion entfernt vorkommt. Die Früchte ) Die botaniſchen Beſchreibungen der Gattungen und Arten find in den Werken der betreffenden Autoren zu finden. } 471 derſelben find ſüß und die Eingebornen ſammeln fie um fie auszufaugen, daher ihre Bezeichnung Chupon (von chupar ſaugen.) 2. Bromelia bicolor R. et Pav. Fl. Per. et Chil. III, pag. 33 Cl. Gay, Atlas botanico, Phanerogames, pl. 68. — Dieſe ſchöne Art wächſt auf den Felſen und Bäumen in den ſüdlichen Provinzen (Conception, Valdivia ꝛc.) Chile's. Sie blüht im März und April. Es iſt ohne Zweifel diejenige Art, welche gewiſſe Reiſende für eine epiphytiſche Orchidee gehalten haben, die in Chile jedoch nicht vorhanden ſind. II. Puya. Puya Molina, Meissner, Walpers etc. — Pourretia R. et Pav. Endl. etc. — Renealmia sp. Feuille. 1. Puya coarctata. — P. suberosa Mol. — Pourretia coarctata R. et Pav. — Den Stamm dieſer Art nennen die Eingebornen Chagual oder Mayuey, die Pflanze Cardon und die Blüthe Puya. — Die Pflanze iſt in den trocknen Gegenden im Innern des Landes ziemlich viel verbreitet, der Blüthenſchaft enthält eine ziemlich weiche und elaſtiſche Subſtanz, welche den Kork zu erſetzen im Stande iſt. Die Nectarien in den Blüthen liefern eine ſüße Flüſſigkeit, welche von den Kindern genoſſen wird. Mit der Zeit werden die Blüthenſchafte ganz braun und gleichen den durch Feuer gerötheten Stöcken. 2. Puya alpestris Poep. Dieſe Art iſt von Poeppig in den ſubalpinen Regionen der Provinz Antuco aufgefunden, jedoch kommt ſie auch in den mittleren Provinzen des Landes vor. 3. Puya coerules Miers. — Lindl. Botan. Reg. 1840, t. XI. Es ſcheint dies noch eine zweifelhafte Art zu ſein, vielleicht ſogar mit der vor— hergehenden identiſch. Miers entdeckte ſie in der Provinz Santiago und befindet ſich dieſelbe in Cultur. III. Tillandsia Lin. — Endl. Die Tillandſien wachſen meiſt epyphytiſch und finden ſich hauptſächlich in den heißen Regionen. In Chile kommen mehrere Arten vor, von denen einige noch unbeſchrieben ſind. Im Norden Chile's verwendet man die Tillandſien zuweilen zum Decken der Häuſer und ſind daſelbſt unter dem Namen Paja blanca oder weißes Stroh bekannt, andere führen den Namen Luftpflanzen, planta del aire. 1. Tillandsia usneoides Lin. Strepsia usneoides Mott. Vaterländiſch Barbon. Dieſe Art kommt ſehr häufig auf Bäumen, Cactus ꝛc. wachſend vor, namentlich in den mittleren und ſüdlichen Provinzen. 2. Tillandsia propinqua Cl. Gay. Man findet dieſe Art vielfältig in den nördlichen Provinzen auf Bäumen wachſend, ſie ſteht der T. recurvata, virescens und capillaris ſehr nahe. 3. Tillandsia humilis Presl. Nach Presl ſoll dieſe Art in Chile vorkommen, was jedoch noch zu bezweifeln iſt. 4. Tillandsia paleacea Presl. Ob dieſe Art in Chile heimiſch iſt, wie Haenke angiebt, ſcheint auch noch zweifelhaft zu ſein, denn in Chile 472 ift feine Tillandsia-Art bekannt, deren Blüthen in ache ſtehen, wie dies bei den beiden ane, Arten der Fall iſt. Briefliche Mittheilung. Lyon, den 1. September 1873. An den Herrn Redacteur der „Hamburger Garten und Blumenzeitung“ Hamburg. Geehrter Herr! Erlauben Sie mir mich Ihrer Vermittlung zu bedienen, um Ihre Leſer zu benachrichtigen, daß ich mein Amt als erſter Schriftführer des Lyoner Gartenbauvereins niedergelegt habe. Ich ſchulde es ſowohl mir ſelbſt, als auch meinen Freunden der Garten- literatur und der großen Anzahl Gärtner und Gartenfreunde, mit denen ich die Ehre habe in freundſchaftlicher Verbindung zu ſtehen, den Grund anzugeben, welcher mich zur Niederlegung meines Amtes veranlaßte. Eine Meinungsverſchiedenheit von geringer Bedeutung nach der Anſicht Einiger, aber meines Erachtens von der größten Wichtigkeit hatte ſich bei Gelegenheit der Beſprechung des Programms der nächſten in Lyon ſtatt— zufindenden Blumenausſtellung erhoben. Mit Eifer vertheidigte ich den Grundſatz, daß Keiner um einen Preis mit ſolchen Pflanzen concurriren könne und dürfe, welche er nicht ſelbſt cultivirt habe. Ich behauptete und beſtehe darauf, daß bei einer Concurrenz die Arbeit allein Belohnung verdient. Die Mehrzahl ſtimmte dieſer Meinung nicht bei. Ich muß mich unterwerfen, aber ich proteſtire öffentlich dagegen und ziehe mich zurück, um nicht durch meine Gegenwart eine Sache gut zu heißen, welche ich als einen Betrug auf dem Gebiete der Gärtnerei betrachten muß. Als erſter Schriftführer des Lyoner Gartenbauvereins hoffte ich durch meine vielſeitigen Verbindungen in Europa und Amerika der Gartenkunſt nützlich zu ſein. Auch jetzt, nachdem ich mein Amt niedergelegt, gebe ich dieſe Hoffnung nicht auf und werde ich auch in der Zukunft als Liebhaber die geringe Energie, über die ich bei meinem vorgerückten Alter noch zu verfügen habe, dem Dienſte der Gartenkunſt weihen und mit Eifer jedem Rufe, der an mich ergeht, Folge leiſten. Empfangen Sie, verehrter Herr Redacteur, die Verſicherung meiner vollkommenſten Hochachtung. Jean Sisley, Rue St. Maurice⸗Monplaiſir, Lyon. Nachſchrift der Redaction. Wenn der Secretair einer Gartenbau⸗ Geſellſchaft fein Amt niederlegt, jo hat dies Ereigniß nur ein ſpecielles Intereſſe für die betreffende Geſellſchaft. In dieſem Falle jedoch, wo Jean Sisley, der als Pflanzenzüchter und Handelsgärtner auch in 473 Deutſchland wohl bekannt ift, fein Amt als Secretair der Gartenbau⸗ Geſellſchaft zu Lyon niederzulegen ſich veranlaßt fühlt, und dies in Folge einer Meinungsverſchiedenheit, bei welcher J. Sisley behauptet, daß nur vom Ausſteller ſelbſt gezogene Pflanzen prämiirt werden können, gewinnt dies Ereigniß ein allgemeines Intereſſe, indem dabei ein Gegenſtand berührt wird, der auch bei anderen Gartenbau-Geſellſchaften oft zur Sprache gekommen, doch nie recht erledigt worden iſt. Wir können der Anſicht des Herrn Jean Sisley nur beiſtimmen. Ob die zur Concurrenz ausgeſtellten Pflanzen ſelbſt gezogen ſein müſſen oder ob man gut cultivirte Exemplare ſich kaufen kann, um mit denſelben zu concurriven, iſt wie gejagt ein Gegenſtand, der in vielen Gartenbau⸗Vereinen mehrfach beſprochen, aber noch nirgends zur Zufriedenheit aller Ausſteller erledigt worden iſt. Nach unſerer Anſicht ſollte nur die Kunſt und Geſchicklichkeit, alſo die Arbeit eines Gärtners prämiirt worden. Wie viele füchtige Cultivateure giebt es nicht, denen keine Gelegenheit gegeben iſt, ſchön cultivirte Pflanzen zu ziehen, da ihnen die Mittel oder Räumlichkeiten dazu fehlen, während andere vielleicht minder geſchickte aber bemittelte Cultivateure, denen alles zu Gebote ſteht, es dennoch vorziehen, ſich Culturpflanzen zu kaufen, dieſe einige Wochen hindurch pflegen und als eigne Zucht auf eine Ausſtellung ſenden. Eine Hauptbedingung bei allen auszuſtellenden Pflanzen die concurriren ſollen, müßte die ſein, daß alle Pflanzen vom Ausſteller ſelbſt gezogen ſein müſſen, wenigſtens müßte er dieſelben 6 Monate in Cultur gehabt haben, denn 3 Monate, wie es in vielen Programmen beſtimmt iſt, ſind zu wenig, denn wenn im Juni oder Juli eine Ausſtellung ſtattfindet, ſo kann man ſich ſchon im März oder April ſchön cultivirte, Knospen zeigende Pflanzen, die zur Zeit der betreffenden Ausſtellung blühen werden, ankaufen, der Käufer hat daher nur nöthig, ſolche in ſeinem Hauſe zu pflegen, dann auf die Ausſtellung zu ſenden und mit denſelben zu concurriren, da ihm der dafür ausgeſetzte Preis gewiß iſt, denn die Exemplare ſind gut cultivirt und ſchön gezogen, wozu der Ausſteller jedoch wenig oder gar nichts gethan hat, er hat nur die ſchon in Ausſicht geweſenen Blüthenknospen zur Entwicklung kommen laſſen. Daß Pflanzen prämiirt worden ſind, welche vom Ausſteller nicht ſelbſt cultivirt wurden, hat ſchon ſehr oft zu Mißhelligkeiten unter den Gärtnern geführt, und es wäre demnach gewiß ſehr wünſchenswerth, wenn bei Feſt⸗ ſtellung der Programme zu den Pflanzenausſtellungen beſtimmt angegeben werde, daß die auszuſtellenden Concurrenz-Pflanzen ſelbſt gezogen oder mindeſtens 6 Monate vom Ausſteller cultivirt ſein müſſen, wie dieſe Bedingung auch ſchon von einigen Gartenbau-Vereinen geſtellt iſt. Feuilleton. Aucub aj aponica (Goldorange). Nach allen Gartenwerken von Förſter, L. Schröter, Jäger ꝛc. ꝛc. und in der Praxis wird die vorſtehend auf- geführte Pflanze durch Stecklinge vermehrt. In Rückſicht nun darauf, daß dieſelbe buntblätterig und wegen ihrer ſonſtigen guten Eigenſchaften als 474 Stubenpflanze ſehr geſchätzt iſt, auch ſonſt aber im Freien unter Bedeckung aushält, und da die Vermehrung durch Stecklinge ſchwierig, iſt es mir gelungen dieſe Pflanze aus dem Blatte heranzuziehen und gelingt die Ver⸗ mehrung, indem man den Stiel bis ans Blatt in mit Sand vermiſchte Lauberde ſteckt, ganz vorzüglich leicht und ohne Schwierigkeiten. Die von mir im Stettiner Gartenbau⸗Verein ausgeſtellte Pflanze war in dieſer Art herangezogen und dürfte die Vermehrung für die Herren Gärtner in dieſer Art leichter und von lohnendem Nutzen dadurch ſein, daß die Mutterpflanze geſchont wird. Intereſſant wäre es nun, zu erfahren, ob die Japaneſen ſelbſt dieſe Pflanze bisher auch nur auf die ſchwierigere Art der Stecklings⸗Vermehrung herangezogen haben; in dieſem Falle würden ſie aus Stettin von ihren eignen Pflanzen etwas Neues hören, umſomehr als ſich annehmen läßt, daß nicht nur die vielen Arten dieſer Pflanze ſelbſt, ſondern auch alle ähnlichen dieſer Gattung ſich gleich leicht und willig durch Blätter vermehren laſſen. Sollte ich durch dieſe Mittheilung, die bereits durch Verſuche von anderer Seite ihre Beſtätigung gefunden hat, der Gärtnerwelt einen Nutzen bereitet haben, ſo wird mir dies ſehr angenehm ſein. Der-Kaufmaun G. A. Kaſelow, Stettin. Beeren⸗ und Schaalenobſt. Alle Verehrer von Beeren, Früchten und von Schaalenobſt machen wir auf das kürzlich erſchienene Verzeichniß (32. Jahrgang) des Hofgärtners H. Maurer in Jena aufmerkſam. Daſſelbe enthält namentlich eine große Auswahl der anerkannt beſten Stachelbeer⸗ ſorten in buſchigen wie in wurzelächten hochſtämmigen Exemplaren. Die Sorten ſind alphabetiſch aufgeführt mit Angabe der Größe, Farbe, Geſtalt, Oberfläche und Qualität der Frucht. Das ganze Sortiment beſteht aus ca. 500 Sorten, von denen jedoch nur die wirklich echten Varietäten auf⸗ geführt ſind. — Von den anderen Beerenfrüchten ſind noch Johannisbeeren, von denen die A très gros fruit, Desert rouge, Tr&s grosse grappe die neueſten ſind, dann Himbeeren, von denen es jetzt auch eine große Auswahl von Sorten giebt. Dieſelben ſind eingetheilt in: 1. gewöhnliche rothe Himbeeren, 2. gewöhnliche gelbe, 3. fleiſchfarbige, von denen die neue amerikaniſche Brinckles Orange eine ganz vorzügliche Varietät ſein ſoll; 4. zweimal tragende rothe Himbeeren; 5. zweimal tragende gelbe und 6. neue amerikaniſche Himbeeren. — Brombeeren ſind ebenfalls in 20 Sorten vertreten. Die Cultur von Brombeeren iſt bei uns noch neu und wenig verbreitet, während ſie in Amerika in größerem Maaßſtabe und mit Vortheil betrieben wird. Die vom Hofgärtner Maurer verzeichneten Sorten ſind von ihm im illuſtr. Handbuche der Obſtkunde beſchrieben und mehrere davon von ihm abgebildet. Als beſonders zu empfehlen iſt die großfrüchtige amerikaniſche Preißelbeere, Common american Cranberry) Vaccinium macro- carpum, über deren Cultur bereits mehrfach in der Hamburg. Gartenztg. geſprochen worden iſt. Von Weinſorten iſt eine Auswahl guter Tafel⸗ und Bergtrauben vorhanden, wie die neueſten amerikaniſchen Sorten. — Von Erdbeeren ſind eine Menge Sorten angegeben, jedoch ohne alle Beſchreibung und Eintheilung, ſo daß es dem Käufer ſchwer werden wird von den vielen 475 Sorten die beſten zu treffen. Wer Freund von Haſelnüſſen, Wallnüſſen, Cornelkirſchen, Mispeln, Quitten und Feigen iſt, findet ſolche ebenfalls beim Hofgärtner Maurer reichlich vertreten. *) Auch von Rudolph Göthe in Cannſtadt bei Stuttgart iſt uns deſſen neueſter Hauptkatalog über Beerenobſt, Schalenobſt und Reben zu— gegangen, welche Obſtgattungen zu den Specialculturen von R. Goethe gehören. Von Erdbeeren cultivirt R. Goethe nach dem Verzeichniſſe gegen 200 Sorten aus allen Claſſen oder Gruppen, nach unſerer Anſicht viel zu viele Sorten, denn unter dieſen zahlreichen, namentlich älteren Sorten, befinden ſich gewiß viele, die jetzt durch ähnliche, aber beſſere vertreten ſind, alſo fort mit den geringeren, werthloſen Sorten. Von allerneuſten Sorten werden 10 offerirt, über deren Werth wir noch kein Urtheil fällen können. Das Sortiment von Brombeeren und Himbeeren iſt gleichfalls ein reich— haltiges, nicht minder reich iſt die Sammlung von Johannis- und Stachel⸗ beeren, unter letzteren mehrere engliſche Preisſtachelbeeren. In ſehr großer Auswahl cultivirt R. Goethe die Weinreben, unter denen die neueſten und beſten Tafeltrauben vorhanden ſind. Von dem Schaalenobſt möchten wir die neueſten engliſchen Preis-Tafelhaſelnüſſe hervorheben. Arundo conspicua wird in Garden. Chron. zum Auspflanzen in Gärten ſehr empfohlen. Dieſe Graminee ſoll in vieler Hinſicht viel ſchöner fein als das Pampas-Gras, Gynerium argenteum. Das Arundo erreicht faſt dieſelbe Größe wie das Pampas⸗Gras, treibt jedoch weniger Blätter im Verhältniß zu den Blüthenähren, ſieht daher auch nicht ſo maſſig aber deſto zierlicher aus. Die Blüthenähren erſcheinen frühzeitiger und ſind eine große Zierde während Ende Sommers, wohingegen das Pampasgras meiſt erſt zu blühen anfängt, wenn ſchlechte, naſſe und kalte Witterung einzutreten pflegt. Arundo conspicua ſcheint eben ſo hart wie das Gynerium zu ſein, namentlich an mehr trocken gelegenen Standorten, blüht alljährlich ſehr reichlich, was bei dem Gynerium nicht immer der Fall iſt. Theeproduction in Japan. Der beſte japaneſiſche Thee wird in der Provinz Yamashiro erzeugt. Bei Apura in dieſer Provinz befinden ſich 4— 500 Jahre alte Bäume, welche Thee liefern ſollen, von dem das Pfund 5 dols. werth if. Die Hecken auf den Feldern und um die Gemüſegärten der Dörfer beſtehen meiſtens aus Theeſträuchern. Im Jahre 1871 wurden in Japan etwa 36,000,000 Pfund Thee gewonnen, von denen etwa die Hälfte ausgeführt und die andere im Lande verbraucht wurde. Ruſſiſche Lindenbaſt⸗Matten. Die Lindenbaſt-Matten bilden in Rußland bekanntlich einen bedeutenden Handelsartikel, namentlich in den Gouvernements von Wiotka, Koſtroma, Kaſan und Nischni-Nowgorod. Ein großes Quantum dieſer Matten, heißt es in Garden. Chron. nach dem English Mechanic, geht nach England und Deutſchland und eine große Menge von Matten werden in Rußland ſelbſt zu Säcken, Segeln für Canalboote, zum Bedecken von beladenen Wagen, Kiſten, dann zu Sieben ꝛc. ) Das betreffende Verzeichniß iſt gratis von der Redaction zu beziehen. — 476 verwendet. Im Mai und Juni, wenn der Saftlauf das Ablöſen der Rinde geſtattet, begeben ſich die Bauern mit Frauen und Kindern nach dem Walde. Der untere Theil der Rinde wird meiſt zur Bedeckung von Dächern verwendet; dieſer Theil der Rinde wird dann erwärmt und in Form von Platten geformt. Die Rinde des oberen Endes des Stammes und die der Aeſte wird in Bündel zuſammengebunden und in Waſſer gelegt wo ſie bis September verbleiben. Hierauf wird die Rinde in Hitze getrocknet, in ſchmale Streifen getheilt und zu Matten von verſchiedener Stärke geflochten, im Gewicht von 1— 3 Kilogr. Die ſtärkſten werden in Nischni⸗ Nowgorod zum Preife von 120 Fr. das 100 verkauft. Alljährlich werden an 14,000,000 Matten angefertigt, die einen Werth von 8,000,000 Fr. repräſentiren. Fügt man zu dieſen Matten noch die anderen aus dem Lindenbaſt gearbeiteten Artikel hinzu, ſo erhält man eine Summe von 12,000,000 Fr., wozu nicht weniger als 1,000,000 Lindenbäume alljährlich erforderlich ſind. Die grüne Georgine. Unſer berühmte Georginenzüchter Sieckmann in Köſtritz hat, wie er zu öftern angezeigt, eine Georgine mit grünen Blüthen gezogen, die er jedoch in dieſem Jahre noch nicht in den Handel gegeben hat, um ſie erſt noch mehr zu erproben und die Urtheile zu ſammeln von denen, welche dieſe Georgine in Augenſchein genommen haben. Dennoch ſcheint dieſe Georgine bereits nach England gekommen zu ſein, denn in der Verſammlung der k. Gartenbau-Geſellſchaft zu Kenſington am 1. October iſt von Henderſon und Sohn eine von Sieckmann gezogene grüne Georgine ausgeſtellt geweſen, die in Form und Farbe ganz identiſch iſt mit der von Salter im Jahre 1851 gezogenen und die in Gardeners Chronicle vom Jahre 1852 auch abgebildet worden iſt. Salter bemerkte damals unter ſeinen Georginenſämlingen eine Pflanze, die eine Anzahl grüne, ſchuppenartige Blüthenköpfe hervorbrachte, jedoch keine vollſtändigen Blüthen. Die Knolle wurde vermehrt und jede daraus hervorgegangene Pflanze erzeugte ähnliche Blüthenköpfe, die mehr einer Artiſchocke als einer Dahlie glichen, was auch der Fall bei der Sieckmann'ſchen Georgine ſein ſoll. Damals, im Jahre 1851, rieth die Redaction der Garden. Chronicle Herrn Salter, dies ſonderbare Product eifrig fort zu cultiviren, denn es iſt nicht unmöglich, daß aus demſelben eine neue Spielart hervorgehen oder dazu gezwungen werden könnte, die grüne Farbe der Schuppen in eine ſcharlach- oder andere leuchtend rothe zu verändern. Wenn dies gelänge, ſo würden wir eine prächtig ausſehende Gartenpflanze erhalten. Dieſelbe Anſicht dürfte auch heute zu wiederholen ſein, denn dieſe grüne Georgine hat, ſo wie ſie jetzt ausſieht, keinen blumiſtiſchen Werth. Azaleen⸗Cultur in Nordamerika. Der Cultur der indiſchen Azaleen wird in Nordamerika eine beſondere Sorgfalt zugewendet. Die ſchönſte Collection dieſer Pflanzengattung iſt die des Profeſſors Sargent in Broockline bei Boſton, in welcher 200 Schaupflanzen im letzten Frühjahr öffentlich gezeigt wurden. — Tie herrlichſte Prachtpflanze war eine Azalea indica decora, welche 5 Fuß hoch und 16 Fuß im Umfange mißt und im letzten Frühlinge mehr als 3000 Blumen trug. Sie iſt 30 Jahre alt 477 und ein Liebhaber hat 1000 Dollars für dieſelbe geboten, welche der Beſitzer jedoch ausgeſchlagen hat. Uebrigens zeigten alle Schaupflanzen den herrlichſten Blüthenſtand. Eine Camellia reticulata hatte auf dem berühmten Landſitze des Herzogs von Devonſhire zu Chatsworth nicht weniger als 3000 Blumen in dieſem Frühjahre getragen. Große Weintrauben. Wohl nur ſelten ſieht man anderswo ſo große Weintrauben als in England. In der diesjährigen großen Herbſt-Frucht⸗ ausſtellung zu Mancheſter waren die Weintrauben beſonders in hervorragender Weiſe vertreten. Ein Mr. Hunter von Lambton Caſtle hatte eine Traube von Black Hamburgh ausgeſtellt, welche 13 Pfund 2 Unzen wog. — Eine Ananas aus den Treibereien des Graſen Butive war 8 Pfund 4 Unzen ſchwer. Erdbeerpflanzeu im Sommer von ihren Blättern zu befreien iſt, wie in der am 12. Aug. d. J. in der abgehaltenen Monatsverſammlung des Gartenbau⸗-Vereins in Halle darauf aufmerkſam gemacht wurde, von durchaus ſchädlichem Einfluß für die Pflanzen, denn einestheils ſind die durch dieſe Manipulation zum ſpäteren Austreiben im Spätſommer veranlaßten Pflanzen zu weich, um dem Einfluß des Winters widerſtehen zu können (und dies iſt um jo fühlbarer je ärmer der Winter an Schnee iſt), andern- theils aber vernichtet man dadurch oft ſchon im Voraus die Ernte des nächſten Jahres. | Mittel zur Vertilgung der Obſtmade. Garteninſpector Paul in Halle machte in der am 12. Aug. d. J. abgehaltenen Monatsverſammlung des Gartenbau⸗Vereins in Halle Mittheilung über ein neues vom Lehrer Becker in Jüterbogk angewendetes Mittel zur Vertilgung der ſchädlichen Obſtmade (Raupe des Apfelwicklers Carpocapsa pomonella). Derſelbe bindet Mitte Juli 10—12 Centim. breite Streifen von Papier, welches auf der äußerſten Seite der größeren Haltbarkeit wegen, dünn mit Leim überzogen iſt, in der Höhe von einem halben Meter um die Stämme der Obſtbäume. Der untere Rand des Papiers wird, damit die emporkriechenden Raupen nicht ſo leicht darüber hinweg kommen können, vom Stamm abgebogen und des ſichern Erfolges wegen, außen mit Brumata-Leim überſtrichen. Die mit dem unreifen Obſt herabgefallenen Maden (Raupen) und diejenigen, welche ſich an einem Faden herabgelaſſen haben, kriechen an dem Stamme empor, um unter Rindenſchuppen einen Platz zur Verpuppung aufzuſuchen. Unter dem Papierſtreifen finden ſie nun eine ſehr geeignete Stelle und verſpinnen ſich an demſelben in großer Menge. Dieſe Papierränder werden im Herbſt abgenommen und die daran eingeſponnenen Raupen getödtet. Die im botaniſchen Garten zu Halle angeſtellten Verſuche haben ein ausgezeich⸗ netes Reſultat ergeben. Obgleich die Bänder erſt am 5. Aug. angelegt wurden, ſo waren doch nach 3 Tagen ſchon an einem Bande über 20 Raupen zu finden. Zur Vertilgung von Pflanzenläuſen und anderen Inſekten wird in der illuſtr. Gartenztg. folgende Löſung empfohlen: 3 Unzen Quaſſia⸗ Späne und 5 Drachmen pulverifirten Läuſekrautſamen (Pedicularis sylvatica) 478 werden in 7 Pinten Waſſer gebracht und bis auf 1 Pinten eingeſotten. Man läßt die Shilfgiel: abkühlen, jeiht fie durch und verwendet ie mittels einer Gießkanne oder Spritze. Samen⸗ und Pflanzenverzeichniſſe für 1873/74 find erſchieuen und durch folgende Firmen zu beziehen: FJ. Gloede, Eppendorf bei Hamburg. (Neueſte Erdbeeren.) 4 C. Harmſen, Hamburg. (Haarlemer Blumenzwiebeln). Königl. Tandesbaumſchule bei Potsdam. (In⸗ und ausländiſche Wald⸗, Obſt⸗ und Schmuckbäume, Zier- und Obſtſträucher.) HGehme'ſche Gärtnerei in Kieritſch bei Dresden. Warm⸗ und Kalt⸗ bauspflanzen, Palmen, Blattpflanzen, Neuheiten.) Haack & Müller in Trier. (Obſt⸗ und Zierbäume, Sträucher, Nadelhölzer und Roſen.) H. Maurer in Jena. (Beeren- und Schalenobſt.) Soupert & Notting in Luxemburg. (Roſen, mit den neueſten von 1873.) Jean Vaptiſte Tameſch in Beggen bei Luxemburg. (Reiörtükf- Roſen.) Touis Van Houtte in Gent. (Stauden des freien Landes; Lilien, Caladien ꝛc.) Jules de Cock & Soeur in Ledeberg bei Gent. (Fruchtbäume, Indiſche Azaleen, Farne, Kalt- und Warmhauspflanzen ꝛc.) Tranſon Freères, Pepinieristes in Route d'Aivet bei Orleans. (Baumſchulartikel, Obſt-, Wald- und Zierbäume ꝛc.) Nud. Goethe in Cannſtatt bei Stuttgart. (Spelialculturen von Beeren-, Schalenobſt und Reben.) T. Jacob-Makoy & Co., Lüttich. (Neue und ſeltene Warm⸗ und Kalthauspflanzen, Orchideen, Coniferen.) Gaudin-Dubois zu Lhomois bei Briſſac, Maine und Loire. (Coni⸗ feren, Roſen, Camellien ꝛc.) Franz Deegen jr. in Köſtritz. (Roſen.) Perſonal⸗Notizen. Dr. Ed. Goeze, welcher, wie wir vor Kurzem mittheilten, den ehren- vollen Auftrag von der portugieſiſchen Regierung erhalten hat, in Liſſabon einen neuen botaniſchen Garten zu gründen, hat während ſeines jetzigen Aufenthaltes in Deutſchland, England und Frankreich von der k. Univerſität zu Göttingen den Doctortitel erhalten. — Dr. Welwitſch hat bekanntlich über die von ihm auf Koſten der portugieſiſchen Regierung angelegten Sammlungen teſtamentariſch verfügt (S. Hamb. Gartenztg. 1872, pag. 575) und iſt nun zwiſchen den Executoren des Teſtaments und der portugieſiſchen Regierung ein Proceß entſtanden, denn letztere nimmt, da die Reiſen von Welwitſch auf Koſten der portug. Regierung gemacht worden ſind, die ſich auf 15,000 £ belaufen hatten, die Sammlungen, die Welwitſch behufs deren Beſtimmung mit nach London genommen hatte, als Eigenthum in 479 Auſpruch. Dr. E. Goeze hat ſich nun im Auftrage der portug. Regierung nach London, Paris ꝛc. begeben, um die Intereſſen ſeiner Regierung bei der Vertheilung der Welwitſchen Sammlungen wahrzunehmen, derſelbe hat bis jetzt jedoch noch kein Reſultat erzielt. Heinrich Sauer, Univerſitätsgärtner an der Friedr. Wilhelms Univerſität zu Berlin, ſtarb am 27. Juni d. J. im ſiebzigſten Lebensjahre. H. Sauer, geboren in Berlin am 7. October 1803, begann ſeine gärtneriſche Carriere am 2. April 1819, wo er als Lehrling in den botaniſchen Garten zu Schöneberg eintrat. Unter Meiſter Otto's Direction wurde aus dem ſtrebſamen jungen Mann, nach wenigen Jahren, ein kunſt— ſinniger Gärtner. Nach Abſolvirung ſeiner Lehrzeit blieb H. Sauer, zur Befeſtigung ſeiner Kenntniſſe noch einige Jahre als Gehilfe im botaniſchen Garten. Zur weiteren Vervollkommnung in den verſchiedenen Fächern des Gartenweſens begab ſich Sauer mit Empfehlungen von Otto in der Taſche 1824 auf Reiſen. Skell's Ruf und ſeine Arbeiten auf dem praktiſchen Gebiete der Landſchaftsgärtnerei bewogen ihn zuerſt nach München zu gehen. Hier fand er auch ſogleich Aufnahme und erwünſchte Beſchäftigung. Nymphen⸗ burg und die Schule Skell's, iſt von großem Einfluß auf Sauer geweſen und ſein Leben hindurch geblieben; denn obgleich ſein ſpäterer Lebenslauf ganz dem Dienſte der Wiſſenſchaft gewidmet war, ſo blieb doch der Gegen— ſtand ſeines Lieblingsthemas in dienſtfreien Stunden, einem vertrauten Freunde gegenüber, die Landſchaftsgärtnerei und ſein Ideal in dieſer Beziehung Nymphenburg. München verlaſſend, ging der damals noch junge, lebens— frohe Gärtner nach Wien, wo er in der zu damaliger Zeit weltberühmten Gärtnerei von Roſenthal die freundlichſte Aufnahme und eine ehrenvolle Beſchäftigung im Bureau Roſenthals, als Pflanzenzeichner fand. Weiter ſtrebend, wollte er auch außerhalb Deutſchland ſeinem Wiſſensdrange Befriedigung verſchaffen und trat daher von Wien aus eine größere Reiſe durch Holland nach Frankreich an. In Haarlem hielt er ſich, vereint mit G. Fintelmann, (der bereits vor einigen Jahren verſtorben) auf. Von dieſem Aufenthalte datirt ſeine Blumiſten-Liebhaberei für Zwiebelgewächſe, der er, wenn auch durch Localverhältniſſe beſchränkt, bis an ſein Lebensende huldigte. In Paras war er, in der ſeiner Zeit berühmten Handelsgärtnerei von Soulange beſchäftigt. Zurücktehrend nach Deuſchland ging er zunächſt nach Düſſeldorf zu Weyhe. Nach 5jährigen Reifen und Aufenthalte in Deutſchland und im Auslande, kehrte Sauer reich an vielſeitigen Erfahrungen nach ſeiner Vaterſtadt Berlin zurück. | Meiſter Otto, feinen Schüler fennend,*) gab ihm ſogleich im botaniſchen Garten einen umfangreichen Wirkungskreis. Zehn Jahre pflegte er hier mit dem beſten Erfolge die Palmen. Otto ſchenkte ihm ſein volles Vertrauen. Zu Anfang des Jahres 1838 wurde Sauer als Univerſitätsgärtner an- geſtellt und er hat dieſes ehrenvolle Amt bis ans Ende ſeines Lebens, 35 Jahre hindurch, mit Gewiſſenhaftigkeit und Pflichttreue zur vollſten Zufriedenheit ſeiner Vorgeſetzten verwaltet. Er war ein treuer Diener, un⸗ *) Die Zahl dieſer Schüler ift jetzt ſehr gelichtet. 480 ermüdlich thätig, fürforglih, fein ganzes Streben war mit allen Kräften dahin gerichtet, der Wiſſenſchaft nützlich zu ſein. Auch als Pflanzencultivateur war Sauer's Ruf ein wohlbegründeter. Außer der großen Anzahl jener, für die Vorleſungen nothwendigen Pflanzen, nahm er von Zeit zu Zeit Pflanzen in Pflege, deren Cultur ſchwierig iſt. Oft mit den Localverhältniſſen kämpfend, brachte er ſie dennoch zu großer Vollkommenheit. Seine Züchtungen der Helleborus verdienen die größte Anerkennung. Als Abſchluß ſeiner Culturthätigkeit, dürften wir die Voll⸗ kommenheit feiner Darlingtonien⸗Exemplare anführen. N So lange der Gartenbau-Verein in den Königl. Preuß. Staaten beſteht, ſo lange gehörte Sauer demſelben an. War bei der erſten Ausſtellung und Ausſchmückuug des Feſtlocales, unter Otto's Leitung, auch ſein erſtes Debütiren nur die Rolle eines beſcheidenen Lehrlings der Gartenkunſt, ſo finden wir, nicht in allzuferner Zeit von dieſer, ihn in den Verhandlungen als Bericht— erſtatter und Verfaſſer von Culturmethoden. Während ſeiner Amtsthätigkeit als Univerſitätsgärtner betheiligte er ſich an allen von dem Vereine veran— ſtalteten Ausſtellungen. Außer ſeinen Culturen waren ſtets muſterhaft ſeine äſthetiſchen Gruppirungen, in denen unverkennbar ſeine Vorliebe für Land— ſchaftsſcenerie hervorleuchtete. Gleich wie wir dem Dahingegangenen als Gärtner unſere Hochachtung bis in die fernſte Zeit bewahren, bleibt auch ſein Andenken als Menſch und Mitbürger ein hochachtungsvolles. Streng rechtlich; im Stillen wo kein fremdes Auge es ſah, kein fremdes Ohr es hörte, Gutes thuend, den Armen Hilfe leiſtend, war ein Grundzug ſeines Characters. In dieſem Sinne bleibt ſein eigenes Teſtament, für die Nachwelt, ein edler Gedenkſtein. In der Wahl ſeiner Freunde war Sauer nicht verſchwenderiſch; denn nur ſehr wenige Perſonen gehörten zu den Auserwählten. Im Buche ſeiner Lebensjahre gehören 54 der gärtneriſchen Laufbahn an. Eine ſchöne Anzahl! Kein Orden ſchmückte ſeine Bruſt, kein Titel ſtand vor ſeinem Namen. — Deutſche Zierde war ſeine ſchönſte, von der Natur ihm verliehene, Zierde. Der Friedhof den er liebte und im Leben oft beſuchte, bewahrt nun ſeine Aſche. ta Correſpondenz: Noch ſehr häufig erhalte ich Zuſendungen unter meiner Adreſſe nach „Altona“ dirigirt. Ich bitte daher wiederholentlich, Briefe und andere Sendungen nach Hamburg, Schäferkampsallee, an mich gelangen zu laſſen. E. Otto, Garteninſp. Die vielen an mich ergehenden Stellengeſuche bin ich nicht immer im Stande zu beantworten, ſie bleiben häufig unbeantwortet, weil ich keine Stelle, wie die gewünſchte, zu vergeben habe, ſie bleiben ſtets unbeantwortet, wenn dem Schreiben keine Frankomarke für die Rückantwort beigefügt iſt. E. Otto. 5 M. P. . in Halle. Gern Notiz von Ihrer Einſendung genommen. Beſten Dank! Dr. O. U. . Halle. Es freut mich zu erſehen, daß die Ausſtellung im Herbſte v. J. ſo vielen Beifall gefunden und Veraulaſſung zu einer ſolchen im nächſten Jahre gegeben hat. Die dieſe Ausſtellung betreffende Notiz gern benutzt. (Siehe unter Gartenbau⸗Vereine dieſes Heftes. Prof. EG. Wm Gent. Die mir gütigſt zugeſandte Brochüre iſt von großem Intereſſe und wird es mir ein Vergnügen machen Auszüge daraus zu geben. Druck von F. E. Neupert in Plauen. 481 Der botaniſche Garten zu Breslau. Meine Reiſe nach Wien im Auguſt d. J. hatte ich über Breslau genommen und ſo eingerichtet, daß ich in letzter Stadt beinahe einen Tag verweilen konnte, denn es lag mir daran, den ſchon mehrmals in dieſer Zeitſchrift rühmlichſt beſprochenen botaniſchen Garten kennen zu lernen, deſſen Direction es ſich bekanntlich zur Hauptaufgabe geſtellt hat, den Garten ſo zu formiren, daß er nicht nur zur Erweiterung der Wiſſenſchaft und dem akademiſchen Unterricht, ſondern auch zur Verbreitung allgemeiner Bildung diene und ich glaube, daß der Director des Gartens, Geh. Mediz.-Rath Profeſſor Dr. Göppert, dem der Inſpector des Gartens, K. Nees von Eſenbeck mit ſeiner anerkannten Thätigkeit und Umſicht zur Seite ſteht, ſeinen Zweck, ſo weit es ihm nur möglich war, vollkommen erreicht hat. Die vor mehreren Jahren von Profeſſor Göppert begonnenen Ein— richtungen, durch welche der Garten ſo reformirt werden ſollte, daß derſelbe dem akademiſchen Unterricht und zur Erweiterung der Wiſſenſchaft ꝛc. diene, ſind jo ziemlich vollendet. Zu dieſen Einrichtungen gehören: möglichſt genaue Etiquettirung der Pflanzen; Aufſtellung des geſammten Pflanzen— vorrathes nach natürlichen Familien, nach Floren einzelner Länder; Beachtung oder Berückſichtigung der Pflanzengeographie oder der geographiſchen Ver— breitung der Gewächſe und ihres Vorkommens in einzelnen Climaten und Regionen; möglichſt vollſtändige Sammlung der für die Medizin, Pharmacin oder auch Technik wichtigen Gewächſe, in Verbindung mit einer Aufſtellung ihrer Blüthen, Früchte und Producte, welche ſie liefern. Errichtung einer phyſiologiſch⸗morphologiſchen Partie im Freien und endlich Berückſichtigung der vorweltlichen Flora in ihren Beziehungen zur gegenwärtigen. Ich habe alle dieſe bis zu einem gewiſſen Abſchluß gelangten Ein— richtungen mit großem Intereſſe geſehen und ſie liefern den Beweis, daß auch mit geringen Fonds Einrichtungen geſchaffen werden können, die manchem größeren, beſſer dotirtem botaniſchen Garten zur großen Ehre gereichen würden. Die Etiquettirung iſt jetzt ſo ziemlich bei allen Pflanzen durchgeführt. Auf jeder Etiquette befinden ſich außer den ſyſtematiſchen Namen die Familie, das Vaterland, und die etwaige techniſche oder mediziniſche Verwendung und bei einer großen Anzahl von Pflanzen auch noch der 15 Name Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXIX. 482 Im 24. Jahrgange (1868) S. 358 der Hamburger Gartenzeitung befindet ſich eine ſehr ausführliche Beſchreibung des botaniſchen Gartens zu Breslau, in der auch genau über die Gewächshäuſer, deren Einrichtung ꝛc. berichtet iſt, ferner über die Anordnung der Gewächſe im Garten, die für mich von einem großen Intereſſe war. Ich erlaube mir, ſich dafür Intereſſirende auf dieſen Bericht hinzuweiſen, denn es würde nur eine Wiederholung von bereits Mitgetheiltem ſein, wollte ich die Anordnung der Gewächſe im botaniſchen Garten zu Breslau hier nochmals genau beſchreiben. Von nicht minder großem Intereſſe ſind die neben der Mutterpflanze aufgeſtellten Producte, Blüthen und Früchte in gläſernen, verſchloſſenen Gefäßen, ſowohl bei vielen mediziniſchen oder techniſch wichtigen Pflanzenarten in den Gewächs— häuſern, wie bei mehreren im Freien wachſenden, oder für den Sommer im Freien aufgeſtellten. Die Pflanzen in den Gewächshäuſern erfreuen ſich eines ſehr guten Gedeihens und bemerkte ich in dem großen, ſogenannten Palmenhauſe, das eine Höhe von 43 Fuß hat, und in deſſen beiden, etwa 30 Fuß hohen Seitenflügeln, die zu Tepidarien dienen, mehrere ſehr große, ſtattliche Pflanzenexemplare, jo z. B. ein rieſig großes Exemplar des Cibotium princeps, deſſen hoher Stamm eine Menge- bis 18 Fuß langer Wedel trug; eine Fourcroya virescens hatte einen 8 Fuß hohen Stamm. Ausgezeichnet ſchön und groß find Angiopteris erecta und andere ſeltene Marattiaceen, dann Ficus nitida, Roxburghii, mehrere Palmen, Dracaena Draco, Astro- caryum Ayrii, mehrere ſtämmige Bromeliaceen, Encephalartos, Cycas, eine mächtig großer buſchiger Rhapis flabelliformis, mehrere Baumfarne, Phoenix dactylifera, Chamaerops humilis, ſehr hoch, Yucca Ehrenbergii, 30° hoch, Cinnamomum dulce, mächtige Bambuſen, wie B. verticillata, 45“ hoch und dergleichen mehr. — Die Sammlung der officinellen und techniſch wichtigen Pflanzen iſt wohl die vollſtändigſte die in den Gärten exiſtirt und habe ich ſchon früher über dieſelbe in dieſer Zeitſchrift ausführlich berichtet. Leider traf ich Profeſſor Dr. Göppert nicht zu Hauſe, dahingegen wurde ich von meinem alten Freunde, dem Inſpector Nees von Eſenbeck, liebevoll aufgenommen, und hatte derſelbe mir mit der größten Bereitwilligkeit die vielen Schätze des Gartens gezeigt und mir einige ſehr genußreiche Stunden bereitet. Mögen beide Herren dem botaniſchen Garten noch viele Jahre erhalten bleiben und derſelbe unter ihrer vorzüglichen Leitung immer mehr und mehr erblühen. Die Herbſtzeitloſe, Colchieum. Es giebt nur wenige Zwiebelgewächſe die zu ihrer Blüthezeit im Herbſte einen größeren Effekt hervorbringen, als einige Crocus Arten und die verſchiedenen Arten Colchicum oder Herbſtzeitloſe. Die Blumen der letzteren kommen Ende September oder Anfangs October, wie durch einen Zauberſchlag aus der Erde, zu einer Zeit, wenn andere Blumen anfangen ſelten zu werden. Als Einfaſſung um ein Beet oder zu vielen beiſammen auf ein 483 Beet, auf einem Raſenplatze gepflanzt, find fie im Herbſte eine ebenſo große Zierde wie im Frühjahr die Crocus und Schneeglöckchen. Es werden jetzt in den Gärten eine Menge Varietäten cultivirt, die in den engliſchen Gärten jedoch viel mehr verbreitet zu ſein ſcheinen, als in denen auf dem Continent, denn man findet ſie in den deutſchen Gärten nur ſeltener. Wer die Colchicum, in Maſſen in einem Blumengarten verwendet, zum erſten Male im Herbſte, d. h. im September, October und ſelbſt noch im November in Blüthe ſieht, der muß von dem Glanze und der Pracht ihrer Blüthen, den dieſelben hervorbringen, wahrhaft erſtaunt ſein. Es giebt Varietäten vom reinſten Weiß bis zum intenſivſten Purpur, mehrere haben einfache, mehrere gefüllte, einige kleinere andere größere Blumen und einige Sorten blühen früher als die anderen. Bei einzelnen Varietäten ſind die Blüthenblätter bunt karrirt und einige treiben ſo viele Blüthen, daß ſie damit den Erdboden, völlig bedecken und da die Blätter der Pflanzen erſt im Frühjahre erſcheinen, ſo iſt der Anblick dieſer blühenden Herbſtzeit— loſen ein ganz eigenthümlicher, man ſieht nur eine farbige Maſſe. In einem Garten laſſen ſie ſich am beſten als Einfaſſung um eine Strauchparthie oder als Einfaſſung von Blumenrabatten verwenden, aber auch mit eben jo großem Vortheil zur Bepflanzung von Blumenbeeten im Blumengarten, um den Blumenflor im Herbſte zu verlängern. Auf mit niedrigen Pflanzen beſetzten Beeten, oder auf ſolchen, auf denen Geranien und dergleichen nicht zu dicht beiſammen ſtehen, macht man zwiſchen den Pflanzen mit einem kleinen Handſpaten Löcher und thut in jedes eine Colchicum Zwiebel und füllt die Löcher dann wieder mit Erde. Dieſe Zwiebeln treiben dann ihre Maſſen von Crocus ähnlichen Blumen zwiſchen den auf den Beeten noch ſtehenden abſterbenden Sommerpflanzen hervor und ſind von großem Effekt. — Colchicum byzantinum mit roſafarbenen Blumen, C. variegatum mit roſa karrirten Blumen, C. autumnale mit roſa-purpur⸗ farbenen, purpurnen, bunten oder weißen und gefüllten Blumen machen ſowohl einzeln für ſich, wie untermiſcht einen ſchönen Effekt. In England befinden ſich folgende Arten und Varietäten in Cultur: Colchicum autumnale, roſa-purpur. fl. pleno, lila, gefüllt. fl. pl. striatum, lila, weiß geſtreift, ſehr gefüllt. „ 99 99 99 „ album, rein weiß. „5 „ fl. pleno, rein weiß, gefüllt. 55 pallidum, blaßroſa. 3 roseum, roſa⸗lila 05 8 roſa⸗lila, weiß geſtreift. C. be herrlich roſa, ſehr reich blühend. ©. * variegatum, mit bunten Blättern. C. chionense, roſa⸗lila, hübſch karrirt, die Blumenſegmente zurüd- geſchlagene. C. crociflorum, intenſiv purpur⸗carmoiſin, beim Verblühen weiß geſtreift. C. montanum, reich roſa⸗lila. 31* 484 C. speciosum, herrlich roſa, wie bei C. byzantinum, die Blumen aber zweimal größer. C. variegatum, roſa-purpurn und weiß, regelmäßig karrirt wie ein Schachbrett. Dieſe Art geht auch unter dem Namen C. tessellatum und C. Agrippinae. C. variegatum, roſa, weiß karrirt. Das C. variegatum Cornuti iſt übrigens ſynonym mit C. Chionense Moris, C. purpureum Tourn. und C. Agrippinae Hortul. — Dieſe Pflanze war wie viele andere Zwiebelgewächſe im 17. Jahrhundert ſehr beliebt in den Gärten, ſchon Parkinſon führt ſie in ſeinem 1629 zu London erſchienenen Werke „Paradisi in sole paradisus terrestris, or a Garden of flowers“ unter dem Namen Colchicum fritillaricum chionse an, die Blüthen- hülle iſt nämlich ſchachförmig gefleckt, wie die Blume von Fritillaria meleagris, deshalb die Bezeichnung Fritillaricum; das Wort chionse deutet auf die Inſel Chios oder Chio im ägäiſchen Meere an der Weſtküſte von Klein⸗ aſien, eine der Localitäten, wo die Pflanze im wilden Zuſtande vorkommt, man findet ſie übrigens auch an mehreren Orten auf dem griechiſchen Feſt— lande und den Inſeln, und in der Umgebung von Smyrna. * Die Elfenbein⸗Pflanze, Phytelephas. Es iſt eine Thatſache, daß in den Urwäldern des tropiſchen Amerikas eine Pflanzenart exiſtirt, die Phytelephas macrocarpa R. et P., von der eine Subſtanz gewonnen wird, die dem Elfenbein, das von dem Elephanten- zahn gewonnen wird, ſo täuſchend ähnlich ſieht, daß es nicht ſelten dafür gehalten und von Drechslern als ſolches verarbeitet wird. Zu welcher Zeit das vegetabiliſche Elfenbein zuerſt in Europa eingeführt worden iſt, kann nicht genau angegeben werden, es wird jedoch als ziemlich ſicher angenommen, daß es kurz nach der Zeit war, zu welcher die ſpaniſchen Colonien — das Vaterland dieſer Pflanze — ihre Unabhängigkeit erlangten (etwa im Jahre 1826). Wenn in früherer Zeit auch nur in ſehr geringen Quantitäten dieſes Elfenbein nach Europa kam, ſo wird daſſelbe jetzt in großer Menge, namentlich vom Magdalenen-Strome, in Europa und Nordamerika ein— geführt. Wie hoch ſich die Quantitäten jedoch belaufen, iſt nicht genau anzugeben, da nichts darüber irgendwo mitgetheilt iſt. Nach dem Verbrauche dieſes Elfenbeines zu verſchiedenen Gegenſtänden zu urtheilen, müſſen jedoch ziemlich bedeutende Quantitäten nach Europa gelangen. Friedr. Scheer theilt mit, daß in einigen Jahren nicht weniger als 50 Tonnen Nüſſe dieſer Pflanze in England eingeführt worden ſind und daß dieſe Nüſſe von Gegenden verſchifft wurden, wo dieſelbe in großen Maſſen wächſt, geht aus einem Briefe von Purdie an Sir W. J. Hooker (Botaniſches Magazin 1847) hervor, worin es heißt: Vor einigen Tagen (etwa Mitte Februar 1845) langten vom Magdalenen-Strome 30 Tonnen Nüſſe von Phytelephas zu Santamarta an, die für die Vereinigten Staaten von Nordamerika und Deutſchland beſtimmt waren. In den Drechslerläden London's kann man 485 dieſe Nüſſe für einige Pence kaufen, im Großen noch billiger, und fo wurden im Auguſt 1854 in London 1000 Nüſſe für 7 Shillinge und 6 Pence (2 Thlr 15 Sgr.) verkauft. Lange bevor die Kaufleute ihre Aufmerkſamkeit auf das vegetabiliſche Elfenbein als Handelsartikel lenkten, war die Pflanze ſchon den Botanikern bekannt. Es war gegen Ende des vorigen Jahrhunderts als zwei Spanier, Ruiz und Pavon in ihrem Systema Vegetabilium Peruvianae et Chilensis, (Madrid 1798) eine Pflanze unter dem Namen Phytelephas macrocarpa R. et P. aufführten, zugleich mit einer kurzen Beſchreibung und einer Notiz über ihre peruaniſchen Bezeichnungen und ihren Nutzen und Eigenſchaften. Der generiſche Name (von phyton eine Pflanze und elephas ein Elephant) war gewiß gut gewählt und iſt auch in allen ſyſtematiſchen Werken bei— behalten worden. Kurze Zeit nach der oben bemerkten Bekanntmachung der Pflanze, entdeckten Humboldt und Bonpland die Phytelephas macrocarpa in Neu⸗Granada, aber auch deren Mittheilung über dieſe Pflanze trugen wenig dazu bei, der Pflanze die richtige Stelle in den natürlichen Syſtemen anzuweiſen, was in Folge der nur ſehr kurzen Diagnoſe von Ruiz und Pavon ſchon nicht möglich war. Erſt Purdie, der in den Jahren 1845 und 1846 im Auftrage des königlichen Gartens zu Kew reiſte, trug durch ſeine Mittheilungen über dieſe Pflanze weſentlich zur Aufklärung derſelben bei. Martius gab im Jahre 1848, faſt am Schluſſe feines berühmten Palmen werkes, noch mehr Aufklärung und Morren gab einige ſchätzenswerthe Mittheilungen über die Samen der Elfenbein-Pflanze. Im Jahre 1849 endlich fügte Sir W. J. Hooker den Mittheilungen von Ruiz und Pavon, Humboldt und Bonpland, Purdin, Martius und Morren noch ſeine eignen ſchätzbaren Beobachtungen hinzu, gab eine ſehr genaue Bejchreibung , der Frucht und Samen und eine Abbildung von der Pflanze an ihrem natürlichen Standorte (nach einer Skizze von E. Mark) wie eine Zeichnung der Frucht, des Samens und mehrerer aus dem Albumen verfertigter Gegenſtände. Dr. Berthold Seemann theilt in ſeiner populären Geſchichte der Palmen nun folgendes über die Elfenbein-Pflanze mit. „Im Dezember 1847, als ich den Fluß Cupica hinabfuhr, hatte ich das Glück die Elfen— bein⸗Pflanze zu treffen, die ich ſpäter auch noch in anderen Theilen Dariens fand. Die Elfenbein-Pflanze iſt nur auf dem Continent von Südamerika heimiſch, wo ſie zwiſchen dem 9. Grade nördlicher und 8. Grade ſüdlicher Breite und zwiſchen dem 70. und 79. weſtlichen Längengrade ſich vorfindet. Sie bewohnt Sümpfe, feuchte Localitäten, wie in engen Thälern die Fluß⸗ ufer, und man ſieht ſie nicht nur in den niederen Küſtenregionen, ſondern auch auf Gebirgen in einer Höhe von mehr als 3000 Fuß, wie in Ocana. Bei den Spaniern und deren Nachkömmlingen iſt die Pflanze unter dem Namen „Palme de marfil“ (Elfenbein-Palme) bekannt, während ſie die Frucht „Cabeza de Negro“ (Negerkopf) und die Samen „marfil vegetal“ (vege⸗ tabiliſches Elfenbein) nennen. Die Indianer an den Ufern des Magdalenen⸗ Fluſſes nennen die Pflanze „Tagua“, die an der Küſte von Darien „Anta“ 456 und die in Peru „Pullipunta“ und „Homero“.“) Dieſe Palme wächſt meiſt nur für ſich allein, ſelten mit anderen Baum- oder Straucharten beiſammen. Der Stamm liegt in der Regel um, theils in Folge ſeiner eignen Schwere, theils wird er von den aus ihm austreibenden Adventivwurzeln, die in die Erde dringen, niedergehalten und bildet ſomit gleichſam einen kriechenden Stamm, in der Regel in einer Länge von 20 Fuß, aber ſelten höher als 6 Fuß; das obere Ende iſt gekrönt mit 12— 20 gefiederten Wedeln, die eine Länge von 18— 20 Fuß haben. Die Fiederblätter ſtehen nach der Baſis des Blattes zu alternirend, nach dem obern Ende zu find fie gegen⸗ überſtehend, ſelbige ſind 3 Fuß lang, 2 Zoll breit und beſteht ein Blatt gewöhnlich aus 160 ſolchen Blättchen. Alle Exemplare, die ich fand, waren diöciſch, die männlichen Exemplare ſind immer ſtärker, ihre Stämme mehr aufrecht ſtehend und höher als die der weiblichen Individuen. Die Blüthen beider Geſchlechter verbreiten einen durchdringenden mandelartigen Geruch. Der männliche Blüthenſtand iſt ein einfacher, fleiſchiger, ſäulenförmiger Kolben, der 3 oder 4 Scheiden hat, die Blüthen find dicht zuſammen⸗ gedrängt, ſitzend. Dieſelben ſind gewöhnlich mit einer kleinen Bractee und einem aus 3 Sepalen beſtehenden Kelch verſehen. Staubfäden ſehr zahlreich (36); Der weibliche Blüthenſtand hat 3 oder 4 Bhüthenſcheiden und beſteht aus einem einfachen Kolben, durchſchnittlich 6—7 Blüthen tragend, die einen dichten Haufen bilden und von Bracteen ſpiralförmig umgeben ſind, von denen die fünf oberſten oft länger als der Griffel ſind, aber in der Regel kürzer und rein weiß und das Ausſehen von Petalen haben. Staub⸗ fäden zahlreich, frei, unfruchtbar, in dem Torus (Blumenboden) zwiſchen den blumenblattartigen Bracteen und dem Ovarium eingefügt. Das Ovarium iſt 6—9zellig, jede Zelle enthält ein einzelnes, ſitzendes, aufrechtes Eichen, an einem achſelſtändigen Samenträger (Placenta) befeſtigt. Der Griffel iſt verlängert, in 6, 7, 8 oder 9 narbige Aeſtchen geſpalten. Die Frucht aus einem Büſchel von 6—7 Steinfrüchten, die zuſammen die Größe eines Menſchenkopfes haben, beſtehend, ſteht zuerſt aufrecht, ſich der Reife nähernd, nimmt ſie jedoch an Gewicht zu und der Fruchtſtengel, der bis zur Reife der Frucht, dieſelbe aufrecht trug, iſt verdörrt und hängt nun herab. Eine Pflanze trägt zur Zeit 6—8 ſolcher Fruchtbüſchel, jeder im reifen Zuſtande etwa 20 Pfund wiegend. Die Steinfrüchte ſind mit einer harten holzigen höckerigen Schale umgeben, ähnlich wie der Stamm von Testudinaria Elephantipes. Jede einzelne Frucht enthält 6—9 Samen, in der Regel aber nur ſieben. Die Samenſchale iſt dick, knochenartig. Im Habitus gleicht der Phytelephas macrocarpa der Coooze colorado *) Auf der großen Induſtrie-Ausſtellung im Hyde-Park waren Früchte dieſer Palme von R. Fauntlervy & Söhne unter dem Namen „Corozo“ oder „Corusco“ ausgeſtellt und Archer ſagt: wie dieſe Namen entſtanden iſt ein Geheimniß, da die Indianer die Palme Pullipunta und Homero nennen, freilich Bezeichnungen für dieſelbe, die nur in einigen Diſtrikten gebraucht werden. Mit Corozo, woraus Corusco entſtanden, werden im allgemeinen gewiſſe Oelpalmen bezeichnet, die in be vorkommen und zu den Gattungen Attalea, Elaeis und Bactris gehören. 487 (Elaeis melanococca Gaertn.) in der That fo ſehr, daß man fie beim erſten Anblick ſehr leicht mit einander verwechſeln kann. Beide treiben mehrere Yards weit auf dem Boden hinkriechende Stämme, die ſich dann gleich hoch erheben. Auch die Blätter beider Palmen ſind einander ſehr ähnlich, ebenſo erzeugen ſie ihre Früchte auf faſt gleiche Weiſe. Der Habitus iſt es faſt auch nur allein, nach welchem man die Gattung Phytelephas zur Familie der Palmen rechnet; der ährenförmige Blüthenſtand, ein einfacher Kolben (Spadix), die unvollkommenen Blumen, die unbeſchränkte Zahl von Staubfäden und der in der Achſel eines fleiſchigen Albumens befindliche Embryo trennen dieſe Pflanze von den Palmen und ſtellen fie (im Verein mit anderen vorhandenen Kennzeichen) zu Endlichers Spadiciflorae. Botaniker führen vier Ord- nungen an, die zu dieſer großen Abtheilung gehören: Pistiaceae, Typhaceae, Aroidese und Pandaneae, zu keiner dieſer Familien läßt ſich jedoch die Elfenbeinpflanze bringen und dürfte es am richtigſten ſein nach der Anſicht von Martius ſie zu einer eignen natürlichen Familie zu zählen, zu den Phytelephantheae. Was den Nutzen der Elfenbeinpflanze betrifft, jo läßt ſich derſelbe mit kurzen Worten angeben. Die Indianer bedecken ihre Hütten mit den Blättern derſelben, jedoch nur in dem Falle, wenn fie keine wirklichen Palmenblätter haben, die viel länger dauern als die von Phytelephas. Die Samen ent⸗ halten zuerſt eine klare unſchmackhafte Flüſſigkeit, mit der Reiſende ihren Durſt ſtillen; ſpäter wird dieſe Flüſſigkeit milchartig und ſüß und vermehrt ihren Wohlgeſchmack, je mehr ſie an Solidität zunimmt, bis ſie endlich faſt ſo hart wie Ebenholz wird. Der in den jungen Früchten enthaltene Saft wird herbe, wenn man dieſe Früchte abnimmt und für einige Zeit auf— bewahrt. Von den Fruchtkernen (Albumen) bereiten die Amerikaner wie Europäer die Knöpfe zu den Spazierſtöcken und dergl. Artikel, die weißer als das animaliſche Elfenbein und ebenſo hart ſind, wenn man die Maſſe zuvor in Waſſer legt. Purdie theilt mit, innerhalb der Samen befindet ſich eine gelbe, ſüße, ölige, breiartige Maſſe, die zur geeigneten Zeit (October) geſammelt und unter dem Namen „Pipa de Tagua“ für 1 Real das Pfund in Ocana verkauft wird. Ein Theelöffel voll davon mit etwas Zucker vermiſcht, liefert die berühmte Chicha de Tagua, welche das herrlichſte Getränk in Neu— Granada ſein ſoll. Die Phytelephas macrocarpa wurde von Purdie in Europa ein⸗ geführt und hat unſers Wiſſens ſchon in zwei Gärten geblüht, einmal ein männliches Exemplar im botaniſchen Garten zu Schönbrunn bei Wien (1852) und eine weibliche Pflanze im Jahre 1855 im Garten zu Kew. Die Cyclamen des Handelsgärtner Richard Müller in Dresden. Wie weit es der Specialcultivateur einer Pflanzengattung durch wiſſen— ſchaftlich betriebene Auswahl der Mutterpflanzen und Kreuzung bringen kann, davon liefern die vom Handelsgärtner Müller in Dresden gezogenen Cyclamen 488 den beiten Beweis. Handelsgärtner Müller hatte beim Vorſitzenden der Prüfungskommiſſion des Verbandes deutſcher Gartenbau-Geſellſchaften für neue Züchtungen in Dresden den Antrag geſtellt, eine Commiſſion zur Prüfung ſeiner von ihm gezüchteten Cyclamen persicum einzuberufen, welchem Wunſche auch Folge geleiſtet worden iſt, und hat die Commiſſion, wie wir aus den „Mittheilungen des Verbandes deutſcher Gartenbau-Geſellſchaften“ erſehen, folgenden Ausſpruch gegeben: „Sämmtliche ausgeſtellte Pflanzen zeigen eine ſchöne Haltung der Blätter, über denen ſich auf verhältnißmäßig langen, feſten Blüthenſtengeln, elegant die Blumen erheben, dieſe ſind ſämmtlich regelmäßig gebaut, mit langen, breiten Petalen und nur in reinen, klaren Farben von weiß und roth. Der Wohlgeruch der Blumen iſt ebenfalls mit ins Auge gefaßt. Wegen großer Neigung zum Variiren der Cyclamen persicum verwirft der Züchter die Aufſtellung vieler Sorten und theilt ſeine Pflanzen in folgende Gruppen: € 1) Cyclamen persicum in typiſcher Färbung, weiß mit rothem Schlunde, auch punktirt und gefleckt. 2) C. pers. album, rein weiß. 3) C. pers. lilacino-roseum, ila=rofa. 4) C. pers. carneo-roseum, incarnatroſa. 5) C. pers. rubrum, roth. 6) C. pers. foliis variegatis, panaſchirtblättrige. 7) C. pers. splendens (Müller). Dieſe letzte Gruppe iſt eine ſehr große Verbeſſerung im Genre des Cyclamen aleppicum maculatum elegans mit beſonders robuſtem Bau, fleiſchigen ſchön gezeichneten Blättern und ſehr großen breitpetaligen, wohl— riechenden Blumen, weiß mit rothem Schlunde. Der Name Cyclamen persicum splendens iſt derſelben von der Commiſſion beigelegt worden, mit der Bemerkung, daß der Name Müller als Autor beizuſetzen ſei. Wegen ausgezeichneter Leiſtung und Vervollkommnung der Cyclamen persicum, wie dieſelben auf dem Continent wohl nicht wieder zu finden ſind, hat die Commiſſion beſchloſſen, dem Kunſt- und Handelsgärtner Müller ein Certificat erſter Claſſe zuzuerkennen. Folgen die Namen der Commiſſions⸗ Mitglieder. Dieſem Prüfungsprotokolle, welches die Direction des Verbandes deutſcher Gartenbau-Geſellſchaften den Mitgliedern zur Kenntniß brachte, fügt der Director der Gartenbau-Geſellſchaft „Feronia“ zu Dresden, Kunſt⸗ 1 Handelsgärtner G. Ad. Petzold, noch hinzu: „Nicht allein die ganze durch Handelsgärtner Müller durch fünſtliche Befruchtung erzeugte Collection Cyclamen persicum erfreut ſich durch die Zeichnung und Haltung der Blätter, der Größe, der Form und Farbe der Blüthen einer Vollkommenheit, die ihm alle Ehre macht, ſondern er hat durch ſeine Mühe eine ganz neue Form gewonnen, die auffallend von allen übrigen durch die Größe ihrer Blüthen abweicht, ſo daß man bei deren Anblick ſich des Staunens nicht erwehren kann, ſie iſt unbedingt Neuheit erſten Ranges, die ihresgleichen wohl ſo bald nicht wiederfinden dürfte. 489 | Handelsgärtner Müller, der als Cyclamencultivateur bereits rühmlichſt bekannt iſt, hat ſich hiermit für die Gärtnerwelt beſonderes Verdienſt erworben. Cultur⸗Ergebniſſe einiger Gemüſeſorten. Aus früheren Mittheilungen iſt den Leſern der Gartenzeitung bekannt, daß von Seiten der um die Förderung des Gartenbaues ſich ſo verdient machenden Section für Obſt- und Gartenbau der Schleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Cultur in Breslau alljährlich eine Partie Samen ver⸗ ſchiedener Gemüſeſorten an die Mitglieder der Section vertheilt wird, mit der Bitte, über den Werth der aus dieſem Samen gezogenen und cultivirten Pflanzen an die Section zu berichten. Dieſe Berichte werden alsdann von dem Gärtner der Section, J. Jettinger, zuſammengeſtellt und in dem Bericht über die Verhandlungen der Section für Obſt- und Gartenbau ver- öffentlicht. Im Anſchluß an die gegebenen Cultur-Ergebniſſe vom Jahre 1871 (Siehe Hamburger Gartenzeitung S. 39 dieſes Jahrg.) laſſen wir nun die Cultur⸗Ergebniſſe folgen, welche einige Mitglieder an die Section berichtet haben, und die vom Gärtner J. Jettinger in dem ſo eben uns zu— gegangenen Berichte über die Verhandlungen der Section im Jahre 1872, veröffentlicht worden ſind. Die der Section eingelieferten Berichte ſtimmen über dieſe oder jene Gemüſeſorte im Weſentlichen mit den früheren Berichten überein, wenngleich deren Anbau unter verſchiedenen Verhältniſſen ſtattfand. Ungünſtige Wit⸗ terungsverhältniſſe, Hagelſchäden und Raupenfraß ſind nach manchen Berichten Haupturſache des Nichtgedeihens mancher Gemüſe und um Wiederholungen zu vermeiden beſchränkt ſich der diesmalige Bericht des Gärtners J. Jettinger lediglich auf einige neuere oder doch zum erſten Male angebaute Sorten. a. Kopfkohl. Erfurter weißer feſter und Arnſtädter kleiner weißer feſter ſind beides gute Sorten, welche zum Anbau im Großen tauglich ſind. | b. Wirſing. 1) Frankfurter Zuckerhut; die Berichte loben dieſe Sorte, tadeln aber wieder die Unreinheit des Samens, aus dem auch andere Sorten mit runden und ſpitzen, gelben und grünen Köpfen hervorgingen. 2) Sutton's Goldenglobe; auch dieſe Sorte war nicht rein, der größte Theil der Pflanzen ſchloß nicht, während die geſchloſſenen Köpfe zwar ein ſpätes, aber ſehr zartes Product lieferten. c. Winterkohl. Arnſtädter Dachs. Eine verbeſſerte Form von unſerem gewöhnlichen Grünkohl, welche ſehr fein gekrauſt und zartſchmeckend iſt. \ d. Strunkkraut. | Dieſe Sorte gehört zu den Blattkohl-Arten. Die Pflanzen wuchſen prächtig heran und verſprachen bei ihrem robuſten Anſehen viel. Auf gut 490 * rigoltem Lehmboden wurden im Sections⸗Garten ca. 6 Schock dieſer Pflanzen in der Weiſe, wie man Kohlſorten pflanzt, ausgeſetzt. Nicht lange und dieſes Kraut zeigte ſeinen eigenartigen Charakter Die Pflanzen überragten bald alle anderen Kohlſorten bedeutend, ließen aber immer noch Hoffnung, daß ſich Köpfe bilden würden. Der Schaft war außergewöhnlich ſtark und bei weiterem Wachsthum bildeten ſich um denſelben ſitzende bis 2½ Fuß lange Blätter aus; an Kohlköpfe war nun nicht mehr zu denken. Bei voller Entwickelung erreichten die Pflanzen eine Höhe bis zu 5 Fuß. Ein Nutzungs⸗ werth dieſer Kohlrieſen für die Küche konnte nicht gefunden werden, ſelbſt das Mark der bis 4 Zoll ſtarken Stengel hatte, nach Art der Kohlrabi zubereitet, einen ſtrengen und doch dabei faden Geſchmack. Als Viehfutter könnte dieſe Kohlſorte Verwendung finden, wenn nicht zu bedenken wäre, daß die Pflanzen den Boden ungemein entkräften. e. Kohlrabi. Weiße verbeſſerte Wiener und Arnſtädter verbeſſerte ſind beides wirkliche Verbeſſerungen. Die Entwickelung beider Sorten geht raſch vor ſich und ihr Geſchmack iſt ſehr zart. f. Salat. | Römiſcher, iſt eine Bindſalatſorte, welche zu hart iſt, um ſich bei uns Eingang zu verſchaffen. 5 g. Buſchbohnen. In letzter Zeit tauchen eine Menge Sorten Wachsbohnen auf. Die kleinſte Abweichung in Form und Färbung der Körner wird benutzt, um eine neue Sorte zu ſchaffen. Da giebt es eine „neue runde blaßgelbe Wachs-, neue bunte Wachs-Schwert⸗, neue ſehr langſchotige Wachs-“ u. |. w. Alle dieſe Sorten ſind ſich faſt gleich. Bei allen findet man gewöhnlich beim erſten Anbau einen großen Theil Pflanzen mit grünen Schoten und muß man dieſe entfernen, um die Sorte rein zu erhalten. Weiße Prinzeſſin, Zwerg⸗-, iſt die in früheren Berichten ſchon erwähnte, ſehr reichtragende und zum Trockenkochen wohl zarteſte und beſte Sorte. — Prinz Egon. Lehrer Oppler in Plania, welcher uns eine kleine Partie Samen dieſer Sorte zuſendete, will ſie in rohem Kaffee gefunden haben und legte ihr vorſtehenden Namen bei; möglich, daß ſie in dortiger Lage und Boden gut iſt, im Garten der Section blieben die Schoten zu klein, wurden auch zu ſchnell hart. h. Staugenbohnen. 1) Weiße römiſche Wachs- mit gelben Schoten und 2) Früheſte Zucker-Brech- ſind zu wenig ertragreich, daß ſie Empfehlung verdienen. | 3) Arabiſche rothblühend hat für die Küche gar keinen Werth. 4) Perrier's Darm-, die Pflanzen wurden nur 6 Fuß hoch, ver⸗ zweigten ſich ſtark und trugen ziemlich reich, ſind aber empfindlich; die Schoten find walzenförmig, ganz fleiſchig und von ſehr gutem Geſchmack. Reife Samen konnten im Sections⸗Garten nicht gewonnen werden. 491 1. Erbſen. Neuere Sorten kamen nicht zum Anbau. Zu der Sorte „Laxton's Alpha“ ſei bemerkt, daß ſie empfindlicher als alle anderen frühen Sorten iſt. Bei dem in dieſem Jahre (1873) Ende April ſtattgehabten Froſt von 6° R. erfror dieſe Sorte total, während andere Sorten dieſe Kälte gut überſtanden. k. Kartoffeln. 1) König der Frühen, iſt eben ſo früh als die ſchon vielfach ver— breitete „frühe amerikaniſche Roſenkartoffel“; die Knollen ſind weiß, mit kaum merklich roſa Augen; es dürfte dieſe ſehr tragbare Sorte eine recht beliebte Frühkartoffel werden. 2) Prolific-Breſee's Nr. 2 und Pearles-Breſee's Nr. 6 ſind beides ſehr reich tragende, mehlreiche, mittelfrühe Kartoffelſorten, welche recht häufigen Anbau verdienen. Jean Verſchaffelt's Gartenetabliſſement und deſſen neueſte Einführungen, Jean Verſchaffelt's Gartenetabliſſement in Gent gehört bereits ſeit einer langen Reihe von Jahren mit zu den bedeutendſten Handels— gärtnereien in Belgien. Die Hauptkulturen in derſelben beſtehen in Warm— hauspflanzen, eine Auswahl der ſchönſten und beliebteſten Orchideen, Palmen, Pandaneen und vorzügliche Cycadeen, Farne, namentlich Baumfarne, ferner in Kalthauspflanzen, unter dieſen beſonders Azaleen, Camellien und noch ganz beſonders Agaven, Dasylirion, Echeveria, Yucca etc., prachtvolle Lorbeerbäume, wie überhaupt eine große Auswahl von Zierpflanzen. Auf der internationalen Gartenbau-Ausſtellung in Hamburg, im Jahre 1869, wurden die Einſendungen aus dem genannten Etabliſſement mit 25 goldenen und ſilbernen Medaillen prämiirt. Auf der internationalen Ausſtellung in Gent 1868 erhielt Jean Verſchaffelt 33 und auf der diesjährigen internationalen Ausſtellung daſelbſt 43 goldene, vergoldete und ſilberne Medaillen, welches am deutlichſten für den Werth der in dieſer Gärtnerei gezogenen Pflanzen ſpricht. Auch in Wien erhielt J. Verſchaffelt eine Ver— dienſtmedaille und eine ehrenvolle Erwähnung für ſeine ausgeſtellten Pflanzen und auf der diesjährigen Ausſtellung in Darmſtadt ſind ihm 4 Medaillen zuerkannt worden außer dem großen Ehrenpreis Sr. k. Hoheit des Groß— herzogs von Heſſen. Von den in dieſem Herbſte oder künftigem Frühjahre von dem Etabliſſe— ment Jean Verſchaffelt zum erſten Male in den Handel kommenden Pflanzen wollen wir hier einige anführen. Azalea indica Imperatrice Charlotte (Comte L. de Beauffort). Dieſe Azalee iſt eine der vorzüglichſten, die bis jetzt erzielt worden iſt. Sie kam zuerſt in der reichen Pflanzenſammlung des Grafen von L. de Veauffort auf Schloß Bouchout-Meyſſe im Jahre 1868 zum Vorſchein und 492 wurde von dem glücklichen Beſitzer im Jahre 1869 auf der Genter Aus⸗ ſtellung ausgeſtellt, wo ſie durch einen Ehrenpreis ausgezeichnet worden iſt. Die Blumen dieſer Azalee find ſehr groß, 0% 09 —0n, 11 im Durchmeſſer, von ausgezeichneter Form, völlig rund, dunkel carmoiſinfarben, lachsfarben ſchattirt und mit orangerothen Strichen gezeichnet, während der Rand der Petalen weiß eingefaßt iſt. Die Laubblätter ſind groß, dunkel⸗ grün, die Blumen zahlreich erſcheinend und ſich gut tragend. Es iſt dies eine Neuheit erſten Ranges. Jean Verſchaffelt hat den ganzen Vorrath dieſer Azalee von dem Grafen Beauffort an ſich gebracht und offerirt Pflanzen davon zum Preiſe von 15 Frs. das Stück. Azalea indica Comte Margaria (J. Versch.). Große halbgefüllte Blumen, von ſchöner roſa Färbung; die Blumenblätter gleichmäßig am Rande gekräuſelt. Schönes Laubwerk, guter Habitus. Es iſt dies eine ſehr empfehlenswerthe Varietät. Jean Verſchaffelt, in deſſen Etabliſſement ſie gezüchtet worden iſt, nannte ſie zu Ehren des Grafen Margaria, eines ausgezeichneten Pflanzenliebhabers. Azalea indica Dr. Binet (Jean Versch.). Eine liebliche Varietät mit ſchönen Blättern, von gutem Habitus und mit großen Blumen, dieſelben ſind gut gefüllt, roſa lachsfarben. Sehr dankbar blühend. Azalea indica Reine de Portugal (J. Versch.). Schöne große gefüllte Blumen, rein weiß, im Centrum gelblich-grün, gänzlich erblüht aber rein weiß, nur ab und zu mit einigen roſa Streifen gezeichnet. Blätter groß, guter Habitus, reich blühend, mit einem Worte eine in jeder Beziehung ausgezeichnete Varietät. Von den jetzt immer mehr und mehr Mode werdenden Agaven kommen von Jean Verſchaffelt wieder mehrere neue in den Handel, die derſelbe in letzter Zeit direkt aus Mexico erhalten hat und die jeder Sammlung zur Zierde gereichen werden. Es ſind dies: Agave Leopoldi. Dieſelbe iſt nahe verwandt mit Agave Ver- schaffelti, iſt aber noch viel ſchöner geformt, auch iſt die Farbe der Blätter eine viel lebhaftere. Es iſt unſtreitig die ſchönſte im letzten Jahre ein⸗ geführte Art und wurde eine Pflanze auf der Ausſtellung der Gartenbau⸗ Geſellſchaft in Chiswick mit einem Certificat 1. Claſſe prämiirt. Agave Beaucarnei nana. Es iſt dies eine hübſche Varietät der A. Beaucarnei, ſich durch einen niedrigeren Habitus und durch mehr hervor⸗ tretende Stacheln auszeichnend. Habitus gedrungen, Blätter gräulich-grün. Agave Beaucarnei inermis. Dieſe Varietät iſt von ganz neuer abweichender Form. Bei A. Beaucarnei ſind die Blattränder mit ſtarken Stacheln verſehen, während bei der Varietät die Blattränder ohne Stacheln ſind und nur einen ſtarken Stachel an der Endſpitze haben. Der Wuchs der Pflanze iſt niedrig und gedrungen, die Blätter ſind ſchön dunkelgrün. Es iſt eine ganz ausgezeichnete Pflanze. Agave Killischi. Eine prächtige Pflanze von robuſtem Wuchs, die Blätter ſind groß, ſchön grün, in der Mitte mit einem helleren Längs— ſtreifen gezeichnet. Es iſt eine noch ſehr ſeltene Art. Preis 100 — 300 Fr. Bonapartea Hystrix compacta. Eine prächtige Neuheit aus 493 Mexico von J. Verſchaffelt eingeführt. Die ächte B. Hystrix iſt bekanntlich noch eine große Seltenheit in den Sammlungen und ſteht noch hoch im Preiſe. Sehr häufig wird dieſe Pflanze unter dem falſchen Namen der B. stricta ausgeboten, die jedoch nicht mit der ächten B. Hystrix zu ver⸗ gleichen iſt. Die B. Hystrix compacta iſt eine kleine, gedrungen wachſende Varietät, viel niedriger und viel blätterreicher als die reine Art. Dieſelbe wurde auch in London im Jahre 1872 prämiirt und kann ſehr empfohlen werden. Hebeclinium ianthinum fol. eleg. var. iſt eine elegante bunt— blättrige Warmhauspflanze, die allgemein empfohlen werden kann. Ptychosperma Alexandrae. Es iſt dies eine neue Palme für's Kalthaus, die vor 3 oder 4 Jahren auf der Howe-Inſel entdeckt und nach der Gemahlin des Prinzen von Wales, der Prinzeß Alexandra, benannt worden iſt. Dieſe Palme, nur im Kalthauſe gut gedeihend, wächſt faſt ebenſo ſchnell als die Seaforthia elegans und ſteht im Habitus zwiſchen dieſer und den in neueſter Zeit eingeführten Kentia-Arten. Die Unterſeite der Blätter iſt weiß. Kleine Pflanzen von Om 50 Höhe offerirt Verſchaffelt das Stück für 40 Frs. Ganz junge Samenpflanzen koſten das Stück 6 Fr. Für Weinproducenten. Von Dr. A. Ott in New⸗York leſen wir eine ſehr intereſſante Ab— handlung „über die Behandlung des Weins mit Luft bei der Ver— gährung,“ die vielleicht für manche ſich mit dem Weinbau und der Wein— kelterung Befaſſende von Nutzen ſein möchte. Der Verfaſſer verſteht unter „Behandlung des Weins mit Luft“ (Aeration) das Hindurchpreſſen fein zertheilter atmoſphäriſcher Luft durch Moſt während des Gährungsprozeſſes. Der Moſt wird auf einer Temperatur von 26 bis 27 Celſ. erhalten und die Luft wird am erſten Tage ungefähr eine halbe Stunde lang kräftig durch ihn hindurchgepreßt; dieſe Operation wird an jedem folgenden Tage jedesmal einige Minuten lang wiederholt, bis die Gährung vollſtändig erfolgt iſt, wozu 5— 14 Tage erforderlich find. Einige Tage ſpäter kann dann der Wein von der Hefe abgezogen werden. Ein oder zwei Monate nach dem Keltern oder dem Auspreſſen aus den Trauben iſt der auf dieſe Weiſe behandelte Wein vollkommen klar und beſitzt einen angenehmeren Geſchmack, als der auf gewöhnliche Weiſe ver— gohrene; auch erleidet er keine Nachgährung und gleicht wirklich einem bereits zwei oder mehr Jahre gelagerten Weine. Herr D'Heureuſe in San Francisco iſt der Erfinder eines neuen Verfahrens zur Behandlung der Weine mit atmoſphäriſcher Luft (nach der vorſtehend angedeuteten Methode), welches nicht nur von amerikaniſchen Weinproducenten eingeführt worden iſt, ſondern auch in Süddeutſchland jetzt ſo allgemein angewendet wird, daß man keinen nicht mit Luft behandelten Moſt mehr in die Gährkufe gelangen läßt (2). So z. B. wird das Verfahren für die edlen Johannisberger 494 Weine ausſchließlich angewendet. Nach der Angabe von D'Heureuſe kann das von Paſteur zur Conſervirung des Weines vorgeſchlagene Erhitzen deſſelben, bei zweckmäßiger Behandlung mit Luft wegfallen. D' Heureuſe behandelte im November 1868 im Verein mit einem deutſchen Weinhändler in San Francisco circa 80000 Gallonen Wein nach der von ihm erſonnenen Methode, und das Verfahren erwies ſich als ſo erfolgreich, daß ein Theil des demſelben unterworfenen Weines nach einem Seetransporte von 160 Tagen vom Februar bis Auguſt in New— Vork in ganz vortrefflichem Zu— ſtande ankam, wogegen Sendungen von zwei- bis dreijährigem, nicht mit Luft behandeltem Weine bei ihrer Ankunft daſelbſt ſtets eine keineswegs gute Beſchaffenheit zeigten. Was die Theorie der Luftgährung anbetrifft, ſo war Paſteur wohl der Erſte, welcher auf den engen Zuſammenhang zwiſchen dem Sauerſtoffe der Luft und dem Wachsthum der Hefenpflanze aufmerkſam machte. Er fand, daß wenn Hefe der Luft ausgeſetzt wird, dieſelbe ſehr kräftig wächſt, indem ſie wenig Zucker zerſetzt, aber weniger neue Hefe gebildet wird. Es iſt jedoch einleuchtend, daß die ſpecifiſch ſchwereren Hefenzellen, welchen anf dieſe Weiſe kein Sauerſtoff dargeboten wird, denſelben entweder aus der in der Flüſſigkeit aufgelöſten Luft aufnehmen müſſen, oder aus Körpern, welche die Eigenſchaft beſitzen, Sauerſtoff in großer Menge zu abſorbiren und ihn auf die Hefenzelle zu übertragen. Die Gegenwart derartiger Körper in Pflanzenſäfte iſt durch Rösler u. A. zur Evidenz erwieſen. Sie fanden, daß der Moſt durch dieſe Körper die Eigenſchaft erhält, leicht und raſch in die ſogenannte freiwillige Gährung zu gerathen, indem dieſelben der jungen Hefenpflanze genügende Nahrung darbieten. Bei der Behandlung des Moſtes mit Luft wird dieſen Sauer- ſtoffträgern mehr Sauerſtoff dargeboten, wodurch ſie in den Stand geſetzt werden, ihre Functionen kräftiger zu verrichten. Was die Einführungen von Keimen in den Moſt betrifft, ſo betrachten ſie dieſelbe nur als einen ſecundären Factor. *) Die Thatſache, daß die Hefe in ihrem erſten Entwicklungsſtadium einer großen Menge Sauerſtoff bedarf, ſteht mit wohlbekannten Thatſachen aus der Pflanzenphyſiologie in Uebereinſtimmung. So bemerkt Dr. Fritz: Keimende Samen, ſowie im raſchen Wachsthum begriffene Pflanzentheile, wie Knospen und Blüthen bedürfen großer Mengen von Sauerſtoff. So lange als die Fortpflanzung der Hefe bei ungehindertem Luftzutritt ſtattfindet, iſt die Gährung ſchwach; die Hefenzelle verzehrt den Zucker, um Zellenſubſtanz zu bilden; ein Theil der organiſchen Subſtanz wird dadurch, indem er ſich mit dem vorhandenen Sauerſtoff verbindet, in Kohlenſäure umgewandelt. Nach- dem der von der Flüſſigkeit abſorbirte Sauerſtoff verzehrt iſt, entzieht die Hefenzelle den ihr nöthigen Sauerſtoff dem Zucker und veranlaßt dadurch die Zerſetzung des Zuckers, damit aber wird der Impuls zur Gährung gegeben. *) Annalen der Oenologie Bd. I S. 225. **) Annalen der Oenologie Bd. I S. 440. 495 Dr. Fritz iſt gleich dem Verfaſſer der Anſicht, das die glutinöſen Sub— ftanzen (Kleber) von der Hefe aufgenommen und jo aus der gährenden Flüſſigkeit entfernt werden. Daß Weine, welche mit Luft behandelt worden ſind, weniger ſtickſtoffhaltige Subſtanzen enthalten, als nach dem älteren Verfahren behandelte, wird durch die Thatſache erwieſen, daß ſie, wenn ſie nach Paſteur's Methode erhitzt werden, völlig oder beinahe ganz klar bleiben, während die nicht mit Luft behandelten mehr oder weniger trübe werden. Nachdem der Verfaſſer nun die vorherrſchenden Anſichten über die „Luft— Gährung“ mitgetheilt hat, macht er noch auf die neueſten Unterſuchungen von Dr. May Reeß über die Hefenpilze aufmerkſam. Eine von Reeß entdeckte intereſſante Thatſache beſteht in der Beobachtung, daß, während die Gährung von Malzaufgüſſen durch einen und denſelben Pilz — Saccharomyces cereviciae — vermittelt wird, die Gährung des Weines durch wenigſtens drei oder vier Species von Pilzen, welche ihre Functionen entweder abwechſelnd oder zuſammen verrichten, her— vorgebracht wird. x Die häufigſte von dieſen Weingährungspilzen iſt Saccharomyces ellip- soideus (Paſteur's „ferment alcoolique ordinaire du vin“). In einer gährungsfähigen Flüſſigkeit a ſich dieſe Zellen durch Knospen. Bei niedriger Temperatur (= 5° bis 10° Celſ.) findet eine langſame Re— production ſtatt. Mutterzellen und Tochterzellen trennen ſich, bevor neue Knospen entſtehen und die Zellen ſinken zu Boden. (Gähruug von unten). Bei höherer Temperatur pflanzen ſich Mutter- und Tochterzellen fort, wenn fie noch ungetheilt find. In dieſem Falle werden ſie durch die Blaſen von Kohlenſäure an die Oberfläche der Flüſſigkeit geführt und bilden hier eine Hefendecke (Gährung von oben). Wird Weinrebe auf abgekochten Mohr— rüben (gelben Möhren) cultivirt, ſo werden einige von den Knospen Re— productionsorgane, indem ſich in ihrem Innern mittels einer Zertheilung ihres körnigen Protoplasma-Inhaltes neue Zellen bilden. Werden dieſe ein— geſchloſſenen Zellen in Jungwein zurückgebracht, ſo reproduciren ſie ſich, wie früher. In Malzflüſſigkeiten behält die Weinhefe ihre ſpecifiſche Form, ihre Größe und die Art ihrer Entwickelung bei. Ein anderer von Dr. Reeß beſtimmter Weinpilz iſt Saccharomyces apiculatus. Die Knospen dieſer Species nehmen die Form einer Citrone an und die Reproduction findet nur an den Gelenken ſtatt; ihre Stellung iſt eine ſolche, daß ihre Längsaxen mit der Axe der Mutterzelle rechte Winkel bilden. Es ſcheint, daß bei der Gährung von Weißweinen, die Hauptgährung mit Saccharomyces apiculatus beginnt und hernach in Verbindung mit S. ellipsoideus weiter verläuft. Allmälig verſchwindet die erſte Species, während die letztere zunimmt und an der Nachgährung den Haupt— antheil hat. In der Regel treten bei dem Gährungsproceſſe noch andere Pilz⸗ ſpecies auf, doch ſcheinen dieſelben von geringerer Wichtigkeit zu ſein. Früher war man der Anſicht, daß die Hefenkeime von der Luft des Vergährungsraumes herrühren. Dieſe Annahme muß man aber aufgeben. 496 Nach Reeß kommen die Hefenkeime, mehr oder weniger reichlich, an der Oberfläche der Weintrauben, beſonders an verletzten oder angefaulten Theilen vor, fremdartige Keime werden im Moſte nach der Behandlung deſſelben mit Luft nicht aufgefunden; die in einem ſolchen Falle gebildete Hefe iſt viel- mehr ungewöhnlich rein, ſo daß es wirklich ſcheint, daß alle jene Keime, welche für eine kräftige Gährung nicht weſentlich ſind, unnütz werden. Hinſichtlich der von D'Heureuſe mit ſeiner Behandlungsmethode der Weine erzielten Reſultate ſagt Profeſſor Chandler im American chemist, Auguſt 1871: Wir haben uns von den vortheilhaften Wirkungen des Ver⸗ fahrens von D'Heureuſe mehrfach überzeugt. Die weißen Weine Sonoma in Californien, welche nach ſeiner Methode behandelt wurden, ſind von dem unangenehmen, den californiſchen Weinen in der Regel eigenthümlichen Erd— geſchmacke ganz frei und beſitzen nach mehrmonatlichem Lagern die Qualität von Weinen, welche drei Jahre lang gelagert haben und vollkommen reif geworden ſind. Schließlich bemerkt der Verfaſſer, daß D’Heureufe ſeine Methode mit gleichem Erfolge für das Keimen des Malzes und für die Reinigung von Waſſer, Pflanzenölen und zuckerhaltigen Pflanzenſäften angewendet; auch empfiehlt er ſein Syſtem für den- Transport des Fleiſches, um das Ver⸗ derben deſſelben zu verhüten. (Pol. Centb.) Ueber chemiſche Salzdüngung bei der Gartencultur. Vom Apotheker M. Scholtz in Jutroſchin. (Aus dem Jahresberichte über die Verhandlungen der Section für Obft- und Gartenbau in Breslau.) Auch in dieſem Jahre ſetzte ich meine Verſuche mit chemiſchen Salz⸗ düngungen fort und erlaube mir darüber zu berichten. Daß die aufgegangene Saat der Sellerie äußerſt kräftig wird, wenn man ſie mit Kochſalz beſtreut, habe ich, wenn ich nicht irre, ſchon früher erwähnt und füge ich dem nur bei, daß im Sommer auf die Selleriebeete geſtreutes Kochſalz ebenfalls die beſten Erfolge nach ſich zieht. Neue Proben in dieſem Jahre ſind folgende emacht. : 1) Abgeblühte und zurückgeſchnittene Sommer-Levkojen konnten durch ein Gemiſch von Schwefelkalium (Schwefelleber) und Chlorammonium (Salmiak), in Waſſer gelöſt, nicht zu weiterem Blühen gebracht werden, obwohl ſie Schwefel und Ammoniak zu ihrem Gedeihen gebrauchen und beides ihnen ſo in leicht aſſimilirbarer Form geboten wurde. Noch nicht im Blühen begriffene und klein gebliebene, ſchmächtige Levkojen des Hoch⸗ ſommers bekamen je einen Theelöffel eines Gemiſches von gleichen Theilen geſtoßenen Salpeters und Salmiaks, welches ich auf die Erde an die Wurzeln ſtreute, worauf die Pflanzen ein paar Mal angegoſſen wurden. Die Wirkung war eine überraſchende. Binnen wenigen Tagen zeigte ſich üppiges Wachsthum und darauf prachtvolles Blühen. Die Pflanzen blieben bis zum Eintritt des Winters geſund und in Flor. 497 2) Von Endivien, nämlich der ächten Endivie — Cichorium Endivia — und nicht der leider durch das Belieben der Handelsgärtner zu einem ganz unpaſſenden Namen verholfenen Sommer-Endivie, welche ein Lactuca iſt, wurde ein Theil mit Salpeter, ein Theil mit Salmiak und Salpeter beſtreut und ſofort ſo lange begoſſen, bis alles Salz abgeſpült war, weil die Blätter dieſer Pflanzengattung die Berührung mit ſo ſcharfen Salzen ſichtlich nicht vertragen. Eine Wirkung war bei beiden Verſuchen voll— ſtändig unbemerkbar. 3) Verſuche bei Salat (Lactuca) wurden nur in kleinem Maaßſtabe angeſtellt und müſſen von mir wiederholt werden; es ſchien jedoch, als ob Salmiak eine günſtige Wirkung äußere, jedoch war ſie nicht auffallend, iſt aber möglicherweiſe zu ſehr reducirt worden durch die gerade in dieſem Sommer dem Gedeihen der Salat jo ungünſtigen Witterungsverhältniſſe. 4) Verſuche bei Blumenkohl (Karviol),. Im Sommer und zwar Anfang Juli zur Herbſtcultur ausgepflanzte Pflanzen entwickelten ſich durch mühſame und aufmerlſame Pflege ſtattlich, erwuchſen jedoch nicht hinlänglich, um von ihnen im Herbſte Roſen zu erwarten. Jede Pflanze erhielt daher einen gehäuften Eßlöffel eines Gemiſches von geſtoßenem Salmiak und Salpeter, worauf wiederholt ſtark angegoſſen wurde. Die Wirkung war erſtaunlich. Ueppig entwickelten ſich die Pflanzen und ſtrotzten in Saft und Kraft. Leider konnte der zeitig eingetretenen Kälte wegen, und weil ich mein Gärtchen, was ſeit 2 Jahren nicht geſchehen war, düngen mußte, die Bildung der Blumen nicht abgewartet werden und war ich gezwungen, die Pflanzen auszuheben und nach Abnahme aller größeren Blätter und Ab— ſchütteln aller überflüſſigen Erde von den Wurzeln in einen finſteren, warmen Keller in feuchten Sand zu pflanzen. Dort bildeten ſich ſchon noch 12 bis 18 Tagen Roſen, von welchen die beſten 5 Zoll Durchmeſſer hatten und überaus zart und ſchmackhaft waren. Hiermit ſollen meine Verſuche mit Salzdüngungen in Betreff der Salze wie auch der Pflanzen noch keineswegs abgeſchloſſen ſein. Leider ſteht mir nur zu wenig Raum zu Gebote, um vergleichende Mengenver— verſuche zu gleicher Zeit anſtellen zu können. Ueber die Principien, welche mich bei meinen Proben leiteten, ſei im Allgemeinen noch Folgendes bemerkt: Daß die Theorie über die Wirkung des Düngers auf das Pflanzen— leben noch nicht geklärt, noch nicht definitiv abgeſchloſſen iſt, wird Jeder bekunden, der darüber nachgedacht, darüber geleſen hat. Der Empiriker bedarf einer ſolchen wiſſenſchaftlichen Sondirung freilich nicht, wohl aber der wiſſenſchaftlich vorwärts ſtrebende, geiſtig arbeitende Menſch, und ich hoffe daher, daß ſo mancher meiner geehrten Leſer dieſe Zeilen, als revolutionär, nicht bei Seite legen, ſondern ſie als einen Verſuch im Vorwärtsſtreben betrachten wird, ſelbſt wenn ſie auch nichts Neues, nichts Vollkommenes bringen. Ohne Zweifel nimmt die Pflanze aus dem Boden nur Mineraltheile auf und könnten wir uns einen Dünger ohne jede mineraliſche Beifügung denken, ſo würde die Wirkung deſſelben lediglich durch die Auflockerung der Erde und dadurch erzielt werden, daß durch dieſe wiederum gen und Licht Hamburger Garten⸗ und Blumenzeitung. Band XXIX. 498 zur Wurzel tritt, außerdem jedoch weſentlich durch die in Folge der chemiſchen Zerſetzung der organiſchen Stoffe erzeugte Wärme. (Ich ziehe das Waſſer hierbei nicht in den Bereich meiner Betrachtung.) Die Pflanze würde unter ſolchen Verhältniſſen verſchmachten; ſie gliche einem Menſchen ohne Knochen. Denken wir uns alſo die Mineraltheile als das Knochengerippe der Pflanze und denken wir daran, daß mit Kalk gebackenes Brod für Kinder nahrhafter iſt als anderes, weil es ihnen die Knochenbildung erleichtert, ſo muß auch einfach eine Pflanze beſſer gedeihen, wenn ich ihr die Stoffe zu ihrem Gerippe reiche, vorausgeſetzt, daß die anderen Factoren: Luft, Licht, Waſſer, Wärme, vorhanden find. Für viele Fälle wird der mit chemiſchen Kennt— niſſen ausgerüſtete Mann ſchon das Letztere beweiſen können, für die bei weitem meiſten Fälle ſchwebt ein geheimnißvolles Dunkel über dieſer Frage. Ebenſo wird in vielen Fällen eine Verbindung aus rein organiſchen Stoffen in gleiche Umgeſtaltung zu Nutzen der Abſorbtion der Pflanzen und ihrer Exiſtenz gebracht werden, ſei es in der Erde oder in der Zelle. Der Stickſtoff wird zu Gunſten der Pflanze jedenfalls erſt in der Zelle zur Auf- nahme aus ſeinen Verbindungen in andere paſſende umgeſtaltet und nicht in der Erde. Jenen reinen Stickſtoff, welchen die Pflanzen in großer Menge aus der atmoſphäriſchen Luft aufnehmen, laſſe ich hier ebenfalls außer Betracht. Verbindungen organiſcher Natur, welche des Stickſtoffes halber als Düngſtoffe verwerthet werden, wie z. B. Guano, müſſen ganz beſtimmt erſt in der Erde eine Reihe von chemiſchen Umſätzen erfahren, ehe ſie zur Auffauguug durch die Wurzel tauglich werden. Man betritt hier ein jo weites Feld der Forſchung mit ſo vielen Nebenwegen und Stegen, daß man ſich leicht verirren kann. Von dieſen Grundſätzen ausgehend, gab ich den Pflanzen die oben verzeichneten Salze, wobei mich der Gedanke leitete, daß der Stickſtoff im Salpeter und im Salmiak im Boden chemiſch aus ſeinen Verbindungen umgeſetzt und durch irgend welche Umbildung zur Aufnahme geſchickt gemacht wird; wird er frei von der Pflanze verlangt, ſo wird er jedenfalls ſchon und erſt in den Wurzeln frei gemacht, um natürlich im weiteren Verlaufe der pflanzlichen chemiſchen Thätigkeit in andere Verbindungen zu treten, welche die Pflanze zu ihrem Gerippe oder ihrer Production bedarf. An Stelle des Salpeters würde ſalpeterſaures Natron — Chili— ſalpeter — in mancher Beziehung daſſelbe leiſten; da jedoch die größte Anzahl der Pflanzen eine Menge Kali zu ihrer Ausbildung beanſprucht, wählte ich den Salpeter, das ſalpeterſaure Kali. Uebrigens iſt noch zu erwägen, ob nicht die Pflanzen einiger Familien Salpeter direct aufnehmen? wenigſtens kenne ich einige, die ihn ſtark enthalten. — Salmiak (Chlor- ammonium) tritt jedenfalls nicht direct in die Pflanzenzelle, fondern wird in Ammoniak und Chlor in der Erde zerſetzt, welche beide wieder Ver— bindungen mit anderen Stoffen eingehen, die für die Pflanzen aſſimilirbar find. Auch das Ammoniak ift fo überreich ſtickſtoffhaltig, daß dieſer Umſtand einer gleichen Beſprechung in Betreff dieſes Stoffes bedürfte, wenn nicht darüber ſchon vorher und beim Salpeter hinlänglich verhandelt worden wäre. In welcher Weiſe die Pflanze den Schwefel aufnimmt, iſt noch weniger 499 klar; wahrſcheinlich iſt, daß ſelbſt noch der gewöhnliche Boden genug Schwefel enthält, um die Anſprüche der Pflanze zu befriedigen, daher Verſuche damit unlohnend find und ohne Reſultate. Wir ſehen dies an manchen Cruciferen, welche viel Schwefel enthalten und an recht ſterilen Orten wachſen. Wollen wir den Schwefel nicht füglich als einen Beſtandtheil des Pflanzengerippes betrachten, wozu mancherlei Gründe berechtigen, ſo bedarf manche Pflanze dieſen Stoff doch ſicherlich zu ihren Productionen und zwar in großer Menge. Jedenfalls iſt indeſſen anzunehmen, daß der Schwefelwaſſerſtoff der Luft von den Pflanzen aufgeſaugt und umgearbeitet wird. Gerade dieſes Beiſpiel weiſt uns darauf hin, zu empfinden, wie groß die chemiſche Werk— ſtätte in jeder Pflanze und wie ausgedehnt ihre chemiſche Thätigkeit iſt. Die Erkenntniß derſelben veranlaßt uns, ihnen ihre chemiſchen Arbeiten zu erleichtern und ihnen Chemikalien zu reichen, und ſo vernünftig dies iſt, ſo lohnend iſt es. Daß Kochſalz den Boden feucht erhält, alſo mechaniſch wirkt, iſt hin— länglich bekannt, ob es jedoch von der Pflanze aufgenommen wird, iſt eine nicht zu bezweifelnde und leicht nachweisbare Thatſache. Bei allen dieſen Bemerkungen darf man jedoch nicht vergeſſen, daß nicht eine und dieſelbe Pflanze gleicher Salze bedarf und gleiche Mineraltheile aufnimmt; es iſt das Bedürfniß danach bei den verſchiedenen Pflanzen-Familien ſicher auch ein ganz verſchiedenes und nur die chemiſche Analyſe und die daraus zu ziehenden Schlußfolgerungen können uns darüber belehren, was wir den Pflanzen geben müſſen, um unſeren Anſprüchen an ihre Wachsthumsverhält— niſſe gerecht zu werden. Im Allgemeinen iſt beſtätigt, daß Pflanzen mit großen Blättern viel Salzdüngung vertragen, reſp. viel Salze aſſimilixen. Eine bekannte Familie, die der Cruciferen, nimmt jede Art von Salzdüngung günſtig auf, käme man damit auch einmal etwas zu ſtark. Pflanzen mit Milchſaft vertragen wahrſcheinlich auch ziemlich davon, während Compoſiten, wie ich beobachtet habe, nur vorſichtig damit behandelt ſein wollen, wenn— gleich ſie auch Milchſaft enthalten. Daher ſind auch meine Verſuche mit Endivien und Salat ſo zweifelhaft nutzenbringend geblieben, weil beide nur wenig Salze beanſpruchen. Dieſe Pflanzen bedürfen aller Wahrſcheinlichkeit nach hauptſächlich einen humeuſen, lockeren, Waſſer, Luft und Wärme ent— haltenden Boden, um zur größten Vollkommenheit zu gelangen. Nochmals muß ich bemerken, daß ich bei meinen Vorausſetzungen das Waſſer als el nothwendig und zugegen außer dem Bereich derſelben gelaſſen habe; denn es wird Jedermann wiſſen, daß das Waſſer ein wichtiger Factor bei faſt allen chemiſchen Verbindungen iſt und gerade den Pflanzen ſtets gegeben werden muß, ſei es um die chemiſchen Nahrungs- mittel für ſie löslich zu machen, ſei es um ihre körperliche Ausdehnung zu vermitteln und das durch Wärme und Luft entzogene Waſſer zu erſetzen. Meine hier vorgetragenen Betrachtungen bitte ich nur als einen Verſuch anſehen zu wollen zur Hilfeleiſtung bei der Klärung unſerer Gedanken über die pflanzliche Natur. 500 Die Gewinnung des Roſenöls in der Türkei. Den geſammelten Erfahrungen des Profeſſor von Hochſtetter über die Gewinnung des Roſenöls in der Türkei entnehmen wir Nachſtehendes: In der Umgegend von Kiſanlik werden dazu die Blüthen einfacher Roſen gebraucht. Rose damascena, sempervirens, moschata u. a. ſind die hauptſächlichſten Arten. Man baut ſie in Gärten oder richtiger auf Feldern, wie den Weinſtock, auch oft mit dieſem untermiſcht. Die Knospen werden im Mai gepflückt, ehe ſie ganz aufgegangen ſind, und ſammt den grünen Kelchblättern der Deſtillation unterworfen, welche nicht fabrikmäßig betrieben, ſondern von jedem Grundbeſitzer in ſeinem Hauſe vorgenommen wird. Es dient dazu ein verzinnter kupferner Keſſel, 4 Fuß hoch, 2— 2½ Fuß weit, mit langer Kühlröhre. Darein kommen 50 Okka Waſſer und 10--20 Okka Roſen. Das Deſtillat fängt man in Glasflaſchen von 7—8 Okßka auf, die erſten drei bis vier Flaſchen ölhaltigen Waſſers giebt man in den Keſſel zurück. Das Oel nimmt im Halſe der Flaſche eine fingerdicke Schicht ein und wird mit kleinen Löffeln abgenommen. 10—25 Okka Roſen geben 1 Medical oder Muscal Oel (1 Medical iſt 1 Dramm, 400 Dramm machen 1 Okka und 312 Dramm 1 K.) Darnach geben etwa 5000 Pfund Roſen 1 Pfund Roſenöl. Der Preis des Roſenöls variirt je nach der Ernte von 12— 25 Piaſter (1 fl. 20 kr. bis 2 fl. 50 kr. öſt. W.) per Medical. In einem guten Jahre liefert die Umgegend von Kiſanlik bis 500,000 Medical; im Jahre 1869 wurde jedoch das Ergebniß nur auf 200,000 M. geſchätzt, da die Ernte durch Trockenheit verdorben war. Immerhin veranlaßt die Roſenölgewinnung um Kiſanlik einen jährlichen Umſatz von ½ bis 1 Mill. Gulden. Das Roſenöl wird ſchon an Ort und Stelle häufig mit Geranium— Oel verfälſcht. Sein eigner Geruch wird von dem des Roſenöls vollſtändig übertäubt. Um reines Oel zu erhalten, muß man ſich an zuverläſſige Firmen halten. — Das Zollpfund Roſenöl koſtet ca. 120 — 125 Thlr. Verſendet wird es in runden verzinnten Kupferflaſchen. Sie enthalten 5 Zollpfund Oel und werden in Flanell eingenäht. Der Ausfuhrzoll beträgt 10% des Geldwerthes, und überdies nimmt die Regierung noch den Zehnten von der Production. Das Roſenöl wird noch an anderen Orten, bei Karlova Sogat, am ſüdlichen Fuße des großen Balkans und bei Philippopel, gewonnen. Gartenbau⸗Vereine. Breslau. (Section für Obſt und Gartenbau der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur.) Die Section für Obſt- und Gartenbau ꝛc. hat ſo eben den Bericht über ihre Verhandlungen im Jahre 1872 herausgegeben, in welchem eine große Anzahl von ſehr gediegenen längeren wie kürzeren Abhandlungen praktiſchen Inhaltes und viele andere Mittheilungen enthalten ſind und ein rühmendes Zeugniß von der großen 501 Thätigkeit der Section und ihrer Mitglieder liefert. Zu verſchiedenen Malen haben wir im Laufe des Jahres auf die in den Sitzungen der Section gehaltenen Vorträge nach den uns gütigſt eingeſendeten Berichten hingewieſen und ſelbſt einige derſelben unſern Leſern mitgetheilt. Mit Vergnügen erſehen wir aus dem Berichte, daß die Section für Obſt⸗ und Gartenbau im vergangenen Jahre das 25. Jahr ihrer Wirk— ſamkeit zurückgelegt hat. Wir müſſen der Section rühmend nachſagen, daß ſie während dieſes Zeitraumes ganz ungemein viel für die Hebung und Förderung der Gartenkultur und im letzten Decennium auch noch ganz beſonders viel für die Hebung und Förderung des Obſtbaues in Schleſien gethan hat, wofür derſelben auch von Seiten der höchſten Staatsbehörden, wie von den ſtädtiſchen Behörden die größte Anerkennung zu Theil ge— worden iſt. Dem, von dem zeitigen Secretair der Section, Kaufmann und Stadt— rath E. H. Müller verfaßten Berichte über die Verhandlungen der Section für Obſt und Gartenbau entnehmen wir einen kurzen Auszug über die Entſtehung und über das allmählig mehr und mehr ſegensreiche Wirken der Section. Wenn ſchon die Schleſiſche Geſellſchaft für vaterländiſche Cultur ſeit ihrer Gründung im Jahre 1804 manchen Schritt für die Hebung und Förderung der Gartencultur und des Obſtbaues in Schleſien gethan hatte, auch andererſeits wiederholte, jedoch ſtets vergeblich gebliebene Verſuche gemacht worden waren, für dieſe Zwecke in der Hauptſtadt der Provinz einen Verein zu bilden, ſo war es doch erſt dem im Jahre 1846 erwählten und noch jetzigem hochverdienten Präſes der Schleſiſchen Geſellſchaft, Herrn Geh. Med.⸗Rath, Profeſſor Dr. R. Goeppert, vorbehalten, einen ſolchen zu begründen, durch ſtets bereitwilligen, fürſorglichen Rath und That zu kräftigen und ihn zu bleibend reger Wirkſamkeit zu führen. Nach den vorliegenden Nachrichten hatten im Jahre 1846 in Breslau einige Freunde des Gartenweſens und Handelsgärtner ſich zuſammengefunden, um unter dem Namen „Blumen-Verein“ für die Hebung der Garten— cultur zu wirken. Sehr bald zeigte ſich jedoch, daß dieſer Verein, was ſchon ſein Name bezeichnete, ſeine Grenze zu eng geſteckt habe, auch zu ſchwach ſei, um ſein Vorhaben wirkſam erfüllen zu können; von demſelben wurde daher unter allgemeiner Zuſtimmung deſſen Mitglieder der Vorſchlag des Herrn Profeſſor Dr. Goeppert freudig begrüßt, Schritte zu thun, um dieſen Verein als eine Section der ſchleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Cultur zu conſtituiren. Am 24. März 1847 wurde dem Präſidium der genannten Geſellſchaft über die Bildung dieſer neuen Section berichtet, am 4. Mai als deren Secretair der Stadtälteſte Selbſtherr in das Präſidium eingeführt, am 29. Juni deren erſte ordentliche Verſammlung abgehalten und auf Grund der Verhandlungen der Section vom 18. März und der Conferenz-Protokolle des Präfidii vom 22. Mai und 29. November deſſelben Jahres, an letzterem Tage das für dieſe bis dahin ſchon 88 hieſige und auswärtige Mitglieder 502 zählende Section für Obſt- und Gartenbau entworfene beſondere Statut feſtgeſtellt und genehmigt. Inzwiſchen, und zwar in den Tagen vom 15. bis 21. September 1847, hatte die Section in dem allerdings ſehr engen Raume des Glashauſes der ſtädtiſchen Promenade an der Ziegelbaſtion und einem mit demſelben verbundenen zeltartigen Vorbau auch ihre erſte Pflanzen-Ausſtellung ver- anſtaltet, welche der günſtigſten Aufnahme ſeitens des Publikums ſich zu erfreuen hatte. Noch in demſelben Jahre ging das Secretariat der Section an den Univerſitäts-Secretair Nadbyl über und folgten demſelben in dieſem Amte durch Wahlen: 1852 Gymnaſial-Director Prof. Dr. Frdr. Wimmer, 1856 Gymnaſial-Directer Profeſſor Dr. K. Fickert, 1860 wiederum p. Wimmer und im Jahre 1864 der noch derzeitige Secretair, Kaufmann und Stadtrath E. F. Müller, welcher ſeit 1854 bis dahin ſtellvertretender Secretair geweſen war und an deſſen Stelle als ſolcher ſeit 1864 bis zu ſeinem im December 1872 erfolgten Ableben Bureau-Director Inkermann fungirte. Getreu ihrem Zwecke: „den der Förderung in Schleſien bedürfenden Gartenbau im All⸗ „gemeinen und der Obſt-, Gemüſe- und Zierpflanzen-Cultur im „Beſonderen durch Vereinigung der auf dieſen Gebieten arbeitenden „und ſich für dieſelben intereſſirenden Kräfte in ſich, in aller und „jeder geeigneten Weiſe zu beleben und zu förden“, ließ die Section deſſen erſten Theil zunächſt ſich angelegen ſein und zeugt dafür die von Jahr zu Jahr zugenommene Anzahl ihrer reſp. Mitglieder aller Stände der Provinz, welche am Schluſſe des Jahres 1872 auf 384 ſich beläuft. Daß ſie aber auch die in deſſen letztem Theile ſich geſtellte Aufgabe durch Wort und That möglichſt zu erfüllen andauernd und beſonders beſtrebt war, dafür ſprechen des Näheren die von ihr ausgegebenen Jahres- berichte. Mit Beginn des Jahres 1848 wurde für die hieſigen Mitglieder der Section, gegen einen beſonderen Beitrag zu demſelben, ein noch heute beſtehender Leſezirkel gärtneriſcher Zeitſchriften eingerichtet, welchem in der Folge das beachtenswertheſte Neue aller Fächer der Gartenliteratur und die Berichte der im Laufe der Zeit mit der Section in Schriften-Austauſch getretenen zahlreichen gleichartigen Vereine zugeführt wurden. Die in dieſem Zirkel in Umlauf geweſenen Schriften und von der Section ſonſt noch an— geſchafften größeren gärtneriſchen Werke find der Bibliothek der Schleſiſchen Geſellſchaft überwieſen und ſtehen nach einem beſonderen Reglement von dort aus auch den auswärtigen Mitgliedern zu Dienſt. Kaum wird dieſe nach Nummern und Inhalt reiche Abtheilung der Bibliothek irgend eine erhebliche Lücke zeigen; derſelben reihen ſich die werthvollen Cabinette natur— getreu nachgebildeter Obſtfrüchte von Dittrich und von Arnoldi an. Auch wurde im Jahre 1848 mit den hieſigen ſtädtiſchen Behörden bezüglich der Verwaltung der öffentlichen Promenaden Breslau's ein Ueberein⸗ kommen dahin getroffen, daß der jezeitige Präſes der Schleſiſchen Geſellſchaft 503 und der Secretär der Section für Obſt- und Gartenbau ſtändige Mitglieder der ſtädtiſchen Promenaden-Deputation ſind und in dieſe die Section noch ein Mitglied aus der Mitte ihrer hieſigen Mitglieder zu entſenden ara Dies Verhältniß beſteht zur Zeit noch fort. Außer der oben erwähnten, ihrer erſten Ausſtellung, veranſtaltete die Section zu verſchiedenen Zeiten Pflanzen-, Gemüſe- und Frucht-Ausſtellungen, mehrere derſelben mit Verlooſungen von Pflanzen verbunden, von geringerem oder weiterem Umfange, mit anſehnlichen Prämiirungen, und zwar im Winter— garten, in den Sälen des Caté restaurant, in dem Liebich'ſchen Saale und in der ſtädtiſchen Turnhalle, mehrere aber auch und namentlich die Obſt— Ausſtellungen in den Räumen der Schleſiſchen Geſellſchaft. Auf größere Ausſtellungen mußte in den letzten Jahren wegen gänzlichen Mangels an geeigneten Localitäten und um ſo mehr verzichtet werden, als nach wiederholt gemachten ſchlimmen Erfahrungen die Beſitzer werthvoller Pflanzen deren Verluſt durch die Unbilden des Transportes oder auch durch den unvermeid— lichen Temperaturwechſel in dem Ausſtellungslocale ſcheuten, andererſeits ſolche mit erheblichen, den Geldmitteln der Section nicht angemeſſenen Koſten verbundene Ausſtellungen ein eatſprechendes Intereſſe im Publikum nicht ausreichend fanden. Unter günſtigeren Verhältniſſen ſoll jedoch auf der— gleichen Ausſtellungen wieder Bedacht genommen werden. Als im zweiten und dritten Jahre nach Gründung der Section der Verſuch gemacht worden war, durch Ankauf neuer Pflanzen und deren Verlooſung unter die Mitglieder einen lebendigeren Sinn für die Zier— pflanzencultur zu wecken, wurde es dem Zwecke der Section entſprechender erachtet, Gratis⸗Vertheilungen an Mitglieder von Sämereien ueuer, als beachtenswerth empfohlener Gemüſe und Florblumen zum Verſuchsanbau, und von Edelreiſern vorzüglicher, für den Anbau in unſerer Provinz geeig— neter Obſtſorten einzuführen, den Empfängern jedoch die Bedingung zu ſtellen: ihre aus den vorgenommenen Culturen und Veredelungen gewonnenen Erfahrungen zur Kenntniß der Section zu bringen. Angaben über dieſe Vertheilungen ſtehen zwar nur erſt ſeit dem Jahre 1854 zu Gebote, welchen Anklang dieſelben aber unter den Mitgliedern fanden, geht wohl am beſten daraus hervor, daß ſeit jener Zeit bis zum Ende des Jahres 1872 den betreffenden Wünſchen durch Zutheilung von 24,768 Obſt-Edelreiſern, 22,854 Portionen Gemüſe⸗ und 16,286 Portionen Blumenſamen Folge gegeben werden konnte. Zwar wurden die dagegen geſtellten Bedingungen nie all— ſeitig erfüllt, doch ſind dieſe Vertheilungen unzweifelhaft dem Zweck der Section förderlich, 5 die in ihren Jahresberichten enthaltenen bezüglichen Culturberichte gewähren viele ſehr beachtenswerthe Fingerzeige. Daß eingedenk des großen vielſeitigen Nutzens, welchen die Obſtcultur in verſchiedenen Gegenden Deutſchlands ſeit langer Zeit erzielt, die von der Section ſich ſehr bald geſtelkte Hauptaufgabe: die Hebung und Förderung derſelben auch in unſerer Provinz, durch die Vertheiluug von Obſt-Edel⸗ reiſern in nur beſchränktem Maaße zu erfüllen ſein würde, war dieſelbe ſich ſehr wohl bewußt; ſie nahm deshalb zugleich darauf Bedacht, auf einem geeigneten Grundſtücke diejenigen Obſtſorten nach Güte, Tragbarkeit und 504 ſonſtigen Eigenſchaften prüfen zu können, welche für die verſchiedenen Lagen und Bodenbeſchaffenheiten der Provinz ſich beſonders eignen möchten, um ſie dann in einer Baumſchule unter ſtrenger Innehaltung der richtigen pomologiſchen Benennungen zu cultiviren. Auf dieſe Weiſe konnten zunächſt ihre Mitglieder Gelegenheit finden zur Anſchaffung zuverläſſig werthvoller Obſtſorten. In Ermangelung von Geldmitteln zum Erwerb eines eigenen Grund— ſtücks pachtete deshalb die Section im Jahre 1857 ein hieſiges Garten— grundſtück. Daſſelbe erwies ſich jedoch nach kurzem Betriebe bei den jährlich ſich ſteigernden Anſprüchen als unzureichend. Nach vielen vergeblichen Bemühungen, in den Beſitz eines geeigneten, auch für erweiterte Bedürfniſſe ausreichend großen Areals zu gelangen, hatte endlich im Jahre 1867 die Section das Glück, durch die Munificenz der hieſigen ſtädtiſchen Behörden ein ſolches Grundſtück in einer der Commune Breslau eigenen, in der Feldmark von Alt-Scheitnig gelegenen, in jeder Beziehung vortheilhaft aus: gezeichneten Ackerparzelle von ca. 16 Morgen Größe unentgeltlich überwieſen zu erhalten. Demnach wurde der erwähnte Pachtgarten aufgegeben. Nach Maßgabe der der Section zu Gebote ſtehenden Geldmittel, nach angeſtrengteſter Thätigkeit und mit-Ueberwindung oft erheblicher Schwierig- keiten, deren größte wohl die Reparatur der durch die beiden ungewöhnlich harten Winter von 1869/70 und 1870/71 angerichteten ſehr bedeutenden Verluſte an den aus den ſicherſten Quellen bezogenen Mutterſtämmen, jungen Edelſtämmchen und ſelbſt an Wildlingen war, iſt es nun gelungen, auf dem bezeichneten Areal zur Hebung des Obſtbaues in Schleſien, und hierdurch zur Förderung deſſen höherer Landescultur, einen pomologiſchen und reſp. Verſuchsgarten, verbunden mit einer umfangreichen Obſtbaumſchule zu begründen und in rationellen Betrieb zu ſetzen. Konnten aus dem Pachtgarten der Section während der 10 Jahre ſeines Beſtehens bis zu deſſen im Jahre 1868 erfolgten Räumung nur 18,900 Obſtwildlinge, 4350 Obſt-Edelſtämmchen und 9600 Weinreben und Beerenſträucher, aus dem neuen Gartenetabliſſement ſeit deſſen im Jahre 1869 erfolgten Fertigſtellung bis zum Schluſſe der Saiſon von 1872, alſo in nur erſt 4 Jahren, aber ſchon 29,500 Obſtwildlinge, 9900 Edel- ſtämmchen, 8400 Weinreben und Beerenſträucher in den empfehlenswertheſten Sorten und unter zuverläſſig richtiger Sortenbezeichnung, ſowie 420 Stück hochſtämmig veredelte Roſen zum größeren Theile an Mitglieder geliefert werden, ſo beweiſt der von Jahr zu Jahr ſich geſteigerte Abſatz gewiß ein immer mehr wachſendes Vertrauen zu dieſem gemeinnützlichen Unternehmen. Leider aber fehlt zur dauernden Förderung und Erhaltung dieſes neuen Etabliſſements noch etwas Weſentliches, welches bisher ſchmerzlich und auch nicht ohne Nachtheil entbehrt wurde, nämlich ein eigenes Gärtnerhaus mit den erforderlichen Wirthſchaftsräumen. Zur Zeit müſſen die Gärtner in nur allzuweit entfernt liegenden Localen wohnen; jedoch aber zum erfolgreichen Betriebe der Gärtnerei ſelbſt, zu deren ſteter Ueberwachung und zur Heranbildung tüchtiger, in Schleſien 505 faſt gänzlich fehlender Obſtbaumwärter iſt Wohnung im Garten ſelbſt das allerdringendſte Erforderniß. Außer der Anerkennung, welche die Beſtrebungen der Section für Hebung und Förderung des Obſtbaues in Schleſien, wie oben erwähnt, durch die Vergünſtigung der hieſigen ſtädtiſchen Behörden fanden, wurden ihr als hocherfreuliche Beweiſe gleicher Anerkennung auch bei den höchſten Staatsbehörden faſt von der Zeit ihres Beſtehens an, zuerſt durch das königliche Oeconomie⸗Collegium mittelſt des landwirthſchaftlichen Central— Vereins für Schleſien und darauf durch hohes Miniſterium für die land— wirthſchaftlichen Angelegenheiten, ſich wiederholt geſteigerte und noch erſt kürzlich auf weiter hinaus zugeſicherte Subventionen gnädigſt zugewendet. Hierzu traten auch noch ſehr anerkennenswerthe Beihilfen der hochgeehrten Provinzial⸗Stände Schleſiens. Durch dieſe ſo vielſeitig gewährte aufmunternde Unterſtützung fühlt die Section ſich nun aber auch wahrhaft verpflichtet, mit Aufbietung aller ihrer Kräfte zur Erreichung ihres Zieles, d. i. für die Erbauung eines Gärtnerhauſes, thätig zu ſein. Geldmittel hierzu beſitzt die Section nicht; bei den gegenwärtigen Verhältniſſen darf aber wohl die zuverſichtliche Hoffnung gehegt werden, daß zu dieſem ſo dringend nothwendigen Baue ihre zahl— reichen Mitglieder und Gönner, unter denen ſich eine erhebliche Anzahl wohlhabender, ſelbſt reich begüterter, dem Obſtbau wohlgeneigter und opfer— bereiter Männer befinden, recht namhafte fördernde Hilfe angedeihen laſſen werden. Zu deren Empfangnahme erklärt der Secretair der Section ſich bereit und — glücklich würde ſie ſich fühlen, wenn ſie zur Erinnerung an die jüngſt begangene Feier ihres 25jährigen Beſtehens im neuen Jahre zur Erbauung eines Gärtnerhauſes und damit zu einem würdigen Andenken an ihr einſt begonnenes Wirken gelangte. Am 6. Juli 1872 wurde unter Leitung des Präſes der Schleſiſchen Geſellſchaft, Herrn Geheimen Rath Profeſſor Dr. Goeppert, die durch denſelben vor 25 Jahren, am 29. Juni 1847, durch Abhaltung ihrer erſten ordentlichen Verſammlung erfolgte Begründung der Section für Obſt- und Gartenbau bei einem gemeinſchaftlichen Abendeſſen, an welchem der Ober— Präſident der Provinz Schleſien, Herr Graf zu Stolberg, Excellenz, als Gaſt theilnahm, in dem Locale der Schleſiſchen Geſellſchaft (Börſen-Gebäude am Blücherplatz Nr. 16), nachdem an ſämmtliche hieſige und auswärtige Mitglieder dieſer Geſellſchaft und dieſer Section Einladungen hierzu ergangen waren, feſtlich begangen. In dem durch den ſtädtiſchen Garten-Inſpector Herrn Loeſener geſchmackvoll decorirten größeren Saale hatten auswärtige und hieſige Mitglieder zahlreich ſich verſammelt. Auf der mit ſeltenen Pflanzen des königl. botanischen Gartens und prächtigen, von mehreren Mit- gliedern geſpendeten Blumenbouquets reich geſchmückten Tafel war jedes Couvert noch durch einen kleinen Blumenſtrauß geziert. Das Feſt eröffnete Herr Geheimer Rath Goeppert mit einem begeiſternden, freudigen Wiederhall findenden Hoch auf Se. Majeſtät den König und Kaiſer, als Schutzherrn und Förderer auch der von der Section angeſtrebten, friedlich verſchönenden und gemeinnützlich bildenden Zwecke. Im 506 weiteren Verlaufe brachte der zeitige Secretair der Section der weit über Deutſchland hinaus hoch geachteten Schleſiſchen Geſellſchaft, als der Mutter, und dem hochverehrten Präſes derſelben, Herrn Geh. Rath Goeppert, als dem Vater dieſer Section, im Namen dieſer ihrer Tochter ein Hoch. Nachdem noch viele verſchiedene Toaſte ausgebracht worden ſind, wurden die Feſttheilnehmer durch Frohſinn und zwanglos gemüthliche Unterhaltung bis zur erſten Morgenſtunde des folgenden Tages gefeſſelt. Breslau. Schleſiſcher Central-Verein für Gärtner und Gartenfreunde.) Der Vorſtand des hier genannten Vereins hat ſeinen Bericht für das Jahr 1871 und 1872 herausgegeben, aus dem hervorgeht, daß der Verein nicht ſtillgeſtanden hat, ſondern eifrig bemüht geweſen iſt nach allen Richtungen hin für die Förderung des Gartenbaues zu wirken. Der Verein zählt jetzt unter ſeinen wirklichen Mitgliedern 83 Gärtner und 16 Gartenfreunde. Im verfloſſenen Jahre hielt der Verein 20 Sitzungen in denen verſchiedene Vorträge von praktiſchem Werthe und allgemeinem Intereſſe gehalten wurden, wie z. B. Beobachtungen über ſchädliche Einflüſſe des Leuchtgaſes in einem Glashauſe und auf die Pflanzenvegetation, ein Thema, das nicht allein ſchon auf der Tagesordnung des Congreſſes von Gärtnern und Gartenfreunden in Hamburg 1869 ſtand, ſondern auch auf dem jüngſt abgehaltenen Congreſſe von Gärtnern und Gartenfreunden in Wien 1873 lebhaft beſprochen wurde. Ueber die Pflanzenausſtellung in Berlin im Jahre 1872, wie über die Gartenbau-Ausſtellung des ſchleſiſchen Central-Vereins für Gärtner und Gartenfreunde in Breslau im Jahre 1872 giebt der Jahresbericht des genannten Vereins ſehr ausführliche Mit- theilungen. Der Vorſtand für 1873 dieſes ſehr rührigen Gärtner-Vereins beſteht aus den Herren H. Streubel, Obergärtner, als Vorſitzender, Handelsgärtner L. Schneider, Stellvertreter; Obergärtner J. Schütze, Secretair und Bibliothekar, deſſen Stellvertreter Handelsgärtner W. Senzky; A. Schmidt, Disponent, Rendant (Scholz und Schnabel.) Breslau. (Schleſiſche Geſellſchaft für vaterländiſche Kultur. Section für Obſt- und Gartenbau). In der Sitzung vom 4. Juni d. J. kamen neben Berathungen der inneren Angelegenheiten der Section folgende Gegenſtände von allgemeinem Intereſſe vor. Der Secretair Kauf- mann E. H. Müller berichtete über die, auch für das Frühjahr d. J. durch ihn vollzogene Gratis-Vertheilung von Sämereien; an 121 Mitglieder, welche ſich nach dem über dieſelben ausgegebenen Verzeichniſſe um dergleichen beworben hatten, wurden 1388 Portionen Gemüſe- und 1728 Portionen Blumenſamen, ſämmtlich von empfehlenswerthen Sorten, zum Verſuchsanbau und Berichterſtattung über deren Kultur und Werth vertheilt. — Seiler in Ober⸗Weiſtritz empfahl ſehr angelegentlichſt zum Anbau die ſehr reichen Ertrag liefernde und wohlfſ ſchmeckende „Victoria-Kartoffel“. v. Gülich auf Stembach berichtete über ſeine im vorigen Jahre neu angelegte Ananas— Treiberei, welche ihrer erwünſchten Reſultate wegen, demnächſt um das Doppelte erweitert werden ſolle, daß er auch einen 1 Morgen großen Eichen⸗ Pflanzkamp vorrichtete, bei der zunehmenden Holzſtoff-Fabrikation einen Theil 507 ſeiner Ländereien für die Cultur der canadiſchen ſchwarzen Pappel (Populus monilifera) ins Auge gefaßt habe und im folgenden Jahre 3 Morgen zur Spargelcultur herzurichten beabſichtige. — Vom Obergärtner Schütz in Wellendorf (Ungarn) wurde ein Aufſatz „zur Cultur der Orangenbäume“ vor— etragen. i In der Sitzung am 15. October 1873 wurde unter anderen Gegen— ſtänden vom Secretair Kaufmann Müller berichtet, daß das Preisverzeichniß für den Herbſt 1873 und Frühjahr 1874 der, aus dem Obſtbaumſchul⸗ garten verkäuflichen Obſtbäume ꝛc. zur Abgabe bereit läge, und auch Nicht— mitgliedern auf Verlangen franco überſendet werden würde. Außer diverſen Obſt⸗Wildlingen würden in demſelben offerirt: 60 Sorten Aepfel, 32 Sorten Birnen in Hoch- und Halbhochſtamm, Pyramidenform und zweijähriger Ver— edelung zu Cordons, 42 Sorten Kirſchen und die gewöhnliche Hauszwetſche, ferner 25 Sorten Weinreben, 40 Sorten Stachelbeeren in gut bewurzelten Pflanzen und hochſtämmig, 12 Sorten Johannisbeeren, 9 Sorten Himbeeren, 13 Sorten nur wirklich werthvolle Erdbeeren und die Einmache-Hagebutte (Rosa pomifera). — Zum Vortrage gelangte vom Obergärtner Schütz in Wellendorf (Ungarn) „Ueber Verpflanzung decorativer Topfgewächſe.“ Aus einem Bericht des Lehrer Oppler in Plania: „Ein Mittel zur Vertilgung der Engerlinge.“ Berlin. Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. Preußiſchen Staaten veranſtaltet vom 2., 3. und 4. Mai 1874 eine Ausſtellung. Nach dem Programm ſind: 1. Zur Preisbewerbung Gärtner und Gartenbeſitzer des In- und Auslandes berechtigt, ſie ſeien Mitglieder des Vereins oder nicht. — 2. Außer Pflanzen, abgeſchnittenen Blumen, Gemüſen und Früchten ſind auch Gartenverzierungen, Sämereien, künſtliche Dungſtoffe und ſonſt auf Gärtnerei Bezug habende Gegenſtände zuläſſig. — 3. Die Gegenſtände der Preisbewerbung bleiben Eigenthum der Beſitzer. — 4. Die auszuſtellenden Pflanzen und die ſonſtigen Ausſtellungs⸗ Gegenſtände ſind in einem doppelten Verzeichniſſe bis zum 28. April 1874 beim Obergärtner Dreßler in Berlin, Bellevueſtraße 6a. anzumelden und die Gegenſtände ſelber bis ſpäteſtens den 1. Mai Mittags im Aus— ſtellungs-Lokale, Georgenſtraße Nr. 19 (Reitbahn der Tatterſal— Geſellſchaft) einzuliefern. Nur Früchte, Gemüſe And abgeſchnittene Blumen werden noch am erſten Ausſtellungstage bis 7 Uhr Morgens angenommen. Eine gleiche Ausnahme ſoll noch für einzelne, beſonders empfindliche Pflanzen geſtattet werden. Die Entſcheidung darüber hängt von dem Ermeſſen der Ordner ab. — 5. Die Pflanzen müſſen ſich, ebenſo wie die Töpfe, Stäbe und ſonſtiges Zubehör, in einem für die Ausſtellung geeigneten Zuſtande befinden, andernfalls können ſie von den Ordnern zurückgewieſen werden. Es iſt den Ausſtellern geſtattet, ihre Pflanzen als verkäuflich zu bezeichnen und auch von den einzelnen Pflanzen den Preis anzugeben. — Die Aus— ſteller haben in ihren Verzeichniſſen ausdrücklich anzugeben, um welche Preiſe des Programms ſie ſich mit den eingeſendeten Gegenſtänden bewerben; zur beſſeren Vergleichung bei Beurtheilung der um einen Preis concurrirenden Gegenſtände ſind für jede Kategorie der Bewerbung geſonderte Verzeichniſſe 508 einzureichen. Dagegen Handelnde haben es ſich ſelbſt beizumeſſen, wenn ihre Einſendungen nicht die gewünſchte oder gar keine Berückſichtigung bei den Preisrichtern finden. — 7. Die Anordnung der Ausſtellung übernehmen die vom Vorſtande ernannten Ordner, welche allein berechtigt ſind, die ein— gelieferten Gegenſtände anzunehmen, den Platz zu deren Aufſtellung an— zuweiſen und den Empfang in einem der beiden Verzeichniſſe zu beſcheinigen. Die Aufſtellung der Auſtellungs-Gegenſtände kann jeder Einſender an dem von den Ordnern anzuweiſenden Platz ſelbſt bewirken oder auch den Ordnern überlaſſen. — 8. Alle Einlieſerungen müſſen bis zum Schluß der Aus— ſtellung ausgeſtellt bleiben, doch können Früchte und die nach Nr. 4 als beſonders empfindlich bezeichnete Pflanzen nach vorgängiger Verſtändigung mit den Ordnern ſchon früher zurückgenommen werden. — 9. Um mehr als eine und zwar um die vom Ausſteller bezeichnete Preisaufgabe kanu daſſelbe Object oder dieſelbe Collection als Bewerber nicht gelten. — 10. Die Einlieferung der betreffenden Gegenſtände bis in das oben bezeichnete Ausſtellungslokal erfolgt auf Gefahr und Koſten des Ausſtellers. — 11. Für Schutz und Pflege der ausgeſtellten Pflanzen ꝛc. während der Dauer der Ausſtellung wird von dem Vereine nach Kräften Sorge getragen werden. Mit dem Schluſſe der Ausſtellung hört die Pflege der Pflanzen durch den Verein auf, und haben die Ausſteller für ihre Pflanzen ſelbſt zu ſorgen. — 12. Die Zurücknahme der ausgeſtellten Gegenſtände beginnt am Tage nach Schluß der Ausſtellung von Morgens 7 Uhr an. — 13. Das Preisrichter⸗ amt beſteht aus 10 Perſonen, deren Berufung dem Vorſtande zuſteht, welcher zugleich den reſp. Vorſitzenden ernennt. Ausſteller ſind von dem Amte gänzlich ausgeſchloſſen. Zur Beſchlußfähigkeit reichen 7 Mitglieder im Plenum des Collegiums reſp. 4 in der einzelnen Section aus, deren Zahl im Falle der Unvollſtändigkeit der Vorſitzende des Preisrichteramtes aus anderen Mitgliedern des Vereins zu ergänzen befugt iſt. Bei etwaiger Stimmengleichheit giebt die Stimme des Vorſitzenden den Ausſchlag. Eine Trennung des Preisrichter-Collegiums in Sectionen bleibt vorbehalten. — 14. Die Preisrichter erkennen auf Medaillen, Geldpreiſe und Ehren-Diplome. Die gekrönten Gegenſtände werden nach Abfaſſung des Urtheils durch den Vorſitzenden des Preisrichteramtes und durch die Ordner als gekrönt bezeichnet; hierauf erſt tragen die letzteren auch für die Anheftung der Namen ſämmtlicher Ausſteller bei ihren Ausſtellungs-Gegenſtänden Sorge. Der Beſchluß des Preisrichteramtes wird durch den Vorſitzenden deſſelben oder deſſen Stellvertreter am erſten Tage der Ausſtellung Mittags 1 Uhr. öffentlich proclamirt. — 15. Die etwa nicht nach Maßgabe des Programms zugeſprochenen Geldpreiſe werden den Preisrichtern bis zu einem Maximal⸗ betrage von zuſammen 300 Mark zur Verfügung geſtellt; ein etwaiger weiterer Ueberſchuß wird einem für eine ſpätere Ausſtellung zu bildenden Prämien⸗Fonds überwieſen. — 16. Es wird ein Eintrittsgeld erhoben; einheimiſche Mitglieder erhalten 3 Freikarten, auswärtige ebenſo auf ihre Meldung bei dem Generalſecretair. — 17. Die Ausſtellung findet in der Reitbahn der Tatterſal-Actien-Geſellſchaft, Georgenſtraße 19, ſtatt. Die 509 Namen der Ordner und der Preisrichter werden ſpäter bekannt gemacht werden. — Preis⸗Aufgaben. 1. Für eine Zuſammenſtellung blühender Topfpflanzen in 20 Exem- plaren und ebenſo vielen Arten, ein Preis von 150 Mark. 2. Für eine Pflanzengruppe, welche maleriſch und äſthetiſch aufgeſtellt iſt, 1 erſter Preis von 100, 1 zweiter Preis von 50 Mark. 3. Für eine Gruppe blühender Orchideen, 1 erſter Preis von 150, 1 zweiter von 50 Mark. 4. Für eine Gruppe indiſch⸗chineſiſcher Azaleen in 25 Exemplaren und ebenſo vielen Sorten, 1 erſter Preis von 100, 1 zweiter von 50 Mark. 5. Für eine Gruppe von indiſch-chineſiſchen Azaleen in mindeſtens 30 Sorten, 1 erſter Preis von 10e, 1 zweiter von 50 Mark. 6. Für neuere und neueſte Azaleen in mindeſtens 12 Sorten, 1 erſter Preis von 60 Mark, 1 zweiter von 30 Mark. f 7. Für eine Gruppe Rhododendron, 1 erſter Preis von 50 Mark, 1 zweiter von 30 Mark. 8. Für eine Gruppe blühender Camellien, 1 erſter Preis von 70 M., 1 zweiter Preis von 30 Mark. 9. Für Baumfarne in mindeſtens 6 Arten, wovon mindeſtens 6 Exem— plare 1 Meter Stammhöhe haben müſſen, ein Preis von 100 Mark. 10. Für eine Sammlung Freilandsfarne von mindeſtens 50 Arten und Abarten mit erkennbar ausgebildeten Wedeln, ein Preis von 50 Mark. 11. Für eine Palmen⸗Sammlung in mindeſtens 30 Arten, 1 erſter Preis von 100 Mark, 1 zweiter Preis von 50 Mark. 12. Für eine Sammlung Dracänen: 1) Aus mindeſtens 30 Arten und Abarten beſtehend, ein Preis von 80 Mark. 2) Aus mindeſtens 15 Arten und Abarten, ein Preis von 40 M. 13. Für eine Gruppe neuer Agaven, Yukken, Daſylirien, Pincenectien ꝛc., ſei es in einer dieſer Gattungen oder in einer gemiſchten Gruppe ein Preis bon 100 Mark. 14. Für eine Sammlung Aroideen in mindeſtens 12 Arten, ein Preis von 30 Mark. 15. Für eine Gruppe blühender Roſen, 1 erſter Preis von 100 Mark, 1 zweiter Preis von 60 Mark, 1 dritter Preis von 40 Mark und 1 vierter Preis von 20 Mark. | 16. Für eine Gruppe blühender Sträucher des freien Landes in Gefäßen in mindeſtens 12 Arten, 1 erſter Preis von 30 Mark, 1 zweiter Preis von 20 Mark. 17. Für Azalea pontica und mollis in mindeſtens 10 Sorten, 1 erſter Preis von 30 Mark, 1 zweiter Preis von 20 Mark. 18. Für eine Gruppe buntblättriger Warmhauspflaazen, 1 erſter Preis von 50 Mark, 1 zweiter Preis von 30 Mark. 19. Für eine Gruppe buntblättriger Kalthauspflanzen, 1 erſter Preis von 50 Mark, 1 zweiter Preis von 30 Mark. 510 20. Für eine Zuſammenſtellung blühender Pflanzen aus einer und derſelben Gattung (Erica, Epacris, Acacia, Cyclamen, Cineraria, Calceolaria, Goldlack, Winterlevkoyen, Pelargonien ꝛc.), 1 erſter Preis von 50 Mark, 1 zweiter Preis von 30 Mark und zwei Preiſe à 20 Mark. 21. Für eine Gruppe ornamentaler Blattpflanzen, 1 erſter Preis von 50 Mark, 1 zweiter von 30 Mark. 22. Für Marktpflanzen in 12 Arten, 50 und 40 Mark. 23. Für Marktpflanzen in 6 Arten, 30 und 20 Mark. 24. Für Topf⸗Coniferen, ein Preis von 50 Mark. 25. Für Freilands⸗Coniferen, ein Preis von 30 Mark. 26. Für eine Sammlung von Laubhölzern in Töpfen mit vollſtändig entwickelten Blättern, ein Preis von 30 Mark. 27. Für eine Sammlung japaneſiſcher Ahorne, ein Preis von 50 M. 28. Für das beſte Paar Pyramiden- oder Kronenbäume mit dauerndem Laube (Orangen, Lorbeeren, Myrten ꝛc), 1 erſter Preis von 50, 1 zweiter Preis von 20 Mark. 29. Für blühende Zwiebelgewächſe (Amaryllis, oder Hyacinthen oder Tulpen ꝛc.), 1 erſter Preis von 40 Mark, 1 zweiter Preis von 30 Mark. 30. Für Schaupflanzen, ein Preis von 60 Mark, ein Preis von 50 Mark, zwei Preiſe von à 40 Mark und fünf Preiſe von à 30 Mark. 31. a) Für 6 in Berlin noch nicht ausgeſtellte neue Pflanzen, deren Character deutlich erkennbar, ein Preis von 60 Mark; b) für 3 dergleichen ein Preis von 30 Mark; c) für 1 dergl. ein Preis von 10 Mark. 32. Für ein Arrangement von Pflanzen zur Zimmerdecoration (Blumen⸗ tiſch, Etageren ꝛc.), ein Preis von 30 Mark. 33. Abgeſchnittene Blumen: 1) Sortimentsblumen, ein Preis von 20 Mark, 2) Arrangements (Bouquets, Tafelaufſätze, Haargarnirungen ꝛc.), 1 erſter Preis von 50, 1 zweiter von 30, 1 dritter von 20 und 1 vierter Preis von 20 Mark. 34. Für Garten⸗Utenſilien und Geräthe, ein Preis von 20 Mark. 35. Für Obſt (auch conſervirtes), 1 erſter Preis von 30 Mark, 1 zweiter Preis von 20 Mark. 36. Für Gemüſe, 1 erſter Preis von 30 Mark, 1 zweiter Preis von 20 Mark. 37. Zur Verfügung der Preisrichter eine Anzahl Ehrendiplome und ausfallende Preiſe bis zum Geſammtbetrage von 300 Mark. Die Feſtſtellung eines Nachtrags-Programms für etwa noch zu bewilligende anderweitige Preiſe ſowie für die eventuell vom Verein zu ſtiftende Medaille wird noch vorbehalten. Belfaſt (Irland). Der Secretair der North of Irland Horticultural Society macht bekannt, daß im Auguſt 1874, zur Zeit der Verſammlung der britiſchen Naturforſcher-Geſellſchaft zu Belfaſt, daſelbſt gleichzeitig eine internationale Ausſtellung von Pflanzen, abgeſchnittenen Blumen, Früchten ꝛc. abgehalten werden ſoll, worüber die näheren Bedingungen demnächſt bekannt gegeben werden. Florenz. Von Seiten der königl. Gartenbau⸗Geſellſchaft von Toscana 544 wird eine große internationale Gartenbau-Ausſtellung veranſtaltet, die vom 11. bis 25. Mai 1874 zu Florenz ſtattfinden ſoll. Das ſehr ausführliche Programm iſt bereits erſchienen. Nach demſelben müſſen die Anmeldungen bis zum 31. Januar k. J. geſchehen. Von Seiten der königl. Gartenbau— Geſellſchaft zu Toscana ſind an Preiſen ausgeſetzt: 100 goldene Medaillen, 221 ſilberne Medaillen und 131 bronzene Medaillen. Außer dieſen ſtehen noch mehrere von jeder Sorte den Preisrichtern zur Verfügung für preiswürdige Gegenſtände, weche in dem Programme nicht genannt ſind. Ferner ſind fünf Ehrenpreiſe, beſtehend in großen goldenen Medaillen ausgeſetzt; 1. Von Sr. Majeſtät dem Könige von Italien. 2. Dem landwirthſchaftlichen und Handels-Miniſterium. 3. Von der Damen Protectorin Aſſociation. 4. Von der Provinz Florenz. 5. Von der Stadt Florenz. Für diejenigen Ausſteller, deren Gegenſtände ſich durch die Schönheit und ihren Nutzen auszeichnen und die am meiſten zum Gelingen der Ausſtelluug beigetragen haben. Se. Hoheit der Prinz Paul Demidoff hat dem Ausſtellungs-Comité zwei große goldene Medaillen, im Werthe von 500 Fr. jede, zur Verfügung geſtellt, die mit dem 1. Preiſe der Preisaufgaben Nr. 144 und 116 vertheilt werden ſollen. Die 144. Preisaufgabe lautet: 1. und 2. Preis für die beſte Collection Roſen in Blüthe, in 1000 verſchiedenen Sorten, in Töpfen cultivirt. Die 116. Preisaufgabe heißt: Für die beſte Sammlung neuer Roſen in Blüthe, die ſeit der internationalen Gartenbau-Ausſtellung in Hamburg 1869 in den Handel gekommen ſind. Profeſſor Parlatore, Präſident der Gartenbau-Geſellſchaft zu Toscana hat eine goldene Medaille für die 41. Preisaufgabe beſtimmt, alſo für die beſte Collection Nepenthes. Gleichzeitig mit dieſer Gartenbau-Ausſtellung findet auch ein inter— nationaler Congreß von Botanikern ſtatt. Die Anmeldungen zur Theil— nahme haben bis zum 1. März 1874 bei dem Präſidenten, bei den Secretairen der k. Gartenbau⸗Geſellſchaft zu geſchehen. Die bei dieſem Congreß zur Discuſſion vorge ſchlagenen Thema ſind: 1. Ueber die Dauer der ſchlafenden Lebensfähigkeit in den Pflanzen und die Mittel ſie wieder zu erwecken. 2. Ueber die Circulation des Saftes in den Zellen und deren Urſachen. 3. Ueber den Zweck oder Nutzen der Milchſäfte in den Pflanzen. 4. Ueber die Natur und Functionen der Haare an den Pflanzen. 5. Ueber die Urſachen der Bewegung der Blätter, beſonders an Hedysarum Gyrans. 6. Die Urſachen, welche die Richtungen der Wurzeln und Seng bei der Keimung der Samen haben. 512 7. Ueber die Urſachen, welche auf die Richtung der Zweige, namentlich bei den Bäumen mit hängenden Zweigen, Einfluß haben. 8. Ueber die Acclimatiſirung der perennirenden Pflanzen, beſonders über das Alter, in welchem jede Species den niedrigſten Temperaturgrad ertragen kann. 9. Ueber die Analogie zwiſchen den Reproductions-Organen der Pfanerogamen und Cryptogamen. 10. Ueber das allgemeine Ergebniß der Befruchtung durch Kreuzung (dichogamique) und über die Lebensdauer des Pollens. f 11. Ueber den Gebrauch der geſtreiften Menbrane der keimhaltigen Bläschen und über die Natur der antipodalen Bläschen des keimhaltigeu Sacks. 12. Ueber die Natur und Function der Gonidien (Brutzellen) der Lichenen. 13. Ueber die Natur der cryptogamiſchen Paraſiten des menſchlichen Körpers. 14. Ueber die Natur und Urſprung der Bacterien. 15. Ueber den Einfluß welchen die Pflanzen auf Gährungen, Miasmen und Anſteckungen haben. 16. Ueber die Verſchiedenheit welche die Blätter je nach dem Alter der Pflanzen darbieten. 17. Ueber die Symmetrie der Staubfäden. 18. Ueber die Möglichkeit Regeln aufzuſtellen für einen rationellen Unterſchied der Bezeichnungen: Species, Race, Varietät, beſonders in Bezug der individuellen Appreciation der Syſtematiker. 19. Ueber den Werth der Beſchreibungen der foſſilen Pflanzen, beſonders über die von den Blättern herſtammenden Kennzeichen. 20. Ueber die Kennzeichen und den Urſprung der inſulariſchen Floren. 21. Ueber die Kennzeichen und den Urſprung der alpinen Floren, beſonders über die Urſachen, welche deren Grenzen beſtimmt haben. 22. Ueber das nothwendige Verfahren um eine beſtimmte Scala zum Meſſen microſcopiſcher Objecte zu erzielen. Die vierte temporäre Ausſtellung des Gartenbaues in Wien. Meinem Verſprechen gemäß ſende Ihnen einen kurzen Bericht über die vierte temporäre Gartenbau-Ausſtellung in Wien, die vom 18. bis 23. September ſtattgefunden hat. Dieſe Ausſtellung war in Betreff der Leiſtungen auf dem Gebiete des Gartenbaues denen ihr voraufgegangenen ziemlich gleich. Blühende Pflanzen waren auch diesmal nur ſpärlich vertreten wie auch Topfpflanzen in geringerer Anzahl vorhanden waren als bei den beiden früheren Ausſtellungen; unter den vorhandenen war jedoch noch manche beachtenswerthe Sammlung zu ſehen. Vorherrſchend waren, der Jahreszeit entſprechend, Gemüſe und Früchte vertreten. 513 Aus Frankreich hatte Als gatière in Lyon ein kleines Sortiment gefülltblühender Pelargonien ausgeſtellt, die jedoch ohne Blumen glänzten. Aus Deutſchland waren O. Knopff (Firma J. W. Wendel) in Erfurt mit abgeſchnittenen Aſtern, Georginen und Zinnien ꝛc. vertreten; ferner H. Wrede in Lüneburg mit ſehr ſchönen Viola tricolor maxima, Ch. Deegen in Köſtritz mit Georginen, die leider ſehr gelitten hatten, dann von demſelben zwei Exemplare von Euphorbia Lathyroides (2) mit Früchten. J. P. Scheidecker in München hatte prachtvolle Gladiolen ausgeſtellt. Die Privat- und Handelsgärtnereien in und bei Wien hatten die meiſten Pflanzengruppen aufgeſtellt, und ſtammten dieſe Gruppen meiſt aus den Gärtnereien, welche bei den früheren Ausſtellungen ſo weſentlich beigetragen haben. f Daniel Hooibrenk in Hietzing hatte ſchöne Gladiolen-Sämlinge geliefert, während von den Handelsgärtnern Georg Steck & Co. in Wien ſehr gut cultivirte Marktpflanzen, wie Ardisia crenata, Livistonia chinensis, Gummibäume, Corypha australis, Dracänen, Begonien, Cyperus alternifolius, Camellien ꝛc. vorhanden waren; Handelsgärtner C. Matznetter bei Wien hatte eine Menge ſehr kräftig cultivirter Markpflanzen ausgeſtellt, welche wie die bei den früheren Ausſtellungen geſehenen, ſich durch Geſundheit und Ueppigkeit auszeichneten, es waren namentlich Ficus, Palmen, Epiphyllum truncatum, Primula chinensis fl. albo pl., diverſe Magnolien u. dgl. m. Der k. k. botaniſche Univerſitäts Garten in Wien, Obergärtner Benſeler, hatte ſich auch bei dieſer Ausſtellung ſtark betheiligt und diesmal waren es hauptſächlich Pflanzenarten aus den Familien der Craſſulaceen, Euphorbiaceen, Liliaceen, Amaryllideen, Irideen ꝛc. Aus letzterer Familie auch die ſo hübſche Crocosmia aurea. Der erſte und bedeutendſte Handelsgärtner Wiens, Rudolf Abel in Hietzing, der für die temporären Ausſtellungen ſo ungemein viel gethan hat und der für feine Leiſtungen von der Jury mit einem Ehrendiplom aus- gezeichnet worden iſt, hatte ſich auch bei dieſer vierten Ausſtellung mit vor- züglich ſchönen Pflanzen betheiligt. Auch diesmal waren ſeine Eriken von ausgezeichneter Schönheit, es waren Culturpflanzen im wahren Sinne des Wortes und jedes Exemplar in ſchönſter Blüthe. Vorzüglich ſchön waren Erica colorans, mollissima, Rohanii, curviflora lutea, declinata und cruciata. Von anderen Pflanzen waren es hauptſächlich wieder Cycadeen, Pandaneen, Aralien, Aroideen und Bromeliaceen, die ſich durch ſchöne, vortrefflich eultivirte Exemplare hervorthaten. Aus dem Rodek'ſchen Garten, Obergärtner Fiedler, waren es eben— falls wieder Palmen, Farne, Croton, Maranten und Aroideen, die ſich wie ſchon auf den früheren Ausſtellungen, durch gute Cultur auszeichneten. Aus dem herzogl. Braunſchweig'ſchen Garten, Hofgärtner Leſemann, in Hietzing, waren ſehr ſchöne neuere Dracänen, Palmen, Maranten ꝛc. aus⸗ geſtellt, wie mehrere niedrige, buſchig⸗gezogene Exemplare des jo dankbar und reich blühenden Plumbago capensis. | Der Obergärtner Hirſch, im Graf Aug. Breunner'ſchen Garten in Grafenegg hatte außer einigen anderen Pflanzen mehrere Sämlinge von Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXIX. 33 514 Begonia Sedeni befruchtet mit Beg. boliviensis und Pearcei, wie ſolche jetzt in mehreren Gärtnereien auftauchen; ferner mehrere ſtarke Exemplare der ſo ſchönen Melaſtomacee: Lasiandra macrantha. Sehr ſchöne Proteaceen, die jetzt zu den Seltenheiten in den Samm⸗ lungen gehören, verſchiedene Gesneraceen, Nägelien und Tydaeen, die zu den hübſcheſten Pflanzen zu zählen ſind, waren aus den Gewächshäuſern des Grafen Schönborn auf Schönborn, Obergärtner Novotny, in Nieder— öſterreich, ausgeſtellt. Was die Gemüſe-Sammlungen anbelangt, jo zeichnete ſich die Samm- lung des Grafen Freiherrn von Suttner in Hermannsdorf, Obergärtner Skebra, durch Reichhaltigkeit und Güte aus. Dieſe Sammlung beſtand aus Kohlſorten, Kohlrabi, Sellerie, Gurken, Tomaten, herrlichen Zwiebeln, Erbſen, Bohnen u. dergl. Der Gartenbau-Verein in Bamberg hatte eine nicht minder reiche und gute Gemüſe-Collection eingeſandt. Es befanden ſich in derſelben 104 Sorten Bohnen und 49 Sorten Erbſen, viele Zwiebelſorten, Kohlſorten ꝛc. Der Verein für Gartenbau in Hamburg hatte ſich auch mit einer reichen Sammlung Gemüſe betheiligt, in welcher Sammlung auch verſchiedene Kürbisſorten vertreten waren. — Erfurt's berühmter Gemüſebau war durch eine Collection von O. Knopff in Erfurt vertreten. In dieſer Sammlung war von ganz beſonderer Schönheit der Blumenkohl, dann Kohlrabi (Glas-), Rieſenkohlrabi, diverſe Rübenſorten, Kartoffeln ꝛc. Friedr. Klaering in Wien hatte nur ſpaniſche rothe und weiße Zwiebeln und Rothkohl ausgeſtellt, dieſe aber von ganz ausgezeichneter Schönheit. Die Gebrüder Bovelli in Pallanza am Lago Maggiore hatten eine ſehr intereſſante Sammlung von Coniferenzapfen ausgeſtellt. Die Betheiligung von Früchten bei dieſer Ausſtellung war eine ziemlich bedeutende und ſah man unter denſelben ganz vorzüglich ſchöne Exemplare. Der einzige Franzoſe, der ausgeſtellt hatte, war der Gärtner Demouilles in Toulouſe. Seine Sammlung beſtand außer aus Mandeln, Pfirſich, Maul⸗ beeren, Feigen, Granatäpfeln, Quitten, Wallnüſſen, noch aus 169 ver— ſchiedenen Birnen-, 69 Aepfel- und 128 Trauben-Sorten, alle Früchte in vorzüglichem Zuſtande. Dieſer Sammlung ſtanden die Früchte von dem Landwirthſchafts— und Gartenbau-Verein in Bozen in Tyrol an Güte und Reife eben⸗ bürtig zur Seite, zudem zeichnete ſich dieſe Sammlung durch eine über— ſichtliche Aufſtellung der Früchte ganz beſonders aus. So waren die Aepfel wie die Birnen in Gruppen zuſammengebracht, ſo daß man ohne Mühe Vergleiche mit den zuſammengehörenden Sorten anſtellen konnte. Ausgeſtellt waren 69 Sorten Aepfel und 110 Sorten Birnen, von Weintrauben 126 Sorten in vier Zuſammenſtellungen: weiße und rothe Tafeltrauben und weiße und rothe Trauben zur Weinbereitung. Außer dieſen Früchten enthielt die Sammlung noch Maronen, Granaten, Citronen, Apfelſinen, Melonen ꝛc., die alle zuſammen ungemein hübſch aufgeſtellt waren. 515 Auch Italien hatte ſich bei dieſer Ausſtellung mit 2 Sammlungen betheiligt, ſo die Ackerbau-Geſellſchaft in Trient mit einer großen Obſt— ſammlung, beſtehend aus 150 Birnen-, 80 Aepfel- und an 200 Trauben⸗ Sorten, dann noch in Holzgefäßen abgelegte Weinreben mit Trauben, während die zweite Saumlung gut gereifter Früchte von der Ackerbau-Geſellſchaft in Rovereto eingeſandt war. Aus Ungarn waren vorzügliche Trauben, namentlich von Franz Held in Fünfkirchen, wohl die beſten, dann vom Obergärtner Janauſchek bei Johann von Nako, von welchem auch noch Aepfel und Birnen, aus— eſtellt. 1 Handelsgärtner G. Goegginger in Riga hatte in Alkohol auf— bewahrte Früchte einer von ihm ars Samen gezogenen neuen Johannisbeere mit birnenförmigen Früchten eingeſendet. A. Galle in Ober-Glauche bei Trebnitz in Schleſien hatte außer einigen Ananas 114 Aepfel und 88 Birnen eingeliefert. — Der Obergärtner von Kremsmünſter in Oberöſterreich, Joſ. Runkel, hatte ebenfalls eine bedeutende Collection Früchte ausgeſtellt, unter dieſen auch mehrere amerikaniſche Aepfel⸗ Sorten, meiſt aber nur kleinfrüchtig. Von dieſen hatte Adam's autumne sweet die größten Früchte. Das Stift St. Florian in Oberöfterreich hatte ſich auch noch mit einer großen Collection von Früchten betheiligt, in welcher ſich viele gute Sorten befanden. Der Pomolog dieſes Stiftes Joh. Kienaſt hatte mehrere reich mit Früchten beſetzte Obſtbäume in Töpfen geliefert, die einen reizenden Anblick gewährten. Der Gärtner Hellerman im Stifte Zwettel in Niederöſterreich hatte 18 Stück Limonen in Töpfen ausgeſtellt, die reich mit Früchten beſetzt waren. Die Pflanzen waren etwa 1½ Fuß hoch. Bouquets, Kränze, getrocknete Blumen und dergl. waren in großer Menge vorhandeu, ſelbſt aus Gent waren getrocknete Immortellen und Gräſer eingeſandt worden, aber unter den Bouquets war nur wenig was von großem Geſchmacke in der Zuſammenſtellung zeigte. Was die Preisvertheilung bei dieſer Ausſtellung betrifft, ſo wird die— ſelbe ſpäter bekannt gemacht werden und werden wir fie dann der der früheren temporären wie der permanenten Ausſtellung anreihen. Preis⸗Vertheilung bei den temporären wie bei der permanenten Ausſtellung des Gartenbanes in der Weltausſtellung in Wien 1873. Vielen Anfragen unſerer geehrten Correſpondenten nachzukommen, wie denn eigentlich die Preisvertheilung bei den Gartenbau-Ausſtellungen in der Weltausſtellung in Wien ausgefallen iſt, ſind wir im Stande, nach dem officiellen Berichte in dem Organ der k. k. Gartenbau-Geſellſchaft in Wien, die Prämiirten den Leſern der Gartenzeitung anzugeben. Wir müſſen hier noch bemerken, daß nach dem von der k. . Garten⸗ 33 516 bau⸗Geſellſchaft veröffentlichten Programm (Hamburg, Gartenztg. 1872, ©. 133), welches ſämmtliche eventuell zu vertheilende Preiſe angiebt, bei den goldenen aber ausdrücklich bemerkt iſt, daß deren Zuerkennung erſt am Schluße der Ausſtellung ſtattfindet. — Von den Medaillen, welche die Weltausſtellung durch ihr internationales Preisgericht zuerkannt, iſt wohl allgemein bekannt, daß dieſelben nur in Bronze geprägt ſind und von dieſen bezüglich des Gartenbaues, nur die Fortſchritts-Medaille, die Verdienſt- Medaille, jene für guten Geſchmack und die für Mitarbeiter zuerkannt werden können. 1. Bei der erſten vom 1.—15. Mai ſtattgehabten temporären und permanenten Ausſtellung. J. Linden in Brüſſel die Fortſchrittsmedaille und Verdienſt— medaille für die verſchiedenen Collectionen prachtvoller Pflanzen. Alexis Dalliere in Gent die Verdienſtmedaille für neue und zierliche Azaleen, Coniferen und Ilex-Arten. Van der Cruyſſen in Gentbrugge ein Anerkennungsdiplom. Landwirthſchaftliche Akademie in Eldena, Director Dr. Baum— ſtark, ein Anerkennungsdiplom für ein ausgezeichnetes Sortiment über— wintertes Obſt. Angelo Piccoli in Rovigno ein Anerkennungsdiplom für Artiſchocken von rieſiger Größe, ebenſo Ludwig Tſchugguel in Bozen nebſt einer ſilbernen Medaille der k. k. Gartenbau-Gelellſchaft in Wien für im Freien getriebenen Rieſenſpargel. Rudolph Klöck, Degenhart Nachfolger in Wien, ein Anerken— nungsdiplom für Gartenwerkzeuge. Expoſition aus Japan ein Anerkennungsdiplom für eßbare Wurzeln von Dioscorea japonica, Lappa major und Zwiebeln von Lilium Kamtschaticum. Handelsgärtner Klempf in Rudolfsheim ein Anerkennungsdiplom der Weltausſtellung und 1 ſilberne Medaille der Gartenbau-Geſellſchaft für Prachtexemplare von Meerrettig. Handelsgärtner Franz Mayer dieſelbe Anerkennung für Sellerie— wurzeln. Handelsgärtner Georg Mayer ein Anerkennungsdiplom der Weltausſtellung und die Vermeil-Medaille der Gartenbau-Geſellſchaft für ein Gemüſeſortiment. Joſeph Hirſch, gräfl. Breunner'ſcher Obergärtner auf Grafenegg und Franz Skebra, freiherrl. Suttner'ſcher Schloßgärtner zu Harmannsdorf, erhielten Jeder ein Anerkennungsdiplom und je 1 ſilberne Medaille. Letzterer begleitete ſeine Ausſtellung mit einer eigenen Witterungsſtatiſtik in Tabellenform, welche die klimatiſch ſehr ungünſtigen, aber ſiegreich überwun— denen Verhältniſſe des Mondviertels ſehr überſichtlich darlegte. Louis l'Herault in Argenteuil (Frankreich) ein Anerkennungs- diplom für Rieſenſpargel. Rudolph Abel in Hietzing bei Wien die Fortſchritts-Medaille | 517 und die Verdienſt-Medaille von der internationalen Jury und von der Gartenbau-Geſellſchaft die Vermeil-Medaille und die Vormerkung auf die goldene für ſeine ganz ausgezeichneten Pflanzencollectionen. Anton Scheiber, Handelsgärtner, ein Anerkennungsdiplom, ſo— wie die ſilberne Geſellſchafts-Medaille für niederſtämmige Roſen. Guttermann, Hofgärtner in Regensburg, ein Anerkennungs— diplom für Amaryllishybriden. | Franz Flag die Verdienſt-Medaille und auch die Vermeil— Medaille der Geſellſchaft für blühende Alpenpflanzen. Emil Rodek (Gärtner Fiedler) ein Anerkennungsdiplom der Weltausſtellung, ſowie eine ſilberne Medaille und eine dieſer Medaille gleichkommende Anerkennung III. Klaſſe der Gartenbau-Geſellſchaft für Rhododendron, Roſen, Amaryllis, Begonien, Coniferen ꝛc. G. Steck & Comp., Handelsgärtner, die Verdienſt-Medaille und ein Anerkennungsdiplom der Weltausſtellung und die ſilberne Me— daille und das der Vermeil-Medaille gleichzuſtellende Diplom II. Klaſſe der Gartenbau-Geſellſchaft für blühende Gewächſe des Blumenmarktes. Carl Kammel & Co., Handelsgärtner in Grußdach in Mähren, die Weltausſtellungs-Medaille für guten Geſchmack und die Vermeil— Medaille der Gartenbau-Geſellſchaft für Coniferen. Herzogl. Braunſchweig'ſcher Garten zu Hietzing, Hofgärtner Leſe— mann, die Verdienſt-Medaille und zwei Anerkennungsdiplome der Weltausſtellung, ſowie die Vermeil-, die Silber-Medaille und zwei Diplome III. Klaſſe der Gartenbau-Geſellſchaft für die reichhaltigen Gruppen prächtiger Pflanzen. Lucas Bachraty, Handelsgärtner in Lieſing, eine Verdienſt-Me— daille und ein Anerkennungsdiplom der internationalen Jury und die ſilberne Medaille, ſowie das ihr gleichkommende Diplom III. Klaſſe der Gartenbau-Geſellſchaft für hochſtämmige Roſen (80 Sorten), hybride Rhodo— dendron, blühende Orangen und Ziergehölze. Friedr. Kläring, Handelsgärtner, eine Verdienſt-Medaille und ein Anerkennungsdiplom der Weltausſtellung, ſowie die ſilberne Medaille der Gartenbau-Geſellſchaft für 180 Roſen, Nelken x. Hofgärtner Müller, Vorſteher der Wilhelma-Gärtnerei zu Cannſtatt in Württemberg, eine Verdienſt-Medaille für eine Collection durch künſtliche Befruchtung erzielter, in Blüthe ſtehender Rhododendron-Sämlinge. J. Hirſch, Obergärtner des Grafen Breunner, die Verdienſt— Medaille und eine Vermeil-Medaille der Geſellſchaft für Sickim— ee Rosa rugosa (als Regeliana ausgeſtellt) und Styrax japonica, ühend. Eduard Abel, Handelsgärtner in Wien, ein Anerkennungsdiplom und die ſilberne Medaille der Geſellſchaft ſür Azaleen, Blatt- und Zierpflanzen und Coniferen. | Friedr. Benſeler, Obergärtner im k. k. Univerſitätsgarten in Wien, die Verdienſt-Medaille der Weltausſtellung, ſowie die Vermeil— 518 Medaille der Geſellſchaft für eine Collection mediciniſcher und techniſch⸗ wichtiger Pflanzen ꝛc, Carl Matznetter, Handelsgärtner bei Wien, eine Verdienſt-Me⸗ daille der Weltausſtellung, ſowie die Vermeil-Medaille, die ſilberne Medaille und das Diplom III. Klaſſe für Azaleen, Calceolarien, Dracä⸗ nen, Palmen ꝛc. in vorzüglicher Cultur. Joſ. Weſſely, Gehilfe des Hofgarten-Directors Antoine im k. k. Hofburggarten in Wien, ein Anerkennungsdiplom und die ſilberne Medaille der Geſellſchaft für fünf blühende Primula japonica hybrida. Ludwig Abel, Handelsgärtner in Wien, eine Verdienſt-Medaille der Welt⸗Ausſtellung und eine Vermeil-Medaille der Geſellſchaft für Azaleen und Rhododendron, Papilionaceen, Epacris, Pandanus-Arten ꝛc. E. Pohle, Gartendirector des Fürſtlich Liechtenſtein'ſchen Parks in Eisgrub, ein Anerkennungsdiplom der Welt-Ausſtellung und ein Diplom III. Klaſſe der Geſellſchaft für 100 Stück hochſtämmiger Roſen. Carl Tſchernickl, Obergehilfe im k. k. Hof-Pflanzengarten in Schön⸗ brunn, ein Anerkennungsdiplom und eine ſilberne Medaille der Gartenbau-Geſellſchaft für eine intereſſante Sammlung von 110 friſchen Wurzeln officineller, theils an Ort und Stelle ſelbſt geſammelt, theils aus dem Univerſitätsgarten in Wien bezogen und nach Dr. Koſteletzky's medicin.⸗ pharmaceut. Flora geordnet. G. Delchevalerie, Director der vicekönigl. Ackerbauſchule in Cairo, eine Verdienſtmedaille für eine neue Einführung aus Egypten, nämlich die Embrevade (Cajanus indicus); von dieſer einjährigen Gemüſepflanze war ein rieſig entwickelter Stamm nebſt Hülſen und Samen ausgeſtellt. Joſ. Matznetter, Handelsgärtner, ein Anerkennungsdiplom und ein gleiches III. Klaſſe der Gartenbau-Geſellſchaft für Pelargonien. Steiermärkiſcher Gartenbauverein eine Verdienſt-Medaille, ſowie eine ſilberne Medaille der Gartenbau-Geſellſchaft für überwinterte Birnen und Aepfel. Peter Schilhan, gräfl. Szecheny'ſcher Obergärtner in Horpacs, ein Anerkennungsdiplom der Welt-Ausſtellung für Gemüſe. Eine Auszeich⸗ nung der Gartenbau-Geſellſchaft konnte nicht gegeben werden, da der grund- ſätzliche Ausſchluß der transleithaniſchen Ausſteller von der cisleithaniſchen Concurrenz von der internationalen Jury feſtgehalten werden mußte und die bloße Mitgliedſchaft der Gartenbau-Geſellſchaft zu einer ſolchen Aus— nahme nicht berechtigt. Aus demſelben Grunde erhielt Joſ. Januſchek, Gärtner des Herrn von Nako in Komlos im Banat auch nur das Anerkennungsdiplom der Weltausſtellung für einige Veredelungen von Hedera Helix auf Aralia Sieboldii und überwinterte Aepfel. f Joſ. Runkel, Kremsmünſter Stifts-Obergärtner, eine Verdienſt— Medaille, ſowie eine ſilberne Medaille der Gartenbau-Geſellſchaft für Aepfel und Birnen. K. Centralſtelle für Landwirthſchaft in Stuttgart eine Verdienſt— Medaille für reiche Kernobſt-Sammlung. 519 Engelbert Thiel, Schloßgärtner des Graf Fries'ſchen Gartens in Vöslau, ein Anerkennungsdiplom der Welt-Ausftellung und das der Vermeil-Medaille gleichkommende Diplom II. Klaſſe der Geſellſchaft. Münchner bürgerlicher Gärtner-Verein eine Verdienſt-Me— daille fur reiche Gemüſeſammlung. E. Junge, Kunſtgärtner im Eine-Schindler'ſchen Schloßgarten zu Schönbrunn nächſt Nikolausdorf in Preuß. Schleſien, ein Anerkennungs— diplom für getriebene Gemüſeſorten. Ackerbau-Geſellſchaft zu Trient eine Verdienſt-Medaille und ein Diplom II. Klaſſe der Geſellſchaft für conſervirtes Obſt. T. J. Seidel zu Alt-Strieſen bei Dresden eine Verdienſt-Me— daille, ſowie das Anerkennungsdiplom der Welt-Ausſtellung für blühende Azaleen und Rhododendron und Camellienpflanzen. Für Formobſtbäume auf der permanenten Ausſtellung erhielten die Fortſchritts-Medaille: Durand in Paris; A. C. Roſenthal und Hengl jun. in Wien; Obſtbaumſchule zu Kloſterneuburg; Graf Diony Szecheny (Gärtner Peter Schilhann); Graf Franz Zichy zu Födemes in Ungarn; F. J. C. Jürgens in Ottenſen die Verdie nſt-Medaille und die orei erſteren zugleich die Vermeil-Medaille der Geſellſchaft; Baltet frͤͤres in Troyes (Frankreich), und Pomologiſcher Verein in Boskoop (Holland) das Anerkennungs— diplom; Richon, Gärtner beim Grafen Franz Zichy in Födemes die Medaille für Mitarbeiter, für deſſen erfolgreiche Bemühungen. 2. Bei der zweiten temporären Ausftellung vom 15. bis 20. Juni wie permanenten Ausſtellung. J. Q. A. Warren in Neu-York ein Anerkennungsdiplom für Orchideen und Bromeliaceen aus Florida, obgleich nicht in Blüthe. Georg Steck & Comp., Handelsgärtner in Wien, ein Anerken— nungsdiplom und eine ſilberne Medaille der Geſellſchaft für Blumen— marktpflanzen, unter denen namentlich Hortenſien und Gloxinien hervorragten. Joſ. Januſchek aus dem Nako'ſchen Garten im Banat eine Ver— dienft-Medaille für Gemüſe und Obſt. Ausſtellungs-Commiſſion in Verona eine Verdienſt-Medaille für Collection Gemüſe. Carl Mayer, Handelsgärtner in Wien, ein Anerkennungsdiplom und eine ſilberne Medaille der Geſellſchaft für Gemüſe. Landwirthſchaftl. Verein und dem Gärtner Anton Worell zu Eibenſchütz in Mähren, jedem ein Anerkennungsdiplom und eine ſilberne Geſellſchafts-Medaille für zwei Partien Rieſenſpargel. Franz Zoufaly, Handelsgärtner in Miltſchau, eine Verdienſt— 520 Medaille und eine Vermeil-Medaille der Geſellſchaft für ſehr großen Spargel. ä | Joſ. Hirſch, Obergärtner im Graf Breunner'ſchen Garten zu Grafen⸗ egg, eine Verdienſt- Medaille und die Vermeil-Medaille der Ge— ſellſchaft für 28 Gemüſeſorten. Dieſelbe Auszeichnung erhielt noch: Georg Mayer, Handelsgärtner in Wien, für 10 Arten Gemüſe. Schwaneke, Handelsgärtner in Aſchersleben. Wrede, Handelsgärtner in Lüneburg und i Adolf Toscano, Gartenarchitekt in Wien, erhielten jeder ein An⸗ erkennungsdiplom für Viola tricolor maxima. Letzterem wurde jedoch noch als Inländer die ſilberne Geſellſchafts-Medaille für die im freien Lande ausgeſtellten Viola cornuta Perfection ertheilt. Graf v. Breunner, Gartenbeſitzer zu Grafenegg, eine Verdienſt— Medaille für ſeine Verdienſte um die Horticultur, und deſſen Gärtner Joſ. Hirſch die Medaille für Mitarbeiter und die ſilberne Me— daille der Gartenbau-Geſellſchaft. a Leopold Stumpf, Handelsgärtner, ein Anerkennungsdiplom und die ſilberne Medaille der Gartenbau-Geſellſchaft. A. Stelzner, Handelsgärtner in Gent, eine Verdienſt-Medaille für im freien Lande ausdauernde Farnekräuter, beſtehend aus 124 Arten und Varietäten. Louis de Smet, Handelsgärtner in Gent, die Verdienſt-Me— daille für 6 Sorten Phormium tenax, 12 Arten Echeverien und Pflanzen mit bunten Blättern. Oscar Liebmann, Handelsgärtner in Dresden, die Verdienſt-Me— daille für eine Gruppe, beſtehend aus Balantium Sellowianum und Chamaerops. Heinr. Baumgartner, Handelsgärtner, ein Anerkennungsdiplom und eine ſilberne Medaille für Sommerlevkoyen und Fuchſien. Joſ. Scheiber, Handelsgärtner, erhielt dieſelbe Anerkennung für 100 engliſche Pelargonien und 50 Reseda ameliorata. Karl Tſchernikle ein Anerkennungsdiplom der Welt-Ausſtellung für ein Herbar der in der Umgegend Wiens wildwachſenden oder im Großen gebauten Pflanzen, einen Tafelaufſatz aus friſchen Blumen der ſpontanen Flora der Wiener Umgegend und ſieben in Töpfen gezogenen Erdorchideen ꝛc. Fräulein Lidwine Alt in Wien eine Medaille für guten Geſchmack und die ſilberne Medaille der Geſellſchaft für zierliche Bouquete. Fr. Leſemann, Hofgärtner des Herzogs von Braunſchweig in Hietzing, eine Verdienſt-Medaille der Welt-Ausftellung und die ſilberne Me— daille der Geſellſchaft für eine Gruppe Palmen und Baumfarne, Eriken, Roſen, Pelargonien x. 8 Van Geert, Handelsgärtner in Gent, eine Verdienſt-Medaille für 6 Baumfarne und Erica Candolleana. E. Rodek eine Verdienſt-Medaille und die Bermeil-Medaille - der Geſellſchaft für ſeltene Palmen, Caladien und andere Aroideen, Croton, Pandaneen, Muſaceen und Theophraſta-Arten. 521 Alexis Dallidre, Handelsgärtner in Gent, eine Verdienſt-Me— daille für Palmen, Dracänen und Blattpflanzen, ein reichblühendes Anthu- rium Scherzerianum und für mehr als 20 Stück Ornamentalpflanzen neuer Einführung. J. Verſchaffelt, Handelsgärtner in Gent, eine Verdienſt-Medaille für Agaven-, Pucca⸗, Bonapartea⸗, Daſylirion-, Cactus⸗, Echeveria- und 10 Eycadeen-Arten in großen Eyemplaren. | Jacob Makoy eine Fortſchritts-Medaille für eine kleine Samm— lung Pflanzen neueſter Einführung. Madame Legrelle d' Hanis zu Berchem (Belgien), eine Verdienſt— Medaille für Maranten-, Dracäna-, Croton- und Palmen-Arten und deren Cultivateur ö Venſter die Medaille ſür Mitarbeiter. de Ghellinck de Walle, Präſident der genter Gartenbau-Geſellſchaft, eine Verdienſt-Medaille für eine ſchöne Sammlung Selaginella, Ma— ranta und Aroideen. Botaniſcher Garten in Gent ein Anerkennungsdiplom für eine Collection officineller und tropiſcher Nutzpflanzen. Dieſelbe Auszeichnung an Ch. Boelens u. Sohn zu Ledeberg bei Gent für blühende Ama— ryllis. J. Linden in Brüſſel eine Fortſchritts-Medaille und andere Aus— zeichnungen für ſeine ausnehmend reichen Sammlungen der herrlichſten Pflanzen aus den verſchiedenſten Familien. Ernſt Fiſcher die Vermeil- Medaille der Gartenbau-Geſellſchaft. Friedr. Benſeler, Obergärtner des k. k. botaniſchen Univerſitäts— gartens in Wien, die Medaille für Mitarbeiter für Farne und andere ſeltene Ornamentalpflanzen. Berthold Fleſch, Director des Knaben-Rettungshauſes in Unter-St. Veit, ein Anerkennungsdiplom der Welt-Ausſtellung und die ſilberne Medaille für buntblättrige Pflanzen ꝛc. Friedr. Kläring, Handelsgärtner in Wien, eine Verdienſt-Me— daille und die Vermeil-Medaille der Geſellſchaft für 80 Sorten engliſche Pelargonien und 56 Fuchſien. L. Bachraty, Handelsgärtner in Lieſing bei Wien, eine Verdienſt— Medaille und die ſilberue Geſellſchafts-Medaille für 1000 abge— ſchnittene Roſen wie für Fruchtbäumchen. Clemens Stoeger, Obergärtner im gräfl. Schönborwſchen Garten zu Schönborn, ein Anerkennungsdiplom der Welt-Ausſtellung und die ſilberne Medaille der Geſellſchaft für 50 Sorten Begonien, 46 Gloxi— nien, Eriken und Mahernien. Baltet freres in Troyes ein Anerkennungsdiplom für verſchiedene Veredelungsmethoden zu Unterrichtszwecken ꝛc. A. de Goes, Horticulteur in Schaerbeck bei Brüſſel, eine Fort— ſchritts-Medaille für prächtige Weintrauben. | Profeſſor Theod. Orphanides, Director des botanischen Gartens in Athen, eine Fortſchritts-Medaille für Collectionen von Orangen, 522 Citronen in mannigfachen Formen, dann für verſchiedene noch nicht in Handel gebrachte Zierpflanzen Griechenlands u. dgl. m. Joſ. Krislicka, Gärtnergehilfe, ein abſolvirter Schüler und Stipendiſt der Gartenbau-Schule der Gartenbau-Geſellſchaft in Wien, ein Anerken- nungsdiplom für ein Herbar von meiſt deutſchen Cryptogamen (Mooſen und Flechten) und Gramineen, das derſelbe während ſeiner Bedienſtung in der k. Villa Berg bei Stuttgart angelegt hatte. Gratſchew in St. Petersburg eine Berdienſt-Medaille Ir Ge⸗ müſeſammlung vom Ausſtellungs-Comitee in Brescia und dem gräfl. Szecheny'ſchen Obergärtner Peter Schilhan zu Hor— pacs, jedem eine Verdienſt-Medaille für Obſtcollectionen. H. Maurer, Hofgärtner in Jena, ein Anerkennungsdiplom für Vaccinium macrocarpum mit Früchten. Roſe Charmeux in Thomery ſur Marne eine Verdienſt-Medaille für Chaſſelas⸗Trauben. Joſ. Kienaſt, Pomologe und Stiftsgärtner von St. Florian in Ober⸗ Oeſterreich, ein Anerkennungsdiplom und die ſilberne Medaille der Geſellſchaft für 20 veredelte Stachelbeerbäumchen in Töpfen, ſowie für 4 Sorten Aepfelbäume. — Hawlicek, Gärtner im R. Abel'ſchen Gartenetabliſſement, die Me— daille für Mitarbeiter für die ausgeſtellten Topfobſtbäumchen. Alois Hengl, Obergärtner des C. A. Roſenthal'ſchen Garten— etabliſſements, die Medaille für Mitarbeiter für 500 Stück einjähriger Veredelungen von Gehölzen der verſchiedenſten Art und zumeiſt neuerer Ein- führung in Töpfen, ſowie für die im Freien ausgepflanzten Zierbäume und Sträucher mit bunten und geſchlitzten Blättern ꝛc. Amblard die Fortſchritts-Medaille für ſeine ausgezeichnete und practiſch verwerthbare Claſſification der Rebenſorten nach den ihnen zuſagen⸗ den Boden- und Temperaturverhältniſſen. F. J. C. Jürgens in Ottenſen die Fortſchritts-Medaille für ſeine ebenſo reiche als geſchmackvoll disponirte Ausſtellung und in letzterer Hinſicht auch noch die Medaille für guten Geſchmack. National-Baumſchule in Athen die Verdienſt-Medaille für diverſe Gehölze, Bäume, Sträucher und Pflanzen zu Gartenanlagen. L. Bachraty, Handelsgärtner in Lieſing, eine Verdienſt-Medaille und die ſilberne Medaille für Coniferen und andere Gehölze. Friedr. Harms in Eimsbüttel bei Hamburg eine Verdienſt-Me— daille für Roſencollectionen. Herm. Ohlendorff, Handelsgärtner in Hamm bei Hamburg eine Verdienſt-Medaille für Coniferen und Baumarten. Fratelli Novelli, Handelsgärtner in Palanza, eine Verdienſt— Medaille für 3 Camellien-Pyramidenbäume. Peter Smith & Co. in Bergedorf bei Hamburg eine Verdienſt— Medaille für 800 Coniferen in Schaupflanzen und Zwergarten. Die Medaille für Mitarbeiter erhielt: Luche, Obergärtner der Jürgens'ſchen Baumſchulen bei Ottenſen. 523 Das Anerkefungsbiplom wurde ertheilt an. Croux & fils in Aulnay les Sceaux für 175 Coniferen in 75 Sorten. Franz Flatz in Oberdöbling für 500 Sorten Nutz- und Ziergräſer. Franz Freilich, Handelsgärtner in Wien (zugleich auch eine ſilberne Medaille) für Teppichgruppe, Aroideen und Cactus. J. W. Jellinek für Gehölze. Ju riſſen u. Sohn in Naarden (Holland) für verſchiedene Gehölze. Martin Müller in Straßburg für Obſtbäume. G. Adolf Petzold, Handelsgärtner in Dresden, für Gehölze und Zierſträucher. Pomolog.-Verein in Boscoop für Roſen, Rhododendron. Ferd. Maly, Ausſtellungs-Obergärtner, eine Medaille für guten Geſchmack für die ausgeführte Geſammt-Gartenanlage vor der Rotunde. K. preußiſcher Hofgärtner G. Welter Medaille für guten Geſchmack für die Anlagen der Gartenhöfe der Abtheilung des deutſchen Reiches. Fürſten Schwarzenberg (Vater und Sohn) je eine Fortſchritts- Medaille für die horticole Ausſtellung in der Umgebung des die Producte der Fürſt Schwarzenberg'ſchen Güter enthaltenen Pavillons aus den Baum— ſchulen von Lieboſitz, Frauenberg, Cheynow ꝛc., für Hochſtämme, Cordons, Topfobſt ꝛc. Wacha, Hofgärtner, die Medaille für guten Geſchmack. Obergärtner Immelin und Kotwa je eine Medaille für Mit— arbeiter. Gartenbau-Geſellſchaſt der engliſchen Colonie Victoria eine Verdienſt-Medaille für friſches überwintertes Obſt. Hahmann, Stadtgärtner in Carlsbad, ein An erkennungsdiplom für die ausgeführte Anlage eines mit Terracottafiguren und Ornamenten decorirten Hausgärtchens. (Fortſetzung folgt.) Literatur. [I Deutſcher Gartenkalender auf das Jahr 1874. Erſter Jahrgang. Herausgegeben von Th. Rümpler, Generalſecretair des Gartenbau-Vereins in Erfurt. Zwei Theile. Berlin, Wiegandt Hempel & Pary. Dieſelbe rührige Verlagshandlung, welche in Menzel und von Lengerke's landwirthſchaftlichem, in Judrich's deutſchem Forſt- und Jagdkalender u. ſ. w. dem praktiſchen Betriebe der Bodencultur die weſent⸗ lichſten Dienſte leiſtet, bietet in dem oben angezeigten Kalender ſpeciell dem Gartenbau ein hochwillkommenes Hülfsbuch. Wie man auch über die Kalenderliteratur denken möge, ſo wird doch Niemand beſtreiten wollen, daß die ſogenannten Berufskalender, insbeſondere wenn ſie aus ſachkundiger Hand hervorgehen, wie die des Herrn Th. Rümpler, zu den wichtigeren Förderungsmitteln des betreffenden Berufszweiges gehören; indem ſie die 524 Beſtimmung haben, die Berufsgenoſſen auf dem Laufbitden zu erhalten und gewiſſermaßen zum Centralorgan gemeinſamer Beſtrebungen zu dienen. Der Mangel an einem Gartenkalender iſt deshalb ſeit Jahren fühlbar geweſen, und ſomit werden Alle, denen der Fortſchritt auf dieſem Gebiete der Bodencultur am Herzen liegt, der Verlagshandlung für dieſe neue Gabe von Herzen Dank wiſſen. Der erſte Theil, der Schreibkalender, enthält in ſorgfältiger Bear- beitung die gewöhnlichen kalendariſchen Angaben und ausreichendes weißes datirtes Papier zum Eintragen von Geſchäftsnotizen, ſowie eine Menge Tabellen zu anderen geſchäftlichen und wiſſenſchaftlichen Einzeichnungen ver⸗ ſchiedener Art, einen immerwährenden Garten-Arbeitskalender, einen Brief— portotarif für alle Länder der Erde (hauptſächlich für Handelsgärtner wichtig!) u. ſ. w., giebt alſo — um es kurz zu ſagen — eine ſo reiche Gelegenheit zu wichtigen Niederſchriften mannigfalligſter Art und eine Unterſtützung der geſchäftlichen Thätigkeit, wie ſie kaum von den reichhaltigen engliſchen Garten-Almanachs geboten wird. b Die äußere Ausſtattung dieſes Schreibkalenders zeichnet ſich durch Solidität und äußerſte Eleganz aus, und wenn ja noch etwas zu wünſchen übrig geblieben, ſo iſt es nur der beim Schreiben ſehr ſtörend wirkende Verſchluß durch eine Einſchlagklappe, ſtatt deren wir lieber eine andere Art der Clauſur gewünſcht hätten. Der zweite Theil iſt hauptſächlich der Belehrung gewidmet. Die Namen der Verfaſſer haben alle einen gar guten Klang und bürgen für die Gediegenheit des Inhaltes, wie z. B. Hoppe, Unterhaltung der Raſenplätze; Dr. W. O. Focke, die im nordweſtlichen Deutſchland cultivirten zarteren Gewächſe; Landois, Vogelſchutz; Rümpler, Stachelbeer- und Johannis⸗ beerſträucher (mit Abbildung); Dr. Sorauer, die Krankheiten der Obſt— bäume (mit Abbildung); ſowie noch Abhandlungen von Stange, Stoll, Taſchenberg, Ulrich x. Eine ſehr intereſſante Zugabe iſt eine Statiſtik der deutſchen Garten- bau⸗Vereine, ſowie eine Zuſammenſtellung des weſentlichſten Inhaltes der Statuten der Gärtnerlehranſtalten und ähnlicher Inſtitute. Daß eine verhältniß— mäßig große Anzahl von Vereinen es unterlaſſen, den Redacteur des Kalenders durch Angaben über ihren allgemeinen Status zu unterſtützen, iſt als Zeichen des mangelnden Bewußtſeins der Zuſammengehbrigkeit zu be⸗ klagen. Eben ſo iſt es zu bedauern, wenn die ſchon für Jahrgang 1874 beabjichtigt geweſene Zuſammenſtellung ſehenswerther landwirthſchaftlicher Gärten und Anlagen in Deutſchland (ct. pag. 179) wegen zu ſpärlich ein= gegangenen Anſichten wieder hat zurückgelegt werden müſſen; denn wir müſſen uns der Bemerkung der Redaction mit ganzer Seele anſchließen, es ſei endlich Zeit, daß wir uns einmal ſelbſt von den Schätzen der Garten— kunſt Rechnung ablegen, welche in den geſegneten Fluren unſeres gemein⸗ ſamen Vaterlandes gefunden werden, leider unverſtanden von der großen Menge, unbeachtet ſelbſt von manchen Fachmännern, von franzöſiſchen und engliſchen Touriſten mit vornehmer Gexingſchäßung betrachtet. Aber auch ohne dieſe Zuſammenſtellung bietet der 2. Theil eine Fülle 525 von Belehrung und praktiſcher Handreichung, für die wir den Verlegern, wie dem Redacteur zu Dank verpflichtet ſind. Bei der Literatur für Gärtner vom Juli 1872 bis dahin 1873 ſuchten wir mehrere der bekannteſten deutſchen Gartenzeitſchriften, wie z. B. die Hamburger Gartenzeitung, die Frauendorfer Blätter, die Wiener- und Kieler-Monatsſchrift, Gräbners deutſches Gärtner-Vereinsblatt, Horacek's pomologiſche Blätter u. a. vergebens. Von Regel's Gartenflora wird nur das Beilageheft erwähnt und geſagt, daß es das Regiſter zu den 2. 10 Jahrgängen, 1862 — 1871, enthält. Könnte dadurch nicht Dieſer oder Jener zu der falſchen Meinung geführt werden, dieſe wichtige Schrift habe zu erſcheinen aufgehört. | Der verhältnißmäßig geringe Preis für beide Theile des Garten— kalenders läßt darauf ſchließen, daß die Verlagshandlung auf einen reichen Abſatz gerechnet. Möchte deshalb das Unternehmen bei Allen, deren Intereſſen durch daſſelbe vertreten ſind, eine recht thätige Theilnahme finden. Möchten namentlich auch die jüngeren, dem Gehülfenſtande angehörigen Gärtner den Nutzen eines Berufskalenders dieſer Art zu würdigen wiſſen. Feuilleton. Drei gefülltblühende Pflanzenarten, welche in dieſem Jahre gezogen, werden nicht verfehlen in der Blumiſtik Aufſehen zu erregen. Es ſind dies: 1. Die Lobelia pumila fl. pleno. Dieſelbe wurde, wie wir ſchon früher mitgetheilt, von Dixon & Co. in England gezogen und befindet ſich bereits im Handel. Wir ſahen dieſes reizende Pflänzchen, das ſich ſowohl für die Topfcultur wie für Teppichgärtnerei ganz vorzüglich eignet, in der Handelsgärtnerei von C. Hamann in Altona und in der von Ferd. Gloede in Eppendorf bei Hamburg, in Vermehrung. Ebenfalls iſt dieſe Lobelie von der Oehme'ſchen Gärtnerei in Kieritzſch bei Leipzig zu beziehen, in deren Preisverzeichniſſe ſie unter den neueſten Einführungen von 1873 aufgegeführt iſt. 2. Begonia hybrida fl. pleno. Durch Kreuzung der verſchiedenſten Begonien-Arten iſt es Franz Kramer jr. in Flottbeck nicht nur gelungen eine Anzahl ganz ausgezeichneter, mit lebhaft gefärbten Blumen blühender Hybriden gezogen zu haben, von denen Kramer's Sämling ganz beſonders ſchön iſt, ſondern es iſt demſelben auch gelungen, eine Hybride mit gefüllten Blumen zu erzielen, die im nächſten Frühjahr in den Handel kommen wird. Die Blumen haben die Form der B. boliviensis, ſind aber noch brillanter gefärbt und ganz gefüllt. Eine herrliche Pflanze, über die wir ſpäter noch Gelegenheit haben werden ausführlicher zu berichten. 5 3. Cineraria hybrida fl. pleno. Die glücklichen Züchter der lang erſehnten gefüllt blühenden Cinerarien find die rühmlichſt bekannten Handels- gärtner Haage & Schmidt in Erfurt, welche dieſe Pflanze, die ſie in mehreren Farben⸗Varietäten beſitzen, auch in den Handel geben werden. Die Vegetation zu Orotava auf Teneriffa. Welch ein herrliches 526 Clima zu Orotava auf Teneriffa (Canariſche Inſeln) herrſchen und welch eines fruchtbaren Bodens, namentlich das berühmte Thal von Orotava, ſich daſelbſt zu erfreuen haben muß, erſehen wir aus einem uns ſo eben zu— gegangenen Preisverzeichniſſe von Sämereien dort einheimiſcher und exotiſcher Stauden, Sträucher, Zierbäume, tropiſcher Fruchtbäume, ſeltener Schling⸗, Decorations- und Blattpflanzen ꝛc. von Wildpret & Schenkel in Orotava. Das Verzeichniß dieſer Firma führt die Samen einer Menge oben genannter Pflanzenarten auf, die zu Orotava gereift ſind, unter denen ſich viele Arten befinden, die wohl nie oder höchſt ſelten in den europäiſchen Gärten Samen zur Reife bringen, wie z. B. Laurus canariensis, Persea indica, Magnolia grandiflora, Cyperus Papyrus, Dahlia imperialis, Datura arborea, verſchiedene Dracaena, als Draco, australis, rubra, Musa textilis, Strelitzia augusta, Adansonia digitata, Anona-Arten, Coffea arabica, Laurus Camphora und Cinnamomum, Phoenix canariensis und dactylifera, Psidium- Arten und dergl. Es ſind in dem Thale von Orotava Pflanzen faſt aller Zonen der Erde vertreten, die daſelbſt herrlich gedeihen, blühen und Samen reifen, welche letztere von der genannten Firma in friſcher keimfähiger Waare zu mäßigen Preiſen angeboten werden. Reich vertreten ſind die Abutilon-Arten und Varietäten, neuholländiſche Akazien, Cytisus, Hibiscus, Salvia, der wunderſchöne, eigenthümliche Spartocytisus nubigenus, ein nur auf dem Höhengürtel der Pic von Teneriffa, zwiſchen 79000 Fuß Höhe, vor— kommender Ginſter von großer Dimenſion. Zweige blätterlos, bedecken ſich dagegen mit einer Unzahl weißlicher und hellroſafarbener, wie Hyacinthen duftender Blüthen. Begonia und Canna ſind in großer Auswahl vorhanden, dann Solanum, Passiflora, Eugenia, Statice und dergl. Pflanzen. Aufträge auf Samen nimmt das ſeit vorigem Jahre in Hamburg etablirte Zweiggeſchäft unter der Firma „Albert Schenkel, alter Wand- raſen Nr. 6“, entgegen, und werden dieſe ſofort nach Empfang ausgeführt. Gartenetabliſſements der Stadt Paris. Die Stadt Paris iſt jetzt im Beſitze zweier Gartenetabliſſements, das eine befindet ſich zu Bry-ſur⸗ Marne, in dem alle Bäume angezogen werden, welche zur Bepflanzung der Straßen ꝛc. von Paris gebraucht werden. Das andere Etabliſſement iſt das wohlbekannte zu la Muette, Paſſy, welches die öffentlichen Parks, Plätze und Promenaden mit Blumen und Pflanzen verſorgt, wie ſie auch ſolche zu den von der Stadt etwa zu gebenden Feſtlichkeiten liefert. Die Municipalität von Paris beabſichtigt nun dieſe durch ein drittes und größeres zu erſetzen. Ein Theil des Bois de Boulogne, unter dem Namen „fond des Princes“ bekannt und zwiſchen dem Glacis der Feſtungswerke und zwei anſtoßenden Straßen gelegen, wurde im Jahre 1870 während der Belagerung von Paris ſeiner Bäume beraubt, und beabſichtigte man dieſes Stück Land zu verkaufen, wogegen jedoch die ganze Nachbarſchaft proteſtirte und man hat nun beſchloſſen hier die Baumſchulen, die Vermehrungshäuſer und Con⸗ ſervatorien der Stadt Paris hin zu verlegen. Der Koſtenanſchlag für dieſes großartige Gartenetabliſſement beläuft ſich auf ca. 186,000 Thlr., von welcher Summe allein über die Hälfte auf die zu erbauenden Häuſer kommt und 527 ca. 11,500 Thlr. auf die eiferne Befriedigung, welche mit der des Bois de Boulogne correſpondiren ſoll. — Anderſeits beläuft ſich der taxirte Werth des Arcals der beiden vorhandenen Etabliſſements faſt auf ebenſo hoch, wie die Koſten zur Anlegung des neuen Etabliſſements. — Das Garten- etabliſſement von La Muette iſt von großem Intereſſe und wohl bekannt, aber dennoch iſt zu erwarten, daß das neue Etabliſſement noch viel groß— artiger eingerichtet werden wird und eine der Stadt Paris würdige Gärtnerei bilden dürfte. (G. Chr.) Ein Palmenwald. Der energiſche botaniſche Sammler Albert Bruchmüller hat der Redaction von Gardeners Chronicle verſchiedene Schilderungen über einige Theile Neu-Granadas zukommen laſſen, ſo auch die nachſtehende Mittheilung über einen Wald an den Ufern des Magdalenen— Stromes, der hauptſächlich nur aus einer Palmenart, vermuthlich einer Trithrinax, beſteht. Dieſer Wald befindet ſich etwa zwei Tagereiſen von Ocana. Auf einem ſehr ſchlechten Wege reitet man etwa 8000 Fuß bergab bis zum untern Theile des Magdalenen-Stromes am Fuße der Gebirgskette. Der Weg iſt ſo ſchlecht, daß A. Bruchmüller, um durch den Wald zu kommen, erſt große Bäume fällen laſſen mußte, damit die Maulthiere paſſiren konnten. Es war ſchon Nacht als der Reiſende eine arme Indianerhütte erreichte, woſelbſt er es ſich ſo comfortable als möglich machte. Am nächſten Morgen ſah Bruchmüller zum erſten Male die ſo herrliche Palme, von der die Ein— gebornen jo viel erzählen. Er war ganz entzückt dieſen rieſigen Palmen- baum mit ſeinen runden langgeſtielten Wedeln zu betrachten. Wo dieſe Palmenart in größerer Anzahl beiſammen ſteht, da iſt der Schatten unter ihnen ſo intenſiv, daß es faſt ganz dunkel iſt. Die meiſten ausgewachſenen Blätter haben einen Durchmeſſer von 8 Fuß und drei Menſchen können ſich bequem unter einem Blatte vor Regen ſchützen. Die Palme erreicht eine Höhe von etwa 50 —60 Fuß. Junge Exem— plare, 3—4 Jahr alt, gewähren einen herrlichen Anblick, ähnlich wie Thrinax radiata. Es ſcheint, als ob dies die einzige Stelle iſt, wo dieſe Trithinax? wächſt, und nur wenige Sammler, die in dieſer Gegend reiſten, haben dieſe Palme gefunden. Auch Bruchmüller hat ſie nirgends anderswo gefunden als bei San Alberto, wo die ganze Umgegend aus Waldungen dieſer Palme beſteht. In einiger Entfernung hat die Palme viel Aehnlichkeit mit der bekannten Latania borbonica. Die Samen der Palme werden häufig durch eine kleine Art Schweine zerſtört, ebenſo werden ſie von einigen größeren Vögelarten gefreſſen, denn ſie find ſüß und ölig. Die Blätter oder Wedel werden von den Eingebornen zur Bedeckung ihrer Hütten benutzt und dauern dieſelben mehrere Jahre. Die Eingebornen nennen dieſe Palme „Palma redonde.“ Samen⸗ und Pflanzenverzeichniſſe für 1873/74 find erſchienen und durch folgende Firmen zu beziehen: | Emil Liebig in Dresden. (Specialculturen: Azaleen Camellien und Rhododendron.) 528 Martin Müller in Straßburg, Elſaß. (Obſtſorten in allen Baum: formen, Zierbäume, Sträucher, Nadelhölzer, Stauden). Wildpret & Schenkel in Orotava, Adreſſe: Hamburg, Albert Schenkel, alter Wandraſen 6. (Samen von einheimiſchen und exotiſchen Stauden, Sträuchern, Zierbäumen, tropiſchen Fruchtbäumen, Schling-, Deco⸗ rations-⸗ und Blattpflanzen ꝛc. J. T. Schiebler & Sohn, Celle, (Hannover). (Fruchtbäume und Sträucher, Holzarten und blühende Stäucher, ausdauernde Pflanzen für das freie Land ꝛc.) N Sluis & Groot in Enkhuizen (Niederlande). (Garten- und Feldſamen). G. Morlet, Maire d' Avon bei Verſailles, (Seine und Marne), (Neuheiten, als: Coleus, Pelargonien, Petunien ꝛc. und ſonſtige empfehlens⸗ werthe Floriſtenblumen). Bifhof & Jaeger in Cattenfeld bei Gotha. (Wedel- und Laubholzſamen). Ch. Huber & Co. in Hydres (Var). (Sämereien). Perſonal⸗Notiz. Jean Pierre Barillet-Deſchamps, der frühere Stadtgärtner von Paris, General-Director der- Promemaden und königl. Gärten des Khedive von Aegypten, iſt am 12. September d. J. in ſeinem 50. Lebens⸗ jahre zu Vichy in Algier geſtorben. Als Stadtgärtner von Paris hat Barillet-Deſchamps einen großen Namen ſich erworben und viele der ſchönſten Gartenanlagen in und bei Paris ſind von ihm geſchaffen worden. Special-Oladiolen Cultur En gros bei Carl Deegen jr. Köriſttz, Thüringen. Verpachtung der Forſtbaumſchule bei Kiel. Die im Jahre 1788 angelegte Forſtbaumſchule bei Kiel, groß ca. 3½ Hektaren, welche ſeit 1836 als öffentliche Handelsbaumſchule beſtanden hat, ſoll am Sonnabend, den 6. December er., Mittags 12 Uhr, auf dem Kieler Rathhauſe, mit den vorhandenen Culturen im Wege öffentlichen Aufgebots auf 10 Jahre vom 1. Januar 1874 bis ult. Dezember 1883 verpachtet werden. In der Forſtbaumſchule befinden ſich eine Forſtaufſeher-Wohnung mit Neben-Gebäuden und eine Arbeiter-Wohnung. Pächter iſt zum Betriebe der Wirthſchaft berechtigt und erhält die vorhandenen Garteneinrichtungen mit überliefert. Das Nähere beſagen die Pachtbedingungen, welche im Rathhauſe zur Einſicht ausliegen und welche auswärtigen Reflectanten auf desfälligen Antrag überſandt werden. Kiel, am 5. November 1873. Der Magiſtrat. Druck von F. E. Neupert in Plauen. 529 Jackman's Clematis. Nur wenige Pflanzen haben eine ſo ſchnelle Popularität als Garten⸗ pflanze erlangt als die herrlichen von G. Jackman, dem Beſitzer der Woking Handelsgärtnerei in Surrey, England, gezüchteten Clematis⸗Varietäten. Wir haben ſchon früher, S. 317 der Hamburger Gartenztg von 1873, auf einige der ſchönſten Varietäten, die wir in der Handelsgärtnerei von P. Smith & Co. in Bergedorf ſahen, aufmerkſam gemacht und dieſe als die ſchönſten blühenden Rankpflanzen ſowohl für Topfcultur, als für die Cultur im Freien, empfohlen. George Jackman & Sohn haben jetzt einen claſſificirten Katalog der harten Clematis und anderer harten Schling- und Rankpflanzen heraus⸗ gegeben, in dem das Geſchichtliche der Clematis ausführlich mitgetheilt ift.*) Der Einführung der C. patens und C. lanuginosa und dann der Hybride C. Jackmani (aus C. lanuginosa und patens entſtanden) iſt die große Beliebtheit, welche die Clematis bei allen Pflanzenfreunden erlangt haben, zuzuſchreiben, und dieſe Beliebtheit wird den Züchtern von Hybriden genug Veranlaſſung ſein, immer neue Formen zu erziehen. Die Erzeugung neuer Clematis⸗Hybriden iſt noch keineswegs erſchöpft, wovon die neueſten im letzten Sommer von Noble ausgegebenen und die noch vorhandenen noch nicht im Handel befindlichen Hybriden bei G. Jackman den Beweis liefern. In Bezug auf Gartendecoration, ſo laſſen ſich die Clematis-Varietäten in zwei beſtimmte Klaſſen theilen. In der einen Klaſſe bildet C. lanuginosa den Typus, von der die ſo herrlichen Varietäten wie C. Jackmani und rubella einerſeits und C. lanuginosa, vera nivea und Lady Caroline Neville andererſeits hervorgegangen ſind. Es ſind dies Varietäten die Mitte Sommer zu blühen anfangen und bis zum Eintritt des Froſtes im Herbſte faſt ununter— brochen zu blühen fortfahren. Die zweite Klaſſe hat C. patens als Typus, von dem wir einige früher blühende Sorten hatten, die jedoch von den Sorten neuerer Zeit verdrängt worden ſind, zu dieſen letzteren gehören C. Fair Rosamond, Lord Londesborough, Miss Bateman, Stella und andere von gleichem Intereſſe und Schönheit. Von den Sorten dieſer kleinen Gruppe \ *) Dieſer Katalog iſt bei G. Jackman & Sohn, Working Nurſery, Surrey, auf Verlangen gratis zu erhalten. Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXIX. 34 530° wie von denen der anderen erſten Gruppe hat Jackman mit ungemein großem Erfolge Hybriden erzogen, die als faſt unübertrefflich ſchön daſtehen. Durch dieſen günſtigen Erfolg angeregt hat Jackman in ſeiner Gärtnerei ein großes Gewächshaus mit Satteldach erbaut, das nur für die Cultur der Clematis in Töpfen beſtimmt iſt und in dem hauptſächlich Schaupflanzen für die Ausſtellungen herangezogen werden. — Der berühmte Züchter Jackman iſt nun auch noch fortwährend bemüht, neue Hybriden zu erziehen. Von den ſpät im Sommer oder im Herbſt blühenden Sorten beſitzt Jackman wiederum eine Menge neuer Formen. Dieſe zeichnen fi) durch ungemein üppigen Wuchs aus, verlangen viel Nahrung und eignen ſich daher weniger für Topfcultur, ſind aber ausnehmend ſchön und zur Verwendung im Freien zu empfehlen. In dem Clematis⸗Hauſe von G. Jackman befinden ſich nach Gardeners Chronicle für die Frühjahrsausſtellungen 1874 mehr als 300 Exemplare der frühblühenden Sorten, jedes Exemplar iſt etwa 3 Fuß hoch und 1½ Fuß im Durchmeſſer und ballonartig gezogen. Es ſind dieſe Sorten meiſtens auserleſene noch nicht benannte Sämlinge. Aber auch gute etablirte Exemplare ſind vorhanden, z. B. von C. Albert Victor, Miss Bateman, Lady Caroline Nevill, Otto Froebel, Baroness Burdett Coutts, Lady Stratford de Redcliffe, Countess of Lovelaoe, the Gem, Lucie Lemoine, Vesta, Lord Derby, Edith Jackman, Maidens Blush, Unique, Mrs. Moore, John Murray, Duchess of Teck, Duke of Richmond, William Kennett, Mrs. J. C. Baker, Reine Blanche, the Shah, La Mauve, W. E. Essington, Marquis of Salisbury, the Queen, Stella und Fair Rosamond. Die drei letztgenannten blühen ſchon im Mai, die übrigen meiſt erſt im Frühſommer. Unter den vorhandenen neuen Sämlingen, welche auch einen großen Beſtandtheil der Sammlung ausmachen, befinden ſich ſehr viele von aus— nehmender Schönheit und großem Werthe, ſo weit ſich dies nach ihrem erſten Blühen im vorigen Sommer beurtheilen läßt, als die hervorragendſten ſind zu nennen: C. Standishii & C. Jackmani. — Nr. 1 dunkel röthlich purpur, nach Art von C. Jackmani. C. lanuginosa candida & C. Fortunei. — Nr. 1, rahmfarbig weiß, ſchön; Nr. 2, röthlich malvenfarbig. C. lanuginosa candida X C. Standishii. — Nr. 1, ſilbermalvenfarbig; Nr. 2, lavendelfarbig, ſchön geadert; Nr. 3, himmelblau, roth ſchattirt; Nr. 4, rein, zart lavendelfarbig. C. lanuginosa nivea & C. Standishii. — Nr. 1, dunkel lavendel⸗ farbig mit pflaumenfarbigen Streifen. C. Fortunei X C. Standishii. — Nr. licht malvenfarbig, mit carmoiſin⸗ rothem Rande. b C. Helene & C. Jackmani. — Nr. 1, ſilberig malvenfarben, röthlich gezeichnet. C. Fortunei & C. Prince of Wales. — Nr. 1, hellröthlich, ſehr diſtinkt. C. lanuginosa candida & C. lanuginosa. — Nr. 1, ſchön, blaß⸗ lavendelfarben. 531 C. lanuginosa X C. Standishii. — Nr. 1, blaßlavendelfarbig, ſehr ſchön. C. Fortunei & C. lanuginosa candida. — Nr. 1, ſchön gefüllt weiß, ſchöner als C. Fortunei. C. lanuginosa nivea & C. Mrs. James Bateman und C. Thomas Moore. — Nr. 1, ſchön weiß, malvenfarbig geſtreift. Mit dieſen, wie mit den bereits im letzten Sommer geblüht habenden, aber noch nicht in den Handel gegebenen Hybriden, haben wir von der berühmten Firma G. Jackman & Sohn noch für die nächſten paar Jahre einen ſchönen Zuwachs herrlicher Clematis zu erwarten, und wir wünſchen nur, daß dieſe herrlichen Clematis auch bei uns in Deutſchland eine größere Verbreitung finden möchten, als es bisher der Fall geweſen iſt. Ueber die Vertilgung der Feinde von Obſtbäumen. In Betracht, daß das Obſt zu den angenehmſten und erquickendſten Nahrungsmitteln gehört, möchten dieſe Zeilen, den Obſtbau betreffend, den Beſitzern von Obſtbäumen nicht unwillkommen ſein. Dieſe Bäume haben, wie alles Gute und Vorzügliche, das Schickſal, von vielfachen Feinden angegriffen zu werden. Der Hauptfeind derſelben, der Froſtſchmetterling, Winterſpanner (Geometra brumata) erſcheint Ende October und Anfangs November. Die Weibchen ſind faſt flügellos, kriechen dann am Stamme der Bäume in die Höhe, um ihre 250 Eier zu 2—3 Stück an die Knospen oder Blattſtielnarben zu legen. Dieſe Eier über— wintern dort. Die Räupchen kriechen Anfangs Mai, zuweilen früher aus, freſſen die feinen Spitzen der Laubknospen und der Blüthendecke, kleben ſie ſpäter zuſammen, daß ſie ſich nicht entwickeln können und verzehren die Blätter und den Trieb des künftigen Jahres, ſo daß die Bäume nicht allein ſpäter krank werden, ſondern auch der größte Theil der Obſternte verloren geht. Unter allen Mitteln, die dagegen verſucht wurden, habe ich keins ſo brauchbar gefunden, als den Brumata Leim des erſten M. Lehrers C. Becker in Güterbog. Mit dieſem Leim (1 Pfd. zu ca. 30 Bäumen hinreichend; habe ich im vorigen Jahre Anfangs November Papierringe an Bäumen überſtrichen. Schon nach einigen Tagen fand ich die Ringe Morgens mit Froſtſchmetterlingen, Männchen und Weibchen bedeckt, die ſich vergebens bemühten von der Klebmaſſe loszukommen. Auch Blüthenbohrer (Anthonomus pomorum), deren Maden zu Millionen die Blüthen auffreſſen, waren auf den Ringen gefangen. 5 Die Folgen dieſes Verfahrens waren ein kräftiger Wuchs der Triebe und reichlicherer Obſtertrag der betreffenden Bäume. Mitte Juli d. J. beſtrich ich nach Anweiſung des Lehrers C. Becker die Ringe zum Fange der Obſtmaden, die oft / der Obſternte verderben, und fand vor einigen Wochen unter denſelben eine reichliche Anzahl in einem Geſpinnſt. Die Maden, (eigentlich Raupen der Tortrix pomonona) die an 34* 532 die Bäume im Juli bis September kriechen, um ſich hinter Rindenriſſen zur Ueberwinterung einzuſpinnen, wählen mit Vorliebe den Verſteck unter dem Papier, weil ſie ſich dort vor Feinden und Kälte ſicher halten. Auf den Nutzen dieſes Leims iſt übrigens, wie mir die löbliche Re— daction der Hamburger Gartenzeitung gefälligſt mittheilte, in dem Journal de la Société centrale d' Horticulture de France — Paris. — Heft 12 1872, S. 748 hingewieſen. Es iſt nicht genug gethan, Bäume zu pflanzen, ſondern ſie verlangen auch Hülfe gegen ihre Feinde. J. Ganſchow. Das Weichſelrohr, deſſen Cultur und Erzeugung in Oeſterreich. Die Mahaleb-Pflaume, Prunus Mahaleb L., iſt in Süd⸗-Europa, im Orient wild und wird vielfältig in den Gärten angebaut. Das Holz iſt ſehr wohlriechend und unter dem Namen St. Lucien-Holz bekannt. Die jungen geraden Aeſte geben die bekannten Weichſelröhre. — Der Name Mahaleb oder Macaleb iſt arabiſchen Urſprunges und iſt die urſprüngliche Benennung des Gehölzes, das, wie es ſcheint, zu gleicher Zeit mit der Tulpe, der Roßkaſtanie und anderen Pflanzen durch Quakelbeen, den Arzt des in Conſtantinopel lebenden öſterreichiſchen Geſandten Busbecg, nach Deutſch— land kam und raſch im Weſten Europa's, beſonders in Frankreich, eine Ver— breitung erhielt. Der angenehme Geruch des Holzes und beſonders der Rinde, wurde Urſache, daß beide zu allerhand Spezereien gebraucht wurden. In den Vogeſen, beſonders in der Nähe des Minoriten-Kloſters der heiligen Lucie bei dem Städtchen Michel, verarbeitet man ſeit längerer Zeit das Holz hauptſächlich zu Pfeifenröhren, Schnupftabaksdoſen ꝛc., ein Umſtand, der Urſache zu der Benennung „St. Lucienholz“ war. Obwohl das Gehölz in der Regel mehr ſtrauchartig wächſt, kommt es auch baumartig vor und beſitzt in dieſem Falle durch die eigenthümliche Stellung der Aeſte ein maleriſches Anſehen. Im Weimarſchen Parke, dicht am ſogenannten römiſchen Hauſe, ſteht ein ſolches über 100 Jahre altes Exemplar. Zu Boskets iſt der Prunus Mahaleb wegen ſeinen ſchönen Laubes beſonders zu empfehlen, während der Blüthezeit macht er aber haupt— ſächlich Effekt. In Oeſterreich bildet das Weichſelrohr eine im Allgemeinen wenig gekannte und geachtete Bodencultur und einen Induſtriezweig, worüber Näheres zu erfahren nicht ohne Intereſſe ſein dürfte, welches wir in dem „prakt. Techniker“, 1873, leſen. Vielen iſt wohl die dem Weichſelrohr eigenthümliche Eigenſchaft des Wohlgeruchs bekannt; aber Wenigen dürfte es geläufig ſein, daß die im Handel vorkommenden Weichſelrohre, das Ergebniß einer mit vieler Mühe und großer Sorgfalt betriebenen Bodencultur, ſowie einer mit geheim— gehaltenen Kunſtmitteln vorgenommenen langwierigen Zurichtung ſind. Dieſe Cultur und Herrichtung der Weichſelſtämme wird vornehmlich im Badeorte Baden bei Wien in Oeſterreich betrieben. Verſuche, welche in den zwanziger Jahren dieſes Jahrhunderts von einem dort anſäſſig geweſenen Drechsler, 533 Joſef Trenner sen., gemacht wurden, die in den dortigen Wäldern wild wachſenden Weichſelſträucher (Prunus Mahaleb) in eigens gepflegten Gehegen im Badener Boden anzupflanzen und zu ziehen, ergaben günſtige Reſultate und erzielten als Producte hohe, ſtarke, gleichmäßig dunkelroth gefärbte Weichſelſtämme, welchen die Eigenſchaft des Wohlgeruchs in hohem Grade eigen war, und die ſich auch durch Dauerhaftigkeit der Sorte auszeichneten. Dieſe Verſuche ergaben aber als das wichtigſte Reſultat die ganz hervor— ragende Eignung des Badener Bodens zur Weichſelcultur. Durch dieſen Erfolg aufgemuntert, ahmten Mehrere dieſes Verfahren nach, obwohl es nicht allen gelang, eine Waare der erſten Qualität zu erzeugen. Gegen— wärtig wird dieſe Weichſelcultur in Baden ſehr ſtark betrieben und es iſt namentlich die Firma Joſef Trenner jun., welche nicht nur die größten Mengen ſolcher Weichſelſtämme, ſondern auch faſt ausſchließend nur erſter Qualität erzeugt. Auch im gepflegten Boden kommen drei Varietäten vor, nämlich die rothe, gelbe und grüne Species, wovon die erſtere durch Rein— heit, Glanz und Dauerhaftigkeit ſich auszeichnend, die beſte Qualität bildet. Nicht alle Weichſelgärtenbeſitzer beſchäftigen ſich auch mit der Zurichtung, auch dieſe wird im größten Maßſtabe von der genannten Firma betrieben, welche hierfür in einem eigenen Fabriklocale 70—80 Garten- und Fabrik— arbeiter beſchäftigt, namentlich iſt die Trockenabtheilung ausgedehnt und von Intereſſe. Um Mißverſtändniſſen vorzubeugen, ſei erwähnt, daß die Zu— richtung nicht in der Montirung und in dem Bohren der Rohre beſteht, welche einfachen Arbeiten von dem Drechsler der zweiten Hand des Verkehrs vorgenommen werden, ſondern daß dieſe Zurichtung eine eigenthümliche Präparation des Stammes iſt, welche die Erhöhung des Glanzes und die Dauerhaftigkeit der Farbe, ſowie die Eigenſchaft des Geradebleibens zur Folge haben. Wie bedeutend dieſe Cultur und dieſer Induſtriezweig iſt, mag daraus entnommen werden, daß im Ganzen, freilich mit Inbegriff der minderen Sorten, in Baden alljährlich 40,000 Weichſelſtämme zur Rohrfabrikation gewonnen werden, welche ca. 2 Millionen Stücke (Rohre) ergeben. Unona odoratissima, eine nene, ſehr wohlriechende Pflanze. Faſt ausſchließlich find wir in Bezug auf Wohlgerüche auf das Pflanzen— reich angewieſen und es iſt eigenthümlich genug, daß in der Zeit, in der wir leben, und in der es keine Entfernung mehr giebt, ſo wenig neue Wohl— gerüche aus fernen Ländern zugeführt werden. Die Schuld davon trägt gewiß nicht der Mangel an duftſpendenden fremden und unentdeckten Gewächſen, ſondern vielmehr der Mangel an induſtriellen Kräften im Aus— lande, welche die Naturproducte genügend zu verwerthen und zu bearbeiten verſtehen. Gerade die zarteſten Riechſtoffe werden von den Blüthen der Pflanzen geliefert, und dieſe vertragen nicht den Seetransport, wie dies bei wohlriechenden Gewürzen, Rinden und Samen der Fall iſt, welche meiſtens erſt in europäiſchen Fabriken ihre Riechſtoffe hergeben müſſen. 534 Zu den wenigen neuen Wohlgerüchen, welche nach langjähriger Pauſe zu uns nach Europa gelangt find, welche in ihrem Vaterlande in bemerkens⸗ werther Menge gewonnen werden und ihrer Qualität nach ein mehr als vorübergehendes Intereſſe beanſpruchen dürfen, gehört das ätheriſche Oel der wohlriechenden Blüthen eines auf Manila wachſenden Strauches, Unona odoratissima Roxb., “) von den Eingebornen Ylangylang genannt. — Es find kaum 10 Jahre her, daß die erſte Probe der köſtlichen Ylangylang-Efjenz nach Europa kam, welche ſeit jener Zeit eine ſchon ziemlich weite Ver— breitung gefunden hat und jetzt in den meiſten großen Parfümeriegeſchäften zu haben iſt, wenn auch nicht unverfälſcht und von gleicher Güte. Die Wiener Weltausſtellung giebt uns Veranlaſſung, einiges über Abſtammung und Geſchichte dieſes Parfüms mitzutheilen, da auf ihr die um die Einführung und Verbreitung des Ylangylang verdiente pariſer Firma Rigaue & Co., eine ganze „Parfumerie à I'Vlangylang“ ausgeſtellt hat, und dort zu gewiſſen Stunden des Tages den die franzöſiſche Abtheilung der Parfümerien durchſchreitenden Damen künſtliche, in Extract d'langylang getauchte Unona-Blüthen überreichen ließ. Unſere zur Entſtehung von Sagen wenig a Zeit weiß trotzdem ſchon über die Entdeckung der köſtlichen Blüthen des Unona-Baumes eine hübſche Geſchichte zu erzählen, die, wenn auch etwas unwahr, doch gut erfunden und dem Journal de Manila entlehnt iſt. Ein junger Sclave entfloh ſeiner Herrſchaft und ſuchte Zuflucht in den Urwäldern Manila's. Stets verfolgt erlag er faſt den Entbehrungen und der Verzweiflung, bis er immer tiefer in den Urwald ſich verlierend, jenen herrlichen Baum ent— deckte, deſſen Blüthen einen ſo ſüßen Duft ausſtrömen. Da erinnert er ſich der Vorliebe ſeiner Herrin für Blumen, bricht einen Blüthen tragenden Zweig ab und verſehen mit dieſem Talisman, eilt er, um Verzeihung flehend, zu den Füßen ſeiner Herrin, welche ihm dieſe, auf Grund ſeiner köſtlichen Entdeckung, auch zu Theil werden läßt. | Fr. Steck, ein deutſcher Apotheker in Manila, welcher zuerſt das Mangylang-Oel dort deſtillirt und es ausſchließlich an die pariſer Firma lieferte, beſchreibt den Mlangylang-Baum und die Gewinnung des Oels. Er ſagt: die Unona findet ſich ſowohl in den Urwäldern Manila's, der philippiniſchen Inſeln als in der Umgegend der Stadt Manila ſelbſt. Die in den Urwäldern wachſenden Bäume müſſen zum Zweck des Sammelns der Blüthen umgehauen werden, weil ſie dort wegen des hohen und dichten Unterholzes ihre ſchwachen und ſehr brüchigen Zweige erſt in einer Höhe von 40— 50 Fuß ausbreiten. Bäume, welche im freien Felde, z. B. in der Umgegend von Manila wachſen, werden weniger hoch und breiten ihre Aeſte mehr am Boden aus, ſo daß die Blüthen leicht geſammelt werden können, ohne die Bäume zu beſchädigen. *) Die Unona odoratissima Roxbg., richtiger Artabotrys odorata R. Br., auch Annona hexapetala L., A. uncinata Lam., Unona uncinata Dun. Uvaria uncata Lour. ete., ift ein niederliegender Strauch aus der Familie der Annonaceen, der in ſeinem Vaterlande, Oſtindien und Madagascar, wegen ſeiner außerordentlich wohl— riechenden gelben Blumen zur Bekleidung von Wänden benutzt wird. E. Oo. 535 Jedoch auch im Walde forgt die dort üppige Natur dafür, daß der Baum nicht ausſtirbt, indem die abfallenden Samen ſich, ſelbſt in ſteinigem Boden, raſch entwickeln und die jungen Sträucher ſchon nach 3—4 Jahren zu blühen beginnen. Die Blüthen find grünlich-gelb, die Hauptblüthezeit reicht vom März bis Mai, doch blühen Bäume in guten Lagen, wenn ſie durch ſtetes Abnehmen der Blüthen an der Fruchtbildung gehindert werden, auch das ganze Jahr hindurch, freilich ſchwächer als in den genannten Monaten. Das ätheriſche Oel der Unona, durch Deſtillation aus den Blüthen gewonnen, iſt von ganz eigenthümlichem, an Hyacinthen auch wohl an Orangenblüthen erinnernden Geruch, faſt waſſerhell und gelblich, und zwar richtet ſich Farbe und Ausbeute des Oels nach der Temperatur. Je kälter die Witterung, um ſo heller iſt das Oel, um ſo größer die Ausbeute; je heißer die Jahreszeit, um ſo tiefer gefärbt, um ſo dickflüſſiger das Oel, um jo weniger liefern die Blüthen davon. Das Mangylang-Oel gehört heute noch zu den koſtbarſten ätheriſchen Oelen, der Kaufpreis iſt etwa das doppelte von dem des Roſenöls. Dieſelbe franzöſiſche Firma hatte noch einen zweiten neuen Riechſtoff ausgeſtellt, nämlich das ätheriſche Oel der auch in unſeren Gärten wegen ihrer ſcharlachrothen Blüthen und des zarten Aromas derſelben geſchätzten japaneſiſchen Quitte (Cydonia japonica). Dieſes Oel trägt den Namen Essence de Kanonga, es iſt dem Ylangylang-Oel im Geruch ähnlich und ſoll in Japan dargeſtellt werden. Beide Oele dienen ſowohl zur Bereitung von Extracts, wie zum Parfümiren von Pomaden, Haaröl, Seife ꝛc ꝛc. Das Moos in ſeiner Anwendung zur Pflanzenzucht. Unter allen Hilfsmitteln zur Erhaltung der Feuchtigkeit und zum Pflanzenſchutze dient keins beſſer als das Moos wie es in den Wäldern zur Streu geſammelt wird, und dennoch kennen nur wenige Gartenfreunde deſſen Vortheile. Einmal durch und durch feucht, läßt das Moos nicht leicht wieder das Waſſer verdunſten, nicht ſo gern faulend als das Laub, iſt es ſehr geeignet, als Decke zu dienen, wo es gilt, zartere Pflanzen vor Fäulniß, Froſt und Hitze zu ſchützen. Ohne eine feine Moosbedeckung keimt der Same von Aurikeln, Rhododendron, Azaleen und dergleichen Pflanzen ſehr ſchwer. Es ſpielt eine große Rolle in der Blumenzucht. Gewiſſe Stecklinge bewurzeln ſich viel eher, wenn unter der Erde im Topfe 1/, Moos ſich befindet, ſo namentlich Eriken und dergl. feine Holzarten. Wenn in trockenen Jahren neu gepflanzte Obſtbäume, auch Ahorne, Platanen ꝛc. nicht vorwärts wollen, ſo bindet man die Stämme mit Moos ein, — ſogleich iſt in den meiſten Fällen abgeholfen, in kürzeſter Zeit wird ſich der Trieb zeigen und ununterbrochen fortwachſen. Die friſch ausgepflanzten Sämlinge aller Holzarten erhoben ſich innerhalb 24 Stunden, während unbedeckte oft Tagelang trauern und theilweiſe zurückgehen, wenigſtens dürre Blätter bekommen, wenn ſie auch noch ſo feucht erhalten werden. Um den großen Einfluß der Moosbedeckung kennen zu lernen, bedecke man verſuchs⸗ 536 weiſe einige Pflanzen, indem man den Stamm handhoch mit Moos umlegt, z. B. Georginen und dergl. höhere Gewächſe, Hortenſien ꝛc., man wird überraſcht werden, von der Ueppigkeit, welche in kurzer Zeit ſich zeigen wird. In Gemüſegärten iſt das Moos ebenſo wirkſam, beſonders als Bedeckung des Bodens um die Pflanzen, welche die Feuchtigkeit lieben, als Kohlſorten und dergl. — Abgeſehen, daß weniger begoſſen zu werden braucht, läßt das Moos kein Unkraut aufkommen, ein Vortheil, der nicht genug beachtet werden kann. Kopfſalat, der in ſeiner Umgebung mit Moos bedeckt war, kam 14 Tage früher und wurde größer als der freiſtehende. Es iſt merk— würdig, daß das Moos den Boden lockert, denn kein Beet braucht behackt zu werden, das damit bedeckt. Unter dem Moss iſt die Erde ſtets feucht und locker, was den Pflanzen ſehr vortheilhaft ſein muß. Der einzige Einwurf, daß ſich mehr Ungeziefer einſtellen ſoll, kann dadurch bekämpft werden, daß man ſtarke Aſchenſtreuung anempfiehlt. Dagegen werden z. B. die Erdflöhe abgehalten. In jeder Jahreszeit hat der Gartenbeſitzer an dem Moos Mittel in der Hand, ſeine Lieblinge gegen ungünſtige Witterungs⸗ einflüſſe zu ſchützen. Neue Methode, das Wachskhum der Pflanzen zu beobachten. In einer Verſammlung der Senkenbergiſchen naturforſchenden Geſellſchaft hielt Dr. E. Ascenaſy in Heidelberg einen intereſſanten Vortrag über eine neue Methode, das Wachsthum der Pflanzen zu beobachten. Er ſagt, unter allen Lebenserſcheinungen der Pflanzen iſt das Wachsthum eine der merkwürdigſten und intereſſanteſten, denn daſſelbe zieht nicht allein das Auge des Naturforſchers, ſondern auch des Laien auf ſich, und in der Redensart: Er hört die Pflanzen (Gras) wachſen, drückt ſich die geheimniß— volle Art des Vorganges aus. Dr. Ascenaſy gab zuerſt eine populäre Schilderung des Wachsthums überhaupt und ging dann auf die wiſſen— ſchaftliche Erklärung über. Er zeigte, von welchen äußerlichen Verhältniſſen das Wachsthum abhängig, namentlich in welcher Weiſe die Temperatur und das Licht auf daſſelbe einwirken. Die Temperatur, bei welcher die Ent— wickelung der meiſten Pflanzen ſtattfindet, iſt nach Unten 5— 7, nach Oben je nach ihrer Heimath 40 — 46“. Nach den angeſtellten Forſchungen findet das Maximum des Wachſens bei Sonnenuntergang ſtatt. Verſchiedene Verſuche, das Wachsthum der Pflanzen zu beobachten, wurden ſchon gemacht, ſo in neuerer Zeit namentlich durch Profeſſor Dr. J. Sachs in Würzburg, der zugleich einen ſinnreichen Apparat erdacht hat, mit deſſen Hilfe ſelbſt der Laie ſich von der ſucceſiven Zunahme an Maaß und Volumen der Pflanze überzeugen kann. Nach angeſtellten Unterſuchungen z. B. beträgt das Wachſen des Hopfens (Humulus) in 24 Stunden 152 Millimeter, der Agave 148, des Bambus (Bambusa gigantea) 362 Millim. Dr. Ascenaſy entwickelte ſchließlich ſeine Methode ſelbſt; dieſelbe baſirt weſentlich auf der Zuhülfenahme des Microſcops und iſt ihm durch eine einfache Vorrichtung an demſelben gelungen, das Wachſen irgend eines Pflanzentheils beobachten zu können. (Nach Fr. Bl.) 5837 Robinia hispida L. Der borftige Schotendorn oder Robinia, Robinia hispida L., bildet ſtets nur einen Strauch, der zwar nach einigen Autoren in ſeinem Vater⸗ lande, dem mehr ſüdlichen Theile der Vereinigten Staaten Nordamerika's (Süd Carolina) gegen 20 Fuß hoch, nach Anderen jedoch nur 6—8 Fuß hoch wird. In den europäiſchen Gärten findet man dieſe Baum- oder Strauchart nur ſelten wurzelächt angepflanzt, dahingegen gewöhnlich als kleine Kronenbäumchen auf Stämme des gemeinen Schotendorns gepfropft, in welcher Form er ſich mit ſeiner üppigen, gefiederten, aus ziemlich großen, elliptiſchen, an der Spitze mit einem krautartigen Stachel verſehenen glänzend grünen Fiederblättchen gebildeten’ Belaubung, beſonders aber mit ſeinen prachtvollen, großen, dunkel roſenrothen Blumen, die in lockeren, hängenden Trauben erſcheinen, während ihrer langandauernden Blüthezeit ſich ſehr gut aus— nehmen, die jungen Zweige, der untere Theil der Blattſtiele, die Blüthen— ſtiele und der Kelch find dicht mit röthlichen Borſten beſetzt. — Als Kronen- bäumchen gezogen, iſt dieſe borſtige Robinie vorzüglich zur Ausſchmückung der Raſenplätze geeignet. Ueber den eigentlichen Urſprung der borſtigen Robinie hat vor nicht langer Zeit Carrière in der Revue horticole berichtet und iſt derſelbe zu dem Schluß gelangt, daß, ſo unähnlich auch ihr Ausſehen iſt, ſie dennoch eine Varietät der gemeinen Robinie, Robinia Pseud-Acacia, ſein könnte. Niemand, jagt Carrière, weiß von woher fie gekommen. Nachdem er die Vermuthung, daß ſie eine Hybride oder eine Varietät der Robinia viscosa ſei, verworfen, machte er ſich daran zwei andere Vermuthungen näher zu unterſuchen — ob dieſe Robinie nicht vielleicht auf eine Art von Dimor— phismus der gemeinen Robinie entſtanden, oder ob es nicht einfach eine Form dieſer Art ſein könnte; da aber keine dieſer Vermuthungen ſich als annehmbar erwies, ſo müſſen wir uns auf Analogien beſchränken. In Bezug auf Dimorphismus, bemerkt Carrière, haben wir ganz analoge Beiſpiele — Pflanzen mit weißen Blüthen erzeugen tief roſa⸗ farbene, ſelbſt rothe, oder Pflanzen mit rothen Blüthen erzeugen weiße. So z. B. ſah man, daß Spiraea sorbifolia an einem und demſelben Stengel, dicht bei einander, Zweige mit rothen Blüthen und andere mit weißen Blüthen erzeugte, welche letzteren ſie nur haben ſoll; ferner an einer gelb blühenden Canna erſchienen an demſelben Blüthenſchaft rothe Blumen. Und die 4 Jahreszeitenroſe, deren Blumen nur von ſchöner roſa Farbe ſind, haben die weiße Moosroſe, Rose Thionville, hervorgebracht. Aehnliche Abänderungen kommen unter den Früchten vor. An einem Johannisbeerſtrauche mit rothen Früchten ſah man einen Zweig mit weißen Früchten; an einem Kirſchbaume mit faſt ſchwarzen Früchten, befanden ſich Zweige, an denen die Früchte ganz hell fleiſchfarben waren. Nimmt man nun an, daß das Ausſehen der Pflanze — d. h. die Blätter, Habitus oder Wuchs dieſer Dimorphismen — verſchieden iſt von den Pflanzen, auf denen ſie entſtanden, ſo ſcheint es ein— leuchtend, daß es nicht unmöglich iſt, daß die Robinia hispida das Reſultat von Dimorphismus iſt. Trotz alledem, ſagt Carriere, ſtehen wir nicht an 538 zu glauben, daß die R. hispida aus Samen der gemeinen Robinie ent- ſtanden ſei und daß ſie wahrſcheinlich eine Varietät, die ohne bemerkt worden zu ſein, aufgewachſen iſt, wie dies ſo häufig ſich ereignet. Die Thatſache der vollſtändigen Unfruchtbarkeit der R. hispida iſt kein Hinderniß dieſer Annahme, da dies bei einer ſehr zahlreichen Anzahl von Pflanzen der Fall iſt, ſelbſt Robinia Pseud-Acacia liefert mehrere Beiſpiele. So ſind nichtblühend die Varietäten: R. dissecta, umbraculifera, tortuosa, bullata, angulata, glaucescens. Sehr ſpärlich blühen und geben ſelten Samen: R. Bessoniana, monstrosa, coluteoides, pyramidata, crispa, tortuosa major. Faſt alljährlich blühen, oft ſehr reich, aber nur wenig, zuweilen keinen Samen gebend: R. Decaisneana, viscosa, monophylla, sophoraefolia, microphylla und bella rosea. Feldfruchtbeſchädigung durch Pappeln. Aus einer Mittheilung in der K. Ztg. geht hervor, daß nicht, wie allgemein angenommen wird, die Beſchädigung der Feldfrüchte durch die Beſchattung der an den Straßen ſtehenden Pappeln verurſacht wird, ſondern daß die Wurzeln dieſer Bäume weſentlich dazu beitragen. So war z. B. eine Straße abwechſelnd mit Ulmen und Pappeln bepflanzt. Die letzteren waren zwei Jahre vor der Mittheilung entfernt worden. An der Nord— ſeite der von Weſten nach Oſten führenden Straße ſieht man nun die ſtehenden Feldfrüchte durch die Bäume nicht ſtärker benachtheiligt als an der Südſeite, wohin kein Schatten fällt und in der Mitte zwiſchen je zwei Ulmen, dort, wo die Pappel geſtanden hat, gewahrt man dieſelbige Benach— theiligung an den Saaten, obgleich in zwei Jahren kein Schatten dorthin gefallen. Dieſe Thatſachen, die jetzt offen liegen, ſind der deutlichſte Beweis, daß der Feldſchaden der Bäume nicht durch den Schatten ſondern durch die Wurzeln herbeigeführt wird. Die Wurzeln der gefüllten Pappeln ſtecken noch in der Erde und vegetiren, wie durch ihre Ausläufer bemerkbar wird. Dieſe Wurzeln haben den Boden eine Reihe von Jahren ſo ausgeſogen, daß die Benachtheiligung ſelbſt nach Abſterben der Wurzeln und trotz ſtärkerer Düngung noch eine Reihe von Jahren hindurch ſichtbar bleiben wird. Muß nun bei dieſen Erfahrungen jeder Unbefangene davon überzeugt werden, daß nicht der Schatten, ſondern die Wurzeln der Pappeln und Ulmen den viel beklagten Schaden herbeigeführt haben, ſo muß er folglich auch einräumen, daß an die Wege gepflanzte Obſtbäume das Feld nicht ſo erheblich beein— trächtigen, denn dieſe breiten ihre Wurzeln nicht ſo weit aus, wie die ſonſtigen EChaufjeebäume. Nuß⸗-, Birn- und Kirſchenbäume gehen mit ihren Wurzeln in die Tiefe und Zwetſchen- und Aepfelbäume kommen damit nicht über den Graben der Straße hinaus, wohingegen die Wurzeln der Ulmen und Pappeln mehrere Ruthen über die Chauſſeegräben hinaus an der Oberfläche im Düngerbereiche fortwuchern und ſo großen Schaden verurſachen, der bei den Obſtbäumen in Betracht ihrer Nützlichkeit ganz unerheblich iſt. Der große Nutzen des Obſtbaumes ſollte die Feldbeſitzer veranlaſſen, ſich hierüber durch den Augenſchein zu belehren. n 539 Die Entſtehung der Pflanzenformen. Von Dr. Jul. Sachs. Bei dem hohen Intereſſe, welches die Entſtehung der Varietäten und Formen bei den Pflanzen allen Pflanzenzüchtern erregt, glauben wir im Sinne derſelben zu handeln, wenn wir im Nachſtehenden einige Belehrungen hierüber des Dr. Jul. Sachs aus deſſen „Grundzüge der Pflanzen-Phyſio— logie. Separatabdruck des 3. Buchs der 3. Auflage des Lehrbuchs der Botanik (1873) mit 27 Abbildungen in Holzſchnitten, Leipzig 1873. Wilh. Engelmann,“ folgen laſſen, die zugleich als Empfehlung dieſes Werkes dienen mögen. ö Entſtehung der Varietäten. Die Eigenſchaften der Pflanzen gehen auf ihre Nachkommen über, ſie werden vererbt; neben den angeerbten Eigenſchaften können an einzelnen oder vielen Nachkommen einer Pflanze aber auch neue Merkmale auftreten, welche an den Vorfahren noch nicht zu bemerken waren; ſo erhielt z. B. Descemet 1803 bei einer Ausſaat der Samen von Robinia Pseudo- Acacia ein Exemplar, deſſen Blätter nicht gedreiht, ſondern einfach ſind; unter den Sämlingen von Datura Tatula fand Gordon eine mit völlig glatter Kapſel, während ſie bei dieſer Art ſonſt ſtachlig iſt. Die neuen an einzelnen Nachkommen auftretenden Eigenſchaften ſind oft nur individuell, d. h. ſie werden nicht auf die ferneren Nachkommen vererbt; ſo liefern z. B. die Samen der ſtachelloſen Robinie wieder ſtachelige Pflanzen, die alſo nicht der Mutter- ſondern der Vormutterpflanze gleichen; in anderen Fällen iſt dagegen die neue Eigenſchaft und zwar gewöhnlich anfangs nur theilweiſe, indem ſie nur an einzelnen oder vielen Nachkommen der neuen Form auftritt, während die anderen zur Stammform zurück— ſchlagen, wie bei der einblättrigen Erdbeere Duchesne's. Wenn eine neue Eigenſchaft wiederholt auf neue Generationen von Nachkommen vererbt wird, fo nimmt die Zahl der zur Urform zurück— kehrenden Exemplare oft von Generation zu Generation ab, die Erblichkeit der neuen Eigenſchaften ſteigert ſich, ſie werden nach und nach conſtanter, oder ſelbſt gerade ſo conſtant wie die Eigenſchaften der Stammform. Die befeſtigte neue Pflanzenform iſt eine Varietät. Eine und dieſelbe Stammform kann gleichzeitig oder nach und nach mehrere oder zahlreiche, zuweilen viele hunderte von Varietäten erzeugen, was beſonders bei cultivirten Pflanzen vielfach geſchieht; die an Farbe, Form und Größe der Blüthen und im Wuchs verſchiedenen überaus zahl— reichen Varietäten von Dahlia variabilis find ſeit dem Jahre 1802 in den Gärten aus der einfachen, gelb blühenden Stammform entſtanden; die mannigfaltigen, zumal durch ihre Blüthenfärbung verſchiedenen Varietäten des Gartenſtiefmütlerchens ſind ſeit 1687 durch die Cultur aus der klein— blüthigen, meiſt einfach gefärbten Viola tricolor unſerer Felder hervor— gegangen. Noch viel mannigfaltiger find die Varietäten von Cucurbita pepo nicht nur bezüglich ihrer Fruchtformen, ſondern auch in allen übrigen Merk— — 540 malen, ähnlich iſt es bei Brassica oleracea (Kohl) und vielen anderen Culturpflanzen der verſchiedenſten Art. Manche Pflanzenformen ſind zur Variation ſehr geneigt; unter den wildwachſenden z. B. die ſtrauchigen Rubus-Formen, die Roſen und Hieracien, andere zeichnen ſich durch große Conſtanz ihrer ſämmtlichen Merkmale aus, ſo z. B. der Roggen, der trotz langer Cultur noch keine erheblichen Varietäten geliefert hat, während der ihm nahe verwandte Weizen (zumal Triticum vulgare, amyleum und Spelta) zahlreiche alte Varietäten hat und deren immer noch neue liefert. 8 Die allermeiſten erblichen Varietäten entſtehen bei der geſchlechtlichen Fortpflanzung; bei den Phanarogamen der Art, daß die neuen Eigenſchaften plötzlich an einzelnen Sämlingen auftreten, die ſich dadurch von der Mutter- pflanze unterſcheiden. Es kommt aber auch vor, daß einzelne Knospen ſich anders entwickeln, als die übrigen Sproſſe deſſelben Stockes, es ſind hier zwei verſchiedene Fälle ſorgfältig zu unterſcheiden, da fie eine ganz ver— ſchiedene Bedeutung haben; in dem einen Falle nämlich ſind die abweichenden Sproſſe eines Stockes, der ſelbſt einer Varietät angehört, der Stammform gleich, ſie ſchlagen alſo in die Form zurück, und man hat es demnach nicht mit Erzeugung einer neuen Form, ſondern mit der Zerſtörung einer ſolchen zu thun; im Münchener botaniſchen Garten ſteht z. B. eine Buche mit zerſchlitzten Blättern (die alſo einer Varietät angehört), an welcher ein Aſt gewöhnliche, ungetheilte, ganzrandige Blätter trägt, der alſo in die Stamm- form zurückſchlägt. — Im andern Falle dagegen treten an einzelnen Sproſſen eines Stockes wirklich neue, vorher noch nicht dageweſene Eigenſchaften auf; jo findet mar zuweilen einzelne Sproſſe mit alternirend dreigliedrigen Blattquirlen bei Myrtus communis; ſolche aufrechte Sproſſe erzeugen aber aus ihren Blattachſeln, wie ich fand, wieder die gewöhnlichen Zweige mit decuſſirten Blättern; Knight beobachtete an einer Kirſche (May Duke) einen Zweig, deſſen Früchte länglich waren und immer ſpäter reiften; von der gemeinen Moosroſe iſt es nach Darwin wahrſcheinlich, daß ſie durch „Knospenvariation“ aus einer Centifolie entſtand; die geſtreifte Moosroſe erſchien 1788 als Sprößling an der gemeinen rothen Moosroſe; nach Rivers ergeben die Samen der einfachen rothen Moosroſe faſt ſtets wieder Moosroſen. Von der Variation ſind die bloßen Ernährungszuſtände der Pflanzen und ſolche Veränderungen zu unterſcheiden, die unmittelbar durch äußere Einflüffe hervorgebracht werden. Reichlich oder kümmerlich ernährte Exem⸗ plare derſelben Pflanzenform unterſcheiden ſich oft auffallend in der Größe und Zahl der Blätter, Sproſſe, Blüthen, Früchte; tiefer Schatten bewirkt bei Pflanzen, die ſonſt im Sonnenlicht wachſen, oft die auffallendſten Habitus⸗ veränderungen, aber dieſe Veränderungen werden nicht erblich; die Nach⸗ kommen ſolcher Individuen nehmen bei normaler Ernährung und Beleuchtung die früheren Eigenſchaften wieder an. Diejenigen Eigenſchaften dagegen, welche im Stande ſind erblich zu werden, Varietäten zu begründen, Arten unabhängig von der unmittelbaren Einwirkung des Bodens, Standorts, Klimas und überhaupt äußerer Ein⸗ * 541 flüffe zu machen; fie kommen ſcheinbar ohne alle Urſache zum Vorſchein, man muß daher annehmen, daß entweder ganz unmerkliche äußere Anſtöße den an ſich ohnehin höchſt complicirten Entwicklungsproceß erſt unmerklich ablenken, und daß ſich dieſe Aberration nach und nach ſteigert, bis ſie bemerklich wird, oder aber man kann ſich vorſtellen, daß die Vorgänge im Innern der Pflanze ſelbſt derart auf einander einwirken, daß eher oder ſpäter eine Veränderung auch äußerlich hervortritt. | Die Thatſache, daß wildwachſende Pflanzen, wenn fie in Cultur genommen werden, gewöhnlich erbliche Varietäten zu bilden beginnen, zeigt, daß die Veränderung der äußern Lebensbedingungen den herkömmlichen Ent— wicklungsproceß gewiſſermaßen erſchüttert; ſie zeigt aber nicht, daß etwa beſtimmte äußere Einflüſſe, beſtimmte, ihnen entſprechende und erbliche Varietäten produciren; denn unter denſelben Cultarbedingungen entſtehen aus derſelben Stammform gleichzeitig oder nach und nach die verſchiedenſten Varietäten, und ſo iſt es auch im Freien bei den wildwachſenden Pflanzen; auf demſelben Standort unter ganz gleichen Lebensbedingungen kommt oft die Stammform neben ihren verſchiedenen Varietäten vor, und oft findet man eine und dieſelbe Varietät in den verſchiedenſten Localitäten. — Eben— darum, weil die Varietäten in jo hohem Grade von äußeren Einflüſſen un⸗ abhängig ſind, werden ſie erblich; eine durch Feuchtigkeit oder Schatten u. |. w. verurſachte Veränderung einer Pflanze wird eben deshalb nicht erblich, weil ihre Nachkommen unter anderen Lebensbedingungen ſofort wieder andere vergängliche Eigenſchaften annehmen. Daß die erblichen Eigen— ſchaften oder ſolche, die es werden können, nicht von äußeren elementaren Einflüſſen hervorgerufen werden, folgt am beſtimmteſten daraus, daß Samen aus derſelben Frucht verſchiedene Varietäten oder eine Varietät neben der erblichen Stammform liefern. Wenn nun auch die Entſtehung und Form der Varietäten von den unmittelbaren äußeren Einflüſſen nicht bewirkt wird, ſo kann doch die fernere Exiſtenz einer Varietät von den letzteren beſtimmt werden; iſt eine Varietät entſtanden, ſo frägt es ſich, ob ſie auf trockenem oder feuchten Boden, auf ſonnigen oder ſchattigen Stellen u. ſ. w. gedeihen wird, ob ſie ſich dort fortpflanzen kann, oder ob ſie daſelbſt zu Grunde geht. Man kommt zu dem Schluß, daß die erblichen Varietäten unabhängig von directen äußeren Einflüſſen entſtehen, daß aber die Möglichkeit ihrer ferneren Exiſtenz von den äußeren Einflüſſen abhängt; eine auf einen beſtimmten Standort allein vorkommende Varietät iſt nicht von den Einwirkungen des Standorts erzeugt, ſondern dieſer bietet nur die fpecififch für ſie nöthigen Lebensbedingungen, während andere hier auftauchende Varietäten zu Grunde gehen. Es iſt erwieſen, daß die Baſtarde im Allgemeinen zur Bildung von Varietäten geneigt ſind; indem ſich im Baſtard zweierlei erbliche Naturen vereinigen, wird der Anſtoß zur Bildung neuer Eigenſchaften gegeben, die ebenfalls mehr oder minder erblich ſein können. Für die Pflanzenzüchter iſt die Baſtardirung daher einer der wichtigſten Hebel, die Conſtanz ererbter Eigenſchaften zu erſchüttern und aus zwei direkten erblichen Formen zahlreiche 542 Varietäten zu erzeugen. Aber auch die gewöhnliche ſexuelle Vereinigung zweier Individuen einer Species, wie fie bei den Dibciſten, Dichogamen, Heteroſtylen und anderen Pflanzen vorkommt, kann als eine Art der Baſtardirung betrachtet werden; auch hier ſind die zuſammenwirkenden Individuen ohne Zweifel verſchieden, denn ſonſt würde ihre Kreuzung nicht erfolgreicher ſein, als die Selbſtbefruchtung; auch in dieſen Fällen treffen alſo im Nachkommen zweierlei, wenn auch wenig verſchiedene Naturen zuſammen, und wenn in dem Baſtard verſchiedener Pflanzenformen eine ſtarke Neigung zur Variation auftritt, ſo wird die Befruchtung zweier verſchiedener Exemplare einer und derſelben Pflanzenform wenigſtens eine ſchwache Neigung zur Variation hervorrufen können. Es iſt daher wahrſcheinlich, daß in der ſexuellen Vereinigung verſchiedener Individuen, die in der Natur überall auch bei Hermaphroditen angeſtrebt wird, eine beſtändig wirkende Urſache des Variirens, wie ſchon die Thatſache der „Knospenvariation“ zeigt, und wie aus der Erwägung hervorgeht, daß ja die Verſchiedenheit der Individuen, die ein variables Product erzeugen, ſelbſt ſchon auf ſchwacher Variation beruht. Zahlreiche Thatſachen und Gründe ſprechen dafür, daß faſt jede Pflanze die Neigung hat, beſtändig und in verſchiedener Weiſe zu varriiren, während zugleich jede nicht unmittelbar durch äußere Einflüſſe entſtandene neue Eigen⸗ ſchaft erblich zu werden ſtrebt; wenn trotzdem viele wildwachſende Pflanzen und manche cultivirte eine große Conſtanz erlangen und keine äußerlich unterſcheidbaren Varietäten erzeugen, fo beruht dies wohl meiſt darauf, daß die entſtehenden neuen Varietäten unter den gerade gegebenen Lebens— bedingungen nicht exiſtenzfähig find oder doch bald wieder zu Grunde gehen. — Die Erblichkeit neuer Eigenſchaften tritt beſonders dann in einem recht eigenthümlichen Lichte hervor, weun die letzteren, wie bei der Knospen⸗ variation, nicht einmal dem ganzen Stocke der erzeugenden Pflanze, ſondern nur einem Sproſſe zukommen; einen noch merkwürdigeren Fall conſtatirte Kencely Bridgman; er fand, daß die Sporen an dem normal geformten unteren, inneren Theil der Lamina der Blätter von Scolopendrium vulgare laceratum und Sc. vulgare Cristagalli durchgängig Pflanzen der normalen Stammform lieferten, während die Sporen, welche auf dem oberen gebildeten peripheriſchen Blattheil erzeugt waren, die genannten Varietäten reproducirten Accumulation neuer Eigenſchaften bei der Fortpflanzung der Varietäten. Die Differenz einer neu entſtandenen Varietät und ihrer Stammformen oder die Differenz zwiſchen den Varietäten einer gemeinſamen Stammform iſt anfangs meiſt ziemlich gering, oft bezieht fie ſich nur auf einzelne Merf- male. Aber die Varietät kann in ihren Nachkommen ſelbſt wieder variiren, und dadurch können die neuen Merkmale weiter ausgebildet und außerdem neue Merkmale anderer Arten hinzugefügt werden; auf dieſe Weiſe wird der Betrag der Differenz zwiſchen Stammform und Varietät und zwiſchen den Varietäten derſelben Stammform geſteigert; nimmt mit der wachſenden Differenz der Eigenſchaften auch die Erblichkeit der letzteren zu, ſo wird die Varietät der Stammſorm endlich ſo entfremdet, daß ihre genetiſche Zuſammen⸗ 543 gehörigkeit nur noch hiſtoriſch oder durch Uebergangsformen zu erweiſen iſt; ſo verhält es ſich mit vielen unſerer Culturpflanzen, z. B. der Birne, die ſchon im wilden Zuſtand gern variirt, in der Cultur aber ihren Wuchs, Blattform, Blüthen und zumal die Früchte in einem Grade verändert hat, daß wir die edelſten Birnſorten niemals für Abkömmlinge der wilden Pyrus communis halten dürften, wenn nicht Decaisne durch das Studium der Uebergangsformen dieſe genetiſche Zuſammengcehörigkeit erwieſen hätte. Ebenſo iſt es kaum zweifelhaft, daß die ſämmtlichen cultivirten Stachelbeeren von der in Central⸗ und Nordeuropa wild wachſenden Ribes grossularia abſtammen, und für ſie führt Darwin den hiſtoriſchen Nachweis, wie die Größe der Frucht ſeit 1786 durch die Cultur beſtändig zugenommen hat, bis ſie 1852 das Gewicht von 5, Loth erreichten; Darwin fand, daß ein Apfel von 6½ Zoll Umfang daſſelbe Gewicht hatte. — Die verſchiedenen Kohlvarietäten ſtammen vielleicht von einer, vielleicht auch nach A. de Candolle von zwei oder drei nahe verwandten noch jetzt in den Mittelmeergegenden lebenden Stammformen ab; im letzteren Falle hat jedenfalls Baſtardirung mitgewirkt; die Varietäten ſind zum großen Theil erblich, aber noch ohne ſtrenge Conſtanz; wie groß der Betrag der Variation während der Cultur geworden iſt, zeigt einerſeits die Exiſtenz baumartiger Formen mit ver— zweigten holzigen Stämmen von 10— 12, ſelbſt 16 Fuß Höhe, neben dem Kopfkohl mit niederem Stamm und einem kugeligen oder ſpitzen oder breiten Kopf, der aus den über einander gelegten Blättern beſteht; daneben der Savoyer-Kohl mit feinen blaſigen, krauſen Blättern, die Kohlrabi mit ihrem unten kugelig angeſchwollenen Stamm, der Blumenkohl mit ſeinen dicht gedrängten monſtröſen Blüthen u. ſ. w. Von vielen Culturpflanzen kennt man die urſprünglich wild wachſenden Formen nicht; möglich, daß dieſe in einzelnen Fällen verſchwunden ſind, aber wahrſcheinlicher iſt es, daß die in der Cultur entſtandenen Varietäten ſo viele neue Eigenſchaften nach und nach erworben (accumulirt) haben, daß ihre Aehnlichkeit mit der wild— wachſenden Stammform nicht mehr zu erkennen iſt; ſo iſt es wahrſcheinlich bei den cultivirten kürbisartigen Pflanzen, den Kürbiſſen, Flaſchenkürbiſſen, Melonen und Waſſermelonen, deren hunderte von Varietäten Naudin auf drei Stammformen, nämlich Cucurbita pepo, maxima und moschata zurück⸗ führt, die aber im wilden Zuſtand nicht bekannt ſind; dieſe Stammformen ſind aus den Aehnlichkeiten und Verſchiedenheiten der zahlloſen Varietäten gewiſſermaßen herausconſtruirt und nur ideal vorhanden; es iſt die Frage, ob irgend eine derſelben jemals reell exiſtirt hat, oder ob dieſe idealen Stammformen nicht blos dreien Hauptvarietäten entſprechen, die aus einer vielleicht noch jetzt exiſtirenden Stammform, oder aus der Baſtardirung einiger ſolcher entſtanden ſind. Viele von dieſen Varietäten ſind vollkommen erblich, und alle Organe zeigen die weitgehendſten Verſchiedenheiten; wie groß und mannigfaltig dieſe ſind, erhellt ſchon daraus, daß Naudin die Formengruppe, die er unter dem Namen C. pepo zuſammenfaßt, in ſieben Sectionen eintheilt, von denen eine jede wieder untergeordnete Varietäten umfaßt; die Frucht der einen Varietät übertrifft die einer andern um mehr als das Zweitauſendfache der Größe; die Stammform der Frucht iſt wahr⸗ 544 ſcheinlich eiförmig, fie wird aber bei manchen Varietäten in einen Cylinder ausgezogen, bei anderen in eine flache Scheibe verkürzt; die Färbung der Fruchtſchale iſt bei den verſchiedenen Varietäten faſt unendlich verſchieden; manche haben harte, andere weiche Schale, manche ſüßes, andere bitterliches Fruchtfleiſch; die Samen differiren von 6—7 bis auf 25 Millimeter Länge; bei manchen ſind die Ranken monſtrös, bei anderen fehlen ſie ganz; eine Varietät bildet ihre Ranken in Zweige um, welche Blätter, Blüthen und Früchte bringen. Selbſt Merkmale, welche ſonſt in ganzen Ordnungen des Syſtems conſtant ſind, werden bei den Kürbiſſen höchſt variable; ſo führt Naudin eine chineſiſche Varietät von C. maxima an, die einen gänzlich freien (oberſtändigen) Fruchtknoten beſitzt, während er ſonſt bei den Cutur⸗ bitaceen und näher verwandten Familien unterſtändig iſt. (Eine Begonia frigida producirte in Kew nach Hooker neben männlichen und weiblichen Blüthen (mit unterſtändigem Ovarium) auch hermaphroditiſche Blüthen mit oberſtändigem Ovarium; dieſe Variation wurde durch die Samen aus normalen Blüthen reproducirt.) Die Varietäten der Melone theilt Naudin in 10 Sectionen ein, auch differiren nicht nur die Früchte, ſondern auch die Blätter und der ganze Wuchs (Tracht, Habitus); manche Melonenfrüchte find nur jo groß wie kleine Pflaumen; andere wiegen bis 66 Pfund; eine Varietät hat eine ſcharlachrothe Frucht, eine andere hat nur einen Zoll Querdurchmeſſer, iſt aber 3 Fuß lang und windet ſich ſchlangenförmig nach allen Richtungen, auch andere Organe dieſer Varietät verlängern ſich ſtark; die Früchte einer Melonenvarietät ſind von Gurken äußerlich und innerlich kaum zu unter— ſcheiden; eine algieriſche Melone zerfällt bei der Reiſe plötzlich in Stücke. (Darwin.) Aehnlich wie die Gattung Cucurbita verhält ſich Zea; die cultivirten Maisvarietäten ſtammen wahrſcheinlich nur von einer wildwachſenden Urform ab, die ſchon vor ſehr langer Zeit in Amerika in Cultur genommen wurde; es erſcheint aber fraglich, ob die in Braſilien wildwachſende (die einzig wild⸗ wachſende bekannte Art) mit langen, die Körner umhüllenden Spitzen die Stammform iſt, iſt ſie es nicht, ſo kenne man gegenwärtig keine Pflanze, die man als Stammform unſerer zahlreichen und höchſt verſchiedenen Mais⸗ varietäten betrachten könnte: Auch hier hat ſich durch die fortgeſetzte Cultur der Betrag der Differenzen der verſchiedenen Varietäten unter ſich, alſo auch zwiſchen ihnen und der Urform außerordentlich geſteigert, und die einzelnen Varietäten unterſcheiden ſich nicht bloß durch einzelne, ſondern durch zahl- reiche Merkmale; manche erreichen nur 1½ Fuß Höhe, andere werden 15 bis 18 Fuß hoch; die Früchte ſtehen bei den verſchiedenen Varietäten in 6— 20 Längsreihen am Kolben, fie find bald weiß, bald gelb, roth, orange, violett, ſchwarz geſtrichelt, blau oder kupferroth; ihr Gewicht variirt um das Siebenfache, die Formen der Früchte ſind höchſt verſchieden, es giebt Varietäten mit dreierlei verſchieden geformten und gefärbten Früchten in einem Kolben, und zahlreiche andere Verſchiedenheiten finden ſich. — Dieſe Beiſpiele mögen hier genügen, um zu zeigen, wie ſich der Betrag der Abweichungen der Varietaten einer Stammform in der Cultur ſich ſteigern kann, weiteres 545 Material findet man in Darwin: „Das Variiren der Thiere und Pflanzen im Zuſtand der Domestication,“ bei Metzger „landwirthſch. Pflanzenkunde“ und de Candolle „Geographie botanique“ angehäuft. Viel ſchwieriger, zum Theil unmöglich iſt es, direct zu beweiſen, wie hoch ſich der Betrag der Variation wildwachſender Stammformen außerhalb der Cultur ſteigern kann, weil hier im Allgemeinen hiſtoriſche Nachweiſungen unthunlich oder nur auf weiten Umwegen und unter Zuhilfenahme von Hypotheſen zu erreichen find; da aber die Geſetze der Variation bei cultivirten und wilden Pflanzen unzweifelhaft dieſelben ſind, wenn ſie auch in beiden Fällen unter verſchiedenen Bedingungen wirken, ſo können wir einſtweilen wenigſtens als wahrſcheinlich annehmen, daß die Pflanzen im wilden Zuſtand ebenfo ſtark variiren, wie im domeſticirten. Verſchiedene und ſchwerwiegende kennen gelernte Betrachtungen führen aber zu der Folgerung, daß die Variation bei der Entſtehung der verſchiedenen wildwachſenden Pflanzen— formen unendlich größere Wirkungen hervorgebracht hat, als wir ſie an den Culturvarietäten wahrnehmen. Die Variation der Culturpflanzen zeigt, daß es nur eine Urſache der inneren und äußeren, erblichen Aehnlichkeit verſchiedener Pflanzen giebt, dieſe Urſache iſt der gemeinſame Urſprung der ähnlichen Formen aus einer und derſelben Stammform; wenn wir nun unter den wildwachſenden Formen entſprechenden Verhältniſſen begegnen, wenn wir finden, daß dort, wie bei den Culturpflanzen, zahlreiche verſchiedene Formen durch Mittelformen, durch Uebergänge verbunden ſind, ähnlich wie wir ſie zwiſchen den Stammformen der Culturpflanzen und ihren abweichendſten Varietäten vorfinden, ſo müſſen wir auch bei den wildwachſenden Pflanzen ähnliche Abſtammungsverhältniſſe als die einzige Urſache der Aehnlichkeit verſchiedener Formen betrachten. Die außerordentlich zahlreichen Formen der vielverbreiteten Gattung Hieracium z. B. erhalten ſich in vieler Beziehung wie die cultivirten Kürbiſſe, Kohl— arten u. ſ. w. Neben zahlreichen Formen, die als Species bezeichnet werden, finden ſich noch zahlreichere Zwiſchenformen, die nur zum Theil Baſtarde, meiſt Varietäten von vollkommener Fruchtbarkeit ſind. Nägeli, der dieſe Gattung einem ausführlichen Studium unterwarf, ſagt: „Wenn man die Typen, die durch Uebergangsformen von vollkommener Fruchtbarkeit verbunden ſind, in eine einzige Art vereinigen wollte, ſo bekäme man für alle ein— heimiſchen Hieracien nur drei Species, die von einzelnen Autoren auch ſchon als Gattungen getrennt worden find: Pilosella ( Piloſelloidee), Hieracium (Archieracium) und Chlorocrepis. Zwiſchen den drei Gruppen mangeln wenigſtens in Europa die Uebergänge vollſtändig. — „Nach dem jetzigen Stande der Wiſſenſchaft, ſagt Nägeli, ſehe er keine andere Möglichkeit als die Annahme, es ſeien die Hieracium-Arten durch Transmutation entweder aus untergegangenen oder aus noch beſtehenden Formen entſtanden, und es ſei ein großer Theil der Zwiſchenglieder noch vorhanden, welche ſich bei der Spaltung einer urſprünglichen Art in mehrere neue Arten naturgemäß mit— bildeten, oder die bei der Umwandlung einer noch lebenden Art in eine von ihr ſich abzweigende Species durchlaufen wurden. Es hätten ſich alſo bei den Hieracien die Arten noch nicht durch Hamburger Garten⸗ und Blumenzeitung. Band XXIX. 35 546 Verdrängung der Zwiſchenglieder ſo vollſtändig getrennt, wie es bei den meiſten anderen Gattungen der Fall iſt u. ſ. w. i Unter dem Namen Art oder Species faßt man die Geſammtheit aller Pflanzenindividuen zuſammen, deren conſtante Merkmale gleich ſind und ſich von den conſtanten Merkmalen anderer ähnlicher Pflanzenformen unterſcheiden; aus dem bisher Geſagten leuchtet nun ein, daß ein Unterſchied zwiſchen conſtant gewordenen Varietäten einer bekannten Stammform und den wild— wachſenden Species einer Gattung nur inſofern beſteht, als man bei jener die Abſtammung kennt, bei dieſer nicht. Die verſchiedenen conſtant gewordenen Culturvarietäten einer Stammform ſind durch Mittelformen verbunden, in denen ſich der fortſchreitende Proceß der Accumulation neuer Varietäten⸗ eigenſchaft kundgiebt; dieſe Mittelformen können aber auch verſchwinden, und dann liegt eine mehr oder minder breite Kluft zwiſchen den verſchiedenen Varietäten ſelbſt und zwiſchen ihnen und der Stammform andererſeits. Beides findet man bei den wildwachſenden Pflanzen wieder; bei manchen Gattungen, wie Hieracium, ſind ſehr verſchiedene Species durch zahlreiche Mittelformen, die mit ihnen zugleich vorkommen, verbunden; man iſt nach der Analogie mit den Culturpflanzen berechtigt, dieſe Mittelformen; (inſofern es nicht Baſtarde ſind) als die Schrittweiſe weiter fortgebildeten Varietäten zu betrachten, von denen einzelne Nachkommen in der Accumulation neuer Eigenſchaften am weiteſten fortgeſchritten ſind; gewöhnlich aber ſind die Mittelformen, die gewiſſermaßen die Brücke zwiſchen den Stammformen und den abgeleiteten Formen darſtellen, verſchwunden; in dieſem Falle ſind die Species derſelben Gattung von einander iſolirt, die Verſchiedenheit ihrer Merkmale iſt unvermittelt; die Arten einer Gattung aber ſtimmen unter ſich durch zahlreiche erbliche Merkmale überein, ſie unterſcheiden ſich von einander nur durch einzelne conſtante Merkmale, der Betrag der Aehnlich— keiten iſt viel größer als der Betrag der Differenzen; es findet ſich alſo zwiſchen verſchiedenen Arten einer Gattung daſſelbe Verhältniß, nur in geſteigertem Grade ſtatt, wie zwiſchen ſehr verſchiedenen Varietäten derſelben Stammform, und da man für dieſes Verhältniß keine andere Erklärung kennt, als eben die gemeinſame Abſtammung mit Variation und Erblichkeit der neuen Eigenſchaften, ſo iſt man berechtigt, die Arten einer Gattung als die weiter ausgebildeten und conſtant gewordenen Varietäten einer gemein— ſamen Stammform zu betrachten, die vielleicht wirklich verſchwunden oder als ſolche nicht mehr zu erkennen iſt. Eine natürliche Grenzlinie zwiſchen Varietät und Species beſteht alſo nicht; Beide ſind nur durch den Betrag der Differenzen der Merkmale und durch den Grad der Conſtanz verſchieden; ſo wie zahlreiche Varietäten in den Begriff einer Species eingeſchloſſen werden, inſofern man bei der Feſtſtellung der Species von den Differenzen der Varietäten abſieht, ſo werden mehrere Species indem man ein Maximum von gemeinſamen Eigenſchaften derſelben zuſammenfaßt, in eine Gattung vereinigt. Da man nun gerade die wichtigſten Eigenſchaften der Pflanzen weder meſſen noch wiegen kann, ſo iſt es ſchwer, zum Theil ſelbſt unmöglich, zu beſtimmen, d. h. durch Uebereinkunft feſtzuſtellen, welcher Betrag von Differenzen dazu gehört, um zwei verſchiedene, aber ähnliche Pflanzenformen 547 nicht als Varietäten ſondern als Species zu characteriſiren; ebenſo iſt es im hohen Grade dem perſönlichen Ermeſſen überlaſſen, ob man zwei ähn- liche aber verſchiedene Formengruppen nur als zwei Species mit Varjetäten oder aber als zwei Gattungen mit ihren Species bezeichnen ſoll. Für ſinnliche Anſchauung exiſtirt nur das Individuum loft nicht einmal dieſes ganz); die Begriffe Varietät, Species, Gattung werden abſtrahirt und bedeuten ein Maß von Verſchiedenheiten der Individuen, welches bei der Varietät gering, bei der Species größer, bei der Gattung noch größer iſt; in allen drei Fällen iſt aber neben den Verſchiedenheiten ein über: wiegender Betrag von Aehnlichkeiten vorhanden, und da wir bei der Variation erfahren, daß aus gleichen Formen durch ſtetig fortſchreitende Abweichungen ähnliche, aber immer verſchiedener werdende Formen hervor- gehen, ſo nehmen wir an, daß auch die höheren Grade der Verſchiedenheit ähnlicher Formen, wie wir ſie durch die Begriffe Species und Gattung ausdrücken, nur auf Accumulation neuer Eigenſchaften bei der Variation aus einer Stammform entſtanden ſind. Neue empfehlenswerthe Pflanzen. | Canistrum aurantiacum Ed. Morr. Belg. hortic. Taf. XV. Bromeliaceae. — Eine neue von Profeſſor E. Morren in der Belgique horticole beſchriebene und abgebildete Bromeliaceen Gattung, die derſelbe bisher nur in der ſo reichen Bromeliaceen Sammlung des botaniſchen Gartens in Lüttich lebend geſehen hat, wohin ſie vermuthlich aus dem Pflanzengarten in Paris unter dem Namen Cryptanthus clavatus gelangt iſt und woſelbſt ſie zuerſt im Jahre 1867, dann im vorigen und in dieſem Jahre im Monat Juli geblüht hat. Da eine genaue Unterſuchung ergeben hat, daß dieſe Pflanze zu keiner der beſchriebenen Bromeliaceen-Gattungen gehört, fo hat E. Morren eine neue Gattung mit ihr aufgeſtellt. Der Blüthenſtand gleicht einem, von einem großen Stengel getragenen Blumenkorbe, ähnlich den großen, flachen, offenen Blumenkörben, welche die Griechen caneon und die Römer canistrum nennen, ſo daß der Gattungs— name dieſer Pflanze ein ſehr bezeichnender iſt. Aber nicht der Blüthenſtand allein hat Veranlaſſung zur Aufſtellung dieſer neuen Gattung gegeben, ſondern hauptſächlich auch die ungewöhnliche Form der Sepalen, die bis zur Baſis ganz frei ſind. Sie ſind weniger ſymmetriſch, ſondern auf der einen Seite mehr als auf der anderen entwickelt. Die einzige bis jetzt bekannte Art dieſer Gattung ſtammt wahrſcheinlich aus Braſilien und wurde vermuthlich durch Marius Porte eingeführt. Es it eine Pflanze von mäßigen Dimenſionen, 0% 75 breit und Ou. 40 hoch, mit einſchließlich des Blüthenſtandes. Die Pflanze iſt ſtammlos, Blätter roſettenartig geſtellt, gebogen, ſehr groß, gezähnt, mehr oder weniger violett gefärbt, tief gerillt, nach oben zu breiter werdend. — Der Blüthen- ſtengel erhebt ſich aus dem Centrum der Blätter etwa bis zu einer Höhe von 35 Centim. und iſt von unten auf mit Bracteen beſetzt, die dachziegelförmig 39* 548 geſtellt find und nach dem obern Ende des Blüthenſtengels zu bedeutend breiter und größer und ſchön gelb und roth gefärbt ſind, während die nach unten ſtehenden gelb ſind. An der Spitze des Stengels ſtehen die kleinen roth— gelben Blüthen kopfartig beiſammen. — Es iſt eine empfehlenswerthe Pflanze, die ſich auch noch durch ein lange andauerndes Blühen auszeichnet. Aquilegia chrysantha A. Gray. Garden. Chron. 1873, pag. 1335. — A. leptoceras var. flava Gray. — Dieſe ſchöne Akelei-Art wurde zuerſt im Sommer 1851 von George Thurber entdeckt und geſammelt. Der— ſelbe gab von der Pflanze eine kurze Beſchreibung im American Agriculturiſt, und führt fie unter dem Namen A. chrysantha oder goldgeſpornte Afelei auf. Etwa vor drei Jahren kam dieſe Art durch von Dr. Parry geſammelten Samen in Cultur. In getrockneten Exemplaren ſieht die A. chrysantha der A. coerulea ſo ähnlich, daß man ſie für eine gelb— blüthige Varietät dieſer Art hielt, von der es auch eine Abart mit weißen Blumen giebt. Es hat ſich jedoch nun herausgeſtellt, daß die A. chrysantha eine eigne gute Art iſt. Schon ihre geographiſche Verbreitung iſt eine andere als die von A. coerulea oder richtiger A. leptoceras. Die A. chrysantha bewohnt mehr ſüdlichere, weniger hoch gelegene Diſtrikte, während A. coerulea eine ſubalpine Art iſt. Erſtere erreicht eine Höhe bis zu 4 Fuß in einem guten, feuchten Boden, den ſie beſonders liebt. Die Blüthenſtengel zertheilen ſich oben in eine breite Rispe, die Pflanze blüht ſpäter als A. ceorulea und währt die Blüthezeit während der Monate Juli und Auguſt. Die Blume iſt rein gelb, die Petalen etwas dunkler als die Sepalen. Letztere wie der Saum der erſteren ſind nicht ſo groß wie an den Blumen von A. coerulea. Der ſchlanke Sporn der Blume iſt über 2 Zoll lang. Es iſt eine ſehr empfehlenswerthe ſchöne Akelei. Die Afelei-Blüthen werden bekanntlich von den Bienen viel beſucht; nun beſitzen aber die der A. chrysantha und coerulea ſo lange Spornen, daß die Bienen mit dem Saugrüſſel nicht bis auf den Grund deſſelben reichen können, ſie nähern ſich daher, wie Profeſſor Thurber berichtet, nicht der Blume von vorn, wie bei A. vulgaris und canadensis, ſondern ſetzen ſich ſofort auf den Sporn ſelbſt, in dem ſie eine Oeffnung machen und durch dieſelbe ihren Saugrüſſel ſtecken um den Blüthenhonig aus der Blume zu holen. Oneidium stelligerum Rchb. fil. Garden. Chron. 1873, pag. 1398. — Orchideae. — Ein hübſches neues Oncidium mit gelblichen, ſtark braun gefleckten Sepalen und Petalen, während die Lippe gelblich-weiß iſt. Die Blumen haben die Größe von einer kleinblumigen Miltonia candıda. Epidendrum Cotillus Rchb. fil. Garden. Chron. 1873, pag. 1398. — Orchideae. — Eine aus Neu-Granada ftammende, von Warscewicz entdeckte Art, die auch ſpäter von Roezl und Wallis gefunden worden iſt. Dieſelbe gehört zu den weniger auffälligen Arten. Alsophila Leichardtiana Müll. Flor, et Pomolog. 1873, pag. 229 mit Abbildung. — Filices. — Dieſes herrliche auſtraliſche Baumfarn iſt erſt in neueſter Zeit in unſere Sammlungen eingeführt worden, daſſelbe iſt nicht nur eine ſehr beſtimmte Species, ſondern iſt auch von großer 949 Schönheit. Der Stamm iſt hoch und ſehr ſchlank, weshalb die Coloniſten in Auſtralien daſſelbe auch Peitſchenſtock-Farn nennen. — Dieſe Art hat bereits drei Namen von verſchiedenen Botanikern erhalten, ſo wurde es von Dr. Müller als Alsophila Leichardtiana beſchrieben; W. J. Hooker nannte es A. Macarthurü und J. Smith A. Moorei. Der erſtere Name hat das Vorrecht und muß dieſer auch beibehalten werden. Auf dem Berge Lindſay erreichen die Stämme eine Höhe von 20— 25 Fuß; die Wedelkrone iſt leicht, die Wedel faſt horizontal abſtehend, nur von der Mitte ab ſich gefällig herabneigend. Die Blattſtengel find dunkel purpurbraun, glänzend und mit ſtumpfen Dornen beſetzt. Die Wedel dreifach gefiedert, von ziemlich feſter Textur, faſt weich anzufühlen und ohne Schuppen; die Fiedern 1½ —2 Fuß lang und etwa 8 Zoll breit, länglich-lanzettlich und zugeſpitzt. Die Seitenfiedern ſind länglich und zugeſpitzt und die End— fiedern länglich und ſpitz; die Ränder dornig gezähnt, die Unterſeite etwas rauh und feinhaarig. Dieſes ſchöne Baumfarn iſt in der Nähe von Sydney gefunden worden, auch im Illavara-Bezirk und auf dem Berge Lindſay. Es iſt dies Farn eins der ſchönſten auſtraliſchen Arten wegen ſeines eleganten ſchlanken Stammes und ſeiner zierlichen Wedel und gedeiht in jedem Kalthauſe ſeht gut. Agave Peacockii Hort. Garden. Chron. 1873, pag. 1400 mit Abbildung. Wiederum eine neue Agave, die fi) in der berühmten ſucculenten Pflanzenſammlung von J. T. Peacock in England befindet und von Roezl in Tehnaca im Jahre 1871 entdeckt und eingeführt worden iſt. Das Exemplar in der Peacock'ſchen Sammlung iſt etwa 2 Fuß hoch und 18 Zoll im Durchmeſſer. Croucher beſchreibt es folgendermaßen: Blätter blaugrün, zungenförmig, ſpatelartig, 12 Zoll lang mit einem blaſſen Längsſtreifen in der Mitte, ¼ Zoll breit; Stacheln dunkelbraun, ½ Zoll lang, pfeilförmig und 1 Zoll von einander entfernt ſtehend, der endſtändige ½ Zoll lang, gerillt, gerade und im Alter grau werdend. Es iſt eine diſtinkte Art, ſcheinbar zwiſchen A. hurrida und univittata ſtehend. Pentstemon Grahami Gray. Garden. Chron. 1873, pag. 1368 mit Abbildung. — Scrophularineae.s — In der Handelsgärtnerei von Thompſon zu Jyswich in England blühte dieſe ſchöne Pentstemon-Art in dieſem Jahre zum erſten Male. Es iſt eine ſtattliche Staude, erreicht eine Höhe von 4 Fuß, eine prächtige Blüthenrispe ſchön roſa gefärbter Blumen tragend, in denen ſich die behaarten Staubfäden ausnehmend ſchön machen. Cypripedium Sedeni (longifolium >< Schlimii) Rchb. fil. Garden. Chron. 1873, pag. 1431. — Orchideae. — Eine dem C. Schlimii ähnlich ſehende Hybride, hat aber ſtärkere, breitere und hellere Blätter und ſteifere, viel längere Blüthenſtengel mit mehr zugeſpitzten Scheiden. Die Blumen ſind um faſt zweimal größer und anders gefärbt als die von C. Schlimii. Die Sepalen ſind auf der Außenſeite grünlich-purpurn, auf der Innenſeite grünlich⸗weiß mit purpurnen Rändern; Petalen weißlich mit breiten purpurnen Rändern und einmal gedreht; die Lippe iſt dunkel carmoiſin-purpurn, die zurückgebogenen Ränder weißlich mit vielen purpurnen Punkten. 550 Es iſt eine ſehr ſchöne Hybride, die Mr. Seden im Etabliſſement von James Veitch und Söhne in Chelſea durch Kreuzung von C. longifolium mit C. Schlimii erzogen und die der Autor nach demſelben benannt hat. Encholirion Saundersii Hort. de Smet. Illustr. hortic. Taf. 132. — Bromeliaceae. — Unter den zahlreichen Bromeliaceen, die in den verſchiedenen Sammlungen cultivirt werden und zu denen in letzter Zeit ſo viele neue Arten hinzugekommen ſind, iſt dieſe hier genannte eine ganz beſonders ſchöne. Dieſelbe ſtammt aus Braſilien, von wo ſie von Wilſon Saunders in England eingeführt, aber von Louis de Smet in Gent in den Handel kam. Allen Freunden dieſer ſchönen Pflanzenfamilie iſt das E. Saundersii beſtens zu empfehlen. Zamia Roezli Rgl. Illustr. hortic. Taf. 133 134. Cycadeae. — Eine prächtige Pflanze von Roezl in neueſter Zeit in Neu-Granada entdeckt und bei J. Linden in Gent eingeführt, der davon ſtarke Exemplare beſitzt. Es gehört dieſelbe mit zu den ſchönſten dieſer Gattung, von der in neueſter Zeit ſo viele neue Arten hinzugekommen ſind. Alph. de Candolle führt in ſeiner Monographie der Cycadeen (1868) 21 Zamia-Arten auf, ohne 14 andere, die als Synonyme zu verwandten Gattungen gehören. Seit jener Zeit ſind noch mehrere neue hinzugekommen, ſowohl aus Südamerika wie aus Neu-Granada. Nach Miquel, dem wir eine vortreffliche Arbeit über die Cycadeen verdanken, beſteht die Gattung Zamia aus folgenden Arten: Section 1. Chigua: § 1. Mit ſtacheligen Blattſtielen: Zamia chigua Seem.; Z. spartea Do.; Z. Skinneri Warsc. § 2. Mit Blattſtengeln ohne Stacheln: Z. Poeppigiana Mart. et Eichl.; Z. Boliviana De. Section 2. Euzamia. §. 1. Blattſtengel ſtachelig: Z. furfuracea Ait.; Z. muricata Willd.; Z. Loddigesii Miq.; Z. latifolia Lodd. § 2. Blattſtengel ohne Stacheln, Blätter groß, mit mehr als 10 Nerven: Z. integrifolia Ait.; Z. Kicksi Mi.; Z. media Jacq.; Z. Fischeri Miq.; Z. debilis Ait.; Z. mexicana Miq.; Z. pseudo-parasitica Yates; Z. pumila L.; Z. pygmaea Sims.; Z. Ottonis Miq.; Z. tenuis Willd. § 3. Blattſtengel ſtachellos, Blätter linienförmig, 10 —3nervig; J. floridiana De.; Z. angustifolia Jacq.; Z. Yatesi Miq.; Z. stricta Mig.; Z. multifoliata De.; Z. angustissima Miq.; Z. Galeotti Vriese. Camellia Poldina Vanduri. IIlustr. hortic. Taf. 135. — Eine ſehr große, regelmäßig, dachziegelförmig geformte Blume mit ausgebreiteten, runden, carminroth gefärbten, fein dunkler geſtreiften Blumenblättern. Senecio Haworthii J. D. Hook. Botan. Magaz. Taf. 6063. — Kleinia Haworthii De. K. tomentosa Haw. Cacalia tomentosa Haw. C. Haworthii Sw. C. canescens Willd. — Compositeae. — Dieſe ſonder⸗ bare capiſche ſucculente Pflanze iſt bereits ſeit 1795 in den europäiſchen Gärten bekannt. Der genaue Standort derſelben in Süd -Afrika iſt jedoch 551 nicht genau bekannt, ebenſo iſt die Blüthe der Pflanze den Botanikern Harvey und de Candolle und anderen völlig unbekannt geblieben. In dieſem Jahre kam jedoch ein altes Exemplar dieſer Pflanzenart in der Pflanzenſammlung von Thomas Hanbury zu Palazzo Orongo bei Mentone zur Blüthe, nach der es ſich herausſtellte, daß die Pflanze weder zur Gattung Kleinia noch zu Cacalia gehört, ſondern zur Gattung Senecio. Die Pflanze bildet einen kleinen halbſtrauchigen Buſch von einigen Zollen Höhe, der ſich wenig veräſtelt und deſſen Stämme und Blätter dicht mit einem ſchneeweißen wolligen Ueberzug bekleidet ſind. Die Blätter ſind 2 Zoll lang, cylinderiſch oder elliptiſch, zugeſpitzt, in einen Blattſtengel verſchmälert auslaufend. Der Blüthenſtand endſtändig, ein auch mehrere gelbe Blüthenköpfe tragend. | Seit den letzten Jahren ift dieſe hübſche Pflanze in den Gärten wieder in Mode gekommen und ſieht man ſie mehrfach angezogen und bei der Bepflanzung von feinen Teppichbeeten verwendet. Pentstemon Palmeri A. Gray. Botan. Magaz. Taf. 6064. — Scrophularineae. — Eine ausgezeichnet ſchöne Species, die zuerſt von Aſa Gray nach einem in Utah geſammelten Exemplare beſchrieben worden iſt, ſpäter wurde die Pflanze von Sereno Watſon bei Arizona, auf den niedrigeren Bergen der Trinity-, weſtliche und öſtliche Humboldts-Gebirge in Nevada, etwa 5—6000 Fuß hoch, geſammelt. Die ziemlich großen Blumen ſind inwendig brillant purpur und roſa roth, auswendig hellgelb. Saxifraga Kotschyi Boiss. Botanic. Magaz. — Taf. 6065. — Saxifrageae. — Es iſt dies eine von den Steinbrecharten, die in Maſſen beiſammen wachſend, dichte harte Raſen bilden und vornehmlich auf den Gebirgen des ſüdlichen Europa und des weſtlichen Aſiens vorkommt, wo ſie ſtets der größten Sommerhitze und der ſtrengſten Winterkälte ausgeſetzt, daher auch in den Gärten ſchwer zu erhalten iſt. Die kleinen Blätterroſetten haben eine blaugrüne Färbung. Celsia betonicaefolia Desf. Botan. Magaz. Taf. 6066. — Scrophularineae. — Eine wenig bekannte Pflanze aus Algier, die, obgleich ihre fingerhutartigen Blumen von hübſcher gelber Farbe ſind, doch nur mehr Intereſſe für botaniſche Gärten als für Blumenfreunde haben dürfte. Aristolochia trieaudaaa Duch. Botan. Magaz. Taf. 6067. — Aristolochiae. — Dieſe von dem unermüdlichen botaniſchen Reiſenden Ghiesbreght entdeckte und an Verſchaffelt in Gent eingeſandte, höchſt intereſſante und hübſche Aristolochie, wurde bereits ſchon früher von uns in der Gartenztg. beſprochen. Crassula Saxifraga Harv. Botan. Magaz. Taf 6068. — Crassu- laceae. — Dieſe eben ſo fonderbare wie herrlich gefärbte Art ſtammt aus Südafrika und ſcheint eine ziemlich weite Verbreitung daſelbſt zu haben, denn ſie wurde auf den Gebirgstheilen vom äußerſten Südweſten, wie auf dem Muyſenberg-Gebirge, nahe Simon's Bay, bis nach Port Eliſabeth und Albany gefunden. Die ganze Pflanze iſt glatt, die Wurzel korallenartig, ſo groß wie eine Haſelnuß und oft noch größer. Stamm 2—4 Zoll hoch, meiſt cylindriſch, roth, Blätter zu 2— 4 Paar beiſammen, 2— 3 Zoll im Durch⸗ 952 meſſer, gegenüberſtehend, halbſtengelumfaſſend, ſehr fleiſchig, flach, horizontal ſtehend, etwas concav auf der Oberſeite, kreisrund oder halbnierenförmig, am Rande gelappt, die Läppchen gekerbt, die Oberſeite lichtgrün mit breit fächerartig geftellten weißlichen Nerven. Die Unterſeite blutroth. Blüthen— ſchaft endſtändig, 5— 6 Zoll lang, ſchlank, aufrecht, fleiſchfarben. Blumen ſehr klein, blaßfleiſchfarben. Es iſt dies eine ſehr zu empfehlende Pflanze. Zur Erdbeer⸗Kultur. In dem Journal der Central-Gartenbau-Geſellſchaft von Frankreich wird mitgetheilt, daß der Gärtner Robine in Sceaux in der Sitzung der Gartenbau-Geſellſchaft am 14. Auguſt v. J. verſchiedene Sorten Erdbeer— früchte ausgelegt habe, die er durch ein beſonderes Kulturverfahren zum ſpäteren Blühen und Früchtetragen veranlaßte. Dieſes Kulturverfahren beſteht nun einfach darin: Nachdem im Frühjahre von den großfrüchtigen Erdbeerpflanzen eine Anzahl in Töpfe gepflanzt worden ſind, die zur ſpäteren Jahreszeit blühen ſollen, wurden ſie in einen Schuppen geſtellt und daſelbſt faſt ganz trocken gehalten und eben nur ſo viel begoſſen, daß die Pflanzen ſich lebend erhielten. Zur Zeit nun, wenn die im freien Lande ſtehenden und kultivirten Erdbeerpflanzen aufgehört haben, Früchte zu liefern, nahm Ro— bine ſeine Erdbeertöpfe aus dem Schuppen heraus und begoß ſie tüchtig, wo ſie bald darauf anfingen zu blühen und Früchte zu reifen, wie ſie es im freien Lande gethan haben würden. Die auf dieſe Weiſe behandelten Pflanzen trugen nun 3 Monate hindurch Früchte, von denen Robine in den Monaten Auguſt, September und October ausgezeichnete ſchöne Proben lieferte. Aus dem hier Geſagten und von Robine erzieltem Reſultate geht hervor, daß man im Stande iſt nun zu jeder Jahreszeit reife Erd— beeren zu haben und es dürfte ſich wohl der Mühe lohnen, das Ro bine'ſche Kulturverfahren zu erproben. Die von Robine zur außergewöhnlichen Zeit zum Früchtetragen genöthigten Sorten waren folgende: Ambrosia (Nicholson), Annette (Salter), Ascot Pine- apple (Standish), Belle de Paris (Louesse), Belle de Sceaux (Robine), Belle lyonnaise (Nardy,, Brown’s Wonder, Cambrian Prince (Roberts), Carniola magna (de Jonghe), Cérès (Leboeuf), La Chalonnaise (Dr. Nicaisne), Chätelaine (Leboeuf), Cockscomb (Ingram), Comte de Paris, La Constante (de Jonghe), Depford pine (Myatt), Dr. Hogg (Bradley), Eelipse (Neeve), Eleonor (Myatt), Elisa (Rivers), Emily (Myatt), Exposition de Chätons (Dr. Nicaisne), Fillmore (Feast), formosa (Dr. Nic.), Globe (Myatt), Gloria Coliath (Gitley), Hendries Seedling, Higland Mary (Cuthill), Jeanne Hachette (Gloede), Julie Guillot (Guill.), La bonne aimee (Malenfaut), l’inepuisable (Mabile), Modele (de Jonghe), Napoleon III. (Gloede), Oscar (Bradley), Othello M. Clemente), Pauline (Dr. Nic.), Prince Alfred (Ingr.), Prince Arthur (Ingr.), Prolific (Myatt), Princess Frederick William (Niven), Sir Charles 553 Napier (Smith), Sir Joseph Paxton (Bradley), Triomphe de Paris (Souchet), Victoria (Trollop), Victoria ovata (Robine), Vicomtesse Hericart de Thury (Jamin), Virginie (de Jonghe) und Wilson Albany. Eine neue frühe Kirſche. Der Name Rivers hat nicht nur in England, ſondern auch auf dem Continent unter den Obſtzüchtern einen guten Klang und ſeinen Bemühungen verdanken wir ganz beſonders mehrere ganz vorzügliche neue Pfirſich- und Nectarinen-Sorten. Seit einigen Jahren beſchäftigt ſich Rivers jedoch auch mit der Erzielung von frühreifenden Kirſchen, die beſſer ſind als die alte Early purple Gean, die ſich bekanntlich ſchwer ver— mehren läßt und von ſchlechter Beſchaffenheit iſt, dahingegen reifen ihre Früchte ſo zeitig, daß dieſe Kirſche in dieſer Beziehung von keiner andern Sorte übertroffen wird. In Folge dieſer ſchätzenswerthen Eigenſchaft hat Rivers ſich auch dieſer Sorte bedient, um beſſere frühreifende und mit ſonſtigen beſſeren Eigenſchaften begabte Kirſchenſorten zu erziehen und ſcheint ihm dies auch vollkommen gelungen zu ſein, denn die von ihm gezüchtete „Early Rivers Cherry“ oder „Rivers frühe Kirſche“ läßt nichts zu wünſchen übrig. Eine Abbildung nebſt Beſchreibung dieſer Kirſche finden wir in dem Floriſt und Pomologiſt, woſelbſt es von derſelben heißt: Es iſt bereits eine Reihe von Jahren her, daß von der Gartenbau— Geſellſchaft zu London die Early purple Guigne-Kirſche an die Mitglieder der Geſellſchaft vertheilt wurde und Rivers beſitzt dieſelbe bereits ſeit mehr denn 20 Jahren, während welcher Zeit er ſtets die Frühreife an derſelben mit Intereſſe bewunderte, aber ihr zarter Habitus, ihre Neigung zum Harzfluß und zur Krebskrankheit war Urſache, daß er dieſe Kirſche nicht im Großen anbaute. Vor einigen Jahren verſuchte Rivers dieſe Kirſche durch Ausſaaten zu verbeſſern, aber es gelang ihm nicht, reife Samen zu erhalten, und die Kerne von unreifen Früchten wollten nicht keimen. Dies iſt ganz gewöhnlich bei frühreifenden Früchten, das Fleiſch der Frucht reift, der Same jedoch nicht. Mit Hülfe eines Obſthauſes gelang es ihm jedoch, reife Samen zu erhalten. Einige im heißen Sommer 1865 gereifte Samen wurden geſäet, die daraus erzogenen Pflanzen erreichten im Jahre 1866 eine Höhe von 1—2 Fuß. In dieſem Jahre wurden die Sämlinge geſtutzt und die Spitzen auf Stämmchen von Prunus Mahaleb gepfropft. Im folgenden Jahre erreichten dieſelben eine Höhe von 4—5 Fuß und wurden im Herbſte deſſelben Jahres in Töpfe gepflanzt. Im Jahre 1868 erzeugten ſie im Obſthauſe Blüthen und im Jahre 1869 brachte Early Rivers die erſten reifen Früchte. In den folgenden Jahren, 1870 und 1871, trugen die Bäumchen ſehr reich und waren die Früchte ſo groß, wie die der Mutterpflanze, dieſelben reiften etwas ſpäter, waren jedoch von vorzüglicher Güte und die Bäumchen von ſtrotzender Geſundheit. 554 Ein Mittel gegen die Weinrebenlaus. Die desinficirende Eigenſchaft der Carbolſäure, d. h. ihre Flüſſigkeit, andere Organismen zu zerſtören, iſt längſt allgemein bekannt, aber bis jetzt nur zur Unſchädlichmachung der Föcalſtoffe und ihrer Fäulnißproducte, dann auf mediziniſchem Gebiete zur Reinhaltung der Wunden verwerthet worden. Doch läßt ſich bei einigem Nachdenken zuerſt nachweiſen, daß die Verwen— dung der Carbolſäure einer ungemeinen Ausdehnung auf einem Gebiete fähig wäre, daß ſie bis jetzt beinahe nur das Desinfectionsmittel der Stallungen bei Viehſeuchen kannte — auf dem Gebiete der Landwirthſchaft. Die Carbolſäure iſt nämlich nicht nur ein Gift für jene oft nicht einmal durch das Microſkop nachweisbaren Keime pflanzlicher und thieriſcher Organismen, welche als die Träger und Verbreiter der Epidemieen und Contagien angeſehen werden, ſondern auch für höher ſtehende Weſen. Wenn wir eine Theerproducten-Fabrik beſuchen, ſo ſehen wir, wie insbeſondere unter der herrſchenden Windrichtung nicht nur alle Bäume mit kahlen Aeſten verdorrt daſtehen, die Feldfrüchte vernichtet ſind, nicht die Spur eines grünen Blattes zu finden iſt, ſondern auch alles Inſectenleben aufgehört hat, die Schmetterlingspuppen todt an den Zäunen hängen, in den kleinen Pfützen und Tümpeln in der Nähe der Fabrik ſich niemals die Larve eines Waſſer— inſects anfindet, nie ein Froſch einfindet, und wenn wir den Boden in der Nachbarſchaft des Etabliſſements noch ſo tief durchwühlen, wir werden in ihm nie einen Regenwurm, nie einen Engerling finden. Wenn wir nun eine Wohnung beziehen ſollen, in der vor uns eine unordentliche Partei gehauſt und Wanzen und Schwaben zu Millionen — wenn auch wider ihren Willen — gezüchtet hat, ſollen wir zu den allge— prieſenen Sublimat-Löſungen greifen, um die Zimmer zu desinficiren? Gewiß iſt — obgleich die meiſten Tapeziere zum Schutze vor Ungeziefer dem Kleiſter ihrer Tapeten, dem Waſſer, in dem das Roßhaar der Matratzen und Möbel gekocht wird, Sublimat beiſetzen, können wir durchaus nicht empfehlen. Eine einprocentige Carbolſäure-Löſung, vollkommen frei von Allem, vernichtet Alles, was da lebte und webte in den tiefſten Fugen. Eine ähnliche Verwendung könnte nun Carbolſäure noch in der Land- und Forſtwirthſchaft finden. Eine Feuerſpritze, gefüllt mit Carbolſäure-Löſung, würde bei maſſenhaft angehäuften Windbrüchen oder Brennholz, was nicht raſch genug aus dem Walde entfernt werden kann, applicirt, gewiß gegen die Ausbreitung des Borkenkäfers die beſten Dienſte leiſten. In der Carbolſäure ſehen wir aber auch das bis jetzt vergebens geſuchte Heilmittel gegen die Weinrebenlaus (Phyllocera vastatrix). Da wir bereits wiederholt in der Hamburger Gartenzeitung die Naturgeſchichte dieſes Thieres geſchildert haben, ſo ſetzen wir dieſelbe als bekannt voraus und wir glauben nicht weiter ausführen zu müſſen, daß alle erkrankten Weinſtöcke als verloren zu betrachten ſind und unſere Bemühungen nur darauf gerichtet ſein können, die Anſiedelungen der Weinrebenlaus zu zerſtören, um ihre Weiterverbreitung zu hindern. Zu dieſem Behufe ſchlage man mit einer Eiſenſtange im ganzen Bereiche, den die Wurzeln des kranken 555 Weinſtockes einnehmen, 4—5 Fuß tiefe Löcher von 1—2 Zoll Durchmeſſer und fülle ſie mit einer fünfprocentigen Löſung von Carbolſäure mit Waſſer. Nach acht Tagen werden dann einige Wurzelſtöcke ausgegraben und unter— ſucht, ob alle Inſaſſen derſelben todt ſind, was gewiß der Fall ſein wird. Zum Schutze der noch geſunden Weinreben gegen das geſchlechtsreife (geflü— gelte) Inſekt werden öftere Einſchwefelungen vorzunehmen ſein, welche auch anderweitig gegen die Traubenfäule gute Dienſte leiſten. Dieſe hier empfohlene Methode iſt einfach, billig, leicht im Großen durchzuführen, und da gegenwärtig nicht nur keine beſſere, ſondern überhaupt auch gar keine andere exiſtirt, ſo wird es gewiß der Mühe verlohnen, ſie zu verſuchen und über die Reſultate zu berichten; hat ſie ſich dann in der Praxis bewährt, ſo wird es Sache ſämmtlicher Wein producirenden Staaten ſein, ſie in ähnlicher Weiſe wie etwa die Maßregeln gegen die Rinderpeſt durchzuführen, damit nicht durch die Indolenz eines Einzelnen die Geſammt— heit Schaden leide. (N. Fr. Pr.) Die Eichenlaub freſſende Seidenraupe. Unter den Gärtnern und Gartenbeſitzern giebt es viele, welche ſich auch mit der lohnenden Zucht von Seidenraupen beſchäftigen, den meiſten iſt bis jetzt jedoch nur die gewöhnliche, ſich von Maulbeerblättern nährende Seidenraupe bekannt, weniger dürfte aber die Eichenlaub freſſende Seiden— raupe Winter⸗Hamamaya und deren Spätſommerzüchtung bekannt fein, worüber Dr. H. Ulrichs in Stuctgart“) ſehr intereſſante Mittheilungen macht. Die japaneſiſche Seidenraupe Yamamaya, welche Eichenlaub frißt, hat ji ſeit dem Jahre 1871 in Baiern und Württemberg einzubürgern begon- nen, nachdem ſie im Jahre 1863 aus Japan durch einen Holländer nach Frankreich gebracht worden war. Die Raupe iſt grün, groß (wird mehr als fingerlang), erſcheint im Frühjahr und frißt 56 — 70 Tage lang, der Schmetterling, ebenfalls ſehr groß, legt ſeine Eier im Auguſt. Dieſelben ſind im Freien, dem Froſt ausgeſetzt, zu überwintern. Man füttert die Raupen auf belaubten Zweigen, die in Flaſchen geſtellt ſind, welche man mit Waſſer gefüllt hat. Näſſe ſchadet ihnen nicht. Man hält ſie am beſten in einem Zimmer, aber dem Luftzug von außen und bei jedem Wetter und jeder Temperatur ausgeſetzt. Nur in den erſten 10 Tagen giebt man ihnen durch Heizung 14— 16 R. Wärme. Die ganze Behandlung iſt ein— fach. — Schon aber iſt eine andere, ihr nahe verwandte Eichenlaubfreſſerin hervorgetreten, die Winter⸗-YDamamaya, welche ihr ſtark Concurrenz macht und ſie faſt zu verdrängen ſucht, indem ſie in der Züchtung verſchiedene Vorzüge vor ihr aufzuweiſen hat, namentlich eine zweite Generation im Jahre darbietet. Frühſommerzucht und Spätſommerzucht, während die bis— herige (Sommer-Namamaya) nur eine einmalige geſtattet, eine Sommerzucht. *) Im Würtemb. Wochenblatt für Land- und Forſtwirthſchaft. 556 Dieſe beiden Arten bieten in der Geſtalt und Größe des Thiers u. ſ. w. nur geringfügige Abweichungen dar. Erheblich iſt daher die Verſchiedenheit der Lebensperiode. Die Sommer-Hamamaya überwintert nur als Ei, die Winter⸗Hamamaya nur als Cocon. Erſtere lebt als Raupe, Cocon und Schmetterling nur im Sommer. Gegen Ende April und zu Anfang Juni entſchlüpft ſie als Räupchen dem Ei; als Schmetterling ſtirbt ſie Ende Auguſt. Aus den Eiern des Schmetterlings gehen erſt nach überſtandener Ueberwinterung wieder junge Räupchen hervor. Die Winter-VHamamaya dagegen verträgt wenigſtens als Cocon nicht nur den Sommer, ſondern auch den Winter. Dem überwinterten Cocon entſchlüpft der Schmetterling etwa zwiſchen dem 21. April und dem 11. Juni. Nach 2—5 Tagen legt er ſeine Eier, denen ſchon nach weiteren 14— 22 Tagen die Räupchen entſchlüpfen. Das Erſcheinen der Raupe beginnt etwa zwiſchen dem 8. und 28. Auguſt. Obgleich alſo die Winter— Hamamaya als Räupchen weit ſpäter erſcheint, als die Sommer-Hamamaya, hat ſie als Schmetterling dieſelbe eingeholt, ja ſie iſt ihr zuvorgekommen. Sie bringt es bis zum Schmetterling in 84 Tagen, während die Sommer— Yamamaya dazu etwa 106 Tage gebraucht. Die Eier, welche ihr Schmetter— ling nun wieder legt, laſſen ſich nicht überwintern, nur zur Spätſommer⸗ zucht ſind ſie verwendbar. In der ſommerlichen Temperatur gehen aus ihnen ſchon nach 10—12 Tagen die Räupchen hervor. Noch im Herbſte ſpinnen dieſe ſich ein, wieder nach 52 Tagen und ihre Cocons überwintern. Dieſe Cocons vertragen nur eine Kälte von höchſtens 10 R. Da die Frühjahrsräupchen der Winter-Hamamapya ſo ſpät erſcheinen, fo iſt man bei ihnen ſicherer, als bei denen der Sommer-Yamamaya, mit den Futtern nicht in Noth zu gerathen, ſelbſt dann, wenn ein ſpäter Froſt die jungen Eichenlaubblätter vernichtet, denn um die Mitte Mai ſind jeden— falls neue Triebe nachgewachſen. Die Winter-Hamamaya ſoll mehr Seide liefern, bei etwa gleicher Güte derſelben. Die Cocons find größer, ſtärker und dicker. Noch kommt hinzu, daß ſie auch mehr Eier legt, ſich alſo ſtärker vermehrt, der Verfaſſer züchtete in dieſem Jahre zum erſten Male mehrere Hundert von dieſer neuen Art aus Eiern, die theils in Sieben— bürgen, theils im ſüdlichen Oeſterreich gelegt waren, wo bereits beide Arten im Großen gezüchtet werden. In Würtemberg iſt die Winter-Vamamaya ſeit dem Jahre 1871 zu Hohenheim und von dem Verfaſſer (ſiehe deſſen Mittheilungen im Würten— bergiſchen Wochenblatt für Forſt- und Landwirthſchaft, Jahrg. 1872, S. 1297 und 1436 und 1873 S. 402) gezüchtet und ſeither vielfach ver: breitet worden. ir Gartenbau⸗BVereine. Mainz. Nächſtes Frühjahr findet vom 5. bis zum 14. April in Mainz die vierte große Ausſtellung des Verbands rheiniſcher Garten— bau-Bereine ſtatt. Der Gartenbau-Verein zu Mainz ſtellt bei dieſer 997 Ausſtellung den Preisrichtern 3000 Mark zur Verfügung, welche von dem⸗ ſelben lediglich nach Verdienſt auf die verſchiedenen Gruppen zu vertheilen ſind, ohne daß ihnen, wie gewöhnlich, die Bevorzugung irgend einer Pflanzen⸗ gattung oder Gruppe durch das Programm vorgeſchrieben wäre. Es findet alſo eine ganz allgemeine Concurrenz ſtatt, und beſteht ſomit für jede über⸗ haupt preiswürdige Gruppe nicht nur die Möglichkeit, die höchſte Anerken— nung zu erringen, ſondern auch die Gewißheit, nicht übergangen zu werden. Programme werden vom Gartenbau-Verein zu Mainz auf Verlangen frei überſendet. Nach dem Programm find alle Blumenfreunde, Kunſt- und Handels- gärtner des In- und Auslandes zur Betheiligung an dieſer Ausſtellung eingeladen. Anmeldungen zur Ausſtellung mit Angabe der betreffenden Gegenſtände, ſowie des beanſpruchten Raumes für dieſelben müſſen bis 1. März ſpäteſtens geſchehen. Berlin. (Berliner Gärtner-Verein.) Von dem im Jahre 1868 zu Berlin gegründeten Gärtner-Verein liegt uns ein Auszug aus den Jahresberichten für 1872 und 1. Halbjahr 1873 über die Thätigkeit des Vereins vor. Dieſer Verein hat den Zweck, die Ausbildung ſeiner Mit— glieder durch gegenſeitigen Austauſch von Ideen und Exfahrungen, Vorträge und gemeinſchaftliche Exkurſionen, ſowie durch Beſchaffung und Bereicherung einer Bibliothek, beſtehend aus den nützlichſten Werken auf dem Gebiete der Gärtnerei und Pflanzenwiſſenſchaft zu fördern, durch nützliche Sammlungen derſelben Gelegenheit zu gehen, ſich zu belehren, ſowie überhaupt durch alle ihm zu Gebote ſtehenden Mittel auf dieſelben bildend einzuwirken. Ferner durch Erhaltung eines Geldfonds ſeine Mitglieder in Krankheitsfällen zu unterſtützen und endlich im Intereſſe ſeiner Mitglieder ſowohl, als auch die Gärtnerei und Gartenbeſitzer ſelbſt, für vacante Stellen tüchtige Gärtner in Vorſchlag zu bringen, welches dem Vorſtande und die ſpecielle Vermittelung dem Vorſitzenden obliegt. Auch im Jahre 1872 hat der Verein eine rege Thätigkeit entwickelt. Es wurden 49 Sitzungen gehalten, 166 Mitglieds- karten ausgegeben und waren in den Sitzungen 179 Gäſte anweſend. Vorträge wurden 13 gehalten und Berichte aus den verſchiedenen Gerten— zeitungen erſtattet. Von den 164 in dem Fragekaſten vorgefundenen Fragen wurden 162 beantwortet; 22 Stellungen angeboten reſp. ermittelt. An einem eingerichteten Zeichenkurſus nahmen 21 Perſonen Theil. Eine ebenſo große, wenn nicht größere Thätigkeit entfaltete der Verein im 1. Halbjahre dieſes Jahres. Möge der noch junge Verein immer mehr und mehr erſtarken und ſich kräftigen und in der Erreichung ſeines ſich geſtellten ſchönen Zweckes reichen Lohn finden. Hamburg. Der Gartenbau-Verein für Hamburg, Altona und Um— gegend veranſtaltet im nächſten Jahre fünf kleinere Pflanzen-Ausſtellungen, nämlich in den Monaten Januar, Februar, März, April und Mai, zu welchen die Mitglieder des Vereins nebſt ihren Familien freien Zutritt haben werden. — Eine Preisvertheilung findet ebenfalls bei jeder dieſer Ausſtellungen ſtatt. Literatur. Der Obſtſchutz. Herausgegeben vom deutſchen Pomologen-Ver— ein. Bearbeitet von Dr. E. T. Taſchenberg. Regensburg, 1874. Ver⸗ lag von Eugen Ulmer. — In ſeiner 2. Sitzung der Generalverſammlung in Braunſchweig am 11. October 1872 beſchloß der deutſche Pomologen— verein auf Antrag des Geh. Regierungsrath von Trapp in Wiesbaden, ein Werk über den „Schutz der Obſtbäume und deren Früchte“ herauszugeben. Von Trapp begründete ſeinen Antrag damit: „daß die Rinde des Obſtbaumes, welche als der wirkſamſte Antrieb zu demſelben zu betrachten iſt, neben der Wahl der geeigneten Obſtgattungen und Sorten weſentlich abhängt von der Pflege der Obſtbäume. Zu dieſer Pflege gehören außer der Bearbeitung des Bodens, der Düngung und des Schnitts ꝛc. die Behandlung der Obſtbäume aller Gattungen und Formen bei eintretenden Krankheiten und der möglichſte Schutz gegen ſchädliche Thiere, insbeſondere Inſekten, ſowie gegen extreme Witterungsverhältniſſe. Es finden ſich allerdings in den vielen vorhandenen guten Schriften über Obſtbaumzucht und Obſtbau, was die Pflege in den zuletzt angedeuteten Richtungen onbelangt, kürzere wie längere, ſehr beachtenswerthe Mittheilungen. Es giebt aber bis jetzt kein Werk, in welchem das, was in einzelnen guten Schriften darüber enthalten iſt, unter Benutzung neuerer und neueſter Er— fahrungen, mit Auswahl zuſammengeſtellt iſt, und viel zu kurz und ober— flächlich ſind die Feinde der Obſtbäume in den meiſten Schriften über Obſtbau behandelt worden. Aus dieſen Gründen beantragte von Trapp, daß der Pomologenverein aus ſeinen Mitteln ein gediegenes Werk: a) über die Krankheiten der Obſtbäume, ihre Urſachen, Er— ſcheinungen und Heilmittel, b) über die den Obſtbäumen und Früchten ſchädlichen Thiere, insbeſondere Inſekten, ſowie über die Schutzmittel gegen dieſelben, bearbeiten laſſe. Dieſer Antrag wurde von der Generalverſammlung nach kurzer Debatte einſtimmig angenommen und gelang es dem Vorſtande des Vereins, zwei der erſten Autoritäten zur Bearbeitung dieſes Werkes zu gewinnen, nämlich Profeſſor Dr. J. Kühn, Director des landwirthſchaftlichen Inſtituts der Univerſität Halle, den erfahrendſten und tüchtigſten Pflanzen— pathologen der Gegenwart und Dr. Taſchenberg, Profeſſor an derſelben Univerſität, der ſich durch ſein vortreffliches Werk: „Entomologie für Gärtner“ als den geeignetſten Forſcher für die Bearbeitung des Obſt— ſchutzes gegen ſchädliche Thiere zu erkennen gegeben hat. Von dieſem Werke liegt uns jetzt die 1. Abtheilung: „Schutz der Obſtbäume und deren Früchte gegen feindliche Thiere“ vor. Da das Buch insbeſondere für die praktiſchen Obſtzüchter beſtimmt iſt, ſo mußte auch auf eine praktiſche Einrichtung deſſelben Rückſicht genommen werden, die hauptſächlich darin beſteht, daß der naturwiſſenſchaftliche Theil (die Naturgeſchichte der einzelnen Obft-Schädlinge) mit kleinerer Schrift gedruckt und die richtige Erkennung der hierher gehörenden Feinde des Obſtbaues durch zahlreiche Abbildungen weſentlich gefördert wird. Die Mittel zur 959 Abhaltung und Vertilgung der Feinde aber find in größerem Druck und ſehr ausführlich gegeben. — Der Verfaſſer dieſer 1. Abtheilung des Buches, Profeſſor Taſchenberg, hat mit derſelben ein ausgezeichnetes und durchaus praktiſches Buch geliefert, das wir allen ſich mit dem Obſtbau Befaſſenden, wie allen Gärtnern und ſelbſt Gartenfreunden, die in ihrem Garten Obſt— bäume halten, nicht warm genug empfehlen können, zudem iſt der Preis ein ſehr mäßiger, 28 Sgr. Die 2. Abtheilung: „über die Krankheiten der Obſtbäume“ von Dr. J. Kühn, ſoll im Laufe des künftigen Jahres erſch einen. Die werthvollſten Traubenſorten für den Weinbau Deutſchlands und Oeſterreichs iſt der Titel eines neuen größeren prachtvollen Bilder— werkes, von dem die 1. Lieferung uns vorliegl. Das Werk erſcheint in 2—3 jährlichen Lieferungen mit je 2 Tafeln in Farbendruck (ausgeführt in der rühmlichſt bekannten Anſtalt von A. Hallernicht in Stuttgart) und wird ungefähr 40 der allgemein werthvollſten Traubenſorten umfaſſen und dem Plane gemäß mit 15 Lieferungen in dem Zeitraum von 8—9 Jahren beendet fein. Jeder Traubenſorte liegt ein Blatt Text bei mit von Hermann Goethe, Director der ſteierm. Landes-, Obſt- und Weinbauſchule in Mar⸗ burg und Rudolph Goethe, Beerenobſt- und Rebenſchulbeſitzer in Cann⸗ ſtatt, ſehr ſorgfältig bearbeiteten Beſchreibung, ſo daß Jedermann ſehr leicht im Stande iſt, ſich darnach die Kenntniß der betreffenden Sorte zu ver— ſchaffen. Am Schluſſe des Werkes ſollen mehrere Tafeln gegeben werden, welche die Triebſpitzen der abgebildeten Sorten darſtellen, um darnach dieſes charakteriſtiſche Merkmal, welches ſich auf der Abbildung ſelbſt nicht recht anbringen läßt, zur Vergleichung der einzelnen Sorten neben einander beobachten zu können. Einer der wichtigſten und in neuerer Zeit weniger beachteten Zweige des Weinbaues iſt die Ampelogie, die Lehre von der Kenntniß der ein— zelnen Rebſorten. Nur wenige Männer befaſſen ſich mit dieſem Studium, ein Umſtand, welcher wohl mit der Schwierigkeit des Studiums in Zuſammen— hang ſteht und dennoch iſt eine Kenntniß der Ampelographie erforderlich, um die Weinkultur eines Landes erfolgreich heben zu können. Bei der Anlage eines Weingartens iſt es die erſte Pflicht, unter den verſchiedenen Traubenſorten die richtigen, ſich für Boden und Klima eignenden Sorten zu wählen und um ſolche in allen Fällen kennen zu lernen, iſt der Zweck dieſes Prachtwerkes. Daß getreue Abbildungen das Erkennen einer Rebſorte weit mehr erleichtern, als die beſte genaueſte Beſchreibung, iſt eine anerkannte Thatſache aller Oenologen und da eben kein Werk vorhanden iſt, in dem die bekannteſten Rebſorten farbig dargeſtellt ſind, ſo dürfte dieſes Werk von allen Weinbauern mit Freuden begrüßt werden und die, längſt empfundene Lücke nach Wunſch ausfüllen. Die ganz prachtvoll (in Farbendruck) ausgeführten Abbildungen der Sorten ſind in natürlicher Größe und Farbe auf das Getreueſte dargeſtellt. Auf Tafel 1 iſt die „blaue Portugieſer Traube“ nebſt Rebe, Blättern und Ranken, und auf Tafel 2 der rothe Gutedel abgebildet. Im Text iſt zu jeder Sorte außer einer genaueren Beſchreibung des Rebſtocks, 560 der Blätter und der Traube, die Reifezeit derſelben und dann das Vor⸗ kommen, die Kultur und Verwendung angegeben. Mögen die beiden rühmlichſt bekannten Herausgeber dieſes Werkes bei ihrem ſo nützlichen, aber ebenſo koſtſpieligen und mühſamen Unternehmen die thatkräftigſte Unterſtützung der Weinbau treibenden Männer Deutſchlands und Oeſterreichs finden. Der Preis einer jeden Lieferung iſt 2 Thlr. oder 6 Mark oder 3 fl. 20 Kr. O. W. Die Subſcription kann bei den genannten Verfaſſern und Herausgebern geſchehen; im Buchhandel iſt das Werk durch die k. k. Hof— buchhandlung von Faeſy & Frick in Wien zu beziehen. Ueber die Folgen äußerer Verletzungen der Bäume, insbeſondere der Eichen- und Obſtbäume. Ein Beitrag zur Morphologie der Ge— wächſe von H. R. Göppert, Dr., k. preuß. Geh. Medizinalrath, Profeſſor der Medizin er Botanik, Director des botaniſchen Gartens zu Breslau. — Mit 56 Holzſchnitten und einem Atlas mit 10 lithogr. Tafeln in Folio. Breslau, E Morgenſtern. 1873. — Ein kleines Buch in groß Octav von 95 Seiten, von großem gediegenen Werthe, das wir allen wiſſenſchaftlich gebildeten Gärtnern hiermit empfehlen wollen. Mit morphologiſchen Unter— ſuchungen, wie ſie von dem gelehrten Verfaſſer unternommen worden ſind, befaſſen ſich nur ſelten Botaniker. Praktiſche Zwecke, ſchreibt der Verfaſſer, veranlaßt durch meine Beziehungen zum ſchleſiſchen Forſtverein, führten ihn darauf hin und zugleich dabei zur Würdigung eines bei der Kultur der Baumwelt faſt allgemein gebräuchlichen, in Hieb und Schnitt beſtehenden Verfahrens, welches vom theoretiſchen Standpunkte aus zu mißbilligen iſt, obwohl die Praxis es nicht immer zu entbehren vermag. Unkenntniß der dabei ſtattfindenden inneren Vorgänge haben zum Mißbrauch deſſelben geführt, welchen man künftig zum Heil unſerer Baumwelt vermeiden lernen wird, wenn man ſich von der Richtigkeit der in dem Buche niedergelegten Beobachtungen überzeugt haben wird. Die Wichtigkeit dieſer gemachten Erfahrungen iſt unbeſtreitbar, denn es handelt ſich doch von der Entſcheidung der beſprochenen Angelegenheit um fernere Erhaltung der ohnehin ſo reducirten und für den National— wohlſtand ſo wichtigen Eichenwälder und ſo vieler anderer Nutz- und Zier— bäume der verſchiedenſten Art, welche durch Unkenntniß urſächlicher Momente verkümmern oder ſelbſt abſterben. — Anfänglich wollte der Verfaſſer ſich auf Unterſuchungen der Eichen beſchränken, dehnte ſie aber ſpäter auch auf Obſtbäume und andere aus, wodurch das Buch für jeden gebildeten Gärtner ein ſehr beachtenswerthes geworden iſt. Nachdem der Verfaſſer einige all— gemeine Verhältniſſe der Baumwelt berührende Abhandlungen als Einleitung vorausſchickt, geht er auf die praktiſche Verwendung der im vorhergehenden Abſchnitt gewonnenen Erfahrungsſätze für die Kultur der Baumwelt über, die ſich hauptſächlich auf die Behandlung der Eichen und auf die von Obſt— und anderen Bäumen beziehen. Die ſo reichen Erfahrungsſätze für die Kultur der Baumarten hat der Verfaſſer namentlich aus den morphologiſchen Unterſuchungen der Inſchriften und Zeichen in den Bäumen, der Knollenbildung, Ueberwucherung von aus 561 Adventiv⸗-Knospen entſtandenen Aeſtchen, der Maſerbildung, den Aufäſten oder Abhauen von Aeſten und deſſen Folgen, Ueberwallung und Verwachſung, dann über den auf- und abſteigenden Saft in den Holzgewächſen und der Einwirkung des Froſtes auf das Innere der Bäume ꝛc. gewonnen. Einige dieſer ſo werthvollen Abhandlungen haben wir ſchon früher in der Hamb. Gartenzeitung den geehrten Leſern derſelben mitgetheilt und werden ſpäter noch einige derſelben folgen laſſen. Illuſtrationen zu allen in dem Buche veröffentlichten Beobachtungen hatte der Verfaſſer ſchon vor längerer Zeit zu ſammeln geſucht und im botaniſchen Garten zu Breslau zu einer Partie vereint im Freien aufge— ſtellt, welche Partie den Namen der „morphologiſch-phyſiologiſchen“ trägt. Wir haben bei unſerem Beſuche des botaniſchen Gartens zu Breslau im Auguſt d. J. dieſe Partie nicht genug bewundern können, und ſie muß ſelbſt dem Laien ein großes Intereſſe abgewinnen, denn ſie umfaßt alles, was man in normalen und anormalen Lebensverhältniſſen der Bäume mit unbe— waffneten Augen zu ſehen vermag. Im Jahrg. 1871, S. 398 der Ham— burger Gartenzeitung iſt dieſe morphologiſch-phyſiologiſche Partie ausführlich beſprochen. Gardener's Chronicle, bekanntlich das verbreitetſte Gartenjournal der Welt, das ſeit 1844 allwöchentlich vereint mit der Agricultur Ga— zette erſcheint, wird von Januar 1874 an für ſich allein erſcheinen. Der immenſe Fortſchritt, der ſowohl in der Horticultur wie in der Agricultur ſeit jener Zeit gemacht worden iſt, machen es jetzt unmöglich, in einer all— wöchentlich erſcheinenden Zeitſchrift ſo viel Raum zu gewinnen, um jeder Sache völlig gerecht werden zu können. Dendrologie. Bäume, Sträucher und Halbſträucher, welche in Mittel- und Nordeuropa im Freien kultivirt werden. Kritiſch bearbeitet von Karl Koch, med. et phil. Dr., Profeſſor der Botanik an der Friedrich-Wilhelms-Univerſität in Berlin. Zweiter Theil, zweite Ab— theilung. Erlangen, Ferd. Enke, 1873. Lexikon-Format, 424 S. — Wir freuen uns, den Schluß dieſes ſo wichtigen Werkes jetzt hierdurch an— zeigen zu können. Wie wir ſchon bei dem Erſcheinen des 1. Theils, wie bei dem Erſcheinen der 1. Abtheilung des 2. Theils geſagt haben, gehört dieſes Werk zu den wichtigſten im Gebiete der Gartenliteratur und wir wollen nur wünſchen, da es ein Buch für jeden gebildeten Gärtner iſt, daß es auch von dieſen wie von allen Freunden von Baum- und Straucharten, welche bei uns im Freien aushalten, mithin unſere Gärten ſchmücken, recht viel benutzt werden möge. — Die 2. Abtheilung des 2. Theils, welche nun den Schluß des Werkes macht, enthält die Cupuliferen, Coniferen und Monoco- tylen, alſo außer den letzteren die Bearbeitung zweier großen Pflanzen— gruppen, deren Arten in den Gärten und bei den Gartenfreunden eine Hauptrolle ſpielen, nämlich die Cupuliferen, wohin gehören: Carpinus, Ostrya, Corylus, Fagus, Quercus etc. und dann die Familie der ſo ſehr beliebten Coniferen, deren neueſte Bearbeitung unſeres verehrten Freundes den vielen Liebhabern und Verehrern dieſer herrlichen Gewächſe viel Beleh— rung und Unterhaltung gewähren wird. Hamburger Garten- und Blumenzeitung. Band XXIX. 36 562 Uns auf unſere früheren Kritiken über dieſes ſo wichtige Werk, das eine ſo lange gefühlte Lücke in der Gartenliteratur ausfüllt, beziehend, (Hamburg. Gartenz. 1869, S. 83 und 1873 S. 90) ſtatten wir dem Herrn Verfaſſer den Dank ab, daß er es unternommen hatte, dieſe ſo ſchwie— rige und mühevolle Arbeit durchzuführen, eine Arbeit, die aber auch nur von einem ſo ausgezeichneten Kenner unſerer im Freien aushaltenden Ge— hölze, wie es der Herr Verfaſſer iſt, ausgeführt werden konnte. E. 0—o. Botaniſcher Jahresbericht, „referirendes Organ über die Fortſchritte auf dem Geſammtgebiete der Botanik.“ Von Dr. Leop. Juſt, Docent für Botanik und Agriculturchemie am Polytechnikum in Carlsruhe. — Schon ſeit längerer Zeit macht ſich bei der Benützung der botaniſchen Literatur eine ſtörende Erſcheinung geltend, nämlich die ungemeine Zerſplitterung des bota— niſch⸗literariſchen Materials. Da außerdem erfreulicher Weiſe neue botani- ſche Arbeiten fortdauernd in großer Fülle erſcheinen, iſt es ſehr erklärlich, daß es jedem Botaniker, der auf irgend einem Spezialgebiet arbeitet, kaum möglich iſt, alle neue Arbeiten, die für dieſes Specialgebiet von Bedeutung ſind, ſich zugänglich zu machen, daß er noch viel weniger von neueren litera— riſchen Erſcheinungen, die ſeiner ſpeziellen En ſchäftigung ferner liegen, genauere Notiz nehmen kann. Dieſer ſehr fühlbar gewordenen Erſcheinung gegenüber war ſicherlich die Gründung eines Organs ſehr wünſchenswerth, welches in gedrängter Form Referate über alle neuen botaniſchen Arbeiten bringt, in ähnlicher Weiſe, wie dies für das Gebiet der Chemie, der Agriculturchemie, der Mothematik u. a., bereits geſchieht. Dr. Juſt hatte bisher wiederholt Gelegenheit, Fachgenoſſen ſeinen Wunſch, für das Gebiet der Botanik ein ſolches Organ zu gründen, mitzu— theilen und fand dieſe Idee ſtets mit ſo entſchiedener Freude begrüßt, daß er ſich dadurch veranlaßt ſah, ſeine Abſicht zur Ausführung zu bringen, indem er einerſeits einen zuverläſſigen Verleger, andererſeits tüchtige und competente Mitarbeiter zu gewinnen ſuchte. Gegenwärtig iſt die Angelegenheit ſo weit gediehen, daß das Unter— nehmen nicht nur vollkommen geſichert iſt, ſondern daß auch begründete Hoffnung vorhanden iſt, daſſelbe werde in einer Weiſe auftreten, daß es allen berechtigten Anſprüchen genügen kann. Nach mehrfachen Verhandlungen mit dem Verleger, nach Benützung ihm reichlich zugegangener ſehr werthvoller Rathſchläge der bis jetzt gewon— nenen Herren Mitarbeiter, iſt der Plan, welcher ſeinem Unternehmen zu Grunde liegt, folgender: Daſſelbe erſcheint unter dem Titel: „Botaniſcher Jahresbericht“, referirendes Organ über die Fortſchritte auf dem Geſammtgebiet der Bota— nik und bringt in gedrängter Form eingehende Referate über alle neuen botaniſchen Arbeiten; auch ſollen botaniſche Sammlungen, inſofern ſie Fort— ſchritte auf dem Gebiete der Botanik begründen, zur Beſprechung kommen. Der Charakter des Jahresberichts ſoll ein möglichſt objectiver ſein. Das Geſammtgebiet der Botanik wird, im Allgemeinen auf Grundlage des Sachs'- ſchen Lehrbuchs der Botanik, in eine Reihe paſſender Unterabtheilungen 563 getheilt, denen die einzelnen Referate eingereiht werden. Die Abfaſſung der Referate iſt unter eine möglichſt große Zahl von Mitarbeitern vertheilt. Es iſt Dr. Juſt bisher gelungen, nachſtehende Herren als Mitarbeiter zu gewinnen: Dr. Aſcherſon, Pflanzengeographie und europäiſche Floren; Prof. Dr. Cramer, Bildungsabweichungen; Dr. Engler, ſyſtematiſche Monogra— phieen und ausländiſche Floren; Prof. Dr. Flückiger, pharmaceutiſche Botanik; Dr. Funk, Generalſekretair des landwirthſch. Vereins in Baden, landwirthſchaftliche Botanik; Prof. Dr. G. Gibelli, italieniſche Literatur; Dr. Groenland, gärtneriſche Botanik; Prof. Dr. R. Hartig, forſtwirth— ſchaftliche Botanik; Prof. Dr. Kanitz und Prof. Dr. Knappe, ungariſche und flawiſche Literatur; Prof. Dr. Kny, Algen; Dr. Kuhn, Gefäßkrypto— gamen; Dr. Loew, Morphologie der Gewebe und Hand- und Lehrbücher; Dr. E. Lucas, Director des pomologiſchen Inſtituts zu Reutlingen, Obſt— und Weinbau; Dr. P. Magnus, Morphologie der äußeren Gliederung; Oberlehrer Dr. H. Müller, Befruchtung der Blumen; Prof. Dr. Nobbe, Samenkunde und Keimungsprozeß; Prof. Dr. Pfitzer, Morphologie der Zelle, Bacillariaceen; Oberſtabsarzt Dr. Schröter, Pilze; Dr. P. Sorauer, Krankheiten; Dr. Stitzenberger, Flechten; Dr. A. Vogl, Anwendung der Botanik auf Technik und Gewerbe; Dr. H. de Vries, phyſikaliſche Phyſio— logie und holländiſche Literatur; Dr. E. Warming, ſpezielle Morphologie der Angiospermen und däniſche Literatur; Dr. L. Juſt wird die chemiſche Phyſiologie bearbeiten. Während die deutſche, engliſche und franzöſiſche Literatur in der oben erwähnten Eintheilung von verſchiedenen Herren bearbeitet wird, übernimmt je ein Referent die geſammte Literatur der anderen Sprachen; auch für die oben noch nicht angeführten Sprachen ſind Unterhandlungen eingeleitet. Den Verlag des Jahresberichtes hat Herr Max Müller in Bres— lau (J. U. Kern's Verlag) übernommen, deſſen bekannte Firma wohl dafür birgt, daß auch von buchhändleriſcher Seite alles Nöthige für äußere Ausſtattung, Verbreitung und Bekanntmachung in der wiſſenſchaftlichen Welt ꝛc. geſchehen werde. Der Jahresbericht wird vom Jahre 1874 an regelmäßig im Herbſt erſcheinen und ſtets die Literatur des vorangegangenen Jahres enthalten. Wenn das Unternehmen ſeinen Zweck erfüllen ſoll, ſo muß daſſelbe vor allen Dingen danach ſtreben, möglichſt vollſtändig zu ſein. Dr. Juſt richtet daher an die Herren Fachgenoſſen, an die Redactionen botaniſcher Zeitſchriften, an die naturwiſſenſchaftlichen Vereine, die ergebene Bitte, ſich in der Beſchaffung alles Materials, welches zum Gedeihen des „Botaniſchen Jahresberichtes“ nöthig iſt, nach Möglichkeit zu unterſtützen. Seine Bitte geht dahin: daß die Herren Autoren ihm bald und regelmäßig alle ihre ſeit dem 1. Januar 1873 neu erſcheinenden bota— niſchen Arbeiten gefälligſt zuſenden mögen. Beſonders bittet derſelbe um Separatabdrücke von ſolchen botani— ſchen Abhandlungen oder Berichten über REN und 36* 564 Verhandlungen botaniſchen Inhalts, welche in den Publi— kationen der naturwiſſenſchaftlichen Vereine erſcheinen. Alle gratis an ihn eingeſendeten Abhandlungen und Werke verbleiben den betreffenden Herren Referenten. Sollte es den Herren Autoren erwünſcht ſein, beſonders koſtſpielige oder nur in kleiner Auflage gedruckte Werke nach Erſcheinen des betreffenden Referates wieder zurückzuerhalten, ſo würde Dr. Juſt ſich dazu verpflichten. Zum Schluß ſpricht Dr. Juſt nochmals die Hoffnung aus, daß er auf dieſe Aufforderung hin allſeitig diejenige Unterſtützung finden werde, welche dem Gedeihen des Unternehmens nothwendig iſt. Jahrbuch für Pomologen, Gärtner und Gartenfreunde heraus— gegeben vom Pomologiſchen Inſtitut in Reutlingen durch Dr. Ed. Lucas. Neue Folge des Taſchenbuches für Pomologen. III. Jahr⸗ gang (der ganzen Reihe 13. Jahrg.). Mit 1 Lithographie und 11 in den Text gedruckten Abbildungen, nebſt einer Gratisbeilage: Verkaufsanzeige von Bäumen, Sträuchern, Geräthen ꝛc. des Pomol. Inſtituts. Ravensburg Eugen Ulmer 1873. — Preis 24 Sgr. In dieſem 3. Jahrgange des Jahrbuchs für Pomologen, Gärtner und Gartenfreunde legt Dr. Lucas wiederum Rechenſchaft ab von ſeinem ſo freudig gedeihenden Inſtitute. Wir haben an einer andern Stelle über den Fortgang des Inſtituts Mittheilungen gemacht. Auch dieſer 3. Jahrgang enthält außer dem Bericht über das Inſtitut, auch noch die an die Zöglinge vertheilten Prämien und Belobungen, ferner dann den 2. Jahresbericht des Vereins der Gehilfen und Zöglinge des Inſtituts in deſſen Zuſammen⸗ künften eine Menge ſehr beachtenswerther Vorträge gehalten wurden, die ſämmtlich in dem Buche abgedruckt ſind. Von Dr. Ed. Lucas ſelbſt finden ſich in dem Buche Reiſeſkizzen über eine Reiſe durch Oberbaiern nach Bozen und Trient, die Jeder mit großem Vergnügen und Intereſſe leſen wird. Dann folgen eine ganze Reihe lehrreicher Abhandlungen über ver- ſchiedene Gegenſtände des Obſtbaues, des Gemüſebaues, der Blumenzucht ꝛc., wie die Beſchreibung mehrerer neuer Geräthe und Werkzeuge. Die meiſten Abhandlungen ſind von Zöglingen und Gehilfen des Inſtituts angefertigt. Aus dieſem ſelbſtſtändigen Hervortreten der Zöglinge und jungen Gehilfen geht deutlich hervor, wie man es in dem Inſtitute verſteht, die Zöglinge auch geiſtig anzuregen. Alle Abhandlungen der Zöglinge liefern den Beweis, daß ſie mit Nachdenken und Sachkenntniß niedergeſchrieben worden ſind. Auf das dem Berichte beigegebene Verzeichniß der in Bäumen oder Edelreiſern abzugebenden Obſtſorten und Beerenfrüchte ꝛc. erlauben wir uns die Leſer noch ſpeciell aufmerkſam zu machen. E. O0—0. Der Apothekergarten. Anleitung zur Cultur und Behandlung der in Deutſchland zu ziehenden mediziniſchen Pflanzen. Für Apotheker und Gärtner, Land- und Gartenbeſitzer, bearbeitet von H. Jäger. 2. Auflage; mit 33 in den Text gedruckten Abbildungen. Hannover, Verlag von Cohen und Riſch. 1873. Octav, 182 S. Preis 25 Sgr. Dieſes ſehr nützliche Buch bildet einen Theil der mit ſo vielem Beifall aufgenommenen illuſtrirten Bibliothek des landwirthſchaftlichen 565 Gartenbaues (III. Abtheilung 3), herausgegeben von dem ſich um die Gartenliteratur durch ſeine Schriften ſo ſehr verdient gemacht habenden ſächſiſchen Hofgärtner H. Jäger. Der Apotheker-Garten behandelt die naturgemäße Cultur der in Deutſchland zu ziehenden mediciniſchen Pflanzen, beſonders der am häufigſten in Gebrauch kommenden, ſowie auch der zu Eſſenzen verwendbaren Pflanzenarten. Ganz gewöhnliche Pflanzen, bei denen keine Verwechſelung möglich iſt und die in jeder Menge wildwachſend geſammelt werden können, hat der Verfaſſer jedoch ausgeſchloſſen, ebenſo ſolche, deren Cultur nicht vortheilhaft oder deren Cultur nicht möglich iſt. Die Culturangaben ſtützen ſich meiſtens auf die eigenen ſehr ſchätzens— werthen Erfahrungen des Verfaſſers, die er in reichem Maße zu ſammeln Gelegenheit fand. Dieſe zweite Auflage iſt als eine weſentlich verbeſſerte zu bezeichnen. Bei der erſten Auflage verführte das Beſtreben nach Vollſtändigkeit den Verfaſſer zur Aufnahme vieler unbedeutender Pflanzen, die jetzt beſſerem Wiſſen weichen mußten, ferner ſind einzelne wichtige Culturen vollſtändiger gegeben, ebenſo wo es möglich war aufzufinden die Preiſe und Erträge der Pflanzenarten. Nach einer intereſſanten Einleitung über den Nutzen bringenden Anbau der mediziniſchen Gewächſe folgt in alphabetiſcher Reihenfolge die Aufzählung der in Deutſchland zu ziehenden mediziniſchen Pflanzen (ſowohl der lateiniſchen wie deutſchen Namen derſelben), die der Verfaſſer in drei Abtheilungen gebracht hat, von denen die 1. Abtheilung die ein- und zweijährigen, die 2. Abtheilung die perennirenden krautigen und die 3. Abtheilung die holz— artigen mebiciniſchen Pflanzen enthält. Wir erlauben uns dieſes ſehr nützliche und brauchbare Büchelchen allen Gärtnern, Land- und Gartenbeſitzern beſtens zu empfehlen. E. Oo. E. C. Harmſen's Pflanzen- und Treibgärtnerei. Von dem immenſen Conſum blühender wie Blattpflanzen, ganz beſonders aber auch noch abgeſchnittener Blumen in Hamburg, kann man ſich nur dann einen richtigen Begriff machen, wenn man die verſchiedenen Pflanzen— und Treibgärtnereien in der Umgegend von Hamburg von Zeit zu Zeit beſucht und ſieht, welche große Maſſen von der einen oder anderen Pflanzenart gerade in Blüthe ſtehen oder in Blüthe kommen und welche Pflanzen für die nächſte Zeit beſtimmt ſind, ihre Blüthen zu erzeugen. Wie dem Fachmanne muß es auch dem Laien von großem Vergnügen und Intereſſe ſein, die verſchiedenen Treibvorrichtungen in den einzelnen Gärtnereien zu ſehen und kennen zu lernen, und wir können nur auffordern, wer ſich einen Genuß verſchaffen und Kenntniß von einer Blumentreiberei erlangen will, der beſuche die eine oder andere der größeren Gärtnereien bei Hamburg. In nächſter Umgegend von Hamburg giebt es eine ſehr bedeutende Zahl von Handelsgärtnereien, ohne die auf holſteiniſchem Gebiete mitzurechnen, 566 unter denen ſich jedoch mehrere Baumſchulen und Gemüſegärtner oder ſich ſpeciell mit Roſenzucht befaſſende befinden, dennoch bleibt eine ſehr beträchtliche Zahl derer übrig, die ſich mit Pflanzenzucht und Blumentreiberei befaſſen; aber ſo bedeutend die Zahl derer auch iſt und ſo ausgedehnte Treibgärtnereien der eine oder andere von ihnen beſitzt, ſo ſind dieſe Gärtnereien zu Zeiten kaum im Stande, den Bedarf an Blumen und blühenden Topfgewächſen in Hamburg zu decken, denn um über 50 Blumenläden, die es jetzt in Hamburg giebt, und die alle mehr oder weniger gute Geſchäfte machen, täglich mit friſchen Blumen zu verſorgen, namentlich zur Winterzeit, dazu gehört ſchon etwas, und wie viele Blumen werden außerdem noch nach auswärts geſandt. Unter den Handelsgärtnern hier Orts, die ſich außer mit Pflanzen⸗ culturen auch beſonders noch mit der Blumentreiberei befaſſen, giebt es mehrere ſehr bedeutende, von denen wohl die Gärtnerei von E. C. Harmſen die erſte Stelle einnimmt, denn in dieſer Gärtnerei wird von den ver⸗ ſchiedenſten Pflanzenarten eine ſolch große Anzahl getrieben, daß man glauben ſollte, dieſe müßten beinahe genügen, den Bedarf an Blumen in Hamburg zu decken, dem iſt jedoch nicht ſo, denn es giebt noch viele andere Gärt⸗ nereien, in denen, wenn auch nicht in ſo großer Zahl, doch auch noch Unmaſſen von Pflanzen angezogen und getrieben werden, ſo z. B. in der von uns mehrfach rühmend erwähnten Gärtnerei von F. L. Stüeben auf der Uhlenhorſt, die neben der von E. C. Harmſen eine Muſtergärtnerei genannnt werden muß. Dieſe beiden Gärtnereien haben jetzt die größte und reichſte Pflanzenſammlung aufzuweiſen, in der viele ſeltene und werth- volle Arten in ſchönen Exemplaren vertreten ſind. Eine andere großartige Gärtnerei iſt die von A. F. Riechers & Söhne, hauptſächlich Azaleen und Camellien, prachtvolle Cycas revoluta in großer Anzahl und in allen Größen. Andere noch hervorzuhebende Gärtnereien, welche mehr oder weniger eine bedeutende Pflanzenzucht und Blumentreiberei in großem Maß⸗ ſtabe betreiben, ſind z. B. die von W. Praßler, Blumentreiberei, Blatt⸗ pflanzen, Camellien, Azaleen; G. Fröhle, Camellien, Azaleen, Blumen⸗ treiberei ꝛc., dann J. J. C. Schröder, J. Schmidt, E. Neubert, F. H. Ohlendorff, neben ausgedehnten Baumſchulen auch Pflanzencultur, F. W. Pabſt, hauptſächlich Camellien und Azaleen, F. F. Stange, F. Huch, C. H. T. Tümmler, F. Szirovi, J. Reineke, F. W. Böttcher, J. D. Dencker, Th. von Spreckelſen, W. F. Wittern, C. Ruſteberg und noch ſo manche Andere, deren Namen uns nicht gleich beifallen. Neben dieſen giebt es noch mehrere ſogenannte kleinere Gärtner, die ſich mit der Anzucht von nur wenigen Pflanzenarten befaſſen, ſo werden z. B. von dem Einem chineſiſche Primeln, von dem Andern Veilchen, von einem Dritten Chryſanthemum ꝛc. in Maſſen angezogen und getrieben. Auf die E. C. Harmſen'ſche Gärtnerei zurückkommend, wollen wir nur beiſpielsweiſe bemerken, daß in derſelben in dieſem Jahre 40,000 Mai⸗ blumenkeime eingepflanzt worden find, von denen 10,000 Stück für Weih- nachten beſtimmt und getrieben werden Da nicht alle Maiblumenkeime gleich gut blühen und viele blühende Maiblumen ſchon während der 14 567 Tage vor Weihnachten verkauft werden, fo kann man annehmen, daß von den für Weihnachten beſtimmten 10,000 noch gut 8000 bleiben, immer noch eine ganz anſehnliche Anzahl. Die übrigen 30,000 Maiblumen werden dann nach und nach im Laufe des Winters getrieben, ſo lange bis es Mai— blumen im Freien giebt. Von anderen Zwiebelarten werden im Verhältniß gleichviel getrieben, ſo z. B. ca. 5000 Hyacinthen, 3000 Tulpen aller Farben, diverſe Tazetten, Jonquillen, Scilla sibirica und was dergl. Pflanzen mehr ſind. Ueber die ſchönen praktiſchen Gewächshäuſer, die ſämmtlich von einem Dampfheiz-Apparat aus erwärmt werden, haben wir bereits ausführlich im vorigen Jahrgange der Hamburger Gartenztg. S. 504 berichtet, worauf wir zu verweiſen uns erlauben, und wollen wir heute nur über den Pflanzen— beſtand, den wir bei unſerem kürzlichen Beſuche dieſer Gärtnerei in den verſchiedenen Gewächshäuſern ſahen, berichten. Die Tauſende von Camellien mit Knospen in allen Größen haben ein ausnehmend geſundes Ausſehen und ſind reich mit Knospen verſehen. Gleich ſchön ſind die Azaleen, ebenfalls zu Tauſenden zählend und in jeder Größe und Stärke, daneben wie von den Camellien eine große Anzucht jüngerer Pflanzen, die zur Blüthenerzeugung fürs nächſte Jahr beſtimmt find. Camellien blühen bereits ſeit längerer Zeit und ſehr ſchön in Blüthe ſahen wir mehrere Azaleen. Ein ganzes Haus iſt angefüllt mit neuholländiſchen und capiſchen Pflanzen, als Melaleuca, Leptospermum, Diosma, Phylica, Polygala, Eugenia australis, Acacia- und Erica-Arten, die größtentheils nur zum Schneiden verwendet werden, daher es auch nur Arten mit feinem, zierlichen Laube ſind. Unter den Stellagen und längs den Heizungsröhren ſtehen im ſelben Haufe dicht an einander Cupressus funebris, C. Lawsoniana, Retinospora ericoides und Thuja ericoides, aurea in ſehr hübſchen, zierlichen Exemplaren. Auch eine Menge ſehr ſchöner Aucuba japonica ſahen wir vorräthig. Die Vermehrung, in der die für Weihnacht beſtimmten tauſenden von Zwiebeln und Maiblumen getrieben werden, gewährte einen höchſt erfreulichen Anblick, da alles im beſten Gedeihen ſich befand. In demſelben Hauſe ſahen wir auch ſehr ſchöne Maranta, unter dieſen die M. Makoyana, M. Lindeniana, Veitchiana, regalis, Jajoreana, Wallisii etc., ſehr hübſche Croton, junge Pandanus, diverſe Aroideen, Dracaena Guilfoylii ete. In einem noch anderen, wärmer gehaltenen Hauſe ſahen wir viele Camellien, deren Knospen ſich jetzt entwickeln ſollten, Ageratum, Primula chinensis fl. albo pl., Viburnum Laurus Tinus, eine wegen ihrer weißen Blumen ſehr verwendbare Pflanze, die dann auch in ſehr großen Maſſen in der Gärtnerei zu finden iſt und dies in allen erdenklichen Größen, ſtrotzend voller Blüthenknospen. Auch viele Deutzia gracilis, Syringa chinensis und eine Partie Roſen waren bereits zum Treiben eingeſetzt worden. Das Palmenhaus, ſo genannt weil es das längſte, wenn auch nicht höchſte Haus iſt und weil es in ſeinem Raume eine große Menge ſchöner Palmen in allen Größen beherbergt, dann aber hunderte von Dracaena rubra, stricta, Cooperi, herrliche Baum- und andere Farne, Selaginellen, 568 viele Calathea zebrina und was dergleichen Decorationspflanzen mehr jind. Ausgezeichnet ſchön find neben einigen größeren Palmen Exemplare des Cyces revoluta, deſſen Wedel bei Begräbniſſen hierſelbſt jetzt jo viel ver— wendet werden. E. C. Harmſen beſitzt eine beträchtliche Anzahl dieſer Cycadee in allen Größen und zu allen Preiſen. Auch einen ſchönen Encepha- lartos caffer ſahen wir, der jeder exquiſiten Privatpflanzenſammlung zur Zierde gereichen würde, und billig zu haben iſt. Es ließen ſich noch viele Pflanzen anführen, die in dieſer Gärtnerei hundert⸗ und tauſendweiſe cultivirt werden, das bereits Angeführte wird jedoch genügen, um ſich eine Idee von der Reichhaltigkeit und Großartigkeit dieſer Gärtnerei zu machen. Das Maiblumengeſchäft hat ſeit den letzten Jahren in Hamburg einen großen Aufſchwung genommen, und wenn der Handel mit Maiblumenkeimen ſich früher beinahe ausſchließlich in den Händen der Vierländer befand, ſo giebt es hier jetzt mehrere Gärtner, welche Maiblumen im großartigen Maßſtabe heranziehen und ſehr gute Geſchäfte machen, indem dieſe Waare zu guten Preiſen nach England, Rußland und Nordamerika abgeſetzt wird. Auch in der Harmſen! ſchen Gärtnerei ſind die ſchon vorhandenen Mai⸗ blumen⸗Anlagen in dieſem Herbſte noch bedeutend erweitert worden, wir zählten nicht weniger als 100 Beete, jedes ca. 100 Fuß lang, die mit Maiblumen bepflanzt waren. Internationale landwirthſchaftliche Ausſtellung zu Bremen, vom 13. bis 21. Juni 1874, unter dem Protectorate Sr. kaiſ. und königl. Hoheit des Kron— prinzen des deutſchen Reiches und von Preußen. VIII. Abtheilung: Erzeugniſſe des Garten-, Obſt-⸗ und Weinbaues. Sections⸗Chef: Herr J. G. Hagemeyer in Bremen. Soeben vor Schluß des Heftes geht uns noch das ausführliche Programm zu der im nächſten Jahre in Bremen abzuhaltenden großen internationalen landwirthſchaftlichen Ausſtellung, verbunden mit einer Aus⸗ ſtellung der Erzeugniſſe des Garten-, Obſt- und Weinbaues zu, aus dem wir unſern Leſern nur das hauptſächlichſte mittheilen wollen. Die ſpeeiellen Bedingungen für die 8. Abtheilung ſind: 1) Bereitwillige Aufnahme finden Pflanzen, Blumen und andere Producte, die in ihrer Art werthvoll und ausſtellungswürdig ſind, auch wenn dafür keine Prämien ausgeſetzt ſind. 2) Die Lieferungstermine ſind folgende: a) Freiland⸗ Pflanzen von März bis zum 15. Mai incl., b) Teppichbeete vom 1. bis 10. Juni incl., c) Blumengruppen, Decorations- und Kalthaus- Pflanzen vom 9. bis 11. Juni incl., 569 d) Warmhauspflanzen am 10. und 11. Juni incl., e) Abgeſchnittene Blumen, Bouquets u. ſ. w. am 12. Juni bis Abends 8 Uhr, ) Weintrauben, friſches Obſt und Gemüſe am 11. und 12. Juni incl., g) Eingeſetzte Früchte, Weine, Maſchinen und Geräthe am 10. und 11. Juni incl. | 3) Für thunlichſte Beaufſichtigung und Pflege der Ausſtellungs-Gegen— ſtände wird geſorgt werden. Das Comité übernimmt jedoch keinerlei Verantwortlichkeit für Schädigung oder Verluſte der zur Ausſtellung gebrachten Pflanzen und Gegenſtände. Alle Pflanzen, Blumen u. ſ. w. ſind von den Ausſtellern auszupacken, einzupflanzen und aufzuſtellen und haben dieſelben dabei die Anordnungen des Comités hinſichtlich der anzuweiſenden Plätze und Räume zu befolgen. Falls es gewünſcht wird, werden Arbeitsleute zu 3 Reichsmark (1 Thaler) pro Tag zur Hülfeleiſtung bereit ſein. 4) Die Ausſteller müſſen, wenn ſie an der Concurrenz Theil nehmen wollen, bei jeder Einſendung genau die Bewerbung angeben; jeder Gegenſtand darf nur um eine Aufgabe concurriren. 5) Alle Pflanzen müſſen ſorgfältig mit ihren botaniſchen oder gärt— neriſchen Namen etiquettirt ſein, ausgenommen ſind Gruppen verſchiedener Pflanzenarten und Teppichbeete. 6) Für bedachten Raum ſind als Anmeldegebühr und Standgeld für den Platz von einem Quadrat-Meter 4½ Reichsmark (1½ Thaler) als Minimum zu zahlen. Es ſoll jedoch nur der wirklich eingenommene Raum gerechnet werden und eine größere Fläche, die durch das Arrangement der Pflanzen von Seiten des Comités wünſchenswerth oder erforderlich wird, nicht in Berechnung gebracht werden. 7) Im Uebrigen gelten für dieſe Abtheilung die allgemeinen Bedingungen. An Ehrenpreiſen ſind bis jetzt angemeldet: | Von Sr. Majeſtät dem Kaiſer und Könige: Für die hervor— ragendſte, ausgezeichneteſte Leiſtung im Gartenbau-Fache und in der Förderung der Zwecke des Vereins im Allgemeinen: Ein ſilberner Pokal. Von Ihrer Majeſtät der Kaiſerin und Königin: Nähere Beſtimmung der Aufgabe vorbehalten: Ein noch zu nennender Ehrenpreis. Von Sr. königlichen Hoheit dem Prinzen Albrecht von Preußen: Für die vorzüglichſte äſthetiſche Gruppe blühender und nicht blühender Pflanzen: Eine Stutzuhr (Pendule in Marmor). Von Sr. königlichen Hoheit dem Großherzoge von Oldenburg: Für die ſchönſte Gruppe im Freien ausdauernder Coniferen in den ſchönſten Exemplaren: Ein ſilberner Pokal. Von Sr. königlichen Hoheit dem Großherzoge von Mecklen— burg⸗Schwerin: Nähere Beſtimmung vorbehalten: Ein noch zu nennender Ehrenpreis. Vom Miniſterium der landwirthſchaftlichen Angelegenheiten in Preußen: Für ein aus mindeſtens 15 Arten beſtehendes Sortiment der Pflanzen-Gattungen Anoectochilus, Cephalotus, Darlingtonia, Dionaea, 570 Nepenthes und Sarracenia in vollkommenſter Cultur. Es müſſen dabei alle vorſtehend genannten Gattungen vertreten ſein: Die große goldene Medaille. Für ein Sortiment ornamentaler, zur Zimmercultur geeigneter, nicht über 5 Jahre e alter Palmen in mindeſtens 30 guten Arten und in geſunder 5 Dieſelbe Medaille in Silber. Für das beſte Sortiment Erdbeeren in 20 Sorten: Dieſelbe Medaille in Silber. Für eine Sammlung von mindeſtens 20 Arten Eriken in Blüthe und in tadelloſer Cultur: Dieſelbe Medaille in Silber. Für das ſchönſte Sortiment getriebener Weintrauben in 6 Sorten: Dieſelbe Medaille in Silber. Für ein Sortiment gut conſervirter Aepfel und Birnen in 20 Sorten, die in Norddeutſchland zum Anbau zu empfehlen ſind: Dieſelbe Medaille in Bronze. Vom Gartenbau-Verein für Hamburg, Altona und Um— gegend: Zur Verfügung der Preisrichter: Die goldene Medaille. Die weiteren verheißenen Ehrenpreiſe, ſollen durch einen Nachtrag demnächſt bekannt gemacht werden. Im Programm find 139 Concurrenzen ausgeſchrieben und jede Con⸗ currenz beſteht aus 2 auch 3 Preiſen (1. 2. und 3.). Die Preiſe beſtehen in goldenen, ſilbernen und bronzenen Medaillen und Geldpreiſen. — Für Pflanzen ſind 95 Preisaufgaben geſtellt, von denen die höchſten Preiſe für Gruppen von mindeſtens 300 blühenden oder nicht blühenden Pflanzen aus 300, 200 und 100 Reichsmark beſtehen. Für Bouquets und Blumenarrangements ſind 10 Aufgaben, für Obſt⸗ bäume 8, für Früchte 15 und für Gemüſe 11 Preisaufgaben geſtellt. Auch für gekelterte Weine, conſervirte und eingeſetzte Früchte, dann für Garten-Maſchinen und Geräthe ſtehen Medaillen den Preisrichtern zur Verfügung. Zuſchriften ſind an das Bureau der internationalen landwirthſchaftlichen Ausſtellung in Bremen zu richten. Fuchsia syringaeflora. Ob dieſe eine Varietät der aus Mexico ſtammenden Fuchsia arborescens Sims iſt, wie dies einige Botaniker behaupten, wiſſen wir nicht. Wir können nur bezeugen, daß ſie die ſchönſte ihres Geſchlechts iſt, der König aller Fuchſien könnte man ſagen. Daß ſie, obwohl ſchon lange bekannt, faſt nur in den botaniſchen Sammlungen zu finden iſt, und auch dort kaum geachtet wird, liegt wohl nur daran, daß ihr nie die nöthige Sorgfalt gewidmet wurde. Ein gut cultivirtes Exemplar, das bei Thibaut und Keteleer, Gärtner in Sceaux, während des Winters 1872/73 blühte, erregte durch ſeine auffallende Schönheit die Bewunderung Aller, welche es ſahen. Das 571 Exemplar hatte einen etwa 1 Meter hohen Stamm, von dem an ſeinem obern Ende zahlreiche, quirlförmig geſtellte Zweige ausgingen, die mit ſchöner Belaubung verſehen waren und an ihren Endſpitzen hunderte von zart roſa Blüthen gebildete äſtige Rispen trugen. Die gewöhnliche Blüthezeit der F. syringaeflora iſt von October bis Februar. Hat man Intereſſe daran, ſo könnte man leicht eine längere Zeit ſich ihrer Blüthen erfreuen, wenn man z. B. junge Pflanzen in ein temperirtes Haus ſetzte, daß ſie blühten, wenn die anderen Fuchſien aufhörten. Ihre Cultur iſt ſehr leicht. Eine ſubſtantielle aus Garten- und Miſt— beeterde — ſei dieſelbe aus Laub oder Dünger — zuſammengeſetzte Erd— miſchung, ſagt ihr zu, zumal wenn Straßenkehricht dazwiſchen gemengt wird. Fügt man noch etwas Haiderde bei, ſo wird, beſonders bei jungen Pflanzen, die Vegetation eine weit raſchere. Um ſchöne Pflanzen zu erhalten, verfahre man folgendermaßen. Damit man im Winter das geeignete Steckholz bekommt, treibt man die Mutterpflanzen an; im Frühjahr ſetzt man die jungen Exemplare ins Freie auf ein wohl zubereitetes Beet, das man mit kurzem Dung belegt, begießt ſtark, ſchneidet und pincirt nach Bedürfniß, damit die Pflanzen eine ſchöne Form bekommen. Das letzte Einſtutzen geſchehe zeitig (Juli-Auguſt), damit die Triebe Blüthen treiben können. Beim Herannahen des Froſtes hebt man die Pflanzen aus dem Lande, ſetzt ſie in Töpfe, und bringt ſie in ein Gewächshaus, wo ſie ihren herrlichen Blüthenſchmuck zeigen werden. Von dieſem Einpflanzen leiden die Pflanzen durchaus nicht. Die Vermehrung kann man auch zu allen Zeiten und auf dieſelbe Weiſe wie bei anderen Fuchſien vornehmen. (Carrière in der Rev. hortic.) Vorſtehender Aufſatz veranlaßte den Präſidenten der Gartenbau— Geſellſchaft zu Orleans, Porcher, zur Mittheilung ſeiner dreißigjährigen Erfahrung der von ihm mit beſonderer Vorliebe gehegten und gepflegten Pflanze, die ſich in folgendem kurz zuſammenfaſſen läßt. Die Fuchsia syringaeflora nahm ich mit unbedingtem Vertrauen in die Zahl meiner Lieblinge lich cultivirte deren Tauſende) auf, da fie Van Houtte eingeführt und empfohlen hatte, wie ſie ſich auch überall durch ihr ſchönes Laub, ihren graziöſen Wuchs, ihre lieblichen kleinen Blumen und die lange Blüthezeit Eingang verſchaffte. Daß ſie ſobald wieder aus den Collectionen der Liebhaber verſchwand, rührt beſonders daher, daß man ſie in zu kleinen Töpfen hielt, denn bei ſolcher Culturart macht ſie nur wenig Effekt. Beſſer iſt es, ſie in großen Gefäßen zu cultiviren, aber am beſten entfaltet ſie ihre volle Schönheit, die jeden Beſchauer entzücken muß, wenn ſie ins Freie ausgepflanzt wird. Denn dann bildet ſie herrliche Büſche, die den ganzen Sommer hindurch bis zum Eintritt des Froſtes mit Blüthen bedeckt ſind und rechtzeitig eingepflanzt noch im Haufe lange fortblühen. Man muß dieſe Fuchſie nicht zu denjenigen zählen, welche gegen Ende Herbſt blühen, wie Fuchsia spectabilis, serratifolia, miniata, venusta etc., welche daher eine beſondere Cultur erfordern. 572 Im Auguſt 1855 zeigte mir der Chef Obergärtner des berühmten Garteas zu Robertsau bei Straßburg einige im freien Grunde cultivirte Fuchsia syringaeflora, welche mich zur Bewunderung hinriſſen, ſie waren 11 Meter hoch, von untadelhafter Form und über und über mit Blüthen bedeckt. So cultivirt iſt es ein herrlicher Strauch und der Zuneigung der Liebhaber werth. Ich hoffe, daß die F. syringaeflora nicht wieder eine Marktpflanze wird, was ſie vor 25 Jahren war, ſondern eine der ſchönſten Zierden der Parks, großer Luſtgärten und großer Gewächshäuſer, Feuilleton. Fruchtertrag eines Apfelbaumes. In dem Rittergutsgarten zu Stolpe in Pommern hat ein Apfelbaum nicht weniger als „47 Scheffel Aepfel“ gute Sommer⸗Borsdorfer gebracht. Freilich iſt der Baum von ſolcher Größe, daß jeder einzelne Hauptzweig einen ſtattlichen Stamm bilden würde; ſelbſt Alexander Humboldt hielt ihn ſeiner beſonderen Beachtung und einer Zeichnung werth. Das Alter des Baumes, der noch vollſtändig geſund iſt, läßt ſich nicht angeben, doch beträgt es jedenfalls über 200 Jahre, ein Alter, das bei Obſtbäumen ſelten iſt. Dracaena Baptisti. Wiederum eine neue Dracäne von ausnehmender Schönheit, welche James Veitch u. Söhne in Chelſea bei London von ihrem Correſpondenten John Baptiſt in Sydney, nach dem ſie benannt iſt, erhalten haben und jetzt in den Handel bringen. Die Pflanze iſt von robuſtem Wuchs, die Blätter werden von 1—1 Fuß lang und 4 Zoll breit ſind, mit fleichfarbenen und gelben Linien berandet und geſtreift, ebenſo iſt der Stamm ſehr hübſch und diſtinkt gelb, röthlich und grün gezeichnet, was der Pflanze ein ausnehmend ſchönes Anſehen gibt. Der Preis einer hübſchen jungen Pflanze iſt 2 Guineen (14 Thlr.) Das engliſche Raygras (Lolium perenne) hat ſich nach einem bei Nürnberg im Großen angeſtellten Verſuche mit 20 anderen verſchiedenen Grasarten als das Beſte zur Anlegung ſchöner und dauerhafter Raſenplätze bewieſen. Alle übrigen wuchſen höher oder trieben ſpäter aus, litten durch die trockene Witterung oder waren weniger dauerhaft und ſtanden überhaupt in jeder Beziehung dem Raygraſe nach. Ein trockener oder hitziger Boden iſt dem Gedeihen jedoch weniger dienlich. Große Bäume. Zu Ecquemicourt, einem Städtchen am Pas de Calais, Frankreich, befindet ſich nach einer Mittheilung des M. Hue an die Central⸗ Gartenbau⸗Geſellſchaft von Frankreich, ein Lindenbaum, unter deſſen Krone bequem ein Regiment Soldaten raſten kann. Ein anderer Lindenbaum von enormer Größe ſteht beim Schloſſe de Chaille, bei Melle, Poitou. Tie Höhe deſſelben beträgt 20 Meter, der Umfang des Stammes 3 Meter und der Durchmeſſer ſeiner Krone 33 Meter. Kartoffeln ſchmackhaft zu erhalten. Um die Kartoffeln im Früh- jahre, wo ſie gewöhnlich zu keimen beginnen und dadurch einen ſeifenartigen 573 Geſchmack annehmen, ſchmackhaft zu erhalten, ſchneidet man vor dem Kochen von jeder Kartoffel ein Stückchen ab. Der unangenehme Saft und Geſchmack der Kartoffel dringt an dieſer Stelle beim Kochen heraus, an welcher ſich dann während des Kochens eine hornartige Haut bildet, die Kartoffel ſelbſt bleibt ſchmackhaft und mehlig. — Das abgeſchnittene Stückchen kann als Viehfutter benutzt werden. Ein Mittel gegen die Phylloxera ſoll erfunden ſein, ſo theilt nämlich die IIlustr. horticole nach einer Mittheilung der Herren Moneſtier, Lautaud und d'Ortoman an die Societe d' Agriculture de I'Hérault mit und zwar durch Schwefelkohlenſtoff. Dieſes Mittel iſt einfach folgendes: Man macht um den Weinſtock, wenn dies der Boden geſtattet, drei, etwa 80 Centim. tiefe Löcher. In dieſe Löcher läßt man vermittelſt eines Rohres 50 Grammen Schwefelkohlenſtoff in den Boden eindringen und ſchließt darauf ſchnell die Löcher. Der Schwefel verflüchtet ſogleich, und dringt in die Erde um den Weinſtock und tödtet das verheerende Inſekt, ohne im geringſten der Pflanze ſelbſt ſchädlich zu ſein. Sollte ſich dieſes einfache Mittel bewähren, ſo wäre dies eine der bedeutendſten Entdeckungen der Jetztzeit. — Um Erdflöhe und dergleichen Ungeziefer von den Gewächſen zu vertreiben, giebt es ſchon eine große Menge von Mitteln, trotzdem wollen wir hier noch eins mittheilen, das ſich als praktiſch befunden haben ſoll. Man überſtreut nämlich die Pflanzen, die von Ungeziefer befallen ſind, nachdem man ſie zuvor überbrauſet hat, mit Tabaksſtaub, den man in jeder Tabaksfabrik billig erhalten kann, und wiederholt daſſelbe, wenn alsbald eintretender Regen jenen Staub zu raſch wieder abſpülen ſollte, noch einmal. Der Tabaksſtaub tödtet die Erdflöhe, Blattläuſe und ähnliches Ungeziefer ſofort und ſchadet den Gewächſen durchaus nicht. Der Ruß aus den Schornſteinen wird ebenfalls zur Abhaltung und Tödtung der Erdflöhe ſehr empfohlen, der dann zugleich eine ſtark düngende Eigenſchaft beſitzt. Die Meerzwiebel (Scilla maritima) als wirkſames Rattengift. Nach E. L. ſoll die Meerzwiebel, Seilla maritima, eines der beſten Ver— tilgungsmittel für Ratten, Mäuſe, überhaupt alle Ungethiere ſein, da ſie von dieſen Thieren ſehr gern gefreſſen wird. Dieſe Zwiebel kann man in allen Apotheken billig kaufen. Man bereitet das Gift folgendermaßen: Man nimmt einige Scheiben von dieſer Zwiebel, hackt ſie ſehr fein und kocht ſie anhaltend mit Fett (Butter oder Schmalz), ſchüttet das Fett ab, legt es in Teller und ſetzt dieſelben an den von Ratten oder Mäuſen beſuchten Ort. Auch kann man mit dieſen Zwiebeln ein Pulver bereiten. Man hackt zu dieſem Zweck die Zwiebeln möglichſt fein und reibt ſie dann in einem Mörſer zu einem zarten Brei und macht mit dieſem und Mehl, jo viel wie nöthig, einen Teig, den man wie Nudelteig auswirkt, ſo dünn wie möglich in kleine Stücke ſchneidet und auf Papier an mäßiger Wärme, etwa auf dem Ofen, trocknen läßt. Nachher zerſtößt man dieſen Teig zu feinem Pulver, welches man als Gift N Es läßt ſich auf dieſe Weiſe in guten Blechbüchſen 574 oder Holzſchachteln lange aufbewahren. Man kann daſſelbe auch den Lock— ſpeiſen beimiſchen. Mittel zur Vertilgung der Kellerſchnecken. Man nehme je nach der Größe des Kellers einen Theil friſch gebrannten Gyps und anderthalb Theile ungelöſchten kleingemachten Kalk und miſche beides wohl untereinander. Hierauf laſſe man den Keller reine auskehren, ſo daß nicht viel Feuchtigkeit auf dem Boden bleibt, und ſtreue dieſes Gemiſch von Kalk und Gyps, wo man nur hinkommen kann, auf den Boden. Den folgenden Tag wird man alle Schnecken zuſammengeſchrumpft und verbrannt liegen finden, und wenn man dieſes Mittel in 8 Tagen wiederholt, ſo wird man keine Schnecke mehr verſpüren. Gemeines Küchenſalz kann keine Schnecke vertragen. Die Hausſchnecke wird davon in wenigen Minuten aufgelöſt und zerfließt wie eine Gallerte, man ſpritze daher zwiſchen die Steine in die Mauern, wo ſich die Schnecken bei Tage aufhalten, wiederholt ſtarkes Salzwaſſer, begieße auch die Wände damit, um das Brot aber, und was ſich ſonſt im Keller befindet, ſtreue man Salz. 5 Man ſtößt oder ſchabt Möhren oder gelbe Rüben und ſtreut ſie an einen bequemen Ort. Die Schnecken ziehen ſich in großen * dahin, wo man ſie dann leicht tödten kann. Aufbewahrung der Weißrüben. Die Weißrüben ſollen ſich in ihrer Friſche, Zartheit und Süße bis Oſtern und noch länger erhalten, wenn ſie vollkommen reif geworden und kurz vor dem erſten Froſt geerntet, auf folgende Weiſe aufbewahrt werden. Die Gruben, in die die Rüben gelegt werden ſollen, mache man an einer trockenen Stelle. Auf jede Lage Rüben ſtreue man dann eine Schicht lockere Erde, bis auf 1 Fuß vom Boden, welcher Raum mit Stroh ausgefüllt und bei ſtrenger Kälte noch mit Erde oben auf bedeckt wird. Zur Abhaltung des Regenwaſſers kann man den Erd— hügel auch noch mit Grasſoden belegen. Ungariſcher Karpathen-Verein. Zu Bad Schmecks hat ſich ein Verein unter dem Namen „Karpathen-Verein“ gebildet mit dem Zwecke: die Karpathen, insbeſondere aber die Centralkarpathen oder die hohe Tatra zu erſchließen; ſie in wiſſenſchaftlicher Beziehung zu erforſchen, zu beſchreiben und die ſo gewonnenen Reſultate weiter zu verbreiten, die Erreichung der vielen intereſſanten Parthien zu erleichtern; überhaupt das Intereſſe für dieſes Gebirge zu beleben und zu verbreiten. Die Mittel zur Erreichung dieſes Zweckes ſind: geſellige Zuſammen— künfte und wiſſenſchaftliche Vorträge, — Herausgabe von Zeitſchriften, — das Verbeſſern und Inſtandhalten der Communicationen, — Erbauung von Zufluchtſtätten zum Schutze gegen das Unwetter, Aufſtellung von Orientirungs— tafeln, endlich Organiſirung des Führerweſens. Der Verein beſteht nur aus ordentlichen Mitgliedern und Mitglied kann jede in allgemeiner Achtung ſtehende Perſon werden, ſobald ſie ſich beim Vereins-Präſes anmeldet. Der jährliche Beitrag eines Mitgliedes beträgt 2 fl. Die Beamten des Vereins ſind: der Vereinspräſes, zwei 575 Vicepräſes, Caſſier, Secretair und Notar, letzterer beſorgt auch die Geſchäſte eines Bibliothekars. Sämmtliche Beamte werden auf 3 Jahre gewählt. Die Geſchäftsführung des Vereins beſorgt die Generalverſammlung und der Ausſchuß. Der regelmäßige Sitz des Vereines iſt die Stadt Kesmark, jedoch wird auch zur Zeit des Sommers eine in Schmecks aus den dort anweſenden Vereinsmitgliedern gebildete Commiſſion die Geſchäfts— führung des Vereins vermitteln. Der zeitige Präſes des Vereins iſt Guſtav Gorgey, Secretair Ferdinand Cheropy. Zur Cultur der Camellien. In dieſem Jahre blühen manche Camellien ungemein frühzeitig, ohne daß ſie dazu veranlaßt worden wären. In den Blumenläden Hamburgs ſahen wir bereits Ende September Blumen von Camellia alba pleno und bald darauf waren auch Blumen von C. Chandleri elegans und ſelbſt C. imbricata vorhanden und zwar viel zahlreicher als im Monate November. Ein engliſcher Gärtner, Knight, führt in Gardeners Chronicle an, daß ihm eine Camellia variegata in dieſem Herbſte beſonders früh und reichlich geblüht hat. Die Pflanze ſteht zufällig im freien Grunde in der Nähe eines Heizapparats, welcher mit noch zwei anderen Keſſeln den Wintergarten heizen muß. Die Pflanze ſteht in nicht kalkartiger Erde und verlangt in jeder Jahreszeit drei Mal mehr Waſſer, als jede andere Camellia. Die meiſten geöffneten Blumen werden abgeſchnitten, nur wenige verblühen an der Pflanze und doch iſt deren kräftiges Gedeihen erfreulich und deren reichliches Blühen erſtaunenswerth. Starke Schüſſe ſind nach ihrem Reifwerden zurückgeſchnitten und haben bald darauf neue Schüſſe mit vielen Knospen gemacht. Dieſe letzteren werden nun wohl im Februar oder ſpäter blühen. Im vorigen Jahre begann die Pflanze im October zu blühen (in dieſem Jahre nicht jo früh) und brachte bis zum April die ſchönſten Blumen. Manche Gärtner laſſen die langen friſchen Schüſſe fortwachſen, der Gärtner Knight kürzt ſie aber zu jeder Jahreszeit auf zwei oder vier Augen zurück, nachdem die Blume abgeblüht, und daher die reichliche Folge von Blüthen. Niemals zieht oder bindet Knight die jungen Zweige der Camellien, ſondern ſchneidet ſie zurück, in der Art und Weiſe, wie bei den portugieſiſchen Lorbeerbäumen, dafür wird er belohnt mit kräftigem Wuchs und reichlichen Knospen ſo groß wie Haſel— nüſſe. Auch die Camellia imbricata machte frühzeitig Blumen und es iſt wohl als ſicher anzunehmen, weil dieſe unter gleichen Bedingungen wohl gediehen iſt, daß mehr Wärme an den Wurzeln Pflanzen und Blüthenſtand wohl bekommen wird. Samen⸗ und Pflanzenverzeichniſſe für 1874 find erſchienen und durch folgende Firmen zu beziehen: H. C. Mehne in Aſchersleben. (Gemüſe-, Oeconomie-, Gras, Wald⸗ und Blumenſämereien.) Mart. Grashoff in Quedlinburg. (Gemüſe-, Feld-, Gras-, Wald⸗ und Blumenſämereien, Getreide-Arten, Kartoffeln ꝛc.) N. F. Chreſtenſen in Erfurt. (Bouquet-Fabrik und Special⸗ 576 Culturanſtalt für immortellartige Blumen und Gräſer ꝛc.; Handlung aller zur Bouquetfabrikation nöthigen Materialien.) A. Keilholz, Quedlinburg. (Gemüfes, Feld⸗ und Blumen⸗Sämereien. En gros-Preiſe.) Quaſthoff & Comp. zu Aſchersleben. (Gemüſe⸗, Feld⸗ und Gras⸗ ſamen, Getreide und Kartoffeln zur Saat.) Ernſt Benary in Erfurt. Sämereien aller Art, darunter viele Neuheiten von Gemüſe- und Blumen-Samen.) (En gros- eee Sam. Tor. Ziemann in Quedlinburg. (Gemüſe⸗, Deconomie-, Gras⸗, Holz- und Blumenſämereien, Pflanzen ꝛc.) Rob. Neumann, Erfurt. (Coniferen⸗Samen.) En ro Anfang Januar erſcheint mein neuer, illuſtrirter und beſchreibender Generalcatalog, mit vielen neuen Abbildungen, Beſchreibungen und Cultur anleitungen älterer werthvoller Pflanzen und neuer Einführungen, ſo daß dieſer Catalog gleichzeitig einen Führer bildet, der dem Laien den möglichſt beiten Erfolg für feine Culturen ſichert und durch bildliche Anſchauung die Auswahl erleichtert. Die hochgeehrten Leſer dieſer Zeitfehrift, mit welchen ich noch nicht die Ehre habe, in Verbindung zu ſtehen, werden höflichſt erſucht, obigen Catalog durch frankirte Anfrage, franco, gratis zu beziehen und mich mit gütigen Aufträgen zu W die alle mit ſtreng ſolider Bedienung ausgeführt werden ſollen. Erfurt, im Wanne 1873. F. C. Heinemann, Samen⸗ und Pflanzenhandlung. Kiel, am 6. December 1873. Verpachtung der Forſtbaumſchule bei Kiel. Im Verpachtungs-Termin am heutigen Tage ſind ſämmtliche Gebote, von welchen das Höchſte 720 Thlr. betrug, disapprobirt. Es wird jetzt neuer Termin zur Verpachtung der Baumſchule im Wege öffentlichen Auf⸗ gebots für 10 Jahre — vom 1. Januar 1874 bis ult. Dezember 1883 — auf Mittwoch, den 17. December 1873, Mittags 12 Uhr, auf dem Kieler Rathhauſe anberaumt. Die Bedingungen ſind dieſelben wie früher und liegen im Rathhauſe aus. Sie werden auswärtigen Reflectanten auf Antrag überſandt werden. Der Magiſtrat. Special-Gladiolen Cultur En gros bei Carl Deegen jr. Köſtritz, Thüringen. Druck von F. E. Neupert in Plauen. 5 „* 2 TR * KL Nen 1